ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN — niii P ZU GÖTTINGEN. — SIEBENTER BAND. VON DEN JAHREN 1856 UND 1857. MIT ZWEI KUPFERTAFELN UND EINER STEINDRUCKTAFEL. GÖTTINGEN, IN DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG. 1857. Mo. Bot. Garden, 01. were VO RRE D E. | see siebente Band der Abhandlungen der Königlichen Ge- sellschaft der Wissenschaften zu Göttingen enthält die mehrsten grösseren Arbeiten, welche ihre Mitglieder in dem Zeitraume von Michaelis 4855 bis dahin 4857 dargeboten haben. Aus- züge daraus, so wie die kleineren, in jenem Zeitabschnitte der Societät mitgetheilten Aufsätze, finden sich in den die gelehrten Anzeigen begleitenden Nachrichten von der G. A. Universität und der Königlichen Gesellschaft der ‚Wissenschaften: aus den Jahren 1855 bis 1837. Von der Geschichté: m Königlichen Gesellschaft der Wis- senschaften in den genannten Jahren, liefert das Nachfolgende einen kurzen Bericht. ‚Das jährlich unter den ältesten Mitgliedern der drei Classen wechselnde Directorium der Societät, wurde zu Michaelis ean von Herrn Professor Ewald in der historisch - philol Classe übernommen. Zu Michaelis 4856 gieng zMasnelbe auf die physikalische Classe, und in dieser auf Herrn Obermedi- einalrath Conradi über. Zu Michaelis 1857 übernahm das Di- rectorium Herr Professor Weber in der mathematischen Classe. Die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften hat in dem bemerkten Zeitabschnitte zahlreiche, und darunter einige be- a? IV VORRE D E. sonders empfindliche Verluste erlitten. Am 2ten December 1855 wurde der physikalischen Classe der Hofrath und Professor Dr. Conrad Heinrich Fuchs entrissen, der seit 1845 der Societät angehört hatte. Wie viel die medicinische Wissen- schaft und die Universität durch seinen plötzlichen Tod, der seiner segensreichen Wirksamkeit ein frühes Ziel setzte, ver- loren haben, ist allgemein anerkannt. Am letzten Tage dessel- ben Jahres traf die historisch-philologische Classe ein sehr harter Verlust durch das ebenfalls hóchst unerwartete Ende des Hofraths und Professors Dr. Carl Friedrich Hermann. Seit dem Jahre 1845 war dieser ausgezeichnete Philolog und Kenner des klassischen Alterthums mit unserer Gesellschaft ver- bunden, die seiner ausserordentlichen Thätigkeit und gewissen- haftesten Pflichttreue zahlreiche Arbeiten verdankt. Die Schrif- ten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften enthalten fünf grössere Abhandlungen des Verewigten, und in den Nach- richten ſindet sich eine Reihe kleinerer Aufsätze von ihm. Ausserdem hat er für die gelehrten Anzeigen manche Beiträge geliefert. Schon am 10ten Januar 1836 folgte jenem höchst thätigen Gelehrten der College in die Ewigkeit nach, welcher ihm hinsichtlich seiner Studien hier nahe stand, und in der Thätigkeit mit ihm wetteiferte: der Professor Dr. Friedrich Wilhelm: Schneidewin j der seit 1850 ordentliches Mitglied der Societät in der historisch- philologischen Classe war» Auch dieser scharfsinnige Kritiker hat die von ihm mit dem Eintritte in die Gesellschaft der Wissenschaften übernommenen Verpflich- tungen treu erfüllt, und in der kurzen Zeit seiner Theilnahme an den Arbeiten der Societät, drei grössere Abhandlungen, hrere kleinere Aufsätze, und, wie aueh schon früher, manche Beiträge für die gelehrten Anzeigen geliefert. In der Nacht VORREDE. V vom 18ten auf den 49ten März 1956 verlor die physikalische Classe der Societät den Hofrath und Professor Dr. Georg Frie- drich Wilhelm Meyer, Physiographen des Königreichs Hannover, der seit 1821 als Assessor, und seit 1845 als hiesiges or- dentliches Mitglied mit der Kónigl. Gesellschaft der Wis- senschaften verbunden war. Dieser berühmte Botaniker hat die ökonomische Preisaufgabe, welche von der Soeietät für den November 1820 bestimmt war, und die Untersuchung des Scha- dens, den die Innersté den angrünzenden Ländereien auf ihrem Laufe durch das Hildesheim'sche zufügt, nebst Vorschlägen zu wirksamen; im Grossen ausführbaren Maassregeln, um demselben so viel als möglich Einhalt zu thun, forderte, auf die ausgezeich- netste Weise gelöst, und in der im J. 1822 als Anlage zur Flora des Königreichs Hannover in zwei Bänden herausgegebenen Preis- schrift, nicht bloss der eigentlichen Forderung der Aufgabe auf das Vollkommenste entsprochen, sondern zugleich eine so umfassende, naturhistorisch-ök ische Beschreibung des In- nerste - Thales geliefert, dass solche als ein Muster für ähnliche Arbeiten gelten kann. Von ihren auswärtigen Mitgliedern hat die Königliche Gesellschaft in dem obigen Zeitabschnitte verloren: aus der physikalischen Classe, i. J. 4856, den Hofrath und Pro- fessor Dr. J. C. Jörg zu Leipzig, und den Geheimen Bergrath und Professor Dr. Christian Samuel Weiss zu Berlin, von wel- chen der erstere seit 1837, der letztere seit 1881 der Soeietät angehörte; i. J. 1857, den Baron L. J. Thénard, Mitglied des Institutes und Professor der Chemie zu Paris, der seit 1850 Mitglied der Societät war, und den Geheimen Medieinalrath und Professor Dr. H. Lichtenstein zu Berlin, der ebenfalls seit 4850 mit der Gesellschaft verbunden war; aus der mathema- 2 TES VI VORRED E. tischen Classe, i. J. 1857, Augustin Cauchy, Mitglied des In- stitutes und des Bureau. des longitudes zu Paris, der seit 1840 der Societät angehörte. Von den G aiibnba dont en dia Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften sind dahin geschieden: aus der physikali- schen Classe, i. J. 1856, der Königlich ‚Dänische Etatsrath M. Chr. Gottl.. Lehmann, zu Kopenhagen, der Vorstand und Custos der K. K. Mineraliencabinete zu Wien, Haul Purtsch, und der K. Russ. Leibarzt, Dr. Sir Alexander Crichton in Lon- don; i. J. 1957, der Geheime Hofrath und Professor Dr. J. L. C. Gravenhorst zu Breslau, der i. J. 4807 als Assessor, und i. J. 1809 als Correspondent mit der Societät in Verbindung trat, der K. Russ. Hofrath Dr. NJ. G. Tilesius zu Mühlhausen, und. der Professor Dr. J. G. C. Schweigger zu Halle; aus der mathematischen Classe, i. J. 1956, der R. Russ. Staatsrath und Professor, JV. Lobatschewski zu Kasan; i. J. 4857, der Hofrath und Professor Dr. C. JJ. Gottl. Rastner zu Erlangen; aus der historisch-philologischen Classe, i. J. 4855, der Staatsrath Rudolph von Bosse zu Braunschweig, und. der Professor Dr. Moriz Hermann Eduard. Meier zu Halle; i. J. 4856, Dr. Emil Braun, Secretair des Instituts für archäologische Corres- pondenz zu Rom, der Professor Dr. Caspar Zeuss zu Bamberg, und der K. K. Hofrath und Hof-Dollmetscher. der orientali- schen ‚Sprachen, Joseph, Freiherr von Hammer - Purgstall zu Wien; i. J. 1857, John Mitchell. Remble zu London. Die in dem bemerkten Zeitabschnitte im Kreise der Rónig- lichen Gesellschaft der Wissenschaften entstandenen zahlreichen Lücken, sind auf folgende Weise ausgefüllt worden. Im Jahre 4855 trat mit Genehmigung des Röniglichen Universitäts- Curatorii als hiesiges ordentliches Mitglied VORREDE. VII der mathematischen Classe Herr Professor Lejeune-Dirichlet ein, der bereits seit 1846 als auswärtiges Mitglied der Societät angehörte. Im Jahre 4856 wurden zu hiesigen ordentlichen Mitgliedern erwählt, und vom Königlichen Universitäts- Curatorio bestätigt: für die physikalische Classe, Herr Professor Sartorius Freiherr von Waltershausen ; für die historisch-philologische Classe, Herr Professor Ernst Curtius und ! Herr Professor Ferdinand Wüstenfeld, der bereits seit 1941 als Assessor mit der Societät verbunden war. Zu Assessoren für die mathematische Classe wurden im Jahre 1856 ernannt: | Herr Facultäts- Assessor Dr. RE? ved Herr Dr. Klinkerfues; Observator an der tap, ae Stern- warte. ! Zu a Mitgliedern wurden erwählt d vom Königlichen Universitäts - Curatorio bestätigt: für die physikalische Classe, im Jahre 4855, Herr Dr. Robert Bunsen, Hofrat x ene der Chemie zu Heidelberg, Herr Elie de Beaumont, Kais. Franz. Séndfius. "id dee ewe Secretair der an der nee au Baer im Jahre 1856, Herr Dr. Heinrich Rose, ET ER Et Chemie an M Univer- sität zu Berlin, Herr Dr. Gustav. Rose; Basfenon der Mineralogie an der Uni- versität zu Berlin. VIII VOR RE D E. Für die ma thematische Classe, im Jahre 4856, Ded: Joseph Liowville, Mitglied a Institutes zu T PM Herr Dr. E. Rummer, Professor an der Universität zu un seit 1831 Correspondent der Societät, Herr Dr. F. E. Neumann, Erofessor an der Universitit z zu: ‚Kö! nigsberg. b "n Fur die Vistorisehephilologische Chess im Jahre 18833, Herr Dr. Chr. C. Josias 1 gi Königl. Preussischer Wirk: licher: Geheimerratb zu Heidelberg. Zu.Correspondenten wurden von der + Königlichen Ge- sellschaft der Wissenschaften ernannt: ) di für. die Ag te gs Mines im Jahre 1833, Ji VE wai Herr Dr. Hermann “Kopp, oe 2 zu ene ag. s Herr Paul Partsch, Vorstand und Custos der K. K. -Hof- Mine- ^ palien-Cabinete zu a ee e e S. 0. m im Jahre 1886, . ).- e3iliesos $ Herr Dr. Anton Schrötter, Profiison! de Gee an dh K. k. polytechnischen Institute und General- n der Kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien, aX. rien Herr J. Iren Miet des Institutes zu Bari bioi ae APRA nur neh diss IIO 13D RID Für die thematische Aussaat Gi swish . 4970.) "a Jahre 1686 %% 10ec9io1 .s ir e uch ah Herr | Dr. Georg Rosenhain , zu u Kónigobengil: DUE Aiie | lerstrass, Professor an der Universität zu‘ Berlin; Herr Dr. Otto Hesse, Professor an der Universität zu Heidelberg, VORRED E IX Herr Dr. Peter Riess, ware der —À n Wissenschaften zu Berlin, Herr Dr. Rudolph Kohlrausch, Professor an der Universität zu hie Marburg (jetzt zu fen Für die historisch- e Classe, im Jahr 41855, Herr Dr. Emil Braun, Secretair P. Institutes für 8 Correspondenz zu Rom, (seitdem: verstorben, s. 00), Herr Paul Joseph Schafarik „Bibliothekar zu Prag, Herr Dr. Wilhelm Wackernagel, Professor zu Basel, Herr Dr. Caspar Zeuss, Professor zu Bamberg, (seitdem ver- storben, s. 0.). * „ * * u der. Zeit von Michaelis 1955 bis dahin 1857 wurden folgende Abhandlungen theils in den Versammlungen der Societät gelesen, theils derselben vorgelegt. 5 ) Im Jahre 1855. Am 24. Novbr. Hausmann, zweite Abhandlung, über die durch Molecular- bewegungen in starren leblosen Körpern bewirkten Form- veränderungen. (Nachrichten 1855. 8. 229.) i6 obnoldnsga ir nabe 153. ius: Am 19. Jango Ewald;; Erklärung. der grossen phinikisehen Inschrift von Sidon und ‚einer ügyptisch-aramüischen, mit den zuver- CH us) Mássigen Abbildern beider. (Nachr. 1856. S. 4.) Am 24. Mai. Conradi, Bemerkungen über die medicinischen Grundsätze der Koischen und Rnidischen Schule. (Nachr. 1856. S. 143.) Am 15. Juni. Waitz, über die €— der mene, (Nachr. 1836. Us 29 S. 167.) i Am 6. Novbr. Riemann, Beiträge zur ‚Theorie der iuh die Gauss'sche oh ngumiobaicdileibeh Aula; B aan, Functionen. (Nachr. 1337. S. 6.) b x VORREDE. Am 22. Novbr. Hausmann, über den Einfluss der. Beschaffenheiten der Gesteine auf die Architektur. (Nachr. 1856. S. 501.) be T Im Jahre 1837. Am 16. Januar. Grisebach, systematische Untersuchungen über die Vege- tation der Raraiben, insbesondere der Insel Guadeloupe, nach den Sammlungen Duchassaing’s. (Nachr. 1857. S.11.) Am 8. April. NH. Sainte Claire Deville und TT 3 über das Bor. — Cachr. 1857. S. 122.) | Am 51. Juli. Lejeune Dirichlet, Weesen über ein Problem der Hydrodynamik. (Nachr. 1857. S. 206.) | Am 1. qos Sartorius von Waltershausen, über die en des Bors. (Nachr. 1857. S. 208.) i A» 22. Sept. Buff und Wöhler, über neue Verbindungen Me. Siliciums. (Nachr. 1857. S. 245.) Folgende kleinere Arbeiten, welche theils in den Versamm- lungen der Societät vorgetragen, theils derselben vorgelegt wor- den, finden sich in den Nachrichten von der G. A. Universität und der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften abgedruckt, oder i im Auszuge mitgetheilt. Aus dem Jahre 1855. Am 4. October. m. öhler und J. Dean, Versuche über Telluramyl und Selenmethyl. (Nachr. 1855. S. 198.) Ash 17. Novbr. Hausmann, über däs Vorkommen von Manganblende als Eisenhüttenproduct. (Nachr. 1833. S. 226.) | Am 24. Novbr. Berthold, Bemerkungen über die Eintheilung der Süuge- thiere nach. der Modalität - er e mer 1855. S. 247. ) 3 8 . i Ars dem Jahre 4856; 1: Am 2. Februar. Wöhler, über das Silicium. (Nachr. 4856. S. 39.) es i ae Sich Beobachtungen der neuesten Planeten auf der Göttinger Sternwarte. (Nachr. 4856. S. 115.) | a Hausmann; Bemerkungen über die Umänderungen des Glases, nebst den Resultaten der von dem Herrn Doctor VNORREDE. Xl has asido 1131 Geuther im hiesigen Al MI E T 1. aix d in Be- dosi) Am 21, Mai. As. 9, Juli; Am å. Auguste Am 27. Sept: ziehung darauf — cene e eee, —— 1836. S. 114.) (43 Berthold; Bemerkungen: über den Beutellaubfeosch (Hyla marsupiata, Dum. Bibr.). (Nachr. 1956. S. 150.) Hausmann und Wöhler, Bemerkungen über die im vori- gen Jahre in der Gegend von Bremervörde herabgefallenen ee nebst der chemischen Untersuchung dersel- (Nachr. 1836. S. 145.) ee über Chytophyllit- und Chytostilbit-Schlacke. (Nachr: 4936. S. 201.) Berthold, Bericht über einige Versuche um den Ursprung des Harnzuckers bei künstlichem Diabetes zu ermitteln, von Hrn Prof. M. Schiff zu Bern. Am 11. October. Faitz, über die Handschrift des sogenannten Anonymus ‚Sealigeri. (Nachr. 1836. S. 249.) Aus dem Jahre 1857. An 27. Januar. Waitz, über das Carmen de bello Sásonico Henrici IV. — j (Nachr. 18387. S. 13.) Amar W aitz, kleine ee: zur Geschichte cia 2 Historiographie im Mittelalter. (Nachr. 1837. s. 42.) Am 25. Februar. Klinkerfues, neue Bahnbestimmung des Asteroiden Psyche. (Nachr. 1857. S. 90.) Am 27. Fehruar. Ewald, über eine schwierige. Frage. der arabischen Wort- Am 14. Mies Am 28. April fügung. (Nachr. 1837. S. 97. ‚Rlinkerfues, Notiz über die neuen Kometen. (Nachr. 13837. S. 92.) Wagner, Ag aus einer Aii odene dee r Pa Dr. IV: Kühne aus Hamburg und V. Hallwachs aus Darm- k up stadt, welcher physiologisch - - chemische ` Untersuchungen TN über die Bildung der Hippursäure aus Benzoesäure bei lleischfressenden Thieren enthält, die von denselben im Laufe des Winters 184$. im ‚physiologischen Institute zu Göttingen angestellt Kurden- (Nachr. 4937. S. 129.) b2 ux Am 18. Juni. Am 6. Juli. Am 1. Sept. Am 22. Sept. VORREDE. Ewald, Bemerkungen über die nabatäischen Schriften und eine beabsichtigte ndm dien, (Nachr. 1857. S. 141 und 145.) Wöhler, Abhandlung des Hrn Prof. Boedeker mit dem Titel: Die gesetzmässigen Beziehungen zwischen der Dich- tigkeit, der speeifischen Wärme und der Zusammensetzung "der Gase. (Nachr. 1857. S. 168.) Hausmann, über das Vorkommen des Chloropals in Be- gleitung des Basaltes am Meenser Steinberge zwischen ^ Göttingen und Münden. (Nachr. 4837. S. 213.) H. Sainte Claire Deville und Wöhler, über die Affinität zwischen Stickstoff und Titan. (Nachr. 1837. S. 237.) * * 2. XE Ueber die von der Königlichen Gesellschaft der Wissen. schaften aufgegebenen Preisf ragen und den en derselben ist Folgendes zu berichten. Für den November 1855 war von der re Classe nachstehende, im Jahr 4852 1 8 gelöste Auf- gabe wiederholt worden: „Obgleich wir über den e > Temperatur auf. 125 Elaslieität > Körper einige auf Schallschwingungen beruhende Versuche besitzen, so bleibt hier doch noch ein weites Feld für die Ev forschung übrig. Die Königliche Societät wünscht daher, dass dieser Gegenstand auch auf andern Wegen sorgfaltig bearbeitet werde, namentlich bei festen Körpern im Zustande der Biegung und der Torsion, durch Anwendung. von. Methoden, welche die Veränderungen. der. Elastieität bei veränderten Temperaturen mit grosser Schärfe erkennen lassen. Die Versuche dürfen. nieht über die Gränzen der Elastieität hinausgehen, müssen aber zahlreich; und mannichfaltig genug sein, um über das gleichmässige Fortschreiten der VVerthe des Elasticitütscoeffi- cienten mit der Temperatur, und über den Grad der in den Resultaten er- reichten Zuverlässigkeit ein. bestimmtes Urtheil zu begründen. Es wird ge- wünscht, dass ausser den einer vollkommenen Elasticität fähigen Metallen auch das Glas den geeignetem Versuchen unterzogen werde.“ VORREDE XIII Zur Beantwortung war erst am 50sten October 4855, also einen Monat nach dem gesetzlichen Termine, eine Sehrift ein- gegangen, mit dem Motto: IT ao tes di | „On ne parvient au simple qu'aprés avoir épuisé le composé, welche, wie im Vorworte erklärt war, nicht allein, sondern in Verbindung mit der im Jahre 1852 unter gleichem Motto ein- gesandten Schrift, als Beantwortung der Preisfrage gelten sollte. Da eine andere Concurrenz nicht Statt fand, so hat Königliche Societät dieselbe zur Preisbewerbung zugelassen. hi Die frühere Schrift ist in dem Berichte von der Sitzung der Königlichen Societät am 4. December 1852 (Nachrichten 1832. S. 956 fl. und Vorrede zum fünften Bande der Abhand- lungen S. xvm ff.) beurtheilt worden. Es ist daselbst anerkannt worden, dass die Resultate der mitgetheilten Versuche als ein sehr werthvoller Beitrag zur Lösung der Aufgabe betrachtet werden müssten; dass aber die geford rte vielseitigere Behand- lung innerhalb des durch die Preisfrage bestimmten engeren Feldes, und die Erstrechung auf die verschiedenen, zu scharfen Versuchen geeigneten Aeusserungen der Elastieität bei der Flexion und Torsion fehle. Namentlich waren zur Beantwor- tung der Preisfrage gar keine den 'Torsionszustand betreffende Versuche benutzt worden, und die den F lexionszustand betref- fenden bezogen sich bloss auf dynamische, nicht auf statische Aeusserungen der Elasticität. Auch fehlte es bei den engen Gräuzen der beobachteten Temperaturunterschiede von — 1575 bis -H 4399 Réaumur an Versuchen zur Lösung desjenigen Theils der Aufgabe, welcher eine Prüfung des gleichmässigen Fort- sehreitens der Werthe des Elastieitätscoeflieienten mit den Tem. peraturveränderungen forderte ait. ai! ! 1 Die obige Ergänzungsschrift enthält nun erstens zahl- XIV VORREDE reiche, den Torsionszustand betreffende Versuche: bei Tempe- raturen von 14 bis 795 Réaum., und zweitens eine Aus- dehnung der früheren, den Flexionszustand betreffenden Versuche auf höhere Temperaturen; drittens aber sind über die stati- schen Aeusserungen der Elasticität zwar auch hier weder den Flexions- noch den Torsionszustand betreffende Versuche gege- ben; jedoch führt der Verfasser an, dass er auch darüber Ver- suche angestellt, sich aber durch dieselben überzeugt zu haben glaube, dass auf diesem Wege keine genauen Resultate zu er- langen wären. Es ist hier nicht der Ort zu erörtern, in wie fern der Grund davon in einem Mangel an Einrichtungen gelegen habe, die einen wiederholten Wechsel: des Flexions- und Tor- sionsmomentes bei jeder Temperatur gestatteten, zum Zwecke der Elimination der bleibenden Flexionen und Torsionen, welche die Stäbe und Drähte im Laufe der Versuche erlitten. Aus den auf höhere Temperaturen ausgedehnten "Versuchen des Verfassers über Transversalschwingungen hat sich im All- gemeinen das Resultat ergeben, dass die Abnahme des Elastici- tátscoefficienten mit wachsender Temperatur für die höheren Temperaturen von + 15° bis + 809 rascher war als für die niedern von — 15% bis + 15% eine einzige Ausnahme davon ergab sich für weiches gegossenes Mer: wo die Abnahme ganz gleichmässig gefunden wurde. Auch die Versuche über Torsionsschwingungen bestätigten die Abnahme der Elastieitäts- eoeflicienten bei wachsender Temperatur, da sie aber bloss für die höheren Temperaturen von +480 bis 80% ausgeführt: wor- den waren, so liess sich über die Gleichmässigkeit oder Un- gleichmässigkeit dieser Abnahme durchaus nichts entnehmen. Uebrigens waren die Transversal- und Torsionssehwingungen an verschiedenen Stäben und Drähten beobachtet worden, uud VORRE D E. XV daher keine g e Vergleichung der nach beiden Methoden gewonnenen Resultate mötzlich. — Sehr interessant sind die Resultate, zu welchen der Verf. bei "Torsionsschwingungen über das Wachsthum der Schwingungsdauer mit dem Schwintzungs- bogen gelangt ist, womit derselbe die von ihm gemachte Beob- achtung in Verbindung gebracht hat, dass die aus Transversal- und Torsionsschwingungen berechneten Werthe des Ausdehnungs- coefficienten eines rothen Kupferdrahts sich nahe wie 5: 2 ver- hielten, während beide Werthe bei einem Stahldrahte sehr nahe übereinstimmten. Der Verf. bemerkt aber selbst, dass er diese einer grósseren Arbeit über Elastieität entlehnte Untersuchung in keine unmittelbare Beziehung zur vorliegenden Aufgabe ge- bracht, und daher der vorliegenden Schrift nur als Einleitung vorausgeschickt habe, um daran zu zeigen, wie viele Nebenum- stände bei einer genauen Bestimmung der Elasticitütscoefficienten in Betracht zu ziehen und zu erforschen seien. Es ergiebt sich aus dem Mitgetheilten, dass die vorliegende Schrift eben so wie die frühere, viele neue werthvolle Beobach- tungen enthält, deren Ausführung unter den hergestellten sehr vollkommenen Einrichtungen eine sehr grosse Schärfe gestattete. Es ist dadurch den meisten Forderungen der Preisfratze, welche in der ersten Schrift noch unerledigt geblieben waren, genützt worden. Die Königliche Societät hat daher kein Bedenken ge- tragen, dem Verfasser der beiden Schriften den ausgesetzten Phéiétditcertheileni iari bigion BaD,lina. Los nobro ce duas Auf dem in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Ge- sellschaft der Wissenschaften am 24. November 1835 entsie- gelten Zettel nannte sich als Verfasser ‚jener Schriften: h 4246 : (GEO 4 NA decem A. T. Rupffers 5 í Director des: physikal: Centralobservato iums in St. Petersburg. XVI VORRE D E. Die Preisschrift ist im vorigen Jahre zu St. n unter folgendem Titel gedruckt erschienen: | bee den Einfluss der Wärme ai die elastinelft Kraft der festen Körper und insbesondere der Metalle, von ud: Ti ete 98 Seiten in ehe mit Id Bafele!' aus sibe Für den November: 1036 hatte die eee philol. gische Classe eine krilische Geschichte. der nne ino bei den adii bii zur Mitte ides dreizehnten: Jahrhunderts verlangt. WU Zur Beantwortung war nur eine Schrift eingegangen, unter dem Titel : | Deutschlands tenian im Mittelalter bis ‚ans. Ende der Kaiserzeit, mit dem Motto: Si quid novisti rectius istis, | . Candidus imperti: si non,. his. utere : mecum.. Der gewählte Titel deutet schon an, dass der Veifadaét sich eine etwas andere Aufgabe gesetzt hat, als die Societät eigentlich wollte. Unter dem Ende der Kaiserzeit versteht er freilich nur den Verfall der kaiserlichen Macht der mit dem Untergang der Staufer eintrat, und der Zeit nach ist er nicht wesentlich über die Gränzen hinausgegangen, welche in der Preisaufgabe bezeichnet waren, wenn er gleich, wie nachher bemerkt werden soll, Manches aufgenommen hat, was nicht melir nothwendig zu derselben gehörte, ja richtiger hier zur Seite gelassen wäre. In der Arbeit selbst ist auch wohl manchmal davon die Rede, dass es darauf ankomme, die Entwickelung der deutschen Historiographie darzulegen (S. 59. 575. 615); aber dieser Standpunkt ist keineswegs festgehalten, ist von dem Ver- VORREDE XVII fasser von vorne herein eigentlich nicht eingenommen worden. Derselbe ist vielmehr darauf ausgegangen, von den Quellen der deutschen Geschichte, oder doch einem grössern Theile dersel- ben, für die angegebene Zeit eine ausführlichere Nachricht zu geben. So finden ausser den Geschichtschreibern, freilich nicht die Urkunden und Rechtsquellen, aber wobl die Gedichte und Briefe eine nähere Berücksichtigung; so begnügt sich der Ver- fasser nicht mit einer Besprechung der wirklich Deutschland oder in älterer Zeit den verschiedenen deutschen Reichen ange- hörigen Geschichtschreiber, sondern er handelt auch von denen der Nachbarlande, Italiens, Frankreichs, Englands; Dänemarks, Polens, Ungarns, so weit dieselben Nachrichten für die deut- sche Geschichte darbieten. Eine gewisse Rücksicht auf diese zu nehmen; mochte nöthig sein, überall da, wo ein näherer Zusammenhang der Arbeiten, ein Einfluss eines Landes auf das andere, namentlich jener Nachbarlande auf Deutschland nachge- wiesen werden konnte; allein hier ist viel mehr gethan, regel- mässig ebenso ausführlich von den bier entstandenen Werken, wie von den eigentlich deutschen gehandelt (in der fränkischen Periode umfasst z. B. die Behandlung der italiänischen Geschicht- schreiber die 88. 547566), und nur zuletzt, wo der Zusam- menhang dieser Lande mit dem Reich (dem imperium) ein loserer wird, scheint eine kürzere Erwähnung oder wine Ueber- gehung dem Verfasser gerechtfertigt. Der so eingenomm Standpunkt führt weiter dazu, dass mehr auf die "historische als auf die litterarische Bedeutung der einzelnen Werke gesehen, dass dieselben wenigstens häufig nicht sowohl nach ihrer Ent- stehungszeit, wie nach der Zeit von der sie handeln, aufgeführt werden: der Verfasser geht zunächst darauf aus zu zeigen, welche Quellen für eine bestimmte Zeit vorhanden sind, und c XVIII VORR E D E. ist dadurch oft veranlasst, auch die später geschriebenen, einer andern Periode der Historiographie angehörigen neben den gleich- zeitigen zu nennen. Freilich kommt er dann wohl in einem an- dern Zusammenhang nochmals auf dieselben zurück, was aber zu Wiederholungen Anlass giebt, die besser mide wären, So sind der Poeta Saxo, der Monachus Sangall die meisten nicht gleichzeitig verfassten Vitae zweimal erwähnt. Ei hängt hiermit zusammen, wie Anfang und Ende der Arbeit festgestellt sind. Nach einer litterarischen Einleitung, die von den bisherigen Ausgaben der mitteralterlichen Geschichtswerke handelt, beginnt der Verfasser in dem ersten Abschnitt mit einem S bezeichnet die Römerzeit; er spricht da freilich nicht näher von den römi- schen und griechischen Historikern, die einzelne Nachrichten über die alten Deutschen gegeben haben, aber wohl von den echten und falschen Heiligenleben, die sich auf die Zeit der Völkerwanderung und die Anfänge der deutschen Geschichte beziehen; der Abschnitt enthält manche gute und interessante Bemerkung, aber er ist hier kaum am Platze; und jedenfalls erscheint es unzweckmässig, wenn dann erst im folgenden 8. auf die „Anfänge und Gattungen der christlichen hicht — dm Grundlage: auch für die Leistungen dér chtistlich gewordenen tschen eingegangen wird: hiervon war vielmehr auszugehen, und was von dem im S. 4 Behandelten eine Erwäh- nung: verdiente, konnte hier eingereiht werden. Ist aber derge- stalt hier etwas gegeben; das eigentlich nicht zur Aufgabe gehört, so ist dasselbe, wie schon angedeutet wurde, noch mehr der Fall gegen das Ende der Darstellung. Diese geht md die Mitte des 15. Jahrhunderts hinaus und zieht auch. Arbeit ihren Kreis hinein, die in Wahrheit schon einer ee neuen Periode der Historiographie angehören: die grossen Com- VO RRE D E. XIX pilationen wie die kurzen Handbücher des 15. Jahrhunderts, dann vor allen die deutschen Chroniken stehen auf einer wesentlich andern Stufe der Entwickelung, und höchstens auf die Anfänge und: Uebergänge wäre hinzuweisen, nicht auch dieser Kreis von Werken eingehender zu behandeln gewesen. Der Verfasser fasst die Sache so, dass er nach der Blüthe der Geschichtschreibung unter den Fränkischen und ersten Stauſischen Kaisern auch den in der nächstfolgenden Zeit eintretenden Verfall schildert und erst dann abschliesst, da nach seiner Ansicht unter Rudolf von Habsburg ein neuer Aufschwung statt hat. (S. 745); was wenig- stens der Aufgabe wie die Societät sie stellte nicht recht ent- spricht und auch sachlich Manches gegen sich hat. Es hängt endlich mit dem vom Verfasser eingenommenen Standpunkte zusammen, dass er das Allgemeine nur kürzer behandelt oder gelegentlich beibringt, dagegen vorzugsweise bei der Besprechung der einzelnen Werke verweilt. Er gliedert den Stoff. nach den politischen Verhältnissen, speciell nach den Geschlechtern der Herrscher. Dem ersten Abschnitt, welcher die Vorzeit benannt ist und es hauptsächlich mit den Leistungen im Fränkischen Reich unter den Merovingern zu thun hat, folgen 4 andere, welche als die Zeiten der Karolinger, Ottonen, Salier, Welfen und Weiblinger bezeichnet sind... Jeder dieser ‚Abschnitte be- ginnt dann allerdings mit einem S., überschrieben „All ines** allein hier ist keineswegs alles das gegeben, was zur Charak- teristik der Historiographie im Ganzen und Allgemeinen in den " Sendet Zeiträi gehört, sondern Vieles und Wichtiges wird später mehr gelege tlich beigebracht, so über die Sprache der Schriftsteller im 7. Jahrhundert und später beim. Fredegar, über die officielle Geschichtschreibung beim Einhard, über den Einfluss der Kreuzzüge beim Albertus Aquensis; und in den 5 92 ? XX V OR R E D E. letzten beiden Abschnitten ist die allgemeine Schilderung etwas eingehender und befriedigender ausgefallen. Dagegen ist in dem Abschnitt 5 wieder die Anordnung des Einzelnen wenig gelun- gen. Zuerst werden bier: die Quellen zur Geschichte Lothars und Ronrad III. gestellt, dann die Werke besprochen, die unter dem Einfluss des Cistercienser- und Prämonstratenser- Ordens entstanden sind; daran reihen sich Otto von Freising und seine Fortsetzer, und unmittelbar an diese der ganz ver- schiedene, einer ganz andern Richtung angehörige Gotfried von Viterbo. Dann folgen süddeutsche, böhmische, italiänische Quellen; von den letzten wird zu den norddeutschen und welfi- schen übergespruntzen, darauf von den eigentlichen Localge- schichten nochmals nach der Reihe der Landschaften, Sachsen und Thüringen, Baiern und Oesterreich, Schwaben und Elsass, Rheinland, Lothringen, gehandelt; nach alle dem erst kommen die Werke allgemeiner Reichsgeschichte, unter diesen einzelne noch aus der Mitte des 12. Jahrhunderts; und von ihnen wird der Uebergang gemacht zu den grossen Compilationen, den Compendien und andern durch Aufnahme sagenhafter Elemente charakterisirten Werken. Das Natürliche war gewiss, die Reichs- geschichten an Otto von Freising anzuschliessen und dann ein- mal die immer mehr überhand nehmenden Localgeschichten, andererseits, so weit es hierher gehörte, die sagenhafte und sonstige eine Umbildung zeigende Litteratur zu berücksichtigen, Wo von Gotfried von Viterbo auszugehen war, und unter andern auch auf die deutsche Raiserchronik zurückgeblickt werden konnte, die nun an ganz unpassender Stelle, ausserdem, wenn sie überhaupt erwähnt werden sollte, viel zu kurz behandelt wird. In den übrigen Abschnitten lässt sich die Darstellung fast ausschliesslich von geographischen Gesichtspunkten leiten: VORREDE. XXI was die einzelnen Landschaften, und in diesen die einzelnen Stifter und Klöster geleistet haben, wird dargestellt; auf die Verwandtschaft der Werke unter einander dagegen wenig Rück- sicht genommen. Die Weltchroniken Hermanns von Reichenau, Sigeberts von Gembloux, Ekkehards von Aurach z. B. erhalten an ganz verschiedenen Stellen ihre nähere Behandlung, nachdem allerdings in dem einleitenden Paragraphen der salischen Periode im Allgemeinen auf die Ausbildung dieser Art von historischen Arbeiten hingewiesen ist. Es wird sich hier für das eine wie für das andere Verfahren allerdings Manches anführen lassen. An der vorliegenden Arbeit ist aber noch Anderes auszu- stellen. Es ist eine mehr um so zu sagen populär belehrende als streng wissenschaftlich gehaltene Behandlung des Gegenstan- des. Die Darstellung ist oft etwas breit, dringt andererseits nieht tief genug. ein; man bemerkt nieht eben viel neue und selbständige Forschung; hier und da ist aueh die neuere Litte- ratur nicht ganz ausreichend benutzt. Die verschiedenen Ab- schnitte sind etwas ungleichartig ausgefallen, am besten die sächsische und fränkische Zeit, am wenigsten gut die erste Periode, wo z. B. über Jordanis ganz ungenügend (wie es scheint ohne Rücksicht auf Sybels Abhandlung über die Quellen) „ über Ennodius, Isidors Volksgeschiehten, die Fränkischen Vitae so gut wie gar nicht, über Gregor von Tours auch nicht ausreichend gehandelt wird. Auch über andere Werke, z: B. Agnellus, die interessante Chronik Freculfs, wird zu kurz hinweggegangen, während anderswo in unnóthiger Ausführlichkeit der Inhalt ein- zelner Erzählungen; namentlich mancher Vitae, angegeben ist. Von den Quellen der einzelnen Autoren und worauf es beson- ders anham, der Art ihrer Benutzung ist meist ungenügend ge- sprochen, ebenso nicht genug hervorgehoben, welchen Einfluss XXII VORR E D E. die verschiedenen Werke in späterer Zeit gehabt haben: bei einigen finden sieh wohl Bemerkungen darüber, aber sie reichen nicht aus. So hätte beim Thietmar wohl gezeigt werden sollen, wie er mit seinen Quellen umging; beim Ekkehard, Sigebert war die gerühmte Belesenheit und die Art wie sie den gesam- melten Stoff verarbeiteten näher darzulegen; namentlich aber musste nach dem in der Preisaufgabe bestimmt ausgesprochenen Verlangen eine nähere Nachweisung darüber gegeben werden, in wie weit die einzelnen Bücher später benutzt worden sind, wie lange man 2z. B. den Gregor kannte, welche Annalen eine besondere Verbreitung fanden und welehe auf ein bestimmtes Kloster oder doch ein kleines Gebiet beschränkt blieben. Es ist z. B. unrichtig, wenn es von den S. 95 86 genannten kurzen Chroniken im Allgemeinen heisst, dass sie zu den allgemein verbreiteten Grundlagen der spätern Arbeiten gehörten, da das wohl von Prosper (und Isidor), aber nicht von Idatius, Marius und andern gilt. Auch auf manche Einzelheiten ist nicht genug eingegangen: der Umarbeitungen, die wir von Thietmars und Adams Werken finden, ist nicht gedacht, von der Streitfrage, ob ein Werk Einhards der Schilderung Rudolfs von den alten Sachsen zu Grunde liege, keine Notiz genommen. Ueberhaupt wäre etwas mehr gelehrtes Material, auch eine vollständigere Anfübrung wenigstens der neuern Litteratur zu wünschen ge- wesen. Dass wunderliche Angriffe einzelner Neuerer, eines Galiffe, Damberger, auf die Echtheit oder doch den Werth der mitteralterlichen Quellen, keine Erwähnung und Abweisung fin- den, wird man weniger bedauern. Von den wirklich unechten oder gefälschten Werken findet sich im Anhang ein Verzeichniss. Auf verlorne Werke ist nur gelegentlich Rücksicht genommen, sonst erhaltene, und noch nicht gedruckte, wie das Chronikon VORREDE. XXIII vom Jahre 641, die Vita Adalberti Moguntini, sind übergangen. Der Verfasser meint, man werde es als einen Vorzug: betrach- ten, dass auf die Angaben des Trithemius gar keine Rücksicht genommen ist; doch kann das zweifelhaft sein: in einer voll- ständig kritischen Geschichte der deutschen Historiographie durf- ten woll die Mittheilungen dieses gelehrten, wenn auch unkriti- schen und unter Umständen fabelhaften Sammlers eine Würdi- gung finden. : Auch einzelne Irrthümer sind nicht vermieden, wenn z. B. die Vita Karls des Grossen von dem sogenannten monachus; Engolismensis oder später die Vita des Wiprecht von Groitsch für selbständige Werke gehalten werden, da jene nur ein Theil des Ademar, diese des Chronicon Pegaviense ist; das Verhältniss der aus der Epitome: des Hermannus | Contractus abgeleiteten Annalen ist nicht richtig angegeben; an einer Stelle heisst es ungenau; dass Ekkehard; schon im Jahre 41405 den Sigebert» benutzte, während dies an einer andern ebensowenig richtig ins Jahr 1145 gesetzt wird. Die Angaben über Nithards späteres Leben und Tod, die bier wiederholt werden, sind in holiem Grade unsicher, um nicht zu sagen, entschieden falsch. — Doch sind dies Kleinigkeiten, auf die verhältnissmässig wenig ankommt. BET» ‚elf: sarsbosı, ipsi, sbanear; 19 93 Im Allgemeinen muss, im Gegensatz gegen die vorher ge- chten Ausstellungen, vor allem gerühmt werden, die wesent- lich vollständige B herrschuntz des: Stoffs, die gute Bekanntschaft mit den neuen Forschungen, die sorgfältige Ausführung: des Einzelnen; dazu kommt eine, auf dem Standpunkt, den der u esse nen in: ommen hat, ansprechende, in mancher Y eriasser. Beziehung eigenthüsliche Behandlung des Gegenstandes. Der- selbe betrachtet die historiographischen Arbeiten im Zusammen- hang mit der Geschichte der Wissenschaft überhaupt; er geht XXIV -VORRE D E. namentlich auf die Leistungen der einzelnen Orden und Klöster näher ein, zeigt den Einfluss den sie hatten, die Verbindungen, in denen sie unter einander standen, und giebt hier wichtige Beiträge zur Gelehrtengeschichte des Mittelalters überhaupt. Wenn keine eigentliche Geschichte der Historiographie bei den Deutschen geliefert ist und nach dem gewählten bescheidenen Titel auch gar nicht beabsichtigt scheint, so findet sich hier doch alles wesentliche Material für eine solche; wird einiges vermisst, so ist dafür anderes gegeben, das, wenn es eigentlich nicht zur Aufgabe gehört, doch nicht ungern entgegengenommen werden wird. Es fehlt auch nicht an den nöthigen allgemeinen Ausführungen, nur dass sie mehr gelegentlich und zerstreut dar- geboten werden. Das Urtheil des Verfassers über die einzelnen Werke ist fast immer wohl begründet; er ist nicht blind gegen die mannichfachen Mängel und Schwächen der mittelalterlichen Geschichtschreibung überhaupt und der einzelnen Autoren ins- besondere; aber er verkennt auch nicht, was wirklich geleistet ward und unter den Verhältnissen in denen man stand geleistet werden konnte: weder einseitige Vorliebe noch leidenschaftliche Geringschätzung lässt er sich zu Schulden kommen. > Ueberall zeigt er gesunde Kritik; moderne Machwerke, wie den angeb- lichen Hunibald oder den Guntherus Ligurinus, fertigt er mit kurzen Worten ab; den Unwerth vieler Vitae weist er schlagend nach, unterscheidet auch sehr wohl zwischen dem historischen Werth späterer Ueberlieferungen . und der Bedeutung, welche diese für die Sagenforschung haben mögen. Seine Arbeit, deren Umfantz (722 Seiten in Folio) schon von dem aufgewandten Fleisse Zeugniss giebt, wird für eine nähere Kenntniss und richtigere Würdigung der Historiographie des Mittelalters von wesentlichem Nutzen sein; wir besitzen kein Werk, welches VORRE D E. XXV entfernt das leistete, was hier gegeben worden ist, und was durch Beseitigung einiger der vorher gerügten Mängel leicht noch werthvoller gemacht werden kann. Wenn also auch durch diese Schrift die von der Societät gestellte Aufgabe nicht in der Weise, wie es eigentlich gewünscht war, ihre volle Lösung gefunden hat, so liefert dieselbe doch einen sehr wichtigen Beitrag zu derselben, und ist eine an sich sehr verdienstliche, nur von anderen Gesichtspunkten aus unter- nommene Arbeit über den Gegenstand der Aufgabe. Die König- liche Societät hat daher keinen Anstand genommen, der obigen Schrift den Preis zuzuerkennen. Als Verfasser derselben nannte sich auf dem in der öffentlichen Sitzung am 2 November 1836 entsiegelten Zettel: I | VW. Wattenbach. Für die nächsten drei Termine sind von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften folgende Preisfragen bestimmt. Für den November 4857 von der physikalischen Classe: Er eliam novissimae investigationes de Fluore locum dubitationi relin- quant, num revera contigerit illum per se solum et integrum oculis propo- nere, cerlumque sit ejus qualitates , quatenus extra mixtionem per se solus appareat ,. fere omnino ignotas esse, optat Societas Regia, ut de insignis -— illius elementi integritate nova experimenta instituantur. Quibus experi- menlis eliam si ipsum propositum non efficiatur, ea vero quaestio ad liquidum - perducta fuerit, utrum acidum fluoricum inter hydrogenica an inter oxygenica acida habendum sit, simulque. contigerit. Fluorem. cum oxygenio velóniaque - melalloidibus , quae cu Fluore jungi posse nondum conslal, jungere, Societas Regia etiam tali opere, dummodo accuratis eee in nita- tur, proposito suo satisfactum esse existimabit. Da aueh die neuesten Untersuchungen über das Fn es TAM durchaus zweifelhaft lassen, ob dessen Isolirung wirklich gelungen ist, jedenfalls seine Eigenschaften im angeblich isolirten Zustande so qut wie noch ganz > unbekannt sind, so wünscht die Königliche Socielät, duss über die Isolirung dieses merkwürdigen Grundstoffs neue Versuche angestellt werden. Sollte d XXVI VORRE D E. der eigentliche. Zweck nicht erreicht, durch. diese Versuche aber mit Gewiss- heit die Frage entschieden werden, ob die Flusssäure eine N asserstoffsäure oder eine Sauerstoffsüure ist, und zugleich die Hervorbringung von Ferbin- dungen des Fluors mit Sauerstoff und den andern Metalloiden, von denen man noch keine Fluor- Verbindungen kennt, gelingen, so würde die König- liche Societät auch eine solche Arbeit, wenn sie sich auf exacte Beobach- tungen. gründet, als eine genügende Beantwortung der Frage betrachten. Für den November 1858 von der mathematischen Classe : | 4 fluidis electricis, quae a conductore altero ud alterum vel per arem vel per vacuum transeant, nonnullas illius conductoris particulas a super- ficie abseindi atque ad hujus conductoris superficiem transferri, inter obser- vatores constat. Jam quaeratur 1) utrum haec particularum ponderabilium remotio a solo fluido electrico positivo efficiatur, an etiam a fluido nega- tivo, ei unde pendeat, a quo fluido ea efficiatur; 2) num certa quaedam ratio inter illam particularum ponderabilium, quae removentur, massam et hanc fluidi electrici , quo efficitur, quantitatem indicari possit. Bei elektrischen Entladungen von einem Conductor zum andern durch die Luft oder auch durch leeren Raum reisst die Elektrieität kleine Theile des einen Conductors ab und führt sie zum andern Conductor hinüber. Es soll untersucht werden 1) ob nur von der positiven Elektricität solche Theile abgerissen und fortgeführt werden, oder auch von der negativen, und wovon das eine oder andere abhünge; 2) ob die Masse der fortge- rissenen Theile in einem bestimmbaren Verhältnisse zu der Elektrieität steht, welche von dem einen Conductor zum andern entladen wird. Für den November 1859 von der historisch-philolo- gischen Classe: IIBER | | | Exponantur origines et progressus patriciatus in urbibus saxonicis inter Fisurgim et Albim sitis usque ad finem saeculi sexti decimi. Recentioribus temporibus historici non sine successu vita publica in civita- tibus germanicis quomodo sensim. exculta esset atque conformata disquirere studuerunt. Nihilominus tamen caremus opere, quo secundum fontes et libros singulares nuper in lucem emissos exponalur, quam variis sub con- ditionibus el causis ortus sit aique increverit patriciatus. Valet id imprimis de urbibus saxonicis inter Visurgim et Albim sitis, quarum instituta politica arclissima necessitudine continentur. Quam materiam qui tractare velit, ei aegue respicienda erit ea ratio, quae patriciatui cum principe el cum ordine VO RR E D E. XXVII equestri, atque ea, quae eidem cum administratione urbana et cum civilate universa singulisque ejus partibus, quas corporationes appellant, intercessit. Entstehung und Entwickelung des Patriciats in den sächsischen Städten zwischen Weser und Elbe bis gegen das Ende des sechszehnten Jahr- hunderts. Die Geschichtschreibung hat sich in der neueren Zeit nicht ohne Erfolg Untersuchungen über die allmähliche Gestaltung des öffentlichen Lebens in den städtischen Gemeinen Deutschlands zugewandt. Gleichwohl er- mangeln wir eines auf neuerdings veröffentlichen Quellenschriften. und Monographien sich stützenden Werkes über die unter den verschiedensten Bedingungen und Einflüssen erfolgte Entstehung und Durchbildung des Patrieiats. Es gilt dieses namentlich in Bezug auf die sächsischen Städte zwischen Weser und Elbe, welche in ihren politischen Institutionen durchweg grosse Verwandtschaft verrathen. Bei einer Bearbeitung dieses Gegenstandes würde nicht weniger die Stellung des Patriciats zu dem Landesherrn und dem rittermüssigen Adel, als zu der städtischen Ver- waltung und der Bürgergemeine in ‚ihrer | Gesammtheit und in ihren wichtigsten Corporalionen zu berücksichtigen sein. Die Concurrenzschriften müssen vor Ablauf des Septem- bers der bestimmiten Jahre an die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften portofrei eingesandt sein. pu Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt funfzig Ducaten. | | * Nach den Bestimmungen der Wedekind’schen Preis- stiftung für deutsche Geschichte sollen wo möglich alle zehn Jahre drei Preise, jeder von 1000 Thalern in Golde, für die besten Bearbeitungen von Gegenständen der deutschen Ge- schiehte ausgesetzt werden, und diejenigen zehn Jahre, inner- halb welcher jene Preise jedesmal ausgeschrieben und vertheilt werden, einen Verwaltungszeitraum der Stiftung bilden. Der erste Verwaltungszeitraum schloss mit dem 45ten März 1956 und am Aten März, dem Todestage des hochherzigen Stif- hielt die Rónigl. Societät statutenmässig eine öffentliche ters, ; d2 XXVII! VORRE D E. Sitzung, in welcher der Director der Stiftung, Herr Professor Waitz, über den abgelaufenen Zeitraum einen ausführlichen Bericht erstattete, der sich in Nro. 4. der Nachrichten von 1856 abgedruckt findet, aus welchem das Nachfolgende einen kurzen, den Erfolg der Preisaufgaben und die Ertheilung der Preise betreffenden Auszug liefert. : Für den ersten Preis war gefordert: eine kritische, mit den nöthigen Sprach- und Sacherläuterungen versehene Bearbei- tung von Henrici de Hervordia chronicon, welches schon aus Bruns Beiträgen zur krit. Bearbeitung alter Handschriften (St. 4. S. 1. St. 5. S. 255) näher bekannt und im Archive der Gesell- schaft für ältere deutsche Geschichtskunde (Bd. 9 — Bd. 8) öfter besprochen, aber noch ungedruckt ist, und sich handschriftlich in b Wolfenbüttel und Berlin findet. Nur eine Concurrenzschrift: ist bp de Fidi pignus den Titel führt: sit Liber de rebus memorabilibus sive nodi Henrici de Hervordia trium codicum lectione accuratissime sub- nofata annotationibus illustrantibus neenon de seriptoris vita et chronici fatis auctoritateque T—À addita. Aetas sexta pars secunda. Cura? i Di Sie ist mit dem Motto versehen: ! Neary qug aviga Xx ToAudv dei’ oùdeis yag dw jdOvuos tüxAess dvio, AAN oí rd TÍMTOUCI Thv edo Eurip. fragm. ex Archelao VII. TT Das 8 umfasst CXLV und 1458 Seiten in Folie: Es giebt den TEM der — vom Jahr 584 an mit kritischen und erklürende n A gen, eine Einleitung über das Leben des Verfassers, über die von diesem benutzten Quellen und VORRED E, XXIX andere einschlagende Fragen, zum Schluss ein Glossar der un- gewöhnlichen; Worte und Ausdrücke. 3 Nach der a. a. O. mitgetheilten, ausführlichen Beurtheilung des Inhaltes, erscheint die vorliegende Bearbeitung als das Werk eines offenbar jungen Mannes, der wohl Renntniss hat von den Anforderungen, die bei dem jetzigen Stande. der Wissenschaft an die Ausgabe eines mittelalterlichen Geschichtswerkes gemacht werden müssen, der sich auch ganz eifrig bemüht hat denselben Genüge zu leisten, dem es aber nicht gelungen ist überall etwas Befriedigendes zu geben. Unter diesen Umständen befand sich das Preisgericht in einer gewissen Verlegenheit. Wenn auf der einen Seite hervorgehoben werden musste, dass, wie schon der Umfang des Manuscripts zeigt, auf diese Arbeit sehr viel Zeit, Mühe und Fleiss verwandt worden ist, dass der Verfasser auch in vieler Beziehung gute Kenntnisse bewiesen hat, dass die Beschäftigung mit einem solchen Werke, das grossentheils Compilation aus andern Quellen ist, nieht zu den erfreulichen gehört, und leicht etwas Ermüdendes hat, so dass der Bear- beiter wohl Entschuldigung verdient, wenn er nicht allen An- forderungen gleichmässig genügt hat, dass auch in der vorlie- genden unvollkommenen Gestalt die Ausgabe einen wesentlichen Nutzen schaffen werde, so war auf der anderen Seite darauf Gewicht zu legen, dass es bei der Bedeutung dieser. Preisstif- tung. und. der Höhe des ausgesetzten Preises wohl Bedenken habe, eine unfertige und unvollkommene Arbeit zu krönen, dass aber das :Manuseript wie es vorliegt doch in der That nicht unmittelbar zum Druck geeignet ist und also der Hauptforderung der Stiftung nicht entspricht. Die Mehrheit des Preisgerichtes hätte deshalb am liebsten den Ausweg ergriffen, sich unter Be- rücksichtigung der zuerst angeführten Gründe wohl für eine XXX VORRE D E. Ertheilung des Preises zu erklären, aber dieselbe zugleich an die Erfüllung bestimmter Bedingungen zu knüpfen. Doch hat dies nach dem Wortlaut der Statuten nicht als zulässig ange- sehen werden können. Dann aber musste erwogen werden, einmal, dass der Zweck dieses ersten Preises offenbar recht eigentlich der sei, wichtige ungedruckte Quellen der deutschen Geschichte zur Veröffentlichung zu bringen, dass eine Verwei- gerung desselben in diesem Falle die an sich sehr wünschens- werthe Bekanntmachung der Chronik des Heinrich von Herford leicht auf lange Zeit verzógern würde, sodann dass der Bear- beiter, wie er selbst schon eine nachträgliche Vergleichung der Wolfenbütteler Handschrift versprochen hat, ohne Zweifel, auch ohne dass es ausdrücklich als Bedingung hingestellt worden, bereit und im Stande sein werde, den gerügten Mängeln abzu- helfen und seine Arbeit zu vervollkommnen wie es für die Ausgabe als nothwendig erscheint. Indem also das Preisgericht die Erwartung ausgesprochen hat, dass der Verfasser der eingesandten, mit dem oben ange- führten Motto versehenen Bearbeitung der Chronik des e von Herford 1. dem gegebenen Versprechen gemäss für den zum Druck zu bestimmenden Theil die Wolfenbütteler Handschrift nach- träglich vergleiche und nach ihr den Text feststelle; 2. die älteren Theile des Werkes in einer der erhaltenen Handschriften durchlese und Nachricht von ihnen gebe; 5. den Nachweis der Quellen vervollständige und berichtige, das dem Autor Eigenthümliche und das andersher Entlehnte noch genauer unterscheide; 4. die erklärenden Anmerkungen und das Glossar orc verbessere ; VORRED E. XXXI sich zu dem Ende mit dem Verwaltungsrath der Stiftung in näheres Einvernehmen setze: hat dasselbe beschlossen ihm den ausgesetzten Preis von 1000 Thaler in Gold zu ertheilen. In dem eröffneten Zettel nannte sich als Bearbeiter: Franeiseus Augustus Potthast, Huxariensis - Westfalus, philologus, temp. Berolini domicilium habens. Für die zweite Aufgabe, eine kritische Bearbeitung der Geschichte des Erzbisthums Hamburg und Bremen, von der Gründung bis zur Auflósung, hat sich hein Bewerber gefunden. iin à Dagegen hat der dritte Preis, der keine bestimmte. Auf- gabe stellt, und gedruckten wie handschriftlichen Werken ertheilt werden kann, zu mehreren Einsendungen der einen wie der anderen Art den Anlass gegeben. T Loan Vorzugsweise, sagen die Ordnungen über diesen Preis, verlangt der Stifter für denselben ein deutsch geschriebenes Geschiehtsbuch, für welches sorgfältige und geprüfte Zusammen- stellung der Thatsachen zur ersten und Runst der Darstellung zur zweiten Hauptbedingung gemacht wird.““ Eine handschriftliche Arbeit war zur Bewerbung eingesandt, welche den Titel trägt: | „Geschichte Deutschlands unter den Kaisern Ludwig dem Baier und Karl dem Vierten 1514 — 1578. Nach hand- schriftlichen und gedruckten Quellen.‘ Der Verfasser hat sich nicht, wie hier erlaubt gewesen wäre, genannt; sondern die Schrift ebenso wie einen beiliegenden ver- siegelten Zettel mit den Worten versehen „Les préjugés sont les rois du vulgaire. Voltaire.“ XXXII VORREDE. Der Gegenstand ist jedenfalls ein so bedeutender, die Be- handlung auf 926 Seiten in folio eine so umfassende, dass diese Arbeit an sich als eine zur Concurrenz geeignete erscheinen musste. Auch ist die vorliegende Schrift keineswegs ohne Vor- züge, denen aber auch bedeutende Mängel gegenüber stehen. Die Benutzung der Quellen ist keine ganz erschöpfende; die Behandlung eine ungleichartige. Die Auffassung ist die be- schränkt pragmatische, die immer nach einer äussern Verkettung der Ereignisse sucht, das grösste Gewicht auf kleine subjective Motive legt. Endlich giebt auch die Darstellung zu bedeutenden Ausstellungen Anlass. Aus diesen a. a. O. ausführlich ent- wickelten Gründen konnte von der Ertheilung des dritten We- dekind'schen Preises, der dem besten Werke über deutsche Geschichte bestimmt ist, hier keine Rede sein, welchemgemäss der eingesandte Zettel in der Sitzung verbrannt worden. Noch weniger war daran zu denken bei dem Buch: der Weltkampf der Deutschen und Slaven, dargestellt von M. M. Heffter. Hamburg u. Gotha 1847. 8., welches der Verf. be- gleitet von ,,Handschriftlichen Zusätzen und Berichtigungen“ zur Concurrenz eingesandt hatte. E Unter den zahlreichen Werken, welche auf dem Gebiete der deutschen Geschichte in den Jahren des nunmehr abgelau- fenen Verwaltungszeitraums erschienen sind, musste besonders ein Werk, welches einen der wichtigsten und interessantesten Abschnitte der deutschen Geschichte behandelt: ‚„„Häusser, deut- sche Geschichte vom Tode Friedrich des Grossen bis zur Grün- dung des deutschen Bundes, Band t. 2. Leipzig 1854 fl.““ die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn gleich dies Buch wohl von anderen in der einen oder anderen Beziehung ‚übertroffen wird, von dem einen an Reichthum neuer Aufschlüsse, von VORREDE. XXIII dem andern an geistiger Durchdringung des Stoffes oder an Kunst der Darstellung, so sind diese Vorzüge dann doch nicht verbunden; sie treten wenigstens diesmal in keinem grösseren Werke über die deutsche Geschichte so entgegen, dass man es dem Häusser’s vorziehen könnte. Dies ist eine wissenschaftlich tüchtige Arbeit; es beruht auf umfassenden Studien; die Auf- fassung ist gesund und frisch; die Darstellung befriedigend; das Ganze eine erfreuliche und verdienstliehe Leistuntz: es giebt der Nation zum ersten Male eine genauere, im Ganzen zuver- lässige und gerechte Anforderungen befriedigende Darstellung dieser für ibre Entwickelung so bedeutuntzsvollen Zeit. Das Preisgericht hat deshalb kein Bedenken tratzen können, Hüusser's deutscher Geschichte seit dem Tode Friedrich des Grossen den dritten Wedekind'schen Preis in der Weise wie es bei gedruck- ten Büchern allein möglich ist, es ur in der " von: we Wann Gold, zuzuerkennen. 1 l Da unter diesen ende nur diei Hälfte Sen Fir! — Preis übi haupt besti in Summe hier zur Verwendung kommt, so hat das Preisgericht 'geplaubt, nach Analogie des Falles, wo überhaupt kein Werk der zuerst bezeichneten Art zur Krönung gelangt; über die andere Hälfte zu Gunsten solcher Werke ver- fügen zu sollen, welche nach den Ordnungen ebenfalls in Be- tracht zu ziehen sind, d. h. solcher „welche durch Entdeckung und zwechmüssige - Bearbeitung enen "e wen historischer Quellen, „Denkmäler und Url sich um die deutsche Geschichte verdient gemacht haben. 65 Auch ist wenigstens eine handschriftliche Arbeit dieser Art zur Con- current eingesandt worden: eine Sammlung von Abschriften der Urkunden des Bisthums Verden die sich im Archive zu Stade befinden, durch den Vorsteher desselben, den — Möhlmann. XXXIV VORR E D E. An sich ist das eine ganz verdienstliche und für die Provinzial- nt ze unwichtige- Arbeit; aber irgend ‚welehe weiter gehende Anforderungen befriedigt sie freilich nicht. Auch die n ee Werke i(Beshstéin;; Geschichte und Ge- dichte des Otto von Botenlauben... 1845. Kruse, Chronicon Nortmannorum Wariago-Russorum, 1831. Steiner, Codex in- scriptionum Romanarum Danubii et Rheni Vol. I. II. III, H. 1. 2. 1851 fl.) haben keinen besonderen Anspruch auf Beachtung machen können. Unter den sonstigen Werken der Literatur dagegen ist die Wahl hier weniger schwer als auf dem Gebiete der Geschichtschreibung. Wenn von den Monumenta Germaniae — als dein, Produet gemeinsamer —— der Mit- uibicbtslidndes edis cntfh mei Meet het Aer we 9 Jahre erschienenen Bänden, von Jaffe's Regesta. pontificum Romanorum, als einer Arbeit die bei aller Wichtigkeit für die deutsche Geschichte doch nicht unmittelbar ihr angehüFti abge- sehen werden muss, so giebt es keine wissensel he Leistung, welche Böhmer's Kaiserregesten den aten Platz Aden streitig machen könnte. Das Preisgericht hat deshalb den Beschluss gefasst, den dritten Wedekind'schen Preis in der Summe von 300 Thaler Gold den: nsns Mähsheste von 1498 —. 19254 zuzuerkennen. Der Verbotes sede dis Wedekind’ an Preisstiftung: für deutsche Geschichte hat in Nr. 5 der Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften von diesem Jahre die Aufgaben bekannt gemacht, welche für den zweiten Verwaltungszeitraum, d. h. für die Zeit vom 14. März 1856 bis zum 14. März 1866, von ihm ingemäss der Oeder der Stiftung gestellt worden sind. VO RC RE: D E: XXXV uu 4 Für den ersten Preis Der — — verlangt asi us 18015140 * eine Ausgabe der e Texte anch "EPA beitungen der Chronik des Hermann Korner. Indem derselbe wegen des Näheren, was diese betrifft, auf die Abhandlung des Mitgliedes des Verwaltungsrathes; Professor Waits: Ueber Hermann Korner und die Lübecker Chroniken (Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen Bd. V. und einzeln. Göttingen 1851. 4.) verweist, bemerkt derselbe nur, dass es bei der hier en — darauf ankommt, zu geben: I. den bisher ungedruckten in der Wolfenbütteler‘ Hand: schrift Helmstad. Nr. 408 enthaltenen Text einer wahrscheinlich e Korner angehörigen Chronik; 2 von dem rg e bei — (Corp. MM medii aevi) ia Werke, der Chronica novella, alles was nicht aus Heinrich von Herford entlehnt und in der bel im Druck erscheinenden Ausgabe desselben von Herrn Dr. Potthast als solches bezeichnet ist, unter Benutzung der vorhandenen Handschriften, namentlich der Lübecker wind Bünebutger; 3. aus den 5 bekannten deutschen B , der so- genannten Chronik des Rufus, der Fortsetzung les: Danes und der in einer Hannoverschen Handschrift enthaltenen Chronik bis 1458, alles das was sie von Korner p und —— À — — haben. Es kann sich Vielleicht aus sprachlichen 4 di fehl von diesen deutschen Bearbeitung: M HU so ital sie nieht schon durch den Druck veröffentlicht: sind, einzelne längere Stücke oder einen ganzen Text vollständig mitzutheilen, und jedenfalls wird es darauf ankommen, aus den nicht abzudrucken- e2 XXXVI VO RRE D E. den Theilen hervorzuheben und in der Einleitung oder dem Glossar zusammenzustellen, was für die Sprache von Interesse ist. Allen Theilen sind die nöthigen erläuternden Bemerkungen so wie der Nachweis benutzter ee oder auch von Parallel- stellen hinzuzufügen; wobei natürli reise auf die ver- : schiedenen Lübecker Chroniken. Rücksicht. zu nehmen ist. Eine Einleitung hat sich näher über die Person des Korner, rr Leistungen als Historiker, seine eigenthümliche Art der Benutzung: und Anführung älterer Quellen, den Werth der ihm selbständig angehörigen Nachrichten, sodann über die verschie- e e Bearbeitungen und ihre Verfasser, ebenso über die benutzten Handschriften und die bei der eee befolgten Grundsätze zu verbreiten. Ein cen ein Jlateiniéabed: und ein ae emden wird den 8 uch des Autors und seiner Peine Ueobersetzer im Binzeliibn darlegen. 1% cha 6^ Rehr mi ssh 1% f ür men aivhiten: ehe ce o» Hin enn ai der | Di... 1 r Gesc ich ist ohne Zweifel. die e ‚Hälfte, des Asten un t sie War ent- scheidend für den Verfall, der kaiserlichen, für die Befestigung der fürstliel Macht, zugleich für die Ausbildung der städtischen Narfassung! und TTA woher: bedeutender Verhältnisse. Theils die grossen Ereignisse der Geschichte, die Beziehungen nament- lich der Raiser zu den Päbsten, theils die eigenthümliche Ent- wickelung in den einzelnen Provinzen und Territorien Deutsch- lands, dann die Ausbreitung der Deutschen über die alten Grän- zen, die Regsamkeit auf verschiedenen Gebieten des Lebens, die Blüthe der Literatur und Kunst, verleihen dieser Zeit das grösste Interesse; manches, das sich in der vorhergehenden Zeit vorbereitet hat, gelangt zu einem gewissen Abschluss, zu anderem, VORRED E. XXXVII was die folgenden Jahrhunderte erfüllt, wird hier der Grund gelegt, eine Fülle verschiedenartiger, zum Theil in schroffem Contrast mit einander stehender Strebungen tritt entgegen. In neuerer Zeit hat auch die Forschung dieser Zeit vielfach ihre Aufmerksamkeit zugewandt; es sind in und ausser Deutschland Quellen gesammelt, Add now und n es sind über einzelne Theile genauere Unters gestellt und manche neue Aufklärungen gewonnen rn Zugleich hat sieh aber nicht am wenigsten auf diesem Gebiete eine grosse Verschie- denheit der Auffassung und Beurtheilung der Thatsachen und der handelnden Personen gezeigt, vorzugsweise des Staufers Friedrich II., der während dog; gróssern Theils dieser Periode die Deutsche Königs- und Römische Kaiser! one trug. Und während die Zeit seiner nächsten Vorgänger neuerdings aueh eine im Ganzen rm ments beitung erfahren hat, fehlt es sili eiii SUR UN 314. lig ipik PPT cds ? Lanze objectiven Geschichte jenes Kaisers und der alter ihm stehend Lande noch durchaus. Indem daher der — eine kritische Geschichte Kaiser: — Fi vor Deutschlands in seiner qvem jiitiodoso: «and iis 3 wählt, verlangt derselb wo Darstellung seiner Regierung und Thätigkeit in vollem Umfang, der Waden zu den Päbsten, zu dem, Sicilischen Erhreich und punte Margen- lande; sodann aber auch eine Geschichte Deutschl sin der Zeit seiner Hoarrschhfk, und. zwar e "m in Fes Detail ‚eingehende. die äusseren und inneren. Verhältnisse der verschiedenen. deut- sehen Gebiete -x Us fiie dios und. genau darlegen nde Arbeit, bei. der auch Rücksicht zu nehmen ist auf die Beziehungen zu. den Nach- barlanden und die Erweiterungen welche die deutsche Herrschaft und der deutsche Einfluss im Osten gewonnen, und welche XXXVIII VOR RE D'E.’ ausserdem: das pa Leben der deutschen Nation nicht weniger als das politische und sociale zu schildern hat. Eine erschöpfende -——— durch den Druck veröffentlichten Quellen und der neueren auch speeial- historischen Literatur wird vorausge- setzt; dagegen wäre eine Herbeiziehung weiterer handschrift- licher Hülfsmittel, wie solche allerdings noch vorhanden sind, wohl erwünscht, soll aber nicht als erforderlich or ARN werden. | Für den: dr itten ess ist ne dem. Willen n Stifters keine besondere Aufgabe ausgeschrieben, dern die Wahl des Stoffes den Bewerbern nach Maassgabe gewisser Besti überlassen, die ‚nebst — ipd die Bewerbung um: TUM Preise betreffenden Beding getheilt worden. “fO Ý ; Alle um jene Fi sch ee ‚Ambeiten:; müssen im Kubi des neunten Jahres vor dem 14. März, mit welchem das zehnte beginnt, also diesmal bis zum 14. März 1865, dem Di- rector der Stiftung, Herrn. Professor Waitz, zugesendet sein, welcher auf W an die Vermittler der Uebersendung Empfangsb n auszustellen hat. Am 14. März BOB "—— slidi Urtheile verkündet Miam ye gen, an em Prom Orte a Dieser Bericht: darf nicht Vila in coin "em nit einigen, freilich nur schwachen Worten, den tief gefühlten Dank wiederholt auszusprechen, von welchem die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften sowohl gegen Seine Majestät unseren allergnädigsten König, als auch gegen das hohe Univer- sitäts-Curatorium durchdrungen ist, für die empfangenen Beweise huldvoller Anerkennung der hohen Verdienste des dahin ge- schiedenen grossen Mathematikers Gauss, dessen Ruhm so innig VORRE D E XXXIX mit dem der Societät verknüpft ist. Die zum ehrenden An- denken desselben auf Befehl Seiner Majestät im vorigen Jahre geprägte, ausgezeichnete Medaille, von welcher nicht allein der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften, sondern auch einer bedeutenden Anzahl anderer gelehrter Gesellschaften, Institute, und hervorragender mit dem verewigten Gauss befreundeter Männer, so wie auch einer jeden deutschen Universität, ein silbernes und ein bronzenes Exemplar durch die Königliche Munificenz zu Theil geworden, ist zugleich das schönste Denkmal der Achtung Seiner Majestät für eine wissenschaftliche Grösse, welche langjährig der Stolz der Georg- Augusts- Universität und der Königlichen Societät war. Ausser diesem grossen Beweise Königlicher Huld ist der Societät auch noch die Freude zu Theil geworden, dass durch die gnädige Fürsorge des König- lichen Universitäts- Curatoriums die Erwerbung des Gauss’schen literarischen Nachlasses bewirkt worden. Das hohe Curatorium hat geruhet, der Königlichen ‚Gesellschaft ‚der ‚Wissenschaften die Aufbewahrung des handschriftlichen Nachlasses zu über- tragen, und die Genehmigung zur Besorgung einer Gesammt- ausgabe der Gauss'schen Werke zu ertheilen, welche das schönste Monument bilden wird, das dem grossen Verstorbenen gesetzt werden kann. Göttingen, im October 1857. Joi. Feind Lodo. Hausmann. * M * aW * ? 12 fi 1 * š $ > * a * u 1 4 t, £5 " TT $ IER Diis 5 1411 a * $ ei * — E d Fy hteti E ori EPE r DM F E I DB ei 1151156098 d i : ( : “ran i natar -* TT e wein? 1 187 sn " " u... cha )90Im95' 1150 29593 x 7 ROS HA N ST j 345 n al UP a * = * 1 a gio ,.JélierovinU Vel Ib HH Dh g-6,n. ; | * "Jy f. A 2 — 4 2 t - icis tel i der physikalischen Classe. | | z - 8805 von 7 "altershausen , über die D Rm: des Bon. T — Mese 300 eile 5 für Pyramideufläche lies W u. vr ) — 23 für (50): kes a u 0€ ME E "3 von n unten f ‚für Herniedrie es Hemiedrie sin aM ih rigen‘ der Metoriseb phil otogisehu 4 beds Sa "as über die Anfüinge der Vasaallitàt. 2910 li: S. 384 2. 11— 14 sind die Worte: sie es von an: cea zu. (tipi S8. 9972. 48. statt dar Jens Pin anderen, ti T UM Stephan : xx : ğ an Pippin in anime iit ife S. 110: Spole- leuódisa asb 51 Eu metal: pem Bedeyédtalio: onines babe per ET nos a Deo-servatae ekcelleñtiae tuae eupiuht: Weitere Nach- träge zu der "Abhandlung habe ich hier nieht aufnehmen wollen). S. 122 Z. 20 I.: Martells. XLI Verzeichniss der Mitglieder der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften. zu Göttingen am Schlusse des Jahres 1857. Ehren - Mitglieder. Graf Wenzel von Rzewusky zu Wien, seit 1810. Stephan von Stratimirowitsch zu Carlowitz, seit 1817. Prinz Maximilian von Wied, seit 1826. Herzog de Luynes zu Paris, seit 1853. Andreas von Baumgartner zu Wien, seit 1854. Wilhelm Friedrich, . und Fürst zu Salm-Horstmar zu Coesfeld, seit 1957. ; s: Ordentliche Mitglieder. Physikalische Classe. J. Fr. L. Hausmann, seit 1811. (Zuvor Correspondent, seit 1804.) Prov. be- ständiger Seeretair, seit 1840 J. W. H. Conradi, seit 1823. i ; La C. F. H. Marx, seit 1833. | t E. C. J. von Siebold, seit 1934. Fr. Wöhler, seit 1837. A. A. Berthold, seit 1937. F. Gottl. Bartling, seit 4843. R. Wagner, seit 1843. A. Grisebach, seit 1951. Er. G. J. Henle, seit 1853. W. Nurkasih Freiherr vou Waltershausen, seit 1856: enn Classe. W. E. Weber, seit 1831. G. C. J. Ulrich, seit 1845. G. Lejeune-Dirichlet, seit 1955. Ju (Zuvor auswärtiges Mitglied, seit 1846. f XLU VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Historisch-philologische Classe. H. Ewald, seit 1933. H. Ritter, seit 1840. C. Hoeck, seit 1841. G. Waitz, seit 1949. W. Havemann, seit 1850. (Zuvor Assessor, seit 1841. Ernst Curtius, seit 1956. H. F. Wüstenfeld, seit 1856. (Zuvor Assessor, seit 1841.) Hermaun Sauppe, seit 1857. Assessoren. Physikalische Classe. E. F. G. Herbst, seit 1835. C. Boedeker, seit 1957. H. Limpricht, seit 1957. Mathematische Classe. B. Riemaun, seit 1956. E. F. W. Rlinkerfues, seit 1856. Historisch-philologische Classe. J. E. Wappäus, seit 1851. Auswärtige Mitglieder. Physikalische Classe. Alexander von Humboldt zu Berlin, seit 4803. John Drayton zu Charlestown, seit 1804. Sir James Clark zu London, seit 1937. C. M. Marx zu Braunschweig, seit 1837. Joh. Müller zu Berlin, seit 1837. Carl Ernst von Baer zu St. Petersburg, seit 1851. Jean Baptiste Dumas zu Paris, seit 1851. (Zuvor Correspondent, seit 4849.) Christian Gottfried Ehrenberg zu Berlin, seit 1851. Carl Friedrich von Martius zu München, seit 1851. Justus Freiherr v. Liebig zu München, seit 1851. (Zuvor Correspondent, seit 1840.) Heinrich Rathke zu Königsberg, seit 1851. Friedrich Tiedemann zu München, seit 1851. (Zuvor Correspondent, seit 1816.) Ernst Heinrich Weber zu Leipzig, seit 1851. Carl Friedrich Theodor Krause zu Hannover, seit 1959. Wilhelm Haidinger zu Wien, seit 1953. DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. XIII Carl Friedrich Naumann zu Leipzig, seit 1853. Robert Bunsen zu Heidelberg, seit 1855. Elie de Beaumont zu Paris, seit 1855. Heinrich Rose zu Berlin, seit 1856. Gustav Rose zu Berlin, seit 1856. E. Mitscherlich zu Berlin, seit 1857. G. Magnus zu Berlin, seit 1857. G. Forchhammer zu Kopenhagen, seit 1857. Mathematische Classe. Sir David Brewster zu Edinburgh, seit 1996. J. F. Encke zu Berlin, seit 1830. F. €. W. Struve zu St. Petersburg, seit 1835. Mich. Faraday zu London, seit 1855. Joh. Plana zu Turin, seit 1937. Sir John Herschei zu Collingwood, seit 1840. (Zuvor Correspondent, seit 1915.) U. J. Leverrier zu Paris, seit 1946. P. A. Hansen zu Gotha, seit 1849. Francesco Carlini zu Mailand, seit 1951. George Biddell Airy zu Greenwich, seit 1951. Charles Wheatstone zu London, seit 1854. Joseph Liouville zu Paris, seit 1856. E. Kummer zu Berlin, seit 1356. (Zuvor Correspondent, seit 4851.) F. E. Neumann zu Königsberg, seit 1856. Historisch-philologische Classe. Fr. Gottl. Welcker zu Bonn, seit 1819. (Zuvor hiesiges ordentl. Mitglied, seit 1817.) Jacob Grimm zu Berlin, seit 1837. (Zuvor Correspondent, seit 1825; hiesiges ordentl. Mitglied, seit 1830.) Wilhelm Grimm zu Berlin, seit 1837. (Zuvor Correspondent, seit 1825; hie- siges ordentliches Mitglied, seit 4830.) A. Boeckh zu Berlin, seit 1830. x F. C. Dahlmann zu Bonn, seit 1837. (Zuvor hiesiges ordentliches Mitglied, seit 1932.) Em. Bekker zu Berlin, seit 1835. Ed. Gerhard zu Berlin, seit 1935. Fr. von Thiersch zu München, seit 1955. G. H. Pertz zu Berlin, seit 1937. C. B. Hase zu Paris, seit 1837. XLIV j ; . VERZEICHNISS DER MITGLIEDER Francois Guizot zu Paris, seit 1941.5. Friedr. Creuzer zu Heidelberg, seit 1844. Horace Hayman Wilson zu Oxford, seit 1950. Christian August Brandis zu Bonn, seit 1351. Victor Cousin zu Paris, seit 1851. Graf Bartolomeo Borghesi zu San Marino, seit 1951. Christian August Lobeck zu Königsberg, seit 1951. i Carl Ritter zu Berlin, seit 1351. (Zuvor Correspondent, seit 1820.) J.M. Lappenberg zu Hamburg, seit 1851. (Zuvor Correspondent, seit 1637 Leopold Ranke zu Berlin, seit 1851. Justus Olshausen zu Königsberg, seit Apso. Franz Bopp zu Berlin, seit 1954. Celestino Cavedoni zu Modena, seit 1854. Ludwig Dóderlein zu Erlangen, seit IS5A inis» C. C. J. Bunsen zu gu. seit 1855. Correspondenten. Physikalische Classe. Graf C. Philibert de Lasteyrie zu Paris, seit 1801. Wilhelm von Freygang zu Venedig, seit 4805. C. A. Gaillardot zu Paris, seit 1805. Carl Cäsar von Leonhard zu Heidelberg, seit 1906. Jens Weibel Neergaard zu Kopenhagen, seit 1806. J. Izarn zu Paris, seit 1807. i J. Garnier zu Paris, seit 1808. D. G. Kieser zu Jena, seit 4808. August von Vogel zu München, seit 1816. Wilhelm Sachse zu Ludwigslust, seit 1823. Benjamin Travers zu London, seit 1826. W. Lawrence zu London, seit 1835. G. H. Bergmann zu Hildesheim, seit 1837. E. Eichwald zu St. Petersburg, seit 1841. John Forbes zu London, seit 1842. Robert Willis zu London, seit 1844. Di Medicis Spada zu Rom, seit 1847. Carl Theodor von Siebold zu München, seit 1850. Hermann Stannius zu Rostock, seit 1850. DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. Theodor Schwann zu Lüttich, seit 1953. Theodor Ludwig Wilhelm Bischoff zu München: seit. 1953. Theodor Scheerer zu Freiberg, séit 1853. Wilhelm Dunker zu Marburg, seit 1853. G. Andr, Carl Staedeler zu Zürich, seit 1853. Hermann Kopp zu Giessen, seit 1855. Anton Schrötter zu Wien, seit 1856. J. Pelouze zu Paris, seit 1856. Henri Sainte Claire Deville zu Paris, seit 1856. Axel Erdmann zu Stockholm, seit 1857, L. Zeuschner zu Krakau, seit 1857. Mathematische Classe. Carl von Hadaly v. Hada zu Presburg, seit 1801. Athanasius Stoikowitz zu Charkow, seit 1802. Eduard Sabine zu London, seit 1823. AGI C. W. Gerling zu Marburg, seit 1830. A. Quetelet zu Brüssel, seit 1837. C. A. Steinheil zu München, seit; a BE A. Th. Kupffer zu St. Petersburg, seit Chr. Hansteen zu Christiania, seit 1840 Carl Kreil zu Wien, seit 1841. Heinr. Buff zu Giessen, seit 1842. Humphrey Lloyd zu Dublin, seit 1843. - A. F. Möbius zu Leipzig, seit 1846. 2: UU F. G. A. Argelander zu Bonn, seit 4946. C. A. F. Peters zu Altona, seit 4951. John Couch Adams zu Cambridge, seit 1851. Thomas Clausen zu Dorpat, seit 1354. Johann Christian Poggendorff zu Berlin, seit 1854. Carl Rümker zu Hamburg, seit 1854. Ludwig Seidel zu München, seit Georg Rosenhain zu Cr ERE, ME 1956. C. Weierstrass zu Berlin, seit 1856. Otto Hesse zu Heidelberg, seit 18 Peter Riess zu Berlin, seit 1856. Rudolph Kohlrausch zu Erlangen, seit 1856. . Loy RENT XLV XLVI VERZEICHNISS DER MITGLIEDER DER KÖN. GESELLS. DER WISSENS. Historisch-philologisehe Classe. J. Jac. Champollion Figeac zu Paris, seit 1919. Wuk Steph. Raradchitsch zu Wien, seit 1825. G. Dorn-Seiffen zu Utrecht, seit 1826. Freiherr C. L. von Lützow zu Schwerin, seit 1835. G. L. von Maurer zu München, seit 1935. J. H. W. Rüper zu London, seit 1837. A. Huber zu Wernigerode, seit 1937. G. W. Nitzsch zu Leipzig, seit 1837. Ferd. Jos. Wolf zu Wien, seit 184. F. E. G. Roulez zu Gent, seit 1844. Jacob Geel zu Leiden, seit 1950. Christ. Lassen zu Bonn, seit 1850. G. Fr. Schömann zu Greifswalde, seit 1950. Joh. Friedr. Bóhmer zu Frankfurt a. M., seit 4953. Rud. Roth zu Tübingen, seit 1853. Adolf Friedr. Heinr. Schaumann zu Hannover, seit 1853. Friedrich Tuch zu Leipzig, seit 1953. Gottfried Bernhardy zu Halle, seit 1854. Friedrich Ritschl zu Bonn, seit 1954. Paul Joseph Schafarik zu Prag, seit 1855. Wilhelm Wackernagel zu Basel, seit 1955. Joseph Chmel zu Wien, seit 1857. August Dillmann zu Kiel, seit 1857. J. G. Droysen zu Jena, seit 1857. Moriz Haupt zu Berlin, seit 1857. Wilhelm Henzen zu Rom, seit 1957. Karl Hegel zu Erlangen, seit 1857. G. C. F. Lisch zu Schwerin, seit 1857. Otto Jahn zu Bonn, seit 1857. Theodor Mommsen zu Breslau, seit 1957. A. R. Rangabe zu Athen, seit 4857. ` C. F. von Stälin zu Stuttgart, seit 1957. ii u EB erg E r S Sir sic iE LLL NE aan en le nl ˙—2x22 ͤ——U un nl IEHNICT ANSA RARE a nd TUE INHALT. XLVII Vorrede, von Joh. Friedr. Ludw. Hausmann i Seite II Verzeichniss der Mitglieder der Königlichen Gesellschaft der Wissen- schaften zu Göttingen am Schlusse des Jahres 1857 Abhandlungen der physikalischen Classe. Joh. Friedr. Ludw. Hausmann, über die durch Molekularbewegungen in starren leblosen Körpern bewirkten Formveränderungen. Zweite Abhandlung Joh. Wilh. Heinr. Conradi, Bemerkungen über die medicinischen Grund- sätze der Koischen und Knidischen Schule A. Grisebach, systematische Untersuchungen über die Vegetation der Karaiben, insbesondere der Insel Guadeloupe, nach den Sammlungen Duchassaing’s H. Sainte Claire Deville und F. Wöhler, über das Bor W. Sartorius v. Waltershausen, über die Krystallformen des Bors H. Buff und F. Wöhler, über neue Verbindungen des Siliciums Abhandlungen der mathematischen Classe. Bernhard Riemann, Beitráge zur Theorie der durch die Gauss sche Reihe F (a, B, v; &) darstellbaren Functionen XLI XLVIII INHAL T. Abhandlungen der historisch-philologischen Classe. H. Ewald, Erklärung der grossen Phönikischen Inschrift von Sidon und einer Aegyptisch- Aramáischen, mit den zuverlässigen Ab- bildern beider Seite 3 Ueber die neuentdeckte Phónikische Inschrift von Malta 66 Zusätze 145 Georg Waitz, über die Anfänge der Vassallität 69 Die bei diesem Bande. befindlichen Tafeln gehören zu folgenden Abhand- lungen : der physikalischen Classe, W. Sartorius c. Waltershausen, über die Krystallformen des Bors; der historisch-philologischen Classe, | H. Ewald, Erklarung der grossen Phönikischen Inschrift von Sidon und einer Aegyplisch - Aramäischen, mit den , zuverlässigen. Abbildern beider. ABHANDLUNGEN DER PHYSICALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. SIEBENTER BAND. Phys. Classe. Vll. A Über die durch Molekularbewegungen in starren leblosen Körpern bewirkten Formveränderungen. ' Von Joh. Friedr. Ludw. Hausmann. Zweite Abhandlung '). Im Auszuge vorgelesen in der Sitzung der Königlichen Societät der Wissenschaften am 24, November 1855. — — 2. Molekularbewegungen im Gefolge von chemischen Veränderungen. 12. Verschiedenheit der Mischungsveränderungen welche Molekularbewegungen veranlassen. D. die im Gefolge von Mischungsveränderungen erfolgenden, in starren leblosen Körpern auf die Form. verändernd einwirkenden Molekularbewegun- gen, besonders häufig und in vorzüglich grosser Mannichfaltigkeit auftreten, wird man erwarlen dürfen. Sehr oft ist dabei die Wirkung hóherer Tempe- raturen mit im Spiele; es gehen aber auch oft Mischungs- und Formverände- rungen ohne Aufhebung der Rigidität bei gewöhnlicher Temperatur vor. Im ersteren Falle pflegen die Veränderungen rascher, im letzteren langsamer, ja oft sehr langsam zu erfolgen. Es wird am Passendsten seyn, die Formver- änderungen nach den Hauptmodificationen der Mischungsveränderungen zu be- trachten, in deren Gefolge sie erscheinen. Die letzteren kann man, wie bereits im 1sten $. bemerkt worden, in drei Classen vertheilen, je nachdem eine Aufnahme von Bestandtheilen, oder eine Ausscheidung derselben, oder Beides, also ein Austausch von Bestandtheilen statt findet. In einzelnen Fällen 1) Diese zweite Abhandlung schliesst sich unmittelbar der ersten, im sechsten Bande der Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen S. 139 — 186 abgedruckten, an. N 42 4 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, kann es allerdings zweifelhaft seyn, zu welcher von diesen Classen eine Mischungsveründerung gezählt werden muss. A. Formveränderungen im Gefolge einer Aufnahme von Bestandtheilen. J 13. Bedeutung verschiedener Bestandtheile in Beziehung auf Formveränderungen. Wie unter allen einfachen Stoffen: der Sauerstoff überhaupt die wichtigste Rolle in der Natur spielt, und derjenige ist, der die mannichfaltigsten Verbin- dungen eingehet, so ist er auch von grósster Bedeutung bei den chemischen Veründerungen, welche leblose Kórper im rigiden Zustande in Verbindung mit Formveründerungen erleiden. Nächst ihm sind in dieser Hinsicht Wasser und Kohlensäure besonders thätig, die auch nicht selten im Verein mit Sauerstoff solche Mischungsveründerungen bewirken. Dass gerade diese Substanzen so einflussreich sind, liegt vorzüglich mit darin, dass die Atmosphäre dieselben enthält, wodurch sie am Häufigsten und Leichtesten mit anderen Kórpern in Berührung kommen. Von den Metalloiden, durch deren Aufnahme, ausser dem Sauerstoffe, dann und wann Formveründerungen bei rigidem Aggregat- zustande herbeigeführt werden, sind besonders Kohlenstoff und Schwefel zu erwähnen. Von geringem Belange sind in dieser Hinsicht Chlor, Brom. Von Metallen gehört, als flüchtiger Körper, das Zink hierher. us. 14. Bildung von Magneteisen . und Eisenozyd. aus Stab- und Roheisen. Wenn man auf glühenden Eisendrath in einem Porzellanrohr einen Strom von Wasserdampf wirken lässt, so bildet sich eine von dem Drathe sich ablösende Rinde, welche aus einer Zusammenhäufung von zahllosen kleinen Krystallen von Magneteisen besteht, die gewöhnlich undeutlich sind, aber unter der Loupe betrachtet, zuweilen das reguläre Oktaöder deutlich erkennen lassen. Mit der Bildung der Krystallrinde ist eine nicht unbedeutende Volu- menvergrösserung verbunden, daher die vor dem Versuche zu einem Bündel lose vereinigten Drathstränge, nach demselben eine feste Verbindung darstel- len. Die Bewegung der kleinsten Theile des Eisens und die Bildung der Krystalle hat aber ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes statt gefunden. RE ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 5 Etwas Ähnliches erfolgt bei Roheisen welches glühend mit Wasserdämpfen in Berührung kommt, Bei manchen Eisenhohöfen, welche eine tiefe Lage haben, legt man, um die von unten hinauf dringende Feuchtigkeit vom Boden- stein möglichst abzuhalten, unter denselben eine starke gegossene Eisenplatte. Mehrere Zolle unter dieser Platte befindet sich der sogenannte verlorene Bo- den, dessen oberer Theil ebenfalls durch eine Eisenplatte begränzt ist. Zwi- schen beiden Platten ist Sand gestampft. Bei dem Betriebe des Ofens erglühen diese Platten, zersetzen die sie berührenden Wasserdämpfe, und nehmen den Sauerstoff in sich auf. Auf solche Weise werden Roheisenplatten, welche eine Stärke von 3 Zoll haben, nach 6—10 Jahren durch und durch in Eisen- oxyd-Oxydul umgeändert, und ihre unteren Flächen, mit denen die Wasser- dämpfe in unmittelbare Berührung kamen, sind oft mit den schönsten Krystallen besetzt 1). Auch an der unteren Seite der Frischböden, da wo diese mit Wasserdämpfen in Berührung kommen, nimmt man die Bildung von Magnet- eisen-Krystallen wahr ?). Wird Eisen — sowohl Roheisen als auch geschmeidiges — unter Zutritt von trockner Luft geglühet, so geht ebenfalls Eisenoxyd-Oxydul hervor, welches durch längeres Glühen in Eisenoxyd sich verwandelt 5). Ich besitze ein ½ Zoll starkes Stück von einem stabeisernen Anker aus einem Blech- glühofen zu Zorge am Harz, der viele Jahre der Glühhitze ausgesetzt gewesen und durch und durch in Eisenoxyd-Oxydul, und an der dem Feuer ausge- setzten Oberfläche, in Eisenoxyd umgewandelt worden. Nach Aussen hat sich eine krystallinisch-stängliche Lage von der Stärke einer Linie gebildet, in welcher die dünnstänglich abgesonderten Stücke des Magneteisens rechtwin- kelig gegen die Oberfläche gerichtet sind, wogegen der übrige Theil der Masse krystallinisch- kórnig erscheint. In einer Sammlung von Stücken bei dem grossen Hamburger Beide im Mai 1842, durch die Gluth veränderter Körper, welche die Königliche Societät 1) Beiträge zur Kenntniss krystallinischer Hüttenprodukte von Friedrich Koch. 1822. 8. 22. 2) Koch, a. a. 0. S. 23. 3) Koch, a. a. O. S. 23. 6 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUS MANN, dem. verstorbenen Kaiserlich Russischen Minister von Struve verdankt, und die im hiesigen Academischen Museo aufbewahrt werden, befinden sich mehrere Eisensachen, welche in verschiedenem Grade umgeändert worden. Ein Bündel eiserner Packnadeln zeigt die einzelnen im Ganzen noch unverändert, bis auf eine oxydirte Rinde, durch welche sie wie zusammengeschweisst sind, so dass sie durch starke Hammerschläge nieht von einander getrennt werden können. Starke Bündel von dünnem Eisendrath lassen auch noch die Form des Drathes vollkommen erkennen, dieser ist aber ganz und gar oxydirt, so dass sich gewissermaassen eine Pseudomorphose von oxydirtem Eisen nach Eisendrath darstellt. Die einzelnen Stränge sind eben so fest, wie jene Pack- nadeln, unter einander verbunden. Unter der Loupe betrachtet erscheinen sie aus zylindrischen Schaalen bestehend, welche bei vielen im Innern hohl sind. Die umgeänderte Masse hat das Ansehn von Magneteisen, wird auch vom Magnete stark angezogen, giebt aber ein rothbraunes Pulver, welches beweist, dass nicht das Ganze aus Eisenoxyd- Oxydul besteht, sondern dass ein Theil in Eisenoxyd umgewandelt worden. Krystallinisch erscheint die Masse, aber deutliche Krystalle werden nicht wahrgenommen. Eine ähnliche Umänderung zeigt ein Haufen kurzer eiserner Nägel, die ihre ursprüngliche Form noch ziemlich deullich erkennen lassen, aber nun fest unter einander verbunden sind. Sie erscheinen mehr und weniger aufgequollen, und stellen, gleich dem umgeänderten Drathe, schaalige Bildung, zum Theil auch Höhlungen im Innern dar. Im Innern ist die eisenschwarze Masse krystallinisch und glänzend; die Oberfläche der metamorphosirten Nägel erscheint dagegen durch eine Beklei- dung mit mikroskopischen Krystallen, sammetartig schimmernd. Die Masse verhält sich übrigens wie die des umgeänderten Drathes. Hier wird es deut- lich erkannt, dass die Nägel durch Einwirkung der Gluth in Eisenoxyd - Oxydul umgewandelt wurden, und dass aus diesem, bei fortgesetzter Glühhitze, Eisen- oxyd hervorgieng, welches den zarten, krystallinischen Uberzug bildete. Dieser giebt ein rothbraunes, die innere Masse dagegen ein schwarzes Pulver. Mit der von Aussen nach Innen fortschreitenden Oxydation des Eisens war eine Volumenvergrösserung verknüpft. Durch die Bewegung der kleinsten Theile nach Aussen wurden die in Eisenoxyd - Oxydul sich umwandelnden einzelnen Drathstränge und Nägel nicht allein einander mehr genähert, son- ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 7 dern durch die gegenseitige Anziehung der in Berührung gekommenen gleich- artigen Theile sogar in feste Verbindung gebracht, wovon die Bildung schaa- liger Absonderungen Folge war. Zum Theil schritt die Bewegung nach Aussen so weit fort, dass im Innern der Drathstränge und Nägel Höhlungen entstanden. Im Ganzen ist weder an dem umgewandelten Drath, noch an den umgeänderten Nägeln eine Schmelzung wahrzunehmen; nur an einigen Stellen des Haufwerkes der letzteren zeigen sich Spuren derselben !). 15. Umwandlung von Magneteisen in Eisenglanz. Im vorhergehenden $. ist bemerkt worden, dass aus Eisenoxyd - Oxydul unter Einwirkung von Glühhitze Eisenoxyd werden kann. Bildet das Eisen- oxyd-Oxydul Krystalle, so ist es móglich, dass die Umwandlung vor sich gehet, ohne dass die krystallinische Form eine Änderung erleidet. Auf solche Weise ist die Bildung der Pseudomorphosen von Eisenglanz nach Magneteisen zu erklären, welche so ausgezeichnet in Brasilien vorkommen, und zuerst von Haidinger in seiner wichtigen Abhandlung über die Veründerungen, welche gewisse Mineralkörper mit Beibehaltung ihrer äusseren Form erleiden, be- schrieben worden?). Sehr schóne Afterkrystalle in der Form grosser regu- 1) Bei dieser Gelegenheit mag die merkwürdige Bildung von krystallisirtem Eisen- chrysolith (Eisenoxydul-Silicat) erwähnt werden, welche sich an einem Stücke der oben genannten Sammlung zeigt, wiewohl sie nicht in die Kategorie der hier betrachteten Erscheinungen gehört. Grosse eiserne Nägel sind von einer geschmolzenen Masse umgeben, welche sich ganz wie Eisenfrischschlacke ver- hält. An einigen Stellen befinden sich Drusenrüume, die mit netten, stark glänzenden Krystallen von Eisenchrysolith, in der gewóhnlichsten Form von Dysdyoédern, ausgekleidet sind, Einzelne Brocken von weissem, gefrittetem Sandstein, welche von der Schlacke umgeben sind, die auch in dieselben gang- förmig, ganz auf ühnliche» Weise eingedrungen sich zeigt, wie man es zuweilen an Gestellsteinen von Eisenhohöfen sieht, geben Aufschluss darüber, woher die Kieselerde rührt, welche sich mit dem von den eisernen Nágeln dargebotenen Eisenoxydul zum Silicat verbunden hat. 2) Aus den Transactions of the royal Society of Edinburgh für 1827 in Poggen- dorff's Annalen. Bd. XL S. 188. 8 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, lärer Oktaéder von Inficionado in der Provinz Minas Geraes verdanke ich der Güte meiner Freunde von Olfers und von Eschwege. Durch das rothbraune Pulver geben sie sich als Eisenglanz zu erkennen, und von Ko- bell's Untersuchung hat gezeigt, dass sie wirklich ganz aus Eisenoxyd be- stehen. Dass die Krystalle aber Pseudomorphosen sind, und keinen Anspruch darauf haben, nach Breithaupt für eine besondere, von ihm mit dem Namen Martit belegte Mineral-Species zu gelten, wird durch die ungleiche Beschaf- fenheit des Innern derselben bewiesen. Bei manchen hat sich nicht bloss die oktaödrische äussere Form, sondern auch das den Oktaöderflächen entsprechende blätterige Gefüge erhalten, wogegen bei anderen, wie Haidinger bemerkt hat, das Innere als ein Aggregat kleiner Eisenglanzkrystalle erscheint, in welchem Falle die Wirkung der Molekularbewegungen am Augenscheinlichsten ist. Diese ergiebt sich übrigens auch aus der Veränderung der Dichtigkeit. Das specifische Gewicht eines Oktaöders von Magneteisenstein aus Tyrol fand ich 5,177, wogegen das eigenthümliche Gewicht der Eisenglanz - Pseudomor- phosen zu 4,729 von mir bestimmt wurde, welches niedriger ist als das ge- wöhnliche specifische Gewicht von Eisenglanzkrystallen, und zwischen dem eigenthümlichen Gewichte des Eisenglimmers und fasrigen Rotheisensteins in der Mitte steht. Eine ganz ähnliche Umwandlung von Magneteisenstein in Eisenglanz hat mein verewigter Freund Koch auf den Eisensteinslagern in der Gegend des Obernsees in Nordamerika beobachtet. Seiner Güte verdanke ich Stücke von Marquette Location in Marquette County auf der Halbinsel Michigan, welche als Belege für seine Angabe dienen können dass der dortige krystallinisch- kórnige Eisenglanz ein Aggregat regulärer Oktaéder darstellt 1j, , $0.48. | Umwandlung von Kupfer in Kupferomydul. Zu den Metallen welche besonders oft die Gelegenheit darbieten, sich von Molekularbewegungen ; welche durch die Verbindung mit Sauerstoff ohne ENSIS Nn PPP AT 1) Die Mineral-Regionen der oberen Halbinsel Michigan's (N. A.) am Lake Superior von Fr. C. L. Koch, in den Studien des Göttingischen Vereins Bergmännischer Freunde. VI. S. 44. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 9 Aufhebung der Rigidität veranlasst werden, zu überzeugen, gehört das Kupfer. Durch Oxydation desselben, mag es rein oder mit anderen Metallen verbun- den seyn, bildet sich sehr gewöhnlich Kupferroth (Kupferoxydul), welches in ochriger Form die Oberfläche zu bekleiden pflegt, zuweilen aber auch in vollkommenen Krystallen hervortritt. John Davy hatte bei seinem Aufent- halte auf den Jonischen Inseln Gelegenheit, die Veränderungen näher zu unter- suchen, welche einige griechische Alterthümer mit der Zeit erlitten hatten. Ein antiker Helm, der an einer seichten Stelle im Meere gefunden worden, und dessen Metall aus Kupfer und 18,5 Procent Zinn bestand, war mit basisch- salzsaurem und kohlensaurem Kupfer, Zinnoxyd und Oktaödern von Kupfer- oxydul und reinem Kupfermetall bekleidet. An alten Münzen zeigten sich ähnliche Erscheinungen, nur war kein metallisches Kupfer ausgeschieden. John Davy bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass, da die Substanzen, aus welchen die Krystalle erzeugt wurden, sich nicht in Auflösung befanden, die Bildung dieser einer inneren Bewegung der Theilchen zugeschrieben werden müsse, erzeugt durch die vereinte Wirkung der chemischen Verwandtschaſten, der elektrochemischen Attractionen und der Cohäsionskräfte 1). Nöggerath hat ebenfalls Bemerkungen über die Bildung von Krystallen von Kupferoxydul an antiken Arbeiten aus Kupfer und Bronze mitgetheilt 2); und ich selbst habe Gelegenheit zu ähnlichen Beobachtungen gehabt. Ich wiederhole hier die früher von mir mitgetheilten Bemerkungen über die Umänderung von aus dem Mittelalter stammenden, wahrscheinlich im dreissigjährigen Kriege nach Göt- tingen gekommenen, kupferhaltigen Silbermünzen, welche sich im Jahre 1829 bei dem Abbrüche des alten Commandantenhauses fanden 5). An diesen Mün- zen verhüllt ein aus Kupfergrün und Kupferlasur bestehender Überzug m Gepräge. Viele Stücke waren dadurch so fest verkittet, dass sie nur mit einigem Kraftaufwande, vermittelst eines Messers, von einander gelöst cnn konnten. Bei genauerer Untersuchung und durch Behandlung mit pma, gab sich zu erkennen, dass die nach völliger Reinigung silberweiss erschei- 1) Annals of philosophy. N. S. X. 465. Poggendorff's Annalen. Vl. 514. 2) Schweigger's Journal. N. R. XIII. 129. 3) Göttingische gelehrte Anzeigen. 1829. S. 2006. Phys. Classe. VII. 10 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, nende Oberfläche, zunächst zum Theil von einer höchst zarten Kupferhaut überzogen ist, die, nachdem die äussere Hülle des kohlensauren Kupfers unter Aufbrausen zerstört worden, von mattem, rothbraunem Kupferoxydul bedeckt erscheint, aber durch das Streichen mit einem Messer sich metallisch glänzend und kupferroth darstellt. Das Kupferoxydul zeigt sich nicht selten an einzelnen Stellen in krystallinischen Theilen, und selbst in netten Krystall- Individuen von lebhaftem Glanze und dunkel coschenillrother Farbe, die wohl eine Grösse von ½ Linie erreichen, und unter denen reguläre Oktaéder und Würfel erkannt wurden. Das krystallinische Kupferoxydul pflegt mehr in der Mitte der Fläche, als gegen den Rand derselben sich zu finden. Kupfergrün und Kupferlasur bilden gemeinschaftlich den äussersten, gemeiniglich ganz zu- sammenhängenden Überzug, der am Rande die grösste Stärke zu haben pflegt. Die merkwürdigste Erscheinung, welche die Umänderung jener kupferhaltigen Silbermünzen zeigt, ist unstreitig die: dass nicht bloss die Oberfläche von Substanzen bekleidet ist, die aus einer Zersetzung der Legierung hervor- giengen; sondern dass sich dieselben auch im Innern der Münzen finden. Wo dieses der Fall ist, lösen sich zarte Scheiben von einander ab, die in der Mitte wie ausgefressen und hier von einer Haut von Kupferroth überzogen und mit Krystallen dieser Substanz besetzt erscheinen, am Rande aber gemei- niglich das Gepräge auf solche Weise erkennen lassen, dass es auf der einen Fläche erhaben, auf der anderen dagegen vertieft sich darstellt. Auch kohlen- saures Kupfer befindet sich zuweilen zwischen den einzelnen, abgesonderten Blättern, besonders in der Nähe des Randes. Das Silber hat auf den von einander abgelósten Flüchen, unter der Loupe betrachtet, ein fein geschupptes Ansehen und ist, eben so wie an der Oberfläche der Münzen, theils wenig glànzend, theils nur schimmernd. Diese Erscheinungen liefern ein ausgezeichnetes Beispiel einer sehr complieirten Wirkung von Molekularbewegungen bei rigidem Aggregatzustande; denn diese waren nicht allein bei der Bildung verschiedener Zerseizungs- produete, von welchen ein Theil Krystalle bildete, thätig; sondern beinahe noch auffallender zeigt sich ihre Action durch die Aufhebung des Zusammen- hanges, durch die Bildung von Absonderungen in der früher dichten Me- tallmasse. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 11 Jene unzweideutige Entstehung von Kupferoxydul aus kupferhaltigen Kunstproducten macht es zugleich um so wahrscheinlicher, dass wenigstens ein bedeutender Theil des in der Natur sich findenden Kupferrothes, aus ge- diegenem Kupfer hervorgegangen ist, welches nicht selten in der Umgebung des ersteren gefunden wird. Besonders lehrreiche Beobachtungen hierüber hat Gustav Rose mitgetheilt!), der dadurch zu derselben Annahme gelangt ist, zu welcher meine eigenen Beobachtungen an Kunst- wie an Naturpro- ducten geführt haben: dass aus dem Kupfer zunächst durch Oxydation Kupfer- roth hervorgeht, welches später erst in kohlensaures Kupfer umgewandelt wird. Ein Beispiel von einer ganz neuen Entstehung von Kupferroth aus ge- diegenem Kupfer bietet der Rammelsberg bei Goslar dar, wo in dem soge- nannten Alten Manne Kupfer aus Kupfervitriol enthaltendem Wasser durch Eisen, welches zufällig damit in Berührung kommt, oder auch durch den reducirenden Einfluss von Holz, ausgeschieden wird, welches sich später zu- weilen mit den nettesten Krystallen von Kupferroth bekleidet. 2:43 Umwandlung von p E in Bleivitriol. : Die Umwandlung von Bleiglanz in Bleivitriol liefert ein ausgezeichnetes Beispiel von Formveränderungen, die durch Molekularbewegungen in rigiden Kórpern im Gefolge der Aufnahme von Sauerstoff bewirkt werden. In dem Bleiglanz sind Blei und Schwefel in einem solchen stöchiometrischen Verhält- nisse verbunden, dass aus der Umänderung des Bleies in Bleioxyd und des Schwefels in Schwefelsäure, das Mischungsverhältniss des Bleivitrioles hervor- geht. Dass unter diesen Umständen die durch Aneignung von Sauerstoff aus der Luft oder aus dem Wasser veranlasste Bildung des Bleivitrioles zuweilen mit Beibehaltung der Form des Bleiglanzes erfolgt, kann nicht auffallen. Die Erzeugung des Bleivitrioles aus Bleiglanz gehet zuweilen rasch vor sich, wenn höhere Temperatur dieselbe begünstigt. Dieses kommt bei dem Bleiglanze vor. der sich als Ofenbruch in Schmelzöfen ansetzt, wie solches bei der ? Zugutemachung des Bleiglanzes auf den Hütten am Harz nicht selten der Fall 1) Mineralogisch - geognostische Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspi- schen Meere von Gustav Rose. I. S. 212. t 12 i JOH. FRIEDR. LUD W. HAUSMANN, ist, Ich verdanke der Güte des Herrn Hüttenraiters Knocke ausgezeichnete Stücke von Ofenbrüchen der Lautenthaler: Hütte, an welchen die würfelförmi- gen Bleiglanzkrystalle mehr und weniger in Bleivitriol umgewandelt worden. Die kubische Form zeigt sich im Ganzen unverändert; nur erscheinen die Flächen aufgetrieben, Kanten und Ecken etwas gerundet, woran eine Bewe- gung der kleinsten Theile sich deutlich zu erkennen giebt. Weniger auffallend pflegt diese sich da kund zu geben, wo, wie auf den natürlichen Bleiglanz- lagerstätten, die Umwandlung des Schwefelbleies in schwefelsaures Bleioxyd langsam von Statten gehet. Doch ist die Wirkung der Molekularbewegungen auch hier an der gänzlichen Umänderung der Structur zu erkennen, indem aus dem ausgezeichnet blätterigen Körper mit kubischer Spaltbarkeit, eine dichte Masse mit sehr unvollkommenen Blätterdurchgängen von ganz veränderter Lage, und vorherrschendem muscheligem, zuweilen dem Unebenen hingeneig- ten Bruche, geworden ist. Selten hat sich an dem Bleivitriole, der auf den Bleiglanzlagerstätten angetroffen wird, die Krystallform des Bleiglanzes erhal- ten 1). Zuweilen verrathen sich seine Blätterdurchgänge durch ihnen ent- sprechende Risse im Bleivitriol 2). Sehr oft giebt die Art und Weise wie dieses Salz auf den Lagerstätten des Bleiglanzes vorkommt, wie es mit dem- selben verwachsen ist und ihn umgiebt, die Überzeugung , dass es ohne Auf- hebung der Rigidität da entstanden ist, wo es sich findet. Freilich ist nicht selten das Vorkommen des Bleivitrioles und zumal seiner Krystalle, von der Art, dass man die Bildung aus einer Auflösung annehmen muss. Dieses ist da der Fall, wo die Krystalle des Bleivitrioles in Höhlungen des Bleiglanzes, oder in früher von Bleiglanz oder von einem anderen Minerale ausgefüllten Räumen des begleitenden Gesteins, aufgewachsen sich finden. Da der Blei- vitriol in Wasser etwas auflöslich ist, so wird man annehmen dürfen, dass er nach seiner Entstehung allmählig von Wasser aufgenommen wurde, und spä- ter, bald in grösserer, bald in geringerer Entfernung von der Stelle seines Ursprunges, sich daraus wieder abgesetzt hat. Die bei dem Vitrioleseiren von 1) Die Pseudomorphosen des Mineralreichs, von Blum. S. 32. ?) Haidinger, über die Veründerungen, welche Mineralien mit Beibehaltung ihrer äusseren Form erleiden, in Poggendorff’s Annalen. XI. S. 367. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 13 Schwefel- und Wasserkies entstehende freie Schwefelsäure, mag auch zu- weilen wohl zur Bildung von Bleivitriol Veranlassung geben. Auf mehreren Bleiglanz führenden Gängen des Harzes, zumal auf einigen Gruben des Zeller- felder Hauptzuges und bei Tanne, so wie auch auf der Grube Kulenberg unweit Müsen im Siegenschen, hat man Gelegenheit beide Arten der Bildung des Bleivitrioles zu verfolgen. Besonders lehrreich ist in dieser Beziehung ausserdem das Vorkommen des Bleivitrioles auf den Lagerstätten des Bleiglanzes zu Leadhills in Schottland +). 18. Bildung von Chlor- und Bromsilber. Weit seltener als Sauerstoff geben Chlor und Brom Veranlassung, dass in starren Körpern Molekularbewegungen vorgehen, wodurch die Form der- selben eine Umänderung erleidet. Herr Finanzrath Brüel zu Hannover hat an Griechischen und Römischen Münzen die merkwürdige Auffindung eines Gehaltes von Chlor- und Bromsilber gemacht, wobei zugleich das Innere der Münzen auffallend verändert worden 2). An Griechischen Münzen von Neapolis, Hyela, Heraclea, war der Bruch blätterig-körnig, mit einer Anlage zur schieferigen Absonderung. Eine Münze von Heraclea zerbrach leicht und glänzte, wie eine andere von Hyela, auf dem Bruche mehr seidenartig als melallisch. An den untersuchten Römischen Münzen, die ebenfalls sehr zer- brechlich waren, zeigte sich schieferige Absonderung und ein körniger, wenig glànzender Bruch der einzelnen Schiefer, deren Oberfläche mehr Perlmutter- als Metallglanz besass. Herr Finanzrath Brüel überzeugte sich davon, dass nicht bloss die Oberfläche der Münzen Chlor und Brom enthielten, sondern dass diese Stoffe auch in das Innere eingedrungen waren. Von der Hyela 1) Vergl. Observations on the Formation of the various Lead-Spars, by Mr. James Braid, i. d. Memoirs of the Wernerian natural history Sociely. IV. p. 508. Haidinger, a. a. O. ; 2) Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung aller Münzen und über Umünderungen, welche die Bestandtheile und der Aggregatzustand von Münzen erleiden. Von W. Brüel. In den Studien des Göttingischen Vereins Berg- -männischer Freunde. V. S. 186 ff. P d 14 JOH. FRIEDR: LUDW. HAUSMANN, war das Chlorsilber durch Behandlung mit Ammoniac so gut abgelöst, dass sie auf ihrer ganzen Oberfläche silberweiss erschien; sie war nun matt glän- zend und sah aus, als wäre sie mit einer unendlichen Menge mikroskopischer Krystalle: bedeckt. Sie hatte 10 Procent am Gewichte abgenommen, aber dieses o bestand nicht allein in Chlorsilber und Bromsilber, sondern auch in Zinnoxyd und metallischem Silber, letzteres in der Form von deutlich er- kennbaren Oktaödern, welche durch das Ammoniac ihres Bindemittels beraubt waren. Bei dem Auflösen der, von der Chlorsilberhülle befreieten Hyela in Salpetersäure, sonderten sich noch gegen 3 Procent Chlor- und Bromsilber aus. Dass Chlor und Brom von Aussen eindrangen, und dass die Umwand- lung des Aggregatzustandes der Münzen eine Folge von der in ihnen vorge- gangenen Mischungsveränderung war, kann wohl nicht bezweifelt werden. Auch tritt die Wirkung von Molekularbewegungen hier eben so auffallend hervor, als bei der oben beschriebenen Umänderung, welche die zu Göttingen gefundenen Münzen erlitten hatten. Durch jene Bildung von Chlor- und Bromsilber wird zugleich ein Licht geworfen auf die Erzeugung dieser Ver- bindungen auf Erzgängen, auf welchen sie in oberen Teufen vorzukommen pflegen, und wohl ohne Zweifel aus gediegenem Silber entstehen !). 5: AB. Umwandlung As Silber in Silberglanz. Wie der Wasserstoff zuweilen den Schwefel aus Sulfuriden entführt, so kann er anderer Seits auch das Mittel seyn, wodurch anderen Substanzen Schwefel zugeführt wird. Dieses ist namentlich bei dem Silber der Fall, welches dadurch, dass Schwefelwasserstoff damit in Berührung kommt, in Schwefelsilber umgewandelt wird. Eine kurze Berührung, wodurch nur eine zarte Haut von Schwefelsilber gebildet wird, bewirkt das Anlaufen des Silbers mit Nobilischen Farben. Durch länger andauernde Wirkung wird die Ober- fläche schwarz; und durch noch längere Dauer derselben, dringt die Bildung 1) Vergl. u. a. Burkart, Aufenthalt und Reisen in Mexico. II. S. 64. 88. Duport, de la production des métaux précieux au Mexique. Ch. 1. Götting. gel. Anz. 1845. S. 1443. Domeyko, i. d. Ann. des mines. 3. S. XXIII. 59 fl. Mein Handbuch der Mineralogie. 2. A. II. 1472. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 15 von Schwefelsilber allmählig tiefer ein. Der Aggregatzustand des Silbers er- leidet durch die Verbindung mit dem Schwefel eine gänzliche Umwandlung, indem der hakige Bruch bald in den unebenen oder muscheligen des dichten Silberglanzes, bald in die lockere, erdige Masse der Silberschwärze verwan- delt wird. Die zugleich vorgehende Umünderung der Dichtigkeit entspricht nicht ganz dem aus dem Ouantitätsverhältnisse der Bestandtheile und ihren specifischen Gewichten berechneten Mittel. Wird das eigenthümliche Gewicht des Silbers zu 10,5 und das des Schwefels zu 2 angenommen, so ergiebt sich, da das Schwefelsilber eine Verbindung von 87,04 Silber und 12,96 Schwefel ist, das specifische Gewicht desselben zu 6,77, wogegen das eigen- thümliche Gewicht des natürlichen Silberglanzes 7,196 ist. Durch die Ein- wirkung von Schwefelwasserstoff auf gediegenes Silber ist ohne Zweifel ein bedeutender Theil des Silberglanzes auf Erzgängen hervorgegangen, wofür die Art, wie der erstere das letztere oft umgiebt und bekleidet, spricht. Die lockere Silberschwärze scheint besonders aus Haarsilber zu entstehen, welches, wie u.a. auf den oberen Bauen der Grube Katharina Neufang zu St. Andreas- berg, zuweilen in der Umgebung des erdigen Silberglanzes angetroffen wird. 8.1720. Cümentation des Kupfers mit Schwefel. Zu den Processen welche oft zur Beobachtung von Formveränderungen Gelegenheit geben, welche durch Molekularbewegungen in starren Körpern bewirkt werden, gehört das Cümentirem. Es verdienen in dieser Hinsicht die Bereitung von Halb-Schwefelkupfer durch Cämentation, die Fabrication des Cámentstahls, die Darstellung von Legirungen des Kupfers mit Zink durch Cämentation, eine nähere Betrachtung. Die Cämentirung des Kupfers mit Schwefel wird für die Bereitung von Kupfervitriol (sog. Cyprischen Vitriol) angewandt, wie es u.a. zu Fahlun in Schweden geschieht, wo ich i. J. 1807 Gelegenheit hatte, den Process genauer kennen zu lernen !). Auf Kupferblech, welches in einem angemessenen Glühofen in Rothglühhitze versetzt worden, wird Schwefel gestreuet, dessen Dámpfe in l) S. meine Reise durch Skandinavien. v. 170. 16 H JOH. FRIEDR; LUDW. HAUSMANN, wenigen Minuten in das Kupfer eindringen, und dasselbe in Halb- Schwefel- kupfer verwandeln. Es findet hierbei durchschnittlich ein Zuwachs von 20 Procent statt, welches mit dem Schwefelgehalte des natürlichen Kupferglanzes übereinstimmt, welchem auch das Äussere des cümentirten Kupfers vollkom- men gleicht. Der hakige Bruch des Kupfers erscheint in eine schuppig- körnige Structur umgewandelt, und dabei hat sich eine krystallinisch - stäng- liche Absonderung gebildet, mit einer rechtwinkeligen Stellung der Stängel gegen die Oberfläche der Bleche. Es zeigt sich dabei oft eine ähnliche Er- scheinung, als bei der oben beschriebenen Umwandelung des amorphen Zuckers in krystallinischen, dass nehmlich in den Blechen eine Absonderung sich bildet, wodurch sie in zwei Lagen getheilt werden, und ein Raum zwi- schen denselben entsteht, welcher die krystallinische Ausbildung der Stängel an den Enden begünstigt. Die Dichtigkeit der Verbindung von Kupfer und Schwefel ist grösser, als das berechnete Mittel dasselbe ergiebt. Wird das speciſische Gewicht des Kupfers zu 8,9, das des Schwefels zu 2 angenommen, so ergiebt sich, da das Halb- Schwefelkupfer eine Verbindung von 79,73 Kupfer mit 20,27 Schwefel ist, das specifische Gewicht desselben zu 5,236, wogegen der natürliche krystallisirte Kupferglanz ein eigenthümliches Gewicht von 5,76, das künstlich dargestellte Halb-Schwefelkupfer nach Karsten sogar ein specifisches Gewicht von 5,9775 besitzt. 1 Umwandlung von Eisen in Cämentstahl. Wird Stabeisen durch Glühen in einem verschlossenen Raume mit koh- ligen Substanzen in Stahl verwandelt, wodurch seine physikalischen Eigen- schaften eine auffallende Veränderung erleiden, so geht auch mit seiner Form eine Umänderung vor, woran eine Bewegung der kleinsten Theile, ohne dass der rigide Aggregatzustand aufgehoben wurde, zu erkennen ist. Die fein- körnige oder fadige Textur welche das Eisen besass, wird in eine schuppige verwandelt. Krystallinische Blättchen, die oft einen Durchmesser von einer Linie und darüber haben, durchkreuzen einander nach den verschiedensten Richtungen 1). Mit diesem Übergange der Structur des Stabeisens in ein 1) Vergl. meine Reise durch Skandinavien. IV. S. 234. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 17 mehr krystallinisches Gefüge, ist eine Volumenvergrösserung verbunden, die sich in einer Auftreibung der äusseren Flächen der Stäbe, nach Reaumur's Beobachtung, auch in einer Verlängerung derselben, zu erkennen giebt. Das specifische Gewicht zeigt sich vermindert. Rinman fand das eigenthümliche Gewicht von weichem, zur Cämentstahlfabrication bestimmten Eisen 7,698 und das des daraus gebrannten Stahls 7,258 !). Lewis bestimmte das eigen- thümliche Gewicht einer zur Stahlfabrication angewandten Stabeisensorte zu 7,795, und das specifische Gewicht des daraus gebrannten Stahls zu 7,618 2). Ich untersuchte das eigenthümliche Gewicht des Stabeisens, welches zu Akerby in Schweden i. J. 1807 zur Cümentstahlfabrication verwandt wurde, so wie das specifische Gewicht des daraus dargestellten rohen, noch nicht ausgereckten 5) Cämentstahls, und fand das erstere im Mittel von mehreren Wügungen 7,7604 und das letztere 7,7118. 22. Cümentation des Kupfers mit Zink. Der unächte, oder sogenannte Lyoner Golddrath wird durch eine Cämen- tation von Kupfer mit Zink bereitet, indem man die Dämpfe des letzteren in glühende Kupferstangen eindringen lässt; Auch bei der Fabrication des Mes- sings nach dem älteren Verfahren mit Galmei, erfolgt zuerst eine Cämentation des glühenden Kupfers mit Zinkdämpfen, worauf dann die cämentirte Masse in Fluss kommt. Durch diese Cämentation des Kupfers mit Zink erleidet die Structur des ersteren eine auffallende Veränderung, indem der hakige Bruch des Rothkupfers, in das krystallinisch- feinkörnige Gefüge des Gelbkupfers sich verwandelt. Das Innere desselben stellt sich, unter der Loupe betrachtet, als eine Zusammenhäufung sehr kleiner Krystalle dar, die hin und wieder 1). Geschichte des Eisens. Übers. von Karsten. I. S. 223. i 2) Karsten’s Handbuch der Eisenhüttenkunde. 3. Ausg. I. Bar xd | 3) Der Cámentstahl nimmt durch das Schmieden eine gróssere 8 an, indem er dadurch sogar specifisch schwerer wird, als das Stabeisen, woraus er ge- brannt worden. Rinman fand das eigenthümliche Gewicht des ausgereckten Cümentstahls 7,707, wogegen das Materialeisen das angegebene specifische e wicht von 7,698 hatte. (Geschichte des Eisens. Übers. v. ER I. S. 223.) Phys. Classe. VII. 18 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, spiegelnde Flächen zeigen, und reguläre Oktaéder zu seyn scheinen. Dafür spricht auch die Art der gestrickten Bildung, welche das Innere des sog. Arco oder der Mengepresse zeigt, worunter eine einmal geschmolzene, zum. Zusatz bei der Messingfabrication dienende Verbindung von Kupfer und Zink verstanden wird. In Beziehung auf die Veränderung der Dichtigkeit, welche durch die bei der Entstehung des Gelbkupfers eingetretenen Molekularbewe- gungen bewirkt worden, verdient bemerkt zu werden, dass das specifische Gewicht der Legirungen von Kupfer und Zink im Allgemeinen grösser ist, als das nach dem eigenthümlichen Gewichte und dem Mengenverhältnisse der Bestandtheile berechnete Mittel. Es steigt mit dem Kupfergehalte, und kommt zuweilen dem specifischen Gewichte des Kupfers nahe !). 23. Umwandlung von Karstenit in Gyps. Zu den Erscheinungen welche nicht bloss im Kleinen, sondern auch nach dem grössten Maassstabe die Wirkung von Molekularbewegungen in starren Körpern erkennen lassen, gehört die Umwandlung des Karstenites (Anhydrites) in Gyps durch Anziehung von Wasser. Über diesen interessanten, und besonders auch in geologischer Hinsicht wichtigen Gegenstand, habe ich bereits früher der Königlichen Societät der Wissenschaften meine Untersu- chungen mitgetheilt ?), daher ich mich hier um so mehr auf wenige ihn be- trelfende Bemerkungen beschränke, da über jene Metamorphose auch schon von Anderen, namentlich von Cordier, Hassenfratz, Hauy, Haidinger Johann von Charpentier, Rengger, von Dechen, von Alberti, Blum, Beobachtungen bekannt gemacht worden. Indem der Karstenit Wasser aus der Atmosphäre sich aneignet, erleidet nicht allein seine Masse ie be- deutende Volumenvergrösserung, sondern es verändert sich auch die gegen- seitige Lage der kleinsten Theile. Die Volumenvergrösserung giebt sich in dem Aufschwellen, dem Rissigwerden, dem Aufbersten der Masse , in der 1) Vergl. Karstens System der Metallurgie. IV. S. 488. Kar marsch, in Prechtl's technologischer Enzyklopädie. IX. S. 576. 2) Bemerkungen über Gyps und Karstenit, i. d. Abhandlungen der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. III. Phys. Classe. S. 55. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN PORMVERÄND, 19 Entstehung von schaaligen Absonderungen zu erkennen. Ganze Felsen -, ja ganze Gebirgsmassen, welche ursprünglich aus Karstenit bestanden, werden allmählig mehr und weniger in Gyps umgewandelt, der dann zerrissen, zer- klüftet, oft ganz zerrüttet erscheint, zuweilen aber auch regelmässigere Ab- sonderungen erhält, die sich bald als Schaalen darstellen, welche einzelne Kerne von Karstenit umschliessen, bald dem Ganzen das Ansehen einer ge- schichteten Masse geben. Was die zugleich erfolgende Veränderung der gegenseitigen Lage der kleinsten Theile betrifft, so zeigt sich diese entweder darin, dass die blätterige, strahlige, schuppige Textur des Karstenites ver- schwindet, indem ein splitteriger, oder unebener Bruch an die Stelle tritt, der wohl bis in das völlig Erdige übergeht, oder in der Entstehung einer krystallinischen Masse, ja selbst vollständiger Krystalle von Gyps, aus einer krystallinischen oder dichten Karstenitmasse. Zuweilen geht aus der Meta- morphose Gypsspath in blütterigen Massen von bedeutendem Umfange hervor. Wird späthiger Karstenit in einen weniger krystallinischen Gyps umgewandelt, so erhalten sich in diesem zuweilen die rechtwinkeligen Absonderungen, welche in jenem den Blätterdurchgängen entsprachen. | : Am Entschiedensten habe ich mich von der Umwandlung des Karstenites in Gyps und von der dabei vorgehenden Bewegung der kleinsten Theile im starren Zustande, durch einen Versuch überzeugen kónnen, indem ich fein pulverisirten Karstenit unter einer Glasglocke mit feuchter Luft in Berührung brachte. Nach einem Jahre hatte das Karstenitpulver 10,07 Procent Wasser aufgenommen, und die ursprünglich völlig lockere Masse war so zusammen- gebacken, dass sie sich im Zusammenhange bewegen liess. Unter EEE betrachtet, zeigte sie sich mit unzähligen kleinen Gypskrystallen VORDER My Haidinger beobachtete das Vorkommen von Gypskrystallen in Rissen des aus Karstenit entstandenen Gypses von Ausee in Steyermark 2). — man frei liegende Flüchen des Karstenites, die mit der Atmosphäre lange in Berührung waren, oder auch Kluftfláchen desselben genau untersucht, so nian man gewöhnlich, dass sie sich sandig anfühlen lassen, und betrachtet man sie 1) Bemerkungen über Gyps und Karstenit. A. a. 0. S. 91. 2) A. a. O. S. 178. 20 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, unter der Loupe, so erkennt man, dass sie mit unendlich vielen Gypskrystallen von der Form, welche Hauy Chaux sulfatée trapézienne genannt hat, be- kleidet sind !), welche Erscheinung auch bereits von Dufrénoy bemerkt worden ?). Bei diesem Vorkommen kann es indessen zweifelhaft seyn, ob die Gypskrystalle dadurch gebildet wurden, dass der Karstenit Feuchtigkeit aus der Atmosphäre aufnahm, oder ob sie sich aus einer Auflösung von schwefelsaurer Kalkerde in tropfbar flüssigem Wasser, welches mit dem Karstenite in Berührung kam, ausgeschieden haben. Die letztere Art der Entstehung ist unstreitig bei einem grossen Theile der Gypskrystalle anzu- nehmen, welche sich nicht selten auf Klüften und in Hóhlungen der aus Kar- stenit entstandenen Gypsmassen von verschiedenster Grósse zeigen. 8. 24. Rosten des Eisens. Von allen Verbindungen die das Eisen eingehet, kommt keine in der Natur so häufig vor, und entsteht auf so mannichfaltige Weise, als die „ in welcher das Eisenoxyd mit Wasser vereinigt ist; und bei manchen Arten der Entstehung des Eisenoxydhydrates zeigen sich Molekularbewegungen ohne Aufhebung des starren Aggregatzustandes. Das Eisenoxydhydrat ist von ausserordentlicher Wirksamkeit in der Natur; und einen nicht unbedeutenden Antheil an derselben hat gerade die durch seine Bildung veranlasste Bewegung der kleinsten Theile, welche sich oft in einer Volumenvergrösserung zu er- kennen giebt, wodurch andere Körper, die mit dem entstehenden Eisenoxyd- hydrate in Berührung kommen, bald auseinander getrieben, bald in feste Ver- bindung gebracht werden. Die Bildung des Eisenoxydhydrates gehört zu den Vorgängen, welche vorzüglich zur Zerstörung der festen Felsenmassen und eben dadurch zur Bildung des lockeren Bodens beitragen; aber eben sowohl gehört das Eisenoxydhydrat zu den allgemeinsten Cämenten, deren sich die Natur zur festen Verkittung lockerer Massen bedient, Hier ist zunächst nur von der Bildung des Eisenoxydhydrates durch das Rosten des metallischen Eisens die Rede; von den Entstehungsarten desselben. durch Zersetzung des 1) Bemerkungen über Gyps und Karstenit. A. a. O. S. 90. 2) Traité de Mineralogie. II. p. 285. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND,. 21 Schwefeleisens, des kohlensauren Eisenoxyduls, mancher Silicate u. s. W. wird erst bei späterer Gelegenheit gehandelt werden. Und jene Art der Erzeu- gung des Eisenoxydhydrates gehört auch nur zum Theil zu den Gegenständen dieser Betrachtungen. Indem das Eisen rostet, geht das eigenthümliche Gefüge desselben gänz- lich verloren. Nur von der Structur des sehnigen Stabeisens erhalten sich zuweilen Andeutungen in derselben entsprechenden dünnstänglichen Absonde- rungen der in Rost umgewandelten Masse. Diese erscheint am Häufigsten als ein ochriger Körper, von mehr und weniger lockerer Beschaffenheit, mit einem erdigen, matten Bruch; zuweilen vereinigen sich aber auch die Theile mehr zu einer dichten Masse von festerem Zusammenhalt, mit unebenem oder muscheligem Bruche, der wohl einigen Schimmer oder Glanz besitzt. Schreitet die Umwandlung von Aussen nach Innen gleichmässig fort, so behalten die Stücke mehr und weniger die ursprüngliche äussere Gestalt. Dabei giebt sich aber die Volumenvergrösserung auf verschiedene Weise zu erkennen. Sie zeigt sich in dem mehr und weniger starken Anschwellen der rostenden Eisenmasse. Im Zusammenhange damit stehet die gewöhnliche Bildung von schaaligen, der Oberfläche entsprechenden Absonderungen. Ausserdem berstet durch die Ausdehnung der Masse dieselbe zuweilen mehr und weniger auf, wie man solches z. B. an gusseisernen Kanonenkugeln sieht, die durch langes Liegen im feuchten Boden in Eisenoxydhydrat umgewandelt worden. Auf eine besonders auffallende Weise offenbart sich zuweilen die mit der Bildung des Eisenoxydhydrates verbundene Bewegung der kleinsten Theile nach Aussen, bei dem Rosten von eisernen Klammern oder Zapfen, welche in Quadersteine oder andere Werkstücke eingelassen sind, die dadurch zuweilen zersprengt werden. Die Differenz zwischen dem specifischen Gewichte des Eisens und des Eisenoxydhydrates ist bedeutend, aber etwas verschieden, sowohl nach dem abweichenden eigenthümlichen Gewichte des Eisens, als auch nach den verschiedenen Modificationen des Eisenoxydhydrates, indem durch das Rosten nicht allein verschiedene Verbindungen von Eisenoxyd und Wasser entstehen, sondern auch der Aggregatzustand des Rostes ein bald dichterer bald lgcteter ist. Man kann annehmen, dass die Differenzen der eigenthümlichen Gewichte etwa zwischen 3 und 5 schwanken. 22 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Nicht alle Erscheinungen, welche das Rosten des Eisens begleiten, sind von Molekularbewegungen abzuleiten, die ohne Aufhebung des starren Ag- gregatzustandes vorgehen. Das aus dem Eisen entstandene Eisenoxydhydrat zeigt nicht immer die Form, welche das erstere besass. An Stäben von ge- schmeidigem Eisen, wie an Kugeln und anderen Gussstücken, bilden sich hin und wieder Auswüchse, und oft erfolgt die Volumenvergrósserung so un- gleich, dass die ursprüngliche Gestalt ganz zerstört wird. Besonders auffal- lend sind die knollenförmigen Ansätze von Eisenoxydhydrat im Innern eiserner Wasserröhren, wodurch diese oft ganz verstopft werden. Überhaupt wird nicht selten das Eisenoxydhydrat in bald geringerer bald grösserer Entfernung von seinem Ursprunge gefunden. Diese Erscheinungen werden gewöhnlich durch kohlensäurehaltiges Wasser herbeigeführt, welches „ eben so wie die Kohlensäure der Luft, bei dem Rosten des Eisens sich besonders thätig zeigt. Es bildet sich kohlensaures Eisenoxydul, von welchem oft noch ein Theil mit dem Eisenoxydhydrate gemengt gefunden wird 1). Kohlensäurehaltiges Wasser löst dasselbe auf, aus welchem es sich dann, nachdem es in Eisen- oxydhydrat umgeändert worden, bald näher, bald entfernter absetzt. Die Fortführung des kohlensauren Eisenoxyduls wird besonders auffallend bei grauem, graphithaltigem Roheisen wahrgenommen, welches eine lange Zeit unter Wasser oder im feuchten Boden gelegen hatte, wodurch dasselbe mehr und weniger in eine zum grossen Theil aus Graphit bestehende, weiche, lockere Masse umgewandelt worden, welche von Eisenoxydhydrat umgeben zu seyn pflegt. Es hat auf solche Weise gewissermaassen eine Auslaugung des im Roheisen gebildeten kohlensauren Eisenoxyduls durch kohlensäurehaltiges Wasser stalt gefunden 2). Diese Umänderung zeigt sich sehr ausgezeichnet 1) Der Rost ist nach Berzelius ein Gemenge von kohlensaurem Eisenoxydul und Eisenoxydhydrat (Lehrbuch der Chemie, 5te Aufl. II. 697); nach Karsten eine Verbindung von Eisenoxydhydrat und basischem kohlensauren Eisenoxyd (Eisenhüttenkunde, 3te Ausg. I. 366). 2) Über die Umänderung gusseiserner Kanonen aus einem in der Gegend von Carlserona seit 50 Jahren versunkenen Schiffe, vergl. Berzelius a. a. O. II. S. 736. Bei mehreren anderen Gelegenheiten sind ähnliche Beobachtungen über die Umänderung von Roheisen, welches eine lange Zeit im Meerwasser gelegen ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERAND. 23 an in meinem Besitze befindlichen Kanonenkugeln, welche von der Belagerung der Stadt Göttingen durch Tilly im dreissigjährigen Kriege herrühren, und vor einer Reihe von Jahren im Grunde des ehemaligen Stadtgrabens, nach dessen Trockenlegung und Verwendung für den botanischen Garten , gefunden wurden. Wie sehr durch Wasser welches viele Kohlensäure enthält, die Bildung des Rostes beschleunigt wird, sieht man an der schnellen Zerstörung eiserner Röhren, durch welche ein solches Wasser sich bewegt. Ich hatte i. J. 1847 Gelegenheit mich davon an untauglich gewordenen eisernen Röhren aus dem tiefen Bohrloche des Gesundbrunnens Oeynhausen bei Neusalzwerk unweit Rehme in Westphalen zu überzeugen. 8. 28. Vitriolesciren der Liese. Schwefel- und Wasserkies erleiden bekanntlich auf verschiedene Weise Zersetzungen !). Die gewöhnlichsten Arten derselben sind: die Umwandlung in Eisenoxydhydrat und die Bildung von schwefelsaurem Eisenoxydul oder Eisenvitriol. Ausserdem gehen auch verschiedene schwefelsaure Eisenoxyd- salze aus der Zersetzung von Schwefel- und Wasserkies hervor 2). Bei der Umwandlung in Eisenoxydhydrat entweicht der Schwefel und das Eisen ver- bindet sich dafür mit Sauerstoff und Wasser. Es findet mithin ein Austausch von Bestandtheilen statt; daher von den dabei vorgehenden Formveränderungen erst später gehandelt werden wird. Bei dem Vifriolesciren wird dagegen nur etwas aufgenommen, indem das Schwefeleisen Sauerstoff und Wasser sich aneignet. Da aber FeS + 7H aus FeS? hervorgehet, so verbindet sich nur ein Theil der sich bildenden Schwefelsäure mit dem Eisenoxydul, wo- gegen der andere als freie Schwefelsäure sich ausscheidet. Xos dar "e stehung der letzteren kann man sich leicht überzeugen, wenn das Vitriolesciren hatte, gemacht worden, u. a. an Kanonenkugeln von Schiffen, welche i. J. 1692 ? 2 , Li r bei Cap de la Hogue versenkt worden (Dingler’s Polytechnisches Journal. LXIII. 464); an Kanonen, welche i. J. 1782 mit dem Royal George untersanken 7 7 (Polyt. Journ. LX. 471). i I) Vergl. mein Handbuch der Mineralogie. 2te Ausg. II. S. 130. 2) Vergl. u. a. Scheerer, in Poggendorff’s Annalen. XLIII. 188. 24 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, von Kiesen in einer Mineraliensammlung erfolgt, wo durch die entstehende Schwefelsäure Holz verkohlt, Pappkasten und Etiquetten zerfressen werden. Bewahrt man die Stücke in gläsernen Behältern auf, so sammelt sich in diesen die aus der feuchten Luft Wasser anziehende Schwefelsäure in tropfbar flüs- siger Gestalt an 1). Erfolgt das Vitriolesciren der Kiese auf ihren natürlichen Lagerstätten, so giebt sich die Bildung der Schwefelsäure theils durch die Angriffe, die sie auf Körper äussert, welche diesen nicht zu widerstehen vermögen, theils durch die neuen Verbindungen welche sie eingehet, zu erkennen. Am Häufigsten giebt das Vitriolesciren der Kiese zur Bildung von Gyps Veran- lassung; nicht selten ist aber auch die Entstehung von Bitlersalz, Alaun, oder eines anderen schwefelsauren Salzes, Folge davon. Bei jenem Zersetzungs- processe ist nur die Erzeugung des Eisenvitriols von Molekularbewegungen begleitet, welche ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes Formverün- derungen bewirken; denn die mit Wasser sich verbindende Schwefelsäure 1) Die gleichzeitig mil der Entstehung des Eisenvitriols erfolgende Bildung von freier Schwefelsäure, scheint von Berzelius ganz übersehen worden zu seyn. Hütte er sie beachtet, so würde er schwerlich die Zersetzung des Wasserkieses von einem Gehalte desselben an Einfach-Schwefeleisen abgeleitet haben. Seine Ansicht war, dass dieses durch die Berührung mit dem elektronegativeren Zweifach- Schwefeleisen, zum Verwittern galvanisch disponirt werde. (Arsberättelser. 1821. 97. Annales de chim. et de phys. T. XIX. 440. Lehrbuch der Chemie. 5te Aufl. II. 725). Wenn ich nun gleich dieser Meinung nicht beipflichten kann, so machen doch die angegebenen Verhältnisse, unter welchen das Vitriolesciren erfolgt, auch mir es sehr wahrscheinlich, dass eine galvanische Action dabei im Spiele ist. Berzelius führte für seine Ansicht die unten weiter zu be- rührende Erscheinung an, dass in der von dem Vitriolesciren des Kieses übrig bleibenden, zerfallenen, aus FeS? bestehenden Masse, die Vitriolbildung aufhört. Aber die von ihm in dem Kiese angenommene Beimengung von Fes, wurde nicht durch Versuche nachgewiesen. Neuerlich hat nun die von dem Professor Dr. A. Vogel zu München, mit einem vitriolescirenden Wasserkiese aus dem Oxford-Thon bei Hannover vorgenommene Untersuchung gezeigt, dass keine Beimengung von FeS in demselben sich findet, wodurch zugleich die in meiner Mineralogie über jenen Zersetzungsprocess geäusserte Meinung, bestätigt wor- den (Sitzungsbericht der k. Bayerischen Akademie d, W. vom 21. Juni 1855. Daraus im N. Jahrbuch für Mineralogie u.s. w. 1855. S. 676). ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 25 gehet in den tropfbar flüssigen Zustand über, und entfernt sich in diesem oft bald mehr bald weniger von dem Orte ihrer Entstehung. Wenn gleich zu- weilen die von ihr veranlasste Bildung eines im rigiden Aggregatzustande erscheinenden Salzes in unmittelbarer Nähe des vitriolescirenden Kieses erfolgt, so wird man doch annehmen müssen, dass sie sich, wenn auch nur für kurze Zeit, in einem tropfbar flüssigen Zustande befand, in welchem sie sich mit dieser oder jener Base zu einem starren, gewöhnlich krystallinischen Körper vereinigte. Für das Vitrioleseiren der Kiese ist feuchte Luft nothwendige Bedingung. So lange Schwefel- und Wasserkies in einer Umgebung sich befinden, welche den Zutritt der feuchten Luft abhält, können sie sich unzersetzt erhalten. Werden sie aber mit feuchter Luft in Berührung gebracht, so beginnt das Vitriolesciren oft sehr bald, wie man solches an Kiesen beobachten kann, welche aus einem Thonlager zu Tage gefördert werden. Je feuchter die Luft ist, um so rascher gehet die Zersetzung von Statten; wovon man sich an den in Mineraliensammlungen aufbewahrten Kiesen leicht überzeugen kann. Das Vitriolesciren wird aber auch besonders dadurch befórdert, dass Abson- derungen und Risse das Eindringen der feuchten Luft in das Innere der Kiese gestatten. Aus diesem Grunde sind die strahligen Abänderungen dem Vitrio- lesciren mehr ausgesetzt als die dichten; darum widerstehen Krystallindividuen jener Zersetzung länger als krystallinisch-abgesonderte Massen; darum vitrio- lescirt der Wasserkies weit häufiger als der Schwefelkies!). Ganz anders verhält es sich mit der Umwandlung der Kiese in Eisenoxydhydrat Diese kommt bei dem Schwefelkiese am Häufigsten vor, und zeigt sich au Krystall- individuen eben so wohl als an derben Massen. Die Bildung des Eisenoxyd- hydrates beginnt in der Regel an der Oberfläche, und 8 T Aussen nach Innen fort; wogegen das Vitriolesciren gewöhnlich von den 1) Vergl. meine Ahhandlung de Pyrite gilvo, hepatico ac radiato er ue ment. Societ, Reg. scient. Gotting. recent. II. 31. ip; dom Monge Mi ^s derungen liegt der Grund, wie schon hier von mir gezeigt wor eny dt Krystalle von Schwefel- und Wasserkies weniger vitriolesciren, als mengtem Einfach - Schwefeleisen. : Phys. Classe. VII. 26 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Absonderungen und Rissen ausgehet. . Der im Innern entstehende Vitriol, der einen sehr viel grósseren Raum in Anspruch nimmt, als die Absonde- rungen und Russe ihm darbieten, tritt aus denselben hervor; und je weiter seine Bildung fortschreitet, um so mehr wird das früher Entstandene von dem später Gebildeten hinausgedrängt. Auf solche Weise entstehen Efllores- cenzen, die sich in gekrümmten und gewundenen Gestalten „ mit krystallinisch- stänglicher oder fasriger Absonderung, selten in individualisirten Krystallen, über die Oberfläche erheben. Bei längerer Dauer des Vitriolescirens reicht dieses Hinausdrüngen des früher Gebildeten nicht hin, dem Nacherzeugten den nöthigen Raum zu gewähren; es macht sich nun auch ein im Innern wirkender Druck gegen die beschränkenden Flächen bemerklich. Absonderungen und Risse öffnen sich, und allmählig werden die zuvor fest verbundenen Theile so weit auseinander getrieben, dass der Zusammenhang aufgehoben er- scheint. Die Zerstörung endet mit einem gänzlichen Zerfallen der Masse. Solche lockere, zerreibliche Reste von Schwefel- oder Wasserkies trifft man zuweilen in Thonlagern von Gypskrystallen umgeben an, welche die Art ihrer Entstehung andeuten. Die Eisenvitriol - Bildung. schreitet an dem völlig zerfallenen Kiese nicht weiter fort, wiewohl zuweilen noch basi- sches schwefelsaures Eisenoxyd daraus hervorgehet. Das Aufhóren des frü- heren Zersetzungs-Processes lässt es um so mehr erkennen, dass durch Absonderungsräume und Risse in einer übrigens zusammenhängenden Kies- masse, in welche feuchte Luft einzudringen vermag, das Vitriolesciren beson- ders begünstigt wird. : Die durch das Vitriolesciren: hervorgerufenen Molekularbewegungen kom- men durch die Bildung des Eisenvitriols gewöhnlich nur auf kurze Zeit zu Ruhe; denn durch hóhere Oxydation des Eisens entsteht aus dem schwefel- sauren Eisenoxydul bald früher bald später, basisches schwefelsaures Eisen- oxyd, namentlich Misy, welches entweder ein Aggregat kleiner Krystalle, oder eine mehlige Masse darstellt, und dessen Bildung ebenfalls ohne Auf- hebung des rigiden Zustandes erfolgt. Auch ohne vorhergegangene Umwand- lung in Eisenvitriol gehet dieses Salz zuweilen aus der Zersetzung des Schwefel- und Wasserkieses hervor 1). I) Vergl. mein Handbuch der Mineralogie. 2te Ausg. II. 1204. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 27 Si; Umwandlung von Blei in Bleiweiss. Die Verbindungen welche entstehen, wenn Metalle ausser dem Sauer- stoffe auch Kohlensäure sich aneignen, sind in manchen Füllen von Formver- änderungen begleitet, die durch Molekularbewegungen bewirkt werden, welche ohne Aufhebung des starren Aggregatzustandes erfolgen. Bei jenen Verbin- dungen sind oft Luft und Wasser gemeinschaftlich thätig, und das letztere gehet selbst wohl mit in die neue Substanz über. Zu den ausgezeichnetsten Beispielen solcher Vorgänge gehören die Bildung von Bleiweiss, und die Entstehung von Malachit (Kupfergrün) und Kupferlasur. Das Bleiweiss, welches eine Verbindung von kohlensaurem Bleioxyd mit Bleioxydhydrat in verschiedenem Verhältnisse ist, bildet sich langsam durch Einwirkung der Atmosphäre auf metallisches Blei, wie man solches an den mit Bleiplatten gedeckten Dächern sieht, die sich allmählig mit einem weissen, in Bleiweiss bestehenden Uberzuge bekleiden !). Es entsteht zuerst eine dünne Haut von Bleisuboxyd, welches dem Bleie anfangs eine graublaue, später eine schwärzliche Farbe ertheilt, und allmählig in eine Verbindung von Bleioxydhydrat und kohlensaurem Bleioxyd sich umwandelt. Ist das Blei eine lange Zeit mit der Atmosphäre oder mit dem feuchten Boden in Berührung, so bekommt die aus Bleiweiss bestehende Decke eine messbare Stärke. Sie nimmt einen grösseren Raum ein, als das Blei einnahm, und aus demselben wird eine lockere. Masse, in welcher der hakige Bruch des Metalles in einen erdigen umgewandelt erscheint. Ich besitze antike Ziegelsteine von Atben, mit kegelförmigen, aus den Steinen hervorragenden, bleiernen Zapfen ie vermuthlich zur Befestigung irgend eines architektonischen Gegenstandes digo ten, woran das Metall von einer starken Rinde von Bleiweiss überzogen ist, dessen unebene Flüche hin und wieder schwammförmige Erhóhungen hat. Unmittelbar unter der weissen, matten Kruste, in welcher durch Versuche kohlensaures Bleioxyd und Bleioxydhydrat nachgewiesen pom cene t einen schwärzlichen Überzug von Bleisuboxyd. An einigen Stücken sind nur 1 862 ) vergl. meine Kleinigkeiten in bunter Reihe. I. S. 26 e 28 A JOH. FRIEDR. LUDW: HAUSMANN, noch die mit einem Überzuge von Bleiweiss ausgekleideten konischen Löcher erhalten, in welchen die Zapfen sich befanden !). Bei der künstlichen Bereitung des Bleiweisses nach dem ülteren Ver- fahren, bei welchem man Bleiplatten in bedeckten Gefássen der Einwirkung von Essigdàmpfen, Luft und Kohlensäure aussetzt, gehet die Umwandlung des Bleies in Bleiweiss rasch von Statten. Da solche von Aussen nach Innen fortschreitet, so erhält sich zwar im Ganzen die Form der gewöhnlich auf- gerollten Bleiplatten; indem aber das sich bildende Bleiweiss aufschwillt, ent- stehen zugleich in seiner erdigen Masse schaalige Absonderungen. Eine von Marchand und Hochstetter mit mehreren durch verschiedene Verfah- rungsarten dargestellten Sorten von Bleiweiss vorgenommene mikroskopische Untersuchung hat ergeben, dass die Masse aus hóchst kleinen kugel- oder eifórmigen Körnern besteht , wodurch die Meinung, dass das gefällte Bleiweiss sich von dem mit Essigdámpfen aus Bleiplatten dargestellten durch einen kry- stallinischen Aggregatzustand unterscheide, widerlegt worden 2). Bei der Bildung des Bleiweisses aus Bleiplatten findet daher nicht bloss eine Bewe- gung der kleinsten Theile nach Aussen, sondern zugleich eine centrale Grup- pirung derselben Statt. part Umwandlung von Kupferroth in Malachit und Kupferlasur. Die Bildung von Malachit und Kupferlasur zeigt manche Analogieen mit der Entstehung des Eisenoxydhydrates; denn gleich diesem entspringen jene wasserhaltigen kohlensauren Verbindungen auf gar mannichfaltige Weise, in- dem sie aus sehr verschiedenartigen, einfacheren und zusammengesetzteren Körpern, und bald nur durch Aufnahme, bald durch einen Austausch von I) Ich verdanke diese merkwürdigen Reste aus dem Griechischen Alterthume, über welche ich mir eine weitere Mittheilung für eine andere Gelegenheit en meiner lieben Schwester, Caroline Brandis in Bonn, die während eines längeren Aufenthaltes in Griechenland, sich meiner eve und Studien eifrigst angenommen hat. 2) Hochstetter, über Bleiweissbildung, im Journ. f. praktische Chemie. XXVI. 338 ff. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 29 Bestandtheilen entstehen. Hier wird nur von der ersteren Art der Bildung gehandelt, in so fern sie ohne Aufhebung der Rigidität erfolgt; denn auch darin findet eine Analogie mit der Entstehung des Eisenoxydhydrates Statt, dass Malachit und Kupferlasur oft aus einer tropfbaren Flüssigkeit hervorgehen. Obgleich Malachit sehr häufig in Begleitung von Kupfer und Kupfer- legierungen vorkommt, so scheint dasselbe doch eben so wenig als Kupfer- lasur, unmittelbar aus dem Kupfer durch gemeinschaftliche Einwirkung von Sauerstoff, Kohlensäure und Wasser sich zu bilden, sondern, wie schon bei einer früheren Gelegenheit ($. 16) bemerkt worden, zunüchst aus Kupfer- oxydul, durch höhere Oxydation desselben, und Aufnahme von Kohlensäure und Wasser zu entstehen; in welcher Hinsicht die Erzeugung des wasser- halligen kohlensauren Kupferoxydes Analogie mit der oben angegebenen Ent- stehung des wasserhaltigen kohlensauren Bleioxydes aus Blei, durch Ver- mittelung des Bleisuboxydes, hat. Beachtet man genau die Bekleidung von Kupfergrün an alien Kunstsachen aus Kupfer und Kupferlegierungen, so kann man oft unter der durch dasselbe gebildeten Decke, einen zarten Überzug von Kupferoxydul wahrnehmen 1). Ganz damit im Einklange ist das Vorkommen in der Natur. Sehr häufig findet sich Malachit in der Umgebung von Kupfer- roth, welches nicht selten gediegenes Kupfer einschliesst, so dass man wohl berechtigt ist anzunehmen, dass aus dem Kupfer zuerst Kupferroth hervor- gieng, und dass dieses später in Malachit umgewandelt wurde ?). Wo man an Kunstproducten aus Kupfer oder Kupferlegierungen, welche eine längere Zeit mit der Atmosphäre in Berührung waren, oder im nn Boden sich befanden, die Bildung von koblensaurem Kupfer wahrnimmt, pd man Malachit und Kupferlasur nicht selten neben einander, und selbst er mit einander vermengt 5). Jener erscheint bei Weitem am Gewöhnlichsten 1) Zu wiederholten, genauen Beobachtungen darüber hat mir besonders die höchst ausgezeichnete, von dem Herrn Major Maler in Italien erworbene nung antiker Waffen und anderer Kunstsachen aus Kupfer und Bronze Gelegenheit dar- selbe noch in dem Besitze meines verehrien Freundes zu Baden war. i in je. 21e Ausg. II. S. 1385. 2) vergl. mein Handbuch der Mineralogie l x Es en hier wohl kaum erwähnt zu werden, dass wenn aus unreinem Kupfer oder Kupferlegierungen Malachit und Kupferlasur hervorgehen, zugleich geboten, als die 30 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, erdig oder dicht, selten mit einer Anlage zur krystallinischen Bildung, nament- lich fasrig; die Kupferlasur ist ebenfalls am Häufigsten erdig, findet sich in- dessen zuweilen auch in deutlichen, wenn gleich kleinen Krystallen. Im Ganzen kommt unter solchen Verhältnissen Malachit ungleich öfterer als Kupferlasur vor, welches vielleicht zum Theil daher rührt, dass Kupferlasur in Malachit umgewandelt worden, wovon in einem anderen Abschnitte die Rede seyn wird; so wie es hierin mit liegen mag, dass man überhaupt Kupferlasur selten ohne Malachit, aber umgekehrt mannichmal den letzteren ohne die erstere antrifft. Bei dem natürlichen Vorkommen der Kupferlasur giebt sich weit seltener als bei dem des Malachites die Entstehung aus dem Kupferrothe mit Entschiedenheit zu erkennen. Indem bei Kunstproducten aus Kupfer und Kupferlegierungen die Um- wandlung in kohlensaures Kupfer von Aussen nach Innen fortschreitet, wird das Metall allmählig ganz zerstört, wie man es besonders manchmal an alten Münzen sieht. Bei diesen zeigt sich dann das Gepräge zuweilen mehr und weniger deutlich erhalten; oft ist es indessen verschwunden, indem die Ober- fläche bald eben, zuweilen sogar glatt und glänzend, bald uneben oder rauh, und die Stärke der Stücke oft bedeutend vergrössert erscheint. Damit hängt die oben bereits bemerkte Erscheinung zusammen, dass, wenn mehrere Stücke einander berührten, solche durch das gebildete kohlensaure Kupfer wohl fest vereinigt worden; welche Verkittung der bei der Bildung von Magneteisen durch Oxydation von einander berührenden Eisendrath- Strängen, so wie bei dem Rosten von Eisen zuweilen sich zeigenden, völlig analog ist. Sowohl in diesen Erscheinungen, als auch in der Umwandlung der eigenthümlichen Structur des Metalles in die dichte oder erdige Beschaffenheit, und mehr noch in der zuweilen erfolgten krystallinischen Bildung des kohlensauren Kupfers, auch die der Oxydation ausgesetzten metallischen .Beimischungen eine Verän- derung erleiden, und zur Bildung von Zersetzungsproducten Veranlassung geben, wie z. B. aus Bronze, ausser dem kohlensauren Kupfer, Zinnoxyd sich bildet. Es entsteht dann entweder eine Vermengung der verschiedenen Zersetzungs- producte, oder eine Sonderung derselben, wie namentlich zuweilen das Zinn- oxyd einen von dem kohlensauren Kupfer getrennten weissen Beschlag auf Bronze darstellt. (Vergl. John Davy, a. a. 0.) ; ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 31 offenbart sich die Wirkung der Molekularbewegungen bei rigidem Aggregat- _ zustande. Unter den in der Natur vorkommenden Erscheinungen, wird die Um- wandlung des Kupferoxyduls in kohlensaures Kupfer am Entschiedensten durch die Pseudomorphosen von Malachit nach Kupferroth dargethan, welche in-be- sonderer Auszeichnung zu Chessy unweit Lyon sich finden. Sie sind allge- mein bekannt, daher eine genauere Beschreibung derselben überflüssig ist 9 In Beziehung auf die durch Wirkung von Molekularbewegungen verursachten Formveränderungen verdient hervorgehoben zu werden, dass wenn gleich die krystallinische Gestalt oft ganz die frühere bleibt, doch nicht selten Kanten und Ecken gerundet sind, so wie die Flächen häufig uneben, rauh oder drusig, zuweilen löcherig, oder trichterförmig vertieft erscheinen. Am Auf- fallendsten zeigt sich die Wirkung der Bewegung der kleinsten Theile in der Umänderung der Structur, indem die dem Kupferrothe eigenthümliche blätterige Textur in einen dichten oder erdigen Bruch, zuweilen sogar in ein fasriges Gefüge umgewandelt worden. Ausserst selten kommen aus Krystallen von Kupferroth hervorgegangene Pseudomorphosen von Kupferlasur vor ?). Das kohlensaure Kupfer welches dem Kupferoxydul seine Entstehung verdankt, findet sich oft unter solchen Verhältnissen, dass man zur Erklärung seiner Bildung nothwendig den Übergang aus einem tropfbar flüssigen Zustande in den rigiden annehmen muss. Dieses ist namentlich da. der Fall, wo der Malachit in stalaktitischen Gestalten erscheint, oder wo Kupfergrün und Kupfer- lasur in einiger Entfernung von der Stelle, an welcher sie ihren Ursprung nahmen, sich verbreitet zeigen. Haben Kunstproducte aus Kupfer oder Kupfer- legierungen in der Umgebung einer lockeren Masse, z. B. im Boden, eine längere Zeit gelegen, so werden an ihnen oft nicht bloss die im rigiden Zustande successiv vorgegangenen Umänderungen in Kupferoxydul und kohlen- saures Kupfer wahrgenommen, sondern man sieht zugleich die umgebende Masse nicht selten von. Kupfergrün und Kupferlasur gefärbt. Dieses war 1) Vergl. besonders Blum's Pseudomorphosen, S. 36 ff. und mein Handbuch der Mineralogie. 2te Ausg. II. S. 1385. 2) Haidinger, in Poggendorfl's Annalen. NI, S15181. 32 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, u.a. bei dem Lehm der Fall, der das Gefäss mit kupferhaltigen Silbermünzen bedeckte, welches, wie oben bereits erwähnt worden, i. J. 1829 zu Göttingen, bei dem Abbruche des alten Commandantenhauses, gefunden wurde !). Das aus Kupferoxydul hervorgegangene kohlensaure Kupfer hat sich zuweilen sogar in einer festeren Masse verbreitet. So ist dieses u. a. bei dem bunten Mergel von Helgoland der Fall, in welchem gediegenes Kupfer eingesprengt vor- kommt, in dessen nächster Umgebung oft Kupferroth erkannt wird, wogegen das aus diesem entstandene Kupfergrün, nicht bloss in der Nähe des Kupfers und Kupferroths, sondern auch in weiterer Ausdehnung in dem Gestein sich zeigt. Ohne Zweifel sind diese Erscheinungen auf die Weise zu erklären, dass Kohlensäure enthaltendes Wasser von dem aus dem Kupferrothe hervor- gegangenen kohlensauren Kupfer Theile auflöste, aus welchem sich dasselbe dann in geringerer oder grösserer Entfernung, in der von dem Wasser durch- drungenen Masse, wieder absetzte ?). B. Formveründerungen im Gefolge einer Ausscheidung von Bestandtheilen. $. 28. Durch Verlust von Wasser bewirkte Formveränderungen. Verlust von Wasser giebt besonders häufig Veranlassung zu Verände- rungen der Form von Körpern ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes. Es ist dabei die Entfernung von beigemengtem Wasser, von der Ausschei- dung des chemisch in Körpern enthaltenen Wassers zu unterscheiden. Beides erfolgt entweder bei gewöhnlicher Temperatur, und unter gewissen Umständen von selbst, oder durch erhóhete Temperatur. Im letzteren Falle pflegt zur Entfernung des beigemengten Wassers eine niedrigere Temperatur hinzureichen, als zur Austreibung des chemisch gebundenen. Der zur Ausscheidung des beigemischten Wassers erforderliche Wärmegrad ist nach der Verschiedenheit der Kórper hóchst abweichend, und bei ein und demselben steht die Quan- tität des entweichenden Wassers oft in einem bestimmten Verhältnisse zur einwirkenden Temperatur. Dass nach den verschiedenen Bedingungen, unter 1) Göttingische gel. Anzeigen; a. d. J. 1829. S. 2008. 2) Vergl. mein Handbuch der Mineralogie. 2te Ausg. II. S. 1387. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 33 welchen das Entweichen des Wassers statt findet, auch die im Gefolge des- selben durch Bewegungen der kleinsten Theile bewirkten Formveränderungen verschieden seyn können, versteht sich wohl von selbst. Im Allgemeinen findet aber der Unterschied statt, dass die Formveränderungen entweder mit einer gegenseitigen Entfernung von Theilen, oder mit einer grösseren An- nüherung derselben verbunden sind. Es können indessen auch Fälle eintreten, dass bei Körpern mit dem Entweichen von Wasser sowohl eine Entfernung, als auch eine Annäherung von Theilen verknüpft ist. Durch den Wasser- verlust wird bald ein krystallinischer Aggregatzustand in einen unkrystallini- schen, bald ein unkrystallinischer in einen nicht krystallinischen von anderer Beschaffenheit umgewandelt. 29. Zerfallen. wasserhaltiger krystallinischen Körper durch Ausscheidung von Wasser. Bei manchen an der Luft verwitternden Salzen, z. B. bei der Soda, bei dem Glaubersalze, liegt der Grund der mit ihnen vorgehenden Formver- änderung in einer von selbst erfolgenden Ausscheidung von Wasser. Krystal- linische äussere Form und Structur gehen dabei verloren; der Körper wird in eine erdige oder mehlige Masse verwandelt, und die Verwitterung endet ge- wöhnlich mit dem völligen Zerfallen desselben. Die durch die Ausscheidung von Wasser veranlasste Bewegung. der kleinsten Theile ist hier augenschein- lich. Eben so auffallend stellt sie sich bei der merkwürdigen Veränderung dar, welche der zu den wasserhaltigen Silicaten gehörende Laumontit an der Luft erleidet. Seine Krystalle und krystallinischen Massen werden weiss, verlieren allmählig die Durchscheinheit und den Glanz, zerblättern, und zer- fallen endlich zu einem lockeren erdigen Haufwerk. Malaguti und Dato: cher haben durch Versuche erwiesen, dass diese Umünderung des aum mien durch den Verlust von einem Theil seines Wassergehaltes bewirkt wind. Sie haben gefunden, dass die Wasserausscheidung im luftleeren une und j völlig trockener Luft ungleich rascher erfolgt, als a" der Atmosphäre , ar dass während in einer mit Feuchtigkeit nicht gesättigten Ign der Lauman gegen in einer mil Feuchtigkeit völlig gesattigten Luft, sich verändert, er da i sin i| | Auch besitzt: dieses Mineral die merkwürdige Eigen- E sich unverändert erhält. Phys. Classe. VII. 34 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, schaft, nach begonnener Verwitterung in mit Feuchtigkeit gesätligter Luft das verlorene Wasser wieder aufzunehmen, und das ursprüngliche Ansehen wieder zu erlangen; welcher Erfolg noch ungleich rascher sich zeigt, wenn ver- witterte Krystalle in Wasser eingetaucht werden!). Der verwitterte Laumontit verhält sich mithin in dieser Hinsicht ganz ähnlich, wie der mässig gebrannte Gyps 2). Der dem Laumontit sehr nahe verwandte Leonkardit pflegt wie jener zu verwittern. Auffallend ist es dagegen, dass andere zeolithartige Mineralkörper, deren chemische Zusammensetzungen von der des Laumontites wenig abweichen, z. B. der Chabacit, die beschriebene Umänderung nicht erleiden. $. 30. Umünderung des Gypses durch mässiges Brennen. Der Gyps liefert ein Beispiel von der Umwandlung eines krystallinischen Aggregatzustandes in einen nicht krystallinischen, im Gefolge der Ausscheidung des chemisch gebundenen Wassers durch erhöhete Temperatur. Mag der Gyps späthig, schuppig, fasrig oder dicht seyn, so nimmt er durch mässiges Brennen eine feinerdige Beschaffenheit an. Bei den dichten und schuppigen Abänderungen pflegen die Stücke ihre äussere Gestalt zu behalten. Späthiger Gyps blättert dagegen durch das Entweichen des Wassers auf, und bei dem fasrigen findet ein Auseinandergehen, selbst wohl ein Krümmen der Fasern statt. Die Umwandlung der Structur ist ein Zeichen einer Bewegung der kleinsten Theile, die in seltenen Fällen noch ausgezeichneter hervortritt, indem bei dem Brennen von dichtem Gyps, im Innern der Stücke sich stäng- liche, gegen die Oberfläche rechtwinkelig gerichtete Absonderungen bilden, welche der rohe Gyps nicht besass. Wenn nun gleich durch die Austreibung des Wassers die Masse aufgelockert wird, so giebt sich doch durch die Bildung von stänglichen Absonderungen zugleich eine Zusammenziehung in der Art zu erkennen, wie sie im 2ten $. angegeben worden, mithin die Wir- kung einer verschiedenartigen Bewegung der kleinsten Theile. 1) Annales des mines. 4. Série. Tome IX. 325. ?) Vergl. meine Bemerkungen über Gyps und Karstenit. A. a. O. S. 65. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 35 i 8. 