ABHANDLUNGEN

= KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN

ZU GÖTTINGEN.

VIERZEHNTER BAND

VON DEN JAHREN 1863 UND. 1869.

GÖTTINGEN, IN DER DIETEBICHSCHEN BUCHHANDLUNG. 1869.

Mao. Bot. Garden,

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Vorrede.

Dieser vierzehnte Band der Schriften der Königlichen Ge-

sellschaft der Wissenschaften zu Göttingen enthält die von den

Mitgliedern in den Jahren 1868 und 1869 in den Sitzungen vor-

getragenen oder vorgelegten Abhandlungen. Die der Societät mit-

getheilten kleineren Arbeiten sind in den „Nachrichten von der

K. Gesellschaft der Wissenschaften und der G.-A.- Universität“ veröffentlicht worden.

Das jährlich unter den drei ältesten Mitgliedern der drei

Classen wechselnde Directorium verwalteten wie bisher die Herren

Marx, Weber und Ewald.

Von ihren ordentlichen Mitgliedern verlor die Socie- - ‚tät in diesem Zeitraum durch den Tod: Nes |

Heinrich Ritter, gestorben am 3. Februar 1869 im 78. Le- bensjahre. Seit 1840 Mitglied der historisch-philologischen Classe.

Wilhehn Havemann, gest. am 23. August 1869 im 69. Jahre. Seit 1841 Assessor, seit 1850 Mitglied der histor.-philol. Classe.

Von den Ehrenmitgliedern: | Herzog de Lwynes in Paris, gest. im December 1867 im 65. . Jahre. |

aZ

IV. VORRED E.

Von den auswürtigen Mitgliedern und Correspon- denten: |

M. J. P. Flourens in Paris, gest. am 5 December 1867 im 73. Jahre. Mitglied d. physik. Cl.

D. Brewster in Edinburg, gest. am 10. Februar 1868 im 87. Jahre. Mitgl. d. mathem. Cl. |

C. F. Th. Krause in Hannover, gest. am 8. Juni 1868 im 71. Jahre. Mitgl. d. phys. Cl.

A. F. Möbius in Leipzig, gest. am 28. September 1868 im 78. Jahre. Mitgl. d. mathem. Cl. : |

J. van der Hoeven in Leyden, xis am 10. März 1868 im 67. Jahre. Corresp. d. phys. Cl.

Ch. F. Schönbein in Basel, gest. am 29. August 1868 im 69. Jahre. Corresp. d. phys. Cl.

J. Plücker in Bonn, gest. am 22. Mai 1868 im. 67. Jahre. Corresp. d. math. Cl. |

De Medici Spada in Rom, Corresp. d. phys. CL (Todestag unbekannt).

F. Ph. von Martius in München, gest. am 13. December 1868 im 74. Jahre. Mitgl. d. phys. Cl. |

F. G. Welcker in Bonn, gest. am 17. December 1868 im 84. Jahre. Mitgl. d. histor.-philol. Cl. | C. L. von Lützow in Schwerin, gest. am 10. September 1868. Corresp. d. histor.-philol. Cl. n

H. von Meyer in Frankfurt a. M., gest. am 2. April 1869 im 68. Jahre. Corresp. d. physik. Cl. 2 | V. A. Huber in Wernigerode, gest. am 19. ros 1869 im : eM Jahre. Corresp. d. hist.-philol. CI. ho O. Jahn in Bonn, gest. am 9. September 1869- im 56. Jahre. gi d. hist. pos Classe. |

VORREDE. V

. von dem Knesebeck in Wien, gest. am 30. September 1869. E d. hist.-philol. Cl. F. A. Römer in Clausthal, gest. am 25. N ee 1869 im 61. Jahre. Corresp. d. phys. Cl. A. J. Erdmann in Stockholm, gest. am 1. ehe 1869 im 55. Jahre. Corresp. d. phys. Cl.

Aus der Zahl der hiesigen Mitglieder schied Herr Ernst Curtius aus, einem Rufe nach Berlin folgend; aus der Zahl der Assessoren Hr. E. Ehlers, der eine Professur in Erlangen, und Hr. €. Hattendorff, der eine Lehrerstelle an der polytechnischen Schule in Aachen annahm. |

Zu hiesigen ordentlichen Mitgliedern wurden erwählt und vom K. Universitäts-Curatorium bestätigt: die Herren Alfred Clebsch, mathem. Classe, seither Corresp. Friedrich Wieseler,, histor.-philol. Cl. Heinrich Brugsch, histor.-philol. Cl. Georg Hanssen, histor.-philol. Cl. Zum Ehrenmitglied: der Freiherr F. H. A. von Wangen- heim auf Waake. Zum Assesso- wurde ernannt Hr. August Fick, histor.- philol. Cl. | Zu auswürtigen Mitgliedern wurden erwühlt und vom K. Curatorium bestätigt: die Herren Hermann Helmholtz in Heidelberg, phys. Cl.*) August de la Rive in Genf, phys. Cl. Friedrich Wilhelm Argelander in Bonn, math. Cl. e Carl Neumann in Leipzig, math. Cl.*)

VORREDE

George Bancroft, Gesandter d. Ver. St. in Berlin, bist.-phil. Cl. Franz AMiklosich in Wien, hist.-phil. CI. Henri Sainte Claire Deville in Paris, phys. CL *) Ludolf Stephani in St. Petersburg, hist.-phil. CL., die mit*) waren seither Correspondenten. Zu Correspondenten wurden ernannt: die Herren A. L. Descloizeaux in Paris, phys. Cl | Asa Gray in Cambridge V. St., phys. Cl. Jean Charles Marignae in Genf, phys. Cl. Alex. Theodor von Middendorff auf Hellenorm, phys. CI. William Sharpey in London, phys. CI. Adolph Wurtz in Paris, phys. Cl. William Nassau Lees in Calcutta, hist.-phil. Cl. Theodor Sickel in Wien, hist.-phil. Cl. : William Wright in London, hist.-phil. Classe. August Kekule in Bonn, phys. C. Robert Mallet in London, phys. Cl. Siegfried Aronhold in Berlin, math. Cl. Francesco Brioschi in Mailand, math. Cl. E. B. Christoffel in Berlin, math. Cl. Luigi Cremona in Mailand, math. Cl. Wilh. Theod. Bernh. Holtz in Berlin, math. CI. . Camille Jordan in Paris, math. Cl. eorge Salmon in Dublin, math. Cl. H. A. Schwarz i in Zürich, math. Cl. um Theodor Aufrecht i in Edinburg, hist.-phil. -Cl. AD August Koberstein zu Schulpforta, his phil. UR. - Rudolf Köpke in | Berlin, ph a x

VORREDE. ; VII

Die im Verlauf der Jahre 1868 und 1869 in den Sitzungen der K. Societüt vorgetragenen oder vorgelegten Abhandlungen und kleineren Mittheilungen sind folgende: :

1868. Y Am 4. Januar. Ewald, über türkische Zeitungen. . N. 25").

Keferstein, über eine Zwitter-Nemertine von St. Malo. N. 27.

i . Derselbe, Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsge-

Nd schichte einiger Seeplanarien von St. Malo. Bd. XIV.

Metzger, (durch Keferstein) über das Männchen und

Weibchen der Gattung Lernaea vor dem Eintritt der DU sogen. rückschreitenden Metamorphose. .N. 31.

Benfey, Torwwrıd "Adcdve Femininum zu dem zendischen Masculinum Thraétána äthryäna. N. 36. Am L. Februar. Grisebach, über die Gramineen Hochasiens. N. 61. Hampe (durch Wicke), über Ammoniaksalze, Harnsäure etc. als stickstofthaltige Nahrungs-Mittel der Pflanzen. N. 94. v. Seebach, Mittheilung aus einer Abhandlung über den neuen Vulkanausbruch in Nicaragua. 2 Am 4. März. Lindgren (durch Henle), über den Bau der Vogelniere. | N. 125. : v. Seebach, über die Entwickelung der Kreideformation | im Ohmgebirge. N. 128. Wöhler, über die Bildung des Silbersuperoxyds durch Ozon. Nr. 139. Am 2. Mai. Waitz, des Jordanus von Osnabrück Buch vom deutschen Reich. N. 153 u. Bd. XIV. Kowalevsky (durch Keferstein), über die Entwickelung der Coelenteraten. N. 154. Kohlrausch, Bericht über die Resultate der magnetischen

1) N. bedeutet Nachrichten mit der Seitenzahl.

Am 13. Juni.

11. Juli.

Am 1. August.

VORREDE. "

Beobachtungen im Observatorium zu Göttingen vom J. 1867. N. 159.

Fischer (durch Bödeker), über Dichlorphenol und Derivate. N UL

Enneper, über ein geometrisches Theorem. Bemer- kungen über den Durchschnitt zweier Flächen. N. 174 u. 131.

Wöhler, über das Verhalten einiger Metalle im elektrischen Strom. N. 169.

Helmholtz (Ausw. Mitglied), über die Thatsachen, die der Geometrie zu Grunde liegen. N. 193.

Neumann (Corresp.), Resultate einer Untersuchung über die Principien der Elektrodynamik. N. 222.

Schönbein (Corresp.), über das Verhalten der Aldehyde zum gewöhnlichen Sauerstoff. Neue Reagentien auf Blausäure und auf Wasserstoffsuperoxyd. N. 246.

Fittig, über einige neue, vom Mesitylen abgeleitete Ver- bindungen. N. 239. .

Enneper, analytisch-geometrische Untersuchungen. N. 258, Schönbein (Corresp.), über das Guajak als Reagens auf Blausäure und lösliche Cyanüre, N. 279,

Schering, die Fundamental-Classen der zusammengesetzten arithmetischen Formen. Bd. XIV.

Wicke, über das Vorkommen des Phosphorits in Nassau, N. 286.

v. Seebach, über Estheria Albertii Voltz sp. N. 281. Sartorius v. Waltershausen, über die Krystallform des Plumesits. N. 347.

Curtius, Mittheilung über den von ihm vorgelegten Atlas von Athen. N. 319.

Keferstein, Beschreibung einiger neuen Batrachier aus Australien und Costarica. N. 326.

Schering, zur Lehre von den Kräften, deren Maas nicht

Am 7. Novbr.

Am 5. Decbr.

VORRE DE. IX

nur von der Lage, sondern auch von der Bewegung der auf einander wirkenden Körper abhängt. Bd. XV. Fittig, Untersuchungen über das Trimethylbenzol. N. 333. Kohlrausch, über die von der Influenz- Elektrisirmaschine gelieferte Elektricität ge nach absolutem Maasse. N. 324. Wöhler, über den Meteorsteinfall bei Pultusk am 31. Januar d. J.

Dümmler, Corresp., über die Sage von den sieben Un- garn. N. 365.

Wüstenfeld, über die Wohnsitze und Wanderungen der Arabischen Stämme, Bd. XIV u. N. 385.

Sauppe, über den Silberfund bei Hildesheim. N. 375. Schering, Erweiterung des Gauss’schen Fundamental-Lehr- satzes für die Dreiecke auf stetig gekrümmten Flächen. N. 389.

Keferstein, zum Gedächtniss an Jan van der Hoeven. N. 392.

Kowalevsky (durch Keferstein), Beitrag zur Entwickelungs- geschichte der Tunicaten. N. 401.

Enneper, analytisch-geometrische Untersuchungen. N. 421. Kohlrausch, Bestimmungen des galvan. Widerstandes der verdünnten Schwefelsäure. N. 415.

Feier des Stiftungstags der K. Soc. und Jahresbericht. N. 45.

Grisebach, über die Pflanzenregionen der Alpen in Ver- gleichung mit den nordischen Gebirgen.

Nöldeke, Corresp., über die Aussprache des Hebräischen bei den Samaritanern. N. 485.

Klinkerfues, über Anwendungen der Differentialgleichung Ty a: 79 auf Akustik und Optik bei Variation der

' Grenzbedingungen. N. 469.

Fittig, über die chemische Natur des Xylols im Stein- kohlentheer.

i

b

X i VORREDE.

1869. Am 2. Januar. Listing, Vorschlag zur ferneren Veryollkonmiläng des Mikroskops auf einem abgeänderten dioptrischen Weg. N. 1. ! Neumann, ausw. Mitglied, über eine Erweiterung des- jenigen Satzes der Integral-Rechnung, welcher der Theorie der Partialbruchzerlegungen zu Grunde liegt. N. 9. Derselbe, über oscillirende Entladung einer Franklin'schen Tafel. N. 17. Merkel (durch Henle), über Stützzellen. N. 7. Klinkerfues, über die auf der K. Sternwarte ausgeführten und berechneten Fixstern-Beobachtungen. N. 13. Kohlrausch, über die Gültigkeit des Ohm’schen Gesetzes für zersetzbare Leiter. N. 14. | Am 6, Februar Waitz, über das Jahr der Capitula de partibus Saxoniae. N, Zi: Wicke, über Vegetationsversuche mit phosphorsaurem D. Ammoniak etc. N. 43. eap Fittig, über die Synthese der mit dem Naphtalin homo- im logen Kohlenwasserstoffe. N. 59. Kohlrausch, Bericht über die Resultate der Beobachtungen im magnetischen Observatorium von J. 1868. N. 35. Enneper, Bemerkung über die Bewegung eines Punktes auf einer Fläche. N. 62. Am 13. März. Waitz, über das Alter der beiden ersten Titel der Lex Bajuvariorum. N. 119. " Listing, Nachtrag, die neue Construction des Mikroskops betreffend. N. 108. | Fittig, über die Synthese der Hydrozimmtsáure, Ueber die Oxymesitylensäure. N. 144. Klinkerfues, über den Boskovichschen Verica N. 117. Schulze u. Märker (durch Henneberg), über die sensibeln dics und Amgaben des volljährigen Schafes. N. 153.

VU HR RIT TRUE u en

Am db Mai.

Am 5. Juni.

Am 3. Juli.

VORREDE. XI

Kohlrausch, Bestimmung der specifischen Würme der Luft bei constantem Volumen. N. 160.

Eggers (durch Kohlrausch), über den tüglichen Gang der horizontalen Intensität des Erdmagnetismus in Göttingen. N. 162.

Sauppe, über die vatikanische Handschrift der Bücher 78 und 79 des Cassius Dio. N. 183.

Listing, über die Dispersion des Glycerins. N. 203. Fittig, über die Piperinsäure, über die Synthese der mit

der Zimmtsäure homologen Säuren, über das Aethyl-

Phenol. N. 167. Enneper, über die developpabele Fläche gebildet aus den berührenden Ebenen längs einer Curve auf einer Fläche N. 207 Quincke, Corresp., über die Entfernung, in welcher die Molekularkräfte der Capillarität noch wirksam sind. N. 217. Clebsch, über die binären Formen sechster Ordnung. Bd. XIV. Buchenau (durch Grisebach), über die in Hochasien von den Herrn Schlagintweit gesammelten Butomaceen, Alis- maceen, Jugcaginaceen und Juncaceen. N. 238. Metschnikoff (durch Keferstein), über die Metamorphose einiger Seethiere. N, 227. Klein (durch Clebsch), über Linien-Complexe. N. 258. Wöhler, über die beiden neuesten Meteorsteinfälle, am 1. Januar und 5. Mai. Waitz, Nachtrag zu dem Aufsatz über das Alter der beiden ersten Titel der Lex Bajuvariorum. N. 277. Brugsch, die Sage von der geflügelten Sonnenscheibe. Bd. XIV. Fittig, über das Ortho-Xylol, eine neue Modification des Dimethylbenzols. N. 293. Metschnikoff (durch Keferstein), über Tornaria. N. 287. b2

* TA E 3

VORRED E.

Nöther, (durch Clebsch), über algebraische Functionen. N. 298.

Nordenskiöld (durch Wóoóhler),. über den Meteorsteinfall am 1. Januar d. J. N. 306. i

Am 7. August. Meissner, Untersuchungen über den elektrisirten Sauer-

Am 6. Novbr.

Am 4. Decbr.

stoff. Bd. XIV.

Waitz, über das Carmen de bello Saxonico. Bd. XV. Ewald, Erklärung einer Palmyrischen Inschrift. N. 335. Wieseler, über Narcsisus in neu entdeckten Kunstdar- stellungen. N. 351.

Stern, über einen Satz von Gauss. N. 330.

Wöhler, über das Vorkommen des Laurits im Oregon- Platinerz. N. 328.

Quincke, Corresp., über Capillaritätserscheinungen an der gemeinschaftlichen Oberfläche zweierFlüssigkeiten. N.383. Krause, über die Arteria ranina; über Nerven-Endigungen. N. 404. E} Listing, über eine neue Art stereoskopischer Wahrneh- mungen.. N. 431.

Benfey, Altbactrisch yaozhdá sskr. yaud oder yaut, beruhend auf einer Grundform *yavas-dhä, und altbac- trisch yaozhdaya lateinisch *jousbe, joubere, jubere, beruhend auf einer Grundform *yavas-dhä mit Affix aya. N. 456. | |

Enneper, über Loxodromen der Kegelflächen. N. 459. Feier des Stiftungstags und Jahresbericht. N. 479. Grisebach, über einige Vegetationsformen des tropischen Asiens.

Clebsch, über die Abbildung algebraischer Flächen. N. 486. Wieseler, zum Andenken der Verdienste F. G. Welcker's und O. Jahn's um die classische Alterthumswissenschaft. Bd. XV.

VORRED E. XIII

yiii n. Corresp., Des substitutions de la forme 6 (r) = e n- m T) pour un.nombre n premier de lettres.

Die beiden Preisfragen, die für den November 1868 von der historisch-philologischen Classe, und die für den November 1869 von der physikalischen Classe gestellte, haben keine Bearbeiter gefunden.

Die K. Gesellschaft macht nun, indem sie die beiden om Aufgaben wiederholt, für die nächsten J ahre die folgenden Preis- fragen bekannt:

Für den November 1870 von der nathenatifchen Classe:

Fourier, vir illustrissimus, operis, quod de resolutione aequationum scripsit, libro ultimo, non evulgato, de theoria inaequalitatum (analyse des inégalités) tractaturus erat. Societas regia optat, ut libri summa restituatur, adhibitis eis, quae ill Fourier et in expositione synoptica operi praemissa et in memoriis Acad, Par. hac de re significavit.

„Das letzte nicht erschienene Buch des Fourierschen Werkes über Gleichungen B sollte die Theorie der Ungleichheiten (analyse des inégalités) enthalten. Die K. E G. d. Wiss. wünscht die Wiederherstellung des wesentlichen Inhaltes dieses 32 Buchs, nach den Andeutungen, welche Fourier ın der dem Werke vorausge- schickten Inhaltsübersicht und in den Schriften der Pariser Akademie der Wis- - senschaften gegeben hat.“

Für den November 1871 von der historisch- 29020:

gischen Classe:

Qui literas antiquas tractant, res Graecorum et Romanorum duobus discipli- narum singularum ordinibus seorsum explicare ‚solent. Quae separatio quan- quam necessaria est, tamen quanta eadem incommoda habeat, facile est ad in- telligendum; quae enim communia sint in utriusque cultura populi, quominus perspiciamus, impedit, quae ab altero instituta sunt, cum quibus alterius vel inventis vel institutis necessaria quadam et perpetua causarum efficientia cohae- reant, ne intelligamus, graviter obstat, denique quae in historia rerum coniuncta sunt, seiungit. Quare omnia ea, quibus res utriusque populi inter se cohaerent, accurate inquiri baud levis videtur momenti esse. Quod cum Graeciae et Ita-

VORREDE.

liae incolas primitus inter se cognatos fuisse linguarum historiae scrutatores luculenter docuerint atque ex altera parte, quomodo cultura Graecorum et Ro- manorum initio Scipionum temporibus facto Caesarum aetate prorsus denique in unum coaluerit, accuratissime homines docti explicaverint, Societas regia lite- rarum et gratum et fructuosum futurum esse existimat, quaenam vestigia rerum graecarum prioribus populi romani aetatibus appareant, studiose indagari et quibus potissimum temporibus inde a regum aetate singula huius efficientiae ge- nera ostendantur, a quibus ea regionibus et urbibus (Cumis, Sicilia, Massalia, Athenis, Corintho) profecta sint, denique quae ita praesertim in sermone, arti- bus, literis, institutis publicis conformandis effecta sint, quantum quidem fieri potest, explicari. Quae quaestiones quanquam uno impetu absolvi non poterunt, tamen ad historiam veteris culturae rectius et plenius intelligendam multum vi- dentur conferre posse. Societas igitur regia postulat, ut explicetur:

quam vim res graecae in sermone, artibus, literis, institutis publicis Roma-

norum conformandis atque excolendis ante macedonicorum tempora bello-

. rum habuerint.

„Die klassische Philologie ist gewohnt das griechische und das römische Al- terthum in zwei gesonderten Reihen von Disciplinen zu behandeln. Diese Tren- nung ist nothwendig, aber sie hat auch ihre unverkennbaren Nachtheile; denn sie erschwert den Ueberblick über das Gemeinsame in der Kultur der Griechen und Römer, lässt die Kontinuität der Entwicklung nicht erkennen und zerreisst das geschichtlich Zusammengehörige. Es ist daher wichtig die Berührungspunkte und Wechselbeziehungen in der Entwicklung beider Völker ins Auge zu fassen. Nachdem nun sprachgeschichtliche Untersuchungen über die ursprüngliche Ver- .wandtschaft derselben neues Licht verbreitet haben (die gräko-italische Epoche) und auf der andern Seite die Verschmelzung der griechischen und römischen Cultur, wie sie in der Zeit der Scipionen begonnen und unter den Cäsaren sich vollendet hat (hellenistische Epoche), mit Erfolg durchforscht und dargestellt worden ist, so scheint es der K. Ges. d. Wiss. eine anziehende und lohnende Aufgabe zu sein, den Spuren griechischer Einwirkung, welche sich in den frü- heren Perioden der römischen Geschichte zeigen, sorgfältig nachzugehn und, so weit es möglich ist, die verschiedenen Epochen dieser Einwirkung, von der Kö- nigszeit an, ihre verschiedenen Ausgangspunkte (Kumä, Sicilien, Massalia, Athen, Korinth), und die Ergebnisse derselben, namentlich auf dem Gebiete der Sprache, der Kunst, der Literatur, und des öffentlichen Rechts zu ermitteln. Wenn auch diese Untersuchung sich nicht sogleich zu einem Abschluss führen lässt, so ver- spricht sie doch sehr erhebliche Ausbeute für die Geschichte der alten Kultur. In diesem Sinne stellt die K. Ges. d. Wiss. die Aufgabe: |

VORREDE. XY

Darstellung der hellenischen Einflüsse, welche sich in der Sprache » def Kunst, der Literatur und dem öffentlichen Rechte der Römer vor der Zeit der makedonischen Kriege erkennen lassen‘.

Für den November 1872 von der physikalischen (lasse:

R. S. postulat, ut viarum lacrymalium structura omnis, comparandis cum ho-

mine animalibus , illustretur , praecipue vero de iis exponatur apparatibus, qui absorbendis et promovendis lacrymis inservire dicuntur, de epithelio, de valvu- lis, de musculis et plexibus venosis ductui lacrymali velinnatis vel adjacentibus.

„Die K. Societät verlangt eine vergleichend - anatomische Beschreibung des

Thránen leitenden Apparats, mit besonderer Berücksichtigung der Einrichtungen, welche bei der Aufsaugung und Förderung der Thränenflüssigkeit in Betracht kommen, des Epithelium, der Klappen, der Muskeln und Gefässgeflechte in den

Wänden der Thränenwege und deren Umgebung.“

Die Concurrenzschriften müssen vor Ablauf des Septembers der bestimmten Jahre an die K. Gesellschaft der Wissenschaften portofrei eingesandt sein, begleitet von einem versiegelten Zettel, welcher den Namen und Wohnort des Verfassers enthält, und mit dem Motto auf dem Titel der Schrift versehen ist. |

Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt fun f- zig Ducaten. |

Die von dem Verwaltungsrath der Wedekindschen Preisstit- tung für deutsche Geschichte gestellten Aufgaben für den dritten Verwaltungszeitraum, d. h. für die Zeit vom 14. März 1866 bis 14. März 1876, sind in Nr. 6 S. 141 der „Nachrichten“ von 1868 und in Nr.7 S. 99 von 1869 bekannt gemacht worden.

Góttingen im December 1869. F. Wöhler.

Verzeichniss der Mitglieder

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Januar 1870.

Ehren - Mitglieder. Peter Merian in Basel, seit 1862. Carl Stüve in Osnabrück,- seit 1866. Adolph von Warnstedt in Góttingen, seit 1867. Theodor Georg von Karajan in Wien, seit 1867. Johann Jacob Baeyer in Berlin, seit 1867. Freiherr F. H. A. von Wangenheim auf Waake, seit 1868.

Ordentliche Mitglieder.

mes: Classe. C. F. H. Marx, seit 1833. F. Wöhler, seit 1837. Beständiger Sasaplair seit 1860. F. Gottl. Bartling, seit 1843. A. Grisebach, seit 1851. F. G. J. Henle, seit 1853. W. Sartorius von Waltershausen, seit 1856. G. Meissner, seit 1861. * W. Keferstein, seit 1860.

| Mathematische Classe. W. E. Weber, seit Eio G. C. J. Ulrich, seit 1845. J. B. Listing, seit 1861. M. Stern, seit 1862. E. Schering, seit 1862. (Zuvor Assessor seit 1860). A. Clebsch, seit 1868. (Zuvor Correspondent seit 1864).

VERZ. D. MITGLIEDER D. KÓN. GESELLSCHAFT D. WISSENSCHAFTEN. XVII

Historisch - philologische Classe.

H. Ewald, seit 1833.

C. Hoeck, seit 1841.

G. Waitz, seit 1849.

H. F. Wüstenfeld, seit 1856. (Zuvor Assessor, seit 1841.) H. Sauppe, seit 1857. `J. E. Wappäus, seit 1860. (Zuvor Assessor, seit 1851.) Th. Benfey, seit 1864.

F. Wieseler, seit 1868.

H. Brugsch, seit 1869.

G. Hanssen, seit 1869.

Assessoren.

Physikalische Classe.

E. F. G. Herbst, seit 1835. C. Boedeker, seit 1857.

W. Wicke, seit 1859.

‘R. Fittig, seit 1864.

C. von Seebach, seit 1864. W. Krause, seit 1865.

W. Henneberg, seit 1867.

Mathematische Classe.

E. F. W. Klinkerfues, seit 1855. A. Enneper, seit 1865. F. Kohlrausch, seit 1867. | Historisch - philologische Classe.

A. Fick, seit 1869.

Auswärtige Mitglieder.

Physikalische Classe. Sir James Clark in London, seit 1837. Carl Ernst von Baer in St. Petersburg, seit 1851. Jean Baptiste Dumas in Paris, seit 1851. (Zuvor Correspondent, seit 1849.) = c

t

XVIII VERZEICHNISS DER MITGLIEDER

Christian Gottfried Ehrenberg in Berlin, seit 1851.

Justus Freiherr von Liebig in München, seit 1851. (Zuvor Corresp., seit 1840.) Ernst Heinrich Weber in Leipzig, seit 1851.

Wilhelm von Haidinger in Wien, seit 1853.

Carl Friedrich Naumann in Leipzig, seit 1853.

Robert Bunsen in Heidelberg, seit 1855.

Elie de Beaumont in Paris, seit 1855.

Gustav Rose in Berlin, seit 1856.

Gustav Magnus in Berlin, seit 1857.

Louis Agassiz in Boston, seit 1859.

Richard Owen in London, seit 1859.

Adolf Brongniart in Paris, seit 1860.

August Wilh. Hofmann in Berlin, seit 1860.

H. Milne Edwards in Paris, seit 1861.

Hermann Kopp in Heidelberg, seit 1863. (Zuvor Corresp., seit 1855.)

Carl Theodor von Siebold in München, seit 1864. (Zuvor Corresp., seit 1850.) Michel Eugéne Chevreul in Paris, seit 1865.

Joseph Dalton Hooker zu Kew bei London, seit 1865.

Theod. Ludw. Wilh. Bischoff in München, seit 1866. (Zuvor ER seit 1853.) Hermann Helmholtz in Heidelberg, seit 1868. (Zuvor Corresp., seit 1859.) August de la Rive in Genf, seit 1868.

Henri Sainte Claire Deville in Paris, seit 1869. (Zuvor faciie seit 1856.)

Mathematische Classe.

Sir John Herschel in Collingwood, seit 1840. (Zuvor Corresp., seit 1815.) U. J. Leverrier in Paris, seit 1846.

P. A. Hansen in Gotha, seit 1849.

George Biddel Airy in Greenwich, seit 1851.

Charles Wheatstone in London, seit 1854.

Joseph Liouville in Paris, seit 1856.

E. Kummer in Berlin, seit 1856. (Zuvor Corresp., seit FEE

F. E. Neumann in Königsberg , seit 1856.

Henri Vietor Regnault in Paris, seit 1859.

William Hallows Miller in Cambridge, seit 1859.

Edward Sabine in London, seit 1862. (Zuvor Corresp., seit 1823.)

C. A. von Steinheil in München, seit.1862. (Zuvor Corresp., seit 1837.) Christoph Hansteen in Christiania, seit 1862. (Zuvor Corresp., seit 1840.)

nn

DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. XIX

Richard Dedekind in Braunschweig, seit 1862. (Zuvor Corresp., seit 1859.) Aug. Robert Kirchhoff in Heidelberg, seit 1862. `

Heinrich Wilhelm Dove in Berlin, seit 1864. (Zuvor Corresp., seit 1849.) Johann Christian Poggendorff in Berlin, seit 1864. (Zuvor Corresp., seit 1854.) William Thomson in Glasgow, seit 1864. (Zuvor Corresp., seit 1859.) Ferdinand Reich in Freiberg, seit 1864.

