ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN هایگ ویو‎ IT ZU GÖTTINGEN. DRITTER BAND. VON DEN JAHREN 1845 — 1847. MIT DREI KUPFER- UND ZWEI STEINDRUCKTAFELN. GÖTTINGEN, IN DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG, 1843. Mo. Bot. Garden, 4901. VORREDE. — Diso dritte Band der Schriften der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, enthält die in der Zeit vom Anfange des Jahres 1845 bis zu Michaelis 4847, theils in den Versammlungen der Societät vorgelesenen, theils derselben vor- gelegten Abhandlungen. Die späteren Arbeiten aus diesem Jahre wird, um die für die Bogenzahl eines Bandes festgesetzte Gränze nicht zu überschreiten, der nächstfolgende liefern. Es ist hier nun von demjenigen, was seit dem Schlusse des Jahres 1844 in der Gesellschaft sich zugetragen hat und darin verhandelt worden, in, so fern solches zur Bekanntmachung sich eignet, Nachricht zu geben. Das jährlich unter den drei Classen wechselnde Directorium, welches zu Michaelis 4844 von dem Herrn Obermedicinalrathe Langenbeck in der physicalischen Classe übernommen wor- den war, ging um Michaelis 1845 auf Herrn Geheimen Hofrath Gauss in der mathematischen Classe über. Von Mi- chaelis 1846 an wurde es von dem ältesten Mitgliede der hi- storisch-philologischen Classe, Herrn Hofrath Ritter geführt. Zu Michaelis dieses Jahres ist es nun wieder auf die physica- lische Classe, und in dieser auf Herrn Obermedieinalrath Lan- genbeck übergegangen. a2 IV VORREDE In dem Kreise ihrer auswärtigen Mitglieder und Correspon- denten hat die Societät in dem erwähnten Zeitabschnitte bedeu- tende Verluste erlitten. Von den Ehrenmitgliedern ist ihr der Oberamtmann Anton Christian Wedekind zu Lüneburg durch den Tod entrissen, der seit 1818 mit der Gesellschaft verbunden war, und ihr in dieser Zeit die ausgezeichnet- sten Beweise von Theilnahme und Zuneigung schenkte. In dem am Aöten November 1845 erstatteten Jahresberichte durfte es verkündigt werden, was früher die Bescheidenheit des Verewigten öffentlich auszusprechen nicht gestattete, dass sowohl die im Jahre 1820 aufgegebene Preisfrage, welche eine auf Urkunden und zuverlässige Quellen gegründete Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstruth, Weser und Werra, in so fern solche zu Ostfalen und zu Ost-Engern gehört haben, verlangte (Gött. gel. Anz. v. J. 1820. S.1.), als auch die vom Jahre 1857, welche eine kritische Prüfung der Echtheit und des historischen Werthes des Chronieon Corbejense und der Fragmenta Corbejensia forderte, (Gött. gel. Anz. v. J. 1857. S. 1001.) von Wedekind herrührte. Bekanntlich ist bei beiden Aufgaben der Wunsch des Preisstifters, gründliche Untersu- chungen über die betreffenden Gegenstände zu veranlassen, auf erfreuliche Weise in Erfüllung gegangen. Wenn derselbe da- durch, dass er die Beurtheilung der Concurrenzschriften und die Zuerkennung der Preise der historisch-philologischen Classe unserer Gesellschaft übertrug, sehr Sabar Beweise von seinem Vertrauen gegen diese gab ; so hat der Verewigte diese Gesinnung doch noch auf eine weit glänzendere Weise kund gethan, und zugleich seiner Liebe zum Studium der vaterländischen Geschichte ein unvergängliches Denkmal gesetzt, indem er von seinem Nach- lass in die Hand der Societät ein bedeutendes Capital gelegt VOR REDE. v hat, mit der Bestimmung, dass die Zinsen desselben, wenn sie einen gewissen Betrag erreicht haben, zu Preisen für die besten Bearbeitungen von Gegenständen der deutschen Geschichte verwandt: werden sollen. Die Besorgung dieser Angelegenheit ist der historisch -philologischen Classe von dem edelmüthigen Stifter übertragen worden. Indem die Societät diesen ausge- zeichneten Beweis der reinsten Liebe zu den Wissenschaften anerkennt, ist sie zugleich von dem innigsten Danke durchdrun- gen gegen den Verklärten, sowie von dem grössten Wunsche, dass seine hochherzige. Stiftung die schönsten und reichsten Früchte tragen möge. Das Weitere darüber wird unten RR theilt werden. In tiefe Trauer ist die Königliche Gesellschaft der Wissen- 8 schaften durch den Verlust zweier hoher Gönner versetzt wor- den, welche sie zu ihren auswärtigen Mitgliedern in der histo- risch-philologischen Classe zählen durfte, des Königl. Hanno- verschen Staats- und Cabinets-Ministers von Arnswaldt Exc., und des Königl. Hannoverschen Staats- und Justiz - Ministers, auch Ministers der Geistlichen und Unterrichts-Angelegenheit Freiherrn von Stralenheim Exc., von welchen dér Eee in Jahre 1845, der Letztere im Laufe dieses Jahres in die Ewigkeit übergieng. In ihnen verehrte die hiesige Universität vieljährig ihre Curatoren, und Beide haben der Societät vielfache Beweise von reger Theilnahme und wohlwollender Fürsorge geschenkt, welche von ihr stets mit dem lebhaftesten Dankgefühle werden erkannt werden. Von den auswärtigen Mitgliedern im König- reiche Hannover hat die Societät ausserdem aus der physicali- schen Classe im Jahre 1846 den um das vaterländische Medi- einalwesen hochverdienten Obermedicinalrath und Leibmedicus Dr. Georg Lodemann zu Hannover verloren. Von ihren aus- ۷1 VOR R E D E. würtigen Mitgliedern in andern Staaten sind ihr durch den Tod geraubt worden: im Jahre 1846, aus der mathematischen Classe, Adam Johann von Nrusenstern, K. Russ. Vice-Admiral zu St. Petersburg, Friedrich Wilhelm Bessel, K. Preuss. Geheimer Re- gierungsrath, Professor der Astronomie und Director der Stern- warte zu Königsberg; aus der historisch-p hilologischen Classe, Se. Exc., Graf Joachim Lobo da Oriola zu Berlin; im Jahre 1847, aus der physicalischen Classe, Alexander باج‎ Pro- fessor der Mineralogie zu Paris. Von ihren Correspondenten sind der بح اواد فتاه تمه‎ wor- den: im Jahre 1845, Joachim Dieterich Brandis, K. Dän. Con- ferenzrath und Leibarzt zu Kopenhagen, Fr. Hiltebrand, emeri- tirter Professor und wirklicher Staatsrath zu Moskau, €. L. Mollevaut, Mitglied der Academie der Inschriften zu Paris, Au- gust Wilhelm von Schlegel, Professor zu Bonn; im Jahre 1846, L. Ideler, Astronom der K. Academie der Wissenschaften und Professor zu Berlin, Christian Dietrich Hüllmann, Professor zu Bonn, J. Fr. Benzenberg, Professor zu Düsseldorf, Joh. Friedr. von Recke, R. Russ. Staatsrath zu Mitau; im Jahre 1847, Dr. Georg Heinrich von Langsdorf zu Baden-Baden, Friedrich Jacobs, Hofrath, Oberbibliothekar und Vorsteher des Herzogl. Münz- Cabinets zu Gotha, Georg Wilhelm Muncke, Gelieimerath und Professor zu Heidelberg. Auf erfreuliche Weise hat sich der hiesige engere Kreis der Societät im Jahre 4845 durch die von dem Königlichen Universitäts- m bestätigte Aufnahme des Herrn Prof. Ulrich zum ondanilichen Mitgliede der mathematischen Classe, erweitert, Zu zige Mitgliedern sind erwählt und vom Königl. Universitäts-Curatorium bestätigt worden: im Jahre 4845, für * VORREDE VII die physicalische Classe, der R. Preuss. Geheime Oberbergrath ©. J. B. Rarsten zu Berlin; im Jahre 1846, für die physicali- sche Classe, der Obermedicinalrath und Hofmedicus Dr. Georg Friedrich Mühry zu Hannover, welcher schon vieljährig als Correspondent mit der Societät verbunden war; für die ma- thematische Classe, der Professor Lejeune Dirichlet, Mitglied der Kön. Academie der Wissenschaften zu Berlin „ und U. J. Leverrier, Mitglied des französischen Instituts zu Paris. Zu Correspondenten sind ernannt worden: im Jahre 1845, der Rönigl. Hannoversche Legationsrath und Minister-Resident am päbstlichen Hofe zu Rom, Georg August Christian Restner; im Jahre 1846, der Professor der Astronomie und Director der Sternwarte zu Leipzig, August Ferdinand Möbius, der Pro- fessor der Astronomie und Director der Sternwarte zu Bonn, Friedrich Wilhelm August Argelander, und Se. Exc., Monsignor ` Spada di Medicis, zu Rom. | In dem oben bemerkten Zeitraume wurden folgende Ab- handlungen theils in den ee e der een en theils derselben übergeben. Im Jahre 1845, ۱ 5-8 Am 13. März. PWüstenfeld, Macrizi’s Geschichte der Copten. Aus den | Handschriften zu Gotha und Wien mit Uebersetzung und Anmerkungen. (Gött. gel. Anz. 4845. S. 601.) Am 31. Mai. Hermann, zur Rechtfertigung der Aechtheit des erhaltenen nur oB Briefwechsels zwischen Cicero und M. Brutus. Zweite Abtheilung. (Gött. gel. Anz.’1845, S. 961.) Am 2. August. Berthold, über verschiedene neue oder seltene Reptilien | aus Neu-Granada und Crüstaceen aus China. (Nachrichten. 1843. S. 37.) VORREDE. Conradi, Bemerkungen über die Werlhofsche Blutflecken- krankheit und Willan's Purpura urticans. (Nachr. 1845. S. 129.) Im Jahre 1846. Hausmann, Bemerkungen über Gyps und Rarstenit. (Nachr. 1846. S. 177.) : Gauss, Untersuchungen über Gegenstände der höhern Geodäsie. Zweite Abhandlung. (Nachr. 1846. S. 201.) Ritter, über die Emanationslehre im Uebergange aus der alterthümlichen in die christliche Denkweise. (Nachricht. 4846. S. 250.) Von Liebig und Wöhler, über einige neue organische Verbindungen. (Nachr. 1846. S. 275.) Im Jahre 1847. Von Siebold, über die Anwendung der Schwefeläther- Dämpfe in der Geburtshülfe. (Nachr. 1847. S. 97 Wagner, über den feineren Bau des elektrischen Organs im Zitterrochen. (Nachr. 1847. S. 168.) Am 13. Novbr. Am 29. August. Am 1. Septbr. Am 21. Novbr. Am 24. Novbr. Am 8. Mai. Am 20. August. Ausserdem sind der Königlichen Societät folgende kleinere Aufsätze übergeben worden, die sich in den Göttingischen ge- lehrten Anzeigen und in den Nachrichten von der ©, A. Uni- versität und der Rönigl. Gesellschaft der Wissenschaften abge- druckt oder im Auszuge mitgetheilt finden. Im Jahre 1845. Hausmann, Beiträge zur Oryktographie von Syra. (Gött. gel. Anz. 1845. S. 195.) Arbeit von Dr. H. Frey unter dem Titel: «Zur Entwi- Wagner, eine ckelungsgeschichte des gemeinen Blutegels (Hirudo vulg. Ne- phelis vulg. Sav.)» (Gött: gel. Anz. 1845. S. 275.) Wagner, eine Arbeit von Dr. H. Frey: «Ueber die Entwickelung der Gehörwerkzeuge der Mollusken. (Gött. gel. Anz. 1845. S. 286.) Wöhler, zur Renntniss des Aluminiums. (Gött. gel. Anz. 1843. S.555.) INHALT Vorrede, von Joh. Friedr. Ludw. Hausmann... Seite III Abhandlungen der physicalischen Classe. Arn. Ad. Berthold, über verschiedene neue oder seltene ES aus Neu- Granada und Crustaceen aus China Seite 5 Joh. Wilh. Heinr. Conradi, Bemerkungen über die Werlhofsche Blutfleckenkrankheit und Willan’s Purpura urticans . . 35 Joh. Friedr. Ludw. Hausmann, Bemerkungen über Gyps und Rarstenit 33 . Liebig und F. Wöhler, über einige neue ee. Ver- bindungen . . 99 Ed. Casp. Jac. von Siebold, über die rene, der Schwefeläther- dämpfe in der Geburtshülfe . . . . „ 116 Rudolph Wagner, über den feineren Bau des ب سنوی‎ im IJ. ãñỹß“òb⁊ᷣĩß eh عيب‎ are rl Abhandlungen der mathematischen Classe. C. F. Gauss, Untersuchungen über Gegenstände der höhern Geodäsie. ee = oa a ra et 5 Abhandlungen der historisch-philologischen Classe. Ferd. Wüstenfeld, Macrizi’s Geschichte der Copten. Aus den Hand- schriften zu Gotha und Wien mit Uebersetzungund A kunge 5 XXII INHALI. K. F. Hermann, zur Rechtfertigung der Acchtheit des erhaltenen Briefwechsels zwischen Cicero und M. Brutus. Zweite Abtheilung oe See ‚Bere Heinrich Ritter, über die Emanationslehre im ۳ aus der alterthümlichen in die christliche Denkweise . . . . 245 Die bei diesem Bande beſindlichen Tafeln gehören zu fol- genden Abhandlungen der physicalischen Classe. Berthold, über verschiedene neue oder seltene Reptilien aus Neu-Granada und Crustaceen aus China Taf. I. II. III. Hausmann; Bemerkungen über Gyps. und Rarstenit . Taf. I. Wagner, über den feineren Bau des elektrischen Organs im Zitter- roc hen Une اهن‎ I. VORREDE. IX über ein neues Doppelsalz aus Quecksilberchlorid und essigsau- rem Rupferoxyd. (Gött. gel. Anz. 1845. S. 558.) Analyse der Rutinsäure von Bornträger. (Gött. gel. Anz. 1843. S. 338.) eine gemeinschaftlich mit dem Dr. Merklein unternommene Ar- beit über die Bezoarsäure. (Nachr. 1845. S. 5.) über die Zusammensetzung des dunklen Zundererzes. (Nachr. 1845. S. 15.) über den Heerwurm oder Wurmdrachen, welcher aus den Ma- den der Trauermücke — Sciara Thomae Meig. — besteht. (Nachr. 4845. S. 65.) chemisch-physiologische Untersuchungen über die Flechten, von Dr. G. Schnedermann und Dr. V. Rnop. (Nachr. 1845. S. 97.) eine Arbeit von Dr. Arppe, über eine merkwürdige Verände- rung des Morphins durch Schwefelsäure. (Nachr. 1845. S.108.) Im Jahre 1846. über den ون ی‎ eine neue Mineralspecies. (Nachr. ۰ S. 19.) über drei neue Scorpionarten Neu-Granada's. (Nachr. 1846. S. 36.) Bemerkungen über eine ohne Zweifel von Rochsalz herrührende pseudomorphische Bildung im Muschelkalke der Wesergegend. (Nachr. 1846. 5. 115.) über die Krystallisation und Pyroelektrieität des Struvits. (Nachr. 1846. S. 121.) über das Vorkommen von Tritonen am Raukasus. (Nachrichten. 1846. S. 188). nac iche Bemerkungen über das Vorkommen einer ohne Zweifel von Kochsalz herrührenden pseudomorphischen Bildung im Muschelkalke der Wesergegend. (Nachr. 1846. S. 269.) eine Arbeit über das Monardaöl, von Dr. Arppe. (Nachr. 1846. S. 281.) eine von Dr. von Gorup-Besanez über den Kieselsäuregehalt der Vogelfedern angestellte Untersuchung. (Nachr. 1846. S. 282.) b Wöhler; Wöhler, Wöhler, Hausmann; Wöhler, Wöhler; Wöhler, Berthold, Hausmann, Hausmann, Berthold, Hausmann, Wöhler, 3 Wöhler, x VORREDE. 1 ۲ ۰ FA ود‎ 2 | t-Epitl 22 Wöhler, Analyse d ns, von Dr. von Gorup-Besanez. (Nachr. 1846. S. 282.) Wöhler, Untersuchungen über das Chloral, von Dr. Städeler. (Nachr. 1846. S. 285.) Wöhler, Notiz über den Thonerde-Gehalt des Pyrochlors, von Dr. Stä- deler. (Nachr. 4846. S. 285.) | Wöhler, über Mangan- Verbindungen, von A. Völker. (Nachr. 1846. S. 285.) _ Wöhler, Untersuehungen über das Cholesterin, von L. Schwendler und E. Meissner. (Nachr. 1846. S. 286.) Wöhler, eine Arbeit über das Lactueon, von Lenoir. Nachr. 1846. S. 287.) | Im Jahre 1847. Wagner, neue Untersuchungen über die Be der Nervensubstähz. (Nachr. 1847. S. 17.) Wagner, fortgesetzte Untersuchungen über die Verbreitung der Nerven im elektrischen Organe des Zitterrochens. (Nachr. 1847. S. 81.) 7 anner, weitere ae über die Structur der Ganglien. (Nachr. 1847. S. 84. Langenbeck, Mittheilung seines Sohnes, des Prof. Max Langenbeck, über die von ihm bei Operationen im hiesigen chirurgischen Hospi- tale angestellten Versuche mit dem Schwefeläther. e 1847. S. 107.) Gauss, über den neuen Planeten Iris. (Nachr. 1847: 8. 166.) — 1 . ¥ Es ist nunmehr über die von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften aufgegebenen Preisfragen und den Erfolg derselben zu berichten „ und zwar rar über die Er. preisaufgaben. Für den November 1845 hatte die eb seiealische Classe fol- gende Frage bestimmt: VOR R E D E. XI „#Welche Stellung lässt sich dem sympathischen Nervensysteme durch anatomische, mikroskopische und durch pathologische Untersuchungen an- weisen?’ (Vorrede zum zweiten Bande der Abhandlungen d. Kön. Ge- sellsch. d. IV. zu Göttingen. S. x.) Leider ist keine Schrift zur Beantwortung eingegangen. Für den November 1846 war von der mathematischen Classe folgende Aufgabe gestellt: Die Uranustafeln, deren wir uns noch gegenwärtig bedienen, sind allein auf die in dem Zeitraume von 1781—1821 erhaltenen Beobachtungen ge- | gründet, und stellen dieselben sehr gut dar, so weit die von dem Urheber der Tafeln allerdings nur in einem sehr abgekürzten. Auszuge beigebrachten Mittheilungen ein Urtheil verstatien. Die siebenzehn aus zufälligen ülteren Beobachtungen von Flamsteed, Bradley, Tobias Mayer und Lemonnier her- geleiteten Ortsbestimmungen hatten sich mit den neueren nicht befriedigend vereinigen lassen, und waren deshalb von der Begründung der Tafeln aus- geschlossen geblieben, von welchen sie zum Theil etwas über eine Minute abweichen. Allein auch jene Lebereinstimmung der Tafeln mit den neueren Beobach- ‚tungen hat sich nicht lange bewährt. Die Abweichungen der Tafeln haben bald angefangen merklich zu werden, und sind, von Jahr zu Jahr sich vergrössernd, jetzt bereits auf fast zwei Bogenminuten angewachsen. Die Kön. Societät verlangt daher: eine den hinlänglich bekannten Anforderungen, welche der gegenwärtige Stand der Wissenschaft an derartige Untersuehungen macht, genügende neue Bearbeitung der Theorie der Uranusbewegungen, und erwartet die Darlegung der Hauptmomente in einer angemessenen Aus- führlichkeit. (Vorrede zum zweiten Bande der Abhandlungen d. Kön. ۰ Gesellsch. d. N. zu Gött. S. x.) Zur Lösung dieser Aufgabe sind zwar keine Concurrenzschriften eingegangen: es ist jedoch bekannt genug, dass mehrere Astro- nomen sich mit der in der Aufgabe geforderten Untersuchung beschäftigt haben. Namentlich hatte Herr Leverrier schon ein halbes Jahr vor obigem Termine angefangen, die Hauptresultate seiner Arbeit zur Veröffentlichung zu bringen, und bekanntlich ist dadurch die glänzende, im September 1846 gemachte Ent- b2 xn ۶ 1۵ 6 8 deckung eines neuen Planeten herbeigeführt, wodurch der Schlüs- sel zur Lösung der bisher unerklärlichen Anomalien in den Uranusbewegungen dargeboten worden. i = Für den November 1847 hatte die historisch - philologische Classe nachstehende Preisfrage aufgegeben: 7 Unter denjenigen der römischen Herrschaft unterworfenen Völkern, denen Theile ihres vaterländischen Rechtes gelassen wurden oder welche die sie- gende Nation auf andere Weise begünstigte, nehmen die Juden eine sehr bemerkbare Stelle ein. Vielfultig bilden ihre Verhältnisse Ausnahmen von der gewöhnlichen Stellung der Provincialen, so dass sie, in welcher Pro- vinz sie sich aufhalten, meistens nach eigenen Einrichtungen leben dürfen und ausserdem sich hoher Privilegien erfreuen. Indess ihre günstigen Ver- hältnisse waren nicht überall gleich und ihre staatsrechtliche Stellung unter den Römern war zu verschiedenen Zeiten verschieden. Die Königl. Societät wünscht daher: „Eine kritische und quellenmässige Geschichte der staatsrechtlichen Stel- lung der Juden unter römischer Herrschaft sowohl innerhalb als ausser- halb Palästinas, von Pompejus dem Grossen bis auf den Untergang des weströmischen Reiches.” (Vorrede zum zweiten Bande der Abhandlungen d. Kön. Gesellsch. d. V. zu Gött. S. xi.) Leider ist diese Frage unbeantwortet geblieben. Für die nächsten drei Termine sind von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften folgende Preisfragen aufgege- ben worden. Für den November 1848 von der physicalischen Classe: Exquiratur accuratius, quam adhuc factum est, asihmatis co nvulsivi adultorum ratio, atque dijudicetur, guatenus revera ex solo et primario nervorum affectu pendere possit, vel potius aliorum corporis affectuum sym- ptoma habendum sit, et quomodo ab aliis usthmalis speciebus, sive morbis, quibus accëssiones asthmatis -adjungi solent, discernatur =>: Es wird gewünscht, dass die Natur des sogenannten krampfhaften Asthma’s der Erwachsenen näher untersucht.und insbesondere erörtert werde, in wiefern dasselbe wirklich als reine ein und ursprünglich nervöse Affection vorkommen könne, oder als ein mehr von anderen Affeetionen ab- hängendes Leiden anzusehen, und wie es von anderen Arten des Astlıma’s VORREDE. XIII oder überhaupt Krankheiten , die sich Auch durch asthmatische Zufälle äu- ssern و‎ zu unterscheiden sei. (Nachrichten: 1845. S. 119.) Für den November 1849 von der mathematischen Classe: L.eges ad definiendam resistentiam, quam funes cannabini, si circum cy- lindros inflectantur, exercent, hucusque in usum vocatae, non plane naturae convenire videntur, nec satis accuratius experimentis nituntur. Praeterea desunt exp vımenta de eadem resistentia lorum funiumque metallicorum „accuratius instituta. Itaque desiderat Regia scientiarum Societas: „ut leges. resistentiae funium cannabinorum et filorum funiumque metal- licorum imprimis ferreorum, quam, si cylindris eircumvolvantur, prae- bent, idoneis experimentis investigentur et adparatus methodique in hunc usum adhibitae uberius exponantur.” Die bisher angewandten: Gesetze zur Bestimmung der Steifigkeit der han- fenen Seile, d. h, des FViderstandes, welchen sie gegen ein Umbiegen um cylindrische Flächen ausüben, scheinen der natürlichen Beschaffenheit der Seile nicht genügend zu entsprechen, auch stützen sie sich auf nicht hin- reichend genaue Versuche. Ausserdem fehlen noch genaue Versuche über die Steifigkeit metallener Drähte und Seile. Die Königliche Societät der Wissenschaften winseht daher: „eine genaue Untersuchung der Gesetze über die Steifigkeit hanfener Seile und metallischer Drähte und Seile, vorzüglich eiserner, nebst um- siändlicher Beschreibung der zu diesem Behuf angewandten Apparate und Methoden.” (Nachrichten. 1846. S. 247.) Für den November 1850 von der historisch-philologisel Classe: Tyrannidis, qua pleraeque Graecorum res publicae variis temporibus con- flietatae sunt, etsi origines et causae a multis docte et intelligenter explica- tae sunt, nec singulorum tyrannorum vitis accurate conscriptis caremus, de- sideratur tamen omnium ejusdem exemplorum et vestigiorum collectio et com- paratio ita instituta, ut non solum quicquid ex illo genere memoriae prodi- tum est, uno conspectu comprehendi possit, sed etiam temporibus diligenter investigatis tyrannidum primordia et eventus cum aliis rebus eadem aetate gestis componantur eague opera et singularum rationes quantum fieri possit ‚ad communes notiones revocentur ipsorumque tyrannorum mores ac merita nexusque cum reliqua illorum temporum indole aperiantur; denique varia tyrannidis genera, quae diversis aetatibus exstiterant, inter se distinguantur VORREDE. et suis quaeque causis artibusguè enucleate و‎ > gr igitur So- cietas Regia historiam tyrannidis apit Graecos pan et perp a primis illius vestigiis ۵ ad Romanae dominationis tempora ita deductam, ut et universas illius causas et vicissitudines accurate explicet, et quicquid de singulis tyrannis traditum sit, diligenti narratione et judicio comprehendat. Die griechische Tyrannis ist zwar in ihren allgemeinen Ursachen und charakteristischen Momenten schon von vielen Gelehrten geistreich entwickelt und auch manche gelungene Schilderung von einzelnen ihrer Erscheinungen gegeben worden; inzwischen fehlt es noch immer an einer umfassenden Dar- stellung derselben, die unter den nöthigen allgemeinen Gesichtspuncten zu- gleich alle Einzelheiten umfasste und nicht allein eine Fundgrube für jede aus diesem Gebiete erhaltene Nachricht dienen könnte, sondern auch das Verhältniss ihrer Erscheinungen zu gleichzeitigen Begebenheiten und Gei- stesrichlungen in ein klares Licht setzte, die einzelnen Tyrannen sowohl im besonderen Kreise ihrer Thätigkeit als auch in ihrer Beziehung zu dem ge- meinschaftlichen Begriffe schilderte, endlich die verschiedenen که‎ und Zeiten dieser Regierungsform in Griechenland trennte und jede dersel- ben auf die eigenthümlichen Grundlagen und Motive ihrer Entstehung und Politik zurückführte; die Königliche Gesellschaft verlangt daher: „Eine vollständige und zusammenhängende Geschichte der griechischen Tyrannis von ihren ersten Regungen bis auf die Zeiten der römischen Herrschaft, dergestalt, dass sowohl der Begriff und die Entstehungs- gründe dieser Erscheinung sammt ihrem Verhältniss zu der politischen und geistigen Entwicklung Griechenlands in den verschiedenen Zeiten umfassend dargelegt als auch die einzelnen Beispiele derselben nach den Nachrichten des Alterthums in erschöpfender und kritischer Zusammen- stellung geschildert werde.” (Nachrichten. 1847. S. 196.) Die Concurrenzschriften müssen vor Ablauf des Septembers bestimmten Jahre an die Rönigl. Societät postfrei einge- der sandt sein. Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt funfzig Ducaten. * Was die öconomischen Preisaufgaben betrifft, so hatte die Königl. Societät für den November 1845 verlangt: VOR RE D E. XV „Eine möglichst umfassende Erörterung des Einflusses, den die verschie- denen Beschaffenheiten des Bodens auf das Leben der den Culturgewäch- sen nachtheiligen Insecten und Würmer haben, nebst der Angabe des Mutzens, der aus der genaueren Kenntniss dieses Verhältnisses für Land- und Forstwirthschaft zu ziehen sein dürfte.” (Vorrede zum zweiten Bande der Abhandlungen d. Kön. Gesellsch. d. V. zu Gött. S. xvıı.) Diese Frage ist nicht beantwortet und für den November 1847 von neuem aufgegeben worden. Für den November 1846 hatte die Societät folgende, frü- her ungenügend beantwortete Preisfrage bestimmt: „Worin ist die hohe Fruchtbarkeit des Marschbodens an der Mündung der Ströme des nordwestlichen Deutschlands begründet?” (Vorrede zum zweiten Bande der Abhandlungen d. Kön. Gesellsch. d. V. zu Gött. S. xvıı.) Zur Beantwortung ist eine Schrift eingegangen mit dem Motto: „die Wahrheit ist einfach,“ welcher indessen der Preis nicht zuerkannt werden konnte. Der Verfasser hat bei seinem Versuche die Aufgabe zu lösen, dieselbe viel zu leicht und einfach genommen. Er geht von dem Satze aus, dass das vorzüglichste Agens der Fruchtbarkeit des Bodens die Kohlensäure sei. Diese werde von den Wur- zeln der Gewächse aus dem Boden aufgenommen. Der Marsch- boden bestehe zum grossen Theile aus abgelagertem Kohlenstoff, der aus dem Flusswasser in ihn gelangt sei. Darin sei seine grosse Fruchtbarkeit gle aie über die chemische Zusammensetzung und p lisel haffenheiten desMarsch- bodens werden eben فك‎ vermisst, als eine Berücksichtigung der bereits von Anderen über die Ursachen seiner Fruchtbarkeit angestellten Untersuchungen. Die Königl. Societät hat noch ein die obige Preisfrage be- treffendes Schreiben erhalten, welches, abgesehen davon, dass die Verfasserin desselben gegen die bekannten Bestimmungen * XVI VORREDE. sich genannt hatte, von der Art ist, dass es auf Berücksichti- gung keine Ansprüche haben konnte. (Nachr. 4846. S. 244.) Für den November 4847 war, wie oben bereits bemerkt worden, nachstehende, im Jahre 1845 unbeantwortet geblie- bene Preisfrage wiederholt: ۱ Es ist wohl nicht zu verkennen, dass die verschiedenen Beschaffenheiten des Bodens auf das Leben mancher Würmer und vieler Insecten, zumal vieler Larven der letzteren, einen bestimmten Einfluss haben, und dass Manches von dem, was in Ansehung der Verbreitung jener Thiere und anderer sie betreffenden Erscheinungen wahrgenommen wird, in den Bo- den-Beschaffenheiten begründet ist. Eine genauere Kenntniss dieses noch nicht genügend erforschten Verhältnisses würde unstreitig in Beziehung auf die in land- und forstwirthschaftlicher Hinsicht schädlichen PPürmer und Insecten von besonderem Interesse sein; daher die Kön. Societät die Auf- gabe stellt: 1 „Eine möglichst umfassende Erörterung des Einflusses, den die verschie- denen Beschaffenheiten des Bodens auf das Leben der den Culturge- wächsen nachtheiligen Insecten haben, nebst der Angabe des Nutzens, der aus der genaueren Kenntniss dieses Verhältnisses für Land- und Forstwirthschaft zu ziehen sein dürfte” (Nachrichten. 1845. S. 121. 1846. S. 248.) Leider sind zur Lösung vorstehender Aufgabe auch dieses Mal keine Concurrenzschriften eingegangen. Für die beiden nächsten Termine hat die Königl. Societät folgende öconomische Preisfragen bestimmt. i Für den November 1848: Aus den im altenburgischen Osterlande neuerlich von dem Doctor Jacobi angestellten Untersuchungen hat sich dem Anscheine nach das Resultat er- geben, dass es dort Niederlassungen slawischen Ursprunges gibt, welche sich durch Dorfanlage und Flurauftheilung auffallend von Niederlassungen an- derer Abstammung unterscheiden. Da auch im Königreiche Hannover, na- mentlich im Lüneburgischen, sich Niederlassungen von entschieden slawischem Ursprunge befinden, so würde es für die Erweiterung der Landeskenntniss E] 7 VOR RE DE. XVII wünschenswerth sein, wenn eine umfassende Untersuchung darüber angestellt würde, ob die im Altenburgischen gemachten Beobachtungen im Liüneburgi- schen sich bestätigen, und ob überhaupt nicht bloss in der Dorfanlage und Flurauftheilung, sondern auch in den übrigen landwirthschaftlichen Ein- richtungen und WVerfahrungsarten, die von den Wenden abstammenden Niederlassungen sich von andern unterscheiden lassen. Die Kön. Societät verlangt daher: : „Eine Untersuchung über die bei den von den Menden abstammenden Nie- derlassungen im Lüneburgischen etwa sich findenden Eigenthümlichkeiten, hinsichtlich ihrer Anlage und ihrer gesammten landwirthschaftlichen Einrichtungen und Verfahrungsarten.” (Nachrichten 1846. S. 249.) Für den November 1849: Die neueren Aufschlüsse über das Vorkommen ausgedehnter Steinsalz- Ablagerungen in der Flötzformation, welche den bunten Sandstein, den Muschelkalk und den Keuper begreift, und die von einigen Geognosten mit dem Namen des Steinsalzgebirges, von anderen mit dem der Trias be- legt wird, haben in mehreren Ländern, vorzüglich in Deutschland, zahl- reiche Versuche, Steinsalz zu erbohren, veranlasst, von welchen manche einen glücklichen, manche andere aber keinen günstigen Erfolg gehabt, und den Aufwand grosser vergeblicher Kosten verursacht haben. Aus den vie- len, bei den bisherigen Versuchen gemachten Erfahrungen werden sich in- dessen allgemeine Regeln ableiten lassen, welche bei der Mahl der Orte für neue Unternehmungen zur Richischnur dienen können; bei deren Be- folgung das Gelingen zwar nicht immer zu verbürgen sein, aber doch ohne Zweifel die Anzahl der missglückenden Versuche sich vermindern würde. Da es bis jetzt noch an einer genügenden Anleitung dieser Art mangelt, so macht die Königliche Societät zum Gegenstande einer Preisaufgabe: „Eine auf die bisherigen Erfahrungen über das Vorkommen des Stein- salzes in der den bunten Sandstein, den Muschelkalk und den Neuper begreifenden Flötzformation gegründete Darstellung der Regeln, welche bei der Null der Orte für die Anstellung von Versuchen zur Auffin- dung von Steinsalz in diesem Gebirgsgebilde zu beobachten sind.“ (Nach- richten 1847. S. 200.) Der äusserste Termin, bis zu welchem die zur Concurrenz zulässigen Schriften bei der Kön. Societät portofrei eingesandt sein müssen, ist der Ausgang des Septembers der bestimmten e € - XVIII VOR R E D E. Jahre. Der für die beste Lösung einer jeden der öconomischen Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt vier und zwanzig Ducaten. * 3 * * Es ist nun noch das Nähere über die oben bereits erwähnte Wedekind’sche Preisstiftung für deutsche Geschichte mitzutheilen. Schon im Jahre 1816 hatte der Oberamtmann Wedekind in einer damals von ihm verfassten letzten Willensverfügung ein Capital von 8000 Thalern in Golde der Universität und insbesondre der Königl. Societät der Wissenschaften dergestalt bestimmt, dass es nach seinem Tode der Letzteren zu dem Zwecke übergeben werden sollte, damit durch die historisch- philologische Classe derselben aus dem Zinsertrage von zehn zu zehn Jahren drei Preise, jeder von 1000 Thalern in Golde, für die besten Bearbeitungen von Gegenständen der deutschen Ge- schichte ausgesetzt würden. Diese Schenkung ist vom Rönigl. Universitäts-Curatorio Namens der Societät durch Rescript vom Sten Februar 1819 angenommen worden; sowie auch die dar- auf von dem Stifter festgestellten Grundzüge seiner Stiftung durch Rescript Königlichen Cabinets-Ministerii vom 10ten Ja- nuar 1826 die landesherrliche Bestätigung erhalten haben. Erst nach dem am AAten März 1845 erfolgten Tode des Stifters wurde der bis dahin nur vermuthete Name desselben bekannt. Nachdem die Königl. Societät das Stiftungs-Capital über- nommen hatte, und die auf der Grundlage der von dem Stifter hinterlassenen Grundzüge entworfenen Ordnungen der Stiftung durch Rescript Königlichen Universitäts- Curatorii vom 2Asten November 4846 genehmigt worden waren: so hat sich in Ge- mässheit der letzteren aus der historisch -philologischen Classe der Societät ein Verwaltungsrath der Wedelindischen Preisstif- VORREDE. XIX tung gebildet, und von diesem ist der Herr Consistorialrath Gieseler zum Director der Stiftung gewählt worden. Die Ordnungen der Wedekind'schen Preisstiftung für deut- sche Geschichte sind gedruckt worden, und diejenigen Bestim- mungen derselben, welche theils die von dieser Anstalt zu er- wartende Wirksamkeit näher bezeichnen, theils für die Preis- bewerber maassgebend sein werden, hat der Verwaltungsrath in den Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften von diesem Jahre S. 50 u. f. mitgetheilt. Was nun die von dem Verwaltungsrathe für den ersten Verwaltungszeitraum der Stiftung verkündeten Preisaufgaben be- trifft, so ist für den ersten Preis gefordert: eine kritische, mit den nöthigen Sprach- und Sacherläuterungen versehene Bearbei- tung von Henrici de Hervordia chronicon, welches schon aus Bruns Beiträgen zur krit. Bearbeitung alter Handschriften (St. 1. S. 1 St. 3. S. 255.) näher bekannt und im Archive der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Bd. 2 — Bd. 8.) öfter be- sprochen, aber noch ungedruckt ist, und sich handschriftlich in Münster, Wolfenbüttel und Berlin findet. Für den zweiten Preis hat der Verwaltungsrath eine kriti- sche Bearbeitung der Geschichte des Erzbisthums Hamburg und Bremen, von der Gründung bis zur Auflösung verlangt. Das Weitere über die Wahl dieser Aufgabe, so wie über die For- derungen in Beziehung auf die Lösung derselben, findet sich in den Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesellsch. d. W. von diesem Jahre S. 59—62. Für den dritten Preis ist nach dem Willen des Stifters keine besondere Aufgabe ausgeschrieben, sondern die Wahl des Stof- fes den Bewerbern nach Maassgabe gewisser Bestimmungen über- lassen, die an dem angezogenen Orte mitgetheilt worden. XX t VORREDE. Die um diese Preise sich bewerbenden Arbeiten müssen bis zum 14ten März 4855 dem Director der Stiftung, Herrn Consistorialrath Gieseler, eingesendet sein; am 4Aten März 1856 werden die Urtheile verkündet werden. Schliesslich ist zu erwähnen, dass durch eine gnädige Be- willigung Königlichen Universitäts-Curatorii eine Erweiterung der Göttingischen gelehrten Anzeigen in der Art möglich geworden ist, dass für die früher in denselben abgedruckten, die hiesige Universität und die Rönigl. Societät betreffenden Nachrichten, ein besonderes Beiblatt bestimmt worden, welches seit dem Ju- lius 1845 unter dem Titel Nachrichten von der Georg- Augusts Universität und der Rönigl. Gesellschaft: der Wissenschaften zu Göttingen, erscheint, und sowohl mit den gelehrten Anzeigen, als auch für sich ausgegeben wird. Es ist dadurch einer Seits für die gelehrten Anzeigen etwas mehr Raum gewonnen, und anderer Seits erreicht, die Berichte über die hiesige Universität und ihre Institute in grösserer Vollständigkeit liefern zu kön- nen. Zugleich wird durch diese Einrichtung die Mittheilung der Nachrichten von den Verhandlungen der Königl. Societät an andere gelehrte Gesellschaften erleichtert. Göttingen, im November 1847. Joh. Friedr. Ludw. Hausmann. ABHANDLUNGEN DER PHYSICALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. DRITTER BAND. Phys. Classe III. A Über verschiedene neue oder seltene Reptilien aus Neu-Granada und Crustaceen aus China. Von Arnold Adolph Berthold. Vorgelesen in der Sitzung der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften am 2ten August 1845. E. sind bereits 5 Jahre verflossen, seit ich dieser hochansehnlichen Ver- sammlung verschiedene neue oder seltene Amphibien unseres zoologischen Museums vorzulegen die Ehre hatte 1). Bei dem dermaligen lebhaften Ver- kehr der Völker unter einander, wobei mehr als in irgend einer frühern Zeit die Länder und deren Producte sowohl in commercieller, als auch in wissenschaftlicher Hinsicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, konnte es nicht ſehlen, dass auch unser Museum in den Besitz mancher Schätze ge- langte, welche nicht allein ihm, sondern auch grössern Museen fremd waren. Von diesem in neuester Zeit in das zoologische Museum gelangten Material verdient besonders eine Anzahl von Reptilien und Krebsen Beachtung, welche theils wegen ihrer Seltenheit oder Neuheit, theils und besonders aber wegen ihrer Heimath ein vorzügliches Interesse gewähren. 8 ١ط‎ Zur Reptilienkunde Neu- Granadas. Werfen wir, einen Blick in die neuesten Werke über Amphibienkunde, namentlich in die Erpétologie generale von Duméril et Bibron (Nouv. Suites à Buffon), oder auf die Charten über die Verbreitung der Schlangen auf der Erdoberfläche, welche Herr Schlegel seinem Essai sur la Physio- nomie des Serpens. Amsterdam 1837. beigefügt hat, so sehen wir, dass viele 1) A. A. Berthold über verschiedene neue oder seltene Amphibienarten. Götting. 1842. 4. und in Abhandl. der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften Bd. ۰ Gött. 1843. p. 47. A2 4 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD und grosse Länderstrecken entweder noch gar nicht, oder Bar sehr یوو ی‎ lich in amphibiologischer Hinsicht durchforscht sind. Von america ist par Guyana und ein Theil Brasiliens in einer Weise bekannt, dass ein Vergleich zwischen den in beiden Ländern lebenden Schlangen angestellt werden kann. Die Gesammtzahl der bekannten americanischen Schlangenarten beläuft sich nach Schlegels Werke auf 90 — eine Zahl, die wir jedoch als viel zu ge- ring angesetzt betrachten müssen, Für Chili sind 7, für Paraguay 5, für Brasilien 42, für Guyana 48, für die Antillen 24, für Mexico 6, für die ver- einigten Staaten von Nordamerica 28 Arien angèführt, von denen Chili 4, Paraguay 1, Brasilien 11, Guyana 18, den Antillen 4, Nordamerica aber 8 eigenthümlich sind. Somit haben von jenen 90 Arten 46 eine beschränktere Verbreitang, während hingegen 44 in allen oder mehreren der genannten Länder allgemeiner verbreitet sind. Besonders merkwürdig stellt sich in her- petologischer Hinsicht der nördliche Fheil Südamericas heraus, indem; wäh- rend aus dem Osten desselben, aus Guyana, sehr zahlreiche- Arten bekannt sind, aus dem entsprechenden Westen die Museen kaum die eine oder an- dere Art enthalten. In der Erpetologie generale ist von Reptilien Neu- Granadas überall nicht die Rede, und erst in dem eben (1844) erschienenen 6ten Bande ist in der Vorrede p. 10 mitgetheilt, dass das Pariser Museum von dem Herrn Bauperthuis viele Reptilien aus diesem Theile Columbiens erhalten habe. Desshalb musste mir die Gelegenheit sehr willkommen sein, eine Anzahl von Thieren in Spiritus für unser Musenm zu acquiriren, welche der Herr Degenhardt während eines längeren Aufenthalts in der Provinz Popayan, etwa 20 N. B. und 3010 L., selbst gesammelt hatte. Die Amphibien dieser Sammlung sind 19 Gattungen mit 24 Arten, von denen 7 bisher noch unbekannt waren. Hemidactylus mabovia, Cuy. Hemidactylus mabovia: Dumeril et Bibron a. a. O. t. 3. P.362. Ramon de la Sagra, histoire de île de Cuba. Reptiles p. 154. tab. XVI. — Gecko acu- leatus: Spix. spec. nov. Lacert. brasil. p- 16. tab. 18. fig. 3.— Gecko inca- nescens, Maximilian, Prinzen von Wied, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens Liefer. 13. tab. 5. fig. 2. — Gecko armatus: Ders. das. fig. 3 — 6. Körper oben bleigrau, mit feinen schwarzen Punkten besetzt, unten ein- ÜBER VERSCH. NEUE OD. SELTENE REPTILIEN AUS NEU-GRANADA ETc. 5 förmig weisslich; unter jedem Schenkel eine Reihe von 13—14 Schenkelpo- ren. Ein junges Exemplar, bei dem der Schwanz in der Reproduction be- griffen ist. Das Thier ist in Südamerica, Brasilien, Guyana und auf den Antillen sehr gemein; auch sehr häufig auf Cuba; wo man es für sehr nütz- lich hält, weil es vermeintlich zur Vertilgung der Schaben beitrage. Gymnodactylus .albogularis, Dum. Bibr. Dumeril et Bibron .a. a. O. t. 3. p. 415. Ramon de la Sagra, a. a. O. p- 174. tab. 19. Kinnschuppe Ahr af وق‎ 4 kleine Schuppen in einer ar linie: unten 4 Baar Lippenschuppen, oben 5 Paar; Rüsselschuppen oben getheilt und daher mopsnasig. Körper oben grauschwarz, unten weisslich; unter Kehle ein hellerer Längenstrich. Das Thier ist bereits aus Martinik. und Cuba be- kannt; unser Exemplar ist jung und noch nicht ausgewachsen. 1 Polychrus gutturosus, n. Sp. ele Tab. I. fig. 1. Pr Ee laevi, non dentato; Squamis omnibus carinatis, ین‎ mul- ticarinatis, subcollaribus caeteris duplo majoribus. Halswamme dick, mit glattem ungezähnten Rande; alle Schuppen ge- kielt, die meisten mit 3 — 5 Kielen; Schuppen der Rückenmittellinie mit den Schuppen der Seiten von gleicher Grösse: die Schuppen der Kehle und des ganzen Unterhalses doppelt so gross als die übrigen Körperschuppen. Schilder des Oberkopfes - vieleckig; Schläfenschuppen, merklich grösser als übrige Körperschuppen; Lippenschilder 5 — 6. Die Schuppen unter dem Halse (die auf der Wamme mitgerechnet) in 15 — 16 Längenreihen und in 13 — 14 Querreihen. Die Längenreihen weit auseinanderstehend und Zwi- schenräume mit grossen Körnerschuppen übrig lassend. Schwanzschuppen sehr stark gekielt und daher der Schwanz der Länge nach stark gereift — am Ende 4seitig. Ohröffnung klein, länglich -oval; Unterkiefer unter Trommel- fell knorrig breit vorstehend, 9—11 Schenkelporen unter jeder Lende. 22 Zähne jederseits im Ober-, 20 im Unterkiefer; Vorderzähne 1spitzig, hin- tere 3spitzig; Gaumen mit Zähnen. Oben rostbraun, unten olivengrün, Kehle und Hinterbauch heller; über Hüften ein hellerer,. grünlicher Fleck. Hände, Füsse und Ellbogen blassgrün. 6 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD Eine grössere oder geringere Zahl schwefelgelber Schüppchen jeder Körper- seite entlang. Ganze Länge 22“ 9% — wovon der Kopf 1“ 3”, der Hals 5“, der übrige Körper 4”, der Schwanz aber 17” 1“ beträgt; — Kopfbreite 11; vordere Extremität 2“ 5“, hintere 2“ 11“. Norops Auratus, Wagl. Anolis auratus: Daudin, Histoire naturelle generale et particuliere des Reptiles. T. 4. Par. an X. p. 89.— Norops auratus: Wagl. Systema Amphibio- rum p. 149. Dumeril et Bibron a. a. O. t. 4. p. 82. Pl. Livr. 5. Nr. 37 fig. 2 Kopf mit kleinen länglichen vielkieligen Platten bedeckt. Auf der Mit- tellinie des Rückens eine goldiggrüne, seitlich in Strahlen auslaufende Län- geubinde; Kopf oben grünlich, um die Augen herum schwarz; Kiefer weiss- lichblau. Hintere Extremitäten bis zum e vordere bis über denselben hinaus reichend. Ganze Länge 5“ 6”, — wovon der Kopf 6”, der Schwanz 3” 10“ beträgt; Kopfbreite 3/4”; vordere Extremität 11“, hintere 1“ ۰ Von dem Genus Norops ist bis jelzt nur eine Art bekannt, welche in Guyi und Surinam vorkommt, aber nicht sehr häufig zu sein scheint. Anolis latifrons, n. Sp. Tab. I. fig. 2. A. artieulo digitorum antepenultimo valde dilatato; Squamis laevibus, im- bricatis, aequalibus; Plica nuchali cutanea, parva, — dorsali caudalique nulla; Maxillae apice ا‎ non ا‎ ‚Sentellerum frontaljum seriebus lon- gitudinalibus 4—6. Vorvorletztes Glied der Finger sehr merklich erweitert, unten mit Quer- lamellen; alle Schuppen des Körpers glatt, dachziegelförmig, ungekielt; gleich- artig; die des Bauches nicht grösser als die der Seiten und des Rückens; die der Extremitäten und des Schwanzes meist schwachgekielt; auf dem Nacken eine kleine weisse Hautfalte, welche sich aber durchaus weder auf den Rücken noch auf den Schwanz erstreckt. Der Oberkiefer steht vor dem Unterkiefer nicht vor und ist am Ende abgerundet. Stirn breit, zwischen den weit aus- einander stehenden innern Kreisen der Augenbraunen mit kleinen Schildchen in 4— 6 Längenreihen. vielseitigen“ UBER VERSCH. NEUE OD. SELTENE REPTILIEN AUS NEU-GRANADA ere. 7 Kopf pyramidal 4 seitig, hinter den Augen jederseits mit einer sehr stark vorspringenden Längenleiste; Nasenlöcher am Ende einer vom obern Augenrande nach der Schnautzenspitze sich erstreckenden scharfen Kante; oben hinter und über jedem Nasenloch bis zur Hälfte der Stirn eine sanft kofferförmig gewölbte Längenerhabenheit. Oberaugenscheibe oval, aus kleinen gekörnten ungekielten Schüppchen bestehend, deren Zahl im grössten Quer- durchmesser etwa 12, im grössten Längendurchmesser etwa 18 beträgt, — die Scheibe selbst aber ist von einem äussern und innern starken Saume begränzt, wovon der letztere aus 1, der erstere aus 3 Reihen grösserer Längenschuppen gebildet wird. Hinterhauptsschild sehr klein, durch 6—7 Reihen grösserer und kleinerer Schüppchen von dem innern Oberaugenringe getrennt. Vorderaugengegend schwach ausgehöhlt. 11 Lippenschildpaare; Ohröffnung mittelmässig, vertical oval; Trommelfell etwas vertieft. Eine sehr bedeutende Halswamme bis hinter die Bauchmitte. Olivengrün; überall mit grössern und kleinern schwarzen Flecken und Runen: vor Schulter ein 4 eckiger grosser schwarzer Fleck mit mehreren weissen Schüppchen; über Stirn und Augenscheibe eine gelbweisse Querbinde. Ganze Länge 15” 1” — wovon der Kopf 1” 3”, der Hals 9“, der übrige Körper 2“ 5”, der Schwanz aber 10“ 8” hrs! — ; Kopfbreite 8”; vordere Extremität 2” 4”, hintere 4”. Ameiva vulgaris, lust A. vulgaris: Lichtenstein, Verzeichniss der Doubletten des en Museums zu 1 1823. p. 91. Dumeril et Bibron a. a. O. t. 5. p. 100. — Tejus Ameiva: . r. W. Abbild. 5. Liefr. tab. 1. fig. 1. Spix et Wagler Spec. nov. Lacert. Bras: tab. 23. u. 24. fig. 1. 2. Ein junges Exemplar mit einer breiten hellen Zickzacklinie längs des Rückens; Unterkeblschuppen sehr gross, glatt, In Brasilien, En Suri- nam gemeis Eumeces Spieii, Dum. Bibr. E. نوی‎ Dumeril et Bibron a. a. O. t. 5. p. 642.— Scincus bistriatus, — Sc. nigropunctatus: Spix et Wagler, Spec. nov. Lacert. Brasil. tab. 26. fig. 1 et 2. Unteres Augenlid glasig durchscheinend; Stirn- Scheitelschilder doppelt; Ohren mittelmässig; Lwischennasenschild, besonders seitlich, in starke Spitzen 8 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD auslaufend; 4 Oberaugenschilder. Oben broncefarben mit schwarzen Puncten; längs der Seite vom Nasenrande bis hinter die Oberschenkel eine sammet- schwarze oben und unten weissgelb begränzte Binde; unten weissgrünlich, Hände und Füsse unten grauschwarz. Ganze Länge 7“ 4“ — wovon der Kopf 6“, der Hals 6“, der übrige Körper 2“, der Schwanz aber 4“ 4” beträgt; Kopfbreite 5”; vordere Extremität 10“, hintere 13“. Ist aus Brasilien und Guyana bekannt; das Museum besitzt noch ein Exemplar aus Surinam, des- sen Seitenlinie weniger intensiv schwarz ist, und nicht vom Auge bis zur Schnautzenspitze sich fortsetzt. 2 Calamaria Degenhardtii, Sp. nov. in i Tab. I. fig. 3 u. 4. 1 C. terrea, micans, infra variegata; Scuto loreo nullo, praeoculari parvo; Squamarum laevium seriebus 17; Scutis abdominalibus 156, subcaudalibus 33; Cauda 6۰ f 1 gi Diese Schlange ist mit 156 Bauchschildern und 34 Schwanzschildpaaren versehen; die Schuppen sind rhomboidal, ganz glatt und liegen in 17 etwas schrägen Reihen; die Länge des Körpers beträgt 7“, des Schwanzes 1“ 2”; Körper wie starker Gänsefederkiel und überall gleich dick, nur Schwanz all- mählich sich verdünnend, Kopf nicht dicker als Hals. Kopfschilder klein; das vordere Stirnschildpaar fehlt oder ist vielmehr mit den Nasenschildern verschmolzen; Nasenloch klein in einer Theilung des Schildes; Vorderaugenschild 1, Hinteraugenschilder 2; das Zügelschild fehlt, indem das hintere Stirnschildpaar mit der unteren Spitze bis zu den Lippen- schildern sich erstreckt, und also das Vorderaugenschild vom Nasenschilde trennt; Lippenschilder oben 8, unten 7; Hinterhauptsschilder jederseits von 4-5 Schuppen begränzt. Augen klein, Pupille rund. — Körper oben erd- braun, goldig irisirend, mit zahlreichen russbraunen, wenig sichtbaren, rau- tenförmigen Flecken; unten grau und weiss gefleckt, perlmutterartig glänzend, in der Mittellinie mit einem stahlblau schillernden, vom Kinn bis zum After sich erstreckenden Längenstreif. Allgemeine Form wie Blindschleiche; Kör- per sammetartig anzufühlen. a | Von dieser Calamaria unterscheiden sich die übrigen bekannten america- nischen Arten sehr wesentlich: namentlich C. atrocineta, C. Blumii, C. pun- ÜBER VERSCH. NEUE OD. SELTENE REPTILIEN AUS NEU-GRANADA rre. 9 ctata, C. melanocephala durch ihre bestimmten Farben und Zeichnungen, — die C. amoena durch die geringere Zahl ihrer Schuppenreihen (13), — die C. striatula durch ihre gekielten Schuppen, — die C. D’Orbignyi durch ihre zahlreichen Bauchschienen, die bedeutende Länge und geringe Dicke ihres Körpers. Die meiste Verwandtschaft hat damit die C. badia, deren Augen aber grösser sind, und welche mit einem langen Zügelschilde und sehr deut- lichen vordern, wenn auch kleinen, Stirnschildern versehen ist. Calamaria badia, Schleg. Die vordern Stirnschilder sind selbstständig vorhanden, aber sehr klein; vorderes Augenschild fehlt, Zügelschild sehr lang, bis zu den Augen sich er- streckend; neben Hinterhauptsschildern jederseits 2-3 lange schmale Schild- chen; Lippenschilder oben und unten 7. Schuppen glatt, bei 2 Exemplaren in 15, bei einem in 17 Reihen; Zahl der Bauchschilder 148, der Schwanz- schildpaare 22—29. Augen und Nasenlöcher ziemlich gross. Die Farbe ist oben bleigrau, irisirend, unten gelblich grau, wolkig, oder gelb und schwarz gefleckt, — perlmutterartig irisirend. Die Exemplare mit 17 Reihen Schup- pen haben eine Länge von 8” 6” + 1“ 2“, die mit 15 Schuppenreihen aber 11” 1” +1” 4”. Coronella venustissima, Schleg. Diese Schlange muss eine der häufigsten in Neu-Granada sein, indem in der Sammlung 15 Exemplare sich befinden. Alle besitzen 15 Reihen glat- ter Schuppen, die Schuppen haben bei den meisten schwarze Spitzen und Ränder; das grösste Exemplar misst 27” عك‎ 5”. Nach Hrn. Schlegel erreicht die brasilianische Varietät eine Länge von ungefähr 30” + 4-6“; die suri- namsche (C. venusta) soll selten mehr als 20” + 3” betragen; auch soll die brasilianische ungefähr 200 Bauchschilder und 45—100 Schwanzschildpaare, die surinamsche aber nur 168 + 40— 191 + 48 besitzen; — unsere popaya- nischen Exemplare variiren in dieser Hinsicht folgendermassen: 145 +52, 150 + 50, 152+50, 153 +50, 154 -ل‎ 50, 154+51, 156 + 52, 170+ 64, 171 عل 185 ,56 عل‎ 59, 188 + 46, 188 + 53. - Ich finde zwischen die- sen Exemplaren und den surinamschen und brasilianischen unsers Museums keinen wesentlichen Unterschied, welcher hinlänglich wäre, neben der C. ve- nustissima eine venusta bestehen zu lassen. Phys. Classe III. B # 10 5 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD Coronella coccinea, Schleg. C. rosea, annulis nigris geminatis cineta; Scuto loreo parvo, frontali lato et brevi; Squamarum laevium seriebus 19; Scutis abdom. 218, infracaud. 46. Cauda ۰ : Die Zahl der Bauchschilder beträgt 218, die der Schwanzschilder 45— 48. Schuppen rhomboidal, ganz glatt in 19 Reihen. Länge des Körpers 13” 3”, des Schwanzes 1” 8”. Körperdicke fast wie kleiner Finger. Hinteraugenschilder 2, nicht unter das Auge reichend, Vorderaugen- schild 1, Zügelschild 1, kurz; Scheitelschild verhältnissmässig breit und kurz, Hinterhaupisschilder kurz, nach hinten fast bogenförmig zugerundet; zwischen dem Seitentheil des Hinterhauptsschildes und den Lippenschildern 2—3 Rei- hen schmaler Schläfenschilder; hintere Lippenschilder niedrig. Kopf nicht breiter als Hals; Bauch unten abgeflacht, seitlich deutlich winkelig; Augen mässig gross, seitlich, Pupille rund; Nasenlöcher etwas nach hinten gerich- te. — Farbe schön rosenroth, im Spiritus gelb. Jede Schuppe hinten mit schwarzer Spitze. Ränder der Kopf- und Lippenschilder schwarz gesäumt. Kopf oben zwischen den Augen schwarz, auch schwarze Umgebung um die Augen herum; hinterer Theil der Hinterhauptsschilder gelb; Nacken mit schwar- zem Halsband, worauf auf dem Körper 27 Paar, unten auf dem Bauche zu- sammenstossende schwarze Ringe folgen; Schwanz noch ausserdem mit 8—9 einfachen Ringen und schwarzer Spitze. Diese Schlange ist eine Varietät der nur mangelhaft beschriebenen und schlecht abgebildeten Coronella coccinea aus dem südlichen Nordamerica, na- mentlich Carolina, Louisiana, so wie von den Antillen — St. Domingo, Martinik, welche mit 107 + 40-172 + 35 Schildern, mit nur 17 Schuppenreihen und 22 Bingpaaren vom Hinterkopf bis zum Schwanzende versehen ist, und de- ren Ringe nur den Rücken und die Seiten einnehmen und nur selten unter dem Bauche sich vereinigen. | Coronella Merremii, Schleg. Drei junge Exemplare (Coluber doliatus, Maxim.) mit 17 Reihen glatter Schuppen. 145 + 50 Schilder; sehr regelmässig geringelt. OR 7 codon Petolarius, Schleg. Ein junges Exemplar; 19 Reihen glatter Schuppen. Schilder 181 -+ 72. ÜBER VERSCH. NEUE OD. SELTENE REPTILIEN AUS NEU-GRANADA ere. 11 Lycodon Clelia, Schleg. Ein verstümmeltes Exemplar mit 17 Reihen glatter e und 150 Bauchschildern; Schwanz grösstentheils fehlend. Coluber pantherinus, Daud. Ein sehr junges Exemplar. Ferpetodryas aestivus, Schleg. Ein Altes und 4 Junge; 17 Reihen gekielter Schuppen; 156 + 125 Schil- der; Körperlänge 24“, Schwanzlänge 14” 9“. Augen sehr gross, 2 Schup- pen hinter, 1 Schuppe vor denselben; Zügelschild klein. Schön olivengrau, unten gelblich weiss, hinter Augen schwarzer Strich gegen den Mund- winkel hin. Die Jungen oben grünlich grau, unten blassgelb, — eins der- selben hat auf dem Rücken 3 hellere Längsbinden, von denen die in der Mittellinie die schmalste ist. — Diese Schlange gehört zu den seltenen, aber weit verbreiteten im südlichen Nordamerica, ferner auf Martinik, St. Catharina und in Paraguay. Unser Exemplar ist um ½ grösser als die des Leidener Museums. ۱ Dendrophis liocercus, Schleg. Bauchschilder 166, Schwanzschildpaare 158, Schuppen rhomboidal, ge- kielt in 15 Reihen. Länge des Körpers 35“ 3½“, des Schwanzes 21“ 3”, Bauchschilder jederseits einen Winkel bildend; Körper schlank, aber doch ziemlich stark. Hinteraugenschilder 2, Vorderaugenschild 1; Zügelschild fehlt, indem die hintern Stirnschilder seitlich bis zu den Lippen herab sich erstrecken. Augen gross, Pupille rund. Zähne gleichartig. Bei diesen Charakteren von Dendrophis liocercus glaubt man doch einen Herpetodryas vor sich zu haben, denn der Körper ist wenigstens doppelt so stark als bei D. liocercus, auch ist der Kopf viel breiter. Die Farbe ist eintönig lauchgrün, unten und Lip- penränder gelblich grün; vom hintern Augenwinkel bis zum Mundwinkel ein schmaler schwarzer Strich. Körper, mit oder ohne Epidermis, ohne Spur von Metallglanz, auch auf Rücken kein hellerer Strich. ` Dipsas nebulata, Schleg. Ein altes und ein junges Exemplar, jenes 12” 9” + 5” 0 N 178 + 73 Schilder; glatte Schuppen in 15 Reihen. Zügelschild 0. — Diese Dipsas ist in Surinam sehr gemein. B 2 12 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD Dipsas Dieperincki, Schleg. D. cinerea, ferrugineo - variegata, infra straminea; Squamarum seriebus 21, intermediis carinatis; Oculis magnis, pupilla orbiculari; Scuto loreo parvo. Scutis 200, Scutellis 118. Cauda /. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 200, die der Schwanzschildpaare 118, die Schuppen sind lancettförmig, die der Mittel- und Seitenlinie grösser; die der Mittellinie scharf gekielt, die übrigen glatt. Der Körper ist stark zusam- mengedrückt, der Bauch seitlich etwas winkelig, der Kopf sehr dick, jedoch wegen Dicke des Halses nicht übermässig vorstehend. Augen sehr gross, Pu- pille rund. Zähne von gleicher Grösse. Hinterhauptsschilder kurz aber ‘breit und hinten zugerundet, Hinter- augenschilder 2, klein; Vorderaugenschild 1, sehr gross; Zügelschild klein, eckig; Rüsselschild abgestumpft, breit, von oben kaum sichtbar. Oberlippen- schilder 8, Unterlippenschilder 12. — Farbe aschgrau mit verschiedenen rostfarbenen Zeichnungen; unter diesen Zeichnungen lassen sich am Körper 28, am Schwanz 17 dunkle Querbinden erkennen, welche bis zu den Bauch- schienen reichen. Viele Bauchschienen an den Seiten mit schwarzen Flecken, namentlich die 3 u. 4, 9 u. 10, 12 u. 13, 16 u. 17, 21 u. 22, 26 u. 27, 30 u. 31, 35 u. 36, 39 u. 40; weiterhin gewöhnlich 5 Schilder ungefleckt und dann wieder 2 gefleckt. Unten schmutzig strohgelb, besonders an der vordern Körperbälfte, an der hintern ins Graue übergehend. Kopf oben dunkelbraun gefleckt und marmorirt; über Nacken ein schmaler brauner Strich, und ein gleicher vom hintern Augenwinkel gegen die Halsseite hin. Körper 17“ 6”, Schwanz 5” 11” lang. 1 Es ist von dieser Schlange überhaupt nur 1 Exemplar bekannt, dasselbe stammt aus Surinam, befindet sich im Leidener Museum und ist von Hr. Schlegel (Essai t. 2. .م‎ 282) beschrieben. Aus Popayan besitzen wir auch nur 1 Exemplar, jedoch haben wir ein Ales neulich mit einer Sendung des Hr. Dr. Nolte aus Surinam erhalten, dessen Schilderzahl mit der aus Popayan vollkommen übereinstimmt, Elaps corallinus, Maxim. 6 Alte und 7 Junge. Eine schöne Varietät: die Schnauze bis hinter die Augen ganz schwarz, Körper und Schwanz mit 60 — 75 ganz gleichen ÜBER VERSCH. NEUE OD. SELTENE REPTILIEN AUS NEU-GRANADñA >. 13 und gleichmässig von einander abstehenden schwarzen Ringen; diese Ringe werden von je vier, die von den Ringen übrig gelassenen rothen Zwischen- räume aber von je 2 Querschuppenreihen gebildet. Die Zahl der Bauch- schilder, nach Hr. Schlegel meist nur 178, selten 222, beträgt bei unsern * 288. Schwanzschildpaare 28. | Trigonocephalus Sqhlegelii, n. Sp. | Tab. I. fig. 5 u. 6. T. ا‎ supra brunneo-maculatüs, infra flavo-virens, in. utroque latere serie macularum argillacearum; Capite supra squamoso; Supercilüs gra- nuloso-aculeatis; Squamarum carinatarum seriebus 21, Scutis 150, Seutellis 50, Cauda /. Dieser Trigonocephalus gehört zu derjenigen Schlegelschen Abtheilung, welche statt der Schilder, Schuppen auf dem Kopfe hat. Bauchschilder 150, Schwanzschilder 50. 21 Reihen scharf gekielter lancettförmiger Schuppen. Körper spindelförmig, nach beiden Euden verdünnt, Kopf breit, vorstehend, flach. Körper 6“ 11“, Schwanz 1“ 7“ lang. Oberaugenschuppe am äussern freien Rande mit einem Saum von klei- nen Schüppchen, von denen mehrere körnig, 3 — 5 aber stärker sind und mit scharfen Spitzen über diesen Rand nach Aussen über das Auge vorspringen. Lippenschilder jederseits oben 8, unten 10; Stirnschilder 2 Paare. Körper lebhaft lauehgrün, auf dem Rücken mit braunen queren Rautenflecken; längs den Seiten an der 2ten und àten untern Schuppenreihe eine Reihe lehmgelber Flecke; diese Flecken entsprechen dem je dritten Bauchschilde, und werden vorn von 4, gegen die Mitte hin von 3, gegen den Schwanz hin von 2, und am Schwanze selbst von 1 Schuppe gebildet. Hinter dem Auge ein schwarzer Strich, über demselben ein ähnlicher, und jederseits des Hinterhauptes ein schwarzer Fleck. Bauch vorn schwefelgelb, 'hinten lauchgrün. Dieser Trigonocephalus unterscheidet sich von allen bekannten america- nischen Arten durch den perlschnurförmigen Stachelkranz der Augenbraunen, wodurch er mit dem javanischen Trigonocephalus puniceus übereinstimmt, welcher aber 23— 27. Schuppenreihen und 11 Oberlippenschilder besitzt. Wir haben nur ein einziges Exemplar erhalten. 14 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD ` Phyllobates melanorrhinus, n. Sp. Tab. I. fig. 7. P. Polliee igili longiore; Linguae margine posteriori libero integro; Verruca subtarsali nulla; supra luridus, infra nigricans, naso atro, : Daumen länger als die übrigen, sogar etwas länger als der 3te Finger; die Zunge hinten frei mit einem ungekerbten hintern Rande; keine Warze unter dem Tarsus; oben graugelb, nach hinten etwas dunkler, unten grau- schwarz, Nase sammetschwarz. Körper fast so hoch als breit, Kopf flach, Ae sanft zugerundet; Oberkiefer von den Augen an nach vorn sich bedeutend verschmälernd, vor den Unterkiefer wulstig vorspringend, in der Mitte mit einer Kerbe zur Auf- nahme eines zahnförmigen Vorsprungs der Unterkieferspitze. Augen gross, merklich nach oben vorspringend. Tympanum deutlich, nicht vertieft, gut halb so gross als Augenspalte lang; Nasenlöcher sehr klein, seitlich unter Schnautzenwinkel. Zehenscheiben klein, oben gespalten, unten ganz. Unter dem 1. 3. und 4. Finger drei untere Gelenkanschwellungen, unter dem 2. nur zwei; ausserdem noch eine grössere kreisrunde Anschwellung mitten unter der Vola manus, welche auch als Grundanschwellung für den Aten Finger betrachtet werden kann. Ahnliche, aber schwächere xakê es unter den Gelenken der Tehes: namentlich zwei unter der 1. u. Aten, drei unter der 3. u. Sten, 4 unter der vierten; am Grunde der ersten Zehe unter der Planta pedis noch eine besondere kleine Warze. An der innern hintern Seite des Tarsus eine sehr kleine dünne Haulfalte. Mundwinkel ohne Spur von Drüsenanschwel- lung. Haut überall glatt. Farbe oben schmutzig- gelbgrün, nach hinten hin etwas dunkler, unten blaugrau, Hinterschenkel oft sammetschwarz; Nasen- spitze immer, und Lippenränder oft sammetschwarz. Bei Männchen mässig grosse Sehallblase, im Munde jederseits mit einem grossen spaltförmigen Eingange; Leber kurz, Zlappig, Gallenblase gross; Speiseröhre 24”, Magen dickwandig, 5½ „Dünndarm 13”, Dickdarm 6 ½“ lang. Lungen sehr weitzellig, bis ans Ende der Bauchhöhle reichend. Kopf 6”, Körper 121%” vordere Extremität 13”, hintere 27”. Erste Vorderzehe Ze zweite 214”, dritte 3/4”, vierte 2”. — Vordere Extremität ÜBER VERSCH. NEUE OD. SELTENE REPTILIEN AUS NEU-GRANADA د‎ 15 nach hinten gestreckt reicht mit den Fingern über den After weg, — hintere Extremität nach vorn موی‎ gelangt mit و‎ Ende der Tibia zur Nasen- spitze. i Wir haben 7 Individuen a Art; offenbar موب‎ sie zum Genus Phyllobates Dum. Bibr., obwohl der Zunge der für dieses Genus angegebene kleine Ausschnitt am hintern Rande fehlt, und obwohl nicht der dritte Finger der einzige ist, welcher ein wenig länger erscheint als die übrigen. Hier- durch, so wie durch den Mangel einer Warze an dem Tarsus, so wie dureh allen unsern Exemplaren zukommende schwarze Nase unterscheidet sich P. melanorrhinus von P. bicolor, welche auf Cuba lebt und die von Hr. Bibron in Ramon de la Sagra's hist. physique, politique et naturelle de Pile de Cuba Erpétologie tab. XXIX abgebildet, aber nur in Dumerils et Bibrons ee 97 t. 8. p. 638 beschrieben ist. Dendrobates histrionicus, n. Sp. ; Tab. I. fig. 8. 2255 سره‎ Dendrobates ist leicht durch den Mangel von Zähnen sowohl im Oberkiefer, als auch am Gaumen, durch zu Haftscheiben erweiterte Fin- ger- und Zehenspitzen, durch deutliches Tympanum, und kleine in der hin- tern Hälfte. freie fangt von allen ungeschwänzten Batrachiern zu unter- scheiden. Die Herren Dumeril und Bibron (a. a. O. t. 8. p. 651) beschreiben 3 Arten dieses Genus, den bekannten D. tinctorius, wo der erste Finger kürzer ist als der 2te, die Fingerscheiben wenigstens so ausgedehnt sind als das ! Tympanum, und wo der Rücken gänzlich glatt ist; — den D. obscurus, wo umgekehrt der erste Finger länger ist als der 2te, die Fingerscheiben viel kleiner sind als das Tympanum, und wo der warzige Rücken eine schwache seitliche Drüsenfalte zeigt; — und den D. pictus, wo diese beiden Finger gleich lang sind, die Endscheiben der Finger nur halb so gross sind als das Tympanum, und der warzige Rücken jederseits eine schwache Drüsen- falte hat. Hiernach muss unser Thier eine besondere Art sein, indem wie bei D. tinctorius der erste Finger kürzer ist als der 2te, und der Rücken ohne alle Drüsenwarzen erscheint, die Fingerscheiben aber viel kleiner sind als 16 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD das Tympanum, und der Rücken jederseits eine schwache Hautfalte hat. — Demnach ist der Charakter von Dendrobates histrionicus: D. digito primo secundo paulo breviore; Lenticulis digitorum tympano multo minoribus; Dorso glaberrimo, utrinque plica longitudinali parva. Schnautze breit, schwach abgerundet, Nasenlöcher sehr klein, seitlich an Nasenspitze, so weit aus einander als die Augenspalte lang ist; Augen gross, seitlich und auch etwas nach oben vorspringend, Tympanum sehr deutlich, halb so gross als Augenspalte; die vordern Füsse nach hinten gestreckt reichen mit der Theilung der Finger ans Körperende, — die Hinterfüsse nach vorn gestreckt, stehen mit ½ des Tarsus vor der Nase vor; die Endscheiben der Finger sind ½ kleiner als der Durchmesser des Tympanum. Zunge sehr klein, am vordern Ende schmaler als am hintern. Russig schwarzbraun, Stirn schwarz, Schnurrbart (Oberkiefer von einem Auge bis zum andern) rosenroth; Hals, Brust und Bauch roth, manchmal Brust mit breiter schwarzer Querbinde; Rücken meist mit einem rothen ovalen Fleck in der Mitte, seltener mit 2 solchen Flecken auf jeder Seite, welche aber mit der rothen Bauchfläche nicht zusammenstossen, — die Individuen mit dem ovalen Mittelfleck zuweilen noch mit einem ähnlichen Fleck auf dem Ende des Steisses. Unterarm mit breiten rothen Handmanschetten, — ebenso gefärbte Kniekehle und Seite des untern Tarsalendes. Leber mit 3 sehr lang gestreckten Lappen, Gallenblase sehr klein, Speiseröhre 224”, Magen, dünnwandig, 314”, Dünndarm 14”, Dickdarm 5“ lang; Lungen weitzellig, lang, bis zum Ende der Bauchhöhle sich erstreckend. Länge des Kopfs (bis hinter das Tympanum) 324”, des Körpers 11“, der vordern Extremität 1045”, der hintern 1” 6”. Bufo agua. Daumen etwas kürzer als Zeigefinger, am innern Rande der Tarsen eine schwache Hautfalte. Rückenwarzen in parallelen Längenreihen. Über Rück- grat eine hellere Längsbinde. - Ein junges Exemplar. Diese Kröte ist in America sehr weit verbreitet. ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 17 II. Zur Krebskunde Chinas. China gehört zu denjenigen Ländern, welche in carcinologischer Hinsicht noch sehr unbekannt sind. Dasselbe ist übrigens in der “Region careinologique de l'Inde” des Hr. Edwards !) inbegriffen, welche sich vom rothen Meere bis Neu-Guinea und ferner erstreckt, und bei weitem reichhaltiger an eigen- thümlichen Krebsgattungen und Arten ist, als irgend eine andere Gegend der Erde. Eine solche Reichhaltigkeit dieser ausgedehnten Region überhaupt, wird aber erst alsdann ein volles Interesse gewähren, wenn man genau weiss, welche von den ihr angehörenden Formen in dieser Region eine allgemeinere, welche hingegen eine beschränktere Ausbreitung haben. Zwar wird wohl, bis wır hierüber ins Klare kommen, noch eine Reihe von Jahren verfliessen ; allein die gegenwärtige Zeit, in welcher die geographische Verbreitung der Thiere das Hauptaugenmerk auf sich gezogen hat, so dass von den natur- forschenden Reisenden und Naturaliensammlern der Fundort der Geschöpfe mit möglichster Genauigkeit verzeichnet wird, lässt die erfreulichsten Resultate in dieser Hinsicht hoffen. Im Frühjahre 1844 kaufte ich für das Zoologische Museum mehrere Kasten mit Insecten, welche mit einem Schiff, angeblich aus China, nach Bremen gekommen waren, und unter denen sich meist in zahlreichen Exem- plaren 9 Arten Krebse befanden. Zwar habe ich leider nicht erfahren kön- nen, aus welchem Theile Chinas diese Thiere stammen, habe aber aus fol- genden Umständen die Überzeugung gewonnen, dass sie überhaupt chinesi- schen Ursprungs sind: 1. Die bereits bekannten Arten sind solche, welche der indischen Krebs- region angehören. 2. Eine dieser bekannten Arten, die Liagore rubromaculata, ist bis jetzt nırgends anders als in China gefunden worden. 3. Denjenigen Brachyuren, welche von Chinesen gesammelt worden, sind nach Haans Bemerkung die Schwänze abgeschnitten, und so fehlt auch den zahlreichen Brachyurenexemplaren, welche wir erhielten, dieser Körpertheil. u) In Annales des Sciences naturelles, 2. Serie. T. 10. p. 129. Phys. Classe III. 6 18 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD 4. Die Kasten, worin die Insecten und Krebse sich befanden, nebst Anstrich und Vergoldung sind chinesische Arbeit; dasselbe gilt von dem Glase, womit die Kasten bedeckt waren und welches sich durch eine ausser- ordentliche Dünne und Reinheit auszeichnet. 5. Auch die Nadeln, womit die Insecten und Krebse befestigt waren, sind chinesisch; es sind stählerne Nähnadeln mit flach geschlagenem dickern Ende, worin ein zirkelrundes Loch sich befindet. ١ Gen. Ziagore, Haan. Fauna japonica auctore Ph. Fr. de Siebold. Crustacea elaborante W. de Haan. Leid. 1833 p.19.49.— Os dilatato- quadratum. Maxillarum quin- tarum articuli tertii dilatati. Maxillarum tertiarum laciniae externae. in trian- gulum brevem margine superiore truncatum dilatatae. Maxillarum secundarum lobi interni in laciniis interioribus externis breviores. Thorax paulo latior quam longior, dorso valde arcuatus, lateribus integerrimus. Chelae 6, Pedum posteriorum articuli compressi; ungues setosi. Antennae externae oculis breviores (p. 49). Abdomen in maribus õ-articulatum, articulo tertio basi duplo latiore, quam apice; in feminis 7-articulatum, ovatum, articulis mediis aequalibus, septimo obtuso. Von diesem Genus (einem Subgenus des Genus Cancer) ist nur eine Art bekannt, L. rubromaculata, Haan. L. glaberrima, laevissima, pallida, parte superiore ubique maculis sanguineis distantibus picta. = Fauna japonica. Crustacea ete. P. 19. 49. Tab. V. fig. ۰ Unser Museum besitzt von dieser Art 11 Männchen und 2 Weibchen. Schild glatt, vorn sanft zugerundet, nach hinten stark verschmälert, mit , abgestumpftem Hinterrande. Stirn mit einer deutlichen Kerbe, und jederseils derselben mit einem sanften Vorsprung, der nach aussen gegen das Auge hin ausgeschweift ist und dann in eine knopfförmige Anschwellung über dem äussern Fühlhorn übergeht. Hinten auf dem Schilde jederseits ein halb- - mondförmiger Eindruck, dessen Concavität nach aussen gerichtet ist. Augen- höhlen nach oben und vorn gerichtet, quer 4eckig. Antennen sehr kurz و‎ — äussere im innern untern Augenwinkel, nur mit dem Fadenende vorstehend, welches so lang als die Augenhöhle breit ist. Sternum in der Mitte am breitesten, vorn mit einem scharfen Kiel zwischen die Maxillen vorspringend. ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 19 Erstes Fusspaar stark; die Oberarme an der obern Fläche zur Aufnahme des untern mittlern Schalentheils stark ausgehöhlt, an der untern nach vorn stark vorgewölbt, der Carpus nach oben stark gewölbt mit 4 knollenförmigen stark vorspringenden Ecken. Hand stark, nach innen abgeflacht, nach aussen und oben gewölbt, oberer Rand sehr stumpf, nach innen in einen stumpfen Winkel, und nach hinten in einen runden Knopf vorspringend; Scheerenfort- satz nach unten geneigt und nach innen gebogen mit 5 stumpfen runden Zähnen. Daumen dünn mit 6 ähnlichen Zähnen. Die folgenden 4 Fusspaare flach gedrückt; das Endglied gerade, mit 4 Reihen starker ziemlich langer Wimpern und am Ende mit sehr spitzer dunkler Klaue. Der Schild sowohl als die Füsse und Kiefer sind sehr fein punktirt, und mit Ausnahme der ersten beiden Glieder der vordersten Füsse und des End- gliedes der 4 hinteren Füsse gänzlich unbehaart. Farbe gelblich weiss, erstes Fusspaar gelb; sowohl Schild, als Extre- mitäten auf der Oberseite mit sehr regelmässigen runden oder eiförmigen, nirgends zusammenfliessenden blassrothen Flecken, welche auf den 4 hintern Extremitäten hin und wieder halbbindenförmig erscheinen; immer 1 Fleck von dem Stirnausschnitt getheilt, und einer über dem innern Augenwinkel, wel- cher auf den Augenstiel sich forterstreckt. 2 Länge des Rückenschildes . . . . 1” 4“ Breite — — 8 0 Länge — 1. Fusspaars mit 5 Hand 2 0 Länge der Haneke 1 5“ grösste Breite der Hand. . . . . 5” Länge des 2. Fusspaars . . 2, 4” er ne ae ee EN? „] ͥ Beim Männchen sind die 5 Beinpaare verhältnissmässig etwas länger als beim Weibchen, aber nicht wie Haan (p. 49) sagt: “Chelae in utroque sexu lati- tudine thoracis paulo longiores, aequales, in maribus et feminis consimiles. Pedes sequentes quatuor in maribus longiores quam thorax, in feminis latitu- dini thoracis aequales,” indem bei Männchen sowohl die ersten als auch die C2 > ARNOLD ADOLPH BERTHOLD folgenden Füsse ‚länger und die Scheeren dicker und stärker sind ds bei Weibchen, und in beiden Geschlechtern die Breite des Thorax merklich von der Länge der Fusspaare, mit Ausnahme des letzten, übertroffen wird. Ich wähle hier zum Vergleich ein Männchen und ein Weibchen, dessen Thorax ganz gleich — 1” 1½“ lang und 1”. 61/7“ breit ist. Länge des 1. Fusspaars bei & 2“ 2½“ bei 2 1“ 101%” — —2. ويساك‎ ee here miksa را‎ PF — — 1“ 10“ — 1“, 8½“ ti e, ee اق تشر‎ — — „ Genus Calappa, Fabr. Calappa cristata, Fabr., Latr., Edwards. C. thoracis margine postico 7-spinoso, spinis granulatis, validis, acutis, medio obtuso; macula sanguinea utrimque pone oculos, alia in carpis, aliaque in manibus (Haan). ۱ | Ag 3 Synon. ; Cancer philargus, Linn. — C. inconspectus, Herbst. — Calappa inconspecta, Bosc. — Calappa (Lophos) philargius, Haan. Unser Exemplar ist noch ein ziemlich junges, dessen Schild 151“ lang und vor den hintern drei Seitenstachela 2” 3“ breit ist, eine Grösse wie sie ungefähr auch von Edwards für erwachsene Exemplare angegeben worden. Haan gibt die Länge des Schildes des ausgewachsenen Thieres zu 5“ 8”, die Breite hingegen zu 3” 9” an, was offenbar ein auf Verwechselung der Länge und Breite beruhender Irrthum ist. ۳ Genus Dorippe, Fabr. Dorippe quadridentata, Fabr., Latr., Edw. D. thorace tuberculis rotundatis pluribus distantibus. Synon.: Notogastropus, Vosmaer. — Cancer dorsipes, Linn. naif Fro cone, Herbst. — Dorippe nodulosa, Bosc, Guérin. — D. atropos, Lam. — D. quadridens, Haan. ١ 5 Von dieser sehr bekannten Art befan den sich 2 Exemplare von mittler ‚Grösse in der Sammlung. = ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 21 Genus Pagurus, Fabr. Pagurus, aspersus, n. Sp. Tab. II. fig. 1. P. چ‎ guttis: sanguineis aspersus; processu nation: interoculari nullo; pedunculis ocularibus parte, basilari antennarum externarum, paulo, bre- vioribus, palpo earum autem spiniformi longioribus; chela sinistra, majore. Ein ‚grosser ‚Krebs, dessen Augenring und ‚Stirn nicht mit einem, schna- belförmigen Fortsatz versehen ist. Die Augen fast so lang als der Stiel der aussern Antennen, am Grunde mit einer Schuppe bedeckt, welche nach vorn und zwar in einen vorspringenden Winkel ausläuft; die Hornhaut beträgt den 3ten Theil des Augenstiels und nimmt an ihrer obern Seite einen tief eingreifenden Vorsprung des undurchsichtigen Theils des Augenstieles auf. Die stachelförmigen Palpen der äussern Antennen so lang als die beiden ersten Glieder dieser Antennen zusammengenommen, und reichen bis über die Mitte des Augenstiels hinaus. Die vordere Abtheilung des Cephalothorax fast Aeckig, in der Mitte mit einem hinten spitz zulaufenden Mittelschilde; die hintere Abtheilung breitet sich seitlich sehr aus und ist it sehr ausge- prägten Längen - Erhabenheiten und Vertiefungen versehen.“ TA Erstes Fusspaar sehr angeschwollen, die linke Scheere bei weitem stär- ker, als die rechte; drittes Paar längstes, — dieses, sowie das 216 und 4te seitlich flach gedrückt, das Ste rund; das 4te und Ste mit: raspelförmigem Metatarsus, — eine ähnliche el auch an n N beiden Seiten- gliedern des Schwanzes. Schwanz oben mit 4 dien Schildern, von pea jeden an der linken Seite, beim Männchen einen kleinen, beim Weibchen einen grossen, Afterfuss trägt; die 3 ersten Afterfüsse sind beim Männchen mit 2 or beim Weibchen mit 3 säbelförmig gebogenen Lappen versehen. f Die vier vordern Fuss paare an allen Gliedern, besonders aber die دة‎ haben dornförmige Stacheln mit sehr scharfen schwarzen Spitzen; an diesen Stacheln sehr straffe lange, zahlreiche rothe Borsten, über welchen feine gelbliche Haare sich befinden. Dergleichen Borsten büschelweise auf dem Cephalothorax, der Oberaugenschuppe, und auf dem in die, Cornea eingrei- fenden undurchsichtigen Theile des Augenstiels. N 22 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD Farbe gelb, überall — auf dem ganzen Cephalothorax, dem Basilartheil der grossen Antennen, der Augenschuppe, den sämmtlichen Füssen und After- füssen, den Schwanzschildern und allen Schwanzanhängseln, so wie allen Kaufüssen — mit blutrothen, grössern und kleinern Punkten, welche nirgends mit einem anders gefärbten Ringe umgeben sind; — seitliche Theile der hin- tern Hälfte des Cephalothorax weiss punktirt. Das letzte Glied des Aten und Sten Fusspaars ganz blutroth mit schwarzer Spitze und weisslichen Rändern derjenigen Vertiefungen, woraus die Borsten entspringen. Diese Färbung ist bei 4 männlichen und 2 weiblichen Exemplaren des Museum vollkommen übereinstimmend, Länge von der vordern Fussspitze biz zum Schwanzende 6“ 8” — — — Stirn bis zum Schwanzende a 4% 4 — des Cephalothorax in der Mittellinie 2 PM Breite — am Vorderende ولوف‎ : g” iss) — über dem Aten Naser: é 1“ لاج‎ Länge des Metatarsus’ des 1sten linken Fusspaars 1“ "بع‎ Grösste Breite des Metatarsus des 1sten linken Fusspaars 1“ 1% Länge des Daumens des sten linken Fusspaars 1“ ge — — letzten Gliedes des 2ten linken Fusspaars 24:67 CC Jin au er — der grossen Antennen E HI — des Stiels der grossen Antennen. e n or BA — E Auges mit Schuppe und Cornea ö — der Aſterſüsse (ohne die Haarwimper) beim Männchen 6“ — — Weibchen 10”. Von den mir bekannten Krebsen hat der Pagurus punctulatus, Oliv. (Encyclopédie méthodique) die meiste V erwandtschaft mit dem vorstehenden, und bei oberflächlicher Betrachtung könnten beide Arten für identisch gehal- ten werden, wesshalb ich die Unterschiede beider, — des P. punetulatus nach der Beschreibung und Abbildung der Hrn. Quoy und Gaimard (in L. de Freycinet voyage autour du monde sur les Corvettes PUranie et la Physi- cienne. Zoologie par M. M. Quoy et Gaimard. Par. 1834. p. 528. tab. 78. ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 23 fig. 2 und nach Edwards Hist, nat. des Crustacés Door. دا‎ à Puen] t. 2. .م‎ 222) hervorheben will. Pagurus aspersus, M. Basar punctulatus, Qir. Augenstiele kürzer als der Basilar- Etwas länger. theil der äussern Antennen. Cornea Y der Länge des ganzen % der Länge. Auges (Augenstiel und Cornea). Stachelförmige Palpe der äussern An- Diese Palpe sehr. kurz. tennen lang, fast bis zur Cornea rei- chend, und so lang als die beiden ersten Glieder dieser Antennen. 3550000 Zweites und drittes Fusspaar flach Fast cylindrisch, nur mit Stacheln zusammengedrückt, mit Slacheln an an den beiden letzten Gliedern. allen Gliedern. ec . Farbe überall eb: mit 14 Orangeroth, mit weissen, blau, braun niemals umsäumten Flecken besprenkelt. oder schwarz umsäumten Avgenflegken, Genus Scyllarus, Fabr. Scyllarus Haanii, n. Sp. Tab. II. fig. 2. 3. Sc. Processu rostriformi frontali brevissimo, lato, truncato; lu trium anteriorum tarso compresso, margine superiore ciliato. er Der Cephalothorax mit 3 schwachen Längenkämmen, von denen der mittlere vorn 2 schwache Zähne besitzt; auch die äussern haben 2 Zähne, welche vom innern Augenwinkel ausgehen. Die Längenkämme selbst sind mit pilzförmigen Höckern versehen, von denen eine Reihe in dem platten Zwischenraume zwischen den Kämmen sich befindet. Die Bauchringe obne Spur kielförmiger mittlerer Erhabenheiten, mit feinen Sculpturen, — die 3 vordern mit einem feinen Ausschnitt am hintern Rande, die 3 folgenden mit a geradem hintern Rande, und der letzte, die Schwanzflosse tragende mit 4 scharfen, wenig vorspringenden Kanten. Brustbein vorn mit Zeckiger Vertie- fung ohne vorspringende Spitzen, — der dem Sten Fusspaar ی‎ Ring ohne Spur von Kiel. Zweites Glied der i äussern. ضا‎ rs mit einem in die vorderste - 24 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD Spitze auslaufenden Kiel, am innern Rande mit 1, am äussern mit 2 Zähnen; Ates Antennenglied mit 5 sehr scharfen spitzen Zähnen. Der Tarsus der 3 vordern Fusspaare sehr zusammengedrückt, flach, am obern Rande mit dichtstehenden Wimperhaaren, — dieses Glied des ersten Paares auf der hintern Fläche mit 1, das der beiden folgenden Paare mit 2 rinnenförmigen Vertiefungen und schwachen Sculpturen; der Tarsus des Aten Das 516 Fusspaar bei Weibchen und ten Fusspaars rund, ungewimpert. mit sehr deutlicher Scheere. Farbe eintönig fleischroth. Länge vom vordersten Ende der äussern Antennen bis zum REIT je ی‎ : O PEST Schwanzende beim Männchen — Weibchen Länge vom Stirnrande bis zum Schwanzende beim Männchen 1” 9” — Weibchen 2” : . 9 87 1124 Br > = š 5 5 z 5 £ 4” 3 g” ا دزی و kr o‏ E e IE a OA Sa O E OV po : rr 5ten Fusspaar كی دده‎ + + ۰ 5 A i 8 3” ۰ — des Cephalothorax in der Mitte Breite — F Länge der äussern Fühlhörner Breite — — — Länge — innern — des 1sten Fusspaars uug‏ سب — — 2ten und 3ten Fusspaars . ۰ — — Aten Fusspaars و‎ — — Sten RT — des Brustbeins Breite — zwischen dem Länge der Schwanzflosse ۰ 3 3 Breite . مه‎ 118 ausgebreiteten Zustande. . 1” Das Museum besitzt 2 Männchen und 6 Weibchen. Dieser Krebs steht dem Scyllarus arctus nahe, wovon Haan (a. a. O. p. 154) 2 Varietäten aus Japan, und eine aus dem chinesischen Meere an- gibt: “In altero, 3” longo, antennarum externarum articuli secundi aeque neque elongato trigoni; quarti spinis 6 obtusis denteque brevi longi ac lati 3 parte ınteriore spinae sextae, Anguli anteriores thoracis spina brevi armati. ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 25 Sternum apice sinuatum, lobis obtusis. — In altera varietate, pollicem aequante antennarum externarum articuli secundi medio carina prominente, margine Thorax Ster- Dann setzt er hinzu: “ Adest pariter S. Arctus externo tridentati, interno denticulis minimis 7—9; articuli 6-lobati. tota longitudine tricarinatus carina media bidentata, intervallis concavis. num apice vix truncalum.” — ۱ e Mari Chinensi antennarum externarum articulis secundis margine interno tantum unispinosis; quartis 5-spinosis, carina media thoracis unidentata.” Der Charakter der ersten beiden Varietäten passt durchaus nicht auf unsere Art, wohl aber der der 3ten Varietät, media 2zähnig ist. Dass unsere Art aber eine besondere Species sei, geht obgleich bei unserer Art die Carina unzweifelhaft aus den zusammengedrückten Tarsen hervor; aber die folgende Vergleichung lässt auch noch andere Unterschiede zwischen Scyllarus ۵ (wovon unser Museum Exemplare von Be und aus dem adriatischen Meere besitzt) und Sc. Haanii erkennen: Scyllarus Haanii, M. Cephalothorax vorn mit 2 schwa- Scyllarus Arctus. Mit 3 starken Zähnen, chen Zähnen. Cephalothorax hinten ohne Zähne. Zähne über dem innern Augenwin- kel kaum angedeutet. ۱ Die 3 vordern Bauchringe mitten am hintern Rande mit einem Kiele. Die 4 Stacheln des letzten Bauch- ringes sehr schwach. Brustbeinaushöhlung breit und flach. Der dem letzten Fusspaar entspre- chende Ring ohne kielförmige Erha- benheit. Mit 3 neben einand. تست نیم‎ Zähnen. Sehr deutlich. Die 4 نم جوا‎ Bauchringe mit ei- nem Kiele. Stachelſörmig entwickelt. Schmal und tief. Mit kielförmiger Erhabenheit. Diese Tarsen lang, rund, ohne Län- genvertiefungen und Sculpturen, und nur der Tarsus des 2ten Fusspaärs ge- wimpert (fig. 4). Tarsenglieder der 3 ersten Fuss- paare von denen der beiden folgenden sehr verschieden, sehr kurz und flach gedrückt, mit Längenvertiefungen und Sculpturen (fig. 3). Phys. Classe III. 26 `. ` ARNOLD ADOLPH BERTHOLD. ^ Scyllarus Haanii, Ma, x Scyllarus Ar clus. Zähne des letzten Autennengliedes Abgerundet. sehr spitz und seharh 4 Innenseite des ناو‎ * Dan Mit 4 N 8 ; gliedes mit 1 grossen Zahn. Genus 1 N Thenus indicus, Leach. „Th, depressus قلقم‎ media carina tridentata. = 5 Cancer (Astacus) Arctus, Herbst. — Ss orientalis, Fabri Latr. , Desmar. — Thenus orientalis 4, Edwards. Von diesem oft beschriebenen und ahgsbildelen Krebs haben wir 4 Männ- chen und 5 Weibchen erhalten. Bekanntlich findet bei den zur, Zunft انز با‎ 9 En | gattungen ein wesentlicher Unterschied in der Bildung des letzten, Fusspaars beim männlichen und weiblichen Geschlechte statt, indem dasselbe beim Männchen den vorhergehenden Paaren gleich gebildet ist, beim Weibchen aber am Ende eine Zange trägt. Dieser auch für Thenus angegebene Unter- schied passt aber auf dieses Genus nicht, indem bei keinem Geschlecht eine Zange vorhanden ist, Das Nagelglied ist bei beiden Geschlechtern auf den letzten Füssen kurz, und sitzt statt auf der Mitte, auf dem obern Rande des vorhergehenden Gliedes, und krümmt sich etwas gegen den zwar angeschwol- lenen, aber durchaus keinen Vorsprung bildenden untern Rand hinüber. Genus Squilla , Latr. Squilla affinis, M Tab. III. fig. 1. 2. Sq. pollice 6 - dentato; Cornea lata; corpore supra lineis ,octo elevatis; clypeo frontali non carinato; clypei dorsalis: carina media autice profunde bifurcata; thoracis segmentis extus emarginatis. Synon.: Cancer Mantis, E. Donovan Insects of China. Tab. (48). Cephalothorax mit 5 Längenerhabenheiten, von denen die mitielste die stärkste und nach vorn gabelförmig geiheilt ist, diese e gabelförmige Theilung nimmt den Aten Theil des ganzen Rückenschildes ein; auch der Seitenrand bildet einen vorragenden Saum; hinterer Rand mit einem vorspringenden ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 27 3eckigen Mittelzahn; vorderer seitlicher Winkel in eine scharfe zahnförmige Spitze auslaufend, welche soweit vorragt, dass sie mit dem vordern Schildende fast in einer Linie liegt. Stirnschild vorn abgerundet, glatt und ohne Längen- kiel auf seiner obern Fläche, aber mit ‚aufgeworfenen Seitenrändern. Der erste Brustring über den hintern äussern Winkel des Rückenschildes seitlich vorspringend und in 3 Spitzen auslaufend, von denen die vordere die längste und nach vorn gebogen, die hintere aber gerade und nach aussen gerichtet ist. Auch der 2te Brustring steht mit 2 durch einen tiefen Ausschnitt getrennten Spitzen seitlich über dem Hüftgliede des ersten Brustfusspaares vor, wobei jedoch die vordere Spitze gerade, die bintere länger und stark nach hinten gerichtet ist. Am 3ten- Ringe sind beide Spitzen unbedeutender, namentlich die vordere kleiner; am Aten aber fehlt die hintere Spitze. Alle diese 4 Brustringe mit 4 Längskielen, welche sich auch über die Bauchringe bis zum letzten derselben forterstrecken; auf den Bauchringen aber ausserdem noch jederseits 3 seitliche Kiele, von denen die beiden äussersten durch den Seitenrand der Ringe selbst gebildet werden. Die Kiele gehen besonders am Sten und Eten Bauchringe in scharfe Randstacheln über. Letzter Bauchring so lang als breit, mit scharfem Mittelkiel, von dessen Seitenabdachung gegen den hintern Rand hin bogenförmige tief punktirte Linien verlaufen. Umfang dieses Abschnittes jederseits mit 2 Randwülsten, von denen die zweite in eine schwache Spitze ausläuft und von einem kurzen dicken Randzahn begränzt wird, worauf dann jederseits noch 2, in eine lange Spitze auslaufende Län- genwülste folgen; hinterer Rand mit einer sehr deutlichen Mittelkerbe. Zwi- schen dieser Kerbe und dem ‘ersten Stachel 3— 4 kleine Zähnchen, — zwischen diesem und dem folgenden Stachel aber 8—9 Zähnchen. Alle diese Zähnchen an ihrem Ursprunge scharf, wulstig stark, nach unten geneigt. Vorletztes Glied der Greiffüsse verhältnissmässig schmal; äusserer Rand der vordern Rinne mit kammförmigen Cilien, innerer Rand an der Basis mit 3 Stacheln. Letztes Glied mit schwach gebogenem, aber nicht ausgeschweif- tem obern Rande und 6 Zähnen. Letztes äusseres Schwimmblatt an dem Flossenanhange des Eten Bauchringes oval, merklich kürzer als das ihm vor- hergehende Blatt, — dieses äusserlich mit 8 Zähnen. Farbe eintönig blassgelb. 9 2 28 ARNOLD ADOLPH BERTHOLD Länge von den Augen bis zur Miuelpitze des letzten Sobwapzringes 4" 4% teten, Stirnschildcheun sust eine Alle د عب‎ Rückensehlden مق‎ Bes as [945 Breite — — جا كر‎ + a GE 111 رن مین‎ — hinten All het Länge der äussern Antennen (mit der er یو‎ . i- ban basan — innern — %%% ⁰˙·“ ab a — des ohrförmigen Lappens der äussern Antennen 7½“ Breite — — — — — TI oe l Länge — vorletzten Gliedes der Greifſüsss ee. 00 10" — — letzten Beer un re re mis er Fee Länge und Breite des leizten TREE Al i e DOV Bekanntlich sind die meisten Squillaarten nur wenig von einander unter- schieden; unter allen beschriebenen Arten stimmt aber Sq. Nepa mit unsern Exemplaren am meisten überein. Leider existirt eine Abbildung von Sq. Nepa nicht, denn wenn Latreille (Encyclopédie méthodique. Histoire naturelle, En- tomologie t. 10. Par. 1825 p. 571) die Herbsische Aste Figur auf Tafel 53 als eine Sq. Nepa betrachtet, so scheint er sich allein an die Spaltungen der Seiten der Brustringe gehalten zu haben. Diese Figur scheint mir aber von einer corrumpirten Squilla herzurühren, wie wir in dem Herbstschen, Werke mehrere ähnliche Beispiele antreffen. Unser Museum besitzt aus früheren Zeiten eine Squilla, welche den Namen Squilla digitalis führte, deren Vaterland aber nicht bekannt ist. Auf dieses Exemplar passt nun sowohl die Beschreibung Latreilles als auch die von Edwards (a. a. O. Ed. 2. p. 522) vollkommen, namentlich “ses angles latero-anterieurs spiniformes et tres-avances, dépassant la portion médiane du bord frontal,” welches auf unsere chinesischen Exemplare keine Anwen- dung findet. — Latreilles Exemplare stammten aus Pondichery und China, Edwards gibt die Küsten Indiens und Chili's als Vaterland an. Unsere chine- sischen Exemplare gleichen sich so vollkommen, dass auch nicht einmal an den feinen Zähnelungen des Schwanzendes ein Unterschied wahrzunehmen ist. Durch nachfolgende Parallele werden die beiden Arten am leichtesten von einander zu unterscheiden sein: ÜBER VERSCHIEDENE NEUE ODER SELTENE KREBSE AUS CHINA. 29 Squilla ee: Latr. Nur 1%" . INA Das obere Ende des Augenstiels springt kaum mehr vor als das untere, so dass die Cornea fast gerade vor diesem Stiel sich ansetzt (fig. 3). Dieser Schild ist ganz flach ohne solchen aufgeworfenen Rand. Diese Theilung erstreckt sich nach hinten fast bis auf die Hälfte dieses Schildes (fig. 4). Diese Winkel treten stark vor, so dass sie vor diesen Rand vorspringen. Diese Zähnelungen sind ohne wulst- förmige Erhöhung und steigen nicht herab, sondern in fast gerader Rich- tung nach hinten. Der Körper ist schlanker, verhält- nissmässig weniger hoch und breit. Das letzte Glied der Greiffüsse ist in der ersten Hälfte des äussern Ran- des stark ausgeschweift (fig. 5). ıi Squilla aſſinis, M. Es Cornea misst in der schrägen Richtung 2½% . Das obere Ende des add er- streckt sich fast bis zum obern Ende der Cornea, so dass diese ganz schräg vor und hinter dem W ness ansetzt (fg. 2). | Der Stirnschild hat einen ee fenen äussern Rand. Die vordere gabelige Theilung der Mittelgräte des Rückenschildes erstreckt sich nach hinten nur bid: auf Ve die- ses Schildes (fig. 1). Die vordern schicken enten gen Winkel des Rückenschildes treten nicht bis zum vordern Stirnrande vor. Die Zähnelungen am Schwanzende sind am Ursprunge etwas wulstig und bilden schräg von oben nach unten absteigend den hintern Schwanzrand. Der ganze Körper ist gedrungener, im Verhältniss zur Länge breiter und höher. Das letzte Glied der Greiffüsse ist am äussern Rande schwach gebogen, aber nicht ausgeschweift (fig. 1). Squilla raphidea, Fabr., Latr., Bosc, Edwards. Sq. pollice octodentato; corpore supra lineis octo elevatis plerisque postice in spinam productis; clypeo margine externo dente unciformi instructo. Synon.: Squilla arenaria, Seb., Sq. mantis, Latr. (Tableau encyclop. et 2te Partie Crustacés, Arachnides et In- méthod. des trois règnes de la nature. Par. 1818. Pl. 324). sectes. 30.7 ARNOLD ADOE¹H BERTHOLDUNOZASY j zulaufend, Rückenschild hinten schwach ausgeschnitten, ohne über den Rand v pringenden Mittelzahn; hin- tere seitliche Winkel scharf, vor denselben am Seitenrande ein nach unten und hinten gebogener Blattzahn; dieser Schild verhältnissmässig kurz, nach hinten nicht bis zum ersten Brustringe reichend, sondern denselben ganz frei Stirnschild vorn sehr spitz- ei- förmig lassend, ja sogar bleibt ein ziemlicher Zwischenraum zwischen Schild und diesem Ringe, welcher von 2 schmalen, nicht gänzlich sich schliessenden, dem Greiffusspaar und dem daran stehenden 2ten Halsfusspaar entsprechenden Ringdeckstücken ausgefüllt wird. Der letzte Bauchabschnitt (Schwanzendstück) ist länger als breit und unterscheidet sich von dem der übrigen eigentlichen Squillen dadurch, dass in der Mitte des hintern Randes keine Auskerbung, sondern vielmehr ein kleiner gezähnelter Mittelvorsprung sich beſindet. Die Zähnelungen zwischen den beiden innern Stacheln belaufen sich auf 1112, die zwischen diesen und den darauf folgenden seitlichen Stacheln jederseits auf tlv di 841 Is} زوم‎ aR H4 Hifi Das vorletzte Glied der Greiffüsse mit zahlreichen längern und kürzern Stacheln, das letzte Glied mit 8 Zähnen.“ bus ke nasbior Wins aid Idari Farbe röthlich gelb, an der Basis der Mittelgräte des letzten Schwanz abschnittes jederseits ein ziegelrother runder Fleck. ۱ Länge von den Augen bis zum Schwauzende .. F — des Strnschildes bar نممو‎ bas zune o manit 3s gie ات 44 . 1 ایا موه طامةة 1 < سب‎ ai SGT Dreier lau »حون‎ een bus 12 usd 12 ae — — — JJ ᷣͤ Länge des Seitenzahnes des Schildes. n DOO 5 — — obrförmigen Lappens der äusseren Antennen 1“ Bröt مرو سین‎ 1 — n. 3 و‎ Länge des letzten Bauchabschnitts gar SUNA” 47 ž Breite — الود‎ Sls der eee ود‎ Henus Gonodaciylus, Latr. 1 schön "ons usoidsT)Gonódactylus Edwardsii n. Sp: قووزاند‎ ti * 682 Lab. III. fig. 6. ود‎ T 87011 8. Pollice sex- ad septem - ۰ 4 UBER )] NEUE ODER SELTENE 111518311 3 CHINA. 31 Cephalothorax glatt, vorn merklich schmäler als hinten, mit vordern und ۱ seitlichen stumpfen Winkeln, mit fast geradem Vorder- und Hinter- rand, und nach hinten den ersten Brustring-. ganz ار‎ den Aten aber nur zur Halſta deckend. Sürnplatte Zeckig, breiter ak lang, mit gebogenen Rändern, vorn nicht dornförmig verlängert. Augen kurz-gestielt, rund. » Die 4 Brust- ringe kurz, der 2te und 3te mit ausgebreitetem blattförmigen nach hinten ge- richteten Winkel, der 4te: ohne sölchen Winkel, an dessen Stelle aber von einem nach vurn gerichteten: blattförmigen Winkel des ersten Bauchringes überdeckt. Die Brustringe sowohl als die 5 ersten Bauchringe ganz glatt, ohne Spur von Kielen oder Gräten, der Ste und 7te mit AE kielförmi- gen Erhabenheiten. und dazwischen mit breitem Vertiefungen. Die Erhaben- heiten belaufen sich auf dem Gien. Ringe auf 11 und stehen in folgender Ordnung: Ein wenig vorstehender in der Mittellinie س(‎ dicht daneben jederseits ein stärkerer (2 u. 3), — von letzterm etwas weiter entfernt jeder- seits ein fast eben so starker (4 u. 5) diese fünf stossen mit ihrem vor- dern Ende zusammen und reichen bis zum hintern Rande. Dann folgt je- derseits ein isolirter nicht ganz den hintern Rand erreichender Kiel (6 u. 7), dann wieder jederseits ein ganz kurzer, nicht bis zur Mitte des Ringes sich erstreckender (8 u. 9), worauf endlich die langen, vom vordern zum hintern Rande sich erstreckenden Gränzkiele (10 u. 11) folgen. ' Der 7te oder letate sehr spitz zulaufende Bauchabschnitt ist mit Erhabenheiten und Vertiefungen versehen, die denen des vorhergehenden Ringes entsprechen, von denen aber die 3 ili دعا‎ Erhabenheiten das. Ende des Schwanzes nicht erreichen, der Ate und Ste das am weitesten vorspriugende Schwanzende bilden, der 6te und 7te nur am Rande des Schwanzes ausgeprägt sind und hier einen kleinen Zahn bilden, der Ste und Jte, sowie der 1016 und 1116 aber gleich dem Aten und Sten über den gorea „Ring entlang laufen und jederseits in die i seitlichen Eudzähne en. 2 Die be iden am weitesten nach hinten i rem m Ende eingesenkt einen be- weglichen Stachel. Innere Antennen viel länger als äussere mit dem 2ten Stielgliede etwas vor den Augen vorstehend; Stiel der äusseren Antennen bis zum Ende des 2ien سه‎ des Stiels der innern reichend. Ohrförmiger Lappen der äusse- ren Antennen sehr gross, vorn mit membranösem ungewiniperten, ‚hinten mit schwach und kurz bewimpertem Rande.“ Letztes und vorletztes Glied der Greiffüsse schmal, — dieses am ausge- rinnten Rande ohne bewegliche Stacheln und ganz EEK wellenförmig ge- kerbt, jenes an der Basis knieförmig angeschwollen. vorn sehr dünn und schmal, am Innenrande mit 6—7 sehr spitzen und scharfen sägeförmigen Zähnen und einem langen Endzahn. - — Tarsen der 3 letzten Brustfusspaare griffelförmig. Flossen des vorleizten Bauchabschnittes sehr entwickelt: inneres Blatt vorspringenden Kiele (5 I t tragen an ih 32 ARN. ADOLPH BERTHOLD ÜB. VERSCH. NEUE OD. SELT- KREBSE erc. sehr lang; vorletztes Glied des äusseren Blattes lang und breit, und mit 12— 13 starken, dicht an einander liegenden schwerdförmigen, langen blattartigen Zähnen; letztes Glied fast oval, 24 so lang als vorletztes. Farbe eintönig rothgelb, Greiffüsse weiss; Seitenlappen der äusseren An- tennen und Schwanzflosse rosenroth mit hochrothen Randocilien. Länge von den Augen bis zum Ende der Schwanzflosse . 6“ 3” — — der Stirnplatte bis zu den beweglichen Endgriffeln 5“ 10” dei Gephalothöram ie J. e beg „pr . 138 AN Breite — — am Fordern Ende sid D — — نتو‎ bhinlern— مج و‎ A. na 4” 15 Länge der äusseren Antennen mit den Borsten. 1“ 1“ — — ohrförmigen Lappen CCC m أ‎ ۰ ۰ ۰ © 14 6 Breite Länge des Endgliedes der Greiffüsse . . u: له‎ EEE TS aia 17 m 3 35 der beweglichen Endzähne am Schwanz l oe aoda % ni? Diese Art unterscheidet sich von allen bekannten Gonodaetylusarten durch die zahlreichen Zähne am letzten Greiffussgliede; ausserdem aber von Gono- dactylus chiragua durch den Mangel eines langen dornförmigen Mittelzahnes auf der Stirnplatte, — von G. styliferus durch die griffelförmigen Tarsen der 3 Brustfüsse, welche bei G. styliferus lamellos und sehr breit sind, — von G seyllarus aber durch. die ganz glatten Bauchringe, welche keine Spur von Stie- len zeigen, während G. seyllarus Spuren von seitlichen Gräthen besitzt. Erklärung der Abbildungen. . 1. Polychrus gutturosus, n. Sp. Die untere Seite der Kehle. . 2. Anolis latifrons, n. Sp. Der Kopf von oben — doppelt vergrössert. . 3 u. 4. Calamaria Degenhardtii, n. Sp. g. 5 u. 6. Trigonocephalus Schlegelii, n. Sp. . 7. Phyllobates melanorrhinus, n. Sp. . 8. Dendrobates histrionicus, n, Sp. fig. fig. 1. Pagurus aspersus, n. Sp. 2 u. 3. Scyllarus Haanii, n. Sp.; fig. 3. dritter Fuss.; fig. 4. Scyllarus Arctus, dritter Fuss. 1. Squilla affinis, M.; fig. 2. Auge desselben. — Fig. 3. Auge, fig. 4. Rückenschild, fig. 5. letztes Schwanzglied von Sq.: Nep. 6. Gonodactylus Edwardsii, n. Sp. Tab. III. fig. fig. Grape del ef fe 7 ** be i: — £ 5 $ 2 > 1 ۱ J EN‏ / 4 ی 2 2 © pe a وم‎ . 7 7 PA sleceen. rt é holt, É 7 و € über die Werlhofsche Blutflecken-‏ وش krankheit und Willan’s Purpura urticans.‏ Dr. Joh. Wilh. Heinr. Conradi. Vorgelesen in der Sitzung der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen am löten November 1845. E. ist nicht meine Absicht, hier eine ausführliche Monographie der Krank- heit, welche Werlhof zwar nicht zuerst beschrieben 1), jedoch als abgeson- derte Form unter Beilegung des Namens Morbus maculosus haemorrhagicus genauer bestimmt hat, vorzulegen, sondern ich will nur einige Bemerkungen über dieselbe und mancherlei von mir in meiner Klinik wie auch in der Pri- vatpraxis beobachtete Modificationen derselben mittheilen und besonders einen neueren in dem hiesigen akademischen Hospitale behandelten Fall, in welehem die Blutfleckenkrankheit nicht bloss an sich sehr schwer, sondern auch mit quaddelförmigen Erhöhungen wie bei der sogenannten Purpura urlicans ver- bunden war, und der mir zu den seltneren und merkwürdigeren zu gehören scheint, etwas ‚näher Pe. ui 1) Werlhof (op. med. ed. Wichmann p. 540—541.) sagte selbst: “Ad affectus „fere omissos singularis hicce, qua solitarius, referri mereretur, nisi auctores de „scorbuto aliisque morbis, ejus tamquam symptomatis, meminissent, et aliquid „ haud absimile notassent auctores pauci v. g. Pezoldus observ. 6., Zwinge- „Tus in paediatria pract. p. 622. sub tifulo macularum higrarum -sine febre, et „praecipue Listerus de scorbuto, aegroti sui septimi et sequentium -historias „maxime de eo fecisset,” Andere, die vor Werlhof wie nach ihm unter dem Namen Scorbutus, Maculae scorbuticae, Petechiae, Petechiae sine febre, etc. Fälle dieser Krankheit beschrieben haben, sind schon von Harless (in Hufe- land’s Journ. d. pract. Heilk. B. 10. S. 27 fg.) und Sachse (in seiner Aus- gabe von Wichmann’s Ideen zur Diagnostik, B. 1. S. 255 fg.) genannt worden. Phys. Classe III. 34 JOH. WILH. HEINR. CONRADI Obgleich die Blutfleckenkrankheit im Ganzen selten ist, so sind mir doch in fünfundvierzigjähriger Praxis gar manche, freilich oft i in einem Jahre nur einzelne, in manchen Jahren auch gar keine, in manchen dagegen meh- rere Fälle derselben vorgekommen. In den meisten erschienen, ohne dass ausser der Mattigkeit besondere Zufälle vorhergegangen waren, vorzüglich auf den bedeckten Stellen des Körpers, seltener im Antlitze, Flecken, welche blauroth oder auch ganz schwarz, rund und von der Grösse der Linsen, zum Theil aber auch viel grösser oder mit breiteren Blutunterlaufungen oder Strie- men untermischt, waren und kein Jucken erregten, wobei dann die Blutung aus der Mundhöhle erfolgte, in welcher am Gaumen, oder an der inneren Seite der Wangen, und besonders an dem Zahnfleische auch missfarbige, schwarze Flecken von der. Grösse eines Nagels am Finger oder eines Sechs- groschenstückes bemerkt wurden, die, besonders auch bei jeder Berührung oder stärkeren Bewegung des Mundes, ein blaurothes oder schwarzes Blut in oft bedeutender Menge von sich gaben. In manchen Fällen erfolgte aber der Blutfluss zugleich aus der Nase; in einigen mit dem Stuhle und in einem auch mit dem Harne. Wichmann!) wollte zwar im Morbus maculosus haemorrhagicus nie mit dem Urin oder den Excrementen, sondern bloss aus dem Munde und ein einziges Mal aus der Nase Blut abgehen gesehen haben; es ist jedoch jenes auch schon von Anderen beobachtet worden. Ja in einem von mir beobachteten Falle gieng das Blut, ohne dass zugleich das gewöhn- liche Mundbluten Statt fand, selbst bloss mit dem Stuhlgange ab. Bekanntlich ist gewöhnlich kein Fieber bei dieser Krankheit zu bemer- ken, es haben die Kranken keine Hitze, oft vielmehr Frost, es ist auch der Puls gemeiniglich langsamer als i im gesunden Zustande und nur in manchen Fällen häufig, aber matt, klein und unregelmässig. Doch sind auch mir einige Fälle vorgekommen, wo ein febrilischer Zustand in der Art des soge- nannten Reizfiebers dabei Statt fand, und wo kühlende und abführende Mittel erfodert wurden und die besten Dienste leisteten. Fälle, die sich durch wirklich entzündliche Anlage, Fieber mit vollem und starkem Pulse, heftigen , Schmerzen in den Eingeweiden u. s. w. charak- 1) Ideen zur Diagnostik, B. I. S. 97. BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT ETC. 35 terisirt und selbst Aderlässe erfodert hätten, sind mir (wie auch wohl den meisten Beobachtern) nie vorgekommen. In einigen von Parry erzählten Fällen, worauf sich Bateman !), indem er die öftere Erleichterung der Krank- heit durch Aderlassen behauptete, bezogen hat, fehlten die Blutungen und gehörten sie wohl nicht zu dem Morbus maculosus haemorrhagicus. Dass aber die eine exanthematisch- febrilische Krankheit darstellenden Petechien zu- weilen einen inflammatorischen Charakter haben können, ist längst von Van Swieten, Selle, Stoll, Borsieri u. A. bemerkt worden, und müssen sie dann besonders sowohl von den bloss symptomatischen, oſt ungleichen und auseinanderlaufenden, Flecken in Faulfiebern, als von den Flecken bei der wahren Blutfleckenkrankheit unterschieden werden. Auf diese Petechien und nicht auf die eigentliche Blutfleckenkrankheit ist auch zu beziehen, was Borsieri (der von Rayer u. A. besonders unter den die Purgirmittel in der Bluifleckenkrankheit empfehlenden Ärzten genannt worden) über diese Mittel geäussert hat, und hat delselde sie auch in jener keineswegs unbedingt empfoh- len, sondern sich vielmehr gegen die zu allgemeine Empfehlung derselben von Strack erklärt und bemerkt, dass die Anwendung derselben in manchen Fällen der Petechien nicht nur ohne Nutzen, sondern auch: دي‎ ererbten gewesen sey 2). : In den meisten Fällen aber wurde die Krankheit von mir durch Elix. acid. Halleri in Verbindung mit China (die auch Werlhof schon gegen diese Krankheit zu empfehlen und in Gebrauch zu bringen das Verdienst ge- habt hat) oder anderen tonischen Mitteln bald gehoben, und auch bei einem Kranken, der noch von einem vorhergegangenen Nervenfieber sehr geschwächt war, als diese Krankheit ausbrach, erfolgte bei der Anwendung jener Mittel die Heilung. Diese Methode (welche auch von Wichmann und anderen grossen deutschen Arzten meistens hinreichend befunden worden) möchte wenigstens in der Mehrheit der Fälle dem Charakter dieser Krankheit mehr entsprechen als die von manchen neueren englischen Ärzten zu häufig empfoh- lene Anwendung der Purgirmittel aus Calomel und Jalappe. 1) Pract. Synops. of cutaneous diseases, p. 112. 2) S. dess. Inst. med. pract. Vol. II. p. 334 u, $. 10 36 JOH. WILH. HEINR. CONRADI Wiewohl aber diese Krankheit durch die angezeigten Mittel meistens bezwungen wird, so kann doch, allerdings der übermässig werdende Blutver- | just oder die Verbindung mit anderen Krankheiten Gefahr und manchmal selbst den Tod bewirken. Zwar hat Wichmann i) gesagt, dass die Er- scheinung von diesem Ausschlage, nach seiner Erfahrung, bei gehöriger Be- handlung nicht gefährlich sey, und 2) dass er- die Kranken, welehe er am einfachen Morbo maculoso haemorrh. leiden geselien, alle durch reichlichen Gebrauch von Mineralsäuren und China, ohne alle andere Künsteleien, gerettet habe. Er setzte jedoch selbst hinzu, dass er wahrscheinlich nicht so glück- lich gewesen wäre, wenn sich im Laufe derselben eine andere Krankheit damit verbunden hätte; denn da, wo dieser Zustand eben bei einem anderen Übel eingetreten, z. E. bei Pocken (wo es aber wohl mehr die gewöhn- lichen symptomatischen Flecken der Faulfieber waren), habe er viele Kranke verloren, und die grösste Gefahr sey immer da gewesen, wo diese Flecken bei einer Krankheit sich frühe zeigten, z. E. mit dem Aus- bruche der Pocken zu gleicher Zeit, oder auch wohl vor demselben. Am dringendsten und nächsten sey die Gefahr gewesen, wo man die grossen Flecken gefunden, und die Kranken starben, wie er vorzüglich in der fürchterlichen Pocken- Epidemie 1766 leider! oft erfahren habe, gewöhnlich schon am Aten oder Sten Tage der Krankheit, da man kaum noch die erste Spur von Pocken selbst entdecken konnte. — Mit Recht hat aber Sachse in seiner Ausgabe von Wichmann's Ideen zur Diagnostik B. 1. S. 242 in Bezug auf dessen Ausserung, dass die | dieses Ausschlages, nach seiner Erfahrung, bei gehöriger Behandlung nicht gefährlich sey, be- merkt, dass schon die angezeigten (manchmal ausserordentlich grossen) Massen des verlorenen Blutes doch wohl auf öftere Gefahr schliessen liessen. Und so hat er auch gegen die Behauptung von Klinge, dass die Krankheit nie, tödt- lich sey, die Beobachtungen einer bedentenden Zahl von Ärzten angeführt, von denen viele einen Kranken, mehrere 2—3, und einer sogar vier daran ا‎ haben. Sowie ich die Krankheit öfter in der gewöhnlichen einfachen, 1) Ideen zur Diagnostik, B. 1. S. 95 — 96. 2) Das. 8. 103. BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT rre. 37 doch zum Theil auch sehr schweren, Form und dann in so manchen interes- santen Modificationen zu beobachten die glückliche Gelegenheit gehabt habe }), so habe ich dagegen auch das Unglück gehabt auf vier tödtliche Fälle zu stossen. In diesen war theils sonst schon die körperliche Constitution sehr geschwächt und zerrüttet, theils kam zu dem gewöhnlichen Blutſlusse aus dem Munde ein anderer starker, als bei einer durch vorhergegangene Lust- seuche und starke Mercurialcuren , sehr geschwächten 30jälirigen Person über- mässiges, immer wiederkehrendes Naseubluten, bei einem bejahrten Manne übermässiges Blutharnen hinzu. Ein Fall betraf ein 4 Jahre und 9 Monate altes Kind, das seit dem zweiten Jahre sehr kränklich und kächektisch gewe- sen war, und wo am dritten Tage der Krankheit zu dem Mundbluten und dem Abgange von etwas blutigem Harne auch Blutbrechen hinzugekommen war und am vierten Tage der Tod unter heftigen Convulsionen erfolgte. Bei der Leichenöffnung fand man auch innere Blutflecken, und zwar ‚auf der Oberfläche der Gedärme, auf dem Bauchfelle, dem Gekröse, der. äusseren und auch der inneren Haut des Magens, auf der Leber und anderen Eingeweiden; wie auch auf der äusseren Haut des Herzens, dem Rippenbrustfelle u. s. W., sonst aber keine innere Blutergiessung oder andere Abnormität. Es war in- dessen in diesem Falle leider die Öffnung des Kopfes nicht gestattet worden, und konnte daher nicht beobachtet werden, ob auch eine Blut-Ergiessung im Gehirne, wie man sie in mehreren tödtlich abgelaufenen Fällen gefunden, ‚Statt gehabt hatte. In dem vierten Falle hatte man, da der Kranke entfernt auf dem Lande wohnte, überhaupt keine nähere Nachricht über den Verlauf. der Krankheit erhalten. Ausserdem habe ich die Krankheit auch in der a Form beob- achtet, wo sie, die meistens bald geheilt wird, nicht bloss eine längere Dauer hatte, sondern auch stinkender Athem, Geschwulst der Füsse u. s. w. wie in dem Scorbute dabei zu bemerken waren. Dass sie manchmal mehrere Monate, ja selbst Jahre dauern kann, haben Mehrere beobachtet. Willan 2) sagt, 1) Mehrere sind schon in der Inaugural-Dissertation meines leider! durch frühzeiti- gen Tod mir entrissenen ältesten Sohnes (de morbo maculoso haemorrhagico -Werlhofii. Gotting. 1829. 8.) angeführt worden. 2) Die Hautkrankheiten, übers. von Friese, 8.3. Abth. 2. 5. 348, 38 JOH. WILH. HEINR. CONRADI ` dass sie in den von ihm selbst beobachteten Fällen von 14 Tagen bis zu einem Jahre und drüber gedauert habe. Sachse!) aber hat nicht nur andere Beobachter, die sie bis zu einem und anderthalb Jahren dauern sahen, angeführt, sondern selbst zwei Fälle mitgetheilt, wo sie in einem 3 Jahre, in dem andern 4 Jahre gedauert hatte. Der von mir beobachtete Fall betraf einen jungen Menschen, weleher, als er zum erstenmal (d. 27. April 1843) in das hiesige akademische Hospital aufgenommen wurde, 16 Jahre alt und Büchsenmacher- Lehrling war. Er hatte blutrothe und auch ganz schwarze Flecken von der Grösse der Linsen und drüber an den Beinen, öfteres Bluten aus dem aufgelockerten Zahnfleische, ein sehr kachektisches aufgedunsenes Ansehen, üblen Geruch aus dem Munde, und klagte sehr über Mattigkeit, Steifheit, wie auch über reissende Schmerzen in den Gliedern, die sich be- sonders Abends äussern sollten, Er versicherte früher immer gesund gewesen zu seyn, nur seit einer Reihe von Jahren ähnliche, doch kleinere und nicht so zahlreiche, Flecken an den Beinen ohne andere Beschwerden gehabt zu haben, die gewöhnlich im Frühlinge sich gezeigt hätten und gegen den Herbst wieder verschwunden wären. Allmählig hätten sich aber zu den Flecken die anderen Zufälle gesellt. Er schrieb diess einer neu erbauten und zu früh bezogenen Wohnung zu. Es wurde anfangs das Elix. Vitriol. Mynsicht., das man bald mit einem Infus. Decoct. Rad. Caryophyllat. und dann besonders mit dem von China verband, nebst einer angemessenen kräftigen Diät: ver- ordnet. Indessen bemerkte man bald nach der Aufnahme des Kranken in das Hospital neben den schon angeführten gewöhnlichen Flecken rundliche und röthliche Erhöhungen der Oberhaut von der Grösse der Linsen und drüber, welche besonders gegen Abend sich erhoben, Quaddeln glichen, Jucken ver- ursachten, gegen Morgen aber sich wieder senkten, und hernach dunkler, braunblau oder braun wurden, wozu sich auch Geschwulst in den Knien gesellte. Während aber in der ersten Woche der Behandlung das Befinden des Kranken etwas besser zu werden schien und weniger neue Flecken aus- brachen, erfolgte nach acht Tagen wieder reichlicherer Ausbruch derselben nicht bloss an den unteren, sondern auch an den oberen Gliedmassen, so 1) A. a. O. S. 243. BEMERK. ÜBER DIE: WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT ere. 39 wie sich auch mehrere Flecken in der Mundhöhle zeigten. Auch gien- gen einige Flecken an den Oberschenkeln und den Hinterbacken in Blut- blasen über, die nach dem Platzen kleine Geschwüre bildeten. Mit dem fortgesetzten Gebrauche von Mineralsäuren und China, die später auch kräf- tig in Substanz mit etwas Rad. Calam. aromat. versetzt gegeben wurde, war auch das Waschen des Körpers mit frischem Wasser und Essig und ein Mundwasser aus einem Aufgusse von ez mit e und hernach mit Schwe- felsäure verbunden worden. Innerhalb der ersten vier Wocben, wo diese Mittel FRY wur- den, hatte sich zwar: das »kachektische Aussehen des Kranken etwas gebes- sert, das Zahnfleisch war etwas fester geworden und blutete weniger, und es waren die Flecken einige Tage lang verschwunden. Doch hielt, obgleich die Cur beharrlich fortgesetzt wurde, die Besserung nicht an, es brachen bald wieder neue Flecken aus, und es gieng jetzt auch wieder Blut mit dem Stuhlgange ab. Es wurden hernach auch Eisenmittel 1), zuerst die 6 Ferri muriat., dann die Tinct. Ferri pomat. und zuletzt die Limat. Mart, mit Cort. Cinnamom. versetzt, nebst erst mit Seesalz und dann mit Stahl berei- teten Bädern angewendet, aber ohne den gewünschten Erfolg. Ausserdem, dass neue Flecken ausbrachen, schwollen selbst um die Flecken manche Stellen an, und es zeigten sich an den Gliedmassen förmliche Beulen, die beim Drucke ‚schmerzten, doch bald wieder verschwanden. Hierauf wurden wieder vegetabilische tonische und auch bei seorbutischem Zustande nützlich befundene Mittel gegeben, besonders ein kräftiges Infuso-Decoct. Rad. Calam. aromat. mit Elix. Vitriol. Mynsicht. verbunden, Extract. Fumar. u. s. w. mit aromatischem Wasser. Auch abführende Mittel, welche von Manchen hier wohl zu allgemein empfohlen worden sind, Kreysig 2) aber, welchem das Hauptmoment dieser Krankheit in einem abnormen Vitalitätszustande des Venen- systems oder einem eignen kranken Zustande der Pfortader gegründet zu seyn schien, und 4 sehr häufig auch die chronische Nesselsucht von Blutstockung 1) Diese u مل‎ i eisenhaltige Mineralwässer sind längst auch gegen scorbu- tische Kachexie wirksam befunden worden. S. Brandis Erfahr. über die Wir- kung der Eisenwittel u. s. w. S. 245 fg. 2) Die Krankheiten des Herzens, Th. I. S. 174 fg. 40 JOH. WILH. HEINR. CONRADI im Unterleibe abhängend gesehen zu haben versicherte ), oft und auch ti Fällen, die lange vergebens mit Säuren u.s.w, behandelt worden waren, mit dem besten Erfolge angewendet zu haben versicherte, wurden vergebens ver- sucht. Jetzt, wo die Krankheit sich schon bis in den vierten Monat hinge- zogen hatte, beschloss ich den Campher zu Hülfe zu ziehen, als welcher durch seine die Thätigkeit des Nervensystems excitirende und regulirende, die Diaphorese befördernde, die Stockungen zertheilende und dem resolutori- schen Zustande des Blutes entgegenwirkende, antiseptische Kraft u. s. w. nicht bloss in manchen hitzigen, sondern auch in chronischen Krankheiten ein höchst wichtiges Mittel ist, und mir auch für diesen hartnäckigen kachektisch- resolutorischen und impetiginösen Fall zweckmässig zu seyn schien. Derselbe wurde nun zu 2— 3 Granen alle 2—3 Stunden gegeben und leistete so auffallend gute Dienste, dass die Flecken bald verschwanden, die Blutungen und die Gliederschmerzen aufhörten und der Kranke überhaupt bald sich wieder wohl befand und, nachdem man ihn noch einige Wochen unter dem Fortgebrauche einer stärkenden Diät und eines bitteren stärkenden Elixires im Hospitale beobachtet hatte, gegen die Mitte des fünften Monates ganz ge- sund entlassen werden konnte. Nach beinahe zwei Jahren (den 25sten Juni d. 8 lte sich derselbe wieder im Hospitale ein, um Hülfe gegen dieselbe Krankheit zu suchen. Er war unterdessen grösser, dicker und stärker geworden, versicherte auch seit seiner Entlassung aus dem Hospitale immer sehr wohl gewesen zu seyn, bis er vor etwa 6 Wochen bei einem Gange über Land sehr durchnässt worden und lange in den nassen Kleidern geblieben wäre, auch lange in einem feuch- ten Locale als Schmiedegesell hätte arbeiten müssen. Darauf seyen bald wieder Flecken und Blulblasen, die in Geschwüre übergegangen, nebst den anderen Beschwerden wie früher erschienen. Er hatte bis zu seiner Ankunft in dem Hospitale sonst noch kein Mittel gebraucht, nur auf die Geschwüre ein von einem Chirurg ibm empfohlenes Pflaster gelegt. Ausser mehreren kleineren Geschwüren hatte er an jedem Beine ein grösseres, das dunkelblau, schlaff, schwammicht, leicht blutend und höchst übelriechend war und wovon beson- 1) Handb. der pract. Krankheitslehre, Th. 2. Abh. 1. 8. 583. 592. BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT ere. 41 ders das am rechten Beine schon eine tiefere Zerstörung bewirkt batte. Auch zeigten sich wieder, besonders an den Beinen, die quaddelförmigen Erhöhun- gen mancher Flecken, welche jetzt meistens von der Grösse eines Marien- oder Silbergroschens, anfangs röthlich oder auch hellroth, hernach braunblau oder braun waren, Abends sich erhoben und Jucken verursachten, gegen Morgen aber sich wieder senkten. Ubrigens verhielt es sich in Ansehung der Blutungen, des üblen Geruches aus dem Munde, der Gliederschmerzen u. s. w. wie das erstemal, nur dass jetzt statt der Kniee die Füsse, besonders in der Gegend des Fussgelenkes, geschwollen waren. Es wurde jetzt gleich der Campher, welcher dási! ۲ bei diesem nber sich so wirksam bewiesen hatte, angewendet, auf die Geschwüre aber anfangs der mit Wasser verdünnte Holzessig (Acidum pyro- lignosum) applicirt, wodurch sie bald reiner wurden und der üble Geruch derselben verschwand. Auch die dunkelen Flecken und der üble Geruch aus dem Munde verloren sich bald, und es wurde auch in Ansehung der Blutung, der Schmerzen und Geschwülste bald besser. Doch erfolgte noch einigemal blutiger Stuhlgang, einmal auch nach einem Diätfehler Bauchfluss, der aber bald durch ein Infusum Ipecacuanhae (gr. XV =% VI. mit Gummi arab. und Syrup. Diacod. versetzt) gehoben wurde; es zeigten sich noch öfter neue Flecken und quaddelförmige Erhöhungen derselben, und die Geschwüre, welche zwar reiner ‚gerduden: waren und worin sich ziemlich gute SE GRS zeigten, ollten « g | Es wurde nun neben dem Campher, um auch der noch herve henden Schwäche zu begegnen ‘und die Heilung der Geschwüre zu befördern, ein Infuso - Decoct. Rad. Caryophyllat., mitunter mit China und mit Elix. Vitriol. Mynsicht. versetzt, gegeben, auf die Ge- schwüre aber theils Säuren und aromatische Dinge, Aufgüsse von Chamillen und Calmus, theils besonders eine Auflösung des Silbersalpeters . applicirt, endlich auch eine Abkochung von Lohe und Einwickelungen des Gliedes an- gewendet. Diese Mittel leisteten dann auch so gute Dienste, dass am 12ten September d. J. die Entlassung erfolgen konnte. Dieser in mehr als einer Hinsicht merkwürdige Fall bot also neben den gewöhnlichen Symptomen der Werlhofschen Blutfleckenkrankheit nicht nur die quaddelförmigen Erhöhungen wie bei Willan’s Purpura urlicans, sondern Phys. Classe III. ۲ F 42 JOH, WILH. HEINR. CONRADI auch solche Erscheinungen dar; wodurch nach Wichmann u. A. der Scorhut sich von jener unterscheiden soll. Wenn man, sägte-Wichmann.h), “einen Kranken mit blutendem Zahnfleische antrifft, so dringet sich gewöhn- „lich sogleich die Idee vom Scorbut auf; hal ein solcher Kranker ohnehin „Flecken, so nennt man das gemeiniglich scorbutische Flecken. Aber sicher „gehört zu dem wahren Scorbute noch etwas mehr, als jene beiden Erschei- „nungen, und er ist mitten auf dem festen Lande, bei uns hier, so wenig „zu Hause, dass es ein Missbrauch des Worts ist, der zu einer verkehrten „und nachtheiligen Behandlung Anlass geben kann. Der stinkende Odem, „der sichtbar kränkliche cachektische Zustand, die Beschaffenheit der festen „Theile des Körpers, die geschwollenen Füsse u. s. w. und die ungleich län- „gere Dauer des wahren Scorbutes, die mehr grüngelblichen als rothen „Flecken, unterscheiden ihn genug von jener oben beschriebenen Krankheit.“ Dagegen hat aber schon Sachse 2) nicht nur mit Recht bemerkt, dass der Scorbut (wie längst von Andern dargethan worden) allerdings auch auf dem Lande vorkomme, sondern er hat auch durch die Beobachtungen Anderer und seine eignen dargethan, dass die von Wichmann angegebenen Unterschei- dungszeichen, der stinkende Odem, der sichtbar kränkliche kachektische Zu- stand, die Beschaffenheit der festen Theile des Körpers, die geschwollenen Füsse u. s. w. einzeln auch in Fällen des Morb. maculos. haemorrhagicus vor- gekommen sind; dass dieser sich auch Monate; Jahre lang ausdehnen könne, während auch der Scorbut in tausenden von Fällen weit kürzere Zeit gedauert habe, wenn nur die ‚Befallenen das Land betraten, andere Kost bekamen, kurz, wenn die Ursachen zu wirken aufhörten; dass auch die Flecken im Morb: maculos. haemorrhag. keineswegs immer roth sind, sondern von dieser Farbe alle Schattirungen bis zur Tintenschwärze durchgehen; und dass diess geschieht, so lange sich die Krankheit verschlimmert, mit der Besserung da- gegen gerade wie beim Scorbut die dunkleren Farben wieder in hellere über- gehen. Ausser den von Sachse angeführten Beobachtern verdient hier be- — — 1) Ideen z. Diagnost. B. I. S. 100. 2) In seiner Ausgabe von Wich man n's Id. zur Diagnost. B. I. S. 270 fg. BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT ere. 43 sonders auch Clarus berücksichtigt zu werden, welcher 1) nämlich erzählt hat, dass er diese, sonst ziemlich seltene Krankheit im Verlauf eines Sommers dreimal, und zwar zweimal im Spital und einmal zufällig bei einer gefange- nen stumpfsinnigen Person beobachtet, und in allen drei Fällen, wie in einem früher beobachteten, die Lentinsche (eigentlich von Sachse in einer An- merkung zu dem Supplementbande von Lentin's Beiträgen zur ausübenden Arzneiwissenschaft, S. 227 geäusserte) Meinung, dass die Fleckenkrankheit ein niederer Grad und eine (bloss etwas) acutere Form des Scorbutes (eine Art des Landscorbutes) sey, bestätigt gefunden habe, und dass die von Behrens angegebenen Unterscheidungszeichen nicht hinreichend seyen, beide Krankheiten für wesentlich verschieden zu halten. In den von ihm beobach- teten Kranken hätten sich, mit den peteschenähnlichen Flecken zugleich, alle Kennzeichen des Scorbutes gefunden: stinkender Athem, grünlichgelbe, breite, in die Farbe der Haut allmählig verlaufende Flecke, von etwas gespanntem, glänzenden Ansehen, Gliederschmerzen und ein allgemeiner kachektischer Zu- stand. Auch seyen alle durch die zu gleicher Zeit bei andern Scorbutischen mit Glück angewendeten Mittel: Malztrank, frische Kräutersäfte, besonders den Saft der Brunnenkresse und des Löffelkrauts, Calmus, China, Mynsichts Elixir, Bäder u. s. w. in Zeit von einigen Monaten vollkommen hergestellt worden. — In dem von mir beobachteten Falle waren auch alle von Wich- mann angegebenen Unterscheidungszeichen des Scorbutes, und zwar ausser den von Clarus angeführten noch die Geschwülste an den Gelenken und selbst Geschwüre vorhanden 8} stimmt daher auch dieser Fall dafür, dass die Bluifleckenkrankheit, die überhaupt, da Blutflüsse sowohl als Flecken zu ihren Hauptsymptomen gehören, eben so wenig mit Grund bloss zu den Hautausschlägen als zu den: Blutflüssen gerechnet werden kann, mit dem Scorbute verwandt ist, welche Verwandtschaft auch von Hufeland, Har- less, Raimann (wenn diese auch sonst einigen Unterschied zwischen beiden angenommen haben) und anderen neueren Ärzten anerkannt worden ist. E möchten wohl auf derselben Grundkrankheit, und zwar vorzüglich auf 1) Annalen des Königl. klinisch. Institutes im St. nn in Leipzig, B. I. Abth. 1. Leipz. 1810, S.132 fg. F2 44 JOH. WILH. HEINR. CONRADI mit Schwäche (die bei der Blutfleckenkrankheit wohl besonders auch in den Haargefässen der Haut hervorsticht) verbundenem resolutorischen Zustande des Blutes, beruhen, wiewohl dabei wenigstens in manchen Fällen die von Kreysig vorzugsweise beschuldigte Abnormität im Pfortadersystem (s. oben S. 39), oder Blutanhäufung in den Venen des Unterleibes, besonders der Milz, in Betracht kommen möchte 1). Die schädlichen Einflüsse, welche die Werlhofsche Blut- fleckenkrankheit zu veranlassen pflegen, feuchte und kalte oder sonst ver- dorbene Luft, enge, feuchte und dunkele Wohnung, schlechte Nahrung, niederschlagende Leidenschaften u. s. w., können bei stärkerer und anhalten- derer Einwirkung auch den Scorbut erzeugen 2). 1) Auch Selle (Medic. clin. S. 229) schien bei dem sporadisch auf dem Lande vorkommenden Scorbute oft eine Plethora abdominalis die Hauptursache der scorbutischen Schärfe zu seyn; wenigstens würden oft Mittel erfodert, wodurch die Eingeweide des Unterleibes eröffnet werden. 2) Willan (a. a. O. 8. 355.) betrachtete den Ausschlag, welchen er Purpura nannte, unter allen von ihm hier beschriebenen Formen, also die Purpura simplex, haemorrhagica und urticans „ als dem Wesen nach zum Scorbut gehörig. Diese Ansicht möchte jedoch in Bezug auf so manche Fälle der sogenannten Purpura simplex oder der Petechien, wobei keine Spur von scorbutischer An- lage oder scorbutischen Zufällen bemerkt wird „wie in Bezug auf manche zu der hernach noch weiter zu betrachtenden Purpura urticans gerechnete Fälle, für sehr zweifelhaft zu halten seyn. 80 sind manchmal einfache fieberlose Petechien beobachtet worden, die höchst mild waren und wobei durchaus kein Zeichen einer scorbutischen Anlage Statt fand. Vgl. die von Graff de petechiis sine febre, p. 19 sq. gesammelten Beobachtungen, worunter sich aber freilich manche nicht auf die einfachen ſieberlosen Petechien, sondern auf den Morbus maculosus haemorrhagicus (der sonst auch unter den Petechiis sine febre be- griffen worden ist) beziehen, sowie Strack und andere Schriftsteller über die Petechien. Aber auch die mit Fieber verbundenen Petechien, welche rund, umschrieben, oft auch hellroth u. s. w. sind und, wie besonders Borsieri dar- gethan hat, eine primäre, exanthematisch - febrilische Krankheit darstellen, und welche (wie schon oben 5. 35 bemerkt worden) von den bloss symptomatischen, oft ungleichen und auseinanderlaufenden, Flecken in Faulfiebern wohl unter- schieden werden müssen, sind, obgleich sie oft als eine schwere, dem anstecken- den Typhus ähnliche Krankheit sich zeigten, doch manchmal auch in einer ge- BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT zero. 45 In Bezug auf die im Vorhergehenden unter den ‚Ursachen der Blut- fleckenkrankheit angeführte Blutanhäufung im Unterleibe und besonders der Milz bemerke ich noch, dass Geschwulst der Milz weder in dem obigen, noch in anderen mir vorgekommenen Fällen der Blutfleckenkrankheit wahrzu- nehmen war. Sie ist in derselben überhaupt wohl selten, oder besonders bei Personen, die vorher am Wechselfieber gelitten hatten, beobachtet wor- den. In dem Scorbute, bei dem auch nach Forestus u, A. die Milz ge- wöhnlich affıcirt seyn sollte, ist die Geschwulst derselben ebenfalls nicht be- ständig 1), ja nach Lind (wie derselbe in seiner classischen Schrift über den Scorbut S. 440 bemerkt hat) die Milz selten fehlerhaft gefunden worden. Jedoch kann chronischer Infaretus und Geschwulst der Milz oder die in den Hippokratischen Schriften (Praedictor. Lib. II. c. XLIV., de affeclionibus XXI., de intern. affectionibus XXXIV.) unter dem Namen omAsvss peyakoı be- schriebene Krankheit ausser anderen Zufällen auch Verderbniss des Zahn- . fleisches, üblen Geruch aus dem Munde, Blutausleerungen aus verschiedenen Theilen, schlimme Geschwüre an den Schienbeinen, schlechte Farbe des Kör- pers, Geschwülste der Füsse u. s. w. bewirken. Daher haben auch Lange, Ronss, Sennert u. A., wie hernach G. G. Richter, Werlhof und Gruner (Morborum antiquitat. p. 132 sq.) die Schilderung der gueycAos oN ů auf den Scorbut bezogen, worauf man auch die des eiAsis eiua- rirys (de intern. affect. XLIX.) bezogen hat. Willan aber hat selbst (a. a. O. S. 350) seiner Beschreibung eines Falles der Blutfleckenkrankheit die Anmerkung beigefügt, dass derselbe den aus den griechischen Autoren ent- linden, gutartigen, keineswegs ‚nervös-faulichten Form erschienen, wie ich auch in einer von mir beobachteten Epidemie bestätigt gefunden habe. Vgl. ausser den von Borsieri (Vol. II. g. CCCXXV, CCCLXXIV sq.) angeführten Beobach- tern meine Animadversiones de febre petechiali. Heidelb., 1818. 4. Da also das mit den Petechien verbundene Fieber, wie das bei anderen Exanthemen, von verschiedener Art und auch gutartig seyn kann, darf auch das Petechialſieber nicht bloss als eine schlimme Form des Typhus angesehen werden (wie es noch von vielen Neueren geschieht), und es ist auch hier oft kein Zeichen von reso- lutorischem Zustande wie in Faulfiebern und dem Scorbute zu bemerken. 1) Vgl. Van Swieten Commentar. in Boerhaave Aphor. T. III. p. 591. 46 JOH. WILH. HEINR. CONRADI lehnten Satz des Celsus: “Quibus magni lienes sunt, his gingivae malae „sunt, et os olet, aut sanguis aliqua parle prorumpit, quorum si nihil evenit, „necesse est in cruribus mala ulcera, et ex his nigrae cicatrices fiant” erläu- tere, und hat dabei zur Vergleichung die Hippokratische Stelle de internis affect. XXXIV., sowie Pauli Aeginetae Lib. 111. c. 49. citirt; und auch Bateman hat, nachdem- er die Vermuthung geäussert, dass der Blutfleckenkrankheit irgend ein Fehler oder Stockung in den Eingeweiden zum Grunde liege, mit Beziehung auf die angeführte Stelle des Celsus, hinzugesetzt, dass die alten Ärzte geradezu einige Zufälle, besonders die Blutflüsse aus der Nase, dem Zahnfleische und anderen Theilen, auf eine krankhafte Vergrösserung der Milz bezogen hätten, Hierbei ist indessen zu bemerken, dass in den angeführten Stellen gar nicht von den die Blutfleckenkrankheit charakterisirenden Flecken die Rede ist, nur (Praedict. II. c. XLIV.) die schwarzen Narben und de intern. affectionib. XLIX. die schwarze Farbe 1), sowie de intern. affect. XXXIV. die &mwuxrides, die aber doch eine andere Bedeutung haben, angeführt worden sind. Wenn aber auch in jenen Stellen wohl manche scorbutische Zufälle, jedoch nicht bestimmt die Flecken ausgedrückt sind, und desshalb Sprengel (welcher schon früher 2) sich gegen die Deutung jener Stellen auf den Scorbut erklärt hatte) meinte 5), dass jene Hippokratischen Krankheiten auch nicht zu der Blutfleckenkrankheit gezogen werden könnten, so kann doch sonst eine solche Affection der Milz ausser anderen Zufällen auch bläuliche oder schwärz- 1) Diese hat freilich Sennert (Med. pract. L. III. P. V. S. II. op. p. 548) auf die Flecken beim Scorbute bezogen, indem er sagte: “Neque id satis firmum est, „quo nonnulli evincere volunt, scorbutum antiquis plane incognitum, quod „Scilicet nemo veterum macularum mentionem- fecerit, quae sint infallibile scor- „buti indicium, ut, quando apparent in cruribus; medicus non dubitet de scor- „buto. Etenim non semper apparent maculae, etiam in i's regionibus, ubi „scorbutus familiaris: et variant symptomata pro regionum et corporum varie- „tate. Neque tamen Hippocrates maculas plane praeteriisse videtur, cum „colorem crurum nigrum fieri dicit, quae sunt maculae illae nigrae.” 2) Versuch ein. pragm. Geschichte der Arzneik. Th. 2. 8.690 und Instit. patholog. spec. f. 313. 3) In den Anmerk. zu Bateman’s pract. Darstell. der Hautkrankh. S. 180. BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT rre. 47 liche Flecken verursachen und mag wenigstens in manchen Fällen bei der Blutfleckenkrankheit hervorstechen oder derselben zum Grunde liegen +). 1) Vgl. Riverii Prax. med. Lib. XVII. Sect. III. c. 1, der schon ausdrücklich be- merkt hat, dass solche Flecken nebst Blutflüssen aus verschiedenen Theilen auch in lienosis vorkommen könnten. Swediaur (nov. nosolog. method. syst. Vol. II. p. 148.) sagt zwar in einer Anmerkung zu seiner Charakteristik der Emphraxis splenis: “Gingivarum cor- „ruptionem; foetorem oris; rhagades seu fissuras labiorum, pedum, manuum, „cutis; ulcera crurum etc. ut symptomata splenis affecti ab Hippocrate notata, „in nostris regionibus hodie rarius in Lienosis (Xz21v:xo} Hipp.), sed frequenter „in scorbuto observamus.” Jedoch hat er zu den Symptomen jener Affection auch mehr oder weniger breite, bläuliche oder schwärzliche Flecken, hart- näckige Geschwüre an den Beinen, mancherlei Blutflüsse u. s. W. gerechnet, wie auch die Emphraxis splenis unter den Ursachen der Blutfleckenkrankheit oder der von ihm («nö toù ۵۵/۵۲۵6 neltov) sogenannten Peliosis aufgeführt. Von dieser Peliosis ist übrigens die in Schönlein’s nach seinen Vorlesungen herausgegebener Pathologie und Therapie unter den Arten der Peliosis ange- führte Peliosis rheumatica offenbar in mehr als einer Hinsicht verschieden, und würde es auch in Ansehung der Farbe der Flecken seyn, wenn die von dem Nachschreiber mitgetheilte Darstellung, wornach die Farbe hellroth, nie blau, livid seyn soll, bestimmt für ächt gehalten werden könnte, Andere haben sie upter, der Roseola (nach: Willan’s Bestimmung, einer rosenartigen Efflorescenz, >= verschieden امس‎ ‚ohne Quaddeln oder Blätterchen und nicht ansteckend, sondere mehrentheils atisch ist, in Verbindung mit verschiedenen Fie- bern vorkommt) كم‎ Mund, insofern sie bei am Rheumatismus Leidenden erscheint, Roseola rheumatica genannt. So sagt Rayer (Malad. de la peau, T.I. p. 236), wo er von der Roseola rheumatica handelt, dass unter dem Namen Peliosis rheumatica auch Schönlein diese Varietät signalisirt habe, und gibt dann die ihr zugeschriebenen Charaktere nach der in dem Bulletin des scienc.. med. de Ferussac, T. XVIII. p. 274 sq: mitgetheilten Darstellung, worin die Farbe der Flecken als dunkelroth oder veilchenblau, zuweilen selbst schwärz- lich bestimmt wird, an. Auch Hebra (Diagnastik der Hautkrankheiten in tabellarischer Ordnung nach Hebra’s Vorlesungen von Bened. Schulz. Wien, 1845. 8. S. 18) hat unter den Arten der Roseola die Roseola rheumatica und als Synonym Peliosis aufgeführt, die Flecken aber als roth bezeichnet. Aller- dings kann ein der Roseola gleichender Ausschlag gleich frieselartigen und an- 48 JOH. WILH. HEINR. CONRADI Was endlich die in diesem Falle zugleich vorgekommenen quaddelför- migen Erhöhungen der Flecken betrifft, so kamen dieselben (s. oben 8 und 41) in Ansehung der Form und Farbe ganz mit den von Willan 1) seiner Purpura urticans zugeschriebenen überein. Nach diesem sollen dabei zwar auch zwischen den Quaddeln sehr oft Petechien zum Vorschein kommen, die Dauer des Übels verschieden seyn, dasselbe oft von 3—5 Wochen währen, während dieser Zeit die Hände und Knöchel von einer ödematösen Geschwulst befallen werden, die unangenehmsten Symptome aber die grosse Hinfälligkeit und Schwäche, so wie der Mangel an Esslust seyn, dagegen er Blutflüsse wie Fieber nie dabei beobachtet haben will. Es soll sich gewöhnlich im Sommer und Herbste zeigen und Personen, die sich täglich bei schwerer Arbeit anstrengen müssen und dabei schlechte Kost haben, wie auch zarte junge Frauenzimmer, die ein üppiges Leben führen und sich wenig Bewe- gung machen, befallen. Bei letzteren finde man zuweilen vor der Erschei- nung der blauen Flecken und ehe sich Spuren der Anasarca zeigten, die Unterschenkel hart und gespannt, so dass ihre Steifheit das Gehen erschwere und den Kranken bald müde mache. Das Übel soll mit Chinarinde, Mineral- säure, oder mit salzsaurer Eisentinctur, in Verbindung mit mässiger Leibes- bewegung in freier Luft behandelt werden. : : Willan hat in seiner Schilderung dieser Art des durch die Quaddeln verursachten Juckens wenigstens nicht ausdrücklich Erwähnung gethan, und Bateman sagt sogar, dass die rundlichen und röthlichen Erhöhungen der Oberbaut, wodurch sie sich auszeichne und welche Quaddeln glichen, doch nicht wie die Quaddeln bei der Nesselsucht von Jucken begleitet ۰ Willan selbst hat jedoch hier einen Fall eitirt und demnach auf die Purpura urticans bezogen, der von Friedr. Hoffmann 2) unter der Überschrift: deren, wie längst von ülteren Arzten bemerkt worden, symptomatisch oder auch kritisch zu rheumatischen Fiebern sich gesellen, aber auch in derselben äusseren Form in andern Fiebern u.s. w. vorkommen. Wie man auch diesen sympto- matischen Ausschlag nennen mag, so gehört er wenigstens nicht zur eigent- lichen Peliosis. 1) Die Hautkrankheiten übers. von Friese, B. 3. Abth. 2. S. 351 fg. 2) Consultat. et responsor. medicinal. T. II. p. 495 sq. BEMERK, ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT src. 49 de maculis et tuberculis totum corpus et faciem pertinaciter occupantibus, mitgetheilt worden und bei dessen Beschreibung dieser bemerkt hat, dass die Flecken manchmal beschwerliches Jucken verursacht hätten. Bei der soge- nannten Essera scorbulica hat man früher selbst das Jucken und zwar auch sehr heftiges für charakteristisch gehalten 1), wobei freilich nicht zu vergessen ist, dass man früher das Wort Scorbut sehr gemissbraucht, dem Scorbut einen zu grossen Einfluss auf andere Krankheiten zugeschrieben, die meisten chronischen Ausschläge und viele andere Beschwerden ohne Grund für scor- butisch erklärt hat, und dass unter jenem Namen begriffene Ausschläge auch durch die gewöhnlichen Ursachen der Nesselsucht und der Essera, gastrische Reize, Erhitzung und Erkältung, krankhafte Secretion der Haut, Stockung im Unterleibe, oder eine allgemeine unbestimmte Dyskrasie u. s. w. bewirkt werden können 2). Jedoch sind auch später bei wirklich Scorbutischen ausser den Flecken auch Bläuterchen oder Ausschläge, die sehr hefiiges Jucken er- regten, bemerkt worden 3). Es ist daher nicht wohl einzusehen, warum 1) Vgl. Henr. Christoph. Alberti resp. Scharff diss. de Essere scorbutico. Er ford. 1692. 4., wo es besonders p. 8 heisst: “Essere scorbuticum nihil aliud „est, quam vitiosa cutis constitutio, a variis exanthematibus in variis, regionibus p enatis, et cum summo ac intolerabili fere ardore ac pruritu conjunctis subito „jam apparentibus jam disparentibus a miasmate scorbutico corrosivo viliosisque „salsis ac muriaticis humoribus ortum ducentibus, proveniens.” ل‎ Nach Manchen soll überhaupt bei der Art der Nesselsucht „welche Essera genannt worden, das Jucken fehlen, kann aber auch nach meinen Beobach- tungen dabei vorkommen und sehr heftig seyn. Von dieser sagte schon Bor- sieri (inst. med. Vol. II. |. C.): “Qui ex illis novum genus conficiunt, discri- „men hoc esse ajunt, quod Essera pruriginis expers omnino reperiatur. At „vehementer dubito, num perpetuo prurigo absit, et, si quando abesse videa- „tur, satis discriminis in hoc contineatur, ut ab urticato exanthemate segre- „ getur.” 2) Auch der oben angeführte, von Friedr. Hoffmann mitgetheilte Fall konnte nach dessen eigner Erklärung nicht auf scorbutische Anlage bezogen werden. 3) Vgl. Histor. morbor. Vratisl. Ed. Haller p. 320, so wie was in einer Haupt- schrift über den Scorbut, der von Lind, aus einem Briefe von Huxham an denselben, S. 205 fg. der Übersetzung von Petzold mitgetheilt worden. G Phys. Classe III. 50 JOH. WILH. HEINR. CONRADI nicht auch die quaddelförmigen Erhöhungen bei der Purpura urticans Jucken erregen sollten, und möchte diess nicht bloss Statt finden, wo eine gewöhn- liche Nesselsucht zufällig mit der Blutfleckenkrankheit verbunden wird, son- dern auch bei dieser, in den freilich selteneren Fällen, wo neben den flachen Flecken manche sich quaddelförmig erheben, wahrscheinlich durch eine zu- gleich entwickelte Schärfe verursacht werden können, so wie es denn auch in dem von mir beobachteten Falle allerdings vorhanden war. Dass über- haupt der Ausschlag bei der Blutfleckenkrankheit zuweilen gebrannt oder gejuckt hat, dafür hat schon Sachse !) ausser seiner eigenen Beobach- tung auch von Anderen beobachtete Beispiele (worunter indessen einige zweifelhaft sind) angeführt. Aber auch von mehreren neueren Schriftstellern über die Hautkrankheiten, welche nach Willan und Bateman ausdrück- - lich die Purpura urticans berücksichtigt haben, ist mehr oder weniger starkes Jucken oder Brennen unter den Symptomen derselben angeführt worden. - Rayer 2) sagt, dass die röthlichen, eiförmigen oder zirkelrunden hervor- ragenden Flecken der Purpura urticans von einer Empfindung von Brennen begleitet würden, das dem bei der Nesselsucht ähnlich, doch viel weniger stark sey. Auch Wilson 5) bemerkt, dass sie manchmal von einer jucken- den Empfindung begleitet würden. Ein anderer englischer Arzt, Willis )), rühmt zwar zuerst Willan’s genaue Beschreibung der Purpura urticans, erklärt dann aber in Ansehung der örtlichen Symptome, dass, im Wider- spruche mit Bateman, selbst eine starke Empfindung von Schmerz und Hitze in den Flecken während der Periode ihrer Erhebung mit beträchtlicher Anschwellung des umgebenden Zellgewebes sich gezeigt habe, und hebt auch, wo er von der Diagnose dieses Ausschlages spricht, die schmerzende und 1) A. a. O. S. 237. Derselbe hat auch nicht bloss mehrere frühere Beobachter, von welchen bemerkt worden, dass die Flecken bei der Blutfleckenkrankheit sich erhoben hatten, angeführt, sondern selbst erhabene und flache Flecken neben- einander beobachtet. S. 8. 235 fg. u. 495. 2) Traité theor. et prat. des maladies de la peau, T. II. p. 509. 3) Diseas. of the skin, $. 457. 