84% Umänderung des Thons durch das Brennen. Zu den gewöhnlichsten Erscheinungen, welche durch Molekularbewe- gungen im Innern starrer Körper bei der Austreibung des chemisch in ihnen enthaltenen Wassers vermittelst erhöheter Temperatur bewirkt werden, gehören die Veränderungen, welche der Bruch des Thons durch das Brennen erleidet, die im Allgemeinen um so auffallender sind, je höher die auf ihn einwirkende Temperatur ist, die sich aber bei verschiedenen Thonarten, nach den sehr abweichenden Verhältnissen ihrer Bestandtheile, so wie nach den für seine Verarbeitung zu verschiedenen Zwecken etwa beigemengten anderen Körpern, bei demselben Grade der Hitze, abweichend zeigen. Die bei dem Brennen des Thons erfolgenden Molekularbewegungen geben sich ausserdem durch die Zusammenziehung, das sogenannte Schwinden der Masse und durch die Ver- änderung des specifischen Gewichtes zu erkennen 1). Aus dem feuchten Thon entweicht zuerst das ihm beigemengte Wasser. Bei der geformten Thonwaare dient dazu das Trocknen an der Luft. Bis zu einer gewissen Höhe der Temperatur behält die Thonmasse einen erdigen, matten Bruch, wie ihn die gewöhnlichen Ziegel, das gemeine Töpferzeug, die gewöhnliche Fa- jance, das verglühete Porzellan besitzen. Hiermit ist eine bald grössere, bald geringere Porositüt verknüpft, die sich durch das Einsaugen von tropfbar- flüssigem Wasser verrüth. Bei stärkerer Gluth vereinigen sich die Theile inniger; das Erdige des Bruches verschwindet immer mehr, und geht in das Unebene und Ebene, hin und wieder wohl in das Muschelige über, wobei aber noch kein Schimmer sich zeigt, wie bei mancher feineren Fajance, bei 1) Was das Schwinden und die Veränderungen des specifischen Gewichtes betrifft, welche der Thon durch das Brennen erleidet, so muss ich auf die bekannten älteren Versuche von Wedgwood, und besonders auf die gründlichen, in der Porzellanfabrik zu Sévres bei Paris auf Brongniart's Veranlassung unter- nommenen, und in dessen oben bereits angeführtem Werke, „Traite 1 Arts céramiques“ zusammengestellten Untersuchungen verweisen, an welche em die Mittheilungen von Gustav Rose über die Veründerungen des specifischen Gewichtes der Porzellanmasse, in den Berichten über die Verhandlungen der Kón. Preuss. Akademie d. W. zu Berlin v. J. 1845 S. 253 reihen. 36 ~ “JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, manchem sogenannten Steinzeuge. In diesem Zustande ist die Porosität so vermindert, dass gar keine, oder nur sehr geringe Wasseraufnahme statt findet. : Bei noch stärkerem Brennen wird der Bruch völlig dicht, theils eben theils flachmüschelig, und ein. schwacher Schimmer tritt ein, wie bei Holländi- schen sogenannten Klinkern, bei vielem Steinzeuge und manchem Porzellan. Bei noch grösserer Annäherung zur Schmelzung nimmt der Schimmer des Bruches zu, und geht in einen schwachen Wachsglanz über, wie bei einem grossen Theil des Porzellans. Ahnliche Veränderungen, wie sie sich an den aus Thon bereiteten Kunstproducten zeigen, kommen zuweilen auch in der Natur vor, wohin namentlich die Bildung des Porzellanjaspisses gehört, der durch die Einwirkung des Brandes von Steinkohlen- oder Braunkohlenlagern auf Thon oder Schieferthon zu entstehen pflegt. Bei diesem ist, ohne erfolgte Schmelzung, der erdige Bruch nebst der schiefrigen Absonderung verschwun- den, und in einen ebenen oder muscheligen Bruch: umgewandelt, der ge- wöhnlich wachsartig schimmernd oder wenigglänzend ist. Zuweilen zeigt sich die Wirkung der im Gefolge der Austreibung des Wassers durch die Gluth eingetretenen Molekularbewegungen auch darin, dass die Masse stängliche Absonderungen erhalten hat. i WESS Umünderung von Magneteisenstein und Eisenglans in metallisches Eisen. Die Güte meines hochverehrten Collegen Wöhler setzt mich in den Stand, Bemerkungen über eine besonders merkwürdige, durch Molekularbe- wegungen in rigiden Körpern bewirkte Formveränderung im Gefolge der Aus- scheidung eines Bestandtheils, hier mitzutheilen. Die Darstellung von Eisen durch Reduction von Eisenoxyd in Wasserstoffgas, leitete meinen Freund auf die glückliche Idee, durch dieses Mittel aus Krystallen von Magneteisenstein und Eisenglanz, Pseudomorphosen von Eisen künstlich zu produciren 1). Die durch die Reduction in Wasserstoffgas in Eisen umgewandelten Oktaöder von Magneteisenstein sind äusserlich von einer dunkelstahlgrauen Farbe und malt; angefeilt haben sie dagegen Farbe und Glanz von gefeiltem Stabeisen. 1) Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 94. (1855) S. 127. * ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN! BEWIRKTEN FORMVERÄND. 37 Im Innern zeigen sie ebenfalls die lichtgraue Farbe und den metallischen Glanz des Stabeisens. An den zerschlagenen Stücken machen sich Absonderungen in den Richtungen der den Oktaöderflächen entsprechenden Blätterdurchgänge des Magneteisensteins bemerklich. Übrigens erscheint die ursprüngliche Structur in ein krystallinisch - feinkörniges Gefüge, welches dem des ungehárteten Gussstahls ähnlich ist, umgewandelt. Das specifische Gewicht fand ich 6,077, also geringer, als das niedrigste eigenthümliche Gewicht des Stabeisens, wel- ches wohl von den im Innern entstandenen Absonderungen herrührt. Ein Stück von krystallinischem Eisenglans mit- regulär - sechsseiligen Tafeln, war durch die Reduction in Wasserstoffgas auffallend verändert wor- den. Sowohl äusserlich als auch im Innern ist die eisenschwarze Farbe in eine licht stahlgraue, und der lebhafte Metallglanz in einen metallischen Schimmer umgewandelt. Die Structur ist eine krystallinisch - körnige, dem sehr feinen Korn des gehärteten Gussstahls ähnliche, geworden. Das speci- fische Gewicht fand ich 7,428, welches dem von manchem Stabeisen iom kommt. §. 33. Veränderung der Structur des Roheisens im Gefolge der eh von Holle. Früher ($. 11) ist gezeigt worden, wie bei dem Roheisen unter ge- wissen Umständen das Gefüge Änderungen erleidet, ohne dass die Rigidität aufgehoben und der Kohlegehalt vermindert wird. Hier ist nun zu erwähnen, dass auch die Ausscheidung von Kohle Molekularbewegungen im rigiden Zu- stande und dadurch Structurveränderungen in dem Roheisen veranlassen kann. Dieses geschieht u. a. bei dem in mehreren Gegenden Süddeutschlands üblichen Processe des Bratens oder Glühens des weissen Roheisens, dessen Zweck ist, durch Verminderung‘ des Kohlegehaltes das Verfrischen desselben zu erleichtern, wobei nicht allein die weisse Farbe in die graue, sondern auch das blättrige Gefüge in eine körnige Structur verwandelt wird 1). Wöhler hat schon vor längerer Zeit die merkwürdige Umänderung von Roheisenplalten beschrieben, welche unter der Rast eines Eisenhohofens eingemauert und 1) Karsten's Eisenhüttenkunde. 3. Ausg. I. 8. 604. IV. S. 164. 38 JOH. FRIEDR. LUDW: HAUSMANN, daher während der. ganzen. Schmelzzeit einer starken Weissglühhitze ausge- setzt gewesen waren. Das ursprünglich feinkórnige graue Roheisen hatte, indem es einen Theil seines Kohlegehaltes verlor, besonders im Innern ein grossblätteriges, glänzendes Gefüge mit rechtwinkeliger Spaltbarkeit ange- nommen 1). Ich besitze ein Stück Roheisen von einer Eisensau, die sich im Soolstein des Eisenhohofens zu Veckerhagen an der Weser gebildet hatte, welches mit dem von Wöhler beschriebenen, umgeänderten Roheisen über- einstimmt, und ohne Zweifel auf ähnliche Weise aus grauem Roheisen, welches dort erblasen wird, durch Verlust von Kohle unter langer Einwirkung einer hohen Temperatur, entstanden ist. Das Stück hat die mittlere Dicke eines halben Zolles, und die zum Theil noch erhaltene, körnige Structur, ist an einzelnen Stellen im Innern in ein grossblätteriges Gefüge mit dreifachem, rechtwinkeligem Blätterdurchgange umgewandelt. Einige der Blätter haben eine Länge von 1 Zoll, bei einer Breite von ½/ Zoll. Sie sind stark glänzend und von dunklerer Farbe als das weisse Spiegeleisen, indem sie in der Farbe und im Glanz mit polirtem Stahle Ahnlichkeit haben. Dass das blätterige Gefüge eben so wie an dem von Wöhler beschriebenen Stücke, besonders im Innern sich befindet, stimmt mit dem im Oten F. angegebenen Verhalten der Structur eines geschmiedeten Ankers aus einem Eisenhohofen zu Rothe- hütte am Harz überein. ! i $. 34. Umünderung der Structur des Holzes durch die Verkohlung. Zu den besonders auffallenden Formveränderungen in rigiden Körpern gehören die, welche die Structur des Holzes durch die Verkohlung erleidet, mag diese durch die Kunst in mehr und weniger eingeschlossenen Räumen bei erhöheter Temperatur in kurzer Zeit bewirkt werden, oder in der Natur allmählig vor sich gehen. Bei der künstlichen Verkohlung des Holzes äussern sich die dadurch veranlassten Molekularbewegungen in der Verminderung des Volumens, in der Bildung von Absonderungen, und in der Veründerung des Bruches. Es findet eine Zusammenziehung der Masse statt, wenn gleich das 1) Poggendorff's Annalen. XXVI. S. 182. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 39 specifische Gewicht sich vermindert; und indem das Schwinden in der Rich- tung der Holzfasern stärker als rechtwinkelig dagegen ist, so hängt damit die Entstehung von mehr und weniger starken Querrissen zusammen, welche die Holzfasern rechtwinkelig zu durchsetzen pflegen. Ausserdem bilden sich schaalige, den Jahresringen entsprechende Absonderungen, und andere ra- diale, in der Richtung der Holzfasern, welche indessen weit weniger ausge- zeichnet zu seyn pflegen, als die Querabsonderungen. Das Aufbersten der Rinde ist unabhängig von dem des Innern des Holzes, indem sie häufigere Risse in verschiedenen Richtungen zu erhalten pflegt. In demselben Grade, in welchem die Bildung der Absonderungen bei fortschreitender Verkohlung zunimmt, verändert sich auch der Bruch, der bei unvollkommener Verkohlung erdig oder uneben erscheint, bei dem Fortschreiten des Processes aber immer mehr sich dichtet, in das Ebene und Flachmuschlige übergeht, und in dem- selben Verhältnisse auch an Wachsglanz zunimmt, wogegen der Bruch anfangs matt ist. Holzkohlen, welche bei metallurgischen Schmelzprocessen unzersetzt durch den Schacht eines Hohofens niedergehen, und mit der Schlacke wieder zum Vorschein kommen, haben mehr und weniger die Eigenschaften des Anthraciles angenommen. Bei diesen sind durch die stärkere Zusammenziehung der Theile, die Absonderungen mehr geöffnet, und oft von Schlacke erfüllt. Ähnliche Veränderungen treten auch bei der langsamen Verkohlung des Holzes, die es in der Natur, bei dem allmähligen Übergange in Braunkohle erleidet, ein. Das allgemeinste die Structur betreffende Kennzeichen der Ver- kohlung des Holzes, die Entstehung von Querrissen rechtwinkelig gegen die Fasern, zeigt sich auch hier, und in demselben Grade häufiger und ausge- zeichneter, in welchem die chemische Umänderung des Holzes fortschreitet. Bei dem langsamen Gange derselben erlangen die Querabsonderungen oft einen Grad von Regelmüssigkeit, und mit Wachsglanz verbundener Glätte, wie es bei der künstlichen Verkohlung nicht der Fall zu seyn pflegt. Indem die Holzstämme, welche in den Braunkohlenlagern niedergestreckt sich befinden, mehr und weniger platt gedrückt sind, so erscheinen die den Jahresringen entsprechenden Absonderungen, der Abplattung parallel. Diese werden dann nicht bloss von den die Holzfasern rechtwinkelig schneidenden Querabsonde- rungen, sondern auch von den der Richtung der Fasern folgenden Längs- 40 10H. FRIEDR: LUDW. HAUSMANN, absonderungen durchsetzt, wodurch, zumal bei der vollkommensten Braun- kohle, der Pechkohle, oftmals rechtwinkeli llelepipedische Absonderungs- stücke entstehen. Bei Stämmen, welche in nii Braunkohlenlagern aufgerichtet stehen, verhalten sich die nde ge in Ansehung der gegenseitigen Richtungen, wie bei künstlich verkohlten Holzstämmen. Hinsichtlich des Bru- ches zeigt sich ebenfalls eine mit der Verkohlung fortschreitende Umwandlung. Der erdige Bruch geht in den unebenen, und zuletzt in den ebenen und muscheligen über; und in demselben Verhältnisse, in welchem das Dichtwerden zunimmt, wird auch der Glanz verstärkt. Bei der Umwandlung des Holzes in Braunkohle verschwindet die Holztextur immer mehr und mehr; bei der Pechkohle ist beinahe nur Bruch vorhanden. Merkwürdig ist die von Noeggerath mitgetheilte RER dass die holzfórmige Braunkohle von der Hardt bei Pützchen unweit Bonn sich durch blosses Austrocknen an der Luft in Pechkohle mit muscheligem Bruch und dem charakteristischen Wachsglanz umwandelt 1), welche Umänderung meines Wissens sonst noch nicht wahrgenommen worden. Von G. Bischof über die Ursache dieser Erscheinung angestellte Versuche haben ergeben, dass sie wesentlich von der Austrocknung abhängig ist 2). Hieraus erklärt sich denn auch die Bildung von Pechkohle in Braunkohlenlagern, welche, wie am Meissner, am Habichtswalde bei Cassel, am Braunsberge bei Dransfeld, von Basalt durchsetzt oder bedeckt werden, und das Vorkommen derselben be- sonders in der Nähe des Basaltes 5). Durch die Einwirkung der höheren Temperatur sind in der Pechkohle zuweilen säulenförmige Absonderungen ent- standen, welche regulär-sechsseitig sind, oder dieser Form sich doch nähern; die wohl eine Länge von 1 Fuss und darüber, bei einer Stärke von ½ — 1 Zoll erreichen. Die Rinde der in Pechkohle umgewandelten Holzstämme er- scheint zuweilen in kleine, rechtwinkelig gegen den Umfang gerichtete Prismen I) N. Jahrbuch für Mineralogie u.s. w. von v. Leonhard und Bronn. 1845. S. 603 2 Daselbst S. 604. 3) Vergl. Bemerkungen über das Braunkohlenwerk am Habichtswalde bei Cassel von Strippelmann, i. d. Studien des Góttingischen Vereins Bergmünnischer Freunde. I. S. 246. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 41 abgesondert. In einem in der Nachbarschaft einer Basaltmasse bei Bühren vor dem Walde, zwischen Dransfeld und Münden befindlichen, kleinen Braun- kohlenlager, auf welchem i. J. 1822 ein Versuchbergbau betrieben wurde, fand ich einen platt gedrückten, in Pechkohle umgewandelten Stamm , dessen Rinde in überaus nette, regulür-sechsseitige Prismen von 2 — 3 Linien Starke, zerborsten ist. i In der Nähe des Basaltes zeigt sich zuweilen eine noch auffallendere, durch die hohe Temperatur bewirkte Umänderung der Braunkohle, nehmlich die in Anthracit. Vielleicht giebt es keinen Ort, an welchem sich diese Er- scheinung so ausgezeichnet darstellt , und wo sich eine so günstige Gelegenheit darbietet, Beobachtungen darüber anzustellen, als am Meissner in Hessen, wo durch den auf dem dortigen mächtigen Braunkohlenlager betriebenen Bergbau die Reihenfolge der Umänderung der Braunkohle an vielen Puncten völlig aufgeschlossen sich zeigt. Es kann nicht die Absicht seyn, diese Reihenfolge hier ausführlich zu beschreiben, da sie aus mehreren Schriften hinreichend bekannt ist 1); aber ein kurzer Überblick derselben wird dem Zwecke dieser Mittheilungen entsprechen, indem dadurch zugleich eine Übersicht von der allmähligen Zunahme der Wirkung der Molekularbewegungen auf die Umände- rung der Form des Holzes erlangt wird, welche in demselben Grade auffal- lender hervortritt, in welchem die Braunkohle der sie durchsetzenden und bedeckenden Basaltmasse genühert ist, und mithin einer hóheren Temperatur ausgesetzt war. Die Mächtigkeit des Kohlenlagers am Meissner ändert sehr ab, indem sie etwa zwischen 20 und einigen 90 Fuss schwankt. Die unterste, V, — 4 Fuss mächtige Masse, das sogenannte Stockwerk, besteht aus holz- förmiger Braunkohle, in welcher die Holztextur noch vollkommen erhalten ist. und in der besonders nur die oben angegebenen Querabsonderungen her- 7 vortreten. Darüber liegt gemeine Braunkohle, in welcher die Holzfasern weit 1) Genaue Nachrichten darüber finden sich besonders in folgenden Schriften: Be- schreibung des Meissners von Dr. J. Schaub. 1799. 8. 138 ff. Beschreibung des Meissners von Hundeshagen, in v.Leonhard's Taschenbuch f. d. Min. Jahrg. XI. I. S. 40 fl. Die Basalt- Gebilde von K. C. von Leonhard. 1832. II. S. 288 ff. Phys. Classe. VII. F 42 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, weniger deutlich erscheinen, und mit dem vorherrschend werdenden Bruche, zugleich ausgezeichnetere Absonderungen sich zeigen. Ihre Mächtigkeit schwankt von etwa 25 bis beinahe zu 60 Fuss. Indem sie nach oben allmählig eine dunklere, bräunlichschwarze Farbe annimmt, gehet sie in die darüber liegende, hóchstens etwa 4 Fuss müchtige Pechkohle über, in welcher von der Holz- textur kaum noch etwas sichtbar ist, der muschelige Bruch durch den Wachs- glanz, und die Absonderungen durch Schärfe und Glätte sich auszeichnen. Diese vollkommenste Braunkohle wird durch schlackigen Anthracit, die soge- nannte Glanzkohle des Meissners, in einer Mächtigkeit von etwa 3— 18 Fuss bedeckt, aus welcher jede Spur von Holztextur verschwunden ist, und die sich durch die tief schwarze Farbe, so wie durch den mehr und weniger vollkommenen Metallglanz des muscheligen Bruches auszeichnet. Die oberste, 1— 4 Fuss mächtige Lage bildet stänglicher Anthracit, die sogenannte Stan- genkohle, welche im Bruchansehen der schlackigen Abänderung ähnlich, aber durch die stänglichen Absonderungen charakterisirt ist. Die einzelnen Prismen, welche oft regulür-sechsseitig, zum Theil aber auch fünf- oder vierseitig sind, haben gewöhnlich eine Stärke von etwa ½ bis höchstens 2 Zoll. Ihre Seitenflächen sind nicht selten etwas concav, und der Länge nach zeigen sie oft schwache Krümmungen. Im Ganzen stehen sie aber senkrecht gegen das Dach des Kohlenlagers. In der obersten Masse der Stangenkohle trifft man äusserst selten Aolzfórmigen Anthracit an, der einer Holzkohle gleicht, aber durch grössere Festigkeit und Härte sich von ihr unterscheidet. Das Ver- halten desselben im Feuer stimmt mit dem der anderen Anthraeit- Abänderun- gen überein. Kaum braucht hier noch besonders bemerkt zu werden, dass die einzelnen Modificationen der Kohlen nicht scharf von einander gesondert sind; dass vielmehr ein allmähliger Übergang von der holzförmigen Braun- kohle bis in den stänglichen Anthracit Statt findet. Das Kohlenlager ist von dem deckenden Basalte durch einen erhärteten, etwas bituminösen Thon, den sogenannten Schul, getrennt, der eine Mächtigkeit von ½ bis 5 Fuss besitzt, und zum Theil auf ähnliche Weise wie der stängliche sAnthracit, prismatisch abgesondert ist. Am Fusse des basaltischen Hirschberges bei Grossalmerode in Hessen bietet sich ebenfalls die Gelegenheit dar, die Umwandlung der Braunkohle in ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 43 Anthraeit durch Einwirkung der Basalterhebung wahrzunehmen. Östlich von dem Tagebaue des Ringkenkuhler Braunkohlenwerkes in geringer Entfernung von demselben, ist das Kohlenlager da aufgeschlossen „ wo es von Basalt- mandelstein und Basaltconglomerat durchsetzt wird. In unmittelbarer Berüh- rung mit der basaltischen Masse ist die Braunkohle in stünglichen Anthracit umgeändert, der in 3 — 4 Zoll Entfernung von der Berührungsfläche in die schlackige Abänderung übergehet. Die Prismen des Anthracites sind recht- winkelig gegen die angränzenden Flächen der Durchsetzungsmasse gerichtet, und befinden sich daher, wo diese eine senkrechte Stellung haben, in hori- zontaler Lage 1). Auch in den Kohlenlagern am Habichtswalde bei Cassel zeigt sich hin und wieder die Einwirkung basaltischer Massen auf die Um- wandlung der Braunkohle in Anthraeit 2). Unter ähnlichen Verhältnissen wie in unseren Gegenden, kommt die Anthracitbildung im hohen Norden vor. H. Rink, der in den Jahren 1848 und 1849 Nordgrönland bereiste, hat die dortigen, zum Theil schon durch Giesecke bekannt gewordenen Braunkohlen- lager untersucht, die in einer jungen Sandsteinformation vorkommen, mit welchem basaltische und doleritische Massen in Berührung sind, welche an mehreren Stellen verändernd auf die Braunkohlen eingewirkt haben. Bei Mannik unweit Waigattet fand er ein von einer basaltischen Masse unmittelbar bedecktes Kohlenlager, welches in einen schönen, halbmetallisch glänzenden Anthraeit umgewandelt worden 5). Wo eruptive Massen mit Schwarzkohlenflötzen in Berührung sind, gs auch zuweilen eine Umänderung der Schwarzkohle in Anthracit, und die Bildung von prismatischen Absonderungen wahrgenommen. een stellt sich dieses an mehreren Puncten des Waldenburger Steinkohlengebirges I) Vergl. Geognostische Betrachtung der am Hischberge bei — * lagerten tertiären Gebilde, vom Baron Waitz van Eschen — ra meister Strippelmann, i. d. Studien des Göttingischen Vereins Bergmänni- scher Freunde. II. S. 149 ff. " 2) Vergl. die Basalt-Gebilde, von K. % v. dip dd EB * an 3) Udsigt over Nordgrönlands Geognosi, af H. Rin j e g : eei denskabernes Selskabs Skrifter. 5. Raekke. Naturvidensk. og mathem. g. III. p. 87. F? 44 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, in Schlesien dar, wo Porphyr in verschiedenartigen Berührungen mit den Kohlenflötzen sich findet, und wo in der Nähe der erupliven Gebirgsmasse die Schwarzkohle in sogenannte taube Kohle umgewandelt zu seyn pflegt, die sich sowohl nach ihrem Äusseren, als auch im Feuer wie Anthraeit ver- hält. Diese umgeänderte Kohle ist zugleich gewöhnlich dickstänglich abge- sondert, wobei die Prismen rechtwinkelig gegen die Berührungsfläche der Porphyrmasse gerichtet sind 1). Zuweilen kommt auch die Schwarzkohle, da wo sie mit Porphyr oder Thonstein in Berührung ist, nur stänglich abge- sondert, aber nicht in Anthracit umgeändert vor, wovon ich mich durch die Untersuchung ausgezeichneter Stücke, die ich dem Herrn Bergamtsassessor Bocksch zu Waldenburg verdanke, habe überzeugen können. In Gross- britannien und Ireland zeigt sich an manchen Orten eine Veränderung der Schwarzkohlen durch die Einwirkung von Trapp- und basaltischen Massen 2); so wie die anthracitarlige Beschaffenheit der Kohlen auf den Flötzen bei Ilfeld und Neustadt am südlichen Harzrande, einen Einfluss der Trappmassen, von welchen die dortige Steinkohlenformation durchbrochen worden, andeutet. Diese Erscheinungen machen es um so wahrscheinlicher, dass die anthracit- artige Beschaffenheit der Kohlen auf den unter sehr eigenthümlichen Verhält- nissen am westlichen Rande des Schwarzwaldes zwischen Offenburg und Lahr vorkommenden Flótzen, die zwischen Massen von Gneus und Granit wie eingeklemmt erscheinen 3), so wie die Bildung des Anthracites in den Alpen von Oisans, der Maurienne, der Tarentaise, u. a. a. O. der Einwirkung einer hohen Temperatur auf Schwarzkohle zugeschrieben werden darf. Anthraeit ist völlig amorphe Kohle. Diese kann aber durch Einwirkung hóherer Temperatur, ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes, in kry- stallinische Kohle, in Graphit umgewandelt werden. Dass durch Einwirkung 1) Genaue Nachrichten darüber finden sich in der geognostischen Beschreibung von einem Theile des Niederschlesischen, Glätzischen und Böhmischen Gebirges von Zobel und v. Carnall, in Karsten's Archiv für Mineralogie, en u. s. w. IV. S. 31. 112. 123. 2) Vergl. meine geol. Bemerkungen über die Gegend von Baden bei Rastadt, i. d. Abhandl. d. Kön. Gesellschaft der Wissensch. zu Göttingen. II. S. 18 ff. 3) Vergl. die Basalt-Gebilde von K. C. v. Leonhard. IL S. 370 fl. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 45 eruptiver Massen aus Braunkohle Graphit werden kann, ist durch die von H. Rink unternommene Untersuchung der Graphit-Lagerstätten in Nordgrön- land erwiesen. Bei Karsok im Omenaksfjorden fand derselbe eine doleritische Masse, auf welcher ein weisser, sehr feinkörniger, harter und dichter Sand- stein ruhet, der zu unterst und zunächst dem krystallinischen Gestein, ein Graphitlager einschliesst, welches die Mächtigkeit von einem Fuss zu erreichen scheint. Dass der Graphit wirklich durch die Einwirkung einer hohen Tem- peratur aus Braunkohle erzeugt ist, wird dadurch erwiesen, dass Anthraeit zugleich mit demselben vorkommt, dessen Bildung durch eine Umänderung von Braunkohle an anderen Stellen sich unzweideutig zeigt. Der durch die Gluth gehärtete Sandstein ist in der Nähe des Graphits theilweise durch ein- gedrungene Kohle dunkel gefärbt, und schliesst zugleich einen graphithaltigen Schiefer ein, der aus einem bituminösen Schiefer, der stets die Braunkohlen- lager begleitet, entstanden zu sein scheint 1). Der Güte meines verehrten Freundes, des Herrn Etatsrathes Forchhammer zu Kopenhagen, verdanke ich ein Stück jenes Grönländischen Graphites, welches dreifache, rechtwinkelig einander schneidende Absonderungen besitzt, wie sie der Braunkohle eigen zu seyn pflegen, übrigens aber in allen Eigenschaften mit der gewöhnlichsten diehten Abänderung des Graphites übereinstimmt. Jene interessante Wahrneh- mung liefert einen, neuen Beweis, dass der Graphit, welcher in mehreren Gegenden der Alpen in einem nahen Verhältnisse zum Anthracite steht, gleich diesem der Einwirkung einer hohen Temperalur seine Entstehung verdankt, wie solches die von Fournet, Studer u. A. aus ihren Beobachtungen ab- geleitete Meinung ist 2). | Wenn in dem Meissner die Braunkohle dem Basalte zunächst in Anthraeit, in grösserer Entfernung von demselben aber in Pechkohle umgewandelt wor- den, so folgt daraus, dass zur Entstehung des ersteren eine hänge Tem- peratur erforderlich war, als zur Bildung der letzteren. Gewiss wird man I) H. Rink, a. a. O. > 2) Vergl. — Recherches sur la Géologie des Alpes, 1 d. m des sciences physiques et naturelles publ. par la Société — de ng Lehrbuch der physikalischen Geographie und Geologie von B. Studer. — . II. S. 141. 46 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, annehmen dürfen, dass die Erzeugung des Graphites einen noch höheren Hitzgrad verlangte, als die des Anthracites 1). Da die Bildung von stäng- lichen Absonderungen nicht bloss bei dem aus Braunkohle entstandenen Anthracite, sondern zuweilen auch bei der Pechkohle vorkommt, und da Schwarzkohle durch Einwirkung einer eruptiven Masse wohl eine ähnliche Absonderung erlangt hat, ohne zugleich in Anthracit umgewandelt zu seyn, so scheint daraus gefolgert werden zu kónnen, dass um solche Molekular- bewegungen hervorzurufen, welche eine stängliche Absonderung in einer Kohle bewirkten, ein geringerer Hitzegrad erforderlich war, als um Braun- und Schwarzkohlen in Anthracit zu verwandeln. Wenn man nun ferner sieht, dass in manchen Braunkohlenlagern, mit denen basaltische Massen in Berührung gekommen sind, kein Anthracit, sondern nur Pechkohle sich findet, und in manchen anderen gar keine Umänderung der Kohle bemerkt wird; wenn man dazu nimmt, dass an einigen Orten der Einfluss der eruptiven Masse nur wenige Zolle beträgt, wogegen er am Meissner wohl bis auf eine Entfernung von 10 — 20 Fuss sich bemerklich macht, so ist aus allen diesen Wahrnehmungen mit Sicherheit zu schliessen, dass die Temperaturen, welche bei der Erhebung eruptiver Gebirgsmassen auf die Gesteine und Fossilien mit denen sie in Berührung kamen, einwirkten, sehr verschieden waren, welches sich übrigens auch aus anderen Verhältnissen ergiebt. Von Einfluss hierauf dürfte theils die Beschaffenheit gewesen seyn, welche den eruptiven Ge- birgsmassen eigen war, als sie mit anderen Massen in Berührung traten, je nachdem sie namentlich in einem geschmolzenen oder nur teigigen Zu- stande sich befanden, wobei mannichfaltige untergeordnete Modificationen statt finden konnten; theils die Grösse, die Mächtigkeit derselben. Hierüber hat Strippelmann in Beziehung auf die Braunkohlenlager des Habichts- 1) In Beziehung auf diesen Gegenstand sind die Versuche des Herrn Violette, die Verkohlung des Holzes durch Wasserdampf zu bewirken, über welche Herr Balard am 23. Januar 1854 der Akademie der Wissenschaften zu Paris einen Bericht erstattete, von besonderem Interesse. Bei einer Temperatur bei welcher Platin schmilzt, wurde eine dem Anthracite ähnliche Kohle dargestellt. (Revue de l'Instruction publique. 1854. p. 662.) ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 47 waldes und ihre basaltischen Durchsetzungen, lehrreiche Bemerkungen mit- getheilt 1). Ein bedeutender Unterschied zwischen der Bildung der Braunkohle nebst ihrer Umänderung durch höhere Temperatur, und der künstlichen Darstellung der Holzkohle, ist darin begründet, dass bei jener ein mehr und weniger starker Druck wirksam war, welcher bei dieser fehlt. Wenn bei der künst- lichen Verkohlung des Holzes das Schwinden desselben und die Umänderung seiner Structur allein durch die chemische Zersetzung bedingt sind, so wurde dagegen bei der Bildung der Braunkohle die Volumenverminderung haupt- sächlich mit durch den auf dem Holze lastenden Druck bewirkt, wodurch zugleich die von der chemischen Umünderung abhängige Umwandlung der Structur, in verschiedenem Grade modificirt werden musste. Bei der künst- lichen Verkohlung behält das Holz seine äussere Gestalt; bei der Braunkohle zeigt sich diese nur dann und wann in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit. Zuweilen trifft man nehmlich in Braunkohlenlagern aufgerichtete, bis zu einer gewissen Höhe wohl erhaltene Stämme mit ihren Wurzeln, offenbar an ihrem ursprünglichen Standorte an 2); aber die Hauptmasse des Holzes pflegt doch hingestreckt und über einander gestürzt zu liegen, wobei durch den Druck der darüber befindlichen Massen, die äussere Form mehr und weniger ver- ändert worden. Diese wurde um so mehr zerstört, je weiter die Verkohlung fortschritt. Die Umwandlungen welche die Braunkohlen durch den Einfluss basaltischer Massen erlitten haben, sind vermuthlich unter Mitwirkung heisser Dämpfe und heisser Quellen erfolgt, wobei eine Erweichung der Masse wohl angenommen werden darf. Die angeführten Versuche von Violette über die Verkohlung des Holzes durch Wasserdampf, haben in dieser Beziehung er- wünschte Aufschlüsse gegeben. Dass eine solche Mitwirkung statt fand, ge- winnt durch das Vorkommen von verkieselten Holzstämmen in Braunkohlen- lagern sehr an Wahrscheinlichkeit. 1) Die Basalt- Gebilde von K. C. von Leonhard. II. S. 295. htung der am Hirschberge bei Grossalmerode abgelagerten ter- 2) Geognost. Betrac vom Baron Waitz von Eschen und vom Bergmeister tiären Gebilde, Strippelmann. A. a. 0. 8. 131. 48 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Obgleich bei der künstlichen Verkohlung des Holzes eine bedeutende Zusammenziehung desselben erfolgt, so wird doch das specifische Gewicht vermindert. Die Angaben über das eigenthümliche Gewicht der Holzkohlen weichen zwar sehr von einander ab, stimmen doch aber darin überein, dass es geringer ist, als das specifische Gewicht des Holzes, woraus die Kohlen dargestellt worden, selbst wenn dasselbe im vollkommen lufttrocknen Zustande des Holzes bestimmt wurde. Die Versuche von Chevreuse haben ergeben, dass die Hitze, bei welcher die Verkohlung geschieht, von Einfluss auf das specifische Gewicht ist, indem bei Rothglühhitze dargestellte Kohle ein grösseres eigenthümliches Gewicht hat, als bei schwächerer Hitze erzeugte!). Das specifische Gewicht der Braunkohle ist weit grösser als das der Holzkohle, und selbst grösser als das des lufitrockenen Holzes, und nimmt durch die Umänderung , welche sie unter dem Einflusse einer höheren Temperatur er- litten hat, zu, um so mehr, je grösser die einwirkende Hitze war. Die Pechkohle hat ein höheres eigenthümliches Gewicht, als die gemeine Braun- kohle, der Anthracit ein grósseres, als die Pechkohle; und das specifische Gewicht des Graphites ist bedeutend grösser, als das des vollkommensten Anthracites. Es scheint mir nicht uninteressant zu seyn, mit der Veründerung, welche die Form der Braunkohle durch die Einwirkung basaltischer Massen erlitten hat, die Umänderung zu vergleichen, welche durch eine künstliche Verkoh- lung derselben bewirkt wird. Verkohlungsversuche in Meilern, welche von meinem Freunde, dem Herrn Oberberginspector Strippelmann am Meissner in den Jahren 1826 und 1827, als derselbe noch Bergmeister am Habichts- walde bei Cassel war, mit dortigen Braunkohlen angestellt wurden, haben darüber Aufschluss gegeben. Aus dem darüber erstatteten Berichte entlehne ich Folgendes 2). Gemeine Braunkohle und gemeine Pechkohle lieferten eine 1) Chevreuse, Recherches physico-chimiques sur le charbon. Ann. de Chim. et de Phys. XXIX. 426. 2) Versuche mit Abschwählung von Braunkohlen u. s. w., angestellt auf dem Braun- koklönwörke am Habichtswalde bei Cassel, durch den Kurhessischen Bergmeister Strippelmann, i. d. Studien des Götting. Vereins Bergm. Freunde. II. S. 169 ff. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 49 sehr dichte, auf dem Bruche metallisch-glänzende und hell klingende Kohle. Die erhaltenen Stücke hatten Spalten und Risse, nicht allein nach den in der Kohle noch zu erkennenden Jahrsringen, sondern auch rechtwinkelig dagegen. Diese Risse giengen aber in der Regel nicht durch und theilten dadurch. die Stücke nicht in mehrere, sondern es bestand noch ein fester Zusammenhang. Trennte man aber ein Stück nach einem solchen Riss, so zeigten die beiden dadurch erhaltenen Flächen ein mattes, dunkelbleigraues Ansehen. Aufblähen der Kohlen durch das Abschwählen, wie bei den Schwarzkohlen, wurde, wie dieses auch die Volumenverminderung nachweist, nicht wahrgenommen. Holz- förmige Braunkohle hatte durch die Abschwühlung in ihrem Aggregatzustande keine Umänderung erfahren. Es waren nur die Risse nach den Jahrsringen deutlicher hervorgetreten. Die Kohle war sehr dicht, auf dem Bruche stark metallisch glänzend und rabenschwarz, auf der Oberfläche mehr in das Graue stechend. Ein heller Klang liess auf ihre Güte schliessen. In ihrem Verhalten vor dem Schmiedebalg war sie einer guten Buchenholzkohle sehr ähnlich; an Dichtigkeit übertraf sie dieselbe. In Ansehung der Volumenverminderung lie- ferten die Verkohlungsversuche gleiche Resultate, indem aus 100 Cubikfuss Braunkohle durchschnittlich 44, 13 Cubikfuss abgeschwüählte Kohlen erfolgten. — Man ersieht hieraus, wie sehr die Formveränderungen, welche die Braunkohle bei einer Meilerverkohlung erleidet, sich von denen unterscheidet, welche durch die Einwirkung basaltischer Massen bewirkt wurden, und erkennt nun wie viel bei der letzteren der gewiss weit höheren Tem- um so bestimmter, e oben bemerkt worden, vermuthlich 1 peratur, dem gewaltigen Drucke, und, wi auch noch anderen Neben- Ursachen zuzuschreiben ist. C. Formveränderungen im Gefolge eines Austausches von Bestandtheilen. §. 35. Verschiedenartigkeit des Austausches Die unendlich mannichfaltigen Veränderungen, welche die Mischungen der leblosen Körper theils in der Natur, theils durch die Kunst erleiden, be- stehen bei Weitem am Häufigsten in einem Austausche von Bestandtheilen. schen Veränderungen vorgehen, ohne dass der rigide G von Bestandtheilen. Da viele dieser chemi Phys. Classe. VII. Mo. Bot. Garden. „Wie 50 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Aggregatzustand der Körper aufgehoben wird, so kommen auch häufig im Gefolge eines Austausches von Bestandtheilen solche Molekularbewegungen vor, deren Wirkungen den Gegenstand dieser Untersuchungen ausmachen. Von den mannichfaltigen in diese Abtheilung gehörenden Erscheinungen können indessen im Nachfolgenden nur einige besonders ausgezeichnete näher be- trachtet werden. E Der Austausch von Bestandtheilen, durch den die chemische Natur leb- loser Körper verändert wird, ist bald einfacher, bald zusammengesetzter. Unter den Bestandtheilen welche ausgeschieden werden, kommen besonders häufig Wasser, Kohlensäure und Schwefel, zuweilen Arsenik, selten andere Metalloide vor. Kein Stoff wird dagegen bei dem Austausche häufiger aufge- nommen, als Sauerstoff. Dieser tritt dann entweder allein an die Stelle des ausgeschiedenen Bestandtheiles, oder in Verbindung mit einem anderen, be- sonders mit Wasser, mit Kohlensáure ; oder auch wohl mit mehreren anderen Bestandtheilen, indem z. B. Wasser und Kohlensäure gemeinschaftlich mit dem Sauerstoff die neue Verbindung eingehen. Was die durch den Austausch von Bestandtheilen gebildeten Körper betrifft, so gehet entweder nur eine neue Substanz daraus hervor, oder es entstehen gleichzeitig mehrere neue Substan- zen, die manchmal mit einander vermengt, ja zuweilen so innig vereinigt bleiben, dass man ihre. Verbindung für eine chemische halten möchte ; die in- dessen auch oft sich von einander sondern. Die Trennung. wird zuweilen durch Einwirkungen vermittelt, welche den starren Aggregatzustand aufheben. Überhaupt gehen viele Zersetzungen vor, bei welchen die dadurch veranlassten Formveründerungen nur zum Theil in die Kategorie der Erscheinungen ge- hóren, welche den Gegenstand dieser Betrachtungen ausmachen. Solches ist besonders bei zusammengesetzteren Mischungsveründerungen der. Fall ; bei welchen Ausscheidungen oder Aufnahmen gewisser Bestandtheile durch flüssige Körper bewirkt werden. 36. Umänderung des Graubraunsteins in Weich- und Glanzbraunstein. Die Umänderung welche der Graubraunstein (Manganit) erleidet, auf welche Haidinger zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt hat!), liefert Beispiele 1) Poggendorft's Annalen. XI. S. 374. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 51 von Formveränderungen, welche durch einen einfachen Austausch von Wasser gegen Sauerstoff bewirkt werden. Am Häufigsten kommt die Umwandlung des Graubraunsteins in Meichbruumstein (Pyrolusit) , des Manganoxydhydrates in Manganhyperoxyd vor, welche daran am Leichtesten zu erkennen ist, dass die braune Farbe des Striches sich in eine schwarze umändert, womit eine Verminderung der Härte verbunden ist. An Krystallen des Graubraunsteins schreitet die Umänderung gewöhnlich von Aussen nach Innen fort, und nicht selten trifft man Individuen an, welche eine mehr und weniger starke Rinde von Weichbraunstein haben,; während der Kern noch Graubraunstein ist. zuweilen ist aber auch der ganze Krystall des letzteren, mit Beibehaltung der äusseren Form, in Weichbraunstein umgewandelt. Die im Innern vorgegangene Formveränderung ist nicht bedeutend, welches wohl damit zusammenhängt, dass das Krystallisationensystem des Weichbraunsteins von dem des Graubraun- steins sich nicht weit entfernt; dass bei Beiden die Blütterdurchgánge eine und die Differenz. des Winkels, unter welchem die ander schneiden, nur 60 beträgt. Haidinger tbarkeit nach B durch die Umünderung ausge- Obgleich die Sauerstoffquantität welche das aufnimmt, indem Manganhyperoxyd daraus wird, der Menge des ausgeschiedenen Wassers nicht einmal ganz gleich kommt, so ist doch mit der Umänderung der Substanz, eine Verdichtung der Masse verknüpft , indem das specifische Gewicht, welches bei dem Graubraunstein 4,3 — 4,4 beträgt, bis auf 4,8 und darüber steigt, wodurch sich die Mole- kularbewegungen entschiedener zu erkennen geben, als durch die Form- veränderung. i Es kommen auch Krystalle: von Graubraunstein vor, welche eine Rinde besitzen, die sich durch bráunlichschwarze Farbe, róthlichbraunes Pulver und unveränderten Masse unterscheidet, und in Diese Rinde, welche im Innern kry- analoge: Lage haben, Blätterdurchgänge nach E ein hat angemerkt, dass die Spal zeichneler. zu werden scheine. Manganoxyd des Graubraunsteins gróssere Hárte von der inneren, Glanzbraumstein (Hausmannit) besteht. i stallinisch- körnig zu erscheinen pflegt, ist bald. schwächer, bald stärker, und an demselben Krystall oft von ungleicher Stärke. Auch bemerkt "— an solehen Individuen zuweilen im Innern einzelne Partieen, welche der Rinde lenfórmig von dem unveränderten gleichen. Diese löst sich manchmal schaa ae 52 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Kerne ab. Krystalle, welche diese Umwandlung in Glanzbraunstein zeigen, pflegen äusserlich eine dunklere, oft sammetschwarze Farbe zu besitzen. Nach Blum's Bemerkung !) ist die Oberfläche der Krystalle des Graubraun- steins manchmal rauh und wenigglänzend, wobei sie einen kastanienbraunen Strich wahrnehmen lassen. Im Innern bestehen sie oft aus einem Haufwerke oktaédrischer Krystalle von Glanzbraunstein, daher sie etwas porös sind, wäh- rend sich die Rinde zusammenhängend zeigt, indem hier jene Krystalle so aneinander gereihet sind, dass eine der Oktaéderflächen in die Ebene der Süulenflüchen des Graubraunsteins fällt. Zuweilen besteht auch die Rinde aus einem Aggregate von sehr kleinen Oktaédern, die nicht diese regelmässige Aneinanderreihung besitzen, wodurch das Rauhe auf der Gberfläche vorzüglich bewirkt wird. Die Veränderung scheint von Aussen nach Innen fortzuschrei- ien; doch hat auch Blum bemerkt, dass solches nicht immer ganz gleich- mässig geschieht, indem auf der Oberfläche oder in der Rinde mancher Kry- stalle noch Theile von Graubraunstein wahrgenommen werden, während das Innere ganz mit Krystallen von. Glanzbraunstein erfüllt ist. Bei der Bildung von Manganoxyd-Oxydul: aus Manganoxydhydrat wird der Wasserverlust nur durch eine geringe Sauerstoffmenge ersetzt. Dabei findet: aber eine Verdichtung statt, welche der bei der Umwandlung des Graubraunsteins in Weichbraunstein nahe kommt. Da in Ansehung der Kry- stallisation und Structur zwischen diesen beiden Mangan-Fossilien ein sehr grosser Unterschied statt findet, so zeigt sich hier die Wirkung der Mole- kularbewegungen bei starrem Aggregatzustande weit auffallender, als bei der Umwandlung des Graubraunsteins in Weichbraunstein. Es offenbart sich in- dessen zuweilen auch eine begonnene Umänderung des Manganoxydhydrates in Manganoxyd- Oxydul, ohne dass zugleich eine Veränderung der Form wahrgenommen wird. Es kommen nehmlich zu Ilfeld am Harz Krystalldrusen und strahlige Massen von Graubraunstein vor, welche sich durch eine dunklere, oft sammetschwarze Farbe, in Verbindung mit einem lebhaften Glanz aus- zeichnen, und deren Pulver sich durch eine lichtere braune Farbe von dem Strichpulver des unveränderten Graubraunsteins unterscheidet. Auch habe ich 1) Pseudomorphosen. S. 169. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 53 bemerkt, dass sich Krystalle von solcher Beschaffenheit besonders leicht und vollkommen spalten lassen. Hier scheint also der Anfang einer Umwandlung mehr gleichzeitig durch die ganze Masse sich verbreitet zu haben. Eine ähn- liche Erscheinung bietet zuweilen die Umänderung des Graubraunsteins in Weichbraunstein in dem sogenannten Varvieit dar, der u. a. zu Ilfeld in Pseudomorphosen nach Kalkspath sich findet, und nach der Untersuchung Turner's als ein Gemenge von Manganoxydhydrat und Manganhyperoxyd zu betrachten ist 1). Auf den Ilfelder Braunsteingängen ist das Vorkommen des Glanzbraunsteins in Verbindung mit dem des Graubraunsteins im Ganzen von der Art, dass man geneigt seyn möchte, die Bildung des ersteren von einer Umänderung des letzteren abzuleiten; so wie der dort und in bedeuten- derer Menge auf den Braunsteingängen der Gegend von Ilmenau am Thüringer Walde brechende Weichbraunstein, vielleicht zum grossen Theil aus Grau- braunstein hervorgegangen ist. $. 37. Mörtel- Bildung. Fuchs hat bereits in seiner vortrefflichen Schrift über Kalk und Mörtel bemerkt: wie es bei der von ihm zuerst nachgewiesenen chemischen Ein- wirkung von Kalkerde und Kieselsäure besondere Beachtung verdiene, dass dieselbe vorgehe, ohne dass der eine oder andere der einwirkenden Körper im flüssigen Zustande sich befindet, und hat in dieser Beziehung jenen Process mit dem der Cämentation verglichen 2). Die Formveränderungen welche die Bereitung und Erhärtung des Mörtels begleiten, lassen auf mehrfache Weise die Wirkungen von Molekularbewegungen ohne Aufhebung des rigiden Ag- gregatzustandes erkennen, welches um so mehr eine genauere Beachtung ver- dient, je weniger vielleicht bei einem Processe, der täglich pd — Augen vorgehet, und dessen Zweck auf Bewirkung eines Zustandes möglichster 1) Vergl. mein Handbuch der Mineralogie. ?. Ausg. II. S. 228. 2) Über Kalk und Mörtel vom D. Joh. Nepomuk Fuchs. Aus ieri Journal für technische u. ökonomische Chemie Bd. VI besonders abgedruckt. 1829. S. 26. 54 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Ruhe unter mit einander in Berührung gebrachten Körpern gerichtet ist, daran gedacht zu werden pflegt, dass dieser Zweck nur durch Bewegungen der kleinsten Theile erreicht werden kann. Auch dürfte gerade das, was bei diesem. Processe sich zeigt, künftig besonders mit dazu dienen können, zu manchen Aufschlüssen über geologische Erscheinungen zu führen. Die Ver- änderung welche die Mischung des Luftmórtels erleidet, wovon seine Erhärtung Folge ist, und die diesen Process begleitenden Molekularbewegungen, gehen ausserordentlich langsam von Statten, aus welchem Grunde eine Vergleichung jenes Herganges mit gewissen Metamorphosen, die in: der Erdrinde erfolgen, besonders nahe liegt. Wenn nun aber bei der allmähligen Umänderuag der ehemischen Zusammensetzung des Luftmörtels, auf Molekularbewegungen welche eine Formveränderung bewirken, nur aus dem Effecte geschlossen werden kann, so stellen sich dieselben dagegen bei gewissen Vorgängen, die mit der Mörtel-Bildung im Zusammenhange stehen, und aus diesem Grunde hier gelegentlich erwähnt werden sollen, obgleich sie streng genommen zu früheren Abtheilungen gehóren, indem bei ihnen kein Austausch, sondern theils nur ein Verlust, theils nur eine Aufnahme von Bestandtheilen Statt findet, durch grüssere Geschwindigkeit augenscheinlich dar. Die erste Formveränderung welche mit dem kohlensauren, zur Mörtel- bereitung bestimmten Kalke vorgehet, ist Folge der durch das Brennen be- wirkten Verjagung der Kohlensäure. Die durch die ganze Masse verbreitete Auflockerung zerstört die krystallinische Beschaffenheit, wiewohl Kalkspath und Marmor nach dem Brennen noch Spuren der krystallinischen Structur erkennen lassen. Es ist indessen ein erdiger Bruch entstanden, mochte dem rohen Kalke eine späthige Textur, oder ein muscheliger, splitteriger, unebener Bruch eigen gewesen seyn. Die äussere Gestalt der Stücke pflegt durch das Brennen nicht zerstört zu werden. Bleibt aber der gebrannte Kalk mit der feuchten Luft in Berührung, so entzieht er derselben Wasser und Kohlensäure, und verwandelt sich in ein Hydro- Carbonat, wovon eine neue Formverände- rung Folge ist: die Stücke bersten auf, und zerfallen allmählig zu einem lockeren Pulver. Doch ist der Erfolg nicht immer derselbe, welches daher rühren mag, dass der gebrannte Kalk, nach dem abweichenden Gehalte der Luft an Wasserdampf und Kohlensäure, in verschiedenen Verhältnissen die- ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 55 selben aufnimmt. Fuchs brannte ein Stück von Isländischem Kalkspath in einem Platintiegel gaar, und setzte dasselbe in einem trockenen Zimmer der Luft aus. Nach einigen Monaten wog das Stück , dessen Gewicht nach dem Brennen 95,8 Gran betrug, 157,4 Gran. Es war aber, was ihm sehr auf- fiel, nieht zu einem feinen Pulver zerfallen, sondern hatte sich in kleine, unbestimmteckige Stücke zertheilt,, an welchen von dem Gefüge des Kalk- spaths, was nach dem Brennen noch sehr deutlich zu erkennen war, nichts mehr wahrgenommen werden konnte. Es mussten sich daher die Theile des Kalkes, wie Fuchs bemerkt, in eine ganz andere Lage begeben haben. Er hatte eine nicht unbedeutende Härte, und knirschte stark beim Zerreiben. In 100 Theilen waren enthalten: 60,70 Kalk, 24,76 Kohlensäure, 14,54 Wasser 1). Fuchs hat die Beobachtung gemacht, dass wenn man das Hydro- Carbonat des Kalkes stark ausglühet, die merkwürdige Erscheinung eintritt, dass die Theile des Kalkes etwas zusammenbacken, und derselbe sich nicht mehr wie gewóhnlich mit Wasser lóscht, sondern nur sehr langsam zu einem sandigen Pulver zerfällt, was sich erst nach längerer Zeit etwas feiner zer- theilt. Es scheint demnach, dass die Theile des Kalks in der Lage welche sie bei der Bildung des Hydro- Carbonates angenommen haben, sich beim Ausglühen einander mehr nähern als gewöhnlich, so dass dann das Wasser nicht mehr so leicht zwischen sie eindringen kann ?). Wenn der gebrannte Kalk für die Verwendung zum Mörtel mit mehrerem Wasser zu Brei gelóscht worden, und darauf das überschüssige Wasser ver- dunstet, so bildet sich allmählig ein trocknes Kalkhydrat von erdiger Be- schaffenheit. Aus der Luft und dem vielleicht später wieder damit in Berüh- rung kommenden Wasser, zieht das Kalkhydrat Kohlensäure an, wodurch es in ein Hydro-Carbonat sich verwandelt, welches durch den fortgesetzten Eintausch von Kohlensáure gegen das sich ausscheidende Wasser, der neutralen Verbindung von Kalkerde und Kohlensäure sich mehr und mehr ncn und in dieselbe endlich wohl gänzlich übergehet. Dieses kann indessen nur höchst langsam und unter besonders ‚begünstigenden Umständen geschehen. Fuchs l) Fuchs, a. a. O. S. 7. 8. 2) Aa; 058,8. 56 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, hat sich durch die Untersuchung eines alten Mórtels von der Ruine Rieden- burg an der Altmühl davon überzeugt, dass neutraler kohlensaurer Kalk wirk- lich aus dem Hydro-Carbonate hervorgehen kann). John hat indessen Römische Mörtel aus dem ersten Jahrhundert nach Chr. G. untersucht, und in ihnen einen nicht ganz unbedeutenden Wassergehalt gefunden; wogegen die Analyse eines hundertjährigen Mörtels aus dem inneren Gemäuer der abge- brannten St. Petrikirche zu Berlin, nur einen sehr geringen Wassergehalt er- gab 2); woraus folgt, dass die Menge von Kohlensäure, welche der Mörtel aufnimmt, nicht bloss von der Zeitdauer, sondern zugleich sehr von den Umständen abhängig ist. D'Arcet versichert, dass er den Kalk in den Mörteln nie vollkommen mit Kohlensäure gesättigt gefunden habe, mochten sie auch noch so alt gewesen sein 5). Ich selbst habe alte Mörtel und Stuke aus verschiedenen Zeiten untersucht, und in allen, nachdem sie bei Ofenwärme sorgfältig ausgetrocknet worden, neben dem freilich sehr überwiegenden Koh- lensäuregehalte, einen Wassergehalt gefunden ^). Der Mörtel geht aus dem weichen Zustande, in welchem er sich anfangs befindet, durch Aufnahme von Kohlensäure, deren Menge mehr als die des sich entfernenden Wassers beträgt, in einen härteren Zustand über, wobei die erdige Beschaffenheit in eine dichte umgewandelt wird , indem die Kalk- masse einen ebenen oder muscheligen Bruch annimmt; welches indessen nur an solchen Stücken deutlich erkannt werden kann, welche rein von Quarzsand oder anderer Beimengung sind. Obgleich die Diehtung und Erhärtung des Mörtels nicht allein durch die Aufnahme von Kohlensäure, sondern gewöhnlich unter Mitwirkung eines mechanischen Druckes erfolgt, so können doch die 1) A. 2. 0.88 2) Über Kalk und Mörtel von J. F. John. 1819. S. 39. 3) Annales de Chimie. T. 74. p. 315. 4) Es wurden von mir untersucht: 1. Stuk, von dem Reste der Bekleidung der Säulen eines aus Travertin gebaueten Tempels zu Paestum; 2. Stuk, von der Bekleidung einer aus Ziegelsteinen aufgeführten Säule zu Pompeji; 3. Mórtel, von den Ruinen des Pallastes der Kaiser zu Rom; 4. Mörtel Mosaik-Fussboden zu Rom; 5. Mörtel zu Genua. , aus einem alten , aus dem Gemäuer alter Festungswerke ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 57 mit der chemischen Umänderung verbundenen Molekularbewegungen, auch ohne diese Einwirkung die Umänderung der Structur herbeiführen. Dieses zeigte mir u. a. die Beschaffenheit des Kalkes, der zur Einkittung der kleinen Stein- Prismen eines alt- Römischen Mosaik-Fussbodens gedient hatte. Er besass eine kreideweisse Farbe, einen vollkommen muscheligen Bruch und scharfe Kanten, welche Gypsspath stark ritzten. Da die Bruchfläche von Kalkspath geritzt wurde, so war die Härte 2,5. Er löste sich sehr leicht mit heftigem Aufbrausen in Salpetersäure, mit Hinterlassung eines geringen, theils sandigen, theils flockigen Rückstandes auf, und gab nach gehöriger Austrock- nung, in einer Glasröhre durch die Löthrohrflamme erhitzt, etwas Wasser aus. In Ansehung der Veränderung, welche der Aggregatzustand des Mörtels erleidet, sind hin und wieder Irrthümer verbreitet, welche eine Berichtigung erfordern. Man findet nicht selten die Behauptung, dass der Mörtel durch die Aufnahme von Kohlensäure in den krystallinischen Zustand übergehe 1), dass er die Beschaffenheit des Marmors annehme. Auf diesen Irrthum hat bereits Fuchs aufmerksam gemacht?), und ich kann zur Bestätigung hinzufügen: dass ich bei keinem, noch so altem Mörtel die Umwandlung der unkrystallini- schen Kalkmasse desselben in einen krystallinischen Kalk wahrgenommen habe. Eine andere irrige Ansicht findet sich in der trefflichen, von dem verewigten Prechtl herausgegebenen technologischen Enzyklopädie 5), in dem von dem Herausgeber selbst bearbeiteten Artikel „Mörtel“, wo es heisst: „der Grund des Erhärtens liegt 2) in der Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft, wo- durch der Kalk allmühlig in kohlensauren Kalk (Kalkkarbonat) übergeht, und sich dadurch unter den gehörigen Umständen dem natürlichen Kalkstein rück- sichtlich der Festigkeit nühert. Diese Bildung des Kalkkarbonats . erfolgt gróss- tentheils durch die Vermittlung des im Mörtel enthaltenen Wassers, das mit Ätzkalk als Kalkwasser gesättigt, die Kohlensäure aufnimmt, den kohlensauren Kalk krystallinisch (stalaktitisch) absetzt.“ Diese stalaktitische Bildung von sich sogar in dem Handbuche der angewandten Chemie l) Diese Meinung findet d Fr. Engelhart. II. S. 536. von J. Dumas. A. d. Franz. von G. Alex un 2) Aa. 0. 8. 37. 3) Band VIII. S. 75. Phys. Classe. VII. 58 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, neutralem kohlensauren Kalk ist eine ganz partielle, welche auf die Erhärtung der Mörtelmasse von gar keinem Einflusse ist. Nur in einzelnen Blasenräu- men, die zuweilen im Mörtel entstehen, nimmt man zuweilen eine durch stalaktitischen Kalk gebildete Auskleidung wahr, so wie hin und wieder sogar deutliche Kalkspathkrystalle darin angetroffen werden 1). Auch findet man zuweilen in einzelnen, in der Mórtelmasse entstandenen Rissen, stalaktitischen Kalk, der darin aus eingesiekertem kalkhaltigen Wasser sich absetzte, welches durch seinen Kohlensäuregehalt vielleicht aus dem Mörtel selbst, Kalktheile aufgenommen hatte. ! j In vielen Fällen trägt bei dem Luftmörtel zur Erhärtung und Umänderung der Structur, ohne Zweifel die Bildung von Kalkerdesilicat bei. Bekanntlich gründet sich hierauf, nach den Untersuchungen von Fuchs?), die bindende Kraft und rasche Erhärtung des Wassermörtels, wobei die Wirkung von Molekularbewegungen so augenscheinlich ist, die aus einer pulverförmigen, durch Wasser in den breiigen Zustand versetzten Masse, in kurzer Zeit einen dichten Körper von ebenem oder muscheligem Bruche entstehen lassen, der die Härte des Kalkspaths, und zuweilen sogar eine noch etwas grössere Härte erlangt. ZUM UM T Umwandlung von eile in Malachit. Das Umgekehrte von dem was bei dem Mórtel vorgehet, zeigt auf eine ausgezeichnete Weise die Umwandlung der Kupferlasur in Malachit, indem jene Substanz Wasser aufnimmt, und dagegen Kohlensäure fahren lässt. Bei dieser Umbildung wird aus einem krystallinischen Körper, ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes, ein anderer, in welchem mit einer etwas ver- schiedenen ehemischen Zusammensetzung, eine etwas abweichende Form ver- knüpft ist; denn wenn gleich beiden Mineralsubstanzen klinorhombische Kry- 1) Überaus nette und klare Kalkspathkrystalle fand ich in den Blasenräumen eines Mörtels aus einer alten Casematte im Göttinger Walle, die i. J. 1835 bei Gele- genheit der erneuerten Ausmauerung eines Durchganges für den botanischen Garten, weggeräumt wurde. 2) A. a. O. 8. 37 fl. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 59 stallisationensysteme mit mikrodiagonaler Abweichung eigen sind, so lassen sich doch die Winkelverhältnisse derselben nicht unter einander reimen, so wie auch die Lage der Blátterdurehgünge bei beiden ganz abweichend, und der Grad der Spaltbarkeit sehr verschieden ist. Beudant hat bereits in seiner reichhaltigen Mineralogie jene Umwandlung erwähnt Y), und genaue Beschrei- bungen derselben haben Haidinger?) und Blum 95 geliefert, denen ich kaum etwas Neues hinzuzufügen vermag. Am Gewöhnlichsten nimmt man die Umwandlung von Kupferlasur in Malachit an Krystallen der ersteren wahr, deren äussere Gestalt dabei oft vollkommen, zuweilen indessen nur unvollkommen oder theilweise erhalten ist; und wohl nirgends ausgezeichneter, als an den schönen Drusen von edler Kupferlasur von Chessy unweit Lyon. Doch zeigt sich dieselbe Veränderung zuweilen auch an der nicht krystallisirten gemeinen, im Bruche unebenen oder erdigen Kupferlasur, wie ich sie u. a. an Stufen von Adelaide in Neu- holland vor mir habe. Bei einer Metamorphose wie diese, welche durch Aneignung eines Bestandtheiles aus der äusseren Umgebung bewirkt wird, möchte wohl ein allmähliges Fortschreiten von Aussen nach Innen am Natür- lichsten erscheinen. Dennoch zeigt sich bei der Umwandlung von welcher hier gehandelt wird, dieser Gang gerade am Sellensten, wie solches von Blum sehr richtig angegeben worden. Zuweilen finden sich allerdings Kry- stalle von Kupferlasur, die mit einer dünnen Malachithaut bekleidet sind; oft ist dieses aber eine Täuschung, indem, wie solches ebenfalls von Blum bereits bemerkt worden, die Kupferlasur den nahe unter der Oberfläche be- findlichen Malachit nur durchschimmern lässt. Nicht selten beginnt die Um- wandlung da, wo die Krystalle der Kupferlasur aufgewachsen sind; aber auch oft bald hier, bald dort, ganz im Innern des Krystalles, indem sie sich von einzelnen Puncten aus nach den Seiten verbreitet. Die Umbildung nimmt mit- unter so zu, dass die ganze Masse des Krystalls zu Malachit geworden. Dieser ist stets faserig, und die Fasern erscheinen sehr gewóhnlich büschel- „„ 1) Traité de Mineralogie. 2. Ed. I. p. 204. 2) Poggendorff’s Annalen. XI. S. 179. 3) Pseudomorphosen. S. 215. zs 60 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, füfmig von einzelnen Puncten auseinander laufend. Doch kommen sie auch zuweilen in Lagen vor, welche den Krystallflächen der Kupferlasur entspre- chen. Oft umschliessen diese in ihrer ursprünglichen Glätte, die im Innern befindliche faserige Malachitmasse; manchmal werden sie aber auch von den Fasern durchbrochen, in welchem Falle die Oberfläche rauh erscheint, und die Krystallform wohl mehr und weniger zerstört ist. Auch da, wo nicht krystallisirte, gemeine Kupferlasur in Malachit umgewandelt worden, offenbart sich hin und wieder das Fortschreiten der Umänderung von Innen nach Aussen. Der durch diese Umbildung entstandene Malachit, ist ebenfalls faserig. Aus dem Mitgetheillen wird es einleuchten, wie complicirt die Wirkungen der Molekularbewegungen seyn mussten, indem in einem Krystallindividuum von Kupferlasur eine grosse Anzahl von freilich nicht zur Vollendung gekommenen, kleineren Malachitkrystallen in abweichender prismatischer Form sich bildete, und auf verschiedene Weise, bald concentrisch, bald den Krystailflächen der Kupferlasur entsprechend, sich gruppirte. Jener auffallende Gang der Umwandlung der Kupferlasur in Malachit kónnte es vielleicht zweifelhaft erscheinen lassen, ob hier wirklich eine Um- bildung. angenommen werden dürfe, oder ob nicht vielleicht Malachit und Kupferlasur gleichzeitig auf solche Weise entstanden seyen, dass die Krystal- lisation der Kupferlasur die Herrschaft behauptet habe, wogegen der in ihrem Bereiche gebildete Malachit mehr und weniger ihr unterthan geblieben sey; wofür bei der offenbar ‚grösseren Krystallisationstendenz der Kupferlasur Man- ches sprechen dürfte. Doch möchte wohl die von Beudant, Haidinger und Blum aufgestellte. Ansicht die richtigere seyn, in welcher Hinsicht berück- sichtigt zu werden verdient, dass der bei der Umwandlung von Kupferlasur in Malachit sich zeigende, ungewöhnliche Gang, doch auch bei mehreren an- deren, unzweifelhaften pseudomorphischen Bildungen beobachtet werden kann, wie u.a. oben auch bei der Umänderung von Grau- in Glanzbraunstein an- gegeben worden. Eine solche von Innen nach Aussen fortschreitende Um- wandlung wird um so weniger räthselhaft erscheinen, wenn man sich davon überzeugen muss, dass zuweilen dem Anscheine nach vollkommen dichte Mineralkórper von Wasser und Luft durchdrungen, und durch solche im epom verändert werden. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 61 Es darf nicht übersehen werden, dass der durch Umwandlung der Kupfer- lasur gebildete Malachit nicht immer unmittelbar und ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes daraus hervorgegangen ist, sondern aus einer ohne Zweifel durch Kohlensäure enthaltendes Wasser vermittelten Auflösung, bald auf der Kupferlasur, bald in grósserer oder geringerer Entfernung von der- selben, in sphärischen oder stalaktitischen Formen sich abgesetzt hat. Man würde indessen offenbar zu weit gehen, wenn man bei jedem Zu- sammenvorkommen von Kupferlasur und Malachit annehmen wollte, dass der letztere durch eine Umwandlung der ersteren entstanden sey. Oft zeigen sich beide verwandte Verbindungen in einem solchen gegenseitigen Verhältnisse, dass man der Kupferlasur sogar nothwendig eine spätere Entstehung als dem Malachit zuschreiben muss; dieses ist z. B. da der Fall, wo, wie so oft, auf einer Unterlage von erdigem oder dichtem Malachite, einzelne Krystalle von Kupferlasur sich befinden. §. 39. Umünderung des thonigen Sphärosiderites in thonigen Rotheisenstein durch das Glühen. Der thonige Sphärosiderit, der aus einem innigen Gemenge von Sphäro- siderit, dessen wesentlicher Bestandtheil kohlensaures Eisenoxydul ist, und Thon oder Mergel in einem variabelen quantitativen Verhältnisse besteht, kann durch höhere Oxydation des Eisens und Ausscheidung der Kohlensäure, eine Zersetzung erleiden, welche verschieden ist, je nachdem sie bei gewöhnlicher Temperatur, oder unter Einwirkung von Glühhitze vor sich gehet. Unter beiden Umständen findet ein Austausch von Bestandtheilen statt, der mit einer Formveründerung ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes verknüpft ist. Im ersteren Falle, der später betrachtet werden wird, verwandelt sich das kohlensaure Eisenoxydul in Eisenoxydhydrat, indem mit dem Sauerstolle auch Wasser aufgenommen wird; im letzteren Falle, von welchem gegenwärtig gehandelt werden soll, wird zugleich mit der Kohlensäure des Sphärosiderites, auch das Wasser des Thons ausgeschieden, und dafür nur ‚Sauerstoff aufge- Mergel beigemengt, 80 wird der Kohlensäure- noch durch den des letzteren vermehrt. Die r Vollendung eine nicht zu nommen. Ist, wie manchmal, gehalt welcher verloren geht, erste Art der Umänderung erfordert bis zu ihre 62 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, berechnende Zeitdauer; wogegen die zweite rasch von Statten gehet. Jene ereignet sich ohne besondere Veranlassungen auf den natürlichen Lagerstätten des thonigen Sphärosiderites; diese wird zuweilen auf denselben durch beson- dere Umstände herbeigeführt, kann aber auch eben sowohl künstlich bewirkt werden. Der thonige Sphärosiderit kommt bekanntlich am Häufigsten in sphároidi- schen Nieren von verschiedener Grösse, aber auch in zusammenhängenden Lagern in verschiedenen Flötzformationen, vorzüglich aber im Steinkohlenge- birge vor, in welchem die Lager welche ihn enthalten, nicht selten mit den Kohlenflótzen wechseln. Besonders häufig pflegt er in Schieferthonlagern sich zu finden, welche das unmittelbar Hangende der Kohlenflötze bilden 1). Wenn nun ein Kohlenflótz, sey es durch Selbstentzündung, sey es durch andere Veranlassung, in Brand geräth, der, wenn er nicht zeitig erstickt wird, von langer Dauer seyn kann, wie es die unterirdischen Bründe der Fanny - Grube in Niederschlesien, von Zwickau in Sachsen, von Duttweiler im Saarbrück - schen, von St. Etienne in Frankreich, von Dudley in England zeigen. Durch die Gluth werden die Massen, welche den Kohlenflótzen nahe liegen „in ver- schiedenem Grade verändert; es entstehen Erdschlacken „ Porzellanjaspisse, welche Werner mit dem Namen der pseudoeulkanischen Producte belegte; und auf diese Weise kann denn auch der thonige Sphärosiderit eine Umände- rung erleiden, indem er durch die Gluth in thonigen Rotheisenstein umge- wandelt wird. Zuweilen gehet mit seiner inneren Form eine merkwürdige Veränderung vor, indem er stängliche Absonderungen erhält. Dieser stäng- liche rothe Thoneisenstein, der durch seine ausgezeichnete Structur schon früh die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und dem man verschiedene Namen, als Nagelers, Schindelnageleisenstein, gegeben hat, findet sich unter den Producten, welche durch Kohlenbrände entstanden sind, besonders in Bóhmen, zu Hoschnitz, Delau im Saatzer, zu Straska und Schwindschitz im Leutmeritzer Kreise, so wie am brennenden Berge zu Duttweiler in der Gegend von Saarbrücken. Auch soll er in Schottland vorkommen. Eine ganz ähnliche stängliche Absonderung erhält zuweilen der thonige Sphärosiderit durch das 1) Vergl. Lehrbuch der Geognosie von Dr. C. Fr. Naumann. II. S. 480. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 63 Rösten, wie ich es auf Eisenwerken in England, wo der thonige Sphärosi- derit durch ein Rösten in Öfen zum Schmelzprocesse vorbereitet wird, ge- sehen habe !). Der thonige Sphärosiderit ändert bekanntlich sowohl in seiner chemischen Zusammensetzung, als auch in seiner Mengung mit Thon oder Mergel ausser- ordentlich ab, daher auch der durch seine Umänderung unter Einwirkung von . Glühhitze entstandene thonige Rotheisenstein sehr verschiedenartig seyn kann. Mag indessen sein Eisengehalt grösser oder geringer seyn; mag er, wie solehes oft der Fall ist, neben dem kohlensauren Eisenoxydul auch kohlen- saures Manganoxydul, neben dem wasserhaltigen Thonerdesilicat, kohlensaure Kalkerde, vielleicht auch etwas kohlensaure Talkerde, oder ausser der ge- wöhnlichen Beimengung noch kohlig- bituminóse Theile enthalten, so wird er doch durch das Glühen an Kohlensäure und Wasser immer weit mehr ver- lieren, als er durch die hóhere Oxydation des Eisens an Sauerstoff aufnimmt. Um dieses genauer nachzuweisen, móge folgendes Beispiel dienen. Ein nicht ungewöhnlicher Eisengehalt des thonigen Sphárosideriles ist der von 30 Procent. 1) Der verstorbene Reuss hat die Meinung geäussert (Orographie des nordwest- lichen Mittelgebirges in Bóhmen. 1790. S. 90.), dass der stängliche thonarlige Eisenstein nicht immer unter Einwirkung von Hitze, sondern auch durch Aus- trocknung entstanden sey, welches namentlich bei dem, welcher in der Prohner Schrunde zwischen Lagen verhürteten Thons sich findet, anzunehmen seyn dürfte, weil in jener Gegend, wo doch übrigens auch Steinkohlen sich finden, keine Spur eines unterirdischen Feuers wahrgenommen werde. Da ich weder mit dem stünglichen Thoneisenstein von jener Localität, noch mit den dortigen geognostischen Verhältnissen näher bekannt bin, so muss ich mich sowohl über s auch über das von Reuss erwähnte Vorkommen von stäng- obige Meinung, al " m Urtheils enthalten. lichem Thoneisenstein zu Amberg in der Oberpfalz, eines Es ist indessen nicht wohl anzunehmen, dass thoniger Sphärosiderit sich bei gewöhnlicher Temperatur in thonigen Rotheisenstein umwandlen könne. Enthält oneisenstein von den genannten Localitäten das Eisen als nun der stängliche Th Absonderung für eine Oxyd, so dürfte man eher berechtigt seyn, die Art der ursprüngliche Bildung anzusprechen. 64 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Zum kohlensauren Eisenoxydul sind damit verbunden 8,57 Proc. Sauerstoff und 23,56 — Kohlensäure der Thongehalt betrage 37,87 — in welchem etwa 5,00 — Wasser enthalten sind. Von einem auf diese Weise zusammengesetzten thonigen Sphärosiderite gehen durch Glühhitze verloren: 23,56 Proc. Kohlensäure und 5,00 — Wasser 28,56 — wogegen bei dem Ubergange des Eisenoxyduls in Oxyd aufgenommen werden 4,28 — Sauerstoff daher nach Abzug derselben der Verlust 24,28 — beträgt, also beinahe ½ des Ganzen. Dieser Verlust wird dadurch noch vergrössert, dass bei heftiger Gluth etwas Eisenoxyd zu Eisenoxyd- Oxydul wird, wie aus der schwarzen Färbung und dem metallischen Glanze zu schliessen ist, welche oft auf den Absonderungsflächen sich zeigen. Sollte der thonige Sphärosiderit vor seiner Umänderung durch Glühhitze schon in thonigen Braun- oder Gelb- eisenstein umgewandelt worden seyn, so würde der Verlust durch die Aus- treibung des im Eisenoxydhydrate enthaltenen Wassers noch vergrössert wer- den. Ob dieses der Fall gewesen, lässt sich nach der Beschaffenheit des gebrannten Sphärosiderites nicht beurtheilen. Folge von diesem grossen Ver- luste von Bestandtheilen ist die Auflockerung, welche die ganze Masse des thonigen Sphärosiderites erleidet, die besonders dadurch sich zu erkennen giebt, dass das Mineral durch das Brennen weicher, zuweilen beinahe zer- reiblich, und an der Zunge klebend wird. Damit hängt nun aber auch die innere Formveränderung zusammen, welche vor sich gieng, ohne dass die Masse in Fluss kam, mithin durch Molekularbewegungen bewirkt wurde, welche die Lage der kleinsten Theile veränderten, ohne dass eine Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes statt fand. Die Wirkungen der Molekularbe- wegungen zeigen sich auf gedoppelte Weise; theils nehmlich in der Verände- rung des Bruches, der bei dem thonigen Sphärosiderite gewöhnlich muschelig oder eben, bei dem thonigen Rotheisenstein dagegen feinerdig ist; theils und vor Allem aber in der Entstehung der stänglichen Absonderungen. Diese setzt innere Attraclionen voraus, welche mehr und weniger die ganze er- ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 65 glühende Masse betrafen, und nicht wie bei der langsamen Umwandlung des thonigen Sphärosiderites in thonigen Braun- oder Gelbeisenstein, allmählig von Aussen nach Innen sich verbreiteten, wodurch aus dieser Umbildung, der Oberfläche entsprechende, schaalige Absonderungen hervorgiengen. Die stängliche Absonderung des thonigen Rotheisensteins ist nach einem kleinen Maassstabe ein treues Bild der säulenförmigen Absonderung des Ba- salles und anderer Säulengebirgsarten. Sie ist eine ähnliche Bildung, wie sie zuweilen bei dem Brennen des Gypses entsteht, von welcher oben die Rede war; und nicht wesentlich verschieden von den ebenfalls beschriebenen, durch Einwirkung eruptiver Gebirgsarten auf Braun- und Schwarzkohlen veranlassten stänglichen Absonderungen. Hieraus gehet hervor, dass sie bei den ver- schiedenartigsten Körpern, und unter sehr abweichenden Umständen entstehen kann, wiewohl gewöhnlich der Einfluss höherer Temperatur dabei im Spiele ist. Daraus allein würde es sich schon ergeben, dass jene stängliche Abson- derung mit Krystallisation gar Nichts gemein hat, wiewohl sie in älterer und neuerer Zeit hin und wieder irrig für eine krystallinische Bildung angesprochen worden. Da übrigens diese Absonderung von mannichfaltigem , besonders auch geologischem Interesse ist, und ihre Eigenthümlichkeiten an dem aus thonigem Sphärosiderite entstandenen, thonigen Rotheisensteine sich sehr aus- gezeichnet zu erkennen geben, so wird es nicht unpassend seyn, bei dieser Gelegenheit etwas Umfassenderes darüber mitzutheilen, welches zur speciellen Erläuterung an die im Aten F. enthaltenen allgemeinen Bemerkungen sich reihet. Die Bildung der gemeinen, d.i. nicht krystallinischen stánglichen Abson- derung, welche von der krystallinisch - stànglichen wohl unterschieden werden muss 1), gehört zu den Wirkungen derselben Attractionskraft, welche Wasser- tropfen so gut wie Weltkörper formt 2), welche in allen Abstufungen des flüssigen und starren Zustandes, in unorganisirten Körpern so wohl als in organisirten wirksam ist, und bei jenen eben so gut in einfachen als in ge- mengten sich zeigt, indem sie nicht, wie die Krystallisationskraft an die Sub- 1) vergl. mein Handbuch der Mineralogie. ?te Ausg. I. S. 288. 292. 2) S. Geognostische Beobachtungen auf Reisen durch Deutschland und Italien, an- gestellt von Leopold von Buch. I. S.17.— Meine Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur. 1. S. 102 ff. Phys. Classe. VII. ! 66 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, stanz, sondern nur an die Masse der Körper geknüpft ist. Auf solche Weise ist die Bildungsart der Prismen der gemeinen stänglichen Absonderung, der Entstehungsart von prismatischen Krystallen, oder krystallinisch - stänglicher Absonderung gerade entgegengesetzt, wenn gleich die Formen Ähnlichkeit zeigen können; jene ist allein durch Centralattraction und gegenseitige Abplattung benachbarter Attractionssphären, diese durch polare Anziehung und Abstossung bedingt, wiewohl Centralattraction davon nicht ausgeschlossen ist, und auf verschiedene Weise dabei in Wirksamkeit treten, selbst mit der krystallinischen Bildung in Conflict gerathen kann !). Um die Bildung der stänglichen Absonderung, die, wie gesagt, nicht im Wesen, sondern nur in der Grösse der Dimensionen, von der Säulenbildung des Basaltes und anderer Säulengebirgsarten abweicht,‘ und von welcher sich allmáhlige Abstufungen bis zu den gróssten und stürksten abgesonderten Stücken solcher Gebirgsarten verfolgen lassen, in das rechte Licht zu stellen, scheint es mir angemessen zu seyn, zu zeigen, unter welchen sehr verschiedenen Verhältnissen die Entstehung dieser Absonderungsform möglich ist. Folgende Hauptmodificationen der Umstände, unter welchen die Bildung der Säulen oder stánglich -abgesonderten Stücke erfolgt, dürften zu unterscheiden seyn: 1. Das Austrocknen feuchter Körper. Dahin gehört das oft regelmässige Zerbersten des gefällten Eisenoxydhydrates (F. 1.); das Aufreissen des Thons bei der Verdunstung des Wassers, wobei jedoch die Säulenform selten be- sonders regelmässig erscheint. I 2. Das Erstarren geschmolzener Körper. Unter diesem Verhältnisse lässt sich jene Bildung zuweilen bei dem gemeinen Glase beobachten. Aus- 1) Die von mehreren ausgezeichneten Naturforschern gemachten Versuche, die Krystallbildung durch Abplattungen von Aggregaten krummflächiger Molekule zu erklären, sind ein Beweis von gänzlicher Verkennung des wahren Wesens der Krystallisation. Wohl können, wie ich in meinen Untersuchungen über die Formen der leblosen Natur, I. S. 129 gezeigt habe , durch gegenseitige Abplat- tungen benachbarter krummflächiger Körper, Formen entstehen, welche Ähn- lichkeit mit gewissen Krystallisationen haben; aber durch die Annahme von Abplattungen krummflüchiger Molekule gelangt man, wenigstens nach meiner rzeugung, nicht zur Erklärung des Wesens der geradflächigen äusseren Krystallgestalten, und des krystallinischen Gefüges. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 67 gezeichnet ist sie mir bei Schlacken vorgekommen, z. B. bei einer Kupfer- steinschlacke zu Fahlun in Schweden, bei welcher der Übergang von der sphärischen Bildung in die durch Abplattung bewirkte regulär- sechsseitige Form äusserst schön zu verfolgen war 1). Dahin gehört die oft ausgezeichnete Säulenbildung der Lavaströme 2), und ohne Zweifel auch die Bildung der Säulen des vulkanoidischen Basaltes und verwandter Gebirgsarten. 3. Die Abkühlung einer feurig-teigigen Masse. Dieser Aggregatzustand dürfte manchen eruptiven Gebirgsarten bei ihrem Emporsteigen eigen gewesen seyn. Ich möchte dahin den Trachyt 5), manche Porphyre *) nebst der Por- phyrbreccie 5) zählen. 4. Die Abkühlung einer gefritteten, d.i. in einem halbgeschmolzenen Zustande befindlichen Masse. Dahin gehört die oft ausgezeichnete Säulenbil- dung in den aus Sandstein bestehenden Gestellsteinen von Schmelzöfen, so wie die sehr ähnliche Bildung, welche sich an Sandsteinen zeigt, auf welche Basalt eingewirkt hat 6). j 5. Die Abkühlung von Massen in welchen die Einwirkung hoher Tem- peratur eine chemische Veränderung verursacht hat, wohin die hier zunüchst 1) Vergl. meine Commentatio de usu experientiarum metallurgicarum ad disquisi- tiones geologicas adjuvandas. Comment. Soc. Reg. scient. Gotting. recent. Vol. VIII. p. 164. 2) Z. B. an dem Lavastrome des Vesuvs von 1631 zwischen Portici und Torre del Greco (Institutions géologiques par Scipion Breislak, trad. par P.J. L. Camp- mas. Atlas, Pl. I.); an dem des Vesuvs von 1794 bei Torre del Greco, 3) Säulenförmige Absonderung des Trachytes findet sich u. a. im Siebengebirge am Rhein, am Drachenfels, an der Wolkenburg, am Stenzelberge. —— 4) Die ausgezeichnetste, mir bekannte Säulenbildung eines Porphyrs ist - am Wildberge bei Schónau in Schlesien. Vergl. G. F. R. Gerhard, i. d. Schriften der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde, V. S. 420 fl. Tab. VII. L. von Buch, geogn. Beobacht. auf Reisen durch Deutschl. u. Ital. I. S. 64.) 5) Ausgezeichnete Säulen- und Pfeilerbildung findet sich u. a. an gt Porphyr- breccie des Badener Berges bei Baden am Schwarzwalde. (Vergl. meine geogn. Bemerkungen über die Gegend v. Baden bei Rastatt. 0. S. 24.) 6) Vergl. u.a. meine Bemerkungen i. d. Gött. gel. Anzeigen v. J. 1816. S. 490, und v. Leonhard's Basalt- Gebilde. II. S. 354 fl. S. 511 ff. ix 68 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, betrachteten Erscheinungen so wie die früher angegebenen zu rechnen sind, welche zuweilen am gebrannten Gypse, am Anthracite, an der Pechkohle, am gebrannten Thone wahrgenommen werden, z.B. bei der Bildung von Porzel- lanjaspis, bei der Einwirkung des Basaltes auf den sogenannten Schwül des Meissners, und welches auch da wohl sich zeigt, wo Lava sich auf Thon ergossen hat, z. B. an mehreren Orten in Auvergne. Wenn nun also nicht allein die chemische Natur der Körper, bei welchen, sondern auch die Umstände, unter welchen die Säulenbildung und stängliche Absonderung erfolgen, höchst verschieden seyn können, so ist doch die Art der Entstehung dem Wesentlichen nach überall dieselbe, indem sie sich durch- gehends auf Centralattraction und tangentiale Abplattung benachbarter Attractions- sphären zurückführen lässt. Die Form zeigt darin Übereinstimmung , dass sie von einer Normalform, dem regulär-sechsseitigen Prisma abzuleiten ist, von welchen Prismen mit einer geringeren oder grösseren Anzahl von Seiten, nur weniger regelmässige Abänderungen sind. Bei dem durch das Glühen aus thonigem Sphärosiderit entstandenen thonigen Rotheisenstein, stellt sich das sechsseitige Prisma oft in vollkommenster Regelmässigkeit dar; doch erscheinen auch, wie bei dem Basalte und anderen Säulen-Gebirgsarten „manchmal 4, 5, 7 seitige Prismen. Ist, wie zuweilen, die Anzahl der Seitenflächen noch grösser, und werden dadurch die Seitenkanten noch stumpfer, so findet ein Übergang in die Zylinderform statt; welches u. a. auch bei der oben erwähnten, stäng- lich abgesonderten Pechkohle vorkommt. Die Bildung einer Säule ist aus einer Reihe von über einander liegenden Kugeln abzuleiten, deren Grösse die Stärke, und deren Anzahl die Länge der Säulen bedingt. Bei dem Basalte und verwandten Gesteinen , bei welchen die Säulenbildung überhaupt am Ausgezeichnetsten erscheint „ kommen die linear an einander gereiheten Kugeln mit ihren concentrisch-schaaligen Absonderun- gen, durch Verwitterung, zumal wenn die Entstehung von Eisenoxydhydrat eine Volumenvergrösserung bewirkt, oft deutlich zum Vorschein 1). Es ist aber eine durchaus irrige Vorstellung, wenn man meint, dass die Kugeln und 1) Nirgends habe ich diese Kugelbildung in den Basaltsäulen ausgezeichneter ge- sehen, als in dem Eckartsberger Basaltbruche unweit Zittau in der Lausitz. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERAND. 69 ihre Absonderungen Producte der Verwitterung seyen. Mit dieser Kugelbil- dung stehen die Aus- und Einbiegungen der Seitenkanten der Säulen im Zu- sammenhange, welche wie im Grossen bei den Basaltsäulen, so im Kleinen an den stänglich-abgesonderten Stücken des gebrannten Gypses, Anthracites, thonigen Rotheisensteins, wahrgenommen werden. Die Aus- und Einbiegungen der Kanten, werden auch an den Flüchen wahrgenommen; und in seltenen Fülen gehen diese krummlinigen und krummflüchigen Biegungen in Winkel- biegungen über, wie sie Noeggerath an dem Basalte der Casseler Ley bei Obercassel unweit Bonn nachgewiesen hat, und wie sie im Kleinen zuweilen ziemlich deutlich an den Stängeln des thonigen Rotheisensteins von Hoschnitz in Böhmen wahrzunehmen sind. Die Kugeln gehen dann und wann in Ellip- soiden über, so dass die Säulen oder Stängel eine Reihung derselben dar- stellen, wie man es zuweilen u. a. an dem thonigen Rotheisenstein von Dutt- weiler siehet; und indem damit eine schaalige Absonderung verknüpft ist, so verläuft jene Bildung in eine zylindrisch- schaalige Absonderung, welche be- sonders an Trachyt-Sáulen vorkommt 1) und auch wohl an stärkeren stänglich- abgesonderten Stücken des Bóhmischen thonigen Rotheisensteins wahrgenom- men wird. | Die Kugelbildung steht oft auch in Beziehung zu den Querabsonderungen, welche die Süulen und Stángel rechtwinkelig gegen ihre Achse, in Glieder theilen, und wie bei den Basalt-Säulen, so bei den stünglich - abgesonderten Stücken des Anthracites und thonigen Rotheisensteins vorhanden zu seyn pflegen. Am Häufigsten ist ihre Lage eine tangentiale, indem sie die Säulen da theilen, wo zwei Kugeln an einander gránzen; in welchem Falle die Länge der Glieder dem Durchmesser der Prismen mehr und weniger gleich kommt, Doch ist ihre Länge auch manchmal grösser. Oder die Querabsonderungen schneiden die Kugeln, indem sie dieselben in zwei bald gleiche bald ungleiche Hälften theilen; oder sie treffen auf den Umfang der Kugel, wodurch dann, l) Ausgezeichnet findet sich diese merkwürdige Art der Absonderung an den Trachyt-Säulen des Stenzelberges im Siebengebirge am Rhein, wo sie von den Steinbrechern den Namen „Umläufer“ erhalten hat. (Noeggerath, das Ge- birge in Rheinland u. Westphalen. IV. S. 360. Dr. H. von Dechen, geogno- stische Beschreibung des Siebengebirges am Rhein. S. 93.) 70 . . JOH, FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, wenn schaalige Absonderungen damit verbunden sind, die Gliederung ent- stehet, bei welcher auf dem einen Gliede eine kugelsegmentförmige Convexität, und auf dem damit in Berührung stehenden, eine entsprechende Concavität sich befindet; welche Bildung man mit Knochengelenken verglichen, und für eine räthselhafte Erscheinung gehalten hat, die übrigens gar nicht selten am Basalte, und vielleicht nirgends ausgezeichneter als am Giants Causeway in Ireland sich zeigt 1) Zuweilen sind die Querabsonderungen einander sehr genähert, so dass die Säule wie aus übereinander liegenden Tafeln zu be- stehen scheint, welches besonders an dem Basalte und an dem Klingstein manchmal vorkommt. Diese Querabsonderungen entsprechen stets den Ab- kühlungsflächen, und wo sie bei austrocknenden Massen sich zeigen, der Verdunstungsfläche; daher sie, je nachdem diese Flächen gerade und einander parallel oder gebogen sind, in ihren Fortsetzungen durch ganze Massen ent- weder in gerade, oder gekrümmte Ebenen fallen. Wo die Masse in Säulen oder Stängel abgesondert ist, werden diese, wie es beschrieben worden, dadurch in Glieder getheilt; sie kommen aber auch unabhängig von der Pris- men-Bildung vor, und geben dann zuweilen der Masse ein tafelförmiges oder geschichtetes Ansehen, wie man es bei basaltischen Gebirgsmassen und Lavaströmen manchmal siehet. In gangförmigen Ausfüllungen haben sie oft eine verticale Stellung, wogegen ihnen sonst nicht selten eine horizontale oder wenig geneigte Lage eigen ist. In Nieren des gebrannten thonigen Sphärosiderites, die keine stängliche Absonderung erhalten haben, stellen sie schaalige Absonderungen dar. Ausser den gewöhnlichen rechtwinkeligen Querabsonderungen, kommen dann und wann noch transversale, oder auch longitudinale vor. Durch die letzteren wird eine stärkere Säule in kleinere dreiseitige oder rhomboidale Prismen abgetheilt, wie es am Basalte, an dem Dolerite, an der säulenförmigen Absonderung der Lavaströme, und im Kleinen auch an dem thonigen Roth- eisenstein sich zeigt. An diesem habe ich hin und wieder dasselbe wahrge- nommen, was Noeggerath an der Mühlsteinlava von Niedermendig nach- 1) Vergl. Blumenbach's Handbuch der Naturgeschichte. 12te Ausg. S. 507 und dessen Abbildungen naturhist. Gegenstände, Tab. 18 ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 71 gewiesen hat: dass die longitudinale Theilung nicht der ganzen Länge nach auf gleiche Weise hindurchgehet. Die Stärke der Prismen ist ausserordentlich verschieden, indem sie von mehreren Fussen, wie sie bei dem Basalte, dem Trapp, dem Trachyte, der Porphyrbreccie, den Lavaströmen vorkommt, bis zur geringen Dicke der Stängel des thonigen Rotheisensteins abändert, welche höchstens einige Linien beträgt, aber wohl bis zur Dicke von etwa ½ Linie sich vermindert. Die Stärke der Prismen ist bei derselben Art von Körpern sehr verschieden, wie man es an den Säulen des Basaltes, an den abgesonderten Stücken der Gestell- steine, des Anthracites, der Pechkohle, des thonigen Rotheisensteins siehet; aber doch auch im Allgemeinen nach der Verschiedenartigkeit der Körper abweichend; denn so starke Säulen wie sie z. B. bei den basaltischen Ge- steinen, dem Trappe vorkommen, pflegen dem Porphyre nicht eigen zu seyn; und abgesonderte Stücke von stets geringerer Stärke finden sich bei dem gefritteten Sandsteine, dem Anthracite, dem gebrannten Thone. Von Haupt- einfluss auf die Stärke der Prismen dürfte die langsamere und raschere Ab- kühlung seyn, indem sie um so gróssere Dimensionen erlangen kónnen, je langsamer die Abkühlung von Statten gehet. Darauf kónnen nun aber sehr verschiedene Dinge modificirend einwirken. Ein Hauptmoment ist unstreilig die Grösse der Masse; daher mächtige Gebirgsmassen stärkere Säulen erlan- gen, als schmalere Lager- und Ausfüllungsmassen; daher in einzelnen Nieren von thonigem Sphärosiderit durch das Brennen nur dünne Stängel sich bilden können. Ein anderes Hauptmoment ist natürlicher Weise der Zustand, in welchem die geschmolzene Masse vor der Abkühlung sich befindet, und die damit zusammenhängende Temperatur derselben, worauf die chemische Natur der Körper, ihre verschiedene Wärme-Capacität, und dasjenige was die erhöhete Temperatur bewirkt, von Einfluss sind. Noch ein anderes Haupt- moment ist die Beschaffenheit, besonders die wärmeleitende Kraft, der umge- benden Körper. Dass da, wo Prismenbildung durch Austrocknung bewirkt wird, zum Theil andere, wenn gleich analoge Bedingungen statt finden, ver- stehet sich von selbst. Dasjenige wodurch die Stärke der Prismen modificirt wird, hat auch auf die Regelmässigkeit und manche andere Beschaffenheiten derselben Einfluss. 12 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Je gleichmässiger die Abkühlung erfolgt, um so gleichmässiger wirken die Attractionskräfte, um so regelmässiger kann daher auch die Form der Prismen werden. Bei einer vollkommen geschmolzenen Masse, die bei der Erstarrung in einen glasigen, oder diesem genüherten , gleichmässig dichten Zustand über- gehet, kann die Bildung regelmässiger seyn, als bei einem Körper, in welchem bei der Abkühlung ein Aggregal von verschiedenen, krystallinisch sich aus- sondernden Substanzen entstehet; daher z. B. der dichteste Basalt gewöhnlich die regelmässigsten und schärfsten Säulen besitzt; wogegen bei dem Dolerite, dem Leuzitophyre, dem Trachyte, die Säulenbildung weit weniger regelmässig und nett zu seyn pflegt. Wo, wie bei dem Anthracite, dem thonigen Sphärosiderite, die Molekularbewegungen welche die stänglichen Absonderungen bewirken, in einem starren Körper statt finden, der sehr gleichmässig erhitzt wird, und in welchem durch Einwirkung der höheren Temperatur eine gleich- förmig durch die Masse sich verbreitende chemische Veränderung erfolgt, kann auch die Abkühlung gleichmässig erfolgen, und die Bildung der Absonderungen ebenfalls eine regelmässige seyn. Bei der Entstehung der Absonderung durch Verdunstung, nähert sich dieselbe der Regelmässigkeit um so mehr, je gleich- förmiger, je feiner die Theile, je gleichmässiger daher die Vertheilung der Feuchtigkeit, und der Gang ihrer Verdunstung ist. Die Bildung der Prismen zeigt in der Hinsicht mannichfaltige Verschie- denheiten, dass die Absonderungen bald mehr bald weniger ausgezeichnet sind. Oft erscheinen sie nur angedeutet, wobei die einzelnen Säulen oder Stängel unter einander in fester Verbindung stehen; oft sind sie dagegen so vollkommen gesondert, dass sie sich leicht von einander ablösen; und manch- mal sind zwischen den einzelnen sogar offene Räume. Es hängt dieses von dem Verhältnisse des Übergewichtes der Attractionen, welche die Bildung der einzelnen Prismen bewirken, über diejenigen, welche sie zu einem Ganzen zu vereinigen streben, ab, und zeigt sich nicht selten bei derselben Körperart sehr verschieden. Bei den Basaltsäulen kommen alle Abstufungen vor, und eben so bei der stänglichen Absonderung des thonigen Rotheisensteins. Übri- gens ist hierbei wie bei der Kugelbildung zu bemerken, dass da wo durch Verwitterung Zerseizungen erfolgen, auch die Absonderungen der Prismen allmählig vollkommner werden können, wie solches ebenfalls der Basalt wahr- ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERAND. 73 nehmen lässt. In diesem Falle bilden sich oft Schaalen, welche sich von der Oberfläche der Basaltsäulen ablösen, und besondere Körper, welche die Ab- sonderungsräume ausfüllen. Je ausgezeichneter die Absonderungen sich dar- stellen, um so stärker waren die Molekularbewegungen, welche die Sonderung bewirkten; und die Absonderungsráume geben ein Maass für die ‘Grösse des Weges, den die kleinsten Theile bei ihrer Bewegung zurücklegten. Was die Richtung der Säulen und stänglich-abgesonderten Stücke betrifft, so findet dabei das allgemeine Gesetz statt, dass sie rechtwinkelig gegen die Abkühlungs- und Verdunstungsflächen stehen; bei basaltischen und anderen Säulengebirgsmassen, wie bei Lavastrómen, rechtwinkelig gegen die Grund- fläche; bei Lager- und gangförmigen Ausfüllungsmassen, gegen die Seiten- Begränzungsflächen; bei einzelnen Nieren, gegen die Oberfläche derselben. Davon ist denn zugleich Folge, dass die Säulen und stänglich- abgesonderten Stücke entweder eine parallele Richtung haben, und dann der ganzen Länge nach von gleicher Stärke sind, oder auf verschiedene Weise convergiren und divergiren, wobei sie sich nach dem einen oder anderen Ende verjüngen. Auch haben die Verhältnisse der Grund-, Begrünzungs- und Oberflächen Ein- fluss darauf, dass die Säulen und stänglich- abgesonderten Stücke entweder gerade, oder auf verschiedene Weise gebogen sind. Da bei dem thonigen Sphärosiderite die Nieren von der Kugelform, bis zu der von platten Sphá- roiden, oder elliptisch - sphäroidischen Körpern abändern, oft aber auch ganz higitan geformt sind, so wie bei ihm auch zusammenhängende Lager vorkommen, so sind seine durch das Glühen bewirkten stänglich-abgesonder- ten Stücke bald gleich stark, bald sich verjüngend; bald gerade, bald auf verschiedene Weise gebogen. 40. Umünderung des Sphürosiderites in Eisenoxydhydrat. Früher war von dem wesentlichen Unterschiede die Rede, welcher zwischen der Umänderung des Sphärosiderites unter Einwirkung von Glüh- hitze, und der bei gewöhnlicher Temperatur statt findet. Die erstere hat man in der Natur nur selten zu beobachten Gelegenheit; wogegen die letztere, von welcher gegenwärtig gehandelt werden soll, zu den sehr gewöhnlichen Phys. Classe. VIl. 74 ‘JOH, FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, und sehr verbreiteten Naturerscheinungen gehört; welche nicht bloss ein wissenschaftliches, sondern auch ein praktisches Interesse gewährt, indem die durch atmosphärische Einwirkungen herbeigeführte Zersetzung des kohlensauren Eisenoxyduls, sehr zur Erleichterung seiner Zugutemachung beiträgt. Wenn die erste Art der Umänderung in der Natur nur zuweilen bei dem thonigen Sphärosiderite vorkommt, so ist dagegen die zweite nicht bloss bei diesem, sondern auch bei dem reinen Sphärosiderite, bei dem Eisenspathe, und na- mentlich auch bei der faserigen Abänderung, welche ursprünglich den Namen Sphárosiderit erhielt, zu beobachten. Die im Gefolge der chemischen Umän- derungen vorgehenden Veränderungen der Form zeigen sich bei der reinen Formation zum Theil anders, als bei dem thonigen Sphärosiderite ; daher sie im Nachfolgenden von einander getrennt betrachtet werden sollen. Es kön- nen übrigens bei beiden Formationen aus dem kohlensauren Eisenoxydul die drei in der Natur vorkommenden, bestimmt verschiedenen Eisenoxydhy drate, Pen, Fe2i5, Pen, durch höhere Oxydation des Eisenoxyduls, gleichzeitige Aufnahme von Wasser, und Ausscheidung der Kohlensäure hervorgehen, in welcher Hinsicht aber zu bemerken ist: dass die reine Formation am Häufig- sten in das zweite Eisenoxydhydrat, den Brauneisenstein, seltener in das erste, den Pyrrhosiderit, am Seltensten in das dritte, den Gelbeisenstein 9 umgewandelt wird; wogegen aus dem /honigen Sphärosiderite am Häufigsten Gelb- und Brauneisenstein entstehen, Pyrrhosiderit dagegen am Seltensten hervorgehet. Auch darf nicht übersehen werden, dass die Bildung der drei I) Schon in meinem Entwurfe eines Systems der unorganisirten Naturkórper v. J. 1809, S. 107, und dann in der ersten Ausgabe meines Handbuches der Mine- ralogie v. J. 1813, I. S. 277. wurde von mir der Gelbeisenstein als ein von dem Brauneisenstein verschiedenes Eisenoxydhydrat aufgeführt, wobei meine Unter- suchungen über das Eisenoxydhydrat (Gilbert’s Annalen. XXXVII. S. 1 fl.), durch welche ich zuerst nachzuweisen suchte, dass sich das Eisenoxyd im festen Verhältnisse mit dem Wasser verbinde, zum Grunde lagen. Nun hat neuerlich Herr Professor Schmid in Jena den Xanthosiderit als ein neues Eisenoxyd- u beschrieben, wiewohl dieses Mineral nur eine krystallinische Abänderung meines Gelbeisensteins ist. (Vergl. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie von J. Liebig und H. Kopp für 1851. S. 763) ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 75 verschiedenen Eisenoxydhydrate nicht immer von einander getrennt ist, son- dern dass sie manchmal gemeinschaftlich entstehen; in welchem Falle sie entweder ein mehr und weniger inniges Gemenge bilden, oder sich bestimmt und scharf von einander sondern, welche letztere Erscheinung später genauer betrachtet werden wird. Der reine Sphärosiderit enthält bekanntlich ausser dem kohlensauren Eisenoxydul gewöhnlich mehr und weniger kohlensaures Manganoxydul, und nicht selten etwas kohlensaure Kalkerde, oder auch kohlensaure Talkerde. Bei seiner Zersetzung wird auch das kohlensaure Manganoxydul durch Aufnahme von Sauerstoff und Wasser, und Ausscheidung von Kohlensäure, in Mangan- oxydhydrat umgewandelt; daher die aus dem Sphärosiderite entstehenden Mi- neralkörper, zumal der Brauneisenstein, ausser dem Eisenoxydhydrate auch Manganoxydhydrat zu enthalten pflegt. Wenn der Sphärosiderit ganz aus kohlensaurem Eisenoxydul bestehet, so sind in ihm 62,07 Procent Eisenoxydul mit 37,98 — Kohlensäure verbunden. Bei der Umwandlung des Eisenoxyduls in Eisenoxyd nehmen jene . 62,07 Procent Eisenoxydul 6,90 — Sauerstoff auf. Bei der Bildung von Pyrrhosiderit ausserdem 7,76 Procent Wasser, daher der Verlust 23,27 Procent beträgt. Bei der Bildung von Brauneisenstein beträgt die Wasseraufnahme 11,64 Procent, mithin der Verlust | 19,39 Bei der Bildung von Gelbeisenstein beträgt die Wasseraufnahme 15,52 Procent, mithin der Verlust 15544 Durch einen Gehalt von kohlensaurem Manganoxydul, veründern sich diese Zahlen natürlicher Weise bald mehr, bald weniger. Die Zersetzung welche der Sphärosiderit allmählig erleidet, beschränkt sich auf diese Umänderung nicht immer; sondern es findet häufig ausserdem auch noch eine Auslaugung K 2 6 UAANST . JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, durch . kohlensäurehaltiges Wasser statt. Das mit dem Sphärosiderite in Be- rührung kommende Wasser, nimmt wohl selbst zum Theil Kohlensäure aus demselben auf, die dann zur Auflösung von kohlensaurem Eisen- und Man- ganoxydul, von kohlensaurer Kalk- und Talkerde verwandt wird. Die auf diese Weise fortgeführten Substanzen setzen sich daraus später, bald näher bald entfernter, zum Theil in veränderten Zuständen, das kohlensaure Eisen- oxydul in verschiedene Eisenoxydhydrate umgewandelt, das kohlensaure Man- ganoxydul als Manganoxydhydrat ab, aus welchem später noch andere Mangan- fossilien hervorgehen können. Die kohlensaure Kalkerde scheidet sich als Kalk oder Arragonit aus, und die kohlensaure Talkerde am Häufigsten in Verbindung mit kohlensaurer Kalkerde, als Bitterkalk. Hiernach hat man bei dem Sphärosiderite zwei Arten von Umbildungen zu unterscheiden, welche oft, aber keinesweges immer, vereinigt sind, und von welchen namentlich die zuerst erwähnte nicht selten allein vorkommt, wogegen die andere wohl nicht leicht ohne jene erfolgen dürfte. Wenn gleich nun die zweite Art der Umbildung durch einen tropfbar-flüssigen Körper vermittelt wird, so gehen doch stets in dem Körper der die Umänderung erleidet, Molekularbewegungen ohne Aufhebung des starren Aggregatzustandes vor ; wogegen die Fortführung und der spätere Absatz von Bestandtheilen Bewegungen veranlasst, welche nicht in die Kategorie der hier zu betrachtenden Erscheinungen gehören. Durch die zuvor angegebene Art der Zersetzung erleidet die Masse des Sphärosiderites eine bedeutende Auflockerung, welche indessen verschiedene Grade hat, je nachdem durch die Bildung verschiedener Eisenoxydhydrate ein bald geringerer bald grösserer Verlust von Theilen entstehet, der am Gering- sten bei der Entstehung von Gelbeisenstein, am Grössten bei der Bildung von Pyrrhosiderit ist. Die durch diese Umwandlung bewirkte Auflockerung wird noch sehr vergrössert, wenn mit derselben sich die oben bezeichnete Aus- laugung verbindet. Es gehen indessen auch im Innern der Masse manchmal Bewegungen vor, wodurch die aufgelockerten Theile wieder mehr verdichtet werden. Nehmen wir an, dass ein Sphärosiderit ganz aus kohlensaurem Eisenoxydul bestehe, und dass sein specifisches Gewicht 3,8 sey, so würde bei vollständiger Umwandlung desselben in Brauneisenstein „wenn keine Volu- menveränderung statt fände, das specifische Gewicht desselben 3,06 betragen. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN' BEWIRKTEN FORMVERÄND. 77 Bei dem gemeinen Brauneisenstein, der nebst dem ochrigen am Häufigsten aus der Zersetzung des Sphürosiderites hervorgehet, beträgt aber das eigen- thümliche Gewicht mindestens 3,5, und bei dem schlackigen, der zuweilen entstehet, 3,6 — 3,8. Es findet also: bei der Bildung solcher Abänderungen eine Verdichtung statt. Dieses ist noch im höheren Grade bei der Bildung von Pyrrhosiderit der Fall. Unter obigen Voraussetzungen würde das speci- fische Gewicht desselben 2,92 seyn; seine dichte Abänderung hat aber ein eigenthümliches Gewicht von 3,55 — 3,57. Die Nebenbestandtheile des Sphä- rosiderites machen freilich diese Bestimmungen ungenau; doch wird bei den dichteren Abänderungen des Brauneisensteins und Pyrrhosiderites das specifische Gewicht wohl stets etwas grösser seyn, als die Berechnung nach dem Verluste an Bestandtheilen dasselbe ergiebt. i Der Sphärosiderit zeigt verschiedene Grade der Zersetzbarkeit, welches ohne Zweifel mit dem verschiedenen Gehalte an kohlensaurem Manganoxydul zusammenhängt, welche Beimischung die Verwitterung befördert !). Die Zer- setzung beginnt in der Regel an der Oberflache, und schreitet allmählig gegen das Innere fort. Doch bemerkt man zuweilen auch im Innern dunkle Flecke, welche den Anfang der Verwitterung zu erkennen geben 2). 80 lange die umgeänderte Rinde sehr schwach ist, zeigen sich wohl bunte Stahl- farben. Bei ihrer Zunahme gehet aber die ursprünglich gewöhnlich blassgelbe Farbe des Körpers an der Oberfläche in eine bräunliche, oder bräunlich- schwarze Farbe über. Die dunklere Färbung wird durch einen grösseren Gehalt an gebildetem Manganoxydhydrat bewirkt 3). Allmählig verbreitet sich dann die braune Farbe durch das Innere des Körpers. Ist dieser späthig oder 1) Vergl. die Verwitterung im Mineralreiche, von Dr. G. Suck ow. S. 37. 2) Daselbst. S. 36. : 3) Die dunkle Farbe welche der Sphäros vou der Bildung von Eisenoxydoxydul her, welches zuerst ent tem Glühen Eisenoxyd wird, wie man es bei dem Rósten isenhütten beobachten kann. iderit in der Glühhitze annimmt, rührt stehet, woraus dann bei fortgesetz des Eisenspathes und thonigen Sphärosiderites auf E Der schon in Eisenoxydhydrat umgewandelte Sphärosiderit verhält sich im Feuer anders, indem er durch den Verlust des Wassers sogleich die rothe oder rothbraune Farbe des Eisenoxydes annimmt. 78 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, faserig, so erhalten sich anfangs noch Spuren der Textur, die aber später ganz verschwinden. Der Körper nimmt einen erdigen oder unebenen, seltener einen muscheligen Bruch an. Nur in diesem Falle erlangt der Bruch stär- keren Wachsglanz, wogegen er bei unebenem Bruche höchstens schimmernd, bei erdigem matt ist. Krystallindividuen des Eisenspathes und Kugeln des fasrigen Sphärosiderites behalten bei dieser Umwandlung oft ihre äussere Ge- stalt. Wie bei einzelnen Körperindividuen im Innern häufig unzersetzte Kerne gefunden werden, so zeigen sich in grösseren Massen oft einzelne Kerne un- zersetzten Eisenspathes von dichtem Brauneisenstein oder Pyrrhosiderit umge- ben. Aber auch im Innern der völlig zersetzten Individuen und Massen ist der Aggregatzustand nicht immer von gleicher Beschaffenheit, woran ungleiche Wirkungen von Molekularbewegungen erkannt werden. An Krystallen siehet man zuweilen einen dichteren Brauneisenstein in der Umgebung eines lockeren, ochrigen, porösen Kernes 1); und Ähnliches nimmt man nicht selten an grösse- ren Massen wahr, indem verschiedene Varietäten von Brauneisenstein und Pyrrhosiderit unter einander wechseln. Auch werden zuweilen schaalige Ab- sonderungen gefunden, welche erst in Folge der Zersetzung, z. B. in dem kugelförmigen fasrigen Sphärosiderite entstanden sind ?). Haidinger beob- achtete zu Hüttenberg in Kärnthen die Bildung von Geoden in der umge- wandelten Masse des Eisenspathes 5), und eine ähnliche Beobachtung der Entstehung von Brauneisenstein-Nieren mit schaaligen Absonderungen aus der früher späthigen Masse, habe ich auf Lagerstätten des Eisenspathes am Harz zu machen Gelegenheit gehabt. Die hier beschriebenen Erscheinungen lassen verschiedenartige Wirkungen von Molekularbewegungen im starren Zustande des Sphärosiderites nicht verkennen. Sie offenbaren sich besonders auf drei- fache Weise: 1. in der Umwandlung einer krystallinischen Masse in eine nicht krystallinische; 2. in der Verdichtung der durch die Zersetzung aufgelockerten Masse, indem die ochrige Beschaffenheit in eine dichte mit unebenem oder muscheligem Bruche umgewandelt worden; 3. in der Bildung von Nieren und I) Blum’s Pseudomorphosen. S. 201. 2) Daselbst. S. 204. 3) Poggendorff’s Annalen. XI. S. 190, ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 79 schaaligen Absonderungen. Die erste Art der formverändernden Wirkungen von Molekularbewegungen wird bei jedem Sphärosiderite von krystallinischer Beschaffenheit wahrgenommen; wogegen die beiden anderen Arten nicht immer bemerkt werden. Ausser diesen gewöhnlichen Wirkungen der: Molekularbewegungen im Gefolge der Zersetzung des Sphärosiderites, kommt zuweilen eine Erscheinung vor, deren Deutung etwas zweifelhaft ist. Eisenspath-Rhomboéder, die mit Beibehaltung ihrer Form in Brauneisenstein umgewandelt worden, sind auf ihren Flächen mit höchst zarten, glänzenden Prismen von Graubraunstein bekleidet. Die Krystalle liegen flach und fest auf, bald in unbestimmten Richtungen, bald unter einander parallel. An einzelnen Stellen ragen sie über die Kanten her- vor und erscheinen dann wiesaus denselben herausgesponnen. Ein ausgezeich- netes Stück dieser Art besitze ich vom Stahlberge bei Schmalkalden. Man möchte vielleicht glauben, dass die Krystalle des Manganoxydhydrates aus einer Auflösung von kohlensaurem Manganoxydul in kohlensäurehaltigem Was- ser abgesetzt worden seyen, und dass daher ihre Bildung in die Kategorie der Auslaugungs-Erscheinungen gehöre. Die ganze Art des Vorkommens dürfte indessen mehr dafür sprechen, dass sie unmittelbar aus der Zersetzung des Eisenspathes hervorgegangen sind, indem ein Theil des an der Oberfläche gebildeten Manganoxydhydrates sich krystallinisch ausschied. Darf man dieses annehmen, so bietet diese Erscheinung welche nicht ohne Analogieen ist, ein besonders interessantes Beispiel der Wirkung von Molekularbewegungen ohne Aufhebung der Rigidität dar. x Die Erscheinungen, welche durch den oben angegebenen Auslaugungs- Process herbeigeführt ‘werden, gehören zwar nicht: zum eigentlichen Gegen- stande dieser Betrachtungen, dürfen doch aber nicht übergangen werden, um die Wirkungen der Molekularbewegungen, welche ohne Aufhebung des starren Aggregatzustandes vorgehen, im rechten Lichte erscheinen zu lassen. Man nimmt diese Erscheinungen besonders da wahr, wo der Eisenspath in grösseren Massen, theils auf Lagern und Nestern, theils auf Gängen bricht, und auf die- sen Lagerstätten ganz besonders unter solchen Verhältnissen, unter welchen Luft und Wasser am Ungehindertsten einwirken können; daher z. B. auf Gän- gen in oberen Teufen derselben. Ausgezeichnete Gelegenheiten zu Beobach- 80 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, tungen bieten der Iberg bei Grund am Harz, der Stahlberg und die Mommel bei Schmalkalden, der Stahlberg bei Müsen, der Hollerter Zug im Saynischen, die Eisenzeche bei Eiserfeld im Siegenschen, der Erzberg in Steyermark, der Knappenberg bei Hüttenberg in Kärnthen, Sommorostro in Biscaya dar. Indem das den Sphürosiderit durchdringende kohlensáurehaltige Wasser, welches beson- ders in der Masse desselben mit Kohlensäure angeschwängert wurde, Theile vom kohlensauren Eisen- und Manganoxydul aufnimmt und entführt, giebt es zur Bildung von Eisen- und Manganoxydhydraten Veranlassung, die sich theils von einander getrennt, theils unter einander verbunden, entweder in Krystal- len, oder in krummflüchigen, vorzüglich stalaktitischen Gebilden daraus absetzen. Auf diese Weise dürfte die Entstehung mancher Krystalle und krystallinischer Massen von Grau- und Weichbraunstein, welche in Begleitung von Brauneisen- stein, u.a. so ausgezeichnet in der Gegend von Siegen vorkommen, abzu- leiten seyn; und eine gleiche Erklärung scheint mir auf die Bildung der Kry- stalle des Rubinglimmers, in den schönen Drusen von der Eisenzeche bei Eiserfeld und vom Hollerter Zuge im Saynischen, angewadnt werden zu können. ]n krummflächigen, zumal stalaktitischen Formen stellen sich fasriger Brauneisenstein, schuppig-fasriger Pyrrhosiderit (Lepidokrokit), Schwarzbraun- stein (Psilomelan), Manganschaum, dar. Aber auch in dichten und ochrigen Absätzen erscheinen mitunter Eisen- und Manganoxydhydrate, wohin nament- lich ochriger Braun- und Gelbeisenstein, muschliches und ochriges Wad ge- hören. Die verschiedenen, auf solche Weise aus dem Eisenspathe hervor- gegangenen Substanzen lassen in ihrer Bildung oft -eine gewisse Zeitfolge erkennen. So zeigt sich der Brauneisenstein in der Regel früher abgesetzt als der Pyrrhosiderit; der Graubraunstein oft früher als der Brauneisenstein; aber der Manganschaum so wie das Wad in der Regel später als der Braun- eisenstein. Indessen findet auch manchmal ein Wechsel unter Substanzen statt, die sonst gewöhnlich in einer gewissen Reihefolge zu erscheinen pflegen, 2. B. zwischen fasrigem Brauneisenstein und fasrigem Pyrrhosiderit, wie man es an Stufen von Ilfeld am Harz, Friedrichrode am Thüringer Walde, Horhausen in der Gegend von Siegen siehet. Dass übrigens die Bildungsart im Allge- meinen wirklich die angegebene ist 1), erhellt theils aus den Formen der 1) Vergl. in dieser Beziehung: v. Pantz und Atzl, Versuch einer Beschreibung ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 81 Absätze, theils aus dem hin und wieder gemeinschaftlichen Vorkommen von Stalaktiten von Kalkspath, Arragonit (Eisenblüthe) und Chalcedon. Die Bil- dung der beiden letzteren Körper machen es um so wahrscheinlicher, was auch überhaupt aus den Umänderungen mancher Lagerstätten des Eisenspathes hervorzugehen scheint, dass die grösseren in ihnen sich offenbarenden Wir- kungen in Zeiten sich ereignet haben, in welchen höhere Temperaturen, heisse Wasser und Wasserdämpfe auf die Metamorphosirung des Eisenspathes von Einfluss seyn konnten. Die Wirkungen der Molekularbewegungen welche durch die Zersetzung des thonigen Sphärosiderites veranlasst werden, zeigen sich etwas verschieden von den beschriebenen Erscheinungen, welche die mit der reinen Formation vorgehenden Mischungsveränderungen begleiten. Es braucht nicht wiederholt zu werden, was im 39sten $. über das verschiedene Vorkommen und den abweichenden Gehalt des thonigen Sphärosiderites mitgetheilt worden. Zur Erläuterung dessen, was bei seiner Zersetzung in gewöhnlicher Temperatur vorgehet, möge auch hier als Beispiel eine Abänderung dienen, in welcher der Eisengehalt 30 Procent beträgt. Zum kohlensauren Eisenoxydul sind damit verbunden: | | 8,57 Procent Sauerstoff und 23,56 — Kohlensäure. Der Thongehalt betrage 37,87 Procent, in welchem etwa 5 — Wasser enthalten sind. Bei der Um- wandlung eines solchen thonigen Sphärosiderites in Pyrrhosiderit gehen verloren | 23,56 Procent Kohlensäure, wogegen aufgenommen werden 4,28 Procent Sauerstoff und 482 -- Wasser; der vorzüglichsten Berg- und Hüttenwerke des Herzogth pme Meyers. 8 Noeggerath, Geognostische Beobachtungen über die Buena des Hunsrückens, in Karsten’s und v. Dechen’s Archiv. XVI. S. 470 E Majendie, in den Transactions of ihe geological Society of Cornwall. I. p. 226. Bischof, Lehrbuch der chem. u. phys. Geologie. M. 8. — ff. Phys. Classe. VII. $2 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, daher der Verlust beträgt 14,46 Procent. Bei der Umwandlung in Brauneisenstein werden aufgenommen 7,23 Procent Wasser, daher der Verlust beträgt 12,05 Procent. Bei der Umwandlung in Gelbeisenstein werden BE 9,64 Procent Wasser, daher der Verlust 9,64 — beträgt. Die Zersetzung, welche durch die Umänderung der gewöhnlich grauen Farbe in eine braune oder gelbe sich zu erkennen giebt, beginnt an der Oberfläche und schreitet allmählig gegen das Innere fort. Es findet mit dem Verluste von Theilen gewöhnlich eine Zusammenziehung der Masse statt, wobei die Oberfläche nicht aufberstet, indem die weiter nach Innen liegenden Theile von den weiter nach Aussen befindlichen, in einer gegen die Oberfläche senkrechten Richtung angezogen werden, wovon die schaalenförmige Abson- derung einer äusseren umgeänderten Rinde, von der inneren unveränderten Masse Folge ist. Die Rinde löst sich bald vollkommner bald weniger voll- kommen von dem Kerne ab, welches von dem verschiedenen Grade der Verdichtung der Theile in der sich bildenden Rinde abhängt. An einem tho- nigen Sphärosiderite aus den Karpathen, von welchem ich Exemplare meinem werthen Freunde, dem Professor Zeuschner in Krakau verdanke, besteht die 1 — 2 Linien starke Rinde aus thonigem Brauneisenstein, und löst sich vollkommen und leicht von dem aschgrauen unzersetzten Kerne ab. Das specifische Gewicht des letzteren fand ich 3,05, wogegen das der Rinde zu 4,27 bestimmt wurde. Zuweilen findet indessen bei der Zersetzung keine Zusammenziehung der Theile statt, in welchem Falle die umgeänderte Rinde mit dem Kerne fest verbunden bleibt. Bei einem thonigen Sphärosiderite vom Vorgebirge der guten Hoffnung 1), an welchem die ochergelbe, etwa 2 Linien 1) Stücke desselben habe ich, nebst vielen anderen mineralogischen und geogno- stischen Merkwürdigkeiten aus Südafrica, von meinem unvergesslichen Jugend- lehrer, dem verewigten Superintendenten Hesse erhalten, der sechzehen Jahre lang Prediger der Lutherischen Gemeinde in der Cap-Stadt war. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 83 starke Rinde mit dem rauchgrauen unzerseizten Kerne fest verwachsen ist, fand ich das specifische Gewicht des Kernes 2,66, und das der Rinde 2,62. Auf die Verdichtung scheint der Eisengehalt von besonderem Einflusse zu seyn, indem die Zusammenziehung um so stärker seyn dürfte, je grösser der Gehalt des thonigen Sphärosiderites an kohlensaurem Eisenoxydul ist. Doch mögen dabei auch noch andere Umstände mitwirken. Bei fortschreitender Zersetzung bilden sich nach Innen neue Schaalen, und zuletzt bleibt manchmal ein loser Kern im Innern, wodurch die sogenannten Klapper- oder Adlersteine entstehen. Die Stärke der Schaalen ist verschieden; doch pflegt sie selten mehr als einige Linien zu betragen. Es kommen aber auch zuweilen in Braun- oder Gelbeisenstein umgewandelte Nieren von thonigem Sphärosiderit vor, welche völlig dicht geblieben sind. Die Form der Schaalen richtet sich natürlicher Weise nach der ursprünglichen Gestalt des thonigen Sphárosiderites. Wenn dieser, wie gewöhnlich, in sphäroidischen oder elliptisch-sphároidischen Nieren sich findet, entsprechen sie der krummflächigen äusseren Gestalt; sie erscheinen aber auch in verschiedenartigen geradflächigen Abplattungsformen, oder in ganz unregelmüssigen Gestalten. Die Wirkung der Molekularbewe- gungen üussert sich nicht bloss in der Bildung der Schaalen, sondern, wiewohl weniger auffallend, auch in der Umänderung des Bruches, der bei dem tho- nigen Sphärosiderite ursprünglich muschelig oder eben zu seyn pflegt, und durch Zersetzung gewöhnlich erdig wird. Zuweilen zeigt sich die Formveränderung im Gefolge der Mischungsver- änderung des thonigen Spärosiderites im Grossen auf Lagern von sandig-thonigem Gelbeisenstein im Quadersandstein, wie sie an mehreren Orten im nördlichen Deutschland, u. a. an der Fuhregge, einem Flötzrücken bei Delligsen im Her- zogthume Braunschweig vorkommen, woher die benachbarte Carlshütte das Hauptmaterial zum Betriebe des dasigen Eisenhohofens entnimmt. Jene Lager enthalten im Innern Nieren von schuppig-körnigem, sandig-thonigem Sphárosi- derite, von verschiedenem, aber oft bedeutendem Umfange, — von dem dortigen Bergmann „Machen“ genannt werden, die dob di d von bens aus der Zersetzung desselben hervorgegangenen sandig -thonigen obe stein umgeben sind 1). Anderer Seits wird dieselbe Erscheinung nach einem 1) Vergl. meine Bemerkungen über den Ouadersandstein, in meinen Norddeutschen L4 84 JOH, FRIEDR, LUDW. HAUSMANN, kleineren Maassstabe an dem körnigen thonigen Braun- und Gelbeisenstein, dem sogenannten Bohnerze, wahrgenommen, dessen Körner gewöhnlich aus von einander sich absondernden Schaalen bestehen, welche dadurch ihre Abkunft von thonigem Sphärosiderit verrathen, wenn auch von diesem in ihrem Innern keine Reste sichtbar sind. Ausgezeichnet siehet man u. a. diese Bildung in mannichfaltigen Abstufungen an dem Bohnerze von Mardorf unweit Homberg in Hessen. Wo die Umwandlung grosser Massen thonigen Sphärosiderites er- folgt, wird die gewöhnliche Zersetzung zuweilen auch von dem oben beschrie- benen Auslaugungsprocesse begleitet, wodurch dann und wann ebenfalls Kry- stallisationen und stalaktitische Gebilde von Eisenoxydhydraten erzeugt werden, wie solches z. B. das Vorkommen von fasrigem Brauneisenstein auf den zuvor erwähnten Eisensteinslagern der Fuhregge zeigt. Bei dieser Gelegenheit mag auch die Veränderung des Ankerites er- wähnt werden, der dem Spärosiderite verwandt ist, dessen variabler Gehalt an kohlensaurem Eisenoxydul aber von dem Gehalte an kohlensaurer Kalkerde stets übertroffen wird. Haidinger hat bemerkt 1), dass bei der Zersetzung dieses Minerals gleichsam ein Skelet von Eisenoxydhydrat zurückbleibe. Es wird daher eine Auslaugung der kohlensauren Kalkerde durch kohlensäure- haltiges Wasser angenommen werden dürfen. Dasselbe findet bei der Zerset- zung. des Mesitins hinsichtlich der kohlensauren Talkerde statt, Die Auslau- gung derselben durch kohlensäurehaltiges Wasser ist die Ursache, dass Mesi- tin-Krystalle, deren kohlensaures Eisenoxydul in Eisenoxydhydrat umgewan- delt worden, zuweilen ein völlig zerfressenes Ansehen haben, wie es die Kry- stalle von Traversella manchmal zeigen. $. 41. Umünderungen von Sulfuriden. "Tr den verschiedenen Classen von Mineralkórpern gehóren die Sulfu- Beiträgen zur Berg- und Hüttenkunde. I. S. 82. Die sogenannten Wacken wurden, ob sie gleich an 40 Procent Eisen enthalten, vormals nur zur Wege- . benutzt; machen aber, seitdem ich vor vielen Jahren auf ihren reichen Gehalt itl óc machte, nach vorgängiger, sorgfältiger Röstung, einen Theil der Beschickung für den Hohofen der Carlshütte aus. I) A. a. O. S. 190. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 85 ride zu denen, welche am Häufigsten Zersetzungen erleiden, wobei ein Aus- tausch von Bestandtheilen statt findet, und wodurch Veranlassung zur secun- dären Bildung von Mineralsubstanzen, namentlich von Oxyden, Hydraten und mannichfaltigen Salzen gegeben wird, die sich daraus vorzüglich auf den Erz- gängen, aber auch wohl auf anderen Lagerstätten erzeugen. Der Schwefel gehet davon, oft vermuthlich als Schwefelwasserstoff, und die Metalle oder Metalloide verbinden sich mit Sauerstoff, selten mit Chlor, Fluor, ausserdem oft mit Wasser, oder mit einer Säure. Diese kommt entweder, wie besonders die Kohlensäure, von Aussen hinzu, indem sie entweder aus der Luft, oder aus dem Wasser aufgenommen wird, oder nachdem sie durch eine stärkere Süure, namentlich durch die bei dem Vitriolesciren von Kiesen entstandene Schwefelsäure, aus @arbonaten ausgetrieben worden, sich darbietet; oder sie entstehet aus einem Bestandtheile der Schwefelverbindung, wie u. a. die Ar- seniksäure bei der Zersetzung des Kupferfahlerzes. Zuweilen kann es indes- sen zweifelhaft seyn, woher die Säure rührt, welche die neue Verbindung eingehet, wie solches z. B. wohl bei der Phosphorsäure !), der Chromsäure, Vanadinsäure, Molybdänsäure der Fall ist. Nach der verschiedenen chemischen Zusammensetzung gehet aus ihrer Aufhebung bald nur eine neue Mineralsub- stanz hervor, bald entstehen dadurch mehrere neue Mineralkörper. Manche dieser Zersetzungen erfolgen, ohne dass der rigide Zustand eine Anderung erleidet; wogegen bei anderen ein theilweiser, oder auch gänzlicher Über- gang in den flüssigen Aggregatzustand statt findet. Bei den mehrsten dieser Umänderungen wird die krystallinische Beschaffenheit der Schwefelverbindung zerstört, indem am Häufigsten ein zerfallener, erdiger, oder dichter Aggregat- zustand an die Stelle tritt. Selten gehet ein neuer krystallinischer Körper aus dem zersetzten hervor. In einem solehen Falle erscheint die Wirkung der Molekularbewegungen am Auffallendsten. Sie machen sich auch besonders da bemerklich, wo ein durch blätterige Textur ausgezeichneter Körper, in ischen Natur abstammt, ist manchmal on Pyromorphit aus Bleiglanz am Aus- dem Galgenberge, wo die Grube nspath entstandenen Brauneisenstein I) Dass die Phosphorsäure aus der organ nicht zweifelhaft, z. B. bei der Bildung gehenden eines Ganges bei Clausthal auf Neufang auf dem in oberer Teufe aus Eise bauete. Vergl. mein Handbuch d. Min. 21e Ausg. II. S. 1048. 86 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, einen erdigen verwandelt wird. Am Wenigsten tritt ihre Wirkung hervor wo der umgeänderte Körper die ursprüngliche äussere Gestalt behält. Zu verkennen sind indessen die Molekularbewegungen auch hier nicht, indem das blätterige Gefüge verloren gehet, oder der ursprünglich muschelige Bruch in einen unebenen, der unebene Bruch in einen erdigen verwandelt wird. Wenn aus einer Substanz, welche verschiedene Schwefelverbindungen, oder neben einer Schwefelverbindung eine Arsenikverbindung enthält, mehrere neue Ver- bindungen entstehen, so bilden diese entweder ein mehr und weniger inniges Gemenge, oder sie trennen sich von einander. Wo das Letztere der Fall ist, wo selbst krystallisirte Körper hervorgehen, lässt sich oftmals die Wirkung eines theilweise flüssigen Aggregatzustandes eben so wenig verkennen, als bei der früher erwähnten Fortführung von kohlensaurem Kupferoxyd, und kohlensaurem Eisenoxydul durch kohlensäurehaltiges Wasser. Von den mannichfaltigen Erscheinungen, welche die bei Zersetzungen von Sulfuriden durch Molekularbewegungen in starren Körpern bewirkten Formveränderungen zeigen, können im Nachfolgenden nur einige besonders ausgezeichnete näher betrachtet werden. $. 42. Umänderungen des Antimonglanzes. Der Antimonglanz erleidet eine Reihe von Umänderungen, indem er Schwefel verliert, und dagegen Sauerstoff in verschiedenen Verhältnissen aufnimmt. ; Als niedrigste Stufe der Mischungsveränderung des Antimonglanzes ist seine Umwandlung in Antimonblende (28b + Sb) zu betrachten, indem hierbei der grössere Theil des Schwefelantimons unverändert bleibt, und nur der kleinere durch Verlust des Schwefels und Aufnahme von Sauerstoff sich in Antimonoxyd verwandelt Früher war es mir unwahrscheinlich, dass die Antimonblende auf diese Weise gebildet werde !); durch TN Unter- suchungen habe ich mich indessen von der Richtigkeit der in dieser Beziehung 1) Vergl. mein Handbuch der Min. 2te Ausg. IL S. 193. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. $7 früher von Mohs 1), und nachher von Blum?) u. A. geäusserten Meinung überzeugt. Darin kann ich aber der früheren Ansicht des Ersteren nicht beipflichten, dass das Anlaufen des Antimonglanzes seine Gränze erreicht zu haben scheine, wenn es eine dem Kirschrothen sich nähernde Farbe ange- nommen habe. Krystallindividuen und strahlige Massen von Antimonglanz bekleiden sich, wie es sich besonders an Stufen von Bräunsdorf in Sachsen und Malaczka in Ungarn zeigt, mit kirschrother Antimonblende, und häufig beginnt, wie Blum richtig bemerkt hat, die Umwandlung an den Spitzen der Krystalle. Es lassen sich alle Abstufungen von dem Beginnen der Zersetzung bis zur völligen Umwandlung der Krystalle und strahligen Massen verfolgen. Wenn nun gleich die, äussere Gestalt der Krystalle des Antimonglanzes sich erhält, so scheint doch bei dieser Umwandlung die Structur desselben zerstört zu werden. Die Entstehung solcher Pseudomorphosen lässt sich ohne Mole- kularbewegungen nicht denken. Ihre die Form verändernde Wirkung würde aber noch bedeutender erscheinen, wenn auch die wesentlichen klinorhombi- schen Krystalle der Antimonblende als Zersetzungsproducte des Antimonglanzes betrachtet werden dürften, welches von mehreren Mineralogen angenommen wird, worüber ich mir indessen kein Urtheil erlauben darf, wiewohl ich es nicht für unwahrscheinlich halte. Entschieden glaube ich mich aber dafür aussprechen zu dürfen, dass die Antimonblüthe (Sb) nicht allein in Pseudomorphosen nach Antimonglanz vor- kommt, sondern dass auch die wesentlichen Krystalle derselben aus einer Zersetzung des Antimonglanzes, bei welcher der Schwefel gänzlich entweicht und Sauerstoff an seine Stelle tritt, hervorgehen können. Strahliger Antimon- glanz wird auf solche Weise allmáhlig in Antimonblüthe umgewandell, an welcher die frühere äussere Form verschwindet, und in einen erdigen matten Aber auch Krystalle der Antimonblüthe mit ihrem Bruch umgewandelt wird. gange und demantartigem Glanze kommen unter ausgezeichneten Blätterdurch I] Des Herrn Jac. Friedr. von der Null Mineralien - Kabinet , beschrieben von heint Mohs die hier geäusserle Ansicht geän- F. Mohs. III. S. 706. Später sc i dert zu haben. Vergl. dessen leichtfassliche Anfangsgründe der Naturgeschichte 8. 571, des Mineralreichs. 2te Ausg. II (von Zippe) 2) Pseudomorphosen. S. 172. 88 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, solchen Verhältnissen mit Antimonglanz, z. B. in Höhlungen desselben vor I), dass ihre Entstehung aus dem Schwefelantimon wohl nicht bezweifelt werden kann. Dass auch der Senarmontit, die isometrisch krystallisirende Antimonige Säure, auf gleiche Weise gebildet wird, macht mir ein ausgezeichnetes Stück desselben, von Babouch, südöstlich von Constantine, welches ich der Güte des Herrn Dr. Jordan zu Saarbrücken verdanke „sehr wahrscheinlich. Die ½ Zoll grossen Oktaöder sind an manchen Stellen mit haarförmigem Antimon- glanz verwachsen, und einige Krystalle schliessen sogar Gruppen desselben ein. Darf man diese Entstehungsweise annehmen, so liefert sie ein sehr ausgezeichnetes Beispiel der formverändernden Wirkung von Molekularbewe- gungen, wobei doch wohl kein Grund seyn dürfte, die ‚Aufhebung des rigiden Aggregalzustandes vorauszuselzen, indem keine Andeutung sich findet, durch welches Auflösungsmittel dieselbe bewirkt seyn könnte. Blum führt an 4); dass aus der Antimonblende zuweilen Antimonblüthe entstehen solle, welches ich durch eigene Beobachtungen nicht bestätigen kann. Dagegen hat es den Anschein, dass die aus dem Antimonglanze ge- bildete, erdige Antimonblüthe zuweilen durch Aufnahme von einer grösseren Sauerstoffmenge in Antimonocher (Sb) übergehet. Beide Körper finden sich manchmal neben einander, und durch Übergänge verbunden. Der Antimon- ocher entsteht aber auch sehr häufig unmittelbar aus Antimonglanz, in dessen Begleitung er nicht selten vorkommt. Die Umwandlung beginnt gewöhnlich an der Oberfläche, und schreitet allmählig nach Innen fort. Eine höchst schwache Bekleidung giebt zur Entstehung der oft schönen angelaufenen Far- ben des Antimonglanzes Veranlassung ). Zuweilen erscheinen Krystalle und strahlige Massen ganz in Antimonocher umgewandelt, wobei die äussere Ge- stalt erhalten ist, das Innere aber einen unebenen oder erdigen matten Bruch angenommen hat. Manchmal haben sich schaalige, dem ausgezeichnetsten Blät- terdurchgange des Antimonglanzes entsprechende Absonderungen gebildet, wie I) Vergl. Haidinger, in Poggendorff’s Annalen. Xl. S. 379. 2) Pseudomorphosen. S. 172. 3) Vergl. meine Bemerkungen über die Erscheinung des Anlaufens der Mineral- kórper, in den Studien des Götlingischen Vereins Bergmünnischer Freunde. V. S. 326. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 89 man es z. B. an dem Antimonocher von Cervantes in Galicien in Spanien siehet; und an Stücken die solches zeigen, wird auch zuweilen die von Blum!) be- merkte Erscheinung wahrgenommen, dass sich abwechselnde Lagen von Antimon- glanz und Antimonocher darstellen, woran man erkennt, dass die Zersetzung nicht bloss von Aussen nach Innen sich verbreitet, sondern gleichzeitig auch das Innere des Antimonglanzes ergriffen hat, indem durch den ausgezeichneten Blätter- durchgang den die Umwandlung bewirkenden Agentien der Zutritt eröffnet worden. Die entstandenen Absonderungen zeigen es unzweideutig, wie die im Innern wirkenden Molekularbewegungen den Zusammenhang der Theile nach Ebenen, welche dem Hauptblütterdurchgange entsprechen, aufgehoben haben. Manchmal gehet bei der Bildung des Antimonochers die äussere Ge- stalt des Antimonglanzes ganz verloren. Dann und wann stellt jener Kórper schwammförmige Massen dar. Die Härte des Antimonochers hat sehr ver- schiedene Grade, indem sie vom Zerreiblichen bis zur Feldspathhärte abändert. Blum hat die harte Abänderung unter dem Namen Stiblith unterschieden 2), und gründet auf eine Untersuchung von Delffs die Meinung, dass derselbe auch chemisch von dem Antimonocher sich unterscheide, indem er antimon- saures Antimonoxyd sey. leh kann dieser Unterscheidung nicht beistimmen, da der Antimonocher gewiss oft ausser der Antimonsäure, Antimonige Säure (Antimonoxyd) in unbestimmten Verhältnissen enthält, wovon seine verschie- denen Farben, die vom Hochgelben bis beinahe in das Weisse verlaufen, zum Theil abhängig seyn dürften. Oft hat der Antimonocher auch einen Wasser- gehalt, der vermuthlich auch auf seine Farbe von Einfluss ist. §. 43. Umänderung verschiedener, Schwefelantimon enthaltender Schwefelsalze. e Zersetzung des Antimonglunses begleiten, sind diejenigen zunächst verwandt, welche bei mehreren Schwefelsalzen — genommen werden, in welchen Schwefelantimon elektronegaliver Bestandtheil ist; denn auch bei diesen gehet durch das Entweichen des Schwefels und die Den Erscheinungen welehe di 1) Pseudomorphosen. S. 171. 2) Nachtrag zu den Pseudomorphosen des Mineralreichs. S. 91. Phys. Classe. VII. 90 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Aufnahme von Sauerstoff, Antimonige Säure oder Antimonsäure hervor, welche neue Substanz entweder für sich, oder in Verbindung mit dem gleichzeitig aus dem basischen Theile des Schwefelsalzes entstandenen Metalloxyde er- scheint. Es gehört dahin die Erzeugung der Bleiniere aus dem Bleischimmer, so wie die Zersetzung des Boulangerites, des Bournonites. Der dem Jamesonite zunächst verwandte, von ihm vielleicht nicht we- sentlich verschiedene Bleischimmer, der nach Pfaff in 100 Theilen aus 43,44 Blei, 35,47 Antimon, 17,20 Schwefel, 3,56 Arsenik, 0,16 Eisen, 0,18 Kupfer bestehet, und zu Nertschinsk in Sibirien vorkommt, wird durch Zersetzung in Bleiniere verwandelt, die nach einer Untersuchung von Pfaff!) haupt- sächlich aus Bleioxyd, Antimoniger Säure und Arseniksäure bestehet. Der Bleischimmer welcher eine krystallinisch-feinkörnige Structur besitzt, bildet oft den Kern der Bleiniere, und ist auf solche Weise mit derselben ver- wachsen, dass ihre Bildung durch eine Zersetzung jenes Erzes nicht zweifel- haft seyn kann. Die durch den Verlust des Schwefels und die Aufnahme von Sauerstoff bewirkte chemische Umänderung ist von einer gänzlichen Umwand- lung der Form begleitet; denn das krystallinisch- körnige Gefüge ist in der Bleiniere verschwunden, und bald ein muscheliger, in das Ebene oder Unebene verlaufender, mit wachsartigem Glanze oder Schimmer verbundener, bald ein erdiger, matter Bruch an die Stelle getreten. Der Zusammenhang der Theile ist sehr verschieden, indem er von der festen Beschaffenheit der dichten Varielät, deren Härte den vierten Grad erreicht, bis in das Zerreibliche der erdigen Abänderung übergehet. Die nieren- und knollenförmigen ‚Stücke der ersteren werden von der letzteren theils bekleidet, theils aderartig durch- zogen. Bei dieser Umbildung, welche die Wirkung von Molekularbewegungen ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes nicht bezweifeln lässt, hat sich die ursprüngliche Dichtigkeit bedeutend ‘vermindert, indem das specifische Ge- wicht des Bleischimmers 5,95, das der Bleiniere dagegen 3,93 — 4,76 beträgt. Wie dem Bleischimmer der Boulangerit nahe verwandt ist, so zeigt sich auch bei diesen beiden Schwefelsalzen eine sehr ähnliche Art der Zersetzung. Der Boulangerit von der Staroserentnischen Grube im Nertschinskischen ent- l1) Schweigger's Journal. XXVII. I. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KORPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 91 hält nach einer i. J. 1838 auf meinen Wunsch von Herrn Bromeis im hie- sigen Academischen Laboratorium gemachten Analyse, in 100 Theilen, 56,288 Blei, 25,037 Antimon, 18,215 Schwefel 1). Die Stufen von diesem Erze, welche sich in der Mineraliensammlung des hiesigen Academischen Museums befinden, haben eine verworren faserige Structur, und enthalten hin und wieder Schwefelkies und Misspickel eingesprengt. Die Oberfläche hat einen Beschlag von verschiedenen gelben und braunen Farben, der offenbar durch Zersetzung des Boulangerites und seiner Begleiter entstanden ist. An manchen Stellen dringt dieser Uberzug weiter in das Innere ein, und nimmt dann muscheligen Bruch und Wachsglanz an, wogegen der äussere Beschlag erdig und matt ist. Es scheint mir sehr wahrscheinlich zu seyn, dass die von Hermann zerlegte Bleiniere 2), in welcher derselbe in 100 Theilen 61,83 Bleioxyd, 31,71 Antimonsäure, 6,46 Wasser fand, ein solches, aus Boulangerit hervorgegangenes Zersetzungsproduct war. Die Zersetzung des aus einer Verbindung von Schwefelantimon - Schwe- felblei und Schwefelantimon - Schwefelkupfer bestehenden Bournonites kann zur Entstehung verschiedenartiger neuer Substanzen Veranlassung geben, wobei auf eine ausgezeichnete Weise die umformende Wirkung von Molekularbewe- gungen ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes sich offenbart. In Madrid erhielt ich eine Stufe von Bournonit aus Peru, an welcher die zusam- mengehäuften prismatischen Krystalle grösstentheils mit einem Überzuge klei- ner, weisser, demantartig glänzender Krystalle von Antimonblüthe bekleidet sind, deren Entstehung aus dem Bournonite wohl mit Gewissheit angenommen werden darf. Hin und wieder hat die drusige Rinde einen zitronengelben, matten Überzug von Antimonocher, der ohne Zweifel durch höhere Oxydation der Antimonblüthe gebildet worden. An einigen Stellen haben die Bournonit- Kupfergrün; an anderen Krystalle, statt jener Bekleidung, einen Beschlag von eine dunkelschwarze, matte, erdige Decke, die hin und wieder auch in das Innere der Krystalle eingedrungen erscheint, und die sich durch Versuche vor 1) Notizenblatt des Góttingischen Vereins Bergmännischer Freunde. 1538. Nr. 18. Seite 3. 2) Bulletin de la Société Imp. des naturalistes de Moscou. 1845. 1. 251. M? 92 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, dem Löthrohre, als Kupferoxyd zu erkennen gab. Auf welche Weise bei dieser Zersetzung der Schwefel entführt seyn mag, lässt sich eben so wenig mit Sicherheit angeben, als solches bei den Umänderungen des Antimonglanzes und der eben erwähnten, Schwefelantimon enthaltenden Schwefelsalze möglich ist. Während bei der Entstehung der Antimonblüthe aus dem Bournonite das Antimon den Schwefel verlor und sich dagegen mit Sauerstoff verband, ver- wandelt sich vielleicht das Schwefelblei durch Anziehung von Sauerstoff in Bleivitriol, der als ein im Wasser etwas auflósliches Salz, durch dasselbe fortgeführt wurde. Das Kupfer tauschte gegen den entweichenden Schwefel Sauerstoff ein, wodurch die aus Kupferoxyd bestehende Kupferschwärze sich erzeugte; zum Theil verbanden sich aber ausserdem Kohlensäure und Wasser damit, zur Bildung von Kupfergrän. Diese merkwürdige Umänderung des Bournonites habe ich bisjetzt nur an dem einen, oben erwähnten Stücke wahrgenommen; wogegen die Entstehung von Kupfergrün aus demselben mir öfterer, namentlich an alten Stufen von dem Rosenhófer Zuge bei Claus- thal, vorgekommen ist. Die Bournonit- Krystalle vom Meiseberge bei Neudorf am Harz haben zuweilen einen schwärzlichgrauen, matten Überzug, der sich abschaben lässt, und in welchem ich durch Lóthrohrversuche Blei, Kupfer und Antimon auffand. Obne Zweifel ist diese Rinde aus einer oberflächlichen Zersetzung des Bournonites hervorgegangen, indem Schwefel entwich und Sauerstoff aufgenommen wurde, und vermuthlich ist sie ein Gemenge von Bleisuboxyd, Kupferoxyd und Ntinniyóe Säure, bei welchem die dunkel- schwarze Farbe der beiden ersten Körper, durch das: Weiss der leizten Sub- stanz, zu einer schwärzlich grauen geworden. §. 44. Umwandlung von Schwefel- und Wasserkies in Eisenoxydhydrat. Als bei früherer Gelegenheit von dem Vitrioleseiren der Kiese die Rede war, wurde beiläufig auch ihre Umwandlung in Eisenoxydhydrat erwühnt, 1 nunmehr näher betrachtet werden soll. Die Bildung der Eisenoxyd- hydrate durch Zersetzung von Schwefel- und Wasserkies ist die Entstehungsart derselben, welche in der Natur am Häufigsten vorkommt. Vorzüglich ist es der Schwefelkies, aus welchem Eisenoxydhydrate hervorgehen. Bei dem ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 93 Wasserkiese zeigt sich, wie früher bemerkt worden, häufiger das Vitrioles- ciren. Auch aus dem Magnetkiese bildet sich Eisenoxydhydrat; aber das seltenere Vorkommen desselben ist Ursache, dass seine Zersetzung nicht oft wahrgenommen wird. Die verschiedenen in der Natur sich findenden Eisen- oxydhydrate gehen aus Schwefel- und Wasserkies hervor; aber bei Weitem am Häufigsten erzeugt sich daraus Brauneisensteim. Auch der Pyrrhosiderit scheint aus beiden Arten von Kiesen zu entstehen, vorzüglich doch aber aus dem Schwefelkiese, Gelbeisenstein bildet sich am Häufigsten aus Wasserkies. Bei der Erzeugung von Eisenoxydhydrat aus Schwefel- und Wasserkies entweicht der Schwefel, und Sauerstoff und Wasser werden dafür aufge- nommen. Man wird wohl annehmen dürfen, dass Wasser es ist, wodurch der Zersetzungsprocess eingeleitet wird. Blum hat die in dieser Beziehung interessante Beobachtung mitgetheilt ); dass in dem Karstenite des Canaria- Thales in der Schweiz kleine Schwefelkieskrystalle in grosser Menge einge- schlossen vorkommen, welche frisch und ohne Spur von Zersetzung sind, da aber wo jener in Gyps umgewandelt ist, zu Eisenoxydhydrat geworden sind 2). Wie nach den von mir angestellten Versuchen, der Karstenit durch die Feuchtigkeit der Luft in Gyps umgewandelt werden kann, so ist auch bei der Zersetzung der Kiese vermuthlich nicht bloss tropfbar flüssiges Wasser, sondern auch das in der Atmosphäre enthaltene thätig. Dass Kiese welche im Gestein eingeschlossen sind, oft in Eisenoxydhydrat umgeändert erscheinen, wird nicht für einen Einwand gegen jene Annahme gelten kónnen, wenn man sich auch durch andere Erfahrungen davon überzeugt, dass Wasser und Luft in feste Gesteine einzudringen vermögen. In manchen Fällen sind ver- muthlich erhöhete Temperatur und starker Druck bei dem Eindringen behilflich gewesen. Dass bei der Einwirkung des Wassers auf das Schwefeleisen ein — 1) Preudomorphosen. S. 191. m | 5 dessen Entstehung aus Karstenit nicht be- 2) Im Gypse zu Osterode am Harz, i ^d “zweifelt werden kann, finden sich Schwefelkies-Oktaéder, die mehr und weniger i dhydrat umgewandelt im Zustande der Zersetzung, zum Theil ganz in Bisenoxy ^s sind, welches sich auch wohl um dieselben verbreitet zeigt; wogegen ” Karstenit aus der Schweiz besitze, der vollkommen frischen Schwefelkies ein- gesprengt enthält; wodurch das Obige bestätigt wird. 94 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Theil von jenem zersetzt wird, indem der Sauerstoff das Eisen in Eisenoxyd verwandelt, während der Wasserstoff sich mit dem Schwefel verbindet und solchen entführt, halte ich mit Gustav Rose) für das Wahrscheinlichste ; so wie ich glauben möchte, dass auch bei der Zersetzung mancher anderer Sulfuride, die Fortführung des Schwefels auf gleiche Weise bewirkt wird. Hierdurch erklärt es sich, dass der Schwefel bei Weitem am Gewöhnlichsten verschwindet; zugleich reimt sich aber auch damit, dass er in seltenen Fällen auf Lagerstätten, auf welchen Kieszersetzungen erfolgten, in zarten Krystallen oder in Pulverform abgesetzt sich findet. Auch erhält dadurch die Einwirkung des Schwefelwasserstoffes auf verschiedene Körper, welche auf Erzlagerstätten in Begleitung von Schwefelkies vorkommen, z. B. die Umwandlung des Silbers in Silberglanz, des Bleispathes in Bleiglanz, Aufklärung. Die Zersetzung der Kiese beginnt gewöhnlich an ihrer Oberfläche, und schreitet im Allgemeinen von Aussen nach Innen fort, welches man am Besten an Krystallen wahrnehmen kann. Die zuerst gebildete zarte Haut von Eisenoxydhydrat bewirkt angelaufene Farben, die sich zuweilen auf glatten Krystallflachen überaus schön darstellen. An ihre Stelle tritt, bei zunehmen- der Stärke der Eisenoxydhydrat-Rinde, die braune oder gelbe Farbe, wobei Krystalle entweder glatt und glänzend bleiben, oder ein ochriges, mattes Ansehen bekommen. Dass die Zersetzung nicht immer gleich- und regel- mässig von Aussen nach Innen fortschreitet, davon kann man sich leicht durch das Zerschlagen von Krystallen überzeugen. Die in Eisenoxydhydrat umge- wandelte Rinde hat nicht immer gleiche Stärke; der unzersetzte Kern besitzt oft eine sehr unregelmässige Form, und in dem gebildeten Eisenoxydhydrate zeigen sich nicht selten einzelne Kiespuncte, so wie auf der anderen Seite oftmals im Innern des Kieses einzelne Flecke von Eisenoxydhydrat wahrge- nommen werden 2). Häufig ist aber auch die Zersetzung so vollständig, dass 1) Reise nach dem Ural u. s. w. I. S. 214, in welchem reichhaltigen Werke sich an mehreren Stellen überaus schätzbare Beobachtungen über die Zersetzung des Schwefelkieses, namentlich über den von Beresow finden. ?) Ahnliche Beobachtungen hat Ley merie in seiner Abhandlung über die Kreide- formation des Aube-Departements i. d. Mémoires de la Société géologique de France IV. p. 303 mitgetheilt. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 95 nicht die geringste Spur vom Kiese zu bemerken ist, und dass, wo grössere Massen desselben in Eisenoxydhydrat umgewandelt worden, Eisen von guter Beschaffenheit daraus dargestellt werden kann h) i Die Umwandlung der Kiese in Brauneisenstein oder Pyrrhosiderit erfolgt sehr oft auf solche Weise, dass die äussere Gestalt unverändert sich erhält. Dieses ist besonders bei dem Schwefelkiese der Fall, und. zeigt sich am Ausgezeichnetsten bei den Krystallen desselben. Pseudomorphosen von Braun- eisenstein und Pyrrhosiderit nach Schwefelkies möchten überhaupt wohl von allen Afterkrystallisationen diejenigen seyn, welche am Häufigsten sich finden. Dass nach Wasserkies gebildete Pseudomorphosen weit seltener vorkommen, liegt gewiss hauptsächlich darin, dass bei diesem Kiese das Vitriolesciren weit gewöhnlicher ist, als die Umwandlung in Eisenoxydhydrat. Die Bildung der Afterkrystalle von Brauneisenstein und Pyrrhosiderit nach Schwefel- und Wasserkies wird ohne Zweifel dadurch besonders begünstigt, dass bei ihrer Zersetzung das Volumen keine merkliche Veränderung erleidet, worauf schon Bischof aufmerksam gemacht hat 2). Wird das specifische Gewicht des Schwefelkieses zu 5,0 angenommen, 80 würde, wenn bei seiner Umwandlung in Brauneisenstein das Volumen keine Anderung erleidet, das eigentümliche Gewicht desselben 3,896 seyn, welchem das specifische Gewicht seiner dich- ten. Abänderungen oft sehr nahe kommt. Unter gleichen Voraussetzungen würde das eigenthümliche Gewicht des Pyrrhosiderites 3,709 betragen, wel- ches ebenfalls mit dem specifischen Gewichte dieses Minerals nahe überein- stimmt. Bei der Umwandlung des Wasserkieses in Brauneisenstein und Pyr- rhosiderit bleibt das Volumen in einem noch hóheren Grade das frühere; denn. wird das specifische Gewicht des Wasserkieses zu 4,8 angenommen, 80 würde bei unverändertem Volumen das eigenthümliche Gewicht des daraus entstandenen Brauneisensteins, 3,74, und das des Pyrrhosiderites, 3,56 seyn. dass zu Wochein in Krain das durch Eisenoxydhydrat in solcher Menge und hr bauwürdiges Eisenerz verschmolzen Eisen durch seine Weichheit be- I) Haidinger erwähnt (a. a. O. 8. 191), Zersetzung des Schwefelkieses erzeugte Reinheit vorkommt, dass es als ein se wird, und dass sich das daraus dargestellte sonders auszeichnet. 2) A. a. O. II. S. 1358. 96 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Den Gelbeisenstein habe ich niemals in eigentlichen, nach Schwefel- oder Wasserkies gebildeten Afterkrystallen gefunden, wiewohl er als gelber Ocher zuweilen Pseudomorphosen von Brauneisenstein und Pyrrhosiderit bekleidet. Dieses liegt wohl eben’ mit darin, dass bei der Umwandlung der Kiese in Gelbeisenstein, eine nicht ganz unbedeutende Volumenvergrösserung erfolgt, indem unter den früheren Voraussetzungen, bei der Umänderung des Schwefel- kieses in Gelbeisenstein, das specifische Gewicht desselben 4,084, und bei seiner Erzeugung aus Wasserkies, 3,92 betragen würde; wogegen das spe- eifische Gewicht des aus Riesen entstandenen Gelbeisensteins, wohl selten 3,2 übersteigt. Wenn gleich bei der Umwandlung der Kiese in Brauneisenstein und Pyrrhosiderit sehr oft keine die äussere Gestalt verändernde Wirkung von Molekularbewegungen wahrgenommen wird, so zeigt sich solche doch stets bald mehr bald weniger in der Umänderung der Structur. Am Wenigsten auffallend pflegt diese Veränderung bei dem Schwefelkiese hervorzutreten, da bei ihm die blätterige Textur, welche durch die Zersetzung verschwindet, nur unvollkommen zu seyn pflegt. Doch nimmt man gewöhnlich eine Umänderung des Bruches wahr, indem aus dem unebenen Bruche ein ebener oder musche- liger, aus dem muscheligen manchmal ein unebner wird; oder es entstehet aus dem einen wie aus dem anderen wohl ein erdiger Bruch. Bei dem Wasserkiese wird die oftmals vellkommen blätterige Textur zerstört, und höchstens bleiben bei seiner Zersetzung, wie auch bei der von manchem Schwefelkiese, Spuren von den ursprünglichen Absonderungen. Zuweilen gehet aber auch bei der Umwandlung der Kiese in Brauneisenstein und Pyrrhosiderit die ursprünglich äussere Gestalt verloren, indem eine ochrige Masse daraus hervorgehet. Eine solche entstehet gewöhnlich bei der Um- wandlung der Kiese in Gelbeisenstein, daher bei dieser Wirkung der Mole- kularbewegungen auf die Veränderung der Form am Auffallendsten sich zeigt. Als eine allgemeine Wahrnehmung verdient angemerkt zu werden, dass bei der Umwandlung der Kiese in Eisenoxydhydrat, welche ohne Aufhebung des rigiden Zustandes erfolgt, niemals krystallinische Abänderungen zu entstehen pflegen. Faseriger Brauneisenstein, so wie die verschiedenen krystallinischen Varietäten von Pyrrhosiderit und Gelbeisenstein sind mir niemals unter solchen ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 97 Verhältnissen vorgekommen, dass auf eine Entstehung derselben aus Kiesen ohne Vermittelung einer tropfbaren Flüssigkeit geschlossen werden könnte. Dieses führt zu einer näheren Betrachtung von Erscheinungen, welche mit den bisher erörterten zwar im Zusammenhange stehen, aber doch von ihnen wohl unterschieden werden müssen. * Faseriger Brauneisenstein ist zuweilen auf solche Weise mit Schwefel- kies verbunden, dass eine Entstehung des ersteren aus dem Kiese für sehr Aber die stalaktitische Form in welcher der nöthigt zur Annahme, dass er aus dem h eine vermittelnde Auflösung wahrscheinlich zu halten ist. faserige Brauneisenstein erscheint, Schwefelkiese nicht unmittelbar, sondern durc Zur Annahme eines flüssigen Auflösungsmiltels wird man auch bei dem Versuche einer Erklärung der bei der Zersetzung von Schwefel- und Wasserkies so häufig vorkommenden Erscheinung, dass das Eisenoxyd- hydrat die Räume verlässt, welche der Kies einnahm, Zuflucht nehmen müssen, wenn man nicht etwa eine durch Galvanische Wirkung erfolgte Wanderung annehmen will, wozu doch wohl keine hinreichende Berechtigung vorhanden seyn dürfte. Die Entweichung des Eisenoxydhydrates aus den Räumen die früher vom Schwefelkiese erfüllt wurden, zeigt sich auf verschiedene Weise. Manchmal, wie ^u. a. bei dem in Quarz eingeschlossenen, Gold führenden Sehwefelkiese von Beresow, erscheinen die Räume mehr und weniger leer; bald ist der zellig gewordene Quarz durch Eisenocher gefärbt, bald ist in den Räumen nieht einmal ein Anflug von Eisenoxydhydrat zurückgeblieben +). Dieses findet sich dagegen zuweilen in einiger Entfernung davon in verschie- Eine andere Erscheinung bestehet darin, dass das Gestein eniger zersetzten Kiese enthält, im der Nähe der- erzeugt worden. dener Gestalt. welches die mehr und w Mexico, und von einem Lager, genannt Santa Rita, welche letztere ich dem Herrn Bergbaubetriebe vorstand, ver- das Gold eingesprengt ent- delt worden, der zum Theil ý weniger verlassen hat, I) Ich besitze Goldstufen aus in der Provinz Antioquia in Neu - Granada, vom Harz, der einem dortigen in Quarz eingewachsene, stein umgewan Degenhardt danke, an welchen der haltende Schwefelkies in Brauneisen die von dem Kiese eingenommenen Räume mehr ode wogegen das Gold auf ähnliche Weise zurückgeblieben ist, wie man es an Stufen von Beresow siehet. = Phys. Classe. VIL 98 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, selben von Eisenoxydhydrat gefärbt ist. G. Rose erwähnt!), dass in dem kleine Krystalle von Schwefelkies eingesprengt enthaltenden Granite der Beresow’schen Gruben, nicht allein der Kies in Brauneisenstein umgeändert, sondern auch der umgebende Feldspath dadurch braun gefärbt sey. Beinahe noch auffallender als diese Eindringung ist die Verbreitung des Eisenoxyd- hydrates in eine dichte Quarzmasse, wie es mir ein Stück von der in der Anmerkung angeführten Goldkies-Lagerstätte in Neu-Granada zeigt, an wel- chem der Quarz in der Umgebung eines jeden in Brauneisenstein umgewan- delten Schwefelkies-Krystalles, bis auf eine Entfernung von 1—4 Linien von Eisenoxydhydrat gefärbt ist. Die schönste Gelegenheit zu Beobachtungen über diese merkwürdige Erscheinung bietet das Vorkommen der Schwefelkies- Krystalle in dem Mergel der Wesergegenden, und in dem Kreidesteine des Lindener Berges bei Hannover dar. Die Kieskrystalle welche in diesen Gestei- nen in allen Abstufungen der Zersetzung sich finden, sind sehr oft von einer durch Eisenoxydhydrat gefärbten Masse umgeben, wogegen das übrige Ge- stein eine graue oder weisse Farbe besitzt. Die Eindringung des Eisenoxyd- hydrates in die umgebende Masse erstreckt sich bald auf geringere, bald auf grössere Entfernungen von den Krystallen, indem ihre Dimensionen die Grösse der letzteren oft bedeutend übertreffen. Dabei zeigt sich die Stärke der - Färbung mit der Entfernung von den Krystallen vermindert; sie erscheint nach allen Seiten wie in die Farbe des Gesteins verwaschen. Zuweilen ver- ästeln sich zarte schwarze Dendriten von der Begränzung der Krystalle in das Gestein, welche einen Mangangehalt des Schwefelkieses anzeigen, der bei der Zersetzung in Manganoxydhydrat sich verwandelte. Es liegt nun wohl die Annahme sehr nahe, dass die Wanderung des Eisenoxydhydrates in diesen Fällen einen ähnlichen Grund habe, wie bei dem Rosten des Eisens, wovon im ?24sten Paragraphen gehandelt worden. Denn sollte nicht auf ähnliche Weise wie bei diesem Processe, ein Theil des Eisens im Kiese, welchem der Schwefel geraubt worden, in kohlensaures Eisenoxydul ver- wandelt und durch kohlensäurehaltiges Wasser aufgelöst und fortgeführt werden können, aus welchem sich später, näher oder entfernter von der Stelle der — — — —¾ 1) A. 8. 0 8 181, ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 99 Aufnahme, das Eisen als Oxydhydrat wieder absetzt? Sollte diese Erklärung zulässig seyn, so würde sie auch für die Bildung der Mangandendriten gelten können. Eine nur mechanische Aufnahme und Fortschlämmung des Eisen- oxydhydrates wird in jenem Falle nicht wohl angenommen werden können. Eine solche findet indessen sehr häufig da statt, wo Schwefel- oder Wasser- kies in ochriges Eisenoxydhydrat umgewandelt worden, namentlich also bei dem gelben Eisenocher, der besonders aus dem Wasserkiese, welcher Schwarz- und Braunkohlen begleitet, entstehet, und dessen Fortführung durch Quell- und Grubenwasser eine gewöhnliche Erscheinung ist. Auf diese Weise wird gewiss auch in vielen Fällen die Eindringung von ochrigem Braun- und Gelbeisenstein in Gesteins- Absonderungen und Klüfte bewirkt. $. 