Heinrich Buff in Giessen, seit 1865. (Zuvor Corresp., seit 1842.)

Carl Weierstrass in Berlin, seit 1865. (Zuvor Corresp., seit 1856.)

Enrico Betti in Pisa, seit 1865.

Leopold Kronecker in Berlin, seit 1867. (Zuvor Corresp., seit 1861.) Friedr. Wilh. August Argelander in Bonn, seit 1868. (Zuvor Corresp., seit 1864.) Carl Neumann in Leipzig, seit 1868. (Zuvor Corresp., seit 1864.)

Historisch - philologische Classe.

Im. Bekker in Berlin, seit 1835.

G. H. Pertz in Berlin, seit 1837.

Frangois Guizot in Paris, seit 1841.

Leopold Ranke in Berlin, seit 1851.

Justus Olshausen in Berlin, seit 1853.

Christian Lassen in Bonn, seit 1860. (Zuvor Corresp., seit 1850.)

Georg Friedr. Schömann in Greifswald, seit 1860. (Zuvor Corresp., seit 1850) Gottfried Bernhardy in Halle, seit 1860. (Zuvor Corresp., seit 1854.) Friedrich Ritschl in Leipzig, seit 1860. (Zuvor Corresp., seit 1854.)

August Meineke in Berlin, seit 1860.

Georg Gottfried Gervinus in Heidelberg, seit 1862.

Adolph Trendelenburg in Berlin, seit 1861.

Georg Ludwig von Maurer in München, seit 1863. (Zuvor Corresp., seit 1835.) Samuel Birch in London, seit 1864. Friedrich Diez in Bonn, seit 1864.

Christoph Friedrich von Stälin in Stuttgart, seit 1866. (Zuvor Corresp., seit 1857.)

Theodor Mommsen in Berlin, seit 1867. (Zuvor Corresp., seit 1857.) Richard Lepsius in Berlin, seit 1867. (Zuvor Corresp., seit 1860.)

Ernst Curtius in Berlin, seit 1868. (Zuvor hies. ord. Mitglied, seit 1856.) George Baneroft in Berlin, seit 1868.

Franz Miklosich in Wien, seit 1868.

Ludolf Stephani in St. Petersburg, seit 1869.

c2

~

XX VERZEICHNISS DER MITGLIEDER

Correspondenten.

Physikalische Classe.

E. Eichwald in St. Petersburg , seit 1841. Robert Willis in London, seit 1844. Hermann Stannius in Rostock, seit 1850. . Theodor Schwann in Lüttich, seit 1853. Theodor Scheerer in Freiberg, seit 1853. Wilhelm Duncker in Marburg, seit 1853. G. A. Carl Städeler in Zürich, seit 1853. (Zuvor Assessor, seit 1851.) Anton Schrötter in Wien, seit 1856. L. Zeuschner in Warschau, seit 1857.

. Johannes Hyrtl in Wien, seit 1859.

Nicolai von Kokscharow in St. Petersburg, seit 1859. Rudolph Leuckart in Leipzig, seit 1859.

. Eduard Weber in Leipzig, seit 1860.

Alfred Wilh. Volkmann in Halle, seit 1860.

F. H. Bidder in Dorpat, seit 1860.

Carl Schmidt in Dorpat, seit 1860.

F. C. Donders in Utrecht, seit 1860.

Joh. Jap. Sm. Steenstrup in Kopenhagen, seit 1860. Bernhard Studer in Bern, seit 1860.

Heinrich Limpricht in Greifswald, seit 1860. (Zuvor Assessor, seit 1857.) Ernst Brücke in Wien, seit 1861.

Emil du Bois Reymond in Berlin, seit 1861. Alexander Braun in Berlin, seit 1861.

Franz von Kobell in München, seit 1861. Carl Ludwig in Leipzig, seit 1861.

Hugo von Mohl in Tübingen, seit 1861. Archangelo Scacchi in Neapel, seit 1861. Quintino Sella in Florenz, seit 1861.

Thomas H. Huxley in London, seit 1862. Albert Kólliker in Würzburg, seit 1862.

. Ferdinand Römer in Breslau, seit 1862. Charles Upham Shepard in Amherst, V. St., seit 1862. Adolph Strecker in Tübingen, seit 1862. Heinrich Gryder in Halle, seit 1863.

DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.

Alexander Ecker in Freiburg, seit 1863.

Joh. Friedr. August Breithaupt in Freiberg, seit 1864. Bernhard von Cotta in Freiberg, seit 1864. Alvaro Reynoso in Havanna, seit 1865.

Ferdinand Müller in Melbourne, seit 1867.

Anton Geuther in Jena, seit 1867.

. A. L. Descloizeaux in Paris, seit 1868.

Asa Gray in Cambridge, V. St., seit 1868.

Jean Charles Marignac in Genf, seit 1868.

Alex. Theodor von Middendorff auf Hellenorm bei Dorpat, seit 1868. _

Adolph Wurtz in Paris, seit 1868. William Sharpey in London, seit 1868, August Kekulé in Bonn, seit 1869. Robert Mallet in London, seit 1869.

Mathematische Classe.

A. Quetelet in Brüssel, seit 1837.

Humphrey Lloyd in Dublin, seit 1843.

C. A. F. Peters in Altona, seit.1851.

John Couch Adams in Cambridge, seit 1851. Thomas Clausen in Dorpat, seit 1854.

Ludwig Seidel in München, seit 1854.

Georg Rosenhain in Königsberg, seit 1856. Otto Hesse in München, seit 1856.

Peter Riess in Berlin, seit 1856.

John Tyndall in London, seit 1859.

Charles Hermite in Paris, seit 1861.

Julius Schmidt in Athen, seit 1862.

Carl Wilhelm Borchardt in Berlin, seit 1864. Arthur Cayley in Cambridge, seit 1864. Andreas von Ettingshausen in Wien, seit 1864. Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig, seit 1864. Moritz Hermann von Jacobi in Petersburg, seit 1864. Philipp Gustav Jolly in München, seit 1864. Carl Hermann Knoblauch in Halle, seit 1864. Georg Gabriel Stokes in Cambridge, seit 1864. James Joseph Sylvester in Woolwich, seit 1864.

XXI

XXII VERZEICHNISS DER MITGLIEDER

Heinrich Eduard Heine in Halle,. seit 1865. Rudolph Jul. Emanuel Clausius in Bonn, seit 1866. Erik Edlund in Stockholm, seit 1860.

Georg Quincke in Berlin, seit 1866.

Charles Briot in Paris, seit 1867.

Benj. Apthorp Gould in Cambridge, V. S., seit 1867. Rudolph Lipschitz in Bonn, seit 1867.

Benjamin Peirce in Cambridge, V. St., seit 1867. F. Magnus Seh werd in Speyer, seit 1867.

Siegfried Aronhold in Berlin, seit 1869.

Francesco Brioschi in Mailand, seit 1869.

E. B. Christoffel in Berlin, seit 1869.

Luigi Cremona in Mailand, seit 1869.

Wilh. Theod. Bernhard Holtz in Berlin, seit 1869. Camille Jordan in Paris, seit 1869.

George Salmon in Dublin, seit 1869.

H. A. Schwarz in Zürich, seit 1869.

Historisch - philologische Classe.

F. E. G. Roulez in Gent, seit 1841. Rudolph Roth in Tübingen, seit 1853. Adolph Friedr. Heinr. Schaumann in Hannover, seit 1858. August Dillmann in Berlin, seit 1857.

J. G. Droysen in Berlin, seit 1857. Moritz Haupt in Berlin, seit 1857.

Wilh. Henzen in Rom, seit 1857.

Carl Hegel in Erlangen, seit 1857.

G. C. F. Lisch in Schwerin, seis 1857.

A. B. Rangabé in Athen, seit 1857.

B. von Dorn in St. Petersburg, seit 1859. L. P. Gachard in Brüssel, seit 1859. Johann Gildemeister in Bonn, seit 1859. Franz Palacky in Prag, seit 1859. Theodor Bergk in Bonn, seit 1860.

Carl Bótticher in Berlin, seit 1860. Georg Curtius in Leipzig, seit 1860.

K. Lehrs in Kónigsberg, seit 1860.

DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.

Giovanni Battista de Rossi in Rom, seit 1860. Leonhard Spengel in München, seit 1860.

Heinrich Ludolf Ahrens in Hannover, seit 1861. Carl Ludwig Grotefend in Hannover, seit 1861.

Max Müller in Oxford, seit 1861. Arnold Schäfer in Bonn, seit 1861.

Friedr. Ferdin. Carlson in Stockholm, seit 1863.

Wilhelm Giesebrecht in München, seit 1863. Martin Haug in München, seit 1863.

Ludwig Lange in Giessen, seit 1863. Hemrich von Sybel in Bonn, seit 1863.

Theodor Nöldeke in Kiel, seit 1864. (Zuvor Assessor, seit 1860.)

Hermann Bonitz in Berlin, seit 1865. Jacob Burekhardt in Basel, seit 1865. Adolph Kirchhoff in Berlin, seit 1865.

Leo Meyer in Dorpat, seit 1865. (Zuvor Assessor, seit 1861.

Matthias de Vries in Leiden, seit 1865.

Wilhelm Wattenbach in Heidelberg, seit 1865.

Jean de Witte in Paris, seit 1865.

Leopold Vietor Delisle in Paris, seit 1866. Julius Ficker in Innsbruck, seit 1866.

Jacob Bernays in Bonn, seit 1867.

Johannes Brandis in Berlin, seit 1867.

Ernst Dümmler in Halle, seit 1867.

B. Huillard-Bréholles in Paris, seit 1867. Wilhelm Nitzsch in Königsberg, seit 1867. William Nassau Lees in Caleutta, seit 1868. Theodor Siekel in Wien, seit 1868.

William Wright in London, seit 1868. Theodor Aufreeht in Edinburg, seit 1869. August Koberstein zu Schulpforta, seit 1869. Rudolf Kópke in Berlin, seit 1869.

Vorrede. ES Verzeichniss der Mitglieder der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen Januar 1870.

A.

u

Keferstein,

Meissner ,

Schering ,

Clebsch ,

Waitz,

Wüstenfeld,

Brugsch,

Enh & Et

Physikalische Classe.

Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsge- schichte einiger Seeplanarien von St. Malo . . Untersuchungen über den elektrisirten Sauerstoff

Mathematische Classe.

die Fundamentalclassen der zusammensetzbaren arithmetischen Formen . . .

zur Theorie der binären Formen eéchátér Orang und zur puerum der dupl Func- tionen. .

* *. . . Li

Historisch-philologische'Classe.

des Jordanus von Osnabrück Buch über das Rö- mische Reich . ...

die Wohnsitze und Wanderungen dee Ärahiachen

Stümme . . . :

die Sage von der geflägelteh Basenachdihe raid MEME Qaden . . . 2.5... 0%

XVI

ABHANDLUNGEN

DER PHYSICALISCHEN CLASSE DER KÜNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN

ZU GÖTTINGEN.

VIERZEHNTER BAND.

Phys. Classe. XIV. i A

Beiträge zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte einiger Seeplanarien von St. Malo.

Von Wilh. Keferstein M.D.

Mit drei Tafeln.

Der K. Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegt am 4. Januar 1868.

As mir im August und September v. J. durch die hohe Liberalität des Königlichen Kultusministeriums ein mehrwöchentlicher Aufenthalt an der französischen Küste ermöglicht wurde, wählte ich auf den Rath des Herrn Milne Edwards in Paris, zusammen mit Herrn Dr. Selenka aus Göttingen, dessen Gesellschaft ich in den ersten Wochen genoss, St. Malo in der Bretagne als Arbeitsplatz, mit der Absicht mich dort besonders mit der Anatomie der Seeplanarien zu beschäftigen.

Die so fruchtbringenden Untersuchungen: über niedere Seethiere, welche Dujardin, Milne Edwards und besonders Quatrefages an diesem Orte angestellt haben, wie die lebhafte Schilderung des dort zur Beobachtung kommenden Thier-Reichthums, welche C. Vogt entwarf, liessen auch mich in St. Malo eine grosse und leichte Ausbeute hoffen.

Wenn nun auch die Granitfelsen, auf denen die maurenumgebene, pittoreske Stadt erbaut ist und die von Befestigungen gekrónten, nahe am Ufer liegenden Felseninseln für viele niedere Seethiere höchst gün- stige Wohnorte liefern und der zur Zeit des Neu- und Vollmondes nahe an vierzig Fuss betragende Fluthunterschied (die grossen Fluthen der Aequinoctien erreichen nach Beautemps-Beaupré 42 Fuss 1 Zoll Par.) einen ausgedehnten Ebbestand erwarten lässt: so zeigten sich die Ver- hältnisse so günstig doch nicht, da die Felsen überall der Art steil abfallen, dass sie auch bei diesen gewaltigen Fluthunterschieden nirgends in grosser Ausdednung trocken gelegt werden und überall, wo das Ufer sanft sich senkt, eine dichte Decke feinen Sandes die darunterliegenden Felsen hoch

A2

4 WILH. KEFERSTEIN,

überkleidet. Bei den tiefen Ebben zur Zeit des Neu- und Vollmondes werden an der Nordwestseite des Fort impérial allerdings sehr ergiebige Felsen und kleine Seegraswiesen zugänglich, welche an Anneliden, Phascolosomen, Spongien, Aktinien und besonders an prächtig gefärbten zusammengesetzen Ascidien einen unerschöpflichen Reichthum liefern; aber diese tiefen Ebben dauren bei jeder Opposition nur drei, höchstens vier Tage und sie vermindern sich sehr rasch nach den Zeiten der Qua- draturen zu, wo der kleinste Fluthunterschied nur 10 Fuss 6 Zoll Par. beträgt und wo die Ebbe dann fast nichts wie einen ganz unergiebigen Sandstrand freilegt.

Trotz dieser nicht günstigen Umstände konnten, abgesehen von ei- nigen ungenügend zur Beobachtung kommenden Arten, drei Species von dendrocölen Seeplanarien, welche im Folgenden beschrieben sind, genau untersucht werden und bei einer Art liess sich überdies die Entwick- lung aus dem Ei vollständig verfolgen. Ausser der genauen Untersu- chung der lebenden oder frisch zerlegten Thiere, wurden an in Alkohol gehärteten Exemplaren feine, nach Kutschin und Stieda’s Methode mittelst Kreosot und Damarafirniss dann durchsichtig gemachte, Schnitte ausgeführt und dadurch über mehrere gröbere und feinere anatomische Verhältnisse erwünschte Aufschlüsse gewonnen.

Die Anatomie der Planarien hat bereits zahlreiche Bearbeiter ge- funden, von denen ich aus der älteren Periode nur K. E. von Baer?) Ant. Dugés?, Mertens’), Franz Ferd. Schulze*)j, Ehren-

1) Ueber Planarien in seinen Beitrügen zur Kenntniss niederer Thiere in den Nova Acta Acad. Leop. Car. Natur. Cur. T. XIII. P. 2. Bonn 1827. p, 690—730. Taf. XXXIII.

2) Recherches sur lorganisation et les moeurs des Planariées in Annales des Sc. natur. XV. 1828. p. 139—183. Pl. IV. V. und Aperçu de quelques Obser- vations nouvelles sur les Planaires et plusieurs genres voisins. a.e.a. O. XXI. 1830. p. 72—90. Pl. II.

3) Untersuchungen über den inneren Bau verschiedener, in der See lebender Planarien in Mémoires de l'acad. imp. Sc. de St. Petersbourg. 6 Série. Science. math., phys. et naturelles. Tome II. 1833. p. 1—17. Taf. I. II.

4) De Planariarum vivendi ratione et structura penitiori nonnulla. Diss. philos.

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 5

berg!) und A. S. Oersted?) nenne und aus der neueren, welche durch die treffliche Arbeit Quatrefages?) eröffnet wurde, noch Max Schultze +), Osc. Schmidt), Claparéde6) und Mecznikow 7) aufführe. In den meisten dieser Schriften wird auch die Systematik und Speciesbeschrei- bung unserer Thiere berücksichtigt, für die ich sonst auf die Arbeiten von Diesing’), Stimpson?) und Sch mar da 10) verweise.

Berolin. Berlin 1836. 41 Seiten 8°. Die in dieser inhaltreichen Arbeit versprochene grössere, von Abbildungen begleitete Abhandlung ist leider nie erschienen, da der Verf. sich ganz dem Studium der Chemie zuwandte.

1) In Zusätze zur Erkenntniss grosser organischer Ausbildung der kleinsten thierischen Organismen in den Abhandl. der Akad. d. Wiss. zu Berlin. Jahr 1835. p. 151. Taf. I. (Vortex und Gyrator. .

2) Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Beschreibung der Plattwürmer auf mikroscopische Untersuchungen gegründet. Copenhagen 1844 8°. mit 3 Taf.

3) Etudes sur les types inférieurs de l’embranchement des Annelés. Mémoire sur quelques Planaires marins in Ann. d. Sc. nat. [3]. IV. 1845. p. 129—184. P1. 3—8.

4) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. Greifswald. 1851. 4°. mit 7 Taf. und in anderen Abhandlungen die später angeführt werden.

5) Die rhabdocólen Strudelwürmer des süssen Wassers. Jena 1848. 8°. mit 6 Taf. und in vielen anderen später anzuführenden Abhandlungen.

6) Etudes anatomiques sur les Annélides, Turbellaries, Opalines et Grégarines observés dans les Hébrides in Mémoires de la Soc. de Phys. et d'hist. nat. de Ge- néve. XVI. 1 Par. 1861. p. 71—164. mit 7 Taf. und in mehreren anderen später anzuführenden Schriften.

7) Ueber Geodesmus bilineatus (Fasciola terrestris Müll.) eine europäische Landplanarie in dem Bulletin de l'Acad. imp. des Sc. de St. Petersbourg. IX. 1865. p. 433—447. mit 1 Taf.

8) In seinem Systema Helminthum. Vol. I. Vindobonae 1850. 8°. und Revision der Turbellarien. Abtheilung Dendrocoelen. in den Sitzungsber. der K. Akad. d. Wiss. in Wien. XLIV, 1862. p. 485—578.

9) Prodromus descriptionis animalium evertebratorum quae in Expeditione ad Oceanum pacificum septentrionalem a Republica federata missa Johanne Rodgers duce observavit. Pars I Turbellaria dendrocoela in Proceedings of the Academy of Natu- ral Scienees of Philadelphia. 1857. Philadelphia 1858. p. 19— 31.

10) Neue wirbellose Thiere beobachtet und gesammelt auf einer Reise um die

6 WILH. KEFERSTEIN.

Ich wende mich nun zu einer kurzen Beschreibung der übrigens schon bekannten, von mir genauer untersuchten drei Arten der dendro- cölen Seeplanarien und gehe dann zu der Darstellung der anatomischen und embryologischen Befunde.

l Die beobachteten Arten.

Planariae dendrocoelae digonoporae Stimps. Fam. Leptoplanidae Stimps. 1. Leptoplana tremellaris. Taf: I Fig. 1—7. Taf. II. Fig. 6. 7. Taf. III. T

Fasciola tremellaris O. F. Müller Verm. terr. et fluv. I. 2. 1774. p. 72. !

Planaria tremellaris O, Müller Zoolog. Danica. I. 1777. p. 36. 37. Turo Pie. L 2.

Planaria tremellaris Duges a. a. O. Ann. Sc. nat. XV. 1828. p. 144. Pl. 4. Fig. 14. und Fig. 20. 21. (Rüssel).

Planaria tremellaris Blainville im Dict. Sc. nat. Art. Planaire. Tome 41. 1826. p. 217. Planches Vers Pl. 40. Fig. 14 (nach Duges).

Leptoplana tremellaris Oersted Plattwürmer. 1844. P. 49.

Polycelis laevigatus Quatrefages a. a. O. Ann. sc. nat. [3] IV. 1845. p. 134: PL 4, Fig. Il. II* II» (Anatomie), PL 6. Fig. 11 Gehirn), Pl. 8. Fig. 6 (Zoospermien).

Leptoplana laevigata Diesing Syst. Helminth. I. 1850. p. 198 und a. a. O. Sitz. ber. Wien. Akad. Bd. 44. 1862. p. 532.

Planaria flexilis Dalyell Powers of the Creator. II. 1853. p. 102—104. Pl. XIV. Fig. 17. 18, Fig. 19 (Augen.), Fig. 20. 21. (Eierplatten), Fig. 22—26 (Entwicklung).

Leptoplana flexilis Diesing Syst. Helminth. I. 1850. p. 194 und

a. a. O. Sitz.ber. Wien. Akad. Bd. 44. 1862. p. 526.

Erde 1853 bis 1857. I. Band. Turbellarien, Rotatorien und Anneliden. Erste Hälfte. Leipzig 1859. 4°. p. 13—37. Taf. II - VIII.

BEITR. Z. ANATOMIEU. ENTWICKI 'H. EINIGERSEEPLANARIEN. 7

Polycelis laevigata van Beneden Turbellaries in Mém. Acad. des Sc. de Bruxelles. XXXII. 1860. p. 42. Pl. VII. Fig. 10.

Leptoplana laevigata Osc. Schmidt in Zeitschr. f. wiss. Zool. XI. 1861. p. 8. 9. Taf. I. Fig. 3. 4. (Gehirn) 5 (Geschlechtsorgane).

Körper oval, hinten verschmälert dünn, auf der flachen Rückenseite bräunlich grau mit einigen gelben Flecken, auf jeder Seite neben der Mittellinie ein heller Streifen, von dem hindurchscheinenden Uterus hervorgebracht. Haut über dem verhältnissmässig grossen Gehirn und den Augenflecken ganz farblos und wallartig erhoben. Zahlreiche Au- gen jederseits neben dem Hirn, wesentlich in zwei Haufen, einem hinte- ren mit dichter stehenden und einem vorderen mit zerstreut stehenden: im Einzelnen aber nicht constant gestellt.

An der flachen blassen Bauchseite bemerkt man den äusseren Mund etwa in oder etwas vor der Mitte der Körperlänge und den im einge- zogenen Zustande einfach zusammengefalteten, das mittlere Körperdrittel einnehmenden, im vorgestreckten am Rande etwas gelappten, grossen Rüssel; ferner im vorderen Theil des hinteren Körperdrittels die männ- liche Geschlechtsöffnung, gleich dahinter eine tiefe Einsenkung der Haut und wieder dahinter die weibliche Geschlechtsóffnung.

Magentaschen zahlreich, baumförmig verzweigt, kaum anastomo- sirend.

Länge bis 20", Breite bis 8 mm,

St. Malo am hohen Ebbestande, sehr häufig auf Steinen. Meistens sitzen zwei oder mehrere Exemplare bei oder auf einander. Schwim- men flatternd sehr behende.

Wenn auch die Abbildung der Pl. tremellaris bei O. F. Müller wenig deutlich ist, so passt seine Beschreibung doch so genau mit der Art von St. Malo, dass ich dieselbe mit der norwegischen für identisch halte. Jedenfalls gehört die Pl. tremellaris von Duges zu der Art der Bretagne, welche nach Grube auch bei Palermo und Triest sich fin- det. Ebenso ziehe ich die Pl. flexilis von Dalyell zu dieser Art; nach Diesing soll dieselbe zwar nur zwei Augenhaufen haben und Stimpson stellt sie dem entsprechend zu der von Le Conte gegrün-

8 WILH. KEFERSTEIN.

deten Gattung Elasmodes; nach Dalyell's Abbildung aber findet hier dieselbe Augenstellung statt wie bei L. tremellaris.

Fam. Euryleptidae Stimps. 2. Eurylepta Argus. Tat IE. Pie. E Tak E Eig 8: Proceros Argus Quatrefages a. a. O. Ann. sc. nat. [3] IV. 1845.

p. 137. 138. Fig. 5. 6.

Eurylepta Argus Diesing Syst. Helminth. I. 1850. p. 209. Prostheceraeus Argus Schmarda a. a. O. I. 1. 1859. p. 30. An-

merk. ii.

Proceros Argus Diesing a. a. O. Sitz. ber. Wien. Akad. Bd. 44

1862. p. 553.

Körper ovat oder oval, dick, auf der etwas gewölbten Rückenflä- che lebhaft gelb-orange, mit weissen, von durchscheinenden Eierhaufen herrührenden, grossen Flecken. Die beiden kurzen am Vorderende be- findlichen Pseudotentakeln durch einen kleinen Stirnrand von einander getrennt. Gehirn klein, die zahlreichen Augen jederseits neben der Me- dianlinie gestellt, gehen nach hinten weit über die Hirngegend, in der die grössten Augen sich befinden, hinaus und reichen vorn bis zur (ge- wöhnlich nach oben gekehrten) Bauchseite der Pseudotentakeln, an de- ren medianen Seite sie sich bis zur Spitze fortsetzen.

Der kleine rundliche Rüssel liegt im vorderen Körperdrittel, der äussere Mund gleich hinter dem Gehirn. Im mittleren Körperdrittel befindet sich vorn die männliche Geschlechtsöffnung, die weibliche, um- geben von grosser Eiweissdrüse, etwa in der Mitte der Körperlänge.

Magen kaum von der Rüsseltasche deutlich zu unterscheiden, Ma- gentaschen sehr zahlreich, vielfach verzweigt und mit einander anasto- mosirend.

Länge bis 10mm, Breite bis 4mm,

St. Malo am mittleren Ebbestrande, wo das erste meiner Exem-

plare von Herm Dr. Selenka aufgefunden wurde.

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 9

3. Eurylepta cornuta. Taf. IL Fig. 2—5. Taf. I. Fig. 9.

Planaria cornuta O. F. Müller Zool. Dan. I. 1777. p. 37. Taf. 32. Planaria cornuta Blainville Art. Planaires im Dict. Sc. nat. T. 41. 1826. p. 210. Pl. 40. Fig. 15. 15° (nach Müller). Eurylepta cornuta Hemprich et Ehrenberg Symbol phys. Ever- tebrata. 1831. Turbellaria. Bogen a. Planaria cornuta Geo. Johnston in Loudon’s CONES of Nat. Hist. V. 1832. p. 344—346. c. fig. Proceros sanguinolentus Quatrefages a. a. O. Ann. Sc. nat. [3], IV. 1845 p. 138. 139. Pl. 4. Fig. IV. Pl. 6. Fig. 5 (Anatomie), Fig. 7 (Geschlechtsorgane), Fig. 13 (Gehirn.), Pl. 8. Fig. 3 (Ge- schlechtsorgane). Proceros sanguinolentus W. Thompson in Ann. Mag. of Nat. Hist. XVIII. 1846. p. 392. Eurylepta cornuta und sanguinolenta Diesing Syst. Helminth. I 1850. p. 208 und 209. Planaria cornuta Dalyell Powers of the Creator. II. 1853. p. 97— 101. Pl XIV. Fig. 1—3; Pl. XV. 1—2 (Entwicklung). Prostheceraeus cornutus Schmarda Neue wirbell. Thiere. I. 1. 1859. p. 80. Anmerkung. Eurylepta cornuta Diesing a. a. O. Sitz. ber. Wien. Akad. Bd. 44. 1862. p. 548. Proceros sanguinolentus Diesing a. a. O. Sitz. ber. Wien. Akad. Bd. 44. 1862. p. 552. 553. Körper elliptisch, dick, von róthlich-orangen Farbe und fein weissge- fleckt von durchschimmernden Eierkapseln. Die lancettfórmigen Pseudo- tentakeln durch einen kleinen Stirnrand von einander getrennt. Gehirn sehr klein. Augen zahlreich, klein, in zwei langen nach Hinten etwas divergirenden, dicht, vor dem Gehirn zusammenstossenden Haufen. Ausserdem zahlreiche Augen an der Bauchseite des Stirnrandes und der meistens nach Oben gekehrten Bauchseite der Pseudotentakeln. Phys. Classe. XIV.

10 WILH. KEFERSTEIN,

Gleich hinter dem Gehirn der kräftige in einer ovalen Rüsseltasche eingeschlossene, weiss aussehende Rüssel. Dahinter, etwa in der Mitte der Körperlänge, die männliche Geschlechtsöffnung (mir nur durch den zapfenförmigen Penis angezeigt) und gleich dahinter die weibliche, um- geben von einer sehr ausgebreiteten Eiweissdrüse. In der Mitte der Körperlänge oder etwas hinter derselben befindet sich ein, von Quatre- fages als weibliche Geschlechtsóffnumg gedeuteter, Saugnapf, der deutlich mit Ring- und Radiärfasern versehen ist!) Dies Thier hält sich desshalb besonders mit der Mitte der Bauchfläche fest, während man beim Losreissen der meisten Planarien deutlich bemerkt, dass sie vorzüglich mit den Körperrändern an ihrer Unterlage haften.

Magen und Magentaschen carmoisinroth pigmentirt. Der Magen bildet einen dünnen nach Hinten zugespitzten Kórper in der Axe des Thiers und reicht von der Mitte der Rüsseltasche bis zum Anfang des hinteren Kórperdrittels. Jederseits entspringen in den vorderen Zwei- dritteln des Magens wenige (bis 7 oder 8) Magentaschen, die erst eine Strecke weit ungetheilt bleiben, dann aber sich sehr fein verzweigen und in mehr oder weniger geraden Linien, ohne irgend zu anastomosiren, bis nahe dem Kórperrande laufen.