4) Illustrations of cutaneous diseases, Fascic. VII. “BEMERK. ÜBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT src. 51 juckende Pein in Verbindung mit der während der Nacht erfolgenden Bil- dung von Quaddeln u. s. w. hervor. In einem von ihm beobachteten und auch abgebildeten Falle soll die Krankheit dem sogenannten Erythema nodo- sum sehr nahe gekommen seyn. Sie hat nach ihm im Allgemeinen keine Ähnlichkeit mit der Purpura, soll nicht bloss falsch benannt, sondern auch unrichtig gestellt werden, wenn man sie mit einer solchen Krankheit vereinige. Bei ihr sey die Ergiessung des Blutes eine blosse Folge der Heftigkeit der Action, die in den erhobenen Quaddeln Statt gefunden, -oder der stärker angeschwollenen Flecken der Haut und des darunter liegenden Zellgewebes, welche regelmässig vor aller Austretung hergehe. In der eigentlichen Pur- pura sey der Vorgang ganz und gar verschieden, indem sich keine örtliche Action in- den Stellen der Ekchymosen und Petechien offenbare, die Er- giessung des Blutes wirklich primär sey und aller Wahrscheinlichkeit nach von einer gewissen krankhaften Beschaffenheit des Blutes abhänge. In dem von ihm abgebildeten Falle war überdiess noch eine Anzahl von festen Quaddeln über den Ellbogen und Knieen zu bemerken, welche der Sitz von doch geringer Hitze und Jucken waren, unter dem Drucke bleich wurden, doch nur für einen Augenblick, auch besonders länger dauernd sich zeigten, indem einige derselben sich im Verlaufe von sechs oder sieben Tagen nicht merklich veränderten, welche jedoch auch so auf einander folgten, dass eine oder mehrere erschienen, sowie eine oder mehrere verschwanden. Ausser der allgemeinen Ähnlichkeit der Symptome und dem Charakter der Beschwerde, die der die Urticaria subentanea und tuberosa begleitenden so ähnlich ge- wesen, sey es daher vorzüglich die Gegenwart dieser Quaddeln, was ihn be- stimme, den abgebildeten Fall unter die Nesselsuchten zu stellen und die Krankheit Urticaria petechialis zu nennen. Es sind in der Schilderung des- selben auch nicht die bei der Purpura urticans oft neben den quaddelför- migen Erhöhungen vorkommenden eigentlichen Blutflecken angeführt worden; es war auch sonst nichts von scorbutischer Anlage zu bemerken, sondern das von dem Ausschlage befallene zwölfjährige Mädchen soll nicht bloss eine reine Zunge, sondern auch ein blühendes Ansehen gehabt haben und ausserdem in vortrefflicher Gesundheit erschienen seyn, als es in die Behandlung des Arztes kam. Tonische Mittel sollen nicht genützt, N geschadet haben, 52 JOH. WILH. HEINR. CONRADI ER Übel dagegen durch nach vorausgeschicktem Brechmittel angewendeles Calomel mit Jalappe und eine zwischendurch gegebene Mixtur aus Magnes: sulphur. und Magnes. earbonica mit einem kleinen Zusatze von Brechwein- stein gehoben worden seyn 1). Dieser von Willis erzählte Fall stellte allerdings mehr den Charakter der Urticaria als den der Purpura in Willan’s Sinne dar. Überhaupt können wohl Fälle, wie sie manchmal vorgekommen sind, wo quaddelför- mige Erhöhungen, die den ber der Purpura urticans beobachteten ähnlich waren, aber ohne die eigentlichen Blutflecken, sowie ohne irgend ein anderes Zeichen von scorbutischer Anlage bestanden und auch durch die gewöhn- lichen Ursachen der Nesselsucht (s. oben S. 49) bewirkt wurden, als Modifi- cationen der Nesselsucht angesehen werden. Die Modificationen und Ver- bindungen, deren es von so manchen Ausschlägen so viele gibt, dass man wohl noch mit Hensler 2) sagen kann: “Wer kann die Abartungen und „Varietäten der Hautausschläge zählen und wer kann sie alle nennen!”, sind bekanntlich auch bei der Nesselsucht mannichfaltig. Schon Wichmann 5) hat ausser anderen Sonderbarkeiten, wodurch sich dieser Ausschlag aus- zeichnet, noch, freilich als eine Seltenheit, beigefügt, dass er 1769 ein 2jähriges Kind gesehen, bei dem dieser Ausschlag, fast Sugillationen gleich, bläulich wurde, und wirklich hin und wieder ins Schwärzliche fiel, in eini- gen Tagen aber bei ganz gelinden Mitteln ohne Fieber wieder verschwand. Rayer *) aber behauptet, dass die Purpura urticans nicht unterschieden werden könne von den urticaires hemorrhagiques, in denen eine gewisse 1) In zwei vom Dr. von Haselb erg beobachteten Fällen, die auf Purpura urti- cans bezogen und wovon in Rust’s Magazin der Heilkunde, B. 37. S. 183 aus amtlichen Berichten eine kurze Nachricht mitgetheilt worden, zeigten sich auch zuerst juckende Papeln, wie bei der gewöhnlichen Urticaria, welche bald wie- der sanken und sich in kleinere oder grössere rothe oder auch braune Flecken verwandelten u. s. w. Von neben den quaddelförmigen Erhöhungen vorkommen- den Blutflecken ist hier auch nicht die Rede. 2) S. dessen vortreffliche Recension von Selless Medic. clin. in der allg. deutschen Biblioth. B. 56. S. 433. 3) Id. 2. Diagnost. Th. 3. S. 143. 4) Malad. de la peau, T. III. p. 509 — 510. : BEMERK UBER DIE WERLHOFSCHE BLUTFLECKENKRANKHEIT ere. 33 Quantität von Blut sich in die nesselartigen Flecken inſiltrire, als bis zu gleicher Zeit zwischen diesen Flecken eine gewisse Anzahl von wahren Pete- chien vorhanden sey. Auch Todd 1) hat, nachdem er die von Willan an— gegebenen Varietäten der Purpura und darunter als die seltenste die Purpura urticans angeführt, einen von ihm beobachteten Fall erzählt, worin zu den nesselartigen Flecken Hautblutung (vielmehr ‚Ekchymose) sich gesellt, zuerst sich in der Mitte jedes Fleckens gezeigt und sich allmählig in demselben aus- gebreitet habe, überhaupt aber erst, wann eine Reizung entweder durch die Urticaria selbst oder durch einen örtlichen Reiz eines Blasenpflasters veran- lasst vorhanden war, sich geäussert haben soll. Er betrachtete die Krankheit daher als eine Varietät der Urticaria und wollte auch, dass sie Urticaria haemorrhagica genannt werde. Lange vor Willis, Todd u. A. hat aber ein deutscher Arzt, Valent. von Hildenbrand 2), gesagt: “Lichen urti- „catus et purpura urlicans Millanii pariter simplices urticariae anomalias „et modificationes sistere videntur.“ Derselbe war indessen überhaupt nicht geneigt, mit Willan und dessen Nachfolgern die Arten der Ausschläge ohne Noth zu vervielfältigen, Abarten und Spielarten zu Arten zu erheben, und sie willkührlich mit neuen oder früher in einem anderen Sinne gebrauchten und oft keinesweges passenden Benennungen zu belegen 5), und wenigstens in Ansehung dieses Punctes muss ich ihm nach meiner Bee #) ausgesproche- nen Uberzeugung vollkommen beistimmen. Dagegen kann ich nicht der von ihm, wie von Willie und Todd ausge- crochet Meinung seyn, dass die sogenannte Purpura urticans nur eine Varietät der Urticaria darstelle. Wenn auch manche hierhergezogene Fälle wohl zu den mannichfaltigen Modificationen der Urticaria gehören, so möchte doch Willan’s Pre urlicans nicht bloss und durchaus auf die Urticaria zu beziehen seyn, 1) The Dublin Journ. of medic. Science, 1842, Sept. Nr. ۰ 2) Inst. pract. med. T. IV. Vienn. 1825. p. 49. 3) Vgl. das von ihm f. 72 fg. darüber Gesagte. 4) S. meine Recension von Plumbe's Abhandl. üb. die Hautkrankheiten in den Götting. gel. Anzeigen von 1826. B. I. S. 145 fg. und mein Handb. d. spec. Path. u. Therap. 4te Ausg. B. I. f. 512. 514. 44 J. W. H. CONRADI BEMERK. ÜBER DIE WERLH, BLUTFLECKENKRANKH.zTe. Nach seiner ausdrücklichen Bemerkung sind dabei sehr oft an den Armen und Beinen zwischen den quaddelförmigen Erhöhungen Petechien oder Bluiflecken (durch welche auch nach Rayer die Purpura urticans von den urticaires hömorrhagiques unterschieden werden soll) zum Vorschein gekommen, und in Fällen, wo diess Statt findet, kann man dann wohl wenigstens eine Verbindung mit seiner Purpura gelten lassen, so wie sie auch nicht bloss für Modificatio- nen der Urticaria zu halten sind. Es können nämlich (wie schon oben S. 50 angedeutet worden) nicht etwa bloss zufällig sich Quaddeln und Blut- flecken mit einander verbinden, sondern auch bei der Blutfleckenkrankheit in freilich seltenen Fällen neben den gewöhnlichen flachen Flecken manche sich etwas erheben und selbst einige Ahnlichkeit mit den Ouaddeln der Nesselsucht bekommen, mag diess nun von stärkerer Reizung und Conge- stion in gewissen Stellen der Haut, die durch eine bei der Grundkrankheit zugleich entwickelte Schärfe erregt wird, oder von einer anderen bis jetzt unbekannten Ursache abhängen. In solchen Fällen möchte dann doch viel- mehr eine Modification der Fleckenkrankheit als der Urticaria anzunehmen, es auch eben nicht nöthig seyn, dieser Modification einen neuen Namen zu geben, und hier wenigstens die von Willis angegebene Benennung: Urti- caria petechialis, sowie die von Todd gebrauchte: Urticaria haemorrhagica, keinesweges einen Vorzug vor der Willanischen verdienen. | Übrigens kommen aber auch diese Abänderungen der Blutflecken oder quaddelförmigen Erhöhungen nicht bloss in einer so beschränkten Form, wie sie von Willan unter dem Namen Purpura urticans geschildert worden, vor. Wenn die Grundkrankheit irgend bedeutend ist, so werden dann zu den Blutflecken und quaddelförmigen Erhöhungen sich wohl auch die dem Morbus maculosus haemorrhagicus überhaupt zukommenden Blutflüsse (welche zwar selbst Willan nie bei seiner Purpura urticans beobachtet zu haben ver- sichert) und andere Zufälle dazu gesellen können, wie es durch meinen, freilich in mehr als einer Hinsicht bedeutenderen, Fall bestätigt wird. - Bemerkungen über Gyps und Karstenit Johann Friedrich Ludwig Hausmann. Vorgelesen in der Sitzung der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen am 29. August 1846. Nien immer sind die Körper, welche in der Natur die grösste Verbreitung haben, und aus welchen der Mensch den mehrsten Nutzen ziehet, auch die- jenigen, deren Eigenschaften am Genauesten und Erschöpfendsten erforscht worden. Es zeigt sich bei dem Naturstudium, wie ja auch sonst so oft, dass man dem Entfernteren und Unbedeutenderen grosse Aufmerksamkeit schenkt, während das Nächste und Wichtigste weniger beachtet wird. Diese Erfah- rung bestätigt sich u. a. auch bei der Mineralsubstanz, die den Hauptgegen- stand dieser Mittheilungen ausmacht, dem schwefelsauren Kalke, der zumal in seinem wasserhaltigen Zustande als Gyps, zu den sehr verbreiteten Natur- körpern gehört; der hin und wieder ganze Gebirgsmassen bildet, und eben darum unstreitig einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die übrige Natur, zumal auf das Pflanzenleben hat, so wie er auf mannichfaltige Weise von uns bei nützlichen und schönen Künsten, und auch in der Landwirthschaft angewandt wird; dessen merkwürdige Eigenschaften aber noch bei Weitem nicht genügend erforscht sind, wiewohl man in neuerer Zeit angefangen hat, ihm grössere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Dieses ist hauptsächlich mit ver- anlasst worden durch die merkwürdigen, zum Theil noch räthselhaften Ver- hältnisse, welche das geognostische Vorkommen des schwefelsauren Kalkes zeigl. Wer könnte wohl ohne Staunen die blendend weissen, in weite Ferne leuchtenden, hohen Gypsmauern betrachten, welche dem westlichen und süd- lichen Harzrande in meilenweiten Erstreckungen folgen, und beinahe noch ausgezeichneter an dem südlichen und westlichen Saume des Kıffhäusers em- 56 - JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN porsteigen? Wer könnte bei den Teufelsbädern ohnweit Osterode, der Jet- tenhöhle bei Düna, den tiefen, zum Theil mit Wasser erfüllten Erdtällen bei Herzberg, Walkenried, der Kelle bei Bischoffrode, den schauerlichen, mit Wasser gefüllten Tiefen am Fusse der hohen, senkrecht aufsteigenden Gyps- mauern in den Gegenden von Rottleberode, Uftrungen und Breitungen, gleich- gültig vorübergehen? Wer sieht nicht mit Interesse das plötzliche Hervor- brechen der mächtigen Salzquelle aus einer tiefen Einsenkung am Fusse des aus Gyps hoch aufgethürmten Schlachiberges bei Frankenhausen, oder das eben so plötzliche Verschwinden eines bedeutenden, in eine Gypsschlotte einfal- lenden Baches in der Gegend von Nixey am südlichen Rande des Harzes? Das ganze, höchst eigenthümliche Oberflächen- Ansehen jener grossen Gyps- massen, wie ihr Verhalten zu den benachbarten Flötzschichten, erwecken. die Vermuthung, dass die Bildung jener eine andere war, als der Absatz dieser. Zu einer solchen Annahme führen besonders auch Beobachtungen über das Vorkommen gewisser Gypsmassen in der Nähe und im- Zusammenhange mit abnormen Massen, welchen die jetzt herrschende geologische Ansicht einen feurigen Ursprung zuschreibt, und deren Bildung durch Emporhebung wohl angenommen werden darf. In solchen Verhältnissen fanden französische Na- turforscher den Gyps in den Pyrenäen, im Languedoc; fand ich ihn im süd- lichen Spanien; wird er selbst in unserer Nähe am Fusse des Meissners in der Begleitung des Basaltes angetroffen. In etwas anderen Verhältnissen als die Gypsmassen, welche in der Umgebung älterer Flötze sich erheben, er- scheinen die Ablagerungen des schwefelsauren Kalkes, welche unserem bun— ten Sandsteine, Muschelkalke, Keuper untergeordnet sind, und auch in noch jüngeren ۳1۵۱2 - sowie in tertiären Gebilden auftreten. Mehr wie jene schmie- gen diese sich den unterteufenden und deckenden stratificirten Massen an. Doch giebt sich aucli bei ihnen nicht selten eine weniger ruhige Bildung, als in den sie einschliessenden Schichten zu erkennen. Es entsteigen ihnen häufig nach oben sich verzweigende Gänge; und die unter und über ihnen liegenden Mergel-, Kalk- und Sandsteinflötze erscheinen in ihrer Nähe oft gehoben, aufgerichtet, gestürzt, zerrissen. Diese und manche andere Erscheinungen haben in neuerer Zeit ver- schiedene Hypothesen über die Bildungsart der Gypsmassen hervorgerufen, BEMERKUNGEN ÜBER GYPS UND KARSTENIT. 57 die, wenn sie gleich nicht auf dieselbe Weise jene auffallenden Verhältnisse zu erklären suchen, doch von derselben Annahme ausgehen, dass der Gyps nicht auf gleiche Art als die übrigen Flötzgebirgsmassen entstanden seyn könne. Ich halte es für wahrscheinlich, dass nicht sämmtliche Gypsmassen, die in den verschiedenen Theilen der Erdrinde angetroffen werden, auf gleiche Weise gebildet worden; und für jetzt enthalte ich mich überall noch einer entschiedenen Aeusserung über ihre Entstehungsart; weil es mir scheint, dass, um zu einer wahrscheinlichen Hypothese über die Bildung der Gypsmassen zu gelangen, zuvor Manches in der Natur des schwefelsauren Kalkes aufzu- klären ist, worüber bis jetzt noch nicht hinlängliches Licht verbreitet war. Dazu einige Beiträge zu liefern, ist der Hauptzweck dieser Untersuchungen, Über das Verhältniss zwischen Karstenit (Anhydrit) und Gyps. Die Vergleichung dieser beiden, so nahe verwandten, und doch so höchst verschiedenen Salze, liess in der Mineralogie mit zuerst einen tieferen Blick in die wichtige Rolle werfen; welche das Wasser im den Verhältnissen zwi- schen der Mischung und dem Ausseren der leblosen Naturkörper spielt; die seitdem immer mehr gewürdigt worden; welcher aber, wie die neuesten Un- tersuchungen Scheerer's zeigen, noch immer neue Seiten abzugewinnen sind. Der chemische Unterschied von Karstenit und Gyps liegt nur in ei- nem, etwa den fünften Theil der Zusammensetzung ausmachenden Wasser- gehalte des letzteren ; dabei ist aber die äussere Beschaffenheit jener Körper im hohen Grade abweichend. Dem, Karstenite ist ein orthorhombisches Kry- stallisationensystem mit drei ا‎ rechtwinkelig einander durchsetzen- den Blätterdurchgängen eigen; wogegen der Gyps ein klinorhombisches Kry- stallisationensystem besitzt, mit welchem ein sehr ausgezeichneter, die leich- testen und vollkommensten Spaltungen gestattender Blätterdurehgang, und 2wei andere, diesen rechtwinkelig, einander aber schiefwinkelig schneidende, unvollkommene Durchgänge verknüpft sind. Dem Karstenite ist ein einfaches, ziemlich flächenarmes Krystallisationensystem eigen, und nicht sehr häufig erscheint er in ausgebildeten Krystallindividuen. Zahlreiche Flächen und man- Phys. Classe III. 58 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN nichfaltige Combinationen, einfache wie Zwillingsgestalten, ruft dagegen das Wasser in dem Gypse hervor, und in jeder Hinsicht verräth sich die grosse Krystallisationstendenz dieses Salzes, indem es nicht allein sehr häufig in vollkommen ausgebildeten, sondern mannichmal auch in grossen Krystallindi- viduen sich darstellt. Das specifische Gewicht des Karstenites übertrifft das des Wassers 2% bis 3 Mal, wogegen das des Gypses das 2½ fache des Wassers nie erreicht. Der Karstenit hat eine Härte, welche die des Kalk- spathes gewöhnlich übersteigt, wogegen der Gyps vom Kalkspathe und mit- hin auch von dem Karstenite stets geritzt wird. Beide Salze kommen aber oft mit einander vor, und das wasserhaltige kann aus dem wasserfreien ent- stehen, worüber nachher eine besondere Untersuchung mitgetheilt werden wird. Der Gyps verliert bekanntlich schon bei nicht sehr starker Erhitzung das in ihm enthaltene Wasser 1), erlangt aber zugleich die Eigenschaft, das verlorene wieder aufzunehmen, zu binden und damit auf’s Neue, zu erhärten, welches ihn gerade für mannichfaltige Anwendungen in nützlichen und schö- nen Künsten tauglich macht. Nun fragt es sich: wie verhält sich der ge- brannte Gyps zum natürlichen wasserfreien, und kehrt der gebrannte Gyps durch die Wiederaufnahme und Bindung des Wassers in den früheren Zu- stand des natürlichen Gypses zurück? Der durch gelindes Brennen entwäs- serte Gyps unterscheidet sich dadurch wesentlich von dem natürlichen was- 1) Die Angaben über die Temperatur „bei welcher das Wasser aus dem Gyps voll- ständig entweicht, sind nicht ganz übereinstimmend. Gewöhnlich wird ein Hitz- grad von 1960-1336 C. angenommen. Nach der neuesten Untersuchung von NM. C. Millon verliert der Gyps zuerst 15—17 Procent oder 1½ Äquivalente seines Wassers, und erst später seinen ganzen, 20 — 22 Procent, oder 2 Äqui- valente betragenden Wassergehalt. Der natürliche Gyps hält nach ihm das Was- ‚ser bis zu 85° C. zurück, und lässt es erst durch eine Erhitzung bei 1050 bis 1109 fahren, wogegen der aus einer Auflösung gefällte Gyps schon bei einer Temperatur von 800 — 850 drei Viertheile des Wassers verliert. Das letzte Viertheil gehet nur sehr langsam davon, wenn die Hitze nicht bis gegen. 200° — 300° gesteigert wird. Bei 125° —145° verliert der Gyps in mehreren Stun- den nur Spuren von Wasser. (Annales de Chimie et de Physique. 3. Sér. T. XIX. 1847. pag. 225.) ٤ BEMERKUNGEN ÜBER GYPS UND KARSTENIT. 59 serfreien | schwefelsauren Kalke, dem Karstenite, dass der letztere nicht die Fähigkeit besitzt, Wasser, welches mit seinem Pulver in Berührung gebracht wird, schnell anzuziehen und zu binden. J. N. Fuchs, dem man die er- sten Aufklärungen über den Unterschied des krystallinischen und amorphen Aggregatzustandes verdankt, selzt den Unterschied jener Körper darin, dass der durch gelindes Brennen entwässerte Gyps, amorpher schwefelsaurer Kalk sey, der natürliche Karstenit dagegen im krystallinischen Zustande sich befinde 1). Graham bemerkt dagegen, dass die Masse, welche zurück- bleibt, wenn man Gyps der Temperatur von 2700 Fahrenh. ( 1500 C.) aussetzt, wiewohl sie aus nichts anderem als Schwefelsäure und Kalk besteht, als die Trummer vom wasserhaltigen schwefelsauren Kalke angesehen und nicht mit dem absoluten schwefelsauren Kalke verwechselt werden müsse, wel- cher keine Neigung zur Vereinigung mit Wasser besitzt 2). Der von Gra- ham gebrauchte Ausdruck scheint mir am Richtigsten den Zustand zu be- zeichnen, in welchen der Gyps durch gelindes Brennen versetzt wird, der offenbar wesentlich verschieden von dem amorphen Aggregatzustande ist, wie er sich bei dem durch Schmelzen in ein Email verwandelten schweſelsauren Kalke findet. Es wird überhaupt ausser dem krystallinischen und amorphen Aggregatzustande der Mineralkörper noch ein dritter unterschieden werden müssen, den ich mit dem allgemeinen Namen des zerfallenen bezeichnen möchte, weil er sich vorzüglich bei solchen Körpern zeigt, welche durch ir- gend eine Zersetzung entweder die krystallinische, oder die amorphe Beschaf- ſenheit eingebüsst haben; ein Zustand, wie er bei den verwitterten Salzen, so wie bei manchen pulverförmigen, unkrystallinischen Niederschlägen sich findet; wie er dem aus dem Feldspathe entstandenen Kaolin, und so vielen anderen erdartigen Mineralkörpern eigen ist. Mit diesem Aggregatzustande kann eben so gut wie mit dem krystallinischen und amorphen, ein bestiimm- tes Mischungsverhältniss verbunden seyn; aber es fehlt ihm eben so wohl die wesentliche krystallinische äussere Gestalt und Structur 5), als die durch 1) Naturgeschichte des Mineralreichs. 1842. 5. 164. 2) Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie. Band XXXVIII. S. 142. 3) Körper können aus dem krystallinischen in den zerlallenen Zustand mit Beibe- H2 00 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN muscheligen Bruch ausgesprochene gleichmässige Verbindung der kleinsten Theile, die für das Glas, und die aus dem 'gallertartigen Zustande in den rigiden übergegangenen, amorphen Körper charakteristisch ist. Die mehrsten Mineralkörper, denen der zerfallene Aggregatzustand eigen ist, haben eine er- dige Beschaffenheit, womit Mangel des Glanzes, Undurchsichtigkeit, und bald grössere bald geringere Lockerheit verknüpft zu seyn pflegen. Gewöhnlich haben sie ein niedrigeres specifisches Gewicht und eine geringere Härte als die krystallinischen oder amorphen Körper, aus denen sie hervorgiengen. Das eigenthümliche Gewicht des reinsten Alabasters wurde von mir bei einer Temperatur des Wassers von 17,50 C. = 2,312 gefunden. Hiernach beträgt das specifische Gewicht des daraus dargestellten gebrannten Gypses = 1,829. Das eigenthümliche Gewicht des krystallinischen wasserfreien schwe- felsauren Kalkes oder Karstenites schwankt dagegen zwischen 2,7 und 3,0. Je mehr aber der Hitzgrad bei dem Brennen des Gypses verstärkt wird, um so mehr vergrössert sich die Dichtigkeit, und nähert sich auch in den übri- gen Eigenschaften der gebrannte Gyps dem natürlichen wasserfreien schwe- felsauren Kalke. Hierin liegt, wie schon Karsten !) und Fuchs 2) be- merkt haben, die Ursache des sogenannten Todtbrennens des Gypses, oder der Erscheinung, dass der Gyps, wenn er bei einer Temperatur gebrannt wird, welche diejenige, bei weleher er sein Wasser vollständig verliert, über- steigt, die Eigenschaft einbüsst, Wasser, welches damit in Berührung kommt, schnell anzuziehen und zu binden. Die Veränderungen, welche mit dem haltung der äusseren Gestalt und Structur übergehen. In einem solchen Falle ist aber ihre Form keine für sie wesentliche, sondern eine auf sie übertragene, eine Pseudomorphose. Mannichmal bleibt dem zerfallenen Körper nur die äu- ssere Krystallform, wogegen das blättrige Gefüge verschwindet; zuweilen erhal- ten sich aber auch mehr und weniger deutliche Spuren des ursprünglichen Ge- füges. Diese Erscheinungen zeigen sich u. a. bei der Umwandlung des Feld- spathes in Kaolin, bei der Umänderung die der Laumontit erleidet, bei dem Verwittern mancher Salze. 1) Abhandlungen der Kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin a. d. J. 1841. E. 8 ۲ 2) Naturgeschichte des Mineralreichs. S. 164. BEMERKUNGEN ÜBER (GYPS. UND ۰ 61 Gypse durch das Brennen bei höheren Temperaturen vor sich at habe ich مج یم‎ durch Versuche etwas genauer zu verfolgen. 2 - د‎ Wird reiner dichter Gyps oder sogenannter Alabaster, 1 im natürli- سو‎ einen splittrigen Bruch und Durchscheinheit: besitzt, bei einer Temperatur gebrannt, welche hinreicht, ihm den Wassergehalt zu entziehen, so verliert er die Durchscheinheit; er nimmt zugleich einen erdigen Bruch au, und wird zerreiblich. Wird er dagegen eine längere Zeit einer starken Roth- glühhitze, die zu etwa 6000 C. geschätzt werden kann, ausgesetzt, so ver- schwindet das erdige Ansehen wieder, und seine Lockerheit vermindert sich; es tritt in seinem Innern eine deutliche Anlage zur Faserbildung hervor, die theils verworren; theils in concentrischen Gruppen erscheint, womit. ein sei- denarliger 1 ما‎ er ist. Der zerfallene Zustand hat sich in einen volll llinischen verwandelt. Bei einem Stücke Alabaster, welches zwei Stunden Hr in heftiger Rothglübhitze erhalten war, wurde das speci- fische Gewicht = 1,849 gefunden, also zwar geringer als das des rohen, doch aber schon etwas SSR als es aus اح‎ kugelförmigen Krystall- aggregaten besteht. In heissem Wasser ist es löslich und setzt sich beim Er- kalten wieder eben so pulverförmig ab. Zwischen 120 und 1300 verliert es Wasser und wird rein hellbraun. Etwas über 1600 schmilzt es, indem es augenblicklich schwarz wird und einen dicken Dampf ausstösst, der stark nach Chinolin riecht. 0, 717 Grm. Silbersalz, bei 160° ا‎ gaben 0,327: Silber = 48,984 Proc. Silberoxyd. 0,1085 Grm. سين‎ 0,049 Silber = 48,47 Proc. Oxyd. ÜBER EINIGE NEUE ORGANISCHE: VERBINDUNGEN. 107 0,306 Grm. Trigensäure gaben 1,576 Platinsalmiak = 32,24 Proc. Stickstoff. Bei zwei qualitativen Stichaefiktatimmungen wurden Kohlenstoff ند‎ Stickstoff in dem Verhältniss von 8 : 3 gefunden. I. 0,2826 Grm. Säure gaben 0,3911C u. 0,148 U. II. 0,2612 » „ „ 0,3664 „ » 0,1398 » III. 0,3072 » „ O0, 4327 » » 0,168 » Diese Data geben für die krystallisirte Säure folgende Zusammensetzung: 1. II. III. Kohlenstoff 9778 3838.28 38,42 Stickstoff 32,24 | ۱ hko Wake = di 6,07 UN eee كط وار كروي‎ Berechnet nach H ig GRhS * 1 8 Aeq. Kohlenstoff 37,24 3 » Stickstoff 32,54 6 » Wasserstoff 5,41 4 » Sauerstoff 24,81. Das im Silbersalz durch 1 Aeq. Silberoxyd vertretene Wasseratom abge- zogen, gibt 1501,02 Atomgewicht und setzt im Silbersalz 49,12 Proc. Silber- oy voraus. Eine ganz ähnliche Wirkung wie auf Alkohol und Aldehyd, scheint die Cyansäure auf Aceton auszuüben. Den Vorgang hierbei gedenken wir noch näher zu studiren. 3. Thialdın. Wir wollen mit diesem Namen 1) einen Körper bezeichnen, welcher aus der wechselseitigen Einwirkung von Aldehydammoniak und Schwefelwasserstoff entspringt und merkwürdigerweise eine sauerstofffreie organische Base ist, welche Kohlerstoff und Wasserstoff in demselben Verhältniss wie in der Essig- säure und ausserdem Schwefel und die Elemente von Schwefelammonium enthält 1) Zusammengezogen aus Gero und Aldehyd. 02 108 J. v. LIEBIG UND F. WÖHLER Die Darstellung des Thialdins ist sehr einfach. Man löst einen Theil äther- und alkoholfreies Aldehydammoniak in ungefähr 12 Th. Wassers, mischt auf jede Unze des ersteren 10 — 15 Tropfen kaustisches Ammoniak hinzu und leitet langsam einen Strom von Schwefelwasserstoffgas durch diese Lösung. Schon nach einer halben Stunde trübt sich die Flüssigkeit und es scheiden sich allmälig eine Menge von farblosen, campherähnlichen Krystallen aus. Nach 4—5 Stunden wird die Flüssigkeit klar und die Operation ist beendigt. Man schüttet die Krystalle auf einen Trichter, befreit sie durch Waschen mit reinem Wasser von allem Schwefelammonium und entfernt das Wasser durch Pressen derselben zwischen Löschpapier. Die so getrockneten Krystalle löst man hierauf in Ather, mischt dieser Lösung ½ ihres Volumens Alkohol hinzu und lässt sie bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft verdun- sten. Nach kurzer Zeit scheiden sich daraus regelmässige rhombische Tafeln ab, welche, wenn die Verdunstung des Lösungsmittels nicht zu rasch statt fand, bis zu einen halben Zoll grosse Flächen bekommen. Ist von der Lösung nur noch so viel vorhanden, als nöthig ist, um die gebildeten Krystalle zu bedecken, so giesst man die Mutterlauge ab und trock- net die Krystalle, indem man sie zwischen Lagen von weichem Löschpapier eine Zeit lang liegen lässt. Aus der Mutterlauge erhält man bei weiterem Verdunsten noch mehr Thialdin; indessen sind die zuletzt gebildeten Srle etwas gelblich gefärbt. Zuweilen ist es der Fall, dass man beim Einleiten von Schwefelwasser- stoff, iu die Lösung des Aldehydammoniaks keinen krystallinischen Körper, sondern ein schweres, farbloses Öl von stinkendem Geruch bekommt. Es ist diess ein Gemenge von zwei Substanzen, von denen die grösste Menge aus Thialdin besteht, dessen Schmelzpunkt durch Beimischung eines flüssigen Kör- pers bis zu der Lufttemperatur erniedrigt ist ). Um reines Thialdin daraus zu gewinnen, lässt man dieses Öl sich klar absetzen, entfernt die überstehende wässrige Lösung, so weit diess möglich ist, und schüttelt den Rückstand, näm- lich das Gemenge von Öl und Wasserlösung, mit seinem halben Volumen 1) Lässt man krystallisirtes Thialdin mit Ammoniumsulfbydrat längere Zeit in Be- rührung, so zergeht es gänzlich zu einem schweren, mit Wasser nicht misch- baren Öl, das noch nicht näher untersucht ist. ÜBER EINIGE NEUE ORGANISCHE VERBINDUNGEN. 109 Äther, welcher das Öl augenblicklich auflöst. Diese Ätherlösung lässt sich nun leicht von der unteren Wasserlösung trennen. Man bringt sie in ein ver- schliessbares Gefäss, mischt ein wenig concentrirte Salzsäure hinzu und schüt- telt gut durcheinander. Meistens gesteht das Gemenge zu einer krystallinischen Masse von feinen Nadeln, die man auf einem Filtrum durch Waschen mit Äther von dem beigemengten Öl befreit. Man hat auf diese Weise das salz- saure Salz des Thialdins, aus dem man das reine Thialdin erhält, wenn man es in trocknem Zustand mit concentrirtem Ammoniak benetzt und dieser Masse alsdann Äther zumischt, der das abgeschiedene Thialdin bei gelindem Erwär- men sogleich auflöst. Aus dieser Lösung erhält man durch Verdunsten an der Luft Krystalle von reinem Thialdin. Fügt man dem Äther etwas Alkohol hinzu, so geht die Krystallisation minder rasch von statten, die Krystalle werden dann grösser, regelmässiger und vollkommen durchsichtig. Das Thialdin bildet grosse, farblose, glänzende Krystalle von der Form des Gypses. Es bricht stark das Licht, hat einen eigenthümlichen, unangeneh- men Geruch, 1,191 spec. Gewicht bei + 18°, schmilzt bei 430, erstarrt wie- der bei 420 krystallinisch und verdunstet schon bei gewöhnlicher Temperatur ohne Rückstand. Mit Wasser destillirt es ohne Zersetzung über; aber für sich der Destillation unterworfen, wird es zersetzt, es geht ein sehr übelriechendes ۱ Öl- über, von dem nur ein Theil und erst nach längerer Zeit erstarrt, und es bleibt ein dicker, brauner, schwefelhaltiger Rückstand. In dieser Beziehung verhält sich das Thialdin ähnlich wie das Aldehydammoniak, welches, wie- wohl an sich flüchtig, nicht ohne Zersetzung einer höheren Temperatur aus- gesetzt werden kann. Lässt man einen Thialdinkrystall einen Tag lang in einer Luft, die Säuredämpfe enthält, z. B. in- einem Laboratorium, offen liegen, so entsteht um den Krystall, und zwar in einer gewissen Entfernung von seinen Flächen, eine weisse Hülle von feinen Nadeln, die allmälig den Kry- stall ganz einschliessen. In Wasser ist es sehr wenig löslich, in Alkohol leicht löslich, in Ather sehr leicht löslich. In Pulverform zerfliesst es bei gewöhn- licher Temperatur in Ätherdampf oder in ätherhaltiger Luft. Eine Lösung von Thialdin in Alkohol zeigt folgende Reactionen: Mit essigsaurem Bleioxyd entsteht sogleich kein Niederschlag, nach kurzer Zeit aber bildet sich ein gelber, der dann roth, zuletzt schwarz wird. Mt salpeter- 110 J. v. LIEBIG UND F. WÖHLER saurem Silberoxyd gibt sie einen weissen, dann gelb, zuletzt schwarz werden- den Niederschlag; mit Quecksilberehlorid einen weissen, dann gelb werdenden; mit Platinchlorid erst nach einiger Zeit einen schmutzig gelben Niederschlag. Das Thialdin ist ohne Reaction auf Pflanzenfarben. In allen Säuren ist es leicht löslich und verbindet sich damit zu krystallisirbaren Salzen. Das salzsaure und salpetersaure Salz sind ausgezeichnet durch ihre leichte > oN lisations- Fähigheit und durch die Schönheit ihrer Krystalle, Das Thialdin so wie seine Salze werden beim Erwärmen mit einer Auf- lösung von salpetersaurem Silberoxyd zersetzt; es entsteht Schwefelsilber und es entwickelt sich ein leicht anzündbares Gas, welches den Geruch und die anderen Eigenschaften des e besitzt. In der Flüssigkeit findet mau salpetersaures Ammoniak. Zu Cyanquecksilber verhält sich das Thialdin auf eigenthümliche Weise, Es bildet in der Auflösung desselben einen weissen Niederschlag, der sich beim Kochen in schwarzes, amorphes Schwefelquecksilber verwandelt. Nimmt man den Versuch in einer Retorte vor, so sieht man den oberen Theil und den Hals derselben sich mit feinen Krystallnadeln bedecken, welche sehr flüchtig, in Wasser unlöslich, in Ather und Alkohol leicht löslich sind. Die Quantität, die man von diesem Körper erhält, in dem ein Theil oder aller Schwefel gegen Cyan ausgewechselt zu sein scheint, ist so gering, dass wir seine Untersuchung vorläufig verschieben mussten. Was die Analyse des Thialdins betrifft, so war es schwierig, dasselbe mit Kupferoxyd vollständig zu verbrennen, da die grosse Menge Schwefel, die es enthält, durch die Bildung von Schwefelkupfer an den Berührungspunkten zwischen den Thialdin- und Kupferoxyd- en die Oxydation des Koh- lenstoffs hindert. Bei der Weben des Thialdin's mit rod erhält man, nach Wegnahme der schwefligen Säure durch Bleisuperoxyd, ein Gasgemenge, wel- ches auf 1 Vol. Stickgas 12 Vol. Kohlensäuregas enthält. Das Aldehydammo- niak, aus welchem das Thialdin entsteht, enthält auf 1 Aeg. Stickstoff 4 Aeq. Kohlenstoff; es ist klar, dass bei der Bildung des Thialdin’s durch Schwefel- Wasserstoff 2/5 vom Stickstoff, der im Aldehydammoniak enthalten war, ausge- treten sin ÜBER EINIGE ‘NEUE ORGANISCHE ‚VERBINDUNGEN. 111 Es wurde erwähnt, dass der Schwefel des Thialdin's beim Erwärmen des letzteren mit salpetersaurem Silberoxyd an das Silber tritt und damit Schwefelsilber bildet. Diese Zersetzungsweise wurde, zur Bestimmung des Schwefels benutzt. ‚Der Stickstoff, des Thialdins, der in Form von Ammoniak in der Flüssigkeit bleibt, konnte durch. Platinchlorid auf gewöhnliche Weise als Platinsalmiak ausgefällt und bestimmt werden. 0,3633 Grm. Thialdin gaben 0,5845 C u. 0,267 H. 0,5090 » „ » 0,8160 C uv. 0.372 Hl. 64508 - 05% » O0, 566 Platinsalmiak. 0,6430 „ » » 1,923 Schwefelsilber. 0,3140 „ » » 0,842 Silber. Mit Zugrundelegung des durch die Analyse des salzsauren und salpeter- sauren Salzes ausgemittelten Atomgewichts ist das Tbialdin nach der Formel: ie Cn Nn S* ۱ ره‎ zusammengesetzt, nach welcher es in 100 Theilen enthält: Gefunden im Mittel 12 Aeg. Kohlenstoff 44,17 43,80 1 « Stickstoff 8,58 8,5 1) 13 » Wasserstoff 7,98 8,04 4 » Schwefel 39,26 39,14 Salzsaures Thialdin. Wenn man Thialdin in verdünnte Salzsäure ein- trägt, so löst es sich sogleich und in Menge auf ; die gesättigte Auflösung reagirt sauer und liefert, beim Verdunsten an der Luft oder nach der Con- centration im Wasserbade und Abkühlung, grosse, regelmässige, farblose, klare Prismen von grossem Glanz und oft von Zoll Grösse. Die salzsaure Auflösung des rohen Thialdins besitzt durch einen beigemischten fremden Kör- per einen stinkenden Geruch; beim Schütteln derselben mit Ather wird der Geruch sogleich weggenommen und die Flüssigkeit, wenn sie trübe war, wird vollkommen klar. Das salzsaure Thialdin ist ziemlich leicht löslich in kaltem Wasser, weniger in Alkohol, in beiden um so viel mehr in der Wärme, dass man durch Abkühlung. schöne und vollkommen regelmässige Krystalle daraus erhalten kann. In Äther ist es nicht löslich. Im trocknen Zustande erhitzt, 1) Berechnet nach dem Verhältniss von 12C auf 1 N. 112 ۱ J. v. LIEBIG UND F. WÖHLER zerlegt sich das salzsaure Salz, ohne zu schmelzen, indem es braun wird und sich Salmiak unter Entwickelung eines äusserst stinkenden, mit trüber, leuch- tender Flamme brennenden Gases sublimirt. Mit salpetersaurem Silberoxyd vermischt, bildet die Auflösung des salzsauren Thialdins einen gelben Nieder- schlag, der bei gelindem Erwärmen unter Entwickelung von Aldehyd schwarz wird. Er ist dann ein Gemenge von Schwefelsilber und Chlorsilber. In der Flüssigkeit bleibt aller Stickstoff als Ammoniak zurück. 0,4577 Grm. salzsaures Thialdin gaben 0,5933 Ë u. 0,285 H. 0,726 - د‎ » » » 0,789 Platinsalmiak. 0,7735 > » » » 0,8225 » 0,7798 » » » » 1,890 Schwefelsilber. 0,7735 „ » » » 1,915 » 0,7598 „ » » » 0,5283 Chlorsilber. 0,7735 „ » » « O, 5405 » 0776 > » » 1,912 Schwefelsilber. ۰ : = 0,551 Chlorsilber. 0,441 » » v» » 0 » Diese Zahlen geben DAF Procenimeigen der Elemente: Kohlenstoff = 5 Wasserstoff = 6,92 Stickstoff 8 9 Schwefel = 32,09 31,92 31,903. Chlor mT RT, 17,24 17,551 17,94. Hieraus ergibt sich für das salzsaure Thialdin die Formel: Hel + Ci NHI5 S4, welche in 100 Theilen entspricht: Gefunden im Mittel 12 Aeg. Kohlenstoff 36,10 35,35 1 « Stickstoff TO? 6,79 14 » Wasserstoff 7,02 6,92 4 » Schwefel 32,09 31,97 1 » Chlor 22.77 17,47 100,00 ÜBER EINIGE NEUE ORGANISCHE VERBINDUNGEN. 113 Salpetersaures Thialdin. Man kann dieses Salz direct mit Thialdin und verdünnter Salpetersäure darstellen; allein es ist bequemer, ungereinigt das Thialdin in Äther zu lösen und mit mässig starker Salpetersäure zu schütteln, wobei die Flüssigkeit zu einem Krystallmagma gesteht, das man mit Äther auswäscht, dann in Wasser löst und durch Verdunsten und Abkühlen zum Krystallisiren bringt. Das salpetersaure Thialdin bildet feine weisse Nadeln, in Wasser leichter löslich als das salzsaure Salz, löslich in Alkohol, unlöslich in Äther, beim Erhitzen schmelzbar und sich zersetzend. Durch die Verbrennung dieses Salzes mit chromsaurem Bleioxyd wurden, was den Kohlenstoff und Wasserstoff betrifft, schärfere Resultate erhalten, als bei dem Thialdin für sich und dem salzsauren Salz, was sich aus der Mit- wirkung des Sauerstoffs der Salpetersäure leicht erklärt. 0,357 Grm. Salz gaben 0,4155 C und 0,2045 E: 0,514 » E 8® 1,116 Schwefelsilber. 0,6696 » » » „mit Kalıhydrat und Salpeter verbrannt, 1,4063 schwefelsauren Baryt. Hieraus ergibt sich für das salpetersaure Thialdin die Formel: HN + عدن‎ 71115 84 oder in 100 Theilen: Berechnet Gefunden = 12 ۰ Kohlenstoff 31,80 31,75 „ Stickstoff „ 14 « Wasserstoff 6,19 6,36 4 » . Schwefel 28,34 28,40 6 » Sauerstoff > » Die Bildung des Thialdins ist leicht erklärbar; summarisch genommen besteht der Vorgang darin, dass sich 3 Aequivalente Aldehydammoniak mit 6 Aeg. Schwefelwasserstoff, zusammen = Ci Hf Ns S6 06, umsetzen zu: 1 Aeq. Thialdin i 012 1115 N 54+ 6 » Wasser Hs 06 2 » Schwefelammonium Hs N2 82 عدن‎ 927855606, = Phys. Classe III. P 114 J. v. LIEBIG UND F. WÖHLER Was aber die wahre Zusammensetzungsweise dieses Körpers betrifft, so muss darauf dieselbe Ansicht angewendet werden, welche für die eigentliche Constitution der organischen Basen im Allgemeinen gilt. Wir halten hier die zuerst von Berzelius entwickelte und bestimmt ausgesprochene Ansicht, dass sie gepaarte Ammoniak- verbindungen sind, für die mit den bis jetzt gemach- ten Erfahrungen allein in vollem Einklang stehende und richtige. Demnach muss das Thialdin betrachtet werden als Ammoniak gepaart mit einem orga- nischen Sulfuretum NH3 + 012821084, Dieses Sulfuretum repräsentirt merk- würdigerweise 2 Atome vom Bisulfuretum des Allyls, des Radicals im Knob- lauchöl, oder des Radicals, welches in Verbindung mit 1 و‎ Rhodan (C2 N 82) das Senföl constituirt. 4. Selchaldin. Die Existenz und Bildungsweise des Thialdins musste natürlicherweise auf die Idee führen, eine analoge Selen - Verbindung, ein Selenaldin, hervor- zubringen. Diess gelang vollkommen, allein es zeigte sich, dass das Selenal- din so leicht veränderlich ist, dass wir es er a "a einer ausführlicheren Untersuchung unterwerfen konnten. f : ; Das Selenaldin entsteht, wenn man in eine mässig concentrirte Lösung von Aldehydammoniak Selenwasserstoffgas leitet. Letzteres wurde aus Einfach- Seleneisen und verdünnter Schwefelsäure entwickelt, in der Art, dass zuvor, zur Verhütung des zersetzenden Einflusses der Luft, diese aus dem ganzen Apparat durch WVasserstoffgas ausgetrieben wurde. Der nicht absorbirte Überschuss des giftigen Selenwasserstoffs wurde in einem Kaliapparat condensirt, Nach einiger Zeit tritt in dem Aldehydammoniak eine Trübung ein und nun beginnt die Absetzung von Selenaldin in Krystallen. Wenn es sich nicht weiter vermehrt, treibt man durch Wasserstoffgas das in dem Apparat noch zurückgebliebene Selenwasserstoffgas aus, nimmt denselben aus einander und verdrängt die über den Krystallen gebildete Lösung von Selenammonium; die an der Luft sogleich roth zu werden und Selen abzusetzen anfängt, durch einen durch die Gasröhre einfliessenden Strom von luftfreiem, kaltem Wasser, worauf man die Krystalle auf ein Filtrum bringt, zwischen Löschpapier aus- presst und über Schwefelsäure trocknet. * - ÜBER EINIGE NEUE ORGANISCHE VERBINDUNGEN. 115 Das Selenaldin, so wie es sich bei der Entstehung aus der Flüssigkeit absetzt, bildet kleine, farblose Krystalle, ohne Zweifel isomorph mit dem Thialdin. An der Luft wird es sogleich gelb. Es riecht schwach, aber un- angenehm und ist in Wasser etwas löslich, daher es auch nicht zu lange ausgewaschen werden darf. Diese Lösung, also auch das letzte Waschwasser, trübt sich sogleich an der Luft und setzt einen orangegelben Körper ab. Eben so verhält sich seine Lösung in Alkohol und Ather, in denen es leicht löslich ist. Wegen dieser leichten Zersetzbarkeit gelang es durchaus nicht, dasselbe aus den letzteren Lösungen krystallisirt zu erhalten. Im leeren Raum über Schwefelsäure verdunstet, verflüchtigt sich der grösste Theil des Selenal- dins, aber ebenfalls zersetzt in den gelben Körper und in Aldehydammoniak, daher sich die Schwefelsäure schwärzt und ammoniakhaltig wird. Eben so leicht zersetzbar ist es beim Erhitzen für sich unter Entwickelung sehr stin- kender Producte. Es hat die Eigenschaften einer Basis, denn es wird von verdünnter Salzsäure leicht aufgelöst und durch Ammoniak daraus wieder weiss und krystallinisch gefällt. Aber diese salzsaure Lösung fängt ebenfalls sogleich an sich zu zersetzen, indem sie durch eine gelbe Substanz trübe wird und einen stinkenden Geruch annimmt. Auf gleiche Weise zersetzt es sich beim Kochen mit Wasser. Der gelbe Körper, der sich hier überall bildet, wie es scheint, stets unter gleichzeitiger Abscheidung von Aldehydammoniak, ist, wenn er sich angesammelt hat, orangegelb, amorph, in Alkohol und Äther unlöslich, und schmilzt unter siedendem Wasser zu einer rothgelben Masse, die nachher lange weich bleibt. Für sich erhitzt, verkohlt er sich und ent- wickelt: ein höchst stinkendes selenhaltiges Öl. Der Versuch, ein Telluraldin hervorzubringen gab anfangs kein ent- scheidendes Resultat, weil das zur Entwickelung des Tellurwasserstoffs ange- wandte Tellur unerwarteter Weise so reich an Selen war, dass sich zunächst Selenaldin bildete und die rothe Lösung, wie es schien, nur Tellurammonium enthielt. Ein zweiter Versuch mit selenfreiem Tellurwasserstoff zeigte, dass es mit dem Aldehydammoniak Tellurammonium und freien Aldehyd bildet. P2 4 | Über die Anwendung ER der Schwefeläther-Dämpfe in der Geburtshülf i ۱ ar Von Dr. Ed. Casp. Jac. von Siebold. Vorgelesen in der Sitzung der Königl. Societät der Wissenschaften am 8. Mai 1847. As vor einigen Monaten von America und Engländ aus die Kunde von der Anwendung der Schwefeläther- Dämpfe zur Beseitigung der Schmerzen bei chirurgischen Operationen verbreitet ward, konnte es leicht vorausgesehen wer- den,..dass dieses. anfangs nur für chirurgische Zwecke empfohlene und ange- wendete Mittel auch bald Geburtshelfer einladen würde, davon in ihrem Kreise Gebrauch zu machen: fällt ja gerade der Geburtshülfe die Behandlung eines höchst schmerzhaften Actes im weiblichen Leben zu, und musste daher jenes Mittel im höchsten Grade willkommen erscheinen, welches die Geburtsschmer- zen zu lindern, wenn nicht ganz aufzuheben versprach. Da aber diese Schmer- zen bei dem gebärenden Weibe längere Zeit dauern, mehrere Stunden, ja selbst ‚Tage und Nächte anhalten, so konnte nur auf diejenigen Schmerzen Bedacht genommen werden, welche gerade die stärksten und heftigsten sind, nämlich die von der Schule genannten Dolores o quassantes, unter denen der Kopf des Kindes durch die ‚äusseren Geschlechtstheile dringt, und der übrige Rumpf nachfolgt, womit freilich dann auch das Ende der Geburt und der Schmerzen selbst gegeben ist. Es kann also bei einer natürlich verlaufen- den Geburt nur dann von der Anwendung des Schwefeläthers die Rede sein, wenn jene furchtbaren Schmerzen bevorstehen, die mit ihrer Heftigkeit den ganzen Körper der Gebärenden durchbeben: alle vorhergehenden Schmerzen aber zu beseitigen, hiesse nichts anderes, als die Gebärende geradezu tödten, da die Einathmungen der Ätherdämpfe doch auch ihre bestimmten Gränzen ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE, 117 haben. Es kann also die Anwendung des Schwefeläthers bei einer natürlich verlaufenden Geburt nur dann stalt finden, wenn jene bedeutenden Schmerzen bevorstehen: es muss daher mit der Athmung jenes Stoffes in dem Augen- blicke begonnen werden, in welchem der Kopf unmittelbar hinter den äusse- ren Geschlechtstheilen liegt, oder bereits zum Einschneiden in dieselben ge- kommen ist und vorausgesehen werden kann, dass er mit der nächsten Wehe geboren werde. Da aber, wie schon bemerkt, eine zu lange Fortsetzung der Schwefelätherdämpfe nicht staithaft ist, so wäre es freilich sehr wünschens- werth, dass nach dem Beginn des Athmens und der eingetretenen Wirkung die Geburt auch bald zu Ende ginge. Der Arzt muss daher den rechten Mo- ment wählen, und um diesen zu ergreifen, ‚auf manche Punkte sein Augen- merk richten, um die Einathmungen nicht zu früh, aber auch nicht zu spät beginnen zu lassen. Im ersten Falle wied, ihre, Wirkung wieder vorüber ge- hen, ehe noch die Geburt vollendet ist, im zweiten Falle wird diese selbst zu Ende gehen, ehe noch der Einfluss der Ätherdämpfe bei der Gebärenden bemerkbar geworden. Die Beschaffenheit der Geburtswege, die Intensität der Wehen selbst, der Umfang des vorliegenden Kopfes, der Umstand, ob schon früher geboren worden oder nicht, werden für die Zeit des Beginnens der Äther - Athmungen den Ausschlag geben müssen, wenn man diese bei natür- lich verlaufenden Geburten anwenden will. 5 Zur Beurtheilung der Zulässigkeit des neuen Mittels bei natürlich ver- ESAs Geburten wollen wir aber die Natur der sie begleitenden Schmerzen etwas näher ins Auge fassen. Diese Schmerzen gehören nothwendiger Weise zur Geburt, sie sind daher eine durchaus naturgemässe Erscheinung, wurzelnd in den Zusammenziehungen der Gebärmutter selbst, welche dazu bestimmt sind, das Kind auszutreiben: daher erträgt auch das gebärende Weib diesen Schmerz ohne allen Nachtheil, ja es sind gerade die allerheftigsten Schmerzen, welche den Moment der Ausscheidung des Kindes begleiten, wenn dasselbe geboren ist, wie mit einem 'Zauberschlage verschwunden, ohne die geringsten nachtheiligen Folgen zurückgelassen zu haben. Wir möchten es daher rüh- mend an unserer Sprache bemerken, dass sie für diese ganz eigenthümlichen Schmerzen den besonderen Ausdruck » Wehen » besitzt, welcher ausdrücklich sagt, dass es sich hier um eine ganz besondere Art von Schmerzen handelt, 118 Da. ED. CASP. JAC. vos SIEBOLD welche das, freilich unangenehme Mittel zu einem grossen Zwecke sind. Eine gesundheitgemässe, normale Geburt ohne Schmerzen ist nicht denkbar, und wo sie statt findet, ist der Zustand: widernatürlich, im höchsten Grade regel- widrig, durch Zufälle bewirkt, welche von der grössten Gefahr begleitet sein können. Es darf daher nicht an diejenigen Schmerzen gedacht werden, welche das Messer des Wundarztes hervorbringt. Diese sind allerdings eine lästige Zugabe des beabsichtigten Zweckes einer Operation, deren Gegenwart nicht, wie in der Geburtshülfe, zum gewünschten Ziele führt, Schmerzen, die gleich bei der ersten Hervorbringung derselben von der äussersten Heftigkeit sind, welche dem Organismus nicht, wie bei den Geburtsschmerzen, durch allmälige Steigerung derselben erträglich gemacht werden: die Erfindung des Mittels, diese Schmerzen — wir wollen sie chirurgische nennen — zu beseitigen, kann daber nicht hoch genug angeschlagen werden. Es wäre aber unrecht, sofort über Diejenigen den Stab brechen zu wollen, welche die neue Erfin- dung auch in die Geburtshülfe herüber zu ziehen versuchen: nur auf den Un- terschied wollen wir zuvörderst aufmerksam machen, welcher zwischen den Geburtsschmerzen und den Schmerzen bei chirurgischen Operationen statt fin- det: Vorausgesetzt, dass die Ather-Einathmungen der Gebärenden keinen Nachtheil bringen, dass dem Kinde durch sie kein Schaden erwächst, und der Fortgang der Geburt in keiner Weise gestört wird, müssen wir die Methode auch für die Geburtshülfe als eine erspriessliche begrüssen, und sie als eine Bereicherung der: Mittel anerkennen, welche der Scharfsinn des Menschen zur Minderung des ihm یگ ب‎ E seines eee zugetheilten Maasses von Leiden erdacht hat: Ob aber auch deuteten Voraussetzungen die richtigen sind, ob bei dem © اسل‎ des) Mittels: kein nachtheiliger Einfluss sich kund gibt, ob dasselbe für alle oder nur für gewisse Fälle sich eignet, das muss erst geprüft werden, und nie dürfen wir vergessen, was oben aus- gesprochen wurde, dass die Schmerzen der natürlich verlaufenden Geburt durchaus nichts Regelwidriges sind, sondern als innig mit dem ganzen Vor- gange des bewunderungswürdigen Actes’ verbunden erscheinen, von der Natur selbst angeordnet sind: Es sind, wenn wir uns des Ausdruckes bedienen dürfen, Physiologische oder besser physische Schmerzen, im * zu denjenigen, welche die Hand des Chirurgen hervorbringt. ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 119 Dagegen gibt es eine zweite Art von Schmerzen, welche dem gebären- den Weibe von Aussen zugeführt werden: diese haben freilich mit dem We- sen der Geburt Nichts gemein, sondern werden durch die Hand oder das In- strument des Geburtshelfers angeregt, sobald sich dieser bewogen fühlt, in ge- wissen von der Norm abweichenden Fällen mit seiner Kunst einzuschreiten. Wie demnach der Chirurg bei seinen Operationen dem Patienten Schmerz verursachen muss, so wird der Geburtshelfer Gleiches bei dem gebärenden Weibe bewirken: ja dieses leidet dann gewisser Maassen doppelt, indem häu- fig die eigentlichen Geburtswehen fortdauern, während der Geburtshelfer durch seine Operationen ebenfalls Schmerz erregt. Dass diese letzteren von ganz anderer Natur sind, wie diejenigen, welche die natürlich verlaufende Geburt begleiten, bedarf hier keiner Erläuterung: entweder sind es die Berührungen mit den Fingern, welche den ohnehin sehr empfindlichen Theilen Schmerzen verursachen, oder es ist das Einführen der ganzen Hand durch enge Theile, welche ausgedehnt werden müssen, oder es ist die Reibung der Zange, welche den äusseren Geschlechtstheilen, der Scheidenwand und dem Muttermunde Schmerzen bringt, oder es sind geradezu Einschnitte, welche an den mütter- lichen Theilen geschehen müssen, wie dieses bei dem Kaiserschnitte der Fall ist. Die Folgen des bedeutenden Eindruckes auf das Nervensystem bei schmerz- haften Operationen zeigen sich oft noch nachhaltend im Wochenbette, und man- ches Leiden in diesen selbst hat eben in jenen gewaltigen Schmerzen seine Quelle. Aus diesem Grunde musste daher ein Mittel, welches diese Schmer- zen zu mildern oder ganz zu beseitigen versprach, schon a priori wie in der Chirurgie, so auch in der operativen Geburtshülfe willkommen sein, und wenn die Theorie aus den oben angeführten Gründen für die Anwendung des Schwefeläthers bei natürlich verlaufenden Geburten nicht unbedingt stimmen kann, so gilt ein Gleiches nicht von dem Gebrauche des Mittels bei vorzuneh- menden geburtshülflichen Operationen, sobald seine Anwendung sonst nur keine übeln, die Ausführung oder den Zweck der Operationen störenden Fol- gen mit sich führt. Darüber muss sich nun ebenfalls die Erfahrung aus- sprechen; sie hat besonders nachzuweisen, dass die Ather -Inhalationen auf die Unterdrückung der Wehenthätigkeit, deren Fortdauer bei manchen Ope- rationen von so grosser Wichtigkeit ist, keinen Einfluss ‘äussern, und dass 120 DR. ED. CAS P. JAC. vos SIEBOLD. überhaupt durch das Mittel in keiner Weise Nachtheile für die Mutter oder das Kind bewirkt werden. Diese Ansicht äber die Anwendung der Schwefeläther - Dämpfe zu geburts- hülflichen Zwecken hatte sich der Verf. gleich von Vorne herein gebildet: es kam ihm auf die Entscheidung der beiden Hauptfragen an: 1) Ist das neue Mittel bei den natürlich ae Ge- burten zur Verhütung des bedeutenden Schmerzgefühls in der letzten Geburtsperiode anzuwenden? Oder 2) Beschränkt sich. der Gebrauch nur auf die operative Geburtshülfe? Der einzige Weg, auf welchem die Beantwortung dieser Fragen erzielt werden konnte, war aber allein die Erfahrung: sie nur konnte entscheiden, ob so manche Befürchtungen, welche sich von theoretischer Seite her geltend machten, gegründet waren, sie musste lehren, ob die Anwendung des Schwe- feläthers an dem weiblichen Organismus überhaupt eben so leicht vertragen werden könne, wie vom männlichen, ob bei Gebärenden kein besonderer Nach- theil sich äussere, ob der Fortgang der Geburt, die Wehenthätigkeit, nicht unterbrochen werde, ob endlich das Kind keinen Schaden dabei nehme. Der Verf. hat bei seinen Untersuchungen, welche er am 24. Februar begann, folgenden Weg eingeschlagen, um die eben aufgestellten Fragen zu beantworten: Er hat zuerst an gesunden, nicht schwangeren Frauen experimentirt, um die Wirkung des Mittels beim weiblichen Geschlechte überhaupt zu erfahren. — Er ist hierauf zu Schwangeren übergegangen, um zu sehen, wie von die- sen die Einwirkung des Schwefeläthers vertragen würde, und namentlich, wie sich das Kind unter dem Einflusse der Ätherdämpfe verhielte. — Dann hat derselbe erst Anwendung bei natürlichen Geburten gemacht, und endlich auch bei geburtshülflichen Operationen das Mittel in Gebrauch gezogen. Auf diese Weise konnte dem Verf. über unvorsichtiges, tollkühnes Experimentiren kein Vorwurf erwachsen, da er nur allmälig seinem Zwecke sich näherte, und für die aufeinander folgenden Versuche ihm immer die Resultate der früheren zu Gebote standen. ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER -DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 121 Zu den Versuchen selbst bediente sich der Verf. des einfachen Apparats, welchen H. Professor Max. Langenbeck bei seinen Versuchen in der hies. chirurgischen Klinik mit Erfolg anwendet. Derselbe besteht in einer Blase mit hörnernem Mundstücke, über welchem ein federnder Nasendrücker angebracht ist. In die Blase, welche man vorher in warmes Wasser eintauchen kann, wird der Ather gegossen, das Mundstück in den Mund zwischen die Tähne gebracht, wobei eine mit, Badeschwamm gefütterte Bandage rechts und links die Mundwinkel verschliesst, um jeden Zudrang der atmosphärischen Luſt zu verhüten. Die Schwammbinde kann auch noch mit Wasser befeuchtet werden, wodurch sie, von Gehülfen angedrückt, um so fester liegt. Der Nasendrücker verschliesst die beiden Öffnungen der Nase, kann aber nach Belieben so ge- stellt werden, dass er die Nase nicht drückt, während die Blase doch am Munde liegen bleibt, so dass jeden Augenblick atmosphärische Luft zugeleitet werden kann, ohne dass der ganze Apparat entſernt zu werden braucht. Die Erfolge nun, welche der Verf. zuerst bei drei ätherisirten Frauen hervorbrachte — es waren Hebammen- Schülerinnen von verschiedenem Tem- perament und verschiedenen Jahren — waren ebenfalls verschieden, doch trat bei allen die Betäubung ein. Die erste, eine jüngere Frau von sanftem Temperament, 27 Jahr alt, ward bald in den Zustand der Betäubung gebracht. Sie lag wie in einem sanften Schlummer, mit fast lächelnden Mienen, war fühllos, und hatte einen sehr langsamen Puls: auf Anreden gab sie keine Zeichen des Gehörten, und kam erst nach 10 Minuten wieder zu sich. Erwacht gab sie an, wie sie wäh- rend des Betäubungszustandes die schönste Musik, die sanftesten Orgeltöne gehört: sie ergoss sich in unaufhörlichen Schilderungen des höchst wonnigen Zustandes, in den sie versetzt gewesen, und zeigte sich bereit, sofort das Ex- periment an sich wiederholen zu lassen. Eine zweite Frau, 38 Jahre alt, von cholerisch - sanguinischem, lebhaften Temperamente, mit gerötheten Wangen, sonst gesund und wohl, verfiel erst nach mehreren Athemzügen aus dem Apparate in Betäubung, in welcher sie über 12 Minuten zubrachte: wie bei der vorigen zeigte sich auch bei ihr weder Gefühl noch Bewusstsein; nach ihrem Erwachen blieb sie aber in sehr aufgeregtem Zustande, sie fing übermässig an zu lachen, war sehr heiter und Phys. Classe II. 0 122 Dn. ED. CAS P. JA C. vox SIEBOLD redselig, und konnte nicht genug rühmen, in welchem glückseligen Zustande sie während der Betäubung gewesen, ihre Augen leuchteten, und eine gewisse erotische Beimischung war bei ihr nicht zu verkennen. Ahnliches ward jüngst in der allgemeinen Augsburger Zeitung aus Lyon gemeldet, und es möchte in der That keine Verwunderung erregen, wenn wir einmal hören, dass die Ätherdämpfe auch zu unedeln Zwecken gemissbraucht worden, deren nähere Erläuterung der Criminaljustiz anheim fällt. Bei einer dritten Frau, welche 28 Jahr alt eines mehr phlegmatischen Temperaments sich erfreute, konnte völlige Bewusstlosigkeit nicht hervorgebracht werden: sie ward allerdings betäubt, gab aber durch Zeichen mit der Hand zu verstehen, dass sie alles mit ihr Gesprochene wohl vernehme: später er- wacht gab sie auch an, dass sie gerne hätte antworten wollen, es aber nicht vermocht hätte, da ihr die Sprachwerkzeuge gänzlich gelähmt gewesen. Sie schilderte den Zustand, in dem sie gewesen, als einen traumhaften, könne sich aber nicht genau Rechenschaft geben, wie ihr dabei gewesen. Merkwürdig genug traten bei allen drei Frauen, als der Verf. am Abend des 24. Februar die Versuche in Gegenwart einiger seiner Schüler wiederholte, ganz dieselben Erscheinungen wieder ein: die erste vernahm Musiktöne, die zweite befand sich wieder im Zustande der Glückseligkeit, und ward hernach sehr redselig, und bei der dritten konnte, obgleich diesmal längere Zeit die Ätherdämpfe angewendet wurden, keine völlige Bewusstlosigkeit hervorgebracht werden. Es war dieser Umstand eben ein Beweis der völligsten Übereinstim- mung der Wirkung der Ätherdämpfe mit der Berauschung durch Spirituosa fluida> wie durch diese bei verschiedenen Subjecten nach ihrer Constitution, ihrem Temperamente u. s. w. eine verschiedene Äusserung hervorgebracht wird, diese aber stets dieselbe bleibt, so auch bei der Betäubung durch Ätherdämpfe, diesem, wenn wir ihn so nennen dürfen, höchst concentrirten Ransche. Vertraut geworden mit der Anwendungsweise des Mittels und mit seiner durchaus unschädlichen Wirkung — diese selbst war bei den drei Frauen durchaus vorübergehend und in keiner Weise nachhaltig — stellte der Verf. am Nachmittage desselben Tages Versuche mit Schwangern an, wobei es ihm jetzt vorzüglich darauf ankam, zu erfahren, wie die Einwirkung der Äther- dämpfe auf das Kind sei. ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER- DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 123 Der Verf. kann bei dem Berichte über diese Versuche sich kurz fassen, da sie bei allen Schwangern, welche demselben unterworfen wurden, dieselben Resultate darboten. Bei allen trat Betäubung ein, und diese hielt bald kür- zere ‚bald längere Zeit an, je nachdem die Einathmungen länger oder kürzer fortgesetzt wurden. Bei keiner fand übele Nachwirkung statt, nur dass eine person, nachdem sie bereits wieder zu sich gekommen, und das Lager, auf welchem das Experiment angestellt wurde, verlassen hatte, auf dem Wege nach ihrem Zimmer, von einer tiefen Ohnmacht ergriffen, niedersank. Kalte Extre- mitäten, sehr kleiner Puls, völlige Unempfindlichkeit begleiteten diesen Zustand, aus welchem indessen Besprützen mit kaltem Wasser, Salmiacgeist unter die Nase gehalten, die Ohnmächtige wieder zu sich brachten. Angeführt muss aber dabei werden, dass diese Person schon vor der Schwangerschaft an Epi- lepsie gelitten; seit einigen Wochen hatte indessen kein epileptischer Anfall wieder statt gefunden, und auch bis zu ihrer Geburt war sie davon verschont geblieben. Sie kam später leicht und glücklich nieder. Die beobachtete übele Folge hatte aber doch den Verf. abgehalten, bei ihrer Geburt die Äther-Ein- athmungen zu wiederholen. — Bei einer andern sehr nervösen Schwangeren trat während der Betäubung heftiges Weinen und Schluchzen ein, was auch noch eine Zeitlang fortdauerte, nachdem sie bereits wieder zu sich gekommen war. Einen Grund davon wusste sie nicht anzugeben. Die Einwirkungen der Ätherdämpfe auf das Kind betreffend, so haben wir bekanntlich zwei Mittel, durch welche das Verhalten der Frucht während der Schwangerschaft sich uns zu erkennen gibt, einmal die Bewegung, welche dasselbe im Mutterleibe, theils uns theils der Mutter fühlbar vornimmt, zwei- tens, die Auscultation, durch welche wir mittelst Auflegen des Ohrs oder mit Hülfe des Höhrrohrs (Stethoskops) im Stande sind, die Herzschläge des Kindes durch die Bauchdecken der Mutter zu vernehmen. Beide Mittel dienten dem Verf. während der Betäubung der Schwangern als Erkenntnisswege des Ver- haltens der Kinder. Hinsichtlich der Bewegung konnte der Verf. allerdings merken, dass die Kinder mit dem Eintritte der Betäubung bei der Mutter un- ruhiger wurden: nur nachdem diese vollkommen eingetreten war, wurden die Kinder wieder ruhig. Dagegen blieb der mit dem Höhrrohre vernehmbare Herzschlag der Kinder sich vollkommen gleich, und nicht die mindeste Ver- Q2 124 Dr. ED. CASP. JAC. vos SIEBOLD änderung war an demselben zu erkennen. Weder an Frequenz nahmen die Herzschläge zu oder ab, noch wurden sie schwächer oder stärker, setzten nicht aus, mit einem Worte, Alles blieb sich hier gleich, und es konnte der Schluss gewonnen werden: auf das Kind haben die Ather-Einathmungen gar keinen, oder höchstens einen vorübergehenden, durchaus aber unschädlichen Einfluss. Die gleich näher zu beschreibenden Fälle bei Gebärenden bestätig- ten auch dieses hier gewonnene Resultat vollkommen. ۱ : Der Verf. nahm daher nun keinen Anstand, so fort zu den Versuchen an Gebärenden überzugehen, wozu sich schon am andern Tage Gelegenheit bot. Am 25. Februar Vormittags ward eine gesunde zum zweiten Mal schwan- gere Person gerade in dem Augenblicke, als der Kopf sich dem Durchschnei- den durch die äusseren Genitalien näherte, ätherisirt: die Wehen waren kurz vorher sehr kräftig und stark, und folgten in höchst kurzen Zwischenräumen. Nach einigen Athemzügen, die gleich nach dem Aufhören der letzten Wehe vorgenommen wurden, erfolgte schon Betäubung, die vorher sehr lauten Klage- töne hörten auf, und die Gebärende lag ruhig, der Puls war, wie gewöhnlich, langsam geworden: die Ätherisirung wurde noch bei der Betäubten ein paar Minuten fortgesetzt, aber — es traten nun keine Wehen mehr ein. Die Contraclionen der Gebärmutter, welche kurz vorher so kräftig und ergibig waren, hörten auf, waren wie weggezaubert, und erst, nachdem die Gebä- rende aus ihrer Betäubung erwacht war, kehrten sie wieder, waren aber so schmerzhaft, wie vorher. Ein lebendes Kind wurde alsbald ausgeschieden. Sonstige übele Folgen traten in keiner Weise ein, Denselben Tag Nachmittag 4 Uhr liess der Verf. ebenfalls eine Gebä- rende, welche zum vierten Mal schwanger war, in dem Augenblicke Äther- dämpfe einathmen, als bei sehr kräftigen Wehen der Kopf zum Einschneiden gekommen war. Schon nach ein paar Minuten stellte sich Betäubung ein, aber auch hier hörten die Wehen auf, nachdem die Betäubung eingetreten war. Acht Minuten hatte die Betäubung gedauert, und es dauerte eben so lange, bis sich allmälig wieder Contractionen des Uterus einstellten. Nach der Geburt des übrigens lebenden Kindes versicherte indessen die Gebärende, die Wehen, welche nach überstandener Betäubung eingetreten, seien ihr nicht so schmerzhaft vorgekommen, als die vor derselben ausgestandenen. ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 125 Der dritte Fall betraf eine Erstgebärende, welche der Verf, am 8. März dem Einflusse der Ätherdämpfe aussetzte: aber auch hier dieselben Folgen, Ausbleiben der Wehen, Wiedereintritt derselben erst, nachdem das Bewusst- sein sich wieder eingefunden hatte. Nur gab auch diese Gebärende an, die nachher sich einstellenden Wehen hätten den Grad von Schmerzhaftigkeit nicht gehabt, wie die früheren. Endlich ward noch einmal am 10. März das Mittel sörsncht, und zwar wieder bei einer Erstgebärenden: es trat Betäubung ein, während derselben zeigte sich eine schwache Wehe, welche aber auf den Fortgang der Geburt gar keinen Einfluss hatte. Nachdem das Bewusstsein zurückgekehrt, und noch beinahe eine Viertelstunde verstrichen war, wurde das Kind geboren. Wegen Schwächlichkeit der Gebärenden ward der Versuch später nicht wiederholt. Der Verf. hatte mit Willen sich in diesen vier mitgetheilten Fällen jeden Eingriffs zur Erregung von Contractionen enthalten, um einzig und allein die Wirkungen der Ätherdämpfe beobachten zu können! Er muss aber gestehen, dass ihm diese Beobachtungen wenig Vertrauen zu dem neuen Mittel bei na- türlichen Geburten einflössten, da übereinstimmend bei allen Ausbleiben der Wehenthätigkeit die nächste Folge war. Der natürliche Verlauf der Geburt wurde gestört, und diese Erscheinung hat auch in der That nichts Auffallen- des, da es die Erfahrung bestätigen muss, dass die Wehenthätigkeit bei oft sehr geringfügigen EEA es von Aussen auf die Gebärende wirken, unterdrückt wird, und dass chische Einwirkungen den genann- ten Nachtheil hervorbringen. Unter Weis iesen ل‎ aber die Einathmung von Stof- fen, welche den Organismus iw einen betäubten Zustand versetzen, gewiss eine höchst bedeutende, und muss daher als Grund der unterdrückten Wehenthä- tigkeit mit angesehen werden. Mögen auch Vertheidiger der Athernarkose bei natürlichen Geburten anatomisch - physiologische Gründe für die Anwendung derselben beibringen, mögen sie nachweisen, dass der Äther nicht lähmend auf die motorischen Nerven der Gebärmutter einwirken könne: als Thatsache hat sich mir aus meinen bis dahin angestellten Versuchen ergeben: die Äther- betäubung hebt die Wehenthätigkeit auf, und stört den Fortgang der durch eigene Naturthätigkeit verlaufenden Geburt. Der Verf. begnügte sich indessen noch nicht mit diesen 4 Fällen, son- 126 4 DR. ED. CAS P. JA C. vos SIEB OLP dern fuhr fort, weiter zu beobachten, und beschloss, zu erfahren, welchen Einfluss Reizungen der Gebärmutter während der zen. auf die Wehen: thätigkeit ausübten. Am 1. April liess der Verf, Nachts gegen 11 Uhr eine Ersigebärende in dem Augenblicke Äther einathmen, als der Kopf zwischen der Schamspalte sichtbar ward. Es trat bald Betäubung ein, d. V. fuhr aber noch fort, wäh- rend der schon eingetretenen Narkose Ätherdämpfe einziehen zu lassen. Die Wehen, welche bis vorher in ergibiger Weise zugegen waren, schienen ebenfalls wieder ausbleiben zu wollen: der Verf. rieb aber nun die Gebär- mutter durch die Bauchdecken mit kräftigen Kreisbewegungen der Hand, und nun kehrten Contractionen des Uterus zurück: nach zwei Wehen, von wel- chen die zweite von selbst kam, war das Kind geboren. Dieses, weiblichen Geschlechts, befand sich aber in einem hohen Grad des Scheintodes, aus welchem es nur mit der grössten Mühe und Aufbietung aller möglichen Mittel erweckt werden konnte: der Verf. kann aber nicht die Anwendung des Äthers hinsichtlich dieses Zufalles geradezu beschuldigen, da das Kind mit einer sehr festen Umschlingung der Nabelschnur um den Hals zur Welt kam, welche nach gebornem Kopfe nicht auf der Stelle gelöst werden konnte. Das Kind musste erst völlig angezogen werden, und dann erst war der Verf. im Stande, die Nabelschnur aufzulockern und über die Schultern zurückzustreifen. Erst nach / stündiger Bemühung gelang es, das Kind vollkommen zum Athmen zu bringen. Die Mutter betreffend, so gab diese auf Befragen an, sie sei wie in einer andern Welt gewesen, und könne sich dessen, was während der Zeit mit ihr geschehen, nur wie in einem Traume erinnern: gefühlt habe sie aber das Durchtreten des Kopfes. Die Schmerzensäusserung hatte sich auch bei ihr während der Betäubung durch absatzweise erfolgendes Stöhnen gezeigt. Eine übele Nachwirkung zeigte sich auch bei dieser Person nicht. Am 3. April ward eine zum vierten Mal Schwangere ätherisirt. Bei dieser fand eine bedeutende Reizung der Lungen stalt: der Apparat ward zwar nicht weggenommen, indessen trat keine Betäubung ein. Sie gebar rasch und leicht ein lebendes Kind, und behauptete, ihre Schmerzen wären bei dieser Geburt nicht so stark wie früher gewesen. Der Verf. hat überhaupt beobachtet, dass die ersten Athemzüge, ما‎ ۸ ۰ DER SCHWEFELÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 7 Ätherdämpfe: einziehen, gewöhnlich Anfangs mit Husten begleitet sind: doch gibt sich dieser Husten nach ein paar Athmungen, es tritt dann ruhige In- spiration ein, und die Betäubung erfolgt. Dauert aber der Husten fort, so ist es am besten, das ganze Experiment aufzugeben, welches gesunde Lungen er- fordert: bei Krankheiten oder selbst Krankheits- Dispositionen der Lungen ist die Ätherisirung zu unterlassen. Den besten Fingerzeig dazu gibt eben jene forigesetzle Reizung der e ee, und mahnt zur Vorsicht oder gänzlichen Unterlassung des Versuchs. Am 11. April ward Abend 9 Uhr bei einer zum ersten Mal Schwangern der Atherapparat angelegt, als der Kopf sehr bedeutend in die äusseren Ge- sehlechtstheile eingetreten war. Die Betäubung erfolgte sehr rasch nach einem slarken Husten: allein die Wehen hatten auch hier wieder aufgehört, und erst nach längerer Zeit, während weleher nach dem früheren Gange der Ge- burt wohl 6 Contractionen hätten erfolgen müssen, trat eine schwache Wehe ein, welche durchaus keine Wirkung hatte. Erst nachdem die Gebärende wieder die Augen aufgeschlagen hatte, und etwas zu sich gekommen war, traten kräftigere Wehen ein: es ward der Apparat von Neuem angelegt, Be- täubung erfolgte, die Wehen verschwanden indessen abermals: erst nach tüch- tigem Reiben des Bauches ward das Kind geboren; die hernach zu sich ge- kommene Person gab an, sie müsse geschlafen haben, wenigstens könne sie نی و‎ erinnern, was geschehen: doch habe sie wohl Schmerz 2 und sich auch alle Mühe gegeben, sich- des Kindes zu entledigen. Endlich soll noch eines Falles gedacht werden, welcher am 14. April zur Beobachtung kam, da er sich hinsichtlich der individuellen Ausserung der Betäubung von den früheren etwas unterscheidet, Bei einer zum ersten Mal Schwangern konnte nämlich völlige Betäubung nicht. erzielt werden: nur da- durch äusserte sich die Wirkung, dass die Sprache lallend und sehr gedehnt wurde, wie dieses bei einem todtmüden Menschen der Fall ist, und — dass die Wehen ausblieben. Erst durch tüchtiges Reiben des Bauches traten Con- tractionen ein, welche den Kopf weiter trieben, wobei die Gebärende Schmer- zenslaute von sich gab: das Einathmen der Dämpfe wurde wiederholt, der traumhafte Zustand trat von Neuem ein, und nach wiederholten Reibungen der Gebärmutter wurde das Kind geboren. Zum völligen Bewusstsein zurück- 128 1 DR. ED. CAS P. JAC. vox SIEBOLD gekehrt äusserte die Person, sie habe die Schmerzen zwar gefühlt, aber nur in geringem Grade, und erst gewusst, dass sie geboren, als man ihr es ge- sagt, Während der ganzen Zeit sei sie allein auf hohen Bergen zwischen sehr schönen Blumenbeeten gewesen. Diese acht Beobachtungen von Ätherisirung bei natürlichen Geburten genügen, ein Urtheil über die Anwendbarkeit des Mittels in den gewöhnlichen Fällen der Geburtshülfe abzugeben. Ein Ausbleiben der Wehen ist bei allen Gebärenden eingetreten: der natürliche Verlauf der Geburt hat demnach eine Störung erfahren, welche ganz den allgemeinen Regeln der Natur widerstrei- tet; je näher der Augenblick der Ausscheidung des Kindes, um so kräftiger, um so intensiver äussern sich die Wehen, damit dieser Act rasch vorübergehe, wenn aber die Ätherdämpfe gerade das Gegentheil bewirken, so liegt ihre Nutzlosigkeit am Tage, und dieser Übelstand wird nicht aufgewogen durch die von der Gebärenden allerdings zugestandene Angabe, die Schmerzen seien später, wenn es gelungen, durch äussere Reibungen Contractionen des Uterus wieder hervorzurufen, geringer gewesen. Auf die Kinder hatte dagegen das Mittel keinen schädlichen Einfluss, eine Beobachtung, die, obgleich schon bei den Experimenten an Schwangern gewonnen, durch die oben angeführten bei Gebärenden bestätigt wurde: die Erfahrung über diesen letzteren Umstand war aber wichtig für die Folge, ob nun weiter auch bei Operationen das Mittel statthaft sei, oder ob die Gefahr für das Kind bei diesen nicht noch gestei- gert werde, einmal durch die Atherisirung und dann durch die Operation selbst. Es konnte jetzt schon diese Frage verneinend beantwortet werden, und der Erfolg hat auch die Richtigkeit dieser Ansicht gelehrt. Es ward nun zu den Versuchen bei geburtshülflichen Operationen über- gegangen, und der Verf. muss es hier schon aussprechen , so wenig ihn das neue Mittel in seiner Anwendung bei natürlich verlaufenden Geburten befrie- digte, so günstig war der Erfolg bei den unter seinem Einflusse vorgenomme- nen Operationen. Der erste Fall, in welchem Ätherdämpfe angewendet werden konnten, bot sich den 18. April an. Eine zum ersten Mal schwangere, gesunde Per- son von 24 Jahren war am genannten Tage mit Wehen in die Anstalt ge- kommen, und die vorgenommene Untersuchung liess eine vollkommene Fuss- ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER - DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLEE. 129 lage erkennen, der Muttermund war beinahe ganz ausgedehnt, das Frucht- wasser bereits abgegangen, die Wehen waren ausserordentlich kräftig und stark, und dabei von einer solchen Schmerzhaftigkeit, dass sie die Gebärende zu lautem Schreien anregten. Bald waren die Füsse des Kindes in den Aus- gang des Beckens herabgetreten, je mehr aber das Kind den äusseren Geschlechts- theilen sich näherte, um so stärker wurden die Schmerzenslaute. Auch war die Gebärende so empfindlich, dass schon die blosse Untersuchung ihr die lautesten Klagen entlockte. Nach den Grundsätzen unserer Schule, bei jeder andern Lage, als der Kopflage, der Gebärenden die Querlage zu geben, ward diese von der Gebärenden eingenommen, als die Füsse im Beckenausgange standen: da nach einigen Wehen die Füsse aber nicht tiefer traten, so be- schloss der Verf., die Füsse heraus zu leiten. Bei der der Operation noch einmal auf dem Querlager vorausgeschickten Untersuchung schrie die Gebärende so fürchterlich, und erschwerte durch unpassende Bewegungen ihrer untern Extremitäten alle Handgriffe in dem Maasse, dass der Verf. mit wahrer Freude zu dem Ätherapparate schritt, um Ruhe zu verschaffen, und die bestimmte Operation möglich zu machen. Die Gebärende verlor nach einigen Athem- zügen aus dem Ätherapparate auch bald das Bewusstsein, lag ganz ruhig, und stöhnte nur noch in abgebrochener Weise, der Verf. entwickelte nun ohne weitere Störung die beiden Füsse nach den Regeln der Kunst: es traten bei ferneren Boge rek den Reiz, welcher auf die Gebärmutter aus- eübt wurde, ngen ein, welche das Kind weiter heraustrieben: alle Drehungen des kindlichen Rumpfes, wie sie bei Unterstammsgeburten von der Natur vollzogen werden, erfolgten, der Rücken wendete sich nach vorne, beide Arme traten, einer nach dem andern zur gehörigen Zeit hervor, der Kopf stand zuletzt im richtigen schrägen Durchmesser des Beckenausgangs mit nach rechts und hinten gerichtetem Gesichte: es gelang bald den Kopf zu entwi- ckeln, wobei die Gebärmutter ebenfalls thätig war. Das Kind, weiblichen Geschlechts, lebte: es war ausgetragen, und hatte die gehörigen Verhältnisse des Körpers. Während des ganzen Actes von der Entwickelung der Füsse bis zur Lösung des Kopfes war die Mutter in betäubtem Zustande, und an die Stelle des früheren Schreiens war nur noch ein nicht sehr lautes Stöhnen getreten: erst ein paar Minuten nach der Geburt des Kindes kam die Person Phys. Classe III. R 130 Dr. ED. CAS P. JAC. vox SIEBOLD zu sich, sah sich staunend um, und brach bei dem Anblicke ihres Kindes in die Worte aus: »Ach, es ist vorüber! Ohne das hätte ich es nicht aus- halten können! Weiter befragt gab sie an, sie habe wie im Traume gele- gen, sie habe wohl gefühlt, wie »ıhr das Kind wäre entrissen worden « (ihre eigenen Worte), aber Schmerzen habe sie dabei nicht verspürt: es habe ihr geschienen, als wenn sie in ihrem Geburtsorte unter blühenden Bäumen spa- izieren gegangen wäre. Ihr Befinden war gleich nach der Geburt und im Wochenbelte ein ungetrübtes. Hier hatten also die Atherdämpfe Treffliches geleistet: ihr Einfluss ent- nahm der Gebärenden jeglichen Schmerz der Operation, und setzten den Verf. in den Stand, diese selbst ohne Störung von Seiten der Gebärenden, deren höchst unruhiges Benehmen sehr hinderlich gewesen wäre, zu verrichten. Dem ‚Ausbleiben der Wehen steuerten die Rotationen am Kinde, welche als Reiz auf die inneren دج وس ی‎ wirkten, und neue Zusammenziehun- gen hervorriefen. Bald sollte aber der Verf, auch die Wirkung des Mittels bei Instrumen- tal- Operationen, bei der Zange, kennen lernen, und hier noch eine neue, höchst erspriessliche Seite beobachten. Eine sehr gesunde, robuste Kusgihirdnde hatte en 2 Nächte dod 2 Tage in Geburtsschmerzen zugebracht. Langsam nur war die Eröffnung des Muttermundes vor sich gegangen, und erst am dritten Tage, den 16. April, gegen Mitternacht war die Geburt so weit vorgeschritten, dass eine baldige Beendigung derselben vorausgesagt werden konnte. Der Kopf stand in der ersten Scheitelbeinslage im Beckenausgange, der Muttermund war noch ohn- gefähr in der Mitte des Beckens, den Kopf kranzartig umgebend, zu fühlen. Die Wehen selbst waren nicht sehr ergibig, und wirkten nur wenig auf das Fortrücken des Kopfes. Der Verf. entschloss sich daher zur Anlegung der Zange, gab der Gebärenden eine Querlage, und liess sie Ather einathmen. Wie gewöhnlich trat bald Betäubung ein, zugleich aber hörten die Wehen gänzlich auf. Der Verf. führte nun die beiden Zangenlöffel ein, und es war die Application des Instruments der Mutter durchaus schmerzlos, kein Laut ward von ihr gehört; zugleich aber beobachtete der Verf., dass die Theile selbst ungemein schlaff waren, besonders war der früher sehr gespannte Mut- ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER -DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 131 termund so ausserordentlich nachgibig, dass die Löffel der Zange mit der grössten Leichtigkeit eingeführt werden konnten, ja eben durch die Erschlaf- fung der Theile, die sich auch auf die Scheide erstreckte, schien nach beiden Seiten des Kopfes ein viel grösserer Raum entstanden zu sein, so dass man hätte glauben können, einen ganz andern Fall vor sich zu haben. Die Zange wurde geschlossen: schon nach einigen Tractionen kam der Kopf des Kindes zum Vorschein, und bald war die Geburt beendigt. Auch hier traten aber in der Betäubung durch den Reiz der Zangenbewegung Contractionen ein, und unterstützten die Extraction des Kindes. Während der unter andern Verhält- nissen sehr schmerzhaften Entbindung gab die Gebärende keinen Laut von sich, und unter eigenthümlichen, fast unheimlichen Gefühlen vollzog der Verf. die Operation , bei welcher diesmal die sonst so bedeutenden Schmerzensäusserun- gen und das laute Wehklagen fehlten. Erst durch das Schreien des Kindes ward die Todtenstille, welche im Gemache herrschte, unterbrochen. Die Per- son kam nun ebenfalls allmälig wieder zu sich, und verwunderte sich, das Kind bereits vor sich zu sehen: sie gab an, wo sie gewesen, wisse sie nicht, Schmerzen habe sie aber durchaus nicht gefühlt. Ihr Befinden blieb ein gutes. Eine zweite Zangenoperation ward am 24. April unter dem Einflusse der Schwefeläther- Dämpfe vorgenommen. Der Kopf des Kindes blieb nach ge- sprengten Eihäuten in dem Ausgange des Beckens stehen, indem eine heftige rheumatische Affection des linken Arms, an welcher die Gebärende schon mehrere Wochen vor dem Eintritte der Wehen gelitten hatte, sie verhinderte, die Wehen durch Mitarbeiten thätig zu unterstützen. Die Wirkung der Ätherdämpfe trat bei ihr schon nach 3 Athemzügen ein: sie verfiel in Betäu- bung, ward fühllos, antwortete nicht mehr auf die an sie gerichteten Fragen, allein auch hier cessirten die bis dahin kräftig vorhandenen Wehen. Der Verf. beeilte sich nun die Zange anzulegen: die Application war wieder leicht, da auch hier Relaxation der Weichtheile, besonders Nachgibigkeit des noch fühlbaren Muttermundes eingetreten war: kein Schmerzenslaut ward von der Gebärenden vernommen, welche immer noch Ätherdämpfe einathmete. Nach geschlossener Zange ward der Ätherapparat entfernt, da auf eine Nachhaltig- keit des Mittels zu rechnen war. Sie fand, wie erwartet, statt: denn wenn auch gleich die darauf folgenden Tractionen der Operirten Schmerzenslaute R2 132 Dr. ED. CAS P. JAC: vox SIEBOLD entlockten, so fand doch fortwährend Betäubung statt, und eine Erinnerung des Überstandenen hatte die später Erwachte nicht. Während der Rotationen mit der Zange traten auch hier wieder Contractionen des Uterus ein, welche den Verf. bei der Operation unterstützten. Nachdem das Kind völlig ‚geboren war, und sofort die 4 Wände angeschrieen hatte, kam die Gebärende allmälig zu sich, und wusste von Allem, was mit ihr geschehen, Nichts anzugeben: Schmerzen wenigstens habe sie nicht gefühlt. Es war übrigens in ihrem gan- zen Wesen immer noch eine gewisse Nachwirkung der Betäubung zu bemer- ken, welche sich auch nicht so bald verlor. Der beste Beweis, dass die Äthereinwirkung auf die Contractionen des Uterus, wenn solche auch im Be- ginn der Betäubung cessiren, in späterer Zeit keinen nachtheiligen Einfluss haben, ward dadurch gegeben, dass ohngefähr 10 Minuten nach der Voll- endung der Operation die Nachgeburt von selbst durch den Uterus ausge- schieden wurde. Sonstige übele Nachwirkung ward auch bei dieser Person nicht bemerkt. So waren auch diese Beobachtungen, welche die TEEN der Zange bei Atherisirten betrafen, zu lehrreichen und den Nutzen der 1 bestätigenden geworden. Die letztere hatte Schmerzlosigkeit der Operation be- wirkt, zugleich aber auch diese dadurch erleichtert, dass Nachgibigkeit, Er- schlaffung der Theile, besonders des Muttermundes eingetreten war. Ja diese Beobachtungen wiesen darauf hin, dass gerade in denjenigen Fällen, bei welchen eine bedeutende Zusammenziehung der Gebärmutter einer auszuführen- den Operation grosse Schwierigkeit in den Weg legt, wie bei gebotenen Wen- dungen des Kindes, die Ätherisirung gute Wirkung leisten werde. ۱ - In dem Vorstehenden hat der Verf. seine eigenen Erfahrungen mitgetheilt. Ehe er aber aus diesen Schlussfolgerungen zieht, und namentlich die an die Spitze seiner Untersuchungen gestellten Fragen zu beantworten unternimmt, hält er es für seine Pflicht, auch die Beobachtungen Anderer auf gleichem Felde zu berücksichtigen und zu vergleichen, in wiefern sie mit den seinigen über- einstimmen oder nicht, und auch sie zur us eines Schlussurtheils zu benutzen, Die erste Kunde über die Anwendung 2 5 Schwefeläthers in der Geburts- hülfe erhielten wir durch Simpson, Lehrer des Fachs in Edinburgh. Am > ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE, 133 19. nr hatte dieser berühmte Geburtshelfer eine Gebärende, an welcher er die Wendung verrichten musste, unter den Einfluss des Äthers gestellt, und während der Betäubung die genannte Operation nebst der sehr schwierigen Extraction des Kindes an den Füssen vollendet. Der Erfolg war ausgezeichnet, die Gebärende war während des ganzen Actes der Wendung und Extraction bewusstlos: doch gab auch sie an, dass sie die Entwickelung des Kopfes zwar nicht gefühlt, aber doch gehört habe. Der Tod des Kindes konnte dem Äther- einflusse in keiner Weise zugeschrieben werden, da das Becken der Person sehr deform war und die Extraction des Kopfes grosse Schwierigkeiten gemacht hatte. Bei einer schon ober stalt gefundenen Geburt war die Craniotomie verrichtet worden 1). Am 25. Januar ward im St. Bartholomew’s Hospital zu London bei einem Kaiserschnitte von Mr.Skey der Ätherdampf angewendet. Nur, wie es scheint, trat Erwachen aus der Betäubung auf, ehe noch die Operation vollendet war: denn der Bericht sagt ausdrücklich: »I may be as well to observe, that the inhalation of the ether produced insensibility to the pain of the first incision. Its prolonged exhibition was not allowed lest it might possibly interfere with the contraction of the uterus«?). Simpson hat übrigens seine Versuche im Februar fortgesetzt, und die- selben im Märzheft des Monthly Journ. of med. science bekannt gemacht. Unter diesen befinden sich auch zwei Zangenoperationen, deren Erfolge ganz mit den vom Verf. beobachteten übereinstimmen. Im Übrigen erklärt sich die- ser schottische Geburtshelfer auch für die Anwendung des Äthers bei natür- lichen Geburten, und führt ein paar Beobachtungen an, welche ihn allerdings zu dieser Annahme berechtigen konnten 5). In Frankreich haben Fournier-Deschamps, Paul Dubois und Bouvier die Schwefelätherdämpfe in ihrer Beziehung zur Geburtshülfe einer 1) Lond: medic. Gazette. Lond. Jan. 1847. .م‎ 218. — Monthly Journ. of medical science for March 1847. 2) Lond. med. Gazette. Jan. p. 212. 3) Notes on the inhalation of sulphuric ai in the practice of midwifery. By J Y. Simpson. Edinb.1847. 8. (Aus dem Monthl. Journ. besonders abgedruckt.) 134 Da. ED. CAS P. JAC. vos SIEBOLD. näheren Prüfung unterworfen, nachdem Velpeau darauf aufmerksam gemacht hatte, es könnte der Äther in der Geburtshülfe nützlich werden, um in man- chen Fällen gewisse Hindernisse, die sich der Entbindung entgegenstellten, zu überwinden. Im Februar stattete P. Dubois der Academie der Medicin in der Sitzung am 23. Februar Bericht über seine Erfahrungen auf diesem Felde mit: der erste Versuch betraf eine sehr junge Erstgebärende, bei welcher man nach zu langen, höchst schmerzhaften und dennoch erfolglosen Wehen zur Zange schreiten musste: nach einigen Minuten des Äthereinatlhmens ward sie fühllos, und das Kind wurde sodann leichter und schneller zur Welt gefördert, als dieses in ähnlichen Fällen möglich war. Sie versicherte hernach, Nichts bei der Operation gelitten zu haben. In einem andern Falle ward zwar die Gebärende nicht fühllos, wohl aber benahmen ihr die Ätherdämpfe alle in- tellectuellen Fähigkeiten: sie schrie und gebärdele sich lebhaft im Verlaufe der Operation, nachher aber vollkommen zu sich gekommen erklärte sie, durchaus keine Erinnerung der so eben erlittenen Schmerzen zu haben 1), Diese Erfah- rungen stimmten demnach mit den obigen des Verf. überein. Wenn aber P. Dubois bei weiterer versuchsweiser Anwendung des Schwefeläthers fand, dass während der heftigsten Narkose die der Gebärmutter im Laufe des Geburtsvor- ganges eigenthümlichen Contractionen dennoch ganz normal fortdauerten® so kann der Verf. dieses freilich nicht bestätigen, will aber wohl zugeben, dass er es vielleicht nicht zur heſtigsten Narkose treiben wollte, deren Hervorrufung er mit seinem ärztlichen Gewissen nicht vereinigen konnte. Bouvier fand dagegen mit den obigen Beobachtungen übereinstimmend: » Cessation com plete des contractions uterines«; diese hielt 10 Minuten an, und während dieser Zeit fand sich der Muttermund durchaus weich und nachgibig: erst nach einer halben Stunde kehrten die Wehen in ihrer vollen Kraft zurück und voll- endeten die Geburt. Ein ziemlich starker Blutfluss folgte, der aber ohne nachtheilige Folgen blieb 2). Unter den vaterländischen Fachgenossen hat zuerst ein Arzt in Mannheim, .=e— [0 1) Gazette médicale de Paris, N. 9, p- 165. — Bericht in der allgem. Augsburg. Zeit. N. 69. Beilage, S. 549. 2) Gaz. med. de Par. Nr. 11. p. 211. ANWEND. DER SCH ÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 135 Hammer, einen Fall in der Abendzeitung seines Wohnortes bekannt ge- macht !), in welchem er bei einer jungen Gebärenden, die sehr schmerz- hafte Wehen hatte, den Ather anwendete. Zwar setzten nach der Ver- sicherung des Arztes anfangs die Wehen ebenfalls 6—7 Minuten lang aus, allein sie stellten sich später wieder ein, jedoch ohne Schmerz zu verursachen, und nach ohngefähr 20 Minuten war die Geburt beendigt. Der Verf. behauptet daselbst, er sei durch diesen Versuch ohne allen weitern Zweifel zu einer festen Ansicht über die Art der Wirkung des Schwefeläthers gekommen, und macht das weibliche Geschlecht darauf aufmerksam, dass seine Erlösungsstunde von den peinlichsten Qualen geschlagen zu haben schiene. Über ein paar Mittheilungen, welche sich auf unter dem Einflusse der Athernarkose vollzogene Zangenoperationen beziehen, von denen die eine in der Gebäranstalt zu Erlangen glücklich für Mutter und Kind verlief, bei der andern aber (in München) das mit dem Gesichte vorgelagerte Kind todt zur Welt kam, müssen erst genauere Berichte abgewartet werden, da sie nur kurz in der Frankf. Didaskalia und in der allgem. Augsb. Zeitung erwähnt sind. Wenn aber in Bezug auf den letzteren (Münchner) Fall in späteren Blättern der allgem. Zeitung darüber gestritten worden, ob das Kind in Folge der Äthernarkose am Schlagflusse gestorben, so kann der Verf. nach seinen oben mitgetheilten Erfahrungen solches nicht wohl glauben, da die bei schwieriger Lage des Kindes (Gesichtslage) unternommene Zangenoperation den schlag- flüssigen Tod leichter erklären lässt, als die Athernarkose. So haben sich denn von allen Seiten günstige Stimmen für das neue Mit- tel erhoben, und nicht ein Fall ist bekannt geworden, in welchem ein wahr- haft nachtheiliger Fall beobachtet wurde, oder mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte. Wenn es aber jetzt schon gestattet ist — der Verf. وو ی‎ gerne das, was der französische Berichterstatter in der allgem. Zeitung behauptet, es 1) Mannheimer Abendzeitung Nr. 48. 19. Febr. S. 191, — Diese Mittheilung hat in späteren Blättern ders. Zeit. zu einigen Erörterungen zwischen H. u. einem andern Arzte Gelegenheit gegeben, welche am Ende in Leidenschaftlichkeit aus- arteten, und der Sache selbst keinen Nutzen bringen konnten. 136 Da. ED. CAS P. JAC. vox 51188010 möchten noch zahlreichere Versuche zu unternehmen sein — wenn es erlaubt ist, ein Urtheil über das neue Mittel zu fällen, und dazu die oben aufgestell- ten Fragen zu beantworten, so möchte der Verf. nach seinen bisherigen Er- fahrungen es zuvörderst aussprechen, dass er nicht glaubt, das neue Mittel werde sich bei natürlich verlaufenden Geburten zur Verhütung des bedeuten- den Schmerzensgefühls einer günstigen Aufnahme zu erfreuen haben. Der Verf. hat im Eingange oben die Gründe entwickelt, warum er die die Geburt be- gleitenden Schmerzen als für durchaus keine in ihrer Äusserung und besonders in ihren Folgen so erheblichen ansehen könne, dass ein besonderes Bedürfniss einträte, sie gänzlich zu verbannen: es ist aber auch schon davon die Rede gewesen, dass, wenn auch diesem letzteren nachgegeben werden soll, doch nur das bald erfolgende Ende der Geburt abgewartet werden darf, um das Experiment nicht zu lange und nicht wiederholt anwenden zu müssen. Erwägt man aber nun die Resultate, welche — dem Verf. wenigstens — die Erfah- rung gezeigt hat, dass Ausbleiben der Wehen, also Mangel der Contraction des Uterus, wenn auch nicht in allen Fällen, doch in den meisten nach den Ätherinhalationen eingetreten, dass also der natürliche Hergang der Geburt of- fenbar gestört wird, dass aber auch durch die der Gebärmutter entzogene Contractionsthätigkeit wohl Gelegenheit zu Blutflüssen gegeben werden könnte, welche eine lästige und gefahrvolle Zugabe zu Geburten bilden — eine weitere Erfahrung wird zur Festsetzung dieses wichtigen Punktes nöthig sein, ist aber doch schon von Bouvier beobachtet worden, wobei man freilich das » post hoc, ergo propter hoc« nicht übersehen darf — erwägt man Alles dieses, so möchte die Atherathmung bei natürlichen Geburten entweder gar nicht zu empfehlen, oder wenigstens mit der Einschränkung zu adoptiren sein, von ihr nur bei ausserordentlich schmerzhaften Wehen Gebrauch zu machen, bei wel- chen die grösste Unruhe des Körpers, ein nicht zu bändigendes Hin- und Herwerfen, höchst unzweckmässige und die Geburt störende Bewegungen statt finden. ۱ Ein Umstand muss aber hier, wenn es sich von der gestellten Frage hinsichtlich der Anwendbarkeit der Schwefeläther- Dämpfe bei natürlichen Ge- burten handelt, noch besonders berührt werden: soll Hebammen dieses Mittel in die Hand gegeben werden? Diesen kommt nämlich in der Privatpraxis die ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER- DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 137 Behandlung der natürlichen Geburten in den bei weitem meisten Fällen zu, und nur bei Abweichungen von der Regel sind sie verpflichtet, Ärzte oder Geburtshelfer zu Hülfe zu rufen. Dürfte nun diesen Frauen ein so wichtiges, in ungeschickter Hand selbst gefährliches Mittel anvertraut werden? Die Ge- setze haben hierauf bereits die gebührende Antwort gegeben, und es hat unter Andern das K. Hannover’sche: Ministerium des Innern unter'm 6. April verord- net: » Dass, da die richtige Anwendung des Schwefeläthers bei chirurgischen und zahnärztlichen Operationen durch Kenntnisse bedingt ist, welche bei den nur in beschränkter Maasse zugelassenen Wundärzten, so wie bei den Zahn- ärzten, gesetzlich nicht vorauszusetzen ist, diesen die Anwendung des Schwe- feläthers ohne vorgängige Anordnung oder Zustimmung eines zur Praxis be- rechtigten Arztes untersagt, und der Gebrauch desselben ohne Gegenwart eines solchen verboten wird & ). Noch in höherem Grade wird dieses von Hebam- men gelten, und pur die noch nicht so allgemein besprochene und ausgeübte Anwendung des Schwefeläthers zu geburtshülflichen Zwecken hat eine Verord- nung in gleichem Sinne für Hebammen noch nicht erscheinen lassen, die aber sicher, sollte das Mittel sich in der Geburtshülfe weiter Eingang verschaffen, nicht ausbleiben dürfte. Wer aber nur einiger Maassen mit dem Thun und Treiben dieser sogen. »klugen Frauen « bekannt ist, wer es kennen gelernt hat, wie dieselben die Herbeiziehung eines Geburishelfers nur im äussersten Noth- falle bewerkstelligen, dem wird es klar werden, dass die Anwendung des Schwefeläthers hier eine Klippe finden wird, die der Einführung desselben bei natürlichen Geburten grosse Hindernisse in den Weg legt, indem die Bered- samkeit der Hebammen ihren Pflegbefohlenen die Nutzlosigkeit eines Mittels, zu dessen Anwendung ein Arzt hinzugezogen werden soll, besser anpreisen wird, als dieses durch die gelehrtesten Abhandlungen der Ärzte selber ge- schehen kann. So möchten also vor der Hand der Anwendung der Schwefeläther-Dämpfe bei natürlichen Geburten sowohl innere als äussere Gründe entgegenstehen, und der Triumph, ein Mittel gefunden zu haben, durch welches der bekannte 1) Gesetz- Sammlung f. d. Königr. Hannover. 1. Abtheil. Nr. 19. Jahrg. 1847. Phys. Classe III. 5 138 Dr. ED. CASP, JAC. vox SIEBOLD alttestamentarische Fluch von Eva's Töchtern hinweggezaubert wird, möchte von Manchen doch zu früh erhoben worden sein. Dagegen scheint der wirkliche Nutzen des Schwefeläthers in der E hülfe sich auf operative Fälle zu beziehen: die Erfahrung hat sich wenigstens von allen Seiten günstig dafür ausgesprochen. Hier sind, wie oben gezeigt wurde, Schmerzen zu bekämpfen, welche dem gebärenden Weibe von Aussen bereitet werden, und es ist viel gewonnen, wenn diese durch das neue Mittel ferne zu halten sind. Dass aber dieses letztere geschehen kann, haben die Be- obachtungen und Versuche einstimmig von allen Seiten her gezeigt: Nachtheil für das Kind ist nicht entstanden, und auch bei der Mutter hat sich keine übele Folge gezeigt, im Gegentheile haben die Schwefeläther- Dämpfe die Ope- rationen dadurch erleichtert, dass ein Zustand von Nachgibigkeit und Schlaff- heit der Theile eintrat, welehe der Ausführung der Operationen nur günstig war: das hat der Verf. bei zwei Zangenoperationen beobachtet 1), darauf haben 1) Der Verfasser kann nachträglich, da sich der Druck der Abhandlung um einige Wochen verzögert hat, noch von zwei Zangenoperationen, welche er unter dem Einflusse der Schwefeläther- -Dämpfe vorgenommen hat, Nachricht geben. Die eine fand am 3. Juni bei einer zum ersten Male Schwangern statt, bei welcher der Kopf des Kindes sehr lange im Ausgange stand, ohne durch die sehr kräf- tigen, zugleich aber sehr schmerzhaften Wehen weiter getrieben zu werden. Die Betäubung erfolgte schon nach einigen Athemzügen, und nicht eher kam die Person zu sich, bis der ganze Act der Operation und die Geburt des Kindes vor- über war. Bei der Anlegung des Iustrumentes reagirte die Gebärende in keiner Weise, allein während der Tractionen stöhnte sie, und gab später an, das Durchführen des Kopfes durch die äussern Geschlechtstheile habe sie wohl ge- fühlt, doch habe sie fortwährend. geträumt, sie befinde sich im Theater و‎ Wo sie aber ein ihr unbekannter Mann fortwährend in den Bauch gekniffen! So spielte gewisser Maassen die Wirklichkeit in den durch die Narkose hervorgebrachten Zustand über. Das Kind lebte, die Mutter blieb wohl und gesund. — Die zweite Operation, bei welcher der Schwefeläther angewendet wurde, fiel auf den 8. Juni. Eine Erstgebärende hatte bereits 45 Stunden in wahren Geburts- schmerzen zugebracht, und der Kopf stand seit Mitternacht des 8. Juni in der unteren Beckenöffnung. Nach 3 Stunden war er wenig weiter gerückt, es hatte sich eine bedeutende Kopfgeschwulst gebildet, die Gebärende war sehr erschöpft und angegriffen, es ward daher zur Anlegung der Zange geschritten, vorher aber * ANWEND. DER SCHWEFELÄTHER-DÄMPFE IN DER GEBURTSHÜLFE. 139 Dubois und Bouvier ausdrücklich aufmerksam gemacht, ja Dubois setzt sogar hinzu, dass der Schwefeläther den Widerstand des Mittelfleisches neu- tralisire. Die Furcht, die Contractionen des Uterus blieben aus, was insofern auch bei Operationen nicht erwünscht sein kann, als bei Extractionen des Kin- des die Natur uns unterstützen muss, ist hier eine ungegründete: gerade der Reiz, welcher durch das Anziehen des Kindes auf das Gebärorgan verübt wird, regt dieses zu neuen Zusammenziehungen an, wie es der Verf. bei seinen drei Operationen beobachtet hat, bei welchen er immer von Contractionen unter- stützt wurde. Die Unterbrechung der Contractionen aber, welche nach der Einwirkung des Schwefeläthers statt findet, und seinen Gebrauch bei natür- lichen Geburten beschränkt, wenn nicht ganz verbietet, hat aber für die ope- rative Geburtshülfe gewiss noch eine sehr erspriessliche Seite: die Ausführung der Wendung des Kindes im Gebärorgane wird nämlich nicht selten dadurch sehr erschwert, dass nach abgeflossenem Fruchtwasser der Uterus sich fest um das Kind zusammenzieht, und nun der eingehenden Hand den Weg zu den Füssen des Kindes verschliesst. Hier ist gewiss viel von dem neuen Mit- tel zu hoffen, und der Verf. würde keinen Anstand nehmen, dasselbe zu dem genannten Zwecke sofort anzuwenden, wenn sich ihm einmal wieder die Gele- genheit dazu ergibt. Ein Gleiches gilt vielleicht auch von der nach der Geburt des Kindes incarcerirten Placenta, worüber freilich noch Erfahrungen entschei- den müssen. Dass überhaupt das Mitiel nur mit grosser Vorsicht und mit der Atherapparat angewendet. Auch hier trat bald volle Betäubung ein, wäh- rend welcher die Gebärende von einer schönen Gegend geträumt, in welcher sie lustwandelte. Ein sehr starkes Kind von 9 Pfund ward extrahirt, und nur wieder das Durchführen des Kopfes durch die äussern Genitalien war von eini- gen Klagen der Mutter begleitet, obgleich sich dieselbe, später erwacht, durch- aus nicht auf erlittene Schmerzen besinnen konnte. Das Kind lebte. — Somit kann der Verf. über vier Zangenoperationen berichten, bei welchen allen ihm das neue Mittel vortreffliche Dienste geleistet hat. Ja das Mittel hat sich unter den Schwangern des Hauses schon ein solches Ansehen erworben, dass von vie- len auf dem Gebärbette flehentlich um „die Blase” gebeten wird. Bei natürlich verlaufenden Geburten hat aber der Verf. bis jetzt (29. Juni) die Schwefeläther- dämpfe nicht wieder in Gebrauch gezogen. 52 ۷ / 140 DRE. C. J. v. 515 ۴ OLD ANW. D. SCHWEF.- ÄT. - DÄMPFE IN D. GEBURTSH. Berücksichtigung aller Gegenanzeigen, wozu der Verf. jetzt schon eine grosse Vollblütigkeit, die zum Schlagflusse geneigt macht, so wie kranke Lungen rech- net, angewendet werden muss, bedarf hier kaum der Erwähnung: es möchte eben so da nicht passen, wenn die Gebärende zu Blutflüssen geneigt ist, bei früheren Geburten wirklich schon an solchen gelitten hat, indem man sich, wendet man den Schwefeläther an, des besten Stillungsmittels der Hämorrha- gie, der Contractionen des Uterus begibt: ja die fernere Beobachtung muss lehren, ob nicht einmal Blutflüsse bedeutender Art gerade durch die Schwe- feläther- Dämpfe hervorgerufen werden, und die Worte, mit welchen P. Du- bois seinen Vortrag vor der Pariser Academie schloss, macht auch der Verf. zu den seinigen: » Je ne voudrais pas surtout qu on pút, en prenant pré- texte: sur les faits que’ ui exposés, me preier lopinion, que la pratique de Veitherisation pút étre sans inconvenients, et quelle n’exigeät point de grandes reserves.« Nur als eine vorläufige Nachricht über die Wirksamkeit des neuen Mit- tels bittet der Verf. diese Mittheilungen hinzünehmen: die Beobachtungen dar- über sind keineswegs als geschlossen anzusehen, und weitere Versuche müssen zeigen, ob die vom Verf. bis jetzt aufgestellten Lehren die richtigen sind oder nicht. Bestätigt sich der Nutzen der Atherisirung für die Geburtshülfe in der angegebenen Weise, — und nach dem Vorgetragenen scheint Aussicht dazu vorhanden zu sein —, so wollen wir der Chirurgie, von welcher die Anwen- dung des Mittels ausging, im höchsten Grade dankbar sein; einen Theil der Schuld kann aber die Geburtshülfe jetzt schon dadurch abtragen, dass auch sie ihre Erfahrungen auf diesem neuen Gebiete, welches ihr die Chirurgie er- öffnet hat, sammelt und bekannt macht, um auf diese Weise auch von ihrer Seite zur weiteren Kenntniss und tieferen Ergründung der Wirkungsart des neuen Mittels das Ihrige beizutragen, da nur aus dem vollen Verein aller Kräfte die Wahrheit sich emporschwingen kann. asgi > نس وطلة أو اناده أمع:‎ tany i Über den feineren Bau ۳3 des elektrischen Organs im Zitterröchen: Von ۱ D zog le, * = Der Ds e der Wissenschaften FFIR, am 20. e Mira dènt Bau des elektrischen Organs i im Zitterrochen (Torpédo) ایب‎ sich, seit Hunter) vor beinahe 80 Jahren die ersten genaueren Untersuchungen gab, bis auf Delle Chiaje 2), Valentins) und Paolo Savi #) in der jüngsten Zeit, verschiedene Anatomen beschäftigt, der Physiker nicht zu ge- denken, welche, wie Davy 5), und in den letzten Jahren vorzüglich Mat- 161 661 ), auch gelegentliche Bemerkungen über die anatomischen Verhältnisse gaben. Gleichwohl sind wir noch weit davon entfernt, eine vollständige Kennt- niss der feineren Organisation zu besitzen. In physikalischer Hinsicht scheint, nach dem gegenwärtigen Stande der Elektrizitätslehre, zunächst nichts Neues geliefert werden zu können, indem namentlich Matteucci’ s Arbeiten den Gegenstand ziemlich abgeschlossen haben, welche sich an Farada ys 7) frühere Arbeiten über den Zitteraal und die noch älteren Beobachtungen Alexa n- 1) John Hunter philosoph, transactions 1773. P. II. 2) Delle Chiaje anatomiche disamine sulle torpedini. Napoli 1839, 4. 3) Mein Handwörterbuch der Physiologie. Valentin's Artikel: Elektrizität der Thiere. Bd. I. S. 251. 4) Paul Savi Etudes anatomiques sur le système nerveux et sur Torgane &lectrique de la torpille. Paris 1844. Als Anhang der Schrift von Matteucci, 5) Humphry Davy in philosophical transactions 1829, 6) Matteucci Traité des phenomꝭnes électro-physiologiques des animaux. Paris 1844. 7) Faraday in philosophical transactions 1839. 142 DR. RUDOLPH WAGNER der von Humboldr’s!), auch in zoologischer und anatomischer Hinsicht, über den letztern Fisch anschlossen. Dagegen ist noch ein reiches Feld für die Experimentalphysiologie vorhanden, und ich müsste mich sehr irren, wenn nicht früher oder später die elektrischen Fische, wie überhaupt die Lehre von der Elektrizität, noch die wichtigsten Aufschlüsse über die Natur der Nerven- kraft geben sollten. Ehe wir aber auf diesem Gebiete weiter vorwärts gelan- gen können, ist es nölhig, die anatomische Grundlage bis in ihre feinsten Elemente herzustellen. Hiezu soll gegenwärtige Abhandlung ein Beitrag seyn, und obwohl dieselbe noch mehrere wichtige Fragen ungelöst lässt, so glaube ich doch dieselben einer Lösung um einige Schritte näher geführt zu haben. Ehe ich meine eigenen Beobachtungen mittheile, will ich eine kurze Übersicht der beiden neuesten, eben angeführten Arbeiten von Valentin und Savi, geben. Valentin hat allerdings nur Weingeist-Exemplare untersucht, aber hier Mehreres richtig erkannt. Die gröberen Verhältnisse übergehe ich und setze alles, was die allgemeine Anordnung des elektrischen Organs, den Ursprung und die Vertheilung der Nervenstämme betrifft; als bekannt voraus. asi Nach ‚Valentin. bestebt das, Organ aus einer Menge von drei- und sechseckigen bis rundlichen, von oben nach unten ‚senkrecht gestellten Gebil- den, von denen jedes einer aufgebauten galvanischen Säule gleicht. Die Rand- begrenzung jeder Säule bildet eine etwas dichtere sehnigte Membran, eine apo- neurotische Scheidewand, welche scheinbar dieselben Dienste, wie die seitli- chen Glasstäbe einer aufgebauten galvanischen Säule, leistet und vielleicht als Isolator wirkt. Innerhalb jeder dieser Säulen sind eine grosse Menge von Blättchen, die sogenannten Septa, quer aufgeschichtet. Bei der Ansicht von der oberen oder unteren Fläche des Fisches sieht man auf die obersten oder untersten Septa. An den Seitenflächen der Säulen erkennt man die Randbe- grenzungen der aponeurotischen Scheidewand als zwei helle, senkrechte Linien, innerhalb welcher die Septa sich quer bis querwellig gebogen darstellen. Die Scheidewände sind feiner, als beim Zitteraale, und bestehen in ihrer Grund- masse aus eigenthümlichen sehnigten bis sehnigt elastischen Faserbündeln. Die 1) A. de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie et d’ Anatomie comparée. Paris 1811. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 3 Septa enthalten eine mittlere Grundmembran und zwei auf beiden Seiten der letzteren aufliegende Epithelialschichten. Die Grandmembrän bildet ihrer Haupt- masse nach eine sehr verdünnte Fortsetzung der Scheidewand und erscheint an und für sich durchsichtiger und bei geeigneten Präparaten ſeinfaserig. Die auf ihren beiden freien Oberflächen befindlichen Epitheliallagen bilden einen Körnerüberzug und stellen vielleicht im ganz frischen Zustande Epithelialzellen mit Kernen (und an den Zellenwandungen abgelagerten Köruchen) dar. Die ser Überzug bekleidet auch diejenigen Oberſlächentheile der Scheidewäude, welche gegen die Zellenräume der Säule gekehrt sind. In den Zwischenrän- men zwischen den Seplis existirt eine Flüssigkeit. Jede Säule stellt sich etwa dar wie aus einer Menge von parallelepipedischen Kästchen aufgebaut. Die letzteren haben doppelte Wandungen, eine innere, die Epitheliallage, und eine äussere, die Grundmembranen der Septa und die aponeurotischen Scheide wände. Hat man ein einzelnes Septum der Fläche nach ausgebreitet, so er- kennt man unter dem Mikroskop in ihm sehr gut, selbst in Weingeistexem- plaren, die Ausbreitung der feinsten Blutgefässe und Nerven, Beide verlaufen in verschiedenen Höhen. Valentin vermuthet, dass die Endgeflechte der Nerven mehr nach der oberen oder Rücken-, die feinsten Blutgefässnetze mehr nach der unteren oder Bauchseite hin liegen. Valentin hält jedoch diese Vermuthung in ihrer Allgemeinheit für sehr problematisch. Die Endplexus der Nerven gleichen im hohen Grade denjenigen Endgeflechten, welche in den quergestreiften Muskeln vorkommen. Was die Nerven betrifft, so beschreibt Valentin vier Hauptstämme, einen vom trigeminus und drei vom vagus kom- mende, wozu dann noch ein vierter, hinterster feiner Faden des vagus kommt. Die Stämme der Nerven geben, ehe sie ins elektrische Organ treten, dünnere Zweige zu den Kiemen, welche, wie Valentin gemeinschaftlich mit Bendz fand, gangliöse Anschwellungen mit peripherischen Nervenkörpern haben, wäh- rend sie in den weit stärkeren Bündeln der el&trischen Nerven nichts der Art vorfanden. Nach Valentin kann man nun entweder mit Bendz die elek- trischen Nerven als ganz eigenthümliche betrachten, oder folgendermassen deu- ten. Der ramus electricus nervi trigemini gehört zur motorischen portio mi- nor des fünften Paars. Die n. m. vagus und accessorius sind hier, wie über- haupt bei den niederen Wirbelthieren, grösstentheils verschmolzen, existiren fi 411995 Dr. RUDOLPH WAGNER . [C als ein gemeinsames System von sensiblen (vagus) und motorischen (accesso- rius) Fasern. Das Quantum der motorischen Fasern, das schon in den Re- ptilien im vagus sehr gross ist, weil hier eben der accessorius schon auf ein Minimum reducirt ist; erreicht im Titterrochen das Maximum ihres Ueberge- wichts. Sie erscheinen hier als die starken elektrischen Aste, Während die sensiblen vorzüglich zu den Kiemen, den Eingeweiden und der Haut gehen; doch dringen aus den Kiemenzweigen noch einzelne Reiser gegen das elektri- sche Organ hin. Was Valentin über die Struktur der elektrischen Lappen am Gehirn des Zitterrochens bemerkt, übergehe ach birf . sib % % aio! Savi hat gegen Valentin den Vortheil gehabt, frische Exemplare von Torpedo zu untersuchen. Nach seinen Beobachtungen sind die elektrischen Organe sowohl oben als unten mit einem gemeinschaftlichen Überzug verse- hen, dem der übrigen Körperbedeckungen ähnlich. Nimmt man, diese Haut- decke weg, so sieht man eine ziemlich starke aponeurotische Lage, die aus sich kreuzenden Fasern besteht und sich an die Wände der Höhlen legt, wel- che die elektrischen Organe zu beiden Seiten des Körpers aufnehmen. Jedes Organ besteht, wie man seit lange weiss, aus einer Menge grösstentheils sechs- eckiger Säulen, welche von oben nach unten gerichtet, nebeneinander stehen und mit ihren Grundflächen nach der Bauch- und Rückenseite des Thiers ge- kehrt sind. Jede dieser kleinen Säulen ist in eine entsprechende Höhlung ein- geschlossen, welche ebenfalls durch ein aponeurotisches Gewebe, ähnlich dem oben beschriebenen, ausgekleidet wird. Die Substanz, aus welcher jede Säule besteht, gleicht auf den ersten Blick einer schleimigen Masse, einer zitternden Gallerte. Bei der Untersuchung unter dem Mikroskop aber sieht man leicht, dass sie aus einer ausserordentlichen Menge sehr feiner Membranen zusam- mengesetzt ist, welche quere Diaphragmen darstellen, die in der Richtung der Axe der kleinen Säule übereinander geschichtet sind. Diese Diaphragmen sind am Rande verwachsen; zwischen denselben aber findet sich eine Höhlung, 1) Ich beschränke mich überhaupt in dieser Abhandlung blos auf das elektrische Organ als solches. Was den Bau der lobi electrici im Gebirn betrifft, so ver- Weise ich darüber auf den Artikel: Sympathischer Nerv, Gaynglienstruktur und Nervenendigung in meinem Handwörterbuch d. Physiologie. Bd. III. ite ۸۰ ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 145 welche von einer hellen Flüssigkeit ausgefüllt wird. Den Raum zwischen je zwei Diaphragmen kann man mit der grössten Leichtigkeit sowohl mit Luft, als mit Quecksilber ausfüllen, und man sieht auf diese Weise die Zwischen- räume selbst sphärische Gestalt annehmen. Savi konnte sich nicht überzeu- gen, ob jedes Diaphragma nur von einer oder von zwei Häuten gebildet wird; er hält das letztere für wahrscheinlicher, glaubt aber, dass wir der ana- tomischen Hülfsmittel entbehren, um es nachzuweisen. Mit ihren Rändern sind die Diaphragmen an der aponeurotischen Hülle angeheftet, welche jedes Prisma d. h. jede Säule überzieht. Schwierig ist es aber, sich eine genaue Vorstellung von der Art za machen, wie diese Hüllen unter sich, mit der all- gemeinen Hülle des Organs und wieder mit den Diaphragmen in Zusammen- hang stehen. Wie diess aber auch seyn möge: die Faserschichten dieser Hülle geben dem ganzen Organe seine Consistenz und: erhalten die einzelnen Prismen in ihrer nothwendigen wechselseitigen Lage. Die Zahl der Flächen der Prismen ist in der Regel sechs, obwohl sie nicht immer constant ist. Da diese Flächen wahrscheinlich durch das gegenseitige Drängen der eylindrischen Prismen entstanden sind, so ist die Zahl derselben kleiner bei den Prismen .des Randes, welche nach einer Seite frei sind. Die Höhe der Prismen ist ebenfalls nicht gleich in demselben Organ. Die im Mittelpunkte des Organs liegenden, so wie die in der Nähe der Kiemen, sind die längsten, die der äusseren Peripherie sind die kürzesten. Während die im Centrum gelegenen Prismen ganz vertikal stehen, sind die der äusseren Peripherie ein wenig ge- neigt oder gekrümmt. Alle für das elektrische Organ bestimmten Nerven ent- springen mit ihren Primitivfasern, welche doppelte Contouren zeigen, aus den elektrischen Lappen, vereinigen sich an der unteren Fläche derselben in Bün- del und durchseizen beim Austritt seitlich das verlängerte Mark. Ohne sich weiter zu verändern, theilen sich die Nerven in immer dünnere Bündel, welche sich an die verschiedenen Prismen des elektrischen Organ's verzweigen. Savi hat sich auf das Bestimmteste überzeugt, dass keine Ganglien an diesen Ner- ven vorkommen, und betrachtet diess als ein constantes Merkmal; dagegen ha- ben alle Zweige des fünften Paars, welche an die von Savi entdeckten Schleim- beutel (follicules muqueux) treten, so wie diejenigen des vagus, welche für die Kiemen, den Magen und zur Bildung der Seitennerven bestimmt sind, Ganglien Phys. Classe III. 146 ۱ Ds. RUDOLPH WAGNER aufzuweisen. Diese Nerven, mit Ausnahme des letzten Zweigs vom vagus, dringen, nachdem sie den Schädelknorpel und die Kiemenhöhlen durchbohrt haben, zwischen die Prismen des elektrischen Organs ein, indem sie eine band- förmige Gestalt annehmen, die geeignet ist, zwischen den Prismen nicht zu viel Raum einzunehmen. Dann breiten sie sich mit ihren Asten nach oben und unten an die Prismen aus. Der einzelne, letzte, (schon von Valentin bemerkte) Zweig des vagus, löst sich von dem letzten Bündel dieses Nerven, das für die Kiemen, den Seitennerven und den Magen bestimmt ist, ab, läuft hinten eine ziemliche Strecke um das Organ und dringt erst dann ein. Savi konnte nicht entdecken, wie die feineren Nervenzweige von den Prismen zu den Diaphragmen sich begeben; aber er sah sehr deutlich, dass blos die Pri- mitivfasern sich hier ausbreiten. Um diess zu sehen, muss man suchen, ein einzelnes Diaphragma auf den Objektträger des Mikroskops zu bringen, was sehr schwierig zu erreichen ist und wofür Savi eine eigene Methode angiebt. Ist es gelungen, so sieht man sehr schön das Netz der Primitivfasern. Sie bilden regelmässige achteckige Maschen. Savi theilte diese Beobachtung, welche er im Winter 1840 machte, im Oktober desselben Jahres bei dem Congress der italienischen Gelebrien in Florenz mit, und wiederholte dieselbe später, so dass er keinen Zweifel mehr hatte über die dichotomische Verzwei- gung und maschenförmige Wiedervereinigung dieser Zweige. Die Primitivfa- sern, welche in die Maschenbildung eingehen, haben dieselbe Structur und denselben Durchmesser wie diejenigen, welche an’s elekirische Organ treten und sich auf den Prismen vertheilen. Diese Elementarfibrillen entspringen oder gehen unter rechtem Winkel von den Nervenbündeln ab. Die Maschen sind nicht gleich gross, und eben so sind ihre Seiten ungleich. Jedes Dia- phragma, wenn man es sorgfältig isolirt, zeigt nur ein einfaches Maschenneiz, also eine einfache Schicht von Nervensubstanz. Savi war bemüht, sich zu überzeugen, wie diese centrifugalen Fasern wieder in centripetale übergehen. Er fand aber dabei so viele Schwierigkeiten, dass er zu keinem Resultate kam und nur Vermuthungen ausspricht. Savi hält zwei Fälle für möglich: ent- weder wird das Maschennetz auf jedem Diaphragma von nur zwei Primitivfa- sern, einer centripetalen und einer centrifugalen gebildet oder es wird durch die Verbreitung mehrerer Primitivfasern zusammengesetzt. Er hält die erstere ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 147 Hypothese für wahrscheinlicher. Was die Blutgefässe betrifft, so fand Savi durch feine Injectionen, dass auf jedem Diaphragma zahlreiche Arterienzweige sich verästeln. Er zählte sieben bis acht Verästelungen, welche sich manch- faltig durchkreuzen. Die Gefässe kehren in Venenstämmchen zurück, welche dem Weg der Nervenstämme folgen und zuletzt in die Kiemenhöhlen gelangen. Während des letzten Winters (184%), welchen ich in Pisa zubrachte, hatte ich mehrfache Gelegenheit, ganz frische Torpedines zu untersuchen, Herr Matteucci liess sogar fast wöchentlich Zitterrochen, wie sie eben ge- fangen waren, von dem vier Meilen entlegenen Fischer- und Badeort Via- reggio im Lucchesischen kommen, und fast immer waren einige darunter noch lebend, so dass ich das Vergnügen hatte, mich von sämmtlichen Thatsachen zu überzeugen, welche jener ausgezeichnete Physiker über die elektrischen Phänomene dieser Thiere bekannt gemacht hat. Auch die Funkenerzeugung gelang vollkommen, und wenn die scheintodten Fische in Wasser von etwas erhöhter Temperatur gebracht wurden, so gelang es auch mir öfter, neue Entladungen hervorzurufen. Ich benutzte später von Mitte Januar bis Mitte April die Gelegenheit, indem ich mir alle Wochen frischgefangene, jedoch meist während des Transports von Viareggio bis Pisa abgestorbene Fische zur anatomischen Untersuchung bringen liess. Schon im November des Jahres 1846, wo ich das erste Exemplar eines Torpedo Galvanii oder marmorata von der Mündung des Arno erhielt, war ich auf eine merkwürdige Bildung in der Structur der Ganglien gekommen und hatte mich zugleich von der di- chotomischen Theilung der Primitivfasern im elektrischen Organe, wie sie Savi angab, überzeugt. Ende December erhielt ich neue Exemplare und machte davon eine Mittheilung an die Königliche Societät 1). Hier hatte ich jedoch noch eine Wiedervereinigung der getheilten Primitivfasern zu einem Maschennetz angenommen. Ich berichtigte diese Beobachtungen in der Folge, indem ich nachwies, dass die Primitivfasern, nachdem sie sich an einem Punkte in eine grosse Anzahl (12 bis 25) Äste getheilt haben, zwar zahlreiche 1) Neue Untersuchungen über die Elemente der Nervensubstanz. Vorgelegt der K. Societät am Iten Februar 1847. Abgedruckt in den Nachrichten von der G. A. Universität und der K. Gesellsch. d. Wissensch. 1847. nro 2. Februar 15. | T2 148 Dr. RUDOLPH WAGNER zwei- und dreifache Spaltungen und weitere feine Ramificationen wahrnehmen lassen, dann aber so in Parenchyme frei, mit höchst feinen Enden, auslaufen, dass sie niemals, weder unter sich noch mit andren Primitivfasern ein Maschen- netz bilden 1). Ich zeigte, wie mehrere aufeinander liegende Äste in der Dop- pelschicht von elektrischem Gewebe, in einem und demselben Diaphragma, Herrn Savi getäuscht haben. Auch waren die von diesem vortrefflichen Naturfor- scher angewendeten und in seinen Abbildungen 2) wiedergegebenen Vergrösse- rungen eines Amici’ schen Mikroskop's 5) weder stark, noch klar genug, um sich eine genügende Anschauung zu erwerben. Eine kurze, durch Abbildungen erläuterte Beschreibung dieser merkwür- digen Nervenverzweigungen, gab ich sodann in einer kleinen zu Anfange die- ses Jahres publicirten Schrift ). In derselben konnte ich zugleich die weite- ren Entdeckungen aufnehmen, welche ich noch in Pisa über die Verzweigung der Nerven in den Muskeln machte. Die grosse Verwandtschaft des elektri- schen Organs mit den willkührlichen Muskeln, nicht in der histologischen Be- schaffenheit derselben, wohl aber in Bezug auf die Verhältnisse beider zu den centripetalen Nervenfasern und zu den neuromotorischen Centralorganen, liessen mich eine Analogie in der endlichen Ausstrahlung der Nervenprimitivfasern vermuthen, was sich auch durch die Untersuchung vollkommen bestätigte. ۰ ich auf diese so interessanten Verhältnisse hier nicht weiter eingehen kann, so verweise ich deshalb auf die obige Schrift und eine andere nenere Arbeit über denselben Gegenstand 5). Ich habe später meine Untersuchungen auf den gesammten Bau des elek- trischen Organs ausgedehnt, und wenn ich hier die Arbeiten von Valentin und Savi auch erweitern und vervollständigen konnte, so bin ich doch kei- 1) Nachrichten von der G. A. Universität u. s. w. 1847, nro 5. April 26. 2) Etudes anatomiques etc. pl. I. fig. 3. 3) Es war diess kein in den letzten Jahren von Herrn Amici in Florenz gefertig- tes, sondern schon älteres Instrument. 4) Neue Untersuchungen über den Bau und die Endigung der Nerven und die Struktur der Ganglien. Leipzig 1847. 4to. Mit 1 Kupfertafel. ; 5) Artikel: Sympathischer Nerv, Ganglienstruktur und Nervenendigung, im 3ten Bande meines Handwörterbuchs der Physiologie. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 149 neswegs zu einer erschöpfenden Analyse des Bau's gelangt. Die grossen Schwierigkeiten, welche uns fast bei allen histologischen Untersuchungen, so- bald es sich um das letzte Detail handelt, entgegentreten, finden sich auch hier, und so klar auch, z. B. im Verhältniss zum Muskelgewebe, die Endaus- breitungen der Nerven im elektrischen Gewebe erscheinen, so schwierig sind dagegen einige andre Momente im Bau des elektrischen Organ’s zu erkennen. Man bedarf hiezu möglichst klarer und möglichst starker Vergrösserungen und zweckmässiger Beleuchtungen. Von grossem Nutzen war mir ein ganz vor- treftliches Linsensystem, welches ich durch Herrn Oberhäuser erhielt und immer zur letzten Controle meiner Beobachtungen anwandte 1). Auch ist es durchaus nöthig, die Zitterrochen ganz frisch getödtet zu untersuchen. Ich habe die meisten Beobachtungen an mittelgrossen Exemplaren von Torpedo narke s. ocellata angestellt, welche bei Viareggio bei weitem häufiger vorkommen, als Torpedo Galvanii ohne Augenflecken. Sehr grosse, ganz aus- gewachsene Exemplare waren selten. Eben so konnte ich.leider keine Fötus erhalten. Sonst ist bei beiden Arten der Bau ganz gleich. Torpedo Nobiliana von Bonaparte habe ich nie zu sehen Gelegenheit gehabt. Doch zeigte mir Herr Koch in Triest einen sehr grossen, eigenthümlich gefärbten Zitterrochen aus dem adriatischen Meere, welcher vielleicht mit jener Bonapartischen Art 1) Es war das Linsensystem nro 8, wie es gewöhnlich Herr Oberhäuser seinen grösseren Instrumenten beizugeben pflegt. Wie wenig man im Allgemeinen auf die blossen Namen der Ateliers der Optiker und die von denselben ausgehenden Instrumente Werth legen darf, habe ich in Pisa wiederholt erfahren. Ein klei- nes vorzügliches Instrument von Schiek, das ich mit hatte, stand dem kleinen mir von Oberhäuser gesendeten nach, übertraf aber den grösseren Oberhäuser im physikalischen Kabinet in allen Combinationen, übertraf auch das Amici’sche Instrument im zoologischen Museum, während Professor Pacini sich im Besitze eines sehr guten Amici’schen Mikroskopes von derselben ansehnlichen Grösse befand, das ich zu vergleichen Gelegenheit hatte. Es ist daher immer bedenk- lich, die Instrumente im Allgemeinen nach ihren Meistern, wie jüngst geschehen, zu klassificiren. Ich muss bedauern, dass ich nur kleine Instrumente von Schiek und Oberhäuser zur Disposition hatte, welche zwar bequem für Reisen sind, aber nicht die oft nothwendigen Modificationen in den Beleuchtungen gestatten. ie 150 Dr. RUDOLPH WAGNER identisch war. Da die Elemente bei grossen Exemplaren im Allgemeinen et- was grösser sind, so dürfte sich für die Folge diese Art besonders zu anato- mischen Untersuchungen eignen. Die Form und der Bau der Prismen des elektrischen Organs sind im Allgemeinen von Valentin und Savi ganz richtig angegeben. Die aponeu- ‚rotische Hülle, welche die Höhle des Organs auskleidet, dieses selber überzieht und Fortsetzungen zwischen die Prismen oder Säulen schickt, kann man pas- send mit einer Muskelfascie, die Säulen selbst mit den Muskelbündeln verglei- chen, wodurch die Parallele zwischen Muskel und elektrischem Organe noch grösser wird. Es kommen an den Säulen zweierlei Fasersysteme vor. Ein gelbes, zu- weilen fast goldgelbes oder ins Weisse übergehendes, dem Sehnengewebe oder dem gelben fibrösen Gewebe am meisten ähnliches, besteht aus ziemlich star- ken, meist gradlinig verlaufenden Fibrillen, deren mehrere zusammen häufig gerade 1) oder wellenförmig 2) gebogene bandartige, ziemlich breite Bündel formiren, die man ihres ganzen, zumal glänzenden Ansehens wegen sehr leicht für Nerven halten kann, zwischen welchen aber vielmehr nur die breiten Ner- venfibrillen, gemeiniglich in mehrfacher Anzahl, verlaufen, um sich zu den Wänden der Prismen zu begeben 3). Dieses Gewebe bildet ansehnliche Schich- ten, welche kranzartig die Prismen, also auch die queren Platten umziehen 4). Zwischen diesen Bündeln kommen vereinzelte starke, kernlose Fasern vor 5), welche sich fein zertheilen und eben so wenig als die Bündel von Essigsäure auffallend angegriffen werden. Zugleich mit denselben treten die gewöhnlichen, sehr dünnen, vielfach gekräuselten Zellgewebsfibrillen auf 6), zwischen denen man kleine kernartige Gebilde hie und da wahrnimmt 7), von welchen mir es zweifelhaft war, ob, wie es öfter scheint, Fasern von ihnen entspringen, Die 1) S. Fig. V. a der beigefügten Tafel. 2) Ebendas. b. e. 3) Ebendas. d. d. 4) Fig. II. A. II. B. a. a. a. a. e 5) Fig. VI. a. 6) Ebendas. c. 7) Ebendas. b. b. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN, 151 feinen Nervenzweige !), welche ihre Primitivfasern zu den Prismen führen, ge- hen in mehr oder weniger genauen rechten Winkeln auf dieselben und zwar auf deren Mitte; denn die stärkeren Nervenbündel theilen bei ihrem Eintritte das Organ ziemlich genau in eine obere und untere Hälfte. Nach oben und unten gehen dann feinere Zweige und bald einzelne Primitivfasern ab 2), wel- che theils an den Wänden der Prismen, theils auf den queren Scheidewänden sich auf eine bald näher zu beschreibende Weise in Äste verzweigen. Die queren Scheidewände oder Diaphragmen sieht man schon mit blossem Auge, noch besser aber mit der Loupe 5). Bei stärkerer Vergrösserung mit- telst des zusammengesetzten Mikroskop’s sieht man, dass jede Säule 4), wie etwa übereinander geschichtete Goldstücke, in Abtheilungen getheilt ist. Jede Abtheilung stellt den Raum zwischen je zwei Querplatten dar, welche nach aussen durch etwas convexe Ränder ineinander übergehen. Dadurch werden so zu sagen kleine Kästchen gebildet, welche von einander durch eine schmale etwas durchsichtigere Schicht abgesondert werden. Die Höhe eines solchen Kästchens 5) beträgt bei mittelgrossen Torpedines ½0 bis Yso Linie, der durch- sichtige Trennungsstreif, als Ausdruck der Schicht, welche Boden und Decke von je zwei Kästchen trennt 6), misst ungefähr ومیل‎ Linie. lnwendig sind diese Kästehen mit einer Flüssigkeit ausgefüllt, welche beim Ausfliessen ganz feine Molekeln zeig. Wie schon Savi bemerkt hat, so erscheint bei frischen Thieren das oberste Septum jedes Prismas immer ge- wölbt; trägt man die Septa zum Theil ab, so erscheinen die darunter liegen- den ebenfalls immer gewölbt. Diess kommt von dem Druck der unteren Fläche her aul weil die geschlossenen Kästchen ziemlich prall gefüllt sind, so dass die obersten queren Scheidewände, welche blos liegen, immer bauchig ge- spannt erscheinen. 1) Fig. I. b. ; 2) Fig. I. e. c. c. c Fig. X. c. c. c. 3) Fig. I. bei ungefähr viermaliger Vergrösserung. 4) S. Fig. X. 5) Fig. X. a. a. a. a. 6) Ebendas. b. b. b. b. 152 Dr. RUDOLPH WAGNER Bestehen diese häutigen Kästchen aus einer oder mehreren Häuten? Auch ich wage mich nicht bestimmt darüber zu entscheiden, doch scheint es mir, als wenn allerdings rundum nach aussen, also nach innen vom aponeu- rotischen Überzuge der Prismen, eine durchscheinende, fast structurlose Grund- membran, ähnlich wie bei vielen oder allen Drüsen vorhanden wäre, während die Innenfläche von einer sehr zarten fein granulirten Membran, mit einzeln eingestreuten Kernen ausgekleidet wird. Nicht selten sieht man auch nach aussen um die Säulen herum, unter der sehnigen Hülle, quere bandartige Streifen 1) fein punktulirt mit Kernen, von deren Natur und Verbindung ich mich nicht genau überzeugen konnte. Es ist überhaupt ausserordentlich schwer, wegen der grossen Weichheit des Organs, dasselbe so zu handhaben, dass man einen genauen Begriff von der mechanischen Anordnung bekommt 2). ‚Eben so schwer ist es, wie auch Savi angiebt, sich ein einzelnes Sep- tum, oder gar den Boden oder die Decke eines Kästchens isolirt zu ver- schaffen und auf der Glasplatte des Mikroskops auszubreiten. Begreiflicher Weise besteht jedes Septum oder Diaphragma aus drei mit einander ver- schmolzenen Platten, nämlich 1) dem Boden eines Kästchens, 2) der Decke des nächst unteren Kästchens und 3) der durchsichtigen Schichte, Lamelle, welche als Grundmembran jedes Kästchen äusserlich überzieht und vom Über- zuge der Prismen stammt. Nur das oberste und unterste Kästchen oder Dia- phragma jeder Säule macht hievon eine Ausnahme; es besteht nur aus 1) der Lamelle der inneren Haut, 2) dem hier etwas stärkeren Überzug, als Basalmembran. Im aponeurotischen Überzuge zwischen zwei Prismen verlaufen die Ner- ven und Blutgefässe. Dadurch entsteht an vielen Stellen eine so dicke Schicht, dass die Kästchen der Säule selbst von denen der anderen. so abstehen, dass zwischen je zwei Säulen eine Lücke bleibt, welche eben durch Zellgewebe, Blutgefässe und Nerven ausgefüllt wird 3). 1) Fig. IV. 2) Im Ganzen stimmt meine Ansicht mit der von Valentin überein. Seine a. a. O. 8. 254. Fig. 4. S. 277. Fig. 13. gegebenen schematischen Darstellungen stimmen mit meiner Ansicht, nur sind die Kästchen im Verhältniss viel breiter und niedriger. 3) Fig. X zwischen der Säule A und B bei *. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 153 Die Nerven bilden eine äusserordentlich beträchtliche Masse des Gewebes. Sobald die Nervenprimitivfasern aus dem Schädel heraustreten, werden sie mit einer immer an Dicke zunehmenden Scheide umhüllt, welche zuletzt in ihrem Durchmesser der halben oder ganzen ohnediess schon sehr dicken Markmasse der Primitivfaser gleichkommt 1). Die Scheide hat ein streifiges Gefüge, scheint aus mehreren eng verbundenen Schichten zu bestehen, und in ihr sind längliche Kerne eingelagert. Ähnliche, wenn auch nicht ganz so starke Schei- den von ee فلت‎ man auch bei andren EER 2. B. beim ۳ rosch 2 ¹ y Bei einiger Mühe‘ ینوی‎ es, durch Abschnitte: ER einer nach den Flächen gebogenen Scheere, sich Anschauungen zu verschaffen, wie die Ner- ven auf der ‘Oberfläche der Säulen verlaufen 3), ehe sie sich auf der inneren Auskleidemembran zuletzt ausbreiten Die feinsten Zweige der Nerven enthal- ten noch 3, 4, bis 7 einzelne nebeneinand liegende, in ihre dicken Scheiden eingehüllte Primitivfasern #). Diese lösen sich dann von einander ab und ver- laufen für sich kürzere oder längere Strecken, um sich an derselben Säule in ihre Endäste aufzulösen oder auch isolirt zu benachbarten Säulen zu treten 5). Jede einzelne Primitivfaser zeigt, wie alle frischen Nervenfibrillen, ein ganz homogenes Ansehen des Marks innerhalb ihrer Scheide, und von dieser ist die Grenze eben durch eine starke, dunkle Contour angezeigt, welche etwas wellenförmig verläuft. Sehr rasch bildet sich aber, besonders in Folge des Zutritts der Luft, des Wassers und andrer Flüssigkeiten, dieser dunklen Contour eine zweite, feinere, der ersteren in allen ihren winklichen und welligen Aus- beugungen folgende, mit ihr also ganz parallele Contour an. Diess geschieht sehr allgemein, obwohl bald mehr, bald weniger schnell, so dass man die doppelte Contour mit Recht als ein generelles Kennzeichen der Nervenprimitiv- 1) Fig. III. B. b. Meine Schrift: Neue Untersuchungen u. s. w. Fig. II und IH. 2) Eine solche hat Henle aus dem N. ischiadicus beim Frosch abgebildet. Allg. Anatomie. Tab. IV. Fig. 5. H. 3) S. Fig. I. c. d. wu B. 4) Fig. X. A. c. c. c. B. d. 5) Ebendaselbst g. g. g. e. e. ۰ Phys. Classe III. 154 Dr. RUDOLPH WAGNER fasern betrachtet und diese immer so abbildet 1). Nach einiger Zeit, unter Druck, Einfluss von Reagentien u, s. w. erscheinen jene weiteren Veränderun- gen, welche alle Schriftsteller über Histologie zur Genüge geschildert haben, und die ich daher hier übergehe. Alle Nervenprimitivfasern, welche für das elektrische Organ bestimmt sind, treten, so wie sie die Gehirnsubstanz verlassen haben, niemals in Gan- glien ein und combiniren sich auch nie mit Ganglienkörpern. Alle gehören derjenigen Klasse von Fibrillen an, welche man die breiten oder dicken nennt; sie haben die grösste Ubereinstimmung mit allen denen, welche bei Torpedo und bei allen Wirbelthieren für die willkührlichen Muskeln bestimmt sind; ja sie sind noch exclusiv breiter, d. h. es kommen unter ihnen gar nicht jene, vorzüglich dem sympathischen Systeme eigenthümlichen, den unwillkührlichen Muskeln zugehörigen, feinen Fibrillen vor. Was die Durchmesser der Markeylinder dieser Primilivfaseru d 80 oscilliren sie nur in geringen Verhältnissen zwischen Viso und ½ oo Linie, und diese Grösse behalten sie auch im Allgemeinen in ihrem Verlaufe bei, indem sie, wenigstens viele unter ihnen, noch etwas anschwellen. Irre ich nicht, 0 zeigen die rami electrici- vom vagus noch eiwas vorwaltend stärkere Durch- messer als jene des ramus electricus trigemini. Einzelne Fasern gewinnen wohl zuweilen einen Durchmesser im weiteren Verlauf von 400 Linie, welehen sie dann auch gleichmässig bis zur Theilung am Ende behalten 2). Manche Fasern aber nehmen gegen das Ende so zu, dass sie wirklich etwas kolben - oder keulen- förmig geendigt erscheinen und hier selbst o Linie im Durchmesser ha- ben 3). Jedenfalls kann man im Allgemeinen sagen, dass, gerade umgekehrt wie bei den Gefässen und vielleicht bei den sympathischen Fasern, die Mark- masse eines Nerven im Verlauf stärker ist, als an seiner Wurzel. Plötzlich an einer Stelle verliert das Mark seine doppelten Contouren, und es entspringen hier eine grössere oder geringere Anzahl Äste mit ganz feinen Würzelchen aus der Marksubstanz und bilden hier einen Büschel 4), der sich 1) Fi 1. B. a. Fig. VIII. a 2) Eine solche Faser siehe z. B. Fig. VIII. a und b. 3) Eine Faser dieser Art s. in Fig. III. mit ihrer Endausstrahlung bei d. 4) S. die oben citirten Figuren und Fig. X. A. B. e. g. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 155 jedoch durch seitliche Ausbreitung der Äste, welche mit dem Stamm der Fi- brillen verschieden grosse, zum Theil rechte Winkel bilden, bald zu einer Art Krone oder Dolde ausbreitet, von einer Seite geschen auch oft ein kammför- miges Ansehen gewinnt 1). Die Zahl dieser Äste ist etwas verschieden; meist gegen funfzehn, zuweilen zwölf. Weniger habe ich nicht gezählt, wohl aber öfters mehr, achtzehn, ja zwanzig, seltener noch mehr, bis auf fünf und zwanzig, welches die höchste von mir beobachtete Zahl war. Sobald die Äste sich weiter ausbreiten, zeigen sie gewöhnlich auch bald die doppelten Contouren des Nervenmarks 2). Hier möchte man veranlasst wer- den, anzunehmen, dass diese doppelten Contouren wirklich eine Art Rinde be- zeichnen, jedenfalls eine Art Absonderung der äusseren Markschicht von der inneren. Denn dieselben fehlen immer und entstehen nie an den feineren Wurzelursprüngen der Äste aus dem Stammende der Fibrillen 5); die Wur- eln aber erheben sich stets aus der Mitte der Marksubstanz. Jeder solcher Ast 4) erhält von der allgemeinen dicken Scheide 5) als Fortsetzung einen be- sonderen Überzug, welcher eben so als ziemlich weite, nur sehr durchsichtige Scheide 6) den Ast in seinem weiteren Verlaufe begleitet. Eben solche längli- che Kerne findet man von Zeit zu Zeit in der Scheide, zwischen ihr und dem Nervenmark abgelagert 7). Die Äste haben dieselben etwas wellenförmigen Contouren, die man auch überall bei den Nervenfibrillen findet, so dass sie da- durch an verschiedenen Stellen verschiedene Durchmesser zeigen; doch kann man als mittlere Dicke etwa V250 Linie, bald auch Y%00 Linie annehmen. Vergleicht man aber die Masse der Nervensubstanz sämmtlicher Äste mit der- jenigen der Fibrille, aus welcher dieselben ihren Ursprung nehmen, so be- trägt dieselbe das Fünf- bis Achtfache der letzteren. Es ist also abermals eine 1) Fig. VIII. X. 2) Genau dargestellt Fig. III. B. e. e. e. e. e., weggelassen in Fig. VIII. c. c. c. ۰ 3) Wie man Fig. III. B. bei d sieht. 4) Die Aste e. e. e. e. Fig. III. B. 5) Fig. III. B. b. 6) Ebendas. im Verlauf der Fibrillen e. e. e. bei b. b. b. 7) Ebendas. c. c. c. und Fig. VII. e. e. U2 $ 156 DR. RUDOLPH WAGNER sehr beträchtliche Vermehrung der Markmasse in der تومه‎ der Peripherie in Vergleich mit dem Centrum eingetreten Die Auflösung einer Fibrille in ihre ۳ erfolgt häufig schon: frü- her, an der Wand der Säulen, ehe die Aste auf die Querblättchen eindrin- gen). Einzelne Nervenfasern legen sich an und ihre Aste kreuzen sich z. B. mit den Scheidewänden unter verschieden grossen Winkeln, stehen senkrecht auf dieselben oder gehen mit ihnen parallel. Von hier aus durchbohren nun einzelne Äste, um sich auf den Querplatten zu verzweigen, so dass jede Scheide- wand von verschiedenen Primitivfasern ganz oder theilweise versorgt wird 2). Ehe ich die Verzweigung der Nerven auf den Scheidewänden näher verfolge, muss ich eine genauere Beschreibung dieser selbst geben. Jede Scheidewand bildet, wie wir oben gesehen haben, Suhl * Bo- den und die Decke von je zwei an einander stossenden, geschlossenen, mit Flüssigkeit gefüllten Abtheilungen, die ich mit übereinander geschichteten Käst- chen verglichen habe. Ein solches Septum hat ungefähr ½00 Linie Dicke und besteht aus drei Lagen. Eine mittlere Lage, die vielleicht Fortsetzung der Membran ist, welche die Säulen überzieht. Jedenfalls sind aber in dieser sehr durchsichtigen höchst dünnen Lage, die nicht isolirt darstellbar ist, nur sehr wenige discrete fasrige Elemente wahrzunehmen. Einigemal gelang es mir aber doch zwischen den Nervenausbreitungen und Gefässen einzelne, ganz isolirte, wellenförmige, dunkle Fibrillen 5) hie und da wahrzunehmen, welche mit den gebogenen Fasern der aponeurotischen Scheide sehr übereinstimmien. Sodann erkennt man ein in bogenförmige Schlingen auslaufendes Gefässnetz ), deren feinste Röhren nur eine Reihe Blutkörperchen führen, Es ist schwer mit Bestimmtheit zu sagen, scheint aber so, dass das Gelässnetz in dieser mittleren Membran liegt, denn es ist durchaus nur einfach, und wenn man das Septum von der oberen oder unteren Seite betrachtet, so gehen immer die Ausbreitungen der Nerven, welche eine doppelte Lage formiren, über dasselbe 1) Fig. X. A. B. e. e. e. g. g. g. 2) Fig. II. B. b. b. b. b. c. c. c 3) Fig. II. B. e. e. 4) Ebendas. d. d. d. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR: ORGANS IM ZITTERROCHEN. 157 weg 1). Die beiden andern Membranen sind zwei ebenfalls sehr dünne, fein granulirte Schichten, eine obere, als Boden des oberen Kästchens, eine untere, als Decke des zunächst gelegenen unteren Kästchens. Jede dieser Membranen besteht aus einer äusserst weichen, durchsichtigen Masse, mit feinen, punkt- förmigen, zerstreuten Körnchen durchsetzt ?). Wendet man sehr starke Ver- grösserungen an, s0: zeigen diese feinen Punkte zum Theil wirklich einen Durch- messer 5), den ich auf etwa ooo Linie anschlage. Dazwischen sind, aber in grösseren Distanzen ruadliche, granulirte Kerne eingelagert ^), von denen die kleineren وم‎ 5), die erm bis edd Linie messen. Dadurch erlangt das Ansehen eine entfernte Ahn hkeit mit einem Epithelium. Man sieht aber we- der die isolirten Zellen sieh Pfasterepitbelinme;. er Zu Cylinder eines Cy- linderepitheliums. Anfänglich glaubte ich eine solche zellige Structur wahr- zunehmen, weil ich die feinsten ‚Ramificationen der Nerven für die Contouren der verbundenen Epithelialzellen hielt; ee, den ich bald Vein er. nauerer بر‎ inte lernte. Einzelne Primitivſasern strahlen nun مت‎ kis. از‎ der An ی‎ oder Schicht aus 6), andre auf der unteren 7), zugleich aber auf den Überzug der vertikalen Wände der Säulen ®). Bei grosser Sorgfalt gelingt es, in Aste der Primitivfasern bis in alle ihre Endzweige zu verfolgen 9), und man überschaut dann die ganze Ra- miſicalion allmählig mit der grössten Klarheit 10). Man muss zu dem End- zweck einen mee, pa en. an welchem eine Primitivfaser , 1) S. die Ausbreitung Fig. III. B. über die Gefässe i. i. i. 2) Fig. III. B. Fig. IX. das ganze Gewebe. 3) Fig. IX. f. f. f. 4) Fig. III. B. h. h. h. Fig. IX. e. e. © 5) Ebendas. Fig. IX. el. 6) Fig. II. B. bi. 7) Fig. II. B. خط‎ 8) Fig. X. A. B. e. e. g. g. 9) Fig. III. B. 10) Ein solches Blätichen Fig. III. A. in natürlicher Grösse, Fig. III. B. mit möglich- ster Sorgfalt ganz nach der Natur gezeichnet. 158 DR. RUDOLPH WAGNER mit ihren Asten hängt und diesen sorgfältig, ohne Wasserzusatz, auf der Glas- platte ausbreiten und mit einem Deckgläschen bedecken, das nicht zu dick und schwer seyn darf. Hier bemerkt man, dass jeder Hauptast eine Strecke verläuft und sich dann zuerst immer dichotomisch theilt ). An jeder solchen Theilungsstelle wird die Markmasse des Astes dünner, blasser, verliert die doppelten Contouren und theilt sich in zwei dünne Schenkel 2), welche kur⸗ darauf wieder dicker werden, ja den Durchmesser ihres Stammasts erreichen und wieder die zwei Contouren zeigen 5). Jeder solche Theilungsast theilt sich dann nach einiger Zeit wieder dichotomisch; die Aste gehen unter man- cherlei Winkeln ab, bald Vförmig, bald sehr gespreizt, und vertheilen sich in re Bogen und wurzelförmigen Ausläufern auf die zierlichste Weise. Über- l, wo Aste abgehen, theilt sich auch die Scheide und bildet für jeden wei- teren Zweig derselben einen weiten Überzug, durch welchen das Mark vom Muttergewebe des elektrischen Organs isolirt wird #). Überall nimmt man auch Kerne wahr 5), Hie und da, aber doch selten, kommen auch dreifache Theilungen der Äste vor, sonst ganz mit ähnlichen feinen Wurzeln, wie die zweifachen Theilungen entstehend 6). Ich nenne diese Äste, welche büschelförmig ale aus dem Terminalpunkt der Primitivfaser entspringen: Primitiväste oder Meste erster Ordnung. Nachdem dieselben sich vielfach gespalten und verzweigt haben, wobei sie nur wenig im Durchmesser verlieren, gehen aus ihnen zuletzt dünnere Aste hervor, an denen die Scheide sich plötzlich enger anlegt und verschwindet. Von ihnen entspringen, gewöhnlich sehr gespreizt, viel feinere blassere Äste 7). Ehe noch dieselben abgehen, hat das Mark mit seinen doppelten Contouren aufgehört, ohne dass diese über einander zusammenflössen, wie es an manchen 1) Fig. HI. B. CECE 2) Fig. VII. ۰ 3) Fig. VII. b. b. 4) Fig. III. B. b. b. b. b. 5) Ib. c. c. c. Fig. VII. e. 6) Fig. III. B. ff. 7) Ib. g. . g. Fig. IX. b. c. d. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 159 nicht ganz frischen Präparaten der Fall ist 1). Ich nenne diese Äste oder viel- leicht besser Zweige: Æeste der zweiten Ordnung, Secundäräste. Sie sind blasser, haben auch scharfe, aber feine Begrenzungen, die niemals doppelt, im- mer einfach erscheinen. Innerhalb derselben erkennt man eine zarte feinkrü- melige Masse, welche Gestalt die Fortsetzung des Marks angenommen hat. Diese Äste verzweigen sich sogleich hirschgeweiharlig, werden sehr fein und enden, wie es scheint, frei und offen, entziehen sich aber bei einem Durch- messer von Ygo0 bis Yıooo Linie der weiteren Beobachtung. Sie bilden, so wenig als die Äste der ersten Ordnung (wie es Savi annahm), ein Netzwerk; sie communiciren weder unter sich, noch mit den benachbarten Endzweigen. Man sieht diess ganz klar bei recht guten Vergrösserungen von 5 bis 600 mal im Durchmesser. Es bleibt immer noch Raum genug frei, wo man blos das feinkörnige دين‎ ohne Nervenverästelungen wahrnimmt. Jeder Secundär- ast hat sein eignes Gebiet und bleibt i in einiger Entfernung von den Endver- _ zweigungen der Sekundäräste andrer Primitivfasern 2), Man überzeugt sich, dass die Ramificationen über die Gefässschlingen weglaufen, deren Bau und 5 Füllung mit Blutkörperchen 5) und Lymphkörperchen in dem transparenten Gewebe höchst deutlich ist und die immer nur ein sehr weitmaschiges Netz bilden, zwischen welchen das gefässfreie Parenchym zu Tage liegt. Bei tiefer Stellung des Mikroskops erscheint auf der unteren Membran eine ähnliche Nervenramification. Zuweilen aber reisst die Membran so, dass am Rande nur eine einfache Schicht von elektrischem Gewebe zurückbleibt, wo man dann auch nur die einfache Schicht von Nervenverästelung findet. Die Flüssigkeit innerhalb der Kästchen, von welchen Matteucci eine Analyse gegeben hat, zeigt immer eine Trübung durch Beimengung ganz feiner Molekeln. An einem anderen Orte habe ich aufmerksam gemacht auf die Verwandt- 1) Solche sind in meiner Schrift: Neue Untersuchungen u. s. w. Fig. IV. c. dar- gestellt. 2) Fig. III. B. gg. gg. gg: sind solche Endäste von andren Primitivfasern oder Pri- mitivästen abgebildet. SER 11 B. 1 i. FE 160 : DR. RUDOLPH WAGNER schaft dieser Nervenramificationen mit denen in den Muskeln, wo sie jedoch bei weitem nicht so reich und klar sind ). Hier sieht man also auf das Ge- naueste die Bahn, welche das Nervenagens in centrifugaler Richtung zu durch- laufen hat, und man kann dessen Ausstrahlung und Entladung im elektrischen Gewebe gleichsam graphisch vorgezeichnet sehen. Diese ی‎ > schliesst jede Art von Schlingenbildung der Primitivfasern: aus- = So weit unsre jetzigen mikroskopischen Hülfsmittel im gaube ich die Nervenendigungen und die eigentliche Substanz des” elektrischen: Organs bis an ihre letzte Grenze verfolgt zu haben. Die gewissenhaft gezeichneten Abbildungen werden in mancher Hinsicht eine bessere Ubersicht . als es irgend einer Beschreibung möglich ist. igi Es bleibt mir noch übrig, einiges über die 113238 i in die deki irische Spannung trennenden Oberfläche und die numerischen Verhältnisse: der Elemente (quere Scheidewände oder eigentlich Kästchen) zu sagen. Die ersten Zählungen hat Hunter angestellt 2). Er zählte bei einem grossen Ziuerrochen 1182 Säulen, bei einem kleinen 470 Säulen. Hunter vermuthet, dass mit dem Wachsthum des Thiers neue Reihen von Säulen nach der Peripherie zu entstehen, was gewiss unrichtig ist. Es vergrössern sich lediglich die Dimensionen der vorhandenen. Valentin 5) zählte bei ei- nem männlichen Torpedo Galvanii von zehn Zoll fünf Linien Länge und fünf Zoll sechs Linien grösster Breite 410 Säulen. Die mittlere Höhe der Säule betrug zwei Linien, die nach hinten von dem vorderen Rande des Organs entfernte vier Linien, in der Mitte der Länge desselben sieben Linien und zwei Linien nach vorne von dem hinteren Ende entfernt 4,5 Linien, was eine mittlere Höhe von 5,2 Linien geben würde. Valentin fand nach mikrome- trischen Messungen auf einem feinen senkrechten Longitudinalschnitt neun und funfzig Septa auf die Linie kommend, wornach er 125788 Septa, oder im ganzen elektrischen Apparat obigen Exemplars 251576 Septa berechnet, eine Schätzungszahl, welche er eher für zu klein, als zu gross hält. Bei einem 1) S. den früher eitirten Artikel im Handwörterbuch der Physiologie. 2) Hunter philosoph. transactions. Year 1773. P. 2. p. 481. . 3) Valentin Handwörterbuch d. Physiologie. Bd. I. S. 254. ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 161 Embryo von Torpedo Galvanii von 3 Zoll 1,5 Linien Länge und 1 Zoll 8 Li- nien Breite zählte Valentin ungefähr 298 Säulchen. Die mittlere Höhe der letzteren betrug ungefähr 1 Linie, worauf 166 Septa kamen, deren Gesammt- zahl er auf ungefähr 49468 anschlug, woraus er schliesst, dass mit fernerem Wachsthum die Zahl der Plattenpaare sich vermehrt, dass die Säulen an Höhe und an Zahl zunehmen, was, wie ich glaube und oben bemerkt habe, nicht der Fall ist. Bei einer früheren Zählung ) fand ich bei einem noch mit dem Dottersacke versehenen Fötus von Torpedo ocellata in dem elektrischen Organe einer Seite 400 Säulen ungefähr; bei einem zehn Zoll langen Exem- plar von Torpedo marmorata aber 420 Säulen. Solche kleinere Verschieden- heiten sind wohl individuell oder kommen auf Rechnung des Verzählens, be- sonders bei kleinen Exemplaren. Dass meine früheren Zählungen im Allgemei- nen richtig waren, beweist das Resultat neuerer Zählungen, welche Herr Dr. Rudolph Leuckart dahier auf meine Bitte, an Weingeistexemplaren aus- führte und worauf er die gemeinschaftlich mit Herrn Gould angestellten Be- rechnungen der Oberflächen gründete. Von Torpedo ocellata wurde ein kleines 3 Pariser Zoll langes und 2 Zoll breites Individuum, äusserlich noch mit Dottersack versehen, untersucht. Das elektrische Organ der rechten Seite, dessen grösste Länge 1 Zoll und grösste Breite 6 Linien betrug, enthielt ungefähr 410 einzelne Säulen mit einem mitt— leren Durchschnitt von ½ Linie. Ein Exemplar von Torpedo marmorata hatte eine Länge von 8 Zoll 6 Linien, eine Breite von 6 Zoll. Die Anzahl der Säulen des elektrischen Or- gans der linken Seite, dessen grösste Länge 3 Zoll, die grösste Breite 1 Zoll 6 Linien war, betrug 449. Jedes Feld wurde zur Probe mit Dinte bezeich- net. Der quere Durchmesser der einzelnen Säulen wurde von Herrn Leuckart auf eine Linie im Durchschnitt geschätzt. Ein zweites, grösseres Individuum von 141, Zoll Länge und 9 Zoll Breite besass in dem Apparate der rechten Seite, mit dem grössten Längen- durchmesser von 5 Zoll und der grössten Breite von 2½ Zoll, eine Summe von 420 Säulen, deren Zahl auf ähnliche Weise, wie beim vorigen Individuum 1) Vergl. mein Lehrbuch der Zootomie. S. 247. Phys. Classe III. X 162 DR. RUDOLPH WAGNER controllirt wurde. Den durchschnitilichen Querdurchmesser durfte man min- destens auf 12% Linie setzen. Die Höhenmessungen der Säulen an verschie- denen Punkten ergaben folgendes Resultat: | A. Am inneren Rande: Vorne 7”, in der. Mitte 12“, hinten 8“. B. Am äusseren Rand: 7 Vorne 3“, hinten 4”, in der Mitte y”. C. In der mittleren Längsaxe: Vorne 5“, hinten 6“, in der Mitte 5“. Wonach sich eine durchschnittliche Höhe der einzelnen Säulen = 6 Li- nien ergiebt, ein Resultat, das eher zu gering, als zu hoch angenommen ist, weil die längeren Säulen eine beträchtlichere Zahl ausmachen, als die kurzen. Die mikromelrische Messung ergab als die Entfernung der einzelnen queren Septa in den Säulen o Linie. Da sonach 30 Septa auf die Linie kommen, so enthält also jede Säule, mit einer durchschnittlichen Höhe von 6 Linien, 180 Septa oder übereinander geschichtete Kästchen. Bei einer An- nahme von 420 Säulen dieser Dimension, bekommen wir 75600 ua ader Kästchen für jedes der seitlichen Organe. Zur Bestimmung des Oberflächenmaasses eines ون‎ Kästchens ist es nöthig, die Oberfläche eines jeden Septums und die Distanzfläche zwischen je zwei Septa in Rechnung zu bringen, woraus sich die Formel ergiebt: = 22 + 2rah=2rr (r +h) r = O0, 83 h = 0,03 r+ h = 0,86 m = 3,14. Bei der Ausführung der Berechnung erhalten wir eine Oberfläche der Kästchen = 4,54 [Linien. Multiplicirt mit der Anzahl der Kästchen (75600) erhalten wir für die Ober- fläche des ganzen Apparats der einen Seite 16,55 Quadratfuss. Ein solcher Fisch, wie er für diese Berechnung verwendet wurde, gehört immer noch nicht zu den ausgewachsenen, obwohl zu den: grösseren Indivi- ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 163 duen. Freilich sind schon Fische von 10 und 8 Zoll Länge in beiden Geschlech- tern vollkommen zeugungsfähig. Die grössten, welche gewöhnlich vorkamen, massen 15 bis 18 Zoll, seltner einzelne 24 bis 28 Zoll. Ein solches grosses Thier würde demnach für beide elektrische Organe eine Contactlläche von etwa 60 Quadratfuss darbieten, was ziemlich mit Lacepède s Annahme über- einstimmt, der die in Spannung tretende Oberfläche eines Torpedo von ge- wöhnlicher Grösse zu 58 Quadratfuss annimmt, eine Zahl, die immer noch bedeutend unter der von Valentin ) bleibt, welcher einem Torpedo Gal- vanii von 10 Zoll 5 Linien Länge eine Contactoberfläche von 72,8 Quadrat- fuss giebt. Ein Element (Kästchen) = 6 bis 8 DLinien. Ich beschränke mich auf diese anatomischen Miuheilungen. In physikali- scher Hinsicht dürften den Versuchen von Humboldt, Davy, Linari, Schoen- bein, Faraday und Matteucci über e Fische zur Zeit kaum neue Thatsachen hinzuzufügen seyn. | Ich bedaure übrigens, in Bezug auf die neuerlich von Robin entdeck- ten Organe, welche im Schwanze der gewöhnlichen Rochen liegen, die ver auch für elektrische anspricht, keine eigenen Beobachtungen hinzufügen zu kön- nen. Nach einer oberflächlichen Untersuchung, gemeinschaftlich mit Herrn Savi, sah ich allerdings, dass es Gebilde eigenthümlicher Natur sind, welche in ihrem Bau einigermassen Ähnlichkeit haben mit dem, aus polyedrischen Zellen oder Kästchen wie ein Mauerwerk zusammengesetzten Organe von Silu- rus s. Malapterurus electricus. Herr Matteucci fand jedoch bei seinen an lebenden Rochen deshalb angestellten Experimenten keine Erscheinungen, wel- che auf eine elektrische Natur des Apparates schliessen lassen. Eben so bedaure ich in hohem Grade, dass Zeit und Umstände mir es nicht gestatteten, eine genauere Untersuchung jener merkwürdigen Organe vor- zunehmen, welche Herr Savi unter dem Namen „appareil ſolliculaire nerveux” beschrieben hat 2). Die Beschreibung, so wie die Abbildungen 5) des italieni- schen Naturforschers sind sehr sorgfältig, und ich wüsste denselben kaum et- 1) Hand wörterb. d. Physiol. Bd. I. S. 278. 2) A. a. O. S. 332. 3) Ebendas. besonders Tab. III. Fig. 10—15. 164 DR. RUDOLPH WAGNER was hinzuzufügen. Die ansehnlichen, stecknadelkopfgrossen, pelluciden Bläschen fallen sogleich beim Abziehen der Haut auf und es ist befremdend, dass man sie bisher noch nicht bemerkt hatte, obwohl Savi bereits vor einigen Jahren eine Mittheilung darüber gab, die er in der mehrfach erwähnten Schrift noch vervollständigte. Diese reihenweise gestellten, vorzüglich an der Schnauze (um den Mund und die Nasenlöcher) gelagerten, dann unter der Haut und der aponeurotischen Scheide am vorderen Theil des elektrischen Organs bis zu dessen Seiten sich verbreitenden Bläschen, sind mit einer sehr zähen klebrigen Flüssigkeit gefüllt, welche eine feinere mikroskopische Analyse sehr erschwert. Ich kam so wenig als Savi damit zu Stande, die Verzweigung der Nerven darin zu entdecken. Die starken Äste vom fünften Paare, welche sich daran verbreiten, deuten auf eine besondere Funktion, die vielleicht mit der Tastem- pfindung im Zusammenhange steht. Sollten es Organe seyn, welche bei der Berührung die reflektirte Thätigkeit des elektrischen Organs durch Fortpflan- zung des Reizes auf die Centraltheile vermitteln? Sollten sie dem Nahrungs- instinkte des Thiers dienen? ÜBER DEN FEINEREN BAU DES ELEKTR. ORGANS IM ZITTERROCHEN. 165. Erklärung der Abbildungen. Zwei Säulen des elektrischen Organ’s eines sehr grossen Torpedo bei vierfa- cher Vergrösserung, a, a, a, a. Ein Nervenzweig b, welcher bald sich theilt und einzelne Primitivfasern c, e, c abgiebt, welche sich in ihre Aste büschel - und doldenförmig auflösen. Primitivfasern c von andren Zweigen treten eben- falls an die Säulen. Andre e des Nervenasts d, d, d, d gehen zu be- nachbarten Säulen. Fig E II. A. Vier Säulen unter 1 . von ihren Septis aus gesehen oder so zu sagen vier Septa (quere Scheidewände) von den Faserschichten, als Fortsetzungen: der aponeurotischen Scheide eingefasst. II. B. Ein Septum bei ungefähr 10maliger Vergrösserung; a, a, a, a sehnige Fa- sern. b! eine Nervenfibrille, welche sich in der oberen Schicht des Septums verzweigt. b? eine Fibrille für die untere Schicht. Aste dieser und andrer Fibrillen verbreiten sich in c, e, c, e, c, c auf dem Septum; d, d, d, Blutge- fässe. Einzelne, ziemlich dicke Fasern vom Fasergewebe als integrirende Theile des Septums erscheinen in e, e. 111. A. Ein Stückchen des vorigen Septums mit der Fibrille b! in natürlicher Grösse. III. B. Dasselbe Stück bei ungefähr 300maliger Vergrösserung. Eine Primitivfaser (b! Fig. II. B) a von ihrer faserigen Scheide b eingefasst, welche in c, c ein- liegende Kerne zeigt, schwillt etwas kolbenförmig an und giebt bei d die Aste erster Ordnung, e, e, e, © e ab, die alle von ihrer Scheide b, b, b, begleitet werden; in diesen Scheiden liegen die Kerne c, c, c, c. Die meisten Äste, welche sich an der oberen Schicht des Septums vertheilen, sind abgeschnitten, um die Verzweigung eines Ast’s sehen zu lassen, dessen Ramification mit der grössten Sorgfalt nach der Natur gezeichnet ist. Dieser Ast theilt sich in f", f2, fs und f, f f immer dichotomisch. Nicht alle diese Zweige konnten ver- folgt werden, wie z. B. der Zweig bei * abgerissen ist. Bei ff ist eine drei- fache Theilung zu sehen. In g, g, g sind die Zweige zweiter Ordnung mit ihrer Endausstrahlung im Parenchym dargestellt. Die Ramificationen gg, 8 166 DR. RUDOLPH WAGNER ÜBER D. FEINER. BAU D. ELEKTR. ORGANS ETC. stammen von andren Ästen. Das fein punktirte elektrische Gewebe zeigt in h, h, h, h, grössere eingesprengte Kerne. Bei i, i, i, sieht man Blutgefässe mit Blut- und Lymphkörperchen. IV. Bandartige Streifen, welche die Säulen zu umgeben scheinen. V. Grössere, gerade oder wellenförmige Bündel des fasrigen Gewebes, a, b, c, zwi- schen den Säulen, welche die dicken Nervenprimitivfasern d, d, begleiten. Eigenthümliche stärkere ramificirte Fasern a zwischen den Zellgewebsfibrillen 8 c, c, c, welche zuweilen mit kleinen Kernen b, b, in Verbindung zu stehen scheinen; alles genommen von der Oberfläche der obersten Septa. VII. Stärker vergrösserte dichotomische Theilung eines Primitivfaserastes a mit den Zweigen b, b, welche in c abgehen; bei d die Scheide mit den Kernen e, e, e. VIII. Die Primitivfaser a, deren Scheide weggelassen ist, theilt sich bei b in eine grosse Anzahl Äste c, 6, 6% OC EO IX. Eine kleine Partie des elektrischen Gewebes sehr stark vergrössert, um die Endausstrahlung der Äste zweiter Ordnung zu sehen, auch etwas im Wasser aufgequollen, wodurch die Endzweige deutlicher, das Mark darin krüme- liger wird. Bei a sieht man noch die doppelten Contouren des Marks, das bei b offen aufhört, wo dann das Mark krümelig wird, sich in die Äste c, c, c, fortsetzt, bei * selbst kleine kernartige Klümpchen bildet, in den feinsten Ästchen d, d, d aber nicht mehr deutlich zu unterscheiden ist. Bei 6, e, © grössere, bei e! kleinere Kerne, bei 5 f, f die rundlichen Molekeln des elek- trischen Gewebes. X. Partien von zwei Säulen A und B, deren Kästchen a, a durch die Scheide- wände b, b, b getrennt werden. Nervenäste c, c und d aus mehreren Primi- tivfasern bestehend. Einzelne Fibrillen e, e, e, so wie andre Fibrillen ع رع‎ von benachbarten Nervenzweigen strahlen in ihre Äste aus. Bei ** sieht man den Raum zwischen je zwei Säulen, welcher durch Zellgewebe und sehnige Fa- sern, Blutgefässe und Nervenäste ausgefüllt wird. Lithv E.Ritmüller. R. Wagner ad nat. del. e ۹ ۱ p ۳9 7 5 1 i —— sners Abhandlung über das elektrische Organ d. Zitterrochen. Zu R Wa حول دج ۷ ABHANDLUNGEN. DER MATHEMATISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. DRITTER BAND. Mathem. Classe III. Untersuchungen z über‏ ش Gegenstände der höhern Geodäsie.‏ Von‏ Carl Friedrich Gauss. Zweite Abhandlung. Der Königl. Societät überreicht 1846, Sept. 1 Di.. Aufgabe, aus der Grösse der Seite eines Dreiecks auf der Erdoberfläche, dem Azimuthe an dem einen Endpunkte, und der geographischen Breite dieses Endpunkts abzuleiten das Azimuth an dem andern Endpunkte, dessen Breite und den Längenunterschied beider Punkte, gehört zu den Hauptgeschäften der höhern Geodäsie. Für den Fall der Kugelfläche ist der Zusammenhang zwischen jenen sechs Grössen am Schlusse der ersten Abhandlung. in der einfachsten und zur schärfsten Rechnung geeigneten Form aufgestellt, welche auch leicht zu einer bequemen Auflösung der Aufgabe selbst benutzt werden kann. Es wird dadurch das Verlangen nach dem Besitz einer analogen un- mittelbar für die Ellipsoidfläche gültigen Auflösungsart ‚erweckt, und der Zweck der gegenwärtigen Abhandlung ist, eine solche zu entwickeln. Vorher soll jedoch erst die Auflösung für den Fall der Kugelfläche in ein noch helleres Licht gestellt werden. Des bequemern Zurückweisens wegen lasse ich die Zahlenbezeichnung der Artikel sich an die erste Abhandlung anschliessen. 18. Um den Grad der Genauigkeit, welcher durch die Formeln des 17. Art. erreicht wird, besser beurtheilen zu können, werden noch die- Glieder der nächstfolgenden Ordnung entwickelt werden müssen; es ist jedoch wohl der Mühe werth, das Verfahren anzugeben, nach welchem diese Entwicklung beliebig weit getrieben werden kann. ۸ 2 4 ۱ CARL FRIEDRICH GAUSS Ich erlaube mir an den dort gebrauchten Bezeichnungen einige Abän- derungen, theils des bequemern Drucks ‚wegen, theils um den verschiedenen Bezeichnungen in den einzelnen Theilen der gegenwärtigen Abhandlung etwas mehr Symmetrie geben zu können. Zunächst bedeute hier r die Entfernung‘ der beiden Punkte von einander, den b besser der Kugel als Einheit angenommen. B + 4b und B— 4b die Breite am ersten und zweiten Endpunkte von r. Tt und 7— 7 عد‎ 1800 das Azimuth des zweiten und ersten End- punkts resp. vom ersten und zweiten aus. i den Längenunterschied. Es wird angenommen, dass das Azimuth von Süden nach Westen zu gezählt und 7 als positiv betrachtet wird, wenn der zweite Punkt westlicher liegt als der erste. ei i 1 Es soll ferner gesetzt 7 S بع‎ rsim ۰ tang B | er Grössen dasselbe ausdrücken, was im 17. Art. mit 50, ab, * be- zeichnet war, nemlich die bis auf die dritte Ordnung SHEN genauen Werthe von 5, , 2, und zwischen denen die Gleichung re = EE د‎ 0 Statt findet. Die Ordnungen werden hier immer so لبا وس یی‎ dass r wie eine Grösse erster Ordnung betrachtet wird. Zur Abkürzung wird noch geschrieben > tang 7 ا‎ r 2 sin 3 7 = —. ۰ Zu der beabsichtigten Entwicklung gelangen wir am leichtesten durch Benutzung der Umwandlung der Formel | x = sin in die Reihe 1 = — ee ogy = log م‎ + 6 4 + 0 1 8528 2 haisi” TERY UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE, 5 welche man leicht aus der bekannten HK ETS ir „ 1 : EN 40 . ۰ "۰.5 1152 r. ableitet. Wendet man dieselbe zuvörderst an auf die Gleichung ; tang B. sin T'. tang Ir = sm t, ۱ oder Zur = sin r, indem man x = ie , 2 t 0 9 (I) log t=logt +logm+,, qm ل‎ TR 3a 806 22 Eben رو‎ Du Er Anwendung auf die Gleichung ۱ 55066 ! ۲۲0۲ + 8 Tsingi i eg sin 4 7 2497 848 25030400 Tu. s. w. oder i de Gf 1 — = 66 log 4 = log ۸ -۳ 1086 -۳ an aa و‎ n 14 W 1 + 8005 Sg AF e? Die dritte Anwendung wird gemacht auf die بيست‎ cos B tang Z: tang T 3 sin 4۱ ( AEE E 312913719 = sin 35, nachdem derselben vermöge der Substitutionen : nì, ۲ r E 2 (1 — an jà) 15982 1 i folgende Gestalt gegeben ist = sin 4b. 9۷ 01 - Ann M) 24 Es ergibt sich dann (III) log = و10‎ + log” + 5 anih + nhat + S” 646 = 5078 88 + ۰ + 2766 (un + 2 + 2 ot + Z nsis + us. w.) er % . gt un)‏ مد مو 19 = 35788066. + 2 + peen 6 603 CARL FRIEDRICH GAUSS 2497 385 29030400 + u. s. ۲ oder, indem man er Glieder les en ae log b = وج‎ = | T 7 CCF 220 Cs (n8 + u. s. W.) 7% 45 + ((عع 30 نداعم 11) n+‏ 2880 * + n6 (19186 + 693 C + 945 C8 % + 94539) ER 362880 n8 (2497 5ع‎ + 11460 C حل‎ 20790 §* 4+ +۲ 18900 65 - 14175 48) A 1 $ 29030400 + u. s. Um die ی وا‎ I, 11, 111 in eine ganz entwickelte Gestalt zu brin- gen, wird man in denselben noch substituiren rê + usw. 1 31 نت‎ — — © hemn „ m T 88100 e لصوت وین ی‎ 4 — i ۰ e 8 çr +o 4. 750865 ET el + + 0 ون ند‎ 1 mê = 1 ل‎ go + u. s. w: u. 8. ۰ 1 1 1 i log n z= ] Fr — ۳ — p rS — ii r? ب‎ ۲ °8 24 2880 181440: : 9676800: ; MP. 1 V u. s. ۰ 1 : tma Err we, 6 1 4 a E U. 8. W. Wir erhalten demnach für die Logarithmen von 7, J, b, oder vielmehr für die Unterschiede dieser Logarithmen von den genäherten Werthen log 7, log X, log &, zusammengesetzte Reihen, welche fortschreiten UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 7 für log ۶ nach den geraden Potenzen von y und r, und deren Producten, für log J eben so nach A und r, für log ö nach ©, A und r, und: die beigebrachten Zahlen enthalten diese Entwicklung bis zu den Grössen der achten Ordnung (einschl.), daher 2, % b selbst dadurch bis zu den Grössen der neunten Ordnung einschliesslich, oder der eilften Ordnung ausschliesslich bestimmt werden. Die Entwicklung von log 6 kann auch auf eine andere Art, nemlich nach den Potenzen von &, 7 under geschehen. Setzt man ۲ z = tang yY, 3 so wird - 1 1 1 1 = 2 — i + = = 7 + n u. s. w. und hieraus 251 3551 = — zes . e 1 55 T a Ta ا‎ Wendet man diese ۳ an auf die Gleichung tang + £ t S بو‎ tg B. ig T nachdem man derselben vermöge 1992 Substitutionen tg B. ig T = ع‎ 8 seite mt 2V (1 — 4mma) a Gestalt gegeben hat 2s b, 9 (1 — mm vt) 59 so ergibt sich 9 = log E logm + = z nve + 64 mtg + ms 4 7045 ın 8ج‎ + u. s. w. ee + 4 ۳ + و‎ . 85 G Le + u. s. w.) لعي‎ netz ل‎ + mest H uam) &° (m® + 4 u. s. w.) — 181440 355 + 14575200 & + ew.) + u. s. W. 8 io CARL:FRIEDRICH GAUSS: 1300830 r oder, indem man die Glieder gleicher Ordnung . ۱ log = log 6 + log 2 z% mm CEE — 3 rr) + ss më aha — 60 C 22 + 45 700 m® (502 66 — 1638 8727 + 1890 868:4 — 94526) z 0 ° 37800 — دج 49140 + ج 30120 — 85 7102( ns‏ 29050400 — )28 14175 + == 1,8 . Durch Substitution der oben gegebenen Werthe von log m, mm, كيم‎ u. s. w. erhält man hieraus die gesuchte Reihe, welche sich übrigens auch aus der erstern nach &, A, r fortschreitenden unmittelbar ableiten lässt, indem man rr — 66 — rr für AA subsiituirt. 0 19. ze Für unsern Zweck reicht es hin, die Formeln nur bis zur vierten Ord- nung (einschl.) ET aufzustellen, nemlich logt = logt to (ar + (جج‎ + mtr + 207 H- 112 : 1 i . log! = log — u — A) — r (r* + 107 — 11 ا‎ log = رج ;5 س و10‎ ("r — 68 — 370 — lt + 10 عع‎ t 3077 1e — 30 ورمع‎ 45 290% Anstatt der letzten Formel kann man auch eine der folgenden gebrauchen: log 0 = log + 2 6% 268. 327) + 2880 (Hart 4077 EE- 607۳۰۰ +6۸ — 60 ممع‎ + 4514) log 5 = log م + ع‎ + tr) — re اي‎ 4 *( 2880 log ö = 1086 + Zen + 1) — 2880 Er ree l +). UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 9 In allen diesen Formeln sind r, &, X, 7, b, I, t als in Theilen des Halb- messers ausgedrückt und die Logarithmen als hyperbolische zu verstehen. Sollen dagegen jene sieben Grössen in Bogensecunden ausgedrückt und die Logarithmen die briggischen sein, so erleiden die Formeln weiter keine Ver- änderung, als dass der gemeinschaftliche Zahlenco@fficient der Glieder zweiter Ordnung جاجد‎ in 4a, und der gemeinschaftliche Zahlencoëfficient der Glieder vierter Ordnung 2e in p verwandelt werden muss, wo u, y die Producte der Grössen yy هم‎ und 2880 4م‎ in den Modulus der briggischen Logarithmen bezeichnen, م‎ in der im Art, 16 angegebenen Bedeutung genommen (und damit auch f). Man hat für diese constanten Factoren log u = 7.9297527989 (— 20) log v = 4.9206912908 (— 30). Bis zu den Gliedern zweiter Ordnung stimmen diese Resultate mit den im 17. Art. gegebenen überein. Der Zweck der vorstehenden weitern Entwick- lung war nur, klar hervortreten zu lassen, dass selbst zur schärfsten Rech- nung die Glieder zweiter Ordnung völlig zureichen: in der That kommt in dem ganzen Hannoverschen Dreieckssysteme kein Fall vor, wo die Glieder vierter Ordnung den Betrag von zwei Einheiten der zehnten Decimale erreich- ten, und nur ein Paar Fälle, wo sie Eine Einheit der zehnten Decimale überschreiten. Wenn unsere Formeln, welche nicht von der Breite und dem Azimuth an dem einen Orte, sondern von dem Mittelwerthe dieser Grössen an den beiden Örtern ausgehen, zur Auflösung der zu Anfang dieser Abhandlung aufgeführten Aufgabe benutzt werden sollen, so wird diess auf eine indirecte Art, oder richtiger durch stufenweise beliebig weit getriebene Annäherung geschehen müssen. Der Gang der Arbeit besteht darin, dass man von irgend einem genäherten Werthe von 7' ausgeht (wofür man in Ermangelung aller anderweitigen Kenntniss oder Schätzung zuerst das gegebene Azimuth an dem ersten Orte annehmen kann) und daraus einen viel schärfern ableitet; mit diesem dann dieselbe Rechnung wiederhohlt, und damit so lange fortfährt, bis man zu stehenden Resultaten gelangt. Man hat dabei zu beachten, dass bei Mathem. Classe III. 7 B 10 3 CARL FRIEDRICH GAUSS den ersten Rechnungen nur 4 oder 5 Zifern der Logarithmen berücksichtigt zu werden brauchen, und dabei 6 und r anstatt der corrigirten b und 7 angewandt werden dürfen, daher man auch, bei diesen ersten Rechnungen, sich um A und Z noch nicht zu bekümmern braucht. Die Formeln sind so, wenn für den ersten Ort die Breite mit Bo, das Azimuth mit 70 bezeichnet wird, der Reihe nach folgende: C S ۵ T قل‎ 30 — 4 or m ۴ e Nachdem man dahin Ar ist, 18 bei dem Gebrauch von fünfzifrigen Logarithmen der Werth von 7’ sich nicht mehr ändert, berechnet man A nach der Formel 1er ED und führt dann eine neue Rechnung mit sieben Decimalen, wobei man die 3 Correctionen vermittelst der Formeln ö = 1086 + aa hr‏ و10 g = loge + r + purs 5 zuzieht und B= BO — 45, T= T? — 4t setzt. Eine nochmalige Wieder- holung wird in der Regel dieselben, oder kaum merklich geänderte Resultate wiedergeben, und dann erst wird auch noch die Berechnung von 7 nach der Formel | 1087 = log — $urr + 2 beigefügt. Um die Schnelligkeit der Annäherung (die hauptsächlich von der Kleinheit von r abhängt), an einem Beispiele zu zeigen, setze ich die Haupt- momente der Rechnung für den Übergang von dem Dreieckspunkte Brocken | zu dem Punkte Inselsberg hieher. Es ist diess die grösste Dreiecksseite in dem Hannoverschen Dreieckssystem, viel grösser, als sonst bei trigonometri- schen Operationen vorzukommen pflegen. Bei der nach den Grundlagen der ersten Abhandlung bearbeiteten con- formen Darstellung auf der Kugelfläche ist die Breite des -Brockens BO — 510 40 37 6345; das Azimuth der Seite Brocken-Inselsberg 70 = 5042°21”7704; der Logarithm. dieser Seite in Toisen د‎ 4,7353929 oder in Theilen des Halbmessers — 8,22018543, oder in Bogensecunden, wie bei UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 11 unge Formeln vorausgesetzt ist, log r = 3,5346106. Setzt man zuerst T = 5042, so wird ”3408 = م B = 510 17 40”‏ g 424‏ und ſolglich ein genäherterer Werth T= 50 38 50”, Die hiemit wiederholte Rechnung ergibt 6 = 3407“ 9 9 جر‎ 0۵10 7 3 4.420 55, 4 50 38° 51” 3. Mit diesem Werthe von 7 wird nun die schärfere Rechnung angefangen und dabei zugleich die logarithmische Correction mit zugezogen. Es findet sich, in Einheiten der siebenten Decimale, yrr ==:99,16 جد اردور‎ 247 me’ 1,50 folglich 4 + pre + 3 urr + + هينر‎ = + 101 r + pih = د‎ 9 und er N Fe 3. 5324974 logb.='3.5324977 ۰ ` b = 3407” 9852 ; B = 51017 39" 6419 = log = 2.6238492 log 1 = 2. 6238593 t = 420” 5904 T = 50 38514752. Eine nochmalige Wiederhohlung der Rechnung mit diesem Werthe von 7 bringt bei b gar keine Änderung hervor, und 2 verwandelt sich in 420” 5898. Man erhält daher Breite des Punkts on: — 8 = 50049 15" 6493 B2 CARL FRIEDRICH GAUSS Azimuth der Dreiecksseite Inselsberg- Brocken T° — و‎ + 1800 = 1850 3521“ 1806. Endlich findet sich log à — 2,7315487 log 2 == 7315438 7 = 538” 9442 = 008 58” 9442. Die Bequemlichkeit dieses Verfahrens wird allerdings erst dann in ihrer vollen Grösse fühlbar, wenn man sich die Hülfen des kleinen Mechanismus bei Handhabung derartiger Methoden zu eigen gemacht hat, wozu eine An- weisung hier nicht an ihrem Platze sein würde. Ich begnüge mich hier nur anzudeuten, dass, was in obigem Beispiele wie eine viermalige Rechnung erscheint, nicht in der Form von vier getrennten Rechnungen, sondern wie eine einzige geschrieben werden soll, indem man bei jeder neuen Überarbei- tung nur die letzten Zifern ergänzt oder verbessert. Jedenfälls braucht man immer nur die letzte Rechnung aufzubewahren, und gerade darin besteht ein grosser Vortheil, zumal bei Messungen von bedeutendem Umfange, dass man dann den ganzen wesentlichen Kern der Berechnung für alle Dreiecksseiten im möglich kleinsten Raume und in der übersichtlichsten zu beliebiger Prü- fung der Richtigkeit geeignetsten Form besitzt. 21. Ich A jetzt zu der Hauptaufgabe selbst über, welche für die Ellipsoid- fläche eine ähnliche Methode fordert, wie für die Kugelfläche im Vorher- gehenden gegeben ist. Die Auflösung dieser allerdings etwas verwickelten Aufgabe soll hier auf zwei ganz von einander verschiedenen Wegen abgeleitet werden. Da die eine Ableitung, mit welcher der Anfang gemacht werden wird, sich auf diejenige conforme Übertragung der Ellipsoidfläche auf die Kugelfläche gründet, deren Theorie in der ersten Abhandlung entwickelt ist, so kann die Auffindung dieser Auflösung wie die erste mittelbare Benutzung dieser Theorie für die Zwecke der höhern Geodäsie betrachtet werden. (Vergl. Art. 11). Es mögen demnach jetzt durch B + 4b und B— 4b die Breiten zweier Punkte auf der Ellipsoidfläche bezeichnet werden; ihr Längenunter- schied durch 7; sae zwischen ihnen enthaltene Stück einer geodätischen Linie UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER :HÖHERN GEODAESIE. 13 (und zwar hier nach beliebiger Einheit gemessen) durch y; die Azimuthe der Linie am ersten und zweiten Endpunkte durch 1 At und 27 ب‎ $t = 1800. Es handelt sich also darum, 5, 1 und 2 aus 7, B und T zu ſinden durch Formeln, welche den oben für die Kugelfläche gegebenen analog sind, und in dieselben übergehen, wenn man die Excentricität = O, oder die beiden Halbachsen der erzeugenden Ellipse unter sich gleich und 1 setzt. Die Breite des der conformen Übertragung auf die Kugelfläche zum Grunde liegenden Normalparallelkreises bezeichne ich (wie oben Art. 3) mit P für die Ellipsoidfläche, und mit Q für die Kugelfläche; zugleich nehme ich an, dieser Normalparallelkreis sei so gewählt, dass dem arithmetischen Mittel der Breiten der beiden betreffenden ‚Punkte, auf der Kugelfläche gleich wird: diese Breiten selbst seien 0 د‎ lq und 0 — 37: Es sollen ferner a, A, PR 8, 7 0 dieselben Bedeutungen behalten, wie in der ersten Abhand- lung, Art. 2. 3. 4 fl.; es bedeuten nemlich A den Halbmesser der Kugel, 1 : das constante Verhältniss der Längenunterschiede auf dem Ellipsoid zu den entsprechenden auf der Kugel, e sin O die Excentricität der erzeagenden Ellipse, snd=esinP. ۰ Den zwischen den beiden Punkten auf der "Kugelfläche enthaltenen Grösstekreisbogen bezeichne ich mit s; die Azimuthe dieses Bogens am ersten und zweiten Endpunkte mit U -+ Zu und 2 — $u. 1800. Erwägt man nun noch, dass der Längenunterschied zwischen beiden Punkten — al ist, so findet man zunächst die vier strengen Formeln sin 4s.cos U — cos 1 c. sin 34 sin4s.sin U sin }al.cos Q cos 18. cos kl = cos al. cos 9 cos 4s . sin 4u = sin 4al. sin Q und hieraus die näherungsweise richtigen cos U (1 + „gg — ss + aall). V 3 * . (1)‏ کک el=s. S 5 5 (1 - — „iss * 2 eell) VVV ii a a (2) . tang 0 (1 + us + Au) e (3) 14 At CARL FRIEDRICH GAUSS Es ist unnöthig zu erinnern, dass in diesen drei Gleichungen /, q, siiis in Theilen des Halbmessers ausgedrückt verstanden werden. Man sieht leicht, dass sie bis auf die fünfte Ordnung (ausschl.) richtig sind, indem s wie eine Grösse erster Ordnung betrachtet wird, und dass man, ohne den Grad der Schärfe zu ۷۵2۵ , in’den eingeklammerteh Gliedern rechter Hand statt 1 al und auch s. cos U, mi 1 An U, tang Q substituiren darf. co sQ’ 22. Es müssen nun zuvörderst die Grössen B, b, T, t, 7, welche auf der Ellipsoidfläche ihre Bedeutung haben, mit ihren Correlaten auf der Kugel- fläche Q, q, U, u, As verglichen werden. Alle dafür hier aufzustellenden Gleichungen werden bis wenigstens auf die dritte Ordnung (einschl.) genau sein, und, dass dieser Bedingung genügt werde, wird sich aus der Entwick- lung selbst leicht erkennen lassen. MWendet man die im 8. Art. gegebene Reihe auf unsere beiden Punkte an, so müssen die dort allgemein mit p und 4 bezeichneten Grössen nach unserer jetzigen Bezeichnung ausgedrückt werden für den ersten Punkt durch B + 4b — P und 4q, für den zweiten Punkt durch 5 — 4b — P und — 4q, und wir haben demnach die beiden teie 3ee B thes P 8 S P ۳ PR; SEE 2 5 Reorg en پا ل بن‎ — —(— 2 2 2— + a 585 0 cos Pi + sin P? + ee (5 cos P sin P2 — sin P*)) g : 36 Baar م‎ > 2 2 ووم‎ 1 8cosg? 2 ی‎ AR: — 77 (= x 2 2 3 4 16 cos حر دي‎ E cos P2-+ sin P. T- ee (5 cos P2. sin 22 — sin P.) 5. Durch Addition und Subtraction ergibt sich also B=P-— are na .0 b= . + cos ee cos 22 AT- sin Da ل‎ ee (5 cos P2, sin P2— sin ?*)) 45 (5). UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 15 Man sieht übrigens leicht, dass die Gleichung (4) um Grössen vierter, die Gleichung (5) hingegen nur um Grössen fünfter Ordnung ungenau ist. Um 7 und t mit U und x zu vergleichen, werden die am Schluss des 15. Art. entwickelten Formeln benutzt werden müssen, denen eine Voraus- setzung zum Grunde lag, welcher in der gegenwärtigen Untersuchung genügt ist. Man hat dabei nur zu ی یوت‎ dass die dortigen Je, und J nichts anderes sind, als hier 7 + tt — (U + bu) und „ ferner das dortige 2 dasselbe was hier s; endlich dass das dortige von der hier mit U bezeichneten Grösse im Allgemeinen nur um eine Grösse zweiter Ordnung verschieden sein kann, jedenfalls aber der Unterschied ١ wenig- stens von der ersten Ordnung ist. Es 8! sich so, auf die dritte Ord- nung einschl. genau a cos B. ein P. Min U. coe be‏ ون اع cos p cos Ô +‏ 13 تکوس وس > 2 J2 1 U j FE ins und folglich, eben so genau, u sin U. cos U2‏ ا ar‏ 2 änge d p geodätischen Linie auf, dem Ellipsoid ugel ist zwar in Art. 45 für den in Rede stehenden Fall nicht Br. يق‎ e es ist jedoch sehr leicht, diess zu ergänzen. Es ist nemlich in den dortigen Bezeichnungen die Länge des geo- dätischen Bogens وخ‎ | f — 2 . ندل‎ welche Integration von x 4 46 5 bis x = + 4 (h + d) auszudehnen ist. Da y und nur Grössen von der dritten Ordnung sind, so sieht man leicht, dass die Weglassung des Factors Er in dem Werthe des Integrals cos nur einen Fehler der siebenten Ordnung hervorbringen kann. Jene Länge ist also, bis auf die fünfte Ordnung einschl. genau, 16 | CARL FRIEDRICH GAUSS 4 f. = 4 ا انتما ادا 1 )مل‎ = A(x — 4 l uxt — 1% 5) + Const. = A (h — 4 (0 سل‎ Ad) جو — و‎ (hi 1070500 + 5höt) ۰ Die Coëfficienten u, w lassen sich angeben, wenn man in der Reihe 2 ee cos P. sin P ee cos 2 — مت‎ . 03 — 1—7 P? Ey = 3 cos p 0 7 6 cos p? cos 2 ( on Fi (welche von selbst aus der, Art. 9 gegebenen folgt) für q die Substitution macht = cos . — 4 tang O. sin 22 ... (deren leichte Ableitung hier weggelassen werden kann), und das Resultat mit der Reihe : m 1 F lis hust. er zusammenhält. Für unsern gegenwärtigen Zweck ist jedoch mehr nicht nöthig, als nachzuweisen, dass die gesuchte Länge des geodätischen Bogens von Ah nicht mehr als um eine Grösse fünfter Ordnung abweicht. Da nun ersicht- lich 35 + 105399 + 5%“ eine solche Grösse ist, so braucht der entwickelte Werth von w nicht hiehergeseizt zu werden. Für u aber ergibt sich der Werth = Zee cos B. sin P 3 cos م‎ cos 0 und da d cos x nach Art. 15 eine Grösse zweiter Ordnung ist, so wird offenbar auch (250 + A95) E eine Grösse fünfter Ordnung. ۱ Wir haben demnach, da A dasselbe bedeutet, was jetzt mit s bezeichnet و‎ bis auf die fünfte Ordnung ausschliesslich gnai | isa S 5 3 1 5 a چ‎ > a, 32 ۰ ۰ ۰ ۰ ۰ ۰ ۰ 0 ۰ )8( cos 5 Endlich, damit alles für die weitere Entwicklung erforderliche hier b sammen sei, setze ich noch folgende schon in der ersten Abhandlung (Art. 4, 6 und 3) gebrauchte strenge richtige Gleichungen hieher: A= Pre 4 2 : ۰ (9) cos 02 ۰ ۰ 0 3 * ۰ ۰ EU ¢ „ 03 ۰ ۰ ۰ ۰ * s cos ون‎ coro لب > 1 1 ۲ 3 همم‎ a e 7 . ۰ ۰ ۰ . ۰ sin Da 13 * UNTERSUCHUNGEN ÜBER /GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 17 und die aus der Verbindung dieser beiden hervorgehende cos ꝙ tang P u بای‎ ib PARTIT ag fabilê Je. Zur Erreichung unsers Zwecks brauchen nun bloss diese Gleichungen gehörig combinirt zu werden. Zuvörderst ergibt sich aus der Verbindung der Gleichungen (1), (2), (3), dass qq + aall — uu — ss eine Grösse vierter Ordnung ist, daher man anstatt (2) auch er kann ee ri . cos Q oder wenn man nach (8), (9) und (10) اا‎ „=, 200 cos 0 pos È s ۱ — 3 cos 7 schreibt, j 0 وت ل وم 2 — 1) _ lz‏ 1 — ee sin P? ۱ | Es wird ferner = 5 * vy — ) vermittelst der Gleichung (4). und durch eine leichte Rechnung entwickelt in cos 0 _Y(1-— ee sin B®), وه‎ 0 > gg) 7 was bis auf die vierte Oele مس لش‎ Wir heben. zugleich 7’ für U geschrieben wird, gemäss der Gleichung a. وین‎ T. sin T 8 E , wenn „ Nachdem in dem ینوت‎ Theile noch ah: ist r für q, sodann ۶ für u und endlich B für P, was alles, nach Gleichung (5), (7); (4); wie man leicht sieht, geschehen kann, ohne den Grad der Genauig- keit zu vermindern, und wenn wir ausserdem, zur Abkürzung, ۷ (1 — ee ein B) = © | schreiben, 0 E. wir ) : Er sin T و‎ 10 e sin B3) cos g? a cos B و‎ ATER OF HF Mathem. Classe III. ۵ 1s /ZIINCARDIFRIEDRICH: GAUSS Auf ähnliche Weise verwandelt sich Gleichung (1) in q = و‎ cos U (t - 72 74 + b und daher Gleichung (5) in (+ een Ba — ee afn sin P2— sin P+) 09 1 وه راد‎ t un). Für cos 05 = (1 — ee sin P2) findet man leicht die vermittelst (4) so weit, wie hier nöthig ist, geführte Entwickelung b= 9 e* cos P2 sin 2 8 cos p? (1: — ee sin 29: ۰ 99(« 3 wodurch die vorhergehende Gleichung sich verwandelt in — 202 r (1 مد‎ cos U 1 سب‎ G62 + 5 و او‎ ce sa PA (eos P2 — sin P2 ل‎ ee (4 cos P? sin 22 + sin P*))) qq Fr 12 ss + 4 uu) oder in einer etwas veränderten Form cos 05 = (1 — ee sin B2 4 — 52 Ml: rag | | = m (t= DF cod p ed 71 520 2 Cee — (Bee—14e*) sin ۳9 — 9 64 ein P*) qq + * s8 حل‎ su). Schreibt man nun noch * ` cos p. 5 6 — WE 2 PS anstatt. qJ» wegen (5) rr )1 سه‎ P ae „anstatt Aa wegen: 6): 3 000 T und : anstatt U und u, wegen (6) und (7). und. zuletzt 75 i B für B wegen ووو‎ HA ea was alles, ohne Nackıkeil, ‚für die ane geschehen Pe: so erhält, man > | . rk3 b= 5 . cos T )1 ب‎ 2775 6 + — (Bee ند‎ 7 sin B? — 9 e* sin Be). bb ini | — 12 aa cos gê ` rr — 11). UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 19 25. Aus den Gleichungen (1) und (3) erhellet, dass qqü von 53 cos US sin Utang 0, oder nach (11), von ner — um eine Grösse fünfter Ordnung verschieden ist: es ist daher verstattet, die Gleichung (7) auch so zu schreiben | ee ee BE: 49), oder wenn man für z den Werth aus (3) substituirt, 2 nach (8), (9), (11), BE. r cos 2 eos 0 tang P T dosp T Tatang 0 setzt aE ی‎ inet 5 Für cos 0. tang P = 4 1 — ee sin PD). tang P findet man mA (4) den so weit wie hier nöthig ist entwickelten Werth 3 ee — 6 6* sin P? ل‎ 3 et sin P+ une paia J) tene (As Te. 7 — x PY 799 und folglich : irk ییو سب‎ Sur} gene sin 772 سك‎ 5 etsin 4 tha coş 2 (1 — ee sin P2) ٠ 00 + سك وى ولد‎ Zr uu). Macht r man nun noch hierin. هدوت جنس‎ wie im vorhergehenden Art., so erhält man als Endresultat (III) rk .sin T, . 5ee-+(4ee—14et)si -5etsin B4 Sucht i r= — (1 1 sink As 07-2 Art rt). 122 Die drei Formeln I, II, III enthalten im Wesentlichen die Auflösung unsrer Aufgabe. Dass sie bis zur dritten Ordnung einschliesslich genau sind, steht durch ihre Ableitung unmittelbar fest. Dass aber in der Wirklichkeit ihre Genauigkeit noch eine Ordnung weiter reicht, oder dass der Fehler jeder der Formeln von der fünften Ordnung ist, würde sich leicht durch einige ergänzende Zwischenentwicklungen,, oder auch dadurch darthun lassen, dass in den Ausdrücken ihrer Natur nach keine Grössen gerader Ordnung Statt finden können: ich halte mich jedoch dabei nicht auf, da die zweite in den folgenden Artikeln (26— 32) auszuführende Ableitung der Formeln dasselbe Resultat von selbst in sich begreift. 02 error CARL FRIEDRICH GAUSS‏ وه .36 Diese Untersuchung; ist. wie eine selbstständige von allem vorhergehenden unabhängige zu betrachten, und es sollen daher zur Bequemlichkeit und zur Verhütung von Ungewissheiten alle dabei zu verwendenden Bezeichnungen so wie sie auftreten erst erklärt werden. Meistens werden diejenigen Buch- staben, welche schon in der ersten Ableitung gebraucht sind, ihre dortige Bedeutung behalten, doch werden ein Paar derselben (x und s), da sie dort bloss Hülfsgrössen vorstellen, die in den Resultaten nicht mehr erscheinen, hier ohne Übelstand zu anderm Zweck benutzt werden dürfen. | Durch die zwei Punkte der Ellipsoidfläche, auf welche die Aufgabe sich bezieht, werde eine geodätische Linie, zunächst von unbestimmter Ausdeh- nung, geführt, und auf derselben ein beliebiger Anfangspunkt gewählt. Das Stück jener Linie von dem Anfangspunkte bis zu einem unbestimmten Punkte werde durch z bezeichnet; der Winkel, welchen, an letzterm Punkte, die geodätische Linie mit dem Meridian macht, jene in dem Sinne wachsender u, diesen von Norden nach Süden genommen, durch X; Breite und Länge des unbestimmten Punktes durch F und Z. Ich nehme an, dass die Längen von Westen nach Osten, die Azimuthe X in dem Sinn von Süden nach Westen zu wachsen. Werden nun noch, wie immer bisher, halbe grosse Achse und Excentricität der erzeugenden Ellipse durch à und e bezeichnet, so hat man, aus bekannten Gründen dY cos X (1 — ee sin Y2) نیو‎ Cc aZ TEU HTS FEN 0 w olh Es ist ferner, nach einem bekannten Lehrsatze, die Grösse ein X cosy has Y (1-eesin ¥2) für alle Punkte derselben geodätischen Linie constant, und hieraus, wenn man logarithmisch differentürt, cotang Xd x = tang Y — user), )1 — ee) tang Y 1 — ee sin Y2 1 — ee sin Y? folglich, aus der Verbindung mit (1), . Er, UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE: DER HÖHERN GEODAESIE. 21 Sas الات‎ wen ER ENT z== ۴ + ۶ ۰ ۰۲ ٩ O wollen jedoch Poker Aufgabe Kae e und‏ رد dY ۱‏ gies‏ سويت a, . „ d= r‏ . setzen, indem wir zunächst nur voraussetzen, dass x, Jè irgendwelche ge-‏ gebene Functionen der beiden 1 3 ۳ £ gad. Es entstehe‏ ferner durch neue Differentiation Le e‏ dub‏ نايد > زو رحد ui 33x * yraypı 5 DA O‏ وج ee = ydX + y’dY À INA‏ dz = zdX + ۲ EP EO ACTA WE‏ und dann durch nochmalige Differentiation’ N‏ „d in namens‏ لد aud, de * X‏ ل 42 ۸ حت de‏ 4 و وا yırdY, dy MK‏ عل dy = y"dX‏ de’ = = dA + "dY, de” gvd X E sid Y. =‏ Es wird demnach, insofern Z, implicite, nur eine Function, von u ist,‏ a i dd Zz sial: gib ai TE مق * حت‎ S Shi Sb 1327 ‚mn Is > ندید‎ + xyz "4 * N unn حل‎ Dayz لبوق نلا‎ Die successiven Differentialquotienten von X und F lassen sich auf die- selbe Art entwickeln, oder unmittelbar aus denen ‚von Z ‚ableiten, wenn man nur darin für z ohne und mit Accenten "beziehungsweise * und 3 ‚ebenso accentuirt substituirt. wi 1 27. Es seien nun die bestimmten Werthe, welche die vier Grössen = x F 2 in den beiden Punkten W e auf weiche unsre میا‎ sich bezieht, der Reihe nach, usb für den ersten Punkt R ب‎ brad TH kh 323 we, für den zweiten Punkt R + Ar, 7 - $t, B 46, I-41 und eben so, für denjenigen Punkt der geodätischen Linie, welcher zwischen jenen in der Mitte liegt, beziehungsweise R, T, B, L, wo demnach die Cursiy- Aileen CARL FRIEDRICH GAUSS‏ وق typen 7, B, L von den RAK و1‎ B, L wohl unterschieden werden müssen. Es mögen ferner die ift der Gestalt von Functionen von X und F er- scheinenden achtzehn unbestimmten Grössen NEA Fa g Va Ao KAL , Ts „ zv, zv | ER die Substitution X = T, F = B die ی‎ Werthe 3 J ول ول‎ SSS ۱ : کے م۷‎ 8, و8‎ 8 g“, gu, 8 n, M, و79‎ M,, hw, ۲ یوار وممليووائده‎ uu annehmen; hingegen dureh- die Substitution X = T, -Y = B folgende ER e 5 fw, fr + طم‎ N = 3 8« 8, 8% 87, ا‎ h, h‘, h“, h“, hir, hy Durch den Taylorschen Lehrsatz wird der Werth von Z für u = توف‎ r in die Reihe L-4r. 2 T Arr. ng 3 45 — 4 ee >= entwickelt, und der für u= R ti r in = PEE ah. Su a ae, 1319701 „bb {IH 21112 141193 Ob r و‎ SE E 8 او حل هس‎ slas? i dsz : 193 } 15 T= fh T fgh” + Pa + ع‎ + fh” + T 1 pgh. Da nun jene: beiden ee von Z ea لصيو‎ L Fi 1 p und L سب‎ 41 sind, so erhält man 75 BEE gg : ۱ ۱ : 04 = er f "ok 4 arei 0 * ۳ م‎ 5 dem) rd) 7 19190 Un UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE, 23 wo die erstere Gleichung bis auf Grössen der vierten; die; diliye bis auf Grössen der fünften Ordnung ausschl. genau ist“). | Wenn man erwägt, dass in der obigen ee in Beiichung, auf 2 nichts weiter vorausgesetzt ist, als dass es eine von w abhängige: veränder- liche Grösse ist, deren Differentialquotient y =z durch irgend eine Function von X und Y ausgedrückt, werde, so kann man die gefundenen Resultate auch unmittelbar auf jede andere i in gleichem Falle sich befindende veränder- liche Grösse, namentlich auf X oder F selbst, übertragen, wenn man nur anstatt L, L, Z, und der verschieden accentuirten h beziehungsweise er: und die verschiedenen f, oder B, B, ö, und die verschiedenen g einschiebt. Zunächst giebt uns demnach die Gleichung (4), von welcher hier sonst kein directer Gebrauch gemacht wird, folgende beiden, gleichfalls bis zur vierten Ordnung 2 genauen: i TS 1 +۰۸0 + د‎ rr B = B--F + (fg + 88”) rr. Man schliesst hieraus zuvörderst, dass A und, h, als die Werthe von Zu je nachdem man 7’ und B, oder T und B für X und Y substituirt, von einander um eine Grösse zweiter Ordnung verschieden sind, und zwar wird kyd dieser Unterschied, bis auf die vierte Ordnung ausschl. genau, bestimmt durch die Formel 5 8 : 0 ( EEE * 5 a 2 r 2 | + و‎ 0 ee) ال‎ Wo für pe 2 0000 1 65 ha 4055 iv) + a K ihre bestimmten Werthe bei XT, Y=B وس‎ E sind, ‚nemlich K und h“. Es ist also, bis auf die vierte Ordnung genau, h I — g (fh عد‎ fgh” عد‎ Fg ند‎ gg h“) حرم‎ = vermöge der Substitution dieses Wete in r, Gleichung 00 ER auf die fünfte Ordnung ausschl. genau = 8 l= — hr + حت‎ ) + 2fg'h” + 2f” se — fih” — er — ggh”)r5. *) Die Bemessung der 8 geschieht so, * 7 wie eine Grösse erster Ordnung betrachtet wird. Man erkennt leicht, dass die Coefficienten von r,rr,r u. s. w. die Divisoren a, aa, as u. s. w. ۱۹۲ - 24 p ua) CARL FRIEDRICH GAUSS Aus gleichen Gründen wie h von , werden auch f, f., f“ u. s. w. 9,878“ us, W. h, h“ u. s. w. von Afh F u. s. W. g, gg U. s. w. J, N. u. S. W. bei ziehungs weise um Grössen zweiter Ordnung verschieden sein, und man kann daher in dem eben gegebenen Ausdruck für J anstatt jener Grössen die letz- tern ohne Verminderung des Grades der Genauigkeit substituiren. Es ist a also gleichfalls bis auf die fünfte Ordnung ausschl. genau i= ir پل‎ G HL EN FFE . 2. — pp — 2 fgh ۱ وی‎ . < a Der obigen Bemerkung zufolge darf man nun Sachi in 456 Gleichung 7 mit 0 oder mit b vertauschen, wenn man nur e anstatt h, h, h”, Ji, Aw, hy im erstern Falle Fi 75 f f Fu v und im ander? 3, C 9, 6 gu, g setzt, so dass man hat t= — r + (2 /ff + 2/5" + 2۳ g + S — ولق‎ — 28 Leere. - . eed RY e 86 + "یی‎ KY g'g" mu ei ا‎ او ام‎ e on. e 28. Die drei Formeln (6), (7); (8) enthalten bereits das Wesentliche zur Auflösung unsrer Aufgabe, so dass zu ihrer Vervollständigung nur noch eine mechanische Rechnung, nemlich die Entwicklung der Werthe der verschie- denen ‚Differentialquotienten und; deren Substitution übrig bleibt. Jene Ent- wicklung gibt, indem wir sofort anstatt der unbestimmten Werthe æ, a“ u. siw: Vu. s. w. die zu X Ty = gehörigen . ره‎ Au. s. we, g u. s. w. 9 und Mpeg noch setzen ١ 10h 98 8 D cos B = 1 we wur) sfat ob sin B ۱ | * 2 — ee sin in 82) = W achtzehn Werthe: b 0 een Esin T.: * eu: UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 25 n k cos T E 5 . (1 — 2 ee ss + ee st) 2 k sin T ۳ >: : r = — — .)1 — 2eess + eest) f = ببس‎ Frl — 3ee)s + (ee + 5و( ل مم 2( — 5و(264‎ + e*57) k5 cos 7' ET ale) k3 sin T 3 kee sin T alle) ل 2( — 1( و‎ 2ee)ss + 3ees*) k sin T ون‎ k cos T 8 * sin T acc k sin T ae. u كت‎ 2. (1 — ec) s (1 — ee) s ل ع * (1 — ee) sin 2 PTR a c (1 + ss — 2 ee s*). Mathem. Classe III. D 26 CARL FRIEDRICH GAUSS 29. Wir wollen nun die drei Gleichungen (7), (8), (6) in folgende Form t = — fr (1 + Frr) b = — gr (1 + Grr) l = — hr (1 حل‎ Hrr), k sin T.tangB _‏ ور — gr = ——ır ~ a cos B` beziehungsweise die genäherten und bis auf die dritte Ordnung ausschl. ge- nauen Werthe von و‎ ö, 1 sind, die zur Abkürzung mit r, &, X bezeichnet werden sollen. Jede der Grössen J, G, H ist das Aggregat von sieben Thei- len, nemlich 1 SIE * 5 “= ‚gg ee E Fr = - + ل‎ etz is: * 9 9 ی‎ pT OEE + + nase + 4166 Mi "gk N CR JIE hay IN 12 h 12 h 12/4 12h 127 24% 30. Die Werthe der sieben Bestandtheile von Y ergeben sich der Reihe nach : i kk cos T2 ر‎ 12 aacc = kk cos 2 یط‎ .(1— 2 5 3 12 aa (1 — ee) cc 3 eines kk sin 2 ne un ا‎ ۲ 4 3( + 1 (1 2eess عل‎ eest) بو‎ 2 3 7 4 + 3 (1 — 2 ee وو‎ + eest) 4 aa (1 — ee)? kk si 2 k sin T se‏ رو aa ce‏ 24 UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 27 kk cos 2 ۳ 12 aa (1 — ee) cc kk cos 2 7 + 242 ( . — 3 ee + (ee + 26% وو‎ — (2 ee + et) st). Hier destruiren die Bestandtheile 2 und 6 einander; 1, 4 wad 7 vereinigen .)1 — 2 ee ss + ee st) sich zu kk cos T2 + 24 aa (1 — ee)? ` (2 + 366 + (2ee — 12et)ss + 5etst), die. Bestandtheile 3 und 5 hingegen zu — kirah g (2 — (1 + 3ee)ss + 2ee st) 24 aa (1 — ee) cc ۲ oder, da 2— (1 + 3ee)ss + 2ees* identisch ist mit ۵66 + (1— ee) ss, * k* sin 2 kk sin 2 — „ SSe 12 aa (1 — ee) 24 aa ce Ind h k* sin 2 ? ndem man nun noc 12 aa (1 06) in kt k* sin T2 12aa(1—ee) 12aa (1— ee) verwandelt, und alles vereinigt, erhält man 5: + kk sin T? tang B® 12 aa (1 — ee) 24 aa kk cos T? 2 سب‎ 14 et + + Fa (5 مع‎ + (4ee et) ss + 5etst) und hieraus, in Gemässheit von z=r(1 + Frr), kt 1 * 12 60 (i — ech TETE 24 + سن سوك‎ Hee %% ĩ˙ w ¾ ⁵-tI ا‎ 31. Für die sieben Bestandtheile von G ergeben sich folgende Werthe: kk sin 2 92 Daa cc * . (1 — 2 ee ss + eest) : * 12 aa (1 — ee) cc 3 ee kk sin T? ) Laa (i — ee) D 2 28 CARL FRIEDRICH GAUSS 3 et kk cos T? — ce 8 9 4 aa )1 — ee)? 5 kk sin ۶ ) 24 aa ce ` ee kk sin T? 7. T و و‎ ee kk cos T? 8 aa (1 — ee)? ` Hier destruiren die Theile 3 und 6 einander; die übrigen vereinigen sich, indem man einerseits 1, 2 und 5, andererseits 4 und 7 zusammenfasst, in in T2 4 er ee =Q + (1 — 5ee)ss + 2 ee st) ee kk cos T? S8 aa (1— ee)? Das erste Glied verwandelt sich, da 2 + (1 — 5 ee) ss + 2ees* mit 2cckk + 3 (1 — ee) ss identisch ist, in 7) — (1 — (2 + 2ee)ss + 3ee st). .(1 — (2 — 4ee)ss — 3eest). k* sin 2 kk sin 2 5 12 aa (1 — ee) 8 6 00 ` sin 72 kt kk cos 2 12 aa (1 — ee) i 12 aa (I - ee) 12 aa (1 — ee) auf, so gibt die Vereinigung aller Theile p- kk sin 12 tang ۶ 0 ارا کو وير‎ 8 aa kk cos 2 8 46 er Da )8 ee — 14e*)ss — 96*85 und hieraus, in Gemässheit von b=&(1 + Grr), kt 5 2 8 )1 + تر‎ + + ۶ Lösen wir hier (1 — ee 38) — AE. (2 Tee- ( — 14%) ss — 960 EG) , . (10). 32. Endlich ergeben sich die Werthe der sieben Bestandtheile von H ' folgendermaassen : | 2 3 kk cos T 5 UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 29 kk cos T? 8 9 Daa kk sin 2 2 t ور و‎ 192 aa = b وا‎ ee kk cos 25 TE Taa (ie) 5 kk sin 2 * عي‎ 24 66 66 ` kk cos 2 6) + ین‎ at + .(1 + ss — 2ee st). su cc Die Glieder 1 und 6 destruiren einander; die ۳۹9۹ 9۹۹ durch. ihre Vereinigung u sin 2 Ek cos 22 gie Ta Tas 10er), woraus, in Gemässheit von Z= A (1 4+ HÄrr) hervorgeht 1—ee l = 1 (1 + he سب‎ 226 (1 — 10 6668( SS)) ۰. ع‎ . . (A). Die Formeln و9‎ 10, 11, welche die Auflösung unsrer Aufgabe in sich fassen, unterscheiden sich von den Formeln III, II, I (Artt. 25, 24, 23) bloss darin, dass jene innerhalb der Parenthesen da y und 6 haben, wo in diesen ۶ und 5 steht, was, wie man leicht sieht, in den Endresultaten nur Unterschiede fünfter Ordnung hervorbringt: da nun jene, wie aus ihrer Ableitung erhellet, bis zur fünften Ordnung ausschl. genau sind, so ist be- wiesen, dass auch die nach der ersten Methode gefundenen Formeln I, II, III (Art. 23— 25) dieselbe Genauigkeit besitzen. 33. Zur numerischen Berechnung wird man die Formeln 9, 10, 11 lieber in folgende logarithmische Form bringen, bei welcher offenbar der Grad der Genauigkeit ungeändert bleibt; M bezeichnet darin den Modulus des ge- wählten Logarithmensystems: — ان‎ M 3 4 45% F O gp OE )ss Ses S 30 | CARL FRIEDRICH GAUSS 10860 ح‎ log ی لم‎ e a 14 6*( وو‎ — 980 EE Kr 12 aa (1 — ee) : 24 4 Mi U M oaa (1 — 10 ee ss) CG.‏ +1 و10 <‏ هه Da, wie man leicht sieht, in allen bisher entwickelten Formeln die Grössen 2, 7, b, €, Z, X als in Theilen des Halbmessers ausgedrückt ange- nommen sind, so wird man, wenn jene in Secúnden ausgedrückt und die- selben Bezeichnungen für sie beibehalten werden sollen, den Formeln für 1 5 3 : T, C, A (Art. 29) noch den Factor — beifügen müssen; in den Gleichungen 9, 10, 11 hingegen, so wie in den daraus abgeleiteten logarithmischen, muss den Gliedern, die rr oder && enthalten, noch der Factor pọ zugesetzt werden, wo 9 (eben so wie oben Art. 16 und 19) die Grösse des Bogens von einer Secunde in Theilen des Halbmessers bedeutet. Behält man nun auch noch عر‎ in der oben gebrauchten Bedeutung bei, nemlich + و = بر‎ N وم‎ und schreibt zur Abkürzung i k H u a =Ż (2) = )3( = (4) 5 a (1 — ee) ¢ M kt 12 aa (1 — ee) 377 (5 ee + (4ee — 14 6% ss + 5et st) ۳ = 275 (2 ل‎ ee — (See — 14 6% وو‎ — 984) ۳. = اکن‎ (1 — 10 ee ss) (7) = su; so ist unsre Auflösung in folgenden sechs Formeln enthalten: = )1( 7 sin T tang B CE = (2) م‎ cos T A = (I) r sin T sec B los : = logr + G) rr + (4) 66 + (O) r log 6 = log + (3)rr — (5) ع‎ + 360 17 lg! = log X — (6) 66 + (7) rr. UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 31 34. Von den sieben Cobfficienten (1), (2) u. s. w. ist der letzte constant, nemlich log (7) = 7,6287228032 ( 20) und log 3(7) = 8,1058440580 (— 20), die übrigen werden, sobald bestimmte Werthe für die Dimensionen des Ellipsoids gewählt sind, Functionen der Breite B, und lassen sich also in eine Tafel bringen, deren Argument 2 ist. Steht eine solche Tafel zu Ge- bote, so ist die Rechnung nach dieser Methode für das Ellipsoid eben so bequem, wie die Rechnung für die Kugel. | Ich füge am Schlusse dieser Abhandlung eine solche Tafel für die Zone von 510 bis 540 bei, in welcher die Werthe von B von Minute zu Minute fortschreiten, und bemerke dazu folgendes. Von den Ellipsoidelementen ist die Tafel nur in so fern abhängig, als darin eine bestimmte Abplattung oder ein bestimmter Werth von e zum Grunde gelegt ist, derjenige nemlich, welchen die letzte von Bessel ausge- führte Rechnung ergeben hat, und der auch der der ersten Abhandlung bei- gefügten Tafel zum Grunde liegt (s. Art.5). Damit der Zahlenwerth von a bloss von der Abplattung abhängig werde, ist als Einheit nicht die Toise oder ein sonstiges willkürliches Maass angenommen, sondern der zehnmillionste Theil des Erdmeridians, wonach also « unmittelbar durch e vermittelst der ‚Gleichung 3 ۱ | Tr 1.3. 15. 35 1.3. 15. 35. 63 nal هو‎ i. 87 — f. fe. 6 4. 16.36.64 TOE ES سب‎ u. s. w.) = 20000000, deren Gesetz offenbar ist, gefunden werden kann, oder vermittelst der ihr e10 gleichgeltenden 20000000 1 1 15 579 1515 => fo EPA ee ان هم‎ FT te T ic: TT 1 a, Man findet so, mit jenem Werthe von e, a = 6376851,447 log a = 6,8046062999. Es versteht sich, dass bei Anwendung unsrer Tafel auch r erst in derselben Einheit ausgedrückt sein muss; um dies zu erreichen, wird man (gemäss 32 ۱ CARL FRIEDRICH GAUSS dem von Bessel in Toisen angegebenen Werthe von a, Art. 5), wenn r ursprünglich in Toisen ausgedrückt war, zu dem Logarithmen hinzuzusetzen haben 0,2897827662, oder, wenn r ursprünglich in französischen gesetzlichen Metern gegeben war, wird von dem Logarithmen subtrahirt werden müssen 0,0000371638. - ۱ Die Glieder, welche die Factoren (3), (4) u. s. w. enthalten, können als Correctionen betrachtet werden, durch welche die genäherten Logarithmen log r, log €, log X in die berichtigten log t, log b, log Z verwandelt werden. Diese Correctionen sind in allen Fällen, für welche unsere Methode ange- wandt werden soll, nur sehr kleine Decimalbrüche, und da jene Logarithmen in der Regel siebenzifrig gerechnet werden, so ist es bequem, auch jene Correctionen sofort in Einheiten der siebenten Decimale ausgedrückt zu er- halten. Dies geschieht, indem man den Coëfficienten (3), (4) u. s. w. anstatt < der im vorhergehenden Art. angegebenen Werthe zehnmillionenmahl grössere beilegt, oder ihre Logarithmen um sieben Einheiten vergrössert. Auf diese Weise sind sie in unserer Tafel angesetzt, und so wird denn auch log (7) = 4,62872 (— 10) log 3¢(7) = 5,10584 (— 10) geselzt werden. Übrigens sind auch so noch (3), (4), (5), (6), eben so wie (1) und (2) ächte Brüche, oder ihre Logarithmen an sich negativ: in der Tafel stehen sie aber nach üblicher Art, indem sämmtlichen Logarithmen 10 Einheiten geborgt sind. | 0 Von der Benutzung unsrer Formeln zur Auflösung der zu Anfang dieser Abhandlung aufgestellten Aufgabe gilt nun alles, was oben (Art. 20) in Be- ziehung auf dieselbe Aufgabe für die Kugelfläche gesagt ist, fast unverändert und unter geringen Modificationen. Bezeichnet man die wirklich gegebenen Grössen, nemlich die Breite und das Azimuth an dem ersten Orte mit B® und 7°, so wird man zuerst, von einem genäherten Werthe von 7 ausgehend (wofür man in Ermangelung aller andern Kenntniss To annehmen mag), die vier Formeln berechnen UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 33 = = (2) r cos T ۳ EF, B = 70 z = (1)r sin T' tang B T= 10-۶ und zwar wird man den Werth von (2), der aus der Tafel mit dem Argu- ment 3 entnommen werden sollte, das erstemahl mit dem Argument 20 ent- nehmen können, wenn man nicht durch Schätzung einen schon mehr genä- herten Werth von B anticipiren zu können glaubt; den Werth von (1) nimmt man aus der Tafel mit dem eben gefundenen Werthe von B. Dieselbe Rechnung wiederhohlt man mit dem durch die vierte Gleichung gefundenen Werthe von 7’, indem man (1) und (2) mit dem schon verbes- serten B aus der Tafel entlehnt, und so macht man nöthigenfalls eine aber- mahlige Wiederhohlung, bis das Resultat zum Stehen kommt, d.i. bis man durch die vierte Formel denselben Werth von 7 wiedererhält, von dem man zuletzt ausgegangen war. Zu allen diesen Rechnungen wird man nur fünf- zifrige Logarithmen verwenden, Bei den weitern Wiederhohlungen wird man die Rechnung mit sieben- zifrigen Logarithmen führen, die logarithmischen Correctionen von log 7 und log & mit zuziehen, und B = B0 — 4b, T= TO — f setzen. Erst wenn auch diese Rechnung stehende 3 gegeben hat, wird man auch A und / nach den am Schluss des 33. Art. gegebenen Formeln berechnen, Zur Er- läuterung dieser Vorschriften mögen hier die Hauptmomente eines Beispiels stehen, welches eben so wie oben Art. 20 bei der sphärischen Rechnung von der Dreiecksseite Brocken - Inselsberg hergenommen ist. Bei der ellipsoidischen Rechnung ist die Breite des Brockens — 5104819904 = o, das Azimuth der Seite Brocken - Inselsberg = 5042 21” 7699 — 10. Der Logarithm der Dreiecksseite in Toisen ist bis auf die siebente Decimale derselbe wie in. der conformen Darstellung auf der Kugelfläche, nemlich = 4,7353929, folglich in der unsrer Hülfstafel zum Grunde liegenden Einheit log r = 5,0251757. Wenn man, Behuf der ersten Annäherung, T = 5042'27”, und aus der Tafel mit Argument 51048 den Logarithmen von (2) = 8,51004 setzt, so findet sich & = 3412“, B= 510 1936“; und, wenn man hiemit ` Mathem. Classe III. E S 24 CARL FRIEDRICH GAUSS log (1) = 8,50893 setzt, 7 = 5 und T = 5038 49”. Eine neue Rechnung mit diesem Werthe, wobei man (mit dem vorher zn Werthe von B} log (2) = 8, 51007 setzt, ergibt E = 3413”, B = 5101935”, s = 420“ 5, T = 8038 5. Mit dem gefundenen Werthe von B entlehnt man aus der Tafel log (1) = 8,5089337 log (2) = 6 log (3) = 1,94876 log (4) = 3,32553 — log (5) = 4,92770 log (6) = 4,61132. Mit T = 5038 51۳5 findet sich zuvörderst log 6 = 3,5331341, oder % — 3412983, und indem man hier noch einmahl & anstatt & anwendet, — 51019’35”4379. Hiemit ferner log r = 2,6238475. Hiernächst findet man, in Einheiten der siebenten Decimale )3( rr = 99,80 (4) 68 = 2,46 (5) CE = 98,62 ` (6) عع‎ = 47,60 3)7( 27 = 2,26 (er = 0,75- und hiemit die logarithmischen Correctionen von log w + 3 — nee + 103 log A na 3 — 47. Man hätte diese Rechnung auch schon mit den frühern Werthen von log © und logr machen können, ohne ein anderes Resultat zu erhalten; es würde dann sogleich mit log b = 3,5331344 der Werth von b = 3412 985, und B — 51019 354369 sich ergeben haben. Auf log y hat dies keinen ändern- den Einfluss; wir haben mithin log 2 = 2,6238578, : = 420” 5889, T= 5038 5174755, Wollte man mit diesem Werthe von 7’ die Rechnung noch einmahl durchgehen, so würde 2 keine Änderung erleiden; für log r würde man finden 2,6238470, also log z = 2,6238573, 7 = 420" 5884, mithin T = 5038 51,4757. Eine nochmahlige Rechnung mit diesem Werthe würde gar keine Anderung hervorbringen, und offenbar hätte man auch bei dem UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHERN GEODAESIE. 35 vorhergehenden Resultate schon stehen bleiben können, da bei der Anwendung siebenzifriger Logarithmen die vierte Decimale der Secunde um eine oder einige Einheiten schwankend bleiben kann. Das Endresultat ist also Breite von Inselsberg = B0 — b = 500 51’ 8” 9444. Azimuth der Seite Inselsberg- Brocken = 1800 + 70 + = 1850 35 21” 1815. Endlich findet sich für den Längenunterschied log A = 2,7313519 log 2 = 2,7313472 7 = 538" 7002 — 0° 8'58” 7002. Es ist übrigens nicht nöthig, hier die am Schluss des Art. 20 gemach- ten Bemerkungen zu wiederhohlen, welche auch hier ihre vollkommene Gel- tung behalten. E2 ۳ رمي ده‎ EL A aK PFPA fel 39 log (6) 4,61145 4 1 4,61118 log (5) 4,92773 73 4,92766 log (4) 3,32421 27 3,32488 3,32495 3,32502 0 84 3,32691 log (3) 1,94879 7 3 1,94872 log (2) 8,5100959 47 34 22 8,5100909 8,5100897 8,5100835 23 8,5100810 | 8,5100798 8,5100711 8,5100699 12 8,5100600 8,5100587 75 8,5100501 8,5100488 7 8,5100463 log (1) 8,5089417 13 09 8,5089401 8,5089397 8,5089302 8,5089298 8,5089293 8 56 8,5089252 هج ~ MO‏ ۱۵ ين در ي ي جه ون ي o — © log (5) log (6) 4,92766 | 4,61118 66 17 66 16 66 16 66 15 65 14 65 14 65 13 65 12 65 11 4,92765 | 4,61111 64 10 64 09 e 09 64 08 64 07 64 07 63 06 63 05 63 05 4,92763 | 4,61104 63 03 63 02 62 02 62 01 62 00 62 | 4,61100 62 | 4,61099 62 98 61 98 4,92761 | 4,61097 6 96 61 96 61 95 61 94 60 94 60 93 00 99 60 91 0 91 6 R | 4,92760 | 4,61090 +i log (3) | log (4) 1,94872 | 3,32691 72 | 3,32697 72 | 3,32704 72 11 72 17 72 24 71 31 71 37 71 44 71 51 1,9491 | 3,32757 71 6 70 71 70 78 70 84 70 91 70 | 3,32798 70 | 3,32804 69 1 69 18 ‚94869 | 3,32824 6 31 69 38 69 44 68 51 68 58 68 64 68 71 08 78 68 84 1,94868 | 3,32891 67 | 3,32898 67 | 3,32904 67 11 67 17 67 24 67 31 66 | 37 66 ۱ | ۱ ae 3 82957 q0 108 (2) 8,5100463 51 39 26 8,5100402 8,5100389 77 65 52 8,5100340 28 15 8,5100303 8,5100291 8,5100217 8,5100204 8,5100192 8,5100094 1 20 | 8,5100007 8,5099995 83 8,5099971 1 8,5100106 log (1) 8,5089252 8,5089211 07 8,5089203 8,5089199 9 8,5089100 8,5089096 92 8,5089088 41 | log (5) ۱ log (6) | 4,92760 4,6100 59 89 59 89 59 88 59 87 59 87 59 86 58 85 58 85 58 84 4,92758 ١ 3 58 53 58 82 57 81 57 80 57 so 57 79 57 78 57 78 56 77 | 4,92756. | 4,61076 |06 56 76 56 75 56 74 ۳۹ 56 : 74 55 73 55 72 5 55 2.72 f 55 |! 71 55 70 4.92755 | 0 Nessi | rE 69 54 68 54 67 54 67 54 66 54 65 53 65 53 64 53 63 4,92753 4, 61063 F log (4) 3,32957 64 ` [68 (1) ۱ log (2) Er 1,94866 1,94863 62 5 1,94859: 8,5099971 58 46 34 8,5099909 8,5099897 85 72 60 8,5099848 € 36 8,5099811 8,5099799 74 62 50 37 8,5099725 13 | 8,5099701 8,5099688 76 64 52 405 27: 15 8,5099603 8,5099591 | 78 66 54 42. 29 17.9 8,5099505 8,5099493 8,5099481 | هام | | 8,5089088 84 8,5089006 8,5089002 8,5088998 Mathem. Classe III. log (6) , 4,61063; 62 36 4,61035 log (5) 4.92751 51 51 : 4 4,92746 log (3) log (4) 1,94859 | 3,33221 59 28 59 34 59 41 59 47 59 54 58 60 58 67 58 73 58 80 1,94858 | 3,33286 58 57:| 3,33299 57 | 3,33306 57 13 57 19 57 26 57 32 56 39 56 45 4,94856 | 3,33352 56 58 56 65 56 71 55 78 55 84 55 91 55 | 7 55 3,33404 55 10 1,94854 3,33417 „ MER 54 30 54 36 54 43 54 49 53 56 53 62 53 69 | 53 75 1.94853 1 log (2) 56 44 32 20 8,5099407 8,5099395 83 71 8,5099359 ۱ 46 í 34 2 8,5099310 8,5099298 86 73 61 49 8,5099237 OCS RDE 13 8,5099200 8,5099188 76 04 59 40 27 8,5099103 8,5099091 79 67 55 42 30 18 8,5099006 log (1) | 8,5088900 8,5088896 92 88 8,5088884 0 8,5088803 8,5088799 95 9 87 83 78 74 7 66 —— — 8,5088925 8,5099481 a 20 68 108 )5( ۱ log (6) 4,92746 | 4,61035 46 35 46 34 46 33 46 33 46 32 45 31 45 31 45 30 45 29 log (4) 3,33481 88 3,33546 | 4,92745 | 4,61029. 5 45 28 44 27 44 27 44 26 44 25 44 25 44 24 43 23 3 4 23 4,92743 | 4,61022 1 3,33598 3,33604 3,33611 log (3) 50 1,94850 log (2) 8,5098994 82 21 8,5098909 8,5098897 8,5098873 61 49 36 24 12 8,50988 8,5098788 76 ۱ 64 8,5098752 log (1) 8,5088762 8 8,5088722 1 8,5088702 8,5088698 94 90 86 8,5088682 Ve قبض‎ Ce قبض على طايرين وان كان‎ Das الصعید اند اذا ان العام‎ = على ضاير وان كان لبا هم بقبض على تی٤ قل فى السکودان وحکی بعضهم أنه رای فى بعض‎ واطلق نفسنه‎ D السنین طایر! معلقسا منقاره وتفرقت عنه الطيور تم انه اضطرب اضطراباً‎ 9 والتكق بالطمور فدارت عليه وجعلت تنقره عناقبر‌ها ال أن عاد وتعلق عنقاره فى ذلك الوضع‎ Die wichtigsten Varianten. a bezeichnet den Gothaer, b den Wiener Codex, e den Wetzer'schen Text. Seite 2 Zeile 5 بوبغام 7.18 42 من البشر ۾ للبشر‎ a ابو انعام‎ 5 & m 2 اك ۾ منشاكا 27 - 33 الغرايب ۾ الكجايب.‎ mia — 7 lies بو بغام 17 ~ 43 - بوقير وقبط ابا القبط‎ a بو مقام‎ قبط مص‎ 45 3 2 zil Stt a Salz al - — 9 bei Sojuti نبطى‎ - — 16 „> a „im - n الومئ .ریق 1 46 الختصر b‏ المخغص 29 - — ورثان b‏ وورقن 21 47 - ) ſehlt in‏ , 24 - سب فيد 6 عند 11 - 48 - h‏ „ 28 —— -. 5 10 وناضرى‎ b فيد 4غ ره „ وناصره‎ ee — . لفك‎ ar ۱ 50 - 14 ضر‎ ةرضعب‎ 11 26 N واجزی‎ e Rn, - 51 28 „e کثیرة‎ لخر له اب U‏ 9 52 „ امانا ۾ انسانا 29 37 - علید N‏ 5 1 30 - وینات 6 , 1 33 — الشاجرة الملوكية 5 الللوكة 19 سس „e‏ 16 — اقفهصن a‏ اقفهس 22 40 . . Ale 30‏ 20 56 الربرمون ' » . الرزرهين : 28 42 8 „ :» ثمرة.‎ - 64 2 e lies auf ۹۹ الامير بدر الدين Ne‏ واعيد الشجساعی قر صرف ووزر شممن الدین يسك بشن عتمسان آلعروف بابین السلعوس فقام الى أن ع قتل الاشوف فاخذ وضرب السی أن e‏ الضرب وکان الذئ تسبب فى اهلاکه الشجای وولی الشجای الووازة مکانه es‏ بها اکن من PTT. es el‏ بهاء آلدیی بى حنا ال Zu Cap. 7. Nr. 9, aus ۰‏ وكان ف لذبل المقطم والصعرا .لله تعرف اليوم بالقرافة عدة مساجد وعدة مقابر وينقطسع العباد بها من ذلك ما دثر e‏ هذا السجد ف اعلا جبل القطم من وراد قلعة تمبل ق شرقيها ادر كته ande e‏ من يقيم به قال القضاي السجد المعروف بالتنور باچبل قو موضع تنور فرعون O‏ بوقد له عليه فاذا راو النار علموا ب ركب D‏ ما يريد , اذا رکب منصوفا من عين. شمس قم بناه اچد بن طولون مسجدا ف صقر Kin‏ تسع وخمسين ومايتين > ووجدت ی کتاب قدیم أن بهودا تبن بعقوب اخا يسفن عم Lab‏ دخل مصر مع اخونه اقام فى ذروة جبل القطظم فى هذا المكان وان ilis e‏ لتنور فرعون الذى كان بوقد له فيه النار ژر خلا ذلك الوضع الى زمن اجد بن طولون وأخبر بفصل الوضع ومقسام یهودا فيه فابتنى فيد هذا السجد والنساة الله فيه وجعل فيد ضهرجسا جری فيه الماد وجعل الانفساق عليه E‏ وقفه على المارستان مصر والعين اله بالغسافر , ذلکه ويقال أن قنور ae‏ 0 92 9# الى آن خی اليد ین قن ‚ تجدینی طولین يقال له وصیف ناظر مصر خهدهه وحفر e‏ ن كته مالا فلم ججد فيه نیس وزال رسسم التنوز زذعب © Zu Cap. 7. Nr. 17, aus Sojuti: مطل على النيل مقابل منية بنى خصيب قل فى السكردان فيه‎ GO جبل الطير بصعید مصر‎ اتجوب: فم بر مثلها فى ساير الاالیم وھ باقية الى يومنا هذا وذلک أنه اذا كان اخر فصل الربيع‎ الاعناق مطوقات لللواصل سود اطواف الاجاحة فى‎ (I قدم اليه & یوم معلوم طيور كثيرة‎ فى ذلك بل‎ UK طبر البے لھا صیاح عظيم تسد الافق قتقصد‎ e عل لا يمكن (لوصول‎ MR فينفرد منها طاير واحد فيضرب عنقاره فى مكان تخصوص فى شعب‎ gu عنقساره فى ذلك‎ u يعلق تقدم‎ e اليد فان علق تفرقت الطيور عنه ون‎ ونذعب ال‎ A عنقاره فتتفرق عند الطیور‎ h واحد أل أن يعلق‎ , حیت جاءت ولا بزال معلقاً ال أن جوت ویصمحل ف العام القابل وبسقط فتاق الطیور على‎ القابلة فتعل اليل المذكور> قال صاحب السکردان وقد اخبرن بهذا غير‎ e ألى يومنا هذاء قال ابو بكر الموصلى‎ te ne Histor.- Philol. Classe. III. {a محر فقنل جنس :فى كتير من !ابه وذلکن ی سنة اتنتبی وثلاقين eilo‏ وخشالفت: القبط أيصا بشید خبعت الیهم م مروان ہن مت لباز تا دخ ل مص فاا من بى العباس الفعيكان :يق نسعة فهرم = القبط de‏ يزيد بن حاتم بن قبیصة بن الهلب بن :أن صفرة امبر مر بناحية سخا ونابخذوا الجال واخر‌جوم فى سنة خمسین وماية وصارو! الی شبرا سنباطظ adha‏ اليجم اهل البشرون والاسية والجوم فاق تشبر بريد بن خا فعقد لنعتر بن حبیب الهابی على اقل الدیوان ووجو: افل مصر تخر الیهم فبیتهم القبط وقتلوا من السلمبن فالقسیى السلمون ف عشکر القبط الذار عاتضرف العسکر الق مضر b‏ وق , موی بن على بسن راح على مصر خرج القبط بتلهیب ف سنة ست وخمسین وماية خرچ اليهم عسکر فیزبهم فر انتقص القبط غ جمادی لاولی سنة ست عشرة وماینین مع من انتقض من اعل اسفل الارضس من العرب واخرجوا ابال وخلعوا الطاعة لوا سيزة “الال فیهم فکسان بینهم وبين یوش امتدان الى أن “قدت لخليغة عبتن" اللد امبر المومنين امامو ال مصر لعشر خلون من لصوم - سنة سبع عشرة ومايتين فعقد على جبش بعث به الى الصعبد وازعل هو الى سخا S‏ الافشين بالقبط فى ol‏ البشروق حى نولوا على حك آمير المومتين کم ] وبیع النساء ولاطفال فبیعوا وسی PEST‏ وتتبع کل من نوی الیهم خلاف فقتل ناسا کثیرا ورجع الى الفسطاط ف صفر ومضی الى حلوان وعد لثمان عشرة خلت من صفر فکان مقامه بالفسطاط وسخا وحلوان Rus‏ واربعبن یوما۵ Zu S. 64 Note, aus 1 :‏ جامع راشدة هذا gell‏ غرف = راشدة لانه فى خطة راشدة قال القصاى = راشدة بن أوب بن جزبلة بن حم ق متاخمة اله قبلا الى الدیر Y‏ تلموس نز عدم وعو لامع اللبير الختی برانندة وقد دئزت هذه AED‏ وفیها المقبرة المعروفة مقبرة راشدة وللنسان العروف بلهمس بن معر تم عرف با ارداق وعو البوم یعرف بلامیر يم وقل السجی فى حوادت سغة ثلاث ونسعین وثلاثماية وابتدا بناه جامع راشدة ف سابع عشر ربیع لاخر وکان مکسانه is‏ حولها مقابر للبهود À E E‏ عدم وزیی فيه وبنی بجر واقیمت به ia‏ ال © : خسن Zu S. 70 Note, aus Sojuti's sols‏ واقام السخساوى ق الوزارة ال أن ول قلاوون ‏ رجب سنة va‏ فعزله واستول تخر الديس بسن لقمان کانب السر فاقام الی S‏ . الى الوزارظ ورجع این نقمان الى كناية لانشاء فقام الی ربیع الاول سنة تمسانبین فعزل وولق جم الدين حمرة بن حبی بن عبة الله لاصفوق ووزر الامیر علم الديق شخي n‏ من الامراه واول وزير ضربت على بابه الطبلاخسانات على قاعادة وزراء RE‏ بالعراش فر Des de‏ Av ما رایت مغل مصر قط وكترنا ما فيب من آلاموال i‏ الى الاسكندرية وجایبها وجودة Lli‏ , اهلها وما .بها من الاموال نازداد يجبا a (She‏ الاسكندرية Due‏ فیها عظيسً جتمع .فيه ملوکم Fee‏ ولق اكرة من ذعب يترامى بها ملوك روم يتلقونها Aus‏ — a‏ کر کج ß‏ راهان الاق کید بیترت فيه مر D‏ ء فلما قحم عرو لاسکندرية اکرمه الشماس: الاکرام كله وکسساه توب دیباج والبسه abi‏ وجلس عرو والشماس مع النساس فى ذلك N‏ حیبت یترآمون بلاکوة وم یتلقونها باکمامھ فرمی بها رجل منھ اقبلت تهوی حنى. وقعت ف كم عزو E‏ من eK‏ وقالوا ما کذبتنا هذه الاكرة N‏ هذه المرة اترى هذا الاعراض چلکنا عذا مالا یکون ابداء وان ذلك الشماس مشى.ق افل. الاسكندرية Raday‏ أن عراً احیساه مرتين وانه قي ضمی له الفى دینار Alm‏ أن ججمعوا ذلك له فیما بين نفعلوا. ودفعوها الى عيزو بن العاصى فانظلق رو وصاحبه وبعث معهيا الشماس,دليلا Loy V‏ واکومهما حتی رجع,هو وصساحبه إلى —.— فبذلک عرف عرو مدخل paa‏ وخرجها ورای منها ما Lest, ale‏ افضل البلاد واکنرها مال ذ U‏ رجع عرو إلى اتصابه دفع اليم فيما بينم الف دينار وامسک لنفسه الفا قل رو فکان اول مأ au‏ Zu S. 53 Note, aus Macrizi: de ایی واب وذلک‎ Al 85 وم يكن قيس بالحوف الشرق كديا‎ عبد یلک قاد ر له بفريضة خمسة الاف رجل تجعل ابن لجاب الفريضة فى قيس وقدم بم‎ من قلة‎ paa الشرق فانظر أعرك الله ما كان عليه المسحسابة وتابعوم عند فخ‎ ee is بالقبط والروم‎ sele السکنی بالريف ومع ذلك فكانت القرى كلها فى جبيع الافاليم اعلاه واسفله‎ وم يننشر الاسلام فى فری مصر الا بعد الماية فى تاريخ الهجرة عند ما انول عبید الله بسن‎ الثانية من سنی الهجرة كثر انتشار‎ U لجاب مول سلول قبسا بجوف الشرق‎ السلمین الا بعد المايتين من‎ E, ونواحيها وما برحت القبط تنتقضن‎ paa المسلمين يقر‎ سنى الهاكجرة > قال = الكندى ق کنساب = — بسن‎ SUN يوسف امیر مصر كتب عبید الله بن لجاب صاخب خراج مصر الى عشام بن عبد‎ بان ارض مصر = الزبادة فواد على كل دینار قيراطا فانتقضت كورة قو ومی وفربیط وطرابية‎ a . دب‎ 0 سبعة وشم مكسلمينا مملخسا مرطونس مینونس سرابيون دوانوانس اله > وأسوم نهار قظمیی حسن Zu Seite 50 Note, aus Sojuti's Geschichte von Ägypten ali‏ nach der Gothaer und Hammer- Purgstall’s Handschrift zu Göttingen: عبد لمکم عن خسالد بن بزید انه‎ e S دخول عرو بن العاضى‎ o بلغه ان عر لا قدم الى بيت القدس لتجارة فى نقر من قربش ناذا هم بشماس من شمامسة‎ الروم من افل الاسكندرية قدم للصلاة فى بيت القدس نخر فى بعص جبالها یسج وان عرو‎ وکانت رغية الابل انوبا بينهم - یرو بری ابله ان مر به ذلسکه‎ e يري ابله وابل‎ الشماس وقد اصابه عطش شدید فى يوم شدید لر فوقف على عبرو فاستسقاه فسقاه مرو من‎ . فرنة له فشرب حنی روی ونام النشماش مکسانه فاته ولتت الى جنب‎ ale ذلما اظ‎ A غوو فلوم بحم‎ ee ویو ی EEE , EEE DEN‏ هذه البلاد.قال قدمت مع أعحاب لى نطلب القضل من ee‏ ترجو أن تصيب ف U‏ أن. اصيب ما اشتری لی به بعيراً ذانى لا املك الا بعيرين فاعلن أن اصیب بعیراً اخر فنکون لى تلاق ابعرة فقال له الشماس ارايت دية احدكم کم ق قال مايخ من الابل فقال له الشماس لسنا اعصاب ابل أا نحن اععساب دنانیر فقسال تکون الف دينار فقال له ادشم اس ان رجل غربب فى هذه البلاد Lil,‏ قدمت اصلى ف كنيسة بيت القدس واسج ‏ هذه h -A‏ جعلت ذلك نذرا على نفسی وقد قضيت ذلک واا اريس أن ارجع الى بلادی: فهل لک ان تتبعنی الى بلادی ولک عهد الله وميثساقه ان اعطسکی دیتی لمن الله احیان بك مرتين فقال له عبرو واين بلادک تال فى مصر فى مدينة يقال لهسا 7 الاسكنادرية فقال له عبرو لا أعرفها ولم ادخلها قط فقال له الشماس لو دخلتها لعلمت انک ۸ تدخل متلها قط فقال له مرو وتفی لی با تقول وعليك بذلك العهد والیثاق فقال الشماس نعم لکه الله علی العهد والميقاق اوق لك وان اردک الی أمحابك d‏ عرو وكم يكون مکنی ق ذلك قال تنطلق e‏ تنطلق می ذاهباً عشراً وتقيم عشراً عندنا وترجع غ عشو ولکه على ان احفظک ذاعبا وان a‏ د ع و ج 7 ای ذلك فانطلق عرو الى عصابه فاخبرهم عا عهده عليه الشماس وثال لهم تقيموا الى A>‏ ارجع اليكم ولكم على العهد أن FFA‏ فقالوا نعم وبعتوا معد رجلا منهم » فانطلق عرو وصاحبه مع الشمساس الى مصر حتى انتهی ألى الاسكندزية فرأى عمرو من عارنها وكثرة اهلها وما بها من الاموال , ذلکه وقال * Yo فقال ما اسم هذه المدينة قلو! افسوس قل وما فعل دقيانوس قلوا. e‏ الله Abe‏ ثلاتساية سنة فاخبر# بقصته وقصة all‏ فقال الملك اری فى عقل هذا الرجل M-‏ قال الراعى فان اردت تحقيق ما اقول انطلق مت ال اسان A‏ فى اتلهف فركب الملك JAN aiey‏ المدينة فقسال الوا ان اكان :اذا معو غلبة الناس خاقه! خافن الى ايها الملل حنی Pant, N‏ فاذن له وتقظم حتى آنتهی الى باب الهف فدخل Ale‏ واخبرع بهلاک دقيانوس وظهور الاسلام وان القوم فى ولاية ملك صالم وا هو قد اقبل الیکم ومعه اعل Kalb‏ اعل المدينة فلما سمعوا ذلك es,‏ وجدوا الله eh,‏ اللک واعل المدينة , سلم Rala‏ وسالع عن Nie, AL‏ وعامة الناس سلموا Add‏ فبسادروا بذكر A‏ > اذا فرغوا من ذلك h‏ فبنوا على اللهف مسجد واتخذوا ذلك اليوم O‏ وانهم على حالهم ال زماننا هذا والله الوغق © Ebendaselbst aus dem 1. Theile der Cosmographie Cazwini's „ul‏ in dem Capitel „von den Bergen”, nach den Handschriften zu Ber-‏ المضلوقات lin, Dresden, Gotha und Hamburg: جبل الرقيم هو امذكورق القران ام حسبت أن اصاب اللهف والرقیم کنو من اباتضا بنا‎ Mi, قيل الرقیم اسم لخبل الذی فيه الهف وقیل اسم القرية لغ كان اتاب اللیف منهسا‎ ونيقياة روى عن عبسادة بن العسامت رضه قل بعثی ابو بكر الصديق رضه‎ Ray بالووم بين‎ اجر قالوا أنه‎ D رسولا الى ملك الروم ادعو الى الاسلام فسرت حتی دخلت بلاد الزوم‎ فقلنا لهم‎ I جبل اكاب الهف فوصلنا الى دير فية وسالنا اعله عنهم فاوقفونا على سرب ق‎ نرید أن ننظر البهم ووقبنا لهم شيا فدخلوا ودخلنا معهم فى ذلك السرب وکن عليه‎ = فيه ثلثة عشر رجلا مصطجعين :على‎ U & باب حدید ففاعوه فاناتهينا ال بيت عظيم حفور‎ كانهم رقود على كل واحد منهم جبة غبراد وكساة آغبر قد غطوا بها روسهم الى أرجلهم‎ Fee تتقعقيع من‎ g فلم ندار ما تيسابهم امن صوف او وبر الا انهسا كانت اصلب من الديباج وأذ!‎ جفاف الى انصاف سوقهم منتعلمن بنعال #خصوفة ولنعالهم وخفسافهم من‎ PT الصفاقة وعلى‎ جودة لشرز ولين تلود ما فر ير مثله فكشغنسا عن وجوفهم رجلا بعد رجل فاذا ۶ من وضسساة‎ الوجوه وصفا الالوان کلاحیاد واذ! الشيب قد وخط بعضهم وبعضهم شببساب وبعضهم موقورة‎ و8 على زى المسلمين ذانتهينا الى اخرغ فاذا هو مضسووب السوجسه‎ Kaya شعور8 وبعصهم‎ فى کل عام بویا‎ c فى يومه فسالفاع عن حسالهم فذكروا انهم بدخلون‎ - اغل ذلك النواحى عند باب هذا اتلهف فيدخل عليهم من ينفسض الستسراب عسن‎ is ترونها خقلنا‎ AL واكسيتهم ويقلم اطافيرم ويقصس شواربهم ويتركهم على الهية‎ i رجوفهم‎ لهم"عل تعزفون من 8 وكم مدة مالهم عاهنا فذكروا انهم ججدون ق كتبهم انهم انوا «انبيساء‎ سنا وعی ابن عباس رضه أن مساب الکیف‎ al زمان واحد:وکانو! قبل امسج‎ tes Histor.- Philol, Classe. III. j ۴ ان اليو الشالمشا اجنمع arail‏ وقلوا ی يومفنا هذا هو ولیلته وعزمبا ا الهروب فى ذلك یه الاكل جل 2 واد هیا م مال. اہب : شون فروا براي غنم لبعض er. an)‏ ال يواج مج بویتوی اهوم للراى ودجوه الى التوحید I Ze De ne‏ لاف اكليف سما روا تیلتهم اصحو:علی باب کهفت. فدخلوا فيد روا en‏ خف ZU‏ م الور e‏ اللدينة انا psili bab‏ لا خلم الهم خووجکه f‏ ومعتی نكو المدينة وتبعه کلبه e‏ يدخل .احد. ال a‏ الا بالنیجود نذالکه: الفتوز قبل رج خو اخبقی ال رای منغ تراغ الس‌جود للضخم ‚⏑ اثلث ان عدی بين بدیه حنی دخل n‏ الوا بعده خلفه "وبقول"خل وه عنی جساؤر الصفمر ولر C e‏ ee‏ مع یلا یقول ان رای خلای*ایضا تبعهمفلما V e.‏ وثرکه استنمسم ما اراد saii‏ 2 مر Leni = fpu DN‏ کازی_مون؛ ارہ فاکله! طعسامههرر واخذوا معجعهمر de‏ اذانهم lee‏ !: d et G e‏ فاعلک الله دقیسانوس وانزل على الکهف صخرة وبعت الى اقل ذلك الغصر . فدعوا الغاس ١ل‏ التوتحید فاجابهمن ال ذلك Ge‏ کثیر وان الملك:الخئ ایا ال لفتید فى ايام موحد] خلما N‏ الد اراد آله يهنا الحيلساء؛ الفنید (al‏ رجل مى اهل اندینة an . or o erben ee‏ خطيرة. نم 5 ييه ih‏ 8 يوي مت 0 5 E ER RENNENS‏ تبنم صب ترب ین ͤ—e—‏ ا اه ei een Fa‏ نهر bee‏ اول نامع :کزان اقل بو 55 «بعض يوم لانهمز زاوا الشمسن غير غارية فقالة! بعص يوم %„ y‏ طول a‏ e,‏ قالوا زیکمر؛ احاتم ما لبتتمن فقالوا لرا انت ”انيت البارجة بطعام كليل تر.یکفنا S‏ هذه الورى وانطلق :أل المديثة eee UU‏ المدينة وقد ازل عنة الصتم قر دخل BA‏ وجعل . — عافن ادا as‏ ال متو pain‏ ودف لیم الورن خادخعه آلیم ول = یوم paa‏ فناوله ما كان معه وقلخ احج تمتها فلا راق صالعب: الطصام لهس :ا نجسازه «توقال ut‏ نهذ قل وجد کنر خلما ! طن انهما؛حوذاه افترك الدراهم 25 Se‏ کسام نه TeS ee)‏ ذانه . n A sist‏ — الک spale‏ وال اهیز خن کد :للك حن سكنت روعتنه فر ال ما شافکت" با ی اخبرف بامرک ولا باس Sale‏ y Zu S. 11 Note, aus Macrizi's Abhandlung L تاب يوب والاعراب عيا | بار مصر من [اعراب‎ وقبل بربر بن ER‏ وقلا ہرز ښن معد بن عظناق اورا r‏ امراة من بنی اسوایل فولادت. له يزيز ين :مغد قر dla‏ معد ال LA‏ وترک g‏ ما كبن ال ابي معد فتعلم العربية باجاز وكا بعرف العبرانية,.لقدإمة فلسا مات ابو: معد بن C‏ فرك بربر اخوته .فزار بن معد وغبره eee‏ الغرب فتزوج SLR‏ واعقب وعفا قول باطل وعم o- U OU N‏ بن آنماعبل وانه.کان ازنکب ذتبا فطرد» ابو قیذار de,‏ اذعب.نا بر غا انت بر فاق فلسطين فتزوج امرلة من العاليق فویدت له G‏ ilya‏ وزنارة:وقوارة وزويلة ومغيلة ولطة e‏ وعارة L e‏ جالوت على SE‏ A‏ داود.عم.دخلوا إلى بلان الغوب G,‏ القول ایضا Y‏ يصح وقيدل بل البربر من :ولد قبط بى بیصر بی: حام وان آفربقس بن قيس بن صبفی بن زرعنة وهو جير لاصغر بن سيا لاصغر اننخ أفريقية تیت به وقیل ملکهسا جرجیر میت ee Gee‏ برایر وذلک انه قل لد ما,اکثر .. ᷣ F کفعان‎ ce r Zu Seite 27 Ku aus dem 2. Theile der Cosmographie Cazwini's e. Clima, nach der Handschrift zu Berlin:‏ البلدان انسوین مدین مشهؤرة Ge‏ الروم: وق دينة دقيانوس تلبار الذى هرب منه اکساب اللهيف وبين اكليف والدينة مقدار فرسخبن وأللهف مستقبل بنات النعش لا تدخل الشمس فيه وفیه رجسال موق A‏ يتغيروا Bin N Fo‏ على ee‏ مناغ فى اخسر امهيف Re ARES‏ الهف وعند Up‏ کلب میت فر يسقط من عضبایسه: تى وهو باسط ذراعيه ol‏ وعلی اللهف مسجد بساجساب فيه ZN‏ يقصده الناس واعل المدينة یرون 3 على: اللهف نورا عظیمسا ce‏ ذلك الغور من مکسارن امل اتلهفی > وان .من بدوامرق ما جک وعب بن منبه آن سلیسان بن داوود.عم لسا قبضن ازتد روم b‏ الاصنام. ودقيانوين أحد قواده ورجع. أيضا معد ومن خسالفه عذيه بالقتل , والصلب G‏ أن :بعص O‏ من اولان :البطتارقة pa S b‏ ینظووا إلى للعذبین الوحدین نقدر الد ba Rae‏ الرجل.الوجد:اذ! ee N‏ اليد الملايكة من السيساد وعرجوا بروحه ذامنوا H,‏ على. ذلك = ظهر امر اسلامع — ألملك :الى ابايهم وعتب عليهم بسبب اسلام اولادم فقالوا ايها اللک = شانک geb ,‏ الملك ول نهم كلم الهل خلاتة :يام بواق اخرج ,فى هذه الابام_من البلد فان وجدنکم ‏ البوم الرابع عند رجو خالغين لطاعتی عذبتکم عذاب من خالفی» فلب * وكان e‏ كنتايس خربت خرابهسا D‏ أديرة وعدة کنسایسن > al‏ وبق بها کنیس السبدة وم يبق بالوجه القبلی من اللنايس سوی ما تقدم ذکرنا له © واما لوجه ری خفن نید صرت بن مزا جت القافة كد السیده FI!‏ وبخاحية سندون کنیس احدقة على اسم بو جرج ومرصفا کنیس مساجدة على اسم بو جر أيضا وبسهنود كنيسة على اسم الرسل عملت فى بیت ء وبسنب‌اظ کنیس جليلة عتدم على اسم الرتسل وبصتدفا L‏ معتتبرة غند8 علی اضم بو جرج وبالوبد‌انية کنیس الستید: ولهسا قدر جلیل عند > وق دمیاط" اربع کنسایس للسيدة = ولیوحسا الیدان ولساری جرجس ولها جى عندم N‏ کنیشة BE‏ خفی على = Eo‏ اتخ داد مت عازن Fe‏ که مورب اسم السیده وكنيسة بو جرج وكنيسة بوحنا المعنداق وكنيسة الرسل» فهذ» کنایس اليعاقنة P‏ . الشمع وبها قلاية بطركاع eee,‏ ; eee ee ee ی‎ 5 Zeile 4 v. u. ist n قت‎ 7 en 9 اک منسازل كانت ل بهسن ماارب افا جینها کان المياد. هراکی o‏ فاقبض بلاسصار وحشی عینها n وکس وابریسق c‏ . کاری: قضیب البان غند افتزازه عنالک تصفوا لى مشارب EN‏ جنات حلوار الى الخلات ومنصرق ف السفى مارات --واقتبص الانسی :ق Sn‏ .على eb‏ 2 اناد ع[ هبات‎ Br BR أعطافه‎ & ses 4 وقي اکلمت لا , وبنساحية U‏ على جام على اسم الشهیی is‏ وبنيت :فى ابام قسطنطینرین . ولهيا Sin a ne,‏ عشرة اذرع ولهييا ثلاث قباب. ارتفا كل نها يحو الثمانين / مينية بجر الابیض کلهسا:وقد سقط نصفهسا الغربی eg 363‏ عبت الاو جلا × à‏ ا ان یاو تیان نار تدم EL‏ 1 مرقوزيوس) وج ارجیوس وتو بو جج والاصفهسلار تا[دروس ومینساوین وكان اكلودينوس ایسوه من قسواد ديقلطيانيس؛ :وه ف هو بالشجاغة ختنعم فاخذه املك وعذبه ليرجيع ال عبادةالاصتام um‏ N >‏ وله اخبار کم ا وبناجية القطیع: كنيسة جلی اسم السيدة وان e‏ لم الدویی ببند وبینهم منافرة فدخنوه LE‏ وتم من N‏ النضيارى معروفون: بالشم :وكا A‏ 77 aus,‏ بالقاعرة ف الابام الناصرية فرج .بن 6 وبناحية Fe‏ کنسماپس کی نا قد.خمبمت at, Lo‏ يصلون:ى.بيت.لهم سرا فان طلع النهبار خر جوا الى er en‏ سباحارمن جريد شبة القفصن فاقامو! هناك عبادتهم: RT a‏ وبناحية به مقروفة کنیس 05 لمجايبل ولها مو ی الناحية ات Past‏ رعاة الغنم و هم رعاع > وبناحية وبناحية دوينة كنيسة على اسم بو كنس القصير وق فيهم N‏ وکن ع بها رجل يقال له يونس عل اسقف واشتهر Keg‏ علوم عديدة فتعصبوأ عليه FFF‏ كنيسة وبناحية قلغاو کنیس كبيرة وتعرف نصارى هذه البلدة معرفة السکر وڪوه وكان بها فى ایام الظاهرية برقوق شماس يقال له BL‏ له فى ذلك يد dob‏ وحى عنه ما لا احب حكاينة لغرابته © وبناحي: فرشوطظ كنيس: ala‏ وکنیست: in)‏ مارت »هرتم > وعدينة هو کنیس السيدة ee,‏ بيجوزة. Ks‏ الرسل وباستسا كنيسة مزيم وكنيسة مخاييل وکنیسا: بوحنا لی داف فرتعيو بخ »وکا علیهدا .... — ال‌دان وكنيس: غبريال وكنيسة بوحنسا الرحوم وهو من اقل bi‏ ذوی الاموال فرعن وفرى ماله كله لفقراه وساح وهو على دين d e‏ البلاد فل e‏ و" موا أنه قى مات قر قدم انطاكية غ Ce e N le‏ ولم غ كرح reg dg d‏ يلقى على تلك الزبلة حنی مات lie‏ :عبت جنسازقه كام یم .حضرهنا ابه فعرف عنده غلاف آجیاه SA a ee —‏ السبلكة عدينة قفط © + 4. clad‏ وبظاه شا اذر كنايس يعلون Lers.‏ أعيادم م منها کنیس بو جرج , وكنيسة ماروطا. e‏ وكنيسة کفریل وعو جبریل عليه السلام © وف منية أبن خصيب ست كنايس كنيسة العلقة وق كنيسة السيدة وكنيسة بطرس وبولعن وكنيسة ميكايل وكنيسة بو جرج وكنيسة انبا بولا الطمويهى وكنيسة الثلاث فتيسة وق حنانبا وعزاريا وفيصايل وكانوا. اإجناد! فى ايام خت نص فعبدوا. الله تعسال خفية خلمسا عترؤا علي ارادم خت نهم ,أن جعو الى عبادة الاصنام ثامتنعوا من ذلك Biss‏ ملة لیر جعوأ فلم nn‏ فاخرجم Aal,‏ النار ,فلم م قم والنضارى تعظيغ. وكانوا. قبل سید بد ۵ کنیس بناحية طحا على اسم G‏ لین نونو e‏ كنيسة مریم بناحيه طحا ala‏ P‏ اتف ويام طناك سوق s‏ العید ء e,‏ ن با فزمان ودمیان الراعيان ۵ كنيسة السيلة بناحية بق قاس فی هة كبيرة > N‏ ملوی: کتینة الم سل Daata‏ ا D‏ على اسم أنى جرج والاخرى على اسم الملك مخاییل» وبناحية دجة ASH, u‏ ببق ,منها الا قلات كنسايس_كنيسة السيدة وش كبيمة وكنيسة شنودا وكنئيسة مرقوزة. وقد نلاشت كلهاء وبناحية صنبو كنيسة انيا بولا وكنيسة بو جر وصنبو كثيرة النصاری» وبناحية ببلاو وھ کی صنيو كنيسة HE‏ جرجس وبها — کثیم: فلاحون ۵ وبناحية دروط كنيسة فى خارجها شبه الدیم علی اسم الراعب سارابایون وکان فى زمان شنودة وعل Diet‏ وله اخبسار كثيرة» وبتاخية بوی ټی زین كنيسة كبيزة حلى اسم ال سل: ولهسا عبد ء وبالقوصبة کنیس مریم وكنيسة e‏ وينساحية دمشير کنیس آلشهیت.هقورمون وق قدي وبهسا عدة تصساری> in‏ القصور کنيسة بو جنس all‏ وق قدي وبناحية بلوط من ضواحى منفلوظ کنیس مضاييل وك صغيرةء وبناحية البلاغمة من ضواحی Dali‏ کنیس صغي 5 يقيم بها القسيس باولاد« > وبناحية شقلقيل تلات yes‏ كيار قد واحده عل انيم الرسل ولخری یاسم مضابیل واخری e‏ ویتسا خواة 8 النصارى كنيسة مخاییل > شعت تاره و نی الرسل وخارجی کنیس بو هنا ö‏ er Q e = .‏ على اسم التلاتة a‏ حنانيسا ا دز 22 موردة لفقراء. النصارى ودرنكة اعلها:من النصاری يعرفون اللغة القبطية Fe Se‏ وكبي 2 بها ويفسرونها بالعربية» وبناحية ريغه l‏ كنيسة بو لته الظیهب ال اقب صاحب الاحوال الكجيبة فى مداوأة الرمدى من الناس وله عیدب يعل.بهذه» اللئيسة وبها كنيسة مخاییل ایضا 07 اسه ناسر .. كنيسة اسوطيم ومعنساة GALAN‏ هذه الكنيسة مدينة اخمیم S ringe ini‏ Ls dee tes *‏ مروت ناوت بعري الشعانین 5 تخر القسوس BERN‏ نیج مزر . yo,‏ والشموع الملشتعلة ويقفوا على باب القاضیی قر آبواب ne‏ من الصلمی خی و ویقرو! فضا من ME‏ ود حو له طرحا یعنی چدحونه ۵ امو يا الا ول ار ويا nn‏ È‏ زمن بوشنودة ویفال له ابو الشركة من اجل أنه كا ن يرس أل عبان ع فجعل لكل زاهبين معلما وان لا يمكن من دخول لمر ولا اللکم الى دیره ویامم بالضوم الى اخم التباسعة من النهار ونلعمر , المصلون. ويقال له عند O‏ . 5 وبقیت کنبستنه عله sb‏ قبلی اخمیم © ne‏ مس ایب عع يي خسن لا یی ee‏ ۵ بناحية هربشنت‎ re كنيسة بناحية بی ثرا اخم اعال‎ j كنيسة بو جرج بناحية بنا وى جليلة F‏ بالنذور وجلفون بها وجکون نها فض‌یل متعددة ۵ كنيسة ماروطا القديس un‏ يبالغون فى ماروطا 18 ee‏ د وجسده فى انبوبة بدیم بو بشای من Kun‏ شیهات بوورونه أل آلان AR‏ : تسد مریم یا ی ند بسا فلا میتسه ری هس ود یس بها الا هذه الكنيسة .غير © نوس مويل أل قدي 7 كنيسة مخاييل بناحية طنيدى وك كبيرة قدجة وكان هناك کنسایس كتيرة خربت I‏ امل طنبدی نصاری ارباب صنايع © — وسنت ae‏ د بناحية Hk S iis‏ جع کنیس مريم بناحية انیت وسنون * خربت كلها I‏ نه S‏ سين FA‏ اهن حيو 8 Fade,‏ آلدرک : & h“‏ OA كانوا على Riil‏ لکنتوة ما اوفعو بالنعساری وزادوا فى لخروج e‏ فاطمسانسوا وخرجوا على العادة الى Ke‏ الميدان ودعوا السلطان. وعساروا بقولون نصرکه الله یا مالك الارصن اصطلکنا اصطلحنا اجب السلطار. ان :ذلك وھ نەن قولهم > وق تلك اللهلد وفع" حون بیت الاممر اماس احاچب میم القلعة وکان en‏ شدیدا ore‏ 4 أيتمش فانوعج امل القلعة واهل القافرة وحسبوا ان القلعة جبيعها احفرقت © رسع اس ف — ری بالقاهرة ربع & سوى الشواييين قاق العريشة بحارة الدیلم . عشر Li‏ وار بيت کریم الدين وعدة اماكن حسارة u‏ یب بهسادر جوار الشهد احنیتی واماکی باصطبل الطسارمة وبدرب العسل وقصر امير سلاح وقصر سلار = القصرين وقصر بيشرى وخان lud) G, E‏ الافرم ودار بیبرس „ الصاكية ودار ابن: لمغز „ زويلة g d‏ نظ بم الوطساویط Ab,‏ AEG,‏ .مین لملوامع والساجد الى غبم ذلك مى. الاماكن عصم والقاه ة يطول عددهاء وخرب مى الکنایس کنیس خرايب التتم م قلعة ثبل وكنيسة الرهری ف الوضع الخی فيه الان البركة الناصرية وكنيسة لزاه وكنيسة جوا ر الستبع سقسایاتتعرف بكنيسة RR olasi‏ أ UI‏ وكنيسة الفهادين بالقاهرة وكنيسة SJES‏ الم وم Luis,‏ بالبندتانيين وکنیستان .كارة زويلة وكنيسة خرانة البنود وكنيسة باخندق واربع كنايس بتغر الاسكندرية ‏ وکنیستسان عدينة دمنهور آلوحش واربع كنسايس ابید وثلات كنسايس بال قية وست کنایس بالبهنساوية وبسبوط ومنفلوط ومنية ابن لخصسيب تمان کنسایس وبقوص واسوان الشمع من:مصم: تمسان كنسايس وخرب من ال اراتا . کنر وام ديز البغل ودیر شهران مدة لیس فیهما Bart‏ وكانت هذه N a‏ - ما یقع مثلها غ الازمان المتطاولة هلك قیها مین الانفس وتلف قیهسا من الاموال وخرب من للاماکن ما لا N‏ وصغ لکش ته ولله-عاقية. الامور ۵ حصب وھ الان قريب من نج الافرم احدنت ف الاسلام وى ملجة البناده كئيسة مریم فى بساتجن الوزيم. قبلى بركة احبش خالية لیس بها BD)‏ كنيسة مريم بناحية العدوية مى قبليها a5‏ وقد نلاشت 9 كنيسة انطونيوس بناحية بياض قبلى اطفج وى حدتة وكان ——˙ عا > خربت وبقی بناحية اعريت بل قبلى بياض بيومين © | بابها برج مبج ی يلين کار اه مومع ولد موي یی عیران عليه السلام 8 O لخوانيت بالقساهرة ومصو فى ge e e‏ كريم الدين من داره بريد القلعة على العبادة و يستطع المروز على s Ge‏ حل غر طرق اب وب وجلس البسلطستان:فى الشباك وق اخضر بين يديه جبساعة من قبض عليه الوألى فقطع ایدی وارجل ثلاقة منم والامراد.لابيقطارون “هيل الام معد.ق ام الشدة حنقه N‏ كريم الدین وکشف,راسه وقبل لارض وعو يسال العفو فقبل سواله وامر بم أن an‏ $ _ یم a‏ مات — فطع, اقنان وانزل با معلقين: من لكشب © . | وعنك ما قام السلطان من Sun‏ وفع الصوت * A‏ واو 5 RR‏ وق قلعت لبط وق بت لایر il‏ لادی خان e.‏ والفندقخار باب آلجو من (لقس U‏ من الربع وق e‏ يوم هذا زین قبص على ثلاتة من النصباری وجد معت NU‏ النفط eck‏ السلطان: Le,‏ له بان 5( كان ! مناه ee‏ لري ف الاماكى ال يوم السبت.فلما رکب السلطان* الى ايدان e‏ او عشویی الف انان من العامة قد.ضبغوا o H‏ صلباناً La‏ وعنك ما راوا السلطسان مستاحوا بصوت عل واحد لادی الا دين الاسلام نصر الا دين يحمت بن عبد الله با ملك اتضاصتر با مناطسان الاسلام.انضرنا على اهل e AU‏ النصاری راجت الدنیّا من عول D e‏ ى قلت السلظار: ان وقلوب الامواء وشار . زايك حنی نول بالیدان وصراخ .العامة 3 — فرای أن الرای فى استجسال المداراة وامر احساجب أن جرج والنسادی ين يديد من وت Ede,‏ خله ماله ودمه g‏ ونادی UL‏ فصاحتت “العامة وصرخت e fe,‏ وكان النصاری يلبسون العايم البیض فنودی ف BILU‏ ومصر من Amy‏ نصرانیا بام sah‏ جل دمه وماله ومی وجبن نصر‌انیا راکبا حل ماله ودمه وخرچ Nee‏ — الؤرقاة وان ی( ب رکب احد Au‏ فسا ولا Is‏ وب رکب سار ausge ١‏ مقلوباً ولا بهعخل Ms‏ ام N‏ وق عنقه جرس Air A| up J.‏ بزی امسليين ومفع sd)‏ من N)‏ آننعساری واخرجوا من ديوان ع السلطان ,„ ااال بصرف جميع المباشرين من un‏ زج ايقاع الممنلمين بالتصاری G.‏ ترکوا السی ق الطرقات واسلم منص جفاعة ee‏ وکان اليهود قد سكت re‏ فى هذه SIL‏ فصار النصا ری اذا اراد ان جرج زبس le‏ صفراء من ASi‏ من البهود وبلبشهسا حنی بسلم.می العسامة G‏ أن بعض e‏ CCC‏ & الليل ليظالبة نامسکه البهودی وقال انا/بالله eee‏ فغ a‏ داخل بين البهودی واستجار بامراته. واشهد عليه ee‏ وغمز على ظايغة من النصاری بدي ی یجلون: النفط لحرا „en fle G N‏ وتودی فى الناس بلامار. So‏ يتف جوا | Wo de‏ عند ركوب انسلطان ال ul‏ وذلک RI‏ Aıstor.- Philol. Classe. III. òf >> واحرقا She‏ من Ku + lt‏ 2 5 احراق vlt‏ أف اجب دیولن RG Pe)‏ الشساق قد مر Burn‏ الام بكار ركان تصرانیا-خعند ما عاینته العامة القوه عن تابعه الى الارصن وج رفوه من جمیع ما e e‏ اليا وجلو e‏ فصاح بالشهسنادتين واطهو : es | — na (u‏ at E‏ , البدان فرنجمه من نالک رجت gald v le, Le‏ للنصارق وتش متهم وشبوه ولعنوء فلم جف بنط من العود الى الستلطان وهو بالميدان ود sw as‏ العامة lee;‏ حا سجعهغ السلطان فلا دخل عليه واعلقه ZB‏ امغلاء Dune‏ واسنشتار لامزاء ,== منهم الامبر جمسال PNI‏ نايت الک S‏ والامب سیف الدین S‏ وأ خائجب. غ خدة اخبی فقال الت‌بکی"العامند . islet,‏ أن بخرج الهم الحاجب ود * یسالهم عن أ ا قدم جيل قكرد او دوواد السلظان "واعرض حن فقال تایب الک كن کل re‏ الکتاب النفسارى فان النساس Pyat‏ والرای ف أن السلطان EY‏ ”العامة — — یعزل النصازی من الدیوان فلم تکجبه هنا الرای ایض Del} „Eule ds,‏ امش ومعک: أربعة مین الامراة وضع السبت ق العامة من حین خر من باب eee de, NG N‏ باب Rh;‏ الى باب الغضر = احد البانة Je,‏ لوالتق” القاهزة اركب الى باب لوق وناخية = fan! N‏ خی تقبض sale‏ وتطلع ب ال القلعة ومنی م ma‏ الذيى رجموا وکیلی يعنى كريم الدين N,‏ وحياة راسی K‏ عضا . وغين معد se‏ من المالیک السلطالیه» S‏ الاملذاة بعتن u RU‏ اشتهز احبر فلم I,‏ الاسواق جميعها. وخا بالناس ان D‏ يتمع G‏ . وشار الام راء افلم o‏ ظول Suu‏ Mast‏ أن بلغوا باب النطز وقبضن الوالی من باب اللو D‏ وباب الجر کنیتتر میم الكلابوية والنواتية مسقاط النساس خانانک الخوف «عدی كتير هن نتاس الى u‏ بالجيزية وخرج السلطان من المبدان فلم ot O ü‏ من FFC‏ VVV‏ وجماغة زسم بقطع ايديهم alas‏ باجيعهمز یا خوانك نابضق L‏ = رجمنا یکی الامیر بكانمر الساق ومن حصعر مین الامراء رج لهم وما زالها بالسلظان الى أن قال ge A‏ جستاعة وانصب آخشب من باب زؤيلة الین “نت القلعة سوت الحيل E‏ بایدیهم فلس اصبح يوم الاحب علق ینیع من باب زويلة الى سوق اشبل وکان فیههن می لد بت is,‏ ومر الامراء هم فتوجعوا له ویکو! عليهم وا يفخ احد من اراب o0 وما زال .واقفسا الى أن‎ ll ونفط وقد القى منها واحد:ة یانب‎ e في داخلها‎ N de يم شخص ماه تی‎ d خر الدخان مشتی يريد تشروج .من لامع‎ ٠‏ . يشعم به النصم الى فقبض عليه pe,‏ النساس تج وه الى بیت. الوالی وهو e‏ السلمبن فعوقب عند الامير ركن الدين بياس اجب فاعترف ان جماعة مى n‏ اجتمعوا على یل نفط ونفریقه مع جمساعة من Als!‏ وان من اعطی ذلك وام بوضعه عند منبر جامع rde eee e‏ فعوقبا ذاعترفا:انهما من سکان البغل وانهسا :اح قا الواضع N 01‏ ذكرها غيرة وحنقا من المسلمين لما كان من هدمع الکنایس وان طايفتة النصساری تجمعوا واخرجوا من Ihe. Ks‏ جزيلاً ليل هذا النفطء G,‏ وصول كريم آلدین اظ لخاص من الاسكندرية فعرفه السلطان ما وفع من القيض على النصاری ففطال N‏ بطرك برجعون اليه ويعرف احوالع فرسم السلطان بطلب البطرك الى عنن كريم. الدين S‏ معد فى ام اہین :دما کا النصاری من قيامهم :فى تلك نجاء فى جاية: والى القاهرة ف اللیل خوفاً من العامة فلما أن ee SE‏ واحضر اليه الثلاتة النصاری میم عند الوالی فقالوا :لكريم الدين حصرة البطرك والوالى جمیع ما اعترفوا بد قيل ذلك Ks‏ لی کدرا بزع )امهم حل عر سا النصارى سا e‏ السلمین على خريبهم الكنايس وانصرف من عند كريم الدين.مكرممًا مجلا فوجد كريم الدين قد موی ب ee‏ توت سس تسم لا آن آلوالی كان يسايرة ولا e‏ وأصبج ef‏ ( يريد ا ل کوب الى القلع: pa‏ العام WE‏ خرچ وج العادة * * e‏ بالشارع ما جيل كه با قضی تجامى للنصارى. وقد اح‌قوا بيوت المسلمين وتركبهم بعد فنا البغال فشق) le‏ ما سمع معظمت نکایته واجتمع بالسلطان rose ‘ob.‏ النساری المسوكين. eg‏ انيع ببفهاد. وجهال سم السلطان للوالى تشديد عقوبتهمر. فنول eher‏ عقوبة مولة فاعترفوا بان اريعة عش en‏ البغل قي حسالفوا على احراق ديار السیلبن كلها وفيهم راعب:يصنع النفط وانهم اقتدموا القاعرة ومع جيل للقاهرة تمانية ولصر ستة> فکبس ديم البغل وقبض على من فيه واحرق من جماعته اريع بشسارع صليية جسامع ابن طولون فى يوم Kell‏ وقد اجتمع لمشاعداتهم عم عظیم فضرى من حیننل جيهور الناس على النصارى e‏ بهم وصاروا يسلبون ما عليهم من الثیاب حنی نحش للامم وجاوزو! فیهم المقدار فغضب السلطنان من ذلك و ان يوقع بالعامة واتفق انه رکب من القلعة يريد : الميدان, الكبير. فى يوم السبت فرای من النساس انما L‏ قد ملات الطرقات Po‏ يصون نص الله الاسلام انصم دين حمد بن عبد اللد ري من ذلك O L‏ اليه N‏ نص‌انیی قد قبض علیهما وا OE‏ of IE والناش عون اطغانها لکثرة انتشارهسا‎ s ayi الخال فى اشعال الغار ور‎ e = النساش ف خریو القستافزة‎ AN القبك‎ ad 577 „ بلتنکبيم , وخساروا وكش صاخ‎ e, وبرو الغقراء وال ليم‎ Ob bawos FEN وصعد السلظان ال اعلا القصر فلم يتمالك الوقوف من شدة. الريم ولستم‎ , والاساعجثات برد علی.الامراه من السلطان غ اطفسائد الى یوم" النلانا فنؤل نايب السلطارخ: ومعه‎ D مر بر أعظم‎ — b بکنتمم الساق وكا‎ N وسایم السقایی ونزل‎ ID جمیع‎ هو ووکل بابواب القاه نم ية دال مقاب انا خر جوا مین :القاهرة لاجبل اطفاء النار فلم‎ N م امندارس ولجامات‎ SUI ببق احد من سقایین الامراء وستفایین البلد" ال ول "وصارو! اینقلورن‎ واخد سايم التجارين وجميع البنتاین لهدم الدور خهدم 8 8 لوب ما شب الله مع الدوزر‎ CCC فیه قضار"اشاء‎ ml من :عن من الامراء الطبلاخانات والعشراوات والمالیک تول الامراء‎ 3.2 نل‎ ae کفرة‎ G H من باب زويلة الى حارة‎ N nn Ohr ga d الامیم بکننهم. الساقق :والامير ارخورن الفایسب‎ DARE ن وخرجوا تست حش دازا من اهاز وقبالنیسبا حن‎ D الى بجت ولده ابدزب‎ من نقل احواصل فا هو الا .ان “كمال طفق ايق ونقل الجؤاصل راذا بسا يق قن وفع ى‎ ربع الظاعم خارج باب زويلة یشتمل على ماي وعشرين U‏ = انعرف — ۳ وم مع الحريق رياح قوب فركب: لابجب والوالئ لاطفایه وعدموا عدت دور من حوله حنی انطفساء فوفع فى ناق . se G‏ القصرین ابنشدا مسن البادعنم . ارتفاعه عون الارض مایخ فراع بالجل فوقع الاجتهاه فبه حتی" اطفی 8 EL‏ مهتم قم السلطان الامیم,علم الدين>ستجم ee‏ القاطرة ولمیم یدرس مناج VEN‏ واليقظة ونودی باق یل N N‏ خانوت G‏ یه ما او وب I‏ :يقنام مغل ذلك غ جميع — رات والازقة والهروب فبلغ"تمی bs‏ دزم Sulz Apep‏ درا > ووقع S eder G‏ معضع nis‏ الداس U‏ نول به وظتوا انه مى افعال (لنصاری وذلک أن التار كانت ترا مقاب للوامع = . HN‏ وتتبعوا 2 > ۳ ah‏ مین نفظ قد الف عل من خرن / P/‏ لما كان .ق ليلة iaat‏ النصف من جمادی قبض على مو n‏ يغ بعد حشاد N‏ 5 وقد. اشتعدس PES aliy Al & ji‏ 86 — كملا الى الامير غلم الدبئ ارت والی القاعزة-فاعلم: الشلطان بخلكه فام بعقویتهما فا هو ا3 % em JE‏ القلعة واذ! بالعامة قل امسكب!ا تنص انیا e‏ ومعد خر G‏ تام لايس وثياب النصاری: وغیر ذلك من النهوب فسسالوا حن بر فقيل قد ادی السلطان خواب اللنایس فظن الناس الام ر كما قيل حنی تبين بعد قلیل أن e‏ الام مسا كان من غير امو السلطان N G‏ هذا اليوم من اللنايس بالقافرة = 8 ارو , . بالبتدخانین. وکنیستان: تکارة RR‏ رس اھ ابی EEE‏ | اد بد ر الدینٰ بیلبک الى وال الاسكندرية بانه ما كان يوم لمع تاسع SV gan,‏ بعد صلاة Sa‏ وقع فى الناين هري وخرجوا من لجاع وقد وقع الصياح عدمت = رکب المفلوككا من خوره فوجد اللنایس قد صارد ت leies Gis‏ اربنع کنایس وان ع بطاقة وقعت. من وأ Bas‏ بان كنيستين فى D‏ دمنهور هدما والناس فى صلاة عة من .هذا الیوم فکتز النتجب من ذلك ال أن ورد فى يوم عة السادس عشرة aD‏ من مدينة قوص بان النشاس عند ما فرغوا من e‏ ف الیوم التساسع من شهر ربيخ الاخراقم رجل من الفقراء وقل يا فقراد اخرجو ای هدم اتلنایس وخري غ جمع من الناس فوجدوا الهدم قد اوقع اغ اللنايين فهدمت ست كنايس كانت بقوص وما حولها فى ساعة واحدةء وتواتر لخبر من الوجه القبلى والوجه الجرى بكترة ما حدم & اليوم وقت صلاة Rund)‏ وما بعدها من الكنايس والاديرة غ جميع اذلیم مصر كله ما بين قوص واسکندرية ودمیباط Arab‏ حنق السلطان على :العامة bes‏ .من غساد لمال واخث الامراء فى تسكين غضبه e‏ الامر ليس من هرن البشری: فخله ولو اراد السلطان وقوع ذلك على هذه الضورة ما قدر عليه وما هذا الآ.امر الله سجانه ومقدره لما علم من EAS‏ فساد النصاری وزيادة ون وفع O K‏ > هذا والعامة بالقاهرة ومصر قد اشتل N=‏ السلطان ARE‏ ن یبلغع عنه من التهدید له N‏ ففر عدة من الاوباش والغوغاء. Die‏ القاضى خر الدين pH‏ ملیوش -ترجيع السلظان عن SE‏ بالعامد وسيابنة لال معد واخذ کریم الدين. اللبير: ناظر لخاص يغرية به :الى ان „ae re:‏ الاسكنجرية جسیب حصیل ال وکشف الکنایسن الم خویت K she‏ Ben eg‏ وحصل فيه من الشتاعة اشعاف ما كن من عدم الكنايس فوقع G‏ ربع خط الشوایین من القاهرة فى يوم آلسبت عاشو جمادى الاولى وسرت:النساز ال ما حوله واستمرت الى اخ يوم TTT‏ زقاق العريشة بالقرب می دور كريم الديى ناظر لخاص فى خسامس عشرين جمسادی N‏ وكانيت ليلة شديجة gd‏ فسرت النسار من كل تيحية جنی وصلت ال بيت کریم الدين وبلغ ذلك Sb EL‏ م انعاجاً عظيماً لما كان SU‏ الحواصل السلطانية وسیر طايفة من EIN‏ لفان اس ی نف را عليه ندعم الطب من نيل ای الى ليلذ الغلا ۵۲ ويتدارك هذا للل ویقبص على من فعلهء AS‏ ایدغمش ينهيا b‏ قد ورد مى القاهرة ١‏ ن العامة ثارت ف القاعرة وخربت كنيسة کارة الروم , زويلة وجساء ee e‏ شرج دا مرت وه ی المعلقاذ Fair‏ الشمع فاغلقها النصارى. وق حصرون بها وى على أن توخذ = السلظان وعم أن يركب بنفسه ويبطش بالعامة فر تاخر لما راجعه الامير ايدغمش.ونول من القلعة فى اربعة مر الامراد الى مصر وركب الامير بیبرس wa‏ والامير الماس اجب الى موضع المفر ورکب الامير طينال الى القاهرة وکل منم & عدة وافرةء وقد امر السلطان ع بقنل مین قدروا عليه من العامة کیت لا یعفوعین احد فقامت القاهرة ومصر على ساق وفرت. النهابة فلم يظفر الامراد منم الا.من مج عى الشركة ما غلبه مى:السكر بلحمر الذى نهب من الكنايس وح الامیر ابدخمش عصر وقد رکب الوالی الى المعلقة قبل e,‏ من Ines‏ می_حضر للنهب فاخفه الوجم حتی فر من ولم يبق الان ررق باب الكنيسة جرد Zu‏ ايدغمش وسن معه السیوف بريدون _الفتك بالعامة فوجد Ye‏ یقع عليه حصر وخاف سو U‏ فامسك عنن. القتل ولمر اتصابه بارجاف العسامة من غير اعراق دم ونادنی منسادية من وقف Ko‏ دمد ففر - اجتمع مى العامة H‏ وصار ایدخمش واقفا الى آذان ی العصر bu‏ من عود. العامة ثر مصی ti‏ والی مصر ان یبیت باعوانه هتساک وترك معد خمسبن * الاوشاقيذ».واما الامير الماس فانه وصل الى کنایس امحمراء وكنايس الزعرى ليتداركها فاذا بها قد بقیت كيمانًا لیس فيها جدار قايم. فعاد وعاد الامرا فردوا لبر على السلطان وهو لا بوداد. ال حنقا فاءزالوا به حتی سکن جنه © وکان الامر فى هدم هذه الكنايس LE‏ می: الخجب وهو ان م Ul ld‏ انوا & e‏ اعد مین هذا الیوم جسامع قلعة Jadi‏ خعند ما فرغوا من .الضلاة تام رجل موله وعو یج مسن وسسط للامع اعدموا الكنيسة له فى القلعة اقدموها واکثر من الصیسام الزعج حنی SE e‏ قر اضطرب re‏ السلطتان e,‏ لبقية لليوش: واحساجب بالفعحص عن ذلك فصیا.می للامع الى خرايب التتر من. القلعة فاذا فیها کنیس قد بنیت فهدموف Ay‏ یفرغو! من عدمها حتى وصل لخبر: بواقعة کنایس الحمراء والقاعرة فكثر تکجب السلطان .من ذلك الفقیر وطلب ول یوقف له على خب > واتفق ایضا باجامع الازهر بان الناس لما اجتمعوا ens‏ الفقراء مثل الرعدة فز قام.بعد ما اذن قبل ان خر لخطيب: I‏ اغدموا کنایس :الطغينان:والكفرة تعم الله اكب فخ الله fe‏ وسار مزعج z= —‏ الیی الاساس الى الاساس ناحدى النساس it‏ اليه وم يدرول ما خيره وان قوا فى امه فقایل هذا جنون وقایل هذا اشارة بشیءء فلا خر ج لخطيب امسک عن الصیساح وطلب بعد انقضاء الصلاة فلم یوجد وخر الناس الى باب ll‏ فراوا النهابة ومع اخشاب اه 28 من قناطر السباع‎ S كانت ف الوضع الدی فيه الوم الب رکة الضاصرية‎ SN eO امرعسا خوادت:‎ G, اللو‎ D g یرت على التيل‎ N. فلاوون نا انشا مدان الهاری الجاور لفناطو السبتاع رغ سنخ‎ فى‎ N لالش‎ een وصاز بعرف الى الوم بالبركة‎ al انا ال هکان‎ S يغبا الؤريية‎ أيضا عدة كنايس ف اللوضع‎ she, وکان بها كتير من النصارى ۷ يوالون مقیمین فيها‎ الذى يعرف البوم حكر اقبغا ما بين السبع سقايات وقنطرة السك خسار مدینه مصر اخذ‎ . حول‎ Al الغعلة فى‎ النساصرية وزاد. لغ حى تعلفك.الكنيسخ وكان: القصس خ. ذلسکه ان‎ S لجفر وهو اليوم الب‎ وغيرخ کل وت‎ A & وصارت العامة من غلمان الامراء الجسالین‎ Lgl تستقظ من غير فصد.‎ على الامراء فى طلب عدمها وم يتغافلون عنام إلى ان كان يوم الع التساسع من شهر‎ e = السنة وق ت«اشتغال .الباس بصلا:. = واليل من حفر بطال‎ da الاخر من‎ N بالساحی وكتوفسا فى کنیس الزعری ,= بفيت کوما ونهبوژ.من کان فیهسا من‎ النصاری واخذوا جمیع ما كان فیهاء وهدموا کنیس بو منا اله کانت بالجمواء وکانت معظم:‎ === وبها عدة من البضاری قد انقطعول فیها‎ O C عند الفضاری من‎ كثير‎ Sn Li والصدقات الكثيرة فوجد‎ e مصر ساي ما ابناج اليه وتبعث اليها بالنضور‎ وتسلق العامة الى اعلاهنا , ابوابهتا واخذوا منهنا- مالا‎ e e نقد‎ G مهولا مضوا من کنبيستة مراد بعد ما عدموها الى_كنيسنين‎ P) وجرار خمر فکان‎ DER or n u عجوار السبع سقايات تغرف اجداها بکنيسة البنات: كان‎ ما علیهی‎ „h EA على سین‎ sol; e A ن فکسروا ابواب الک چن سبو‎ LSJ e وحوقوا وعدموا تلك الکفایس‎ b , S BO‏ رو ی s - lt RE‏ هولا کی هوي كثرة الغبار دخان رین وم الناس وشدة > Raag‏ ما نهبوه فا شبه IT‏ لهوله الا بيوم القيمة> ی وا ای الرميلة تحت IR‏ فامع السلطان e‏ عظيمة I‏ . افزعننه فبعث لکشف لكبر فليا بلغه ما وقع انعم انزعاجا عظیمسا وغضب من ری العسامة واقدامعٍ على ذلك بغیر امه وامر الامير ایدفمش امير اخور أن يركب جمساعد الاوشاقية c‏ Òe کنیس شنود؛ عصر نسبت لاف شنودة الراهب القديم وله اخبسار منها انه كان من بطوی الاربعین اذا سام وکان حت يده سانذ الاف راهب ینقوت هو وايام من عمل توص وله عسدة مصنفات © كنيسة مریم جوار كنيسة شنودة RAD‏ على بن سلیمان بن على بن عبد الله بن عباس امير مص ٿا ول من قبل امير المومنين الهادى موبی فى N.‏ وقدم کنسایس حرس قسطنطين وبذل له النصارى ف ترکها خمسين الف دینار امتنع فلما عزل مودى بن.عيس بی موبی بق حمد بن على بن عبد الله بن عباس ف N‏ الرشید اذن موبی بن عبسی للنصارى فى بنيان الكنايس للم قدمها على بى سليمان فبنیت كلها بمشورة الليث بن سعد وعبد الله m‏ لهيعة وتالا هو من عار ال وام كنوت الصبكابة والتابعين © ; کنیس برجن الا c de‏ ندرب ا ور الشتمع pa‏ يقال له درب المت en‏ کنیس سید بو جمح ۵ کنیس بربارة عصر كبيرة All‏ عند وق تنسب الى القديسة بربارة الراهبة وکان فى زمانسها راعبتان ابكار يا ايسى AG,‏ وییل لهن عبد عظيم بهذه الكنيسة كضره البطريق) A‏ کنیس بو سرجذ بالقرب من بان بجوار h‏ این U O‏ , آن السج وامد مریم علیهما السلام جلسا نیها ۵ کنیس بابليون فى قبلى قصر الشمع بطري جسر N‏ رم هذه الکنيسة: قد جذا وق لطیفة یذکر أن حتها كنز بابليون e‏ ما حولها ۵ کنیس تااودورس الشهید جور بابلیون نسبت للشهید نالودورس لاسفهسلار ۵ كئيسة بومنا جور بابليون ایضا e,‏ الكنيستان مغلوقتان خراب ما حولهما 8 : کنیس بو منا باحمراء وتعرف مراد اليوم خط قناطر السباع فیس بين القاهرة ومصر واحدفت هذه الکنیسة È‏ سنة سبع عشرة وماية من سى الهجرة باذن الولید بن رفاعة امير a ES CCF‏ وان , اليمن قدم الى مصر e‏ على الولید بن رثاعة غضبا لوعیب وقاتلوه 2 معونة امراة وشيب تطوف ليلا على منازل القرا Ro‏ على الطلب بدمه Ad,‏ حلقت رأسهيسا وکانت أمراة جزل ASG‏ أبن LI A b,‏ عيسى مرواو بى عبد الركن hl ass‏ „el‏ وخلى ابى Ku,‏ عنم فسکنت Kal‏ بعد ما قتل جساعةء وم قزل هه الكنيسة Opee‏ إلى أن ٠‏ كانت واقعة حدم الكنايس ف ایام zn — ee‏ ذلك أن شاء الله تعالى 4 La‏ كنايس النصیاری و ات پر نع اد ع eg‏ عدا ود نطقت العرب بذكو نوت قال العیناس بن mo‏ السلس ` " بدورون & ف ظل كل كنيس” وما کان 'قومى يبيتون u‏ TA‏ ان ö‏ كانها Kaas‏ مصورة فى ببعة من کنایس > مام کنیستسا شندة ق طاعر القساهرة Plant‏ على اسم غبربال ا ملك ولاخری على مرقوریوس وعرفت ت برويس G‏ ن راعبا مشهوراً بعد سنة ثماماية وعند عسانبی اللنيستين يقبر النصستارى ۳ وتعرف .8 ان ق وعبوت هستاتان eilt‏ عوضتتا ون N‏ الاسلامیز © كنيسة „ زويلة بالقاهرة كنيسة عظيية عند النصاری البعاقبة وق de‏ اسم السيدة مریم - تعرف باحکيم زابلون وكان قبل الم الاسلامية بكو مايقين وسبعين سنة en‏ صاحب علوم شتی وان اقيم سات د ی ب كنيسة تعرف بالغیثة کارة الروم من القاهرة 8 على اسم السیدة has‏ سوق هانين اللنيستين وکان كارة الروم ايضا كنيسة Say ga‏ لها كنيسة بربارة عدمت فى vja Kin‏ وسبب ذلك أن النصارى رفعوا قصة l‏ الناصر حمد بن قلاوون یسالون EI‏ اعد ما تهدم بها فان له فى ذلك فعروها احسین ما كانت فغضب طايفة من المسلمين ورفعوا Nas‏ تلسلطان بان التصاری Ee‏ الكنيسة بناء À‏ یکن فیها خر سم للامير علمر الحين . لخازن وال القاعرة بهدم ما جددوه فركب ,= فبسادروا: , Er & N‏ وقت واقاموا 88 واذنو! وصلوا وفرو! القران كل ذلك N‏ فلم يكن معارضتاع خشية الفتنة خانتد لامر على النصارى وشکوا امرم للقساضتی کریم الدین ناظر لخاص فقام وقعد لكين اسلافه وما:زال بالسلطسان حم رم يدم ست ی موضعه كوم تراب ومضی IR‏ على ذلك © تیوه خلت امیش عا أن اند a‏ هیا بطريق مصر وك ثلاث كسايس متجاورة آخداها لليعاقبة والاخری للسريان واخری للارس ولهنا عبد فى کل سنة جنمع سس النصارى © كنيسة المعلقة مدينة مصر فى خط قصر الشمع على اسم السيدة و o‏ غير القلاية اله تقدم S‏ Histor.- Philol. Classe. III. g FA بن علماه الاخبار من اعل الكتساب أن جبل الطور هذا هو.الذى علم الله تعسال عليه نبيه موسی عليه السلام أو عنيده FREENET EEE‏ ی كبير فبد. أل وعنب وشیر ذلك من الفواكد وقل الشابشتی وطور سینا هو لإبل الخى.تجلى فيه النورئوبی عليه السلام وفيه صعق والدیر فى. اعلا ليل مبنی جر أسود عرض حصنه سبسع:[ذرع وله 8 اباب حدید وف sa È‏ باب لطيف , اقيم :اذا :أرادوا and,‏ رفعوه % احد ارسلوه انطبق على الموضع فلم يعرف مکان الباب وداخل الدير عبن ماء وخبارجه عين اخرى وزعم النصارى أن ع به ناراً من انواع النار:للة کانت ببيت القدس .يقد وزن منها فى کل ميد مق بجاو یف Arme‏ لوي ͤ P.‏ ین همطل او نج Br‏ با راهب الدير ما ذا الصو .والنسوو سبحي وسو و ب ول .حلت الشمس فيه دون ابرجها أو غيب البدرعنه وهو مستور فقال ما حته شمسس ولا قسو؛ لکی. یقرب فيد الیوم: قسوريسر» قلس کم hig‏ = هذا الم ام بعسارته يوسطنيانوس ملک الروم يقسطنطينية فيل فيد حصن فرقه عدة قلاف واقيم فید رس حفط de,‏ من قوم يقال لهم بنو صاخ من العرب وف ايام هذا الملكن كان الجمع تشامس من جامع النصارى وبين وبين القلزم وکسانت مدینة طریقان احدها فى البر والاخر فى الجر وها جمیعنا مودیان ال مجينة O‏ وق من مدابين العالقة قر منها الى الطور مسيرة بومبن ومن مدينة مصر الى القلزم قلاتة ایام ويصعد فى جبل الطور بستتة لاف وستماية وست وستين lt.‏ وق نصف بل كنيسة لایلیا النى وف , اسم موسی عليه السلام بباسساطين من رخسام وابواب هن صقم رعو الوضع الذى کلم :الل تعسال .فيه موسی وقطع منه e‏ راب واحد الخدمسة ویزصون انه لا يقدر احد أن یبیت فيها بل یهیی له موضع من خسارج يبيت فيه وم يبق لهانین الکنیستین وجود » ديم البنات بقصم الشمع pas‏ وعو على اسم بو جرج وكان م مقیساس الفیل قبل الاسلام وبه انار فلك الى اليوم > فهذ! ما للنصارى اليعاقبة والملكية رجالهم ونساتهم من الديارات بارض مص قبلیها وج يها U‏ . وثمانون ديرا منها للیعاقب: آتنان وتسانون وللملکید ارسح دیارات ۵ fv an RADE pet ee eA و‎ مضع اف عبان ff‏ C‏ al‏ بصم ألقاف وفع الصاد وتشدید آلياء فيمساه المسلمون .دير = الصاد واسکان الاد اخم موف , قصم واصلة .كما e‏ دي القضیر الذی.هوضد اد F‏ ولیس به الان. سوق واحد چم سه وعو بيد RER‏ ديم الطور قال أب سيدة الطزر لب ی خت حلي طور شيك افق Aue‏ محر 4 طورى والنسب اليه طورى وطورای > وقل باقوت طور سبعة مواضع الاول طور زيما بلفظ up‏ من الادهان مقصور علم جبل-بقرب h‏ الغاقى ظور ريخا ایضسا,جبل بالتئيت القدس وعو شرق سلوان اتمه ورام ian ak‏ مطل جف ندیه فزن با زلف علم یل كورة تشتمل علی؛عدة قري بارص مص من هن القبلية بين مضر وجبل فاران امس طور سينا اختلقوا فقيل هو جبل بقرب Abt‏ وقیل جبل بالشام وقيئل سينا سارته وقيل شج as‏ السادس طور عبدین بف العين ومکون البساء الوحدة وکسم ادال N‏ وی اخم لوف ونون اسم لبلدة من تواحی نصیبین ف بطن تلبل الشرف علیهسا المتصل جبسل جسودی السایع. طور هساروی اشی موی ee‏ السام H‏ تفتیر» f G‏ e,‏ قوله تعال A o‏ ال بل اعظم جبل دين يقال له زبير وذکم e‏ الطور فى بنظیربین اسمساعیل قل السهیلی خلعله نرف اليساء ان کسان صح ما قله وقال عم بن شیی اخبرن عبد العوبرحی: ابی معشز جی سعید :ین ابی عجن 22 رضم قال قل رسول all‏ ضلعم أربعة انهسار فى RAE‏ وارعاة اجبل واربعة ملام ق تن اما لانهسار فسجان وججان-والنیل والفرات واما الاجبل فالظور ولبنان = O‏ وسكت عون الملاخيه وعن کعب الاحبار معاقل السلمین S US‏ من الروم دمشن ومعقلاع من لجسل لاردن Mine‏ من باجوج وماجوي EN‏ ال عة هن ارطسا: برخ افلذر اذا 22„ اوحی الله تعال ال عیسی بن مریم عليه السلام أف قد اخرجت خلقاً من خلفی لا dab‏ احد غبری فر من معک الى جبل الطور قیفر ومعه من الذراری اتنا عشر الغا „d,‏ حبيب عن زرعة آردت لخروج الى الطور D‏ عبد اللد بن عمرو رضی له عنهما فقلت له فقال LA‏ تشد الرحسال ال قلاتة مساجب الى مسجد رسول الله صلعم والمسجد لرام والسجد الاقصى خدع عنک الطور فلا تانهء وةل القاضى ابه عبد الله حمد بى سلامة القصضای وقد ذکر كور ارض مصر ومن كور القبلية قرى اماز وق كورة الطور وفاران وكورة رأية والقلزم وكورة ايلة وحیزفا ومدین وحيزها والعوید , وحيزها تم كورة بدا وشغب» قلت لا خلاف ۳۹ البواقيس فيبلها فى zelis‏ لشوص وبتناول منها عو ورعبانه ما مسك الريق مخ ges‏ زيادة هذا 805 . خیانع = l-‏ واما ابو مقا e ee‏ e ee ¿ TEEN‏ وصار اسقفا ۵ دیب ابو كحنسن.١ ee iatis A ee‏ مذكورة وهو من N‏ الرعبان وان لهذا الدير حسلات شهيرة وبه طوا aan‏ 3 N. U (‏ ثلاث رعبان © دي جنس كما ودیر مب و يي ee‏ زمه حون حدصي كسا وج الباس اكلت الارضة اخشابهما. ins‏ وصسار لبش الى دير ستيدة بو جنس القصير. وهو دير لطيف ججوار بو جنس القصير» وبالقرب من هذه الاديرة دير انبسا نوب وقد خرب هذا الدير ووو وب وج e RETTET I‏ دیر الارمن ee‏ وق .خرب > وجو رها ایضا دير بو بشای ومو دير عظیم عند من لجل ن بشاى هذ! کان من الزعبان ا las eee,‏ دی" ازاھ ادير بو بشای كان بيك البعاقبة قز ملکته الرهبان ار Sl‏ الان ومواضع هذه )349% oN e‏ 20 و سبدة برموس على أسم Em‏ مریم nd‏ بعض رعبان 5 * دي 5 الاسود ویقسال برموس وهذ! الدير لسيدة برهوس فبرموس أسم الدب , ur,‏ ان مکسییوس, ودومادیوس کنا ولدی ملک الروم وكان لهما معلم يقال له ارسانيوس فسار المعلم من بلاد الروم الى أرص مصر وعبر برية شيهات هخه , واقام بها > مات وكان . Los‏ وأتاه ف حياته ابنا الملك المذكوران وترقبا على يدية فلما مانا بعث ابوتها فبنا على امميمسا كنيسة rn‏ موبی لاسود كان ai‏ هدجه وی E‏ 7 كنب O‏ عن È D‏ صومه وه و gs‏ ديو EN‏ هذا الدیر خارج Rute‏ الاسكندرية تا له بط وهو على اسم بو جر ونم هو e‏ بیان بح وی ماه الا ول EFF‏ H, e A‏ فلگ ۲-۵ فهخء اذيرة الیعاقبة وللنساء دبارات تختمن U‏ دير الرهبانات 8 ede‏ ديز عام ابكار المترفبنات-وخيزهن مین" نسماه الفصاری + جور .الینات "خسار e‏ * التساة ال هبات e‏ ديم المعلقة عدینة . وهي آنمهز دیارات النساء عام e‏ ۱ دیع بربارة مر جوار کی ار ام ات . دیقلطبانوس فعذبیا لترجع عن دبانتها وتسجد للاصنام = = e. D‏ شید اوق بك له چسها رجل U LE‏ عط می-النساه مغل 3+ ro Le‏ مثل جه ال كنيشة القيسامة , يوم e‏ وعو ف بشنس اوي نمويه e‏ الظهور من أجل انع G‏ أن السيدة مریم تظهر A‏ فيد , مراعم كلها من-تكاذيبه المختلقةء ولبس = هذا الدب عسارة نا سوی منشاة .صرغيرة فى قبلیه بشرق وبقربد اللاختة الم یوخف V‏ مضار re eee‏ بعص الفقراء. ا معتقدين > i z‏ gasd ER‏ عل يوم من دم لطس على اسم ال ووه ملاحة الع الرشیدی وم يبق به سوی راغب واحد ۵ err‏ الغطس ولیس جه الان At‏ : دي لیم eee‏ ديعس لجات e‏ CC u‏ هذه الاربعة أديرة ۵ واما وادی هببب ومو وادی n‏ ویعرف ببرية شيهات وببرية الاسقط Ola‏ القلوب فانه 6 ن بها فى القديم ماية دير قر صارت سبعه Bat‏ غر على جساذب -in n‏ بين .يلاد الجيرة esl,‏ وق .رمال منقطعة وسباع مات وبرازی معطشة وقفار فهلكة . وشراب اهلها من حفاير وتحمل النضارى اليه النذور والقرايين وقد تلاشت ق هذا الوشت بعد ما ذکنر مورخوا النصارى أنه خر ال عبرو ڊ بن العاصیی من هذه الاديرة سبعون الف راهب Kan‏ واحد عکاز فسلموا عليه وانه كنتب له كتاباً هو عندم > ومنها دير بو مقار اتلبیر وهو دير جلیل S‏ وخسارجه اديرة_كبيزة خربت وكا .دير 8 القديم ولا يصح عندم بطركية البطرك حتی ججلسی ق هذا الدير بعد جلومسه كردي سكندرية ويذكر انه كان ع فيه موی الرهبان ع الف وخمدماية لا تزال مقيمة به ولیس بد G‏ الا قليل من# > والمقارات ثلاثة Ast‏ صاحب هذا الدیر بو مقار الاسكندرالى قر ابو مقار الاسقف وهذه الخلاتة قد علمت رمه فى تلاتة انابيب من خشب r‏ تصاری الدير وب ايضا ul)‏ الذی کب عم عبرو بن العاصى لرهبان وادى E=‏ > الجعری على ما أخبرف من اخبر برويته فیه» ابو مقار FFF‏ لبس Pie‏ القلنسوة والاشكيم. وهو سير سير من جلد فيه صلیب يتوشع به الرعبان bä‏ ولق انطونیوس بالجبل الشرق من حيت دير العوبنة واقام عنده مدة قر آلبسه لباس الرهبانية e‏ e,‏ :الى وادی النطرون ليقيم هناك ففعل ذلك واجتمع عنده الرعيسان * N‏ فضایل عجيدة منها انه كان ن لا يصوم الاربعين. الا lb‏ فى جمبعهسا لا.يتنساول غدا وا شراب البقة مع قیسام لبلهسا وكان .ييل لخوص.ويتقوت منه ولا اکل . Sen,‏ عع القاعرة من ریها عادّة كنايس هدمها للماكم بام الله ابوعلی المنصور ف اسع عشم ذى RE‏ سناڈ ۳۹۳ وابأ ما كان فيها AS Y‏ جد! بعد ما امم فى شهر ربيع الاول منها بهدم كنايس راشدة خارج مدينة paa‏ من شرقيها وجعل موضعها لامع المعروف براشدة ر عدم أيضا فى سنة ارسع وتسعين کنیستنین هناك والزم النصارى بلبس السواد , الونار وقبض على :املا الد كانت e‏ على آآلنایس ولادبره وجعلها ق:دیوان:الساطان واخرق خن کت ة من الصلبان ع ومنع النصاری من اظهار زد ینز اللنايس فى Due‏ الشعانين وتشدد Ale‏ وضرب جماعة منم وکانت e‏ المقياس فهدمها SU‏ الصال جم الدین ايوب فى سنة تمان وتلاتين L,,‏ وکان فى ناحية ابو النم‌س من Bjal‏ - قام فى عدمها رجل من الزبالعة لانه سمع اصوات النواقيس en‏ بها ق لیلد عة بهذه اللنيسة فلم يتمكن مى ذلك ف الام الاشرفية شعبان بن حسين لتمکی الاقباط فى الدولة فقام فى ذلك ته الاجم اکب a‏ ;)575 یی ی ðͤ ß ne.‏ بی سای وم لک S‏ دير تشندق ai‏ القاهرة من حريها عبر القاید جوع عوضا عن دير هدمه فى القافرة ۶ اق بالقرب من Maul‏ حيث البس أله تعرف الا ن ببم العظمة وانت اذ ذاک تعرف ببس العظام من اجل أنه نقل عظاما كانت بالدير وجعلها بدير تشندق تم عدم دير شندق فى رابع عشرین شوال سنة تمان وسبعين وستب‌اية فى ایام المنصورية قلاوون ثم جدد هذا الديم الذی SU‏ ذلك ول كنيستين باق ذكرها فى اللنايس ان شاء الله تعالى ۵ دير سرياقوس هذا الدير کان يعرف بان هور وله وكان فيد اجوب: ذكرها الشابشتى وهو أن من كان به خنازير اخذه رئيس هذا الدير واضاجعه وجاءه خنزيم فلحس موضع الوجع قر اكل لخنازير ال فيه فلا يتعدى ذلك الى الموضع الصحبم ناذا نظف الموضع ذزعليه ربيس الدير من رماد خنزيم فعل مثل هذا الفعل من قبل ودهنه بزیت قنديل البيعة خانه يبرا ثم يوخن U‏ الذی اكل خنازير العليل فیذبم وجرن ويعل ره ماده بعد ͤ ا للم كن برا عن عه الما ما | النصاری © دير اشريب ویعرف بمارت au,‏ راد des‏ ق غلا es-‏ روم ونکم e e‏ بيضاء تاق فى ذلك العید فتدخل المذبح لا یدرون من اين جاءت ولا يرونهسا الا يوم مثله» قلت تلاشی لمر هذا الدير حى فر يبق به ألا ثلاتة من الرعبان نه جتمعون فى عيده ومو على شاطى النيل قريب من بنها العسل۵ ديم الغطس عند اللاحات قريب من كيرة البرلش وحم اليه النصاری من قبلی ارض par‏ سم ودټر ساویرس ودببر كرفونه O‏ سبوط ودیر بو چم 1277 أدرنكه N er‏ كان فى خراب فهر جافبه كفر لطیفت عرف منشاة الشیح لان الشيخ e k‏ انشاه List,‏ 3 کبیرا Ad,‏ وجد موضعه بعر كبيرة وجد بها Tas‏ اخبرق من شاعدمن ذهبه دنانیر مربعة باحد وجهیها صلیب وزن. الدینار متقال ونصف > واديرة ادرنکه المذكورة قريب بعضهسا من بعص ر وبینها مغاير عديدة منقوش على الوا Leas‏ نقوشات من كتابة القدماه كما على alal‏ وق مرخرفة sie‏ اصباغ ملونة تشمل على علوم شتى> ودير السبعة جبال ودیر المطل ودیر النساخ خارج سيوط ف المغاير ویقال انه كان فى ll‏ تلاثماية و ديزا وان المسافر كان لا با من البدرشين الى اصفون فى ظل البسانين A,‏ خرب ذلك وباد اهلد دير موشه وموشه خارج سيوط من قبليها بنى على اسم نوما الرسول ae‏ وعو بين الغيطان قريب من ريغ وق ایام النيل لا یوصل اليه الا فى مركب وله اعیاد والاغلب على ناری هذه الاديرة معرفة القبطى الصعيدى فيو اصل اللغة القبطية وبعدها اللغة القبطية الكيرية وتساء نصارى الصعيد II,‏ يكادون يتكلمون الا بالقبطية الصعيدية وله ايضا معرفة تامة باللغة الرومية 8 دير بو مقروفه واب و مقروفة اسم للبلدة الد بهياءهذ! الدير وعو منقور غ حف تلبل وفيه عدة مغاير وهو على اسم السيدة مريم ومقروفة دعم . ES‏ 8 یت يقرا ویکثب وعو دير معطش © . = دیر بو بغام e‏ ما es leb,‏ وانوا less‏ افل علم 6 دير بو شنودة ويعرف za‏ الابيض وغو غر ناحية سوهاى sl‏ وه بار وفك خرب وم ببق منه الا كنيسة ویقسال انه مساحة اربعة فدادین ونصف وربع والبساق منه عوندان وعو دير قدريم ۵2 | الدير اجر ویعرف بدير بو بشای وعو ری الدير لابیض بينهما عو تلات ساءات وعو دير لطيف مبى بالطوب الاجر وابو بشای هذا من الرعبان العاصوین شنودة وم و تلميذه وصار من = ثلانة الاف را هب وله دير اخر ‏ برية شیهات © دير بوميساس — بومسيس واسمه موبی D,‏ البلينا وعو دير PR‏ وابو مسيس kis‏ کان من I‏ البلينا وله PA‏ شهرة Po‏ ینذ‌رونه > یرون فيه مزاعم > Ar‏ يبق SEREA‏ 2 8 وف كاجو اسنا ونقادة قليلة العارة وكان باصفون دير كبير وکانت اصفون من احسن بلاد مصم واكم نواحی الصعید فواكه وكانت رهبا رن دبرا مع وفون بالعلم والمهسارة une‏ اصفون وخرب ديرهاء وهذ! اخم S‏ الصعید وى كلها متلاننة آيلة ال الدثور يجيه کنر S‏ عارتها ووفور اعداد رهبانها وسعاذ أرزاق# , كيل اليم © وأما :الوجة Gr‏ فكان فيد اديرة كنب 8 خمبت وبقی فيد منیا بقية A‏ بت a‏ fr كير ين کلب عرف بخلکه لنویل N‏ کلب حوله وهی حلن اسمر: غبريال ولیس هة اخسد :من الرهبان وآما هو كنيسة لنصاری منفلوظ وهو غربیها © دير لداولية هذا الدیر خار ب ناحية ld‏ من قبليها . الشهید مر . ee e eee‏ دان GN. K Èe‏ دير السبعة جبال هذا الدیر على راس لإبل الذی خرن سبوط على شاطى النيل وبعرف بدیر جنس القصير وله se‏ أعياد وخرب فى سنة احدی وعشرين وتماماية من منسر طرقه ليلاء جنس ويقال.ابو جنس القصير كان راهبا فضا له اخبار كثيرة منهسا انه غرس خشبة بابسة فى الارض بامر شبخه لد وسقاها الاء مدد فضا فصارت شاجر مخمرة Kh‏ منها الرهبسان wu‏ شاج Keil‏ ودغن فى ديره © دير المطل عذا الدير على أسم السيدة مریم وموعكى طيفالليل تحت . جسبسال قبالة سيوط وله عید حصره أخل النواحى وليس به احد من الرعبان ۵ ادیرن أذرنكه اعلم أن = من قری النصاری السعاید ونصاراها اقل علم فى دين وتغاسيرت فى اللسان القبطی ولهم اديرة كثيرة فى خارج البلد من قبلیها مع اجبل وقد خرب اکثرعا یقی منها دير بو جرج ومو عاتن البناه ولیس به رهبان ویجل فيه عي ق اوانه۵ دير ارض لاجر , ميكايل ودير كرفونه على اسم السيدة مربم ويقال له دير ارفوزه واغوفونا ومعناه النساخ فان — خ علوم النصساری‌کانت ف القديم تقيم به وعو على طرف الجبل وفیه مغاير e‏ ما يسير الماثى فیها حو يومين ۵ s‏ دير بوبغام تحت دير کرفونه = كان بو بغام جندبا فى ايام دیقلطی‌انوس فتنصر وعذب حتى برجع عن دينه فر تل ق Ge d‏ نون لاول ds‏ کیک ۵ دير بو ساوبرس كاجو آدرنکه كان على اسم السيدة مریم وان ساویرس من عظماء . فیل H‏ وظهرت ایخ عند موته وذلک انه انذرم لما سار الى الصعیی بان آذا مات ينشق) اجیل aia ele‏ حظیمه عل be‏ علا die er‏ كل & بس ام قط تمد من اجبل كما قال فعلم رهبان الدیر أن ساوبرس قل مات فارخوا ذلك فوجدوه وقت موته فسیوا الدير = دير تادرس تحت دیر بو ساويرس وساويرس وتادرس اتغاری كنا من اجناد e‏ 2 — يقال له تاذل الننين والاخ ر الاسفهسلار وقتلا كما قتل غيرها © 2 „eee‏ موود نيج ماربهام يعنى مار مریم تم عرف عنساک وكان راهباً L‏ شهرة e‏ فى لاجر منها شرب الرحبان فاذا زاد النيل شربوا من ماده دير الرسل تحن دير منساك وبعرف بدير n‏ , بوتیم ودير منساک لافل ريفه هنو Fi الماد قاسوا منه الى موضع اسننقر فيه اماه فا بلغ كانمت زيادة النيل فى تلك السنة من الاذرع © دير سدمنت على جانب آلنهی باحساجز بين الوم والويف على اسم بو جرج وقد ضعفت احواله عا كان ale‏ وقل ساكنه ۵ دیر T‏ اا e‏ 8 فى للبل-الذى يقال له طارف الغيوم وهذه الغارة تعرف Pie‏ بمظلة یعقوب بزصون أن يعقوب عليه السلام لما قدم مصر كان يسنظل بها Ge,‏ مطل على بلدین يقال لهما اطفج شلا وشلا وجلا الماء لهذا الدير من حر المنهى وهو تحت دير سدمنت ولهذا الدیر عید جتمع فيه = الفیوم ges‏ وهو على AL N.‏ تنل الى الغيوم ولا يسلكها الا القليل من المسافرين © دير القلمون هذا الدیر nd‏ حت عقبة اقامین توصل lie Sul‏ re‏ الغرق وبنى هذا الدير على اسم صمويل الراهب وكان ف زمن الفترة ما بين عيسى وحمد صلعم ومات فى امن كييك وق هذا الدير تخل = وفيه ایضسا شار اللبخ ولا يوجن الا فيه وتمره بقدر الليمون طبه حلو ف مثل طعم الرانج ولنواه عذة منافعء وقال ابو حنيفة فى كتاب النبسات ولا ينبت galt‏ الا بانسنسا وعو عود ینشر مند الواح السفن ورما ارعف ناشره واذا ضما منه لوحان ضما شدید! وجعلا فى الاه سنة الما وصارا لوح واحد!ء ,& الدير قصوان مبنیان „ وها علبان کبیران لبیاضهما اشراق وفيه ایضا عبن ماء تجری وق خارجه عبن اخری وبهذا الوادی عدة معابد قدية منهسا واد يقال له الامیلم فية عبين جری وأخيل مثمرة تاخف العرب تمرها وخسارج هذا الدير ملاحة یبیع رفبار. رع الدیر ملعها نیعم تلك تلهات © دير السيكة مربم خسارج طنبدی لیس فیه سوى راهب TT‏ المسلوك > وكان باعبال البهنسا عدة ديارات خربت © دير بو فانا حری بنى خالد وعو مبنى بار = وهو من اال Kult‏ وان بغ في القديم الف راعب وليس به الان سوى راعبين وعو s‏ لبیل ۵ دير بالوجه على جنب المنهى , دج وعو من الاديزة اللبار وقد خرب حتى ل يبق ٠‏ فيه سوى راهب او راعبین وهو بازاء دجة بينه وبينها نحو ساعتين © دير مرقورة ويقال ابو مرقورة هذ! الدير تحت RRO‏ خارجها من شرقيها وليس به احد © دیر صنبو فى خارجها من جريها على اسم السيدة مريم ولیس بء احد ۵ دير تادرس قبلی صنبو وقد تلاثى أمنره لاتضاع حال النصارى © دير الريرمون فى شرق ناحية الريرمون وق شرق موی وغرض انصضا وهو على اسم الملك غبريال © دير احری نزعم النصاری أن ع السج عليه السلام أقام ق موضعه Kan‏ اشهر وا وله هيد n عمس اک ووذ‎ Histor. Philol. Classe. III. ۴ النضاری أن بعص الملا كان :يقال له سبع أتام بدموه وان كنيسة دموه A‏ بایهی.البهدد N‏ كاناك دبرا مین .ارات النضتارئ خابنضاعه منهم اليهود فى مسايقة نولت بهم TE,‏ دک كئيسة دموه E‏ وفزمان ودمیان من حكاء النصارى ورعبانهم العباد ولهما اخبار عند © دين نهيا قال الشابشتى ونهيا بالجيزة Lanos‏ هذا من احسن ديارات مصر وانوعها واطیبهتا - موضعاً واجلها موقعاً عامم برعبانه وسكانه وله فى النيل منظر تجيب لان حيط به من جمیع جهانه Ib‏ انصرف الما وزرع اظهرت ارضه غرايب النواوير واصنتساف الزهر وعو هن التنزات الموصوفة والبقاع N‏ وله خليع E‏ فيع سساير الطير فهو ایضسا متصید N‏ وقد وصفه الشعراء وذ کرت حسنه وطينهء قلت قى خرب Wo‏ الدی ۵ دير طمويه قال باقوت طيويه zi‏ الطاء وسكون الميم SD‏ الواو sha‏ ساكنة فريتان عصر احداها ق كور المرتاحية والاخرى بالجيزة قل الشسايشتى وطمويه ف الغرب e‏ حلوان والحنيز راکب الجر حول اللروم والبساتين والتخل والشجر وهو نزه عامر اهل وله فى النيل منظر تسین وحبن تخضر الارض فان یکون فى بساطين فى الجر والزرع . an‏ امن کورة ومواضع لهوها المشهورة وان أبى عاصم امعم رق فيه من Lam!‏ 'واشرب بطمویه من صهباء صاقبة ‏ بزری خمر قری عیت وعسانات علی: رباص من السنسوار زاهرة تجری اجداول فيها بين جنات كان نبت الشقبق العصفری بها کاسات خمر بحت فى اتر کاسات كان 5 — من حسنه حدق فى خفية يتناجى بلاشسارات .- کان ماء النیل EL‏ مر (لنسیم به مستلسم فى دزوع — منازل كنت b‏ بها شغفا ‏ وکین "دما مواخیری وخسانات اذ % ملعسا بالصبوع Lee‏ ضرب النوافیش صبا بالسديارات > قلت هذا الدير عند النصاری de‏ بو جح وجتمع فيه نصاری التواحی + دير اقفاص وصوابها آقفهس وقد خرب ۹ ديز خارج ناحية منهری خامل الذكر لانهم لا يطعون منه احدًا ۵ هر تلم على حتف باه با على اسم بولک بہ بیدا وزیتون 9 دير آشنبن عرف بناحية اشنین فانه فى Las‏ وهو لطيف على اسمر ده مريض ون به سوى راهب ۵ >= ات ونش en‏ له ارجنین ... فاذ! كان لیلد kis‏ البهوم سدت بمر فيه تعرف ببمر ایسوین ود اجتمع النسساس أل NEB)‏ — السادینة من النهار قر كشفوا. الطانق عن en‏ اذا بها قد فاض ماوعا قر ينزل نيت e,‏ ۳۹ ديز g‏ خماس وخیان سم بلد هو Lege‏ وله عيدان & كل سنا وجات متعد: ه دي E‏ الدير قدیم وهو مطل .على الغيل وله سلالر معوته فى لجبل وهو قيالة El‏ وقال الشسابشتی وبنواحى اخميم دير کب عام یقصد من كل موضع وهو يقرب بل ا معسروف جبل الهف وق موضع من تلبل شق SE‏ كان يوم عيد هذا الدير ل يبق فى البلد بوقیسم حتى جبیء ال هذا الوضع فيكون L Tal‏ بكثرته واجتماعم وصيساحهم عند الشق ولا in‏ الواحد بعد الواحد يدخل enen‏ . تعلق .راس احدم وينشب ف الموضع وبضطرب حنی جوت = البساقية فلا یبقی منها طايرء وقال القاضى ابو جعفم القصای ومن تجايبها يعنى مصر شعب البوقير ات بناأجية peak)‏ من أرض الصعبی وهو شعب فى جبل فيه صدع تانيه البوقيرات ف يوم من السنة كان b‏ تنعرض انفسها على الصدع فکلما ادخل بوقير منها منقساره ف N‏ مصی لطیینه فلا يزال یفعل ذلك حتی یلتفی الصدع على بوقير منها Gee, e‏ كلها ولا يرال ذلك. الذی یسه معلقا حتى يتساقطء قل مولفه رجه الله قد بطل هذا فى جيلة ما بظل 8 . 2 دير بو هرمينه حرى تاو شراب ووكريه بربا قاو وق غلوة کتبا Ke‏ وبين دير الطير وبين هذا الدیر و G‏ ونصف > وابه هرمینه عذا من قدماء الرفبان المشهوريى. عند النصارى © دير السبعة جبال باخمیم هذا الدیر داخل سبعة اودية وهو دير de‏ بين جبسال شاخة ولا نشری عليه الشمس الا بعد ساعتين من الشروى لعلو لذبل N‏ هوق nit‏ واذا بقی آلغروب كو ساعتین خيل لمن فيه أن الشمس قد غسابت واقبل الليل فیشعل! حيسف الضوء فبه وعلى U‏ من خسارجه عين ماه AE‏ صفصافة ويعرف هذا الموضع الذی فيه ديسو الصفصافة بوادى الملوك لانه فيه نبات يقال لى الملوكة selog Kerber‏ ام db‏ يدخل $ صناعة اهل الكيبياء ومن داخل هذا الدير دير القرقس وهو ف اعلا جبل وقد نقر فيه ولا re ee‏ الصفصافة ودير القرقس ثلاث ساءت وت دير القوقس عين ماء عذب . بان 8 PF‏ راهب واحد 8 دیب )2 Dee‏ ار اه الغرب منشا! ا Een‏ وكان ابه ابشادة هذ! من علماء النصاری ۵ دير به „ „ وبعرف A‏ سوادظة وسو اة عرب تنل هناك وعو u‏ مانتیو — خربنه العربء , الاديرة كلها فى الشرق مو النيل وجميعها لليعاقبة وليس فى الشرق الان سواها واما مانب الغربى من النيل.فانه كتير الدیارات كلثرة عبارنه 9۵ دير ذموه بالجيزة ویعوف بدموه السباع وعو على اسم قزمان. = , Ma على قبره کنیس وهو المكسان المعروف بدیر القصير وبعرف الان بدير البغل مق أجل انه كان به بغل یسقی عليه الماء ناذا خري من الدير الى الموردة S,‏ جلا عليه ناذا فرغ من المساد ترکه فعاد فى الدير» وق رمضان سنة أربعاية امر لمشاكم بامر الله بهدم دير القصير فاقام الهدم والنهتب فيد مدة ايام ۵ دير.مر حنا قال الشابشتی دير هر حنا على شاظن N‏ وهو قريب من النيل والی جانبة بساتین U‏ بعضها الامير ميم + بن العز وجلس على عبد um‏ البناء ملم الصنعة مصور انضاه الامير e‏ وبقرب N‏ تعرف ببير ماق عليها جميزة كبيرة ججنمع الناس الیها وبشربون = وعذا الوضع من معسادن اللعب ومواطن القصف والطرب وعو نزه فى ایام الثيل وزياذة الکو وامتلا:البركة حسى النظر غ ايام الززع والفواویر لا يكناد حیتسف رت و ی لطیی:بلنی 6 یرو g‏ فا ال Un gie‏ رهز من جن اراتا اند G ee‏ .% e‏ وهو على اسم ابه جنس القصیر وعیده فى العشرین من باب وسیاق ف كر ای جنس هذا ۵ ديو . شقاقيل وهو دير لظي مغلق 8 بل , تفر ق جر عل ee‏ حت ا Yan‏ Jung‏ اليه من اعلاه ولا من اسفله ولا سلمز له LA,‏ جعلت نقور ق بل ناذا اراد احد أن یصعد اليه ارخیت له سلبة هسکها بیدیه وجعل رجلیه فى تلك النقور وصعدء وبه طاحونة يحيرها جار واحد وبطل هذ! الدیر على النیل جاه منفلط وتجاه ام القصور وجاهه جويرة یبط بها الملا وی Ai‏ يقال لها شقلقیل وبها =- شقلفیل والاخرى بی شقير eee EEE ET‏ و ری ES a E‏ ی موه تیه E‏ و وو ای یس مت وسادس عشم بابه © . دم le‏ توب ق عرق بی م تست بل علی فاياى تضید مته رعو دمو كميز جد وله عید ججتمع فيه نصساری N‏ شرق وغرباً وحضه N‏ وبققطر هذ! ابن رومانوئن كان بو می Al‏ دیقلطانون وکلن e TTT.‏ رپ „rr‏ نات جتوس ی او وي و bie‏ وکان . جندیا ۵ دير اہی السری کی لی :اسم بو جرج وهوا خارج العصر: این ربعم و re‏ الرهبان وتارة 8 يعم بهم وله وقت بهل العید N S‏ PV ذكره ورعنسان G‏ لا بزالون دهرق Ce‏ لن Ruge‏ الى العصر فقط وبفطزون ما خلا الصنوؤم الكبير والبرمولات فان صومهم فى ذلك الى طلوع الجم والبرمولات ۵ الصوم AS‏ بلغتهمن 8 ۱ دير انبا بولا وكان يقال له دير لاد بولص ویعرف بدیر النمورة أيضا Ge,‏ الدیر غ البر الغوق من , d‏ ماء يردها السافرون وعندم أن هذه العين تطهرت فبها مریم اخت موبی عليه السلامم عند نزول موبی بببی اسرایل فى تربة القلزمء وانبا بولا هذا كان مسن افسل الاسكندرية.فلما مات ابود ترک له ولاخيه مالا جما نخاصمه اخوه فى ذلك وخرج ol‏ فرای L‏ يقبر اعتبر به Zap‏ على وجهه ساجاً حنی نول على هذه العبن فاقام هناك all,‏ تعساق برزقه قر به انطونیوس , مات فبى هذا الدير على قبره وبين هذا الدیر a‏ قلات ساءات وقیه بسنان به تخل وعنب وبه عين ماء ججری ایضا © Haie‏ جل دير القصير قال ابو -N‏ على بن حمد الشابشتى فى كتاب الديارات وعدا e‏ اغلا للبل على سطع ف قلنه وهو دير خسن البناء حکم الصتعة ند البقعة وفیه رقبان يفيمون به وله بر منقورة فى :اجر بسقی له منها 200 وق de‏ صورة ميم علیها السلام 8 لوح:والناس يقصدون الوضع للنظر اي هذه الصورة وغ اعلاه غرفاة بناها ابو لإيش خماروبه بن لد بن طولون لها اربع اقات ال اربع جهات وكان. كتير الغشیان لهذا الدیر مخجبسا بالصورة اله فيه یستحسنها ويشوب على النظر Lan‏ وق الطريق الى هذا اندیر مق . مصر صغوبة واه من قبلیه فسهل الصعود والتزول والی جانبه صومعة لا تخلو من حبیس یکون فيها وهو يطل على القرین: ا معروفذ بشهران وعلی الصکرا والصر وق قري كبيرة غامرة على شاطی الجر وبذکرون أن موبی عليه السلام ولد فیها ومنها القند امم الى انعر التابوت وبه ایضا دیر يعرف بير b‏ ودير القصير هذ! احد الدیارات القصودة والمتنزهات المطروقة حسی موضعد وانقرافه على مصر وإعالهاء ول ابن عبد لملكم فتوح مصر وقد اختلف ف القصيو عن أبن لهيعة قال اليس بقصر n e‏ عليه السلام ولكنه مودى.الساحر وعی:الفصل بن فضالة چئ ابید قل دخانا على کعب الاحبار فقتال لنا من انتمر قلا من اهل مصر قال ما تقولون :فى القصب قلنا V. SD‏ قصر عويز مضر کان آنا جرق النيل es‏ فيه وعلى ذلك انه لقدس مى بل الى الجر قال وبقال بل كان يوقت فيه لفرعون :اذا هو رکب مین منف ال عين شمس وكان على القظم موقد اخر e‏ رأوا النار e‏ جركويه e‏ يريد وکذلد اذا رکب Epaia‏ من عيبن شمس all,‏ اعلم> وال علماد الاخبار من النصاری أن ارقادیوس ملك الروم طلب ارس‌انیوس لیعلم ولده فظن أنه یقتله ففر لى مضو — فبعت الیه اناا واعلمه أن الطلب من اجل تعلیمم ولده فلستعفی وتحول ال بل El‏ شرق طرا واقام ف مغسارة تلات سنبن ومات خبعت اليه أرقاديوس فان! هو قد مات فامر أن یبی ذکر ذيارات النصاری ف قال أبن سيدة الدیم خا er) RC‏ ادبار وصاحيه ديار Sem‏ قلت N‏ عند النصارى خنص انس المقيمين به ll,‏ جتمع ik‏ للصلاخ © رامعم عنم لاد یانب cane‏ بف مجهت و وق gear‏ الث نیسای وعلماء النصاری وحکمها عند8 > الاديرة ۵ Som‏ وبعرف بدی"ابی جرج dee‏ شساطئ الیل er eis‏ عذا وز یج شین زوسن عذبه الک ديقلطيانون يبجع ze‏ التمليانية ونوع لد الق یایور . فلم ,جع خضب ختقه بالسیف غ o‏ وسایع o‏ ۱ دير_شعرات» دیف دید اد دارا هو مین یبال ند يقارف رسا d‏ اتنا هو دير e‏ بإلهاه وان شهران كان من حکماء النمسارى.وقيل بل كان ملک وکن هذا الدیر يعرف قدي مرقوريوس:الذى يقال له مرقوره وابو م‌قوره افد لما شکنه * النفسان عرف جدير برصوما وله عيد يل فى نع لخسامسة.من الصوم اتلبیم فكص د البنطركك e ba Le ai‏ مال s fes‏ کان من :قتله دیقلطی‌انوس È‏ تلسع ,عم جوز وخامس عشرییی: ابيب .وكا جندیا 9 ديم الرسل هذا al‏ خارے iSl‏ الصف والودی وهو دير قديم لطیف 8 . . ۹ s اف عط ی[ ی اوهو دير لطيف وله‎ ED NONE واقتله‎ Pole du Le وكان‎ ce عو اكب .الرسل‎ A ابيب یعرف بدیم القصرية وبطرس‎ بعد رفع‎ pas وبولص هذا کان يهوديا‎ ut e e = املك نيرون خی تاسع‎ , 8 بطرس بسنة‎ d الى دين فقتله الملك نيرون بعد‎ bes المسم عليه السلام‎ ديم يز ویعرف بدير ليود Ge‏ مزضعه الججارة جزايم. الدير وعواقيسالة all‏ غرية لديم العربة بنی علی اسمر انطونیوس ویفال: انطونه وکن من اعل قى فلا انتقصيت ایام ديقلطيانوس . الشهادة احب أن یتعوص عنیا بعبادة توصل توابهسا او فریبسا من ذلك فترقب وان اول من احدت المهبانية للغصاری عوضاً عن الشهادة وواصل G‏ یوم ليلها ونهارها طاوياً لا يتناول طعساما ولا شراياً مع قيام اللیل , یفعل فى الصيام اتلبيم N K‏ دير العربة هذا الدیم يسار اليه فى لذبل الشرق ثلاثة ايام بسير الابل وبینه وبين کر القلسزم مسافة بوم م کامل وفبه غالب الفواكه من زرعة وبه ثلاقة اعبين ماء جر وبناه انطونيوس المقدم Po اللد واحد وعلمه غيره قديم معد والسج ابنه على جهة الخ كما يقال ابراعيم‎ s والقولية‎ خليل اللهء‎ والمرقولية تزعم ان امسج هو الذى يطوف عليهم كل يوم وليلةء‎ أن المسج هو الذى حشر ال موق من قبورم وجاسبهم د‎ ee, -b ماه قد اغلى بالزياحين:‎ t انهم یغمسون‎ fo e لا بن من‎ Pie, GAAN الطب فى اجّانة جديدة ويقرون عليه من كتابهم فیزجون انه خحينعذ :ينول عليه روخ‎ ویستنون:عذا الفعل المعوذية وطهارنیم آنا ق خسل الوجه واليدين. فقط/ول جخنتن هنهمر‎ الا الیعقوپیف»ء ولهم سبع صلوات يستقيلون فیهسا الشرق وجون اف بيت القدس وزکانهمز‎ والاربعون منه غين الشعبانين :وهو اليو‎ Sl العش من اموالهم > وصیامهم خمسون یوم‎ = ge یام عید‎ e النی نرل فیه السی من لبل ودخل بيت القدس.وبعده‎ „ الخی .خرج فية هوسی. وقومه من مض وبعده بثلاثة ایام عبد القیسامم وو‎ فیه امسج‎ jeb فيه للسج من القبر بزصهم وبعده بتمسانية:ايام عبد یدید وعو اليوم الى‎ وجدوا افيه خشبة. الصليب‎ eee, منعد فيد السج الى السماءء ولهم عید الضليب‎ eee Ale انها وضعت على میت فعاش ولهم ايضا‎ be لهم قر اين وكهنة الشماس فوقه القش وفویی القس الاسقف وفوتی الاسقف المطران: وضوون‎ ما‎ Ko pomali الط آن البظ یف > والسکم خندثم حرام ولا كل لهم اکل اللکنم ولا الجاع فى‎ VD شا وقس‎ ya ولا یسح النكاح الا‎ EAK) يباغ فى السون ول نغفه انفسهم یباح‎ ومهم نوتم من النساء ما جح مد افسلمون ولا جحل الع بين ام‌انین ولا النسی بلاماه الا أن‎ بهن واذا خدم العبد سبع سنين حتق ولا جل طلاق المرأة الا أن تاق بغاحشاذ‎ geg, gbe ene e V, مبیّنة‎ بهاء .ومن قتل عدا قنل .ومن فقتل خظاء يهب ولا جل طلبة واكث احکامهم من‎ S الم أ‎ :۰ ۵ التوراة وقد لعن امنهمن من اط او نهد بالزور أو قامي او زف أو سکر‎ pe واجن:ومى جوور قدیم ومعناء أب وابن وروح القدس الا« واحبد وان E R‏ e‏ ای ای من اکسابه فعرفوه حق معرفته قر صعد ال السمساء ثجلس عن جين ابید هذا الى S.‏ . انم 2 العبسارة 8 عند > فنع مى بزعم ان ع القديم جوهر واحد جمعه BU‏ أقانيم .كل اقنوم منها جوهر خاص فاحد هخه الاتانيم اب واحد غير مولود u,‏ روح n‏ و ی والابن وان AN‏ — من الاب وان الاب مم يول والدا اللابن .2 عسلى „U‏ والتناسل تلن على جهة تولك ضیاء الشمس. من ذوات الشمس al,‏ حر النار من en‏ و ی ن الاله. g‏ اقانیم انها,ذات لها حياة ونطق فاحباة ف روح القدس G‏ العلم ولك واللمة والنطق g‏ والعلم , واتللمة e‏ عن الابن كما يقال الشمس e,‏ وجرا فهو عبار 8 عن ثلانة اشیاء ترجع ای اصل واجدء ومنام من يرغم انه لا ge‏ تنبيت الاله L He‏ الا أن مدتحي معو ديو المميز لا الذى خرچ الصوت باجروف الم كبة A oem‏ عند مین له حياة بها يكون > دعا A‏ می لم fl‏ کون لا e‏ وغامه sc‏ سنا e Gel,‏ S‏ للاتنين: الذي ها العلم L,‏ والاتنان ها المعلولان TEN)‏ 6 ومنهم من تزه عر لفظ العلة Spell,‏ فى صفة القديم وبقول أب وأبى Nies‏ دردح — وعلم او کی Ku‏ * والابن As‏ انساناً 1„ * هو وما اقفن .به مسا واحدا وأن ا مسج هو الاك العباد وربهم ثم اختلفوا فى ضغ الاخسان un‏ بعضهم انع وقع بین جوم لاعوق وجوم ناسوق احادا فصار مسا واحدا وم N‏ كل واحد منهماعی جوع يته وعنصره وان انس لاه معبود وانه N‏ مریم الذى جلته وونداته وانه تنل وصلب > وزعم قوم أن ع لمسب يعد ae SLEY‏ احدها dm er a‏ وان al‏ موم بو وش وج A. er 2 —‏ رن رن E al ge‏ الل مويه وزعم قوم .أن — —n‏ «عمق Sami‏ جوم NN‏ بسيط غير منقسم ولا مجبی > وزعم قوم أن الاتحاد على جهن حلول الاب فى تسد .= اباه » ومنهم من زعمم.ان — جهن الظهور كظهور A‏ والنقش آنا وقع على طبن أو شمع وكظهور صورة الانسان ره ال غيم ذلك من الاختلاف الذى لا يردا ناه eee tes‏ وان تسب ال ملك رم ee eee‏ he‏ m راقو وم تن‎ ge من التعرض لاف فاخفت. العسامة ق تنبع‎ SA لی تین »الغاس خنودی‎ انم ی‎ ge على النعصاری باخنفسانم‎ N دور على بناه المسلمين فهدموب. واشادل‎ 3 العدل‎ en فلم" یو منم .ولا بویت‎ b, E nf شه رجب هنها تتصمی ان النصاری اسنجدوا مارات بق کنایسم‎ Ze لائتین زابع‎ بالسلظان . فرسم برکوب وال القاهرة‎ a حظيم‎ A , هنا‎ . ذلك فلم تتمهل العامة ومرت بسرعة ثخربت كنيسة جوار قناطر السباع وكنيسة‎ us, الاسری وكنيسة الفهسادین باجوانية من القناهرة ودير نهیاامن لليزة وكنيش‎ e بطزيق‎ ee, بولاق التکروری ونهبوا خواصل ما خربو: من ذلك وكاذت كبيزة‎ aala البندفانیین بالقاهسرة‎ HN کنایس مصر والقاهرة وم يبق‎ He, ورخامها‎ " منها واشتفت العامة جز تکام عن كفم وان قد كتب الى جمیع اعسال‎ e فرکب الوا‎ مصر وبلاد الشام بان لا يستخدم بهودی ولا نصراف ولو اسلم وانه من اسلم منم لا جکسن من‎ > ال أن یسلموا وان يلرم امن اسلم مغ بملازمة‎ ASt العبور ال بیته ولا من یت‎ rad ام من د نع سر‎ a لشهود الصلوات لذ‎ , , ع كان له وارث % لبيبت السال وکان یلی ذلك البطرك‎ o de are = Sa تاجن عشرین‎ we فری على الامراء فز فول ب لحاجب فقراه‎ القاهرة ومصر فكان يوماً مشهوداء ثم احصر ف اخريات شهی رجب من كنيسة شبوا ب‎ pawe A هید الضی كان يلقن غ النیل خن يريد برجم‎ ١ عدمت اصبع‎ رماده فى الجر = من أخذ النعضاری له‎ Cos UA بين يدى السلطان بالبدان من قلعة‎ N فقدمت بكثرة دخول النصساری من أهل الصعين والوجه الجر ف الاسلام‎ قلبوب ف بوم‎ Ruder القران وان اکشر کنایس الصعیبد هدمت وبنیت مساجد وانه اسلم‎ eee. ربياف .4 وا منم‎ N la; — وخمسون تصوانیا‎ we Ami, ف المباشرات وينككوا السلمات فتم له موادم واختلطت بذلک الانسساب حتى مسار اکقر‎ على من نور الله قلبه فانه بظهر من اتارم القبجة اذا مكنوا ق‎ Pal این وو ايلاد دنه جخفی‎ E, وقدیم معاداة اسلانم للدیی‎ Abo) ما یعرف بم القطین سو‎ aldi, (لاسلام‎ قصل‎ النصارى فرق کثبرة الملكانية والفسطورية یذ واليعقوبية والبردعانية والمرقوليخ و8 الوعاويون الذیین‎ وغير . لنور والظلفلة‎ E کانوا پنواحی‎ De e 3 Sal, الاقانيم التلاقة شىء‎ e, (قانیم‎ IE مغيود#‎ Ode ن‎ am, والبعقه بي‎ KLAG e Histor.- Philol. Classe. III. على بن AAN‏ الودای شعر لقن الوموا-الكقار شاشات TO‏ نويد من لعنة الله نشويشا فقلين لهم ما البسوكم اجا .ولكنهم قد البسوكم برافیشا وقال شمس الدین الطيبى شعر FRE‏ للقصاری والیهود معا والسسامريين تسا موا EB‏ LK‏ بات بلاصبساغ منسهلاً . نسر الها فضحی فوقهم ذرقاء فبعت ملک برشلنة: ق سنة ثلاث وسبعاية KR‏ جليلة زایدة عن عادنهمر عم بها جمیع ارباب الدولة من الامواد: مع ما خض به السلطان وکنتب يشال غ فخ الکنسایس فاتفق S‏ على ذم كنيسة حارة زويلة لليعاقبة وفخ كنيسة البندقانيين من القاهرة > CCC‏ خمس وخمسيان lee‏ رسم باخریر ما عو موقوف علی الکنایس من اراضی معبن نف على خمسة وعشرين الف خدان وسبب الفحص عن ذلك تعاظم النصاری وتقدههم ق الشر ولاضرار بالسلمبی تنیکنهم من أمراء الدولة وتفاخوم بالملابس للليلة المغالاة فى اتمسانهسا. والتبسط.ق الساکل والشارب وخروجهم عن ER‏ والسلاطة الى أن افق مرور بعض کناب النصاری جلى نامع الازفر من القاعرة وعو رأ اكب خف ومهماز وبقب‌اطو طرح سكندرى على راسد وتجطمد طرادون use.‏ الناس من 2 وخلفه عدة us‏ 3 نر ند على Wall‏ فارع فشن ذلك على طايفة من السلمين وثارو بد وانزلوه عن فرسد N,‏ قنله Ad,‏ = عالم كبر قر خلا عنه ,= جماعة مع,الامير طازى al‏ النصاری وما م عليه فوعد8 بالانصاف منهم فرفعو! فص على لبان المسلمين قربت على السلطان الملك الصا صا حضرة. اهراد والقضاة ‏ وساير أل الدولة تتضمن الشكوى من النصارى وان يعقد لهم جلس ليلتزموا بها علييم من الشروط > فرسهر بطلب بطرك النصاری واعیان ala del‏ وبطلب 9 اليهود وأعيانهم وحضر القضاة والامراد بين يدى السلطان , القاضئ علاد الدين على بن فضل الله کاشب الس العهد النی یکتب بين المسلمين وین اعل الذمة وقد احضروه معهم حنی فرخ منسه قالتزم من حضر متهم بما قيه واقروا به فعددت لهم افعالهم النی جاهروا بها وم عليهسا وانهم 3 n‏ غبن قلیل ثم یعودو البها كما فعلوه خب مرة فیسا سلف فاسنقر لال على أن عنعوا من المباشرة بشیء من دیوان السلطان, ودواوین لامراء وله اظهرو! الاسلام وان لا یکره احد منهم على اظهار الاسلام ويكتب بذلکی الى الاعال ۵ ختسلطت العامة عليهم وتتبعو! Ah, Pl‏ فى الطرقات وفطعوا ما عليهم من التياب واوچعوهم le‏ و یت رکوهم > یسلمو! وصاروا يضرموا لهم النار لیل‌همم فیهاء ناختفوا ق بيونهم وم باجاسروا على h أسلم الكافرون بالسيف قهرا واذ! ما خلوا ف جرمونا‎ من رواح مال وروح فهم سالون ا مسلموناء.‎ It Âs‏ اخریات شهم وجب سنة سبعنایة قحم وزير SL‏ .لغرب الى ala‏ ق.حاجا وصسار يركب الى الموكب السلطان وبيوت الامراء فبینما هو ذات يوم بسوى ليل مت okadi‏ مو برجل راكب على فرس le mals‏ بيصياد ون .. ركابه و©#: یس‌الونه ویتطم‌عون اليه ويقبلوا رجلیه وهو يعرض عنهمم a d‏ بغلمانه. ان یطردوم عنه فقال بعصم با وی الشيخ حیات ودک النش انط ى جالنا فلم نود نلک لح واس امعت فرق االغريئ: لام و خن باطبنه فى ام فقيل له وان مع ذلکه نصران: فغصب لذ‌لسکی وكاب أن یبش به تم کف عنه-وظلع. إلى القلع وجلمن مغ الاميم, سلار نایب السلطسان = det, „ill‏ ادقع ما راه K‏ للمسلمبن مسا ناله مر قسوة النصمان قر وعظ الامراء وحذرق نقية الله n‏ علي بنمکین النصاری من" ركوب لحيل وتسليطبع de‏ المسلمين: واذلالهم ایام ob‏ الواجب الوامهم: الضغسار وجليب: علی العهد الذى- کنبد -أمير المومنين عير بن لطاب رضی الله عنه لهم فالوا" ya‏ بط کی النصاری F‏ ودیان اليهون t Se e‏ العلقا وتصارئ ادير ee yes, fee By Od‏ والفضاری وقك zum‏ القضاة الاريسع: وناظرو! التضارى واليهود D‏ اترام العهد الجمی والزم بطركب e ee‏ بلیس العهايم. الور وشذ الونارق اوساطهم ومتعهم من ركوب لبیل والبغال والفوام الضغار وحم علیهم خسالفة ذلك آو اشيم ما هله وانه بری می. النصرانية أن EYA l‏ ن الیهود بان"اوقع الكلمة على من خسالف من آلبهود. ما شرط عليه مین لبس الاي الضغر والتنوام العهد S‏ وکتب e S‏ نسخ سهرت الى الاعسال au‏ FFC‏ ذلك وکتب Falles‏ ججوز ان يهدم من الكنايس الا ما استجق بناوه فغلقت عدّة كنايس بالقاه C ë‏ مد ایام فسعی بعض أعيان النصاری غ ذخ کبس حنتی es‏ فغارت العامة تكبروا عن لبص الجسایمر الززی واحتمی كتير منهم بلامراء فتودی ق القساع : ونس أن CEC‏ s‏ نهب ماله وحل Kao‏ ومنعوا lalam‏ * لشدمة ى یوان السلطان be;‏ الامم اد حتی eee‏ عليهم وتبعوم فن رأوه بغيم الوى الذى رسمر به ضريوه بالنعال وصفعوا عنقه حنی يكان بهلک ومن مر بهم وقد ركب ولا ينی رجله القوه عن دابته وأوجعيه en‏ فاختفی كتين منهمر d,‏ عذة من اعیبانهم الى اطهار لاسلام.انقة می"لبس الازيف ورکوب لمیر وقد اکثر شعراد العصر غ فک تغييير زى اهل KL‏ فسال علا N‏ m. D at‏ كان.مى استطالة a‏ على مسر N A‏ جريب EE EEE‏ تصران By sn eb‏ علم.له شئ οο‏ ,د فبعت السلطان يطلب جمیع 8 اسطبق ییالال وال انچ ما شنار اال ان تال e ee‏ :يج DL‏ النایب والامير سنج الشجای وتقدم اليهما باحضار جمیع النصاری بين يديه ليقتله نا رالا به حى in‏ الخال على أن بنادی ق GD‏ =- والیهود عند .امير وامر الامواء باجمعه ان dhe‏ الکتساب النصاری لاسلام فسن امتنع مق اللبلام صرب Kt‏ ومى . ˙ Vd‏ „„ اد GE‏ — .. تسبق الى بيوت# وتنهبها حتى عم النهب بيوت الیهود = واخرجوا . A‏ یود r nee‏ من یبت تضزاق شنو 0 العامة وشهرم بعد ما ضريه EG‏ عن النهب بعد ما نهبو! کنیس ا معلقة صر وقنلو! منهسا جساعة نم جمع النسبایب r‏ النصساری کناب السلطان والامراء واوقغ8 بين يدى السلظان عن بعد منذ فرسم للشجای وامیر جندار أن باخذا عدة معهما وینزلوا ال سوق أخيل مت القلحة he,‏ حفيرة كبيرة ويلقوا ebe eU‏ — تاراً خنقدم الامير بیدر وشفع d‏ خابی: ان-يقبل شفاعنه وقال ما اريك ق-دولتى bis‏ نصرانیسا فلم يؤل به حتی سمح بان من اسلم يستقر ف خدمته ومن امتفع ضرببت عنقه واخرجسه الى دار النينابة وقال لهم با Ee‏ وصلت:قررق. مع.التنلطان & مركم الا على b‏ ان من اخننسار دینه فتل ومن اخننسار الاسلام خلع عليه وباشر فابتدره الکین بن السقسای اد الستوفیین e‏ له با خونت U‏ قواد جخنار القنل على هذا الدين توا والله دين نقتل وموت عليه وتروح لا كنب الله له سلامه قولو! لا الدیین الذی خنساروه حنی نروح اليه فغلب بیدر = فقال له والکه أن U‏ الاسلام فقال با خونن ما نخرف قولو! وأ نتبعکم amt‏ العدول واستسلمع . علیهم ودخل بها على السلطان ld‏ تشاریف وخرجوا ال مجلس الوزيم = = D‏ المدر؟ O‏ السقسا وناوله ورقند لیکنب غلبا وقال با مولائا القساصتی اکتب على هله ` الورقة فقال يا بهی ما کان ثنبا .هخ القصسباه S‏ خلد فلم بزالوا فى جلس:الوزيم الى العصم تجاءعم Eee‏ ملس النايب وقد جمع بم القمساة Bad‏ اسلامهم صر تیم فصار الذليل منهم باظهار لاسلام عزيرا وبيدى من" اذلال CCC‏ کان چنعه نصرانية من أظهاره وما هو الا كما كيب به بعصهم الى الامير بيدر التایب فقال ۳۹ سنين ونسعة اشهر وغعشرة ایام ومات يوم الثلاناه سابع عشر نهر رمضان سنة اربعین وستمساية ودغن بدير الشمع بالجيزة وان للا بدینه حبسا i‏ واخف الشرطونية غ بطركيته وكانت N L.,‏ ورافعه الراهب عاد الموشار ووكل عليه وعلى e‏ والزامه وساعده الراهب السنى ابن O‏ واشاع متالبه وقال لا يصح له كهونية لانه يقدم. بالرشوة واخف „„ علية طايفة كتيرة وعقن Aa Let‏ الضاحب معين الدين خسن بى شيع الشیوخ ق ايام املك .الصاح جم الديى ابوب واثبت على البطرك c‏ فقام اللتساب النصاری.ق أهره هع الصاحب جال ملد الى السلطان حتى استمر على بطركيتة وخلا کرسی البطاركة بعده سبع سنبی h , W l n‏ قدم اليغاقبة اتناسيون بن القس ان الکسارم بن كليل بالعلقة ف يوم الاحد رابع شهر رجب O‏ واربعين.وستماية.وكمل بلاسكندرية فقام احدی عشرة سنة وخيسة وخيسين یوم ومات يوم الاخد ثالث رم سنة ستين Kl‏ فخلت مص من البطركية خمسة وثمانين يوماء وق ايامه اخف الوزير لاسعد شرف الدين * الله بن صاعد Sa‏ لواف من النصاری مضاعفه وق یامد ثارت pls‏ >( وخربت کنیس مریم (in‏ بعد أحراقها ونهب ما فيها . جماعة من النتصاری بدمشق ونهب Deo‏ املك المظفر قطز الى دمشق قور على النضارى.بهنا ماية الف ... بينهم وجلوها اليه بسفارة الامير ارس الدين اقطاى الستعرب اتابك العسکره | وف سنا آتنتین وتمانیی. وستماية كانت واقعة النصاری ومن خبرها أن الامير ستجر الشاجاى کانت حرمته وافرة ف ايام الک المنصور قلاوون وکن النصارى يركبون لمیر بزنانير فى اوساطهم ولا چجسر نصراى أن LO‏ وعو راکب واذا مشى.فيذله ولا بقدر اخد منهم يلبس قو مصقولا > Els‏ مات النصور وتسلطن من بعده ابنه املك الاشرف خلیل خدم اسقاب منهم کانب عند خاصکی يعرف بعين الغزال قصدف يوما فى طريق مصر F‏ خنرل ال‌مسار عن دابته وقبل وجل اتلساتب فاخن النصرای یسبه ونتهدّده على مال قد تاظر عليه من نمی A‏ وعو يترقق له ويعتذر فلا يزيد ذلك علبه الا alle‏ وامر Sid ande‏ وتف السمسار ومضى به والناس تجتمع عليه حنی ضار الى ضليبة = بن طولون ومعه عم كتير وما منهم الا من یساله ان جخلی عن :السار وهو يمتنع عليهم فتكائروا عليه والقوه عون „ واطلقو! البمسار وكان قى قرب من بيت استاذة وبعت غلامه لياجده عن فيه sb‏ بطايفة من غلمان الامبر واوجافیته خلصوه من الناس ] القبص علبهم: لیفتکوا بهم فصساحو علیهم ما ل ومروا مسرعين > h‏ القلعة واستغت انوا نصسر الله ۳۸ بالعلقة وكمل RAUCH‏ تع غشرة سنا ومات ‏ سابع عشرين جسادی الاخرة سنا احدی وخمسين .= IS‏ الكرسى بعده SU‏ وأربعبين تا وقدم مرقص بن زرعسة الکتی بابی الفرج بطرك اليعاقبة مصر وكمل بالاسكندرية فاقم آئنتین وغشرين سنة — ميد هروش وی یوم U,‏ وق ابام انتقل مرقص أبن قنبر وجساعة من القنابمة لى رای الملكية فر عاد النى اليعساقبة فقبل فر عاد الى a‏ ورجع فلم يقبل وان م فذ! یک ا عة Wr‏ وق امد كان O‏ شاور الوزم Par‏ تامی اعم Lu‏ بو مرقورة وخلا بعده» کسی البطارکة سبعة وعشم‌ین بوه ۵ فر قدم اليعاقبة يونس بن أبى غالب بط غ يوم الاحد عام , سناذ اربع ونمانین وخمسهاية وکبل بالاسكندرية فاقام ستسا وعشرين سنة واحد عش شهرا وثلاتة حشر بوما ومات يوفر لثميس رابع عشم شهر رمضسان سنة ثنتی عشرة - بسالعلقة par‏ ودخن باحبش , ابتداء امره تاجر! يتردد الى الیمی ف الاجم حت كر مساله وكان . معد مال لاولاد تباب فاتفق انه غرق فى کم املع وذهب ماله وجا بنفسه الى القاهرة وقد ایس اواد تباب من مالهم فلما لقیهم اعلمهم ان ع مالهم قد سلم ثانه كان قد ale‏ فى نقایم خشب en 382.