45. Zersetsung des. Kupferkieses. Die gewöhnlichste Art der Zersetzung des Kupferkieses, welche die formverändernde Wirkung von Molekularbewegungen ohne Aufhebung des starren Aggregatzustandes erkennen lässt, ist die Umwandlung desselben in Kupferbraun, bei welcher der Schwefel entweicht, während das Kupfer durch Aufnahme von Sauerstoff zu Kupferoxydul, und das Eisen durch Verbindung mit Sauerstoff und Wasser zu Eisenoxydhydrat wird. Beide Substanzen bilden welches entweder einen dichten Körper, oder dabei ein inniges Gemenge, Bei beiden Abänderungen des ein lockeres, ochriges Aggregat darstellt. Kupferbrauns ist das blätterige Gefüge des Kupferkieses verschwunden; und bei der dichten Varietät zeigt auch der Bruch, welcher flachmuschelig oder eben und wachsartig glänzend oder schimmernd zu seyn pflegt, eine mehr und weniger bemerkbare Veränderung; bei der ochrigen Abänderung ist aber die Wirkung der Molekularbewegungen am Auffallendsten, indem bei ihr aus dem krystallinischen Aggregatzustande des Kupferkieses ein ganz ene geworden. Bei einer früheren Gelegenheit !) habe ich bereits gezeigt, wie aus einer von Herrn Bornträger im hiesigen Academischen Laboratorium i.J. 1844 auf meinen Wunsch gemachlen Analyse des dichten Kupferbrauns hervorgehet, dass nicht alles bei der Zerseizung des Kupferkieses oxydirte i I) In meinem Handbuche der Mineralogie. 2te Ausg. II. 8. E i 100 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Kupfer in das Kupferbraun überzugehen pflegt, sondern dass aus einem Theile desselben andere Zersetzungsproducte entstehen. Oft scheidet sich ein Theil des Kupferoxyduls im mehr und weniger reinen Zustande aus, indem es ge- wöhnlich als erdiges Kupferroth erscheint, welches vormals unter dem Namen Ziegelerz mit begriffen zu werden pflegte. Zuweilen stellt es sich auch kry- stallinisch, selbst wohl in ausgebildeten Krystallen dar. Am Häufigsten wird aber das Kupferoxydul durch hóhere Oxydation und Verbindung mit Kohlen- säure und Wasser, zu Malachit, der besonders als erdiger und faseriger zu erscheinen pflegt, manchmal zu Kupferlasur. Dann und wann entsteht zugleich auch Kupferschwärze; oder das Kupferoxyd tritt auch wohl mit Eisen- und Manganoxydhydrat, welches letztere von manganhaltigen, mit dem Kupferkiese gemengten Fossilien dargeboten wird, zur Bildung der früher mit Kupfer- schwärze verwechselten Kupfermanganschwärze zusammen. Diese Zerselzungs- producte kommen auf verschiedene Weise unter einander und mit dem noch unzersetzten Kupferkiese verwachsen vor; manchmal stellt dieser aber auch einzelne Kerne dar, um welche die aus der Zersetzung hervorgegangenen verschiedenen Kórper sich ordnen, in welchem Falle das Kupferbraun den Kupferkies zunüchst zu umgeben, das kohlensaure Kupfer dagegen mehr nach Aussen vorzukommen pflegt 1). Krystalle von Kupferkies werden zuweilen 1) Ausgezeichneter habe ich dieses Vorkommen nirgends gesehen, als auf den Kupfererzgängen bei Lauterberg am Harz, auf welchen ehemals ein ergiebiger Bergbau getrieben wurde. Die Hauptausfüllung der mächtigen, im Grauwacke- und Thonschiefer- Gebirge aufselzenden Gänge bestand aus einem loskörnigen Gemenge von krystallinischem Schwerspath und Quarz, welches irrig mit dem Namen Sand belegt zu werden pflegte. Die Erze bildeten darin gewöhnlich sphäroidische Nieren von sehr verschiedenem Umfange, deren grössere Durch- schnitisebene der Hauptgangebene parallel lag. Der Kern der Nieren bestand vorzüglich aus Kupferkies mit beigemengtem Schwefelkies.. Umgeben war der- selbe von Kupferbraun, mit hin und wieder eingesprengtem Kupferkiese, und von erdigem und faserigem Malachit begleitet, der nach Aussen zunahm. In der Umgebung der Nieren war die Gangmasse durch Eisenoxydhydrat gelb- braun, hin und wieder durch beigemengte Kupferschwürze, bräunlichschwarz gefärbt. Diese in weiterer Entfernung sich verlierende Färbung diente als Wegweiser zur Auffindung der Erzmittel. ` ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 101 mit Beibehaltung ihrer äusseren Gestalt, in Kupferbraun umgewandelt. Man kann alle Abstufungen von der dünnsten Haut welche angelaufene Farben erzeugt, zur braunen Rinde, und von dieser bis zur völligen Zersetzung der Krystalle verfolgen, wozu u. a. auf Drusen von Flussspath und Eisenspath sitzende Kupferkies-Krystalle von dem Gange der von meinem Sohne be- wiebenen Grube Louise unweit Stolberg am Harz, Gelegenheit geben. Auch finden sich zuweilen Pseudomorphosen von Malachit, die aus Krystallen von Kupferkies entstanden sind, und im Innern ochriges Kupferbraun zu enthalten pflegen. Blum erwähnt solche Afterkrystalle von faserigem Malachit von der Grube Herrenseegen im. Schapbachthale in dem Schwarzwalde und von Moldawa im Bannate +). Da der gewóhnlichste Begleiter. des Kupferkieses wo dieser auf Gängen und Lagern vorkommt, Schwefelkies ist, und Beide häufig in einem innigen Gemenge vorkommen, so erleiden Beide auch nicht selten gemeinschaftlich eine Zersetzung, daher denn auch die Producte derselben oft innig verbunden bleiben, oder doch wenigstens nahe bei einander erscheinen. Die oben bereits angeführte Analyse einer dichten Abänderung des Kupferbrauns von Born- träger hat einen weit grösseren Gehalt an Brauneisenstein ergeben, als die Zersetzung des Kupferkieses liefern konnte, daher wohl ein Theil davon dem mit dem Kupferkiese gemengt gewesenen Schwefelkiese zugeschrieben werden darf. Das quantitative Verhältniss zwischen Kupferroth und Brauneisenstein im Kupferbraun schwankt aber ohne Zweifel sehr, so dass es einen Übergang von an Kupferoxydul reichem Kupferbraun, bis in reinen Brauneisenstein giebt. Dieser sowohl in seinen dichten und ochrigen Abänderungen, als auch ochri- ger Gelbeiseustein, finden sich nicht selten auf Kupferkies-Lagerstälten. Ausser diesen Zersetzungsproduclen, an welchen sich die Einwirkungen von Molekularbewegungen auf verschiedenartige Umformungen von Kórpern im starren Aggregatzustande unzweideulig zu erkennen geben, kommen in Begleitung des Kupferkieses auch mannichfaltige andere Mineralkörper vor, zu deren Bildung dieses Erz ebenfalls einen Theil des Materials darbot, deren Entstehung aber nur durch Annahme eines vorhergegangenen flüssigen Zu- 1) Nachtrag zu den Pseudomorphosen. S. 117. 102 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, standes erklärt werden kann. Dahin sind Kieselmalachit und das zuweilen damit verbundene Pechkupfer zu zählen; dahin gehören die stalaktitischen Gebilde von Brauneisenstein und Malachit, so wie manche andere Kupfer- und auch einige Eisensalze, welche auf Kupferkies-Lagerstätten, zumal auf Gängen vorkommen, über deren Erzeugung ich mich hier nicht weiter verbreiten kann. Nur die Bemerkung mag hier noch eine Stelle finden, dass erhöhete Tem- peratur, wie sie z. B. bei der Gewinnung der Erze durch Feuersetzen auf den Kupferkies und den damit gemengten Schwefelkies einwirkt, die Zer- setzung derselben sehr zu beschleunigen vermag, ihr aber auch dadurch einen abweichenden Gang giebt, dass der Schwefel sich zum Theil in Schwefel- säure verwandelt, wodurch die Bildung von Vitriolen veranlasst wird, die dann durch hinzukommendes Wasser ausgelaugt werden, wie man es u. a. im Rammelsberge bei Goslar, zu Fahlun in Schweden siehet. $. 46. Zersetzung des Fahlerzes. Die Mannichfaltigkeit der Zusammensetzung des Fahlerzes veranlasst auf seinen Lagerstätten, und besonders auf den Gängen welche dasselbe führen, die secundäre Bildung vieler Mineralkörper, die nach der Verschiedenheit der Formationen jenes Erzes abändert. Gewöhnlich macht sich dabei auf ähnliche Weise wie bei den Zersetzungsproducten des Kupferkieses und bei vielen anderen Gelegenheiten der Unterschied bemerklich, dass ein Theil der Umbil- dung vorgegangen zu seyn scheint, ohne dass der rigide Aggregatzustand aufgehoben wurde, wogegen ein anderer deutliche Spuren einer vorherge- gangenen Auflösung in einer Flüssigkeit, und zum Theil auch einer durch dieselbe bewirkten Fortführung wahrnehmen lässt. Mag nun die Umbildung auf die eine oder andere Art erfolgt seyn, so ist doch das der Zersetzung sämmtlicher Formationen des Fahlerzes Gemeinsame, die Entweichung des Schwefels, welche vermuthlich auf gleiche Weise wie bei dem Schwefelkiese und vielen anderen Sulfuriden vor sich gieng. Was nun zunächst die erste Art der Umformung betrifft, so wird bei den Formationen, welchen ein be- deutender Eisengehalt eigen ist, wie besonders bei dem Kupferfahlerze, die Bildung von Eisenoxydhydrat bemerkt, welches sich als gemeiner und ochriger ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 103 Brauneisenstein darzustellen pflegt. Weit seltener erscheint dichtes oder ochriges Kupferbraun. Am Allgemeinsten zeigt sich unter den Zersetzungs- producten Malachit, in den faserigen, dichten und erdigen Abänderungen; nächst ihm Kupferlasur. Für die Formationen welche Arsenik enthalten, namentlich für den Tennantit, das Kupferfahlerz, Graugiltigerz, ist die Bildung von arseniksaurem Kupfer, zumal von Pharmacochaleit charakteristisch, der in den erdigen und muscheligen Abänderungen vorzukommen pflegt, welche von Werner mit dem sehr unpassenden, hin und wieder noch von neueren Schriftstellern gebrauchten Namen des eisenschüssigen Kupfergrüns belegt wurden. Bei den Fahlerz-Formationen welche reich an Antimon sind, nament- lich bei dem Graugiltig- und Schwarzgiltigerze, kommt zuweilen Antimonocher vor. Die Erzeugung dieser Producte, für welche die Einwirkung von feuchter Luft, oder vielleicht auch von kohlensäurehaltigem Wasser anzunehmen ist, gieng zwar gewöhnlich von der Oberfläche aus, es wurde ihr aber auch durch Absonderungen das Innere der Masse eröffnet; daher man zwar oft Kerne von Fahlerz findet, welche von den Zersetzungsproducten umgeben sind, diese aber auch häufig mit dem Erze unregelmässig verwachsen antriflt. Am Seltensten hat die Umwandlung von Krystallen mit Beibehaltung ihrer äusseren Gestalt statt gefunden. Doch finden sich zuweilen Pseudomorphosen von Kupferbraun, Malachit und Kupferlasur nach Fahlerz !). Die Structur- beschaffenheiten, so wie die Art des Vorkommens der erwähnten Zersetzungs- producte geben die formverändernden Wirkungen von Molekularbewegungen in verschiedenem Grade zu erkennen. Am Auffallendsten erscheinen sie, wo aus dem Fahlerze Malachit von faseriger Struetur, oder Krystalle von Kupfer- lasur hervorgegangen sind. Sie werden aber auch in der Umwandlung des unebenen oder muscheligen Bruches des Fahlerzes in die erdige Beschaffenheit des ochrigen Brauneisensteins und Kupferbrauns, des Kupfergrüns und Phar- Nicht weniger machen sie sich in der Art, wie die nter einander gemengt, oder von einander auch bei den aus Fahlerz- makochaleites erkannt. verschiedenen Zersetzungsproducte u gesondert sind, bemerklich. Dieses ist besonders 1) Vergl. Blum's Nachtrag zu den Pseud Nachtrag. S. 77. omorphosen. S. 115. 118. 120. Zweiter 104 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUS MANN, : krystallen entstandenen Pseudomorphosen der Fall Blum hat Afterkrystalle von Kupferbraun beschrieben, die zu Schriesheim in Baden vorkommen, welche eine äussere Rinde von dichtem Kupferbraun besitzen, wogegen das Innere, in welchem hin und wieder hohle Stellen vorhanden sind, aus einer lockeren, zum Theil schaaligen Masse der ochrigen Varietät besteht. Wie in den derben Massen des zerselzten Fahlerzes Malachit, Pharmakochaleit und Antimonocher bald vermengt, bald scharf von einander gesondert vorkommen, so zeigt sich dieser Unterschied auch bei den aus Krystallen hervorgegangenen Pseudo- morphosen. Blum erwähnt Afterkrystalle von Malachit, welche zu Bieber in Kurhessen vorgekommen sind, deren Inneres, welches noch Fahlerztheilchen enthält, von seladon-, oliven-, oder schwärzlichgrüner Farbe, dicht und wenig fettartig glänzend ist, wogegen das Äussere eine gelblichgrüne bis spangrüne Farbe besitzt, aus welcher Beschreibung geschlossen werden kann, dass das Innere aus Pharmakochaleit, das Äussere dagegen aus Malachit, oder einem Gemenge desselben mit Antimonocher besteht. Haidinger hat ein merkwürdiges Beispiel von Kupferlasur in Formen des Fahlerzes von Kogell bei Brixlegg in Tyrol beschrieben !), an welchen eine krystallinische Haut von Kupferlasur gewissermaassen das Gehäuse der dodekaedrischen Krystalle darstellt; und auch Blum fand an einer Stufe aus dem Bannate Pseudomor- phosen von Kupferlasur nach Fahlerz- Tetraedern, welche aussen aus kleinen Krystallen von Kupferlasur bestehend, im Innern sich theils hohl, theils mit ochrigem Brauneisenstein erfüllt zeigen. Derselbe erwähnt Pseudomorphosen von Camsdorf und Saalfeld, an welchen das Äussere aus strahliger Kupfer- lasur besteht, das Innere dagegen theils von feinen Schnüren von Kupferlasur durchzogen und dadurch porös erscheint, theils Pharmakochaleit enthält, in welchem noch unzersetzte Fahlerztheile oder auch ochriger Brauneisenstein eingesprengt sich zeigen. Bei dieser Gelegenheit darf ich die von Herrn volger 2) ausführlich dargelegte, und von Blum 5) beifällig aufgenommene Meinung mam unerwähnt l) Bericht über die Mineralien-Sammlung der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen. 1843. S. 12. 2) Poggendorff's Annalen. LXXIV. S. 25 ff. 3) Zweiter Nachtrag zu den Pseudomorphosen. S. 77 ff. L4 ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 105 lassen, dass die bekannten Kupferkies - Überzüge , welche besonders ausge- zeichnet an den Schwarzgiltigerz- Krystallen vom Rosenhöfer Grubenzuge bei Clausthal, aber auch an Krystallen anderer Fahlerz-Formationen von ver- schiedenen Fundorten vorkommen, durch eine Umwandlung des Fahlerzes entstanden seyen, in welchem Falle sie einen interessanten Beitrag zu den Erfahrungen über die durch die Molekularbewegungen bewirkten Formver- änderungen starrer Körper liefern würden. Durch die von Zincken und Rammelsberg gegen jene Meinung erhobenen Einwendungen 1), scheint mir dieselbe hinreichend widerlegt zu seyn. Ganz einfach gehet aber ausser- dem das Unstatthafte jener Hypothese aus der zwar von Herrn Volger ge- läugneten, aber doch längst bekannten ?), und an einer in meiner eigenen Sammlung befindlichen Stufe wahrzunehmenden Erscheinung hervor, dass ausser dem Schwarzgiltigerze auch die. zugleich mit demselben vorkommenden Kry- stalle von Zinkblende, zuweilen auf ganz ähnliche Weise von Kupferkies be- kleidet sind; so wie anderer Seits neben den von Kupferkies überzogenen Krystallen von Schwarzgiltigerz solche dann und wann vorkommen, welche keinen Überzug haben. Auch dürfte die von Herrn Grandjean 5) ange- gebene Art des Vorkommens eines Überzuges von Kupferkies auf Fahlerz- krystallen von der Grube Aurora bei Dillenburg, welche von ihm als Be- stätigung der Volgerschen Meinung angeführt worden, eher gegen dieselbe sprechen. j Von der Entstehungsart mannichfaltiger aus dem Fahlerze hervorgegan- gener Mineralkórper, deren Vorkommen zur Annahme einer die Bildung und zum Theil auch die Fortführung vermittelnden Flüssigkeit berechtigt, wohia namentlich stalaktitische und krystallinische Abänderungen von Brauneisenstein, Malachit, Kupferlasur, Kieselmalachit, von arseniksauren Kupfer- und Eisen- salzen gehören, kann hier nicht weiter die Rede seyn. l) Poggendorff’s Annalen. LXXVIL 8. 249. 2) S. Holzmann's Hercynisches Archiv. IL S. 248. 3) Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. VII. Abthl. 2 und 3. S. 226. Phys. Classe. VII. 0 106 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, =: Umwandlung des — in kohlensaures Bleioxyd. Das kohlensaure Bleioxyd ist gewiss in den mehrsten Fällen aus Blei- glans entstanden, indem der Schwefel desselben ausgeschieden worden, und Sauerstoff und Kohlensäure dagegen mit dem Bleie sich verbunden haben. Auch hat man auf vielen Bleiglanzlagerstütten, zumal in den oberen Teufen der Günge, u.a. auf einigen Gruben bei Clausthal und Zellerfeld, Gelegenheit, sich von der Abkunft jener Substanz zu überzeugen, die um so weniger zweifelhaft seyn kann, da Versuche gezeigt haben, dass auf Lagerstätten, deren Bleiglanz silberhaltig ist, auch das zugleich sich findende kohlensaure Bleioxyd einen Silbergehalt besizt 1) Wo dieses Mineral vorkommt, pflegt die Masse worin es sich findet, mehr und weniger bedeutende Spuren einer Umänderung zu zeigen, und wahrnehmen zu lassen, dass ausser dem Blei- glanze auch andere Mineralkörper in seiner Nähe, z. B. Schwefelkies, Kupfer- kies, Eisenspath, Kalkspath, theils gánzlich zerstórt, theils in andere Mineral- substanzen umgewandelt worden, zu welchen u. a. Brauneisenstein, Malachit, Kupferlasur, gehóren. Auch kommen auf solchen Lagerstütten ausser dem kohlensauren Bleioxyde manchmal andere Bleisalze vor, von welchen der Bleivitriol am Sichersten den Ursprung aus dem Bleiglanze bezeugt. Die Bil- dung des kohlensauren Bleioxydes wurde in vielen Fállen vermuthlich dadurch befórdert, dass durch vitriolescirende Kiese erzeugte Schwefelsäure, aus Kalkspath Kohlensäure entwickelte, zu deren Freiwerdung oft auch die Zer- setzung von Eisenspath beitragen konnte 2). An dem Vorkommen der mehrsten Bleispathkrystalle in Räumen, welche durch die Zerstörung von Mineralkörpern leer geworden waren „ist es zu erkennen, dass sie nicht unmittelbar aus der Zersetzung des Bleiglanzes her- vorgiengen, sondern vermuthlich aus kohlensäurehaltigem Wasser, welches 1) S. Versuche mit einigen Erzen vom Harz im kleinen Feuer, v. d. Schichtmeister Bauersachs, in meinen Norddeutschen Beiträgen zur Berg- und Hüttenkunde. LS HL 2) Vergl. meine Bemerkungen über das Verhalten der Gänge der Grube St. Ka- arina bei Clausthal, i. d. Norddeutschen Beitr. z. Berg- u. Hüitenk. III. S. 34. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 107 das kohlensaure Bleioxyd auflöste, sich bildeten 1). Auf ähnliche Weise: ist auch der Überzug von Malachit, Kupferlasur und ochrigem Brauneisenstein zu erklären, der zuweilen die Bleispathkrystalle bekleidet, wie man es u. a. an denen von mehreren Zellerfelder Gruben siehet 2). Zuweilen findet sich in- dessen sowohl Bleispath als auch Bleierde unter solchen Verhältnissen, dass die unmittelbare Erzeugung aus Bleiglanz ohne Ortsveränderung nicht be- zweifelt werden kann. Dieses ist zumal da der Fall, wo das kohlensaure Bleioxyd noch die äussere Gestalt und Spuren der Structur des Bleiglanzes, aus welchem es hervorgieng, erkennen lässt. Die Wirkung von Molekular- bewegungen ohne Aufhebung des starren Zustandes erscheint dann besonders auffallend, weil äussere Form und Structur des kohlensauren Bleioxydes von der Krystallisation und dem ausgezeichneten Blätterdurchgange des Bleiglanzes sich so weit entfernen. Es kommen Pseudomorphosen von Bleispath nach Bleiglanz vor, wie sie von Selb, Burkart, Blum) u. A. beschrieben worden, an welchen theils die äussere Krystallform des Bleiglanzes sich voll- ständig erhalten hat, theils Spuren des hexaödrischen Gefüges sichtbar sind. Zu Syränowsk am Altai finden sich stängliche Massen, auch Krystalle von 1) Vergl. J. Braid, Observations on the Formation of various Lead-Spars, i. d. Mem. of the Wernerian Soc. IV. p. 511. 2) Blum zählt die Bekleidung der nadelfórmigen Krystalle von Bleispath mit Ma- lachit, wie sie besonders ausgezeichnet an Stufen von der alten Grube Glücksrad auf dem Schulenberger Zuge bei Zellerfeld sich zeigt, zu den Verdrüngungs- Pseudomorphosen (Pseudomorphosen. S. 309.), worin ich ihm nicht beistimmen kann. Die einfachste Erklärung dieser Erscheinung scheint mir die zu seyn, dass beide kohlensaure Salze, aus kohlensäurehaltigem Wasser, worin sie etwas auflöslich sind, gemeinschaftlich sich ausschieden, wobei das schwerer auflös- liche kohlensaure Bleioxyd zuerst krystallisirte. Der Malachit kam auf dem Glücksrade nicht bloss als Uberzug der Bleispathkrystalle, sondern auch unab- hängig davon in stalaktitischen Massen, und gewöhnlich von faseriger Structur vor. Haben die Überzüge einige Stärke, so sind sie ebenfalls faserig, und die Fasern stehen gegen die Oberfläche der Bleispathnadeln rechtwinkelig. Das Vorkommen der Überzüge von Kupferlasur und Brauneisenstein scheint mir eine ähnliche Erklärung zu gestatten. 3) Vergl. Blum’s Pseudomorphosen. $. 183. 02 108 JOH. FRIEDR.. LUDW. HAUSMANN, Bleispath, die zuweilen einen Kern von Bleiglanz einschliessen 1). Ich selbst besitze ein derbes Stück von Bleispath aus Sibirien mit ausgezeichnet musche- ligem Bruche, an welchem die cubische Form des Bleiglanzes deutlich zu erkennen ist. Nicht weniger auffallend wie die Umwandlung der krystallini- schen Natur des Bleiglanzes in die höchst abweichende des Bleispathes, ist die Umänderung des ausgezeichnet blätterigen Schwefelbleies in die ganz un- krystallinische, theils dichte, theils zerreibliche Bleierde. Wenn diese, wie zuweilen, Überzüge von Bleiglanzkrystallen bildet, könnte man annehmen, dass solche: nicht aus dem Bleiglanze unmittelbar hervorgegangen, sondern aus einer Auflösung des kohlensauren Bleioxydes abgesetzt seyen. Oft kommt aber die Bleierde auf solche Weise mit Bleiglanz verwachsen, einzelne Kerne desselben einschliessend, und hin und wieder Spuren der Bleiglanzstructur zeigend vor, dass die Erzeugung des ersteren aus dem Schwefelbleie ohne Ortsveränderung, und ohne Vermittelung einer flüssigen Auflösung, nicht wohl bezweifelt werden kann. 48. Concentrirung des Kupfergehaltes bei dem Rösten des Kupferkieses und Kupfersteins. An die im Vorhergehenden enthaltenen Untersuchungen über Formver- änderungen im Gefolge von in der Natur vorgehenden chemischen Umände- rungen von Sulfuriden, mag sich hier die Betrachtung einer sehr auffallenden Erscheinung reihen, welche auf Kupferhütten die Concentrirung des Kupfer- gehaltes zeigt, die unter gewissen Umständen sowohl bei der Röstung eines Gemenges von Kupfer- und Schwefelkies, als auch bei dem Rösten des Kupfersteins statt findet; welcher Vorgang ein besonders merkwürdiges Beispiel der Wirkung von Molekularbewegungen in starren Körpern darbietet. Ich wurde auf diese Erscheinung, welche in der Bildung von kupferreichen Kernen in der Umgebung kupferarmer Rinden besteht, schon i. J. 1807 bei der in freien Haufen ausgeführten Röstung des mit Schwefelkies gemengten Kupfer- kieses auf der Hütte bei Röraas in Norwegen aufmerksam. Dieselbe Beob- achtung vnd von Brocchi auf der Hütte zu Agordo gemacht Breislak 1) Handwörterbuch der topographischen Mineralogie von G. Leonhard. S. 84. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 109 hat darüber Folgendes mitgetheilt 1). Der Kupferkies von Agordo liefert in roher Masse 4 bis 5 Procent Kupfer. Nachdem er zu Tage gefördert, zer- schlägt man ihn in ungefähr faustgrosse Stücke, um ihn in Haufen einer Röstung zu unterwerfen. Diese dauert drei bis vier Monate, nach welcher Zeit die Kiesstücke sich in eine schwärzliche, aufgeborstene Masse verwandelt haben, deren innerer Theil jedoch völlig die natürliche Farbe des Kieses, nur mit einem Stich in das Blaue, behielt. Das Auffallende dabei ist, dass der Kern der Stücke mehr als / seines Gewichtes an Kupfer liefert, wogegen die Rinde an Gehalt verloren hat, daher anzunehmen ist, dass während der Röstung die Massentheile des Kupfers allmählig das Äussere der Stücke ver- liessen, und sich in dem Innern zusammenzogen. Zuweilen trifft man sogar im Innern der gerösteten Stücke Fäden oder kleine Bleche von regulinischem Kupfer an. Doch ist die Hitze der Röstung sehr mässig, und erhebt sich nie bis zu dem Grade der Schmelzung. Hiermit stimmen im Wesentlichen die Nachrichten überein, welche der Bergmeister L. Stró m über die auf Foldals Kupferhütte in Norwegen schon im vorigen Jahrhundert betriebene, sogenannte Kernröstung mitgetheilt 2), so wie mit den Erfahrungen, welche Bredberg bei den i.J. 1824 zu Fahlun in Schweden angestellten Versuchen, ein Ge- menge von Kupfer- und Schwefelkies in freien Haufen zu rósten, gemacht hat3). Der Gehalt des rohen Erzes betrug 3 bis 4 Procent Kupfer. In dem Innern der Stücke des gerösteten Erzes fand sich ein grüner kupferreicher Kern; oder es zeigte sich auch wohl ein àhnliches kupferreiches concentrisches Band von der Stärke einiger Linien, in der Umgebung eines weniger Kupfer enthaltenden Schwefelmetalles. Der Kupfergehalt der grünen Kerne betrug über 19 Procent, während in der dicken, stark gerósteten, áusseren Schaale 1) Introduzione alla Geologia di Scipione Beo isixjo 1811. II. p. 14. Institutions. géologiques par Scipion Breislak, trad. par Campmas 1818. II. p. 280. Scipio Breislak's Lehrbuch der Geologie, übers. von Fr. K. v. Strombeck. II. S. 344 ff. 2) Budstikken. Christiania 1821. 3) Jern-Kontorets Annaler. 1826. Tionde Árgángen. Förra Bandet. Stockholm 1827. p. 174 ff. 110 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, nur etwas über 2 Procent enthalten waren. Bei einer späteren Gelegenheit +) hat Bredberg mitgetheilt, dass die Concentration des Kupfers bei dem Rösten des Kieses noch viel weiter gehen könne, als zuvor angegeben worden; dass bei fortgesetzter Röstung oft nur ein kleiner Kern von Bronzefarbe bleibe, der höchstens loo des Ganzen ausmache. In einem solchen fand derselbe : Kupfer 47,4 Eisen 19,4 Schwefel 19,8 Erdsilicate 13,3 99,9 Die Schwefelverbindungen bestanden hiernach aus: Kupfer 54,7 Eisen 22,4 Schwefel 22,9 100,0 welche Zusammensetzung der Formel FeS + Fe S2 + CuS zu entsprechen scheint. Es hat mich sehr überrascht, die Concentration des Kupfers bei der Röstung des Kupferkieses in einem Buche erwähnt zu finden „ wo man eine solche Beobachtung wohl nicht erwarten sollte. In den berühmten „Briefen eines Verstorbenen 2) heisst es da, wo von der Gewinnung und Röstung des Kupfererzes auf der Insel Anglesea die Rede ist: »Eine sonderbare Er- scheinung ist es für den Layen, dass, während dieses neunmonatlichen Bren- nens, welches allen Schwefel austreibt, bloss durch die Kraft der Wahlver- wandtschaft, die durch das Feuer rege gemacht wird, das reine Kupfer, welches vormals durch den ganzen Stein vertheilt war, sich nachher in ein Klümpchen zusammengezogen, compact in der Mitte zeigt, so dass, wenn man die gebrannten Steine zertrümmert, man in jedem das Kupfer, wie den Kern in einer Nuss erblickt.“ Wenn gleich diese Angabe wohl nicht ganz genau ist, so ersieht man doch daraus , dass auf Anglesea bei dem Rösten —___ 1) Jern-Kontorets Annaler. 1827. Elfte Ärgängen. Stockholm 1828. p. 199. 2) J. 1830. S. 149. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. III des Kupferkieses etwas Ähnliches sich zeigt, als an den oben angeführten Orten in Italien, Norwegen und Schweden. Über PA merkwürdigen Hergang sind verschiedene Erklärungen ge- geben worden 1). In einem Irrthume befinden sich aber diejenigen, welche, wie namentlich Werther 2), annehmen, dass bei dem Kernrósten eine Schmelzung statt finde, indem, wie solches auch von Karsten 3) bemerkt worden, das Überraschende des Concentrirens des Kupfergehaltes bei der Róstung des Kupferkieses gerade darin liegt, dass sich die neuen Verbindungen bei einem nicht flüssigen Zustande des Erzes bilden. Nach Karsten's Mei- nung liegt die Ursache des merkwürdigen Erfolges darin, dass Schwefelkupfer und Kupferoxyd sich schon in einer niedrigeren Temperatur zersetzen, als Schwefeleisen und Eisenoxyd. Das entstehende regulinische Kupfer entzieht dem Schwefelkiese den Antheil Schwefel, welchen der Kies abgeben kann, um eine niedrigere Schwefelungsstufe zu bilden. Der Erfolg ist nach Kar- sten's Ansicht wahrscheinlich abhängig, theils von der Temperatur, theils von einem grossen Übermaass des Schwefelkieses im Verhältniss zum Kupfer- kiese. Am Gründlichsten hat Lürzer die Kernrögung mit Agordoer Erzen beleuchtet *). Er nimmt an, dass das beim Rósten äusserlich gebildete Kupfer- oxyd durch das Schwefeleisen der nach dem Innern damit in Verbindung befindlichen Kupferkiesschicht in Schwefelkupfer verwandelt wird, welches dann von dem, von dem zerlegten Kupferkies herrührenden Schwefelkupfer aufgenommen wird. So wie nun die Róstung durch die beständige Einwir- kung der Hitze von Aussen nach Innen fortschreitet, findet auch die Zerlegung des Kupferoxyds durch das Schwefeleisen, und in Folge dessen eine Wan- derung des Kupfers nach dem Innern des Stückes statt. 1) Vergl. die Rammelsberger Hüttenprozesse am Communion-Unterharze von Bruno Kerl. S. 73. 2) Erdmann’s Journal für prakt. Chem. LVIII. S. 321 ff. 3) System der Metallurgie. III. S. 432 ff. 1 4) Tunner's Jahrbuch der k. k. Montan-Lehranstalt zu Leoben. 1853. s. 339. Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde von Bruno Kerl. II. S. 165. 112 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Bredberg hat Bemerkungen darüber mitgetheilt +), dass bei dem Rösten des Kupfersteins sich etwas Ähnliches zeigt, als bei dem Kiesrösten, indem sich Kerne bilden, die eine andere Farbe haben, als der ungeróstete Stein besass, indem sie zuweilen hochgelb, oder grüngelb, und wenn sie der Hitze mehr ausgesetzt waren, tombackfarben, und dabei glänzend sind. In diesen Kernen findet sich ein grósserer Schwefel- und Kupfergehalt als in dem un- gerösteten Stein, und in der äusseren Rinde. Die Untersuchung der bei einem zu Fahlun in einem Flammofen angestellten Róstungsversuche erhaltenen Pro- ducte, ergab in der äusseren Schaale einen Gehalt von 2,25 Procent Kupfer- oxyd, wogegen in dem bronzefarbenen Kerne 33,92 Procent metallisches Kupfer gefunden wurden, obgleich der mittlere Gehalt des ungerösteten Steins nur 10 Procent betrug. In der Schaale waren nur 0,87 Procent, in dem Kerne dagegen 20,11 Procent Schwefel enthalten. Auch Karsten hat die Bemerkung mitgetheilt ?), dass bei dem Rösten des Kupfersteins sich kupfer- reichere Kerne bilden, die zuweilen nicht bloss Schwefelkupfer, sondern selbst regulinisches Kupfer enthalten, während die üusseren Schaalen fast nur aus oxydirtem Eisen bestehen Etwas Ähnliches wie bei dem Rösten des Kupferkieses und Kupfersteins die Concentrirung des Kupfers im Innern der Stücke zeigt, findet hinsichtlich des Silbers bei den Rohsteinkernen statt, welche bei der Röstung der Amal- gamirerze entstehen. Diese Rohsteinkerne bilden, wie Winkler bemerkt 5), beim Schliechrösten die unsichtbaren Mittelpunkte der einzelnen Schliechstäub- chen, wogegen sie beim Stufrösten im Innern der aufgeschlagenen Stufen deutlich erkennbar sind. Sie enthalten nicht nur das Silber, welches ur- sprünglich mit dem gleichen Gewichte Schwefelmetall, aus dem sie sich er- zeugten, verbunden war; sondern sie haben auch ihrer abgerösteten Umgebung etwas Silber entzogen. 1) Jern-Kontorets Annaler. 3 p. 187. 1828. p. 253. 293. Erdmann's Journal für techn. Chem. XVI. S. 5 2) System der Metallurgie. III. S. 434. 3) Die europäische Amalgamazion der Silbererze und silberhaltigen Hüttenproducie von K. A. Winkler. 1848. S.69. Anm. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 113 49. Umünderungen von Silicaten. Da unter allen Abtheilungen der Mineralkórper den Silicaten die grósste Mannichfaltigkeit eigen ist, so lässt sich erwarten, dass bei ihnen auch be- sonders viele und verschiedenartige Umänderungen erfolgen. Die Mannich- faltigkeit derselben scheint indessen der grossen Anzahl verschiedenartiger Silicate nicht ganz zu entsprechen, welches unstreitig darin liegt, dass im Allgemeinen die Zersetzungsfühigkeit derselben ungleich geringer ist, als bei manchen anderen Abtheilungen der Mineralkórper. Umänderungen der chemi- schen Zusammensetzung welche in einem Austausche von Bestandtheilen be- stehen, werden besonders bei solchen Silicaten wahrgenommen, in welchen die Kieselsáure mit Eisenoxydul, Manganoxydul, Talkerde, Kalkerde, Kali, Natron verbunden ist, so wie bei manchen zusammengesetzten Silicaten, in welchen Verbindungen jener Art mit kieselsaurer Thonerde vereinigt sind. Die auffallendsten und háufigsten Zersetzungen finden bei zwei Familien statt, den hornblendeartigen und den feldspathartigen Körpern, von welchen jenen die erste Art, diesen die zweite Art der Zusammensetzung eigen ist, und welche gerade zu den Mineralkörpern gehören, welche für die Bildung der plutonischen, vulkanoidischen und vulkanischen Gebirgsarten von grösster Wichtigkeit sind, daher denn auch ihre Umwandlung in geologischer und agronomischer Hinsicht von ganz besonderer Bedeutung ist; so wie einige dadurch entstandene Körper, auch in technischer Hinsicht grossen Nutzen gewähren. Bei der Zersetzung jener Mineralkörper sind Luft und Wasser, mit Einschluss der in jener und in diesem enthaltenen Kohlensäure, am Allge- meinsten thätig. Für das Ganze von geringem Belange sind Einwirkungen von Schwefelsäure, Chlorwasserstoffsäure und einigen anderen Substanzen. Am Háufigsten gehen die Zersetzungen bei gewöhnlicher Temperatur vor. Nur bei Vulkanen und Erdbränden werden sie durch erhöhete Temperatur, zumal durch die Einwirkung heisser Wasserdämpfe, befördert ! ). Bei den 1) Dass verschiedenartige Dämpfe, besonders heisse Wasserdämpfe, zum T unter hohem Drucke, auf die Bildung erupliver Gebirgsarlen von grossem Ein- flusse waren. und dass durch sie auch wohl noch nach ihrer Bildung in den Phys. Classe. VII. 114 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Umänderungen welche die erwähnten Silicate gewöhnlich erleiden, pflegt ein Theil der veränderten Masse keine Ortsveränderung zu erleiden, wogegen ein anderer durch Auslaugung fortgeführt wird. In der zurückbleibenden Masse, aus welcher einer Seits Theile entfernt, anderer Seits aber auch Theile auf- genommen worden, gehen eben hierdurch Molekularbewegungen vor, welche die Form bald mehr bald weniger verändern. Zuweilen erhält sich die äussere Gestalt; aber sehr gewöhnlich wird auch diese allmählich zerstört, wozu freilich mechanische Wirkungen, namentlich das fortführende Wasser, oft beitragen. Am Allgemeinsten besteht die Formveränderung darin, dass der krystallinische Zustand in einen nicht krystallinischen, zerfallenen umgewandelt wird, wobei das krystallische Gefüge verschwindet, höchstens Spuren von demselben entsprechenden Absonderungen bleiben, und die mehr und weniger aufgelockerte Masse einen unebenen oder erdigen Bruch enthält. Selten gehet aus dem krystallinischen Körper ein anderer krystallinischer hervor. Nicht immer findet. die Auflockerung gleichmässig durch die ganze umgeänderte Masse statt; der Auslaugung von Theilen ist es wohl besonders zuzuschreiben, dass das Innere manchmal löcherig wird. In der Regel beginnt die Zersetzung an der Oberfläche, und schreitet allmählig nach Innen fort, so dass man oft. Gelegenheit bat, die verschiedensten Grade derselben, von einer schwachen Verwitterungsrinde bis zur völligen Umwandlung des Körpers zu sehen; in seltenen Fällen zeigt indessen die Zersetzung einen entgegengesetzten Gang, indem sie im Innern beginnt und nach Aussen sich verbreitet. Oft schreitet die Umänderung gleichmässig fort; doch gehet sie zuweilen auch ungleich- mässig von Statten. Über die Mischungsveründerungen welche mit den hornblende- und feld- spathartigen Mineralkórpern vorgehen, zumal über die letzteren, sind. zahlreiche Untersuchungen geliefert, und bekanntlich haben sich besonders Berthier, Bischof, Brongniart, Forchhammer, Fournet, Fuchs, Malaguti, Rammelsberg um die genauere Kunde derselben verdient gemacht. Ich sie zusammensetzenden Mineralkórpern, so wie auch in Gebirgsmassen von anderer Entstehung, Veränderungen bewirkt wurden, lässt sich wohl kaum bezweifeln. - ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 115 gehe daher nicht ausführlich auf diesen Gegenstand ein, sondern beschränke mich auf wenige Bemerkungen über denselben. Zu den hornblendeartigen Silicaten zähle ich zunächst die Pyroxen- und Amphibol- Substanz, denen sich hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung die Peridot- Substanz, und einige andere unbedeutende Mineralkörper, u. a. Babingtonit, Ilvait, Krokydolith anschliessen. Pyroxen-, Amphibol- und Pe- ridot-Substanz zeichnen sich durch mannichfaltige Abänderungen der Mischung aus, welches bei ihnen nach meiner mineralogischen Methode, die Unter- scheidung zahlreicher Formationen veranlasst. Die Zersetzbarkeit zeigt sich bei ihnen sehr abweichend, und im Allgemeinen scheint sie besonders durch den Gehalt an Mangan- und Eisenoxydul befördert zu werden. Beide nehmen Sauerstoff und Wasser auf, und verwandeln sich dadurch in Mangan- und Eisenoxydhydrat. Daher nehmen die an Mangan- und Eisenoxydul reicheren Formationen jener Mineralsubstanzen durch Verwitterung gewöhnlich braune und gelbe Farben an, und daher bewirkt die durch die Aufnahme von Sauer- stoff und Wasser verursachte Volumenvergrösserung häufig ein Zerfallen der Masse. Dieses zeigt sich nicht bloss’ bei den einzelnen Individuen jener Körper, sondern besonders auch an den Gebirgsarten, zu deren Hauptgemeng- theilen Augit, Hypersthen, Diallag, Hornblende, Arfvedsonit, Olivin gehören, namentlich bei dem Hypersthenfels, Diabas, Euphotid, Trapp, Dolerit, Anamesit, Basalt, Hornblendgestein, Diorit, Syenit. Bei diesen verrüth sich die Verwil- terung nicht allein häufig durch eine rostfarbene Oberfläche, sondern es äussert sich zugleich die Wirkung der Molekularbewegungen in der Auflockerung der äusseren Masse, in der Bildung von schaaligen Absonderungen, und in dem allmähligen gänzlichen Zerfallen des Gemenges. Ein Theil vom Eisen- und Manganoxydul der Pyroxen- und Amphibol- Fossilien wird aber auch oft entführt, wobei Kohlensäure und Wasser behülflich sind, und die Auslaugung eine Entfärbung Folge davon ist. Besonders abe ich oft Gelegenheit gehabt , den Gesteins bis in eine Der in kohlensaure kann sogar so weit gehen, dass bei dem Dolerite, Anamesite und Basalte b allmähligen Übergang der dunklen Farbe des frischen völlig weisse Färbung des verwitterten zu verfolgen. andelte Gehalt an Eisen- und Manganoxydul, wird durch et sich als Eisen- und P? Verbindungen umgew kohlensáurehaltiges Wasser ausgelaugt, und scheid 116 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Manganoxydhydrat wieder aus, welches sich bald fleckenweise oder dendritisch, bald rinden- oder gangfórmig zusammenziehet, und auf solche Art entweder die aufgelockerte Masse schaalig umgiebt, oder dieselbe durchziehet. An einzelnen Krystallindividuen von Pyroxen- und Amphibol-Fossilien verräth sich die Auslaugung dann und wann sowohl durch die erlangte Porositüt, als aueh durch einen Überzug von Brauneisenstein, der manchmal geflossen, klein- getropft oder kleinnierenförmig erscheint 1). Nicht bloss Eisen und Mangan, sondern zuweilen auch Talk- und Kalkerde, werden bei der Verwitterung von Körpern der Pyroxen- und Amphibol-Substanz, vermuthlich durch kohlen- säurehaltiges Wasser, bald mehr bald weniger denselben entführt, und auch ein Theil der Kieselsäure wird manchmal daraus entfernt 2). Ein merkwür- diges Product dieses Auslaugungsprocesses ist Scheerer s Neolith, der an manchen Orten als ein secundäres Gebilde in basaltischen Gesteinen angetroffen wird. Besonders auffallend zeigt sich die formverändernde Wirkung der Mo- lekularbewegungen bei der Verwitterung des Olivins, dessen körnige Abson- derung die Zersetzung befördert. Die Umwandlung seines Eisenoxyduls in Eisenoxydhydrat wird durch die Umänderung seiner grünen Farbe in eine braune oder gelbe verrathen, und die Bewegung der kleinsten Theile im rigiden Zustande, zeigt sich nicht allein in der Umwandlung seines muscheligen Bruches in einen erdigen, sondern besonders auch in dem gänzlichen Zer- fallen seiner Masse, als Folge der durch die Aufnahme von Sauerstoff und Wasser bewirkten Volumenvergrósserung. Dass zugleich eine Auslaugung von einem Theile des Talkerdegehaltes statt finden kann, hat sich aus Walm- stedt's Untersuchung eines verwitterten Olivins ergeben 5). Der Hyalosiderit, welcher sich durch einen weit grösseren Gehalt an Eisenoxydul von dem Olivine unterscheidet, scheint darum noch leichter zu verwittern als der letz- 1). Vergl. meine Bemerkungen über pseudomorphische Bildungen des Brauneisen- steins, i. d. Studien des Gótting. Vereins Bergmännischer Freunde. VI. 3. S.311 ff. 2) Über die merkwürdigen und verschiedenartigen Umänderungen welche der Augit erleidet, haben besonders Rammelberg's lehrreiche Untersuchungen Auf- schluss gegeben. S. Poggendorff's Annalen. XLIX. 387. Handwörterbuch des chemischen Theils der Mineralogie. I. 68. 3) Kongl. Vetenskaps Academiens Handlingar. 1824. II. p. 359. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 117 tere. Der Anfang der Zersetzung seiner Krystalle giebt sich in den lebhaften, mit metallischem Glanze verbundenen angelaufenen Farben der Oberfläche zu erkennen. Die äussere Form erhält sich, wenn gleich der muschelige Bruch bereits ein erdiger geworden; die Verwitterung endet aber, wie bei dem Olivine, mit gänzlichem Zerfallen. Der Ilvait verhält sich in Ansehung der Zersetzung ähnlich wie die Formationen der Peridot - Substanz. An die feldspathartigen Silicate, zu welchen Feldspath oder Orthoklas, Albit, Oligoklas, Ryakolith, Labradorit, Anorthit gehören, schliessen sich hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung und davon abhängigen Art der Zersetzung, besonders Wernerit (Mejonit, Skapolith), Leuzit und Porzellan- spath nahe an. Diese verschiedenen Mineralsubstanzen zeigen sehr abwei- chende Grade der Verwitterbarkeit. Am Leichtesten scheinen Wernerit, Leuzit, Porzellanspath und Feldspath zersetzt zu werden. Suck ow hat darauf aufmerksam gemacht, dass die feldspathartigen Körper, welche viel Kali und Kalkerde enthalten, weit eher verwittern, als diejenigen, in welchen das Natron die Rolle des Kali und der Kalkerde zum grossen Theil oder ganz übernimmt 1). Aber auch bei derselben Mineralsubstanz zeigen sich Unterschiede in Ansehung der Verwitterbarkeit, wovon der Grund nur in dem Aggregatzustande gesucht werden kann, indem es sich bei den feldspath- artigen Fossilien eben so wie bei vielen anderen Mineralkörpern zeigt, dass sie um so mehr einer durch äussere Einflüsse verursachten Umänderung trotzen, je weniger sie abgesondert und je glatter ihre äusseren und inneren Flächen sind; daher Adular-Feldspath nicht so leicht verwittert als gemeiner, und ‘ähnliche Unterschiede bei verschiedenen Varietäten von Wernerit und Leuzit wahrgenommen werden. Bei der Verwitterung der feldspathartigen Silicate werden Kali, Natron, Kalkerde, Eisenoxydul und ein Theil der Kiesel- erde durch Auslaugung entführt, wobei Wasser und Kohlensäure wirksam sind, wodurch ein an Thonerde reicheres Silicat sich bildet, welches mit ber sich verbindet, und auf solche Weise die verschiedenen Modificationen des Kaolins darstellt, zu denen auch das Steinmark und verschiedene andere Thonarten zu zählen sind. Dieser Process gehet zuweilen von Statten, ohne 1) Die Verwitterung im Mineralreiche. S. 132. 118 JOH, FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, dass die äussere Krystallform zerstört wird, wie man es u. a. ausgezeichnet an den von Klaproth zerlegten Afterkrystallen von Steinmark in einem in der Verwitterung begriffenen Thonsteinporphyr vom Oehmrichsberge bei Fla- chenseifen im Fürstenthume Jauer, und nicht selten an Krystallen von Wernerit, Leuzit, Porzellanspath siehe. Gewöhnlich gehet aber bei vollendeter Zer- setzung die äussere Form verloren. Am Häufigsten zeigt sich bei dem all- mähligen Fortschreiten, der Verwitterung die Wirkung der Molekularbewegungen darin, dass das Krystallinische Gefüge zerstört wird, indem nur hin und wieder den Blätterdurchgängen entsprechende Absonderungen sich erhalten. Aus dem ursprünglich muscheligen oder splitterigen Bruche wird ein erdiger, und indem die Masse eine Auflockerung erleidet, endet die Verwitterung gewöhnlich mit einem gänzlichen Zerfallen. Kommen die feldspathartigen Fossilien als Gemengtheile von Gebirgsarten vor, so wirken die ihre Zer- setzung begleitenden Molekularbewegungen auf die allmählige Auflockerung und das endliche Zerfallen der Gesteine ein. Von der Auslaugung des Eisen- gehaltes und eines Theiles der Kieselsäure, ist die Bildung von Eisenoxyd- hydrat und von verschiedenen Kieselfossilien abzuleiten, welche in der ver- witterten Masse auf die eine oder andere Art sich absetzen. Das durch Vermittelung der Kohlensäure vom Wasser entführte Eisen, ziehet sich als Braun- oder Gelbeisenstein, bald in einzelnen Flecken von verschiedenem Umfange, bald rinden- oder gangförmig, in der durch die Verwitterung ge- wöhnlich mehr und weniger gebleichten Masse zusammen. Die Kieselsäure stellt am Häufigsten als Opal oder Chalcedon nieren- oder auch gangförmige Coneretionen dar. Zuweilen zeigt sie sich aber auch als Quarz oder Berg- krystall, theils für sich, theils in Verbindung mit amorpher Kieselsáure. Auf solche Weise ist u.a. die Bildung von Quarzkrystallen zu erklären, welche die durch Auswitterung von Krystallen feldspathartiger Körper leer geworde- nen Räume in Porphyren zuweilen auskleiden 1). l) Über diese Bildungen, deren genauere Betrachtung nicht hierher gehórt, vergl. u. a. Fuchs, i. d. Denkschriften der Akad. d. W. zu München. VIL S. 65 fl. Meine Abhandl. über d. Bildung des Harzgebirges, i. d. Abhandl. d. Kön. Ge- sellsch. d. W. zu Göttingen. I. S. 420, Meine geol Bemerkungen über die Gegend von Baden bei Rastadt, das. II. S. 23. i ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 119 Ausser den hier betrachteten und anderen völlig evidenten Umänderungen von Silicaten, kommen noch manche Gebilde vor, welche für Pseudomor- phosen gehalten werden, die einem Austausche von Bestandtheilen ihre Ent- stehung verdanken, bei denen aber entweder die Beweise gänzlich fehlen, dass eine Umwandlung der einen Mineralsubstanz in eine andere wirklich statt fand, oder deren Natur auch auf andere Weise gedeutet werden kann. Solche noch problematische Erscheinungen in den Kreis dieser Untersuchungen zu ziehen, entspricht nicht dem Zwecke dieser Arbeit. 50. Umänderung des WE. bei gewóhnlicher Temperatur. An die Bemerkungen über die Umänderungen, welche in der Natur sich findende Silicate durch Austausch von Bestandtheilen erleiden, möge sich hier die Betrachtung der Veránderung reihen, welche mit dem gemeinen Glase durch Einwirkung von Feuchtigkeit bei gewühnlicher Temperatur vorgehet. Es ist eine allgemein bekannte Erscheinung, dass manches Fensterglas mit der Zeit, wie man zu sagen pflegt, blind wird; dass es eine zarte Rinde erhält, welche mit bunten Farben spielt und die Durchsichtigkeit des Glases ver- mindert. Wird die dünne Haut etwas stärker, so bemerkt man oft, dass sie zerspringt und vom Glase sich stellenweise ablöst. Man nimmt diese Er- scheinung besonders auffallend an Stallfenstern wahr. Glas, in welchen von Alkalien zu viel vorhanden, erleidet jene Umänderung leichter, als richtig zusammengesetztes. Auch hat man bemerkt, dass mit Kali bereitetes Glas eher, als Natron enthaltendes blind wird. Nicht bloss die Feuchtigkeit der . Atmosphäre, vermuthlich durch den Kohlensáuregehalt unterstützt, bewirkt die angegebene Veränderung *), indem man sie besonders auch an dem Glase 1) Unter gewissen Umständen scheint auch Schwefelwasserstoff auf die ande- rung des Glases Einfluss haben zu können. Dieses wird wenigstens * die von Bizio mitgetheilte Analyse eines schön irisirenden Glases wahrscheinlich, welches i. J. 1823 bei der Reinigung eines Canales zu Murano gefunden wor- 500 Theile der schillernden Häutchen sollten nach Bizio enthalten: 29, Bleioxyd 18, Mangen- Zinkoxyd 2, Arsenik 3,5, den. Schwefel 136, Alkali 173, Kieselerde 112, Kalkerde oxyd 12, Zinnoxyd 5, Kupferoxyd 4, Eisenoxyd 2,5, 120 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, wahrnimmt, welches eine längere Zeit im Boden gelegen hat. Durch sehr lange Dauer der Einwirkung der Bodenfeuchtigkeit schreitet die Umänderung weiter fort. Die äussere Rinde nimmt an Stärke zu, wodurch sie allmählig ein weisses, opakes, mit lebhaftem "Farbenspiel verbundenes, dem Perlmutter ähnliches Ansehen erhält 1), und es bilden sich mehrere dünne, vollkommen von einander sich ablósende Schaalen. Hat die Oberflàche des Glases kleine Blasen, so stellen sich diese auch in den Rinden dar, indem Concavitäten oder Convexitäten derselben denen des Glases entsprechen, wodurch ihre Form zuweilen im Kleinen den nierenfórmig schaaligen Absonderungen des Arseniks oder Glaskopfes ähnlich wird. Manchmal hat das Glas eine nur unter der Loupe erkennbare, gekórnte Oberflüche, welche sich auch in den schaaligen Absonderungen der Rinde erhält. Die ohne Aufhebung des rigiden Aggregatzustandes erfolgende Bildung derselben, lässt die Wirkung von Mole- kularbewegungen nicht verkennen. Was die Art der Mischungsveränderung betrifft, welche mit dem Glase vorgehet, so lässt sich erwarten, dass sie der bei natürlichen Silicaten erfol- genden analog ist, und dass dabei besonders eine Ausscheidung der Alkalien stalt findet. , Dieses hat sich auch bei einer von Griffiths mit der perlmutter- ähnlichen Rinde eines unter der Erde gefundenen, antiken Glases vorgenom- menen Untersuchung gezeigt, in welcher er beinahe nur Kieselerde fand ?). Talkerde 3. Gegen die Richtigkeit dieser Angabe dürfte Mehreres sprechen; und besonders auffallend ist es, dass kein Wassergehalt gefunden wurde, der doch nach dem was unten mitgetheilt werden wird, in dem umgeänderten Glase nach aller Wahrscheinlichkeit vorhanden war. (Giornale di Fisica, etc. 1827. — Bim. 5. p. 391 — — Diese Umänderung des Glases habe ich nie ausgezeichneter gesehen, als an den mannichfalügen, aus den Katakomben von Rom stammenden, gläsernen Bildwerken, welche in der Sammlung der christlichen Alterthümer des Valicans aufbewahrt werden, unter welchen manche sich finden, die so grosse Ähnlich- keit mit Arbeiten aus Perlmutter haben, dass sie bei nicht genauer Betrachtung dafür gehalten werden könnten. The quarterly Journal of Science Literature, and Art. V. 20. p.258. Der ver- storbene R. Brandes hat ein bei Brool am Rhein gefundenes Stück eines antiken Glasgefüsses untersucht, welches eine milchweisse Farbe besass , und 2 ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 121 Versuche, welche ich mit der durch Zersetzung der Oberfläche eines antiken Glases gebildeten Rinde vor dem Löthrohre anstellte, liessen bemerken, dass sie etwas schwerer schmelzbar ist, als die darunter befindliche unveränderte Glasmasse, und ergaben einen nicht unbedeutenden Wassergehalt derselben. Da mir sehr daran lag, genauere Auskunft über die mit dem Glase vorgehende Veränderung zu erhalten, so ersuchte ich Herrn Doctor Geuther, der sich hier unter der Leitung des Herrn Obermedicinalrathes Wöhler mit ausge- zeichnetem Erfolge dem Studium der Chemie widmet, eine vergleichende Analyse von unverändertem Glase und der durch Zersetzung desselben ent- standenen Rinde zu unternehmen, wozu ich ihm das Material von dem Bruch- stücke eines antiken Gefässes aus grünlichweissem Glase darbot, welches ich i J. 1819 in einer Excavation in der Nähe des Grabmahles der Caecilia Metella bei Rom fand. Die von Herrn Geuther im Academischen Laborato- rium vorgenommenen Zerlegungen haben nachstehende Resultate geliefert. Analyse des unveränderten Glases. 0,532 Gr, mit kohlensaurem Natron- 0,580 Gr. mit Flusssäure aufgeschlossen. kali aufgeschlossen, auf 0,580 Gr. reducirt. Pret. Sauerstoffgehalt. | Kieselsäure 0,3410 59,2 31,96 0,3410 Thonerde 0,0325 5,6 2,61 5 Kalkerde 0,0398 70 2,00 0,0340 Talkerde 0,0054 1,0 0,40 0,0055 Eisenoxydul mit 11,67 Spuren v. Man- ganoxydul 0,0144 2,5 0,5 0,0144 Natron 0,1253 21,7 5,60 Kali 0,0173 3,0 0,50/ 0,5757 100,0 von einer goldglänzenden Haut überzogen war. Er fand in dem Glase Kiesel- erde, Natron, Blei, Manganoxyd, Eisenoxyd, Kalkerde, Thonerde, und war der Meinung, dass dasselbe eine Umänderung erlitten , und dass der n der Oberfläche einen ähnlichen Entstehungsgrund habe, als die Farbenerschei- nung an altem Fensterglase. (Schweigger's Jahrbuch d. Chem. u. Phys. X. S. 304.) Phys. Classe. VII. Q 122 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, In dem untersuchten antiken Glase stehet hiernach die Kieselsäure in einem solchen Verhältnisse zu den Basen, dass der Sauerstoffgehalt der ersteren beinahe das Dreifache von dem der letzteren beträgt. Analyse der umgeänderten Rinde. 1. 0,0440 Gr. erlitten beim Glühen einen Verlust von 0,0085 Gr. = 19,3 Pret. (Bis 2839 erhitzt, blieb ihr Gewicht noch constant.) 2. 0,0495 Gr. erlitten beim Glühen einen Verlust von 0,0110 Gr. = 22,3 Pret. Das verwitterte Glas verlor erst bei anhaltender Rothgluth im Platintiegel sein Wasser und damit seinen schónen irisirenden Perlmutterglanz, indem es ein mehr oder weniger rothbraunes Ansehen annahm und zusammensinterte. | 0,0495 Gr.mit kohlensaurem Natron- 0,0440 Gr. mit Flusssáure aufgeschlossen. kali aufgeschlossen, auf 0,0440 Gr. reducirt. Pret. Sauerstoffgehalt. Kieselsäure 0,0215 48,8 25,85 0,0215 Thonerde 0,0015 3,4 1,59 ö Kalkerde 0,0050 11,3 3,23 Talkerde 0,0030 6,8 2.02 Eisenoxydul mit 11,76 Spuren v. Man- ganoxydul 0,0050 11,3 2,91 Wasser 0,0085 19,3 1,71 ; 0,0445 100,9 Aus dieser Untersuchung gehet hervor, dass das Glas bei seiner oberfläch- lichen Zersetzung, den ganzen Gehalt an Natron und Kali verlor, wogegen es einen bedeutenden Wassergehalt sich aneignete. Die Berechnung. zeigt aber, dass mit den Alkalien auch 3,2 Procent Kieselsäure ausgeschieden wur- den, wogegen der Gehalt an Thonerde, Kalkerde, Talkerde und Eisenoxydul beinahe ganz unverändert blieb. Durch den Verlust an Alkalien und Kiesel- säure wurde das quantitative Verhältniss zwischen der letzteren und den Basen ein anderes, als in dem unveränderten Glase, indem der Sauerstoffgehalt der Kieselsäure nur etwas über das Zweifache von dem der Basen, mit Einschluss des Wassers, beträgt. Es ist hieraus zu ersehen, dass die Zersetzung, welche das Glas bei gewöhnlicher Temperatur erleidet, der Kaolinbildung verwandt ist, wodurch die Meinung bestätigt wird, welche in dieser Beziehung von ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 123 mir bereits in meiner Abhandlung über die Patents des Anlaufens der Mineralkórper geäussert wurde 1). Eine ganz ähnliche Veränderung als das künstlich erzeugte Glas an der Luft und im Boden erleidet, zeigt sich zuweilen auch an einem in der Natur sich findenden Glase, dem Obsidian. Nóggerath hat von einem Obsidian mit silberweisser, metallisch glänzender Oberfläche von Regla bei Real del Monte in Mexico Nachricht gegeben 2), den Herr von Gerolt von dort mitgebracht halte. Die von Nöggerath geäusserte Meinung, dass der metall ähnliche Überzug von einer Zersetzung der Oberfläche des Obsidians herrühre, und der Umänderung analog sey, welche man an künstlich gebildetem Glase, namentlich an Fensterscheiben wahrnehme, bei welcher er eine Hydratbildung vermulhete, ist gewiss vollkommen richtig. Was die von ihm zugleich hin- sichtlich der Ursache der metallischen Farben mit dem entsprechenden Glanze aufgeworfene Frage betrifft, so beantwortet sich diese leicht durch die Über- einstimmung jener Erscheinung mit der bei den verschiedenartigsten Kórpern sich zeigenden, welche durch Zersetzung oder auch auf andere Weise, einen dünnen, das Licht durchlassenden Überzug erlangt haben 3). Nach Nobili's bekannten Untersuchungen ist das Silberweiss die Farbe des allerdünnsten Überzuges. $. 51. Umünderung fossiler Zähne. Zur Wahrnehmung der Wirkung von Molekularbewegungen auf die Ver- änderung der Form starrer Körper, giebt zuweilen eine merkwürdige Zer- setzung Veranlassung, welche fossile Zähne erleiden. Besonders ausgezeichnet zeigt sie sich an den Stosszähnen des Mammuths. Die äussere Rinde erscheint gewöhnlich wenig verändert, aber stark zerborsten. Das Innere dagegen ist auffallend umgewandelt. Die Farbe der inneren Masse ist kreideweiss; der l) Studien des Götting. Vereins Bergmännischer Freunde. V. 3. S. 329. 2) Schweigger's Jahrbuch. XXII. S. 217 fl. | 3) Vergl. meine Abhandlung über die Erscheinung des Anlaufens der Mineralkörper. A. a. O. S. 299 ff. j Q2 124 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, matte Bruch theils muschelig, theils erdig. Ausgezeichnete krummschaalige Absonderungen entsprechen der gebogenen Oberfläche; und andere radiale theilen die Schaalen in kleinere Stücke. Specifisches Gewicht und Härte sind bedeutend vermindert. Die dagegen sehr vergrösserte Porosität ist daran zu erkennen, dass die Masse stark an der Zunge haftet. Die Molekularbewegungen welche bei der Umänderung der Stosszühne erfolgten, geben sich theils durch die Bildung der Absonderungen und die Umänderung des Bruches der inneren Zahnmasse, theils durch die Zerberstung der äusseren Rinde zu erkennen. Was nun die chemische Umänderung betrifft, in deren Gefolge die Molekular- bewegungen statt fanden, so hat darüber eine auf meinen Wunsch von Herrn Doctor Wicke sowohl mit der inneren Masse, als auch mit der äusseren Rinde von einem im hiesigen Academischen Museum befindlichen Stosszahne des Russischen Mammuths vorgenommene chemische Analyse, Aufschluss ge- geben. Um die vorgegangene Substanz-Veränderung übersehen zu können, lasse ich die von dem Herrn Freiherrn Ernst von Bibra gelieferte Analyse des unveränderten Elfenbeins 1) hier vorangehen. | Reiner Zahnknochen aus Ostindien. 1 x Min arise e age ! ie Rinde entfernt war. Phosphorsaure Kalkerde I. II. und Fluorcalcium 38,48 41,28 46,48 Kohlensäure 9,03 3,04 3,86 Phosphorsaure Talkerde 12,01 8,20 7,84 Salze 0,70 0,75 0,77 Knorpelsubstanz 42,94 46,43 40,71 Fett 0,24 0,30 0,34 100,00 100,00 100,00 Organische Substanz 43,18 46,73 41,05 Unorganische Substanz 56,82 53,27 98,95 100,00 100,00 . 100,00 l) Untersuchungen über die Knochen und Zähne des Menschen und der Wirbel- thiere. 1844. S. 268. ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÖRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND. 125 Analyse der Zahnrinde und des Zahnknochens von einem fossilen Stosszahne des Mammuths, vom Dr. Wicke!). Zahnrinde. Zahnknochen. Phosphorsaure Kalkerde 47,51 67,94 Phosphorsaure Talkerde 0,53 1,93 Kohlensaure Kalkerde 10,83 18,45 Eisenoxyd 1,63 Spuren Thonerde 0,72 — Kieselerde 0,24 — * Fluorcaleium 1,24 — Wasser 9,63 6,26 Organische Substanz 28,97 6,38 100,90 100,96 Organische Substanz 28,97 6,38 Unorganische Substanz 72,33 94,58 100,90 100,96 Die letzteren Analysen zeigen: dass bei der inneren Masse des umgeänderten Stosszahnes die organische Substanz bis auf 6,38 Prct ausgelaugt wurde, wo- gegen eine 6,26 Pret betragende Aufnahme von Wasser statt gefunden hat. Von den unorganischen Bestandtheilen ist, wenn man die Analysen vom un- veränderten Elfenbein des Herrn von Bibra damit vergleicht, vorzüglich phosphorsaure Talkerde ausgeschieden. Ganz anders verhält sich die äussere Rinde der Stosszähne, welche von der organischen Substanz weit weniger verloren hat, wiewohl auch bei ihr eine Aufnahme von Wasser statt fand. Dem obigen Resultate der Analyse von der Zahnrinde des fossilen Mammuths nühert sich das Ergebniss einer von dem Doctor C. T. Jackson unternomme- nen Zerlegung eines Stückes von dem Stosszahne des Mastodon giganteus, in welchem derselbe fand ?): 1) Annalen der Chemie und Pharmacie. XC. S. 100. 2) The mastodon giganteus of North America by John C. Warren. Boston 1852. p. 87. 126 JOH. FRIEDR. LUDW. HAUSMANN, Phosphorsaure und kohlensaure Kalkerde nebst: Fluorcalcium 69,2 Wasser | 4,6 Organische Substanz 26,2 100,0 Eine ähnliche Umänderung wie fossile Elephantenzähne zeigen, nimmt man zuweilen auch an Zähnen anderer urweltlicher Thiere, z. B. des Höhlen- bären (Ursus spelaeus) wahr. Ich besitze aus verschiedenen Höhlen, nament- lich aus der Scharzfelder Höhle am Harz, Bärenzähne, deren Rinde keine be- deutende Veränderung wahrnehmen lässt, wogegen das Innere ähnliche Be- schaffenheiten zeigt, als der Zahnknochen umgeänderter fossiler Elephantenzähne. Die weisse Farbe hat gewöhnlich einen schwachen Stich in das Blaue; der matte Bruch ist flachmuschelig, hin und wieder in das Erdige übergehend, und die an den ‚Kanten durchscheinende Masse stark an der Zunge klebend. Es sind schaalige Absonderungen vorhanden, die der äusseren Form ent- sprechen, und andere, gegen die äussere Oberfläche rechtwinkelig gerichtete. Zuweilen zeigt sich in der inneren Zahnmasse die Bildung von Eisenblau, indem etwas Phosphorsäure in Verbindung mit Wasser sich des geringen Eisengehaltes bemächtigt hat, welches sich von Aussen nach Innen abnehmend verbreitet und besonders den Querabsonderungen folgt. Von Eisenblau rührt auch ohne Zweifel der blauliche Stich der Farbe her, den sowohl der matte Bruch der inneren Masse, als auch die glatte glänzende Oberfläche der Bären- zühne, namentlich aus der Scharzfelder Hóhle, oft besitzt. Auffallend ist in vieler Hinsicht die Ähnlichkeit, welche die beschriebene, durch Molekularbewegungen bewirkte Umänderung der Structur fossiler Zähne, mit der oben betrachteten Veränderung zeigt, welche die innere Form des Holzes bei der Verkohlung erleidet. Wie bei diesem Processe, so ist auch im Gefolge der Zersetzung der Zahnsubstanz, mit dem Verluste eines bedeu- tenden Theils der Bestandtheile, eine Zusammenziehung der Masse verknüpft, welche zwar der àusseren Form entsprechende, und andere dieselben durch- setzende Absonderungen bewirkt, doch aber die durch die Ausscheidung von Theilen verursachte Auflockerung nur bis zu einer gewissen Gränze aufhebt, | bei welcher die umgeünderte Masse ein geringeres specifisches Gewicht an- ÜBER DIE IN STARREN LEBLOSEN KÓRPERN BEWIRKTEN FORMVERÄND, 127 nimmt, als das ursprüngliche war. Nur die bei der Verkohlung des Holzes besonders starke Zusammenziehung in der Richtung der Fibern, und die da- durch bewirkte Bildung ausgezeichneter, rechtwinkelig dieselben schneidender Querabsonderungen, findet nicht in gleicher Weise bei der Zersetzung fossiler Zähne statt. Dagegen ist das Aufbersten der äusseren Rinde der Stosszühne des Mammuths dem Aufreissen der Rinde der Holzstämme analog; so wie der Bruch der inneren Masse der Zähne eine ganz ähnliche Umänderung er- leidet, als bei der Verkohlung des Holzes erfolgt. go i O9; Schluss. Diese Arbeit, welche ich hier vorerst abschliesse, deren Gegenstand ich aber, so lange es mir noch vergönnt seyn wird, meine Kräfte dem Studium der Natur zu widmen, nicht aus den Augen verlieren werde, konnte, wie auch schon in der Einleitung bemerkt worden, nur einige Beiträge zur näheren Kenntniss eines Gebietes von Erscheinungen darbieten, dessen Umfang unend- lich gross ist, und welches künftigen Forschungen das reichste Material zu gewähren verspricht. Wie unbedeutend und unvollkommen das bier Mitge- theilte ist, kann wohl Niemand lebhafter erkennen als ich selbst. Doch wird es vielleicht dazu dienen, die Aufmerksamkeit mehr darauf zu lenken, wie auch in dem Theile der Schöpfung, in welchem immerwährendes Gleichge- wicht und beständige Ruhe zu herrschen scheinen, Bewegungen statt finden, die, wenn sie gleich im Stillen wirken, und gewöhnlich dem Auge sich ent- ziehen, dennoch die mannichfaltigsten und einflussreichsten Formveränderungen ""v— 1); und dass ähnliche Bewegungen der kleinsten Theile, wie sie in starren natürlichen Körpern vorgehen, oft auch bei künstlich dargestellten 1) Schützbare, auf diesen Gegenstand gerichtete Untersuchungen sind in einer Arbeit des Herrn Dr. Adolph Knop, meines lieben ehemaligen Zuhörers, enthalten, die das Programm zu der im Márz d. J. zu haltenden Prüfung der Schüler der Königl. Gewerbschule zu Chemnitz begleitet, welches mir gerade zukam, als ich das Obige niederschrieb. Der Titel des interessanten Aufsatzes ist: „Der Chlorit- schiefer von Harthau und die Bedeuiung der Pseudomorphosen von Glimmer nach anderen Mineralien für Bodenkunde.“ 128 J. F. L. HAUSMANN, UB. DIE IN STARREN LEBL. KÖRPERN BEW. FORMY. sich wirksam zeigen. Absichtlich habe ich mich von Hypothesen und theoreti- schen Speculationen möglichst fern gehalten, und solche Gegenstände für meine Untersuchungen ausgewählt, bei welchen die Aussicht war, durch Beobach- tungen und Versuche zu sicheren Resultaten zu gelangen. Ich verkenne es nicht, dass man auf dem hier betretenen Pfade gar leicht auf Abwege gerathen und verleitet werden kann, einen Zusammenhang unter gewissen Erscheinungen anzunehmen, der entweder in Wahrheit gar nicht vorhanden, oder doch ein anderer als der angenommene ist. Dieses ist namentlich bei manchen Gegen- ständen der Fall, die zu dem in neuerer Zeit mit besonderer Vorliebe bearbei- teten Felde der Pseudomorphosen und Metamorphosen gehören, auf welchem Manches dem Anscheine nach in einer genetischen Verbindung stehet, die doch vielleicht nicht wirklich vorhanden ist. Indem ich Vieles unberücksichtigt gelassen habe, wodurch ich für jetzt noch keine sichere Belege für die form- verändernde Wirkung von Molekularbewegungen in starren Körpern erlangen zu können glaubte, wird man in dieser Arbeit wahrscheinlich einige Gegen- stände vermissen, die aus einem anderen Gesichtspuncte betrachtet, gerade vorzugsweise für dieselbe geeignet gehalten werden dürften. Zu den Er- scheinungen, welche für das Studium der im Starren wirksamen Bewegungen der kleinsten Theile ganz besondere Beachtung verdienen, gehören die von Scheerer mit dem Namen der Paramorphosen bezeichneten. Die in der diesen Gegenstand behandelnden Schrift 1) meines hochgeschätzten Freundes enthaltenen scharfsinnigen Ideen und Winke, eröffnen ein neues Feld für Untersuchungen, dessen weitere Bearbeitung reiche Früchte zu tragen verspricht. 1) Der Paramorphismus und seine Bedeutung in der Chemie, Mineralogie und Geo- logie. Von Dr. Theodor Scheerer. Braunschweig 1854. d Verbesserungen und Zusätze. Zur ersten Abhandlung im sechsten Bande. Seite 157 Zeile 15 von unten ist statt das Erstere, zu setzen: das Lotstéfe. cxi unu £o di statt eine grössere Verdichtung, zu setzen‘: eine Ver- ichtun — 158 — 6 — — 88 statt chemische Veränderungen, zu setzen: Mischungs- eru — 173 — 6(— iet statt —— zu ees Kosmos. Zu $.7. Ausser den hier erwühnten Beobachtungen Haidinger's über. die Verwand- lung des Arragonites in Kalkspath, hat derselbe noch einige andere Beispiele in einem mir früher nicht bekannt gewordenen Aufsatze „über nee neue Pseudomorphosen“ mitgetheilt, der sich in den Abhandlungen der k. böhmi- schen Gesellschaft der Wissenschaften v. J. 1841 findet, und den ich jetzt der Güte meines hochverehrten Freundes verdanke. Namentlich ist von ihm erwähnt, dass der Arragonit der sogenannten Eisenblüthe von Hüttenberg in Kärnthen, zuweilen durch Kalkspathkrystalle ersetzt ist. t Zur zweiten Abhandlung im siebenten Bande. Seite 3 Zeile 9 von oben ist statt von chemischen Veränderungen, zu setzen: von Mischungsveränderungen. Zu §.16. Auch Haidinger hat die — von Krystallen von Kupferroth an Ágyp- tischen Gefüssen beobachtet. S. Poggendorff’s Annalen XI. 183. Zu Seite 36. Am Ende von §. 31 ist Folgendes hinzuzufügen: Nach einer von meinem verehrten Freunde, dem Herrn Obersten von Gut- bier, Untercommandanten der Festung Kónigsstein, 9 Mittheilung, bilden sich zuweilen auch in Ziegelsteinen, wenn sie zu stark gebrannt wer- den, prismatisch -abgesonderte Stücke, welche denen ähnlich sind, die sich zuweilen an dem durch die Gluth eines Schmelzofens gefritteten Sandsteine des Gestelles, oder an einem durch die Einwirkung von Basalt umgeänder- ten Sandstein zeigen. R Phys. Classe. VII. 130 VERBESSERUNGEN UND ZUSÄTZE. Zu Seite 44. Am Ende des Absatzes ist noch hinzuzufügen: Die Anmerkungen 2 und 3 sind verwechselt, Auch bei der künstlichen Umwandlung der Schwarzkohlen in Coaks findet nicht selten eine Bildung von prismatischen Absonderungen statt, welche derjenigen ähnlich ist, die sich als Resultat einer Einwirkung eruptiver Ge- irgsmassen auf Braun- und Schwarzkohlen zeigt. Etwas Ähnliches habe ich vor Kurzem selbst an Coaks bemerkt, welche durch Verkohlung von ge- presstem Torf gebildet waren. indem die unter Nr. 2 stehende zu Nr. 3 gehört, und umgekehrt. Zu $. 40. Hinsichtlich der Umwandlung des Sphärosiderites in Eisenoxydhydrat, und zunächst in Beziehung auf den Inhalt von Seite 83 verdienen besonders auch die Bemerkungen berücksichtigt zu werden, welche Herr Sectionsrath Hai- inger über zwei Schaustufen von Brauneisenstein mit Kernen von Spath- eisenstein mitgetheill hat, die sich in der Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien befinden. S. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs- anstalt von 1854 Seite 183 u. f. Zu Seite 98 Zeile 10 v. o.: L4 Beme rkungen | über die medicinischen Grundsätze der Koischen und Knidischen Schule. Von Johann Wilhelm Heinrich Conradi. Vorgelesen in der Sitzung der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften den 24. Mai 1856. I die Grundsätze der Koischen und Knidischen Schule sind in der neue- sten Zeit besonders von mehreren französchen Schriftstellern Meinungen ge- äussert worden, welche von dem darüber von alten Griechen, wie von den berühmtesten Geschichtschreibern der Medicin und anderen grossen Ärzten ausgesprochenen Urtheile sehr verschieden sind. Da zwei unter jenen fran- zösischen Schriftstellern, namentlich Littré und Daremberg, berühmte und sonst hochverdiente Herausgeber der Hippokratischen Werke sind, und da ihre Ansichten sich nicht bloss auf die Geschichte der alten Medicin beziehen, sondern auch die Vergleichung der Grundsätze jener Schulen mit denen der neuesten Medicin, ja selbst die Anwendung jener auf diese und die durch Vereinigung der verschiedenen Grundsätze zu bewirkende weitere Vervoll- kommnung der Medicin ein Gegenstand derselben sind, habe ich es für der Mühe werth gehalten, eine kurze Prüfung jener Meinungen vorzunehmen. Die Koische und Knidische Schule sind die berühmtesten unter denen der Asklepiaden !) und ist wenigstens von den in den anderen befolgten I) Es ist hier nicht meine Absicht über die Geschichte der Asklepiaden überhaupt, ihre Ausübung der Medicin in den Tempeln, die Entstehung und Einrichtung ihrer besonderen Schulen u.s. w. mich auszulassen, sondern ich habe nur die medicinischen Grundsätze zweier Schulen derselben zum Gegenstande, und ich verweise daher in Bezug auf jenes Historische auf die Schriften über die Ge- 132 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, Grundsätzen nichts Besonderes bekannt. In einer Stelle des Galenus (Method. ` medendi Lib. I. c. 1) heisst es: „Und ehemals zwar war ein nicht kleiner „Wettstreit, welche die anderen durch die Menge der Erfindungen besiegen „wollten, zwischen denen in Kos und Knidos; denn das war noch das zwei- „lache Geschlecht der Asklepiaden in Asien, da das in Rhodos ausgegangen „war. Es stritten aber mit ihnen jenen guten Wettstreit (ayaIyv £p éx&-- »vyv), welchen Hesiodus lobte, auch die Ärzte aus Italien, als Philistion „und Empedokles und Pausanias und deren Anhänger, und es wurden „drei bewundernswerthe Chöre der wechselseitig wettkümpfenden Ärzte. Die „meisten und besten Chor-Mitglieder war so glücklich der Koer zu haben, „nahe diesem stand auch der von Knidos, und nicht geringen Lobes werth „war auch der von Italien.“ | Über die Grundsätze der Koischen Schule, wenigstens die in der späteren Ausbildung derselben befolgten, haben wir noch die sichersten Quellen in den übrig gebliebenen Hippokratischen Schriften selbst. Die Grundsätze der Kuidi- schen Schule können wir, da die früheren Schriften derselben, die alten und die umgearbeiteten Knidischen Sentenzen verloren gegangen sind, nur besonders aus dem von Hippokrates und Galenus darüber Mitgetheilten und etwa noch aus einigen spüteren in die Hippokratische Sammlung gerathenen, den Knidiern mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit zugeschriebenen Schriften ersehen. Hippokrates sagt nun in einer diesen Gegenstand betreffenden Haupt- stelle (de victus ratione in morbis acutis ed. Ermerins, c. 1.), dass diejenigen, welche die sogenannten Knidischen Sentenzen abgefasst haben, zwar das, was die Kranken in den einzelnen Krankheiten leiden und welchen Ausgang einige Krankheiten zu haben pflegen, richtig beschrieben hätten, so weit es schichte der Medicin (besonders Ros enbaum's Ausgabe der von Spreng el, B. 1. S. 185. 159 fg.) und die Abhandlungen von F. G. Welcker, Choulant, Gauthier u. A. Ich bemerke nur, dass auch nach meiner Meinung nicht alle, welche den Namen Asklepiaden führten, oder alle Nachkommen des Aeskulaps Priester waren, dass es Asklepiaden und Schulen derselben gegeben hat, von denen die Medicin ausserhalb der Tempel ausgeübt und wohl mehr als in den- selben gefördert worden ist, ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 133 auch ein Nichtarzt richtig hätte niederschreiben können, wenn er nur von jedem der Kranken, das was sie leiden, wohl erfahren hätte; dass aber ein grosser Theil von dem, was der Arzt auch ohne die Erzählung des Kranken vorherwissen muss, von ihnen vernachlässigt worden sey, und besonders Manches, was zum Schliessen aus den Zeichen (és réxuagsw) wichtig sey. Wenn aber davon die Rede sey, wie man nach dem Schliessen aus den Zeichen die einzelnen Krankheiten behandeln müsse, so denke er in diesem Puncte über Vieles ganz anders, als jene es angegeben haben. Und er lobe sie nicht allein desshalb nicht, sondern auch weil sie so wenige Mittel der Zahl nach gebrauchten, indem sie meistens, ausser in hitzigen Krankheiten, treibende Purganzen, Molken und Milch verordneten. Wären diese also gut und den Krankheiten, in denen sie zu geben angerathen worden, angemessen, so würden sie um so grösseren Lobes werih seyn, als so wenige hinreich- ten. Nun verhalte es sich aber nicht so. Dabei bemerkt er jedoch, dass diejenigen, welche später jene Schriften umgearbeitet baben, auf mehr medi- einische Weise von den Dingen gehandelt hätten, die in den einzelnen Krank- heiten anzuwenden wären. Aber auch über die Diät hätten die Alten nichts Erwähnenswerthes geschrieben und diesen wiewohl so wichtigen Gegenstand vernachlässigt. Es hätten zwar Einige die verschiedenen Formen der einzelnen Krankheiten und die vielfältige Abtheilung derselben gekannt. Indem sie aber die Zahlen jeder der Krankheiten genau anzeigen wollten, hätten sie nicht richtig geschrieben. Denn es würde auch nicht leicht seyn zu zählen, wenn einer darnach die Krankheit der Leidenden abschätzen wollte, dass die eine von der anderen einigermassen abweiche, und dass sie nicht dieselbe Krank- heit zu seyn scheine, wenn sie nicht denselben Namen babe. Diese Bemerkungen über die Knidischen Sentenzen hat auch Galenus (der die allen und die umgearbeiteten noch vor sich gehabt haben soll) in dem Commentar zu dieser Stelle (Ed. Kühn, T. XV. p. 418 sq.) weiter erór- tert und bestätigt. Er hat hier auch als Beispiele der von den Knidiern ge- machten zu grossen Vervielfältigung der Arten der Krankheiten angeführt, dass von ihnen sieben Krankheiten der Galle, zwölf Krankheiten der Harnblase, vier Krankheiten der Nieren, und hernach wieder als Krankheiten der Blase zwölf Strangurien, bald darauf auch drei Arten von Starrkrampf, vier von 134 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, der Gelbsucht und ausserdem drei von der Auszehrung aufgestellt worden seyen, denen in dem Commentar zu den Lib. de alimento (Ed. Kühn T. XV. p. 363 sq.) noch zwei Krankheiten des Schenkels, fünf des Fusses, viele Bräunen und viele Affectionen der Gedärme zugesetzt worden sind. Die an- geführten Zahlen würden freilich, wenn die aufgestellten Krankheiten nur gehörig bestimmt gewesen wären, nicht durchaus gegen die Knidier entschie- den haben, indem es ja wirklich mancherlei Krankheiten einzelner Theile und auch verschiedene Arten einer Hauptform von Krankheit giebt. Aber um so bedeutender ist der dabei ihnen gemachte Vorwurf, dass sie wohl auf die Varietäten der Körper, die durch viele Ursachen verändert würden, gesehen, aber es vernachlässigt hätten, auf die Identität der Diathesen Rücksicht zu nehmen, gleich wie es Hippokrates gethan habe, indem er sich zum Auf- finden derselben einer Methode bedient, nach der es allein möglich sey, die Zahl der Krankheiten zu ſinden. Und hiernach ist auch von den berühmtesten Geschichtschreibern der Mediein, wie anderen grossen Ärzten die Knidische Schule für eine mehr empirische erklärt und ihr insbesondere die übertriebene Vervielfältigung der Arten der Krankheiten zum Vorwurf gemacht worden. Was nun die von diesem Urtheile abweichenden Meinungen neuerer fran- „ösischer Schriftsteller betrifft, so habe ich die von Houdart 1) schon in 1) Dieser hatte es wohl besonders auf die Herabsetzung des aus der Koischen Schule hervorgegangenen Hippokrates Il. abgesehen. Er hat, wie ich auch in der Recension seiner Schrift bemerkt habe, schon in seiner 1821 gelie- ferten Inaugural- Dissertation die Verdienste des Hippokrates zu bestreiten ge- sucht (wiewohl er nach eigenem in seiner letzten Schrift S. 301 abgelegten Bekenntnisse damals kaum die Hippokratische Sammlung gelesen hatte) und dann diesen Gegenstand umstündlicher in seinen Études sur Hippocrate, wovon die erste Ausgabe 1836, die zweite 1840 erschienen ist, bearbeitet. Er hat sich in diesen als einen übermüssigen Verehrer von Broussais gezeigt und nicht bloss die Ansichten, welche dieser über den Hippokrates geäussert, getheilt, sondern diesen weit mehr als jener herabzusetzen gesucht, und ist in seiner letzten Schrift , wie ich auch in der angeführten Recension bemerkt habe, in seinen verwegenen Ausserungen über Hippokrates noch weiter gegangen. Selbst Daremberg hat in der im vorigen Jahre erschienenen zweiten Ausgabe der * ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 135 der in den Göttingischen gelehrten Anzeigen, 1856, St. 60—62 gelieferten Recension seiner letzten Schrift, der Histoire de la Médecine Grecque depuis . Esculape jusqu'à Hippocrate exclusivement, in Betrachtung ziehen müssen. Hier will ich nur über seine diesen Gegenstand betreffende Meinung wieder Fol- gendes mittheilen, woraus man: wenigstens auch das Verhältniss derselben zu den hier besonders in Betracht zu ziehenden von Littré und Daremberg leichter wird übersehen kónnen. [3 Nach seiner in der angeführten letzten Schrift S. 182 fg. geäusserten Meinung soll in Kos die Lehre von der Coction, den Krisen und den kriti- schen Tagen ausschliesslich geherrscht, in Knidos aber man sich darum gar nicht bekümmert haben. In der Schule zu Kos habe man den kranken Zustand als einen Act des ganzen Organismus betrachtet, dagegen man in der zu Knidos die Krankheiten als ursprünglich örtliche und aus verschiedenen Sitzen entspringende angesehen habe. In Kos habe man sich vorzüglich mit der Prognostik beschäftigt, in Knidos sich daraus gar nichts gemacht. In Kos endlich habe man sich gar nicht weder um die Namen, noch um die Einthei- lung der Krankheiten bekümmert, während diese beiden Puncte das Lieblings- studium der Schule von Knidos gewesen seyen. So sey denn in Kos der Schüler ein Prognostiker, in Knidos ein Diagnostiker geworden. Die Behauptung Houdart's, dass die Schule von Kos sich nur auf die Prognostik beschränkt habe, sollen aber, wie er meint (S. 184.), unumstöss- lich darthun das erste Buch der Prorrhetica und die Coacae Praenotiones, welche Werke vor Hippokrates existirt hätten, wie auch Ermerins in seiner vortrefflichen Abhandlung de Hippocratis doctrina a Prognostice oriunda gezéigt und dessen Meinung auch Liitré angenommen habe. Dagegen hat indessen Daremberg in einer Anmerkung zu dieser Stelle gesagt, dass, nachdem er seine Abhandlung über die Coacae Praenotiones in den Oeuvres choisies d'Hippocrate herausgegeben, Littré die Meinungen von Ermerins Oeuvres choisies d'Hippocrate von ihm, seinem damals noch nicht verstorbe- nen Freunde, gesagt, dass derselbe sich von dem Parteigeiste habe irre führen : — lassen und dass er offenbar den Arzt von Kos dem Broussais zum Opfer bringen wolle. 136 j JOH. WILH. HEINR. CONRADI, aufgegeben und die seinigen angenommen habe, und hat auch Littré in dem achten Bande seiner Ausgabe der Werke des Hippokrates S. 628 erklärt dass er jetzt nach weiterer Überlegung und besonders zufolge der Einwen- dungen Daremberg's die Koischen Vorhersagungen für un livre trés- postérieur in der Hippokratischen Sammlung ansehe. Wenn aber auch die Coacae Praenotiones sowohl als das erste Buch der Prorrhetica mit Sicherheit für vorhippokratisch erklärt werden könnten, so würde doch das allein jene Behauptung keineswegs beweisen. Es würde allerdings darthun, dass die Koischen Arzte sich insbesondere auch mit der 80 wichtigen Prognostik be- schäftigt und darüber viele und treffliche Bemerkungen mitgetheilt hätten. Wenn sie aber auch sonst keine etwa verloren gegangene Schriften über andere Theile der Mediein verfasst und herausgegeben haben sollten, so würde auch daraus keineswegs zu schliessen seyn, dass sie sich überhaupt nur auf die Prognostik beschränkt und sich um andere Theile der Medicin gar nicht, selbst nicht um die Namen der Krankheiten, bekümmert hätten. Denn die Prognostik setzt doch wohl auch die Diagnostik (im weiteren Sinne) voraus, und selbst in jenen prognostischen Schriften, besonders in den Koischen For hersagungen, sind viele einzelne Krankheiten auch mit ihren Namen angeführt und darauf sich beziehende prognostische Sätze darunter zusammengestellt. - Dass die Koischen Arzte sich aber auch um die Therapie bekümmern mussten, versteht sich wohl von selbst. Sowohl den in den Tempeln des Aeskulaps Hülfe Suchenden als den an die Asklepiaden, welche nicht Priester waren und von denen die Mediein ausserhalb der Tempel ausgeübt und gelehrt wurde, sich Wendenden konnte überhaupt auch mit den besten Prognosen nicht ge- dient seyn, wenn ihnen nicht zugleich die Heilmittel mitgetheilt wurden. Auch Houdart's die Knidier betreffende Behauptungen,; dass dieselben sich gar nicht um die Lehre von der Coction und Krise bekümmert, dass sie die Krankheiten überhaupt als ursprünglich örtliche (Wohl im Sinne der ein- seitigen neueren Localisationstheorie!) angesehen, dass sie sich gar nichts aus der Prognostik gemacht hätten, dass aber das Lieblingsstudium derselben das der Namen und der Eintheilung der Krankheiten gewesen sey k kann. ich nicht für irgend gehörig durch historische Belege ‚ausgemacht halten. Wenn sie aber wirklich durchaus gegründet wären ; so möchte das in denselben den ÜBER DIE MED, GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE: 137 Knidiern Zugeschriebene diesen nach meiner Überzeugung eben nicht zum besonderen Vorzuge angerechnet werden können. Houdart war jedoch, wie man nach dem oben S. 134 von ihm Gesagten ganz natürlich finden wird, anderer Meinung. Und so erklärt er dann auch (S. 185), wie, wenn gefragt werden sollte, welche von beiden Methoden die schönsten Früchte der Medicin versprochen habe, ob die der Asklepiaden von Kos oder die der Schule von Knidos, er darauf, wenn er selbst sich zu einer Ketzerei bekennen und den Bannfluch zuziehen müsste, ohne Bedenken antworten würde, dass die der Knidier ihm den Vorzug zu verdienen scheine, und dass diese nothwendig zu für die Wissenschaft nützlicheren Resultaten habe führen müssen (0). Ich gehe nun zu der Betrachtung der Meinung von Littré über. Dieser behauptet (Oeuvres d'Hippocrate T. II. p. 201 sq.) vorerst, dass die Polemik, welche Hippokrates gegen die Knidier geführt, um gehörig beurtheilt zu werden, von zwei Seiten betrachtet werden müsse; man müsse sich nämlich zuerst in die Stelle der alten Medicin setzen und untersuchen, welche Schule bei den damaligen Kenntnissen Recht gehabt habe, hernach aber von dem . Gesichtspuncte der neueren Zeit aus zu erkennen suchen, welcher von beiden Grundsätzen am besten zu den jetzigen Kenntnissen passen würde. Viele Dinge in den Wissenschaften seyen nur relativ und temporär wahr, und es ereigne sich, dass ein Grundsatz, dessen Anwendung in einer Epoche mangel- haft und ohne Erfolg war, in einer anderen Epoche eine richtige und leichte Anwendung erhalten könne. Davon hälten wir, wie er glaubt, ein Beispiel in den Methoden von Kos und Knidos. Das Princip, welches den Grund der Methode von Kos ausmache, sey die Prognose, das heisst das überwiegende Studium der verschiedenen Seiten des allgemeinen Zustandes!), welches schon 1) In der von Littré schon in der Einleitung T.I. chap. XIII. gegebenen Darstel- lung der medicinischen Lehre des Hippokrates wird sogar gesagt, dass zufolge der Idee von der allgemeinen Lehre der Prognose die Krankheit unab- i das sie afficire, und von der Form, welche sie an- was seinen Gang, seine Entwickelung, hängig von dem Organ, nehme; als ein Ding zu betrachten sey; sein Ende habe, und auch Daremberg (Oeuvres chois. d'Hippocrate p. 121.) dass Hippokrates die Krankheit als unabhängig von dem Organ, behauptet, als für sich ihren das sie afficire, und von der Form, welche sie annehme, Gang, ihre Entwickelung und ihr Ende habend betrachtet habe (?). 8 Phys. Classe. VI. 138 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, seit langer Zeit aufgegeben worden sey, und wovon die Neueren keine all- gemeine Anwendung auf die Medicin mehr zu machen wüssten. Das Prineip, welches den Grund der Methode von Knidos mache, sey das Studium der Verschiedenheiten der Krankheiten, und es sey dasjenige, welches in der neueren Zeit die Oberhand erhalten habe und worauf jetzt die Pathologie beruhe. Die Arten der Krankheiten zu erforschen sey die Methode der Knidi- schen Schule gewesen; Hippokrates tadele sie, und mit Recht, nach den Proben zu urtheilen, die wir davon besitzen. Dieselben Arten zu erforschen sey eine der wichtigen Beschäftigungen der neueren Medicin, und so sehr sey es wahr, dass mit den Zeiten sich der Werth der Methoden àndere. Die von Littré hier aufgestellte Behauptung, dass viele Dinge in den Wissenschaften nur relativ und temporär wahr seyen, möchte aber überhaupt nicht so geradezu anzunehmen, und insbesondere das Beispiel, welches die Methoden von Kos und Knidos davon geben sollen, keineswegs für passend und gültig zu halten seyn. Was der unter den aus der Koischen Schule hervorgegangenen Ärzten wohl berühmteste und verdienteste Hippokra- tes II. in seinen ächten Schriften nicht bloss in semiotischer und insbesondere prognostischer, sondern auch sonst in pathologischer, aetiologischer, diaeteti- scher und iherapeutischer Hinsicht wirklich ausgemacht Wahres mitgetheilt hat, wird wohl als den Gesetzen der Natur und der Erfahrung entsprechend immer seinen Werth behalten, wie es auch bisher von den grössten Ärzten anerkannt worden ist !). Was ferner die auch von Littré angenommene Meinung betrifft, dass das Princip der Methode von Kos die Prognose sey, das heisst nach seiner 1) So hat auch der als ausgezeichneter practischer Arzt und Gelehrter berühmte verewigte Berends in den nach seinem Tode herausgegebenen Lectiones in Hippocratis Aphorismos S. 2 gesagt: „Librum igitur hujus talis viri prae- „stantissimum,, qui Aphorismi inseribitur, foetum ex ipsa veterum sententia inter »Hippocraticos maxime genuinum, Vobis ego exposilurus, in eo potissimum »elaborandum esse duxi, ut re ipsa ostendam, Hippocraticam disciplinam non „esse obsoletam, quaeque impune contemni queat, sed quae magnam hodie „habent utilitatem, atque imposterum eliam, utpote naturae legibus freta atque »HniXa, numquam sit non duratura.“ ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 139 Bestimmung das überwiegende Studium der verschiedenen Seiten des allge- meinen Zustandes, so ist schon oben (S. 135 fg.) bemerkt worden, dass die angenommene Beschränkung der Koischen Schule auf die Prognose und die Betrachtung des allgemeinen Zustandes durchaus nicht erwiesen sey, und kann sie in Bezug auf Hippokrates insbesondere nach dem, was in seinen Schriften auch über andere Gegenstände mitgetheilt worden, am wenigsten zugegeben werden. Wenn er aber dabei noch behauptet, dass jenes Princip Schon seit langer Zeit aufgegeben worden sey, und dass die Neueren davon keine allgenieine Anwendung auf die Medicin mehr zu machen wüssten, so kann diess doch wohl nur auf solche neuere französische Ärzte und deren Nachbeter bezogen werden, welche der neueren einseitigen Localisations- theorie zufolge die so wichtige Rücksicht auf den allgemeinen Zustand in Krankheiten, die so wichtigen Grundkrankheiten oder Elemente der Krank- heiten vernachlässigen. Dass übrigens viele Neuere bei ihrer übertriebenen Beschränkung auf die allerdings sonst auch schätzbaren durch Percussion und Auseultation erhaltenen Zeichen die alte Semiotik überhaupt vernachlässigen, ist sehr zu bedauern und zu tadeln, da die in dieser angegebenen Zeichen für die gehörige Beurtheilung und Behandlung der Krankheit oft besonders wichtig sind, und oft auch in Fällen, wo die durch Percussion und Ausculta- tion erhaltenen zwar zur Kenntniss der örtlichen Affection dienen, aber zur Bestimmung des auch bei der Behandlung so wichtigen Grundcharakters der- selben nicht hinreichen, zu Hülfe gezogen werden müssen !). In Bezug auf das auch von Littré der Knidischen Schule zugeschrie- bene Princip, ihre Methode die Arten der Krankheiten zu erforschen, hat derselbe selbst gestanden, dass Hippokrates sie mit Recht getadelt habe. Er sagt auch (p. 203), dass nach dem, was wir von den anatomischen - physiologischen Kenntnissen dieser Zeiten und den damals gangbaren Theorien über die Säfte wüssten, es schwer zu glauben sey, dass diese Methode sehr 1) Vgl. was ich weiter hierüber schon in meiner Recension von Williams Schrift über die Pathologie und Diagnose der Krankheiten der Brust in den Götting. gel. Anz. 1836. St. 29—32 und in meinem Handbuche der allgemeinen Patho- logie 6te Ausg. S. 324 geäussert habe. er 140 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, fruchtbar gewesen sey. Galenus berichte uns, dass die Knidier sieben Krank- heiten der Galle unterschieden hätten; worauf konnten diese Unterscheidungen zwischen diesen Krankheiten gegründet seyn, als auf Hypothesen, die nach der Rolle, welche man damals den gallichten Saft spielen liess, gebildet waren? Übrigens hätten wir, wie er glaube, eine Probe in dem zweiten und dritten (bekanntlich auch von Anderen den Knidiern zugeschriebenen) Buche von den Krankheiten in der Hippokratischen Sammlung, und da könne man sich überzeugen, dass die Unterscheidungen auf ungewissen, flüchtigen und keineswegs zur Grundlage wahrer Arten geeigneten Zeichen? beruhten. Obgleich man nun auch nach Littré behaupten kann, dass Hippo- krates in seiner Bestreitung der Knidier Recht hatte, so soll es sich doch nach S. 204 fragen, ob er auf absolute oder nur auf relative Weise Recht gehabt habe? Hier müsse man die zwischen ihm und den Knidiern anhängige Streitfrage aus dem modernen Gesichtspuncte beurtheilen, bis dass. dieser Gesichtspunkt, welcher der unsrige sey, seiner Seits alt geworden und wieder an seinen Platz gestellt wäre durch die Schätzung, welche unsere Nachkommen machen müssten (I). Nun sey aber, wie er sich nicht scheue zu sagen, die Methode der Knidier, das heisst die immer mehr genaue Unterscheidung der Krankheiten, eine Arbeit, welcher sich jetzt die Neueren mit dem grössten Eifer und mit dem grössten Erfolge widmeten. Die einzelnen Gegenstände der pathologischen Anatomie !), die sorgfältigste Beobachtung der Symptome J) Schon seit der im sechzehnten Jahrhundert wiederbelebten Anatomie hatte man bekanntlich immer mehr eingesehen, dass Leichenöffnungen ein sehr wichtiges Hülfsmittel zur Erkenntniss der Krankheiten sind. So ist denn auch längst an- erkannt worden, dass die pathologische Anatomie, wenn anders bei den Leichen- öffnungen nach dem schon von Morgagni gegebenen Rathe und vortrefflichen Beispiele die gehörige Rücksicht auf die vorhergegangenen Umstände des Kran- ken, die Reihe und Folge der Symptome, die sorgfältige Vergleichung derselben mit den in der Leiche gefundenen Fehlern u. s. w. genommen worden, Zur Erkenntniss des Sitzes und der Natur, der Ursachen und Wirkungen vieler Krankheiten sehr wichtig sey, wenn auch viele organische Veränderungen Wir- kungen anderer Affectionen sind, und auch gar manche Krankheiten weder auf sinnlich bemerkbaren Fehlern der Organe beruhen noch sie hinterlassen, durch Leichenöffnungen nicht aufgeklärt werden können. Man kann aber den wahren ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 141 während des Lebens, die chemische Untersuchung der Säfte, Alles wirke mit zu dem Ziel die Genauigkeit der Diagnostik von Tag zu Tag zu vermehren. Die Einführung der Statistik in die Mediein sey einer der Ausdrücke dieses neuen Bedürfnisses, und diejenigen, welche sich mit dem grössten Eifer an die numerische Methode hielten, seyen; ohne es sich zu denken, in entfernten aber gewissen Graden die Erben der Ärzte der Schule von Knidos und die Vertheidiger dessen, was ehemals in dem verloren gegangenen Buche der Knidischen Sentenzen behauptet wurde. | | Allein der von Hippokrates über die (älteren) Knidischen Sentenzen ausgesprochene Tadel möchte auch heut zu. Tage noch gelten, und ist ein ähnlicher auch über manche nosologische Werke der neueren Zeit ausge- sprochen worden. Hippokrates hat aber keinéswegs gegen die Erforschung und Bestimmung der Arten der Krankheiten überhaupt (das angebliche Prineip der Knidischen Schule), sogdern gegen ihre mangelhafte Darstellung und un- gegründete Vervielfältigung derselben geschrieben; und er hat, wie sich aus den eigenen oben (S. 132 fg.) angeführten Worten seines Tadels ergiebt, wohl gewusst, worauf es bei der Bestimmung der Arten ankommt. Dass auch er (wie nach dem oben schon Angeführten von den Koischen Ärzten überhaupt ohne allen Beweis behauptet worden) sich um die einzelnen Arten der Krank- heiten gar nicht bekümmert oder gar sie nicht gekannt und sich nur auf die Prognose und die Betrachtung des allgemeinen Zustandes beschränkt habe, wird (wenn er auch keine specielle- Pathologie geschrieben haben oder sie verloren gegangen seyn sollte) durch so viele in seinen ächten Schriften vorkommende treffliche Bemerkungen über einzelne Krankheiten und muster- hafte Schilderungen von besonderen Krankheitsfällen auf das Bestimmteste , widerlegt. Sowie er aber der Bedeutung der einzelnen Symptome oder Zei- chen der Krankheiten eine so genaue Beachtung gewidmet und sie so vor- trefflich zur Prognose benutzt hat, so hat er sich dagegen mit Recht gegen die von den Knidiern gemachte übertriebene und ungegründete Vervielfaltigung Werth der pathologischen Anatomie wohl anerkennen, ohne desshalb in der ‚Überschätzung derselben zu weit zu gehen, und sie allein für die Basis der Pathologie zu halten, wofür sie manche neuere französische Arzte und deut- sche. Nachbeter derselben erklären wollten. 142 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, der Arten der Krankheiten (wie sie ebenfalls manche Neuere nach einzelnen, auch weniger bedeutenden, Symptomen. oder solchen entfernten Ursachen, welche nicht wirklich eine Veränderung der Form der Krankheit verursachen, gemacht haben) erklärt 1). Seine in dem ersten und dritten Buche von epi- demischen Krankheiten mitgetheilten Schilderungen von Krankheits- Constitu- tionen und einzelnen Krankheitsfällen sind auch von grossen neueren Ärzten als vortreffliche Muster anerkannt worden, worüber ich mich hier auf meine Abhandlung über die von Hippokrates geschilderten Fieber und Littré's Meinung von denselben beziehe. So haben auch besonders ein Aretäus und andere griechische Ärzte 2) , später ein Sydenham, Boerhaave und andere, welche die Hippokratischen Grundsätze befolgten, ächte Hippokratische Ärzte 5) waren, vortreffliche Schilderungen der einzelnen Arten der Krank- I) In dieser Hinsicht sagte auch Boerhaave (Qratio de commendando studio Hippocratico p. 13): „Non usquam tot subtiles, atque adauctis evanidas distinctio- „nibus, morborum atque causarum differentias apud magnum medicinae Parentem „invenire est.“ Von den alten Árzten überhaupt sagte auch J. P. Frank in seiner Ausgabe von Cullen's Synopsis Nosologiae methodicae. Ticini 1787. Praefat. p. V — VI: „Verum est, in definitione morborum scholastica, parum sudaverunt primi artis »nostrae parentes; sed qui pictores fuisse negat quamplurimis hodiernis meliores, »fideliores; vereor ne hic fallacissimam tueatur opinionem. Certe Sydenhamus, „non aliter medicinae hodiernae Restaurator audit; quam quod Hippocraticam, „tum observandi, tum describendi methodum, per plurium seculorum intervalla jderelictam denuo introduxerit: et tantum abest, ut in his Nosologorum, quot- „quot sunt, tentamina primorum Medicinae parentum laboribus palmam praeri- »puerint; ut saepius fateri debeant consummati in arte Viri , subtiliorem nimis morborum anatomen, arlis nostrae incremento non parum obfuisse, et pro „magna felicitate habendum esse, quod ipsa natura, veteribus fidelior, et in »ipsum genus humanum, viris doclissimis, longe benignior, magnam. systema- ntum recentiorum partem, morborumque innumeras species, pro suis necdum : nagnoverit.“ 3) Achte Hippokratische Ärzte sind nicht etwa solche „welche in blinder Verehrung des Hippokrates glauben, dass dieser schon Alles in der Mediein geleistet habe und nur das von ihm Geleistete anzuerkennen sey, sondern solche, welche seine Geschicklichkeit und Genauigkeit in der Beobachtung der Erscheinungen, * ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 143 heiten geliefert. Dieses Beispiel möchte wohl auch den Anhängern der numerischen Methode, wie Louis sie empfohlen hat, eher zur Nachahmung zu empfehlen seyn, als die fehlerhafte und mehr empirische Methode der Knidischen Schule. Denn die übertriebene, einseitige Anwendung jener nu- merischen Methode kann ohnehin leicht zu roher Empirie führen 1). — seine Berücksichligung der ursachlichen Verhältnisse derselben, seine ächter Induction gemäss aus Beobachtungen gezogenen Schlüsse und Grundsätze, über- haupt seine Methode sich zum Muster nehmen, keineswegs aber wollen, dass die Medicin bei dem, was von Hippokrates und anderen griechischen Ärzten mitgetheilt worden, stehen bleibe, sondern auch auf das, was von Neueren Richtiges und Gutes bekannt gemacht worden, gehörige Rücksicht nehmen und selbst die Wissenschaft durch weitere Forschungen und Entdeckungen zu ver- volikommnen streben. Hippokrates selbst würde die von seinen Nachfolgern gemachten Fortschritte, wenn er sie erlebt hätte, wohl mit Freuden aufge- nommen und bei seinem grossartigen Charakter, der in seinen Schriften aus- gedrückt ist, auch Einschränkungen elwa zu allgemein ausgesprochener, oder Berichtigungen eiwa irrig befundener Sätze gewiss anerkannt haben, wie auch in Bezug auf einen eingestandenen Irrihum desselben schon Celsus in einer schönen Stelle (Lib. VIH. c. IV.) gesagt hat: „A suturis se deceptum esse Hip- »pocrales memoriae prodidit; more scilicet magnorum virorum, et fiduciam ,magnarum rerum habentium. Nam levia ingenia, quia nihil habent, nihil sibi »detrahunt: magno ingenio, multaque nihilo minus habituro, convenit eliam „simplex veri erroris confessio; praecipueque in eo ministerio quod utilitatis „causa posteris tradilur; ne qui decipiantur eadem ratione qua quis ante de- „ceptus est.“ Diese meine Überzeugung habe ich schon in meinem Bericht über das medi- cinisch -klinische Institut in dem akademischen Hospitale zu Göllingen und die damit verbundene ambulatorische Klinik (Götting. gel. Anzeig. 1845. S. 98 — 99. geäussert, daselbst auch bemerkt, dass selbst treffliche französische Ärzte, be- sonders Fuster (Gazette médic. 1832. 1836 und Des maladies de la France p. 5 sq.) und Risueno d'Amador (Mémoire sur le calcul des probabilites appliqué à la médecine), dann auch Double, Cruveilhier u. A. schon die gegründetsten Bemerkungen gegen jene Anwendung vorgebracht hätten. Bei Fragen (habe ich hier weiter geüussert) wo es auf arithmetische Verhältnisse ankommt, mag man sich derselben bedienen (wie es auch längst von den Ärzten geschehen ist, in welcher Hinsicht ich den von Fuster genannten 144 JOH: WILH. HEINR. CONRADI, Noch sagt Littré (S. 204 fg:), dass, wenn es ihm erlaubt sey die Meinung, welche er sich in diesem seit so langer Zeit erhobenen grossen Streit, wovon er die Hauptpuncte vorgetragen, gebildet habe, auszudrücken, er hinzufügen werde, dass die Genauigkeit und selbst Kleinlichkeit der ein- zelnen Umstände in der Beobachtung nie zu gross seyn könnten. Man könne unter den Thatsachen (und jeder einzelne Umstand sey hier eine Thatsache) diejenigen aussuchen, welche man als wichtiger für die gleichzeitige Wissen- schaft und als mehr direct auf die allgemeinen Ideen sich beziehend ansehe; . wenn man aber beobachte, sey keine Wahl unter den Thatsachen erlaubt; alle hätten gleiches Recht aufgenommen zu werden, die kleinste gehöre zu dem wunderbaren Ganzen der Natur, deren Tiefe unseren Geist zugleich anziehe und erschrecke. Er meine also, dass es keinen so geringen Umstand gebe, der nicht seine Wichtigkeit habe, und dass man es nicht verschmähen dürfe irgend eine Thatsache, so unbedeutend sie uns auch erscheinen aufzunehmen. Dass bei den Beobachtungen überhaupt und insbesondere der Beobach- tung und Beschreibung der einzelnen Krankheitsfälle und. den besonderen Krankbeitsgeschichten die grösste Genauigkeit erfodert wird, und dass man dabei keinen Umstand gleich für geringfügig halten darf (da manchmal etwas nur unbedeutend zu seyn scheint), ist allerdings richtig, aber auch längst von den Arzten anerkannt und ausdrücklich ausgesprochen worden. Das ist von mir ebenfalls schon in meiner Einleitung in das Studium der Medicin $. 17 und in meiner Schrift über die Einrichtung der medicinischen Klinik in dem "akademischen Hospitale zu Heidelberg S. 41 geschehen, wo ich auch den Ausspruch von Stoll (Rat. med. P.I. p. 278.) angeführt habe: „Nil parvum, „nil contemnendum in morborum historia, dummodo id, utut exiguum, nostra- „que attentione minus dignum videatur, ipsius naturae semper veridicae opus „esse demonstretur.« Sydenham (Opera Ed. Kühn, Praefat. p. 7.) sagte besonders Hensler beigefügt habe, "c Briefe über das Blatterbelzen Th. I. S. 167 fg. und S. 187 fg. zumal auch in Rücksicht auf das dabei erfoderliche umsichtige Urtheil hier besonders beachtet zu werden verdienen); aber sonst soll. man nicht davon vorzüglich das Heil der Medicin erwarten oder sie als das wahre Orakel für Arzie betrachten. ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 145 selbst: »Porro autem in scribenda. morborum historia seponatur tantisper »oportei quaecunque hypothesis philosophica, quae scriptoris judicium prae- »occupaverit; quo facto tum demum morborum phaenomena clara ac naturalia, »quantumvis minuta, per se adcuralissime adnotentur; exquisitam pictorum »industriam imitando, qui vel naevos et levissimas maculas in imagine expri- ,munt.« Die Meinung, welche sich Littré in diesem Streite gebildet haben will, ist also wenigstens keine neue. Hat sie nun aber wirklich eine irgend bedeutende Beziehung auf den von Hippokrates ausgesprochenen Tadel der Knidier? Ich muss offen bekennen, dass ich das nicht habe finden können. Es handelt sich hier in pathologischer Hinsicht nicht etwa bloss um die lüngst für nothwendig erkannte Genauigkeit bei der Beobachtung und Beschreibung der einzelnen Krankheitsfälle oder der Krankheitsgeschichten einzelner Per- sonen, sondern auch ganz besonders um die allerdings auch genaue und hinlängliche Beobachtungen vieler einzelnen Fälle voraussetzende Bestimmung und Schilderung der Arten der Krankheiten, wie sie die specielle Pathologie erfodert. Auf Letzteres bezieht sich eben ein von Hippokrates und Galenus den Knidiern gemachter Haupt- Vorwurf, dass sie nämlich die wesentlichen Symptome der Krankheiten nicht von zufälligen gehörig unter- schieden, einzelne durch individuelle Verhältnisse, zufällig eintretende ent- fernte Ursachen bewirkte Symplome in die allgemeinen Beschreibungen der Krankheiten aufgenommen und hiernach die Arten der Krankheiten zu sehr vervielfältigt hätten. Ob die Knidier sich gegen diesen Vorwurf zu ver- theidigen gesucht haben, ob wirklich ein längerer Streit darüber geführt worden ist, weiss ich nicht 1). Aber das weiss ich wenigstens, dass die besten späteren griechischen Ärzte das Beispiel des Hippokrates befolgt, dass die besten Geschichtschreiber der Medicin und andere grosse neuere Ärzte den den Knidiern gemachten Vorwurf gebilligt haben. Übrigens hat die Koische Schule auch in Ansehung der Therapie be- sonders durch Hippokrates grosse Vorzüge erhalten. Dieser hat, be- ]) Daremberg (Oeuvres choisies d'Hippocrate p. 123.) sagt selbst: „Du reste, la „direction de l'École de Cnide ne parait pas avoir été longtemps suivie, la „meihode hippocralique prévalut.“ Phys. Classe. VII. T * 146 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, sonders in dem Buche de victus ratione in morbis acutis und in den Apho- rismen, ireffliche Grundsätze über die Diät in Krankheiten, über die kluge Nachahmung der heilenden Natur, und überhaupt allgemeine Regeln über die Behandlung der Krankheiten aufgestellt, wegen deren er mit Recht als der wahre Begründer der allgemeinen Therapie angesehen wird. Dass er bei der Cur vorzüglich auch auf die Ursachen der Krankheiten und ihrer Symptome, keineswegs bloss, wie es nur gemeine Empiriker zu thun pflegen, auf die Symptome Rücksicht genommen hat, beweist schon die klassische Stelle in der Schrift de victus ratione in morbis acutis $. XLIIL, wo er die Ärzte tadelt, welche nicht wüssten, wie man unterscheiden müsse die Schwäche in Krankheiten, welche durch zu grosse Ausleerung der Gefässe verursacht werde, von derjenigen, welche die Wirkung irgend einer anderen Reizung, des Schmerzes, der Heftigkeit der Krankheit und mancherlei anderer Affectio- nen sey, indem von der Kenntniss oder Unkenntniss dieser Dinge doch Leben oder Tod abhänge. Dieselbe Rücksicht auf die Ursachen haben auch die anderen grossen Ärzte des Alterthums sowie der neueren Zeit immer genommen, und es ist auch in allen guten Handbüchern der Therapie die Indicatio cau- salis von der symptomatica wohl unterschieden und gewürdigt worden. Wenn daher die frühere Medicin überhaupt jetzt von Vielen. mit dem allerdings herabwürdigenden Namen der symptomatischen Medicin belegt wird, so zeigt diess von Seiten derselben zum wenigsten Unkenntniss der alten Literatur sowie selbst der classischen Schriften grosser neuerer Àrzte, die freilich jetzt von Vielen auch nicht mehr beachtet, für veraltet angesehen werden. Will man aber etwa die sogenannte symptomatische Medicin auf die Krankheits- formen beziehen, welche nicht nach ihrer noch unbekannten inneren Natur, sondern nach den sinnlichen Erscheinungen, dem sogenannten: Ausdruck der Krankheit oder Symptomen- Complex bestimmt und benannt worden sind, so hat man ja neuerlichst selbst gestehen müssen, dass man auch bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft in vielen Fällen, wo die innere Natur und auch das anatomische Verhältniss der Krankheiten (z. B. bei vielen Nerven- krankheiten u. s. w.) noch nicht gehörig bekannt sind, jene Bestimmungen nicht entbehren, sich an die sinnlichen Erscheinungen, an die symptomatische Ahnlichkeit des Krankheitsbildes halten müsse (wobei jedoch nach meiner ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE, 147 Meinung die Kenntniss der offenbaren entfernten Ursachen uns in der Cur wohl leiten kann und muss). Vgl. was ich in meiner Abhandlung über die Selbstständigkeit der Fieber S. 6 fg. über diesen Gegenstand geäussert habe. ö Nach Littré hat sich noch Daremberg in seiner Ausgabe der Oeuvres choisies d'Hippocrate (p. xcvi. 122. 475.) über diesen Gegenstand geänssert. Dieser meint zwar auch, dass die Tendenz der Koischen Schule auf die fast ausschliessliche Betrachtung des allgemeinen Zustandes, das Stu- dium des Gemeinschaftlichen der Krankheiten, auf die prognostische Aus- legung der krankhaften Erscheinungen gerichtet gewesen sey, setzt jedoch hinzu, dass diese Tendenz sie zum hóchsten Grade der Wissenschaft und des Ruhmes, den sie habe erreichen kónnen, erhoben, dass sie dieselbe vor einem blinden Empirismus bewahrt habe, indem sie alle zerstreuten That- sachen zusammengebracht und durch ein gemeinschaftliches Band, die Prognose, wieder befestigt habe; dass sie dieselbe mit dieser schónen Methode der Beobachtung ausgestattet, welche unter den Händen des Hippokrates Re- sultate hervorgebracht habe, zu welchen die gegenwärtige Wissenschaft kaum mit allen ihr zu Gebot stehenden Hülfsmitteln gelangen kann. Er behauptet aber auch (daselbst in der Einleitung zum Prognosticon und p. 475.) von Hippokrates insbesondere, dass derselbe sich vorzüglich mit dem Aus- gange und dem allgemeinen Gange der Krankheit beschäftigt, dass er die Unterscheidung und Benennung der krankhaften Einheiten oder besonderen Arten vernachlässigt, und dass er nicht nach den besonderen Symptomen, welche diese oder jene Art zeigen können, gefragt habe: dass alles diess ihm sehr geringen Nutzen für die Erkenntniss und Behandlung der Krank- heiten zu bringen geschienen habe. — Von der Knidischen Schule aber sagt er, dass sie eine entgegengesetzte Tendenz befolgt, dass so sehr die Askle- piaden von Kos zur Generalisation gestrebt, eben so sehr die von Knidos nkheiten vervielfältigt und jedem Krankheitszustande, der die Arten der Kra nicht identisch mit einem anderen war, einen verschiedenen Namen gegeben hätten, dass aber bei dem Mangel aller genauen anatomischen Kenntnisse diese Arten nicht durch irgend ein Band befestigt seyn konnten, und dass man schon bei den ersten Schritten der Wissenschaft in den fatalen, in unseren Tx 148 JOH. WILH. HEINR. CONRADI, Tagen erneuerten, Irrthum verfallen sey, nur individuelle und isolirte Krank- heitszustände in den kleinsten Formen der Krankheiten zu sehen. — Die wissenschaftliche Vereinigung der zwei entgegengesetzten Tendenzen der Schule von Kos und der von Knidos soll nun nach seiner Meinung (p. XV..) das Ziel seyn, welches die wahre Wissenschaft sich zu setzen habe; und da werde sie allein Beständigkeit und Grösse finden. Und so sagt er noch (p. 124.), dass, da in unserer Zeit und besonders in der Schule von Paris die Local-Diagnostik die ganze Wissenschaft beherrsche, die Quelle von allen ihren Fortschritten wie auch gewisser Verirrungen und vieler Lücken sey, es sehr zu wünschen wäre, dass eine geschickte und kräftige Hand durch Verschmelzung der alten und neuen Methode in eine einzige die Medicin wieder auf den einzigen Weg brächte, der ihr von der Natur vorgezeich- net sey. Da ich Mehreres, was von Daremberg in ähnlicher Weise wie von Littré über die Tendenz der Koischen Schule überhaupt, die ihr zuge- schriebene fast. ausschliessliche Betrachtung des allgemeinen Zustandes und Beschränkung auf die Prognose, Vernachlässigung der Unterscheidung und Benennung der Arten der Krankheiten u.s. w. behauptet worden, schon im Vorhergehenden berücksichtigt und meine abweichende Ansicht ausgesprochen habe, will ich nur noch über die nach seiner Meinung von der wahren Wissenschaft sich als Ziel zu seizende wissenschaftliche Vereinigung der zwei entgegengesetzten Tendenzen der Schulen von Kos und Knidos oder auch der alten und neuen Methode Folgendes bemerken. Dass die Methode der Knidischen Schule die: Arten der Krankheiten zu bestimmen und zu beschreiben höchst mangelhaft war, ist von Daremberg wie von Littré selbst bemerkt und der von Hippokrates ausgesprochene Tadel derselben von diesem für gegründet erklärt worden. Die Knidier haben die Krankheiten auf mehr empirische Weise, sowie es nach der Ausserung des Hippokrates auch ein Nichtarzt hätte thun können, beschrieben; sie haben die zufälligen Symptome nicht gehörig von den wesentlichen zu unter- scheiden gewusst und desshalb so oft nach einzelnen zufälligen Symptomen wieder besondere Arten der Krankheiten bestimmt und: dieselben so über- ÜBER DIE MED. GRUNDSÄTZE DER KOISCHEN UND KNIDISCHEN SCHULE. 149 müssig vervielfältigt. Von einem besonderen, irgend bedeutenden, eigentlich wissenschaftlichen Principe derselben in Bezug auf die gehörige Bestimmung und Schilderung der Arten der Krankheiten oder gar die nosologische Ein- theilung und Benennung derselben kann also wohl nicht die Rede seyn. Wie kónnte nun die Vereinigung einer so mangelhaften Methode mit der Hippo- kratischen auch nur mit einigem Grunde für stalthaft erklärt werden, und wie sollte sie irgend nützen können? Wenn auch Hippokrates keine specielle Pathologie geschrieben oder hinterlassen hat, und wenn selbst die Behauptung, dass Hippokrates sich um die einzelnen Arten der Krank- heiten gar nicht bekümmert hätte, irgend gegründet wäre (was sie nach meiner oben S. 136. schon ausgesprochenen Überzeugung keineswegs ist), so haben doch (wie ebenfalls oben schon angegeben worden) so viele seiner Nachfolger, welche seine Grundsätze befolgten, vortreffliche Schilderungen der einzelnen Arten von Krankheiten, worin die wesentlichen Symptome der- selben wohl von zufälligen unterschieden sind, geliefert. Es mochte daher die Vereinigung dieser Hippokratischen Methode mit einer anderen nicht bloss überhaupt überflüssig seyn, sondern insbesondere die mit der höchst mangel- haften Knidischen als sehr seltsam erscheinen. — Was aber die Local- Diagnostik betrifft, welche nach Daremberg in unserer Zeit und besonders in der Schule von Paris die ganze Wissenschaft beherrschen, die Quelle ihrer Fortschritte wie auch gewisser Verirrungen und vieler Lücken seyn soll, so möchte es für die Anhänger derselben und besonders auch für die von ihnen zu behandelnden Kranken wenigstens zu wünschen und jenen allerdings sehr zu empfehlen seyn, das von alten und neueren Hippokratischen Ärzten nicht bloss in Bezug auf die allgemeinen, sondern auch in Bezug auf die örtlichen Verhältnisse der Krankheiten in pathologischer und therapeutischer Hinsicht gelehrte Gute und Bewährte wohl zu berücksichtigen und dadurch ihren Mängeln abzuhelfen. Es haben indessen neuerlichst selbst immer mehr fran- zösische Ärzte sich gegen die übertriebene Localisationstheorie überhaupt er- klärt, und auch deutsche, die früher auch in dieser Einseitigkeit die franzó- sischen nachgeahmt hatten, haben sich doch bewogen gefunden wieder allge- meinere Verhältnisse der Krankheiten (sogenannte Constitutions - Anomalien, constitutionelle Irritationen, Fieber u. s. w.) zu berücksichtigen und gelten zu 150 J. W. H. CONRADI, ÜBER D. GRUNDS. D. KOISCHEN U. KNIDISCH. SCHULE lassen. Und so wollen wir denn wünschen und hoffen, dass immer Mehrere den längst gefundenen rechten Weg !) wieder einschlagen mögen. I) So heisst es schon in der Hippokratischen Schrift de prisca medicina (die von Littré dem Hippokrates II. selbst, freilich gegen das Urtheil mancher frü- heren Kritiker und auch das von Ermerins, Petersen u. A., zugeschrieben worden ist): „inzgeny d navva nakar Unagyst, nal coy) xai Od0c svon- NUEN, nad 2» xal ta evQruéva nolla te xal xaÀOc Eyorıa evoyiu iv nnollu y00vw, nai và Aoid evgeÓrOevat, Tv tic Íxavóg te Ov xal ta »evoruévo siduc i» tovtov Ögumpevog Cytiy' doe q Tavıa dnofolor n*ai «nodoxınaoag navıa, été dd xai érégo oyýuati èniyergésiv giert „nal , ti eUQmxévor, Eiynaryrer xol &anararar.“ „At vero in medi- „eina jam pridem omnia subsistunt, in eaque principium et via inventa est, per „quam praeclara multa longo temporis spatio sunt inventa et reliqua deinceps „invenientur, si quis probe comparatus fuerit, ut ex inventorum cognitione ad »ipsorum investigalionem feratur. Qui vero his omnibus rejectis ac repudiatis aliam inventionis viam aut modum aggreditur et aliquid se invenisse jactitat, „is cum fallitur tum alios fallit." Systematische Untersuchungen über die Vegetation der Karaiben j insbesondere der Insel Guadeloupe, nach den Sammlungen Duchassain g's, von A. Grisebach. — Der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften am 16. Januar 1857 vorgelegt. Sei langer Zeit hatte ich gewünscht, die Vegetation einer tropischen Land- schaft nach umfassenden Materialien zu untersuchen. Die Vortheile, welche die Analyse zahlreicher Pflanzenformen der verschiedensten Bildungsweise für die Erweiterung systematischer Gesichtspunkte gewährt, sind nicht gering an- zuschlagen. Sodann hoffte ich, auf diesem Wege meine Ansichten über die Weite des e sbegriſfs fester zu begründen, eine Frage, die, wiewohl ee a m is jemals bestritten, doch den Kern jeder wahren Entwicke- lung sowohl der systematischen als ee Botanik enthält. Auf der einen Seite sehen wir fast durch jede botanische Reise in den wärmeren Ge- genden beider gemässigter „Zonen die Zahl der Arten, welche aus den gesam- melten Pflanzenformen beschrieben werden, in beispiellosem Umfange vermehrt und kommen, indem wir die Arbeiten der Naturforscher anerkennen, die in dieser Richtung thätig sind, zu Vorstellungen von einer gleichsam unerschöpf- lichen Mannigfaltigkeit der ursprünglichen Typen. Auf der anderen Seite zei- gen neuere Untersuchungen über die tropische Vegelation, von der man doch den höchsten Reichthum der Natur zu erwarten pflegt, ein enlgegengeselzies Ergebniss: niemals sind massenhaftere Materialien für botanische Forschungen angehäuft, als in den indischen Sammlungen Englands und Hollands, aber, seit- dem man anfängt, sie gründlich zu bearbeiten, finden sich grossentheils alt- . bekannte Arten und zahlreiche Formen, die man früher unterschieden hatte, j 152 A. GRISEBACH, werden eingezogen. Ist es nur der individuelle Standpunkt der Naturbetrach- tung, welcher zu so unerwarteten Gegensätzen führt? oder steht die Mannig- faltigkeit der Arten in einem umgekehrten Verhältniss zu der Üppigkeit des Wachsthums, so dass die schönsten Klimate der gemässigten Zonen mit der reichsten Formenfülle ausgestattet sind und die Stauden des Orients, wie die Sträucher des Caplandes, engere Räume bewohnen, als die Baumgestalten, Lianen und Parasiten der Tropenwelt? Meine bisherigen Forschungen machten mich dem letzteren Gesichtspunkte geneigt, aber sie blieben unvollständig, bis es mir gelang, eine an Formen reichhaltige Sammlung aus den Tropen zu er- werben, deren Bearbeitung den Gegenstand der nachfolgenden Mittheilungen bildet. Duchassaing, ein franzósischer Arzt, der theils auf Guadeloupe, theils in Panama botanische Sammlungen von seltenem Werthe zusammenbrachte, hatte diese Materialien dem verstorbenen Walpers zur Publikation eingesendet, aus dessen Nachlass dieselben vollständig in meine Hände gelangt sind. Der Wunsch des Sammlers, der, wie seine handschriftlichen Mittheilungen zur Genüge darthun, alle Hülfsmittel zur richtigen Bestimmung seiner Pflanzen ent- _ behrte, dieselben durch Walpers bearbeitet zu sehen, blieb unerfüllt: als- ich die Sammiungen nach dessen Tode erhielt, befanden sie sich noch in demsel- ben Zustande, in welchem sie ihm zugekommen waren; keine Etikette war von seiner Hand beschrieben oder verbessert, mit alleiniger Ausnahme einer Anzahl von etwa 30 Arten, die Walpers zu einer unbedeutenden Publikation benutzt hatte. Diese Publikation, die den Titel: Plantae novae etc. (Dec. 1— 3.) ) führt, ist indessen als werthlos zu bezeichnen, weil die darin als neu darge- stellten Pflanzen mit sehr wenigen Ausnahmen verkannt und auf ältere Arten zu reduciren sind, und weil sogar Irrthümer über den Ursprung einiger Formen sich eingeschlichen haben, die durch Duchassaing's eigene Mittheilungen wider- legt werden. Dagegen verdienen diese durch Zeichnungen erläuterten Manu- scripte des Sammlers, wiewohl seine Hoffnung, zahlreiche, von ihm als neu beschriebene Gewächse in das Systeur eingereiht zu sehen, nur in sehr wenigen Fällen in Erfüllung geht, sorgfältige Berücksichtigung, so fern sie schätzbare 1) Linnaea, 23. p. 737—756. (Dec. 1,2.); Regensb. fl. 1853. S. 226 —233. (Dec. 3). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 153 Nachrichten über den Wuchs, die Blüthenfarbe, den Standort und die auf Guadeloupe gebräuchlichen, französischen Namen der gesammelten Pflanzen enthalten: Angaben, die ich daher vollständig in meine Arbeit aufgenommen und als vom Sammler berrührend bezeichnet habe. Westindien bietet bei der Untersuchung des Formenumfangs tropischer Gewächse eigenthümliche Vortheile, weil von diesem Archipel die genauere Kenntniss der Vegetation in der heissen Zone ausgegangen ist. In den klassi- schen Landschaften, wo Sloane, Plumier, Jacquin und Swartz ihre Forschungen anstellen, ist es mit grösserer Sicherheit, als anderswo, möglich, die ursprünglich unterschiedenen Arten wiederzuerkennen, deren Typus durch zahlreiche, ältere Abbildungen für spätere Zeiten festgestellt worden ist. Ob- gleich die Sammlung Duchassaings von der Insel Guadeloupe eine bei Weilem grössere Anzahl von Arien enihäli als irgend eine frühere Untersuchung der karaibischen Inseln ergeben batie, so ist doch das allgemeine Ergebniss meiner "Analysen, dass die Mehrzahl dè: Formen den älteren Schriftstellern schon bekannt war und dass mit wenigen Ansnahmen die übrigen als Bestandtheile der Vegetation entweder Jamaika’s oder des benachbarten Kontinents bereits beschrieben worden sind. Dieses Ergebniss ist ein ganz anderes, als man nach einigen vereinzelten Publikationen aus gleicher Quelle hätte erwarten können: so haben Steudel in seiner Synopsis der Glumaceen und Fée bei der Bear- beitung der Farne eire Reihe neuer Arten auf Duchassaing's Pflanzen begründet, die ich, auf die Var lität der Charaktere gestülzt, zu bekannten, ja zum Theil zu den gewöhnlichsien Formen der westindischen Flora zurückführe. So ist meine Arbeit ein nenes Dokument für den oben angedeuteten Salz ge- worden, dass die Fülle des tropischen Lebens in denjenigen Gebieten , die von durchaus nicht die Mannigfalügkeit von Formen jeher leicht zugänglich waren, di verbirgt, welche dem Sammler neue und bedeutende Entdeckungen zu machen verspricht. Um diesen, Satz in eim klareres. Licht zu stellen und zugleich meiner Mittheilung eine gewisse praktische Brauchbarkeit für die. Untersuchung karaibischer Pflanzen zu verleihen, habe ich einen Katalog der sicher bestiiam- ten Gewächse entworfen, welche auf den zwischen dem löten und !Oten Parallel gelegenen Inseln. (zwischen Martinique und S. Thomas) beobachtet worden sind, und mit Ausschluss zweifelhafter Formen auch diejenigen Arten U Phys. Classe. VII. 154 A. GRISEBACH, aufgenommen, die, ohne von Duchassaing gesammelt zu sein, sich bei Jac- quin, Swartz, West, Wickström, v.Schlechtendal u. A. aus diesem Gebiete verzeichnet finden. ; Unter den Karaiben zeichnet sich Guadeloupe durch die verhältnissmässig grösste Mannigfaltigkeit einheimischer Pflanzenformen aus. v. Buch hat zuerst!) auf die eigenthümliche geognostische Struktur der karaibischen Inseln aufmerksam gemacht, von welcher die Vertheilung der Pflanzen auf diesem Archipel abzuleiten ist. Die östliche, in das atlantische Meer hinausgerückte Reihe von Inseln, besteht aus Tertiärkalk und erhebt sich nur wenig über den Spiegel der See: dahin gehören von den botanisch genauer bekannten Punkten Barbadoes, Grande- terre, S. Barthélemi. Kegelberge thätiger Vulkane, über 5000“ ansteigend, bezeichnen die dem karaibischen Meere zugewendete westliche Reihe von S. Vincent, Guadeloupe, S. Christoph und S. Eustache. Da aber Guadeloupe mit Grandelerre nur eine einzige, von einem schmalen Meeresarm durch- schnittene Insel bildet, so zeichnet sie sich dadurch aus, dass hier beide den: Charakter der Vegetation bestimmende Bodenverhältnisse vereinigt sind. Aber nicht bloss die Natur des Bodens kommt hiebei in Betracht, sondern in hóherem Masse dessen plastische Gestaltung und deren Einfluss auf das Klima. . Die karaibischen Inseln stehen den grössten Theil des Jahrs hindurch unter der Herrschaft des Passatwindes und deshalb leidet die äussere Reihe, die sich nur wenig über das Meer erhebt, an Dürre und Quellenarmuth. Es ist bekannt, dass waldige Gebirgsküsten auch aus dem an sich regenlosen Passat, indem sie ihn abkühlen, Niederschläge hervorrufen. Indessen sind die vulkanischen Berge der inneren Inselreihe, wiewohl reichlich bewaldet, doch von zu ge- ringem Umfange, als dass solche Wirkungen hier, wie in Brasilien, bedeutend hervortreten könnten. Die Regenzeit ist vielmehr an den Stand der Sonne gebunden und folgt der heissesten Jahrszeit, wenn der Passatwind aufhórt. Aber sowohl in der Häufigkeit als in der Intensität der Niederschläge scheinen grosse Unterschiede statt zu finden, die, ohne Zweifel von der physischen Gestaltung der Inseln abhängig, im Einzelnen noch nicht verfolgt werden können, da es an umfassenden Beobachtungen fehlt. Selbst die Erscheinung, I) Physik. Beschr. der canarischen Inseln, S. 400 — 405. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 155 dass man ausser der grossen Regenzeit, die gewöhnlich vom August bis Ende November anhält, noch eine kürzere Reihe von Niederschlägen im Mai unter- scheidet!), eine Thatsache, welche auf den Gang der Vegetation mächlig ein- wirken muss, bleibt bis jetzt unerklärt. Doch steht es fest , dass die Nieder- schläge der vulkanischen Inseln anderen tropischen Waldlandschaften nicht nach- stehen und dass hingegen der sorgfältige Anbau des Bodens auf dem Kalk- substrat nicht selten durch Trockenheit gefährdet wird. Guadeloupe, eine Insel, die etwa zweimal so gross ist 2), wie Rügen, dieser zwiefachen Bedingungen theilhaftig und mit waldigen Gebirgsregionen ausgestattet, wo die Regenmenge an zwei Beobachtungsstationen um das Doppelte sich verschieden zeigte, be- sitzt demzufolge eine grössere Reihe von einheimischen Pflanzenformen, als vielleicht irgend ein gleich grosses insulares Areal im atlantischen Meer: aber es würde irrig sein, dem tropischen Klima zuzuschreiben, was nur eine Folge der Mannigfaltigkeit physischer Einflüsse ist, die hier auf engem Raume ver- einigt sind. Da die Beschreibungen der westindischen Pflanzen grossentheils einer Periode angehören, die der Ausbildung des natürlichen Systems vorausging, so ist auf diesem Gebiete noch immer eine Reihe von Typen übrig, deren Bau unvoll- ständig untersucht und deren Stellung daher zweifelhaft ist. In der neueren Zeit hat fast nur A. Richard in seiner Flora von Cuba sich umfassend mil Fragen dieser Art beschäftigt: allein leider unterbrach der Tod seine treffliche Arbeit, die nur bis zum Schluss der polypetalischen Familien erschienen ist. Unter den Ansichten über zweifelhafte Formen, zu denen mich meine Unter- suchungen geführt haben, glaube ich zwei hervorheben zu dürfen, die sich auf Gattungen beziehen, von denen die eine zwar genau bekannt, aber sehr verschieden beurtheilt, und die andere vóllig ráthselhaft geblieben ist. Canella. Die frühere Verwechselung von Canella alba mit Drimys beruht meines Erachtens auf einer wirklichen natürlichen Verwandtschaft beider Ge- wächse, welche, durch eine irrige Analyse des Fruchtbaus von Canella ver- dunkelt, auch nach deren Berichtigung nicht erkannt worden ist. Der vor- 1) Edwards history of the British West Indies, 1. p. 10. — Schomburgk history of Barbadoes p. 28. 2) 31 g. Quadratmeilen n. Meinicke Westindien S. 583. U2 156 A. GRISEBACH, züglichste Einwand, den man gegen diese Ansicht erheben könnte, besteht in der Monadelphie von Canella, allein wir finden einen ganz ähnlichen Bau bei Myristica, deren nahe Beziehung zu den Anonaceen jetzt allgemein anerkannt ist und die sich zu dieser Familie ähnlich verhält, wie Canella zu den Magno- liaceen. Wir verdanken Richard (a. a. O. S. 245) eine genaue Darstellung von dem Bau des Ovariums und Samens, welche in allen wesentlichen Be- ziehungen mit Tasmania übereinstimmt. Der dreigliedrige Kelch, welcher bei der Fruchtreife abfällt, die hypogynische Insertion, das einfache Karpophyll mit suturalen Eiern, die Testa crustacea, der kleine Embryo im oberen Ende des Endosperms und die Übereinstimmung der aromatischen Sekrete begründen die Stellung von Canella im natürlichen System. Die in der Familie der Magnoliaceen aufgestellte Gruppe der lllicieen, zu denen diese westindische Gattung gehört, wird hiernach einen erweiterten Charakter erhalten müssen, da sie zwar in den fehlenden Nebenblättern, den punktirten Blättern, den an- gewachsenen Antheren und der Reduktion der Fruchtglieder mit ihnen über- einkommt, aber sich durch die Monadelphie und die geringere Anzahl der Staminen unterscheidet. — Von den bisherigen Ansichten über die Stellung von Canella hat A. Richard bereits einige widerlegt, indem er zeigte, dass sowohl die Meinung Jussieu's, der sie zu den Meliaceen stellte, als die spätere von v. Martius, der sie mit Platonia verglich, auf irrigen Charakteren beruhte: dasselbe gilt von De Candolle's Versuch, sie den Guttiferen an- zuschliessen. Allein Richard's eigene Andeutung, dass die Ternstroemiaceen eine Beziehung zu Canella darbieten, welche durch Cochlospermum vermittelt würde, steht ebenso wenig mit dem Bau der Organe in Einklang und die von Miers geäusserte Vermuthung, dass Canella mit den Humiriaceen oder mit den Styraceen verwandt sei, ist gleichfalls mit den oben bezeichneten Charakteren unvereinbar. Rochefortia. Diese von Swartz nach zwei Arten aus Jamaika be- schriebene und durch eine Abbildung der Blüthe und unreifen Frucht erläu- terte *) Gattung scheint in keiner späteren westindischen Sammlung mit Sicher- heit wiedererkannt zu sein. Da, wie ich zeigen werde, Swartz sich bei 1) Fl. Ind. occid. 1. p. 551. t. 11. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 157 der Analyse des Ovarium wesentliche Irrthümer zu Schulden kommen liess, so ist die systematische Stellung von Rochefortia bisher höcht dunkel geblieben: alle Versuche, sie in das System einzureihen, sind fehlgeschlagen. Swartz selbst äussert sich höchst auffallend über diesen Punkt, indem er seine Gattung als ein Mittelglied zwischen zwei Gruppen (den Celastrineen und Hydrolea) bezeichnet, welche unter einander keine Beziehung darbieten: mit bestimmten Worten zählt er sie indessen ungeachtet der sympetalischen Corolle zu den Rhamneen, von denen die Celastrineen damals noch nicht abgesondert waren, und stellt sie neben Schrebera (d. h. Elaeodendron). Gegen diese Ansicht erklärte sich De Candolle ), indem er, ohne einen Zweifel zu äussern, jedoch wahrscheinlich nur nach der Beschreibung, die indessen durch zwei Griffel abweicht, Rochefortia als Solanee bezeichnet, eine Meinung, die eben- falls von keinem späteren Schriftsteller getheilt worden ist. Sprengel führte Rochefortia sodann unter den Gentianeen auf?), an welche sie nicht einmal in den Vegetationsorganen erinnert: als ich früher eine Veranlassung hatte, mich hiegegen zu erklaren 3), glaubte ich nach den unvollständigen Materialien, welche Willdenow's Sammlung darbot, wegen der habitnellen Ahnlichkeit mit Diospyros eine Verwandtschaft mit den Ebenaceen annehmen zu dürfen, eine Vermuthung, die sich indessen ebenfalls nicht bestätigt hat, Später stellte Choisy, Swartz’s zweiter Andeutung folgend, Rochefortia als zweifelhafte Gattung an das Ende der Hydroleaceen “), jedoch ohne die Gattung selbst gesehen zu haben. Alle diese Versuche, sie zu klassificiren, haben so wenig Anerkennung gefunden, dass sowohl Endlicher als Lindley Rochefortia unter die Genera dubiae sedis verweisen, ohne eine eigene Ansicht aus- zusprechen. Es war kaum anzunehmen, dass westindische Sträucher mit einer so ausgezeichneten Blüthenbildung von späteren Sammlern gar nicht sollten wie- deraufgefunden sein, und in der That führt Wikstróm, dem die Vergleichung von Swartz’s Originalexemplaren zu Gebote stand, in seiner nach Fors- J) Prodr. 2. p. 42. 2) Anleit. zur Kenntniss der Gewächse. 2. S. 477. 3) Observationes de Gentianearum characleribus p. 30. 4) Prodr. 10. p. 181. c 158 A. GRISEBACH, ström’s Sendungen bearbeiteten Übersicht der Flora von Guadeloupe !) Rochefortia cuneata Sw. ohne weitere Bemerkung als einheimisch auf dieser. Insel an. Gestützt auf seine Angabe, vermuthete ich dieselbe in einer Pflanze vor mir zu haben, welche zu der von G. Don aufgestellten Gattung Lutro- stylis gehört und die bis auf solche Strukturverhältnisse, in denen Swartz sich móglicher Weise getàuscht haben konnte, mit der Charakteristik seiner Gattung übereinstimmt. Der wesentlichste Unterschied besteht nämlich darin, dass Swartz die Frucht zweifächerig nennt und acht angebliche Eier abbildet, während meine Pflanze ein vierfächeriges Ovarium mit einzelnen Eiern in jedem Fache besitzt und in einer Beere vier Samen ausbildet: nun lässt aber die Abbildung des Querschnitts der unreifen Frucht bei Swartz (Fig. e) auf vier Scheidewände, gerade wie sie Lutrostylis angehören, schliessen und, da ihm die reife Beere nicht zu Gebote stand, so ist die Darstellung der Eier (Fig. f) wohl als das Ergebniss einer verunglückten Analyse anzusehen, wenn man erwägt, wie wenig man in damaliger Zeit geübt war, den Bau kleiner Organe zu studiren. Derselbe Irrthum ist übrigens auch von anderen Botanikern gerade bei der Gruppe von Ehretia?) begangen, indem sie, verführt durch die bei Beurreria vorkommenden Intercellularräume in den Steinkernen, welche sie für Fruchtfächer hielten, obwohl denselben gar keine morphologische Be- deutung zukommt, dieser Gattung acht Samen zuschrieben, wie Alph. De Candolle bereits bemerkt hat. Wenn ich mich daher berechtigt halte, auf Grund der von Swartz ge- gebenen, übrigens vollkommen mit meinem Gewächs übereinstimmenden Dar- stellung von Rochefortia cuneata, Lutrostylis spinosa Don's, die, von Goudot bei Tocayma in Neu- Granada gesammelt und aus dem Herbarium Sir W. Hooker's gefälligst übersandt, mit meinen Materialien verglichen werden konnte, auf Rochefortia zurückzuführen: so haben doch meine weiteren Be- mühungen, einen absoluten Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme durch Originalexemplare zu gewinnen, keinen entsprechenden Erfolg gehabt, indem es meinem Freunde, Dr. Anderson in Stockholm, bis jetzt nicht gelungen l) Kongl. Vetensk. Akad. Handling. J. 1827. p. 62. 2) Vergl. De Candolle Prodr. 9. p. 504 n. f. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 159 st, Rochefortia in den Sammlungen S wartz's aufzufinden. Zwar übersandte er mir eine in Forsstróm's Herbarium mit der Bezeichnung Rochefortia ovata enthaltene Pflanze, die er mit Recht als identisch mit Randia aculeata L. er- klärte: allein da dieses Gewächs in keiner Beziehung und auch nicht in sol- chen Charakteren, bei denen, wie bei der Alternanz der Blätter und dem »Germen superum«, ein Irrthum unmöglich war, mit der Charakteristik bei Swarlz, welche sich wahrscheinlich auf R. cuneata bezieht, in Übereinstim- mung befindet, so ist anzunehmen, dass Forsstróm's Name auf einer blossen Verwechselung der Exemplare beruht, und keinenfalls kann der Umstand, dass die in Schweden aufgefundenen Materialien, welche seiner Zeit von Swartz und Wikstróm benutzt wurden, mit jenem Namen bezeichnet sind, berechtigen, Rochefortia auf eine Rubiacee zurückzuführen, die mit der in den Schriften Swartz's dargestellten Rochefortia nichts gemein hat. Auch hat Wikström in seinen beiden, auf Forsström's Sammlungen begründeten Abhandlungen über Guadeloupe und S. Barthélemy die Rochefortia ovata Sw. gar nicht erwähnt. Eine andere Frage ist, ob Rochefortia, auf den Typus der Boragineen zurückgeführt, als selbstándige Gattung neben Ehretia bestehen kann. De Can- dolle hat zwar Ehretia, Beurreria, Carmona und Lutrostylis zu einer einzigen Gattung vereinigt, aber selbst seinen Zweifel darüber-zu erkennen gegeben I). R. Brown hingegen beschränkt den Charakter von Ehretia auf E. tinifolia L. und die mit ihr verwandten nicht-amerikanischen Arten und lässt diese allein als ächte Bestandtheile der Gattung gelten 2). Die von ihm angeführten Ab- weichungen der übrigen Ehretien, welche von De Candolle zur Aufstellung seiner Sectionen und von G. Don zur Unterscheidung mehrerer Gattungen hauptsächlich benutzt worden sind, genügen für sich allein nicht, diese Frage zu entscheiden. Die vom jüngeren Gärtner behauptete Verschiedenheit im Bau des Samens, welche R. Brown selbst der Bestätigung bedürftig erklärte, existirt, wie Alph. De Candolle bereits andeutete 5), durchaus nicht, indem bei zwei von mir untersuchten Arten von Beurreria der Embryo dieselbe Lage ]) Prodr. 9. p. 502. 2) Prodr. Fl. nov. Holl. p. 497. 3) Prodr. 9. p. 504. * 160 | A. GRISEBACH, hat und ebenso eiweissfrei ist, wie bei Rochefortia. Die aus der Entwicke- lung des Perikarpium abgeleiteten Unterscheidungen der Bacca dipyrena, ossi- culis bilocularibus (Ehretia), des Putamen 4loculare (Carmona) und der Bacca tetrapyrena (Beurreria) sind zur generischen Charakteristik in diesem Formen- kreise wenig geeignet: bei Beurreria und Rochefortia finde ich namentlich die Bacca tetrapyrena auf dieselbe Weise gebildet und kann daher die oben er- wähnte Bemerkung A. De Candolle’s bestätigen. Wichtiger, als Frucht und Samen, erscheinen die Verwachsungsgrade des Kelchs, weil diese auch in anderen Abtheilungen der Boragineen von generischem Gewicht sind: R. Brown unterscheidet hier den Calyx Spartitus (E. aspera Roxb. elc.), den C. profunde fidus (Ehretia) und den C. tubulosus (Beurreria): allein da ich bei einer Art von Beurreria den Kelch zur Blüthezeit nur an der Spitze in Zähne getheilt sehe, der bei der Fruchtreife zuweilen oder doch wenigstens in einzelnen Suturen bis in die Nähe der Basis sich spaltet, so wird hiedurch die Anwend- barkeit auch dieses Charakters beschränkt. Es bleiben demzufolge zur Unter- scheidung von Beurreria und Rochefortia unter den von R. Brown ange- führten Kennzeichen nur die Verwachsungsgrade des Griffels übrig, der bei Ehretia und Beurreria bis zur Mitte gespalten, bei Rochefortia und nach R. Brown bei Ehr. buxifolia: (Carmona) bis zur Basis getheilt ist. Da aber dieser Charakter durch den Habitus von Rochefortia und Beurreria unterstützt wird, so forschte ich nach weiteren Strukturverschiedenheiten, die denn auch in der Aestivation des Kelchs enthalten sind. Hiernach balte ich mich berech- tigt, die drei alten westindischen Boragineen- Gattungen nach folgender Cha- rakteristik wiederherzustellen, die in Bezug auf zwei derselben unten ver- vollständigt werden wird. 1. Ehretia R. Br. „Calyx profunde Ofidus, aestivatione quincunciali. Stylus semibifidus. Bacca dipyrena, pyrenis bilocularibus«. 2. Beurreria Jacq. Calyx ödentatus v. 5fidus (raro demum profundius divisus), lobis aestivatione valvaribus. Stylus semibifidus. | Bacca tetrapyrena. 3. Rocheforlia Sw. Calyx Spartitus, segmentis aestivatione et sub anthesi imbricativis. Stylus bipartitus, stigmatibus peltato- obtusis. Bacca tetrapyrena. Über die Arten, welche zu Rochefortia gehören, reichen die mir vor- ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 161 liegenden Materialien nicht aus, alle Zweifel zu beseitigen. Die beiden Ge- wächse aus Neu-Granada und aus Guadeloupe weichen nur dadurch von einander ab, dass bei der ersteren Blüthenstiele und Aussenseite des Kelchs mit einer dichten Behaarung überzogen, bei der letzteren bis auf eine ausge- zeichnete Wimperbekleidung am Rande der Kelchsegmente fast glatt sind und dass die Proportionen des Corollentubus zu deren Limbus nicht übereinstimmen. Weitere Beobachtungen können erst darüber entscheiden, ob diese Unterschiede beständig sind, oder ob Ehretia spinosa Jacq. nur eine Form von Rochefortia cuneata Sw. sei. Denn dass der auf Guadeloupe einheimische Strauch zu der letzteren Art gehöre, ist nach Wickstróm's Angabe und nach der aus- führlichen Beschreibung nicht zu bezweifeln, indem diese nur durch Behaardng des Kelehs und Ovariums abweicht: auch gehen die kleinen Dornen neben den Blattbüscheln nicht selten verloren, sind aber an einigen Exemplaren, der Darstellung bei Swartz entsprechend, vorhanden. — Die zweite von Swartz aufgestellte Art (R. ovata) ist wahrscheinlich von der Gattung auszuschliessen: seine Beschreibung stimmt in einigen Punkten, namentlich in der Behaarung und Gestalt der Blätter, so wie in der Inflorescenz, mit einer Pflanze von Port Henderson auf Jamaika überein, welche ich der freundlichen Mittheilung D. Hooker’s verdanke, die aber zu Beurreria gehört und Sloane's Ab- bildung (t. 204. f. 1.) von B. tomentosa G. Don entspricht, von welcher Ehretia velutina DC. ohne hinlänglichen Grund getrennt ward. Plantae caribaeae ). * Magnoliaceae. Tr. I. Magnolieae. Carpophylla indefinita, spicata. Folia stipulata. 1. Talauma Plumieri Sw. — Guad. in sylvis montanis (Duch. in not.); Mart, (Sw.). — »Cachiman de montagne“. 1) Die von mir untersuchten Arten sind eursiv gedruckt; bei den Fundorten sind die Namen der Autoren, deren Pflanzen ich nicht gesehen habe, eingeklammert. Phys. Classe. VII. 162 A. GRISEBACH, Tr. II. Illicieae. Carpophylla verticillata definita v. solitaria. Folia ex- stipulata. 2. Canella alba Murr. — le. Sl. t. 191. f. 2. — Guad. in fruticetis lito- ralibus: Duch.; S. Croix (Wst.). — „Canellier «. Anonaceae. 3. Anona muricata L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 161. — — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — . ; Corrosol«. 4. A. montana Macf. — Guad. in sylvis paludosis reg. inf. pr. Moule: Duch. — Praecedenti affinis, quacum convenit foliis punctatis et in axillis nervorum subtus barbigeris, recedit fructu sphaerico, aculeis minutis; praeterea differt sec. Duch. „odore gravi foliorum, sapore fructus, petalis exterioribus virentibus, interioribus croceo -pallidis, seminibus ad hilum squamoso - pilosis“ (A. sphaerica Duch. mser.). — „Corrosol marron«. 9. A. palustris L. — Guad. in paludosis ipsisque aquis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Fructus pomi minoris magnitudine laevis, basi umbilicata globosus. — Lignum pro subere adhiberi, observat Macfad., confirmat Duch. — „Mammin; bois flot«. 6. A. squamosa. L. — S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickst.). 7. A. mucosa Jacq. — Ie. Tuss. Ant. 1. t. 28 m obtusiflora). — Guad. ad torrentes reg. inf.: Duch.; Mart. (Jacq.). 8. A. reticulata L. — le. Sl. t. 226. — Guad.: Duch. — „Cachiman coeur à boeuf«, 9. Oxandra laurifolia Rich. — Syn. Uvaria excelsa V. — S. Croix (Wst.). Nymphaeaceae. 10. Nymphaea ampla DC. ex diagn. Planch. (Ann. sc. nat. III. 19. p. 44. œ- Plumieri). — Guad. in aquis: Duch. „Rhizoma esculentum«: Duch. ; Menispermeae. 11. Cocculus pauper Gr., caule foliisque utrinque pilosiusculis , his cor- dato-deltoideis mucronulatis obtusiusculis 7nerviis, petiolo apice tumido, race- mis d („hexandris«: Duch.),:? simplicibus axillaribus solitariis laxifloris, pe- dunculo petiolum subaequante, calyce Ophyllo, serie exteriori multo breviori, nunc abortiva, corolla Opetala, carpidiis 3 distinctis, stigmatibus oblique foliaceis, staminodiis 6 pistillo parum superatis. — Habitu similis C. carolino DC. et ab ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN, 163 eodem parum distinetus calyeis serie exteriori plus minus abortiva racemisque foemineis simplicissimis plurifloris. — Guad.: Duch. 12. Cissampelos PareiraL. — Guad. in reg. mont.: Duch.; S. Thom. (Schl.). 13. C. Caapeba L. — Guad. (Wickstr.). Papaveraceae. 14. Argemone mexicana L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 15. Bocconia frutescens L. — Guad. (Wickst.). Cruciferae. 16. Lepidium virginicum L. — Guad. in cultis, S. Eustache, Nevis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 17. Sinapis lanceolata DC. — Guad. in cultis: Duch. 18. Cakile aequalis DC. — Syn. C. maritima Rich. Fl. cub. — Guad. in arenosis maritimis pr. Moule m. Jan.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). Capparideae. 19. Gynandropsis pentaphylla DC. — Ic. Bot. mag. t. 1681. — Guad. in ruderatis: Duch.; S. Thom. (Schlecht. — „Mouzoumbe de IInde«. 20. G.speciosa DC. — Ic. Kth. n. gen. t. 436. — Guad. in ruderatis: Duch. 21. Cleome pungens W. — [e. Bot. mag. t. 1640. — Guad.: Duch. Forma est foliis glanduloso - pubescentibus. 22. Polanisia viscosa DC. — Syn. P. arthroptera Kotsch. pl. nub.! — Guad. in aridis pr. Basseterre reg. inf., S. Eustache, Nevis, Désirade: Duch. 28. Crataeva gynandra L. — Guad. (Wickstr.). 24. Capparis cynophallophora L. — lc. Jacq. amer. pict. t. 145. a. Baducca Wickstr., foliis oblongis, plerisque emarginato-obtusis, glan- dulis axillaribus subtruncato-oblongis. — Guad. in fruticelis maritimis, S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.); S. Barth. (Wickstr. s. C. flexuosa L.). — „Pois Mabouge i. e. Gecko. p. latifolia, foliis late ovalibus apice emarginatis, glandulis. axillaribus minutis, parlim abortivis. — S. Thom. in aridis: Duch. — »Arbuscula sub- scandens, sicut œ“: Duch. y. attenuata, folis ellipticis v. elliptico-lanceolatis versus apicem obtu- siuseulum saepius attenuatis, glandulis axillaribus obovoideis. Syn. C. Eu- X2 164 A. GRISEBACH, stachiana Jacq. (amer. pict. t. 146.) huc ex loco natali referenda videtur, etsi glandulae axillares in icone nullae, stamina breviora, corolla incarnata. — S$. Eustache in fruticetis maritimis, S. Thom.: Duch. — „Arborescens, stricta, 10— 25pedalis«: Duch. 9. saligna W., foliis lanceolato-linearibus obtusis. — Syn. C. hastata L. ex Jaeq. amer. pict. t. 151. est forma foliis basi hastatis. — S. Thom.: Duch.; Guad., S. Barth. (Wickstr.: C. hastata); S. Croix (Wst.). 25. C. verrucosa Jacq. — Guad. (Wickstr.); S. Barth. (Wst.). 26. C. frondosa Jacq. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 153. — Syn. C. com- mutata Spreng. — Guad. in sylvis humidis pr. Grippont: Duch.; S. Croix (Wst.); S. Barth. (Wickstr.). — „Frutex 10 — 25pedalis«: Duch. 27. C. amygdalina Lam. — Syn. C. Breynia Jacq. (non DC.) ex lc. Jacq. amer. pict. t. 152. — Guad. in fruticetis maritimis m. Aug.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — „Frutex 8 — 15pedalis; petala alba, tempore matutino odorem Aurantii spirantia«: Duch. — Species calyce parvo, 1“ longo, corolla quadruplo superato, staminibus 16 exsertis et charactere Breyniastri recogno- scenda, antiquitus commutata: nomen enim C. Breyniae L., speciei mixtae, rejieiendum est, quoniam Jacquini planta, „calyce minimo« insignita, non eadem est, quam De Candolle, Macſadyen, Richard aliique, Loeflingianam de- scriptionem secuti, ita nominant, ipse vero Linnaeus utramque et Jacquinianam (C. amygdalinam) et Loeflingianam (C. torulosam) infauste conjunxerat. — „Arbre à méche«, 28. C. torulosa Sw. — Syn. C. Breynia DC. Macfad. etc. — Guad. cum praecedente eodemque tempore: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.: C. siliquosa). — „Frutex 10—1öpedalis; petala primo alba, demum rubescentia; stamina variant 16, 24, 30, 32«: Duch. — Proxima C. jamaicensi L. (Jacq. amer. pict. t. 150. Syn. C. emarginata Rich. cub.) et vix nisi foliorum forma non emarginata mucronulato-obtusiuscula distinguenda: ludit vero eximie lon- gitudine carpophori 2 — ½ unciali, siliqua torulosa et continua, nunc elongata nunc abbreviata. — „Arbre à méche«, 29. Morisonia americana L. — le. Jacq. amer. piet. t. 144. — Guad. in collibus calcareis maritimis, S. Thom., Désirade: Duch. — „Bois de falaise“. 30*. Moringa pterygosperma G. — Guad.: Duch. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 165 Flacourtianeae. 31. Bixa Orellana L. — Ic. Tuss. Ant. 2. .20. — Guad.: Duch. „Rocou.« 32. Thiodia serrata Endl. — Syn. Lightfootia Sw. — Montserrat reg. mont.: Sw. 33. Triliæ crucis Gr. — Syn. Prockia L. — Guad. (Wickstr.); S. Croix (Wst.) — Haec species, quam Richard (Fl. cub. p. 216) rite cum Trilice contulit, verum obstante praesertim inserlione haud bene transposuit ad Tiliaceas, ne generice quidem a Banara Aubl. separari potest: solum enim discrimen, ex seplis ovarii completis aut incompletis petitum, fallax est, placentis nostrae stirpis more Cucurbitacearum leviter cohaerentibus, mox solubilibus, numero partium variabili. Nomen vero Prockiae et falso charactere apud Linnaeum obscuratum et a posterioribus ad alia genera (Thiodiam, Aphloiam) translatum, non admittendum videlur, quoniam ipse Linnaeus speciem originariam Trilicis (auct. Rich. cum Prockia crucis identicam) clariori analysi illustraverat. Species Trilicis sect. Banarae tres comparo, quae glandulis petiolaribus in- fundibularibus conveniunt nimisque affines ulteriori observatione egent: 19. T. guianensis Gr. Syn. Banara Aubl Xyladenius glandulosus Desv. — Steud. in Hostm. pl. guian. nr. 495! — 20. T. glandulosus Domb. (Lechl. pl. peruv. nr. 24341). — Syn. Banara mollis Tul. Kuhlia mollis Poepp. Endl. t. 285; 30. T. iraguensis Gr. Syn. Banara Tul. in Ann. sc. nat. III. 7. p. 288. Duch. pl. panam.!: numerus placentarum in hoc sec. Duch. variat 6— 8, equidem reperio 5— 6, in T. crucis Rich. recte statuit 3 — 5. Samydeae. 34. Samyda serrulata L. — S. Thom., S. Croix (Schlecht.). 35. Casearia ramiflora Vahl. — S. Thom. (Schlecht.). 96. C. parvifolia W. — le. Jacq. amer. pict. t. 127. — Syn. C. parvi- flora Jacq. I. c. (p. 66) et Rich. cub. (p. 370) (non Willd.).— Guad. m. Mt., S. Thom.: Duch.; Mart. in sylv. montanis (Jacq.). — Nomen Samydae parvi- florae Linnaeanum ex ic. Sl. dubium, forte ad C. sylvestrem spectat. Descri- ptioni Rich. optimae addantur flores saepius ante folia explicali, lusu numerosi. 37. G sylvestris Si. — Rich. eub. I. e. — Syn. C. parvillora W. et Macf. jamaic. (1. p. 216). — S. Thom.: Duch. — Folia variant integerrima et subserrata. 166 A. GRISEBACH, 38. C. serrulata Sw. — Nevis: Sw. Violaceae. 39. Viola stipularis Sw. — S. Christoph. reg. sup. (Sw.); Guad. (Wickstr.). 40. Jonidium strictum Vent. — Syn. J. suffruticosum Wickstr. guad. J. linarifolium Vahl. — Guad. in cult. m. Febr.: Duch. — Laudit caule fru- tescente ramoso et herbaceo simplici florenteque ex radice annua. — „Petit Ipecacuanha: planta enim emetica est. 41. Sauvagesia erecta L. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 77. — Guad. in graminosis reg. inf: Duch., Mart. (Jacq.). Polygaleae. 42. Polygala paniculata L. — Guad. (Wickstr.). 43. Securidaca erecta L. — Mart. (Jacq.). Euphorbiaceae. Tr. 1. Euphorbieae. 44. Pedilanthus tithymaloides Poit. -- Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 45. F. padifolius Poit. — le. Dill. ht. ellb. t. 288. — Guad.: Duch. t. Folia opposita, stipulis interpetiolaribus. 