Länge bis 20 und 25mm, Breite bis 10mm, St. Malo am tiefsten Ebbestrande, auf Seegraswiesen.

Nach Diesing soll sich die E. cornuta O. F. Müllers von der

E. sanguinolenta Quatrefages durch lange fadenförmige Tentakeln unterscheiden. Obgleich Müllers sehr kenntliche Abbildungen die- ses Kennzeichen nun deutlich genug zeigen, so kann ich darauf doch keinen Werth legen, da die Tentakellinge bei demselben Exemplar sehr schwankt und diese Theile ebenso muskulós und contracti sind als die Kórperwandungen selbst. Beim Kriechen dehnen sich die Ten- takeln meistens sehr aus, wührend sie beim Ruhigsitzen verkürzt er- scheinen. Mit Recht bemerkt schon W. Thompson, dass die von

1) Mangel an Material hinderte mich die Verhältnisse und Bedeutung dieses Gebildes durch Querschnitte des Körpers mit Sicherheit festzustellen.

a a ee -

BEITR. Z. ANATOMIEU.ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGERSEEPLANARIEN. 11

Geo. Johnston beschriebene und sehr gut abgebildete Pl. cornuta jedenfalls mit Quatrefages Art identisch ist, während es ihm zwei- felhaft bleibt, ob sie auch mit der norwegischen Art übereinstimme. Während die von Dalyell beschriebene Pl. cornuta mir sicher zu un- serer Art zu gehóren scheint, kann ich es wegen Undeutlichkeit der Abbildungen und Beschreibungen nicht entscheiden, ob die Pl. cornuta, an der J. R. Johnson!) seine Reproductionsversuche anstellte auch zu

ihr zu ziehen ist, wie es Diesing annimmt.

I. Anatomischer Bau. l. Allgemeine Beschreibung.

Der dünne, blattartige Körper, auf den ersten Blick von solider, parenchymatöser Beschaffenheit, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, namentlich an Querschnitten, doch als schlauchartig, indem eine aus der äusseren Haut und der darunterliegenden Muskulatur bestehende Körperwand eine Körperhöhle umschliesst. Dusch vom Rücken zum Bauch ziehende sehr zahlreiche s. g. Sagittal- oder Dorsoventral-Mus- keln ist diese Körperhöhle vielfach eingeengt und gleichsam in Ma- schen getheilt, deren Räume durch die zelligen Elemente einer Bindesub- stanz noch mehr beschränkt werden. Fast völlig wird aber diese Kör- perhöhle von dem Magen mit seinen Taschen und von den Eier- und Samenkapseln ausgefüllt, abgesehen noch vom Nervensystem und den Ausführungsgängen der Geschlechtsorgane, welche auch in ihr Platz nehmen.

Der afterlose Verdauungstractus beginnt mit einem kräftigen, oft sehr grossen Rüssel, der als eine nach Innen vorspringende gewaltige Kreisfalte der Speiseröhre aufgefasst werden muss und der durch den auseinanderweichenden Mund vorgestreckt werden kann. Sein freier Rand ist oft in Lappen verlängert. Der Magen, in den der Rüssel führt,

1) On the genus. Planaria in den Philos. Transact. Roy. Soc. London. 1822. p. 437—446. Pl. 49 und 1825. p. 247—253. Pl 16. B2

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theilt sich meistens sehr bald in zahlreiche Magentaschen, die einfach oder verzweigt oder auch anastomosirend bis in die Nähe des Körperrandes laufen.

Das Nervensystem zeigt ein Paar ausgebildete Hirnganglien, die dicht neben einander liegen und durch eine dicke Bauchcommissur ver- einigt sind. Ueber dieser Commissur verläuft constant eine in der Mit- tellinie nach vorn ziehende Magentasche. Von jedem Ganglion geht nach hinten, eiu starker sog. Seitennerv ab und seitlich und nach vorn strahlen zahlreiche andere Nerven aus von denen einige die Augen versorgen. An den gewóhnlich in grosser Anzahl vorhandenen Augen kann man eine üussere und innere Retina, eine Choroidea und einen linsen- oder corneaartigen Körper unterscheiden. Der Körperrand trägt zahlreiche Tasthaare und einige Arten haben auch Otolithen.

Unsere Planarien sind Zwitter und haben zwei von einander ge- trennte Geschlechtsöffnungen, eine vordere männliche und eine hintere weibliche. Die keimbereitenden Geschlechtsorgane bestehen aus Eier- und Samenkapseln deren Producte im weiblichen Tractus von den Ute- ruszweigen, im männlichen von denen des Vas deferens aufgenommen werden. Die Vasa deferentia führen zur Samenblase und dem Penis, mit dem zuweilen noch eine Anhangsdrüse, Prostata, in Verbindung steht. Die Uterusstimme münden in das weibliche Geschlechtsatrium, in das sich auch die zahlreichen, feinen Gänge der Eiweissdrüse öffnen und bisweilen ist eine Samentasche, Receptaculum seminis, vielleicht Be- gattungstasche, vorhanden.

2. Aeussere Haut.

Die áussere Haut besteht aus einer Basilarmembran, aus der eigent- lichen Cutis und aus einer äussersten Cuticula.

Die Basilarmembran ist eine structurlose, glashelle Mem- bran welche bei E. cornuta und besonders an den Seiten des Kór- pers eine ausserordentliche Dicke (bis 0,01mm) erreicht und dann auch eine deutliche Schichtung aufweist, während sie sonst und vorzüglich an

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BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 13

der Bauch- und Rückenfläche nur eine unbedeutende, oft kaum merk- bare Entwicklung zeigt. Am lebenden Thier erkennt man die Basilar- membran zuweilen als einen hellen Saum unter der gefärbten Cutis am

. Körperrande, deutlich tritt sie aber erst an Querschnitten von in Alko-

hol gehärteten Exemplaren hervor, wo man bisweilen auch ein Ausein- andersplittern ihrer einzelnen Schichten bemerkt. An ihrer inneren Seite legt sich an sie eng die Muskulatur an, von der es nicht gelingt sie als eine Haut abzuziehen, während anderseits sich die Cutis leicht in grosser Ausdehnung von ihr ablösen lässt. Zwischen den fest der Basi- larmembran anliegenden Muskeln finden sich an ihrer inneren Seite viele rundliche Zellen, welche überall, wenn auch spärlicher, zwischen der Muskulatur vorkommen und dort als Bindegewebe aufgefasst werden: ob dieselben die Membran etwa absondern oder überhaupt in einem Zu- sammenhange mit ihr stehen, kann ich nicht entscheiden.

Diese höchst eigenthümliche Basilarmembran erwähnt zuerst Qua- trefages!) als fünfte Schicht der Cutis und sagt von ihr: elle est com- posée d'une substance entierement diaphane, homogene et dans laquelle on ne distingue plus la moindre trace de granulations. Qutrefages?) fasst dennoch diese Schicht comme une véritable couche musculaire auf und ich muss gestehen, dass auch ich dieselbe zuerst für eine Schicht structurloser, contractiler Substanz hielt. Der deutlich geschichtete Bau, wie das Danebenvorkommen ausgebildeter Muskelfasern, scheint mir aber gegen diese Auffassung zu sprechen und ich möchte zunächst diese Schicht als etwas den aus der Histologie der höheren Thiere bekannten Basilarmembranen Verwandtes deuten, dieselbe für weitere und ent- scheidende Untersuchungen empfehlend.

Die Cutis zeigt sich zunächst als eine sich leicht verflüssigende feinkörnige Masse, in der man jedoch häufig und z. B. sehr gut bei E. argus einzelne Zellen unterscheiden kann, so dass man ihr einen wesent- lich zelligen Bau zuschreiben muss. Diese Zellen sind vielfach geleug-

1) a. a. O. Ann. sc. nat. [3]. IV. 1845. p. 148. 149. 2) a 4 0. p. 150.

14 WILH. KEFERSTEIN,

net und oft auch durch kein Reagenz mit vollkommner Deutlichkeit er- kennbar zu machen, doch werden sie u. A. schon von Quatrefages!) und bei Landplanarien auch von M. Schultze?) beschrieben.

In diese feinkórnig erscheinende Cutis sind zweierlei Drüsen und :

ausserdem Pigmentmassen eingelagert und meistens so massenhaft, dass durch diese Einlagerungen die eigentliche Cutissubstanz ganz zurückge- drángt wird.

Die erste Art der Cutisdrüsen, welche man die feinkórnigen nennen kann, ist rundlich oder birnfórmig und enthält eine feinkórnige ‘Masse, welche sich durch ein in der Flächenansicht deutliches Loch in der Spitze nach Aussen entleert und wesentlich die gewaltige Schleim- masse darstellt, in die sich diese Thiere besonders bei Berührung hüllen können. Solche Drüsen kommen ganz ähnlich auch bei den Nemer- tinen vor 5).

Die zweite Art der Cutisdrüsen, die Stäbchendrüsen, stellen einfache rundliche Zellen dar, welche in ihrem Innern die bekannten stäbchenförmigen Körper enthalten. Während zu Anfang diese Stüb- chen stets von ihrer Bildungszelle noch umschlossen sind, geht diese später meistens ein und die Stäbchen liegen dann in Bündeln oder Hau- fen zusammen frei in der Cutis, aus der sie bei Berührung jedoch äu- sserst leicht hervortreten. Die Stäbchen sind von sehr verschiedener Länge, die sich jedoch besonders nach der Dicke der Cutis zu richten scheint. Max Schultze*) wollte diese Stäbchen am liebsten für mit dem Tastsinn in Verbindung stehende Hartgebilde halten, während sie

D $44 0. p l1.

2) Beiträge zur Kenntniss der Landplanarien nach Mittheilungen des Dr. F ritz Müller in Brasilien und nach eigenen Untersuchungen in den Abhandl. d. natur- forsch. Ges. in Halle. IV. 1858. p. 34. 35.

3) Kef erstein,Untersuchungen über niedere Seethiere in d. Zeitschr. f. wiss. Zool. XII. 1862. p. 66.

4) Beitrüge zur Naturgeschichte der Turbellarien. I. Abth. Greifswald 1851. : p tb:

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 15

Joh. Müller!), Quatrefages?), Leuckart5), Claparede®), Mecznikow?) und A. für Nesselkapseln ansprechen und theilweise aus ihnen einen langen Nesselfaden hervorkommend beschreiben. Es ist be- kannt, dass bei einigen Süsswasserplanarien ächte Nesselkapseln vorkom- men, was aber-die Seeplanarien betrifft, so scheint mir dies noch nicht erwiesen und Max M üller$) bemerkt mit Recht wie leicht eine Schleim- masse den Eindruck eines aus dem Stübchen hervorgetretenen Fadens ma- chen kann. Die von mir beobachteten Stäbchen muss ich alle für geformte Schleimmassen halten, wie sie ähnlich ja auch bei vielen Borstenwür- mern vorkommen, wenn ich damit auch natürlich nicht leugnen will, dass bei andern Arten neben diesen Schleimstübchen noch wirkliche Nes- selkapseln sich finden kónnen. Die Angaben über die Einwirkung von Reagentien auf diese Schleimstübchen lauten sehr verschieden. Ich sah dieselben sich in Wasser nur sehr langsam verändern, in Spiritus aber sich sehr aufblühen, bei E. cornuta zu sehr grossen hyalinen, etwas gekörnten Massen, und auch ganz sich auflösen.

Die Pigmentkörner liegen einzeln oder in Ballen zusammen meistens in der unteren Masse der Cutis und zeigen sich zuweilen von einer feinen Membran umgeben, als wenn sie in einer Zelle eingeschlos- sen wären. Gewöhnlich liegen diese Körner aber frei in der Cutismasse und geben ihr, wenn sie in grosser Zahl und dicht gedrängt auftreten, die oft so überaus lebhafte Farbe, wodurch die lebenden Thiere sich

1) Ueber eine eigenthümliche Wurmlarve aus der Classe der Turbellarien und aus der Familie der Planarien im Archiv f. Anat. und Physiol. 1850. p. 492. Taf. XIII. Fig. 22—24.

2) a. a. O. p. 146. 147. Pl. 8. Fig. 9. 10.

3) Mesostomum Ehrenbergii anatomisch dargestellt im Archiv f. Naturgeschichte, 1852 I. p. 238. E

4) Recherches anatomiques sur les Annélides, Turbellariés etc. in Mémoires de la Soc. de Phys. et d'Hist. nat. de Genève. XVI. 1861. p. 128 P. VL. De i

5) a. a. O. im Bulletin Acad. St. Petersbourg IX. 1865. p. 437.

6) Observationes anatomicae de Vermibus quibusdam marinis Diss. med. Be- - rolin. 1852. 4?, p. 27—30, de corpusculis bacilliformibus Turbellariorum et aliorum quorundam vermium.

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auszeichnen. In den meistenFällen wird die Farbe der Pigmentkórner durch Spiritus rasch ausgezogen und theilt sich dieser Flüssigkeit mit. Max Schultze!) sah bei Landplanarien eine Schicht unregelmässiger sechseckiger Pigmentzellen, was ich ühnlich bei Seeplanarien nie bemerkt habe.

Nach Aussen ist die Cutis von einer dünnen Cuticula von sol- cher Festigkeit überzogen, dass sie sich leicht, z. B. bei E. cornuta, in grossen Lappen an denen meistens noch Theile der weichen Cu- tis haften, abziehen lässt. Die Cuticula trägt ein dichtes Kleid fei- ner und langer Cilien, welche neben der Muskulatur als Hauptbewe- gungsorgan des Thiers und wie es Franz Schulze?) hervorhebt auch sicher als Respirationsapparat wirken. Zwischen diesen feinen Cilien ragen in ziemlich regelmüssigen Zwischenráumen Büschel langer, stei- fer, lancettfórmiger Haare hervor, die an ihrer Basis einander sehr genühert, mit ihren Spitzen sparrig auseinander stehen. Ich möchte dieselben am liebsten mit den Hautenden der Nerven und mit der Tast- empfindung in Verbindung bringen, da ich vielfach Nervenfäden bis an die Haut verfolgen konnte und die wenigen Haare der Embryonen mei- stens gerade über einem solchen die Haut erreichenden Nerven aufsitzen.

3. Muskulatur, Bindesubstanz, Körperhöhle.

Unmittelbar unter der Basilarmembran der áusseren Haut liegt die Muskulatur der Kórperwand, welche wesentlich aus inneren Ringmus- keln und äusseren Längsmuskeln zusammengesetzt ist. Die Ring- muskeln laufen weniger senkrecht zur Längsaxe des Thiers um den Körper, als dass man meistens zwei Züge unter ihnen unterscheiden kann, die schräg, etwa unter 450, zur Axe stehen, also sich ungefähr unter rechten Winkeln kreuzen. Wenn diese beiden Schrägzüge die wesentlichsten sind, so kommen daneben aber auch viele anders gerich-

1) a. a. O. Abhandl. nat. for. Ges. in Halle IV. 1858. p. 35. 2) De Planariarum vivendi ratione et structura penitiori nonnulla. Diss. phil Berolin. Berlin 1836. 8°. p. 20— 23.

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BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKI 'H. EINIGER SEEPLANARIEN. 17

tete Ringmuskelzüge vor. Weniger unregelmüssig verlaufen die Lüngs- muskeln. Bei den grósseren Arten kann man auf Querschnitten sehr

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deutlich eine innere Ringmuskelschicht von einer äussern Lüng

unterscheiden, beide etwa von gleicher Dicke und aus vielen übereinan- derliegenden Muskelfasern bestehend. Eine ähnliche Reihenfolge der Schichten beschreibt auch M. Schultze!) bei der von ihm untersuch- ten Landplanarie und findet sich im Wesentlichen auch bei den grósse- ren Nemertinen?), während bei den meisten Würmern (Chaetopoden, Hirudineen, Sipunculiden) die Muskelschichten in umgekehrter Reihen- folge auf einander liegen und die Ringmuskeln die äusseren, die Längs- muskeln die inneren sind. An den meisten Stellen liegen bei unse- ren Planarien unter und zwischen den Ringmuskeln zahlreiche Fasern von diagonalem oder auch longitudinalem Verlauf, wodurch häufig noch eine innerste Längsmuskelschicht hervorgebracht wird.

Ausser diesen wesentlich die Körperwand bildenden Ring- und Längsmuskeln kommen überall sehr zahlreiche von oben nach unten senkrecht durch die Körperhöhle laufende von A. Schneider) soge- nannte Sagittalmuskeln (oder Dorsoventralmuskeln) vor, welche ein- zelne die obere und untere Körperwand verbindende Muskelbalken bilden und bei den von mir untersuchten Arten keine nach Art von Quer- oder Längsscheidewänden die Körperhöhle theilende Muskelhäute herstellen.

1) a. a. O. Abhand. naturf. Ges. in Halle. IV. 1858. p. 35.

2) Siehe Keferstein in der Zeitschr. f. w. Zool. XII. 1862. p. 68. 67. Taf. XII. Fig. 3. 4. ;

3) Monographie der Nematoden. Berlin 1866. 8. p. 333. Schneider legt auf das Vorkommen solcher Muskeln einen grossen Werth und will dasselbe selbst zu systematischen Gruppirungen verwenden. Ich kann mich damit nicht einverstan- den erklären, da diese Muskeln nicht bloss bei den Platyelminthes, sondern auch bei den Nemathelminthes sich finden. So sieht man sie z. B. sehr leicht bei Tere- bella und nach Ehlers (Borstenwürmer I. 1864. p. 18. Taf. I. Fig. 5) sind sie bei Euphrosyne sehr ausgebildet. Nach einer mündlichen Mittheilung dieses meines Freundes kommen sie ebenso bei allen Nereiden vor und auch bei Sipunculiden feh- len sie nicht ganz (Siehe Keferstein Amerikanische Sipunculiden in Zeitschr. f. w. Zool. XVII. 1866. p. 53. Taf. VI. Fig. 19). ses

Phys. Classe. XIV. | C

18 WILH. KEFERSTEIN.

Die Muskeln werden aus langen, bandförmigen Fasern von 0,003— 0,006 »» Breite gebildet, an denen ich keine weitere Structur wahrneh- men konnte und so den früheren Angaben M. Schultze’s!) nichts hin- zuzusetzen vermag. Nach Leydig?) kann man bei einigen Muskelfa- sern deutlich eine Rinden- und Axensubstanz unterscheiden (wie bei den Lungenschnecken und Borstenwürmern) und findet selbst bisweilen quer- gestreifte oder ganz feinkórnig aussehende Fasern.

Zwischen diesen Muskeln besonders unter der Basilarmembran und vorzüglich an der inneren Seite der Längsmuskeln trifft man zahlreiche kernhaltige Zellen, meistens von rundlicher Gestalt, häufig aber auch geschwänzt und selbst mit vielen sternförmigen Ausláufern. Ich halte diese Zellen für eine Bindesubstanz, wie sie ähnlich auch bei Schne- cken und anderen niederen Thieren vorkommt. Ein anderes als Kórper- substanz zu bezeichnendes, geformtes oder ungeformtes Element habe ich bei den von mir untersuchten Planarien nicht beobachtet.

Die aus den Muskeln und der Bindesubstanz gebildete Kórperwand umschliesst die Kórperhóhle, welche auf Querschnitten stets deutlich hervortritt. Dieselbe ist durch die Sagittalmuskeln vielfach eingeengt und wird durch die Verdauungs- und Geschlechtseingeweide fast völlig ausgefüllt. Früher sah man die Planarien als s. g. parenchymatóse Thiere an, welche keine Kórperhóhle besüssen, schon Quatrefages 5) hat die letztere aber in den Rückenpapillen von Thysanozoon deutlich gesehen und Querschnitte gehürteter Planarien lassen über ihre allge- meine Anwesenheit nicht den geringsten Zweifel. Leydig^) sah bei einer Süsswasser-Rhabdocoele selbst Blutkörperchen-ähnliche Gebilde in der deutlichen Leibeshöhle in der Kopfgegend treiben und Knappert?)

1) Beiträge z. Naturgesch. d. Turbellarien a. a. D. p. 19—21. 2) Zoologisches im Archiv f. Anat. u. Physiol. 1854. p. 289. Taf. XI. Fig. 6. 78) a. a. O. Ann. d. sc. nat. [3]. IV. 1845. p. 152-153. 4) a. a. O. 1854. p. 284. 285. . 5) Embryogénie des Planaires d'eau douce in Archives néerlandaises des Sc. exactes. I. 1866. p. 172,

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKI 'H. EINIGER SEEPLANARIEN. 19

sah in dieser Kórperhóhle Muskelfasern, welche den Darm an die Haut befestigten.

4. Verdauungsorgane.

Der Verdauungstractus besteht aus einem Rüssel, einem Magen und den Magentaschen: ein After ist bekanntlich nicht vorhanden!) Die allgemeinen morphologischen Verhältnisse dieser Theile ist hier nicht der Ort zu beschreiben, da dieselben ihres hohen systematischen Wer- thes wegen bei der zoologischen Beschreibung der Arten zu berücksich- tigen sind; wir halten uns hier besonders an den feineren Bau der Ver- dauungsorgane.

Den Rüssel habe ich besonders genau bei E. cornuta untersucht, doch hat das geringe Material (ich besass nur ein in Alkohol gehärte- tes Exemplar) und die Schwierigkeit des Gegenstandes nicht gestattet mit allen Verhältnissen ganz ins Reine zu kommen. Der Rüssel zeigt sich hier augenscheinlich als eine Falte der Kórperwand, die hoch ring- fórmig vorspringt und an ihrer inneren Seite in die Magenwand über- geht. Die auffallendste Eigenthümlichkeit des Rüssels der Planarien liegt aber darin, dass er sich nicht auf der Ebene der Kórperwand er- hebt, sondern in einer tiefen Einsenkung derselben liegt, welche von der Körperwand selbst überwölbt wird und, bis auf ein kleines Loch, den äusseren Mund, geschlossen werden kann. Diese Rüsseltasche (Cla- parede) ist also eine Rückstülpung der äusseren Haut und Kórperwand und der Rüssel ist wieder eine Hervorstülpung im Grunde dieser Tasche, ühnlich wie bei einer Qualle der klóppelfórmige Magen sich im Grunde der Glocke erhebt. Durch diese Einrichtung weicht demnach der Rüs- sel der Planarien sehr von dem der Anneliden u.s.w. ab, wo derselbe bei jedesmaligem Gebrauch sich neu aus der Mundöffnung hervorstülpt,

1) Grube (Bemerkungen über einige Helminthen und Meerwürmer im Archiv f. Naturgesch. 1855 I. p. 143) glaubte bei Thysanozoon einmal eine afterartige Oeff- nung gesehen zu haben; eine Angabe, auf die er später aber selbst keinen Werth mehr zu legen scheint.

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20 WILH. KEFERSTEIN,

wührend der Rüssel bei den Planarien eine stets fertige Vorstülpung ist, welche durch das weite Oeffnen der äusseren Mundöffnung hervor- tritt, allerdings dabei noch aufschwellen aber sich nicht weiter vorstül- pen kann. Im Umfang der äusseren Mundóffnung erkennt man deut- lich Radialfasern zum Oeffnen und Sphincterfasern zum Schliessen der- selben.

An feinen Schnitten vom Rüssel sieht man, wie es nach der obi- gen Darstellung zu erwarten ist, an der äusseren wie an der inneren Seite eine aussen liegende verhältnissmässig dünne Schicht von Längs- muskeln und eine centrale sehr dicke Schicht von Ringmuskeln, welche letztere jedoch keine feste Muskelschicht herstellen, sondern mehr durch einzelne getrennt von einander verlaufende Faserzüge gebildet werden. In der Mitte solches Quer- oder Längsschnittes vom Rüssel liegt wie eine Axe eine feinkórnige Masse, von der ich nicht ausmachen konnte, ob dieselbe vielleicht als veränderte Zellen der Bindesubstanz anzuse- hen ist. Zahlreiche runde Zellen dieser Substanz mit grossen klaren Kernen liegen zwischen den Zügen der Ringmuskeln. Hinzukommen nun noch sehr zahlreiche Sagittal- oder Dorsoventralmuskeln, welche hier die ganze Dicke der Rüsselwand von einer Längsmuskelschicht bis zur andern durchsetzen, und ferner noch einige Züge breiter Lüngsmuskeln, welche die erwähnte Axe feinkörniger Masse aussen begleiten. Wie weit die oben beschriebenen Schichten der äusseren Haut den Rüssel überziehen, kann ich nicht mit Bestimmtheit angeben: Stäbchen-Drüsen, wie Pigment fehlen ihm ganz und über seiner Muskulatur überzieht ihn eine feinkórnige Masse. Auf dem freien Rande des Rüssels (bei E. cor- nuta) scheinen zahlreiche tief in die Muskelschichten eingesenkte lange Drüsen mit feinkörnigem Gehalt zu münden.

Augenscheinlich kann der Rüssel sich aufschwellen, da man ihn im eingezogenen, wie hervorgetretenen Zustande in sehr verschiedenen Grössen und Contractionszuständen sieht. Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass dies Aufschwellen durch ein Einströmen der Körperflüssigkeit !)

1) Das Vorhandensein solcher Körperflüssigkeit beobachtete Quatrefages

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BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 21

zwischen die Ringmuskelzüge oder in die Axe, die sich mit feinkórniger Substanz gefüllt zeigte, hervorgerufen wird.

| Aus dem Rüssel gelangt man durch den inneren Mund in den Ma- gen, dessen Ausdehnung sehr verschieden ist und dessen Raum keine an- dere Bedeutung hat als derjenige der von ihm ausgehenden Magentaschen. Ich kann desshalb Claparède!) nicht beistimmen, wenn er bei Stylo- chus maculatus den Magentaschen nur die Bedeutung von Leberschlüu- chen zuschreiben will, da ich in ihnen bei den von mir untersuchten Arten den mannigfachsten Darminhalt angetroffen habe.

Selbst bei E. cornuta verlieren sich in der Magenwand die zuerst vom Rüssel in ihr ausstrahlenden Muskelzüge sehr bald und es bleibt eine feine Haut als einzige Magenwand übrig, welche innen mit einem nicht flimmernden Epithel rundlicher Zellen ausgekleidet ist. Diese Zel- len sind bei Exemplaren, welche lange gehungert haben, bisweilen sehr deutlich zu sehen (L. tremellaris), zuweilen bemerkt man jedoch auch dann die einzelnen Zellen nicht und meistens hindert die starke Füllung der Magentaschen ihre Wünde genau zu untersuchen?) Wenn ich also contractile Elemente in den Magenwünden nicht beobachtet habe, so kann man an deren Dasein doch nicht zweifeln, da man die Magentaschen in den verschiedensten Contractionszustünden, oft ganz zu- sammengefallen und oft, wie auch Quatrefages?) angiebt rosenkranz- fórmig abgeschnürt antrifft Ueberdies hat M. Schultze* in der 21% ‚Zoll grossen, von ihm untersuchten Landplanarie zahlreiche Muskelele-

(a. a. O. p. 153) mit Sicherheit; meine ungünstigeren Objecte gestatteten die Beob- achtung nicht. |

1) Claparéde, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wir- belloser Thiere an der Küste der Normandie angestellt. Leipzig 1863. fol. p. 21.

2) Mecznikow (a. a. O. Bulletin Acad. St. Petersbourg IX. 1865. p. 443.) hält den Darm bei Dendrocoelen und vielen Rhabdocoelen garnicht für einen Schlauch mit eigenen zelligen Wänden, sondern sieht ihn wie die Verdauungssubstanz der Infusorien für eine solide Eiweisssubstanz an. Ich kann meine Beobachtungen mit diesen Angaben nicht in Einklang bringen. | i

3) a. a. O. Ann. sc. nat. [3]. IV. 1845. p. 161.

4) a. a. O. Abhand. naturf. Ges. Halle. IV. p. 34. 35.

22 WILH. KEFERSTEIN,

mente, ähnlich kurzen organischen Muskelfaserzellen, aus den Magen- wänden beschrieben.

Die Magentaschen, häufig vielfach verzweigt oder mit einander ana- stomosirend, je nach den verschiedenen Arten, drängen sich zwischen den zahlreichen, den Körperraum durchsetzenden Sagittalmuskeln durch und reichen meistens bis an die Körperwand. Sie scheinen frei in der Kör- perhöhle zu liegen und Fasern, welche sie an die Körperwand befesti- gen, konnte ich so wenig wie Quatrefages (a. a. O. p. 161) bemerken!): höchstens stellten die Bindesubstanzzellen an einzelnen Stellen einen Zu- sammenhang zwischen der Kórperwand und der Wand der Magenta- schen her. |

Die Planarien sind sehr gefrässig und verschlingen Thiere, welche ihnen an Grösse fast gleich kommen. So sah ich eine L. tremellaris, welche eine Lumbriconereis frass, die halb im Magen halb nach vorn aus dem Rüssel hervorhing und ihren Räuber an Länge übertraf. Häu- fig fand ich Schneckenzungen (von Chiton und von Taenioglossaten) in den Magentaschen, daneben Haken, Borsten und Rüsselbewaffnungen von Chaetopoden, nebst Pflanzen und Diatomeen. Ganz massenhaft fand ich fast in allen Exemplaren viele Arten von Gregarinen in den Magen- taschen und bisweilen sah ich in ihnen auch eingekapselte Distomen.

5. Nervensystem.

Das Nervensystem besteht aus einem Paare im vorderen Körper- theile befindlichen Hirnganglien und den davon ausstrahlenden Nerven.