‏ سوه و ORE‏ ياسر فقال له oN‏ لباب خذٰ انت البطركية وحن نركيك فوافقهم واقيم بطركًا فشسق PFF‏ ع معه لا استقر ق البطم كي سبعة عشم الف دينار مصرية انفقها على الفقراء وابظل الديارية ومنع الشرطونية ول ياكل لاحد مسن النصارى.خبواً ولا قبل لاحد TRAP‏ فلتا مات ام ابو Ca,‏ نشود لخلافة بن البقاط كاذب لليوش مع السلطان ع الملك العادل.ابی کر ہی وب ق ag‏ القس داود ين بوحنا ابن قلق الفیومی خانم كان ee‏ , غير أن يعلم املك الکامل حمد قشق ذلك على النصارى فقسام منیم الاسعد بر صدقخ كانب دا ر التفاح pan‏ ومعه جماعة وتوجهو سکم ومعيم الشموع الى تحت قلعة ME‏ حیت كان سكن املك الکامل واستغسائو! به ووقعوا فى القس „ لا يصلخ 5 يعتنا انه لا يقدم البطرك الا باتفساق a‏ عليه فبعث الملك الكامل يطيب b‏ وکان القس قد رکب بكرة ومعه الاساقفة A,‏ من النصاری لیقذ‌مو بالعلقتة بمصر وذلك یوم الاحد فرکب الملك الکسامل بسکر کبیر من القلعة الى ابیه بدار الوزارة مسن القافرة حبت سكنة واوقف ولاية القس فبعث السلظان ع فى طلب الاساقفة لیعقق الامر منهم فوافقهم الرسل مع C‏ ف الطريق فاخذوم ودخل القس الى كنيسة بو جرج t‏ وبطلت بطركيته واقامت مضر بغير بطرك تسع عشرة سنة وماية وستبن يوما م قدم هذا القن بطركًا فى يوم الاحد تاسع عشرين شهر رمضان سنة تلاث وثلاتين „„ * : امير الومنین = اعفوا من النفی وق هذه لمموادث اسلم كشيم من النصارى 8 وق . سبح واربایة وثب ba‏ اكلم AL‏ على ملکهئمم قطورس فقنله" وملکه عونه وکنب الى باسيل ملك قسطنطيني: بظاعته , سنة فسار الملكه باسیل البهم فى شوال سنخ „Las‏ واربجساية واستوی على ale‏ البلغر A,‏ ى قلاعهسا عسدة من Seht‏ وعاد الى قسطنطينية فاختلط الروم He, U, Ale‏ بدا واحدة بعد شدة الغداوة 8 , اليعاقبة غليهمز شانوتير بطرلا -A,‏ فى سنة اجدى G‏ واربجساية ف يوم الاحد ثالث e‏ مهات نام خمس عشرة Ki‏ ونصف ومات ف طويخ وكان تهنا المسال واخف الشرطونية فخلا اللرنى بعده سئة وخمسة اشهم فم قدم اليعساقبة اخرسطودلس بم ف سنة تسع , U‏ ثلاتين سنة ومات بللعلقة من paa‏ وهو SAN‏ جعل كنيسة بو هم قورة paie‏ وكنيسة - = الروم من القساهرة بطركية فلم يقم بعده بطرك c‏ وسبعبی نوما e‏ الم الغ اقب كيملل اقام اربع a ie‏ سحة ADS‏ اهم وتصلف ومات يكنيسة U‏ من جريرة مصر المعروفة بال وضة فى سلح ربيع الاخر سناذ خمس وثمانين واربياية ول VVV‏ بعده بطركا.مذة ماية واربعة وعشرين + See‏ وتمانیی یفام نسح ae e G‏ شه ومات pae aalen d‏ وكان المستنص all‏ — نقص النیل وضرر اهل مضم بسبب ذلك قامم بفخ سل رى منه Halli‏ ارض g pan‏ وزاد النیل فى ليله واحدة قلاقة اذرع واستمت الزيادة حنى روبت البلاد وزرحت ر عاد Sb‏ فخلع عليه الستنصم واحسی اليذه | وق Ks‏ اتننبن وتسعين وأربعاية قحم اليعاقبة مقارى É by‏ بدي بو مقار وكمل بالاسكندرية وان اال E‏ مس ال دير بو مقار فقس به فر جساه ال مم فقس بلعاقة فام سب ابآ خنفاق زلولة عظیمة مص عدم FFF‏ بال وضة واتهم الافضل بن امیم میوش U‏ تانها كات ق ee‏ بق یامه ابطل عوزید كثيزة للنساری فبطلت: بعده> فر قدم اليعاقبة غب يال الکتی بابى العلا صاصق بن ریک آلشماس بكنيسة مم‌قورپوس غ سنة خمض وعشریی وخمناية لعف وکمل بلاسکندرية وقذين بلاديرة بوادی عيب واقام اربع عشرة . ومات فخلا بعذة G‏ اليعاقبة فلاة اشهر ۵ قر al let as‏ الفقدوسى الراعب بقلاية دمشرى بطركا بكنيسة المعلقة — وكمل ف الاسکندربة خافام نسعة أشهر ومات يومز عة رابع شوال سنة احدی واربسعسبن Se‏ فل ول یمه C‏ سدة وسبعین يوسا ف اقبمر يوقا ابو EN‏ بط مف F‏ .. 2 > ۰ ۳ وسبعين یوما وف بطركيته نول بالفصاری شداید هم یعهدوا مثلها وذلکه ان H‏ من كان قد تمكن فى امال الدولة حنی صاروا بالوزراء وتعساظموا لاتساع احوالام وكثرة اموالم N‏ nl‏ ضرق e,‏ للمسلمین ذاغصب اکم بامر الله ذلك وکان لا چلک نفسه اذا غضصب فقبص على عیسی بن نسطورس النصراق وهو اذ ذاک فى رتبا: SL‏ رتبة الوزراه وضرب عنقه تم قبض على فهد بن ابراعیم النصرای كانب لاستسان برجوان وضرب عنقه وتسنسدد علسی النصاری en‏ جلبس الثياب الغيار وشد الزنار ‏ اوسباطم ونع من due‏ الشعسانین Das,‏ الصلیب والتظاعر بيا كانت عادنهم فعله فى أعيادثم من الاجشماع واللهو وقبص على جمیع ما هو حبس على النایس والدبارات وادخله فى الدیوان وکثب الى اعباله کلهسا بذلک واحرق عدة صلبان كثيرة ومنع النصاری من شراء العبید والاماة وعدم ll‏ لله خطة راشدة Hub‏ مدينة مصر واخوب کنایس امقس خارج القاهرة وابام ما فیها للنساس انتهبوا منهسا ما جحل وصفه وعدم دير القصير وانهب العامة ما فيه ومنع النصاری من يل الغطساس على ثساطی النيل بمصر وابطل:ما كان ميل فيه من الاجنماع للهو والزم. رجال (لنصاری بتعليق الصلیسان لبش A‏ ارطال ف اعنافهم ومنعهم من ركوب لخيل وجعل لهم أن يركو البغسال ولجير بسروج وجم غير حلاة بالذعب والفضة بل يكون من جلود سود وضرب باجوس فى EA‏ ومصر ان ع لا يركب احد من المكارية نمیا ولا :مل نوق مسلم اد من إل الذمة وان یکون تياب النمنسارى وعبسایهم شديدة السواد ورکب سروجهم من خشب یز وان يعلق اليهود ف اعناقهم خشباً مدورا زنة لششبة منهسا خمسة ارطال وق طساهرة فوق تيابهم واخذ فى هدم اللنايس كلها واب ما فيها وما عو حيس عليها للنساس نهبسا وافطاء فهدمت باسرقا ونهب جميع امتعتها واقطعت احبساسهسا وبنى فى مواضعها المسساجد وان للصلاة فى كنيسة شنودة بمصر واحیط بكنيسة العلقة فى قصر الشمع واکثر النساين من رفسع انقصص بطلب کنایس.اعبال مصر ودیارانها فلم o‏ منهم الا وقد وفع علیها باجابة رافعها لما سال فاخذوا امتعاة الکنایس والدیارات وباعو! باسوان مصر مسا وجدو! بهسا من اوان الفضن Rat,‏ وغير ذلك وتصرفوا فى احباسها ووجد بكنيسخ شنودة مسال جلیل ومجد 3 العلقة من. المصاغ. وتياب: الدیباي امن , جد! ال الغاية وکنب الى ولاة لاعال بتمكين السلیی من عدم الکنایس والديارات فعم الهدم فيهسا من سنة ثلاث وأربعساية > ذکزمن يوق به ف ذنکه.ان الذی هدم ال آخر سنة خمس واربعاية بمصر والشام واعالهما من الهياكل اله بناها الروم نيف وتلاتون الف بيعة ونهب ما فیها من الات الذهب والفضة وقبص على اوقافها وکانمت be,‏ جليلة على مبان ع جيب والزم النصاری أن یکون الصلبان ق اعنافهم اذا دخلوا السام والزم اليهود أن یکون ف اعناقهم الاجراس اذا دخلوا لكام فر الزمر اليهود والنصارى خروجهم كلهم من ارض paa‏ الى بلاد الروم فاجتمعوا us Epb‏ القصم من sw‏ وأستغاتوا ولاذوا بعفو ro سن ثلاتياية احرقت اللنيسة اللبرى المعروفة بالقيامة فى الاسکندرية وك لله كانت عیکل زحل وکانت من بناء BAS‏ ۱ وف سنة احدی وثلائماية قدم البعاقب: غبربال بطرکا ناقام اأحدى عشرة Kin‏ ومات واخفت فى یامد الدبارية de‏ الرجال والنساه وقدم بعده البعاقبة فى سنة احدی عشرة وتلاثماية md‏ فاقام sus‏ عشرة ER Kim‏ وق يوم السبت = من شهر رجب سنة US‏ عشرة = احرق المسلمون كنيسة مريم بدمشقن) ونهبوا ما فيها من االات والاواى وقيمتها 5 * ونهبوا ديرا للنساء عجوارها وشعقوا اليعقوبية والنسطوربةء وق سنة ثلاث عشرة وثلاثماية قحم الوزیر عل بن عيسى بن N‏ مصر فكشف AUT‏ والزم الاساقفة والرعبان وضعفاء النصاری iyi siol‏ نادوها ومضی طايفة من الى بغداد واستعانوا u‏ بالله فکنب الى مصر بان لا یوخذ من الاساففة والرهبان والصعفاء جزية وان جروا على العهد الذى Rab‏ > وق سنة ثلاث وعشربی UA,‏ قدم اليعاقية E‏ امه قدمسا pi‏ عشربی Kim‏ ومات وف ايامد تار السلمون بالقدس سنة خمس وعشرین وثلاثماية وحرقو! كنيشة القيامة ونهبوها وخربو منیب ما قدروا عليه ۵ وف الاثنين اخر شهر رجب سنخ تمسان وعشريين وتلاتنساية.مات سعيد بی بطريق) Sb;‏ الاسكندرية.على الملكية بعد ما اقام فى البطركية سبع سنين ونص ف فى شرور متصلة مع طایفنه نبعت الامير أبو بكر حمد بن طغي الاخشيد ابا تسین من قواده فى طايفة من NA‏ مدينة تنیس حتى ختنم على کنایس اللكية واحضر Le}‏ ال الفسطاط وانت كتيرة جذا فاتنکها الاسقف خمسة: الاف دينار laeb‏ فيها من وقف اللنايس ثم صاخ طایفته وکان فاضلا لد تاريخ مغيد> وثار المسلمون ایضا عدينة عسقلان وهدموا كنيسة مریم لخضراء ونهبوا ما فيها kl,‏ اليهود حتی احرفوما I‏ اسقف عسقلان ال الرملة واقام le‏ مات © وقدم البعساقبة فى Kin‏ خمس واربعين وتلاتماية اوفانيوس بطر فقام اربع سنين وستة اشهر وقدم بعده مین اقام احدی عشرة سنخ ومات تخلا اللربى بعده c Rim‏ نم قدم — — افراھام بن زرعة فى سنا ست وسأنين RL,‏ فقام ثلاث سنين وستة اشهر ومات سبمسوما من بعص SEN‏ النصارى وسببه انه منعه من النسری خلا اللريئ بعده ستة اشهر واقيم فيلانوس فى سنة نسع وستين فثام أربعًا وعشرين سنة ومات وان مترقاء وق aab‏ اخذت الملكية كنيسة : السيّدة المعروفة بكنيسة البطرك تسلمها مناه بطرك الملكية آرسسانیوس فى ايام العسزیسن باه نزار بن المع زه وق سنة تلاث ونسعبن وتلاثماية قحلم البعاقبة زخریس بطر فاقام تمان وعشوین iiw‏ منها خی البلاية مع للساكم این على منصور بن العزیز al‏ تسع سنين اعتقله فيها BE‏ اشهر وامريه ih‏ النوبى غلم نضره Lars‏ زعم النصارى ولا مات خلا اللرسی An) Au‏ gsi Philol., Classe. III. pe PEPEL , 2 o وف ایام قدم همع بعقوب‎ c سنة‎ H Als وچ ی‎ si ان الیط‎ akt a e ee d عدة اساقفة الى أف يقبا وق ابامه مات بطرك انطاكية الوارد الى مص ف السنة وت‎ ۵ من بطم کیته‎ وق ایامه Kt A‏ الله غ Ka‏ خمس , ومایتییی. اهل اندم بلبس KALB‏ العسلية = az‏ وركوب السروج بال کب لشب ول 8 m!‏ — رفعتبی على لباس رجالهم خالفان:لون الثوب قدز كل واحدة متها اربع اصسابع ولون كل b‏ منهما خنم لون eg. o‏ من ls‏ لبق بارا - e‏ من لبمس الناطق وامم بهدم بیعهم BA‏ وباخف العشم من منسازلهم وان جعل على D‏ دور ضور شياطين من خشب ونیی أن بستعسان بهم فى اعمال السلطان ولا یعلمهم مسلم ونیی أن بظهروا & شعاي P‏ صلیبسا: G‏ نع یشعلوا & الطريق تارا C‏ بتسوياة fps‏ مخ الا رض , بذلك الى الافاق قم امم فى سنة تسع وقلاتين اهل الم بلبس دراغتین عسلیتین عسلسی ee‏ وبلاقتصار فى مراكبهم على ركوب:البغال وليم دون تفیل :والبم‌انین 9 . Le‏ مات يوساب اثتننين واربعین ومسایتین خلا اللرسى بعده ثلاثين: یوس وقدم اليعاقبة فسا oO‏ جنس اسهد میکایل فى البط کية فاقام سنة وخمسة اشهر وهات ندفین بحي بو مقار وهو اول بطر ک دفن فيد فخلا الرس بعده احد وثمانيى یوما قر قدم البعساقبة سنا اربع واربعیین ومایتیی: شماسا بدي ابئ: مقسار اه قسما فاقام بالبط BaS‏ سبع سنین وخنشة اشهم ومات خلا اکر سی بعده احد وخمسنین یوما > وق ايامه ام توفیل بن مخادیل . بناجو الصوز من النایس وان لااتبقی صبرة فق كتيسة = اند بلغه عن قيم كنيسة أنه عل فى صورة مریم علیها السلام شبه تدى fg‏ لبن ينقط فى یوم عيدها فکشف عن ذلك فاذ! هو فصنوع ليساخل بذ المسال خضب عنقه وأبطل الصور من اللنايس فبعث اليد md‏ بط ک البعاقبة وناظه > سمم باعادة الصور على ما کانت عليه © ثم قدمز الیعاقبة ساتیم بط كا فاقام تسع عشم سنن ومات. فاقیم بو سانتيوين فى اول خلافة العتر خانام اأحدئ. عشم NL‏ جاری ات ألا رض بالاسكندريخ. ججمی ا ent‏ للق الببوت یی اه تمد بی eee e‏ Kl!‏ إمحاديل فاقام خنستا pa itg‏ وات بعد ما الوم اجان بن اطولون حمل عشريق الف دينار باع قبها رباع.اللتايسن: الموقوفة Leale‏ وارص U.‏ ظام. قسطساط de.‏ وبع الكنيسة عجوار e‏ من قصم الشمع Nei‏ وقرر الديارية حلی كل. نضراق قيراظت قى السنة فقام بنسف المقرر c‏ وفی ایامة قنل الامير ابو لليش. خماروبه بن (جد بن طولون »> خلمنا ماتا شغي کرسی MN‏ بعده من البطباوکه اربع: عشوة سن" وفی یوم id)‏ تالت Sa‏ pi> لتاب رضى الله عند الى خلافة عشسام بى عبد آللک فغلبت اليعساقبة فى هذه SA‏ على جميع كنايس معم واقاموا بها منهم RB‏ وبعت اليهم اهل بلاد النوبة فى Y‏ فبعتوا البهم من K L‏ فصارت K‏ من ذلك العهد يعاقبة© م U‏ مات مضائيل قدم Ke‏ & سنة ست واربعین وماية انبا مینا pbl‏ سبع سنين ومات» وق ايامه خب القبط من ناحية سخا واخرجوا الال غ سنة خمسين وماية وصاروا فى جمع فبعت الي يزيد بى حسام بن قبيصة امير paa‏ عسکر! Pi‏ القبط ليلا وقنلوا عسذ:ة من المسلبين Aral ges eg,‏ البلاه على النضارى واحتباجوا الى اكل لليف وعدمت اللنسايش ar GAS‏ فهدمت کنیس مریم الجاورة لان شنودة var‏ , كنايس کرس قسطنطین خبدل آلنصاری لسلیمان بن على اميم معم فى ترکها خمسین الف دبضار ثابی فلا ول بعده موبی بن عیسی اذى له ق بنانهنا فبنيت كلها مشورة اللیت بن سعد وخبد الله بن لهيعة قاضی معم eb‏ بان ع بناءها من عيارة البلاد وبان اللنبايس للد pas‏ لز تبن الق S‏ زمن الصحابة والتابعين © ما مات ابا میننا قدم n Kala‏ برجا قلطم فلا ee Bian Ge‏ اه خر القبط ببلهیب سنة ست وخمسين فبعث اليهم موبى بن على امبر مص . بعده اليعاقبة مرقص EB AL‏ عشریی سنة وسبعين یوم ومات وق ايامه كانت الفتنة جين الامين والامون ثانتهبت النصارى بالاسكندرية واحترقت RI‏ مواضع عديدة وحرقت دبازات وادی عبیب ونهبت فلم یبق بها من رعبانها الا نفر قلیل وق ایآمه مضی بطرك الملكية الى بغداد ade,‏ بعص حظابا اهل لخليفة فانه كان Eolo‏ بالطب LE‏ عوفیت كتنب له برذ كنايس الملكية للك تغلب عليها اليعاقبة بمصم فاستر ذها منهم Ce‏ فى بطركية الملكية أربعين N.‏ ومات ۵ a‏ اليعاقبة بعد مرقص يعقوب فى سنة أحدى عشرة ومايتين ثافام عشم سنين * اشهر ومات وق ابام عبرت الديارات وعد الرهبان اليهسا وجرت كنيسة بالقدس لمن يسرد من تمساری مص وقدم عليه دیونیسوس b e h-‏ حنی عاد الى کر سیه s,‏ انتقص القبط Kind‏ ست عشرة ومایتین ذاوقع بهم الافشين نحتى نولوا على حکم اميم . المومنين عبد الله المامون فسكم خیم بقتل الرجال وبيع النساء والذرية فبيعوا ومبی PAIN‏ ومن yo‏ ذلت القبط ف جمیع ارض مصر ور یقدر احد منهم بعد ذلك على لوج على السلطان وغلبهم السلمون على H‏ خرجعوا عی RI‏ الکايدة واستعسال السکسم Ae,‏ ومكايدة السلبین He‏ کتاب i‏ فکانت لهم ولمسلمین اخبار ge,‏ بان ذک‌ها أن شاء الله تعالى» ثر قدم البعاقبة سیماون bf,‏ & سنذ اثنتين وعشریی ومایتیی bes‏ ات وای الم سبع امه K‏ ميش Le‏ کپ ee‏ هتسه و رق U‏ وقدم اليعاقبة یوساب .دير بو مقار بوادی هبیب فى سنة سبح o‏ ومنايتين فافام Pe وانزل بالنصاری شداید 2 يبتلوا قبلها مثلها وکن عبید الله بی لحجاب موی لشراج قد اد على لبط هرطق ديار ند مق ین الشرق من اقب a‏ السلمو تا منهم Sn‏ وافرة فى iiw‏ سبع وماية Kite‏ أيضا = بوم: وید التنوخى متولى لشراج على النصاری واوقع بهم واخف اموالهم ووسم ايدى الرعبان كلقة حدید فيها اسمر A‏ واسمم دببره S‏ فکان من وجده بغیر وسم قطع يده وکتب الى لاعال بان من وجسد من النصارى ولیس معه منشور ان يوخف منه عشوة دنانير مر كبس الدبارات . رهبان بغير وسم فضرب اعناق بعضهم وضرب باقیهم حنی مانوا حت الصرب قر دمت اللنايس وکسرت الصلبان وجيت التمائیل وكسرت lot‏ باجمعهسا وکانت كثيرة فى سنة اربع وماية Na‏ يومف يزيت ين عبد اللکه» خلما قام هشام بى عبد اللک s‏ کنب الى مصر بان جرى النصاری على عوايد# وما بايديهم من العهد ققدم = صفوان امیرا على مصر ق ولاينه الثانية تنشخد على النصارئ وزاك فى g‏ واحصى:الناسن Se,‏ وجعل على كل نصراق ونجا صورة: اسد ونتبعهم فن وجده بغيز وسم قطع يده © مر e‏ الیعاقب: بعد موت الاسكتدروس بظركا سمه قمما فانام .خيسة عشر شِيرًا ومات فقدموا بعده تادرس ف سنة نسع وماية ومات بعد احدی عشرة سنة وق aut‏ احدئت كنيسة بسو منا خط یم[ طاعر مدينة مصر È‏ سنة سبع عشرة Salas‏ فقسام جمساعة من السلمبی على الولبیت بن رفاعة امير مص بسببهاء وق سن عشریی وماية قدم اليعاقبة مخادیل بطرکا فام قلاا Ki e‏ ومسات وق ايامه انتقص قبط الصعید وحساربوا العسال فى سنة احدی وعشرين b e‏ خی جنس «منوب تحسارب L‏ وفتل معسه قبط كثير ق سن افنتين وتلانین فر خالفت القبظ برشید فبعت البهم مروان اين حبد Ù‏ قدم مصر وقزمیم وقبضن عبد الملك بن موبی بن نصيز امير مصر على البطرك مضانیل ذاعتقله والزمه جال قسار باسافقتد"ى اصال مصو يستسال اهلها فوجد8 فى شدايد فعاد الى الفسطاط ودفع ای عبح: الک ما حصل له فافرخ عنه فنول به بلا کبیز من O.‏ وبطش به وبالنصاری واجرق مع وغلانها واس عذة می. النساء Alt‏ قبات ببعض الدیارات وراود واحدة منهن عن نفسها فاحتالت aake‏ ودفغتة عنها بان aus,‏ فى دهن معها نو اذعن به انسسان لا یل كيه البلام فاوثقته بان ع مکنته من SR EU‏ نفسها ذشت حبلنهسا عليه واخ چت . زیت اذعنت به قر ,مدت عنقها nah‏ بها بسیفه/اظار راسها فعلم .انها اختاوت الفت على c‏ وما زال البطرک والفعناری ق مدید مع مروان الى أن فتل ببوضير g‏ واما الملكية فا ملك الروم اون آقام قسمنا بطرک الملكية بلاشکند BR‏ ستة سبع Kalag‏ فضى ومعة RAP‏ آل عشام بی عبد اللکه فکتب له برد کنایس اللكية الیهم فاخذ من الیعساقبة كنيسة البشسارة وان e‏ اتاموا سبعسا . بغیر بطرک فى paa‏ من عيض عم بسن pì Fele,‏ على nal‏ كما تقدم ذکمه» فطلب القبط من عبرو الصالحة على لزید فصالحهم عليهسا Pal‏ على ما بايديهم من لاراضی e, Sg‏ للمسلمين على الروم جنى فزمهمر الله تعالى واخ جيم من أرضن مصم. ونب ول بطم ۵ البخاقيخ Be li‏ نیت عشم بن من الهاجمة | فسم» D‏ یرو وجلس على کرسی بطركيته بعد ما غاب عنه ثلاث عششرة بسا متا d‏ ملک ارس لحم عنم سنين ce‏ بعد فدرم عرقل الى gaa‏ فغلیت اليعاقبة على کنایس معم. ودیارآنها كلها نانغردوا بها دون AR‏ ... S‏ لاخبار من النصاری ان ام لوینی عدر بی لطاب رهی الد Küng de‏ القدس كنت للنضارى_اماناً lu, Adels N he‏ واموالج وجمیع N.‏ تهدم ولا تسكن وانه جلس وسط كن كنيسة القيسامة وا حسان وقت الصلان خرچ de‏ اللنيسة على الدرجة اله علی بابهسا عفرده ثم جلس وال للبظرک.لوصلیت,داخل اللبيسية لاخذها السلمون من بعدی وتلوا عنا صلی عرء وکتب کناب يضمن انه لا بصلی احد من السلمین de‏ .الدرجة الا واحدا واحدا . السلمون بها Shall‏ فیها ولا يوذنوا | علیهاء وانه انار علیه البطرک باخاذ موضع الصضرة مسجد وكان ee‏ الله عنه من التراب S‏ خنبادر السلمون لرفعه حنی م يبق منه تی2 وعير السجب (لاقصی امام: الصضرة خلما كانت ایام عبد الملكك بی مووان ادخل الصاضرة فى جرم. الاقصی , خمس وستین من الهجرة > تم .ان عبر رضی الله حنه اق بيت م وصلی ف كنيسة نند xad‏ اله ولد e-‏ ب Is‏ بایدی النصساری, أن لا یصلی فى هذا الموضع. احد من.السلمین الا رجل بعد رجل ولا ججتمعوا في للصلاة ولا يوذنوا عليه © ولا مات البطرك بنيامين:ى.سنة نسع , من الهجرة وو وو E ll‏ قدم (لیعاقب: بعده اغاتثوا pbb‏ سبع عشرة Kin‏ ومات سنا ست وخمسين , N‏ : بالاسکند ريد فلم فول الى أن هدمت 3 ale‏ اللک. العسادل أي بكر بن ايوب وکن ق ابام الغلاد مده قلات سنين نوكن .یهتم بالضعفاه» ذاقيمم بعده ایساک Ce‏ يغقوبيًا ذلامر Ge‏ واحد غشر شهرًا ومات ققدم اليعساقباة بعده سيمون السرياق فلام. سبع سنسین ونصف ومات وق ابام قدم رسول اعل الهند فى طلب اسقف يقيمه لهم نامتنع من ذلك حتى بان -. له السلطت ری بافامة cv‏ وخلا بعد موته کرسی الاسكندرية ثلاث سنين بغير بطرک ء نم قحم اليعساقبة فى سنة اخدی وثمانی الاسکندروس A‏ اربعسا وعشرين سنة ونصف وقبل خسا ورین سند وات سنق ست و وت يد داید صودر يها متاخ مند ی DI Ru‏ دينار وق FAR‏ أمر عبد العزیز بن مروان امير مصر باحصا .الرعبان فاحصوا واخذت منهمن وی من كل راهب دينار وق اول جزية اخفت من الرعبان .ونا ول مص Due‏ الله.بن neee‏ F. ese.‏ لوا عليه حيلة > امنيم من راک منهمن ونیم Sede ie cen‏ یدمن ee, eie‏ لت prai‏ جيعة فى کل سننة حنه E GN u‏ أل قولهم واوقع بالبیمد > وفیسغستة P‏ نکب البطاركة والاساقفة الى جميع البلاد akh‏ النضا ری nr‏ أسبوع: فى. RU‏ فالومیا E‏ الى الوم وعرفت Bus Pe‏ مرت يم Sao‏ الکنایش وللدیازات وانفق فيها مال كتيراء وف يامد اقيم" ادراسلون بطرك اليعاقبة. بلاسکند‌وية فاقام ست سنن ومات ف امسن الذی يقال له دیم ابو بشای وديم سبدة ابو بشای وهما اغ وادی عبیب Lens alla‏ وتلاتین ية ملكة آلفرس منهسا مهن J5 SF e‏ فقتل S cod, fac u‏ الاسكندرية وکان منانیّا: ٠‏ وطلب بنيامين لیقنله فلم يقدر عليه لغراره. مغد 08 . مارونينا Als‏ ينا اخی بنیامین فس قد بالنار lie‏ للبعاقب. e,‏ قط نظ نب u‏ ۲ فاظهم. الله ديى . الاسلام فى en eee ge a‏ للنسلمين. وکاننت a = S‏ آن فاخت معم. وصار النصارى من القبط نمند. للمسليين-ومتها ملة ک‌تهم ات ایبدی روم بقتلونهم ابرح فتنل بلصلب Gr‏ بالناز وال جم باجارة: وتقظیع الاعضاء:ومنها:مدّة استیلانهمی, بغنصر الملوك ۵ a السلیی..‎ Selb s tes النصارى من قبط‎ N ذكر‎ pe ذم لهم,وما,رکان فى ذلك من لوادت ولاتباءء‎ ee -s Je d, SLA . رم اسف زا خنجلها اال ری‎ DR متبساینین ف اجنساسهم . احدهتنا اعل الدولة وکلهنم روم من جند صاحب‎ 25 وکانت عدنهم‎ U وديانتيم باجمعهم ديانة‎ PAR القسطنطينيةة ملک الروم‎ he باس‌هنا ويقال لهم القبط‎ De DI على كلإتماية الف' رومز والقسمر‎ ختلطة لا.يكاد.يتميو منیمر القبطى من لبشی من النوبی.می,الانم‌ایلی الاصل:من اغهسمه‎ S وكلهم يعاقبة ننهم كتاب المملكة ومنهم التجار والباعة ومنهم الاسساقفة والقسوس‎ ال الدولة مى‎ e Kelly ومنهمل اهل الفلاحة والورع ومنهمی افل لشدمة‎ S الاف.‎ e Paare Ae, Kan ويوجب قثل بعصهمر‎ ie Li العداوة ما جنع,‎ Gr ار محم اعلاها واسفلهاء خلیسا قدم رو بن العساصسی‎ Joi iii 8 تين‎ السلمین معد الى معم تلهم الروم ایة لملكهمر ودقع لهم عن بلادم وانلهم السلسبن‎ 19 وف ايام طهباربوس ملک الوم بای النضارى باندایین مدلین u‏ e halo‏ وق ایام" n‏ موري قيصر :زعم راهب اسبه مارون ان السج عليه السلام OU‏ ومشية r‏ وقنوم anf,‏ خنبعه h de‏ وقنسبين. والعواصم وجساعة من آلروم ودانوا s‏ فغرفوا بین: النصاری بالسارونبة, فلس مات مارون بتو على سم دير مارون یا ۵ j AAs‏ سای a‏ هم IL‏ تایه ق دق ی رجه 1 ۱ القدس SU Ke, b,‏ الشام , النعساری باجیعم واتوا ال مصرق طلباع u‏ منج PER‏ وسبوا من سببا لا ىبل خم وساعد و اليهود Es‏ كنايشه Ele,‏ جو الفزس cy‏ وجبل e Bol , N‏ صور وبلاد القدس CC‏ واخذوا قطعة مى :عون ball‏ واسزوا بظرک, القدس وكنير! هرن All‏ مضق كتسسرى بنفسنة من العرای لغرو قسطتطينية تخت ملک الروم فجی‌اصرها اربع S‏ . وق ايام bss‏ اقيم يوحنا الرحوم St Cs‏ على ANS Sl‏ ارض مص كلها عشر . ومات بقبومن , فار من U‏ , . [لبطوک سبع سنن خلو ارض مصر والسشسام من | b, g‏ فق G les‏ النصنازى be‏ من et‏ وقدم اليعاقبة فسطساسيوس بطر Ù‏ Kin s‏ مات ف تاف عشویر “كيفك سنا -کلاقین .وقد ایا SA]‏ انوس فاسنترد ما كانت اللکب: قال امتتؤلت غلید,می كنايسن الیعنساقبا ورم ما تنعته الفرس منهسا وانت انامنه مدينة الاسكندرية فارسل اليه اتناسيوس بطرک انظساکية هدید حبذ عدة كثيرة من الاساففة م قدم عليه bal‏ فتلقاه er‏ بقدومه وصارت ارض مص فى ايامه جمبعها Ele:‏ خليها م الرومء فثارت البهود فى اناد ذلك ديت صور وراسك! بقینیم غ بلادم A‏ SN ge‏ بالتصارى وقتلهم قكانتن بینهم. حروب. nit‏ فییسا من اليهود. نحو عشرين الفا l,,‏ كنايس التصارى S e g‏ النعناری peale‏ وكائروم ,فانهوم البهود عزمد قبجد G‏ طقل قد ملك الزوم ابتقسطنطيني: وخلب: الفرس ية دبرا على کسری تجح رحسل Angie‏ سا رمن b‏ الفرس منیسا تخرج a‏ طبزید a‏ وقدمها لد الهداينا لإليلة وطلبوا هند yl‏ يومنهم: ولف لهسم علن “ذلك امتهم , دخلل القدس .وقد نلقسیاه آلنساری بلاناجیل والعلبسان OSA PRET‏ الشعلة فرج الدینة وکنایسها وقامة b‏ فسساءد ذلك. . النصارى ا کان:می, تورة البهود مع الفرس وایقاعهم بالنصاری وتخريبهم al‏ كانو! انتی تكاينة انهم تمن u ai‏ فتلهم عون اخرق H‏ هرقل على A فاجتمع الناس: الى الكتيسة حتی لز ببق احد فطلع امنیر وقل يا اعل الاسكندرية أن قركتمر مقا اليعقوبياة N‏ اخساف أن يرسل الملك فيقتلكم ويستبج اموالکم وحریکم فقموا برجبه فاشار الى ينك فوضعوا السبف فيهم فقتل مى الناس ما لا ججصی عدده > خاض Sal‏ الما وقیل ان N‏ قتل N‏ مایتتا الغا U-‏ منم ( ال الدیارات بؤادى RI‏ واخذ الملكية کنایس اليعاقبة ومن يومف صار کوسی اليعقويية d‏ دیر بو مقار بوادی عبیب ۵ وف انامه ثارت السامرة على ازض - , كنايسن النعصاری > ما Les‏ وقتلو جماعة من النصاری فبعت H L N‏ من الستاموة خلقسا کثیرا ووضع من خراج فلسطين جملة وجته اننا الکنایس وانشتا in‏ بيت القدس للمرضی ووسع فى بناه کنیس بیت حم وبا دیا بظور سیتا hey‏ فياه حصنا خوله عفةاقلال ورتب فیهسا حرسسا حفظ الرعبانء وف ايامه كان المجمع تشامس من جامع. النضناری lan‏ ارجسانس اسقف مدينة منبم قال بتضاسج الارواح وقل كل مع اسقف انقرة واسقف المصيصة et,‏ الرعسا بان eee‏ سمو Obst‏ RER — aice 8‏ ولا مات القساید الذی ل بطرك الاسکندرية بعد سبع عش سنة آقیم بعده يوحنسا وکان منانیا فاقام ثلاث - ومات» وقدم K‏ بطرکا اسم ناوداسبوس اقام مده O‏ , ستذ وقدم الملكية بطرگا امه داقیوس وکتب اللک الى متول الاسكندرية آن بعرض de‏ بطرک اليعاقبة امانة الجمع تشلقدون وان فر يقبلها اخرجه rn‏ ذلك فلم يقبله فاخسم جد وآقام بدله بولص التنیسی فلم یقبله أجل الاسكندرية ومات فغلقت کنایس القبط اليعساقية وأصاب من اللکية شداید کثير: Ast,‏ البعاقبة بالاسكتدرية كتيستين فى سنة تمان واربعین ومایتین لدقلطيانوس ومات تاوداسیوس ف ثامى عشرين بونة بعد „ö‏ سنة من بط رکیته منیا اربع سنين مدت نفیه È‏ صعيك مص واقیمم An‏ بسطم‌س وان اس و و e‏ مر P‏ وق ستل احدی d All eds‏ اقيم e , aaa‏ فاقام سا G,‏ سنة وات فى تام عم c‏ وق أيامة خربت الحیارات واقام الملكية لج بلاسکندریة بظ 6 منانیا امه اتناس فاقام خمس سنين“ومات وأقیم بعده بوخنا وكان re‏ . ee‏ aa ss‏ - N ایلیا رک‎ e 0۹ ا و وا ی‎ 8 وبعنثك. البه‎ eee یرجم عن‎ b e القحس ال نسظامن:ملکه‎ جليلة وين لو ,مالا جريا‎ ge o de nt فقيل‎ . le جماعة من الرعبان‎ أن ن هو اعتقشاد‎ We ساويرسن اف ذ ببطیسامن‎ Nel, يار لایس والحيارات‎ a وترکا الجمع‎ bene O Gr إلى جمع علکنه‎ A هو لق فغضب‎ dold اليه بطرك انطاكية بان هذا الذى فعلته غير واجب 1۹ اجمع‎ Ria ایلیا بطرکه. القحن = = الرهبان ورونشاء الدب رات فاجتمع له‎ ab واام بدله‎ „ N D و‎ an مود لع يحي وسيب ووس حي‎ ۱ a واحرموا الملك. نسطاس ومن یقول بقولد‎ gas-, ایغ فاجتمع بطاركة الملكية‎ وتتل‎ e, وف ایام يسطسانوين:الملكك: الوم فتاه اصل جران „ ج المسابية بالتنصر فتنصر‎ ملکیام‎ C الاسكنحرية. وکان — فاقام ثلات. سنين ونفی واقيم بتدله.‎ a واقيم_طيمناتاوس في‎ وبخل = ى ذلك‎ U ابونیناربوس وان . تین 3 رجوع النصارى باجمعهم ال رای‎ A فوافقوه = دیازات:بو مقساز بوادی,‎ SAH والزم نصاری مصر بقبول الامانة‎ Ay اعصایه على الامانة التى ازعم اتا مستقيمة>‎ H & وبعقوب البردی يدور‎ الاول وبل الغدلاس “لسك لوا‎ G أليلاد:فى: امس عشريق‎ N ud) = AL وكان, كثير من یکیلو المبيلاد والغطلان ف یوم * 8 یي انون‎ AU c من‎ ۵ من ال یومنا‎ = e- الاب ولایی « مد قلاف الات‎ JA PER RR النوی‎ TR وق :هذه الانام ظهر‎ Sh aLi طبايع وجوهر واحد > وظهر بوليان وزعم أن = امس نول من‎ SU, یت وان سیر يقارف خطيخ فلذلك: م یصلب‎ -A. حند‎ S. N لا‎ al, جقيقاة. وم ایام وم هت واا ذلك .كلد خیسال» ,ومر الملك. البطرك طیساناوس .أن برجع. ال‎ ونفی > واقيم: بدله بولص, وکان ملک يا اقام‎ an شفع‎ Da مذهب الملكية فلم بفعل, نام‎ خمس‎ pl دیلوین وکن ملکنیسا‎ Ce سنتين فلم يرصه اليعاقبة وقیل ان قتلوه وصيروا عوضه‎ 6!!! تومب تسم مگ‎ n ودخل‎ EEE G a A افوثيغاريوين وم قواده 3 الي‎ وجبيع عسکره‎ ipali: ذلك للع برجمه‎ e, نوع :عنم كيلب اليد ولمس قياب البطارکة‎ as على الناس وضرب بالجرس‎ h واظهر أنه قد أتاه كتساب الملك‎ Histor.- Philol. Classe. III. c 17 أن مضت ال = يوحننسا فمر الذهب واستغفرت فعوفيت قوله ug‏ فانقلع له صوسسآن وتناولثه ایدی الرجال خنتفو! اكثر حبنه وامر الملك (کرمد aiig‏ عن r‏ ناجتمعو! عليه واحرمهه ونفيه واقيم عوضد برطارس > وم هذا اجیع pe‏ 35 ق النصاری — ملکید علی مذهب مرقبان اللک ويعقوبية على ser‏ A als le,‏ ال جمیع غلکنه ان J (y K‏ یقول بقیله یقتل -وكان 000 الجمع الثالث وبين عذا اجمع احدی وعشریی Rn‏ واما ذيشقورس فانه اخذ ضرسید وبعر wu‏ وارسلها الى الاسكندرية وقال هذه قمرة یعنی عون الامسانة خنبعه اهل الاسکندرية . فتمجه فى نفیه قعبنعلق القدس:وفلسطین وعزفهم مقسالنه: خنبعوه وقاله! بقوله , عدة PFE‏ کوسی الاسكندرية بغبر بطرك مدة علكة مرقيان وقیل بل قدام برطارس ۵ ga‏ * مييقت PP‏ وانه el‏ بکتب G ve,‏ ال le‏ بان pr,‏ حلی (EN u- a‏ یعقوب وتیل بل كان اله تلمین RUN‏ یعقوب وکارن برسله , وقبل بل = ساویرس بطرك انطاکبة وكان على رای ديسقورس وكان ساویرزس = الى التمسارى ونتبتهم على امانة ديسقورس خنسبوا اليه وقيل كان بعقوب کثیر العبسادة O‏ خروى البوادع فسمى يعقوب البرادى من اجل ذلك وانة كان يطوف البلاد وبرد الاس اله مقسالة دیسقورن فنسب امی" قبع رایه اليه وسوا يعقوبية ویقسال لبعقوب ایضسا یعسقسوب السروجی , e‏ کار 83 * راجن يدك موف ars ,‏ ونا مات مرقيان ä 1 NM.‏ الى اللعب الذى بناه بطلمیمس واحرقوه بالثار من أجل انه ملکی الاعتقاد وکسانت مدته ست سنين d,‏ عوضه طیماناوس وكان يعقوبيًا فاقام تلات سنبن وقدم قاید من قسطنطینیة t‏ وأقام عوضة ساويرس وكان . pib‏ اثنتين وعشوين سنة.ومات.فى ‏ سابع مسرى © خلما ملك زينون بن لاون الروم أكرم اليعقوبية Fels‏ لانه کان U‏ وکان == به مقار كل سنة ما تاج اليه أعلة می القمح والزیت وعرب سسأوير s‏ الق موادنی عبیب ورجع Olle‏ می. نفیه e EPEA‏ فارز تان سنین وسبعة اشهر وستة ايام ومنسات ف رابع هتورء فاقيم بعده اننساسیس فقام سبع سنين ومات ی العشرین هن توت وق all‏ احترق اللعب الذی ينانا بطلمیوس > واقيم یوحنا قبط رکید کوان ممفویرسا با دسج بدو EEE‏ کسیر بعیده سند ۵ Jo !کلیمس. بطرک روهبیخز وال وجنا بط ک : انطاكية. وال يوبشاليوس اسقف. القدس يعرفهم Liy‏ b‏ ͤ البطساركة على لاجتسع عدينة أفسس اجتمع بها مايا اسقف وم کضر بوحنا بطركة انطاكية وامتنع نسطورس من اجى البهم بعدما کوووا الارسال غ طلبد غير مرة b‏ واحومود ونفوه صر بعد ذلك بوجنا zes‏ عليه قصل الامر قبل قدومة وانتصو لنسطور وقال قد احرمود بغير ق ونفرقوا من افسس على شرء قر اصطلحو وکنب الشرقیون Br‏ بسامانتهم وکرم نسطور وبعنسوا بها ال U G‏ وکنب البهم بان آماننه على ما كتبوا وکان eh‏ النان وبين هذا gast‏ خمشين وقیل خمس وخمسین سنا > Lil,‏ نسطورس اند نفی ایا صعيك مصر dis‏ مدينة: آخبیم وأقام بها سبع سنبن ومات فدفون بها وظهرت مقالنه فقبلها برصوما اسقسفت تصیبین ودان بها نعساری أرضن 035 والعراق والوضل ais‏ 3 الغرات وغرفوا ال تیه بالنسطورية © قر — l.‏ رید ER E‏ داقو PEREAT E‏ فى ايامة:مذهب اوطساخی A)‏ الفسوس بالقسطتطينية وزعمنا أن here‏ مساو اجسادنا وان لابن مر یاخذ.من مریم شيا فاجتمع علية ماية. , L-‏ واحرموی واجتمع بالاسكندرية کثیر من البهود قی يبوم الفسح وصلبوا صنبا على متسال امس وعبقوا جیشا قتل tt‏ الاسکتدرب: » وان انجمع الوابغ من جامع النصاری عدینة خلقدونية وسبیخ أر. ن ديسقورس بطرك الاسكندرية قال أن ع السام جوهر ر مین جوهرین وقنوم من قنومبن وطبیعة مى طبیعنین ومشية من مشینبن وکان رای مرقیان ملك الروم حينيف واعل علكته أنه جوهران وطبيعتان ومشییتان وقنوم واحد > D‏ رای الاساقفةة ان هذا رای اللک خافوه فوافقوه,حلی راید ما خلا دیسقورس وستة اساقفة فانهمم فر يوافقوا. اللک وکنب من Pie‏ من الاساقفة خطوطع ما أتفقوا عليه فبعث دیسقورس يطلب منهم الكتاب لیکتب فيه فلما وصل اليه كتسابهم كتنب فيه امانته هو واحرمهم وکل من خرج عتها فغضب الملك مرقيون و بقئله فاشير عليم باحضاره ومناظرته فامر به حضر وحضر ستماية واربعة وتلاثون اسقف فاشار الاساقفة والبطاركة على .ديسقورس عوافقة رای الملك. واستمزاره على رياسته فدعا للملك. Sie‏ لهم یلک لا يلرم الحث ف الامور الدقيقة بل ينبغى له ان يشتغل بامور ملكت وتدبیرها ویدع الكهنة يكحتون عر الامانة الستنقیمة خانهم بعرنون الكتب ولا یکون له هوى مع احد ویقبع لحن ء فقالت بلخارية زوجة الملك مرقیون وکانت جالسة بازابه با دیسقورس O‏ فى ایام امی آنسان قبی آلراس م مشلک وأحرموه ونفوه عن كرسيم يعنى TE Liss‏ اهب بطرك قسطنطينية فقال لها قد علمت ما جرا لامک وكيف ابتلیت بالرص الذی تعرفية الى fF مار نوما Arie‏ الها ونفی" اسقفهبا وجمساعة مغد.الى جرب ة رودس اصح لاهن نة مخالغتهمر U‏ اتنيناج- .ا EEE‏ ۳ ت “جامع النضارنی بقسطنطينية فى سنا نى عشرة وماية لدقلطیانوس اجتمع ماياة وخمسون اسقف. واحر موا مقدنبوش :عدو روخ الفدس وکل من قل بقوله وسبب ذلسبك .انه قال بان روح الفدس ختلوى واح موا معد غير واحد لعفاید شنيعة نظاهروا بها ف ad]‏ وزاد الاساقفة ق الاما الى رتبها التلاتماية:وثميانية عنم ونومن بالم‌وح القدس الب يى النبنق من الاب > قلت تعالى Le alt‏ يقولون علوا كبيراء وحرموا | ن یزاد فيها بعد ذلك شی او ينقص منه شى2 ون هذا الجمع بعد #جمع نيقية بثمان وخمسین سناع وق :أيامه بنيت عة کنسایس بالاسكندرية واستتیب جماعة كتيرة من مقالنة اربوس > وق „Ab zahl‏ :الع اتد ur‏ کل الم يود i bree en‏ الطايفة اموس وو اکل اج — جو الک مس وروی جوم موم موی 60 سین یی o‏ ایامه ظهم الفتتية ال اتلهف وکان e‏ تاوداسیوس اذ ذاک ملک على الروم فبنى عليهم ‏ کنیس وجعل لهم m‏ فى کل سنننء e‏ تاوداسبوس على الاريوسيين وضيق علیهم وامر فاخذت منهم كنايسن النصارى بعد ما حکیوها آڪو اربعین سنة واسقط من جيشه من كان — وطرد من كان :فى ديوانه وخدمه منهم A o,‏ كشيم وعدم بيوت الاصنام بکل موضعء وق Aal-‏ ينبت كنيسة مريم بالقدس ».وق :ايام و کرو 8 N‏ بدير البغل فق خبل D‏ شرق طرا خاري مدينة قسطاظ هصره + شاه جب ͤ̃ خسن ی وس وس اول من اقام القومة فى کنایس الاسكندرية وارض مصر وق یامد کان, انجمع القالك من جام النصیاری بسبب نسطوريوس بطر که قسطنطينية نانه منع ان تکون مریم ام عیسی وقل — ولحت مریم lasl‏ احد مشية DI‏ یعنی عیسی فصار: Kol ll LEY‏ 3 بالات وان N‏ عق عینتی لیس هو باحقيقة بل بالهبا: والرامة وقال ان السج حل فيد أ ZU‏ A‏ اعبده لان لاله حل فيه وانه جوعریین وقنومين ومشية واحدة وال فى خطبته یوم di‏ ان مریم ولدت انسانا لا اعنقد ,فى ابن شهربی , الالهية ولا اجب له جود لسلاله وکان هذا هو اعتقاد تاودرس ودیودازس الاسقفینوکان من قولهمسا ان المولون من مریم هو المساج وامولود: من الاب هو الاب الازل وانه حل ى السج خسمی ايوم : الله e‏ رأة وان LEI‏ با لمشي والاراذة واثبشوا لاه تعال عن قولهم ١‏ ولدین اجدهسا بالجوهز ولاخر بالنية > خلما بلغ کیزلمن بطرک الاسكندرية مقسالة نسطورس كتب :اليه A‏ برجع فکسننسب ال ۳ وانهم نقصنوا منها وان للصحكة ق لة_خسر‌ها السبعون خامم فسطنطین باحضارسا واقبهم على ذلك حنی دلوها على موضعها معنم فكتب باحضارها حملت اليد فاذ! بینها وبين ثوزاة اليهود الف وتلاثماية وتسع وستين سنة رصوا انهم نقصوصا من موالید.من SS‏ فیهسا لاجل ge-‏ وق ll‏ بعنت: هبلان ال عظیم الى مندينة رها فبتی به كنايسهسا العظيية وامم قسطنطيين E‏ اليهود من القدس والزامهم بالدخول فى ,دين :النصرانية ومن امتنع منهسهمر nds‏ کلب منهم انح نع PAN‏ فقتلوا فم اماعی من تنص منهم بان جمعهم ب بوم تفسج d‏ اللنيسة روا ال لخم e‏ شا إكثرم. أن W‏ كثيرة:جدذًا ۵ بخ ی د OST‏ ناه Ta‏ + وانطاكية Ki NL‏ أفل الاسكتدرية وارض par‏ أريوسيين ومض‌انیین واسئولوژ على ما بها من اللنایس وهال املك الى رایهم وجل النساس عليه نم رجع عنهء وزعم كيرلس - اسقف انقدسش انغ ظهم من الماد على القبم. آلذی بكتيسة القیسامة شبه صلیب من نوز فى يوم عبد العنصرة لعشرة ایام مى شهم ابار ف الساعة الثالثة من النهار حت غلب نوره على نورا الشمسس.ورأه جمیع اهل القدس Hes‏ فاقام فوق القبر 3 والناس تشاهده ERBE‏ يوست من Sant‏ وغم ۴ 80 الاف. كثي 8 © نكا ملک انون ين عم en o‏ منم Us‏ كثيرا e‏ النظم فى شىء مى اتب واخف اواف اتلنایس والدیسارات ونصب مساددة كبيرة علیها اطخ ما ذكه لاصنامه Sor‏ اراد امال فلیضع الخور على النار ولياكل من ذبايع للنفاء وباخذ ما يريد من المال خامتنع كثير من الروم bis‏ اجن نضارى فقتل منهم خلایقی وخا الصليب من اعلامه وبنود» وق آیامه سكن 'المقکس أناريون K‏ آلاردن وبنا بها الديارات وی لوب مين e‏ الاردن من +التعفاري S‏ Cl‏ ملك يوبيانوس علی الوم وان K o‏ من فر من الاسساقفة الى. كرسيه وکنب الى اتناسيوس بطرك الاسکندرية أن يشرح له الامانة المستقيمة نجيع الاساقفة وكتبوا له أن يازم اما الثلائماية وثمانية عشم.فثار اهل الاسكندرية على اثناسبوس لبقنلوه Ab‏ فقاموا بدله لوقيوس.وكان اريوسيا فاجتيع الاساقفة بعد خمسة أشهم وح موه ونفوه واعادو! اتناسبوس الى كرسية فاقام بطر کا الى أن مات تفه بط من اق رتب اد ربوسيون: عليه بعد سنتين Bi‏ منم واعادوا. ثوقیوس خاقام قلات .نين ووثب عليه, احداوه خف منهم فر دوا S‏ عو آمشیم فاقام سنخ > . ق ابام mul,‏ ملف mr!‏ اربوس استتف انطاكية الى الاسكندرية. بانن الملك واخرج .متها جماعة من الروم وحبش بطوض یط که ونصضب بدله. اربوس البميسياد فم بطرس مین اليس الى رومي واسنجار بط کها وکن n alla‏ ار الیو كنينسة ۳ الجمع الاسكندروس بطرکن الاسكندرية واسطاس بط که انطاكية ومقاريوس اسقف. القدس ووجه E‏ بط که. روم بقسيسين اتفقا معهم على حرم h‏ ونقوهء 3 وتم‌انیه عشم الامانة المشهيرة 8 عند واوجبوا أن يكون الصوم NL‏ الفسح de‏ ما „ 2 البطساركة فى ايام الملک اوراليسانوس قيضم كما تقدم ومنعوا أن يكون للاسقف زوجة G‏ الاساقفة أقبل N‏ كان مع Pat‏ زوجة لا جنع منها اذا عل اسقفا خلاف البطرك فانه لا یکین له اما RÄT‏ وانصرفوا من جلس قسطنطين e‏ ولاسکندروس هذا فو الخذى كس الصنم العساس الذى كان فى هيكل: زحل بالاسكندرية وكانوا يعبدونه وجعلون له Due‏ فى نمی عش انون ويخكون. له الخبایح اللثيمة قاراد الاسكندروس كس هذا الصنسم فنع اعل الاسكتدرية فاحتال.علياع وتلطلف غ حیلته رال أن قرب العید تجمع الناس ووعظام Arie N‏ عبادة السنم وحم على تركه وان یجل هذا العيد لميكايل رئيس اللابكة الذي یشفع فیهم عند AN‏ فان م ذلك خیم من عبل العید للصنم فلا يتغير عمل الغين الذی.جسمت N Tr‏ واحرقه زيل كنيسة على اسم ميكايل فلم اول هذه اللنيسة بالاسكندرية إلى أن حرقها جیوش الامام العز لدیی الله أن غيم معد لا قدموا ى.سنة تمان وخمسین وثلائماية واستم عبد میکایل عند النصار: ی بدبار مص Lil‏ يعل ف کل سنة © وق السنة الانيا والعشر‌یی من ملک قسطنطين سارت امه AUS‏ الى , القدس وبنت بها کنایس للنصاری es‏ .مقاریوس الاسقف على الصلیب وغرفها ما لته آلیهود فعساقبت كهنة الیهود حنی دلوها على H‏ قبم وثلات خشبسات زعوأ انهم A‏ يعرفوا الصليب الطلوب من لدشبات الثلاث الا بان وضعت كل:واخدة منهسا على میت قد بلی فقام حسا الضليب ومن Fre‏ عبن التصساری الصلیت حصلت له عیلان غلاا من ذهب وبنت كنيسة القيامة الى نعف اليم بکنیسة تسام واقامت مقساريوس الاسقف على بنساء بقية اتلنسایس وعادت الى بلادها یج عبطب ماب السب وظهور الصلبب ثلاثماية وتمان معش يوج ننا سينا re oA sr‏ اخنانیوسن Mai -d‏ ورن سنة ومات بعد ما ابتلی بشدايك وغاب عن كرسيه تلات مات وق آیامه جرت منساظسرات طويلة مع اوسابیوس الاسقف الت الى ضربه وفراره فان تعصب لاربوس ول اند فر يقل أن امسج خا الإشياء واتما قل جه ( كل نیء لان C‏ الل نله بها خلق السماه والارض Li,‏ خاى A‏ يد 2 كونها ونا ls, LSA‏ عتم : تعدوأ e‏ ابامه تنم جماعة من اليهود وطعن N‏ ف التوراة لله بایدی اليهود ' 0 jj H , N‏ اللک قسطنطين ومعد اس قش فسان فاستغاتو! به وشکوا الاسكندروس فامر باحضساره من الاسكندرية خض هو واربون وجسع له الاعيان مین النصنازتیلیناظ وه توقال اربوس كان الاب اذا مر يكن الابن قر اخدت . كلماة فهو محدث GH‏ فوس ee‏ كل شىء خلق الاين السمی بكلسمسة كل شىء — اليضؤات والارض وما U‏ وكان هو لال عا اعطاه الاب قر ان تلك الكلمة اجسدت مین اريم ار au‏ در ذلك مسجا فاذا السج معنیان كلمة Pa‏ جميعنا ui‏ فقال الاسکنهروس اما اوجب عبادة من خلقنا او عبادة مى ۵ خلقنا فقال اربوش بل عببادة il‏ فقال الاسکندروس فان كان الاب خلقنضا كما وضعت , اوجب مین عبادة الاب النى ليس مخلوة »جل يكون عبادة ( کفر! وعبادة المخلوق اجان , اقبع القب» فاستعسی الک قسطنطین کلام اشکندروس واممه أن ےت ازبسوین فاحرمه» وسال الاسکندروس انللک آن .حص الاساقفة خامم بهم خاتود مى u‏ بعك شت اشهر جدینة نیقی وعلانهم الفان وثلائمناية واریعون اسقفا اختلفین :فى Au‏ نع مو يقول لاب من الاب منولة شعلة نسار تعلقت بشعلة اخری فلم تنقض الاول باننفستسال الثانية منها وفذه مقالة سبلیوس الصعیدی . . قال ان مریم مر حمل بالسيم تسعة اشهم بل مم باحشانها كمرور الماد ق ق البزاب وهذ! قول اليا ومن تبعه » ومنهمر من قل السن بشم خلوق Oh‏ لابن من مریم قر اند اصطفی فصحبته النهة لالهية باب N ;‏ يق E‏ حن ذلك ومع ae‏ واحن , واحد وانکر 39 الکلمتة ولو ehen Ang‏ قول بولض السهیساطی بطرکه انطاكية واعصابه ء ومنهم مق فال. الال خلاته صاخ zo‏ وعدل بینهما , خخ مرفیون واتباعءع ومنهم: هی قل انس sale‏ N‏ هن دون الله , قول الراچه می فزق النصاری ء ومنهم میم قال بل الله خلق الابسى e,;‏ كما خلق KOW‏ روحا طاهرة مقلسة بسيطة جردة عن المادة en‏ السبج ق: اخر O‏ من احشساء مریم البتول الطساهرة فاتخف ااب الكلمة الخلوقة.فى الازل ماما :سی نشبا راخدا ب ایک E‏ الھور شير ضلوق وعو من Erd‏ وتور مق تور أن ع الاين خط بالانسان الساخوذ من مریم ad‏ * ud!‏ وعذ! قول التلاتماية وتمانبه عشرء Zei‏ فسطنطینق ge‏ وکثر تکجبه من ذلك اف بو d hi‏ اماک واجزی لام o, Ch‏ ی يقبن له صوابم بیس التلاتماية وتمانبه „Äh Aus 2 in‏ واخنتلف Ausb‏ شال قسطنطین آل قول الاکد ر واعسرضص Le‏ سواه واقبل على الثلانماية وثمانية عشر وامر لهم بکرابی واجلسهم عليها ودفع اليهم.سيفه رخات وباط ايذيهم فى جميع غلکنه خبارکوا عليه be‏ كتناب قوانين. bos S‏ الكئيسة et „, u, n‏ آلمالیک وان ريش هذا I. سنين وازدادوا تسعًا ۵ فقام من بعده فى‎ b فصر ب الله على (ذانم‎ belt بعده‎ be غ رابع عش برمودة‎ c سند‎ S الاسكندارية مکسینوس:واقام بط كا اثنئ‎ دة سبع سنين وتسعة اننهم ومات وكانيت' النصساری قبله تصلى بالاسكندرية خفية مسن‎ K بط‎ جوقًا مى القنل فلاطلف تااونا الروم واعدی اليه عفا جليلة حتی بنئ كنيسة مریسمر‎ — طیبساربسوین‎ SU النضارى فى ایام‎ Je جهم! خاشتت الامم‎ L بلاسکت‌دزیه فصلی: بها‎ par خسنالف علیه ال‎ pans كانت ايام دقلطیسانوس‎ Le e وخنل منهمر خلقًا‎ and Nö كنايس النصاری وام بعبادة الاصنام‎ 6 — Ps E , كثيرة جذا > واقام.ق لبط کی بعد تااونا. بطرس فاقام‎ N من امتنع منهسا فاستشهد‎ عن‎ Bela) وابنتاه‎ S احدی عشرة سنة وقتل فى الاسكندرية بالسیف وقتلت معه‎ , السجود للاصنام فقام بعده تلمیفه ارسلاوس فاقام سنتة اننهم وماتء وبدقلطیانوس هذا‎ ,كما قد ذكرناه:ى تاريخ القبط عند.ذ کم القواریخ‎ A لنضارق مصر تور ع قبط معم الى‎ فانتند على النصداری وقنل‎ D مى »هذا اللاب م اجعد ۵ نم قم من بعده مکسیمانوس‎ تام بعد‎ À > متهم خلا كثيرًا حتى كانت القتلی منهم تحمل على الجل وترمی فى الجر‎ وعشرين: شننة‎ IS اسکندروس تلميذف. بطرس الشهید فاقام‎ N ارسلاوس قبط‎ وف بط کینه كان #جمع الناری عدینه نيقي وف ایامه کنسب‎ e ومات فى تاف عشرين‎ Pd على أن‎ Sa رومية الى فسطنطبن وکان على مدينة بونطية‎ N مین‎ N التصاری‎ من اهل‎ UI لذلک وانت امد‎ ll من .جور مكسيمسانوين, وشكوا اليه عتوه؛ فاجمع على‎ قرى.مدينة الرها قد تنصرت على یبد اسقف الها وتعلمت الکنب خلما مم بقريتها قسطس‎ لل بزنطية مدینته فولدت له قسطنطين‎ C صاحب شرطة دقلطبانوس راها اجبنه فتووجها‎ دين فاراد قتله‎ O وکن جمیلا فانذر دقلطيانوس ماجمو بان هذا الغلام سيملك الروم‎ اليوزانية حتى مات دقلطلباتوس عاد الى بزنطية فسلمها له أب‎ N, خف منه الى الرها‎ ع استندعاه وو ص عي موعن ب‎ DENA ee eee hay‏ وبنسوده وسار حشرت مكسيمانوس برومية فب ز اليه وحاربه فانتصم قسطنطين عليه وملک = منهسا تجعل دار ملكة قسطنطينية وكا IAD‏ ابتدا رفع الصلیب وظهوره فى الناس ناخده من حیننف النصاری وعظموه حنی عبدوه واکرم .قسطنطین النعسازی ودخل فى دینهم عدينة نیقومدبا فى السنة الثاتية عشم من ملکه على الروم.وامم ببناغ الکنایس فى جمیع غالكه .وکسم الاصنام وعدم بيوتها ول gast‏ بمادينة نیقی وسیبه أن الاسكندروس بط که لاسکندرية منع أريوس من دخسول الكنيسة واح مه لقالته ونقل عن بط من الشهید. بظ کن سکندربة انه قال عن اریوین: ان أجانه ۹ ادریانه‌س us‏ اصاب الو آذ نون تیب 14 كتيرة واستعبید ze‏ فنزل بهمر AL‏ لا يوصف ف العبودية حنی رجهم الوزراه واکابر الروم وشفعوا فیقمر فن غلبم فيصر engel,‏ ومات „ بطرک الاسكندرية فى حسادی عشر برمودة بعت ما mt‏ احدی عشوة N Rn‏ السيرة فقدم بعده ابو فاقام قد عشرة شتة.ومات.ق ثالث Gal, wù‏ ااا عل SU‏ :اام ee et K‏ PN‏ وقدمز مصر ذافنى من بها من النصاری وخرب ما بنئ ق مدينة القدس من کنيسبة التضاری ee‏ من التردد الیها وانزل عوضهم بالقدس الب‌نانین وسمی القدس ایلیا فلم ne‏ نصرای یدنه! . واقيم بعك موت أبرعه بطرك الاسكندرية پسطسس فاقامز S‏ عشرة N‏ ومات db‏ عشر بون خلت بعال اومانیو abb‏ عشر سنج واربعة انتهر د وما ةقاشر باب فاقيم بعده مرقيانو بطرك N‏ واقام تسع سنین K‏ آشهر ومات ی سادس طوباة ققدم بعده عق الاکن هر كلو انو خا م ازبع) هشو سن جنات S‏ وى sabi‏ A‏ املك اوراليانوس de as‏ النصاری وقنل Ude g.‏ كثيراً وقدم على کسی NN‏ بعد" كلوتيانه اغربینه بطركا فاقام قنتی ES. Bin She‏ وف ایام بطركيته اتف رای البطاركة جمیع الامصار على حساب فصع النصاری ووقت مرومهم ee‏ كيال بستخوج ud e‏ القبطى وبه یساخرجون معرفة وقت صومهم وفصخهم de e‏ ها v‏ و C‏ eee eee ee,‏ ملح RB‏ الفسح لان ع غين الفسح كانت فيه قيامة المسجم من الاموات Ar‏ يغب ر عى وقنه O‏ یجلهه کل سنخ فى KS‏ „ ® ثم اقيم بکرسی الاسکندرب: بعل آغربینو e‏ بوليانوس فقام حش ز سنبن ومات غ نامی برمهنات واستخلف بعد دب جتریمس فقام بعده ثلانا. N,‏ فى البطركية ومات وکان ع فلاحا میا وله زوجة ذکر عنه انه تم تجا:معهنا قطح وق انامه انار S‏ سوريانوس فیصر على النصاری بلاء کبیرا فى جمیع غلکته وخنل هنهم co le U‏ مصر وقثل جمیع من فيها من: النصازى وعدم =. وبنی بلاسکندریة ميك اصنسامهء A‏ اقيم بعد ق بطركية (اسکندرية تاوكلا اقام ست عشرة: Ki‏ ومات ن نامی کیپک فلقی التصاری من اللک مکسیموس قيصر شدة عظيية N,‏ منهمر خلفا. كثيرا Us‏ ملک فیلبس قيب اکرم التصارق > وقدم على بطركية الاسکندرية „ ۳0 مق vik‏ نی انطونيوس eh‏ وعو اول مو N لها خقنلع‎ Sich من‎ init er ei, ان ره ان‎ 80 Jag om . الغتية إعحاب شيمم :دين انسش واختغوا بجغارة فى جبل شرق المدينة ونامسوا Histor. Philol. Classe. III. b‏ ۸ واجنمع الرسل عدينة Kuss,‏ ووضعوا القوانیین وارسلوها على ید اکلیممس تلميك بطرس فکتبه فيها :عدت الکتب الى جب قبولها مى العتيقة وللديدة ناما العتيقة ذالتوزانة وکتساب يوشع اہ نون وكناب القضاة وكناب راعوت وکتساب يهوديت وسير الملوك وسفر بنيسامين A,‏ المقابيرن وکتاب عزرة وكتاب استير وقصة هامان وكتاب أيوب وكتاب مزامسر داوود وکسننسب ON‏ داوود وکتب الانبيساء وق N.‏ عشر bus‏ وكنساب بوشع بن شيراخ واما الکتب للديته فلاناجیل الاربعة وكتابة القاتیلیقون وکناب بولص وکتصاب الابركسيين ,„ la‏ وکتاب .اقليموس وفبء ما امر به C‏ وم %% > ولا قنل الملك نیرون قبعر بطرس راس e G‏ من بعده اریمس بطرك رومية وعو اول بطرکه صار على رومية فقم فى البطركية آثنتی عشرة سنة وقام من بعده البطارکنة بها واحد بعد واحد الى يومنا ما VFC‏ واخنفه! خشبة الصليب ولششبتين معها والقوا على موضعها تراباً كتير فصار کوما عظیمسا G‏ اخرجتها DS‏ تسطتطیی كما Len d-‏ ای شاء al}‏ تعالی واقیم بعد قتل یعقیب - اسقف القدس فكت Rt‏ واربعبن سنخ اسقفا. ومات فتداول الاسساففتة بعده Kind)‏ بالقدس واحد Au‏ واحد ۵ ولا اقام مرقص حنانیا ویقال انانیا بطرك .الاسكندرية جعل معد ی عشر قا وام اذ! مات البطرکه أن a‏ عبضه D‏ منهم ویقیمون بدل ذلك الفس واحدا من النصاری حنی لا ch‏ عش قسا فلم تول البطارکة تعدل مخ القسوس الي اون اجغمع التلاثماية وتمانية عشر: کما C I‏ شات a‏ تعالين وکن بط رک N. N‏ يقال له البابا من age‏ حنانيا هذا اول بطاركة الاسكندرية الى أن اقيم دجتربوس وهو لحادى عشر من e‏ الاسكندرية وم يكن بارض مصر اساقفة خنصب الاساقفة بها وکثروا بقراها فى بطركية BI‏ == يسمون البطرك الاب والقسوس وسابير النسسارى یسمون الاسقف الاب وجيعلون لفظة السبابا تمن ببطرك الاسكندرية ومعتاها اب الاباء مر انتقل هذا الاسمر عن کرسی الاسكتدرية الى كرسيق رومية من اجل انه كرسى بطرس راس G‏ فصار بطرك رومية يقال له البایا واستمسر ee‏ كن فيه واقام انانبه وهو حنسانيا فى بطركية لاسکندرية G‏ وعشرین: سنة ومات ف عشزين هاثورسنة سبع وتمانين لظهور eis ge-‏ بعده مينيّو AS‏ تغنی عشوة سنة = أشهر ومات» وف اثناء ذلك ار اليهود على النصساری واخرجوم من القدس N h‏ وسكتوا تلك الاماكن :كان بعد هذا بقليل خراب القدس وجلوة اليهود = ید طيطش بعد رفع المسيم بكو اربع واربعین سنة فکثوت التسار فى ایام بط رکی: مينيو وعد كتير منهم الی القدس بعد تخريب طيطش لها وبوا بهسا كنيسة واقاموا عليهنا معان اسقسنا ۵ قر اقیمر بعد هينير بلاسکندرية بالبطركية کرثبس‌انو وق آیامر SAN‏ ۷ لاف انسان PASG‏ البهود وحبسو فظهرت كرأمتهم e,‏ لهم باب السجن ليلا خر جوا الى الهيكل وطفقوا یعون الناس فهمت آلبهود بقتلهم وقد امی بهم عو مس الاف:نفش فلم يتمكّنوا من قتلهم» فتفرق خواربون ف اقطار لارص بدعون الى دين السیح فسار بطرس راس واریین ومعه شمعون الصفا الی انطاکية ورومية فاستجاب له بشو s‏ ابيب ومورعید القصرية وسار اندرالن اخوه الق" نيقية وما حولها نام ننه كتسنيين:ومات بق برنطية فى رابع کیهک وسار یعقوب أبن زبدی اخویوخنا الاجيلى الى مدينة ابدينة قنبعه جماعة وقنل ى سابع عشر برمودة وسار بوحنا الاجیلی الى بلد أسيا وافسیس وکتب (جیله باليونانى بعد ما کتب مثى ومرقض ولوفا اناجيلهم فوجدم قد قعنروا & امور فتکلم علیها وکن ذلکه بغد رفع السیی بتلاتين سنة وكنب. ثلاث رسایل ومات وقد اناف على ماية Kam‏ وسار فیلیس الى فيسارية وما حولها وقتل بها ف نامن هتور وقد انبعه جماءات من النضاس وسار برتولوماوس. الى ارمينية وبلاد البربر وواحات مصر نامی به كتير وقنل وسسار نوما الى آلهند فقتل .هناك وسار مق العشار الى فلسطین وصور وصید! ومدينة بصری وكتب اجیله بالعبراق بعد رفع السيم بنسع سنين ونقله يوحنا الى اللغة الرومية وقنل متی بقوطاجنة.فى ثامن عشر بابد بعد ما استجساب له بشر كتير وسار يعقوب بن خلفا الى بلاد الهند ورجع الى القدس وقدل,ى عاشر امشير وسار بهودا. بن يعقوت مین SL‏ فامی به کثیر من الناس ومات ف ثانى ابيب وسار شمعون الى سميساط وخلب ai‏ وبونطي: وقتل ق تاسع ابيب وسار متیاس الی o‏ الشراة فقتل فى امن عشر برمهسات وساز بولصسالطرمویتی إلى: تمش وبلاد الروم وروی i‏ فقنل فى خساهس un‏ وتفرق ایض سبعون رشو اخر فى البلاد امین بهم شلایق ومن هولاء السبعين مرقص EN‏ .وان سمه اولا بوحنا فعوف ثلانة السی Br‏ والعبرانى واليوناى ومضى الى بطرس بزومة , وكتب الاجيل عنده بالفرجية بعد رفع السیح S‏ عشرة سنة ودعا الناس een‏ ومصر , خنانیسا اسقفا " على الاسكندرية وخرج اى برقة فكثرت النضارى فى یامد وقنل فى تاف عيدل i‏ بسکندریة» ومن السبعين ایضسا لوقا لاجیلی الطبیب تلمیف بولص كتب الاجيل باليوزانية ee‏ ا ملسيج بعشریی سنة وقبل باتخی وعشرین سند > ا فهو بطرس راس واریین من حبس رومية ونزل: بانطاكية اقام بها اداريوين بطر وانطساكية اجد الكراسى الاربعة التى للنسارى وك رومية والاسكندرية والقدس وانطساكية. فقام داربوس بطرک Zus Last‏ سیعا وعشویین سنة ومو اول بطاركتها وتوارث هی بعده اليطاركة يها البط asl, us‏ بعد واحدء ود شمعون الصفا برومية خمسسا وعشرين سنة فامنت به بطركية وسارت الى e‏ عن خشبات الصلیتب ا ألى بعقوب بن يوسف الاسقف وبنت هناك كنيسة وعدت الى d‏ وقد انتندت على دين النصرانية نامی معها عدة من — 4 وان من خبره علبه السلام أن مریم ابنة عمران م بینما Ss‏ اللا تعالسی بعیسی فخم جت من بيت القدس وقد اغتسلت من اللحيض فتمثل لها الملك بشم! فى صورة یف تن وب اندر احد خدام القدس خنفخ فى = فسرت النفخة الى جونهسا تحیلت بعیسی كنا تحمل Y‏ غير ذکم بل حلت نفخة اللک منها حل الالقاح قر وضعت بعد تسعاذ أشهم وقیل بل وضعت فى يوم جلها بقرية بيت نحم من عل مديتة القدس فى بوم الاربعا خامس عشرين کانون الاول وتاسع عم یی کبهکه سنا تسع —— وثلاثماية للاسکندر نقدمت رسل ملک خارن ف e‏ ومعهم هدية له فيها ذهب وم ولبان = هی ودس ملک الیهود بالقدس لیقنله وقد انذربه فسضارت به مریم وعمره سنتان على جار ومعهما یوسف التجار حتى قدموا ارض مع فسکنوها مدة اربع سنين È‏ علدوا وعمر عيسى ست سنين فنؤلت به مریم قرية الناصرة من جبل الیل فاستوطنتهنا Leib‏ بهسا عیسی حتی بلغ تلاتین سنة فسار فووابن e‏ بن ركريا عليهما السلام الى نهر الاردن فاغتسل عيسى فيه فكدّت عليه النبوة فضى الى a‏ واقام بهسا أربعين يوما لا يتناول طعاما ولا شر ابا خاجحی الله الية بان يدعو بنئ اسرايل الى عبادة الله“تعالئ فطساف القرى ودعی النناس الى i S n‏ ولامرص واحبی اموق باذن الله وبکت Se‏ وام بالرهد فى الدنیا والتوبة من العساصی نام به وا ربون وکانو! قوما صبسادين وقيل قضارین N,‏ ملاخين وعددم اننا عشم رجلا وسدّقوا بالاجيل الذى انول الله. تصالی عليه le‏ فده c ee‏ d. bsh, des القدش می بل الكت طیباربوین‎ e ee جد الى بلاطس‎ be, ختله ذامكناع منه وعند ما ادنوه من‎ o وهو يدافعهم عند حنی غلبوه على رايهم‎ لشب ليصلب رفعه الله اليه وذلك فى الساعة السادسة من يوم لعا خامس عشم شهم نيسن‎ وتاسع عشرى شهم بممهسات وخامس عشم ادار وسسابع عشم ذی القعدة وله مر العمر تلات‎ AL وتلاتون سنة وتلاتة اشهر فصلبوا الذى شبد لهم وصلبوا معد لصين وسمروم عساميم‎ النهسار شبد‎ ‚Lo > واقتسم للند تياب مصعم وي ثلاث ساءات‎ ةيوم السبت‎ e اليل ورویت الذجوم وکان مع ذلك هذة وزلولة تم انزل المصلوب عن‎ ودفن حت صاخرة ف قبى جدید ووكل بإلقيى من جرس لملا باخذ المقبور اتخسابه فرصم‎ sl النصارى أن المقبور تام من قبره ليلة لاحد سكا ودخل عشية ذلک اليوم على‎ بشافلوند‎ G, SL بعد الاربعين يوما من قيامته صعد الى‎ e وحادتهم‎ بعشمة ايام فى علية صيون التی يقال لها البوم صهیون خارح السقسدس‎ e SR فظهرت لهم حواری فتکلموا بجميع الالسن فامن بهم فيما يذكم عند ذلك زيادة على‎ ذکر دخول قبط Spar‏ دين" النصرانية اعلم ان النصاری اتباع نی الله عیسی بن مریم عليه السلام سوا نساری لانهم N‏ قرية الناصرة من جبل لإليل باجیم ويعرف هذا الإبل جبل کنعان وعو ان ق زمنضا .من جملة معاملة صفد والاصل في تسهيتهم نصازی أن عیسی بن مریم عليه السلام لا A‏ مریم أبنة عمران ببيت حم > مدينة بيت القدس قر سارت به أل ارض مص ei,‏ زمانا ثم عادت بی الى أرض بنی أسرايل قومها نزلت قرب الناصرة فنشا عيسى عم بها وقيل a‏ يسوع الناصرى فلما بعثه الله تعالى رسوا الی بنى اسرایل وکن من شانه ما سنتراه = الذ اليه تفرق اخواریون وم الذین امنوا به فى اقطار الارض یدعون الناس الى دینه فنسببوا الى ما نسب اليه نبیهم عیسی بن مریم وقبل لهم الناصرية قم تلاغبت العرب بهخه الکلمنة وقالوا تصاری قل ,أبن سيدة ونصری وناصری ونصورية i‏ غ الشسام والنصارى منسوبون LER‏ عذا قول أفل اللغة وهو ضعیف آلا أن نادر النسب يسيغه Lily‏ سیبوبه فقال اما النساری فذهب هليل الى انه جمع نصری o,‏ كما s‏ ندمان وندامی ولکنهم حذخوا احدی الیاعین كما خذفوا می اذفية وابدلوا مکانهسا الفا قل واما الذى نوجهه ین عليه sl‏ جساء de‏ نصرأن لانه قد تكلم به فانک جمعت وقلت نصاری کما قلت ندامی خهذ! اقسیسس والاول مذعب وانما كان اقیس لاننسا ف نسمعهم قالوا نصرى> D‏ ف دين النص انسة ;, والانصم الاقلف وعو من ذلك لان النصساری قلف> وق شرم الاجیل أن معنى 5 ناصرة nal‏ والنصرانية EU‏ والنصارى الْجدد وقيل نسبوا الى نصر‌ان :وهو من أبنية المبالغة ومعناه أن هذا الدين فى غيم اعل عصابة صاحبه فهو دين مى ينطره مین أتباعه ۵: واذا تقرر هذا فاعلم أن السج روح الل وکلمته ألقاها الى مریم موعيسى واصل انهه بالعبانية الى لغة امه alt,‏ ما هو باشوع وسمته النصارى يشوع وسماه اللد تعالى وه اصدق e‏ عيسى ومعنى يشوع فى اللغة السريانية المخلض قله فى شر MER‏ ونعته بالسم وعو الصديق وقيل لانه ان لا يسم بيده صاحب EHE‏ الآ را وقيل لانسه كان سے رون اليتامى وقيل لانه خرچ من بطی امه عسوحا بالدهن وقيل لان جبريل عليه السلام مسك جناحه عند ولادنه صونا له من مس الشيطان وقيل للسج اسم. مشتق من السسم ای آلدهن لان الروح القدس قم جسد عیسی مقام الدهن الذی كن عند بنی اسرایل یسح به املك و چسح به الكهنوت وقيل لانه مسح بالبركة وقیل لان امس الرجلين لیس ل جلیہ اخمص وقيل - بسياحته لا یستوطی Go‏ وقيل B‏ كلمة عبرائية اصلها = فتلاعبت بها العرب وقالت مسج © ۱ £ وانت, uo‏ مصم خمننا وشمانیی کورة منها اسفل لارض خمسة واربعون كور وفنها بالشعين اربعون o ß‏ & من اللهنة وق السكرةة وكان الذى يتعبال منهم..اللواكب السبعة السيارة سبع سنين يسموند جاه والذى يتعيك متهمر لها تسعا واريعين سنس سل كوكب سبع سنين یسهونه DE‏ وهذ! piia‏ اللکی NN‏ وجلسه معه إلى :جاتب ولا يتصرف لذ اه ول که میم gl.‏ نحطل n‏ ول بخن منز خدمة کوکب من الکوا کب السبعة السيسارة,لا بتعداه ال سوه وبدی بعبد ذلك السكوكت N‏ عبد القمر عبد عطبازد Due‏ الوعرة عبن الشمس عبت المريي عبد آلشتری عبد زحل bis, 135‏ جمیعا qs‏ القاطر لاجد© اين صاحبك فیقول ق برج كذا ودرجة کذا ودقيقة کذا قر یقول SU‏ کذلکه فجیبه حنی باق على جمیعهم ويعرف.اماكن الکوا کب من فلك البروج ثم یقول للملکه M=‏ اليوم N‏ كذ! وتجامع فى وفت کذا وت رکب ف وفضست كذا الى اخم ما جناب البه والکاتب قایم بين يديه يكتب ما یقول تم یلتفت PEN‏ ال ال الصناعات وجخم جهم الى دار كخ فیسعون BUN & Fed‏ صلع علها فى ذلك اليوم 2 ee euren‏ = الکهان خارج ب مبينة منف وقي اصطف الناس لهم بشارع المدينة 3 تدخل الكهان رکبانا على قدر م‌آتبهم والطبل بين ایدیهم. وما منهمر آلا من ظيم باتجوبة قد علها فنهم "مین یعلوا وجهه نور كهيّة نور الشمس لا يقدر احد على النظر اليه ومنهم من على بدنه جوا Kali‏ لالوان قد نسجت عل توب ومنهم من يتوم عبات CL‏ ومنهم من یعقد فوقه قبة تچ صرق a‏ رو مهدو ام يد جاه رامع فجيلون رايهم حى H‏ على ما يصرفونه بهء Ne,‏ اعزک الد f e‏ ينا كان de (Gall dn‏ ملک gan‏ نوملكتهشا الغراعنة فم تداولهنا من بعدم اجناس St‏ تنساقصت علوم القبط شيا بصد شىء الى أن تنقروا فصادوا عوايد اهل الشرك واتبعوا ما امروا به من دين النصرانية كما ستقف علیه تلوا هذا أن شاء الله تعالی6 m So,‏ الاستاف اب ایم بن :وضيت شاه n‏ ن القبط تسب الى قبطيم بن مص مصریم بن محر بن c oh‏ وقبطیم اول من عمل الججایب par‏ واثاربها. المعادن: ( الانهار نا ول راص ae‏ این يهالم له مت لسن کن متها وراه اه انم Sr‏ الام يماما اوا جهن رز .7 بل cu. g‏ & ملک معم بعاد ابن f‏ قبطیم توزعم بعص النسابة ان مضر بن > نوم وبقال .له مریم وتیل بل مصريم ہن هرمن بی عردیس نجنق الاسکندر رقیل بل PPP‏ ee‏ حسام واا هو مصرءين رمش ابن عردوس بن ميطون بن رومی بن ثیطی بی C‏ وبه میت مص فهیی مقادونية وقيل BAN‏ Fre‏ مب ام ا اا ذكر ذاق built‏ اقيق Pass‏ ۱ le‏ ع قبط قط افولا اي ماگ اقل شرك بالل یعبهون اللواكب ویقفربون لها nd‏ وبقيمون علی bealei‏ النماتيل كما قك Sei‏ الصابية وذكر أبن وصيف شاد أ عبادة الاصنام یل ما عرشت liae‏ قطن تیم ی مایم بی حام بن نم جهن ابليس آثار الاصنام. لله غرقها. الطوفان وزيق: تلقبط عبادقها وارن البودند en‏ کو تام ee‏ می ها مس نغ اہ ود کم الموفق) اد بن أن الفاسم بن خليفة المعروف بابی ابی أصيبعة اند كان للقبط md‏ مشهور من مذاعب الصابية ولم عیاکل على #ماء اتلواکب جج اليها النان من اقطان الارض وكانت L‏ والفلاسفة من سوام تنهافت علي وتربد التقرب منهم لما كان E‏ السك والطليصات والهندسة والجوم والطبٌ وساب والليميا ولم فى ذلك اخبار „ وکانت لهم لغة ختصون بها وکانت خطوطم تلاتة ا اصناف خط العامة وخط ol‏ وسو خط اللهنة المختص وخط الملوكء وقال أبن وضيف شاه كانت كهنة مصم اعظم اھان قدرا , علما باللهانة وکانت — آلیوزانیین تصفهم بذلك وتشهد لمم به وتستشهد بام فيقولون اختبرنا حکاد مس, بكذا N,‏ وكانوا کون S‏ او اللواكب وز کون انها G‏ اله تفیس علي العلوم eh‏ بالغیوب وك أل تعلمام اسرار الطوالع e,‏ الطلاسم , على العلوم المكتومة والاسماء لملليلة المخزونة فعبلو! الطلسمسات المشهورة والنواميس H‏ وولدوا لاشکال الناطقة وصوروا الور المأ ركة وبنوا العالى من البنیسان وزيروا علومهم فى SEN‏ وعلوا من الطلبهسات ما دفعوا به الاعداء عن بلاد# تعکهم E Ib‏ وتجايبهم ظاهرةء > Sò‏ قبط مصر ودیانانه القديمة وکیف تنصروا ثر صارو! ذمة للمسلمين وما كان له فى ذلك من القصص % ونكر ابر عن كنايسم ehe,‏ ابتدأوها ومصير مرها © أعلم أن جميع امل الشرايع انباع الانبياء علي السلام من المسلمين واليهود والنصارى قد اجتمعوا على أن نوحًا عليه السلام هو الاب الثان للبشم وان العقب من آدم عليه السلام قد past‏ = تعالى جميع اولاد آدم فليس احد من بنی آدم الا ,= e‏ اولاد نوج وخالفت النبط ER‏ واعل الهند والعبن ذلك فانكروا الطوفان وزعم 2 الطوفان LA‏ حدث ف أقليم بابل وما وراه من البلاد الغربية فقط وان ع أولاد كيومرت الذى هو عند# الانسان الاول كانوا بالبلاد الشرقية من بابل فلم يصل الطوفان اليه ولا الى الهند والصين وللق ما عليه اهل الشرايع O‏ السلام لما جاه الله ومن معه بالسفينة نول بام وم تماذون رجلا سوى اولاده فانوا بعد ذلك ولم يعقبوا وصار العقب من نسوح فى أولاده NN‏ تة e‏ هذا قول الله نوح 2 eg Fe‏ وكان من خبم ذلك أن اولاد نوم الثلاثة وم سام وحام وبافث اقنسهوا الارض فصار لبنى سام بن نوح ارض العسراق وفارس الى الهند N A‏ حضرموت وعان والكرين Des‏ ے ویبرین ووبار „al,‏ والدهناء وجميع ارض اليمن وارض امجاز وصار لبنئى خام ابن توح جنوب الارض ما يلى ارص مغربا الى بلاد لغرب الاقصى وصار لبنى بادت بن نی جح لور مشرة الى الصين> فكان من ذرية سام بسن zus‏ القضاعيون والفرس والسربانیون والعبرانيون والعوب والمستعرب والنيط وعد — والاموراذ نیون Ger,‏ وأمم ae‏ وال السند S‏ اہم فك بادت وکانمت 95 حام بسن نم من اوعد oe e‏ کوش ene‏ خبط وتتعان إن کوش ليشا e‏ ومن یر قبط مصر el,‏ ومن فوط الاثارقة MI‏ أفريقية ومن جاور ال آلغرب لاقسصسی ومن ن أمم کانت بارض الشام > موسی بن OE‏ ع عليه السلام وقومه من بنی أسرايل a‏ اجناس عديدة من البربر > وکانت مساکی بنی حام من G‏ ای أرض مصر نم الى اخر أفريقية اعو الجر ud‏ وانتشروا فیما بين ذلك الى للنوب وهم ثلاثون جنسا وكان من ذرية بافث بى نوع العقلب I,‏ والغاتليون من قبایل الروم والفوظ وافل السعسبن . بالماديين واليونانيون والم‌وم والغم‌یقیون وقبايل z SIE‏ وماجوج واعسل قبرس ورودس وعدّة بنى يافث خمسة عشم جنسا سكنوا القطر الشمال الى الم حيط فضافت ب PON‏ ولمم تسعهم للثرتهم نخر جوا منها وتغلبوا على كثير من بلاد بنى حسام . ابن نوح ۵ ۱ TEA 5 بر‎ SW) =, 31 Å Een 5 en ا‎ 7 175 b. , E A Histor.- Philol. ABHANDLUNGEN DER HISTORISCH - PHILOLOGISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. DRITTER BAND. Histor. Philol. Classe. HI. 2 A EET ع‎ Kha Geschichte der ۰ Aus den Handschriften zu Gotha und Wien mit Übersetzung und Anmerkungen. | = | Von Fer d. Wüstenfeld, Assessor der Königl. Societät der Wissenschaften. 9 Der Königlichen Societät übergeben am 15. März 1845. Vorwort Dis die Geschichte der Coptischen Christen aus Me von Wetzer nicht vollständig herausgegeben sei 1), war mir aus der von Möller mitgetheilten Inhaltangabe des Macrizischen Werkes 2) bekannt, indem darin noch zwei Capitel über die Klöster und Kirchen der Christen angeführt waren, aus denen Wetzer nur einen Abschnitt über die Zerstörung der christlichen Kirchen durch die Muhammedaner ausgewählt hatte, welcher grossen Theils auch schon von Quatremere 5) übersetzt war. Ich unterwarf also während meines Aufenthaltes in Gotha im verflossenen Herbst jene beiden Capitel in der dor- tigen Handschrift einer genaueren Durchsicht und fand bald, dass sie minde- stens eben so sehr eine Beachtung und Bekanntmachung verdienten, als die durch Wetzer bekannt gewordenen Stücke, und vielleicht noch mehr, da uns nirgends so vollständige Nachrichten über die Kirchen und Klöster der Copten erhalten sind. Ich nahm daher eine Abschrift davon und verglich 1) Taki-eddini Makrizii histor. Coptorum Christian. in Aegypto, ed. H.J. Wetzer. Solisbaci 1828. 2) Catalog. libr. qui in Biblioth. Gothana asservantur, auct. J. H. Moellero. Nr. 253. Der Codex enthält leider nur den dritten Theil, in welchem die Geschichte der Copten den Schluss des ganzes Werkes macht. 3) Mémoires geograph. et histor. sur Egypte, par Et. Quatremere. P aris 1811. Tome 11. p. 225 fgg. A2 4 ۱ FERD. WÜSTENFELD diese bald darauf zu Wien mit dem auf der kaiserlichen Hofbibliothek be- findlichen Codex !). Durch die Güte des Herrn Archivrath Dr. Möller war es mir gestattet, die Gothaer Handschrift des Macrizi mit hierher zu nehmen, und ich sah hier nun, dass auch die beiden ersten Capitel der Geschichte der Copten von Wetzer unbeachtet gelassen waren, und eine von mir ge- nommene Copie derselben hatte Herr Krafft, Scriptor an der k. k. Hofbiblio- thek zu Wien, mit dem Wiener Codex für mich zu vergleichen die Gefällig- keit. Ich hatte nun einen unedirien Anfang und Schluss und war mittlerweile zur näheren Prüfung der Wetzer'schen Ausgabe gekommen, welche den mitt- leren Theil dazu enthielt. Es zeigte sich hier bald, dass, während die beiden Deutschen Recensenten 2) seine Arbeit sehr gelobt, de Sacy 5) dieselbe noch sehr schonend getadelt hatte, indem aus einem fehlerhaften Texte eine noch weit fehlerhaftere Übersetzung geflossen war, und ich fasste daher den Ent- schluss, nun das Ganze im Zusammenhange zu bearbeiten. Ich will nicht läugnen, dass der von Weizer edirte Text mir wesentlich genützt hat, da er sechs Codices zu Paris verglichen und manche gute Lesart ausgewählt hat 4), so dass ich ihm öfter gefolgt bin, wo die Gothaer Handschrift abwich, dagegen habe ich aus dieser eine sehr bedeutende Anzahl von Stellen ver- bessert, auch mehrere nicht unwichtige Auslassungen ergänzt und danach von diesen Capiteln eine neue Ubersetzung gemacht. In den Anmerkungen habe ich auf dasjenige besonders Rücksicht ge- nommen, was den Nicht-Orientalisten ferner liegen möchte, wiewohl auch die Orientalisten finden werden, dass manches neue aus Handschriften beige- bracht ist; indess wollte ich mich hierin nicht zu weit ausdehnen, um die Arbeit nicht zu umfangreich werden zu lassen, und ein näheres Eingehen auf die W ele Angaben, namentlich eine Vergleichung mit anderen Schrift- stellern, lag ausser meinem Plane; diese wird jetzt nach Renaudot's 5) Vor- 1) Codices arab. pers. turc. Bibliothecae Caesareo -regiae Vindobon. recens, Jos. de Hammer. Cod. 97. ۳ 2) Leipziger Lit. Zeit. 1829. Nr. 285.— Allg. Lit. Zeit. 1830. Ergänzungsbl. Nr. 100. 3) Journal des Savans. 1831. Aout. p. 499. 4) wiewohl er nur an 13 Stellen eine Variante angemerkt hat. 5) Historia Patriarcharum Alexandr. Jacobit. Parisiis 1713. MACRIZPS GESCHICHTE DER /COPTENi VORWORT. 5 gange, welcher Macrizis Werk schon: fleissig benutzt hat, der Kirchenhisto- riker hauptsächlich mit el-Makin 1) und Eutychius 2), selbst vornehmen kön nen. — Im 7. Capilel kam ‚vorzüglich die geographische Lage der Klöster und die Richtigkeit der Orts-Namen in Betracht und ich habe dazu ausser den Verzeichnissen der Agyptischen Orts-Namen in der Description’ de l'Egypte 3) und bei de Sacy 4 ein ähnliches alphabelisches Verzeichniss nach den Pro- vinzen ` Ägyptens aus einem Gothaer Manuseripte 5) benutzen ام‎ von dem ich mir eine, Abschnitt genommen hatte. Die Namen der P hen und griechisch Kalbe habe ich ‘so: beibe- halten, wie sie sich im) den: Handschnifien. fäuden und bin in der Aussprache der ersteren meistens Renaudot gefolgt. Wie alle arabische Schriftsteller, so ist auch Macrizi in der Umschreibung der griechischen, römischen und copti- schen Namen nicht,‚consequent, und manches mag: noch durch die Schuld der Abschreiber entstellt sein; die Europäer haben es in Beziehung auf orientalische Namen um nichts besser gemacht und fangen eben erst an; einige Sorgfalt darauf zu verwenden; schreiben doch selbst, einige Orientalisten noch fort- während Muselmänner statt Moslimen. Macrizi behielt die Schreibart bei, die er in seinen verschiedenen Quellen verschieden fand und daraus erklärt sich, wie derselbe Name aul mehrfache Weise geschrieben ist; zwei Beispiele der Art mögen hier angeführt werden. Der Name Johannes ist im Arabi? schen حيبي‎ J ahja; genau nach der lateinischen Form schreibt man جنس‎ Johannes und بو جنس‎ Bu Johannes; dann = Juhanna, [> مر‎ Mar Hanna, nach dem Syrischen, und جنا‎ „ Bu Hanna, wenn dieses nicht aus = Juhanna verschrieben ist. Sanutius findet sich genau nach dieser Aussprache سانوتیس‎ geschrieben, dann aber mit der auch sonst häufigen Weglassung des s am Ende r Sanutiu (bei el-Makin auch ss Sanitiu), dies verschrieben in سانوتي‎ Sanutir und noch mehr entstellt سانير‎ Satir; eine mehr arabisch klingende Form dieses ‚ursprünglich een 1) Historia Saracenica, „ ed. Th. Erpenius. Lugd. Bat. 1625. 2) Annales, interpr. Ed. Pocockio. Oxoniae 1658. 3) Descript. de Egypte. Etat moderne. Tome II. Part. 2. Index géographique. 4) Relation de l’Egypte par Abdallatif, pag. 597. 5) Cod. 258. Cap. 3. de provinciis et tractibus Aegypti. 6 rO FERD. WÜSTENFELD Namens ist . Sanuta oder häufiger شنيدة‎ Schanuda und s 4 Ba Schanuda. Dies vorgesetzte Bu; aus gt Abu, Vater abgekürzt, wird in Verbindung mit den Namen der Apostel und Kirchenväter als Ehrentitel gebraucht in dem Sinne wie Pater oder Sanetus, also Bu Schanuda be: deutet der ehrwürdige, der heilige Schanuda, Bu Johannes so viel als St. Johannes. Dies ist auch auf Ortsnamen übergegangen, deren es in Agybten eine grosse Menge gibt, die mit Bu zusammengesetzt sind, was sich vielleicht mit St. Petersburg, St. Gallen vergleichen liesse. In diesem Falle wird der Name als ein Compositum angesehen und oder J nicht flectirt und man sagt z. B. 3% دير به‎ das Kloster des Bu Schanuda, d. i. des heil. Scha- nuda. In noch kürzerer Schreibart ist endlich dem Namen ein blosses & vor- gesetzt, und so glaube ich, dass SA, welches de Sacy 2) durch بيشاى:‎ Bischäi erklärt, Sn Bubischäi anstatt S ga" Bu Bischäi gelesen werden muss, denn auf dieselbe Weise wird z. B. der Ortsname i unten Cap. 8 Nr. 44 gewöhnlich به فرقاس‎ geschrieben. — Ebenso verhält es sich mit Ust Anba oder Amba, welches in demselben Sinne wie Bu, Abu gebraucht wird. Herr Prof. Fleischer schrieb mir als Antwort auf eine Anfrage über die ۳ dieses Wortes: „Über das LS}; vor coptischen Heiligennamen kann ich Ihnen aus meinen eigenen Pariser Abschriften arabisch - coplischer Glossarien die sichere Auskunft geben, dass آنبا‎ nichts als eine, wie اتک‎ 205 aus Uf entstandene voller tönende Form von ۸۸2/2۰ oder Aßßas ist. Das Wort wird in meinen Abschriften immer mit ABBA erklärt.” el-Makin gibt fast allen Patriarchen diese ehrende Bezeichnung, der Herausgeber Erpe- nius hat indess Lat Abn a drucken lassen und eben so Selden 2), welcher 2. B. (festum) patris nostri Mosis übersetzt, also an eine Contraction aus liqî oder آبینا‎ gedacht hat, die nicht möglich ist; daher kann auch bet in el-Makin, histor. Saracen. p. 279 wohl nicht die Lesart einer Handschrift sein. — Eine gleiche Bewandtniss hat es endlich mit dem aus dem Syrischen entlehnten مار‎ und مر‎ Mar, im Feminin مرت‎ und مارت‎ Marat, ‚zuweilen mit dem Namen zusammengeschrieben = in gleicher Bedeutung mit السيدة مریم‎ 2 1) Relat. de Egypte p. 699. 2) Jo. Selden, de Synedriis veterum Ebraeorum, lib. III. MACRIZTS GESCHICHTE DER COPTEN. VORWORT. 7 Maria; in der Übersetzung habe ich dafür immer “Jungfrau Maria” gesetzt, weil “Herrin Maria” bei uns kein gebräuchlicher Ausdruck ist. Bei einer Vergleichung mit anderen Schriftstellern kommt noch besonders die Zeitrechnung in Betracht. Macrizi gibt seine Data nach der coptischen, dioeletianischen und muhammedanischen Ära, je nachdem er die eine oder die andere in seinen verschiedenen Quellen fand, man muss also auf den Unter- schied der eoptischen Sonnenjahre und der muhammedanischen Mondjahre achten, wodurch manche auf den ersten Anblick als unrichtig erscheinende Angabe bei genauerer Berechnung sich doch als richtig erweisen wird. Die beste Anleitung dazu gibt Ideler's Handbuch der Chronologie und die copti- schen Festtage finden sich nach dem coptischen Calender aus arabischen Schriftstellern in Selden's angeführtem Werke, welcher freilich viele Namen falsch, manche gar nicht verstanden hat, so dass er den des Arabischen un- kundigen irre führt, oder ganz im Stiche lässt; einige Male habe ich darauf verwiesen und das Richtige angegeben. | Was sich über Maerizis Leben und Schriften: sagen lässt, ist von de Sacy ), Hamaker?) und Quatremère 5) so vollständig gesammelt, dass ich darüber nichts hinzuzusetzen habe. Über seine Unpartheilichkeit gibt der vorliegende Abschnitt aus seinem Werke den besten Beweis, indem er mit derselben Rücksichtslosigkeit die grausamen Verfolgungen der Muham- medaner gegen die Christen oft missbilligend und bemitleidend erzählt, als er den Christen ihre Widerspenstigkeit und ihren Hochmuth vorwirft, wodurch sie sich das über sie kommende Unheil meistens selbst zugezogen haben; und wie er dem Grundsatze der Bekehrung durch Feuer und Schwerdt entgegen ist, lässt er am Schlusse des vierten Capitels deutlich merken, wo er als Menschen- kenner die Beobachtung gemacht zu haben sagt, dass die durch den Drang der Umstände zur Annahme des Islam gezwungenen Christen selbst nach der Vermischung mit Moslimen durch mehrere Generationen noch keine gute Mu- hammedaner geworden seien, sondern den Erbhass ihrer Väter gegen die wahren Moslimen, die doch nun ihre Glaubensgenossen wären, bewahrt hätten. 1) Chrestomathie arabe. 2. Edit. Tome I. p. 112. 2) Specimen, Catalogi Codd. Mss. orient. Lugd. Bat. pag. 207. 3) Histoire des Sultans Mamlouks, par Makrizi. Tome I, Preface. a — g ° f 9 46149 1 Geschichte der ö tel in ppb und ihrer alten Hötiiäbnen, und wie sie zum Christenthume übertraten, dann Schutzgenossen der Moslimen wurden, und, welche Ereignisse und Vorfälle sich dabei zutrugen ; _ ‚historische Nachrichten über ihre Kirchen. und Klöster, und wie sie anſingen und welchen Fortgang sie م۵9‎ : 4 Cap: Ursprung, der Copter, ga Ale, a die sich zu einer der durch die Peisten N Religionen bekennen, Möslimen, Juden und Christen, stimmen darin überein, dass Nuh (Joah) der zweite Vater des Menschengeschlechtes sei, dass die Nachkommien- schalt von Adam in ihm sich concentrire, und Gott aus ihm alle Adams- kinder habe hervorgehen lassen, dass es also keine Söhne Adams gäbe, ausser den von den Kindern Noah’s entsprossenen. Die Nabatäer und Magier und die Bewohner von Indien und Sina widersprechen dem und läugnen die Sünd- fluth; einige von ihnen behaupten, die Sündfluth habe nur in dem Landstriche von Babel und den jenseits desselben gelegenen westlichen Ländern und weiter hin stattgefunden, und die Nachkommen des Kajumert!), welchen sie für den ersten Menschen halten, hätten in den Ländern östlich von Babel ge- wohnt, und weder bis zu ihnen, noch bis nach Indien und Sina habe die Sündfluth gereicht. Die richtige Meinung ist aber die der Bekenner der ge- offenbarten Religionen, dass Noah, als Gott ihn und seine Gefährten durch die Arche rettete, mit ihnen sich niederliess, und ihrer waren achtzig Männer ausser seinen Kindern; jene starben dann nachher ohne Nachkommen zu hin- terlassen, und die Nachkommenschaft kam von Noah dureh seine drei Söhne. 1) Die verschiedenen Angaben der Arabischen und Persischen Schriftsteller über Kajumert hat Herbelot in der orient. Bibl. zusammen gestellt; über die ver- schiedene Schreibart und Aussprache des Namens یت فا‎ ers 5 zu Abulfe d. hist. anteislam. pag. 250. MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 9 Dies bestätigt das Wort Gottes über Noah: — sein — haben wir zu den überlebenden gemacht“ 1). u dem weiteren Verlauf der Geschichte gehört 2), dass die drei Kinder Noah's, nämlich Sem, Ham und Japhet, die Erde unter sich theilten ; da er- hielten die Söhne Sem's, des Sohnes Noah’s, das Land Irac und Persien bis nach Indien, dann bis Hadhramaut, Omän, el-Bahrein, Alidsch 3), Jabrin ), Webar 5), la’, Ber 1) Coran, Sura 37 Vers 75. سل‎ e 2) Die durch die Arabische Sage erweiterte biblische Era 1 1 B. Mos. Cap. 10. 3) Alidsch ist nach Zamachschari, geograph. Lexicon xÙ اسم رملة‎ Name $ einer وج سعدا‎ "nach dem i ع به رمل‎ ein Ort, Arn D 4) Jabrin oder , Jane im Camus im Anfange mit Fatha Abrin, bei Za- machschari mit Kesre Ibrin vocalisirt ist, ist der Name یسیو و‎ im süd- lichen Arabien. Vergl. Abulfed. Géogr. pag. 84. ed. Paris. f 5) Webär. Zamachschari geogr. Lex. ein Ort, welchen die Dschinnen (Dämonen) in Besitz genommen haben. — Camus: Webär ist ein Land zwischen el- Jemen und der Steppe Jabrin, nach Webär Ben Iram (Aram) benannt; als Gott die Bewohner desselben, die Aditen, vertilgt hatte, liess er ihre Wohnplätze von den Dschinnen in Besitz nehmen, und keiner von uns hat sie betreten; es ist das im Coran bezeichnete Land, wo es heisst: Er hat euch beschenkt mit Vieh und Kindern, Gärten und Quellen. Sure 26 V. 133. — el-Cazwini sagt in seinem Werke البلدان‎ بيl‎ die Wunder der Länder: RA ez gas t Ade dess cel e وار ار‎ يول افق عم وق ما بین الشعتر‎ e e eee. l , الى صنعاء ثلاثماية فرست ق مثليا قبل كانت وبار اکثر امل لارض خيرا‎ RAE اقلها واشروا ولم يعرنوا حنب نعم الله تعالى علي فبدل الله خلقنم‎ us نخرجوا كما تی البهايم فيجصيدم اعل تلك البلاد بالكلاب الي‎ ۷۲۵۵۵۲ ist ein Land < * el-Jemen und den Bergen von Jabrin, der Wohnsitz der Aditen; als sie vertilgt wurden, liess Gott ihr Land von den Dschinnen in Besitz nehmen und kein Mensch hat sich ihm genähert. Die Geschichtschreiber sagen, es habe seinen Namen von Webär Ben Aram Ben Sem Ben Nuh und es liegt zwischen (dem Küstenstrich) el-Schihr und Sawa 300 Parasangen lang und eben so breit. Man sagt, Webär war das glücklichste Volk der Erde und hatte die meisten - Bäume und Quellen; aber es wurde übermüthig und immer schlechter und er- kannte die göttliche Gnade nicht an. Da verwandelte Gott ihre Gestalt und Histor.- Philol, Classe III. ; B ~ \ 10 FE ب‎ WÜSTENFELD el- Dauw 1), el-Dehnä 2), das ganze, Land von el-Jemen und das Land el- Hidschâz; die Söhne Ham's, des Sohnes Noah's, erhielten den Süden der Erde, von da, wo im Westen das Land anfängt, bis zu den Ländern el-Magrib el-acsa 5); und die Söhne Japhet's, des Sohnes Noah’s, erhielten das Caspische Meer östlich bis nach Sina. Zu den Nachkommen des Sem Ben Nuh gehören nun die /Codha’iten 9), Perser, Syrer, Hebräer, Araber Mosta'raber, Nabatäer, Ad, Themud 5), Emoriter, Amalekiter, die Völker von Hind, die Bewohner von Sind, und viele Völker, die untergegangen sind; die Nachkommen des Ham stammen von seinen vier Söhnen ab, nämlich: Kusch, Misräim, Futh und Kan’än. Von Kusch kommen die Habessinier und el-Zindsch (Äthiopier), von Misräim die Copten Ägyptens und die Nubier, von Futh die Afarica's, Bewohner von Africa und weiter hin bis el-Magrib el-acsa, und von Kan’an die Völker in Syrien, welche Musa (Moses) Ben Imrän. mit seinem Volke, den Söhnen Israëls, bekriegte; zu ihnen gehören auch viele Geschlech- ter der * 6), welche neee. sind, Die Wohnsitze der Hamiten ER sie zu einbeinigen Geschöpfen; sie gingen nun ف‎ Thiere auf die Weide und die Bewohner jener Gegenden jagten sie mit Hunden u. s. W. Abe! fed. histor. anteislam. ed. Fleischer. pag. 178. I) el-Dauw wird nur im Camus als eine Stadt 2 aber Auch hier ohne Angabe ihrer Lage. 2) Über el-Dehna sagt Jacut im Moschtarik: 1) ein weiter Landstrich in-Nedschd im Gebiete der Beni Temim, nämlich sieben Sandberge; nach anderen in der Ebene von Basra im Gebiete der Beni Asad, Thäler und Niederlassungen, die an verschiedenen Stellen des grossen Lexicons angemerkt sind. _2) el-Dehna ein Dorf, ein Mil von Jembo’, es gehört jetzt einem Zweige der Beni el- Hasan mit Namen Beni Ibrahim, dort ist eine fliessende Quelle und Palmen. 3) D. i. das äusserste Westland, worunter die Araber das mittlere Africa verstanden. 4) Die C odhä’iten werden zu den Nachkommen der Himjariten gerechnet. Abul- fed. a.a. 0. pag. 182. 5) Über. die untergegangenen Arabischen Stämme Ad und Themud vergl. ausser 8.9 Note 5 noch Pocock au Abul-Farag. Spec. hist. Arab. pag. 35. — Her- belot unter den beiden Namen. شْ‎ 6) Berbern. Jacut im Moschtarik: Jis الغرب‎ 8 5 as وقبایل‎ 5 * pr N‏ بلاد البربر قیل اتيم قوم جالوت وكان مسكنهم' بالا ردن من الشام هبوا بعد ما قعل MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 11 waren von Seida (Sidon) bis nach Agyptenland, dann bis zur äussersten Gränte von Africa nach dem Weltmeere * sie breiteten sich in den ا‎ — ’ ii- eg و ما یت زد اه‎ Kal, وا یو ما اس وروی‎ fl cr. شلهور طولا ا عرص ما شاد اللد وق‎ Sie ss Ju, U == Ogas بض‎ Die Berbern sind ein grosses Volk von vielen Stämmen in den west- lichen Gegenden ‚ihr Land heisst das Berberland ; man sagt, es sei das Volk des Dschalut (Goliat), dessen Wohnsitze am Jordan in Syrien Waren, sie flohen, nachdem Talut (Saul) ihren König getödtet hatte; sie stammten von den Amalekiten ab und liessen sich hier nieder. Es ist ein weites Land, welches sich i in der Länge von Berca, bis zum, äussersten. el- Sus el -acsa am Meeresufer und über die Gebirge hin erstreckt gegen sechs Monate lang in unbekannter Breite; sie sind weiss und schwarz. — Über die Abstammung der Berbern sagt el- Macrizi in der kleinen Abhandlung über die in Ägypten eingewanderten Arabischen Stämme, wovon eine Handschrift in der kaiserlichen Hofbiblioihek zu Wien sich befindet, fol- gendes: Berber soll der Sohn des Keis "Ailà هه‎ des Ma’add Ben Adndu gewesen sein. Es wird behauptet, Ma'ad Ben Adnan habe eine Israelitin’ geheirathet und diese ihm den Berber Ben Ma'add geboren, Ma’add kehrte dann nach el=Hidschäz zurück und liess den Berber bei seiner Mutter. Als er herangewachsen war, ging er zu seinem Vater Ma'add, und lernte das Arabische in el-Hidschäz, da er vorher das Hebräische kannte, und als sein Vater Ma’add Ben Adnan starb, verliess Berber seine Brüder Nizär Ben Ma’add und die übrigen, und zog gen Magrib, verheirathete sich hier und hinterjiesg Nachkommen. Diese Angabe ist nichtig und es behaupten andere, Berber sei ein Sohn des Keidär Ben Ismä’il gewesen; wegen eines Vergehens, welches er sich hatte zu Schulden kommen lassen, vertrieb ihn sein Vater Keidär, indem er zu ihm sagte: el-Berr, geh! o Berr! du bist nicht berr (fromm). Er kam nun nach Palästina, und heira- thete eine Frau von den Amalekitern, die gebar ihm Lewäta, Mezäna, Zenära, Hewära, Zewila, Mugila, Lemta, Ketäma, Amära und Nefusa. Als nun Dscha- lat durch die Hand des Propheten Gottes David getödtet wurde, gingen sie nach el -Magrib. Auch diese Angabe ist nicht richtig und man sagt vielmehr, el-Ber- ber sei einer von den Söhnen des Kipt Ben Coft Ben Piser Ben Ham, und Afri- cus Ben Keis Ben Seif Ben Zora d. i. Himjar der jüngere, Sohn و‎ 06 jüngeren, habe Africa erobert, welches nach ihm benannt sei; der König hiess Dschirdschir, und damals hätten die Berbern diesen Namen erkalten, weil er zu ihm gesagt habe: wie viel ist doch euer berberet Murren. Am wahrscheinlich- B2 12 FER D. WUSTENFELD liegenden Ländern bis zum Süden aus und bestanden aus dreissig ‚Geschlech- tern. Tu den Nachkommen des Japhet, des Sohnes Noah's, gehören die Slaven, ممع‎ Galicier 1), welche ein Stamm der Römer sind, el-Futh2), die Bewohner von Sina, ein Volk, welches Meder genannt wird, die Ionier, Rö- mer, Griechen, die Stimme der Türken, Jädschudsch und Mädschudsch und die Bewohner von Cyprus und Rhodus. Die Zahl der Japhetiten beträgt funf- zehn Geschlechter, welche den nördlichen Theil der Erde bis zum Weltmeere : ۹۳ dann wurde ihnen ihr Land zu enge und konnte sie wegen ihrer Menge nicht mehr fassen, da verliessen sie es und bemächtigten sich eines grossen Theiles der Länder der Söhne Ham’s, des Sohnes Noah’s. Der Lehrer und Secretär Ibrahim Ben Wesif Schah 5) berichtet, dass die Copten von Coptim Ben Misräim Ben Misr Ben Ham Ben Nuh ihre Ab- stammung herleiteten und Copum der erste enen sei, welcher die wunder- sten ist, un sie zu den Nachkommen des Kan’än Ben Ham Ben Nuh gehören, dann zu den Nachkommen des Berr oder des Berr Ben Badiän Ben Kan’än u.s. w. S. den arab. Text im Anhange. — Die bei Macrizi nun folgenden genealogi- schen Register ‚weichen von den von Tornberg zusammengestellten Stammta- feln der Berbern ziemlich ab; wir werden bei einer anderen Gelegenheit darauf zurückkommen. Vergl. Primordia dominationis Murabitorum e libro Kartäs ed. C. J. Tornberg, in den Nova Acta reg. societ. scient. Upsal. Vol. XI. Ed- risi Géogr. trad. par Jaubert. T. I. p. 203. 1) Die Handschriften haben G, welches an Gallier denken liesse; es sind aber unzweifelhaft die Galicier gemeint und الغاتلیون‎ eine andere Schreibart für die sonst vorkommenden, nämlich für das Land L- und غليسية‎ bei Abulfed. 660۵ pag. 185, letzteres jedocli zum Unterschiede für Gallizien bei Edrisi Geogr. T. II. p. 226. 390; und für die Bewohner = bei Eutychius, Annal. ed. Pocock. Tom. 1. p. 54 und and bei هه‎ hist. anteislam. pag. 170. 2) el-Futh ist vielleicht der Name eines Ortes in Sind, woher die Fowethkleider ihren Namen haben; قوط‎ Cuth (mit Hinzufügung eines Punktes) wird im Camus als ein Ort bei Balch erwähnt. 3) Ibrahim Ben Westf Schah ist der ی‎ eines grösseren und eines klei- neren Geschichts werkes über Agypten; er scheint ums Jahr 700 der Hidschra gelebt zu haben, Vergl. Haji Khal fa, lexicon bibliogr. ed. Flügel: Tom. II. pag. 150 und 641, MACRIZTS GESCHICHTE DER COPTEN. 13 baren Bauten in Agypten unternommen, die Bergwerke daselbst angelegt und den Lauf der Flüsse geregelt habe, als er nach seinem Vater Misräim über Ägyptenland herrschte, dass er zur Zeit der — gelebt und sich von ihr getrennt habe, der Coptischen Sprache kundig; er regierte achtzig Jahre, bis er starb, da trauerten seine Söhne und sein Volk über seinen Tod und begruben ihn an der Ostseite des Nils, in einer Grotte unter dem grossen Berge. In der Regierung Ägyptens folgte nach ihm sein Sohn Caftorim Ben Coptim. Einige Genealogen behaupten, Misr sei der Sohn des Ham Ben Nuh gewesen und habe auch Misräim geheissen; andere dagegen sagen, Misräim Ben Hermes Ben Herdüs (Herodes) sei der Grossvater des Alexander gewesen, noch andere sagen, Futh Ben Ham Ben Nuh habe die Bocht, Tochter des Betavil Ben Tiras Ben Japhet Ben Nuh, geheirathet, welche ihm den Bükir und Copt, den Stammvater der Copten, nämlich der Copten Ägyptens, gebar. Ibn Ishac 1) sagt: und daher sagt man, Misr sei der Sohn des Noah, er ist aber Misr Ben Hermes Ben Herodes Ben Rumi Ben Leiti Ben Jünän, und nach ihm wurde Misr benannt, und dies ist Macedonien 2); andere sagen, die Copten seien Nachkommen des Copt Ben Misr Ben Futh Ben Ham Ben Nuh, und nach diesem Misr sei das Land Misr benannt, Gott weiss es am besten. 2. Cap. Von der Religion der Copten vor ihrer Bekehrung. zum Christenthume. Die Copten waren in früheren Zeiten Götzendiener, sie verehrten die Sterne, brachten ihnen Opfer dar, und richteten unter ihrem Namen Bilder auf, wie es die Sabäer thun. Ibn Wesif Schah berichtet, dass der Götzendienst zuerst 1) Muhammed Ibn Ishäc el-Coreischi el-Motialebi, ein berühmter Traditions- kenner, gest. im J. 150 d. H., ist Verfasser einer Lebensbeschreibung des Pro- pheten mit besonderer Rücksicht auf seine Feldzüge. Vergl. Ibn Challikan, vitae illustr. vir. Nr. 623. F asc. VII. p. 7. 2) Diese sonderbare Verwirrung, die in der Sage von Alexander ihren Grund haben mag, findet sich ebenso in Sojuti’s Geschichte von Ägypten zu Anfange, wo er ‚einiges über die Geographie von Ägypten sagt: وتسهى الى معم وقیل مصايم بسن‎ جام وتممى اليونان بلك مص مقدونية‎ Es hat seinen Namen von Misr oder Misraim Ben Piser Ben Ham und die Griechen nennen das Land Ägypten Macedonien, 7 14 FERD. WÜSTENFELD A gypten zur Zeit des Caftorim Ben Coptim Ben Misräim Ben Piser Ben Ham Ben Nuh bekannt geworden sei. Nämlich Iblis (Satan) brachte die Götzen- bilder, welche die Sündfluth versenkt hatte, wieder ans Licht und wusste den Copten ihre Verehrung annehmbar zu machen, el-Budeschir Ben Caftorim war dann der erste, welcher wahrsagte und die Magie trieb, und Menausch Ben Mencaus der erste unter den Bewohnern Ägyptens, welcher den Stier verehrte. — ` el-Muwaffic Ahmed Ben Abul - Casim Ben Chalifa, bekannt unter dem Namen Ibn Abu Oseibi'a 1) erzählt: die Copten hatten eine bekannte Lehre, wie die Sabäer, und Tempel unter dem Namen der Gestirne, zu denen die Leute aus allen Gegenden des Landes wallfahrteten; die Weisen und Phi- losophen anderer Nationen suchien sie zu widerlegen und besuchten sie nur wegen der Kenntnisse, welche sie in der Magie, den Talismanen, der Geo- melrie, Astronomie, Medicin, Arithmetik und Alchimie besassen, worüber es viele Erzählungen von ihnen gibt. Sie hatten eine eigenthümliche Sprache und drei verschiedene Arten Schrift, die Schrift des Volkes, die Schrift der Vornehmen, welche We besonders den Priestern a. war, und die Schrift der Könige. Ibn Wesif Schah 8 die Priesterschaft en war die . und berühmteste durch die Wahrsagerkunst und die Griechischen Weisen schildern sie als solche, geben ihnen dieses Zeugniss und berufen sich auf sie, indem sie sagen: Die Weisen Agyptens haben uns dies und das gelehrt. Sie richteten sich beim Wahrsagen gegen die Sterne und behaupteten, dass sie es wären, welche ihnen die Wissenschaften eröffneten und sie über die zu- künktigen Dinge belehrten, und sie es wären, welche sie in den Geheimnissen der Naturkräfte und der Bildung der Talismane unterrichteten und ihnen die verborgenen Wissenschaſten und die wichtigen Namen offenbarten. Sie mach- ten dann die bekannten Talismane und berühmten Geheimmittel, brachten re- dende Figuren hervor, malten bewegliche Bilder, führten hohe Bauwerke auf, bildeten ihre Wissenschaften auf den Steinen ab und machten Talismane, welche die Feinde von ihrem Lande abhielten; so waren also ihre W ausge- zeichnet und ihre Wunder bekannt. 1) Der bekannte Arzt und Biograph, aus welchem meine Geschichte der arabischen Arzte zum grossen Theile genommen ist. MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 15 Ägyptenland war in 85 Kreise getheilt, davon kamen auf das Unterland P. 4. 45 Kreise und auf el-Sa'id (Oberägypten) 40 Kreise; in jedem Kreise war ein Oberpriester und dies waren die Wahrsager; wer von diesen die sieben Planeten sieben Jahre verehrte, wurde Bähir genannt, und wer sie 49 Jahre verehrte, jeden Stern sieben Jahre, wurde Cätir genannt, diesem erwies der König besondere Ehre, liess ihn an seiner Seite sitzen und that nichts ohne seinen Rath. Die Priesterschaft mit den Künstlern trat ein und stellte sich dem Cätir gegenüber auf, jeder Priester von ihnen hatte den besonderen Dienst eines Gestirnes von den sieben Planeten, den er keinem andern überliess und wurde der Diener dieses Gestirnes genannt; man sagte also Diener des Mon- des, Diener des Mercur, Diener der Venus, Diener der Sonne, Diener des Mars, Diener des Jupiter, Diener des Saturns. Wenn nun alle ihren Platz eingenommen hatten, sprach der Cätir zu einem von ihnen, wo ist dein Herr? dann antwortete er: in dem und dem Sternbilde, in dem Grade und der Mi- nute; dann fragte er den zweiten ebenso, welcher ihm Antwort gab, bis er zu Allen gekommen war und die Stellung der Gestirne in dem Kreise der Himmelszeichen wusste. Hierauf sprach er zum Könige: du musst heute das und das thun, das und das essen, zu der und der Zeit die ehelige Pflicht üben, zu der und der Zeit ausreiten, bis ins kleinste, was er zu thun nöthig hatte; ein Schreiber stand vor ihm und schrieb auf, was er sagte. Alsdann wandte er sich zu den Künstlern, führte sie in das Kunsthaus und wies jedem die Arbeiten an, welche an dem Tage am besten zu verrichten waren; her- nach wurde das, was an diesem Tage vorfiel, auf ein Blatt aufgezeichnet, welches in der Schatzkammer des Königs aufbewahrt wurde. Wenn der König über. etwas in Sorge war, befahl er den Priestern, sich vor der Stadt Menf (Memphis) zu versammeln, und nachdem die Leute in der Haupistrasse der Stadt in Ordnung aufgestellt waren, hielten die Priester ihren Einzug zu Pferde nach ihrem Range mit Pauken vorauf; es war keiner unter ihnen, der nicht ein Wunder hätte sehen lassen, welches er gemacht hatte: der eine hatte auf seinem Gesichte ein Licht gleich dem Lichte der Sonne, so dass ihn keiner ansehen konnte, der andere hatte Edelsteine von verschiedenen Farben an sich, welche in das Kleid eingewebt waren; dieser hatte sich mit grossen Schlan- gen umwunden, jener hatte über sich einen Lichtbogen ausgespannt, und an- 16 a FERD. WÜSTENFELD dere wunderbare Arbeiten. So zogen sie vor den Pallast des Königs, welcher ihnen dann verkündete, was ihm widerfahren war; sie pflogen hierauf Rath, bis sie darüber eins waren, was sie ihm zu thun anempfehlen wollten. Dieses ist, Gott stärke dich! ihre Geschichte, so lange sie selbst die Herrschaft hatten; als aber die Amalekiten die Regierung Ägyptens an sich rissen, und die Pharaonen es beherrschten, dann andere Geschlechter es ab- wechselnd im Besitz hatten, nahmen die Wissenschaften der Copten allmälig ab, bis sie zum Christenthum übertraten; da legten sie die Gebräuche der Götzendiener ab und folgten dem, was ihnen durch die christliche Religion geboten wurde, wie du, so Gott will, hiernach sehen wirst. 3. Cap. Geschichte des Ubertritts der Copten Ägyptens zum Christenthume. i Die Christen sind Anhänger des Propheten Gottes Isa Ben Marjam (Jesus, Sohn der Maria); sie werden Nasära genannt, weil sie sich nach Näsaret be- nennen, einem Orte im Gebirge von Galiläa, welches auch das Gebirge von Kanaan heisst und zu unsrer Zeit zu dem Gesamtgebiele von Safed gehört. Der Ursprung jener Benennung Nasära ist, dass, nachdem Isa Ben Marjam von seiner Mutter Marjam, der Tochter des ’Imrän, zu Bethlehem, vor der Stadt Jerusalem, geboren war, und sie dann mit ihm nach Agyptenland gezo- gen und dort einige Zeit gewohnt hatte, hiernach aber in das Land der Söhne Israbl's zu ihrer Familie zurückgekehrt war, sie sich in der Stadt Näsaret nie- derliess; hier verlebte nun Isa seine Jugendzeit und erhielt den Namen Jesu el-Näsiri. Nachdem ihn dann Gott als Gesandten zu den Söhnen Israëls ge- schickt und er die Schicksale erlebt hatte, die du nachher erfahren wirst, bis ihn Gott zu sich aufnahm, zerstreuten sich die Jünger, das sind die, die an ihn glaubten, in die Länder der Erde, um die Menschen zur Annahme seiner Religion aufzufordern, und wurden eben darnach wie ihr Prophet Isa Ben Marjam benannt und erhielten den Namen el-Näsiria ; die Araber haben dann die Aussprache dieses Worts geändert und sagen ۰ Ibn Sidat?) sagt: Nasra, Näsara oder Nasüria ist ein Ort in Syrien, 4 1) Abul-Hasan Ali Ben Isma'il Ibn 6۱0۵ el-Andalusi el-Mursi ein berühmter MACRIZI’S GESCHICHTE DER ICOPTEN. 17 nach welehem die Nasära benannt sind; dies نادف‎ die Angabe der Philologen, die aber nicht haltbar ist, indess wäre sie nach einer seltenen Bildung dieser abgeleiteten Nomina doch zulässig. Sibaweih 1) sagt darüber: نفج‎ das Wort el-Nasära betrifft, so ist el-Chalil 2) der Meinung; dass es der Plural von Nasra oder 'Nasrän sei, wie man von nadmän im Plural nad ama sagt, nur hat man eins der beiden Je, eben so wie in dem Worte, 8}, abgeworfen und an dessen Stelle ein Elif gesetzt; was wir nun hiergegen einzuwenden haben, ist, dass es auf Nasrän hinauskommt, weil er davon spricht; denn wenn du den Plural bildest und sagst Nasära ist gebildet wie nadama, so ist dies analoger, und das erste ist nach der Regel; es ist aber desshalb ana- loger, weil wir nicht gehört haben, dass Jemand Nasra sagt. — Die V. Form bedeutet zur christlichen Religion übertreten, und die II. Form, Jemanden zum Christen machen; ans ar heisst unbeschnitten, und kommt daher, weil die Christen nicht beschnitten sind. In dem Commentare zum Evangelium 3) heisst es, die Bedeutung des Ortes Näsaret sei der neue, davon Nasrania (das Christenthum) die Erneuerung und Nasàra der Erneuerte; man sagt auch, a spanischer Philolög, starb zu Daft etwa 60 Jahre alt im J. 458 der Hiäschra (1066 n. Chr.). Er ist Verfasser eines grossen arabischen Lexicons unter deni Titel Kan سس وا‎ de welches: ا‎ häufig citirt, von dem sich einzelne Theile 1 lich ford beſinden. Ausserdem wird von ihm ein Commentar zu der Hamia in ۳ یه‎ und zwei dne Ab- Tom: 1 pag. 130. بر نو مع‎ Bibl, پا‎ US Tas 1 pag. 140. i 1) Abu Bischr Amr Ben Othmän Dif dem Beinamen Sibaweih, ist einer der berühmtesten Grammatiker der Araber, dessen Todesjahr zwischen 161 und 194 d. H. gesetzt wird. Ibn Challikän, vit. Nr. 516. 1 orient. Bibliothek. 2) Abu Abd اه‎ Rahman el-Chalil Ben Ahmed war der Lehrer des Siba weih und Erfinder der arabischen Metrik; er lebte vom J. 100 bis 175 oder 190 d. H. Ibn Challikän, vit. E 219. G. W. e, e der un Vers- kunst. S. 18. : 3) Es gibt mehrere Commentare zu den Evangelien von Christen, liche arabisch schrieben, aus denen bis jetzt noch nichts bekannt gemacht ist. Was Haji Khalfa, lex. bibl. Tom. I. p. 451 darüber sagt, ist sehr unbefriedigend, indem er nur einen Commentator nennt. Vergl. Catalog. Bibl. Lugd. pag. 408. Histor.- Philol. Classe III. C 18 FER D. WÜSTENFELD sie hätten ihren Namen von nasrän, dies sei eine von den Bildungen der Intensiva (sehr hülfreich) und bedeute; dass diese Religion unter Menschen Eingang gefunden habe, die nicht zu der Familie des Stifters gehörten, es sei also die Religion derjenigen seiner Anhänger, die ihm Hülfe leisteten I). Nachdem dieses festgestellt‘ ist, so wisse, der Messias, der Geist Gottes und sein Wort, welches er auf Maria herabkommen liess 2), ist Isa und die Grundform seines Namens im Hebräischen, welches die Sprache seiner Mutter und deren Eltern war; ist Jäschu’, die Christen nennen ihn Jeschu' und Gott, welcher (im Coran) die richtigste Aussprache gibt, nennt ihn Isa. Die Be- deutung von Jeschu' in der Syrischen Sprache ist “der Erretter”; dies sagt der Verfasser des Commentars zum Evangelium und gibt ihm den Beinamen el-Mesih, d. i. der gerechte; man sagt auch, er sei so genannt, weil er kei- nen mit einem Fehler behafteten mit der Hand mas ah bestrich, ohne dass er geheilt wäre; oder weil er die Köpfe der Waisen bestrich, oder weil er aus dem Leibe seiner Mutter mit Öl- bestrichen hervorkam; oder weil Gabriel ihn bei seiner Geburt mit seinen Flügeln bestrich, um ihn gegen die Be- rührung des Satans zu schützen. Andere sagen, der Name Mesîh. ist abge- leitet von * mas h, d. i k- die Salbung, weil der heilige Geist bei dem ‚Körper Isa’s die Stelle des Öls vertrat, womit bei den Israeliten der König bestrichen wurde, auch die Priesterschaft wurde damit bestrichen; oder weil er auf der Brust bestrichen wurde, oder weil er ein amsah plattfuss war, indem der mittlere Theil seiner Fusssohlen nicht hohl gebogen war; oder weil er auf seinen Wanderungen das Land durchstrich, ohne einen festen Wohnsitz zu haben. Andere sagen, das Wort sei hebräisch und die Grundform mäschih, welche dann von den Arabern in mesih verändert wurde. Zur Geschichte des Messias gehört folgendes: Während Maria, die Tochter des Imran 3), in ihrem Gemache war, gab ihr Gott die Verheissung 1) Die letzte Erklärung ist unstreitig daher gekommen, dass auch Muhammed’s erste Anhänger in Medina den Namen الانصار‎ el-Ansär, d. i. die Helfer erhielten, wie schon de Sacy in der Recension zu dieser Stelle bemerkt. 2) Worte des Corans, Sure 4. V. 169. 3) Es ist wohl nicht zweifelhaft, dass Muhammed die Maria (arabisch Marjam), die Mutter. Jesu, mit Mirjam, der Schwester des Moses und Aron, Tochter des F. 6. MACRIZPS GESCHICHTE DER ۰ : 19 des Isa; sie verliess dann Jerusalem, nachdem sie sich von der Menstruation gereinigt hatte. Da erschien ihr der Engel als Mensch in Gestalt des, Joseph Ben Jacob, des Zimmermannes, eines Arbeiters aus Jerusalem, und blies in ihren Busen und der Hauch gli in ihren Schooss hinab; da ward sie mit Isa schwanger, wie die Frauen schwanger werden, nur nicht von einem Manne, sondern der Hauch des Engels verursachte die Befruchtung. Nach neun Monaten, oder nach anderen Angaben an demselben Tage, da sie empfangen hatte, kam sie nieder in der Stadt Betlehem, zum Gebiete von Jerusalem gehörig, am Mittwoch den 25. Kauun J., oder am 29. Kihak 319 nach der Alexandrinischen Ara. Da kamen Gesandte des Königs von Persien um ihn aufzusuchen und brachten für ihn Geschenke, darunter Gold, Myrrhen und Weihrauch. Aber Herodes, König der Juden zu Jerusalem, liess ihn suchen um ihn zu tödten, denn er war vor ihm gewarnt; da machte sich Maria mit ihm auf, als er zwei Jahr alt war, auf einem Esel und Joseph der Zimmermann begleitete sie, bis sie nach Agyptenland kamen, und wohnten daselbst vier Jahre. Dann kehrten sie, als Isa sechs Jahre alt war, zurück und Maria liess sich mit ihm in der Stadt Nasaret, zum Gebirge Galiläa's gehörig, nieder und wohnte dort und Isa verlebte hier seine Jugend bis er das dreissigste Jahr erreicht hatte! Da ging er mit dem Sohne seiner Muhme, Jahja Ben Lakerija, an den F Juss Jordan, Isa badete sich darin und die Pröphetenkraft'kam über ihn, er ging in die Wüste und blieb darin vierzig Tage ohne Speise und Trank zu sich zu nehmen. Nun offenbarte ihm Gott, dass er die Söhne Israels zur Verehrung Gottes auffordern sollte; er durchzog desshalb die Städte und forderte die Menschen zur Verehrung ‚Gottes auf, heilte die Blinden und Aussätzigen, weckte durch Gottes Gnade die Todten auf, tadelte die Juden und befahl ihnen, von der Welt abzulassen und ihren mehrfachen Mingthörsam zu bereuen. Da glaubten an ihn 6 8 ‚dies Amram E 'Imrån) verwechselt habe, vergl. Corah, iag 19. y. 54, um diesen Fehler wieder gut zu machen, von den Commentatoren des Corans eine Genealogie der Jungfrau Maria erfunden wurde, worin ihr Vater Tmran genannt wird, so dass sie nun zwei verschiedene Personen dieses Namens an- führen, zwischen denen sie einen Zeitraum von 1800 Jahren annehmen. Vergl. i Beidha wii’ Comment. in Coranum ed. Fleischer, pag. 152 zu Sure 3. V. 30. C2 * 20 FER D. WUSTENFELD Faren Fischerleute oder Walker und ihre Zahl zwölf, und hielten. * Evan- gelium, welches Gott ihm: ی‎ für wahr, Aber das Volk der Juden hielt ihn für einen Lügner ligte ihn des Irrthums und machte ihn dessen e دا‎ er e زاب‎ war!“ Es entstanden: daher zwi- schen ihnen viele Streitigkeiten, in denen er sie überführte, bis ihre Gelehrten überein kamen, ihn zu موز ما۱‎ sie حمله مق‎ | ibn F reitag Nachts, da soll er in dem Augenblieke gen Himmel: genommen sein. Nach anderen Nach- richten aber ergriffen sie ihn, brachten ihn zu Pontius Pilatus, dem Statt- haller von Jerusalem von Seiten des Kaisers Iiberius, und verlangten seinen Tod; dieser suchte sie davon abzubringen, bis sie ihn von ihrer Ansicht überzeugen, dass ihre Religion seinen Tod fordere“ Da gab er ihn in ihre Gewalt und während sie ihn au das, Holz führten, um ihn zu kreuzigen, erhob ihn Got zu sich; dies geschah, in der sechsten Stunde des Freitags am 15. des Monats Nisan, oder am 29. Bermehat, oder am 15. Adar, oder am 17. Dul- Cada; und er war in dem Alter von drei und dreissig Jahren und drei Monaten. Sie kreuzigten nun einen, den sie für ihn hielten, und kreuzigten mit ibm zwei Räuber und befestigten sie mit eisernen Nägela, und die Soldaten theilten unter sich die Kleider des Gekreuzigten. Da ward die Erde mit einer Finsterniss bedeckt, w elche drei Stunden währte, so dass der Tag der Nacht glich und die Sterne erschienen; dabei war ein Krachen und Erdbeben. Am Morgen des Sonnabend wurde dann der Gekreuzigte von dem Holze abgenommen und unter einen grossen Stein in einem neuen Grabe, bei- gesetzt; am Grabe wurden Wächter aufgestellt, damit die Anhänger des Be- grabenen ihn nicht wegholten. Die Christen „behaupten nun, dass der Be- grabene in der Nacht auf den Sonntag früh Morgens aus seinem Grabe er- standen und am Abend desselben Tages unter die Jünger getreten sei und mit ihnen geredet und sie mit seinem letzten Willen bekannt gemacht habe, Vierzig Tage nach seiner Auferstehung stieg er dann gen Himmel in Gegen- Wart seiner Jünger, und als diese zehn Tage nach seiner Erhebung in einem Speisezimmer des Sion, welcher heut zu Tage Sahjün heisst, ausserhalb Jeru- salem, versammelt waren, erschienen ihnen Flammen, worauf sie ın allen Zungen » 43 P. 7. redeten; da glaubten damals an sie, wie erzählt wird, über drei Tausend Menschen. Die Juden aber ergriffen sie und warſen sie ins Gefängniss, doch 314011215 (GESCHICHTE DER ۰ 21 zeigte sich ihre Herrlichkeit, denn Gott öffnete ihnen bei Nacht die Thür des Kerkers und sie gingen in den Tempel und fingen an, den Leuten zu predigen. Da sannen die Juden auf ihren Tod, und schon glaubten an sie gegen fünf Tausend Seelen, also vermochten sie nicht, sie zu tödten. Die Jünger zer- slreuten sich nun in die Länder der Erde um zu der Religion des Messins aufzufordern: so zog Petrus, das Haupt der Jünger, und mit ihm Simon Kephas i), nach Antiochien und Rom und wiels Volks folgte seiner Aufforde- rung; er wurde am 5. Abib, dem Feste von el-Casria 2), getödtet, Sein Bruder Andreas reiste nach Nicäa und der Umgegend, und viele glaubten an ihn; er starb سم‎ Byzanz am 4. Kihak. Jacobus, der Sohn des Zebedäus und Bruder des Evangelisten Johannes, ging nach Abdina undes folgten, ihm vielez er wurde am 17. Bermuda getädtet. مسي‎ de Evangelist besuehtë die, Städte Asiens und Ephesus; er schrieb sein Eya griechisch, nach dem Matthäus, Marcus und Lucas ihre, Evangelien BEN da ex fand,, dass sie manches zu kurz erzählt hatten, so redete er umständlicher darüber. Diess geschah dreissig Jahre nach der Himmelfahrt des Messias; auch, schrieb, er drei, Brieſe und starb, nachdem er über hundert. Jahre alt war. Philippus reiste nach Cäsarea und der Umgegend, und wurde dort, am 8. Hatur getödtet, nachdem er sehr viele Aubänger gewonnen halte. Bartho- lomäus,, reiste nach Armenien, den Städten der Berbern und den Oasen Agyptens, und viele glaubten an ihn; er wurde getödtet. Thomas reiste nach Indien, und wurde dort gelädtet. Maubäus der Steuereinnehmer bereiste Pa- lästina, Tyrus, Sidon und die Stadt Bosra und schrieb sein Evangelium hebräisch neun Jabre nach der Himmelfahrt des Messias, und Johannes über- setzte es in die, griechische Sprache, Mahäus wurde am 18. Babe zu Car- hago ermordet, nachdem yiele Menschen seiner eee, gefolgt waren. == هقی‎ mab 0 dis n 787 (21); و‎ liest ف‎ 80 he naher m mit Weizen, — وید‎ , in * zu u, verändern, و‎ lass daso es richtig hiesse: Petrus, dessen Name Sd نم‎ ist; allein theils ا‎ diese Correctur durch keine einzige Handschrift unterstützt, theils scheint Macrizi auch auf der folgenden Seite wirklich unter Petrus 5 ییوج‎ ee zwei verschiedene Personen gedacht zu haben. 3 2) Vergl. unten 5-4 7 * 8 nicht Caesarea wie bei Selden, 5 اط‎ bp het 5 1 e. 22 FER D. WÜSTENFELD Jacobus, der Sohn des Cleophas, zog in die Städte Indiens, kehrte nach Jerusalem zurück und wurde am 10, Amschir getödtet. Judas, der Sohn des Jacobus, reiste von Antiochien nach Mesopotamien, da glaubten an ihn viele Menschen und er starb am 2. Abib. Simon begab sich nach Someisat, Haleb, Menbidsch und Byzanz und wurde am 9. Abib getödtet. Matthias bereiste die Städte von el-Scherät )) und wurde am 18. Bermehat getödtet. Paulus von Tarsus reiste nach Damascus, den Städten Griechenlands und Rom und wurde am 5. Abib getödtet! — Auch zerstreuten sich siebzig andere Apostel in verschiedene Länder und es glaubten an sie viele; zu diesen siebzig gehört Marcus der Evangelist, welcher zuerst Johannes hiess; er verstand drei Spra- chen, die fränkische (lateinische), hebräische und griechische und ging zu Petrus nach Rom; blieb bei ihm und schrieb bei ihm das Evangelium in lateinischer Sprache zwölf Jahre nach der Himmelfahrt des Messias und pre- digte den Leuten zu Rom, in Agypten; Habessinien und Nubien und setzte den Hananias zum Bischofe von Alexandrien ein und ging nach Berca: zu seiner Leit mehrten sieh die Christen und er wurde am zweiten Tage des Osterfestes zu Alexandrien getädtet. Zu den siebzig gehört auch Lucas der Evangelist und Arzt, Schüler des Paulus; er schrieb das Evangelium in grie- chischer Sprache; wie er es von Paulus gehört, zu Alexandrien zwanzig Jahre nach der و‎ aeti — — und starb zwei und WORE Jahre nach’ der- selben? ۵ 5613 | Als Petrus, das Bat der Jünger, aus dem Gefärgniäie zu Rom floh und sich zu Antiochien niederliess, setzte er dort den Darius zum Patriarchen ein. Antiochien ist einer der vier Patriarchensitze, welehe die Christen haben, nämlich Rom, Alexandrien, Jerusalem und Antiochien. Darius blieb 27 Jahre Patriarch von Antiochien und war der erste Patriarch daselbst und die dor- tigen Patriarchen erbten das Patriarchat nach ihm einer von dem anderen. — Simon Kephas predigte zu Rom 25 Jabre und es glaubte an ihn Patricia 2); 1) el-Scherät ist die Gebirgsgegend zwischen Damascus und Medina, der südliche Theil des Gebirges Seir, mit den Städten el-Homeima, el- Schaubek, جرباء‎ ۵ und اذر رح‎ Adroh. 2) Wetzer übersetzt: Simon Petrus viginti quinque annos Romae evangelium prae- dicavit, eique patriarchatus est concreditus. Hierosolymam rediit u. s. w. MACRIZIS GESCHICHTE DER COPTEN. 23 sie reiste nach Jerusalem, ‚entdeckte die Hölzer des Kreuzes und übergab sie dem Bischoſe Jacob Ben Joseph; sie baute hier eine Kirche und kehrte nach Rom zurück; sie war dem Christenthume sehr zugethan und mit ihr wurden viele von ihrer Familie gläubig. — Die Apostel versammelten sich in der Stadt Rom, setzten die Canones fest und sandten sie umher durch Clemens, den Schüler des Petrus; sie bestimmten darin die Anzahl der Bücher, deren Annahme nöthig sei, sowohl von den alten, als von den neuen. Die alten waren: der Pentateuch, das Buch Josua's des Sohnes Nun, das Buch der Richter, das Buch Ruth, das Buch Judith, das Leben der Könige, die Schrift Benjamin's, die Bücher der Maccabäer, das Buch Esra, das Buch Esther, die Geschichte Haman’s, das Buch Hiob, das Buch der Psalme David's, die Bücher Salomo's des Sohnes David's, die Bücher der Propheten, deren sech- zehn sind, und das Buch Jesus Sirach. Die neuen Bücher waren: die vier Evangelien, das Buch der catholischen Brieſe, das Buch Paulus, das Buch ورمع مور‎ d. i. die Geschichte der Jünger, und das Buch Clemens, worin dab, was die Jünger geboten und verboten haben, enthalten ist. ' Als der Kaiser Nero den Petrus, das Haupt der Jünger, zu Rom ge- tödtet hatte, wurde nach ihm Arius zum Patriarchen von Rom eingesetzt; er war der erste Patriarch zu Rom und blieb zwölf Jahre im Patriarchat; und nach ihm folgten die Patriarchen daselbst einer nach dem anderen bis auf den heutigen Tag. — Und als Jacob, der Bischof von Jerusalem, durch die Juden getödtet war, zerstörten sie auch die Kirche und nahmen das Holz des Kreuzes und die beiden anderen Hölzer zusammen und vergruben sie und warfen viel Erde auf die Stelle, so dass es ein grosser Haufen wurde, bis Helena, die Mutter Constantin's, sie wieder heraus brachte, wie du, so Gott will, bald sehen wirst. Nach der sope des Jacob wurde Simon, 1 be er 3 3 aaf Para. bezieht. Der Recehsent in بر سار‎ s Lit. Zeit. 1829. Nr. 285. S. 2275 hat gegen diese Übersetzung nichts einzuwen- ex den, findet indess die Verba, velche hier Wife Im fenik. stehen, 'anstössig und will sie in das miaseul verändern: Der Text ist aber vollkommen richtig und alles auf eine Patricia zu beziehen, entweder als ne oder ſür irgend eine vornehme Römerin. ۱ ch ar 10 us 11 24 ZITIPERD) WÜSTENFELD der Sohn seines Oheims, zum Bischof von Jerusalem eingesetzt und blieb 42 Jahre Bischof, bis er starb; nach ihm r dier Bischöfe das مد سيو‎ ۱ von Jerusalem einer nach dem anderen Als Mareus den Hananias oder Ananias zum E von ی‎ ditîn eingesetzt hatte, ernannte er mit ihm zwölf Bischöfe und befahl ihnen, wenn der Patriarch stürbe, an seine Stelle einen aus ihrer Mitte zu setzen und für diesen Bischof einen aus den Christen zu wählen, so dass es immer zwölf Bischöfe! wären; so wurden die Patriarchen fortwährend aus den Bischöfen ernannt, bis die 318 sich versammelten, wie du, 80 Gott will, nachher sehen wirst. — Der Patriarch von Alexandrien wurde seit der Zeit dieses Hananias, des ersten Patriarchen von Alexandrien, bis zur Einsetzung des Demetrius, des elften Patriarchen von Alexandrien; el-Baba genannt; es gab nämlich im Lande Agypten keine Bischöfe, dann aber wurden daselbst die Bischöfe, eingesetzt und unter dem Patriarehate des Heracles gab es deren in den Städten schon eine grosse Zahl; die Bischöfe pflegten den ‚Patriarchen Ab Vater zu nennen, 80 wie die Presbytere und übrigen Christen wieder den Bischof Ab Vater nannten; sie bildeten also das Wort el-Baba (Papa) als besondere ‚Bezeichnung für den Patriarchen von Alexandrien, dessen Be- deutung Vater der Väter ist. Hierauf wurde dieser Name von dem Stühle au: Alexandrien auf den Stuhl zu Rom übertragen, weil dies der Stuhl’ des Petrus, des Hauptes der Jünger, ist; und der Patriarch von Rom wurde ود‎ genannt, was bis auf den heutigen Tag so geblieben نادت‎ Ananias oder Hananias blieb in dem Patriarchate von Alexandrien 22 ka; und starb am 20. Hatur des Jahres 87 nach dem Erscheinen des Mes- sias; nach ihm wurde Minius eingesetzt und blieb zwölf Jahre und neun Monate bis er starb. Während dem erhoben sich die Juden gegen die Chri- sten und vertrieben sie aus Jerusalem, diese gingen über den Jordan und bewohnten jene Gegenden; kurz darauf erfolgte die Zerstörung Jerusalems und die Vertreibung und Ermordung der Juden durch Titus, etwa 44. Jahre nach -der Himmelfahrt des Messias, Die Christen mehrten sich, nun während des Patriarchates des, Minius: und viele kehrten nach Jerusalem zurück, nach- dem Titus die Stadt zerstört hatte, bauten dort eine Kirche und setzten den Simon zum Bischof an derselben ein. MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 25 Nach Minius wurde zu Alexandrien Cerdianus ) in das Patriarchat eingesetzt? In den Tagen des Kaisers Hadrianus widerfuhr den Christen von ihm viel Ungemach; er tödtete von ihnen eine grosse Zahl und ſübrte die übrigen in die Sklaverei, wo ein unbeschreibliches Elend über sie kam, bis die römischen Feldherren und Grossen sich ihrer erbarmten und Fürsprache für sie einlegten; da ward der Kaiser ihnen gnädig und liess sie frei. Cer- dianus, der Patriarch von Alexandrien, starb am 11. Bermude, nachdem er elf Jahre sein Amt verwaltet und einen ausgezeichneten Lebenswandel geſührt hatte. — Nach ihm wurde Primus erwählt, welcher zwölf Jahre blieb und am 3. Mesri starb. Die Christen kamen in den Tagen des Kaisers Hadrian in eine sehr bedrängte Lage, er tödtete eine unzählige Menge derselben und kam nach Ägypten, wo ier sämtliche Christen umbringen liess; auch zerstörte er die in Jerusalem erbauten Kirchen der Christen und verbot ihnen, diese Stadt zu besuchen, statt ihrer liess er die Griechen in Jerusalem sich nieder- lassen und nannte Jerusalem Aeli a; desshalb wagte kein Christ sich Jeru- salem zu nähern. Nach dem Tode des Primus, des Patriarchen von Alexandrien, wurde Justus eingesetzt, welcher elf Jahre blieb und am 12. Buna starb; ihm folgte Eumenius, welcher zehn Jahre und vier Monate blieb und am 10. Babe starb, worauf Marcianus zum Patriarchen von Alexandrien eingesetzt wurde, welcher neun Jahre und sechs Monate blieb und am 6. Tuba starb. Auf ihn folgte zu Alexandrien Claudianus, welcher vierzehn Jahre blieb und am 9. Abib starb; zu seiner Zeit drückte der Kaiser Aurelianus die Christen und tödtete von ihnen eine grosse Menge. Nach Claudianus kam Agrippinus als Patriarch auf den Stuhl von Alexandrien; er blieb zwölf Jahre und starb am 5. Amschir. Unter seinem Patriarchate kamen die Patriarchen in allen Städten über die Rechnung des Osterfestes der Christen und die Zeit ihres Fastens überein und bestimmten, wie gerechnet werden sollte; sie legten die Rech- nung der Copten zum Grunde und leiteten daraus die Kunde ihrer Fastenzeit und ihres Passa’s ab, und ihre Anordnung haben sie in der Folge beibe- 1) Wie der Nate Aral geschrieben ist, würde die Aussprache Gratianus weit näher liegen, indess heisst er sonst Cerdo. Vergl. Renaudot, hist. Patriarch. Alexandr. p. 14. E Histor.- Philol. Classe. III, D ۰ 77 ä 26 FE RD. WÜSTENFELD halten. Vorher fasteten sie nach dem Feste der Taufe vierzig Tage, wie der Messias gefastet hatte, und hörten dann auf zu fasten, das Osterfest dagegen feierten sie mit den Juden zugleich; diese Patriarchen aber verlegten das Fasten und liessen es bis zum Osterfeste reichen, weil nach ihrer Behauptung an dem Osterfeste die Auferstehung des Messias von den Todten erfolgt war und die Jünger befohlen hatten, dass dieses nicht ars sondern. jedes Jahr zu dieser Zeit begangen werden sollte. Nach Agrippinus kam im Patriarchat Julianus auf = Stuhl von Ale- xandrien, blieb zehn Jahre und starb am 8: Bermehät; ihm folgte Demetrius, welcher nach ihm 33 Jahre im Patriarchate blieb, bis er starb. Er war ein Landmann ohne ‚wissenschaftliche Bildung und soll, nach seiner Aussage, niemals mit seiner Frau Umgang gehabt haben. Zu seiner Zeit brachte der Kaiser Severianus viel Ungemach über die Christen in seinem ganzen Reiche, er tödtete eine grosse Anzahl derselben und kam nach Agypten, wo er sämmt- liche Christen umbringen liess, zerstörte ihre Kirchen und erbaute zu Ale- xandrien seinen Götzen einen Tempel. — Ihm folgte im Patriarchate von Alexandrien Theoclas, welcher sechzehn Jahre blieb und am 8: Kihak starb. Da traf die Christen von Seiten des Kaisers Maximus grosse Bedrängniss und er tödtete von ihnen eine grosse Anzahl; als aber der Kaiser Philippus zur Regierung kam, ehrte er die Christen. — Im Patriarchate: von Alexandrien ſolgte Dionysius, welcher neunzehn Jahre blieb und am 3. Tot starb. Zu seiner Zeit lebte der Mönch Antonius in Ägypten, welcher zuerst wollene Kleider anlegte und zuerst in unbewohnten Gegenden Klöster erbaute, in denen er die Mönche wohnen liess. Die Christen traf von Seiten des Kaisers Decius Bedrängniss, denn er befahl ihnen, dass sie seine Götzen anbeten sollten, und als sie sich nicht vor ihnen beugen wollten, liess er sie auf eine grausame Weise umbringen. Vor ihm flohen die jungen Männer, die Herren der Grotte (die Siebenschläfer) aus der Stadt Ephesus, versteckten sich in einer Höhle in einem östlich von der Stadt gelegenen Berge und schlieſen ein; da traf Gott ihre Ohren und sie schliefen fortwährend 300 Jahre, was (nach Muhammedanischer Rechnung) neun Jahre mehr ausmacht 1). 1) Die Sage von den sieben Schläfern „welche auch im Coran Sura 18 einen Platz MACRIZI'S GESCHICHTE DER COPTEN. 27 Nach ihm kam in Alexandrien Maximus, welcher zwölf Jahre Patriarch blieb und am 14. Bermude starb; dann folgte ibm Theonas als Patriarch * gefunden hat, ist aus oceidentalischen Schriftstellern bekannt. Vergl. Acta SGanctor. Julii Tom. VI. p. 375.— De septem dormientibus, germanice Sieben Schläfern, praes. Chr. Rein eccio, auct. Joa ch. Chr. Benicke. Lipsiae 1702. Neuer Abdruck ib. 1715.— Sanctorum septem dormientium historia ex ectypis Musei Victorii expressa. Romae 1741. — Die arabischen Schriftsteller stimmen im Allgemeinen damit überein, wie Edriai, Geographie trad. par Jaubert, | Tome II. p. 299. Cazwini im zweiten Theile seiner Cosmographie “die Wun- der der Länder,“ siehe unten in dem Anhange zu dem arabischen Texte. Indes hat Cazwini im ersten Theile “die Wunder der Schöpfung” noch eine ganz andere Erzählung, aber auch in Beziehung auf die Coranstelle; sie ist in dem Abschnitte über die Berge folgende: Der Berg, el-Ragim wird im Coran (Sure 18 v. 8) erwähnt: “Oder hast du wohl bedacht, dass die, Herren der Grotte und el-Ragim eins unsrer merkwür- digsten Zeichen gewesen sind?” Man sagt, el-Ragim sei der Name des Berges, in welchem die Grotte war, oder der Name des Ortes, aus welchem die Herren der Grotte stammten; der Berg liegt in el-Rum (klein Asien) zwischen Ammuria und Nicäa. Von ’Obäda Ben el-Sämit wird folgendes überliefert: Abu Bekr el-Siddie schickte mich als Gesandten an den griechischen Kaiser, damit ich ihn zur Annahme des Islam auffordern sollte. Ich reiste nun, bis ich in die griechischen Länder kam, da bemerkten wir einen rothen Berg, von dem man uns sagte, dass es der Berg der Herren der Grotte sei. Wir kamen dann zu einem Kloster, welches darin ist, und fragten die Bewohner über sie, worauf sie uns zu einer Höhle in dem Berge führten. Wir sagten ihnen, dass wir sie zu sehen wünschten, und gaben ihnen etwas, da gingen sie und wir mit ihnen in diese Höhle. Es war aber ein eisernes Thor davor, welches sie öffneten, dann kamen wir in ein grosses in den Berg gegrabenes Haus, in welchem drei- zehn Männer auf dem Rücken ausgestreckt lagen, als wenn sie schliefen, jeder von ihnen war mit einem bestaubten Kleide und einem bestaubten Mantel zuge- deckt, wodurch sie vom Kopf bis zu den Füssen verhüllt waren, und wir wuss- ten nicht, woraus ihre Kleider bestanden „ ob aus Wolle, oder aus weichem Haar, nur waren sie härter als Seide und rauschten wegen der Dicke. Die meisten von ihnen hatten Stiefel an, welche bis Mitten an die Schienbeine reich- ten, mit untergenähten Sohlen; die Sohlen und die Stiefel waren so vortrefflich genäht und das Leder so weich, wie man nichts ähnliches sieht. Wir deckten D2 28 FERD. WÜSTENFELD auf sieben Jahr und neun Monate, bis er starb. Vor seiner Zeit verbargen sich die Christen zu Alexandrien vor den Griechen um zu beten, aus Furcht, getödtet zu werden, Theonas aber suchte die Griechen geneigt zu machen und brachte ihnen kostbare Geschenke, so dass er die Kirche der Maria zu Alexandrien erbaute, wo dann die Christen öffentlich beteten. Jedoch zur Leit des Kaisers Tiberius kamen die Christen wieder in eine bedrängte Lage und er tödtete von ihnen eine grosse Anzahl. Als dann der Kaiser Diocle- tianus zur Regierung kam, lehnten sich die Bewohner von Agypten und Alexandrien gegen ihn auf, doch tödtete er von ihnen eine grosse Zahl und verordnete, dass die Kirchen der Christen geschlossen werden sollten, und befahl, die Götzen anzubeten, und wer sich dessen weigerte, wurde umge- bracht; da starb eine sehr grosse Anzahl den Märtyrertod. Auf Theonas folgte im Patriarchate Petrus, welcher elf Jahre blieb und zu Alexandrien mit dem Schwerdie hingerichtet wurde samt seiner Mutter und seinen beiden Töchtern, weil sie sich weigerten, die Götzen anzubeten; nach ihm kam sein Schüler Archelaus, welcher sechs Monate blieb, bis er nun ihre Gesichter eins nach dem andern auf, und siehe, der Glänz der Ge- sichter und die Klarheit der Farben war wie bei Lebenden, einige hatten schon greises Haar, andere waren Jünglinge, einige hatten reichliches Haar, bei anderen war es nur spärlich; sie hatten die Tracht der Moslimen. Als wir an den letzten kamen, fanden wir, dass er einen Säbelhieb durchs Gesicht hatte „ als wenn er erst an dem Tage getroffen wäre. Wir fragten sie nun nach ihrem Leute jener Gegenden bei dem Thore dieser Höhle versammelten, zu ihnen Schnurrbart stutzt, dann verlässt er sie in dem Zustande, wie ihr seht. Wir fragten sie dann, ob sie nicht wüssten, wer sie wären und wie lange sie sich schon dort befänden, worauf sie erwiederten, sie hätten in ihren Büchern ge- funden, dass sie Propheten seien „die zu einer Zeit wären gesandt worden und 4000 Jahre vor dem Messias gelebt hätten. Von Ibn Abbäs ist überliefert, dass der Herren der Grotte sieben Waren, nämlich: Maximilianus, Jamblichus, Mar- tinus, Baninunus, Serapion, Dionysius, Kahschitotiunus [Exacustudianus] und der Name ihres Hundes ist Qitmîr: MACRIZPS GESCHICHTE DER ‘COPTEN. 20 starb. Von jenem Diocletianus und seiner Ermordung der Christen Ägyptens rechnen die Gopten: Agyptens bis auf den heutigen Tag, wie bereits in der Zeitrechnung der Copten bei der Erklärung der Zeitrechnungen in diesem Buche erwähnt ist, wo es nachgesehen werden kann. Auf ihn ſolgte der Kaiser Maximianus, welcher die Christen sehr bedrängte und von ihnen eine grosse Anzahl tödtete, so dass die Ermordeten in Eile fortgeschafft und ins Meer geworfen wurden. ESI NS Nach Archelaus folgte im Patriarchate von Alexandrien Alexander, ein Schüler des Märtyrers Petrus, und blieb 23 Jahre, bis er am 22. Bermude starb; unter seinem Patriarchat war die Versammlung der Christen zu Nicäa. Zu seiner Zeit schrieben die Christen: und andere Römer an Constantinus, welcher über Byzanz herrschte, um ihn zu bewegen, dass er sie von der Tyrannei des Maximianus befreie, und beklagten sich über seinen Hochmuth; 1 jener willigte ein, desshalb einen Zug zu unternehmen. Seine Mütter Helena war aus einem zu der Stadt Edessa gehörigen Orte und hatte in die Hand des Bischofs von Edessa das Bekenntniss des Christenthums abgelegt und die Schriften gelernt; als nun Constans; der Anführer der Leibwache des Diocle- tanus, bei ihrem Orte vorüberkam, sah er sie, und sie gefiel ihm so, dass er sie heirathete und mit sich nach seinem Wohnorte Byzanz nahm; sie gebar ihm den Constantinus, welcher schön war. Dem Diocletianus hatten seine Sterndeuter angezeigt, dass dieser Knabe einst über die Griechen herrschen und ihre Religion verändern werde; und er trachtete ihm desshalb nach dem Leben. Da floh er vor ihm nach Edessd und lernte dort griechische Weis- heit, bis Diocletianus gestorben war, worauf er nach Byzanz zurückkehrte, welches ihm sein Vater übergab, nach dessen Tode er die Regierung über- nahm, bis die Römer seine Unterstützung ansprachen. Während er mit der Rüstung zu einem Zuge beschäftigt war, sah er im Traume Sterne am Himmel in Gestalt eines Kreuzes, und eine Stimme vom Himmel sprach zu ihm: trage dieses Zeichen, so wirst du über deine Feinde siegen. Er erzählte diesen Traum seinen Soldaten und machte die Figur des Kreuzes auf seine Feld- zeichen und Fahnen und zog aus zum Kriege gegen Maximianus in Rom: als er auf ihn stiess, kam es zum Treffen, Constantinus besiegte ihn und nahm Rom ein, wandte sich dann von da weg und machte Constantinopel zu 30 1 FERD.: WÜSTENFELD seiner Residenz. Dies war der Anfang der Erhebung des Kreuzes und seines Erscheinens unter den Menschen; von jener Zeit an nahmen es die Christen und verehrten es, so dass sie es anbeteten. Constantinus achtete die Christen und trat in der Stadt Nicomedia im zwölften Jahre seiner Regierung über Griechenland zu ihrer Religion über, befahl in seinem ganzen Reiche Kirchen zu bauen, zerbrach die Götzen und zerstörte ihre تج‎ 59 hielt eine ee in der Stadt Nicäa. rb o Die Veranlassung dazu war, dass: Alexander, و0‎ von Alexandrien, in Arius den Eintritt in die Kirche verboten und ihn wegen seiner Lehre excommunicirt hatte, indem er das Urtheil des Märtyrers Petrus, des Patriarchen von Alexandrien, anführte, welcher gesagt haben sollte, dass der Glaube des P. 11. Arius verdorben sei, und dies zugleich allen Patriarchen schriftlich mittheilte. Arius wandte sich nun mit zwei Bischöfen an den Kaiser Constantinus, indem sie seinen Beistand ansprachen und sich über Alexander beschwerten. Er liess ihn nun mit dem Arius aus Alexandrien holen und versammelte die an- gesehensten Christen, um mit ihm zu disputiren. Arius behauptete: der Vater war, als der Sohn noch nicht war; dann brachte er den Sohn hervor, welcher nun sein Wort wurde; dieser ist also hervorgebracht, erschaffen. Der Vater übergab ihm alle Dinge, da schuf der Sohn, welcher das Wort genannt wird, alle Dinge des Himmels und der Erde und was darin ist, und er war der Schöpfer durch die ihm vom Vater verliehene Kraft. Dieses Wort verkörperte sich dann durch Maria und den heiligen Geist und dies wurde der Messias. Also besteht der Messias aus zwei Wesen, Wort und Körper, und beide sind erschaffen. — Alexander entgegnete: Ist denn nun die Verehrung dessen nöthiger, der uns erschaffen hat, oder dessen, der uns nicht erschaffen hat? — Arius antwortete: Nein! die Verehrung dessen, der uns erschaffen hat, ist nöthiger.— Nun sprach Alexander: Wenn also der Sohn uns erschaffen hat, wie du a der doch selbst erschaffen ist, so wäre seine Verehrung nöthiger, als die des Vaters, welcher nicht erschaffen ja es wäre die Verehrung des Schöpfers Ketzerei, und die Verehrung des * der wahre Glaube, was doch das allerschändlichste wäre. — Dem Kaiser Constantinus gefiel die Rede des Alexander und er befahl, den Arius zu excommuniciren, was dann geschah. Alexander bat hierauf den 11401812156135 111011301 DER COPTEN. 31 Kaiser, die Bischöfe zu versammeln, und auf seinen Befehl kamen sie zu ihm aus seinem ganzen Reiche und versammelten sich sechs Monate nachher in der Stadt Nicäa, und ihre Anzahl war 2340, die über den Messias verschie- dene Ansichten hatten. Die Einen meinten, der Sohn sei vom Vater in dem Grade verschieden, wie eine Feuerflamme von einer anderen ausgehe, ohne dass die erste durch die Trennung der zweiten von ihr vermindert wird; dies war die, Lehre des Sabellius aus Oberägypten und seiner ‚Anhänger. — Andere behaupteten, dass Maria mit dem Messias nicht neun Monate schwäril ger gewesen, sondern dass er durch ihr Innerstes hindurch gegangen sei, wie das Wasser durch einen Canal; dies war die Ansicht des Alianus und e seiner Anhänger. — Andere sagten) der Messias sei ein erschaffner. Mensch und der Sohn habe aus Maria seinen ‚Anfang; dann sei er auserwählt und die göttliche, Gnade habe ihn mit der Liebe und dem ‚freien Willen vereinigt und desshalb sei er Sohn Gottes genannt, ohne es wirklich zu sein; daher sei Gott einer, ewig einer. Diese erkannten also das Wort und den Geist nicht an und glaubten nicht daran, und dies war die Ansicht des Paulus von Someisat, Bischofs von Antiochien, und seiner Anhänger. — Andere sagten, die Gottheit sei dreifach, gut, böse und das Mittel zwischen beiden; dies war die Ansicht. des Mareion und derer, die ihm folgten. — Andere sagten, der Messias und seine Muller seien zwei Götter ausser Gott, und dies war die Lehre der Marianer, einer christlichen Secte. — Andere sagten: Nein! Gott schuf den Sohn, d. i. das Wort, von ‚Ewigkeit, wie er die Engel schuf, als reinen, heiligen, einfachen Geist, frei von Materie; dann schuf er in der Endlichkeit den Messias aus dem Innern der reinen Jungſrau Maria; dann verband sich der Sohn, das von Ewigkeit erschaffene Wort, mit dem Messias Menschen, da wurden sie Eins. — Andere sagten, der Sohn sei erzeugt vom Vater vor aller Zeit, nicht erschaffen ; und sei von seiner Substanz und 5 Licht von seinem Lichte, und der Sohn habe sich mit dem aus Maria ge- nommenen Menschen vereinigt, beide seien Eins geworden und dies sei der Messias; dies was die Ansicht der 3 ils پا‎ Constantin erstaunte über ihre verschiedenen Meinungen und wunderte sich sehr darüber; auf. seinen Befehl mussten sie sich an mehreren Orten ver- sammeln, wo ihnen das zu ihrem Unterhalte erforderliche gereicht wurde, 39 ZITIPERD: WÜSTENFELD: unid sie sollten hier disputiren, bis ihm die Wahrheit ihrer Meinung ein- leuchte. Die 318 blieben fest bei ihrer oben bemerkten Ansicht, während die übrigen von ihnen abwichen; da neigte sich Constantin zu der Meinung der Mehrzahl und wandte sich von dem ah, was dieser entgegen war, und trat den 318 bei; er liess ihnen Stühle bringen, worauf sie sich setzen mussten, übergab ihnen sein Sehwerdt und sein Siegel, und dehnte ihre Macht über sein ganzes Reich aus. Sie dagegen segneten ihn und verfassten ‚für ihn das Buch der königlichen und kirchlichen Gesetze‘, worin alles, was sich auf Verwaltungs- und Ehesachen bezog, enthalten war; und theilten eine P. 12. Abschrift davon den übrigen Reichen mit. Die Häupter dieser Versammlung waren Alexander, Patriarch von Alexandrien, Eustathius, Patriarch von An- tiochien, und Macarius, Bischof von EN ‘Sylvester, Patriarch von Rom, hatte zwei Presbytere 8 welche mit ihnen übereinstimmten, dass Arius excommunicirt werden müsse; also excommunieirten und vertrieben sie ihn. Die 318 verfassten auch das bei ihnen bekannte Glaubensbekenntniss und setzten es durch, dass das Fasten mit dem Osterfeste in Verbindung gebracht rde, wie es die Patriarchen zur Leit des Kaisers Aurelianus festgesetzt ER wie oben erwähnt ist; auch verboten sie dem Bischofe eine Frau zu haben. Vor dem, wenn einer von ihnen eine Frau hatte, wär er nicht ge- zwungen, sich von ihr zu enthalten, sobald er zum Bischofe erwählt wurde, wogegen der Patriarch niemals eine Frau hatte. — Sie wurden aus der Versammlung des Constantinus mit grosser Ehre entlassen. | Dieser Alexander war es, der das -eherne Götzenbild zerbrach, welches — in dem Tempel des Saturns zu Alexandrien war, und welches sie verehrt und dem sie am 18. Hatur ein Fest gefeiert und viele Opfer geschlachtet hatlen. Als nun Alexander dieses Götzenbild zerstören wollte, hinderten ihn die Ein- wohner von Alexandrien daran; er ersann also eine List und that, als wolle er ihren Wünschen entsprechen, bis das Fest nahe war. Da versammelte er das Volk und hielt eine Predigt, worin er ihnen das Schändliche des Gëtzen: dienstes vorhielt und sie aufforderte, ihm zu entsagen und dieses Fest zu Ehren des Erzengels Michael zu feiern, Welcher für sie bei Gott Fürbitte einlege, denn das sei besser; als zu Ehren des Götzen das Fest zu feiern. Er wollte also weder die Feier des Festes, welches die Bewohner der Stadt MACRIZTS GESCHICHTE DER ۰ 33 zu begehen gewohnt waren, ändern, noch die an demselben von ihnen ge- brachten Opfer abschaffen; nun war das Volk damit zufrieden und stimmte ihm bei, das Götzenbild zu zerstören. Da zerstörte und verbrannte er es und machte aus dem Tempel desselben eine Kirche mit dem Namen des Michael und diese Kirche stand zu Alexandrien, bis sie die Truppen des Imàm el-Mo’izz lidinillah Abu Temim Ma'add 1) verbrannten, als sie im J. 358 heranrückten; das Fest des Michael ist aber bei den Christen in Aeypienland beibehalten und wird noch jährlich gefeiert. Im 22. Jahre der Regierung Constantins reiste seine Mutter Helena nach Jerusalem und baute dort den Christen Kirchen; da machte sie der Bischof Macarius auf das Kreuz aufmerksam und machte sie mit dem bekannt, was die Juden gethan hatten; sie setzte nun den Jüdischen Priestern so lange zu, bis sie ihr den Ort zeigten, dann liess sie graben und fand ein Grab und drei Hölzer. Es wird behauptet, dass sie unter den drei Hölzern das ge- suchte Kreuz nur dadurch erkannt hätten, dass sie jedes einzeln auf einen Todten legten, der schon untersucht war; da sei er lebendig aufgestanden, als eins der Hölzer auf ihn gelegt wurde. Sie stellten desshalb ein dreitägiges Fest an, welches bei ihnen als das Fest des Kreuzes bekannt ist, und seit jener Zeit verehren die Christen das Kreuz. Helena liess dazu einen goldenen Kasten machen und baute die Kirche der Auferstehung (el- qijamet), welche jetzt die Kirche des Unraths (el-qomämet) genannt wird 2); dem Bischof Macarius übertrug sie die Aufsicht über den Bau der übrigen Kirchen und kehrte in ihre Stadt zurück. Zwischen der Geburt des Messias and dem Wiederauffinden des Kreuzes waren 328 Jahre verflossen. A Auf Alexander folgte im Patriarchate von Alexandrien sein Schüler Ath a- nasius Apostolicus, welcher 46 Jahre blieb und starb, nachdem er harte Schicksale erduldet und dreimal von seinem Stuhle entfernt war. Zu seiner Zeit gab es viele Streitigkeiten mit dem Bischof Eusebius, welche damit 1) Dies ist der vierte Herrscher aus der Dynastie der Fatimiden in Africa und der erste von ihnen, welcher in Ägypten herrschte, nachdem sein Feldherr Dschauher in dem genannten Jahre das Land erobert hatte. Vergl. Ibn Challikan, vit. Nr. 743 und 144. 2) Über diese Verdrehung des Namens vergl. Golius ad Alfragan. p. 138. Histor.- Philol. Classe III. 34 FERD. WÜSTENFELD endigten, dass er gegeisselt wurde und die Flucht ergriff, Er begünstigte nämlich den Arius und sagte, dieser habe nicht behauptet, dass der Messias die Dinge erschaffen habe, sondern nur, dass durch ihn alle Dinge erschaffen seien, weil er das Wort Gottes sei, durch welches der Himmel und die Erde erschalfen wurden, denn Gott habe alle Dinge durch sein Wort er- . schaffen; also seien die Dinge durch ihn hervorgebracht, nicht dass er sie hervorgebracht habe; die 318 hätten ihm Unrecht gethan. : Zu seiner Zeit traten viele Juden zum Christenthume über; einige von ihnen schmähten auf den Pentateuch, der in den Händen der Juden war, P.13. indem sie behaupteten, dass sie ihn verstümmelt hätten und dass der wahre der sei, welchen die Siebenzig übersetzt hätten. Da befahl Constantin, ihn herbeizuschaffen, und setzte ihnen so lange zu, bis sie einen Ort in Agypten bezeichneten, wo er sich befinde; nun schrieb er wegen dessen Her- beischaffung und er wurde zu ihm gebracht, da fand sich zwischen diesem und dem in den Händen der Juden befindlichen ein Unterschied von 1369 Jahren 1). Es wird behauptet, dass sie ihn wegen der Geburtszeit des darin verheissenen Messias verstümmelt hätten. ۱ Zu seiner Zeit sandte Helena eine grosse Somit Geldes nach der: Stadt Edessa, wofür die dortigen grossen Kirchen gebaut wurden. Constantin be- fahl, die Juden aus Jerusalem zu vertreiben und zur Annahme des Christen- ihums zu zwingen; wer von ihnen sich weigerte, sollte umgebracht werden; da traten viele von ihnen zum Christenthume über, die meisten aber weigerten sich und wurden getödtet, Dann stellte er diejenigen von ihnen, welche das Christenthum angenommen hatten, auf die Probe, indem er sie am Ostertage in der Kirche versammelte und ihnen befahl, Schweinefleisch zu essen; die meisten weigerten sich, davon zu essen, und es wurde an diesem Tage eine sehr grosse Anzahl von ihnen umgebracht. 1) Man könnte dies so verstehen, dass jener alte Codex vor 1369 Jahren, also etwa ums J. 1040 vor Christus geschrieben sei, oder dass in der neuen Recension Zahlen verändert seien, wönach der Messias erst 1369 Jahre später erwartet werden könnte. Ich vermuthe indess, dass anstalt e J ahr, ببت‎ Vers zu lesen ist, und die Juden 1369 Verse ausgemerzt hatten. 5% Pentateuch be- zeichnet hier nämlich das ganze alte Testament. 1314051715 GESCHICHTE DER COPTEN. ` 35 Als Constantius, des Constantinus Sohn, nach seinem Vater zur Re- gierung kam, war die Lehre des Arius in Constantinopel, Antiochien und Alexandrien die überwiegende, und der grösste Theil der Einwohner von Alexandrien und Agyptenland bestand aus Arianern und Manichäern, welche im Besitz der dortigen Klöster waren; auch der Kaiser neigte sich zu ihrer Ansicht hin und veranlasste die Leute, sie anzunehmen, nachher aber wandte er sich wieder von ihr ab. Cyrillus, Bischof von Jerusalem, behauptet, dass über dem Grabe, welches in der Auferstehungs-Kirche ist, am Pfingstfeste den 10. Ajjär in der dritten Stunde des Tages am Himmel die Gestalt eines strahlenden Kreuzes erschienen sei, so dass sein Licht das Licht der Sonne übertroffen habe, sämmtliche Einwohner von Jerusalem hätten es mit eigenen Augen gesehen und es habe mehrere Stunden über dem Grabe gestanden, wo es von den Leuten betrachtet sei; da wurden an jenem Tage viele Tausende von Juden und anderen gläubig. Als dann Julianus, der Sohn des Oheims des Constantius, zur Regie- rung kam, widerfuhren den Christen von ihm harte Bedrängnisse und er liess eine grosse Anzahl derselben umbringen; er verbot ihnen, in irgend ein Buch zu sehen, nahm die Geräthe der Kirchen und Klöster weg, liess einen grossen Tisch aufstellen mit Speisen von dem, was er seinen Götzen geopfert hatte, und ausrufen, wer Geld haben wolle, solle Rauchwerk ins Feuer wer- fen, von den Opfern der Ungläubigen essen und dann so viel Geld nehmen, als er nur wolle; viele der Griechen weigerten sich, indem sie sagten: wir sind Christen; da tödiele er von ihnen viele. Auch vertilgte er das Kreuz von seinen Feldzeichen und Fahnen. — Zu seiner Zeit bewohnte der heilige Anarion die Wüste des Jordan und baute daselbst Klöster, und er ist der erste unter den Christen, welcher die Wüste des Jordan bewohnte. Als nun Jovianus, welcher sich zum Christenthume bekannte, die Re- gierung über Griechenland antrat, liess er alle Bischöfe, welche geflohen waren, auf ihren Stuhl zurückkehren und schrieb an Athanasius, den Pa- triarchen von Alexandrien, dass er ihm eine Erläuterung des richtigen Glau- bensbekenntnisses geben solle. Dieser versammelte nun die Bischöfe und schrieb ihm wieder, dass er fest an dem Bekenntnisse der 318 hänge. Da E2 36 FERD. WÜSTENFELD erhob sich das Volk von Alexandrien gegen Athanasius, um ihn zu tödten, er flüchtete indess, und sie setzten den Lucius, welcher Arianer war, an seine Stelle. Aber die Bischöfe versammelten sich fünf Monate darauf, ex- communicirten und vertrieben ihn, und liessen den Athanasius auf seinen Stuhl zurückkehren, welcher dann Patriarch. blieb, bis er starb, und ihm Petrus folgte. Gegen diesen standen die Arianer nach zwei Jahren auf, er floh vor ihnen und sie führten den Lucius wieder ein, welcher drei Jahre blieb; dann erhoben sich seine Feinde gegen ihn, er musste flüchten, und sie seizien am 20. Amschir den Petrus wieder ein, welcher dann ein Jahr blieb. — Unter der Regierung des Valens, Kaisers von Griechenland, zog Arius, Bischof von Antiochien, mit Genehmigung des Kaisers nach Alexandrien, vertrieb eine Menge Griechen daraus, warf den dortigen Patriarchen Petrus ins Gefängniss und setzte den Arius von Someisat an seine Stelle; Petrus floh aus dem Gefängnisse nach Rom und suchte Hülfe bei dem dortigen Pa- triarchen. Valens war Arianer; er unternahm eine Reise, um die Kirche des P. 14. heiligen Thomas in der Stadt Edessa zu besuchen, verbannte den dortigen Bischof und mit ihm mehrere nach der Insel Rhodus, und vertrieb die übrigen Bischöfe, weil sie seiner Ansicht entgegen waren, mit Ausnahme von zweien. Im Patriarchate von Alexandrien folgte Timotheus, welcher sieben Jahre blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit war die zweite Versammlung der Christen zu Constantinopel im J. 112 der Diocletianischen Zeitrechnung. Es versammelten sich 150 Bischöfe, welche den Macedonius, einen Gegner des heil. Geistes, und alle, welche sich zu seiner Lehre bekannten, excommunicir- ten. Die Veranlassung dazu war, dass er behauptete, der heil. Geist sei erschaffen; und sie excommuniecirten mit ihm manche andere wegen anslössiger Meinungen, welche sie über den Messias vorbrachten, und diese Bischöfe machten zu dem Glaubensbekenntnisse, welches die 318 aufgestellt hatten, den Zusatz: “und wir glauben an den heil. Geist, den Herrn, der lebendig macht, der ausgegangen ist vom Vater.” Ich sage: hochgelobt sei Gott wegen dieser ihrer Meinung. Sie verboten zugleich, in Zukunft weder etwas hinzu, noch davon zu thun, und diese Versammlung war 58 Jahre nach der von Nicäa. — Zu seiner Zeit wurden viele Kirchen zu Alexandrien erbaut und eine grosse Anzahl fiel von der Lehre des Arius ab; zu seiner Zeit gestatteten ۸۱۱۸۸۲2۵5 ‚GESCHICHTE 1215111001117 37 auch die Bischöfe und Mönche allgemein den Genuss des Fleisches am Oster- lage, um der Secte der Manichäer entgegen zu treten, welche den Genuss des Fleisches allgemein verbot. Der Kaiser Gratianus rief alle Bischöfe, welche Valens vertrieben hatte, zurück, und liess einen وا‎ seinem a anhängen, mit Ausnahme der Manichäer. N Hierauf wurde Theophilus auf den Stuhl von توت‎ geseizt, weleher 27 Jahre blieb, bis er am 28. Babe starb. Lu seiner eit kamen die jungen Männer, die Herren der Höhle wieder ans Licht; damals war Theodosius Kaiser von Griechenland, er baute über ihnen eine Kirche und stiftete ihnen zu Ehren ein jährliches Fest 1). Der Kaiser Theodosius brachte die Arianer in grosse Bedrängniss und Noth und auf seinen Befehl wurden ihnen die Kirchen der Christen genommen, nachdem sie dieselben etwa vierzig Jahre besessen hatten; auch stiess er aus seinem Heere alle, welche Arianer waren, und entfernte alle, die von ihnen in seinem Rathe und Dienste waren; von den Heiden liess er viele umbringen und zerstörte die Tempel der Götzen an allen Orten. Zu seiner Zeit wurde die Kirche der Maria zu Jerusalem erbaut, und unter der Regierung des Kaisers Arcadius wurde das Kloster el-Coseir?) erbaut, welches jetzt das Kloster des Maulthiers genannt wird, am Berge Mocattem östlich von Tora vor der Stadt Fostät Agypten. Dann folgte im Patriarchate von Alexandrien Cyrillus, welcher 32 Jahre blieb und am 3. Abib starb; er war der erste, welcher in den Kirchen von Alexandrien und Agyptenland Figuren aufstellte. Zu seiner Zeit war die dritte Versammlung der Christen auf Veranlassung des Nestorius, Patriarchen von Constantinopel; er läugnete nämlich, dass Maria die Mutter 255 sei, und behauptete, Maria habe nur einen Menschen geboren, welcher sich mit dem göttlichen Willen, worunter er Jesus verstand, vereinigte; diese Vereinigung mit dem Willen habe dann zwar eigentlich, aber nicht wesentlich; stattge- n. und dien .وب‎ Gols anf nan sei nacht: wirklich ور‎ 1) Es ier in dem un Calender auf den 29. Bermude und 20. Mesri ange- merkt. Selden a. a. O. S. 369 u. 374 hat den Ausdruck Herren der Höhle“ nicht verstanden. i ; 2) Vergl. unten Cap. 7. Nr. 9, ت 2 FFF Re N i . a با‎ A 28 FERD: WÜSTENFELD sondern durch das Geschenk und die Gnade erfolgt. Er sagte ferner: Der Sohn von Ewigkeit liess sich auf den Messias herab und ihn bete ich an, weil sich Gott auf ihn herabliess; er besteht aus zwei Naturen, zwei Per- sonen und einem Willen. In seiner Predigt am Feste der Geburt Christi sagte er: Maria hat einen Menschen geboren und ich glaube nicht an einen Sohn von zwei Monaten und drei Götter, auch verehre ich ihn nicht, wie ich Gott verehre Dies war auch das Bekenntniss der beiden Bischöfe Theo- dorus und Diodorüs, welche zugleich behaupteten, dass der von Maria ge- borene der Sohn von Ewigkeit sei, welcher sich zu dem Messias herabgelassen habe und dann der Sohn Gottes durch das Geschenk und die Gnade genannt sei und dass die Vereinigung durch den Willen und das Wollen staugefun- den habe; und sie gaben Gott, nach ihrer Ansicht, zwei Söhne, einen nach dem Wesen und den anderen nach der Gnade. — Als nun Cyrillus, Patriarch von Alexandrien, die Lehre des Nestorius erfuhr, schrieb er an ihn, um ihn wieder davon abzubringen, aber er liess sich nicht abbringen; da schrieb er an Clemens, Patriarchen von Rom, Johannes, Patriarchen von Antiochien, und Juvenalis, Bischof von J lem, um sie davon in Kenntniss zu setzen, 0م‎ sie schrieben nun sämmtlich an Nestorius, dass er von seiner Lehre ab- lassen solle; aber er liess nicht ab und nun verabredeten die Patriarchen eine Versammlung in der Stadt Ephesus, wo zweihundert Bischöfe zusammen kamen; jedoch Johannes, Patriarch von Antiochien, erschien nicht. Nestorius weigerte sich zu ihnen zu kommen, obgleich sie mehrmals zu ihm schickten, um ihn zu holen; sie erwogen nun seine Lehre und excommunicirten ihn und setzten ihn ab. Als dieses geschehen war, traf Johannes ein und wurde er- zürnt, dass die Sache vor seiner Ankunft entschieden sei; er vertheidigte den Nestorius und behauptete, dass sie ihn mit Unrecht excommunicirt hätten, und sie trennten sich von Ephesus im Bösen. Darauf söhnten sie sich wieder aus und die Orientalen verfassten eine Schrift über ihr Glaubensbekenntniss ’ und die Excommunication des Nestorius, welche sie dem Cyrillus zuschickten; dieser nahm sie an und schrieb ihnen wieder, dass sein Bekenntniss mit dem von ihnen aufgesetzten übereinstimme. Zwischen der zweiten Versammlung und der jetzigen waren 50 oder 55 Jahre verflossen. — Nestorius wurde nach Agypten verwiesen und liess sich in der Stadt Ichmim nieder, wo er P. 15. MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 39 noch sieben Jahre lebte und nach seinem Tode begraben wurde. Seine Lehre aber breitete sich aus und wurde von Bersumas, Bischof von Nisibis, ange- nommen, und es bekannten sich dazu die Christen vom Perserland, Irac, Mosul und Mesopotamien bis an den Euphrat und werden bis auf den heu- tigen Tag Nestorianer genannt. Hierauf setzte Theodosius, Kaiser von اسم‎ im zweiten Jahre seiner Regierung den Dioscurus zum Patriarchen von Alexandrien ein. Zu seiner Zeit trat Eutyches, einer der Presbytere zu Constantinopel, mit seiner Lehre hervor und behauptete, dass der Körper des Messias fein und unsern 1 nicht ست م‎ sei, und dass der Sohn von Maria nichts an- habe; d lten sich gegen ihn 130 Bischöfe und excom- en ihn. — Zu Alexandrien rotteten sich am Ostertage eine Menge Juden zusammen und kreuzigten ein Bild in Gestalt des Messias und spolteten über ihn, worüber zwischen ihnen und den Christen Händel entstanden, in- denen von beiden Seiten viele Leute getödtet wurden; da schickte der griechi- sche Kaiser Truppen zu ihnen, welche den 32 Theil der ‘Juden! von Alexandrien niedermachten. Die vierte یه هنن وت‎ war in * Stadt Chalcedon und die Veranlassung dazu war, dass Dioscurus, Patriarch von Alexandrien, be- hauptete, der Messias sei eine Substanz aus zweien, eine Person aus zweien, eine Natur aus zweien und ein Wille aus zweien, — die Ansicht des Mar- cianus, des damaligen Kaisers von Griechenland, und seiner Unterthani war; dass er aus zwei Substanzen, zwei Naturen, zwei ‚Willen! und einer Person bestehe. Als die Bischöfe sahen, dass dies die Ansicht des Kaisers sei, fürch- teten sie ihn und erklärten sich für übereinstimmend mit seiner Meinung, ausser Dioscurus und sechs Bischöfe, welche mit dem Kaiser nicht überein- stimmten. Diejenigen Bischöfe, welche ihnen entgegen waren, setzten eine Schrift- auf, worin sie ihre Übereinstimmung‘ mit dem Kaiser erklärten; da sandte Dioscurus hin und liess sich von ihnen die ‘Schrift ausbiiten, um sie zu eg u als sie zu ihm gebracht wurde; schrieb er sein eigenes Glaub s- darauf und excommunicirte jene und alle, welche davon abwichen. Darüber erzürnte der Kaiser und wollte ihn tödten lassen, es wurde ihm indess gerathen, ihn zu einer Disputation citiren zu lassen, und 40 ۲ ۱۱۱۱81 812 WÜSTENFELD auf seinen Befehl erschien er und zugleich 634 Bischöfe. Die Bischöfe und Patriarchen riethen dem Dioscurus, die Ansicht des Kaisers anzunehmen, 80 würde er seinen hohen: Posten behalten; da erwiederte er ihnen, nachdem er ein Gebet für den Kaiser gesprochen hatte: Der Kaiser hat nicht nöthig, über spitzfindige Dinge zu disputiren, er muss sich vielmehr mit den Ange- legenheiten seines Reiches und dessen Regierung beschäftigen, und überlässt es den Priestern, über den wahren Glauben zu disputiren, denn sie kennen die Schrift, und er hat keine Vorliebe für irgend einen, sondern folgt dem Rechte. — Da sprach Pulcheria, die Gemahlin des Kaisers, welche ihm gegenüber sass: o Dioscurus! zur Zeit meiner Mutter lebte ein Mensch, starr- köpfig wie du, den excommunicirten und vertrieben sie von seinem Stuhle, (nämlich Johannes Chrysostomus, Patriarch von Constantinopel). Er erwie- derte ihr: ich weiss wohl, was deiner Mutter widerfuhr, wie sie von einer P. 16. Krankheit befallen wurde, worin sie aussätzig ward, bis sie zu den Gebeinen des Johannes Chrysostomus ging und ihn um Verzeihung bat, worauf sie wieder gesund wurde. — Da entbrannte sie vor Zorn über seine Rede und gab ihm einen Faustschlag, dass ihm zwei Backenzähne ausfielen, zugleich ergriffen ihn ein Paar Männer und rissen ihm den grössten Theil seines Bartes aus. Der Kaiser befahl, ihn zu excommuniciren und von seinem Sitze zu entfernen; sie kamen also seinetwegen zusammen, excommunicirten ihn und setzten ihn ab, und an seine Stelle wurde Proterius ernannt. Seit dieser Versammlung haben sich die Christen getrennt und sind Melikiten ge- worden nach der Lehre des Kaisers (Melik) Marcianus, und Jacohiten, welche der Ansicht des Dioscurus folgen, und dies geschah im J. 193 der Diocle- tianischen Zeitrechnung. Marcianus erliess durch sein ganzes Reich den Be- fehl, dass alle, welche nicht seiner Meinung wären, getödtet werden sollten. Zwischen dieser und der dritten Versammlung waren 21 Jahre verflossen. Dioscurus nahm seine beiden Zähne und das Barthaar und schickte es nach Alexandrien mit den Worten: dies ist die Frucht” nämlich des Glaubens; da wurden die Einwohner von Alexandrien und Agypten seine Anhänger. Er aber wandte sich nach seiner Absetzung nach Jerusalem und durchzog Palästina und machte die Leute mit seiner Ansicht bekannt; sie folgten ihm und bekannten sich zu seiner Lehre, und die Mehrzahl der Bischöfe wurde MACRIZIS! GESCHICHTE’ DER COPTEN. | 41 Jacobiten; er starb in der Verbannung am 4. Tot und die Zeit: seines Bi triarchates war vierzehn Jahre. Der Stuhl vons Altiaudrlen blieb walt end der Regierung des Marcianus ohne Patriarchen; ييا‎ dodani agen, i dass Proterius eingesetzt sei. Man ist verschiedener — جا‎ die J 3 اتسوا ره وب وی‎ — hätten; einige sagen, dass Dioscurus vor seinem Patriarchatè Jacob geheissen und nach seiner Verbannung an seine Anhänger geschrieben habe, sie sollten an dem Glauben des armen, verbannten Jacob festhalten; andere sagen, er habe einen Schüler Namens Jacob gehabt, den er in seiner Vers bannung an seine Anhänger sandte, welche nun nach diesem benannt seien; andere sagen, Jacob sei ein Schüler des Severus, Patriarchen von Antiochien, welcher der Ansicht des Dioseurus war, gewesen, und Severus habe den Jacob an die Christen gesandt und sie im Glauben des Dioscurus ‚befestigt, worauf sie nach ihm benannt wurden; noch andere sagen, Jacob war ein sehr frommer, enthaltsamer Mann, welcher sich in zerrissene Satteldecken kleidete und davon Jacob el- زنفعظ‎ d. i. der Deckenträger genannt wurde, dieser durchzog die Länder und gewann die Leute fiir die Lehre des Dios- curus, worauf diejenigen, Welche seiner Ansicht folgten, nach ihm bet nannt wurden und Jacobiten hiessen; dieser Jacob hat auch den Beinamen el- Sorudschi, d. i. Deckenträger. — Zur Leit des Marcianus lebte auch Simon der Einsiedler und Stylit; er war der erste Mönch, welcher in einer Einsiedelei lebte und sein بعاد وتان‎ war in einer Höhle am Berge von An- tiochie. i ongles 1b dih bun 22 Nach dem Tode, des —— erhoben sich die Einwohlien.i von e xandrien gegen den Patriarchen Proterius, tödteten ihn in der Kirche und trugen seinen Leichnam nach dem von Piolemäus erbauten Gymnasium, wo sie ihn mit Feuer verbrannten, weil er seines Glaubens ein Melikit war; er hatte sechs Jahre regiert. An seine Stelle selzten sie den Timotheus, einen Jacobiten, welcher drei Jahre blieb; es kam aber ein Statthalter aus Con- stantinopel, welcher ihn absetzte und an seine Stelle den Severus, einen Melikiten, einsetzte, weleher 22 Jahre blieb und am 7. Mesri starb. Als Leno, der Sohn des Leo, in Griechenland zur Regierung kam, be- günstigte er die Jacobiten und vergrösserte ihre Macht, weil er selbst, Jacobit Histor.