46. Euphorbia maculata L. B. prostrata. — Syn. E. prostrata Ait. ex pl Ht. Gotting. et observ. Benth. in Niger Fl. de capsula (p.498). E. cha- maesyce Sw. ex loc. nat. ap. Wickstr. E. callitrichoides Kth. ex pl. Seem. ap. Kl. Fl. panam. E. serpylloides Kotsch.! pl. nub. nr. 443! — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Capsula tricarinata , angulis pilosa, rarius etiam latere pilosiuscula (culta etiam glabra), et semina pallide badia, tetragona, transversim obsolete rugosa, omnino conveniunt cum E. maculata L. Americae borealis aliisque. tropicis , distinguunt E. chamaesycen L., cui semina profunde rugis exsculpta, et E. cordifoliam Ell., cui semina laevia. Quibus, fallacia ceterarum characterum animadversa, comprobari videtur, E. prostratam ad E. maculatam L. reducendam esse, cujus formae, quot comparavi, ita disponi possunt: . E. maculata IL. Ye. Jacq. ht. vind. t. 186 „ fascieulis 1 — 3radiatis, foliis semicordato-oblongatis altero latere argute serrulatis, involucro apice rufescente. — Amer. bor. — Syn. E. depressa Moser pl. pennsylv.!; E. thy- mifolia Engelm. pl. St. Louis, nr. 1138! - 5 ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 167 p. E. prostrata Ait., fasciculis 1 — Zradiatis, foliis semicordato-ovalibus (rarius oblongatis) obsolete serrulatis deorsum integerrimis, involucro apice rufescente. — Amer. trop., Afric. trop. i y. E. depressa Torr., fasciculis pluriradiatis, foliis semicordato-oblongatis obsolete serrulatis, involucro apice albo. — Amer. bor.: Engelm. Syn. E. humistrata Engelm.!: forma major, foliis semicordato - ovalibus. 9. thymifolia L. le. Burm. Thes. zeyl. t. 105. f. 3., fasciculis plurifloris subsessilibus, foliis semicordato-oblongalis argute serrulatis, involucro apice albo. — Specim. essequeb.: Mey. Fl. esseq.! 4v. E. hypericifolia L. — Ie. Sl. t. 126. — Syn. E. Preslii Guss. ex specim. Todaro. E. glaucophylla Poir. — Specim. praeterea exstant ex Amer. bor.: Engelm. nr. 1140!, Frank!, Texas: Mathes nr. 77!, Panama: Duch.; ex Nubia: Kotschy nr. 154. 334!. — Guad. in cultis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — Capsula tricarinata, glabra; semina letragona, transversim paucifoveata v. obsolete rugulosa, quam in praecedente majora. 48. E. Berleriana Balb. — Guad.: Duch. — Capsula angulis convexis velutino -pilosiuscula; semina E. hypericifoliae, a qua praeterea differt ramis velutino - pubescentibus, fasciculis subsolitariis terminalibus. 49. E. þilulifera L. — le. Jacq. ic. rar. t. 478. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Capsula angulis convexiusculis strigoso - pilosiuscula; semina fere E. hypericifoliae, at minora. 50. E. glabrata Sw. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — Capsula iricarinata, glabra (v. pilis paucis evanidis ad angulos adspersa); semina subglobosa, obsoletissime transversim foveata. | 51. E. articulata Burm. — le. Plum. amer. t. 281. f. 2. — Syn. E. linearis Retz. ex descriptione distingui nequit. — Guad. in maritimis: Duch.; E. linearis S. Croix (Wst), S. Thom. (Schlecht). — »Frutex 10— 18pedalis‘: Buch, ramis dichotomis. Folia internodia subaequantia, difformia, pleraque oblongo- linearia (1: 45), mucronulato - obtusa, basi obliqua v. semicordata bre- vissime petiolata, nonnulla (praecipue in ramulis inferiora) breviora, ovalia v. ovali-lanceolata, omnia integerrima, subtus mediano prominulo carinata, avenia, 168 A. GRISEBACH, stipulis interpetiolaribus triangularibus apice breviter fimbriatis. Pedunculi ex axillis supremis solitarii, petiolum excedentes, involucro unico quadrilobo ter- minati. Flores polygami. Capsula laevis, glabra, nutans (immatura). 1t Folia opposita v. verticillata, exstipulata. 52. E. cotinifolia L. — S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wist.). 53. E. petiolaris Sims. — Ic. Bot. mag. t. 883. — Guad.: Duch. — Frutex 5 — 1O0pedalis«: Duch., foliis in apice ramulorum rosulatis. Flores polygami. Capsula laevis (immatura). 94. Dalechampia scandens L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 239. Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). Tr. 2. Hippomaneae. 55. Gymnanthes lucidus Sw. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch.; S. Croix (Wst.). - „Bois marbré«, 96. Actinostemon caribaeus Gr., foliis lanceolato- oblongis acutis basi producta angusteque subcordata subtus biglandulosis integerrimis glabris, amentis masculis axillaribus tegmentis pluribus inclusis, bracteis eglandulosis, staminibus floris medii quaternis, flore foemineo solitario pedicellato. — Guad. in sylvis udis reg. inf. pr. Morne à l'eau: Duch. Affinis Excoecariae glandulosae Sw., quae sec. descr. altera Actinoste- monis species videtur, foliis minoribus »subserratis«, bracteis & glanduliferis et verosimiliter staminum numero distinguenda: ludit eadem sec. Sw. floris 9 situ nunc distincto nunc ex amento & oriundo, quo charactere, scilicet flore foemineo ramulum proprium terminante legmentorumque numero aucto nostra species parum recedit a charactere generis Klotzschiani rite exposito. — „Ar- buscula4 glaberrima, ramis virgatis alternifoliis, internodiis plerisque pollicaribus. Folia coriacea (3 — 4": 1½ — 11^, concolora „ laevia, penninervia, venis utrinque parum prominulis nervoque marginali cincta, versus basin 2%’ fere latam sensim angustata, petiolo crassiusculo 2 — 3““ longo, stipulis minutis evanidis. Flores monoeci. Amenta mascula brevia, sessilia, versus anthesin 4'" longa antherisque jam explicatis penitus tegmentis convolutis inclusa, his imbricatis 4 — 5, imo breviori ovato obtuso, ceteris oblongis obtusiusculis, omnibus fuseis, aridis, deciduis; bracteae remotiusculae , oblongo-lanceolatae, acuminatae, subineisae, stamina excedentes, internodiis staminum agmine denso ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 169 plane occultatis, 3—öllorae, flore medio longius stipitato primario; stipite apice eruciatim tetrandro, staminibus nudis, filamentis brevissimis glanduliformibus, antheris subrotundis, loculis incurvis connectivo crassiusculo oblique insertis rimaque exirorsa dehiscentibus, . floribus. lateralibus. 3 — 4andris conformibus, Flores foeminei solitarii, ex summis axillis oriundi v. subterminales, stipitati. stipite basi articulato et squamarum vestigiis cinclo, . ovario nudo globoso (2— 3’ diam.), stylo distincto ( ioc longo), stigmatibus teretibus recurvis aequilongo. Capsula lignosa (9'" diam.), loculis monospermis , seminibus globosis, pendulis, testa pallide fusca, laevi, rhaphe integra, caruncula obsoleta: 57. Excoecaria farinosa Gr., foliis ellipticis -integerrimis acutiusculis glabris supra nitidis subtus farinoso-incanis, amentis masculis petiolum duplo superantibus remotifloris subaggregatis. — Guad. in sylvis montanis: Duch. Proxima videtur Excoecariae tinifoliae S. (Gymn. ellipticae ej.), quae sec. descr. differt foliis obtusissime serralis obtusis, amentis ‚sesquipollicaribus, flori- bus triandris, nec de folis eximie discoloribus auctor siluisset. Character amenli masculi omnino conformis est nostrae cum E. Agallocha (Comp. Bot, Mag. t. 30), lamen plantae. dioecae flores foeminei adhue. ignoti sunt, qui in specie Swarlziana racemosi ab Excoecaria nondum disjungi possunt. — Rami patentes, cum foliis ubique glabri, internodiis plerisque pollicartbus. Folia alterna, coriacea (215 — 3“: 115"), apice breviter in acumen acutiusculum producta, basi subacuta, arcunervia, venis subtus parum prominulis, supra saturate viridia, subtus incana, petiolo 2—3” longo, stipulis nullis. Flores " dioeci. Amenta mascula axillaria, gemina, terma v. e basi tripartita, 6° fere longa, filiformia, basi squamulis imbricatis cincta, -bracteis minutis, ovatis, obtusis, ½“ longis, remotiusculis, 1— ½ distantibus, trifloris, flore medio longius stipitato, stipite bracteam plus duplo superante apice in calycem minutum tetrandrum excurrente, filamentis longe exsertis stipitique floris subaequilongis, antheris globosis, loculis ovoideis connectivo tenui apice mucronulato distinctis, floribus- lateralibus ‘brevioribus, tardius explicatis, saepe meiandris. Planta foeminea latet. 58. Hura crepitans L. — ke. Tuss.. Ant. á. t. 9. — Guad. (Dueh); S Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.) „Arbor amplas: Dueh. 59. Hippomane Mancinella L. — le. Jaeq. amer. pict. t. 238. — uad. j Phys. Classe. VII. Y 170 A. GRISEBACH, in reg. maritima: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). | Mancenila«. 60. Sapium aucuparium Jacq. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 237. — Syn. S. Hippomane Mey.! foliorum forma fallaci distingui nequit. — Guad. Duch. Tr. 3. Acalypheae. 61. Tragia volubilis L. — Ic. Sl. t. 82. f. 1. — Guad. in sepibus toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). — ;Ortie du pays“. 62. Acalypha corchorifolia W. — Guad. in rupibus: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Antheris globosis bilocularibus a charactere generis Jussiaeano differt, sed habitu A. alopecuroideae Jacq. et A. reptanti Sw. simili ab his separari nequit. Herba suffruticosa, semi-pedalis, diffusa, foliis pellucido- punctatis. Amenta d' superiora, filiformia, folium excedentia, calyce sessili subebracteato minuto Apartito, staminibus sensim evolutis 8-pluribus subdistinctis, antheris pilosis, rubicundis, globosis, bilocularibus; accedunt flores masculi pauci nonnunquam in apice amenti foeminei. Amenta 9 ovoidea, petiolum subaequantia, - bracteis florem convolutivo-amplexantibus 8 — 10dentatis circa fructum excre- scentibus involucelliformibus; calyx minutus, triphyllus; ovarium pilosum, stylo- diis 3 mulliparülo - - laciniatis. 63. Polyboea corensis Kl. — le. Jacq. amer. pict. t. 241. — Syn. Acalypha Jacq. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch.; Mart. (Jacq.), S Barth. (Wickstr.). | 64. Omphalea diandra L. — Guad. (Wickstr.). Trib. 4. Crotoneae. 65. Jatropha gossypifolia L. — [c. Sl. t. 84. — Guad., S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Variat folio trilobo. — „Médecinier d. 66. Curcas medieus Med. — S. Croix (Wst.). 67*. Manihot Aipi Phl. — Guad. (Duch.); S. Croix (Wst.). 68*. Ricinus communis L. — Guad.: Duch.; S. Croix CR S. Barth. CWickstr.). 69*. R. inermis Jacq. — le. Jacq. ie. rar. t. 195. — Guad.: Duch. 70. Adelia Acidoton L. — S. Croix CWst.). 71. A. Ricinella L. — S. Croix CWst.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 171 72. Croton flocculosus Vahl. — Guad. in fruticetis maritimis, Désirade: Duch. — — »Copahu«. 73. C. balsamifer L. — lc. Jacq. amer. pict. t. 242. — Guad. cum praeced., Désirade, Nevis: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Jacq.). »Copahu bätard«. 74. C. belulinus Vahl. — S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.). 75. C. flavens L. — S. Thom. (Schlecht). 76. Astraea lobata Kl. — Syn. Croton L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht. ). 77. Barhamia ovalifolia Kl. — Syn. Croton Wst. C. diffusus Rich. — Guad. in reg. in£, S. Thom.: Duch.: S. Croix (Wst.). 78. Lasiogyne phlomoides Gr. — Syn. Croton Pers. ex descr. Schlecht. (Linnaea, 6. p. 762) et loc. ej. nat. — Guad. in fruticetis maritimis, S. Thom., Désirade: Duch. — Frutex humilis 1—Öpedalis, foliis eglandulosis, calycis 9 segmentis dorso obtuse carinatis basique intus glanduloso-maculatis. Flores Lasiogynes characleri satis respondent; semina dorso convexo trigona, paullo rugulosa, carunculata. 79. Caperonia castaneifolia St. Hi. — lc: Plum. amer. t. 239. f. 1. — Guad. in cultis m. Aug. (Duch.) »Ortie«. s 90. Ditaxis glabella Gr., foliis spathulatis lanceolatisque obtusiusculis superne incumbenti-serrulatis glabris, floribus fasciculatis, pedunculo 9 exserto. — Guad. in fruticetis maritimis pr. Moule: Duch: — D. fasciculata Juss. sec. Schlecht. (l. c.) recedit foliis parvis ellipticis (quae in nostra 11/5 pollicaria) iisque integerrimis. Structura florum etiam nostrae perfecle convenit cum lc. Juss. Euph. fig. 24. — Frutex „3 — Apedalis«: Duch., foliis membranaceis. Capsula pilosa, seminibus globosis laevibus. 81. D. fasciculata Juss. — S. 'Thom. (Schlecht.). 82. Argythamnia candicans Sw. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). Trib. 5. Phyllantheae. 83. Phyllanthus Niruri L. — Guad. in cultis reg. inf.: Duch.; S. Thom. sch Croix ( eg Ph. emnes 5 — Guad. in sylvis ripariis - inf.: Duch.; 172 A. GRISEBACH, S. Barth. (Wickstr.); Antigua, Dominique (Sw.). — »Frutex 4 — Opedalis«. Duch. Folia non pinnata esse, demonstrant flores stipulaeque persistentes»: 85. Xylophylla falcata Sw. — Ie. Commel. ht. t. 102. — Guad. in fru- ticetis maritimis aridis: Duchi. — „Farine à Zombi«. 86. Cicca anlillana Juss. (indescr.) arborea, foliis. alternis obovato- lanceolatis mucronulato -obtusiusculis glabris subtus. glaucis, petiolo marginato, floribus dioecis, masculis fasciculatis, pedicellis capillaribus, foemineis subsoli- tariis, ipsorum calyce demum reflexo, segmentis triangulari-aculiusculis, stylo- diis 5 bifidis, stigmatibus subincrassatis. — Ie. Juss. Euph. t. 13. B. — Guad. in sylvis. udis reg. inf. pr. Grande Terre: Duch. — „Arbor“: Duch. — C. surinamensis Miq. (in Panama lecta) differt a nostra foliis latioribus. (5” : 219, calycis" 9 segmentis fructui adpressis, stylodiorum ramis. brevioribus, fructu sicco rubescente (qui in C. antillana niger). — „Millebranche«. 87*. C. disticha L. — Ic. Jacq.- ht. schoenbr. 2. t. 194, — Syn. Phyl- lanthus longifolius Jacq. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). 88. Batis maritima: L. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 246. — Ins. carib. in litore arenoso (Jacq.). Trib. 6. Buxene. «d Tricera laevigata Sw. — Guad. (Wiekstr.).. -Drypetes | glomerata Gr. arborea, foliis. ovato- lanceolatis. breviter acuminatis remote serrulatis nitidis coriaceis utrinque venosis, floribus d axillaribus glomeratis, petiolo. glomerulum minutum multo . superante, calyce. 4 — 5 partito superne pilosiusculo, antheris 5 glabris subsessilibus inclusis. — Guad.: Duch. - Generis. flore. foemineo. ignoto -adhuc incerta species habitu similis est Drypeti albae Poit. sec. ic. in Mém. Mus. 1. t. 7, ubi stamina: exserta, filamenta longiuscula, flores longius pedicellati diserimen a nostra praebent. — „Arbor 20 — 28pedalis«: Duchi, glaberrima, cortice fusco v. pallidiori, lenticellis erebris, internodiis ramulorum 8 — 10 longis. Folia Laurineis textura comparanda, coriacea, nitida, subdistiche alterna, patula, 4 — 3':45/,— 115". diam,, basi ovala: bet. brevissime in petiolum 4 — 3" longum contracta, apice acumine tenui obtusiusculo aulato terminata, serraturis adpressis obtusis 4—6” distantibus, versus. basin apicemque nullis, arcunervia; reliculo venarum integro arie ink ues prominulo, stipulis: minutis. Ariangularibus, mox obsoletis. . ÜBER DIE VEGETATION: DER KARAIBEN. 173 Flores dioeci, masculi. minuti (3/5 longi), »virides«, 30— 40 in glomerulum axillarem pisiformem dispositi, calycis segmentis latitudine saepe inaequalibus oblongo - rotundatis, incurvo - erectiusculis, imbricalivis, utrinque pilosiusculis, antheras exacte aequantibus; staminibus calyci oppositis, nune. geminis eidem segmento latiori geminatim obversis, ad sinus disci inserlis; filamentis (in flore jam aperto) subnullis; antheris ; globoso-oblongis, virentibus, quadrilocularibus; disco centrali pilosiusculo, intra stamina in centro prominulo EN pistil- lari); flores foeminei ignoti. jen EEE 91. Arenaria serpyllifolia L. — Guad. (Wickstr.). - 92. Driymaria cordata W. — c. Lam. ill..4.51 (Holost. f. 2). Guad.: Duch. 93. Mollugo vertieillata L. — S. Barth. (Wickstr.). 94. M. bellidifolia Ser. — Guad. (Wickstr.). 95. Talinum crassifolium W. — le. mie ht. vinda Buat. 52. — Guad. Duch. (Patria adhuc ignota erat). 96. T. triangulare W. ex syn. — 8. Barth. ona 97. T. patens W. ex syn. — Mart. in rupibus maritimis 0 98. Porlulaca oleracea IL. — Guad. (Wickstr.).. | 99. P. halimoides L. — Le. Sl. t. 129. f. 3. — Guad.i in 1 BEER Desirade: Duch. 100. P. 8 L. — diedi S. Barth. (Wiekstr.). 101. Oypselea humifusa Turp. — le. Ann. Mus. 7. t. 12. f. 5. — Guad. in paludibus exsiccalis: Duch. 1 4 | 102. Sesuvium -portulacastrum IL. — le. Jacq. amer. picta; t. 142. — Guad. in arenosis maritimis: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). —. Mena $4 ait Jacq., quod confirmo; 5 Rich. in FL cub, -= 1 103. Trianthema Apanog gnum L.- S Men. Schlecht) 241 Phytolacceae. ' 104. _Peliveria alliacea. L.— le. Jacq. amer. pict: t 104 Cvar, octan- dra) — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht. ), . S. Croix kn 205 S. Barth. acq. EMEN ee L. — Ie. Jacq. obs. 1. t2. — dst | in sepibus: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). po^ 174 A. GRISEBACH, 106. R. laevis L. — Guad. in sepibus toto anno: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 107. R. humilis L. — S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 108. Microtea debilis Sw. — Guad. (Wickstr.), S. Barth. (id.), S. Eustache (Sw.). 109. Phytolacca octandra L. — Guad. (Moq.), S. Croix (Wst.). 110. Ph. icosandra L. — Guad. (Moq.). 111. Suriana maritima L. — Guad. in arenosis maritimis, S. Thom.: Duch., S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). Chenopodeae. 112. Chenopodium ambrosioides L. — Guad. in ruderatis: Duch.; S. Barth. (Wickstr.), S. Jean (Schlecht). — „Semina contra lumbricos dan- tur«: Duch. 113. Ch. anthelminticum L. — Guad.: Duch. 114. Obione cristata Moq. — S. Jean, S. Croix (Schlecht.). Amarantaceae. 119. Celosia nitida Vahl. — le. Sl. t. 91. f. 1. — Syn. C. paniculata W. et Schlecht. (Linn. 6. p. 758) nec L. — Guad. pr. Port Louis: Duch.; S. Thom. (Schlecht). — Nomen C. paniculatae, etiam a Moquin admissum, omnino relegandum est: nam C. paniculata L. sp. I est Iresine celosioides L., C. pani- culata L. sp. II et ex descr. et ex ic. cit. Sl. est Chamissoa altissima Kth., nec speciei nostrae eique Willdenowianae inflorescentia dici potest panicula. C. paniculata Moq. ex synonymia nostra est, etsi flores (forsan sphalmate) digyni dicuntur, qui, ut bene monuerat Willd., stylodiis tribus instructi sunt. 116*. C. argentea L. — . Guad. (Wickstr.). 117. Chamissoa altissima Kth. — Mart. (Moq.). 118. Amarantus tristis L. — le. Willd. Am. t. 5. f. 10. — Guad.: Duch. 119. A. spinosus L. — le. Willd. Am. t.4. f. 8. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). ;Epinard marron«. 120. Euxolus caudatus Mog. — Syn. Amar. oleraceus Wst. — Guad. (Moq), S. Croix (Wst.). 121. Seleropus amarantoides Schr. — Syn. Amar. erassipes Schlecht. — S. Thom. (Schl). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 175 122. Achyranthes aspera L. car. — Syn. A. fruticosa f. Moq. sec. Duch. A. graminiflora Wp. mscr. — Guad. in campis udis pr. Morne à l'eau: Duch.; S. Croix (Wst.). — Non recedit ab A. aspera L. nisi axi spicae villoso-lanato et arista paullo longiori limbum fere duplo superante: convenit satis cum specim. nubic., etiam caule suffruticoso, ramis exquisite tetragonis, foliis acutis subtus incano-pubescentibus. Flores, ut in affinibus, brevissime pedicellati, bracteolis lateralibus summo pedicello insertis. - 123. Iresine linearis Mod. — Syn. Achyranthes linearifolia Sw. — Guad. (Wickstr.), S. Barth. (Sw.). 124. I. vermicularis Mog. — Guad. in arenosis maritimis toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 125. I. elatior Rich. — le. Sl. t. 90. f.2. — Mart. n. gen. t. 155. Syn. I. celosioides Sw. et Wickstr. I. angustifolia Euphr. et Wickstr. sec. descr. videtur forma angustifolia (B. Mo.). — Guad.: Duch.; S. Barth. ( Wickstr. ). 126. I. diffusa Humb. Bonpl. — Guad. (Moq.). 197. Alternanthera caribaea Mog. — Guad. in saxis litoralibus: Duch. 198. A. sessilis R. Br. — Guad. in humidis: Duch. 199. A. Achyrantha R. Br.— Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 130. A. ficoidea R. S. — Syn. Telanthera Mod. — Guad. (Wickstr.); S. Croix (Wst.: an haec T. Crucis Moq. ?). 131. A. polygonoides R. Br. — Ic. Sl. t. 86. £.2. — Mart. n. gen. t. 150: forma radicans. — Syn. Telanthera Moq. — Guad.: Duch. -— Forma nostra radicat et A. paronychioidi St. Hil. aeque pentandrae staminodiis ita accedit, ut vix nisi sepalis extus inferne pilosis dignosci possit, unde generice, quod voluit Moquin, separari nequit: stigma quoque brevissime quandoque bilobum affinitatem cum ceteris Alternantheris probat. Magis igitur placet species Telan- therae Moq. cupula staminum abbreviata distinctas iterum cum Alternanthera jungi, ceteras staminibus altius in tubum erectum connatis in genere proprio servari. Nyctagineae. 132. Pisonia aculeata L. — c. Sl. t. 167. f. 3. 4. Plum. ic. t. 227. f.1.— Guad. in sepibus: Duch; S. Barth. ( Wickstr.). ;Frutex scandens, trunco saepe diam. femoris aeq.«: Duch. „Croc à chien“. 176 A. GRISEBACH, 133. b. nigricans Sw. — Guad. in collibus caleareis: Duch. — Fructus striató - costatus , ovato-lanceolatus, 5“ longus. Ab affini P. Pacurero Hl. panamensi, cui fructus elliptico-lanceolatus , bane mes praeeunte cl. Choisy, foliis coriaceis lutéscentibus. — "-—- noir 4. 134. P. subcordata Sw. (non Chois.).— Gad in collibus ER Duch.; S. Thom. (Schlecht.); S. Christ., S. Barth., Antig. (Sw.). — Species apud Chois. deesse videtur atque eximie differt ab homonyno ejus (P. per- nambucensi Cas.) : trunco arboreo, foliis longe petiolatis (petiolo fere pollicari ) et fructa anguste eylindrico, 4—6”’ longo, vix 1'^ lato, basi acutiusculo, apice obtusiusculo, striato, — medium 8 cuboideis brevibus muri- cato. — „Mapou gris«. - 135. P. obtusatà Sw. 8. Barth. in rupibus litoralibus (S w.). 136. Boerhavia ereeta L. — le. Jacq. ht. vind. 1. t. 5. 6. habitu. magis ad B. paniculatam accedens. — Guad. in ruderatis Basseterre: toto anno: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr. . 137. B. paniculata Rich. — Syn. B. diffusa Sw. — sd Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. 5 138. B. hirsuta W. — Guad. (Wiekstr.). poit sreMealdacede. — © 139. Malrastrum OR Lin Gr. — le. "T diss. 2. t. 22, 528 e] Syn. Malva americana Cav. et Wickstr. — Guad. in ruderaiis toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). t} i qeiit 140. M. spicatum Gr. Te. Sl. t. 138. " T > foliis ou i mien a m Wiss (B. DC.) recedens. — Syn. Malva L. DC. — mà in cultis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.) . 141. Urena sinuata L. — IC. Cav. diss. 6. 1 185. f. 2. = e U. para- doxa Kth. — Guad. in pratis humidis: Duch.. 142. C. Swartzü DC. — Guad.: Dueh. - | 143. U. reticulata L. — le. Cav. diss. 6. t. 183. f. 2. Syn. U. ame- ricana Wickstr. — Guad. in _ vor“ "S inf.: Duch.; S. Croix eise ) S. Bahtli 5CWickstr.).) 4.5.2.3 144. Pavonia spinifex . dai Cay. dif, 3.t 45. 62. aeg, amer. r, piet t. 185. Guad. in sepibus toto anno:-Duch; S. Croix (Wst.), S. Barth. ( Wieksu: . ÜBER DIE VEGETATION DER CARAIBEN. MT 145. P. racemosa Sw. — Ic. Sl. t. 139. f. 2: inflorescentia..-— Guad. in inundatis: Duc. winds : i61 146. P. corymbosa Sw. — Guad. in margine sylvarum pr. Grippont: Duch. — Folia Swartzio glabriuscula, cum petiolis apud auctores glabra di- cuntur: petioli vero ubique pubescunt, folia supra ad nervos, subtus sparsim pilis adspersa et pallida. | | Hibiscus sect. 1.- Trionastrum Gr. Calyx ventricoso-patens, glandula dor- sali destitutus, involucello polyphyllo. Carpidia polysperma, seminibus lana gossypina destitutis. — Ad hanc sectionem a Ketmia calyce subinflato, a Triono calyce fructifero immutato distinguendam spectat praeterea H. spathulatus Gark.,; quem Duch. in Panama juxta fl. -Chagres legit. 147. H. sórorius L. — Guad. in aquosis m. Aug., Oct.: Duch. — Spe- cies minus nola, hac diagnosi illustranda: © | II. frutescens, pube stellata adpressa puberulus, foliis profunde cordato- triangularibus obtusiusculis erenulatis petiolum subduplo superantibus, sinu basilari angusto; pedunculis axillaribus supra medium articulatis- unifloris folium. sub- aequantibus, involucelli foliolis 7 — 10 unguiculatis apice in laminas late reni- formes invicem superineumbentes repandas abruptim dilatatis calyce. duplo superatis, calyeis Ofidi ventricosi lobis ovatis obtusiusculis corollam roseam dimidiam adaequantibus, capsula calyce inclusa: pilosa globosa obtusissima, seminibus- obsolete muricatis glabris, plücenta: Semielliptica. — Fabrica invo- lücelli affinitatem perspicuam cum sect. Furcaria praebet. Ho Hl. sect. 2. Furearia. | Calyx: immutatus, nervis medianis dorso glanduliferis, involucello polyphyllo, foliolis plerumque apice bifureis. Carpidia Trionastri. 148. H. bifurcatus Cav. — - Ic. Cav. diss. 3. t. 51, f. 1: — Syn. H. bicornis Mey.! Fl. esseq. — Guad. in humidis pr. Grippont: Duch. - CH. sect. 3. Helmig (inclusis Abelmoschi speciebus )). 149. H. lulipifterus Hook. — le. Hook. ic. pl. t. 707. 708. — Folium apud Sl. t. 234. f. 1. delineatum hujus loci esse videtur. — Guad. in sylvis mont. Soufrière: Duch.; Dominique (Hook.: sphalmate apud Walp: rep. 5. p. 92 Abelmoscho adscriptus). — „A excelsa, corolla lutea“: Duch. „Gombo des grands bois s. e eme e ny i Hl. sect. 3. Sabdariffa. Phys. Classe. VII. 2 178 A. GRISEBACH, 150*. H. Sabdariffa L. — Guad. (Duch.). — »Oseille de Guinée«. 151*. Abelmoschus moschatus Mech. — le. Cav. diss. 3. t. 62. f. 2. — Guad. (Duch.). — „Gombo musqué«. 152*. . A. esculentus W. A. — Guad. (Duch.). — »Gombo«. 153. Paritium tiliaceum A. Juss. — le. Sl. t. 134. f. 4. Tuss. Ant. 2. f5.— Syn. H. arboreus Desv. ex syn., loco et descr.: involucellum in nostris speciminibus variat ad medium aut infra medium 10fidum. — Guad. in paludosis toto anno fl: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. (Schlecht.). „Frutex 10—15- pedalis, floribus luteis«: Duch. — »Mahaut«. — Liber sec. Hook. fibram »Cuba-bast« praebet. Obs. H. abutiloides W. Syn. H. pernambucensis Bert. Wickstr. auctore Macfad. P. tiliacei est forma foliis glabratis, in ins. Guad. indigena, nobis non obvia: at in loco natali conferatur cum Thespesia. 104. Thespesia populnea: Corr. — Ie. Cav. diss. 3. t. 56. f. 1. — Guad. in arenosis maritimis „sponte“: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — »Petala initio lutea, basi purpureo -maculata, dein luteo- purpurea«: Duch. — „Catappa«. 159. Malachra capitata. L. — Walp. Decad. nr. 12! — Ice. Sl. t. 137. f. 1. Cav. diss. 3. t 33. f. 1. — Guad. in paludosis: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wst.), S. Barth (Wickstr.). — Variat glomerulis omnibus subses- silibus. „Corolla lutea«: Duch: 156. M. radiata L. — Walp. Decad nr. 13! — IC. Cav. diss. 3 t. 33. k. 3.— Guad.: Duch — . Floribus parvis et carpidiis ab initio glabriusculis distincta, quae in praecedente juniora tomentum adpressum praebent tandem evanidum. 197*. Gossypium religiosum L. — Guad. (Duch.). 158. Sida jamaicensis Cav. — S. Barth. (Wickstr.). | A 159. S. ciliaris L. = le. Sl t 137. f. 2 Cav. diss 1. L3. £9.— Guad., S. Thom.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Corolla „ basi maculata«, variat „carnea« (S. Thom.) et flava« (Guad.): Duch.: rubram dixit Macf., flavo- rubescentem Cav. Ä 160. S. carpinifolia L. — Rich. Fl. eub. — Ie. Cav. diss. 5. t. 134. f. f. et 1. t. 3. 11. — Syn. S. rhombifolia Mey.! Fl. esseq.: forma pedicellis lon- gioribus folium dimidium aequantibus. S. ruderata Macf. Fl. jam.: forma pu- ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 179 bescens. — Guad. ad vias toto anno: Duch.; S. Thom (Schlecht.), S. Croix (Wst.: S. rhombif.), S. Barth. (Wickstr.). — Suflruticosa, pulvinaribus petio- laribus destituta, stipulis petiolo longioribus, pedicellis: 1 - pluribus folio brevio- ribus, carpidiis 10 glabriusculis longe biaristatis, aristis pilosiusculis. B. angustifolia, foliis lineari-lanceolatis, pedicellis elongatis folium subae- quantibus. — Syn. S. angustifolia Wickstr. ex loco nat — An species di- stincta?, at fructus non exstat, comparanda cum S. erecta Macf., quae petiolo longo a nostra recedit. — Guad.: Duch. Obs. Ex synonymis S. carpinifoliae excludo stirpem canariensem à Webb descriptam: namque Bourgeau ex Canariis duas alias u. misit, nominibus haud idoneis inscriptas, quas ita emendo: 19. S. rhombifolia L. ex syn. Sl. (Bourg. nr. 1236) arpi glaberrimis longiuscule uniaristatis. Syn. S. maderensis Lowe sec. diagn. Hanc Rich. in Fl. cub. optime designavit, ex America vero non vidi. | 20. S. canariensis W. (Bourg. nr. 1235) carpidiis glaberrimis apice bre- vissime bidentatis. Syn. S. rhombifolia pl. azor. a soc. bot. Lond. distributae! 161. S. hondensis Kth. — Syn. S. rhombifolia americana Auct., e. 8. Seem. Fl. panam. ex specim. panam. — S. obtusa Rich. cub. — S. lanceolata Wickstr. guad. ex loco nat. — Guad.: Duch. — Frutex, pulvinaribus petio- laribus destitutus, stipulis angustis petiolum aequantibus, pedicellis subsolitariis folium subaequantibus, carpidiis 10 glabris biaristatis, aristis pilosiusculis. Habitu eximie accedit ad S. rhombifoliam L.: sed jam Sloaneus species duas bene distinxit, alteram carpidiis bi-, alteram unirostratis, ita ut, si longitudo arista- rum carpidii variabilis olim forte demonstretur, S. hondensis potius ad S. cana- riensem, quam ad S. rhombifoliam, reducenda sit. 162. S. spinosa L. — le. Cav. diss. 1. t1. f. 9. — Syn. S. minor Macf. — Guad. in campis aridis, S. Eustache, Nevis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). . 163. S. arguta Sw. — Guad. dad S. Thom. ee S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). > 164. S. althaeifolia Sw. — Cuad. 8. Thom: (Schlecht), 8 iuis (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). gio). 165. S. urens L. — le. Cav. diss. 1. t. 2. t2.— ER in dumelis: Duch. Z2? 180 A. GRISEBACIH, 166. Bastardia viscosa Kth. — IC. Sl. t. 139. f. 4. — Syn. Sida L. — S. Thom.: Duch., S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 167. Abutilon crispum Don. — Syn. Bastardia Rich. cub. — -Sida L.— S. Barth. (Wickstr.). nal 168. A. occidentale Swt. — ie Sida L. — 8. Barth. (Wicksir.). 169. A. umbellatum Med. — Syn. Sida L. — S. Barth. ( VVickstr.). Bombace de. 170. Pachira aquatica Aubl. — Ie. Cav. diss. 3. 1.72 £ 1.— Guad.: Duch. 171. P. insignis Sav. — Syn. Carolinea Sw. — Mart. (Sw. ). : 172. Eriodendron anfractuosum DC. — Ic. Cav. diss. 5. t. 151. — Jacq. amer. pict. t. 182.: recedit foliolis serratis. — Guad.: Duch.; S. Barth. ( Wickstr. ). — sFromager«. 173. Ochroma Lagopus Sw. — Ic. casi ds. 5. 1.153. — Guad.: Duch. — „Bois de flot«. 174. -Myrodia turbinata: Sw. — . Guad. in sylvis udis pr. Morne à l'eau: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Christ, Montserr. iod „Odor suavis«: Duch. — „Bois de lance “. ' 175. Helicteres en ee d — lo. Jacq. amer. pict. t. 226. — S. Thom.: Duc. T : liess ide 70. Basal Massen; Sw.— S. Christ. (Sw.). 177. S. sinemariensis Aubl. — S. Christ. (Sw.). 178. Corchorus siliquosus L. — Te. Sl. t. 94. f. 1. — Syn. C. guadalu- perisis Spr. et Wickstr. ex loco nat.: capsula apice 4dentata, qualem describunt Sprengel et Macfadyen, etiam in nostris, nec bidentata, ut Richard in Fl. cub. — Guad. in graminosis siccis toto auno: Duch.; S. Thom. (Schlecht. ). 179. C. hirfus IL. — Ie. Plum. amer. t 103. f. 2. — Guad.: Duch. — A praecedente praeter pubem differt capsula breviori basi incurva apice acu- minata, acumine subuliformi integro, valvis convexioribus subtorulosis. = 180. €. hirsutus L. — le. Jacq. amer. pict. t. 157. —— Syn. C. lanuginosus Macf. — 8. Thom.: Duch.; S. Croix Jm S. Mart. in ee mari- timis esee ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 181 181. Triumfetta; Lappula: L. — Ie. Plum. amer, t. 255. — Gund. ad vias m. Jan.; Duch.; Mart, (Jacq.). — „Cousin“. 182. T. semitriloba. L. — Guad. (Wickstr.); 8. Thom. (Schlecht.). 183. T. rhomboidea Jacq. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 134. — Guad. ad vias m. Jan.: Duch.; Mart. (Jacq. ). Byttneriaceae. 184. Sterculia Ivira Sw. — Guad. in sylvis montanis Gia in notis). — „Bois caca“. ! | 185. Ayenia pusilla L. . Guad. (Wickstr.). EN OR 186. Guazuma ulmifolia Lam. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wst.). 187. G. tomentosa Hl. — Guad., S. Thom., Saba: Duch. — sBois d’orme«. 188. Melochia pyramidata L. — le. Cay. diss. 6. t. 172. f. 1. — Guad. ad vias pr. Moule: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 189. M. tomentosa T — [le. Cav. diss. 6. t. 172. f.2. — S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 190. M. nodiflora Sw. — Ic. Sl. t. 135. f.2. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.); S. Barth. (Wiekstr.). 191. M. Berteriana Balb. — Syn. Visenia Em et won DC. in Wickstr. Fl. guad. — Guad. (Berter.). 192. Waltheria americana L. — Te. Cav. diss. 6. t. 170. 171. — Guad, in fruticetis siccis, S. Thom.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Forma guadalu- pensis est W. eic Cav. A 171. f. hu thomasiana W. e er Cav. (t. 170. RJS 193, W. giabra Poir.. — 5 in n frulicetis siccis: Duch. | ... Rhamneae. 194. Serbia ne Brongn. — le. Vahl itl 3. 4.58. — By ia nus Vahl.— Zizyphus emarginatus Sw. Fl. p. 1954, a DC. et recentioribus supervisus, ex deser. hujus loci est. — Guad., S. Thomas: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Sw.). | | 195. Colubrina ferruginea Brongn. — Syn. Rhamnus Jacq. amer. pict. t. 74. S. Mart. (Jacq.)- | | ? 182 A. GRISEBACH, 196. C. reclinata Brongn. — Syn. Rhamn. ellipticus Ait. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Sw.). 197. Gouania domingensis L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 264. f. 96. — Syn. G. glabra Jacq. — Guad. in sepibus m. Dec.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (WVst.). Ampelideae. 198. Cissus sicyoides L. — Ie. Sl. t. 144. f. 1. — — Jacq. amer. pict. t. 20. — Syn. C. smilacina Kth. et C. ovata Lam. sec. Rich. — Guad. in sylvis et sepibus: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix ( Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — Folia decocta medicamentum mucilaginosum praebent: Duch. — „Liane molle«. 199. C. acida L. — Syn. C. emarginella Sw. in Wickstr. Fl. barthel. (a recentioribus neglecta) et C. obovata Vahl ex descr. vix specifice distin- guendae. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. ( VVickstr.). 200. "Vitis caribaea DC. — Syn. V. indica Wickstr. Fl. barthel. — S. Barth. ( Wickstr.). Aurantiaceae. 201*. Citrus medica L. (g. Limonium Rs.). — Guad.: Duch. 202*. C. Aurantium L. (e. vulgaris Rs.) — Guad.: Duch. — : Formae fructu dulci ei amaro separari non possunt: nam ut Macfadyen (Fl. jam. 1. p.130) observaverat, sucei dulcedinem a solo calcareo pendere „ita Duch. in nolis statuit denuo, se e seminibus Aurantii dulcis arbores fructus amaros pro- ferentes vidisse idque incolis satis notum esse. 203*. C. Limetta Rs. — Guad. Duch. An hybridae originis? 204. C. spinosissima Mey. Fl. esseq.! petiolis alatis ; fructu acidissimo globoso umbonato laevi parvo (diam. juglandis). — Syn. C. Lima Macfad. — Citron des halliers Descourt. sec. Duch. — Guad. in fruticetis sponte: Duch. „Frutex orgyalis et ultra, ramis spinosis, folis obtusis, fruetu glandulis con- cavis notato, ubique in America tropica spontaneus«: Duch. Convenit cum C. Aurantio forma fructus „ petiolorum alis et staminibus parum 2 pumerosis (18 — 24): sed americanam speciei („Naranjat« cubens.) originem jam pro- nuntiavit Humb. (Ess. pol. Cuba 1. p. 68). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 183 205. C. decumana L. — Guad. Duch. — Characteribus Dueh. addit: „folia integerrima, vix pellucido -punctata«. „Chaddok; Fruit defendu«. Meliaceae. 206. Melia sempervirens Sw. — Ic. Bot. reg. t. 643. — Guad. in sylvis: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Numerus foliolorum non differt a M. Aze- darach L., at species recognoscitur foliolis lanceolatis v. ovali-lanceolatis (nec ovalis) argutius serratis apice allenuato-acuminatis et bacca subglobosa (nec ovoidea). „Lilas du pays«. 207. Trichilia hirta L. — Ie. Sl. t. 220. f. 1. — Syn. T. Sloanei Macfad. — S. Thom.: Duch. 208. T. spondioides Sw. — [e. Sl. t. 210. f. 2. 3. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (W t.). 209. T. diversifolia Juss. — Guad. in m. Soufrière alt. 1000": Duch. — Capsula globosa, puberula, virens, diam. 3—5"", trivalvis (lusu quadrival- vis), loculicida, valvis demum reflexis semine maturo subbrevioribus; semina (4)— 3—1, ovato-globosa, arillo „pallido«, sicco fulvo-rubro, semiinvoluta, testa brunnea nitida, embryone exalbuminoso, radicula supera brevi, cotyle- donibus crassis semiglobosis carnosis. 210. Quárea trichilioides L. Jaeg. — le. Plum. amer. t. 147. f. 2. — Jacq. amer. pict. t. 260. f. 34. (foliolum). — Syn. G. grandifolia DC. ex synon. G. Perrotetiana Juss. ex descr. et loco nat. — Guad. in sylvis humidis: Duch.; S. Croix (WV3t.). — Fructus costatus, velutinus, subglobosus, basi breviter productus, in racemo brevi tripollicari erecto - patens, arillus O. Recedit a nostra G. Swartzü DC. (sec. G. trichilioiden Mey. Fl. Esseq.! cum ic. SI. t. 170. f.2. congruam) paucioribus venis primariis: species vero Jussiaeanae vix ad- optari possunt; altera ex ins. Guadeloupe oriunda (G. Vahliana Juss.) ex de- scriptione a formis nostrae non differt nisi ovario glabro, quod nostris semper velutinum. — »Bois pistolet“. Cedreleae. 211. Cedrela odorata L. — Guad. (Wickstr.). Clusiaceae. 212. Clusia rosea L. — Ic. Tuss. Ant. 3. t 15. — 8. Thom.: Duch. 184 A. GRISEBACI, 213. Cl. alba L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 290» — Guad. in sylvis: Duch.; Mart. (Jàcq.). — „Figuier maudit - © 214. Cl. venosa L. — Mart. (Jacq.). 215. Mammea americana L. — le. Jacq. amer. pict. t. 248. — - Tuss. Ant. 3. t. 7. — Guad. in sylvis pr. Grande terre: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Jean, S. Croix (Wst.). — „Semen amarum EM contra acaros ju- menti«: Duch. — Abricotier a. 216. M. humilis Vahl. — Ic. Vahl. eclog. 1.20: «inn Mis floris. — Guad. in sylvis reg. inf.: Duch.. Frutex succum luteum effundens; fructus vix carnosus, 1—3spermus, maturus luteus, ovi anserini forma, odore pomi“: Duch. — Vahlü icon praebet baccam globosam apiculatam M. americanae, a quibus nostra specimina recedunt bacca sicca ovoidea disperma formaque de- scriptioni Vahlianae respondent. „Abricotier bord de mer, Bois longuent*. 217. M. lateriflora Gr. — le. Plum. amer. t. 257. — Tuss. Ant. 3. t..32. —. Syn. Rheedia L. — Guad. in umbrosis: Duch, — 5Arbuscula; fructus maturus luteus, magnitudine ovi anserini, longe pedicellatus, dependens, stylo persistente notatus«.: : Duch. — Flore masculo: calycem diphyllum: exhi- bente, nullum Rheediae a Mammea discrimen superest, ut jam. subodoraverat Vahl (ecl. 3. p. 41): a M. humili Vahl, „folii venatione congrua, haee distincta est. foliis ovatis (neque ellipticis), pedicelli aggregalis et ER (see. Duch.) in. fructu persistente. »Abricotier marron«. 248. Calophyllum Calaba Jacq. — le. Jac n amer. ec t 249. v (Quad. in sylvis reg. inf.: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. (Jacg.). -Marcgraaviacéaée.. \ 219. bibi umbellata L. — S. Barth. Wu). 220. M. spieiflora Rich. — Guad. (Wickstr.). 221. Ruyschia clusiifolia Jacq. — Gad. (Wicker, Mart. in ie humidis (Jacq.). Ternstroemiaceae. 222. Ternstroemia meridionalis I. Syn. T. peduncularis DC. sec. Rich. cub. — T. elliptica Sw. ex descr. et loc. nat. Guad. in sylvis pri- mae vis reg. —— Duch.; S. Croix (Wst.), Montserr. (Sw). Folia variant ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 185 apice obtusa et acuta; planta nostra conformis est cum speciminibus panamen- sibus. „Cacao de montagne«. 223. T. obovata Rich. — le. Rich. Fl. cub. t. 25. — Guad. in fruti- celis pr. Grande terre: Duch. — „Cacao de la Grande terre“. 224. T. salicifolia DC. — Guad. (Berter.). 225. Freziera undulata Sw. — Guad., S. Christ., Monts. (Sw.). F. Perrotetianae et F. elegantis Tul. guadalupensium differentia ex diagnosi non clara. 226. Marila racemosa Sw. — S. Christ, Monts. (Sw.). Malpighiaceae. 227. Malpighia fucata Ker. — Crabb- island: Duch. 228. N. urens L. — A. Juss.! Syn. M. martinicensis Jacq. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch.; Mart. (Jacq.), S. Croix (Wst.). — »Frutex, fructu rubente globoso laevi, pedunculis 1—3floris«: Duch. ;Cérisier capitaine«. 229. M. lanceolata Gr. ramis glabratis, foliis lanceolatis obtusiusculis integerrimis supra glabris subtus seliferis, umbellis 3—- 5 floris stipitatis folio superatis, calyce Sglanduloso, pelalis roseis asymmetricis, drupa laevi. — Syn. M. urens y. A.Juss. ex descr. M. urens var. angustifolia Rich. Fl. cub. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch. ;Frutex 8— 10pedalis, corolla rosea, petalo uno majori, fructu rubro non sulcato«: Duch. — Intermedia inter M. urentem, a qua foliis angustioribus (3"— 112": 12"' — 4), inflorescentia petalisque inaequalibus, et M. cubensem, a qua fructu laevi et numero glandularum calycis differt. „Cérisier capitaine “. 230. M. cubensis Kth. — A. Juss. — Guad.: Duch. ;Frutex 8 — 152 pedalis, corolla rosea, fructu ovoideo rubente costalo«: Duch. Species paucis cognita, in Rich. Fl. cub. cum M. urente diversissima conjuncta, nec distin- guenda a M. anguslifolia L. nisi forma foliorum et corymbo longiori, hac diagnosi illustratur : M. ramis glabris, foliis lanceolatis obtusiusculis integerrimis supra glabris subtus pallidis eximie setiferis, corymbis subüfloris stipitatis folio demum parum superatis, calyce 6glanduloso, petalis roseis, drupa ovoidea 9costala. — »Cerisier capitaine. | 231. M. angustifolia L. — S. Mart. in fruticelis rupestribus (Jaeq.), S. Barth. (Wickstr.). Phys. Classe. VII. Aa 186 A. GRISEBACH, 232. M. biflora Poir. — Guad.: Duch. (specimina desunt, sed exstat icon cum descr.). Frutex, fructu laevi rotundato«: Duch. 233. M. glabra L. — A. Juss.! — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). ;Frutex 10 —15pedalis, floribus roseis umbellatis, umbellis 3—öfloris breviter stipitatis, fructu rubro laevi«: Duch. 234. M. nitida Mill. — Gr. in pl. Oersted.! — Syn. M. glabra f. acu- minata Juss. — Guad. in fruticetis maritimis (Duch.: exstant specim. ejus panamens.); S. Croix (Wst.). — Ab affini M. lucida Pav. differt calyce 6- (nec 10-) glanduloso. „Üerisier«. 235. Byrsonima crassifolia Kth. — Syn. Malpigh. Moureila Wickstr. — Guad. (Wickstr.). | 236. B. Berteroana A. Juss. — Syn. B. laevigata Wickstr. — Guad. (Wickstr.). 297. B. spicata Rich. — Syn. Malp. altissima Wickstr. M. guadalupensis Spr. — Guad. in sylvis (Duch.); S. Thom. (Juss.); Mart. (Jacq.). „Carboni praeparando inservit: Duch. „Bois charbon«. 238. B. lucida DC. — A. Juss.! — Guad.: Duch. „Olivier“. 239. Bunchosia nitida DC. — Guad. (Wickstr.). 240. B. glandulifera Kth. — Gr. in pl. Oerst.! — Syn. Malp. platy- phylla Sw. in Wickstr. Fl. guad.: descriptio ejus recedit stylo tripartito. — Guad. (Juss.). 241. Brachypteris borealis A. Juss.! — Guad. in fruticetis litoralibus (Duch.). 242. Stigmaphyllon fulgens A. Juss. — Syn. Banisteria heterophylla Wickstr. — Guad. (Wickstr.).- 243. St. puberum A. Juss.! — Guad. in sylvis reg. inf.: Duch. ;Aille- à-ravot«, ; i 244. St. periplocifolium A. Juss.! — S. Thom.: Duch. — Foliis subtus laevibus differt a St. Sagraeano A. Juss. | 245. St. emarginatum A. Juss.! — le. Cav. diss. 9. t. 249. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch. — Praecedenti affine, recedit foliis subtus puben- tibus: fructu non differt inque idem forsan recurrit. St. diversifolium A. Juss., quod in herb. Gotting. exstat, magis removetur foliis basi obtusiusculis v. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 187 rotundatis venisque eorum non reticulatis. — „A medicis adhibetur contra haemorrhagias uteri«: Duch. „Liane noire, Liane à ravet«, 246. Heteropteris purpurea Kth. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch.; S. Thom.: Oerst., S. Croix (Wst.). — Endocarpii processus minutus. — „Liane à ravet“, 247. H. coerulea Kth. — Guad. (DC.); S. Croix: Moll. 248. H. laurifolia A. Juss. — Syn. Banist. et Triopteris pubiflora Wickstr. et T. guadalupensis ibi (sphalmate ter idem repetitum). — Guad. (DC.), S Croix (Wst.). 249. H. platyptera DC. — A. Juss.! — Syn. Banist. longifolia Wickstr. — Guad. in sylv. reg. mont., fructif. m. Mart.: Duch. 200. Triopteris jamaicensis L. — Guad. (Wickstr.). ; Sapindaceae. 251. Cardiospermum microcarpum Kth. — Syn. C. Halicacabum pen Guad. in cultis: Duch.; S. Barth. (Wickst.). „Persil bätard«. 252. C. molle Kth. — Syn. C. villosum Macf. ex syn. Sl. — C. corycodes Kz. — Desirade: Duch. Nostrum convenit cum specimin. galopagensibus (D. Hook. Fl. galop.). Ä 253. Serjania lucida Schum. sec. Schlecht. — Syn. S. Ossana DC., sec. diagn. in Rich. Fl. cub. — S. equestris Macf. ex descr.: forma foliis majori- bus. — S. Thom.: Duch. 254. Paullinia curassavica L. — Ie. Plum. amer. t. 111. f. 1. — Jacq. obs. t. 61. f. 8. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Capsula ovoidea, valvis dorso alatis (ala 1— 2'" lata). P. curassavica Kth. a nostra foliis subtus pubescentibus paullo recedit. 255. P. vespertilio Sw. — S. Christ. (Sw.). 256. Schmidelia occidentalis Sw. — Guad. in sylvis: Duch. 257. Sapindus Saponaria I. — Rich, Fl eub. — Syn. S. stenopterus DC. S. inaequalis DC. ex loc. nat. — Guad.: Duch. 2058. Cupania americana I. — [e. Plum. amer. t. 110. — Syn. C. tomentosa Wickstr. ex loc. nat. — Guad. in sylvis udis: Duch. — C. tomen- tosa Sw. ex descr. (Sw. et Rich. cub.) differt foliolis argute serratis et tomento: Aa? 188 A. GRISEBACH, nostrae sunt foliola repando-subintegerrima, subtus pilosiuscula, demum praeter nervos pubentes glabrata; capsula conformis, tomentosa. 259. Hypelate trifoliata Sw. — Ic. Deless. ic. 3. t. 39. — Désirade: Duch. 260*. Melicocca bijuga L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 109. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). „Kenep«. 261. Dodonaea jamaicensis DC. — Macf. Fl. jam. — Ic. Cav. ic. 3. t. 327 fructu convenit, recedit a nostra foliis longioribus elliptico -lanceolatis (nec spathulato -lanceolatis). Syn. D. viscosa Cav. et Wickstr. — Guad. et Désirade in litore: Duch. — Nostra recedit a D. viscosa L. (ex synon. Sl. adoptata et cum specim. Mey. Fl. esseq.! conformi) alis fructus sursum dilatatis multoque latioribus, loculi diametrum superne aequantibus: apud Schlechtend. (Linnaea, 18. p. 30 etc.) nulla melius fructus indole convenit, quam D. Schie- deana Schl, verum nostra ipsa ludit lobulis alae terminalibus rotundatis v. in angulum productis, sinu latiori et angustiori. — „Mangle oseille, Mangle sur«. Erythrozyleae. 262. Erythroxylum ovatum Cav. — Ic. Cav. diss. 8. 1.233. — Guad. in collibus calcareis: Duch. — Richard hoc in Fl. cub. cum E. obtuso DC. conjungit, quod ex ipsa ej. descr. a nostro differt pedicellis fructu duplo lon- gioribus (nec fructui subaequilongis). — — ;Vinette«. 263. E. squamatum Vahl. — Ie. Vahl symb. 3. t. 63. — Guad. in sylvis udis: Duch. ;Vinette«. | 264. E. rufum Cav. — Guad. (Wickstr.). 265. E. areolatum L. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). Ozalideae. 266. Oxalis Barrelieri Jacq. — le. Jacq. Ox. t. 3. — Syn. O. hedy- saroides Seem.! Fl. panam. — Guad. in reg. inf. pr. Basse terre: Duch.; Domin. (Seem.). — „petala dilute purpurea, omnia basi flava«: Duch. O. hedysaroides Zucc. floribus flavis a nostra differt. : (57907. 0. stricta L. Syn. O. Dillenii Jacq. — Guad. in campis udis pr. Morne à l'eau: Dueh. — Ludit foliolis obtusis et emarginatis. 268. O. eorniculata I. — Guad. in saxis juxta domos: Duch. 269. 0. Martiana Zucc. — lo. Bot. mag. t. 3938. Syn. O. bipunctata Grah. Macf.— Guad. in m. Soufriere alt. 600% Duch: k ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 189 270*. Averrhoa Bilimbi L. — Guad.: Duch. Rutaceae. Tr. 1. Zanthoxyleae. Zanthoxylum sect. 1. Tobinia Desv. Typus floris ternarius. 271. Z. punctatum Wst. — Syn. Z. spinosum Wickstr. Fl. guad. ex loco nat. hujus loci esse videtur. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Genus speciebus polymorphis difficile est, qua de ratione novas diagnoses addo: Z. fruticosum, foliis pinnatis 6 — 1jugis (vulgo impari-bijugis), foliolis coriaceis opacis glaberrimis supra lucidis subtus nigro-punclalis adpresso-cre- natis oblongo-lanceolatis basi in petiolulum attenuatis (lusu emarginato-obovalis), mediano quandoque aculeifero, aculeis elongatis, eymis 9 brevibus axillaribus, carpidis 2— 1 maturantibus. — Truncus variat inermis et aculeis etiam in petiolo obviis setaceis elongatis instructus; flores non exstant. — Ex affinium cohorte notis certioribus distincta sunt: Z. ternatum Sw. foliis ternalis, foliolis integerrimis; Z. spinosum Sw. foliis 8— 10jugis, cymis terminalibus; Z. acu- minalum Sw. el Z. emarginatum Sw. foliolis integerrimis cymisque terminalibus: sed in tanta speciminum ejusdem speciei et ex eodem quidem trunco varietate formae accuratius investigandae nec satis distinctae videntur Z. juglandifolium W. (»inflorescentia terminali, capsulis solitariis«: Rich.), Z. aculeatum Macf. (»foliis abrupte pinnatis, cyma terminali«) et Tobinia coriacea Desv. (»floribus sub- cymosis terminalibus“ ). 272. Z. ternatum Sw. — Guad. (Wickstr.), Domin. (Sw.). 273. Z. emarginatum Sw. — Guad., S. Barth. (Wickstr. . Z. secl. 2. Euzanthoaylum. Typus floris quinarius (raro lusu quaternarius). 274. Z. clava herculis L. (non Lam.).— Macfad. — lc. Sl. t. 172. — Lam. ill t. 811. f. 2. — Syn. Z. caribaeum Lam. Z. lanceolalum Poir. ex Guad. in silvis fl. Jun.: Duch. „Bois épineux“. — descr. in Rich. Fl. cub. — Diagn.: Z. arboreum, foliis pinnatis 5— 10jugis, foliolis rigentibus sparsim pellucido- punctatis supra glabris subtus ad nervos puberulis glabratisque superne adpresso- crenatis oblongo-lanceolatis lanceolatisque (quandoque ellipticis) subsessilibus, crenaturis minutis, petiolo communi puberulo aculeifero, aculeis brevibus rectis, cymis axillaribus breviter paniculatis, carpidiis maturantibus 5 inferne cohaerentibus. 190 A. GRISEBACH, 275. Z. aromaticum W. — Ic. Jacq. eclog. t. 70. — Syn. Z. elephan- tiasis Macfad.: ex descr. status inermis hujus. — Guad.: Duch. »„Epinier«. — Diagn.: Z. arboreum, aculeatum (lusu inerme), foliis impari-pinnatis 4 — 6jugis, foliolis submembranaceis pellucido- punctatis glabris undique obtuse adpresso- serratis elliptico-oblongis ellipticisque petiolulatis, serraturis late truncatis, petiolo communi glabro, aculeis rameis brevibus rectis, cyma d terminali breviter paniculata verruculosa, carpidiis „maturantibus 5 — 4 distinctis«. 276. Z. Sumach Macfad. — Ic. Sl. t. 170. f. 1 habitu conformis, sed flores Sloaneo ignoti erant. — Guad.: Duch. ;Noyer«. — Diagn.: Z. arboreum, inerme, foliis impari-pinnatis 4 — 6jugis, foliolis magnis coriaceis sparsim pellucido-punctatis superne crenatis glabris v. subtus ad medianum puberulis oblongis brevissime petiolulatis, crenaturis minutis v. obso- letis, petiolo communi tereti axibusque racemorum puberulis, racemis 2 com- positis terminalibus axillaribusque laxifloris, carpidiis maturantibus 2-- 1 distinctis pruinosis. — » Arbor odore aromatico, floribus albis 5—4meris«: Duch.: species habitu, foliis tandem rubescentibus 1 — 2pedalibus insignis. Z. sect. 3. Fagara. Typus floris quaternarius. Petioli communes alati. 211. Z. spimifer Jacq. — Ie. Jacq. fragm. t. 6. f.2. — Brown jam. t. 5. f. 1. — Syn. Fagara pterota L. (non Auct.) ex foliolis integerrimis et cit. Brown. — F. microphylla Desf. ex descr. ap. Hamilt. (Prodr. p. 21.). — Guad. in fruticetis aridis litoralibus: Duch.; S. Christ. (Hamilt.). „Bois chan- delle épineux“. Diagn.: Z. fruticosum, divaricatum, aculeis stipularibus rectis brevibus, foliis impari- pinnatis 3—41 jugis, foliolis minutis ovalibus coriaceis subtus basi bituberculatis opacis integerrimis apice emarginatis glabris sessilibus , petiolo inermi, inter- stitiis ejus folioliformi-alatis, floribus 9 axillaribus fasciculatis v. solitariis, carpidiis maturantibus 2— 1 minute globosis mucronatis distinctis brevissime Stipitatis. | a ! : Obs. Duas species sub Fagara pterota auctorum latentes jam exposuit Hamilton: Z. pterotam DC. Macfad. Rich. (Fagaram lentiscifoliam W.) differre a nostra aculeis uncinalis, foliolis erenalis etubereulatis majoribus, praeterea sec. Rich. carpidiis longe stipitatis floribusque racemosis. Ex legibus nomen- ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 191 claturae Z. pterota DC. Z. lentiscifolium, nostrum Z. pterota dicendum fuisset, ut placere videtur Anderssonio (Fl. galop.), sed ne confusio augeatur, nomina recepta conservo. 278. Z. pterota DC. — S. Christ., Nevis (Hamilt.). 219. Z. tragodes DC. — Guad. (Wickstr.), Nevis (Hamilt.). Trib. 2. Simarubeae. 280. Picranena excelsa Lindi. — le. Act. holm. 1788. t. 8. — Syn. Quassia Sw.: nostra tantum recedit carpidio maturante subsolitario. — Picrasma excelsum Planch. — Guad. in collibus calcareis: Duch. „Peste à poux«. Obs. Picranena Lindl., a monographo Planchon cum Picrasmate conjunctum, restituenda est ex seminis fabrica diversa: semen globosum, adscendens, ex- albuminosum, cotyledonibus carnosis conferruminato-incurvis in massam indivisam cohaerentibus, radicula parum distincta oblongata infera versus latus massae cotyledoneae ascendente. Itaque medium locum tenet inter Picrasma ( » embryone recto albumine incluso“) et Picramniam, semine pendulo et inflorescentia diversam. | 281. Picramnia pentandra Sw. — Montserr. (Sw.), Antig. (Planch.). 282. P. micrantha Tul. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch. — Bacca nigra, lucida, ovoidea (5°: 4“); structura cum adumbratione generis apud Planch. consentanea. „Bois poisson«: „ex odore foliorum recentium tritorum piscino«: Duch. Trib. 3. Ochnaceae. 283. Gomphia longifolia DC. — Guad. (DC.). Trib. 4. Zygophylleae. 284. Guajacum officinale L. — Guad. (Wickstr.), Désirade ( Duch.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 285. Tribulus cistoides I. S. Croix (Wst.). 286. T. mazimus L. — Ye. Sl. t. 132. f. 1. — Syn. T. decolor Macf. — Guad. in arenosis maritimis aridis toto anno, S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.); S. Eustache, Nevis: Duch. Ericeae. : 287. Andreusia guadalupensis Dun. — Syn. Vaccinium Wickstr. — Guad. in reg. mont. (Wickstr.). 192 A. GRISEBACH, 288. Gaultheria sphagnicola Rich. — Syn. Epigaea cordifolia Sw. — Guad. in cacumine mont. (DC.). Cyrilleae. 289. Cyrilla antillana Mich. — S. Barth. (Wickstr.). Celastrineae. 290. Elaeodendron attenuatum Rich. — Guad.: Duch. — Folia 2—4- pollicaria, basi sensim in petiolum attenuata (quo charactere differt ab E. xylo- carpo DC.), nunc integerrima, nunc subcrenulato-repanda. »Drupa lutea*: Duch., nucleo in nostris specimin. abortivo durissimo. — ;Bois tan“. 291. E. xylocarpum DC. — S. Thom. (Schlecht.: E.rotundatum DC. ex diagn. non distinguendum ). 292. Myginda Uragoga L. — S. Mart. (Jacq.). 293. M. latifolia Sw. — Guad. in collibus calcareis pr. Grande terre: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). — Stigmata sessilia. p. stylifera, stylo brevi distincto in drupa persistente. Syn. M. pallens Sm. sec. Duch.: sed recedit a diagn. Sm. foliis breviter petiolatis, omnino - formae œ congruis. — Guad.: Duch.; M. pallens Sm. ex Antig. (Sm.). 294. Schaefferia completa Sw. — Ic. Sl. t. 209. f. 1. — Sw. Fl. t. 7. A. — Guad. in fruticetis solo calcar.: Duch.; S. Croix (Wst.). Hippocrateaceae. 295. Hippocratea laevigata Rich. — Syn. H. discolor Mey. Fl. Esseq.! — Guad.: Duch. — Paniculae axillares, elongatae, divaricato-dichotomae, albido- v. ferrugineo-pulverulentae floresque minuti hanc speciem designant: forma guadalupensis a specim. Meyer. non differt nisi foliis concoloribus. 296. H. scandens Jacq. — Mart. (Jacq.). -. Urticaceae. Tr. 1. Urticeae. (Weddelii monographiae prostant fasc. 1. 2.). 297. Fleurya cordata Gaud. — le. Jacq: ht. schoenbr. 3. t. 388: a Wedd. exclusa, cum nostra planta consentanea videtur. — Syn. Urtica aestuans Jacq. Miq. (non L. sec. Wedd.). — Guad.: Duch.; S. Thom., Mart. (Wedd.). 298. Urera caracasana Gaud. — [e. Jacg. ht. schoenbr. 3. t. 386. — Syn. Urtica Jacq. — Guad.: Duch. — Ab U. subpellata Miq. (Fl. bras. 12. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 193 t. 66.), a Weddelio ad hanc reducta, nostra forma recedit foliis repandis, venis utrinque 6 —8 (nec 10 — 15). 299. U. sinuata Wedd. — Syn. Urtica elata Sw. — S. Croix (Wst.). 300. U. baccifera Gaud. — Ic. Jacq. ht. schoenbr. 3. t. 387. — Syn. Urtica L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Wedd.). 301. Pilea microphylla Liebm. — Ie. Sl. t. 93. f. 2. — Syn. Urlica Sw. — Guad.: Duch. — Urt. trianthemoides Sw. (sec. Wedd. hujusce var.): Guad., S. Barth. (Wickstr.). i ` 302. P. nummularifolia Wedd. — Ic. Act. holm. 1787 t. 1. f. 2. — Syn. Urtica Sw. — Guad.: Duch. — Folia subrotunda, petiolum subaequantia, tri- nervia, supra basin integerrimam -profunde 9crenata, supra rhaphidibus undi- quaquam versis instructa, subtus glabriuscula. Racemuli axillares, monoeci. 303. P. hederacea Wedd. — Syn. Urtica Lam. — Guad. (Wickstr.). 304. P. diffusa Wedd. — Syn. Urtica Sw. — Guad. in humidis reg. inf. m. Febr.: Duch. 305. P. corymbosa Bl. — Syn. Urtica Lam. — Guad. in m. Soufriere: Duch. — Proxima (sec. ic. Sl. t. 93. f. 1) P. Parietariae Bl. (Urticae L.), distincta foliis latioribus majoribus (ultra 3“ longis), corymbis longe peduncu- latis, floribus monoecis et ex synon. P. Rivoriae Wedd. etiam ſoliis basi aequa- libus rhaphidibusque in pagina inferiori nullis. Ceterum cum affinibus sectionem generis distinctam (Parietoniam Gr.) formabit, structura florum enim in nostra ecce: d Calyx Áfidus, tubo membranaceo Afoveolato, foveolis stamen specie ha 9 calyx Zpartitus, recipientibus, antherae valvis demum dilatato-membranaceis ; segmento altero majori; ovarium ovoideum, rugulosum, stigmate sessili penicillato. 306. P. Parietaria Bl. — Syn. P. Rivoriae Wedd. — Martin. ( Wedd.). 307. Boehmeria caudata Sw. — Guad. (Wickstr.). 308. B. ramiflora Jaeq. — Mart. (Jacq.). Tr. 2. Artocarpeae. 309. Brosimum Alicastrum Sw. — Guad. (Wickstr.). 310. Cecropia peltata I. — le. Sl. t. 88. f. 2. t. 89. — Guad. in reg. mont. m. Soufrière: Duch. — „Bois trompelte*. 311. C. palmata W. — Miq. in Fl. bras. 12, p. 146. — Guad. cum prae- cedente: Duch. i Phys. Classe. VII. Bb 194 A. GRISEBACH, 312*. Artocarpus incisa L. — Guad.: Duch. 313. Dorstenia cordifolia Lam. — Guad. (Wickstr.). 914.....Urostigma laurifolium Mig. — Ye. Sl. t. 223. — Syn. Ficus lenti- ginosa Vahl ex descr. ap. Liebm. (I. c. p. 323) plane hujus loci videtur, recedit tantum receplaculis geminis (nec solitariis). — Guad.: Duch. — ;Figuier maudit«. , 319... U. trigonatum. Mig. — le. Plum. amer. t. 132. f. 1. — Syn. Ficus L. — Guad. in sylvis humidis: Duch. — Foliis longe petiolatis praecedenti affine iisque basi subcordata rotundatis apice rotundato-obtusissimis accedit ad U. Gardnerianum Mig. — »Arbor copiosa lacte alba Scatens, quae igne con- solidata aucupariis ad aves captandos inservit«: Duch. „Figuier à grandes feuilles«. 316. C. pertusum Mig. — Ie. Plum. amer. t. 132. f. 2. — Syn. Ficus americana Sw. — Guad. in sylvis: Duch. — Receptaculum parvum, globosum, apice incurvo-retusum, flavescens, subsessile aut breviter pedicellatum, bracteolis erectiusculis, demum deciduis. Nola receptaculi clausi „qua Ficum pertusam L. dislinguere voluit Sw., a statu evolutionis pendet; pedicelli longitudo variabilis est. — ;Figuier.à petites feuilles. | Tr. 3. Moreae. | 317. Maclura tinctoria Don. — Syn. Morus L. — 8. Croix CWst.). Tr. 4. Celtideae. ; 318... Celtis aculeata Sw. — le. Cav. ic. t 294. — Syn. Rhamnus iguaneus L. (Wickstr.) — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Species a charactere generis Planchoniano recedit antheris basi in sacculum non productis, quo subgenus Mertensia praeter stigmata forsan distingui polest. — » Gratie - jambe, | 319. Sponia micrantha Dese. — le. Plum. amer. t 206. f. 1. — Syn. Celtis Sw. — Guad. in sylvis humidis pr. Morne à l'eau: Duch.; S. Jean (Schlecht.). . a T N 320. Polygonum acre Kth. — le. Fl. bras. 13. t. 5. — Guad. in aquis tranquillis: Duch. u 321. F. glabrum W. var. caribaeum Gr. racemis laxifloris, acheniis tri- gonis. — — Guad. in aquis tranquillis pr. Moule: Duch. Caulis 59 — Dpede!is*: ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 195 Duch., cum foliis glaberrimus, ochreis elongatis nudis, bracteis obtusiusculo- subiruncatis, floribus roseis, achenio laevi nitido: accedit ad P. imberbe Sol., sed propler achenia trigona (in w. sec. Meisn. lusu obvia) forsan distincta species. 322. Coccoloba uvifera Jacq. Tc. Jacq. amer. pict. t. 110. — Sl. t. 220. f. 3 — 5. — Guad. in arenosis maritimis, S. Thom., Nevis, Désir.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). „Lignum durum*: Duch. — „Raisinier, raisin bord de mer“. 323. C. pubescens L. — le. Bot. mag. t. 3166. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Mart. (Jacq.). »„Raisinier de montagne“. 324. C. rugosa Desf. — S. Thom. (Msn.). 395. C. barbadensis Jacq. — S. Thom. (Schlecht). 326. C. Klotzschiana Msn. — S. Thom. (Msn.). 327. C. diversifolia Jacq. — le. Jacq. amer. pict. l. 113. — Guad. in sylvis umbrosis m. Oct.: Duch.; S. Croix (Wst.). Folia maxima ultrapedalia, pleraque Opollicaria, venis lerliariis dense reticulatis supra prominulis, subtus laxioribus: unde discrimen C. Swartzii Msn. non intelligo. — „Bois rouge“. 398. C. microstachya W. — Syn. C. obtusifolia Wst. ex loc. nat. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 329. C. Kunthiana Msn. — S. Thom. (Msn.). 330. C. excoriata L. — Guad., S. Thom. (Msn.), S. Croix (Wst.). 331. C. nivea Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 115. — Syn. C. exeoriata Jacq. ib. p. 58. — Guad.: Duch.; S. Thom. , S. Barth. (Msn.), S. Croix (Wst.), S. Eust, Mart. (Jacq). | de ZE Piperaceae. 332. Acrocarpidium nummularifolium Mig. — Syn. Piper Seer j Gak in sylvis udis super truncis emortuis: Duch: — Forma nervis obsolelis, juniora punctata; amentum terminale. | 333. A. hispidulum Miq. — Mart. (Miq.). 334. A. rotundifolium Mid. — Guad. (Wickstr.). 335. Peperomia pellucida Ki. — ` Guad.: Duch. 336. P. acuminata R. P. — S. Croix ee t Wo TM Hem 37 ek %% Dietr. — Guad. in sylvis udis super saxis: U 337. P. magnolifolia Dietr y ir 196 A. GRISEBACH, 338. P. quadrifolia Kth. — Mart. (Plum.). 339. P. fimbriata Miq. — Ie. Fl. bras. 11. t. 2. f. 3: paullo recedit a nostra foliis minoribus orbiculatis (nec ovali-subrotundis). — Guad. in arboribus m. Soufriere m. Febr.: Duch. — A descriptione Miquelii nostra specimina non recedunt nisi foliis sublus sparsissime (nec tantum in mediano) piliferis. 340. P. distachya Dietr. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 341. P. nigropunctata Mig. — Guad. in sylvis super arboribus: Duch.; Mart. (Sieb.). 342. P.obtusifolia Dietr. — S. Croix (Wst.), Antig. (Miq.), Mart. (Sieb.). 343. Pothomorphe peltata Miq. — S. Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). . 944. Enckea smilacifolia Kth. — Syn. Piper decumanum W. — E. platyphylla Benth. — Guad. in sylvis humidis reg. inf.: Duch. 345. E. ceanothifolia Kth. — S. Thom. (Miq.). 346. E. Sieberi Mig. — Ic. Sl. t. 87. f. 1. — Syn. Piper Amalago L. (partim) ex ic. Sl. — Guad. in fruticetis ad vias: Duch.; S. Croix (Miq). 347. E. reticulata Mig. — le. Plum. amer. t. 242. f. 2. — Syn. Piper L. — Artanthe Martinicae Miq. Pip. incurvum Sieb. — Guad. in arboribus m. Soufrière pr. Camp Jacob m. Febr.: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. (Plum.). — Rami amentiferi in nostris speciminibus abbreviati (nune aphylli) speciem in- florescentiae axillaris praebent, amentis nunc solitariis nunc binatis: quo designalio generis incerta, sed specimina accuratiorem invesligalionem non admittunt. 348. Artanthe macrophylla Mig. — Mart. (Miq.). 349. A. Bredemeyeri Mig. — le. Jacq. eclog. t. 84. — Syn. A. ulmifolia Miq., a qua sec. descr. nostra tantum recedit foliis. demum bullato-rugosis. — Piper dilatatum Wst. — Guad. in fruticetis ad vias: Duch.; S. Croix (Wst.), . Mart. (Sieb.). 350. A. aequalis Mid. — Montserr. (Miq.). Terebinthaceae. Tr. 1. Anacardieae. 351. Anacardium occidentale I. — le. Jacq. amer. pict. t. 121. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — »Acajou®. 392*, Mangifera indica L. — Ic. Tuss. Ant. 2. t.15.— Guad.: Duch. — „Mango c. | | | ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 197 353. Comocladia ilicifolia Sw. — le. Plum. amer. t. 118. — Guad. in frulicetis litoralibus pr. Grande Terre: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst), S. Barth., Antig. (Sw.). — . »Frutex orgyalis et ultra“: Duch. — „Houx de la Grande Terre«. Tr. 2. Spondiaceae. 354. Spondias lutea L. — DC. — Syn. Sp. Myrobalanus Mey. Fl. Esseq.! (non Jacq.). Sp. graveolens Macfad. — Guad.: Duch.; S. Croix dere 355. Sp. purpurea L. — S. Thom. (Schlecht). Tr. 3. Burseraceae. 356. Bursera gummifera L. — Ie. Sl. t. 199. f. 1. 2. Jacq. amer. pict. t. 96. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S. Barth. (Wickstr.) — »Resina technice et in deed pulmonum usitatur“: Duch. — . 5Gommier de montagne“. 357. leica altissima Aubl. — Guad. (Wickstr.); S. Croix (Wst.). 358. I. heterophylla DC. — Guad. (Wickstr.). 359. I. Hedwigia Rich. — Syn. Hedwigia balsamifera Sw. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Cortex secreto albo tectus. — »Encens “. 360. Elaphrium glabrum Jacq. — Syn. Fagara Elaphrium Wickstr. Guad. (Wickstr.). Tr. 4. Amyrideae. 361. Amyris sylvatica Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 108. -- Guad.: Duch. — „Bois chandelle«. | 362. A. maritima Jacq. — Guad. (Wickstr. ). 363. A. toxifera W. — Guad. (Wickstr.). A Rosaceae. / Tr. 1. Rosaa - 364*. Rubus rosifolius Sm. — Ic. Sm. ic. ined. 3. t. 60. — Guad. in umbrosis reg. inf., e. c. in radice m. Soufriere nunc vulgaris: Duch. 365. R. jamaicensis L. — Guad. (Wickstr.). Tr. 2. Amygdaleae. 366. Prunus occidentalis fie — Guad. (Wickstr.). 198 A. GRISEBACH, Chrysobalaneae. 307. "Chrysobalanus Icaco L. — le. Jacq. amer. pict. t. 141. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.),. S. Barth. (Wickstr.). — Ludit fructu albo, violaceo el „nigto«, costato et „fere exsucco«: Duch. — »lcaque, Icaquier“. Licania sect. Moquilea Gr. Syn. Moquilea Aubl. char. reform. (non Mart. Zucc.) Calyx ovato-globosus, Dfidus. Petala 5, brevissime unguiculata, fu- gacia. Stamina indefinita, in orbem completum disposita. Ovarium in calycis fundo sessile, uuiloculare. . ;Nux globosa, pericarpio fibroso, semine homo- morpho“: Duch. Ovarii stipite deficiente Licaniae accedit, quae petalis aborlivis et staminibus pauċióribus parum differt: Trichocarya Mid. (Fl. Ind. 1. p. 357) ex descr. fructu drupaceo separatur. — Moquileam Mart. Zucc. Couepiae synonymam esse, bene monuit Bentham (Hook. Journ. 2. p. 313): sed non obstante inflorescentia racemosa, quam e. c. Licania floribunda Benth.! praebet, et suadente L. rigida Benth. petala exhibente, Moquilea Aubl. ad Licaniam (staminum numero e ampliſicandam) reduei potest. 368. Licania (Mogq.) leucosepala Gr. foliis lanceolato- v. elliptico-oblongis breviter acuminatis glabris, racemis ter divisis in paniculam multifloram elon- galam dispositis cano-puberulis, calyce extus cano-tomentoso stylum includente, petalis brevissime unguiculatis subrotundis deciduis, staminibus 15—20 exserlis cum tolidem staminodiis brevioribus ubique alternantibus. — Guad.: Duch. Affinis L. guianensi (Moquileae Aubl), quae sec. ic. ejus differt foliis latioribus, racemo semel diviso, staminibus 40, stylo exserto calycem duplo excedente: praeterea Aubl. in descr. de tomento calycem extus vesliente eximio silet. — Duch. observavit fructum, qui in vera Moquilea adhuc ignotus. erat (Mog. chrysocalyx Poepp. Endl. enim Couepia est), nec differt a Licania nec a Couepia, quo hypothesis Benthamii , Moquileam in M deese fortasse cadere, refutatur. j Rami cinerei, juniores lanugine cinerea adspersi, — plerisque pollicaribus. Folia (5—3':15/,—11/5'^) glaberrima, supra lucida, fuscescentia, coriaceo-papyracea, basi obtusiuscula, apice plerumque acumine brevi angusto acuminalo appendiculata, penninervia, venis subtus prominulis utrinque 9— 12 versus marginem evanidis, petiolo erassiusculo 20“ longo, juniori lanugine ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 199 adsperso, stipulis inconspicuis. Panicula terminalis, patens, pedalis, ubique 7 multiflora, axibus extimis breviuseulis 3 —öifloris, pedicello medio 2— 3“ longo laterales excedente. Calyx (in gemma exacte globosus, mucronulatus, tomento candido persistente tectus) 2“ longus, ad medium fidus, lobis imbricativis (3 exterioribus subvalvaribus) iisque triangulari-acutis, tubo intus hirsulo orbe lato staminum fere undique tecto. Petala calycis tubo summo inserta, ungue brevissimo, lamina subrotunda extus pubente lobos calycis subaequante, sub anthesi cito decidua. Stamina inaequalia, filamentis filiformibus flexuosis breviter exserlis staminodia homomorpha multo excedentibus, anthera subglobosa bilo- culari. Ovarium globosum, hirsutum, in fundo calycis sessile, liberum, stylo basilari inferne piloso staminibus breviori, ovulo erecto. ;Frucius indehiscens, fibrosus, glaber, globosus, magnitudine Pruni damascenae, semine solitario globoso«: Duch. : 369. Hirtella triandra Sw. — le. Jacq. amer. pict. t. 11. — Syn. H. americaua Jacq. — Guad.: Duch.; Mart. in sylvis (Jaeq. ). Leguminosae. Tr. I. Papilionaceae. Subir. 1. Genisteae. 370. Crotalaria stipularis Desv. — Ie. Fl. flum. 7. t. 111. — Guad. in cultis reg. inf.: Duch. 371. C. retusa L. — le. Bot. mag. 1.2560. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 379. QC. verrucosa L. — le. Bot. mag. t. 3034. — Guad. in campis aridis pr. S. Francisco: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 373. C. incana I. — le. Sl. 1179. f. 1. — Guad. in cultis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). Subtr. 2. Galegeae. — RR er | 374. Indigofera Anil. L. — (e. Sl. t. 176. [.3.— Guad. in cultis et ad vias: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst) 375. Tephrosia caribaea DC. — le. Jacq. amer. piel. t. 193. — Syn. Galega Jacq. — Ins. Caribaeae in fruticetis (Jacq.); Guad., S. Barth. (Wickstr.). B. sericea Gr. ramulis foliisque pubescentibus , his sublus sericeis. — Syn. T. caribaea Schlecht, (Linn. 5. p.180). — S. Thom., Désirade: Duch.; 200 A. GRISEBACH, S. Croix, Mart. (Schlecht.). — Stipulis subulato- capillaribus elongatis persi- stentibus congruit cum planta Jacquinii eandemque formam vidi cultam. 376. T. cinerea Pers. — le. Jacq. ie. rar. t. 070. — Syn. Galega Jacq. — S. Thom., Désir. in fruticetis: Duch.; Guad., S. Barth. (Wickstr.). — Variat pedicellis in racemo solitariis et geminis, stipulis subulatis et lanceolato- linearibus. B. litoralis, Pers. caulis pube patula. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 192. — S. Croix (Wst.). — Ad «. reducitur sec. specim. haitiensia. 377. Sabinea florida DC. — Ic. Vahl symb. 3. t. 70. — Syn. Robinia Vahl. — S. Thom.: Duch.; Crabb Island (Wst.), S. Jean (DC.); S. dubia DC. Martin. (DC.). — Flores in nostris speciminibus nunc cum foliis nascuntur, nunc tardius, qua de ratione S. dubiam DC. eandem speciem existimo. Obs. Corynella polyantha DC., a Mackenzie in ins. Haiti lecta, variat carina obtusa eademque longius rostrata, quo character generis emendari debet. 378. Sesbania occidentalis Pers. — Ic. Plum. amer. t. 125. f. 1. B. multijuga Gr. glabra, foliolis multijugis. — Syn. S. muricata Macf. S. exasperata Kth. in pl. Sprucean. nr. 1557! — Guad. in inundatis m. Dec.: Duch. — Legumina matura longissima (ut in ic. Plum.), subcompresso-teretia, pedicello inerassato, hinc inde muricato. y. pubescens Gr. caule puberulo, foliolis 12 —920jugis supra glabris, subtus subsericeo-pubescentibus. — Guad.: Duch. — Corolla in utraque forma glabra, S. exasperatae Kth. plane conformis. 379*. Agati grandiflorum Desv. — Ic. Rheed. mal. 1. t. 51. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). 380. Gliricidia sepium Kth. — Syn. Robinia Jacq. — — DE. — Guad. (Wickstr.). — Leguminibus Gl. maculatae Kth. panamensis maturis edoctus, Gliricidiam a Lonchocarpo distinctum genus censeo legumine demum ad basin bivalvi, staminibus diadelphis et racemo simplici: characteres enim Lonchocarpi a Benthamio (Hook. Journ. 2. p. 63) indicatos, legumen indehiscens et stamina monadelpha in pluribus speciebus (L. violaceo, latifolio et velutino) comparo. Qua dehiscentia leguminis Gliricidiae, consideratis embryone foliaceo intimoque utriusque generis nexu flore et habitu demonstrato non dubito, quin Galegeis potius, quam Dalbergieis adscribenda sint. — Species panamensis ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 201 celerum a Gl. sepium Kth. apud Jacq. descripta non differt nisi foliolis pluri- jugis acutis brevioribus (1“ longis). 381. Lonchocarpus violaceus Kth. — Walp. Decad. nr. 27! — Ie. Jacq. amer. pict. t. 261. f. 63: flos. — Guad. in collibus litoralibus: Duch. „Arbor, floribus caeruleo-violaceis«: Duch. „Savonette«. 382. L. latifolius Kth. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 263. f. 83. — Syn. Amerimnum pinnatum Jacq. A. latifolium W. ex syn. Jacq. Lonchoc. Ame- rimnum DC. L. oxycarpus DC. ex loc. nat. L. macrophyllus Walp. Decad. nr. 26! (non Kth.). — Guad. in sylvis Grande terre: Duch. — Convenit cum L. latifolio Seem. Fl. panam.! — Vexillum junius pubescit, calyce rufo-sericeo. Species floribus luteis et foliolis subtus venosis pallidis et tenuissime puberulis longiuscule petiolulatis impunctatis facile recognoscenda: proxima species est L. velutinus Benth. Seem. (Syn. L. pyxidarius Walp. Decad. nr. 28! nec DC.) distincta pube in pagina inferiori foliolorum patula densiori, floribus pur- pureis eorumque pube persistente. Subir. 3. Hedysareae. | 383. Pielelia aristata DC. — Syn. Robin. aculeata Wst. ex loc. nat. — S. Thom.: Duch. 384. P. squamata DC. — S. Thom. (DC.). Obs. P. Jussiaei DC., cujus patria ignota erat, crescit in ins. Haiti sec. specimina a Mackenzie lecta, ab affini P. Desvauxii DC. pedicellis aggregato- fasciculatis et foliolis trijugis distincla. 385. Zornia diphylla Pers. — Benth.! B. reticulata Sm. foliis glabris, bracteis subeiliatis epunctatis. — Guad. in graminosis, Désir.: Duch.; S. Thom., Mart. (Schlecht.).— Lomenta in nostra forma 5 — 6arliculata, dense glochidiata, bracteas multo superantia. 386. Stylosanthes procumbens Sw. — le. Sl. t. 119. f. 2. — Guad. in graminosis, S. Thom., Nevis, S. Eust.: Duch. 387. St. elatior Sw. — Guad. (Wickstr.). 388. St. viscosa Sw. — S. Croix (Wst.). 389*. Arachis hypogaea L. — Guad. (Duch.), S. Croix (Wst.). 390. Aeschynomene americana L. — (e. Sl. t. 118. f.3. — Guad. ad vias pr. Basseterre reg. inf. m. Febr.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). Phys. Classe. VII. Cc 202 A. GRISEBACH, 391. A. sensitiva Sw. — Ic. Plum. amer. t. 149. f. 2. — Guad. in humidis: Duch.; Domin. (Sw.). 392. Nicolsonia triflora Gr. — Syn. Hedysarum L. Desmodium DC. — Nicols. reptans Msn. Sagotia triflora Walp. Decad.! — Guad. in arenosis, S. Thom.: Duch. Desmodium sect. Heteroloma Benth. Lomentum subsessile, sutura continua rectilinea, articulis semiovalibus v. semiorbiculatis. 393. D. incanum DC. — [e. Sl. t. 118. f. 1. 2. — Syn. D. incanum Benth. in pl. Sprucean.! Aeschynomene incana Mey. Fl. Esseq.! D. supinum DC. ex ic. Sl. et locis. — Guad. in campis aridis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Lomentum brevissime stipitatum, hinc rectilineum, illinc ad suturam usque a dorso incisum, articulis transversim semiovalibus. Variat foliolis subtus pube rariori glaucescentibus, flore purpureo et „albo«.— „Corde à violon, Cousin«, 394. D. adscendens DC. — Ic. Kth. nov. gen. 6. t. 597. — Syn. D. racemiferum DC. quoad loc. guadalup. D. ellipticum Macf. (exclus. fig. Sl. ad praecedens spectante). — Guad. in campis udis: Duch. — Lomentum sessile, hinc rectilineum, ilinc a dorso semiincisum, articulis transversim semiovali- oblongum, optimos ab affini D. incano DC. characteres praebet: praeterea differt pedicellis saepe fasciculatis foliolisque ovali-orbiculatis rotundatisque (raro acu- tiusculis ). D. sect. Podocarpium Benth. Lomentum longe stipitatum, sutura rectiuscula, articulis saepius majusculis. ; 395. D. axillare DC. — Syn. D. radicans Macf. — Guad. in campis udis: Duch. — Lomentum ex stipite e calyce exserto et diametrum lomenti transversum subaequante incurvum, biarticulatum (raro uniarticulatum), hinc reclilineum v. subrepandum, illinc a dorso ultra dimidiam latitudinem incisum, articulis transversim semiovali-oblongis majusculis (3½“ long., 2½“ lat.). Foliola nunc apice rotundata, nunc acutiuscula. — Nec D. oblongifolium DC. nec D. reptans DC. ex diagnosibus a nostro discernere audeo. — „Cousin . D. sect. Scorpiurus Benth. Lomentum sessile , utrinque rectiusculum et parum ab utroque margine constrictum, articulis truncato - oblongatis. 396. D. scorpiurus Desv. — Guad. in sepibus pr. Basseterre m. Febr., ÜBER DIE VEGETATION DER CARAIBEN. 203 S. Thom.: Duch. — Lomentum sessile, utrinque aequale, ad diaphragmata paullo constrictum, articulis ovali-linearibus basi apiceque truncatis, terminali acutiusculo. D. sect. Haplarthron Gr. Lomentum stipitatum, utrinque sinuatum, articulo terminali fertili majusculo, inferioribus abortivis. 397. D. molle DC. — S. Thom. (Schlecht.). Lomentum (sec. specim. panamens.) immaturum biarticulatum, stipite calycem subaequante, arliculo inferiori minuto, terminali incurvo ovali-orbiculato ejusque margine dorsali ad medium emarginato. D. sect. Chalarium Benth. Lomentum sessile v. slipitatum, ab utroque margine constrictum, articulis orbiculatis v. rhombeis. 398. D. tortuosum DC. — le. Sl. 1.116. f. 2. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Lomentum sessile, spiraliter tortum, ab utroque margine ad suturam usque aequaliter constrictum , articulis (maturis) orbiculatis, (junioribus rhombeo-subrotundis). Caulis undique pube hamata adhaerens, basi frutescens; stipulae subulalae, striatae, marcescentes, majusculae; ;flores purpurascen- tes“: Duch. | : 399. D. spirale DC. (ex descr. ap. Sw.) — Syn. D. tenuiculum DC. et Anders. Fl. galopag.! D. tortuosum Schm. Fl. Cap Verd! (inde Wb. Spicil. Guad: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Lomentum stipitatum nte), spiraliter torlum, ab utroque margine ad suturam articulis (nondum plane maturis) rhombeis. Prae- radice annua, caule Gorgon.). — (stipite calycem excede usque aequaliter constrictum, terea differt a praecedente, quocum vulgo confunditur: multo teneriori herbaceo prostrato diffuso glabriusculo, stipulis minutis subulato- setaceis et florum colore a Sw. indicato, a Duch. confirmato (;flores virentes, rubro-maculati«: Duch.).— Herbam annuam, lomentis adhaerentibus instructam, in insulas Galopageas et in Africam migrasse, facilius intelligitur, quam D. tortuosum, speciem frutescentem. — D. cumanense DC. et D. tenellum DC. cum Webbio a nostro ex descriptione distinguere nescio. 400. Alysicarpus nummularifolius DC. Syn. Hedysarum vaginale Wst. ex loc. nat. — Guad., S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Lomenta in nostra forma minute pilosiuseula, sed strieturis deficientibus ab A. vaginali DC. distincta. Cc 2 204 A. GRISEBACH, Subtrib. 4. Vicieae. 401. Errum hirsutum L. — Guad.: Duch. — A forma europaea non differt nisi foliolis angustioribus. Subtrib. 5. Phaseoleae. 402. Clitoria Ternatea L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S Croix (Wst.). ;Semina coerulescentia nigro- passte Duch. Obs. Clitoriae Poitaei DC. (legumine septato in genere heteroclitae) synonymon est Dolichos spurius Mey. Fl. esseq.! 403. Centrosema decumbens Mart. — Guad.: Duch. — Calycis dentes lineari-acuminali, tubo plus duplo longiores, quintus paullo major; „semina nigro- rufoque-lineata«: Duch. 404. C. virginianum Benth. — Guad. juxta vias pr. Basseterre m. Febr.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). — Calycis dentes 4 subulati, tubum subaequantes, quintus linearis, tubo plus duplo longior. Commiscetur cum C. Plumieri Benth., quod sec. specimina haitiensia differt corolla duplo majori, calycis dentibus obsoletis et foliolis latioribus. 405. Galactia filiformis Benth. — Ie. Jacq. ie. rar. t. 573. — Syn. Galega Jacq. Sweetia DC. Galactia dubia DC. ex descr. et loco; Walp. Decad. sub nr.2! — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). Walpers (l. c.) falso huic speciei flores croceos adscripsit, quoniam Duch. in ipsa sua schedula corollam roseam dixerat. 406. G. angustifolia Kth. — Ie. Humb. Mimos. t. 56. — Syn. G. Sagoli Walp. Decad. nr. 2! — Guad. in dumetis Grande terre: Duch. — Vix non planta Humboldtiana est, etsi caulis volubilis pubesque minus densa a descriptione Kunthiana recedunt: habitus formaque foliolorum plane eadem, pedunculi lon- gitudine variabiles, nunc folio parum breviores; „corolla purpurascens«: Duch. 407. Dioclea Jacquiniana DC. — Syn. Dolichos ruber Neg. — Mart. in sylvis frequens (Jacq.). 408. Canavalia rosea DC. — Syn. Dolichos rotundifolius Wst. et Canav. obtusifolia Schlecht. ex loco natali huc spectare videntur. — Guad. in arenosis maritimis: Duch.; S. Thom. in litore arenoso (Schlecht.), S. Croix (Wst.) — Legumen transverso diametro 3 — Aplo longius (4“: 15“) differentiam a C. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 205 obtusifolia DC. Indiae orientalis suppeditare videtur. „Flores rosei; semina fusco-rufa«: Duch. — „Pois zombi«. 409. C. gladiata DC. — le. Jacq. ic. rar. t. 560. — Syn. Dohchos ensiformis Wickstr. ex loc. nat. — Guad. in arenosis maritimis: Duch. — „Racemi fere bipedales, flores rosei«: Duch.; semina (in icone Duch.) san- guinea discrimen praebent a C. ensiformi DC. (sec. ic. Sl. t. 114 legumen simile exhibente). »Haricot sabre “. 410. Mucuna urens DC. — le. Jacq. amer. pict. t. 189. — Syn. Dolichos I. — Guad.: Duch. — Folia primordialia contra Phaseolearum characterem sub germinatione alternare, monetur in schedula. — „Pois à gralter«: planta; „oeil de boeuf, oeil de bourrique«: semina. 411. M. altissima DC. — le. Jacq. amer. pict. t. 190. — Syn. Dolichos Jacq. -- Guad. (Wickstr.), Mart. in sylvis montanis (Jacq. ). j 412. M.pruriens DC. — Guad. (Duch.); ins. carib. (Jacq.). — »Pois. à gratter“. a Erythrina sect. 1. Euerythrina. Calyx truncatus. Carina dipetala, calyce inclusa. 413. E. Corallodendron L. — le. Sl. t. 178. f. 1. — Guad. in sylvis et dumetis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. ( Wickstr. ). — „Petioli variant aculeati et inermes; semina colore sanguineo, nigro et nigro- rubroque- maculato«: Duch. — „Immortelle“. E. sect. 2. Chirocalyz Msn. Calyx apice aut ad basin spathaceus. Carina dipetala, calyce inclusa. 414 E. indica Lam. — Guad.: Duch. — Calyx ad basin spathaceus; vexillum patens; ovato-oblongatum, alas carinam superantes duplo excedens; legumen indehiscens. — E. rubrinervia Kth. (sec. specim. panam.) ad eandem sectionem pertinet, differt calyce apice breviter spathaceo et legumine dehiscente: semina ipsi lateritia. — »Holocauste«. Obs. 1. Legumen Erythrinae apud Benth. indehiscens ita est in E. indica et E. glauca W., dum ex observatione Duch. in vivis arboribus instituta et speciminibus confirmata in E. Corallodendro et E. rubrinervia vere dehiscat. Obs.2. E. glauca W. (Duchassaingia Walp. Decand. nr. 4!) a Walpersio falso in ins. Guadeloupe crescens indicatur, quem errorem ipse Duch. in lit 206 A. GRISEBACH, correxit, specimina panamensia dicens: sectionem in genere format tertiam, calyce subiruncato brevissime spathaceo infra apicem extus glandulifero, carina bipedi eum alis e calyce exserta, vexillo reflexo. 415. Phaseolus adenanthus Mey. Fl. esseq.! — Guad. in sepibus reg, inf, in radice m. Soufriere m. Febr.: Duch. — Species ad sect. Leptospron Benth. ex calycis dentibus inferioribus tubum aequanlibus transponenda, a qua Ph. cirrhosus Kth. sec. descr. parum recedit calyceque plane convenit: glandulas nec flos nec inflorescentiae axis praebent, cicatrices pro glandulis habuisse videtur auctor. Legumina patentia, rectiuscula, 10— 15sperma, 3“ longa, 3“ lata, compressa. „Corolla junior virescens, dein violacea, tandem flavescens*: Duch.; carina junior contorta. 416. Ph. semierectus L. — le. Jacq. ic. rar. t. 598. — Guad. in cultis toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — »Flos rubens; semina rufa«: Duch. 417*. Ph. lunatus L. — Guad. (Duch.). 418*. Ph. mungo L. — Guad. (Duch.). 419*. Ph. alatus L. — S. Croix (Wst.). 420. Pachyrrhizus articulatus Walp. (Decad. nr. 21!). — Ie. Plum. amer. t. 222. — Syn. Dolichos Lam. Taeniocarpum Desv. — Guad. pr. Anse Bertrand: Duch. — Calycis labium superius apice breviter bifidum: „vexillum basi 4cal- losum, callis 2 anterioribus minoribus«: Duch. 421*. Lablab vulgaris Sw. — Ie. Sl. t. 113. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 422. Vigna glabra Sav. — Ic. Jacq. ht. vind. 1. t. 90. — Syn. Dolichos luteolus Jacq. D. luteus Sw. ap. Wickstr. cum hoc comparandus. — Guad. in cultis: Duch. ARD: Vi unguiculata Walp. — Syn. Dolichos Jacq. — S. Thom., S. Croix (Schlecht. ). 424*, Dolichos sphaerospermus DC. — Syn. Phaseolus L. — S. Croix (Wsl.). 425*. Cajanus indicus Spr. -— Ie. Plum. amer. t. 114. f. 2. — Syn. C. flavus DC. C. bicolor DC. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Secundum Duch. una species, sec. Macfad. duae species distinctae el hybridis formis connexae. — „Pois cajongi, pois de bois, pois liziere«. 426. Rhynchosia minima DC. — le. Sl. t. 115. £.1. — Guad. in sepibus ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 207 toto anno: Duch.; S. Croix (Wst.). — „Semina nigricantia«: Duch. — Diffe- rentiam Rh. punctatae DC. (S. Thom. sec. Schlecht.) ignoro. — „Petit cousin“. 427. Rh. caribaea DC. — Guad. (Wickstr.). 428. Rh. phaseoloides DC. — Guad.: Duch. „Caulis basi membranaceo- compressus; corolla lutescens purpureoque-notata; semina rubra, macula alba«: Duch. 429. Rh. reticulata DC. — Syn. Rh. aequinoctialis Walp. Decad. nr. 5! — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 430*. Flemingia strobilifera N. Br. — Guad. frequens in reg. inf., in- primis in radice m. Soufriére: Duch. 491. Abrus precatorius L. — Ic. Sl. t. 112. f. 4—6. — Guad. in sepibus m. Aug.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. ( Wickstr.). — „Reglisse, liane à réglisse«. Subtrib. 6. Dalbergieae. 432. Amerimnum Brownei Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 263. f. 86: flos et legumen. — Guad. ( Wickstr.). 433. Ecastaphyllum Brownei Pers. — Ile. Br. jamaic. t. 32. f. 1. — Guad. in humidis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — „Frutex subscan- dens“: Duch. — „Mangle médaille«. 434. E. Berterü DC. — Guad. in paludosis et ad ripas: Duch. — Specimina floribus carent, sed ab simili E. Monetaria DC. foliolis basi late cuneatis (nec rotundatis) dignoscuntur. — »Mangle medaille«. 435. Moutouchia suberosa Aubl. — Hostm. Kappl. coll. nr. 381! — le. Aubl. 2. t. 299.— Syn. Pterocarpus suberosus DC. Pt. Draco Wickstr. ex loc. nat. — Guad. in paludosis: Duch. — Pt. Draco Jacq. (ic. amer. pict. t. 264. f.91: folium) differt foliolis obtusiusculis (quae in nostra abruptim api- culata, basi late ovata). — „ Arbor excelsa, radicibus elongatis in superficie soli lutosi repentibus viatorisque passum sublevantibus; petala flava, vexillo rubro-maculato«: Duch. Legumen (2'":115") e stipite 1“ longo incurvum, ala deorsum evanida 2"' lata, nervis laxis undique reticulatum. — — ; Palétuvier, mangle médaille “. ; 430. Drepanocarpus lunatus Mey.! — le. Plum. 1.201. f. 2. — Guad in 208 A. GRISEBACH, litore paludoso pr. Port-Louis: Duch.; S. Croix (Wst). — »Frutex erectus, corolla violacea“: Duch. 431. Machaerium arboreum Benth. — Syn. Nissolia Jacq. — Mart. (DC.). 438. Piscidia Erythrina L. — Ie. Sl. t. 176. f. 4. 5. — Guad. in collibus calcareis: Duch. „Arbor 30 — 35pedalis«: Duch. — „Bois enivrant«. 439. P. carthagenensis Jacq. — Guad. (Wickstr.). 440. Andira inermis Kth. — Guad. in sylvis ad ripas, S. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Ovarium stipitatum, vulgo biovulatum. „Corolla rosea; legumen indehiscens, ovoideum, submarginatum, monospermum «: Duch. — „Angelin«. Subir. 7. Sophoreae. 441. Sophora tomentosa L. — Ie. Sl. t. 178. f. 3. — — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch. — »Arbuscula 3—8 pedalis«: Duch. 442. Ormosia dasycarpa Jacks. — Guad. in sylvis reg. inf.: Duch. — » Caconnier«. | Tr. II. Caesalpinieae. 443. Haematoxylon Campechianum L. — Sieb. Fl. mixt. nr. 182! — Guad. sponte: Duch.; S. Croix (Wst.). — »Campeche«. 444. Parkinsonia aculeata L. — le. Jacq. amer. pict. t. 119. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wst). — „Caca à rat«. 445*. Guilandina Bonducella L. — Gürtn. — Ic. Schrk. ht. monac. t. 68. — Syn. G. Bonduc Wickstr., Macfad. et Auctor. Fl. Ind. orient. — Guad. in litore, v. c. pr. Pointe-à-Pitre, Moule, Morne à l'eau, S. Anne: Duch. — Foliola oblique ovali-oblonga (18°: 10°”); stipulae magnae, foliaceae, multipartitae, segmentis obovatis v. obcordatis; bracteae ex gemmis floralibus longe ee, reflexae; semina matura grisea. — „Canique grisec. 446. G. Bonduc L. (ex syn. Sl.). — Gärtn. — Guad. in litore pr. Pointe de châteaux, Désirade: Duch. — Species Indiae occidentalis, sec. Wight el Arnott ex India orientali exul, a praecedente luculenter distincta ex obser- valionibus Duch., quas ex speciminibus ejus confirmo: foliolis oblique ovalibus, bracteis ante anthesin erectiusculis gemmam floralem subaequantibus, staminibus densius villosis, semine „ constanter luteo«: quibus accedunt statura minor ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 209 hujus, major G. Bonducellae, stipulaeque peculiares sec. Duch. in G. Bonduc plane deficientes; aculei in utraque specie conformes, gemini, terni, quaterni. A47*. Poinciana pulcherrima L. — le. Jacq. amer. pict. t. 120. — Guad. in aridis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — » Baraguette «. 448*. Caesalpinia sepiaria Roxb. — Guad.: Duch. »Sepibus exstruendis inservit«: Duch. — »Fernambouc«. 449. C. bijuga Sw. — S. Barth. (Wickstr.). 450. Lebidibia coriaria Schlecht.— Syn. Caesalpinia W.— S. Thom. (Wst.). Cassia sect. 1. Fistula DC. 451*. C. brasiliana Lam. — Syn. C. mollis Vahl. — S. Croix (Wst.). 459*, C. Fistula L. — Guad. (Duch.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wick- sir.) — — »Ca$se*. C. sect. 2. Chamaefistula DC. 453. C. bicapsularis L. — le. Jacq. fragm. t. 58. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 454. C.alata L. — Ie. Sl. t. 175. f. 2. — Guad. ad ripas m. Mart.: Duch. 455. C. occidentalis I. — (e. Sl. 1.175. f. 3. 4. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — »Herbe piquante“. 456. C. venenifera. Rodsch.! — Guad. in cultis m. Aug.: Duch. — Spe- cies a sect. Chamaesenna ad Chamaefistulam (Oncolobium Vog.) transponenda, praecedenti proxima et sub formis pubescentibus eidem vulgo adscripta, di- stincta praeter pubem: glandula petiolari oblonga (nec ovoideo-globosa) a basi petioli remotiuscula, legumine hirto, maturo juxta margines vix impresso aequa- liter convexo paullo angustiori (3"' diam.), seminibus minoribus in utraque facie linea mediana obscuriori notatis (fovea ovali C. occidentalis deficiente). C. sect. 3. Prososperma Vog. 457. C. obtusifolia L. — le. Sl. t. 180. f.5. — Guad. ad vias: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.: C. Tora ej). — „Sou marque“. C. sect. 4. Chamaesenna DC. 458. C. Plumieri DC. — Le. Plum. amer. t. 77: ubi semina circiter 40. — Guad.: Duch. — Reducenda videtur ad C. discolorem Desv., sed descriptio ejus offendit legumine 8spermo: legumen nostrae vulgo semipedale, seminibus Phys. Classe. VII. Dd 210 A. GRISEBACH, circiter 24 oblongatis horizontalibus. Antherae poris minutis mox in rimam abeuntibus vacillat inter Chamaesennam et Psilorhegma. »Frutex orgyalis et ultra, floribus sulfureis “: Duch. C. sect. 5. Lasiorhegma Vog. 459. C. polyadena DC. — Guad. in apricis: Duch. — Frutex foliolis 4— 8jugis, difformibus, nunc breviter ovalibus (4““: 2), nunc oblongatis (10— 12'": 4“); forma ex ins. Barthélemy exstat ramulis pubescentibus, foliis Ajugis. 460. C. niclicans L. — Guad. juxta vias m. Aug.: Duch. — Stamina 7 observavit Duch. et comparari debet cum nostra C. chamaecrista caribaea Auct.: Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.). 461. C. glandulosa L. — Guad. (Wickstr. ). 462*. Tamarindus indica L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 13. — Guad. Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Forma est ovulis pluribus abortivis (T. occi- dentalis G.). 463. Hymenaea Courbaril I. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht. ), S. Croix (Wst.), Mart. in sylvis (Jaeq.). 464. Bauhinia porrecta Sw. — Syn. D. aurita Ait. ap. Wickstr. — Guad. (Wickstr.). 465. B. aculeata L. — S. Barth. (Wickstr.). . 466. Schnella macrophylla Gr. — Syn. Bauhinia Poir. — Guad. in sylvis primaevis: Duch. Patria adhuc ignola erat. Tr. III. Mimoseae. | 467. Parkia biglobosa Benth. — Syn. Mimosa Jaeq. — Mart. (Jacq.). 468. Entada scandens Benth. — [c. Rheed. mal. 8. t. 32. — Guad.: Duch. — Formam suam distinctam ait Duch. (E. Pursaetham DC. sec. Duch.) „staminibus 10, legumine minori 2—3pedali hiloque non nigricante4. — Acacia scandens Tuss. (Ant. 3. t. 21) a nostra forma non differt nisi foliolis minoribus. 469. E. polystachya DC. — Guad. (DC.), Mart. (Jacq.). -410*. Adenanthera pace L. — Guad. (Duch.); S. Thom. editos ). — ^ corail«. — Neptunia plena Benth. — Syn. N. surinamensis perius HL xe 1— 3 in ges humidis et ad fossas: Duch. „Folia sensitiva«: Duch. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 211 412. Desmanthus virgatus W. — le. Jacq. ht. vind. t. S0. — Guad. in cultis pr. Moule: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). - Forma microphylla, foliolis 2“: 15". „Caulis suffruticosus, subscandens, foliis sen- sitivis, floribus albidis«: Duch. B. strictus Bert. (ex diagn. in Rich. Fl. cub.), jugis utriusque generis paucioribus, foliolis majusculis 4“: 1“ — Guad. cum ,: Duch. — „Sub- frutescens, ramosissima, nec scandens«: Duch. In ic. Jacq. foliola inter c. et ß. magnitudine media (3“ : 1“). 473. D. depressus Humb. Bonpl. — le. Humb. Mimos. t. 35. — Syn. D. pratorum Macf. — Guad. in campis aridis pr. Moule: Duch.; S. Thom. (Schlecht). — »Suffrutescens, vix pedalis, prostratus, floribus albis«: Duch. 474. Mimosa pudica L. — Ic. Plum. amer. t. 202. — Guad.: Duch.;, S. Thom. (Schlecht.). B. unijuga, glabrata, pinnis omnibus unijugis. — Syn. M. irritabilis Prl.: forma legumine longiori. M. unijuga Walp. Decad. nr. 6! — Guad. in gra- minosis reg. inf.: Duch. 475. M. Ceratonia I. — le. Plum. amer. t. S. — S. Thom. in collibus: Duch.; S. Croix (Wst.). 470. Leucaena glauca Benth. — Guad. in collibus calcareis vulgaris et arva infestans: Duch.; S. Croix (Wst.). — »Tamarin bátard«. 477. Acacia fleeuosa Humb. Bonpl. — Guad. (Wickstr. DC.). Legu- - men glabrum sec. DC. B. lasiocarpa Gr. — Syn. A. macracanthoides Bert. et A. macracantha Humb. Bonpl — Guad.: Duch. — Legumine tomentoso petiolisque albido- velutinis parum differt ab A. flexuosa, sed Macfadyen, utramque distinguens, A. flexuosae (A. microcephalae Macf.) quoque legumen incano- villosum dixit, alterius formae micracanthae (A. subinermi Macf.) idem. Nostrae formae spinae nunc 3“ longae, nunc bipollicares, nec sinunt distingui A. macracantham quae sec. icon. (Humb. Mimos. t. 23) in nostram recurrit. — ; Arborea, floribus luteis“: Duch. i 478. A. tortuosa W. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). Dd ? 212 A. GRISEBACH, 419. A. Farnesiana W. — Guad. in collibus calcareis (Duch.), S. Thom. (Schlecht.). 480. A. nudiflora W. — 1c. Plum. amer. t. 11. — S. Thom.: Duch. 481. A. sarmentosa Desv. — Walp. Decad. nr. 7! — Syn. A. guada- lupensis DC. A. Westiana DC.: haec sec. descr. Schlecht. (Linnaea 5. p. 191) vix satis distincta glandulis petiolaribus. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.) — »Liana altissime scandens, Meran albis«: Duch. | 482*. Albizzia Lebbek Benth. — Syn. Mimosa speciosa Jacq. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). — „Bois noir“. 483. Calliandra tergemina Benth. — Mart. (Jacq.), Domin. (Benth.). 484. C. purpurea Benth. — Guad. (Wickstr.). 485. Pithecolobium unguis cati Benth. — Ie. Plum. amer. t. 4. — Syn. Inga guadalupensis Desv. — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst), S. Barth. (Wickstr.. — Arillus in ic. Duch. roseus (niveum dicit Macfad.). ^ ;Cotyledones sub germinatione hypogaeae, carnosae«: Sagot mscr. — „Collier à diable«. 486. P. Brongniartii Walp. Decad. nr. 30! — Guad. in sylvis montanis m. Mart.: Duch. — Nullo modo P. trapezifolio Benth. simile, sed peraffine P. filieifolio Benth. (Syn. Acac. arborea Macfad., Rich. cub.) leguminibusque scarlatinis conveniens, at probe distinctum: pinnis 4—6jugis, foliolis 3—12- jugis majoribus (vulgo 6"^:3'^) et calyce corolla duplo (nec triplo) superato. » Arbore: Duch. 487. Inga laurina W. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 247. — Syn. Mimosa fagifolia Jacq. — Guad. in sylvis udis: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Christ. (Sw.), Mart. (Jaeq.). — Foliolis plerisque 4pollicaribus et floribus breviter pedicellatis cum planta a Jaequinio delineata convenit, a diagnosi Benth. recedit, corolla glabra ab J. punctata W. (falso citato Jacq. obscurata) differt. — „Arbor elata, speciosa«: Duch. „Poix doux“: nomen jam a Jacquinio laudatum. 488. J. ingoides W. — Syn. J. galibica Walp. Decad. nr. 10!: forma foliis subtus tenuius tomentosis. — Guad. in sylvis humidis: Duch. — Floribus pedicellatis ab J. vera W. simili faciliter RER — „Arbor excelsa«: Duch. ;Poix doux«. wart | 489. J. vera W. — Guad. (Wickstr.) - ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 213 avais, (are -Connaraceae. 490. Connarus grandifolius Planch. — Guad. in sylvis udis pr. Morne à Peau: Duch.; Domin. (Planch.). — »Frutex alte scandens, robustus“ : Duch. | Myrtaceae. 491 Psidium Guava Rd. c. pomiferum L. et f. pyriferum I. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht), S. Croix (Wst), S. Barth. (Wickstr.), Antig., Mart. (Bg.). 492. Ps. cordatum Sims. — Guad. (DC), S. Thom. (Bg.). 493. Pimenta vulgaris Wight. — S. Croix (Wst.). 494. Amomis acris Bg. — Syn. Myrtus Sw. M. caryophyllata Jacq. — Guad., Mart. (Jacq.), Antig. (Sw.). 495. A. pimentoides Bg. — Syn. Myrcia DC. — Guad. in collibus cal- careis: Duch. — Differt a praecedente (sec. specim. portoric. ei cult.) ramulis junioribus argute tetragonis, qui in illa magis compresso -teretiusculi. + Pedicelli solitarii uniflori. 496*. Eugenia uniflora L. — Syn. E. Michelii Lam. — Guad. (Duch.); S. Thom., Antig., Mart. (Bg.). 497. E. ligustrina W. — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch.; S. Croix (Wst), Antig. (Bg.). — Convenit cum praecedente foliis pedicellos fuleien- tibus saepe abortivis et in speciem bracteae angustae mutatis nec non bacca vesiculis exasperata: dignoscitur foliis subtus pallidis, venis eorum simpliciter pinnatis tenuissimis, bracteolis (a Candolleo errore negatis) calycisque segmentis elongatis lineari-obtusis. — . „Fructus edulis«: Duch. — — ; Mérisier«. 498. E. confusa DC. — Guad. (DC.). 44 Pedicelli simplices, fasciculati. 499. E. foetida Vahl. — S. Croix (Wst.), S. Thom., Antig. (Bg.). 500. E. pseudopsidium Jaeq. — Mart. in sylvis montanis (Jacq.). 501. E. portoricensis DC. — S. Croix (Bg.). 502. E. procera Poir. — S. Croix, Mart. (Bg.). 503. E. Lambertiana DC. — Syn. E. smaragdina Bg. et E. Duchas- saingiana Bg. ex origine hujus loci videntur. — Guad. in sylvis pr. Morne à l'eau in reg. inf. m. Aug.: Duch. — Similis E. latifoliae Aubl. et arcubus venarum juxta marginem folii duplicibus pedicellisque junioribus saepe tenuissime *. 214 A. GRISEBACH, puberulis conformis: distincta foliis ovatis (nec ovalibus), punctis pellucidis conspicuis sed valde distantibus (quae in illa minima, at crebra), pedicellis petiolum subaequantibus (nec duplo superantibus), flore minori et calycis tubo sub anthesi ovato (nec turbinato). — »Frutex 15— 18“ altus, floribus parvis albis, bacca ceraso paullo minori“: Duch. | +++ Pedicelli in corymbos v. racemos axillares dispositi, axi primario abbreviato. 504. E.cordata DC. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Jean (Bg.). 505. E. sessiliflora DC. — Antig. (Bg.). 506. E. lateriflora W. — S. Croix (Bg.). 507. E. axillaris W. — S. Croix, Antig. (Bg.). 508. E. quadrangularis Duch. mscr., glabra, ramulis tetragonis, foliis ovatis v. ovato-lanceolatis apice complicato obtusiusculis v. acutis basi brevissime cuneatis coriaceis epunctalis nitidis utrinque laevibus aveniis margine con- vexiusculo recurvis (2— 11/5": 1"), petiolo brevi (1'^) apice dilatato, pedicellis (fructiferis) 2— 1 petiolum quadruplo superantibus (geminis pedunculo brevis- simo connexis), baccis ;rubris« globoso-depressis (4“ : 5“) limbo calycis 5partito coronatis saepius dispermis. — Guad. in sylvis reg. inf., baccifera m. Febr.: Duch. "Frutex v. arbuscula«: Duch., ramis vetustioribus teretiusculis, habitu E. pseudopsidii Jacq. Flos ignotus. Embryo cotyledonibus crasse carnosis conferruminatis, etsi calycis limbus Spartitus est, veram Eugeniae speciem esse, demonstrat: nulli igitur generum, quae cl. Berg ab Eugenia divulsit, respondet; inter species ejus conferatur Myrtus Oerstediana Bg., cui aliena fructus seminisque fabrica adscribitur. - 509. E. baruensis Jacq. (non DC. prodr.). — [e. Jacq. ic. rar. t. 486. — Syn. E. guadalupensis DC. — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch. — Ramuli juniores puberuli, mox glabrati, folia arcunervia, coriacea, pedicelli fasciculati, A"' fere longi, calycesque glabri, flores minuti et baccae subglobosae, 2½ longae, hanc speciem designant. ; 510. E. glabrata DC. — Guad. in fruticetis litoralibus cum praecedente: Duch.; S. Barth. (Wickstr.), S. Croix (Bg.). — Praecedenti foliis similis, distincta ramulis glabris, axi corymbi longiori, pedicellis supra petiolum non ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 215 exserlis brevissimis 1 — 2“ longis et bacca matura ovoideo-oblonga (3:2). — »Mérisier sauvage, Mérisier à cochon«. 511. E. buxifolia N. — Syn. E. monticola Sw. sec. Bg. E. triplinervia Bg. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. Bg. . B. Poiretii DC. Bg. racemulis, ramulis gemmisque pilosiusculis. — Syn. E. buxifolia Schlecht. in Linn. 5. p. 199. — Guad., S. Thom.: Duch. — E. baruensi Jacq. affinis, distincta inflorescentia racemosa, axi ejus peliolum saepe plus duplo superante, 3 — 6““ longo, pedicellis abbreviatis 1 — 1% longis; bacca ejusdem formae est, sed minor videtur. — »Guavat berry. THEE Inflorescentia corymbosa v. racemosa, exserta. 512. E. brachystachys Bg. — Guad. in sylvis montanis m. Aug.: Duch. — Habitu foliisque E. Lambertianae similis, conspicue distincta inflorescentia, pube, foliis basi rotundatis (nec cuneatis) densoque punctorum agmine. 513. E. Gregii DC. — Domin. (Sw.). 514. E. lancea Poir. — S. Thom, S. Croix (Bg.). 515. E. virgultosa DC. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (DC.). 4444 Inflorescentia cymosa, exserta. i iid 516. E. Balbisiana Bg. — Syn. Myrcia DC. — Guad. in collibus caleareis: Duch. — „Arbor cortice deciduo aromatico terebinthinam spirante, floribus albis odoris“: Duch. ;Bois pelé“. 517. E. dichotoma DC. — Antig. (Bg.). 518. E. punctata Vahl. — Guad., Mart. (Bg.); S. Croix (Wst.). 519. E. fragrans W. — S. Barth. (Wickstr.). 520. Myrcia splendens DC. — Guad.: Duch.; Mart.: Sieb. hb. mart. nr. 138! — »„Merisier petite feuille«. i 521. M. Duchassaingiana Bg. — Guad. in sylvis montanis m. Mart. : Duch. — »„Guépois“. ; 522. M. ferruginea DC. — Mart. (Bg.). 523. Aulomyrcia coriacea Bg. — Syn. Myrcia DC. — Guad. (Wickstr.). 524. Calyptranthes pallens Gr. — Syn. C. Chytraculia pauciflora d Bg. — Guad. in fruticetis collium caleareorum: Duch. — Cum C. Chytraculia Sw. quoque in Jamaica crescit, a qua nostra dilfert foliis ovato - lanceolatis (nec ovatis) subtus cinereo- pallidis, junioribus subtus pube adspersis, inflorescentia / 216 A. GRISEBACH, simpliciori breviori, ramis ejus erecto -patentibus (nec divaricatis) tomentoque ejus sericeo-rufo (nec villoso-patulo). — Seminis fabrica Calyptranthes Myrciae genus proximum: bacca globosa (2^" diam.), margine calycino coronata, bilo- cularis, pleiosperma; embryo in massam subglobosam complicatus, cotyledonibus erassiusculis corrugatis incurvatis radiculam conicam subaequantibus. | 525. C. Syzygium Sw. — le. Br. jam. t. 7. f. 2. — — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.). 526*. Jambosa vulgaris DC. — Guad. in sylvis reg. inf.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — — 8Pomme rosier«. 527. Mouriria guianensis Aubl. — Syn. Petaloma Mouriri Sw. — S. Croix (Wst.). Melastomaceae. 528. Nepsera aquatica Naud. — Ic. Bonpl. Rhex. t. 40. — Syn. Spennera DC. — Guad. in margine sylvarum reg. inf. in humidis: Duch.; S. Thom., Mart. (Naud.), Domin. (Sw.). 529. Hephaestionia strigosa Naud. -— Ic. Bonpl. Rh. t. 26. — Syn. Chaetogastra DC. — Guad. in reg. summa m. Soufriere: Duch.; S. Christ. in summo monte (Sw.), Mart. (Naud.). 530. H. chamaecistus Naud. — Mart. in summa reg. (Naud.). 531. Arthrostemma glomeratum Naud. — Syn. Osbeckia DC. — Guad. in campis humidis graminosis reg. inf. vulgare: Duch.; Mart. (DC.). 532. Spennera martinicensis Naud. — Mart. (Naud.). 533*. Bellucia Aubletii Naud. — le. Seem. Fl. panam. t. 26.— Syn. Blakea quinquenervis Aubl. — Guad. in reg. inf. nunc vulgaris, a l'Herminier introducta: Duch. „Fructus edulis«: Duch; „Neflier«. 534. Conostegia subhirsuta DC. — Guad. in sylvis montanis ad torren- tes: Duch. „Flores albi«: Duch. 535. C. montana Don. — Guad. (Wickstr.). 536. C. calyptrata Don. — Ic. Bonpl. Mel. t. 46. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Montserr., Mart. (DC.). Miconia sect. Tetrazygia Rich. Petala 4. 937. M. tetrandra Naud. — Syn. Tetrazygia DO. Guad. in sylvis montanis m. Mart: Duch. — Habitu cum ceteris Tetrazygiis convenit. | ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 217 538. N. discolor Gr. — le. Bonpl. Mel. t. 34. — Syn. Tetrazygia DC. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Montserr. (DC.), Mart. (Jacq.). 939. M.elaeagnoides Gr. — Syn. Tetrazygia DC. — S. Thom. (Schlecht.), S. Jean (Sw.), S. Croix (Wst.), Mart. (Naud.). 940. M. angustifolia Gr. — Syn. Tetrazygia DC. — Guad. (Wickstr.), S. Jean (Sw.), Monts. (DC.). j 541. M. Rivoeriae Naud. — Guad. in m. Soufrière: Duch.; Mart. (Naud.). M. sect. Diplochita Naud. 542. M. Fothergilla Naud. — le. Bonpl. Mel. t. 32. 33. — Syn. Diplo- chita DC. Mel. Tomanea Sw. — Guad. in montibus: Duch. — „Flores albi, staminibus luteis«: Duch. 543. M. serrulata Naud. — S. Thom. (Naud.). M. sect. Laceraria Naud. 544. M.semicrenata Naud. — Syn. Conostegia Ser. — Guad. (Wickstr.). 545. M. cornifolia Naud. — Syn. Conostegia DC. — Mart. (DC.). M. sect. Eumiconia Naud. 546. M. impetiolaris DC. — Ic. Bonpl. Mel. t. 29. — Guad. in sylvis pr. Morne à l'eau: Duch. „Bois cotelette«, sicul ceterae Melastomaceae. 547. M. holosericea DC. — [e. Bonpl. Mel. t. 23. 24. — Guad.: Duch. 548. M. argyrophylla DC. — S. Thom. (Naud.). — Foliis supra opacis nostra (panamensis) a praecedente differt. 549. M. lacera Naud. — le. Bonpl. Mel. t. 5. — Mari. (Naud.). — Calyce duplici 4— 5 nario habituque accedit potius ad Heterotrichum. 550. M. laevigata DC. Naud. — lc. Bonpl. Mel. t. 21. — Guad. in fruticetis m. Soufrière: Duch.; S. Croix (Wst), Mart.“ (Naud.). — „Bois cotelelte«. - 551. * prasina DC. Naud. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Naud.). 552. M.Berbiceana Naud. — Syn. Clidemia DC, — S. Thom., Mart. (Naud.). 553. M. trichotoma DC. — Naud. — Guad. in sylvis montanis: Duch. — A M. prasina DC. proxima parum differt nervis subtus - ferruginea per- sistente obductis. „Corolla alborosea*: Duch. M. sect. Amblyarrhena Naud. : 554. M. vulcanica Naud. — Guad. in m. Soufrière (Naud.). Phys. Classe. VII. Ee 218 A. GRISEBACH, M. sect. Arrhenotoma Naud. 555. M. coriacea DC. — Guad. in reg. summa m. Soufrière (Sw.). 556. M. abortiva Naud. — Guad. in m. Soufrière (Naud.). 557. Staphidium pauciflorum Naud.— Syn. Clidemia DC.— S. Thom. (Naud.). 558. St. spicatum Naud. — [c. Bonpl. Mel. t. 3. — Syn. Clidemia DC. -- S. Thom. (Naud.). : 559. St. latifolium Gr. — Syn. Clidemia DC. — Staphidiastrum Naud.: genus, iantum flore 4nario distinctum, ad Staphidium reducendum videtur. — Guad. in sylvis montanis ad ripas: Duch. 560. St. umbrosum Gr. — Syn. Staphidiastrum Naud. Sagraea DC. — S. Christ. (Sw.), Mart. (Naud.). 961. St. attenuatum Gr. — Syn. Staphidiastrum Naud. S. Thom. ( Naud.). 962. Ossaea amygdalina DC. — S. Thom. (Naud.). 963. Heterotrichum angustifolium DC. — Mart. (DC.). 964. Clidemia guadalupensis Gr. — Syn. Sagraea DC.: genus reducen- dum ad Clidemiam, a qua nonnisi flore Anario differt, S. aculiflora Naud. ipsa ex numero organorum 4 — 5 ambigua. — Guad. in m. Soufrière: Duch. — „Bois cotelette«. 565. Cl. sparsiflora Gr. — Syn. Ossaea DC. Sagraea Naud. — Guad. in m. Soufriere: Duch. 966. Charianthus coceineus Don. — Guad. in reg. summa m. Soufriere (Sw.), Mart. (Naud.); Ch. glaberrimus DC.: Guad. (Duch.). 567. Ch. eiliatus DC. — Mart. (Naud.). 968. Blakea laurifolia Naud. — Guad. in sylvis montanis ad torrentes: Duch. — „Flores rosei«: Duch. Combretaceae. 569. Bucida Buceras L. — Ic. Sl. t. 189. f. 3. — Guad. ad ripas: Duch.; S. Thom. (Schlecht). — „Bois Gligli, bois gigri«. 570*. Terminalia Catappa L. — le. Jacq. ic. rar. t. 197. — Syn. T. intermedia Berter. — Guad.: Duch. — Fructus edulis«: Duch. — .» Amandier ^. 571. T. stole Sw. Guad. (Wickstr.), S. Barth. (Wickstr.). 57 C mocarpus erectus L. — le. Jacq. amer. pict. 1.78.— — Guad.: Duch.; S Thom. (Schlecht), S. Croix ( Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — »Mangle«. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 219 573. Laguncularia racemosa G. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 79. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr. ). : Thymeleae. 574. Hargasseria tinifolia Endl — Syn. Daphne Sw. — Guad. (Wickstr. . 575. H. occidentalis Gr. — Syn. Daphne Sw. — Guad. (Wickstr.). 576. Hernandia sonora L. — Guad.: Duch.; Mart. (Jacq. ). Laurineae. 577*. Cinnamomum zeylanicum Breyn. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 117.— Mart. in sylvis montanis (Jacq.). 578 Phoebe membranacea Ns. — Guad. (Wickstr. ). 579. Persea gratissima G.— Ie. Sl. t. 222. f.2.— Guad.: Duch.; Mart: Sieb. Fl. mart. nr. 307! — — » Avocat*. 580. Hufelandia thomaea Ns. — S. Thom. (Ns.). 581. Aidendron microbotryum Ns. — Syn. Laurus salicifolia Sw. ex descr. et loco ap. Wicksr. — Guad. raro: Duch. — Aidendron salicifolium Ns. suum guianense (exclus. syn. Sw.) Ns. floribus sessilibus distinguit, sed Swartz ipse flores racemosos dixerat. — „Arbor mediocris, floribus albis“ : Duch. Fructus ovoideo-oblongus, truncato - obtusus, 6“ fere longus, cupula margine discreta semilectus. - „Bois Coligue*. 582. Nectandra sanguinea Rottb. — Ie. Sl. t. 166. f.1. Jacq. coll. t. 5. f.9.— Syn. Laurus Borbonia Poit.! in hb. Gott, — Guad.: Duch.; Mart. (Jacq. ). 583. Oreodaphne parviflora Ns. — Syn. Laurus Sw. — Guad. in mon- tibus: Duch. — Diagn. emend.: O. (Agriodaphne) foliis oblongis breviter abruptim acuminatis subtus utrinque 14— 16 costatis glaucescentibus glabris, paniculis axillaribus demum cernuis folio grandi multo brevioribus, junioribus pubescentibus, cupula verrucosa truncata crassa fructum oblongum dimidium aequante. — Proxima habitu Lauro martinicensi Sieb. mart. nr. 79! (hb. Gott.): cum O. Leucoxylo convenit cupula, differt fructu oblongo (nec globoso) — „Arbor elata«: Duch. 584. O. leucoxylon Ns. — Guad. (Wickstr.). 585. O. cernua Ns. — Syn. Laurus exaltata Sieb. hb. martin.! — Guad. in sylvis: Duch.; Mart.: Sieb. — Species O. coriaceae affinis, a sect. Agrio- Ee 2 220 A. GRISEBACH, daphne ad Ceramophoram transponenda: fructu atro nitido ovoideo-oblongo (8“ longo) mox a cupula brevi (1½“ alta) separato. — „Bois negresse«, 086. O. coriacea Ns. (exclus. synon. Sw.). — Guad. in sylvis humidis: Duch. — Differt a praecedente: foliis angustioribus longius acuminatis minus coriaceis, fructu globoso (6”’ diam.) a cupula patellari (4“ diam.) per strictu- ram quandam sejuncto, mox libero purpurascente ei pedunculis fructiferis magis incrassatis obconicis minus cernuis. Cortex opacus, folia saepe semipedalia. 987. Cassytha americana Ns. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 116. — Syn. C. filiformis Jacq. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Corde à violon«. Onagrarieae. 588. Jussiaea variabilis Mey. Fl. Esseq.! — Guad. in locis udis reg. inf. m. Mart.: Duch. — Folia repando-integerrima, qualia etiam exstant in specimine originario. 589. J erecta L. — Ic. Plum. amer. t. 175. f. 2. — Guad. in aquosis: Duch.; S. Croix (Wst.). 390. J. octonervia Lam. — lc. Jacq. amer. pict. t. 105. — Ins. carib. (Jacq.). 991. J.octofila DC. — Ic. Plum. amer. t. 175. f. 1. — Guad. ad fossas: Duch. Lythrarieae. 992. Ammannia latifolia L. — le. Sl. t. 7. f. 4. — Guad.: Duch. 993. A. humilis Mich. — Guad. in inundatis m. Jul.: Duch. 994. A. sanguinolenta Sw. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.). 595. A. occidentalis DC. — Syn. Peplis Spr. — Guad. (Wickstr.). 096*. Lawsonia inermis L. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). 997. Antherylium Rohrü Vahl. — S. Thom.: Duch. — Genus Lawsoniae affine, seminibus fusiformibus minutis exalbuminosis a Legnotideis valde remo- tum. Char. gen. emendatus: Calyx valvaris, Apartitus. Petala 4 calycis tubo brevi ad apicem inserta, alba, decidua. Stamina 12—16, immediatim infra petala ex typo spirali inserta, antheris in filamenti tenuis apice versatilibus circinatim recurvis (minime adnatis) bilocularibus, rima W connectivo inconspicuo. Capsula polysperma, (3-)4valvi , fusiformia, exalata, testa ä exalbumi- noso conformi, bos tbos e n ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 221 Cucurbitaceae. 598. Anguria pedata L. -— Guad., S. Barth. (Wickstr.). 599. A. trilobata L. — S. Croix (Wst.), Mart. (DC.). 600. Bryonia americana Lam. — Guad.: Duch. — Bacca rubra, semi- -nibus 3 - 7. : | ba 601. B. racemosa Mill. — Ic. Plum. descr. t. 97. — Syn. B. guadalu- pensis Spr. ex loco et baccis escape Guad. in campis udis pr. Morne à l'eau: Duch. . 602*. Momordica Charantia L. — p. Mill lig. 7 171. Guad.: Duch. 603*. M. Balsamina L. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 604. Lagenaria vulgaris Ser. — Guad.: Duch., S. Croix (Wst.). 605*. Lufa acutangula Roxb. — le. Jacq. ht. vind 3. t.74. — Guad.: Duch. — sTorchon«. 606. Cucumis Anguria L. — Ic. Mill. fig. t. 33. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). deti | 607. Bes angulaki I. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). Nhandirobeae. 608. Feuillea cordifolia Poir. — Guad. (Wickstr.). Begoniaceae. 609. Begonia macrophylla Dry. — le. Plum. amer. t. 45. f. 1. — Guad. in m. Soufrière m. Mart.: Duch. 610. B. nitida Dry. — Guad., S. Barth. (Wickete). Cactea e. 611. Melocactus communis Lk. Otto. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 612. Cereus monoclonos DC. — Syn. Cact. peruvianus Wst. — S. Croix (Wst.). Ä 613. C. triangularis Haw. — S. Croix (Wst.), Mart. ( Jacq. ). 614. C. trigonus Haw. — S. Eust. (Jacq. ). 615. Phyllocactus phyllanthus Lk. — Guad. (DC.). 616. Opuntia curassavica Mill. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr. ). 617. O. vulgaris Mill. — Guad (Wickstr.). 222 A. GRISEBACH, 618. Pereskia aculeata Mill. — Guad. (Wickstr.). Homalineae. 619. Homalium racemosum Jacq. — le. Sw. Fl t. 17.— Guad. in sylvis reg. inf.: Duch., Mart. (Jacq.). — n»Acomat franc. Passifloreae. Passiflora sect. 1. Cieca Med. 620. P. pallida L. — Ic. Plum. descr. t. 89. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). -- Folia non acuminata, sed, ut in ic. Plum., rotundato- obtusiuscula, nec petioli supra medium, sed medio glanduliferi: fallitur igitur Richard (Fl. cub. 1. p. 597), cum stirpem Linnaeanam ad P. minimam L. reduxerit, a qua nostra species fructu ovoideo (qualem praebent et ic. Plum. et specimina), figura folii et situ glandularum differt. — „Flores nn corona basi coeru- lescente, apice lutea«: Duch. | a 621. P. minima L. S. Croix (Wst.). 622. P. suberosa IL. — le. Jacq. ht. vind. 2. t. 163. Plum. descr. t. 88 (partim). — S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 623. P. peltata Cav. — S. Thom. (Schlecht.). 624. P. hirsuta L. — Ic. Plum. descr. t. 88 (partim). — Syn. P. par- villora Sw. — Guad. in sepibus toto anno: Duch. — S. Croix (Wst.). — „Liane à lencere«. 625. P. hederacea Cav. — Ic. Plum. descr. t. 84. — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch. — Proxima, etiam fructu, P. luteae L., petiolo supra medium biglanduloso distinela. Folia in ic. Plum. bene data, subtus hinc inde ocellata; fructus globosus Cerasi minoris diam. — — ;Liane à lencre«. P. sect. 2. Decaloba DC. 626. P. rubra L. c. Plum. descr. t. 83. — Guad. in m. Soufrière ad rivulos, Crabb-Island: Duch. — Fructus ovoideus, 6carinatus, ubique velutinus. 627. P. rotundifolia L. f. Jacquini DC. — le. Jacq. obs. t. 46. f. 1. = Guad. pr. Rivière noire raro: Duch. Obs. P. coriacea Rich. cub. secundum specimin. havanens. reducenda est ad Murucujam ocellatam Pers. sive P. Murucujam L. (Bot. reg. 1.574 et Tuss. Ant. 2. t.7): sed genus Murucuja ex affinitate P. Murucujae L. cum P. biflora ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 223 Lam. aliisque ipsum antiquandum est, nisi sectiones Passiflorae pro generibus distinctis adoptarentur. P. sect. 3. Granadilla DC. 628. P. laurifolia L. -- Ic. Plum. deser. t. S0. Jacq. amer. pict. 1.219. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — ;Pomme Liane«. 629. P. quadrangularis L. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wst.). 630. P. maliformis L. — Guad. (Wickstr.). 631. P. serrata L. — le. Plum. descr. t. 79. — Guad. in sylvis humidis pr. Grippent: Duch. — ;Pomme d'Agouti«. P. sect. 4. Dysosmia DC. 632. P. foetida L. le. Plum. descr. t. 86. — Guad. in cultis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). „Odor non foetidus, sed multis gratus; fructus luteus, olens, edulis«: Duch. — „Magouja«. 3 633. 83 ulmifolia L. — Guad., S. Barth. (Wickstr. ) S. Croix (Wst.). 634. Piriqueta cistoides Gr. — le. Sl. t. 127. f. 7. Syn. Turnera L. ex ic. Sl. (vix Sw., qui plantae suae stylos 3 et semina subrotunda, fusca tribuit). T. jonidioides Rich. cub. ex descr. — Guad.:.Duch. — Radix annua; caulis strictus 1—2pedalis; corolla ;lutea«: Duch.; styli 3, singuli ad basin bipartiti (inde stylodia 6, apud auctores generis styli 6), stigmate in quoque stylodio breviter multifido deciduo; semina pallida, oblongo-incurva, margine concavo arillo breviter alata. Papayaceae. 635°. Carica Papayo L. — Guad.: Duch., S. Croix (Wst.). -- „Papaye«. Basin uM | 636*. discre calycinum Salisb. — Guad. in ruderatis: Duch. — „Herbe à mal- de - téte«. Legnotideae. 637. Cassipourea alba Gr. foliis ellipticis utrinque obtusiusculis integer- rimis breviter petiolatis, fasciculis florum axillaribus paucifloris, floribus pedi- cellum subaequantibus, calyce Aſido, petalis 4 „albis“, laminis palmatifidis villosis, staminibus 12 — 16 stylum sub anthesi superantibus. — Syn. Legnotis elliptica Wickstr. ex loco (non Sw.). Guad. in sylvis reg. inf. pr. Morne à l'eau: Duch. 224 A. GRISEBACH, Legnotis elliptica Sw. sec. deser. recedit a nostra: typo floris quinario, petalis incarnatis (villo albo), staminibus 20— 40 stylo superatis. — „Arbuscula 15 — 20 pedalis«: Duch. Folia rigida, glabra, venosa, (4'':2'^), petiolo (3'" longo) apice cum lamina continuo pedicellos 3 —5 subaequante. Calyx 2—3““ longus, ad medium 4fidus, lobis erectis ovatis acutis; petala ungue 2“ longo laminam divisam subaequante; stylus mox excrescens, stigmate obscure trilobo ; fructus immaturus trigonus, cum stylo sericeus. 638. C. guianensis Aubl. — Guad. (Wickstr.). Rhisophoreae. 639. Rhizophora Mangle L. — [e. Jacq. amer. pict. t. 132. — — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). Sazifrageae . 640. Weinmannia glabra L. — Guad. in sylvis montanis: Duch. 641. W. hirta L. — Guad. (Wickstr.). | Hederaceae. 642. Hedera capitata Sm. — Syn. Aralia Jacq. — Guad. (DC.), Mart. in sylvis (Jacq.). Ilicineae. 643. Dex sideroxyloides Gr. glaberrima, foliis late ellipticis (3” : 15/7) apiculato-obtusis basi in petiolum (4—5“ longum) attenuatis integerrimis utrinque venosis, corymbis 3—8floris sub anthesi petiolum subaequantibus, nunc aggre- galis; fructiferis duplo longioribus, pedicellis medio articulatis, petalis 4 — 5. distinctis calycem minutum plus duplo superantibus, bacca globosa (3—4“ diam.) stigmate convexo 4—Öradiato coronata. — Guad. m. Mart.: Duch. — „Bois citron«. Ex diagnosi (Wp. Ann. 2. p. 265) accedit L celastroides Kl. floribus fasciculatis (nec corymbosis) a nostra distinguenda. Ex veteribus descriptio- nibus recedunt Prinos nitidus Vahl: antheris exserlis et stigmate acuto; P. sideroxyloides Sw: corolla rotata 6partita (tamen lusu numerus partium dimi- nuitur) et pedunculis axillaribus unifloris. Obs. Species llicis et Prini corolla polypetala, quae antherae quoque structura conveniunt, forsan olim in genere proprio (Prinodia m.) colligi pos- sunt, quo spectant I. sideroxyloides, bumelioides Kth. et plures brasilienses. Character genericus, ex duabus speciebus primariis concinnatus, foret: Flores ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. - m) Subtr. 3. Spermacoceae. 719. Borreria verticillata Mey. S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 720. B. podocephala DC. — Désirade in campis: Duch. (Patria adhuc incerta eral). 721. B. spinosa Cham. Schlecht. — Mart. (DC.). 122. B. parviflora Mey. — le. Fl. Esseq. t. 1. fig. sin. 1—3: fructus. — Guad. in cultis: Duch. 723. B. laevis Gr. — c. Sl. t. 94. f. 2. — Syn. Spermacoce laevis Lam. DC. — Guad.: Duch. — Similis praecedenti, distincta limbi calycini segmentis lanceolatis obtusiusculis (nec subulatis) et vagina stipulari elongata 2““ longa selas excedente. 724. B.scandens DC. — Syn. Diodia sarmentosa Wickstr. (non Sw.). — Guad. in maritimis pr. Porte d'enfer: Duch. — Icon Sloanei, a DC. citata, a nostra planta foliis majoribus recedit. | 725. B.? vaginata Cham. Schlecht. — S. Thom. (Schlecht.). Ex adum- bratione (Linnaea, 1830 p.686) dubia generis civis. 726. Spermacoce tenuior L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schl.), Mart. (DC.). 727. Diodia sarmentosa Sw. — S. Thom. (DC.). 728. D. rigida Cham. Schl. — S. Thom. (Schlecht.). 129. Ernodea litoralis Sw. —. Ic. Sl. t. 189. f. 1. 2. — Guad. in are- nosis maritimis: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). Subtr. 4. Stellatae. 730. Rubia guadalupensis Spr. — Guad. (Wickstr.). 731. R. hypocarpia DC. — Syn. R. Brownei Wickstr. — Guad. (Wickstr.). Loganiaceae. 732. Mitreola petiólata T. Gr. — Guad. (A. DC.), Mart. (Rich.). 733. Spigelia Anthelmia L. — S. Croix (Wst.). Synanthereae. Tr. I. Vernoniaceae. 734. Sparganophorus Vaillantii G. — Guad. m. Jan.: Duch.; S. Thom. (DC.). 735. Vernonia punctata Sw. — Syn. V. longifolia DC. — Guad. in sepibus m. Jan.: Duch. — Species, apud. Wickstr. bene descripta, est fruti- cosa: foliorum forma variabilis ab lanceolata ad ellipticam. 232 l. A. GRIS EBA CH, 736. V. arborescens Sw. — Guad. (DC.), S. Thom. (Less.), S. Barth. (Wickstr.). - M. ea 737. V. Vahliana Less. — S. Croix (DC.). 738. V. Berteriana DC. — S. Thom. (DC.). 739. V. Thomae Benth. — S. Thom. (Oerst.). ` 740. Elephanthopus scaber L.— As. Gr. — li Si. t. 156. f. 1. 2. (a Linnaeo citata). — Syn. E. carolinensis albiflorus Mey. Fl. esseq.! — Guad.: DC. — A proximo E. tomentoso L. (Syn. E. nudicauli Ell.) noster differt u hires | | - Distreptus spicatus Cass. — Ie. Sl. t. 150. f. 3. 4. — Guad. in u m. Jan.: Duch.; Es Croix (Wst.). Forma angustifolia, foliis omnibus anguste lanceolatis, um Sieb. Fl. mixt. nr. 4181 742. Rolandra argentea Rotib. — lens eut. 3— Gelen bos minosis toto anno: Duch. 743. Pectis linifolia L. — S. Thom. empi S: Barth. (cken 744. P. punctata Jaeq. — Syn. Pectidium Less. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Less.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 745. P. ciliaris L. — Guad. (Wickstr.). 746. P. serpyllifolia Less. — S. Thom. (Less.). 747. P. humifusa Sw. — Syn. P. Sieberi Less. ex descr. et loco. — Guad. in aridis muscosis regionis frigidae, ubi terram tegmine semperviridi tegit: Duch.; S. Croix, S. Christ. (Sw.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Sieb.). — Infauste Lessing ad Lorenteam humifusam a Poeppigio lectam, vix caribaeam, speciem Swartzii reduxit: locus Poeppigii ad fl. Yumary solus agnoscendus est. — Radix nostrae revera annua est, quamquam caulis inferne lignescit: descriptio Swartzii solummodo recedit paleis pappi d, quae — 8. Tr. II. Eupatorineae. - 748. Isocarpha atriplicifolia R. Br. — Syn. Spilanthes L. — Guad. (Wickst.). 749. Ageratum conyzoides L. — Guad. in reg. mont.: Duch.; S. Thom. Less.), S. Barth. (Wickstr.). noe | 750. Hebeclinium macrophyllum DC. — Guad. in sylvis humidis pr. Morne à l'eau: Duch.; S. Croix (Wst.). Ed | 751. "rs HMM macranthum Sw. — Mart. (Sw.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 227 Guad. in fruticetis litoralibus: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth.: Forsstr. — „Petit Coco. ! B. mitis L. — Ic. Sl. t. 161. f. 1. — Guad.: Duch. Recedit ab o. foliis wiplo majoribus magis rotundatis in basin longius attenuatis, venis utrinque exquisitius prominulis; fructu convenit, 669. R. armata DC. — Mart. (Jacq.). 670. Coccocypselum repens Sw. — Guad. (Wickstr.). Subir. 3. Rondeletieae. 671. Macrocnemum jamaicense L. — Guad. (DC.). 612. Chimarrhis cymosa Jacq. — Guad. in sylvis primaevis reg. inf. pr. Morne à l'eau: Duch.; Mart. (Jacq.). — „Arbor elata, ramis junioribus hexapte- ris: Duch. Venae folii primariae allenuatae, 12— 16, subtus prominulae. Corymbus densiflorus, more Viburni. „Corolla 5 — 6fida, villis faucem clau- dentibus, staminibus exsertis, odore gratissimo“: Duch. Capsula intus deorsum dehiscens, mox apice hians, valvis rotundatis apice lacero- subemarginatis, seminibus minutis indefinitis (placentas pro semine solitario habuit Jacq.). 673. Portlandia grandiflora L. — S. Thom. (DC.). 674. Rondeletia laurifolia Sw. — Guad. (DC.). 675. R. pilosa Sw. — Ie. Vahl symb. 3. t. 54. — S. Thom.: Duch.; S. Croix, Montserr. (Sw.). | 676. R. buxifolia Vahl. — Montserr. (DC.). Subtr. 4. Isertieae. 671. Gonzalea spicata DC. — Guad.: Duch. 678. Isertia Haenkeana DC. — Syn. I. coccinea Bartl.! — Guad.: Duch. — Adumbratio apud DC. sphalmate quodam dimensiones corollae ob- scurat: nostrae corolla vix pollicaris, extus tenuiter velutina, quare intermedia est species inter I. coccineam Aubl. (Syn. I. flava Miq. ex pl. Hostm.!) et J. parvifloram Vahl (ex specim. Mey. Fl. Esseq.!). Subtr. 5. Hamelieae. 679. Hamelia patens Jacg. — lc. Jacq. amer. pict. t. 72. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). — Antherae lineares, in speciminibus haitiensibus semiexsertae (quo char. gen. reformandus est). 680. H. lutea Rohr. — S. Croix (Wst. sec. DC.). Ff 2 228 A. GRISEBACH, 681. Schradera capitata Vahl. — Monts. (DC). 682. Schr. cephalotes W. — Guad. (Wickstr.). Tr. II. . Coffeaceae. | Subtr. 1. Guettardeae. 683. Morinda macrophylla Desf. — Guad.: Duch. Game adhuc latuit). — Foliis pedalibus, ovatis et caule superne tetragono recognoscitur, pedunculis oppositifoliis vel terminalibus geminis ad sectionem M. citrifoliae spectat. — M. Rojoc L. (sec. ic. Jacq. ht. vind. t. 16) differt a nostra foliis multo minoribus angustioribusque et inflorescentia, M. citrifolia L. capitulo fructifero obtuse cm (quod in nostra globosum pollicis diam.). 684. Guettarda rugosa Sw. — Sieb. Fl. martin. nr. 98! — Guad. in * calcareis Grandeterre: Duch.; S. Thom. acus Domin., Ap (Sw. — „Bois madame«. udn o 685. G. parviflora Vahl. — Guad.: Duch., s. Thom. (Sehlecht), & Croix, Montserr. (DC.), S. Barth. (Sw., Wiekstr.). 686. G. odorata Lam. — Guad. (Wickstr.). 687. G. resinosa Pers. — le. Vahl ecl. 1. t. 10. f. 6: analysis, > non rite delineato. — Syn. G. viscosa Walp. Decad. nr. 19! — Guad. collibus caleareis litoralibus, Désirade: Duch.; Montserr. EE Calycis erm acute Odentatus. 688. G. coriacea Pers. — Guad. (DC.), Montserr (Vahl). 689. G. crispiflora Vahl. — Montserr. (Vahl). | 690. Stenostomum lucidum Gárln. — Guad. Ne 8. Cron 08 J} S. Barth. (Wiekstr.). 691. S/. acutatum DC. — Guad.: Duch. — : Proximum praecedenti (quod ex insulis Cuba et Haiti comparo), distinctum foliis basi brevissime in petiolum attenuatis, floris numero quaternario et limbi calycini lobis acutis. — Corollae tubus tenuis, 4"' longus, extus puberulus. 692. Chione glabra Rich. — Syn. Psychotria megalosperma s. ap. ——— — Guad. in sylvis montanis: Duch. — Folia punctata. — — 693. Erithalis fruticosa L. — le. Jacq. amer. pict. t. 260. f. 20.: flos. — Guad. in collibus calcareis litoralibus m. essi Duch.; S. Thom. _— S. Croix (Wst.), Mar. (Jaeq.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 229 694. Strumpfia maritima Jacq. — Guad. in maritimis m. Jan.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). — Calycis tubus en cum corolla extus e Subtr. 2. Psychotrieae. 695. Ixora ferrea. Benth. — le. "m amer. pet T f. 7: flos. — Syn. Siderodendron triflorum Vahl. — Guad. in sylvis udis reg. mont: Duch.; Mart. (Jacq.); Montserr. (DC.). — Forma nai — aggregalis (a DC. designata) in vulgarem ibidem transit. | 696. Tertrea martinicensis DC. — Mart. (DC... 697. Chiococea racemosa Jacq. — le. Jacq. amer. piet. he 8. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 698. ‚Ch. caracasana Il.“ (in herb. Gott.). — Syn. Ch. racemosa 9. loigifolia. DC. — Guad. in fruticetis litoralibus vulgatissima: Duch. ; Medica- mentum contra luem a madeg EEA semina a 8 comeduntur : Duch. »„pPetit- brand. 9 dap RO 699. Scolosanthus Lune Mui 8. mix; (Dc. ges 700. Faramea odoratissima DC. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 68. — Guad. in sylvis humidis: Duch.; S. Croix (Wst.). — »Café marron “. 701. Ronabea latifolia: Aubl. — Ie. Aubl 1.55. — Syn. Psychotria axillaris Wiekstr. — Guad.: Duch. — — ;Arbuscula«: Duch. Folia pellucido- punctata. Psychoiria sect. 1. Eupsychotria Oerst. Stipulae distinctae, persistentes. Cocci dorso. Ácostati v. laeves. 702. Fs, pubescens Sw. — Syn. Ps. hebeclada DC. ex synon. Bartl. — Cade: reg. inf. m. Mart.: Duch. — . Forma foliis glabratis. 703. Ps. grandis Sw. — Guad. in sylvis udis pr. Morne à l'eau reg. inf: Duch. — Convenit cum specim. Haenkean. !. a DC. citat. „Statura nunc 20—25', nune 5—6’, floribus corymbique ramis. albis, fructu lutescente« : Duch. Antherae E s Ps. sect. 2. Strempeliastrum. Stipulae connexo- amplexicaules, margine membranaceo deciduo, basi persistente. Cocci laeviusculi. 704. Ps. parasitica Sw. — lc. Jacq. amer. pict. t. 73. — Guad. in sylvis montanis parasitica super arboribus: Duch.; Monts., S. Christ., Domin. pe^ 3 Mart. PET 230 A. GRISEBACH, Ps. sect. 3. Mapouria Aubl. Oerst. Stipulae fusco-membranaceae, a basi cireumscissae, caducae. Cocci dorso Ssulci. 705. Ps. floribunda Kth. — Sieb. martin. nr. 77! — Guad. ad ripas torrentium: Duch., Mart: Sieb. — Fructus ovoideus, 4''' longus, costis 10 convexo-planiusculis, limbo calycis demum evanido. 706. Ps. chimarrhoides DC. — Sieb. Fl. mixt. nr. 388! — Guad.: Duch. — Cymae ramo excrescente saepe quasi axillares. 707. Ps. horizontalis Sw. — Sieb. Fl. martin. nr. 76! — Rich. Schomb. pl. guian. nr. 684! — Guad.: Duch. — Folia praeter axillas venarum plane glabrescunt, sed corollae fauce nuda nostra recedit a Ps. oligotricha DC. Fructus e basi ovata breviter oblongatus obtusus, costis demum praeter com- missurales evanidis laeviusculus, 3““ longus, 2“ wn Abo Mus eem evanido. 708. Ps. oligotricha DC. — Mart. (DC.). 709. Ps. corymbosa Sw. — Guad. in bii Duch. 710. Ps. laurifolia Sw. — Guad. (Wickstr.). 711. Ps. tenuifolia Sw. — S. Croix (Wst.). 712. Ps.Brownei Spr. — S. Thom. (DC.), S. Croix (Wst.: Ps. asiatica ej.). 713. Palicourea crocea DC. — Benth. in pl. Oerst. — Guad. in sylvis udis m. Soufriére: Duch. Obs. Psychotria crocea Mey. Fl. esseq.! (Syn. Palic. crocea Rich. Schomb. coll. nr. 80!) ex synonymis excludenda et ex corolla longiori et stipularum vagina longiori ad Palic. mexicanam Benth. (I. c.) referenda est. Altera species guianensis, stipulis P. mexicanae corollaque brevi et staminibus longius exsertis recognoscenda, est P. umbellata DC. auct. Miq. in pl. Hostm. a Hohenack. edit. nr. 1091! (exclus. synon. Meyeri) et. Rich. Schomb. coll. nr. 121! 714. Cephaelis elata Sw. — Guad. (DC.). 719. C. Swartsii DC. — Syn. C. violacea Wickstr. — Guad. in sylvis humidis reg. mont.: Duch. 716. C. muscosa Sw. — Syn. Morinda Jacq. — Mart. in sylvis (Jacq. ). 717. C. axillaris Sw. — Guad. (DC.), S. Christ. (Sw.). 718. Geophila reniformis Cham. Schl. — le. Jacq. amer. pict. t. 67. — Guad. in sylvis humidis prope radices arborum: Duch.; Mart. (Jacq. ). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 225 hermaphroditi; calyx 4 — ölobus persistens; petala 4 — 5 distincta, basi lata exunguiculata, hypogyna, imbricaliva; stamina 4—5 hypogyna, filamentis subulatis, anthera cordata biloculari introrsa erecta; ovarium 4 — ö loculare, loculis. uniovulatis, stigmate sessili 4 — 5 radiato persistente; bacca (pericarpio lignescente) 4 — 5pyrena, pyrenis chartaceis laevibus monospermis; semina pendula, ovato-trigona, testa laevi atra; — arbores habitu Sideroxyli, semper- virentes, foliis alternis coriaceis glabris lucidis, corymbis v. umbellis axillaribus paucifloris stipitatis v. subsessilibus. 644. Prinos montanus Sw. — Guad. (Wickstr.). 645. P.sideroxyloides Sw. — S. Christ., Montserrat in m. Soufriere (Sw.). 3 Umbelliferae. 646. Hydrocotyle umbellata L. — Ic. Rich. in Ann. se. phys. 4. t. 52. f. 3. — Guad.: Duch. | 647. H.repanda Pers. — Ie. Rich. l.c. t. 57. f. 14. — Guad. in palu- dosis graminosis: Duch. 648. H. spicata Lam. — Kip H. hirsuta Sw. — Guad. (Wickstr.). 649. Eryngium p L.— IC. Sl. t. 156. f. 3.4. — Guad.: Duch. — „Herbe puante “. Ara li iaceae. 650. Panax altenuatum Sw. — Guad., S. Christ. (Sw.), S. Barth. (Wickstr.). Casuarineae. 651*. Casuarina equisetifolia Forst. — Guad.: Duch. ibas Asarineae. d 652. e e L. — d. bed sion; t. 26. — Guad. -— & Croix (Wst.) . 653. A. obtusata Sw. — Ie. bum. amer. t. 33.— Gnad:i in fruticetis: Duch. 654. A. constricta. . fruticosa, volubilis, ramis petiolisque pubescentibus, foliis sinu aperto cordato-ovatis apice rotundato cuspidatis 5 — 7nerviis reticulato- venosis glabriusculis, stipulis deciduis, floribus axillaribus solitariis, perigonio unilabiato extus pubescente intus glabro, tubo tenui basi inflato apice dilatato labium ovato- oblongum obtusiusculum "Egi "—— Guad. in margine sylvarum pr. Morne à l'eau: Duch. Proxima A. anguicidae L. et inprimis. A. gätienistae: — quae labio Phys. Classe. VII. Ff 226 A. GRISEBACH, cordato et forma foliorum differt; ab A. pilosa Kth. nostra recedit foliis gla- briusculis et deficiente strictura labii. — Folia 4—6” : 3—4”, petiolo 1—2” longo; pedunculi 1" longi. Perigonium 5extus violaceum luteo -lineatum«: Duch., basi inflata ovoidea 2 — 4” longa, strictura triplo longiori costata labium subaequante. 655. A. anguicida L. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wst.). Olacineae. 656. Heisteria coccinea Jacq. — Mart. in sylvis m. Febr. Mart. (Jacq.). 657. Schoepfia arborescens R. S. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.), Montserr. (DC.). Loranthaceae. 658. Viscum tereticaule DC. — Syn. V. latifolium Sw. — Guad. er "s 659. V. macrostachyon Jacq. — Mart. (DC.). 660. V. tetragonum DC. — Guad. (DC.). 661. Loranthus emarginatus Sw. — Guad. (DC). 662. L. uniflorus Jacq. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 100. — Guad. in fruticetis litoralibus super arboribus: Duch. 663. L. americanus Jacq. — [e. Jacq. amer. pict. t. 98. — Syn. L. Jaequini DC. — L. guadalupensis Duch. (an DC.?). — Guad. in arboribus: Duch. Rubiaceae Tr. I. Cinchonaceae. Subir. 1. Cinchoneae. 664. Hillia longiflora Sw. — le. Jacq. amer. pict. t. 97: icon recedit a nostra corollae lobis duplo brevioribus. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Mart. (Jacq.). — Caulis superne obsolete tetragonus; involucrum diphyllum; corollae lobi bipollicares, fere dimidium tubum aequantes. 665. Exoslemma caribaeum H. S. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 63. — Guad. in fruticetis solo calcareo: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S Barth. (Wickstr.). — „Ouinquina caraibe “. 666. E. floribundum R. S. — Guad., Mart., Domin., in reg. montana (Sw.). Subir. 2. Gardenieae. 667. Genipa americana L. — Guad.: Duch. “Genios 668. Randia aculeata L: — Ie. Sl. t. 11. f. 4. — Syn. R. latifolia Lam. — ~ ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 233 752. E. odoratum L. — Syn. E. brachiatum Wickstr. — Guad. ad vias m. Jan.: Duch.; Mart. (DC.). — „Langue à chat“. 753. E. integrifolium Berl, — Guad. in fruticetis m. Jan.: Duch. — „Herbe à boue «. 754. E. atriplicifolium Vahl. — S. Thom. (Less.), S. Croix (Wst.). 755. E. punctatum Lam. — Syn. E. atriplicifolium Wickstr. — Guad. in m. Soufrière m. Mart.: Duch. 756. E. ivifolium L. — Guad. m. Aug.: Duch. 757. E. canescens Vahl. — Désirade: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Thom. (W.). 758*. E. Ayapana Vent. — Syn. E. triplinerve Vahl. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (Vahl.). 159. E. guadalupense Spr. — Syn. E. Berterianum Coll. — Guad. in sylvis humidis: Duch. -" 760. E. celtidifolium Lam. — Guad. (DC.). 761. Mikania hastata W. — Guad. (Wickstr. ). 762. M. latifolia Sm. — Syn. M. Badieri DC. — Guad.: Duch. — Descriptio Candolleana accurate nostram plantam designat, sed ob affinitatem cum M. amara W. ad M. latifoliam Sm. reducitur. Tr. III. Asteroideae. 763. Erigeron jamaicensis L. — Guad. (Wickstr.). 764. E. canadensis L. — Guad. in cultis m. Aug.: Duch.; S. Thom. (Less.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — Forma guadalupensis gla- briuscula, achenio griseo, pappo rufescente. 765. E. spatbulatus Vahl. — S. Thom. (DC.), S. Croix (Wst.). 766. Conyza ambigua DC. — S. Thom. (Less.). 767. Baccharis speciosa DC. — Guad. (DC.). 768. B. nervosa DC. — Guad. (DC.). 769. B. dioeca Vah. — Ic. Vahl symb. t. 74. — Désirade: Duch.; S. Croix (Wst.), Montserr. (Vahl). — Recedit ab icone corymbis paniculatis, plane vero convenit foliorum figura oblanceolata (neque obovata, ut ap. DC.). 770. Pluchea purpurascens DC. — le. Sl. t. 152. f. 1. — Syn. Pl. glabrata DC. — Guad. in campis udis et circa paludes: Duch. — Forma Phys. Classe. VII. Gg 234 A. GRISEBACH, glabriuscula, Pl. glabratae DC. respondens, sed involucro plane convenit cum Conyza purpurascente Sw., a Wickstr. in Fl. guadal. citata. 771. Pl. odorata Cass. — Guad. in aridis: Duch.; S. Thom. (Less.), S. Croix (West.). 772. Pterocaulon alopecuroideum DC. — Guad. in graminosis m. Aug.: Duch.; Mart. (DC.). 773. Pt. virgatum DC. — Syn. Pluchea Less. — S. Thom.; S. Jean (Less.), S. Croix (Wst.). 774. Borrichia argentea DC. -- Guad. in arenosis maritimis toto anno: Duch. 775. B. frutescens DC. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 776. B. arborescens DC. — S. Croix (Wst.). 777. Eclipta erecta L. — S. Thom. (Less.). B. punctata L. foliis basi latioribus. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 197. — Syn. E. longifolia Schrad.! — Guad. juxta vias m. Jan.: Duch. ; 9. Croix CWst. E Mart. (Jacq.). ; Tr. IV. Senecionideae. 778. ' Clibadium terebinthaceum DC. (exclus. synon. Sw.). — Guad. in sylvis juxta rivulos: Duch. — Species peculiaris corollis disci & versus tubum medium constrictis, limbo papilloso: ovaria abortiva demum excrescunt (sicut in Cl. aspero aliisque) in stipites achenia radii excedentes, superne articulatos piliferos, tubo corollae deciduo. — Icon Swartzii ob involucri squamas angustas aliosque characteres in descriptione datos excludenda videtur. 779. Cl. erosum DC. — Syn. Trixis Sw. — Guad. in reg. montana juxta rivulos: Duch.; S. Christ., Domin. (Sw.). 780. Melampodium americanum L. — S. Barth. (Wickstr.). 781. Acanthospermum xanthioides DC. — Syn. Melampodium australe Wickstr. — S. Barth. (Wickstr.). 782. Xanthium orientale L. — S. Thom. (Less.). 783. Tetranthus ruderalis Gr. — Syn. Melampodium Sw. — Kegelia C. H. Sch. — Guad. in cultis pr. Moule: Duch. — A Melampodio antheris distinctis differt, a Tetrantho vix nisi involueri squamis 5— 6 floribusque plu- ribus. Involucrum non biseriale est, serie Schultzii interiori paleas receptaculi exteriores significante. Antherae caudatae. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 235 784. Parthenium Hysterophorus L. — Guad. in cultis toto anno: Duch.; S. Thom. (Less.), Mart. (W.). 185. Zinnia multiflora L. — S. Thom. (Wst.). 786. Z. elegans Jacq. — Guad.: Duch. 197. Wedelia carnosa Rich. — Ie. Sl. t. 155. f. 1. — Syn. W. crenata Rich., Wickstr.: forma foliis integris. — Guad.: Duch. — Foliis lobatis inte- grisque variat. 788. W.ambigua DC. — Syn. W. calycina Wickstr. — — Guad.: Duch. — Folia ovata, variant basi obtuso -subtruncata et cuneata. Involucri squamae exteriores foliaceae lanceolatae v. ovato-lanceolatae obtusiusculae, interiores membranaceae ovales obtusae. Ligulae oblongo-lanceolatae, acute bifidae, in- volucro duplo longiores. Antherae exserlae. 789. W. calycina Rich. — S. Thom. (Less.). 790. W. buphthalmoides Gr. — Syn. Anomostephium DC. — Guad. in aridis juxta vias: Duch. — Vera est Wedelia floribus radii fertilibus, paleis acutiusculis. Differt a W. ambigua DC.: involucri exterioris squamis late ovalis obtusis, ligulis elliptico-oblongis, antheris inclusis, capitulo majori, foliis penni- nerviis, petiolis longe ciliosis. Achenia conformia, pubescentia, pappo denti- culato brevi. Folia variant lanceolata et ovato - lanceolata, subintegerrima et serrata. 791. W. discoidea Less. — S. Thom. (Less.). 792. Melanthera deltoidea Rich. — Guad. in arenosis maritimis: Duch.; S. Thom. (Less.), Mart. (DC.). Forma foliis demum glabriusculis. 793. Bidens pilosus L. — Guad. in cultis m. Aug.: Duch. 494. B.leucanthus W. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Less.); S. Croix (Wst.). 795. B. portoricensis Spr. - Guad. juxta vias m. Aug.: Duch. 796. B. cynapüfolius Kth. — Guad.: Duch. 797. Cosmos caudatus Kth. — Guad. juxta vias m. Aug.“ Duch.; S. Thom. (Less.), Mart. (DC.). 198. Verbesina serrata Cav. — Guad. (Wickstr.). 199. V. gigantea Jacq. — Guad. in m. Soufrière m. Jan.: Duch. — Folia supra scabra, subtus nunc scabro-pilosiuscula, nunc pube densiori mollia. 800*. V. alata L. — Guad.: Duch. Radix annua. Gg 2 236 A. GRISEBACH, 801. Spilanthes uliginosa Sw. — Guad. (Wickstr.). 802. Sp. urens Jacq. — Ins. carib. (Plum.). 803. Synedrella nodiflora Gärtn. — lc. Sl. t. 154. f. 4A. — Guad. ad vias toto anno: Duch.; S. Thom. (Less.), S. Croix (Wst.). 804. Porophyllum ellipticum Cass. — Mart. (Sw.). 808. P. ruderale Cass. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 195. — Guad. in cultis: Duch.; Mart. (Jacq.). : 806. Egletes domingensis Cass. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Less.). — Perennis est et vergit versus E. glabratam Benth. (pl. Oersted. Syn. E. domin- gensis ß. DC.), sed junior canescit. 807. Neurolaena lobata R. Br. — c. Sl. t. 152. f. 4. — Guad. in sylvis humidis: Duch. »Medicamentum populare contra cardialgiam et febres«: Duch. „Herbe à pique«. HUS oues 808. Erechtites hieracifolia Raf. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Less.). — E. carduifolia DC. sec. Benth. et Steetz ab hac distinguitur: sed characteres, ab ipsis dati, in nostris speciminibus iisque panamensibus evanescunt. 809*. Emilia sonchifolia DC. — Guad. in cultis: Duch. 810. Senecio lucidus DC. — Guad. in m. Soufrière pr. Matouba alt. 3000': Duch.; Mart. (Sw.). Tr. V. Mutisiaceae. 811. Leria nutans DC. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Less.). Tr. VI. Cichoraceae. 812. Brachyrhamphus caribaeus DC. — Guad.: Duch. — Achenio tere- tiusculo (nec compresso) a Sonchis habitu similibus faciliter dignoscitur. 813. B. intybaceus DC. — Syn. Lactuca Less. — S. Thom. (Less.). 814. Sonchus oleraceus L. — Guad.: Duch. 815. S. asper Vill. — Guad.: Duch. Plantagineae. 816. Plantago virginica L. — Guad. (Wickstr.). ~ Lobeliaceae. 817. Centropogon Berterianus A. DC. — Guad. in sylvis humidis m. Soufrière alt. 3000“ m. Febr.: Duch. — „Suffrutex scandens , corolla coc- cinea«: Duch. Antherae non cuspidatae, sed omnes apice barbatae. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 237 818. Lobelia xalapensis Kth. — Domin. (Grah.). 819. L. Kraussii Grah. — Domin. (Grah.). 820. Tupa persicifolia A. DC. — Guad. in reg. summa muscosa m. Soufriere: Duch. 821. T. stricta A. DC. — Guad. in reg. summa m. Soufrière (Sw.). 822. T. racemosa A. DC. — S. Christ. (Grah.). 823. T. conglobata A. DC. — Mart. (A. DC.). 824. Isotoma longiflora Prl. — Ie. Sl. t. 101. f. 2. Jacq. amer. pict. t. 200. — Guad. in pratis udis, circa rivulos: Duch.; S. Thom. (Wst.), Mart. (Jaeq.). — „Herba urens, maxime venenata“: Duch. Goodenovieae. 825. Scaevola Plumieri Vahl. — Guad. (Wickstr.), S. Mart. (Jacq.), S. Barth. (Wickstr.). Myrsineae. 826. Myrsine salicifolia A. DC. — Guad. in m. Soufrière m. Febr., vulgaris pr. S. Jacob: Duch. 827. Badula lateriflora Gr. — Syn. Ardisia Sw. — Guad. in sylvis udis m. Jul.: Duch. — Comparanda cum B. caribaea A. DC., sed ab adumbra- tione ejus recedit: antheris filamentum longiusculum aequantibus (nec filamento longioribus) et foliis respectu inflorescentiae majoribus eamque multoties superan- tibus 4— 8” longis. 828. Ardisia coriacea Sw. — S. Thom. (A. DC.); S. Croix (Wst.). — Calyx (ex specim. panamensib. ) subimbricativus, drupa pisiformis, maculis nigris oblongis crebris tincla. 829. A. guadalupensis Duch. mscr. fruticosa, glabra, foliis ovali-oblongis obtusis (4": 11/; — 2“) basi acutis petiolatis integerrimis subaveniis, panicula terminali racemis iisque inferioribus compositis formata foliis summis superata, pedicellis flore longioribus, calycis dextrorsum contorti lobis ovatis obtusis corolla hypocraterimorpha ;virescente« duplo superatis, antheris ovalis erectis filamento multo brevioribus stylum aequantibus, drupa globosa salbo- et nigro- punctata«. — Syn. A. coriacea f. Berteriana A. DC. — Guad. in humidis: Duch. Aestivatione calycis contorta vergit ad Euardisiam et inprimis ad A. tinifo- liam Sw., caule arboreo, panicula composita, corolla rubra, antheris et drupa 238 A. GRISEBACH, rubra distinctam. Ab A. coriacea Sw. racemis paniculae compositis, calycis aeslivalione, flore viridi et antheris differt. 830. Jacguinia arborea Vahl. — Guad. in collibus calcareis litoralibus: Duch.; S. Barth. (Wickstr.), Montserr. (A. DC.). — „Bois casse-cou«: ob fragilitatem ligni; »bois de falaise«. 831. J. armillaris Jacq. — Mart. (Jacq.). Lentibularieae. > 832. Utricularia obtusa Sw. — Guad. in aquis (Duch.). 833. U. montana Jacq. — Mart. in pratis excelsis reg. mont. m. Febr. (Jacq.), Montserr. (Hook.). > Plumbagineae. 834. Plumbago scandens L. — le. Jacq. amer. pict. t. 23. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Christ., Mart. (Jacq.). Sapoteae. 835. Chrysophyllum Cainito L. — Ic. Sl. t.229. Jacq. amer. pict. t. 51. — Guad.: Duch.; Mart (Jacq.). ;Buis, caimitier«. 836. Chr. glabrum Jacq. — le. Jacq. amer pict. t. 55. — Guad. in sylvis: Duch.; S. Thom. (A. DC.), S. Croix (Wst.), Mart. (Jacq). -- Folia juniora subtus sericea, mox glaberrima. 837. Chr. pauciflorum Lam. — S. Thom. (A. DC.). 838. Chr. bicolor Poir. — Mart. (A. DC.). 839. Chr. argenteum Jacq. — Mart. (Jacq). 840. Sapota Achras Mill.— Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wst.). 841. Siderozylon pallidum Spr. — Syn. Bumelia Sw. — Guad.: Duch. — Propter albumen maximum nucleum ovoideum formans non est Bumelia, verum Sideroxylon. — — ;Acomat bátard«. 842. Bumelia cuneata Sw. — Syn. B. myrsinifolia A. DC. et Sideroxylon cuneatum A. DC. — Guad.: Duch. 843. B. retusa Sw. — S. Barth. (Wickstr.). 844. B. nigra Sw. — Guad. (Wickstr.). 845. Dipholis salicifolia A. DC. — Ic. Sl. t. 206. £.2. — Guad. in collibus calcareis: Duch.; S. Croix (Wst.). — „Acomat bátard«. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 239 Ebenaceae. 846. Macreightia caribaea A. DC. — Ile. Sl. t. 228. f. 3: Cucurbitifera arbor, foliis subrotundis confertim nascentibus, ramulorum extremitatibus tumidis Raji — Rich. Fl. eub. t. 49 (sine descr.). — Syn. Casasia calophylla ej. in tab. citat. — ^ Crabb-Island in sylvis: Duch. — Specimina nostra fructifera tabulae Rich. omnino respondent, nec dubitanter ad arborem Sloanei (nondum expositam) pertinent; nomen Candolleanum, fructu ignoto editum, comparatione speciminum eget. Habitus Diospyri, sed floris typus ternarius. Folia albido- virentia (propter secretum subceraceum), nervo mediano supra insculpto. Bacca pyriformis (1½“ diam.), globoso-depressa, calyce 3fido suffulta, 6—8locularis, seminibus fabiformibus, cotyledonibus foliaceis, albuminis strato tenui. „Arbor excelsa, ligno durissimo, floribus parvis axillaribus longe pedicellatis pubescen- tibus«: Duch. „Sapotillier marron“. : ; Siyraceae. 