Das Hirnganglienpaar oder das Gehirn, welches ich am Ge- nauesten bei L. tremellaris untersuchte, wird aus zwei dicht neben ein- anderliegenden länglichen Ganglien gebildet, die an der Bauchseite durch eine sehr dicke und fast die ganze Länge der Ganglien einnehmende Commissur verbunden sind. Auf Querschnitten des Körpers in der Hirn- gegend erkennt man deutlich, dass das Gehirn zwischen den Sagittal-

1) Knappert sah solche Fasern bei Süsswasserplanarien (Archives Néerlan- daises des Sc. exactes I. 1866. p. 272).

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKI EINIGER SEEPLANARIEN. 23

muskeln im eigentlichen Raume der Kórperhóhle liegt und fast die ganze Dicke derselben von einer Kórperwand zur andern einnimmt. Zu- gleich zeigt es sich, wie ausserordentlich dick der als Commissur be- zeichnete Theil ist und wie das Gehirn seiner Form nach am besten als eine zweilappige Nervenmasse zu bezeichnen würe, welche in der .Rückenlinie durch eine tiefe Furche getheilt ist. Durch diese Rücken- furche läuft beständig eine Magentasche und erinnert dadurch an die Würmer, wo durch einen Schlundring das Nervensystem zu dem Verdau- nungsorgan in einer besonderen Beziehung steht.

Das Gehirn ist von einer festen Hülle eingeschlossen und wird von einer centralen Masse kleiner runder Ganglienzellen und einer Rin- denschicht grosser Ganglienzellen gebildet. Ausläufer konnte ich an diesen Zellen nicht beobachten, doch sieht man sehr zahlreiche Faser- züge im Innern der Hirnmasse und zwar querverlaufende in der Gegend der Commissur, ringfórmige unter der Rindenschicht und strahlenfórmige, welche in die Nerven übergehen. Die Zeichnung wird diese Anordnung deutlicher als eine Beschreibung machen.

Vorn bemerkt man jederseits am Gehirn von L. tremellaris eine gelappte, feinkórnige Masse, deren etwaige Verbindung mit dem Hirn, wie Bedeutung überhaupt, mir ganz räthselhaft geblieben ist.

Von dem Gehirn strahlen sehr zahlreiche und regelmüssig ange- ordnete Nerven aus, von denen zahlreiche die Gegend vor und neben dem Hirn nebst den Augen versorgen und jederseits einer von beson- derer Stürke (der Seitennerv) für die Gegend hinter dem Hirn bestimmt, bis nahe dem Hinterende zu verfolgen ist.

Von einer schlundringartigen Doppeleommissur am Hirn habe ich nichts aufgefunden, doch muss ich erwähnen, dass sie Osc. Schmidt!) bei Polycelis cornuta wahrgenommen haben will und dass Schmarda?) eine solche bei einer Landplanarie Sphyrocephalus dendrophilus von Ceylon

1) Die dendrocoelen Strudelwürmer von Gratz in Zeitschr. f. wiss. Zool X. 1859. p. 27. |

2) Neue wirbellose Thiere. Bd. I. liste Hälfte. Leipzig 1859. 4? p. 37. Taf. VIII. Fig. 83°.

pecu

24 WILH. KEFERSTEIN.

mit Sicherheit beschreibt. Ebenso verdient es bemerkt zu werden, dass Schmarda (a.a.O.) von derselben Art an jeden Seitennerven in regel- müssigen Abstünden Ganglienknoten, von denen Nerven ausstrahlen, ent- deckte, wie es auch Blanchard!) mit Genauigkeit von einer Land- planarie von Chili (Polycladus Gayi) angiebt. Claparede?) fand jedoch diese Ganglienkette bei seiner Landplanarie von Ceylon (Bipalium Phebe) nicht auf.

Die Nerven bestehen aus sehr feinen Fasern mit einer dazwischen liegenden Punctsubstanz. Namentlich die den vorderen Körpertheil ver- sorgenden verzweigen sich vielfach und sind theilweise bis in die Kör- perwand zur äusseren Haut zu verfolgen, wo sie, wie ich schon erwähnte, vielleicht mit den langen, büschelförmigen Haaren, die dann als Tast- organe?) aufzufassen wären, in Verbindung treten mögen.

6. Augen.

Bei den Seeplanarien erscheinen die fast stets sehr zahlreichen und regelmässig angeordneten Augen zunächst als blosse Pigmentflecke, las- sen jedoch bei näherer Betrachtung einen zusammengesetzteren Bau er- kennen. Sie liegen unter der Körperwand, scheinen bisweilen aber in die Ringmuskulatur, doch, soviel ich gesehen habe, nie bis an oder durch die äussere Haut zu treten. Meistens befinden sie sich an der Rücken- seite, bisweilen jedoch sind sie am Vorderende z. B. bei E. cornuta auch an die Unterseite gerückt.

Bei L. tremellaris, wo die grössten Augen einen Durchmesser von 0,059m erreichen, kann man gewöhnlich zu ihnen einen Nerven deutlich verfolgen. Derselbe breitet am Auge sich in ein feinzelliges Ganglion,

1) Sur l'organisation des Vers in Ann. d. Sc. nat. [3]. Zool. VIII. 1847. p. 147. 148. und in Cl. Gay Historia de Chile. Zoologia T. III. Paris 1849. 70. 71. nebst Laminas. Zoolog. Annillados. Nro. 3. Fig. 1e.

2) Mém. Soc. d. phys. de Geneve T. XVI. 1862. p. 310.

3) Auch Leydig Tafeln zur vergl. Anatomie. lstes Heft. Tübingen 1864. fol bezeichnet (Taf. I. Fig. 1. 2) diese Haare als Tastborsten.

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BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 25

äussere Retina, aus und umschliesst eine dünne aber dichte Kugel- ^ schale eines dunkelbraunen, kórnigen, auf einer feinen Haut gelagerten Pigments. Diese Pigmentschale, Choroidea, stellt keine volle Kugel dar, sondern ist am vorderen Theile in verschiedener Ausdehnung offen so dass man sie als becher- oder glockenförmig bezeichnen kann. Im Innern umschliesst der Choroidealbecher eine, so weit ich es sehen konnte, ganz klare Substanz, welche vorn bisweilen etwas die Choroidea überragt und die ich, obwohl keine weitere Structur erkannt wurde, als innere Retina!) anspreche. Vor dieser klar erscheinenden Substanz liegt eine deutlich zellige Masse, Linse, welche den Choroidealbecher ungefähr zu einer Kugel ergänzt. Durchschnitte durch das Auge ga- ben mir keine neuen Aufschlüsse, und zeigten bei den in Spiritus er- härteten Exemplaren keine weitere Structur der s. g. inneren Retina. Immerhin lassen aber diese Augen im Bau manche Aehnlichkeit mit denen der Muscheln und Schnecken erkennen.

T. Geschlechtsorgane.

Mit sehr seltenen Ausnahmen sind alle Planarien Zwitter, doch sind die Organe beider Geschlechter von Anfang an, mógen sie auch rüum- lich sehr nahe liegen, von einander getrennt und münden bei den mei- sten Seeplanarien, welche Stimpson!) dem zu Folge als eine beson- dere Abtheilung Digonopora zusammenfasst, in zwei deutlich geschie- dene Mündungen, einer münnlichen vorderen und einer weiblichen hin-

1) Schon Franz Schultze De Planar. vivendi ratione etc. Diss. phil. Ber- lin 1836. p. 37. 38 erwühnt dieser Substanz als corpus vitreum und Leydig Ta- feln zur Vergl Anatomie. lstes Heft Tübingen 1864. fol. sagt bei Taf. I. Fig. 2 (Planaria lactea) „der Pigmentbecher des Auges umschliesst einen deutlichen In- nenkórper, der durch blassrothen Anflug und streifige Beschaffenheit den Nerven- stäben im Auge der Arthropoden entspricht“. Aehnliche Angaben macht auch Mecznikow (a. a. O. Bulletin Acad. St. Petersbourg IX. 1865. p. 440. Taf I. Fig. 13. 14) über die Augen von Geodesmus bilineatus.

2) Prodromus descriptionis animalium evertebratorum etc. Pars L Turbellaria dendrocoela in Proceed. Acad. Nat. Sciences of Philadelphia. 1857. p. 19.

Phys. Classe. XIV. D

26 WILH. KEFERSTEIN,

teren aus. Die Lage dieser Geschlechtsöffnungen, wie die Anordnung und Beschaffenheit der Ausführungsgünge und Anhangsdrüsen der Ge- schlechtsorgane, sind in vielfacher Hinsicht von systematischer Bedeu- tung; hier berücksichtigen wir nur die allgemeinen Verhältnisse der- selben.

Die Eier sowie der Samen entstehen bei unseren Seeplanarien, wie es M. Schultzel) in einer wenig beachteten kleinen Abhandlung zuerst angiebt, in besonderen Kapseln, die in zahlloser Menge überall in der Körperhöhle zwischen den Magentaschen und Sagittalmuskeln vertheilt sind und dieselbe so sehr ausfüllen, dass der Körper dadurch ein solides, parenchymatóses Aussehen annimmt. Eier- und Samenkap- seln scheinen in demselben Körperraume dicht neben einander vorkom- men zu können und bilden sich dort vielleicht aus den oben erwähnten der Bindesubstanz zugerechneten, epithelartigen Zellen. Ob diese Kap- seln an ihrer Entstehungsstelle schon in besonderen Schläuchen einge- schlossen sind oder frei in der Körperhöhle liegen, habe ich nicht mit Sicherheit entscheiden können, später sieht man die Eier und die Zoo- spermien in deutlich eigenwandige verzweigte Canäle eintreten, die in ihren Stämmen als Uterus oder Vas deferers aufzufassen sind und nach den Geschlechtsöffnungen hinführen. In diesen Canälen bemerkte ich jedoch nie Eier- oder Samenkapseln, sondern stets schon die freien, mehr oder weniger fertig gebildeten Eier oder Samenfäden, die jedoch bezüglich haufenartig oder bündelartig zusammenliegen konnten.

Die Eierkapseln, welche bei E. Argus und E. cornuta bis 0,3mm gross werden und dann mit blossem Auge als weissliche Flecke schon am lebenden unverletzten Thier wahrgenommen werden, haben eine deutliche áussere Wand und einen Inhalt von einem oder zwei schon mit fetttropfenhaltigem Dotter versehenen, grósseren Eiern, einer Anzahl kleiner, wenig klaren Dotter zeigenden Eier und meistens vielen in ei- ner blassen, feinkórnigen Masse eingebetteten Keimbläschen, In den

l) Bericht über einige im Herbst 1853 an der Küste des Mittelmeers ange- stellte zootomische Untersuchungen in den Verhandl. d. phys. med. Ges. zu Würz- burg. Bd. IV. 1854. p. 222. 223.

ndm

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKI /H. EINIGER SEEPLANARIEN. 27

noch in den Eierkapseln eingeschlossenen Eiern ist stets das Keimbläs- chen nebst dem Keimfleck deutlich, während in den ganz reifen Eiern die zahllosen runden Fettkórner des Dotters diese Gebilde oft den Bli- cken entziehen. :

Die gereiften Eier, welche meistens noch haufenartig zusammenlie- gen, aber von keiner Kapselmembran mehr umschlossen werden, treten in die Zweige des Uterus ein, die mit deutlichen eigenen Wänden ver- sehen sich zwischen den Magentaschen durchdrüngen und bei L. tre- mellaris z. B. schon von Quatrefages!) richtig gezeichnet wurden. Diese Zweigkanüle führen endlich in den Uterus selbst, in welchen die Eier bis sie gelegt werden sich anhäufen und nachreifen.

Der Uterus ist nach den Arten sehr verschieden geformt, immer kann man aber einen rechten und einen linken Stamm unterscheiden, die zur Geschlechtsöffnung hinleiten. Bei L. tremellaris vereinigen sich diese beiden Stämme vorn gleich hinter dem Gehirn mit einander und bilden so einen langgezogenen Uterusring, da auch an der Geschlechts- öffnung die beiden Uterusstimme abgesehen von ihrer einfachen Aus- mündung mit einander zusammenhängen und bisweilen dort Eier von einem Stamm in den andern übertreten. Bei dieser Art sieht man an der inneren Seite der zarten, aber festen, in vielfachen Falten vorsprin- genden Uteruswand zerstreut gestellte, sehr lange sich schlängelnde Ci- lien, wie man sie sonst wohl in den Excretionsorganen (Wassergefäss- systemen) mancher Würmer findet.

Der Uterus mündet in das weibliche Geschlechtsatrium, mit dem sehr häufig z. B. bei L. tremellaris auch ein Receptaculum se- minis, Samentasche, in Verbindung steht,

In das weibliche Geschlechtsatrium, welches mit einer meistens grossen Oeffnung, der weiblichen Geschlechtsóffnung, nach aussen mündet, führen noch bei allen von mir untersuchten Arten eine grosse Menge langer, verzweigter, Drüsenfäden mit feinkörnigem Inhalt. Diese Drüsenmasse, welche sich in weitem Umkreise an der Bauchseite

1) a. a. O. Ann. sc. nat. [3]. IV. Pl. 4. Fig. Ib.

D2

28 . WILH. KEFERSTEIN,

um die weibliche Geschlechtsöffnung verbreitet und oft schon dem blossen Auge im lebenden Thier wie eine weissliche, trübe Wolke erscheint, darf man augenscheinlich als eine Eiweissdrüse ansehen, welche die die gelegten Eier umhüllende Eiweissmasse liefert. Diese so auffallende Drüse finde ich bisher nirgends erwähnt; doch scheinen es dieselben Fäden zu sein, welche Osc. Schmidt!) an der Samenblase von L. tremellaris als strahlenfórmige Muskelfasern anführt. |

Die Samenkapseln sind ovale Schläuche, im jugendlichen Zu- stande mit blassen, runden wie es scheint kernlosen Zellen dicht gefüllt, im fortgeschritteneren Stadium mit einem Inhalt zahlreicher, runder, scharfgekernter Zellen, welche Platz genug zwischen sich lassen die von ihnen ausstrahlenden Bündel von Zoospermien deutlich zu zeigen. Zer- reisst man solche Samenkapsel, so bemerkt man an dem umhergestreuten Inhalt, dass die Zoospermien sich aus den Tochterzellen der zuletzt er- wühnten scharfgekernten Zellen bilden, und zwar scheint es mir ebenso zu sein wie bei Helix ?) dass der Kopf der Samenfadens unabhängig vom vergehenden Zellenkerne und wie der Schwanz wesentlich aus dem Zelleninhalte entsteht. Nach den Beobachtungen Köllikers, de la Valette's5) u. A. ist bei vielen Thieren der Kern der Samenzelle di- rect bei der Bildung des Kopfes des Zoosperms betheidigt. Die von mir untersuchten Planarien waren wenig geeignet diese Frage streng zu entscheiden.

Die Zoospermien bei L. tremellaris haben einen langen (0, 034mm) dünnen, geschlängelten vorn fein zugespitzten Kopf, der nach Hinten all- mählig in einen kurzen (0,03mm) Schwanz ausläuft. Die Bewegungen dieser Samenfäden geschehen wesentlich durch Schlängelungen des wurm- artigen Kopfes, obwohl auch ein Hinundherschlagen des steifen Schwan-

1) Untersuchungen über die Turbellarien von Corfu und Cephalonia in Zeit- schr. f. wiss. Zool. XI. 1861. p. 9. Taf. I. Fig. 5.

2) Siehe meine Fortsetzung von Bronn's Thierreich. Bd. II. 2. 1864. p. 1215. Taf. 105. Fig. 5. 6. Helix pomatia.

3) Ueber die Genese der DEDE im Archiv f. mik. Anatomie. Bd. III.

1867. p. 263—273. Taf. 14.

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 29

zes stattfindet. Quatrefages!) beschreibt von derselben Art steckna- delfórmige Zoospermien, welche ich nie gesehen habe.

Die Zoospermien von E. argus sind im Ganzen ühnlich den oben beschriebenen, der Kopf ist nur kürzer (0,03=m) und dicker, der Schwanz länger (0,15mn); höchst abweichend dagegen zeigen sich die von E. cor- nuta. Hier ist der Schwanz sehr lang (0,26mm) der Kopfkurz (0,003mm) und lancettförmig und dadurch ausgezeichnet, dass an seiner Basis jeder- seits eine sehr feine lange (0,12mm) sich bewegende Geissel abgeht. Den 0,26mm Jangen Schwanz dieser Zoospermien sah ich sich nicht bewegen und es scheinen allein die Geisseln zu sein, welche die Bewegungen dieser merkwürdigen Zoospermien bedingen.

Aus den Samenkapseln befreit sammeln sich die Zoospermien als- bald massenhaft in den besonders im hinteren Theil des Körpers zahl- reichen Zweigen des Vas deferens und geben diesen ein milchweisses Ansehen. Die Zweige, oft vielfältig anastomosirend, sammeln sich endlich auf jeder Körperseite in ein Vas deferens zusammen, welches in die Samenblase, Vesicula seminalis, mündet. Diese blasige Erweiterung der Samengänge ist meistens mit dicken muskulösen Wänden (besonders Längsmuskeln und wenige äussere Ringemuskeln) versehen und flimmert inwendig. Die Samenblase verjüngt sich allmählig in den Penis, der dieselben Muskelschichten wie sie darbietet und in das männliche Ge- schlechtsatrium zapfenartig vorspringt. Dies Atrium, das auf allen seinen Wänden, also auch auf dem hineinragenden Penis flimmert, mün- det mit einer gewöhnlich lippenartigen Oeffnung, der männlichen Geschlechtsöffnung nach aussen, durch welche der Penis, wohl be- sonders durch Zurückziehen des Atriums hervorgestreckt werden kann,

Bei E. argus ist der Penis Innen mit mehreren scharfen Längsfal- ten versehen und bei derselben Art mündet in ihn noch eine mit dicken zelligen Wänden versehene Anhangsdrüse, Prostata, welche eine feine körnige Schleimmasse absondert, die ich aber auch bei L. tremellaris, wo diese Drüse fehlt, aus dem Penis fliessen sah.

1) a. a. O. Ann. sc. nat. [3]. IV. 1845. Pl. 8. Fig. 6.

30 WILH. KEFERSTEIN,

Von der durch Osc. Schmidt!) bei Süsswasserplanarien entdeck- ten in die Samenblase führenden s. g. Kórnerdrüse, habe ich bei mei-

nen Seeplanarien nichts aufgefunden,

Von einem Wassergefüsssystem (Excretionsorgan), welches bekannt- lich von Osc. Schmidt?) bei den Strudelwürmern des Süsswassers auf- gefunden und von Vielen bestütigt wurde, habe ich bei den von mir un- tersuchten Seeplanarien nichts gesehen; doch muss ich erwühnen, dass M. Schultze3) ein solches Canalsystem mit schlagenden Wimpern bei Thysanozoon und Leptoplana (Polycelis) beobachtet hat und bei Rhabdo- coelen dasselbe in der Nähe des hinteren Körperendes mit einer einfa- chen, nicht contractilen Oeffnung nach Aussen münden sah 9. Das von Blanchard $5) bei Proceros velutinus von Genua beschriebene, fein ver- zweigte, von einem um dem Gehirn befindlichem Sinus (Herz) ausgehende Blutgefässsystem, muss ich nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse für eine durch die von ihm angewandte Injection hervorgerufene Täu- schung ansehen.

M. Entwicklungsgeschichte.

Während die rhabdocoelen Planarien sich alle ohne Metamor- phose aus dem Ei zu entwickeln scheinen, wie die Beobachtungen von

1) Die dendrocölen Strudelwürmer aus der Umgebung von Gratz in Zeitschr. wiss. Zool X. 1859. p. 29. Taf. IV. Fig. 4. n.

2) Die rhabdacoelen Strudelwürmer des süssen Wassers. Jena. 1848. 8. p. 12—14,

3) a. a. O. Verhandl med. Ges. zu Würzburg IV. 1854. p. 223.

4) In Zoologische Skizzen in Zeitschr. f. wiss. Zool IV. 1852. p. 187. Ebenso giebt es auch Ley dig an (Zoologisches im Archiv f. Anat. u. Physiol. 1854. p. 284. Taf. XL Fig. 1.)

. . 9) Recherches sur l'organisation des Vers in Ann. des Sc. nat. [3]. Zoolog.

VII. 1847. p. 274. Pl. 9. Fig. 1.

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKI 'H. EINIGER SEEPLANARIEN. 31

Focke!) Osc. Schmidt2), van Beneden?) u. A. zeigen und darin nach den Untersuchungen von J. R. Johnsont), Baer5, Oersted®), Siebold?)und Knappert?) mit den Dendrocoelen des Süsswassers über- einstimmen, kennt man von den Dendrocoelen des Meeres durch die Arbeiten Dalyells9) Girard's!9, Joh. Müller's!!) und Alex. Agas-

1) Planaria [Mesostomum] Ehrenbergii in den Annalen d. Wiener Museums d. Naturgesch. I. 1836. p. 201—202, Taf. XVII. ;

2) Die rhabdocoelen Strudelwürmer des Süssen Wassers. Jena 1848. 8. p. 17—20. 3) Recherches s. l. faune littorale de Belgique. Turbellariés. in Mem. de Acad. d. Sc. de Bruxelles. XXXII. 1860. p. 46. 47.

4) On the genus Planaria in Philos. Transact. Roy. Soc. London. 1822. p. 437.

5) Ueber Planarien in seinen Beitrügen zur Kenntniss der niederen Thiere in Nova Acta Ac. Leop. Carolinae Nat. Cur. Tom. XIII. Pars II. 1827. 4. p. 720.

6) Entwurf einer systematischen Eintheilung der Plattwürmer. Kopenhagen 1844. 89. p. 21.

7) Ueber die Dotterkugeln der Planarien. Monatsbericht der Berlin. Akad. 1841. p. 83.

8) Bijdragen tot de ontwikkelings-geschiedenis der Zoetwater-Planarien in Na- tuurk. Verhand. uitgegeven door het Provinciaal Utrechtsch Genootschap vanKunsten en Wetenschapen. Utrecht 1865. 4°. und Embryogénie des Planaires d'Eau douce communiqué par J. van der Hoe ven in Archives Neerlandaises des Sc. exactes I. 1866. p. 272.

9) Powers of the Creator. U. London 1853. 4. p. 99.100. Pl. XV. Fig. 1—3.

10) On the Embryology of Planariae in Proceed. Amer. Assoc. 2 Meet. held at Cambridge. 1849. p. 398—402. On the development of Planocera elliptica in Pro- ceed. Boston Soc. Nat. Hist. IM. 1850. p. 348. Researches upon Nemerteans and Planarians I. Embryonie Development of Planocera elliptica in Jour. Acad. Nat. Sciences of Philadelphia. [N. S.] II. 1854. 4°. p. 307 auch separat erschienen Phi- ladelphia 1854. 4°.

11) Ueber eine eigenthümliche Wurmlarve aus der Classe der Turbellarien und aus der Familie der Planarien im Archiv f. Anat. u. Physiol. 1850. p. 485—500. Taf. XII. XII. (Polycelis Ehrb) und Ueber verschiedene Formen von Seethieren - a. e. a. O. 1854. p. 75 Taf. IV. Fig. 1. (Larve von Stylochus).

32 WILH. KEFERSTEIN,

siz!) bisher, mit Ausnahme der wenig oder garnicht beachteten Anga- ben Dalyells?) über seine Planaria flexilis (Leptoplana tremellaris), nur eine Entwicklung mit einer mehr oder weniger ausgebildeten Meta- morphose. Leptoplana tremellaris, deren Entwicklung ich genau verfol- gen konnte, lieferte, wie aus den angeführten Mittheilungen von Dalyell schon hervorgeht, ein ausgezeichnetes Beispiel einer einfachen ee des Embryos ohne alle Metamorphose.

Die Begattung habe ich nicht beobachtet, wohl aber das Eierle- gen, wobei die Thiere ruhig auf Wasserpflanzen oder an der Wand ih- rer Aufbewahrungsgefüsse sitzen und wenn sie nicht gestört werden eine grosse Menge, Hunderte, von Eiern aus der weiblichen Geschlechtsöff- nung hervorquellen lassen, die sich unter dem Thier zu einer Lage aus- breiten. Jedes Eiist von einer dicken, nicht enganliegenden Hülle von Eiweiss, das von der Eiweissdrüse abgesondert wird, umgeben, mittelst der die gelegten Eier an einanderkleben und so meistens lüngliche Ei- weissplatten herstellen, wie sie Dalyell schon beschreibt, in deren ku- geligen, in einer Schicht gelegenen Hohlräumen die Eier sich befinden.

Diese Eierplatten haben grosse Aehnlichkeit mit denen mancher Nacktschnecken.

Zuerst gehen die Eiweisshüllen, die jedem Ei angehóren, continuir- lich in einander über, aber wenn die Embryonen sich der Reife nä- heren, trennen sie sich häufig theilweise von einander und zeigen sich als niedrige sechsseitige Säulen, deren Inneres kugelig ausgehóhlt ist. Auf

der Innenseite dieser Aushóhlung springen eine grosse Menge feiner Li- mien scharf vor, welche gewöhnlich, kreisfórmige oder rundliche Ma- schenräume bilden. |

SE ARA c Im

Im Innern dieser Hohlräume, umgeben von einer klaren Flüssig- keit, schwimmen die kugeligen 0,18—0,21»» ‘grossen Eier, an denen man ein Keimbläschen, Eikern, als helle Stelle zwischen den dunkeln,

.1) On the Young Stages of a few Annelids in Annals of the Lyceum of Nat. Hist. of Newyork VIII. 1866. P. 308. Pl. VL Fig. l. 2. (Planaria angulata mit Lar- ven mit Körperringeln).

2) a. a. O. II. 1853. p. 103, 104. Pl. XIV. Fig. 20—26:

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKI EINIGER SEEPLANARIEN. 33

fettartigen Dotterkügelchen, aber keinen Keimfleck mehr bemerkt. Die Eier sind von einer scharfen Linie begrünzt, welche mir jedoch nicht als eine besonders darstellbare Membran, sondern nur als die äussere Grenze des die Dotterkügelchen vereinigenden Liquor vitelli erschienen ist.

Sofort, nachdem es gelegt ist, beginnt das Ei den Theilungs- oder Furchungs-Process. Zuerst wird dabei der Eikern oval, streckt sich in die Länge ünd theilt sich zuletzt in zwei Kerne, währenddess das Ei auch lünglich geworden ist und durch eine Ringfurche sich end- lich in zwei Dotterkugeln spaltet. Dieselbe Theilung wiederholt sich bei diesen beiden Kugeln und nach etwa sechs oder acht Stunden be- steht das Ei aus vier gleichen, neben einanderliegenden, sich gegenseitig abplattenden, kernhaltigen Dotterkugeln. Während dieser Vorgänge sind ein oder ein paar micno oder Polbläschen aus der sigkeit ausgetreten.

Aus jeder der vier Dotterkugeln erhebt sich nun, wie man in der Seitenlage deutlich sieht, als Auswuchs oder Knospe eine sich allmáh- lig abschnürende kleine Dotterkugel, welche zu Anfang blass und fein- körnig ist, später aber besonders dunkele Dotterkórner enthält und ei- nen Kern mit Deutlichkeit nie erkennen lässt. Zwölf Stunden nach dem Gelegtwerden bestehen die Eier demnach aus vier grossen und vier kleinen auf den ersteren liegenden Dotterkugeln.

Die kleinen Kugeln theilen sich nun alsbald und setzen diesen Process mehrere Male fort, sodass am zweiten Tage die vier grossen Dot- terkugeln auf einer Seite von einer Schicht kleiner Kugeln völlig be- deckt sind. Nun spaltet sich auch eine der grossen Kugeln in kleinere und, wührend die kleinen Dotterkugeln sich immer weiter theilen, um- wachsen sie die Ueberreste der grossen rund herum, sodass diese (4ter Tag) zuletzt als eckige, fettartig aussehende Massen im Centrum des nun wesentlich aus kleinen runden Dottermassen bestehenden Eies er- scheinen.

Diese kleinen Dotterkugeln, welche die ether ass Schicht des | Embryos bilden, setzen die Theilung weiter fort, verlieren ihr dunkles, fettartiges Aussehen und stellen zuletzt (ter bis 6ter Tag) eine Schicht

Phys. Classe. XIV. E

34 WILH. KEFERSTEIN,

einer feinkórnigen, blassen, mit wenigen runden Fetttröpfehen durchsetz- ten Substanz dar, welche die Reste der grossen, in zahlreiche grössere und . kleinere, fettähnliche Massen von eckigen Formen zerfallenen, Dotterkugeln umschliesst. Die Embryonen von dieser Ausbildung, welche schon eine ziemlich viel bedeutendere Grösse, wie die des ursprünglichen Eies, er- reicht haben und die Eiweisshülle fast ausfüllen, beginnen nun zu ro- tiren (bter Tag) und man entdeckt auf dem Cuticula-artigen scharfen äusseren Contour der peripherischen Schicht ein dichtes Kleid, feiner, kurzer Cilien (6 bis 7ter Tag).

Die Reste der grossen Dotterkugeln, scheinen allmühlig als Nah- -

rung verbraucht zu werden und zuletzt im Darminhalt zu vergehen, während aus der peripherischen, feinkörnigen Schicht die Kórper- und Darmwand wie alle übrigen Organe sich herausbilden.