- Philol. Classe. III. 42 /ATIBERDUWÜSTENEFE 121911 war; er liess jedes Jahr in das- Kloster des Bu Macäri!)idas bringen, was die Bewohner an Getraide und Gl nöthig hatten. Severus flüchtete yon dem Stuhle von Alexandrien nach Wadi Habib und Timotheus kehrte aus seiner Verbannung zurück und wurde zum Patriarchen eingesetzt, bis er nach zwei Jahren starb. Ihm folgte Petrus, welcher acht Jahre, sieben Monate und sechs“ Tage blieb und am 4. Hatur starb; nach ihm wurde Athanasius er- nannt, welcher sieben Jahre blieb und am 20. Tot starb. Zu seiner Leit brannte das Gymnasium ab, welches Ptolemäus erbaut hatte. — Es folgte Johannes im Patriarchate von Alexandrien, welcher Jacobit war und neun Jahre blieb, bis er àm 4. Baschnas starb; dann war nach seinem Tode der Stuhl ein Jahr lang unbesetzt. Hierauf wurde Johannes der Einsiedler eingesetzt, welcher 21 Jahre blieb, bis er am 24, Baschnas starb: — Nach ihm folgte Dios curusbder Jän auni hb ‚zwei Jale: ۳ fünf Mdontd Wish und am 17. Babeh starb. ; ۳ Elias, Patriarch von nomina iE an 2 ne Kan ee dass er sich von der Lehre der Jacobiten zu der der Melikiten wenden möchte, und sandte mehrere Mönche mit W Geschenken zu ihm. Er nahm die ;Geschichke; an, eniliess die Mönche; mit herrlichen Gegen- geschenken und sandte ihm eine bedeutende Summe zur Wiederherstellung der Kirchen und Klöster und zu Almosen. Nun wandte sich Severus an Anastasius und belehrte ihn, dass der Glaube der Jacobiten der wahre sei; da erliess er durch sein ganzes Reich den Befehl, die Lehre des Dioscurus anzunehmen und die der Versammlung von Chalcedon zu verlassen. Als hierauf der Patriarch von Antiochien zu ihm schickte oa ‚sagen liess: “das, was du gethan hast, war unnöthig und die Versamml g von Chalcedon hat doch Recht, 80 n der Kaiser, setzte ihn: Valk und erna 8 einen anderen an seine Stelle, ber, der Patriarel Jerusalk ;schrikh eine Ver- sammlung der Mönche رجا‎ Obersten der Kidster). aus, a es kamen deren zehn Tausend zusammen, die excommunieirten den Kaiser Anastasius und die seiner Lehre folgten. Da wurde auf Befehl des Anastasius Elias nach der Stadt Eila 2) verbannt; aber die Patriarchen und Mache der Winden I) Vari dnten cp. 7. Nr ur: 2) Die bekannte Stadt am rothen ern. 641% bau. gangs ach — MACRIZIS (GESCHICHTE DER ICOPTEN. 43 versammelten sich und: excommunieirten den Kaiser Anastasius und die seiner Lara folgten oro ام‎ hab مد واه‎ i ur Zeit des Kaisers Justinus wurden die: heidnischen Bewohner von Härrän, das sind die Sabier, zum Christenthume gezwungen; viele von ihnen traten über, aber die meisten wurden getödtet, weil sie sich weigerten; die christliche Religion anzunehmen. Alle Melikiten, welche Anastasius abgesetzt hatte, setzte er wieder ein, weil er selbst Melikit war. In das Patriarchat von Alexandrien wurde Timotheus eingesetzt, Welcher Jacobit war; jedoch nach drei Jahren wurde er abgesetzt, und A pollinarius, ein Melikit, kam an seine Stelle.’ Dieser bemühte sich, sämmtliche Christen zu der Meinung der Melikiten zurückzubringen, und betrieb die Sache mit grossem Eifer; er zwang die ägyptischen Christen, den neuen Glauben anzunehmen, und die Mönche der Klöster des Bu Macär in Wadi Habib gaben ihm dazu ihre Einwilligung; Jacob el-Beradi'i dagegen durchzog alle Grter; und befestigte seine Anhänger in dem Glauben, von dem er behauptete, dass er der Wahre sei. — Der Kaiser befahl allen Bischöfen, das Geburtsfest am 25. des ersten Kanun und das Tauffest am 6. des zweiten Kanun zu feiern; viele von ihnen hatten das Geburts- und das Tauffest an einem Tage gefeiert, nämlich am 6. des zwei. ten Kanun, und dies ist bei den Armeniern bis auf unsere Zeit Gebrauch geblieben. مرق ووو مر ورطامجوى جعت‎ uns ble dib او‎ i و‎ nn m diese Zeit trat Johannes der Grammatiker 1) in Alexandrien auf und behauptete, dass der Vater, der Sohn und der heil. Geist drei Gottheiten, drei Naturen und eine Substanz seien. Auch Julianus erschit ptet dass der Körper des Messias vom Himmel und fein und geistig gewesen sei, der keine Schmerzen gefühlt habe; ausser wenn er sich zur Sünde geneigt hätte, der Messias habe sich aber nicht zur Sünde geneigt und sei daher nicht wirklich gekreuzigt, habe nicht gelitten und sei nicht gestorben, son- dern das alles sei Schein gewesen! Der Kaiser befahl dem Patria Timotheus, zur Lehre der Melikiten zurückzukel} en, und als er es nicht that, wollte er ihn tödten lassen, jedoch auf Verwend ag wurde er nur abgesetzt und Paulus, ein Melikiv; kam an seine Stelle und blieboEwei Jahre. Die it Raf an 918 14 TA an H £ f Sif rZ ¢ Si 9810 88 و‎ 155 2 nns: Y 79 A U E E i 0 88 em 1 4 $ — ررض‎ 91351 DHH f amn 9511535 of 191119 8 9132 1) Vergl. m. Geschichte der arab. Ärzte, Nr. 10. Si 1 II i و‎ 1 £ : F 2 . 4 عرض دمر‎ 81 WÜSTENFEED N Jacobiten waren mit ihm nicht zufrieden und man sagt, dass sie ihn umge- bracht hätten; sie machten an seine Stelle den Dilus, welcher auch Melikit war, zum Patriarchen; dieser blieb fünf Jahre unter lästigen Beschwerden, so dass sie ihn tödten wollten, da floh er und blieb fünf Jahre auf der Flucht, bis er starb. Nun wurde der griechische Kaiser Justinianus benach- richtigt, dass die Jacobiten in Alexandrien und Agypten die Oberhand hätten und ihre Patriarchen nicht annehmen wollten; er schickte desshalb den Apol: linarius, einen seiner Statthalter, an der Spitze eines grossen Heeres nach Alexandrien. Als er ankam und in die Kirche trat, zog er seine Krieger- kleidung aus und die Kleidung der Patriarchen an und hielt Gottesdienst; da wollte das Volk ihn steinigen, er aber zog sich zurück, versammelte seine Truppen und liess bekannt machen, dass er eben einen Brief des Kaisers bekommen habe, welchen er den Leuten vorlesen solle; er liess zu Alexandrien . am Sonntag läuten und die Menschen versammelten sich in der Kirche, 80 dass keiner zurückblieb, dann bestieg er die Kanzel und sprach: o Einwohner von Alexandrien! verlasset die Lehre der Jacobiten, wo nicht, so fürchte ich, dass der Kaiser schickt und euch umbringen lässt und eure Habe und eure Frauen preis gibt. Jetzt wollten sie ihn steinigen, da gab er den Soldaten einen Wink, diese hauten unter sie ein und es wurde eine unzählige Men- schenmenge getödtet, so dass die Soldaten im Blute wadeten, und es sollen an jenem Tage 200,000 Menschen den Tod gefunden haben, und viele von ihnen flohen in die Klöster von Wadi Habib. Die Melikiten nahmen die Kirchen der Jacobilen in Besitz und von jenem Tage an war, der Sitz des Patriarchen der Jacobiten in dem Kloster des Bu Macär in Wadi Habib. Zu seiner Zeit standen die Samaritaner gegen Palästina auf, n die Kirchen der Christen, verbrannten, was darin war, und tödteten eine Menge Christen; da sandte der Kaiser Truppen hin, welche eine grosse An- zahl der Samaritaner umbrachten; er erliess einen Theil der Steuern Palästina's, baute die Kirchen neu auf, stiftete ein Krankenhaus zu Jerusalem für die Kranken, schenkte eine bedeutende Summe zum Bau einer Kirche zu Betlehem und baute ein Kloster auf dem Berge Sinai, in welchem er eine Burg an- legte, von einer Menge Zellen umgeben, und تب مهن‎ eine بو میت‎ hinein- zum Schutze der 5 Or 47 9 تس MACRIZI’S GESCHICHTE DER ۰ 45 Zu seiner Zeit war die fünfte Versammlung der Christen. Die Veranlas- sung war, dass Origenes, Bischof der Stadt Menbidsch, die Seelenwanderung lehrte, und der Bischof von Aneyra,' der Bischof von el- Massisa und der Bischof von Edessa alle drei behaupteten, dass der Körper des Messias Schein und nicht wirklich gewesen sei; sie wurden nach Constantinopel gebracht, wo sie mit dem dortigen Patriarchen Eutychius eine Zusammenkunft hatten, welcher, nachdem er mit ihnen eine Disputation gehalten, die Excommunication über sie verhängte. Der Kaiser befahl, dass ihretwegen eine Versammlung gehalten werden solle, und schrieb eine Zusammenkunft der Patriarchen und Bischöfe aus; da versammelten sich 140 Bischöfe und excommunieirten jene und alle, die ihrer Lehre folgten. Zwischen der vierten mn 20 Chalcedon und der jetzigen waren 163 Jahre verflossen. Als der Statthalter, welcher zum Patriarchen von Alexandrien ی‎ war, nach 17 Jahren starb, folgte ihm Johannes, ein Manichäer, welcher drei Jahre blieb, bis er starb. Die Jacobiten erwählten einen Patriarchen mit Namen Theodosius, welcher 32 Jahre blieb, und die Melikiten ernannten einen Patriarchen Namens Decius. Der Kaiser schrieb an den Statthalter von Alexandrien, er solle dem Patriarchen der Jacobiten das Glaubensbe- kenntniss der Versammlung von Chalcedon vorlegen, und ihn, wenn er es nicht annehmen wollte, verjagen; er legte es ihm also vor, und als er es nicht annehmen wollte, vertrieb er ihn und setzte an seine Stelle den Paulus von Tinnis. Diesen wollten die Einwohner von Alexandrien nicht anerkennen) und als er starb, wurden die Kirchen a Jacobitischen Copten geschlosben; und es widerfuhren ihnen von den Melikiten viele Bedrängnisse, — Im J. 248 der Dioeletianischen Zeitrechnung stellten die Jacobiten zwei Kirchen zu Alexandrien wieder her; Theodosius starb am 28. Buna, nachdem er 32 Jahre Patriarch gewesen war, von denen er vier Jahre in der Verbannung in Oberägypten zugebracht hatte. Ihm folgte Petrus, ein Jacobit, welchen drei Bischöfe in dem Kloster el- Zeddschadsch 0 heimlich e و‎ er blieb zwei Jahre und starb am 25. Buna. ا‎ geia 1349 Im J. 1 der nerion مسال‎ SHES 8 zum EU GES 1) vergl. unten Cap. 7. Nr. 71. 9 46 FERD. WÜSTENFELD ۳ von Alexandrien eingesetzt; er war Jacobit, blieb 36 Jahre und starb am ‚8, Buna; zu seiner Zeit wurden die Klöster zerstört. Die Melikiten setzten für sich zu Alexandrien einen Manichäischen Patriarchen ein, mit Namen Athanasius, welcher fünf Jahre blieb, bis er starb; ihm folgte Johannes, ein Manichäer mit dem Beinamen el- Caim bil-hacc, und als er nach fünf Monaten starb, folgte ihm Johannes el-Cäim bil-amr; die- ser war Melikit und blieb elf Jahre bis zu seinem Tode.“ | P. 19. Tur Zeit des griechischen Kaisers Tiberius bauten die Christen zu el-Ma- dain, d. i. Madain-Kesra (Ctesiphon) einen Tempel und einen anderen in der Stadt Wasit. — Unter der Regierung des Kaisers Mauritius behauptete ein Mönch mit Namen Maron, dass der Messias aus zwei Naturen, einem Willen und einer Person bestehe; es folgten: ihm in seiner Ansicht die Einwohner von Hamaàt, Qinnesrîn und el-Awäsim 1) und eine Anzahl Griechen, sie glaubten an seine Lehre und haben unter den Christen den Namen Maroniten erhalten; als Maron starb, bauten sie auf seinen Namen das Kloster des Mane Mn „ Lur Zeit, des griechischen Kaisers Phocas schiekte der Perserkönig Kesra seine Truppen nach Syrien und Agypten, welche die Kirchen von Jerusalem und Palästina und des ganzen Syrerlandes zerstörten und sämtliche Christen tödteten; sie kamen nach Agypten, um sie zu verfolgen, ermordeten eine grosse Anzahl und machten eine unermessliche Menge zu Gefangenen. Die Juden halfen ihnen in der Bekriegung der Christen und Zerstörung ihrer Kirchen und stiessen zu den Persern von Tiberias, dem Gebirge Galiläas, dem Flecken Nazaret, der Stadt Tyrus und der Gegend von Jerusalem; sie behandelten die Christen ganz nach Belieben und fügten ihnen grossen Schaden zu; zer- störten ihnen zwei Kirchen zu Jerusalem, verbrannten ihre Woh ungen, nah- men ein Stück des Kreuzesholzes mit fort und führten den Patriarchen von Jerusalem und viele seiner Anhänger als Gefangene weg; dann kam Kesra in erson aus Irac,- um Constantinopel, die Residenz des griechischen Kaisers «zu erobern, und belagerte sie vierzehn Jahre. eee. B ad I) el>Awäsim bezeichnet den nördlichen District von Syrien, dessen Hauptstadt Antiochien ist. Abulfed. Geograph. pag. 233. 256. Ed. Paris. — Freytag, Selecta ex. histor. Halebi pag. 46. J SIBE ۱99 ۷ ۳ MaCRIZTS GESCHICHTE DER COPTEN. 47 Zur Zeit des Phocas wurde Johannes der barmherzige zum Pa- triarchen von Alexandrien für die Melikiten eingesetzt, welcher ganz Agypten- land zehn Jahre regierte und auf Cyprus starb, wohin: er vor den Persern geflohen‘ war. Der Stuhl von Alexandrien blieb nun sieben Jahre ohne Pa- triarchen, weil Agyptenland und Syrien von den Griechen verlassen waren und die darin zurückgebliebenen Christen sich vor den Perserh fürchteten. Die Jacobiten setzten den Anastasius zum Patriarchen ein, welcher zwölf Jahre blieb und am 22. Kihak der Diocletianischen Zeitrechnung starb; er forderte die Kirchen der Jacobiten, welche die Melikiten in Besitz genommen hatten, zurück, stellte darin wieder her, was die Perser zerstört hatten, und nahm seinen Sitz in der Stadt Alexandrien. Da sandte zu- ihm Athanasius, Patriarch von Antiochien, Geschenke in Begleitung einer grossen Anzahl von Bischöſen, und kam dann selbst um ihn zu besuchen; jener ging ihm ent- gegen und freute sich über seine Ankunſt. Zu seiner Zeit wurde ganz Agyp- tenland jacobitisch, weil die Griechen es verlassen hatten. Während dem hatten die Juden in der Stadt Tyrus einen Aufstand erregt und ihre Aus- erwählten in ihrer Gegend ausgeschickt und sich zu einem Angriffe gegen die Christen und ihrer Ermordung verabredet; es kam zwischen ihnen zu Ge- lechten, in denen die Juden zu zwanzig Tausend sich versammelten und die Kirchen der Christen ausserhalb Tyrus zerstörten; die Christen gewannen aber über sie die Oberhand, da sie ihnen an Zahl überlegen waren, die Juden nahmen eine schimpfliche Flucht und es wurde eine grosse Anzahl von ihnen getödtet. 5 Ty Prois وا ام‎ rA FAS 25 Heraclius hatte unterdess zu Constantinopel die Regierung über Griechen- land angetreten und besiegte die Perser durch eine List, welche er gegen Kesra ausführte, so dass dieser von ihnen abzog; er brach dann von Con. stantinopel auf, um die Provinzen von Syrien und Agypten wieder zu gewin- nen, und stellte darin das wieder her, was die Perser zerstört hatten. Die Juden von Tiberias und anderen Städten kamen ihm entgegen, brachten ihm kostbare Geschenke und baten ihn, dass er ihnen Sicherheit gewähren und darüber eine eidliche Zusicherung geben sollte, worauf er ihnen Sicherheit zuschwor. Hierauf hielt er seinen Einzug in Jerusalem, wo ihm die Christen mit den Evangelien, Kreuzen, Rauchwerk und brennenden Lichtern entgegen 48 FERD. WÜSTENFELD kamen; er fand die Stadt, ihre Kirchen und die Comäma zerstört, was ihm grosse Betrübniss und Schmerz verursachte. Die Christen machten ihn nun genauer mit dem Aufstande der Juden in Verbindung mit den Persern be— kannt, wie sie die Christen angegriffen und die Kirchen zerstört hätten und dass sie ihnen mehr Schaden zugefügt hätten, als die Perser, und mit mehr Beharrlichkeit als andere ihrer Ermordung nachgetrachtet hätten; sie suchten P. 20. ihn zu einem Angriffe gegen sie zu bewegen, indem sie ihm dies als ein gutes Werk vorstellten. Er aber wandte ihnen dagegen ein, dass er den Juden Sicherheit zugeschworen habe. Die Mönche, Patriarchen und Presby- tere suchten ihn indess zu überzeugen, dass ihm ihre Ermordung nicht ver- boten sei, denn sie seien gegen ihn mit List verfahren, dass er ihnen Sicher- heit versprochen habe, ohne zu wissen, was sie begangen hätten, und dass sie an seiner statt die Sühne für seinen Schwur übernehmen wollten dadurch, dass sie selbst und die Christen sich zu einem jährlichen Fasten von einer Woche für ewige Zeiten verbindlich machen wollten. Da gab er ihren Vor- stellungen nach und machte auf die Juden einen schimpflichen Angriff, worin er sie alle vernichtete, so dass in den griechischen Provinzen von Ägypten und Syrien keiner von ihnen übrig blieb, ausser denen, die flüchteten und sich versteckten. Die Patriarchen und Bischöfe liessen nun an alle Städte schriftlich die Aufforderung ergehen, dass die Christen jährlich eine Woche fasten sollten; sie halten auch dieses Fasten bis auf den heutigen Tag und nennen es die Woche des Heraclius. Zu seiner Zeit wurde Andronicus zum Patriarchen der Jacobiten zu Alexandrien ernannt und blieb sechs Jahre, bis er am 8. Tuba starb ; unter seinem Patriarchate wurden die Klöster zerstört. Ihm folgte bei den Jacobiten Benjamin, welcher das Kloster des Abu Bischäi ) und das Kloster der Jungfrau des Abu Bischäi, beide im Wädi Habib, wieder herstellte; er blieb 39 Jahre, von denen die Perser zehn Jahre Agypten beherrschten, dann kam Heraclius, schlug die Perser in Agypten und setzte den C yrus zum Patriar- chen von Alexandrien ein, welcher Manichäer war. Dieser verfolgte den 8 um ihn zu ene war es aber nicht im Wände weil er geflohen 1) Vergl. unten Cap. 7. Nr. 70. MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 49 war. Heraclius war Maronit und als er den Minas, Bruder des Benjamin, traf, liess er ihn aus Hass gegen die Jacobiten verbrennen und kehrte nach Constantinopel zurück. : Zu seiner Zeit offenbarte Gott die Religion des Islam's und die Herr- schaft über Ägypten und Syrien kam aus den Händen der Christen, welche Schutzgenossen der Moslimen wnrden. Die Zeit der Christen währet von der Himmelfahrt des Messias, bis dass Ägypten erobert wurde und die Coptischen Christen Schutzgenossen der Moslimen wurden; dies zerfällt in die Zeit, wo sie unter den Händen der Griechen durch Kreuzigen, Verbrennen, Steinigen und Glieder- Abschneiden auf das grausamste umgebracht wurden, und die Zeit ihrer Selbstherrschaft durch den Übertritt der Kaiser zum Christenthume. 4. Cap. Geschichte der Coptischen Christen in Ägypten, wie sie unter die Botmässigkeit der Moslimen kamen, Tribut be— zahlten und von ihnen als Schutzgenossen angenommen wur- den, und welche Ereignisse und Schicksale sich dabei zutrugen. Als die Moslimen nach Agyptenland kamen, war es gänzlich mit Chri- sten angefüllt, die sich in zwei nach Abkunft und Religionsglauben verschie- dene Theile theilten: der eine, die regierenden, bestand aus lauter Griechen von den Soldaten des Beberrschers von Constantinopel, Kaisers von Griechen- land, deren Ansicht und Glaube der der Melikiten war und deren Zahl sich auf mehr als 300,000 belief, der andere Theil, die ganze Masse des Volkes von Agypten, Copten genannt, war ein vermischtes Geschlecht, so dass man nicht mehr unterscheiden konnte, ob jemand unter ihnen von Coptischer, Habessinischer, Nubischer oder Israelitischer Abkunft war, diese waren aber sämmtlich Jacobiten und von ihnen waren einige Regierungssecretäre, andere Kauf- und Handelsleute, andere Bischöfe und Presbytere und dergleichen, andere Landwirthe und Ackerleute, andere Bediente und Knechte, Zwischen diesen und den Melikiten, der Regierungsparthei, herrschte eine solche Feind- schaft, dass dadurch Verheirathungen unter einander verhindert und selbst wechselseitige Ermordungen veranlasst wurden. Ihre Zahl belief sich auf Histor.- Philol. Classe III. f G 50 FERD. WÜSTENFELD mehrere Hundert Tausend, denn sie waren eigentlich die Bewohner von Agyptenland im obern und untern Theile. Als nun Amr Ben el-Asi 1) mit den Truppen der Moslimen nach Ägyp- 1) Abu Abdallah Amr Ben el-Asi Ben Wäil el-Sehmi, der Eroberer Ägyptens, أن‎ ‚stammte aus einer angesehenen Familie der Coreischiten zu Mekka. Was el- Sojuti aus seinem früheren Leben erzählt, ist in dem Anhange zum arabischen Texte enthalten; Folgendes ist davon ein Auszug: Amr hatte mit mehreren Coreischiten eine Handelsreise nach Jerusalem gemacht, und während er hier in 3 den Bergen die Cameele weiden liess, traf er auf einen christlichen Mönch, welcher vor Durst fast verschmachtete; Amr gab ihm aus seinem Schlauche zu trinken und der Mönch schlief ein. An seiner Seite war eine Höhle و‎ aus welcher eine grosse Schlange hervorkam, die Amr nicht sobald erblickte, als er einen Pfeil auf sie abschoss und sie erlegte. Als der Mönch erwachte und sah und erfuhr, was Amr gethan, suchte er ihn zu überreden, mit ihm in seine Heimath nach Alexandrien zu reisen, wo er ihm aus Dankbarkeit für die zweimalige Rettung das Doppelte von dem schenken wolle, was er durch diese Handelsreise zu verdienen hoffte, nämlich 2000 Dinare. Amr willigte ein und nachdem er seine Reisegefährten davon benachrichtigt und ihnen die Hälfte der Summe versprochen hatte, wenn sie bis zu seiner Rückkehr in Jerusalem verweilen wollten, machte er sich mit dem Mönche und einem seiner Begleiter auf den Weg. Als sie nach Alexandrien kamen, wurde hier gerade ein Fest gefeiert, an welchem die Könige und die Angesehensten mit einem goldenen , Balle werfen, den sie mit ihren Ärmeln aufzufangen suchen „ indem sie glauben, dass, wer den Ball mit dem Ärmel fange, nicht sterben würde, bevor er bei ihnen zur Regierung gelangt sei. Der Mönch erwies dem Amr grosse Ehre, ` ` zog ihm ein seidenes Kleid an und nahm ihn mit in die Versammlung, wo sie mit dem Balle warfen, und es traf sich, dass der Ball in Amr’s Ärmel flog. Sie wunderten sich darüber und sagten: es ist doch das erste Mal, dass dieser Ball uns die Unwahrheit ansagt, denn dieser Araber wird niemals über uns herrschen, Der Mönch führte den Amr bei den Einwohnern von Alexandrien ۱ umher und erzählte ihnen, wie er ihm zweimal das Leben gerettet und dass er ihm dafür 2000 Dinare versprochen habe, und bat sie, diese Summe unter sich zu sammeln; dies thaten sie und gaben dem Amr das Geld, welcher dann mit seinem Begleiter, nachdem ihnen der Mönch einen sichern Boten mitgegeben hatte, zu seinen Reisegefährten zurückkehrte, denen er 1000 Dinare abgab; das andere Tausend, welches er für sich behielt, wurde sein Anlage- Capital. MACRIZTS GESCHICHTE DER ۰ 51 ten kam, wurden sie von den Griechen angegriffen, welche ihre Besitzung vertheidigen und sie aus ihrem Lande vertreiben wollten; die Moslimen schlu- gen sich mit ihnen und besiegten sie bei der Burg, wie oben erzählt ist. P. 21. Da suchten die Copten unter der Bedingung, Tribut zu bezahlen, mit Amr Frieden zu schliessen und er gewährte dies, bestätigte sie in allem, was sie an Ländereien und dergleichen besassen, und sie leisteten den Moslimen Hülfe gegen die Griechen, bis Gott diese in die Flucht schlug und aus Agyptenland hinaustrieb. Amr schrieb an Benjamin, den Patriarchen der Jacobiten, im J. 20 der Hidschra einen Sicherheitsbrief, worüber er sehr erfreut war; er kam zu Amr, und setzte sich auf den Patriarchenstuhl, nachdem er dreizehn Jahre davon entfernt: gewesen war, von denen zehn Jahre in die Herrschaft der Perser über Ägypten fallen und die übrigen nach der Ankunft des Hera- clius in Ägypten. Nun bemächtigten sich die Jacobiten aller Kirchen und Kann in Aaypien und nahmen sie für sich allein mit Ausschluss der Melikiten. Er hatte auf dieser Hin- und Herreise Ägypten als das vortrefflichste und reichste Land kennen gelernt. — Nicht sehr lange vor der Eroberung Mekka’s nahm Amr erst den Islam an, während er sich in Habessinien aufhielt, und ging zu Muhammed: über, welcher ihn indess gleich im folgenden Jahre an die Spitze von 300 Mann stellte, welche einen Zug nach Dät el-Saläsil machten, und als Amr um Verstärkung bat, schickte ihm Muhammed ein Corps der ältesten Theil- nehmer an seiner Entweichung zur Hülfe, unter denen Abu Bekr und Omar, unter Anführung des Abu Obeida. Dann übertrug ihm der Prophet die Ver- waltung der Provinz 'Omän, die er bis an dessen Tod behielt, worauf ihn Abu Bekr als Oberfeldherrn nach Syrien schickte, welches er eroberte. Unter Omar war er Statthalter von Palästina und im J. 18 d. H. als Omar nach el-Dschäbia bei Damascus ins Lager kam, bat ihn Amr heimlich, dass er ihm die Erlaubniss zu einem Zuge nach Agypten geben möchte. — Die nun folgende Eroberung Ägyptens erzählt Sojuti etwas umständlicher als el- Makin, ۱ ۰ Saracen. pag. 23 fo. — So lange Omar lebte, blieb Amr Statthalter von Unterägypten und auch in den vier ersten Jahren unter Othman; dann wurde er abgesetzt und zog sich im J. 27 nach Palästina zurück, kam aber zuweilen nach Medina. Im J. 38 ernannte ihn der Chalif Mo’äwia wieder zum Statthalter von Ägypten und er behielt diese Stelle, bis er im J. 43 etwa 90 Jahre alt starb. Vergl. el-Nawawi, biograph. Diction. p. 478, G2 59 FERD. WÜSTENFELD Die christlichen Geschichtschreiber erzählen, dass der Emir der Gläubi- gen Omar Ben el-Chattäb, als er die Stadt Jerusalem eroberte, schriftlich den Christen Sicherheit für ihre Person, ihre Kinder, Frauen und Habe und alle ihre Kirchen versprochen habe, welche weder zerstört, noch zu Wohnun- gen benutzt werden sollten; er sass mitten im Hofe der Auferstehungs-Kirche und als die Zeit des Gebetes kam, ging er hinaus und betete vor der Kirche auf der Treppe, welche am Thore ist, für sich allein, dann setzte er sich wieder und sagte zu dem Patriarchen, wenn ich innerhalb der Kirche gebetet hätte, so würden die Moslimen nach mir sie in Anspruch genommen und gesagt haben: “hier hat Omar gebetet.“ Er schrieb einen Brief, welcher verordnete, dass die Moslimen nicht anders als einzeln auf die Treppe kom- men, dass sie sich dort nicht zum Gebete versammeln und von da die Stunden des Gebetes nicht abrufen sollten. Ferner habe der Patriarch ihm den Rath gegeben, an der Stelle des Felsens, über welchem viel Schutt lag, eine Moschee zu erbauen; Omar nahm nun etwas von dem Schutt in sein Kleid, worauf die Moslimen sich beeilten, ihn aufzuräumen, bis nichts mehr davon übrig war und die entfernteste Moschee !) vor dem Felsen erbaut wurde. Als Abd el-Melik Ben Merwän zur Regierung gekommen war, zog er den Felsen in den heiligen Umkreis der Moschee und dies geschah im J. 65 der Hidschra. Omar begab sich alsdann nach Betlehem und betete in der Kirche bei dem Bogen, in welchem der Messias geboren wurde, und liess eitie Ver- ordnung in den Händen der Christen, wonach die Moslimen nicht anders als einer nach dem anderen an diesem Orte beten, sich nicht an demselben zum Gebete versammeln und von da die Stunden des Gebetes nicht-abrufen sollten. ‚Als der Patriarch Benjamin im J.39 der Hidschra zu Alexandrien wäh- Er. des zweiten Emirates des Amr gestorben war, setzten die Jacobiten den Agathon an seine Stelle, welcher siebzehn Jahre blieb und im J. 56 starb. Er baute die Kirche des Marcus zu Alexandrien, welche stehen blieb, bis sie während des Sultanates des Melik el “Adil Abu Bekr Ben Ejjub 2) zerstört 1) 1-Mesdachid eis nämlich damals die weiteste Entfernung von Mekka, wo ein moslimischer Tempel stand; den Namen hat diese Moschee behalten. 2) Dies ist der Bruder des Salah ed-din (Saladin) ) und dessen dritter Nachfolger in Ägypten und Syrien, Er war im J. 540 zu Damascus geboren, bemächtigte P. 22. MACRIZIPS GESCHICHTE DER COPTEN. | 53 wurde. Zu seiner Zeit war eine Theurung drei Jahre lang und er nahm sich der Armen an. Auf ihn folgte Isaac, welcher Jacobit war und zwei Jahre und elf Monate blieb, bis er starb. Dann setzien die Jacobiten nach ihm den Syrer Simon, ein, welcher 74 Jahr blieb und starb. Zu seiner Zeit kamen Gesandte des Indervolkes um zu bitten, dass er ihnen einen Bi- schof einsetzte; er lehnte dies aber ab, bis ihm der Sultan die Erlaubniss gab, einen anderen einzusetzen. Nach seinem Tode war der Stuhl von Ale- xandrien drei Jahre ohne Patriarchen. Dann erwählten die Jacobiten im J. 81 den Alexander, welcher 244 oder 25 Jahre blieb und im J. 106 starb; ihn trafen harte Schicksale, indem er zweimal gebrandschatzt und ihm dabei 6000 Dinare abgenommen wurden. Zu seiner Zeit befahl Abd el- Aziz Ben Merwän, Emir von Ägypten, die Mönche zu zählen, und als dies geschehen, wurde von ihnen Tribut gefordert, von jedem Mönche ein Dinar; dies war der erste Tribut, welcher von den Mönchen gefordert wurde. Als Abdallah Ben Abd el-Melik Ben Merwän die Verwaltung Ägyptens erhielt, bedrängte er die Christen sehr und Corra Ben Scherik folgte seinem Beispiele, als er die Verwaltung Ägyptens bekam, und brachte über die Christen Bedrängnisse, wie sie sie vordem nicht erfahren haiten 1). Obeidallah Ben el-Hidschäb, sich der Regierung im J. 596 und starb im J. 615. Ibn Challikan, vit. 4) In dem Capitel von den Moscheen handelt Macrizi bei der Geschichte der Moschee daes Amr Ben el-Asi über die verschiedene Richtung der Kanzel in den Ägypti- schen Moscheen und erklärt diese zum Theil daher, dass die Muhammedaner die den Christen genommenen Kirchen an kleineren Orten gleich zu Moscheen benutzten, indem sie die Kanzel an den Eingang stellten. Bei dieser Gelegenheit erwähnt er mehrere Aufstände der Copten, welche indess mit ihrer völligen Unterdrückung und der Wegnahme ihrer Kirchen endeten. Nachdem er näm- lich die arabischen Stämme genannt, welche nach und nach aus Arabien nach "Ägypten hinüber gesiedelt wurden, spricht er zuletzt von den Oeisiten: Vor Zeiten war kein Oeis in der östlichen Ebene, sondern erst Ibn el-Hidschäb gründeie dort eine Niederlassung derselben. Er war nämlich zu dem Chalifen Hischâm: Ben Abd el-Melik gekommen und dieser hatte ihm befohlen, 5000 Mann auszuheben; Ibn el-Hidschäb nahm nun diese Aushebung unter den Qeisiten vor, kam mit ihnen an und liess sie in Ägypten in der östlichen Ebene ihren = FERD: WÜSTENFELD 54 Feste der Einkünfte, hatte schon den Copten für jeden Dinar ein Qirat — ۰ Wobnelt⸗ nehmen. 80 sieh nun, Gott stärke dich! wie wenig Wohnplätze die Gefährten des Propheten und ihre nächsten Nachfolger bei der Eroberung Ägyp- tens in den angebauten Gegenden hatten, und dabei waren alle Örter in sämmt- lichen Provinzen, sowohl im obern, als im untern Theile, voll von Copten und Griechen und der Islam konnte sich in den Ägyptischen Ortschaften erst nach dem ersten Jahrhundert der Hidschra ausbreiten, als Obeidallah Ben el-Hidschäb, ein Freigelassener des Selül, den Qeisiten in der östlichen Ebene Wohnungen anwies. Im zweiten Jahrhundert der Hidschra nahm dann die Ausbreitung der Moslimen in den Ortschaften Ägyptens und auf dem Lande zu, aber erst nach dem zweiten Jahrhundert hörten die Copten auf zu rebelliren und gegen die Moslimen Krieg zu führen. Abu Omar Muhammed Ben Jusuf el- Kindi sagt in dem Buche der Emire Ägyptens: Unter dem Emirat des Abhar Ben Jusuf, Emir's von Ägypten, schrieb Obeidallah Ben el-Hidschäb, Verwalter der Einkünfte Ägyptens, an Hischam Ben Abd el-Melik, dass Ägyptenland eine Vermehrung der Steuern tragen könnte; er legte also für jeden Dinar ein Qirät mehr auf. Da erhob sich der District von Taw, Nema, Ferbit und Teräbia und das Volk der östlichen Ebene, doch Abhar schickte Regierungstruppen gegen sie, durch 25 Welche sie seschlagen und eine grosse Menge von ihnen getödtet wurde. Dies war der erste Aufstand der Copten in Ägypten und geschah im J. 107; Abhar Ben Jusuf verweilte zu Dimjät (Damiette) drei Monate. Dann erhoben ieh: die Bewohner von Oberägypten und die Copten widersetzten sich ihren Steuer- Einnehmern im J. 121, aber Handhala Ben Safwän, Emir von 48 gypten, schickte Regierungstruppen gegen sie, welche von den Copten viele Leute tödteten und sie unterwarfen. Johannes, ein Copte aus Semnud, zog aus; gegen ihn schickte Abd el-Melik Ben Merwän Ben Musa Ben Nasir, Emir von Agypten, da wurde Johannes mit vielen seiner Anhänger getödiet und dies war im J. 132. Auch zu Reschid (Rosette) widersetzten sich die Copten, da schickte Merwän Ben Muhammed el-Himär, als er auf seiner Flucht vor den Abbasiden nach Ägypten kam, gegen sie den No’män Ben Nesa, welcher sie in die Flucht trieb. Die Copten zogen gegen Jezid Ben Hätim Ben Cabisa Ben el-Mohalleb Ben Abi Sofra, den Emir von Ägypten, in der Gegend von Sechä, lehnten sich gegen die Verwalter auf, vertrieben sie im J. 150 und kamen bis Schobra Sonbät, und mit ihnen vereinigten sich die Einwohner von el-Baschrud, el-Asiat und el- Nedschum ; als Jezid Ben Hätim dies erfuhr, schickte er den Nasr Ben Habib el-Mohallebi an der Spitze von Regierungstruppen und angesehenen Einwohnern von Misr gegen sie; die Copten aber überfielen sie bei Nacht und tödteten eine MACRIZIS GESCHICHTE DER COPTEN. 55 mehr aufgelegt; dem widersetzte sich die Coptische Bevölkerung der östlichen Ebene 1), aber die Moslimen zogen gegen sie und tödteten eine bedeutende Menge derselben im J. 107. Auch Osama’ Ben Zeid el-Tanuchi, Verwalter der Einkünfte, bedrängte und bedrückte die Christen, nahm ihnen ihre Habe und brannte den Mönchen ein eisernes Zeichen auf die Hand, welches den Namen des Mönches, den Namen seines Klosters und sein Alter angab, und wer ohne dies Brandmal betroffen wurde, dem wurde die Hand abgehauen. Er erliess eine Verordnung an die Provinzen, dass jeder Christ, welcher ohne Legitimationsschein betroffen würde, in eine Straſe von zehn Dinare genom- men werden solle. Nun umstellte er die Klöster und ergriff eine grosse Anzahl von Mönchen ohne Brandmal, von denen einige geköpft, die übrigen so lange gegeisselt wurden, bis sie unter den Streichen starben. Hierauf wurden die Kirchen‘ zerstört, die Kreuze ی جر‎ die Bilder — und iis diese warfen Feuer unter das Heer der — und nahmen‏ متخ ihren Rückzug nach Misr, Als Musa Ben Ali Ben Rebäh die Verwaltung‏ Ägyptens erhielt, zogen die Copten von Telhtb aus im J. 156, da marschirte‏ ein Corps gegen sie und trieb sie in die Flucht. Hierauf empörten sich die‏ Copten im Dschomada 1. 216 in Gemeinschaft mit den Arabern in Unterägypten,‏ vertrieben die Verwalter und kündigten den Gehorsam auf wegen des schlechten‏ Benehmens der Verwalter gegen sie; es wurde zwischen ihnen und den Truppen ein Waffenstillstand geschlossen, bis der Chalif Abdallah am 10. Moharrem 217 nach Ägypten kam, dieser sandte eine Armee gegen sie nach Oberägypten, wäh- rend er selbst sich nach Sechä begab, und die Copten wurden bei el- Baschrud durch el-Afschin so in die Enge getrieben, dass sie sich der Gnade des Emir's ergaben; er befahl indess die Männer zu tödten und die Weiber und Kinder zu verkaufen; da wurden viele von ihnen verkauft und zu Gefangenen gemacht, und die sich widersetzten, wurden verfolgt, und eine Menge Menschen getödtet. Er kam dann im Safr wieder nach el-Fostät, begab sich hierauf nach Holwän, und kehrte am 18. Safr (nach Bagdad) zurück, so dass sein Aufenthalt zu el- Fostät, Sechä und Holwän 49 Tage gewährt hatte. — Siehe den arabischen Text im Anhange. 1) Ich habe die Schreibart لليف‎ el- Dschauf die Ebene, Niederung, für das rich- tigere لوف‎ el-Hauf, beibehalten, wie sie sich in den Handschriften des Macrizi gewöhnlich finder, worüber de Sacy zu Abd-allatif relat. de Egypte, pag. 396 ausführlich handelt, 56 FERD. WÜSTENFELD die Götzen, deren noch viele waren, sämmtlich zerbrochen, im J. 104 unter dem Chalifen Jezid: Ben Abd el- Melik. Als nun Hischam Ben Abd el-Melik das Chalifat antrat, schrieb er nach Ägypten, dass die Christen nach ihren Gewohnheiten und nach dem in ihren Händen befindlichen Bündnisse behan- delt werden sollten; jedoch Handhala Ben Safwan 1), welcher als Emir zum zweiten Male die Verwaltung. von Ägypten erhielt, bedrückte die Christen, vermehrte die Abgaben, liess Menschen und Thiere zählen und drückte jedem Christen als Brandmal das Bild eines Löwen auf und untersuchte sie dann, und wer ohne Brandmal betroffen wurde, dem wurde die Hand abgehauen. Nach dem Tode des Alexander setzten die Jacobiten einen Patriarchen Namens Cosmas ein, welcher nach funfzehn Monaten starb, worauf sie im J. 109 den Theodorus erwählten, welcher nach elf Jahren starb. Zu seiner Zeit im J. 117 wurde die Kirche des Bu Mina auf der rothen Strasse (el-Hamra) hinter der Stadt Misr errichtet, was die Veranlassung wurde, dass ein Haufen Moslimen sich gegen el-Welid Ben Rifäa 2), den Emir von Ägypten, erhob. — Im J. 120 wählten die Jacobiten den Michael zum Patriarchen, welcher 23 Jahre blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit lehnten sich die Copten in. Oberägypten auf und widerseizten sich den Verwaltern im J. 21, sie wurden aber unterdrückt und viele von ihnen getödiet; dann zog Johannes von Semnud aus und lieferte ein Treffen, worin er mit vielen Copten getödtet wurde, im J. 32; hierauf empörten sich die Copten zu Reschid (Rosette), da schickte. Merwan Ben Muhammed, als er nach Agypten kam, Truppen gegen sie und trieb sie in die Flucht. Abd el-Melik Ben Musa Ben Nasir, Emir von Ägypten, ergriff den Patriarchen Michael, warf ihn ins Gefängniss und legte ihm ein Lösegeld auf; er durchzog nun mit seinen Bischöfen die Provinzen Ägyptens, um von den Einwohnern. Beiträge zu fordern, fand sie aber in grosser Bedrängnis; nach el-Fostät zurückgekehrt, übergab er dem Abd el-Melik was er erhalten hatte, und ‘wurde in Freiheit 1) Er war zuerst vom J. 103 bis 105 Statthalter i in Ägypten, und dann vom J. 120 bis 124. 2) Schon vom J. 96 bis 99 war er Statthalter und dann wieder vom J. 109 bis zu seinem Tode im J. 119. MACRIZTS GESCHICHTE DER ۰ 57 gesetzt. Eine drückende Noth kam dann über ihn durch Merwän, welcher ihn und die Christen hart angriff, Misr und dessen Erndteertrag verbrannte und eine Menge Klosterjungfrauen aus einem der Klöster gefangen nahm. Eine von diesen wollte er verführen, sie wandte aber eine List gegen ihn an und hielt ihn dadurch von sich ab, dass sie ihn nach einen Oele begierig machte, welches sie hatte und wovon sie behauptete, dass, wer damit gesalbt würde, unverwundbar sei; sie bestärkte ihn dadurch, dass sie ihm erlaubte, an ihr selbst den Versuch zu machen; so gelang es ihr, ihn zu überlisten, sie holte Oel, salbte sich damit und streckte dann ihren Hals her, da hieb er mit seinem Schwerdte nach ihr und — ihr Kopf flog herunter. Nun er- kannte er, dass sie den Tod der Entehrung vorgezogen habe. — Der Pa- triarch und die Christen blieben unter Merwän in Ketten, bis er zu Busir getödtet wurde, worauf sie ihre Freiheit erhielten. Was die Melikiten betrifft, so hatte der griechische Kaiser 157 im J. 107 den Cos mas zum Patriarchen der Melikiten in Alexandrien ernannt; dieser ging mit Geschenken zu Hischam Ben Abd el-Melik, welcher dann für ihn den Befehl erliess, dass die Kirchen der Melikiten ihnen wieder gegeben wer- den sollten, worauf er den Jacobiten die Kirche der Verkündigung abnahm. Die Melikiten waren in Aegypten 77 Jahre ohne Patriarchen ge- wesen, yon, der Zeit des Omar Ben el-Chattäb bis zum Chalifat des Hischäm P. 23 Ben Abd el-Melik, und die Jacobiten hatten während dieser Zeit alle Kirchen Aegyptens im Besitz und setzten darin Bischöfe aus ihrer Parthei ein; und als die Nubier zu ihnen schickten, um Bischöfe zu verlangen, schickten sie ihnen Jacobitische Bischöfe, und auf diese Weise sind die Nubier seit dieser Zeit Jacobiten geworden. Als Michael starb, setzten die Jacobiten im J. 146 den Anba Mina ein, welcher sieben Jahre blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit zogen die Cop- ten aus der Gegend von Sechà aus, vertrieben die Verwalter im J. 150 und rotteten sich zusammen; Jezid Ben Hätim Ben Cabisa sandte Truppen gegen sie, die Copten überfielen diese bei Nacht, tödteten eine Menge der Moslimen und trieben die übrigen in die Flucht. Nun kam wieder schweres Ungemach über die Christen, sie waren genöthigt Leichen zu essen, die in Misr neu errichteten Kirchen wurden zerstört, ebenso die Kirche der Maria in der Histor.- Philol. Classe. III. 58 FERD. WÜSTENFELD Nähe von Abu Schanuda in Misr, so wie auch die Kirchen der Coustantins- Warte 1); die Christen boten dem Soleimän Ben Ali 2), Emir von Ägypten, für die Erhaltung derselben 50,000 Dinare, aber er wollte nicht. Als jedoch nach ihm Musa Ben Isa die Verwaltung bekam, gestattete er ihnen den Wie- deraufbau und es wurden alle wieder aufgebaut auf den Rath von el-Leith Ben Sa'd 3) und Abdallah Ben Lahi’a 4), dem Cadhi von Ägypten, welche beide als Grund dafür angaben, dass der Wiederaufbau derselben zum Besten der Stadt sei und dass die Kirchen in Misr erst während des Islam’s zur Zeit der Gefährten des Propheten und deren ersten Nachfolger erbaut seien. Nach dem Tode des Anba Mina erwählten die Jacobiten den Johannes, welcher 23 Jahre blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit zogen die Copten von Balhib 5) aus im J. 56; doch Musa Ben Ali zog ihnen entgegen und schlug sie in die Flucht. — Nach ihm ernannten die Jacobiten Marcus den jün- gern, welcher 20 Jahre und 70 Tage blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit war der Streit zwischen el-Amin und el-Mämün, da wurden die Christen zu Alexandrien geplündert und ihnen viele Wohnungen verbrannt; auch die Klö- 1) Vergl. unten Cap. S. Nr. 7. Die Constantins-Warte, eine Localität bei el-Cahira, erwähnt Macrizi z.B. auch in der Beschreibung der Moschee el-Fila I نامع‎ diese lag auf einer Anhöhe, von welcher man rings umher eine herrliche Aussicht hatte, gegen Norden lag der Garten des Emir Temim, die Brücke des Canals der Beni Wäil, das Kloster el-Ma’dalin (der Magdalene?), Acaba Jahsob und die Con- stantins - Warte. „0% Juls خليج بتى‎ as ARË وکری هنا بل بستان الامب‎ االمعدلين وعقبة حصب وحرس قسطنطین‎ 20 7 2) Es muss heissen Ali Ben Soleimän, welcher im J. 169 Statthalter war; Musa folgte ihm in demselben Jahre bis zum J. 172. Vergl. unten Cap. 8. Nr. 7. 3) Abul-Härith el-Leith Ben Sa’d el-Fehmi geb. i im J. 93 d. H. war einer der vor- ; züglichsten Gelehrten seiner Zeit i in Ägypten und starb im J. 175. el-N awawi, biogr. diction. p. 529. 4) Abu Abd el-Rahman Abdallah Ben Laha Ben 02 el-Hadhrami geb. im J. 97 d. H. war Cadhi von Misr und starb im J. 174. el-Nawawi biogr. dict. p.364. 5) Ein Ort in der Provinz el-Boheira; die Schreibart ist schwankend, ausser تلهیب‎ Telhib (oben S. 55 Note Z. 3, arab. Text S. 4% Z. 8) findet sich Belhit بلهیت:‎ وك مني الرتاطرة‎ und Tilhit لخ اللروم وك تلعیت‎ Cod. Goth. Nr. 258. MACHZTS GESCHICHTE DER COPTEN. 59 ster von Wädi Habib wurden verbrannt und geplündert, so dass darin nur einige wenige Mönche zurückblieben. Zu seiner Zeit ging auch der Patriarch der Melikiten nach Bagdad und heilte eine der Concubinen des Chalifen, da er in der Medicin sehr erfahren war; als sie nun wieder hergestellt war, er- liess der Chalif den Befehl, dass die Klöster der Melikiten, welche die Jaco- biten in Agypten in Besitz genommen hatten, zurückgegeben werden sollten; er forderte sie also von ihnen zurück und behielt das Patriarchat der Meliki- ten vierzig Jahre bis er starb. Die Jacobiten erwählten nach Marcus den J a cob im J. 211, welcher zehn Jahre und acht Monate blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit wurden die Klö- ster wieder aufgebaut und die Mönche kehrten in sie zurück; auch zu Jeru- salem wurde eine Kirche errichtet für die dorthin kommenden Ägyptischen Christen. Zu ihm kam Dionysius, Patriarch von Antiochien, welchen er sehr ehrenvoll aufnahm, bis er zu seinem Sitze zurückkehrte. Zu seiner Zeit im J. 216 lehnten sich die Copten auf, doch el- Afschin 1) drängte sie zurück, bis sie sich der Entscheidung des Emirs der Gläubigen Abdallah el-Mämün unterwarfen. Dieser entschied über sie, dass die Männer getödtet und die Frauen und Kinder verkauft werden sollten; da wurden sie verkauft und grössten Theils gefangen weggeführt. Von jener Zeit an sind die Copten in ganz Agyptenland unterworfen und es hat keiner von ihnen nach dem sich gegen den Sultan zu erheben vermocht; auch über die Bevölkerung auf dem Lande erhielten die Moslimen die Oberhand. Vom offenen Kriege nahmen sie jetzt zur Nachstellung ihre Zuflucht und suchten durch List und Trug den Moslimen zu schaden; sie wurden zu Steuersecretären gemacht und hat- ten mit den Moslimen viele Händel, wie, so Gott will, weiter wird erzählt werden. ; ` Hlierauf wählten die Jacobiten den Simon zum Patriarchen im J. 222, welcher nach einem Jahre starb; nach anderen blieb er nur sieben Monate und sechs Tage. Nach seinem Tode war der Stuhl der Patriarchen ein Jahr 1) el-Afschin war Anführer der Truppen in Ägypten und Syrien unter den Cha- lifen el-Mämün und el-Mo’tasim; dieser liess ihn aus Argwohn im J. 226 aus dem Wege schaffen. i 11 2 00 FERD. WÜSTENFELD uud 27 Tage unbesetzt, bis die Jacobiten im J. 227 den Joseph im Kloster P. 24. des Bu Macär, in Wadi Habib erwählten, welcher 18 Jahre blieb, bis er starb. Zu seiner Zeit kam Jacob, Metropolit der Habessinier, nach Ägypten, welchen die Gemahlin ihres Königs abgesetzt hatte, indem sie an seine Stelle einen Bischof setzte. Der König der Habessinier sandte ihm aber nach, um seine Rückkehr vom Patriarchen zu verlangen, welcher ihn auch wieder zu ihm schickte; auch nach Africa schickte er eine Menge Bischöfe. Zu seiner Zeit starb der Patriarch von Antiochien, welcher nach Agypten ine war, im funfzehnten Jahre seines Patriarchates. Zu seiner Zeit befahl el-Motewekkil allallahi im J. 235 den Beer: nossen, honigfarbige Mäntel von Haaren anzuziehen, Gürtel umzubinden, auf Sätteln mit hölzernen Steigbügeln zu reiten und hinten an den Sattel zwei Kugeln zu machen; ferner sollten die Männer zwei Flicken auf ihre Kleider setzen, die sowohl von der Farbe des Kleides, als auch unter sich verschie- den wären, jeden vier Finger lang, und wenn ihre Frauen ausgingen, sollten sie honigfarbige Schleier tragen, und er verbot ihnen, Gürtel anzulegen; er befahl ihre neu erbauten Kirchen niederzureissen und von ihren Wohnungen Steuer zu nehmen und über die Thüren ihrer Häuser Bilder des Teufels aus Holz zu setzen. Er verbot, in Geschäften für den Sultan ihre Hülfe in An- spruch zu nehmen und kein Moslim sollte sie unterweisen; auch untersagte er ihnen, bei ihren Ceremonien ein Kreuz sehen zu lassen und auf der Strasse ein brennendes Licht zu tragen; dagegen befahl er, ihre Gräber der Erde gleich zu machen; und diese Verordnungen erliess er in alle Provinzen. Im J. 39 befahl er dann den Schutzgenossen, zwei honigfarbige Wollkleider über die Arme und ein Unterkleid zu tragen, und beim Reiten sich auf den Ge- brauch der Maulthiere und Esel zu beschränken mit Ausschluss der Pferde und anderer Lasithiere. Als Joseph im J. 242 starb, blieb der Stuhl ie Tage leer, dann übertrugen die Jacobiten einem Presbyter des Kloster Johannes Namens Mi- chael das Patriarchat, welcher ein Jahr und fünf Monate blieb, bis er starb und im Kloster des Bu Macär begraben wurde; er war der erste Patriarch, welcher darin begraben wurde. — Nach ihm war der Stuhl.81 Tage unbe- setzt, worauf die Jacobiten im J. 244 einen Diaconus aus dem Kloster des MACRIZ TS GESCHICHTE DER ۰ 61 Abu Macar Namens Cos m as wählten, welcher sieben Jahre und fünf Mo- nate im Patriarchate blieb, bis er starb, wonach der Stuhl 51 Tage vacan war. Zu seiner Zeit befahl der griechische Kaiser Theophilus, Sohn des Michael, die Bilder aus den Kirchen zu vertilgen und kein Bild in einer Kirche . ‚zw lassen. Die Veranlassung dazu war, dass er erfahren hatte, dass ein Kir- chenvorsteher an einem Marienbilde die Brust nachgebildet hatte, aus welcher Milch kam, die an ihrem Festtage tropfte; er untersuchte dies und fand, dass es künstlich gemacht war, um Geld dafür zu bekommen. Da liess er ihm den Kopf abschlagen und die Bilder aus den Kirchen fortschaffen; Cosmas, Patriarch der Jacobiten, schickte nun zu ihm und suchte ihm eine andere Meinung beizubringen, bis er einwilligte, dass die Bilder in ihren ی‎ Stand wieder eingeführt werden sollten. Hierauf setzten die Jacobiten den Sätir 1) zum Patriarchen ein, sicher 19 Jahre blieb, bis er starb, dann folgte Bu Sanutius- im Anfange des Chalifates des Mo'tazz, und blieb elf Jahre, bis er starb. Unter seinem Pa- triarchate wurde zu Alexandrien die unterirdische Wasserleitung gemacht, wodurch das Wasser aus dem Nil- Canal in die Häuser floss, und zu seiner Zeit kam Ahmed Ben Tulun als Emir nach Agypten. — Alsdann setzten die Jacobiten den Michael ein, welcher 25 Jahre blieb, bis er starb, nachdem Ahmed Ben Tulun ihm einen Tribut von 20,000 Dinaren auferlegt hatte, zu deren Bezahlung er die den Kirchen vermachten Häuser und die Ländereien von el-Habsch hinter Fostat-Misr veräusserte, die in der Nähe der Mo’allaca in Casr el-Schem’ liegende Kirche an die Juden verkaufte und einem jeden Christen eine Steuer von einem Qirät jährlich auflegte, wodurch er die Hälfte des von ihm geforderten Tributes aufbrachte. Zu seiner Zeit wurde der Emir Abul-Dscheisch Chomaraweih Ben Ahmed Ben Tulun 2) getödtet. Als er 1) Bei Renaudot in der histor. patrum Alex. fehlt dieser Name ganz; bei el- Makin, hist. Saracen. pag. 161 steht dafür أوسانيوس‎ Osanius. Da die Jahres- rechnung nur dann stimmt, wenn man die hier vorkommenden 19 Jahre aus- lässt, so ist es nicht zweifelhaft, dass „ale Satir und أوسانيوس‎ Osanius aus سانوتيوس‎ Sanutius, und ابو سانوتبوس‎ verschrieben und mit dem folgenden Bu Sanutius einerlei ist. 2) Dies ist der zweite Herrscher aus der Dynastie der Tuluniden in Agypten, wel- TT ree 62 FERD. WÜSTENFELD starb, blieb der Stuhl von Alexandrien vierzehn Jahre ohne Patriarchen und P. 25. Dienstags den 3. Schawwäl 300 verbrannte die grosse Kirche zu Alexandrien, welche unter dem Namen el-Qiämet bekannt war, dieselbe, welche ein Tem- pel des Saturns gewesen und zu den Bauwerken der Kleopatra gehört hatte. Im J. 301 setzten die Jacobiten den Gabriel zum Patriarchen ein, welcher elf Jahre blieb, bis er starb; zu seiner Zeit wurde die Steuer von Männern und Frauen erhoben. — Nach ihm setzten die Jacobiten im J. 311 den Cos mas ein, welcher zwölf Jahre blieb, bis er starb. Am Sonnabend in der Mitte des Redscheb 312 verbrannten die Moslimen die Kirche der Maria zu Damascus und raubten alle Geräthe und Gefässe, die darin waren, deren Werth sehr gross war; auch plünderten sie ein Frauenkloster in der Nähe und vertrieben die Jacobiten und Nestorianer. Jm J. 313 kam der We— zir Ali Ben Isa Ben el-Dscherräh nach Agypten; er untersuchte das Land und legte den Bischöfen, Mönchen und armen Christen einen Tribut auf; sie bezahlten ihn zwar, aber einige von ihnen wandten sich nach Bagdad, um el-Moctadir billahi um Abhülfe anzusprechen. Da schrieb dieser nach Agyp- ten, dass von den Bischöfen, Mönchen und Armen kein Tribut genommen und mit ihnen nach dem in ihren Händen befindlichen Tractate verfahren werden solle. — Im J. 323 setzten die Jacobiten einen Patriarchen Namens Cos mas ein, welcher zwanzig Jahre blieb, bis er starb; zu seiner Zeit im J. 325 erregten die Moslimen zu Jerusalem einen Aufstand, verbrannten die Auferstehungs- Kirche, plünderten sie und zerstörten davon so viel sie nur konnten, 3 Dienstag den letzten Redscheb 328 starb Sa'id Ben Batric, Patriarch der Melikiten zu Alexandrien, nachdem er 7 Jahr unter beständigem Streite mit seiner Parthei sein Amt bekleidet hatte. Der Emir Abu Bekr Muham- med Ben Togdsch el-Ichschid 1) sandte den Abul- Hosein, einen seiner Prä- cher vom J. 270 bis 282 d. H. regierte. Ibn Challikan, vit. Nr. 220. Abulfeda, Annal. T. II. pag. 261. 1) Er stammte aus einer Herrscherfamilie von Fergäna, war im J. 268 zu Bagdad geboren und wurde im J. 321 Statthalter von Agypten und Syrien, bis er im J. 334 starb. Ibn Challikan, vit. Nr. 700. MACRIZI’S GESCHICHTE DER 0 63 ſecte, mit einer Abtheilung Truppen nach der Stadt Tinnis um die Kirchen der Melikiten zu schliessen, und liess die Geräthe, deren sehr viele waren, nach el-'Fostät bringen; der Bischof löste sie für 5000 Dinare wieder ein, ‚indem sie mehrere Legate der Kirchen verkauften; dann stellte er den Frie- den mit seiner Parthie wieder her. Er war ein vortrefflicher Mann und ist Verfasser einer nützlichen Chronik. — Die Moslimen erregten auch in der Stadt Ascalon einen Aufstand, zerstörten die grüne Kirche der Maria und plünderten, was darin war; die Juden halfen ihnen, bis sie sie verbrannten, da floh der Bischof von Ascalon nach el- Ramla und blieb hier, bis er starb. Die Jacobiten setzten im J. 345 den Theophanius zum Bischof ein, welcher vier Jahre und sechs Monate blieb; auf ihn folgte Mina, welcher elf Jahre blieb, bis er starb; nach ihm wär der Stuhl ein Jahr leer. Dann setzten die Jacobiten den Ephraim Ben Zor'a ein im J. 366, welcher drei Jahre und sechs Monate blieb und von einem der christlichen Secretäre vergiftet wurde, wovon der Grund der war, dass er ihm verboten hatte, heim- lich eine Concubine zu haben. — Nachdem der Stuhl sechs Monate leer ge- wesen war, wurde im J. 69 Philotheus darauf gesetzt, welcher 24 Jahre blieb, bis er starb; er war ein Schwelger. Zu seiner Zeit nahmen die Meli- kiten die Kirche der Jungfrau, jetzt die Kirche des Patriarchen genannt; Ar- senius, Patriarch der Melikiten, erhielt sie von ihnen zur Zeit des Aziz billahi Nizar Ben el- Mo'izz. Im J. 393 setzten die Jacobiten den Zacharias zum Patriarchen ein, welcher 28 Jahre blieb, darunter neun Jahre in der Bedrückung unter el- Hakim Abu Ali Mansur Ben el-Aziz billahi 1), welcher ihn drei Monate ge- fangen hielt und ihn mit dem Nubier Susana den Löwen vorwerfen liess, die ihm jedoch, nach der Behauptung der Christen, nichts thaten; nach seinem Tode blieb der Stuhl 74 Tage leer. Während seines Patriarchates kamen P. 26. über die Christen Bedrängnisse, wie sie sie vorher nicht zu erdulden gehabt hatten. Viele von ihnen hatten nämlich in der Staatsverwaltung Stellen be- 1) Das Leben dieses Tyrannen ist herausgegeben aus Ibn Challik. vit. Nr. 752 von Adler im Repertor. für bibl. und morgenl. Lit. Th. 15, und aus Macrizi von de Sacy, Chrestom. arabe. Ed. 2, Tome I. pag. 93 und dann ausführlich beschrieben von Silv. de Sacy, exposé de la relig. des Druzes. Tome 1. 64 FE RD. WUSTENFELD kommen, so dass sie sogar Wezire geworden waren und wegen ihres ausge- dehnten Wirkungskreises und bedeutenden Vermögens in hohem Ansehn stan- den. Nun stieg ihr Hochmuth, und es mehrte sich ihr verderblicher Einfluss und ihr Bestreben, den Moslimen zu schaden. Da wurde el- Hakim biam- rillahi darüber aufgebracht, und im Zorn konnte er sich selbst nicht beherr- schen, ergriff den Christen Isa Ben Nestoris, welcher damals einen Rang, den der Wezire ähnlich, einnahm, und liess ihm den Kopf abschlagen; dann er- griff er den Christen Fehd Ben Ibrahim, Secretär des Lehrers Berdschewän 1), und liess ihm den Kopf abschlagen. Er bedrückte die Christen und zwang sie, Kleider mit gelben Streifen zu tragen und mitien um den Leib einen Gürtel zu binden; er verbot ihnen, das Fest des Paschas und der Kreuzigung zu feiern und die gewöhnlichen Versammlungen und Lustbarkeiten an ihren Festen öffentlich anzustellen; alles, was den Kirchen und Klöstern vermacht war, nahm er und brachte es in den öffentlichen Schatz, und schrieb an alle Provinzen ein gleiches zu hun. Er verbrannte viele Kreuze und verbot den Christen, Sclaven und Sclavinnen zu kaufen, zerstörte die Kirchen, welche an 6 as ‚Böschida en binten: 2 Stadt Misr verwüstete die Kirchen 0 Abul-Fotuh اح ةا‎ wurde im آل‎ 358 ee aber im J. 390 auf el -Hakim's Befehl ermordet. Ibn Challi k. vit. Nr. 111. de Sacy, Chrest. ar. Tome 1. pag. 131. | 2) Macrizi, in dem Capitel über die Moscheen, sagt: Die Moschee Räschida. Diese Moschee hat den Namen Moschee Räschida, weil sie in der Strasse Ra- schida liegt. el-Codhä’i sagt: die Strasse Räschida (von dem arabischen Stamme) Ben Aub Ben Dschezila Ben Lachm stösst an die vorhergehende bis zu dem Kloster des Abu Talmüs, welches dann zerstört wurde; es ist die grosse Moschee, welche auf der Räschida, liegt. Diese Strasse ist vergessen, dort war der Be- gräbnissplatz des Stammes Rûschida und der unter dem Namen des Lahmes Ben Ma'mer bekannte Harem, welcher dann den Namen des Märedäni: bekam und jetzt den des Emir Temim führt. el -Musabbihi sagt unter den Ereignissen des Jahres 393: Am 17. Rebi’ II. fing der Bau der Moschee Räschida an; an dem Platze war eine Kirche, um welche die Gräber der Juden und Christen waren; sie wurde von Backsteinen erbaut, dann wieder abgerissen, erweitert und von Steinen aufgeführt und in derselben der e gehalten; u.s. w. S. den arabischen Text im * MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 65 von el-Macs vor Cahira, und gab, was darin war, den Leuten preis, die nun davon so viel plünderten, als sich nicht beschreiben lässt. Er zerstörte auch das Kloster el-Coseir und überliess was darin war dem Volke zur Plünderung, verbot den Christen, an den Ufern des Nil in Ägypten die Taufe vorzuneh- men und schaffte die Versammlungen ab, welche sie dort zur Erholung zu veranstalten pflegten. Dagegen zwang er die christlichen Männer, hölzerne Kreuze, deren jedes fünf Rotl wog, um den Hals zu hängen, untersagte ihnen auf Pferden zu reiten und gestattete nur den Gebrauch der Maulthiere und Esel mit Sätteln und Zügeln ohne Gold- und Silber-Verzierungen, sondern nur von schwarzem Leder, und liess in Cahira und Misr durch Klingeln be- kannt machen, dass kein Vermiether einem Schutzgenossen ein Reitthier ge- ben und kein Moslimischer Schiffer irgend einen Schutzgenossen fahren solle, dass die Kleider der Christen und ihre Mützen ganz schwarz und die Steig- bügel an ihren Sätteln von Sycomoren Holz sein: sollten und dass die Juden am Halse ein rundes Holz von fünf Rotl Schwere hängen haben sollten, wel- ches über den Kleidern sichtbar wäre. Dann fing er an, alle Kirchen zu zerstören, und alles, was darin war und was ihnen vermacht war, gab er preis und zu Lehn; nun wurden sie sämmtlich zerstört, alle ihre Geräthe geplündert, die Legate als Lehn vergeben und an ihrer Stelle Moscheen erbaut. Er liess zum Gebet in die Kirche des Schanuda in Misr ausrufen und um die Kirche el-Mo’allaca auf der Casr el-Schem’ eine Mauer ziehen. Viele Leute reichten Schriften ein, um die Kirchen und Klöster in den Provinzen Ägyptens heimzusuchen, und sie waren nicht so bald übergeben, als auch schon eine Antwort erfolgte, worin dem Bittsteller sein Gesuch gewährt wurde; nun nahmen sie die Geräthe der Kirchen und Klöster und verkauften auf den Märkten von Misr, was sie an goldenen und silbernen Gefässen und dergleichen darin fanden, und verfuhren mit den Legaten nach Willkür. In der Kirche des Schanuda wurden bedeutende Schätze gefunden und in der Mo’allaca eine überaus grosse Menge von goldenen Fabricaten und seidenen Kleidern. Er schrieb an die Statthalter in den Provinzen, den Moslimen die Zerstörung der Kirchen und Klöster zu gestatten; also war die Zerstörung derselben vom J. 403 allgemein, so dass ein in dieser Hinsicht glaubwürdiger Berichterstatter angibt, dass bis zum Ende des Jahres 405 in Ägypten und Histor.- Philol. Classe III. I 66 FERD. WÜSTENFELD Syrien und den dazu gehörigen: Provinzen an grossen Gebäuden, welche die Griechen errichtet hatten, tausend und einige dreissig Kirchen zerstört sein; die goldenen und silbernen Geräthe, welche darin waren, wurden geraubt und die Legate eingezogen, und es waren kostbare Legate für wundervolle Gebäude. Er zwang die Christen die Kreuze am Halse zu tragen, wenn sie رو‎ Rad gingen, und zwang die Juden, Schellen am Halse zu tragen, wenn sie ins Bad gingen. Hierauf befahl er den Juden und Christen sämmtlich aus Agypten in die ee Städte auszu wandern; da kamen sie alle un- ter dem Schlosse von Cahira zusammen, baten um Schutz und beriefen sich P. 27. auf das Versprechen des Emir's der Gläubigen, bis sie von der Auswanderung befreit wurden. Bei diesen Ereignissen traten viele der Christen zum Islam über. Im J. 407 lehnte sich einer der angesehenen Bulgaren gegen ihren Kö- nig Camtures 1) auf, tödtete ihn und bemächtigte sich an seiner statt der Regierung, er zeigte dem Basilius, Kaiser von Constantinopel, schriftlich seine Unterwürfigkeit an, welcher ihn dann bestätigte. Nach einem Jahre wurde er indess getödtet und der Kaiser Basilius marschirte nun im J. 408 gegen sie, und unterwarf sich das Reich der Bulgaren, legte eine Menge Griechen als Besatzung in ihre festen Plätze und kehrte nach Constantinopel zurück. Die Griechen vermischten sich dann mit den Bulgaren, verheiratheten sich mit Frauen von ihnen und wurden nach bitterer Feindschaft ein Volk. Die Jacobiten erwählten für sich den Sanutius zum Patriarchen von Alexandrien im J. 421 Sonntags den 23. Bermehät; er blieb 154 Jahr und starb im Monat Tuba; er war geitzig und führte die Simonie ein. Nach ihm war der Stuhl ein Jahr und fünf Monate unbesetzt, dann wählten die Jacobiten den Christodulos zum Patriarchen im J. 439, welcher dreissig Jahre blieb und in der Mo'allaca zu Misr starb. Er ist es, welcher die Kirche des Bu Mereura zu Misr und die Kirche der Jungfrau auf der Grie- chenstrasse zu Cahira zu Patriarchen Kirchen machte. Nach ihm war 72 Tage kein Patriarch, dann wählten die Jacobiten den Cyrillus, welcher 14 Jahre und 34 Monat blieb und in der Kirche el-Muchtär auf’ der Insel e FE Codex | قوش‎ Comer bei el-Makin, histor: Saracen. p. 264 Asa) el- Catumerus. © >) MACRIZTS GESCHICHTE DER COPTEN. 67 von Misr, welche unter dem Namen el- Raudha bekannt ist, am Ende des II. Rebi' 485 starb. Er bestimmte, dass die gewöhnliche Kleidung der Pa- triarchen aus blauer Seide und das Stadtkleid aus rother Seide mit goldener Stickerei bestehen solle; die Simonie schaffte. er wieder ab. Nach ihm war 124 Tage kein Patriarch ernannt, dann wurde im J. 482 Michael der Einsiedler aus Sindschär eingesetzt, welcher neun Jahre und acht Monate blieb und in der Mo’allaca zu Misr starb. el-Mostansir billahi hatte ihn, als der Nil in Agypten kein Wasser gab, mit kostbaren Geschenken nach Ha- bessinien geschickt; hier kam ihm der König entgegen und fragte ihn nach der Ursache seiner Herkunft, und nachdem er ihn in Kenntniss gesetzt, dass das Wasser des Nil ausgeblieben sei und die Bewohner Ägyptens dadurch grossen Schaden erlitten, befahl er, ein Thal zu öffnen, aus welchem das Wasser nach Ägyptenland floss, und als dies geschehen, wuchs der Nil in einer Nacht drei Ellen und fuhr fort zu wachsen, bis die Felder genug be- wässert waren und bestellt wurden. Dann kehrte der Patriarch zurück und el-Mostansir schenkte ihm ein Ehrenkleid und erzeigte ihm: Wohlthaten. Im J. 492 setzten die Jacobiten den Macarius zum Patriarchen ein in dem Kloster des Bu Macär und nachdem er zu Alexandrien bestäügt war, kehrte er nach Misr zurück; hierauf ging er in das Kloster des Bu Macär, wo er. die heiligen Amtshandlungen verrichtete, und kam dann nach Misr und hielt in der Mo’allaca Gottesdienst. Er blieb 26 Jahre und 41 Tage und nach seinem Tode blieb Agypten zwei Jahre und zwei Monate ohne Ja- eobitischen Patriarchen.: Zu seiner Zeit ereignete sich ein grosses Erdbeben in Agypten, in welchem die Kirche el-Muchtär auf el-Raudha zerstört wurde; es fällt aber auf el-Afdhal, den Sohn des Oberfeldherrn 1), der Verdacht, sie zerstört zu haben, weil sie in seinem Garten lag. Auch wurden zu seiner Zeit viele 8 der Christen abgeschafft, die dann nach ihm og aufhörten. Hierauf wählten die Jacobiten er هه‎ mit dem Vornamen تلطه‎ Said Ben Tarîk, einen Diaconus aus der Kirche des Mercurius im J. 525 in 3) Abul-Cäsim Schähinschäh el Melik el-Afdhal Ba Bedr el-Dschemäli folgte sei- nem: Vater im J. 488 als Statthalter von Ägypten und wurde im J. 515 ermor- det. Ibn Challik. vit. Nr. 285. 12 68 FERD. WÜSTENFELD der Mo’allaca zum Patriarchen; er wurde zu Alexandrien bestätigt, verrichtete in den Klöstern von Wadi Habib die Amtshandlungen und blieb vierzehn Jahre; nach seinem Tode war der Stuhl der Jacobiten drei Monate unbesetzt. عب‎ Dann wählten die Jacobiten den Michael Ben el-Facdusi, einen Mönch aus der Celle von Demschiri zum Patriarchen in der Kirche el-Mo’allaca zu Misr; er wurde zu Alexandrien bestätigt, blieb neun Monate und starb Frei- tags den 4. Schawwäl 541, worauf ein Jahr und siebzig و‎ lang kein Pa- triarch ernannt war. Alsdann wurde Jonas Abul-Fotuh h) zum Patriärchen)i in der Mo’allaca erwählt und in Alexandrien bestätigt; er blieb 19 Jahre und starb am 27. Dschomada II. 551, worauf der Stuhl 43 Tage unbesetzt war, bis Marcus Ben Zor'a mit dem Vornamen Abul-Faradsch zum Patriarchen der Jacobiten in Misr erwählt und zu Alexandrien bestätigt wurde; er blieb 22 Jahre 6 Mo- nate und 25 Tage, bis er starb. Zu seiner Zeit trat Mareus Ben Canbar und viele der Canbariten zur Ansicht der Melikiten über, hierauf kehrte er zu den Jacobiten wieder zurück und wurde wieder aufgenommen; dann ging er wie- der zu den Melikiten, kehrte wieder um, wurde aber nicht wieder aufgenom- men. Dieser Patriarch besass ſesten Willen und Entschlossenheit; zu seiner Leit war die Brandlegung des Wezir Schäwer 2) in Misr am 18. Hatur, wo- bei die Kirche des Bu Mercura verbrannte, und nach ihm war der Patriar- chenstuhl 27 Tage unbesetzt. | Dann wählten die Jacobiten den Jonas Ben Abu Gälib zum Patriarchen am Sonntage den 10. Dul-Hiddsche 584; er wurde zu Alexandrien bestätigt, blieb 26 Jahre 11 Monate und 13 Tage und starb Donnerstags den 14. Ra- madhän 612 in der Mo’ällaca-zu Misr und wurde in el-Habsch begraben. In früherer Zeit war er Kaufmann gewesen, hatte Handelsreisen nach Jemen gemacht und ein grosses Vermögen erworben. Er hatte Geld bei sich, wel- ches den Kindern des Habbäb gehörte, und es ereignete sich, dass er zur See SchfTbkäch litt und sein Vermögen verlor, er selbst rettete sich und kam 1) Ar a. a. 0. 5. 517. nennt ihn Joannes; nach > الك لمك ام‎ heisst er aber Jonas, und ebenso nachlier sein zweiter Nachfolger. 2) Abu Schodschä’ Schäwer Ben Modschir war Wezir des letzten Fatimiden el Adhid in Agypten und wurde im J. 564 getödtet. Ibn Challik. vit. Nr. 284. MACRZTS GESCHICHTE DER ۰ 09 nach Cahira; die Kinder des Habbab waren wegen ihres Geldes schon in Verzweiflung, doch als er sie traf, zeigte er ihnen an, dass ihr Geld gebor- gen sei, indem er es in hölzerne Mulden gethan und diese an das Schiff fest- genagelt habe; desshalb nahmen sie sich seiner an. Als nun Marcus Ben Zora starb, bemühte sich dieser Jonas für den Priester Abu Jäsir; aber die Kinder des Habbäb sagten zu ihm: nimm du das Patriarchat, wir wollen dich anerkennen. Er willigte ein und wurde als Patriarch eingesetzt; dies ärgerte den Abu Jäsir und er brach die lang bestandene Freundschaft ab. Als er im Patriarchate bestätigt wurde, besass er 17,000 Ägyptische Dinare, die er für die Armen verwendete; er hob die Steuer auf und verbot die Si- monie; er ass von keinem der Christen Brod und nahm von Niemanden Ge- schenke an. Nach seinem Tode erhob sich Abul-Fotuh Noschu el-Chiläfer Ben el- Micät, Kriegssecretär bei dem Sultan el-Melik el-Adil Abu Bekr Ben Ejjub, um dem Priester David Ben Johannes Ben Laclac aus Fajjum die Stelle zu verschaffen, denn er war ein Freund von ihm. Nachdem dieser seine Ein- willigung dazu gegeben hatte, fertigte er ihm das Diplom aus ohne Wissen des Melik el-Kämil Muhammed. Dies verdross die Christen, und el-As’ad Ben Sadaca, Secretar des Dar el-Toffah (Apfelhauses?) in Misr, machte sich mit mehreren auf und sie begaben sich früh morgens mit Lichtern zu dem Berg- schlosse, wo el-Melik el-Kämil wohnte, baten um seinen Beistand und tadel- ten den Priester, indem sie sagten, dass er nicht tauglich sei und ihr Gesetz vorschreibe, dass keiner zum Patriarchen anders als durch die Ubereinstim- mung der grösseren Zahl gewählt werden könne; da sandte el-Melik el-Kämil zu ihnen, um ihre Gemüther zu besänftigen. Der Priester hatte sich aber schon vor Tages Anbruch unter Begleitung der Bischöfe und einer grossen Menge von Christen aufgemacht, damit sie ihn in der Mo’allaca zu Misr ein- führten, und, dies geschah am Sonntag. Nun ritt el-Melik el-Kämil am frü- hen Morgen vom Schlosse zu seinem Vater in den Wezir-Pallast zu Cahira, wo er wohnte, um die Einführung des Priesters zu verzögern. Der Sultan schickte hin, die Bischöfe aufzusuchen, um von ihnen den wahren Stand der Sache zu erfahren; die Abgesandten trafen sie mit dem Priester auf dem Wege und nahmen sie mit sich; der Priester ging in die Kirche des Bu 3 70 FER D. WÜSTENFELD Dschordsch, welche auf der rothen Strasse liegt, sein Patriarchat wurde für nichtig erklärt, und Agypten blieb 19 Jahre und 160 Tage ohne Patriarchen. Dann wurde dieser Priester Sonntags den 29. Ramadhan 633 zum Patriar- chen erwählt, blieb als solcher sieben Jahre neun Monate und zehn Tage und g starb Dienstags den 17. Ramadhân 640 und wurde in dem Kloster el-Schem' in el-Dschize begraben. Er war ein in seiner Religion wissenschaftlich ge- bildeter Mann, wollte aber gern herrschen und verkaufte die Stellen während age Patriarchates; da nämlich die Klöster in Agyptenland von Bischöfen enthlüsst waren, so ernannte er eine grosse Zahl. von Bischöfen für bedeu- tende Summen, die er von ihnen nahm, und erlaubte sich harte Bedrückun- gen. Der Mönch ’Imäd el-Muschär erhob Klage gegen ihn, indem er auf sich selbst, seine Verwandten und Anhänger vertraute und von dem Mönche el-Seni Ben el-Tha'ban unterstützt wurde; er deckte seine Laster auf und be- hauptete, das Priesteramt gebühre ihm nicht, weil er durch Bestechung einge- seizi. sei und Stellen verkauft habe. Er brachte eine grosse Parthei gegen ihn zusammen und hielt eine Versammlung bei dem Statthalter Moin ed-Din Ha- san Ben Scheich el-Schujuch unter der Regierung des Melik, el-Salih Nedschn ed-Din Ejjub, worin die Beschuldigungen gegen den Patriarchen bewiesen wurden. Allein die christlichen Secretäre traten mit dem Statthalter zu isei- nen Gunsten auf, durch Geschenke, welche er dem Sultan überbrachte, -so dass er in seinem Patriarchate blieb. — Nach ihm war der Patriarchenstühl 7 Jahre 6 Monate und 26 Tage unbesetzt, dann wählten die Jacobiten den Athanasius, Sohn des Priesters Abul-Mekärim Ben Kelil, in der Mo’allaca Sonntags den 4. Redscheb 648; er wurde zu Alexaudrien, bestätigt, blieb 11 Jahre und 55 Tage und starb Sonntags den 1. Moharrem 660, worauf Agypten 85 Tage ohne Patriarchen war. Zu seiner Zeit nahm der Wezir el-Asad Scheref ed-Din Hibetallah Ben Said el-Faizi 1) den Tribut von den Christen doppelt. Auch verbrannte zu seiner Zeit der Pöbel von Damascus die Kirche der Maria zu Damascus, zerstörte sie und plünderte, was darin war; auch wurden viele der. Christen zu Damascus getödtet und ihre Häuser geplündert; die Verheerung war im J. 58 nach dem Treffen, bei Ain Dscha- 1) Rewi war Christ gewesen, hatte den — angenommen und wurde im J. 655 er- mordet.: i ۰ 9, 1— MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 71 lut und der Flucht der Mogolen ). Als dann der Saltan el-Melik el-Modhaf- fer Cutuz in Damascus einzog, forderte er von den dortigen Christen 150,000 Dirhem, welche sie unter sich sammelten und zu ihm brachten, als der Emir Faris ed-Din Actäi el-Mostarab, Atäbeg des Heeres, Staatssecrelär war. Das Jahr 682 war für die Christen verhängnissvoll. Nämlich der Emir Sendschar el-Schodschä’i 2) genoss während der Regierung des Melik el-Mansür Qilawûn grosses Ansehen; die Christen mussten auf Eseln reiten mit Gürteln um die Hüften und kein Christ wagte einen Moslim anzureden, wenn er zu Pferde sass, und wenn er zu Fusse ging, behandelte er ihn geringschätzend, und keiner von ihnen durfte ein kostbares Kleid anziehen. Als nun el-Man- sür starb und nach ihm sein Sohn’ el-Melik el-Aschref Challl Sultan wurde, standen die christlichen Seeretäre bei den Pagen-Emiren 3) in Dienst; sie wur- den übermüthig gegen die Moslimen und zeigten durch ihre 1 und Haltung ihren Stolz. Unter ihnen war ein Seeretär bei einem Pagen Namens Ain el-Gazäl (Gazellen-Auge), welcher eines Tages in einer Strasse von Misr einem Magazin-Verwalter seines Herru begegnete; der Verwalter stieg von sei- nem Thiere ab und küsste den Fuss des Secretärs, da fing der Christ an, ihn auszuschelten und zu bedrohen wegen einer Summe, welche von ihm aus dem Erlös des Einkommens des Emir noch rückständig war, während jener 1) Die Schlacht bei Ain Dschälut (Goliath’s و‎ Quelle) in Syrien war am 25. na dhên 658. Sojuti sagt darüber: وخرج المظفر بالیوش غ شعبسان سنة شمان‎ الديى بيبرس البندقدارى‎ S sit الى الشام لقتال‎ PE EA و بان ین‎ ee ee ee. badi, =. LE REE ER - 2 Er war der 9 welcher von den Emiren zum Wezirat gelangte und der erste Wezir, vor dessen Thür die Trommeln geschlagen wurden, wie bei den Wezi- ren der Chalifen in Iräc. — Die Reihefolge der Wezire in dieser Zeit nach So- juti siehe in dem Anhange des arab. Textes. 3) Die Pagen RE: waren in der nächsten Umgebung des Sultans in den Stun- den, wo er sich von den öffentlichen Geschäften zurückzog, und einige stiegen "zu der Würde von Emiren. Vergl. Makrizi, hist. des Sultans Mamlouks, par Ouatremère. Tome I. part. 2. pag. 158, 72 FER D. WÜSTENFELD um Nachsicht und Entschuldigung bat, wodurch indess die Härte dieses nur vermehrt wurde, so dass er seinem Diener befahl abzusteigen, dem Verwalter die Häude auf den Rücken zu binden und ihn wegzuführen. Die Leute rot- ürten sich um ihn, bis er an den Kreuzweg bei der Moschee des Ahmed Ben Tulun kam von einer Menge Menschen umgeben, die alle ihn baten, den Ver- walter frei zu lassen, was er ihnen jedoch abschlug. Da drangen sie in Masse auf ihn ein, warfen ihn von seinem Esel und setzten den Verwalter in Frei- heit. Er war aber schon nahe bei dem Hause seines Herrn und schickte sei- nen Diener hin, um ihm mit den Hausgenossen zu Hülfe zu kommen; dieser kehrte auch mit einer Schaar von Sklaven und Wachen des Emir zu ihm zurück, welche ihn von den Leuten befreiten und anfingen, diese zu ergreifen, um sie bei der Gelegenheit umzubringen. Da erhoben sie über sie das Ge- schrei; das ist nicht erlaubt! und eilten schnell davon, bis sie vor das Schloss kamen und Hülfe forderten mit dem Rufe: Gott schütze den Sultan! Als die- ser sie hörte, schickte er Jemanden ab, um sich nach dem, was vorgefallen, zu erkundigen; sie machten ihn nun mit dem hochmüthigen Betragen des christlichen Secretärs gegen den Verwalter bekannt und was ihnen wiederfah- ren war, worauf Ain el-Gazäl herbeigeholt wurde, dem er entgegen rief: wie können deine Sklaven gegen die Moslimen eines Christen wegen so hart ver- fahren? Er entschuldigte sich damit, dass er Dienstgeschäfte gehabt und von alle dem nichts gewusst habe. Nun sandte der Sultan hin und liess alle, die in den Diensten des Ain el-Gazäl stauden, herbeiholen und befahl dem Volke, die Christen zu ihm zu bringen; er liess den Emir Bedr ed-Din Bei- der al-Näib (Statthalter) und den Emir Sendschar el-Schodschä'i rufen und gab ihnen den Befehl, alle Christen vor ihn zu bringen, damit er sie um- bringen lasse; sie ruhten indess nicht, bis die Sache dahin bestimmt war, dass in Cahira und Misr ausgerufen werden solle, dass kein Christ oder Jude in den Diensten eines Emir bleiben dürfe. Zugleich befahl er sämmtlichen Emiren, den christlichen Secretären, die sie in Diensten hätten, die Annahme des Islam vorzuschlagen, und denen, die ihn anzunehmen sich weigerten, den Kopf abzuschlagen, die aber, die sich zu ihm bekennen würden, im Dienste zu behalten; dem Statthalter befahl er, allen im Diwan des Sultans beschäf- tigten dasselbe zu eröffnen und mit ihnen auf gleiche Weise zu verfahren. MACRIZIS GESCHICHTE DER COPTEN. | 73 Man fing nun an, sie aufzusuchen, da sie sich versteckt hatten; das Volk zog vor ihre Häuser und plünderte sie, sowohl die der Juden, als der Christen insgesammt, führte die Weiber als Gefangene heraus und tödtete eine Menge mit eigenen Händen. Da begab sich der Emir Statthalter Beider zum Sultan wegen dieses Benehmens des Volkes und suchte ihn zu besänftigen, bis der Präfect von Cahira umher ritt und ausrufen liess, wer das Haus eines Chri- sten plündere, solle gehängt werden; er liess auch mehrere aus dem Volke aufgreifen und nachdem sie ausgepeitscht waren, durch die Stadt führen. Nun liessen sie von der Plünderung ab, nachdem sie die Kirche el-Mo’allacı in Misr beraubt und aus ihr eine Menge umgebracht hatten. Hierauf versam- melte der Statthalter viele von den christlichen Seeretären des Sultans und der Emire und liess sie vor dem Sultan in einiger Entfernung von ihm sich auf. stellen; dieser befahl dem Schodschäii und dem Emir Dschendär ), einige Leute mit sich zu nehmen und nach dem Pferdemarkte unter dem Schlosse hinunter zu gehen, dort eine grosse Grube zu graben, die anwesenden Secre- täre hinein zu werfen und darüber von Holz ein Feuer anzuzünden. Da trat der Emir Beider vor und verwandte sich für sie; er aber wollte von seiner Verwendung nichts wissen und sagte: ich will in meinem Reiche keinen christlichen Divan! Indess liess jener nicht ab, bis er seine Einwilligung dazu gab, dass, wer zum Islam überträte, in seinem Dienste bleiben, wer sich aber weigerte, geköpft werden solle. Nun führte er sie in das Haus der Statt- halterschaft und sagte zu ihnen: o versammelte! mein Ansehn beim Sultan hat in eurer Sache nur unter einer Bedingung etwas vermocht, die ist, dass, wer seinen Glauben vorzieht, getödtet wird, und wer den Islam erwählt ein Ehrenkleid erhält und im Amte bleibt. Da kam el-Makin Ben el-Sicäi, einer der Staatssecretäre, ihm zuvor und erwiederte ihm: o Herr! wer von uns wäre wohl so hartnäckig, dass er den Tod dieser schmachvollen Religion vorzöge? bei Gott! eine Religion, derentwegen wir gelödtet werden, sterben und ver- nichtet werden, der hat Gott seinen Segen nicht verheissen, nennet nun die Religion, die ihr wählet, damit wir sie annehmen. Da konnte Beider sich 1) Über die Functionen des Emir Dschendär, welcher unter andern auch die Exe- cutionen zu vollziehen hatte, vergl. Ouatremère a. a. O. Tome J. part. 1. p. ۰ Histor.- Philol. Classe. III. y 74 FERD. WÜSTENFELD des Lachens nicht enthalten und sagte zu ihm: sollen wir etwa für dich eine andere Religion als den Islam wählen? Er antwortete: o Herr! wir wissen es nicht, bestimmt ihr, und wir wollen euch folgen. Nun wurden die Notare herbeigeholt, er liess sie das Islamitische Glaubensbekenntniss ablegen, worüber ihnen schriftliche Zeugnisse ausgefertigt wurden, mit denen er sich zum Sultan begab; dieser liess ihnen Ehrenkleider geben, worauf sie in die Sitzung des Wezir el-Sahib Schems ed-Din Muhammed Ben el-Sala’us gingen. Hier wandte sich einer aus dem Kreise 1) an el- Makîn Ben el Sica’, reichte ihm ein Blatt, worauf er schreiben sollte, und sagte: o Cadhi, unser Herr! schreibe auf dieses Blatt; da erwiederte er: o mein Sohn! ich kenne die Entscheidung dieses Falles nicht. Sie blieben in der Versammlung des Wezir bis zum Abend, dann kam der Pförtner zu ihnen und nahm sie mit in die Versamm- lung des Präfecten, bei dem sich die Cadhi's bereits versammelt hatten, in deren Gegenwart sie das Bekenntniss erneuerten. So wurden aus verach- teten Leuten durch den Schein des Islams angesehene Männer, welche eine Verachtung gegen die Moslimen und ein herrschsüchtiges, ungerechtes Benehmen gegen sie annahmen, wie es selbst das Christenthum ihnen zu äus- sern verbot, und sie waren gerade so, wie Jemand an den Emir Statthalter Beider schrieb, indem er in Versen sagte: P. 31. Die Ungläubigen haben durchs Schwerdt mit Gewalt den Islam bekannt, Und so bald sie frei waren, wurden sie ungläubig. Sie haben den Islam bekannt aus Liebe zum Gelde und zur Ruhe, Nun sind sie frei, aber nicht Moslimen 2). Am Ende des Monats Redscheb im J. 700 kam der Wezir des Usur- pators von Magrib3) nach Cahira, um die Wallfahrt zu machen, und fing 1) Die von Wetzer angemerkte Variante 5 ist auch die Lesart des Gothaer Co- dex; die Stelle ist mir nicht ganz klar. 2) Im Arabischen ein Wortspiel: sie sind sälimuna, aber nicht moslimuna. 3) Man wird dies von dem Meriniden Abu Jacob Jusuf zu verstehen haben, dessen Vater dem Reiche der Muhadin ein Ende machte. Abulfeda, Annal. Tom. V. pag. 195 erwähnt eine Gesandtschaft dieses Fürsten nach Ägypten im J. 704, die hier nicht gemeint sein kann, weil der nachher genannte Cadhi Ibn Dagic 1-4 schon im J. 702 gestorben ist. ۲ MACRIZ TS GESCHICHTE DER COPTEN. 75 an, zu der Begleitung des Sultans und den Häusern der Emire umher zu reiten; als er nun eines Tages auf dem Pferdemarkte unter dem Schlosse war, sah er einen Mann zu Pferde mit einem weissen Turban und einem prächtigen Mantel, eine Menge Menschen gingen an seiner Seite, die ihn fragten, sich vor ihm beugten und seine Füsse küssten, während er sich von ihnen abwandte, sie zurückdrängte und seinen Dienern zurief, dass sie sie von ihm abhalten sollten. Da sprach einer von ihnen: o mein Herr Scheich! beim Leben deiner kleinen Kinder! sieh auf unsere Lage. Dadurch wurde indess sein Hochmuth und seine angenommene Gleichgültigkeit nur vermehrt, Der Mauritaner hatte Mitleid mit ihnen und wollte eben wegen ihrer Ange- legenheit mit ihm reden, als man ihm sagte, dass jener noch dazu ein Christ sei. Nun ward er zornig und es fehlte nicht viel, so hätte er ihn mit Gewalt angefasst. Er wandte sich hierauf von ihm und begab sich aufs Schloss, wo er mit dem Emir Sellär, dem Statthalter des Sultans, und dem Emir Bi- bars el-Dschäschengir (dem Vorschmecker i) eine Zusammenkunft hatte, in der er ihnen erzählte, was er gesehen halte, wobei er weinte aus Mitleid mit den Moslimen über das harte Verfahren des Christen gegen sie. Er ermahnte dann die Emire und warnte sie vor der Rache Gottes, und dass sie nicht ihren Feind sollten über sich herschen lassen, dadurch dass sie den Christen auf Pferden zu reiten gestatteten und die Moslimen ihrer Willkühr und Ver- achtung preis gäben, und dass es nöthig sei, sie in Unterwürfigkeit zu halten und nach dem Schutzbriefe zu behandeln, welchen der Emir der Gläubigen Omar Ben el-Chattäb ihnen ertheilt habe. Sie stimmten nun seiner Ansicht bei und erliessen eime Aufforderung an die beiden Patriarchen der Christen und an ihre Ältesten und den Richter der Juden; da versammelten sich die Christen der Kirche el-Mo’allaca, die Christen des Maulthierklosters und an- dere und es kamen die Ältesten der Juden und Christen herbei; auch die- vier Cadhi's erschienen und stritten sich mit den Christen und Juden. Sie unterwarfen sich nun den Bestimmungen des Omarischen Tractates und der Patriarch der Christen verpflichtete seine Parthei, die Christen, blaue Turbane 1) Vergl. über diesen Titel und dieses Amt Quatremère a. a. O. Tome I. part. 1. pag. 2. K2 76 FERD. WÜSTENFELD zu tragen und einen Gürtel um die Hüften zu binden, untersagte ihnen auf Pferden und Maulthieren zu reiten, machte ihnen die Unterwürfigkeit zur Pflicht und verbot ihnen, was diesem auch nur in etwas entgegen wäre, und wer dem zuwider handle, solle vom Christenthume ausgeschlossen werden, Hierauf folgte ihm der Richter der Juden, indem er gegen jeden das Verdam- mungsurtheil aussprach, wer von den Juden dem, was in Betreff des T ragens der gelben Turbane und der Befolgung des Omarischen Tractates festgesetzt war, zuwider handeln würde. Dieser Beschluss wurde in einer Menge von Abschriften in die Provinzen geschickt. Der Mauritaner bestand nun zwar auf die Zerstörung der Kirchen, allein der Obereadhi Taki ed- Din Muham- med Ibn Daqîc el-’Id!) verweigerte ihm dazu die Erlaubniss und erliess eine schriftliche Bekanntmachung, dass nur diejenigen Kirchen, deren Bau erst von Neuem begonnen sei, zu zerstören erlaubt se. Nun wurden viele Kirchen zu Cahira und Misr mehrere Tage lang geschlossen ; einige angesehene Christen bemüheten sich um die Wiedereröffnung einer Kirche, bis er sie öffnen liess. Da stürzte das Volk herbei, machte dem Statthalter und den Emiren Vorstel- lungen und verlangte Hülfe, dass die Christen ohne Erlaubniss die Kirche ge- öffnet hätten und eine Menge unter ihnen zu stolz wären, um blaue Turbane zu tragen und viele von ihnen durch die Emire beschützt würden. Darauf wurde in Cahira und Misr ausgerufen, dass sämmtliche Christen blaue und sämmtliche Juden gelbe Turbane tragen sollten, und wer es nicht thäte, dessen Vermögen solle confiseirt werden; sie wurden insgesammt von dem Diwan des Sultans und den Büreau's der Emire ausgeschlossen, bis sie den Islam annäh- men. Das gemeine Volk erhielt nun über sie die Oberhand und verfolgte sie, und wer ohne die ihm vorgeschriebene Kleidung erblickt wurde, den schlugen sie mit Schuhen und versetzten ihm Faustschläge in den Nacken, dass er fast zu Tode kam; wer an ihnen vorbei kam und ritt und bog seinen Fuss nicht einwärts 29. den warfen sie von seinem Thiere und versetzten ihm schmerz- hafte Schläge. Viele von ihnen hielten sich deshalb verborgen, und die Noth zwang 1) Über ihn vergl. m. Schrift über die Academien der Araber. Nr. 179. 2) Renaudot a. a. 0. pag. 604: in verso utroque erure ad unum latus pendente, kann hier zur Erläuterung dienen. MACRIZI'S GESCHICHTE DER COPTEN. 77 eine Anzahl der Angesehensten von ihnen, den Islam anzunehmen, weil sie sich schämten, das Blau zu tragen und auf Eseln zu reiten. Die gleichzeitigen Dichter erwähnen häufig die veränderte Kleidung der — so sagt Ala ed- P. 32. Din Ali Ben el-Modhaffer el- Meda’î 1( : Gezwungen sind die Ungläubigen schlechte Mützen zu tragen, welche durch Gottes Fluch ihre Verwirrung noch vermehren. Da sprach ich zu ihnen: man hat euch nicht Turbane aufgesetzt, sondern man hat euch alte Schuhe رک درو‎ Und Schems ed-Din el-Teibi sagt: ch ‘Man staunte über die Christen und Juden alen, und über die Samariter, als sie als Turbane Lappen umbanden. Als wenn über Nacht von verschiedenen Farben sich eutleerend der Adler des Himmels am Morgen über sie Unrath gemacht hätte. Nun schickte der König von Barcelona im J. 703 kostbare Geschenke, mehr als gewöhnlich geschah, welche er allen Grossen des Reiches unter den Emiren zutheilen liess, ausser dem, was der Sultan für sich erhielt; zugleich bat er in einem Schreiben, dass die Kirchen geöffnet werden möchten; desshalb kam man überein, die Kirche auf der Strasse Zoweila für die Jacobiten und die Kirche el-Bondoeänijjin zu Cahira zu öffnen. Als es dann Freitag war, den 9. Rebi” I. 721, wurden die Kirchen in Agyptenland zu einer Zeit zerstört, wie in der Geschichte der Kirche el-Zohri wird erzählt werden 2). — Im J. 755 wurde eine Verordnung erlassen, dass alle Legate der Kirchen an Ländereien in Ägypten aufgezeichnet werden soll- ten, da fanden sich über 1025: Feddän. _Der Grund der Untersuchung hier- über war der Hochmuth der Christen und ihr Bestreben den Moslimen Bö- ses „au ‚Schaden zuzufügen unter dem Schutze, den ihnen die Emire des 2 Silv. de 8 a cy, Chrestom. ar. 2. Edit. Tome I. p. 145. theilt die nachstehen- den Verse aus Sojuti mit, in dessen Geschichte von Ägypten sie in dem Ca- pier über die merkwürdigen Ereignisse vorkommen. Anstatt e, was mir nicht recht zu passen scheint, hat die Gothaer und Göttinger Handschrift des Sojuti und der Gothaer Codex des Macrizi براطیشا‎ ein mir unbekanntes, aber vielleicht richtiges Wort. 2) Vergl. unten Cap. 8. Nr. 15. 78 FE RD. WÜSTENFELD Reiches gewährten, ferner ihre Prahlerei mit kostbaren Kleidern, die sie für theure Preise kauften, das Übermaas ım Essen und Trinken und ihre alle Gränzen überschreitende Kühnheit und Anmassung, so dass einst einer der christlichen Secretäre an der Moschee el-Azher in Cahira vorbei ritt, mit Stie- feln und Sporen, und weissen leinen Binden ) nach Alexandrinischer Weise um den Kopf, vor ihm gingen Abhalter, welche die Leute zurückhielten, dass sie ihn nicht drängten, und hinter ihm folgten eine Anzahl Sclaven in kost- baren Kleidern auf muntern Rossen. Dies ärgerte einen Haufen von Mosli- men, sie griffen ihn an, warfen ihn von seinem Pferde und wollten ihn töd- ten, es hatte sich schon eine grosse Menge versammelt, dann liessen sie ihn zwar wieder frei, doch besprachen sich viele über die Sache der Christen und ihre Verpflichtungen mit dem Emir Täz, welcher ihnen eine Genugthuung von jenen versprach. Sie reichten nun eine Schrift über die Klagen der Moslimen ein, welche in Gegenwart der Emire, Cadhi's und übrigen Regie- rungs- Beamten dem Sultan el- Melik el-Sälıh Salih vorgelesen wurde, worin die Beschwerde über die Christen enthalten war und dass ihnen eine Versamm- lung angekündigt werden möchte, damit sie sich zu den ihnen gemachten Bedingungen verpflichteten. Es wurde nun verordnet, dass der Patriarch der Christen und die vornehmsten Anhänger seiner Religion, so wie der Juden- Älteste und ihre angesehensten sich versammeln sollten, und nachdem auch die Cadhi's und Emire vor dem Sultan erschienen waren, las der Cadhi Ge- heimsecretär Ala ed-Din Ali Ben Fadhlallah den Tractat vor, welcher zwi- 1) Wetzer Nr. 161. giebt den Text بغيار طرح سكندرى‎ und übersetzt: et signo illo tiarae suae, quo Christianus distinguebatur, ex panno (?) Alexandrino instruc- tus; „ ist aber der Flicken, welchen die Juden auf den Mantel heften mussten, vergl. de Sacy, Chrest. ar. Tome I. p. 146; auch hat sich dieser Secretär über die gegebenen Verordnungen hinweggesetzt und bedient sich des Pferdes, wird also nicht die verächtliche Kleidung tragen. Als Variante hat Wetzer angemerkt, was indess nichts bedeutet. Der Gothaer Codex hat , allein قباء‎ die tunica passt wieder nicht als Kopfbedeckung راس‎ de, ich vermuthe deshalb, dass die beiden ersten Buchstaben von = doppelt zu lesen sind بقباطر‎ -~ und قباطر‎ plur. von قبطرية‎ sei, oder Mari hat قبطی‎ geschrieben; vergl. Neninski, سس‎ unter .قبطی‎ ۱1۸0۲12185 GESCHICHTE DER COPTEN. 79 schen den Moslimen und den Schutzgenossen festgestellt war und welche diese ihnen mitgetheilt hatten, bis er damit zu Ende war, Alle Anwesende be- kannten sich zu dem Inhalte des Tractates und bestätigten ihn. Nun wurden ihnen die Thaten vorgezählt, die sie früher und jetzt begangen, und dass sie, kaum ein wenig davon umgekehrt, bald wieder zu ihnen zurückkehren würden, wie sie es in früheren Zeiten öfters gethan hätten. Deshalb wurde beschlossen, dass sie von jeglichem Dienste im Diwan des Sultans und den Büreau's der Emire ausgeschlossen werden sollten, selbst wenn sie zum Islam überträten, und dass keiner von ihnen gegen seinen Willen zur Annahme des Islam gezwungen werden solle. Dieser Beschluss wurde auch den Pro- vinzen mitgetheilt. H2 | ۱ Nun erhielt das Volk über sie die Oberhand, folgte ihren Spuren, er- griff sie auf den Strassen, riss ihnen die Kleider ab, versetzte ihnen empfind- liche Schläge und liess sie nicht los, bis sie den Islam bekannten; sie fingen sogar an, Feuer anzuzünden, um sie hineinzuwerfen. Deshalb hielten sie sich in ihren Häusern verborgen und wagten nicht unter die Leute zu gehen. P. 33 Als nun gar bekannt gemacht war, dass niemand sie in ihren Misshandlun- gen hindern solle, fing das Volk an, sie in ihre Verstecke zu verfolgen, und diejenigen ihrer Häuser, welche sie höher gebaut hatten, als die Wohnungen der Moslimen, zerstörten sie. Die Lage der Christen in ihrer Verborgenheit war sehr drückend , so dass sie für einige Zeit ganz von der Strasse ver- schwanden und weder von ihnen, noch von den Juden einer sich sehen liess. Da reichten die Moslimen eine Schrift ein, welche am 14. Redscheb des Jah- res in dem Gerichtshause verlesen wurde, des Inhalts, dass die Christen den Wiederaufbau ihrer Kirchen wieder beginnen und sie erweitern sollten. Kaum war dies geschehen, als ein grosser Haufen sich bei dem Schlosse versammelte und den Schutz des Sultans gegen die Christen anrief. Dieser befahl dem Präfecten von Cahira hinzureiten und die Sache genauer zu untersuchen: aber das Volk zögerte nicht, sondern schritt schnell vorwärts und zerstörte eine Kirche in der Nähe der Löwenbrücke ), eine Kirche an der Strasse el- Asra 1) Löwenbrücke ist der spätere Name für die rothe Strasse ليرا‎ zwischen Cahira und Misr. Vergl. unten Cap, 8. Nr. 14. NEF ات‎ 80 FERD: WÜSTENFELD von Misr, die Kirche der Fahhädin innerhalb Cahira, das Kloster von Nehjäl) bei el-Dschize und eine Kirche in der Gegend von Bulac el-Tokruri 2), sie plünderten die bedeutenden Vorräthe der von ihnen zerstörten Orter und nahmen selbst das Holzwerk und Marmorplatten mit; sie überfielen die Kirchen in Misr und Cahira, und es fehlte nur noch, dass sie auch die Kirche el- Bondocänijjin in Cahira zerstörten; der Präfect erschien aber zu Pferde und hielt sie davon ab, doch das Volk war so hartnäckig, dass die Richter es nicht zurückzuhalten vermochten. In allen Provinzen von Agypten und Syrien war der Befehl erlassen, dass kein Jude oder Christ in Dienst genommen werden solle, auch wenn er den Islam annähme, und dass, wer von ihnen den Islam annähme, nicht in seine Wohnung zurückkehren, noch mit seiner Familie verkehren solle, ausser wenn auch sie den Islam bekenne, und dass, wer von ihnen den Islam annähme, zum Besuch der Bethäuser und Moscheen angehal- ten werden solle, um bei den fünf täglichen Gebeten und dem Freitags-Got- tesdienste zugegen zu sein; wenn jemand von den Schutzgenossen stürbe, sollten die Moslimen die Vertheilung seines Nachlasses an seine Erben besor- gen, wenn er Erben hätte, wenn: nicht, so sollte er dem Fiscus zufallen. Der Patriarch erhielt den Auftrag und erliess darüber eiue ‚Verordnung, welche den Emiren vorgelesen wurde, worauf der Pförtner damit foriging und sie am Freitag den 26. Dschomada II. in den Moscheen von Cahira und Misr 0 vorlas; da war es ein Festtag. — Hierauf wurde am Ende des Monats Redscheb aus der Kirche von Schobra, nachdem sie zerstört. war, der Finger des Märtyrers in einer Schachtel, welcher in den Nil geworfen zu werden pflegte, damit er wüchse, wie sie behaupteten, herbeigebracht und vor den Augen des Sultans auf der Rennbahn bei dem Bergschlosse verbranut und die Asche in den Fluss geworfen aus Besorgniss, dass die Christen sie weg- nähmen. Dann wurde die Nachricht gebracht, dass viele Christen, welche in el- Saîd (Oberägypten) und der nördlichen Gegend wohnten, zum Islam übergetreten seien und den Coran lernten, dass die meisten Kirchen von el- Said zerstört und Moscheen davon gebaut würden und in der Stadt Caljub ا — I) Vergl. unten Cap. 7. Nr. 25. 2) Vergl. de Sacy, Chrestom, arabe Tome J. pag. 504. MAcCRZTS GESCHICHTE DER COPTEN. 81 an einem Tage 450 Christen den Islam angenommen hätten. Ebenso ging es mit den Uferbewohnern durch List und Trug, bis sie Anstellungen erhiel- ten und sich mit Mosliminnen verheiratheten, wodurch ihre Absicht vollstän- dig erreicht und die Geschlechter vermischt wurden, so dass die meisten Menschen jetzt zu ihren Nachkommen gehören. Ihr wahres Verhältniss ist aber dem nicht verborgen, dessen Herz Gott erleuchtet, denn aus ihrem schänd- lichen Betragen, wenn sie gegen den Islam und seine Bekenner Gewalt üben können, blickt das durch, woran der Einsichtsvolle ihren schlechten Grund- character und die alte Feindschaft a Vorfahren: ‚gegen lie فنا رد‎ und ihre سروه = ین‎ . oc u N 2 0b iel rab ni + 17 3 — — ber ۳ Sekten 3 eee ون‎ Die Christen theilen sich in mehrere Sekten: Melikiten, are ner, Jacobiten,: Berde'ànier, Merculianer, dies sind die Edessener, wel- che in der Gegend von Harrän waren, und andere. Einige von diesen folgen der Lehre der Harränier, andere vertheidigen die Lehre von Licht und Finsterniss und vom Dualismus; diese alle aber bekennen sich zu der Offen- barung des Messias. Einige glauben auch an die Lehre des Aristoteles. Die Melikiten, Jacobiten und Nestorianer stimmen nun darin überein, dass die von ihnen verehrte Gottheit aus drei Personen bestehe, diese drei Personen aber ein Wesen ausmachen, und dies ist die ewige Substanz; dies bedeutet: Vater, Sohn und heil. Geist, ein Gott; dass der Sohn vom Himmel herabgekommen sei, dann einen Körper von der Maria angenommen und sich den Menschen offenbaret habe, Todte erweckt, Kranke geheilt und prophezeit habe, dann getödtet und gekreuzigt, am dritien a aus dem Grabs hervor- 8 Diese von Wetzer ganz verfehlte Selle hat de Saty im Journal des Sav. 1831 p. 504 berichtigt ; für Weizer’s Go سوا‎ faw schreibt er تدج‎ — leur l'étrange égarement, mit der Bemerkung: au lieu de حلع‎ leur &garement, je 'soupgonme que Makrizi a écrit ., leur folie. Diese Conjectur hat für mich wenig em- pfehlendes und ich glaube das in dem Gothaer Codex eng zusammen geschriebene Ne besser in e aufgelösst zu haben, mag man dies nun “ihren schlech- ten Grundcharacter,” oder „ihre schlechte Abstammung” übersetzen. Histor.- Philol. Classe. III. L FP 82 FE RD. WÜSTENFELD gegangen und mehreren seiner Anhänger erschienen sei, die ihn in Wahrheit erkannten, dann gen Himmel aufgestiegen sei, wo er zur Rechten seines Va- ters sitze. Dies ist das Glaubensbekenniniss, worin sie übereinstimmen, aber in der Auslegung desselben weichen sie von einander ab. Einige nämlich behaupten, der Ewige sei eine Substanz, in der sich drei Personen vereinig- - ten, von denen jede Person eine besondere Substanz sei, eine von diesen Per- sonen sei Vater; eine un-] gezeugt und die dritte ein ausgegossener Geist, zwischen dem Vater und dem Sohne sich verbreitend; der Sohn sei von Ewigkeit vom Vater gezeugt und der Vater sei von Ewigkeit Urheber des Sohnes, aber nicht nach Art der ehelichen Verbindung und Abstammung, son- dern in der Weise, wie das Licht der Sonne aus den Substanzen der Sonne und die Wärme des Feuers aus den Substanzen des Feuers hervorgebracht werde. Andere behaupten; der Ausdruck „die Gottheit besteht aus drei Personen“ bedeute, sie sei ein Wesen mit Leben und Vernunft begabt; das Leben sei der heil. Geist und die Vernunft sei die Kenntniss, die Weisheit und das Wort; und die Vernunft, d. i. die Kenntniss, die Weisheit und das Wort, sei eine Erklärung von dem Sohne, sowie man sage die Sonne und ihr Licht und ihre Wärme, dies sei eine Erklärung von drei Dingen, die auf einen Ursprung zurückkämen.— Andere geben vor, sie könnten die Gott- heit nicht handelnd, weise denken, ohne sie lebend, vernünftig zu denken; unter einem vernünftigen verstehen sie einen wissenden, unterscheidenden, nicht einen, der in zusammenhängender Rede spricht, und lebend heisst bei ihnen der, welcher Leben hat, wodurch er lebt, und wissend der, welcher Wissen- schaft hat, wodurch er wissend ist. Sie sagen: Also sind sein Wesen, seine Weisheit und sein Leben drei Dinge, aber der Ursprung einer; nämlich das Wesen ist die Ursache von zweien, diese sind Weisheit und Leben, und die zwei sind durch die Ursache verursacht. Andere gebrauchen bei der Definition des Ewigen den Ausdruck „Ursache und Verursachtes” nicht, sondern sagen: Vater, Sohn, Erzeuger, Geist, Leben, Kenntniss oder Weisheit und Vernunft. Sie sagen: Der Sohn nahm einen geschaffenen Menschen an, da wurde er und was er angenommen hatte ein Messias und der Messias ist der Gott der Verehrer und ihr Herr. Nun sind sie wieder verschiedener Meinung über die Definition des „Annehmens“, MACRZ TS ١ GESCHICHTE DER 0 83 einige behaupten, dass zwischen der göttlichen und 1 hlichen Substanz eine Vereinigung stattgefunden habe, woraus | داد‎ Messias geworden, durch die Vereinigung sei aber keiner von beiden aus seinem Wesen und Element herausgetreten und der Messias sei die zu verehrende Gottheit, er sei der Sohn der Maria, den sie empfangen und geboren habe, und er sei gestorben und gekreuzigt; andere behaupten; der Messias habe nach der Vereinigung aus zwei Wesen, einem götlivkienş und einem menschlichen, bestanden, der Tod und die Kreuzigung sei ihm von Seiten seiner Menschlichkeit wider- fahren, nicht von Seiten seiner Göttlichkeit, und Maria habe den Messias empfangen und geboren von Seiten seiner Menschlichkeit; dies ist die Mei- nung der Nestorianer. Dann sagen sie, der Messias in seiner Vollkommenheit sei eine zu verehrende Gottheit und er sei der Sohn Gottes. Gelobt sei Gott, wegen ihrer Meinung! — Andere behaupten, die Vereinigung habe zwischen zwei Wesen stattgefunden, einem göttlichen und einem menschlichen; das Wesen des Göttlichen sei aber einfach, ungetrennt und ungetheilt. Andere nehmen an, die Vereinigung sei auf die Weise erſolgt, dass der Sohn sich in den Körper hinein begeben und sich mit ihm vermischt habe. Andere behaupten, dass die Vereinigung nach Art der Sichtbarwerdung stattgefunden habe, wie die Schrift: eines Siegels oder einer. Münze sichtbar werde, wenn sie auf Thon oder Wachs abgedrückt wird und wie das Bild des Mannes in der Frau sich darstelle. Und andere verschiedene suet mende wie man bei anderen nichts ähnliches findet, 2 dass ma n kaum zwei ihnen عسي‎ die einerlei Meinung wären. bsn ET pieivir bean girne ei ۱۱۵۸ ^ Die Melikiten haben ihren Namen von dem بیج و‎ k) von Grie chenland und sie sagen, Gottiisei ein Name für ی‎ Wesen und er sei eins in Dreien und dreieinig. ene b Die Jacobiten sagen: er ist einer, ewig, er war weder Körper, noch Mess dann verkörperte er sich und wurde Mensch. Die Guliten sagen: Gott ist einer und seine Weisheit ausser ی‎ ewig mit ihm, der Messias ist der س‎ durch die n ‚sowie Abraham — Gottes genannt wird all | Die Merculiten bare. ıd der Meisias sei 2 ar sie alle Tage u Nächte umgäbe. j L2 84 FER D. WU STENFELD Die Berde’änier behaupten, der Messias sei der, welcher die Todten aus ihren Gräbern erwecke und Rechenschaft von ihnen fordere. 6. Cap. Von den Gebräuchen der Christen. Es ist bei ihnen Gesetz, dass schon die Kinder ins Christenthum aufge- nommen werden, und dies geschieht dadurch, dass sie den Neugebornen in Wasser tauchen, welches mit duftenden Kräutern und verschiedenen wohl- riechenden Sachen in einem neuen Gefässe gekocht ist; sie lesen über ihm etwas aus ihrer Bibel und behaupten, dass alsdann auf ihn der heil. Geist herabkomme; sie nennen diese Handlung die Taufe. Ihre Reinigung besteht nur im Waschen des Gesichtes und der Hände, Die Beschneidung ist bei ihnen nur unter den Jacobiten Gebrauch. Sie haben sieben Gebete, bei de- nen sie sich gegen Osten wenden; sie wallfahrten nach Jerusalem und ihre Almosen bestehen in dem Zehnten von ihrem Vermögen. Ihr Fasten dauert funfzig Tage und der zwei und vierzigste davon ist das Fest Palmarum, welches der Tag ist, an dem der Messias von dem Berge herabstieg und in Jerusalem einzog. Vier Tage nachher ist das Pascha Fest, dies ist der Tag, an welchem Moses und sein Volk aus Agypten auszog. Drei Tage darauf ist das Fest der Auferstehung, dies ist der Tag, an welchem nach ihrer Be- hauptung der Messias aus dem Grabe hervorging. Acht Tage nach diesem ist das Fest der Erneuerung, dies ist der Jag, an welchem der Messias sei- nen Jüngern erschien, nachdem er aus dem Grabe hervorgegangen war. Acht (lies zwei) und dreissig Tage nachher ist das Fest der Himmelfahrt, dies ist der Tag, an welchem der Messias zum Himmel aufstieg. Sie haben auch ein Fest des Kreuzes, dies ist der Tag, an welchem das Holz des Kreu- zes gefunden wurde; sie behaupten, dass es auf einen Todten gelegt sei, worauf er wieder ins Leben kam. Sie haben. auch ein Fesk der Geburt und das Fest der Erscheinung. Sie feiern das Abendmahl und haha ER ا‎ der Biskoius, über ihm steht der Presbyter, über dem Presbyter der Bischof, über dem Bischof der Metropolitan, und über dem Metropolitan der Patriarch. Der Wein ist bei ihnen verboten und das Essen von Fleisch und der eheliche Umgang ist ihnen während des Fastens nicht erlaubt. Alles, was auf dem 36. MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 85 Markte verkauft wird und ihnen selbst nicht zuwider ist, darf gegessen wer- den. Die Ehe kann nicht gültig geschlossen werden, ausser in Gegenwart ei- nes Diaconus, Presbyters und Zeugen und mit einer Mitgift; über die Frauen gelten (in Bezug auf die Verwandtschaftsgrade) dieselben Verbote, wie bei den Moslimen. Die Ehe mit zwei Frauen ist eben sowohl verboten, als eine Magd als Concubine zu haben, ausser wenn sie freigelassen und die Ehe mit ihr eingegangen wird. Wenn der Sklav sieben Jahre dient, wird er frei. Es ist nicht erlaubt, sich von einer Frau zu scheiden, ausser wenn sie des Ehebruchs überwiesen ist, dann wird sie entlassen und darf sich nie wieder verheirathen. Die Strafe für einen Verheiratheten, wenn er Buhlerei treibt, ist die Steinigung; ein Unverheiratheter muss, wenn er Buhlerei treibt und die Frau von ihm schwanger wird, sie heirathen. Wer vorsetzlich tödtet, wird wieder getödtet, und wer aus Versehen tödtet, ergreift die Flucht und darf nicht verfolgt werden. Die meisten ihrer Gesetze sind aus dem Penta- teuch genommen. Wer Sodomiterei treibt, oder falsch Zeugniss gibt, oder dem Spiele, der Buhlerei oder der Trunkenheit ergeben ist, wird von ihnen ausgestossen. 7. Cap. Von den Klöstern der Christen. P. Ibn Sida sagt: el-Deir Kloster ist eine Herberge, Chän, der Christen, im Plural Adj ûr 1); der Vorsteher desselben heisst Dajjär oder ۸ Ich bemerke: el-Deir ist bei den Christen der besondere Aufenthaltsort für die Mönche und el-Kenisa Kirche ist bei ihnen der Versammlungsort des Volkes zum Gebete. 1. el-Kelläja 2) die Celle in Misr. Diese Kelläja liegt an der Seite der Mo’allaca 3) auf der Casr el-Schem’ ) in der Stadt Misr und ist der 1) Zwei andere Pluralformen, welche Macrizi sehr häufig gebraucht, She dijärät und أديرة‎ adjiret, fehlen in den Wörterbüchern. 2) Aus dem Griechischen zen,, cellula gebildet; gewöhnlich ist die Form, xl: kellija. 3) de Sacy zu Abdallatif, relation de Egypte, pag.482 erklärt den Namen: Moal- laca tout bätiment qui est élevé sur des arcades. 4) d. i. Lichterschloss, so hiess ein Theil von el-Fostät, weil hier vor der 86 FERD. WÜSTENFELD Versammlungsort alter Mönche und gelehrter Christen, bei denen hier die Klo- sterregel eingeführt ist. 2. Das Kloster von Tora!) ist bekannt als Kloster des Abu Deckt dan und liegt am Ufer des Nil. Dieser Abu Dschordsch ist Dschordschus (Geor- gius) und gehört zu denen, welche der Kaiser Diocletianus foltern liess, da- mit er vom Christenthume wieder abſiele; da aber mannigfaltige Strafen, wie Geisseln und Brennen mit Feuer, ihn nicht zur Umkehr bewogen, wurde ihm mit dem Schwerdte der Kopf abgeschlagen am 3. Tischrin oder 7. Bäbeh. 3. Das Kloster vonScha’rän. Dieses Kloster liegt an der Gränze des Gebietes von Tora und ist von Quader- und Backsteinen erbaut; es gibt hier Palmen und eine Anzahl Mönche befindet sich hier. Es wird auch das Klo- ster des Schahrän genannt und Schahrän soll einer von den gelehrten Chri- sten oder ein König gewesen sein. Vor Alters war dieses Kloster unter dem Namen des Mercurius bekannt, welcher auch Mercura oder Abu Mercura ge- nannt wird; hernach, als Bersuma Ben el-Tabän 2) dasselbe bewohnte, hiess es das Kloster Bersuma's. Es wird hier ein Fest begangen am fünften Frei- tage nach dem grossen Fasten, zu welchem der Patriarch und die vornehm- sten Christen sich versammeln und wobei sie grosse Summen aufwenden. Jener Mercurius gehört zu denen, welche Diocletian umbringen liess am 19. Tammuz oder 25. Abib; er war Soldat 5). Eroberung Ägyptens durch die Araber eine Burg dieses Namens gestanden hatte, von welcher noch lange nach der Erbauung von el-Fostät Ruinen übrig waren. 1) Tora ist eine Stadt im Districte von Itfih. 2) Herbelot, orient. Bibl. Art. Barsuma, schreibt Ebn Tabban, Quatremetre, recherches. T. II. pag. 500 fils de Kaban زین الفيان‎ gemeint ist Bersuma mit dem Beinamen العم بان‎ el-Orjänd.i.nud us, welcher, nachdem er zwanzig Jahre in der Kirche des heil. Mercurius zu Cahira als Mönch gelebt hatte, von dem Muhammedanischen Fürsten ins Gefänguiss geworfen, jedoch nach sieben Tagen befreit wurde, worauf er sich in das Kloster von Schahrän begab, welches eine Tagreise von Cahira nach Theben zu liegt, wo er am 27. August 1317 n. Chr. gestorben ist. Assemani Bibl. orient. Tom. II. p. 10. e G BER دير‎ Descript. de 16۰ pag. 813. 3) Über das Martyrium des Mercurius vergl. Renaudot. S. 19. MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 87 4. Das Kloster der Apostel. Dieses Kloster liegt am Ausgange des Gebietes von el-Soff und el-Wedi 1} und ist ein altes, nettes Kloster, 5. Das Kloster des Petrus und Paulus. Dieses Kloster liegt vor Iıfih gegen Süden und ist ein nettes Kloster, hier ist ein Fest am 5. Abib; es ist unter dem Namen des Klosters von el-Casria bekannt. Jener Petrus ist der älteste der Apostel, der Jünger Jesu; er war ein Lederhändler oder ein Fischer und wurde von dem Kaiser Nero am 29. Hazirän oder 5. Abib zum Tode verurtheilt; und Paulus war ein Jude, er nahm aber nach der Himmel- fahrt des Messias das Christenthum an und forderte zu seiner Religion auf, da tödtete ihn der Kaiser Nero ein Jahr nach der Ermordung des Petrus. 6. Das Kloster von el-Dschommeiza 2) ist auch bekannt, als das Kloster el-Dschüd und die Schiffer nennen den Ort Dschazäir el-deir die Klosterinseln 3), el-Meimun 4) gegenüber und westlich von dem Kloster von el-’Araba; es ist auf den Namen des Antonius erbaut, welcher auch An- tona genannt wird; er stammte aus Camen 4( und als die Tage des Diocletia- nus zu Ende und das Märtyrerthum vorüber war, wollte er an die Stelle des- selben einen Gottesdienst treten lassen, welcher zu einem gleichen oder ähn- lichen Lohne führte. Er weihte sich also dem Dienste Gottes und war der erste, welcher unter den Christen das Mönchsthum einführte an die Stelle des Märtyrerthums; er fastete vierzig Tage und Nächte ohne Speise und Trank zu nehmen, wobei er noch die Nächte ee und er that dies in dem grossen Fasten jedes Jahr. 7. Das Kloster von el-’Araba 5). Zu diesem Kloster ی‎ man im östlichen Gebirge nach drei Tagereisen zu Cameelen; zwischen ihm und dem Meere von el-Culzum (rothen Meere) ist eine volle Tagereise; in ihm werden 1) Zwei Örter in der Provinz Itfih. 2) Es gibt zwei Örter dieses Namens in der Provinz Itfih, durch den Beisatz el- kobra der grössere und el-sogra der kleinere unterschieden. 3) de Sacy zu Abdallatif pag. 678 hat اد‎ A Dschazäir el - deira. 4) el-Meimun und Camen zwei Örter im Gebiete von Busir in der Provinz el-Dschize. 5) Wadi-1-Araba ist der Name einer Gegend, welche sich vom Meerbusen von Suez landeinwärts erstreckt. 58 FERD. WÜSTENFELD fast alle Arten von Früchten gebaut und es hat drei Quellen fliessenden Was. sers. Es wurde von dem vorhin erwähnten Antonius erbaut, und die Mönche dieses Klosters fasten ihre ganze Lebenszeit, indess dauert ihr Fasten nur bis zur Abenddämmerung, wo sie dann Speise zu sich nehmen, ausser in dem P.37. grossen Fasten und den Bermülät, wo ihr Fasten bis zum Aufgange der Sterne dauert. el-Bermülät bedeutet in ihrer Sprache das Fasten auf diese Weise 1). | 8. Das Kloster des Anba Paula, auch das Kloster der Söhne Paulus oder das Kloster von el-Namüre genannt. Dieses Kloster liegt in dem Landstriche westlich von el-Tur (Sinai) bei einer Wasserquelle, wo die Rei. senden Halt machen. Es ist bei ihnen die Sage, dass Mirjam, die Schwester Moses, als dieser mit den Israëliten in der Gegend von el- Culzum sich la. gerte, in dieser Quelle sich gereinigt habe. Dieser Anba Paula war aus Alexandrien und sein Vater hinterliess bei seinem Tode ihm und seinem Bro- der ein grosses Vermögen; als nun sein Bruder darüber Streit anfing, ging er aus Arger über ihn davon. Da sah er einen Todten, der begraben werden sollte, dies brachte ihn zur Besinnung und er ging in ernstes Nachdenken ver-. bi SE ی‎ sunken vorüber und durchzog das Land, bis er sich bei dieser Quelle nie. ۱ derliess; hier blieb er und Gott gab ihm seinen Unterhalt. Da kam Anlo- nius bei ihm vorüber und blieb bei ihm, bis er starb, und baute dieses 1) Wegen der Erklärung dieses Wortes erhielt ich durch Herrn Prof. F leischer folgende Mittheilung des Herrn Prof. Seyffarth: Ein coptisches Wort brmw lat in der Bedeutung Fasten, strenges Fasten, kommt, so viel ich weis, nicht weiter vor. Man könnte su-2g-novo (uovh)}-:čovy agere jejunium (quadra- gesimale) vergleichen; allein provo bedeutet ligare, cingere und kommt ohne 290 intus nicht in der Bedeutung jejunare vor. Noch ferner liegt وو‎ 0۳ (mulz) amplecti, implicare se, welchem schwerlich die Bedeutung jejunare, precari ui- tergelegt werden kann. — Hr. Prof. Fleischer bemerkt hierzu: Es kommt mir vor, als ob das n دوع‎ povo-ečovp doch nicht so weit von بم مولات‎ abläge, als Hr. Prof. Seyffarth zu glauben scheint. Denn die Verwechslung von ۴ und 1 will nichts sagen, und dass die Araber, oder meinethalben die Copten selbst, l sich das Wort durch Weglassung des sovy mundrecht gemacht haben, kann auch nicht befremden. ۸۱1۸۵۱25 GESCHICHTE DER ۰ 59 Kloster über seinem Grabe. Zwischen diesem Kloster und dem Meere sind drei Stunden; es hat einen Garten, worin Palmen und Wein und ebenfalls eine Quelle fliessenden Wassers. bi 9. Das Kloster von el-Coseir. Abul- Hasan Ali Ben Muhammed el- Schäboschti 1) sagt in seinem Buche über die Klöster: Dieses Kloster liegt oben im Gebirge in einer Ebene auf der Spitze desselben und ist ein Kloster von schöner, solider Bauart, in angenehmer Einsamkeit; es wird. von Mön- chen bewohnt und hat einen in den Felsen eingehauenen Brunnen, aus wel- chem für es das Wasser geholt wird. In dem Tempel ist das Bild der Maria auf einer Tafel, und die Leute besuchen den Ort, um dieses Bild. zu sehen. In dem oberen Theile ist ein Saal, welchen Abul-Dscheisch Chomäraweib Ibn Tulun erbaute, mit vier Fenstern nach vier Seiten; er besuchte. dieses Kloster oft, indem er das darin befindliche Bild bewunderte, weil er es so schön fand und nach der Anschauung desselben durstete. Der Weg zu die- sem Kloster ist von Misr her sehr beschwerlich, dagegen ist er von Süden her bequem hinauf uud hinab zu steigen; zur Seite liegt eine Einsiedelei, welche von dem darin wohnenden Einsiedler nicht verlassen wird. Das Klo- ster ragt über dem Dorfe Schahrän und über der Ebene und dem Nil empor; jenes ist ein grosses, volkreiches Dorf am Ufer des Flusses, man sagt, dass Moses darın geboren und dort von seiner Mutter in einem- Kasten ins Was- ser gesetzt sei; es gibt aber auch ein Kloster, welches Kloster von Schahrän genannt wird. Dieses Kloster von el-Coseir ist eins von den besuchten Klö- stern und einer der beliebten Vergnügungsörter wegen seiner schönen Lage und weil es über Misr und sein Gebiet emporragt. — Ibn Abd el-Hakem 2) 1) Dieser el-Schäboschti war ein vorzüglicher Pbilolog in den Diensten des ägyptischen Fürsten el- Aziz Ben el-Mo'izz, welcher ihn zu seinem Bibliothekar und Vorleser ernannte; er starb im J. 388 oder 390 d. H. Ausser anderen phi- lologischen Werken schrieb er eine Geschichte der Klöster in ’Iräc, Mosul, Sy- rien, Mesopolamien und Ägypten, welche el-Maerizi benutzte. Vergl. Ibn Chal- li kan, vit. Nr. 456. Hadschi Chalfa, lex, bibliogr. Nr. 5145. 2) Abul-Cäsim Abd el- Rahman Ben Abdallah Ibu Abd el-Hakem el -Misri, ein in den Traditionen und der Geschichte bewanderter Gelehrter von der Sekte der Malikiten, starb im J. 257. Ibn Challik. vit. Nr. 322. Das genannte Werk Histor. Philol. Classe. III. M 90 ö FER D. WÜSTENFELD sagt in dem Buche der Eroberungen Agyptens: Man ist über el-Coseir ver- schiedener Meinung; nach Ibn Lahia ist es nicht das Schloss Musa’s (Moses) des Propheten, sondern Musa's des Zauberers; dagegen überliefert el Mufad- dhel Ben Fedhäla 1) von seinem Vater, welcher sagt: wir kamen zu Ka'b el-Ahbär 2), da fragte er uns: woher seid ihr? wir erwiederten: aus Ägypten. Er sprach: was sagt ihr über el-Coseir? wir antworteten: es ist das Schloss Moses. Da entgegneteer: es ist nicht das Schloss Moses, sondern das Schloss des Aziz 5) von Agypten; welcher, wenn der Nil wuchs, sich an diesen hoch- gelegenen Ort begab, und darum ist der Ort von dem Berge bis zum Flusse heilig. Andere hingegen sagen: dort wurde für den Pharao ein Feuer ange- zündet, wenn er von Menf (Memphis) nach Ain - Schems (Heliopolis) reiste, und auf dem Mocatiem war ein zweites Feuer; wenn nun die Leute das Feuer sahen, wussten sie, dass er auf der Reise war, und hielten das, was er ver- langte in Bereitschaft; und ebenso, wenn er die Rückreise von Ain -Schems machte 4). Gott weiss es am besten! Wie schön sagt Koschädhim 5): ist eine Hauptquelle, aus welcher Macrizi und Sojuti für die Geschichte von 8 Ägypten schöpften. ۱ 1) el-Mofaddhel Ben Fedhäla Ben Obeid Abu Mo’äwija el- Ro’eini war Cadhi von Misr und starb im J. 181. Tabacät el-Hoff. Class. VI, 8. Nawawi, biogr. diction. pag. 501. | 2) Abu Ishäc Ka’b Ben Mäti’ el-Himjari, mit dem Beinamen el-Ahbär d. i. der gelehrte Jude, lebte zu Muhammed’s Zeit in Jemen, nahm nach dessen Tode den Islam an und wurde durch seine Gelehrsamkeit berühmt. Er starb auf einem Kriegszuge zu Hims (Emessa) im J. 32. Na wa wi, biogr. diction. pag. 523. 3) d. i. der mächtige, und dies ist nach dem Coran, Sure 12 V. 30, eine Be- zeichnung für Potifar. ١ a 4) Macrizi beginnt das Capitel über die Bethäuser auf folgende Weise: Auf dem Berge el-Mocattem und in der Ebene, welche jetzt den Namen el-Caräfa hat, Waren viele Bethäuser und Begräbnissplätze, wohin die Frommen sich zurückzo- sen; manche davon sind verschwunden, einige aber noch vorhanden. el Tennûr der Ofen. Dieses Bethaus liegt oben auf dem Mocattem hinter dem Bergschlosse nach Osten; ich habe es noch bewohnt gefunden und es hatte darin Jemand seinen Aufenthalt. el- Codha'i sagt: Das unter dem Namen „der Ofen“ be- | kannte Bethaus auf dem Berge ist an der Stelle des Ofens Pharao's, welchem darauf ein Feuer angezündet würde, und wenn die Leute dies sahen, wussten MACRIZI’S GESCHICHTE DER ۰ 91 Gegrüsst sei das Kloster el Coseir und, sein Berggrund in lieblichen Gärten bis, zu den Palmen. sie, dass er auf der Reise sei, und hielten für ihn in Bereitschaft و‎ was er ver- langte, und ebenso wenn er die Reise von Ain Schems zurück machte; hernach baute Ahmed ben Tulun daraus ein Bethaus im Safr 259. — In einem alten Buche habe ich gefunden, dass Juda, der Sohn Jacobs und Bruder Josephs, als er mit seinen Brüdern nach Ägypten kam, auf dem Gipfel des Berges el - Mocat- tem an dieser Stelle sich niedergelassen habe, dem Ofen‘ des Pharao, in welchem fün ihn das Feuer angezündet wurde, gegenüber. Dann war der Platz bie. zur Zeit des Ahmed Ben Tulun verlassen, dieser aber, welcher von den V. des Ortes und dem Verweilen Juda's an demselben Kunde erhielt, baute daselbst dieses Bethaus und den Thurm, welcher dabei ist, legte darin einen Wasserbe- hälter an, in welchen das Wasser floss und bestimmte zur Unterhaltung dessel- ben unter andern ein Vermächtniss in dem Krankenhause zu Misr und den Brunnen zu el-Magäfir. Es wird erzählt, der Ofen Pharao’s habe an jener Stelle unversehrt gestanden, bis einer der Präfecte des Ahmed Ben Tulun, Na- mens Westf, Verwalter von Misr, zu ihm hinaus gegangen sei, ibn zerstört und darunter nachgegraben habe, in der Vermuthung, dass ein Schatz darunter sei, er habe aber nichts gefunden. Die Spuren des Ofens sind gänzlich verschwun- den. — Siehe den arab. Text 8.79.— Diese Erzählung ist wenigstens glaub- licher, als was Edrisi, Geographie, trad. par Jaubert. T.I. p. 306, von ei- nem Spiegel erzählt, in welchem das Bild des Pharao sich abspiegelte. 5) Siehe den arab. Text S. 79. — Abul-Fath Mahmud Ben el- Hosein, mit dem Beinamen Koschädschim, aus Ramla, gest. im J. 350, war einer der beliebtesten Dichter seiner Zeit; er war eine Zeit lang in Ägypten gewesen, wo es ihm so gut gefallen hatte, dass er den Wunsch, dahin zurück zu kehren, endlich zur Ausführung brachte, wesshalb er in einem, Gedichte sagt: Meine Sehnsucht nach Agypten war lange vergebens, 1 doch jetzt kehre ich zurück und Ägypten wird wieder mein Wohnplatz. So erzählt Sojuti: کشاجم قل صاحب شاجع الیل كان اقام عصر مد: فاستطابها 2 رحل عنها فكان يتشوق‎ اليها ثم عاف الها فقال قد كان شوق ال مصر يورقنى فالا . ن عدت وعادت مر لی داراء‎ Ausser einer Gedichtsammlung, Diwän Koschädschim’s, Hadschi Chalfa, Nr. 5632, schrieb er ein Buch unter dem Titel والمطارد‎ „die Netze und die Pfeile”, welches Ibn Challikän einige Male citirt, vergl. Nr. 130. 146. 256. M 2 92 FERD. WÜSTENFELD Gastliche Häuser in denen ich Sorgen hatte, sie wurden meine Weinschenke und mein Vergnügungsort. Wenn ich zu ihnen kam, waren’s schnelle Rosse, die mich trugen, und meine Rückkehr war zu Schiffe abwärts. Da wählte ich früh Morgens die rechte Seite ihrer Quelle, und zog mich in der Dunkelheit nach der linken Seite zurück. Ss Bei mir war jeder Lacher der liebste Gesellschafter, nach allem, was der Zechbruder liebt, war mein höchstes Streben: Braten von dem, was unsre Hunde erjagten für uns, und von dem, was in den Netzen gefangen wurde f Becher und Kanne, Flöte und Laute, ein freundlicher Wirth mit matt schielenden Blicken, Wie wenn der Weidenzweig bei seinem Schwanken lernte aus seinen Biegungen die Bewegungen. Dort sprudelt mir klar mein Weinbecher, und Tage der Freude begleiten mein Leben. | Die gelehrten christlichen Geschichtschreiber sagen, dass Arcadius, Kaiser von Griechenland, den Arsenius aufsuchen liess, um seinen Sohn zu unterrichten, dieser glaubte aber, dass er ihn tödten wollte, floh deshalb nach Agypten und ging ins Kloster; der Kaiser schickte einen Mann zu ihm und liess ihm sagen, dass er ihn nur wegen des Unterrichts seines Sohnes habe suchen lassen, allein jener bat, ihn zu verschonen, durchstreifte das Land bis zum Berge el-Mocattem östlich von Torä und blieb in einer Höhle drei Jahre bis er starb. Als er gestorben war, schickte Arcadius hin und liess über seinem Grabe eine Kirche erbauen, und dies ist der Ort, welcher unter dem Namen des Klosters von el-Coseir bekannt ist und jetzt das Klo- ter des Maulthiers gen annt wird, weil ein Maulthier dasselbe mit Was- ser versorgt: wenn es nämlich aus dem Kloster geht, kommt es auf den Weg nach dem Wasser, und hier ist Jemand, der ihm Wasser einfüllt, und wenn er damit fertig ist, lässt er es los, dann kehrt es zum Kloster zurück. — Im Ramadhän des Jahrs 400 befahl el- Hakim biamrillahi das Kloster el- Coseir zu zerstören, und die Zerstörung und Plünderung dauerte daselbst mehrere Tage. 10. Das Kloster Mar Hanna. el-Schäboschti sagt: Das Kloster Mar MACRIZEZTS GESCHICHTE DER ۰ | 93 Hanna liegt am Ufer von Birket el-Habesch (Teich der Habessinier!) nahe beim Nil, und zur Seite sind Gärten, von denen einige durch den Emir Temim Ben ’el-Mo’izz2) angelegt sind, und ein Versammlungsort auf Säulen, von schöner künstlicher Bauart mit Malereien, ebenfalls von dem Emir Temim an- gelegt. In der Nähe des Klosters ist ein Brunnen, welcher der Brunnen des Mammäti genannt wird; daneben stehen hohe Feigenbäume, unter denen sich die Leute versammeln und trinken, und diese Stelle ist ein stehender Spielplatz und Tanz- und Vergnügungsort, und ein ebenso angenehmer Aufenthalt in den Tagen, wo der Nil wächst und das Wasser den Teich überfüllt, als er eine schöne Aussicht gewährt zur Zeit da die Felder bestellt sind und alles in Blüthe steht, wo er dann nicht leer wird von Menschen, die sich vergnü- gen, und solchen die andern Unterhaltung verschaffen wollen. Auch haben die Dichter bereits die Schönheit und Anmuth jener Gegend besungen und dieses Kloster heist heut zu Tage das Kloster von el-Tin. 11. Das Kloster Abul-Na’n&. Dieses Kloster liegt vor Ansin as) und gehört zu den alten Gebäuden dieser Stadt; die Kirche desselben befindet sich in einem Thurme, nicht in der Ebene, und es führt den Namen des Abu Johannes el-Casir; ein Fest findet dort statt am 20. Bäbeh. Dieses Abu Johannes wird in der Folge weiter gedacht werden. 12. Das Kloster der Grotte von Scchacalgil#) ist ein nettes Kloster, an dem Berge hängend und in Stein eingehauen, auf einem Felsen, unter wel- chem ein jäher Abgrund, so dass man weder von oben, noch von unten zu ihm gelangen kann. Es hat auch keine Treppe, sondern es sind Einschnitte in den Berg gemacht, und wenn Jemand hinauf steigen will, wird ihm eine lange Stange herunter gereicht, welche er mit beiden Händen erfasst, worauf 1) Südlich von el-Fostät; vergl. de Sacy zu Abdallatif. pag. 400. 2) Abu Ali Temim Ben el-Mo'izz, geb. im J. 337, ein Sohn des Mo'izz, des Erbauers von Cahira, und Bruder des Aziz, wird als ein vorzüglicher Dichter gelobt, er starb im J. 374. Ibn Challik. vit. Nr. 124. 3) Im Districte von Oschmunein, eine alte Stadt, welche die Stadt der Zauberer genannt wird, weil Pharao sie von dort kommen liess. Vergl. Edrisi, geogr. trad. par Jaubert, T. I. p. 124. Abul-feda, geogr. edit. Paris. pag. 114. 4) Im Districte von Sojut. 04 FERD. WÜSTENFELD er mit den Füssen in jene Einschnitte tritt und so hinauf steigt. Es ist darin eine Mühle, welche ein Esel treibt. Dieses Kloster, welches im Ange- RAÊ von Manfelût und Omm el-Cosür über dem Nil hervorragt, liegt einer Insel gegenüber, die von Wasser rings umgeben ist, und diese heisst Scha- calgil; auf ihr sind zwei Dörfer, das eine Schacalgil, das andere Beni Scha- qîr. Das Kloster feiert ein Fest, wozu sich die Christen versammeln, und trägt den Namen des Abu Mina, der einer. von den Soldaten war, über welche ' Diocletianus Strafe verhängte, damit er vom Christenthume wieder abfiele und die Götzen verehrte; da er aber bei seinem Glauben beharrte, liess er ihn umbringen am 10. Hazirän oder 16. Bäbeh. 13. Das Kloster des Boctor auf dem Damme von Abnüb im Osten von Beni Morr 1) unten am Berge in einer Entfernung von etwa 1250 Ellen; dies ist ein sehr grosses Kloster, in welchem ein Fest gefeiert wird, wo die Christen des Landes aus Ost und West sich versammeln und wobei auch der Bischof zugegen ist. Dieser Boctor (Pictor?) war der Sohn des Romanus; sein Vater war einer der Feldherrn des Diocletianus und er selbst ein aus- gezeichneter, tapferer Mann, der bei dem Kaiser in Ansehen stand; "als er aber das Christenthum annahm, suchte ihn der Kaiser durch Versprechungen und Drohungen zur Rückkehr zum Götzendienste zu bewegen, und als er nicht wollte, liess er ibn am 22. Nisan oder 27. Bermude umbringen. 14. Das Kloster des Boctorschu, nördlich von Abnüb, ist ein net- tes Kloster, aber verlassen und wird von den Christen nur einmal im Jahre auf eine Zeit lang besucht. Boctorschu (Pictorius? 2) war einer von denen, welche Diocletianus foltern liess, damit er vom Christenthume wieder abfıele; er that es aber nicht, worauf er ihn am 20. Hatür umbringen liess; er war Soldat. 15. Das Kloster des Abul-Seri, auf den Namen des Abu Dschordsch (St. Georg) erbaut, vor el-Ma’sara in der Gegend östlich von Beni Morr; zuweilen ist es von den Mönchen verlassen, und zuweilen von ihnen bewohnt, und zu einer bestimmten Zeit wird ein Fest gefeiert. 1) Im Districte von Sojut. 2) Bei Vansleb, relation d’Egypte. pag. 366 findet sich die Erklärung: une église 060166 à Mari Poctor Sciu, qui a pris ce nom de la ville de Sciu, laquelle est après d’Abnub, et aujourd'hui ruinée. MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 95 16. Das Kloster des Abu Dschordsch von Chamäs; Chamas !)P. 39. ist der Name einer Stadt, von welcher das Kloster nördlich liegt; es fin-- den dort jährlich zwei Feste statt, an denen eine zahllose Menschenmenge Theil nimmt. 17. Das Kloster der Vögel. Dieses Kloster ist alt, ragt über dem Nil empor und hat eine in den Berg eingehauene Treppe; es liegt Samlut ge- genüber. el-Schäboschti sagt: Im Gebiete von Ichmin ist ein grosses, be- wohntes Kloster, welches von allen Orten besucht wird, in der Nähe eines Berges, welcher der Berg der Höhle genannt wird. An einer Stelle des Ber- ges ist eine Spalte, und wenn der Festtag dieses Klosters ist, bleibt kein Bugir in der Gegend, der nicht zu dieser Stelle käme, und von ihrer Menge, ihrer Versammlung und ihrem Geschrei entsteht ein grosser Lärm bei der Spalte; ohne Aufhören steckt einer nach dem andern seinen Kopf in diese Spalte und schreit, dann geht er weg und es kommt ein anderer, bis einer von ihnen mit dem Kopfe stecken bleibt und an der Stelle festhängt; er schlägt sich so lange, bis er stirbt, worauf die übrigen sich entfernen, so dass kein Vogel der Art dort bleibt. — Der Cadhi Abu Dscha’fer el-Codha'i sagt: „Unter die Merkwürdigkeiten Ägyptens gehört die Schlucht der Bügire in der Gegend von Oschmum in Oberägypten; dies ist eine Schlucht in einem Berge, worin ein Riss ist, wo die Bügire an einem bestimmten Tage des Jahres sich versammeln, darauf begeben sie sich zu dem Risse und so oft einer der Bügire seinen Schnabel in den Riss gesteckt hat, geht er, wohin er will, und sie hören hiermit nicht auf, bis der Riss einen von ihnen erfasst und festhält, worauf sich alle entfernen; der aber, welchen er erfasst hat, bleibt hängen, bis er stückweise abfällt.” Der Verfasser, dessen Gott sich er- j barme, setzt hinzu: dies gehört zu den Dingen, die längst aufgehört haben 2). 1) Der Wiener Codex hat beide Male - Hamäs; in der Deseript. de 1 pag. 801 ist ein Ort angemerkt L= Dschamaseh. 2) Diese seltsame Geschichte erzählen mehrere arabische Schriftsteller, z 2. B. Caz- wini, sowohl im ersten, als im zweiten Theile seiner Cosmograghie, mit ver- schiedenen Worten; umständlicher noch Sojuti zu Anfang seiner Geschichte von Ägypten in dem Capitel über einige ältere Merkwürdigkeiten des Landes; 06 FERD. WÜSTENFELD 18. Das Kloster des Bu Hermina nördlich von Cäw el-Charäb, und nördlich davon liegt das Monument von Caw, welches voll ist von Büchern und Gelehrsamkeit. Zwischen dem Kloster der Vögel und diesem Kloster ist ein Weg von etwa 2½ Tag. Dieser Bu Hermina war einer der früheren, unter den Christen berühmten Mönche. ` 19. Das Kloster der sieben Berge bei Ichmîm. Dieses Kloster liegt am Eingange von sieben Thälern und ist hoch gelegen zwischen hohen Bergen; die Sonne geht über ihm zwei Stunden später auf, als der gewöhn- liche Aufgang ist, wegen der Höhe des Berges, an dessen Fusse es liegt, und wenn es noch etwa zwei Stunden bis zum Untergange sind, glauben die Be- wohner, dass die Sonne schon untergegangen und die Nacht angebrochen sei, und zünden dann Licht an. Bei diesem Kloster ist am Ausgange eine Was- serquelle, welche von einer Weide beschattet wird, und dieser Platz, wo das Weiden -Kloster steht, wird Wadi -I-Moluk Königsthal genannt, weil dort eine Pflanze wächst, die man Moluka nennt, ähnlich dem Rettig, wovon das Wasser sich hochroth färbt, und von den Chemikern (Färbern) gebraucht wird. — Vor diesem Kloster liegt 20. das Kloster von el-Carcas oben auf einem Berge und in den- selben eingehauen, man kennt keinen Zugang, sondern steigt zu ihm hinauf durch die in den Berg gemachten Einschnitte und kann nur auf diese Weise zu ihm gelangen. Zwischen dem Kloster der Weidenquelle und dem Kloster el-Carcas sind drei Stunden und unterhalb des Klosters el-Carcas ist eine Quelle mit süssem Wasser von Bän-Bäumen umgeben. 21. Das Kloster von Sabra im Osten von Ichmim, ist nach Sabra, einem Stamme der Araber benannt und auf den Namen des Engels Michael er- baut; es ist darin aber nur ein einziger Priester. 22. Das Kloster des Bischofs Abu Abschäda in der Nähe des Ge- bietes von Afta, liegt auf dem Damme und gegenüber im Westen Monschaat Ichmim. Dieser Abu Abschäda war einer von den gelehrten Christen. er beschreibt den Vogel Bugir als weiss mit schwarz, mit schwarzem Halse, am Kropf geringelt, mit schwarzen Flügelspitzen und er kann schwimmen. Vergl. den Anhang zum Arabischen Texte. MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 97 23. Das Kloster des Bu Hor, auch das Kloster von Sewäda ge- nannt; Sewäda ist ein Stamm der Araber, welche sich hier niedergelassen haben; es liegt Monjat Beni Chasib gegenüber und ist von den Arabern zerstört. Alle diese Klöster liegen im Osten des Nil und gehören sämmtlich den Jacobiten, und ausser diesen gibt es heutiges Tages auf der östlichen Seite keine; was aber die westliche Seite des Nils betrifft, so hat sie viele Klöster, weil sie sehr volkreich ist. 24. Das Kloster von Dumuh im Gebiete von el-Dschize, auch Du- muh el-Sebä’ genannt, ist auf den Namen des Cosmas und Damian er- baut und ein nettes Kloster. Die Christen behaupten, dass ein Weiser mitP. 40. Namen Sebê’ zu Dumuh wohnte und dass die Kirche von Dumuh, welche heut zu Tage in den Händen der Juden ist, eins von den Klöstern der Christen gewesen sei, welches sie in einer bedrängten Lage, in die sie ge- rathen, an die Juden verkauft hätten. Der Kirche von Dumuh ist schon ge- dacht, Cosmas und Damian gehören unter die Gelehrten der Christen und ihre frommen Mönche, und über beide wissen sie viel zu erzählen. 25. Das Kloster von Nehjä. el-Schäboschti sagt: Nebja im Gebiete von el-Dschize; das Kloster daselbst ist eins der schönsten, anmuthigsten und lieblich gelegensten Klöster von Ägypten und von der herrlichsten Lage, von Mönchen und Zugehörigen bewohnt, es gewährt auf den Nil eine wun- dervolle Aussicht, weil er es von allen Seiten umgibt. Wenn dann das Was- ser sich verläuft und gesäet wird, lässt die Erde seltene Blumen und verschie- dene Arten von Blüthen erscheinen. Es gehört zu den gepriesenen Vergnü- gungsörtern und beliebten Plätzen und hat eine Bucht, in der sich allerlei Vögel versammeln und auch ein reichlicher Fischfang statt findet. Die Dich- ter haben es beschrieben und seine Schönheit und Anmuth besungen 1”. Ich bemerke indess, dass dieses Kloster längst zerstört ist. 26. Das Kloster von Tamweih. Jäcüt gibt diese Aussprache an und setzt hinzu: “Es gibt zwei Örter dieses Namens in Ägypten, der eine im Ge- 1) Cazwini hat im zweiten Theile seiner Cosmographie dasselbe Citat aus el- Schäboschti, ohne ihn zu nennen. Histor.- Philol. Classe. III. N 98 FERD. WÜSTENFELD biete von el-Mortähia und der andere in dem von el- Dschize”. el-Schäboschi sagt: Tamweih im Westen liegt Holwän gegenüber, und das Kloster ragt aus der Fluth hervor, von Weinbergen, Gärten, Palmen und Bäumen umgeben, und ist ein bewohnter Vergnügungsort; es gewährt auf den Nil eine schöne Aus- sicht, und zur Zeit, wenn die Erde grünt, liegt es zwischen zwei Decken, dem Wasser und den Saaten. Es ist einer der bekannten Lustörter und be- liebten Erholungsplätze der Ägypter. Ibn Abu ’Asim el-Misri hat auf das- selbe folgendes in Versen nach dem Metrum el-Basit gesagt: O könnt’ ich trinken zu Tamweih vom klaren Saft, welcher verachten lässt den Wein der Städte Hit und وت‎ *. In Auen, von Blumen prangend, in denen die Bäche zwischen Gärten fliessen. Wie wenn die gelbe Anemone darin wächst, Weinbecher folgen auf Becher; Wie wenn ihre Nareisse wegen ihrer Schönheit blendet, im Verborgenen heimlich redet durch Teichen; Wie wenn das Wasser des Nil, wenn der Zephyr an ihm دس كه‎ ‘sich kleidet in geringelte Panzer, Gastliche Häuser, in denen ich hart geprüft bin im Herzen, und waren einst meine Weinschenke und meine Herberge. Damals hörte ich nicht auf, den Morgentrunk zu schlürfen, beim Schlagen der Klappern 2), aus Liebe zu den Klöstern. Ich bemerke; dieses Kloster trägt bei den Christen den Namen des Bu Dschordsch und die Cbristen kommen darin zusammen. 27. Das Kloster von Acfäs, richtiger Acfahs 5), ist zerstört. 28. Das Kloster am Ausgange des Gebietes von Menhera steht in schlechtem Rufe, weil sie daraus nicht einem zu essen geben. 29. Das Kloster el-Chädim (des Dieners) zur Seite von el- Menhi im 1) Zwei Städte am Euphrat. Edrisi, geogr. Tome II. P. 144. Aboulfeda, geogr. pag. 287, bemerkt, dass der Wein von ’Anät in den Gedichten erwähnt werde. 2) Die hölzernen Stangen, womit zur Kirche Bm wurde. 3) Stadt im Gebiete von el- Bahnesa. 21۸0۴81215 GESCHICHTE DER ۰ 99 Districte von el-Bahnesa auf den Namen des Engels Gabriel erbaut, mit Gär- ten, worin Palmen und Olivenbäume. 30. Das Kloster von Eschnin, im Gebiete dieses Ortes bekannt, liegt davon nördlich, ist ein nettes Kloster und trägt den Namen der Jung- frau Maria, es ist dort aber nur ein einziger Mönch. 31. Das Kloster Jesus oder Jesu’, heisst auch das Kloster Ards che- nüs; hier ist ein Fest am 25. Baschnas. In der Nacht dieses Tages wird ein dort befindlicher Brunnen, welcher den Namen Jesusbrunnen führt, ge- schlossen, und um die sechste Stunde des Tages versammeln sich die Men- schen und decken den Stein von dem Brunnen ab, dann ist das Wasser darin gestiegen, hierauf nimmt es wieder ab, und sie rechnen nun von da, wie hoch P. 41. das Wasser gestiegen war, bis zu dem Puncte, wo es stehen bleibt, und das Ergebniss bezeichnet nach Ellen, wie hoch der Nil in dem Jahre wachsen wird. 32. Das Kloster von Sedment seitwärts von el -Meubi auf dem Damme zwischen el-Fajjüm und اء‎ Rif mit dem Namen des Abu Dschordsch, hat von dem, was es früher war, viel verloren, und ist nur noch von weni- gen bevölkert. 33. Das Kloster von el-Naclün ), auch das Kloster el-Chaschaba und das Kloster des Engels Gabriel genannt, ist unter einer Höhle in dem Berge, welcher Tarif, el-Faj jam heisst, und diese Höhle ist bei ihnen un- ter dem Namen Jacobs-Laube bekannt; sie behaupten, dass Jacob, als er nach Ägypten kam, darin Schatten gesucht habe. Dieser Berg ragt über zwei Örter empor, ltfih Schellä und Schellä;-das Wasser für dieses Kloster wird aus dem Canale von el-Menhi geschöpft und es liegt unterhalb des Klo- sters von Sedment. An dem Feste, welches in diesem Kloster gefeiert wird, sersammeln sich die Christen von el-Fajjüm und anderen Städten, und es liegt an der Strasse, die nach el- Fajjüm führt, aber nur von wenig Reisen- den betreten wird. ni و و‎ ; 1) In der Aussprache des Namens el-Naclün bin ich Vansleb a. a. O. 5. 5 und Ouatremère, mémoires geögr. et histor. sur Egypte. T. I. p. 112 gefolgt, während hier in den Handschriften التفلون‎ el-Taflün steht; Ouatremère hat gleich darauf Tarek al Fioum الغیوم‎ gh. N 2 L — 100 FERD. WÜSTENFELD 34. Das Kloster von el-Calamün. Dieses Kloster liegt in einer Ebene unter dem Bergpasse von el-Calamün, von wo der Reisende nach el-Fajjüm gelangt und welcher der Pass von el- Garac genannt wird. Dieses Kloster ist auf den Namen des Mönches Samüel erbaut, welcher in der Zwischenzeit zwischen Jesus und Muhammed lebte und am 8. Kihak gestorben ist. In die- sem Kloster gibt es viele Palmen, aus deren Frucht die Odschwe 1) bereitet wird; hier ist auch der Lebach- Baum (Persea), welcher nur hier gefunden wird, seine Frucht hat die Grösse einer Limone (malum citrinum), ihr Ge- schmack ist süss wie der Geschmack der Ränidsch (nux Indica) und ihr Kern ist zu vielen Dingen nütze. Abu Hanifa sagt in dem Buche von den Pflan- zen: “der Lebach wächst nur zu Ansinä, es ist ein Holz, aus welchem Schiffs- planken gesägt werden; er erregt bei dem, der ihn zersägt, zuweilen Nasen- bluten, und wenn zwei Planken davon recht fest zusammengefügt und ein Jahr lang ins Wasser gelegt werden, so verbinden sie sich und werden eine Planke” 2). — In diesem Kloster sind zwei Thürme von Stein erbaut, beide hoch, gross, glänzend weiss, auch ist darin eine Quelle fliessenden Wassers und ausserhalb desselben eine andere Quelle. In diesem Thale sind eine Menge alter Beiplätze, wie das Thal el-Omeilih 3), wo eine fliessende Quelle ist und fruchtbare Palmen, deren Früchte die Araber sammeln. Ausserhalb die- ses Klosters ist eine Saline, deren Salz die Mönche des Klosters verkanfen, so dass diese Gegenden damit versehen werden. 35. Das Kloster der Jungfrau Maria von Tonboda 4), es ist nur ein 1( Ein Saft, womit die Kinder aufgefüttert werden. 2) In dem Wiener Codex fehlt dies Citat aus Abu Hanifa ganz; in der مت‎ Handschrift sind die Worte ; b bis سن‎ ausgelassen, die ich aus der Übersetzung von Quatremère a. a. O. S. 478 ergänzt habe, mit Hülfe des arabischen Textes bei Abdallatif, histor. Aegypti compend. ed. White, pag. 18, wo dieselbe Stelle aus Abu Hanifa noch ausführlicher vorkommt. de Sacy zu Abdalla- tif gibt die nöthigen Erläuterungen. 3) Denselben Namen führt ein Thal in einem Gedichte der Hamasa و‎ 8. 615. 4) Nach der Aussprache auch طمبدی‎ Tomboda geschrieben; bei Sojuti „de no- minibus relativis ed. Veth, N u. bei J acut, Moschtarik, sinib ۰ MACRIZI’S! GESCHICHTE DER COPTEN. 101 Mönch darin und es liegt nicht an einer frequenten Strasse. — Im eee von el-Bähnesa sind noch eine Menge Klöster, die zerstört sind. 36. Das Kloster des Bu Fäna, nördlich von Beni Chälid, von Stein urn und von schöner Bauart, es gehört zum Gebiete von el- Monja und vormals waren darin tausend Mönche, jetzt sind nur noch zwei Mönche darin; es liegt auf dem Damme unter dem Berge. 