847. Symplocos martinicensis Jacq. — Guad. in sylvis reg. inf. m. Mart.: Duch.; Mart. (Jacq.). S. Thom. (A. DC.) — »Pruneau, graine bleue«. .— Oleaceae. 848. Linociera compacta R. Br. — Guad. in fruticetis: Duch.; S. Croix, Nevis (Sw.), Mart. (Jacq.). — »Bois de ferc. 849. Forestiera cassinoides Poir. — Ie. Br. jamaic. t. 36. f. 3 (exclus. analys.) — Guad. in fruticetis: Duch. — Genus a Tulasne Oleaceis optime vindicabatur (Ann. sc. III. 15). — — »Arbuscula«: Duch. Folia nunc elliptico- subrotunda (specim. G), nunc, sicut in icone Br. exhibentur, elliptico-oblonga (specim. nostra 9). Calyx Aſidus, staminibus 1—3 — 544. Bacca oblonga, pruinoso-nigra, monosperma; radicula supera, cotyledonibus foliaceis; albumen copiosum. ! Apocyneae. 850*. Allamanda cathartica L. — Guad.: Duch. 851. Rauwolfia nitida L. — S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. ( Wickstr. ). 852. R lanceolata A. DC. — Guad. in fruticetis litoralibus solo calcar.: Duch. — ;Arbre à lait“. j 853. R. Lamarckii A. DC. — Guad. cum praecedente: Duch. — Recedit ab eadem etiam nervatione foliorum. 240 A. GRISEBACH, 854. R. latifolia A. DC. — Mart. (Sieb.). 855. R. canescens L. — Guad. (Wickstr.). 856. Thevetia neriifolia Juss. — le. Jacq. amer. pict. t. 47. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Jaeq.). 857. Tabernaemontana citrifolia L — Mart. in sylvis (Jacq.). 858. T.amygdalifolia Jacq. — Guad. in fruticetis: Duch. — ; Arbre à lait“. 859. Vinca rosea L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 860. Plumeria rubra L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 861. P. alba L. — le. Jacq. amer. pict. t. 38: folia latiora, quam in nostra. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. in rupibus maritimis (Jacq.). + Calyx esquamatus. ($.1.2. A. DC.). 862. Echites biflora Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 28. — Guad. in paludosis m. Aug.: Duch. — Nostra ad amussim convenit cum icone Jacqui- longis: qua de ratione planta apud A. DC. descripta mihi incerta videlur, quippe cui calyx 2“ longus tribuitur. 863. E. suberecta Jacq. — Ic. Jacq. amer. pict. t.33. — S. Thom. (Wst.). 864. E. barbata Dese. — S. Thom.: Duch. — Species, antheris extus tomentosis peculiaris, ab icone praecedentis recedit petiolis 2“ (nec 4“) longis el foliis latioribus fere E. biflorae, sed basi rotundatis: venis obliquis convenit; specimina tamen E. suberectae jamaicensia folii forma latiori non differunt. 865 E. circinalis Sw. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.: E. ad- glutinata Jacq.) — Secundum specimina haitiensia corolla non bene descripta tubum praebet cylindricum (4““ longum) calyce quadruplo longiorem apice in faucem campanulatam staminiferam brevissimam (1“ longam) ampliatum et lobis parum longiorem. Reducenda videtur ad E. adglutinatam Jacq., ex ic. (amer. pict. t. 30) structura floris consentaneam, quae etiam foliis subtus aequaliter penninervi-venosis convenit nec differt nisi folii forma latiori mucronata, quae Hn niana, inprimis calycis segmentis 1 in nostris obtusiuscule cuspidata. it Calyx intus squamis 5 indivisis auctus. (F. 4. A. DC.). Obs. Ad hanc sectionem ex speciebus dubiae sedis ($.5. A. DC.) per- tinent: E. congesta Kth. (Bogota: Goudot), E. symphytocarpa Mey. Fl. esseq.! ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 241 (Syn. E. brachystachya Benth.) et E. eifrifolia Kth. (Panama: Duch.). — E. paludosa Fahl vero (Syn. E. concolor Ham. Haiti: Mackenzie) ad $. 2. spectat. Asclepiadeae. 866. Metastelma parviflorum: N. Br. — Guad. in fruticetis: Duch.; S. Thom.: Duch., S. Barth. (Wickstr.), Mart, (Decs.).— Forma thomasiana variat pedicellis puberulis, neque vero est M. Schlechtendalii Dees. ob pedicellos sessiles, gynostemium sessile et coronae foliola linearia. 867. M. Schlechtendalii Decs. — S. Thom. (Decs.).... Idem legit Duch. in isthmo panamensi. X — 868. M. paralias Decs. — Guad., S. Mart. (Decs.). 869 *. Calotropis. procera R. Br. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 870. Sarcostemma clausum R. S. — Syn. Asclepias viminalis. Sw. — S. Thom. (Wst.). 871. Asclepias curassavica L. — le. Bot. reg. t. 81. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). . | : | 872. A. nivea L. — S. Thom. (Decs.). 873. Gonolobus martinicensis Decs. — Mart. (Ress 874. G. maritimus NR. Br. — I. Bot. reg. t. 93 1. — Syn. G. floccosus Wickstr. — Echites muricata A. DC. ex ic. Descourt.: Ant. t. 189 a Duch. collata (a me non visa). — Guad.: Duch. —. Ibatiae, quam Decs. stigmatis indole inprimis a Gonolobo distinxit, synonymon citare non audeo: nam icon Jacquinii (amer. pict. t. 82), Cynanchum maritimum L. synonymamque Ibaliam Decs. exhibens, et a nostra planta et a figura in, Bot. reg. delineata recedit stigmatis apieulo bifido, qui in nostra plane integer apiceque capitulatus; prae- terea a descriptione Decaisnei cum icone Jacquinii consentanea. nostra planta differt corollae segmentis utrinque (nec solum extus) pubescenlibus et folliculo maximo (3' longo). ovato-conoideo extus eximie muricato, spinis apice incras- satis recurvis, superficie glabra (nec tomentosa). An revera duae species sub his latent? an descriplio ex Jacquinio mutuata non salis accurata? an stigma póst anthesin scinditur ? i ! | 875. Marsdenia elliptica Decs. — Guad.: Duch. —. Corolla purpurea, campanulata, lobis margine ciliolatis tubum aequantibus; coronae foliola breviter subulata, obtusa, imo gynostegio inserta eoque: duplo superata, Antherae Phys. Classe. VII. Hh 242 A. GRISEBACH, membrana subrotunda apıce terminatae; massae pollinis e processu horizontali rectangule erectae. Stigma umbonato - apiculatum. Gentianeae. 876. Slevogtia occidentalis Gr. — Mart. (Descomt.). 877. Coutoubea densiflora Mart. — Guad. in reg. mont.: Duch. 878. - Lisianthus grandiflorus Aubl. — Guad. (Wickstr.). 879. I. frigidus Sw. — Ic. Hook. ic. t. 195. — Guad.: Duch.; Domin. in m. Soufriere (Sw.). 880. Voyria uniflora Lam. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 89. — Guad. in sylvis montanis ad truncos arborum: Duch.; Mart. in sylvis humidis (Jacq.). 881. V. tenella Guild. — Guad. in sylvis montanis humidis ad radices arborum: Duch. Scrofularineae. 882. Brunfelsia americana Sw. — lc. Bot. mag. t. 993. — Guad. in collibus aridis litoralibus: Duch.; S. Thom., Domin. (Benth.) — ;Tulipier montagne «, ET 883. Br. fallax Duch. mscr. ($. 3), glabra, foliis ellipticis obtusiusculis, floribus solitariis, calyce campanulato breviter lobo corollae tubo decies superato, corollae lobis planis ovato-rotundatis, staminibus 5 fertilibus inaequa- libus. — Guad.: Duch. — Proxima praecedenti, foliorum forma et staminibus 5 distincta: quo ultimo charactere, inter Salpiglossideas novo, etiam ad So- laneas accedit. 884. Br. undulata Sw. — Guad. (Wickstr.). 885*. Verbascum Thapsus L. — Guad. in ruderalibus: Duch. 886. Stemodia maritima L. — Guad. (Wickstr.). 887. Herpestis stricta Schrad. — S. Thom. (Benth.). 888. H. repens Cham. Schlecht. — Syn. Gratiola Sw. — Guad.: Duch. 889. H. Monnieria Kth. — S. Thom. (Schlecht.). 890. Vandellia diffusa L. — Guad. in graminosis convallium: Duch.; Mart. (Benth.). 891. Capraria biflora L. — le. Jacq. amer. pict. t. 174. — Guad. m. Jan.: Duch. — „The du pays“. 892. Scoparia dulcis I. Guad.: Duch. — milis doux“. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 243 Solaneae. 893. Solanum nodiflorum Jacq. — Guad.: Duch. 894. S. caribaeum Dun. — _ Guad.: Duch. — Videtur S. americani Mill. forma glabriuscula. 395*. S. venustum Kth. — Guad.: Duch. 896. pyrifolium Lam. — Mart. (Dun.). 897. asperum Vahl — Guad. (Dun.). 898. Radula Vahl. — Guad. (Dun.). triste Jacq. — Mart. ad ripas (Jacq.). conocarpum Rich. — S. Jean (Rich). . havanense Jacq. — Mart. (Dun.). pauciflorum Vahl. — Mart. (Vahl). . racemosum L. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 50. Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. in fruticetis montium (Jacq.). — „Tabac à Jacquot«. 904. S. igneum L. — S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 905. S. polygamum Vahl. — S. Thom. (Schlecht.), S. Jean (Wst.), S. Croix (Dun.). 906. S. volubile Sw. — Guad. (Wickstr.). 907. S. mammosum L. — lc. Sl. t. 12. f. 1: fructus. — Guad. in steri- libus m. Aug.: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). — »Pomme poison«. 908. S. torvum Sw. — Guad. ad vias m. Aug.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — ;Belangére bätarde«. 909. S. verbascifolium L. — le. Jacq. ht. vind. 1. t. 13. — S. Croix (Wst). — Nostra planta, in isthmo panamensi eademque in insulis Jamaica et Haiti lecta, convenit cum specimin. galopagens. (ab Anderson communicat.), nec recedit ab ic. Jacquinii nisi tomento densiori in foliis supra fulvo- cano subtus albicante, in caule leproso-cano: sed ob antheras elongatas apice minute biporosas evidenter pertinet ad sect. Torvariam Dun., a qua monographus spe- ciem longinque removerat. 910. S. tomentosum L. Guad.: Duch. 911. Capsicum frutescens L. — Syn. C. conicum Mey. Fl. Esseq.! — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). e e © . n d d n Mn Hh 2 244 A. GRISEBACH, 912*. C. baccatum L. — IC. Sl. t. 246. f.2. — Syn. C. laurifolium Dun. ex loco et ic. Sl. — Guad.: Duch. 913. Physalis pubescens L.—- Guad. in cultis (Duch.). 914. Ph. foetens Poir. — Guad. in cultis: Duch. 915. Ph. angulata L. . Guad. (Wickstr.); S. Thom. (Duch.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). B. capsicifolia, foliis subintegerrimis. — Syn. Ph. capsicifolia Dun. — Guad.: Duch. y. Linkiana, foliis sinuato- dentatis. — Syn. Ph. Linkiana Ns. Dun. — Guad. in cultis: Duch. oi | 916. Acnistus arborescens Schlocht, — . Guad. (Wickstr.); Mart. (Sieb.: A. Plumieri Mrs.). i i ig Y- age T 917b Datura OStrinioilim dé oct Gnd. Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wist.). ) 2» 918*. D. fastuosa L. — S. Thom. (Schlecht.). B. rubra Dun. — Guad.: Duch. 919. D. Metel L. — IC. Bot. mag. t. 1440. — Guad.: Duch. 920. D. suaveolens Humb. Bonpl. — Guad.: Duch. 921. Nicotiana Tabacum L.-— Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). km 922. Cestrum dino L — S. Barth. (Wickstr.), S. Croix (Wst.). 923. C. laurifolium l'Hér. — Guad.: (Dun). 924. C. latifolium Lam. — Guad. (Wickstr.). 925. C. vespertinum L. — Ic. Jacq. amer. pict: t. 16 Gram alternifolia ej). — Syn. C. depauperatum Dun.: forma floribus axillaribus paucis ex loco natali et — — Guad. in m. Soufrière m. Febr.: Duch.; Mart. in sisi (Jaeq.). | Bigh ehiaceue. | 926. Bignonid unguis L. — Ic. Fl. flum. 6. t. 20. — Guad., 8. Thom.: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. (DC.). | 927. B. incarnata Aubl. — [e. Aubl. 2. t. 261. — Guad. edis Duch.; Mart. (DC.). — „Liane à crabe«. 928. B. aequinoctialis L. — Syn. B. spectabilis Vahl. — S. iro Wat). 929. B. laurifolia Vahl (diagn. nimis succincta). — Guad.: Duch. Rami ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 245 teretiusculi ; corelis extus tomentosa , hemmen accedit ad B. Martiusianam DC. (sec. deser.). 930. Distictis un Dean 8. Croix diaa; 931. Amphilophium paniculatum DC. — Ie. Plum. amer. t. er f. 1.— Guad. in sepibus m. Aug.: Duch. 932. Tabebuia triphylla DC. — S. Thom. (00; 8. Barth. (Wickstr.). 933. Tecoma pentaphylla Juss. — Guad. m. Jan.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), Montserr. (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (DC.). — ;Poirier«. B. triphylla, foliolis 3 saepe subsessilibus parvis ellipticis v. lanceolatis. — Syn. T. Berterii DC. — S. Thom.: Duch. 934. T. leucoxylon Mt. — S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 935. T. radicans Juss. — Guad.: Duch. 936. T. stans Juss. — c. Bot. mag. t. 3191. — | Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Jaeq.). 937. Catalpa longissima Sims. S. Thom. (DC.). 938. Tanaecium crucigerum Seem. — Syn. Bignonia L. — Domin. (Seem.). 939. Crescentia: Cujete L: — Guad.: Duch.; S. Thom. Dee 8 Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 940. C. cucurbitina L. — Guad., S. Thom. Dueli.; S. Croix (Wst.). Acanthaceae. Hair. Thunbergia fragrans Roxb. — Guad (Ns.), S. Thom. (Schlecht. ). 942. Oryphiacanthus barbadensis Ns. — Ic. Sl. 1.95. f. 1: fragmentum. — Guad. in campis aridis, S. Eustach., Nevis, vulgaris m. Aug.: Duch.; S. Thom. (Schl.), S. Croix (Wst.). — „Radix tuberosa, emetica«: Duch. — »Chandelier«. 943. Arrhostoxylum coccineum Ns. — S. Thom. (Ns.), S. Croix (Wst.). 944. .Teliostachya alopecuroidea Ns. — Guad. in graminosis humidis: Duch.; Montserr. (Vahl), Domin. (Ns.). 948. Stenandrium rupestre Ns. — Guad. in saxis juxta domos: Duch. 946*. Pachystachys asperula NS. — Guad.: Duch. 947. Thyrsacanthus nitidus Ns. — Ic. Sl. t. 10. f. 2. — Guad. in fruti- cetis collium Grandeterre: Duch.; S. Croix, Montserr. (Ns.), S. Christ. (Sw.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Jaeq.: ex synon. Barleriae nitidae Jacq. amer. piet. p.89, quod nomen a Ns. in Prodr. 11. p.243 errore quodam Jacquinio ab- 246 A. GRISEBACH, negatur, verum a Justicia in emendationibus editionis pictae ad Barleriam transpositum videtur, quo verosimile est, speciem affinem hodie ignotam, scilicet B. hirsutam Jacq., in ins. Martinique exstare). 948*. Graptophyllum hortense Ns. — Guad.: Duch. 949. Dianthera secunda Gr. — Syn. Rhytiglossa Ns. — Mart. (Sieb.). Nomen generis Linnaeanum, sine causa abrogatum, cum auctoribus Florae boreali-americanae restituendum duco. 950. D. sessilis Gr. — Syn. Justicia Jacq. — S. Eustach. in fruticetis Jul. Aug. (Jacq.), S. Thom. (Ns.), S. Croix (Wst.). 951. D. androsaemifolia Gr. — Syn. Rhytiglossa Ns. — Mart. (Sieb.), Domin. (Ns.). ; 952. D. pectoralis Gr. — Guad. m. Mart.: Duch.; S. Barth. ( Wickstr.), Mart. m. Jan. (Jacq.). — „Herbe à charpentier “. 953. Amphiscopia retusa Ns. — S. Croix (Wst.). 954. Adhatoda reflexiflora Ns. — S. Thom. (Vahl). 955. A. Eustachiana Ns. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 5: folia pleraque in nostra planta latiora. — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch.; S. Eust. in aridis m. Sept. (Jacq.), Montserr. (Ns.), S. Barth. (Wickstr.). 956. Beloperone Lamarckiana Ns. — Mart. (Ns.). l 957. Anthacanthus microphyllus Ns. — Désirade in aridis: Duch.; S. Croix (Ns.). 958. A. acicularis Ns. — Syn. Justicia Sw. — S. Croix (Wst.). 959. A. spinosus Ns. — S. Thom., S. Croix, Mart. (Ns.). 960. Blechum Brownei Juss. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Sieb.). 961. Tetramerium racemulosum Ns. — S. Barth. (Wickstr.). 962. Dicliptera martinicensis Juss. — Mart. in umbrosis (Jacq.). 963. D. assurgens Juss. — S. Croix (Ns.). Gesneriaceae. 964. Conradia ventricosa Mt. — Guad. (DC.), Montserr., Domin., Mart. (Sw.). 965. Besleria lutea L. — Ic. Plum. amer. t. 49. — Syn. B. guadalu- pensis DC.: nostra specimina in utramque diagnosin quadrant. — Guad. in sylvis montanis ad ripas torrentium: Duch.; Mart. (Jacq.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARÁIBEN. 247 966. Columnea scandens L. — Mart. in sylvis m. Nov. (Jacq.). 967. Drymonia serrulata Mt. — Guad. (Wickstr.). 968. Alloplectus cristatus Mt. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 180. — Guad. in sylvis humidis m. Soufriere alt. 3000' m. Febr.: Duch.; Nevis (Ham.), Mart. (Jacq.). 969. Episcia mellitifolia Mt. — Guad. in sylvis humidis reg. inf.: Duch.; Mart. (Pers.). — „Corolla intense purpurea“: Duch. : Convolvulaceae. 970. Rivea tiliifolia Chois. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S Croix (Chois.). — Pericarpium in nostra vix baccatum, potius chartaceum: sed a Calonyctio grandifloro Ch. simili plane distinctum loculis 4 seminibusque minutissime puberulis et ad hilum minutissime puberulis (nec corona pilorum oblongata totum semen fere cingente). — — ;Batate marron«. 971. Qnuamoclit coccinea Mch. — le. Bot. mag. t. 221. — Guad.: Duch. — Semina glabra, laeviuscula, angulato- globosa. 972. Q. hederifolia Chois. — le. Bot. mag. 1.1769. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 973*. Q. vulgaris Chois. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Semina glabra, verruculosa, clavato- compressa. 974. Batatas litoralis Chois. — Syn. Convolvulus arenarius Vahl — S. Croix (Wst.). 975*. B. edulis Chois. — . Guad.: Duch. — Forma foliis Spartitis. 976. B. pentaphylla Chois. — Guad. in sepibus pr. Basse-terre m. Jan.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). 977. B.cissoides Chois. — Syn. Convolvulus pilosus Wickstr. C. 8 lupensis Steud. — Guad. (Wickstr.). 978. Pharbitis hispida Chois. — le. Bot. mag. t. 1682. — Syn. Con- volvulus purpureus L. — S. Croix (Wst.). 979. Ph. acuminata Chois. — S. Croix (Wst.). 980. Ph. Nil Chois. — Guad. in cultis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Sepala angusta, sicut exhibentur quoque speciminibus boreali - americanis. 245 A. GRISEBACH, 981. Calonyetion spinosum Chois. — ima endes grandiflorus L. — Guad. (Wickstr.). 982. C. muricatum Don. — lc. Jacq. ht. Schoenbr. 3. t. 323. — Syn. Convolvulus L. — Calonyetion speciosum f. Chois. — Guad. in fruticetis litoralibus: Duch. — „Flores nocturni, sexta hora post meridiem. aperiuntur, ante octavam horam matutinam marcescunt; capsula bilocularis, 3— 4sperma, seminibus angulatis laevibus glabris nigris«: Duch. 983. C. grandiflorum Chois. — Syn. Convolvulus Tuba Schlecht. — Guad. in fruticetis litoralibus pr. Moule m. Jan.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Jacq.). — Semina obovato-trigona, dorso convexa, margine fere integro fimbriato-ciliata, ceterum velutino-puberula. . 984. Exogonium repandum Chois. —. le. Jacq. amer. pict. t. 27. — Guad. in sepibus pr. Moule m. Jan.: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. in fruticetis (Jacq.). — |. »Tubercula edulia. Capsula bilocularis, quadrivalvis, 1—2sperma, seminibus e basi longe pilosis“: Duch. 985. E. filiforme Chois. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 26. — Guad. in fruticetis litoralibus m. Aug.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), Mart. in sylvis m. Nov. — Jan. (Jacq.). — Capsula pisiformis; semina iriquelra, glabra. 986. Ipomoea pes caprae Sw. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Semina 4, eee Exstat — forma scan- dens. — „Patate bord de mer«. i 987. I. urbica Chois. —- Seem. — Syn. I. asarifolia a Wal Decad. nr. 14! — Guad. in arenosis maritimis toto anno: Duch.; 8. Thom. (Wp.) — Semina 4, subglobosa, laevia, minutissime puberula. 988. I. setifera Poir. — Guad. pr. Gozier m. Jan.: Duch. 989. I. triquetra R. S. — S. Thom. r— S. Croix (Wst.). — Semina glabra sec. Schlecht. 990. I. ventricosa Chois. >=“ Guad. m. wen Duch.; S. Barth. (Chois.). Semina globoso-trigona, laevia, nigra, minutissime puberula: qua "- cai differt a praecedente nec. non caule teretiusculo. 991. I. operculata Mt. — Ie. Plum. amer. t. 91. f. 1. — Gnd. i in j&opib. m. Dec. Jan.: Duch..— Semina trigona, laevia, nigricantia, — — „Co- rolla hora octava matutina aperitur«: Duch. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 249 992. l.tuüberosa L. — le. Sl. t. 96. f. 2. — Guad. in maritimis m. Mart.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — Semina semiovoidea, 8““ longa, nigra, area —— laterali breviter pilosiuscula, ceterum öl, — »Lactescit«: Duch. 993. T. dissecta Pursh (non W.). — [e. Jacq. obs. t. 28. — Syn. Con- volvulus L. — Ip. sinuata Ort. et Chois. — Guad in sepibus pr. S. Français m. Mart.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). —- Semina subtrigono-globosa, laevia, nigra, glabra. — „Folia trita amygdalinum spirant«: Duch. 994*. L pes tigridis L. — S. Thom. (Schlecht. ). 995. I. tamnifolia L. — Guad. in cultis m. Jan.: Duch.; Nevis (Chois.). 996. I quinquepartita R. S. — Syn. Convolvulus ovalifolius Wst. — S. Croix (Wst.). 997. I. tiliacea Chois. — S. Thom. (Schlecht. ). 998. I. umbellata Mey.! — Guad. in sepibus pr. Moule m. Mart.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — Semina trigono- globosa, nigra, ubique puberula, margine fimbriato - ciliata. 999. I. fastigiata Swt. — Guad. in sepibus toto anno: Duch. — Semina cuboideo- quadrata, laevia, glaberrima. — „Variat flore albo«: Duch. — »Patate marron«. 1000. J. triloba L. — le. Sl. 1.97. f. 1: recedit a nostra folio lobo. — Syn. I. parviflora Wst. — Guad. in sepibus pr. Gazier m. Jan.: Duch.; S. Thom. (Sehlecht.), S. Croix (Wst.). — Semina globoso-trigona, laevia, glaberrima, 1001. I pentaphylla: Cab. — Te. Cav. ic. 3. t. 256: cujus patria ignota eral. — Syn. J. Bouvetii Walp. Decad. nr. 17! — „Semina lanata«: Duch. 1002. I. palmata Forsk. — Syn. Convolvulus en Vahl. — S. Croix (Wst.). 1003. Jacquemontia violacea Chois: — Ic. Bot. reg. t. 439. Güad. in fruticetis litoralibus toto anno: Duch.; S. Thom. — S. Croix (Wst.). — Semina globoso-trigona, laevia, — 1004. Convolvulus nodiflorus n — S. Thom. (Bohlecht), S. Croix (Chois.), Mart. (Sieb.). - iv 1005. Aniseia martinicensis. C ois. le Jaeq. amer. pict. t. 24. — Guad. (Chois.), Mart. in umbrosis inundatis (Jacq.). Phys. Classe. VII. li 250 A. GRISEBACH, B. ensifolia, foliis angustioribus, plerisque linearibus. — Syn. A ensifolia Chois. — Guad. in paludosis et aquis toto anno: Duch. — Nonnisi foliorum forma variabili ab q. recedit, corolla „alba“: Duch. convenit cum ic. Jacquin. — „Caulis radicans, ramis volubilibus; semina glabra«: Duch. | 1006. Evolvulus nummularius L. — le. Sl. t. 99. f. 2. — Guad. in campis siccis m. Febr.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 1007. E. mucronatus Sw. — Syn. E. glabriusenlus Chois. — Guad. in dumetis m. Febr.: Duch. 1008. E. linifolius L. — S. Thom., S. Croix, Mart. (Schlecht.). 1009. Cuscula americana L. — Guad. in Wedeliis pr. Moule: Duch.; . S. Thom. (Schlecht.), S. Mart. (Chois.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Sieb.). Hydrophylleae. 1010. Nama jamaicensis L. — S. Croix (Wst.). Boragineae. 1011. Varronia: calyptrata DC. — Guad. introducta ex Martinique: Duch.; S. Croix (DC.). — „Arbre à perle“. 1012. Cordia Gerascanthus Jacq. — [e. Br. jam. t. 29. f. 3. Jacq. amer. piet. t. 259. f. 12: flos. — S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Sieb.). B. subcanescens DC. — Guad.: Duch. — „Bois de rose“. 1013. C. speciosa W.— IC. Sl. t. 164. — Syn. C. Sebestena L. partim. — Guad. introducta: Duch.; S. Thom. (Wst.). — »Fructus albus, maturus ag pyri spirans«: Duch. — „Cordia«. 1014. C. Callococca L. — le. Sl. t. 203. f. 2. — Syn. C.'bttioulata guadalupensis DC. (non Vahl) ex nomine vernaculo „Mapou de riviére«. — Guad. ad ripas torrentium: Duch. — Species, figura Sl. clara, apud DC. obscura, hac adumbratione illustratur: C. ramis teretibus pallide cinereis demum striato-rugosis glabris, foliis ellipticis v. obovato-ellipticis acutis basi subattenuatis breviter petiolatis- inte- gerrimis glabris supra nitidis, demum venatione immersa rugulosis, subtus pro- minulo-venosis, corymbis pedunculatis sub apice ramorum confertis, pedunculis calycibusque rufo-pubescentibus, calyce breviter obovato 3——-4dentato corollae tubum aequante, dentibus Iriangulari-aeutis, corollae- ;albae« limbo reflexo- expanso, lobis ellipticis obtusis tubum aequantibus, staminibus breviter exsertis ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 251 * stylum bis bifidum subaequantibus, drupa globosa purpurea. — Itaque inprimis figura fructus et calycis a C. reticulata Vahl differt: figuram Sloanei DC. in- fauste ad Ehretiam tinifoliam L. (ibi fig. 1 delineatam) referendam fere duxit. — »Arbor«: Duch., ramis albidis insignis, foliis sub anthesi caeduis, sub matu- ratione fructus redivivis et tum membranaceis et minus distincte reticulatis, demum coriaceis (4—6'^: 2—3'^), margine revoluto, petiolo (4—6"' longo) in laminam apice dilatato et canaliculato. Flores in apice pedicellorum conferti, unilaterales, sessiles. Calyx 1½ ““ longus, intus glaber; corollae limbi diam. fere 3°”. Drupa sviseosa«: Duch., rugulosa, vix umbonata, 9—4'" diam. (si quidem unicus loeulus explicatur). — „Mapou de rivière, Mapou blanc, Mapou cochon«. 4015. C. reticulata Vahl. — ^ Montserr. (Vahl). 1016. C. micrantha Sw. — S. Croix (Wst.). 1017. C. saleifolia DC. — Guad. in collibus calcareis: Duch. — Corollae tubus calyce et limbo duplo longior; typus variat quaternarius. — „Bois noir. 1018. C. elliptica Sw. -— Domin. (Sw.). 1019. C. laevigata Lam. — S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Sieb.). 1020. C. macrophylla Mill. — Ie. Sl. t. 221. f. 1. — Guad. in sylvis humidis m. Jul.: Duch.; S. Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). — „Arbor excelsa“ : Duch., ramis junioribus rufo-pubescentibus. Folia (10 — 15" :5—8^, nunc minora) integerrima v. subserrata, basi rotundata v. subcordata, peliolo 6 longo. Corymbi nunc terminales, nunc ex dichotomia alares, pedunculis caly- cibusque rufo- strigillosis. Calyx breviter obovatus, 5— 6dentatus (2“ altus), dentibus brevissimis triangularibus. Corolla „alba, parva, tubo calycem aequante; stamina vix exserta; stylus exsertus; drupa alba“: Duch., 2“ diam. — ;Mapou à grandes feuilles«. | | 1021. C. sulcata DC. — Guad. (DC.). | 1022. C. martinicensis R. S. — Guad. (Wickstr.), Mart. in margine sylvarum (Jaeq.). 1023. C. portoricensis Spr. — S. Croix (Spr.). 1024. C. angustifolia R. S. — S. Croix (Wst.). 1025. C. ulmifolia Juss. — Syn. Varronia paniculata Wickstr. — Guad. (Wickstr.), S. Thom., S. Croix (DC.). m. li 2 252 A. GRISEBACH, LÀ 1026. C. globosa Kth. — Ie. Sl. t. 194. f. 3. — Syn. C. bullata: DC. et Varronia L. herb. (non L. sp.). — Guad. (DC.), S. Thom. (Schlecht.), S Croix ( Wst.), Mart. (Schlecht.). 1027. C. bullata R. S. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 43. — Syn. C. mira- bilidora A. DC. — Varronia bullata L. sp. — S. Barth. (Wickstr. ). 1028. Ehretia tinifolia L. — S. Barth. (Wickstr.). Characterem gene- ricum R. Brownei vide supra: Endlicher Ehretieas a Heliotropeis semine albu- minoso distinguit, at contrarium rectius foret. 1029. Beurreria succulenta Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 45. — Syn. Ehretia Beurreria L. DC. (exclus. ic. Sl.). — Guad. in collibus ealeareis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Jacq.). — Bacca tetrapyrena, pyrenarum endocarpio lignoso lacunoso et septis spurius quasi pluriloculari, unico loculo vero et seminifero, semine in quaque pyrena solitario, testa membranacea; embryo exalbuminosus, rectus, radicula brevi supera, cotyledonibus oblongo -linearibus planis radicula. multo longioribus. Itaque character generis apud Endl. peccat in plerisque (e. c. pyrenis bilocularibus, loculis monospermis, albumine, embryone): characterem emendatum comparalivum supra dedi. Rocheforlia. Sw. (char. ref.). — Syn. Lutrostylis G. Don (gen. s 4, p.391). Ehretiae sp. non satis nota DC. (Prodr. 9. p. 510). ` Calyx profunde partitus, segmentis imbriealivis. Corolla rotata, limbo Opartito imbricativo, fauce nuda. Stamina 5 exserta, filamentis fauci insertis latiusculis. Ovarium depressum, integrum, quadriloculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus bipartitus, stigmatibus peltato- obtusis. Bacca tetra- pyrena, pyrenis monospermis, embryone exalbuminoso, radicula brevi supera, cotyledonibus planis oblongis. — Frutices, foliis alternis fasciculatis integerrimis, corymbis ramulos terminantibus. 1030. R. cuneata Sw. — Guad. in sylvis et fruticetis: Duch.; S. Croix (Wst. Ehretia spinosa ej. ex loco caribaeo verosimiliter hujus loci); — De- seriptioni Swartzianae haec habeo addenda: Folia obovata, basi in petiolum attenuata, apice rotundata v. emarginata, laevia, obscure penninervia; supra nitida, sicca nigricaniia, subtus obscure rufescentia (1— 2“: 8—12"^), petiolo 2— 4” longo. Corymbi in ramulis abbreviatis terminales, foliis: superati, ÜBER DIE VEGETATION: DER KARAIBEN. 253 6— 12flori, floribus pedicellatis, pedicellis cernuis puberulis. Calyx segmentis rotundato - obtusis ciliolatis corollae tubum aequantibus 1“ longis. Corolla (4—5““ diam.), limbi segmentis. tubum duplo superantibus. Stamina filamentis subquadratis, antheris aequilatis erectis introrsis. Bacca globosa, nitida, lutescens (3 4“ diam.), pericarpio tenui, endocarpio cujusque pyrenae lignoso incurvo versus axin spongioso; semina pendula, testa membranacea, embryone recto, radicula cotyledonibus duplo superata. — „Bois vert«. Obs. Ut observationes supra de speciebus generis datas amplificem, diagnoses utriusque addo:. Ni. cuneata. Sw. diiis: Cv. eint; foliis glabris obovalis in petiolum allenuala, corymbis glabriusculis, calycis segmentis eiliolatis, corollae lobis ovato-oblongis obtusis tubum duplo excedentibus. — Guadaloupe. R. Jacquini Gr. „spinosa“, foliis glabris obovato -oblongis, .coryinbis calycisque segmentis sericeo- villosis, his eciliolatis, corollae lobis oblongis obtusiuseulis tubum subaequantibus. — Tocayma (herb. Hook.). Huc refero Ehretiam spinosam Jacq. Syn. Lutrostylis G. Don. 1031. Tournefortid gnaphalodes R. Br. — le. Jacq. amer. pict. t. 259. f.9: flos. — Syn. Heliotropium Jacq. — Guad. in arenosis maritimis toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Eust. (Jaeq.), S. Barth. (Wickstr.). 1032. T. hirsutissima L. — Guad. in frulicetis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). — »Liane à chique“. 1033. T. cymosa L. — le. Sl. t. 212. k. 2. Jaeq. ic. rar. t. 31: corollae tubo nimis crasso. — Guad. in sylvis ad vias: Duch. — Corollae tubus fili- formis, calyce Aplo longior, lobis mueronalis. — „Liane à chique“. 1034. Te foetidissima W. — le. Plum. gen. t. 230. — Syn. Linnaei exeludendum et dubium et ob ic. Sl. t. 212. f. 1, quae non hujus loci. — Guad. in fruticelis humidis: Duch.; S. Croix (Wst.). — Corollae tubus filiformis, calyce 3plo longior, lobis obtusiuseulis. — »Mapou puant«. 1035. ^T. bicolor Sw. — Guad. in humidis: Duch. Corollae tubus basi inerassatus, calyce 3plo longior, lobis rotundatis mucronulatis. Venae folii minus numerosae e fere), quam in ptem „Frutex erectus 10 - 20pedalis«: Duch. 1036. T. er Lam. — Seem.! — Guad.: Duch.; Mart. (DC.). — 254 A. GRISEBACH, Differt a praecedente paniculae ramis sub anibesi contraclis el. corollae lobis longius mucronatis. 1037. T. incana Lam. — Mart. (DC.). 1038. T. laurifolia Vent. — S. Thom. (DC.). 1039. T. volubilis L. — le. Sl. t. 143. f. 2. — Guad. in sepibus m. Aug.: Duch.; S. Thom.: Duch. (forma y. DC.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). — »Liane à chique«. 1040. T. microphylla Desv. — S. Thom. (DC). 1041. T. sericea Vahl. — Montserr. (Vahl). 1042. T. punctata Spr. — Syn. T. giellestach fa B. DC. — ER (DC.), Mart. (Sieb.). 1043. Heliotropium curassavicum L. — Ie. Sl. t. 132. f. 3. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Sehlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 1044. H. inundatum Sw. — Seem.! — Guad. (DC.). 1045. H. fruticosum L. 6. ternatum DC. — Desirad. in campis aridis: Duch. y. eonfertum DC. — Guad. (DC.). Huc spectare videtur H. mierophyl- lum Sw. apud Wickstr. guad. 1046. Heliophylum parviflorum DC. — Guad. in locis sterilibus toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. BR ), Domin. (DC.), Mart. (Sieb.). 1047. H. indicum DC. — Guad. in cultis, S. Thom., S. Eust; fiche Duch. 1048*. Trichodesma indicum R. Br. — Syn. ERS L.— Guad. (Wickstr.). Labiatae. 1049. Ocimum micranthum W. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 1050. Hyptis capitata Jacq. — Ie. Sl. t. 109. f. 2. Jacq. ic. rar. t. £14. — Guad. in cultis frequens: Duch. 1051. H. brevipes Poit. — Mart. (Sieb.). E xolüdonda est ex synonymis H. globifera Mey. Fl. esseq., quae sec. specim. originar. ad praecedentem pertinet. 1052. H. atrorubens Poit. — Ic. Ann. Mus. 7. t. 27. f. 3. — Guad. in graminosis reg. inf.: Duch.; Mart. (Sieb.). 1053. H. suaveolens Poit. — Ie. Sl. t. 10. f. 2. Ann. Mus. 7. t. 29. f. 2. — Guad. in reg. inf. pr. Basse-terre toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 255 1054. H. pectinata Poit. — le. Ann. Mus. 7. 1.30. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 1058. H. verticillata Jacq. — S. Thom. (Benth). 1056. Salvia occidentalis Sw. — Guad. ad vias m. Jan.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Benth.), Mart. (Sieb.). | 1057. S. tenella Sw. — S. Thom. (Schlecht.). 1058. S. serotina L. — le. Jaeq. ic. rar. t. 3. — Guad. in muris Pointe- à-pitre m. Aug.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 1059. S. densiflora Benth. — Domin. (Benth.). 1060. S coccinea IL. — le. Pohl ic. brasil. t. 192. — ^ Guad.: Duch. 1061. Scutellaria purpurascens Sw. — Guad.: Duch. 1062. Leonurus sibiricus L. — Guad. in cultis: Duch.; S. Thom. (Schlecht. ). — Nuculae maturae in nostra forma glabrae sunt, nec hispidae, ut habet Benth. 1063. Leucas martinicensis N. Br. — Ic. Jacq. ic. rar. t. 110. = Guad.: Duch.; Mart. (Jaeq.). — »Herbe à bouton “. ! 1064. Leonotis nepetifolia R. Br. — le. Bot. reg. t. 281. — — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). Verbenaceae. 1065. Tamonea verbenacea Sw. — Antig. (Sw.). 1066. Priva echinata Juss. — le. Sl. t. 110. f. 1. Jacq. amer. pict. t. 9. — :Guad. in cultis toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), Domin. (Schau.), Mart. (Sieb. ). : 1067. Stacheturpha cayennensis Vahl. — Guad. in margine sylvarum: Duch. — Parum Kirner a St. dichotoma Vahl calyce breviori et ramis lanu- ginosis. : 1068 st. jamaicensis Vahl. — Te. Sl. t. 107. f. 1. — — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), S. Barth. ram ), Domin. ae 55 Mart. (Sieb.). 1069. St. strigosa Vahl. — S. Thom. (Schlecht.). 1070. Lippia geminata Kth. — Guad. in m. Soufriere: Duch. B. microphylla, foliis parvis (8'':4'^) pedunculum subaequantibus. — Guad.: Duch. — „Frutex 1 — 2 pedalis, corolla violaceo-purpurea^ : Dach. 1071. L. stoechadifolia: Kth. — ` Guad. juxta vias m. Aug. Duch. 256 ee A. GRISEBA CHE 1072. L. reptans Kth. — Guad.: Duch.; Domin. (Schau.). 1073. L. nodiflora Rich. — Syn. L. nodiflora e. sarmentosa Schau. — Guad.: Duch.; Domin. (Schau.). 1074. Lantana Camara L. — Syn. L. aculeata Wickstr. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch.; S. Thom., S. Eust.: Duch.; Si Barth. (Wickstr.), Domin. (Schau.). — „Petit duite% 1075. L. crocea Jacq. — Ie. Jacq. ht. Schoenbr. A. t 473. — Guad. in frulicetis maritimis: Duch.; S. Thom. (Schau.). — „Petit beaume«. 1075. L involucrata L. — Guad., S. Eust.: Ducb.; S. Thom. er $ S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Domi: (Schau.). 1077. L. odorata L. — Guad. in fruticetis maritimis: Duch.. — „petit beaume«. x | 1078. L. reticulata Pers. — Domin. (Schau.). 1079. L. Radula Sw. — Domin. (Sw.). 1080. L. trifolia L. — Domin. (Schau.). 1081. Citharexylum villosum Jacq. — S. Thom.: Duch.; Domin. (Schau.). — Forma angustifolia, foliis lanceolatis ab ic. Jacq. (ic. rar. t. 119) recedens. ~- Stamina 4. p. pentandrum, corollae tubo breviori, staminibus 5. — Guad.: Duch. — Praeterea plane conforme cum icone C. villosi Jacquiniana, formam latifoliam exhibente. — C. pentandri Vent. icon (ht Cels. t. 47) a nostra planta recedit foliis dentatis et flore breviori: hoc crescit in Domin. sec. Schau. 571082. C. cinereum L. — S. Croix (Wst.), Mart. in silvis ern : 1083. C. quadrangulare Jacq. — Sieb. martin. nr. 156! — Guad. in sylvis m. Jan.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart.: Sieb. — ` „Bois carré«. 1084. C. caudatum L. — le. Sl. t. 206. f. 3. 4. — Guad.: S. Barth. (Wickstr.). 1085. Duranta Plumieri Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 179. — Guad. (Wickstr.); S. Thom.: Dach., S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Sieb.). 1086. ` Petrea volubilis Jacq. - le. Jacq. amer. pict: t. 173! — Guad. in sylvis: Duch.; Mart. (Jaeq.). — »Liane brillante 4. 1087. Callicarpa aculeolata Schau. — Domin. Gian) 1088. Aegiphila laevis. W. — Guad. in fruticetis m. Sept : Duch. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 257 1089. A. martinicensis L. — Guad. in fruticetis m. Sept.: Duch.; Monts. (Schau.), Mart. (Jacq.). 1090. A. elata Sw. — Domin. (Schau.). 1091. Volkameria aculeata L. — le. Sl. t. 166. f. 2. 3. — Guad. in fruticetis toto anno: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). 1092. Cerodendron spinosum Spr. — Domin. (Schau.). — Examinavi specimina haitiensia. 1093. Cornutia pyramidata L. — Ic. Plum. amer. t. 106. f. 1. — Guad.: Duch. — „Gattilier«. 1094*. Vitex agnus castus L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 1095. V. divaricata Sw. — Guad. in sylvis humidis: Duch.; S. Croix, Mart. (Sw.). — Variat foliolis cuspidatis et obtusissimis. — ^ »Bois- Agouti«. 1096. V. heptaphylla Juss. — Guad. (Wickstr.); Domin. (Juss.). 1097. Avicennia nitida Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 169. — Guad. in paludosis: Duch.; S. Thom. (Schau.), Mart. (Jacq.) — »„Mangle blanc«. ; 1098. A. E Jacq. — Guad. (Schau.); S. Thom. (Schlecht), S Croix (Wst.). Myoporineae. 1099. Bontia daphnoides L. — Guad.: Duch.; S. Thom. (A. DC.), S Croix (Wst.), Mart. (Jaeq.). Coniferae. 1100. Podocarpus coriacea Rich. — Syn. Taxus lancifolia Wickstr. — Guad. (Wickstr.); Monts. (Endl.). Cycadeae. 1101*. Cycas circinalis L. — Guad.: Duch. Alismaceae. 1102. Echinodorus cordifolius Gr. — lc. Vell. Fl. flum. 10. .31.— Syn. Alisma L. A. macrophyllum Kth. — Guad.: Duch. — Genus ab Alismate aestivatione corollae imbricativa recte separavit A. Gray. — Folia 9nervia. B. Berteroanus, foliis parvis 7nerviis basi vix cordatis, angulis caulis 5 inaequalibus. — Syn. Alisma Berteroanum Balb. A. Sprengelii Kth. — Guad.: Duch. — Fructu cum æ. plane convenit. Phys. Classe. VII. Kk 258 A. GRISEBACH, Najadeae. 1103. Najas flexilis Rostk. — Syn. N. guadalupensis Spr. ap. Wickstr. sec. Kth. — Guad. (Spr.). 1104. Thalassia testudinum Koen. — Guad. in fundo maris: Duch. — »Sepala 3, obtusa; stamina 12 (nec 9)«: Duch.; planta foeminea ignota. 1105. Ruppia maritima L. — Guad. in aestuariis: Duch. — A forma europaea non differre videtur: fructus in nostris speciminibus senarii. R. didyma Sw. ap. Wickstr. (S. Barth.) est planta dubia. Aroideae. 1106. Pistia occidentalis Bl. — Guad.: Duch. 1107. Arisaema Dracontium Scht& — Guad.: Duch. 1108*. Colocasia esculenta Schit. — Ic. Sl. t. 106. f. 1. — Guad.: Duch. — „Madere«. 1109. Xanthosoma sagittifolium Schtt. — Ic. Sl. t. 106. f.2. Plum. amer. t. 35. — Guad.: Duch. 1110. Acontias helleborifolius Schtt. — Syn. Arum pentaphyllum Wickstr. verosimiliter. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Jacq.). 1111. Caladium arborescens Vent. — Ic. Plum. amer. t. 60. — Guad.: Duch. — Ad Philodendron retulit Kth., sed genus distinctum videtur spatha reclusa Philodendri antherisque connatis Caladii. 1112. Philodendron hederaceum Schit. — Mart. (Plum.). 1113. Ph. peregrinum Kth. — le. Plum. amer. t. 36. — Syn. Arum L. Colocasia mucronata Kth. ex syn. Plum. — Guad. in sylvis montanis ad ripas torrentium pr. Goyave: Duch. — Ex nervatione folii Philodendro recte ad- scriptum videtur. 1114. Dieffenbachia Seguine Schtt. — le. Jacq. amer. pict. t. 229. — Guad. in sylvis reg. inf.: Duch. 1115. Monstera lingulata Schit. — «e. Sl. t. 27. f. 2: folium. Plum. amer. t. 37. — — Guad.: Duch. 1116. M. Adansonii Schtt. — le. Plum. amer. t. 56. — Guad.: Duch. 1117. Anthurium erassinervium Schit. — le. Jacq. ic. rar. t. 609. — Guad. in sylvis reg. inf. parasiticum in arboribus: Duch. — „Langue à boeuf. 1118. A. acaule Schtt. — Mart. in sylvis montanis (Jacg.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 1119. A. crenatum Kth. -— S. Thom. (Kth.). 1120. A. macrophyllum Endl. — Ic. Plum. amer. t.51.i. et 63. Jacq. ic. rar. t. 610. — Syn. A. grandifolium Kth. ex syn. Jacq. — Guad. in sylvis udis reg. inf. parasit. in arboribus: Duch.; S. Croix (Wst.). 1121. A. palmatum Kith. — Ie. Plum. amer. t. 64. 65. — Guad. in sylvis reg. inf. radicans in arboribus: Duch. t2 [^n] e Pandaneae. 1122. Carludovica palmata R. P. — Guad. in reg. inf. in consortio C. Plumerii: Duch. — „Caulis erectus, pedalis, foliis 3— 4 pedalibus petiolo aequilongo suffultis, nervis 3 crassioribus, binis lateralibus in media lamina desinentibus, spathis 4 deciduis, floribus roseis et albo-tinctis«: Duch. — »Seguine bátard«. | 1123. C. Plumerii Kih. — le. Plum. amer. t. 59 et 51. g. — Guad. in montibus declivibus reg. inf. parasitica: Duch.; Mart. (Plum.). 1124. RER Plumerii Poit. — Mart. (Plum.). Palmae. 1125. Oreodoxa oleracea Mt. — Ie. Jacq. amer. pict. t. 255. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wsl.). 1126. Geonoma martinicensis Mt. — Mart. (Plum.) Palmas ex solis iconibus Plumerianis descriptas cum omnibus plantis minus notis omisi. 1127. Thrinax barbadensis Lodd. — Guad. in collibus calcareis: Duch. — Nervis flavis glabris foliorum a diagnosi recedit, ligulis obliteratis convenit: baccae laeves, globosae, pisiformes, siccae nigrae. — „Latanier «. 1128. Acrocomia sclerocarpa Mt. — Syn. Cocos aculeata Jacq. amer. - pict. t. 254: a Mt. dubie ad A. aculeatam Lodd. relata. — Mart. (Jacq.). 1129. Cocos nucifera L. — Guad. (Wickstr.), S. Croix (Wst.), Mart. (Jacq.). 1130. Syagrus amara Mt. — Mart. in sylvis montanis (Jacq.). Commelyneae. 1131. Commelyna cayennensis Rich. — Syn. C. communis Wickstr. C. glabra Mey. Fl. esseq.! C. agraria Kth. ex specim. Engelm. a Kth. citat. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Kth. I S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Sieb.). — — » Curage«. 1132. C. turbinata Vahl. — Guad. (Wieksir.), S. Croix (Vahl). Kk : ~ 260 A. GRISEBACH, 1133. C. elegans Kth. — S. Thom. (Kth.). 1134. Callisia repens L. — S. Thom. (Schlecht.), Mart. in herbosis humidis (Jacq.). ; 1135. Tradescantia discolor Sm. — Ic. Sm. ic. rar. t. 10. — Guad. in saxis Grande Terre: Duch. 1136. T. geniculata Jacq. — Mart. in umbrosis humidis (Jacq.). Gramineae. Tr. I. Poaceae. Subtr. 1. Festuceae. 1137. Eragrostis poaeoides P. B. — Syn. Poa glutinosa Sw. ex Ic. Sl. t. 71. f. 2. P. tephrosanthos Schult. — Guad.: Duch.; Mart. (Sieb.). — Forma floribus angustioribus. 1138. E. ciliaris Lk. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 1139. E. capillaris Ns. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 1140. Arundinaria macrosperma Mich. cf. — Syn. Panicum arborescens Wickstr. — S. Barth. (Wickstr.). $ 1141. Sporobolus virginicus Kth. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). 1142. Sp. indicus R. Br. — Ic. Sl. t.73. f. 1. Trin. ic. t. 60. — Syn. Sp. tenacissimus P. B. — Guad. m. Dec.: Duch.; S. Thom. (Sehlecht.). Obs. S. litoralis Kth. (a quo Sp. affinis Kth. vix distinclus) exstat in collectione sine loci designatione, similis Sp. junceo Trin. (ie. t. 97), a quo differt vaginis foliorum inferiorum barbato-eiliatis et palea superiori obtusiuscula. 1143. Aristida Antillarum Poir. — Syn. A. Adscensionis Wickstr. ex loco natali. A. maritima Steud. A. subbiflora Steud.! — Guad. in aridis mari- timis: Duch. — Accedit ad A. depressam Retz. (Syn. A. vulgarem Trin.), sed arista brevior flore parum longior, radix annua. Datur forma monstrosa spiculis bifloris, quae descriptioni Poiretii respondet et A. subbifloram Steud. sistit. 1144. A. stricta Mich. — S. Thom. (Schlecht.). 1145. Olyra latifolia L. — Ie. Sl. t. 64. f. 9, — Syn. O. paniculata Sw. Trin. O. ovata Ham. — Guad.: Duch. — Genus cum Milio a Paniceis ad Slipaceas transponendum est. Obs. Milium lanatum R. S. B. Kth. (spiculis majoribus glumisque önerviis verosimiliter specifice ab c. distinguendum) Duch. legit sine loci indicatione ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 261 (forte in Panama): respondet iconi Kunthianae (Gram. 2. t. 163) nec differt a Milii sect. Eumilio nisi paleis apice in appendicem membranaceam productis, ex quibus sect. Leptocoryphium Ns. (nec genus) conslitui potest. Non Pani- ceam esse, demonstrant stylodia e latere floris emergentia: minime etiam gluma superior mascula est, ut dicunt auctores, verum neutra sive verae glumaceae indolis, ut optime exhibetur in descriptione Kunthiana. Subtr. 2. Chlorideae. 1146. Chloris radiata Sw. — I. Sl. t. 68. k. 3. Kth. ic. gr. t. 179. — Syn. Chl. glaucescens Steud.! — Guad.: Duch. 1147. Chl. ciliata Sw. — Syn. Chl. propinqua Steud.! -- Guad. juxta vias: Duch. 1148. Chl virgata Sw. — Antig. (Kth.). 1149. Chl. polydactyla Sw.— Syn. Andropogon barbatus L. — S. Barth. (Wickstr.). 1150. Leptochloa mucronata Kth. — Syn. L. pellucidula Steud.!: forma vaginis glabris. Guad.: Duch. — Convenit cum speciminibus L. attenuatae Nutt. boreali-americanis et a Kth. et ap. As. Gray huc relatis. | 1151. L. oirgata P. B. — le. Sl. t. 70. f. 2. — Syn. L. mutica Steud.!: ipsa. L. brachiata Steud.!: forma spiculis 3 — Afloris (utraque falso sine aristis descripta, quae in flore imo exstant, sicut in celeris formis). — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht. ). ; ß. domingensis Lk. arista longiori. — Guad.: Duch. Formis transitoriis cum g. conjungitur. 1152. Eleusine indica Gaertn. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht. ), S. Barth. (Wickstr.). — Exstat inter vulgares forma depauperata (a Steud. indicata) spica solitaria, spiculis 4floris. 1153. Dactyloctenium aegyptiacum W. — Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 1154. Eutriana jüneifolia Kth. — Tr. II. Paniceae. Subir. 1. Oryzeae. 1155. Pharus lancifolius Ham. — nat. — Guad.: Duch. — Distinetus a Ph. latifolio L. (Sy Guad. in litore: Duch.; S. S. Thom. (Schlecht.). Syn. Ph. latifolius Wickstr. ex loc. n. Ph. glabro Kth. 262 A. GRISEBACH, Ic. Sl. t. 73. f. 2): nam in nostro folia lanceolata acuminata (8““ fere lata), apud Sl. folia ovali- oblonga acuta (1½“ lata). Panicula laxa, axibus fructi- busque pubescentibus, his oblongo-linearibus glumam plus duplo superantibus. Subir. 2. Paspaleae. 1156. Paspalum filiforme Sw. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 1157. P. platycaule Poir. — S. Thom. (Schlecht.). 1158. P. pusillum Vent. — S. Thom. (Fl.). 1159. P. conjugatum Berg. — le. Trin. ic. t. 102. — Syn. P. longis- simum var. guadalupense Steud.! (synops. p. 19). — Guad. in graminosis udis: Duch. : p. subcordatum, foliis basi subcordatis, glumis obsolete nervatis. — Syn. P. guadalupense Steud.! (syops. p. 18). — Guad. cum c.: Duch. Obs. Specimen errorum Steudelii est, P. taphrophyllum ej., ex Sieb. Fl. mixt. nr. 365 creatum, spiculis 1'" longis descriptum, in serie A. (nr. 42) spieulis ½“ longis v. brevioribus insignita primo occurrere, dein eandem plantam Sicherianam in serie B. (spieulis 1°” longis) sub stirpe Richardiana quadam (nr. 54) iterum citari. 1160. P. notatum Fl, — S. Thom. (Fl.). 1161. P. caespitosum Fl. — Ic. Trin. ic. t. 121. — Syn. P. rhizoma- tosum Steud.! (synops. p. 17). P. coleopodon Steud.! (ib. p. 18). — Guad. in graminosis siccis: Duch. (loco igitur „in siccis“ a Swartzio suo P. dissecto vindicato, quod sec. Fl. P. caespitosi synonymon). — Species rhachi flexuosa, spiculis parvis pedicellum vix duplo superantibus, glumis trinerviis recognoscitur. 1162. P. glabrum Poir. — S. Thom. (Schlecht.). 1163. P. paniculatum I. — Ic. Trin. ic. t. 127. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). — Nostra specimina (panamensia) foliis basi magis quam in icone (ceterum omnino congrua) in auriculas pro- ductis, nisi spiculae dense pubescentes essent, diagnosi P. cognatissimi Steud. Cl. c. p. 18) omnino responderent. hi 1164. P. virgatum L. — le. Sl. t.69. f. 2. Trin. ic. t. 131. 132. — Guad. in graminosis humidis m. Dec.: Duch.; S. Croix (Wst). — Glumae revera nerves, sed laterales nervi bini margini approximati et parum conspicui. 1165. P. undulatum Poir. — S. Thom. (Schlecht.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 263 1166. Eriochloa punctata Ham. — S. Thom. (Schlecht,), Mart. (Sieb.). 1167. Digitaria ciliaris Koel. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 1168. D. marginata Lk. — Gr. in Led. Fl. ross. 4. p. 468. — Syn. D. aegyptiaca Parl. — — Guad.: Duch. 1169. D. setosa Desv. -— Syn. Panicum Hamiltonii Kth. P. (iliforme Kappl. pl. surin. nr. 1951! (non alior.). — Guad.: Duch. — Proxima D. san- guinali, distincta nervis paleae neutrius parallelis, spicula angustiori et rhachi setifera. 1170. Brachiaria prostrata Gr. — le. Trin. ic. t. 184. 185. — Syn. Panicum Lam. P. caespitosum Sw. P. insularum Steud.! (l.c. p. 61). — Guad. in campis aridis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). — Ex spieulis a dorso compressis est Brachiaria Gr. (in Led. Fl. ross. 4. p. 469). Panicum sect. 1: Virgaria. Panicula simplicior, ramulis angulosis, spiculis racemosis. (Syn. Virgaria Tr. et Brachiaria ej. partim). 1171*. P. molle Sw. — Syn. P. guadalupense Steud.! (I. c. p. 61). — Gramen e continente introductum, affine P. numidiano Lam. (le. Trin. ic. t. 174), at distinctum ab icone et a stirpe capensi: spiculis duplo minoribus, nodis dense villosis et gluma inferiori minori. ^ Convenit cum descriptione Swartzii, qui eandem originem surinamensem nomine vernaculo ;Dulch grass a pronuntiabat: solummodo recedit nostrum folii lamina spiculisque glabratis, villo tamen in nodis persistente. Steudel descripsit statum maturantem, ubi palea floris foecundati indurescens tenuissime N est (quam falso ille dixit laevigatam). -- n»Herbe du Para«. 1172. P. paludicola Ns. — Steud. J. c. p. 65 — syn. Trin. gramen plane alienum exhibente). — Guad.: Duch. 1173. P. fasciculatum Sw. — le. Trin. ic. t. 206. — Syn. P. fuscum Sw. Trin.: forma panicula fusca. P. trichocondylum Steud.! (l. c. p. 74). — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.).-— Forma panicula virente. 1174. P. diandrum Kth. — Ic. Kth. gram. 2. t. 110. — Syn. P. agro- stidiforme Ham. (non alior.). P. ramuliflorum Hochst.! in Kappl pl. surin. nr. 1523! et Steud.! (lc. p.60). — Guad. in graminosis humidis m. Dec.: Duch. — A Panico agrostoide Mühlb. Americae borealis differt quoque spiculis minoribus. 264 A. GRISEBACH, 1175*. P. jumentorum Pers. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 1176. P. diffusum Sw. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). Speciem huic affinem et forsan adhuc cum eodem con- fusam legit Duch. sine loci designatione (aut in Caribaeis aut in isthmo pana- mensi), quam bac adumbratione propono: P. reliculatum Gr. annuum, gracile, vaginis elongatis molliter sparsimque pilosis v. ciliatis, ligula eciliari, foliis late linearibus acuminatis basi rotundatis v. subcordatis (2-—3'":3—4'") glabris, panicula angusta atropurpurea, radiis solitariis racemiferis strictis axique sulcato-angulosis pube brevissima pilosius- culis, pedicellis inaequalibus, spieulis subsecundis (1““ longis) ovatis acutiusculis glabris, gluma inferiori flore triplo breviori pallidiori ovata trinervi, nervis anastomosantibus, superiori quinquenervi paleae floris sterilis inferiori septemnervi conformi, nervis utriusque venularum transversarum ope reticulatis, flore infe- riori bipaleaceo, masculo bermaphroditum parum superante, hujus palea inferiori indurata tenuissime transversim rugulosa. — Flore demum ruguloso nervisque differt a P. diffuso Sw.; nervis convenit cum P. velutino Ns., quod spiculis majoribus nervorumque numero et pube floris recedit; simillimum est P. colorato L. (Drege pl. capens.!), a quo nostrum nervis floralibus reticulatis et panicula strictiori distinctum est. 1177. P. cayennense Lam. — S. Thom. (Schlecht. ). 1178. P. divaricatum L. — Syn. P. maculatum Aubl. P. Chauvinii Steud.! (I. c. p. 68). — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.) — Proximum P. latifolio L., quocum a Trinio conjungitur, specifice vero differt: culmo lignoso (fracti- flexo) et spiculis majoribus, gluma superiori et palea floris neutrius demum coriaceis (nec membranaceis) concavo- gibbis. 1179. P. glutinosum Sw. — S. Croix (Wst.). P. sect. 2. Miliaria. Panicula composita, pedicellis filiformibus. 1180. P. brevifolium L. — c. Sl. 1.72. f. 3. — Syn. P. trichoides Sw. ex ic. Sl. P. trichopiptum Steud.! (l.c. p. 85). — Guad., S. Barth. (Wickstr.). Specimina coll. Duch. in ins. Portorico lecta sunt. 1181. Echinochloa colona Gr. — Ie. Trin. ic. t. 160. — Syn. Panicum L. — Guad. in campis graminosis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 265 1182. Orthopogon Burmanni N. Br. — le. Trin. ic. t. 193. — Guad.: Duch. 1183. Hymenachne myurus, P. B. — Ie. Trin. ic. t. 208. — Syn. Panicum amplexicaule Rudg. — Guad. in aquis tranquillis: Duch. — Genus paleis demum coriaceis (neque induratis) a Panico distinctum, habitu Setariae. 1184. Setaria glauca P. B. — le. Trin. ic. t. 195. 196. — Guad. in graminosis siccis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 1185. S. macrostachya Kth. — S. Barth. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.). 1186. Stenolaphrium americanum Schrk. — Guad. in aridis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 1187. Pennisetum purpurascens Kth. -- Syn. Cenchrus. setosus Sw. — Guad. (Wickstr.). 1188. Cenchrus, echinatus L. — Guad. (Wickstr.), S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wickstr.). 1189. C. tribuloides L. — Guad.: Duch. — Convenit. cum specim. bor.-americanis et a praecedente differt involucro ad medium (neque ad basin) diviso. i 1190. C. pungens Kth. — Guad.: Duch. — : Convenit cum specim. texanis et a C. tribuloide L. differt involucro florem (önervem) parum (nec duplo) excedente. 1191. Antephora elegans Schreb. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wickstr.). 1192. Echinolaena nemorosa Kth. — Syn. Panicum Sw. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 1193. Tricholaena insularis. Gr. — Ie. Trin. ic. t. 220. — Syn. Andro- pogon L. Saccharum polystachyon Sieb. Fl. mixt. nr. 437! . Panicum leuco- phaeum Kth. P. Duchassaingii, Steud.! (l c. pag. 93). —.. Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht). — Genus Schraderianum, Trichachnen Ns. complectens, non tantum pilis, sed etiam arliculatione. spiculae distinctum.. 1194. T. saccharoides Gr.— Syn. Saccharum polystachyum Sw. Pani- cum saccharoides Kth. — S. Christ. (Sw.). Subtr. 3. Sacchareae. 1195*. Saccharum officinarum L.xsar.— le. 8. 1606. — Guad.: Duch. — Caule intra. paniculam sulcato cum forma vulgari conyenit, sed a descriptione Kunthiana differt gluma inferiori binervi dene, utraque ejusdem longitudinis. LI Phys. Classe. VII. 266 A. GRISEBACH, 1196. S. dubium Kth. — Syn. Anatherum Berterianum Sch. Saccharum caudatum Mey. Fl. Esseq.! — Guad. (Wickstr.). 1197. S. bicorne Gr. — le. Sl. t. 15. — Syn. Andropogon L. Ana- therum P. B. — Guad. in humidis et aquis tranquillis: Duch.; Mart. (Kth.). — Anatherum Sacchari sectionem propriam (spicula altera in pedicellum plumosum reducta) formare potest, ab Andropogine spiculis muticis distinctum. 1198. Andropogon contortus L. — Guad. (Wickstr.). 1199. Ischaemum latifolium Kth. — Guad. in m. Soufrière: Ducb.; Mart. (Sieb.). — Cum Spodiopogine sibirico ne in idem quidem genus colligi potest, sed Ischaemum ab Andropogine parum distat. 1200. I. hispidum Kih. — Mart. (Sieb.). 1201. Manisuris granularis Sw. — Guad. (Wickstr.). Cyperaceae. | Tr. I. Cypereae. a. Cyperi digyni. 1202. C. polystachyos Rotib. — Syn. C. scopellatus Sieb. Fl. mixt. nr. 360! — Guad.: Duch. : 1203. C. mucronatus Rottb. — S. Thom. (Schlecht.). b. Cyperi trigyni. aa. Rhacheola aptera v. anguste marginata. ' t Triandri, spiculis compressis v. compressiusculis. 1204. C. compressus L. — S. Barth. (Wickstr.). 1205. C. ochraceus Vahl.— Te. Sl. t. 75. f. 1: descriptio SI. recedit squamis ferrugineis. — Guad.: Duch.; S. Croix, Antig. (Kth.). — Variat spiculis brevioribus et longioribus. Squamüe sub lente nitide punctatae, basi ! abruptim dilatatae. Achenia ovoideo-trigona, punctata, squama ½ breviora. 1206. C. viscosus Ai. — Guad.: Düch.; S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Sieb.).— Differt à praecedente squamis polyuerviis Spunetitis. et acheniis pyriformi- trigonis nitidis. er Monandri, spieulis capitatis. 1207. "€: surinamensis Rottb. — Syn. C. vegetus Mey. Fl. D (von W.). — S. Thom. (Schlecht.), S. Barth. (Wiekstr. 85 , "Mart. (Sieb EE bb. Rhacheola alis prouimiune- Spiculae compressiusculae. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 267 1208. C. articulatus L. — Ic. Sl. t. 81. f. 1. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). 1209. C. rolundus L. — Ic. Rottb. gr. t. 14. f. 2. — Syn. C. hexasta- chyos Rottb. (non Sw.). C. Hydra Vahl ap. Schlecht. C. sphacelatus Sieb.! a Kth. citat. (non Rottb.). — - Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Alae rhacheolae latiusculae. 1210. C. sphacelatus: Rottb. — Syn. C. hexastachyos Sw. (quem a C. rotundo L. distinctum dicit). C. Balbisii Kth. — Guad. ad fossas: Duch. — Differt a praecedente: habitu graciliori, foliis angustioribus, spieulis junioribus virentibus, demum margine. purpureo - maculatis, inferioribus bractea setacea elongata stipatis, involucro longiori, squamarum nervis 3 magis prominulis, squamis post anthesin remotis et inprimis alis rhacheolae angustioribus, demum evanidis. Achenia squama duplo. breviora, elliptico -trigona, laevia, pallentia. Habitu magis ad C. polystachyon, quam ad C. rotundum, accedit, stylodiis 3 faciliter distinguendus. — C. sphacelatus Kth. ex descr. pluribus notis e. c. achenio et squamis acutiusculis (quae obtusatae et brevissime mucronulatae) recedit et ex synon. Sieb. potius ad formas pallentes C. rotundi referendus videtur. 1211. C. brunneus Sw. — Guad. in arenosis maritimis: Duch. — Di- stinctissimus a C. rotundo L. proceritale, foliis glaucis saepe ultra 2” latis carina prominula scabriusculis , spiculis lanceolato- linearibus latere convexius- culis rufo- castaneis, squamis 9 — 11 nerviis. Umbella involucro 3 — 6phyllo : inaequali saepe caulem aequante longissime superata, saepius contracta, nunc. radiis superne in spicam simplicem patentem abeuntibus, squamis convexius- culis. ovatis mulicis nervosis concoloribus v. carina pallidioribus, rhacheola alata, alis hyalinis prominulis ; achenium convexo -trigonum, squama duplo superatum , stylodiis 3. Rhacheola internodiis -excayalo - alatis articulatis. (Syn. Dielidium Schrad. Ns.). + Spiculis compressiusculis, conſerlim aggregatis. 1212. C. ligularis L. — le. Sl. t. 9: status post anthesin. Rottb. gr. t 11. l. 2. — | Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht.). — Rhacheola articulata, alis e amplexantibus, indubitanter ad Diclidium pertinet. Exstant: duae LI 2 cc. 268 A. GRISEBACH, formae: altera spiculis 4 —Sfloris, achenio ovali; altera (f.) spiculis 3 — floris, achenio oblongo, quae, nisi forma achenii et radii expansi obstarent, ad C. coriaceum: Schr. (Mariscum Mey. Fl. Esseq.!) referri posset. tt Spieulis teretiusculis. 1213. C. odoratus L. — Ie. Sl. t. 8 et 74. f. 1. — Syn. C. Sanctae Crucis Liebm. C. fastuosus Desv. ap. Ham. ex diagn. — Guad. in m. Soufriere: Duch.; S. Croix (Liebm.). — Achenium squama duplo brevius. — Excludenda est descriptio C. odorati Kth.: differt enim „culmo trigono* (qui eximie tri- queter) et „squamis dorso ferrugineis« (quae juniores latere ita, mox plane expallescunt, ut ab omnibus scriptoribus exhibelur), tandem Kih. characterem rhacheolae excavato-alatae omittit; excludendum quoque est ex synonymis Diclidium odoratum Ns., cui spiculae 15— 19florae i recs in 1 E 1214. C. insignis Kth. — Guad. (Kth. ). dd. Species non examinatae. 1215. C. conlertus Sw. — S. Barth. (Wickstr.). 1216. C. planifolius Rich. — S. Croix (Vahl). 1217. C. tenuis Sw. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 1218. C. distans L. — S. Thom. (Schlecht.). 1219. C.ferax Rich. — Monts. (Vahl). 1220. C. purpurascens Vahl — S. Croix (Vahl). 1221. Kyllingia capillaris Gr. — Syn. Mariscus Vahl. Schoenus Sw. — Guad.: Duch. — Squamis 9nerviis differt a Marisco gracili Vahl: Mariscus ad Kyllingiam reducitur eadem ratione, qua Pycreus ad Cyperum, habituque hujus speciei cum Kyllingia monocephala conformi. 1222. K. filiformis Sw. — Guad.: Duch. — Squamae 13nerves, ache- nium maturum trigono-ellipsoideum duplo superans. 1223. K. incompleta Jacq. — Syn. Mariscus elatus Vahl. — Mart. (Sieb.). 1224. K. eruciformis Schr. — Syn. K. monocephala Schlecht. sec. Kth. — S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Sieb.). Tr. II. Scirpeae. Scirpus sect. 1. Eleocharis. 1225. Sc. retroflexus Poir. — Syn. Eleocharis Kth. Chaetocyperus polymorphus Ns. Cyperus depauperatus Vahl. Scirpus pusillus Vahl sec. Ns. — ! Ut N ! $ ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 269 Guad. in aquosis: Duch. — Achenium pallens, trigonum, styli trifidi basi fusca triplo minori terminatum. Ab E. chaetaria R. S. Indiae orientalis, quo refe- rendum putabat Kth., distinctus caulibus incurvis et styli basi persistente acuta. 1226. Sc. caribaeus Rottb. — Ic. Rottb. gr. t. 15. f. 3. — Syn. Sc. capitatus W. ex synon. Sl. (non L.). Eleocharis R. Br.: partim. - E. maculosa Kth.: partim. Eleogenus ochreatus Ns.: etsi radix nostri fibrosa est, tamen vaginae indole et achenio certe recognoscendus. — . Guad. in humidis: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), Mart. (Kth.). — Caule compressiusculo striato farcto, achenio nitente atrocastaneo pyriformi -lenticulari, tuberculo: parvo pallido et stylo bifido accedit ad Sc. capitatum L. (ht. Cliff.) et cum eodem ab auctoribus confunditur, differt vero: caule humili, vaginis mucrone destitutis pallidis, spica pallida compressiuscula pauciflora (floribus 5 — 10), squamis .elliptico - oblongis obtusis superne subcarinatis juxta carinam virentem hyalino - - pallidis, achenio setis pallidis paullo breviori . latiori, tuberculo conico. acuto apice achenii dilatato plus duplo angusliori. = "402%. Se. capitalus L ht. lift. eme sp. Spaga — le. SL t. 75. f. 2.— Syn. Sc. geniculatus I. sp. ex citato primario Sloan. (nec. aliorum. et exclusa secunda fig. Sl. ad Sc. plantagineum spectante). Eleocharis. capitata . R. Br. partim: ex synon. bt. Cliff. et auctorum posteriorum. E. geniculata: Kth. f. ex synon. Sl. Eleogenus capitatus Ns. (exclus. synon. Rotlb.). —— Guad.: Duch. — Differt a praecedente: caule. pedali el ullra, vagina mueronata basi. sanguinea, spica globoso-conoidea obtuso-rotundata multiflora (floribus 50— 80), squamis concavo-orbiculatis praeler zonam transyersam sanguineo-fuscescentem pallidis, nervo tenui sub apice evanido, achenio setis rufescenlibus duplo breviori angustiori, tuberculo mamillari mucronato basi latiori apice achenii „paullo angu- stior. — Nomina in L. spec. adoptata ob confusionem inauditam adoptari non possunt: nam Sc. capitatus L. spec. ex ipsa R. Brownei observatione Gronovianus El. obtusae Sch. respondet, Sc. geniculatus L. spec. triplici ralione antiquandus est, 19. quia duas species Sloaneanas (nempe hanc et Sc. plantagineum, com- miscet, quorum ulterior sec. R. Br. est Sc. geniculatus hb. Linn.; 29. quia nomen falsum est caule septis non arliculato; 39. quia Sc. geniculatus Auct. ab utraque stirpe Linnaeana diversus est. : 1998. Sc. geniculatus Sw. (non L.). — Syn. Eleocharis Kth. c. (exclus. 270 A. GRISEBACH, synon.) et Ns. — Guad.: Duch. — Habitu cauleque is 1½pedali basi pur- purascente accedit ad Se. palustrem, affinior vero est Sc. rostellato Gr. (Syn. Eleochar. Torr.) et Se. intermedio Mühl, a quibus caule septato et spica plurimiflora differ. Hac diagnosi illustratur: | Se. caule tereti subtiliter striato septato, spica conoideo-eylindrica multi- flora, floribus 80 — 150, juniori apice acuta, squamis concavo - planiusculis ovato-oblongis obtusatis byalino-fuscescentibus superne juxta medianum utrinque zona longitudinali sanguinea notatis, nervo solitario sub apice evanido, stylo trilido, achenio trigono-ellipsoideo pallido disco minuto setas fulcienti inserto apice in rostellum constricto, tubereulo minuto mamillari rostellum latitudine aequante, setis 4— 5 chem at 1229. Se. plantagineus L. — Sw. — 10. Sl. L81. f. 3.— Syn. Lim- nochloa Ns. Sc. interstinctus Vahl. — Guad.: Duch. — Achenium costis lon- gitudinalibus striatum, tuberculo terminali subulato vix longius, pallidum. — Sc. plantagineus Retz Indiae orientalis ex sola icone Rottboellü (Gr. t. 15. f 2) distingui nequit, sed sec. R. Br. speciem diversam sistit. — Figura Sloaneana, supra laudata, a Neesio ad speciem affinem (Limnochl. constrictam ej.) citatur, sed haud dubie nostro respondet. Obs. Se. constrictus Gr., in Guiana indigenus, characteribus a Neesio in Cyperographia brasiliensi datis certe distinctus, quamquam simillimus, his quoque synonymis firmatur: Sc. geniculato Mey. Fl. esseq.!, Eleoch. mutata Rchb. in Weigelt pl. surin.! (herb. Gain d; El. geniculata Hostm. pl. surin. nr. 284. a! 1230. Sc. mutatus L. — Sieb. hb. mart.! — Syn. Eleocharis R. Br. Limnochloa Ns.! — Guad.: Duch.; Mart: Sieb. — Se. spiralis Rottb. Indiae orientalis ex ic. (gr. t. 15. f. 1) distingui non potest, sed sec. Kth. setis hypo- gynis glabris recedit. | Sc. sect. 2. Isolepis. 1231. Sc. articulatus L. — S. Croix (Kth.). Sc. sect. 3. Fimbristylis. | 1232. Se. annuus All. — Syn. Fimbristylis laxa Vahl. F. villosa Kih.: forma pubescens. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht. sec. Kth.). Achenium - costis longitudinalibus crebris, quales etiam in speciminibus boreali-americanis. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 271 1233. Se. ferrugineus L. — le. Sl. 1.77. f. 2. — Fimbristylis Vahl. — Guad.: Duch.; S. Thom. (Schlecht. sec. Kth.). 1234. Sc. amentaceus Gr. — le. Rudge guian. t. 19. — Syn. Cyperus Rudg. Trachelostylis Ns. — Guad.: Duch. — Ab affini Fimbristyli com- planata Lk. hunc achenio muricato recedere, recle statuit Ns, — Arliculis rhacheolae (sicut in Cyperi speciébus) in alas productis. a ceteris differt, quae alae, si squamulis Hypolytri responderent, generis peculiaris a US. squamis quadrifariis distincti typum exhiberent. 1235. Abildgaardia monostachya Vahl. — Ic. Sl. t. 79. f. 9. — Guné. Duch. 1236. Fuirena umbellata Rottb. — Ic. Rottb. gr. t. 19. f.3.— Guad.: Duch. Tr. III. Schoeneae. Spica pauciflora, squamis inferioribus. vacuis. Rhynchospora sect. 1. Dichromena. lenke n, capitulo involu- crato. Setae hypogynae O. gimaoliut das Ci 1297. Rh. stellata . Gr. c le. E 1 78 Å 1. — Syn. Schoenus Lam. Sw. Dichromena leucocephala Iich. — a Guad.: Duch. | Rh. secl. 2. Spermodon. Spiculae fasciculatae. Selae Ree 0. Achenium parvirostre. Ä 1238. Rh. pusilla Gr. — le. Sw. Fl. 1.6. — Syn. 1 Sw; bi- chromena Kth. — Guad.: Duch. Rh. sect. 3. Haloschoenus Ns. Spiculae corymbosae. Achenii rostrum decurrens. | 1239. Rh. micrantha Vahl. — Syn. Dichromena Kth. . Haloschoenus sparsus Ns. — Guad. in humidis reg. inf. m. Mart.: Duch. Rh. sect. 4. Mitrospora Liebm. Setae obsoletae. Stylus apice bidentatus. Achenii rostrum conicum basi solutum. Un D 1240. Rh. polyphylla Vahl. — Guad. in m. Soufrière pr. S. Jacob: Duch.; Montserr. (Vahl), Mart. (Sieb). - pem | Rh. sect. 5, Haplostylis Ns. Spiculae capitatae. Setae elongatae. Stylus apice bidentatus. 1241. Rh. polycephala Wydl. — le. Ns. Cyperogr. bras. t. 12. — Syn. Ephippiorhynchium Ns. — Guad.: Duch. TPR Rh. sect. 6. Calyptrostylis Ns. Spieulae corymbosae. Setae elongalae. Stylus apice bidentatus. Rostrum achenii elongatum. 272 A. GRISEBACH, 1242. Rh. aurea Fahl. — Ie. Rottb. gr. t. 21. f. 1. Rudge guian. t. 18. Ns. Cyperogr. bras. t. 13. — Syn. Calyptrostylis florida Ns. — Guad. ad ripas torrentium: Duch. — Exstant duae formae, altera panicula composita, spiculis fasciculatis, allera corymbosa, spiculis dense nn, sed achenium utrique idem et cum ie. Neesiana conforme. CARA. sect. 7. Eurhynchospora. Setae elongatae. Stylus bifidus. 1243. Rh. glauca Vahl. — Mart. (Sieb.). 1244. Cladium occidentale Schrad. — Syn. Schoenus Cladium Sw. — Guad. in paludosis: Duch. — — ;Herbe coupante«. 1245. Machaerina ratioei Vahl. — e Schoenus Sw. — Guad.: Duch. Tr. IV. Sclerieae. - á 1246. Scleria pratensis Ns. — Syn. Sel. communis Ri — Mart. (Kth.). 1247. Scl mierocarpa Ns. — Mart. (Kth). ` 1248. Scl. filiformis Ns. — S. Thom. (Schlecht. ). 1249. Sel. mitis Sw. — Ic. Ns. Cyperogr. bras. t. 25. ~- Syn. Ophryoseleria mitis Ns. O. lucida Ns. — Guad.: Duch. Liliaceae. Tr. J. Asphodeleae. 1250. Aloe barbadensis Mill. — Syn. A. perfoliata Wst. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). Tr. II. Amaryllideae. : 1251. Amaryllis tubispatha Gawl. — Guad.: Duch. — Exstant praeter normalem formam specimina perigonio breviori brevius pedicellato et stylo exserto. 1252. A. equestris L. — Bot. mag. t. 305. — Syn. A. Belladonna Sw. (non L.) ei Mey. Fl. Esseq.! Hippeastrum Herb. H. occidentale Roem. — Guad. in cultis: Duch. 1253. Pancratium caribaeum L. — Ic. Bot. mag. t. 826. Linn. Transact. 2. t. 11. — Syn. P. declinatum Jacq. P. patens Red. Hymenocallis caribaea Herb. H. Sloanei Roem. — Guad.: Duch.; S. Barth. (Wicksir.) — „Lys du pays“. j 1254. Agave americana I. — S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.). 1255. Fourcraea gigantea Vent. — le. Jacq. ic. rar. .379. — Syn. Agave foetida L. — Guad.: Duch. — ^ Flores in bulbillos mulantur, ut in ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 273 Agave vivipara. Perigonium ad medium 6lobum (nec 6phylum, ut in char. gen. ap. Kth.), plane ut in Agave, sed stamina inclusa. — „Ex fibra funes praeparantur*: Duch. — „Karatas“. ; Smilaceae. 1206. Cordyline Sieberi Kth. — Guad.: Duch.; Mart. (Kth.). 1207. Smilax cuspidata Duh. — Ic. Plum. amer. t. 85. — Guad.: Duch. — Bacca mucronata, nigra. A Sm. oblongata Sw. differt nostra foliis inermibus latioribus et pedunculis umbelliferis petiolum paullo excedentibus. Dioscoreae. 1258*. Dioscorea alata L. — Ic. Wight ic. 3. t. 810. — Guad.: Duch. 1259. D. cayennensis Lam. — Syn. D. Berleroana Kth. — Guad.: Duch. — Helmia est ex definitione generis Kunthiani minime adoplanda: nam ala seminis nunc basilaris nunc semen cingens tantummodo characteres specie- rum dat, ne sectionum quidem, quae e staminum formalione derivandae sunt, formisque mediis (e. c. in D. adenocarpa et D. piperifoliae varietatibus) utrumque seminum genus conjungitur. — Folia eximie variabilia ab hastatis ad figuram auriculis amissis basi subtruncato-ovatam, nervis 7—9, exlimo bifido aut fere indiviso, lineolis pellucidis nunc creberrimis nunc obsoletis. Spica fructifera matura elongata spithamea, capsulis triqueiro- oblongis basi rotundatis apice rotundato-acutiuseulis, loculis 9 — 12'^ longis, 3 — 4“ latis, epicarpio fusco aspero, endocarpio pergameno, semine quadrato-oblongato complanato (3““: 2“), ala marginali destituto, alam basilarem rotundatam duplo mete 1260*. D. trifida L. — Guad.: Duch. Obs. D. luteae Mey. Fl. Esseq.! est synonyma D. heptaneura Vell. Kth. (D. sativa Gr. in Fl. bras.). 1261. Rajania angustifolia Sw. — Guad.: Duch. Irideae. 1262. Cipura martinicensis Kth. — Ie. Bot. mag. t. 416. — Guad. in graminosis humidis reg. inf. m. Mart.: Duch.; Mart. in pratis montanis m, Nov. Dec. (Jacq. ). 1263. C. Sabina Lindi. — S. Thom. (Lindl ). 1264. Sisyrinchium latifolium Ait. — Syn. Moraea plicata Sw. — Guad. ( Wickstr. ). Phys. Classe. VII: Mm 274 A. GRISEBACH, Haemodoraceae. 1265. Xiphidium albidum Lam. — S. Christ. (Sw.). Bromeliaceae. 1266. Bromelia Pinguin L. — 1c. Red. Lil. t. 396. — Guad. in m Soufriere: Duch.; S. Thom. (Schlecht.), S. Croix (Wst.). 1267. B. Karatas L. — Mart. (Jacq. ). 1268. B. bracteata Sw. — Guad. in arboribus: Duch. — „Folia nume- rosa, ensiformia, rigide coriacea, apice spinescentia, margine spinosa, spinis brevibus recurvis nigricantibus«: Duch. 1269. Pitcairnia angustifolia Ait. — S. Croix (Schult.). 1270. P. bromeliifolia l'Hér. — Guad. (Wickstr.). 1271. Tillandsia usneoides L. — S. Croix (Wst.). 1272. T. recurvata L. — Guad., S. Barth. (Wickstr.). 1273. T. fasciculata Sw. — Guad.: Duch. 1274. T. paniculata L. — Guad., S. Barth. (Wickstr. ). 1275. T. utriculata L. — Sl. 1. p. 188. VI. — Guad.: Duch. — „Ananas bátardé. | 1276. T. nutans Sw. — Guad. (Wickstr.). 1977. T. nitida Hook. — Guad. in sylvis humidis reg. mont. pr. Morne à l'eau: Duch. — — ; Variat spica simplici et ramosa; flores albi fructusque vix pollicares«: Duch. — „Ananas bätard«. 1278. T. monostachya L. — le. Plum. descr. t. 238. f. 1: inflorescentia - ramosa. -- Guad. in arboribus et fruticibus: Duch. — Descriptio Linnaeana recedit spica simplici, magisque nostrae conformis est diagnosis T. IN L., sed citatum Plumieri apud priorem nomina casligat. 1279. Caraguata lingulata Lindl. — Mart. (Jaeq.). 1280. C. serrata Schult. — Mart. (Schult.) Pontederiaceae. 1280. Heteranthera reniformis R. P. — le. R. P. 1.71 fig. sup. — Guad.: Duch. Scitamineae. Tr. I. Zingiberaceae. 1281. Renealmia occidentalis Gr. - 1c. Sl. t. 105. f. 1: verosimiliter. — ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 275 Syn. Alpinia Sw. — Guad. in sylvis ad ripas torrentium reg. mont.: Duch. — Proxima R. aromaticae (Alpin. Jacq. fragm. t. 74. 75), distincta capsula ovoidea (nec globosa) et rhachi pubescente; R. exaltata L. rhacheos pube convenit, at ex specim. essequeb. (Alpin. Mey !) differt a nostra praeter staturam excelsam flore duplo majori (in ic. Rosc. rubro). — »Scapus 1— 2pedalis, flore luteo, nectario bifido; semina pulpa crocea induta; odor totius plantae aromaticus«: Duch. 1282. Costus glabratus Sw. — Guad. in aquosis: Duch. — „Caulis 4—6pedalis, calyce rubente apice tridentato, dentibus obtusis, corolla alba bipollicari, nectario ad fundum rubro-luteoque-maculato«: Duch. Conferatur igitur C. niveo- purpureus Jacq., in ins Mart. indigenus: C. spicatus Jaeq. corolla rubra et bracteis carinatis recedunt. 1283. C. spicalus Jacq. — Guad. (Wickstr.), Mart. ad torrentes reg. mont. m. Sept. Oct. (Jacq.). 1984. C. cylindricus Jaeq. — Mart. (Jacq.). ` Tr. II. Cannaceae. 1985. Maranta arundinacea L. — Guad., S. Barth. ( Wickstr.), Domin. (Sl.). 1286. M. Arouma Jacq. — Ic. Jacq. fragm. 1.73. Rudg. guian. t. 37. — Syn. M. petiolata Rudg. M. surinamensis Miq.! in pl. Hostm. — Guad. in reg. mont: Duch. — Nostra ab utraque icone recedit vagina folii ad basin petioli restrieta: quem characterem tamen in speciminibus Hostmannianis variabilem video. — Calathea polyphylla Poepp. Endl. (t. 131) et C. leucophaea P. E. (1.129) parum, si omnino, a M. Arouma diversae sunt, certe ad idem genus revocandae. 1287*. Canna indica L. — le. Bot. reg. t. 776. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.). Musaceae. 1288. Heliconia psitlacorum L. — Guad. in cultis m. Mart.: Duch. 1289. H. caribaea Lam. — Guad. (Wickstr.). 1 : Orchideae. Trib. I. Malaxideae. 1290. Pleurothallis ruscifolia R. Br. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Jacq. ). 1291. Specklinia floribunda Lindl. -- Mart. (Sieb.). 1292. Lepanthes tridentata Sw. — Guad. in reg. montana: Duch. — Specimina deflorata, racemis in apice caulis vaginati fasciculatis. Mm 2 276 | A. GRISEBACH, 1293. Stelis ophioglossoides Sw. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Jacq.). Trib. II. Epidendreae. 1294. Epidendrum bifidum Sw. S. Thom. (Lindl.), S. Croix (Wst.), S. Christ., S. Barth. (Sw.). 1295. E. ciliare IL. — le. Jacq. amer. pict. t. 209. — Guad.: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Jacq.). 1296. E. cuspidatum Lodd. — Domin. (Lindl. ). 1297. E. ramosum Jacq. — le. Jacq. amer. pict. t. 202. — Guad. in reg. mont. super arboribus: Duch.; Mart. (Jaeq.). 1298. E. umbellatum Sw. — Syn. E. difforme Jacq. — Mart. (Jacq. ). 1299. E.fuscatum Sw. — le. Jacq. amer. pict. t. 208. — Syn. E. anceps Jacq.: a nostro folis longioribus acutioribus recedens. — Guad.: Duch.; Mart. (Jacq.). — i = 1300. E. nocturnum L. — Mart. (Jaeq.). RRG 1301. E. crassifolium Lindl. — Guad. in sylvis montanis: Duch. 1302. E. secundum L. — Mart. (Jacq. ). 1303. E. rigidum Jacq. — Mart. (Jaeq.). 1304. Isochilus linearis N. Br. — Ic. Jacq. amer. pict. t. 201. — Guad. in sylvis super arboribus: Duch.; Mart. (Jaeq.). 1305. I. globosus Lindl. — le. Jacq. amer. pict. t. 203. — Guad. in m. Soufriére: Duch.; Mart. (Jaeq.). 1306. Brassavola cucullata N. Br. -— Guad.: Duch. 1307. B. nodosa Lindl. — le. Jacq. amer. pict. 1.213. — Guad.: Duch. 1308. B. subulifolia Lindl. — Nevis (Lindl.). 1309. Tetramiera rigida Lindl — Désirade: Duch. Trib. III. Vandeae. 1310. Ornithidium coccineum Salisb. — Mart. (Jacq. . 1311. Maxillaria palmifolia Lindi. — Guad. (Wickstr.). 1312. Cyrtopera Woodfordü Lindl. — Guad. in reg. inf.: Duch.; Mart. (Lindl.). | 1313. Jonopsis testiculata Lindl. — Guad.: Duch. 1314. Oncidium tetrapetalum W. — Guad. (Wickstr.). 1315. 0. altissimum Sw. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Jacq. ). ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 277 1316. Leochilus cochlearis Lindl. — Guad. in reg. mont.: Duch. 1317. Dichaea glauca Lindl. — Guad. in sylvis reg. mont. super ar- boribus: Duch. Trib. IV. Ophrydeae. 1318. Habenaria maculosa Lindl. — Guad in graminosis humidis: Duch. Trib. V. Neottieae. 1919. Cranichis muscosa Sw. — Domin. (Lindl.). — Cr. ovata Wickstr. sec. Lindl. forte ej. var.: Guad. (Wiekstr.). 1320. Prescottia stachyoides Lindi. — Guad. (Wickstr.). 1321. Spiranthes tortilis Rich. — Ic. Sw. Fl. t. 28. e. — Guad.: Duch. — Paullo recedit labello angustiori. 1322. Stenorhynchus speciosus Rich. — Ie. Sl. t. 103. f. 3. Jacq. ic. rar. t. 600. — Guad.: Duch. 1323. Pelexia spiranthoides Lindl — Guad. (Wickstr.). 1324. Physurus elatior G. Rchb. — Guad. in reg. mont: Duch. — Caulis triqueter, folio subsessili. 1325. Ph. plantagineus Lindl. — Guad. (Wickstr.), Domin. (Lindl.), Mart. (Jacq.). Lycopodiaceae. 1326. Lycopodium rigidum W. — Syn. L. Sieberianum Sprg. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Sieb. ). 1327. L. reflexum Lam. [c. Kz. Farnkr. t. 90. — Guad. in reg. mont.: Duch.; Mart. (Sprg.). 1328. L. myrsinites Lam. — Domin. (Sprg.). 1329. L. linifolium L. — Guad., Mart. (Sprg.). 1330. L. taxifolium Sw. — [c. Hook. Grev. ic. fil. 2. t. 131. — Guad. in m. Soufrière super arboribus pr. S. Jacob: Duch. 1331. L. dichotomum Jacq. — Ic. Jacq. ht. vind. 3. t. 45 et amer. pict. t. 252. — Guad. in m. Soufrière: Duch.; Mart. (Jacq.). 1332. L. verticillatum L. — Syn. L. acerosum Sw. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Sieb. ). 1333. L. funiforme Bor. — Guad. (Sprg.). 278 A. GRISEBACH, 1334. L. passerinoides Kth. — Guad. (Sprg.), Mart. (Sieb.). 1335. L. aqualupianum Spr. — Guad. (Sprg.). 1336. L.cernuum I. — Guad. in terra m. Soufrière: Duch.; Mart. (Sprg.). 1337. L. curvatum Sw. — -Guad. in arboribus m. Soufrière pr. S. Jacob: Duch.; Domin. (Sprg.), Mart. (Sieb.). 1338. L. clavatum L. — Guad. (Sprg.). 1339. L. carolinianum L. — Guad. (Sprg.). 1840. Selaginella albonitens Spr. — Guad.: Duch. 1341. S. rotundifolia Sprg. — Guad., Mart. (Sprg.). 1342. S. flabellata Sprg. — Guad. in reg. mont.: Duch.; Domin. (Sprg.). 1343. S. substipitata Sprg. — Guad. in reg. mont.: Duch.; Domin. (Sprg.). 1344. S. stolonifera Sprg. — Domin. (Sprg.). | 1345. Psilotum nudum Gr. — Syn. Lycopodium L. — Guad. in sylvis paludosis super arboribus: Duch.; Mart. (Sprg.). | Filices. Tr. I. Marattiaceae Kaulf. 1346. Danaea nodosa Sm. — le. Schk. t. 151. Hook. Grev. t. 51. — Guad. in reg. mont. alt. 2000': Duch. 1347. D. stenophylla Kz. — Ic. Kz. Farnkr. t. 28. — Guad. in sylvis reg. mont. alt. 2000': Duch. — Venis plerisque simplicibus differt a praecedente. 1348. Marattia laevis Sm. — Domin. (Kaulf.). Tr. II. Schizaeaceae Mt. 1349. Aneimia adiantifolia Sw. — Ic. Hook. Grev. t. 16: pinnis obtu- sioribus. — Guad.: Duch. Tr. III. Gleicheniaceae R. Br. 1350. Mertensia pubescens W. — [e. Hook. Grey. t. 15. — Syn. M. immersa Kaulf. — Guad. in reg. inf. m. Soufriere: Duch. 1351. M. furcata Sw. — Guad. in m. Soufrière: Duch. 1392. M. glaucescens W. — Ic. Hook. Grev. t. 14. — Syn. Gleichenia Hermanni Hook. Grev. — Guad. in graminosis reg. inf.: Duch. Tr. IV. Polypodiaceae Endl. Subtr. 1. Cyatheaceae Endl. 1353. Hemitelia Kohautiana Hs. in Bot. Zeit. 1844. p.297. — Guad. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 279 in sylvis montanis: Duch. — Recte monente Kunze ab H. grandifolia Spr., quacum junxerat Hook., sec. ej iconem (spec. filic. t. 14. B.) differt venis 3- (nec 2-) partitis. 1354. Alsophila aspera R. Br. — Ic. Hook. sp. fil. t. 9. 13. Mart. crypt. bras. t. 48. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Montserr. (Kaulf.). — Exstat quoque forma pinnulis minus profunde divisis. 1355. A. phalerata Mt. B. alutacea Kz. — Guad., Domin. (Hook.). 1356. Cyathea arborea Sm. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Kaulf.). 1357. C. muricata W. — Mart. (Sieb. ex Kz. l. c p. 280). Subtr. 2. Dicksonieae. 1358. Dicksonia adiantoides W. — Syn. D. Plumieri Hook. — Guad. in m. Soufrière alt. 3300': Duch. -- Auctoribus Hook. et Kz. a D. adiantoide Hook. (sp. filie. t. 26. B.) diversa, nostra vero ab eadem icone nonnisi soris in incisura solitariis (nec 1 — 9) recedit. 1359. D. cornuta Kaulf. — Mart. (Sieb. ex Kaulf. l. c. 1845. p. 818). Subtr. 3. Lindsaeeae Pri. 1360. Lindsaea trapeziformis Dry. — Ic. Linn. Transact. 3. t. 9 et 7. f. 2. — Guad.: Duch. 1361. L. guianensis Dry. — Guad. (Wickstr.). Subtr. 4. Pteroideae. 1362. Adiantum obliquum W. — Hook. — Ic. Hook. Grev. t. 190. — Syn. A. Kaulfusii Kz. (forma glaucescens). — Guad. (Hook.), Montserr. (Kaulf.), Mart. (Sieb. ). 1363. A. pulverulentum L. — Mart. (Kaulf.). 1364. A. villosum L. — le. Schk. t. 120. -— Guad. (Wickstr.). 1365. A. tetraphyllum W. (ex synon.). — Syn. A. prionophyllum Hook. A. ternatum Moritz fil. caracas.! — Guad. (Hook.), Mart. (Sieb.). 1366. A. intermedium Sw. — Guad. (Wickstr., Hook.), Domin. (Hook.). 1367. A. triangulatum Hook. (non Kaulf.). — Guad. in sylvis humidis: Duch. — Nomen conservari polest, elsi A. triangulatum Kaulf. planta distincta est, tamen praecedentis sec. Kz. synonyma: speciem nostram ad A. villosum L. retulerat Kz., et revera variat soris continuis, sed optime distincta est stipite elongato nudo inferne tetragono (qui in A. villoso trigonus). 280 A. GRISEBACH, 1368. A. capillus veneris L. — Domin. (Hook.). 1369. A. tenerum Sw. — Guad. in muris: Duch. 1370. Cheilanthes radiata J. Sm. — Syn. Adiantum L. — Guad. (Wickstr.), Mart., Domin. (Sieb.). 1371. Hypolepis repens Prl. — le. Plum. fil. t. 12. Hook. sp. fil. t. 90. B. — Syn. Lonchitis L. — Guad. in m. Soufrière: Duch.; Mart. (Sieb). 1372. Pteris grandifolia L. — le. Schk. t. 89: peccat venis non reti- culatis. — Guad. in sylvis humidis reg. mont: Duch.; Mart. (Fée). 1373. Pt. longifolia L. Guad. (Wickstr.). 1374. Lonchitis aurita L. — Mart. 1375. L. hirsuta L. — Mart. Subir. 5. Blechnoideue. 1376. Taenitis angustifolia Spr. — Syn. Pteris Sw. Pteropsis Desy. — Guad. in m. Soufriére super arboribus: Duch. 1377. T. lanceolata Kaulf. — Syn. Pteris L. Pteropsis Desv. — Mart. (Kaulf.). 1378. T. linearis Kaulf. — Syn. Pleurogramma Prl. — Guad. in sylvis montanis super arboribus: Duch. — Insignis frondis parte sorifera anguslata involuta (margine fere indusium referente): quo charactere eximie accedit ad Hymenolepidem, parte sterili a sorifera frondis magis distincta parum diversam. 1319. Xiphopteris serrulata Kaulf. — Ie. Schk. t. 7. fig. inf. dextr. Fée Polyp. t. 10. B. — Guad. in sylvis m. Soufrière super arboribus: Duch. 1380. Antrophyum lanceolatum Kaulf. — Ic. Plum. fil. t. 127. B. Schk. t. 18. dexir. — Guad.: Duch.; Mart. (Kaulf.). 1381. Blechnum occidentale L. — Ic. Schk. t. 108. b. — Syn. B. carti- lagineum Schk, — Guad.: Duch. (forma iconi Schkuhrianae respondens); Mart. (Sieb.). 1382. B. volubile Kaulf. — Guad. in reg. mont.: Duch. — Convenit cum specimin. Kz. 1383. Lomaria l'Herminieri Bor. — le. Kz. Farnkr. t.73. — Guad. in sylvis m. Soufriére: Duch. 1384. L. Plumerii Desv. — Mart. (Sieb.). 1385. L. striata W. — Mart. (Sieb.). P A eee % ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 281 1386. L. Ryani Kaulf. — Monts. (Kaulf.). 1387. L. rufa Spr. — Guad. (Wickstr.). 1388. Stenochlaena sorbifolia I. Sm. — Ic. Plum. fil. t. 117. — Syn. Acrostichum L. Lomaria Kaulf. — Guad. in sylvis pr. Morne à l'eau: Duch.; Montserr., Mart. (Kaulf.). Subtr. 6. Acrosticheae, 1389. Acrostichum latifolium Sw. (ex observ. Hook. et Grev. ad t. 237). — Ic. Raddi t. 15. f. 4. — Syn. A. Lingua Radd. — Guad. in sylvis montanis: Duch. 1390. A. undulatum W. — Mart. (Sieb.). 1391. A. apodum Kaulf. — Montserr. (Kaulf.). 1392. A. martinicense Desv. — Mart. (Desv.). 1393. A. longifolium Jacq. — Mart. (Jacq.). 1394. A. crinitum L. — Ie. Hook. Grev. t. 1. Plum. fil t. 125. — Guad. in sylvis montanis super arboribus: Duch.; Mart. (Plum.). 1395. A. aureum L. — Ic. Schk. t. 1. dextr. — Guad. in paludosis: Duch.; S. Croix (Wst.). 1396. A. acuminatum W. — Mart. (Plum.). 1397. Polybotrya cervina Kaulf. — Guad. (Fée), Mart. (Kaulf.). Subtr. 7. Asplenieae. 1398. Gymnogramme calomelanos Kaulf. — Ic. Schk. t. 5. sup. — Guad., v. c. in m. Soufrière: Duch.; S. Croix (Wst.), S. Barth. (Wickstr.), Mart. (Sieb.). — Exstat quoque forma tenuisecta, segmentis angustioribus. 1399. G. tartarea Desv. — Guad.: Duch. 1400. G. chrysophylla Desv. — Guad. in m. Soufrière: Duch.; Mart. (Sieb.). — »Fougere dorée“. 1401. G. lHerminieri Bor. — Guad. (Kz.). 1402. G. palmata Lk. — Syn. Hemionitis L. — Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). 1403. Asplenium serratum L. — le. Schk. t. 64. — Syn. A. integrum Fée. — Guad.: Duch. — Characteres, quibus Fée A. integrum et surinamense Guad. (Wickstr.), S. distinguit, plane fallaces sunt. 1404. A. marginatum L. — Mart. (Plum.). 1405. A. cultrifolium L. — Mart. (W.). Phys. Classe. VII. Nn 282 A. GRISEBACH, 1406. A. salicifolium L. — Guad. (Wickstr.). 6. gibbosum Fee, basi folioli superiori in auriculam magis producta. — Guad. in m. Soufrière: Duch. — Fronde plane aequale A. eroso L. ex Ie. Sl. t. 33. f. 2, sed ei caulis hirtus apud Kaulf. 1407. A. obtusifolium L. — Mart. (W.). 1408. A. abscissum W. — S. Thom. (W.). 1409. A. cirrhatum Rich. — Guad. (Wickstr.). 1410. A. zamöfolium W. — Syn. A. falcatum Sw. (non Lam.). — Guad. in m. Soufrière: Duch. — Species Willdenowiana (non Kz.) est ex obser- vatione (Sp. pl. 5. p. 325) A. zamiifolium W. ab A. falcato stipite paleaceo distinguente, nec non sec. notam apud Kz. (Farnkr. 1. p.251): A. falcatum Lam. Indiae orientalis (Burm. thes. zeyl. 43), valde simile, stipite nudo differre. 1411. A. dentatum L. — Ic. Hook. Grev. t. 72. — Guad.: Duch. 1412. A. recognitum Kz.— Ie. Plum. fil. t. 46. — Guad. in sylvis humidis reg. mont. ad truncos: Duch. | 1413. A. pumilum Sw. — Mart. (Sieb.). 1414. A. bissectum Sw. -- Mart. (Sw.). 1415. A. striatum L. — Mart. (W.). 1416. A. martinicense W. — Mart. (W.). 1417. A. cicutarium Sw. — Guad. (Wickstr.). 1418. A. myriophyllum Spr. -— Syn. Darea W. — Guad. pr. Morne à l'eau: Duch. — Proximum A. cicutario, rhachi marginata differt. 1419. Diplazium plantagineum Sw. — le. Schk. t. 85. sin. — Guad. in m. Soufriére: Duch. 1420. D. undulosum Sw. — Syn. Callipteris Prl. — Mart. (Plum.). 1421. Meniscium reticulatum Sw. — Ic. Plum. amer. t. 9. — — Guad.: Duch.; Mart. (W.). 1422. M. sorbifolium W. — Guad. (Wickstr.), Mart. (Jaeq.). 1423. Grammitis marginella Sw. — le. Schk. t. 7. partim. — Syn. G. limbata Fée: forma fronde undulata. — Guad. in m. Soufrière super arbo- i bus: Duch. Subir. 8. Polypodieae. t. Eleutherophlebia. ÜBER DIE VEGETATION DER KARÄIBEN. 283 1424. Polypodium trichomanoides Sw. -+ Syn. P. serricula Fée. — Guad. (Fée). 1425. P. jubiforme Kaulf. — Syn. P. saccatum Fée. — Guad. (Fée). Mart. (Sieb.). 1426. P. cultratum W. — Mart. (W.). 1427. P. venustum Desv. — Ic. Plum. fil. t. 85. — Syn. P. tenuiculum Fée ex diagn. et loco. — Guad. in sylvis montanis super arboribus: Duch. — Icon Plum., vulgo ad P. tenuifolium W. (quod diversum) citata, hujus loci videtur. Synonymon Féei a Mett. P. jubiformi approximalur, sed diagnosis nostro filici respondet. 1428. P. pendulum Sw. — Guad. (Mett.). 1429. P. Adenophorus Hook. Arn. — Guad. (Mett.). 1430. P. suspensum L. — Guad.: Duch.; Mart. (W.). 1431. P. asplenifolium L. — Mart. (W.). 1432. P. taxifolium L. — Mart. (W.). | 1433. P. pectinatum L.— lc. Schk. t. 17. b. Syn. P. Schkuhrii Radd.— Guad.: Duch.; Mart. (W.). — Forma Linnaei ex ic. Plum. (fil. t. 83) parum a nostra , quae Schkuhriana est, recedit pinnis e basi paullo dilatatis. Species contra eos, qui ex nervatura genera filicum artificialia derivarunt, grave argumentum dat: nam exstant formae (in isthmo panamensi lectae), ubi venae juxta marginem pinnarum hinc inde ansas formant, aliae vero pinnae omnino ut in speciminibus guadalupensibus dichotomiam liberam ostendunt (Syn. Gonio- phlebium pectinatum J. Sm. . ++. Dictyophlebia. o. Venis apice incrassatis. 1434. P. incanum Sw. — Ic. Schk. t. 1 1. b. — Guad. in sylvis super arboribus: Duch. 4 1435. P. loriceum L. — Guad. (Mett.), Mart. (Sieb.). 1436. P. chnoodes Spr. — Guad., Mart. (Mett.). 1437. P.nerüfolium Schk.— Ic. Schk. t. 15. — Guad. super arboribus: Duch. 1438. P. glaucophyllum Kz. — Ie. Kz. Farnkr. t.93. — Guad.: Duch. 1439. P. repens Sw. — Syn. P. Phyllitidis Kz. in Kappl. pl. surin. nr. 1386!: forma fronde latiori. — Guad.: Duch.; Mart. (Sw.). Nn 2 284 A. GRISEBACH, 1440. P. piloselloides L. — lo. Plum. fil. t. 118. — Guad. in reg. mont. super arboribus: Duch.; S. Thom., Mart. (W.). 1441. P. serpens Sw. — S. Croix (Wst.). 1442. F. salicifolium W. — Guad. in sylvis montanis: Duch. 1443. P. lycopodioides L. — Ic. Plum. fil. t. 119. Schk. t. 8. c. dextr. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Mart. EW>). 1444. P. aureum L. — Ie. Schk. t. 12. inf. — Guad. super arboribus: Duch.; S. Croix (Wst.). Exstat forma soris biserialibus et segmentis frondis remotissime serrulatis, venarum indole cum typica conveniens. 1445. P. dulce Sw. — Mart. (W.). ö 1446. P. drynarioides Gr. (Chrysopteris) caudice repente paleis ferru- gineis setaceis onusto, fronde stipitem nudum subaequante coriacea glabra subtus glaucescente profunde pinnatifida, segmentis patentibus lanceolatis ob- tusiusculis marginatis remote serratis , terminali longiori, serraturis adpressis- simis, sinubus rotundatis v. obtusiusculis, areolis venarum non seriatis clausis, venis utrinque arcte prominulis versus marginem raro appendiculatis, soris rotundis majusculis, plerisque uniseriatis costae approximatis ex appendicularum pari oriundis, in segmento terminali biseriatis, — Guad.: Duch. — Habitus P. vulgaris, at vulgo elatior: forma ejus ex diagn. videtur Chrysopteris trilobata Fée, nec non quam proxime accedit ad P. glaueinum Mart. Gal. (t. 5. f. 1), ulterius comparandum, apud Metten. omissum. 1447. F. crassifolinm L. — [e. Plum. fil. t. 130. — Guad. in sylvis ad truncos arborum senilium: Duch.; Mart. (Sieb.). 00. Venis apice aequalibus. 1448. P. trifurcatum L. — Mart. (Sieb. ). 1449. P. scolopendroides L. — Syn. Goniopteris affinis Fée. — Fronde basi pinnata differt a P. trifurcato L. (Hook. Grev. t. 42): ceterum multo va- riabile est lobis integris et erenatis, venis simplicibus et furcatis iisque distinctis et conjugatis; P. incisum Sw. distinguere nescio. 1450. P. crenatum Sw. — Ic. Plum. fil. t 111. — S. Croix (Wst.), Mart. (Sieb.). 1451. P. tetragonum L. — [e. Plum. fil. l. 121. Schk. t. 18. b. — Guad.: Duc. ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. 285 1452. P. asplenioides Sw. — le. Sl. t. 43. f. 2. — Guad.: Duch. 1453. P. flavopunctatum Kaulf. —. ic. Sl. t. 50. f. 1. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Monts. (Kaulf.), Mart. (Sieb.). — Icon Sloanei, a Willd. ad Aspidium invisum Sw. cilata, haud dubie hujus loci est. 1454. P. obliteratum Sw. — Guad. (Wickstr.). 1455. P. decussatum L. — [e. Plum. fil t. 21. — Guad. in sylvis montanis: Duch.; Monts. (Kaulf.), Mart. (Sieb.). 1456. P. Sloanei Kz. (non Desv.). — le. Sl. t. 57. f. 3. — Guad. in sylvis udis pr. Morne à l'eau: Duch. — Kunze figuram Sloanei non cilaverat, sed descriptio ejus (Linnaea 9. p. 51) ipsam significat, quam a fig. 1 et 2. similibus Sl. stipite paleaceo distinguit. P. Sloanei Liebm., cui venae furcatae dantur, excludendum est, + Eleutherophlebia. o. Soris terminalibus, venis apice incrassalis. 1457. Aspidium mucronatum Sw. — Ic. Schk. t. 29. c. — Guad. in sylvis montanis: Duch. — Variat forma pinnarum, sed auricula. King sursum ze acuta dignoscitur. Obs. Venae furcatae, ramo breviori apice 5 , seriem specierum naturalem constituunt, neque vero indusii fabrica, ex qua genera mere artifi- cialia , conjunctissimas species dilacerantia, formari solent: ita A. mucronatum ex indusio usio peltato Polystichum, A. acutum et neglectum i. laterali subrotundo Néplitolopis, A. punctulatum et acuminatum i. reniformi Lepidoneuron (Fée), nervatura habituque intime connectuntur. 1458. A. acutum Schk. — lc. Schk. t.31. — Guad.: Duch. — Nostra forma, minor quam in icone, bene convenit cum descriptione ampla apud Mix 1459. A. punctulatum Sw. — HKz.! — [e. Fée Polyp. t. 23. f. 1. Guad. in sylvis humidis: Duch.; Mart. (W.). 1460. A. pedatum Desv. — Guad. (Kz.). oo. Soris Daai 1461. A. cicutarium Sw. — Guad. (Fée). 1462. A. polyphyllum Kaulf.— Ic. Sl. t. 48. f.1. — Syn. A. sanctoides Fée! — Guad. in m. Soufrière: Duch.; Mart. (Sieb.). — A. polyphyllum Metten. Fil. Lechler. (nr. 2019) recedit rhachi frondis paleacea. 1463. A. patens Sw. — Guad. (Wickstr.). 1464. A. Sprengelü Kaulf. — Mart. a). 1465. A. invisum Sw. — S. Croix (Wst.). à; 1466. A. Serra Sw. — (e. Schk. t. 33. b. dextr. — — Guad. in sylvis humidis: Duch. 1467. A. macrurum Kaulf. — Mart. (Sie b.). 1468. A. molle Sw. — Ic. Schk. t. 34. b. — Guad.: Duch. Indusium reniforme, demum centrale, quo cum Lastreis magis convenit, quam cum Nephrodio. 286 A. GRISEBACH, ÜBER DIE VEGETATION DER KARAIBEN. ++ Haplophlebia. 1469. A. nodosum W. — Mart. (W.). Tit Dictyophlebia. 1470. A. plantagineum Gr. — Ic. Plum. fil. t. 128. Jacq. coll. 2. t. 3. f.1. — Syn. Polypodium Jacq. — Guad. in sylvis montanis ad torrentes: Duch.; Monts., Mart. (Kaulf.). 1471. A. trifoliatum Sw. — Ic. Schk. t. 28. — Guad.: Duch.; Mart. (W.). 1472. A. macrophyllum Sw. — le. Plum. fil. t. 145. -— Guad. : Duch.; S. Eust. (W.), Mart. (Sieb.). 1473. A. heracleifolium W. — Guad. (Wickstr.). Tr. V. Hymenophylleae. . . 1474. Hymenophyllum fucoides Sw. — Mart. (Sieb.). Trichomanes sect. Eutrichomanes Hook. 1475. T. membranaceum L. — Ile. Kz. Farnkr. AS f. sup. -- Guad. in sylvis udis super truncis emortuis: Duch., Mart.: Sieb. 14 T. punctatum Poir. — Guad. (Wickstr.) „Mart. (Kaulf.). 1477. T. sphenoides Kz. — Ic. Kz. Farnkr. t. 88. f. inf. sin. — Guad. in m. Soufriére: Duch. Hookeri Prl., stipite elongato, fronde cuneata. — - Ic. Kz. Farnkr. t. 88. fig. inf. med. — Syn. T. reptans Hook. (non Sw.). — Guad. in sylvis reg. inf. super arboribus: Duch. 1478. T. sinuosum Rich. var. decurrens Gr. — — Ic. Kz. Farnkr. t. 77. f.2.— Syn. T. holopterum Kz. — Guad. in reg. mont.: Duch.; Mart. (Kz.). 1479. T. attenuatum Hook. — Ie. Hook. sp. fil. t. 39. C. — Guad. in sylvis humidis reg. mont. in m. Matouba et Soufriére: Duch.; Domin. (Hook.). 14 T. alatum Sw. — Guad. (Wickstr.). 1481. T. pywidiferum L. — lc. Hook. Grev. t. 206. — Guad. in arbo- ribus m. Soufriére: Duch. 1482. T. pennatum Kaulf. (ex diagn. Kz. in Bot. Zeit. 1847. p. 391). — Ic. Hook. Grev. t. 9. — Syn. T. floribundum Hook. Grev. — Guad. in sylvis bumidis reg. mont. ad torrentes: Duch. — Affine, sed a Kz. bene distinctum est T. pinnatum Hedw., quod in isthmo panamensi legit Duch. 1483. T. crispvs JL. — lc. Hook. Grev. t. 12. — — Guad.: Duch. 1484. T. rigidum Sw. — Guad. (Wickstr.). 1485. T. Prieurei Kz. (Bot. Zeit. I. c. p. 403). — le. Hook. sp. fil. t. 40. C. — Syn. T. anceps Hook. — Guad. in sylvis montanis: Duch. E jen Féea Bor. 6. T. spicatum Hedw. — Guad. ad torrentes: Duch., in m. Sou- bius. dus Ueber das Bor; H. Sainte Claire Deville und F. Wöhler. Der Königlichen Societät am 8, April 1857 vorgelegt. D Radical der Borsäure ist bekanntlich zuerst im J. 1808 von Gay-Lussac und Thénard isolirt, und später, 1824, von Berzelius näher untersucht wor- den. Sie erhielten es aber in einem nur wenig characterisirten, pulverförmigen Zustand, man konnte keine Ahnung haben von den Eigenschaften, die es im dichten und krystallinischen Zustande zeigen würde, in der schónen Form, die wohl alle starren Grundstoffe anzunehmen fähig sind, und in der ein Grundstoff auch in anderer als bloss chemischer Hinsicht Interesse darzubieten vermag. Nach Untersuchungen, welche jeder von uns für sich begann und die wir dann gemeinschaftlich fortsetzten, können wir jetzt darthun, dass das Bor, analog dem Kohlenstoff und dem Silicium, in verschiedenen Zuständen erhalten wer- den kann, in einem amorphen pulverförmigen, einem krystallisirten graphit- förmigen, und einem krystallisirten diamantförmigen Zustand. 1. Amorphes Bor. Es wird bekanntlich durch Zersetzung von Fluor- borgas oder Fluorborkalium durch Kalium dargestellt. Wir bereiteten es, zum Zwecke anderer Untersuchungen, auf folgende Weise: 60 Gramm in kleine Stücke zerschnittenes Natrium und 100 Grm. klein gestossene, geschmolzene Borsäure werden rasch gemengt, in einen eisernen Tiegel gegeben und darauf ungefähr 30 Grm. Pulver von geschmolznem Kochsalz geschüttet. Der Tiegel wird rasch zum Glühen erhitzt, wobei eine heftige Reaction eintritt und die ganze Masse flüssig wird. Man zerrührt sie sorgfältig mit einem Eisenstab, bis kein freies Natrium und auf der Oberfläche kein geschmolznes Kochsalz 288 H. SAINTE CLAIRE DEVILLE UND F. WÖHLER, mehr zu bemerken ist und giesst sie dann vorsichtig in mit Salzsäure sauer gemachtes Wasser. Indem sich die Masse darin auflöst, bleibt das Bor zurück, das man auswäscht und vorsichtig trocknet, da es leicht Feuer fängt. Wir haben dem, was Berzelius über das amorphe Bor anführt, nichts hinzu- zufügen, wir heben nur hervor, dass es bald als unbestimmt dunkelbraunes, bald als hell grünlichbraunes, bald als schwarzes Pulver erhalten wird, und dass es beim Erhitzen an der Luft sich noch vor dem Glühen entzündet und lebhaft, wiewohl nicht vollständig, verbrennt. 2. Graphitförmiges Bor. Es ist halb metallglänzend, ähnlich dem Graphit oder dem krystallinischen Eisenoxyd, aber mit einem deutlichen Schein in blass Kupferroth. Es bildet dünne sechsseitige Tafeln, die vielleicht Seg- mente von regulären Octaédern sind; meist erhält man es aber nur in Gestalt feiner, glänzender Krystallblüttchen von nicht bestimmbarer Form und es bildet dann ein schimmerndes graues Krystallpulver mit einem Schein in's Röthliche. Es ist vollkommen undurchsichtig. An der Luft zum Glühen erhitzt, verbrennt es nicht und scheint sich überhaupt nicht zu verändern, während das amorphe so leicht verbrennt. Es wird weder von Säuren noch Alkalien aufgelöst. In dieser Form erhält man es, wenn man Aluminium in einem Strom von Chlorborgas längere Zeit geschmolzen erhält. Das Metall nimmt nur wenig Bor auf, aber zerbricht man es nachher, so bemerkt man auf seiner Bruchfläche, ähnlich wie Graphitblätter im Roheisen, oft ziemlich grosse, blass kupferrothe Krystallblàtter von Bor, welche bei der Auflösung des Aluminiums in Chlorwasserstoffsäure zurückbleiben. Wir erhielten es ferner, wiewohl nur als feinschuppiges Krystallpulver, indem wir in einem Porzellantiegel 8 Th. Fluorborkalium, gemengt mit einem Fluss aus 9 Th. Chlorkalium und 7 Th. Chlornatrium, mit 5 Th. Aluminium bei Silberschmelzhitze zusammenschmolzen und ungefähr eine halbe Stunde bei dieser Temperatur erhielten. Obgleich die angewandte Menge von Alu- minium fast das dreifache war von der, welche nöthig ist, um das nur 8,6 Procent betragende Bor im Salz zu reduciren, so fanden wir doch in der wohl geflossenen Schlacke eine nur unvollständig geschmolzene metallische Masse, ähnlich feinkörnigem grauem Roheisen, welche aber bei der Behand- lung mit Chlorwasserstoffsaure und später noch mit Flusssäure das Bor in ÜBER DAS BOR. 289 feinen schwarzgrauen Krystallschuppen zurückliess. Auch bei mehreren an- deren Versuchen der Art zeigte es sich, dass das Aluminium durch Aufnahme von Bor sehr viel strengflüssiger wird. Zuweilen waren die erhaltenen metal- lischen Massen mit Blasenräumen erfüllt, deren Wände mit grossen metall glänzenden Blättern von Bor ausgekleidet waren. Diess war besonders bei einem Versuche der Fall, bei dem wir ein Gemenge von 15 Th. wasserfreier Borsäure, 10 Th. Flussspath und 2 Th. Aluminium zusammenschmolzen, wobei indess ebenfalls kein scharf getrennter Regulus, sondern nur eine gesinterte Metallmasse erhalten wurde. Ein gutes Resultat erhielten wir auch beim Zu- sammenschmelzen von Aluminium mit Borsüure und Kryolith unter Zusatz des Gemenges von Chlorkalium und Chlornatrium; und noch zweckmässiger scheint es zu sein, hierbei statt der Borsäure geschmolznen Borax anzuwenden. Immer aber muss das Aluminium in grossem Überschuss angewandt und viel davon geopfert werden, um nur kleine Mengen von Bor zu erhalten. . Es scheint, dass, ähnlich wie beim Silicium, nur das Aluminium fähig ist, das Bor in diese krystallinische Form zu versetzen. Bei Versuchen, dasselbe aus Fluorborkalium mit Magnesium zu reduciren, wurde es in der- selben schwarzen amorphen Form erhalten, wie bei der Reduclion mit Na- trium; eben so, als ein Gemenge von Borsäure, Kryolith und Natrium, mit Zusatz von Chlorkalium - Natrium, zusammengeschmolzen wurde. — Stickstoff- bor, unter einer Decke von Chlorkalium mit Aluminium zusammengeschmolzen, blieb unverändert. 3 3. Diamanifórmiges Bor. In diesem merkwürdigen Zustand bildet das Bor durchsichtige Krystalle von dem Glanz und der Härte des Diamants, Man erhält es, indem man 80 Grm. Aluminium in ganzen Stücken mit 100 Grm. geschmolzner wasserfreier Borsäure bei einer Temperatur zusammenschmilzt, bei welcher Nickel leicht in Fluss geräth. Es geschieht diess in einem der Tiegel von dichter Kohle, die von dem einen von uns früher beschrieben wurden. Derselbe, bedeckt mit einer Kohlenplatte, wird in einen hessischen oder Graphit- Tiegel gestellt, der Zwischenraum mit Kohlenpulver ausgefüllt und ein Deckel mit einem schwerschmelzbaren Kitt aufgeklebt. Man gibt 4 bis 5 Stunden lang die stürkste Hilze, die man in einem Windofen mit hohem Schornstein unter Anwendung eines Gemenges von Coaks und Holz- Phys. Classe. VII. 0o 290 H. SAINTE CLAIRE DEVILLE UND F. WÖHLER, kohlen hervorbringen kann. Nach dem Erkalten zerschlägt man die Tiegel; man findet dann zwei deutlich getrennte Schichten darin, deren eine glasig ist und aus Borsäure und Thonerde besteht, "während die andere metallisch, eisengrau und blasig aussieht und mit kleinen, sehr glänzenden Krystallen von Bor besetzt ist. Letztere besteht aus Aluminium, das durch seine ganze Masse hindurch mit krystallisirtem Bor durchdrungen ist. Die metallische Masse wird mit mässig starker Natronlauge erhitzt, welche das Aluminium auflöst, dann zur Entfernung von Eisen (aus dem letzteren) mit heisser Salzsäure und zuletzt mit einem Gemische von Flusssäure und Salpetersäure behandelt, um etwa noch vorhandenes Silicium wegzunehmen. Das zugleich gebildete graphitfórmige Bor ist leicht von den Krystallen zu trennen, da es in feinen Blättchen länger in der Flüssigkeit suspendirt bleibt. Die Krystalle, die man so erhält, sind mit Stückchen von krystallinischer Thonerde gemengt und theils damit verwachsen, die man, so weit es móglich ist, auslesen kann, aber deren Entfernung durch chemische Mittel uns nicht gelungen ist. Die Krystalle des durchsichtigen Bors sind theils dunkelbraunroth, theils honiggelb bis fast farblos, und zeigen einen Glanz und ein Lichtbrechungs- vermögen, die mit denen des Diamants vergleichbar sind. Manche Krystalle sind so tief gefärbt, dass sie schwarz und metallglänzend erscheinen. Es ist zu vermuthen, dass weun es gelingt, das Bor in grossen und farblosen Krystallen zu erhalten, es ganz das Aussehen des Diamants und die an diesem Edelstein durch Reflexion und Refraction bewirkten Lichteffecte zeigen würde. Das specifische Gewicht dieses Bors ist 2,68, also etwas hóher als das des Siliciums. Es ist bemerkenswerth, dass während das spec. Gewicht der Kieselsáure höher ist als das des Siliciums, das der Borsäure beträchtlich nie- driger ist, als das des Bors in dieser Form, ähnlich wie das spec. Gewicht des Diamants sehr hoch ist im Verhältniss zu dem der liquiden Kohlensäure. Leider war es uns noch nicht möglich, das spec. Gewicht des Bors in der Graphitform festzustellen. Zur Vergleichung wollen wir noch an das spec. Gewicht der krystallisirten Thonerde erinnern, das fast zwei Drittel höher ist, als das des Aluminiums. - Die Härte des Bors ist bei verschiedenen Krystallen! ziemlich ungleich, doch stets weit grösser als die des Korunds, den es mit Leichtigkeit ritzl. ÜBER DAS BOR. 291 Bei manchen. Krystallen ist sie gleich der des: Diamants. Wir kommen unten hierauf noch näher zurück. Die verschieden „ Krystalle des Bors scheinen einerlei Grund- form zu haben. Diese ist ein Quadrat-Octaöder, bei welchem die Hauptaxe zu den Nebenaxen im Verhältniss 0,577 zu 1 steht. Die an dem gemessenen Krystall beobachteten Formen sind (nach Miller's Bezeichnungsweise): zwei Octaéder (111), (221), welche auf die Kanten der Basis aufgesetzt sind, das Prisma (110) und ein zweites Prisma (100), dessen Flächen die Kanten des ersteren abstumpfen. Nach den Neigungen dieser Flächen kann man das Bor als isomorph mit dem Zinn betrachten. Diese Bemerkung wurde gleich- zeitig von den Herren Sella und Sartorius von Waltershausen ge- macht, die mit der näheren krystallographischen Bestimmung der zum Theil sehr verwickelten Formen des Bors beschäftigt sind und ihre Beobachtungen darüber publiciren werden. Die von uns selbst gefundenen Winkel (der Normalen der Piai sind: 2 | ? an R Gefunden. Berechnet. pe? 8 zu 221 PEE j ^id inn d 040.20 Bee... 4199.36: der an einander pte Flächen pes Ociaäders 111. - 779 50’ — 719 50° der abwechselnden Flächen, 5 — 530 27 der neben einander liegenden Flachen der "Eon Prien 4 der abwechselnden Flächen 900. Das Bor in dieser Form ist sehr schwer oxydirbar. Beim Glühen an der Luft laufen die Krystalle gelb und blau an, vollkommen wie Stahl, ohne sich dann merklich zu verändern. In Sauerstoffgas oxydirt es sich bei der Temperatur, bei der Diamant verbrennt, jedoch ebenfalls nur oberflächlich, indem die sich bildende dünne, aber wahrnehmbare Schicht von Borsäure die weitere Oxydation verhindert. Erhitzt man die Krystalle vorm Lóthrohr auf Platinblech, so wird das- selbe augenblicklich durchlöchert, indem sich ein leicht schmelzbares, silber- weisses Borplatin bildet. Diess ist eine sehr characteristische Eigenschaft, die auch den anderen Modificationen des Bors eigenthümlich ist. Wir erhielten 002 292 H. SAINTE CLAIRE DEVILLE UND F. WÓHLER, diese, wie es scheint an Bor nur sehr arme Verbindung in wohlgeflossenen Kugeln, als wir ein Gemenge von Platinpulver und amorphem Bor unter einer Decke von Borax bei Silberschmelzhitze zusammenschmolzen, ferner als wir Platinschwamm mit 4 seines Gewichts Aluminium unter einer Decke von Bor- säure der Nickelschmelzhitze aussetzten. Unter einer weissen Schlacke fand sich borhaltiges, blasiges Aluminium, und darunter ein wohlgeflossener Regulus von spródem Borplatin. Die innere Wand der Aluminiumblase war mit grossen Blättern von blass róthlichem graphitfórmigem Bor ausgekleidet, das sich überall auch auf dem grossblüttrigen Bruch zeigte und bei der Auflösung in Salzsäure in ansehnlicher Menge zurückblieb. Auch mit Palladium bildet das Bor eine leicht schmelzbare, silberweisse Verbindung, die wir, gleich der des Platins, näher untersuchen werden. In trocknem Chlorgas zum Glühen erhitzt, entzündet sich das krystallisirte Bor und verbrennt, zum Theil unter sehr lebhafter Fuererscheinung, zu Chlor- borgas. Die Säuren zeigen weder für sich noch vermischt eine Einwirkung auf das krystallisirte Bor. Nur bei starker Rothglühhitze wird es von schmelzen- dem zweifach-schwefelsaurem Kali oxydirt. Eben so unveränderlich ist es in concentrirter siedender Natronlauge, die doch das Silicium oxydirt. Von schmelzendem Natronhydrat und kohlen- saurem Natron dagegen wird es bei Glühhitze langsam aufgelóst. Aber Sal- peter scheint bei dieser Temperatur nicht darauf zu wirken. s Bei dem näheren Studium der verschieden aussehenden Krystalle des diamantförmigen Bors haben wir dreierlei Varietäten erkannt, die, wie gesagt, einerlei Grundform zu haben scheinen, deren verschiedene physikalische Eigen- schaften aber von variirenden fremden Beimischungen bedingt werden. Wir wollen sie im Folgenden einzeln betrachten. a. Diese Art Bor bildet schwarze, flache Krystalle von vollkommnem Diamantglanz; sie sind undurchsichtig und nur in dünnen Splittern durchschei- nend. Sie haben einen deutlichen Blätterdurchgang und sind ziemlich zer- brechlich, aber ihre Härte ist sehr bedeutend, sie greifen den Diamant an. Ein Diamant mit natürlichen Flächen, welcher auch durch Diamantpulver nur sehr langsam angegriffen wird, liess sich mittelst Bor an den Kanten in der ÜBER DAS BOR. 293 Art abschleifen, dass vorher daran vorhandene Vertiefungen und Erhöhungen ganz verschwanden. Herr Guillot, ein geschickter Steinschleifer zu Paris, welcher diese Versuche in seinem Atelier anstellen liess und sie mit Aufmerksamkeit ver- folgte, theilte uns mit, dass das Bor, wiewohl es den Diamant angreift, doch langsamer als Diamantpulver darauf einwirkt, und dass nach Verlauf einer gewissen Zeit das Werkzeug, auf welches das Borpulver aufgetragen ist, sich verschmiert, was für dieses Bor eine geringere Härte als für den Diamant anzeigt. Diese Varietät des Bors scheint sich jedesmal zu bilden, wenn man bei der Darstellung desselben die Borsäure und das Aluminium nur kurze Zeit und bei nicht zu hoher Temperatur in Berührung lässt; doch sind wir hierüber noch nicht ganz sicher. Bei der Analyse wurde darin gefunden: Kohlenstoff 2,4 Bor 97,6 100,0. Die Analyse nis auf folgende Weise: das in einem Schiffchen von latin oder Porzellan befindliche und abgewogene Bor wurde in ein langes ioi: von bóhmischem Glas geschoben und darin bis zum Erweichen des Glases in einem durch Schwefelsäure und Chlorcalcium getrockneten Strom von Chlorgas erhitzt, bis kein Theilchen mehr brannte. .Es bildete sich Chlor- borgas, welches an der Luft dicke Nebel bildete, und es blieb schwarze, amorphe Kohle, zuweilen noch in der Form der Krystalle, zurück, die ge- wogen und nachher in einem Sauerstoffstrom zu Kohlensäure verbrannt wurde. Wir erhielten hierbei stets eine kleine Menge eines gelblichen Sublimats, wel- ches sich in Wasser unter Erhitzung zu Chlorwasserstoffsáure und Borsáure auflöste und wahrscheinlich ein auf Kosten von einem Rest von Luft oder Feuchtigkeit gebildetes Boroxychlorid ist, das auch bei der gewöhnlichen Darstellung des Chlorbors entsteht und das wir später zu untersuchen beab- sichtigen. Öfters fanden wir in diesem Sublimat auch Chloraluminium. Es löste sich dann in Wasser unter starker Erhitzung und unter Abscheidung einer weissen Substanz, die Borsäure war und die sich allmälig ganz auflöste. Aus der Auflösung fällte dann Ammoniak Thonerdehydrat. Als ein andrer Theil 294 H. SAINTE CLAIRE DEVILLE UND F. WÖHLER, verdunstet wurde, blieb eine durchsichtige amorphe Substanz, die bei der Auflósung in wenigem Wasser feine Krystallschuppen von Borsäure hinterliess. Dieses Sublimat scheint demnach eine Verbindung von Chloraluminium mit Chlorbor zu sein. b. Die zweite Varietät des Bors bildet fast farblose ; durchsichtige Kry- stalle, welche als lange, sügenfórmig ausgezackte Prismen an einander gereiht sind. Manchmal findet man sehr kleine Krystalle, welche wirkliche Prismen sind und an den Enden 8 Flächen zeigen ; die wahrscheinlich den oben er- wähnten Oclaédern angehören. Sie sind in hohem Grade diamantglänzend, aber ihre Härte ist etwas geringer, als die der vorhergehenden Varietät. Auch scheinen Säuren, namentlich Königswasser, bei lange andauernder Ein- wirkung ihre Oberfläche etwas anzugreifen. Diese Krystalle bilden sich jedes Mal, wenn man Borsäure mit einem Überschuss von Aluminium in einem Kohlentiegel lange Zeit einer Temperatur aussetzt, welcher der äussere Tiegel öfters nicht widersteht. Die Zusammensetzung dieser Art Bor zeigte sich sehr schwankend. Die folgende Analyse gibt eine Vorstellung von dem durchschnittlichen Verhältniss der darin enthaltenen Bestandtheile; sie wurde mit sehr schönen, ausgesuchten Krystallen angestellt: etia Kohlenstoff 4,2 Aluminium 6,7 Bor 89,1 100,0. Wenn es gelingt, etwas voluminöse Krystalle ; die nicht Zusammen- wachsungen einzelner Individuen sind, von dieser Substanz darzustellen, so wird sie gewiss als Edelstein Anwendung finden können. c. Die härteste Varietät des Bors, die noch bei weitem härter ist, als die: zuerst besprochene, wird erhalten, indem man wiederholt überschüssige Borsäure auf Aluminium bei so hoher Temperatur einwirken lässt, dass die Borsäure sehr rasch verflüchtigt wird; um 1 bis 2 Gramm dieser Varietät zu erhalten, muss man in einem Tiegel von dichter Kohle 20 bis 30 Grm. Bor- säure verflüchtigen und jedesmal 2 bis 3 Stunden erhitzen. Es bleibt dann in dem Tiegel eine blasige Masse von rother, in's Hell- Chocoladefarbene zie- |" ÜBER DAS BOR. i | I 295 hender Farbe, welche der Varietät des Diamants, die als Bor bezeichnet wird, ganz ahnlich aussieht. Dieselbe ist mit stark glänzenden Borkrystallen bedeckt, welche man durch Behandlung mit Natronlauge und Salzsäure von Aluminium und Eisen befreit. Leider lässt sich das Bor auf diese Art nicht von der Thonerde befreien, die es durchzieht und deren Gegenwart leicht zu erkennen ist. Deshalb können wir auch die Analyse dieser Art hier nicht geben, obgleich uns dieselbe von allen drei Varietäten die härteste und darum merkwürdigste zu sein scheint. Denn es ist zu bedenken, dass die Thonerde in Gegenwart des Kohlenstoffs, welchen das Bor enthält, und vielleicht durch dieses selbst, in Chlorgas Kohlenoxyd oder Borsäure und Chloraluminium geben kann. Bei den anderen Analysen haben wir durch sorgfältige Ausle- sung der Krystalle diese Fehlerquelle möglichst zu vermeiden gesucht. Diese Art Bor zeigt sich unter dem Microskop als ganz und gar aus kleinen Krystallen bestehend; schon mit blossem Auge lassen. sie sich erken- nen, wiewohl sie nur so einn sind, dass sie sich der Messung entziehen. n Härte dieses Körpers ist so gross, dass sie, nach Herrn Guillot, der 181 DU 810525 ants nieht. nachsleht, und wenn man ihn zum Schleifen anwendet, er min denselben. Grad von Feinheit wie vorher zeigt, was, wie es scheint, etwas dem guten Diamantpulver Eigenthümliches ist. Er lässt sich nur mit ausserster Schwierigkeit zerdrücken und bietet auch in dieser Beziehung die grösste Ähnlichkeit mit der Art Diamant dar, welche die Steinschleifer als Bor bezeichnen. Wir haben noch darauf einzugehen, wie die Resultate der oben angege- benen Analysen aufzufassen sind. Der Kohlenstoff, welchen wir in den Borkrystallen gefunden haben, muss nothwendig im Diamantzustand in denselben enthalten sein. Denn, wie aus allen unsern Analysen hervorgeht, in dem Maasse, wie der Gehalt an Kohlenstoff zunimmt, scheint auch die Durchsichtigkeit zuzunehmen; und andrerseits weiss man, dass einige Tausendtheile schwarzer Kohle, und selbst noch weniger, hinreichen, Glasmassen, in welchen man den Kohlenstoff nicht mit der durch ihn gefürbten Substanz verbunden annehmen kann, intensiv dunkel färben 1). 1) In Betreff der schwarzen Farbe gewisser Borkrystalle könnte man auch ver- muthen, dass sie von amorphem Bor verursacht werde, denn wir haben gefunden, dass 296 H. SAINTE CLAIRE DEVILLE UND F. WÖHLER, ÜBER DAS BOR. Man muss ausserdem auch annehmen, dass der Kohlenstoff mit dem Bor, ob- gleich er davon in seiner Krystallform abweicht, zusammenkrystallisirt ist. Diese Annahme steht im Einklang mit einigen Thatsachen, nach welchen eine Substanz, wenn in vorherrschender Menge vorhanden, anderen Substanzen, mit welchen sie gewisse Analogien in dem chemischen Verhalten hat, ihre Krystall- form gleichsam aufzwingen kann. Der Thonerdegehalt einiger Hornblendearten gibt hierfür ein Beispiel ab. Ausserdem steht es noch gar nicht fest, ob nicht der Diamant, wie manche der natürlich vorkommenden Kórper, dimorph ist und unter noch unbekannten Umständen die Form des Bors annehmen kann. Der selenhaltige Schwefel, welchen man aus einer Lósung von Selen und Schwefel in Schwefelkohlenstoff krystallisirt erhalten kann, bietet etwas Ana- loges. Der Schwefel wird alsdann, wenn man gewisse Vorsichtsmaassregeln beobachtet, selenhaltig. Die Menge des ihm beigemischten Selens kann, bei dessen geringer Löslichkeit, nur klein sein, aber die Anwesenheit des Selens, dessen Krystallform doch von der des Schwefels verschieden ist, lässt sich in dem so dargestellten Schwefel, dessen Winkel mit den von Mitscherlich für den rhombischen Schwefel angegebenen übereinstimmend gefunden wurden, sehr leieht qualitativ nachweisen. Übrigens bedarf der Isomorphismus der einfachen Körper und das Zu- sammenkrystallisiren derselben noch experimentaler Untersuchungen, die mit der kleinen Zahl solcher Substanzen anzustellen wären, welche sich bezüglich ihres chemischen Verhaltens so nahe stehen, dass sie sich nicht nach festen Aquivalentverhältnissen, sondern zu blossen Mischungen mit einander vereinigen. In dieser Art könnten der Kohlenstoff, das Bor und das Silieium 1) sich gegen- seitig auflösen, ohne feste Verbindungen einzugehen, und in dem krystallisirten Bor enthalten sein, ohne dessen Krystallform zu ändern. Diese Bemerkungen finden Anwendung auf das Aluminium, dessen An- wesenheit in dem Bor nach sehr veränderlichen Verhältnissen (von O bis 13 Procent) niemals eine wahre chemische Verbindung anzeigt. Denn einem Ge- halt von z.B. 13 Procent würde die Formel AIBS entsprechen, was eine sehr unwahrscheinliche Zusammensetzung wäre. Diese neue Thatsache wird, wie wir hoffen, dazu beitragen, die Bedingungen erkennen zu lassen, unter welchen man die chemisch-einfachen Körper als isomorph betrachten kann; sie kann auch die von dem einen von uns schon ausgesprochene Ansicht unterstützen, nach welcher das Aluminium mit demselben Recht mit dem Kohlenstoff und dem Bor in eine Reihe zu setzen wäre, mit welchem das Antimon mit dem Phosphor und dem Stickstoff in eine Reihe gestellt wird. ein n Borsäure von einer sehr kleinen Menge amorphen Bors schwarz ^H In der That haben wir in einigen Arten des krystallisirten Bors Silicium nach- weisen kónnen. F Krysfallformen des Bor men des Bor Ueber die Krystallformen des Bors JF. Sartorius v. Waltershausen. Uebergeben der K. Societät der Wissenschaften d. 1. Aug. 1857. D: ausgezeichneten Untersuchungen von Wöhler und Sainte Claire Deville über die Darstellung des Bors in seinen verschiedenartigen Zuständen, sind im Vorhergehenden mit grosser Ausführlichkeit mitgetheilt worden. Als Nachtrag zu denselben mag es mir verstattet sein den Krystallformen des Bors einige Aufmerksamkeit zu widmen, eine Arbeit, welche für die Mine- ralogie und die Molecularphysik um so wünschenswerther erscheint, da man bis vor Kurzem vôn den krystallographischen Eigenschaften dieses Elementar- körpers noch gar keine Kenntniss besessen hat. Es ist bereits von Wöhler und Deville darauf aufmerksam gemacht worden, dass das Bor dimorph sei und je nach verschiedenen Bereitungsmethoden in dem sogenannten diamantförmigen, graphitfórmigen und amorphen Zustande er- scheine. Das Bor im diamantförmigen Zustande, welches man durch Zusammen- schmelzen von Aluminium mit wasserfreier Borsäure, der auch wohl noch Borax zugesetzt wird, erhält, scheidet sich in den Blasenräumen der geschmol- zenen Masse in kleinen 0,2 bis 0,4 mm langen und etwa ebenso breiten Kry- stallen von hyacinthrother bis wein- und honiggelber Farbe aus, welche eine solche Schärfe und Regelmässigkeit zeigen, dass sich ihr Krystall-System kei- nen Augenblick verkennen lässt. An einigen, von meinem Collegen Wöhler mir mitgetheilten Fragmenten des ersten, im October des vergangenen Jahres in Göttingen erhaltenen Prä- parats, versuchte ich sogleich einige Messungen auszuführen, indess wa- ren die Krystalle auf der Grundmasse so wenig günstig vertheilt, dass die- Phys. Classe. VII. Pp 298 —— W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, selben weder auf dem Goniometer centrirt, noch von den verschiedenen Flä- chen die reflectirten Bilder beobachtet werden konnten. Bei diesen Voruntersuchungen überzeugte ich mich, dass unter etwas gün- stigern Umständen scharfe Krystallmessungen des Bors würden erhalten werden können. Einige Monate später theilte mir Wóhler mehrere andere Krystalle mit, auch schickte Deville aus Paris sehr ausgezeichnete zweier verschiedener Prä- parationen, so dass mir bereits im Anfang dieses Jahres ein sehr vollstän- diges Material für meine Untersuchungen zu Gebote stand. Schon nach wenigen Wochen würde ich die wesentlichsten Resultate mei- ner Messungen haben veröffentlichen können, wenn nicht ein mir angeborener Trieb einen neuen Gegenstand womöglich zu erschöpfen, mich zu einer wei- tern Verfolgung dieser Untersuchungen aufgemuntert hätte. Zwar etwas ver- spütet, aber um so ausführlicher sind die in dieser Richtung gewonnenen Re- sultate, welche ich in der Kürze in den folgenden Blättern zusammenzustellen versuche. Zu den drei Präparationen des diamantförmigen Bors, kommen noch zwei des graphitfórmigen, durch Zusammenschmelzen von KF BF3 mit Aluminium bereitet. Auf das Innigste gemischt mit dem graphitfórmigen Bor, von dem weiter unten ausführlicher die Rede sein wird , bemerkte ich unter den kleinen biegsamen sechsseitigen Täfelchen verschiedene zum Theil ausgezeichnete Krystalle des diamantfórmigen Bors. Wöhler erinnert sich nicht, dass dieselben durch einen Zufall etwa von einer der beiden Pariser Bereitungen dazwischen gekommen sein, auch lüsst es sich nicht verkennen, dass dieselben einen von den Pariser Krystallen etwas verschiedenen Typus besitzen. Man darf daher wohl annehmen, dass sich unter geeigneten Umständen, wahrscheinlicher Weise unter verschiedenen Temperaturen, beide Modificationen des Bors neben oder kurz nacheinander bilden können. N i Obwohl die Borkrystalle sich sogleich als dem monodimetrischen Sy- steme angehórig zeigen, so ist doch einer jeden Präparation ein eigenthüm- licher Typus aufgedrückt; eine jede besitzt ihre eigenthümlichen Flächen und Combinationen, oder wenigstens bestimmte Flächenerweiterungen und Zwillings- verwachsungen. ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 299 Die Krystallmessungen waren bei der Kleinheit der in der Regel gut spie- gelnden Flächen, die meist nur 0,2 bis 0,4 mm breit und nicht viel länger sind, öfter sehr schwierig auszuführen. Eine grosse Erleichterung für dieselben gewährt indess ein dunkles Zimmer, in welches das Tageslicht durch einen schmalen, nach Belieben zu öffnenden und zu schliessenden Spalt ein- gelassen werden kann. | Um den nachfolgenden Beobachtungen eine etwas concentrirtere Gestalt zu geben, habe ich immer nur die Mittel aus einer Reihe von Messungen angeführt, und ihre Anzahl durch eine beigesetzte Ziffer angegeben. Es sind im Ganzen 24 einfache und verschiedene Zwillingskrystalle ausführlich unter- sucht und ihre Winkel zwischen allen, oder doch zwischen den hauptsäch- lichsten Flächen gemessen worden. Die angegebenen Winkel sind die, welche die respectiven Flächennorma- len mit einander bilden. | 1 Wir beginnen zunächst mit der Beschreibung der Bor- Krystalle der er- sten Göttinger Präparation aus dem October des vergangenen Jahres. Die- selben sind in den Figuren 1, 2, 4, 5, 7, 8 abgebildet; sie sind kurze gedrun- gene Gestalten, etwa in ihrem Ansehen den Zirkonen vom Vesuv und vom Laacher-See vergleichbar. Obgleich sie mit wenigen Ausnahmen sehr klein sind, müssen wir sie als wahre Musterbilder schöner Krystallformen bezeich- nen; sie geben uns einen sprechenden Beweis, dass solche Bildungen unter dem Einflusse der höchsten Temperaturen in anhaltender Weissglühhitze ebenso gut, vielleicht noch schärfer ausgebildet entstehen können, als auf nassem Wege bei niedrigen Temperaturen. Diese Borkrystalle gleichen kleinen Juwelen, die das Licht kräftig brechen und zurückwerfen und es ist daher nicht zu verwundern, dass die Winkel- messungen öfter einen hohen Grad von Übereinstimmung zeigen. Ihre Farbe ist in der Regel hellbraun bis hyacinthroth; sie sind vollkommen durchsichtig und besitzen eine ausserordentliche Härte, welche der des Diamanis nur wenig nachsteht. Wir lassen jetzt zunächst die an den verschiedenen Krystallen dieser er- Pp2 300 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, sten Präparation beobachteten Winkel folgen und betrachten die Fläche «a als Grundgestalt, deren krystallographische Bezeichnung 4 1 1 ist. Um die ver- schiedenen Winkel, welche an ein und derselben Pyramide gemessen worden sind von einander zu unterscheiden, bezeichnen wir die oberen 4 Flächen einer Pyramidenfläche mit a^ a^ o^ at, die enigegengesetzten mil a, a,, Ay, 44. Krystall 1. Neigung Februar 27. Fig. 1 u. 2 aa" 920 96,7 (5) a'a" „ 08 9,4 (5) neu centrirt Mittel 53 3,0 (10) Krystall 2. a’: a" LM 12 (5) Mar Der Krystall 1 ist von gelbbrauner, ziemlich heller Färbung, die Flächen sind etwas verzogen und nur das Paar a'a” messbar; auch erlaubte der Krystall 2 keine andere Messungen. Krystall 3. Stellt die Combination in Fig. 7 dar. Es liessen sich in diesem ausser- ordentlich schönen, jedoch nicht vollständig ausgebildeten Krystall die Win- kel in der Hauptzone mit grosser Schärfe und Vollkommenheit messen. Der Polkantenwinkel der Grundpyramide 1 1 1 konnten nur an einer Seite gemessen werden, auch kam die Fläche d, nicht zum Vorschein. Die an diesem Krystall beobachteten Winkel sind folgende: April 5 August 2 August 3 August 4 a,c c,d 4 ad 500 35,5 (5) 31 32, (3) 500 363 (5) 19033 (5) 50 38,7 (5) 31 32,9 (3) 50 38,7 (5) 19 5,8 (5) 50 37,0 (5) 31 35,6 (3) 50 37,0 (5) 19 2,4 (5) 90 35,9 (5) 31 32,6 (3) 50 35,6 (5) 19 3,0 (50) 36,8 31 33, 3 50 36,9 19 3,8 Winkel der Pyramidenflächen a'a" 530 2,95 (10) Aug. 3. Von den Borkrystallen der ersten Göttinger Bereitung, sind ausser den angegebenen noch einige andere gemessen worden, indess theilen wir die sich darauf beziehenden Messungen nicht mit, da sie mit minder gut ausgebildeten Individuen angestellt wurden und nur eine geringere Zuverlässigkeit besitzen. ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 301 Bei wiederholtem Betrachten -der obengenannten Krystalle fand ich erst kürzlich einen sehr deutlich ausgebildeten Zwilling, welcher in Fig. 18 abge- bildet worden ist. Man beobachtet dieselben Zwillinge ziemlich häufig unter den Krystallen der ersten Pariser Präparation und wir werden noch ein Mal weiter unten darauf zurückkommen. + H. Es folgen jetzt die Krystalle der ersten Pariser Bereitung, welche von Herrn Sainte Claire Deville an Wöhler mitgetheilt und von mir näher un- tersucht worden sind. Man findet sie auf keiner Grundmasse aufgewach- sen; gewöhnlich sind sie nach allen Seiten hin ausgebildet und zeigen die grösste Formenmannigfaltigkeit; Säulen und nadelartige Krystalle, Zwil- lingsbildungen und sehr eigenthümliche hemiedrische Gestalten kommen hier bei genauerer Untersuchung zum Vorschein. Sie zeigen einen starken Glanz, sind der Mehrzahl nach halb durchsichtig und von dunkelbrauner bis eisenschwarzer Färbung. Mehrere derselben, besonders die nadelförmigen Typen sind durch- sichtig und von rothbrauner bis honiggelber Farbe; ein einziger Krystall er- schien bei durchfallendem Lichte blaugrün. Viele dieser Krystalle sind an ihren Oberflächen angelaufen und zeigen bei auffallendem Lichte eine schön stahlblaue, messinggelbe, tombackbraune, rothe oder violette Färbung. Viele Tausende kleiner, sehr zierlicher Krystalle erblickt man hier neben einander, die indess durch ihre merkwürdigen Flächenerweiterungen öfter erst nach vorangegangenen sorgfältigen Messungen entziffert werden können, und in vielen Fällen anfänglich als krystallographische Räthsel erscheinen bis es endlich gelingt sie auf eine der von uns angegebenen Formen zurückzuführen. Obgleich ich es nicht an Sorgfalt und Mühe bei dieser Untersuchung habe feh- len lassen, so ist es doch immer möglich, dass bei länger fortgesetzten Mes- sungen noch manche neue bisjetzt unbemerkt gebliebene Flächen und Combi- nationen in dieser krystallographischen Schatzkammer aufgefunden werden. Wir theilen zunächst die an den verschiedenen Krystallen dieser Präpara- tion gemessenen Winkel mit. 302 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Krystall 4. Kleiner sehr glänzender, etwas verzogener Krystall, stellt die Combination in Fig. 2 dar. Er ist von hell honiggelber Farbe, vollkommen durchsichtig und an beiden Enden wenigstens theilweise ausgebildet. Die Neigung der Pyramidenflächen an den entgegengesetzten Enden wurde an je zwei Flächenpaaren mit grosser Sorgfalt ermittelt. Das Resultat dieser Messungen war: Juli 29. 1857. Oben a'a" 530 2,0 Unten a"a'^ 93 15 (9) ,a, 52 59,1 Mittel 53 09 Krystall 5. Er ist halb durchsichtig, braunroth, nadelartig und dem Rutil dem äussern Anschein nach ähnlich; er ist etwa 1,5 mm lang, verhältnissmässig breit und in Fig. 10 abgebildet. Nach einigen provisorischen Messungen, welche nur ein geringeres Zutrauen verdienen und daher bier nicht mit aufgenommen sind, wurden bei heller Witterung den 28. u. 29. Januar verschiedene Winkel bestimmt. Zuerst wurden die 4 Winkel der Hauptpyramide 1 1 1 gemessen, welche auf der einen Seite vollstándig ausgebildet waren. Von der Grósse dieser Flüchen kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, dass dieser Krystall nur 0,3 um breit ist. Die gemessenen 4 Py- ramidenflächen, von denen das eine Paar grósser, das gegenüberliegende sehr viel kleiner ist, dürften wohl kaum mehr als 30 bis „45 Quadratmillimeter Oberfläche besitzen. Diese kleinen Flächen reflectiren bei den gehórigen Vor- sichtsmassregeln deutliche Bilder und es wird dadurch möglich ihre gegenseiti- gen Neigungen mit ziemlich grosser Schärfe zu bestimmen. Es ergab sich die Neigung von: aa^ 520 58,5 (10) aa" 53 00 (5) aat 53 200 (5) ada, 52 538 (5) Mittel nach den Gewichten 049 — 94 ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 303 Aus diesen Messungen geht auf das Deutlichste hervor, dass die Krystall- formen des Bors dem monodimetrischen Systeme angehören. Am Abweichend- sten ist der Winkel “%a, indess sind diese Flächen ausserordentlich klein und die reflectirten Bilder weniger deutlich als bei den andern, wesshalb eine elwas grössere Ungenauigkeit in dieser Messung leicht erklärlich ist. An demselben Krystall erscheint die Fläche g. Der Winkel von ag 99 27,2 (5) Die Prismenwinkel erlaubten nur eine approximative Messung; es ergab sich: dd 899 54' (2) ed 45 4 Krystall 6. Schmaler nadelartiger Krystall von dunkelbrauner, fast schwarzer Farbe, Die Flächen der Pyramide 1 1 1 waren mit Schärfe zu bestimmen und gaben folgende Resultate: Januar 30. a 5 10 a, 58 6,6 (5 aat 53 5,2 (5) „359, (10) Nittel 53 4,18 Die Prismenflächen waren undeutlich ausgebildet und erlaubten keine ge- nauere Messung. Krystall 7. Kleiner nadelfórmiger schwarzer Krystall, etwa 1,2» lang und 0,4 breit. Zeigt ausser der Pyramide die beiden Prismen, die indess in der Regel sehr undeullich ausgebildet sind. Ich fand den Polkantenwinkel der Grundpyramide August 10. aa" 530 8,9 (10) Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass die Messung dieser schwar- zen Borkrystalle besonderer Vorsicht bedarf, da häufig dicht aneinander lie- gende Flächen verschiedener Individua doppelte Bilder reflectiren, deren Be- obachtung leicht zu unrichtigen Resultaten Veranlassung geben kann. Man thut daher wohl alle Flächen der gruppirten Krystalle wie Fig. 12 und Fig. 13 304 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, soweit mit einer matten schwarzen Farbe zu überziehen, dass nur das Flüchen- Paar, welches gemessen werden soll davon frei bleibt; unter Umstünden kann auch dieses sogar theilweise in einiger Entfernung von der Durchschnittskante gedeckt werden, wodurch die gespiegelten Bilder zwar nicht an Helligkeit aber bedeutend an Schärfe gewinnen, und daher eine ungleich genauere Ein- stellung als vorher erlauben. Krystall 8. Kleiner hellhyacinthrother Krystall, fast genau wie Fig. 2 und von ausge- zeichnetem Glanz. Die Messungen liessen sich mit besonderer Schärfe aus- führen; es konnten die Neigungen der 4 Pyramidenflächen am obern, und ein Flächenpaar am entgegengesetzten untern Ende gemessen werden. Die Resultate waren folgende: August 7 und August 8.) aa" 520 40'6 (20) a, 53 2,7 (15) aat 53 7,8 (10) ata 52 47,1 (5) aa, 53 0,2 (5) Mittel 52 55,68 Krystall 9. ^" Unter den Krystallen der ersten Pariser Präparation, erblickt man häufig sehr merkwürdige, aus vielen Individuen gruppirte Formen, welche sich ge- wöhnlich durch eine schwarze oder braune Farbe auszeichnen und die in Fig. 12 und 13 von mir abgebildet sind. Sie sind Combinationen von 1 1 1 und 010 Fig. 14. Dieser Krystall von dunkelbrauner Farbe, der später beim Abnehmen zer- brach, liess sich ringsum messen, so dass dadurch 2 Pyramiden- Winkel von 1 1 1 und 4 Winkel zwischen 1 1 1 und 010 gewonnen wurden. Bei der Nähe des gespiegelten Objects, wovon weiter unten die Rede sein wird, macht sich die Excentricität in diesen Beobachtungen sehr bemerklich, indem nur eine *) Noch vor dem Druck ! dieser Abhandlung habe ich die oben angeführten und mehrere andere neue Messun gen hinzugefügt. UBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 305 Kante des Krystalls in die Drehungsaxe des Instrumentes fiel. Durch das Neh- men der Mittel wird diese ee con gewiss zum gróssern Theil, wenn auch nicht vollstándig beseitigt. Es sind zwei Reihen von Messungen gemacht, von denen wir der zwei- ten den Vorzug geben, da sie unter etwas günstigern Umstünden ausgeführt aus einem Mittel von 5 Beobachtungen, die. erste aber nur aus 3 ‚Beobachtun- gen abgeleitet worden ist. Diese Messungen ergaben: Mai 18 iste Reihe N 2te Reihe. d'a” 009.302". (5) 630 15,9 (5) EN D. 98,7 8) 52 ..59,3.. (5) a'd 63 1,8 (3) 63 1,3 (5) d,a' 02. 390,7 259 62 37,0 (5) aa, 52 44,0 (9 52 52, 8 (5) ad, 64 59,6 (8) 65 14,1 (5) 3600 00 36065 00 Fun e Mitre sind: "har bio ıla i poddulasidlo T bi d 103 19% 630 8', á , 63 49,65 63 55,5 a'a” 520 |51^35 520 156°,05 Krystall 10. An einem dem letzten ähnlich nn Krystalle von schwarzer Farbe ergab sich der Polkantenwinkel a'a" 530 8^1, (10) Krystall 11. Kleines dem ersten Anschein nach fast reguläres Octaeder von _ messing- gelber Farbe; einem Schwefelkieskrystall ähnlich. Es liessen sich au demsel- ben folgende Winkelmessungen ausführen: 1 Winkel der Polkanten K Februar 19. e'e!! 700 48% (5) ee 70 49,5 (5) êet 70 44,0 (5) Phys. Classe. VII. Qq 306 W.SARTORIUS VON WALTERSHAUSE N, Winkel an der Basis L Februar 20. ee, 690 53,4 (5) 64, 69. 49,2 (5) Es ist: cos K = sin 4 L? Reducirt man hiermit L auf K so hat man für diesen letzten Winkel fol- gende 5 Bestimmungen : K 700 484 70 495 70 44,0 70 50,8 70 53,9 Mittel 70 49,0 Krystall 12. Kleine schwefelkiesfarbene Doppelpyramide, dem Krystall 7 sehr ähnlich. Es ergab sich: b. Juli 20 August 20 K S 709 4850900) K' = 700 34,4 (10) E — 099 "Stil (10) L — 709. 7,8 (15) Unter den Krystallen der ersten Pariser Bereitung bemerkt man ziemlich häufig tafelarlige Gestalten, die man auf den ersten Blick den charakteristisch- sten Formen des trimetrischen Systemes zurechnen könnte. Sie sind in den Fig. 3, 6, 9 von uns abgebildet worden und gehóren zu den gróssten Kry- stallen, welche ich bisjetzt beim Bor beobachtet habe, indem sie mitunter die Länge von 2mm erreichen; an ihren Oberflächen sind sie meist farbig, beson- ders tief stahlblau angelaufen. | | Bei etwas genauerer Prüfung erkennt man in ihnen eine hemiedrische Formausbildung. Die Gestalten Fig. 3, 6 zeigen die rhombotype Herniedrie auf welche Naumann zuerst beim Harmotom aufmerksam gemacht hat. Danach gehören die Flächen ff” f f, den Hälften einer quadratischen Pyramide an, deren Nebenflächen in Fig. 3 gänzlich verschwunden und in Fig. 6 so weit - ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 307 zurückgedrängt sind, dass sie noch eben erkannt, auch noch mit einiger Mühe gemessen werden können. In der Figur 9 kommt die geneigtflächige sphenoidische Hemiedrie zum Vorschein, so wie sie im trimetrischen Systeme an den Krystallen der schwe- felsauren Magnesia beobachtet wird. | Diese hemiedrischen Pyramiden von denen ich eine grössere Anzahl von Individuen gemessen habe, erlauben mur eine approximative Bestimmung , da die Flächen meistens etwas gekrümmt und niemals so eben erscheinen als die andern beim Bor beobachteten Pyramiden. Diese hemiedrischen Krystalle verrathen auch in allen Fällen eine Zwil- lingsbildung, indem man auf der Mitte der zu einem Doma erweiterten Pyra- midenflache in der Längsrichtung entweder eine Streifung oder eine Naht bemerkt, an der einspringende, nur durch schärfere Vergrösserung zu beob- achtende Flächen zum Vorschein kommen. Eine Winkelmessung derselben ist jedoch unmöglich. ("d 1 ONT diesen hemiedrischen Krystallen sind folgende Messungen ausge- Krystall 13. t in Fig. 3 abgebildet. Eisenschwarze etwa 1,0»» lange, halb so Es is breite und sehr dünne Tafel. Es wurden die Domaflächen, welche ich mit f! f" und f, ffn bezeichne, an beiden Seiten gemessen. Die beobachteten Winkel sind Juli 3. Oben f' f^ 590 76 (9). Unten f, f, 59 140 (2) 4 Krystall. 14. Abgebildet in Fig. 6. Gemessen März 15. Neigung des Domas: Oben fr f" 5% 30,2 (9) Unten f, f, 59 22,2 (9) rf 4 20,8 (5) fr 40 22,0 5. (5) ; Qq 2 308 W.SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Krystall 15. Gemessen März 27. Dieser Krystall ist sphenoidisch gestaltet und in Fig. 9 abgebildet. Die Domaflächen sind in der Mitte stark gems welche r EREE auf Zwillingszusammensetzung hindeutet. ; Es wurde beobachtet 1 LL 59 1 Es sind ausserdem noch an einer Reihe von Krystallen diese domatischen Flächen gemessen worden, welche indess alle sehr weit von einander abwei- chen. Sie gehören zu den Bor-Krystallen, welche von der Natur am wenig- sten exact gebildet worden sind und ihre Oberflächen reflectiren in Folge von Zwillingsbildung und Krümmung niemals so scharfe Bilder als die Flächen der M ics 11% Wir haben in der nachfolgenden Uebersicht die an verschiedenen Ar stallen gemessenen Domawinkel zusammengestellt. Krystall f f" Feb. 3. fuig 78 (65) N god aot gio agau 14,0 (J. März 15. 14 59 3052 (5) März 17. 15 59 35,0 (2) Juni 24. 16 60 0, (3) ^h * 164. 6 m Mittel: 590 381 UBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 309 Krystall 21. Dieser in Fig. 11 abgebildete Krystall ist der einzige seiner Art der unter denen der ersten Pariser Präparation aufgefunden worden ist. Er ist nadelartig gebildet, etwa 1,3, 0,35% breit, 0,25 dick, durchsichtig, spiegelglatt und von hell- honig - gelber Farbe, id zeigt ausser den beiden Prismen eine Combination einer Pyramide der ersten und zweilen Art. Es wurden folgende Winkel hoitinohtet: amm Feb. 48 a'c a can Mule ) a'a” 450 2341 (55 440 3647 (5) neu centrirt 45 30,2 (5) 44 26,5 (5) Feb. 19 | neu centrirt 45 .34,0 (5) 44 28,6 (5) Mittel 450 293 (15) 440. 3046 (15) 25 Diese beiden Winkel sollten der Merle nach gleich sein, während sie fast um einen Grad von einander abweichen. Die Ursache dne Unregel- mässigkeit ist ist nicht zu ermitteln , sie kann aber nicht in der Fehlerhaftigkeit der Winkelmessungen, sondern nur in ‚der innern Beschaffenheit dos Krystalles selbst gesucht werden. Die Prismen winkel sind nahe zu 90 und 45 betrachtet worden. III. Es folgen jetzt die Messungen der Krystalle der Aten Pariser Bereitung. Sie sind sehr viel weniger mannigfaltig gebildet als die eben beschriebenen, namentlich fehlen ihnen durchaus alle hemiedrischen Formen; ich konnte nur die Pyramide 1 1.1 und die beiden Prismen erkennen. Krystall 22. Er. ist von hellbrauner Farbe, durchscheinend aber nicht durchsichtig und zeigt die Combination der Pyramide 1 1.1 110 O 1 O wie Fig. 5. An dem einen, dem obern Ende, sind alle 4 Pyramidenflächen deutlich ausgebildet und daher gemessen worden. Ich beobachtete folgende Winkel: 310 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Juli 28. n. t 530 1.8 (02 al di 54 46,1 (5) at aut 52 47,4 at a 53 8,2 Unteres ec 4. 53 13 ,1 Oberes Krystallende IV. Wöhler hatte verschiedene Male graphitförmiges Bor aus Zusammen- schmelzung von KF + BF5 mit Aluminium bereitet. Besonders schön ge- lungen ist eine dieser Prüparationen, welche über das Krystallsystem der- selben keinen Zweifel lässt. Indem ich beabsichtigte das graphitförmige Bor womüglich genauer kry- stallographisch zu untersuchen, bemerkte ich, dass dasselbe mit zwar sehr kleinen aber ausgezeichneten diamantartigen Borkrystallen gemischt war. Man findet darunter theils die Formen der ersten Göttinger, theils die der ersten Pariser Bereitung, deren Messungen wir hier folgen lassen. Krystall 23. Farbe braunroth durchscheinend aber nicht durchsichtig wie viele Kry- stalle der ersten Göttinger Präparation Die 4 Pyramiden winkel von 1 1 1 wurden folgendermassen beobachtet: Juni 10, 11, 23, 24. aha 520 42,7 (23) ata 53 8,8 (8) a" a* 52 904,6 (3) 4, 52 56,6 (13) Mittel 02 55,7 Wir haben ausserdem noch mehere ganz ähnliche Krystalle dieser Prä- paration approximativ gemessen, welche anzuführen wir kaum für nóthig halten. Krystall 24. Endlich wurde ein dem regulären Octaöder ähnlicher Krystall wie Fig. 3 gemessen, der Polkantenwinkel fand sich von den frühern etwas verschieden, nämlich: H 710 49,9 (3) - ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 311 Man findet hier ebenfalls Zwillingsbildungen wie in der ersten Pariser und ersten. Göttinger Präparation. Nachdem wir so das Material unserer Messungen in concentrirtester Weise mitgetheilt haben, wenden wir uns zu einer genaueren Prüfung und Berechnung desselben. Wir beginnen damit aus allen Beobachtungen die wahrscheinlichsten Werthe der Grundpyramide 1 1 1 und den zugehörigen Parameter c. abzulei- ten, mit welchem wir alsdann die Dimensionen der übrigen Gestalten berech- nen und die so gewonnenen Resultate mit unsern Beobachtungen vergleichen. In der nachfolgenden Übersicht finden sich zunächst die an den verschie- denen Krystallen gemessenen Polkantenwinkel K,K’,K” ... der Grundpyramide 111 und die zugehörigen Parameter c,c,c" . .. zusammengestellt. Es bedeuten hier & G” die Krystalle der ersten und zweiten Anger: P', P" die Krystalle der ersten und zweiten Pariser Bereitung. Unter Z findet sich die Anzahl der gemessenen Winkel deren Mittelwerthe hier r sind.: inda FCC Tab. 1. | 1857 | Datum | Kryst. Farbe m 2 "B Parameter c 1! Aug. | 3 | Hyacinthbraun 530 2,9]. 5 | G'. 0,957600 2| März 1 Hyacinthroth | 5 3,0 10 | @' 0,57601 3 — 2 | Hyacinthroth 53 1,2 5 6“ 0,57549 4 Jan. 28 5 52 58,5] 10 | P 0,57476 5 28 Dunkelbraun 53 0,0 5 | 5 0,57518 6 28 53 20,0 5 P' |0,58078 7 28 52 53,81 5 | P 0, 57356 8 Jan. 30 6 r 00000 9 30 Schwarz 53 6,6 5 P 0, 57705 10 30 53 5,2 5 P 0, 57664 11 30 52 59,2] 10 | P' 0, 57498 12 Mai 18! 9 Dunkelbraun 52 51,3 6 | 0,57275 13 Mai 18 52 560 10 | P' 0,57405 14 Juli 29 10 Schwarz 53 8,1 10 | P' 10,57747 15 290 4 53 2,0] 10 P' 0,5757383 16 29 Hellgelb durch- 53 1,5] 10 , P' [0,57562 17 29 sichtig 52 59,11 6 | P 0,57491 18 Aug. 8 2 40,6) 20 | P |0,56979 19 = Hellhyacinthroth 53 2,7 15 P 0, 57588 312 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSE N, 1857 Datum. | | Kryst. Farbe „IR mE. B. Parameter c 20 Aug. 8| 9 530 7,8| 10 | P' [0,517435 21 8 92 02,110 f 10.511909 22 8 31984 93 0,2 5 P' |0,57521 23 Aug. 100 7 Schwarz. 53 8,9 10. , 0,57765 24 Juli 28 22 Hellbraun ona LOE 5 |, P" 1057564 25 c 401 DIT 10.597129 26 52 47,4 5 P" 10,57165 27 153 8,2 5% P, 0,57745 281 E 53 13,0 10 P" |0,57880 29 Juni 10 23 a 52 42,7 23 | G” |0,57035 3011,23,24 53 8,8 8 | G" 0, 57766 31 | 52 54,6 3 G" |0,57365 TAS 3 hn 52 56,6 13 G4 0,57433. |. Eine nähere — der so zusammengestellten Zahlen zeigt, dass im Werthe von K und in dem von ihm abhängigen Parameter c nicht uner- hebliche Unregelmässigkeiten auftreten; welehe streng genommen mit dem Charakter des dimetrischen Systemes unvereinbar sind. Sie rühren aus vier verschiedenen Ursachen her, welche man womöglich erst von einander zu sondern hat, bevor man die Ubereinstimmung zwischen Theorie und Beobach- tung sicher zu beurtheilen vermag. Nämlich: 1) Aus den Beobachtungsfehlern der Messungen. © 2) Aus der. Unregelmässigkeit i im Bau der Krystalle. 3) Aus verschiedenartiger isomorpher Substitution. s 4) Aus ungleichen Temperaturen bei den verschiedenen Messungen. Wir werden zunächst diese vier Momente im Bezug auf unsere Beobach- tungen näher betrachten und ihren Betrag, so weit als thunlich zu ermitteln suchen. 1) Man darf sich nicht wundern, dass bei so kleinen Krystallen, deren Flächen von einem ungeübten Auge nicht erkannt werden kóünen und deren Oberflächen in der Regel zwischen 0,1 und 0,01 Quadratmillimeter zu schwan- ken pflegen verhältnissmässig bedeutendere Beobachtungsfehler vorkommen, als bei etwas grössern Krystallen deren ebene Flächen so: viel Licht reflectiren, dass man in ihnen ein fernes gespiegeltes Object mit Hülfe eines Fernrohrs beobachten kann. Die meisten Borkrystalle waren von der Beschaffenheit, dass sie sich nur in einem dunklen . Zimmer, in welches durch eine quadrat- förmige etwa zollgrosse Offnung das nötbige Licht eingelassen wurde, messen ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 313 liessen. Die Verhältnisse der Localität bringen es mit sich, dass für so ausser- ordentlich lichtschwache Krystalle nur eine sehr mässige Entfernung des Licht- punkts vom Auge angewandt werden kann; auf die Centrirung ist daher die alleráusserste Sorgfalt zu verwenden. Ebenso erlaubt die Einstellung der ge- spiegelten Bilder der verschiedenen Flächen nur einen sehr verschiedenen Grad von Genauigkeit. Manche Flächen lassen in dieser Beziehung nichts zu wünschen übrig und man würde bei ihnen ohne Zweifel den äussersten Grad von Genauig- keit erreichen, der nur überhaupt zu erreichen ist; doch trifft es sich zu selten, dass beide Flächen gleich vollkommene Bilder reflectiren, und während das eine eine scharfe Einstellung möglich macht, erlaubt das andere nur mit- unter eine sehr approximative. Man wird unter solchen Umständen, selbst bei Durchschnittswerthen von vielen Messungen, immerhin Fehler, welche auf einige Minuten steigen, begehen können. 2) Abgesehen von diesen unvermeidlichen Beobachtungsfehlern zeigen alle Krystalle, und so auch die hier untersuchten, in ihrem Bau gewisse Unre- gelmässigkeiten, welche wenigstens bei unsern jetzigen Kenntnissen auf kein Princip zurückführbar sind und sich, um ein Bild zu gebrauchen, mit den Unregelmässigkeiten in den Winkeln eines Daches vergleichen lassen, wel- che durch eine unvollkommene im Innern ausgeführte Zimmerung des Fach- und Sparrenwerks ihren Grund haben. Sie treten mitunter in den von uns gemachten Messungen auf eine sehr auffallende Weise hervor, z. B. im Kry- stall Nro. 8, gemessen am Sten Aug. i Die vier Pyramidenwinkel weichen von dem aus allen Krystallmessungen gefundenen Mittel in folgender Weise ab: Mittel Beob.