Während sich die Reste der grossen Dotterkugeln zertheilen und zerkleineren, trennt sich (8ter Tag) die feinkórnige, peripherische Masse in zwei Schichten, eine zu Anfang sehr dünne äussere, die äussere Haut, und eine mächtige innere. Die äussere Haut, deren Cilien sich jetzt sehr verlängern, wächst rasch in die Dicke und lässt im Innern schon deutlich die Stäbchen erkennen, die Reste der grossen Dotterku- geln ordnen sich mit gewisser Regelmässigkeit, die Form des Darm- tractus darstellend und in der feinkörnigen, peripherischen Masse er- kennt man bald (llter Tag) ein, dann zwei Paare von Augen und Reich darauf auch die beiden Gehirnganglien.

In dem folgenden Stadium (12ter Tag), wo die Himzanglien sich sehr deutlich zeigen und jedes nach Vorn zur äusseren Haut einen Ausläufer schickt, haben sich die Reste der grossen Dotterkugeln sehr vermindert. Scharf tritt jetzt der, besonders in der Seitenansicht aufäl- lige, Rüssel hervor und auf der äusseren Haut bemerkt man zwei Paare von symetrisch gestellten Tasthaaren.

Der Embryo füllt nun seine Eiweisshülle völlig aus, macht die leb- haftesten Contractionen mit seiner s. g. feinkörnigen, peripherischen Schicht und rasche Rotationsbewegungen mittelst seines Kleides langer Cilien. Die Eiweisshüllen der einzelnen Embryonen trennen sich nun

Te ein

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENTWICKLUNGSGESCH. EINIGER SEEPLANARIEN. 35

etwas von einander und der Embryo zerreisst dieselben endlich (13ter oder l4ter Tag), wobei sie sich nach den ringförmigen TER an ihrer Innenflüche zu spalten pflegen.

Der freie Embryo streckt sich sofort in die Länge (0,329 und schwimmt sehr lebhaft umher. Die Reste der grossen Dotterkugeln, die nun allmählig in rundliche, fettähnliche Massen zerfallen, zeigen die Lage und Form des Darmtractus und haben auf ihren freien Rändern Haufen von gelben und dunklen Kórnchen, welche augenscheinlich die aus der feinkörnigen Masse hervorgehende Darm wand bilden. Das Gehirn ist in seiner Form weiter ausgebildet; die Zahl der völlig symetrisch gestell- ten Tasthaare ist vermehrt.

In den folgenden Tagen schwinden die Reste der grossen Dotter- kugeln im Darminhalte ganz und die dunkelkörnige Darmwand tritt im- mer deutlicher hervor. Die Zahl der Magentaschen vermehrt sich und zeigt sich, wenn das Thier, wie es oft geschieht, den Darm ganz mit Wasser anfüllt, sehr klar. |

Im weiteren Verlauf, wobei das nun seiner Mutter schon völlig gleichende, obwohl noch immer nur zwei Paar Augen besitzende Junge, bedeutend wächst, bildet sich das Gehirn weiter aus und zeigt mehrere von ihm abgehende Nerven. Zugleich sieht man den Rüssel schon oft vorgestreckt.

Bis zum 23sten Tage (am 10ten des freien Embryos) konnte ich die Jungen (0,6mm lang) verfolgen, ohne dass in ihren inneren Bau sich merkliche Veründerungen zeigten; dann musste leider die Beobachtung. abgebrochen werden, ohne dass sich von Geschlechtsorganen eine Spur bisdahin gezeigt hatte. Doch scheinen dieselben auch erst sehr spät aufzutreten, da ich selbst bei einem 10mm langen Exemplar der L. tre- mellaris noch nichts von ihnen auffinden konnte.

E2

Fig.

WILH. KEFERSTEIN,

Erklärung der Tafeln.

äusserer Mund. Magen. Magentaschen. mediane vordere Magentasche. Gehirnganglien.

Nerven. , Seitennerven.

Rüssel.

Hoden (Samenkapseln). Eierstöcke (Eierkapseln.) Uterus.

Eiweissdrüse.

Samentasche

weibliche Geschlechtsóffnung. Vas deferens.

Vesicula seminalis.

Penis.

accessorische Drüse (Prostata). männliche Geschlechtsöffnung. Pseudotentakeln.

Augen.

SR o NM wyg ^

Tat T

1. Leptoplana tremellaris O. F. Müll. und Samenkapseln zwischen den Magentaschen sind der Deutlichkeit we- gen weggelassen. Natürliche Grüsse 20mm,

2. Querschnitt ebendaher durch das Gehirn. Hoden und Eierstöcke, wie Bindesubstanz, sind ebenso wie in den folgenden Schnitten weggelassen.

3. Längsschnitt ebendaher, fast der Medianlinie folgend. An den meisten

Bedeutung der Buchstaben.

äussere Retina.

innere Retina.

Linse oder Cornea. Choroidea.

Muskeln.

Ringmuskeln. Längsmuskeln. Sagittalmuskeln.

äussere Haut. . Membrana basilaris. Cuticula.

rüthselhaftes Organ.

tiefe Hautfalte. Zellen der Bindesubstanz. Stábchen der Haut. rüthselhaftes, feinkórniges Organ am

hirn

ehirn.

Ganglienschicht des Gehirns.

Ganglien der Augen oder verschmol- zene äussere Retinen.

Saugnapf.

Von der Bauchseite. Viele der Eier-

Stellen ist die äussere Haut weggelassen.

Fig. 4.

5.

BEITR. Z. ANATOMIE U. ENT : EINIGER SEEPLANARIEN. 37

Querschnitt ebendaher, etwa durch die Körpermitte, aber nicht ganz durch den äusseren Mund.

Querschnitt durch die Körperwand bei starker Vergrösserung. An dieser Stelle fehlt die innere Schicht der Längs- und essen Eierkapsel ebendaher -

Zoospermien ebendaher, a reif, b c, d in verschiedenen Bilkwicklunge- stufen aus der Samenkapsel.

Zoospermie von Eurylepta Argus Quat.

Zoospermien von Eurylepta cornuta O. F. Müll.

Tat H: Eurylepta Argus Quat. Von der Bauchseite. Magentaschen nur ange-

deutet, Eier- und Samenkapseln weggelassen. Nat. Grösse 10mm,

Eurylepta cornuta O.F.Müll. Von der Rückenseite um die Magenverzwei- gung zu zeigen. Nat. Grósse 20mm, j

Dieselbe von der Bauchseite, um die Geschlechtsorgane zu zeigen; Magen und Magentaschen sind weggelassen,

Gehirn und Augen von Eurylepta cornuta.

Querschnitt der Kórperwand ebendaher, bei sehr starker Vergrósserung. Gehirn und Augen von Leptoplana tremellaris.

Auge ebendaher. Natürliche Grösse 0,05mm,

Räthselhaftes Thier, das in den Magentaschen von Leptoplana tremellaris oft in grosser Menge vorkommt, 0,135mm lang, 0,03mm breit. Eingekapseltes Distoma ebendaher. Kapsel 0,15mm gross.

Gregarine ebendaher 0,3mm lang.

Gregarine ebendaher, 0,27mm lang.

; Tat HI Entwicklung von Leptoplana tremellaris.

Fig. ns 11. Furchungsstadien.

Embryo, mit Cilienbekleidung.

> Dis äussere Haut ist deutlich.

In derselben treten die Stäbchen auf und die Augen sind gebildet. Gehirn und Rüssel treten hervor. Derselbe Embryo von der Seite.

sie

potum Embryo mit Tasthaaren.

Freischwimmendes Junges. mots . 90. & Ebensolches, welches seine Magentaschen mit Wasser gefüllt hat, ‚wodurch = . diese. sehr deutlich werden. Nona

Weiter ausgebildetes Junges, mit ausgestrecktem Rüssel.

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Neue Untersuchungen über den elektrisirten Sauerstoff. Von Dr. G. Meissner.

(Mit zwei lithographirten Tafeln).

Der Kónigl. Gesellschaft der Wissenschaften überreicht am 7. August 1869.

I. Der elektrisirte Sauerstoff.

Not ungefähr sieben Jahren habe ich in einer Schrift, die den Titel führt „Untersuchungen über den Sauerstoff. Hannover. Hahn. 1863‘, Beobachtungen veröffentlicht über die Veränderungen, welche der Sauer- stoff beim Elektrisiren unter dem Einfluss elektrischer Spannung erleidet. Die Ergebnisse jener Versuche führten unter Anderm zu dem Schluss, dass unter der Einwirkung elektrischer Spannung neben dem Ozon ein zweiter Zustand des Sauerstoffs oder eine zweite Sauerstoff- modification entsteht, welche vor Allem dadurch ausgezeichnet und cha- racterisirt ist, dass sie, nachdem das Ozon durch gewisse oxydirbare Substanzen absorbirt ist, den Wasserdampf ohne Mithülfe einer Tempe- raturerniedrigung zu Nebelbläschen zu condensiren vermag. Diese meine Behauptung, dass die von mir sogenannten Atmizon- oder Antozon-Nebel nur aus elektrisirtem Sauerstoff und Wasser bestehen, durch Versuche zu begründen, welche, mit besseren Hülfsmitteln angestellt, einwurfsfreier sind, als die früheren, war der i cum m der zunächst hier mitzu- theilenden Untersuchungen.

Der einfache Versuch, um dessen ‚nähere Analyse es sich handelt, war dieser: Sauerstoff wird durch eine Siemens'sche oder von Babo'sche Elektrisirungs - Röhre geleitet, daselbst der Einwirkung der Elektricität (in später näher zu erürternder Weise) unterworfen, darauf durch eine Vorlage mit concentrirter Jodkaliumlösung geführt, wo sämmtliches Ozon

40 G. MEISSNER,

absorbirt wird, endlich durch eine Vorlage mit Wasser: das aus dem Wasser hervortretende Gas bildet über demselben einen dichten weissen Nebel, welcher in geringerm Masse sich schon über der Jodkaliumlösung zeigen kann, um so leichter und stürker je weniger concentrirt diese Salzlösung ist, und je günstiger die Bedingungen zur Erzeugung des elektrisirten Sauerstoffs sind. Ich will beweisen, dass diese Nebel nur aus elektrisirtem Sauerstoff und Wasser bestehen und werde zu dem Zweck folgende einzelne Beweise zu liefern suchen: 1) Den Beweis, dass bei der in Rede stehenden Erscheinung kein anderes Gas ausser Sauerstoff, speciell kein Stickstoff, kein Chlor, kein Wasserstoff, keine Kohlensáure in irgend einer Weise betheiligt ist. 2) Den Beweis, dass da, wo die Elektrisirung des Sauerstoffs stattfindet, kein Wasserdampf zugegen zu sein braucht, damit jene Erscheinung unter genannten Umständen eintritt. 3) Den Be- weis, dass das zur Absorption des Ozons angewendete Jodkalium in keiner andern Weise beim Auftreten der in Rede stehenden Erscheinung. be-

theilist ist, als eben durch die Aufnahme, die Entfernung des Ozons

aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom. -

Der Apparat, mit Hülfe dessen sich zunüchst der erste dieser drei Beweise führen lässt, besteht aus zwei Haupttheilen, welche in Fig. I und Il abgebildet sind, und von denen der erste dazu bestimmt ist, chemisch reinen Sauerstoff zu liefern, der zweite, nach vorheriger voll- ständiger Evacuation diesen Sauerstoff aufzunehmen, der darin elektrisirt und analysirt wird.

Die erste Ufórmige Glasróhre A in Fig. I ist ursprünglich ganz gefüllt mit Schwefelsäure-haltigem destillirten Wasser, welches zur Elek- trolyse mittelst der in die beiden Schenkel eingeschmolzenen Platin- elektroden bestimmt ist. An diese Röhre A schliesst sich nach Rechts in alsbald näher anzugebender Weise der Theil BCD des Apparats, welcher aus einem Stücke böhmischer Glasröhre besteht und in dem ersten Uförmig gebogenen Stück B mit Glasperlen und reinem Schwefel- säurehydrat gefüllt ist, in C oxydirte Kupferspähne enthält, in D wiederum

mit Glasperlen und reiner Schwefelsäure gefüllt ist. Die an D sich

anschliessende horizontale, ungefähr 1 Fuss lange Röhre E enthält zwischen

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 41

Asbestpfropfen an beiden Enden eingeschlossen 12— 15 Grms. wasser- freier Phosphorsáure. Der in A elektrolytisch entwickelte Sauerstoff wird, nachdem er die Röhren B, C, D, E passirt hat, unter Vermittlung des sogleich zu beschreibenden Schlussventils F in dem etwas über 500 CC. fassenden Recipienten R über Quecksilber aufgesammelt.

Das Quecksilberventil F ist folgendermassen construirt Die von der Phosphorsäureröhre ausgehende Uförmige Röhre durchbohrt einen Kork, um walchen die weite Glasröhre b Quecksilber-dicht befestigt ist. Die Röhre a ist oberhalb des Korks Uförmig zurückgebogen, so dass ihr offenes Ende vertical abwärts gerichtet ist und in das in die weite Röhre b eingefüllte Quecksilber taucht, resp. tauchen kann. Das Niveau des Quecksilbers in b ist nämlich dadurch veränderlich gemacht, dass die Glasröhre c durch den Kork geführt ist, die ihrerseits mittelst des Kaut- schukschlauchs d mit der oben offenen Glasróhre e communicirt, welche, wie es der Schlauch d gestattet, an einem Stativ gehoben und gesenkt werden kann. Man hat auf diese Weise ein veründerliches Quecksilber- ventil, wie ich es nennen will, welches gestattet, das Niveau des Queck- silbers in b höher und tiefer zu stellen, so dass das offene, abwärts ge- richtete Ende von a entweder über dem Quecksilber sich befindet oder eintauchend durch dasselbe für hóhern oder geringern Druck abgesperrt ist. Zur Weiterleitung des aus a seies über oder unter dem Quecksilber ausströmenden Gases wird die mit passend gebogener Gasleitungsröhre durch Anschmelzen versehene Glocke f in die weite Róhre b bis auf den Korkboden, also in das Quecksilber eingesetzt. Diese Einrichtung gewührt die Vortheile, dass bei der unvermeidlichen Starrheit und Unbe- weglichkeit des Apparats bis zum Ventil die schliessliche Ausmündung zur Weiterleitung des Sauerstoffs beweglich ist, indem die Glocke f nicht nur drehbar sondern auch um Weniges in horizontalen Richtungen hin und her verschiebbar ist, und dass der ganze Apparat bei der Ausmündung ‚von a durch Quecksilber abgesperrt werden kann, so dass, auch wenn die Glocke mit dem Gasleitungsrohr entfernt oder mit einer andern ver- tauscht wird, niemals atmosphärische Luft durch a eindringen kann.

Die Verbindung der Wasserzersetzungsröhre A und des Röhrenstücks

Phys. Classe. XIV. | F |

42 G. MEISSNER,

B ist hergestellt durch die gebogene Glasróhre g, welche beiderseits ein- geschliffen ist. Da aber die Umstünde es mit sich bringen, dass inner- halb des Apparats ein bis um mehre Centimeter Quecksilber den At- mospháürendruck übertreffender Druck herrscht, so werden die einge- schliffenen Verbindunden dadurch gesichert, dass über der Mutter des Schliffs sich die Glasróhre zu einer Halbkugel erweitert, die mit einem Kitt oder mit Siegelwachs ausgefüllt wird, wie aus der Abbildung ver- stündlich sein wird. In der gleichen Weise ist die Phosphorsüureróhre E mit D verbunden, so wie auch das Verbindungsrohr h zu dem sogleich noch zu erórternden Quecksilberventil auf der Wasserstoffseite.

Soll nämlich der in A entwickelte Sauerstoff vor Verunreinigung mit Stickstoff bewahrt bleiben, so muss auch die Wasserstoffseite des Apparats, links, durch Quecksilber und zwar natürlich dauernd abge- sperrt sein; zu dem Zweck mündet die den Wasserstoff ableitende Röhre h in die weitere Röhre i unter Quecksilber aus. Diese Einrichtung ist aber auch noch aus einem andern Grunde erforderlich, welcher zugleich wieder jene Veränderlichkeit des Quecksilberventils als sehr nützlich er- heischt. Da nämlich der Sauerstoff sowohl in B den Druck einer Schwefel- säuresäule, als auch namentlich beim Eintritt in den Recipienten R stets den Druck einer nicht unbeträchtlichen Quecksilbersäule zu überwinden hat, so würde, wenn der nach der andern Seite entweichende Wasserstoff keinen entsprechenden Widerstand fände, das Wasser in A einen sehr ‚ungleichen Stand in beiden Schenkeln einnehmen und es leicht dahin kommen können, dass dasselbe aus dem Schenkel der positiven Elektrode ganz verdrängt würde. Soll, wie es für alle Fälle gut ist, das der Elek- trolyse unterworfene Wasser in beiden Schenkeln von A (unter Schwankungen in Folge der Ungleichheit der beiderseits entwickelten Gasvolumina) nahezu gleich hoch stehen, so muss der Wasserstoff stets nahezu denselben Druck zu überwinden haben, wie der Sauerstoff. Nun ist zwar die Einrichtung getroffen, dass wenn der Sauerstoff in den anfänglich mit Quecksilber gefüllten Recipienten R einströmt, die daraus verdrängten 500 CC. Queck- silber sich nicht in der Wanne ansammeln, was eine zu bedeutende Drucksteigerung bedingt haben würde, sondern durch den in gewisser

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 43

"Höhe über dem Boden der Wanne angebrachten Stahlhahn r wieder

abfliessen ; dennoch aber lässt sich der Druck, unter dem der Sauerstoff den Apparat verlässt, nicht so constant halten, wie es zur Vermeidung bedenklicher Schwankungen im Niveau des Wassers in den beiden Schenkeln von A nothwendig sein würde, wenn nicht das veränderliche Quecksilberventil G gerade so eingerichtet, wie das auf der andern Seite des Apparats angebrachte, mit der grössten Leichtigkeit durch Heben und Senken der Röhre K eine genaue Accomodation ermöglichte.

Die drei Abtheilungen B, C und D bestehen, wie gesagt, aus einem Stück, zur Sparung von Verbindungsstellen, und da das in C befindliche Kupferoxyd dauernd im schwachen Glühen erhalten werden muss, um: der durch Diffusion oder etwa auch durch mechanisches Herüberreissen von Gasblasen in den Sauerstoffstrom gelangten Wasserstoff wegzunehmen, sowie auch um bei der Elektrolyse erzeugtes Ozon und wie ange-

. nommen wird Wasserstoffsuperoxyddampf zu zerstören, so musste C

aus bóhmischem Glase, wie angegeben, bestehen. Die saubere Füllung von B C D erfordert einige Geschicklichkeit und geschieht in der Weise, dass blanke (nachher im Sauerstoffstrom zu oxydirende) Kupferdrehspähne in C eingefüllt werden, bevor die letzte der beiden Uförmigen Biegungen B und D gemacht wird; die Glasperlen sind dann leicht durch die an- geschliffenen Hälse einzufüllen; D wird darauf zuerst mit Schwefelsäure ausgespült und zur vollständigen Benetzung der Perlen gefüllt. Die Füllung von B zuletzt muss unter vorsichtigem Neigen der Róhre ge- schehen, damit keine Schwefelsäure an das Kupfer gelangt, was aber ganz vollständig vermieden werden kann; in diesem zuletzt gefüllten Theil der Röhre bleibt unvermeidlich aber auch als ganz nützlich mehr Schwefelsäure zurück, als zum Benetzen der Perlen nöthig ist, so dass man gut thut, diesen Theil der Röhre, welcher nun grosse Quantitäten Wasserdampf absorbiren kann, als nächsten auf den Gasentwicklungs- apparat folgen zu lassen. Die Schwefelsäure in dieser Röhre zeigt ausser- dem in erwünschter Weise unter allen Umständen den Gang des Gasstroms.

Es ist nun endlich noch die Bedeutung der feinen von g aus ab- gehenden Glasröhre | zu erörtern. Wie ich bereits oben angab ist an

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44 : G. MEISSNER.

fünglich, nachdem der ganze Apparat zusammengesetzt ist, die 44 CC - fassende Wasserzersetzungsróhre A ganz gefüllt mit dem mit Schwefel- säure angesäuerten destillirten Wasser; es wird nun von l aus Sauerstoff, aus reinem chlorsauren Kali entwickelt und zur Schonung des be- schriebenen Trockenapparats bereits getrocknet, anhaltend durch den Apparat geleitet, natürlich unter Absperrung der atmosphärischen Luft durch das Quecksilberventil F, so dass also der ganze Apparat, mit einziger Ausnahme des kleinen Stücks h (auf der Wasserstoffseite) durch auf gewöhnlichem chemischen Wege entwickelten Sauerstoff gründlich ausgewaschen wird. Nachdem darauf noch in leicht übersehbarer Weise der ganze Apparat auf seine völlige Dichtigkeit geprüft ist, wird die Röhre l zugeschmolzen, ist aber deshalb von ziemlicher Länge, damit man sie bequem wieder öffnen und, wenn eine neue Füllung nothwendig * ist, unter Verschluss des Ventils F und Wegnahme des Ventils G durch h wieder Wasser in die Wasserzersetzungsröhre einsaugen und darauf den Apparat wieder mit chemisch erzeugtem Sauerstoff auswaschen kann. Ist nun | zugeschmolzen, so werden von den 44 CC. angesüuerten ‚Wassers in A zuerst circa 24 CC. elektrolysirt lediglich zum Zweck der weitern Reinigung des Apparats also ohne den dabei entwickelten Sauer- stoff schon zum Versuch zu benutzen. Dabei werden ungefähr 15 Liter elektrolytischen Sauerstoffs nach der einen Seite durch den Apparat ge- trieben, der daselbst schon vorher mit chemisch entwickeltem Sauerstoff anhaltend gewaschen war. wührend nach der andern Seite das doppelte Volum Wasserstoff den Apparat verlässt. Die nach dieser vorgängigen Elektrolyse in A zurückbleibenden 20 CC. Wasser reichen aus zur Lie- ferung des Sauerstoffs zu vielen Versuchen, deren jeder nicht einmal 500 CC. erfordert, und der fortan durch das Quecksilberventil F den Apparat verlassende Sauerstoff ist chemisch rein, wenigstens so rein, wie er durch bisher angewendete Apparate, welche sämmtlich Eintritt von atmosphärischer Luft durch Diffusion zulassen, noch nicht dargestellt worden ist: denn der an beiden Seiten dauernd durch Quecksilber abge- sperrte Apparat, im Uebrigen absolut dicht, nur durch Glas begrünzt und zur Sicherung der Verbindungsstellen mit Siegellack oder Siegelwachs

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 45

daselbst verschlossen, gestattet der atmosphärischen Luft durchaus keinen Eintritt, der kaum 100 CC. betragende mit Gas erfüllte Raum in den Röhren B, C, D, E kann nachdem zuerst viele Liter chemisch entwickelten Sauerstoffs, darauf noch 15 Liter elektrolytischen Sauerstoffs denselben passirt haben, keinen Stickstoff mehr enthalten, ebensowenig das Wasser in A. Dass der den Apparat verlassende Sauerstoffstrom keinen Wasser- stoff mehr mit sich führen kann, versteht sich nach der oben angege- benen Einrichtung (C) ebenfalls von selbst. Nur mit Bezug auf die Kohlensüure kónnte man einen Verdacht hegen; da nümlich die einge- schliffenen Verbindungsstellen, mit denen A und B aneinandergefügt sind etwas Fett (eine Mischung von Wachs und Knochenöl) erfordern, so kann man befürchten, dass das an der positiven Elektrode in geringer Menge erzeugte Ozon, bevor es in C zerstört wird, durch Oxydation ein Wenig Kohlensäure erzeugt. Es hätte darauf bei Construction des Apparats durch Einschaltung eines Absorbens allerdings Rücksicht genommen wer- den können; da dies in der That nicht geschehen ist, so will ich be- sagten Fehler als vorhanden anerkennen und den Beweis, dass die Kohlensäure ganz gleichgültig ist für das, um was es sich handelt, durch einen spätern Versuch beibringen. Es ist überhaupt bei weitem der wesentliche Zweck der jetzt in Rede stehenden Versuchsvorrichtungen vor Allem die Gegenwart des Stickstoffs auszuschliessen,

Der Recipient R., in welchem der in vorstehend beschriebener Weise dagestellte reine Sauerstoff aufgesammelt wird, kann mittelst des

' sogleich zu beschreibenden zweiten Theils der ganzen Vorrichtnug in . Verbindung mit der Luftpumpe gesetzt, und durch dieselbe Quecksilber

aus der Wanne bis in den Hahn M hinauf gesaugt werden. Der Hahn M ist ein an den Recipienten angeschmolzener Geissler'scher Glashahn. | | Den. zweiten Theil der Versuchsvorrichtung sammt zugehörigem

Recipienten R habe ich in zwei Exemplaren construirt ‚mit den Unter- schieden allein, dass in dem einen Exemplare das den Recipienten durch den Hahn M verlassende Gas, bevor es der Elektrisirung unter- worfen wird, noch ein Mal durch reine Schwefelsäure, in dem andern aber

46 PAS | G. MEISSNER,

über wasserfreie Phosphorsäure geleitet wird, und dass in dem einen das Elektrisiren mittelst eines Siem en s’schen, in dem andern mittelst eines von Babo’schen Apparats vorgenommen wird. Im Uebrigen sind beide Exemplare wesentlich ganz gleich beschaffen, können, neben einander aufgestellt, in gleicher Weise mit der Luftpumpe in Verbindung gesetzt werden und liefern durchaus identische Resultate. Es genügt daher voll- kommen, den einen dieser beiden Apparate näher zu beschreiben und durch die Abbildung Fig. II zu erläutern.

Wenn auch der Sauerstoff aus dem vorher bos dhdisbehos Apparate vollkommen trocken in den Recipienten R gelangt, so kann er doch in diesem wieder in geringem Grade feucht werden, dadurch, dass das aus der Wanne in den Recipienten gesaugte Quecksilber möglicherweise etwas Feuchtigkeit hineinschafft Deshalb schliesst sich an den Hahn m zu- nächst eine Röhre H mit wasserfreier Phosphorsäure resp. in dem andern Exemplar mit Glasperlen und reiner Schwefelsäure gefüllt. Von dem kurzen Verbindungsstück zu der Elektrisirungsróhre J zweigt sich das Barometer K ab. Die (im Verhältniss zu den übrigen Dimensionen der Zeichnung verkürzt gehaltene) Elektrisirungsróhre, von welcher weiter unten noch Einiges Nähere zu sagen sein wird, kann an beiden Enden, wie aus der Abbildung ersichtlich, mittelst Geissler’scher Glashähne abgesperrt werden.

Der in das aufwürts gebogene Ende der pose srühre einge- fügte Apparat zur Analyse des elektrisirten Sauerstoffstroms besteht aus den beiden Vorlagen L und M, die folgendermassen eingerichtet sind. Die von J kommende Einleitungsröhre n durchsetzt eingeschmolzen das Kólbchen L und mündet nahe über dem Boden desselben. In den Hals des Kölbchens ist eine Art kleiner Scheidetrichter eingeschliffen, welcher mit capillarer Ausflussróhre ebenfalls nahe über dem Boden des Kölbchens ausmündet, über dem Schliff einen Glashahn besitzt, über welchem ein kleines Kólbchen angeblasen ist, welches nach oben in eine enge offene Röhre ausläuft. Genau ebenso ist die zweite Vorlage M eingerichtet, deren Einleitungsröhre o in einen vom Halse des Kölbchens L abge- henden Seitenhals eingeschliffen ist. In derselben Weise ist an das

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. NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 47

Kölbchen M das Gabelrohr eingefügt, dessen Schenkel je einen Glashahn tragen. Der eine Schenkel mündet frei resp. unter Quecksilber aus, wührend der andere Schenkel der Gabel zu der Luftpumpe führt.

Auf dem Wege dahin ist wiederum eine Róhre mit wasserfreier

. Phosphorsäure eingeschaltet, und als seitlicher Anhang an die Leitung die

Geissler'sche Röhre O, deren Bedeutung weiter unten erörtert werden wird. Die Luftpumpe ist eine Quecksilberpumpe nach Jolly, von K. Stollnreuther in München vortrefflich ausgeführt und, wie bekannt, üusserst bequem und sicher zum Gebrauch.

Was die Verbindungen der einzelnen Stücke des borekit behag Glas- apparats betrifft, so sind dieselben, wo die Verbindung nicht durch An- schmelzen geschah, fast sämmtlich, namentlich aber nahe vor der Elek- trisirungsróhre und hinter derselben bis zu dem Verbindungsstück zur Luftpumpe durch eingeschliffene Róhren hergestellt, und an dem einen der beiden Exemplare des in Rede stehenden Apparats sind überhaupt keine anderen «Verbindungen angewendet. Alle diese eingeschliffenen Glasróhren so wie die Glashähne, von denen auch bei den später zu beschreibenden Apparaten vielfach noch Anwendung gemacht werden musste, sind die kunstvolle und unübertreffliche Arbeit von Dr. H. Geissler in Bonn, welche viel zu bekannt ist, als dass es nöthig wäre, noch mehr zu ihrem Lobe zu sagen, zumal die alsbald anzugebenden Leistungen des vorstehend beschriebenen Apparats genugsam zeugen. Hervorgehoben aber muss dies Eie werden, dass jene Schliffe und Háhne ein solches Minimum nur eines sehr festen wachsartigen Fettge- misches erfordern, um absolut gasdicht zu schliessen, dass das Ozon daran in nachweisbarer Weise einen Angriffspunkt nicht findet.