37. Das Kloster von Bälüdscheh seitwärts von el-Menhi, gehört den Einwohnern von Deldschih und ists eins der grösseren Klöster, jetzt aber zer- stört, so dass darin nur noch ein oder zwei Mönche übrig sind; es liegt Deldschih gegenüber in einer Entfernung von etwa zwei Stunden. 38. Das Kloster des Mereura oder Abu Mereura. Dieses Kloster . unterhalb Deldschih beim een aus diesem Orte gegen Osten; es ist keiner mehr darin. S 39. Das Kloster von Sanabo beim A aus diesem Orte gegen Norden führt den Namen der Jungfrau Maria; es ist keiner mehr darin. 40. Das Kloster des Theodorus südlich von Sanabo ist wegen des schlechten Zustandes der Christen ganz untergegangen. 41. Das Kloster vonel-Reiramün im Osten des Gebietes dieses Or- tes, welcher östlich von Mallewi und westlich von Ansina liegt; es führt den Namen des Engels Gabriel. 42. Das Kloster von el-Moharric. Die Christen تاماقم‎ ١ dass der Messias an diesem Orte sechs Monate und einige Tage sich aufgehalten habe; es wird hier ein grosses Fest gefeiert, welches das Palmfest genannt wird, und das Pfingstfest, zu dem eine grosse Volksmenge sich versammelt. 43. Das Kloster der Beni Kelb wird so genannt, weil die Benu Kelb P. 42. sich um dasselbe niedergelassen haben; es führt den Namen des Gabriel, es ist aber kein Mönch mehr darin, sondern es ist nur eine Kirche für die Christen von Manſelüt, von welcher Stadt es gegen Westen liegt. 44. Das Kloster von el-Dschäwelia. Dieses Kloster liegt Ausgangs des Gebietes von el Dschäwelia gegen Süden und führt den Namen des Mär- tyrers Mercurius, welcher auch Mercura genannt wird; es hat Einkünfte aus Vermächtnissen und ihm werden Weihgeschenke und Gaben dargebracht; alljährlich werden zwei Feste dort gefeiert. 102 FERD. WÜSTENFELD 45. Das Kloster der sieben Berge. Dieses Kloster liegt auf dem Gipfel des Berges, welcher westlich von Sojut an den Ufern des Nil sich er- hebt, und wird auch das Kloster Johannes el-Casir (des kleinen) genannt; hier werden mehrere Feste begangen, es ist aber im J. 821 zerstört durch einen Haufen, der es bei Nacht überfallen hatte. — Johannes oder Abu Jo- hannes el-Casir war ein berühmter Mönch, von welchem viele Geschichten erzählt werden, unter andern, dass er auf Geheiss seines Lehrers ein trock- nes Holz in die Erde gepflanzt und einige Zeit mit Wasser begossen habe, da wurde es ein Fruchtbaum, von dem die Mönche assen, und er wurde der Baum des Gehorsams genannt. Er ist in seinem Kloster begraben. 446. Das Kloster el-Motell. Dieses Kloster führt den Namen der Jung- frau Maria und liegt an der Seite des Berges unter dem Kloster der sieben Berge, Sojut gegenüber; es wird dort ein Fest gefeiert, zu dem sich die Be- wohner der Umgegend einfinden; es ist aber kein Mönch mehr dort. Die Klöster von Odronkeh ). Die Gegend von Odronkeh gehört zu den Sa'idischen (oberägyptischen) Ortschaften der Christen, und die dortigen Christen sind in ihrer Religion und den Erklärungen in ihrer Sprache gebil- dete Leute; sie besitzen viele Klöster ausserhalb der Stadt gegen Osten längs des Berges, doch sind die meisten derselben zerstört. Zu den noch vorhan- denen gehört 47. das Kloster des Abu مه نات‎ rb, im Bau zwar gut erhalten, es sind aber keine Mönche mehr darin; zu gewissen Zeiten wird dort ein Fest gefeiert. 48. Das Kloster von Ar dh el Hadschiz (auf der Dammerde), das Kloster des Michaël, und das Kloster Krafuna, welches den Namen der Jungfrau Mariz trägt, auch das Page Arfuna oder A اوو ر‎ 5 toe ks b y 1) Der ir Gothaische Codes, über die: in Ben ER durch die beigefügten Vocalpunkte diese Aussprache; mit Weglassung | des von den Arabern hinzugesetzien Vorschlags - Vocals ist es رنکه‎ 5 Doronkeh, und dies die gewöhn- liche Schreibart in dem Gothaer Codex ag Macrizi. Die Richtigkeit dieser Aus- sprache wird durch Vansleb bestätigt, welcher a. a. O. S. 364 Dorönkeh und S. 378 Doronque schreibt; mithin sind andere „ wie 5 De- renkah, Drinkah, fehlerhaft. ۱1۸ 0۳218 GESCHICHTE DER ۰ 103 welches (Vece O) Schreiber bedeutet; denn die Abschreiber wissenschaftlicher Bücher der Christen hatten vor Alters hier ihren Sitz; es liegt an der Seite des Berges, in welchem viele Höhlen sind, darunter eine, worin man zu Fusse fast zwei Tage lang geben kann. 4409. Das Kloster des Bu Bag am unter dem Kloster Krafuna auf dem Damme. Bu Bagäm war ein Soldat in den Tagen des Diocletianus, welcher das Christenthum annahm und gegeisselt wurde, damit er von seinem Glau- ben wieder abſiele; darauf whe er am 28. des ersten Kanum oder am 2. Kihak getödtet. 50. Das Kloster des Bu ach auf * Dab von Odronbeb, mit en OEE ‚Jungfrau‘ Maria. Severus war ein angesehener Mönch, wel- cher zum Patriarchen gemacht wurde und bei dessen Tode ein Wunder ge- schah. Er hatte ihnen nämlich vorhergesagt, als er sich nach Oberägypten begab, dass, wenn er stürbe, der Berg sich spalten und ein grosses Stück desselben auf die Kirche stürzen würde, doch ohne ihr zu schaden; eines Ta- ges fiel nun ein Stück von dem Berge, wie er gesagt hatte, da wussten die Mönche des Klosters, dass Severus gestorben sei, und als sie nachrechneten, fanden sie, dass jenes Ereigniss mit der Zeit seines Sterbens zusammentraf, und sie nannten von der Zeit an das Kloster nach seinem Namen. 51. Das Kloster des Theodorus unter dem Kloster des Bu Severus. Marius und Theodorus waren zwei Soldaten des Diocletianus, der eine hiess der nen der . war Feldherr; beide تسف‎ wie, an- dere, getödtet. 52. Das Kiber des Minschäk — Minsäk oder Beni Sak oder Jsaak, welches den Namen der Jungfrau Marihäm d. i. Mar Marjam (St. Maria) führte und dann unter dem Namen des Minsäk bekannt wurde; dieser war ein alter Mönch, der bei ihnen berühmt ist. Unterhalb dieses Klosters ist ein Brunnen auf dem Damme, aus welchem die Mönche trinken, und wenn der Nil wächst, trinken sie das Wasser aus diesem. 53 Das Kloster der Apostel unter dem Kloster des Minsäk, wird auch das Tamarisken-Kloster!) genannt und gehört zu dem Gebiete von 1) Quatremère a, a. O. S. 343 hat dafür le monastère de chameau, er las also J 0. 104 z FERD: WÜSTENFELD P. 43. Bûtidsch, während das Kloster des Minsäk, sowie das Kloster des Severus den Einwohnern von Rifa, das Kloster Krafuna den Einwohnern von Sojut und das Kloster Bu Dschordsch den Einwohnern von Odronkeh gehört. Das Tamarisken- Kloster lag in einer öden Gegend, da wurde ihm zur Seite ein nettes Dorf gebaut, welches den Namen Monschaat el -Scheich (Neubau des Scheich) erhielt, weil der Scheich Abu Bekr el-Schädeli den Grund dazu legte; er legte auch einen grossen Garten an, auf dessen Stelle er auf einen Brunnen stiess, in welchem er einen Schatz fand. Ein Augenzeuge hat mir erzählt, dass unter dem Golde sich viereckige Dinare befanden, auf deren einer Seite ein Kreuz abgebildet war, und das Gewicht eines Dinars war 1½ Mitheäl, Die genannten Klöster von Odronkeh lagen nahe bei einander und da- zwischen sind zahlreiche Höhlen, in welchen die Wände mit Figuren bemalt sind in dem alten Style wie auf den Monumenten, verziert mit verschiedenen bunten Farben, welche auf mannichfache Kenntnisse hindeuten. Das Kloster der sieben Berge, das Kloster von el-Motell und das Kloster der Schreiber liegen ausserhalb Sojut in den Höhlen, und auf den beiden Dämmen sollen 360 Klöster gewesen sein und der Wandrer ging von el- Bedraschein bis As- fini eie Behalten, der Gärten; jetzt ist dies verwüstet und von den ; 5 | Bewohnern verlässen. 54. Das Kloster von Mike Mäscha eiA von rg aus gen Süden; es ist auf den Namen des Thomas, des Apostels von Indien, erbaut, und liegt zwischen den Gärten in der Nähe von Rifa; zur Zeit wenn der Nil gewach- sen ist, kann man nur zu Schiffe dahin gelangen; es hat mehrere Feste. — Die Christen dieser Klöster sind hauptsächlich des Coptisch-Sa’idischen kun- dig, und das ist der Hauptstamm der Coptischen Sprache, dann folgt das Cop- tisch- Bahirische; die Frauen der Christen von el Sad und ihre Kinder kön- nen fast nur das Coptisch -Sa’idische sprechen, sie haben aber auch eine voll- kommene Kenntniss der griechischen Sprache. 55. Das Kloster von Bu Macrüfa. Abu Macrufa ist der Name des Ortes, bei welchem dieses Kloster liegt; es ist in den Fuss des Berges einge- hauen und es sind darin eine Menge Höhlen; es führt den Namen der Jung- 1) Ea in der Provinz el-Dschize und As fun in der Provinz Cus. ` MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 105 frau Maria. Unter den Christen von Macrüfa gibt es viele Schäfer und Hir- ten, die aber meistens nur kleine Schaafe haben, und wenige unter ihnen kön- nen lesen und schreiben; das Kloster hat Mangel an Wasser. 56. Das Kloster des Bu Bagäm vor Tima, dessen Einwohner Chri- sten sind und vor Zeiten Gelehrte waren. 57. Das Kloster des Bu Schanüda, auch das weisse Kloster ge- nannt, liegt im Westen des Gebietes von Sühäi; es ist von Steinen erbaut aber zerstört, und es ist davon nur die Kirche noch übrig. Es soll einen Grundbesitz von 4% Feddän gehabt haben, wovon nur noch etwa ein Fed- dan übrig ist; es ist ein altes Kloster. 58. Das rothe Kloster, auch das Kloster des Abu Bischäi ge- nannt, liegt nördlich von dem weissen Kloster in einer Entfernung von etwa drei Stunden und ist ein nettes, von rothem Backstein erbautes Kloster. Die- ser Abu Bischäi war ein Mönch und Zeitgenosse des Schanüda, welcher sein Schüler war, und unter ihm standen 3000 Mönche; ihm pama auch ein an- deres Kloster in der Ebene Schihät. 59. Das Kloster Bu Misäs oder Bu Mosis (Macs) d. i. Musa. Die- ses Kloster liegt unter el-Boljana und ist ein grosses Kloster. Dieser Abu Mosis war ein Mönch aus el-Boljana gebürtig, stand bei ihnen in Ansehen, und wurde von ihnen für heilig gehalten; auch erzählen sie von m mehrere Geschichten, die keinen Glauben verdienen. Weiter hin sind nur noch die wenig bewohnten Klöster auf dem Damme von Esna und Nacädeh übrig. Zu Asfün war ein grosses Kloster und Aslün selbst war eine der schönsten Städte Ägyptens und die fruchtbarste Gegend von el-Sa'id, und die Mönche des dortigen Klosters waren berühmt wegen ihrer Gelehrsamkeit und Klugheit. Mit Asfün. wurde auch sein Kloster zerstört und dies war das äusserste der Klöster von iel-Saîd;’ sie alle sind vernichtet und in Vergessenheit gerathen, nachdem sie so sehr bevölkert, ihre Mönche so sehr zahlreich, ihre Pfründen so ausgedehnt und die ihnen ge- brachten Geschenke so gross waren. Was nun die Nordseite betrifft, so waren darin viele Klöster, 1 zer- stört sind, einige sind aber noch vorhanden; so waren auch bei el-Macs vor el-Cahira gegen Norden mehrere Kirchen, welche el- Hakim biamrillahi Abu P. 44. Histor.-Philol. Classe III. 0 106 FERD. WÜSTENFELD Ali 'el-Mansür am 19. Dul - Hiddsche 393 zerstören liess; er gab alles, was darin war, preis und so wurde sehr vieles aus ihr geplündert, nachdem er im Monat Rebi' I. desselben Jahres bereits die Kirchen von Räschida von der Stadt Misr aus gen Osten hatte zerstören und an ihre Stelle eine Moschee hatte setzen lassen, welche unter dem Namen Räschida bekannt ist. Dann zerstörle er im J. 94. zwei Kirchen eben daselbst und zwang die Christen schwarze Kleider zu tragen und einen Gürtel umzubinden, nahm die Besitzun- gen, die den Kirchen und Klöstern vermacht waren, in Beschlag und übertrug sie dem Diwan des Sultans, verbrannte eine Menge von Kreuzen, verbot den Christen, die Kirche am Palmsonntage festlich zu schmücken, bedrückte sie und liess viele von ihnen geisseln. — Zu el-Raudha war eine Kirche in der Nähe des Nilmessers, diese zerstörte el- Salih Nedschm ed-Din Ejjüb im Jahre 638 1). In der Gegend von el-Nomros war eine Kirche, deren 3 von einem Manne aus el - Zeila’ 2) ausging, weil er das Geräusch : 1) In پاچ‎ Capitel über die RER sagt Macrizi darüber هتخت‎ ۱ 5 ی‎ U ,عنام لامع عيره السلطان‎ zs جامع ال روضة بقلعة جريرة الفسطاط قل أبن‎ بره باخ مب‎ ICC وكان‎ D خم آلدین‎ „ „e, e النیل جزيرة بوسطهب بير‎ „ كانت ایام السلط‌ان..‎ LE رايتها كانت قبالة باب السجد لامع واما ردمت بعد ذلك ثم‎ في شهر رجب سنا تلات وعشرين وتا سای‎ Ar هدم ون‎ S الک لويد شيخ‎ caia ووسعه بدور كانت الى جانبه وشم ع فى عمارته نات قبل الفراغ‎ Die Moschee von el-Raudha in dem Thurme der Insel von el-Fostät. Ibn ۶ 5 _ ‚Motewwidsch sagt: “Diese Moschee baute der Sultan el-Melik el-Sälih Nedschm °“ ed Din Ejjub (reg. von 637 bis 647); vor dem Thore derselben stand eine imdi Kirche,; bekannt unter dem Namen des Ibn Laclac, Patriarchen der Jacobiten, in welcher ein wirklicher Brunnen war, und es wird unter die Merkwürdigkeiten Luis Ägyptens: gerechnet, dass mitten im Nil eine Insel ist, auf welcher sich ein wirk- licher Brunnen befindet. Ich habe diesen Brunnen noch gesehen, er war dem Thore der Moschee gegenüber und wurde erst nach dem zugeworfen.“ Als der Sultan el-Melik el- Mowajjid Scheich el- Mahmudi zur Regierung En liess er im Monat Redscheb 823 diese Moschee niederreissen und durch die ihr zur Seite stehenden Häuser erweitern; der Neubau wurde begonnen, aber er starb (im J. 824) vor der Vollendung ات3‎ bii 2) Zeila ist eine Hafenstadt von Habessinien. Abulfeda geogr. pag. ۰ MACRIZIS GESCHICHTE DER ۰ 107 der Klappern gehört hatte, womit in der Freitagsnacht das Zeichen in dieser Kirche gegeben wurde; während der Regierung des Melik el-AschrafScha’ban Ben Hosein hatte er nichts dagegen vermocht wegen des Ansehens der Kop- ten im Reiche, da verband er sich zu diesem Zwecke mit dem Grossemir Berctie, welcher damals Reichsverweser war, bis er sie mit Hülfe des Cadhi Dschemäl ed-Din Muhammed el-’Adschemi, Marktaufsehers von el- Cahira, am 8. Ramadhan 780 zerstörte; sie wurde in eine Moschee verwandelt. 1) 60. Das Kloster el-Chandac. (des Grabens) hinter el-Cahira gegen Norden wurde von dem Befehlshaber Dschauher erbaut für ein Kloster, wel- ches er in Cahira zerstört hatte, in der Nähe der Moschee el-Acmar, wo der Brunnen ist; der jetzt Bir le lata mı a beisst und damals Bir el-"itam Knochenbrunnen genannt wurde, weil er die Knochen, welche in dem Kloster waren, fortschafſen und in das Kloster el- Chandae bringen liess 2). Am 24. Schawwäl 678 unter der Regierung des Melik el- Mansür 94 wurde 1) Bei der Beschreibung der Moschee el- Acmar sagt, Macrizi hierüber: الموضع‎ N لامع فة قيل ألملة الاسلامية كانت فى دير من دیارات النصاری‎ . Set , فلما قدم القاید جوهر جبوش المعر لدین الله فى سنة ثمان وخمسين‎ وجعل هذه البير نما ينتفع به‎ past المخلق جاه‎ e فنا الديرق القصر وعو‎ | كانت فيه من‎ L, „KR وق تعرف ببير العظام وذلکه أن جرعر نفل من الدير‎ gen S, e فسميت بير العظام والعسامة تقول ال اليم بير‎ Ge رمم قوم يقال انهم من‎ 9 EOT) ببر كبيرة فى غاية‎ “or ل‎ dieser Moschee ist alt und war schon vor der Islamitischen Reli- gion; er war in einem der christlichen Klöster, welches an dieser Stelle stand und als der Befehlshaber Dschauher im J. 358 mit den Truppen des Mo'izz li- dinillahi ankam, zog er dieses Kloster in die Festungswerke, (es ist die Stelle der glatten Säule, der Cisterne gegenüber) und benutzte diesen Brunnen mit zu dem Thurm. Er ist unter dem Namen der Knochenbrunnen bekannt; weil näm- lich Dchauher aus dem genannten Kloster Knochen wegschaffen liess, welche darin waren von den Gebeinen von Männern, welche zu den Schülern Jesu, ge- hört haben sollen, so wurde er bir el-’ itäm Knochenbrunnen genannt und das Volk sagt bis heute bir el- zen. es ist ein grosser Brunnen von be- deutendem Umfange. 2) In einem früheren Abschnitte seines Werkes erzählt Macrizi denselben Vorfall etwas umständlicher. Vergl. Quatre mère, mémoires geograph. Tome I. pag. 123. 02 108 FERD. WÜSTENFELD dann das Kloster erneuert, welches jetzt dort ist, so wie er auch zwei Kirchen errichten liess, von denen 80 Gott will, weiter hin unter den Kirchen die Rede sein wird. 61. Das Kloster von Eaa ۸6۵ و‎ Dieses Kloster war bekannt unter dem Namen des Abu Hör und es wurde, dort ein Fest begangen, an welchem die Leute sich versammelten. Es geschah darin ein Wunder, welches el-Schä- - boschti auf folgende Weise erzählt. Wenn jemand Geschwulste hatie, so nahm ihn der Obere dieses Klosters, liess ihn sich auf die Seite legen und führte ein Schwein zu ihm, welches die schmerzhafte Stelle beleckte und dann die Geschwulste, die daran waren, auffrass, was sich aber nicht auf die ge- sunde Stelle erstreckte; wenn dann die Stelle rein war, streuete der Obere des Klosters etwas von der Asche eines Schweines darauf, welches früher einmal zu einer solchen Operation gebraucht war, und salbte ihn mit dem Öle aus dem Lichte der Kirche, dann war er geheilt. Hierauf wurde das Schwein, welches die Geschwulste des Kranken gefressen hatte, genommen, geschlachtet und verbrannt, und die Asche davon für ein ähnliches Verfahren zubereitet. Das Kloster hatte davon einen grossen Zulauf von solchen, die an ‚dieser Krankheit litten, und es war darin eine grosse Anzahl Christen. 62. Das Kloster von Atrib, auch unter dem Namen Marat Marjam (St. Maria) bekannt, feiert ein Fest am 21. Buneh, el-Schäboschti erzählt, dass an diesem Feste eine weisse Taube komme und sich an den Ort, wo geschlachtet wird, begebe; sie wüsten nicht, woher sie komme, und sähen sie auch immer nur an einem solchen Tage. Ich bemerke: dieses Kloster ist zu Grunde gegangen, so dass darin nur noch drei Mönche übrig sind, indess versammeln sie sich noch zu dem dortigen Feste; es liegt am Ufer des Nil in der Nähe von Benha 61-۸1, 63. Das Kloster el-Magtas bei den Salinen in der Nähe des Sees P. 45. von el-Borlos, wohin die Christen aus dem Süden und Norden Ägyptens wallfahrten, wie nach der Auferstehungs-Kirche; dies geschieht an einem Festtage, der im Monat Baschnas gefeiert wird, sie nennen es das Fest der Erscheinung, weil sie behaupten, dass ihnen die Jungfrau Maria an demselben erschiene, und sie haben darüber mehrere Behauptungen, welche sämmtlich zu den von ihnen erdachten Lügen gehören. Über dies Kloster hinaus ist MACRIZI’S GESCHICHTE DER 0 109 kein Gebäude mehr, ausser einem kleinen Gehöfte gegen Südost, und in der Nähe ist die Saline, von welcher das Reschidische (Rosettische) Salz gewonnen wird. Dies Kloster wurde im Monat Ramadhan 841 zerstört in einem Auf- stande einiger Faqire, die sich dazu verbunden hatten. 64. Das Kloster el-Asker (der Truppen 1) in dem Salzlande, eine Tagereise von dem Kloster el- Magtas entfernt, unter dem Namen der Apostel; in seiner Nähe ist die Saline, aus welcher das و ی‎ Salz kommt; es ist darin nur noch ein Mönch übrig. 65. Das Kloster von Dschemianeh r unter dem Namen des Bu Dschordsch nahe bei dem Kloster el- Asker in einer Entfernung von drei Stun- den; das dortige Fest fällt dicht hinter dip des Klosters el-Magtas; es ist jetzt dort keiner mehr. 66. Das Kloster von * Meima in der Nähe des TER von el-Asker befand sich einst in ausgezeichneten Umständen, und vor Zeiten war auf der Nordseite kein Kloster, welches mehr Mönche hatte als dieses; allein sein Glanz ist vernichtet und es ist zerstört; in der Folge haben sich die Soldaten 8) dort niedergelassen und es wieder aufgebaut. — Ausser diesen vier Klöstern ist in den Salzgegenden keins. Was nun Wadi Habib anlangt, welches auch Wädi-1-Natrün, oder die Ebene von Schihat, oder die Ebene von Asqit, oder Mizän el- Colüb (Waage der Herzen) genannt wird, so waren dort vor Zeiten 100 Klöster; dann blieben sieben, die sich nach Westen ausdehnten an der Seite der Ebene, welche zwischen der Gegend von el-Boheira und el-Fajjüm liegt, wo Sand- flächen mit Salzboden, wasserarme Felder und gefährliche Felsen abwech- seln. Die Bewohner nahmen ihr Trinkwasser aus Cisternen und die Christen سود‎ ihnen Geschenke und Almosen. In der zn Zeit sind sie ganz 1). Mit Lesart stimmt das, Verzeichniss der ägyptischen Ortsnamen in dern | Gothaer 002 überein, worin Su; 2 انیب والعسكر‎ el-Meima und el- Asker mit seinen Gehöften i in der Torir LSN, Dendschäwija aufgezeichnet ist, der Wiener Codex hat hier und beide Male nachher العسل‎ el - Asal. 2) Vergl. ۷ 4 ۸ 81 6, ۰ d’Egypte, pag. 157. J) Quatremere, recherches sur la — ea et la litt. de Egypte hat anstatt, die, Soldaten“ les Abyssins بش‎ 110 FERD: WÜSTENFELD vernichtet, nachdem die christlichen Geschichtschreiber erzählt haben, dass dem Amr Ben el-’Asi aus diesen Klöstern 70,000 Mönche entgegen gingen, deren jeder einen Stab trug; nachdem sie ihm ihre Unterwürfigkeit erklärt hatten, schrieb er ihnen einen Brief, der sich noch bei ihnen befindet. — Hierzu gehört 67. das Kloster Bu Macär des älteren, ein unter ihnen berühmtes Kloster, und vor ihm liegen viele zerstörte Klöster. Dieses war vor Zeiten das Kloster der Mönche, und ein Patriarch wurde von ihnen nicht eher anerkannt, bis sie ihn in diesem Kloster seinen Sitz hatten einnehmen lassen, nachdem er auf dem Stuhle von Alexandrien gesessen hatte. Es wird erzählt, dass darin 1500 Mönche gewesen, welche darin ihren beständigen Aufenthalt hat- ten, und jetzt sind darin nur noch wenige von ihnen. — Der Macare gibt es drei: der älteste, dem dieses Kloster gehörte, Bu Macär von Alexandrien und Abu Macâr der Bischof; ihre morschen Knochen sind in drei verschie- denen ausgehöhlten Stücken Holz und werden von den Christen des Klosters besucht; hier ist auch der Brief, welchen Amr Ben el- Asi den Mönchen von Wadi Habib schrieb über das Einsammeln (des Zehntens) in den Län- dern der Nordseite, wie mir Jemand berichtet hat, dem es von einem erzählt war, welcher ihn dort gesehen hatte. Abu Macär der ältere, d. i. Macarius, nahm das Mönchsleben von Antonius an, welcher der erste war, der unter ihnen die Kutte und den Aschkim I) trug, dieses ist ein Riemen von Leder, woran ein Crucifix hängt, womit sich die Mönche umgürten. Er traf den An- | tonius auf dem östlichen Gebirge, da wo das Kloster von el- Araba ist, und blieb einige Zeit bei ihm; dann zog dieser ihm die Mönchskleidung an und befahl ihm, nach Wädi-1-Natrun zu gehen und dort seinen Aufenthalt nu nehmen. Er that dies und es sammelte sich bei ihm eine grosse Zahl von Mönchen. Sie erzählen von ihm eine Menge vortrefflicher Eigenschaſten, unter andern dass er die vierzig Tage ganz und gar fastete, ohne jemals Speise oder Trank zu nehmen, wobei er noch die Nächte durchwachte; ferner berei- tete er sich Palmblätter zu und nährte sich davon, und niemals ass er frisches P. 46. Brod, sondern er nahm alle Schuh = weichte sie in einem Abguss von Palm- 1) Wahrscheinlich das 5 on; der W. N hat الاشليم‎ el-Aschlim. 2) Man kann mit Recht an der Richtigkeit des Wortes zweifeln, der Gothaer Co- 2ͤĩõĩẽb: EE ERBETEN æ TEEN ERNEST N ER a AN ملم عق‎ 2140112113 GESCHICHTE DER ۰ 111 blätter auf und nahm davon selbst sammt seinen Mönchen, so lange noch ein Lebenshauch übrig war, ohne Zusatz; dies war ihre Naltrung ihre ganze Lebenszeit; bis sie heim gingen. — Abu Macär der Alexandriner wanderte von Alexandrien zu dem eben erwähnten Macarius und legte in seine Hände das 3 ab. Dann kam Abu Matar der dritte, welcher Bischof wurde. 68. Das Kloster des Bu Johannes el- Casir self in den Zeiten des تما‎ des Sohnes der Helena, gebaut sein. Dieser Abu Johätines be- sass merkwürdige Eigenschaften und gehört zu den berühmtesten Mönchen. Die Umstände dieses Klosters waren sehr günstig und es lebte darin eine g grosse Anzahl von Mönchen; jetzt sind darin nur noch drei Mönche übrig. 609. Das Kloster des Johannes Kama, [707 das Kloster des heil. Elias, welches den Habessiniern gehörte; beide Klöster” sind zerstört, der Wurm verzehrte ihr Holzwerk, so dass sie einstürzten. Die Habessinier gingen hierauf in [71] das Kloster der Jungfrau des Bu Johannes, dies ist ein nete“ ies Kloster, nahe bei dem des Bu Johannes el Castr. — [72] In der Nähe dieser Klöster liegt das Kloster Anba Nub, welches jetzt ebenfalls zer- stört ist. Dieser Anba Nub stammte aus Senmud, er wurde zur Zeit des Ts- lam 'getödtet und sein Leichnam in einem Hause zu Semtiud beigesetzt. — [73] Das Kloster der Armenier in der Nähe jener Klöster ist zerstört. — [74] In ihrer Nachbarschaft liegt auch das Kloster des Bu Bischäi, welches bei ihnen in grossem Anschn steht, weil dieser Bischäi einer der Mönche war, welche in die Classe des Macarins und Johannes el- Casir gehören; es ist ein sehr grosses Kloster. — [75] Ein Kloster dem des Bu Bischäi gegenüber gé- hörte sonst den Jacobiten, seit etwa dreihundert Jahren ist es im Besitz der syrischen Mönche und ist zur Zeit i in لدم‎ 139 Boa ze dieser a ster ir der Klosterteich genannt. 76. Das Kloster der agen von neren unter dem Namen der Tien Maria, darin sind einige Mönche. — 00 Ihm gegenüber liegt das Kloster Musa oder Abu Musa des schwarzen, auch 'Baramiis genannt; dieses Kloster ist der Jungfrau von Baramũs geweiht, so dass Baramüs der dex hat stalt dessen noch un wahrscheinlicher انيسن‎ Kieselsteine, wenn dies nicht für القرائيص‎ geschrieben ist, welches auch anteriores partes ocreae bedeutet. 112 FERD: WÜSTENFELD Name des Klosters ist. Man erzählt davon eine Geschichte, welche kurz fol- gende ist: Maximus und Timotheus waren die Söhne eines griechischen Kaisers und hatten den Arsenius zum Lehrer; der Lehrer begab sich aus Griechenland nach Ägypten, kam an dieser Ebene von Schihät vorüber, fing dort das Mönchs- leben an, und blieb hier, bis er, starb. Er war ein vortrefflicher Mann und die beiden genannten Söhne des Kaisers kamen bei seinen Lebzeiten zu ihm und legten in seine Hände das Klostergelübde: ab. Als sie starben, schickte ihr Vater hin und liess unter ihrem Namen die Kirche von Baramüs erbauen. — Abu Musa der schwarze war ein kühner Räuber, welcher hundert Ment schen ermordet hatte; dann nahm er das Christenthum an, wurde Mönch und schrieb eine Menge Bücher. Er gehört zu denen, welche das و‎ Fasten ganz ohne Nahrung hinbrachten und war ein Berber. 78, Das Kloster el- Zeddschädsch (des Glasers). Dieses ii liegt ausserhalb der Stadt Alexandrien, wird auch el-Habetün 1); genannt und-führt den Namen des Bu Dschordsch des älteren. Ehemals war es für den Patriarchen unerlässliche Vorschrift, dass er sich (bei seiner Einführung) aus der Mo'allaca zu Misr nach diesem Kloster ell Zeddschädsch begab, in der jetzigen Zeit wird dies unterlassen. — Dies sind die Klöster der Jacobiten. 79. Die Frauen haben für sich noch besondere Klöster, wie das Non- nenkloster auf der Strasse Zoweila in Cahira; es ist ein von Kloster- Jungfrauen und anderen christlichen Frauen bewohntes Kloster. — [80] Das Nonnenkloster auf der Griechenstrasse in Cahira von Klosterfrauen be- wohnt. — [81] Das Kloster el-Mo'allaca in der Stadt Misr ist das berühm- teste der Frauenklöster und von ihnen bewohnt. — [82] Das Kloster der Bar- bara in Misr in der Nähe der Barbara - Kirche, von Kloster- Jungfrauen be- wohnt. Barbara war eine Heilige zur Zeit des Diocletianus; welcher sie fol- tern liess, damit sie von ihrem Glauben umkehren und die Götzen anbeten sollte; aber sie blieb standhaft bei ihrem Glauben und ertrug geduldig die schwere Fol- ter. Sie war Jungfrau und noch von keinem Manne berührt, und als er an ihr verzweifelte, liess er ihr den Kopf abschlagen und einer Menge Frauen mit ihr. 1) So haben fast alle Handschriften, nach Qu atr e mère, mem. geogr. T. I. p. 486, soll indess die Lesart الهائطون‎ el-Hanetün richtiger sein. MACRIZPS GESCHICHTE DER COPTEN. 113 83. Die Melikitischen Christen haben eine Celle ihres Patriarchen in, der P. 47. Nachbarschaft der Kirche des Michael nahe bei der Brücke des Efram ausserhalb Misr, sie ist der Versammlungsort der Mönche, welche aus Griechenland kommen. 84. Das Kloster des Johannes el-Casir, gewöhnlich el-Coseir genannt; die richtige Aussprache ist nach ihnen el-Casir, nach der Form schahid, welches verändert und el-Coseiir gesprochen ist; die Mosli- men nennen es Deir el-Coseir (Kloster der kleinen Burg) als wäre es ein Diminutivum von casr Burg; ursprünglich heisst es aber, wie gesagt, Deir el-casir (Kloster des kurzen), das Gegentheil von tawil lang, und wird auch das Kloster des Heraclius und Kloster des Maulthiers genannt; es ist schon oben erwähnt. Es gehörte zu den grössten Klöstern der Christen, jetzt ist aber nur noch einer darin, welcher es bewacht, und es ist in den Händen der Melikiten. 85. Das Kloster von el-Tür. Ibn Sida sagt: el-Tür bedeutet “der Berg” und wird vorzugsweise von Tür Sina, dem Berge in Syrien gebraucht; im Syrischen lautet es هنذا‎ turo und in der Ableitung sagt man Turi oder Turäi ein Turier. Jäcut sagt: Tur sieben Örter: 1. Tur Zeita, in der Aus- Sprache wie Zeit Öl mit schliessendem a, Name eines Berges in der Nähe von Räs Ain. 2. Tur Zeita desgleichen ein Berg von Jerusalem, östlich von Siloa 1). 3. Tur, Name eines eigenen Berges, der über der Stadt Tiberias am Jordan hervorragt. 4. el- Tur, Name eines Berges in einem Districte, wel- cher eine Menge Ortschaften umfasst in Ägypten auf der Südseite zwischen Misr und dem Berge Färän. 5. Tur Sina, nach verschiedenen Angaben ist dies ein Berg in der Nähe von Aila oder ein Berg in Syrien; Sina sollen Steine oder Bäume daselbst sein. 6. Tur Abdlu, Name eines. Berges, im Gebiete von Nisibis innerhalb des Berges, welcher über diese Stadt empor- ragt und mit dem Berge Dschudi zusammenhängt. 7. Tur Härün (Aron) des Bruders Moses. — el-Wähidi 2) sagt in seinem Commentare: el- Kelbi und andere sagen, der Berg in dem Worte Gottes „aber sieh den Berg 1) 1۵-4 Michaelis, Lex. Syr. ۰ 358. Fer 2) Abul-Hasan Ali Ben Ahmed el-Wähidi el-Neisaburi, gest. im J. 468, ist Ver- fasser eines dreifachen Commentars zum Coran, eines grösseren, mittleren und kleineren. Hadschi Chalfa, lex. bibliogr. No. 1834. 3423. 4389. Histor.- Philol. Classe. ill. p 114 FERD. WÜSTENFELD an” 1), sei der grösste Berg in Midian, welcher Zabir heisst. el-Kelbi erinnert, dass der Tur seinen Namen von Jatur, dem Sohne Ismaëls, bekommen habe, wobei el-Soheili 2) bemerkt, dass also vielleicht dass ja abgeworfen sei, wenn seine Angabe ihre Richtigkeit habe. Omar Ben Scheiba 3) sagt: Abd el- Aziz er- zählte mir von Abu Ma’scher, von Saîd Ben Abu Sand von seinem Vater, von Abu Horeira, dass der Gesandte Gottes gesagt habe: „vier Flüsse sind im Paradiese, und vier Berge und vier Schlachten sind im Para- diese, die Flüsse sind: Seihän, Dscheihän, Nil und Euphrat, und die Berge sind: el-Tur, Lubnän ), Ohod und Wericän 5); über die Schlachten schwieg er. Nach Ka’b el-Ahbär haben die Moslimen drei Schutzwehren, nämlich ihre Schutzwehr gegen die Griechen ist Damascus, ihre Schutzwehr gegen el-Daddschäl 6) ist der Jordan und ihre Schutzwehr gegen Jädschüdsch 1) Coran, Sure 7 V. 139. N 2) Abul-Cäsim Abd el- مت نیت‎ Ben Abdallah el-Chath’ami el-Soheili, geb. zu Malaga im J. 508, studirte zu Granada und wurde einer der ausgezeichnetsten Philologen Spaniens, der auch in der Geschichte gründliche Kenntnisse besass. Sein Ruf verbreitete sich nach Marocco, dessen Beherrscher ihn einladen liess, dorthin zu kommen و‎ wo er dann mit dem grössten Wohlwollen aufgenommen wurde; doch starb er schon nach drei Jahren am 26. Scha’bän 581. Ibn Chal- likän, vit. No. 379. Tabac. el-Hoff. Class. XVII, 3. — Es ist hier wahr- scheinlich sein Werk gemeint, welches den Titel führt: Institutio et doctrina de nominibus propriis, quae in Corano incertae sunt significationis. Hadschi Chalfa, lex. bibl. 3098. Catalog. Bibl. Bodl. T. II. Cod. 19. 3) So ist der Name häufig verschrieben, anstatt Omar Ben Schebbeh el-Nomeiri, ein Gelehrter aus Basra, lebte von 173 bis 262. Ibn Challik. vit. Nr. 502. Tabac. el-Hoff. Class. VIII, 111. — Die nächstfolgenden Namen gehören be- kannten Überlieferern der Traditionen an. 4) Lubnän ist ein Gebirge in Syrien. Abulfed. geogr. pag. 68. — Es ist auch Dualform und bezeichnet zwei Berge in der Provinz Thäma, den oberen und unteren Lubn. Zamachschari, lex. geogr. hat darüber: لبنان جبلان يتهامة يقال لهما لبن الاعلى ولبى EN‏ „ كجندل لبن تطرد الصلالا 5) Wericän ist nach dem Camus ein schwarzer Berg zwischen el-’Aredsch und el-Roweitha links von der Strasse, die von Medina nach Mekka führt. 6) el-Daddschäl ist der von Christus überwundene Antichrist. MACRIZPS GESCHICHTE DER ۰ 115 und Mädschüdsch ist el- Tur. Scho’ba sagt von Artaa Ben el-Mondir: Als Jädschüdsch und Mädschüdsch auszog, offenbarte Gott dem Isa Ben Mar- jam: siehe, ich habe eins meiner Geschöpfe ausziehen lassen, über wel- ches keiner ausser mir etwas vermag, so gehe nun mit deinen Begleitern zum Berge el-Tur; da ging er hin in Begleitung von 12,000 Nachkommen. — Tale Ben Habib hat den Zora sagen gehört: ich wollte nach el- Tur auszie- hen, da kam ich zu Abdallah Ben Omar und sagte ihm dies, worauf er er- wiederte: Nach drei Moscheen ist die Reise beschwerlich, nach der Moschee des Gesandten Gottes (zu Medina), der heiligen Moschee (zu Mekka) und der entferntesten Moschee (zu Jerusalem), so gib nun den Tur auf, dahin kommst du nicht. — Der Cadhi Abu Abdallah Muhammed Ben Selma el- Codhà'i sagt, nachdem er die Districte von Agyptenland beschrieben hat: zu den süd- lichen Districten gehören die Ortschaften von el-Hidschäz, nämlich der Di- strict el- Tur und .Färän, der District Raja und el-Culzum, der District Aila und sein Gebiet, Midian und sein Gebiet, el-Oweid und el- Haura !) und beider Gebiete, dann der District’ Bedä und Schagb 2). Ich bemerke: Es ist kein Streit unter den christlichen und jüdischen P. 48. Geschichtschreibern, dass dieser Berg Tur derjenige sei, auf welchem, oder bei welchem Gott seinen Propheten Moses unterwies; dort ist bis zu dieser Jeit ein Kloster im Besitz der Melikiten, es ist bewohnt und darin befindet sich ein grosser Garten, mit Palmen, Trauben und anderen Früchten. el- Scha- boschti sagt: Tur Sina ist der Berg, auf welchem dem Moses der Lichtglanz erschien und wo er die Besinnung verlor. Das Kloster auf der Spitze des 1) Vergl. Edrisi, geogr. trad. par Jaubert. T. I. p. 332. 2) Beda und Schagb sind die Namen zweier Stationen zwischen Agypten und Sy- rien; Zamachschari sagt in seinem geograph. Lexicon: J ao بدا‎ واذت الذی حببت شَعْباً الى بدا الى واوطاق بلاق سوام‎ Beda ein Ort; ein Dichter sagt: Du bist es, welche mir das Land von Schagb bis Beda theuer machst, und ein Land ausser ihnen macht mich niedergeschla- gen. — Statt U ist besser AlL zu lesen. In dem Artikel Schagb nennt Za- machschari den Dschamil als Dichter und gibt den Vers etwas abweichend: e- قل جميل:: لبری لقد حسنت شغباً إلى ,بدا ال وأوطانى بلاد‎ Cen شغب‎ 22 116 FERD. WÜSTENFELD Berges ist von schwarzen Steinen erbaut, die Breite seiner Mauer ist drei El- len und es hat drei eiserne Thore und auf der Westseite ist ein kleines Thor, vor welchem ein Stein aufgerichtet ist, den sie nach Belieben aufheben können, und wenn Jemand zu ihnen kommt, lassen sie ihn herunter, dadurch wird der Platz bedeckt, so dass man die Stelle des Thores nicht bemerkt. Im Innern des Klosters ist eine Wasserquelle und ausserhalb desselben eine andere Quelle. Die Christen behaupten, dass darin ein Licht sei, wie das Licht, welches zu Jerusalem war, wovon an jedem Abend gleich viel ver- brennt; es ist weiss, klein, von geringer Hitze, so dass es nichts verbrennt, wird aber stärker, wenn eine Leuchte daran angezündet wird. Das Kloster ist von Mönchen bewohnt, die Leute besuchen es und es gehört zu den (von Dichtern) beschriebenen Klöstern. Ibn Amir sagt von ihm: 0 Mönch des Klosters! woher der Glanz und das Licht? schon leuchtet von dem, was in deinem Kloster, el- Tur. Weilt etwa die Sonne in ihm, ihre Sternbilder vergessend, oder hat sich der Mond in ihm versteckt und ist verborgen? Da sprach er: es weilt darin weder Sonne, noch Mond, sondern heute sind Flaschen herbeigeholt. Ich bemerke: Die christlichen Geschichtschreiber erzäblen, dass a nus, Kaiser von Griechenland zu Constantinopel, den Bau dieses Klosters befohlen habe; es wurde darin eine feste Burg angelegt oben mit einer Menge Cellen und eine Wache zum Schutze der Mönche hineingelegt, welche aus Leuten von dem arabischen Stamme der Benu Salih bestand; zur Zeit dieses Kaisers war die fünfte Versammlung der Christen, Zwischen ihm und el- Culzum, welches eine Stadt war, sind zwei Wege, der eine zu Lande, der andere zur See, beide führen nach der Stadt Färän, welche eine der Städte der Amalekiten ist, dann von da nach el-Tur sind zwei Tagereisen: von der Stadt Misr nach el-Culzum sind drei Tage. Man gelangt zum Berge el- Tur auf 6666 Stuffen, in der Mitte des Berges war eine Kirche des Propheten Elias und auf dem Gipfel eine Kirche, welche den Namen Moses führte, mit Säulen von Quadersteinen und Thoren von Messing; dies ist der Ort, wo Gott mit Moses redete und wo dieser die Tafeln zerbrach. Es war darin nur ein Mönch zum Dienste, und sie behaupten, dass keiner darin übernach- MACRIZI'S GESCHICHTE DER ۰ 117 ten konnte, sondern es wurde ihm ausserhalb ein Platz eingerichtet, an dem er übernachtete. Von diesen beiden Kirchen ist nichts mehr vorhanden!: 86. Das Nonnenkloster auf der Casr ele Schem' in Misr führt den Namen des Bu Dschordsch, hier war vor dem Islam der Nilmesser, wovon dort bis diesen Tag noch Spuren vorhanden sind. Dies ist alles, was die Christen, Jacobiten und Melikiten, Männer und Frauen, von Klöstern in Ägyptenland im Süden und Norden besitzen; ihre Zahl beläuft sich auf 86, اا‎ — den — pan und ne Meliki- ten vier Klöster بسن‎ ۱ ۱ ف‎ a Cap, Von den 8 der پا ی زو‎ * 45 P. 49. A . e 2 sagt: Kenisa Kirche der Juden, im en arabisirt und die Grundform Kunischt 5). — Schon die (älteren) Araber erwähnen die Kirchen (in ihren er so sagt el- Abbàs: Ben Mirdäs el-Solemi: Sie جوا میا و‎ im س بت‎ jeder Kirche, und nicht hatte mein Volk sich verweilt in den Kirchen. Und Ibn Qais el-Rocajjàt h) sagt; Als wäre sie das Bild, das in einer Her Kirchen ile ist, 1 Die u u Zahlen 3 aus = — jamk w eon, da sie in den Handschriften fehlen. 2) Abu Mansur Muhammed Ben Ahmed el- Azhari geb. im 7. 282, gest. im J, 370 zu Herat, ein ausgezeichneter Philolog, hatte grosse Reisen unternommen, um die Materialien zu einem arabischen Lexicon zu sammeln, welches er unter dem Titel „verbesserte Anordnung“ مح مي‎ Ibn Challik. wit. Nr. 650. Hadschi Chalfa Nr. 3783. 3) eh! ist das persische Wort, die Grundform aber das و‎ Nuna die Synagoge, von W versammeln. Im Arabischen findet sich häufig die Di- minutivform Kon eijisa. 4) Der Dichter Obeidallah The Qeis, ۰ ein 73 i 1 5 Muhammed, erhielt den Beinamen el-Rocajjät, weil mehrere seiner Frauen, Grossmütter oder Tanten Rocajja hiessen, oder weil er drei verschiedene Frauen dieses Namens in seinen Liedern besang. Vergl. Alii اوو و ینب‎ liber Cantilenarum ed. Kosegarten, Tom. I. pag. 249. 118 FE RD. WÜSTENFELD 1. Die beiden Kirchen ع‎ 11 Chand a e: (des Grabens) hinter el- Cähira, die eine unter dem Namen des Engels Gabriel, die andere unter dem des ` Mercurius, welche auch nach Roweis, einem bekannten Mönche nach dem J. 800, d. H., benannt wird. Bei diesen beiden Kirchen begraben die Christen ihre "Todten und der Platz heisst die Grabstätte des Grabens; die beiden Kirchen wurden zur Zeit des Islam für die Kirchen von .el-Macs gebaut. 2. Die Kirche auf der Strasse Zoweila in el-Cahira,! eine bei den Jacobitischen Christen in Ansehen stehende Kirche, führt den Namen der Jung- frau Maria; es wird behauptet, dass sie vormals unter dem Namen des Arz- tes Sebulon bekannt gewesen sei, welcher etwa 270 Jahre vor dem Erschei- nen der Islamitischen Religion lebte, in verschiedenen Wissenschaften bewan- dert war und einen grossen Schatz N zu | . man ur einen hier و‎ Brunnen gelangte. anon 3. Eine Kirche unter dem Namen el: eg bekannt, auf der Grie- chenstrasse in el-Cähira, führt den Namen der Jungfrau Maria. Die Jaco- biten besitzen in el-Cähira ausser diesen beiden Kirchen keine. Auf der Griechenstrasse war noch eine andere Kirche, die Kirche der Barbara ge- nannt, welche im J. 718 zerstört wurde. Die Veranlassung dazu war, dass die Christen bei el-Melik el-NäsirMuhammed Ben 'Qiläwim eine Vorstel- lung eingereicht hatten, worin sie um Erlaubniss baten, das, was an ihr zerstört war, wieder herstellen zu dürfen; er gab ihnen auch die Erlaub- niss dazu, und nun bauten sie sie schöner, als sie gewesen war. Dies ärgerte einen Haufen von Moslimen und sie reichten beim Sultan eine Vor- stellung ein, dass die Christen an der Seite dieser Kirche etwas neues gebaut hätten, was vorher nicht gewesen sei. Er beauftragte desshalb den Emir Schatzmeister Ilm ed - Din Sendschar, Präfecten von el: Cähira, das, was sie neu gebaut hätten, zu zerstören, dieser ritt also dahin und fand bereits eine Menge Menschen versammelt, die sich nun beeilten um in kürzester Zeit die Kirche gänzlich zu zerstören; sie errichteten an ihrer Stelle eine Kanzel, riefen die Stunden ab und lasen aus dem Coran, alles auf ihre eigne Hand, und sie wurden nicht daran gehindert aus Furcht vor einem Aufstande. Da kam schwere Bedrängniss über die Christen und sie klagten ihre Noth dem Cadhi Kerim ed- Din, Verwalter des Privatschatzes des Sultans; dieser machte sich MA DER COPTEN. 110 auf, verwandte sich für die Religion seiner Vorfahren und liess nicht von dem Sultan ab, bis er die Zerstörung der Kanzel verfügte; ste wurde nun zerstört, die Stelle ward ein Schutthaufen und so ist der Zustand geblieben. 4. Die Kirche des Bu Mina. Diese Kirche liegt nabe bei dem Walle zwischen den Erdhügeln an der Strasse von Misrz es sind drei aneinander stossende Kirchen, von denen die eine den Jacobiten, die andere den Syreru. und die dritte den Armeniern gehört. Es wird dort —. Jahr ein Rn ge- feiert, wozu sich die Christen bei ihr versammeln. 5. Die Kirche el-Mo'allaca in der Stadt 5 * فی ای‎ Casr P. 50, el-Schem' unter dem Namen der Jungfrau; sie steht bei ihnen in sehr hohem Ansehen und ist verschieden von der oben erwähnten Kellajaa. 6. Die Kirche des Schanüda in Misr, benannt nach dem alten Mönche Schanüda, von dem viel erzählt wird, unter andern, dass er au denen ge- hört habe, welche in dem vierzigtägigen Fasten sich der Speisen ganz ent- hielten; unter ihm standen 6000 Mönche, welche sich, so wie er selbst vom Brunnengraben nährten; er schrieb viele Bücher. ai tea! 7. Die Kirche der Maria in der Nähe der Kirche! den Te har sie wurde von Ali Ben Soleimän Ben Ali Ben Abdallah Ben Abbas, Emir von Agypten, zerstört, als er von dem Emir der Gläubigen el- Hadi im J. 469 die Verwaltung erhielt; er zerstörte auch die Kirchen der Constantins- Warte, für deren Erhaltung ihm die Christen 50,000 Dinare zum Geschenke anboten, die er aber ausschlug. Als er aber abgesetat wurde und Musa Ben Isa Ben Musa Ben Muhammed Ben Ali Ben Abdallah Ben Abbas unter dem Chalifat des Harun el- Raschid an seine Stelle kam, erlaubte Musa Ben Isa den Christen den Wiederaufbau der Kirchen, welche Ali Ben Soleiman zerstört hatte; da wurden sie sämmtlich wieder aufgebaut in Folge eines Gutachtens des Leith Ben Sad und Abdallah Ben Lahi'a, welche beide erklärten, dass es zum Besten der Stadt sei, und bezeugten, dass die Kirchen in Misr erst während des Islams zur Zeit der Bea: des 1 and deoliwe ersten * erbaut seien 8. Die Kirche ie Bu ا‎ von l Tick. PER Kirche — in einer Gasse der Strasse Casr el- Schem’ in Misr, welche die Gasse el- Thicat heisst, und nicht weit davon ist die Kirche der Jungfrau des Bu Dschordsch. GSS‏ ا ا Ek e‏ ا RR‏ 120 FER D. WÜSTENFELD 9. Die Kirche der Barbara in Misr ist gross und bei ihnen berühmt, sie ist benannt nach der heiligen Barbara, einer Nonne. Zu ihrer Zeit leb- ten noch zwei Klosterjungfrauen Isa und T hecla; ihnen zu Ehren wird in die- ser Kirche ein grosses Fest gefeiert, bei welehem der Patriarch zugegen ist. 10. Die Kirche des Bu Serdscha (St. Sergius) in der Nähe der Bar- bara nicht weit von dem Hospital des Ibn el-No’män, darin ist eine Höhle, in welcher der Messias und seine Mutter Maria gesessen haben sollen. 11. Die Kirche von Babylon südlich von Casr el- Schem' am Wege der Efram - Brücke; diese Kirche ist sehr alt und neit, unter ihr soll der Schatz von Babylon sein; ihre Umgebung liegt in Trümmern. 12. Die Kirche Theodorus des Märtyrers in der Nähe von Babylon ist benannt nach dem ‚Märtyrer Theodorus, dem Feldherrn. 13. Die Kirche des Bu Mina ebenfalls in der Nähe von Babylon; 1 diese beiden Kirchen sind geschlossen wegen der Trümmer die sie umgaben. 14. Die Kirche des Bu Mina auf der rothen Strasse; die rothe Strasse heisst heut zu Tage die Strasse der Löwenbrücke zwischen el-Cähira und Misr. Diese Kirche wurde im J. 177 d. H. restaurirt mit Erlaubniss des Emirs von Agypten el-Welid Ben Rifä’a , hierüber wurde Woheib el-Jahsobi 3 aufgebracht, stand gegen den Sultan auf und kam zu Ibn Rifaa, um ihn ` meuchlings zu ermorden, er wurde aber ergriffen und getödtet; Woheib war rouge SE ein erfahrener. Mann aus Jemen und nach Ägypten gekommen. Nun erhoben sich die Cara gegen el-Welid Ben Riſa'a um Woheib zu, rächen, und lie- ferten ihm ein Treffen; Ma’üna, die Frau des Woheib, ging bei Nacht um- her in die Niederlassungen der Cara um sie aufzureitzen, sein Blut zu rächen; sie hatte ihren Kopf geschoren und war ein beredtes Weib. Da ergriff Ibn Rifäa den Abu Isa Merwän Ben Abd el-Rahman' el-Jahsobi aus den Cara, dieser bat um Gnade und Ibn Rifä’a liess sie frei; nun wurde der Aufstand beschwichtigt, nachdem eine grosse Anzahl getödiet war. — Die Kirche in der rothen Strasse blieb stehen, bis die Zerstörung der Kirchen vorfiel in den Tagen des Melik el-Näsir Muhammed Ben Qiläwün;, wie, 0 Gott. will, wird erzählt verdes. ۱۱۸۵۱۱۵۵ GESCHICHTE DER 0۵0۳۲۲, . 121 15. Geschichte der Kirche el-Zohri. und Bericht äber diep.51. Zerstörung. der Kirchen in Ägyptenland und der Klöster der Christen zu einer\Zeit, Die Kirche el-Zohri stand an der Stelle, wo jetzt der Näsirische Teich ist in der Nähe der Löwenbrücke auf dem westlichen Ufer des Canals west- lich von el -Lewac, und in Bezug auf sie haben viele Ereignisse stattgefun- den. Als nämlich el-Melik el- Nasir: Muhammed Ben Qiläwün im J. 720 die Rennbahn der Mehäri- Cameele in der Nähe der Löwenbrücke gebaut hatte, wollte er noch einen Springbrunnen an dem Hauptarme des Nil nicht weit von der Teibersischen Moschee 1) anlegen; er befahl daher einen Schutthaufen, welcher dort lag, ſortzuschaffen, die Erde darunter wegen des anzulegenden Basins auszugraben und liess das Wasser in die ausgegrabene Stelle leiten, welche davon bis diesen Tag der Nasirische Teich heisst. Der Anfang mit der Ausgrabung dieses Teiches wurde am lelzten des Monats Rebi' 1. 720 gemacht und als man damit bis neben die Kirche gekommen war, in wel- cher viele Christen immer ihre Wohnungen gehabt hatten und an deren Seite ebenfalls mehrere Kirchen standen an der Stelle, welche jetzt Haker Echboga genannt wird, zwischen den sieben Brunnen und der Wallbrücke ausser- halb der Stadt Misr, so fingen die Arbeiter an, um die Kirche el-Zohri zu graben, so dass diese mitten auf der Stelle stehen blieb, welche der Sul- tan zum Ausgraben bestimmt hatte und jetzt der Nasirische Teich ist, und sie fuhren fort zu graben, bis die Kirche wie in der Luft hing. Die Absicht hierbei war, dass sie einstürzen sollte ohne den bestimmten Vorsatz der Zer- störung. Die gemeinen Sklaven der Emire, welche beim Ausgraben halfen, und die übrigen Arbeiter verlangten ohne Aufhören unter Geschrei von den Emiren die Erlaubniss zu ihrer Zerstörung, aber diese achieten nicht auf sie, bis am Freitage den 9. Rebi’ II. desselben Jahres zur Zeit, als die Leute das Freitagsgebet verrichteten und die Arbeit des Ausgrabens unterbrochen war, eine Anzahl des gemeinsten Volkes ohne den Willen des Sultans unter dem 1) Sie führt den Namen von dem Emir Teibers Ben Abdallah, welcher im J. 697 Oberfeldherr wurde und im J. 719 starb, und auch Stifter der Academia Tei- bersia ist. | 3 6 Histor.-Philol. Classe III. ) 1 $ ee 1 بت‎ N 5 TEN IE D EP ar A E E 122 FERD. WÜSTENFELD laut erhobenen Rufe „Gott ist gross!“ mit Hacken und andern Werkzeugen an die Kirche el-Zohri Hand anlegte, sie zerstörte, bis sie ein Schutthaufen war, die darin befindlichen Christen plünderte, und alles, was darin war, wegnahm. سب‎ Hierauf zerstörten sie die Kirche Bu Mina, welche in der ro- then Strasse lag und bei den Christen seit alter Zeit in hohem Ansehen stand; hier wohnte eine Menge Christen, die sich dahin zurückgezogen hatten und denen die Christen von Misr alles, was zu ihrem Unterhalte nöthig war, brach- ten; auch sandten sie dahin kostbare Weihgeschenke und viele Almosen, so dass sich darin ein grosser Schatz an geprägtem Gelde, goldenen Geräthen und anderen Kostbarkeiten befand. Das Volk stieg über die Mauer, öffnete die Thore und nahm Geld, Geräthe und Weinbecher aus ihr weg, es war eine schreckliche Begebenheit. Hierauf gingen sie von der Kirche in er rothen Strasse, nachdem sie dieselbe zerstört hatten, nach den beiden Kirchen in der Nähe der sieben Brunnen, von denen die eine die Kirche der Töchter hiess und von christlichen jungen Mädchen und einer Anzahl Mönchen bewohnt wurde; sie erbrachen . 0 die Thore der beiden Kirchen, machten die Mädchen, deren über sechzig wa- | ren, zu Gefangenen, nahmen ihnen die Kleider ab, die sie an hatten, plünder- ten, was ihnen vorkam, und verbrannten und zerstörten diese Kirchen gänzlich. ١ Alles dieses geschah, während die Leute das Freitagsgebet verrichteten, und als diese nun aus den Moscheen kamen, gewahrten sie mit grossem Ent- setzen die Menge Staub, den Rauch von dem Brande, den Tumult der Men- schen und das Drängen und Treiben derer, welche die geplünderten Gegen- stände mit sich nahmen, so dass dieser Zustand von Schrecken nur mit dem Tage der Auferstehung verglichen werden konnte. Die Nachricht hiervon ver- breitete sich und kam schnell bis zu dem Sandplatze unter dem Bergschlosse, der Sultan hörte ein grosses Toben und unbekanntes Lärmen, welches ihn in Schrecken ‚setzte, und schickte hin, um den Grund zu erfahren. Als ihm nun gemeldet wurde, was vorgefallen sei, gerieth er in grosse Aufregung und war aufgebracht darüber, dass das Volk dies ohne seinen Beſehl zu unternehmen gewagt hatte. Er befahl dem Emir Eidogmisch Emir-Achor 1) mit einer Ab- 2) Emir-Achor ist der Ober-Stallmeister des Sultans. Vergl. Ouatremère zu Ma- crizi, hist. des Sultans Mamlouks. Tom. I. part. 1. pag. 119. MACRIZPS GESCHICHTE DER :COPTEN. 123 theilung Pagen hinzureiten, dieser Unordnung Einhalt zu thun und die Thäter P. ۰ festzunehmen, Während nun Eidogmisch Anstalten traf hinzureiten, wurde schon aus el- Càhira die Nachricht gebracht, dass das Volk in el + Cabira auf- gestanden 'sei und eine Kirche in der Griechenstrasse und eine in der Strasse Zoweila zerstört habe, und zugleich wurde aus Misr berichtet, dass das Volk in Misr in sehr grosser Anzahl aufgestanden und nach der Kirche el- Moal- laca auf der Casr el-Schem’ gezogen sei, welche dann von den Christen ge- schlossen wäre, die darin belagert, würden, aber nahe daran sei, eingenommen zu werden. Nun stieg der Zorn des Sultans und er wollte in Person hin- reiten und auf das Volk einen Angriff machen, doch blieb er zurück, nach- dem ihn der Emir Eidogmisch davon abgebracht hatte. Dieser begab sich vom Schlosse mit vier Emiren nach Misr, die beiden Pförtner Emir Bibars und Emir Alamaäs ritten nach der Stelle, wo ausgegraben wurde, und der Emir Tinäl ritt nach el- Cähira, jeder von einer zahlreichen Schaar begleitet. Der Sultan hatte befohlen, einen jeden aus dem Volke, dessen sie habhaft würden, zu tödten und keinen zu begnadigen; desshalb machte sich el-Cähira und Misr auf die Beine, und die Plünderer flohen, so dass die Emire nur noch die trafen, welche sich nicht mehr fortbewegen konnten, weil der Ge— nuss des von ihnen aus den Kirchen geraubten Weines sie übermannt hatte. Emir Eidogmisch traf in Misr ein, als bereits vor seiner Ankunft der Präfect nach der Mo’allaca geritten war, um die, welche sich zur Plünderung einge- funden hatten, aus der Gasse der Mo’allaca zu vertreiben, aber von einem Steinregen empfangen, hatte er sich vor ihnen zurückgezogen, und es fehlte nur noch, dass das Thor der Kirche in Brand gesteckt wurde, Nun zog der Emir Eidogmisch und seine Begleiter das Schwerdt, um sich auf das Volk zu stürzen, da er aber eine unzählige Volksmenge fand und eineu schlimmen Ausgang fürchtete, stand er vom Morden ab, befahl seinen Beglei- tern, das Volk auseinander zu treiben ohne Blut zu vergiessen, und liess aus- rufen, wer stehen bleibe, habe das Leben verwirkt. Da wandte sich das Volk, welches sich versammelt hatte, zur Flucht und zerstreute sich, Eidogmisch aber, aus Besorgniss, dass das Volk umkehren möchte, blieb halten, bis dass zum Abendgebeie gerufen wurde, dann zog er ab, nachdem er den Präfecten von Misr beordert hatte, mit seinen. Soldaten, zu denen er ihm noch funfzig von 0 2 124 FERD. WÜSTENFELD- den Pagen zurückliess, an dem Platze zu übernachten. — Was den Emir Alamäs betrifft, so kam er zu den Kirchen in der rothen Strasse und der Kirche el-Zohri, um sie zu beschützen, es waren aber dort nur Schutthaufen übrig, es stand davon keine Mauer mehr; er kehrte also um, und auch die anderen Emire kamen zurück und statteten dem Sultan Bericht ab, dessen Zorn immer noch zunahm; sie liessen aber nicht ab, bis er davon wieder beruhigt war. | ۱ Ä Bei der Zerstörung dieser Kirchen ereignete sich ein wunderbarer Vor- fall. Als nämlich die Leute an diesem Tage in der Moschee des Bergschlos- ses zum Freitagsgebete versammelt waren, und eben das Gebet beendigt hat- ten, erhob sich ein Verrückter und rief mitten in der Moschee: zerstört die Kirchen auf dem Schlosse, zerstört sie! und nachdem er diesen beunruhigen- den Ruf über die -Maasse öfters wiederholt hatte, bekam er Zuckungen. Der Sultan und die Emire wunderten sich über seine Rede und er befahl dem wachhabenden Officiere und dem Pförtner die Sache zu untersuchen; diese beiden verliessen also die Moschee und als sie zu den Ruinen der Tataren an der Burg kamen, wo eine neu erbaute Kirche stand, waren Leute mit der Zerstörung derselben beschäftigt und sie waren damit noch nicht zu Ende, als die Nachricht von dem, was den Kirchen in der rothen Strasse und in el-Cähira widerfahren war, anlangte. Nun wunderte sich der Sultan über je- nen Fagir noch mehr und liess ihn aufsuchen, aber es wurde keine Spur von ihm gefunden. Auch in der Moschee el- Azhar ereignete es sich, dass, als die Leute an diesem Tage zum Freitagsgebete versammelt waren, einer der Fagire eine Art Zittern bekam, dann, nachdem die Stunde abgerufen war, ehe der Prediger hervorkam, trat er auf und sprach: zerstört die Kirchen der Widersacher und Ungläubigen! ja, Gott ist gross! Gott verleihe Sieg und Hülfe! dann fing er wieder an, sich zu bewegen und schrie: bis auf den Grund! bis auf den Grund! Die Leute richteten ihre Blicke auf ihn und wussten nicht, was er wollte; sie waren über ihn verschiedener Meinung; in- dem die einen sagten: er ist verrückt, die andern: das bat was zu bedeuten. Als nun der Prediger hervorkam, hörte er auf zu schreien, und nach Been- digung des Gebetes suchte man ihn, konnte ihn aber nicht finden, und sowie - die Leute aus der Thür der Moschee heraustraten, sahen sie die Plünderer / 3. Sonntags am dritten Tage nach pom Freitage, an welchem die Zerstö- MACRIZI'S GESCHICHTF DER COPTEN. 125 mit dem Holzwerk der Kirchen, den Kleidern der Christen und andern ge- P plünderten Sachen, und als sie nach dem Hergange fragten, erbielten sie zur Antwort, der Sultan habe ausrufen lassen, dass die Kirchen sollten zerstört werden; die Leute hielten diese Angabe für wahr, bis sie bald nachher er- fuhren, dass alles ohne Befehl des Sultans geschehen sei. Die an diesem Tage in el-Cähira zerstörten Kirchen waren die Kirche auf der Griechen- strasse, die Kirche bei den Bogenschützen und zwei Kirchen auf der Strasse Zoweila. rung der Kirchen in el-Cähira und Misr stattgefunden hatte, kam die Nach-. richt von dem Emir Bedr ed-Din Bilbeg el-Mohseni, Präfecten von Alexan- drien, dass am Freitage den 9. Rebi' II. nach dem Freitagsgebet unter den Leuten ein Tumult entstanden sei, und als sie die Moschee verlassen hätten, sei schon das Geschrei erschollen: die Kirchen sind zerstört! der Mamluk sei sofort hingeritten, habe aber die Kirchen, vier an der Zahl, bereits als Schutt- haufen gefunden; auch habe er durch die Taubenpost von dem Präfecten von el-Boheira, einen Brief bekommen mit der Anzeige, dass in der Stadt Da- menhür, während die Leute an jenem Tage das Freitagsgebet verrichtet, zwei Kirchen zerstört seien. — Das Staunen hierüber vermehrte sich, bis Freitags den 16. aus der Stadt Cus die Nachricht gebracht wurde, dass, indem die Leute am 9. des Monats Rebi’ II. das Freitagsgebet geschlossen hätten, einer von den Fagiren sich erhoben und gesagt habe: o Fagire! kommt hinaus zur Zerstörung der Kirchen! als er dann mit einer Menge Menschen hinausgekom- men, hätten sie die Kirchen schon zerstört gefunden, und es sen zu Cus und in der nächsten Umgebung in einer Stunde sechs Kirchen zerstört. — Nach und nach trafen noch aus dem südlichen und nördlichen Gegenden die Berichte ein, welche die an jenem Tage während und nach dem Freitagsge- bete erfolgte Zerstörung einer Menge von Kirchen und Klöstern in allen Pro- vinzen Agyptens zwischen Cus, Alexandrien und Dimiat meldeten. Die Wuth des Sultans auf das Voll stieg aufs äusserste, da er fürchtete, dass es noch schlimmer werden würde. Die Emire suchten seinen Zorn zu besänftigen, indem sie sagten, so etwas könne nieht durch menschliche Kraft geschehen sein, und wenn der Sultan selbst etwas in dieser Weise unternehmen wollte, 2 * £ ۳ PTEE — TCC = 126 FERD. WÜSTENFELD würde er dazu nicht im Stande sein; dies sei eine Anordnung und Bestim- mung Gottes, welcher die grosse Verderbniss der Christen und ihren zuneh- menden Hochmuth kenne, damit ıhnen das, was vorgefallen, als Rache und Strafe diene. Während dem war das Volk von el-Cähira und Misr in grosser Furcht vor dem Sultan gerathen, weil es erfahren hatte, dass er ihm den Tod ge- droht habe, und viele aus der niedrigsten Volksclasse ergriffen die Flucht. Der Cadhi und Armee - Inspector Fachr ed -Din versuchte den Sultan von dem beabsichtigten Angriffe auf das Volk zurückzubringen und ihn mit demselben wieder auszusöhnen, während Kerîm ed-Din el-Kebir, Verwalter des Pri- vatschatzes, ihn gegen dasselbe aufreizte, bis ihm der Sultan nach Alexan- drien zu reisen gestattete, um Geld zu erheben und zu untersuchen, welche Kirchen dort zerstört seien. Es war seit dem Tage der Zerstörung der Kirchen kaum ein Monat verflossen, als in el-Cähira und Misr an mehreren Orten Feuer ausbrach, wobei sich ähnliche Gräuel zutrugen, wie bei der Zerstörung der Kirchen. Nämlich in einem Hause der Bratenmacher-Strasse von el-Cähira entstand ` am Sonnabend den 10. Dschomada I. ein Brand, das Feuer verbreitete sich unter den umliegenden Wohnungen und währte bis zum Abend des Sonntags; bei diesem Brande gingen viele Sachen zu Grunde. Nachdem es gelöscht war, entstand ein Brand in der Strasse el-Deilem in der Gasse el-’Arischa in der Nähe der Wohnungen des Kerîm ed- Din, Verwalters des Privatschatzes, am 25. Dschomada I.; es war eine stürmische Nacht, das Feuer breitete sich nach allen Seiten aus, bis es an das Haus des Kerim ed-Din kam. Als dies der Sultan erfuhr, gerieth er in grosse Besorgniss, weil dort ein Theil der Schätze des Sultans aufbewahrt wurde, und er sandte mehrere der Emire hin, um es zu löschen, welche zu diesem Zwecke eine Menge Leute zuzammen brachten, die immer grösser wurde. Von der Nacht des Montags bis zu der P. 54.Nacht des Dienstags hatte schon der Brand sich immer vergrössert, das Feuer nahm noch immer zu, und die Emire und das Volk konnten es nicht löschen, weil es sich bei einem heftigen Winde, durch welche hohe Palmen umgestürzt wurden und Schfffe scheiterten, nach allen Seiten immer weiter ausbreitete. Die Leute zweifelten schon nicht mehr, dass el-Cähira gänzlich abbrennen MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. 127 würde, sie bestiegen die Thürme, um zum Gebete zu rufen, die Faqire und Frommen erschienen und stellten unter dem Rufe: Gott ist gross! Gebete an, aber vergebens, und das Geschrei und Weinen der Menschen vermehrte sich. Der Sultan stieg oben auf das Schloss, konnte aber wegen der Heftigkeit des Windes dort nicht stehen bleiben; der Brand dauerte fort und der Sultan wiederholte die Aufforderung an die Emire zum Löschen bis zum Dieustage. Da ging der Statthalter des Sultans hinunter und nahm sämmtliche Emire und alle Wasserträger mit sich, auch der Emir Mundschenk Bektimur ging hinab; es war ein furchtbarer Tag, wie er nicht furchtbarer und schreckli- cher gesehen ist, An die Thore von el-Cähira wurden Wachen beordert, welche die Wasserträger, wenn sie aus el-Cähira hinaus wollten, zurückbrin- gen sollten, um das Feuer zu löschen, keiner von den Wasserträgern der Emire und der Stadt wurde verschont, alle mussten arbeiten und sie holten das Wasser aus den Academien und Bädern; alle Zimmerleute und sämmtliche Bauleute wurden hinzugenommen, um die Häuser niederzureissen, und es wurde in dieser Noth eine grosse Anzahl hoher Gebäude und grosser Häuser nieder gerissen. Bei diesem Brande arbeiteten vierundzwanzig der angesehen- sten Emire, ausser, denen, welche zu den Hauptleuten, Unteroffieieren und Mameluken gehörten, und die Emire legten selbst Hand an. Das Wasser stand von dem Thore Zoweila bis zum Stadtviertel el-Deilem in der Strasse wie ein See wegen der Menge von Männern und Cameelen, welche das Was- ser herbei trugen. Der Emir Mundschenk Bektimur und der Emir Statthalter Argün waren damit beschäftigt, die Schätze des Sultans aus dem Hause des Kerim ed-Din nach dem Hause seines Sohnes in der Bleihändler-Strasse zu schaffen; sechzehn theils anstossende, theils gegenüber liegende Häuser mussten zerstört werden, ehe sie die Schätze fortschaffen konnten. Der Brand war noch nicht völlig gelöscht, die Schätze kaum fortgeschafft, so entstand schon ein neuer Brand in der Wohnung des Dhähir vor dem Thore Zoweila, welcher 120 Häuser vernichtete, darunter eine Halle, welche die Halle der Fagire hiess; während des Brandes wehte ein heftiger Wind, da ritt der Pförtner und der Präfect hin, um ihn zu löschen, und sie liessen eine Menge der umliegenden Häuser niederreissen, bis das Feuer gelöscht war. — Zwei Tage nachher entstand ein Brand im Hause des Emir Salar in 128 FERD. WÜSTENFELD der Strasse zwischen den beiden Schlössern; er fing in dem Lufizuge an, welcher von der Erde hundert Ellen hoch gemacht war, es wurde aber alles aufgewandt,- bis er gelöscht war. Der Sultan befahl nun dem Emir Schatzmeister Im ed-Din Sendschar, Präfecten von el-Cähira, und dem Emir Pförtner Bibars aufzupassen und wachsam zu sein; es wurde durch Ausrufen bekannt gemacht, dass bei jedem Weinhause eine Tonne mit Wasser oder ein Fass voll Wasser stehen, und ein gleiches auf allen Plätzen, Strassen und Gassen hingestellt werden solle. Dadurch stieg der Preis einer Tonne von einem Dirhem auf fünf und der Preis eines Fasses auf acht Dirhem. Auch auf der Griechenstrasse entstand ein Brand und an vielen Orten, so dass kein Tag verging, dass nicht an irgend einem Orte Feuer ausgebro- chen wäre. Die Leute achteten nun genau auf das, was sie betraf, und kamen auf die Vermuthung, dass es von den Christen ausgehe, weil das Feuer an den Pulten der Moscheen und den Wänden der Bethäuser und Academien sich zeigte; sie waren dann bei einem Brande schnell bei der Hand, und verfolgten die Spur bis sie fanden, dass der Brand durch Naphtha entstanden sei, welche in mit Öl und Pech getränkte Lappen gewickelt war. — Als es nun in der Nacht des Freitags in der Mitte des Dschomada war, wurden zwei Mönche aufgegriffen, als sie spät Abends gerade aus der Academia Hekkari a herauskamen und eben in der Academie Feuer angelegt war, der Schwefelgeruch war noch an ihren Händen; sie wurden zu dem Emir Schatz- meister Ilm ed-Din, Präfecten von el-Cähira gebracht, welcher dem Sultane davon Anzeige machte, der sie zu foltern befahl. Er war noch nicht vom Schlosse herunter, so begegneten ihn Leute, welche einen Christen festgenom- men hatten, der in der Moschee des Dhähir betroffen war mit Lappen in Form eines Zwiebacks inwendig voll Pech und Naphta; einen davon hatte er schon neben dem Pulte hingeworfen und war dabei stehen geblieben, bis der Rauch aufstieg, da ging er, um aus der Moschee hinauszukommen; es hatte ihn aber bereits Jemand bemerkt und von einer Stelle, wo ihn der Christ nicht sehen konnte, beobachtet; jetzt ergriff er ihn, die Leute kamen in Menge herbei und schleppten ihn zu der Wohnung des Präfecten; er hatte sich wie die Moslimen gekleidet. Bei dem Emir Pförtner Rukn ed-Din Bibars wurde er dann ge- P.55. MACRIZI’S GESCHICHTE DER ۲۰ 139 foltert und bekannte, dass eine Menge Christen sich verbunden hätte, Naphtha zu bereiten und durch mehrere ihrer Anhänger zu verbreiten, dass er einer von denen sei, dem man das gegeben hätte mit der Weisung, dasselbe neben dem Pulte der Moschee el-Dhähir’s niederzulegen. Hierauf befahl er, die bei- den Mönche zu foltern, welche nun bekannten, dass sie zu den Bewohnern des Maulthier- Klosters gehörten und an den vorhin beschriebenen Plätzen das Feuer angelegt hätten, aus Hass und Rache gegen die Moslimen dafür, dass sie die Kirchen zerstört hätten, und dass eine Anzahl Christen sich verbun- den und eine bedeutende nn unter sioti SpE ae: um nen zu bereite. ١ Unterdess war Kerim — een des ae aus ن‎ و‎ zurückgekommen; der Sultan machte ihn mit dem, was sich in Hin- sicht auf die Ergreiſung der Christen zugetragen hatte, bekannt, worauf er erwiederte: die Christen haben einen Patriarchen, bei dem sie sich Raths er- holen und der ihre Angelegenheiten kennt. Da befahl der Sultan, den Patri- archen in die Wohnung des Kerim ed-Din zu holen, damit er mit ihm wegen des Brandes und der von den Christen bekannten Theilnahme daran reden könnte; er kam also unter dem Schutze des Präfecten von el-Cähira bei Nacht aus Furcht vor dem Volke und als er in das Haus des Kerim ed- Din auf der Strasse el-Deilem eingetreten und die drei Christen aus der Wohnung des Präfecten herbeigeholt waren, wiederholten sie dem Kerim ed-Din in Ge- genwart des Patriarchen und des Präfecten alles, was sie vorher bekannt hat- ten. Als der Patriarch ihr Geständniss hörte, fing er an zu weinen und sprach: diese sind fanatische Christen, die sich an den fanatischen Mos- limen wegen der Terstörung der Kirchen haben rächen wollen. Hierauf wurde er von Kerim ed- Din unter Ehrenbezeugungen entlassen und fand, dass Kerim ed-Din für ihn an der Thür ein Maulthier hatte bereit halten lassen, damit er es reiten sollte, er stieg also auf und ritt fort; hierüber wur- den die Leute aufgebracht und stürzten sich vereint auf ihn, abet der Präfect ihn begleitet hätte, wäre er gewiss umgebracht. r Am anderen Morgen wollte Kerîm ed- Din nach seiner * aufs Schloss reiten, und als er wie gewöhnlich hinaustrat, schrie ihm das Volk auf der Strasse entgegen: es ist nicht erlaubt, ó Cadhi! dass du die Christen, Histor.-Philol. Classe III. R 130: 71711015 RD WÜSTENFELD.iND: welche die Häuser der Moslimen verbrannt haben, in Schutz nimmst und noch auf Manlthieren reiten kiss Diese Worte ärgerten ihn und vermehrten seine Lust zu schaden; und als er daher zum Sultan kam, suchte er das Verbrechen der aufgegriffenen Christen als geringfügig darzustellen, indem er sagte, dass sie Fanatiker und Thoren seien; doch der Sultan befahl dem Prä- fecten, die Folter zu e Er begab sich also hinunter und wandte eine schmerzhafte Folter gegen sie an, worauf sie bekannten, dass vierzehn Mönche in dem Maulthier-Kloster sich verschworen hätten, sämmtliche Woh- nungen der Moslimen zu verbrennen, darunter sei ein Mönch, welcher das Naphtha zubereite; sie hätten el-Cähira und Misr unter sich getheilt, so dass auf el-Cähira acht und auf Misr sechs kämen. Jetzt liess er das Maulthier- Kloster umstellen und alle, die darin waren, ergreifen; vier von diesen wurden auf dem Kreuzwege bei der Moschee des Ibn Tulun am Freitage verbrannt, wozu sich eine grosse Volksmenge versammelt hatte. Von nun an war das gemeine Volk auf die Christen erbittert, lauerte ihnen auf und riss ihnen die Kleider vom Leibe, so dass es sich jede Schändlichkeit erlaubte und alles Maass überschritt. Der Sultan war hierüber aufgebracht und hatte die Ab- sicht, einen Angriff auf das Volk zu machen. Es traf sich, dass, als er an einem Sonnabend vom Schlosse ritt, um sich nach der grossen Rennbahn zu begeben, er einen grossen Haufen von Menschen sah, welche die Strassen einnahmen und schrien: Gott schütze den Islam! er schütze die Religion Mu- hammed’s Ben Abdallah! Er bog ihnen aus und indem er auf die Rennbahn hinunter kam, brachte der Schatzmeister zwei’ Christen zu ihm, die soeben er- griffen waren, als sie die Häuser in Brand stecken wollten; er befahl, sie zu P, 56. verbrennen, worauf sie abgeführt, eine Grube gemacht, und sie im Angesicht der Leute verbrannt wurden. Wührend sie noch mit dem Verbrennen der beiden Christen beschäftigt waren, kam der Pförtner des Büreau's des Emir Mundschenk Bektimur, welcher ein Christ war; vorüber, um sich in die Wohnung des Emir Bektimur zu begeben; als ihn das Volk erblickte, warfen sie ihn von seinem Thiere, zogen ihm alle Kleider aus, die er an hatte, und schleppten ihn fort, um ihn ins Feuer zu werfen; da schrie er die beiden Glaubensformeln her, bekannte den Islam und wurde in Freiheit gesetzt. Unterdess kam Kerim ed-Din mit einem Ehrenkleide N von der MACRIZI’S GESCHICHTE DER ۰ 131 Rennbahn vorüber; sie warfen ihn hier in einem fort mit Steinen und schrien ihm enigegen: wie lange willst du die Christen noch in Schutz nehmen und vertheidigen? sie schimpften und spotteten auf ihn, so dass er keinen Ausweg sah, als zu dem Sultan, der noch auf der Rennbahn war, zurückzukehren; das Schreien und Rufen des Volkes war so arg, dass der Sultan es hören konnte. Als jener nun zu ihm kam und ihm den Hergang berichtete, wurde er von Zorn erfüllt und erbat sich den Rath der Emire, welche bei ihm wa- ren, wie der Emir Dschemäl ed- Din, Statthalter von el-Kerk, der Emir Seif ed-Din el-Bubekri, el Hadhiri, der Pförtner Bektimur: und mehrere an- dere; el- Bubekri meinte, das Volk ) und es sei am besten, dass der Pförtner zu ihm ginge und es fragte, was es wünsche, bevor man etwas un- ternähme, Diese Ansicht gefiel aber dem Sultan nicht und er wandte sich von ihm ab. Darauf sagte der Statthalter von el-Kerk: dies alles kommt von den christlichen Seeretären, denn die Leute hassen sie, und mein Rath ist, dass der Sultan gegen das Volk nichts unternehme, sondern die Christen aus dem Diwan entferne. Aber auch dieser Rath gefiel ihm nicht und er sprach zu dem Emir Pförtner Alamäs: geh; und nimm vier der Emire mit dir und haue das Volk nieder von da, wo du aus dem Thore der Rennbahn gehst, bis du an das Thor Zoweila kommst, und schlage mit dem Schwerdte unter sie von dem Thore Zoweila bis zum Siegesthore, ohne irgend einen zu ver- schonen; und zu dem Präfecten von el-Cähira sagte er: reite nach dem Thore el-Lewac und der Gegend am Wasser und lass keinen vorbei, ohne ihn zu ergreifen und mit ihm aufs Schloss zu kommen, und wenn du die nicht bringst, welche meinen Statthalter (er meinte Kerim ed- Din) mit Steinen ge- worfen haben, bei meinem Kopfe! so werde ich dich anstatt ihrer aufhän- gen lassen; er beorderte mit ihm eine Anzahl seiner Leib- Mamluken. Nachdem die Emire in der Ausführung des Befehles gezögert hatten, damit das Vorhaben erst bekannt würde und sie dann keinen Menschen trä— 1) Hier fehlt ein Wort in der Handschrift , welches weder aus Quatremère noch aus Wetzer zu ergänzen ist, da jener die Übersetzung dieser Stelle sehr zusam- men gezogen und dieser (Nr. 732) eine ganze Zeile im Arabischen ausgelassen hat, so dass auch die Übersetzung fehlerhaft ist. R 2 132 FERD. WÜSTENFELD: fen, besonders keinen Sklaven oder Hausgenossen der Emire, zogen sie end- lich ab; die Nachricht verbreitete sich in el - Cähira, sämmtliche Buden wur- Be: geschlossen ‚und es kam über die Leute eine bis dahin unerhörte Angst. Die Emire zogen fort, fanden aber auf ihrem langen Wege keinen, bis sie an das Siegesthor kamen; der Präfecet ergriff am Thore el-Lewac, in der Gegend von Büläc und am Wasserthore eine Menge Gesindel, Matrosen und gemeines Volk, wodurch eine solche Furcht verbreitet wurde, dass eine grosse Anzahl auf das westliche Ufer nach el-Dschize übersetzte. — Der Sultan kehrte von der Rennbahn zurück und ſand auf seinem Wege, bis er zum Bergschlosse hinaufkam, nicht einen aus dem Volke; so bald er auf dem Schlosse angekommen war, schickte er zu dem Präfecten und liess ihm sagen, dass er sich beeilen solle, zu ihm zu kommen; und die Sonne war noch nicht untergegangen, als er mit etwa 200 Leuten, aus dem Volke, die er aufgegriffen hatte, erschien. Nun theilte sie der Sultan ab und befahl, dass einige aufgehängt, andere in der Mitte durchgeschnitten, anderen die Hände abgehauen werden sollten; da schrien sie sämmilich: o Herr! das ist nicht erlaubt, wir sind es nicht, die mit Steinen geworfen haben. Der Emir Mund- schenk Bektimur und die andern anwesenden Emire weinten aus Mitleid mit ihnen und liessen nicht ab vom Sultan, bis er zu dem Präfecten sagte: sondere von ihnen einen Theil ab und richte Balken auf vom Thore Zoweila bis unter dem Schlosse am Pferdemarkte und hänge diese an den Händen auf. Am andern Morgen des Sonntags wurden diese sämmtlich vom Thore Zoweila bis zum Pferdemarkte, aufgehängt, es waren einige vornehme und anständig gekleidete Personen darunter; die Emire, welche an ihnen vorüber kamen, drückten P. 57. ihnen ihr Mitgefühl aus und weinten über sie. Keiner der Schenken-Besitzer in el-Cähira und Misr öffnete an dem Tage seine Schenke. Kerim ed- Din verliess seine Wohnung, um wie gewöhnlich sich aufs Schloss zu begeben, aber er war nicht im Stande, an den Gekreuzigten vorüber zu gehen, son- dern nahm einen anderen Weg als den durch das Thor Zoweila. Der Sul tan sass bereits hinter einem Gitterfenster und liess eine Anzahl von denen vor- führen, welche der Präfect aufgegriffen hatte, und dreien von ihnen Hände und Füsse abhauen. Die Emire waren nicht vermögend, zu ihren Gunsten mit ihm zu sprechen, weil sein Zorn zu heftig war; da trat Kerim ed- Din . MACRIZI’S GESCHICHTE DER ۰ 133 vor, entblösste sein Haupt, küsste die Erde und bat um Gnade; er gab end- lich seinen Bitten nach und befahl, dass sie bei der Ausgrabung in el-Dschize arbeiten sollten. Nun wurden sie hinausgeführt, zwei von den Verstümmelten waren indess bereits gestorben, und die Aufgehängten wurden von den Bal- ken herunter gelassen. Während der Sultan noch an dem Gitterfenster stand, erscholl Feuerruf von der Moschee des Ibn Tulun her, auf dem Bergschlosse, in der Wohnung des Emir Rukn ed-Din el-Ahmedi in der Strasse Behà ed-Din's, in dem Gasthause vor dem Wasserthore von el-Macs und den anliegenden Gebäu- den. Noch am Morgen des Tages dieses Brandes wurden drei Christen auf- gegriffen, bei denen man Lunten von Naphtha fand, und vor den Sultan geführt, bekannten sie, dass sie den Brand verursacht hätten. Das Feuer währte an jenen Stellen bis zum Sonnabend, und als der Sultan nach seiner Gewohnheit nach der Rennbahn reiten wollte, traf er gegen 20,000 Men- schen aus dem Volke, welche Stücken Zeug blau gefärbt und ein weisses Kreuz darauf gemacht hatten und als sie den Sultan sahen, schrien sie mit vereinter lauter Stimme: Es gibt keine Religion ausser der Religion des Is- lam! Gott beschütze die Religion Muhammed's Ben Abdallah! o Melik el- Näsir, Sultan des Islam! hilf uns gegen die Ungläubigen und schütze nicht die Christen! — Die Erde dröhnte von ihren schrecklichen Stimmen und Gott erfüllte das Herz des Sultans und die Herzen der Emire mit Furcht; sie setzten ihren Weg fort, während er in tiefes Nachdenken versunken war, bis er auf die Rennbahn kam. Da indess das Geschrei des Volkes nicht aufhörte, hielt er es für's beste, mit Nachsicht zu verfahren, und befahl dem Pföriner hinauszugehen und durch einen Ausruf bekannt machen zu lassen, wer einen Christen fände, solle Gut und Blut von ihm fordern. Er ging nun hinaus und liess dies ausrufen, da schrie das Volk und rief: Gott beschütze dich! und liess Glückwünsche erschallen. — Die Christen pflegten damals weisse Turbane zu tragen, es wurde also in el-Cähira und Misr ausgerufen, wer einen Christen mit einem weissen Turban fände, dem solle gestattet sein, ihn zu tödten und sich seines Vermögens zu bemächtigen, und ein gleiches wurde dem gestattet, welcher einen Christen zu Pferde anträfe. Es wurde eine Verordnung erlassen, dass die Christen blaue Turbane tragen, und keiner von 134 FERD. WÜSTENFELD ihnen ein Pferd oder ein Maulthier reiten solle, wer indess einen Esel rei- ten wolle, der möge ihn reiten, aber verkehrt 1); kein Christ solle ins Bad gehen ausser mit einer Schelle am Halse, und keiner von ihnen solle die Kleidung der Moslimen tragen. Er verbot den Emiren, Christen in Dienst zu nehmen, entfernte sie aus seinem Diwan und erliess in alle Provinzen den Befehl: sämmtliche Christen, die ein Amt bekleideten, zu entlassen. Die Angriffe der Moslimen gegen die Christen mehrten sich so, dass diese nicht mehr auf der Strasse gingen und eine grosse Anzahl von ihnen den Islam annahm. Von den Juden war in dieser Zeit keine Rede gewesen, desshalb fingen die Christen an, wenn sie ihre Wohnungen verlassen wollten, von einem der Juden einen grünen Turban zu leihen und diesen aufzusetzen, um vor dem Volke sicher zu sein. Nun traf es sich, dass einer der angestellten Chri- sten an einen Juden eine Forderung von 4000 Dirhem hatte, die er ihm geliehen, und er kam bei Nacht verkleidet in das Haus des Juden, um das Geld zu fordern; da fasste ihn der Jude und rief: Werda? bei Goit und den Moslimen! und schrie, so dass die Leute zusammenliefen, um den Christen fest zu nehmen; dieser flüchtete indess in das Innere des Hauses des Juden und ver- steckte sich bei dessen Frau, musste aber eine Bescheinigung ausstellen, dass der Jude seine Schuld bezahlt habe, worauf er frei gelassen wurde. Mehrere Christen des Klosters el-Chandac wurden angeklagt, Naphtha zubereitet zu haben, um die Häuser in Brand zu stecken; sie wurden festge- nommen und angenagelt. — Es wurde eine Bekanntmachung erlassen, dass die Leute sicher und ohne Sorge nach ihrer Gewohnheit sich einfinden möch- ten, wenn der Sultan nach der Rennbahn ritte; dies geschah, weil sie schon P. 58. für ihr Leben besorgt waren, da sie zu oft über die Christen herfielen und das Maass überschritten hatten. Nun wurden sie dreist, kamen wie gewöhn- lich an die Seite der Rennbahn, wünschien dem Sultan Glück, und fingen an zu rufen : Behüte dich Gott, o Herrscher des Landes! wir sind begnadigt, wir sind begnadigt! Der Sultan nahm dies wohlgefällig auf und lächelte zu ihren Worten. — In der Nacht entstand ein Brand in der Wohnung des Emir Pförtners Alamäs auf dem Schlosse; der Wind war heftig, so dass das Feuer um sich griff und bis zur Wohnung des Emir Itmisch kam, und die 1) Der Zusatz über verkehrt“ PER findet sich nicht in allen Handschriften. MACRIZPS GESCHICHTE DER ۰ 135 Bewohner des Schlosses und die Einwohner von.el-Cähira waren so erschrocken, dass sie glaubten, das ganze Schloss sei verbrannt. Schändlichere Begebenheiten als diese sind nicht erhört, denn die Chri- sten verbrannten in el-Cähira die Häuser auf dem Bratenmacher- Markte und in der Gasse el-’Arischa auf der Strasse el-Deilem, sechzehn Häuser in der Nähe der Wohnung des Kerim ed-Din, eine Anzahl Gebäude auf der Grie- chenstrasse, das Haus des Behädur in der Nähe der Hoseinischen Ca- pelle, einige Wohnungen in dem Marstalle el-Tärima und auf der Honig- gasse, den Pallast des Emir-Siläh 1) und den Pallast des Emir Selär auf der Strasse zwischen den beiden Schlössern, den Pallast des Bischeri, wo die Ställe sammt den Cameelen zu Grunde gingen, die Halle el- Afram’s, das Haus des Bibars auf der Strasse el-Sälihia, das Haus des Ibn el- Magrebi auf der Strasse Zoweila, eine Anzahl Wohnungen auf der Strasse des Schwal- benbrunnens, bei el-Haker, auf dem Bergschlosse , bei mehreren Moscheen und Bethäusern, und andere Gebäude, deren Aufzählung zu weitläufig ist. An Kirchen wurden zerstört die Kirche bei den Ruinen der Tataren am Bergschlosse, die Kirche el-Zohri an der Stelle, wo jetzt der Näsirische Teich ist, die Kirche der rothen Strasse, eine Kirche in der Nähe der sieben Brunnen, die Kirche der Töchter genannt, die Kirche des Abul-Mina, die Kirche der Fehhädin (der Dressirer) zu el-Cähira, eine Kirche auf der Grie- chenstrasse, eine Kirche bei den Bogenschützen, zwei Kirchen auf der Strasse Zoweila, eine Kirche bei dem Fahnenmagazine, eine Kirche am Graben, vier Kirchen in der Gränzstadt Alexandrien, zwei Kirchen in der Stadt Damenhur el-Wahsch, eine Kirche in der Provinz el-Garbia, drei Kirchen in der Pro- vinz el-Scharqia, sechs Kirchen in der Provinz von Bahnesa, zu Sojut, Man- felat und Monjat Ibn el-Chasib acht Kirchen, zu Cus und Aswan elf Kirchen, in der Provinz Itfih eine Kirche, auf dem Markte Werdän in der Stadt Misr, in den Quartieren von el-Mosäsa und Casr el-Schem’ zu Misr acht Kirchen. Auch wurde eine grosse Anzahl von Klöstern zerstört und das Maul- thier-Kloster und das Kloster von Schahrän blieben lange Zeit ganz verlassen. 1) Emir-Selär ist der Ober -Stallmeister und Emir -Siläh der Generalfeldzeugmei- ster. Vergl. Quatremere zu Macrizi a. a. O. pag. 159. 136 FERD. WÜSTENFELD Diese wichtigen Ereignisse, wie man sie schwerlich in einer langen Reihe von Jahren in ähnlicher Weise findet, fielen in kurzer Zeit vor; es kamen darin so viel Menschen um, wurden so viel Habseligkeiten vernichtet, und so viel Gebäude zerstört, als sich wegen ihrer Menge nicht beschreiben lässt. Bei Gott steht aller Dinge Ausgang! 16. Die Kirche des Michael. Diese Kirche war bei dem Canale der Beni Wäil vor der Stadt Misr südlich von Acaba Jahsob und ist jetzt nahe bei der Brücke el- Afram's; sie wurde während des Islam's neu gebaut und ist von schöner Bauart. 17. Die Kirche der Maria in den Gärten des Wezirs südlich vom Teiche der Habessinier ist leer und keiner mehr darin. 18. Die Kirche der Maria in der Gegend von el- »Adewia gen Sal den ist alt, aber bereits vernichtet. 19. Die Kirche des Antonius in der Gegend von Itfih ist neu ge- baut. In der Gegend von Schernub waren noch viele Kirchen, die zerstört sind; eine davon ist in der Gegend von Ihrit am Berge, zwei i Tage südlich von Bejadh noch vorhanden. 20. Die Kirche der en in der Gegend yon aki am Thore derselben steht ein Thurm von grossen Backsteinen erbaut, dies soll der Ort sein, wo Musa Ben Imram (der Prophet Moses) geboren wurde. 21. Die Kirche der Maria in der Gegend von el-Chasüs; es ist ein Haus, aus welchem sie eine Kirche gemacht haben, die indess nicht beachtet ist. 22. Die Kirche der Maria, die Kirche el-Casir und die Kirche des Gabriel, diese drei Kirchen liegen in der Gegend von Abnüb. 23. Die Kirche Esotir, welches cwryng der Erretter bedeutet; diese Kirche ist in der Stadt Ichmim und steht bei ihnen in grossem Ansehen, sie führt den Namen der Märtyrer und es ist darin ein Brunnen, dessen Was- ser, wenn man es in eine Lampe thut, hochroth wird, als wenn es Blut wäre. 24. Die Kirche des Michael ebenfalls zu Ichmim. Die Christen haben in diesen beiden Kirchen die Sitte, wenn sie das Palmſest feiern, wel- ches auch das Hosiaunafest genannt wird, dass die Presbytere und Priester mit Rauchpfannen, Rauchwerk, Kreuzen, den. Evangelien und brennenden Lichtern ausziehen und sich vor die Thür des Cadhi, dann vor die Thüren 1۱1۸0۳۲225 GESCHCHTF DER ۰ 8 137 der angesehensten Moslimen stellen, Wo sie räuchern, einen Abschnitt aus dem Evangelium lesen und eine Antiphone anstimmen d. h. ihn loben: 25. Die Kirche des Bu Pachom in der Gegend von Arfeh ist die äüsserste Kirche der Ostseite. Pachom oder Pachomius war ein Mönch zur Leit des Bu Schanuda; er wird der Vater der Gemeinschaft genannt, weil er die Zahl der Mönche vermehrte und zwei Mönchen einen Lehrer gab. Er er- laubte nicht, dass Wein oder Fleisch in sein Kloster gebracht wurde, und befahl bis zum Ende der neunten Stunde des Tages zu fasten; er gab seinen een, geröstete Kichererbsen zu essen, welche sie Erholungs-Kichern nann- Sein Kloster ist längst zerstört, diese seine Kirche ist aber من‎ vor- — zu Afta, südlich von Ichmim. 26. Die Kirche des Weng eiae — in ۳۹ 0 یت‎ ER dem J. 800 zerstört und dann wieder aufgebaut. Dieser Marcus war einer der Schüler Christi und ‚Stifter des nm von Agypten und Habessinie. | 27. Die Kirche ‚dei اه نت و نت‎ in ‚det Gegend von Bal- Nomros in el Dschize, wurde im 4 780 zerstört, wie oben . ist, nach- her aber wieder hergestellt. 28. Die Kirche in der Gegend von Bu bara auf den äussersten Gränze der Provinz el-Dschizze. 29. Die Kirche des Boba de in ‚der عوك‎ von ا‎ | | 30. Die Kirche des Bu Dschordsch in der Gegend von Bana ist bei ihnen berühmt, sie bringen dahin Weihgeschenke und schwören bei ihr und erzählen von ihr eine Menge merkwürdiger Geschichten. ۱ 31. Die Kirche des heiligen Märütä in der Gegend von Scho- mosta. Dieser Märütä steht bei ihnen in grossen Ehren, er war ein 'angese- hener Mönch und seine Gebeine werden in einer Röhre in dem Kloster des Bu mas in der Ebene Schihät'aufbewahrt und bis auf unsere Zeit besucht. Die Kirche der Maria zu el -Bahnesa. Es sollen in el- Bah- nesa ی‎ hs gewesen sein, welche sämmtlich zerstört sind, so د‎ nur diese Kirche allein noch übrig ist. 33. Die Kirche des Mönches اج‎ in dér Gigend von: Schi- nara: 34. Die Kirche der Maria in der Gegend von Tonboda ist alt. Histor. Philol. Classe. III. 8 190 „ FE 5:0: WÜSTENFELD 417 35. Die Kirche des Michael in der Gegend von Tonboda ist gross, alt. Es waren hier viele Kirchen, welehe zerstört sind; der grösste 1 heil: dé Ein- 526 von Tonboda besteht aus christlichen Handwerkern: | | (Die Kir oben der Apostel in der Gegend von Kdohiiin o ist sehr gross. بو‎ Die Kirche der Maria in der Gegend von Eschnin ist alt. 38. Die Kirche des Michael und 39. die Kirche des Gabriel ebenfalls in der Gegend von Eschnin. — lu dieser Gegend waren 160 Kir- chen, welche alle zerstört sind mit Ausnahme der genannten vier; der grösste Theil der Einwohner von Eschnin besteht aus Christen und sie haben ihren P. 60. Unterhalt: von der Bewachung der Palmen. Weiter hin sind noch Überreste von Kirchen, in denen sie ihre Feste feiern, wie die Kirche des Bu Dschordsch, die Kirche der Barbara und die Kirche des Gafril d. i. Dschabril (Gabriel). 240. In Monjat Ibn Chasib sind sechs Kirchen, die Kirche ‚el-Mo’allaca, das ist die Kirche der Jungfrau, die Kirche des Petrus und Paulus, die Kirche des Michael, die Kirche des Bu Dschordsch, die Kirche des Anba Paula el. Tamweihi und die Kirche der drei Jünglinge, nämlich Hananias, Azaria und Misael; diese waren Krieger zur Zeit des Bocht Nasr (Nebucad Nezar), welche ins Geheim Gott verehrten; als sie entdeckt wurden; wollte Bocht Nasr sie zur Verehrung der ‚Götzen ا‎ ng l als sie sich dessen weigerten liess er sie eine Zeit lang ins Gefängniss werfen, damit sie umkehrten; aber sie wollten nicht, er liess sie desshalb heräusführdn und ins Feuer werfen, welches sie indess nicht verbrannte. Die Christen halten sie sehr i in . obgleich sie lange Zeit vor dem Messias lebten. : 41. Die Kirche in der Gegend von Teha: unter deli] Name) der Schü. ler Christi, welche von ihnen : Apostel genannt werden. — 42. Die Kirche der Maria ebenfalls in der Gegend von Tehha. 43. Die Kirche der beiden Weisen in der eden von i Menheri feiert ein grosses Fest im Monat Baschnas, bei welchem der Bischof zugegen ist, und an dem Feste wird ein grosser Markt abgehalten. Diese beiden Weisen sind Cosmas und Damian, die beiden Mönche. 44. Die Kirche der Jung frau in der Gegend von Bu Carcàs ist alt, gross. — 45. In der Gegend von Mallewi ist die Kirche der Apostel, und zwei zerstörte Kirchen, die eine unter dem Namen des Abu Dschordsch : DER COPTEN. 139 und die andere unter dem Namen des Engels Michael. — 46. In der Ge- gend von Deldschih waren viele Kirchen, von denen nur noch drei übrig sind: die Kirche der Jungfrau, welche gross ist, die Kirche des Schanuda und die Kirche des Mercura; sie (die anderen) sind sämmtlich vernichtet. 47. In der Gegend von Sanabu ist die Kirche des Anba Paula und die Kirche des Bu Dschordsch; Sanabu zählt viele Christen. — 48. In der Gegend von Biblau nördlich von Sanabu ist eine alte Kirche auf der West- seite der Stadt unter dem Namen des Dschordschus; dort sind viele Christen, die Ackerbau treiben. — 49. In der Gegend von Darut ist eine Kirche vor dem Orte, eineni Kloster ähnlich, unter dem Namen des Mönches Serapion, welcher zur Zeit des Schanuda lebte und zum Bischof erwählt wurde; es wird viel: von ihm erzählt. — 50. In der Gegend von Bü- Beni Zeid ist eine grosse Kirche unter dem Namen der Apostel, in der ein Fest gefeiert wird. 51. In der Provinz Cus ist die Kirche der Maria und die Kirche 9 Gabriel. — 52. In der Gegend von Demschir ist die Kirche des ۵۵ Mercurius; sie ist alt und darin sind viele Christen. — 53. In der Gegend von Omm el-Cosür:ist die Kirche des Bu Johannes el- Casir, sie ist alt. — 54. In der Gegend von Ballüt auf der Gränze des Gebietes von Manfelüt ist die Kirche des Michael, sie ist klein. — 55. In der Gegend von €l- Belägeret auf der Gränze von Manfelüt ist eine kleine Kirche, welche von dem Bischof mit seiner Familie bewohnt wird. — 56. In der Gegend von Schacalgil sind drei grosse, alte Kirchen, die eine unter dem Namen der Apostel, die andere dem Michael und die dritte dem Abu Mina heilig. — 57. In der Gegend von Menschaat ' el- Nasära ist eine Kirche des Michael. — 58. In der Stadt Sojut ist die Kirche des Bu Sadra und die Kirche der e. und vor der Stadt die Kirche des Mina. 59. In der Gegend von Odronkeh ist eine تن‎ alte Kirche unter dem Namen der drei Jünglinge Hanania, Azaria und Misael; sie ist eine Schule für arme Christen. Die Einwohner von Doronkeh gehören zu den Christen, welche die coptische Sprache verstehen, sie ist für Kinder und Erwaehsene die Umgangssprache und sie erklären sie durch das Arabische. 60. Inu der Gegend von Rifeh el-garbi ist die Kirche des Bu Colteh, welcher Arzt und Mönch war und wunderbare Heilungen von Augenentzün- 82 140 FERD. WÜSTENFELD' dungen an Menschen ausgeführt hat; ihm zu Ehren wird in dieser Kirche P. 61. ein Fest gefeiert. Dort ist auch eine Kirche des Michael. وه نب‎ die Würmer eine Seite vom Rifah seb- garbi- zernagt. stem 61. In der Gegend von Muscha ist eine Kirche: mit einem Bode ver⸗ bunden unter dem Namen des Märtyrers Boctor, sie ist zur Zeit des Con- stantin, des Sohnes der Helena, erbaut und hat eine Grundmauer, deren Breite zehn Ellen, und drei Thürme, von denen jeder gegen achtzig Ellen hoch ist und die ganz von weissen Steinen erbaut sind; die westliche Hälfte ist indess schon eingestürzt. Man sagt, diese Kirche stehe über einem Schatze, der unter ihr liegt, und es soll von بیج‎ bis hier nach Muscha ein — unter der Erde gewesen sein. 62. In der Gegend von Bocur an der ‚Grähze in ist eine ‚alte Kirche doi Märtyrer Claudius geweiht, welcher bei ihnen mit Mercurius, Georgius d. i. Bu Dschordsch, dem Feldherrn Theodorus und Minàus in gleichem Range steht. Claudius Vater war einer der Präfecte des- Diocletia- nus und er selbst durch seine Tapferkeit berühmt; als er Christ wurde, liess ihn der Kaiser fest nehmen und foltern, damit er zur Verehrung der Götzen zurückkehren sollte, el) er at standhaft, ihis er eu. wende; von hên wird viel erzählt, 63. In der Sun في‎ von el- Cala ist 6 Kirche unter Eee Namen! der Jungfrau, ‚darin war ein Bischof mit Namen Alduin, welcher mit den Sei- nigen Streit hatte, so dass sie ihn lebendig begruben; sie gehören zu den schlechtesten Christen und sind durch ihre Schlechtigkeit bekannt. Es war unter ihnen ein Christ Namens Dschordschus, Sohn der Nonne, welcher alle Gränzen überschritt, desshalb liess ihm der Emir Hauslofmeister Dschemät ed-Din Jusuf den Kopf abschlagen unter der ا‎ des * el -Nasir n Ben Bercuc. | In der Gegend von Büudsch sind viele. zerstörte iin; die Chri- sten 3 in einem ihrer Häuser heimlich ihre Gebete zu halten, und wenn der Tag anbricht, gehen sie zu den Trümmern einer Kirche hinaus, errich- ten darauf einen Altar von Palmruthen: nach Art eines Käfigs und verrichten ihre Andacht. — 65. In der Gegend von Bu Macrufa ist eine alte Kirche dem Michael geweiht, wo jährlich zwei Feste gefeiert werden. Die Be- 1۱۸0۴۲2۲8 GESCHICHTE DER COPTEN. 141 wohner jener Gegend sind Christen, grössten Theils Hirten und kümmer- liche, erbärmliche Leute. 66. In der Gegend von Doweina ist eine Kirche unter dem Namen des Bu Johannes el-Casir, die bei ihnen in grossem Ansehen steht; dort lebte ein Mann Namens Jonas, welcher zum Bischof erwählt wurde und durch seine Kenninisse in verschiedenen Wissenschaften berühmt war; aus Neid über seine Kenntnisse wurden sie gegen ihn aufgebracht und begruben ihn lebendig, doch war sein Körper schon gen Himmel gestiegen. 67. In el-Meräget (dem Viehstalle), zwischen Tahta und Timä, ist eine Kirche und in der Gegend von Qilfau eine grosse Kirche. Die Christen dieses Ortes sind bekannt durch ihre Kenntnisse in der Magie und anderen Wissenschaften und es war dort unter der Regierung des Melik el-Dähir Bercüc ein Mönch mit Namen Basilides, welcher darin eine grosse Geschick- lichkeit besass, und es werden von ihm Geschichten erzählt, die ich ihrer Sonderbarkeit nicht wiederholen mag. 68. In der Gegend von Farschut ist eine Kirche des Michael und eine Kirche der heil. Jungfrau Maria. — 69. In der Stadt Howw ist eine Kirche der Jungfrau und eine Kirche des Bu Mina. — 70. In der Gegend von Bahdschureh ist eine Kirche der Apostel und zu Esna eine Kirche der Ma- ria, eine Kirche des Michael und eine Kirche Johannes des Täufers d. ı. Jahja Ben TZakerija. 71. Zu Nacäda ist eine Kirche der Jungfrau, eine Kirche Johannes des Täufers, eine Kirche des Gabriel und eine Kirche Johannes des Barmher- zigen. Dieser war ein reicher Mann zu Antiochien, welcher Mönch wurde, sein ganzes Vermögen unter die Armen vertheilte und die Länder durch- reiste; er bekannte sich nämlich zur christlichen Religion. Sein Vater suchte sich über ihn zu trösten, und man glaubte, dass er bereits gestorben sei. Darauf kam er nach Antiochien zurück, in einem Zustande, in welchem ihn niemand erkannte; er lebte in einer Celle auf einer Mistgrube und fristete sein Leben von dem, was in diese Mistgrube geworfen wurde, bis er starb. Als sein Leichenbegängniss stattfand, war sein Vater unter den Anwesenden und erkannte bei ihm die Kapsel seines Evangeliums und als er ihn dann näher untersuchte, fand er, dass es sein Sohn war; er begrub ihn nun und baute 142 FERD. WÜSTENFELD. MACRIZI’S GESCHICHTE DER COPTEN. über ihm die Kirche von Antiochien und die Kirche der Jungfrau in der Stadt Qift. 1 P. 62. 72. Zu Asfün waren mehrere Kirchen, welche mit der Stadt zerstört wurden, auch in der Stadt Cüs waren viele Klöster und Kirchen, welche mit der Stadt. zerstört wurden, so dass dort nur eine Kirche der Jungfrau noch vorhanden ist. ١ 01 ; 131 n Ausser den bisher von uns erwähnten Kirchen ist auf der Südseite keine mehr vorhanden; was die Nordseite betrifft, so ist zu Monjat Sorad im Ge- biete von el-Cähira eine Kirche der Jungfrau Maria, welche bei ihnen be- rühmt ist; in der Gegend von Sendoweh eine neue Kirche unter dem Namen des Bu Dschordsch ; zu Marsafa eine restaurirte Kirche ebenfalls unter dem Namen des Bu Dschordsch; zu Semnud eine Kirche unter dem Namen der Apostel, sie ist in einem Hause eingerichtet; zu Sonbät eine bei ihnen be- rühmte Kirche unter dem Namen der Apostel; zu Sandafa eine bei ihnen ge- achtete Kirche unter dem Namen des Bu Dschordsch; zu el- Reidanijja eine Kirche der Jungfrau, welche bei ihnen in hohem Ansehen steht. In Dimiat sind vier Kirchen, die der Jungfrau, des Michael, Johannes des Täufers und St. Georg, welche bei ihnen berühmt ist. In der Gegend von Sobk el-’Abid ist eine Kirche in einem verborgenen Hause unter dem Namen der Jungfrau; zu el-Nahräria ist eine neue Kirche in einem verborgenen Hause; zu Locäna. ist eine Kirche des Bu Johannes el-Casir; zu Damenhur ist eine neue Kirche in einem verborgenen Hause unter dem Namen des Michael. Zu Alexandrien ist die Kirche el-Mo'allaca unter dem Namen der Jungfrau, die Kirche des Bu Dschordsch, die Kirche Johannes des Täufers und die Kirche der Apostel. Dies sind die Kirchen der Jacobiten in Ägyptenland; sie haben dann zu Gaza eine Kirche der Maria und zu Jerusalem die Comäma und die Zions-Kirche. Was die Melikiten betrifft, so besitzen sie zu el-Cähira die Kirche St. Nico- laus bei den Bogenschützen und zu Misr die Kirche des Engels Gabriel auf der Strasse Casr el-Schem’, in welcher die Celle ihres Patriarchen ist, die Kirche der Jungfrau gleichfalls auf der Casr el-Schem’, die Kirche des Engels Michael in der Nähe der Barbara- Kirche zu Misr und die Kirche Mar Johanna auf dèr- Strasse des Klosters el- Tin. Zur Rechtfertigung der Achtheit des erhaltenen Briefwechsels zwischen Cicero und M. Brutus. Rarl Friedrich Hermann. Zweite Abtheilung. i Vorgolosen, in der Sitzung der Königlichen: Gesellschaft der سم جع هو‎ ' am 3lsten Mai 184 5. š Badin ich mich anschicke, den in der vorigen Vorlesung abgebrochenen Faden wieder aufzunehmen, und den Angriffen Tunstalls auf die geschicht- liche und antiquarische Sachgemässheit der Briefe an Brutus eine umfassen- de Betrachtung zu widmen, stehen mir dazu zwei Wege offen, je nachdem ich mich an die Ordnung der vorliegenden Briefe selbst oder an die Reihe- folge halten will, in welcher der englische Kritiker seine Gründe vorgebracht hat, und die, weit entfernt sich jener anzuschliessen, vielmehr ihrer ganzen Anlage nach darauf berechnet scheint, das Urtheil des Lesers zu verwirren und gefangen zu nehmen, Eben desshalb aber würde eine Bekämpfung in dieser letzteren Weise auch nur dazu dienen, das klare Bild des objectiven Sachverhaltens zu trüben, und im günstigsten Falle immer nur ein negatives Resultat gegen Tunstall, kein positives zu Gunsten unserer Briefe erzielen; und wenn ich auch sogleich bevorworten muss, dass die Gränzen, die ich meiner gegenwärtigen Aufgabe gestellt habe, allerdings keme allseitige Cha- rakteristik dieser Briefe, sondern nur ihre Vertheidigung gegen Tunstall be- zwecken, so soll doch diese selbst jener möglichst den Weg bahnen, und jedenfalls nicht aus Rechthaberei gegen den Angreifer, sondern aus aufrich- tigem Interesse für den Angegriffenen hervorgehn, so dass es immerhin besser sein wird, uns auch hier sofort auf den Standpunct des letzteren zu stellen, und von diesem aus die Vertheidigung gegen die feindlichen Batterien ۱ 144 KARL FRIEDRICH HERMANN zu leiten. Erst wenn diese zum Schweigen gebracht sind, wird schliesslich noch ein oder der andere Streifzug unternommen werden können, um das Feld gänzlich von Feinden zu säubern; doch lege ich darauf verhältuissmässig nur geringes Gewicht, und bin keineswegs gesonnen, dem Gegner in die labyrinthischen Windungen seiner Laufgräben und Minen weiter zu folgen, als es nöthig ist, um die Unhaltbarkeit seiner ganzen Stellung klar vor Augen zu legen. i Beobachten wir also die Ordnung der vorliegenden Briefe, so beginnen wir billig mit dem ‘gewöhnlich sogenannten zweiten, eigentlich aber, wie früher bemerkt, achten Buche, welches den Rest der Briefe vor der Ent- scheidung bei Mutina enthält, und woran sich dann erst das bisherige erste oder vielmehr neunte Buch mit der Correspondenz aus den nächsten Mo- naten nach dieser Begebenheit anschliesst. Freilich tritt uns hier sofort, wie ‚gleichfalls in der vorhergehenden Vorlesung schon angedeutet ist, Tunstall mit der allgemeinen Behauptung entgegen, dass die Briefe des zweiten Buchs wo möglich noch schlechter als die des ersten und sowohl in sich selbst durch- aus verfehlt als mit dem ersten in mannichfachem Widerspruche befangen seien 1); da er aber für den ersterer Vorwurf gar keinen näheren Beweis. bei- gebracht hat, und selbst der zerstreuten sprachlichen und stylistischen Aus- stellungen, welche ich theils aus ihm theils aus Markland schon in meiner lateig- . schen Abhandlung bekämpft habe, für dieses ganze Buch nicht einmal so, viele als für manchen Brief des andern sind, so wende ich mich ohne Weite- res zu den vermeinten Widersprüchen, welche ohnehin auch unter den besonde- ren Verdachtsgründen gegen einzelne Briefe dieses Buchs die erste Stelle ein- nehmen. So beschränkt sich gleich gegen den ersten Brief der ganze sach- liche Vorwurff den man finden kann, darauf, dass Cicero hier eine gute Zu- versicht auf den Stand der Dinge ausspreche, während er in einem späteren Briefe des ersten Buches Unheil weissage 2); dort heisst es Ep. 2: opprime- 1) Observ. p. 268 fgg. insbes. p. 280: here we will shew, that the letters of the two books are at disagreement with each other, and then, that the letters of the second book are in several particulars flatly contrary to plain matter of fact. 2) Das. p. 353 fgg ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 145 mini, mihi crede, Brute, nisi provideritis; neque enim populum semper eundem habebitis neque senatum neque senati ducem; hier: his enim exer- citibus ducibusque quos habemus nullo modo possum diffidere; und hierin soll nun ein Widerspruch liegen, der zwar von Tunstall selbst mehr zum Nachtheile des anderen Briefes ausgebeutet wird, der aber überall keiner ist, sobald man sich nur die verschiedenartigen Umstände und Beziehungen ver- gegenwärligt, unter welchen das Eine und das Andere geschrieben ist. Dort nach der Schlacht bei Mutina kam es darauf an, den Sieg zu benutzen und der Erschlaffung vorzubeugen, welche Brutus Äusserung: acrius prohibenda bella civilia esse quam in superatos iracundiam exercendam, befürchten liess; darum mahnt ihn Cicero, den Augenblick zu ergreifen und den Wechsel des Glückes zu fürchten, dessen Möglichkeit vorauszusehen ein mehr als drei- undsechzigjähriger Greis keiner Sehergabe bedurfte; hier will er dagegen den Muth seines Freundes aufrecht halten und den niederschlagenden Gerüchten, welche dem Siege vor Mutina vorausgingen, das Gegengewicht einer Zuver- sicht entgegenselzen, die noch dazu gar nicht auf dieselben Zeiten und Um- stände wie jene Besorgniss, sondern lediglich auf den unmittelbaren Gegen- stand jener Gerüchte, das belagerte Mutina und seinen Entsatz gerichtet ist, Quum haec scribebam, sagt er, res existimabatur in extremum adducta discrimen; tristes enim de Bruto nostro literae nunciique afferebantur: Gerüchte, welche so beunruhigend waren, dass, wie es in einem späteren Briefe heisst, viele Einwohner der Hauptstadt schon für ihre persönliche Sicherheit besorgt zu werden anfıngen 3); me quidem, setzt er jedoch tröstend hinzu, non maxime conturbabant; und nun folgt die obige Stelle und ihre Fortsetzung, die sich ganz auf die Consuln Hirtius und Pansa bezieht, und folglich für die Zeiten, welche nach deren Siege und gleichzeitig erfolgtem Tode eintraten, keinerlei Präjudiz enthalten kann, sondern im Gegentheil für das Vertrauen, das sie ausspricht, an dem Ausgange jener Unternehmung ihre volle Rechtfertigung gefunden hat. Damit jedoch nicht etwa gerade aus a 3) Epist. I. 3; vgl. Fam. XII. 6 an Cassius: res, quum haec scribebam, erat in extremum adducta diserimen; Brutus enim Mutinae vix jam sustinebat; qui si conservatus erit, vicimus; sin — quod dii omen avertant — omnis omnium cursus est ad vos. Histor.- Philol. Classe TII. T 146 TG KARL FRIEDRICH HERMANN dieser Rechtfertigung auch für diese Stelle, wie es Tunstall für jene andere des ersten Buchs und noch mehre gethan hat, der neue Verdachtsgrund einer Weissagung aus dem Erfolge abgeleitet werde, so ist allerdings auch das nicht ausser Acht zu lassen, wie jene Zuversicht: selbst nichts weniger als eine blinde, und der grössere Theil des Briefs, namentlich sein Schluss, vielmehr so gehalten ist, dass auch in dem Tröstlichen, welches er enthält, die staatsmännische ممع سرووزع‎ durchschimmert, die einem genauen und lebens- kundigen Beobachter Ciceros in unzähligen Stellen und Ausserungen eben so wenig entgehen kann, als sie seine oberflächlichen oder pedantischen Beur- theiler und namentlich auch unsern Gegner: nicht selten zu dem verkehriesten Tadel veranlasst hat. Dass Cicero die Gefahren der Lage nicht verkennt, ergibt sich schon aus der Alternative am Schlusse: aut si hoc tempore bene res gesta sit, tibi meliorem rem publicam esse faciendam, aut si quid offensum sit, per te esse eandem recuperandam; dass er seinem Freunde auch die bedenklichen Eigenschaften der Consuln nicht verhehlt, sieht man in den Worten: desiderabam nonnullis in rebus prudentiam et celerita- tem, qua si essent usi, jam pridem rem publicam recuperassemus, was er dann noch weiter ausführt; und selbst wo er ihre Zuverlässigkeit verthei- digt, gibt er zu erkennen, dass die öffentliche Stimme anders urtheile: ۵ assentiebar majori parti hominum; fiden enim consulum non condemna- bam, quae suspecta vehementer erat — das ist, denke ich, von einem Staatsmanne gegen den andern genug gesagt, um diesen den wahren Stand der Sache errathen zu lassen, ohne sich darum persönlich zu compromittiren oder ein übereiltes Urtheil abzugeben, welches dann doch der Erfolg hätte Lügen strafen können. Ganz auf dieselbe Art verwahrt sich Cicero hinsicht- lich Pansas im sechsten Briefe: quomodo multi suspicantur, quod ne te quidem nimis firmum esse velit, quod ego non suspicor, woran Tunstall gleichfalls Anstoss genommen hat, weil Cicero, wenn er wussie, dass Pansa sich im Voraus gegen jede Verstärkung von Brutus Heere auf Kosten des seinigen erklärt hatte, unmöglich so ganz ohne Verdacht gegen dessen Eifersucht hahe seyn können 4); aber ist jene Wendung eine andere, als wenn er Fam. 4) Observ. p. 293: and how could Pansa have declared to Cicero, that no part of the legion left behind him should be send away to Brutus, when ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 147 X. 26 an Furnius schreibt: non arbitror te ita sentite, omnes enim tuos ad laudem impetus novi, obgleich das Folgende deutlich zeigt, dass damit nur der ernste Tadel gemildert werden soll: quod si ut seribis, ita sentis, non magis te quam de te judicium reprehendo meum? oder kann es Philipp. 1.12 zweifelhaft seyn, dass er in dem nämlichen Augenblicke seinen Gegnern Habsucht vorwirft, wo er diesen Verdacht als einen fremden zurück- zuweisen scheint: credo enim vos, nobiles homines, magna quaedam spectantes, non pecuniam, ut quidam nimis creduli suspicantur, quae semper ab amplissimo et clarissimo quoque contemta est, sed caritatem civium et gloriam concupisse? Von offenbarem Hohne, wie er z. B. Philipp. 11. 44 Fulvia bezeichnet: ista tua minime avara conjux, quam ego sine contumelia describo, kann natürlich hier nicht die Rede seyn; die redneri- sche Figur jedoch bleibt die nämliche, wenn sie auch nur, wie pro Sestio c. 33, den wohlgegründeten Zweifel einer Alternative durch subjective Bekräf- tigung des minderen Gliedes zu mildern bestimmt ist: equidem existimo, si ille, ut arbitror, aequus nobis fuerit, nihil ab hoc profectum, sin iratior, non multum; und in ähnlicher Weise muss gewiss auch noch man- ches Urtheil in den Briefen aufgefasst werden, nicht bloss hinsichtlich des Empfängers selbst, sondern auch hinsichtlich Dritter, deren Person und Stel- lung für den Fall, dass der Brief in unrechte Hände kam, Vorsicht er- heischte 5). Denn auch dieses ist ein Punct, der, so vielfach uns auch Cicero selbst darauf hinweist, von seinen Auslegern nicht immer in die ge- hörige Betrachtung gezogen worden ist, welche Rücksichten dem Briefschreiber der Mangel einer Posteinrichtung auflegte, die wie bei uns den Briefen nicht nur Sicherheit der Bestellung, sondern auch Unverletzlichkeit gewährt hätte 6). Cicero does not in the least suspect, that Pansa’s refusal of his levies proceeded from any jealousy of Brutus’s power etc. 5) So gleich ad Att. 1. 1: sed hoc praeter me nemini videtur; und obiger Stelle noch ähnlicher 16. 12: consul autem ille suscepisse negotium dieitur et divisores domi habere, quod ego non credo; auch 12. 3: quod te moleste ferre certo scio, und II. 20: prorsus mihi persuadet etc. 6) Vgl. Fam. IV. 4: quatenus aut negligentia aut improbitate eorum, qui epistolas accipiunt, fieri scribis, ne ad nos perferantur. Zur improbitas ~ 148 KARL FRIEDRICH HERMANN Nicht alles durfie jedem Briefe anvertraut, vieles musste verschoben: werden, bis sich ein zuverlässiger Besteller fand: uon ejus generis, schreibt er an Lentulus I. 7, meae literae sunt, ut eas audeam temere committere ; quoties mihi certorum hominum potestas erit, quibus recte: dem, non praeter- mittam; eben so an Atticus 1.8: neque ego huic epistolae atque ignoto tabellario committam, ja noch deutlicher an denselben IV. 15: genus autem mearum ad te quidem literarum ejusmodi fere est, ut non libeat cui- quam dare, nisi de quo exploratum sit tibi eum redditurum; und IV. 18: neque enim sunt eae epistolae nostrae, ‘quae si perlatae non sint, nihil ea res nos offensura sit, oder an Quintus HI. 9. 3: quam autem te velim cautum esse in scribendo, ex hoc conjicito, quod ego ad te ne haec qui- dem scribo, quae palam in re publica turbantur, ne cujusquam animum meae literae intercepiae offendant; und noch höher musste sich begreifli- cherweise in Kriegszeiten diese Vorsicht steigern, die auch nicht etwa, wie Drumann es darstellt 7), Cicero allein eigen war, sondern sich bei jedem wiederholte, der sich in gleicher Lage befand. Wie er propter custodias eigenhändig. zu schreiben fürchtet (Alt. XI. 2), so klagt Asinius Pollio gegen ihn, dass omnibus locis dispositi ab utraque parte scrutantur tabellarios et retinent (Fam.X. 31); nicht anders Cassius (Fam. XII. 2): quod si literae Perlatae non sunt, non dubito quin Dolabella tabellarios meos depren- derit literasque interceperit; und was insbesondere die bedeutungsvolle Zurückhaltung betrifft, die selbst befreundete Staatsmänner, in ihrem Brief- wechsel zu beobachten genöthigt waren, so kann diese nicht besser ausge- drückt werden, als es Decimus Brutus Fam. XI. 10 thut: satis me multa scripsisse, quae literis commendari possint, arbitror; scio enim cui scribam; setzen wir also voraus, dass auch Cicero in seinen Briefen an Brutus wusste, für wen er schrieb, so wird sein Ausleger, je lebendiger er Att. I. 13: čccirco sum tardior, quia non invenio fidelem tabellarium ; quotus enim quisque est, qui epistolam paulo graviorem ferre possit, nisi eam pellectione relevarit? und XV. 4: hane epistolam si illius tabellario dedissem, veritus sum, ne solveret; zur negligentia Att, IL 8: confessi sunt se accepisse, sed excidisse in via u. s. w. 7) Gesch. Roms B. VI, S. 28. 233. 495, ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 149 sich an die Stelle des Empfängers zu denken weiss, desto mehr zwischen den Zeilen lesen, was selbst manchen scheinbaren Widerspruch des Buchstabens aufzulösen geeignet ist 8). Ausserdem kann es jezt nach Drumanns Zusam- menstellungen Niemanden mehr in den Sinn kommen, eine eiceronische Schrift sogar um eines wirklichen Widerspruchs mit einer anderen willen für unächt zu erklären; und so. entfernt ich auch bin, damit die Folgerungen zu ver- binden, welche jener in seiner Parteilichkeit gegen Ciceros Charakter daraus abgeleitet hat, so steht es doch durch die zahlreichsten Beweise thatsächlich fest, dass dieser in seinen Briefen wie in seinen Reden nicht nur mit seinen theoretischen Lehren, sondern auch mit Äusserungen anderer Briefe und Reden selbst in so offenbarem Widerspruch tritt, dass Tunstall und Markland nach dem spitzfindigen Maassstabe, den sie an unsere Briefe an- gelegt haben, auch von den übrigen kaum ein Buch unverdächtigt lassen dürften. Je weniger Cicero als akademischer Philosoph durch zweiseitige Betrachtung jeder Sache sein Gewissen beschwert erachten konnte 9), desto erklärlicher ist es, wie ein so leicht erregbares, jedem äusseren Eindrucke hingegebenes Temperament wie das seinige 10) in den Schwankungen einer wechselvollen Zeit ausser Stande war, die strenge aber einseitige Überzeugungs- treue eines Stoikers zu beobachten; hin und wieder spielte dazu auch noch der vorige Gesichtspunet mit herein, um ihn je nach der Verschiedenheit der Lage und Personen über den nämlichen Gegenstand die entgegengesetztesten Urtheile fällen zu lassen; und wer sich mit vollem klarem Bewusstseyn zu dem Grundsatze bekennt: aliter enim scribimus, quod eos solos quibus 8) Att. 1.18.8: si ex iis quae scripsimus — tanta es perspicacitate — etiam a me non scripta perspicis; vgl. II. 20. 3: Jam enim charta ipsa ne nos prodat pertimesco; itaque posthac, si erunt plura mihi ad te scribenda, وه ام هرمز(‎ e und XI. 4: hac tenus fuit, quod caute a me seribi posset. 9) Att. 11. 3: venio nunc ad Januarium mensem et ad 101100 6ع‎ 117 nostram ac nokiteiay, in qua Zurgarızas eis Enateooy, sed tamen ad extremum, ut illi solebant, tiw Coéoxovoay. 10) Drumann B. VI, 8.419 fgg. Schneider Beitrag zur Schilderung. des Cicero aus seinen Briefen, in Wachlers Philomathie B. II, S. 135 fgg. 150 © O KARL FRIEDRICH HERMANN mittimus, aliter quod multos lecturos esse putamus (Fam. XV. 21), an dessen Ausserungen hat die Kritik am Wenigsten den Anspruch, dass sie bis in die kleinsten Schattirungen den Probierstein logischer Consequenz aushalten. Namentlich hat es Cicero gegen seine Vertrauten gar kein Hehl, dass er den Inhalt seiner Briefe nach den Personen der Uberbringer einrichte, ohne die- selben von den Empfängern immer nach den Buchstaben genommen wissen zu wollen; wie seine Empfehlungen ihre bestimmten Zeichen hatten, nach welchen er sie berücksichtigt zu sehn wünschte oder nicht 1), so schreibt er auch ganz in der nämlichen Zeit, um die es sich hier handelt, an Atticus XVI. 1: huic ego literas ipsius arbitratu dabo; eae te ne moverint, has scripsi in eam partem, ne me motum putares; und so lange wir folglich nicht wissen, unter welchen Umständen, durch welche Gelegenheit, und auf welchem Wege ein Brief an seine Adresse zu gelangen bestimmt war, wird es schon um desswillen immer voreilig seyn, den Inhalt desselben, sey es an den objectiven Maassstab der geschichtlichen Wahrheit, oder auch nur an den subjectiven einer jeden andern beliebigen Äusserung zu legen. Aber auch abgesehn davon ist jedes Urtheil bei Cicero — und warum nicht mehr oder minder bei jedem Sterblichen? — als ein Product zweier Factoren zu betrachten, von welchen nur einer in dem begrifflichen Inhalte, der andere in den äusseren Umständen liegt, und wo also eine Verschiedenheit der letz- tern bei aller Gleichheit des erstern doch ein ganz abweichendes Resultat hervorbringen kann. Schon in den Vindiciis p. 41 habe ich gelegentlich Marklands pedantische Strenge gerügt, der die selbst durch ein äusseres Zeugniss beglaubigte Stelle ad Brut. I. 2 auch desshalb verdächtigt, weil Cicero de Offic. I. 25 die Rache gegen Feinde verbiete, während er sie hier in dem bestimmten Falle empfiehlt; wäre der Gegner in Ciceros Briefen so bewandert gewesen, wie er sich den Schein gibt, so hätte er noch einen viel schlagenderen Widerspruch ad Att. II. 1 finden können: amen non minus esset probanda medicina, quae sanaret vitiosas partes rei publicae, quam quae exsecaret, oder auch Fam. IV. 7, wo Cicero denselben Grund- 11) Famil. XIII. 6: reliquis epistolis tantum faciam, ut notam apponam eam, quae mihi tecum convenit etc. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 151 satz, den er dort bei Brutus bekämpft, bei Marcellus lobt: ostendistique, sapientem et bonum civem initia belli civilis invitum suscipere, extrema libenter non persequi; aber sollen wir darum seiner Verdächügung jener Bekämpfung beipflichten 2. Eben so wenig, als wir z.B. den folgenden Brief an Marcellus IV. 9 um desswillen anzweifeln werden, weil er, um Marcellus zur Rückkehr nach Rom geneigt zu machen, zwischen dem Sehen und Hören des Unangenehmen keinen Unterschied einräumt (plura videbis fortasse qute nolis, non plura: tamen, quam audis quotidie u. s. w.), während andere ‚Briefe desselben Jahres Andere glücklich preisen, weil sie das T raurige, das Cicero täglich mit Augen sehe, nur hörten 12); oder die Briefe an Atticus unächt werden, weil Cicero V. 20. 6 von Brutus schreibt: quem non minus amo quam tu, paene dixi quam te, und dennoch VI. 3. 7 denselben mit Gleichgültigkeit preisgibt: hujus nebulonis obirationè si Brutus moveri potest, licebit eum solus ames, me aemulum non habebis; oder weil er in seinem Berichte an Pompejus VIII. 11 Beil. D läugnet, am 15ten Februar, wo er seinen früheren Bericht schrieb, geahnt zu haben, dass jener sich ein- schiffen wolle (suspicionem nullam habebam, te rei publicae causa mare transiturum), während er an Alticus VII. 17 und 21 schon am 2ten und Sten desselben Monats schreibt: de pueris in Graeciam transportandis tum cogitabam, quum fuga ex: Italia quaeri videbatur; oder weil er ‘gegen denselben II. 5 äussert: یره(‎ Todas xa) Tpakdas xe ꝓ⁰, und gleichwohl Fam. XV. 4 Cato versichert: si quis unquam fuit remotus ab inani laude et sermonibus vulgi, ego profecto is sum! 12) Famil. IV. 4: cetera ejusmodi, ut si alterutrum necesse sit و‎ audire ea malis quam videre; VI. 1: nam et si quocunque in loco quisque est, idem est ei sensus et eadem acerbitas ex interitu rerum et publicarum et suarum, tamen oculi augent dolorem, qui ea quae ceteri audiunt intueri coguntur, nec avertere a miseriis cogitationem sinunt; VI. 4: quod in malis omnibus acerbius est widere quam audire; vgl. auch VII. 28 oder in Vatin. c. 11: ac nunc quidem C. Antonius hac una re miseriam suam consolatur, quod fratris filiam non in familia sed in carcere collocatam audire maluit quam videri; und dagegen wieder Att. VIII. 2: quasi inter- sit dla an le mm. 2 152 KARL FRIEDRICH HERMANN Unter diesen Umständen wird auch der einzige directe Widerspruch, welchen die Gegner wirklich zwischen unsern Briefen und einer andern Stelle Ciceros nachgewiesen haben, unser Urtheil um so weniger trüben können, als er selbst nur einen Mann betrifft, von welchem Drumann B. I, S. 23 geradezu urtheilt, dass Cicero ihn erhebe oder herabseize, je nachdem seine eigenen Absichten es erfoderten. Es ist diess Lepidus, hinsichtlich dessen Markland allerdings mit Recht bemerkt hat, dass die Äusserung ad Brut. II. 2 Zepidi tui necessarü, qui secundum fratrem affines habet quos oderit proximos, levitatem et inconstantiam animumque semper inimicum rei publicae jam credo tibi ex tuorum literis esse perspectum و‎ mit dem Lobe, welches derselbe Philipp. V. 14 erhält: semper ille populum Romanum liberum voluit u.s. w., in diametralem Gegensatze stehe 15); gleichwie es aber bei näherer Betrachtung der Umstände Niemanden zweifelhaft seyn kann, ob dieses Lob oder jener Tadel Ciceros wahrer Ansicht besser entspreche, so wird auch in letzterem kein grösserer Verdachisgrund liegen, als wenn derselbe Lepidus, dessen amplissima merita die fünfte Philippika feiert, und von dem es noch in der dreizehnten c. 4 heisst: zuwllius apud me auctoritas major est quam M. Lepidi, vel propter ipsius virtutem vel propter fa- miliae dignitatem, oder c. S: quis fortunatior Lepido? quis eodem sanior? schon mehre Jahre früher Att. IX. 9. 3 iste omnium turpissimus et sordi- dissimus genannt wird! In den Reden handelte es sich darum, den schwan— kenden und charakterlosen Pontifex maximus durch die letzten Reste von Ehrgefühl und Dankbarkeit an die Sache des Senats ی‎ 14); daher bedient sich Cicero dort derselben Politik, die er in den verwickelten Lagen seines Lebens mehrfach angewendet hat, dasjenige, was er von dem Andern wünscht, bereits als geschehen zu betrachten und zu verdanken 15), ohne 13) Remarks p. 164: into such an absurdity hath this author fallen by putting in unnecessarily ihe word semper here and overlooking it in that pas- sage of the Vth Plulippie; which is the more shamefull in him, because the Philippies are one of his chief magazines eic. 14) Drumann B. I, S. 284; vgl. ad Brut. I, 15, nos illum honore studuimus a furore revocare. 1 15) Non quo faceret sed ut faceret, wie es ad Att. II. 25 ausdrücklich heisst, wie ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 133 dass desshalb in Ausdrücken wie Philipp. V. 13: non enim solum datur propter spem- temporum reliquorum, sed pro amplissimis meritis redditur, das was ich oben seine staatsmännische ممع مسواع‎ nannte zu verkennen wäre; je mehr aber eine solche durch die Umstände gebotene Doppelzüngigkeit die Brust eines Mannes beengen musste, für welchen, wie Drumann B. VI, S. 28 mit Recht sagt, Reden und Sprechen Athmen war, desto weniger kann es auffallen, wenn er in einem vertrauten Briefe sich Luft macht und in noth- wendiger Gegenwirkung selbst in das entgegengesetzte Extrem fällt 16). Eine andere Frage ist es freilich, die Tunstall- aufwirft 17), ob Cicero ohne übernatürliche Sehergabe schon mehre Wochen vor dem Entsatze von Mutina von Lepidus in denselben Ausdrücken habe schreiben können, deren er sich nach dessen Ubergange zu Antonius in dem Briefe an Cassius Fam. XII. 8 bedient: scelus affinis tui Lepidi summamque levitatem et inconstantiam ex actis, quae ad te mitti certo scio, cognosse te arbitror; und ob schon damals ein Beweis des Hasses zwischen ihm und seinem Bruder Paullus vor- gelegen habe, der ja erst mehre Monate später aus des letzteren Theilnahme an Lepidus Achtung hervorgegangen sey 18); inzwischen lässt sich auch diese ganz zu Gunsten unserer Briefe beantworten, und damit zugleich ein weiterer Widerspruch erledigen, den man in dem vorliegenden Tadel des Lepidus mit er es aber auch gegen Atticus selbst 111. 15 in seinem ut facis unbedenklich zur Anwendung bringt. Auch die Rede pro Marcello dürfte des Vorwurfs un- gemessener Schmeichelei am Einfachsten durch die Annahme dieser Ironie ent- ledigt werden, dass Cicero eben die Rathschläge, welche er Cäsarn nicht in eigentlicher Form ertheilen kann, als bereits verwirklicht lobpriese, während der tiefer liegende Sinn des Ganzen vielmehr der wäre, dass Cäsar sich auf sein Kriegsglück nicht zu viel einbilden, sondern durch weisen Gebrauch des Friedens wahren Ruhm erstreben solle; vgl. schon Drumann B. VI, S. 271, dessen Vorwurf jedoch, dass Cicero sich dieser seiner Absicht kaum deutlich bewusst geworden sey, auf ihn selbst zurückfallen mag. 16) Ganz ähnlich ist z. B. der Fall mit seinem eigenen Neffen, den er auch Philipp. III. 7 öffentlich lobt, und nichts desto minder in den Briefen an Atticus bitter über seine Gesinnung klagt; vgl. Drumann B. VI, S. 760. 17) Epist. ad Middl. p. 229; Observ. p. 303. 18) Observ. p. 309, vgl. Markland- p. 165 fgg. Histor. Philol. Classe. III. U 154 KARL FRIEDRICH HERMANN den praeclaris literis finden könnte, von welchen es ad Brut. I. 12 heisst, dass er sie noch wenige Tage vor seinem Abfalle an den Senat geschickt habe 19). Dieses letztere Schreiben nämlich war unstreitig gleichzeitig und ähnlichen Inhalts mit dem Briefe vom 22sten Mai, den wir Fam. X. 34 lesen, wo Lepidus unter wiederholten Betheuerungen seiner Anhänglichkeit an Senat und Pflicht den Anschluss seiner Legaten Silanus und Culleo an Antonius desavouirt; wenn er es aber in diesem nämlichen Briefe ausdrücklich für nöthig hält, den falsis rumoribus zu begegnen, durch welche zonnulla se. indigna ab obtrectatoribus Cicero hinterbracht seyen, so ist schwer zu glau- ben, dass dieser bis zu dem Absagebriefe vom 30sten Mai (Fam. X. 35) gegen Lepidus zweideutiges Benehmen, das selbst Decimus Brutus schon am 29sten April fürchtete 20), so blind geblieben sey, wie es Tunstall nach einzelnen Äusserungen, zu welchen Cicero seine Gründe haben mochte, unter- stellt 21); und betrachten wir die erste Hälfte des April, in welcher unser Brief an Brutus geschrieben seyn muss, näher, so begegnet uns auch abge- sehn von allen sonst möglichen beunruhigenden Symptomen der Vermittelungs- versuch, den gerade damals Lepidus zu Antonius Gunsten gemacht hatte, auf den sich die dreizehnte Philippika bezieht, und über den Cicero nach dem- jenigen, was er Fam. X. 27 an Lepidus selbst schreibt, gegen seine Vertrau- ten und Parteigenossen gewiss nicht so glimpflich urtheilen konnte, als er sich in jener Rede den Schein geben muss. Was Lepidus als Genosse von Cäsars Herrschaft gegen die republicanische Partei gethan hatte, war unver- 19) Observ. p. 304, wo aber ganz übersehn ist, dass auch 1. 15 von der amentia levissimi hominis mit Rücksicht auf frühere Zeit spricht. 20) Fam. XI. 9: neque haec iccirco tibi scribo, quod te non eadem animad- vertere sciam, sed quod mihi persuasissimum est Lepidum recte facturum nunquam, si forte vobis de hoc dubium est. i 21) Observ. p. 303 fgg. Dass Cicero an den jungen Octavian (Nonius s. v. opinio) schreiben konnte: erat opinio bona de Planco, bona de Lepido , ist bei der Stimmung, in welcher er diesen erhalten musste, nicht zu verwundern; ganz anders urtheilt er von Lepidus schon im vorhergehenden September gegen Cas- sius Fam. XII, 2: nec est praeterea quod quicquam: exspectes; tuus enim necessarius affinitate nova delectatur; vgl. Drumann B. I, S. 86. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 133 gessen; gleichwohl haite er, wo nicht durch sein Benehmen an den Luper- calien, als Antonius Cäsarn das Diadem anbot, doch jedenfalls durch die Mitwirkung zur Rehabilitation des Sextus Pompejus einige Hoffnungen: erregt, auf welche dann insbesondere auch die Lobeserhebungen und Belohnungen der fünften Philippika begründet waren; wenn er diese nun wiederum kaum ein Vierteljahr später durch seine Verwendung für Antonius dergestalt täuschte, dass er Ciceros Gegnern im Senate die gefährlichsten Waffen in die Hand gab, so kann es uns wahrlich nicht Wunder nehmen, wenn Cicero in der gereizten Stimmung und Spannung, in welche ihn die Bedrängniss des Au- genblicks versetzt, schon damals von der Nichtswürdigkeit und Unzuverlässig- keit des Mannes spricht, die freilich später noch in viel grellerem Lichte hervortreten sollte, und weit entfernt, wie Markland eifert, seinen eigenen Worten untreu zu werden, spiegelt der Wechsel seines Urtheils nur Lepidus Untreue in klarem Bilde ab. Was aber dessen Verhältniss zu seinem Bruder Paullus und seinen Schwägern Brutus und Cassius betrifft, so gibt Markland selbst die Möglichkeit zu, dass die Spannung, von welcher Cicero hier spricht, schon aus früheren Zeiten herrührte, wie es denn überhaupt in der Natur der Sache liegt, dass die Abstimmung eines Bruders für den politischen Tod des Andern nicht das erste Zeichen wechselseitigen Hasses seyn konnte; und so spärlich auch unsere Quellen für die nähere Kenntniss solcher Einzelzustände fliessen, so trage ich doch kein Bedenken, bereits die Stelle Att. XIV. 8 aus dem Mai des vorhergehenden Jahres mit Drumann I, 5.9 so zu deuten, dass Lepidus Argwohn und Feindschaft gegen Cäsars Mörder verrathen und dadurch seinen Bruder eben so sehr, ja noch mehr als Cicero selbst ver- letzt habe. aa Wenn endlich Tunstall zwischen unserem zweiten Briefe und dem fünften des ersten Buchs den Widerspruch findet, dass Cicero dort- am 5ten Mai nichts von Cassius Streitkräften wisse, während er hier schon am 9ten April von Lentulus aus Kleinasien Berichte de Cassio, de legionibus, de Syria empfangen haben wolle 22), so kann ich diesen um nichts mehr be- gründet finden, als die bei den Haaren herbeigezogenen Anklagen gegen die 22) Observ. ۰ 273 fgg. 156 KARL FRIEDRICH HERMANN folgenden Briefe, dass Cicero II. 4 den gefangenen Antonius nur in Gewahr- sam zu halten rathe, während er im ersten Buche auf seinen Tod dringe 23), dass Brutus II. 5 Soldaten verlange, deren er doch nach Ciceros Ausserung 1.2 genug hatte 20), oder gar dass dieser II. 7 den Frieden als Bedingung der Freiheit selbst mit Waffengewalt erzwingen wolle, obgleich er nach J. 15 denselben nur auf verfassungsmässigem Wege zu erhalten gesucht habe 25)! Soll ich diese letzteren überall einer Widerlegung würdigen, so kann ich nur mit zwei Worten aufmerksam machen, dass für C. Antonius durch die immittelst erfolgte Ächtung seiner Partei ein neuer Gesichtspunct eingetreten war, dass, wenn Brutus auch nach Ciceros Angabe quinque legiones; opti- mum equitatum, maxima auæilia hatte, daraus doch weder folgte, dass seine Legionen vollzählig waren, noch dass diese für seine Zwecke ausreich- ten 26); endlich dass den beiden Stellen, welche Ciceros Wünsche und Thä- tigkeit nach Cäsars Ermordung im Widerspruche unter sich und mit der Geschichte darstellen sollen, bei unbefangener Betrachtung nur der eine Ge- danke zu Grunde liegt, auf den Cicero so oft zurückkommt, dass die Iden des März sich nicht hätten auf den einzigen Cäsar beschränken dürfen 27); 23) Observ. p. 280 — 284. 24) Das. p. 268. 25) Das. p. 203 und 216. 26) Vgl. Drumann B. VI, p. 127: “in Briefen an Atticus und an M. Cälius rühmte Cicero die Gesinnungen der Bundesgenossen und Provincialen als eine Folge seiner musterhaften Verwaltung; in dem Berichte an den Senat, der ihm Le- gionen schicken sollte, sagte er das Gegentheil”; und über Decimus Brutus das. B. I, S. 347: Brutus äussert sich über seine Streitkräfte sehr verschieden, je nachdem er seine Unthätigkeit entschuldigen oder seinen Eifer beurkunden und Cicero Muth einsprechen will.” Dass übrigens Brutus und Cassius Legionen auch später nicht vollzählig waren, sagt Appian. B. C. IV, 88. 27) Famil. X. 28: quam vellem ad illas pulcherrimas epulas me Idibus Martiis invitasses! reliquiarum nihil haberemus. XU.3: vestri enim pulcherrimi facti ille furiosus me principem dicit fuisse; utinam quidem fuissem! molestus nobis non esset. Xll. 4: nunc me reliquiae vestrae exercent, et quidem praeter ceteros me. Att. XIV. 14: sublato enim tyranno tyrannida manere video. XV.4: si haec ita manant ut videntur, me Idus Mar- ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN ۰ 157 aber auch hinsichtlich Cassius und der Nachrichten von seinem Heere wird Tunstalls Angriff dadurch nicht stärker, dass es zu seiner Abwehr einiger Worte mehr bedarf. Woran Tunstall Anstoss nimmt, ist nicht weniger als dreierlei, worunter ihm immer die eine Voraussetzung die andere umzustossen scheint: wenn Cicero am Sten Mai an Brutus I. 5 schreibt: de Cassii nostri oopiis nihil sciebamus, neque enim ab ipso ullae literae neque nunciabatur quicquam quod pro certo haberemus, so konnte er nicht am gien April von Lentulus, ja am Sten oder nach Middletons Lesart ad Brut. II. 4 am 11ten von Brutus selbst Nachrichten über Cassius erhalten haben; hatte er aber solche erhalten, so konnte er nicht am Sten Mai Brutus auffordern, Dolabella zu verfolgen, von welchem er wissen musste, dass Cassius ihm gegenüber stand; endlich begreift er nicht, wie Cicero jene mittelbaren Nach- richten über Cassius schon im April erhalten habe, da Cassius nach Fam. XII. 11. 12 erst am 7ten März seine Legionen übernahm, und der Brief, worin er dieses sofort an Cicero gemeldet hatte, selbst auf direetem Wege am sten Mai noch nicht in Rom gewesen seyn soll 28); alle diese Schlüsse beruhen jedoch auf so willkürlichen Voraussetzungen, dass man nur Ciceros Worte richtig zu verstehen braucht, um sie zu entkräften. Auf den ersten Punct hat schon Middleton zur Genüge geantwortet 29), dass die Unwis- senheit, in welcher sich Cicero hinsichtlich Cassius und seiner Streitkräfte tiae non delectant. Doch kann man noch hinzufügen, dass nach Ciceros Meinung selbst Cäsars Leichenbegängniss nöthigenfalls mit Gewalt hätte ver- hindert werden sollen, vgl. Ait. XIV. 10: meministine te clamare, causam periisse, si funere elatus esset u. s. w. 28) Observ. p. 275: how Cicero could in a leiter of May 5th press Brutus to pursue Dolabella, if he was then informed concerning Cassius’s forces; or how he could not be informed concerning them, if he had received Lentulus intelligence concerning Cassius’s legions on the 9th of April; and again, how. Cicero could at all receive. this intelligence from Len- tulus on the 9th of April, and the like intelligence of Brutus two days afterwards, when Cassius received the legions only on the 7th of March, and his first letters, immediately dispatched by several expresses, had not, as Cicero himself declares , arrived at Rome on the 5th of May? 29) Pref. Diss. P» xci. 158 | KARL FRIEDRICH HERMANN befand, zunächst auf dessen Operationen zu gehen scheinen, worüber Cicero ja selbst noch zu Anfang des Juli ohne sichere Kunde war (Fam. XII. 10: sine capite, sine auctore, rumore nuncio), oder wenn wir:auch Tunstall einräumen, dass es sich in unseren Briefen um mehr, um Cassius Streitkräfte überbaupt und ob er deren habe, handle, so ist das doch gerade ein Punct, worüber selbst die mittelbaren Nachrichten, welche Cicero von Lentulus und Brutus erhalten: hatte, ihm nicht authentisch genug erscheinen konnten, um darnach zu ermessen, ob Cassius auch stark genug sey, um Dolabella mit Erfolg die Spitze zu bieten und dessen Unternehmungen aus eigener Kraft zu vereiteln. Was Cicero allerdings von Lentulus erfahren konnte, war das Glück, mit welchem Cassius in den ersten Monaten des Jahres 43 in Syrien ſesten Fuss geſasst und die dort befindlichen römischen Streitkräfte unter seinem Banner vereinigt hatte 50), und auf dieses Gelingen bezieht sich auch was er an Brutus II. 4 schreibt: de Cassio laetor et rei publicae gratulor, mihi etiam, qui repugnante et irascente Pansa sententiam dixerim, ut Dolabellam bello Cassius persequeretur, letzteres in sofern, : als Ciceros Empfehlung des Cassius zu diesem Commando, wie sie in der um die Mitte des März gehaltenen eilſten Philippika vorliegt, durch jene vollendete That- sache ihre stärkste Rechtfertigung und Unterstützung erhielt; daraus folgt jedoch keineswegs, dass Cicero am 9ten April oder auch nur am Sten Mai schon von dem ganzen Umfange der Macht unterrichtet war, welche Cassius nach seinem eignen Briefe vom 7ten März (Fam. XII. 11) besass, und je unbedenklicher ich Tunstall einräume, dass letzterer Brief am Sten Mai noch nicht in Ciceros Händen gewesen seyn möge, desto erklärlicher finde ich es, dass dieser Brutus auffordert, den gemeinschaftlichen Gegner nicht Cas- sius allein zu überlassen, sondern si manum habeat, si castra, si ubi consistat uspiam Dolabella, ad ſidem et ad dignitatem ipsius pertinere eum: persequi. Mit dieser Unterstellung fällt dann aber zugleich auch der dritte Grund, den Tunstall aus der chronologischen Unmöglichkeit entnommen hat, dass Lentulus Depeschen aus Kleinasien um einen ganzen Monat früher als Cassius eigene Berichte über den nämlichen Gegenstand nach Rom ge- 30) Drumann B. II. S. 128. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 139 langt seyen; man braucht sich nur zu erinnern, dass Cassius die zwölf Legionen, welche er am 7ten März in seinen castris Taricheis vereinigte, nicht auf einmal, sondern nach und nach gewonnen hatte, um Lentulus Brief so weit zurückzurücken, als es nöthig ist, um den entsprechenden Zeitraum für die Uberfahrt nach Rom zu gewinnen; und nehmen wir insbesondere au, wogegen kein Wort bei Cicero spricht, dass derselbe in der ersten Freude geschrieben war, nachdem L. Murcus und Q. Crispus ihre Heere an Cassius übergeben hatten, aber noch ehe dieser auch die Legion des Bassus und die vier aus Agypten kommenden des Allienus an sich zog, so können wir ihn bequem aus der nächsten Zeit nach Trebonius Tode ableiten, dessen Kunde ja auch schon im Laufe des März nach Rom gelangt war 3). Noch geringfügiger ist endlich auch Marklands Tadel gegen unseren zweiten Brief, dass Cicero ein Schreiben von Lentulus am 9ten April erhalten haben wolle, während der Brief des letzteren, den wir Fam. XII. 14 besitzen, erst vom Iten Mai datirt sey 52); denn Lentulus konnte ja früher schon einen ge- schrieben haben, und wenn Markland eben dieses nach dem Inhalte des vorliegenden verneint, so kann man mindestens mit demselben Rechte das Gegentheil daraus herleiten: der Anfang wenigstens, aus welchem Markland schliesst, dass es Lentulus erster Brief an Cicero nach seiner Zusammenkunft mit Brutus sey, setzt diese Zusammenkunft dergestalt als bekannt voraus, dass er gerade auf einen früheren Bezug zu nehmen scheint, und selbst die jeden- falls verspätete Erwähnung, dass Ciceros Sohn damals bereits in die Wihter- quarliere abgegangen gewesen, findet ihren einfachsten Aufschluss darin, dass Cicero eben in jenem früheren Briefe ein Wort über seinen Sohn vermisst und sich nach ihm erkundigt haben mochte, Der einzige Punct des zweiten Briefes, in welchem wir Tunstall gegen Middleton Recht geben müssen, betrifft den Berishi des Plancus, hinsichtlich dessen dieser allerdings die bei- 31) Drumann B. 1, S. 269; II, S. 575. 32) Remarks p. 158 — 161, mit dem schönen ase this author often runs himself into, such improbable and dubious circumstances as to leave himself no room to escape but by a bare possibility; was kann man aber bei der gelegentlichen Andeutung eines Briefes mehr als den Beweis der mög- lichen Richtigkeit verlangen? 100 KARL FRIEDRICH HERMANN den, welche Cicero von Planeus vor dem 30sten März durch Furnius und hiernächst am 7ten April durch Varisidius erhielt, verwechselt hat 35); aber auch daraus folgt noch nicht, was jener behauptet, dass dasjenige, was in unserem Briefe über Planci animum in rem publicam egregium , legiones, auxilia, copias, und weiter über die denselben betreffende Senatsdebatte ge- sagt ist, von einem Fälscher aus den beiden genannten Berichten oder Ciceros Briefen darüber zusammengeschmolzen seyn müsse 34). Was wir über die- sen Gegenstand noch besitzen, ist der erste amtliche Bericht des Plancus durch Furnius (Fam. XII. 8), das Begleitungschreiben des zweiten an Cicero durch Varisidius (XII. 7), und Ciceros Antworten auf beide (XII. 10 und 12), aus deren zweiter allerdings hervorgeht, dass der zweitägige Streit mit Ser- vilius im Senate, dessen unser Brief gedenkt, erst eine Folge des jetzt ver- lorenen zweiten Berichtes war, welchen demnach Cicero hier gleichfalls be- rücksichtigen konnte und musste; wenn jedoch Tuns tall daraus folgert, der Fälscher habe den ersten Bericht durch Furnius, in welchem Plancus bereits von seiner Gesinnung und seinen Streitkräften geschrieben hatte, mit diesem zweiten identificirt, so übersieht er die doppelte Möglichkeit, dass auch in diesem zweiten von denselben Gegenständen die Rede seyn konnte, und dass nichts hinderte, auch Plancus ersten Bericht in Brutus Händen vorauszusetzen; und so bleibt, so weit ich sehe, auch für diesen Brief nicht der Schatten eines Grundes mehr übrig, wesshalb sein Inhalt oder seine Zeitbestimmung verdächtigt werden könnte. Auch. für die er Briefe. dieses Buche sind die Einwürfe, welche 33) Middleton p. Bae dagegen Tunstall Observ. p. 300 fgg. 34) Observ. p. 302: hence the Sophist was induced to jumble together the contents of both: those public letters, taking his account of Planecus’s legions, auxiliaries and forces from his first public letter still extant, and of his excellent affection to the republic, and of the warm debate occasioned in the Senate for two days successively, from the answer still extant, which Cicero gave to Plancus’s second public letter now lost; the Sophist therefore very pleasantly imagines, that: Brutus informed himself of real contents of two public letters, which were sent by Plancus, by having the copy of one of them sent him by his friends! ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 161 sich auf vermeinte Widersprüche Ciceros mit sich selbst gründeten, im Vor- hergehenden zur Genüge beseitigt; doch sind deren ausserdem noch andere übrig, die mir wenigstens dazu dienen werden, zugleich über Middletons chronologische Anordnung mein Urtheil abzugeben, und auf die ich daher etwas näher eingehen will, wenn auch ihre Bedeutung an sich nicht grösser als die der bisher beleuchteten erscheinen wird. Am kürzesten kaun ich über den siebenten Brief seyn, welchen Tunstall selbst p- 254 more historical than the preceding ones of the same book nennt, und dessen wenige Verdächtigungsgründe bereits von Schütz in ihrer Nichtigkeit aufgezeigt wor- den sind 35), obgleich auch dieser sein Gesammturtheil dergestalt unter das seiner Vorgänger gefangen gegeben hat, dass er nichts desto weniger seine Prolegomena ohne alle Begründung mit diesem Machtspruche schliesst: quae quum ita sint, etsi haec epistola non istis argumentis, quibus Tunstallus usus est, yoĝeias convinci potest, tota tamen ejus compositio prorsus a Ciceronis elegantia abhorret, ut eam ceteris falso sub Ciceronis nomine venditis annumerare. nulli dubitemus ! Oder sollen wir mit Markland daran Anstoss nehmen, dass Cicero zu Anfang schreibt, weil er vòraussetze, dass Brutus von den Seinigen bereits erfahren habe, welche Briefe unter seinem Namen im Senate vorgelesen seyen, so brauche er es ihm nicht mehr zu melden, und: doch nachher den ganzen Inhalt dieser nämlichen Briefe durchgeht 36)? Gewiss eben so wenig als an der andern Stelle: zu si kanc rationem probas, tuam sententiam defendam, non relinquam meam, für welche er selbst die beste Parallele aus den Briefen an Atticus VIL. 6 35) Opp: Cic. Vol. VIII, P. 3, p. uv fgg. Dass auch andere Gelehrte, wie Jani und Krause zu Vell. Paterc. II. 69, die einzelnen Berichte, deren dieser Brief „erwähnt, gleichfalls verwechselt haben, kann letzterem begreiflicherweise nicht präjudicirlich seyn; selbst Drumann sagt B. I, S. 263: “wären diese Briefe nicht unächt, so würde an einen andern Bericht aus der Zeit zu denken seyn, wo bereits nach Pansas Abgange der Prätor Cornutus dessen Stelle vertrat.” 36) Remarks p. 134: but see.the inconstancy of the man! for a little lower in this very letter, he gives Brutus a particular account, from the be- ginning to the end, of the whole affair- of the two letters, the omission of which he had just before so well excused!, Histor.