- Ber. K 520 40. (20) 530 (4 — 30/8 gri ceux pre Da 118 qu EX e d"uo. 839 11 94 waere arte Insofern wir den Krystall als dimetrisch und nicht als monoklin betrach- ten, sollten die Winkel K, K’, K^, N, unter einander gleich sein, während K Phys. Classe. VII. Rr 314 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, gegen den aus allen Beobachtungen abgeleiteten Durchschnittswerth um etwa 21“ zu klein erscheint. Der Winkel K, der übrigens gut beobachtet werden konnte, ist 20 Mal nach einander gemessen worden und ist daher bis auf eine oder zwei Minu- ten zu verbürgen. Die hervorgehobene Abweichung liegt also in der Bauart des Krystalls, nicht in den fehlerhaften Winkelmessungen, und zeigt eine jener Unregelmässigkeiten, auf welche wir soeben hingedeutet haben. Betrachten wir diesen Krystall als monoklin, so müssten die über der Orthodiagonale liegenden Winkel K und K"" unter einander gleich, K^ und K” über der Klinodiagonale ungleich sein. Wenn sich bei unserer Aufgabe durch Annahme des monoklinen Kry- stallsystems zwischen Theorie und Beobachtung eine grössere Übereinstim- mung erzielen liesse, als mit Zugrundelegung des dimetrischen, so würde das letztere aufzugeben sein; allein ein Blick auf die in Tab. I. zusammengestell- ten Beobachtungen wird uns überzeugen, dass die unregelmüssigen Schwan- kungen in K nicht durch Annahme eines monoklinen Systems zu beseitigen sind. 3) Wenn wir so eben beispielsweise am Krystall 8 auf die Unregel- mássigkeiten seiner Bauart aufmerksam gemacht haben, so ist doch nicht un- beachtet zu lassen, dass nur ein Theil derselben, in unserm Beispiele — 2058 u. s. W. keine Gesetzmässigkeit befolgt, während ein anderer von der iso- morphen Substitution des Bors durch Kohle und Aluminium herzurühren scheint. Die grosse Farbenmainigfalligkeit der dimetrischen Borkrystalle, vornehmlich bei der ersten Pariser Prüparation, welche vom tiefsten Schwarz bis zum hellsten Gelb und Hyacinthroth alle möglichen Übergänge zeigt, macht es sehr wahrscheinlich, dass einer jeden eine eigene chemische Zu- sammensetzung zugehóre, welche bisjelzt nur durch die wenigen Analysen, die freilich nicht mit Berücksichtigung dieses Gegenstandes ausgeführt sind, bestätigt werden. Dass die in diesem Körper verbundenen Elemente Bor, Kohle und Aluminium nach bestimmten Verhältnissen gemischt sind, ist nicht wahrscheinlich, denn man bemerkt ófter an ein und demselben Krystalle zwei verschiedene Farben, zum Beispiel hyacinthroth an seiner Spitze und braun- schwarz am untern Ende. | Demungeachtet findet zwischen den verschiedenen Spielarten des dime- ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 315 trischen Bors eine so grosse Übereinstimmung der Winkel statt, dass man nicht daran zweifeln kann, dass hier Kohle und Aluminium das Bor isomorph in der mannigfaltigsien Weise vertreten. Immerhin wird es von besonderem Interesse sein nachzuforschen, ob für diese verschiedenen Farbennüancirungen, denen sehr wahrscheinlich ver- schiedene, aber isomorphe Zusammensetzungen entsprechen, auch eine durch Messungen zu ermittelnde Formverschiedenheit nachzuweisen sei. Dieser Versuch ist im Nachfolgenden angestellt. Wir haben nämlich aus Tab. I. die Mittelwerthe von K, K^ K”... für die einzelnen Krystalle mit Berücksichtigung ihrer Farbe zusammen- gestellt. Nachdem dadurch die unregelmässigen Fehler in ihrem Bau, so wie die Beobachtungsfehler, entweder sogut als ganz unterdrückt oder doch we- nigstens sehr ausgeglichen sind, werden die Winkelverschiedenheiten, welche von der verschiedenen isomorphen Substitution der vorhin angefuhrten Ele- mente abhängen, deutlicher hervortreten. Die nachfolgende Tabelle II. enthält diese Mittelwerthe von A und c für 12 verschiedene Krystalle, mit Angabe ihrer Farben, der Bereitung und der Zahl der gemessenen Winkel. Tab. II ar B Z | Parameter e Hyacinthbraun |@ 530 2, 5| 0,57600 Hyacinthbraun |@ |53 3,0| 10, 0,57601 Hyacinthbraun |@ 53 1,2| 5| 0,57549 Dunkelbraun P'|53 3,1| 25 0, 57607 Schwarz P 53 45,60 30 0,57647 Dunkelbraun P' 52 53,7 16 0,57340 Schwarz P 53 8,1] 10 0,57747 Hellgelb P 53 059 26| 0,57542 Hyacinthroth P 52 55,7 55| 0,57396 Schwarz P 53 8,9| 10| 0,57765 P" |52 58,7 25 0,957419 Hellbraunroth |G” |52 55,8| 47 0,57399 Mittel 530 1,4| 264| 0,57556 R 316 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Aus der Zusammenstellung dieser Beobachtungen geht ziemlich deutlich hervor, dass die hellen Varietäten des diamantfórmigen Bor etwas flachere, die dunkeln etwas spitzere Pyramiden Centrirungsfehler behaftet ist. Der Abnehmen vom Goniometer zerbrach. der Weise: : Schwarz € 5304'6 0,57647 53 8,1 0,511747 53 8,9 0,57765 53972 0,57720 Hyacintkbreun 9392,9 0,57600 53 3,0 0,57601 53 1,2 0,57549 53074 0,57583 Hellbraun, Hellhyacinthroth k c 52055,7 0,57396 52 58,7 0,57479 52 55,8 0,57399 52056,7 0,57325 Endlich ergibt sich für K und c, nach der Farbe folgende Uebersicht: . Diamantförmiges Bor Schwarz Dunkelbraun Hyacinthbraun Gelb Hellbraun, Hyacinthroth Der grósste Winkelunterschied in K zwischen der schwarzen und hell- besitzen. Die einzige Ausnahme macht davon die Messung 6, die wahrscheinlicher Weise mit einem constanten Krystall konnte später nicht noch ein Mal gemessen werden, da der aus vielen Individuen zusammengesetzte beim Lassen wir diese Beobachtung unbe- rücksichtigt, so ordnen sich die übrigen Krystalle nach ihren Farben in folgen- Dunkelbraun k c 530 3,1 0,57607 Gelb k 5391/0 0,57544 K € 530 7,2/0,57620 53 3.1 0,57607 53 2,410,57583 0.910,57544 53 0, 52 56,110,57325 ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 317 hyacinthrothen Varietät beträgt danach dK = 10',5 und die entsprechende Grösse für den Parameter de = 0,00295. In der eben mitgetheilten Zusammenstellung unserer Beobachtungen er- blicken wir einen ersten, doch nur höchst unvollkommenen Versuch, der die Möglichkeit zeigt, zwischen der chemischen Zusammensetzung und der davon abhängigen äusseren Form einen Zusammenhang zu ermitteln; eine Arbeit von deren eigentlichen Anfang wir freilich noch weit entfernt sind. Um diesem Ziele wenigstens mit der Zeit näher zu kommen würde es erforderlich sein eine be- detende Menge diamantförmigen Bors, etwa in der Art der ersten Pariser Prä- paration darzustellen, dann die Krystalle nach den Farben zu sondern und sie, nachdem die besten derselben gruppenweise gemessen sind, verschiedenen chemischen quantitativen Analysen zu unterwerfen. Für den angegebenen Zweck sind vielleicht auch etwas grössere und schärfer gebildeie Krystalle zu erzie- len, welche mit Hülfe eines Fernrohrs gemessen auf der einen Seite schärfere Resultate liefern, auf der andern bei einer geringern Anzahl von Messungen, die dann nur nöthig wären, diesen Theil der Arbeit beträchtlich abkürzen würden. 4) Es ist sodann. darauf aufmerksam zu machen, dass die von uns mit- getheilten Krystallmessungen , im Laufe eines halben rer. bei sehr unglei- chen etwa um 200 C von einander liegenden Temperaturen angestellt worden sind. Bei feinern Untersuchungen würde der bisjetzt unbekannte Einfluss der Temperatur auf die Krystalldimensionen des Bors nicht ausser Acht zu lassen und bei der Vergleichung zwischen Beobachtung und Theorie mit in Rech- nung zu bringen sein. Nachdem wir im Vorhergehenden für den Mittelwerth des Parameters = 0,57556 gefunden haben, werden wir mit demselben die Winkel mehrerer Pyramiden, so wie einige andere aus ihnen abgeleitete Winkel berechnen und mit unsern Beobachtungen vergleichen. Man berechnet zuerst die Abmessungen für folgende, beim Bor beobach- tete Pyramiden : 318 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, (Miller) (Naumann) hhl K iL L Lil P 530 1,3 500 51,5 1010 4340 Teil . 31 33,8 03. 4.5 774 i 10 43,3 35 45,2 70 8,4 Wc 0 iP 64 12,7 41 16,1 Bi 32,2 445 4P 45 23,6 56 55,7 113 51,4 7 7 10 PD 40 59,0 60 19,6 120 352 Die aus mehrern Combinationen bestehenden Krystalle sind hauptsächlich folgende: Krystall 3 Fig. 8 zeigt die Combinationen 111 21$ 1f0 0190 Ein sehr áhnlicher nicht gemessener in Fig. 7 abgebildeter Krystall zeigt die Combination 114.241: 139 Zwischen Rechnung und Beobachtung ergibt sich für den Krystall 3 folgende Uebereinstimmung: Beob. Ber. Ber.-Beob. 111 110 500 36,7 500 51,5 L 14,8 1411-221 19 I 8, 1 04130 LIU 22i .31 383 4.05 ITE FIL 35 55 IJ o Krystall 5 Fig. 10 zeigt die Combination ITT,7110,;,110,010 Die Vergleichung ira ‚Rechnung aid Beobachtung ergibt: Ber. Ber.-Beob. itf iil Ew iem 53 1,3 — O'8 111 779 B. 242 9 354 +82 FTO 010 45 ALD 45 0 — 4,0 Krystall 9 Fig. 14 Combination 111 010 E Beob. Ber. Ber.-Beob. EIFE T1141 920 29% x T3 15,6 iii 816: 63 29,9 63 32,0 2:1 ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 319 Krystall 13 Fig. 3 Rhombotyp-hemiédrische Combination von * 1 10 110 Die Neigung der Domafläche Beob. Ber. Ber.-Beob. f' f^ 7710 1110 599 1048 590 20% + 948 Krystall 14 i Beob. Ber. Ber.-Beob. 7710 7710 590 26% 590 20% — 5,6 7110 1710^41 20 40 59,0 — 21,0 An den Krystallen 15 bis 20 ist die Neigung derselben rhombotyp-hemié- drischen Pyramiden oder Domaflächen ' 1710. 7746 | mit sehr schwankenden Werthen beobachtet, die im Mittel von der Theorie um 17, abweichen. Die Fläche 7 7 10 ist in allen Fällen uneben, öfter etwas gekrümmt und nie recht deutlich spiegelnd ausgebildet, dazu sind alle diese Individuen ohne Zweifel Zwillings- Verwachsungen parallel der Fläche 110, was ich in Fig. 3 und 6 durch die Mittellinie in f anzudeuten ge- sucht habe. | Dass der Pyramidenwinkel 7 7 10 7710 nur einen sehr angenäherten Werth gibt, ist bei der ausserordentlichen Kleinheit und undeutlichen Ausbil- dung der Flächen nicht zu verwundern. Krystall 11. Diese Pyramide bekommt die Form 7 7 4 K Beob. Ber. Ber.-Beob. 700 49 700 43 a m L 690 51^ 700 840 + 16,0 Es ist hervorzuheben, dass diese Abweichung zwischen Rechnung und Beob- achtung nicht Folge der unregelmässigen Bauart dieses Krystalles ist, sondern dass demselben ein etwas anderer Parameter zukömmt als der, welchen wir für unsere Rechnung angenommen haben; es geht dieses schon daraus hervor, dass sich L auf K, oder umgekehrt K auf L mit ziemlich grosser Genauigkeit reduciren lässt. 320 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, Legen wir für diese Pyramide die Bezeichnung 774 zum Grunde, so ist 1 cos 450 1 tgiL Mit dem vorhin — Mittelwerthe 1L = 3495845 ergibt sich c = 0,511061 Zwischen Rechnung und Beobachtung findet man alsdann: K Beob. K Ber. Ber.-Beob. 700 48/4 700 49'1 0,7 70 49,5 70 49,1 — 0,4 JJ 294: | - 5,1 690 5354 69 57,0 + 256 69 49,2 59 57,0 + 7,8 Diese kleinen Pyramiden- Octaéder dürfen also nicht nach den eben unter- suchten Zahlenwerthen mit dem regulären Octaöder des isometrischen Systemes verwechselt werden. Ihre eigentliche Farbe, wie ich aus vielen Beobachtun- gen bemerkt habe, ist eine tief schwarze; mehrere derselben, zumal ge Nro. 11 sind nach Aussen messinggelb A tenen. Die mitgetheilten Beobachtungen sprechen ebenfalls dafür, dass del schwarzen Varietäten des diamantförmigen Bors, ein etwas grósserer Parame- ter als den lichtbraunen und hellhyacinthrothen angehört. . Wir fanden vorhin als Mittelwerth für die schwarzen Varietäten: für die Pyramide „ c = 057020 für Krystall Nro. 11. 111 K= 530 8,8 c = 0,57761 und fast genau übereinstimmend mit Krystall Nro. 7. Es sind von diesem Pyramiden-Octaéder noch mehrere andere Individuen, die namentlich in sogleich zu beschreibenden Zwillingsformen auftreten und nahezu dieselben Winkelverhältnisse zeigen, gemessen worden. Krystall 12. Man findet bei demselben den Mittelwerth von K = 700 41/2 und nach der letzten sehr zuverlässigen Bestimmung L — 709 7^8. Daraus folgt: Beob. Berech Ber.-Beob. K = 700 41,2 700 42,5 J 4^3 bb. T ‘ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS: ~ 321 Die Indices dieser Pyramide sind 7.7 4, mit denselben und dem berech- neten L findet sich e = 0,573525, etwa dem Mittel werthe entsprechend. Im Krystall 24 ist möglicher Weise ein Versehen beim Ablesen um 19 vorgekommen, bei neuen Messungen ist er verloren gegangen. Endlich ist noch der Krystall 21 mit der Rechnung zu vergleichen. Er zeigt die bisjetzt noch nicht beobachtete Combination Fig. 11. 445 045 110 010 Beob. . Berech. Ber,-Beob. 445 445 4150 23,8 — 5,7 Es ist eine besondere Eigenthümlichkeit der Bor-Krystalle, dass mit- unter gewisse Flächen auf Kosten anderer ausserordentlich erweitert werden, wodurch sehr schwer zu entziffernde. Formen entstehen, in denen man sich nur mit Hülfe des Goniometers orientiren kann. Als eines der interessantesten Beispiele dieser Art Ab wir einen kleinen schwarzen Krystall an, welcher in Fig. 17 abgebildet worden ist. Auf den ersten Blick wird man denselben für eine Form des monoklinen Systemes halten, doch erkennt man in ihm bei genauerer Untersuchung das soeben beschriebene Pyramidenoctabder 7 7 4, in dem 6 Flächen die zwei ent- gegengesetzten 7 7 4 und Ti gänzlich verdrängt haben. Die Richtigkeit dieser Ansicht zeigt sogleich eine sorgsam ausgeführte Messung. Man findet nämlich den Polkantenwinkel der Pyramide übereinstimmend mit dem einen Winkel des monoklinen Prismas nämlich = 709 5347 (5), während vorhin bei Krystall Nro. 11. H = 700 49“ beobachtet: worden ist. Um diese merkwürdige Flüchenerweilerung noch etwas deutlicher zu machen, ist in die von 6 Rhomben umschlossene Gestalt Fig. 17 die Pyra- mide 7 7 4 hineinconstruirt. Wir müssen ferner bemerken, dass dieser Kry- stall wahrscheinlicher Weise ein Zwilling ist, da man auf der Fläche e , in der geneigt liegenden Diagonale eine Streifung oder bei genauerer Betrach- tung einen einspringenden Winkel bemerkt. Die Verwachsungsfläche wäre dann parallel O 7 4. | Ein zweiter durch seine Flächenerweiterungen sehr merkwürdiger Kry- stall wurde von mir erst vor wenigen Tagen beobachtet und ist daher nicht abgebildet worden. Er wird von 14 Flachen umschlossen und gleicht Phys. Classe. VII. Ss 322 W. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, einer hexagonalen Combination. Es gehören 8 derselben der Pyramide 1 1 1 an, von denen 4 paarweise erweitert und 4 paarweise zurückge- drängt sind. Erweitert sind Zurückgedrängt Iu e uda . => mr |) |» >|» Ferner erscheinen die 4 Flächen von 1 1 0 paarweise erweitert kn zurückgedrängt, und endlich nur ein Paar von 0 1 0 so erweitert, dass der Krystall dadurch ein tafelartiges Ansehen bekömmt. Man beobachtet diese Krystalle, welche sich durch eine hell hyacinth- rothe Farbe und besondern Glanz auszeichnen, unter den Krystallen der er- sten Pariser Präparation. Wir haben zuletzt noch den beim Bor beobachteten Zwillingsbildungen unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Es gibt ausser dem in Fig. 17. beschriebenen drei, vielleicht vier we- sentlich verschiedene Arten. 1) Die rhombotypen, nach 1 1 0 verbundenen Zwillinge von Fig. 3 | und 6. die nicht näher untersucht werden können, da keine genügenden Mes- sungen derselben zu erhalten sind. 2) Zwillinge von 1 1 1 0 1 O, parallel O 1 0. Sie sind in Fig. 16. abgebildet und zeigen sich sehr ausgezeichnet in der ersten Göttinger Präpa- ration. Die gruppirten Krystalle von Fig. 12. und Fig. 13., welche von tief brauner oder schwarzer Farbe in grosser Mannigfaltigkeit in der ersten Pariser Präparation gefunden werden, sind nur Wiederholungen solcher Zwillinge. 3) Ausserordentlich DONE seh: die in Fig 18 und 19 abgebildeten Zwillinge, welche aus Pyramid ë ten der Form 7 7 4 Fig. 15, zwei-, drei- und vielleicht mehrfach parallel i 1 4 zusammengesetzt, hervorge- UBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS. 323 hen. Sie haben mit den bekannten Hemitropien des Spinells und Magneteisen- steins die grösste Aehnlichkeit und sind in den beiden Göttinger und der er- sten Pariser Präparation, in der letzten sehr häufig, beobachtet worden. Der einspringende Winkel ee” Fig. 18. ergibt sich durch die Messung: 370 35 Der Pyramidenwinkel wurde K — 709 51’ beobachtet, woraus der be- rechnete Winkel ee" — 380 1% folgt. Erst in der aller neuesten Zeit ist es mir gelungen eine 4te Art von Zwillingen- zu beobachten, welche den Gestal- ten von Fig.3. und Fig. 6. ühnlich sind; sie zeigen indess, wie es scheint, die rhombotyp ausgebildete Pyramide 1 1 1 und einige noch nicht hinreichend con- statirte Flächen, über die nach genauerer Untersuchung gelegentlich berichtet werden soll. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen die ebenfalls kleinen aber sehr zierlichen Krystalle des graphitfórmigen Bors. Wöhler hat diesen ausge- zeichneten Körper zu zwei verschiedenen Malen dargestellt. Beide Bereitun- gen zeigen sehr dünne, elastisch biegsame 6seitige undurchsichtige Täfelchen, welche 4" bis 1,5% im Durchmesser und kaum O, i Dicke besitzen. Ihre .Farbe ist zwischen stahlgrau und kupferroth, sie gleichen unter den bekann- ten Mineralkórpern am Meisten den Magnetkieskrystallen. Bei der Ungewissheit, welchem System das graphitfórmige Bor zuge- rechnet werden müsste, erkannte ich die Nothwendigkeit einer näheren Unter- suchung und Messung desselben, welche letztere anfangs unmöglich schien, aber schliesslich nicht ohne Mühe in approximativer Weise soweit gelang, dass dadurch das in Frage stehende Krystallsystem ohne Zweifel für das hexa- gonale erkannt worden ist, ii: Das graphitfórmige Bor der ersten Bereitung zeigte eine grosse Menge dieser 6seitigen Täfelchen von einer solchen Dünne, dass sich eine Messung derselben als durchaus unmóglich erwies; dagegen fanden sich unter der zwei- ten Präparation Krystalle von etwas grósserer Dicke und von ausserordentli- cher Regelmässigkeit, unter denen ich nach längerm vergeblichen Suchen ei- nige von der Form von Fig. 20 auffand, welche sich zur Messung eigneten. Ss * 324 W.SARTORIUS VON WALTERSHAUSE N, Sie zeigen sich als die Combination des sechsseiligen Prismas mit einer 6sei- tigen Pyramide, welche letztere in sehr zarten glünzenden Linien jene an bei- den Seiten ringförmig begrenzt. In der Natur ist das Verhältniss der Dicke zur Breite der Tafel meist noch geringer als in der mitgetheilten Zeichnung; ich schätze die erstere unter 0, 1m. Eine jede der drei Flächen, die des Prismas und der Doppelpyramide sind daher kaum 0,03”” breit. Ungeachtet ihres Glanzes reflectiren sie daher so wenig Licht, dass nur folgende Messun- gen möglich wurden: ores Die Messung ergab Beob. Theorie. rol 22909 hio 909 „ T 59 38 60 „ 0° 395 Es geht daraus auf das Deutlichste hervor, dass diese Krystalle keine Octaéder-Segmente des regulären Systems, sondern deutliche hexagonale Formen sind; um so geeigneter erscheint der von Wöhler gewählte Name graphitfór- miges Bor. Während ich mit den unserer des Bors vom Ende des verflosse- nen Jahres an vielfach beschäftigt gewesen war, hatte zu gleicher Zeit Herr Quintino Sella in Turin der Erforschung desselben Gegenstandes seine Aufmerk- samkeit gewidmet. Er hatte die Güte mir über seine Beobachtungen, so weil es die Entfernung erlaubte, einige Mittheilungen zu machen, welche in vieler Wente mit den von mir gefundenen übereinstimmen. Zuerst erhielt ich im April dieses Jahres von Bern. Sella eine sehr aus- 8 Abhandlung „Sulle forme cristalline. di alcuni sali di Platino e del Boro adamantino”, aus der wir hinsichtlich der Krystallformen des Bors Fol- n hervorheben. Herr Sella erhielt auh breslst durch Wen Sáinte Claire Deville aus Paris einige kleine, auf der schon erwähnten Grundmasse aufgewachsene Kry- stalle, welche wahrscheinlich der ersten Göttinger Präparation angehören. Unter den von Sella und mir beobitehtëfeii winkel findet ds diee Ueber- einstimmung statt: "+ ÜBER DIE KRYSTALLFORMEN DES BORS) OTSA 3325 bas. noguuidenieTedü msszedas doi Selle. ih. S. v. W. A leni inen iobusuio o 00 1 r 6939 24% 1680 29 o rond 4d na -ajA .no4ed Ocupob-f 17990550 11965001050 1 515 105 0e 0:52 2:1" pio | 89:210. .84//8319 «v do, diia 1 10 deum f Seitdem hat Herr Sella der Turiner Akademie eine zweite, mir bisjetzt noch unbekannte Abhandlung, welche denselben Gegenstand belanden, übergeben, aus welcher mir nur ein Auszug aus der Uebe Renee sabato li 20 di —: 1857 mitgetheilt worden * Diese kurze Anzeige gibt keine deutliche Einsicht in die Arbeiten des Herrn Sella, und ich möchte fast daraus entnehmen, dass ihm das von Wöh- ler dargestellte graphitförmige Bor nicht zur tilerdchitiy vorgelegen hat, da er sonst ohne Zweifel die hexagonale, von mir beschriebene Krystallform er- kannt haben würde. Während Wöhler und Deville das graphitförmige, dia- mantarlige und amorphe Bor in ihrer Abhandlung , eideı ‚ bemerkt Sella, dass jene beiden ausgezeichneten Chemiker folgende 3 Arten beschreiben: doi en : varze Lamellen von fast reinem Born 'n 2) diamantglänzende Prismen in denen’ ur Bor durch Kohle -— Xe nium. theilweise vertreten wird; | 3) mikroskopische, sehr glänzende Octaöder von noch unbekannter Zu- sammensetzung, in denen sich vermuthlieh auch Bor mit — P» — verbindet. i Das von Sella mit 1 bezeichnete Bor, von dem er keine "vae angibt, dürfte vielleicht das graphitförmige sein; das e il t als be- sondere Präparation, ist uns gänzlich unbekannt. i Dagegen finden sich zwischen dem diamantförmigen Bor der ersten Pa- riser und zweiten Göttinger Bereitung, wie ich sie genannt habe, zugleich mit den prismatischen Formen jene kleinen, dem Octaéder ähnlichen Krystalle, die wenigstens nach meinen Messungen dem dimetrischen und nicht dem iso- metrischen Systeme, für die sie Herr Sella zu nehmen geneigt scheint, an- gehören. Es sprechen dafür folgende Gründe: zuerst weichen die verschiedenen 326 Ww. SARTORIUS VON WALTERSHAUSEN, ÜB. D.KRYSTALLF. D. BORS. Polkantenwinkel K, K', K”... die unter sich nahezu übereinstimmen und die Winkel L, L', L" ... an der Basis fast um einen Grad von einander ab, während sie sich durch Rechnung auf einander reduciren lassen. Sie entfer- nen sich etwa um die Hälfte dieses Betrages vom regulären Octaéder, eine Grösse, die bei der Schärfe, welche die Messungen erlaubten, nicht wohl ge- irrt werden kann. Diese dem Octaéder so nahe verwandte Pyramide ist endlich aus dem Parameter c und ihren Indices 7 7 4 scharf zu berechnen. Ob ihre Win- kel von Herrn Sella gemessen, lässt sich aus dem mir mitgetheilten Auszuge seiner zweiten Abhandlung nicht ersehen, indess ist es dieselbe, an welcher wir gemeinsam jene vorhin beschriebenen Zwillingsformen beobachtet. haben. Obgleich über die chemische Beschaffenheit dieser kleinen octaödrischen Pyra- miden bisjelzt noch alle Erfahrungen fehlen, ist es kaum zu bezweifeln, dass sie eine den nadelartigen Borkrystallen ähnliche Zusammensetzung besitzen, mit denen sie gemeinsam und in der nächsten Berührung entstanden sind. Die Flächen beider lassen sich mit befriedigender Genauigkeit durch Rechnung aufeinander reduciren und ihre allerdings etwas verschiedenen Typen, die ich nur den verschiedenen sehr wechselnden isomorphen Substitutionen von Bor, Kohle und Aluminium zuschreiben kann, sind nicht wunderbarer als zwei un- gleich gefärbte, etwas verschieden gemischte Kalkspathkrystalle, z. B. Rhom- boéder und sechsseitige Säulen, die an ein und derselben Stufe dicht neben einander erscheinen. Die Untersuchungen über diese interessanten sehr kleinen, nur dem geübten Blicke erkennbaren Borkrystalle sind von Herrn Sella und mir ganz unabhängig, etwa zu derselben Zeit mit gleicher Liebe zur Sache durchgeführt. Die von uns erhaltenen Endresultate werden gewiss in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen, und sich vielleicht hier und da in der einen oder andern Richtung gegenseitig ergänzen. Fig En Erklärung der Kupfertafeln. Tafel I. Grundkrystallisation des diamantförmigen Bors, Pyramide 1 1 1, ohne Combination an sehr kleinen zierlichen, hell yacinra Men, Krystallen der ersten Pariser Bereitung beobachtet. i Combination 1 1 1 110, mehrfach von AU eener und boniggelber Farbo; unter den Krystallen der ersten Göttinger und ersten Pariser Be- beobachtet. ! ee Form der Combination 7 7 10 1 1 0 immer von schwarzer Farbe und meist farbig angelaufen. Findet sich nur unter den Krystallen der ersten Pariser Bereitung. Undeutliche Zwillinge. Pyramide 7 7 4, dem regulären Octaöder ähnlich. Die Flächen sind glänzend, öfter angelaufen. Beobachtet bei der ersten Pariser und zwei- ten Göttinger Bereitung. Combination 111 110 040; eine der häufigsten Formen beim Bor. Der Fig. 3 ähnlich, nur erscheint noch die andere Hälfte der kleinen Py- ramide 7 7 10, beobachtet unter den Krystallen der ersten Pariser Be- reitung. Combination 1 14 2241 110 0 1 0, beobachtet an Krystallen der ersten Göttinger Bereitung. Combination 1 1 4 221 110 010, Krystall der ersten Göttinger Bereitung. Sphenoidisch hemiedrischer Krystall von 7 7 10, 1 1 0. Erste Pariser Bereitung. E. ~ 90 ERKLÄRUNG DER KUPFERTAFELN. Tafel II. Lang-sáulenfórmige Combination von 1 1 1, 775, 110, 010; nur ein Mal beobachtet bei der ersten Pariser Bereitung. . Lang-sáulenfórmige Combination von hellgelber Farbe 4 4 5, 04 5, EDI — und 13. Gruppirte Krystalle von der Combination 1 1 1, 0 10, wie sie sich in vielfachen Modificationen, meist von schwarzer oder dunkelbrau- ner Farbe, in grosser Menge zwischen den Krystallen der ersten Pariser Bereitung finden. Combination von 1 1 1, 0 1 0, häufigste Form beim Bor, mit mannig- faltigen, oft sehr eigenthümlichen Erweiterungen einzelner Flüchen. Segment der Pyramide 774, ziemlich háufig in kleinen, schwarzen, sehr glänzenden Krystallen in der ersten Pariser Bereitung. Zwilling von 1 1 1, 0 1 0. Zusammenselzungsflàche parallel O 1 0. Be- obachtet bei der ersten Göttinger und ersten Pariser Bereitung. Eigenthümlich erweiterte Pyramide 7 7 4. Wahrscheinlich Zwillingsbil- dung, verwachsen nach O 7 4. Nur ein Mal unter den Krystallen der ersten Pariser Bereitung beobachtet. Zwilling von zwei Pyramiden 44 4 Zwillingsflüche Dgs häufig un- ter den Krystallen der ersten Ferber und ein Mal unter 105 Krystallen der ersten Gottinger Bereitung beobachtet. Drilling in derselben Weise, unter den Krystallen. der ersten Pariser Be- reitung beobachtet. Krystall des graphittórmigen Bors; Endfläche , tado Prisma und Pyramide. BE e T Ueber neue Verbindungen des Siliciums; H. Buff und F. Wöhler. Der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegt am 22. September 1857. o — n ——— 1. Siliciumwasserstoffgas. Das Aluminium als Bestandtheil einer galvanischen Kette zeigt, je nach Be- schaffenheit der Flüssigkeit, in welche man es eintaucht, Analogien bald mit den schwer oxydirbaxen Metallen, bald wieder im auffallendsten Grade mit den metallischen Grundlagen der Alkalien, und im Allgemeinen von einer Flüssigkeit zur andern so mannichfaltige Beziehungen, dass man aus seinem Verhalten in einem gewissen Falle auf dasjenige in einem andern Falle bisher kaum mit einiger Sicherheit Folgerungen zu ziehen vermochte. Betrachtungen dieser Art gaben uns zunächst die Veranlassung, die electrische Einwirkung des Aluminiums auf neutrale Chlorsalze einer Prüfung zu unterwerfen. In den Lósungen des Chlornatriums, des Chlorammoniums, des Mangan- und Eisenchlorürs wird das Aluminium bei gewöhnlicher Temperatur kaum bemerkbar und selbst in der Siedhitze nur sehr wenig, obwohl unter sicht- barer Entwickelung von Wasserstoffgas, angegriffen. Nach Tage langer Ein- wirkung bemerkt man Spuren von Thonerdehydrat in Gestalt einzelner zarter Flocken. Da man beim Zink, Eisen und bei anderen Metallen, die sich in Säuren unter Wasserstoffentwickelung auflösen, die Erfahrung gemacht hat, dass diese directe chemische Action unter dem Einflusse des electrischen Stroms immer vermindert und ofi sogar ganz unterbrochen wird, so durfte man erwarten, dass das Aluminium, als positives Ende einer galvanischen Kette in Kochsalzlösung getaucht, nicht den geringsten directen chemischen Phys. Classe. VII. Tt 330 H. BUFF UND F. WÖHLER, Angriff erfahren werde. Wir waren daher überrascht, einen eingetauchten Aluminiumstab, vom Augenblicke des Schliessens einer Kette von 8 bis 12 Bunsen’schen Paaren, unter starker Gasentwickelung an seiner Oberfläche sich auflösen zu sehen; und unsere Aufmerksamkeit wurde noch mehr gespannt, als einzelne der aufsteigenden Gasblasen bei dem Zerplatzen an der Luft sich von selbst entzündeten und mit weisser Flamme, unter Erzeugung eines weissen Rauchs verbrannten. : Dieses eigenthümliche Gas, in Glasróhren, die mit Salzwasser gefüllt waren, gesammelt, liess sich über der Salzlósung unverändert aufbewahren. Wenn man aber eine Luftblase oder eine Blase reines Sauerstoflgas zutreten liess, explodirte es augenblicklich unter Feuererscheinung, indem sich zugleich der ganze innere Raum mit einem weissen Nebel erfüllte. Zuweilen konnten mehrere Sauersioffblasen nach einander immer von Neuem Entzündung be- wirken. Doch verschwand dadurch in allen Fällen nur ein kleiner Theil des Gasinhaltes. Der Rest, der sich dann nicht mehr bei der Berührung mit Sauerstoff von selbst entzündete, eudiometrisch geprüft, verhielt sich wie Wasserstoffgas. An dem Aluminiumstab als positivem Pole hatte sich also Wasserstollgas entwickelt, dem eine geringe Menge eines anderen, selbstentzündlichen Gases beigemengt war. Die Leichtigkeit, womit sich dieses Gasgemenge beim Zutritt der Luft entzündete, blieb sich übrigens nicht immer gleich. Zuweilen geschah es unter heftigen Explosionen, begleitet von glänzender Lichterscheinung. Zu- weilen wieder trat die Entzündung nicht freiwillig ein, konnte aber herbei- geführt werden, indem man die auf der Flüssigkeit schwimmenden Blasen mit einem heissen Platindrahte berührte. Viele der aufsteigenden Blasen konnten selbst durch dieses Hülfsmittel nicht entzündet werden. Diese letztern konnten folglich nur wenig oder nichts von dem selbstentzündlichen Gase enthalten haben. Wir erkannten bald, dass diese Verschiedenheiten theils von der Beschaffenheit des angewendeten Aluminiums, theils aber auch von der Erzeu- gungstemperatur des Gases abhängig waren. Wenn die Flüssigkeit, aus der es sich entwickelte, durch lange Dauer eines starken Stroms nach und nach erhitzt worden war, oder wenn man die Steigerung der Temperatur dadurch ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 331 förderte, dass der Salzlösung nur eine kleine Aluminiumfläche dargeboten wurde, so nahm die Menge des selbstentzündlichen Gases ab, und endlich blieb es ganz aus. Die Abnahme dieses Gases und selbst sein günzliches Ausbleiben war ohne merklichen Einfluss auf die Gasentwickelung im Allge- meinen. Die Erscheinung des selbstentzündlichen Gases konnte daher nur in einem untergeordneten Zusammenhange stehen mit der Art der Einwirkung des Aluminiums auf die Salzlósung. Eine weitere Bestüligung erhielt diese Folgerung durch die Erfahrung, dass die Gasentwickelung am positiven Pole, bei verschiedenen Aluminiumstücken von ungleicher Reinheit, sich so ziemlich unverändert zeigte, während die reichlichste Ausbeute an selbstentzündlichem Gase besonders von solchen Stücken erhalten wurde, die ziemlich viel Silicium enthielten. Gestützt auf diese Erfahrungen benutzten wir zur Darstellung des Gases in der Folge vorzugsweise ein an Bilictem reiches Aluminium, wozu das aus Paris im Handel vorkommende schon hinreichend geeignet ist, da es stets Menge Silicium enthält; „zugleich vermieden wir während der Jauer des electrolytischen Vorgangs möglichst eine starke Erhitzung der Flüs- keit. Wenn wir dere sicher waren, das selbstentzündliche Gas immer wieder erhalten zu können, so blieb gleichwohl das quantitative Verhältniss desselben immer nur gering. Da wir überdiess kein Mittel fanden, dasselbe, obne es zu zerstören, von dem in grossem Übermaasse beigemengten Wasser- stoff zu trennen, so mussten wir uns vorläufig auf die qualitative Untersuchung beschränken, aus der indessen unzweifelhaft hervorgegangen ist, dass dieses selbstentzündliche Gas eine Verbindung von Silicium mit Wasserstoflgas ist. Wir verschafften uns zu diesem Zweck grössere Quantitäten, bis zu 300 CC. des Gasgemenges. Sie wurden in einer am oberen Ende durch einen Hahn verschliessbaren Glasglocke gesammelt. Liess man dieses Gas durch die Öffnung des Hahns unmittelbar in die Luft austreten, so entzündete es sich gewöhnlich von selbst und verbrannte mit weisser leuchtender Flamme, indem sich an dem Rande der Ausmündung ein weisser Anflug absetzte, der sich wie Kieselerde verhielt. Wenn eine Scheibe von weissem Porcellan gegen die Flamme gehalten wurde, so bildeten sich darauf Flecken, je nach ihrer Dicke von bräunlich- Tt 2 332 H. BUFF UND F. WÖHLER, gelber bis chocoladebrauner Farbe. Dieselben veränderten sich nicht in der Lóthrohrflamme, waren in Wasser und Säuren unlöslich, lösten sich aber in Ätzkali unter Gasentwickelung. Diese Substanz konnte also nur aus Silicium bestehen. Eine andere Menge des Gases wurde durch ein 1%, Millimeter weites Rohr von schwer schmelzbarem Glase geleitet, in welches man zuvor mehrere schmale Streifen Platin gebracht, dann bis zum Erweichen des Glases erhitzt hatte. Die Platinfläche so wie die Glaswünde bedeckten sich mit dem vor- erwähnten braunen Anfluge, der auf dem Glase spiegelnd erschien und gleich dem aus der Flamme abgeschiedenen die characteristischen Eigenschaften des amorphen Siliciums zeigte. Das der äusseren Mündung des Glasrohrs ent- strömende Gas entzündete sich jetzt nicht mehr von selbst. Angezündet war seine Flamme gleichwohl heller als die des reinen Wasserstoffs; auch bildete sie noch immer einen weissen Nebel. Ein Theil des leicht entzündlichen Gases schien hiernach zurückgeblieben zu sein, obschon die grössere Menge augenscheinlich unter Abscheidung von Silicium zersetzt worden war. Die Gewichtszunahme des Glasrohrs betrug dessenungeachtet nur 4,5 Milligrm. auf 250 CC. des ursprünglichen Gasgemenges. Bei einer Wiederholung dieses Versuchs wurde das aus dem erhitzten Glasrohr strömende Gas über Salzwasser in einer graduirten Glocke aufge- kangen. Es schien sein anfängliches Volum nicht geändert zu haben. Sicher liess sich darüber nicht entscheiden, weil in der Röhrenverbindung beider Glocken etwas Luft zurückgeblieben war, und weil als Verbindungsstücke Cautschuekschläuche angewendet werden mussten. Kleine Volumänderungen konnten daher der Wahrnehmung entgangen sein. Mit Hülfe des folgenden genaueren Verfahrens zeigte sich, dass in der That eine geringe "— rung stattgefunden hatte. Es wurden 183 CC. des Gases bei 239,2 C. und unter 3311 Druck in einer 33?" weiten, graduirten Glasglocke gesammelt. Letztere stand in einem hohen, mit Salzwasser gefüllten Cylinderglase. In diese Glocke wurde von unten ein dünner Platindraht eingeschoben, dessen beide Enden um dickere, in gebogene Glasróhren geschmolzene Platinstücke gewickelt waren. Die doppelschenkelig gebogenen Röhren enthielten Quecksilber und gestalteten da- m E ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 333 Verbindung des Drahts nach Aussen. Diese Anordnung war getroffen dili]: um den dünnen, sich fast durch die ganze Lünge der Glocke in doppelter Linie erstreckenden Draht mittelst des electrischen Stroms zum Glühen bringen zu können. Die Erreichung dieses Zwecks wurde in- dessen durch den bekannten abkühlenden Einfluss des Wasserstoffs über alle Erwartung erschwert, und erforderte einen Strom, dessen Stärke diejenige, wobei derselbe Draht in der Luft zum Glühen kam, um mehr als das Drei- fache übertraf. Während des Glühens bedeckte sich der Draht seiner ganzen Länge nach mit Silicium. Leider wurde aber auch die Innenwand der Glas- glocke theilweise mit einem dünnen Anfluge davon bedeckt, wodurch die Hoffnung, auf diesem Wege zugleich eine genauere Gewichtsbestimmung des Siliciumgehaltes zu gewinnen, getäuscht wurde. Nach dem vollständigen Er- kalten des Glases ergab sich bei 210 Lufttemperatur und unter 331% 54 Druck ein een von 190 ER welches sieh: —— wems wiederholtem Er- glühen des Platindrahts ui arne g weiter änderte. Der Zutritt von -Sauer emen zu demsell unmittelbar keine Entzündung mehr, und als dieselbe erneuertes Glühen des Platindrahts herbeigeführt wurde, bildeten - M eine eben Meber Das selbstentzündliche Gas war also unter Abscheidung von Silicium vollständig zerstört worden. Die beiden gemessenen Gasvolume auf 09 und 336% 9 Druck redueirt, gaben 165,76 und 173,61 CC. Das anfängliche Volum hatte also durch Entfernung seines Siliciumgehaltes um 7,85 CC. zugenommen. In einem andern Falle waren 70,66 CC. des Gasge- menges in 74,79 reinen Wasserstoff verwandelt worden. Diese Erfahrungen sind leider unzureichend, um über die quanlitalive Zusammensetzung des selbstentzündlichen Gases Aufschluss zu geben; doch dürfen wir als ausgemacht betrachten, dass dieses Gas eine Verbindung ist von Silicium mit Wasserstoflgas, dessen Volum "— eine omatus er- halten hat. Das Silicium - Wasserstoffgas ist in reinem, lufifreiem iibi gleich wie im Salzwasser unlöslich. Verdünnte Schwefelsäure und Salzsäure lassen dasselbe unverändert. Mit Ätzkalilösung geschüttelt wird es schon bei ge- wöhnlicher Temperatur zersetzt, und zwar unter Vermehrung des Gasvolums. Mit Chlor entzündet es sich ähnlich und selbst noch leichter als mit Sauerstoff. 334 H. BUFF UND F. WÖHLER, Aus den Lösungen des Chlorkaliums, Chlorammoniums, des Eisen- und Manganchlorürs und selbst des Chloraluminiums entwickelt das Aluminium als positiver Pol, ähnlich wie aus Salzwasser, ein Gemenge von Wasserstoffgas mit wenig Silicium-Wasserstoffgas. Auch in Salzsäure, so weit verdünnt, dass sie das Aluminium für sich nur wenig angreift, entstand unter Mitwirkung des Stroms sogleich eine starke Entwickelung von Wasserstoffgas mit einzelnen Blasen von Siliciumwasserstoffgas das sich an der Luft entzündete. Wir haben eine grosse Zahl von Versuchen gemacht, die Bildung des Siliciumwasserstoffs auf rein chemischem Wege in die Gewalt zu bekommen, ohne aber bis jetzt den Zweck zu erreichen. Nur noch auf eine Art haben wir seine Bildung, wiewohl nur in kleiner Menge, beobachtet, nämlich bei der Auflösung von siliciumhaltigem Aluminium in verdünnter Chlorwasserstoff- süure. Wird das sich entwickelnde und durch Chlorcaleium getrocknete Was- serstoflgas angezündet, so brennt es mit leuchtenderer Flamme als reines Wasser- stoffras, und hält man gegen dieselbe eine kalte Glasfläche, so bildet sich darauf ein weisser Hauch von Kieselerde und selbst zuweilen ein bräunlicher Hauch von Silicium. Treibt man das getrocknete Gas durch ein an einer Stelle glühendes enges Glasrohr, so bildet sich hier ein sehr deutlicher brauner Spiegel von Silicium. Nie aber erhielten wir auf diese Weise ein an Silicium- wasserstoff so reiches Gas, dass es sich von selbst entzündete, selbst wenn wir ein Aluminium anwandten, das durch Schmelzen mit Wasserglas und Kryolith mit Silicium übersättigt war. Wir vermuthen, dass das den electro- lytischen Vorgang begleitende Siliciumwasserstoffeas einen gleichen Ursprung hat, dass nämlich in beiden Fällen Wasserstoff im Entstehungszustande mit dem im Aluminium enthaltenen Silicium in Berührung kommt. Jedoch scheint nur die mit dem Aluminium chemisch verbundene kleine Menge Silicium, und nicht das bloss eingemengte die Verbindung mit dem Wasserstoff eingehen zu kón- nen, denn die bei weitem gróssere Menge des Siliciums fällt während der "— des Aluminiums davon ab, theils in Gestalt — Blättchen, theils als feines schwarzes Pulver. Wenn das Aluminium, sei es mit rein metallischer Oberfläche oder bereits schon mit Silicium überdeckt, als negativer Pol einer galvanischen Kette in eine Salzlösung getaucht . so bildet sich keine Spur von selbst- ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 335 entzündlichemGase, das Aluminium wird nicht angegriffen und verliert nichts von seinem Gewichte. Die sonderbare Eigenschaft des Aluminiums, in den Lösungen vieler Chlorsalze, in welchen es für sich unauflöslich ist, sowohl als negativer wie als positiver Pol einer galvanischen Kette Wasserstoffgas auszuscheiden, eine Eigenschaft, die, soweit uns bekannt, ohne Analogie ist, kann nur die Folge sein eines vom rein electrolytischen Vorgange in secundärer Abhängigkeit stehenden Processes. Darauf deutet zunächst der Umstand hin, dass die Gas- mengen an beiden Polen in keinem einfachen und ganz unveründerlichen Ver- hültnisse zu stehen scheinen. In der folgenden Tafel sind einige der von uns ausgeführten Messungen zusammengestellt. Die bezeichneten Ablenkungen beziehen sich auf die Nadel einer Tangentenbussole, haben jedoch nur eine approximative Geltung, da man kein Gewicht darauf legte, die Stromstärke im Laufe eines Versuchs absolut unveränderlich zu erhalten. Verhältniss beider aoi aad itO Bo: icio 28,4 5,5 23,50 u ; 200,7 ; ; 27,1 6,0 22,14 290,0 39,5 8,25 20,88 349,0 31,5 9,75 30,95 (% 350,0 695,6 165,8 23,83 469,0 52,5 11,5 21,90 480,0 92,0 12,0 23,08. Mit einziger Ausnahme des vierten mit (“) bezeichneten Versuchs ent- hielt das Gas des positiven Pols stets Silicium-Wasserstoff. Bei diesem Ver- suche war nur eine kleine Aluminiumfläche dem Strom ausgesetzt worden, die Zersetzung ging unter starker Erwärmung vor sich, und.in Folge der Erhitzung der Flüssigkeit dauerte die Gasentwickelung auch nach Unterbrechung des Stroms mit abnehmender Stärke noch einige Zeit fort. In allen übrigen Fállen hátten durch Ausscheidung des Siliciums die in der vierten Spalte enthaltenen Zahlen noch etwas zunehmen müssen. So erhielt man im fünften Versuche aus 165,8 CC. Gas durch Abscheidung des Siliciums 173,6 CC., was fast genau V, von dem am negaliven Pole gesammelten Gase ausmacht. Die 336 ; H. BUFF UND F. WÖHLER, Messungen waren mit grosser Sorgfalt ausgeführt und auf 09 und 3369 reducirt. Doch mag das Verhältniss 4:1 nur ein zufälliges sein. Jedenfalls sehen wir bis jetzt keinen nothwendigen Grund dafür ein. Die Gewichtsmenge des aufgelösten Aluminiums ist mehrmals mit der Wirksamkeit des electrolytischen Vorgangs, als deren Maass das Volum des am negativen Pole entwickelten Wasserstoffs dienen konnte, verglichen wor- den. So wurde erhalten: Wasserstoffgas bei 0° und unter Gewichtsverlust des Aluminiumdrahts 336,9. Druck in Milligrm. Cc. Milligrm. gefunden berechnet 51,9 4,65 53,5 42,5 222,2 19,90 247,8 181,8 240,3 21,50 257,6 196,6. Der berechnete Gewichtsverlust entspricht der Annahme, dass 3 Aqui- valente des am Aluminium sich abscheidenden Chlors sich mit 2 Áq. Aluminium zu Aluminiumchlorid verbanden. Die wirkliche Gewichtsabnahme betrug aber reichlich um ½ mehr. Nur ein kleiner Theil dieses Unterschiedes kann auf Rechnung des während der Auflösung des Aluminiums sich gleichzeitig los- reissenden Siliciums gebracht werden. Die beiden ersten Versuche waren mit einem Drahte ausgeführt worden, der nur Spuren von Silicium enthielt. Der bei dem dritten Versuche benutzte Draht enthielt 6,25 pC. Silicium. Im Gewichtsverluste konnten hiernach ungefähr 16 Milligrm. Silicium eingeschlossen sein. Damit stimmte die directe Bestimmung gut überein. Man hatte nämlich die electrolytische Auflösung des Drahts in einer besonderen porósen Zelle (gebildei aus einem weiten Glasrohr, dessen untere Öffnung mit Blase um- bunden war) vor sich gehen lassen, wodurch es leicht wurde, die Abfälle zu sammeln, nach sorgfältigem Auswaschen unter der Luftpumpe zu trocknen und zu wägen. Man fand 13 Milligrm. Diese Masse enthielt kein Aluminium mehr, denn Salzsäure löste nichts davon auf. Ausglühen bewirkte keine Anderung des Gewichtes. Da höchstens einige Milligramme Silicium in Ver- bindung mit Wasserstoff forigegangen sein konnten, so nahmen wir 16 Milligrm. als den Silieiumgehalt des Gewichisverlustes der Aluminiummasse. Das wirk- lich aufgelöste Aluminium betrug demnach 257,6 — 16 = 241,6, während als Aluminiumehlorid nur 196,6 hatte aufgenommen werden können. Der Unter- ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 337 schied von 45 Gewichtstheilen, d. h. nahe !/, der berechneten Menge, konnte sich nicht mit Chlor verbunden haben, und musste folglich in Form von Thonerde in die Flüssigkeit übergegangen sein. Hierdurch nun erklärt sich die Bildung von Wasserstoffgas am positiven Pole, deren Menge ebenfalls beiläufig ^ von dem electrolytisch abgesetzten Wasserstoff ausmachte. In den unlöslichen Abfällen des positiven Pols fand sich keine Thonerde; dd musste sich folglich mit dem gleichzeitig entstandenen Chloraluminium zu einem im Wasser löslichen basischen Aluminiumchlorid vereinigt haben. In der That lässt sich die Existenz einer solchen Verbindung leicht darthun. Das Aluminium wird, wie bereits bemerkt würde, in reiner Salzlösung äusserst wenig, jedoch unter Abscheidung von Thonerdehydrat angegriffen. Nimmt man anstatt der reinen Salzlósung eine solche, in welcher durch den electrischen Strom in einer besonderen, den positiven Pol umschliessenden porösen Zelle sich Chloraluminium gebildet hatte, worin also in keinem Falle gur — aber auch kein freies Alkali enthalten sein konnte, so wird ein iniumdraht, zumal in der Hitze, merklich mehr als in reiner Salzlösung Trpia Gleichwohl entsteht kein Niederschlag von Hydrat. Dagegen verschwindet das in reiner Salzlösung erzeugte Hydrat, wenn chloraluminium- haltige Salzlösung zugesetzt und damit geschüttelt, oder wenn das Gemische erwärmt wird. Ebenso wird der in einer Lösung von sublimirtem Chloraluminium durch Zusatz einiger Tropfen Ammoniak gebildete Niederschlag durch Schütteln, oder rascher durch Erwärmen in Menge wieder aufgenommen, und Aluminium wird in einer Lösung dieses Salzes unter —9 Entwickelung in Menge — 7 Wenn man die Electrolyse des Salzwassers in zweien durch eine poróse Wand getrennten Zellen vor sich gehen lässt, dann die Flüssigkeiten beider Zellen vermischt, so wird das am positiven Pole dargestellle basische Chlor- aluminium durch das am negativen Pole entstandene Atznatron vollständig ausgefällt. Das Aufireten von Wasso am loitopiivei Aluminiumdraht in Kochsalzlösungen liess uns anfänglich vermuthen, dass unter Vermittelung des Phys. Classe. VII. Uu 338 | H. BUFF UND F. WÖHLER, electrischen Stroms ein Aluminium- Chlorür gebildet werde das dann durch die Berührung mit Wasser unter Wasserstoffentwickelung sich theilweise in Thonerde umwandle. Wir mussten jedoch diese Annahme wieder fallen lassen, indem es uns auf keinem anderen Wege gelungen ist, dieses hypothetische Chlorür, sei es für sich oder in Verbindung mit andern Körpern, darzustellen. Wir erhielten es z. B. nicht, als wir durch ein mit Aluminiumstücken gefülltes, bis kaum zum Glühen erhitztes Glasrohr Chlorwasserstoffgas leiteten, welches dabei sehr leicht und vollstándig zersetzt wurde, aber unter Bildung des ge- wöhnlichen Chloraluminiums, Al2Cls. Es scheint somit, dass die leichte Auflöslichkeit des basischen Chlor- aluminiums die einzige Ursache ist, warum unter dem Einflusse des Stroms das Aluminium als positiver Pol einer Kette in grösserer Menge aufgelöst wird, als sich mit dem an seiner Oberflache electrisch abgesetzten Chlor direct verbinden kann. * Die. in dem Vorhergehenden beschriebenen Untersuchungen über das Siliciumwasserstoffsas veranlassen uns, wie schon erwähnt, zu Versuchen, dieses merkwürdige Gas auch ohne Mitwirkung des electrischen Stroms zu erzeugen. Diese Versuche führten nicht zum Ziel, sie führten uns aber zur Entdeckung einer Reihe anderer neuer Silicium-Verbindungen, die wir in dem Folgenden beschreiben wollen. 2. Siliciumchlorür-Chlorwasserstoff, " Si? €5 + 2 Cl. Dieser Körper, eine flüchtige Flüssigkeit, entsteht, wenn man krystallini- sches Silicium bis kaum zum Glühen in einem Strom von Chlor wasserstoffgas erhitzt. Man schüttet das Silicium in ein langes Glasrohr, worin man es der ganzen Länge nach ausbreitet, verbindet das eine Ende mit einem Entwicke- lungs- Apparat für wohlgetrocknetes Chlorwasserstoffgas, das andere mit einem langschenkligen U-fórmig gebogenen Rohr, das man durch ein Gemenge von Eis und Kochsalz abgekühlt erhált und versehen mit einem Gasableitungsrohr, dessen Mündung trichterfórmig erweitert ist. Letzteres taucht in ein grosses Gefäss voll Wasser, abgekühlt bis zu Q9. Sobald der Apparat mit Salzsäuregas erfüllt ist, umlegt man das Rohr ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. „ a89 mit glühenden Kohlen und erhitzt es bis noch nicht zum sichtbaren Glühen. Es ist wichtig, die Temperatur auf diesem niedrigsten erforderlichen Grad zu erhalten, weil bei höherer viel gewöhnliches Siliciumchlorid gebildet wird. Das Gas wird sehr leicht zersetzt und fortwährend gehen nun Blasen von entzündbarem Wasserstoffgas durch das vorgeschlagene Wasser, in dem sich zugleich durch Zersetzung von nicht condensirtem, mit dem Wasserstoffgas weg- geführten Chlorür eine weisse Substanz in Menge abscheidet, welche die Mün- dung der Röhre verstopfen würde, wenn sie nicht erweitert wäre und die man selbst dann noch durch Einführung eines gebogenen Platindrahts offen erhalten muss. Diese Substanz ist ein neues Siliciumoxyd, das man hierbei als Nebenproduct erhält. Um es unzersetzt zu erhalten, muss man das Wasser stets bis 00 abgekühlt erhalten oder dasselbe, wenn es sich erwärmt, durch neues erselzen. Nach beendigter Operation findet man das Chlorür in dem U-Rohr. Es ist gewöhnlich trübe und, wie es scheint, stets ein Gemenge von mehreren Verbindungen. Man unterwirft es daher einer fractionirten Destillation, indem man den einen Schenkel des U-Rohrs mit einem Kork verschliesst und den anderen mit einer gebogenen Glasróhre versieht, die in ein mit Eis abgekühltes an einer Stelle verengtes und daher leicht zuschmelzbares Rohr führt. Auch fanden wir es zweckmässig, als Condensationsgefáss bei der Bereitung eine kleine tubulirte Retorte anzuwenden, deren Hals dünn ausgezogen und abwärts gebogen war, und aus der dann die Rectification um so leichter geschehen konnte. Diese geschah im Wasserbade mit eingesenktem Thermpmeter. Das Sieden begann gewöhnlich bei 28 bis 300, die Temperatur stieg aber rasch bis zu 40 bis 439, wobei sie sich am längsten erhielt. Die dabei überdestil- lirende Portion, die den grössten Theil ausmachte, fingen wir für sich auf. Wir halten sie für das Hauptproduet. Auf das, was überging, als sich der Siedepunct zuletzt bis zu 929 erhöht halle, kommen wir weiter unten zurück. Das Siliciumchlorür, wie wir es der Kürze wegen nennen wollen, ist ein farbloses Liquidum, sehr leicht beweglich, an der Luft stark rauchend, Alles mit einem weissen Hauch bedeckend und erstickend riechend. Sein Siede- punet ist bei 429, sein spec. Gewicht — 1,65. Doch kónnen beide Zahlen nicht auf Genauigkeit Anspruch machen, sie sind nur als Approximationen zu Uu 2 340 . BUF F UND F. WÓHLER, betrachten und müssen mit Anwendung grösserer Mengen Materials, als uns zu Gebote stand, genauer controlirt werden. Den electrischen Strom leitet es durchaus nicht. Sein Dampf ist so leicht wie Ätherdampf entzündlich und es brennt dann mit schwach leuchtender grünlicher Flamme unter Verbreitung von Dampf, von Kieselsäure und Chlorwasserstoffsaure von selbst fort. Lässt man einige Tropfen in einem Verpuſfungsrohr zu Quecksilber über Sauerstoffgas treten und darin abdunsten, so lässt sich das Gasgemenge durch den electri- schen Funken leicht entzünden und explodirt sehr heftig mit weissem Feuer, indem sich die innere Wand des Rohrs mit weisser Kieselsäure belegt. Das rückständige Gas ist rauchend und enthält Siliciumehlorid und Chlorwasserstoll- gas. Diese Verbrennungen beruhen also darauf, dass die Hälfte des Siliciums zu Kieselsäure oxydirt wird. Wird der Dampf des Chlorürs durch ein langes glühendes Rohr ini so wird es sehr leicht zersetzt, in amorphes Silicium, welches als brauner Spiegel das ganze innere Rohr auskleidet, und in Siliciumehlorid und Chlor- wasserstoffgas. Dieses Verhalten zeigt, warum man bei seiner Bereitung das Rohr nicht bis zum Glühen erhitzen darf. Wird der Dampf des Chlorürs über schmelzendes Aluminium ER so wird es mit grosser Leichtigkeit zersetzt, es wird eine Menge Wasserstoff- gas frei, es sublimirt sich Aluminiumchlorid und das Aluminium findet man nachher mit einer leicht ablösbaren Rinde von schwarzem, krystallinischem Silicium bedeckt. Die innere Wand des Rohrs belegt sich ausserdem mit dunkelbraungn amorphem Silicium von der durch die Hitze für sich bewirkten Zerselzung eines Theils des Chlorürs. Dieses Verhalten war es, welches uus die wahre Zusammensetzung des Chlorürs verrieth, das wir Anfangs nach den Analysen für Si?€l5 zu halten geneigt waren, indem die 2 Wasserstoff- äquivalente, die nur 0,9 Proc. ausmachen, das relative Verhältniss zwischen Chlor und Silicium nach Procenten kaum merklich ändern. Diese Zusammen- setzung erklärte auch, warum wir es nicht erhalten konnten, als wir den Dampf des gewöhnlichen Chlorids, Si Els, über erhitztes Silicium leiteten. Mit Wasser zersetzt es sich momentan unter starker Erhitzung in Chlor- wasserstoffsáure und weisses Oxyd, sehr verschieden im Ansehen von Kiesel- säure durch seine weisse, nicht gelatinóse Beschaffenheit. Stellt man eine ÜBER NEUE ‘VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 341 kleine Schaale v voll über eine Wasserflücl d überdeckt das Ganze mit einer Glocke, so ist en ch kurzer Zeit verschwunden und die mum mit einer dicken Rinde — Oxyd bedeckt. oe b. Von — von Ather wird das Gas des s Chiorürs „ wie wir e Mol bei der B g bachteten nn Menge ohne Abscheidung von Oxyd absorbirt. Diese Lösungen rauchten an der Luft und hinterliessen beim rahnilligen Verdunsten über Schwefelsäure und Kalk ein theils weisses erdiges, theils pee Oxyd, welches aber eine — zu enthalten schien. SIEHE TEA TR I dad Die amici dieses Chlorürs waren wegen seiner Flüchtigkeit und leichten Zersetzbarkeit mit der Feuchtigkeit der Luft mit Schwierigkeiten ver- knüpft, die es entschuldigen mögen, dass die gefundenen Zahlen nicht tadellos mit der theoretischen Formel übereinstimmen. Auch lassen wir die Analysen von solchem Chlorür unerwähnt, von dem wir erst nachher mit stris nem dass es Chlorid W net ß © aba «0,672 Ghlorärs: mit Wasser zersetzt, das onm abllleirt, die ae zur Verw andlung des aufgelösten Oxyds in Kieselsäure mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht, mit Salpetersäure sauer gemacht und mit salpetersaurem Silberoxyd gefällt, gaben 2,209 Grm. geschmolzenes Chlorsilber. : II. 1,069 Grm. Chlorür, in verdünntem Ammoniak gelöst, die Lösung im Wasserbade zur Trockne verdunstet, die Masse mit Wasser behandelt, die Kieselsäure abfiltrirt und die Lösung mit Silber gefällt, gaben 3,490 Grm. ge- schmolzenes Chlorsilber (die Kieselsäure ging verloren). III. 1,463 Grm. Chlorür, mit Ammoniak zersetzt, abgedampft und die Salzmasse bis zur Verflüchtigung des Salmiaks vorsichtig erhitzt, gaben 0,601 - Grm, Kieselsäure. IV. 2,513 Grm. auf dieselbe Art behandelt, gaben 1,016 Grm. 8 Verglichen mit der aus diesen Analysen abgeleiteten Formel geben die obigen Data folgende Zahlen: Gefunden Theorie "UE H. III. m. Si? 19,190 — — 19,30 18,98 eis 79919 81,26 80,70 — 22:7 0900 3 eit mo 342 H. BUFF UND F. WÖHLER, Die zur Analyse I. genommene Portion war zwischen 459 und 500 über- gegangen, sie enthielt also wahrscheinlich Chlorid, dessen Siedepunkt 599 ist und welches 83,33 pC. Chlor enthält. Nach dem gefundenen Chlorgehalt könnte sie 39,3 pC. Chlorid enthalten haben, was wir nur anführen, um zu zeigen, dass dem Chlorür eine bedeutende Menge Chlorid beigemengt sein kann, ohne dass das Verhältniss der procentischen Zusammensetzung dadurch bedeutend geàndert wird. 3. Siliciumbromür-Bromwasserstoff, Si?Br® + 2HBr. Es wurde mit Anwendung von Bromwasserstoffgas auf dieselbe Weise dargestellt wie das Chlorür und bildete sich unter denselben Erscheinungen. Es war anfangs gelb gefärbt durch etwas freies Brom, welches durch Behan- deln mit Quecksilber weggenommen wurde. Es ist ein farbloses, an der Luft sehr stark rauchendes Liquidum. Nach einer approximaliven Wägung ist sein spec. Gewicht 2,5. In Wasser umgiebt es sich augenblicklich mit einer Hülle von Oxyd, die das übrige eine Zeit lang vor der Zersetzung schützt. 2,060 Grm. Bromür gaben 0,471 Kieselsäure, entsprechend einem Gehalt von 8,63 pC. Silicium. Nach der obigen Formel müsste es 9,76 enthalten. Das Bromid enthält 8,3. Es enthielt also wahrscheinlich von diesem beigemengt. 4. Siliciumjodür-Jod wasserstoff, SB 4 2 HI. Die Darstellung geschah wie bei den beiden anderen Verbindungen, nur war hier ein Recipient nicht nóthig, da sich das Jodür als fester, weniger flüchtiger Körper schon in dem absichtlich lang gelassenem Ende des Glührohrs condensirte. Das Jodür bildet eine dunkelrothe, spröde Masse, die an der Luft stark raucht und dabei anfangs lebhaft zinnoberroth, zuletzt schneeweiss wird. Es ist leicht schmelzbar und erstarrt beim Erkalten krystallinisch. Stärker erhitzt geräth es ins Sieden und destillirt über. Ob, wie es schien, sein Gas gefärbt ist, konnten wir nicht mit Sicherheit sehen. Von Wasser, worin es sich ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 343 augenblicklich zinnoberroth färbt, wird es nur langsam zersetzt. In Schwefel- kohlenstoff ist es in grosser Menge mit blutrother Farbe löslich. Wird diese Lösung durch Destillation concentrirt, so scheidet es sich beim Erkalten in dunkelrothen Krystallen aus. L Zur Bestimmung des Silieiumgehalts wurden 2,379 Grm. Jodür in Wasser gelöst, zur Trockne verdunstet und der Rückstand geglüht. Gaben 0,316 Kieselsäure. IL Zur gleichzeitigen Bestimmung des Siliciums und des Jods wurden 2,513 Gr. von einer anderen Bereitung in reiner Natronlauge aufgelöst, bereitet durch Oxydation von Natrium auf Wasser. Die Auflösung des Jodürs fand bis auf die letzten Antheile unter Wasserstoffgasentwickelung statt. Die Flüs- sigkeit wurde mit gewaschenem Kohlensäuregas gesättigt und dadurch ein grosser Theil der Kieselsäure gefällt, die sich leicht abfiltriren und auswaschen liess und nach dem Glühen 0,208 wog. Die abfiltrirte Lösung wurde voll- ständig mit Silberlósung ausgefällt, aus dem Niederschlage das kohlensaure Silber durch verdünnte Salpetersäure ausgezogen und das Jodsilber geschmolzen. Es wog 4,440. Die von demselben abſiltrirte Flüssigkeit wurde zur Trockne verdunstet, der Rückstand nahe bei Glühhitze geschmolzen, die Masse in ver- dünnter Salpetersäure gelöst und die Kieselsäure abfiltrirt. Sie wog 0,091. Die ganze Menge der Kieselsäure also 0,299. Gefunden 'Theorie I. II. Si? 6,26 622 5,59 5 93,44 — 94,11 12 0,30 — — Das Siliciumjodid, Si^, enthält 94,72 Jod und 5,28 Silicium. Höchst wahrscheinlich existirt auch eine entsprechende Fluorverbindung. Wir haben darüber keine Versuche gemacht in Betracht der voraussichtlichen Schwierigkeiten wegen der anzuwendenden Gefässe und der Gefahr, mit Fluss- säuredämpfen zu operiren. Ehe wir wussten, dass diese Verbindungen Wasserstoff enthalten, er- hitzten wir Silicium in Fluorkieselgas bis zum Glühen. Es war ohne alle Einwirkung. Dasselbe Resultat erhielten wir, als wir Silicium in dem Dampf 344 H. BUFF UND r. WÜHLER, von Cyanwasserstoff und in Schwefelwasserstoflgas theils bis zum nahen, theils bis zum vollen Glühen erhitzten. Auch war Schwefelwasserstoffgas obne Wirkung auf das Chlorür. `° "eng 5. Siliciumoxydhydrat, Si:05 + 210. $ Es entsteht bei der Zersetzung der vorhergehenden Verbindungen mit Wasser. Man erhält es, wie oben erwähnt, am leichtesten als Nebenproduct bei der Bereitung des Chlorürs, indem man das mit letzterem gesättigte Was- serstoffgas und überschüssige Salzsäuregas in Wasser leitet. Dieses muss bis zu 00 abgekühlt werden, weil sich das Oxyd bei gewöhnlicher Temperatur mit dem Wasser zu zersetzen anfängt. Nachdem man es abfiltrirt hat, wäscht man es mit eiskallem Wasser aus, legt das Filtrum zwischen Löschpapier, presst es allmälig stark aus und lässt es dann bei gewöhnlicher Temperatur am besten über Schwefelsáure trocknen. Das Siliciumoxydhydrat ist ein schneeweisser, amorpher Kórper. Es ist sehr leicht und voluminös und schwimmt auf Wasser. In Äther sinkt es unter. Von Alkalien, sowohl caustischen als kohlensauren, selbst von Am- moniak wird es unter schäumender Wasserstoffentwickelung zu kieselsaurem Alkali aufgelöst. Säuren, selbst concentrirte Salpetersäure, sind ohne Wirkung darauf; nur von Flusssäure wird es unter lebhafter Wasserstoffentwickelung aufgelöst. Es kann bis 3009 erhitzt werden, ohne Wasser zu verlieren oder sich sonst zu verändern. Stärker erhitzt entzündet es sich und verglimmt lebhaft und mit phosphorescirendem Licht, indem sich zugleich Wasserstoffgas entwickelt, das sich mit Explosion entzündet. In Sauerstoffgas erhitzt verbrennt es mit glánzender Feuererscheinung. In einem bedeckten Tiegel erhitzt ver- brennt es ebenfalls, aber die zurückbleibende Kieselerde ist dann mebr oder . weniger braun von amorphem Silicium und die Wände des Tiegels findet man mit einem Beschlag von Kieselsáure belegt. Bei näherer Untersuchung dieses Verhaltens zeigte es sich, dass dieses Hydrat beim Erhitzen in der That Siliciumwasserstoffgas entwickelt, aber leider erst bei einer Temperatur, wobei dieses selbst wieder grossentheils zersetzt wird. In einer Röhre erhitzt ent- wickelt es ein an der Luft rauchendes Gas, das sich aber wegen des beige- ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 345 mengten Wasserstoflgases an der Luft nicht von selbst entzündet. Angezündet verbrennt es aber unter Abscheidung von Kieselsäure. Die Kieselsäure in der ‚Röhre ist braun von Silicium. Als das Hydrat in einem Strom von Wasser- stoffgas getrocknet und zum Glühen erhitzt und das weggehende Gas durch eine enge, an einer Stelle glühende Röhre geleitet wurde, belegte sich diese hier mit einem braunen Spiegel von Silicium, und das Gas, angezündel, ver- brannte unter Ablagerung eines Hauchs von Kieselsüure auf einer dagegen gehaltenen Glasfläche. Die im Rohr zurückbleibende Kieselsäure war durch Silicium braun gefärbt, und die innere Wand des Rohrs selbst war mit einer dünnen Lage von braunem Silicium belegt. 3 Ad. Oxyd = 3 (Si?05 + 20) könnten 5 Si 05, 5 H und 1 SiH geben, vorausgesetzt, dass das Siliciumwas- serstoflgas wirklich diese Zusammensetzung hätte. Das Siliciumoxydhydrat ist in Wasser etwas löslich. Das bei seiner Bereitung davon abfſiltrirte saure Wasser befindet sich fortwährend wie in einer Gährung und ist mit aufsteigenden Bläschen von Wasserstoffgas erfüllt, das us. nach und nach in soleher Menge entwickelt, dass von einem ver- en Gefäss der Stöpsel abgeschleudert wird. Noch rascher geht diese $ “Zersetzung beim Erwärmen vor sich. Mit Ammoniak vermischt entwickelt diese Lösung sogleich lebhaft Wasserstoffgas. Sie wirkt, wie die folgenden Reactionen zeigen, kräftig reducirend, behält aber diese Eigenschaft nur kurze Zeit. Mit Goldchlorid vermischt beginnt nach wenigen Augenblicken die Ab- scheidung von metallischem Gold, das die Glaswände vergoldet. Aus Palladiumehlorürlösung fällt sie augenblicklich ein schwarzes Pulver, wahrscheinlich ein Gemenge von Metall und kieselsaurem Palladiumoxydul. Silberlösung fällt daraus zuerst Chlorsilber, dann kommt ein dunkelbrauner Niederschlag, wahrscheinlich identisch, obgleich dunkler an Farbe, mit dem braunen Körper, in den das gewaschene Oxyd in Substanz beim Übergiessen mit Silberlösung verwandelt wird. Ubergiesst man diesen braunen Körper mit Ammoniak, so wird er sogleich schwarz. Letztere schwarze Substanz ist ohne Zweifel kieselsaures Silberoxydul. Es ist in Ammoniak unlöslich und wird von Salpetersäure nur schwer zersetzt, unter Abscheidung von Kiesel- säure. Beim Glühen wird es grau. Nun mit Salpetersäure erhitzt wird es in Phys. Classe. VII. Xx 346 H. BUFF UND F. WÖHLER, brüunlichgelbes kieselsaures Silberoxyd verwandelt, das selbst durch kochende Säure nicht verändert wird. Vor dem Löthrohr wird es von Borax mit gel- ber, bläulich-schillernder Farbe aufgelöst. Wird das oxydhaltige saure Wasser mit einem Kupferoxydsalz und dann allmälig mit Alkali vermischt, so wird gelbes Kupferoxydulhydrat gefällt, Aus seleniger Säure reducirt es rothes Selen, aus einer Lösung von telluriger Säure in Salzsäure graues Tellur, aus Quecksilberchloridlósung kry- stallinisch-schimmerndes Chlorür, das mit einem Überschuss der Lösung in Berührung gelassen allmälig zu grauem Metall wird. | Mit schwefliger Säure vermischt trübt sie sich allmälig und scheidet weissen Schwefel aus. Eine Lösung von übermangansaurem Kali wird dadurch augenblicklich entfärbt. Sie ist dagegen ohne Wirkung auf Chromsäure, Platin-, Iridium- und Indiglösung. Die vielen Analysen, die wir von dem Siliciumoxydhydrat machten, gaben uns anfangs sehr abweichende Resultate, weil wir mit Kieselsäure ge- gs mengte Präparate anwandten und wir noch nicht die Umstände kannten, unter denen es rein erhalten wird. Den Siliciumgehalt bestimmten wir aus der Kie- selsäuremenge, die eine gegebene, bei 1500 getrocknete Quantität bei der Oxydation lieferte; der Wassergehalt wurde nach Art einer organischen Analyse durch Glühen mit Kupferoxyd und Ansammlung des Wassers in einem Chlor- calciumrohr bestimmt. I. 0,1067 Grm. Oxyd gaben 0,1157 Kieselsäure. II. 0,1869 Grm. von anderer Bereitung gaben 0, 2025 Kieselsäure. III. 0,1715 Grm. gaben 0,181 Kieselsäure. IV. 0,2605 Grm. gaben 0,0565 Wasser. V. 0,495 Grm. von anderer Bereitung gaben 0,1055 Wasser. Diese Data geben für 100 Th.: Theorie Lu. IV. iw. V. III. Si? 50,35 50,98 50,99 49,62 28,37 27,34 27,68 29,05 20 21,28 21,68 21,33 21,33. E dos ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS, 347 Wir glauben, dass durch die gefundenen Zahlen die Annahme der Formel Si?05 -- 20 gerechtfertigt wird; auch kann das Oxyd nicht anders zu- sammengeselzt sein, wenn das Chlorür, woraus es entsteht, die Zusammen- setzung hat, die wir auf den Grund unserer Analysen angenommen haben. Indessen haben wir einige Beobachtungen gemacht, die es sehr wahrscheinlich machen, dass es ein an Silicium noch reicheres Chlorür und folglich auch ein diesem entsprechendes niedrigeres Oxyd giebt. Alle unsere Bemühungen, hierüber positive Gewissheit zu erlangen, waren bis jetzt fruchtlos; jedoch hoffen wir diese Frage, sobald wir wieder im Besitz von Silicium sind, durch fernere Versuche noch beantworten zu können, deren Vornahme um so mehr von Wichtigkeit ist, als sie die immer noch nicht entschiedene Frage, ob die Kieselsäure SiO5 oder SiO? ist, zur Entscheidung zu bringen versprechen. Wie man aus der obigen Aufstellung sieht, wurde in zwei der dort an- geführten Analysen der Siliciumgehalt um 0,63 und 0,64 pC. zu hoch gefun- den, während er durch die móglichen Fehlerquellen eher zu niedrig werden müsste. Wir haben aber selbst Arten von Oxyd analysirt, die einen noch höheren Gehalt von Silicium gaben. Sie sind auffallend dadurch characterisirt, dass sie lebhäfter verbrennen, und zwar mit rother Flamme, und dass sie selbst bei vollem Luftzutritt keine weisse, sondern eine durch unverbranntes Silicium mehr oder weniger braun gefärbte Kieselsäure geben, so dass sie zur vollständigen Oxydation bei der Analyse durch Ammoniak in Kieselsäure verwandelt werden mussten. I. 0,306 Grm. von einem solchen Oxyd gaben durch Glühen 0,340 Kiesel- säure — 51,96 pC. Silicium. . II. 0,2735 Grm. von demselben mit Ammoniak oxydirt, gaben 0,3125 : Kieselsäure = 952,75 pC. Silicium. III. 0,2262 Grm. von anderer Bereitung gaben durch Glühen 0,2462 Kiesel- säure — 51,14 pC. Silicium. IV. 0,3005 Grm. von derselben Bereitung, mit Ammoniak oxydirt, gaben 0,3360 Kieselsäure = 52,54 pC. Silicium. V. 0,2852 Grm. gaben 0,0625 Wasser. VL 0,2605 Grm. gaben 0,0565 Wasser. In der folgenden Aufstellung lassen wir die Analysen I und III weg, Xx 2 — 348 H. BUFF UND F. WÖHLER, weil die zurückgebliebene Kieselsäure von unverbranntem Silicium braun ge- färbt war, obgleich die eine fast vollkommen mit der theoretischen Zahl stimmt, E Theos II U V IV u VII Si 51,99 52,75 52,54 04 26,70 25,34 25,78 3 HO 21,31 21,91 21,68 Diese Formel Si$0* + 380 würde sich in SiO + Si205 + 3 HO auf- lösen lassen, also in eine Oxyd- Oxydulverbindung. Indessen sind wir weit entfernt, sie als sicher ausgemacht anzunehmen, zumal der gefundene Silicium- gehalt auch hier wieder höher ist, als der berechnete; aber so viel scheint aus diesen Thatsachen mit Gewissheit hervorzugehen, dass es ein Silicium- oxydul giebt, welches in allen Arten von Oxyd enthalten ist, deren Silicium- gehalt über 50,35 pC. geht. Es scheint, dass vorzugsweise dieses Oxydul es ist, welches sich in Wasser löst und die oben erwähnten Reductions- erscheinungen bewirkt, wie aus folgendem Versuch hervorgeht, der auch zeigt, wie schwierig es ist, ein Oxyd von constanter Zusammensetzung zu erhalten. Ein Theil des Oxyds, welches über 52 pC. Silicium gegeben hatte, wurde von Neuem mit Wasser vermischt und auf einem Filtrum mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur so lange ausgewaschen, bis Silberlösung in der ablaufenden Flüssigkeit nicht mehr, wie anfangs, einen braunen Niederschlag, sondern nur noch eine bräunliche Färbung hervorbrachte. 0,200 Grm. von diesem wieder bei 1500 getrockneten Oxyd gaben beim Glühen, wobei es noch mit Flamme verbrannte, 0,2088 weisse Kieselsäure, e 49,05 pC. Silicium. ; Diesem an Silicium reicheren Oxyd muss ein Chlorür entsprechen, aus dem es entstanden ist, denn alles Oxyd, welches uns zu diesen Versuchen diente, war aus Chlorür gebildet. Es ist zu vermuthen, dass dieses Chlorür viel flüchtiger sein müsse, als das oben beschriebene, da es bei den Berei- tungsoperationen, ungeachtet der Abkühlung des Condensationsgefüsses!) bis — 15°, von den Gasen so leicht bis in das vorgeschlagene Wasser fortgeführt 1) Als wir einmal zwei U-Röhren hinter einander und beide in Eis und Salz stehend anwandten, blieb die zweite ganz leer, obgleich sich in dem vorge- schlagenen Wasser eine grosse Menge Oxyd gebildet hatte. ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. 349 wird. Eine Beobachtung macht es sogar wahrscheinlich, dass dieses Chlorür bei gewöhnlicher Temperatur gasförmig ist. Als wir nämlich zur Bereitung des Chlorürs amorphes Silicium 1) anwandten, und zwar in ansehnlicher Menge, wurde das darüber geleitete Chlorwasserstoffgas ebenfalls noch unter der Glüh- bitze und unter fortwährendem Freiwerden von Wasserstoffgas sehr leicht zer- selzt; aber in dem bis zu — 150 abgekühlten U-Rohr hatte sich kaum ein Tropfen liquides Chlorür angesammelt, während sich dagegen in dem vorge- schlagenen Wasser eine grosse Menge weisses Oxyd gebildet hatte. Dieses Oxyd war unter allen bis dahin erhaltenen das am lebhaftesten verbrennende uud das, welches beim Verbrennen steis eine braungefärbte Kieselsäure gab; es war dasselbe, welches bei der Analyse 52,75 pC. Silicium gab. Mit dieser Vermuthung, dass es ein an Silicium reicheres, sehr flüchtiges oder gasförmiges Chlorür gebe, welches dem anderen mehr oder weniger bei- gemengt ist und dadurch dessen Siedepunkt bis auf 289 erniedrigen kann, steht eine Beobachtung in anscheinendem Widerspruch, die wir nicht unerwähnt lassen dürfen, obgleich wir sie nur ein Mal gemacht haben. Wir hatten bei noch nicht zum Glühen gehender Hitze aus ungefähr 30 Grm. krystallinischen Siliciums das Chlorür bereitet, das wir aus der kleinen Retorte, worin es condensirt worden war, einer fractionirten Destillation unterwarfen. Das Sieden begann schon bei 289, dann stieg die Temperatur, wie früher, rasch bis auf 420, wobei sie am längsten stehen blieb. Sie erhöhte sich dann bis zu 489, bis wohin eben so viel als bei 429 überdestillirt war. Dann stieg sie fort- während bis zu 920, wo dann nur noch wenig Flüssigkeit übrig war. In Folge des Wechsels der Vorlage kühlte sich die Retorte zufällig etwas ab, so dass sie sich mit Luft erfüllte, und als nun von Neuem erhitzt wurde, trat eine heftige Explosion ein mit rothem Feuer, und die ganze innere Wand I) Das amorphe Silicium lässt sich ebenfalls in einem Thontiegel darstellen. Es ist dabei vortheilhaft, das Fluorkieselnatrium mil etwa gleich viel geglühtem Koch- salz zu vermischen. Das Salzgemenge mit dem in kleine Stücke zerschnittenen Natrium wird dann in einen zuvor zum Glühen erhitzten Tiegel geschüttet und bedeckt bis zum schwachen Glühen erhitzt. Nach dem Erkalten wird die Masse mit salzsáurehaltigem Wasser ausgekocht und das Silicium zuletzt noch mit Fluss- süure gereinigt. Phys. Classe. VII. Yy 350 H.BUFF UND F. WÖHLER, ÜBER NEUE VERBINDUNGEN DES SILICIUMS. der Retorte belegte sich mit braunem Silicium. Zum Glück war noch eine kleine Menge Flüssigkeit in der Retorte zurückgeblieben, so dass noch ein Versuch damit gemacht werden konnte. An der Luft bildete sie weissere Nebel, als das gewöhnliche Chlorür. Als sie in einem offenen Schälchen zum Sieden erhitzt wurde, mit der Vorsicht, dass die Flamme der Spiritus- lampe nicht mit dem Dampf in Berührung kommen konnte, entzündete sich derselbe von selbst und brannte mit rother funkelnder Flamme und Verbrei- tung saurer Dämpfe von selbst fort, indem sich die ganze Oberfläche der Schaale mit einer braunen Lage von Kieselsäure und Silicium belegte. Als in die Flamme eine Porzellanfläche gehalten wurde, belegte sie sich mit demselben dicken braunen Beschlag. Dass das Gas dieses Chlorürs wirklich die merk- würdige Eigenschaft hat, sich an der Luft von selbst zu entzünden, wurde auch noch dadurch bestätigt, dass der letzte Tropfen in der Retorte, so wie er durch Erhitzen von Aussen verflüchtigt wurde, dieselbe heftige Explosion unter rother Feuererscheinung und Ablagerung von braunem Silicium hervor- brachte, wie sie das erste Mal zufällig statt fand. Fast sieht es aus, als ob dieses selbstentzündliche Chlorür eine Verbindung mit Bilekumwasserstoll wäre, oder bei seinem Siedepunkt dieses Gas bildete 1). I) Wir benutzen diese Gelegenheit, den Hrn. Dr. Geuther und F. Engelhardt unseren Dank auszudrücken für die grosse Hülfe, die sie uns bei dieser Unter- ‚suchung geleistet haben. | ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. SIEBENTER BAND. Mathem. Classe. VII. A Beiträge Theorie der durch die Gauss'sche Reihe F(, 5,», x) darstellbaren Functionen von Bernhard Riemann, Assessor der Königl, Gesellschaft der Wissenschaften. Der Königlichen Societät vorgelegt am 6. November 1856. D Gauss sche Reihe F(«, B, y, x), als Function ihres vierten Elements x betrachtet, stellt diese Function nur dar, so lange der Modul von = die Einheit nicht überschreitet. Um diese Function in ihrem ganzen Umfange, bei unbeschränkter Veränderlichkeit dieses ihres Arguments, zu untersuchen, bieten die bisherigen Arbeiten über dieselbe zwei Wege dar. Man kann nämlich entweder von einer lineären Differentialgleichung welcher sie genügt ausgehen, oder von ihrem Ausdrucke durch bestimmte Integrale. Jeder dieser Wege gewührt eigenthümliche Vortheile; jedoch ist bisjetzt, in der reichhalti- gen Abhandlung von Kummer im 15. Bande des mathematischen Journals von Crelle und auch in den noch unveröffentlichten Untersuchungen von Gauss, nur der erste betreten, wohl hauptsáchlich desshalb, weil die Rech- nung mit bestimmten Integralen zwischen complexen Grenzen noch zu wenig ausgebildet war, oder doch nicht als einem grossen Leserkreise geläufig vor- ausgesetzt werden konnte. In der folgenden Abhandlung habe ich diese Transcendente nach einer neuen Methode behandelt, welche im Wesentlichen auf jede Function, die einer lineären Differentialgleichung mit algebraischen Coefficienten genügt, an- wendbar bleibt. Nach derselben lassen sich die früher zum Theil durch ziemlich mühsame Rechnung gefundenen Resultate fast unmittelbar aus der a 2 B BERNHARD RIEMANN, Definition ableiten, und dies ist in dem hier vorliegenden Theile dieser Ab- handlung geschehen, hauptsächlich in der Absicht für die vielfachen Anwen- dungen dieser Function in physikalischen und astronomischen Untersuchungen eine bequeme Übersicht über ihre möglichen Darstellungen zu geben. Es ist nóthig, einige allgemeine Vorbemerkungen über die Betrachtung einer Function bei unbeschränkter Veränderlichkeit ihres Arguments voraufzuschicken. Betrachtet man den Werth der unabhängig veränderlichen Grösse r=y+zi zur leichteren Auffassung ihrer Veränderlichkeit als vertreten durch einen Punkt einer unendlichen Ebene, dessen rechtwinklige Coordinaten y, 8 sind, und denkt sich die Function «ò in einem Theile dieser Ebene gegeben, so kann sie von dort aus- nach einem leicht zu beweisenden Satze nur auf eine ; : dw = dw ; : Weise der Gleichung — = i — gemäss stetig fortgesetzt werden. Diese Fort- dz dy - = ; setzung muss selbstredend nicht in blossen Linien geschehen, worauf eine partielle Differentialgleiehung nicht angewandt werden könnte: sondern in Flächenstreifen von endlicher Breite. Bei Functionen , welche, wie die. hier zu untersuchende, „mehrwerthig« sind oder für denselben Werth von æ je nach dem Wege, auf welchem die Fortsetzung geschehen ist, mehrere Werthe annehmen kónnen, giebt es gewisse Punkte der x-Ebene, um welche herum sich die Function in eine andere fortsetzt, wie-z.B. bei v (Y — a), log (z—4), (r= a)", wenn „ keine ganze Zahl ist, der Punkt a... Wenn man von diesem Punkte a aus sich eine beliebige Linie gezogen denkt, so kann der Werth der Function in der Umgebung von a so gewählt werden, dass er sich ausserhalb dieser Linie überall stetig ändert; sie nimmt aber dann zu beiden Seiten dieser Linie verschiedene Werthe an, so dass die Fortsetzung der Function über diese Linie hinüber eine von der jenseits schon vor verschiedene Function giebt. Zur Erleichterung des Ausdrucks sollen die verschiedenen Fortsetzungen Einer Function für denselben Theil der Ebene »Zweige« dieser Function genannt werden und ein Werth von , um welchen herum sich ein Zweig einer Function in einen andern fortsetzt, ein ; Verzweigungswerih«; für einen Werth, in welchem: keine Verzweigung stattfindet, heisst die Function „ein- ändrig oder monodrom«. " ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION Y, 8,7, x). 5 1. Ich bezeichne durch abe P (a B Y a e g. y eine Function von x, welche folgende Bedingungen erfüllt: 1. Sie ist für alle Werthe von = ausser «a,b, c einündrig und endlich. 2. Zwischen je drei Zweigen dieser Function E, E findet: eine lineäre homogene Gleichung mit constanten Coefficienten Statt, VV 3. Die Function lässt sich in die Formen (æ) ( (P) (B^) (7) (^) e, P M b, : due odi ES PRs : EA =- euch, mit constanten en 6 setzen, so dass pU) (erg) 0 d p ) (= für 2=a einändrig bleiben und weder Null noch unendlich werden, und ebenso Po y P N es ay ee PE für & c. In Betreff der sechs Grössen c, æ’, ..., y' wird vorausgesetzt, dass keine der Differenzen c — g, ß— f', „ „ eine ganze Zahl und die Summe aller e + e + 8 TB LV T = 1 se. Wie mannigfaltig die Functionen seien, welche diesen Bedingungen ge- nügen, bleibt vorläufig unentschieden und wird sich im Laufe der Untersuchung (Art. IV) ergeben. Zu grösserer Bequemlichkeit des Ausdrucks werde ich a die Veründerliche, a, b, c den ersten, zweiten, dritten Verzweigungswerth und q &.; 5, f.; y,y das erste, zweite, dritte Exponentenpaar der P- function et [44 nennen. II. Zunächst einige unmittelbare Folgerungen aus der Definition. können die drei ersten Verlikalreiben be- abc In der Function. P |e B yc «py ] E , ; . r liebig unter einander vertauscht werden, sowie auch œ mit œ, B mit 8, y 6 BERNHARD RIEMANN, a ia. b mit y^. Es ist ferner 18 iy. 2 = Eya, TE x’), wenn man für z' [44 einen rationalen Ausdruck ersten Grades von æ setzt, der für & = - a,b, c die Werthe a’, b’, e“ annimmt. 8 5 1 | Für 22 p y m auf welche Function sich demzufolge alle P-functionen e By mit denselben «c, «', ..., y' zurückführen "RS werde ich zur Abkürzung auch bloss pe o 5 e) setzen. In einer solchen Function können also von den Grössen c,«' 5, 6j y, y die Gróssen jedes Paars unter sich, sowie auch die drei Gróssenpaare beliebig mit einander vertauscht werden, wenn man nur in der sich ergebenden P- function als Veränderliche einen rationalen Ausdruck ersten Grades von € substituirt, welcher für die zum ersten, zweiten, dritten Exponentenpaar dieser Function gehörigen Werthe von x die Werthe 0, O, 1 annimmt. Auf diese Weise erhàlt man die Function BET z) ausgedrückt durch P-functionen 1 1 > 1 mit den Veränderlichen z, 1— , —, 1— —, ——, und denselben T fT T 1 1 — Exponenten in anderer Ordnung. Aus der Definition folgt ferner: abe E " y 1 petu DOMO «py Ò € e ce ð p —ð— E € also auch z (1 — x) Bhf em) € E p diede "T 2! Durch diese Umformung können zwei Exponenten verschiedener Paare beliebig gegebene Werthe erhalten und als Werthe der Exponenten, da zwischen ihnen die Bedingung e + e'-- B+P TVT —1 stattfindet, jedwede andere eingeführt werden, für welche die drei Differenzen d — d, B — B,. Y dieselben sind. Aus diesem Grunde werde ich später zur Erleichterung der ER durch P(e — «', B — ß', y — „, x) sàmmlliche in der Form , , a b c | a de 4 9 g—8y | E (1 — a) B. (ës B 45; enthaltenen Functionen bezeichnen. ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION F (e, B, y, x). 7 III. Es ist jetzt vor allen Dingen nöthig, den Verlauf der Function etwas genauer zu untersuchen. Zu diesem Ende denke man sich durch sämmtliche Verzweigungspunkte der Function eine in sich zurücklaufende Linie | gezogen, welche die Gesammtheit der complexen Werthe in zwei Grössengebiete scheidet. Innerhalb jedes von ihnen wird alsdann jeder Zweig der Function stetig und von den übrigen gesondert verlaufen; längs der gemeinschaftlichen Grenzlinie aber werden zwischen den Zweigen des einen und des andern Gebiels in verschiedenen Begrenzungstheilen verschiedene Relationen stattfinden. Zu ihrer bequemeren Darstellung werde ich die mittelst des Coefficientensystems S = C í ") aus den Grössen , u gebildeten lineären Ausdrücke pt + qu, rt + su durch (S) (h u) bezeichnen. Es möge ferner nach Analogie der von Gauss vor- geschlagenen Benennung ;posiliv laterale Einheit« für + als „positive“ Sei- lenrichtung zu einer gegebenen Richtung diejenige bezeichnet werden, welche zu ihr ebenso liegt, wie + i zu 1 (also bei der üblichen Darstellungsweise der complexen Grössen die linke). Demgemäss macht a: einen. „positiven Umlauf um einen Verzweigungswerth a4, wenn es sich durch die ganze Be- grenzung eines nur diesen und keinen andern Verzweigungswerth enthaltenden Gróssengebiets in einer gegen die Richtung von Innen nach Aussen positiv liegenden Richtung bewegt. Es gehe nun die Linie / der Reihe nach durch die Punkte z =a, r—5, x= c, und in dem auf ihrer positiven Seite lie- genden Gebiete seien P', P“ zwei in keinem constanten Verhältnisse stehende Zweige der Function P. Jeder andere Zweig ?“ lässt sich dann, da in der vorausgesetztermassen stattfindenden Gleichung c'P'-- c" P" + c" P" —0 €" nicht verschwinden kann, lineür und mit constanten Coefficienten in P’ und P“ ausdrücken. Nimmt man nun an, dass P', P" durch einen positiven Umlauf der Grösse x um a in (A) (P, P”), um b in (B) (P', P^), um e in (C)(P', P") übergehe, so wird durch die Coefficienten der Systeme (A), (B), (C) die Periodicität der Funclion völlig bestimmt sein. Zwischen diesen finden aber noch Relationen Statt. Wenn nämlich z das negative Ufer der Linie / durchläuft, so müssen die Functionen P', P" die vorigen Werthe wieder annehmen, da der durchlaufene Weg negativerseits die ganze Begren- 8 BERNHARD RIEMANN, zung eines Grössengebiets bildet, innerhalb dessen diese Functionen allent- halben einändrig sind. Es ist dies aber dasselbe, als ob der Werth æ sich von einem der Werthe c, b, a bis zum folgenden auf der positiven Seite fortbewegt, dann aber jedesmal um diesen Werth positiv herum, wobei (P^, P^) der Reihe nach in (C) (P, P"), (B)(C) CP, P^), schliesslich in (A) (B) CC) (P^, P^) übergeht. Es ist daher (D € à» €) = (y); welche Gleichung vier Bedingungsgleichungen zwischen den zwölf Coefficienten von A, B,C liefert. Bei der Discussion dieser Bedingungsgleichungen beschränke ich mich, zur Fixirung der Vorstellungen, auf die Function P B F y ; z); also auf den Fall, wenn a —0, öS, c=1, was die Allgemeinheit der Resultate nicht wesentlich beeinträchtigt, und wähle für die durch 1, 00,0 zu ziehende Linie / die Linie der reellen Werthe, welche um der Reihe nach durch c, %, a zu gehen von — oo nach + oo gerichtet sein muss. Innerhalb des auf der positiven Seite dieser Linie liegenden Gebiets, welches die complexen Werihe mit positiv imaginärem Gliede enthält, sind dann die oben charakterisirten Be- standtheile der Function P, die Grössen P P pP : pP „pr : P einündrige Functionen von c und sind bis auf constante Factoren, welche von der Wahl der Gróssen ln 975 abhängen, völlig bestimmt, wenn die Function P gegeben ist. Die Functionen P" p? gehen durch einen positiven Umlauf der Grösse z um 0 in P"e ud FUB i über und ebenso durch einen positiven Umlauf dieser Grösse um oc die Functionen pP > pP in pp £ um pP P aai und durch einen positiven Umlanf um 1 die Functionen P, pl à 28. "y ani : in e. P” e . gezeichnet man den Werth , in welchen P durch einen been Umlauf von z um 0 übergeht, durch P’, so ist, — PERO ke, po P=e, a dec. Qn us ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION (c, fg. y, x). 9 Diese Ausdrücke haben eine. von Null verschiedene Determinante, da n. V. a — & keine ganze Zahl ist und folglich kónnen p P” auch umgekehrt in P, P', also auch in p? , [P ; Pr, př limon mit constanten Coefficienten aus- gedrückt werden. Setzt man nun P“ = in p + ig phas e, Py 4% P. p. v P + Nr = e P. + ne ag e und zur Abkürzung. » gv] (^) = (c) E p j — | —1 und die inversen Substitutionen von (b) und (c) bez.w. = (b) id D E so ergeben sich für die Functionen (Ye, H) die Substitutionen ö ani s Pa) 0 —1 0 —1 (A= Je . e, „ (Ole '9ai( € lo Un vu p. 27i | 0 - ni Aus der Gleichung (4) (B)(C) = 66 P) folgt nun zunächst, da die Deter- minante einer zusammengesetzten Substitution dem Producte aus den Deter- minanten ihrer Componenten gleich ist, 1 = Det (A) Det (B) Det (C) Lo B BY 0 da Det () Det (b)! pet (e) Det (c) oder, da Det (b) Det (5) - a 1, Det (c) Det a = i, (2) & , HTT = einer ganzen Zahl, womit die obige An- nahme, dass diese Exponentensumme = 1 sei, vereinbar ist. Die übrigen drei in (.4) (B) (C) = o J enthaltenen Relationen geben drei Bedingungen für (b) und (c), welche indess leichter auf p Wege —1 gefunden werden. Wenn x erst um oc und dann um O positiv herumgeht, so bildet der durchlaufene Weg zugleich einen negativen Umlauf um 1. Der Werth, in welchen P^ dadurch übergeht, ist daher Mathem. Classe. VII. B 10 BERNHARD RIEMANN, d. ee ni y = e, 12 —Yy?ni yy Exe a ni pP tey JP 275i pP s t Multiplieirt man D Gleichung mit einem willkührlichen Factor Ko und die Gleichung und subtrahirt, so ergiebt sich nach Abwerfung eines allgemeinen Factors iz (Mae „ + er ein (one 77 p! _ ag Shu Co etpar int a ee Aus ganz ähnlichen Gründen hat man auch, wenn man überall &“ für « setzt, die Gleichung d y ein (o e e p! + — sin(6—y)re Veni p. ES vg SG ee yn Dr fh EA an (e pur gy C) pf mit der willkührlichen Grösse v. Befreit man beide Gleichungen von einer der Functionen, z. B. p „indem man o demgemäss bestimmt, so kónnen sich die benden Gleichungen nur durch einen allgemeinen constanten Factor unterscheiden, da pP nicht constant ist. Diese Elimination von P y giebt daher: e e e , sin ( + 8 + ACT Saale € ,, sin ( + P’+ y)ne SNL LM -= * ud sin ( B + y^) a e" 7" d sin ( + f' + yne” , = N und die ähnliche Elimination von P“ a "8 sin (c + B + y)a 9 g. sin (cc + 6 + re (3) E. s ! ti e B sin ( + B + „ a B sin ( + 6 + Hue on welches die vier gesuchten Relationen sind. Aus ihnen ergeben sich die ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION F («, G, y, x). 11 1 e & ei. Verhältnisse der Quotienten E, E., X, L. Die Gleichheit der beiden E. ME, Haag buy FIR aus der zweiten und vierten fliessenden Werthe von — : —— erhellt leicht 0-8 uu als eine Folge aus c +@+ß+P+yr+r°= 1 mittelst der Identität sin n = sin(1—s)n. "8 46 a, Demnach sind von den Grössen ——, ——, u Ls durch eine von e (as R æ si Eer T ihnen, z.B. — E die übrigen bestimmt und die drei Grössen c“ p” Ga ut q : durch die fünf Grössen ba P eg AT Er Diese fünf Grössen aber hangen von den in P", p : ER í p, Pf, p, wenn die Function P ge- geben ist, noch willkührlichen Factoren oder vielmehr von deren Verhältnissen ab, und kónnen durch geeignete Bestimmung derselben jedwede endliche Werthe erhalten. IV. Die so eben gemachte Bemerkung bahnt den Weg zu dem Satze, dass in zwei P-functionen mit gleichen Exponenten die denselben Exponenten ent- sprechenden Bestandtheile sich nur durch einen constanten Factor unterscheiden. In der That, ist P, eine Function mit denselben Exponenten wie P, so kann man die fünf Grössen , u g? ty c y und «' B bei beiden gleich an- nehmen und dann müssen auch die re 0 £g " j . bei beiden über- einstimmen. Man hat also gleichzeitig: ; (e Hus ae py s ee, P») T e PEISA Pf) =P, p?) folglich ; (P*p* ne p pay) (PÍ fl pP) pac) (P P7 N PP) B2 12 BERNHARD RIEMANN, Von. diesen drei Ausdrücken bleibt. der erste, mit az 2 multiplicirt, offenbar für z = 0 einändrig und endlich; ebenso der zweite, mit E + a une ae py 41 multiplieirt, für s , der dritte, mit (1 * ef multiplieirt, für æ — 1, und dasselbe gilt von allen drei Ausdrücken für alle von 0, oo, 1 e Werthe von c: es ist daher (ppp e P J eoa eine allenthalben stetige und einändrige Function, also eine Constante. ist ferner — O für z — oo und muss folglich allenthalben = 0 sein. Hieraus folgt Sie ` ppc 2 pP BÓ ea wp^ LUN UMEN B iir P pP EE + eg p c ph. B M ep. — — E iie. e i | P Die Function 2 ist demnach einwerthig und muss überdies allenthalben P endlich, siso w. z. b. ist, constant sein, wenn noch bewiesen wird; dass e Pd P und P nicht zugleich für einen von O, 1, oo wargnhie denen Werth von x verschwinden können. ? Zu diesem Ende bemerke man, dass 0 dp a’ dP 1 - Ki dpP. era u dh. d Y y Det. (c) (o — P SE ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION Fa, B, y, x). 13 und folglich für & = 0, O, 1 unendlich klein von den Ordnungen e+«@— 1, 6 + BIS 2 — — yy, Ty 1 wird, übrigens aber stetig und einändrig bleibt, so dass | a’ e ; c dP a’ dP — — «--1 l Poe 3 p- pr ( da: da e ( r) eine allenthalben stetige und einändrige Function bildet, folglich einen con- stanten Werth hat. Dieser constante Werth dieser Function ist nothwendig von Null verschieden, weil sonst log pe log p" — const., folglich « = œ sein würde gegen die Voraussetzung; offenbar müsste sie gleich Null werden, ied, N 0 « ; wenn für einen von 0, 1,00 verschiedenen Werth von & P u. P gleich- diee dp" ap“ zeitig verschwänden, da PR als Derivirte einändrig und stetig blei- bender Functionen nicht unendlich werden kónnen. Es werden daher P^ u. P für keinen von 0, 1, OC verschiedenen Werth von x gleichzeitig — 0, und es bleibt die einwerthige Function Eo T pre pu y — — [/4 ps ipao Labs top JI E. oic en allenthalben endlich, mithin constant, w. z. b. w. Aus dem eben bewiesenen Satze folgt, dass in zwei Zweige Einer P-function;: deren Quotient nicht constant ist, jede andere P- function mit gleichen Exponenten sich lineär mit constanten Coefficienten ausdrücken lässt und dass durch die im Art. L geforderten: Eigenschaften die zu definirende Function bis auf zwei lineär in ihr enthaltene Constanten völlig bestimmt ist. Diese werden in jedem Falle leicht aus den Werthen der Function für specielle Werthe der Veränderlichen gefunden, am bequemsten, indem man die Ver- änderliche einem der Verzweigungswerthe gleich setzt. Ob es immer eine jenen Bedingungen genügende Function gebe, bleibt freilich noch unentschieden, wird sich aber später durch die wirkliche Dar- stellung der Function mittelst bestimmter Integrale und hypergeometrischer Reihen erledigen und bedarf daher keiner. besondern Untersuchung. 14 BERNHARD RIEMANN, Ys Ausser den für jedwede Werthe der Exponenten móglichen Transfor- mationen des Art. II. ergeben sich aus der Definition noch leicht die beiden Transformationen : A4 DO 1 100-1 (A) rlo g y al s 28 y vel, hey yY wo nach dem Früheren 6 + f + y +y — à sein muss, und 0 oo 1 1 6 02 , (B) r jo 0 y 2 - rp yy Val, py EN, | wo y+ y = i und 9 eine imaginäre dritte Wurzel der Einheit bezeichnet. Um sämmtliche Functionen, welche sich mit Hülfe dieser Transformationen auf einander zurückführen lassen, bequem zu übersehen, ist es zweckmässig, stalt der Exponenten ihre Differenzen einzuführen und, wie oben vorge- schlagen, durch PC — , B — 5, y — y', x) sämmtliche in der Form Jü — z)? P s : : a) enthaltenen Functionen zu bezeichnen, wobei œ — , P— b’, y —y' die erste, zweite, dritte Exponentendifferenz genannt werden mag. Aus den Formeln im Art. IL folgt dann, dass in der Function P(4, u, v, £) die Grössen 4, u, v beliebig ins Entgegengesetzte verwandelt und beliebig unter einander vertauscht werden können. Die Veränderliche nimmt dabei 1 1 a einen der 6 Werthe z, 1 — x, a P T , an, und zwar Tr 1 - r—1 haben von den- 48 auf diese Weise sich ergebenden P-functionen je acht, welche durch blosse Zeichenünderung der Grössen A, u, „ aus einander her- vorgehen, dieselbe Veränderliche. Von den in diesem Art. angegebenen Transformationen A und B ist die erste anwendbar, wenn von den Exponentendifferenzen entweder eine gleich 2 oder zwei einander gleich sind, die zweite, wenn von ihnen entweder zwei — $ oder alle drei einander gleich sind. Durch successive Anwendung dieser Transformationen erhált man daher durch einander ausgedrückt : ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION (a, B, y, x). 15 I. P(u,», $, 22), P(u, 2, u, xy) und PGO, 2u, v, 23), à 1 wobei v(1— 22) = 1— 22, v(i —) =, i — 223, also ` N 1 z = 4 (1 — 2) = — sich ergiebt. Az (1 p X5) 5 y y v II. PC, , v, 25), PO, 25 p 2), N, 2, ,. ai), y v v P(3, v, i, v4), P(1, 2 t 5); PU $, 23? vg), P1 2 it wenn 1 — d E ss TON und folglich 2 E 3 (o? — e) xs (1 ss), 94 x + 0° *4 (o? + 3)? 3 2 5 7 E: 5 x4 (1 ves x4) = G * X5) (o "e X5) di (1 X5 (1 x5)) ; ferner nach l. 27 xz? (1 — x5)? gi 21 x5? (1 GI x5)? j 1 4x4 (1 — E.) ER pans PEEL elta 446 (1 — xg) III. PC, „, X, æ2), PC, 2, v; xi) P(4,»,3, 23), P(4, 2, i, x4); wenn x; = 4 (2 — xp — >) E ie), — T«r — x). Alle diese Functionen können noch mittelst der allgemeinen Transformationen umgeformt und dadurch ihre Exponentendifferenzen beliebig vertauscht und mit beliebigen Vorzeichen versehen werden. Ausser den beiden Transcen- denten IL und III. lässt, wenn eine Exponentendifferenz willkührlich bleiben soll, nur noch die Function P(», 3,3) = P(v,1,») eine häufigere Wieder- 0 0 holung der Transformationen A und B zu, welche indess, da HG iod x) = const. x” + const.’, auf ganz elementare Formeln führt. In der That ist die Transformation B nur anwendbar auf P(», », ») oder P(},v, ), also nur auf die Transcendente IL; die Transformation A aber lässt sich häufiger als in I. nur wiederholen, wenn entweder von den Gróssen u, v, 2u, 2v eine gleich 4 gesetzt oder eine der Gleichungen u =», u = 2», v — Qu angenommen wird. Von diesen Annahmen führt 4 — 2» oder v = 2u auf die Transcendente IL, „ , sowie 2u oder 2» = 4 auf die Transcen- dente III., endlich w oder » = 4 auf die Function P(», 1, H. 16 | BERNHARD RIEMANN, Die Anzahl der verschiedenen Ausdrücke, welche man durch diese Transformation für jede der Transcendenten I— III. erhält, ergiebt sich, wenn man berücksichtigt, dass in den obigen P-functionen als Veränderliche alle Wurzeln der Gleichungen, durch welche sie bestimmt werden, zulässig sind und jede Wurzel zu einem Systeme von 6 Werthen gehört, welche mittelst der allgemeinen Transformationen für einander als Veränderliche eingeführt werden kónnen. Es führen aber im Falle I. die beiden Werthe von x, und xz, welche zu einem gegebenen xo gehören, auf dasselbe System von 6 Werthen, so dass jede der Functionen I. durch P-functionen mit 6.3 — 18 verschiedenen Veründerlichen ausgedrückt werden kann. Im Falle II. führen von den zu einem gegebenen Werthe von x5 ge- hörigen Werthen die beiden Werthe von xg und x4, die 6 Werthe von x5 und von den 6 Werthen von xg und von xi je zwei zu demselben Systeme von 6 Werthen. Es liefern also x, und xg je drei und x5, ..., xg je ein System von 6 Werthen, also alle zusammen 6.10 = 60 Werthe, durch deren P-functionen sich jede der Functionen IL ausdrücken lässt. Im Falle IH. endlich liefern x5, die beiden Werthe von xo, die beiden Werthe von x,, und von den vier Werthen von xı je zwei ein System von 6 Werthen, so dass jede der Functionen III. durch P-functionen von 6.5 = 30 verschiedenen Veränderlichen darstellbar ist. In jeder P-function können nun ohne Änderung der Veränderlichen mit- telst der allgemeinen Transformationen die Exponentendifferenzen beliebige Vorzeichen erhalten, und also kann, da keine dieser Exponentendilferenzen = 0 ist, eine und dieselbe Function auf 8 verschiedene Arten als P-funetion derselben Veränderlichen dargestellt werden. Die Anzahl sämmtlicher Aus- drücke beträgt also im Falle I. 8.6.3 — 144, im Falle IL 8. 6. 10 — 480, im Falle III. 8. 6.5 = 240. | XL Wenn man sämmtliche Exponenten einer P-function um ganze Zahlen ändert, so bleiben in den Gleichungen (3) Art. III. die Grössen ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION (o, B, y, 2). 19 Beschrünkt man sich, um ihre Ableitung möglichst zu vereinfachen, auf den Fall y=0, auf welchen der allgemeine nach Art. II. leicht zurückgeführt wird, und setzt P— y, P^ — y, P* = y”, so ergiebt sich, dass die Functionen dy” MW d?y d?y ^ dy' de , dy' , d?y , dlog x dlog x' € dlog Jog az“ dlog æ d log æ2 dog æ dlog x? „ — y mi x vie d (1— 4 y tt mulüplicirt, endlich und einàndrig bleiben für endliche Werthe von z und unendlich von der ersten Ordnung werden für x= 00, und dass überdies das erste dieser Producte für æ= 1 unendlich klein von der ersten Ordnung wird. Für y = const.“ y'-I- const.“ y” findet daher eine Gleichung von der Form statt ) d?y 62 — ppa (A+ Ba) in welcher A, B, A', B' noch zu bestimmende Constanten bezeichnen. RE , = 0 "— Tu alitur s Nach der Methode der unbestimmten Coefficienten lässt sich eine Lösung dieser Differentialgleichung nach um 1 steigenden oder fallenden -Potenzen in eine Reihe Xa c j entwickeln, und zwar wird der Exponent u des Anfangsgliedes im ersten Falle, wo er der niedrigste ist, durch die Gleichung uu — Au + A — 0 und im zweiten, wo der hóchste ist, durch die Gleichung au Bu + B'=0 bestimmt. Die Wurzeln der ersteren Gleichung müssen æ und a die der letztern — und — "y sein und folglich ist | Azapa A = aa B= p +p B = pp, = y der Differentialgleichung , und es genügt die Function PC, 4 + ©) di , , > (a + 4. + WEHR) agg t (a — B8'z)g = 9. voc y eru dlog x? C2 20 (5s) BERNHARD REEMA NN; Es bestimmen sich . die enden aus einem von ihnen mittelst der Recursionsforme! ö O = y ist dob ntt mov bes inii vif. o Giga “+ 1 — ER : welcher % = Maiak E gonigt ERS 1 Due (3^) Demnach bildet die Reihe | fia Il (n — a) JI (o — 22 II (— » — (8) Ea 8). soweli wenn die Exponenten von & oder q“ an um die Einheit steigen, als auch wenn sie von — 8 oder — 8 an um die Einheit fallen, eine Lösung der Differentialgleichung ks zwar. bez. w. diejenigen particularen Lösungen, y — Const. z welche oben durch P T a ; PB, p. bezeichnet worden sind. Nach Gauss, welcher ‚durch, F (a, b, e, &) eine Reihe bezeichnet, in (2 +a) E. (IC eh und das erste Glied = 1 ist, lässt sich dieses 1 8 für den einfachsten Fall, für g= O, so uoa iot B 5 OR E. F(B, 8, 1—2', a) welcher der Quotient des n + tten Gliedes in das folgende = oder a 0 F (a, b, e, 2) i FEQ. j^siocgb ow Aus demselben erhält man auch leicht einen Ausdruck der P-function durch ein bestimmtes Integral, indem man in dem allgemeinen Gliede der Reihe für die IZ-functionen ein Euler'sches Integral zweiter Gattung einführt und dann die Ordnung der Summation und Integration vertauscht. Auf diese Weise findet man, dass das Integral £ uasa fi ae 97 bad c us. von einem der vier Werthe O, 1, t OC bis zu einem dieser vier Werthe ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION F(a, £, y, x). 17 i due ppi moy An ein (e J-B-y)ne " en (e + Poia ein (e + A Hag, in (a FR + Hua g an Ce. f.. N. Dae an (e + f. . Ma et ungeündert. i : Sind daher in den Fünctionen P(S 5. EDT Pg 1 P 1 Yı N.) die ent- sprechenden Exponenten «æ und a, ele, um pi Zahlen Tada so kann man die acht Grössen (« » ; (a- p (24 „), len acht Grössen c p 4 6 egi gleich annehmen, da aus der Ac der fünf willkührlichen die. Gleichheit der drei übrigen folgt. Tat der im Art. IV. angewandten Pu folet len: p^ pf P p ^: - pa (b) (p^ p? : — p p p» Det (e) c? l 1— P” Pr), urs wenn man von den Grössen «+ «', ind ata, B+B, und B +p y +y, und y, +y’ diejenigen Grössen jedes Paars, welche um eine positive — — — ganze nun kleiner sind, als e andern, 354 c, B; *y bezeichnet, so, ist reli ‚ee p fer) 4 (1 0 Y eine Function von x, welche einándrig und endlich bleibt für. x = 0, xcd und alle. übrigen qmiicbun | Werthe von x, für x — oc aber unendlich wird von. der. Ordnung — c — y — ds folglich eine ganze Function F vom Grade u u e P | | Man bezeichne nun, m früher, die ns wir iai B— f, - dureh 4, u, , In Betreff dieser ergiebt sich zunächst: ihre Summe ändert" sich um eine gerade Zahl, wenn sich sämmtliche Exponenten um ganze Zahlen ändern; denn sie übertrifft die Summe sämmtlicher Expo- nenten, welche unverändert 1 bleibt, um — 2 (a+ f. + 7), welche Grösse sich dabei um eine gerade Zahl ändert. Sie können sich aber dabei um jedwede ganze Zahlen ündern; deren Summe gerade ist. Bezeichnet man ferner aa f; — f',, „= durch 47, l und durch 44, Au, Av die Mathem. Classe. VII. C 18 BERNHARD RIEMANN, absoluten Werthe der Differenzen 4 — 4,, u — U, » —»,, so ist von den Grössen «+ & und «'-F e, diejenige, welche um die positive Zahl 44 kleiner ist, als die andern hetente, he UM also = 2 2- -a= € Ueber und ebenso F gem 2 Lu Ms ambo. dear dons [eni dem 2 Der Grad der ganzen Function F, welcher gleich der Summe dieser Grössen ist, ergiebt sich daher A + du ++ 4. — ee Se: — 1. vH. Sind jetzt P 6 * 2 *), * (g, Bi e 4), P C e. ^ 72 =) drei Functionen, in welchen = die e Eber um e Zahlen unterscheiden, so fliesst aus diesem Satze mittelst der identischen Gleichung . PC spit) + pip p ptt) =0 der wichtige Satz, dass zwischen ihren entsprechenden Gliedern eine lineäre homogene Gleichung stattfindet, deren Coefficienten ganze Functionen von x sind, und dass also »sümmtliche P-functionen, deren entsprechende Exponenten sich um ganze Zahlen unterscheiden, sich in zwei beliebige von ihnen lineür mit ratio- nalen Functionen von x als Coefficienten ausdrücken lassen. Eine specielle Folge aus den Beweisgründen dieses Satzes ist, dass sich der zweite Differentialquotient einer P-function lineür mit rationalen Functionen als DOES! in zw ersten und die jepcumio von aundrücken lässt, und also ae EX 2 22 L Nee "t 12 m sranüot b L. uva EI 4 8 S zweiter Or dnung Snus ES dy Kr ee g E TL Om adio 3 10 s 3s iEn eg E, anf ZUR THEORIE DER GAUSS'SCHEN FUNCTION. EE (a, f, y, x); 21 auf beliebigem Wege erstreckt eine Function 72656 8 % a) bildet und bei passender Wahl dieser Grenzwerthe und des were, von einem zum andern jede der sechs Functionen p* Pe m a darstellt. Es lässt sich aber auch direct zeigen, dass das que die charakteristischen Eigenschaften, einer solchen Function besitzt. Es wird dies in der Folge geschehen, wo dieser Ausdruck der P-function durch ein. bestimmtes Integral zur Bestimmung der in is in p* ,P^,.. noch willkührlich gebliebenen Factoren benutzt werden soll; und ich bemerke hier nur noch, dass es, um diesen Ausdruck allgemein anwendbar zu machen, einer Modifieation des Weges der Integration bedarf, wenn die Function unter dem Integralzeichen für einen der Werthe 0, 1, z? * 80 unendlich wird, dass sie die Integration bis an denselben nicht zulässt. VIII. Zufolge der im Art. II. und dem e erhaltenen Gleichungen a 6 4 p us y pt B eT 2 P s) a^ (1— 4 (% e Gohe oom gel a Const. 2^ 4 a)" F(B a Y B '4-acry; a A 1, 4) fliesst aus jedem Ausdrucke einer Function durch eine P-function eine Ent- wicklung derselben in eine hypergeometrische Reihe, welche nach steigenden Potenzen der Veränderlichen in dieser P-function fortschreitet. Nach Art. V. giebt es 8 Darstellungen einer Function durch P- functionen mit derselben Veränderlichen, welche durch Vertauschung zusammengehöriger Exponenten aus einander erhalten werden, also z. B. 8 Darstellungen mit der Veränder- lichen &. Von diesen liefern aber je zwei, welche durch Vertauschung ihres zweilen Paares, 8 und 8“, aus einander entstehen, dieselbe Entwicklung; man erhält also vier Entwicklungen nach steigenden Potenzen von ®, von denen zwei, welche durch Vertauschung von 7 und 7 aus einander c3 werden, die Funetion Pe, die beiden andern die Function pt darstellen. Diese vier Entwicklungen convergiren, solange der Modul von s< 1, und divergiren, wenn er grösser als 1 ist, während die vier Reihen nach fallen- 22 B. RIEMANN, ZUR THEORIE DER GAUSS’SCHEN FUNCTION Z (a, Êy *). den Potenzen von z, welche p? und p? darstellen, sich umgekehrt ver- halten. Für den Fall, wenn der Modul von & gleich 1 ist, folgt aus der Fourierschen Reihe, dass die Reihen zu convergiren aufhóren, wenn die Function für z — 1 unendlich von einer hóhern Ordnung als der ersten wird, aber convergent bleiben, wenn sie nur unendlich von einer niedrigern Ordnung als 1 wird oder endlich bleibt. Es convergiren also auch in diesem Falle nur die Hälfte der 8 Entwicklungen nach Potenzen von z, solange der reelle Theil von y’— y nicht zwischen — 1 und +1 liegt, und sie convergiren sämmtlich, sobald dieses stattfindet. Demnach hat man zur Darstellung einer P-function im Allgemeinen 24 verschiedene hypergeometrische Reihen, welche nach steigenden oder fallen- den Potenzen von drei verschiedenen Gróssen fortschreiten, und von denen für einen gegebenen Werth von x jedenfalls die Hälfte, also zwölf conver- giren. Im Falle I. Art. V. sind alle diese Anzahlen mit 3, im Falle II. mit 10, im Falle III. mit 5 zu multipliciren. Am geeignetsten zur numerischen Rechnung werden von diesen Reihen meistens diejenigen sein, deren viertes Element den kleinsten Modul hat. ; Was die Ausdrücke einer P-function durch bestimmte Integrale betrifft, die sich durch die am Schlusse des vorigen Art. aus den Transformationen des Art. V. ableiten lassen, so sind diese Ausdrücke sámmtilich von einander verschieden. Man erhält also im Allgemeinen 48, im Falle I. 144, im Falle IL 480, im Falle III. 240 bestimmte Integrale, welche dasselbe Glied einer P- function darstellen und also zu einander ein von = unabhängiges Verhältniss haben. Von diesen lassen sich je 24, welche durch eine gerade Anzahl von Vertauschungen der Exponenten aus einander hervorgehen, auch in einander transformiren durch eine solche Substitution ersten Grades, dass für irgend drei von den Werthen 0, 1, oc, e" der Integrationsveränderlichen s die neue Veränderliche die Werthe 0, 1,00 annimmt, Die übrigen Gleichun- gen erfordern, soweit ich sie untersucht habe, zu ihrer Bestätigung durch Methoden der Integralrechnung die Transformation von vielfachen Integralen. — ——— L——ͤ—ͤ—6ẽ ABHANDLUNGEN DER HISTORISCH - PHILOLOGISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN. SIEBENTER BAND. Hist.- Philol. Classe. VII. A ILKA 97V 97 9 e — © / 797% Yan... Ai Kys d à Arg p ^g uA 77 9^ ors. 7785 ex mpy” - 945^X7 è IP oT] N F la 4 nv FF eee e eee 7 7: 2 / | Í : * qy 9 o S = / 17 nd AIT yfirl Pepe re ha qf quaes RÄT PH Pe: sve nn regen nire E ZT yo 4^ AS Ana LI Erklärung der grossen Phönikischen po von Sidon und einer Aegyptisch - Aramüischen, mit den zuverlässigen Abbildern beider. Der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften am 19ten Januar 1856 als dem ersten Jahrestage der Entdeckung der Sidonischen Inschrift vorgelegt von H. Ewald. Die grosse Phönikische Inschrift von Sidon. As ich im Spätjahre 1848 der Kön. Gesellschaft der ‚Wissenschaften die Abhandlung „über die neuentdeckte Phönikische Inschrift: zu Marseille « vor- legte, war jene Inschrift die einzige Phönikische welche, obwohl auf eine beklagenswerthe Art zur Hälfte verstümmelt und vorzüglich auch deshalb sehr schwer zu verstehen, eine grosse und schon durch diese Grösse sehr lehrreiche genannt werden konnte. Durch einen äusserst glücklichen Zufall ist nun am 19ten Januar 1855 nale bei Ssaidà oder dem alten Sidon selbst eine andre nicht nur eben so grosse sondern auch im Allgemeinen besser erhaltene entdeckt, welche auch an Alter und gewichtigem Inhalte sich leicht als hinter jener nicht zurückstehend zu erkennen gibt. Haben nun die wis- senschaftlichen Bemühungen um eine genauere Erkenntniss des ganzen Phó- nikischen Alterthumes, bei der grossen Zerstreutheit seiner Überbleibsel und den besondern Schwierigkeiten welche sich hier ungewöhnlich aufhäufen, erst in unsern neuesten Zeiten wirklich begonnen, so kommt uns ein solches neu- entdecktes inhaltreicheres Hülfsmittel dabei hóchst willkommen entgegen. Ohne Übereilung bei dem Bestreben es zu entziffern sicher zu verstehen und richtig 9 A 4 H. EWALD, anzuwenden, müssen wir doch sobald als möglich uns bemühen es nicht nur seinem Inhalte und Werthe nach einzureihen in die bisherigen noch ziemlich unausgefüllen Fächer unsrer Phönikischen Erkenntnisse !), sondern auch es in sq zuverlässigen Abbildern als möglich allgemein nutzbar zu machen. Folgt. dann, wie wir dieses am meisten zu wünschen und zu hoffen haben, bald eine neue Bereicherung unsrer Hülfsmittel, wozu jetzt durch: diesen glück- lichen Fund eines Königssarges auf der langgestreckten Küste Phönikiens selbst die berechtigtste Erwartung gegeben ist, so können wir sie dann desto leichter richtig verstehen und schätzen. Jeder geringere oder grössere Bei- trag dieser Art welcher aus den weitzerstreuten und tiefverschütteten Trüm- merhaufen Phönikischer Bildung wieder auftaucht, ist uns von unschätzbarem Werthe: aber die ungemein grossen Schwierigkeiten eines richtigen Verständ- nisses welche uns hier von allen Seiten umgeben, lichten sich nur wenn wir hier von Stück zu Stück von Stufe zu Stufe ebenso emsig als möglichst sicher fortschreiten. Ein richtiges wenn auch dunkles Gefühl der Wichtigkeit dieses Fundes hat sich denn auch alsbald von den in Sidon und Palästina damals gerade anwesenden gebildeteren Europäern und Amerikanern aus sehr bald in der wissenschaftlichen Welt verbreitet; und man hat sich sowohl in Amerika, wohin zwei Abschriften durch die in Sidon zufällig anwesenden Amerikanischen Glaubensboten am frühesten gelangten, als in Europa sogleich sehr eifrig bemühet die Inschrift zu veröffentlichen zu übersetzen und zu erklären. Was nun in dieser Beziehung bis gegen das Ende des vorigen Jahres von sehr verschiedenen Seiten aus versucht und geleistet ist, habe ich bereits an einem andern Orte 2) só ausführlich und só bestimmt erörtert dass es hier leicht 1) Diese sind seit 1847 —48 besonders durch eine Menge Punischer Inschriften und deren Enizifferung vermehrt: s. die Entzifferung der Neupunischen Inschriften in den Gölt. gel. Anz. 1852 St. 172— 175; ich führe unten diese Abhandlung nach dem ebenfalls 1852 erschienenen besondern Abdrucke án. Die Abhand- lung über die Massilische Inschrift führe ich hier ebenfalls nach ihrem beson- dern Abdrucke 1849 án, da der Druck in den Jahrbüchern der Biblischen Wis- senschaft I. 1849 weniger genau ist. 2) In den Gött. gel. Anz. 1856 St.3. Auf diesen Aufsatz weise ich hier zurück, da sein Inhalt sonst auch ganz in diese Abhandlung gezogen werden könnte. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 5 übergangen werden mag, umsomehr da dort schon auf diese Abhandlung als sogleich folgend verwiesen wurde und man jenen Aufsatz auch als eine Vor- rede für diese längere Abhandlung betrachten kann. Ich habe, sobald ich im vorigen Sommer die aus Sidon nach Deutschland gekommene Abschrift in dem viel Gutes enthaltenden Buche Fr. Dietrich's empfing, die Inschrift rein fürsich untersucht und mir entziffert, auch schon damals ihre Erklärung im Ganzen völlig só festgestellt wie ich sie hier gebe. Allein ich erkannte auch damals sofort dass mehrere Stellen dieser in Stein gedruckt vorliegenden Abschrift unrichtig und unzuverlässig seien: und da man schon damals erwarten konnte der bei Sidon ausgegrabene Kónigssarg werde bald durch den um die Kunde und Erklärung aller solcher Alterthümer vielverdienten edelmüthigen Duc de Luynes, welcher ihn für sich erworben, näher untersucht und sicher beschrieben werden, auch von einer zweiten an dem Sarge zu lesenden Inschrift verlautete, so beschloss ich mit der Veröffentlichung meiner Erklärung einige Zeit zu warten; da es ja überhaupt in diesen Dingen keiner übergrossen Eile bedarf. Jetzt nun lege ich diese só vor wie sie sich mir ganz unab- hängig von den bisherigen Versuchen einer Entzifferung gestaltet hat. Zugleich aber mit dieser Abhandlung kann ich jetzt das erste treue Abbild der Inschrift veröffentlichen, einem offenbar ganz genauen Lichtbilde folgend welches der Due de Luynes von der Inschrift genommen und mir in einigen Abbildern mitzutheilen die Güte hatte. Ausserdem verdanke ich seiner Hand die erste nühere Nachricht über die zweite Inschrift welche auf dem Sarge sich findet und welche, wie bald erhellen wird, zwar nicht ihres Inhaltes aber einiger andern Umstünde wegen uns von nicht geringer Wichtigkeit ist. Der Zustand der Inschrift. | Die Inschrift fndet sich eingegraben in die Brust und den Leib des Königsbildes welches den Sarg bedeckt. Warum sie auf eine uns so auffal- lende Weise gerade dieser Stelle eingegraben sei, sodass sie jedem der etwa den Sarg zu óffnen und den hier ruhenden Todten zu stóren sich erkühnen sollte zuerst in die Augen fallen musste, das erklärt sich nur aus ihrem Inhalte; wie unten leicht erhellen wird. Sie besteht aus 22 langen Zeilen, welche äusserlich ziemlich gleich- 6 H. EWALD, mässig sich halten; und ist, schon nach dem ersten Anscheine zu urtheilen, mit vieler Genauigkeit in grossen festen nur hie und da etwas dünner gehal- tenen Zügen ausgeführt. Sie hat aber nirgends irgendein Lesezeichen, weder am Ende der Sätze noch zur Abtrennung der einzelnen Wörter, noch auchnur am Ende des letzten Wortes; noch weniger bei einem einzelnen Buchstaben. Nur mitten in der Z. 13 hat sie hinter einem Worte einen etwas grössern Zwischenraum, welcher absichtlich gelassen zu seyn scheint, der aber keineswegs einen Stillstand der Rede oder das Ende eines Satzes anzeigen soll: es wird unten bei der Erklärung von Z.13 über diese einzelne jedenfalls nicht sehr bedemi tende Erscheinung weiter zu reden seyn. Mit dem Ende jeder dieser sehr langen Zeilen schliesst zwar oft, ja man kann sagen in den meisten Fällen, das Wort, aber doch nicht beständig. Da die Inschrift ihrer ganzen Ausdehnung nach also nur Buchstabenreihen gibt, so ist sie uns schon wegen des Mangels an aller Worttrennung nicht ohne grosse Anstrengung zu verstehen, da wir die Worte selbst zu verstehen heute oft die grössten Schwierigkeiten haben. Wir umschreiben sie daher unten zur leichtern Lesung mit Hebräischen Buchstaben só dass wir zugleich durch die Worttrennung überall dén Sinn andeuten welchen uns die Worte zu haben scheinen. | Übrigens ist die ganze Inschrift sichtbar sehr gut erhalten, auch wie die Erklärung zeigt vollständig. Nur auf Z.16 und 17 hat sie eine schad- hafte Stelle wodurch ziemlich viele Buchstaben mehr oder weniger verstümmelt oderauch ganz ausgelöscht sind 1). Diese Beschädigung, welche uns die voll- Ze sichere Erklärung nicht wenig erschwert wie unten weiter zu zeigen „ hat sie aber erst beim Aufgraben durch die Arbeiter erlitten; und leider =. die Lücke höchstens durch wahrscheinliche Vermuthung wieder ergänzt werden zu können. 1) Gerade hierin sind die bisher veröffentlichten Abschriften höchst unzuverlässig sowie sie auch sonst manches unrichtige enthalten. Wir bemerken dieses alles aber unten nicht weiter, da wir vielmehr das getreue Abbild selbst veröffent- lichen. : ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 7 Von der grössten Wichtigkeit ist uns nun aber hier die Beachtung der andern Inschrift welche ebenfalls dem Königsbilde auf dem Sarge eingegraben ist. Sie findet sich um den Kopf des Bildes in einer Art von Halbkreise, und besteht aus 6 Zeilen und einer unvollendeten siebenten. Als man sie näher untersuchte, fand man aber dass sie dem Inhalte nach ganz dieselbe sei wie die auf Brust und Leib zu lesende, nur nicht ebenso lang. Sie er- streckt sich nämlich bis in die Mitte der Z. 13 der vollständigen Inschrift : woraus man schon ersehen kann dass ihre Zeilen etwa noch einmal so lang ausgedehnt sind. Was dabei noch sonderbarer, sie hórt mitten in einem Worte auf, nämlich hinter dem » des Wortes *1»»oww Z. 13. Diese ganze Erscheinung zu deuten kónnte schwer scheinen. Da die Inschrift, wie unten erhellet, alle zurückschrecken solle welche etwa den Sarg zu óffnen oder sonst den Todten in seiner Ruhe zu stóren sich erkühnen würden, so könnte man vermuthen sie sei eben dieses schreckenden Inhaltes wegen absichtlich wiederholt. Allein da wäre sie doch wohl entweder ganz vollständig oder, wenn verkürzt, in ihrem Haupttheile und bis zu einer pas- senden Ruhestelle wiederholt: sie schliesst aber mitten in einem Worte wel- ches, wie sich unten zeigen wird, sogar selbst wieder mitten in einem Satze steht. Wir nehmen daher wohl richtiger án dass der Steinhauer sie zuerst wirklich vollstandig um den Kopf des Todtenbildes einhauen wollte, als spräche der Todte sie so nahe als möglich aus dem eignen Munde, dann aber aus irgendeinem Beweggrunde sie hier nicht vollendete, sondern sie von vorne an noch einmal und nun vollständig auf Brust und Leib schrieb. Wie dem seyn mag, diese Wiederholung der ganzen grössern Hälfte der . Inschrift bringt uns zum desto sicherern Verständnisse zufällig einige Vortheile welche nicht willkommner seyn können. Einmal nämlich scheint sich das Denkwürdige zu ergeben dass jede ihrer 6 Zeilen mit einem Worte schliesst: ihre Z. 1 schliesst mit 051479 Z. 2 der vollen Inschrift, ue Oi A--ov unmeahaslisd mmol en — p r — — A r — 3292 727° 8 u, — — 5 e — mw nun. 10 — 5g ^— — 1 — 13— — — 8 H. EWALD, Indess schliessen doch auch in der vollständigen Inschrift die meisten Zeilen mit dem vollen Worte; und umgekehrt ist hier aus Z. 2 der letzte Bubstab n von m» ganz abgefallen, als wäre er im Anfange der folgenden Zeile ver- gessen. Wir wollen also nicht zuviel Gewicht darauf legen, obgleich die Erscheinung immerhin merkwürdig bleibt. Dass die Worttrennung desto leichter als Gesetz angenommen wird je länger die Zeilen sind, ist leicht verständlich. — Viel wichtiger ist zweitens dass sich auch einige verschiedene Lesarten zwi- schen beiden Inschriften zeigen: zwar im Ganzen wenige und grösseren Theiles unbedeutende, aber doch für uns sehr lehrreiche. Sie sind, wenn man sie näher untersucht, nur kleine Versehen die dem Steinhauer zur Last fallen; und das jedesmal richtige konnte von einem geschickten Leser ziemlich leicht gefunden werden, wo es zweifelhafter war. Aber für uns haben auch diese Kleinigkeiten alle noch eine weit wichtigere Bedeutung. Auch zeigt sich dass von den 5 Versehen dieser Art 4 allein auf die unvollendete Inschrift fallen: und vielleicht war dieses ein Grund sie unvollendet zu lassen. Sehen wir aber dabei auf das Ganze und Grosse, wie es sich aus der richtiger treffenden Entzifferung und Erklärung ergibt, so müssen wir trotz dieser kleinen vom Steinhauer verschuldeten Versehen sagen dass die Inschrift mit einer sehr gleichmässigen Genauigkeit und Emsigkeit ausgeführt ist bk Als sie eingehauen wurde, stand Phönikische Schrift offenbar in ihrer Blüthe, und man befleissigte sich allgemein einer nicht bloss äusserlich gefälligen und deutlichen sondern auch möglichst fehlerlosen und dabei gleichmässigen Schrift. Die Inschrift ist gross genug und einzelne Worte und Sätze kehren in ihr genug zu verschiedenen malen wieder um dieses zu erkennen. Dass sie auf einen Kónigssarg wn wurde, mag dazu — haben, aber erklärt nicht alles. Doch verschiedene und daher auch bessere oder schlechtere Lesarten treffen wir hier, wie gesagt: ja wir haben sie hier in ihrer allernächsten Ent- stehung und schon aus jenen Urzeiten stammend vor Augen. Da wir nun hier doch die ganze Inschrift wie oben bemerkt Hebräisch umschrieben geben 1) Man könnte höchstens denken sr Z. 12 wechsle mit = Z. 19: doch war die Bedeutung beider Wörter wohl etwas verschieden. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 9 wollen, so fügen wir zugleich die eben besprochenen verschiedenen Lesarten hinzu, mit kurzer Bemerkung welche in jedem Falle die bessere sei 1). Ausser- dem bezeichnen wir durch kleine lateinische Buchstaben das Ende der 6 Zeilen der unvollendeten Inschrift. — Und um bei der Umschrift einem in Semiti- schen Schriften stehenden Grundsatze zu genügen, ziehen wir einen einzelnen Buchstab der ein obwohl ursprünglich selbständiges Wort nach seiner Ab- schwächung an das vorige bloss anlehnt, also hier das 12), mit dem vorigen Worte in eins zusammen. asy 9 h Ton e eh d n»v3 53 n 1 mbna Sond ba "qoo w»»owN Jon D oix Ton Dan Tq?» 72 Wap DƷnfm T3 IDW aN Jan mon ın DM 700 12 n»53 »3232w» nhn nnb» In DN 523 nD: 55 nn map noa WN Dp» p ON sn2w» nón mw nun In) D222 DUhN2 D»003 wpn DN N n25»» 555 0373 "sewn In TII TADIN DNAN ^2U 2DW n?» 133W Jo On d UN DN *25v» nbn MN Nu UN DN 1DW% no» nn» WN DIN bD ya j3 n5 p» 5ws5)'3p3 aap ON ONDI nw 22v» c5. 1» ON 335v pop ja 5w»o wnonnn on tn owp c3oNn DND onnn "mM NW UN DN T22w5 nb» nnb» WN ND DN DW nam mw nx 10 v wee c» i ow nomo DIN DON wn n275*»7) » mw mons) 11 dy ja ] n*»us jm» qN2 ww nnn c»na3 "wm 951 0 12 ja mox ]?5 w»yowN PNI Ian neo 1290 m»» In. Der 7 13 DW eo, NN D]. Ton w»»»ww 7 72 72 Ovx q% nian 35» 14 Da mw paz ON Di T »wiowWN TM. n3 poan jn» nó»nv» n» 15 qni» D» NE DU OD mw pum c» yow pxa namaa na n|w cow 16 OD N 0 OH OQ nm 1) Dagegen wáre es jetzt ganz überflüssig noch die vielen Fehler der bisher ver- öffentlichten blossen Abschriften zu bemerken. 2) Nach dem in der Entzifferung der Neupunischen Inschriften S. 12 Gesagten. 3) Das n fehlt in der unvoll. Inschrift übel. 4) In der unvoll. Inschr. steht 07 nur durch ein leichtes Versehen. 5) Das 3 fehlt in der unvoll. Inschr., steht aber doch passender. 6) Das n vorne fehlt in der unvoll. Inschr. aus Versehen. 7) So richtig die unvoll. Inschr., während die vollendete unrichtig 75:73 ohne > hat. a—g bezeichnen das Ende der sechs bís sieben Zeilen der usui Inschrift. Hist.- Philol. Classe. VII. 10 H. EWALD, cn pa WN jn3w* D» N55 Dw 053. wenn 255 m pw np[o jews? n3 pa vs 17 055% yw yo qms bya ov nnwy? nas jox 5»25 n3 c^ yos xa cox yon 18 DIDON NYYD WN mox» nvo5 qjyo0w2 WN nn pT DEIN so wc mw 19 n5» nno» In cow 553 n35»» 55 nn wap oW exo 05525 yos 523 no» 20 D oh »32u»5 nbn MN nur ow» IDW joo» 5n ono» 3» ow 21 obs? cwn memo cwm wn on25wen qp 5w owpn ow 22 Die Schriftart. Wenden wir uns nun von diesen Ausserlichkeiten der Inschrift weiter zu ihrer Betrachtung sofern sie uns eine bestimmte Phónikische Schriftart vor Augen stellt: so haben wir hier sichtbar eine Schrift vor uns welche ihren Buchstabenzügen nach só alt oder noch älter seyn kann als irgendeine andre uns bisjetzt bekannte Phönikische. Die Züge weichen von denen der Massili- schen Inschrift in einigen Einzelnheiten merklich ab: allein dass deshalb unsre Sidonische jünger sei folgt daraus umsoweniger da die Phónikische Schrift sich ja in den von einander ziemlich unabhängigen sehr verschiedenen Städten und Ländern wo sie bestand und sich erhielt, auch sehr verschieden ausbilden konnte. Erst wenn wir aus Sidon selbst noch weit mehrere Inschriften hät- ten, könnten wir leicht näher erkennen welchem bestimmteren Zeitalter jede angehóre. Bisjetzt muss uns genügen dass wir keine kennen die wir für eine ültere als unsre halten müssten. Die Sehriftart zeigt sich auch dárin noch ganz alterthümlich und àcht Phönikisch dass sie die möglichen Vocalbuchstaben nirgends anwendet wo sie, nach dem Grundgesetze der Semitischen Schrift, nicht durchaus nothwendig sind. Denn das sn Z. 12 und x Z. 19 brauchte nicht eben far und dâr zu lauten, sondern könnte auch wie x" oder ähnlich sonstwie gesprochen werden. Wenn freilich das Wörtchen mn Z. 4. 5. 7. 10 zweimal. 11. 15. 16 (wahrscheinlich zweimal). 21 welches (wie unten zu zeigen ist) seiner Bedeu- tung nach fast ganz dem hebräischen Zeichen des Accusativs entspricht, bloss so wie das yth in Plautus Pönulus V. 1.6.7.8 oder das aus ihm verkürzte Hebräische -ny gesprochen wäre, so würde > in der Mitte des Wortes gar für einen gewöhnlichen Vocal zwischen zwei Mitlauten geschrieben gelten müssen: allein alles zwingt uns vielmehr anzunehmen dass es ursprünglich ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 11 dal lautete 1), und wir wüssten nicht warum es in jener weit ältern Zeit aus welcher jedenfalls unsre Inschrift abstammt, nicht noch wirklich so auch in gemeiner Rede gelautet habe. An dieser ebenso alterthümlichen als ursprünglichen Gedrungenheit und Gleichmässigkeit der Schriftart hat keine Semitische Schrift só fest gehalten wie die Phönikische, auch die Hebräische nicht. Und gewiss ist dieses eins von den vielen Zeichen der hohen Schriftbildung und Schulgelehrsamkeit welche in den Phönikischen Städten schon in so frühen Zeiten länger und fester als in den umliegenden Ländern einheimisch geworden seyn muss. Dass diese hier so lange und so zähe festgehaltene Schriftart sich aber allerdings auch in dieser Schrift endlich verändern und der gemeinen Hebräischen immer ähn- licher werden konnte, zeigen die Neupunischen Inschriften, wie ich diese 1852 in der Kürze entziffert vorlegte. Allein daraus folgt nicht dass auch die älteste und ihrem eignen Grund- satze am treuesten gebliebene Phönikische Schrift die Vocalbuchstaben dá ausgelassen hätte wo sie dem Gesetze aller Semitischen Schrift zufolge ?) nothwendig zu setzen waren. Wie ich nun schon früher alle Phönikische Schrift hierauf immer besonders angesehen habe 3), so zeigt auch unsre eben- entdeckte grosse Inschrift keine Abweichung von diesem Grundgeselze: was ich 1) Was sich aus dem in der gróssern Spl. S. 105 f erörterten hinlänglich erklärt. 2) Wie ich dieses Gesetz in andern Schriften wohl hinreichend erklärt habe. Will man aber sehen wie gewiss dieses ein ganz besondres Schriflgeselz sei, so vergleiche man nur díe Schrift welche der Semitischen örtlich und zeitlich so nahe angrenzt, die in gewisser Hinsicht ihre eigne Mutter ist, die Agyptische nämlich noch in ihrer Koptischen Gestaltung. Denn sosehr die Koptische Schrift Buchstabenschrift geworden ist, so trägt sie dennoch noch einige Spuren ihrer alten Urquelle an sich, sofern sie z.B. erlaubt N für en zu schreiben: was dem Semitischen Gesetze völlig widerstreitet, aber sich als zerstreutes Über- bleibsel aus der Wort- und Sylben - Bilderschrift erklärt. | 3) S. die Abh. über die Massilische Inschrift S. 6 f. und jenen Aufsatz Gött. gel. Anz. 1856 S. 28 f. Leider gibt unsere Sidonische Inschrift kein Beispiel eines stat. const. pl. auf , wie er sonst im Semitischen geschrieben wird: aber im Neupunischen wird dafür x- geschrieben, s. die Entzifferung der Neupun. Inschr. S. 11. 24. 28. B2 12 H. EWALD, hier, da es seinen Folgerungen nach sehr wichtig ist, noch mit besonderem Nachdrucke hervorzuheben für der Mühe werth halte. In der Mitte des Wortes wird also der Vocalbuchstab geschrieben, wo zwei Vocale dicht zusammenstossen. Zwar gehört dahin ein Laut wie ae von selbst nicht nothwendig, weil er als ein einfacher gelten konnte: vielleicht sprach das Phönikische diesen Mischlaut auch noch etwas einfacher als blosses ê, wie es beständig j2 und n3 auch für das Hebräische bn zwischen und ma Haus schreibt. Allein ein Wort wie m»s Z. 3.13 lautete dann gewiss wie mA ich ward geworfen, nach der Aramäischartigen Verkürzung dieser Bildung für das Hebräische »n»27; ähnlich 5»5 Z.6 wie ==. Und die Buchstaben v" Z.17 wurden wohl gewiss wos oder, wie man wenigstens später lieber ü für ô sprach, Wind ausgesprochen: wie dieses unten im Einzelnen weiter zu erklären ist. In letzterem Falle könnte zwar nach strenger Folgerichtigkeit auch ws zu schreiben hinreichen: aber die Bezeichnung des abweichenden Vocales vor dem bloss durch » getrennten folgenden drängte sich vonselbst leicht. ein. Dass am Ende des Wortes ein rein und voll auslautender Vocal ohne Bezeichnung durch einen Vocalbuchstab bleiben könne, dáfür gibt unsre In- schrift keinen Beleg noch Beweis: wir haben vielmehr in ihr eine Menge von Fällen wo das Wort mit » schliesst, meist als Zeichen des - als angelehnten Fürwortes meiner (da die Rede in der ersten Person ieh durch die ganze Inschrift hindurchgeht), aber auch sonst, wie »»» Z. 19 was wahrscheinlich wie im Hebr. »o> Schönheit bedeutete und ebenso auszusprechen war. Das Arabische schreibt am Ende des Wortes zwar den kurzen Vocal durch keinen Buchstaben, wenigstens mitten im Satze: aber das ist eben dieser Schrift eigenthümlich und aus der feinen Unterscheidung der kurzen und langen Vocale im Arabischen erklärbar. Das Hebräische kann einen auslautenden Vocal im vielsylbigen Worte unbezeichnet lassen, aber nur das -a und auch dieses nur in tonlosen Anbángsylben, wie ap gabarta. Aus alle dem folgt aber nicht dass das Phönikische hierin viel weiter ging als das Hebräische. Das Wörtchen 5 2.12 entspricht dem Hebräischen „ Frucht, konnte aber im Phönikischen sehr wohl kürzer per ausgesprochen werden, da sogar das Hebräische von ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 13 ihm die Mehrzahl nina bildet !). Und das w»^ Z. 10 entspricht zwar gewiss dem Hebräischen nun? nach unten, ebenso wie byn» Z. 11 dem Hebräischen novo? mach oben, und beide gehören zu den Wörtern und Bildungen in wel- chen diese beiden Sprachen im Gegensatze zu allen übrigen verwandten zu- sammentreffen: allein só gewiss als auch im Hebräischen in gewissen Fällen schon verkürzt 5»» für nw», gesagt wurde 2), konnten im Phönikischen diese häufigen Ortswörtchen schon beständig so hinten abgekürzt ausgesprochen werden. Wenn ferner p3 Z. 15. 17 (zweimal) dem Hebräischen »»»33. wir baueten entspricht, oder n% Z. 19. 4 dem Hebräischen Mob ich lernte: "so können diese Bildungen im Phönikischen sehr wohl kürzer etwa banin und lamadt oder lamadet gelautet haben, wie ähnlich im Aramäischen; wohin dann auch Fälle wie jo»»^ Z. 6. 7. 21 für das Hebräische -émi (mich) gehören. Im Abschleifen solcher Endungen ging das Phönikische sicher früh viel weiter als das Hebräische 5), und näherte sich in derselben Stufe mehr dem Aramäi- schen, dem es ja auch sonst wo es vom Hebräischen weiter absteht leicht am nächsten kommt. Wir sehen also bisjetzt keine Ursache uns in dieser Hinsicht seine Schrift als eine grundsátzlich andre zu denken. Die Sprache. Übersehen wir ferner die ganze Art der Sprache der Inschrift, wie diese sich aus unsern einzelnen oft so überaus mühsamen Entzifferungen ergibt: so finden wir durch diesen neuen grossen Beitrag im Wesentlichen ganz die- selben Erkenntnisse über das Phönikische als Sprache bestätigt welche ich nach viel geringern Hülfsmitteln schon in den früheren Abhandlungen als die Ergebnisse meiner Untersuchungen aufgestellt hatte. Allerdings sind unsre bisherigen Quellen zur Erkenntniss der Phónikischen Sprache só ungemein karg und dazu durch besondre Verhängnisse getrübt und verdunkelt gewesen ener Wenigstens in der Mischna, deren Sprache (wie ich schon früher behauptet) als um Tiberias gesprochen überhaupt in gewissen Dingen der Phönikischen etwas näher steht; s. über dies alles die Spl. S. 419 der letzten Ausg. 2) S. die Spl. S. 494 der letzten Ausg. 3) Ich bemerkte dieses schon auf Plautus’ Pönulus gestützt in der Abh. über die Massilische Inschrift S. 14. Doch hat der Poenulus auch cordthi d. i. ngap aber mit tonlosem i. 14 H. EWALD, dass jeder Zufluss schon aus einer schwachen Quelle stets überaus willkom- men seyn muss, um vieles was vorher noch sehr dunkel oder zweifelhaft war zu erhellen zu sichten und zu sichern. Wie schwach und noch besonders schwierig zu gebrauchen waren die ersten Hülfsmittel als ich im J. 1841 meine erste Arbeit zur Erklärung des Phönikischen veröffentlichte! Allein dennoch war schon in jener Abhandlung, abgesehen von den einzelnen Er- kenntnissen welche sich doch auch seitdem grösstentheils immer mehr bestätigt haben, der Grund einer allgemeinen Erkenntniss gewonnen welcher durch die folgenden Entdeckungen und Entzifferungen sich nur immer erweitert und ver- dichtet, durch die vorliegende letzte gróssere Entdeckung aber nun eine fast überraschende Sicherheit gewonnen hat; sodass wir, wenn wir dies stets wünschten, so jetut am meisten wünschen dass nur recht bald noch viele andre Funde der Art nachfolgen mógen. Das Phónikische hat mit keiner Semitischen Sprache soviele Gleichheit und nächste Verwandischaft als mit dem Hebräischen, aber es ist dennoch von diesem wieder verschieden genug und trennt sich nach gar vielen Seiten von ihm: dieses ist der Doppelsatz unsrer allgemeinen Erkenntniss der sich von jener ersten Abhandlung an nur immer mehr bestätigt hat und sich jetzt wiederum aufsneue noch vollkommner bewährt. Und freilich ist dieser Dop- pelsatz der Art dass wir ihn auch nach der grossen Völkergeschichte selbst nicht gerne anders hätten, so gewiss ich übrigens was ich in der Sprache aus ihren Quellen erkannte von Anfang an wie heute ganz unabhängig von den geschichtlichen Sagen über die alten Verhältnisse dieser Völker gefunden und erkannt habe. Wäre das Phönikische in allem Wesentlichen dem Hebräi- schen gleich, sodass es sich eiwa nur durch einige Lautwechsel von ihm unterschiede, so würden wir nicht entfernt begreifen können wiedenn die allen Sagen diese beiden Völker dennoch so weit von einander trennen konn- ten; und die Treue vieler Erinnerungen aus dem frühesten wie aus dem späteren Alterthume würde empfindlich leiden müssen. Aber das Phönikische ergibt sich vielmehr, wenn man es näher erkennt, bei aller engern Verflech- tung und Veräbnlichung mit dem Hebräischen als von diesem só wesentlich verschieden wie es seyn musste wenn die beiden obwohl ursprünglich ver- wandten doch sehr früh von einander geschiedenen Völker dennoch schon in 1 ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 15 sehr alter Zeit wiederum in so nahe Berührung und Vermischung mit einander kamen wie wir dies geschichtlich zum Theil wissen zum Theil noch immer weiter und deutlicher erkennen können. Eben deshalb aber ist es für uns sowohl geschichtlich als um der Sicher- heit der Erklärung Phönikischer Denkmäler und Überbleibsel willen auch sprach- lich gewiss am wichtigsten dass wir gerade die Abweichungen des Phönikischen vom Hebräischen überall am sorgfältigsten aufsuchen und am zuverlässigsten erkennen. Nach der ältern Art alle solche Phönikische Überbleibsel zu be- trachten und zu behandeln hat man vielfach noch in der neuesten Zeit sie zusehr bloss mit Hebräischem Auge und Sinne zu entziffern gesucht: es ist Zeit dass man hierin endlich zu richtigeren Ansichten komme. Wir gehen keineswegs dárauf áus das Phönikische so wenig als möglich Hebräisch zu machen: es ist uns lieb eine vollkommne oder doch möglichst nahe Gleichheit zwischen beiden Sprachen zu finden, den ältesten Semitischen die uns bisjetzt in grössern Stücken deutlicher erkennbar vorliegen. Aber wir halten es weder für sicher noch für nützlich die nicht-Hebräischen Bestandtheile des Phónikischen zu verkennen, und werden stets durch die genauere Entzifferung selbst zu deren Anerkenntniss getrieben. Dies bestätigt sich nun auch jetzt wiederum bei dem gróssten und wichtigsten Stücke Phónikischen Schriftthumes welches bisjetzt wiederenideckt ist. Wie sich dies alles nun im Einzelnen offenbare, werden wir besser unten in der Entzifferung des Einzelnen sehen, da diese noch immer aus vielen Ursachen só schwierig ist dass man nur von der genauesten Durch- forschung des Einzelnen aus zu sicheren Ergebnissen über das Allgemeinere fortschreiten kann, und alles Einzelne hier möglichst fürsich erklärt werden muss. Nur einige allgemeinere Bemerkungen über Sprachliches schliessen wir sogleich hier an. 1. Wie das Phönikische sich in den Lauten von dem Hebräischen unter- Schieden habe, kann einem sehr grossen Theile nach, nàmlich bei den meisten Vocalen, nicht mehr wenigstens aus solchen Denkmälern als unsre Inschrift ist deutlich erkannt werden, da wir sahen wie wenig diese Schriftart gerade dazu fähig sei. Was dagegen den aus der Schriftart sicherer zu erkennenden und zugleich gleichsam sinnlicheren Bestandtheil der Laute, nämlich die Mitlaute 16 H. EWALD, betrifft, so können wir genug sehen dass doch zwischen beiden Sprachen eine grössere Verschiedenheit herrschte. Wir wählen hier nur einige wichtigere Belege. Für das Hebräische v wurde im Phönikischen in vielen Wörtern der entsprechende Zischlaut y gesprochen: dies ist unten bei Z. 9 f. 22 erörtert. Ähnlich sprachen sich die Tyrier selbst mit y, wie wir jetzt aus den Denk- mälern wissen: während ihre Nachbaren sie meist mit / aussprachen. . Dass im Anfange der Wurzeln zwei dumpfere Stummlaute wie n5 leicht in die entsprechenden helleren 12 übergingen, ist bei Z. 6 erwähnt; es be- stätigt sich auch sonst, vgl das bodya im Poenulus V. 10 und was unten bei der Ägyptisch- Aramáischen Inschrift über 3 gesagt wird. Dass das Phónikische auch wohl d für / sprach, wurde zum Poenulus V. 3 erwähnt. Wir können dieses auch zur Erklärung eines ebenso häufigen als leicht etwas sehr dunkeln Wortes anwenden. Nämlich das alonim als Götter im Poenulus V. 1 hat sich nüu durch unsre Inschrift Z. 9. 16. 18. 22 - aufs vollkommenste bestätigt: aber wenn man frägt was das Wort ursprünglich bedeute, so erheben sich viele Schwierigkeiten. Mit dem Worte elöhim welches sonst als das rechte Semitische Urwort für diesen Begriff erscheint, kann es in keiner Weise verwandt seyn: denn so scheinbar die Verwandt- schaft beim ersten Anblicke ist, ebenso wenig lässt sie sich beim genaueren Erforschen irgendwie beweisen oder auchnur als wahrscheinlich darthun +). Aber auch mit dem kürzeren Namen ^w für Gott, welcher mit elöhim sicher aus éiner letzten Wurzel abstammen kann, lässt sich das Phönikische alon nicht zusammenbringen, schon weil das Phönikische dieses ganz kurze Wort als Nx oder /A selbst besass 7). Nehmen wir aber alon nur als einen Phö- nikischen Wechsel von ador (Herr und so Gott), so erklärt es sich voll- kommen. Wirklich findet sich in unsrer Inschrift Z. 18 am Ende dieses pw in völlig gleicher Bedeutung mit ons; und der Lautwechsel mag im Phö- nikischen allmählig desto fester geworden seyn, je mehr das Wort in seiner 1) S. die Geschichte des V. I. I. 5.3531. der 2ten Ausg. Zwar spricht das Syrische das Wort vorne mit a self, aber das i vielmehr ist vorne ursprünglich, und auch sonst ist das Wort mit alön nicht zusammenzubringen. 2) Sanchun. p.28, 16 Or. Joh. Dam. in Photii bibl. ed. 242 p. 343 Bek. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 17 nächsten Aussprache mit d zur Bezeichnung des Begriffes Herr im gemeinen Leben blieb, wie man aus dem Poenulus ersieht !). 2. Der Gebrauch des Hebräischen Artikels -m zeigt sich in dieser ächt Hebräischen Art und Farbe auch nach unsrer Inschrift weit seltener als im Hebräischen, übrigens immer in einem — , nicht wie im Arabischen in einem =N bestehend; man sollte meinen er klebe fast nur noch an gewissen altheiligen Wörtern und Redensarten, wie owrpn town die heiligen Götter Z. 9 und bloss mbn Z. 21 f., n2»»n die Herrscherin Z. 15, w»wn der Beschützer 2.17; einmal findet er sich auch vor einem nachzuholenden Eigenschaftsworte Z. 19, sowie Z.22 zweimal rückweisend. Dies sind alle Fälle in denen er sich hier zeigi: und man ersieht daraus wie weit das Phónikische sich auch nach dieser Seite hin schon so früh vom Hebräischen entfernt. Aber statt seiner reisst auch schon hier ziemlich stark das so ücht Phónikische »- am Ende des Wortes ein, welches in der Entzifferung der Md und konio S. 12 nach- gewiesen wurde. Dass das hintenangelehnte Fürwort der dritten Person im p: Bhünibiechen -m lautete, wie ich seit 1841 wiederholt bewies, bestätigt sich hier nun aufs vollkommenste weiter, wie 2533 Z. 6. o% (ihm) 8 (zweimal). 11 und dym Z. 22 zeigen; auch hinter dem Thatworte sogar in dessen Mehrzahl wo im Imperf. das n bleibt, 553330» Z. 9. 212), und nach einer Prüposition mit dem z omna statt seiner 5) Z. 9; auch in onn er selbst Z. 9, worüber so- 1) Hieraus löst sich dennauch eines der Räthsel bei Sanchuniathon, welches ich in der Abhandlung über die Phönikischen Ansichten von der Welischöpfung S. 60 f., weil unsre Inschrift damals noch im Staube lag, auch noch nicht vollständig genug lösen konnte. 2) Dies ist also das seinem Ursprunge nach so dunkle -n-, welches im Aramái- schen weit mehr als im Hebräischen sich erhalten hat, und im Phönikischen demnach auch weit mehr als im Hebräischen sich finden "mias s. LB. $. 250a. 3) Was in diesem Falle auch Hebräisch ist, LB. S. 263a.— Im Neupunischen freilich (nicht im Punischen bei Plautus) scheint nach dem in der Entzifferung S. 11 erwähnten dieses -m ebenso wie im Hebräischen verloren zu seyn: allein das kann für das alt Phönikische nichts entscheiden. Im Hebräischen aber er- klärt sich daraus wohl desto leichter das dichterische und seltene An für 55, . LB. 5. 247 d. Hist.- Philol. Classe. VII. € 18 H. EWALD, gleich weiter. — Ebenso bestätigt sich -innom als dasselbe Fürwort in der Mehrzahl, am Namen und am Thatworte Z. 10. 19. Am lehrreichsten ist was hier das Fürwórlchen mon betrifft. Dass dieses wenigstens im ältesten Phönikischen noch immer dt lautete, sahen wir S. 10: aber unsre Inschrift lehrt auch dass es im Phönikischen sehr häufig war und dabei noch weit mehr in seiner ursprünglichen Bedeutung gebraucht wurde als sonst in einer andern Semitischen Sprache. Denn es hebt zwar auch wie das Hebräische -ny den bestimmten Accusaliv hervor Z. 4. 5. 7. 10. 16. 19. 21: aber es findet sich auch noch in der ursprünglicheren Bedeutung selbst Z. 10. 11; und mit jenem angelehnten Für worte ons er selbst L. 9, in welchem Falle es schon verkürzter und wohl dem Hebräischen ähnlicher ony, lautete. Dass viele Wörter durch das starke Abfallen der auslautenden Vocale am Ende vom Hebräischen ziemlich verschieden lauten konnten, ist schon S. 12 f. erörtert. 3. Im Satzbaue bemerkt man Z. 20 einen weiteren und, weil er das Imperf. nach dem Perf. betrifft, noch besonders wichtigen Fall vom Far consec. convers., wovon in der Abhandlung über die Massilische Inschrift S. 10 geredet ist. Der Satzbau selbst war aber, dem Zeugnisse dieser grossen Inschrift ebenso wie dém des Poenulus zufolge, im Phünikischen keineswegs so einfach wie im Arabischen und vorherrschend auch im Hebräischen, sondern konnte vielverschlungen und weitausgedehnt, auch mehr rednerisch abgerundet und leicht fügsam seyn. Auch dieses gehört sichtbar zu den Eigenthümlichkeiten des Phönikischen, und stimmt zu der hohen volksthümlichen Bildung welche die einzelnen Phónikischen Städte und Reiche schon in so ungemein frühen Zeiten erreicht haben müssen. Übersetzung und Erklärung. Indem wir nun zu der einzelnen Erklärung übergehen, stellen wir der leichteren Übersicht wegen die Übersetzung hier voran; sie lautet so treu als möglich so: „Im Monate Bül im vierzehnten Jahre meiner Herrschaft, Honigs Eschmün’azär’s Königs der Sidonier Sohnes Königs Tabinat's Königs der Sido- nier Mutterenkels Königs Eschmáün azár's Königs der Sidonier, — ward be- ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 19 schlossen mein Untergang mitten in der Kraft der Tage, so ich dahingerafft mitten aus der Jugend; und liege nun in diesem Sarge und diesem Grabe, an dem Orte den ich gebauet: schwörend vor aller Obrigkeit dass. niemand öffne dieses Ruhelager, noch einen verborgenen Schatz suche da dort. kein solcher ist, noch den Sarg meines Ruhelagers aufhebe, noch mich in diesem Ruhe- lager mit dem Eingange eines zweiten Ruhelagers beschwere; auch wenn jemand dich dazu versuchen will, so höre nicht auf seine Versuchung, sowenig wie alle Obrigkeit! Wenn aber jemand den Eingang dieses Ruhelagers öffnet, oder wenn er den Sarg meines Ruhelagers aufhebt, oder wenn er mich in diesem Ruhelager beschwert: so werde ihm kein Ruhelager bei den Schatten, er werde in keinem Grabe begraben, habe weder Sohn noch Spross an seiner statt, und schliessen ihn dus die heiligen Götter! Selbst wenn ein mächtiger König welcher unter den obrigkeitlichen Innungen selbst herrscht, der Mann wäre welcher den Eingang dieses Ruhelagers öffnete oder welcher diesen Sarg aufhöbe, und wäre es selbst ein Spross der Obrigkeit oder ein Mann aus dem Volke: er habe weder Wurzel nach unten noch Frucht nach oben, noch eine Dauer im Leben unter der Sonne! Ja weil mun beschlossen ward mein Untergang in der Kraft der Jahre, so ich dahingerafft ward mitten aus der Jugend ich — nämlich ich Eschmün‘azdr König der Sidonier Sohn Königs Tabinat's Königs der Sidonier Enkel Königs Eschmün asdr's Königs der Sidonier, und meine Mutter Am aschturte Priesterin unserer Herrin Aschtarle und Herr- scherin, Tochter Königs Eschmün'azdr's Königs der Sidonier : wenn wir das Haus der Götter das [Haus der Obrigkeit] in Sidon dem Meereslande baueten und die Arschtarte wiederaufrichteten die von sehr hohem Namen, und wenn wir ein Haus baueten dem Eschmün'azár dem Wachsamen der Stütze der Hand des Schwachen dem Beschützer meiner Kinder, und wenn wir Häuser baueten dem Gotte der Sidonier in Sidon dem Meereslande, ein Haus dem Baal der Sidonier und ein Haus der Aschtarte göttlichen Namens; und dass der Herr Milkum die Dauer und Schönheit der herrlichen Fruchifelder verewigle, wenn ich das mit Geschick lernte und konnte, wenn ich bewirkte dass er die Grenz- eingänge des "Landes den Kanaandern den Sidoniern beständig beschützte: 'so beschwöre ich alle Obrigkeit dass niemand meinen ‚Eingang öffne noch mei- nen Eingang überschreite noch mich in diesem Ruhelager beschwere noch den C2 20 ; H. EWALD, Sarg meines Ruhelagers aufhebe, damit ihn nicht ausschliessen jene heiligen Götter und er verende, sei es die Obrigkeit oder der Mann aus dem Volke oder sein Spross auf immer !« 1. Die zwei am leichtesten zu verstehenden Redensarten, die Zeitbe- zeichnung und den Namen des Königs betreffend, finden sich sogleich zu Anfange: die erste in den Worten *3,505 dh de n»v3 53 nva Im Monate Bal im Jahre 14 meiner Herrschaft. Dass der Monat Bal der achte des Jahres vom Frühlinge an gerechnet war, wissen wir aus 1 Kön. 6, 38: und da diese Stelle der Königsbücher des ATs dem B. der Ursprünge entstammt, also schon zu Anfange des zehnten Jahrhunderts vor Ch. geschrieben ist 1), so haben wir damit die Gewissheit dass dieser Monatsname mit allen ihm entsprechenden schon in so frühe Zeiten hinaufgeht. Diese Monatsnamen, ganz verschieden von den auch in die späteren Bücher des ATs eindringen- den chaldäischen, waren also gewiss die altkanaanäischen, und nach altem Landesbrauche den Phóniken und den Hebrüern gemeinsam. Denn wenn das B. der Urspp. daneben die Monate lieber allein oder doch zugleich nach der blossen Zahl benennt, so erklärt sich dieses aus seiner besondern Eigenthüm- lichkeit: es wollte: die priesterliche Jahreseintheilung mit ihrem Beginne im Frühlinge einführen, und nennt daher die Monate lieber nach der blossen Zahl. Ansich aber lag es gewiss bei allen ältesten Völkern näher die Monate zerstreut ziemlich früh vorkommen. Dass das Verbindungswörtchen -> auch noch die Zehner und Einer ver- band, wie hier va D War im Hebräischen ganz ungewöhnlich, im Phönikischen aber wohl nicht so selten, wie man jetzt aus der Entzifferung W 1). S. die Geschichte des Volkes Israel 1. S. 101 fl. der zweiten Ausg. Dass nämlich das B. der Urspp. auch sonst diese Monatsnamen wohl gebrauchte, ergibt sich aus Ex. 13, 4; in solchen Stellen aber wie 1 Kön. 6, I. 37 f. 8, 2 wo neben dem einen der andre Name steht, verräth sich keiner von beiden als etwa von späterer Hand eingeschaltet: nur der Name nm Monat selbst ist allen Zeichen zufolge in den Stellen 1 Kön. 37 f. 8,2 von späterer Hand für wym umgelauscht, weil das B. der Urspp. sonst überall nur diesen kennt. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 21 der Neupunischen Inschriften S. 13 und S. 18 leicht folgern kann. — Unsre Inschrift lehrt nun aber ebenso leicht dass man im Phónikischen der in Buch- staben geschriebenen Zahl wie der Sicherheit wegen auch wohl noch einmal dieselbe Zahl in Zeichen nachzusetzen pflegte. Denn das Zeichen für 10, auch wohl wie 0 geschrieben, war wohl Anfangs A, also aus zwei nicht getrennten sondern gegen einander gekehrten Einheiten zusammengesetzt, wie in der Keilschrift dafür ein Winkel dient, und wie auch das altÄgyptische die 10 durch 0 ausdrückt: während dies Zeichen im Lateinischen schon etwas künstlicher als V nur für 5 und erst wieder verdoppelt X für 10 angenom- men wurde; so sicher hangen alle diese Zeichen in den verschiedensten alten Ländern zusammen, und haben sich gewiss erst von einem Lande und Volke aus (wahrscheinlich Babel, wenn nicht Ägypten) in uralter Zeit nach den übrigen hin verbreitet. — Die Verbindung beider Bezeichnungsarten der Zahl findet sich aber in allen Neupunischen Inschriften nicht mehr: wohl zum deut- lichen Zeichen dass sie eher dem höheren Alter angehört. Im Neupunischen wird die Zahl beständig in Buchstaben ausgeschrieben: kaum einmal scheint sie in Zahlen sich darzustellen 1). Nun aber ist jetzt leicht zu sehen dass sich dieselben Zahlzeichen auch in der Massilischen Inschrift finden: dieses eigenthümliche Zeichen — für 10 ist auch dort unverkennbar, theils neben naw» Z. 3, theils ohne es Z. 12: ja es wird nun ferner sehr leicht dort Z. 6 die Zahlzeichen für die eben zuvor in Buchstaben ausgedrückten 150 zu finden. Für 20 zeigt sich hier nämlich ein Zeichen welches dem H oder vielmehr vollkommen dem phönikischen y gleicht, mir aber, ähnlich wie das zuvor erwähnte lat. X aus V, aus zwei übereinandergestelllen — entstanden Scheint; und für 100 zeigt sich hier dasselbe Zeichen — nur anders gestellt — und mit einem kleinen Striche oben sowie einem ı vorne, ähnlich wie in der Keilschrift für 100 nur ein schräger Keil rechts zu dem geraden hin- zutritt 2). 1) Nämlich in J. 21 nach der Entsifferung der Np. Inschr. S. 14, wo die drei letzten Zeichen vielleicht 31 (Jahre) bezeichnen sollen. . 2) Dass man diese Zahlzeichen in der Massilischen Inschrift nicht sogleich sicher erkannte, ist sehr verzeihbar: sie stehen dort, theilweise auch wegen der grossen Verstümmelung des Steines, bei weitem nicht so vonselbst deutlich wie 22 H. EWALD, Der König selbst welcher sich so von vorne an als hier redend an- kündigt, nennt sich alsdann sehr bestimmt König Eschman'azar König der Sidonier, Sohn Königs Tabinat Königs der Sidonier, Enkel K önigs Eschmum azar Königs der Sidonier, und man sieht vonselbst aus der Fassung dieser Worte wie eifrig diese Könige auf ihre Königswürde hielten. Auch dass unten Z. 13 f., wo die zweite Hälfte der ganzen Inschrift eben begonnen hat, der König noch einmal fast ebenso steif mit dem doppelten Königsnamen seiner selbst und seiner zwei Ahnen aufgeführt wird, beweist wie eifersüchtig man damals in Sidon diese Würde hütete. Aber den Worten nach finden wir 7.14 eine einzelne Abweichung: statt des zunächst. zweifelhaften 90 steht unten 33 72 Sohn des Sohnes.. Nun ist freilich auch dieser Ausdruck Sohm des Sohnes... in den Semitischen Sprachen fast ganz unerhórt: allein da nach Z. 14 f. die Mutter unsres Königs Am'aschtóret die Tochter Kónigs Eschmün azar Königs der Sidonier war, also desselben der wenigstens Z. 14 ; sicher als vorletzter Vorgänger unsres gleichnamigen Königs erscheint, so kann damit nur unser Begriff Enkel gemeint seyn. Für diesen Begriff fehlt es nümlich in den Semitischen Sprachen an einem einfachen Worte wenigstens in der Sidonischen; ihre Gestalt weicht von den in Gesenius’ monumenta p. 87 gegebenen bedeutend ab; und vorzüglich gleicht das Zeichen für 20 dort ganz dem Phónikischen 1. Der Sinn des Ganzen ändert sich dadurch dort sehr wenig: nur Z. 12 ist sehn Silberpfennige zu übersetzen; und statt, Züz welches Wort als Name eines Gewichtes nun ganz wegfällt, ist das Wort »pz für diesen Namen zu halten. Übrigens bleibt dort auchso das Zeichen ! zur blossen Andeulung dass die Bezeichnung des Preises zu Ende sei Z. 7. (9.) 