Die Vorbereitung eines Versuchs beginnt damit, dass der Aufsatz p des Kölbchens L mit Jodkaliumlósung etwa zur Hälfte gefüllt wird, natürlich unter Schluss des Hahns r; der Aufsatz q, des zweiten Kólbchens M wird unter Schluss des Hahns s mit destillirtem Wasser ebenfalls etwa zur Hälfte gefüllt. Darauf wird mittelst eines feinen in p und in q eingeführten Glasröhrchens anhaltend ein Sauerstoffstrom durch die Jodkaliumlösung und durch das Wasser geleitet, so dass sowohl sämmt-

48 G. MEISSNER,

licher in diesen Flüssigkeiten absorbirter Stickstoff ausgetrieben, als auch über diesen Flüssigkeiten in den mit nur sehr feiner Oeffnung mit der Atmosphäre communicirenden Kólbchen'p und q eine hinreichend reine Sauerstoffatmosphüre gebildet wird. Die feinen Oeffnungen von p und q werden dann sofort mit Siegelwachs verschlossen. Nun wird der Hahn t geschlossen, ebenso der Hahn m des Recipienten R, und der Hahn x, dessen Bedeutung sogleich erst angegeben wird, alle übrigen Hähne aber : geöffnet, so dass das Vacuum der Luftpumpe mit dem Apparat bis zum Hahn m communicirt. Nachdem zunächst so weit evacuirt ist, um das Quecksilber in den Recipienten R saugen zu kónnen, wird der Hahn m vorsichtig so weit geóffnet; dass das Quecksilber ganz langsam in dem Recipienten aufsteigt ohne Luftblasen an der Wand zurückzulassen. Nachdem R bis in den Hahn m mit Quecksilber gefüllt, dieser Hahn wieder verschlossen ist, wird der übrige Theil des Apparats so weit zu- nächst evacuirt, bis die Barometer K und P annährend die volle Baro- meterhóhe resp. den Nullpunkt erreicht haben. Darauf wird durch den Hahn x ein zuletzt über wasserfreier Phosphorsäure getrockneter Strom von aus chlorsaurem Kali entwickeltem Sauerstoff in den Apparat eingelassen, und damit sowohl das Röhrensystem, wie die Pumpe gefüllt, worauf noch der Hahn t geóffnet wird, um diesen den ganzen Apparat nur auswaschenden Sauerstoffstrom noch eine Weile durchgehen zu lassen. Der Recipient R wird gleichfalls mit diesem zur Auswaschung dienenden Sauerstoff ge- füllt, und nun die ganze Operation des Füllens von R mit Quecksilber und des Evacuirens des übrigen Apparats wiederholt. Das Evacuiren lässt sich vermöge der Leistungsfähigkeit der Quecksilberpumpe und vermöge der absoluten Dichtigkeit der, wenn auch zahlreich vorhandenen, Geisslerschen Schliffe und Hähne so weit treiben, dass zuletzt die Barometer bei Ablesung mit unbewaffnetem Auge die Druckver- minderungen nicht mehr anzeigen. Deshalb wurde als feinerer In- dicator die bereits oben erwähnte der Evacuation mit unterliegende Geissler'sche Röhre O angebracht, mit 9,8 Cm. von einander entfernten Platinspitzen, durch welche die Inductionsströme einer kleinen Spirale, wie sie zu den Versuchen mit diesen Geissler'schen Röhren verwendet

NE UE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 49 :

zu werden pflegen, geleitet wurden. Die Evacuation wurde so lange fort- gesetzt, bis das Leuchten in der Röhre O aufhörte!). Der Apparat schloss ` in allen seinen Theilen (welche, wie leicht zu übersehen, vermóge der Hähne w, v, u, in den Hauptabtheilungen einzeln geprüft werden können) so dicht, dass jener Grad der Leere stundenlang und tagelang unver- ändert blieb. í Nun ist der Versuch fertig vorbereitet. Mit dem Hahn u wird jetzt die Verbindung zur Luftpumpe abgesperrt; der Hahn v am Ende der Elektrisirungsróhre wird gleichfalls geschlossen, und darauf durch vor- sichtiges Oeffnen des Hahns m der inzwischen im Recipienten R aufge- sammelte elektrolytische Sauerstoff eingelassen. Diese Füllung wird nach den Anzeigen des Barometers K regulirt, und das Elektrisiren in J nicht früher begonnen, als bis der Druck 50— 100 Mm. betrügt, weil sonst . die Elektricitát in J zwischen den beiden Belegungen des im Princip ja . eine Leydener Flasche darstellenden Apparats zu leicht. überströmt, was abgesehen davon, dass das Ueberströmen überhaupt keine Ozonisation bewirkt, die Gefahr der Zertrümmerung des Apparats J mit sich bringt, wie ich es erfahren habe. Während so langsam sich der Apparat bis zu dem Hahn v mit dem reinen Sauerstoff füllt, und derselbe in J elek- trisirt wird, öffnet man einen Augenblick den Hahn r, so dass ein Theil der Jodkaliumlösung in das noch vollkommen leere Koólbchen L einfliesst; darauf wird der Hahn v vorsichtig geöffnet, so dass der elektrisirte Sauer- stoff nun durch die Jodkaliumlósung in L u. s. w. eintritt, und sofort wird auch durch kurz dauerndes Oeffnen des Hahns s Wasser in das Kólbchen M eingelassen, welches nun der elektrisirte Sauerstoff, nachdem er in L das Ozon an das Jodkalium abgegeben hat, gleichfalls durchsetzen muss. Soll der Versuch, was jedoch nicht nothwendig ist, länger fort- gesetzt werden, als die Ausgleichung des Druckes zwischen R. und J dauert, so kann man entweder in den Recipienten R elektrolytischen -

1) Ohne auf die hierüber beiläufig gemachten Beobachtungen hier eingehen zu können bemerke ich nur, dass dieselben im Wesentlichen mit den von C. Schultz in Poggendorff’s Annalen. Bd.135. 1868. p. 249 mitgetheilten übereinstimmen.

Phys. Classe. G

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50 G. MEISSNER,

Sauerstoff einzuleiten fortfahren oder den Hahn u öffnen und das Vacuum der Luftpumpe noch ferner wirken lassen.

Das Resultat des Versuchs ist, dass das Kólbchen M über dem Wasser sich mit Nebel füllt, der sehr zart und schwach beginnt, so lange der Sauerstoff in der Elektrisirungsróhre noch geringe Dichtigkeit hat, mit jeder folgenden Gasblase aber an Mächtigkeit zunimmt, bis zuletzt der Nebel so dicht wird, dass das etwa 2 Zoll im Durchmesser haltende Kölbchen vollkommen undurchsichtig ist. Ich habe diesen Versuch genau in der beschriebenen Weise etwa zwölf Mal ausgeführt, jedes Mal mit dem gleichen höchst evidenten Resultat, auch nicht unterlassen, diesen Versuch (so wie die folgenden Hauptversuche) mehren in diesen Dingen competenten Zeugen vorzuführen.

Der Versuch beweist, wie ich ohne jede Einschränkung behaupte, dass bei der E rscheinungjener Nebel Stickstoff in keiner Weise betheiligt ist. Die Begründung dieser Behauptung liegt in der vorausgehenden Be- schreibung der angewendeten Apparate und des Versuchsverfahrens. Mehr als dieses beweist der Versuch in der genannten Weise ausge- führt nicht.

Ich wende mich zunächst zu dem Beweise dafür, dass der Sauer- stoff während der Einwirkung der elektrischen Spannung in dem Apparat J absolut trocken sein darf, kein Wasserdampf während des Elektrisirens zugegen zu sein braucht, damit die in Rede stehende Erscheinung ein- tritt. Dies ist durch den Versuch in der bisherigen Form nicht bewiesen, weil, wenn auch der Sauerstoff über wasserfreier Phosphorsäure getrocknet in die Elektrisirungsröhre J eintritt, doch, sobald die Jodkaliumlösung in das Kólbchen L eingelassen und der Hahn v geöffnet ist, Wasserdampf von L aus in der Richtung gegen den Sauerstoffstrom bis in die Elektri- sirungstóhre J zurück diffundiren kann. Um dies Moment. welches bei- läufig, wie später bewiesen werden wird, statt das Auftreten der Nebel zu veranlassen, diese Nebel sowohl, wie den Ozongehalt des elektrisirten Sauerstoffs vermindert, principiell vollstindig auszuschliessen kann man in verschiedener Weise den Versuch abändern. Das eine Exemplar des beschriebenen Apparats habe ich so eingerichtet, dass man zwischen die

1

or

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF.

Elektrisirungsröhre und die die Jodkaliumlösung aufnehmende Vorlage L eine Vorlage mit reiner Schwefelsäure einfügen kann, doch ziehe ich es aus später anzugebenden Gründen vor, jenen, immerhin viel Vorbereitung erfordernden und daher am besten in der möglichst sichern Weise anzu- stellenden Versuch in anderer einfacherer Weise zu 'modificiren. Der Hahn V gestattet nümlich, zuerst nur den Theil des Apparats bis zu diesem Hahn mit dem Sauerstoff aus dem Recipienten bis zu der den Umständen nach erreichbaren Dichte zu füllen, das völlig trockne Gas eine beliebige Zeitzu elektrisiren und dann erst, nach Unterbrechung des Elektrisi- rens, durch den nun geöffneten Hahn v in das Kólbchen Lu. s. w. eintreten zulassen. Der Versuch ergiebt in dieser Modification dasselbe Resultat, müchtige Nebel, wo der desozonisirte Sauerstoff genügend Wasserdampf findet. Dass die Nebel auch über der Jodkaliumlósung erscheinen, wenn dieselbe nicht zu concentrirt ist. bedarf hier kaum der Erwähnung. Den Beweis, der durch vorstehende Versuchsmodification geliefert wird, kann man natürlich auch mit Hülfe eines einfachern Apparats beibringen, wie ich unten gelegentlich geltend machen werde. -

Bevor ich zu der Beschreibung der weiteren Hauptversuche über- gehe ist es nothwendig, über die Elektrisirung des Sauerstoffs Einiges Nähere anzugeben. Zur Ladung der entweder nach Siemens’ oder nach von Babo's Princip construirten Leydener Flasche, zwischen deren .Glaswánden der Sauerstoff durchgeführt wird, wurden die Inductions- spannungen von einer grossen Ruhmkorff'schen Spirale von 52 Cm. Länge geliefert, welche, Eigenthum des physikalischen Cabinets, mir von Herrn Geh. Hofrath Weber bereitwilligst für lange Zeit zur Verfügung gestellt war, wofür ich nicht unterlassen darf, meinen besondern Dank auszusprechen. Die volle bis zu 40 Cm. Schlagweite der Funken ge- hende Wirksamkeit dieser Spirale habe ich bis jetzt noch nicht ange- wendet, weil ich noch keinen Apparat construirt habe, der so grosse Spannungen auszuhalten vermag. Ich habe Spannungen bis zu 12 Cm. Schlagweite oder Funkenlänge benutzen können und, wo Nichts Näheres im Folgenden angegeben ist, in der Regel 9—10 Cm. Schlagweite ange- wendet. Für diese Leistung waren 3—4 Grove'sche Elemente ausreichend | G2

52 G. MEISSNER,

Der Interruptor (abgebildet in Müller-Pouillet's Lehrbuch, 7. Aufl. Bd. II. p. 510) wurde durch zwei Danielsche Elemente in Thätigkeit gesetzt, und zwar war das die Frequenz der Unterbrechungen bestimmende

Laufgewicht (k in der citirten Abbildung) ganz entfernt, so dass die.

Zahl der Unterbrechungen das Maximum für:den Apparat war. In die gut isolirten Leitungen von der 'Inductionsspirale zu der Elektrisi- rungsröhre waren die beiden beweglichen: Spitzen des Ruh mkorff- ‚schen Ausladers eingeschaltet, so dass vor jedem Versuch, nach Unter- brechung der Leitung zur Elektrisirungsróhre, die in Anwendung kommende Schlagweite resp. die derselben annährend proportionale Span- nung geprüft werden konnte.

Die in allen folgenden Versuchen so wie auch bei den bisherigen meistens angewendeten Elektrisirungsróhren nach von Babo'scher Con- struction müssen natürlich den benutzten bedeutenden Spannungen ent- sprechend beschaffen sein. Zur Herstellung der dünnen Glasróhren, die den Ueberzug der Drähte bilden, werden Barometerróhren von schlecht leitendem Glase, die 5,5—6 Mm. Lichtung, 1,3 bis 1,5 Mm. Wandstürke haben, in der Länge von 4—5 Cm. zu etwa 60 Cm. Länge ausgezogen. Der ausgezogene Theil muss in der Länge von 45—55 Cm., welche Länge zur Verwendung kommt, möglichst gleichmässig beschaffen sein. Fünf bis sieben solcher in bekannter Weise als Drahtüberzug hergerich- teter Röhren bilden das eine Ende der Inductionsspirale, ebenso viele, mit jenen in eine passende Röhre eingefügt, das andere Ende. Ich habe im Laufe meiner Versuche mehre Dutzende solcher Elektrisirungsappa- rate herstellen müssen, weil mir mancher Apparat durch Anwendung relativ zu hoher Spannung zertrümmert wurde. Es ist, wie leicht ver- ständlich, von besonderer Wichtigkeit, dass sämmtliche zu einem Apparat benutzte feine Glasröhren so gleichmässig, als möglich, sind, nicht eine von geringerer Wandstärke, als die übrigen, darunter ist; ferner, dass die ge- schlossenen Enden des den einen Pol der Spirale bildenden Bündels den freien Drahtenden des andern Bündels nicht näher gebracht werden, als die anzuwendende Schlagweite beträgt: in meinen Apparaten betrug jener Abstand circa 10 Cm., so dass die im Mittel 50 Cm. langen Drahtröhren

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NEUE UNTERSUCHUN GEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 53

der beiden Bündel nur in der Länge von 40 Cm., und zwar möglichst gleichmässig unter einander vertheilt, neben einander lagen, (S. Fig. II).

Nachdem der Beweis geliefert ist, dass der Stickstoff in keiner Weise bei der Erscheinung der Nebelbildung in dem elektrisirten Sauer- stoffstrom mitwirkt, ist es nicht nothwendig, die übrigen auf andere Zwecke gerichteten Versuche immer wieder so einzurichten, dass jener Beweis zugleich mit geliefert würde. Bei der sehr grossen Zahl von meist länger dauernden Versuchen, die ich anstellte, würde es geradezu unausführbar gewesen sein, immer mit elektrolytischem Sauerstoff ‚unter Anwendung der Luftpumpe zu arbeiten. Ich habe daher für die im folgenden mitzutheilenden Versuche einen einfachern Apparat benutzt und solchen Sauerstoff, welcher aus chlorsaurem Kali entwickelt und zunächst durch Jodkalium gewaschen in Gasometern aufgesammelt war. Atmosphärische Luft ist, wie ich hier ein für alle Mal bemerke, in der ganzen diesen Mittheilungen zum Grunde liegenden Untersuchung nicht benutzt worden, ausser da, wo eine besondere darauf bezügliche Angabe gemacht wird. Den Sauerstoff hatte ich in "zwei Gasometern von 3 und 4 Kubikfuss Inhalt, welche im Laufe der %, Jahr dauernden, weniger durch die Manchfaltigkeit, als durch die häufigen Wiederholungen zahlreichen Versuche wöchentlich 1—2 Male gefüllt wurden.

Wenn man den aus chlorsaurem Kali entwickelten mit Jodkalium- lösung gewaschenen Sauerstoff aus dem Gasometer, wie Fig. IV veran- 'schaulicht, durch die mit concentrirter Kalilauge gefüllte Waschflasche A, dann durch das mit Chlorcalcium gefüllte U Rohr B, durch die mit reiner Schwefelsäure gefüllte Vorlage C und endlich über die in die der Röhre D enthaltene wasserfreie Phosphorsäure führt, so tritt er in Elektrisirungsröhre E frei von Chlor, von Kohlensäure, von Ammo- niak und von Wasserdampf ein, überhaupt rein bis auf die kleine Menge von Stickstoff, welche aus dem Sperrwasser des Gasometers in den Sauer- stoff diffundirt. Leitet man dann den in E-elektrisirten Sauerstoff mit Hülfe des Quecksilberventils F über die in der Röhre G enthaltene wasserfreie Phosphorsäure und von da durch das Quecksilberventil H in die Vorlagen mit Jodkaliumlösung und Wasser, so ist die Möglichkeit

54 G. MEISSNER,

des Zurückdiffundirens von: Wasserdampf in die Elektrisirungsróhre E ausgeschlossen, und es wird somit in E absolut trockner, von Chlor, Am- moniak, Kohlensáure freier Sauerstoff elektrisirt, dessen geringe Verun- reinigung mit Stickstoff als irrelevant für die Erscheinung, um die es sich handelt, durch die voraufgehenden Versuche nachgewiesen ist. Das- selbe ist der Fall, wenn man den Sauerstoff aus der Elektrisirungsróhre mittelst des Quecksilberventils F in Fig. IV* durch das mit reiner Schwefelsäure gefüllte U Rohr J und aus diesem in die Vorlagen mit Jodkaliumlósung und Wasser leitet!). Der ganze Apparat ist, wie besonders hervorzuheben kaum nöthig sein wird, durchaus gasdicht, indem alle unbeweglichen Verbindungen theils durch mit Siegellack überzogene, in Paraffin getränkte Korke, theils durch gefirnisste Kautschukschläuche, theils durch Röhrchen aus Platinblech, die mit Siegelwachs überzogen und fixirt sind, hergestellt sind, und der Apparat ist so anhaltend von Sauerstoff durchströmt, dass keine atmosphärische Luft in ihm mehr ent- halten ist.

Das durchaus constante Resultat des beliebig lange Zeit fortzusetz- enden Versuchs ist, dass nachdem in der Vorlage K das Ozon durch Jodkalium absorbirt ist, über dem Wasser in der Vorlage L die dichten weissen Nebel erscheinen, und es ändert Nichts, wenn man die Vorlage

1) Da die zur Aufnahme von wasserfreier Phosphorsäure bestimmten Glasröhren eine weite Oeffnung zum raschen Einfüllen haben müssen, so werden solche Róhren, die sich ohne Verbindung mit Kork oder Kautschuk leicht in eine Gasleitung ein- fügen lassen zweckmässig so construirt, wie die in Fig. IV G abgebildete. Durch den daselbst abwärts gerichteten Schenkel kann die Phosphorsäure leicht eingefüllt werden; nach der Füllung wird der besagte Schenkel mit Asbest dicht verstopft und mit Kork nnd Siegellack verschlossen.

Zur Aufnahme flüssiger Reagentien sind, wenn man bei Einfügung in die Gas- leitung Kork und Kautschuk möglichst vermeiden will, Ufórmige Glasróhren wie die

in Fig IVa J abgebildete gut geeignet: an den tiefsten Theil der Röhre ist ein dritter -

Schenkel angeschmolzen, durch welchen man das Reagens sauber einfüllen und mittelst Pipette und Auswaschen wieder entleeren kann. Das obere offene Ende dieses Schenkels wird während des Durchleitens des Gasstroms mit Kork oder Siegel- wachs verschlossen, so dass die Flüssigkeit hier nicht ausgetrieben werden kann.

NEUE UNTERSU CHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 55

L dadurch noch von der Atmosphüre absperrt, dass man zuletzt noch wieder eine Vorlage M mit reiner Schwefelsäure anbringt, nur dass dann die Nebel in dieser Schwefelsüure ihr Wasser je nach der Menge vollständig oder theilweise verlieren und als solche verschwinden oder sehr geschwücht werden. |

. Wenn man die bisher beschriebenen Versuche genau überblickt, alle Versuchseinrichtungen in ihrer Bedeutung würdigt und sich durch meine Versicherung (oder jederzeit mögliche eigene Anschauung) davon überzeugen lässt, dass auch bei der Ausführung der Versuche die im Princip angestrebte grösste Sorgfalt herrschte, endlich berücksichtigt, dass diese Versuche nicht ein oder wenige Male, sondern sehr häufig wieder- holt ausgeführt sind, so ergiebt sich, dass folgende Punkte bewiesen sind: :

Die im elektrisirten desozonisirten Sauerstoff mit Wasserdampf sich bildenden Nebel erscheinen, wenn kein Chlor, kein Stickstoff, kein Am- moniak, kein Wasserstoff, keine Kohlensäure, kein Wasserdampf da zu- gegen ist, wo der Sauerstoff der Einwirkung der Elektricität ausgesetzt wird, und es erfordert jene Nebelbildung auch nicht die Gegenwart resp. Mitwirkung eines der genannten Gase, nachdem die Elektrisirung des Sauerstoffs stattfand. Dies heisst mit anderen Worten, dass zum Auf- treten der Erscheinung der Nebel nur trocken elektrisirter Sauerstoff und die Wirkung des zur Desozonisation angewendeten Jodkaliums und Wasserdampf nothwendig sind.

Ich wende mich jetzt zu der Beweisführung dafür, dass das Jod- kalium zum Zustandekommen der Erscheinung nur in so fern betheiligt ist, als es das Ozon aus dem elektrisirten. Sauerstoff aufnimmt und da- durch den nebelbildenden Sauerstoff frei macht. Dass dann, wenn nicht-el- ektrisirter Sauerstoff durch Jodkaliumlósung von beliebiger Concentration und darauf durch Wasser geleitet wird, keine Spur von Nebeln er- scheint, braucht wohl kaum gesagt zu werden. Aber ich will annehmen, es würde, gleichviel ob auf Grund bekannter Thatsachen oder nicht, die Vermuthung ausgesprochen, dass, indem das Jodkalium durch das Ozon des elektrisirten Sauerstoffs oxydirt wird, dabei aus dem Jodkalium irgend ein Kórper entstünde, der als jener Nebel auftreten móchte, was also be-

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56 G. MEISSNER,

deuten würde, dass jene Nebel nicht durch den elektrisirten Sauerstoff oder einen Theil desselben im freien Zustande, sondern durch ein Produkt aus dem Jodkalium, entstanden bei oder in Folge von dessen Oxydation, gebildet würden.

Solche Vermuthung lässt sich auf verschiedene Weise prüfen resp. widerlegen, offenbar aber am Einfachsten und Sichersten durch den Nachweis, dass man an Stelle des Jodkaliums unbeschadet der in Frage stehenden Erscheinung zur Desozonisation viele andere Körper benutzen kann, die chemisch höchst verschieden von Jodkalium sind und nur dies mit demselben gemein haben, dass sie das Ozon absorbiren. Schon in meinen früheren Untersuchungen habe ich den in Rede stehenden Beweis auf diese Weise beigebracht, aber ich verfüge jetzt über eine gróssere Zahl von geeigneten reducirenden oder desozonisirenden Kórpern, über grössere Manchfaltigkeit der Versuche, als früher.

Ich nenne zuerst die schon früher in dem vorliegenden Interesse geltend gemachte Pyrogallussáure in alkalischer Lósung. Nach den ge- machten Erfahrungen muss ich ein besonderes Gewicht darauf legen, dass ein sehr reines Präparat der Pyrogallussäure, welches keine Gallus- sáure enthált und sich in Wasser leicht zu vollkommen klarer farbloser Lösung löst, benutzt wird; ich wende eine concentrirte Lösung von py- rogallussaurem Natron, resp. eine mit Natronlauge stark alkalisch ge- machte concentrirte Lösung der Säure an (über das Verhalten der freien Pyrogallussáure zum elektrisirten Sauerstoff vergl. unten). Dieselbe ab- sorbirt, ohne zu schäumen, das Ozon vollständig aus dem elektrisirten . Sauerstoffstrom,. und über der Flüssigkeit erscheinen Nebel, die an Mäch- tigkeit bedeutend zunehmen, wenn man den Gasstrom noch durch eine "Vorlage mit Wasser leitet. Dass diese Erscheinung nicht stattfindet, wenn man den nicht-elektrisirten Sauerstoffstrom durchleitet, bedarf kaum der Erwähnung.

Man kann sodann das DO bain: zur Desozonisation anwenden. Leitet man den elektrisirten Sauerstoffstrom durch concentrirte Lósung von gelbem Blutlaugensalz, so wird unter Bildung von Ferridcyankalium das Ozon vollständig absorbirt, kann wenigstens, wenn der Gasstrom.

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. NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 57

lange genug mit der Lósung in Berührung bleibt, leicht vollstándig ab- sorbirt werden, und dichte Nebel erscheinen über der Flüssigkeit, di bei'm Durchleiten durch Wasser noch stürker werden. Das unter der Ozon-

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absorption zuerst entstehende rothe Blutlaugensalz wird übrigens selbst weiter zersetzt, worauf ich hier nicht eingehen kann.

Sehr gut geeignet zu dem in Rede stehenden Versuch ist ferner eine concentrirte Lösung yon reinem mangansauren Kali. Dieselbe ab- sorbirt das Ozon sehr energisch und daher leicht vollständig aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom, in welchem beim Austritt aus der Lösung Nebel erscheinen, die an Dichtigkeit zunehmen, wenn man den Gasstrom durch Wasser leitet. Die Nebel sind unter diesen Umständen ohne Weiteres rein, weil bei der Oxydation des mangansauren Kalis keinerlei flüchtige Stoffe sich beigesellen können.

Concentrirte Lösungen von Mehrfach - Schwefelkalium und von Mehrfach -Schwefelnatrium sind ebenfalls geeignet zu dem in Rede stehenden Versuche verwendet zu werden. Unter starker Aus- scheidung von Schwefel können diese Lösungen das Ozon vollständig absorbiren. Die Nebel erscheinen über der Flüssigkeit und werden dichter beim Durchleiten durch Wasser, da sie aber viel Schwefelwasser- stoff mit sich führen, so vermischt man das Wasser der zweiten Vorlage mit z. B. etwas schwefelsaurer Kupferoxydlösung um die Nebel zu reinigen. | :

Ganz rein erhült man die Nebel ohne Weiteres, wenn man die Des- ozonisation mit wässriger Lösung von einfach Schwefelbaryum vornimmt. Ich wendete die conceritrirte sehr schwach nach Schwefelwasserstoff zwar riechende, aber beim Durchleiten von Sauerstoff unter Vorlage von schwefelsaurer Kupferoxydlósung an diese keinen Schwefelwasserstoff ab- gebende Lósung an. Unter starker Ausscheidung von, schwefelsaurem Baryt und Abnahme der alkalischen Reaction wird sämmtliches Ozon aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom absorbirt, und über der Lósung so wie über vorgelegtem Wasser erscheinen die Nebel. Eigenthümlich war es, dass in meinen mit Schwefelbaryum angestellten Versuchen die Nebel nicht sogleich auftraten, sondern erst nachdem der elektrisirte Sauerstoff- Phys. Classe.

58 G. MEISSNER,

strom eine Weile durchgeleitet war, und zwar um so später, je schwächer elektrisirt wurde; ob dies auf irgend einem zufälligen Umstande beruhte, weiss ich nicht. Aus der wässrigen Lösung des Schwefelbaryums, welche

je ein Baryumoxyd und ein Schwefelwasserstoff-Schwefelbaryum enthält, wird durch den elektrisirten Sauerstoff, wie es scheint, sämmtliches Ba- ryum und sämmtlicher Schwefel unter Wasserbildung als pehi ofore Baryt ausgeschieden.

Ganz besonders schön fällt der Versuch aus, wenn man zur Des- ozonisation Schwefelammoniumlösung anwendet. Sowohl Einfach- als Mehrfach-Schwefelammonium absorbiren das Ozon aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom vollständig, wobei unter Anderm schwefelsaures Salz ent- steht, und Nebel von ausserordentlicher Mächtigkeit erfüllen den Raum über der Flüssigkeit. Man kann dieselben durch schwefelsaure Kupfer- oxydlösung, so wie durch mehre Wasservorlagen leiten und dadurch von Schwefelwasserstoff, Ammoniak und etwa mitgerissenem Am- moniaksalz befreien. Auf den Umstand, dass die Nebel unter An- wendung des Schwefelammoniums so besonders stark erscheinen, viel stärker namentlich auch, als bei den Versuchen mit Schwefelkalium und 'Schwefelnatrium, werde ich unten zurückkommen, wo auch noch das Ver- halten des Schwefelammoniums zu nicht-elektrisirtem ORE Zur Sprache kommen muss.

Man kann den elektrisirten Sauerstoff auch durch die wüssrige Lösung von Schwefelwasserstoff leiten um das Ozon absorbiren und die Nebel zum Vorschein kommen zu lassen; das wüssrige Hydrothion ab- sorbirt aber einen stürkern Ozongehalt des Sauerstoffs nicht so leicht so vollständig, wie die vorher genannten Körper. Die Nebel führen na- türlich viel Schwefelwasserstoff, der sich durch hinreichende Einwirkung von Kupfervitriollösung entfernen lässt. Das frisch bereitete wässrige Hydrothion trübt sich unter der Ozonabsorption sehr schnell und stark von ausgeschiedenem Schwefel, und in der Lösung ist Schwefelsäure nachweisbar.