-Philol. Classe III. A 4 162 KARL FRIEDRICH HERMANN beigebracht hat: quid tu igitur sensurus es? non idem quod dicturus; sen- tiam enim omnia. facienda esse, ne,armis decertelur, “dicam idem quod Pompejus; als ob Brutus den wahren und einfachen Siun jener Worte nicht eben so gut wie Markland, diese hätte verstehen sollen, ohne seinem Freunde die Albernheit zuzutrauen, welche der Gegner erst durch. seine Interpretation ihm untergeschoben hat 57). Was aber die Anfangsphrase betrifft, so be- durfte es überall keiner grossen Bekanntschaft mit Ciceros Denk- und Aus- drucksweise, um sie ganz eben so zu nehmen, wie die ähnliche an Lentulus Fam. I. 5P: hic quae agantur quaeque acta sint, ea te et literis: multorum et nunciis cognoscere- arbitror ; quae autem posita. sunt in conjectura, quaeque- mihi videntur fore, ea puto tibi a me scribi oportere; d. h. Cicero will, gerade wie er es auch Fam. II. 8 von Caelius verlangt, keine blosse Zeitungsnachrichten und Neuigkeiten melden, sondern Urtheile, zu deren Behufe er die Thatsachen als bekannt voraussetzt, ohne sich jedoch dadurch des Rechtes zu berauben, auch diese noch einmal in dem Lichte, wie sie ihm erscheinen, und in dem Zusammenhange, wie er sie mit Ver- gangenheit und Zukunft betrachtet, zu erwähnen 38), geschweige denn in dem vorliegenden Falle, wo diese bekannte und übliche Wendung selbst nur als eine Redensart gebraucht wird, um eine dringende Herzensergiessung daran zu knüpfen. Wahrlich, hätten Markland und Schütz auch nur 37) Das. p. 183: what he meant, seems to have been this: I will defend your opinion ‚(in public), but (in my private judgement) will not depart from my own; but he has unfortunately omitted the very words, which should have savd him from the absurdity ! 38) Ganz ähnlich sind auch die Briefe an Cornificius Fam. XII. 22 und 23 „ wo er zwar vorausschickt: ego autem acta ad te omnia arbitror perscribi a tuis, a me futura debes cognoscere, und gleichwohl fortfährt: oppressa omnia sunt nec habent ducem boni, nostrique Tvgavvortovor longe gentium ab- sunt — Pansa et sentit bene et loquitur fortiter, Hirtius noster tardius convalesċit, was doch wahrlich keine futura sind; ja nachdem er kurz vor- her gesagt hat: quorum quidem non est dliſſicilis conjectura, heisst es vier Zeilen später: quid futurum sit plane 7268670 — und gleichwohl ist es selbst einem Markland nie eingefallen an der Ächtheit dieses Briefs, geschweige denn der ganzen Sammlung zu zweifeln! ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 163 eine Ahnung von der staatsmännischen Feinheit und Geschmeidigkeit gehabt, mit welcher Cicero hier einem eigensinnigen, polternden, leicht verletzten, aber dabei unentbehrlichen Parteifreunde zugleich die Meinung sagt und einen höchst kitzlichen Vorschlag unter den Fuss gibt, sie hätten nicht nur diesen Brief unangetastet lassen, sondern schon um seinetwillen das ganze Buch für ciceronisch erklären müssen! Brutus hatte, wie schon in der vorigen Vor- lesung erwähnt ist, Antonius Bruder Cajus, der in Folge eines von jenem erzwungenen 8 Macedonien als Provinz zu übernehmen kam, S des grösseren Theiles seiner Truppen beraubt, und zuletzt um die Mitte des März in Apollonia zur Übergabe gezwungen 39); die freudige Aufregung und Spannung, in welche diese allmälig ankommenden Nachrich- ten die Hauptstadt versetzt hatten, schildert die zehnte und ۶ Philippika eben so wie es hier geschieht: dii immortales! qui ille nuncius; quae illae literae, quae laetitia senatus, guae alacritas civitatis erat! nihil unquam vidi tam omnium consensione laudatum, mit dem Zusätze: erat exspectatio reliquiarum Antonii, quem equitatu legionibusque magna ex parte spo- liures; und als nun auch diese Erwartung exitum optabilem habuit, ver- hinderte, wie Cicero sagt, nur die Verwirrung des inzwischen begonnenen Feldzugs gegen Mutina, dass dem Sieger, wie nach glücklicher Beendigung eines auswärtigen Kriegs, ein öffentliches Dankfest bewilligt worden wäre: man denke sich also die Uberraschung, als am 13ten April ein Eilbote nicht eine, sondern zwei Depeschen bringt, die eine kurze von Brutus, worin dieser die mildesten Gesinnungen gegen Antonius ausspricht, die andere von dem gefangenen Antonius selbst, der darin nicht nur auf amtlichem Fusse an den Senat berichtet, sondern sich sogar statt des einzigen Titels, der ihm selbst früher ده‎ Proprätor, den Proconsul beilegt 70)! Dass freilich 39) تام‎ 8. 526. 40) Darin liegt jedoch kein Grund die Richtigkeit der Thatsache zu bezweifeln, da auch gewesene Prätoren je nach der Wichtigkeit der von ihnen verwalteten Provinzen nicht selten Proconsuln hiessen; so selbst Marcius Crispus und Statius Murcus unter Cassius in Syrien Philipp. XI. 12, und viele andere Beispiele bei Soldan Quaest. de aliquot partibus Proconsulum et Propraetorum, Hanau 1831. 8, p. 39 fgg. und Drumann B. VI, S. 792. ۱ + 164 KARL FRIEDRICH HERMANN Brutus ihn Proconsul betitelt habe, woraus Tunstall p. 296 auch einen Verdächtigungsgrund entnimmt, hat Schütz bereits als grobes Missverständ- niss nachgewiesen; aber schon dass jener seinem Gefangenen einen solchen Bericht abzusenden gestattet, ja ihm seinen eigenen Eilboten dazu bewilligt halte, musste die ganze Kriegspartei höchlich befremden, und der Ausdruck dieses Befremdens ist nun unser Brief, in welchem Cicero gesteht, dass er und die Seinigen in ihrer Bestürzung kein anderes Mittel gefunden hätten, als Brutus Depesche für unächt zu erklären, und damit dem Freunde zugleich den versteckten Rath gibt, den begangenen Fehler, dessen Vorhalt den grösse- ren Theil des Briefes einnimmt, durch Bestätigung dieser Erklärung wieder gut zu machen. Denn dass die Depesche ächt war, unterliegt bei der schwachberzigen Politik, welche Brutus nach Plutarchs schon in der vorigen Vorlesung mitgetheilten Zeugnissen gegen Antonius befolgte, eben so wenig einem Zweifel, als dass Cicero dieses wusste, was sowohl aus der ganzen Haltung des Briefes als namentlich auch aus dem vorhin erwähnten Erbieten hervorgeht, selbst das von ihm gemissbilligte Verfahren, wenn Brutus nicht davon abstehen wolle, gegen ‚Dritte zu vertreten; so wenig er also diesem weitläufig zu sagen brauchte, was in dem fraglichen Berichte gestanden hatte, so schlecht würde es sich gleichwohl mit seinem fingirten Zweifel an der Unächtheit desselben vertragen haben, wenn er ohne nähere Molivirung sofort auf die Kritik des Inhalts eingegangen wäre, und dazu bedient er sich dann eben des obigen Mittelwegs, der übrigens auch an sich um so unverfäng- licher ist, als gewiss in ähnlichem Sinne auch schon von Labeo und Andern an Brutus geschrieben worden war: gälte es nur um eine Thatsache, so brauchte er nicht zu schreiben, da er voraussetzen dürfe, dass Brutus schon durch die Seinigen davon unterrichtet sey; da es sich aber hier de tota constitutione hujus belli handle, so könne auch er seine Meinung nicht zurückhalten u. s. w. ۱ ` Wenn nun aber der erste, zweite und siebente Brief nicht nur keinerlei Verdacht zulassen, sondern selbst positive Kennzeichen ciceronischer Diplo- matie an sich tragen, so wird es auch für die vier dazwischen liegenden starker Beweise bedürfen, um sie zu verdächtigen und nicht vielmehr unser Misstrauen anf ihre Gegner zurückfallen zu lassen, von deren Kurzsichtigkeit ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 165 und Übereilung wir hier bereits so schlagende Proben gesehen haben; und in der That fehlt es auch für jene nicht an ähnlichen verkehrten Unterstel- lungen, worauf sich Tunstalls sämmtliche Angriffe zurückführen lassen. Ein Hauptgrund, mit welchem er die Vermischung von Zeiten und Thatsachen in unserm zweiten Buche darthun will, ist, dass Brutus in dem nämlichen Briefe vom 1sten April Cicero von seinen Erfolgen in Macedonien und von dem Tode des Trebonius in Kenntniss gesetzt haben wolle, welche Ereignisse doch schon im Laufe des Februar in Rom bekannt gewesen seyen, und gleichzeitig Cassius Erfolge in Syrien und C. Antonius Gefangenschaft erwähne, welche doch um mehre Wochen oder sogar Monate später fielen 4); bei näherer Betrachtung aber beruhen diese Einwürfe einerseits auf einer ver- kehrten Zeitbestimmung der zehnten und eilften philippischen Rede, anderer- seits auf einer ganz willkürlichen Annahme über die Beziehung der einzelnen Briefe auf einander, worin bereits Manutius und nach ihm Middleton einen so sachgemässen und einfachen Weg eingeschlagen haben, dass alle Schwierigkeiten, die mit der gewöhnlichen Aufeinanderfolge allerdings ver- bunden sind, wegfallen 42). Wäre es freilich richtig, was Tunstall ohne Weiteres voraussetzt, dass das Fragment vom Isten April, welches gegen- wärtig als dritter Brief vor uns liegt, ursprünglich alles das enthalten habe, worauf Brutus im fünften Briefe Ciceros Antwort erwartet, so müsste es selbst dem, der jene beiden philippischen Reden, deren erste sich auf €. An- 41) Observ. p- 276—280: how Brutus could by the same express of the first of April acquaint Cicero with his successes in Macedonia and with the news of Trebonius’s death, when these two articles did indeed arrive at Rome about the same time, but the one give occasion to the speaking of the tenth, the other of the eleventh Philippic, in the preceding February ; und: kow Brutus could by one express of the first of April acquaint Cicero with the death of Trebonius and the successes of Cassius, when in reality the news of Trebonius arrived about the middle of February, and the news of Cassius did not arrive till after the beginning of May. 42) Das .م‎ 292 gegebene Versprechen, die Richtigkeit der überlieferten Anordnung upon a proper occasion gegen Manutius zu erweisen, hat Tunstall meines Wissens nicht erfüllt. 166 KARL FRIEDRICH HERMANN tonius Niederlage durch Brutus, die andere auf Trebonius Ermordung Babe Dolabella bezieht, nicht mit Tunstall in den Februar, sondern richtiger in den März setzt #3), -höchlich auffallen, dass Brutus esen Nachrichten so spät als Neuigkeiten berichtet hätte; diese Voraussetzung wird jedoch schon dadureh entkräftet, dass dasselbe Fragment eine andere Handlung Dolabellas so charakterisirt, dass bereits Trebonius Ermordung nicht mehr als seine grausamste That erscheine, woraus man deutlich sieht, dass letztere nicht selbst erst in diesem Briefe erzählt seyn, sondern auch von diesem bereits als bekannt angenommen werden konnte, und so scheinbar es auf den ersten Blick ist, dass unser vierter Brief den dritten und hiernächst der sechste den fünften beantworte, so finden sich doch auch in dem vierten solche Beziehungen auf den fünften, dass schon um desswillen der Brief, auf wel- chen letzterer Antwort erwartet, älter als der im vierten beantwortete dritte seyn müsste. Schon was Cicero im vierten schreibt: de Cassio laetor et rei publicae gratulor, geht offenbar auf die Stelle des fünften: Cassius noster Syriam, legiones Syriacas habet, ultro quidem a Murco et Marcio et ab exercitu ipso arcessitus, worüber wir oben bereits gesehen haben, ۳۹ 1 43) Vgl. Drumann B. I, 8.269 und Abeken Cicero in seinen Briefen, 1835. 8, 8. 408. Tunstalls Zeitbestimmung beruht, darauf, dass Cicero in der zwölften c. 10 sagt: Hannover so weit ich sehe, nur lisce: ego me viis committam; qui Terminalibus nuper in suburbium و‎ ut eodem die reverterer, ire non sum ausus; woraus er schliesst, dass, da die Terminalien auf den i9ten Februar fielen, sogar diese Rede und folglich noch viel mehr die eilfte noch im Laufe jenes Monats gehalten seyn müsse; wer sich aber des berühmten zuper id est paucis ante saeculis erinnert, wird diesen Schluss um so weniger gutheissen önnen, als selbst Trebonius Tod, auf den sich die eilfte Philippika bezieht, nach einleuchtender Rechnung erst im Februar erfolgt seyn kann (B. H, 8.575). Nur darf man auch andererseits wieder nicht mit Schütz (Opp. Cic. T. VIII, P. 2, p. 24) bis zum Anfang des April heruntersteigen, wo der Consul Pansa, der jene Senatsitzung noch hielt (Fam. XII. 7), nicht mehr in Rom war, vgl. Tunstall Observ. p. 289 und Drumann N 282; sollte das Missverständniss, welches in unserm 3ten Briefe vom 1sten April die Nachricht von Trebonius Tode enthalten glaubte, auf jenen falschen Ansatz eingewirkt . haben? ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 167 dass es keineswegs, wie Tunstall will, zu den Nachrichten gehörte, die selbst am Šten Mai noch nicht in Rom bekannt waren; noch deutlicher aber enthalten die gleichfalls bereits besprochenen Worte: quod me de Antonio consulis, quoad Bruti exitum cognorimus, custodiendum puto, die Ant- wort auf die Frage des fünften: quare quam primum fae me certiorem, quid tibi placeat; und wenn wir also gleichwohl sehn, wie der vierte eben so sehr dem dritten und hinwiederum dem fünften der sechste antwortet, so werden wir, weit entfernt zwischen jedes von diesen Paaren den ganzen Zeit- raum zu legen, dessen ein Brief von Macedonien nach Rom oder umgekehrt bedurfte, nicht eher zu der letzten Auskunft einer gedankenlosen Fälschung greifen dürfen, ehe wir alle Mittel der Auslegung und Kritik zu einer grösseren Annäherung derselben versucht haben. Warum sollen wir also den von Manutius bereits gefundenen Ausweg verschmähen, den fünften und dritten, auf der einen, den vierten und sechsten auf der andern Seite je zn einem Briefe zu verbinden, und auf solche Weise nicht allein jeden möglichen Verdacht gegen die Achtheit des Ganzen, sondern auch die wirkliche Zerstückelung zu beseitigen, in welcher diese Briefe jetzt als eben so viele Bruchstücke vor uns liegen, während ihre fast gänzliche Wiederherstellung nur eine höchst ein- fache Operation erheischt, die, wenn sie auch der Kritik des achtzehnten Jahrhunderts noch fremd und neu war, in unseren Tagen wiederholt und neuerdings selbst auf die Briefe Ciceros an Quintus mit dem glücklichsten Erfolge angewendet worden ist 44)? Mit einem Worte, es bedarf weiter nichts als der Annahme eines verkehrt eingehefteten Blattes, um Ordnung in dieses Chaos zu bringen und eine Chronologie herzustellen, die selbst die von Middleton übrig gelassenen Schwierigkeiten mit seinen eigenen Änderungen vollkommen verschmelzen wird. Was Middleton richtig eingesehen hat, ist, dass der unzusammenhängende Schluss des fünften Briefs: at in Asiam censeo persequendum ; nihil mihi videris hoc tempore melius acturus; nicht von Brutus an Cicero, sondern von diesem an jenen gerichtet seyn muss, und sich mit einer geringen Lücke an das Ende des vierten Briefes: 44) Mommsen über eine ی جه‎ im zweiten Buche der Briefe Ciceros ad Quintum fratrem, in der Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft 1844, N. 75. 168 KARL FRIEDRICH HERMANN sin eam semel cepit, mihi crede anschliesst, um diesen so mit dem sechsten zu einer Gesammtantwort auf Brutus Brief vom 1sten April zu verbinden; dass aber eben desshalb, weil beide so viele Puncie des fünften beantwor- ten, dieser seinerseits erst an dem dritten, welcher jenes Datum trägt, seinen wahren Schluss erhalte, und dass der Brief, welchen der Anfang des vierten als dem Scaptius übergeben erwähnt, aller WVahrscheinlichkeit nach unser zweiter ist, wesshalb er auch mit Recht dort a. d. III Id. Apr. stat FI hergestellt hat, weil ein Brief, der Begebenheiten des ten April erwähnt, nicht schon am Sten geschrieben seyn konnte; dass er inzwischen die Quelle, woraus alle diese Verschiebungen entstanden sind, eben so wenig wie sein Vorgänger Manutius geahnt hat, sieht man daraus, dass er die Anfangs- worte des dritten Briefs sed quo in ex quo verändert dem Ende des z wei- ten angehängt, und am Schlusse des sechsten prid. Id. April. beigefügt hat, was offenbar aus dem vacanten Datum des vierten Jd. April. gebildet ist, ohne dass man einsähe, wie diese vereinzelten Worte an eine ganz andere Stelle gerathen seyen, als wohin sie gerade nach Manutius und Middletons Umstellung, welche wir doch für die ursprüngliche Gestalt halten sollen, gehören würden. Denken wir uns hingegen die Sache so, dass das erste Blatt der Handschrift die beiden ersten Briefe bis zu den Worten magnum illud monstrum in re publica est, das zweite auf der Vorderseite den Rest des zweiten und den dritten bis hoc magis doleo Asiam, auf der Rückseite den Rest des dritten und den vierten bis mihi crede non erit ent- halten habe, dieses Blatt aber verkehrt eingeheftet und zugleich an seinem oberen Rande dergestalt beschädigt worden sey, dass je eine oder zwei Zeilen verloren gingen, so wird sich einerseits die erwähnte Umstellung ohne allen Zwang von selbst ergeben, und andererseits das vacanle Datum seine rechte Stelle vielmehr am Ende des zweiten Briefes erhalten, wo dann gar nichts im Wege steht, das erforderliche a. d. 777 vorher zu ergänzen, während der sechste nach seiner Verbindung mit dem vierten, der sein Datum mane prid. Id. Apr. im Contexte hat, einer besondern Schlussdatirung nicht mehr bedarf. Wohl kommt auch nach dieser Operation der zweite Brief, der nur um einen Tag älter als der vierte ist, vor den dritten des Brutus zu stehen, auf welchen dieser antwortet, und der demnach ganzer zehn Tage früher als ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 169 der zweite fällt; wenn jedoch eine so genaue cl l he Aufeinanderfol wie sie Middleton hier noch weiter durchführen ی‎ in den e Briefsammlungen überhaupt nicht beobachtet ist, so dürfte gerade hier der Umstand, dass der vierte Brief die Antwort auf den dritten ist, das unmit- telbare Vorausgehn des letztern hinlänglich rechtfertigen, während man auf der andern Seite nicht vorsichtig genug seyn kann, um nicht durch Verfol- gung solcher abstracter Principien die feinen Fäden zu zerreissen, an welche die Kritik bisweilen allein noch ihre Rückkehr zur ursprünglichen Textesgestalt anknüpfen kann; und für unsere Zwecke genügt es jedenfalls zu wissen, dass der zweite Brief von Cicero am Morgen des titen Aprils: geschrieben, am Abende desselben Tags der dritte und fünfte von Brutus nach eilftägiger Reise in seine Hände gelangt, und darauf am folgenden Morgen der vierte und sechste als Antwort abgegangen ist, um den leichisinnigen Angriffen unseres Gegners ein festes chronologisches Bollwerk entgegensetzen zu können. Denn was Tunstall noch sonst als Confusion rügt, hat er selbst erst durch seine Flüchtigkeit und Blindheit hereingelegt, die hier so gross ist, dass man selbst wenn er anderwärts mehr Recht hätte, sein eigenes Beispiel als Beweis gebrauchen könnte, dass ein Schriftsteller sich gröblich irren kann, ohne desshalb das Recht an seiner Autorschaft zu verlieren. Er geht so weit zu behaupten, die Nachricht von C. Antonius Gefangenschaft sei überhaupt erst nach dem Entsatze von Mutina in Rom eingetroffen 45), und beruft sich dafür sogar auf die dreizehnte Philippika, in welcher im Gegentheil die deut- lichste Bezugnahme auf jene Gefangenschaft vorkommt 46); er verwechselt die 45) Observ. p. 287: the suspected letters ee declare that Brutus’s second public letter was not recited. in the Senate till April 13th, and Dio, declares, that the letter of Brutus, which notified to the Senate the reduction of the whole province of Macedonia and the taking df C. Antony prisoner, did not -arrive at Rome till after tlie victory of Modena! Ersteres ist schon zu Note 35 beseitigt; Dio. aber XLVI. 22 enthält gar keine Zeitbestimmung, man müsste denn die Worte: &ıvyo» موم‎ únontog id و‎ 20% Kaioaga عععسميرة‎ dafür nehmen, die jedoch jedenfalls nur die subjective Motivirung in der Ansicht des Schriftstellers enthalten. 46) Das. ۰ 285: the fact likewise of Antony’s being Brutus’s prisoner is Histor.- Philol. Classe. III. 8 170 KARL FRIEDRICH HERMANN Depesche des Brutus, welche nach dem siebenten Briefe am 13len April an den Senat gelangte, mit dem Berichte über Antonius Ergebung, welche dort bereits in den Worten: ea quoque ſiabuit exitum: opiabilem, als bekannt dargestellt wird; und wenn er auch unter der Voraussetzung, dass der fünfte Brief geraume Leit nach dem dritten, also nach dem ersten April geschrie- ben sey, Recht hätte sich zu wundern, wie Brutus damals noch nicht von der am 20sten März erfolgten Abreise des Pansa zum Heere Kenntniss gehabt habe, so ist doch nicht nur jene Voraussetzung selbst, wie wir gesehen haben, ganz nichtig, sondern auch selbst die Spuren unhaltbar, in welchen er sowohl in dem fünften Briefe des Brutus als auch in Ciceros Antwort im sechsten Pausa als anwesend bezeichnet zu sehn glaubt 47). Für Brutus ist diese Frage ohnehin gleichgültig, insofern sein Brief unserer Vermuthung zufolge selbst erst am ersten April geschrieben war, wo er noch nicht zu wissen brauchte, was sich zu Rom am 20sten März begeben halte; aber ge- setzt auch er hätte dieses schon gewusst, so konnte er eben so gut, ja noch besser an Cicero schreiben, dass dieser ihm hinter Pansas Rücken eine An- zahl Soldaten von der neuen Aushebung zuwenden möge 78); und eben so dentradicted by ihe thirteenth Philippie, nor is it so much as distantly © hinted at by the last Philippie, which decrees honours to the victorious generals now. before Modena. Dagegen vgl. Drumann B. J, 5.526, wo das Gegentheil aus c. 15 und 16 mit Sicherheit nachgewiesen ist; denn wenn Cicero auf Antonius Vorwurf: Africam commisistis Faro bis capio, antwortet: hie cum Cajo fratre putat se litigare, so muss letzterer schon gefangen seyn; und noch deutlicher geht dieses aus dem Folgenden hervor: nec enim sine ` pecunia exercitum alere, nee sine exercitu fratrem tuum capere potuisset. 47) Observ. p. 289 fgg. | 48) Seltsam klingt freilich die Alternative: vel secreto consilio adversus Pansam vel actione in senatu, worüber Tunstall p. 373 sich so vernehmen lässt: now the Sophist seems to have thought, that the forces of the Republic could be destined to Brutus by a select juncto or privy council of Senators, as well as by the collective body of the Senate; which notion he probably derived from the practice of later politics; nach der Art inzwischen, wie Cicero damals, um Drumanns Ausdruck zu gebrauchen, als Privatmann den Staat bevormundete, kann auch ein solches Ansinnen nicht auffallen; vgl. Gesch. Roms B. I, S. 171. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 171 wenig leuchtet ein, wesshalb Cicero nicht auch von dem Abwesenden; den er ja doch hinlänglich kannte, und mit dem er in stetigem Verkehre blieb, schreiben konnte, dass er Brutus nicht nur keine von seinen Soldaten abtre- ten werde, sondern auch das ungern sehe, dass so viele Freiwillige zu Brutus gingen: quomodo equidem credo, quod his rebus, 'quae in Italia decer- nuntur, nullas copias nimis magnas esse arbitratur, quomodo autem multi suspicantur , quod ne te quidem nimis firmum esse velit; quod ego non suspicor. Was diese Freiwilligen betrifft, so ist das REN welches Tunstall auf den ironischen Zusatz quod ego non suspicor gebaut hat, schon oben entkräftet; seine übrigen sind: erstens dass es ganz in dem Styl eines Sophisten sey, Brutus einen Widerstand von Pansa befürchten und Ci- cero ihm darin Recht geben zu lassen 49); zweitens, dass Pansa; dem nach andern Ausserungen Ciceros die Soldaten in Menge zuströmten 50), keinen Grund gehabt habe, so ängstlich auf deren Erhaltung bedacht zu seyn; und drittens, dass auch Brutus, wenn ihm so viele Freiwillige zuliefen, mit ein wenig Bescheidenheit seine Bitte um Verstärkung habe unterdrücken müssen عت‎ Gründe, die wahrlich nur für den einer besondern Beleuchtung bedürfen, dem man überhaupt die Fähigkeit absprechen müsste, über einen politischen Schriftsteller oder sonstigen öffentlichen Charakter in einer leidenschaftlich be- wegten Zeit zu urtheilen. Eher könnte man sich noch den Einwurf gefallen lassen, welchen er bei einer frühern Gelegenheit andeutet, dass Brutus nicht habe die fünfte philippische Rede loben können, weil in dieser solche Aus- zeichnungen auf den jungen Cäsar gehäuft wurden, wie sie jener nach seinen später dargelegten Grundsätzen nimmermehr gebilligt haben würde 51); inzwi- schen gilt dieses Lob weder der fünften Rede allein, sondern eben so wohl der zehnten, für welche Brutus seinem Freunde zu besonderem Danke verpflich- tet war, noch beschäftigt sich jene Rede allein oder vorzugsweise mit jener f 49) Wörtlich nach p. 290: first this is exactly in the A of a Sophist, to make Brutus imagine that Pansa would give him opposition, and then to make Cicero tell him, that he had guessed right! 50) Philipp. VII. 8, VIII. 2; Fam. XI. 8 u. s. w. 51) Observ. p. 219. 2 172 KARL FRIEDRICH HERMANN Auszeichnung, hinsichtlich deren es in der Manier unserer Gegner gerade um- gekehrt als Verdachtsgrund gelten könnte, wenn Brutus schon damals in pro- phetischem Geiste alles das Übel vorausgesehn hätte, welches später aus jenen Schritten Ciceros entsprang; und in ahnlicher Art werden wir endlich auch dem letzten: Zweifel entgegentreten können, welchen Tunstall auf, den ver- meinten Widerspruch unserer Briefe mit der Angabe Plutarchs über die Entstehung des Namens der philippischen Reden selbst gegründet hat 52). Hier nämlich schreibt Brutus an Cicero, er habe "nichts dagegen, dass seine Reden gegen Antonius nach dem Muster der demosthenischen philippische genannt würden, wie Cicero selbst sie in einem seiner Briefe scherzweise bezeichnet habe, Plutarch aber, meint Tunstall, betrachte diese Aufschrift als eine ernstliche, durch welche Cicero seine Verehrung für Demosthenes beurkundet habe, und strafe dadurch nicht nur unsern Fälscher Lügen, son- dern gebe auch deutlich zu erkennen, dass ihm diese Briefe nicht bekannt ge- wesen seyen 55); als ob die Verehrung, um deren Beweis es Plutarch allein zu thun ist, nicht schon jenem Scherze selbst zum Grunde läge, und nicht beiderlei Nachrichten sich sehr gut so vereinigen liessen, dass Cicero die ersten dieser Reden zunächst scherzweise gleichsam zur Probe gegen einzelne seiner Freunde so bezeichnet, dann aber, als diese Bezeichnung Beifall gefunden, dieselbe, wie er es ja auch schon in seiner Antwort im vierten Briefe thut, förmlich auf alle Theile jener Sammlung angewendet habe 54). So viel über das z weite Buch, dem, wie wir früher sahen, die äussere Beglaubigung dergestalt abgeht, dass einiger Zweifel wegen seiner Unechtheit noch zu entschuldigen seyn würde; nachdem aber selbst dieses sich über alle Verdächtigung erhaben bewährt hat, welcher Angriffe wird es erst zur Er- schütterung des ersten bedürfen, dem sogar die Gegner nach Sprache und 52) Observ. p. 298. 53) Plutarch V. Cie. c. 24: cov Ok ول روم‎ uat 3 عون نإنده‎ ineivur, oig soh- ayov ۵۵۵ e Tov avdgog, nat ött negl ovs عوولتدمعووغ بلتم‎ TÖV dio Aöoywv cols xat ’Avycaviov Dılınnırovg Eneyoavev طون دنار‎ b. 54) Vgl. Garaton. ad Philipp. I: vides itaque Philippicarum nomen a joco ortumi esse, quod in serium vertit. ZUR RECHTFERTIGUNG: DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 173 Inhalt den Vorzug vor jenem einräumen, und das ausser seiner handschrift- lichen Verbindung mit den übrigen Sammlungen eiceronischer Briefe den un- unterbrochenen Besitzstand von achizehn Jahrhunderten und das mehrfache Zeugniss alter Schriftsteller selbst für sich hat? Freilich hat auch hier Tunstall den Beweis zu führen gesucht, dass Pluta reh trotz seines fleissi- gen Studiums der eiceronischen Briefe diese nicht gekannt haben könne, in- dem er Ciceros Andringen auf C. Antonius Tod, wofür hier die klarsten Be- lege vorliegen, aus blossem Hörensagen berichte 55); aber auch hier hat er entweder verkannt oder verschwiegen, dass nicht nur Plutarchs Worte aus- drücklich Ciceros Briefe au Brutus über diesen Gegenstand erwähnen 56), sondern auch das dis Pass, worauf seine ganze Argumentation beruht, min- destens eben so sehr auf die vielen äbrigen gehn kann, welchen der Schriftsteller dieselbe Handlungsweise beilegt; und so werden sich auch die einzelnen Ausstellungen, die er oder Markland gegen den sachlichen In- halt dieser Briefe gemacht haben, mit derselben; ja grösserer Leichtigkeit als die sprachlichen entweder ganz abweisen oder wenigstens mit viel einfacheren Mitteln der Kritik und Auslegung, als ein gänzliches Verdammungsurtheil ist, beseitigen lassen. Dass der erste Brief so gut wie gar nicht angefoch- ten, ja von Markland geradezu als ächt anerkannt worden ist, habe ich bereits früher gezeigt, und wende mich also sofort zu dem zweiten, der allerdings einige Anstösse enthält, ohne jedoch darum bei näherer Betrach- tung der Lage des Schreibenden und seiner Absicht, wie dieses theilweise auch schon in der vorigen Abhandlung gezeigt ist, des Schutzes verlustig zu wer- den, welchen ihm gerade die Auctorität ds Ammianus Marcellinus ver- leiht. Auf die nachlässige Ökonomie des Ganzen, an welcher Tunstall 55) Observ. p.299: and I will venture in my turn to say, that the subject of this real letter was such as to preserve the memory of the fact; but yet to increase the improbability of Plutarch’s knowing no otherwise than ` by mere report, that Cicero advised Brutus by letter to kill C. Antony, if the suspected letters upon that subject were then extant etc. 56) Plut. V. Brut. c. 26: ۵/20۶ dg aoiw diluv te nolluv aat Kınsguvos dno ‘Pune yoaportwyv nal nelevovıuv avaıgeiv x.t. J. 174 à KARL FRIEDRICH HERMANN gleichfalls mäkelt 57), kann ich mich ohnehin weder bei diesem noch bei ei- nem der folgenden Briefe weiter einlassen, als dass ich ein für allemal be- merke, wie es mit der geordneten Ideenassociation, in welche jener den Cha- rakter der eiceronischen Briefe setzt und die er hier vermisst, ein sehr schwan- kendes Ding ist, worauf Umstände und Stimmungen einen zu grossen Ein- fluss üben, als dass man daran die Foderung strengster Consequenz in allen Lagen und Altern des Lebens machen dürfte; aber auch der Hauptanstoss, der allerdings auf den ersten Blick dem ganzen Briefe den Stab zu brechen scheint, lässt sich meines Erachtens mit Leichtigkeit dadurch beseitigen, dass man in letzterem, wie er sich auch vorn herein zu erkennen gibt, ein Post- script sieht, dessen Charakter nicht nur ein Mangel an Ordnung doppelt und dreifach entschuldigt, sondern auch die Verwechselung erklärt, aus wel- cher die von den Gegnern so begierig ausgebeutete Verwirrung lediglich ent- sprungen zu seyn scheint. So viel hat nämlich Tunstall mit vollem Rechte gesehen, dass ein Brief, welcher Antonius Niederlage vor Mutina, den Durch- bruch des Decimus Brutus, den Sieg des republikanischen Heeres nicht allein erwähnt, sondern auch dem in Illyricum stehenden M. Brutus als bekannt vorauszuselzen scheint, nicht am 18ten oder wie andere lesen 20sten April ge- schrieben seyn kann, zu welcher Zeit jene Ereignisse kaum geschehen, geschweige denn nach Rom oder gar übers Meer gemeldet waren 58); und wenn Midd- leton; um dieses zu vermeiden, statt XIZ Kalend. Majas flugs einen Monat später Junias gesetzt hat, so können wir Tunstall bis auf Weiteres wenig- stens so viel einräumen, dass dieses eine ziemlich willkürliche und gewaltsame Änderung ist, die selbst durch sonstige Beispiele verschriebener Datirung in Ciceros Briefen nicht völlig gerechtfertigt wird 59); wie aber, wenn dieses verkehrte Datum gar nicht zu diesem zweiten, sondern zu dem vorhergehen- den ersten Briefe und mit jenem nur durch den leicht erklärlichen 57) Observ. p. 374 fgg., womit es übrigens seltsam contrastirt, wenn er diesem näm- lichen Briefe Epist. ad Middl. p- 245 eine diligentia minime Ciceroniana vorwirft! 58) Das. p. 242 fgg. ; 59) Das. p. 245 und 356. ZUR RECH UNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 175 Irrthum verbunden wäre, dass er eben als Postscript dasselbe Datum wie sein Hauptbrief tragen müsse? So gut wir sehen, dass Schütz sich durch die vor- ausgesetzte Zusammengehörigkeit des ersten und zweiten Briefs zu dem Schlusse hat verleiten lassen, dass auch jener trotz seiner eigenen Unanstössigkeit schon dadurch in die Verdammniss gezogen werde, dass sein Postseript falsch sey 60), eben so gut konnte ein früherer Abschreiber oder Redacteur unseres Textes veranlasst werden, den zweiten Brief so enge mit dem ersten zu ver- knüpfen, dass er nun auch das gemeinschaftliche Datum vom Ende des ersten an das des zweiten setzen zu müssen glaubte; ja die Vergleichung der nächsifol- genden Briefe, die alle datirt sind, lud von selbst dazu ein, und ehe uns daher nicht diese Möglichkeit mit schlagenden Gründen abgestritten ist, werden wir immer lieber zu ihr unsere Zuflucht nehmen, als uns den ganzen Brief um eines einzigen Datums willen aus der Hand reissen lassen. Denn dass Middleton den ersten Brief gar noch dem vorhergehenden Jahre zutheilt und in seiner chronologischen Anordnung selbst allen Briefen des zweiten Buchs voranstellt, ist bereits von Tunstall dergestalt widerlegt 61), dass wir uns dadurch eben so wenig wie durch seine völlig uumotivirte Einschaltung des achten und eilften Briefes zwischen den siebenten und ersten des zweiten Buchs abhalten lassen dürfen, eben die entscheidenden Ereignisse vor Mutina als Gränzscheide zwischen den Briefen beider Bücher zu betrachten; ob aber und zu welchem der erhaltenen Briefe unser zweiter nunmehr als Postscript gehöre, kann uns um so gleichgültiger seyn, als er jedenfalls seine Jeitbesimmung in sich trägt und es auch in unsern übrigen Sammlungen nicht 60) Prolegg. cit. p. xum: ztaque hanc epistolam suppositiciam esse facile patet, et si ponamus eam primae hujus libri appendicem, sive statim ea scripta et obsignata exaratam esse, illam quoque primam etsi alia vodeieg, indi- cia nulla sint, ab auctore secundae scriptam esse statuamus necesse est, ) Middleton glaubte eine Empfeblung für L. Clodius als tribunus. plebis de- signatus vor den Amtsantritt der Tribunen am 10ten December des vorigen Jahres 44 setzen zu müssen; dagegen bemerkt Tunstall Observ. p. 360 richtig, dass Cäsars Ernennungen auf zwei Jahre hinaus geschehen waren, und folglich Clodius eben so gut als Tribun wie Decimus Brutus und Munatius Plancus als Consuln für das Jahr 42 schon jetzt designirt seyn konnte. © — 176 KARL FRIEDRICH HERMANN an ähnlichen Beilagen fehlt, die gleichfalls den Charakter selbständiger Briefe haben 62). Wollte man annehmen, der erste Brief, wenn auch schon um den 18ten oder 20ten April geschrieben, sey durch irgend einen Zufall so lange liegen geblieben, bis die im Eingange des zweiten erwähnten Briefe von Bru- tus bei Cicero eintrafen, so könnte er allerdings auch noch zu jenem gehö- ren 63), sollen wir inzwischen unter den erhaltenen einen wählen, zu dem er passt, so würde ich den fünften vorziehen, dem jedenfalls der unserige eher nach- als vorhergeht, obgleich Tunstall unbegreiflicherweise glaubt, die superiores literae, auf die sich der fünfte Brief bezieht, könnten eben der zweite seyn 64), der den Sieg bei Mutina schon als entschieden kennt, e Mit denselben Worten, womit Lentulus bei Cicero Fam. XII. 15 seinem Berichte an den Senat einen unmittelbaren Anhang beifügt, fängt Plancus das. X. 15 einen besondern Brief an: his literis scriptis. quae postea accidissent 6 te ad rem publicam putavi pertinere; eben so Cicero selbst Att. V. 19: ob- signaram jam epistolam eam, quam puto te modo perlegisse, und VII. 6: obsignata jam epistola, quam de nocte daturus eram etc, 05) So betrachten Weiske, Schütz, und von Gruber de tempore atque serie episto- larum Ciceronis, Stralsund 1836. 4, p. 35 den erwähnten Brief des Plancus als Postscript zu X. 11, obgleich mehre Tage zwischen beiden lagen; und noch deutlicher schreibt Cicero an Atticus III. 22 theils aus Thessalonice, theils aus Dyrrhachium, obgleich hier Brief und Nachschrift zu einer einzigen Nummer verbunden sind. Observ. p. 248: for Cicero after reciting Brutus’s descriptive supposition of the victory, gives an ample approbation of his resolution to lead his - army into the Chersonese and not to suffer the authority of the Roman people to be insulted by the most wicked enemy Dolabella; now Cicero in a subsequent letter, dated May 5th, refers to his e of that same resolution as expressed to Brutus when Cicero had not heard the news of the victory .... can any reference be more plain than this to the letter still in being, which pretends to be written by Cicero only two days be- fore the news of the victory of Modena arrived at Rome? Also setzt Tunstall, um zu beweisen, dass das Datum keine Änderung zulasse, dasselbe im Widerspruche mit dem ganzen Inhalte des Briefes als richtig voraus, und begründet darauf die Beziehung des fünften auf den zweiten hinsichtlich eines [ez — — Rathes, der eben so deutlich schon im vierten des zweiten Buches ausgedrückt ist: ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN ۰ 177 während jene’ superiores literae den deutlichen Worten nach in die Zeit fallen, wo Antonius Gegner noch möglicherweise an eine Flucht nach Brutus: Lager denken mussten, und also vielmehr im Umfange unseres zweiten Buchs zu suchen sind. Höchstens könnte man noch fragen, ob, wenn Cicero dieses Postscript um den Sten oder 6ten Mai schrieb, Brutus, dessen Brief er beant- wortel, schon von allen den Details der Ereignisse vor Mutina unterrichtet seyn konnte, welche Cicero in den Worten berührt: tuum consilium vehe- menter laudo, quod non prius exercitum Apollonia Dyrrhachioque mo- visti, quam de Antonii fuga. audisti, Bruti eruptione, populi Romani victoria, oder, wenn dieses nur als mögliche Voraussetzung gelten sollte, wie sich damit die umständliche Aufzählung concreter Thatsachen vereinigen las- se, die, wie Tunstall mit Recht sagt, ohne übernatürlichen Scharfsinn bei Brutus nicht möglich war 65); aber auch hier hat derselbe in seinem Eifer den Indieativ übersehn, der uns gar nicht berechtigt jene Aufzählung in Brutus Mund zu legen, und halten wir diesen fest, so braucht überhaupt Brutus weiter nichts geschrieben zu haben, als dass er bisher Anstand genom- men habe Dolabella entgegen zu ziehen, bis er über die Erfolge“ in Italien be- ruhigt sey, was dann erst Cicero durch die ihm bekannten Einzelheiten oder- gestalt ausführt, dass er, indem er Brutus Weisheit zu loben scheint; ihm zugleich zu verstehen gibt, wie nunmehr alle Umstände Dolabellas längst em- pfohlene Verfolgung gestatten. Doch darauf kommt, wie gesagt, im Ganzen wenig an, da, sobald wir des lästigen Datums entledigt sind, nichts im Wege steht, den Brief so weit herunterzurücken, als sein sonstiger Inhalt es verlangt; die Frage bleibt also nur, ob dieser im Übrigen nichts enthalte was den Brief verdächtig zu machen geeignet sey; und nachdem ich hier schon in der vori- gen Vorlesung die beiden Schwierigkeiten der eruptio und der legio quarta, wie ich hoffe, genügend beseitigt habe, so wird sich der Rest mit wenigen Worten erledigen lassen. ۱ 65) Epist. ad Middl. p. 216; vgl. Observ. p. 234: but if a Sophist was the author of the contrivance, it is easy to conceive how he might make Brutus write what he himself had read of the several circumstances of an event, which in the plan of correspondence is supposed to be future. Histor.-Philol. Classe III. 178 KARL FRIEDRICH HERMANN Dahin gehört vor Allem der angebliche Widerspruch, welchen Tunstall eben rücksichtlich Dolabellas Verfolgung zwischen unserm sawohl als dem fünften Briefe und der eilften philippischen Rede findet, wo Cicero diese vielmehr an Cassius allein übertragen wolle, und weit entfernt: schon vor der Schlacht bei Mutina eine ähnliche Unternehmung von Brutus Seite zu begünstigen, vielmehr jeder Entfernung dieses letztern aus der Nähe Italiens entgegen sey 66); ich meine, was Cicero in jener Rede ausdrücklich sagt: quod si confecerit Brutus (nämlich die Gefangennehmung des C. Antonius) et in- tellexerit plus se rei publicae profuturum, si Dolabellam persequatur, quam si in Graecia maneat, aget ipse per sese, ut adhuc quoque fecit — nam et Brutus et Cassius multis jam in rebus ipse sibi senatus fuit — und gleich nachher: itaque si ad nos nihil referretur de Dolabella persequendo, tamen ego pro decreto putarem, quum essent tales ۵ auctoritate nobilitate viri, ist eben Sichts anderes als was er in unserm Briefe schreibt: in quo valde delector. me ante providisse ut tuum judicium liberum esset cum Dolabella belli gerendi, ohne dass man dabei an einen förmlichen Senatsbeschluss zu denken braucht, dessen es nach den. in jener Rede aufgestellten Grundsätzen zu Brutus Ermächtigung gar nicht bedurfte, während ein förmlicher Beschluss diesen gerade in seinem arbitrium gehin- dert haben würde. Was aber die Warnung am Schlusse des Briefs betrifft, die Cicero mit dem vollen Nachdrucke eines pythischen Orakelspruchs aufstellt: opprimemini, mihi crede, Brute, nisi proyideritis, so weiss man nicht, ob man sich hier mehr über die Willkür verwundern soll, mit welcher Tun- stall diesen Worten erst den Sinn unterlegt, den sie haben müssen, um von ihm bekämpft zu werden, oder über die Kurzsichtigkeit, mit der er sich in seinem Netze von Sophisterei fängt, indem er selbst zugibt, dass dem ächten Cicero eine solche Besorgniss wolil angestanden habe, und den Vorwurf der Inconsequenz, der den Verdacht begründen soll, nur dem Fälscher macht, der anderwärts so grosse Sicherheit zeige, dass eine derartige Besorgniss sei- nem Charakter gar nicht entspreche 67). Nach Marklandischer Logik würde 66) Epist. ad Middl. p. 219 fgg. Observ. p. 253 fgg. 67) Epist. ad Middl. p. 248: de Octaviano denique, etiam si ve ru è Cicero, ut ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 179 man darauf geradezu den Schluss bauen können, dass wenn ein nachweisli- cher Widerspruch den vorgegebenen Ursprung eines Werkes verdächtigt, eben desshalb wenigstens dieser Brief nicht von dem Fälscher herrühren dürfe; und auch abgesehen davon wäre es doch die höchste Unbilligkeit, eine Stelle, von welcher der Gegner selbst einräumt, dass sie von Cicero geschrieben seyn könne, gerade darum zu verdächtigen, weil andere nicht mit ihr übereinstim- men, statt den Prüfstein der Kritik vielmehr gegen diese andern zu richten und zu versuchen, ob diese durch den Widerspruch mit der unserigen zweifelhaft werden. Näher betrachtet ist inzwischen dieser ganze Streit ohne Gegenstand, indem jene andern Stellen eine ganz verschiedene Beziehung haben, die T un- stall, wie gesagt, vollkommen willkürlich auch der unserigen untergeschoben bat. Er rechnet sie zu den eingetroffenen Weissagungen, deren er überhaupt in unsern Briefen viele finden will, und die er eben desshalb wenigstens zum grösseren Theile als Beweise betrachtet, dass dieselben erst nach erfolgter. Er- füllung geschrieben seyen; aber ohne uns hier noch auf diesen Punct einzu- lassen, fragen wir ganz einfach, was uns denn zwinge, jene Worte auf Bru- tus endliches Schieksal durch Octavian zu beziehen, von welchem im ganzen Zusammenhange gar keine Rede ist? Weil Brutus und Cassius später von Octavian besiegt worden sind, muss desshalb jeder, der sie früher einmal zur Vorsicht und Wachsamkeit ermahnt hat, an jenen gedacht und ihre Nieder- lage durch jenen mit prophetischem Geiste vorausgeschen haben? Liegt es nicht ungleich näher, an die Reste der eäsarischen Partei im Osten selbst, an Dolabella, ja an C. Antonius zu denken, den Cicero auch noch als Ge- fangenen für gefährlich zu halten nicht aufhörte? und führt nicht das Wort opprimemini geradezu darauf, dass Brutus und Cassius ihren Feinden zuvor- oo diximus, long e ante pug ham Mutinensem saepe. multumque meluisset; alendum nihilo minus eundem in Antonium judicasset; fietus tamen ex istius pugnae exitu formidines statim omnes suas primum suscepit; vgl. Observ. p.354: but though the true Cicero might hence form an as- sured conjecture of danger to Brutus and of a turn of affairs at Rome, yet I again declare it incredible, that the suspected Cicero should do it, consistently with the principles, which he expresses in the whole course of these letters. 22 180 KARL FRIEDRICH HERMANN kommen, sich in Avantage gegen sie setzen sollen, damit dieselben ihnen nicht das Prävenire spielen? Denn das ist eben insbesondere opprimi, was von einer Niederlage im offenen Felde mit gleicher Heeresmacht Stirn gegen Stirn, wie sie jene bei Philippi erlitten, vielleicht gar nicht einmal gesagt werden kann, nicht schlechthin überwunden, sondern entweder von der Ubermacht erdrückt, oder wie hier, wo es dem propidere entgegensteht, in Sorglosigkeit und Leicht- sinn oder Zögerung überrascht, überrumpelt werden, wobei Cicero gewiss mehr an Dolabellas drohende Unternehmungen in der Gegenwart als an Octavians mögliche Absichten für die Zukunft dachte; und so hätten wir also hier nicht einmal eine in Erfüllung gegangene Prophezeiung, sondern eine einfache Warnung, die bald nachher durch Cassius Sieg über Dolabella wenigstens ihrer nächsten Veranlassung nach überflüssig ward. Ubrigens steht es auch mit den wirklich erfüllten Weissagungen, oder richtiger ausgedrückt, mit den Äusserungen; welchen später eingetretene Ereignisse entsprachen; bei weitem nicht so wie nicht nur Tunstall, sondern auch Orelli es zu neh- men scheint, dessen früher er-wähnter Ansatz, dass diese Briefe nicht vor 740 u. c. verfasst seyen, auf keinem andern Grunde zu beruhen scheint, als dass eben die Erfüllungen, die der Fälscher berücksichtigt habe, nicht früher erfolgten; und da wir diesen Punct einmal berührt haben, so wird er auch am Besten hier sogleich ganz erledigt werden, zumal da er auch bei Tuni stall ein eigenes Capitel bildet 63). Nur einen Punct hat er schon früher ausführlich unter diesem Gesichtspuncte behandelt, die Befürchtungen; welche Brutus im vierten Briefe des ersten Buchs wegen möglicher Ansprüche des jungen Octavian auf das erledigte Consulat ausdrückt 69), und wovon er wie- derholt behauptet, dass so bald nach der Schlacht bei Mutina kein vernünfti- ger Mann, höchstens mit Ausnahme des einzigen Cicero, sie habe unterhalten können 70); die übrigen sammelt er erst am Schlusse seiner Rechtfertigung 68) Observ. p. 338 fgg. 69) Das. p. 233 fgg. ; 70) Epist. ad Middl: p. 213; vgl. Observ. p. 347: the apprehenrsion of Octavius s resolution to seize the Consulship immediately after the battle of Modena, could not be entertained by Brutus, nor in fact was-entertained by any ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 181 gegen Middleton zur Begründung des doppelten Vorwurfs, dass sie in der Regel nur Zufälligkeiten betreffen, welche keine menschliche Weisheit ‘habe voraus wissen können 71), und dass Brutus mindestens eben so allwissend als Cicero selbst erscheine 72), womit er namentlich der Einwendung seines Gegners begegnet, welche dieser aus der von dem Alterthume selbst anet- kannten und vielfach gerühmten Divinationsgabe Ciceros hergenommen hatte 73), Betrachten wir jedoch die Beispiele, welche T unstall als Prophezeiungen aus dem Erfolge aufführt, so werden Wir bald inne werden, dass es zu ihrer Rechtfertigung. nicht einmal des Zurückgeheus auf eine besondere slaatsmänni⸗ sche Sehergabe bedarf, sondern der angebliche Zusammenhang des Erfolgs mit der Weissagung in den meisten Fällen erst von Tunstall hereingetragen oder die letztere wenigstens so beschaffen ist, dass sie auch ohne alle Rück sicht auf die mögliche Uebereinstimmung mit der Zukunft in den Umständen der Gegenwart ihre volle und genügende Begründung findet. Oder lag es 2. B., um sogleich den obigen Fall, auf welchen Tunstall so grosses Ge- wicht legt, ins Auge zu fassen, nach dem Tode der beiden Consuln nicht jedem Staatsmanne ganz nahe, zu fragen, in wessen Hände nunmehr diese unter den damaligen Umständen doppelt bedeutende Würde kommen werde? und musste sich nicht von selbst der Gedanke aufdrängen, dass der Erbe ihrer Streitkräfte, dessen hochstrebender Geist sich bereits hinlänglich darge- man of sense, except by Cicero himself, who had long before cher to him: perhaps the very first thought f this measure. : 71) Das. p. 342: a divination founded on the general maxims of civil pru- dence and a judicious observation of a long series of events, could not extend to the actions of private persons, Ce PRE و‎ Saal or the : wasualties of war. 72 Das. p. 344: but if the presages Cicerbs genitinè letters were their de stinguishing character, to complete the parallel between the genuine and suspected letters we must shew that the same spirit of prophecy was communicated by Cicero, to his familiar eorrespondents, that discovers itself in Brutus and therefore in greater plenitude than it was „ by Cicero himself. 73) Vgl. Cicero selbst Fam. VI. 6: dann Cornel. V. Attici c. 16, und mehr bei Harscher de divinatione Ciceronis, Marb. 1710. 8, und Drumann B. VI, S. 537 fgg. 182 KARL FRIEDRICH HERMANN legt hatte, die ausserordentlichen Vergünstigungen, welche ihm schon zu An- fange des Jahres durch Ciceros fünfte Philippika zu Theile geworden waren, selbst bis zur sofortigen Bewerbung um das Consulat ausdehnen könne? Auch zugegeben, was Tunstall gegen Middleton bemerkt, dass Brutus, als er seinen Brief am 15ten Mai schrieb, Ciceros Nachrichten vom Ausgange der Schlacht erst seit vierundzwanzig Stunden gehabt hätte 7%), so waren dieses doch gewiss weder die einzigen Nachrichten, die er empfangen hatte, noch gehörte ein Übermaass von Scharfsinn dazu, um selbst binnen einer Stunde auf solche Vermuthungen zu fallen; und so richtig es ist, dass an Octavians Verbindung mit Antonius, der er später die Verwirklichung seines Wunsches verdankte, damals noch nicht zu denken war, so bedurfte es doch für ihn selbst nicht erst dieser Verbindung, um jenen Wunsch zu hegen; wie gross die allgemeine Spannung in dieser Hinsicht war, zeigen nicht nur die ungereimten Gerüchte, die sich schon vor der ersten Siegesnachricht sogar über Cicero verbreitet hatten 75), sondern auch die Äusserung des Decimus Brutus in seinem Briefe an Cicero vom Sten Mai, die Middleton gewiss nicht ohne Grund auf Octavians geheime Absichten bezieht 76), und wenn Tunstall dagegen vermuthet, Decimus Brutus selbst und Plancus, die de- signirten Consuln des nächsten Jahres, hätten sich auf das Einrücken in die erledigten Stellen Rechnung gemacht 77), so würde sicherlich kein Römer 74) Observ. p. 231: the Consuls might have been dead only about a day with regard to Brutus, who expressly answers to Cicero’s first advices of the victory obtained before Modena, and was informed by them that Octavius was in full Pursuit of Antony. 75) Philipp. XIV. 6: scitis enim per hos dies celeberrimum fuisse sermonem, me pridie Vinalia, qui dies hodie est, cum fascibus descensurum; um wie viel leichter konnte nicht nach dem Tode der Consuln das Gerücht ent- stehen, das Brutus in unserm Briefe erwähnt: his literis scriptis te consulem factum audivimus 2 : 76) Famil. XI. 10: primum omnium quantam perturbationem rerum urbana- rum. aſſerat obitus consulum quantamque cupiditatem hominibus injiciat vacuitas, non te fugit. 77) Observ. p. 234: is not this intimation enough to a man of affairs, that Decimus himself was making an attempt upon the vacant Consulship, ` ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 183 die Gewissheit eines vollen Amtsjahres der Hoffnung eines verstümmelten und die Ehre der Eponymie dem trüben Glanze einer Stellvertretung geopfert haben 78). Eben so wenig aber wie zu jener Befürchtung, bedurfte es einer besonderen prophetischen Gabe, um Brutus an die Möglichkeit denken zu lassen, dass Lepidus der Sache des Senats entsagen und mit seinem ehemali- gen Parteifreunde Antonius in erneuerte Verbindung treten könne, für welchen Fall er im dreizehnten Briefe vom ersten Juli Ciceros Rücksichten für dessen Kinder, seine Neffen, in Anspruch nimmt 79); ja da Lepidus Abfall schon am 29sten Mai erklärt war, so konnte er damals schon sichere Kunde davon haben, die er nur, weil er es selbst nicht glauben mag, als Gerücht und Argwohn seiner Umgebung darstellt; oder wenn hierin der Vorwurf liegen soll, dass Brutus bei der lebhaften Correspondenz zwischen ihm und Cicero nach einem vollen Monate den Abfall noch als Gerücht darstelle 80), so wider- spricht sich Tunstall selbst, wenn er gleichwohl verlangt, dass Brutus mit being already Consul elect for the following year? Vgl. p. 327: and we find in fact too, that an election of Consuls was going to be made, and that D. Brutus and L. Plancus exspected to be elected into the vacant places of Pansa and Hirtius! = Noch übereilter freilich ist der Schluss, den er für Plancus auf dessen Worte Fam. X. 21 baut: tantum te rogo, in Hirtii locum me subdas, als ob Cicero das erledigte Consulat zu vergeben gehabt hätte! Wäre irgend von einem Amte die Rede, so müsste das Augurat gemeint seyn, in welchem Hirtius und Pansa Ciceros Collegen gewesen waren; vgl. Fam. XII. 25. 6; im Zusammenhange aber heisst die Stelle so: in Hirtii locum me subdas et ad tuum amorem et ad meam observantiam ! 79) Observ. p.345: Brutus, the very day after Lepidus was actually adjudged an enemy, begins to suspect, that he may desert the Republic, and offers a conditional but unmanly supplication in behalf of his own nephews, Lepidus’s children. 58 Ebendaselbst not. 1: and consequently he had deserted the Republic more than a month before Brutus had heard of it; which supposition, con- sidering the quick passage of letters between these two correspondents, is utterly incredible! Dass ohnehin Brutus Correspondenz mit Cicero in dieser Zeit nicht so lebhaft war, zeigt des letztern Brief au Decimus vom 18ten Juni Fam. XI. 25: de Bruto autem nihil adhuc certi. 184 KARL FRIEDRICH HERMANN seiner Fürbitte bis zur vollen Bestätigung der That und ihrer voraussicht lichen Folgen hätte warten sollen! Über andere Dinge, in welchen auch nicht einmal die Spur einer Voraussicht zu entdecken ist, will ich nicht weilläuſiger seyn, als sie von Tunstall selbst angedeutet sind 81): wenn Brutus Reeruten wünscht, von welchen Cicero antwortet, dass Pansa sie ihm nicht ablassen werde; wenn er schreibt: nisi praetorum comitia habituri essent consules, nachdem Cicero in einem früheren Briefe einen langen Auf- schub der Wahlen befürchtet hat; wenn er zur nämlichen Zeit, wo Cicero für seinen Sohn das Pontificat sollieitirt, sich für Bibulus Aufnahme in das Augurat verwendet, oder seine Besorgniss wegen des Gesundheitszustandes seiner entfernten Frau sich mit Ciceros Beileidsbezeugung zu deren Tode kreuzt 82), worin gerade das Gegentheil einer Sehergabe liegt; doch selbst in der einzigen Stelle, die wirklich eine Art prophetischen Geistes athmet, ist nichts enthalten, was nicht in dem ganzen Zusammenhange so nothwendig begründet wäre, dass es zumal bei der doppelten Auslegung, die die Worte leiden, auch ohne die Erfüllung als bekannt yoranszuselzen, hinreichend ver- standen werden kann. Brutus erwidert im sechzehnten Briefe die Vor- würfe, welche ihm Cicero früher theils wegen der Verschonung des M. An- tonius an den Iden des März, theils wegen seiner Gelindigkeit gegen C. An- tonius gemacht hatte, mit ähnlichen Recriminationen wegen seiner maasslosen Begünstigung des jungen Octavian, und stellt ihm vor, wie dadurch nur der Zwingherr gewechselt, nicht die Zwingberrschaft selbst ausgelilgt, zwar eine mildere, aber desto zähere Form derselben begründet sey: kann ein Consular wie du, sagt er, der gegen andere Hochverräther so kräftig aufgetreten ist, 81) Das. p.346: Brutus again suspects that Pansa would not send him any of his recruits, which Cicero. regularly relates; foresees, that the Consuls would not hold the elections at the regular time, which, Cicero tells him, will be attended with long delay; and recommends Bibulus for Ciceros nomination into one of the. priesthoods at the time that Cicero is recommending his son to be coopted into Brutus’s pontifical „college! 82 Das. p. 345: Brutus is a concerning Porcia’s health about the time that Cicero is writing a consolation on her death + ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 185 im Angesichte seiner früheren Thaten solehe Ansprüche ertragen? und hieran knüpft sich nun die Parenthese: quibus oppressis vereor ne in brebe tem- pus dilata sit abs te pernicies, worin Tunstall nichts Geringeres als eine umständliche Voraussagung des gewaltsamen Todes erblickt, den Cicero so bald nach dem vermeinten Siege über Antonius zu erleiden gehabt habe 85). Ich will nicht einmal erwähnen, dass tantorum scelerum vindex selbst eine Erinnerung an die catilinarische Verschwörung enthalten könne; aber auch zugegeben, dass es auf die jüngste Begebenheit gehe, so braucht man per- nicies ja gar nicht auf Ciceros persönliches Schicksal zu beziehen, sondern abs te nur in der einfachsten Bedeutung für das Subject der Thätigkeit zu nehmen, um den Sinn zu erhalten: ich fürchte, dass, so viel an dir liegt, mit aller deiner Thätigkeit gegen Antonius nur eine kurze Frist für das öffentliche Wohl gewonnen sey, worin wiederum schlechterdings keine ausser- ordentliche Sehergabe, sondern die einfache Warnung enthalten, keine solehen Schritte zu thun, durch welche Ciceros Verdienste nur einen vorübergehenden und unfruchtbaren Charakter annehmen würden. Und was sollen wir erst dazu sagen, wenn Tunstall als Beweise von Ciceros eigener Divination in unseren Briefen anführt, dass er um die nämliche Zeit, wo Brutus die vorhin bereits erwähnte Fürbitte für seinen Neffen an ihn richtet, aus freien Stücken sein Verfahren gegen Lepidus und dessen Familie rechtfertigt 84), oder C. Antonius so lange gefangen zu halten räth, bis D. Brutus aus Mutina befreit sey, dessen Proseription später zu Antonius Ermordung Anlass gab 86), 88) Das. p. 344: yet Brutus is more laudably circumstancial in predicting, ‘that it would not be a natural death but an instant one, and eben after his great enemy Antony was quite subdued! 84) Das. p. 345: Cicero, before the arribal of Brutus’s express, apologizes for nis severity with regard to Lepidus’s children, under an apprehensive of Brutus being dissatisfied with so necessary a measure; and had written to him concerning Lepiduss levity near three months: before Brutus intimated the least PEE about him! 85) Das. p. 343: when Antony was’ to fall à sacrifice to tlie manes of D. Brutus several months after! Cicero dagegen schreibt 11: 4: quoad Bruti exitum cognorimüs, eustodiendum puto, d.h. wenn Brutus frei seyn wird, kann man ihn auch frei lassen! Histor.- Philol. Classe. III. Aa 156 KARL FRIEDRICH HERMANN oder gar unterstellt, dass Ciceros Wunsch, seinen Sohn zum Pontificate be- fördert zu sehen, von dem Fälscher nur daraus abgeleitet sey, dass derselbe später von Octavian ein Priesterthum erhielt 86). Solche Söphistereien \schlar gen sich selbst und die Sache, welcher sie dienen sollen, und sind überall nur desshalb besonders von uns erwähnt worden, um dem urtheilsfähigen Leser, wo möglich, auch keinen Schatten der Ausstellungen vorzuenthalten, die gegen unsere Briefe gerichtet worden sind; da aber damit die Reihe der Prophezeiungen aus dem Erfolge, die in Tunstalls Angriffe eine so grosse Rolle spielen, geschlossen ist, so bleibt nichts mehr übrig, als die sonstigen Vorwürfe gegen die folgenden Briefe dieses Buchs, deren jedoch verhältniss- mässig noch viel wenigere sind, auf ähnliche Art im Einzelnen weiter durch- zugehen. Hi Gegen den dritten Brief beschränkt sich der wesentlichste Einwurf wieder auf das Datum, X Kal. Majas, das wir aber hier um so weniger Bedenken tragen dürfen, nach dem Bedürfniss der chronologischen Folge der Begebenheiten zu ändern, als es sich dabei nicht um den Monat, sondern lediglich um den Tag handelt, dessen Zahl so ausserordentlich leicht ver- schrieben werden konnte.. S0 viel steht allerdings fest, dass dieser Brief nicht eher geschrieben seyn kann, als die Nachricht von der zweiten ent- scheidenden Schlacht vor Mutina. und dem Tode beider Consuln in Rom an- gelangt war, und doch auf der andern Seite wieder zeitig genug geschrieben seyn muss, um von Brutus im vierten Briefe unter dem 15ten Mai beant- 86) Epist. ad Middl. p. 245: non sine causa videor suspicari nostrum und de scribendi sumsisse ex eo, quod illum postea ab Augusto sacerdotem Jactum esse ex historia comperisset! Noch auffallender wäre übrigens diese seltsame Zusammenstellung, wenn es gewiss wäre, dass der Sohn überhaupt nicht einmal Pontifex, wie es sein Vater hier beabsichtigt, sondern Augur geworden wäre, wie es in der lateinischen Übersetzung des Appian IV. 51 und bei Drumann B. VI, S. 718 heisst; doch sagt Appian nur: lege te 09 عردم نوك‎ , woraus man zwar nicht mit Vallambert (M. Tullii Ciceronis filii vita ed. Fabricius, Hamb, 1729, 8, S. 65) einen Pontifex maximus, aber doch einen Pontifex machen kann, ohne dass freilich auch darin irgend ein Zusam- menhang mit Ciceros obigem Wunsche läge. ۱ ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 187 wortet werden zu können; das verträgt sich aber selbst mit Tunstalls Be- rechnung sehr gut, nach welcher die zweite Schlacht sechs Tage nach der ersten, deren Datum auf den 15ten April feststeht, vorgefallen und fünf Tage für den Weg von Mutina nach Rom nöthig gewesen seyn sollen 87), wornach noch immer vier oder fünf Tage des April für unsern Brief übrig blieben, um ihn dann etwa in vierzehn Tagen in Brutus illyrisches Lager gelangen zu lassen. Nach der Berechnung des neuesten Geschichtschreibers dieser Zeit fiele freilich die zweite Schlacht und Hirtius Tod selbst erst auf den 27sten April 88); sein ganzer Schluss beruht jedoch darauf, dass Decimus Brutus unter dem 29sten April aus Reggio schreibt, was etwa vier deutsche Meilen von Modena entfernt liegt, und sein Aufbruch von Mutina selbst zwei Tage später als Antonius Rückzug erfolgt war 89), welchen letzteren Drumann unmittelbar vom Schlachtiage selbst datirt; und folgen wir daher erstens Appian, nach welchem Antonius erst am folgenden Tage nach gehaltenem Kriegsrathe seinen Rückzug antrat 90), bedenken wir ferner, dass vier deut- sche Meilen für ein durch die lange Belagerung erschöpftes und von Krank- heiten heimgesuchtes Heer wie das des Decimus Brutus war, mehr als einen Tagemarsch ausmachte 91), sehn wir endlich davon ab, was Drumann ohne arı Grund annimmt, dass Decimus sogleich nach seiner Ankunft in Regium an Cicero geschrieben habe 92), so können wir den Schlachttag auf keinen. 87( ‚Observ. p. 259 fgg. 88) Drumann 8.1, 6. 309: 111, S.75, Näher kommt porma 3 8. 416: spä- testens am 2östen April.” 89) Famil. XI. 13: recurri ad meas copiolas; sic enim eas vere appellare pos- sum; sunt enim extenualissimae et inopia omnium rerum pessime ac- - ceptae. Biduo me Antonius antecessit, itinera multo majora fugiens quam ego sequens; ille enim it passim, ego ordinatim. 90) Appian B. C. III. 72, wogegen Drumanns Widerspruch S. 308 und 347 nicht ausreicht. 91) Ders. III. 81: eo 0 همم‎ ۵ Kare or gat o 20665۸60۵0۵ èx و200‎ nal TOG 2۳۵0۲۵006 HCTEOQHYVULO ر‎ 6 d VEOOTQUTEVTOS ۰ 92) Er schreibt zwar Fam. XI. 9: ego ne consistere possit in Italia Antonius, ` dabo operam, sequar eum confestim; das scheint aber fast eher nach einem Rasttage geschrieben, wo man mit frischen Kräften gute Vorsätze fasst. Aa 2 188 2111 KARL FRIEDRICH HERMANN Fall später als den :23sten andetzen;; worauf die Siegesnachricht immer auch noch etwas schneller als ein gewöhnlicher Bote, der fünf bis sechs Tage brauchte 93), von Mutina nach Rom gelangen konnte. Dürfen und wollen wir folglich auch nicht behaupten, dass unser Brief dem überlieferten Datum zufolge am 22 sten April geschrieben sey, wo nach dieser Rechnung Hirtius noch lebte, und an welchem Tage erst die vierzehnte Philippika gehalten ist, 30 braucht doch darum die Kritik keinen Schritt weiter zu gehen, als die 720۳86 X vor Kal. Majas in eine III oder L zu verwandeln oder viel- leicht gar völlig wegzulassen, ohne dass darum der ganze Brief oder gar die ganze Sammlung mehr verdächtigt würde, als es hinsichtlich aller übrigen . Briefsammlungen Ciceros und selbst eines Theils seiner besten Reden der Fall ist. Oder wird die vierzehnte Philippika dadurch unächt, dass c. 6 alle Handschriften, nicht bloss, wie bei unserm Briefe, eine einzige, per Idus Quinċtiles lesen, wofür erst eine glückliche Vermuthung das richtige pridie Vinalia hergestellt hat? und sollen unsere Briefe ſehlerloser abgeschrieben seyn, als in dem nämlichen Codex die an Quintus und an Atticus, wo alle Herausgeber schon seit Manutius, dann Drumann 94), und neuerdings in einem ganz besonderen Falle Mommsen 95): so offenbare Schreibfehler im Datum nachgewiesen: haben, dass eine solche Änderung, wo die Zeitrechnung sie mit mathematischer Nothwendigkeit verlangt, kaum noch in die Kategorie der blossen Vermuthung gesetzt werden kann? Nehmen wir aber diese vor, so bleibt im Übrigen ausser der stylisti- schen Mäkelei an den Worten: hostes autem omnes judicati, qui M. An- tonii sectam secuti sunt, welche schon durch die von Markland gesam- melten Beispiele als erledigt gelten kann 96), nichts als der colossale Vorwurf 93) Famil. XI. G: Lupus noster quum Romam serto die Mutina venisset etc. 94) Drumann B. I, S. 32; III, S. 279; IV, S. 93; V, S. 640 und 682; VI, 8.69 und 118. Überhaupt, sagt er B. III, S. 370, “sind die Abschreiber in den Zahlen am wenigsten zuverlässig,” und hat demnach auch anderswo solche zu verbessern kein Bedenken getragen; vgl. B. I, S. 47; II, S. 179. 357 u. s. w 95) Zeitschrift f. d. Alterth. 1844, S. 600: „übrigens sind die Daten im Mediceus offenbar verschrieben.“ 96) Oder ist es der Mühe werth einen Geguer zu widerlegen, der auf diese Stelle ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 189 eines neueren Kritikers, der selbst für Tunstalls und Marklands Scharfsinn zu spitz gewesen zu seyn scheint, dass der Verfasser dieses Briefes die Rostra auf das Capitol verlege 97); und zweitens was die letzteren selbst betrifft, die Bedenken, welche sie sowohl zu diesem als zu dem vierten Briefe aus gänzlichem Verkennen der Sachlage und der persönlichen Stellung der Partei- häupter gegen die Ausdrücke erhoben haben, deren sich beide Briefsteller von den Begebenheiten vor Mutina und den Schicksalen der gefallenen Consuln _ bedienen. Wäre freilich der Sieg so entschieden und ungetrübt gewesen, die Worte der zehnten Philippika c. 2 anwendet: quando ita decerni vidisti? Er scheint zu verlangen: who had been, who are, or who shall be in An- tony’s camp, und bezieht sich auf die livianische Epitome B. CXIX: Antonius cum omnibus, qui intra praesidia ejus erant; ich glaube aber, wenn wir 50 geschrieben läsen, dann würde erst die solenne Formel verlangt werden, wie sie Livius XXXVI. 1 und XLII. 31 erhalten hat: Senatus Consultum factum est ut consules sortirentur: cui Macedonia obvenisset, ut is regem Persea quique ejus sectam secuti essent bello persequeretur! 97) Dieser Vorwurf, dessen Kenntniss ich erst jetzt Bäbrs neuester Auflage seiner Literaturgeschichte verdanke, widerlegt allerdings was ich Vindic. p.7 gesagt habe, dass seit Markland noch kein neuer Verdachisgrund geltend gemacht wor- den sey; inzwischen beneide ich die Wiener Jahrbb. B. XCVII, S. 23 nicht um die Entdeckung, dass der Verfasser dieser Briefe nicht in Rom gelebt haben könne, weil er in dem unserigen sage: nam tantae multitudinis, quantam cepit. urbs nostra, concursus est ad me factus; ea cum usque in Capito- lium deductus maximo clamore atque plausu in Rostris collocatus sum! Von der Anastrophe ea cum ist schon in den Vindiciis gesprochen, und ich füge nur hinzu, dass ihre Singularität an sich mindestens eben so sehr gegen als für späteren Ursprung beweist, weil man eben so wenig wird darthun können, dass irgend ein jüngerer Schriftsteller oder das Mittelalter so geschrie- ben habe; was aber das Verlangen betrifft, dass der Verfasser, wenn er sich die Rostra auf dem Forum gedacht hätte, mit deinde oder dgl. hätte fortfahren müssen, so kann man es mit demselben Rechte dahin umkehren, dass wenn wir ihm wirklich jenen ungeheueren Irrthum beimessen sollten, dieser auch deutlich durch ibigue ausgedrückt seyn müsste. Ich denke, Brutus wusste, wo Capitol und Rostra lagen, und für ihn konnten jene Worte keine Zwei- deutigkeit enthalten; was begehrt man aber von einem Briefe mehr ? 190 KARL FRIEDRICH HERMANN als er auf den ersten Blick erscheint, so könnte die Kälte befremden, mit welcher Cicero den ersten Brief nach dem Empfange dieser Freudenboischaft anfängt: nostrae res meliore loco videbantur 98), und wäre die politische Verbindung, welche Cäsars Tod und gemeinschaftliches Interesse gegen An- tonius zwischen Hirtius und Pansa auf der einen, Cicero und Brutus auf der andern Seite hervorgebracht hatte, eine herzliche und aufrichtige gewesen, so würde die Freude, Zaetitia, welche Brutus cognitis rebus Bruti nosiri et consulum empfindet, selbst empörend erscheinen 99), so wie auch Ciceros Ausdruck: nam Pansa fugerat, vulneribus acceptis, quae ferre non potuit, im Munde eines Parteigenossen etwas hart klingt 100), weit entfernt indessen, dadurch als sophistische Machwerke zu erscheinen, tragen diese Briefe gerade in diesen scheinbaren Anomalien eine ungeschminkte Wahrheit zur Schau, die ein Fälscher gewiss mit abstracten Declamationen und pflicht- schuldiger Phraseologie zu verbrämen nicht umhin gekonnt hätte. “Cicero, sagt Tunstall, gibt gleich einem Sophisten in der Gemächlichkeit seines Studierzimmers, nicht das geringste Zeichen von Freude über ein so grosses Ereigniss zu erkennen, und wendet sich, nachdem er die Neuigkeit mit einer unerwarteten Prophezeiung über Oectavians Missstimmung charakterisirt hal, zu denselben Einzelheiten der Schlacht, die er zu Anfang als bereits aus anderen Berichten bei Brutus bekannt vorausgesetzt hat”; aber zu geschwei- 98) Observ. p. 366: the letter, which carries the first news of the most im- portant victory of Modena, begins coldly: our affairs seem to have taken a better turn etc. 99) Markland p. 136: can men of sense bear with such an idle and inconsistent scribler as this, who is rejoicing at the death of his friends in the same letter, in which he is setting off and vindicating his humanity to C. An- tonius one of his greatest enemies? 100) Ders. p. 138: nothing can excuse this falsity or negligence of expression - in a circumstance where the character of a brave man was concerned, and in a word concerning which he was so scrupulous upon another occasion 1.15: cedebas enim, Brute, cedebas, quoniam Stoici nostri negant fugere sapientem? Aber war denn Pansa ein stoischer Weiser? und rückt nicht Cicero selbst in jener andern Stelle seinem Freunde ins Gesicht ziemlich deutlich Flucht vor? i ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 191 gen, dass diese „notorischen Particularitäten” sich auf zwei Zeilen über das persönliche Schicksal der beiden Consuln beschränken, liegt für den unbe- fangenen Beobachter gerade ein sehr enger Zusammenhang zwischen der ge- ringen Freude, welche Cicero über den Sieg seiner Partei empfindet, und den Besorgnissen, welche ihm die durch diesen Sieg und seine Folgen plötz- lich veränderte Stellung seines jungen Schützlings Octavian einflösst: er kann das Talent, das dieser entwickelt hat, nicht verkennen, eben so schwer aber die Furcht bemeistern, dass die Selbständigkeit, zu welcher derselbe bereits gelangt ist, die Früchte des kaum errungenen Vortheils wieder vereiteln könne, und je mehr er durch diese Aussicht den ganzen Schwerpunct seiner bisherigen Politik bedroht sieht, desto weniger kann der vierundsechzigjährige Greis sich einem jugendlichen Siegesrausche hingeben. Auch was Markland rügt, dass Cicero von dem verwundet aus der Schlacht nach Bononia ge- brachten Pansa nicht habe sagen können, dass er geflohen sey, ist von der Art, dass gerade ein Fälscher, der der gewöhnlichen Geschichtserzählung folgte oder gar die vierzehnte Philippika vor Augen hatte, einen solchen Ausdruck vermieden haben würde, während Cicero, dessen Urtheil über Pansa in vertrauten Ausserungen nie sehr günstig ist 10), jene Entfernung des Verwundeten von seinem Heere und den dadurch herbeigeführten Verlust des Treffens von seiner Seite wohl als Flucht qualiſiciren konnte 102); und was endlich die Freude des Brutus betrifft, so lag es in der Natur der Sache, dass diesem der glückliche Ausgang eines bedrohlichen Kampfs und die Be- 401) Att. XIV. 19: Parsa loquitur severe, si velis credere. XV. 22: Pansam bene loqui credo. XVI. 1: quid ergo? in Pansa spes? Ji gos nod in vino et in somno istorum. Auch was Cicero an Atticus XIV. 20 schreibt; Pansa plane mihi probabat se bene sentire, ist kühl und wird durch das Vorhergehende entkräftet: quod errare me putas, qui rem publicam putem pendere a Bruto, aut nulla erit aut ab isto istisve servabitur; und andere Äusserungen, wie Famil. X. 28 und XII. 4 egregii Consules, wiegen dieses nicht auf, da es dort galt den entfernten Freunden Trebonius und Cassius Muth zu machen. 102) Appian. B. C. III. 69: deenagregovv Ò ouwg En’ tons 3045004 0ب ر‎ 60۵ obéh tyv 22۵94 و۲۵۵9‎ sig Bovavınv 2&epegero* tote ydo oi xat avtov - dyeyagovv او‎ modu جد‎ 6609 , ira ueraßahovres موجن‎ ws èv puyi. عو 192 KARL FRIEDRICH HERMANN freiung seines Parteigenossen ungleich wichtiger seyn musste, als der Tod zweier Männer, die ihn nur als Werkzeuge interessirt hatten; zu geschweigen, dass Brutus Stoiker seyn wollte und dass der römische Charakter überhaupt aus einem Todesfalle, der mehr Vortheil als Nachtheil brachte, nicht den Stoff zur Klage zog, den unser heutiges Gefühl auch damit verbunden sehn will 103), Nach dieser Betrachtung aber bietet auch der vierte Brief zu weiterer Rechtfertigung keinen Stoff dar; und ich wende mich sofort zu dem fünf- ten, dessen hauptsächlicher Anstoss für beide Gegner in der Stelle liegt, wo Cicero den Wunsch ausspricht, dass sein Sohn, der sich bei dem Heere des Brutus befand, in das Collegium der Pontifices, zu welchem Brutus gleich- falls gehörte, aufgenommen werden möge, und dabei nicht undeutlich zu verstehen gibt, dass, obgleich er nicht zweifle, dass eine solche Wahl auch in dessen Abwesenheit von Rom geschehen könne, er es doch lieber sehen würde, wenn der junge Cicero, und zwar, wie es im zwölften Briefe noch klarer ausgedrückt ist, in Brutus eigener Gesellschaft nach Italien zurückkehrte. Zwei Gründe freilich, die Tunstall bei dieser Gelegenheit geltend macht, sind zu lächerlich, um anders als ganz beiläufig abgefertigt zu werden: dass jene Zeitläufe zu bewegt gewesen seyen, um an eine solche Familienange- legenheit zu denken 104), als ob nicht derselbe Cicero mitten unter den 103) Man vergleiche z.B. Att. III. 20, wo Cicero seinem Freunde zum Tode seines Oheims und nunmehrigen Adoptivvaters Cäcilius nicht condolirt, sondern geradezu Glück wünscht: quod quidem ita esse et avunculum tuum functum esse officio, vehementissime probo; gaudere me tunc dicam, si mihi hoc verbo liceat uti! Wäre mithin Cicero damals nicht selbst in Trauer gewesen, so : würde er laetitiam- empfunden haben; zwar nur über die Adoption und Erb- schaft seines Freundes, aber so dass dagegen eben so wie bei unserem Brutus der Todesfall “ganz vergessen ward. 104) Observ. p. 337: the conversation carried on thro concerning the little affair of priesthoods elections is unnatural and unsuitable to the of the true Cicero and Brutus, who could not entertain the least doubt concerning the points in debate, and were now placed at ihe head of the most ımportant and critical affairs; nor could the true Cicero consistently ugh so many of the letters and the ritual of Roman character and circumstance ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 193 Schwankungen des Bürgerkriegs zwischen Pompejus und Cäsar seinem Atticus fortwährend Aufträge oder Anfragen wegen Güterkäufen vorlegte 105), die doch gewiss nicht so wichtig waren, wie ein weiterer Schritt seines einzigen Erben auf der Laufbahn öffentlicher Ehren; und dass der Beweis für die Wählbarkeit eines Abwesenden vor einem Staatsmanne wie Brutus keiner gelehrten Ausführung bedurft habe 106), als ob Cicero diesen Beweis nicht gerade desshalb mit Präcedentien und Gesetzesstellen ausführte, um das Urtheil seines Freundes über die Richtigkeit seiner Rechtsansicht zu vernehmen 107); aber in diesen Beweismitteln selbst haben unsere Gegner allerdings noch tie- fere Anstösse gefunden, die jedenfalls einer näheren Betrachtung werth sind, wenn wir gleich auch bier unseren Schriftsteller dagegen verwahren müssen, dass eine etwaige Blösse in antiquarischen oder rechtshistorischen Dingen nicht sofort als ein Beweis der Unächtheit betrachtet werde. Denn dass hierin Cicero selbst nicht vor jedem Irrihume sicher war, und sein lebhafter Geist oder vorgefasste Absichten ihn manchmal zu Behauptungen binrissen, die vor dem gelehrten Richterstuhle nicht vertreten werden können, ist in alter und neuer Zeit genügend nachgewiesen 108), und er selbst hat es in seinen Briefen an Atticus kein Hehl, dass ihm nicht alle Thatsachen der früheren with himself require his son to leaue the pursuit of glory and the ser- vice of the public in such a necessary time througli the low ambition of suing for one of the minor priesthoods; much less could he give so trıf- ling and exceptionable an account of the elections into the priesthoods and praetorships. 105) Att. IX. 9. 4; X. 5. 3; XI. 4. 1 und 13. 4 etc. Ähnliches gilt auch von Fam. XI. 16. | 106) Observ: p. 334: in the first place he holds a learned argument to Brutus, who was himself an experienced pleader at the bar, on the arduous and hitherto undecided point in the civil law etc. ; 107) Zu geschweigen, dass Rechtskenntuisse bei dem gerichtlichen Redner in Rom nichts weniger als immer vorausgesetzt werden konnten (z. B. Orat. I. 36 fgg., Brut. c. 93), und obendrein die F rage, um die es sich hier handelte, nicht ein- mal in das Civilrecht einschlug! 108) Periz. Anim. hist. p. 7; Zumpt ad Verrin. p. 753; Drumann. B. III, S. 25; , 8. 680. Histor.- Philol. Classe III. ۱ Bb 194 11 KARL FRIEDRICH HERMANN Geschichte so geläufig vorschwebten, um immer sogleich das Richtige zu tref- fen; gesetzt also auch es fände sich in dem Schlusse, den er auf das Bei- spiel des Marius, deroguum in Cappadocia esset; lege Domitia augur factus est, oder auf die Worte der Zex: Julia de sacerdotiis: qui petit cu- jusve ratio habebitur, gründet, ein Irrihum, so würde dadurch der Brief im Ganzen eben so wenig verdächtigt werden, als es die Rede für Ligarius durch die Erwähnung des Corſidius wird, der Ciceros eigenem Eingeständnisse zu- folge damals schon todt war 109), oder als die Aufschrift der Statue des Scipio Africanus desshalb unächt war, weil der eigene Nachkomme desselben Metel- lus Scipio ihm dort fälschlich den Censortitel beigelegt hatte 110). Inzwischen können wir wenigstens darin auch nicht einmal einen Gedächtnissfehler er- blicken, worauf Tunstall 211) und Markland 112) beide ein so grosses Gewicht legen, dass Cicero sich lieber eines älteren Beispiels von seinem Landsmanne Marius, als des näher liegenden von Cäsar bediene, der aller- dings nach Vell. Patere: II. 43 absens pontifex factus erat in Cottae con- sularis locum, der aber seinem eignen Mörder gegenüber eine sehr unpas- sende Citation gewesen seyn würde; und wenn dieselben die Richtigkeit des von Marius entlehnten Beispiels selbst anfechten, so kann man ihren Argumen- ten wenigstens nicht die volle Beweiskraft beilegen, um eine so positive An- gabe ohne Weiteres Lüge zu strafen. Das eine derselben verdanken sie be- reits Manutius, der aus der Stelle ad Ait. II. 5: et quoniam Nepos profi- ciscitur, cuinam auguratus deferatur, folgert, dass gerade das Augurat am Wenigsten habe einem Abwesenden übertragen werden können; das andere liegt in einer Inschrift bei Sigonius Fast. Cons. .م‎ 231, woraus Markland zu 109) Att. XIII. 44: Brutus mihi T. Ligarii verbis nunciavit, quod appellatur L. Corfidius in oratione Ligariana, erratum esse meum, sed ut dicunt uvnuovinov auagrnue: sciebam Corfidium pernecessarium Ligariorum, sed etim video ante esse mortuum. Eben dahin gehört die eingestandene Verwechselung des Aristophanes und Eupolis Att. XII. 6. 110) Au. VI. 1. 17: ain’ tu? Scipio hic Metellus proavum suum nescit censo- rem non fuisse? erratum fabrile putavi, nunc video Metelli. 111) Observ. p. 335. 112) Remarks p. 172. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 195 ersehen glaubt, dass Marius schon in seinem zweiten Consulate 649 u. e. Augur gewesen sey und folglich nicht erst Zege Domitia, welches Gesetz erst 650 u. c. gegeben wurde, oder gar erst während seines Aufenthalts in Cap- padocien, der jedenfalls nach seinem sechsten Consulate gefallen sey, zu jener Stelle habe gelangen können 113), aber auch ohne uns auf den Streit über die Achtheit dieser Inschriſt selbst einzulassen, die wenigstens von gewichti- ger Seite stark bezweifelt ist 114), können wir den Gebrauch, der hier von ihr gemacht ist, nur als eine offenbare Perſidie bezeichnen, und wenn wir selbst Manutius Folgerung nur eine thatsächliche, keine rechtliche Bedeutung beilegen, so bleibt der von Markland citirten Inschrift, sobald wir sie in ihrer Ganzheit betrachten, auch nicht einmal der Schein der Thatsache, wo- für er sie citirt, übrig. Was nämlich die Ausserung gegen Atticus betrifft, so beweist sie unseres Erachtens nur so viel als im Grunde auch aus unserer Stelle hervorgeht, dass es nicht üblich war auf einen Abwesenden Rücksicht zu nehmen, so dass Nepos Abreise als eine stillschweigende Verzichtleistung auf den erledigten Posten betrachtet werden konnte, ohne dass jedoch da- durch der Rechtspunct, auf den es Cicero hier ankommt, entschieden wäre: im Gegentheil kann man sagen, eben weil es nicht üblich war, so sucht er ausdrücklich zu beweisen, dass es doch sowohl nach einzelnen Antecedentien 113) Das. p. 170: this might seem decisive against Marius's being created Au- ur by virtue of the Domitian law, especially in Cappadocia, whither it does not appear that he went till after his sixth consulship; and it is very improbable, that he should not be created Augur before that time. Was diesen letzteren Grund betrifft, so ist es mir noch viel unwahrscheinlicher, dass Marius vor seiner wenigstens äusserlichen Aussöhnung mit der Aristokratie zu dieser Würde gelangt war; und wenn Markland fortfährt: zot to: mention, that at the time of Mariuss going in Cappadocia he was out of favour with the electors into the augurate,.the people, so ist wahrlich noch viel weniger zu sehen, wie er früher von einem der adlichen Mitglieder jenes Colle- giums die erforderliche Nomination erhalten haben würde. 114) Vgl. Maffei Crit. lapid. III. 3, p. 226 und Ruhnken. ad Vell. Paterc. II. 12; obgleich dieselbe jetzt wieder von Morcellus de stilo inser. T. I, p. 256 und Orelli ad Planc. c. 12 und Ampl. coll. T. I, p. 145 in Schutz genommen wird. Bb 2 196 KARL FRIEDRICH HERMANN als nach dem Buchstaben des Gesetzes möglich sei, und beruft sich zu diesem Ende auf das Beispiel des Marius, das insofern allerdings eine Ausnahme bildet, das man aber am Wenigsten durch eine Urkunde entkräften wird, welche Marius ganzes Leben und alle seine Titel umfasst, ohne darum sein Augurat und zweites Consulat in irgend eine nähere Verknüpfung zu setzen: C. Marius C. F. Cos. VII: Pr. Tr. Pl. Q. Augur: Tr. Mil. ex. sortem bellum cum Jugurtha rege Numid. vel Procos. gessit: eum cepit et trium- phans in: Jovis aedem secundo consulatu ante currum suum duci. jussit: TII consul absens creatus.est: IIII Teutonorum exercitum delevit: V Consul Cimbros fugavit u. s. w. So bleibt dann aber von antiquarischen Puncten nur noch die Äusserung am Schlusse übrig: nunc per auspicia lon- gam moram video; dum enim unus erit patricius magistratus , ۱ auspicia ad patres redire non possunt, worin Tunstall die doppelte Schwierigkeit erblickt, dass man darnach nicht begreife, wie es Cicero so viele Anstrengun- gen habe kosten können, wie es der vierzehnte Brief schildert, um die Vertagung der Priesterwahl auf das nächste Jahr durchzusetzen, und dass jenem Grundsatze zufolge niemals würde haben ein Interregnum eintreten können 115); die andern Umstände betreffen wieder chronologische Mäkeleien, dass Ventidius nicht schon am 27. April habe geächtet werden können „ da er noch am 29. weit von Antonius entfernt gewesen sey 116), dass Cicero vor der Schlacht bei Mutina nicht habe Brutus zu Dolabellas Verfolgung auffor- dern können 117), dass er überhaupt keinen Grund zu einer solchen Auffor- derung gehabt habe, weil er Dolabella anderswo bereits als unterdrückt dar- ۰ 115) Observ. p. 322—331: the suspected Cicero advances a position and a fact, which are false in themselves and irreconcilable to each other: for he had foreseen the impossibility of the elections being hold the present year, because there could be no Interregnum, and yet afterwards got them put off by the greatest struggle to the following year etc. 116) Observ. p. 261, wo Col. 2, lin. 6 v. u. April statt May zu lesen ist. 117) Das. p. 255: the true Cicero was utterly adverse to thermeasure of Bru- tus’s persecuting the war against Dolabella before the event of Modena; the suspected Cicero declares in express words, that he adviced the mea- sure to Brutus before that event. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 197 stelle 118) u. dgl., worüber theils schon im Vorhergehenden das Nöthige ge- sagt ist, theils ein unbefangener Blick auf die Thatsachen zur Verscheuchung aller Zweifel hinreicht. Betrachten wir zuerst den von Tunstall angefoch- tenen Grundsatz selbst, dass die Wahl eines Interrex unmöglich sey, so lange noch ein patricischer Magistrat existire, so ist derselbe von den competentesten Stimmführern der neuern Zeit bei aller sonstigen Meinungsverschiedenheit über den Umfang der patres, aus deren Mitte der Interrex hervorging, dergestalt anerkannt worden, dass sie dabei wenigstens stillschweigend auch die Achtheit unserer Briefe überhaupt vorauszusetzen scheinen 119); und was Tunstall dagegen vorbringt, beruht entweder auf grober Unkunde der römischen Verfassung, wie wenn er den Censoren eine fünfjährige Amtsdauer beilegt, um zu zeigen wie nach obigem Grundsatze selbst mit dem Anfang eines neuen Jahres kein Inter— regnum möglich gewesen seyn würde 120), oder ist geradezu sophistisch, wie die Auslegung, welche er dem Zeugnisse des Dio Cassius gibt, durch welches das unsrige für einen ähnlichen Fall mit fast wörtlicher Übereinstimmung be- stätigt wird 121). Höchstens könnte man ihm dieses einräumen, dass frühere 118) Das. p. 275: the true Cicero on the contrary tells us several times, that all reports concurred with his own presumption of Dolabella’s intire de- feat, from the exspectation which was raised by the news of Cassius’s forces; vgl. Fam. XII. 8—10. 119) Rubino Untersuchungen über römische Verfassung und Geschichte B. I, S. 1 und 99 fgg.; Becker Handbuch der römischen Alterthümer B. II, Abth. 1, S. 307. 120) Observ. p. 329: it was indeed reduced to the duration of eighteen months y the Aemilian law, but became again quinquennial about a century afterwards, and ever continued to be generally administered by one of the patrician order. Letztere Behauptung widerlegt sich durch einen einzigen Blick auf die Censorlisten der Fasti; für erstere führt Tunstall das ganz gesetz- widrige und vereinzelte Beispiel des Appius Claudius bei Livius IX. 33 und das apokeyphische as des Zonaras VII. 19 an, der bei seinen Worten 70o» + ۶۵ tv 8۵و‎ nal tæ relsvraie èn? nevrastiav vielleicht die Quinquennalen der Kaiserzeit im Sinne hatte. 121) Vgl. Dio. XLVI. 45: msd) aduvarov = ysooßaoı8lEa di Ohipov ovrwg èn 0۲06 KATA TA عد‎ 010: yeveodaı, oliv قولس‎ tüv rag sunaroideg dA èyóvtwv dnodyuovveov, und dazu Tunstall p. 329: that there was a devo- 198 KARL FRIEDRICH HERMANN Fälle vorliegen, wo schon der Tod der beiden Consuln zur Begründung eines Interregnum hinzureichen schien, wofür er noch dazu das sprechendste Bei- spiel vergessen hat, die Wahl des Interrex Valerius Flaccus nach dem Tode der beiden marianischen Consuln vor Sullas Dictatur 122); aber gerade mit dieser Waffe lässt sich nun sein eigener zweiter Anstand beseitigen, wie Ci- cero überhaupt so grosser Anstrengung bedurft habe, wie er es I. 14. sebil- dert, um die Wahlen auf das nächste Jahr zu verschieben, wenn dieselben von vorn herein unmöglich gewesen seyen; insofern es nämlich allerdings con- trovers seyn konnte, wie weit man den Begriff eines patricius magistratus ausdehnen wollte, um über die Zulässigkeit eines Interregnums zu entscheiden, und hierin Cicero als Augur 125) mit seinem Einflusse die strengere Ausle- gung unterstützte 124). Wenn sodann Ventidius auch noch am 29. April so weit von Antonius entfernt war, dass seine Vereinigung mit diesem nicht ein- mal am 5. Mai, wo Cicero diesen Brief schrieb, geschweige denn am 27. April, wo der von diesem erwähnte Beschluss gegen ihn gefasst ward, voll- lution of the auspices, whence an Interregnum might take place, by the expiration of the consular magistracy only, is evident from the case of Octavius in this very year, when an Interregnum did not in fact take place because several of the patrician magistrates were still in being, but absent from the city! 122) Cicero Att. XI. 15; adv. Rullum III, 2; vgl. Appian. B. C. I. 98: 0 ۵ ناه عل بد ”ل‎ oi Ayyovrsg ac doyýe del ngovtideouv, nul enote nata رای‎ - vi- Unurog ovx ety, öde d èv toode Panılevg xal Tore Lyiyvero eig viv 20 معاون‎ yergoroviav* زر منم‎ Tod e مساق‎ ó Zuhhag, سكن نون‎ OUZ OVTOV u. T, J. 123) Den Einfluss des Augurats auf solche Fragen zeigt Cicero Att. IX. 9, wie aber dergleichen wirklich controvers seyn konnte, Macrob. Sat. I. 16. 124) Das Factum bestätigt jedenfalls auch der Brief an Furnius Fam. X. 26: comi- tia tamen, quantum facere possumus, quod multis de causis rei publicae „arbitramur conducere, in Januarium mensem protrudimus, welches Prä- sens Tunstall p. 320 mit dem Präteritum rejecta esse in unserm 14. Briefe, der vielleicht zwei Monate später geschrieben ist, um so weniger hätte in Wi- derspruch setzen sollen, als es sich dort um die Prätorwahl, hier um sacerdo- tum comitia handel. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 199 zogen seyn konnte, so. bedarf es nur eines Blickes auf Ciceros Worte: quum de iis qui hiostes judicati sunt, bello persequendis sententiae dicerentur, dixit Servilius etiam de Ventidio et ut Cassius prosequeretur Dolabel- lam, um sich zu überzeugen, dass dort weder von Ventidius Vereinigung mit Antonius die Rede ist, noch das Achtungsdecret erst damals gegen ihn — eben so wenig wie gegen den längst geächteten Dolabella — erlassen ward, sondern seine Achtung schon in dem allgemeinen Beschlusse vom 22. April gegen Antonius und seine Anhänger enthalten war; wusste man also schon zur Zeit der dreizehnten Philippika, dass Ventidius sich für Antonius erklärt hatte, so brauchte man gewiss nicht erst ihre strategische Vereinigung abzu- warten, um Maassregeln zu beschliessen, deren nächster Zweck vielmehr ge- rade die Verhinderung dieser Vereinigung seyn musste. Und mit welcher Stirn konnte es endlich Tunstall: wagen, sowohl gegen diesen als gegen den folgenden sechsten Brief aus Dolabellas Geschichte Verdachtsgründe zu entnehmen, wo ihm Ciceros Briefe an Cassius Fam. XII. 8—10 als die deut- lichsten Bestätigungen dessen vorlagen, was die unserigen in dieser Hinsicht enthalten? Dass Cicero auch schon vor dem Entsatze von Mutina Dolabellas Verfolgung durch Brutus eben so wohl wie durch Cassius ins Auge gefasst hatte, habe ich schon oben durch die eilſte philippische Rede gegen die Zwei— fel erwiesen, welche Tunstall aus den szperioribus literis, auf welche sich Cicero dieserhalb hier beruft, abgeleitet hat, und eben so die Schwierigkeiten beseitigt, welche derselbe in Ciceros Unwissenheit über Cassius Streitkräfte findet; dass dieser aber selbst später, wo er die hier noch fehlenden Nach- richten von Cassius und zahlreiche Gerüchte über Dolabellas Niederlage erhal- ten hatte, dessen Uberwindung von beiden zugleich hofft, zeigen die Worte Fam. X. 10: quod si, ut spero, victis hostibus nostris veneritis, und wie kann Tunstall gar im Angesichte dieses Briefs behaupten, dass Cicero ein Schreiben, wie Brutus sechsten vom 16. Mai datirten Brief vor Anfang des Juli nicht habe erhalten können, weil noch im Laufe des Juni sowohl von Cassius als von Lentulus erst Hoffnungen zu Dolabellas Unterdrückung ausgesprochen wurden 125)? Brutus schreibt hier: quum has ad te scribe- 125) Observ. .م‎ 251: it is certain at least, that the true Cicero had not received 200 KARL FRIEDRICH HERMANN rem literas, ab Satrio, legato C. Trebonii, reddita est mihi epistola, a Tullio et Dejotaro Dolabellam caesum fugatumque esse; gehört das nicht gerade zu den täglichen rumoribus de 0 Dolabella, die Cicero wie- derholt erwähnt, zumal da Tunstall selbst anerkennt, dass jene Nachricht eine falsche und trügerische war, die man sehr wohl sine capite, sine auctore nennen konnte! Oder hielt derselbe, wie es allerdings scheint 126), jenen Legaten Satrius für eine solche Auctorität, dass Cicero dessen Nachrich- ten nicht würde haben unter die rumores sine auctore rechnen können? In dieser Beziehung ist aber schon in den Vindiciis p. 11 bemerkt, dass er durch eine falsche Construction den Sinn der ganzen Stelle missverstanden hat: der wahre auctor jenes Gerüchtes ist der Grieche Cythereus oder Cy- chereus, ein quidam im vollen Sinne des Wortes, der es selbst erst an Sa- trius geschrieben hatte, und wenn also auch Cicero den vorliegenden Brief von Brutus vor den erwähnten Ausserungen der Ungewissheit gegen Cassius Ser hatte, so konnte er doch immerhin auch diese Überlieferungen- aus dritter oder vierter Hand zu den Gerüchten ohne zuverlässige Gewähr rech- nen, die ja nicht gerade namenlos zu seyn brauchten, um ihm doch unglaub- würdig zu erscheinen. Hiermit ist übrigens aik = ih ste Brief bereits gegen alles. was von Vorwürfen gegen ihn vorliegt gerechtfertigt 127), und nicht viel länger brauchen wir uns mit dem siebenten zu beschäftigen, gegen welchen ich abgesehen von Marklands bereits erledigten sprachlichen Umständen bei Tun- stall nur den doppelten Verdacht finde, dass Brutus irrig nominatio für inauguratio sage 128), und dass die Phrase: sed Appulejus in sua epistola it from Brutus or any body else (hier ist till herausgefallen) after the be- ginning of July. 126) Daselbst: where Brutus advices, upon the سور روب‎ of Trebonius’s own lieutenant, though contrary to real matter of fact, that Dolabella was intirely routed and put to flight? 127) Was Drumann B. I. S. 312, über den Arzt des Pansa, Glykon, sagt, den Brutus hier gegen den Verdacht einer Mitschuld an des Consuls Tode vertheidigt, ge- reicht nur zur Empfehlung seiner Ächtheit. 128) Observ. p. 340. > ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 201 celebrabitur, an die der 10. Philippika erinnere: nam de M. Appulejo se- paratim censeo referendum, cui testis est per literas Brutus, eum prin- cipem fuisse ad conatum exercitus comparundi 129). Auf den ersten die- ser beiden Puncte hat Tunstall selbst bereits die richtige Antwort angedeu- tet, dass es sich für Bibulus nicht um ein Pontificat, wozu allerdings Cicero als Augur keine zominatio gehabt haben würde, sondern um das durch Pansas Tod erledigte Augurat selbst handelt, für ‚dessen : VViederbesetzung gerade die rominatio durch ein anderes Mitglied desselben Collegiums nöthig war 150); auf den zweiten aber gehört eigentlich gar keine, da die verglichene Stelle eben nur beweisen kann, dass Brutus zu viele Ursache hat, Appulejus Verdienste hochzuschätzen, als dass er sie in einem zu andern Zwecken ge- schriebenen Briefe nur beiläufig erledigen soll; und da auch der achte Brief gar keinen, der neunte wenigsteus keinen andern Anstoss gibt, der nicht bereits in den vorigen Abhandlungen erledigt wäre, so können wir sofort zum zehnten übergehn, der allerdings einige näher zu erörternde Fragen darbietet. Wenigstens hat Tunstall hier einmal bestimmte Zeugnisse des Alterthums für sich, welche mit dem, was hier Cicero an Brutus schreibt, in directem Widerspruche stehen 151): während Cicero hier klagt, dass Octavian durch falsche Rathgeber und Zwischenträger zur Hoffnung des Con- sulats ermuntert werde, und seinerseits versichert, dass er nicht nur jenem selbst und seinen Angehörigen darüber die ernstlichsten Vorstellungen ge- macht, sondern auch im Senate die Quelle dieser verruchten Anschläge zu enthüllen kein Bedenken getragen habe, weiss Plutarch aus Octavians eigenen Memoiren, dass dieser Cicero selbst für den Plan einer Theilung des Con- sulats mit ihm gewonnen und Cicero für sein Schweigen bei der betreffenden Verhandlung im Senate Vorwürfe empfangen habe 152); ja Appian erweitert 129) Observ. p. 392. 130) Vgl. Markland p.64—66. Dass schon Bibulus Vater im Jahr 50 das Augurat für ihn gewünscht hatte, zeigt Fam. II. 17. 131) Observ. p. 225 — 230. r 132) Plut, V. Cicer. c. 45: ögoAoyei dè ual Kaioag evrös, ug dediws naraivow nei zırdvveiov onos yevéoðat وعم وزوز‎ 17 Kızeguvog iv déovti ٩۲0۵۵ TQOTQEWAUEVOG QUTÖV VNATEÍAV METLÉVAL OVMNQÜTTOVTOS QUTOÜ xal OUVaQ- Histor.- Philol. Classe. III. Ce 202 KARL FRIEDRICH HERMANN : dieses noch dahin, dass Cicero Octavians Wunsch im Senate förmlich em- pfohlen und. sich später sogar gegen den Sieger auf diese seine Empfehlung berufen habe 133), so dass dadurch allerdings der Cicero unserer Briefe gera- dezu Lüge gestraft wäre. Aber müssen diese desshalb unächt seyn? Bliebe nicht im äussersten Falle immer noch die Möglichkeit übrig, dass Cicero ein doppeltes Spiel gespielt und sich nach der einen Seite vor Brutus Vorwürfen zu sichern gesucht hätte, während er auf der andern gegen den mächtigen N buhler in der Nähe eine ganz andere Sprache führte 154)? Oder aber k nicht eben so wohl auch die Quelle, aus welcher Plutarch und Appian - schöpften, trübe, oder wenigstens ihre eigene Auffassung missverstanden und verfehlt seyn? Und hier kommt uns selbst Drumanns kritische Strenge zu Hülfe, der, so wenig er sich sonst scheut Zweideutigkeiten und Schwächen, ja offenbare Falschheiten auf Ciceros Andenken zu wälzen, in dem vorliegenden Falle vielmehr die Nachrichten der späteren Zeugen für trügerisch und die ganze Sage von Ciceros Trachten nach einem zweiten Consulate mit Octavian für eine Verläumdung erklärt 155), ohne sieh darin, so wenig Gewicht er xarosoıikovrog. Comp. Demosth. c. 4: Kuzépuva O wveidiosy &v ih H Aal lios alrovnevov Kaioagog ماع هوت‎ uerievar 16000: YOO, obnw yavsıny- TOS, OMT XCD) Evov. : ö 133) Appian. B. C. III. S2: Herget 0 xul ۵ Ruloag, ob ès av HBH⁰ονν čti 6/۱5۷۷ و‎ d èc cov RUu¹οννν روا‎ nal atov magexcier nat ovvaofar .... مک‎ nv Oy tovrois enapdeis did Yılapyıav čheyev alodEoIaı onovdar èv toig ta orgatyyoig Unovoovnevov xul ovvsßovlevs مولع مومع‎ tov voa UB حر‎ ouévov: vgl. c. 92: Kıneowv Te tøv onovdwuv sıvdonevog noge din Tav Keioagog سؤام‎ Evrvysiv avto nal Evruyuv anehoyeiro xal trv وه‎ ۵ Unateiag 20118089117089 , J avrog èv 2½ Povin noótegov eignyi;oaro, und die kurze Andeutung bei Dio XLVI. 42: čnoaoge did Ts deu nal did 90 Kıniguvog, 0۳06 yeıgotovndein, our üste xal ovvÛntatov «vtov 0 ol 0۰ 134) Ähnlich beurtheilen sein Verfahren in anderen Fällen Abeken a. a. O. S. 258 und Drumann B. VI, 5. 501 fgg, 135) Drumann B. I, S. 329; IV, 8. 260; VI, 8.430. Auch Niebuhr sagt Hist. of - Rome by Schmitz T. II, p. 108: Cicero however did not fall into the trap, for he now saw that every thing was hopeless; wie wenig aber Octavians eigene Angaben immer glaubwürdig waren, zeigt Sueton c. 27. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 203 auch unserm Briefe für diese Frage beilegt, doch auf der andern Seite auch durch Tunstalls Widerspruch irre machen zu lassen. Denn wenn sich dieser auf die Aussichten beruft, welche dem Ehrgeize des jungen Mannes in der ten Philippika eröffnet seyen 156), so bemerkt Drumann sehr wahr, dass dieses in Zeiten gesprochen sey, wo man jenen durch Vorspiegelungen locken und täuschen wollte, und so richtig es an sich ist, dass gerade vor Brutus, der jene Rede kannte, Cicero sich nicht von aller Schuld freisprechen konnte, so folgt doch daraus nicht, dass letzterer nicht gleichwohl das Mög- lichste zu seiner Reinigung versucht hätte; was aber Plutarch betrifft, so schlägt sich seine Erzählung schon durch die grosse Unrichtigkeit, dass er Octavians wirkliches Gelangen zum Consulate von dieser Mitwirkung Ciceros ableitet 157), während sie vielmehr durch jenes Soldaten erzwungen ward, und eben so tritt er selbst hinwiederum mit Appian in Widerspruch, der statt jenes von Laelius getadelten Stillschweigens Cicero eine förmliche Rede für Octavian im Senate halten lässt, so dass Tunstall nach seinen eigenen Grundsätzen von Kritik am allerwenigsten solche Hülfsvölker hätte ins Treffen führen dürfen. Oder wäre ein solcher Widerspruch ein schwächerer Ver- dachtsgrund gegen die Glaubwürdigkeit eines Schriftstellers, als womit Tun- stall weiter die Unächtheit unseres Briefs zu beweisen meint, dass Cicero sein Exil nicht habe für einen traurigeren Fall als das des Brutus erklären können 158), oder dass die Worte: haec ego multo ante prospiciens fugiebam 136) Epist. ad Middl. p. 212; Observ. p. 228. 137) Plutarch. V. Cicer. c. 46: &vravda ۱6۵۸ pehota 6 Kınigon uno véou yÉQWV nal سم‎ ee 4U) OVVAQJWMQEOLCOUS Kal NAQQOJOVP AUTO TYV ouyziytov لع‎ Ug èv dno tav pilov aitia ,; okiya O Üategoyv avtov anolwlexws 7692 مجع‎ uat Tod Oto وم نموه‎ Lhevdegian‘ wväydeig yao 6 66 nal tyv vnereiav سه8ه3‎ Kırzouva عمماء وم‎ Zuigeıy A. r. J. 138) Observ. p. 368: Cicero again compares the case of Brutus’s being forced from the city with that of his own exile, and calls the latter the more lamentable disaster, though he owns the danger to be alike in both: now Brutus suffered in the universal calamity, whereas Cicero's was no any other than a private misfortune (dass Cicero und selbst Andere mit ihm es ganz anders betrachteten, s. pro Sestio c. 24; de prov. cons. c. 19; in Pison. Ce2 204 KARL FRIEDRICH HERMANN ex Italia tum quum me vestrorum edictorum fama: revocavit, einen Widerstreit gegen Ciceros eigene Grundsätze und gegen die thatsächliche Wahrheit enthielten 139)? was er noch dazu selbst nicht weiter begründet hat, um erkennen zu lassen, ob irgend ein anderer Grund ihn zu so hartem Tadel bestimmt habe, als die falsche Beziehung des dee auf Octavians Consulat, während es ganz allgemein auf den nächstvorhergehenden Satz geht: tantum quisque se in re publica posse postulat quantum habet virium u. s. W. Doch auf solche hingeworfene Verdächtigungen können wir auch hier nicht mehr Raum verwenden als ihnen der Gegner selbst gewidmet hat, und berühren desshalb auch nur beiläufig den seltsamen Einwand Mark- lands gegen den eilften Brief, dass Brutus noch weit grössere Verpflich- tungen, als gegen Antistius Vetus, welchen dieser Brief empfiehlt, gegen Appulejus gehabt habe, dessen Name aber bei Plutarch fehle und desshalb auch unserm Fälscher unbekannt geblieben zu seyn scheine 140); der Kritiker hat also ganz vergessen, dass es oben hiesse: sed Appulejus in sua epistola celebrabitur, woraus es sich ganz einfach erklärt, wie sein Name nicht noch einmal in einem andern Briefe zu stehen brauchte, den ohnehin, wie Tun- stall selbst richtig bemerkt, der empfohlene Antistius persönlich überbracht zu haben scheint 141). Wichtiger wären die anderen Ausstellungen, welche beide Gegner an diesem Briefe gemacht haben, dass Brutus von den Consuln schreibe, als ob sie noch lebten, während er doch bereits von ihrem Tode habe unterrichtet seyn müssen 142), dass Antistius sich um die Prätur be- c. 9) nor does it at all mend the matter to tell us that Cicero was banished by a particular law, which had not yet happened to Brutus; for the law, which banished Cicero, was null and void in itself, because it was par- ticular, and Brutus was not only banished by force of arms, but by force of laws, to which he was still obnoxious etc. 139) Das. p. 382: he probably meant to say neither, at least the one is contrary to his own principles, the other to truth! 140) Remarks p. 155: 2۶ is likely that our author did not know or had not observed these particulars concerning Apulejus; otherwise he would have been as fond of him perhaps as he seems to be of Vetus! 141) Observ. p. 315. 142) Epist. ad Middl. p. 238 fgg. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 205 werben wolle, ohne die Zwischenstufen zu dieser Magistratur zurückgelegt zu haben 145), endlich dass das Geld, womit Antistius den Briefsteller unter- stützte, das seinige genannt werde, obgleich es eigentlich öffentliches ge- wesen sey 144); inzwischen ist darauf schon in den Zindieiis das Nöthigste bemerkt worden, um selbst, wenn alle Voraussetzungen Tunstalls oder Marklands richtig seyn sollten, den uneigentlichen Sprachgebrauch von sua pecunia und comitia habituri essent consules durch verwandte Beispiele zu rechtfertigen; und was den unmittelbaren Ubergang von der Quästur zur Prätur betrifft, woraus Markland einen neuen Beweis der Übereilung unseres ebi herleitet, so hat Drumann mit Recht bemerkt, dass kein Gesetz, selbst nicht das cornelische, die Ädilität zur Bedingung einer folgenden Prätur machte, und dass es lediglich auf den Bewerber ankam, ob er sich der Wahl aussetzen wollte, ohne vorher durch die mit der Adilität verknüpf- ten Leistungen die Volksgunst erworben zu haben 145), Ausserdem ist aber überhaupt weder das sicher, was Markland mit solcher Bestimmtheit hin- stellt, dass Antistius Quästor in Syrien gewesen sey 146), noch beweisen die von ihm beigebrachten Stellen für den öffentlichen Charakter des Geldes, mit welchem Brutus nicht allein hier, sondern auch II. 3 von Antistius unterstützt worden zu seyn rühmt; und so möglich es wäre, dass die Erzählung des Vellejus II. 62: pecunias etiam, quae ex transmarinis provinciis a quae- storibus Romam transportabantur, a volentibus acceperunt, auch auf j jenes ginge, so liegt doch weder darin, noch in dem Senatsbeschlusse, den Mark- land sonderbarerweise als entscheidend betrachtet, Philipp. X. 11: pecuniam- que ad rem militarem, si qua opus sit, quae publica sit et exigi possit, utatur, exigat, irgend eine Nothwendigkeit, dass alles Geld, was Brutus aus patriotischen Händen zufloss, darum öffentliches gewesen seyn müsse. Der Hauptzeuge bleibt immer Plutarch V. Brut. c. 25, der nicht nur die 143) Remarks p. 156: we might ask this author, whence it happens that he introduces Vetus, who at that time seems to have been of no higher rank than Quaestor, as going to Rome to be a Candidate for the praetorship? 144) Das. .م‎ 151 fgg. 145) Drumann B. I, S. 46; II, 8.482; III, S.3; IV, S. 224. 146) Remarks p. 152: who has been Quaestor in Syria. 206 KARL FRIEDRICH HERMANN Existenz des Mannes, welchen Drumann und Orelli nur aus unserm Briefe zu kennen scheinen 147), sondern auch das Factum selbst mit dem Detail derselben Summe bestätigt; wenn dieser aber schreibt: مرق‎ Tovrov mevryxovre py ara مسر‎ "Avriorios dP wv Aye nal avtos &s’IraAiar onud- ray dwor, so bezieht er sich zwar in den Worten xæ? auros auf das Beispiel des 0/9 welchem Brutus :seine Geldschiffe abgenommen hatte, ohne dass jedoch darin mehr läge, als dass Antistius eben auch mit seinem Gelde auf dem Wege nach Italien gewesen sey; und wenn dieser Mann, auf dessen Beitritt Brutus ein solches Gewicht legt, den er mit einem selb- ständigen Commando in seinem Lager behalten will 148), und der eine Lega- tenstelle bei ihm zu übernehmen verspricht, doch keine ganz unbekannte Grösse unter. den öffentlichen Charakteren seiner Zeit gewesen seyn kann, so bleibt uns kein anderer jenes Namens übrig, als der C. Antistius Vetus, der schon im J. 61 a. Chr. als Quästor unter Cäsar gedient und auch im letzten Bürgerkriege unter dessen Fahnen gefochten hatie 149), so dass seine Erklä- 147) Orelli Onom. Tull. T. II, p. 45: alius Fetus’ Antistius M. Bruti amicus ` memoratur in subditidüs epistolis: Drumann B. I, S. 57: “in den unterge- schobenen Briefen ad Brutum 11 wird ein Antistius Vetus als Anhänger des Brutus erwähnt; obgleich nichts darauf zu geben ist, so können doch leicht mehre dieses Geschlechts sich in seinem Heere befunden haben”! Erst 8. 263 kommt er auf die plutarchische Stelle, die er nun so deutet, dass Plutarch den Appulejus der zehnten Philippika aus Verwechselung Antistius nenne; hier aber scheint mir schon Markland richtig erkannt zu haben, dass Appulejus vielmehr der oteatryog des vorhergehenden Capitels bei Plutarch ist, insofern jener, wenn auch nicht Praetor; wie Markland übersetzt, doch nach Appian III. 63 und IV. 75 Befehlshaber von Truppen war; während die 16000 Talente, die Brutus von demselben empfangen haben soll, mit den 500000 Drachmen, welche Plutarch diesen von Antistius empfangen lässt, eben 80 schlecht stimmen, als letztere unseren HS XX (2, 000000 Sesterzen) vollkommen entsprechen. 148) Ut imperator in castris remaneret, woran man eben so wenig Anstoss neh- men darf, als an Murcus et Crispus imperatores in dem Briefe des Cassius an Cicero Fam. XII. 12. 1 149( Drumann B. I, S56; II, 8. 127; Dass derselbe später wieder unter Octavian dient und sogar Consul suffectus wird, steht dem eben so wenig wie bei sei- ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 207 rung für dessen Mörder ein höchst wichtiges nn für des letzteren ganze Sache seyn musste.“ Auch zum rs ten Briefe ist das wenige, was een gegen Markland als gegen Tunstall zu sagen war, bereits früher erörtert, und eben so wenig bleibt nach dem, was ich in dieser Vorlesung schon früher über Brutus Fürbitte für Lepidus und über den Aufschub der Comitien gesagt habe, in den beiden folgenden irgend etwas Wesentliches zu rechtfertigen übrig 10); erst gegen den fünfzehnten, der Ciceros politische Selbstver- theidigung gegen Brutus enthält, so wie gegen die beiden Anklagebriefe des letzteren an Attieus und Cicero selbst, hat Tunstall wieder den ganzen Köcher seiner kritischen Pfeile ausgeleert, die es jedenfalls nöthig machen, etwas näher zu untersuchen, ob und welche Wunden sein Angriff denselben geschlagen habe. Auf so allgemeine Anklagen freilich, wie er sie gegen den funfzehnten und sechzehnten Brief schleudert, können wir uns um so weniger näher einlassen, als die sprachlichen Anstände bereits in den Findieiis der- gestalt erledigt sind, dass zugleich auch das Gegentheil von dem hervorgeht, worauf Tunstall ein besonderes Gewicht legt, dass, wie er glaubt, Sıyl und Gedanken in diesen beiden Briefen zu ähnlich seyen, als dass sie von zwei so een لوي‎ wie Cicero nad able, herrühren könn- nem Re kig auf letzterem fade] dem ی‎ Cicero, im Wege, zumal da nicht einmal vorliegt, ob er jemals wie dieser wirklich unter Brutus Fahnen gedient oder demselben ausser jenem Gelde irgend einen sonstigen Dienst geleistet habe. 150) Wenigstens kann ich es nicht als wesentlich betrachten, wenn Markland p. 188 an den Worten des 13ten Anstoss nimmt: gui hoc vel a Cicerone conjunctis- simo homine vel a consulari tali viro remota necessitate privata im- petrare debeo. Er sagt freilich auf den ersten Blick nicht mit Unrecht: what Cicero’s consular dignity has to do with the defence of a traitors children, it is difficult to apprehend; doch durfte Brutus, wenn es galt, Cicero bei seiner schwachen Seite zu fassen, auch einen kleinen logischen Fehler nicht scheuen; und ausserdem könnte in jenen Worten selbst eine versteckte Drohung liegen, dass es für den Mann, welcher jetzt als consularis das Staatsruder lenkte (Fam. XII. 13), nicht phm sey, dem Bittenden einen dringenden Wunsch abzuschlagen. 208 KARL FRIEDRICH HERMANN ten 451); inzwischen hat er_es allerdings auch nicht an einzelnen Zügen fehlen lassen, um namentlich für den funfzehnten den Vorwurf zu begründen, dass er seinem ganzen Inhalte nach voll Faseleien oder Ungehörigkeiten und das schwächste und verächtlichste Stück der ganzen Sammlung sey, während er den beiden folgenden wenigstens den Vorzug einräumt, welchen der aus Plutarchs Angaben geschöpfte dankbare Stoff von selbst über die Behandlung habe verbreiten müssen 152). Welches sind nun aber die Verdachtsgründe, mit welchen Tunstall fünf ganze Capitel seines Buchs gefüllt hat? Zuerst dass Cicero den Überbringer des Briefs, Messala, nicht habe wegen seiner rednerischen Methode empfehlen können, weil Brutus Ansichten über -diese Methode selbst von den ciceronischen verschieden gewesen seyen 153)! Die Unterstellung, worauf dieser Schluss beruht, gründet sich auf eine einzige Äusserung Ciceros an Atticus, wo er sich über Brutus Eifersucht gegen seine rednerischen Vorzüge beklagt, der selbst Alles am Besten verstehen wolle und auch das Ideal nicht gebilligt habe, welches Cicero in seinem Orator von dem besten Redner, das heisst von sich er hatte 154); daraus folgt = Observ. p: 395: the identity of style and sentiment lke in the letters must be thought very strange in the true Cicero and Brutus, who studied a manner of writing as different as possible, and after the warmest altercation. on the subject of composition, each deaf to all conviction con- tinued still to pursue his own manner, 152) Ebendaselbst: but as to the matter of the letters, I do still assert, that Cicero’s celebrated apology for himself betrays the wretched craft of- a Sophist, that it is blundering, full of impertinence, and on these ac- counts only the most trifling and contemptible in ihe whole collection etc. 153) Epist. ad Middl. p. 204; vgl. Observ. p. 181: that as the true Cicero could not recommend. the manner of speaking as the best, which Brutus ap- proved, so none but a Sophist in an elaborated recommendation, of Mes- sala’s eloquence to Br utus, would exemplify his conspicuous prudence and severe judgment in studying a manner a speaking, which Brutus disapproved. 154) Att. XIV. 20: nemo unquam neque poèta neque orator fuit, qui quenquam meliorem quam se arbitraretur; hoc etiam malis contingit, quid tu - Bruto putas, et ingenioso et erudito? quin etiam quum ipsius: precibus ~ ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 209 jedoch noch nicht, dass beide für die oratorische Bildung, das Talent und die Leistungen eines jungen Freundes so ganz verschiedene Maassstäbe gehabt hätten, dass die Empfehlung des Einen in den Augen des Andern hätte ein Vorurtheil gegen jenen erregen müssen; oder werden zwei Männer, welche dieselbe Kunst oder Wissenschaft anbauen, trotz einzelner Verschiedenheiten ihrer Theorie nicht in der Anerkennung eines strebsamen und begabten Jüng- lings übereinstimmen können, zumal, wo der Eine den Andern, wie hier, gleichwohl als sein zweites Ich bezeichnet, bei welchem jener sein Schüler und jüngerer Freund gleichsam sein Stellvertreter seyn solle 155)? Wenn aber Orelli, worauf ich erst nachträglich durch Bährs neueste Auflage auf- merksam geworden bin, Messalas ganze Erwähnung dahin deutet, dass dieser Brief von einem Mitgliede des gelehrten Kreises gefälscht sey, welchen Messala später um sich versammelt hatte 156), so kann dieses begreiflicherweise an ` paene adductus scripsissem ad eum de optimo genere dicendi, non modo . mihi, sed etiam tibi scripsit, sibi illud quod mihi placeret non probari; wie wenig sich jedoch Cicero durch dergleichen irre machen liess, zeigt die ganz ähnliche Äusserung hinsichtlich desselben Buchs gegen Corniſicius Fam. XII. 17: sed 6 scripsi de optimo genere dicendi, in quo saepe suspicatus sum te a judicio nostro, sic scilicet ut hominem doctum ab non indocto, paululum dissidere; huie tu libro maxime velim ex animo, si minus, gratiae causa suffragere ! 1 155) Dass Messala sich nach und unter Cicero gebildet habe, beruht allerdings zu- nächst nur auf unserer Stelle selbst und ist daher zugleich mit der Ächtheit dieser in Zweifel gezogen worden, vgl. Ellendt zu Cic. Brutus p- 142; doch kann man es indirect auch aus Seneca Suasor. VÎ extr. schliessen, und jeden- falls ist unser Beispiel ganz dem andern Empfehlungsbriefe an Brutus analog, wo Cicero gleichfalls kein Bedenken trägt, seinen Schüler in der Redekunst um dess willen seinem Nebenbuhler zu empfehlen, Fam. XIII. 10: quum o primum M. Terentius in forum venit, ad amicitiam se meam contulit ... quod versabatur in hoc studio nostro, quo etiamnunc maxime delectamur, et cum ingenio, ut nosti, nec sine industria. 156) Onom. Tull. T. I, p. 100: ceterum subditicias illas epistolas conscriptas esse ab adulatore aliquo Messalae Corvini, qualis fuit ille, qui composuit Panegyricum Tibullo vulgo attributum, manifestum fit ex Epist. XV: Messalam habes; nam 'sine causa profecto veterator ille nunquam Histor.- Philol. Classe III. 210 KARL FRIEDRICH HERMANN sich eben so wenig ein Verdachtsgrund seyn, als z. B. das Lob, welches. Cicero Fam. I. 6 einem andern Koryphäen der augustischen Periode, Asinius Pollio, in noch jüngeren Jahren ertheilt, sondern würde jedenfalls nur dann n, wenn die Unächtheit bereits durch andere Gründe entschieden wäre; obgleich man selbst in diesem Falle billig bezweifeln dürfte, ob ein Mann wie Messala, den seine Zeitgenossen latini utigue sermonis observa- torem diligentissimum nannten 157), sich von einem so plumpen Machwerke, wie die Gegner diesen Brief betrachten, habe täuschen, geschweige denn ein Schreiben als ächt vorspiegeln lassen, dessen Überbringer er doch der ganzen Anlage nach hätte gewesen seyn müssen! Und nicht besser steht es dann auch mit den übrigen Einwürfen selbst, worunter der nächste der ist, dass Tunstall die ganze Anlage des Briefs aus dem Grunde tadelt, weil der Sophist absichtlich einen längeren Zwischenraum zwischen der Anklage und der Vertheidigung verstreichen lasse, um zwei einander widersprechende Be- schuldigungen, der zu grossen Milde und der unnöthigen Strenge, in Paral- lele setzen und darauf die Disposition begründen zu können, die dem Gegner mehr schülermässiges Nachdenken als den Charakter geschäftlicher Wirklich- keit zu verrathen scheint 158). Was soll nun ein unglücklicher Briefschreiber machen? Beantwortet er einen Brief in der Eile des Augenblicks, so vermisst der Gegner Ordnung der Gedanken und sieht die Spur der Fälschung in der nachlässigen und verworrenen Anlage; nimmt er sich einmal Zeit und arbeitet seine Gedanken in Musse und berechneter Aufeinanderfolge aus, so Platz greife tot tantisque laudibus cumulasset Messalam, nisi gratum illi fore sperassel ita a Cicerone scilicet se dilaudatum esse. 157) Seneca Controv. II. 12, p. 192 Gronov. 158) Observ. p.177: then I assert, that it was reserved out of sophistic con- trivance to create an occasion of running a fine parallel between two charges against Cicero.. this indeed is the very truth of the case; for there are plain traces of an -extraordinary management in the Sophist, to promote a coincidence of these opposite qualities in Cicero’s administra- tion; und nachdem er die Disposition des Briefs dargelegt hat, p.179: I now | appeal to the reader, whether this management does not seem to proceed rather from scholastic meditation, than the genuine acts and affairs of real life etc. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 211 verräth diese Berechnung selbst wieder nur den Fälscher; kurz wenn hier von Sophisterei die Rede seyn kann, so liegt sie in den widersprechenden Angriffen der Gegner selbst enthalten, und je weniger diese ganze Argumen- tation auch nur auf eine concrete Vergleichung mit Ciceros übrigen Briefen, sondern lediglich auf abstracte logische Gesichtspuncte gestützt ist, desto ent- schiedener müssen wir uns gegen Folgerungen verwahren, nach welchen zuletzt kein Mensch sicher wäre, dass ihm die Achtheit seiner eigenen Briefe in's Angesicht abgestritten würde. Wäre die logische Disposition, die Tun- stall allerdings mit Recht nachgewiesen hat, durch keinen Verzug der Ant- wort motivirt, so könnte sie vielleicht noch auflallen, obgleich sich in einem wissenschaftlich gebildeten Kopfe wie Ciceros jeder längere Brief ernsten, zumal apologetischen Inhalis von selbst zu einer solchen Abhandlung gestalten musste und auch sonst mehrfach dazu gestaltet hat, worüber es genügt auf den neunten Brief an Lentulus Spinther, auf die bekannte Bitte an Luccejus, auf den ersten Brief an seinen Bruder Quintus, so wie auf Sulpicius berühm- tes Trostschreiben zu verweisen; wenn aber nun gar noch die Motivirung selbst den Verdacht verstärken soll, so sehe ich in der That nicht ein, welches Werk irgend einer Zeit nach solchen Grundsätzen noch Gnade vor unseren Augen finden könnte! Und mit welcher Perfidie häuft Tunstall auf diesen, wie er glaubt, erkünstelten Verzug auch noch die Anticipation des einen Vorwurfs der unzeitigen Strenge 159), worin er wieder eine der Prophezeiungen erblicken will, die er, wie wir bereits sahen, so oft vergeblich an den Haaren herbeizuziehen gesucht hat? Ich will nicht einmal erwähnen, dass, wenn ein Fälscher einmal anticipiren wollte, er dazu des unterstellten Verzugs gar nicht mehr bedurft hätte; es kann jedoch gerade jener Vorwurf am Wenig- sten als anticipirt betrachtet werden, da er selbst früher als der andere in der Meinungsverschiedenheit über die Behandlung des C. Antonius, und jeden- 159) Observ. p. 178: he delayed for above two months the answer of Brutus’s charge of Cicero’s prodigality in conferring honours, and he now anti- ci pates, as he expressly tells us, Brutus’s charge of Cicero’s severity in punishing... thus having formed an artificial composition of affairs, by collecting past and future into an unity of time, he draws the grand moral of the fable etc, Dd 2 212 KARL FRIEDRICH HERMANN falls wieder in der Theilnahme des Brutus an dem Schicksale seiner Neffen, der Kinder des Lepidus, an's Licht getreten war; und was das fortasse be- trifft, worauf die ganze Beschuldigung einer Prophezeiung eigentlich sich gründet, so ist dieses nichts als die allbekannte Wendung der Urbanität, welche den Gegner nicht direct des Widerspruchs mit sich zeihen will, son- dern ihm selbst zu prüfen überlässt, ob die geäusserte ۲9 auf ihn Anwendung finde 160), Aber hat nicht unser Brief eine sffenkan falsche Angabe mit Pimat und Appian gemein, indem er die Verschonung des M. Antonius an den Iden des März auf Rechnung des Marcus Brutus setzt, während sie vielmehr von Decimus Brutus ausging? und ist dieses nicht ein offenbarer Beweis, dass der Fälscher aus jenen beiden geschöpft und ihre Verwechselung der zwei | gleichnamigen Männer getheilt hat 161)? Ich denke, keines von beiden, indem erstens der Beweis, auf den Tunstall volle zwanzig Seiten seiner Rechtfer- tigung gegen Middleton verwendet hat 162), dass, die Stellen des Vellejus Paterculus und Ciceros selbst, welche jene Verschonung schlechthin als die Schuld eines Brutus darstellen, vielmehr auf Deeimus als auf Marcus zu 160) Vgl. Hand Turs. T. II, p. 722 fgg. Freilich nimmt dieser selbst p. 728 an ۲ Jortasse Anstoss, wofür allerdings gewöhnlich zési forte steht; vgl. Beier ad Cic. Off. I. 33, Otto ad Senect. p. 87; aber auch hier bliebe im schlimmsten Falle der Ausweg eines Irrihums der Abschreiber, die durch das zunächst vor- hergehende fortasse verführt werden konnten, wenn es nicht überhaupt unbe- greillich wäre, warum Cicero in einem Privatbriefe eine Redensart vermieden haben solle, deren lebendigen Gebrauch Hand selbst durch Plautus Beispiel bestätigt, während sie gerade in der Büchersprache späterer Zeit, nach welcher der Fälscher sich gebildet haben müsste, nicht vorkommt. 161) Epist. ad Middl. p. 205; vgl. Plut. V. Brut. c. 18; V. Anton. c. 13; Appian. B. C. II. 114. 162) Observ, p. 182 — 202; vgl. Cicero Ait. XIV. 12: 2% Ò airiev töv 3 0005009 teş Me, das. p. 20: aec omnis culpa Bruti; und Vell. Paterc. II. 58: ۶ una cum conjurationis globo, stipati gladiatorum Decimi Bruti manu, Capitolium occupavere, quum consul Antonius, quem quum simul interi- mendum censuisset Cassius testamentumque Caesaris-abolendum, Brutus repugnaverat etc. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 213 deuten seyen, von Seiten der neueren Forscher keineswegs den erwarteten Beifall gefunden hat 163), zweitens aber gesetzt auch Middleton hätte mit seiner Berufung auf Plutarch und Appian Unrecht, die Sache unseres Briefs dadurch um nichts schlechter wird, weil sein früherer Vertheidiger einen falschen Weg eingeschlagen und die Prämissen seines Gegners bekämpft hat, statt die Nichtigkeit seiner Schlussfolgerung selbst nachzuweisen. Denn vor allen Dingen käme es doch bei dieser ganzen Frage darauf an, ob Cicero wirklich hier direct und persönlich Marcus als den Urheber jener Versäumniss bezeichnete und ihm allein oder vorzugsweise diese Schuld beimässe; sehen wir nun aber die Worte unseres Briefs, die durchgehends in der Mehrzahl der zweiten Person gehalten sind, unbefangen an, so enthalten sie nur eine Klage über das, was von den Verschworenen insgesammt versäumt worden sey, ohne auch nur mit einem Worte die unterlassene Ermordung des An- tonius als besonderen Gegenstand dieser Beschuldigung näher zu bezeichnen; und je bereitwilliger ich Tunstall einräume, dass die Att. XV. 11 erzählte mündliche Unterhaltung mit Brutus und Cassius im vorhergehenden Jahre gerade diesen Gegenstand berührt habe, desto unbegreiflicher ist mir der Anstoss, welchen er an unserer Stelle nimmt, die sich in den Worten: quid ego praetermissum a vobis dixerim, non es oblitus, geradezu auf jene Unterredung bezieht und keine Silbe mehr enthält, als was Cicero seinem eigenen Berichte von jener Zusammenkunft gemäss auch damals geäussert haben kann und muss: guumgue ingressus essem dicere quid oportuisset — nec vero quicquam novi, sed quod quotidie omnes, nec tamen illum locum atlingerem, quenquam praeterea oportuisse tangi, sed senatum vocari, populum ardentem studio vehementius incitari, totam suscipi rèm — u. s. W. Oder darf dagegen vielleicht der Ausdruck instru- 8 Ruhk ad Vell. Paterc. Il. 58: inanes sunt ratiunculae, quibus hoc non ad Marcum Brutum sed ad Decimum referendum contendit Tunstallus, quem satis !refutavit Middletonus Praef. p. 51. Auch Drumann B. III, 8. 713 zweifelt nicht, dass Marcus allenthalben zu verstehen sey: “von seinem Charakter war eine solche Verkehrtheit oder scheinbare Menschenfreundlichkeit, von seinem Einflusse ein solcher Erfolg zu erwarten; oft werden Klügere von Schwachköpfen geleitet.” 214 KARL FRIEDRICH HERMANN mentum regni in die Wagschale geworfen werden, welchen Tunstall an einer späteren Stelle als ein Gemische von Nachahmung, Missgriff, und Un- eigentlichkeit qualifieirt 16%), das sowohl hier als in dem Briefe des Brutus 1.4 den Sprachgebrauch einer gesunkenen Latinität auf das von Appian er- wähnte Factum der Übergabe von Cäsars Papieren an Antonius anwende? Freilich, wenn wir instrumentum regni hier mit Tunstall durch register of the. government übersetzen. dürften, würde zwar nicht die Bezugnahme auf ein auch in den Philippiken mehrfach berührtes Factum, wohl aber der Sprachgebrauch einen starken Anstoss erregen; wenn aber hier ein grober Missgriff vorliegt, so fällt er gewiss nicht dem Verfasser unseres Briefs, son- dern dessen Tadler selbst zur Last, der mit aller seiner Belesenheit nicht einmal so viel gelernt hat, dass instrumentum in der classischen Latinität soviel als magaczevn oder dPopuan, Mittel oder: Unterstützung im weitesten Sinne des Wortes bedeutet 165), und gesetzt also auch es wären hier vor- zugsweise jene Papiere gemeint, so würde es doch auch in Beziehung auf diese nicht anders genommen zu werden brauchen, als in der höchst über- einstimmenden Stelle pro Milone c. 13: exhibe, quaeso, Sexte Clodi, exhibe librarium illud legum vestrarum, quod te ajunt eripuisse e.domo et ex mediis armis turbaque nocturna tanguam Palladium sustulisse, ut prae- clarum videlicet munus et instrumentum tribunatus ad aliquem, si nactus esses, qui tuo arbitratu tribunatum gereret, deferre posses. Auch was Tunstall eben daselbst gegen die Stelle sagt, ‚wo Cicero. schreibt: ego enim D. Bruto liberato, quum laetissimus ille civitati dies illuxisset idemque casu Bruti natalis esset, decrevi ut in fastis ad eum diem Bruti nomen ascriberetur, ist so schwach, dass man es nur dem Gefühle dieser Schwäche selbst zuschreiben kann, wenn er seinen Angriff mit den bpomphaſten Worten einleitet, dass der Sophist hier die äusserste Anstrengung gemacht habe, um alle seine Eigenschaften, berechnete Zweideutigkeit, Ver- 164) Das. p. 387: there is still another phrase in these letters, which in like manner is distinguished. with all the marks of imitation, mistake, and impropriety together ! 165) Alt. VII. 8:. solvendi sunt numi Caesari et instrumentum triumphi eo deferendum; XII. 32: quid viatici, quid instrumenti satis sit ۰ ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 5 fälschung der Geschichte, und verfehlte Nachahmung in einem Blicke erschei- nen zu lassen 166); und selbst sein scheinbarstes Argument, das auch Dru- mann wiederholt 167), kann eine so schwere Beschuldigung auch nicht im Leisesten begründen. Allerdings schreibt Cicero an Decimus Brutus selbst nur das merkwürdige Zusammentreffen, dass die Siegesbotschaft von Mutina gerade am Geburtstage des Siegers in Rom eingelaufen sey 168); und daraus soll nun folgen, dass der wirkliche Cicero jenen Vorschlag gar nicht gewagt habe, weil er sonst, wo er Alles aufbot, um Decimus in Thätigkeit zu setzen, auch diesen Schritt zu erwähnen nicht versäumt haben würde; wenn aber, wie Drumann mit Recht die Worte unseres Briefes deutet: argue illo die cognovi paulo plures in Senatu malevolos esse quam gratos, die bean- tragte Auszeichnung durch Decimus Neider hintertrieben worden war, so lag darin, denke ich, Grund genug für Cicero gegen diesen vielmehr davon zu schweigen, als den ohnehin schlaffen und ängstlichen Freund durch die Nach- richt von einer solchen Kälte der Mehrheit des Senats gegen ihn noch mehr zu entmuthigen und besorgt oder ängstlich zu machen! Dass ferner, wie Tunstall will, unsere Stelle auch den Tag der Befreiung selbst als Decimus Geburtstag zu betrachten erlaube, während es doch nach jenem Briefe der Tag der Siegesnachricht gewesen sey, ist geradezu unwahr 169), indem der laetissimus dies liberato Bruto, also nach Decimus Befreiung, wenigstens 166) Observ. p. 383: one instance deserves more particular distinction, as ſit seems to be the last effort of sophistic skill exhibiting in one view most of itsigenuine and prime operations, affected ambiguity, falsified history, and mistaken imitation! 167) B. I, S. 321: „hätte er es versucht, ihn auf jene Art auszuzeichnen, welches durch die Neider des Feldherrn vereitelt seyn soll, 80 würde er es erwähnt haben; denn er bot Alles auf, um ihn in Thätigkeit zu setzen“! 168) Famil. sr 14: nam die tuo natali vietoria nunciata in multa saecula videbamus rem publicam liberatam; , vgl. Drumann B IV, 8. 5. 169) Observ. p- 384: who would not kay collect, that the day, in which D. Brutus was delivered from the siege, happened likewise to be his birth- day? Wenn auch Manutius und Middleton die Stelle so missverstanden haben, so folgt daraus nicht, dass es wirklich darin liege ! — 2 216 1 KARL FRIEDRICH HERMANN von dem mit der Sache bekannten nicht anders als im leizteren Sinne ge- nommen werden konnte; und wenn er fragt, ob denn Brutus einfacher Name oder nicht vielmehr die ganze Begebenheit in die Fasten habe verzeichnet werden sollen, so ergibt sich darauf die Antwort eben so sehr von selbst als auf die andere Frage, warum denn nicht lieber der Tag der Schlacht selbst hätte verzeichnet werden sollen, für welchen ja eben das Zusammen- treffen, worauf Cicero seinen Antrag stützte, nicht Statt hatte. Die einzige wahre Schwierigkeit der Stelle ist rein kritischer Art, und liegt in den Wor- ten: notam esse in fastis gralissimae victoriae sempiternam memoriam volebam, der aber schon ein Abschreiber und nach ihm die meisten Heraus- geber durch Auslassung von memoriam abgeholfen haben; und sollte auch diese Änderung zu kühn seyn, so braucht man nur rotatam für notam zu lesen, um ganz die ähnliche Bedeutung und Construction von memoria zu gewinnen, wie wir sie 2. B. N. D. III. 19 finden: virorum fortium memoriam honore deorum immortalium consecratam; vgl. pro Fontejo c. 14: 8 antiquitas, quam ... in monumentis rerum gestarum incisam ac notatam videmus. Sind aber diese Einwürfe alle unhaltbar und verunglückt, so werden wir selbst da, wo das Raisonnement des Briefstellers wirklich eine Blösse geben sollte, nicht sofort an Unächtheit denken, sondern uns erinnern müssen, dass Cicero selbst nichts weniger als unwiderleglich geschrieben hat, und dass seine ganze politische Stellung und Thätigkeit, auf welche dieser Brief sich bezieht, keineswegs so einfach und lauter war, dass eine versuchte "Rechtfertigung derselben, die sich in einzelnen Stücken widerlegen lässt, desshalb gar nicht von ihm herrühren könnte; und so kann ich es denn namentlich auch Tunstall einräumen, dass die Vergleichung, welche Cicero zwischen seinem und Brutus politischem Benehmen anstellt, nicht eben durch- gehends stichhaltig und genau ist 170), ohne desshalb die Möglichkeit seiner Autorschaft an derselben gleichfalls läugnen zu müssen. Nur grobe that- sächliche Irrthümer dürfen nicht vorkommen, und wenn unserer Stelle solche 1 a هاا‎ 1 . „ 5 — nachgewiesen wären, so möchte sie immerhin den ganzen Brief, wenn auch 170) Observ. p. 203 fgg. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 217 nicht die ganze Sammlung mit sich in Verdacht ziehen; aber welche Klein- lichkeiten sind es, die uns Tunstall allerdings auch in dieser Hinsicht als Verdachtsgründe aufzudrängen bemüht ist? Cicero lege seiner Thätigkeit in , Rom einen militärischen Charakter bei, während sie doch rein bürgerlicher Art gewesen sey; er wolle die Stadt später als Brutus und Cassius verlassen haben, und lasse diese aus Furcht vor Antonius Waffen entweichen, wäh- rend sie länger als Cicero geblieben, und später nur aus Furcht vor Antonius nicht zurückgekehrt seyen; er tadle Brutus Entfernung aus Italien, zu welcher er doch selbst gerathen habe 171); und endlich, um auch diesen Einwand hier gleich zu erwähnen, er lege Servius und Servilius Vorschläge bei, welche nach der fünften Philippika vielmehr von Cicero selbst ausgegangen seyen 172) ب‎ ich frage, ist eins von diesen vorgeblichen Versehen so beschaffen, dass es, selbst begründet, nicht hätte in einer nach Jahresfrist unter einseitigem Ge- sichtspuncte verfassten Vertheidigungschrift von dem Betheiligten selbst be- gangen werden können 175), während ein kaltblütiger Fälscher, dem die ge- schichllichen Acten vorlagen, sich gerade vor dergleichen Verstössen am ' meisten gehütet haben würde? Aber hat sie der Verfasser dieses Briefs auch wirklich begangen? Der erste bezieht sich von vorn herein gar nicht einmal auf diesen, sondern auf den siebenten des zweiten Buchs, den Tunstall 171) Epist. ad Middl. p. 207 fgg.; vgl. Observ. p. 215: that this comparison of Cicero’s and Brutus’s conduct from the beginning of the war, the genuine offspring of one or two declamatory apologists, is false in all the three points of contrast: in making Cicero’s activity in the city to be of the military, when it was of the civil character; — in making Cicero’s departure from the city later than the departure of Brutus and Cassius, which is moreover said to have been occasioned by the prevalence of An- ` tony’s arms — and lastly in making Brutus’s act of quitting Italy to be dishonourable in comparison of Ciceros, cowardly in itself and cen- sured by Cicero etc. 3 172) Das. p. 207 — 223; vgl. Epist. ad Middl. p. 211. 173) Drumann B. VI, S. 129: “und auch übrigens bleibt er sich nicht gleich, weil er theils sich nicht mehr genau an das Vergangene erinnerte, theils die Dinge sich so fügen mussten, wie es der Zweck des Berichts erforderte.“ Histor.- Philol. Classe III. Ee 218 KARL FRIEDRICH HERMANN darin gerade mit dem unsrigen in Widerspruch zu setzen sucht 174), den ich aber auch oben bereits zur Genüge gerechtfertigt habe 175); der zweite übersieht, dass es sich in unserm Briefe nicht sowohl um das chronologische verhältniss der Flucht der Verschworenen aus Rom, dessen Bestimmung uns ohnehin, um Drumanns Ausdruck zu wiederholen, möglichst erschwert ist 176), sondern nur darum handelt, dass, wenn sie auch nach Ciceros Entkernung noch in der Stadt verweilten, dieser Aufenthalt doch mit der höchsten per- sönlichen Gefahr für sie verbunden war 177); der dritte zieht eine ganz ver. kehrte Folgerung aus dem Worte dolui, das sich sehr gut mit dem Rathe vereinigen lässt, welchen Cicero seiner eigenen Erzählung nach Brutus ge- geben hatte, nicht nach Rom zu gehn, nachdem er es einmal so weit hatte 174) Wenigstens sagt Tunstall p. 203 geradezu: the elder and more intelligent Sophist (das ist der Verfasser des ersten Buchs) says, that in the interval between the Ides of March and Brutus’s leaving the city, Cicero was the more active of the two ... this is agreeable of true history; gleich- wohl aber wird nachher der Widerspruch, welchen der Verfasser des zweiten Buchs by miüstaking the object of Cicero's activity begangen haben soll, ۰ unter die Verdachtsgründe gegen unsern 15ten Brief des ersten Buchs gerechnet! 175) S. oben S. 156. 176) B. I, S. 134; vgl. die Abh. von Heimbrod: M. Tullius Cicero inde ab Idibus Martiis 710 usque ad Kal. Jan. 711, Gleiwitz 1844. 4, p. 5. 177) Eine Anwesenheit derselben in Rom setzt allerdings das colloguium Antonü cum heroibus nostris Att. XIV. 6 voraus, vgl. auch Abeken a. a. O. S. 363; dass sie aber ihre Häuser nicht zu verlassen wagten, lesen wir ebendaselbst ep. 5: eos autem, qui orbis terrae custodiis non modo septi sed etiam mag ni esse debebant, non tantum non (uach Ernesti) laudari atque amari, sed parietibus contineri; und mehr liegt auch nicht in den Worten unseres Briefs: quum teneri urbem a parricidis viderem, nec te in ea nec Cas- sium tuto esse posse, eamque armis oppressam ab Antonio, mihi quoque ipsi esse excedendum putavi; vgl. den Gegensatz Att. XIV. 8: quem quidem ego spero jam tuto vel solum tota urbe vagari posse, woraus wir sehen, dass ` ‚er es früher nicht konnte. Über Antonius Waffenmacht belehrt Appian II. 133 und III. 5, insbesondere aber Brutus und Cassius eigener Brief an Antonius Fam. XI. 2: putesne nos tutos fore in tanta frequentia militum veterano- rum ۰ \ ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 219 kommen lassen, dass er sich dort nicht mehr sicher wissen konnte 178), und tritt in offenbaren Contrast mit Philipp. I. 4, wo der nämliche Gedanke noch viel stärker ausgedrückt ist: atque ego celeriter Veliam devectus Brutum vidi; quanto meo dolore, non dico; turpe mihi ipsi videbatur in eam urbem me audere reverti, ex qua Brutus cederet et ibi velle tuto esse, ubi ille non posset: — und was die Vorschläge des Servius und Servilius zu Octavians Auszeichnung betrifft, so folgt daraus, dass wir Ähnliches jetzt am Schlusse von Ciceros fünfter Philippika lesen, weder dass Cicero allein und zuerst solche Vorschläge gethan, noch dass es bei denselben sein Be- wenden gehabt habe, indem man, wie Drumann sagt 179), “sogar mehr be- willigte, als er gefordert hatte, von der einen Seite, um die Gemüther zu beruhigen, von der andern aus Liebe zu Octavian und weil man hoffte, dass eine Kriegserklärung alsdann um so gewisser erfolgen werde.” Welchen Missbrauch überhaupt Tunstall mit den philippischen Reden treibt, ist kaum zu beschreiben; stimmt auch nur ein Wort zufällig mit diesen überein, so hat es der Fälscher daraus abgeschrieben; weicht dagegen wieder ein Zug unserer Briefe von jenen ab, so muss es als offenbarer Beweis ihrer Unächt- heit gelten; und doch trägt er selbst seinerseits kein Bedenken, auch jene der oratorischen Übertreibung zu beschuldigen, wo ihre Angaben für seine Zwecke nicht passen 180); wenn wir nun noch dazu wissen, dass die Verhandlungen, auf welche die fünfte philippische Rede sich bezieht, vier volle Tage dauer- ten 181), und eben so wissen, dass Cicero keine seiner Reden wörtlich so wie 178) Att. XV. 11: Romam, inquit, si tibi ۰ Mihi vero minime; tuto enim non eris. Quid? si possem esse, placeretne? Atque ut omnino ne- que nunc neque ex praetura in provinciam ires; sed auctor non sum, ut ‘te urbi committas. Dicebam ea quae tibi profecto in mentem veniunt, cur non esset tuto futurus; vgl. ep. 12: noster zal ehe GOS in Asiam, postquam mihi assensus est se tuto Romae esse non posse: 179) B. I, S. 238. 180) Observ. p. 207: but this is only a cast of his oratory, of which there are several instances in this very orätion. 181) Drumann B. I, S. 232: „so dass nicht bloss er selbst, sondern auch seine Anhän- ger und Gegner in diesen Tagen wiederholt das Wort nahmen“; vgl. Appian Ee 2 4 220 KARL FRIEDRICH HERMANN er sie gehalten hatte ins Publicum ausgehen liess, sondern alle nochmals über- arbeitete und selbst Verhandlungen mehrer Tage, wie bei der Vertheidigung des Cornelius, in wenigere zusammenzog 182), so kann uns unmöglich zuge- muthet werden jene Rede so wie sie vorliegt für den actenmässigen Ausdruck dessen zu nehmen, was Cicero sofort am ersten Januar 43, als er zunächst nach Calenus gefragt wurde, gestimmt habe, sondern wir werden darin nur das Resumé. seiner und der übrigen Abstimmungen erblicken dürfen, auf welche der damalige Senatsbeschluss gegründet ward, und die er selbst wohl frühestens erst am Ende des zweiten Tags zu jenem Schlussantrage formulirte. Damit wäre dann aber, so weit ich sehe, auch dieser wichtige Brief von jedem Vorwurfe befreit, der seinen ciceronischen Ursprung, um welchen es sich hier allein handelt, treffen könnte; gegen den letzten, der Ciceros Na- men trägt, den achtzehnten der ganzen Sammlung, liegt mit Ausnahme unbedeutender und bereits beseitigter sprachlicher Anstände nicht einmal der Versuch einer Verdächligung von Seiten unserer Gegner vor; es bleiben also nur noch die beiden Anklagebriefe unter Brutus Namen, der sechzehnte und siebenzehnte übrig, deren Vorzüglichkeit jedoch von beiden Kritikern fast wider ihren Willen anerkannt ist 183), und mit welchen wir desshalb auch III. 50 128, der zwar die Belohnungen für Octavian schon auf den zweiten, Ci- ceros eigene Rede aber erst auf den dritten Tag verlegt. 