11: wenig- stens ersieht man bisjetzt nicht was diese beiden Striche sonst bedeuten könn- ten. Wenn aber Einer die zusammengesetzte Zahl schlossen, so ersieht man aus obigem Beispiele - dass auch dann der letzte Strich gern etwas anders gestellt wurde. — Dass das Zeichen für 10 auch in einen geraden Quersirich — abgekürzt wurde, habe ich schon bei der Entzifferung der in Layard's zweitem Assyrisch- Babylonischen Reisewerke veröffentlichten Phönikischen In- schriften erklärt, s. Gött: gel. Anz. 1853 S. 1679 f: auch habe ich eine ganz ähnliche Verbindung dieser Zahlzeichen mit den entsprechenden Zahlwörtern bereits dort auf jenen mit Keilschrift gemischten Phönikischen Inschriften bemerkt. f P ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 23 in der gemeinen Rede: so wagte das Phönikische ihn durch diese Zusammen- setzung zu bilden. Dennoch aber kann damit nicht ein gewóhnlicher Enkel gemeint seyn, wofür in dem Zusammenhange der Worte Z. 14 auch das ein- fache ja ausgereicht hätte: und war der vorletzte Vorgänger unsres Königs der Vater seiger Mutter, so folgt vonselbst dass unter dieser neuen Zusam- mensetzung J2 n Sohnsohn der Enkel mütterlicher Seite gemeint ist. Der Vater unsres Königs war ein neuer Mann in diesem Königsgeschlechte, von dem ältern Eschmün'azar wohl weil er keinen Sohn hatte zum Eidam und wie an Kindes Statt angenommen, sodass sein Sohn sogleich bei der Geburt nach uralter Sitte den Namen von ihm wie vom Grossvater empfing. Etwa gleich- bedeutend mit diesem Jg Ja ist nun wohl gewiss das „27 Z. 2: das Wort kann einen Mann des binteren oder späteren Geschlechtes, also etwa auch unsern Enkel bedeuten 1). — Zwar könnte man sehr leicht zu der Vermuthung kommen das Wort 523 entspreche hier ganz dem hebr. 553 in der sonst auch im Phönikischen vorkommenden Bedeutung. reden, und der Sinn sei hier Es redet Eschmán' azar , alsob erst hier seine eigne Rede recht angekündigt werde. Dies liesse sich alsdann leicht noch weiter erhärten durch das folgende eben- falls ganz hebräischartige 3»w5, welches so oft nach der Ankündigung die Rede wirklich einleitet. Allein inderthat wäre es nach dem Zusammenhange der ganzen Rede völlig unpassend dass, nachdem der König Z. 1 sogleich von vorne von sich selbst zu reden angefangen, hier Z. 2 von ihm wie von I) Viele Ableitungen von ^25 „> zeigen die Bedeutung des hinteren, späteren, 8 und diese kann ebenso leicht auf Enkel übertragen werden wie sh, oder ce nach dem Qâmûs; vgl auch G Abulf. tab. quaed. geogr. ed. Wüstenf. p.70, 6 v. u. Ähnlich haben die meisten Semitischen Sprachen kein gemeines Wort für Grossvater, wohl aber das Arab. . benkwürdig ist hier dass Dabar wirklich als Mannesname im Numidischen oder vielmehr Punischen er- scheint, und zwar wie man nach der Beschreibung in Sallust's Jugurtha c. 108 meinen sollte, für einen in das Geschlecht erst aufgenommenen. Auch das Wort 424 neben dem eigentlichen Mannesnamen auf einer Punischen Inschrift (s. die Entzifferung der Np. Inschr. S. 31) weist vielleicht auf dieselbe Bedeu- tung zurück. 24 H. EWALD, einem Dritten geredet und seine Selbstrede erst angekündigt würde, obwohl sein Name ganz so wie er hier vorkommen würde schon genannt ist. Wir haben keine Ursache eine so völlig sinnlose Gedankenfolge bei diesem öffent- lichen Denkmale vorauszuselzen. Vielmehr wissen wir ja!) dass nach Phö- nikischer Sitte auf den Grabdenkmälern der Todte immer sogleich von sich selbst redend eingeführt wurde: dies muss wenigstens die uralte Sitte bei diesem Volke gewesen seyn, die sich freilich in: den Neupunischen Grabin- schriften schon völlig verloren hat. Dazu kommt dass die ganze lange Wort- reihe des vollen Namens unsres Königs Z. 13 f. wiederkehrt, der andere Eschmün'azar also nothwendig auch Z. 1 f. als der Grossvater gelten muss. weiter gehe. Unser König und sein Grossvater sprach seinen Namen wahrscheinlich Eschmün’azar, nach hebräischer Weise aus, der Eigenname nach LB. $. 278 d gebildet. Zwar leidet es nach dem in der Entzifferung: der Np. Inschr. S. 10 ‘azor aussprach, allein für das ältere Phönikische dies im Allgemeinen anzu- nehmen haben wir ‚keine Ursache 2). — Der Name des Vaters unsers Königs Dead sprach sich wohl nicht Tabnit, obwohl dieses ansich nicht unmöglich wäre, sondern Tabinat: denn so entspricht ihm Griechisch etwas umgebildet der Name Oaßiav bei Sanchuniathon in Eusebios pr. ev. 1,10 p.38; und wenn dieser Name nach der dortigen Erzühlung auf Weisheit hinweist, so haben wir jetzt eine leichte Ableitung desselben vor uns. Man darf wenigstens diesen Namen Dan nicht mit dem Königsnamen Tévvzs in Diodor's von Sic. Gesch. 16, 41 ff. vergleichen, wie ich schon an einem andern Orte zeigte 5). 2. Aber fassen wir die Beschreibung unsres Kóniges in diesem Anfange noch einmal nach der Art zusammen wie Z. 14 ff. seine Mutter aufs engste 1) Z. B. aus dem in der Abhandl. über die Massilische Inschrift S.11 f. erórterten. 2) Doch vgl. den Mannesnamen Budi gogoe nysa mit Badedgagos 0:55»3 aus Menander bei Joseph. g. Ap. I, 18. i 3) S. G. g. A. 1856 S. 23 f. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 23 mit ihm zusammengestellt und näher als n25jo3 die Herrschende beschrieben wird, so müssen wir annehmen dass er ziemlich jung starb und die 14 Jahre seiner Herrschaft mit seiner Mutter theilte. Denn seine Mutter wird ganz als seine Mitherrscherin dargestellt, auch nicht entfernt angedeutet dass sie zur Zeit seines Todes ebenfalls schon gestorben sei: hatte er selbst aber nach Z. 17 schon einen Sohn oder einige, so waren doch seine Kinder auch nach der in Z. 17 enthaltenen Andeutung gewiss noch sehr jung. Die Mutter eines jüngern Fürsten hat zwar nach uralter Sitte jener Lünder immer eine hohe Bedeutung für die Herrschaft im Reiche selbst gehabt m): allein hier erscheint sie so vóllig als noch lebende Mitherrscherin ihres nur 14 Jahre Kónig ge- wesenen Sohnes dass wir sehr wohl annehmen kónnen dieser sei zur Zeil als er dem Namen nach Kónig wurde noch unmündig gewesen und sei als- dann schon in seiner Jugend gestorben. Eben dieser Sinn scheint mir nun klar genug in den zunächst idis: den Worten Z. 2—4 zu liegen: av n9? In t» qw» 2 on»»3 now» Dog u opna papa mbna an 23W mo^w beschlossen ward mein Untergang mitten in der Kraft der Tage, so ward ich mitten aus der Jugend dahingerafft, und liege nun in diesem Sarge und in diesem Grabe an dem Orte den ich gebauet. Dass diese drei Sätze gerade in diesem ihrem Zusammenhange einen sehr guten Sinn geben, leuchtet vonselbst ein: der erste Satz berührt das göttliche Verhüngniss welches hier die letzte Ursache war und als aller wirklichen Erscheinung vorausgehend treffend hingestellt wird; der zweite zeichnet dann das wirklich eingetretene bittere Ereigniss, der dritte dessen nun dauernde Folge. In dem ersten dieser drei Sätze können wir nämlich, da das Wort Den sich sehr leicht und sicher von dem göttlichen EEE oder traurigen Todesverhängnisse verstehen lässt, das erste Wort n5:3» wohl ohne Schwie- rigkeit als mit einem hebräischen 53113 wechselnd erklären. Dass im Semiti- schen die Wurzeln „ und ^»: in ihrer Urbedeutung des Scheidens wechseln leidet keinen Zweifel: denkwürdig dabei ist jedoch dass die geistige Bedeutung des Entscheidens dem n garnicht im Arabischen und Äthiopischen, wohl l) S. die Geschichte des V. Isr. III. S. 340 der 2ten Ausg. Hist.- Philol. Classe. VII. 26 H. EWALD, aber im Syrischen 1) und nochmehr im Targümischen und Neuhebräischen an- klebt, was gut zu der schon oft von mir bemerkten Beobachtung stimmt dass das Phönikische in manchen Einzelnheiten ins Aramäische überspielt; während das Wort im Hebräischen kaum dichterisch einmal (ljob 22, 28) so gebraucht wird. Dass die weibliche Endung im Perf. des Thatwortes hier noch -at lautet während sie im Neupunischen das 7 verloren hat, kann nicht auffallen. In den folgenden Worten kommt, da c» deutlich genug ist, alles vorzüglich auf die richtige Fassung des qu» an: es scheint mir aber soviel als Kraft zu bedeuten. Auf die bisjetzt nicht ganz gesicherten Angaben dieses Sinnes in den Syrischen und Arabischen Wórterbüchern wollen wir hier kein zu grosses Gewicht legen: die Bedeutung der Kraft ergibt sich aber vonselbst aus der des Festanhaltens und der Dauer2), welche das Wort unstreitig hat; und wir können nun auch in der Stelle Qoh. 2, 3 die neuthätige Bedeutung des qw» gesund, stark machen oder erquicken, welche bisher zweifelhafter schien, mit grösserer Sicherheit annehmen. — Nun könnte man die beiden vorigen Buchstaben 3 mit diesem Juve zwar só verbinden dass man 3wyzz aus- spräche, mit dem einfachen -3 in und qw»» als in jener Bedeutung von Nif. abgeleitet: allein da das einfache zW» inderthat hinreicht und j2 als zwischen oder mitten in hier sehr sprechend ist, so ziehen wir dieses vor. Wirklich ist ja das kurze -2, wie man am richtigsten annimmt, selbst erst aus p3 zwischen verkürzt; und dieses treffen wir als ein im Phónikischen beliebtes Wort sogleich wieder in der folgenden Redensart an: . 80 ward ich mitten aus der Jugend dahingerafft mon 13:9, das man als mit na» wechselnd angenommen. Das rm werfen, welches wir hier sehr wohl als ein leidendes Wort aussprechen kónnen, drückt schon ansich leicht das Hinabwerfen von der Hóhe in den Staub oder in Grab und Unterwelt aus, und ist dazu in diesem Zusammenhange aller Worte deutlich genug. Am Amel mes 1) So bedeutet das seltenere Dal. »dem Beschlusse gemüss , bestimmt, unaus- weichlich ^ und ebenfalls so vom göttlichen Verhängnisse aber im schlimmen Sinne gebraucht in der neuerdings gedruckten Didascalia Apostolorum p. 3, 4. Vergleicht man mit der Syrischen Übersetzung hier das Griechische in den bis- herigen Ausgaben, so findet sich in diesen kein ihm entsprechendes Wort. . 2) Vgl. sehr ähnlich die von der W. p abgeleiteten Bedeutungen. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 27 merkwürdigsten ist hier nur das ıy, dessen Gebrauch im Phönikischen hier zum ersten male erscheint: es entspricht nun zwar der Gestalt nach ganz dem hebräischen Wörtchen, drückt aber der Bedeutung nach hier nur die Zeit- und Sinnfolge aus, unserm so entsprechend; in welcher Bedeutung es im Hebräischen kaum in der höhern fast dichterischen Rede das eine oder andre mal vorkommt, wie Gen. 49, 4. Jer. 22, 15 f. . Im folgenden ge 23%) und ich liege nun geht die Rede aber richtig in die dauernde Gegenwart über; und es ist in diesem Satze, nachdem ich die Anhängung des :- fast in der Bedeutung eines Aramäischen status emphat. aus den Neupunischen Inschriften hinreichend bewiesen habe, nur noch das dunkle Wort den zu erklären übrig. Da indessen dieses Wort unten Z. 5. 7. 11. 21 wiederholt wird und dort aus einem andern Zusammenhange noch deut- licher wird, so wollen wir hier nur kurz sagen dass es etwa soviel als Sarg bedeuten muss, eigentlich Höhlung, Trog, W. 5n 2). Aber auch schon hier weist der Zusammenhang der Worte gerade auf diese Bedeutung hin. Denn der Todte beginnt unter den drei Dingen die er hier nennen will richtig mit dem Sarge als dém worin er zunächst ruhet, erwühnt dann schon etwas all- gemeiner das Grab, und schliesst mit dem Orte überhaupt den er sich zum Begräbnisse gebauet habe. Leicht aber versteht sich dass der Todte gerade als König diesen Ort als von ihm gebauet bezeichnen konnte auchwenn er erst nach seinem Tode durch die Erben und namentlich durch dié überlebende Mutter gebauet seyn sollte. 3. Besonders schwierig ist in der folgenden Redensart n27:2» 55 nw map das erste Wort: und dieses würde noch weit zweideutiger seyn wenn die ganze Redensart nicht unten gegen das Ende hin Z. 20 wiederkehrte, und zwar só dass dieselben längeren Sätze darauf folgen wie hier. Es liegt zu- nächst sehr nahe in ip das Syrische ae q'mümo zu erblicken, ein dem 1) Nümlich so mit dem Perf. nach einem vorigen Perf. verbunden, es ist aber denkwürdig wie ich unabhángig davon den Ursprung des Var consec. conv. imperf. daraus ableitete, LB. $. 231 a. 2) Vgl. UN für Höhle Barhebr. chron. p.397, 4 mit p.109, 6; auch I.S findet sich im Isa. carm. de Tamerl V. 80 in derselben Bedeutung, da die Lesart ganz richtig ist, wie pope mit dem Wechsel von r und J V. 72. D2 28 H. EWALD, Syrischen so durchaus eigenthümliches Wort!) dass es sich sogar in dem übrigen Aramäischen nicht findet. Dann wäre der Sinn der Worte wein Leib d. i. ich selbst mit dem ganzen Reiche, alsob damit gesagt werden solle der Kónig habe diesen Ort nicht allein sondern mit dem ganzen Reiche, also wie auf öffentliche Kosten gebauet. Allein dieser Sinn wäre schon ansich wenig passend auch dem Ausdrucke nach; und er lässt sich dazu unten Z. 20 nicht anwenden. Es kommt hinzu dass das Wort n>>%»» nach allen Stellen wo er noch sonst in dieser Inschrift vorkommt, Z. 6. 10. 22, eine ganz andre Be- deutung hatte, nämlich etwa unserm Herrschaft (podestà) d. i. Obrigkeit ent- sprach: wie unten weiter zu erörtern ist. — Das Wörtchen nw aber als bei oder vor kehrt auch Z. 8 wieder, war also gewiss gut Phönikisch. Wollen wir vielmehr dás als das wahrscheinlichste annehmen was hier und Z. 20 schon durch den Zusammenhang aller Worte uns so gegeben seyn kann, so erwarten wir hier etwa den Sinn: mein Schwur sei vor aller Obrig- keit oder beschworen will ich haben alle Obrigkeit. Dass dann mit und nie- mand öffne diese Ruhestelle fortgefahren wird, erklärt sich aus dem eigen- thümlichen Satzbaue im Semitischen leicht LB. F. 3445; war aber die Redensart selbst mehr eine abgerissene und verkürzte wie oft in solchen Füllen wo ein Ausruf passend ist 2), so erklärt sich auch dass sie dagegen mit dem vorigen in keiner engeren Wortverknüpfung steht. Die Bedeutung Schwur aber lässt sich bei einer W. Sp insofern denken als sie mit geringen Lautübergängen der so weit herrschenden altSemitischen W. für schwören n^n 5) entsprechen 1) Das Wort ist auch seiner Ableitung und Urbedeutung nach schwierig; wahr- scheinlich jedoch ist es nach LB. -§. 163 f gebildet und von mp abzuleiten ei- gentlich soviel als das Aufrechtstehen daher die Wirklichkeit, das Daseyn und die Erscheinung, also endlich auch die Person, ähnlich wie das gemeine arab. Wort für Person = solche Bedeutungen durchlaufen hat. Denn eine hieher gehörende W. Sep ist weder im Syrischen noch sonst im Semitischen nachzu- weisen oder als wahrscheinlich darzuthun; in jenem Falle aber enispricht der W. zuletzt auch of. 2) Hier gerade sind die Schwurredensarten in der Mishna Nedarim c.1— 3, 2 B. das kurze $533: Schwur! 2,2 so lehrreich. 3) S. die Alterthümer des V. Isr. S. 18 der zweiten Ausg. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 29 kann. Denn der Übergang eines ^ (oder ) in > mitten in der W. namentlich vor DO findet sich ebenso in dem ng Z. 5, wie dort zu zeigen ist ); der Wechsel der Lippenlaute ist zwar im Anfange der Sylbe leichter, findet sich indess auch wohl an ihrem Ende LB. 32e; und wie entfernt und selten der Wechsel gerade zwischen m und p ist, so kann man ihn doch nicht läug- nen 2), ebensowenig wie dass überhaupt solche Lautwechsel, sofern sie ein- zeln möglich und sicher sind, in selteneren Fällen wohl auch in demselben Worte sich stärker begegnen können. — Eine sonderbare Sage in der Mishna trifft mit diesem so schwierigen Wort®. zusammen. In Sidon soll jemand zu seinem Weibe gesagt haben Fwy »»w cw n» verwünscht wenn ich dich nicht verstosse! 5). Man könnte sehr wohl meinen hier dasselbe Wort dap unserer Inschrift anzutreffen; und dass jenes Wort gerade in Sidon wennauch von einem ludáer gehört ist, könnte sogar mit dem örtlichen Sido- nischen Sprachgebrauche unserer Inschrift in einem Zusammenhange zu slehen scheinen. Aber freilich muss man hier zugleich erwägen dass nach einer andern Mishna-Stelle “) ein Wort wie dap in dem Munde der späteren Iudäer nur durch eine halb absichtliche Entstellung aus ja7p Opfer! oder heilig! verdrehet seyn soll, wie solche absichtliche Entstellungen von Schwur- und Fluchwörtern bei späteren Völkern leicht aus einer gewissen üngsllichen Scheu hervorgehen. Ähnliche Entstellungen in solchen Wörtern finden sich gerade bei den späteren ludüern aus leicht erklärlichen Gründen häufig. Hiedurch wird nun allerdings die Sicherheit dieser Anwendung eines Neuhebräischen 1) Es ist sehr denkwürdig dass auch HZCP so dem 57^: wie ich schon früher zeigte, und A0 weben eigentlich flechten dem 27% und 37x entsprechen, und dass man in beiden Fällen ebenso den Übergang eines Lippenstummlautes in ein > sieht; aber auch „io Bild ist aus & entstanden. 2) Vgl. sep und mit etwas weicherer Bedeutung dun; Up und Wan; p ist nur wie mundartig verschieden von y „en. 3) Mishna Gittin 4, 7. 4) Mishna Nedarim 1,2: wo eine Menge ähnlicher Worte deals a ost werden. Wirklich wechselt von 1,4. 2, 1 an mrıp sehr gewöhnlich mit 739p: aber es ist doch auch von den dis sonstigen Wörtern die 1,2 als entstellte zusam- men genannt werden das einzige. 30 à H. EWALD, Ausdruckes auf das Phönikische wieder sehr zweifelhaft; und ansich wollen wir hier darauf nichts bauen. > 4. Was nun der Todte unter so feierlicher Beschwörung der Obrigkeit sich verbittet, ist Z. 4—6 viererlei, ein jedes ganz nach Hebräischem Sprach- gebrauche mit ọn eingeleitet; doch da dieses Vierfache, wie alsbald erhellen wird, wesentlich nur auf etwas Dreifaches zurückkommt, weil das zweite der vier Dinge schon im ersten angedeutet liegen kann, so ist nicht auffallend dass dafür Z. 7 auch nur dreierlei gesetzt, ja dass diese drei Dinge bei der dritten Wiederholung Z. 10 gar auf die zwei wesentlichsten zurückgeführt werden; während ganz zu Ende Z. 20 f. wo alles dies sehr bestimmt noch einmal zu sagen ist, wiederum viererlei Dinge aufgezählt werden, etwas anders als hier Z. 4 — 6 und doch dem letzten Sinne nach sehr ähnlich. Beachten wir dieses, so wird schon dadurch manches in der Erklärung der einzelnen zum Theile allerdings dunkleren Worte ziemlich erleichtert. Das erste was er verbietet ist niemand öffne dieses Ruhelager, womit das zweile aufs engste zusammenhängt zoch suche einen verborgenen Schatz, da dort kein verborgener Schatz ist. Die meisten Worte dieses zweiten Satzes sind allerdings sehr schwierig zu verstehen wenn wir auf ihren ganz genauen ursprünglichen Sinn sehen. Allein zunächst scheint das doppelt wie- derholte on beidemale auch ganz dasselbe Wort seyn zu müssen; dann aber muss man sicher darin ein Namenwort nach LB. $. 157c gebildet suchen. Die zwischen diesen zwei Worten in der Mitte stehenden Züge own» kön- nen nun aber sehr wohl bedeuten da dort nicht ist ow ^w D: denn das `n oder >w finde ich als Verneinungswörtchen auch in der Massil. Z. 18, und es erklärt sich ausserdem leicht aus dem in LB. $.2155 Erörterten. Das > aber an der Spitze von Sätzen oder in ähnlichen Fällen finden wir auch Z. 12 und 13 só dass es etwa dem hebr. entspricht und im Anfange va bezüglichen Sätzen noch am meisten unserm da ähnlich kommt. Wenn aber dieses hebräische Dim Phönikischen nicht wie ən am Ende mit » geschrieben wird, obwohl es mit einem langen Vocale schloss: so erklärt sich dies schon dáraus dass das einsylbige Wörtchen als ein blosser Vorsatz des Satzes (als conjunctio) galt. Es ist wenigstens völlig unwahrscheinlich dass das Wörtchen in dieser Bedeutung nur ebenso wie die Präposition wie und ebenso kurz wie CUE mia Deas ER ERES, a nn ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 31 diese gelautet habe: es lautete aber wahrscheinlich doch etwas anders als im Hebräischen, nämlich etwa wie *). — Dass ann einen Schatz bedeute, ist wie gesagt nur aus dem Zusammenhange erschlossen, ermöglicht sich aber der W. nach wenn die W. Sa nach dem zu Z. 4 erklärten aus c^» NS zuschliessen entstand, sodass es eigentlich den wohlverschlossenen kostbaren Schatz andeutet, wie y*ow» und das dichterische pax ljob 20, 26; und der Statumbildung nach, wenn es im Phónikischen etwa só gebraucht wurde wie e eig. stark gehäuft auch das Heer als den grossen Haufen (vgl. 292) bezeichnet. Wie passend aber sogleich auf dem Deckel des Sarges bemerkt werde dass Diebe, kleine oder grosse, in ihm keine Schätze finden würden, bedarf keines Beweises. Man könnte nun aber gespannt seyn ob der Sarg wirklich nichts Kostbares weiter in sich schliesse: unsres Wissens ist er noch- nicht geöffnet. Das zweite nach diesem Doppelverbote ist noch hebe man den Sarg meines Ruhelagers auf und trage ihn fort. Über den s. oben zu Z. 3. Das dritte: noch beschwere er mich in diesem Ruhelager mit dem Ein- gange eines zweiten Ruhelagers. Dass das schwierige Wort n5» nämlich von jenem den ganz verschieden sei, versteht sich schon dáraus dass es in der Inschrift stets in ganz anderém Zusammenhange vorkommt als jenes: fassen wir aber alle Stellen wo es sich findet Z. 7. 10. 20 zweimal u. 21 zu- sammen, so passt für es gut die Bedeutung eines Einganges; es leitet sich dann vom aramäischen WS ab, entspricht aber der Bedeutung nach etwa dem hebr. d, mag man es n?» oder sonst mit einem andern kurzen Selbstlaute vorne viola. Wie diese Bedeutung zu dem ersten Worte der Z. 20 stimme, wird dort gezeigt werden. Hier bemerken wir wie gut sie zu dem Thatworte nno óffnen stimme, womit das Wort Z. 7. 10. 20 zusammengesetzt wird. Nach hinten zu wird das Wort ebenso wie hier auch Z. 7. 10 an das Wort 32v» durch Anziehung angelehnt als der Eingang des Ruhelagers : allein diese ganze Redensart den Eingang des Ruhelagers öffnen kann auch sehr wohl in die kürzeren das Ruhelager öffnen Z. 4 oder den Eingang 1) Wie man aus dem in der Entsifferung der Neupunischen Inschriften s. S. 22 f. Erörterten schliessen kann. 32 H. EWALD, öffnen Z. 20 zusammengezogen werden. — Das Thatwort on» aber, welches auch in der Massil. Inschrift Z. 13 aber dort in einer etwas andern Bedeutung gebraucht wird, kann hier sehr wohl nach dem Hebräischen beschweren be- deuten und so wie die Thatwörter des Bedeckens nach LB. F. 2835 zwei verschiedene Gegenstände sich unterordnen. Dass man aber joop; oder 1o». só aussprechen kann, dass -en oder -in unser mich bedeutete als aus dem Hebräischen -éni verkürzt, leidet keinen Zweifel. Diese drei bis vier bóse oder doch, nach dem uralten Glauben, dem Todten unangenehme und seine Ruhe stórende Dinge welche er sich hier verbittet, folgen nun sichtbar sehr gut gerade in dieser Reihe aufeinander. Niemand soll diesen geweiheten Ruheort óffnen und in ihn eindringen, etwa um Schätze da zu suchen; niemand den Sarg aufheben odergar forttragen; niemand den Todten dádurch auchnur beunruhigen dass er diesen Ruheort und Sarg als Eingang und Schwelle zu einem andern benutzen, also über ihn fortschreiten und ihn wie einen unheiligen Ort betreten will. In derselben Folge der drei Grundverbote und wesentlich auch im Ausdrucke gleich wird dasselbe wiederholt Z. 7 f., nur dass es hier bei dem ersten etwas bestimmter heisst er óffne nicht den Eingang meines Lagers, und in dem dritten kürzer er beschwere mich nicht in diesem Lager; Z. 10 f. wird das ganze dritte Verbot als aus dem obigen deutlich ausgelassen. Am Ende aber Z. 20 f. wird dagegen das was hier zuletzt genannt war noch etwas stärker hervor- gehoben in die Mitte gesetzt, und das ganze mannichfache Verbot auf eine noch etwas bestimmtere Weise in die vier Sätze zerlegt: niemand öffne mei- nen Eingang, noch gehe er über meinen Eingang, noch beschwere er mich in diesem Ruhelager, noch hebe er den Sarg meines Lagers! Man kann nämlich das ) wohl am besten so fassen, als von m7» überschreiten abzu- leiten und me auszusprechen; woraus sich ergeben würde dass der VVillens- ausdruck solcher hintenvocaliger Thatwórter im Phönikischen sich ebenso wie im Hebräischen bildete. 5. Der Satz welcher sich demnächst an diese anschliesst, muss auch nach dem ganzen Zusammenhange der Rede noch etwas dem Sinne nach ähnliches enthalten: er kann nichts so überaus wichtiges enthalten wie diese letzten Sätze, schon weil er nachher nicht wie diese auchnur kürzer sich ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 33 wiederholt, aber er kann auch nicht wohl etwas Neues anfangen, weil dieses (wie bald erhellen wird) erst mit den folgenden Sätzen beginnt. Ich lese und erkläre ihn daher so: za »nwn In 272 "72 DIN on NN auch wenn jemand dich versuchen (d.i. dazu verführen) will, so höre nicht auf seine Versuchung. Das entscheidendste Wort ist hier 772: ich halle es für einerlei mit ¿yë versuchen, meist im sittlichen Sinne, eine Wurzel welche selbst wie- derum nur etwas feiner abgeschliffen lautet als die verwandte G erforschen, suchen vgl. äth. A. TZ; dass aber der Milderung éines Wurzellautes leicht der angrenzende folgt, lässt sich vielfach beweisen; und ganz ebenso steht das erweichtere geistigere \% neben nn» öffnen. Was aber u in der hier angenommenen Bedeutung wollen betrifft, so ergibt sie sich aus , Su kreisen, . sich heftig bewegen, streben ebenso wie die des ähnlichen / in aus 75; und das im Arabischen verältete in der gewöhnlichen Sprache ganz unge- wöhnliche &= wegen geht von derselben Wurzel und vom Begriffe der Ab- sicht und des Zweckes aus. Über das angehängte Fürwort —im für unser ihn ist schon oben S. 17 geredet. — Ist dies nun der Sinn dieser VVorte, so erhellet leicht wie treffend sie sich an das Vorige anschliessen ohne dass es nothwendig oder räthlich würde sie im Folgenden dá zu wiederholen wo die drei vorigen Sätze als die grossen Hauptsütze der ganzen Inschrift noch mehrere male wiederholt werden. Schwieriger auf den ersten Blick scheinen die paar Worte womit dieser Satz erst schliesst Doo 532, nicht zwar im mindesten ansich, aber eben in ihrem Zusammenhange mit den vorigen: jedoch ist die Schwierigkeit nur scheinbar, sobald man nur festhült was über die Bedeutung des Wortes n22» in dieser ganzen Inschrift oben bei Z.4 bemerkt ist. Bedeuten nämlich diese Worte wie auch alle Obrigkeit, so erhellet leicht wie sie mit den vorigen só verbunden werden müssen dass sie aussagen auch alle Obrigkeit oder alle die obrigkeitlichen Männer sollten sich durch niemanden versuchen und ver- leiten lassen däs zu thun was der Todte sich so ernstlich verbittet. Dass vorzüglich auch alle Obrigkeit dáran gemahnt werden muss auf niemandes Wunsch und Verleitung den Todten stören zu lassen, versteht sich fast von- selbst: deshalb hat der Todte eben sie oben Z.4 sogleich von vorne so heilig beschworen, und auf dasselbe kommt der Redende unten Z. 9 — 11. 22 im Hist.-Philol. Classe. VII. E 34 l H. EWALD, wesentlichen wiederholt zurück. — Nur dass das kurze -> wie diese im Hebräischen ungewöhnliche so stark die kleinen Sätze verbindende Kraft haben soll, könnte auffallend scheinen. Allein umgekehrt folgt aus der Kit. II Z. 21) dass dieses Vorsatzwörtchen gerade im Phönikischen recht eigentlich diese stärker verbindende Kraft trug. 6. Allein was hilſt es dem Todten diese Dinge alle zu verbieten wenn er keine Strafe auf die Übertretung setzt! Freilich steht dem todten Könige keine solche strafende Macht mehr zur Seite wie zuvor dem lebenden: aber dafür steht nach uralter Vorstellung dem Todten eine Waffe zu welche. noch viel wirksamer ist, der Fluch oder wie wir sonst das Wort heiliger Ver- wünschung nennen wollen. Zu diesem also wendet sich jetzt die Rede 2. 1— 9 mit dem richtigen Übergange Jedermann aber der den Eingang dieses Lagers öffnen oder (cw fast ganz hebrüisch) der dem Sarg meines Lagers aufheben oder der mich in diesem Ruhelager beschweren wird, dem werde kein Ruhelager bei den Schatten (Dia das ächthebräische Wort für die Schatten in der Unterwelt), noch werde er in einem Grabe begraben, noch werde ihm Sohn und Samen an seiner statt! Also ein dreifacher Fluch, etwa wie sogleich vorne Z. 3 f. die Ruhe des Todten nach drei Dingen be- schrieben und auch dort das Grab in die Mitte dieser drei gestellt war. Aber auch unter sich sind diese drei Wünsche enisprechend gereihet, sofern die Rede von dem hier wünschenswerthesten , der Ruhe in der Unterwelt selbst, ausgeht und von der Unterwelt durch das Grab auf die Oberwelt zurückkehrt, wo von dem Frevler kein Nachkomme irgendwelcher. Art bleibe, wie ihn mit seinem Geiste und seinem Frevel fortzusetzen und zu erhalten unter den Menschen! 2). Doch tritt zu diesen drei Wünschen als vierter endlich noch der gewal- ` tigste hinzu, welcher sie alle wiederum só stark zusammenfasst dass er am Ende der ganzen langen Rede wo sich alles dieses kürzer wiederholt, Z. 21 f., auch allein erscheint. Die Götter müssen angerufen werden den Frevler nicht in ihren Schutz zu nehmen: und schliessen ihn dus die heiligen Götter! Man l) Wie ich diese schon 1841 in der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes IV. S. 417 f. erklärte, 2) Das B. Ijob führt manche ühnliche alterthümliche heilige Rede ein, wie 18, 19. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 35 kann nämlich das hier wichtigste Thatwort wohl am besten 03330 aussprechen: über das Anhängsel -nim ist oben S. 17 geredet; das Thatwort dad selbst ist mit »>0 schliessen verwandt, hatte aber im Phönikischen wohl diese ganz besondre heilige Bedeutung des Ausschliessens oder des lat. interdicere ange- nommen. Auf eine solche Bedeutung führen auch die entsprechenden Syri- schen Wörter, das Thatwort T und das Sachwort lee; und ich zweifle nicht dass dazu das e welches unsre Syrischen Wörterbücher in der Bedeutung verhindert, ausgeschlossen werden anführen, nur verschrieben ist für s ool. Ähnlich hat ja auch das gewöhnliche hebräische oyn Bann, vom Sondern und Heiligen genannt, nur in einer besondern Sprache diese schlimme Bedeutung angenommen. Und es kann nun die Frage entstehen ob nicht das hebräische „zd und Wadi preisgeben ebenso wie dieses Phönikische Wort zunächst vom Ausschliessen diesen Begriff trägt, nicht aber vom Einschliessen; denn obgleich es durch den häufigen Gebrauch sehr abgenutzt etwa nur noch unserm hingeben entspricht, so kann doch seine ursprüngliche Bedeutung eine viel stärkere gewesen seyn. — Über jon dlön als Goll s. oben S. 16. 7. Wie aber das obige Verbot nach Z. 6 sich nicht bloss auf den ge- meinen Mann sondern auch auf alle, Obrigkeit und obrigkeitliche Männer er- strecken sollte, so wird dasselbe nun auch hier bei dem Fluche nur noch deutlicher und stärker wiederholt Z. 9 — 12: dies ist nämlich der wahrschein- lichste Sinn welchen die nun folgenden theilweise schwierigen Worte haben, und der sich auch ganz am Ende der Inschrift bei ihrer sehr kurzen Wieder- holung Z.22 als der wahrscheinlichste ergibt. Wir beginnen den neuen Salz mit den Buchstaben on und deuten diese nach S. 18 durch unser er selbst: dieses Wörtchen stellt sich dann aber unmittelbar vor sein bestimmteres Namenwort; und so ergibt sich als der erste Satz hier der: Selbst wenn ein mächtiger König welcher herrscht unter den obrigkeitlichen Innungen selbst der Mann wäre. welcher den Eingang dieses Lagers öffnete oder welcher diesen Sarg aufhöbe., Hier ist das Wort nš» besonders dunkel; eine W. yp? findet sich sonst in allen. Semitischen Sprachen nicht. Allein sie ist doch gewiss mit p^ sammeln welches durch sie alle hindurchgeht sehr nahe ver- wandt; und mit geringer Umsetzung der Laute ist das "— äth. ARP 36 H. EWALD, i kleben oder sich vereinigen ebenso sicher mit ihm wiederum ganz nahe ver- wandt als es das y noch ganz ebenso wie unser Phönikisches Wort bewahrt hat. Wir können nun sehr wohl annehmen dass das Namenwort ein collegium, eine geschlossene Gesellschaft oder Innung bezeichnete, wie Gel einen Ge- sellen oder Freund: und wie es im alten Rom ein collegium praetorum, sa- cerdotum u. s. w. gab, so mochten in dem ältesten Sidon die herrschenden Häuser (oder Patrieiergeschlechter) Innungen oder curiae oder mit dem grie- chischen Ausdrucke Phratrien bilden aus denen der König hervorging und mit denen er zusammen erst die Obrigkeit ausmachte. Heisst nun in dieser Inschrift die gesammte Obrigkeit n>5%»» nach S. 28, so konnten auch sehr wohl die Worte ni» mn cinxp»o ihre der Obrigkeit (der Patricier) Innungen nach S. 18 zusammengesetzt werden, um sie so stark als möglich zu bezeichnen; und ein solcher König welcher nur an der Spitze der herrschenden Geschlechter oder Innungen steht, herrscht inderthat nur zwischen n (pa s. oben S. 12) oder w»fer ihnen. So wenig wir aber sonst über das Sidonische Königthum zumal in älterer Zeit wissen, so können wir es uns doch am leichtesten gerade so beschränkt und gebunden wie es hier angedeutet wird denken: alles Phónikische und Kanaänäische Kónigthum war gewiss in diesen Städten seit den áltesten Zeiten kein anderes, wie auch die uns bekanntere spätere Geschichte lehrt. Der besondere Nachdruck nun welcher auf diese ersten Worte Selbst ein mächtiger König welcher unter den obrigkeitlichen Innungen selbst herrscht gelegt wird, erklärt sich leicht wenn man bedenkt dass der Redende selbst ein König ist, welcher wohl wissen kann welche Macht leicht Könige sich nehmen, der aber auch zu ihnen ein strengeres Wort zu reden kräftig genug ist. Also fügt er erst nach dieser Hervorhebung des neuen Grundwortes ein- lenkend hinzu NT DIN DN wenn es der Mann ist welcher Alsdann aber fährt er fort andre mögliche Thäter zu unterscheiden und ist es selbst ein Same d. i. nach dem eigenthümlichen Sprachgebrauche dieser Inschrift (Z. 8. 22) Nachkomme der Obrigkeit, also einer der zwar nicht König aber den obrigkeitlichen Geschlechtern entsprossen oder ein Edler (nobilis, patricius ), oder ein Mann aus dem Volke, ein Gemeiner (plebejus). Ich zweifle nicht ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 37 dass mama hier und Z. 22 so zu verstehen ist; auch in der Massil. Inschrift Z. 17, wo ganz ebenso mo own zusammengesetzt wird, ist diese Redensart nun deutlich, während sie freilich dort in dem verstümmelten Steine só völlig abgerissen steht dass man sie ansich nie hätte sicher genug erkennen kónnen. Der Name m27 entspricht also ganz dem weiblichen Kal Volk, welches arabi- sche Wort auch leicht in demselben Nebensinne des Gegensatzes des grossen Haufens zu den Edeln gebraucht wurde, wie ipi ein Gemeiner (ein Idiot) zeigt; auch die Aramáischen Mundarten kennen dieses Wort; wührend es im Hebräischen sogar dichterisch nur sehr selten und nur in der Mehrheit nən sich findet. Dass das Wort aber mit zu den ältesten aller Semitischen Sprachen gehóre, ist umso weniger zu bezweifeln da das bekannte c» mit ihm ver- wandt ist; und wechselten in ihm schon sonst immer die Laute w und » leicht, so erklärt sich desto mehr wie es im Phönikischen auch mit 7 statt N lauten konnte 1). — Dass hier n»5»»» »w die richtige Lesart sei, wurde schon S. 9 bemerkt. Wir können hier also zugleich die drei Stände erkennen in welche das ganze Sidonische Volk zerfiel und die wir in den ältesten Reichen überall fast ganz ebenso wiederfinden: König, Edle, Gemeine ?), jener aus den edeln oder obrigkeitlichen Geschlechtern und Innungen nur wie der erste unter : gleichen hervorgehend und so mit ihnen die Obrigkeit bildend. Aber, sagt unser Todter, mag der Frevler irgendeiner aus diesen drei Stánden seyn, und wennauch der König selbst: der Fluch treffe ihn! Und dieser wird hier zum Schlusse nur noch einmal in etwas andrer Weise aber nicht minder schreckend só ausgedrückt: er habe keine Wurzel nach unten noch Frucht 1) Der Mannesname Hos bei Menander in Jos. g. Ap. I, 18 war also wohl pam Ser, wie in oyr) im Hebräischen. Man könnte nämlich in dem ersten Gliede auch das Wort e zu finden versucht werden, vgl janni in der iften S. 30: allein jenes scheint uns sicherer. örtlich bei Phónikien das nächste, aus Syri- scher Rede auf etwas ganz entsprechendes hinzuweisen, bemerke man wie im Syrischen Alexanderliede (bei Knös Chrest. p. 89, 11 — 13) das was zuerst « ew» das ganze Volk heisst, dann durch NL ploo lan König Edle und Gemeine (Krieger) umschrieben wird. 2) Um hier wenigstens aus dém was 38 H. EWALD, nach oben (fast ganz so wie Ijob 18, 16 in einem ähnlichen Falle), noch Dauer im Leben unter der Sonne! (dieses fast ganz so wie es im B. Qoheleth immer heisst unter der Sonne). Denn das Wort un ; etwa nm oder sum zu sprechen, konnte im Phönikischen in der Bedeutung Zeit oder Dauer umso eher mit >57 wechseln da auch das nur in gewissen Verbindungen noch vor- kommende yi ($53 ist Einheitswort einmal) dasselbe n bewahrt hat. Unten 2.19 steht dafür wohl in wenig veränderter Bedeutung «w^. : 8. Hier ist fühlbar ein grösserer Stillstand. Alles bisjetzt Gesagte hing unter sich eng genug zusammen: aber man merkt leicht dass es hier auch geschlossen seyn könnte. Nur eins ist noch zurück. Der Todte hat zu seinem Schutze zwar schon die heiligen Gótter angerufen Z. 9: aber sogewiss als diese Anrufung nach altem Glauben erst dann die erfolgreichste wird wenn der Mensch auch seinerseits die Götter an däs erinnern kann was er selbst zu ihrer Ehre gethan, oder ihnen ähnlich solche Wohlthaten mahnend ins Gedächtniss zurückrufen kann welche sie ihm schon früher erwiesen, so er- warten wir beinahe vonselbst dass der Todte auch hier dieses thue, um die Verbote die er im Obigen ausgesprochen und die Flüche gegen deren frevelnde Übertreter dadurch nur noch stärker und überhaupt hier am Ende so stark alsnur möglich zu bestätigen. Und wirklich ist dieses der richtigste Inhalt aller von hier an folgenden Zeilen den wir noch erkennen können. Alle diese von >> Z. 12 noch folgenden Worte und Zeilen bis zum Ende der ganzen Inschrift bilden, obgleich beinahe noch die Hälfte derselben ausfüllend, nur einen grossen vielumfassenden und allerdings auch vielverschlungenen Satz, der im Grunde nichts enthält als die Anrufung der Götter zu dem eben be- stimmten Sinne: aber da diese nun die grosse Hauptsache werden muss womit die ganze Todtenrede und Todtenbeschwórung schliesst „ So sammelt und drehet sich die Rede hier allerdings só stark als wollte sie mit ihrem ge- wichtigen Inhalte ihren Lauf noch einmal wie von vorne beginnen, um end- lich desto gesammelter und stärker zu schliessen. Ich habe damit schon den allgemeinen Inhalt aller folgenden Worte an- gedeutet welcher sich am richtigsten ergibt. Viele Worte und einzelne Sätze sind allerdings im Folgenden noch besonders schwierig: und dazu kommt die ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 39 Lücke im Steine Z. 16 f., welche leider nicht wenige Buchstaben gerade dä wo sie am wenigsten durch Vermuthung ergänzt werden können und wo doch der Inhalt auch rein geschichtlich sehr wichtig wird, völlig unlesbar gemacht hat. Allein im Ganzen und Grossen kann doch auch hier kein Zweifel über den richtigeren Sinn herrschend bleiben: auch nicht über den wahren Zusammenhang dieser Hülfte der ganzen Inschrift mit der vorigen und die Stelle wo diese Hälfte beginne. Auf dem Steine ist zwar erst Z. 13 vor x> der. etwas grössere Zwischenraum gelassen den wir, sollte der kleine Zwischenraum den Anfang der zweiten Hálfte bezeichnen, vielmehr vor dem yw Z. 12 erwarten müssten. Allein wir wissen doch nicht genug was der Steinhauer sich bei diesem kleinen Zwischenraume dachte und ob dieser über- haupt einen Sinn für den Inhalt haben sollte. Möglich ist's jedoch dass da- durch der nun folgende Name des Königs und seiner Mutter etwas hervorge- hoben werden sollte, etwa wie die Königsnamen im alt Agyptischen durch den Schild ausgezeichnet wurden; und in dem ähnlichen Falle oben Z. 2 wurde der lange Königsname wenigstens ähnlich mit odo geschlossen. Besondre Aufmerksamkeit verdient hier noch die, wie sich bald im Einzelnen zeigen wird, ungemein grosse Verschlingung des folgenden aus einer Menge kleinerer und sehr verschiedenartiger Sätze bestehenden so lan- gen Satzes. Allein wenn man bedenkt dass die guten Thaten für die Götter welche der König hier aufzählen will, nach dem S. 25 Erörterten zugleich von seiner Mutter herrührten, dass diese also hier mit zu nennen war und wahrscheinlich selbst diese ganze Inschrift auf den Sarg setzen liess, so ver- steht sich dadurch leicht wie dieser grosse Schlusssatz 80 gedehnt und vielfach verschlungen werden konnte. Von den einzelnen Sätzen nun aus denen er sich zusammensetzt, lautet der erste Z. 12 f.: Da num beschlossen ward mein Untergang in der Kraft der Tage, ich so aus der Jugend dahingerafft ward, mit absichtlicher Wie- derholung aus dem Anfange Z. 9f. Die Haltung des Satzes ist vorne etwas weniger gelenk aber ächt hebräisch und arabisch: da ich num — beschlossen ward mein u.s.w. LB. $.308. Schwierig ist (da über > an der Spitze des Satzes schon S. 30 f. geredet wurde) nur das Wort jn»: ich halte es für eine Wiederholung desselben. Wörtchens welches sich im Hebräischen als Nach- 40 H. EWALD, satzwörtchen x3- nach LB. F. 103% erhalten hat und etwa unserm vun, also entsprechend; ein Wechsel der Hauchlaute zeigt sich auch in dem dem Ur- sprunge nach entsprechenden aber dem Gebrauche nach sehr verschiedenen äth. 30. 9. Nachdem aber der Redende seinen unter solcher Lage doppelt be- klagenswerthen Tod wieder erwähnt hat, muss er in Begriff von seinen guten Thaten gegen die Götter zu reden doch auch seine Mutter hier zugleich nen- nen als mit welcher zusammen er sie ausführte; also nennt er, da er der Königin-Mutter als seiner Mitherrscherin Namen und Würde genau bezeichnen muss, auch seine eignen Würdenamen noch einmal Z. 13 — 15: ich námlich ich Eschmün asár Hönig und meine Mutter Am aschtart Priesterin unserer Herrin Aschtart die Herrscherin Tochter Königs u.s. w. Dass hier zu Anfange der Deutlichkeit wegen noch einmal das ich zu wiederholen war, versteht sich sehr leicht: aber wegen des Gegensatzes zur nachher ihm gleichzustellenden Herr- scherin wiederholt sich darauf sogleich auch noch richtig nämlich ich ... und meine Mutter. Das > erscheint also hier als zwischen zwei gleichbedeutenden Namenwórtern stehend wie in seiner nächsten Bedeutung zur blossen Erklärung, ganz in seiner ersten bezüglichen Bedeutung der da, aber unpersónlich, also dem Sinne nach unser namlich. — Auffallen könnte hinter diesem >> das Fehlen des Wortes qb» König, welches wir nach Z. 1 f. und den übrigen Königsnamen auch hier Z. 14 erwarten. Liess der Steinhauer, wie man aller- dings vermuthen muss, es durch Versehen aus, so brachte das wenigstens hier keinen grossen Schaden. Dass die Mutter 1) eigentliche Herrscherin (Regentin) war und damals allem Anscheine nach noch lebte, folgt auch aus dem so bestimmten Beinamen der ihr gegeben wird n327 die Herrschende. Aber noch höher galt ihr doch die Würde einer Priesterin unserer Herrin Astarte: nur deshalb kann diese Bezeichnung voraufgesetzt seyn. Dieses enthält gewiss einen bedeut- samen geschichtlichen Zug, und stimmt gut zu der höchst alterthümlichen Verehrung der Götter welche die ganze Rede der Inschrift durchdringt. 1) Ihr Name nanwyyx eig. Astartedienerin wird in der Kit. I Z. 3 voller n*n2»nz* geschrieben: doch konnte er wohl auch so wie hier verkürzt werden. „ ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 41 10. Nachdem die zwei zusammengefasst sind, fängt das erste Wort 2.15 p2 cw wenn wir baueten den Schwur an, als sagte der König: 80 gewiss als wir den Göttern Heiligthümer baueten, ich also auf ihren Dank hoffen kann, beschwöre ich sie den Frevler zu bestrafen. Da jedoch vieles der Art was der König den Göttern Gutes that und was für Gutes er dagegen von ihnen empfing aufzuzählen ist, so wiederholt sich für dieses On wenn nachher Z. 17. 19 viermahl beständig das blosse ww dass, in derselben Be- deutung, nur etwas weicher und geläufiger im Ausdrucke; etwa ebenso wie im Französischen auf ein erstes si nachher in den folgenden Bedingungssätzen que folgen kann, als setzte sich die Kraft der einmal eingeleiteten Bedingung nun vonselbst auch mit einem bloss bezüglichen Wörtchen fort. Etwas ganz Ähnliches 1) ist mir freilich sonst aus dem Gebiete der Semitischen Sprachen nicht bekannt: allein die Möglichkeit davon selbst bei einer so uralten Sprache: muss man zugeben. yib Als bleibende Wohlthaten welche der Redende den Göttern erwiesen habe, werden hier nun Bauten heiliger Häuser und ähnliches aufgeführt: und etwas anderes der Art konnte in diesen alten ‚Zeiten des Heidenthums inder- Aufgeführt aber werden durch ein dreimal wie- ne Arten von Bauwerken, deren Anord- Könnte es aber auffallen dass that kaum genannt werden. derholtes j gewiss drei verschiede nung hier eben so wenig zufällig seyn kann. der Kónig in den 14 Jahren seiner Herrschaft so vielerlei Bauten von Gottes- häusern als von ihm ausgegangen hier nenne, so ist zu bedenken dass dabei auch die bloss angefangenen oder auch die bloss fortgesetzten oder neu um- geänderten verstanden werden mögen, da das og bauen in diesen Sprachen den weitesten Sinn in sich schliesst. Wirklich werden die verschiedenen Hauser vna welche gebauet seien, schon üusserlich ganz verschieden ein- geführt: nur das erste Z. 15 f. wird mit dem Wörtchen u (s. oben 8. 18) als ein bestimmtes längst bekanntes eingeführt ; sodass wir sehr wohl anneh- men mögen dieses zuerst genannte sei ein schon längst gebautes grosses l) Denn im Allgemeinen ähnlich ist schon z. B. die Art wie im Arabischen die Verneinungen stets schwächer auf einander folgen (Gr. Arab. $. 702); noch ähn- licher ‘wenn im Koptischen auf einen Satz wie MAPENOTS2M lasst uns essen fortgefahren wird Oro NTENCR wörtlich und en wir trinken! Hist.-Philol. Classe. VII. 42 H. EWALD, T Heiligthum gewesen welches jetzt nur weiter gebauet und ausgeziert wor- den sei. i T Wd "E. Und wirklich müssen wir uns auch nach allen übrigen Spuren dieses zuerst genannte Haus Z. 15 f. so denken. Zwar ist gerade hier Z. 16 in den Stein die böse Lücke gekommen welche uns den wahren Sinn dieser Worte sicher wiederzufinden so schlimm verhindert. Denn zwischen den beiden verstümmelten Buchstaben dieser Zeile sind wenigstens 6 oder 7 völlig ver- schwunden: und hier gerade können wir auch aus keiner entsprechenden Stelle die verlorenen leicht ergänzen. Indessen ist zweierlei hier deutlich. Dieses hier zuerst genannte ganz bekannte Haus musste eine Art von Pantheon seyn: der Name mod n3 Haus der Götter wie man die ersten Buchstaben Z. 16 gewiss am besten abtheilt, führt ebenso nahe darauf hin als die besonders hohe Würde welche das hier zuerst genannte Heiligthum haben musste; und die Worte welche dann bald darauf folgen i» Sidon dem Lande am Meere welche in einem ähnlichen Falle Z. 18 sich wiederholen und über deren ge- schichtliche Bedeutung noch unten zu reden ist j lassen uns ebenfalls erwarten dass dieses Götterbaus eine so allgemeine Bedeutung hatte. Zweitens aber fügt ja der Redende alsdann sogleich näher hinzu was er in diesem Heilig- thume vorzüglich wiederhergestellt habe: und (Wenn) wir” wiederherstellten die Astarte von sehr hohem Namen, denn Y gerade machen kann, obgleich diese Bedeutung gerade in dieser selben Anwendung noch nicht weiter wie- dergefunden ist, doch unstreitig als Bauausdruck auch dieses bedeuten und so dem arab. e» entsprechen: dann aber müssen wir uns das Bild der Astarte als eins der vielen denken welche in diesem Gótterhause. seit Alters standen und welches wir wissen nicht wodurch beschädigt oder zertrümmert der Redende glänzend wiederherstellen liess. Darum mag es uns denn auch erlaubt seyn über die zerstörten Buchstaben eine Vermuthung hier zu äussern. Wir erwarten hinter os und vor en keinen Namen eines oder einzelner besonderer Götter: und die ersten noch deutlichen Züge e sowie der folgende halb zertrümmerte der ein m seyn konnte lassen uns mit diesem mn nach dem eben genannten u eine blosse Wiederholung desselben Götterhauses in einem andern Namen voraussetzen. War nun das Pantheon auch der beste Ort wo die Obrigkeit wie sie S. 28 beschrieben ist sich versammelte, 56 -ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 43 mögen wir vor dem m am Ende die Buchstaben Sonn na ergänzen: das Haus der Obrigkeit war dann nur ein anderer Name für dasselbe. 11. Bei dem zweiten Baue Z. 16 f. ist leider der Name des Gotles selbst durch jene Verletzung des Steines mitgetroffen: jedoch sind es diese Züge nicht so schwer wie die in der vorigen Zeile; und wir müssen vorallem diesen Namen hier sicherer zu erkennen suchen. Schon der 10te Buchstab der Zeile 17 scheint: unten só verletzt dass man vermuthen könnte es solle ein.» seyn; der 14te und 15te soll wohl, nach den erhaltenen Spuren zu schliessen, ein ^p oder »p seyn; der 12te scheint nach der unten gebliebenen kleinen Krümmung zu vermuthen ein 5 zu seyn, der Stummel des 13ten könnte etwa von einem > übrig seyn. So würde man $pp^»o ow die Mutter des Melgqar (Melkar) vermuthen kónnen. Allein diese Schreibart des Namens des Gottes selbst wäre auffallend; der Zug des ^ hängt nie so weit herab; und die folgende Beschreibung führt nicht auf eine Göttin. Da nun der 10te Buchstab doch auch, trotz des etwas herabgezogenen mittlern Striches, ein w seyn kann, so lesen wir vielmehr "po poww Eschmün der Wachsame: und wenigstens der Gott Eschmün passt ganz vorzüglich hieher und namentlich auch an diese zweite Stelle. Denn hatte unser König seinen Namen von ihm und musste ihn schon deswegen als seinen nächsten Schutzgott verehren, so ist es erklürlich dass er unter allen einzelnen Göttern ihm zuerst und am liebsten ein Heiligthum bauete, welches übrigens wie alle die solchen einzel- nen Göttern gebaueten nicht eben gross zu seyn brauchte sondern sich sogar an ein früheres anlehnen konnte. Galt nun Eschmün als der dem Asklépios zu vergleichende milde heilende Gott, so konnte er wohl auch po = "p der Wachsame zubenannt werden, sollte diese Lesart richtig seyn. Sicherer ist seine folgende Beschreibung zu verstehen: die Stütze der Hand des Schwachen, der Schutzherr meiner Kinder (oder meines Sohnes), er von sehr hohem Namen. Schwierig sind hier nur zwei Wörter 355 und wan: denn dass sie so getheilt zu lesen seien ist schon ansich das Wahrscheinlichste. Das b indessen lässt sich, nach der Bildung LB. $. 158e, sehr wohl mit inn ode Aa schwach, hinfällig vergleichen: die Wurzel wäre zuletzt auch mit dem lat. labi verwandt; und spielte in ihr der Lautwechsel 3 5 und », so erklärt sich daraus auch die Entstehung des nn) = - ER seyn. 44 H. EWALD, . Das w» aber kann nach LB. F. 151 sehr wohl von ww» Haupt oder Herr neu abgeleitet den Schutsherrn bezeichnen; und da es eigentlich ein Mittel- wort ist, gut auch mit dem Artikel vor dem folgenden »»3 stehen. Dass aber der jung erblichene König beiläufig so auch seines Sohnes oder (wenn »3 zu sprechen ist) seiner Kinder erwähnt als solcher die er dem Schutze dieses seines eignen nächsten Schutzgottes überlassen habe, erklärt sich leicht. 12. Zum drittenmale heisst es und wenn wir baueten Z. 17 fl. ; und jetzt werden offenbar Häuser dreier Götter enger zusammengestellt: Häuser dem Goite der Sidonier in Sidon ...., eim Haus dem Baal Sidon’s und ein Haus der Astarte. Bei dieser unleugbaren engeren Verbindung dieser drei haben wir hier gewiss die Dreiheit der obersten Götter Sidon's vor uns: gerade eine solche Dreiheit ist ächt Phönikisch !); und obwohl es zu bedauern ist dass der Gott der Sidonier hier nicht näher bezeichnet wird, so dürfen wir doch nicht zweifeln dass es gerade diese Dreiheit war welche zur Zeit unsres Königs in Sidon als die Gruppe der obersten Götter gall. Auch ist es wahrscheinlich dass die vorangestellte Mehrzahl Häuser schon alle drei zusammenfassen sollte, da sich sonst für diese Mehrzahl kein rechter Grund denken lässt. Und diese drei Häuser konnten sehr wohl zusammen nur éin Heiligthum bilden: während der König hier sie mit den Göttern selbst lieber besonders nennt. Die Astarte Z. 18 kann also als Göttin betrachtet auch sehr wohl die- selbe seyn welche Z.16 gemeint war. Denn die Würdebezeichnung die sie hier trügt oa ow eom Namen Baals d.i. die als Gott zu verehrende, soll gewiss nichts anders aussagen als was Z. 16 und 17 schon zweimahl wenig verschieden só ausgedrückt war von sehr hohem Namen. 13. Schliessen die drei vorigen längern Sätze in welchen der Redende die drei Baustücke deren er sich vor den Göttern rühmen kann 80 genau aufzählt, alle gleichmässig mit dem zuletzt erklärten loberhebenden Namen der Gottheit: so erwarten wir schon deshalb dass die Rede nun zu etwas anderem übergehe. Und wirklich ändert sich fühlbar der Sinn der nun folgenden Worte l} S. die Abhandlung über die Phönikischen Ansichten von der sähe S. 23 ff. 6 ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 45 Z. 18 — 20: aber sie sind zugleich sehr schwierig für uns ganz richtig zu verstehen. Das zweimal wiederholte wN Z. 19 ebenso wie der ganze Zu- sammenhang lässt uns indessen nur eine Fortsetzung des Schwures bei den Göttern erwarten: und die Thatwörter hinter diesem we können in der ersten Person sg. des perf. gelesen werden; wenn aber dabei vor ww kein N ¿ch steht, so ist zu bedenken dass das vorangeselzle riw wir 2.16. 17. nur die zwei zuvor genannten Herrscher Z. 18—15 wiederaufzunehmen diente. Unser Todter konnte als König sicher sich auch einiger nur von ihm zu vollführender kóniglicher Thaten rühmen; und diese sofern sie zugleich als von den Göttern oder von einem besondern Gotte empfangene Wohlthaten gellen konnten, finden wir inderthat hier erwähnt, Wir verstehen nämlich diese Worte só: und dass der Herr (oder Gott) Milküm die Dauer und Schönheit der herrlichen Fruchtfelder uns verewigte wenn ich das mit Geschick lernte und konnte; wenn ich bewirkte dass er die Grenz- eingünge des Landes den Kanaandern. den Sidoniern beständig beschützte. Dann nennt der König zwei Wohlthaten dieses Gottes Milküm die er von diesem durch sein eigenes Bemühen gleichsam, gewonnen habe, und die ihm als Unterpfänder auch für den ferneren Schutz der Götter gelten. Fortdauernde Fruchtbarkeit des Landes und Sicherheit der Grenzen sind diese zwei gött- lichen Wohlthaten welche der Kónig wührend seiner ganzen Herrschaft em- pfangen zu haben meint: aber der jedesmalige Kónig muss nach uralter Vor- stellung auch selbst dazu wirken, durch Opfer, Gebete u. s. w.: und es ist demnach zugleich seine Kunst und Geschicklichkeit wenn ihm solchen Segen dem Gotte zu entlocken so wohl gelingt. Über yw Adón als Namen eines Gottes s. oben: der Gott Milküm aber ist uns zwar dem Namen nach als der zunächst von dem 'Ammonáern verehrte aus dem AT. bekannt: allein er konnte sehr wohl auch in Sidon verehrt seyn: und wissen wir sonst nicht welcher Art er etwa war, so können wir nach unserer Inschrift leicht an- nehmen dass er als von Baal verschieden dem Griechischen Kronos glich, nämlich als einer der ältesten Götter 1). Er ‚wäre, dann einerlei mit dém der Z.18 der Got! der Sidonier hiess. 1) Dann erhebt sich allerdings die Frage aufsneue obnicht der Milküm einerlei 46 H. EWALD, Über ana Z. 19 s. oben S. 38. Dass nyx» etwa soviel als ich ber mochte bedeuten könne, und die zwei ohne Verbindungswörtchen zusammen- gestellten Thatwörter nyx» o nach LB. $. 285% zu verbinden seien, leidet keinen Zweifel. Wir können daher auch das wv, so wenig es sonst im Hebräischen oder Aramäischen etwas ihm näher entsprechendes hat, doch gut mit ee sorgsam, geschickt!) als ein davon abgeleitetes Sachenwort. ver- gleichen: es hat dann diese Bedeutung vom festen, gewissen vgl. 3a, ähnlich wie bar weise. Das Wörtchen +» aber womit der ganze Satz beginnt, kann am Ende auch bloss die Absicht und Folge unserm dass entsprechend aus- drücken; und dass der dem Sinne nach untergeordnete Satz auch voraufgestellt werden konnte, lässt sich nicht läugnen. Das ym aber als Imperf. von m3 geben aufzufassen scheint uns weniger richtig, als es als Perf. W. jm» zu nehmen. Im sogleich Folgenden aber folgt auf bod ich bewirkte das Imperf. mit dem Vav der Folge 5>320”7, da schon anderweitig feststeht dass das Phónikische auch hierin dem Hebräischen gleichen konnte 2). Und können wir das nach S. 31 zu verstehende n?v als Mehrzahl denken und aussprechen, so konnte nach LB. $.309c auf den folgenden stärkern Gegenstand sehr wohl zuvor durch sein Suffix —innóm angespielt werden, wie in einem ähnlichen Falle oben Z. 10; }50 aber als bergen kann auch sehr wohl schützen be- deuten. Endlich kann das 05555 unmittelbar vor osv% schwerlich etwas anderes als den Kanaándern bedeuten, auchwenn es ohne v in der Mitte geschrieben ist 5): dieser Laut stumpfte sich leicht allmählig ab; und wir kónnen hier sehen wie gerne Sidon damals noch immer sich allen Phöniken gleichstellte. war mit Mólokh und dieser mit Kronos: allein bisjetzt ist die Einerleiheit dieser Namen nicht zu beweisen, s. die Alterthuümer S. 261 der 2ten Ausg. und unten den Zusatz. 1) Der Qàmás erklärt das Wort durch 2 ball, à JURE Aleli O. 2) S. die Abhandlung über die Phönikische Inschrift von Marseille S. 13. Im He- brüischen ist dieses freilich weit seltener als im Aramäischen: das Phönikische schliesst sich also auch hierin mehr an dieses an 3) Wie da für 5»3 s. die Enizifferung der Neupunischen Inschriften S. 30. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 47 14. Nach allen diesen vielfach verschlungenen Sätzen welche doch zuletzt nur erst éinen grossen Vordersatz bilden, beginnt mit op Z. 20 sichtbar der Nachsatz, wie schon oben erläutert. Auch die einzelnen Worte und deren Sinn im Zusammenhange der Rede sind oben meist schon erklärt. Nur drei Worte sind hier noch besonders zu besprechen. Einmal das bn hinter ow^pn od: es kann in diesem Zusammenhange sehr wohl als ein zurückweisendes Deute wörtchen gefasst werden diese hei- ligen Götter, die oben so vielfach und so stark angerufen sind. Denkwürdig ist aber dass es dann in dieser Verkürzung ganz dem Einzelwörtchen :- in seiner ächtPhönikischen Abkürzung und Anlehnung entspricht. Auch im He- bräischen kürzt sich my in einem einzelnen Falle so ab, LB. F. 183a. Das folgende Wort 1xp»» fassen wir, dem ganzen Zusammenhange völlig gemäss, só auf dass es bedeute und er. werende, vergehe. Eine W. yxp findet sich zwar sonst in den Semitischen Sprachen nicht: allein sie konnte im Phönikischen mit der Hebrüischen W. yop ebenso übereinstimmen wie yp^ Z.9 f. mit op. Hat sich nun diese W. im Hebräischen einseitig zu der ganz besondern Bedeutung klein eig. verkürzt, abgestumpft seyn ausgebildet, so hat sie im Phönikischen freilich eine ganz andre Geschichte durchlaufen welche aber-doch ebenso gut móglich war: denn auch die Bedeutung ver- enden, vergehen knüpft sich leicht an nyp oder yp Ende. Auch wurde das Wort, diesem Zusammenhange nach zu schliessen, im Phönikischen wohl besonders nur in einem verächtlichen Sinne gebraucht um das der Frevler würdige Ende zu bezeichnen. Endlich das Wörtchen o9 Z. 21 kann hier unmöglich ihm bedeuten wie 2.8.41: es ist an dieser Stelle auch garnicht só verbunden um dieses be- deuten zu können, da es nach eben vollendetem Satze einfach einem Imperf. voraniritt, als sili es den Sinn eines solchen Imperf. herbeiführen helfen. Wir bién es daher als dass nicht oder damit nicht, also dem auch ins Nord- hebräische übergreifenden Aramäischen d (s. LB. $. 337b a. E.) entspre-. chend und etwa md oder !mö auszusprechen. Als ein solches Wörtchen aber konnte es mit dem folgenden Thatworte fast in eins zusammengezogen werden. So bauet sich ‚danach dieser Nachsatz, ähnlich dem Vordersatze nur 48 AU | H. EWALD, nicht ebenso weitläufig, aus sehr verschiedenen kleineren Sätzen auf, welche doch erst zusammen éin Ganzes bilden und mit ihrem schweren Gewichte sowohl ihren langen Vordersatz als die grosse drohende Rede selbst treffend schliessen. T . Blicken wir aber schliesslich von dem Ende der einzelnen Entzifferung aus auf den Sinn und Zusammenhang der Rede der ganzen Inschrift zurück welcher sich so ergeben hat: so können wir für das Allgemeine einige weitere Ergebnisse ziehen welche von grosser Bedeutung sind. Wie gross verhältnissmässig die Inschrift ist, sie hat demnach nur einen Sinn und Zweck; und wie mannichfach der Inhalt und wie verschlungen der Satzbau in ihr theilweise seyn mag, alle ihre einzelnen Sätze Gedanken und Worte reihen sich doch wiederum ganz fest nur um einen einfachen Grund- gedanken, zu welchem alles Einzelne was sie umfasst vollkommen stimmt. Dieses, wie es sich aus den obigen Erörterungen ganz von selbst ergeben hat, wird aber zugleich zu einem guten Beweise für die Richtigkeit der Ent- ziflerung im Ganzen. Ist ferner der Sinn der Inschrift im Ganzen der oben erklärte, so ver- steht sich leicht wie sie gerade an der: Stelle wo sie wiedergefunden ist eingegraben wurde. Sie sollte nicht die Thaten und Verdienste des Todten alle verewigen und lobend der Nachwelt übermelden: dann hätte sie auch an einem ganz andern Orte eingegraben und vielmehr aufgerichtet werden müssen. Sie sollte die Ruhe des Todten sichern, und alle welche aus irgendeinem Beweggrunde diese etwa zu stören wagen würden von ihrem Beginnen zurück- schrecken. So wurde sie am besten oben auf die Decke des Königssarges geschrieben, ja so nahe dem Munde des auf diesem abgebildeten Königs als möglich, als riefe er noch aus dem Grabe heraus diese Worte jedem zu der ihn zu stören käme. Und dieser Grundgedanke der Inschrift mit der ganzen Art wie er im Einzelnen ausgeführt wird „führt uns fühlbar in ein Volk mit sehr eigenthüm- liehen Sitten und Vorstellungen, aber auch in eine Zeit ein welche bei diesem frühgebildeten Volke selbst verhältnissmässig eine ältere seyn musste. Diese Furcht vor jeder Störung im Grabe, in solchen Betheuerungen und Drohungen vor aller Obrigkeit und. in solchen Anrufungen der Götter, ja in einer ‚solchen ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFE VON SIDON. 49 angen schweren Todtenrede auf dem Sarge voll heiliger Drohungen und: Verwünschungen sich ergiessend; diese Art wie der Todte die Götter an seine Verdienste um sie und an ihre um ihn erinnert, dies alles führt uns, wir würden wenn vom Griechischen Alterthume, die Rede wäre sagen, in ein wahrhaft Homerisches Zeitalter ein; und wir meinen hier überall Worte und Gedanken aus einem noch mehr jugendlichen als bereits ausgeblüheten überreifen Volksleben zu hören. Bei den Phöniken, deren hohe Bildung schon Homer rühmt, kommen wir dadurch leicht in ein noch vorHomerisches Zeitalter hin- auf: und die Inschrift wird uns auch nach dieser Seite hin ein sehr seltenes wichtiges Denkmal. — Fragen wir nämlich zuletzt nach dem Zeitalter der Inschrift, so liegt für uns nach dem jetzigen Stande unsrer Phönikischen Erkenntnisse das Hauptmerkmal desselben eben in dem genauen Beachten dieser inneren Spuren. Nach diesen würden wir die Inschrift für eine verbältnissmässig sehr alte halten können: und es frägt sich nur noch ob anderweitige Merkmale dieser Erkenntniss widersprechen oder nicht. Dass die Phönikische Schriftart welche hier erscheint bisjetzt kein für uns genügendes Merkmal eines bestimmteren Zeitalters an sich trage, ist schon S.10 bemerkt. Man würde aber auch wohl bisjetzt nirgendwoher ein Zeichen herbeibringen kónnen dass sie nicht schon aus jenem frühern Zeitalter ab- stammie. Von dem Eschmün'azár und dessen ganzer königlicher Verwandtschaft, wie wir sie aus der Inschrift kennen lernen, wissen wir aber aus andern Quellen bisjetzt nichts. Dass der Sidonische König Tennes welcher nach Diodor's von Sie. Geschichte 16, 41— 45 unter dem Persischen Artaxerxes III Ochus eine traurige Berühmtheit erlangte, in dem n»3n unserer Inschrift (S. 24) nicht verborgen seyn könne, wie man bereits vermuthete, habe ich anderswo gezeigt !). Unter der Persischen Oberherrschaft hatte zwar Sidon auch vor diesem Tennes welcher wohl der letzte war, seine Unterkönige: allein unsre Inschrift weist uns offenbar in eine Zeit der rubigen Macht und Blüthe Sidon's hin, nicht in diese gedrückten Persischen Zeiten. In jenen Jahrhunderten nun wo Tyrus übermächtig geworden war und den noch ältern Glanz und Vor- 1) S. Gött. gel. Anz. 1856 8. 23 f. Hist.-Philol. Classe. VII. G 50 i . H. EWALD, rang Sidon's verdunkelte, konnte Sidon zwar auch seine kleinen Könige bei- behalten: und dass es im siebenten und sechsten Jahrh. v. Ch. solche halte, wissen wir aus einigen zerstreuten Nachrichten 1). Allein dass diese Könige damals sehr mächtig und Sidon sehr blühend gewesen ist allen Anzeichen nach unwahrscheinlich. Unsere Inschrift fällt aber vielmehr in solche Zeiten wo nach Z. 20 die Kanaänäer noch etwa soviel waren wie die Sidonier, und nach Z. 16. 18 Sidon selbst sich noch rühmen konnte „das Land des Meeres“ zu seyn, als habe es damals dieses ganze Land beherrscht. Diese beiden näheren Bestimmungen entsprechen sich inderthat fast vollkommen: und wäre die Erklärung jenes Wortes Z. 20 von den Kanaänäern vielleicht zweifelbafter als sie wirklich ist (S. 46), so würde sie schon durch den sehr entsprechen- den Ausdruck Z. 16. 18 geschützt seyn. So scheint es denn dass die Inschrift in jene Zeiten fällt wo Sidon vor dem Aufkommen der Übermacht Tyrus’ noch in seiner vollen Macht und Herr- lichkeit blühete, die Kanaänäer zwar schon ganz an's Meer gedrängt waren, die Sidonier aber noch als mit ihnen gleichbedeutend betrachtet wurden. Fällt Tyrus“ vormächtiges Aufkommen in das eilfte Jahrhundert, so mag der König unsrer Inschrift kurze Zeit zuvor in Sidon geherrscht haben. Dieses war also die Zeit von welcher her noch Homer die Sidonier nicht aber die Tyrier nennt und bewundert 2). Wenigstens treffen diese wenigen geschichtlichen 1) Nämlich Jer. 25, 22. 27,3 werden stehend Könige von Sidon, jedoch nach denen von Tyrus aufgezählt; und ohne dass Sidon damals selbständig gewesen, hätte es Hez. 28, 20 — 26 nicht jene Reihe von sieben Reichen füllen können. Tyrus und Sidon waren nach solchen Zeichen damals die einzigen selbständigen Phö- nikischen Reiche: wir wissen nicht näher unter welchen Verhältnissen damals Sidon neben Tyrus wieder eine gewisse Selbständigkeit erlangt hatte, vielleicht noch in Folge der Belagerung Tyrus’ durch Salmanassar, vgl. Jes. c. 23. Aber dass Sidon damals dennoch weit schwächer war als Tyrus, folgt aus Hez. 28, 8 und vielen andern Anzeichen. ?) Von einer ganz andern Seite her kann man auch aus den kurzen Worten Richt. 10, 11 schliessen dass Sidon gerade in der letzten Zeit vor Tyrus“ Erhebung noch einmal recht mächtig und glücklich gewesen war. Die geschichtliche Bemerkung erscheint zwar hier äusserst verkürzt, doch kann sie nicht grund- los seyn. 5 : + ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 51 Andeutungen welche sich aus der Inschrift ziehen lassen, mit jenem Merkmale eines solchen hóhern Alters aus ihrem ganzen alterthümlichen Inhalte só un- gesucht zusammen, dass bisjetzt kaum etwas noch Bestimmteres über ihr Zeitalter sich ausfinden lässt. 5 Zusatz zu S. 45. Über Phónikische Eigennamen mit 312» —. Wegen des oben S. 45 über einen Phönikischen Goltesnamen Gesagten ist es wohl lehrreich zu bemerken dass sich zwar bisjetzt noch nicht der Name o>5%» aber ziemlich häufig der Name h als zweites Glied in zusam- mengesetzten Mannesnamen wiedergefunden hat. Dass der so im Phónikischen geschriebene Name einen Gott bezeichnete, ist danach unzweifelbar: man sprach ihn aber wohl sicher nicht wie man nach dem Hebräischen meinen könnte malk, sondern eher wie milik aus, vgl. die Mannesnamen Himilko, Hamilkar: und diese Aussprache nähert sich etwas mehr dem o570. So findet sich ein Tnı2» “Abdmilik sehr oft!); ferner ein qapa welcher wahrscheinlich 772272 Meqinmilik auszusprechen ist und den Gläubigen Milik’s bedeutet vgl. mit Si. Dieser Mannesname findet sich auf einem erst vor kurzem gefundenen Siegelringe, welchen sein erster Europäischer Erwerber Herr Jul. Oppert von Haleb aus nach Paris einsandte 2). Er trägt die Inschrift wann) y. s Trap 1) Wie in der Kit. II. Z.3, und in einem neulich nach Paris gekommenen Siegel- ringe welchen Longpérier im Journ. as. 1855 II. p. 426, sowie einen andern p. 422 mit dem Mannesnamen $5342» zuerst miltheilt. 2) Zuerst veröffentlicht durch Longpérier ebendort p. 429. der erste Buchstab dieses Mannesnamens als ein w gelesen u Sacanmelek ausgesprochen wird, 80 scheint uns dieses grundlos zu seyn, ist der Buchstab zuverlässig abgebildet. Ist er aber ein » wie dieses Zeichen dort noch zweimal vorkommt, so bleibt kaum etwas übrig als die oben ange- nommene Aussprache Mégin. Wenn aber dort nd der Name G 2 52 H. EWALD, d. i. (Siegelring) Tamuka’s Sohnes Meginmilik’s: doch ist die nähere Aus- sprache des ersteren der beiden Namen noch nicht sicher. Zwischen y....2 auf dem zweiten Felde ist ein springender Bock gezeichnet: vielleicht. also bedeutete der Mannesname soviel als Springer, vgl. S, mit . Man findet viele Siegelringe altPhönikischer Inschrift: woraus man auch sehr klar erkennt wie hoch diese Kunst bei den Phöniken und den diesen verwandten Völkern schon sehr früh ausgebildet seyn musste. Der vorliegende enthält dazu eine zierliche aber bisjetzt in dieser Art seltene Schriftart: wir lassen ihn deshalb auf der Steinplatte unten rechts abbilden 1). — Übrigens gibt dieser Siegelring nicht sowohl Phönikische Schrift im engern Sinne, als viel- mehr eine Art unter den vielen altAramäischen welche allmählig wieder an den Tag kommen; er scheint auch in einer Gegend des nördlichen Syrien gefunden zu seyn. Auf eine Aramäische Sprachbildung könnte auch das N von Noon hindeuten: und dass j3 für Sohn in gewissen Aramäischen Mund- arten nicht unmöglich war, wird aus der Erklärung der folgenden Inschrift erhellen. Über eine neulichst gefundene Ägyptisch- Aramäische Inschrift. Es ist bekannt welche reiche Ausbeute neulichst die Ausgrabungen Hrn Mariette's in dem verschütteten Serapeum von Memphis eingebracht haben. 1) Recht denkwürdig ist auch der dort p. 428 von Longpérier mitgetheilte Stein welcher auf der einen Seite den Mannesnamen 38722 mit dem Gottesnamen Adád oder Adód, auf der andern bei dem alterthümlichen Kopfe einer Astarte den Namen mnsan» erkennen lässt; in diesem scheint mir nämlich der letzte dort nicht vollständig und deutlich genug zu erkennende Zug ein m zu seyn. Wir wissen nun aus den Himjarischen Inschriften dass der Name Astarte auch Athar verkürzt werden konnte: mpy aber entspricht wohl dem d ‚welches nach Philon bei Steph. Byz. unter Auodizsi« soviel als Goit bezeichnen konnte und sich wohl auch in dem Namen = bei Meliton in Cureton's spicil. syr. p.25, 9—11 wiederfindet. Hieraus würde sich dann der seiner ursprünglichen Sehreibart und Bedeutung nach auffallende Name '/4rsgyoz5 erklären; und der Name Asoxsıo e wäre erst wieder ein Umlaut von diesem. ÜBER EINE ÄGYPTISCH-ARAMÄISCHE INSCHRIFT. 53 Unter anderem fand er dort an einem Orte den man als das Apisgrab betrachtet, an eine Tempelmauer gelehnt etwa 500 niedrige Steingefässe von sehr ver- schiedenen Steinarten, welche nach ihren Merkmalen zu urtheilen zu ebensovielen kleinen Heiligthümern geweihet scheinen. Manche von ihnen sind durch Mariette nach Paris in das Louvre gebracht: unter ihnen auch ein Stein welcher ob- wohl weit weniger feingearbeitet als viele andre doch durch seine nicht Ägyptische, sondern wie man meinte Phönikische Inschrift mit Recht besonders merkwürdig schien. Der Stein hat oben, wie manche andre dieser 500, zwei tiefeingehauene Kufen, durch eine Wand getrennt auf welche das Bild des- selben Gussopfergefässes eingehauen ist welches man auf allen erblickt w): diese zwei Kufen sollten wohl gewiss die geweiheten Gegenstände aufnehmen. Auf der breiten vorderen Seite erblickt man die Inschrift in drei vollen und einer halben Zeile eingegraben, von einem etwas rohen Striche rings ein- gerahmt. ö Von dieser Inschrift hatte der bereits durch manche treffliche Arbeit im Gebiete der Morgenländischen Sprache ausgezeichnete Hr Ernest Renan in Paris zu Anfange des letzten Augustmonates die Güte aus freien Stücken mir eine Abschrift zu übersenden. Sie zog damals sogleich meine Aufmerksamkeit auf sich, und einige der bedeutsamsten Worte entzifferte ich aus ihr schon damals ebenso wie sie unten erklärt werden. Später empfing ich eine sehr deutliche und unterrichtende Beschreibung des Steines mit den Abbildern seiner oberen und seiner vorderen Seite, enthalten in einer längern Abhand- lung 2) in welcher der um alle diese Alterthümer in den neuesten Zeiten so vielverdiente Due de Luynes eine vollständige Erklärung der Inschrift ver- sucht. Diese Abhandlung mit den beigegebenen Bildern ist sehr verdienstlich : und ich würde über vieles was im Folgenden erläutert werden soll, bei weitem nicht so sicher urtheilen kónnen wenn ich sie nicht vor Augen ge- habt hätte. 1) Man kann sich elwa aus dem dieser Abhandlung beigefügten Abbilde einen Begriff davon entwerfen. deg $ 2) Unter der Aufschrift Inscription Phénicienne sur une pierre à libation du Séra- peum de Memphis, in dem Bulletin archéologique de l'Athenaeum français 1855. Nr. 8 und 9. 94 H. EWALD, Der Duc de Luynes, an dem man den reinen hohen Eifer mit welchem er alle diese aus vielen Ursachen so äusserst schwierigen Gegenstände unsrer heutigen Wissenschaft verfolgt bewundernd anerkennen muss, und der unter seinen vielen Standesgenossen in Deutschland darin keinen Nacheiferer hal, entziffert nun die Inschrift und übersetzt sie so: Dan? han ap» ann "»330) ?N73 57mm DON Dp 32333 Mana 357mY^n Ignem tulimus admovendo | imaginem Apidi: :o Ruach- Pda servus Hori, et Tobbor filius Tokeh, et ministrans coram Apide Chai- Ruach- Pdá. Die drei hier genannten Männer hätten demnach dem Apis unter Weihung eines Bildes ein Feueropfer dargebracht: dies würde der Sinn der Inschrift aussagen; und da diese Alterthümer in einem Apisheiligthume gefunden, so würde der Sinn sich insofern empfehlen. Auch wird ans dem unten zu Sagenden erhellen dass in dieser Entzifferung allerdings einige Worte richtig gelesen und. ver- standen sind. Und dazu scheint uns die ganze Inschrift sowie sie auf dem Steine steht hier só getreu dargestellt zu seyn dass wir uns im Folgenden ganz auf sie verlassen zu können meinen. Fragen wir aber zunächst nach den Schriftzügen der Inschrift im Allge- meinen, so scheint uns doch vieles darin noch einer näheren Bestimmung und Rechtfertigung zu bedürfen. Die Schriftzüge gleichen sehr den Phöniki- schen: allein näher. betrachtet entfernen sie sich von diesen dennoch in gar vielen Einzelnheiten, ja in einigen Buchstaben völlig. Vielmehr gleichen sie stark den Schriftzügen welche man auf dem Steine von Carpentras und andern in Agypten gefundenen Denkmälern antrifft „während sie von der andern Seite wieder ebenso stark an eine gewiss einst weitverbreitete Aramäische Schrift erinnerte aus welcher die gewöhnliche Syrische entsprungen seyn muss. Die Züge erscheinen im Allgemeinen nur etwas alterthümlicher als die auf dem Steine von Carpentras. Gehen wir alsdann zu den einzelnen Buchstaben über, so finden wir nur folgende anders zu bestimmen: man wird aber sehen dass dadurch aller- dings auch der Sinn sehr bedeutend sich ändere. ÜBER EINE ÄGYPTISCH-ARAMÄISCHE INSCHRIFT. 55 Der zweite Z. 1 scheint zwar einem n ähnlich zu seyn, wenn man bloss die zwei Züge links von dem dritten an ihm betrachtet: allein dieser dritte Zug auf der rechten Seite ist doch wohl zu stark und eigenthümlich um ihn mit dem mittlern zusammen nur für den gewöhnlichen rechten Zug des n zu halten. Ich halte diesen Buchstaben also für einen andern als n, nämlich für ein y: das Zeichen für y auf dem Steine von Carpentras ist ihm verhältniss- mässig ähnlich genug. | Den vorletzten Buchstaben Z. 1. 3 und 4, welcher auch als der vierte Z.2 wiederkehrt, hält de Luynes für ein n: allein dieses hat wohl in allen Semitischen Schriftarten zu beständig und zu ursprünglich oben und unten einen gewundenen Strich als dass wir das hier vorliegende Zeichen ihm gleich- stellen könnten. Dazu kommt dass uns vielmehr der vierte Buchstab Z. 3 ein q zu seyn scheint: zwar gibt sich auch dieses Zeichen wie es hier er- scheint nicht als eines der sonst schon ganz ebenso bekannten für q, allein es zeigt doch mit diesen eine überwiegende Ahnlichkeit und lässt sich in die ganze Reihe der Semitischen Zeichen für g wohl einfügen. Die Frage wasdenn däs Zeichen welches de Luynes 7 liest wirklich sei, hängt nun aber gewiss mit der andern genau zusammen: was der zweile und der eilfte Buchstab Z.2 sowie der dritte Z. 3 bedeute. Der Duc de Luynes hält es für 5: es gleicht aber vielmehr einem > gerade in dieser Aramüischen Schriftart. So nehmen wir denn jenes Zeiches welches ^ seyn sollte. desto richtiger für 1, obgleich sein oberer Zug auf Z. 1 allerdings etwas ungewöhn- lich weit nach links gedehnt ist. Endlich ist noch der fünfte Buchstab Z. 3 etwas dunkel, auch in dem hier wiederholten Abbilde gewiss durch ein Verwittern des Steines etwas unklar zu lesen. Er scheint am meisten eigem m zu gleichen, wofür ihn auch der Due de Luynes hält. Allein der eine oder die zwei mittleren Striche sind doch insofern undeutlich als man nicht sieht ob sie zur Schrift gehören oder blosse Risse seyn sollen. In letzterem Falle würde man hier ein > (1) finden können: und wirklich scheint dieses sicherer zu seyn. Hinter dem ersten ‚Buchstaben Z.4 meint der erste Herausgeber feble ein >; man erblickt hier zwar einen elwas auffallenden grössern Zwischen- raum; allein dass hier ein Buchstabe ganz verwittert und unkenntlich ge- 56 H. EWALD, worden, kann ich auf dem Steine nach beiden mir vorliegenden Abbildern nicht: erkennen, und ich wüsste nicht wodurch ich den leeren Raum aus- füllen sollte. Dies sind die wichtigsten Abweichungen im Entziffern der Schrift, welche ich hier bemerke. Ausserdem móchte ich nur noch den zehnten Buchstaben Z. 2 nicht für ein ? oder =, sondern für ein = halten. Beiderlei Buchstaben haben zwar ziemlich ähnliche Züge: allein einige kleinere Unterschiede lassen sich doch wohl als vom Steinhauer eingehalten aufweisen; und auch nach diesen scheint es mir sicherer das Zeichen als ein 2 zu lesen. Wollten wir indessen die Zeichen auch alle wirklich só lesen wie nach der obigen Übersetzung vorgeschlagen ist ‚ so würden sich doch auch aus ihnen selbst gegen dieses Wortverständniss einige Zweifel erheben. Der Ägyptische: Gottesname den wir jetzt den Griechischen Lauten folgend Apis nennen, würde Semitisch wohl nicht o5w geschrieben seyn, da er Ägyptisch CATT lautet; man müsste sonst annehmen unsre Inschrift sei erst aus einem sosehr späten Zeitalter dass man bereits die völlig Griechisch umgebildeten Laute Ágyptischer Namen in Ägypten selbst nicht mehr anders habe sich denken und schreiben kónnen. — Ferner ist es auch schwer denkbar dass man den Namen des Ägyptischen Gottes Ptah in einer Semitischen Gestalt bloss mit den zwei Buchstaben > geschrieben hätte: wenn am Ende des Wortes ein auslautender Vocal, zumal ein langer, im Semitischen nicht durch einen Buchstaben ausgedrückt wird, so ist das eigentlich eine Ausnahme; der Namen [ITA schliesst dazu im Agyptischen mit einem Hauche, den man im Semitischen jedenfalls durch einen Buchstaben ausgedrückt zu sehen erwartet. Wirklich làsst sich nicht làugnen dass die ganze sichere Entzifferung solcher in Ägypten gefundener Denkmäler mit Aramäischartiger Schrift noch immer für uns auch aus allgemeinen Gründen sehr schwierig ist. Schon das ziemlich häufige Vorkommen solcher Denkmäler in Ägypten ist sehr auffallend und für uns geschichtlich noch immer etwas dunkel , obgleich wir im Allge- meinen hinreichend wissen dass viele Phöniken Syrer und Babylonier seit den Persischen Zeiten und auch wohl schon früher in Ägypten wohnten. Fänden sich in Ägypten althebräische oder phönikische Inschriften , so würden wir das ÜBER EINE ÄGYPTISCH-ARAMÄISCHE INSCHRIFT. 57 geschichtlich leicht genug verstehen können: aber die Schrift dieser Denk- mäler ist weder althebräisch noch phönikisch; die Menschen welche sie setzten und deren Namen auf ihnen verewigt sind, waren sichtbar Heiden; und ihre Sprache gibt sich wenigstens im Allgemeinen als eine Aramäische kund, wie in der vorliegenden Inschrift wenigstens das G. Z. 3, welches der Duc de Luynes ganz richtig gelesen hat und welches in der Inschrift von Carpentras Z. 3 wiederkehrt, ächt aramäisch ist. Welche Aramäer waren es nun die solche Inschriften setzen liessen ? Jedenfalls waren es mehr zerstreut lebende, reiche Kaufherren und ähnliche, welche wir in dem alten Ägypten voraus- setzen können: ähnlich wie sich Phönikische Inschriften auch weitab von Phönikien und Phönikischen Anbaustädten wiedergefunden haben. Die Aramäi- schen Länder bildeten aber in jenen Zeiten nie eine sehr feste Einheit: wir haben also nicht nöthig in ihnen allen nur ganz dieselbe Sprache überall vor- auszusetzen, sondern können auf eine gewisse Mannichfaltigkeit gefasst seyn. Dieses alles vorausgeseizt, lese und verstehe ich die Inschrift so: od Dona nayp an 52 2 van 933» vn 9 DIN . 72» ^25n a D n » Mein Bild als Darbringung einer Tochter für Osiris - Horus opferte mein Vater Tóbibér Sohn Tofk?s, opfernd vor Osiris Horus. a Das erste Wort xn könnte man vielleicht als Bezeichnung eben dieses dem Ägyptischen Gotte geweiheten heiligen Gefässes betrachten. Denn bei der nahen Verwandtschaft der Wurzeln xn = und jon kann eine Namenbildung wie Ewa zun (Pxm) sehr wohl eine Art Gefäss bedeuten worin etwas aufbewahrt wird ; wie im Aramäischen w»on!); und wenn das im Hebräi- u) Be wenigstens in der Mishna Kelim 16, 5: eine neuere Ausgabe liest hier wohl unnöthig 397. Im gewöhnlichen Aramäischen findet sich allerdings das Wort nicht: aber ganz, entsprechend an Bedeutung wennauch der Bildung nach etwas verschieden ist ya oder Quas, ebenfalls ein etwas seltenes und im Qämüs ganz fehlendes Wort, welches aber seiner Bedeutung nach feststeht, s. die Scholien zur Hamäsa S. 92, 6 f. v. u. Vgl auch über jun die Alterthümer S. 337 der 2ten Ausg. a Hist.-Philol. Classe. VII. 58 H. EWALD, schen nur dichterisch vorkommende seltene pus wie wahrscheinlich dasselbe Wort ist 1), so kehrte hier auch derselbe Wechsel von v und y zwischen diesen beiden Sprachen wieder den wir oben S. 16 sahen. — Allein vergleicht man das Wort xn wodurch auf einer Palmyrischen Inschrift 2) das Griechisch- Lateinische TO ZITNON in der Bedeutung eines den Göttern geweiheten Bildes ausgedrückt wird, so muss es uns wahrscheinlicher seyn dass es als jar auszusprechen dasselbe bedeute, etwa wie im Hebräischen jon und n»n von dieser Wurzel aus wesentlich dasselbe (nur freilich im rein geistigen Sinne) bedeuten. Den Wechsel von m und 4 auf der einen, von : und y auf der andern Inschrift können wir bei so verschiedenen Aramäischen Mund- arten ertragen. Von einer Wurzel aber welche das Sehen bedeutet konnte in diesen Aramäischen Mundarten sehr wohl das Bild benannt werden. Von grosser Wichtigkeit zur Feststellung des Sinnes dieser kurzen In- schrift ist nun aber die Wiederkehr der Wortgruppe ın e Z.1 f. und Z. 3 f. Dass das erstere dieser beiden Wörter so zu trennen und den Osiris 1) S. zu Ijob 21, 24. 2) Nämlich der zweisprachigen auf dem schönen Weihbilde für die Götter Aglibólos 51253» und Malachbél ward (Malakbélu hier wie auch auf der andern Palmy- rischen Inschrift bei Lajard pl. II zu sprechen; jenes wohl das BoιẽMi als „Phö- nikischer“ Name für Gott bei Joh. Damask. in Photios’ Bibl. S. 343 Bekk.) vom Monate Peritios des J. 547 der Seleukiden, welche mit der genauesten Abbildung des ganzen Kunstwerkes, nach so vielen früheren unvollkommenen Abbildungen und Erklürungsversuchen , zuletzt Hr Félix Lajard in den Recherches sur le culte du cyprès pyramidal chez les peuples 'civilisés de l'Antiquité (in den Mégoires de l'académie des Inscriptions T. XX p. 2. Paris 1854) p. 39 ff. pl. III nach den Erklärungen einiger heutiger Sprachgelehrten sehr ausführlich beschrieben hat. Hier habe ich nicht den Raum diese sowie die übrigen Palmyrischen Inschriften näher zu erörtern: beschränke mich also auf die Bemerkung dass das dritte Wort dieser Inschrift weder xno als entspräche dieses dem signum, noch anna als entspräche das Wort dem hebräischen nina in der Bedeutung Altar, sondern xno zu lesen ist. Der erste Buchstab ist von dem 3 verschieden und dem > ähnlich genug; der zweite aber scheint mir nur ein y seyn ZU können, welches auch auf der andern oben berührten Palmyrischen Inschrift noch wie F, also noch nicht wie ein einfacher Strich ı aussieht. ÜBER EINE ÄGYPTISCH-ARAMÄISCHE INSCHRIFT, 59 bedeuten solle, ist unzweifelbar: ich bemerke jedoch hier mit vieler Freude dass Hr Ernest Renan in Paris in seiner oben erwähnten Zusendung an mich das Wort schon richtig erkannt halte. Auch im Steine von Carpentras wird Osiris ebenso oder wenig verschieden so erwähnt. Das folgende Wort «m scheint mir alsdann in diesem Zusammenhange nur den Hóros bedeuten zu können: erscheint dieser sonst als Sohn des Osiris und der Isis, so hängt er doch auch mit Osiris só enge zusammen dass beide Namen auch wohl zusammentreten können, etwa wie die Griechen Horapollon bildeten. Zwar steht Hóros in keiner so unzertrennlich festen Verschlingung mit Osiris wie Apis oder vielmehr Hapi!): aber als Sohn vertritt er nach alter Anschauung den Vater in sovielen Stücken dass sein Name mit dém des Osiris eng genug verbunden werden konnte. Von der andern Seite ist Hapi ansich noch kein só unmittelbar göttlicher Name und Begriff dass man auch ihm leicht hätte opfern können, wennauch dás Heiligthum dessen Trümmer Hr Mariette wieder aufdeckte von ihm seinen Namen hatte. Und es ist möglich dass man den Hapi, solange er jünger war, in der hóhern Sprache nicht bloss Osiris schlechthin sondern auch Osiris-Hóros nannte 2). Jedenfalls wäre schwer zu sagen was das Wort s» in diesem Zusammenhange sonst bedeuten könne. Bei der Wiederholung dieser beiden Wörter Z. 3f. finden wir aber noch ein m nach den Zügen ds, welches auf den ersten Blick sehr auffallend scheint. Dass nach ibm nicht etwa ein ganzer Buchstabe ausgefallen oder verwittert zu denken sei, wurde schon S. 55 f. gezeigt. Dass »»row für Osiri zu schreiben mit dem Wesen Semitischer Schrift sich vertrage, ist nicht minder schwer zu denken. Es bleiben daher nur folgende zwei Annahmen. Entweder sollte hier eigentlich ein » stehen, da der Name ebenso leicht doe wie » zu schreiben war: das Zeichen dieser Schrift für > hat inderthat viele Ähnlichkeit mit dém für n, und der Steinhauer könnte sie I) Oi sAsioro, tov isgéov eic 20 aU10 paot tOV "Qoter» ovpnen DU’ xal 20% "nup, &inyobpevo nal didaonovıes yug wc uo einova yoy voui- gen 2 Ooigidoe w] Y toy "nav, sagt Plutarch über Isis und Os. c. 29. 2) Wenn der Apis nach Ägyptischem Glauben auch dem Höros gleichgestellt wird, wie man aus den Worten bei Älian in der Th.G. 11, 10 sieht, so haben wir dabei wohl keine blosse Verwechselung der Namen — 60 H. EWALD, leicht einmal verwechselt haben. Oder der Steinhauer war schon hier in Begriff das folgende Wort On anzufangen, bemerkte dann aber den Fehler noch früh genug, und liess den Zug nun stehen: der etwas grössere Zwi- schenraum den er nach ihm liess, scheint dafür mit zu sprechen. Jedenfalls kann also dieser Zug die Gleichheit der beiden Worte Z. 3 f. mit denen Z. 1f. nicht aufheben: und damit ist für eine richtigere Ansicht des Sinnes der ganzen Inschrift. viel gewonnen. Ein. demnüchst sehr entscheidendes Wort ist 7220, welches hier vor j2 offenbar als Eigenname eines Mannes steht. Dieser gibt sich schon seiner Schreibart nach als ácht Semitisch: ja man könnte auf den ersten Blick an den einfachen Namen ächt Semitischer Bildung Jau Tibbör denken, wenn es nicht gegen alle Semitische Sitte und Möglichkeit wäre einen solchen Laut und gerade an dieser Stelle mitten in der Wurzel durch denselben Buchstaben doppelt zu schreiben. Müssen wir demnach in dem Mannesnamen vielmehr eine Zusammensetzung erblicken, so könnten wir auch vermuthen er sei der Zweideutigkeit des letzten Schriftzeichens wegen vielleicht 32239 zu lesen als wäre das letzte Glied (denn das erste ist gewiss dasselbe wie in Tobia) das sonst als erstes Glied in Phönikischen Mannesnamen oft dienende bod by. aber viel wahrscheinlicher ist es ^3 zu sprechen, ähnlich wie in dem Namen der bekannten uralten Stadt Berät. Da nun die drei vorigen Züge sich ferner 3x lesen lassen, so möchten wir dadurch zunächst leicht versucht werden, dies Wort nach der im Hebräi- schen und Arabischen häufigen Namenbildung mit dem folgenden Mannesnamen in einen zusammen zu ziehen. Zwar ist eine solche Zusammensetzung von Mannesnamen mit abi- oder abú- wenigstens im Phönikischen só selten dass mir jetzt kein sicheres Beispiel davon bekannt ist, da der Königsname Abibal?) 1) Dieses Phönikische -53 bod- ist aber gewiss nicht von dem auch an Laut 80 ganz verschiedenen -42» 'abd- verkürzt, als hiesse es Diener von —; sondern ist wohl einerlei mit "nz ‚ss (junger) Wan: sodass ein solcher Mannesname wie Bodostor im Phönikischen eigentlich soviel bedeuten würde wie neie "Aotegrye. Über die Laute ö d in solchen Fällen s. oben S. 16. 2, Nach dem alten Kónigsverzeichnisse der Tyrier in Jos. gegen Apion |, 18. Neulich ist derselbe Name auf einem geschnittenen Steine gefunden, s. Luynes Numismatique des Satrapies p. 70. ÜBER EINE AGYPTISCH-ARAMÄISCHE INSCHRIFT. 61 unstreitig ursprünglich mein Vater ist Baal bedeutete, Auch im Aramäischen scheint solche Namenbildung ungewöhnlich gewesen zu seyn. Doch die Möglichkeit dass ein Mannesname wohl auch unter diesen Völkern so gebildet wurde, liesse sich ansich nicht làugnen. Aber da würde sich dann die andre Schwierigkeit erheben dass wenigstens im Hebräischen solche Zusammen- setzungen mit abi- nie vorkommen wenn das Grundwort selbst schon zusam- mengeselzt ist 1), wie dieses hier der Fall seyn würde. — Wir können aber dies Wort >an auch sehr gut fürsich hinstellen als mein Vater: und es wird sich bald zeigen dass dieses allein zum Sinne der ganzen Inschrift passt. Der Eigenname nach 72 Z. 3 kann nach S. 55 mon oder wahrschein- licher »>on gelesen werden: jedenfalls haben wir hier einen Mannesnamen zu suchen der von einem Orle abgeleitet ist, mochte dieser Tofek (etwa wie den Num. 33, 12 f.) heissen oder etwas anders. Das Thatwort 2» Z. 2 muss hier vonselbst die in Aramäischen Inschrif- ten so hàufige heilige Bedeutung weihen oder opfern tragen: seine Verbindung aber und demnach auch leicht etwas seine Bedeutung ändert sich sichtbar Z. 3, nach der verschiedenen Wortgruppe in welcher es hier wiederholt wird. Wir können nämlich das zweite 53» Z. 3 sehr gut als das Mittelwort 735 lesen und erklären: die Schreibart mit 5 2%» wäre zwar im Hebräischen möglich, aber im Aramäischen unrichtig, wenn man in dieser Aramäischen Mundart 53» sprach. Ist dieses so, so kann das Wort hier schon ansich einen Zustandsatz bilden 2), und muss wenn der Sinn des Ganzen es erlaubt demnach gelesen und verstanden werden: wobei denn auch der nähere Sinn desselben Thatwortes im Zusammenhange aller Worte und kleinen Sätze sich 4 etwas ändern kann. Achten wir nämlich eniti dárauf wér die Gabe dem Osiris- Hóros ge- 1) Wie in der neuesten Ausgabe der grössern Hebr. Spl. S. 585 kurz bemerkt ist. Allerdings bilden die Araber auch abn Abdallah, aber das war ihnen wohl ganz eigenthümlich. 2) Zwar könnte man dann nach dem in der Spi. S. 341 erörterten ein v7) (X377) vor dem Mittelworte hinzugesetzt erwarten: allein ansich ist dieses doch, wenn dasselbe Wort das Grundwort des Satzes bleibt, weniger nothwendig, wie dort ebenfalls erklärt ist. 62 H. EWALD, weihet habe, so finden wir bei näherer Ansicht nur éinen Mann: das Thatwort 7a» in der Einheit sogar doppelt gesetzt führt darauf, und der Sinn des Ganzen lässt sich gut damit vereinigen. Aber als der hier Redende ergibt sich eine andre, nämlich eine Tochter des Weihenden. Der Geber opferte d. i. weihete dieses Bild dem Osiris-Höros zunächst als Darbringung einer Tochter von ihm, also für diese, wohl infolge eines Gelübdes; indem er dabei zugleich vor dem Gotte in dem Heiligthume opferte. Der Fall dass ein Vater statt seiner minderjährigen oder unverheiratheten Tochter eine Gabe stiftete und Opfer darbrachte, kam gewiss nicht so selten vor, da diese von sich selbst aus nicht wohl handeln konnte: aber sie konnte dann in des Denkmales Inschrift doch von sich selbst redend eingeführt werden. Ist dieses nun, wie schon oben kurz durch die Übersetzung angedeutet wurde, der Sinn der Inschrift im Ganzen wie im Einzelnen, so erheben sich am Ende allerdings noch manche gewichtige Fragen. Denn die Sprache ebenso wie die Schreibart der Inschrift ergibt sich zwar danach im Ganzen und Grossen als ächt Aramäisch, wie wir dieses auch von der Schriftart selbst schon zum voraus erwarteten: allein eine Ausnahme bildet nun die Aussprache j2 2.3 für Sohn und n»3 Z.1 für Tochter, da man dafür nach ächt Aramäi- scher Weise 5 und m*z erwartet, sowie sich dieses auch im Steine von Carpentras wirklich findet. Allein ansich ist es doch sehr wohl móglich dass in einer einzelnen Aramäischen Mundart, etwa wo das übrige Semitische dem Aramäischen näher angrenzte, auch 'die sonst im Semitischen durchaus herr- schende Aussprache desselben Worles !) gebräuchlich war: ein solches Spiel der Mundart lässt sich nicht zum voraus làugnen, wenn es etwas so Ein- zelnes und so leicht Mögliches wie dieses betrifft; Es kommt also hier alles auf die Frage zurück aus welchem besondern Aramäischen Lande der Urheber unsrer Inschrift war: wir können diese Frage heute noch nicht bestimmter beantworten. Eine andre Frage dieser Art ist die nach dem bestimmteren Zeitalter der Inschrift: auch diese können wir heute kaum erst ihren nächsten Grund- 1) Denn dass das Aramäische 43 für Sohn keineswegs der Wurzel nach ein anderes Wort sei als 73, ist schon in der letzten Ausgabe der grössern Spk. 8. 66 bewiesen, ÜBER EINE ÄGYPTISCH-ARAMÄISCHE INSCHRIFT. 63 lagen nach aufwerfen. Herr Mariette hält den ganzen grossen Ägyptischen Bau den er wieder aufdeckte, für in den Zeiten der letzten Ägyptischen Herrschaften, also im vierten oder höchstens fünften Jahrh. vor Chr. entstan- den: es ist möglich dass auch unsre Inschrift mit der heiligen Gabe an welcher sie sich findet nicht in ältere Zeiten zurückgeht. Dass jedoch die Schriftzüge ein etwas älteres Zeitalter verrathen als die des Steines von Carpentras, ist schon oben bemerkt. Nur die Entdeckung und sorgfältige Vergleichung noch vieler anderer ähnlicher Inschriften wird uns hierin vielleicht künftig sicherer leiten können. Nachträge Auf S. 9 hätte zu Z. 7 noch bemerkt werden können dass das fünfte Wort vom Ende 33w% durch ein Versehen des Steinhauers wie »32»» aus- sieht. Die Zeichen für » und w können nach der Eigenthümlichkeit dieser Schrift nicht durch den Leser aber durch den Steinhauer leicht verwechselt werden: ebenso hatte der Steinhauer das vierte Wort Z. 17 schon wie pod ausgedrückt als er den untern Strich noch auslöschte damit man poww lese. — Erst nach Beendigung des Druckes geht mir däs Werk zu in welchem der um die thätige Förderung der Wissenschaft so hoch verdiente Duc de Luynes seine Erklärung der Sidonischen Inschrift vorlegt ). Da ich nach S. 4 die bis zum Anfange des Druckes dieser Abhandlung erschienenen Ver- suche einer Erklärung in den Gött. gel. Anz. beurtheilte, so werde ich auch über diese Schrift dort näher reden: finde jedoch folgende Bemerkungen an dieser Stelle geeignet. 1. S. 17 führt der so kundige Duc Münzen án mit den Inschriften n2owwn poo in der Revue numism. XII p.312 pl. XI, nab men, »2vv n5»w»n, beide noch ungedruckt. Sind diese Münzen also von den Königen Syphax, Hamud, Iuba: so dienen sie nicbt wenig zur Bestätigung gerade dér 1) Mémoire sur le sarcophage et l'inscription funéraire d’Eschmunazar roi de Sidon. Paris, 1856. 64 H. EWALD, Bedeutung des Wortes dopo im Phönikischen, welche ich oben S. 28 ohne diese Münzen zu kennen aus unserer Inschrift erschloss. 2. Auf 219 findet der Duc in „n und » die zwei Städte Dor und Ia, und. versteht die demnächst folgenden Worte nun vielmehr dem ent- sprechend die herrlichen Getraidelánder 12 wj ww welche an der Wurzel d.i. am Abhange von Dan sind, als solle dadurch Werth und Lage dieser beiden Städte beschrieben werden. Eine solche Vermuthung über den Sinn dieser schwierigen Worte liegt ziemlich nahe; dennoch konnte ich sie nicht billigen, und will hier nur nachträglich meine Gründe erläutern. Wir wollen “also einmal annehmen zv Wurzel sei Phónikisch und könne ansich die Wurzel eines Berges andeuten, ferner der Name Dân welcher rein Israelitisch ist. könne hier die bekannte Stadt im höchsten Norden des Landes Israels be- zeichnen: aber schon die Namen der zwei Städte erregen unüberwindbare Bedenken. Die hier >>> geschriebene Stadt müsste ya Jos. 19, 12 seyn: schon die Schreibart ist also eine ganz andere, da man Phönikisch »»» ge- schrieben erwartet; x müsste mit Chammoth-Dör d.i. Chammoth bei Dôr!) zusammengestellt werden, während wir dieses Dör nicht weiter kennen. Jene Stadt lag im St. Zebülün, diese im St. Naftali: aber von jener wissen wir zugleich söviel näher dass sie nicht weit vom Tabor lag 2), also viel zu östlich um mit Sidon und viel zu südlich um mit Dän in Verbindung gebracht oder um auchnur leicht von. einem Sidonischen Könige in Besitz genommen zu werden. Sollte ferner gesagt werden der König habe diese zwei Städte als ihm von dem Gotte geschenkt erobert oder sonstwie erworben, so könnte I) N mn nach Jos. 21, 32: der Name scheint in nan verkürzt Jos. 19, 35 ob- gleich die Masora ihn nach dieser abweichenden Aussprache für einen andern hält; l Chr. 6, 61 ist er ähnlich verkürzt, aber mit Verwechselung von : und n 7 geschrieben. 2) Nach der Beschreibung Jos. 19, 12: diese Beschreibung führi in ihrem Zusam- menhange deutlich genug auf das oben Gesagte. Aber auch das in später Zeit etwas kürzer so genannte ’Jap« von welchem Josephus so oft redet, lag nach der ausführlichsten Beschreibung in seinem Leben c.37 im untern Galiläa und nicht weit von Tabor. Also hätte es nicht am Abhange Dän’s, wenn man überhaupt so reden konnte, sondern am Abhange Tabor's heissen sollen. ERKLÄRUNG DER GROSSEN PHÖNIKISCHEN INSCHRIFT VON SIDON. 65 das Imperf. y» nicht gebraucht seyn. Aber dazu fügen sich diese Worte in keiner Weise in den Zusammenhang der übrigen Worte sei es dieses Satzes oder der ganzen Inschrift, sobald man es mit dem Verständnisse aller Worte genau nehmen will. Ich habe daher an die Möglichkeit in diesen paar Worten Städtenamen zu sehen nie ernstlich denken können. — Eher noch könnte man an die bekannten Küstenstädte Döra und loppé als damals von den Sidoniern in Besitz genommen denken: dann würde wow am besten für einerlei mit dem Namen Saron für diesen ganzen Küstenstrich genommen; und wie c yo, als Bezeichnung Sidon's das Land (Stadt) Poseidon’s seyn könnte 1), so würde man dann p nxow gut als Länder Dagon's verstehen. Allein die übrigen oben entwickelten Schwierigkeiten würden bleiben. 3. Dass Sidon jemals solche zwei Städte besonders besessen habe wissen wir nicht, können also danach nicht das Zeitalter der Inschrift bestimmen. Der Duc möchte dieses etwa um das J. 600 v. Ch. bestimmen: der einzige haltbare Grund für diese Vermuthung wäre wohl nur der dass das äussere des Sarges in seiner Kunstarbeit eine gewisse Ähnlichkeit mit drei Ägyptischen zeigt welche Gliedern des Königshauses Amasis’ aus dem 6ten Jahrh. angehören sollen. Wir haben nun garkein Vorurtheil welches uns hinderte ein solches ziemlich spätes Zeitalter des Sidonischen Sarges anzuerkennen, wenn es sich wirklich noch näher beweisen lässt. Allein bisjetzt ist ein solcher Beweis noeh nicht streng genug geführt, weil dazu eine weit ausgedehntere und genauere Vergleichung vieler sowohl Sidonischer als Ägyptischer Mumien mit ihrem äussern Schmucke aus den verschiedensten Zeitaltern gehören würde. — Zu S. 51. Herr Ernest Renan in Paris liest im Journ. asiat. 1856. L p.87 ebenso wie Hr Longpérier den Namen dieses Siegels Sacanmelek, und benutzt dieses daraus den Namen Sanchuniathon zu erklären, als bedeute dieser seinem Ursprunge nach Freund- Goles, von dem bekannten hebr. 32d und die S. 52. Den Wechsel von 7 und p könnte man dabei leichter zu- v aber der erste Buchstab ist zu deutlich ein ©, nicht ein w. Übrigens 1) Der Wechsel der Begriffe von Land und Stadt würde sich nach dém was LB. $. 155 f (S. 347 der neuesten Ausgabe) erklärt ist, leicht erklären. 1 Hist.-Philol. Classe. VII. 66 H. EWALD, könnte eine solche Ableitung des Namens Sanchuniathon dennoch richtig. seyn, auch abgesehen von dem Namen: dieses Siegelringes: ich habe in der Ab- handlung über Sanch. S. 54 f. nur gegen weit grössere frühere Irrihümer eine neue Erklärung aufgestellt; und eine letzte Sicherheit in dieser Frage könnte uns nur die Entdeckung des Namens in Phönikischen Zeichen geben. Über die neuentdeckte Phönikische Inschrift von Malta. In dem eben erwähnten Werke veröffentlicht der Due de Luynes S. 65-70 auch eine ganz neu (soviel hier verlautet, um das Ende des J. 1854) ent- deckte Inschrift von Malta mit Übersetzung und Erklárung: und ich glaube den Lesern einen Gefallen zu thun, wenn.ich ihnen sofort mein eignes Urtheil über sie mittheile, wegen des übrigen auf die Gel. Anz. verweisend. Leider erfahren wir bloss dass der Abbe Lanei sie dem Duc übersandle. Wo und von wem der Stein welcher sie enthält in Malta gefunden sei, oder Wo er jetzt aufbewahrt werde, ersehen wir hier nicht: es sind aber in den neuesten Zeiten wiederum soviele erdichtete Alterthümer betrüglich in Umlauf geselzt dass wir auch deswegen desto strenger nach solchen Dingen fragen müssen. E Die Züge sind altPhönikisch, sehr fest gross voll und klar, dazu in vielen Einzelnheiten sehr eigenthümlich, jedoch auch in diesen Eigenthümlich- keiten mit dem Wesen Phönikischer Schrift wohl vereinbar. ^ Namentlich ist das 3 immer sehr wohl vom ^ und 9, aber sogar auch diese beiden sind sehr beständig dadurch unterschieden dass + kürzer herabhängt als >. Da- gegen ist das > dem 3 hier ähnlich geworden. Recht eigenthümlich ist ferner das Zeichen für 7; auch das für y Z. 2, womit wohl das noch vollere dritt- letzte auf Z. 7 gleichbedeutend seyn soll. Übrigens finden sich mit Ausnahme des o alle Buchstaben in den wenigen Zeilen, da das drittletzte Zeichen auf Z.4 wohl kein » sondern ^ seyn soll. — Auffallend ist dass die Wörter durchgängig durch kleine Zwischenräume getrennt erscheinen, auch (Was ÜBER DIE NEUE PHÖNIKISCHE INSCHRIFT VON MALTA. 67 daraus folgerichtig fliesst) die Zeile lieber mit dem vollen . Worte beginnt. Indessen sehen wir S.6f. doch auch schon auf der Sidonischen Inschrift einen Anfang die Zeile immer mit dem vollen Worte zu schliessen; und Z. 5-7 sind die Worte auch hier weniger getrennt, vorzüglich bei den vielen ein- zelnen Wörtern welche den Eigennamen bilden. Aber links ist der Stein verstümmelt: und man könnte so leicht ver- muthen es fehlten auf dieser Seite viele Buchstaben. Genauere Untersuchung überzeugt mich aber dass auf den Zeilen dieser Seite höchstens ein bis drei Buchstaben fehlen. Man kommt nämlich mit dieser Annahme bei. jeder Zeile aus, wie unten erhellen wird; und das » welches Z. 2 schliesst, ist offenbar nur deshalb hier so allein gelassen weil der Steinhauer das Wort wap» als hier zu viel Raum einnehmend am Anfange der folgenden ganz zu wieder- holen für besser fand. Dieses nun vorausgesetzt, lese ich mit den nöthigen Ergänzungen links und verstehe das Ganze só: wow mw Du o» w»m D » mn 5»359x n3 wpa »w|w» mm) nnwy n3 wpa ONT Ja WN n2» o? wn»à » 72 pn j3 Dp ja vov bbw ja won ya 705»3 na »2xmo vov 6» j Dar ] wo ow o» 8 d.i. Es liess neumachen das Volk von Gaulos das dreifache h. Bild des Hauses S®ürmubaal’s und dus h. Bild des Hauses der Astarte und dieses h. Bild, durch Hülfe des ehrenwerthen Arash Sohnes Haél-schufel's Sohnes Zaibegam’s Sohnes “Abdeshmun’s Sohnes Jisbach-baalmilik’s Sohnes Channa's Sohnes 'Abdeshmun's Sohnes Balla’s Sohnes Zilim’s Sohnes Ia ser's, des Auf- sehers der Steinhauer des Gaulos- Volkes. Unter ^» Gaul wäre das kleinere Eiland Gaulos (Gozzo) bei Melite zu verstehen: es lässt sich denken dass dessen Bewohner Antheil an den Heiligthümern in Melite suchten und so drei kleinere Heiligthümer, zunächst wohl nur h. Bilder, in drei Tempeln errichteten; das eine von diesen stand dann über dem Steine unsrer Inschrift. Der Gott 2»2»^x stimmt ganz zu dem 12 OO RO 68 H. EWALD, ÜBER DIE NEUE PHÖNIKISCHE INSCHRIFT VON MALTA. DovpmovßrAos im Sanchuniathon p. 42 Or.; und die menschlichen Eigennamen welche sich hier häufen lassen sich alle als ücht Phönikische leicht denken; auch der Gott Baal -Milik Z. 6 passt gut zu dem S. 51 Gesagten. Das »n»a Z. 4 konnte wohl nicht bloss opulentiä sondern auch einfach ope bedeuten; 64M ist ein ächt Phónikisches Wort; und n25» bedeutete wohl dem hebr. 7»» entsprechend Werth. Die Zusammensetzung warpa wow Z.1f., obgleich auf den ersten Blick selisam, erklürt sich hinreichend aus LB. $. 270 f; das Wap aber konnte im Phönikischen ebenso wohl wie im Hebräischen das vp irgend etwas Geweihetes andeuten. ^ Verbesserung. S. 19 Z. 5 von unten lies Fruchtfelder uns verewigte mit eingeschaltetem uns Über die Anfänge der Vassallität. Von Georg Waitz. Der Kóniglichen Gesellschaft der Wissenschaften überreicht am 12. Juni 1856. Das Beneficialwesen, das als Grundlage des Lehnwesens eine so grosse Bedeutung für alle óffentlichen Institutionen der germanisch-romanischen Staa- ten erlangt hat, ruht auf der Vereinigung mehrerer ursprünglich verschiedener Verhältnisse, dem Eingehen einer eigenthümlichen engen Verbindung zwischen zwei Personen, der Verleihung von Land zu Niessbrauch, der Behandlung öffentlicher nutzbarer Rechte wie anderes Gut. Das erste bezeichnen wir am passendsten mit dem Ausdruck Vassallität („vassaticum« oder „vassaticus« nennen schon alte Quellen das so begründete Verhältnis); das andere ist das Beneficialwesen im engern Sinn; während das zuletzt erwähnte, das sich jenem anschliesst, zunächst mit der Immunität zusammenhängt. Das Ganze ist in neuerer Zeit wiederholt, zuletzt in dem ausführlichen und gelehrten Buch von Roth (Geschichte des Beneſicialwesens von den ältesten Zeiten bis ins zehnte Jahrhundert, Erlangen 1850), der Gegenstand eindringender Untersu- chungen gewesen, und durch diese ist ein helleres Licht über die wahre Be- deutung, die allmähliche Ausbildung und auch die ersten Anfänge dieser später so weitreichenden Institutionen verbreitet. Ganz erledigt sind aber die Fragen welche da entgegentreten noch keineswegs; über manche wichtige Punkte ist es nicht gelungen ein vollständiges Einverständnis zu erzielen. Wenn meine Deutsche Verfassungsgeschichte, zunächst mit Rücksicht auf die Zustände im Fränkischen Reich , zu zeigen suchte, dass das Benelicialwesen nicht, wie man früher meist angenommen hatte, in Zusammenhang stehe mit der alten 70 GEORG WAITZ, Gefolgschaft, am wenigsten als eine einfache Fortbildung derselben angesehen werden könne, sondern dass es sich vielmehr erst allmählich von verschie- denen Grundlagen aus entwickelt habe, doch so dass es in der späteren Zeit des Merovingischen Reichs in bedeutender Ausbildung dastand, so knüpft Roth auf der einen Seite wieder an die Gefolgschaft an, auf der andern, setzt er aber die wahre Entstehung des Beneficialwesens in eine spätere Zeit, indem er die Ertheilung von Beneficien durch die Kónige und das Bestehen sowohl dessen was er die Privatgefolgschaft als dessen was er das Seniorat nennt, und was zum Theil dasselbe bedeutet was hier mit dem Worte Vassallitàt bezeichnet ist, erst am Anfang der Karolingischen Periode zugiebt. Diese mit viel Gelehrsamkeit und Eifer durchgeführte- Behauptung hat bei Geschichts- forschern und Rechtshistorikern Beifall gefunden, um so mehr da die Darstel- lung andere wichtige Theile der Verfassungsgeschichte gründlich und scharf- sinnig behandelt und aufgeklärt hat. Sie enthielt so eine Aufforderung die Sache einer neuen Untersuchung zu unterwerfen, die wenigstens in mir nur die Überzeugung befestigt hat, dass dort wichtige Verhältnisse unrichtig aufgefasst und das Ganze unter falsche Gesichtspunkte gebracht worden ist. Namentlich die eine Seite der Sache, das was oben mit dem Ausdruck Vas- sallität bezeichnet wurde, hat bei Roth nicht die rechte Würdigung er- halten, und ebenso ist der Einfluss der Immunität nicht hinreichend beachtet worden. Den Verhältnissen der Vassallität ist aber auch sonst nicht die ein- gehende Behandlung zu theil geworden, die diese eigenthümliche Institution in jeder Weise verdient, und die nóthig ist wenn der wahre Zusammenhang mit der Ertheilung von Beneficien und die Bedeutung des auf diesem beru- henden späteren Beneficialwesens erkannt werden soll. Indem diese Abhand- lung sich die Aufgabe stellt zunächst diesen Gegenstand möglichst genau und vollständig zu behandeln, wird sie nicht umhin können zugleich auf die Verbindung mit den anderen vorher angegebenen Verhältnissen Rücksicht zu nehmen, wird auch nicht vermeiden dürfen vor allem gerade Roths Ausfüh- rungen einer besonderen Prüfung zu unterwerfen. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. s 71 Es empfiehlt sich auszugehen von einer Stelle in der das um welches es sich hier handelt zuerst in voller Ausbildung und in Anwendung auf ein besonders wichtiges Verhältnis erscheint. Ann. Laurissenses maj. a. 757, Pertz SS. I, S. 140: Et rex Pippinus tenuit placitum suum. in Compendio cum Francis, ibique Tassilo venit. dux Bajoariorum, in vasatico se commendans per manus, sacramenta juravit multa et innumerabilia reliquias sanctorum mar- tyrum manus inponens, et fidelitatem promisit regi Pippino el supradictis filiis ejus. domno Carolo et Carlomanno, sie ut vassus recta mente et firma devo- lione. per justitiam sic ut vassus dominos suos esse deberet. In der Über- arbeitung der Annalen die man dem Einhard beizulegen Grund hat heisst es, dies sei geschehen „more Francico«. ^ Die Sache ist: dass der mächtige Herzog von Baiern zu dem Fränkischen König in eine Verbindung tritt welche vasalicum (-cus?) heisst, dass er da eine besondere Handlung vornimmt welche bezeichnet wird „per manus se commendare“, dass er eidlich Treue gelobt und zwar solche Treue wie sie ein vassus seinem Herrn schuldig ist. Zahlreiche Nachrichten über ein solches Verhältnis 1) finden sich in den andern Denkmälern der Karolingischen Zeit, namentlich in den Gesetzen Karls und seiner Nachfolger. Es wird darauf ankommen, sich an ihrer Hand die Zustände zu vergegenwärtigen wie sie damals waren, und dann zurückblickend zu untersuchen, soweit es möglich ist, wie sie geworden sind. Dabei soll vornemlich nur auf die Quellen bis zur Mitte des 9ten Jahrhunderts Rücksicht genommen werden, da sich um diese Zeit und später Veränderungen geltend machen, auf die es bei dieser Darstellung nicht ankommt ?). Vassus heisst der welcher in einem eigenthümlichen persónlichen Ver- hältnis zu einem andern steht. Gleichbedeutend wird vassallus gebraucht, und dies Wort bezeichnet nicht etwa, wie man früher annahm, denjenigen welcher mit einem der selbst Vassus ist wieder dasselbe Verhältnis eingegangen ist: 1) Fränkische Quellen übertragen die Sache auch bereits auf andere Völker. Das Chron. Moissiac. . Pertz. SS. I, S. 309 spricht von einem Vassallen des Dänenkönigs Golfried. ; i iol 1 2) Die Capitularien sind angeführt nach der Ausgabe von Pertz Leges I und II; auf den ersten Band beziehen sich die Seitenzahlen ohne weiteren Zusatz. 72 , GEORG WAITZ, dies hat Roth S. 384 gezeigt. Gleichbedeutend wird in vielen Stellen aber auch „homo“ gesagt. Das Wort ;homines« bezeichnet allerdings im weiteren Umfang alle die welche unter einem andern stehen, Unfreie und Freie, na- mentlich auch die welche auf dem Land eines andern wohnen; vgl. Guérard, Polyptyque de labbé Irminon I, S. 421. Doch wird es in vielen Stellen gleichbedeutend mit Vassallen genommen. Pippin. cap. a. 789 c. 5 S. 70: Stetit nobis de illos homines qui hic intra Italia eorum seniores dimittunt, ut nullus eos debeat recipere in vassatico sine comiato senioris sui. Divisio imperii a. 806 c. 9 S. 142: ut post nostrum ex hac mortalitate discessum ho- mines uniuscujusque eorum accipiant beneficia unusquisque in regno domini zui et non in alterius; verglichen mit Divisio a. 817 c. 9 S. 177: ut post discessum nostrum uniuscujusque vasallus tantum in potestate domini sui bene- ficium habeat!). — Der mit welchem der Vassall in Verbindung steht heisst wie in diesen Stellen auch sonst regelmässig senior oder dominus (Herr). Auch diese Worte sind an sich von allgemeinerer Bedeutung, werden ebenso gut von der Stellung andern abhängigen Leuten gegenüber gebraucht ?). Schon deshalb empfiehlt es sich zur Bezeichnung dieses besonderen Verhältnisses einen Ausdruck zu wählen, der nicht wie das von Roth gebrauchte Seniorat ) von einem dieser Worie abgeleitet ist. Die Vassallitàt findet sich in hóheren und niederen Lebenskreisen. Es giebt Vassallen des Kónigs, welche regelmüssig vassi dominici heissen, auch 1) In den Gest. abb. Fontan. c. 10. 15, Pertz SS. II, S. 282. 290, sind die regii homines entschieden königliche Vassallen. 2) z.B. Cap. pro pago Cenomanico a. 850 S. 82: de hominibus ecclesiasticis seu fiscalinis ... ut quicumque de praedictis hominibus quartam facti teneret, cum suis animalibus seniori suo pleniter unum. diem cum suo aratro in campo domi- nico araret. Cap. a. 853 c.9 S. 419: si seniores ipsorum colonorum. Über das Verhältnis der sogenannten freien Hintersassen zu den Vassallen s. unten. 3) Es findet sich in dieser Bedeutung wohl zuerst im J. 856, Pertz Legg. I, S. 446 c. 13: Et mandat vobis noster senior (der Kónig), quia si aliquis de vobis talis est cui suus senioratus non placet etc. Nach Roths Ansicht bezeichnet dann frei- lich Seniorat, wie die weitere Erörterung ergeben wird, auch anderes und umfasst noch weiteres als hier der Name Vassallität. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. 73 vassi regales: (Cap. Mant. c. 13 S. 41. Cap. a. 786 e. 7 S. 51. Cap. Ingelh. a. 807 c. 9 8.151), der Grafen (fortiores vassi comitum, Cap. Lang. a. 803 c. 17 S. 111; exceptis .... vassis [vassallis] comitum, Cap. Aquisgr. a. 809 c. 5 [13] S. 156), der Bischöfe und Abte (vassi nostri et vassi episcoporum abbatum abbatissarum et comitum; Cap. a. 817 c. 27 S. 218) und anderer Per- sonen: wer selbst Vassall ist hat häufig wieder andere unter sich, Cap. Bonon. a. 811 c.7 8.173: De vasallis dominicis .... statutum est, ut .... vasallos suos easalos secum non retineant: Dass die Vassallen des Königs Freie sind, wird offenbar überall voraus- gesetzt. Sie ziehen in den Krieg und sollen vor dem Grafen zu Recht stehen. Cap. Mant. a. 781 c. 13 S. 41: De vassis regalis de justiliis eorum, ut ante comitem suum recipiant et reddant. Auch bei den Vassallen anderer ist es regelmässig der Fall: auch sie werden überall als solche bezeichnet welche zum Kriegsdienst verpflichtet sind; die des Grafen sollen auf dem von diesem gehaltenen Placitum erscheinen. Cap. Aquisgr. a. 809 c. 5 S. 156: Ut nullus alius de liberis hominibus ad placitum vel ad mallum venire cogatur, exceptis scabineis et vassis comitum (die letzten Worte fehlen in der einen Handschrift, in anderen steht: et vassallis comitum). Nach einer Stelle, Constitutio de liberis et vassallis c. 2 (s. unten), gehórt der Versuch eines Herrn den Vassallen i» einen Unfreien zu verwandeln zu den Gründen die diesen berechtigen den- selben zu verlassen. Auch die vassalli casati in der vorher angeführten Stelle darf man doch nicht für angesiedelte Hórige halten, da sie der allgemeinen Heerespflicht unterliegen sollen. Wenn aber nach einem Capitulare Pippins a. 757 C. 9 S. 28 die Rede davon ist dass einer seinen Vassallen mit sich nach einem neuen Besitzthum führt und derselbe hier von dem Nachfolger seines Herrn mit einer Frau aus diesem vermählt wird, so liegt auch darin noch kein Beweis der Unfreiheit; später verlässt er beide, die Frau und den neuen Herrn, und kehrt zu den Verwandten des ersten verstorbenen zurück. Nur in einer Stelle ist wirklich von Unfreien im Verhältnis der Vassallität die Rede, Cap. Langob. a. 786 c. 7 S. 51: fiscilini quoque et coloni et ecclesiastici( s) adque servi qui honorati beneficia et ministeria tenent vel bassallatico honorati sunt. Der letzte Satz bezieht sich offenbar nicht allein auf servi, sondern auf alle die vorher genannt sind; Hörige und Knechte beide erscheinen: als Hist.- Phil. Classe. VII. K 74 GEORG WAITZ, geehrt durch den Eintritt in die Vassallitä. Doch ist das offenbar eine Aus- nahme, und die es trifft sind damit gewissermassen über ihren Stand hinaus- gehoben }). " Die Verbindung des Vassallen mit seinem Herrn wird begründet durch die sogenannte Commendation. Dies ergeben zahlreiche Stellen mit voller Be- stimmtheit. Praeceptum pro Hispanis c. 6 (Walter II, S. 291): Noverint ... iidem Hispani sibi licentiam a nobis esse concessam ut se in vassaticum co- mitibus nostris more solito commendent. Cap. Lang. a. 786 c. 7 S. 51: qui... in bassalatico commendati sunt. Const. de liberis et vasallis c. 2 S. 196: si senior vasalli sui defensionem. facere polest, postquam. ei ipse manus. suas commendaverit, et non fecerit, liceat. vasallum eum dimittere. Vgl. Pippini cap. a. 789 c. 5 (oben S. 72) mil c. 13: Stetit nobis de illos liberos Lango- bardos, ut licentiam habeant se commendandi ubi voluerint, si seniorem non habuerit; wo der Gegensatz der Freien die in Vassallität und die noch ausser- halb einer solchen stehen enigegentritt und das „in vasatico recipere“ der ersten Stelle dem „se commendare« der zweiten in der Weise entspricht dass jenes die Sache vom Standpunkt des Herrn, dieses von dem des Vassallen aus bezeichnet. In der Divisio imperii a. 817 c. 9 S. 199: ut post discessum nostrum uniuscujusque vasallus tantum in potestate. domini sui beneficium . habeat ... et licentiam habeat unusquisque liber homo qui seniorem non habuerit cuicumque ex his tribus fratribus voluerit se commendandi, ist, wie dominus und senior gleichbedeutend, so vassallus derjenige welcher sich bereits com- mendiert hat im Gegensatz gegen den welcher noch die Freiheit hat dies zu thun. Val. auch V. Rimberti c. 21 Pertz SS. II, S. 774: per manus acceptionem hominem regis illum fieri et inter consiliarios ejus collocari obtinuit. Das „se commendare« bedeutet nicht, wie Roth S. 380 will, einfach Treue schwören, sondern es bezeichnet ein „sich ergeben, sich in den Schutz ergeben. Es geschah „per manus, in manus “, d. h. in jener sinnbildlichen Weise dass der Vassall seine Hànde in die des Herrn legte, was man spáler das „homagium ligium« nannte 2). Als eigenthümlich fränkisch bezeichnet 1) Ich sehe nicht, warum man mit Roth S. 371 n. zweifeln soll, oder auch nur darf, dass hier von wirklichen Vassallen die Rede ist. 2) Vgl. Lezardiére, Theorie des lois politiques ed. 2. II, S. 74: „L’acte que ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 75 dies Verfahren ausser der Stelle der Ann. Lauriss. die von Tassilo spricht auch eine andere V. Hludowiei c. 21: Wala ... humillima subjectione se ejus nutui secundum consuetudinem Francorum denden dans subdidit. Vgl. ebend. c. 24. Die ausführlichste Beschreibung des Vorgangs aber giebt Ermoldus Nigellus, da er erzählt wie der Dänenkönig sich dem Kaiser Ludwig com- mendierte, IV, v. 601 fl., Pertz SS. II, S. 512: Mox manibus junctis regi se tradidit ultro, Et secum regnum, quod sibi jure fuit. Suscipe, caesar, ait, me necnon regna subacta; Sponte tuis memet confero servitiis«. Caesar at ipse manus manibus suscepit honestis; Junguntur Francis Denica regna piis. Mox quoque caesar ovans Francisco more velerno Dat sibi equum necnon ut solet arma simul. Die Geschenke erinnern an die welche einst schon den Gefolgsgenossen ge- geben wurden. Es kann übrigens nicht blos einer sich selbst, es kann auch einer den andern commendieren, freilich nur wenn er dazu ein Recht hat, der Vater den Sohn, der Herr den Vassallen. Einhard epist. 2: sed postquam eum domno Hlothario commendavi. Vgl. die aus älteren Vitis Verf. G. II, S. 394 n. ange- führten Stellen und vorher V. Rimberti c. 21. Ob übrigens alle die sich dem Kónig commendierten auch seine Vassallen wurden, was Roth S.385 verneint, ist eine Frage auf die später zurückzu- kommen ist, wenn noch näher von der rechtlichen Bedeutung der Sache ge- handelt wird. Die Verbindung beruht im allgemeinen auf freiem Willen der Betheiligten. Die angeführten Stellen (Pippini cap. a. 789 c.13. Divisio imp. a. 817 c. 9) zeigen dass es dem Freien an sich gestattet ist eine solche einzugehen mit dans Tenpibe franc on appela Wenne denen était absolument le méme acte que l'hommage: par cet acte, un citoyen venait en personne devant le roi, ou tout autre possesseur, le reconnaitre pour son seigneur, el s’avouer son homme ou son vassal, en mettant ses mains dans les siennes*. Die Handreichung erkennt übrigens auch Roth an. Ei 76 i GEORG WAITZ, wem er will 1). Wenn dagegen Beschränkungen ausgesprochen werden, 80 beziehen sie sich nur darauf dass den staatlichen Verpflichtungen dadurch kein Abbruch geschehe. Cap. a. 805 c. 19 S. 134: ne per aliquod malum ingenium subtrahant nostram justitiam alteri tradendo aut commendando; vgl. Cap. a. 811 €.8. 8.169. — Durch übereinstimmenden Willen beider Theile kann die Verbindung jeden Augenblick gelöst werden. Einhardi epist. 59 (ed. Teulet Il, S.104): Vasallus iste .. . propinquus meus est et fuit per aliquantum tempus [in nostro servitio]; sed quia nunc desiderat sub vestro dominatu dies suos du[cere ....]. Precor igitur ut eum [suscipere et sicut] vassallum vestrum nutrire dignemini. Vgl. epist. 1: quondam hominis nostri, nunc autem domni Hlotharii. Ä Dagegen ist es dem Vassallen nicht erlaubt willkürlich den einmal ge- wählten Herrn zu verlassen und einen anderen zu wählen. Darauf beziehen sich mehrere gesetzliche Vorschriften. Das wiederholt angeführte Capitular Pippins vom J. 789 c. 5 bestimmt, dass jemand einen andern der seinen Herrn verlassen hat nur dann als Vassall aufnehmen darf wenn er weiss: pro qua causa aut culpa ipse suum seniorem dimisit; und dann soll er ihn binnen 6 Wochen (40 Nächten) dem König vorführen, oder wenn dieser nicht in Italien anwesend ist, 6 Wochen nach seiner Ankunft. Eine ähnliche Bedeu- tung hat die Bestimmung des Cap. Mant. c. 11 S. 41: Ut nullus quilibet homi- nem Languwardiscum in vassatico vel in casa sua recipiat, antequam sciat, unde sit vel comodo natus est; eine Beschränkung für den Herrn, die ver- hüten soll dass er nicht solche annimmt welche keine freie Verfügung über sich haben. Ein späteres Gesetz, Cap. a. 813 C. 16 8. 189, lasst die Ver- 1) Im Cap. Marsn. a.847 c. 2 S. 395 heisst es: Volumus etiam ut unusquisque liber homo in nostro regno seniorem qualem voluerit in nobis et in nostris fidelibus accipiat. Dies wird gewöhnlich als Befehl verstanden dass alle einen Herrn wählen sollen, und man streitet nur, ob die freien Eigenthümer dann zugleich ihr Gut zu Beneficium auftragen mussten oder nicht; Gourcy, Quel fut l'état des personnes en France sous la premiere et la seconde race. Paris 1769. 8. S. 243. Guérard 86558. Anderer Meinung scheint Roth S. 381 n. Eine Freiheit auch für den der schon einen Herrn hat sich einen anderen zu wählen kann die Stelle nicht begründen sollen, Guizot, Essais S. 173. Sie gehört aber schon einer etwas späteren Zeit an und beweist nichts für ältere Zustände. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 77 pflichtung des Vassallen erst dann eintreten, wenn er von seinem Herrn irgend eine, freilich nur sehr geringfügige Sache zum Geschenk erhalten hat; wenn das geschehen, sind es nur ganz bestimmte Ursachen welche zum Verlassen ein Recht geben: wenn der Herr ihn hat tódten, schlagen, Frau oder Tochter entehren oder ihm sein Erbe nehmen wollen. Quod nullus seniorem suum dimittat, postquam ab eo acceperit valente solido uno, excepto si eum vult occidere aut cum baculo caedere vel uxorem aut filiam maculare seu heredi- tatem ei tollere. Näher bezeichnet diese Fälle die bald nach Karls Tode erlassene Constitutio de liberis et vasallis, c. 2. S. 196: Si quis seniorem suum dimittere voluerit et ei approbare potuerit unum de his criminibus: id est primo capitulo, si senior eum injuste in servitio redigere voluerit; secundo capitulo, si in vita ejus consiliaverit; terlio capitulo, si senior vassalli sui uxorem adulteraverit; quarto capitulo, si evaginalo gladio super eum voluntarie occurrerit; quinto capitulo, si senior vassalli sui defensionem facere potest, postquam ei ipse manus suas commendaverit, et non fecerit, liceat vassallum eum dimittere. Oualecumque de istis quinque capitulis senior contra vassallum suum perpetraverit, liceat. vassallum eum dimittere. Ein Attentat auf die Frei- heit, auf das Leben, auf die Ehre der Frau (doch hier, wie wenigstens der Ausdruck lautet, nur wenn es wirklich vollbracht ist) und ausserdem die Nicht- leistung eines Schutzes, zu dem der Herr im stande gewesen würe, berech- tigen den Vassall sich von demselben zu trennen. Sonst löst der Tod des Herrn die Verbindung. Divisio imp. c. 806 c.10 S. 142: Ut unusquisque liber homo post mortem domini sui licentiam habeat se commendandi inter haec tria regna ad quemcunque voluerit. - Simi- liter et ille qui nondum alicui commendatus. est. Es wird ein Fall erwähnt, wo ein. Vassall, da sein Herr gestorben, erst auf dem Gute blieb das dieser innegehabt hatte und jetzt ein anderer empfing, dann zu den Verwandten des Verstorbenen sich begab. Pippini cap. a. 757 c.'9 S. 28: Homo F rancus accepit beneficium de seniore suo, et duxit secum suum vassallum, et postea - ibi mortuus ipse senior 1), et dimisit ibi ipsum vassallum; et post hoc accepit d homo ipsum beneficium, et pro hoc ut melius potuisset habere illum 1) Das ist natürlich der homo Francus, der in Beziehung auf den vassallus wieder senior ist. 78 GEORG WAITZ, vassallum, dedit ei mulierem de ipso beneficio, et habuit ipsam aliquo tempore; et dimissa ila, reversus est ad parentes senioris sui mortui, et accepit ibi uxorem, et modo habet eam. Offenbar hing es von dem Vassallen ab, ob er bei dem Nachfolger im Gut oder bei den Verwandten des Herrn bleiben wollte; er zog das letztere vor, und in gleicher Weise wird oft das Ver- hältnis fortgesetzt sein; aber er hätte ohne Zweifel auch einen neuen Herrn wählen oder sich ganz von der Vassallität losmachen können. Vgl. die Stelle aus dem Testament des Aldrieus, bei Roth S. 379 n: Aldricus vermacht Ge- ireide den Vassallen wie den Capellanen und andern, ut habeant unde sustentari queant, usquequo se cum s. successore nostro .... collocare .... utiliter queant; es hängt von dem Nachfolger ab, ob das Verhältnis fortdauern soll, aber offenbar ebenso sehr von den Vassallen. Der Vassall war dem Herrn zur Treue verpflichtet. Eine Hauptstelle ist die schon angeführte Stelle der Ann. Lauriss. maj. a. 757 über Tassilo, wo es heisst: sacramenia juravit multa et innumerabilia reliquias sanctorum martyrum manus inponens, et fidelitatem promisit regi Pippino et supradictis filiis ejus sic ut vassus recta mente et firma devotione per justitiam sie ut vassus dominos suos esse deberet. Vgl. Ann. Einhardi a. 781 und Ann. Laur. maj. a. 786, wo als Inhalt des von Tassilo geleisteten Eides angegeben wird: ut subjectus et oboediens eis esse deberet; ut in omnibus oboediens et fidelis fuisset domno regi Carolo et filiis ejus vel Francis. Dem entsprechend heisst es V. Walae Il, c. 17, Pertz SS. II, S. 563: Mementote etiam quod mei vasalli estis mihique cum juramento fidem firmastis. Ein solcher Eid wird auch nicht blos von den königlichen Vassallen geleistet, sondern ebenso von andern. Cap. a. 805 c. 9 S. 133: De juramento ut nulli alteri per sacramentum fidelitas promittatur nisi nobis et unicuique proprio seniore ad nostram utilitatem et sui senioris 1). Der allgemeine Unterthaneneid, den Karl im Jahr 802 forderte, 1) Ich glaube nicht dass man mit Roth S. 387 annehmen darf, es habe der dem Senior geleistete Fidelitätseid als auch dem König geschworen gegolten; die Worte „ad nostram utilitatem“ beziehen sich auf „nobis“, „et sui senioris“ auf vet unicuique proprio seniore“; es sind zwei Eide von deren jedem die Be- ziehung, der Inhalt angegeben wird. Roth selbst führt die Stellen an, nach denen die homines anderer für sich den Eid an den König leisten mussten. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 79 war diesem nachgebildet; es heisst in der Formel S. 99: man verspreche treu zu sein, sicut per drictum debet esse homo domino suo !). Eben als Folge der so gelobten Treue erscheint es dann. dass der Vassall den Herrn nicht ohne rechtmässigen Grund verlassen darf. Was die Stellung der Vassallen betrifft, so hören wir von denen des Königs, dass einige im Hause oder Pallaste dienen. Cap. Bonon. a. 811 c. 7 8. 173: De vasallis dominicis. qui adhuc intra casam serviunt. Cap. a. 821 c.4 8. 231: De vassis nostris qui .... nobis assidue in palatio nostro ser- viunt.... Vgl. Ann. Lauresh. a. 802, Pertz SS. I, S. 38: noluit de infra palatio pauperiores vassos suos transmittere. Andere sind zur Grenzvertheidigung beordert. Cap. a. 821 a. a. O.: De vassis nostris qui ad marcam nostram con- slituti sunt custodiendam. Wieder andere bekleiden öffentliche Ämter, in Italien namentlich das des Gastalden. Edictum de expeditione Corsicana: a. 825 c.2 S. 142: ut dominici vassalli qui austaldi sunt et in nostro placito frequenter serviunt. Oder sie werden doch zu öffentlichen Geschäften verwandt. Cap. Aquense a. 807 c. 3 8.149: Et unusquisque missorum nostrorum per singula ministeria considerare faciat unum de vassallis nostris (in Beziehung auf die Ausführung der Bestimmungen über den Kriegsdienst). Bouquet VI, S. 652: istos vassallos nostros ... mittimus ad has partes in fiscum promovendas et varias redibiliones exigendas. Allgemeine Befehle werden an die Vassallen wie an die Beamten gerichtet 2). Karls edictum de episcopis a. 800 S. 81. Urk. Ludwigs, Bouquet VI, 8.487: Noverit utilitas fidelium nostrorum, comi- tum videlicet. et vassallorum nostrorum. Ebend. S. 648: omnibus praelatis ecclesiarum. sive comitibus aut vassallis nostris vel junioribus vestris. Gerne werden königliche Vassallen neben Grafen und andern Beamten in eroberte Lande. geschickt, um den Besilz derselben zu sichern, die königlichen Rechte ganz derselbe war den man früher dem heint mir doch noch zweifelhaft, kommt 1) Ob dieser Eid in Form und Bedeutung König leistete, wie Roth S. 414 sagt, sc hier aber nicht weiter in Betracht. e 2) Indem sie neben den Beamten genannt werden, findet das zunächst auf diese bezügliche Wort ministerium auch wohl auf sie Anwendung, während speciell von einem ministerium eines vassus doch nicht die Rede ist, wie man aus Roth S. 384 n. 74 schliessen kónnte. 80 GEORG WAITZ, wahrzunehmen. V. Hludowici c. 3, Pertz SS. Il, S. 608: Ordinavit autem per totam Aquitaniam comites abbates necnon alios plurimos quos vassos“ vulgo vocant, ex gente Francorum, .... eisque commisit curam regni prout ulile judicavit, finium tutamen villarumque. regiarum ruralem provisionem. Andere Stellen bei Roth S. 388 n. 73. Anderswo werden sie neben Herzogen und Grafen als besonders wichtige Personen bei Kriegszügen aufgeführt. Karoli epist. ad Fastradam, Bouquet V, S. 623: Qui autem hoe egerunt, fuerunt ille episcopus, ille dux, ille et ille comites..... vassi vero nostri fuerunt illi. — Vassallen der Grafen müssen die gewöhnlichen Gerichtsversammlungen besuchen. Cap. Aquisgr. a. 809 c. 5 S. 156: Ut nullus alius de liberis hominibus ad pla- citum vel ad mallum venire cogatur, exceptis scabineis et vassis comitum (die. letzten Worte fehlen in einer Handschrift). In Abwesenheit des Grafen haben einzelne die Aufsicht auch über sein Amt zu führen. Cap. de exercitu promovendo c. 4 S. 119: qui propter ministerium ejus custodiendum et servi- tium nostrum faciendum remanere jussi sunt. — Vassallen der Bischöfe sollen den Grafen und andern Beamten unter Umstünden Hülfe leisten gegen Gewalt- thäter. Hludow. cap. a. 850 c. 2 S. 406: ut comites nostri eorumque sculdasii, adjunctis secum vassallis episcoporum, si necessitas fuerit, ubicumque tales audierint, studiosissime perquirant et eos capiant atque distringant. — Vas- sallen anderer können von ihrem Herrn gebraucht werden, den Frieden zu bewahren, Frau und Haus zu schützen, aber auch die Dienerschaft in Zucht und Ordnung zu halten, ja die Früchte des Feldes einzusammeln. Cap. a. 817 e.27 S. 218: Ut vassi nostri et vassi episcoporum abbatum abbatissarum et comitum qui anno praesente in hoste non fuerunt heribannum rewadient, eX- ceptis his qui propter necessarias causas et a dommo ac genitore nostro Karolo constitutas domi dimissi fuerunt „id est qui a comite propter pacem conservandam et propter conjugem ac domum ejus custodiendam, et ab epi- scopo vel abbate vel abbatissa similiter propter pacem conservandam et propler fruges colligendas et familiam constringendam et missos recipiendos. dimissi fuerunt — Wenigstens ein Theil derselben hat Land empfangen: sie heissen casati.. Cap. Bonon. a.a. O.: vasallos suos casatos non retineant. Regelmässig ist es eben solches welches als Beneficium. bezeichnet vini; und von dem nachher ausführlich die Rede sein muss. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 81 Ein Vassall kann aber auch Eigengut haben; ja dies scheint als Regel angenommen zu werden. Cap. a. 821 c. 4 8.230: De vassis nostris qui in longinquis regionibus sua habent beneficia vel res proprias. In den Urkunden über die Divisio imperii ist gleich nach der Bestimmung dass jeder nur in dem Lande seines Herrn Beneffeien haben soll hinzugefügt, dass er seine Eigengüter in allen drei Reichen frei haben und behalten soll, a. 806: Hereditatem autem suam habeat "unusquisque illorum hominum absque con- tradictione, in quocumque regno hoc eum legitime habere contigerit; a. 517: Proprium autem suum et hereditatem, ubicumque fuerit, salva justitia cum honore et securitate secundum. suam legem unusquisque absque injusta in- ' quietudine possideat. Und wenn sich dies auf königliche Vassallen bezieht, so auf alle die oben angeführte Stelle des Cap. a. 813, nach der es für den Vassallen ein Grund ist den Herrn zu verlassen wenn dieser ;hereditatem ei tollere« will. - | Eine ganze Reihe von Bestimmungen der Capitularien Karl des Grossen und seiner Nachfolger bezieht sich auf den Kriegsdienst derer die sich com- mendiert haben, der Vassallen. Es wird hauptsächlich Fürsorge getroffen, dass die Begründung eines solchen persönlichen Verhältnisses nicht als Anlass oder Vorwand benutzt werde, um sich der allgemeinen Dienstpflicht, wie sie eben durch Karl näher reguliert war, zu entziehen. Nur zwei oder vier seiner Leute — homines — durfte nach einer späteren Bestimmung einer zu Hause behalten oder wenn er selbst auszog dort lassen, um gewissen noth- wendigen Geschäften obzuliegen. Inwiefern unter den „homines“ auch noch andere als wirkliche Vassallen zu verstehen sind, soll unten besprochen werden. Soweit diese Grundbesitz haben 1), sind sie sonst verpflichtet, wie die Capi- tularien Karls und seiner Nachfolger bestimmen, zunächst mit oder unter ihrem Herrn auszuziehen; wenn dieser selbst befreit war oder aus irgend einem Grunde an dem Zuge keinen Antheil nahm, traten sie unmittelbar unter den Grafen. Die wichtigsten Stellen sind hier anzuführen. Cap. a. 805 c. 19 S. 134: 1) Darüber dass dieser verlangt wird kann kein Zweifel sein; das betreffende Ca- pitel 4 des Capitulare de exercitu promovendo ist überschrieben: De hominibus comitum casatis; vgl. Cap. Bonon. a. 811 c.7 S. 173: vasallos suus casatos non relineant. Hist.-Philol. Classe. VII. * 82 GEORG WAITZ, Et nostri missi caveant et diligenter inquirant, ne per aliquod malum ingenium subtrahant nostram justitiam, alteri tradendo aut commendando. Cap. Aquen. a. 807 c. 2. 3 S. 149: Et pro hac consideratione (wegen der damals getroffe- nen Bestimmungen über den Kriegsdienst und der Geldhülfe die die Ärmeren leisten sollen) nullus suum seniorem dimittat. Omnes itaque fideles nostri capitanei cum eorum hominibus et carra sive dona, quantum melius praeparare potuerint, ad condictum placitum veniant. Cap. de expeditione exercitali a. 811 c.4 8.168: Quod episcopi et abbates sive comites dimittunt eorum liberos homines ad casam in nomine ministerialium. ^ Similiter et abbatissae. Hi sunt falconarii, venatores, telonearii, praepositi, decani et alii qui missos recipiunt et eorum sequentes. Sunt iterum et alii qui remanent et dicunt quod seniores eorum domi resideant et debeant cum eorum senioribus pergere ubicumque jussio domni imperatoris fuerit. Alii vero sunt qui ideo se commendant ad aliquos seniores quos sciunt in hostem non profecturos. Cap. de exercitu promovendo !) c. 1. 4 S. 119: Ut omnis liber homo qui quatuor mansos vestitos de proprio suo sive de alicujus beneficio habet ipse se praeparet et per se in hostem pergat, sive cum seniore suo, si senior ejus perrexerit, sive cum comite suo. (4) De hominibus comitum casatis. Isti sunt excipiendi .... duo qui dimissi fuerunt cum uxore illius et alii duo qui propter ministerium ejus custodiendum et servitium nostrum faciendum remanere jussi sunt. In qua causa modo praecipimus, ut quanta ministeria unusquisque comes habuerit, totiens duos homines ad ea custodienda domi dimittat, praeter illos duos quos cum uxore sua. Ceteros vero omnes secum pleniter habeat, vel si ipse domi remanserit, cum illo qui pro eo in hostem proficiscitur dirigantur. Episcopus vero vel abbas duo tantum de casatis et laicis hominibus suis domi dimittant. Cap. Bonon. a.811 c. 7.9 S.173: De vasallis dominicis qui adhuc intra. casam serviunt et tamen beneficia habere noscuntur statutum est, ut quicumque eX eis cum domino imperatore domi remanserint, vasallos suos casatos secum non retineant, sed cum comitem cujus pagenses sunt ire permittat. Quicumque liber homo inventus fuerit anno praesente cum seniore suo in hoste non l) Dass dies nicht ins Jahr 803 gehóren künne, sondern jünger sein müsse als das vorher angeführte, hat Roth S. 397 ff. überzeugend dargethan. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 83 fuisse, plenum heribannum persolvere cogatur. Et si senior vel comes illius eum domi dimiserit, ipse pro eo eundem bannum persolvat; et tot heribanni ab eo exigantur quod (quot) homines domi dimisi. Et quia nos anno prae- sente unicuique. seniorum duos homines quos domi. dimitteret concessimus, illos volumus ut missis nostris ostendant, quia hisque tantummodo heribannum concedimus. : Etwas abweichend sind die Bestimmungen des Edictum de ex- peditione Corsicana a. 825 S. 242 und späterer Gesetze, auf die hier nicht weiter einzugehen ist. Über eine besondere Dienstpflicht der königlichen Vassallen als solche finden sich erst später gesetzliche Vorschriften 1). Im J. 850 zu Marsen ward der wichtige Grundsatz ausgesprochen c. 5 S. 395: Et volumus ut cujus- cumque nostrum homo, in cujuscumque regno sit, cum seniore suo in hostem vel aliis suis utilitatibus pergat; nisi talis regni invasio quam lantweri dicunt, quod absit, acciderit, ut omnis populus illius regni ad eam repellendam com- muniter pergat. Sie sollen auch dann dem Herrn in den Krieg folgen wenn kein allgemeines Aufgebot zur Landesvertheidigung erfolgt. Es hängt von der Auslegung des Wortes „nostrum“ ab (ob man übersetzt „eines jeden von uns« oder „eines jeden der unsrigen“), ob man es auch auf die After- vassallen ausdehnen will2). Dass aber die Stellung jener es mit sich brachte vorzugsweise und in jedem Augenblick zum Dienst bereit zu sein, dass die allgemeine Verpflichtung wegen der besonderen Treue die sie gelobt hatten noch einen mehr persönlichen Charakter annahm, wird man nicht bezweifeln können 5), Und ebenso war gewiss jeder andere Vassall gehalten seinem Herrn 1) Wem K. Ludwig einmal einem Vassallen, dem er die Vogtei eines Klosters übertrug, verleiht: quia memorala ad peragendum ei injunximus, ab omni hoste vel wacta sive ab omni publico servitio immunem existere, quatinus advo- calionem a nobis sibi injunctam liberius atque utilius peragere valeat, Bouquet VI, S. 600, so scheinen nur die allgemeinen Dienstverpflichtungen gemeint zu sein. 2) Die letzte Auslegung haben Gourcy S. 243 u. a., und sie ist allerdings die nächstliegende. 3) So sagt selbst Roth S. 411: „Die Stellung der königlichen. Vassen bene eben darauf dass sie jeden Augenblick zum Dienste des Königs — sein mussten, 84 GEORG WAITZ, Hülfe und Beistand zu leisten wenn dieser ihrer bedurfte; wie er in Abwe- senheit des Herrn die Frau und das Haus zu schützen hat, so natürlich auch jenen selbst, wenn dies erfordert- ward. Später haben besondere Dienst- verträge es genauer geregelt: und auch in dieser Zeit mochte es durch Beredung oder auch durch Herkommen bestimmt werden. So wenig daraus dass später das Lehnrecht als allgemeine Lehnspflicht nur die Theilnahme am Reichsdienst kennt geschlossen werden kann dass der Vassall nicht auch dem Lehnsherrn zu dienen hatte und wirklich diente, ebenso wenig kann der Mangel ausdrücklicher Bestimmungen hierüber in der Karolingischen Zeit 1) berechtigen die Sache selbst in Zweifel zu ziehen. Nur wenn solches der Fall war, hatte es Interesse die Vassallen eines andern für sich zu gewinnen, wie es von Tassilo gesagt wird dass er die Karls an sich zu locken gesucht habe (vassos supradieti domno rege ad se adortasse, Ann. Laur. maj a. 788, Pertz SS. I 80170 und wie solches bei den Streitigkeiten der Karolinger unter einander häufig vorkam. ; Der Vassall folgte seinem Herrn auch in die Fremde, und wenigstens manchmal war er dazu verpflichtet. Pipp. cap. a. 757 C. 9 S. 28: Homo Francus accepit beneficium de seniore suo et duxit secum suum vasallum. Cap. a. 753 c.9 S. 23: Si quis necessitate inevitabili cogente in alium ducatum seu pro- vinciam fugerit aut seniorem suum, cui fidem mentiri non poterit, secutus fuerit. Das ganze Verhältnis wird manchmal als ein Dienen (servire) bezeichnet, doch ohne dass darin etwas herabsetzendes und unehrenhaftes zu sehen ist: der königliche Vassall dient im Pallast und im Gericht (in palatio und in placitis; s. die oben S. 79 angeführten Stellen). Die Vassallität wird vielmehr als etwas ehrenvolles betrachtet. Nament- lich sollten die königlichen Vassallen besonderer Ehre theilhaftig sein 2). Cap. während die Dienstpflicht der Unterthanen durch Gewohnheit: bemessen war“. Ja er nimmt an, dass die Vassallen jedem Aufgebot des Senior Folge zu leisten, hatten, was ich nur in dem Sinn wie ich im Text 8 für begründet halten kann. 1) Über einige Stellen die man wohl anführt die aber mit dem Besitz von Bene- ficien zusammenhängen s. unten. 2) Nach Cap. a. 817 c. 29 8. 219 stand der Vassall in Beziehung auf den Unterhalt ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 85 Ingelh. a. 807 c.9 S. 151: De vassis regalibus ut honorem habeant et per se aut ad nos aut ad filios nostros caput teneant (die letzten Worte scheinen nur zu heissen: den ersten Platz einnehmen). Cap. Langob. a. 802 c.10 S. 104: Ut vassi et austaldi nostri in vestris ministeriis, sicut docet, honorem et plenam justitiam habeant, et si presentes esse non possunt, suos advocatos habeant, qui eorum res ante comilem defendere possint; et quie- quid eis queritur, justitiam faciant. Const. Olonn. a. 823 c.13 8. 233: His vero qui sé nobis commendaverunt aut in futurum commendaverint volumus specialiter hoc honoris privilegium concedere prae ceteris liberis, ut in quo- cumque loco venerint, sive ad placitum vel ubicumque, omni honore digni habeantur et caeteris anteponantur. Et quicquid ad querendum habuerint, absque ulla dilatione justitiam suam accipere mereantur. Cap. Aquisgr. a. 825 c.96 S. 246: Vassi quoque nostri nobis famulantes volumus ut condignum apud omnes habeant honorem, sicut a genitore nostro et a nobis saepe ad- monitum est. | UT Ausser einem gewissen äusseren Vorrang sind es Vorzüge in Beziehung auf gerichtliche Verhältnisse die sich finden. Sie sollen vor andern auf Erledigung ihrer Rechtssachen Anspruch haben, dürfen sich, wenn sie selbst nicht anwesend sein können, durch andere (advocatos) vertreten lassen. Einen eximierten Gerichtstand halten sie nicht, d. h. es war nicht etwa blos das kónigliche Gericht dasjenige in dem. sie Recht empfangen und nehmen sollten. Vielmehr wird mehrmals ausdrücklich eingeschürft, dass sie beides vor den Grafen zu thun haben. Cap. Mant. c. 13 S. 41: De vassis regalis, de justitiis illorum: ut ante comitem suum recipiant et reddant. Const. Olonn. a. 825 c. 1: Si autem vassallus noster in hae culpa lapsus fuerit, ... per comitem distringatur. Doch findet der Kónig es nóthig ausdrücklich zu bemerken, dass gesetzliche Vorschriften, namentlich Strafen auf seine Vassallen ebenso gul wie auf andere Königs geliefert werden musste allerdings dern auch dem „ministerialis“ des Königs Beamten überhaupt; s. Fürth, Mini- der ihm bei Aufträgen im Dienst des nicht blos einem Abt und Grafen, son nach. Dies Wort bezeichnet hier aber den sterialen S. 24. š 86 GEORG WAITZ, Anwendung finden sollen. Cap. de exercitalibus c. 1 S. 169 !). Und ihre Sachen konnten immer leicht an das kónigliche Gericht gebracht werden, und mussten es unter gewissen Verhältnissen. Die Stelle des Cap. Mant. fährt fort: Quod si non audierit, nobis innotescatur antequam in vinculis mittatur. Cap. a. 829 c. 7 S. 350: Et si quis contemptor inventus fuerit et nec episco- pum nec comitem audire velit, si noster homo fuerit, ad praesentiam nostram venire compellatur. Vgl. Form. Baluz. 8: Jemand (eine Äbtissin) beklagt sich beim König wegen „hominis vassi vestri«, der „multas inquietudines« geübt „et nulla justitia apud ipso illo consequere posso“, und bittet um Schutz. Beispiele wo ein Vassall des Königs vor diesem einen Rechtsstreit führt fin- den sich mehrfach; z. B. Ann. Guelf. a. 823, Pertz SS. I, S. 46: Hatto comes et vassus domni regis Peretolt inter se accusarent coram imperatore. Aber auch für die Vassallen eines andern Herrn bestanden in Beziehung auf die Gerichtsbarkeit eigenthümliche Verhältnisse. Die vorher angeführte Stelle der Const. Olonn. fährt fort: Et de illorum liberis hominibus qui eis commendati sunt aut fuerint, si ipse senior eos secum in servitio habuerit, propter justitiam faciendam nec distringantur nec pignerentur, quousque de nostro servitio reversi fuerint. Et tunc si quid ab eis quaeritur, primum senio- ribus eorum admoneantur, ut justitiam quaerentibus faciant; et si ipsi facere noluerint, tum legaliter distringatur. Also die Vassallen eines königlichen Vassallen können, wenn und solange sie mit diesem sich im königlichen Dienst befinden, nicht gerichtlich in Anspruch genommen oder gepfándet werden. Die letzten Worte lassen sich in doppelter Weise verstehen: entweder: sie, die Vassallen, sollen von ihren Herren angehalten werden dem Recht Genüge zu thun, wenn sie es nicht thun, werden sie gerichtlich dazu gezwungen; oder: die Herren werden angehalten für ihre Vassallen Genugthuung zu leisten, oder wenn sie das nicht wollen, werden sie gerichtlich dazu gezwungen. Ich glaube man muss die erste Erklärung vorziehen; aber auch dann ergiebt sich eine Vertretung der Vassallen durch die Herren ; man gelangt an jene durch diese; erst wenn die Aufforderung der Herren ohne Erfolg geblieben lj Über die ganz misverstándliche Auslegung welche Roth dieser Stelle gegeben hat s. unten. : ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. 87 ist, tritt die öffentliche Gewalt ein. Dem entspricht es durchaus, wenn in den Form. Baluz. 3 (bezeichnet: Conquestio de vasso qui justitiam facere renuit) ein Herr sich an den andern deshalb wendet, weil homo noster 1) ... ad nos venit et nobis dixit, eo quod vassus vester... res post se malo ordine reteneat injuste et dixit quod nulla justa justitia apud ipso exinde consequere possit. Propterea solicitamus vobis precamus, ut hoc (I.: haec) causa diligenter in- quirere jubeatis, ut ipse homo noster ... sine ulla dilatatione ad suum exinde debeat perquirere justitiam. Ganz ähnlich ist ebend. N. 4, nur an einen Geist- lichen gerichtet. Anderswo vertritt der Herr seinen Vassallen in der Weise dass durch ihn allein dieser selbst dem Kónig zur Bestrafung vorgeführt wer- den kann. Karoli Calvi cap. Silvac. c. 4 S. 424: Et si aliquis missos illorum non obaudierit, si regis homo fuerit, per fidejussores ad illius praesentiam perducatur. Si autem alterius homo fuerit, senior cujus homo fuerit illum regi praesentet. : Hieran reihen sich Bestimmungen noch etwas anderer Art. Cap. a. 779 e.21 S.38: Et si vassus noster justitiam non fecerit, tunc et comis et missus ad ipsius casa sedeant et de suo vivant quousque justitiam faciat. Der Zu- sammenhang der Stelle (unmittelbar vorher geht, wie der missus mit dem Grafen zu verfahren hat der in suo ministerio justitias non fecerit) scheint zu ergeben dass hier?) das justitiam facere“ nicht bedeutet „dem Recht Genüge thun« in Beziehung auf einen dritten, sondern „das Recht handhaben, aus- üben« in Beziehung auf seine Untergebenen: dem vassus wird so wie dem Grafen eine Gerichtsbarkeit beigelegt, die sich nur auf Leute beziehen kann welche wieder ihm commendiert sind oder sonst in einer Abhängigkeit zu ihm stehen und über die er solche Rechte erlangt hat. Dem entspricht es wenn das Cap. Aquisgr. a. 825 c. 17 S. 245 verfügt, nachdem es ausgesprochen hat dass jeder Friedensstórer im Heer bestraft werden soll: et senior, qui ani secum duxerit, quem aut constringere noluit aut non potuit, ut nostram jus- Sionem servaret et insuper in nosiro regno praedas facere non timeret, pro illius neglegentia, si ante eum de his non admonuerit et postquam neglegentia 1) Dass dieser zugleich „serviens noster" heisst, scheint nur eine hófliche Redeweise. 