Schweflige Säure in Wasser gelöst und mit Natronlauge neutralisirt oder sogar übersättigt, so dass freies Alkali in Lösung ist, kann ebenfalls

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 59

zu dem Versuch verwendet werden, der auch in dieser Weise sehr ein- fach zu übersehen ist. Die schweflige Säure sowohl im freien Zustande in Wasser gelóst wie an Alkali gebunden absorbirt das Ozon sehr ener- gisch, indem sie sich in Schwefelsäure verwandelt, und in dem so des- ozonisirten Sauerstoffstrom erscheinen die Nebel, welche, wenn man schwefligsaures Natron ‚anwendet, rein sind, dagegen bei Anwendung freier schwefliger Säure in Wasser gelöst selbst dann noch leicht sauer bleiben, wenn man sie mit verdünnter Lösung von Aetzkali wäscht, jedoch nicht saurer als der nicht elektrisirte Sauerstoffstrom, den man ebenso durchleitet, es auch ist, ohne nebelig zu sein.

Eine zu dem fraglichen Versuch gut geeignete reducirende Flüssig- keit ist ferner auch die Lösung von weinsaurem Eisenoxydul-Ammoniak, die mit Hülfe von Weinsäure hergestellte ammoniakalische Lösung von Eisenvitriol.

Bei allen bisher genannten Versuchen wirken die zur Desozonisation angewendeten Körper so, dass sie das Ozon selbst bei sehr kräftiger Elektrisirung vollständig aus dem elektrisirtem Sauerstoffstrom wegnehmen . oder wenigstens sehr leicht bei blossem Durchleiten des Gasstroms zu vollständiger Absorption desselben veranlasst werden können. Es ist aber, damit im elektrisirten Sauerstoffstrom mit Wasserdampf die Nebel entstehen, nicht nothwendig, dass sämmtliches Ozon zum Verschwinden gebracht wird, es genügt, wenn nur ein Theil des Ozons absorbirt wird, obwohl die Nebel, welche alsdann in dem noch Ozon-haltigen Strom : erscheinen, schwücher sind, als wenn sümmtliches Ozon absorbirt wurde, um so schwächer, je grösser der Rest freien Ozons ist. So schliesst sich nun aber an die eben aufgeführten noch eine Reihe solcher Ver- suche an, in denen das Ozon nur zum gróssern oder kleinern Theil von den reducirenden Kórpern aufgenommen wird, und gleichfalls Nebel auf- treten. Dahin gehört zunächst eine Abänderung des zuletzt erwähnten Versuchs, nämlich die mit Hülfe von Weinsäure durch Aetzkali oder Aetznatron alkalisch gemachte Lösung von Eisenvitriol. Lässt man durch diese reducirende Flüssigkeit das Ozon theilweise absorbirt werden, so erscheinen über derselben und über vorgelegtem Wasser bei weitem

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60 G. MEISSNER,

nicht so mächtige Nebel, wie bei Anwendung der ammoniakalischen Lósung, und es kann der Versuch auch mislingen, wenn entweder ge- wisse spüter besonders zu erórternde allgemeine Bedingungen nicht erfüllt sind, oder die Eisenlósung nicht die günstige Zusammensetzung hat; ich habe mich aber oft bemühet, diesen Versuch zur Anschauung zu bringen, weil er ebenso wie die übrigen Versuche mit Schwefelkalium und Schwe- felnatrium so wie mit Schwefelbaryum gegenüber den Versuchen mit dem Ammoniak an Stelle der fixen Alkalien von vorn herein und ohne Weiteres von dem Verdacht frei ist, als ob etwa flüchtige Verbindungen oder Zersetzungsprodukte bei der Nebelbildung wesentlich betheiligt seien, ein Verdacht der freilich auch bei den Versuchen mit ammonia- kalischen Flüssigkeiten vollkommen sicher durch die bei den betreffenden Versuchen erwühnten Cautelen beseitigt wird.

Eine ganze Reihe hiehergehóriger Versuche ermöglicht die Oxy- dation der unedelen Metalle bei Gegenwart von Wasser durch das Ozon.

Führt man z. B. eine kleine blankgefeilte Stange Blei befeuchtet mit Wasser in die Röhre a Fig. IV’ ein, während die über a geschobene Róhre b den Sauerstoffstrom in a genügend vor Verunreinigung mit at- mosphürischer Luft schützt, so wird, sobald der Sauerstoff elektrisirt wird, das Blei oberflächlich zu Bleisuperoxyd oxydirt, und während dies ge- schieht sieht man die Bleistange in einen zarten weissen Nebel gehüllt, der aus der Oeffnung der Röhre a ausfliesst. Es ist gut, wenn die Bleistange das Lumen der Róhre a nahezu ausfüllt, und es darf die Bleistange weder ganz bedeckt mit Wasser sein, noch darf sie und der umgebende Raum in Folge des scharf trocknend wirkenden Gasstroms zu trocken werden, wenn.die Erscheinung sich zeigen soll; es ist am Besten, die Bleistange in einer dünnen Wasserschicht im Röhrchen a liegen zu lassen, die sich aber vor allen Dingen nicht jenseits der Blei- stange dem Ventil F zu über dieselbe hinausziehen darf, und von Zeit zu Zeit das Róhrchen a zu erschüttern, so dass das Wasser in Bewegung gerüth und sowohl das Blei, wie der Gasstrom über demselben gehórig feucht erhalten wird. Versäumt man diese anscheinend geringfügigen Bedingungen zu beachten, so kann der Versuch vóllig mislingen, der

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 61

deshalb zu den feineren gehórt, weil das Metall nur wenig Ozon aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom aufnimmt. Ist das Metall an der Ober- fläche vollständig oxydirt, so hört natürlich die Erscheinung auf. Unter genau denselben Bedingungen lässt sich der Versuch anstellen mit Stangen von blankem Zink, Kupfer, Eisen, Zinn, Kadmium, Antimon, Aluminium, Thallium (welches letztere aber fast allzu rasch mit einem dicken Ueberzuge der schwarzbraunen unlóslichen, als Thalliumoxyd be- zeichneten Oxydationsstufe sich überzieht, wührend im nicht elektrisirten Sauerstoff das feuchte Thallium nur zu Oxydul oxydirt wird) Nach meinen Erfahrungen gelingt der Versuch am besten mit Blei, Zink und Aluminium.

Wenn von den genannten Metallen, wührend sie oxydirt werden, die Nebel aufsteigen oder fortziehen, so gleichen sie dem feuchten Phos- phor mit den von ihm sich erhebenden Nebeln: es geschieht auch in beiden Füllen ein und Dasselbe, nur dass der Phosphor sich den elek- trisirten Sauerstoff, das Ozon und das der Nebelbildung zum Grunde Liegende, selbst schafft, wührend man den Metallen den Sauerstoff im elektrisirten Zustande zuführen muss, wenigstens dann, wenn die un- edelen Metalle feucht so schnell oxydirt werden sollen, dass die dabei entstehenden Nebel unmittelbar merklich werden; denn dass bei der langsamen Oxydation dieser Metalle in feuchter Luft Dasselbe, nur viel langsamer und unmerklicher sich ereignet, wie im elektrisirten Sauer- stoff einerseits und wie bei der Oxydation des Phosphors in feuchter Luft anderseits, kann theils nach den Untersuchungen Schónbein's, theils nach den früher von mir mitgetheilten Untersuchungen keinem Zweifel unterliegen.

Auch mit der Kohle lüsst sich der Versuch ebenso anstellen, wie mit jenen Metallen, gelingt aber keineswegs mit jeder Art von Kohle. Der Versuch gelang gut mit einem stangenförmig zugeschnittenen Stück Gaskohle, wie sie zu galvanischen Säulen benutzt wird, aber noch nicht | hierzu benutzt worden war. Mit Thierkohle gelang der Versuch auch wohl, aber unsicherer, was sich unten aus der zu porosen. zu viel Ober- "fläche darbietenden Beschaffenheit derselben erklären wird. :

62 G. MEISSNER.

Man kann auf den Gedanken kommen, dass jene eben aufgeführten Versuche mit den Metallen noch geeigneter in der Form anzustellen sein möchten, dass man dieselben in Form von Feilicht mit grösserer Ober- fläche dem elektrisirten Sauerstoffstrom aussetzte: es ist dies nach meinen $ Erfahrungen nicht der Fall, mit der Vergrósserung der Oberflüche tritt, i analog der Pulverform der edelen Metalle, ein neues und zwar für das i in Rede stehende Versuchs-Interesse schüdliches Moment auf, welches j | ich unten näher erörtern werde. Ich habe überhaupt diese, so wie d sämmtliche Versuche als in der Weise angestellt beschrieben, wie sie i] bei verschiedenen Abänderungen sich als die zweckmässigste erwies; es 1 kommen dabei oft Kleinigkeiten in Betracht, die nicht alle hier nam- haft gemacht werden konnten, weshalb aber eine möglichst genaue Ein- haltung der angegebenen Versuchsbedingungen für etwaige Wiederho- lungen, wenigstens im Anfang, erforderlich ist. t

Eine allgemeine Bedingung von ganz besonderer Wichtigkeit darf E ich nicht unerwähnt lassen, es bezieht sich auf dieselbe eine der oben ^ . erwähnten Vorschriften : der elektrisirte Sauerstoffstrom soll nämlich nicht T früher feucht werden, als da, wo zugleich die Wirkung des desozonisi- renden Körpers zur Geltung kommt, eine Bedingung, die um so sorg- fältiger eingehalten werden muss, je weniger energisch und vollständig 1 die Ozonabsorption zu erwarten ist, und je ungünstiger überhaupt im d Uebrigen die Bedingungen für das Auftreten der Nebel sind, worauf ich noch näher einzugehen haben werde. Bei den Versuchen mit den Me- tallen ist die Einhaltung dieser Bedingung besonders nothwendig.

Bei Gelegenheit der erörterten Versuche wird es nicht unpassend sein, an dieser Stelle einzuschalten, dass im vóllig trocknen elektrisirten Sauerstoffstrom, d. h. eingeschaltet zwischen die Elektrisirungsröhre (in die der Sauerstoff über wasserfreie Phosphorsäure eintritt) einerseits, an- derseits eine Röhre mit wasserfreier Phosphorsäure, jene unedelen Me- talle, wenigstens was das Kupfer und Zink betrifft, nicht merklich ver- ändert wurden, doch will ich nicht unerwühnt lassen, dass ein mit Salz- Süure und Wasser gereinigtes trocknes Kupferblech in dem trocknen elektri- sirten Sauerstoffstrom intensiver roth, mehr braunroth zu werden schien;

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 63

ich habe noch nicht nüher untersucht, ob hier etwa Bildung von Kupfer- oxydul stattfand. Was sodann die edelen Metalle betrifft, so bleibt che- misch reines Gold ebenso wie Platin (bis auf die bekannte elektrische Polarisation) völlig unverändert sowohl im feuchten, wie im trocknen elektrisirten Sauerstoff. Chemisch reines Silber, als an der freien Flüche unberührter Regulus angewendet oder auch in eine eiserne Form ge- gossen, blieb im völlig trockenen elektrisirten Sauerstoff an dem grössten Theil der Oberfläche, namentlich was die ganz unberührte Regulusfläche betrifft, vollkommen blank und unverändert, aber einzelne, vorher durch Nichts Auffallendes markirte Stellen liefen was vielleicht mit der La- gerung der Krystallaggregate zusammenhängt mit schönen Farben, namentlich Grün, bunt an (eine niedere Oxydationsstufe?) ohne Spur von Schwärzung durch Superoxyd; während bei Gegenwart von Wasser- dampf das Silber sofort mit einem schwarzen Ueberzug von Superoxyd sich überzieht, wobei ich keine Nebelbildung bemerken konnte. Quecksilber, vollkommen trocken, zwischen wasserfreie Phosphor- säure oder reine Schwefelsäure beiderseits eingeschlossen. bleibt, wenn der elektrisirte Sauerstoff nur darüber geleitet wird, so dass der- selbe das Quecksilber nicht bewegt, längere Zeit anscheinend unverän- dert, aber die leiseste Erschütterung lässt- eine Haut auf der Oberfläche erkennen, mit welcher sodann das Quecksilber stark am Glase haftet, einen Spiegel bildend; dies erzeugt sich sofort mit der ersten Blase elek- trisirten Sauerstoffs, wenn. derselbe durch das Quecksilber hindurchge- leitet wird; die Adhäsion des Quecksilbers am Glase ist dabei so stark, dass es dem Gasstrom sehr merklich vergrösserten Widerstand leistet. Verdrängt man den elektrisirten Sauerstoffs wieder mit ebenso trocknem gewöhnlichen, so verschwinden bei Bewegung die Häute und Spiegel

wieder, das Quecksilber wird wieder leicht beweglich, aber am Glase

findet sich jetzt ein zartes schwarzes Pulver abgesetzt, wo vorher die Spiegel hafteten, welches wahrscheinlich Quecksilberoxydul ist. Bei Ge- genwart von Wasser dagegen überzieht sich das Quecksilber und die berührte Glaswand im elektrisirten Sauerstoffstrom sofort mit einem gelben, später auch wohl röthlich werdenden Ueberzug von Oxyd. Ne-

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belbildung war dabei nicht zu bemerken. Es scheinen also die edelen Metalle, auch die, welche im elektrisirten Sauerstoff sich oxydiren, doch niemals jene Erscheinung, wie die unedelen Metalle, zu veranlassen was mit bereits bekannten Thatsachen in Uebereinstimmung ist.

Indem ich nach dieser Abschweifung zu dem Ausgangspunkt der zuletzt berichteten Versuche zurückkehre, bemerke ich noch, dass ich noch andere Versuche namhaft machen könnte, in denen theilweise Des- ozonisation des elektrisirten Sauerstoffstroms durch andere Körper be- wirkt wird und die Nebel erscheinen, dass aber diese Versuche zweck- mässiger bei anderer Gelegenheit geltend “gemacht werden, zumal die bisher mitgetheilten genügend zu sein scheinen um die als Ausgangs- punkt für dieselben aufgeworfene Frage zu beantworten. . Es beweisen nämlich die mitgetheilten Versuche, dass die Nebel, abgesehen von dem in ihnen enthaltenen und sie als solche bildenden Wasser, nicht dem zur Desozonisation angewendeten Körper resp. einem von demselben ab- stammenden Oxydations- oder Zersetzungsprodukte ihren Ursprung ver- danken, denn die in den verschiedenen Versuchen angewendeten, unter den obwaltenden Umständen theilweise oder vollständig desozonisirenden Substanzen sind (abgesehen allein von dem Wasser, welches unten zur Erörterung kommen wird) chemisch so manchfaltig verschieden , dass sie nicht sämmtlich etwa ein und denselben nebelbildenden Stoff von sich aus zu liefern vermögen.

Aber nun wird man vielleicht einwenden, dass in allen mitgetheilten Versuchen je ein besonderer stets der zur Desozonisation angewendeten Lösung entstammender Körper als Nebelbildner fungirt haben möge, dass mit anderen Worten der Nebel vielleicht in jedem Versuch ein chemisch besonderer gewesen sei. Ich muss vielleicht auf einen derar- tigen Einwand um so mehr gefasst sein, als ja bekanntermassen manche Flüssigkeiten an der Luft rauchen, d. h. zur Bildung farbloser Nebel Veranlassung geben, welche zwar theilweise noch niemals näher untersucht worden sind und deren chemische Beschaffenheit man mit Sicherheit nicht kennt, welche aber doch in manchen Fällen ganz offen- bar von chemisch verschiedener Natur zu sein scheinen. Was also jenen

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ENTUM AN XOT NUIT MERE

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 65 Einwand in Bezug auf die hier in Rede stehenden Nebel betrifft, so dürfte es zunächst schwer sein, für mehre der aufgeführten Versuche , irgend ein dem zur Desozonisation angewendeten Körper möglicherweise entstammendes Produkt der Oxydation oder Zersetzung nur vermuthungs- weise namhaft zu machen, dem die Bildung solcher Nebel, um die es sich hier handelt, zugeschrieben werden könnte. Aber gründlicher und sicherer wird der in Rede stehende Einwand durch den Nachweis wider- legt, dass in der That in allen jenen Versuchen der im elektrisirten des- ozonisirten Sauerstoffstrom mit Wasserdampf gebildete Nebel chemisch Ein und Dasselbe ist, die in dem Einwande vorausgesetzten chemischen Verschiedenheiten des Nebels nicht existiren. Es ist nämlich der in meinen Versuchen auftretende Nebel folgendermassen charakterisirt: durch noch so gründliches Waschen des nebeligen Sauerstoffstroms mit Wasser, sei es durch Schütteln des aufgefangenen Nebels mit Wasser oder durch Durchleiten durch Kugelröhren u. dgl. zur Beförderung von Absorption geeigneten Vorrichtungen, wird jener Nebel nicht nur nicht zerstört, nicht einmal geschwächt oder vermindert, sondern im Gegen- theil, wenn er vor der innigen Berührung mit Wasser noch nicht das den Umständen entsprechende Maximum der Dichtigkeit hatte, so er- langt er es grade durch alle jene Manipulationen, welche geeignet sind, die in einem Gasstrom enthaltenen oder mitgerissenen in Wasser löslichen festen oder flüssigen Bestandtheile demselben zu entziehen. Man kann ferner den nebeligen Sauerstoffstrom durch verdünnte Schwefelsäure und durch verdünnte Alkalilösungen waschen lassen, ohne dass dadurch der Nebel zerstört wird. Mit einem Wort die in meinen Versuchen unter genannten Umständen erscheinenden Nebel sind weder sauer, noch alkalisch, bestehen weder aus einem in Wasser löslichen, noch auch

aus einem unlöslichen Körper, sie sind nur eine mechanische oder ad- häsive Vereinigung von Sauerstoff und Wasser, und wenn man dieselben gewaschen in einem trocknen reinen Glasbehälter sammelt, so verschwinden sie nach und nach, indem die Nebelbläschen langsam zu Boden sinken und feine Flüssigkeitstropfen an der Wand des Gefässes absetzen, welche . Flüssigkeit Nichts Anderes ist, als Wasser, welches möglicherweise unter Phys. Classe. XIV. 1 5

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Umstünden sehr wenig Wasserstoffsuperoxyd enthalten kann. Durch eng- lische Schwefelsäure oder über Chlorcalcium oder über wasserfreie Phosphor- 'süure geleitet verschwinden die Nebel indem ihnen das Wasser entzogen wird, aber von Neuem mit Wasser in Berührung gebracht bildet der Sauerstoff von Neuem einen Nebel, jedoch schwächer, als vor der Trocknung (hierüber vergl. unten). Die nicht gewaschenen Nebel können freilich, wie ich das schon früher ausführlich erörtert habe, Stoffe mit sich führen, die aus den zur Des- ozonisation angewendeten Reagentien stammen, so Jod und Jodsäure in sehr geringen Mengen (s. unten) aus J odkaliumlösung, Ammoniak, Schwefel- wasserstoff, wahrscheinlich auch Spuren von salpetersaurem Ammoniak aus oben genannten ammoniakhaltigen reducirenden Flüssigkeiten, aber nicht alle zur Desozonisation geeigneten Reagentien liefern solche Verunreini- gungen, und von solchen Verunreinigungen lassen sich jene Nebel be- freien, und sie sind es nicht, welche den Nebel bilden, sie sind zum Theil sogar von der Art und in so kleinen Mengen zugegen, dass sie gar nicht sichtbar sind, wenn in einem Gasstrom enthalten oder suspen- dirt, geschweige denn solche dichte N ebelmassen bildeten, um die es sich in jenen Versuchen handelt, durch welche bei einer Dicke von we- nigen Zoll eine Kerzenflamme unsichtbar gemacht werden kann. Das zur Charakteristik jener Nebel eben Angeführte erschöpft dieselbe keines- wegs, genügt aber an dieser Stelle zum nunmehr meiner Meinung nach gelieferten Beweise, dass das der Nebelbildung abgesehen vom Wasser- dampf zum Grunde Liegende nicht aus dem zur Desozonisation an- gewendeten Reagens stammt, nicht ein Bestandtheil oder Produkt des- selben ist. .

Nun sind aber die Bedingungen dafür, dass der Wasserdampf in dem elektrisirten desozonisirten Sauerstoffstrom zu Nebel verdichtet wird, auch nicht in der bekannten Weise durch Temperaturünderungen gege- ben, denn erstens ist die Ozonabsorption durch das vorgelegte reducirende Reagens meistens (mit besonderer Ausnahme des pyrogallussauren Al- kalis) gar nicht mit einer merklichen Temperaturerhöhung verbunden. vermüge welcher von Abkühlung des Wasserdampfes über dem Reagens die Rede sein kónnte, und zweitens kann man sich leicht überzeugen,

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 67 dass wenn man aus absichtlich erhitztem Wasser heissen, also mit Bezug auf einen zu durchsetzenden kühlern Raum den Sättigungspunkt an Dichtigkeit weit übertreffenden Wasserdampf durch eine Wasservorlage . von gewöhnlicher Temperatur leitet, die Verdichtung des Dampfes in diesem Wasser stattfindet und, wenigstens was die Geschwindigkeit des Gasstroms innerhalb der bei meinen Versuchen stattfindenden Bedin- gungen betrifft, niemals ein Schwaden über dieser Wasservorlage entsteht, so lange nicht dieses Wasser selbst so weit erwärmt ist, dass es die Temperatur der Umgebung weit übertrifft, weshalb auch in einem solchen Falle, in welchem allerdings, wie bei Anwendung alkalischer Pyrogallus- säure-Lösung, starke Erwärm ung bei der Ozonabsorption stattfindet, doch die tiber dem vorgelegten, etwa auch noch gekühlten, Wasser erscheinenden Nebel nicht auf eine vermöge der Abkühlung stattfindende Verdichtung» zurückgeführt werden können. Bei den oben beschriebenen unter An- wendung der Luftpumpe und des elektrolytischen Sauerstoffs angestellten Versuchen entstehen die Nebel unter fortwährender Verdichtung des Sauerstoffs, also unter und trotz fortwährender Temperaturerhöhung und somit Steigerung des Sättigungspunktes.

Somit ist nun und zwar, so viel ich sehe, ohne eine Lücke zu lassen der Beweis geführt, dass die Bedingungen zu der hier in Rede stehenden Nebelbildung vollständig gegeben sind mit dem reinen trocken elektrisirten, theilweise oder vollständig desozonisirten Sauerstoff und dem Wasser. Dieser Satz gewährt aber immer noch die Möglichkeit für mehre verschiedene Auffassungen, welche jetzt zu erörtern sind.

Als bekannte Bestandtheile des reinen trocken elektrisirten Sauer- stoffstroms hat man zwei, nämlich den gewöhnlichen Sauerstoff, so weit er durch die Elektrieität nicht verändert wurde, und das Ozon. Der nicht . elektrisirte, d. i. der durch die Elektricität nicht veränderte Sauerstoff, liefert, wie wiederholt hervorgehoben wurde, unter allen genannten Ver- suchsbedingungen per ARBER ee des Falles der Anwendung

von gewissen Schw ten, auf welchen ich noch be-

sonders einzugehen habe, die Bedingung zu jener Nebelbildung nicht;

es würde daher zunächst zu prüfen sein, ob dem Ozon die Eigenschaft | | qa

68 | G. MEISSNER,

zugeschrieben werden kann, den Wasserdampf zu Nebelblüschen zu condensiren.

Dass solche Annahme ganz unmöglich ist, wird durch zwei That- sachen bewiesen. Wenn man den elektrisirten Sauerstoffstrom durch Lösungen von Jodkalium, pyrogallussaurem Alkali, 'Ferrocyankalium, Schwefelalkalien u. s. w. leitet, so wird darin das Ozon vollständig ab- sorbirt, und es erscheinen dann die Nebel nicht nur, sondern sie treten sogar ungleich stärker auf, als in den Fällen, in denen nur theilweise Absorption des Ozons vorher stattfand. Vollständige Absorption des Ozons durch eines jener reducirenden Mittel heisst, dass keine Spur von dem Stoff, welcher so intensiv den Geruch affıcirt, welcher feuchtes Silber sofort zu Superoxyd oxydirt, welcher reines neutrales Jodkalium

.oxydirt u.s. w., kurz keine Spur mehr von der so energisch oxydirenden Sauerstoffmodification nachweisbar ist in dem Sauerstoffstrom, nachdem er jene intensiv reducirenden Flüssigkeiten durchsetzt hat, auch dann nicht, wenn man den Gasstrom, nachdem er die reducirende Lósung durchsetzt hat, zunüchst wieder trocknet, ihm das Nebelwasser entzieht, ohne dass er dadurch die Fähigkeit, von Neuem Wasserdampf zu con- densiren, zu verlieren braucht. Folglich kann der Stoff, dessen Ge- sammtheit von Eigenschaften mit dem Ausdruck Ozon bezeichnet wird, als solcher nicht das Nebel-bildende, das den Wasserdampf zu Blüschen condensirende Agens sein. Dasselbe wird durch die zweite Thatsache bewiesen, dass nämlich der elektrisirte Sauerstoff mit Wasserdampf keine Spur von Nebel bildet, so lange das darin enthaltene Ozon nicht we- nigstens theilweise absorbirt, aus dem Gasstrom entfernt wird.

In dem in Fig. IV‘ abgebildeten Apparat. besteht der Theil von der aus dem Quecksilberventil F ableitenden Glocke bis zum Ende des in das Kólbchen c tauchenden Einleitungsrohrs aus einem Stück Glas, das U Rohr a enthält reine Schwefelsäure, die den Wasserdampf von der Elektrisirungsröhre abhält; b enthält destillirtes Wasser, c Jodkalium- lösung, d wieder Wasser. Diese Vorlagen sind zunächst durch anhal- tendes Durchleiten von Sauerstoff so weit rein von Stickstoff, wie es für

diesen Versuch genügt, im Uebrigen aber auf das een gereinigt,

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 69

besonders die das Wasser enthaltende Vorlage b, so dass der elektrisirte Sauerstoff, bevor er in die Jodkaliumlösung in c gelangt, mit Nichts in Berührung kommt; als mit Glas, reiner Schwefelsäure und reinem Wasser. Wird der elektrisirte Sauerstoff durchgeleitet, so erscheinen über dem Wasser in b niemals auch nur die geringsten Spuren von Nebel, während nach der Desozonisation in c die Nebel in d sich mächtig bilden. Lässt man die Schwefelsäurevorlage a weg und den elektrisirten Sauerstoff direct durch Wasser und dann durch Jodkaliumlösung gehen, so ändert dies Nichts an dem Versuchsresultat, höchstens dass die nach der Des- ozonisation auftretenden Nebel noch mächtiger sind (was später erklärt werden wird), und niemals erscheinen in b Nebel!). Hier aber müssten doch nothwendiger Weise die Nebel auftreten, die Bedingungen zu ihrer Bildung am Günstigsten sein, wenn das Ozon als solches den Wasser- dampf zu condensiren vermöchte.

Beide vorstehend erörterte Thatsachen beweisen unwiderleglich, dass das Ozon als solches, d. h. im freien Zustande den Nebel mit Wasser- dampf nicht bildet.

Somit könnte das Ozon nur noch im nicht freien Zustande, also in chemischer Verbindung mit einem andern Körper als etwaige Ursache der Wasserdampfverdichtung in Frage kommen. Man könnte fragen, ob nicht allemal da, wo das Ozon zur Absorption gebracht, in chemische Verbindung eingeführt wird, unter Anderm eine solche gasförmige oder flüchtige Verbindung des Ozons entstünde, die .die in Rede stehende

Eigenschaft besässe. Nach den oben bereits mitgetheilten Versuchen

könnte hierbei nur eine chemische Verbindung des Ozons mit Wasser in Frage kommen, denn das Wasser ist das Einzige, was allen zur theil- weisen oder vollständigen Desozonisation angewendeten Mitteln gemeinsam ist, und es sind in jenen Nebeln, wenn sie rein sind, keine andere Ele- mente nachweisbar, als Sauerstoff und Wasserstoff. Die zu prüfende Ver-

1) Diese Angabe steht im Widerspruch mit einer Angabe in meinen früheren „Untersuchungen“; es beruhete die letztgenannte auf einem Irrthum in Folge eines Versuchsfehlers, was im weitern Verlauf dieser Mittheilung näher erklärt werden wird.

70 G. MEISSNER,

muthung würde also diese sein, dass in allen oben genannten Versuchen bei der Fixirung des Ozons aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom durch Jodkalium, Ferrocyankalium, Pyrogallussäure u. s. w. in wässrigen Lö- sungen stets zugleich eine chemische Verbindung eines Theiles des Ozons mit Wasser sich bildete, welche, gasfórmig oder flüchtig, ihrerseits die Eigenschaft besüsse, mit Wasser noch die mechanische oder adhäsive Verbindung zu Nebelblüschen einzugehen.