182) Argum. Ascon. p.447: Cicero ipse significat quatriduo Cornelium defen- disse, quas actiones contulisse eum in duas orationes apparet. 183) Tunstall Epist. ad Middl. p. 200: venio ad epistolas atque ad illam impri- mis ad Atticum, sane. bellulam, und: p. 203: jam illa: altera epistola omnes alias et compositionis artificio et gravitate sententiarum superat; dann Observ. p.396: on the other hand Brutus’s famous letter to Cicero, being formed upon the plan of Brutus’s genuine sentiments, as they are delivered by Plutarch, and turning wholly upon a subject, which. must infuse eloquence into a mind capable of thinking at all, is deservedly admired by all, who have any sparks of liberty in them; and when we have added to it the other famous letter to Atticus, which is really pretty in the main, and animated, in the like manner, with a borrowed spirit and the generous suggestions of a favorable cause, we shall have given ‚the sum total of the letters admired by all, who. read them with any 7 ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 221 nur verhältnissmässig geringe Zeit zu ihun haben werden. Namentlich besteht Alles, was Tunstall gegen den sechzehnten aufzubringen vermocht hat 18%), darin, dass Brutus nur einen kleinen Theil des von Cicero an Octa- vian geschriebnen Briefs durch Atticus erhalten haben wolle, und dass zu solchen Bitten, wie sie Cicero hiernach an Octavian gerichtet haben solle, vor dessen Vereinigung mit Lepidus kein Anlass gewesen sey; und von diesen Einwürfen selbst beruht der erstere wieder nur auf der ganz willkürlichen Unterstellung, dass auch der übrige Theil jenes Briefs an Octavian habe Dinge enthalten müssen, bei welchen Brutus interessirt gewesen wäre 185), der an- dere aber auf dem handgreiflichen Missverständnisse, als ob jene Fürbitte sich auf die Rache bezogen hätte, welche allerdings Octavian erst später den Ver- schworenen zu drohen anfing 186), und nicht vielmehr auf die politische Aus- judgment and attention; und Markland p. 20: for tho there are some ob- jections to the language of it, and more to the matter and the contents, yet I think it comes nearer to the style and manner of the age of the declai- mers, which succeded that of Cicero, than any other of them, tho' in reality the mistakes are such as could "scarce have been made by one of this age; for as to Brutus’s other famous epistle, there are so many _, and so strong objections . to it, that I think it must needs, be the perfor- mance of one who had but a very moderate knowledge of the Latin ton- gue, and as small a HUF of sound judgement, tho it must be confest, that the sentiments are great aud generous and worthy of an antient ' Romans it seems lo liabe been the essay of some m high-spirited; <- ingenious young HM 184) Observ. p. 171: i which because J observed nothing e to the true history, here being hardly any thing historical in it ۰.۰۰ let us now see, whether objections may be found partly from its want of history, partly, from that little matter of history which it has etc. 185) Das. P. 172: is ie consistent with the known intimacy of these three great men, to conceal from one another parts of their letters, which were written upon the most public and interesting occasions ? 186) Das. p. 173: this time I acknowledge to be precisely adapted to the matter of Cicero’s supplication, Octavius having become sufficiently formidable, when he laid claim to ‚the:,consulship, the first measures of which were ee > 222 KARL FRIEDRICH HERMANN söhnung, die Cicero zwischen ihm und den Mördern seines Adoptivvaters zu vermitteln und zu bewirken suchte, dass Octavian den Hass oder die Abnei- gung, welche er schon offen genug gegen jene an den Tag gelegt hatte, um des gemeinen Besten willen mit der gleichen Betheiligung an ihrem Schutze vertauschen sollte. Ich räume vollkommen ein, dass damals, als Octavian der republikanischen Partei furchtbar zu werden anfing, Cicero viel mehr an seine eigene Sicherheit als an die der Verschworenen zu denken veranlasst war, und dass die Zeit unseres Briefs Octavian noch im Kriege mit Antonius voraussetzt; was ich aber nicht einräume, ist, dass jene Bitte gleichwohl schon zu dieser Zeit Octavian so furchtbar unterstellt habe, als er später durch die Versöhnung mit Antonius ward; sondern wenn Cicero bittet, z2 eos cives, de quibus viri boni populusque Romanus bene existimat salvos velit, so liegt darin meines Erachtens ziemlich direct angedeutet, dass derselbe gerade sei- ner Vereinigung mit dem Todfeinde der Verschworenen vorbeugen will, und zu diesem Ende an Octavians Patriotismus appellirt, dass er die in den Au- gen des Vaterlands so hochstehenden Männer gleichfalls in seinen Schutz neh- men und auch in dieser Hinsicht gemeinschaftliche Sache mit dem Senate machen möge. Und nicht viel anders steht es dann endlich auch mit dem sieben- zehnten Briefe des ‘Brutus an Alticus, gegen welchen Tunstall folgende vier Beschwerdepuncte aufstellt: dass Cicero sich nicht habe beklagen kön- nen, dass Brutus nichts von seinen Thaten erwähne; dass Cicero nicht habe Casca, den Mitverschworenen des Brutus, einen Meuchelmörder schelten kön- nen; dass der Triumph, wie ihn Brutus hier nennt, oder nach dem Aus- drucke des 1516 Briefs die Ovation, welche Cicero nach dem Siege bei Mu- tina für Octavian beantragt haben solle, aller geschichtlichen Beglaubigung enibehre; endlich dass Atticus Tochter, auf deren bevorstehende Verheurathung Brutus anspielt, damals erst sieben Jahre alt gewesen sey 187); gelingt es also nur noch diese zu beseitigen, so werden wir wegen des übrigen um 0 weniger besorgt seyn müssen, als beide Gegner gerade diesen Brief für ein — — to oppress tlie republic and to revange his uncles death; Cicero however was at the same time very ill qualiſted to be a supplicator for others eie. 187) Epist. ad Middl. p. 200—203; Observ. p. 156 — 170. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 223 köstliches Stück erklären, das nur durch die einzelnen Fehler, die es entstel- len, der Zeit, in welche es gesetzt worden, unwürdig sey. Welches sind nun aber diese Fehler, und was ist ihre Begründung? Tunstalls erster Einwurf beruht auf folgendem Schlusse: wenn Atticus an Brutus schrieb, Cicero wundere sich, dass dieser nirgends auf seine acta Be- zug nehme, so könne dieses von dem Vertheidiger der Ächtheit beider Bücher unmöglich auf Ciceros jüngste Handlungen bezogen werden, weil diese na- mentlich in den Briefen des zweiten Buchs zu wiederholten Malen rühmlich erwähnt seyen; folglich müsse man an dessen Consulat und die Nonen des December denken, die Brutus auch später in einer andern Beziehung anführt; und hierin verrathe sich dann eben der Fälscher, der wahrscheinlich in frü- heren Briefen Ciceros gefunden habe, dass dieser sich über die Kälte seiner Freunde gegen seine damaligen Thaten beschwerte, und dieses nun ungeschickt auf eine Zeit anwende, die um zwanzig Jahre von jener Epoche entfernt liege: eine Folgerung, wobei er wieder, wie so häufig, erst etwas ganz Fremdartiges in seinen Text hereintragen muss, um darauf dann seine Angriffe zu richten! Ich will kaum erwähnen, in welchen Widerspruch er mit sich selbst tritt, wenn er gegen das erste Buch aus dem zweiten argumentirt, das er ja für das Machwerk eines viel jüngeren Fälschers hält, und das also für ihn bei der Würdigung eines Briefs aus jenem gar nicht vorhanden seyn durfte; aber auch für uns, die wir beide Bücher für ächt halten, können die Lobsprüche, welche Cicero im zweiten von Brutus erhält, und die Klagen über dessen Gleichgültigkeit.sehr wohl neben einander bestehen, sobald wir erstens die Zeiten unterscheiden, die sich nach den Begebenheiten vor Mutina für das Verhältniss beider Männer sehr geändert hatten, und zweitens erwägen, dass jene Klagen eben sowohl auf sonstige Äusserungen von Brutus gegen Dritte, in Proclamationen an sein Heer, Berichten an den Senat u. s. w. gehen konn- ten, wo Brutus, wenn er wollte, Ciceros Verdienste anerkennen konnte, wäh- rend es bei der Verschiedenheit ihrer beiderseitigen Politik nur allzu wahr- scheinlich ist, dass er gänzlich davon schwieg. Nur darin pflichte ich T un- stall gern bei, dass Ciceros berühmter Brief an Pompejus nach der Unter- drückung der Catilinarier auch auf den unsrigen einiges Licht wirft, insofern er auch dort exiguam significationem voluntatis wahrnimmt und aliquam ال + St‏ رع 224 1 KARL FRIEDRICH HERMANN necessitudinis suae et rei publicae causa gratulationem vermisst 188); weit entfernt jedoch aus der Ähnlichkeit beider Stimmungen auch den Schluss auf die Gleichheit ihrer Gegenstände zu gestatten, beweist derselbe auch nur wie apprehensiv Cicero gegen ein solches Stillschweigen war, und wie sehr also der auch hier erwähnte Ausdruck seiner Empfindlichkeit seinem ganzen Cha- rakter entspricht, ohne dass man hinsichtlich der Veranlassung zu derselben über die Zeit seiner Schritte für Octavian und gegen Lepidus hinauszugehn brauchte, durch welche beide Brutus aus bekannten Gründen sich verletzt fühlte. Seltsamer scheint es freilich auf den ersten Blick, dass Cicero wenn auch nicht alle Mörder Cäsars, deren That er so oft bis zum Himmel hebt, - doch auch nur einen derselben mit dem nämlichen Schmachworte belegt ha- ben sollte, dessen sich gerade der tödtliche Hass der Gegenpartei zur Herab- würdigung ihrer That bediente 189), und wodurch Casca geradezu in die Ka- tegorie gemeiner Verbrecher gesetzt ward; aber gerade je unerhörter und un- begreiflicher dieses erscheint, desto weniger ist es denkbar, dass ein decla- matorischer Fälscher darauf verfallen seyn sollte, der selbst wenn er dem er- bitterten Brutus eine Parallele zwischen seiner That und Ciceros Verfahren gegen die Catilinarier in den Mund legen wollte, jede andere Wendung eher als diese specielle Bezugnahme auf einen an sich untergeordneten Menschen ergriffen haben würde; und so wird man dann eher zu jeder andern als zu dieser Erklärung jener auffallenden Erscheinung schreiten müssen, woran © uns auch gar nicht gebricht. Middleton denkt an ein Missverständniss, das irgend eine Äusserung Ciceros in Brutus reizbarem Gemüthe hervor- gebracht habe 190), wogegen auch Tunstalls Einwurf nicht ausreicht, dass Cicero von Brutus zu gut gekannt gewesen sey, als dass dieser ohne gehörige Prüfung und Sicherheit einen solchen Argwohn gegen ihn hätte fassen sollen; 188) Fam. V. 7. 1 189) Philipp. XIII. 10 aus dem Briefe des Antonius: hostem judicatum hoc tem- pore Dolabellam eo quod sicarium occiderit; vgl. Fam. XII. 3: ut non modo sicarii sed jam etiam parricidae judicemini. | 1 190) Life of Cicero T. III, p. 270: it is certain therefore, that Brutus had either been misinformed, or was charging Cicero with the consequential mean” ing of some saying, which was never intended by him etc. > ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS, 225 noch specieller übrigens kann man es vielleicht mit der ewigen Klage in Ver- bindung setzen, die Cicero gegen die Schläfrigkeit und Feigheit der Ver- schworenen führt, mit welcher sie an den Iden des März im günstigen Au— genblicke ihr Werk ganz zu thun versäumt hätten 191); und wenn er dann irgend einmal in der Anwandlung solchen nicht ungerechten Unmuths we- nigstens denjenigen unter ihnen, der den ersten hinterlistigen Angriff auf Cäsar gemacht hatte 192), einen sicarius nannte, der zwar seinen Feind im Rücken anzufallen, aber sonst keine männliche That zu vollbringen verstan- den habe, so konnte dieses freilich das gute Vernehmen zwischen ihm und den Häuptern der Verschwörung nicht vermehren. Doch wie gesagt, über diesen Punct können wir nur wie Drumann bei einer andern Gelegenheit B. VI, S. 33 sprechen: “die Sache muss auf sich beruhen, wie so manche andere flüchtig hingeworfene Bemerkung in Briefen dem Dritten unverständ- lich bleibt, zumal nach Jahrhunderten”; desto leichter lässt sich dagegen das dritte Bedenken wegen der ovatio oder des Triumphs beseitigen, der ja im- merhin von Cicero beantragt seyn konnte, ohne desshalb vom Senate geneh- migt, geschweige denn jemals gehalten worden zu seyn 195); und Ähnliches 191) Philipp. Il. 14, Fam. XII. 4, und überhaupt Drumann B. I. S. 154; VI, S. 338. 192) Plut. V. Caes. c. 66: ومع‎ dè Kdonds Eiger nais apa TOV avyeva, NÀAGYYV où Javatyyégov ovdt Papeiav, dd oc einog Ev dozh 0107/4020 (tep 701 tegeyYeig: vgl. Appian Il. 117 und Sueton V. Caes. c. 84, wo gelesen werden muss: alter e Cascis aversum vulnerat, nicht adversum, wie auch Appian: ègpeotos Une neyaljg, und Plutarch: Mets nal tov 04 3:0 toù 25۸0۰0۱00۷ ۰ 193) Auch Drumann schreibt B. I. S. 323: “eine auf Ciceros Vorschlag bewilligte Ovation kennt nur der Verfasser der unächten Briefe”; das liegt aber weder in den Worten des 15ten Briefs: suspicor illud tibi minus probari, quod ut ovat Caesari introire liceret deereverim, noch in dem unserigen 0 triumphus et stipendium decernitur , sobald man sich nur erinnert, dass de- cernere auch die erfolglose Abstimmung des einzelnen Senators bedeutet, vgl. Fam. I. 1: Crassus tres legatos decernit etc. Dass Octavian einen Triumph begehrt halte, ist eben so sicher, als dass der Senat ihm denselben verweigerte, vgl. Appian 111. 89; was liegt nun näher, als dass Cicero seinem Schaukelsy- steme gemäss dafür gestimmt hatte, ihn wenigstens mit einer Ovation abzufinden, Histor. Philol, Classe. III. 226 KARL FRIEDRICH HERMANN gilt auch von dem letzten Anstosse, den das Alter der jungen Allica zu ge- ben scheint, sobald man nur die willkürliche Folgerung fahren lässt, mit welcher Tunstall die Bestimmung dieses Alters aus einer einzigen Stelle ab- leitet oder vielmehr in diese, die selbst auf den ersten Blick einen ganz an- ; dern Sinn hat, hineinträgt. Filiolam tuam tibi jam Romae jucundam esse audio, schreibt Cicero aus Cilicien an Atticus V. 19 und zwar in demselben Briefe, in welchem er unterstellt, dass Atticus schon nach Epirus unterwegs sey; kann das heissen, wie Tunstall übersetzt: ich freue mich, dass deine Tochter dir, der du jetzt in Rom bist, Freude macht? und kann selbst die Eile eines Postscripts, zu welcher derselbe hier auf einmal seine Zuflucht zu nehmen anfängt 19%), eine so seltsame Fassung erklären, wenn es sich hier wirklich, wie Tunstall und selbst Drumann 195) wollen, um die Ant- wort auf die Anzeige von der Geburt einer Tochter handelt, die vielmehr dem ganzen Wortlaute nach als längst vorhanden gedacht werden muss. Un- streitig hat schon Middleton das Richtige gesehen 196), wenn er annimmt, dass die Kleine bisher ausserhalb Roms irgendwo auf dem Lande erzogen worden und damals erst in das väterliche Haus in der Hauptstadt zurückge- kehrt seyn möge, was auch allein in den Worten jam Romae liegen kann. Dass in keinem früheren Briefe von ihr die Rede ist, erklärt sich aus der Gleichgültigkeit, welche ein Kind in so frühen Jahren für ergraute Staats- männer haben mussie; jetzt aber, wo es herangewachsen war und sich zu ent- ohne jedoch bei den Rigoristen der pompejanischen Partei damit durchzudringen, wie er dieses selbst auch im 15ten Briefe andeutet: quod ab tuis familiaribus, optimis illis quidem viris, sed in re publica rudibus, non probabatur? Die letztere Charakteristik erinnert sehr lebhaft an die frühere Äusserung bei einer ähnlichen Gelegenheit über Catos unpolitische Strenge Att. 11. 1, 8: dieit enim tanquam in Platonis noliteig, non tanquam in Romuli_ faece sen- _ tentiam. : 194) Observ. p. 167: the character of this hasty postseript, for it is nothing else, plainly shews, that Cicero is very warm and copious in his com- pliment etc. 195) B. V. S. 89. 196) Pref. Diss. p. ۲۷1 fgg, ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 7 falten anfıng, werden die Erkundigungen und Grüsse immer häufiger, und auch hier hat Middleton ganz Recht, wenn er. die ausserordentliche Auf- merksamkeit, welche Cicero der Tochter seines Freundes schon seit dem Jahre 50 zuwendet, als ein Zeichen betrachtet, dass sie ‚damals doch schon kein ganz kleines Kind mehr habe seyn können 197), wogegen Tunstalls Be- rufung auf eine einzelne Stelle, wo Cicero hypokoristisch von ihr schreibt 198), mehr als lächerlich ist. Atticus hatte sich im Frühling des Jahres 56 a. Chr. verheurathet 199); war also Attica im Jahr 55 geboren, so stand sie im Som- mer 43, wohin unser Brief fällt, im dreizehnten Jahre, wo eine Römerinn al- | lerdings schon an Verlobung denken konnte 200), wenn wir sowohl zahlreiche 197) Schon Att. VI. 1. 22: filiola tua gratum mihi fecit, quod tibi diligenter mandavit ut mihi salutem ascriberes; gratum etiam Pilia; sed illa of- ` ficiosius, quod mihi, quem nunquam vidit; kann das auf ein kaum gebore- nes Kind gehen? oder auf ein sechsjähriges, wenn er XII. 1 schreibt: ۵ utinam continuo ad complexum meae Tulliae, ad osculum Atticae possim cürrere, quod quidem ipsum scribe ad me, ut dum consisto in Tusculano, sciam quid garriat, sin rusticatur, quid scribat ad te? vgl. auch XIII. 19: illud gratissimum, quod Attica nostra rogat te ne tristis sis; ep. 44: de Attica probo; est quiddam enim animum levari quum spectatione tum etiam religionis opinione et fama; ep. 49: Atticae primum salutem, quam equidem ruri esse arbitror; XV. 28: Atticae meae velim me ita excuses, ut omnem culpam in te transferas, et ei tamen confirmes me minime to- tum amorem eo mecum: abstulisse; XVI. 3: Atticam nostram cupio ab- sentem suaviari, ita mihi dulcis visa est salus per te missa ab illa etc., der stehenden Grüsse in den meisten Briefen mitten unter den wichtigsten Staats- angelegenheiten nicht zu gedenken. 198) Att. XVI. 11: Atticae, quoniam, quod optimum in pueris est, hilarula est; meis verbis suavium des; wobei er p. 168 hinzufügt: this, I think, may be sufficient to revindicate our old possession of the birth and congratu- lation upon it; wird er aber darum auch Octavian für sechsjährig halten, weil Cicero noch Fam. X. 28 von ihm schreibt: egregius puer Caesar, de quo spero equidem reliqua? vgl. Gell. X. 28: C. Tubero in primo historia- rum scripsit Servium Tullium pueros esse existimasse, qui minores es- sent annis septemdecim. 199) Cicero ad Qu. fr. Il. 3 ۰ 200) Drumann B. VI, S. 685. عد ا و وا رسب حي eee‏ 228 KARL FRIEDRICH HERMANN einzelne Beispiele, als auch insbesondere Suetons Nachricht anwenden, dass unter Augusts sittenpolizeilichen Verordnungen auch eine gegen allzufrühe Verlöbnisse gewesen sey 2°); ja Ciceros eigene Tochter Tullia war im Jahre 67 verlobt 202), wo sie, selbst wenn wir die Verheurathung ihrer Ältern ins Jahr 80 vor Ciceros griechische Reise setzen, kaum dreizehn Jahre alt seyn. konnte; und so wäre denn auch dieser letzte Angriff abgeschlagen, welchen der unermüdliche Gegner, freilich zuletzt nur noch mit schwachen Kräften, gegen diese ehrwürdigen und interessanten Denkmäler einer inhaltreichen Zeit unternommen hat. Sind nun aber iih diese Briefe wirklich gerettet? Ich wünsche es, nicht um eitler Ehre, sondern um der Sache selbst, um des reichen Schatzes feiner und charakteristischer Züge willen, die sie zum Verständniss der bei- den Männer, deren Namen sie tragen, und des ganzen verhängnissvollen Halb- jahres darbieten, in welchem sich Roms Schicksal für alle Zukunft entschied, und wofür der herostratische Kitzel zweier dünkelhafter Menschen die philolo- gische Welt ein ganzes Jahrhundert lang einer Quelle beraubt hat, die selbst in ihrer fragmentarischen Gestalt wichtiger als die glattesten Schilderungen späterer griechischer Geschichtschreiber seyn muss. Oder kann uns ein Plu- tarch mit allem seinem Farbenreichthume den eifernden, rücksichtslosen, we- der Freund noch Feind schonenden, dennoch aber im Hintergrunde beschränk- ten und selbsigefälligen Doctrinarismus des letzten Römers besser malen, als- es Brutus selbst hier namentlich in seinen beiden letzten Briefen thut, in wel- chen wir die reinsten und vortrefflichsten Grundsätze mit einer solchen Blind- heit auf die Spitze getrieben sehen, dass uns weder die Bewunderung, welche D? ihr Urheber bei Zeitgenossen und Nachwelt gefunden hat, noch der klägliche Ausgang befremden kann, welchen seine Politik nach kurzer Blüthe nahnn? Alles was Cicero in vertrauter Ausserung von seiner Unverträglichkeit und seinem Mangel an Zartgefühl, von seinem Eigensinne und der Unzugänglich- keit seines Charakters sagt 205), alles was Cäsar selbst in das grosse Wort 201) Sueton. V. Oct. c. 34: quumque etiam immaturitate sponsarum , vim = gis eludi sentiret etc. 202) Att. I. 3; vgl. Drumann B. VI, S. 696. 203) `Axorvøvytov , Att. VI. 1. 3 und 3. 4. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 229 gelegt hat, was dieser Mann wolle, das werde er ganz und recht wollen 204), spiegelt sich in diesen unverhohlenen Ergüssen seines starren und kurzsichti- gen, aber biederen und geraden Wesens ab; und nichts ist unbegreiflicher, nichts geeigneter Tunstalls gänzliche Unfähigkeit zur Beurtheilung dieser Briefe zu beweisen, als die kecke Behauptung, dass zwischen Ciceros eige- nen und Brutus Briefen zu wenig Unterschied sey, um nicht beide Classen aus derselben trüben Quelle ableiten zu dürfen 205)! Wie gross dieser Un- terschied selbst in sprachlicher Hinsicht ist, haben die Vindiciae gezeigt; hin- sichtlich des Charakters aber lässt sich kein grösserer Gegensatz denken, als wir ihn hier zwischen Ciceros ängstlicher, vorsichtig berechneter, schaukeln- der, aber nichts destoweniger den Augenblick ergreifender und selbstbewuss- ter Diplomatie und Brutus spiessbürgerlicher Ehrlichkeit finden, die sich frei und gross dünkt, wenn sie mit gebundenen Händen und Füssen querfeldein rennt und jedem, der ihr begegnet, ins Gesicht schlägt. Denn ein gebunde- ner ist Brutus, zuerst durch selbstgeschaffene Principien, die er keiner Lage und Anfoderung der Zeiten und Umstände aufzuopfern geneigt ist; sodann durch die Schwerfälligkeit seines ganzen Wesens, die ihm allerdings einen Schein von Kraft giebt, aber die gewandte und zweckmässige Äusserung die- ser nämlichen Kraft wesentlich hemmt; endlich selbst durch persönliche Zu- neigung oder Abgunst, von welchen kein Mensch frei ist, die aber hier durch ihren Contrast mit dem übrigen Charakter um so störender wirken, während 204) Att. XIV. 1: Caesarem solitum dicere: magni refert, hic quid velit; sed quicquid vult, valde vult. 205) Epist. ad Middl. p. 219: tum eodem genere et colore descriptas esse clare ` perspexisse videbar; vgl. Observ. p. 365: that in the letters of both the parties there is a general sameness of reflection and a style and man- ner of writing perfectly similar, even in impropriety; and such a la- 'boured and precise punctuality, both in diction and sentiment, as plainly betray their scholastic origine, und p.389: their letters of each book respect- ively discover a general sameness of reflection and sometimes ۵ imitation, and are drawn in a style and manner of colouring perfectly similar , even in impropriety, as evidently coming from the same hand or else copied from the same original. KARL FRIEDRICH HERMANN‏ 5 م Ciceros Liebe oder Hass, auch wo sie sich in maassloser Verblendung äussern, in der Entzündlichkeit seines mit reichem Brennstoffe gefüllten Geistes Ent- schuldigung finden, ja selbst seine politischen Irrthümer und Missgriffe zur Hälfte auf Rechnung der Umstände kommen, von welchen er sich eher zu viel als zu wenig bestimmen liess; und diesen Gegensatz mit allen seinen Con- sequenzen in unsern Briefen zu erkennen, sollte einem unbefangenen Kenner Ciceros um so leichter werden, als er im Grunde nur eine Wiederholung dessen ist, was sich vierzehn bis sechzehn Jahre früher zwischen Cicero und Brutus Vorbilde Cato zugetragen hatte 206). Soll man Cicero einen Vorwurf daraus machen, dass er besser als die meisten seiner Zeitgenossen einsah, wie ein einziger Mann nicht ausreiche, allen den mannichfachen Anfoderun- gen zu genügen, welche die Schwierigkeit der Lage an einen Leiter des Staats machte? jedenfalls war er es sich tief und wohl bewusst, dass ihm das mi- litärische Talent und der strategische Einfluss fehlte, ohne welchen seit Sulla an eine durchgreifende Auctorität in Rom nicht mehr zu denken war; und je gewis- ser es ist, dass er bei aller seiner Eitelkeit, unter den Ersten seines Volkes zu glänzen, doch stets das Staatswohl und die Verschmelzung aller Kräfte und Interessen zum gemeinen Besten im Auge hatte, desto natürlicher war es unter solchen Umständen, dass er sich stets nach einem kriegsmännischen Bundesgenossen umsah, an den er sich anlehnen und Hand in Hand mit ihm jenem Ziele zustreben könne. Dass er dadurch der Eifersucht der Aristokratie, welcher schon sein geistiges Übergewicht ein Dorn im Auge war, noch mehr Nahrung gab, erwog er vielleicht zu wenig; war doch sein ganzes Streben gerade nur auf die Herstellung eines solchen Zustandes gerichtet, in welchem die Optimaten, wie er sie dachte, die Seele des Ganzen ausmachen sollten; und indem er durch diesen Zweck das Mittel, welches ihm dazu dienen sollte, selbst in etwaigen Unregelmässigkeiten und Abweichungen von den herge- brachten Ideen gerechtfertigt und geheiligt glaubte, vergass er die Kurzsich- tigkeit des grossen Haufens dieser nämlichen Partei, die um der Anstössig- keit des Mittels willen den Zweck übersah, und lieber diesen selbst vereitelte, als dass sie den Anfoderungen des Augenblicks das geringste Zugeständnis 206) Drumann B. IV, S. 490 fgg. V, S. 163; vgl. oben Note 193. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN ۰, 231 hätte machen sollen. So hatte Cicero einst sein Auge auf Pompejus gewor- fen, als dieser auf dem Gipfel seiner Popularität in offenbarem Trotze gegen die Wünsche der Aristokratie den Oberbefehl gegen Mithridat erlangt hatte und nach fünf Jahren voll unerhörter Triumphe in die Vaterstadt zurück- kehrte; der Mann, der nur auf den Boden zu stampfen brauchte, um ein Heer daraus emporwachsen zu sehen, schien es wohl werth zu seyn, dass der Senat durch billige Nachsicht gegen einige Eigenmächtigkeiten, die er in Asien begangen hatte, sich eine Stütze erkauſte, die seine so eben erst durch Clodius scandalöse Lossprechung erschütterte Auctorität aufrecht zu halten helfen konnte; aber der starre Doctrinarismus blieb unerbittlich; Cicero zog sich vom Staatsruder zurück, Pompejus suchte und erhielt durch Cäsars Ver- mittelung vom Volke, was der Senat ihm verweigert hatte, und wenn das erste Triumvirat sich mit der Demüthigung begnügte, die seine Gegner durch Ciceros Exil erlitten, so war das wenigstens nicht das Verdienst der Partei, die zuletzt lieber mit einem Clodius buhlte, als dass sie ihrem Vorfechter auch nur ein vermeintes Princip zum Opfer gebracht hätte. Wie gleichwohl dieses Triumvirat zuletzt zum offenbaren Verderben des Staats ausschlug, wie nur die Eifersucht der Machthaber selbst noch einmal den Schatten einer re— publicanischen Partei unter den Fahnen des einen derselben erstehen liess, wie die Aristokratie demselben Pompejus, dem sie einst die Hand zur Be— gründung der Eintracht zu reichen verschmäht hatte, zum Bürgerkriege ge- gen denselben Cäsar folgte, in dessen Arme er zehn Jahre früher vor ihr selbst zu flüchten genöthigt worden war, und welches klägliche Ende diese verspätete Schilderhebung nahm, das alles ist aus der Geschichte hinlänglich bekannt; wie aber dieselbe Partei, die nichts gelernt und nichts vergessen hatte, nach siebenzehn Jahren ganz denselben Fehler beging, und ihren Ve- teran Cicero, der sich noch einmal mit jugendlicher Rüstigkeit an ihre Spitze gestellt hatte, ganz auf ähnliche Art zum zweiten Male im Stiche liess, das ist eben aus dem einfachen Grunde, weil man die Winke, die dafür in un- seren Briefen liegen, übersah, noch lange nicht so gewürdigt worden, wie es dem Verständnisse der cieeronischen Politik und der Motivirung der Ereig- nisse dieser letzten Monate förderlich gewesen wäre. Was dort Pompejus, das ist hier Octavian, die militärische Stütze, * 7 232 أ‎ KARL FRIEDRICH HERMANN J ohne welche Cicero den Staat nicht retten kann, und zu deren Erhaltung und Befestigung er daher alle Mittel seiner Redekunst und seines Einflusses aufbietet; wie damals Cäsar, so hat man hier Antonius durch unzeitige Schwäche und Verblendung über die Hülfsquellen des Gegners zu einer ver- derbenschwangeren Macht emporwachsen lassen; ihn zu bändigen, ist Octa- vian unentbehrlich; aber kaum ist der erste Vortheil errungen, kaum athmet man wieder frei, so glaubt man ihn auch wie ein unnützes Werkzeug weg- werfen zu dürfen, und überhört Ciceros Mahnungen und Vorschläge, die den kühnen Jüngling um jeden Preis an die Interessen des Senats zu ketten beabsichtigen; auch Decimus Brutus erhält für seine Opfer und Entbehrun- gen die unschuldige Auszeichnung nicht, welche ihm Cicero zugedacht hatte, er erscheint wie Lentulus Spinther im Jahr 56, dem ja auch die kleinliche Eifersucht des Senats die Entschädigung entzieht, welche ihm Cicero für seine Bemühungen um seine Rückkehr zuzuwenden sucht; doch gesteht man Decimus den Triumph zu, den Octavian vergebens auch für sich anspricht; ja nicht einmal die Ovation, die Cicero für ihn beantragt, wird ihm be- willigt; ist es da ein Wunder, wenn er, wie einst Pompejus in Crassus und Cäsars, so er in Antonius und Lepidus Arme getrieben wird? Ob freilich durch alle die Ehrenbezeugungen, welche Cicero auf ihn häufen wollte, mehr ausgerichtet worden wäre, als durch die Auszeichnungen, mit welchen der- selbe ja auch Lepidus gleichsam auf Rechnung künftiger Dienste überschüt- tet, steht dahin, und vor dem lockenden Rufe der Macht und der Erinne- rungen seines Adoptivnamens mochte wohl Ciceros väterliche Stimme in den Ohren des jungen Cäsar verhallen; aber in der Gefahr, worin sich damals das Staatschiff befand, durfte der Steuermann desselben auch das letzte Mit- tel nicht unversucht lassen, und wenn Brutus ihn darum schilt, dass er nur den alten Herrn durch einen neuen ersetze, so ist das gerade so als ob man einen Arzt tadelte, der einem tödtlich Kranken durch eine Medicin oder Ope- ration das Leben zu retten sucht, die auch im glücklichsten Falle nur unheil- bares Siechthum oder Verkrüppelung nach sich ziehen kann. Jedenfalls ist er mehr zu entschuldigen als ein ungeschickter Chirurg wie Brutus, der den Staat an dem plumpen Schnitte, welchen er ihm beigebracht hat, verbluten lässt, während er für andere Theile, die mindestens eben so dringend der ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 233 Operation bedurften, kein Blut sehen zu können vorschützt; wie einst Cato lediglich aus Privatrücksichten die Rechtmässigkeit von Clodius Handlungen verfocht, so widersetzt sich Brutus gleichfalls aus rein persönlichem Interesse Ciceros heilsamer Strenge, und tadelt denselben über Octavians Begünstigung zur nämlichen Zeit, wo er dessen wiederholten dringenden Einladungen, selbst nach Italien zu Hülfe zu kommen, eine absolute Unthätigkeit entgegen- setzt und überall keine andere Hülfe als bei Octavian übrig lässt. Hätten die Verschworenen, namentlich die beiden Prätoren unter ihnen, Brutus und Cas- sius, an den Iden des März Antonius nicht verschont oder wenigstens gleich nach- her energische Maassregeln gegen denselben ergriffen, so hätte er nicht so über- mächtig werden können, dass er sie nach wenigen Tagen in die Defensive drängte; hätten sie sich nicht in dieser selbst so unmännlich bewiesen und freiwillig dem Gegner das Feld geräumt, so wäre es demselben nicht mög- lich. gewesen, sie in ihren eigenen Provinzen heimzusuchen; hätte man nicht in ängstlicher Wortklauberei zwischen tumultus und bellum den Angriff ge- gen ihn Wochen und Monate lang hinausgeschoben, so hätte der Sieg vor Mutina vielleicht nicht so theuer erkauft werden müssen — dieses Alles fühlt und weiss Cicero und hat es theilweise schon lange vorher gesagt; — und statt des Dankes dafür, dass er als blosser Privatmann die Stelle der entwi- eingenommen und zu reiten gesucht hat, was un- ter dies Umständen zu retten war, muss er über ein Paar freundliche Aus- drücke, die er gegen das Rettungswerkzeug gebraucht hat, eine Strafpredigt hören und die Eintracht, die er zwischen den getrennten Gliedern seiner Partei zu stiften sucht, an dem Starrsinne eines Mannes scheitern sehen, der seine Erhaltung Niemanden als sich allein verdanken will — was kann in solcher Lage Anderes geschehen, als dass das lecke Fahrzeug vollends zer- schellt und den Steuermann sammt der widerspänstigen Mannschaft, die den von ihm gewählten Lootsen nicht einnehmen will, in den empörten Wellen begräbt? Dieses sind in kurzen Umrissen die Züge des Bildes, das wir für diesen letzten Wendepunkt aus unseren Briefen gewinnen; das unbefangene Urtheil möge entscheiden, ob sie unwahr oder ob sie ungeeignet sind, einen tieferen Blick in die Ursachen des Untergangs der römischen Freiheit werfen zu lassen, als ılın alle Geschichtschreiber zusammengenommen vergönnen. Histor.-Philol. Classe III. Gg 234 KARL FRIEDRICH HERMANN vereinzelt werden freilich auch von ihnen nur wenige seyn, die nicht bei dem Einen oder Anderen dieser späteren Zeugen ihre Bestätigung fänden, und darin liegt allerdings auch eine sachliche Gewähr, die ich zu verschmähen weit entſernt bin; aber auch abgesehn davon tragen sie für jeden, der die damaligen Zustände und ihren Ausgang kennt, das Gepräge der höchsten inneren Wahrheit an sich, und vergegenwärtigen uns dabei die bald zusam- menwirkenden und bald sich durchkreuzenden Kräfte, aus welchen das bunte Gewirre jener Begebenheiten hervorgegangen ist, mit so ungesuchter Leben- digkeit, dass eine müssige Erfindung, die eine solche Lücke in dem pragma- tischen Verständnisse jener Monate ausfüllie, eine der ausserordentlichsten Er- scheinungen i in der ganzen Literaturgeschichte seyn würde. Oder sollen wir wirklich die streitenden Ansichten so vermitteln, dass wir die historische Brauchbarkeit und Wahrhaftigkeit dieser Briefe anerkenn- ten, ohne sie darum gleichwohl als ächte Producte der Namen, die sie tragen, zu betrachten? Diesen letzten verzweifelten Ausweg hat Niebuhr in seinen Vorträgen über römische Geschichte eingeschlagen, deren zweiter Band erst nach der vorigen Vorlesung in meine Hände gelangt ist 207); ich muss die ganze Stelle mittheilen, um zu zeigen, wie das Vorurtheil und die unabweisliche Kraft der Wahrheit mit einander ringen und sich zuletzt zu einem gleich- wohl unerwarteten Compromiss vereinigen: „Ob die Briefe des zweiten Buchs „im sechzehnten Jahrhundert geschmiedet oder ob sie in einem Manuscripte „gefunden sind, ist eine Frage, auf welche ich nicht antworten kann. Sind „sie eine Fälschung, so ist es eine meisterhafte. Die Achtheit des ersten „Buchs auf der andern Seite, das in wirklich alten Handschriften auf uns „gekommen ist, ist gleichfalls sehr zweifelhaft. Sie sind von grossem Inter- „esse für den, welchem Ciceros Geschichte am Herzen liegt. Sie sind ohne „Frage in einer sehr frühen Zeit geschrieben, und reichen wahrscheinlich bis „in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung; und ich bin am meisten „geneigt, sie als ein Erzeugniss des ersten Jahrhunderts zu betrachten, viel- „leicht aus der Zeit von August oder Tiber. Ihr Verfasser war augenschein- 207) The history of Rome in a series of lectures, edited by Leonhard Schmitz, London 1844. 8, T: II, p. 105 fg. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 235 „lich ein Mann von Talent und vollkommen vertraut mit den Umständen der „Zeit. Die Frage über ihre Ächtheit ward vor etwa hundert Jahren von „englischen Kritikern angeregt, und ich weiss, dass F. A. Wolf entschieden „der Meinung war, dass sie eine Fälschung seyen, aber ich kann mich selbst „nicht mit der nämlichen Gewissheit ausdrücken. Ich sollte wünschen sie „als falsch nachgewiesen zu sehen, wie ich moralisch überzeugt bin, dass sie „es sind. Diese Briefe an Brutus zeigen eine Art von Mangel an Harmonie „zwischen Cicero und Brutus, und wenn ein Mann von Talent die Naturen „dieser beiden Männer vergleicht, so muss dieser Mangel an Harmonie sich „von selbst als das Resultat dieser Vergleichung ergeben. Doch in welcher „Art sie auch zusammengesetzt seyn mögen, ihr Verfasser lebte so nahe an „der Zeit, auf welche die Briefe sich beziehen, und ihr Inhalt ist auf so au- „thentische Urkunden gegründet, dass wir sie als zuverlässige Geschichtsquellen „ansehen können.“ Was soll man nun sagen? der Erste, dem es einfällt, die Ächtheit dieser Briefe zu bezweifeln, thut es erklärtermaassen aus dem Grunde, weil sie ihm die gröbsten Zeichen von Unwissenheit, die handgreif- lichsten Verstösse gegen bekannte Thatsachen zu enthalten scheinen, und rich- tet seine ganze Opposition zunächst dagegen, dass ein Geschichtschreiber der ciceronischen Zeit sich hat beigehen lassen, sie als Quelle für Ciceros letzte Lebenszeit zu gebrauchen ; sein Nachfolger steigert dieses zu der Behauptung, dass der Verfasser derselben gar kein Römer, dass es ein Mönch aus den Zeiten mittelalterlicher Barbarei gewesen seyn müsse, und ein Verdammungs- urtheil, das lediglich auf diese Grundlagen gestützt, aus diesen Gesichts- puncten hervorgegangen ist, wird als moralische Ueberzeugung von einem Manne adoptirt, den seine wissenschaftliche Betrachtung ' gerade auf die ent- gegengeselzten Resultate geführt hat, und der folglich, wenn er an Middletons Stelle gelebt hätte, dem vollen Tadel derselben Menschen anheimgefallen wäre, die er jetzt als seine Auctoritäten nennt! Muss man da nicht mit Ho- raz ausrufen: quodcunque ostendis mihi sie, incredulus odi? und muss da nicht der letzte Nimbus von Auctorität verschwinden, den grosse Namen oder die sogenannte Übereinstimmung der Gelehrten 208) auf die Epigonen aus- 208) Vortrefflich spricht hierüber Quatremère de Quincy in Mém. de YInstitut 1818 Gg 2 236 KARL FRIEDRICH HERMANN üben können? F. A. Wolf hat natürlich in dieser Frage jede Stimmberech- tigung verloren, seitdem er einen ächten Brief Ciceros aus der Sammlung ad Familiares, der in einer Berliner Handschrift zufällig an den unrechten Platz gerathen war, nicht allein für unächt, sondern selbst für viel schlech- ter als die unserigen an Brutus erklärt hat 209); aber auch Niebuhr kann nach den Proben literar historischer Kritik, die er hin und wieder in sei— nem Buche gegeben hat, auf diesem Gebiete keinen solchen Glauben an- sprechen, dass wir seine blosse moralische Uberzeugung gegen das Ergeb- niss seiner eigenen Geschichtsforschung in die Wagschale werfen dürften; und wenn ich also schliesslich auch über diesen Punct noch einige Worte sage, so geschieht es nur, wie oben bemerkt, um das Feld auch von den letzten Nachzüglern des Feindes zu reinigen. Denn als geschlagen werde ich diesen doch jetzt wenigstens betrachten dürfen, wo sich mit allen meinen Gegengründen Niebuhrs eigenes Urtheil als Historiker verbündet; und wo es sich darum handelt, ob diese Briefe Sachkenntniss oder Ignoranz, Be- kanntschaft mit römischem Leben oder Peregrinität, geschichtliche und anti- quarische Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten enthalten, ob ihre einzelnen T. III. p. 168: Punanimite opinion parmi les savans nest une autorite imposante que lorsqwelle est le resultat de faits, qui ont produrg Tévi- dence et la demonstration dans une matière, ou lorsque cette matière a été assez debattue pour qwil soit permis de la regarder comme épuisée. Mais il y a aussi une autre sorte d’unanimitd qui est le produit de la prevention; et elle a lieu tres-naturellement, soit dans les sujets, où un aspect facile à saisir détourne l'attention des autres points de vue, soit dans les matières qui EDU سي‎ des rapports nombreux, et où les mo- yens de la critique sont peu à la portée de ceux, qui seroient le plus en état de Pexercer; il suffit alors que quelques hommes en crédit aient mis une fois une assertion en avant, pour qwelle se reproduise simultané- mien et successivement dans tous les écrits. 209) Analekten B. IV, 8. 381.. Es ist der vierzehnte Brief des zweiten Buchs, den jene Handschrift zwischen dem 49sten und 50sten des dreizehnten Buchs ein- schiebt und den Wolf dort als „ein erweislich unächtes Übungsstückchen” „ in einer Anmerkung „mit aller gebührenden Bescheidenheit” als ein /neditum hat abdrucken lassen! a ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 237 Züge, auch ohne durch andere Zeugen beglaubigt zu werden, aus der Wirk- lichkeit geschöpft oder aus der Luft gegriffen seyn sollen, ob das Ganze das Gepräge der classischen Zeit oder der Barbarei an sich trage, werden Stim- men wie Niebuhrs und selbst Orellis immerhin gegen einen Tunstall und Markland den Ausschlag geben können; die Frage bleibt also nur, ob auch unter dieser Voraussetzung noch eine ‚Wahrscheinlichkeit obwalte, dass beide Sammlungen oder Bücher erst in den nächsten Decennien nach Cicero und Brutus تاد‎ nicht von diesen Männern selbst geschrieben worden seyen? Be Ich sage Wahrscheinlichkeit: denn die abstracte . Möglichkeit will ich nicht bestreiten, wo das ausdrückliche Zeugniss von Fälschungen ähnlicher Art bei Schriftstellern des ersten Jahrhunderts vorliegt 210), wo uns die Lite- ratur beider Sprachen so manches Beispiel von Briefen und ähnlichen Auf- sitzen darbietet, die wir schwerlich ihren vorgeblichen Verfassern beilegen dürfen, ohne sie desshalb der Unwissenheit und Unbekanntschaft mit den Verhältnissen, Schicksalen und Gesinnungen der Namensträger zu zeihen; wo sogar in der nämlichen Handschrift, der wir unsere Briefe verdanken, der Brief an Octavius entschieden in diese Classe geworfen werden muss; aber um eine solche Möglichkeit zur Wirklichkeit zu stempeln, müssen doch im- merhin Gründe vorhanden seyn, die es z. B. in dem vorliegenden Falle er- klärten, warum in der nämlichen Handschrift die Briefe an Brutus falsch und die unmittelbar darauf folgenden an Quintus Cicero ächt seyn sollen, gegen welche letztere, wenn wir in Tunstalls und Marklands Weise verfah- - ren wollten‘, Anstösse, wie ich sie oben widerlegt habe, vielleicht noch mehr gefunden werden könnten. Entweder müsste die Sprache so auffallende Ab- weichungen von dem sonstigen Styl und Sprachgebrauche der ciceronischen Briefe بو‎ dass jene und unsere unmöglich aus derselben Feder ge- 210) NI. Seneca Controv. I. praef. p. 67: fere enim aut Aall; commentarii ma- ximorum declamatorum exstant aut quod pejus est falsi; das. V. praef. p. 353: amabam itaque Capitonem; cujus declamatio est de Popilio haec, quae meo Latroni subjicitur; Ascon. Ped. ad Orat. in Toga cand. p. 95: fe- runtur quoque orationes nomine illorum editae, non ab ipsis scriptae, sed ab Ciceronis obtrectatoribus, quas nescio an satius sit ignorare etc. 238 ۱ KARL FRIEDRICH HERMANN flossen seyn könnten, oder es müsste sich kein Grund finden lassen, der den vorgeblichen Verfasser in solchem Sinne und Zwecke zu schreiben hätte be- stimmen können; oder es müsste bewiesen werden, dass er zu solchem Zwecke nicht so würde geschrieben haben; oder — worin aber selbst nur diese drei Kategorien zusammenfliessen — das Gepräge geflissentlicher Nach- ahmung, rhetorischer Phrasenmacherei, gelehrter Ostentation, oder schüler- hafter Leerheit müsste so- offen daliegen, dass man dadurch von selbst auf den wahren Ursprung geführt würde; aber obgleich Tunstall und Markland auch diesen Gesichtspunct zur Aufrechthaltung ihrer Behauptungen nicht ver- nachlässigt haben, so dienen doch die Gründe, welche sie dafür beibringen, in den meisten Fällen mehr zu ihrer eigenen Widerlegung. Dass diese Briefe nicht leer und gehaltlos sind, geht ‘schon aus denjenigen Zügen hervor, welche jene aus keinem andern Grunde verdächtigt haben, als weil bei keinem an- deren Schriftsteller Etwas davon vorkomme: dem Vorwurfe der Phrasenma- cherei kann schon die stylistische Nachlässigkeit begegnen, die sie dem ver- meinten Sophisten so oft vorrücken, ohne das Privilegium eines vertrauten Privatbriefs zu bedenken; und was geflissentliche Nachahmung und gelehrte Prunksucht betrifft, so würde ein Fälscher, der unter diesem Gesichtspuncie gearbeitet hätte, seinen Richtern nicht so oft Gelegenheit gegeben haben, ihn des Widerspruchs mit anderen ciceronischen Stellen oder der Dunkelheit und einer ungewöhnlichen Ausdrucksweise zu zeihen Dass ein Schriftsteller, der über vierzig Jahre lang auf der Rednerbühne geglänzt und sich eine solche Gewalt über die Sprache erworben hatte, dass er in den letzten drei oder vier Jahren seines Lebens mehr als dreissig Bände wissenschaftlicher Werke verfassen konnte, auch im Briefwechsel des gewöhnlichen Lebens hin und wieder eine gewähltere Phrase, eine prägnantere Construction, oder aber einen grösseren Aufwand von Sentenzen und Worten gebraucht, als es die Sache an sich vielleicht nöthig macht, ist eben so natürlich, als dass ein Staats- mann die Gedanken und Grundsätze, welche ihn leiten und bestimmen, in seinen einzelnen Ausserungen der nämlichen Zeit zum Öfteren wiederholt; dasselbe findet sich aber auch in seinen übrigen Briefen auf gleiche Weise 21), 211) Höchst interessant ist in dieser, Hinsicht das قافتا‎ eine si glichen Kenners 9 = ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 239 und würde den unserigen nur in sofern zum Vorwurfe gemacht werden kön- nen; wenn es ihren wesentlichen und durchgehenden Charakter ausmachte und nicht eben so häufig wieder mit der selbständigsten Natürlichkeit und den un- verkennbärsten Äusserungen augenblicklicher Stimmung verbunden wäre; oder wenn wir uns den Fälscher so geschickt und klug berechnend denken, dass er gerade dadurch seinen Betrug zu verbergen gesucht hätte, wie hätte er wiederum die logischen oder Gedächtnissfehler begehen können, welche die Gegner ihm mitunter in der plumpsten und lächerlichsten Form nachge- wiesen zu haben glauben? Übrigens sind auch diese keineswegs in der Art vorhanden, dass es dadurch unmöglich würde, dass Cicero und Bru- tus einander auf solche Art über diese Gegenstände geschrieben hätten, und man wird im Gegentheil oft behaupten können, dass wenn dasjenige, was Tunstall oder Markland verlangt, in unseren Briefen stünde, die pe- dantische Ausführlichkeit und Peinlichkeit vielmehr die Entstehung auf der Studirstube eines neueren Gelehrten verrathen würde; was ja aus dem Stand- puncte der Schule mit Recht getadelt werden kann, entschüldigt sich nicht allein durch die bereits berührte Vertraulichkeit des Briefstyls „sondern auch durch das Alter des Schreibers, der selbst in seinem letzten ausgearbeiteten Wizke -den Büchern von den Pflichten, nach dem Urtheile eines seiner ichsten und kundi igsten Herausgeber so viele mehr oder weniger fühl- ciceronischer Briefe, Wielands, in einem Briefe an Böttiger, viais des letzte- ren Sohn in seiner Abh. de Mielandio epistolarum Ciceronianarum inter- prete, Erlangen 1843, p. 21 mitgetheilt hat: „Cicero hat von seiner so viele Jahre beinahe täglich getriebenen Profession eines ‚gerichtlichen Redners sich eine gewisse Breite, Wortverschwendung, Wiederholung desselben Satzes mit andern Worten, Antithesen u. s. W. so angewöhnt, dass ihm diese oratorische Manier im Reden und Schreiben zur andern Natur geworden ist; ‚so dass er nicht selten unvermerkt von ihr hingerissen wird und sogar in vertrauten Brie- fen unversehens und bei der mindesten Veranlassung den Orator macht: die Rede ist hier nicht von solchen Briefen, wo er dieses absichtlich thut und wohl weiss warum, sondern von solchen nicht gar selten vorkommenden F ällen, wo er sich vergisst, und wo es ihm geht wie der in eine schöne Dame verwandel- ten Katze”. Auch dass Cicero hier und da einmal unklar seyn konnte, räumt er selbst ein Att. XIII. 25: fui fortasse goupeoregoe! ` 240 KARL FRIEDRICH HERMANN bare Mängel der Redeweise zugelassen, so sehr alles Streben nach Eleganz des Ausdrucks hintangesetzt, so sehr nach Deutlichkeit durch Wiederholung der Hauptmomente gestrebt, 0 wenige Ängstlichkeit in der Verknüpfung der einzelnen Materien bewiesen hat, wie sich Ähnliches in keiner seiner früheren Schriften findet 212); und je mehr sich daneben auch in dieser Hinsicht die Briefe. des jüngeren und consequenteren Brutus von den seini- gen unterscheiden, desto weniger können selbst wirkliche einzelne Verstösse auf einen späteren Ursprung schliessen lassen. Oder sollen wir auf der andern Seite wieder eben an dieser klugen Berechnung Anstoss nehmen, mit welcher, wie Tunstall meint 213), beide Briefsteller sich einander in die Hände arbeiten, so dass der eine Brief oft bereits die Keime dessen enthält, was in dem andern erst recht zur vollen Blüthe gedeiht? Ich meine, das wäre gerade die Art des Briefwechsels zwischen zwei durch Ähnlichkeit, wenn auch nicht aller Ansichten, doch wenigstens der meisten Interessen verbundenen Männern, wie es die Art der geselligen Unterhaltung ist; und so richtig es ist, dass auch der Betrug die Gestalt der Wahrheit annimmt, so wird man doch, um ihn zu entlarven, sich nicht an das halten müssen, was er gerade mit der Wahrheit gemein hat, während für das blinde Vorurtheil, mit dem wir es hier zu thun haben, die Übereinstimmung mit dem, was die Natur und Ausdrucksweise eines Briefs und seines Verfassers mit sich bringen, eben so wohl wie das Gegentheil zur Angriffswaffe werden muss. Dass aber Cicero und Brutus nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in die- sem Sinne mit einander correspondirt haben, ist durch die Zeugnisse des Alterthums gewiss, und würde hier gar nicht wieder besonders erwähnt werden müssen, wenn es nicht allerdings darauf ankäme, um den Unter- schied zu zeigen, der zwischen unseren Briefen und denjenigen rhetorischen Machwerken obwaltet, deren Analogie Niebuhr bei jener Vermuthung allen- falls vor Augen gehabt haben kann. Denn bei diesen, wie z. B. den Brie- fen des Sallust an Cäsar de re publica ordinanda, oder seiner Declama- 212 Stürenburg zur Rede für Archias, Lpz. 1839. 8, p. XIV fg. 213) Observ. p. 314: nor was he aware of the oeconomy و‎ which the letter- writers constantly affect, in making the two correspondants play 0 each other’s hands, with regard to the mention of the events. ZUR RECHTFERTIGUNG DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. 241 tion gegen Cicero, oder den Briefen Platos an Dionysius oder Dios Freunde, oder Ciceros eigenem Briefe an Octavius, handelt es sich vor allen Dingen um den Beweis, dass dergleichen Briefe oder Reden von den betreffenden Personen überall geschrieben seyen oder auch nur hätten geschrieben wer- den können, was von keinem jener Machwerke der Wirklichkeit, von den wenigstens auch nur der Möglichkeit der Umstände oder Personen nach dar- gethan werden kann; und hier darf dann allerdings der gänzliche Mangel historischer Überlieferung aus dem Alterthume selbst der literari- schen Überlieferung durch späte Handschriften gegenüber dergestalt gel- tend gemacht werden, dass selbst an sich unbedeutende sprachliche, anti- quarische, oder logische Verstösse den Verdacht zur Gewissheit erheben; wo aber die Existenz einer authentischen Sammlung solcher Briefe im Alterthume urkundlich feststeht, und nur die Identität der unserigen mit dieser im Widerspruche mit der handschriftlichen Überlieferung geläugnet wird, da bedarf es eines ganz anderen Apparats von Gründen, als sie selbst Bentley gegen Phalaris und ähnliche Briefe ins Treffen geführt hat, und selbst sprachliche Argumente, wenn sie überall vorhanden seyn sollten, würden um solchen Beweis zu führen kaum ausreichen. In welche Widersprüche sich hier die gelehrte Tradition ganzer Jahrhunderte entwickeln kann, wird ‚recht deutlich, wenn man sieht, wie dieselben Männer, welche den Dialog de oratoribus, den kein altes Zeugniss dem Tacitus zuschreibt und dessen Sprache von der bekannten des Tacitus in jeder Zeile abweicht, auf die ein- zige Auctorität weniger Handschriften hin fast einstimmig diesem Schrift- steller beilegen, hier um eines Dutzends von Wörtern oder Phrasen willen, die in keiner anderen eiceronischen Stelle vorkommen, unseren Büchern die Identität mit den gleichnamig beglaubigten des ächten Cicero absprechen, und das zwar Briefen, von welchen Cicero selbst an einem anderen Orte Fam. IX. 21 sagt: quid tibi ego in epistolis videor? nonne plebejo sermone agere tecum? und gleich nachher: quid enim simile habet epistola aut concioni aut judicio? epistolas quotidianis verbis texere solemus. Doch über diesen Punct habe ich schon in den Vindiciis zur Genüge gehandelt 214( 214) Und neuerdings in dem pimetrum vindieiarum Brutinarum zum Prorecto- Histor.- Philol. Classe III, 242 K. F. HERMANN ZUR RECHTF. DER BRIEFE DES CICERO AN BRUTUS. und bemerke nur noch in Beziehung auf Niebuhr, dass selbst unter den- jenigen Redensarten, welche die englischen Kritiker als unciceronisch ange- fochten haben, sich keine befindet, die auf das erste Jahrhundert der Kai- serzeit oder das silberne Zeitalter führen würde, sondern jene vielmehr mit ihren Vergleichungen bis in das eherne und eiserne Zeitalter, ja bis zur christlichen Latinität herabgestiegen sind; können nun nach Niebuhrs sachli- cher Überzeugung unsere Briefe nicht nach dem ersten, nach Tunstalls und Marklands sprachlichen Argumenten nicht vor dem dritten oder vierten Jahrhundert verfasst seyn, so können wir ruhig unsere Gegner sich unter einander aufreiben lassen, und inzwischen uns, wie ich hoffe und wünsche, des wiedererlangten Besitzes einer interessanten Quelle classischer Sprache und Geschichte freuen. ۰ ratswechsel am 1sten September 1845 geschrieben, um den erneuerten Angriffen von A. W. Zumpt (de M. Tullii Ciceronis ad M. Brutum et Bruti ad Ciceronem epistolis quae vulgo feruntur, Berlin 1845. 4.) zu begegnen, auf welche in vorstehender Vorlesung noch keine Rücksicht genommen werden konnte; insofern jedoch dort schlechterdings keine neue Verdachtskategorie auf- gestellt worden ist, wird auch schon dasjenige, was hier gegen die englischen Kritiker gesagt ist, im Allgemeinen gegen jenen gelten dürfen. Über die Emanationslehre im Übergange aus der alterthümlichen in die christliche Denkweise. Von Heinrich Ritter. Vorgelesen in der Sitzung der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen Ze am 21. November ۰ —— — ۰۰ E. Absicht, welche diese Abhandlung sich setzt, ist nicht halb vergessene Thatsachen wieder an das Licht zu ziehen; sondern sie macht einen Versuch bekannte Thatsachen in eine Verbindung zu bringen, in welcher man sie ge- wöhnlich nicht betrachtet hat, und dadurch zu ihrem Verständnisse beizu- tragen. Nicht allein allgemeine Begriffe, welche der Form der Wissenschaft an- gehören, sondern auch Bilder oder Analogien, welche das Unbekannte durch das Bekannte veranschaulichen sollen, wiederholen sich in der wissenschaft- lichen Untersuchung fast zu allen Zeiten. Auf einer solchen Analogie beruht auch die Emanationslehre. Was wäre natürlicher, als den Grund mit einer Quelle zu vergleichen und was aus ihm hervorgeht, mit ihren Ausflüssen ? Kaum dürfte eine Zeit zu nennen sein, welche dieses Bildes sich nicht bedient hätte, kaum eine Sprache, welcher diese Metapher nicht geläufig wäre. Philosophen der verschiedensten Denkweise haben sich ihrer bedient, und un- bedenklich gebrauchen sie Dichter und Redner noch jetzt. Wenn auf ihrer Anwendung ohne weitere Folgerungen die Emanationslehre beruhte, so würde man sagen können, diese Lehre habe beständig in der Vorstellungsweise der Menschen gelegen. Der Gebrauch solcher Bilder ist an sich unverfänglich; aber bedenk- lich wird er, sobald das Bild mit Nachdruck betont und in ihm das Wort gesucht wird, welches uns das Räthsel der Schöpfung oder der Entstehung Hh 244 HEINRICH RITTER der Dinge aus ihren Gründen lösen soll. In diesem Sinne finden wir jenes Bild von der Quelle und ihren Ausflüssen in der abendländischen Philosophie hauptsächlich von den Philosophen gebraucht, deren Kreis man gewöhnlich der Kürze wegen mit dem Namen der alexandrinischen Schule zu bezeichnen pflegt. Philon der Jude entwickelte zuerst die Grundsätze, welche der Ana- logie ihre Stütze geben sollten. Nachher finden wir sie bei vielen andern Neueren von verwandtem Geiste, bei den Gnostikern vornemlich und den Neu -Platonikern; auch einige Kirchenväter und die arabischen Aristoteliker haben sie angenommen. Noch in spätern Zeiten haben sich Ausdrucksweisen, welche ihr angehören, in der christlichen Kirche erhalten, besonders in der orthodoxen Trinitätslehre, wie denn das Licht vom Lichte im nicänischen Symbol unstreitig der Emanationslehre angehört. Man darf aber auf solche Ausdrücke nicht zu viel Gewicht legen; oft sind sie nur Überbleibsel einer schon verschwundenen Lehre. Wenn wir auch zugestehn müssen, dass zu- weilen die alte Ansicht des Emanationssystems bei einzelnen Denkern der spätern Zeit sich wieder gezeigt hat, so ist sie doch niemals wieder so herr- schend geworden, wie sie in der alexandrinischen Schule und bei den Zeit- genossen derselben war. In der neuern Philosophie ist sie gemeinlich als eine schon abgethane Hypothese angesehn worden. Dies vorausgesetzt wird es eine Frage für den denkenden Geschichgah forscher, aus welchen Gründen in den vorher angegebenen Zeiten die Ema- nationslehre sich verbreitete, nachher aber wieder verschwand. Das Interesse, welches dieser Frage beiwohnt, wird um so grösser sein müssen, je wich- tiger jene Zeiten für die Entwicklung der Menschheit sind, weil in ihnen die Übergänge aus der alterthümlichen in die christliche Denkweise liegen. Ehe wir zu ihrer Beantwortung schreiten, müssen wir das Wesen der Ema- nationslehre zu bestimmen suchen, welches um so nothwendiger ist, je ver- schiedenartigere Bestandtheile mit ihr sich vermischt haben. In der Emanationslehre betrachtet man den Grund als eine Quelle; was aus ihr hervorgeht, ist sein Ausfluss (dröpgosz, &, emanatio). Von dergleichen Ausflüssen sprach schon Demokrit, indem er die sinnliche Er- kenntniss daraus zu erklären suchte, dass ihrem Gegenstande Bilder ent- strömten, welche alsdann in die Seele eindrängen und in ihr eine Bewegung ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 245 hervorbrächten N. Aber nach der Weise seiner Corpuscularphilosophie konnte er solche Ausflüsse nur als eine Verminderung der körperlichen Dinge an- sehn, von welchen sie ausgehn sollten. Dagegen ist es ein durchgehender Grundsatz der Emanationslehre, dass die Quelle der Ausflüsse durch dieselben nicht vermindert oder sonst verändert werde, sondern unwandelbar dieselbe bleibe 2). Darauf eben geht das Gleichniss von der Quelle und ihren Aus- flüssen. Beständig strömt sie aus und immer bleibt sie dieselbe. Es ist eine Überfülle in ihr, welche mittheilt ohne deswegen einen Mangel zu empfin- den 5( Nicht sowohl das Gute ist sie, als vielmehr das Übergute, weil sie aus ihrer überströmenden Güte etwas Gutes hervorbringt 4). Zahlreiche Gleichnisse suchen es begreiflich zu machen, dass eine solche Mittheilung des Seins und des Guten möglich sei, ohne dass eine Veränderung des Mitthei- lenden in irgend einer Weise durch sie hervorgebracht würde. Diese Gleich- nisse sind fest stehend bei den Anhängern der Emanationslehre, so dass sie ein Kennzeichen derselben abgeben. Wie das Feuer seine Wärme, der Schnee seine Kälte ausströmt, jenes ohne dadurch an Wärme, dieser ohne an Kälte zu verlieren, so theilt das Prineip von seinem Sein mit ohne einen Mangel an Sein zu erfahren 5). Keins von diesen Gleichnissen aber ist ihnen geläufiger als das vom Lichte hergenommene, welches seine Stralen unablässig aussendet ohne an seiner Stärke einzubüssen 6). Unter den Anhängern der Emanationslehre musste es besonders denen willkommen sein, welche in dem Lichte das Bild der Erkenntniss und des geistigen Lebens sahen, gern dieses 4) Arist. de div. p. somn. 2; Plut. de plac. phil. IV, 8. 2) Philo de mut. nom. 4; Plot. enn. VI. I. 9, 5. nal @UTOV زد‎ pote 8010051 عله‎ ayyy töv agioruv sivari nal مار بولق‎ yervooay TA ÖVTA, pévovoay ÈV aut?) „ xal ob 0 3) Ib. enn. V. I. 2, 1. öv yd téhsov au umdtv Imreiv, finds ëy, u0} 00 olov یدوز‎ xai tÒ vnegnängss 0 1وع 1و‎ 0/1 69۷ ۰ 4) Avicenna metaph. VIII, ۰ Sed necesse esse (das nothwendige Sein) est plus quam perfectum, quia ipsum esse, quod est ei, non est ei tantum, immo etiam omne esse est exuberans ab ejus esse et est ejus et fluit ab illo. 5) Philo leg. alleg. I, 3; Plot. enn. V. I. 1, 6; 1.4, 1. 6) Philo de Cherub. 28; de somn. I, 19; Plot. enn. IV. I. 8, 4. 246 HEINRICH RITTER Bild mit der Sache selbst verwechselten und dabei geneigt waren, die körper- liche Natur auf das geistige Leben in idealistischer Weise zurückzuführen. Es fehlte unter ihnen aber auch nicht an solchen, welche das Verhältniss zwischen dem Grunde und dem Begründeten in einer rein geistigen Weise ohne Hülfe sinnlicher Bilder zu fassen wussten. Von ihnen wurde das Verhalten des Lehrers zum Schüler zu dem Zwecke gebraucht darzuthun, dass der Grund von seinen Gaben mittheilen könne ohne von seinem Reich- thume zu verlieren. Schon Numerius machte darauf aufmerksam, dass es mit den göttlichen Gaben nicht sei wie mit menschlichen Gütern, welche den Geber verlassen, so wie sie an den Empfänger übergehn, sondern wie mit der Wissenschaft, welche dem Empfänger zu Gute kommt, während sie dem Geber bewahrt bleibt 1). In derselben Weise bemerkt auch Plotin, dass es mit den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht ist, wie mit den Körpern, welche einander beschränken und von dem einen zu dem andern übergehn, sondern der Quelle, von welcher sie ausgehn, bleiben sie getreu, indem sie von ihr ausfliessen 2). Dies ist die Analogie der Emanationslehre. Indem die Quelle von ihrem Überfluss mittheilt, bleibt sie unverändert und durchaus gleichgültig gegen die Vorgänge, in welche sie selbst nicht eingeht. Wenn nun diese Ansicht von der Vorstellungsweise atomistischer Natur- philosophie, als müsste das Princip von seiner Masse verlieren, indem es an ein anderes etwas abgiebt, ja von aller Vergleichung des Princips mit einer körperlichen Natur sich lossagt, so würde man sich doch irren, wenn man annehmen wollte, die Emanationslehre wäre dadurch von allen physischen Vorstellungen frei geworden. Vielmehr von einer physischen Analogie war sie ausgegangen; wenn daher auch einige ihrer Anhänger es aufgaben ihr Princip als eine äussere und körperliche Natur sich zu denken, so trat ihnen doch die innere Natur desselben nur um so stärker entgegen. Das Princip ist der Nothwendigkeit unterworfen in seine Ausflüsse sich zu ergiessen; wie aus, einer Wurzel wächst alles aus ihm hervor 5). Wie der Schnee kältet, 1) Euseb. praep. ev. XI, 18, 2) Eon. VI. I. 5, 10. 3) Plot. enn. III. I. 3, 7. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 247 das Feuer wärmt, das Heilmittel wirkt, alle diese Dinge dem guten Principe nachahmend, so darf das Prineip nicht in sich stehen bleiben, als wenn es neidisch wäre, sondern muss von dem Guten, welches es hat, andern mit- theilen, sonst wäre es kein Princip !) Einer jeden Natur wohnt dies bei, etwas, was ihr folgt, zu machen und gleichsam wie aus einem Samen aus ihrer Kraft zu entwickeln, indem sie doch stets dieselbe bleibt 2). Aus dieser Ansicht fliesst es auch, dass die Emanationslehre wenigstens die über- sinnlichen Ausflüsse als ewig setzte, wenn sie auch die sinnlichen Erzeug- nisse derselben für entstanden ansehn sollte. Noch ein dritter Punkt aber findet sich in allen Formen der Emanations- lehre, welche nicht bloss den Namen sich zueignen, nämlich dass die Aus- flüsse für unvollkommner geachtet werden als das Princip. Zwar ist dieser Punkt nicht streng aus der Vergleichung mit der Quelle abzuleiten; aber Vergleichungen haben immer etwas Hinkendes. Wenn man das Princip für vollkommner hielt als seine Hervorbringungen, so ging dies unstreitig von dem Gedanken aus, dass der Grund wissenschaftlich höher stehe, als das Begründete. Aber auch das Bild von der Quelle konnte noch immer einige Ähnlichkeit hiermit zu haben scheinen, wenn man annahm, dass die Quelle reiner sei als ihre Ausflüsse oder auch voller als diese, wenn sie sich spalten. Noch mehr aber trugen andere Bilder, vom Lichte, vom Feuer, vom Schnee hergenommen, zur Bestätigung und zur Erweiterung dieser Ansicht bei. So wie die Ausflüsse des Lichtes, der Wärme und der Kälte immer schwächer werden, je weiter sie von ihrer Quelle sich entfernen, so ist es nicht weniger mit den Ausflüssen des ersten Princips; sie werden immer unvollkommner. Und so wie die Ausflüsse jener Kräfte nur mittelbar in stetiger Folge sich fortsetzen, so dass Licht, Wärme und Kälte in den entferntern nur durch 1) Plot. enn. V. I. 4, 1; Phil. leg. alleg. I, 3. ونر‎ yàg ovdenore NOY O gebe, CAR Gonse diop d nalsıy mugs «ul yióvos TÒ wuyev, otu xal 07 16 میم‎ xal mol ye uüllov, oop xal tois ahkoıs همه‎ doy toù di dotir. 2) Plot. enn. V. I. 8, 6. dxdory poete 2000 60 To pet auryv noriv xa} ee lire, olov onéguatog — — pévovtos piv del 200 noorzgov dv 7 امین‎ Edge, toi d he avrò olov yervanızvov èz qurd جد عام‎ Eparov. 248 HEINRICH RITTER den zunächst liegenden Raum dringen, so wird nun auch eine stetige Reihe von Emanationen des ersten Princips angenommen, in welcher ein jeder vor- hergehende Ausfluss, so wie er von einem höhern Princip abstammt, auch wieder das Princip eines folgenden und schwächern Ausflusses wird. Ich halte es für unnöthig Belegstellen für diesen Zug anzuführen, da sie in dem Bau aller Emanationssysteme liegen; auch will ich nur beiläufig erwähnen, weil dies für das Allgemeine der Emanationslehre wenig ausirägt, dass in diesem Zuge ein Princip der Fortbildung für dieselben lag, indem es innerhalb ihrer Vorstellungsweise darauf ankam die verschiedenen Stufen zu bezeichnen, durch welche die Emanationsreihe hindurchgehen müsse um von dem Vollkommensten durch das weniger Vollkommene hindurch bis zu dem Grade der Unvollkommenheit zu gelangen, auf welchem wir unsere sinn- liche Welt finden. Philon dachte sich diese Stufenleiter noch ganz unbe- stimmt; bei den Gnostikern dehnte sie sich in phantastischer Breite aus; es ist unstreitig als ein Zeichen einer mehr wissenschaftlichen Durchbildung des Systems anzusehn, dass Plotin, in die Fusstapfen des Numenius tretend, nur drei Stufen der übersinnlichen Welt anerkannte, das Eine, die erkennende Vernunft und die praktische Seele. Von grösserer Wichtigkeit für die Beurtheilung der Emanationslehren in der Zeit, welche wir hier im Auge haben, ist es aber, dass die ersten Ema- nationen der Urquelle nicht der sinnlichen Welt angehören, sondern nur Stufen bilden sollen um vom Übersinnlichen zum Sinnlichen zu gelangen. Daher steht nach ihrer Lehre die sinnliche Welt und mithin auch der Mensch nur in mittelbarer Verbindung mit Gott. Zwar unter den obersten Kräften muss es eine geben, welche unmittelbar mit dem höchsten Principe verbunden ist, aber zwischen uns und ihm schieben sich Zwischenglieder ein, welche wir unserer Denkweise nach nur als Erzeugnisse der Phantasie ansehn können, wenn diese Phantasie auch noch so sehr ihre Willkür durch abstracte Be- griffe des Verstandes beschönigen möchte. Es ist unstreitig hierin der Grund zu suchen, warum die Emanationssysteme zu phantastischen und oft aben- teuerlichen Vorstellungen geneigt sind, und zwar in einem um so höhern Grade, je weiter sie die Reihe der Zwischenglieder zwischen dem obersten Principe und der sinnlichen Welt ausspinnen. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 240 Wir haben aber in diesem charakteristischen Zuge nicht etwa nur eine Folgerung, sondern in der That einen Beweggrund der Emanationslehren in der angegebenen Zeit anzuerkennen. Denn die Männer, in welchen sie sich ausbildeten, finden die Kluft zwischen dem obersten Principe und zwischen der sinnlichen Welt sehr gross. Das erste Princip ist ihnen Gott, das hei- ligste und reinste Wesen, vollkommen einfach und in keiner Weise einer Vielheit zugänglich, so dass nicht einmal das Sein und die erkennende Ver- nunft in ihm unterschieden werden dürfen, denn alles Viele oder Theilbare ist bedürftig, weil es seiner Theile bedarf ). Diese Richtung der Lehre ver- kündet sich am meisten in einer masslosen Anpreisung des verneinenden We- ges, für die Erkenntniss des höchsten Princips, wodurch es über alles, was sagbar oder denkbar ist, hinausgehoben werden soll. Das oberste Princip ist nicht das Seiende, sondern über dem Seienden, nicht die Vernunft, son- dern über der Vernunft, nicht das Gute, sondern über dem Guten, nicht Gott, sondern Übergott, nicht einmal Princip ist es für sich, sondern nur für anderes. Dass diese Überschwänglichkeit aller Überschwänglichkeiten den Systemen der Emanation wesentlich ist, geht aus den vorher angeführten Aussagen hervor, welche das überfliessende Princip als übervoll und über- vollkommen preisen, um annehmen zu dürfen, dass es durch seine Ausflüsse von seiner Fülle und Vollkommenheit nichts einbüsse. Von der andern Seite وان‎ sich die Kluft zwischen dem obersten Princip und den Dingen dieser Welt zu einer unübersehbaren Weite, indem die Niedrigkeit der letztern grell geschildert wird. Die Beschränktheit, die Materie, das Ubel, das Böse sind den sinnlichen Dingen der Welt eigen und von ihnen unabtrennbar; man geht in dieser Richtung bis zu dem Aussersten, alle diese Dinge der sinnlichen Welt für völlig nichtig zu erklären, für Eitelkeit, Erscheinung und blosse Vorstellung 2). Deswegen aber wird es auch für unmöglich gehalten, dass Gott mit den sinnlichen Dingen unmittelbar sich zu thun mache; solche 1) Plot. enn. VI. I. 9, 6. ; : 2) Philo quis rer. div. her. 32. ۰ O ob tüv èv öde naga Yen. Quod det. pot. insid: 44. 6 Jesos povos &v TQ slvai úpiotysey — — us TOY er 4016 ova Gr nara tò e, doy d ۵ vpsoravar vopiopivwr. Plot. enn. V. I. 3, 9; enn. III. I. 2, 15; enn. I. I. 8, 3; 15. Histor.- Philol. Classe III. hi 250 HEINRICH RITTER Geschäfte würden für ihn sich nicht schicken; es würde seine Reinheit trü- ben, wenn er die Materie berührte; an der Hervorbringung des Bösen darf man ihm keine Schuld beimessen, und es sind eben deswegen Mittelwesen zwischen ihm und der sinnlichen Welt anzunehmen, weniger vollkommene Ausflüsse desselben, welche wegen ihrer geringeren Reinheit mit der Materie sich zu schaffen machen dürfen. ‘Nur der unterste Grad der übersinnlichen Welt, nach der Lehre des Plotin die praktische Seele, kann mit der Materie und dem Sinnlichen in Berührung kommen 1). Wenn wir nun zählen, so sind es drei Punkte, welche das Wesen der Emanationslehre bilden, die Annahme, dass der oberste Grund der Erschei- nungen ohne Veränderung und in den Wechsel der Erscheinungen nicht ein- gehend dieselben aus sich entlasse, die Ansicht, dass der oberste Grund ein anderes hervorbringen müsse nach natürlichem Gesetze, seinem Wesen ge- mäss, und die Voraussetzung, dass vom obersten Grunde eine Reihe abstei- gender Stufen des Seins ausgehen müsse, eine jede ähnlich ihrem Princip, ` ausfliessend und hervorbringend wie dieses, aber unvollkommner, so dass die niedern Stufen mit dem Höchsten nur mittelbar zusammenhängen. Ausser diesen drei Punkten haben wir keinen andern als wesentlich für die Emana- tionslehre anzuerkennen. ۱ Im Besondern haben wir uns gegen die — zu erklären, da sie wesentlich eine Form des Pantheismus sei. Von derselben hätte schon die Betrachtung zurückhalten sollen, dass die Emanationslehre nicht selten mit Dualismus verbunden gewesen ist, wie bei Philon und den dualistischen Gno- stikern. Nur dadurch, dass man bei der Beurtheilung derselben vorherrschend auf den Fortgang der alexandrinischen Schule seine Aufmerksamkeit gerichtet hat, ist man auf jene Meinung geführt worden. Denn es wird sich nicht leugnen lassen, .dass in ihr in fantschzeitenden Grade gegen den Dualismus 1) Philo de vict. offer. 13. où yao نود‎ Er 018/0010 xal WEqugnEvns VANE Wave tov iduovo xal puaxcgeov. De mundi opif. 24. ۵ yd جع‎ 0« civar ۷ 4 lingu. 34. سيد‎ dè vo avroð dvvd- ۸۱501۷ LZungentg لك‎ Te nal eo e 9۲ ۵۵6 rde TOV TOLOVTWV و‎ 01510801 وج‎ 9 čopóvrer un ۵ movov مرو‎ sol. Plot. enn. II. 1.6, 1. & de — — idola — — ual 00% 9#روز‎ Enn. IV. I. 8, 2 7. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. | 251 der Monotheismus sich geltend machte. Und bei der Annahme nur eines Princips, welches durch seine Ausflüsse die Mannigfaltigkeit der Dinge be- gründe, gab es allerdings in der Emanationslehre einen Punkt, welcher eine pantheistische Neigung begünstigen konnte, nemlich das vorher erwähnte Be- streben die sinnliche Welt herabzusetzen, welches zum Aussersten ausgebildet den Schein giebt, als wäre diese Welt ein vollkommen Nichtiges, nur in der Meinung Bestehendes, und diesen Schein auch weiter auf die mittlern Stufen der Emanationsleiter verbreitet, indem alles mit dem obersten Princip ver- glichen als ein Geringes und Unbedeutendes angesehn wird, welches nicht im höchsten Sinne des Seins und der Wahrheit theilhaftig ist, weil das höchste und wahrste Sein nur dem obersten Princip zugeschrieben werden dürfe. Hierzu kommt noch ein anderer Umstand. Die Emanationssysteme der alexandrinischen Schule nehmen auch an, dass die vom obersten Princip ausgeflossenen Dinge wieder in ihre Quelle zurückkehren, und indem sie ihre Absonderung vom Höchsten aufgeben, erst ihres wahren Seins theilhaftig werden. Da erweist sich also zuletzt, dass ihr wahres Sein nur in Gott; also in Wahrheit nur Eins ist. Eine solche pantheistische Richtung zeigt sich in den Lehren der Neu-Platoniker ohne Zweifel. Aber kann man wohl sagen, dass sie aus ihrer Emanationslehre fliesse? Die Annahme einer Rückkehr der Dinge zu Gott hängt unstreitig mit den Analogien der Emanationslehre nicht zusammen; denn alle die Dinge, von welchen sie hergenommen werden, fliessen aus ihrer Quelle wohl aus, aber lösen sich nicht wieder in sie auf. Auch jene Neigung das Sinnliche und sogar alle Mitteldinge zwischen ihm und dem Höchsten soviel als möglich herabzusetzen, musste doch keinesweges zu dem Äussersten führen alle Ausflüsse in Wahrheit als etwas völlig Nich- tiges anzusehn. Vielmehr widersetzt sich dem das Wesen der Emanations- lehre, in welcher es herrschende Ansicht ist, dass aus dem Princip ein Anderes und ein Anderes hervorgehe, so dass nicht allein Eins und Alles, sondern eine Vielheit von Dingen, ein Erstes und ein Zweites und ein Drittes ist. Daher muss selbst Plotin bei seiner sonstigen Neigung zu pantheistischen Vorstellungsweisen zugeben, dass ausser dem Ersten auch die Vernunft, welche das Erste schaut, und die Seele, welche aus ihrer bildenden Thätigkeit in der Materie zum Schauen des Einen sich zu erheben strebt, ihr Bestehen li 2 252 HEINRICH RITTER und ihre Wahrheit haben 1). Ja es lag in den allgemeinen Grundsätzen der Emanationslehre, dass den Ausflüssen des ersten Princips nicht allein ein Werden, sondern auch eine bleibende Kraft, welche in eigenen Thätigkeiten sich erweist, beigelegt werden musste; denn sie sollten eine gewisse Ähnlich- keit mit ihrem ersten Principe haben und daher auch wieder Ausflüsse aus sich entlassen. Auch wussten die Emanationssysteme der alexandrinischen Schule diesen Punkt wohl zu bewahren; er machte: es ihnen möglich den untergeordneten Kräften bis in die sinnliche Welt herab Freiheit zuzuschreiben; so weit eine solche mit ihrer physischen Ansicht der Dinge vereinbar war 2). Die pantheistische Neigung aber, welche in der alexandrinischen Schule sich nicht leugnen lässt, und die mit ihr zusammenhängende Lehre von der Rückkehr der Dinge zu Gott, müssen uns darauf aufmerksam machen, dass in ihr noch andere Vorstellungsweisen beigemischt sind, welche aus einer folgerichtigen Ausführung der Emanationslehre sich nicht ergeben haben wür- den. Man hat sie daher eines schwankenden Synkretismus beschuldigt. Dass dies nicht ohne Recht geschehen sei, mögen noch ein Paar Züge ihrer Denk- weise bestätigen. Wir haben erwähnt, dass die BETTER n in ihr aber den اه‎ welchem sie anfänglich ergeben war, bald den Sieg davon trug. Die Materie oder das Princip des Bösen, welches der frühere Dualismus als ein zweites Princip neben Gott zugelassen halte, wurde nun als die Grenze der Emanationen angesehn. Einer solchen Grenze schien man zu bedürfen, damit von ihr aus die Rückkehr zu Gott beginnen könnte. Nun war es auch eine nicht eben sehr entfernt liegende Annahme, dass die Ausflüsse, welche in immer weiterer Ferne von Gott auch immer schwächer werden, zuletzt zu einer solchen Schwäche kommen, dass sie keine Kraft mehr haben etwas aus 1) Von dem Ersten, der Vernunft und der Seele sagt er ausdrücklich enn. II. 1. و9‎ 1. Oti 00 و همه‎ Ad ao Enn. IV. I. 8, 6. ‚dei un Ev uovoy civar, dxéxgunto yd لد‎ ۵ 2) Plot. enn. III. I. 2, 9, où yago زول‎ oŭtw av noóvorav eivor dei, Gore binde Nds eivaı. Enn. IV. I. 3, 13. aurè to £&xovoov Tordrov Qori 77 0018609 Cts 60116 ws tò nydav xata guvow. — Kal ó (tiv 5100 ۵00۵ vois اما‎ vv Ee IV Too pévsw nei, 6n00oy xal up. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. . 253 sich hervorgehen zu lassen, und demnach in der Materie, welche nur leidend sich verhält, aber keine Kraft zu thun hat, ihr völliges Ende finden. Dieser Ansicht folgte Plotin 1). Aber folgerichtig nach den Grundsätzen der Ema- nationslehre war sie doch nicht. Denn einige Ähnlichkeit mit seinem Principe, sollte man meinen, hätte jeder Ausfluss bewahren müssen, und wie könnte er sie anders bethätigen, als indem er wieder andere Ausflüsse aus sich entlässt? Daher hat auch Plotin: jene Ansicht nicht folgerichtig durchgeführt. Entweder ist die Materie keine Natur — und wie kann sie dann ausſliessen? — oder ihr kommt zu, was allen Naturen zugeschrieben wird, ein Anderes aus sich zu entlassen. Unstreitig entsprach die dualistische Ansicht in diesem Punkte den allgemeinen Grundsätzen der Emanationslehre besser, wenn man ihr zufolge annahm, dass die Schwäche der niedern Emanationen zuletzt dem Andrange der Materie und des Bösen nicht mehr widerstehen könne und sie alsdann nur noch in materiellen Bildungen und in sinnlichen Thätigkeiten ihre Aus- flüsse hätten. Bei der Bits: der ESE Schule zum Monotheismus ist aber اا‎ zu übersehen, dass sie mit ihm den Polytheismus zu verbinden suchte, in dem Sinne natürlich, dass unter dem einen obersten Gotte eine Reihe مشیم‎ öin] idet Welt vorstehen sollten. Es ist bekannt, dass eben in dieser Schu : ifrigsten und beharrlichsten ‘Vertheidiger des Heiden- thums gegen die مر‎ Macht des Christenthums gebildet wurden. Hierzu sie zu machen war ihre Emanationslehre geeignet, indem sie dem Menschen und dér sinnlichen Welt nur ein mittelbares Verhältniss zum höchsten Gott zugestand; die mittleren Kräfte, welche über der sinnlichen Welt stehen und den Menschen beherrschen, wurden nun unter verschiedenen Namen als Heroen, Dämonen, Aeonen oder Götter verehrt; der Demiurg selbst, der Bildner der sinnlichen Welt, fand in dieser Reihe höherer Kräſte seine Stelle. Nur einer solchen Kraft, die doch viel unvollkommener ist als der höchste Gott, schien es nicht unanständig zu sein mit der Materie sich gemein zu machen. Der Demiurg steht an der Grenze der übersinnlichen und der sinn- 1) Enn. I. 1.8, 7. eg avdyung dè slvat tò etd tò ر «معع‎ dott a TÒ ko cov’ tovto dè رنه‎ unos Etr 20068 «vtot. 254 HEINRICH RITTER lichen Welt. Die höhern Kräfte dagegen, alle höhere Gottheiten, wurden der übersinnlichen Welt zugerechnet, welche mit der Materie nichts gemein hat. Hierin lag jedoch ein doppelter Grund des Schwankens für die, welche der monotheistischen Richtung der Emanationslehre zugewendet eine Neigung zum Pantheismus hatten und gegen den Dualismus die Lehre von der Nich- tigkeit der Materie geltend machten. Denn dem Pantheismus war unstreitig die Verehrung vieler Götter nicht günstig. Man konnte doch nicht so leicht dazu sich entschliessen das Sein der Götter in das Eins und Alles aufzulösen oder die über uns herrschenden Gewalten der übersinnlichen Welt für Schein zu erklären. Denen aber, welchg alle Unvollkommenheit, jede Schranke und Verneinung auf die Materie zurückführen wollten, musste sich die Frage er- heben, ob nicht auch den niedern Göttern und den Gewalten der übersinn- lichen Welt, da sie doch nicht vollkommen sind, eine Materie beiwohnen müsse. Plotin, welcher diese Richtung theilt, ergreift daher auch in einer sehr freien Deutung die Lehre des Aristoteles von einer übersinnlichen Materie um selbst dem ersten Ausflusse Gottes und natürlich auch allen folgenden übersinnlichen Dingen einen Antheil an der Materie zuschreiben zu können. In der erkennenden Vernunft ist eine Verschiedenheit vom Seienden, ihrem Gegenstande, und diese Verschiedenheit bewirkt auch dort, in der übersinn- lichen Welt, die Materie; denn der Grund der Materie ist die Verschieden- heit 1). Man wird nicht erwarten, dass durch einen solchen Kunstgriff die Schwierigkeit gehoben werden könnte, welche darin besteht, dass zwischen dem Göttlichen oder der übersinnlichen Welt und zwischen dem Menschlichen oder der sinnlichen Welt ein specifischer Unterschied gemacht werden sollte, während das Emanationssystem überall nur einen Gradunterschied unter den Ausflüssen der Gottheit zuliess. Plotin schwankt daher auch über jenen Unterschied und vermischt die beiden Welten 2), d. N Bönfches und Mensch- liches, auf deren Unterscheidung doch seine Emanationslehre een ausgegangen war. | Wenn nun aber der synkretistische Charakter in den Systemen der 1) Enn. II. I. 4, 5. aal 209 7 2۳20۵9 ý 26 del 297 Jiy nori’ Coy? yao vue 0 2) De Kürze wegen verweise ich auf m. Gesch. der Phil. IV. S. 636 fl. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 255 alexandrinischen Schule sich nicht verkennen lässt, so wird es darauf ankom- men die verschiedenen Denkweisen zu unterscheiden, welche sich in ihnen vereinigt hatten, und zu versuchen, in wie weit aus ihrer Verbindung, die Emanationslehre derselben sich erklären lässt. | Menn wir auf die drei Hauptpunkte zurückblicken, welche das Wesen der Emanationslehre bilden, so werden wir uns leicht erklären können, warum diese Lehre unter Griechen und Römern bis über die Zeit ihrer Blüthe hin- aus keinen Beifall fand, sondern erst zu den Zeiten ihres Verfalls sich unter ihnen verbreitete. Denn wenn diese classischen Völker des Alterthums das Verhältniss der Welt sich veranschaulichen wollten, so verfolgten sie dabei zwei andere Analogien, welche von der Analogie der Emanationslehre wesent- lich 'verschieden sind. Die eine ist die Analogie mit der natürlichen Entwick- lung lebendiger Kräfte, die andere die Analogie mit der künstlerischen Bil- dung eines rohen Stoffes, jene der Physik, diese der Ethik zugewendet.“ Schon in den ersten Anfängen der griechischen Philosophie finden wir diese Analogien herrschend und in der That reiner von einander gesondert als in den spätern und entwickeltern Formen derselben. Wenn die meisten ionischen Philosophen ein Urwesen annahmen, welches wie ein beseeltes oder belebtes Wesen aus sich die Welt erzeuge, so gehört diese Lehre der ersten Analogie an. Wenn die Pythagoreer den Urgrund alles Seins als eine un- entwickelte Einheit sich dachten, welche in ihrer Entwicklung sich spalte, das Leere oder Unbestimmte in sich einathmend, und so die Ordnung der Zeiten und Zahlen, wie der Figuren hervorbringe, so fällt dies derselben Vorstellungsweise zu. Keiner hat sie lebendiger dargestellt, als Heraklit. Mit dem griechischen Polytheismus, sofern er die Natur als von göttlichen Kräften erfüllt sich dachte, ist sie nahe verwandt. Nicht weniger volksthümlich ist die andere Analogie, welche in der älteren دپ وین‎ Philosophie vornehm- lich von der Lehre des Anaxagoras vertreten wurde. Da wird Gott oder die Vernunft wie ein Künstler gedacht, welcher die Welt aus einer Materie bildet; das Schöne, welches den Griechen für das Gute gilt, soll unter seinem Wirken werden. Diese Vorstellungsweise hat sich weit verbreitet; unter manchen Verfeinerungen ist sie durch die ganze griechische Philosophie hin- durebgegangen. جه 256 HEINRICH RITTER Ausser diesen beiden Analogien kennen die griechischen Philosophen bis zu den Zeiten, wo die alexandrinische Schule sich ausbildete, keine dritte. Wenn sie Gott auch als einen König sich denken, so fügt sich diese Ana- logie der zweiten an, weil der König zu ordnen und zu schmücken hat, den Staat bildet und erhält wie ein Werk der politischen Kunst; wenn sie Gott als herrschenden Gedanken sich vorstellen, so ist auch dies der zweiten Analogie angehörig. Beide Analogien hat man auch mit einander zu ver- schmelzen gesucht, worauf wir noch später zurückkommen werden. Es ver- steht sich, dass hier von solchen Systemen nicht die Rede sein kann, welche das Verhältniss zwischen Gott oder dem übersinnlichen Grunde und der sinn- lichen Welt aufhoben, wie das eleatische und das epikurische. Dass nun diese beiden Analogien von der Analogie der وا وم نم‎ weit abstehen und in consequenter Denkweise mit ihr nicht vereinbar sind, werden wenige Bemerkungen zeigen. Zwar hat die Analogie,‘ welche das Urwesen mit einer sich entwickelnden Naturkraft vergleicht — wir wollen sie das Princip der Evolutionslehre nennen — mit dem Principe der Emanations- - lehre gemein, dass sie die Entstehung und Bildung der Welt als einen Naturprocess betrachtet; sie nennt auch wohl das Urwesen eine Quelle ewig fliessender Natur, und es mag daher geschehen sein, dass man die Evolutions- lehre nicht selten mit der Emanationslehre verwechselt hat; aber beide stehen darin mit einander in Streit, dass jene ihr Princip’ in seine Erzeugnisse ein- gehen, in ihnen sich selbst verwandeln lässt und eine unmittelbare Verbindung aller weltlichen Dinge mit ihrem Grunde setzt, während diese annimmt, dass die Naturkraft, welehe ausfliesst, zu ihren Ausflüssen ganz gleichgültig sich verhält, sich nicht verändert, sondern unthätig an der Spitze der Dinge steht, dass aber die Ausflüsse der niedern Ordnung nur in einem mittelbaren Zu- sammenhange mit dem obersten Principe stehn. Noch mehr in die Augen fällt der Widerspruch zwischen der Emanationslehre und der Ansicht von der Bildung der Welt durch ein künstlerisch wirksames Princip. Schon Aurin gehen sie auseinander, dass jene zwar mit Dualismus vereinbar ist, ihn aber doch nicht fordert, wie diese, welche, damit das Princip künstlerisch bildend sich erweisen könne; nothwendig eine leidende und bildbare oder wenigstens eine zur Ordnung zu bringende Materie voraussetzen muss. Noch ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 257 mehr aber widerspricht es der künstlerischen Ansicht das Princip als ein unthätiges sich zu denken. Wenn es auch mit den Vorstellungen der Alten verträglich sein möchte den Künstler wie in einem Naturprocesse sich zu denken, in einer Begeisterung, welche unwillkürlich künstlerische Werke zu schaffen antreibt, so ist doch diese Thätigkeit, mit welcher Zwecke und Ab- sichten sich verbinden, selbst wenn sie nicht mit sittlicher Voraussicht betrie- ben werden sollten, noch immer in einem himmelweiten Abstaude von dem physischen Ausfliessen der Emanationen, in welchem das oberste Princip ganz gleichgültig gegen seine Producte sich verhalten soll. Man würde vergeblich einwerfen, dass dennoch in fast allen Emanations- systemen die Analogien gebraucht werden, von welchen wir gezeigt haben, dass sie mit ihnen in Widerspruch stehen. Es ist wahr, Philon schildert nicht selten Gott, Plotin wenigstens die Weltseele äls einen bildenden Künst- ler, bei beiden ist es auch nicht selten, dass von einem Eingehen der höhern Kräfte in ihre Ausflüsse gesprochen wird; aber alles dies erklärt sich aus der synkretistischen oder eklektischen Natur der alexandrinischen Schule, welche den scharf ausgeprägten Eigenthümlichkeiten der Lehrweise ihre Spitzen ab- brach. Zur Beurtheilung jedoch der geschichtlichen Stellung, welche diese Schule einnahm, ist es von. Wichtigkeit die Punkte zu bemerken, welche die Vermischung der Emanationslchre mit den ältern Vorstellungsweisen der grie- Ee Philosophie begünstigten. In der That hatte die Fortbildung der Philosophie in den sokratischen Schulen manche Lehrsätze entwickelt, welche dem Emanationssysteme sich näherten. Wenn die classischen Völker des Alterthums diesem Systeme in ihren spätern Zeiten sich zuwenden sollten, 0 musste ihre Denkweise auch allmälig auf dasselbe vorbereitet werden. Dass es zwei Analogien waren, nach welchen die griechischen Philoso- phen das Verhältniss Gottes zur Welt sich zu veranschaulichen strebten, musste dazu auffordern eine Vereinigung beider zu suchen. Man kann eine Richtung nach dieser Seite schon in den Lehren des Platon und des Aristo- teles finden; doch ist bei ihnen die künstlerische oder ethische Analogie noch bei weitem vorherrschend, und ihr Bestreben ist hauptsächlich darauf gerichtet, die Unschicklichkeiten, welche auch ihrer Analogie anklebten, möglichst zu beseitigen. Dabei kamen nun beide Philosophen auf einen Lehrpunkt, in Histor. - Philol. Classe III. Kk 258 HEINRICH RITTER welchem sie mit der Emanationslehre wenigstens nahezu zusammentrafen. Sie sahen ein, dass Gott nicht gedacht werden dürfe wie ein menschlicher Künstler, welcher nur in veränderter Thätigkeit sein Werk zu Stande bringt; vielmehr forderten sie, dass er als das Vollkommene immer in gleicher Voll- kommenheit beharre und nur durch die Kraft seines Gedankens oder weil er als das Schöne, Gute und Begehrungswerthe allen Dingen das Verlangen nach sich einflösst, alles ordne und bewege. Dass sie jedoch hierin nicht so weit gingen, wie die Emanationslehre, zeigt nicht allein die Lehre Platon’s von der Weltbildung und Weltverwaltung durch Gott, sondern noch mehr die Aristotelische Lehre, dass Gott der Beweger der Welt, Energie und ewiges Leben sei. Daher ist diesen Philosophen auch in den unscheinbarsten Dingen das Göttliche gegenwärtig. Auch in der Weise, wie sie den Dualismus be- handelten, näherten sie sich dem Wege, welchen später die monotheistische Emanationslehre einschlug. Die künstlerische Analogie, wie sehr sie auch verfeinert werden möchte, liess freilich die völlige Beseitigung dualistischer Vorstellungen nicht zu; die Materie steht neben Gott; doch damit die gött- liche Kunst ohne Hinderniss sie gebrauchen könne, wird sie zu einem durch- aus Leidenden herabgesetzt. In Wahrheit steht dies der Vernichtung der Materie gleich, und dass Platon und Aristoteles auf diese es abgesehn hatten, kann man nicht verkennen, wenn man beachtet, wie ihnen das Materielle in den weltlichen Dingen nur das Verneinende, ihre Beschränkung, ihr Ver- mögen zu enigegengesetzten Bestimmungen und der Grund ihrer Wandelbar- keit ist. Man würde mit Recht sagen können, im Inhalt ihrer Lehre, indem sie die Materie für das Nicht-Seiende erklärten, hätten sie den Dualismus überwunden, und nur in der Form ihrer Lehre wäre er stehen geblieben, wenn nicht die Form eines philosophischen Systems auch für seinen Inhalt von Bedeutung wäre. Dies beweisen auch die Lehren des Platon und des - Aristoteles, indem ihre Materie, obgleich sie durchaus leidend sein soll, doch nieht völlig ohne Rückwirkung auf die künstlerische Thätigkeit Gottes bleibt. Vielmehr soll sie verhindern, dass Gott alles zum Besten führen könne; wegen ihrer Beimischung, weil also das Nichtseiende in ihnen ist, soll den welt- lichen Dingen Mangel und Unvollkommenheit unerlässlich sein und mit dem Schönen die beschränkende Nothwendigkeit sich vereinen. Hieran aber schliesst ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 259 sich ferner die Meinung an, dass die Kraft Gottes nicht überall hindringen und das Ganze in voller und unmittelbarer Thätigkeit gestalten könne. ist die Rücksicht auf die unzähligen Übel unserer Welt, welche nun dazu antrieb Mittelwesen anzunehmen zwischen Goti und uns und ihnen die Ge- » staltung sei es des menschlichen Leibes, sei es der ganzen Welt unter dem Monde zu übertragen, weil es dem vollkommenen Künstler des Weltalls nicht anstehen würde so unvollkommene Werke zu vollbringen, wie sie in den unserm Leben zunächst liegenden Gebieten der Natur gefunden werden. Solche Mittelwesen sind die gewordenen Götter des Platon, die Sphären der Gestirne, welche Aristoteles für lebendige und göttliche Kräfte hält. Unstreitig hat in diesen Annahmen die physische Vorstellungsweise und der Polytheismus der Griechen eine philosophische Vertretung gefunden, und ihre Ähnlichkeit mit der Voraussetzung der Emanationslehre, dass die Ausflüsse des obersten Princips nur durch Vermittlung niederer Stufen in die Region der sinnlichen Welt drängen, ist auch an ihrer Verwandtschaft mit dem Polytheismus offenbar. | | ۱ Eine völlige Verschmelzung der physischen mit der künstlerischen Ana- logie versuchte erst die Lehre der Stoiker. Durch sie sollte der Dualismus überwunden werden, indem sie die Bildung der Welt als die Selbstentwick- lung einer künstlerisch bildenden Naturkraft darstellte. Gott ist ihr das ver- nünftige und künstlerische Feuer, welches zugleich die Substanz aller Dinge oder die Materie ist, aus welcher etwas sich bildet. Es wird darunter nicht das sinnliche und verzehrende Feuer, sondern die allgemein erzeugende Le- benskraft, die Einheit des körperlichen und geistigen Lebens verstanden, zu- gleich die leidende Materie und die Form gebende Thätigkeit. Auch in die- sem Systeme kann man eine Vorbildung für die Emanationslehre finden, 0 wie es denn auch viele seiner Lehren namentlich an die erste Entwieklung der Emanationslehre abgegeben hat und die Evolution, welche es lehrt, oft mit der Emanation der spätern Philosophen verwechselt worden ist. Unstreitig arbeitete es der monotheistischen Richtung in die Hände, indem es den Dua- lismus zu beseitigen suchte. Weil es aber Gott selbst in Materie und Form zerlegte, liess es auch eine dualistische Deutung zu, welche in den ersten Zeiten der Ausbildung der Emanationslehre ihm gewöhnlich gegeben wurde; Kk 2 200 HEINRICH RITTER die Gründe hiervon werden wir noch später erwähnen. Dies war die zwei- deutige Natur dieses Verschmelzungsversuchs, welche sich nicht weniger darin äusserte, dass er die Bildung der VVelt zwar vorherrschend als einen Natur- process und unter der Gewalt der Nothwendigkeit sich dachte, aber doch auch nicht davon abliess ihn als eine künstlerische und vernünftige Thätigkeit zu betrachten, so dass die Freiheit des sittlichen Handelns dabei bewahrt wer- den sollte. Eine ähnliche Stellung. der Freiheit in der Emanationslehre haben wir schon früher bemerken müssen. Auch die Verbindung der polytheisti- schen mit der monotheistischen Lehrweise suchten die Stoiker zu bewahren. Rechnen wir nun zu den Annahmen der alexandrinischen Schule auch die Lehre von der Rückkehr der Dinge zu Gott, so hatte kein früheres philosophisches System ihr in diesem Punkte stärker vorgearbeitet als das stoische, welches die Weltverbrennüng, d. h. die Auflösung aller Dinge in die göttliche Lebens- kraft und Lebenseinheit, zu den charakteristischen Zügen seiner Dogmen zählte. Wenn man für die pantheistische Meinung der alexandrinischen Schule eine Quelle in der früheren griechischen Philosophie suchen müsste, so würde sie unstreitig am reichlichsten in den Lehren der stoischen Schule fliessen. So wird man in der Ausbildung der griechischen Philosophie, welche sie in den vornehmsten sokratischen Schulen erfahren hatte, wohl eine Vor- bereitung auf die Emanationslehre erblicken können; aber die wissenschaft- liche Ansicht der Dinge, welche von den Griechen ausgebildet war und auf die Römer überging, stand doch dieser Lehre noch immer sehr fern, und in der ganzen Denkweise der classischen Völker des Alterthums musste dieselbe in der That einen schwer zu besiegenden Widerstand finden. Jedes Volk überträgt auf den Gedanken seines Gottes das Vollkommenste, welches es kennt und in sich erfahren hat. Die alten classischen Völker aber im Bewusst- sein der regen Kraft, welche in ihnen wohnte, waren gewohnt und fanden ihre Lust daran in das Leben der Welt sich hinein zu wagen mit dem Ge- fühl ihrer Verwandtschaft mit der Natur, aber auch ihrer Herrschaft über dieselbe. So wie sie in ihrer Seele sich fühlten, so dachten sie ihren Gott. Daraus entsprangen die beiden Analogien ihrer Philosophen. Die physische Analogie hebt die Verwandtschaft Gottes mit der Natur hervor, die künstleri- sche seine Herrschaft über die Kräfte der Natur, welche er zu bilden und ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 261 zu ordnen weiss. Daher sahen jene Völker das Vollkommenste in der regen Entwicklung einer ungehemmten Kraft, welche sich selbst betheiligt bei dem Spiele der Erscheinungen und in demselben mit gegenwärtiger Thätigkeit waltet, oder in der weisen Wirksamkeit eines Meisters, welcher die Gegen- sätze überwindet und zu Ordnung, Mass und Übereinstimmung zu führen weiss. Ihr Gott ist daher kein ruhender Gott, aus welchem ohne sein Zuthun die Erscheinungen der Welt ausflössen. Wenn er auch über dem Kampf erhaben ist, so erfreut er sich doch des Kampfes, wie ein Ordner der Schlacht, der ohne Mühe alles vollbringt. Einen Gott der Ruhe haben sich die Griechen und die Römer in der Blüthe ihres Lebens nie gedacht ausser in solchen Systemen, welche entweder, wie das eleatische, das Verhältniss zwischen Gott und Welt aufzugeben versuchten, oder, wie das epikurische, entschieden als Ausartungen der alten Denkweise anzusehn sind. Wir werden daher den Ursprung der Emanationslehre aus einer andern Quelle ableiten müssen als aus der fortschreitenden Entwieklung der alten classischen Völker. Darauf weist nun auch die äussere Geschichte der Emanationssysteme deutlich hin. In Alexandria, in Syrien, überhaupt in den Gegenden, in welchen das griechische mit dem orientalischen Wesen in mannigfaltige Be- ۱ تب یی‎ getreten war, bei Männern, welehe nicht einmal griechischer Ab- hg: waren oder die griechische Bildung der orientalischen nachsetzten und die Weisheit des Morgenlandes nicht hoch genug zu schätzen wussten, finden wir diese Systeme zuerst. Ihr Inhalt wird nicht als eine neue Erfin- dung vorgetragen, sondern wie der Ausdruck einer Denkweise, welche schon lange in der Uberlieferung der Völker gelebt habe. Auf alte Sagen und religiöse Lehren, welche für Philosophie gehalten werden, berufen sich die, welche die Emanationslehre in griechischer Sprache in Umlauf setzen. Wir können nicht daran zweifeln, dass es die Vermischung der griechischen mit der orientalischen Denkweise ist, welche aus ihnen redet. Die Denkweise aber der morgenländischen Völker, welche griechischer Bildung sich zuwandten, ist für die geschichtliche Forschung noch immer ein dunkles Gebiet. Nur in seiner Literatur findet die geistige Bildung eines Volkes ihren vollen Ausdruck. Von der Literatur !jener Völker besitzen wir aber meistens nur unzusammenhängende und wenig verständliche Bruchstücke. 200 HEINRICH RITTER Nur von dem jüdischen Volke haben wir etwas bessere Kunde; aber eben dieses, welches von seinen Nachbaren. sich absonderte, werden wir nicht als einen vollen Stellvertreter des orientalischen Wesens betrachten können. Diese Beschaffenheit unserer Überlieferungen muss es rechtfertigen, wenn wir aus einer etwas entfernter liegenden Quelle über das, was als orientalische Denk- weise des Alterthums anzusehen sein möchte, uns zu unterrichten suchen. Die, Weisheit der Inder ist schon in alten Zeiten berühmt; wir haben noch NEGRE) Simê in der n e ren Literatur aufkamen, selbst unter den Griechisch-Gebildeten Unterricht über die Tieſen der Wissenschaft von Indien her zu gewinnen suchte. Die Kenntniss der Sanskritliteratur hat nun über die Philosophie der Inder in neuester Zeit ein willkommenes Licht verbreitet. Wenn auch unsere chronologischen Untersuchungen noch keinesweges aus- reichen um einigermassen die Zeit zu bestimmen, wo diese Sanskritphilosophie sich ausbildete, so ist es doch höchst wahrscheinlich, dass wenigstens die ersten Entwicklungen derselben ein hohes Alterthum haben und nicht weniger wahrscheinlich, dass von ihr aus Funken einer allgemeinen Ansicht der Dinge bis zu den Orientalen gedrungen waren, welche vielleicht um dieselbe Zeit mit griechischer Bildung sich befreundeten. In der Sanskritphilosophie finden wir nun eine mare welche von der griechischen fast in allen Punkten verschieden ist. Wir können uns dies am besten veranschaulichen, wenn wir den Dualismus der Sankhyaphilosophie mit den dualistischen Lehren der griechischen Philosophen vergleichen. In diesen wurde die Seele oder der Geist als das thätige Princip, die Materie und die aus ihr gebildeten natürlichen Dinge als das Leidende gedacht; die Sankbyaphilosophie dagegen beruht auf der Ansicht, dass die Natur oder die Materie die thätige Rolle in der Welt spielt, während die Seele entweder nur leidend gegen die Entwicklungen der Natur sich verhält oder in ihrem Wesen von der Natur zurückgezogen unveränderlich beharrt. Die Natur wird einer Tänzerin verglichen, die Seele dem Zuschauer. Während jene die mannigfaltigsten Bewegungen und Siellungen annimmt und das Auge des Zuschauers bald betrübt, bald ergötzt, lässt diese das Schauspiel, welches ihr dargeboten wird, an sich vorübergehn, ohne in ihrem Wesen verändert ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 263 zu werden. Durch alle Erscheinungen der Natur soll die Seele nur zu dem Bewusstsein gebracht werden, dass sie von der Natur verschieden, dass die Erscheinungen ihr fremd seien; dadurch soll sie als einen reinen Krystall sich erkennen lernen, in welchem tausend Farben stralend sich brechen, ohne dass er dadurch sich veränderte, und durch diese Erkenntniss soll sie zu ihrer Befreiung von aller Leidenschaft gelangen, zu der ungetrübten Ruhe, welche als das höchste Gut von der er wie von allen Lehren der Inder gepriesen wird 1). Der Dualismus dieser Philosophie wurde nun freilich von den meisten Schulen der indischen Philosophie nicht getheilt; aber was sie von der Seele lehrte, ist fast die allgemeine Ansicht der Inder. Es lässt sich leicht denken, dass dieselbe auch auf die Lehre von Gott überging in den Systemen der indischen Philosophie, welche eine theistische Lehre entwickelten, da von ihnen Gott als die allgemeine Seele verehrt wurde. Eine solche Lehre finden wir in der Vedentaphilosophie. Zwar wird von ihr angenommen, dass Gott sich selbst in alle Dinge verwandle; aber es wird auch hinzugesetzt, dass er wie der klare Krystall sei, welcher scheinbar viele Farben aufnehme, wirklich aber immer sich gleich bleibe, wie das Licht der Sonne, welches verschieden erscheine, je nachdem es verschiedene Gegenstände beleuchte, obgleich es sich nicht verändere. Wandel und Wechsel ist in dieser Welt, aber nicht in Gott 2). Damit aber verbindet sich die Lehre von den Ausflüssen Gottes. Unaufhörlich lässt er die Dinge der Welt von sich ausgehn in absteigenden Stufen durch die Elemente hindurch, bleibt aber doch immer derselbe 5). Aber nur die körperliche Welt gehört diesen Ausflüssen an; nicht die Seele. Diese wird höher geachtet; sie ist ein Theil des höchsten Gottes, ein Funke seines flammenden Feuers, unveränderlich wie Gott, keinem Leiden und kei- nem Thun unterworfen, weil alles dies nur im Wandel, in der Qual der Seelenwanderungen und in Wahrheit Schein ist ). Nur in beschaulicher Ruhe sollen wir uns das Wesen der Seele denken. So soll sich dieselbe 1) Über die Sankhyaphilosophie s. m. Gesch. der Phil. IV. S. 376 ff. 2) S. m. Gesch. der Phil. IV. S. 425 f.; S. 435. 3) Ebend. 5. 428. 4) Ebend. 5. 429; 435. 204 HEINRICH RITTER erkennen und in dieser Wissenschaft von sich selbst ihre Befreiung von allem Übel, von Sünde und Leidenschaft, von der Unruhe der Seelenwande- rungen gewinnen. Wenn sie so in sich einkehrt, die Unwissenheit über ihr Wesen ablegt, dann erkennt sie sich als das unbefleckte Brahm, dann ist sie mit Gott vereinigt. Gleich einem Flusse, der in das Meer sich ergiesst, strömt die Seele mit Gott zusammen. Dies ist der Weg der Wissenschaft, welcher allein die Ruhe der Seligkeit gewährt 1). Dieses Emanationssystem der Vedentaphilosophie, d. h. der Philosophie, welche als orthodoxe Lehre auf die heiligen Schriften der bramanischen Reli- gion, auf die Veden, sich berief, scheint bei den Indern sehr alt und sehr verbreitet gewesen zu sein. Um so leichter konnten die Hauptgedanken des- selben auch über die Grenzen Indiens hinaus sich verbreiten. WVenn ich es für die entferntere Quelle der Emanationslehren in der alexandrinischen Schule halte, so stützt sich dies nicht allein auf die früher angeführten Gründe, sondern auch auf eine Vergleichung der griechisch orientalischen mit der in- dischen Lehre. Hierüber habe ich noch einige Worte zu sagen. Zuerst ist es bemerkenswerth, dass mit der Emanationslehre der Vedenta- philosophie auch die Lehre von der Rückkehr der Dinge zu Gott verbunden ist, obgleich sie im Princip der Emanationslehre nicht liegt. Eine solche Verbindung nun wiederkehrend auch in der alexandrinischen Schule legt natür- lich die Vermuthung noch näher, dass die ganze Vorstellungsweise dieser von einer Überlieferung aus sich gebildet habe. Alsdann aber wird man bemerken können, dass der Vedentaphilosophie die Rückkehr der Seele zu Gott viel leichter und folgerichtiger sich ergiebt als der Emanationslehre der alexandri- nischen Schule. Denn jener ist die Seele nicht, wie dieser, eine Emanation, sondern ein Theil Gottes; sie braucht sich daher nur als solchen zu erkennen um mit ihm zusammenzufliessen. Viel schwieriger wird es der alexandrinischen Emanationslehre eine solche Rückkehr der Seele zu Gott herauszubringen. Es wird wohl auch die Meinung zu Hülfe gerufen, dass die Seele ein Theil Gottes sei 2); aber in der Anlage des Systems lag dieses nicht, vielmehr gehört 1) S. m. Gesch. der Phil. IV. S. 435 f. 2) Plot. enn, V. I. 1, 1. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 265 es nur zu den ene bee Neigungen, welche mit der Emanationslehre nicht sehr folgerichtig bei den Alexandrinern sich verbanden. Und die Schwankungen, welche hieraus hervorgingen, lassen sich nicht verkennen. Sie liegen besonders darin, dass es den Griechisch- Gebildeten widerstand die Seele, wie die Orientalen sie ſassten, als ein unthätiges Wesen, welches in der Turückziehung von der Welt, in beschaulicher Ruhe seine Vollendung finde, sich zu denken. Wir wollen nicht verkennen, dass auch diese Mei- nung ihre Vorläufer bei den Griechen gefunden hatte. Die Lehre von der Apathie des Weisen drückte zwar bei den ältern Cynikern und Stoikern nur den Gedanken aus, dass der tapfere Mann durch kein Missgeschick in der Unerschütterlichkeit seiner Entschlüsse sich stören lassen werde, und war ganz unverfänglich in der Denkweise der Griechen; aber bei den neuern Stoikern, einem Epiktet, einem Mare Aurel, nahm sie doch auch die Meinung mit in sich auf, als bliebe die Seele des Weisen unerschüttert in ihrem Wesen, weil die Erscheinungen der äussern Welt ihr ſremd wären und ihre reine Tugend nicht trüben könnten, und eben dieser Lehre von der Apathie des Weisen schloss auch Plotin sich an um seine Behauptung von der wandel- losen Ruhe der Seele zu beweisen. Doch haben die alten classischen Völker zu keiner Zeit die Seele nur als ein thatloses Wesen sich denken können. Auch Plotin kann hierbei nicht stehen bleiben; die Seele als eine Emanation Gottes soll die praktische Vernunft sein, welehe die Welt bildet, und darin liegt dann das Schwanken seiner eklektischen Ansicht, dass er der Seele ihrem Wesen nach bald Ruhe, bald Bewegung zutheilt. Die Behauptung, dass diese beiden Seiten der Seele in ihrem Begriff vereinigt seien, indem sie theils in der sinnlichen Welt sich wirksam erweisen müsse, theils der übersinnlichen Welt angehöre und den unveränderlichen Ideen in unveränderlicher Weise theilhaftig sei), kann natürlich den Mangel an Zusammenhang unter den Elementen dieser Denkweise nicht verdecken. In diesen und ähnlichen Schwan- kungen der Emanationslehre bei den Anhängern der alexandrinischen Schule haben wir die Folgen davon zu erkennen, dass sie die orientalische Ansicht 1) Plot. Enn. III. I. 6, 3; enn. IV. I. 8, 2. ۲۵6۵۲ 0۷۷۵۸۶ Tode To ۵ 00۹ Histor.- Philol. Classe III. Ll 266 HEINRICH RITTER der Dinge mit der occidentalischen zu vereinigen suchten. Denn solche Mi schungen vollziehen sich nicht leicht und selten ohne Irrungen. Aber eben in diesem Unternehmen die Denkweisen des. 3 und des Abendlandes mit einander zu verschmelzen lag ein grosser Umschwung der Zeiten. Denn dass unsere neuere Zeit erst dadurch möglich geworden, dass die Weltansicht der alten classischen Völker von den Anschauungen mor- genländischer Weisheit sich umwandeln liess, muss auch einem flüchtigen Überblick über die Verhältnisse der Weltgeschichte einleuchten. Es ist daher eine grosse Bewegung der Geister, in welcher die Emanationslehre ihre Rolle spielte. Eben dies verleiht ihr die Bedeutung, welche sie hat. ر‎ Will man dieser nachforschen, so muss man sich e welchen Sinn die morgenländische und abendländische Denkweise jede für sich haben. Aus dieser, wie sie schon von uns entwickelt wurde, weht uns der Hauch eines jugendlich frischen Lebens an, das Vertrauen auf die inwoh- nende Naturkraft, der Muth zu neuen Unternehmungen, die Lust am Kampfe der Welt. Gegen diese rüstige Kraft der Gesinnung gehalten könnte die Ansicht der orientalischen Völker, wie sie in der indischen Philosophie sich abspiegelt, als die Denkweise eines Alters erscheinen, welches seine Hoffnun- gen für diese Welt aufgegeben hat, der Wirksamkeit in ihr entsagt und nur die Ruhe in der Zurückziehung in sich selbst sucht. Daher, könnte man meinen, wäre das Ideal der Inder ein in sich ruhender Gott und die Seele wäre ihnen ein unthätiger Zuschauer dessen, was geschieht, und der allge- meine Gedanke ihrer Philosophie, dass alles auf dieser Welt eitel ist und wir eben deswegen über alle diese Dinge uns nicht zu beunruhigen haben. Ich will nicht untersuchen, ob die Philosophie bei den Orientalen nicht, wie bei den Griechen, in der jugendlichen Kraft ihres Geistes sich erzeugt hat, sondern nur der Ausdruck ihres alternden Lebens ist, oder ob die in ihr herrschende Ansicht noch in einer andern Weise sich erklären lässt, für meinen gegenwärligen Zweck genügt es zu bemerken, dass eben diese An- sicht unter den classischen Völkern des Alterthums erst zu der Zeit allge- mein sich verbreitete, als die Kraft und die Hoffnungen ihres Lebens ge- brochen waren. Da fehlte der Muth zu lebendigem Kampf, das Gefühl der Schwäche und des Übels war gross, da erkannte man die Eitelkeit der welt- ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 267 lichen Dinge und Bestrebungen, da sehnte man sich nach Ruhe, und es trat nun eine Stimmung der Geister ein, in welcher man mit der orientalischen Denkweise sich befreunden konnte. Das Ergebniss hiervon war die Neigung zur Emanationslehre. Es wird sich aus dieser Stimmung auch erklären las- sen, warum in derselben Zeit der Dualismus, aus dem Gefühl des Übels entsprungen, mit neuer Macht sich erhob, selbst in der stoischen Schule, welche ihn zu beseitigen gesucht hatte, und warum die ersten Emanations- systeme ihm nachgingen. ل‎ | Wenn wir nun auch hierin die Denkweise einer alternden, ja sich auf- lösenden Völkergemeinschaft zu erblicken hätten, sollte nicht dennoch in ihr auch ein Fortschritt liegen? Wir mögen die Behauptung, dass alles in der Welt eitel sei, wir mögen die daraus hervorgehende Entsagung und Zurück- ziehung vom Weltlichen der Ubertreibung, ja der Feigheit beschuldigen, ganz und gar können wir sie doch nicht verwerfen. Wir haben etwas Hö- heres zu suchen, als diese Welt uns bieten kann; nach gethaner Arbeit dürfen wir auch Ruhe fordern, selbst nach der Ansicht der griechischen Philosophie, welche ein höchstes Gut als den Kampfpreis unserer Mühen uns aufsteckt. Aber eben darin war die Denkweise dieser Philosophie einer Ergänzung bedürftig, dass sie kein erreichbares höchstes Gut nachzuweisen wusste, Mochte sie nun die Dinge der Welt von einer lebendigen Urkraft ableiten, welche in beständige Umwandlungen eingeht, oder mochte sie dieselben ab- leiten aus einer künstlerisch bildenden Thätigkeit, welche den Stoff unauf- hörlich zur Schönheit gestaltet, immer fehlte ihr das Ende, der letzte Zweck, auf welchen alles dies hinausgehen soll. In dem einen Fall konnte man sich an dem bunten Werden und dem Spiele mannigfaltiger Erscheinungen ergötzen, sah sich aber auch in der unaufhörlichen Reihe der Evolutionen umhergetrieben ohne je eine Befriedigung seines Strebens zu finden. Auch die stoische Phi- losophie, welche in der Weltverbrennung ein Ende der Dinge sah, konnte ihrem Principe nach es doch nur als einen neuen Anfang einer neuen Welt- bildung betrachten. In dem andern Falle musste man sich eingestehn, dass alles Weltliche im Kampf des Gegensatzes zwischen Form und Materie liege; man tröstete sich damit, dass der Gegensatz zur Schönheit nöthig sei, musste sich aber auch sagen, dass die vollendete Schönheit der Form eben deswegen LI 2 268 HEINRICH RITTER nicht erreicht werden REIN weil sie immer an der wandelbaren Matis sich darstellen müsste. Dieser Mangel trifft die orientalische Ansicht der Dinge nicht. Sie for- dert ein Ziel alles Werdens; sie will eine: Ruhe finden, welche sie vollkom- men der Arbeit entziehe. Die Seele soll sie in sich gewinnen, indem sie ihres unveränderlichen Wesens sich bewusst wird und dadurch dem unab- lässigen Wechsel der Welt, der Seelenwanderung, in welcher sie Tod auf Tod stirbt, seine Beute zu entziehen weiss. Von dieser Ansicht sind alle Systeme der indischen Philosophie erfüllt, die atomistischen, wie die dualisti- schen, die atheistischen, wie die monotheistischen; die letztern setzen nur noch hinzu, dass die Seele in ihrer Selbsietkenhtnige auch die Er 'kènntniss Gottes gewinnen solle. Wenn es nun wirklich ein Mangel der griechischen Philosophie war, dass sie ein solches erreichbares Ziel nicht kannte, ist es alsdann zu verwun- dern, dass sie vermittelst der orientalischen Denkweise, sobald sie dieselbe verstehen lernte, ihn zu ergänzen suchte? Um dies aber versuchen zu kön- nen, musste sie auch zugleich die Analogien aufgeben, durch welche sie bisher das Verhältniss Gottes zur Welt sich gedacht hatte, weil mit ihnen, wie wir sahen, ein erreichbares Ziel des Lebens nicht vereinbar war. Dieser und andere Gründe empfahlen die Emanationslehre zu der Zeit, als morgenländi- sche und abendländische Denkweise sich mischten. Aber wenn nun die abendländischen Völker von der morgenländischen Ansicht der Dinge alles annahmen, was sie darbot, so konnten sie doch zu einem Punkte derselben nicht mit ganzer Überzeugung sich bekennen, zu der Ansicht nemlich von der Seele, dass sie nur eine unthätige Zuschauerin der Begebenheiten sei. Diese Ansicht enthält die Ethik des Morgenlandes, sie ist nur verneinend, verlangt von der Seele nur, dass sie die Eitelkeiten der Welt lasse; sie sucht nur Befreiung vom Übel, von der Verblendung, welche die Felt bringi; alsdann, meint sie, wenn die Leidenschaft für das weltliche Thun uns verlassen hätte, würde uns alles Gute von selbst zufallen in der Anschauung unseres reinen Wesens und in unserer Vereinigung mit Gott. Die alten classischen Völker hatten dagegen bejahende Ergebnisse ihrer sitt- lichen Thätigkeit kennen gelernt; sie wussten die Güter zu schätzen, welche ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 269 im Kampf mit den Schranken der Nothwendigkeit erworben werden; sie hatten ihren Werth erfahren und konnten sie daher nicht für eitel und nichtig achten. Dass sie dennoch dem Gedanken nachgaben, als dürfte dies alles aufgegeben werden, beweist eben nur, dass, als sie ihm nachgaben, für sie eine Zeit der Ermattung und des alternden Lebens eingetreten war, in welcher man vor allen Dingen nach Ruhe sich sehnte. Und nachgeben konnten sie ihm wohl, aber nicht ganz sich ihm überlassen. Davon zeugen die Abänderungen, welche die Emanationslehre der Orientalen erfuhr, als sie von der alexandrini- schen Schule angenommen wurde, Denn dass die Seele nun doch nicht als eine völlig unthätige Substanz gedacht werden sollte, sondern als eine ord- nende Kraft, welche in ihrer weltlichen Wirksamkeit das Schöne vollbringt und dabei auf die ewigen Ideen blickt und sie kennen lernt, dass der logi- schen, physischen und ethischen, wie politischen Tugend, welche in den Ubungen der Welt erworben werden, doch nicht aller Werth abgehn soll 1), alles dies weist uns darauf hin, dass jene völlige Entsagung der Orientalen, welche die weltliche Wirksamkeit der Seele für leeren Schein achtet, den alexandrinischen Philosophen doch widerstand. Daher sahen sie denn auch die Seele nicht für einen Theil des in ungestörter Ruhe verharrenden Gottes au, sondern reihten sie den Stufen ihrer Emanationssysteme ein, aber geriethen dadurch auch in die vorher schon erwähnten Widersprüche. Wir können diese im Allgemeinen darauf zurückführen, dass sie nicht im Stande waren ` zu zeigen, wie die Seele zu ihrem letzten Ziele, der Anschauung Gottes, ge- langen könne, da sie als eine Emanation Gottes nur ein unvollkommenes Wesen hat und ihr in der Freiheit ihres Willens nur unvollkommene Hervor- bringungen gestattet werden können, 1 Daher ist die Emanationslehre für die abendländischen Völker auch nur eine Übergangsbildung und der Gedanke einer Ubergangsperiode. Sie hat die Bedeutung eine Vermittlung zwischen der abendländischen und morgen- ländischen Ansicht der Dinge zu versuchen; der Versuch aber misglückt und treibt daher auch alsbald aus der Emanationslehre heraus zu weitern Ver- suchen. 1) Philo de fort. 3; Plot. enn. I. I. 6, 9. 270 HEINRICH RITTER Wenn eine rechte und genügende Vermittlung beider Ansichten gewon- nen werden sollte, so musste dieselbe die Wahrheit in der einen und in der andern ohne Schwanken behaupten können. Von der morgenländischen Seite also war festzuhalten die Forderung, dass eine endliche Beruhigung der Ver- nunft in einem erreichbaren und wahrhaft befriedigenden höchsten Gute zu suchen und zu gewinnen sei, von der abendländischen Seite musste dagegen die Wahrheit des weltlichen Lebens sowohl nach seiner physischen als nach seiner ethischen Bedeutung anerkannt werden. Beides aber geschah von der Emanationslehre der alexandrinischen Schule nicht in vollem Masse; vielmehr der Richtung der abendländischen Denkweise sich zuwendend, konnte man von der Vorstellung sich nicht losmachen, dass die Dinge dieser Welt in gegenseitiger und materieller Beschränkung das Höchste zu erreichen nicht vermöchten und daher nur in einem beständigen Werden nach dem Höchsten rängen; aber auch der morgenländischen Denkweise nachgehend gab man die Wahrheit des weltlichen Lebens auf, sah in ihm nur Eitelkeit und Schein und glaubte die einzige Reitung von der Unruhe des Lebens darin zu finden, dass man von diesen Eitelkeiten sich zurückzöge. Beide Richtungen kämpfen in den Systemen der Alexandriner, und geben die Schwankungen ab) welche sie bald nach der einen bald nach der andern Seite ziehen. Neben ihnen aber bildete sich die christliche Denkweise aus’, i das höchste Ziel der Orientalen festhielt, aber einen andern Weg zu ihm wusste, einen Weg, durch welchen die Wahrheit des weltlichen Lebens, wie die Occidentalen sie erkannt hatten, nicht verletzt wurde. Durchdrungen von der Überzeugung, dass wir eine volle Befriedigung unserer Sehnsucht nach dem Vollkommenen zu erwarten haben, dass alles Böse und alles Übel sich auflösen soll zur Verherrlichung Gottes, dass wir vollkommen werden sollen, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist, verschmähte sie doch nicht das thätige Leben in dieser Welt, knüpfte vielmehr die Erreichung unserer Bestimmung an die Bedingung, dass wir in der Nachahmung unseres Heilandes das Kreuz dieser Welt auf uns nehmen, damit wir Gott gleich werden, wie er es für keinen Raub geachtet hat Gott gleich zu sein, damit wir Gott schauen nicht im Spiegel, sondern in der Wahrheit. Dem Christen- thume ist es gewiss, dass Gottes allmächtige Güte in dieser Welt vollkom- ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 271 men, sich offenbart hat. Einen gerechten Kampf aber sollen wir kämpfen um alles ‚Böse und . alle Schranken zu überwinden. Vor diesen Überzeugungen musste das Vorurtheil verschwinden, dass die Dinge dieser Welt nur eitel wären, dass unsere Thaten nur Leidenschaft, dass wir nur den Schein dieser Welt zu fliehen hätten, aber auch das Vorurtheil, dass alle die Dinge dieser Welt nur unvollkommen wären ihrem Wesen nach, mit einem unvergäng- lichen Übel oder Bösem behaftet, an unübersteiglichen Schranken sei es der Materie, sei es ihres Abstandes von Gott leidend, so dass unser Leben nur in einem ewigen Kampfe der Gegensätze sich fortspinnen könnte. _An ihre Stelle trat der Gedanke, dass der Vollkommene nur Vollkommenes gemacht haben könnte. f | WMenn dieser Gedanke des Christenthums sich entwickelte, musste er auch der Emanationslehre ein Ende machen. Denn fast alle Voraussetzungen derselben, sowohl wie sie bei den Indern, als wie sie in der alexandrinischen Schule galten, waren mit ihm nicht vereinbar. Er konnte nicht zugeben, dass der oberste Grund aller Dinge in einem nothwendigen Ausströmen seiner Kraft, welches seiner Güte Schranken setze, nur un vollkommene Kräfte aus sich entlassen könnte; eben so wenig dass wir in dieser sinnlichen Welt nur in einer mittelbaren Verbindung mit unserm. Gott ständen, oder gar dass Gott um die Dinge dieser Welt, welche aus ihm hervorgegangen, sich nichts kümmerte und mit seiner Kraft nicht eingreifen sollte in ihr Leben und Treiben, oder endlich dass auch wir um diese Welt uns nicht zu kümmern hätten, sondern sie ihrer Nichtigkeit überlassen dürften. Alle diese Meinungen der Schule mussten durch das Christenthum eine andere Gestalt gewinnen. Von der andern Seite aber konnten auch die Ansichten der griechischen Phi- losophie mit ihm nicht bestehen, weil sie den letzten Zweck nicht zuliessen, zu welchem das Christenthum führen wollte. Aber wie alles unter den Menschen nur allmälig sich entwickelt, so hat auch die Denkweise des Christenthums nur allmälig ihren wissenschaftlichen Gehalt zn sicherem und gemessenem Ausdruck bringen können. Lange Zeit mehr mit Sitten ‚und Gesinnung als mit der Philosophie beschäftigt, duldete es auch noch manche alte Lehre in seinem Schosse, über welche es doch hinausführen sollte. Dies gilt namentlich von der Emanationslehre. Schon i 272 HEINRICH RITTER ihres 8 wegen empfahl sie sich den christlichen Lehrern; denn sie kam ja vom Orient, woher auch das Christenthum stammte. Es lässt sich nicht verkennen, dass bei den ersten Christen eine Vorliebe für das Orienta- lische herrschte, wenn auch ihre Religion eine Vermittlung der orientalischen und der occidentalischen Bildung bringen sollte. Sie schienen die Welt zu hassen, welche sie liebten. Von der Rückkehr zu Gott erwarteten sie ihr Heil, dass sie aber auch eine Rückkehr zu seinen Werken in sich schliesse, war nicht sogleich allen in gleichem Grade einleuchtend. Die Scheu vor den weltlichen Dingen, die völlige Entsagung auf sie, welche der orientalischen ` Denkweise entsprach, empfahl auch die Emanationslehre. Wenn diese for- derte, dass wir die Welt fliehen und der Quelle unseres Seins uns wieder zuwenden sollten, schien sie mit der Lehre des Christenthums übereinzustim- men, dass wir durch die Sünde von Gott entfernt wären und die sündige Welt zu fliehen hätten um Gottes Gnade theilhaftig zu werden, obwohl beide Lehrweisen wesentlich von einander verschieden sind. Daher findet man unter den Christen die Emanationslehre neben der Schöpfungslehre lange verbreitet, noch länger als die Evolutionslehre und die Lehre von der Bildung der Welt aus der Materie, welche auch nicht sögleich von den Christen verworfen wurden. Nicht allein Ketzer, wie die Gnostiker, sondern auch Kirchenväter, wie Justin der Martyrer, Athenagoras, Arnobius, Origenes, bedienten sich ohne Scheu der Bilder der Emanationslehre; durch die Schriften, welche dem Dionysius Areopagita beigelegt wurden, ist diese Lehre auch auf das Mittelalter übertragen worden, welches sie zugleich von den arabischen Ari- stotelikern empfing; ihre wesentliche Verschiedenheit von der Schöpfungslehre pflegte man dabei ausser Augen zu setzen, Die Schöpfungslehre nemlich bildete sich zwar zunächst im Streit gegen die Lehre von der Bildung der Welt aus der Materie, also gegen den Dualismus, welchem denn auch die Formel entgegengeselzt wurde, dass die Welt aus nichts geschaffen worden; aber nicht weniger trat sie der Evolu- tionslehre und der Emanationslehre entgegen, indem sie nicht aus der Natur Gottes, sondern nur durch sein allmächtiges Gebot die Welt werden: lässt; ihrer verneinenden Seite nach beseitigt sie also alle jene unvollkommenen Analogien, durch welche das Alterthum das Verhältniss Gottes zur Welt sich ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 273 veranschaulicht hatte, und behauptet, dass Gottes Wirksamkeit nicht nacli solchen Bildern, die von der Natur oder von der praktischen Thätigkeit des Menschen hergenommen würden, gedacht werden dürfe, sondern unvergleich- lich sei; in bejahender Weise setzt sie aber nur, dass Goltes Wirksamkeit ohne Schranken und sein Werk vollkommen sein müsse. Diese Lehre hatte nun natürlich gegen die gangbaren Vorstellungsweisen der damaligen Zeit mancherlei zu beseitigen, und hierbei spielte die Emanationslehre eine sehr bedeutende Rolle, indem sie die Evolutionslehre und den Dualismus über- winden half, nachher aber selbst nur mit Mühe überwunden wurde. Der Kampf gegen die beiden ersten Lehrweisen, obgleich sie in jener Zeit sehr allgemein verbreitet waren, hatte doch auf wissenschaftlichem Gebiete keine grossen Schwierigkeiten, weil die Lehren des Platon und des Aristoteles von der Unveränderlichkeit Gottes und von der Nichtigkeit oder völligen Passivität der Materie schon vorgearbeitet hatten. In dieser Beziehung war nur eine Analogie durch die andere zu beseitigen; um aber auch von der Emanations- lehre frei zu werden, musste man alle Analogien aufgeben, und überdies war um zu diesem Ziele zu gelangen auch noch ein starkes Vorurtheil zu bewältigen, wie wir sehen werden. Eine kurze Übersicht über ‚die Haupt- punkte des Streites wird die Rolle der Rvolationsichre i in diesen Untersuchun- gen nachweisen. Wir haben bemerkt, dass in jenen Zeiten das Gefühl des Übels in dieser Welt sehr rege und gross war und eben deswegen die dualistischen Lehren in ihnen stärker als zuvor sich geltend machten. Daher finden wir sie auch anfangs mit der Emanationslehre verknüpft, mit welcher sie sehr gut sich vereinigen lassen, wie früher bemerkt worden. Diesen Standpunkt der Ent- wicklung hat Philon inne, auch mehrere christliche Lehrer, namentlich einige Zweige der Gnostiker. Aber die Emanationslehre bedurfte des Dualismus nicht, um das Übel der Welt zu erklären; sie konnte es aus der Nothwendigkeit ableiten, dass die emanirenden Kräfte stufenweise von dem Vollkommnern zu dem weniger Vollkommnern herabsteigen. Daher war dieselbe dazu geeignet, den Dualismus zu beseitigen und zu monotheistischen Lehren herüberzuführen. Wir sehen dies an der gnostischen Secte der Valentinianer, welche in einer langen Emanationsreihe dazu gelangen wollten, dass zuletzt aus dem voll- Histor. Philol. Classe III. Mm 274 HEINRICH RITTER kommen geistigen Wesen Gottes ein so schwacher Geist sich ergiesse, wie er für nöthig gehalten wurde um in die Leidenschaft und den Schein der sinn- lichen Welt sich zu stürzen und dadurch der Grund eines materiellen Da- seins zu werden. Diesen Standpunkt hatten auch Numenius und die Neu- Platoniker inne. In ihm lag zugleich die Beseitigung der Evolutionslehre. Denn die von Gott ausgeflossenen Geister sind nicht bloss Verwandlungen Gottes, vielmehr andere, von ihm verschiedene Wesen für sich; sie sind Geister; man zögerte nicht ihnen als solchen auch Freiheit beizulegen, wenn auch diese Freiheit nach der physischen Analogie der Emanationslehre in keinem sichern Begriff sich darstellen liess. Aber auch in dieser Form der Evolutionslehre kann noch etwas Dualistisches gefunden werden, indem die Nothwendigkeit, welcher Gott unterworfen sein soll, in unvollkommene Aus- flüsse sich zu ergiessen mit seiner angeblichen Vollkommenheit in Widerspruch steht und wie ein zweites Princip dem ersten sich aufdrängt. Hieran schliesst sich auch etwas Polytheistisches an, wenn man es so nennen darf, dass die höhern Ausflüsse der übersinnlichen Welt wie untere Gottheiten gedacht werden, durch welche wir ‘und die sinnliche Welt erst mit dem obersten Gott zusammenhängen sollen. Dies kommt fast völlig der ‚philosophischen Ansicht gleich, welche Platon und Aristoteles von den gewordenen Göttern oder von den höhern Sphären der Welt über dem Monde sich gebildet hatten. Was nun das polytheistische Element betrifft, so schied es Origenes aus. Den Fortschritt, welchen er in der Umbildung der Emanationslehre machte, bezeichnet vornehmlich dies, dass er die phantastischen Vorstellungen der Gnostiker von einer langen Reihe von Emanationen, welche nur durch abstracte Bilder der Phantasie bevölkert werden konnte, durch seine Lehre vom Worte Gottes abschnitt. Dieses Wort, das Ebenbild Gottes oder Gottes Sohn, bezeichnet ihm die Einheit oder den Inbegriff der Geisterwelt, welche unmittelbar von Gott ausgeflossen ist, so dass auch jeder Geist als ein Theil des göttlichen Wortes in unmittelbarer Verbindung mit Golt steht. Hierin ist die Emanationslehre des Origenes allen übrigen Systemen derselben Art überlegen, selbst der Lehre des Plotin, welche die Emanationsreihe zwar auf wenige einfache und nothwendige Begriffe zurückgebracht hatte, aber doch ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 275 der Seele und der sinnlichen Welt nur ein mittelbares Verhältniss zu Gott zugestehen konnte. Dagegen machte nun das Übel in der Welt dem Origenes um so grössere Schwierigkeiten, welche er nur durch mehrere Voraussetzun- gen zu besiegen wusste, unter andern durch die Annahme, dass Gott gleich- sam nachträglich, um den Abfall der Geister zu strafen und zu zügeln, die Materie geschaffen habe. Diese Mischung verschiedener Ansichten über das Verhältniss der weltlichen Dinge zu Gott beweist hinlänglich, dass die Ema- nationslehre nicht mehr ausreichen wollte. Aber das allgemeine Gesetz der- selben wurde vom Origenes noch festgehalten, das vorher in ihr bemerkte dualistische Element. Die Geisterwelt als von Gott ausgeflossen ist nach seiner Lehre unvollkommner als ihr Princip; sie steht in einem gewissen Abstande von Gott; darin liegt der Grund ihres Abfalls, des Übels und der unaufhörlichen Wanderungen der Geister. In diesem Punkte liegt nun die nicht geringe Schwierigkeit, welche die Schöpfungslehre zu überwinden hatte. Nach ihr soll Gott in seiner Schöpfung vollkommen sich offenbaren, indem er durch Erlösung von allem Übel und durch Heiligung des Willens den vernünftigen Geschöpfen seine Vollkommen- heit mitzutheilen beschlossen hat. Das ist die Allmacht der schöpferischen Güte, von welcher die Hoffnung der. Christen erfüllt war. Man hörte da wohl die Formel, Gott sei Mensch geworden, damit wir Götter würden ). Dieser Hoffnung schien aber der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf entgegenzustehn; das Geschöpf muss seinem Begriffe nach geringer sein als der Schöpfer. Eben dies schien auch die Emanationslehre zu behaupten, wenn sie der Meinung war, dass selbst das höchste Princip der Nothwendig- keit unterworfen sei nur ein Unvollkommenes aus sich entlassen zu können. Es ist aber in der That ein wesentlicher Unterschied unter beiden Lehren. Denn wenn auch der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf verlangt, dass alles, was dem letztern zukommt, ihm nur mitgetheilter Weise, dem erstern aber ursprünglich zukommt und dass in dieser Beziehung das Ge- schöpf geringer ist als der Schöpfer, so verlangt doch die Schöpfungslehre keinen andern Unterschied unter beiden, und es ist daher mit ihr die An- 1) Clem. Alex. admon. p.7; August. serm. CXCH, 1. ed. Ven. 1756. Mm 2 276 HEINRICH RITTER nahme vereinbar, dass Gott seinen Geschöpfen alles mittheile, was er im Reichthume seines Geistes umfasst, und dieser Annahme huldigt das Christen- thuni; die Emanationslehre dagegen ihrer Analogie folgend konnte von der Voraussetzung nicht abkommen, dass Gott seinen Ausflüssen nicht die ganze Fülle seiner Herrlichkeit mittheilen könne; sie beschränkte Gottes Macht; dies war das dualistische Element in ihr. Den Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf, wie er von uns angegeben worden als der Schöpfungslehre wesentlich, hat nun die Dogmatik der Kirchenväter nicht rein wissenschaftlich sich zu entwickeln gewusst. Es verhinderte sie daran das Vorurtheil des Alterthums, dass die Welt als Werk Gottes unvollkommen sein müsse ihrem Wesen nach, d. h. ohne Aufhören und mit allen in ihr liegenden Kräften und Vermögen. Aber sie hat doch gestrebt dieses Vorurtheil zu überwinden oder wenigstens seine schädlichen Folgerungen zu beseitigen. Es ist die orthodoxe Trinitätslehre, in welcher dies geschah und welche eben dadurch als die Fortsetzung der Schöpfungs- lehre sich erwies, welche aber auch an die Emanationslehre sich anschloss, wie wir sehen werden. Athanasius und die drei kappadocischen Bischöfe, Basilius der pedd und die beiden Gregore von Nazianz und von Nyssa, welche als die Haupt- stützen und die echten Quellen der orthodoxen Trinitätslehre. angesehn werden müssen, gingen davon aus, dass ein wesentlicher Unterschied sei zwischen dem Geschaffenwerden von Gott und dem Geborenwerden oder Hervorgehen aus Gott. Warum sie diesen Unterschied festhielten, geht deutlich aus ihrer Ansicht von der Schöpfung hervor. Es war ihnen, wie ihren Zeitgenossen, unbestreitbar, dass der Schöpfer seinem Begriffe nach besser sein müsse, als das Geschöpf 1). Mit der Lehre von der Schöpfung aus dem Nichts verband sich auch die Meinung, dass in den Geschöpfen auch ein 1 heil- haben an dem Nichts, also eine Beschränkung sein müsse, so dass kein Geschöpf ohne Mangel sein könne 2). Weil es geworden ist, hat es noth- wendig Theil an der Unvollkommenheit des Werdens ٩( Man wird hierin 1) Athan. c. gent. 9. <û yao نموه‎ tod مهن‎ 06709 siver del. 2) Athan. c. Arian. II, 19; de incarn. verbi 3; 11. 3) Greg. Nyss. de hom. opif. 16. ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. 277 ein Überbleibsel aus der Lehre von der Bildung der Dinge aus der nichtigen und nur leidenden, dem Werden nothwendig unterworfenen Materie nicht verkennen. Dem Sohne Gottes und dem heiligen Geiste mochte man aus bald zu erwähnenden Gründen nicht einen solchen Mangel zuschreiben, wie er den Geschöpfen wesentlich zu sein schien. Daher liess man sie in einer andern Weise aus Gott hervorgehn. Die bildlichen Ausdrücke, in welchen man diese sich zu veranschaulichen suchte, sind von der Emanationslehre hergenommen. Wie Licht vom Lichte soll der Sohn vom Vater geboren werden. Noch mehr erinnert an diesen Ursprung die Behauptung, dass dies ein natürlicher Vorgang sei und nicht durch den Willen des Vaters geschehe, denn die Natur Gottes sei vor und über seinem Willen 1). Aber dennoch sagt sich diese Lehrweise entschieden von den Folgerungen der Emanations- lehre los, indem aus der Vollkommenheit Gottes geschlossen wird, dass alles, was von ihm ausgehe, vollkommen sein müsse. Was der ewigen Natur Gottes angehört, ist von Ewigkeit an und unveränderlich der Vollkommenheit theilhaftig, wie die übersinnliche Welt 2). So wird völlige Gleichheit mit Gott dem Vater für den Sohn Gottes und für den heiligen Geist gefordert. Dies geschieht aber nicht etwa nur wegen dieser göttlichen Personen um ihnen unsere volle Verehrung zu sichern und nicht in den Fehler des Poly- theismus zu verfallen, der unvollkommenen Wesen göttliche Ehre erwiess, sondern wesentlich hat es seinen Grund darin, dass man zeigen wollte, wie die vernünftigen Geschöpfe Gottes durch die Offenbarung des Sohnes und durch die Wirksamkeit des heiligen Geistes der vollkommenen Offenbarung und der vollkommenen Heiligkeit und Beseligung theilhaftig werden könnten. Gott ist unter den Menschen erschienen, damit wir zu Göttern gemacht wür- den 3). Da der heilige Geist uns zu Göttern machen soll, so muss er die Natur Gottes haben ). Wäre er nicht Gott, so müsste er erst zu Gott 1) Athan. c. Arian. III, 62. unegxeızas zal ngomyeiraı Tou HẽHLi dal To ۵ gyvomv. 2) Greg. Nyss. orat. catech. 6. 3) Athan. de incarn. 54. aur yd و 90005010 یبوخ‎ iva 6 Anm 4) Athan. ad Serap. ep. I, 20; 24. ۶ dt Geo, ov» aupißokov, OTt % Tovrov guors Jeou ۰ 278 HEINRICH RITTER werden um uns, die wir Anspruch auf gleiche Würde haben, zu Göttern zu machen ). Dies ist der tiefste Grund, welcher dazu antrieb den Sohn Gottes und den heiligen Geist Gott dem Vater gleich zu setzen. Weil man den Grundsatz festhalten musste, dass keine Ursach mehr bewirken könne, als sie selbst ist, musste man auch dem Sohne Gottes und dem heiligen Geiste die volle Gottheit zugestehn; denn ihre Wirkung soll die volle Offenbarung Goties und die volle Heiligung des Menschen sein. Das Übertriebene, welches in der Ausdrucksweise lag, dass wir Götter werden sollten, erkannte zuerst Augustinus an und schied es für seine wissenschaftliche Darstellung aus, wenn er auch die alte gebräuchliche Formel für die populäre Rede beibe- halten mochte; an dem Wesen der Sache aber, dass wir eine volle Ähnlich- keit Gottes, ein volles Schauen seiner Herrlichkeit gewinnen sollten, hing seine Lehre eben so fest, wie der Glaube der frühern Christen 2), Ha Man wird nun wohl nicht leugnen können, dass die Form dieser Lehre sehr künstlich, um nicht zu sagen auffallend: ist. Von Gott sollen wir ge- schaffen werden; aber als Geschöpfe auch mit einer wesentlichen Unvoll- kommenheit behaftet sein, also auch kein vollkommenes Vermögen haben; nachher aber sollen wir doch von Gott Vollkommenheit erhalten, gleichsam auf einem Umweg, durch den Sohn Gottes und den heiligen Geist, gleichsam mittelbar, aber doch auch nicht mittelbar, denn der Sohn Gottes und der heilige Geist sollen mit dem Wesen und der Substanz Gottes eins sein. Wir bemerken wohl, dass dies eine kirchliche Lehre ist, von welcher wir nicht die Genauigkeit einer philosophischen Formel erwarten dürfen, weil sie für den allgemeinen Glauben ist und an Thatsachen der Erfahrung und der Geschichte sich anschliessen muss. Wie aber auch die Unbegreiflichkeit des göulichen Wesens und Wirkens die verwickelte Form jener Lehrweise verdecken mochte, so lagen doch ihre Schwierigkeiten nicht allein nach dieser Seite, sondern auch in der Ansicht, welche man von dem Vermögen des geschaffenen Menschen hatte, und diese konnte man durch Berufung auf die 1) Greg. Naz. or. XXXIV, 12. & u) ولعت‎ 20 nvsvua, 09 8091/00 NQÖTOV ai oŬtw 800۲0 ue TOV .لمممءء يرن‎ Daher heisst der heilige Geist ib. 8. zeleo- 200 2) Vergl. meine Gesch. der Phil. VI. S. 419 fl. ÜBER DIE 0 279 Unerforschlichkeit Gottes nicht beseitigen. Daher schloss sich an die Aus- bildung der Trinitätslehre auch noch eine Erweiterung der Schöpfungslehre an. Sie berief sich auf die Überlieferung von dem Ebenbilde Gottes im Menschen. Man deutete diese so, dass die vernünftigen Geschöpfe Gottes zwar als Geschöpfe nur ein 'beschränktes Wesen und Vermögen, nicht zum ewigen Leben haben, aber doch auch im Ebenbilde Gottes oder in ihrer Vernunft den Keim oder das Vermögen zur Unsterblichkeit oder zur Voll- . kommenheit in sich tragen sollten, damit sie der vollkommneren Offenbarung durch den Sohn Gottes und der vollkommneren Heiligung durch den heiligen Geist theilhaftig werden könnten 1). So schliesst sich an die doppelte Weise, wie Gott der Vater als Grund aller übrigen Wesen gedacht wird, auch eine doppelte Weise der Schöpfung an, wenn wir die Mittheilung seines Eben- bildes noch zur Schöpfung rechnen dürfen; zur Hervorbringung aber des Menschen sind beide vereinigt und nur dadurch ist er zur Vollkommenheit geschaffen. Der Mühsamkeit dieser Annahmen sieht man es ohne Mühe an, dass sie durch ein mächtiges Interesse hervorgerufen gegen ein fast eben so starkes Vorurtheil sich durchzukämpfen hatten. Es lässt sich aber auch nicht leug- nen, dass sie, freilich nur vom anthropologischen Standpunkte aus, welcher der kirchlichen Lehre zunächst |: lag, nicht allein dem groben Dualismus, wie er der Lehre von der Bildung der Welt anhing, sondern auch den feineren Überbleibseln desselben, wie sie in der Emanationslehre sich erhalten hatten, sich entschieden entgegensetzten; denn sie alle führen zu dem Endergebniss dass Gott den Menschen in der vollen Macht seines Wesens, ohne durch die Natur des Geschöpfes beschränkt zu sein, zur Vollkommenheit geschaffen habe. Hieraus wird man die Wichtigkeit dieser Lehren ermessen können 1) Athan. de incarn. verbi 3. 6 260+ yd è ovx 09۵ Td návta nenoinxev. èv ole ngoo navrwv twv ènt 6 tò نوس‎ yEvog 2367004 xal Fewgýoac, wç ovy inavov ein ara Tov Tc 6 وی‎ Aoyov diauevew del, مهم‎ F auc. Ser aUtoîg, ovy هجوت ولوق‎ navta va ên} vis aloya 0 6 robe ۵9 وله ومع‎ , dd ۵ tyv Euvrov ۷۵ 2011010 avtovg, 6 زوجم‎ xal re Tod نم‎ Aoyov 0۷۷۵۱6۵۵ iva dene 0۷۵ 09» ۵ 100 Aoyov xal yevouevor hoyınol deunevev Ev uaxcgioente ۰ 280 HEINBICH RITTER ÜBER DIE EMANATIONSLEHRE. und es nur zu beklagen haben, dass sie, obgleich von sehr einfachen Beweg- gründen ausgehend, doch im Streite gegen Vorurtheile zu künstlichen Mitteln getrieben wurden und dadurch in einer zu verwickelten Gestalt an das Licht traten, so dass es nicht zu verwundern ist, wenn sie auch wieder zu Miss- verständnissen und Zweifeln Veranlassung gaben und ihr Sieg gegen die Emanationslehre und die Überbleibsel des Dualismus für die allgemeine wissen- schaftliche Lehrweise nicht vollkommen entschieden war.