2) Anders in der unmittelbar vorher angeführten Stelle aus den Form. Bal. 3. 88 GEORG WAITZ, contemptoris ad ejus notitiam pervenerit eum corrigere sicut decet neglexerit, honore suo privetur: der Herr ist és der zunächst strafen soll und wegen Versäumnis der ihm obliegenden Pflicht selbst zur Strafe gezogen wird; er wird allgemein für sie verantwortlich gemacht, für alle wie es heisst, qui in suo obsequio in tali itinere pergunt, sive sui sint sive alieni (ut ille de eorum factis. rationem. se siat redditurum); auch solche die nicht seine Vassallen (alieni) sind können vorübergehend in ein solches Verhältnis treten welches hier „obsequium“ genannt wird, ein Wort welches auch sonst eine Schutz- verbindung bezeichnet (s. unten). Bestimmier und genauer noch ist das Verhältnis der Herren zu ihren Vassallen in einem spätern Gesetz Karl des Kahlen ; aber mit Rücksicht auf ältere Gewohnheiten, angegeben. Conventus ap. Pistas, adnunciatio Karoli c. 2 S. 911: Et volumus atque jubemus, ut vassalli episcoporum abbatum et abba- tissarum atque comitum et vassorum nostrorum talem legem et justitiam apud seniores suos habeant sicut eorum antecessores apud illorum seniores tempore antecessorum habuerunt. Et si aliquis episcopus abbas aut abbatissa vel comes ac vassus nosler suo homini contra rectum et justitiam fecerit, et se inde ad nos reclamaverit, sciat, quia, sicut ratio et lex atque justitia est, hoc emendare faciemus. Die Worte beziehen sich zunächst auf die rechtliche Stellung der Vassallen gegen die Herren, sie zeigen aber zugleich eine gerichtliche Gewalt der letztern an, gegen welche dann freilich, wenn sie misbraucht wird, Schutz bei dem König zu erhalten ist. Die Hauptsache ist dass die Vassallen unter den Schutz des Herrn tre- ten; Schutz haben sie von ihm zu erwarten. Wenn der Herr denselben (defensionem) da nicht leistet wo er ihn leisten kann, ist es nach der oben S. 77 angeführten Stelle der Constitutio de liberis et vasallis e. 2 ein Grund ihn zu verlassen. Damit hängt es zusammen, dass unter Umstünden der Herr für den erschlagenen Vassallen Rache zu nehmen oder die Composition zu fordern hat. Das Capitulare de exercitalibus a. S11. c. 6 S. 170 spricht von dem Fall wo Personen die in „via remaneant expectantes seniorem suum« sich einen Raub zu Schulden kommen lassen, deshalb zur Verantwortung gezogen wer- den und dabei das Leben verlieren... Da heisst es: incompositus jaceat; et neque senior neque propinquus ejus pro hoc nullam faidam portet aut com- ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 89 molionem faciat; et si fecerit, nobis et populo nostro inimicus annotetur. ' Vgl. Cap. a. 850 c. 6 S. 406: Et si aliquis ejus senior aut propinquus propter hoc vindictam facere conatus fuerit etc. Wie der Herr Rache zu nehmen hat, so steht ihm auch die Befugnis zu Klage zu erheben. In Form. Bign. 8 klagt jemand vor Gericht, dass einer hominem suum .... quondam bene in- genuum in via malo ordine ipsum adsallisset et ipsum ibidem interfecisset. Fassen wir diese Bestimmungen zusammen, so zeigt sich die Vassallität als eine persönliche Verbindung zwischen Freien, die auf die rechtlichen und sonstigen Verhältnisse derselben einen bedeutenden Einfluss hat: der Herr kann die Vassallen zu mancherlei Diensten verwenden, führt sie im Heer, hat eine gewisse Gerichtsgewalt, eine Vertretung gegen die öffentlichen Beamten; er verleiht ihnen seinen Schutz; die Vassallität ist ehrenvoll. Gilt das da wo Private, weltliche oder geistliche, die Herren sind, so besonders wo der König als solcher eintritt. Die Verbindung mit ihm giebt besondere Ehre, der Schutz den er ertheilt hat besondere Bedeutung. Dazu kommt die Verbindung in welcher die Vassallität mit dem Benefi- cialwesen steht. Die Vassallen sind es welche regelmüssig als Inhaber von Beneficien erscheinen. Ich führe zunächst die Stellen der Gesetze an in denen dies der Fall ist. Pippini cap. a. 757 c.9 S. 28: Homo Francus accepit bene- fidum de seniore suo; Cap. a. 779 c.9 S. 36: Similiter et vassus noster si hoc non adimpleverit, beneficium et honorem perdat Et qui beneficium non habuerit, bannum solvat (Cap. Lang. S.37: Similiter et vassi dominici DM exemplum exinde sustineant. Et qui suprascripto sacramento sine perjurio jurare non potuerit, si beneficium habuerit aut actum, per ipsum perdat, et si beneficium non habuerit, bannum dominicum solvat). Divisio imp. a. 006 c.9 S. 142: ut post nostrum ex hac mortalitate discessum zai mua cujusque eorum accipiant beneficia, unusquisque in regno domini sui, et non in alterius ; a. 817 c. 9 S. 149: ut post discessum nostrum uniuscujusque vasallus tantum in potestate domini sui beneficium propter discordias evitandas habeat, el non in alterius. Cap. Aquen. a. 807 c. 6. 7 S. 149: comites el vasalli nostri qui beneficia habere videntur .... ut missi nostri per singulos pagos prae- videre studeant omnia beneficia quae nostri et aliorum homines habere videntur. Cap. Bonon. a; 807 e.7 S.173: De vasallis dominicis qui adhuc intra casam Hist.- Phil. Classe. VH. M 90 GEORG WAITZ, serviunt et tamen beneficia habere noscuntur. Cap. Aquisgr. a. 807 c. 8 S. 174: Ut non solum beneficia episcoporum abbatum abbatissarum atque comitum sive vasallorum nostrorum .... describantur. Cap. a. 821 c.4 S. 230: De vassis nostris qui .... in longinquis regionibus sua habent beneficia. — Man vgl das Praeceptum pro Hispanis c. 6: Et si beneficium aliquod quisquam eorum ab eo cui se commendavit fuerit consecutus, sciat se de illo tale ob- sequium seniori suo exhibere debere quale nostrates homines de simili beneficio senioribus suis exhibere solent; und die spátere Urkunde für dieselben, Bouquet VI, S. 487: qui se aut comitibus aut vassis nostris aut paribus suis (vorher heisst es: vel etiam ad vassos comitum) se commendaverunt et ab eis terras ad habitandum acceperunt, sub quali convenientia atque conditione acceperunt, tali eas in futurum. et ipsi possideant et suae posteritati dere- linquant. Die Stellen ergeben, dass ein Vassall nicht nothwendig Beneficium zu haben brauchte, in manchen Füllen ein solches nicht halte. Dagegen kann nicht bezweifelt werden, dass wer damit bedacht ward die Commendation leisten, sich in die- Vassallität begeben musste 1). Roth erkennt die Commendation nur als Gewohnheit bei den Inhabern königlicher Beneficien an, S. 385. 430, während sie offenbar mehr war als das und allgemein bei allen gal. Er will diese Commendation ausserdem unterscheiden von der welche die Vassallität begründete. Aber das Einzige was er anführt: es wäre sonst nicht erklärlich dass Bischöfe Äbte Grafen und Primores, die auch Beneficiare waren, von den Vassalli dominici ausdrücklich unterschieden wurden, trägt wenig aus. Denn was wir finden ist nur dass in manchen Stellen die weltlichen und. geistlichen Beamten welche Beneficien haben und die Vassallen neben einander genannt wer- den, jene als Beamte besonders aufgeführt, diese als die übrigen welche neben ihnen in Frage kommen 2). Cap. Aquisgr. a. 812 c. 7 S. 174: Ut non solum e 1) So mit Recht schon Gourcy S. 225. Lezardière I ‚8.75. Guerard S. 530. 2) Primores werden nicht neben den andern genannt, sondern es heisst nur ein- mal V. Hludowici c. 59, Pertz SS. II, S. 644 ganz allgemein: Et praesentes quidem Neustriae provinciae primores Karolo et manus dederunt et fidelitatem ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 91 beneficia episcoporum abbatum abbatissarum atque comitum sive vasallorum nostrorum, sed etiam nostri fisci describantur. Ann. Laurish. a. 799, Pertz SS. I, S. 38: inter fideles suos, id est episcopos presbyteros comites et alios vassos suos. V. Hludowici c. 3, Pertz SS. H, 8.608: Ordinavit autem per lotam Aquitaniam comites abbates necnon alios plurimos quos vassos vulgo vocant. Ann. Bert. a. 837, Pertz SS. I, S. 431: episcopi abbates comites et vas- salli dominici in memoratis locis beneficia habentes. In der einen Stelle heisst es ausdrücklich: et alios vassos suos; Roth selbst (S. 586 n. 83) führt Bei- spiele an wo ein Abt vassus genannt wird, und ich sehe durchaus nicht warum er hinzusetzt: „Und doch werden wir kaum annehmen dürfen dass diese Geistlichen wirkliche vassi dominici gewesen seien«, noch weniger wie er behaupten kann, „dass die königlichen Vassallen immer noch von den übrigen Commendierten unterschieden werden«. Wie seine ganze Ausein- andersetzung hier unklar und schwankend ist, so kommt er auch zu so un- sicheren Aussprüchen wie der: „Es lässt sich wohl kaum unterscheiden, ob sich die Commendation der Beneficiare äusserlich von der der Vassallen unter- schied«. Diese Trennung ist eine blosse Fiction, die der Begründung in den Quellen gänzlich entbehrt!). Und so ist volles Gewicht auf die Stellen zu legen nach denen für jemanden welcher Beneficium empfangen oder be- stätigt erhalten will die Commendation nothwendig ist. Hier umfasst das Wort beide Klassen zusammen. sacramento obstrinxerunt. ig m wenn er die in den Noten citierten Stellen wirklich Roth würde manchmal, mittheilte, seine Behauptung im Text selbst widerlegen. 1) Nicht anders oder wo möglich noch übler verhält es sich mit der Idee, man habe darnach gestrebt, dass die Seniores, d. h. solche welche Vassallen unter sich hatten, dem König persönlich den Fidelitätseid leisteten; wobei dann freilich ee wird, es sei dies nicht rechtlich ausgesprochen worden, sondern factisch dadurch erreicht dass der grösste Theil der königlichen Bene- ficien in der Hand der grossen Seniores war. Gewiss, wer jene hatte, musste sich commendieren, d.h. auch: dem König persönlich Treue schwören; ier die Commendation ist mehr als das, und von solchen besonderen Nebenabsichten, wie sie Roth hier und sonst so oft annimmt, ist nichts zu merken. Ebenso wenig von der Absicht die Zahl der Senioren auf möglichst wenige zu be- schrünken. iy 92 1 GEORG WAITZ, Es kommen besonders mehrere Briefe des Einhard in Betracht. In 26 (ed. Teulet II, S. 38) bittet Einhard um Verwendung für einen Freund der ein Beneficium vom Grossvater und Vater des Kaisers (Lothar) gehabt hat, jetzt aber (wie der Zusammenhang ergiebt, da dieser eben gefolgt ist) krank daniederliegt und nicht persönlich am Hofe erscheinen kann: „domnum im- peratorem rogare dignemini, ut permittat se habere beneficium .... quousque viribus receptis ad ejus praesentiam venerit ac se solemni more commendaverit“. Epist. 27 (ebend. S. 40) scheint sich auf denselben Fall zu beziehen; der für den gebeten wird heisst vassus dominicus: „postulat ut sibi liceat benefi- cium suum habere, quod ei domnus Karolus imperator dedit .... usque dum ille. ad praesentiam ejus venerit ac se in manus ejus commendaverit«. Es erscheint als Pflicht, als Bedingung für den Wiederempfang oder Fortbesitz des DBeneficiums, dass man sich dem neuen Herrn commendiert, d. h. durch jene symbolische Handlung der Handreichung sich in das Verhältnis der Vas- sallität begiebt, und der Kaiser soll nur vorläufig davon dispensieren. — Epist. 28 ist von dem Fall die Rede, wo wegen der bei der Reichstheilung ausgesprochenen Grundsätze einer sein Gut „ultra Rhenum« verlieren soll; es wird. der Ausweg ergriffen dass sein Bruder „cum illo quod ultra Hrenum est se ad N. (Hludowicum) commendet« und beide dann ihr gesammtes Beneficium gemeinsam haben. Der bisherige Inhaber und sein Geschlecht werden hier als Besitzer betrachtet die sich mit dem Gut dem neuen Herrn ergeben; dass aber von diesem die Bestätigung ganz abhing, zeigt der Zusammenhang aufs deutlichste. — In 52 aber (Teulet a. a. O. S. 94) wird Lothar für einen Freund gebelen: ut eum suscipere dignemini, et quando in vestras manus se com- mendaverit, aliquam consolationem ei faciatis de beneficiis quae hic in nostra vicinia absoluta et aperta esse noscuntur. Est enim homo nobilis et bonae fidei, bene quoque doctus ad serviendum utilius in qualicumque negotio quod ‚ei fuerit injunctum. Servivit enim avo et patri vestro fideliter et strenue. Nach den letzten Worten ist es möglich, wie Roth (S. 428 n. 49) annimm!, dass er Vassall Ludwig des Frommen und Karl des Grossen war, obschon das ;servire« auch allgemeiner verstanden werden kann; aber ein Vassall des Lothar war er jedenfalls noch nicht „wollte es aber werden um ein Beneficium zu erhalten. — Ebenso wichtig ist 53 (Teulet a. a. O. S. 96), ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 93 nur lückenhaft und deshalb nicht ganz klar; doch hat der Herausgeber wohl den Zusammenhang richtig erkannt und auch im ganzen glücklich ergänzt. Einhard schreibt, wie es scheint, an den König Ludwig den Deutschen und entschuldigt sich, dass er nicht vor ihm erschienen und den Eid geleistet, sich vielmehr bei Lothar eingefunden habe; es sei geschehen, weil er nicht gewusst wie die Theilung ausfallen werde: [;increbuer]at enim fama, quod illa portio orientalium .... Francorum .... [in qua] parvum beneficium habeo ad regnum domni Hl(otharii) pertinere debebat. Nun ersuche er ihn dringend ihm das- selbe zu lassen, [donec] a domno Hl. licentiam accepero ad vos veniendi et in vestras [manus me comm jendandi, si hoe ullatenus impetrare potuero. Auch hier erscheint die Commendation als Bedingung für den Besitz des Be- neficiums, und auch ein Abt, was damals Einhard zu St. Bavo war, sehen wir, leistete sie um dasselbe zu erlangen: nur die persónliche Beziehung zu Lothar macht ihm eine Schwierigkeit. Ich füge dem noch ep. 2 hinzu, wo Einhard von einem Bebo schreibt: ego beneficium illi dedi de monasterio S. Chlodowaldi propter hoc quod (so ist offenbar zu lesen, nicht qui) mihi bene serviebat. Sed postquam eum domno Hlothario commendavi, impetravi a domno imperatore, ut ei confirmationem faceret de eodem beneficio ad dies vitae suae. à; Andere Stellen sind hiermit völlig in Übereinstimmung !). Da Ludwig der Fromme seinem Sohn Karl bestimmte Provinzen überträgt, heisst es, Ann. Bert. a. 837, Pertz SS. I, S. 431: sicque jubente imperatore in sui prae- sentia episcopi abbates comites et vassalli dominici in memoratis locis bene- ficia habentes Carolo se commendaverunt et fidelitatem sacramento firmaverunt. Um die Beneficien zu behalten, commendieren sie sich. Wie hier bei einem neuen König eine neue Commendation nöthig ist, um das erhaltene Gut (oder Amt) zu behalten, so findet sie auch statt, da einer von Karl dem Gr. die Bestätigung einer von dem Sohn Ludwig in Aquitanien ertheilten Verleihung will. I) Hierher wird auch die Stelle gehören welche sich in einer fälschlich m * guslin zugeschriebenen Predigt findet (angeführt bei Ducange s. v. FN ed. Henschel I, S. 650): Notum est quod milites saeculi beneficia temporalia a temporalibus- dominis accepluri, prius militaribus sacramentis obligantur et do- minis suis fidem se servaturos profitentur. Sie wird wohl aus dem 9. Jahrh. sein. 94 GEORG WAITZ, Bouquet V, 8.778: in manibus nostris se commendavit et petivit a nobis ete. Nach Karls Tod sucht derselbe wieder die Bestätigung Ludwigs, ebend. VI, S. 472: in manibus nostris se commendavit et petivit nobis sua apri- sione 1) etc. In einer Urkunde Karls für Le Mans, Bouquet V, S. 757, heisst es von den durch den König zu Beneficien vergabten Kirchengütern, sie sollen an das Bisthum zurückfallen: quando quisque de illis qui saepedictae ecclesiae beneficia nostra largitate habent, de hoc seculo, infantibus masculis non nalis vel nobis non commendatis, migraverint. Der Mangel der Commen- dation lässt das Gut verloren gehen. Was Roth einwendet, dass auch gewöhnliche Unterthanen, fideles, im Besitz von königlichen Beneficien sich befunden hätten ; beweist nichts da- gegen. Die Stellen die er anführt (S. 429 n. 96) lassen durchaus nicht er- kennen, dass die von denen die Rede ist keine Vassallen sind, wenn sie auch hier nicht so bezeichnet werden 2). In mehreren werden allgemein Franken Langobarden Sachsen wie anderswo Friesen als Inhaber von Beneficien ge- nannt; in einer andern heisst es, Cap. a. 806 c. 6 S. 144: et comites et alii homines qui nostra beneficia habere videntur, wo ;homines« gerade sehr wohl so viel wie Vassallen sein kann , am wenigsten diese ausschliesst; Cap. a. 806 c. 8 S. 145 aber zählt in einer Weise alle Inhaber königlicher Beneficien auf: omnes episcopi abbates abbatissae oblimates comites seu domestici et cuncti fideles qui beneficia regalia .... habere vide[n]tur, dass man deutlich sieht wie es nur darauf ankommt alle die namhaft zu machen welche überhaupt Bene- licien haben konnten: dazu gehórten natürlich alle fideles; aber alle diese konnten auch Vassallen sein, und brauchten nicht in jeder Stelle ausdrücklich so genannt zu werden. Niemand wird, wenn es spáter heisst: alle Grafen Ritter und andere Getreue welche Lehen haben „schliessen dass es Leute gebe die Lehn haben ohne Vassallen zu sein. Gerade wenn sie dies sein mussten, 1) Dies Wort heisst nicht, wie Lezardiére II, S. 365 meint, geradezu beneficium, sondern bezeichnet ein neu gerodetes Land, welches aber zugleich Beneficium sein kann. ?) In der von Roth auch angeführten Stelle des Cap. a. 779 c. 8 S. 36 ist vollends nicht von gewöhnlichen Unterthanen, sondern von den Inhabern einer Immunität neben dem Vassus dominicus die Rede. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 95 war es am wenigsten noth sie jedesmal so zu bezeichnen, obschon es in den meisten Fällen geschieht. In den königlichen Urkunden werden die Inhaber von Beneficien, wenn es nicht Grafen sind, meistens auch als Vassallen benannt. | Roth sagt weiter: ;Noch bezeichnender ist, dass auch solche Personen die im Seniorat eines Unterthanen standen, Beneficien unmittelbar vom König erhalten konnten«. Das ergeben aber die angeführten Stellen keineswegs, sondern nur, dass Leute anderer kónigliche Beneficien, d. h. kónigliches Gut zu Beneficium, hatten. Cap. Aquen. a. 807 c.7 S. 149: Volumus itaque atque praecipimus, ut missi nostri per singulos pagos praevidere studeant omnia beneficia quae nostri et aliorum homines habere videntur. Auf solche After- verleihungen weist das Cap. a. 806 c. 7 S. 144 hin, das wohl die Übertragung königlichen Beneficiums zu Eigenthum verbietet, aber nicht gegen ein Aus- geben zu anderem Rechte spricht. Die Worte der ersten Stelle würden an sich nicht fordern dass diese neue Ertheilung auch wieder als Beneficium er- folgte — sie konnte vielleicht auch unter anderm Titel geschehen —, aber es hindert nichts anzunehmen dass eine solche jetzt wie später erlaubt war und vor- kam. Und dass es geschah, zeigt ganz entschieden eine Urkunde Ludwig des Frommen, Bouquet VI, S. 493: quicumque ex largitione nostra vel comitum aut vassorum nostrorum de rebus praefati monasterii beneficia habetis; wo die letzten natürlich von den Grafen und Vassen das ihnen von dem Kónig er- theilte Kirchengut weiter zu Beneficium empfangen hatten; vorher heisst es: Noverit utilitas fidelium nostrorum, comitum videlicet et vassorum nostrorum, vel quisquis beneficia ex ratione monasterii s. Michaelis habere videtur. ss Eine andere Frage ist, ob die Commendation auch für diejenigen nóthig Das Wort welches zur Bezeichnung des Amtes war welche Ámter empfingen. Cap. a. 779 c. 9 S. 36 und 37, wo regelmüssig gebraucht wird ist honor. | der Frünkische Text sagt: beneficium et honorem perdat, der Langobardische: si benefieium habuerit aut actum, per ipsum perdat. Vgl. die aus einem handschriftlichen Chartular von Guérard (Irminon S. 529 n.) angeführte Stelle, WO es von einem servus der vicarius ist heisst: honor ejus S. Petro remaneat. Anderes hat Roth S. 432 angeführt, und zugleich bemerkt, dass seit der Mitte des 9ten Jahrhunderts der Sprachgebrauch sich allerdings geändert, honor 96 GEORG WAITZ, wesentlich die Bedeutung von beneficium erhalten hat. Aber ursprünglich war dies nicht der Fall 1). Dass beides regelmässig verbunden war, unterliegt freilich keinem Zweifel. Ich muss auch gegen Roth (S. 430) daran festhalten dass gewisse Beneficien eben zu dem Amt als solchem gehörten. Dafür spricht dass ein und dasselbe Beneficium sich längere Zeit in der Hand der sich in einem Gau folgenden Grafen befand (Roth S. 431 n. 67), spricht namentlich die Stelle des Cap. a. 817 c. 26 S. 218: Ut missi nostri, qui vel episcopi vel abbates vel comites sunt, quamdiu prope suum beneficium fuerint, uibil de aliorum conjecto accipiant; postquam vero inde longe recesserint, tunc accipiant secundum quod in sua tractoria continetur: hier wird offenbar vor- ausgesetzt dass jeder Graf als solcher ein Beneficium hat 2); bei dem Bischof und Abt sind an die seinem Stift verliehenen kóniglichen Güter zu denken. Wenn die Stelle fortlährt: Vassi vero nostri et ministeriales qui missi sunt ubicumque venerint conjectum accipiant, so kann man dies nur so erklären dass diese ihr Beneficium nicht um eines Amtes willen erhalten hatten und deshalb auch nicht gehalten waren die Kosten amtlicher Thätigkeit davon zu tragen. Dass man später solche Güter welche mit dem Amt verbunden waren von den anderen persönlichen Beneficien unterschied, ist begreiflich, auch zuzugeben, dass man dann vorzugsweise nur die leizteren als Beneficien be- zeichnete, für die andern andere Ausdrücke suchte; Roth S. 431 n. 623). Aber wie eng verbunden auch Amt und Beneficium sein mochten, zusammen- fallen thaten sie vor der Mitte des 9ten Jahrhunderts nicht; man unterschied 1) Weniger genau sagt Guérard, honor sei ein Beneficium mit Amt oder wenn man wolle Amt mit Beneficium. 2) Die Grafschaft selbst wird in dieser Zeit niemand unter dem Ausdruck verstehen wollen. 3) In einer der hier angeführten Stellen, einer Urkunde Ludwig des Fr., Bouquet VI, S. 509, steht neben einander: Land „de fisco nostro quem W. in beneficium habei^ und ,de fisco nostro quem Hr, comes in ministerium habet“, wo dies aber doch eigentlich nur ein Beneficium bezeichnet das mit dem Amt oder um des Amtes willen gegeben ist. Ein wirklicher Gegensatz findet sich nur in der Formel, Bouquet VI, S. 646: comes ille ex comitatu suo aut beneficio suo, wo jenes das mit der Grafschaft, dies das ausserdem verliehene Gut bezeichnet. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. 97 vielmehr beide bestimmt von einander und führte sie neben einander auf; s. vorher Cap. a. 779 c. 9. Cap. Bonon. a. 811 e.5 S. 173: honorem suum el. beneficium perdat. Wenn also der Beamte als solcher sich hat com- mendieren müssen, so ist es nicht geschehen weil sein Amt selbst als Bene- ficium betrachtet und behandelt wurde 1). Dagegen dass jenes der Fall war würde die oben angeführte Stelle der Ann. Bert. sprechen, wenn die Worte „in memoratis locis beneficia habentes“ sich nicht blos auf die vassalli dominici, die unmittelbar vorhergehen, sondern auch auf die weiter voranstehenden episcopi abbates und comites bezögen: dies anzunehmen sind wir aber freilich nicht berechtigt. Und anderswo stehen allerdings die Inhaber der honores den Beneficiaren gleich. Nithard III, c. 2: der Herzog Bernhard schickt seinen Sohn zum König Karl, et, si honores quos idem in Burgundia habuit eidem donare vellet, ut se illi commen- daret, praecepit; ich glaube nicht dass es erlaubt ist »honores“ hier schon allgemein für Beneficien zu nehmen. Andere Stellen, die allgemein der Com- mendation der Grossen erwähnen, lassen unbestimmt ob diese wegen Amter oder Beneficien stattfindet. V. Hludowiei c. 59: Et praesentes quidem Neustriae provintiae primores Karolo et manus dederunt et fidelitatem sacramento obstrin- xerunt, absentium autem quisque postea itidem fecit; vgl die oben S. 75 an- geführte Stelle vom Wala ebend. c. 21, auch c.61. Nithard 1, 6.8. Doch wird wenigstens nirgends auf Beneficien ausdrücklich Bezug genommen. Merk- würdig ist besonders eine spütere Stelle der Ann. Bert. a. 877, Pertz SS. Il, S.504, die hier noch erwühnt werden mag: el episcopi se suasque ecclesias illi ad debitam defensionem et canonica privilegia sibi servanda commendave- runt, profitentes secundum suum scire el posse juxta suum ministerium gondilio et auxilio. illi fideles fore; abbates autem et regni primores ac vassalli regis se illi commendaverunt et sacramentis secundum morem fidelitatem promiserunt. Allerdings wird hier die Commendation der Bischófe ihrem Inhalt nach noch . en 1) So sagen Eichhorn $.167, Phillips D. G. II, S. 461. Dagegen auch Roth S. 432. In der von Phillips angeführten Stelle der Ann, Bert. a. 839, Pertz SS. 1, S. A» Suorum quoque complures non solum proprietatibus, verum etiam beneficiariis donavit honoribus, steht. das letzie schon für Beneficium im allgemeinen. Hist.- Philol. Classe. VII. 98 | GEORG WAITZ, von der der übrigen "unterschieden !); doch versprechen auch sie nach der mitgetheilten Formel des Eides dem König Treue, „sicut episcopus recte seniori suo debitor est. Gerade auf Bischöfe beziehen sich dann andere Zeugnisse, wo von Beneficien gar keine Rede ist. Rimbert lässt den Adelgar, da dieser als sein Nachfolger anerkannt wird, zugleich per manus acceptionem hominem regis ſieri, V. Rimberti c. 21, oben S. 74; Karl der Kahle sagt von Wenilo von Sens, Conventus ap. Saponarias c. 1 S. 462: metropolis Seno- num, quam... Weniloni tune clerico meo in capella mea mihi servienti, qui more liberi clerici se mihi commendaverat 'et-fidelitatem sacramento pro- miserat...., ad gubernandum commisi. In diesen Berichten stellt sich freilich die Commendation nicht gerade als ein durchaus nothwendiges Erfordernis dar; beim Wenilo scheint sie auch der Erlangung des Erzbisthums schon geraume Zeit vorangegangen zu sein; immer zeigt sich aber dass sie auch mit einem geistlichen Amte häufig verbunden ward 2), dass bei einem neuen König Geistliche und Weltliche sie aufs neue leisteten, ohne dass man den Anlass dazu direct auf den Besitz von Beneficien zurückführen könnte. Das gleich zu Anfang angeführte Beispiel des Tassilo lehrt, dass die Commendation schon vor Beginn der Karolingischen Zeit auch auf höhere politische Verhältnisse angewandt ward: wir haben allerdings Grund anzunehmen dass es damals das erste Mal war dass es geschah. Eben sie ist ohne Zweifel gemeint, wenn es von dem König Bernhard von Italien heisst, Thegan c. 13. tradidit semet ipsum ei (K. Ludwig) ad procerem (andere Handschrift: ad obsequium) et. fidelitatem cum juramento promisit 5). Denn selbst die als l) Wenn die Abte den Weltlichen gleichgestellt werden „ so hängt das damit zu- "sammen dass die Abteien gerade als Beneficien verliehen wurden, wie es das Cap. a. 783 6.6 S. 46 ausdrücklich ausspricht? De monasteria et senodochia; qui per diversos comites esse videntur, ut regales sint, et quicumque eos habere voluerit, per beneficium dono regis, habeant... Vgl. Roth S. 347. 2) Wenn Geistliche im J. 838 schreiben: et nos episcopi Deo consecrati non sumus hujusmodi homines, ut sicut homines seculares in vassalatico nos debeamus - cuilibet” Fan so bezieht es sich mir auf die Commendation an andere als den König, zu der sie nicht gehalten waren. m Thegan e. 22 sind die Worte: „et commendati sunt^ von dem sich benden Bernhard mit seinen Freunden in der einen Classe der Handschriften das dem: ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 99 Könige eingesetzten Söhne bezeichnete K. Ludwig als seine Vassallen nach V. Walae II, e. 17, Pertz SS. II, S. 563 : Mementote eliamquod mei vassalli estis. mihique cum juramento fidem firmastis. Ebenso findet die Sache bei auswürtigen Fürsten Anwendung. Der König der Abodriten heisst vassus Karl des Gr., Ann. Lauresh. a. 795, Pertz SS. I, S. 36; von dem Dänen Harald wird gesagt, V. Hludowici c. 24: ad imperatorem Hluduicum confugium fecit et juxta morem Francorum manibus illius se tradidit, vgl. Erm. Nigellus IV, v. 601 sqq. (oben S. 75); ebenso von dem Herzog der Bretagne Salomon, Ann. Bert. a. 863: seque illi (Karl dem K.) commendat et ſidelitatem jurat. Und zwar wird die Commendation meist nicht allein auf die Person des Für- sten, sondern auch auf sein Land bezogen. = Bei der Wiederholung des Actes bei Tassilo unter Karl dem Gr. sagt eine Quelle, Ann. Guelf. a. 787, a. a. O. S. 43: et reddit ei ipsam patriam cum baculo in cujus capite. similitudo hominis erat scultum; vgl. die Ann. Nazar. ebend. nur scheint dieses Sinnbild sich eher auf die herzogliche Gewalt als auf das Land bezogen zu haben. Von dem König der Wilzen wird gesagt, Ann. Nazar. a. 789, ebend. S. 44: ipsi jam praefato regi illam patriam commendavit, ebenso von dem Herrscher Barcellonas, Ann. Laur. a. 797 S. 182: domno regi. semel ipsum cum civitate commendavit... Die Hauptstelle aber ist m oben — des ... über die Dm Ac des Harald: | | | Mox manibus junctis regi se tradidit tita: Et secum regnum, quod sibi jure fuit. L] :s Suscipe, caesar, ait, me necnon. regna subacta; Sponte tuis memet confero servitiis “. Es hat dies eine gewisse Verwandtschaft damit wenn einer sein Land einem Herrn auftrug und es zum Niessbrauch oder Beneficium wiedererhielt; und auch bei Commendationen von Unterthanen an den König findet sich ähnliches; s. die Stelle aus der Epist. Einhardi 28: cum illo quod ultra Rhenum est se ad N. commendat, wo das Gut aber vorher schon Beneficium gewesen zu „et sese mm der andern entsprechende; es durfte daher nicht beides neben einander in den Text gesetzt werden. Es bezeichnet hier übri- gens die Ubergabe zur —R wie c. 37. 48 (commendavit eum ad custo- diendum). N2 100 GEORG WAITZ, sein scheint!). Doch bin ich zweifelhaft, ob man diesen Ausdruck (benefi- cium) wirklich schon auf jene mehr politischen Verhältnisse anwenden darf. Es heisst Ann. Laur. a. 748 S. 137: Tassilonem in ducatu Bajoariorum con- locavit per suum beneficium; bei Einhard a.748 S.138: Grifo seien 12 Graf- schaften gegeben; sed ille tali beneficio contentus non erat. Man wird das Wort hier vielleicht in der eigentlichen. Bedeutung ; Wohlthat« zu nehmen haben. Nicht weil ihr Land oder ihr Amt, Königthum, Herzogthum, Grafschaft, ein Beneficium war, hatten sich die Genannten dem König zu commendieren; sondern die Commendation oder die durch diese begründete Vassallitàt war die Form der persónlichen Verbindung und Ergebenheit, in die sich alle begeben mussten, die unter dem König eine Stellung einnahmen, eines Vortheils _ geniessen wolllen, mochte dieser aus dem Besitz von Land oder einem Amt entspringen. Es ist die Begründung und Bethätigung besonderer Treue auf die es in allen diesen Verhältnissen ankommt. Aber eben damit hat die Vassallität eine Ausdehnung gewonnen weit über ihre ursprünglichen Grenzen hinaus. Eine noch hóhere Bedeutung erlangten diese Verhältnisse dann als sie Anwendung fanden auf die Normannen, die sich innerhalb des Fränkischen Reiches niederliessen und denen man grössere oder kleinere Landstriche über- liess; zuerst schon im J. 877, Ann. Bert, Pertz SS. I, S. 496: ut primores eorum ad illum venerint seque illi commendaverint et sacramenta qualia jussit egerint etc. Nichts ist für die Fortbildung der Sache wichtiger geworden als dies, aber es führt auch über die Grenzen hinaus welche. dieser Untersuchung gesteckt sind. | Bisher war von solchen die Rede welche Beneficien oder Ämter von dem König erhalten hatten. Es fragt sich, wie es sich mit denen verhielt welche Beneficien von Privaten, Kirchen oder Weltlichen, hatten. Auch von 1) Es bleibt zu untersuchen, inwiefern das Aufgeben der Freiheit und des Eigen- tums am Lande das die Sachsen vornahmen und das mit einer symbolischen Handlung „ manibus“ geschah, hiermit zusammenhängt. Ann. Laur. a. 776, Pertz I, S. 156: reddiderunt patriam per wadium omnes manibus eorum; a. 777 ebend. S. 158: secundum morem illorum omnem ingenuitatem et alodem manibus dulgtum fecerunt, si amplius immolassent. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. 101 ihnen wird die Commendation verlangt!). Coneil. Turon. a. 813 c. 45, 51, Sirmond, Concil. Gall. II, S. 305: Nam et nobis visum est, praedictis heredibus hanc dare optionem, ut, si voluissent traditiones parentum suorum consequi, . rectoribus ecclesiarum se commendarent et hereditatem illam in benefi- cium, unde se adjuvare et sustentare possent, acciperent. Ich entlehne diese Stelle Lezardiére II, S. 375. Es weist aber einiges darauf hin dass in Karolingischer Zeit alle Freie, die überhaupt Land von einem andern Freien empfangen hatten, als Vassallen betrachtet wurden, also die Commendation zu leisten hatten. Darauf führt die Art und Weise wie in einzelnen Urkunden dem Hofland (terra indominicata) das zu Beneficium an Vassallen ausgegebene Land entgegenge- setzt wird. Perard S. 22: ein Graf Eceardus schenkt im J. 840 tam ea quae nos indominicata habemus quam etiam quae vasalli nostri subter inserti de alodo in beneficio videntur habere; solcher werden 11 aufgeführt; vgl. ebend. S. 27, wo es in einem andern Fall ganz ähnlich heisst. So wären die vassalli casati (oben S.73) zu erklären, die doch eben nur mit Land, mit einem Hofe ausgestattete Vassallen sein können. ad Dann ist es freilich nicht móglich in dieser Zeit einen so bestimmten Un- terschied zwischen Vassallen und sogenannten freien Hintersassen festzuhalten, wie Roth (S. 372 fl.) will. Auch ist die Verschiedenheit die er angiebt (S. 375) in der That nur eine scheinbare: der Vassall sei eine persönliche Verpflichtung eingegangen, und habe dann gewöhnlich, aber nicht nothwendig, ein Beneficium, der freie Hintersasse dagegen habe ein Gut zur eigenen Be- bauung gegen Zins und andere Leistungen erhalten, und erst nachtrüglich sei bei ihm eine persönliche Verpflichtung gegen den Senior gleichsam als Ac- cessorium hinzugetreten. Nur so viel kann man zugeben, dass bei den Vassallen pos persönliche Verpflichtung die Hauptsache, das Wesentliche war, ein Besitz m 1) Eine Stelle des Einhard, epist. 1, scheint zu zeigen, dass einer ein een. eines Privaten behalten konnte, auch wenn er der Vassall des Königs wurde. jener schreibt von dem Fall eines solchen „quondam hominis nostri, nunc autem hominis domni Hlotharii “, und bittet dass ihm das bisherige Beneficium gelassen werde, bis er ihm ein anderes „ex largitate dominorum. nostrorum * geben kónne. 102 8 EEORG WAITZ, von Land. zu Beneficium nicht erfordert wurde; dagegen ist, wenn bei den Besitzern: fremden. Landes überhaupt eine ausdrückliche persönliche Verpflich- tung gegen den Herrn. statthatte, diese nicht als Accessorium hinzugekommen, sondern Bedingung der Landertheilung gewesen; auch kann sie keinen andern Charakter als die der Vassallen gehabt haben; von einer andern Art der Treugelobung an Private als der Commendation ist nirgends die Rede 1). Wahrscheinlich hat man eine solche aber nie allgemein gefordert. In den niedern bäuerlichen Verhaltnissen, von denen es sich da regelmässig handelte, hatte es kaum einen Sinn die Handreichung und den Treueid in der Weise eintreten zu lassen wie sie nun in den höchsten politischen Sphären vorkamen: je mehr hier Vassallität und Beneficialverhälinisse zur Anwendung kamen, desto mehr musste man die "Aufforderung haben die gewöhnlichen Landübertragungen gegen Zins von denen an angesehenere Personen zu unter- scheiden und auf diese die Forderung einer Verpflichtung: zu beschränken welche ganz persönlich war und in eigenthümlicher Weise zur Treue nöthigte. Der Unterschied zeigt sich in Ausdrücken wie denen der Urkunde Arnulfs. für Corvei (Erhard, Reg. I, S. 27), wo die vassalli nobiles und inſerioris conditionis unterschieden werden, von denen diese dieselben sind welche in älteren Urkunden einfach homines terram ejus incolentes heissen (Roth 8.406), während in der Urkunde K. Ludwigs für Kempten (Mon. B. XXVIII, S. 27) die tributarii ent- gegenstehen den nobiliores personae. de rebus: memorati monasterii beneficia habentes , oder vassi vel casati homines: neben einander stehen (Adalhardi stat. Corb. II, 17, Guérard I, S. 431), oder anderswo zusammengestellt werden (Bouquet VI, S. 563) homines eines Klosters qui beneficia habere sive super ejus terras commanere videntur. In den Güterverzeichnissen der Zeit, 2. B. dem des Irminon von St. Germain, werden doch meist nur einzelne Freie als Inhaber von Beneficien genannt, der Ausdruck vassalli wird hier vermieden. I) Die Idee Roths S. 380, die eidliche Verpflichtung der freien Hintersassen und ^ der Vassallen möge sich in der Form vielleicht ebenso unterschieden haben wie die der Unterthanen und Vassen des Königs, schwebt ganz in der Luft. Ubri- Sens ergiebt Cap. a. 805 c. 9 (oben S. 78) schwerlich dass alle freien Hintersassen den Eid leisten mussten, am wenigsten dass sie es als solche mussten. War es der Fall, so kann es nur eine Folge der Commendation. sein. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 103 Man gewöhnte sich unter diesen eine höhere Classe als blosse Besitzer ab- hängiger Hufen zu verstehen. Aber ursprünglich werden diese entschieden mit begriffen; ja der Name ist, wie wir später bemerken werden, eben von ihnen ausgegangen. Hild si. lallounus T Es hängt hiermit zusammen die Art und Weise wie der Ausdruck Be- neficium selbst gebraucht wir. gilde b o n TT we Roth geht darauf aus genauer zwischen Beneſicien und Precarien zu unterscheiden (S. 433). Ursprünglich ist aber ein solcher Unterschied gar nicht vorhanden; eine Verleihung allgemein zum Ususfructus, eine Verleihung per precarium und eine ex beneficio, per beneficium, sind ganz und gar das- selbe: oft genug werden alle drei Bezeichnungen bei einem und demselben Act gebraucht, anderswo wechseln sie ohne dass irgend welche Verschiedenheit nachzuweisen wäre; V. G. II, S. 196 n. 1). Für die eigentliche Precarie gilt die Vorschrift dass sie alle 5 Jahr erneuert werden soll, und Roth weiss am Ende auch nichts anderes als eigenthümlich anzuführen 2), fügt dann aber selbst hinzu, dass diese Vorschrift wieder keineswegs immer beobachtet wurde, dass namentlich bei Auftragungen von Gut an Kirchen die Rückgabe desselben an den Schenker als Precarie; auch wenn es durch anderes Kirchengut vermehrt ward, ge- wöhnlich auf Lebenszeit erfolgte ). Aber auch andere Fälle wo die Precarie lebenslänglich ist lassen sich nachweisen; 7. B. Bouquet VI, S. 477, wo K. Ludwig einem Grafen Hartmann eine Precarie bestätigt, welche der Vorsteher der Kirche, von der jener sie empfangen hatte, nicht anerkennen wollte; 1) Vgl. Neugart 1, S. 65: beneficium meum quod ego illis per precarium beneficiavi. In den Tradd. Sang. heisst es regelmässig: per precariam in beneficium repre- stare, oder: pro beneficio in censum represtare, aber auch S. 78 N. 41: pro beneficio in censum’ per hanc cartam precariam represtare, S. 91 N. 60: in censum vel in beneficium: prestare ; vgl. Meichelbeck I, N. 243 S. 140: in bene- ficium et in censum accepit. i 2) Ebenso sagt. Jacobi in seiner Ausgabe des, Anselminus de Orto S. 48 n. nach längerer Auseinandersetzung über die Natur der Precarien: discrimen fere nul- lum, nisi quod quinquennio quoque renovandae erant, inter has et beneficia fuisse videlur. — | 3) Guerard 1, S. 569 hülnis der Precarien zu den Bene hält diese sogar für die Regel. Die Frage nach dem Ver- ficien erörtert er nicht näher. 104 i GEORG WAITZ; Ludwig verfügt, dass er die Güter diebus vitae suae secure possideat und davon einen Zins zahle. — Roth (S. 416 fl.) will ausserdem das Wesen des Beneficiums im Gegensatz gegen andere Arten des Besitzes darin finden dass die Dauer jenes zunächst und hauptsächlich bestimmt war durch die Lebens- zeit des Verleihers. Allein das passt gar nicht auf die kirchlichen Beneficien, die ersten und lange die wichtigsten von allen. Denn nicht der Vorsteher der Kirche, der Bischof Abt oder wer es sonst sein mochte, war hier der Eigenihümer und demgemàss auch der Verleiher; wir finden nirgends dass ein Wechsel in seiner Person eine Erneuerung der Verleihung nothwendig machte. Was Roth sagt (S. 436): „es ist sehr wahrscheinlich dass sie vom Thron- und Lehenfall abhingen« ist eine Behauptung ohne den mindesten Beweis. i Einige Stellen der Karolingischen Zeit scheinen freilich doch einen Unterschied zwischen Beneficien und Precarien vorauszusetzen. Bouquet V, $.749: ut jam fatam villam nunquam praesumant alicui beneficio tribuere nec per praecariam, ut fieri adsolet, praebere. Ebend. VI, S. 559: quiequid inde homines per precarias tenent vel quicquid per beneficium illius aliqui adhuc habent .... quiequid homines per precarias vel beneficia illius tenent. Ebend. VI, S. 580: cum omnibus quae per precarias aut per beneficia exinde bomines retinent. Cap. a. 853 c. 11 S. 420: insuper beneficia ecclesiastica vel prae- starias .... praecepta confirmationis nostrae ullo modo faciamus. Synodus Verm. a. 853 S. 421: nec beneficiario neque precario jure distrabendam. Doch ist es in diesen Stellen am Ende mehr auf eine vollständige Aufzählung aller den Namen nach bekannten Übertragungsarten als auf eine bestimmte Unterscheidung derselben abgesehen. In den Güterverzeichnissen dieser Zeit stehen Besitzungen in beneficio und in precaria neben einander, ohne dass eine rechtliche Ver- schiedenheit derselben erkennbar wäre; z. B. Irminon XIV, 92: habet R. in beneficio; 93: habet R. in precaria. Dem entspricht wohl die Bezeichnung im Verzeichnis der Besitzungen von Weissenburg, Periz Legg. I, S. 177: De illis clericis et laicis qui illorum proprietates donaverunt ad monasterium ...- et econtra receperunt ad usumfructuarium, und: De beneficiariis qui de eodem monasterio beneficium habere videntur. Hier aber liegt der Unterschied in dem Ursprung des Verhältnisses, so dass die welche ihr Gut dem Kloster ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 105 übertragen und zu Niessbrauch zurückerhalten: haben denen gegenübergestellt werden welchen ursprüngliches Klostergut verliehen ist. Jenes scheint dann vorzugsweise Precarium, dies Beneficium genannt zu sein 1). Aber ein all- gemeiner und durchgehender Unterschied war es auch nicht 2). Der Übergang aus dem einen Begriff in den andern zeigt sich namentlich bei den Verleihungen von Kirchengut die unter Karlmann und Pippin statt- fanden und die einen so bedeutenden Einfluss auf die Ausbildung der Beneficial- verhältnisse erlangt haben. In den Stellen wo zuerst von diesen Verleihungen die Rede ist werden sie Precarien genannt, und es ist auch von einer Erneuerung, nur nicht gerade einer fünfjährigen, die Rede. Karlomanni capit. Liptin. a. 743 c. 2 S. 18: Sta- tuimus quoque ... ut sub precario et censu aliquam partem ecclesialis pecuniae in adjutorium exercitus nostri . .. aliquanto tempore retineamus, ea condilione ut annis singulis de unaquaque carata solidus .... ad ecclesiam vel ad mona- sterium reddatur, eo modo ut si moriatur ille cui pecunia commodata fuit ecclesia cum propria pecunia revestita sit. Et iterum, si necessitas cogat ul princeps jubeat, precarium renovetur et rescribatur novum. Vgl. Cap. a. 768 c. 11, Pertz II, S. 14: Ut omnes laici et seculares qui res ecclesiae tenent precarias inde accipiant. Cap. a. 779 c. 13 8.37: De rebus vero ecclesiarum unde nune census exeunt decima et nona cum ipso censu sit soluta ... Et de precariis, ubi modo sunt renoventur, el ubi non sunt scribantur. Et sit diseretio inter precarias de verbo nostro factas el inter eas quae spontanea voluntate de ipsis rebus ecclesiarum faciunt. Spüter aber werden diese Ver- leihungen gerade als Beneficien bezeichnet. Cap. a. 794 c.25 S. 73: Ut 1) Damit stimmt es überein dass in manchen Urkunden über Precarien bei dem was einer über das geschenkte Gut hinaus erhält der Ausdruck gebraucht wird, er habe es in beneficium erhalten; s. z. B. die von Wyss herausgegebenen Ala- mannischen Formeln N. 14. 15. Trad. Sang. S. 181 N. 108, 2) In den Gestis abb. Font. c. 15, Pertz SS. II, S. 291, werden die mansi welche in beneficiis relaxati sunt (2120 an der Zahl) noch unterschieden von denen die der Laienabt Wido aut regiis hominibus contradidit aut etiam sub usufructuario aliis concessit. Jene sind die gewöhnlichen Zinsgüter im Gegensatz gegen die quae ad usus proprios fratrumque stipendia perlinere videntur. Hist.- Phil. Classe. VII. 0 106 GEORG WAITZ, decimas et nonas sive census omnes generaliter donent qui debitores sunt ex beneficia et rebus ecclesiarum secundum priorum capitularum domni regis. (Die Ausgabe führt ganz mit Recht das c. 13 des Capit. a. 779 an). Vgl. Cap. excerpta c. 56 S. 101: Ut ii qui per beneficium domni imperatoris ecclesiasticas res habent decimam et nonam dare et ecclesiarum restaurationem facere studeant. Edictum pro episcopis a. 800 S. 81: Insuper nonas et decimas vel census inproba cupiditate. de ecclesiis, unde ipsa beneficia sunt, abstrahere nitimini, et precariis de ipsis rebus, sicul a nobis dudum in nostro capitulare institutum est, accipere neglegitis. Cap. Long. a. 802 c. 6 S. 104: Praecipimus eliam comitibus et omnibus fidelibus domni imperatoris nostrique, ui quicumque de rebus aecclesiae beneficia habent, pleniter nonas et decimas ad ipsas ec- clesias donent absque ulla deminoratione aut dilatione, in quantum melius possunt; el juxta possibilitatem quando necessitas exigit de opera ad ipsas ecclesias restaurandas adjutorium faciant. Urk. Karls, Bouquet V, S. 757: qui saepedictae ecclesiae beneficia nostra largitione habent (vorher heisst es, sie sollen sie haben: sub legitimo censu.el nonas et decimas persolvendas seu restaurationes ecclesiae faciendas). Ebend. S. 767: qui res sancti Gervasii beneficiario munere possidebant .... nachher: qui eadem coenobia nostro beneficio tenent .... quas fideles nostri nostra largitate habent. Vgl. den Brief Ludwig d. Fr., ebend. VI, S. 347: quidam vassalli nostri .... beneficia ex tuo episcopio habent quae olim per precarias inde alienata fuerant; Urk. desselben, ebend. S. 487: ul quicumque ex largitione nostra de terris praefatae ecclesiae beneficia habent nonas ei decimas annis singulis praedicto episcopo ... dare non negligant, et ad domos ipsius ecclesiae restaurandas unusquisque pro viribus suis adjutorium ferre non differat; andere, ebend. S. 493: quicumque ex largitione nostra vel comitum aut vassorum nostrorum de rebus praefati monasterii beneficia habetis, [ut] nonas ei decimas annis singulis ... dare non neglegatis et ad domos ipsius ecclesiae restaurandas unusquisque pro viribus suis adjutorium ferre non differat (s. über die Stelle oben S. 95). Diese werden als beneficia ecclesiarum den beneficia imperatoris zur Seite gestellt; Cap. a. 803 c.3 S. 122: Qui beneficium domni imperatoris et aecclesiarum Dei habet, nihil exinde ducat in suam hereditatem. Sie heissen auch wohl geradezu beneficia regalia; Cap. a. 806 c. 8 S. 145: cuncti fideles qui beneficia regalia tam de rebus ecclesiae ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 107 quamque et de reliquis habere vide[n]tur. Die solche Beneficia hatten waren Vassallen des Königs: es ist nicht zu zweifeln dass sie ihm sämmtlich die Commendation geleistet haben mussten. Überhaupt ist es wahrscheinlich dass man später als Beneficien die Land- verleihungen unterschied mit denen eine Commendation verbunden war !). Wenn diese aber früher allgemein üblich gewesen zu sein scheint, so ist sie in der Folge, wie wir oben sahen, mehr beschränkt worden. | Gegenstand des Beneficiums konnten übrigens sehr verschiedene Dinge sein. Man hat nicht blos Landgüter, man hat auch Kirchen und Klöster zu Beneficium. Cap. a. 783 c. 6 S. 46: De monasteria et senodochia qui per diversos comites esse videntur, ut regales sint; et quicumque eas habere voluerint, per beneficium dono regis habeant. Cap. a. 813 c. 1 8.188: Et infra illorum parrochias ecclesiae, cui necesse est, emendandi curam habeant. Mitunter sind es Weltliche die solche geistliche Stifter zu Beneficium haben. Bouquet VI, S. 553: qualiter quoddam monasterium .... cum omnibus rebus sibi juste competentibus per beneficium regum antecessorum nostrorum in potestate comitum aliquandiu constitutum esse. Mitunter aber auch Geistliche die sie vom König empfangen: Ansegisus die Klöster Flavigny und Luxeuil; Gest. abb. Font. c. 17, Pertz SS. II, S. 293. Oder niedere Geistliche von einem hóheren: ein Priester Filiprandus, der mit dem Bischof Jacob von Lucca Streit hat über eine Kirche, erhält sie von diesem am Ende zu Beneficium; Brunetti Cod. dipl. Tosc. II, S. 333. Pfarrer des Klosters S. Germain haben ihre Kir- chen nicht selten zu Beneficium; Guérard, Irminon I, S. 567. — Ein ander Mal ist Gegenstand eines Beneficiums eine piscatio mit Zubehór und unter diesem namentlich 32 familiae; Erhard Reg. hist. Westf. I, S.8. Ebenso mancipia; Trad. Weiss. N. 60 S. 63. Lehrreich ist die Aufzählung dessen was zum Bene- ficium eines Vassallen Herembertus gehörte ?), Bouquet VI, 5.587: beneficium 1) Insofern hat Guérard, Irminon II, S. 525 wohl das Richtige gelroffen, wenn er sagi: c'est que le bénéfice est une espéce d’usufruit qui mel l'usufruitier dans la dépendance personelle du propriétaire, auquel il doit fidélité, et dont il devient lhomme. Nur dass dies freilich nicht Folge blos des Empfangs von Beneficien, sondern der damit verbundenen Commendation ist. 2) Ich führe hier die Stelle einer sehr merkwürdigen Urkundenformel an, Bouq. 02 108 GEORG WAITZ, Heremberti, id est forestem illam quae G. dicitur cum duabus forestulis quae D. et T. vocantur, cum aedificiis in eadem constructis quae brolius nominatur, nec- non et Novam villam cum omnibus ad se pertinentibus, id est ...... , in M. capellam unam cum omnibus ad se pertinentibus, et in C. dimidium mansum, et in V. mansum unum et in C. et B. eos quos jumentarios dieunt cum red- ditione census quem singulis annis solvere noscuntur, id est mel et ceram, el in C. eos quos porcarios vocant ei eos qui in illa ruba quae est contra orientem manere noseuntur, necnon et illos qui super fluvium qui dicitur Sartha consistere noscuntur, similiter et medietatem telonei quod de illo porto annis singulis persolvitur. Regelmässig sind es allerdings Freie welche Beneficien haben. Bouquet V, 8.724: cum .... accolabus mancipiis litis libertis et beneficia ingenuorum. Ebend. VI, S. 564: homines ejusdem monasterii, sive liberi qui beneficia ex- inde habere vel super ejus terras commanere noscuntur, sive coloni vel servi. Es werden wohl selbst „nobiliores personae“ als die regelmässigen Inhaber der Beneficien genannt; Mon. B. XXVIII, S. 27. Doch kommen auch coloni als solche vor; Guérard I, S. 566; ja Unfreie; Trad. Weiss. N. 58 S. 61. N. 102 S. 106 (dieser ist aber freigelassen). Nach einer Urkunde, Meichelbeck N. 251 S. 142, begiebt sich jemand „in servitium« um ein Beneficium zu erlangen. Erst allmählich haben sich diese Verhältnisse mehr geschieden, und die Verbindung mit der Commendation oder Vassallität trug ohne Zweifel dazu bei dass es geschah. Der Empfang von Beneficium konnte dann die an sich schon dem Vas- sallen obliegenden Verpflichtungen vermehren. Man kann Roth nicht bei- stimmen, wenn er behauptet (S. 429), dass das Beneficium allein keine posi- tiven Verbindlichkeiten auferlegte. Die vorher angeführten Stellen der Urkunden pro Hispanis zeigen, dass solche theils bei Empfang der Beneficien ausdrücklich VI, S. 648, wo es heisst: Servi vero forestarii tam ecclesiastici quam ſiscalini de eorum mansis superioribus, de quorum beneficio sunt, rogas faciant. Sie bezieht sich nur auf ein Beneficium das aus Hufen besteht zu denen wieder andere von Knechten gehören. Jene heissen mansi superiores, wie in einer Urk. von Le Mans VI, S. 631 villae seniores genannt werden, Ausdrücke die der Abhandlung über die Deutsche Hufe S.223 (47) nachgetragen zu werden verdienen. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 109 eingegangen werden konnten 1), theils aber auch allgemein bestanden: sciat se de illo tale obsequium seniori suo exhibere debere quale nostrates homines de. simili beneficio senioribus suis exhibere solent. Der Besitz von Beneficium war namentlich von Einfluss auf die Ver- pflichtung zum Kriegsdienst im allgemeinen und insbesondere die der Vas- sallen 2). Das älteste Gesetz Karls welches davon handelt, vom J. 807, sagt c.1 S. 149: Inprimis quicumque beneficia habere videntur, omnes in hostem veniant; daran reihen sich. zunüchst Bestimmungen über die Leistung des Dienstes je nach der Grösse des Eigengutes (Quicumque liber mansos quinque de proprietate habere videtur etc.); dann folgt c. 6: De Frisionibus volumus, ut comites et vassalli nostri qui beneficia habere videntur et caballarii omnes generaliter ad placitum nostrum veniant bene praeparali. Ohne Zweifel sind hier königliche Beneficien gemeint: der Inhaber solcher blieb damals ohne Rücksicht auf die Grösse des Benefieiums verpflichtet den Dienst zu leisten 5). — Das spätere Capitulare de exercitu promovendo c.1 S. 119 1) Ein Beispiel von beim Empfang eines Beneficiums gegebenen Versprechungen ist die Urkunde bei Brunetti, Cod. diplom. Tosc. II, S. 333: Proinde per hanc cartulam repromitto ei manum meam facio (bezieht sich das auf die Commen- dation?) ego qui supra Filiprando clerico tibi domno meo Jacobo episcopo, ut ipsam ecclesiam S. Georgii, in quantum (quam?) me confirmasti, simul et ipsas res ipsius ecclesiae, quas mihi dedisti, in omnibus bene lavorare et meliorare debeam, et tibi omnem consuetam de ipsa ecclesia facere et persolvere debeam, et in omnibus tuam voluntatem et imperationem usque ad possivilitatem meam facere promitto. Et numquam abeam licentiam nec presumam ipsam Dei eccle- siam S. Georgii neque praefatas res desub potestate ipsius ecclesiae S. Georgii vel vestra subtraere aut alienare neque contra vos causare aut agere presumam. 2) Die ültere Ansicht (noch Eichhorn $.167), dass die Beneficien recht eigentlich gegen die Verpflichtung zu Kriegsdienst gegeben seien, bedarf freilich keiner Widerlegung mehr. Sie ist jedenfalls durch Roth vollständig und für immer abgethan. 3) Dies erkennt auch Roth S. 400 an, ohne davon nachher die nóthigen Conse- quenzen zu ziehen. Wenn er dort sagt: „Dagegen wurde bei Beneficien auf den Umfang keine Rücksicht genommen, die Inhaber derselben mussten sámmt- lich persönlich erscheinen“, so ist es gewiss im Widerspruch damit wenn es später S. 428 heisst: „Das Beneficium setzte ursprünglich überhaupt keine Lei- 110 GEORG WAITZ, geht von dem Satze aus: Ut omnis liber homo qui quatuor mansos veslitos de proprio suo sive de alicujus beneficio habel ipse se praeparet et per se in hostem pergat, sive cum seniore suo, si senior ejus perrexerit, sive cum comite suo. Hier wird Beneficium und Eigengut sich gleichgestellt, und wenn in den folgenden Sätzen, die von der Verpflichtung derer mit einem kleinen Besitz, 3, 2 u.s. w. Mansen, handeln, nur von Eigengut die Rede ist, so darf doch wohl angenommen werden dass auch hier Beneficium von gleicher Grósse gleich behandelt werden soll. Aber die Frage ist, ob jedes Beneficium oder nur das eines andern als des Königs. Nicht selten nimmt man das erste an, und meint die Bestimmung des Cap. a. 807 sei durch diese Vor- schrift aufgehoben oder verändert worden 1). Allein die Worte lassen ebenso gut, ja eher eine andere Auslegung zu: sie weisen zunächst auf Beneficien privater Personen hin (sive de alicujus beneficio; sollte das königliche mit- verstanden werden, wäre gewiss „de nostro« hinzugefügt). Und damit ist das- spätere c. 5 vollständig in Übereinstimmung: De hominibus nostris et episcoporum vel abbatum, qui vel beneficia, vel talia propria habent ut ex eis secundum jussionem in hostem bene possunt pergere. Die letzten Worte beziehen sich, wie das „talia« zeigt, nur auf ;propria«; dagegen sollen die Mannen des Kónigs und der Kirchen, welche Beneficien haben, alle ausziehen mit nur ganz bestimmten Ausnahmen. Wenn man auch Gewicht darauf legen wollte dass hier von „homines« des Königs und der Kirchen die Rede sei, würde wenigstens für diese der Besitz von Beneficien einen Unterschied in der Dienstpflicht machen; es ist aber schon bemerkt, dass eben mit dem Empfang von Beneficien wenigstens in dieser Zeit jemand zum Mann oder Vassall des Verleihers werden musste. Hieran reiht sich dann die Vorschrift des Cap. Bonon. c. 5 S. 173: Quicumque ex his qui beneficium principis habent parem suum conira hostes communes in exercitu pergentem dimiserit et cum stung irgend einer Art voraus, nicht einmal die gewöhnlichen aller Unter- thanen “. 1) Roth S. 400: „Dagegen erstreckt sich jetzt die Bestimmung der niedersten Quote auch auf die Beneficien“. Guerard S. 552 äussert sich unbestimmt, erklärt sich nur dagegen dass nicht jeder der überhaupt von irgend jemand Beneficium hatte, ohne Rücksicht auf die Grösse, ausziehen musste. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 111 eo ire vel stare noluerit, honorem suum et beneficium perdat!), die voraus- setzt dass jeder solcher überhaupt in den Krieg ziehen musste. Ich führe noch an das Edictum de expeditione Corsicana c.2: llli vero qui beneficia nostra habent et foris manent volumus ut eant. Die Worte beziehen sich auf die »homines« kóniglicher Vassallen, die unbedingt ziehen sollen wenn sie nicht auf dem Eigengute der Herren wohnen (;in proprietate eorum manent“ ist der Gegensatz zu dem „foris manent«) und königliche Beneficien (königliches Gut zu Beneficium) haben. Cap. Aquisgr. a. 813 C. 20 S. 189 heisst es: Et si quis fidelibus suis (oder: de fidelibus nostris) contra adversarium suum pugnam aut aliquod certamen agere voluit ei convocavit ad se aliquem de conparis suis ut ei adjutorium praebuisset, et ille noluit et exinde neglegens permansit, ipsum beneficium quod habuit auferatur ab eo et detur ei qui in stabilitate et fidelitate sua permansit. Die Stelle lässt keinen Zweifel, was sich übrigens von selbst versteht, dass der Besitz des Beneficiums Treue voraussetzte; als Folge der Treue wird der Beistand bezeichnet der hier geleistet werden soll; der Aus- druck „conparis« weist aber darauf hin dass es sich bei demselben nicht um die Verpflichtung der Empfánger gegen ihren Herrn, sondern der sich in gleicher Lage befindlichen fideles unter einander handelt, und es verdient deshalb die Lesart der einen Handschrift (de fidelibus nostris) den Vorzug: die Getreuen des Königs sollen sich unter einander Hülfe leisten; da aber der Verlust des Beneficiums als Strafe auf die Übertretung dieser Vorschrift so sind natürlich solche gemeint welche Beneficium haben, und gesetzt ist, en dass ihre Verpflichtung auch eben hierauf beruhte ?). man darf wohl annehm 1) Roth S. 425 hat entschieden Unrecht wenn er sagt die Stelle beziehe sich auf hmen wührend der Schlacht; es heisst: el cum eo ire vel unkriegerisches Bene stare noluerit. Das Verlassen nach dem Auszug wird noch härter bestraft als das Wegbleiben selbst; wo in dieser Zeit allerdings nur die Strafe des Heer- banns auch von dem Inhaber von Beneficien verwirkt ward. ) S. über diese Stelle besonders Guérard S. 553 ff. Roth S. 426 sag! ohne Grund, beziehe sich auf Unterlassung des Beistands in Fällen wo der Dienst des Königs ausserhalb des Aufgebots dringend Beihülfe erforderte; es ist vielmehr bestimmt davon die Rede dass einer der fideles gegen seinen Feind kämpfen wollte und dazu die Hülfe seines Genossen in Anspruch nahm. ^2 sie 112 GEORG WAITZ, Eine allgemeine Verpflichtung welche den Inhabern vou Beneficien oblag war die das Gut nicht zu verschlechtern, sondern in gutem Stand zu erhalten ja zu verbessern. Pippini cap. Aquit. a. 768 c. 5, Pertz II, S. 14: Quicumque nostrum beneficium habet, bene ibi labore condirgat. Cap. a. 789 c. 19 S. 69: Ut missi nostri provideant beneficia nostra quomodo sunt condirecta. Cap. a. 813 c. 4 S. 188: Ut hi qui beneficium nostrum habent bene illud inmeliorare in omni re studeant. Noch weniger durfte das Beneficium in Eigenthum verwandelt wer- den: dass dies weder direct noch auf Umwegen geschehe, darauf sind die Vor- schriften Karls wiederholt gerichtet. Cap. Aquisgr. a. 802 c. 6 S. 91: Der neue Eid den alle dem Kaiser zu leisten haben verpflichtet auch: ut beneficium domni imperatoris deserlare nemo audeat, propriam suam exinde construere. Cap. a. 803 e. 3 S. 122: Qui beneficium domni imperatoris et aecclesiarum Dei habet, nihil exinde ducat in suam hereditatem, ut ipsum beneficium destruatur. Cap. Nium. a. 806 c.6. 7 S. 144: Auditum habemus, qualiter et comites et alii homines qui nostra beneficia habere videntur conparant sibi proprietates de ipso nostro beneficio et faciant servire ad ipsas propriaetates servientes nostros de eorum beneficia, el curtes nostras remanent desertas .... Audivimus, quod aliqui reddunt beneficium nostrum ad alios homines in proprietatem, et in ipso placito dato pretio conparant ipsas res iterum in alode sibi; quod omnino cavendum est. Dies galt natürlich gleichmässig von königlichen Beneficien und andern. Von einer bestimmten Art der kirchlichen Beneficien, die im weiteren Sinn auch zu den kóniglichen gerechnet wurden, waren Abgaben zu ent- richten, die decimae et nonae, und ausserdem mitunter auch ein weiterer Zins. S. die vorher S. 105 angeführten Stellen. Ausserdem: Cap. a. 817 c. 5 S. 215: Et qui nonas et decimas dare neglexerit, primum quidem illas cum lege sua restituat, et insuper bannum nostrum solvat, ut ita castigatus caveat, ne saepius iterando beneficium amittat. Auch hier ist vorher von der wei- teren Verpflichtung zur Herstellung der Kirchen beizutragen die Rede: ut unusquisque eorum tantum inde accipiat ad operandum et restaurandum, quan- tum ipse de rebus ecclesiarum habere cognoscitur. Und dieselbe Vorschrift wird ófter eingeschürft, an einer Stelle wie es scheint unbedingt für alle kirchlichen Beneficien. Cap. a. 813 c. 24 S. 190: Quicumque beneficium ec- clesiasticum habet, ad tecta ecclesiae restaurandam vel ipsas ecclesias omnino ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. 113 adjuvet. Vgl. Cap. Worm. a. 829 c. 5. 8.9 S. 350. 351. Cap. Sparnac. a. 846 c. 63 8.392. Eine grosse Anzahl von Urkunden nimmt hierauf Bezug, z. B. Bouquet V, S. 769, wo es, nachdem die Leistungspflicht vorher im einzelnen angegeben ist, zuletzt nochmals heisst: De his autem omnibus praecipimus, ul censum legitimum et nonas et decimas annis singulis parlibus praescriplae matris ecclesiae absque ulla maritione vel dilatione reddere aut minoralione ple- niter persolvere faciant; insuper restaurationes lam in praefixa ecclesia quam domibus juxta eam adjacentibus in teguminibus el restauralionibus, pro possi- bilitate rerum quas in beneficium exinde possident, facere non negligant, si gratiam nostram et eadem beneficia unusquisque habere voluerit. ..... Qui negligit causam ...... ipsa perdant beneficia. Andere s. Bouquet V, S. 757. VI, S. 347. 487. 493. 510. 553. 557. 582. 617. 618. 619. 627. 636 (N. 6 und 7). 666. Näher über den Charakter der Abgaben handelt Roth S. 363 — 366. Oft genug, ja regelmässig ward auch von andern Beneficien, namentlich freilich wieder solchen die die Kirchen ausgaben und die man von Precarien nicht unterschied, Zins gezahlt. Die Beispiele sind in jeder Traditionensamm- lung so häufig dass es keiner besonderen Anführung bedarf. j Das Beneficium wird wohl auch für eine wirkliche Abhängigkeit gegeben. Meichelbeck I, S. 142 N. 251: ipse enim U. se ipsum tradidit in servitium Attonis ep. ... ad finem vitae suae; in hoc enim ipsum beneficium acceperat, ut fideliter in servitio ... permansisset. Mitunter scheint das Verhältnis des Inhabers eben als solchen schon als »servitium4 bezeichnet zu werden. Trad. Pat., Mon. Boic. XXVIII, 2, S. 23: ut ipse Tagadeo tocius (?) eum ipso bene- fitiolo debuisset consistere in suum servitium quam in ullius alterius. Vgl. die oben S. 109 n. 1 angeführte Stelle aus Brunetti. | Wenn Roth zur Begründung seiner Behauptung, dass das Beneficium an sich keine Verbindlichkeiten auferlegte, sich darauf beruft dass Personen im Besitz von solchem waren die zu manchen Leistungen, namentlich. krie- gerischen, ungeeignet waren, niedere Geistliche, Mönche, Frauen, so kann dies nichts erweisen: die Last war eine reale, und war ein einzelner Inhaber durch Geschlecht Stand Alter oder andere Verhältnisse an der persönlichen Leistung verhindert, so war das eine Ausnahme, die an der Regel nichts auch mussten dann ohne Zweifel die auf dem Beneficium ändern konnte; Hist.-Philol. Classe. VI. 114 | GEORG WAITZ, wohnenden Leute der Pflicht soweit an ihnen lag Genüge thun; es war ein Fall dem analog wo ein kóniglicher Vassall der im Pallast diente zurückblieb, aber seine „vasallos casatos« mitziehen lassen musste. Indem Roth weiter sagt (S. 435): „die Grafen, welche Beneficien von Kirchen und Klöstern tragen, können doch unmöglich im Dienstverband zu denselben gedacht werden «, vergisst er wohl, dass sie nach den Gesetzen und Urkunden gewiss ver- pflichtet waren, die decimae et nonae zu zahlen, bei den Arbeiten zur baulichen Herstellung der Kirchen Hülfe zu leisten; was hätte denn hindern sollen dass sie auch Beistand gegen feindliche Angriffe gewährten? Der ganz vereinzelte Fall aber, da schon im ®ten Jahrhundert ein König ein Gut von einem Kloster zu Beneficium empfangen hat (Roth S. 404 n. 64), kann natürlich nichts für die Auffassung der Sache im allgemeinen austragen. Dies alles soll übrigens nur bemerkt sein um zu begründen, dass der Empfang von Beneficium, der bei den Vassallen Regel war, die Verpflich- tungen dieser wohl vermehren oder verstärken konnte 1). Auch sonst berührten sich beide Verhältnisse in mancher Beziehung. Wie es Vassallen von Privaten und vom König gab, so ertheillen auch beide Beneficien. Wie das Verhältnis der Vassallen regelmässig für die Lebenszeit beider Betheiligten galt und mit dem Tod des einen wie des andern gelöst ward oder erneuert werden musste, so war es im ganzen auch mit der Ertheilung der Beneficien der Fall. Diese gingen nicht auf die Erben über. Cap. a. 759 c.9, wo der Nachfolger im Beneficium von den Verwandten des früheren Inhabers verschieden ist. Cap. Theodon. a. 821 e.9 S.230: Volumus, ut uxores defunctorum post obitum maritorum tertiam partem conlaborationis, quam simul in beneficio conlaboraverunt, accipiant. Et de his rebus quas is qui illud beneficium habuit aliunde adduxit vel comparavit vel ei ab amicis suis conlatum est, has volumus tam ad orphanos defunctorum quam ad uxores eorum per- venire. Dass die Ertheilung nur für die Lebenszeit des Verleihers galt und nach seinem Tode eine neue Verleihung nothwendig war, die gewöhnlich, 1) Ich bemerke ausdrücklich, dass was hier angenommen wird natürlich etwas wesentlich anderes ist, als wenn z. B. Philipps, D. G. 1, S. 507, I, S. 456, die Lehnstreue als ein stärkeres, bindenderes Verhältnis der persönlichen Hulde gegenüberstellt. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 115 aber doch nicht immer erfolgte, gilt freilich nicht von den kirchlichen Beneficien (oben S. 104), aber wohl von anderen, wie schon die Bestimmungen der Divisiones imperii a. 806 und 817 c.9 zeigen, und ein Brief Einhards N. 28 (ed. Teulet II, S. 40) erlàutert; vgl. die Urkunde K. Ludwig des Frommen, Bouquet VI, S. 615: ut jam dicta villa .... diebus vitae nostrae beneficiario munere in dominatione et gubernatione Aniani monasterii rectorumque illius permaneat, und Roth S. 417. Ausserdem konnte das Beneficium zur Strafe aus verschiedenen Gründen, namentlich beim Bruch der Treue, entzogen werden, was bier im allgemeinen keiner weiteren Ausführung bedarf 1). Nur ein Fall ist hervorzuheben, der sich darauf bezieht wenn jemand im Besitz einer Immunität oder als Vassall nicht nach der darüber erlassenen gesetzlichen Vorschrift aus seinen Besitzungen Räuber vor das Gericht des Grafen stellt. Cap. a. 779 e. 9 S. 36: Ut latrones de infra inmunitatem illi judicis ad comitum placita praesentetur, et qui hoc non fecerit, beneficium et honorem perdat. Similiter et vassus noster, si hoc non adimpleverit, beneficium el honorem perdat. — Nach einer andern Stelle hatte aber der Inhaber von Benefieien auch eine Gerichtsbarkeit über die auf denselben sesshaften Leute. Cap. a. 782 c. 7 8.43: Et si forsitan Francus aut Lango- bardus habens beneficium justitias facere noluerit, judex ille in cujus ministerio manserit contradicat illi beneficium illum, interim quod ipse aut missus ejus justitias faciant. Das »justilias facere« bezeichnet hier: als Inhaber einer Gerichtsbarkeit Recht gewähren; unmittelbar vorher wird es von den ver- schiedenen Beamten, Grafen Gastalden Schultheissen, gesagt. Natürlich be- zieht es sich mur auf königliche Beneficien. So viel über die Verbindung der Beneficien mit der Vassallität. Es kommt nun darauf an genauer den rechtlichen Charakter zu be- stimmen den das Verhältnis der Vassallen an sich trágt. Roth in Übereinstimmung mit älteren Forschern 2) hält die Vassallität 1) Dass sie nicht ganz willkührlich entzogen werden konnten, belegt ausführlich, sowie die meisten anderen hier hervorgehobenen Punkte, Lezardiere Il, S. 311 ff. 2) Es ist dies die gewöhnliche Ansicht der älteren Französischen und Deutschen Gelehrten; die Commendation ist ihnen Eintritt ins Gefolge. Anders freilich schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts der Franzose Garnier, nach P2 116 GEORG WAITZ, einfach für die alte Gefolgschaft: der vassus der Karolinger ist ihm der antrustio der Merovingischen Zeit (S. 382), und wenn er darin mit mir einig ist dieser sogenannte Privatgefolgschaften abzusprechen, so lässt er sie später „als Seniorat hervortreten“ (S. 367). Ich muss dieser Auffassung entschieden widersprechen. Insofern man nicht jede nähere Verbindung zwischen Freien und dem König oder einem andern Freien als Gefolgschaft bezeichnet, sondern das altgermanische Institut das wir so benennen in seiner Eigenthümlichkeit vor Augen hat, kann die Vassallität nicht als Fortsetzung oder Ableitung der- selben bezeichnet werden. Die Gefolgschaft setzt ein regelmässiges Zusam- menleben, Zusammenwohnen der Genossen und des Führers voraus; sie ist ein Ehrenrecht germanischer Fürsten und Könige, ein Theil kann man sagen der alten Verfassung. Dass sie jemals erweitert, auf andere übertragen sei, ist an sich unwahrscheinlich, und durch nichts zu belegen. Bei den Vassallen, welche regelmässig Land von ihren Herren empfangen, ist an sich an ein Zusammenwohnen, wie es dort vorausgesetzt wird, nicht zu denken; nur einzelne von jenen erscheinen in dem persönlichen Dienst des Herrn, aber ein soleher ist keineswegs die Regel, die Grundlage des ganzen Verhält- nisses!). Der königliche Vassus der späteren Zeit und der Antrustio sind entschieden nicht dieselben; es ist keineswegs richtig dass sie alles bis auf den Namen gemein hatten (Roth S. 382). Dies zeigt vor allem die Formel der Urkunde durch welche die Aufnahme eines Antrustio erfolgte, Mare. I, 18. Hier ist nicht von der Handreichung die Rede wie sie der Vassall bei seiner Commendation zu leisten halte, nicht von einem Einfluss den das Verhältnis auf die rechtlichen Verhältnisse des Antrustionen hatte. Dieser schwört wie der Vassall Treue, aber ausserdem „trustem“, eben Gefolgschaft, d. h. eine dergestalt persönliche Verbindung dass er nun zur regelmässigen Umgebung des Herrn gehörte. Der Antrustio erhält vom König einen Schutz, eine welchem die Klasse der Vassallen freilich auch die Gefolgsgenossen umfasst, ausserdem aber „tous ceux qui s'étoient recommandés à lui pour obtenir sa protection“; s. die Stelle welche Naudet anführt, Mémoires de l'académie des inscriptions VIII, S. 421 n. 1) Dies hat im ganzen auch schon richtig hervorgehoben Fürth, Ministerialen S. 27. ÜBER DIE ANFANGE DER VASSALLITÄT 117 Hülfe!), aber diese hat einen ganz bestimmten Charakter: er geniesst eines hóheren Wergeldes und wird damit aus den Reihen der übrigen Volksge- nossen hervorgehoben; dies ist für die Stellung des kóniglichen Gefolgsgenossen das eigentlich Wesentliche und Charakteristische, und bei allen Deutschen Stämmen kehrt es wieder. Wäre der königliche Vassall ein Antrustio, so würde es nothwendig auch bei ihm sich finden. Aber in den zahlreichen Stellen der Capitularien die von demselben handeln ist davon nirgends die Rede. Wenn Roth dennoch meint, die Vassen hätten wohl (!) wie die Antrustionen ein dreifaches Wergeld gehabt und dafür wenigstens eine Stelle anführt, so ist er in einem gänzlichen Misverständnis dieser befangen. Cap. de exercitalibus c. 1 S. 169: Si quis super missum dominicum cum collecta et armis venerit et missaticum injunctum contradixerit aut contradicere volueril, et hoc ei adprobatum fuerit quod se sciens contra missum dominicum ad resistendum venisset, de vita componat, et si negaverit, cum 12 suis jurato- ribus se idoneare studeat, et pro eo quod cum collecta contra missum domini- cum armatus venerit ad resistendum, bannum dominicum componat. - Simili modo domnus imperator de suis vassis judicavit. Et si servus hoc fecerit, disciplinae corporali subjaceat. Dies heisst nicht, wie Roth sagt, dass ein Angriff auf die Vassallen dem auf den Missus gleichgesetzt ist, sondern um- gekehrt, dass, wenn königliche Vassallen einen Missus angreifen, sie nicht anders als andere Freie behandelt werden sollen. Könnte an sich in dem ganzen Zusammenhang der Stelle darüber ein Zweifel sein, so würde er durch die nachfolgende Bestimmung über die Behandlung der Knechte gänzlich beseitigt werden. Dass der König aber etwas derartiges für seine Vassallen ausdrücklich aussprach, ist nach dem was oben S. 85 über die rechtlichen und gerichtlichen Verhältnisse derselben gesagt worden ist nicht auffallend. Eine andere etwas spätere Stelle ist von der Lezardiere (II, S. 396) für jene Ansicht angeführt worden. Karoli Calvi capit. Carisiac. a. 877 c. 20 S. 540: et nullus homines nostros sive alios depraedari audeal, el eorum 1) Die Worte: Rectum est ut qui nobis fidem pollicentur inlaesam nostro tueantur auxilio, enthalten offenbar nicht etwas von dem hóheren Wergeld verschiedenes, sondern sind die allgemeine Ankündigung dessen was später folgt. 118 GEORG WAITZ, qui nobiscum vadunt beneficia et villae sub immunitate maneant. Quod si aliquis praesumpserit, in triplo componat, sicut ille qui in truste dominico com- mittit. Allein diese Worte enthalten offenbar nichts von einem dreifachen Wergeld der Vassallen überhaupt, sondern sagen nur, dass es für die eintreten soll die den Kónig auf seinem Weg nach lialien begleiten, zu deren Gunsten in diesem Capitular auch andere Bestimmungen getroffen werden. Wenn der Vassall an sich schon das Recht des Antrustio gehabt hätte, hätte es gar nicht erst einer solchen Anordnung bedurft, Die Stelle ist aber zugleich ein Beweis dass das Institut der trustis, des Gefolges, nicht ganz vergessen war. Ich erinnere hier an die Vorschrift des Cap. a. 779 c. 14 8.37: De truste faciendo nemo praesumat; vgl. Cap. a. 789 c. 15, II, S. 14: De truste non faciendo. Die Auslegung welche sich zunächst darbietet, dass kein Gefolge im eigentlichen und alten Sinn des Wortes gebildet werden soll, glaube ich festhalten zu müssen. Wie aber kann dann die Vassallität mit der Gefolg- schaft zusammenfallen? Wie wäre es auch denkbar, dass, wenn vassus oder vassallus der jetzt dem alten antrustio entsprechende Name wäre, in den Karolingischen Texten oder Handschriften der Volksrechte derselbe nirgends an die Stelle des letztern getreten wäre, niemand das Bedürfnis einer Erläu- terung oder Glosse gehabt hätte. Und, kann man weiter fragen, wie hätte für den Gefolgsgenossen überhaupt ein Name aufkommen sollen der ursprüng- lieh den unfreien Diener bezeichnete? Die Vassallitàt ist also nicht die Fortsetzung der alten Gefolgschaft; man kann höchstens sagen, dass sie an die Stelle derselben getreten ist, sie mehr und mehr verdrängt, in gewissem Sinne in sich aufgenommen, absorbiert hat. Es bieten sich aber andere Verhältnisse dar deren Vergleichung dazu dienen kann über den eigentlichen Charakter und die rechtliche Bedeutung der Vassallität Aufschluss zu erhalten. Nach den oben gegebenen Nachwei- sungen kann es nicht zweifelhaft sein, dass das „se commendare, „se in manus, per manus commendare“, etwas durchaus wesentliches ist für die Begründung der Vassallität. Bei der Handlung Tassilos wird dies als das Charakteristische hervorgehoben, in den Stellen der Gesetze und anderer Denkmäler erscheint diese Commendation und die Begründung der Vassallität als völlig gleichbedeutend. Eine solche Commendation kommt aber auch sonst ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 119 vor wo wir es zunächst nicht mit der Vassallität zu thun zu haben scheinen, wo aber ihre Bedeutung und ihre Folgen näher angegeben werden. Einmal bei Geistlichen, namentlich bei Ábten. Diese commendieren sich dem König sammt ihrem Kloster. Die Folge ist Aufnahme in den königlichen Schutz, wie es genauer zu heissen pflegt, in die königliche Mundeburdis !) (das königliche Mundium), und in Zusammenbang damit eine Begünstigung namentlich in Beziehung auf gerichtliche Verhältnisse. Das Muster einer Urkunde darüber giebt Form. Lindenbrog. N. 38: Comperiat magnitudo seu industria vestra, quod veniens venerabilis vir ille abba de monasterio sancti ill. tam se quam et ipsum monasterium cum omnibus rebus suis ad nos se plenius commendavit, et nos postea gratante animo ipsum venerabilem virum illum abbatem cum ipso monasterio vel hominibus suis et omnes causas suas amabiliter sub nostro recipimus mundeburde vel defensione. Ideoque salulantes magnitudinem seu industriam vestram, vobis omnino per has litteras rogamus alque praecipimus, ut nullus ex vobis jam dictum venerabilem abbatem vel ipsum monasterium nec homines nec res suas, quas ad praesens habere videtur vel in antea Christo propitio per bonis hominibus ibidem conlatum fuerit, nullus inquietare nec condemnare vel aliquid de rebus suis minuare omnino praesumat; sed cum Dei gratia et nostro mundeburdo vel defensione tam eum quam suos homines residere cum quiete sinatis. Et si aliquae causae adversus ipsum abbatem vel monasterium ipsius seu homines ejus fuerint quae in pago absque suo iniquo dispendio recte definitae non fuerint, eas usque ante nos omnimodis fiant suspensas vel reservalas, el poslea ante nos per legem et justitiam finitivam accipiant sententiam. — In mehreren Urkunden wird noch bestimmter der Ausdruck gebraucht „in manu se commendare“; Bouquet V, S. 008: semet ipsum et illam congregalionem ... in manu nostra plenius commendavit ; VI, S. 485: propter ejus (des Klosters) defensionem vel propter een hominum illicitas infestationes in manu ejusdem d. imperatoris una cum monachis ibi degentibus se commendavit. In einer anderen, Bouquet V, S. 704, tritt 1) Dass die trustis selbst nichts sei, als die mundeburdis ist eine Behauptung von Guérard, Irminon S. 518 fl., die aller Begründung entbehrt. Lehuerou, Inst. det beide, behauptet aber wieder ohne Grund, die Carol. p. 134, unterschei efunden. Gefolgsgenossen oder Antrustionen hätten sich auch im Mundium b 120 GEORG WAITZ, an die Stelle der mundeburdis des Königs (Pippin) die seines Sohnes (Karl), von dem es dann heisst: qui causas ipsius abbatis vel monasterii habet re- ceptas; und ehenso wird schon Mare. I, 24 die Mundeburdis des Major domus gegeben und hinzugefügt: ut sub ipso viro illo inlustris vir ille causas ipsius pontificis aut abbatis vel ecclesiae aut monasterii .... tam in pago quam in palatio nostro persequi deberet. Überall also wird zunächst ein Einfluss auf die Behandlung der Rechtssachen hervorgehoben. Ich führe noch die Worte an die in dem Schutzbrief Karl Martells für Bonifaz gebraucht werden: Brequigny II, S. 344: sub nostro mundeburdo et defensione quietus vel con- servatus esse debeat, ea ratione ut justitiam reddat et justitiam facial et accipiat. Et si aliqua causatio vel necessitas ei advenerit quae per legem definiri non potuerit, usque ante nos quietus et conservatus esse debeat, tam ipse quam qui per ipsum reclamare se et sperare videntur, ut ei nemo aliquam contrarietatem vel damnationem adversus eum facere praesumat, sed omni tempore sub nostro mundeburdo vel defensione quietus vel conservatus resi- dere debeat. Vgl. Urk. Karls für den Presbyter Arnald, Cod. tradd. Sang. S.38: Et si aliquas causas adversus ipso Arnaldo presbytero seu milio (so ist statt yinitio« zu lesen) dicti hominis, qui per ipsum sperare noscuntur, surrexerint aut ortas fuerint, quas in pago diffinire non potueritis, usque ante nos sint suspensas vel reservatas, quatinus ibi secundum legem finitivam accipiant sententiam. Auf dasselbe Verhältnis bezieht sich auch Form. Baluz. 5, wo aber die Ausdrücke etwas anders sind: der Kónig sagt von dem der den Schutz verlangt: nostra commendatione expetivit habere, und von sich: nos ipso gratante animo recepimus vel retinemus. Die Folgen sind aber ganz dieselben wie in den andern Fällen. — Später kommt zu dem Schutz regel- mássig die Immunität hinzu!); sie wird aber ausdrücklich erwähnt. Bouquet V, S. 704: sub sermone tuitionis nostrae vel emunitatibus. Würtemb. Ur- kundenbuch N. 71 S. 79 (v. J. 814): sub sermone nostra defensione atque 1) Sie fehlt noch wie Bouq. V, S. 698 auch ebend. S. 755. Dagegen findet nur sie sich, wenn das Kloster nicht commendiert, sondern dem Kaiser delegiert wird (in manibus nostris visus est delegasse), ebend. S.751. 762. In dem letztern Fall geht es in das Eigenthum (sub nostra dominatione) über und erhält das Recht des Fiscalgutes. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 121 sub emunitatis nomine, Sie kann wohl nicht als eine blosse Anwendung, als ein Ausfluss des Schutzes betrachtet werden I). | Auch in den Gesetzen ist von Kirchen und Klöstern in solehem Schutz mehrmals die Rede. Pippini cap. Langob. c. 3. S. 42: Monasteria virorum et puellarum tam quae in mundio palatii esse noscuntur vel etiam in mundio episcopale seu et de reliquis hominibus esse inveniuntur, distringat unusquisque in cujus mundio sunt ut regulariter vivant. Cap. a. 823 c. 5 S. 237: De ec- clesiis et monasteria et senodochia quae ad mundio palatii pertine[n]t aut pertinere debent, ut unusquisque justitiam dominorum nostrorum regum et eorum rectum consentiat. Die erste Stelle zeigt, dass aber auch ein Mundium anderer Per- sonen für dieselben eintreten konnte. Aber in dem Mundium des Königs befanden sich noch andere als Geist- liche. Es heisst allgemein Cap. a. 802 c. 52 S. 101: Ut ii qui in mundeburde domni imperatoris sunt. pacem et defensionem ab omnibus habeant. Wir besitzen ein Zeugnis über eine eigenthümliche Anwendung welche die Sache erhalten hat. Die Formel einer Urkunde Ludwig des Frommen, Bouquet VI, S. 651, bezieht sich auf einen Juden, den Hebraeus Abraham, der den königlichen Schutz erhält. Da heisst es gerade wie sonst elwa bei einem Abt: ad nostram veniens praesentiam in manibus nostris se commendavit, el eum sub securitate tuitionis recepimus ac retinemus. Die Folge ist auch hier einmal ein besonderer Rechtsschutz, eine begünstigte Stellung bei Rechts- streitigkeiten, und die Ausdrücke sind fast ganz dieselben wie bei Kirchen und Klóstern: Quod si etiam aliquae causae adversus eum vel homines suos qui per eum legibus servire videntur surrexerint vel ortae fuerint, quae absque gravi et iniquo dispendio infra patriam definiri non possent, usque ad prae- sentiam nostram sint suspensae vel conservatae, quatenus ibi secundum legem finitivam accipiant sententiam. Dazu kommt eine Freiheit von Abgaben G- munitat) und ausserdem mehreres was sich auf die besonderen Verhältnisse des Juden bezieht. — Ebenso ist in andern Urkunden derselben Sammlung 1) Dass die Immunität und besonders die Gerichtsbarkeit ein „annexe“ des Mundium sei. wie Lehuerou S.252 sagt, hat wohl eine gewisse Wahrheit, wird aber doch ’ von ihm zu weit ausgedehnt. Hist.- Phil. Classe. VIl. Q 122 GEORG WAITZ, (Nr. 3. 32. 33. 35. 36. 37) von der Aufnahme in den königlichen Schutz (defensio, oder securitas tuitionis ac defensionis, oder blos securitas tuitionis) die Rede; zum Theil beziehen sie sich ebenfalls auf Juden oder Kaufleute, ausserdem aber auch auf andere Personen, eine auf eine Frau; in der letzten wird ausdrücklich die mundeburdis genannt, in den meisten mit denselben Worten wie sie vorher angeführt sind der rechtlichen Stellung gedacht, da- gegen nicht von einer Commendation gesprochen. Dies ist wieder, nur in anderer Wendung als gewóhnlich, der Fall in einer Formel die eine allge- meine Anwendung zulässt, Lindenbr. N. 177: Cognoscatis, quod iste praesens ille ad nos venit et nostram commendationem expetivit habere, et nos ipsum gratanti animo recepimus vel retinemus. Propterea omnibus vel rogamus atque jubemus, ut neque vos neque juniores neque successores vestri ipsum vel homines suos, qui ad ipsum legitime spectare videntur, inquietare nec con- demnare nec de rebus suis in ullo abstrahere nec dismannire praesumatis nec facere praecipiatis. Et si talis causa adversus eum surrexerit aut orta fuerit et ibidem .... absque eorum iniquo dispendio minime difinita fuerit .... talis causa ante nos finitivam accipiat sententiam. An sich scheinen diese Verhältnisse und die Vassallität weit von ein- ander abzuliegen. Aber doch wohl nicht weiter als der Bischof Bonifaz, der Schützling Karl Mortells, entfernt stand von dem Schutzjuden oder der hülfs- bedürftigen Frau die das Mundium des Königs aufsuchte. Und wenigstens die Verhältnisse dieser werden ganz mit denselben Ausdrücken bezeichnet. Wir haben leider keine Urkunde oder Formel über die Reception eines könig- lichen Vassallen. Ich zweifle nicht, sie würde in den Ausdrücken die grösste Ähnlichkeit mit denen bieten die hier zuletzt in Betracht gezogen worden sind. Der Vassall wie der Abt oder Jude commendiert sich dem König »per manus, in manus“, ^ Gerade bei jenen wissen wir dass der Ausdruck eine bestimmte Handlung, die Handreichung, bezeichnet. Die Hand aber ist das Symbol der Gewalt überhaupt, des Mundiums insbesondere; „munte scheint ursprünglich Hand zu bedeuten; Grimm, Rechtsalt. S. 138. Und auch sonst zeigt sich eine durchgehende Übereinstimmung. Was der königliche Vassall vor andern voraus hat ist eben auch eine begünstigte Lage in Beziehung auf seine gerichtlichen Verhältnisse: seine Sachen sollen vor andern erledigt, ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÀT. 123 sie können an den König gebracht werden (s. oben S. 85): eben das was die Aufnahme in das Mundium zur Folge hat. Von Freien die sich einem geistlichen Stift unterwerfen, diesem ihr Gut übertragen und es etwa nur als Beneficium zurückempfangen, wird auch der Ausdruck „se commendare« gebraucht. Trad. Lunael. S.27: Tassilo beur- kundet, dass er dem W. Erlaubnis gegeben, se ipsum commendare .... ad cenobium istum etc. Neugart I, S. 12: ubi mihi plenius commendo. Es mag dahin gestellt bleiben, ob auch dies em „in manus commendare« war und also förmliche Vassallität begründete. Aber es erinnert daran dass auch sonst die Freien welche Land von einem andern haben allgemein als seine Vas- sallen bezeichnet werden; s. oben S. 101. Und hierhin gehören dann weiter die Stellen wo von solchen die Rede ist „qui in mundeburde monasterii«, die munborati oder mundiliones heissen (V. G. II, S. 171 n., die Urkunde für Görtz bei Calmet T, S. 282. 283). Das ist jedenfalls den auf der Aufnahme in das Mundium beruhenden Verhältnissen eigen, dass sie so gut bei Privaten wie beim König vorkommen. Das kónigliche Mundium reicht weiter, hat factisch gróssere Bedeutung, aber es unterscheidet sich rechtlich nicht von dem einer Kirche oder eines freien Mannes !). 1) Gegen die von mir Verf. G. II, S. 170 n. ausgesprochene Behauptung, dass nicht die natürliche Familiengewalt des Vaters über den Sohn (der man allenfalls die des Herrn über den Knecht vergleichen kann), sondern nur die diese ersetzende, ihr nachgebildete, Mundium heisse, haben Walter, Rechtsgeschichte $. 474 n. 4, und Hildebrand, Lehrbuch der D. St. und R. G. $.49, Widerspruch erhoben. Ich kann meine Ansicht aber durch die angeführten Stellen nicht für widerlegt halten, L. Alam. Hloth. LI, 3: Wenn jemand eine Frau raubt und Kinder von ihr hat: non sint illi qui eos genuit, sed ad illum pristinum maritum mundio pertineat; hier ist das Mundium des ersten Gatten eben nicht die natürliche vüterliche Gewalt; ebend. LIV, 2: antequam illius mundium aput patrem ad- bezeichnet es die von dem Mann erworbene Gewalt, die natürlich Edict. Rotharis c. 199: Si pater filiam aul fraler sororem suam ad maritum dederit, et contigerit casus ul ille maritus moriatur et m aut frater ejus mundium liveraverit, ist es die von dem Mann an den — zurück- also nun ebenfalls nicht mehr ursprüngliche und natürliche Gewalt. quirat , Mundium heisst. fallende, 124 GEORG WAITZ, Man wird nicht sagen können dass die Vassallität in der Zeit ihrer vollen Ausbildung ganz zusammenfiel mit der Aufnahme in das Mundium 1). In Karolingischer Zeit unterschied man wohl: „se commendare in vassatico« und „se commendare in mundeburde«. Aber beides ruhte offenbar auf der- selben Grundlage; das erste ist nur eine besondere Anwendung oder Ab- zweigung von diesem. Der nahe Zusammenhang von beiden zeigt sich auch darin wie noch später die Commendation der Bischöfe an den König der der weltlichen Grossen an die Seite gestellt wird. Die oben S. 97 angeführte Stelle der Ann. Bert. 2.877 S. 304 ergiebt, dass jene zunächst auf die Er- Bedeutender erscheinen ebend. c. 195—197, wo es wiederholt heisst: Si quis mundium de puella libera aut mulierem potestatem habens, excepto patre aut fratre eie. Aber da doch zunächst nicht von der Gewalt des Vaters die Rede ist, sondern nur hinweisend auf diese wie auf das Mundium des Bruders Rück- sicht genommen wird, so konnte wohl ein solcher Ausdruck gebrauch! werden, ohne dass daraus folgt dass wirklich die väterliche Gewalt ursprünglich als Mundium betrachtet und bezeichnet ward. Die Stelle ebend. c. 186, nach der eine Frau, der Gewalt angethan und die wider ihren Willen zur Ehe gezwun- gen, das Recht erhält zu wählen, qui mundium ejus in potestatem debeat habere, und wo unter denen die sie wählen kann auch der Vater neben Brüdern Oheimen und dem König genannt wird, scheint mir nur zu bestätigen , dass eine so begründete Gewalt, auch wenn der Vater sie erhält, dem Begriff nach noch verschieden gedacht wird von der natürlichen des Vaters, die durch die Heirath. gelóst war, obgleich es bei dieser zu keiner rechtlichen Erwerbung des Mun- diums gekommen: jene war zerstört und konnte nicht „wieder hergestellt werden, der Vater stand nun nur den andern Verwandten gleich: er war, wenn er gewählt ward, rechtlich nicht mehr Vater, sondern eben Mundwald. 1) Wenn Guérard, Irminon I, S. 522, meint, das Praeceptum pro Hispanis bewiese die Verschiedenheit des mundium (der protection) und des vassaticum, so kann ich dem doch nur theilweise beistimmen. Einmal ist kaum von einer speciellen Aufnahme in das königliche Mundium die Rede, wenn K. Ludwig allgemein sagt: sub protectione et defensione nostra receptos in libertate conservare decrevi- mus. Dann aber scheint mir der Umstand dass der Kaiser ihnen ausdrücklich die Erlaubnis (licentiam) giebt, ut se in vassaticum comitibus nostris more solito commendent, mehr für eine ursprüngliche Gleichheit als für eine Verschieden- heit dieser Verhältnisse zu sprechen. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 125 langung des königlichen Schutzes gerichtet war; und die erhaltene Formel derselben bestätigt dies vollkommen: Me ac ecclesiam mihi commissam vobis commendo ad debitam legem et justitiam conservandam et defensionem exhi- bendam, sicut rex episcopis ecclesiae suae justo judicio conservare et exhibere debet. Doch schloss sich daran auch die professio (eidliche Versicherung): Ego ile ipse sic profiteor: De ista die et deinceps isti seniori et regi meo Ludovico .... secundum meum scire et posse et meum ministerium auxilio et consilio fidelis et adjutor ero, sicut episcopus recte seniori suo debitor est, in mea fide et meo sacerdotio. Das ist keine Commendation in die Vassallität, aber sie steht ihr zur Seite, ist für den Bischof dasselbe was jene für die weltlichen Grossen, wie es scheint auch für die Äbte war. Der Ausdruck ;vassaticus« (-cum) ist ein späterer, von „vassus« abge- leitet. So ist auch der Abt genannt worden der sich commendiert hatte (s. oben S.91); meist aber behielt man bei den Geistlichen die Bezeichnung bei, welche das rechtliche Verhältnis ursprünglich ausdrückte, welche aber sonst in späterer Zeit nur für mehr untergeordnete Verhältnisse gebraucht wurde: sie seien ins Mundium eingetreten. Vielleicht dass ursprünglich „ vassalicus“ deshalb auf sie weniger anwendbar erschien, weil das zu Grunde liegende „vassus« eigentlich den unfreien Diener bezeichnete, während, wie es manch- mal geschehen ist, das Wort später dergestalt an Ansehn und Bedeutung gewann, dass es nun gerade vorzugsweise auf hóher gestellle, in einer solchen persónlichen Verbindung stehende Personen Anwendung fand. Man hat Gewicht darauf gelegt (Roth S. 367), dass das Wort „vassus« besonders erst in Karolingischer Zeit diese Bedeutung erhielt. Doch werden Vassen des Kónigs wenigstens in éiner älteren Stelle erwähnt; Lex Bajuv. ll, 15, 1: Qui infra illum comitatum manent, sive regis vassi sive ducis, omnes ad placitum veniant; Vassen eines Herzogs oder Grafen in der entsprechenden der Lex Alamann. Chlotharii i) XXXVI, 4: qualiscumque persona sit, aut vassus ducis aut comitis aut qualis persone, nemo neglegat ad ipsum placitum venire. sind die Bedenken welche Roth S.369 n. gegen chen wollte beseitigt, sie werden nun auch keine Bedeutung haben. 1) Durch die Ausgabe von Merkel das Alter dieser Stelle geltend ma für die entsprechende Stelle der Lex Bajuv. 126 GEORG WAITZ, Die Commendation kommt in Denkmälern der Merovingischen Zeit in verschiedener Anwendung vor. Einmal bei dem König. Ob der Ausdruck hier bei Kirchen die sich in den Schutz des Königs begaben gebraucht ward, kann freilich zweifelhaft sein. Eine Urkunde bei Brequigny I, S. 33 erwähnt ihrer schon unter Chlo- dovech: locellum suum .... nostrae celsitudini tradidit et commendavit, ut sub nostra emunitate et mundiburnio nostrorumque successorum regum semper maneat; allein diese Worte bestärken nur die auch sonst vorhandenen Zweifel gegen die Echtheit, da sich ähnliche Ausdrücke nachher erst wieder in einem Diplom Pippins als Major domus (vom J. 748?), ebend. I, S. 413, finden: ad nos se una cum omni re monasterii sui commendavit, .. ... el nos ipsum ... sub nostrum mundeburde plenum recepimus vel retinemus. Dagegen sind andere Bezeichnungen für den Eintritt der Kirchen in den königlichen Schutz auch früher üblich; ebend. I, S. 110: expetiit, ut eum et ipsum mona- sterium ... vel sermone tuitionis nostrae vel mundeburde recipere deberemus; vgl. Marculf I, 24: sub sermone tuitionis nostrae visi fuimus recepisse, ut sub mundeburde vel defensione inlustris viri illius majoris domus nostri ... quietus debeat residere. — Bei den Langobarden heisst es von Kirchen und Klöstern: in defensione oder ad defensionem sacri palatii esse noscuntur, Aistulf edict. c. 17. 19; von Frauen: ad curtem regis se commendare, Rotharis edict. o. 195. 196. 197. Der Herzog von Spoleto nennt einen Abt: et com- menditum nostrum; Troya, Codice diplom. III, S. 59. — Ausserdem sprechen die Geschichtsschreiber nicht selten von einer Commendation jüngerer Männer, die an den Hof kamen, an den König (V. G. II, S. 394 n. 1), und ich bin fort- während der Meinung dass sie damit ein bestimmtes Verhältnis bezeichneten, welches wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit der Gefolgschaft hatte , aber nicht rechtlich ihr gleich stand. Man mochte Bedenken tragen diese jungen Männer des dreifach hóhern Wergeldes geniessen zu lassen und eben deshalb für ihre Stellung jetzt ein anderes Verhältnis, wie es in der Aufnahme in das kónigliche Mundium gegeben war, zur Anwendung bringen. Häufiger sind dann die Zeugnisse welche von einer Commendation in den Schutz, in das Mundium von Privaten in Merovingischer Zeit sprechen. Allerdings sind es wieder noch etwas verschiedene Verhältnisse welche ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÁAT.: 127 mit denselben Ausdrücken bezeichnet werden, und auf den ersten Blick mag es scheinen dass sie wenig oder nichts mit einander gemein haben. Bald sind es junge Männer aus angesehenen Familien welche wie dem König selbst so auch einem vornehmen Hofbeamten, namentlich dem Major-domus, com- mendiert werden, und dann unter seinem Schutze leben, sich hier für den Hof- und Staatsdienst ausbilden (V. G. II, S. 394. 395): da scheint das Ver- hältnis einen loseren und mehr transitorischen Charakter an sich zu tragen. Wie aber der König gegen einen solchen Commendierten auch später Rechte geltend macht (s. die Stelle a. a. O. S. 394 n.), so finden wir doch auch sonst dass solche Verbindungen von längerer Dauer, von Einfluss auf das ganze Leben waren. Verus schreibt dem Desiderius, Bouquet IV, S. 48: rogamus, ut, sicut dum patrocinia vestra elegimus et hactenus nos defensio protectionis vestrae insigniter munivit, ita nunc quoque de conditionibus nepotum nostro- rum ... talem sollicitudinem atque instantiam adponatis, unde, sicut nos vobis sumus, ita ipsos quoque adquiralis per omnia debitores; wo offenbar von anderem die Rede ist als einer persónlichen Gunst und Empfehlung des Sohnes zu günstiger Aufnahme. Vgl. die Worte in der Vita des Desiderius c. 3: multi quoque ducum atque domesticorum sub ala tuitionis ejus degebant; und die Stelle aus der Vita Eligii I, 9: factus est nolus cuidam regis thesaurario Bobboni, cujus patrocinio se committens sub ejus ditione degebat. Eine engere Verbindung tritt uns namentlich in den kirchlichen Gesetzen entgegen welche den Geistlichen den Eintritt in den Schutz eines Weltlichen verbieten. Zu der Stelle des Cone. Cabillonense (V. G. II, S. 172 n. 2), wo der Ausdruck „patrocinium -saeculare« gebraucht wird, ist hinzuzufügen: Conc. Burdigal., Brequigny II, S. 130: Kein Geistlicher solle sein seculari mundeburdo, ut familiare est, nisi cum convenientia episcopi. Die Worte zeigen einmal, dass jenes patrocinium dem Deutschen nen « dem Mundium enen und sie ergeben ausserdem, dass das Verhältnis ein sehr le war. Hierher gehören aber weiter mehrere Stellen Dem ne Lex . SER „ $2: Quod si homo ingenuus in obsequio ane ee fuerit, ipse qui eum post se eodem tempore retinuit in praesentia judicis ... — studeat aut in rem respondere. Quod si eum non repraesentaverit, tale damnum incurrat, quale ille sustinere debuerat qui in ejus obsequio est inculpatus. ) 128 GEORG WAITZ, Die Erklärung welche Roth (S. 167) giebt ist ganz willkürlich, der Einwand dass nach den Worten selbst nur von einem vorübergehenden Verhältnis die Rede sei unzutreffend, da einmal die Commendation überhaupt keine ganz unlósliche Verbindung begründete, anderer Seits die Worte wenigstens in keiner Weise andeuten, dass das Verhältnis von dem sie sprechen sogleich wieder gelóst werden konnte, vielmehr die Vergleichung mit dem vorherge- henden Kapilel, wo von der Vertretung des unfreien Knechtes durch den Herrn die Rede ist, offenbar zeigt, dass ein ähnliches Verhältnis wie dieses gemeint ist. Noch unzweifelhafter ist dies bei den Worten der Lex Bajuv. III, 18, 1: Si quis liberum hominem occiderit, solvat parentibus suis si habet; si autem non habet, solvat duci vel cui commendatus fuit dum vixit. Ich ziehe nun auch hierhin die form. Sirmond. 44, deren Inhalt ich früher zu sehr von diesen Verbindungen getrennt gehalten habe (V. G. II, S. 168 n.): Der Aussteller der Urkunde ist durch Mangel, da er sich nicht ernähren konnte, genöthigt, ut me in vestrum mundoburdum tradere vel commendare deberem; gegen Kost und Kleidung verpflichtet er sich: dum ego in caput advixero, ingenuili ordine tibi servitium vel obsequium impendere debeam, et me de vestra potestate vel mundoburdo tempore vitae meae potestatem non habeam subtrahere, nisi sub vestra potestate vel defensione diebus vitae meae debeam permanere. Es ist allerdings eine lange Stufenleiter, kann man sagen, verschiedenartiger Abhängigkeiten von dieser völligen Hingebung zu Dienst, wenn auch unter Wahrung persönlicher Freiheit, bis zu den Verbindungen vornehmer junger Männer mit einem hohen Hofbeamten. Allein auch in Karolingischer Zeit befanden sich offenbar die welche sich commendiert haben und Vassen oder Vassallen heissen in nicht weniger verschiedenen Verhältnissen, und der Abstand zwischen dem Vassallen der seinem Herrn nach einem andern Beneficium folgt und hier eine Frau empfängt (Cap. a. 757 c. 9, oben S. 73) und dem Herzog Tassilo von Baiern, der sich in demselben Jahr wo von jenem die Rede ist dem König in vasatico commendierte, ist gewiss nicht geringer als der zwischen dem welcher ingenuili ordine seinem erwählten Herrn dient und dem Schützling des Desiderius oder dem Hermelandus den seine Eltern. dem König magno cum honore militaturum commendaverunt. Es ist nicht zu zweifeln, dass das Ganze von den niedrigen Verhältnissen ausgegangen ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 129 ist und dann Anwendung auf höhere und freiere Verbindungen erhalten hat, die man nach der Analogie jener behandelte ohne sie doch ganz identificieren zu können. Dort wird auch der Name vassus zuerst gegolten haben; so, und nur so, erklärt es sich, dass ein Wort welches ursprünglich den unfreien Diener bezeichnete auch für den angesehenen und hochgestelllen Mann in Anwendung kam. Roth, der sich abmüht alle diese uud andere Zeugnisse wegzuschaffen oder: als: nichtsbeweisend darzustellen (S. 146 fl.), hat sich gänzlich den richtigen Gesichtspunkt verrückt, indem er stets von Privatge- folgschaften spricht und mit allem Eifer darauf besteht dass es solche, d. h. bewaffnete Scharen von freien Begleitern, vor der Karolingischen Zeit nicht gegeben habe. Ich stimme ihm darin völlig bei: so wenig wie die Vassallen der Karolingischen Könige dieselben sind wie die alten Antrustionen, so wenig sind die welche sich einem Privaten durch Commendation verbunden, sich in seinen Schutz, sein Mundium begeben haben, als sein Gefolge zu ſassen; sie bildeten nicht nothwendig seine regelmässige Begleitung und Umgebung, sie wohnten nicht alle in oder bei seinem Hause, sie gingen nicht alle, na- mentlich die Geistlichen nicht, bewaffnet; dagegen war ihre rechtliche Lage eine mehr abhängige als die der Gefolgsgenossen. Es ist überflüssig und würde zu weit fübren, hiernach noch einmal, mit Rücksicht auf Roths Be- merkungen „ zu untersuchen, in wie weit die pares amiei und suscepti, die oder andere die in den Quellen genannt werden, zu diesen freien gasindi 1), Schutzgenossen oder zu den unfreien Dienern gerechnet werden müssen. Das Gesagte genügt vollkommen, um eine eigenthümliche durch die Commendation begründete Verbindung zwischen Freien auch in Merovingischer Zeit darzuthun. Und es dient nur zur Bestátigung dass sich ganz analoge Verbältnisse bei den andern Germanischen Stämmen finden. Bei den Langobarden. Edict. Rotharis e. 225: Et si aliquit in gasindio doces (ducis) aut privatorum hominum obsequium donum conquisivit, res ad donatorem revertantur. N Das Wort gasindium, welches bei den Langobarden die Gefolgschaft niche, findet Anwendung auch auf die Verbindung mit den Herzogen, die sich bier be- t dies Wort als gleichbedeutend mil vassus oder olingischer Zeit erschein 1) In Karolingisch Vgl. Roth S. 368 n. R vassallus in der Urkunde Bouquet V, S. 701. Hist.- Philol. Classe. VII. 130 i GEORG WAITZ, kanntlich in’ besonders unabhängiger Stellung befanden und wohl das Recht haben konnten ein wahres Gefolge zu halten (später wird es auch bei dem judex gebraucht, Edict. Rachis c. 10: forsitan adtenderit ad gasindio suo vel ad parentem aut ad amicum suum); ähnlich ist, aber nicht identisch, das »obsequium privatorum“. — Bei den Westgothen. Lex Wisigothorum antiqua c. 3101): Si quis buccellario arma dederit vel aliquid donaverit, si in patroni sui manserit obsequio, aput ipsum quae sunt donata permaneant. Si vero alium sibi patronum elegerit, habeat licentiam cui se voluerit commendare; quo- niam ingenuus homo non polest prohiberi, quia in sua potestate consistit; sed reddat omnia patrono quem deseruit. Der spätere Text V, 3, 1 hat, was hier zunächst für einen besonderen Fall, für einen Schenken im Dienst eines andern festgesetzt ist, generalisiert und für alle die sich im patrocinium befinden aus- gesprochen; er fügt ausserdem weitere Bestimmungen hinzu, die über dies Verhältnis nur noch helleres Licht verbreiten: c. 3: Sicut superius dictum est, si quis eum aliquo patrocinii causa consistat et aliquid dum cum eo habitet adquisierit, si ei inveniatur inſidelis vel eum derelinquere voluerit, medietas adquisitae rei patrono tradatur; aliam vero medietatem qui adquisivit obtineat, et quidquid ei ipse donavit recipiat. o. 4: Ita, ut supra praemissum est, qui- cunque patronum: suum reliquerit et ad alium tendens forte se contulerit, ille cui se commendaverit det ei terram. Nam patronus quem reliquerit et terram et quae ei dedit obtineat. Die Stelle zeigt, dass der welcher sich commendiert hatte bald Land von seinem Herrn empfing, bald bei demselben wohnte und also in eine Art von Hausgenossenschaft eintrat: das Letzte geschah natürlieh wenn er einen Dienst wie den des Schenken übernahm; in dem einen aber wie in dem andern Fall war die Verbindung lósbar nach dem freien Willen des Commendierten; die Worte welche hier gebraucht werden erinnern un- mittelbar an die Ausdrücke deren sich die Gesetze der Karolingischen. Zeit für das Verhältnis der Vassallitat bedienen (s. oben S. 74). Man müsste ge- waltsam die Augen vor der offen zu Tage liegenden Übereinstimmung der Erscheinungen verschliessen, wenn man hier einen Zusammenhang läugnen wollte. | 1) Ich gebe den Text mi! Blumes Ergünzungen, die meist gar keinem Zweifel unterliegen. | | | UTR UT ES un Eurer a MERIT E en ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT 131 Man wird auch nicht in Abrede stellen können, dass diese Verhältnisse anknüpfen an Zustände die sich in der späteren Zeit des Römerreichs aus- gebildet hatten, von denen uns Salvian und andere Schriftsteller jener Zeit Kunde geben (V. G. II, S. 172). Aber sie erhielten eine wesentlich andere Bedeutung als früher. An die Stelle des römischen „patrocinium« selzte man das deutsche »mundium« mit seinem weiterreichenden Einfluss namentlich auf die rechtlichen Zustände. Ausserdem kam der recht eigentlich deutsche Begriff der Treue auch hier zur Anwendung; wie diese bei dem Westgothi- schen patroeinium erwähnt wird, so ist sie auch der Inhalt des Eides der bei der Commendation geleistet werden muss. Wann dieser zuerst gebräuchlich ward, wäre von besonderem Interesse zu wissen, ist aber jetzt nicht zu ermitteln I). Auch die Verbindung in welche die Vassallität mit der Ertheilung von Beneficien trat geht in ihren Anfängen über die Karolingische Zeit zurück. Wenigstens dem Anfang des Sten Jahrhunderts gehört eine Urkunde an in der neben Knechten auch Vassen als solche vorkommen die von dem Grafen Eberhard Beneficium empfangen haben; Bréquigny II, S. 357: vel ad vassos nostros beneficiatum habui. Aber viel früher sehen wir bei den Westgothen, dass wer sich in das patrocinium. begab auch Land für die Dauer dieser Verbindung empfing 2). Ob es zufällig ist dass gerade für Landübertragungen auch das Wort „commendare“ gebraucht wird (V. 6. II, S. 215), oder ob darin selbst schon ein gewisser Zusammenhang dieser Dinge sich ausspricht, muss wohl dahingestellt bleiben. Es ist aber nöthig, hier ein Wort über das Alter, den Ursprung der Beneficien hinzuzufügen. 1) Roth S. 152 will darthun, dass ein Eid der Treue unter den Merovingern bei Privaten gar nicht habe vorkommen können. Ich will nicht behaupten dass er aber die von ihm angeführten Fälle beweisen jenes in der That vorgekommen, | nen um Prátendenten handelt die als Herrscher einen nicht, da es sich in ih Unterthaneneid forderten. | Stelle vgl. auch V, 1, 4: Heredes episcopi 2) Ausser der vorher angeführten seu aliorum clericorum, qui filios suos in obsequium ecclesiae commendaverint et terras vel aliquid ex munificentia ecclesiae possederint etc. R2 132 "GEORG WAITZ, Roth äussert einmal die Meinung (S. 436), dass die kirchlichen Bene- ſicien; zunächst in Beziehung auf die Art der Verleihung, den königlichen nachgebildet seien. Aber gerade das Umgekehrte ist anzunehmen. Nicht blos der Name „beneficium« findet sich zuerst bei den kirchlichen Verleihungen — bei Roths Auseinandersetzung bleibt es unerklärt und unerklärlich, wie der- selbe überhaupt für die königliche Landverleihung in Gebrauch gekommen —, die Ubertragung von Land zu Niessbrauch an Freie ist überhaupt offenbar von den Kirchen ausgegangen und erst später von andern nachgeahmt worden. Dort ist die Sache so alt dass sie vielleicht noch auf Römische Zeiten zurück- geht, während sie freilich unter den Deutschen dann einen wesentlich anderen Charakter angenommen hat. Darüber ist ausführlich in der V. G. II, S. 195— 206 gehandelt, und es ist kein Grund auf das zurückzukommen was dort nüher dargelegt worden ist. Roth ist damit auch eigentlich nicht in Wider- spruch, nur widmet er diesen Verhältnissen zu geringe Beachtung. Wie die Kirchen haben auch Weltliche Gut zu Beneſicium gegeben vor der Karolingischen Zeit. Schon die Marculfschen Formeln II, 41 erwähnen des Falles, da ein Freier von einem andern Land „ad excolendum“ hat; er will es in Eigenthum verwandeln, wird deshalb verjagt, erhält es aber „per precariam« wieder. Das Wort beneficium wird nicht gebraucht, aber die Sache ist wesentlich dieselbe; die Verpflichtung welche der Empfänger über- nimmt besteht darin zu thun: quicquid. reliqui accolani vestri faciunt. Be- stimmte Beispiele sind dann erst aus den 20er und 30er Jahren des Sten Jahrhunderts (s. V. G. II, S. 204. 206); da finden wir, dass Freie von dem Herzog Liutfried und seinem Bruder Land „pro beneficio« oder „in beneficio « haben, und wenigstens in einem Fall (Trad. Weiss. N. 25 8. 37) ist deutlich dass dieser Besitz kein erblicher war: was der Vater in der Weise besessen hatte wird dem Sohn verkauft; vgl. die Urkunde des Grafen Eberhard, Bré- quigny II, S. 357, vorher S.131. Von besonderem Interesse sind ausserdem die Bairischen Verhältnisse: hier zuerst wird das Wort „ beneficium « nicht blos auf die Verleihung, sondern auch auf das verliehene Land angewandt. Es sind die Herzoge von denen andere Land zu Beneficium empfangen haben, über das sie nur mit Zustimmung jener verfügen dürfen. Trad. Fris. N. 37: ut dominum meum et inlustrissimum ducem Tassilonem deprecare debuissem, ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 133 ut ex beneficiis illius: aliquid ad ecclesiam tradendi concederetur licentiam. Congestum Arnonis, Kleimayrn S. 23: hoc quod tradiderunt liberi Bajoarii per licentiam Tassilonis ad supradictum episcopatum, quod fuit eis ex causa dominica beneficiatum; und dann im Folgenden öfter. Allerdings sind diese Zeugnisse aus Karolingischer Zeit; doch aus den Anfängen derselben und aus Jahren wo die Bairischen Herzoge sich der Oberhoheit der Fränkischen Könige entzogen haben. Wenig später finden wir die Sache auch bei den Langobarden. Gleich die erste Karolingische Urkunde bei Brunetti, Cod. dipl. Toscano II, S. 214, noch aus dem J. 774, betrifft die Verfügung einer Frau über ein Gut das „usque modo Ghisalpertus clericus per beneficium habuit« 1). Die wichtigste Frage ist die, wie es mit der Entstehung kóniglicher Beneficien sich verhält. „Die Verleihung von Krongut zu Beneficium ist eine Karolingische Neuerung“, sagt Roth S. 358. Das erste Beispiel führt zurück in die Zeit Karl Martells; eine Urkunde vom Jahr 756 erwühnt, dass jener dem Hildebrannus Güter „beneficiaverat“ (Perard S. 33). In Urkunden Mero- vingischer Kónige wird dieser, oder werden die entsprechenden Ausdrücke »beneficium«, „per beneficium“ besitzen, bei Königsgut nicht gefunden; V. G. II, S. 220. Dagegen ist oft genug von Verleihungen des Königs die Rede „ex munere, ex munificentia“. Ich habe früher auszuführen gesucht, wie diese ursprünglich allerdings verschieden, dem Wortlaut der Urkunden und der ursprünglichen Absicht nach wahre Schenkungen waren, aber doch in mancher Hinsicht behandelt wurden wie Übertragungen die nicht jede Be- ziehung, jedes Recht des Kónigs zum Lande aufhoben, deshalb wenigstens eine gewisse Ähnlichkeit mit den Beneficien hatten und im Lauf der Zeit mehr und mehr diesen gleichgestellt wurden ?). Darauf, vermuthete ich, sei die Behandlung der Kirchengüter unter Karl Martell von Einfluss gewesen. Roth dagegen scheidet strenge und entschieden die Übertragung von Krongut zu Eigenthum unter den Merovingern von der zu Niessbrauch oder sich aus Langobardischer Zeit wohl Landübertragungen mit Vor- 10 d primos Troja IV, S. 591. 653. 657) oder andere bedingte Land- verleihungen; aber wenigstens jener Ausdruck ist mir nicht vorgekommen. 2) Ich finde es erwähnungswerth, dass in Karolingischer nl wt Ausdruck vor- kommt, Bouquet V, S. 767: ,beneficiario munere possidere“. 134 GEORG WAITZ, zu Beneficium unter den Karolingern; er lässt die letzte plötzlich und mit Absicht einführen um damit bestimmte politische Zwecke zu erreichen. Die Behandlung des Kirchenguts unter Karl Martell oder vielmehr unter seinen Nachfolgern ist ihm weniger ein Grund zu der Vermischung und Verbindung der Verhältnisse als ein Zeichen der eingetretenen Veränderung (S. 245) !). Diese steht in nächstem Zusammenhang mit der Begründung dessen was er das Seniorat nennt und was eben damals zuerst ins Leben gerufen sein soll. Und zwar geht seine Ansicht, soweit sich aus der nicht sehr klaren Ent- wicklung (S. 353 fl.) entnehmen lässt 2), im wesentlichen dahin: es sei darauf angekommen die zahlreichen in Abhängigkeitsverhältnissen stehenden Freien zum Kriegsdienst heranzuziehen; dies sei dadurch erreicht dass man sie unter der Anführung ihres Herrn ausziehen liess; deshalb sei für die Geist- lichen, welche ja solche zahlreich unter sich hatten, im Sten Jahrhundert der persónliche Kriegsdienst eingeführt und ihnen damit die Pflicht auferlegt, ihre Hintersassen mit in den Krieg zu führen; bei den Weltlichen habe „die Ver- leihung von Krongut als Entschädigung derjenigen gedient die durch ein zahlreiches Gefolge den Bestand des fränkischen Heeres vermehrten“, habe „geradezu den seniores das Halten eines Gefolges erleichtern sollen«. Darum spricht er dann wiederholt davon, die Karolinger hätten das Seniorat begünstigt. l) Etwas anders hat es Leo gewandt, Vorlesungen S. 439: „Da aber die Einziehung der Hälfte des Kirchenguts ebenso wie die Heranziehung des Krongutes in wei- terem Masse durch Karl nur zum Zweck halte eine vermehrte ritterliche alle- zeit gerüstete Dienstmannschaft herzustellen, wurden die Vergabungen aus den so ausgeworfenen Gütermassen eben nur für wirklichen Dienst und Dienstzeit, nicht auf Erbe ertheilt. Es waren also eigentliche Beneficia". 2) Neuere die Roth folgen scheinen mir noch über seine Behauptungen hinauszu- gehen. Walter, Rechisgeschichte $. 73: „Dadurch wurde es auch möglich ausser den königlichen Vasallen regelmässig alle Senioren mit königlichen Be- neficien zu belehnen und durch die Commendation an den König zu knüpfen". Giesebrecht, Geschichte der Deutschen Kaiserzeit I, S. 123: „Gegen eine aber- malige Erweiterung ihres Besitzes traten alle Gefolgsherren mit ihren Vasallen Selbst als Vasallen in den Dienst des neuen Herrschers (Pippins), der so der Obergefolgsherr aller Vasallen in seinem Reiche wurde“. Von alle dem lässt sich aber auch gar nichts in den Quellen nachweisen. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. | 135 Was zunächst die Behandlung des Kirchenguts, die Verwendung dessel- ben zur Belohnung der weltlichen Getreuen der ersten Karolinger betrifft, so ist die Sache neuerdings der Gegenstand noch einer andern eindringenden Untersuchung gewesen: Mémoire sur la spoliation des biens du clergé attribuée à Charles Martel par M. Beugnot, Mémoires de l'Institut de France, Academie des inscriptions et belles-lettres XIX, S. 361—462. Wenn der Verfasser mit Roth darin einverstanden ist Karl Martell gegen die gewöhnlichen Be- schuldigungen gewaltsamer Confiscation des Kirchengutes zu rechtfertigen, so weicht er darin bedeutend von ihm ab, dass er auch die Massregeln Karl- manns und Pippins nur als die Fortsetzung einer alten Gewohnheit ansieht, welche „remontait aux premiers tems de la monarchie«, und nach der Kirchengüter „verbo regis“ an Laien gegeben wurden. Ich habe dasselbe früher behauptet und muss daran festhalten: das Kirchengut, zunächst soweit es von Königsschenkungen herrührte, dann aber auch in weiterer Ausdehnung alles, ward unter den Merovingern so betrachtet dass sich die Könige ein Recht der Verfügung über dasselbe beilegten. Ein Beispiel giebt die Urkunde Pippins, Bouquet V, S. 701: ein Gut, welches der Kirche geschenkt war, hatte ad petitionem inlustris viri Ebroini majoris domus ein gewisser Johannes per precariam empfangen, dann ebenso Frodoinus und Geruntus besessen, und darüber hatten Kónig Childebert und der Majordomus Grimoald precarias ausge- stellt, welche die Mönche zu lesen gaben; damals aber hatte „gasindus noster Teudbertus per nostrum beneficium“ das Gut inne; und dies erscheint als blosse Fortsetzung des früheren Verhältnisses. Die Kirche betrachtete die Sache als einen Misbrauch und erklärte sich dagegen (s. die Stellen V. G. Il, S. 216 n.) !); ) Roths Erklärung derselben, S. 316, sie könnten (I) sich auf den Fall beziehen, wo Kirchengut deshalb zur Verfügung kam, weil der Grundsatz bei demselben zur Anwendung kam, dass der Besitz desselben (durch die Kirche) von dem Unterthanenverband bedingt war, ist ganz willkürlich und ohne einen Schein der Begründung. Doch giebt er zu, dass auch anderes vorkam, meint aber, dass es „eine vielleicht nur selten vorkommende Ausnahme“, „nicht gewöhnlich war“, „nicht häufig vorkam“. Mit solchen Schlüssen kann bei unseren dürftigen Quellen alles in Abrede gestellt werden. Das ganze folgende Raisonnement ist ähnlicher Art. 136 GEORG WAITZ. aber ihre wiederholten Verbote zeigen eben nur dass es geschah und oft geschah. Und was die ersten Karolinger thaten hatte. daran wenigstens ein Vorbild. Das Königsgut der Merovinger war verschleudert (s. die Stellen V. G. II, S. 611), den neuen Herrschern kam es darauf an sich namentlich in Neustrien Anhänger zu verschaffen, die. gewonnenen zu belohnen, und sie griffen da zu einem Mittel, das auch schon vorher angewandt war, nun aber allerdings in weit grósserer Ausdehnung als je benutzt ward. Karl Martell that es in mehr gewalisamer Weise — von einem solchen Vorwurf werdeü seine Vertheidiger ihn schwerlich reinigen können — 1), die Söhne suchten ein Abkommen mit der Geistlichkeit zu treffen, welches ihren Interessen entsprach, ohne diese ganz um ihr Recht zu bringen. Von welcher Bedeutung dies war, erhellt schon daraus dass selbst die kurzen Annalen das Ereignis aufgezeichnet haben. Ann. Alam. a. 751, Pertz SS. J S. 27: Res eclesiarum deseriptas atque- divisas. Gegen ein solches ; dividere « suchten sich dann wohl die Kirehen später durch Privilegien zu schützen; s. Roth S. 335. Die allgemeine, von der Kirche selbst anerkannte Durchführung der Sache gab ihr eine besondere Bedeutung, einen andern Charakter: dadurch, aber auch nur dadurch, erscheint sie als eine Neuerung. Es ist oben bemerkt wie die Verleibungen dieses Kirchen- gutes dann geradezu als ;beneficia regalia« bezeichnet werden; es ist nicht I) Es ist richtig, dass er keine gesetzliche Säcularisation vornahm ; aber deutlich genug, dass das was spáter eintrat und von Roth so genannt wird, nicht als eine Verschlechterung, sondern als eine Verbesserung der Lage der Kirche galt. Es ist gewiss nicht zufüllig, wenn wiederholt von einem Zurückgeben (reddere) der Kirchengüter die Rede ist. Karlomanni cap. a. 742 c. 1 S. 16: Et fraudatas pecunias (steht für Gut allgemein, s. Cap. a. 743 c. 2) ecclesiarum restituimus et reddidimus, Urkunde für Le Mans, angeführt Roth S. 362 n.: Pipinus villas ad ipsam ecclesiam: reddere jussit. _ Roth hat sehr Unrecht, wenn er sagt: nder in allen aufgenommene Satz dass der König die Güter an die Kirche zurückgegeben habe ist nur eine Phrase“: von den meisten sei bekannt dass sie die nonae. et decimae gezahlt und also der Kirche noch enizogen gewesen. Allein auch jenes ward schon als ein Zurückgeben betrachtet im Vergleich mit dem Zustand vorher, wo die Kirchen und ihre Güter ganz in die Hände der. Weltlichen übergegangen waren. „ A Ne ir a EE TET D Lima... LER MEUM onam dd Q— ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄR 137 zu zweifeln dass sie auch früher schon wo sie vorkamen als Verleihungen des Königs betrachtet wurden oder doch dazu beitrugen den Zusammenhang zwischen diesen und den kirchlichen Beneficien zu vermitteln. Es spricht nichts dafür dass ein plötzlicher und jäher, mit Absicht und Bewusstsein vor- genommener Übergang von dem einen System zum andern gemacht wor- den sei. Ich habe früher die Umstände zusammengestellt (V. G. II, S. 211. 212), welche dafür sprechen dass auch in Merovingischer Zeit die Kónigsschen- kungen nicht als ganz definitive und unter allen Umständen unwiderrufliche Übertragungen angesehen wurden. Die Schenkung ward gegeben zur Be- lohnung der Treue und verpflichtete aufs neue zu derselben: wer sie verletzte, ging des Gutes verlustig; sowohl wenn der Schenker als wenn der Be- schenkte starb, ward eine neue Bestätigung erfordert oder schien doch zur Sicherung des Besitzes nützlich; ‚Verfügungen über das Gut waren nicht un- bedingt frei, sondern man suchte auch für sie eine Bestütigung. Roth ist dieser Ausführung entgegengetreten in der Weise dass er jedes einzelne Zeugnis als zweifelhaft oder doch nicht vollen Beweis erbringend darzustellen Aber theils gelingt es ihm auch so nicht alles zu beseitigen was seiner sucht. ensteht 1), theils verkennt er dass das Zusammentreffen der Ansicht enigeg während er ausführt dass bei Untreue regelmässig das ganze Vermögen, auch das Eigengut confiscirt wurde, dass einige Fälle erwähnt werden wo nur das Fiscalgut der Einziehung verfiel. Ebenso war es in Karo- lingischer Zeit, Roth 8. 424. Hier ward auch wohl bei wirklicher Eigenthums- übertragung, wie bei Verwandelung von Beneficien in Eigenthum, dies vorbe- halten, Urk. Ludwig des D.; Erhard, Reg. I, S. 13: ita tamen ut nusquam a nostra discedat fidelitate , sed inmobiliter in nostris perseveret obsequiis absque aliqua tergiversatione. Was die Bestütigung des Kónigs bei Verfügungen über geschenktes Königsgut betrifft, so reicht Roths Auseinandersetzung (S. 220), dass eine solche oft gegeben sei auch wo sie an sich nicht erforderlich, gewiss nicht aus Stellen gegenüber wie die folgenden: Testament des Bertramnus, Bréquigny 1, S. 200: der König Chlothar pro a meto otnsarvatione ad integrum suis praeceplionibus manu sua roboratis mihi integram tribuit licentiam, ut praedicto loco „u... ipsas villas quas munere suo promerui conferre deberem; vgl. II, S. ]1: Et quia ... munuscula ipsa ex largitate christianissimi et piissimi Hist.- Phil. Classe. Vil. 8 1) So giebt er zu (S. 216), 138 * GEORG WAITZ, verschiedenen Zeugnisse wohl geeignet ist die Mängel manches einzelnen zu ersetzen. Es sind dieselben Umstände welche in Karolingischer Zeit bei den königlichen Beneficien in Betracht kommen !), und es wäre ein wahres Wunder wenn sie auch unter den Merovingern sich bei königlichen Landübertragungen finden sollten, ohne dass irgend ein Zusammenhang zwischen beiden bestände 2). Landverleihungen des Königs in ähnlicher Weise wie bei den Fran- ken kommen auch in den andern germanischen Reichen vor 5), nur mit domni Dagoberti regis videor habere et possidere, ideo ut perpetuum in Dei nomine ipsa cessionis meae epistola sortiatur effectum, praefato principi obtuli confirmandam; auch II, S. 33: Dagobert bestätigt einem Kloster seine Be- sitzungen und Freiheiten: dum super fiscum nostrum, quod pro remedio animae nostrae indulsimus, videtur esse constructum atque ex parte ditatum ... dum super nostra est, ut diximus, largitate constructum. In Beziehung aber auf die Bestätigung durch den Nachfolger ist es wohl zu beachten dass eine eigene Formel dafür bei Mareulf (I, 16) sich findet, wo sie gleich hinter der für die Schenkung selbst steht; die Worte lassen auch kaum einen Zweifel dass sie die Regel wenn auch nicht absolute Pflicht war: cujus petitionem pro respectu fidei suae sicut unicuique de fidelibus nostris justa petentibus nequivimus denegare. 1) In der Karolingischen Periode steht Besitzen von Fiscus. im Gegensatz gegen als Alode Besitzen, Fiscus im Gegensatz von Erbgut; vgl. Pérard S. 33: quod Hildebrando illam habere vidi ad fiscum regis et deinde Heccardo ad allaudum. Derselbe Gegensatz findet sich in Merovingischer Zeit und scheint mir beach- tenswerth, nicht weil ich; wie Roth S. 208 sagt, meine, dass er den Unterschied erblichen und nicht erblichen Guts ausdrückte, sondern nur weil er zeigt dass man das geschenkte Königsgut von anderem unterschied. 2) Vielleicht darf man auch anführen dass Thegan c. 19 sagt: In tantum largus, ut antea nec in antiquis libris nec modernis temporibus auditum est, ut villas regias, quae erant patris sui et avi et tritavi, fidelibus suis tradidit eas in pos- sessionem sempiternam. Hätte Thegan das wirklich schreiben können, wenn die Ertheilung nicht zu Eigenthum eine Neuerung seit etwa drei Menschenaltern gewesen? Die Ertheilung von Eigenthum im bestimmten Gegensatz von Bene- ficien war es wirklich. Vgl. V. Hludowici c. 6, — Bekanntlich geht durch das ganze germanische Staatsleben eine Tendenz Krongut als in gewissem Sinne nie ganz veräusserlich zu betrachten. 3) Vgl. Lex Burg. 1, 3. 4: die frühern Schenkungen werden bestátigt, aber hinzugefügt : Superest ut posteritas eorum ea devotione et fide deserviat , ut ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 139 Ausnahme des Angelsächsischen, in dem allein zwischen Staatsland (foleland) und Kónigsland unterschieden ist. Dass sie im Fränkischen Reich eine so viel höhere Bedeutung erlangten, hängt nach meiner Ansicht allerdings damit zu- sammen, dass es unter den Franken in Gallien zu keiner wahren Landtheilung gekommen war, sondern der König zunächst als Eigenthümer des zahlreichen Staats- Municipal- und herrenlosen Landes eintrat, und dann durch ihn in vielen Fällen erst Land an die mil ihm einziehenden Volksgenossen gelangte. Dies gab schon in Merovingischer Zeit den auf dem Empfang königlichen Landes beruhenden Verbindungen eine höhere Bedeutung, ohne dass man freilich sagen könnte, die Staatsordnung sei darauf begründet. Die Karolinger knüpften an diese Zustände an, suchten in und unter ihnen, so weit es ging, das Recht der Krone zu wahren und herzustellen. Dass sie zuerst die Beneficien aufgebracht hätten, um so besser die Senioren welche ihnen dienten belohnen und auf das ganze Senioratsverhältnis einwirken zu können, ist eine Behauptung die ganz in der Luft schwebt 1). So viel lässt sich allerdings sagen, dass die Behandlung der Landübertragung ganz nach den Grundsätzen der kirchlichen Beneficien für den Herrscher vor- theilhaft war, und dass die Karolinger, die schon als Hausmeier oder Fürsten, augere sibi el servare circa se parentum nosirorum munera cognoscat; Liutprandi edict. c. 59. Urkunden bei Troya, Codice dipl. III, S. 317. IV, S. 650. 662. ]) Roth selbst giebt dieser Behauptung die grösste Beschränkung wenn er sagt: „Zwar legte auch jetzt die Ertheilung von Krongut rechtlich weder die Pflicht zum Kriegsdienst noch zum Halten eines Gefolges auf*; fügt dann aber wieder hinzu: „allein es ist keinem Zweifel unterworfen dass beides bei der Verthei- lung der Beneficien im ganzen den Ausschlag gab“. Während in der Mero- vingischen Zeit bei der Beurtheilung der Zustände nichts gelten soll als das sicher nachweisbare formale Recht, wird darauf hier keine Rücksicht genom- men, sondern eine weit reichende Bedeutung für noch dazu mehr vermuthete als bestimmt bezeugte Gewohnheiten in Anspruch genommen. — Dagegen halte Mably, Observations sur Phistoire de France, Livre I, ch. 6 (ed. md 1783), Vol. II, S. 44, behauptet: Karl habe eine ganz neue Art von — einge- führt, c'est-à-dire des dons faits à la charge de rendre - — con- jointement ou séparément, des services militaires et digest Einiges von seinen Behauptungen berührt sich doch mit den Ausführungen von Roth; s. S. 266 fl. 82 140 GEORG WAITZ, dann als Könige darauf ausgingen die entschwundene Herrschermacht wieder herzustellen, wohl auch zu diesem Mittel gegriffen haben können. Aber, wie es die Natur der germanischen Staatsentwickelung mit sich brachte, gewiss nur wenn dies vorher vorbereitet, durch den Gang den die Dinge genommen hatten angebahnt war. Viel weniger aber noch bin ich im stande eine plötzliche und planmässige Veränderung in Beziehung auf die Vassallitätsverhältnisse unter den ersten Karolingern anzuerkennen. Die Massregel auf die es nach Roth besonders ankommt, dass allgemein ein Herr, geistlicher oder weltlicher, seine Leute in den Krieg zu führen hatte, lässt sich mit Sicherheit über die Zeit Karl des Grossen nicht zurück- führen; die oben (S. 81 fl.) angeführten Stellen gestatten schwerlich einen ‚Zwei- fel, dass es eine neue Einrichtung’ war welche dies er traf um die Gefahren welche in der Zunahme der Abhängigkeitsverhältnisse für die staatliche Ord- nung lagen zu beseitigen; die Kriegspflicht wenigstens für alle freien Grund- besitzer war eine allgemeine, aber man war darauf aus sich ihr zu entziehen eben indem man sein Gut an Kirchen. und mächtige Weltliche auftrug, die in Folge der Immunität anfingen auch die Erhebung des Heerbanns und damit in Wahrheit die Entscheidung über die Theilnahme am Heerzug für die auf ihren Besitzungen wohnenden Freien zu erlangen (V. G. U, S. 506 n. Montag, Gesch. der staatsbürg. Freiheit II, S. 318). Dem treten die Vorschriften Karls entgegen. Und darauf beziehen sich dann Bestimmungen wie die Bouquet VI, S.525: De liberis autem hominibus qui super terram ipsius supradictae eccle- siae Parisiacae commanere videntur ac eam perservire noscuntur volumus, ut, sicut in praecepto Pippini avi nostri continelur, nullus in hostem pergat, nisi una cum episcopo ipsius ecclesiae vel secundum suam ordinationem remaneat. Die Berufung auf ein Privilegium Pippins ergiebt nicht dass damals schon die in den Capitularien Karls enthaltenen Vorschriften galten, sondern nur dass man anfing der Immunität eine Ausdehnung auch auf diese Verhältnisse zu geben 1). 1) Dass man dies wenigstens später zur Immunität rechnete, zeigt der Brief K. Ludwig des Fr., Erhard ; Reg. I, S. 1, wo er rügt, memoratum praeceptum nostrum infringere et convellere v quod homines tam liberos quam et latos, dass quidam comites elint, in eo videlicet qui super lerram ejusdem monasterii ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 141 Nichts aber kann unbegründeter sein als die Annahme Roths, der per- sönliche Kriegsdienst der höheren Geistlichkeit sei am Anfang des 8ten Jahr- hunderts eingeführt, unter Einfluss der Staatsgewalt eingeführt, um so ihren Hintersassen beizukommen!). Es sollen doch wohl die Karolingischen Fürsten sein welche diese Einrichtung trafen. Aber einer von ihnen, Karlmann, ver- bietet die Sache entschieden im Jahr 742, Cap. c.2 S. 16: Servi Dei per omnia omnibus armaturam portare vel pugnare aut in exercitum et in hostem pergere omnino prohibuimus, nisi illi tantummodo qui propter divinum myste- rium, missarum scilicet solemnia adimplenda et sanctorum patrocinia portanda, ad hos electi sunt, id est unum vel duos episcopos cum capellanis presbiteris princeps secum habeat, et unusquisque praefectus unum presbiterum. Dies wiederholt Karl d. Gr. Cap. a. 769 c. 1 8.33. Vgl. Pippins Cap. a. 744 c.3 S. 21: Et abbati legitimi 2) ostem non faciant, nisi tantum hominis eorum transmittant. Allerdings sind diese Vorschriften nicht beachtet worden, der Gebrauch war mächtiger als das Gesetz. Aber nimmermehr wird man das als eine aus Staatsraisom eingeführte Einrichtung betrachten können, was 50 Jahre nachdem es, wie wenigstens Roth annimmt, entstanden ist, von den Königen verpönt wird. Es liegt vielmehr deutlich zu Tage, wie die persön- liche Theilnahme der Bischöfe und Äbte, die unter den Merovingern seltener vorkam, aber allerdings vorkam, eine Folge ist der Verweltlichung in welche die Kirche immer mehr und namentlich am Anfang des 8ten Jahrhunderts ver- (Corvei) consistant; in hostem ire compellant el distringere judiciario more velint. Das angezogene praeceptum ist eine gewöhnliche Immunitätsurkunde. Dass übrigens die Worte eine gänzliche Freiheit von Kriegsdienst bezeichnen, hat man keinen Grund anzunehmen. Nur die Grafen sollen nicht dazu aufbieten. 1) Eigentlich ist bei Roth diese höchst mechanische und mit allen Quellen in Wi- derspruch stehende Ansicht das Fundament für seine ganze Theorie von der Entstehung des Seniorals. S. S. 356: „Man darf als bestimmt annehmen, dass sich diese Massregel nicht auf die Kirche beschränkte, dass sie sich auch auf die Hintersassen weltlicher Gutsbesitzer ausdehnte. Damit war die Entstehung des Seniorats gegeben“. Man darf dies aber durchaus nicht annehmen; und wenn die Entstehung des Rothschen Seniorats damit erklärt wäre, so doch noch in keiner Weise die der eigentlichen Vassallität. 2) Es ist der Gegensatz gegen solche Weltliche welche eine Abtei empfangen hatten. 142 GEORG WAITZ, sank: da die geistlichen Stellen an weltliche Grosse vergeben wurden, war es natürlich dass diese an der Spitze ihrer Leute auszogen, sei es dem Herr- scher zu Hülfe, dem sie ihre Einsetzung verdankten, sei es zur Fehde mit Nachbarn oder andern!). Die Sache war aber auch keine ausschliesslich Fränkische Einrichtung. Wir finden sie zu einer Zeit, da schon die Verbote Karlmanns und Pippins ergangen waren, unter den Langobarden im vollen Schwange. S. die Urkunde bei Troya, Cod. diplom. IV, S. 541, v. J. 754: Walprandus in Dei nomine episcopus, quia ex jussione d. nostri Astulfi regis directus sum in exercitu ad ambulandum cum ipso. Was Roth im weitern Sinn das Seniorat nennt, d.h. die Ausübung gräf- licher Rechte eines Geistlichen oder Weltlichen über die Freien auf seinen Besitzungen, ist eine Folge der Immunitàt; die besondere Anwendung auf die Führung im Krieg ist durch Privilegien wie das angezogene Pippins einge- leitet, umfassend erst durch die Gesetze Karls und seiner Nachfolger gegeben. Die eigenthümliche engere Verbindung aber, in welcher solche und andere Freie zu dem Herrn stehen und die wir als Vassallität bezeichnen, deren Entstehung Roth gänzlich unerklärt lässt 2), geht umgekehrt in viel frühere Zeit zurück, erhält nur im Lauf der Zeit eine immer weitere Ausdehnung, eine immer grössere Bedeutung. Es geschieht das hauptsächlich dadurch dass. sie die Bedingung wird für die Ertheilung von Beneficien. Sie findet sich von jeher auch zwischen dem König und Angehörigen seines Reichs, und sie I) Ein Beispiel von diesem Gang der Dinge freilich aus späterer Zeit giebt eine Urkunde bei Brunetti, Cod. dipl. II, 396, vom J. 812: Ein Abt des Klosters *S. Bartholomaei zu Pistoja ist vertrieben und das Kloster datum in beneficio Nebulungni Bajuario; da jener hergestellt, per illa mala consuetudine que per eodem Nebulungo facta est ab illo die faciunt me ire in hostes et omnes paratas et conlectas facere ad missos ac de datione ad palatio que cum lege facere non debeo. 2) Er weiss nichts zu sagen als S. 367: „die als Seniorat nun bestimmt hervor- tretenden Privatgefolgschaftend, während jenes gerade nach ihm bedeutend mehr umfasst als die Vassallen. Wären übrigens die Vassallen wirklich Gefolgsge- nossen gewesen, so hätte es für sie gewiss am wenigsten einer gesetzlichen Verfügung bedurft, dass sie unter ihrem Herrn in den Krieg ziehen sollten, da es sich doch bei Milgliedern eines Gefolges von selbst verstehen musste, dass sie mit ihrem Herrn, und nur mit ihrem Herrn ausziehen konnten. ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. 143 verdrängt hier allmählich die auf andern Grundlagen beruhende, wenn auch ausserlich in mancher Beziehung ähnliche Gefolgschaft. Auch darauf scheint es von Einfluss gewesen zu sein dass die Könige oder die ihre Stelle ver- tretenden Herrscher des Frankenreichs sich immer mehr gewöhnten die Krongut- verleihungen ebenso wie die Beneficien der Kirchen oder anderer Privaten zu behandeln. Schon früher ist es geschehen, aber entschiedener tritt es hervor, seit im Sten Jahrhundert das Kirchengut in grossem Umfang zur Belohnung der Anhänger der Karolinger verwandt ward. Weder die königlichen Beneficien noch die Vassallität entstehen damals plötzlich und auf einmal, am wenigsten werden sie planmässig eingeführt. Sondern beide sind in ihren Anfängen vorher vorhanden, die Vassallität schon in vollständigerer Ausbildung. Die Zustände des Fränkischen Reichs in der spätern Zeit der Merovinger, das Emporkommen einer mächtigen Aristokratie, die Beschränkung der königlichen Macht, hängen wesentlich auch hiermit zusammen; mit der Vergabung königlichen Guts an die Leudes, mit der Begründung und Ausdehnung persönlicher Verbindungen auf der einen Seite zwischen diesen und dem König, auf der andern Seite zwischen den Grossen und anderen geringeren Freien!). Was die Karolinger thaten, besteht wesentlich darin, dass sie Zustände die sie vorfanden und nicht mehr beseitigen konnten, ihren Bestrebungen dienstbar zu machen, der von ihnen durchzuführenden Ordnung des Reiches einzufügen suchten 2). Sie for- I) Es ist ein ungerechter Vorwurf wenn Roth sagt (S. VI), ich habe das Vassallen- verhältnis zur Grundlage auch des Merovingischen Staates gemacht. Nicht die ursprüngliche Staatsordnung, sondern die spätere Umbildung der alten Zustände ist mit der zunehmenden Bedeutung theils persönlicher Verbindungen mit dem König, theils anderer Abhängigkeitsverhältnisse in Verbindung gebracht. Wenn derselbe meint, die Auflösung des Karolingischen Reiches, die nach seiner Ansicht der Ausbildung des Seniorats bald gefolgt ist, sei ein Zeichen dass dies nicht schon vorher bestanden haben könne, da sonst ähnliche Folgen schon früher hätten eintreten müssen, so verkennt er eben, dass die Zustände unter den späteren Merovingern vielfach wirklich einen ähnlichen Charakter an sich trugen. 2) In gewissem Sinne kommt auch Roth S. 415 zu diesem Resultat, nur dass er das von ihm sogenannte Seniorat für die Institution hält, die nach dem Plan der Karolinger den Übelständen der bestehenden auf allgemeiner Dienstpflicht beruhenden Heeresverfassung begegnen soll. 144 GEORG WAIT Zz, ÜBER DIE ANFÄNGE DER VASSALLITÄT. derlen dass die Freien welche auf fremdem Lande wohnten und besonders die welche im Verhältnis der Vassallität sich befanden mit in den Krieg zogen, und liessen zu, damit es um so sicherer geschehe, dass sie es unter der Führung ihres Herrn ihaten; sie verfügten, dass Beneficialgut in Beziehung auf die Kriegspflicht dem Eigengut gleich behandelt werde, Inhaber königlicher Beneficien unbedingt den Dienst leisteten. Unter ihnen stellte es sich fest dass wer Beneficium empfangen wollte sich commendieren, d. h. Vassall werden musste. Sie schrieben vor dass der besondere Treueid an den Herrn dem allgemeinen Eid an den König keinen Abbruch thun dürfe. Sie haben aber mit alle dem nicht hindern kónnen, dass die eingetretene Umwandelung und Zersetzung der alten Verhältnisse doch ihren Fortgang nahm: nur aufgehalten haben sie dieselbe eine kurze Zeit. Die getroffenen Massregeln erwiesen sich theils als ungenügend — der Treueid an den Herrn ging doch dem an den König vor, das königliche Gut ward doch factisch wieder erblich besessen, die erweiterte Immunität gab doch Freiheit von Kriegsdienst für die Hinter- sassen —, theils dienten sie bei einseitiger Ausbeutung oder eintretender Aus- artung am Ende nur dazu das zu befördern was sie hindern sollten — die Macht der Herren über die Vassallen nahm zu durch das Recht der Führung im Kriege, die Verpflichtung aller die Beneficien empfingen: zur Commendation verbreitete die persönlichen Abhàngigkeitsverhültnisse. Aus schwachen Keimen sind grosse gewaltige Institutionen erwachsen. Ursprünglich verschiedene Verhältnisse haben sich in ihrer weitern Ausbildung berührt, sind gewissermassen zusammengewachsen. Die Vereinigung der auf der Commendation beruhenden Vassallität mit der Übertragung von Land zu Be- neficium ist die eine Hauptstufe in der Geschichte des Beneficialwesens. Dazu kam der Einfluss der Immunität. Wie diese den Anlass gab zu Verfügungen der Frünkischen Kónige die das Recht der Herren ihren Vassallen gegenüber nur vermehrten, so begründete sie namentlich die Gewohnheit nutzbare öffentliche Rechte zu behandeln wie Land und anderes das Einkommen gewährte: auch sie wurden der Gegenstand kirchlicher und kóniglicher Beneficien. Dies und was weiter sich hieran knüpft bezeichnet eine zweite Stufe in der Entwickelung des Beneficialwesens. r r aa — 0 Oo Zusätze zu der Abhandlung über die grosse Phönikische Inschrift von Sidon. (oben S. 3— 68.) Seit der Vollendung des Druckes dieser Abhandlung erschienen noch me- here Versuche zu ihrer Erklärung auf welche in jenem noch keine Rücksicht genommen werden konnte. Da ich indessen über sie alle, sofern sie nur ir- gendeine Bedeutung haben mochten, an andern Orten weiter geredet habe, so genügt es hier wohl die Leser welche sich darüber näher unterrichten wollen auf die Stellen hinzuweisen wo ich sie beurtheilte. Man findet diese Urtheile in den Gött. Gel. Anz. von 1856 S. 689—703. 1393-1414 und von 1857 S. 321—334; ferner in den Jahrbüchern der Bibl. wissenschaft VIII S.134— 436. Eine neueste Meinung welche die Erklärung der Inschrift fördern soll, findet sich in der Zeitschrift der DMG. 1857 S. 328 abgedruckt. Der Ver- fasser stellt nämlich die Meinung auf die Phóniken hätten mein König schlecht- hin für der König sagen können, und so könnten die Anfangsworte der In- schrift Im Jahre 14 meines Königs Eschmimazar bloss ebensoviel bedeuten als wenn das Wörtchen mein nicht hinzugefügt wäre: eine Meinung welche schon ansich so völlig grundlos ist und dazu durch die ganze Haltung und Sprache der langen Inschrift so leicht widerlegt wird dass man nicht begreift wie sie gedruckt werden konnte. Wir erwähnen ihrer hier nur als eines neuesten Zeichens des jetzigen Zustandes dieser Wissenschaft in Deutschland. Ausserdem habe ich bei einer jener Gelegenheiten in den Gött. Gel. Ana. 1857 S. 334 einige Stellen angezeigt wo das Verständniss der Worte dieser grossen Inschrift noch immer etwas genauer werden könne. Es sind dies Hist. Philol. Classe. VII. ; 146 H. EWALD, ansich im Verhältnisse zum Ganzen Kleinigkeiten, die indess doch wiederum ihre Wichtigkeit haben und durch welche namentlich. auch die Klarheit des Zusammenhanges aller Worte und Sätze noch etwas gewinnt. Da sich nun in die oben S. 18—20 gedruckte Uebersetzung auch einige Druckversehen ein- geschlichen haben, so scheint es uns nützlich die ganze Uebersetzung zum Besten der Leser hier noch einmal zu geben. Sie lautet: Im monate Bal im 14ten jahre meiner herrschaft, Königs Echmün azar’s kónigs der Sidonier sohnes Königs Tabtnats kónigs der Sidonier mutierenkels Königs Eschminazär’s hónigs: der Sidonier, — ward mein untergang beschlos- sen milten in der kraft der tage, so ich dahingerafft mitten aus der jugend; und liege nun in diesem sarge und diesem grabe, an dem orte den ich ge- bauel, beschwörend alle obrigkeit und jeden einzelnen dass niemand dieses ruhelager öffne, noch einen verborgenen schaz suche da dort kein solcher ist, noch dem sarg meines ruhelagers aufhebe, noch mich in diesem ruhelager mit dem eingange zu einem zweiten ruhelager beschwere; auch wenn jemand dich zu versuchen sirebte, so höre nicht auf seine versuchung! Denn mag irgend eine obrigkeit oder ein einzelner den eingang zu diesem ruhelager öffnen, oder den sarg meines ruhelagers aufheben, oder mich in diesem ruhelager beschwe- ren: so werde ihm"kein ruhelager bei den Schatten, noch werde er in einem grabe begraben, noch habe er sohn und spross an seiner statt, und aus- schliessen ihn die heiligen Götter! Selbst ein mächtiger könig welcher herrscht unter ihren Innungen, sei es eine obrigkeit oder eim einzelner welcher den eingang zu diesem ruhelager öffnet oder welcher diesen sarg aufhebt, sei es ein spross der obrigkeit oder ein einzelner aus dem volke: er habe weder wurzel nach unten noch frucht nach oben, noch eine dauer im leben unter der Sonne! Ja weil nun mein untergang beschlossen ward mitten in der kraft der tage, so ich dahingerafft ward mitten aus der Jugend: — wenn wir, nämlich ich Eschmin azar könig der Sidonier sohn Königs Tabínat's. kónigs der Sido- nier. enkel Königs Eschmün azar’s königs der. Sidonier, und meine mutter Amiaschtarte, Priesterin unserer herrin Aschtarte und Herrscherin, tochter Königs Eschmünazär’s königs der Sidonier , wenn wir das haus der Götter das haus [der obrigkeit] in Sidon dem meereslande baueten und die Asch- tarte wieder aufrichteten die von sehr hohem namen; und wenn wir ein haus UBER DIE GROSSE PHÖNIKISCHE INSCHRIFT VON SIDON. 147 baueten dem Eschmün dem Wachsamen TT des schwachen dem Beschüzer meiner kinder dem von sehr hohem nam. d wenn wir häu- ser bauelen den Göttern der Sidonier in Sidon dem meereslande, ein haus dem Baal der Sidonier und ein haus der Aschtarte göttlichen namens; und dass der Herr Milkám die dauer und schönheit der herrlichen fruchtfelder uns fort- dauern liess wenn ich das mit geschick lernte und konnte, wenn ich bewirkte dass er die grenzeingänge des landes den Kandnäern den Sidoniern beständig beschüzte: so beschwöre ich alle obrigkeit und jeden einzelnen dass niemand meinen eingang öffne, noch meinen eingang überschreite, noch mich in die- sem ruhelager beschwere, noch den sarg meines ruhelagers aufhebe, damit ihn jene heiligen Götter nicht ausschliessen und er verende, sei es eine obrig- keit oder ein einzelner aus dem volke oder sein spross auf immer! Die Veränderungen in dieser pet» guid kommen also bloss auf fol- gende Einzelnheiten zurück: t. Das Wort n25»» als Obrigkeit oder inis ein einzelner o^righeitlicher Mann ist wo es neben on steht, enger mit diesem só verbunden dass die- ses einen einzelnen (oder Gemeinen) der nicht obrigkeitlichen Ansehens oder Geschlechtes ist bedeutet und durch den Zusatz momo aus dem Volke. bloss näher bestimmt wird. Dadurch verbessert sich der Sinn und Zusammenhang der ganzen Rede noch recht fühlbar. 2. Damit hängt zusammen dass nun doi > vor b3 Z.6 vielmehr als dem Hebräischen »> entsprechend gefasst wird, wie es auch Z. 12 und Z. 13 die- sen Sinn tragen muss. Das mw Z. 10 ind Z. 11 hebt dann als steigerndes selbst vor dem folgenden ow oder einen denkbaren doppelten Fall nur stárker hervor; ähnlich wie Z. 22 ein doppeltes m nur etwas kürzer gefasst densel- ben Sinn gibt. 3. In Z. 18 lese ich jetzt, wie Gött. Gel. Anz. 1856 8. 1408 gesagt, obn in der Mehrzahl, wodurch sich der Sinn dieses Satzes ein wenig ändert. Die Sidonier hatten danach zur Zeit der Inschrift nur zwei oberste Götter, Baal und Astarte: doch konnte als dritter der hier sogleich weiter genannte Milküm hinzukommen. 148 H. EWALD, ÜBER DIE GROSSE PHÖNIKISCHE INSCHRIFT VON SIDON. Bei der S. 52>e’ zurgegebenen Erklärung der Aegyptisch - Aramäischen Inschrift ist jet habenzutragen dass ich alsbald nach dem Empfange eines bessern Abbilu&ös derselben einsah es sei doch besser an now d. i. Osi- ris- Apis zu lesen, wodurch auch andere Schwierigkeiten sich beseitigen. Wegen des weiteren verweise ich auf das in den Jahrhüchern der Bibl. wis- senschaft VIII S. 136 f. und Gött. Gel. Anz. 1857 S. 330 Bemerkte. Die S. 66—68 erörterte Phónikische Inschrift von Malta war mir da- mals nur nach ihrer Veröffentlichung und Erklärung durch den Duc de Luynes bekannt: da ich aber öffentlich aussprach wie wünschenswerth ja noth- wendig es sei alle die vollkommene Aechtheit dieser Inschrift betreffenden Umstände zu erfahren, so empfing ich später als Geschenk an unsre Univ.- Bibliothek das kleine Schriftchen Ragionamento di Michelangelo Lanci intorno a nuova stela Fenicia discoperta in Malta, Rom vom 2ten April 1855. In diesem Schriftchen ihres ersten Veróffentlichers über welches ich sodann in den Gött. Gel. Anz. 1857 S. 321 fl. weiter redete, ist manches den Fund der Inschrift angehende etwas näher angedeutet: allein noch immer ist meines Wissens nicht öffentlich bekannt geworden wo und bei wem man heute ihr urbild finden und vergleichen könne, Und da die letzte Anfrage danach wel- che ich an jener Stelle der Gel. Anz. erliess ihren Zweck nochnicht -— zu haben scheint, so wiederhole ich sie hier absichtlich, S. 4 Z. 17 streiche alsbald.