Zur Prüfung dieser Annahme muss zunüchst noch einmal der Ver- such in Betracht gezogen werden, in welchem, wie in dem mit Hülfe der in Fig. IV° abgebildeten Vorrichtung angestellten, der elektrisirte Sauerstoffstrom schon vor der Desozonisation dutch Wasser geführt wird. Jene der in Rede stehenden Annahme nach vorauszusetzende chemische Verbindung von Ozon und Wasser müsste schon in der vor der Des- ozonisation passirten Wasservorlage entstehen, denn es kónnte doch das Entstehen solcher Verbindung nicht davon abhängig gemacht werden, dass zugleich ein anderer Theil des Ozongehaltes in andere chemische Verbindung mit Jodkalium u. s. w. eintritt. Dann würde das völlige Fehlen jeder Spur von Nebelbildung vor der Desozonisation trotz der Gegenwart der vorausgesetzten gasförmigen oder flüchtigen chemischen Verbindung des Ozons mit Wasser darauf beruhen müssen, dass das übrige freie Ozon die Verbindung daran verhindert, Wasserdampf zu Nebel zu verdichten. Da aber die vorausgesetzte Verbindung von Ozon und Wasser schon vor der Desozonisation in gewisser -— man sollte den Umständen nach meinen, in verhältnissmässig grosser Menge vorhanden wäre, und nun doch bei der Desozonisation durch Oxydation von sei es - Jodkalium oder Ferrocyankalium oder Schwefelalkali in wässriger Lösung . wiederum eine gewisse Menge jener Verbindung von Ozon und Wasser der Voraussetzung nach entstehen müsste, so wiirde zu erwarten sein, dass unter diesen Umstünden, in welchen also der elektrisirte Sauer- stoffstrom schon mit Wasser in Berührung kommt, bevor die theilweise oder vollständige Absorption des Ozons stattfindet, jene Nebel-bildende chemische Verbindung von Ozon und Wasser in grösserer Menge schliess- lich vorhanden wäre, folglich auch stärkere Nebelbildung nach der Des-

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ozonisation stattfände, als dann, wenn der elektrisirte Sauerstoff vor der Desozonisation nicht zuerst durch Wasser geführt wird. Es tritt aber dieser, wie mir scheint, der zu prüfenden Annahme noch nothwendig zu erwartende Erfolg nicht nur nicht ein, sondern grade das Gegentheil: wie ich schon in meinen früheren Untersuchungen besonders hervorge- hoben und auch in dieser Mittheilung oben wieder in Erinnerung ge- bracht habe, ist es unter allen Umständen ungünstig für die nach der Desozonisation stattfindende Nebelbildung, wenn der elektrisirte Sauer- stoff schon vor der Desozonisation mit Wasser in Berührung kommt, die Nebel sind dann weniger dicht und mächtig, und es kann, wenn noch dies oder jenes andere ungünstige oder schädliche Moment (z. B. zu schwache Elektrisirung, nur theilweise Desozonisation) hinzukommt, der in Rede stehende Umstand das Erscheinen der Nebel völlig verhindern, wie ich denn schon früher bestimmt hervorgehoben habe und hier von Neuem betone, dass ein Mislingen der von mir angegebenen Versuche Reinheit der Reagentien u. s. w. vorausgesetzt, stetsnur darauf beruhet, dass der elektrisirte Sauerstoff vor der Desozonisation feucht ist oder wird, und dass dies Moment um so sorgfältiger zu berücksichtigen ist, mit je schwächerer elektrischer Spannung man operirt.

Es ist ferner in Bezug auf die in Rede stehende Annahme hervor- zuheben, dass die vorausgesetzte gasförmige oder flüchtige chemische Ver-

bindung von Ozon und Wasser einerseits auf eine jede andere chemische

Beziehung des Ozons übertreffende Affinität zurückgeführt werden müsste, und doch anderseits diese gedachte Verbindung eine der unhalt- barsten und lockersten genannt werden müsste. Denn die gedachte Ver- bindung würde entstehen neben und trotz der so grossen Affinitäten der im enormen Ueberschuss, in maximaler Dichtigkeit vorhandenen leicht oxydirbaren Körper, wie Jodkalium, Pyrogallussäure, Schwefelalkali u.s. w., und würde auch nicht etwa nachträglich durch solche leicht oxydirbare Körper zersetzt werden, denn wenn man nach vollständiger Desozonisation den Sauerstoffstrom, der ja die vorausgesetzte chemische Verbindung von Ozon und Wasser enthalten würde, abermals durch Jodkaliumlösung oder irgend eine andere jener stark reducirenden Lösungen leitet, so verschwindet

12 : G. MEISSNER,

der Nebel resp. die Nebel-erzeugende Ursache nicht. Auf der andern Seite würde die der Voraussetzung nach dieser Nebelbildung zum Grunde liegende chemische Verbindung von Ozon und Wasser doch so wenig stabil, so locker sein, dass sie sich unter den gewöhnlichen Umständen ohne irgend eine gewaltsame oder künstliche Einwirkung im Laufe von 30 Minuten etwa zersetzt, denn wenn man jene Nebel in einem Glas- gefäss aufsammelt, so verschwinden sie allmählich im Laufe jener oder etwas längerer Zeit und sind dann mit dem Inhalt des Gefässes ohne neue Elektrisirung nicht wieder zu erzeugen, so dass man also schliessen müsste, dass auch die vorausgesetzte chemische Verbindufig von Ozon und Wasser, die den Nebel erzeugen sollte, zerstört, aufgelöst wäre. Solche Hinfälligkeit einer chemischen Verbindung unter nicht merklich geänderten Bedingungen liesse sich wohl nicht vereinigen mit der anderseits nothwendig anzuneh- menden enormen Affinität, die beim Entstehen dieser Verbindung wirksam gedacht werden müsste.

Es würde ferner, wenn Das, was nach der Desozonisation des elek- trisirten Sauerstoffs den Wasserdampf zu condensiren vermag, eine che- mische Verbindung von Ozon und Wasser wäre, zu erwarten sein, dass, wenn man den desozonisirten Sauerstoffstrom vollständig trocknet und darauf hóherer Temperatur aussetzt, in Folge der Zerstórung jener Ver- bindung Wasser nachweisbar würe: mir ist es nicht gelungen, unter solchen Umstünden die Ausscheidung von Wasser nachzuweisen.

Zu allen diesen, wie mir scheint, triftigen Widerlegungen der in Rede stehenden Annahme kommt noch hinzu, dass dieselbe auch nicht einmal, wie es vielleicht scheinen kónnte, Dieses für sich gehabt haben würde, sich an Bekanntes anzulehnen: denn die einzige bekannte che- mische Verbindung von Wasser und Sauerstoff, das Wasserstoffsuperoxyd, kónnte gar nicht einmal als jene der Nebelbildung zum Grunde liegende gedacht werden, weil Wasserstoffsuperoxyd (ganz abgesehen davon, dass. dasselbe durch Ozon gar nicht erzeugt wird), wenn es auch als bei ge- wöhnlicher Temperatur flüchtig angenommen wird, doch niemals mit Wasserdampf einen Nebel bildet; ich habe mit aus Baryumsuperoxyd J erzeugten verhältnissmässig concentrirten und verdünnten wässrigen Lö-

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sungen von Wasserstoffsuperoxyd niemals eine derartige Erscheinung beob- achtet. Eine von der eben berührten durchaus verschiedene Frage ist es, ob und unter welchen Umständen in dem Wasser jener Nebel Wasserstoffsuperoxyd in geringer Menge enthalten, aufgelóst ist; um diese Frage handelt es sich hier gar nicht, und ich gehe in dieser Mittheilung auf dieselbe, so wie überhaupt auf die Frage über die Wasser- stoffsuperoxydbildung und damit auf die Beziehungen meiner Unter- - suchungen zu denen Schónbein's über das Antozon noch nicht wieder ein; ich bin damit beschäftigt, auch diesen Theil meiner früheren Unter- suchungen einer Revision und weitern Ausführung zu unterwerfen, deren Ergebnisse künftiger Mittheilung vorbehalten bleiben.

Nach dieser Abschweifung zu der Hauptfrage zurückkehrend glaube ich es als bewiesen ansehen zu dürfen, dass es weder das Ozon als solches, noch eine bei der Desozonisation des elektrisirten Sauerstoffs

. entstehende chemische Verbindung des Ozons sein kann. welche den

Wasserdampf zu Nebeln zu condensiren vermag. Dann aber muss in dem reinen trocken elektrisirten Sauerstoff ausser dem übrig bleibenden gewóhnlichen Sauerstoff und dem Ozon noch ein dritter Kórper, ein dritter Sauerstoffzustand oder eine Sauerstoffmodification enthalten sein, der die Nebelerzeugung zuzuschreiben ist. Dieser Schluss, welchen ich schon aus meinen früheren Untersuchungen gezogen habe, scheint mir, soweit unsere Kenntnisse in diesem Gebiete bisjetzt reichen, sämmtlichen Thatsachen, sowohl den bisher bekannten, als auch den im Folgenden noch mitzutheilenden, am Besten zu entsprechen: ich kenne keine An- nahme, der dieselben sich ungezwungener fügen, und keine Thatsache, welche jenen Schluss aufzugeben fordert.

Durch die Einwirkung elektrischer Spannung entstehen aus dem gewóhnlichen Sauerstoff zwei Modificationen oder Zustünde desselben, welche zusammen den elektrisirten Sauerstoff bilden; der eine Bestand- theil desselben ist das Ozon, den andern habe ich früher mit Rück- sicht auf seine zunächst und am Meisten in die Augen fallende und

hier allein in Betracht gezogene Eigenschaft Atmizon und dann

im Anschluss an Schönbein’s bekannte Untersuchungen Antozon Phys. Classe. XIV.

74 G. MEISSNER,

genannt. Wenn ich auch im Folgenden mich der Kürze wegen dieses letztern Ausdrucks wieder bedienen werde, so möge das als unpräjudi- cirlich gelten für eine, wie schon bemerkt, beabsichtigte Revision und Erweiterung derjenigen meiner früheren Untersuchungen, welche mir den Anschluss an Schónbein's Bezeichnung zu rechtfertigen schienen.

Das Ozon und das die Nebel erzeugende d. h. den Wasserdampf zu Bläschen verdichtende Antozon werden durch die Elektricität wie später noch besonders zur Erörterung kommt durch die elektrische Spannung in einem gewissen ursprünglichen Mengenverhältniss erzeugt, je mehr von dem Einen desto mehr auch von dem Andern, und es be- steht zwischen beiden unter Anderm die Beziehung, dass das freie Ozon eine gewisse, etwa als äquivalent zu bezeichnende Quantität Antozon in so fern gebunden hält, als es dieselbe daran verhindert, den Wasserdampf zu condensiren, so zwar, dass, so lange das ursprüngliche Mengen - Ver- hältniss beider, wie sie durch Elektrisiren entstehen, besteht, sämmtliches Antozon in genannter Weise gebunden ist und seine Beziehung zum Wasserdampf erst entfalten kann, wenn dies ursprüngliche Verhältniss durch Verminderung des Ozongehaltes veründert ist, in dem Masse mehr, je vollständiger das Ozon aus dem elektrisirten Sauerstoff weggenommen wird, ohne dass gleichzeitig auch Bindung oder Zerstörung des Antozons stattfindet (vergl. unten), wozu dieoben genannten reducirenden Lösungen geeignet sind. Im feuchten Zustande mit einander in Berührung ge- lassen nimmt sowohl der ursprüngliche Gehalt an Ozon wie der Gehalt an Antozon ab, wahrscheinlich unter Ausgleichung beider Sauerstoffzu- stände zu gewöhnlichem Sauerstoff.

Auf das Theoretische weiter einzugehen wird in vorliegender Mit- theilung nicht beabsichtigt; ich habe nur in der Kürze die für den Aus- druck u. s. w. zum Grunde gelegte Ansicht skizziren wollen, die ich ausführlicher in meinen früheren Mittheilungen erörtert habe, und ich gehe zu weiteren Beobachtungen über.

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 7

In den oben mitgetheilten Versuchen ist eine Reihe oxydirbarer Substanzen aufgeführt worden, bei deren Anwendung zur Desozonisation des elektrisirten Sauerstoffstroms die Antozon-Nebel erscheinen, sobald der vollständig oder theilweise desozonisirte Gasstrom ausreichend Wasser- dampf vorfindet. Man wird vielleicht beim Durchgehen jener Versuche die Frage aufgeworfen haben, weshalb dort einzelne solcher leicht oxy- dirbarer Substanzen als zum Versuch geeignet namhaft gemacht worden seien, und nicht vielmehr sofort eine viel grössere Zahl leicht oxydirbarer Körper, kurzweg alle Körper, welche bei gewöhnlicher Temperatur noch Sauerstoff in dem Zustande des Ozons aufzunehmen vermögen, zu- sammengefasst seien. Freilich werden die oben aufgeführten Ozon -ab- sorbirenden Stoffe nur ein Theil der zu jenem Versuch geeigneten sein, es kam vorläufig nicht darauf an, sie sämmtlich ausfindig zu machen, aber es würde ein grosser Irrthum sein, wenn man etwa schliessen wollte, dass unter allen Umständen dann, wenn aus dem elektrisirten Sauerstoff das Ozon vollständig oder theilweise absorbirt, in chemische Verbindung übergeführt wird, jene Nebel mit Wasserdampf entstehen müssten. Es giebt eine zweite Kategorie oxydirbarer Substanzen, welche zwar auch das Ozon des elektrisirten Sauerstoffs leicht vollständig ab- | sorbiren können, aber den die Nebel bildenden Sauerstoff gleichfalls vollständig zum Verschwinden bringen. Die hieher gehörigen That- sachen sind, wie mir scheint, zum Theil von sehr grossem Interesse.

Leitet man den elektrisirten Sauerstoffstrom durch eine concentrirte wässrige Lösung von reiner Pyrogallussäure, so kann man es leicht dahin bringen, durch passende Regulirung der Schnelligkeit des Sauerstoffstroms, genügende Höhe der von den nicht zu grossen Gasblasen zu durchsetz- enden Schicht der Lósung, dass selbst ein starker Ozongehalt voll- stándig absorbirt wird, und der die Lósung verlassende Sauerstoffstrom durchaus nicht mehr auf Jodkaliumkleister reagirt. Die Pyrogallussäure- lösung nimmt unter der Ozonabsorption rasch eine (wenn das Reagens rein war) schön hyacinth-rothe Farbe an, indem höchst wahrscheinlich dieselbe Zersetzung stattfindet, wie beim Durchleiten von Chlor, welches nach Stenhouse die reine Lösung der Pyrogallussäure ebenfalls in eine K2

76 G. MEISSNER,

hyacinthrothe Flüssigkeit verwandelt. Man sollte also meinen mit Rück- sicht auf die obigen Versuche, dass der durch die freie Pyrogallussáure desozonisirte Sauerstoff nun Nebel mit Wasserdampf bildet, wie der durch pyrogallussaures Alkali desozonisirte elektrisirte Sauerstoff: dies ist nicht der Fall, nicht die geringste Spur von Nebeln erscheint, so wenig über der Lósung der Pyrogallussáure, wie über vorgelegtem Wasser, so lange man den Versuch auch fortsetzen mag; sobald man aber wührend des sonst ganz unangetasteten Versuchs durch ein dazu vorbereitetes in die Lösung der reinen Pyrogallussäure tauchendes Trichterrohr genügend Natronlauge zufliessen lüsst, so verwandelt sich die bis dahin klare, schón rothe Lósung in die bekannte tief braunschwarze von einer sog. moderartigen Materie trübe Flüssigkeit, und sofort platzt von nun an jede Blase des elektrisirten Sauerstoffstroms, der seinen sämmtlichen Ozongehalt nach wie vor in der Lósung verliert, mit einem dichten weissen Nebel, der über dem vorgelegten Wasser noch dichter wird. ; Offenbar wirkt also die freie Pyrogallussäure in ganz anderer Weise auf den elektrisirten Sauerstoff, wie die an Alkali gebundene Säure, beide absorbiren zwar leicht vollständig den Ozongehalt desselben und lassen sich durch dasselbe oxydiren, aber die freie Säure bringt daneben auch vollständig den sonst Nebel-bildenden Sauerstoff zum Verschwinden, die an Alkali gebündene Säure thut dies nicht oder wenigstens nicht vollständig, was vorläufig noch nicht zu entscheiden ist. Nun ist es wohl gewiss, dass wenn die freie Pyrogallussäure oxydirt wird, andere Produkte entstehen, die Oxydation einen andern Verlauf nimmt, als wenn dieselbe bei Gegenwart von Alkali stattfindet, somit liegt es auch gewiss am Nächsten zu vermuthen, dass jene merkwürdige Differenz im

Verhalten des elektrisirten Sauerstoffs darauf beruhet, dass die Oxydation

der freien Pyrogallussäure erfolgt unter Fixirung beider Bestandtheile des elektrisirten Sauerstoffs, des Ozons und des Antozons, in chemische Verbindung, die Oxydation der Säure bei Gegenwart von Alkali da- gegen unter Fixirung nur des einen jener beiden Bestandtheile des elek- trisirten Sauerstoffs oder wenigstens nur unter theilweiser Fixirung auch

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 77

des andern Bestandtheils. Ich kann für jetzt nichts beibringen zur Prü- fung dieser Vermuthung; aber sié ist auch augenblicklich nicht die Haupt- sache, in diesem Gebiet kommt es zunächst darauf an, Thatsachen zu sammeln, bei deren Verzeichnung ein Erklürungsgedanke wohl erlaubt sein. wird.

Ein anderes meiner Meinung nach hóchst wichtiges hieher gehóriges Beispiel bildet das unterschwefligsaure Natron. Leitet man den elek- trisirten Sauerstoffstrom durch die concentrirte wässrige Lösung dieses Salzes, so wird gleichfalls ein selbst bedeutender Ozongehalt unter Bildung von schwefelsaurem Salz vollständig absorbirt, so dass der Gas- strom nicht die geringste Ozonreaction mehr giebt; aber es erscheint keine Spur von Nebel, weder über der Lósung, noch über vorgelegtem Wasser. Dieses Ergebniss erscheint mir deshalb besonders bemerkens- werth, weil bei Desozonisation des elektrisirten Sauerstoffs durch schwe- fligsaures Natrón die Nebel erscheinen. Unterschwefligsaures Natron bringt also während der Desozonisation auch den Nebel-bildenden Sau- erstoff zum Verschwinden, während schwefligsaures Natron den letztern vollständig oder wenigstens theilweise (was noch nicht entschieden werden kann) passiren lässt; in beiden Fällen wird die Säure zu Schwefelsäure oxydirt. Da nun um schweflige Säure zu Schwefelsäure zu oxydiren auf je zwei Aequivalente der Säure oder des Schwefels zwei Aeq. Sauer- stoff eintreten, um unterschweflige Säure zu Schwefelsäure zu oxydiren aber auf je ein Aeq. der Säure oder auf je zwei Aeq. des Schwefels vier Aeq. Sauerstoff eintreten, so liegt es, wie mir scheint, am nächsten zur Erklärung jener Differenz im Verhalten der beiden Säuren zum elektrisirten Sauerstoff zu vermuthen, dass, während die schweflige Säure nur Ozon aufnimmt, die unterschweflige Säure ausser Ozon auch das Antozon, den zweiten Bestandtheil des elektrisirten Sauerstoffs, aufnimmt, um zu Schwefelsäure zu werden, so dass also die 2 Mal 2 Sauerstoff- atome, die ein Aeq. unterschweflige Säure aufnimmt bei der Oxydation zu Schwefelsäure, nicht gleichwerthig oder identisch sein würden, sondern das eine Paar, durch dessen Fixirung die unterschweflige Säure auf die Stufe der schwefligen Säure gebracht wird, Antozon, das andere Paar,

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78 G. MEISSNER,

welches auch je zwei Aeq. schweflige Säure aufnehmen, um zu Schwefel- säure zu werden, Ozon sein würde.

Arsenige Säure wird, wie bekannt, durch den elektrisirten Sauer- stoff zu Arsensäure oxydirt; auch dabei kommt nicht nur das Ozon, sondern auch der andere Bestandtheil des elektrisirten Sauerstoffs zum Verschwinden. Benutzt man eine gesättigte Lösung der arsenigen Säure in starker Natronlauge, so gelingt es leicht, wenn die von den Gasblasen zu durchsetzende Schicht der Lósung hoch genug ist, dass ein selbst bedeutender Ozongehalt des elektrisirten Sauerstoffs vollstándig absorbirt wird; es erscheinen dann aber auch auf keine Weise Nebel in dem des- ozonisirten Strom. Ist die Lósung der arsenigen Sáure zu verdünnt, oder die Berührung derselben mit dem elektrisirten Sauerstoff zu kurz- dauernd für den vorhandenen Ozongehalt, so kann ein Rest des Ozons durchgelassen werden. nimmt man dann diesen durch eine andere des- ozonisirende Substanz jener ersten Kategorie, Jodkalium oder dgl., fort, so erscheinen schwache Nebel, sehr viel schwächer, als sie sein würden, wenn die Desozonisation überhaupt nur durch ein Reduc- tionsmittel obiger ersten Kategorie bewirkt würe, zum Beweise, dass wenn das arsenigsaure Natron nicht vollständig desozonisirt, dann auch ein entsprechender oben als äquivalent bezeichneter Theil des Nebel- bildenden Sauerstoffs durchgelassen wird. Wiederum scheint mir die in jeder Hinsicht nächstliegende Vermuthung die zu sein, dass, wenn die arsenige Säure zu Arsensäure oxydirt wird, die beiden dazu in die Verbindung eintretenden Sauerstoffatome nicht identisch sind, sondern das eine das Ozon des elektrisirten Sauerstoffs, das andere Atom der andere Bestandtheil desselben, das Antozon ist, und dass es hierauf be- ruhet, dass die arsenige Säure je nach Umständen entweder beide Be- standtheile des elektrisirten Sauerstoffs vollständig oder beide in gleichem Masse unvollständig zum Verschwinden bringt, in letzterm Falle nämlich so, dass, wie bei dem ursprünglichen Mengenverhältniss, der Ozonrest grade hinreicht, den Antozonrest zu binden, an der Wasseranziehung zu verhindern.

Concentrirte wässrige Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 79

absorbirt unter Abscheidung eines gelben basischen Oxydsalzes viel Ozon aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom, aber unter den einfachen Um- stánden, die ich bei allen diesen Versuchen anwendete, nämlich ein- faches Durchleiten durch eine 2-4 Cm. hohe Schicht der Lösung bei einer Geschwindigkeit von 2—2,5 Liter iu der Stunde und einem be- deutenden Ozongehalt des Sauerstoffs, wurde nicht sümmtliches Ozon durch das salpetersaure Quecksilberoxydul aufgenommen. Gleichwohl kónnte man erwarten nach obigen Versuchen, in denen auch nur theil- weise Desozonisation stattfand, dass die Nebel mit Wasserdampf gebildet würden; aber dies ist auch hier wiederum nicht der Fall. Lässt man aber den in der Lósung des salpetersauren Quecksilberoxyduls gróssten- theils desozonisirten Sauerstoffstrom durch eine zur vólligen Desozonisation geeignete andere reducirende Flüssigkeit obiger ersten Kategorie gehen und dann durch Wasser, so erscheinen nun Nebel über diesem resp. etwa auch über der den Rest des Ozons absorbirenden Flüssigkeit, aber dieselben sind relativ schwach, und es ist daher, um sie sich nicht ganz entgehen zu lassen, bei der Wahl des zweiten desozonisirenden Körpers ein Moment zu berücksichtigen, auf welches ich alsbald näher einzu- gehen haben werde. Das salpetersaure Quecksilberoxydul bringt somit offenbar aus dem elektrisirten Sauerstoff einen Theil des Ozons und einen Theil des Antozons zum Verschwinden, lüsst aber, wie unter Um- ständen die arsenige Säure, von beiden einen andern Theil passiren, und zwar beide in einem solchen gegenseitigen Verhältniss, wie es ursprünglich im elektrisirten Sauerstoff existirt, in solchem Verhältniss nämlich, dass das vom salpetersauren Quecksilberoxydul durchgelassene Ozon die Ne- belbildung des gleichfalls durchgelassenen Antozons verhindert, und jenes erst absorbirt werden muss, wenn letzteres Nebel bilden soll.

Dieser Fall, wie er hier bei Anwendung des salpetersauren Queck- silberoxyduls und des arsenigsauren Natrons vorliegt, ist also wohl zu unterscheiden von dem Falle, welcher z. B. bei Anwendung der oben genannten unedlen Metalle oder der mit Natron oder Kali alkalischen Eisenoxydullósung vorliegt, welche gleichfalls das Ozon nur theilweise absorbiren, aber den Antozongehalt des Gasstroms entweder gar nicht

80 G. MEISSNER,

Li oder nur in geringerm Masse was wiederum noch nicht zu entscheiden

ist vermindern, so dass schon ohne Absorption des durchgelassenen |

Restes von Ozon Nebel erscheinen, die aber viel stärker werden, wenn man das Ozon durch ein zweites Reductionsmittel vollends absorbirt werden lässt und dadurch auch den durch dasselbe noch so zu sagen gebundenen Theil des Antozons in Freiheit setzt.

Auf welche Weise bei Anwendung des salpetersauren Quecksilber- oxyduls zur (theilweisen) Desozonisation es kommt, dass auch der andere Bestandtheil des elektrisirten Sauerstoffs theilweise, in ‘entsprechendem Maasse als solcher verschwindet, darüber enthalte ich mich mit Rück- sicht auf die besonderen Verhältnisse, welche grade die hier in Betracht kommenden Quecksilbersalze darbieten, jeder Vermuthung, zumal auch noch das Quecksilber als solches eigenthümliche Beziehungen zu dem elektrisirten Sauerstoff darbietet.

Klarer und von grossem Interesse ist das Verhalten des elektri- sirten Sauerstoffs zum Kalihydrat. Die in Fig. IV? abgebildete etwa 15 Cm. lange horizontale Glasröhre, welche mittelst des angeschmol- zenen Glöckchens die Gasleitung vom Quecksilberventil F, Ende der Elektrisirungsröhre, aus übernimmt, kann von dem Halse a aus mit etwa 1—2 Cm. langen Stücken von Aetzkalistangen gefüllt werden, der Hals a wird dann mittelst eines mit Paraffin überzogenen Korkes verschlossen. Leitet man den elektrisirten Sauerstoffstrom über die nur eben ober- flächlich feuchten Kalihydratstücke, so überziehen sich die zuerst ge- troffenen, etwa auf die Länge von 4 Cm. vom Anfang der horizontalen Röhre, sofort mit tief pomeranzengelben Kaliumsuperoxyd; die übrigen Stücke bleiben ganz unverändert, wie lange der Versuch auch dauert, und der die Röhre verlassende Sauerstoffstrom ist völlig frei von Ozon und von Antozon, reagirt weder auf Jodkalium noch bildet er mit Wasser eine Spur Nebel, die auch in der Kalihydratröhre durchaus nicht auf- treten. Das feuchte Kalihydrät bringt also den ganzen Ozon- und An- tozongehalt des elektrisirten Sauerstoffs zum Verschwinden, während jene zuerst getroffenen Kalihydratstücke, so lange der Versuch dauert, fortwährend von einer Schicht Superoxyd überzogen gehalten werden,

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 81

die aber weder an Dicke, noch an Ausdehnung zunimmt bei lüngerer Dauer des Versuchs. Sobald man das Elektrisiren des Sauerstoffs unter- brochen hat und gewóhnlicher Sauerstoff allein durch die Róhre geht, verschwindet der gelbe Ueberzug von Superoxyd wieder, und bei aber- maligem Elektrisiren entsteht er sofort, wie das erste Mal wieder u. s. w. Da nun das Kaliumsuperoxyd in Berührung mit Wasser sich rasch zer- setzt, und, da die Menge des Superoxyds in dem elektrisirten Strom über ein gewisses gleich im Anfang schnell erreichtes. Maass hinaus nicht wüchst, so folgt, dass das Kaliumsuperoxyd in jenem Versuch in fortwährendem Entstehen und Wiederverschwinden erhalten wird, und dass dabei, ohne dass das Maass des chemischen Effects zunimmt, fort- während sämmtliehes Ozon und Antozon zum Verschwinden kommt, so- fern der bei der Zersetzung des Kaliumsuperoxyds durch Wasser frei werdende Sauerstoff, wie bekannt, gewöhnlicher Sauerstoff ist. An Stelle des nicht wachsenden chemischen Effects tritt für die zum Verschwinden gekommenen Affinititen des Ozons und Antozons die Wärme auf, welche bei ‚der Zersetzung des Kaliumsuperoxyds mit Wasser frei wird. Wenn man den Versuch mit stürker befeuchteten oberflüchlich im Zer- fliessen begriffenen Kalihydratstücken anstellt, so unterscheiden sich die Erscheinungen nur darin von dem Versuch mit weniger feuchten Stücken, dass die Schicht Superoxyd sich weiter ausgedehnt erzeugt und erhält, während sie an Mächtigkeit auf dem einzelnen Stück geringer ist, offenbar in Folge der theilweisen Bedeckung der Stücke mit Lauge; aber man sieht unter diesen Umständen die fortwährend vor sich gehende Zersetzung des Superoxyds, nämlich die fortwährende Gasentwicklung besser an den die Flüssigkeit durchbrechenden Gasblasen.

Wenn das Kalihydrat ganz trocken ist, so wird es vom elektrisirten Sauerstoff nicht in Kaliumsuperoxyd verwandelt, überhaupt durch den- selben nicht verändert. Dieser Versuch erfordert absolute Trockenheit; die in Fig. IV? abgebildete Röhre, im Luftbade getrocknet, wird noch heiss möglichst schnell mit den Kalistangen gefüllt und und bei a ver- schlossen; dann wird der wie immer zuletzt über wasserfreier Phosphor- sáure getrocknete, wie immer kohlensäurefreie Sauerstoffstrom anhaltend

Phys. Classe. XIV. vL

82 2 G. MEISSNER,

durchgeleitet, wührend das Austrittsröhrchen der K aliróhre in englische Schwefelsáure taucht und die Róhre etwa noch durch eine Weingeistflamme erhitzt wird. Wird dann der Sauerstoffstrom elektrisirt, so verándert sich das Kalihydrat gar nicht, und Ozon und Antozon kommen nicht merklich vermindert. aus dem Austrittsróhrchen hervor. Das Kalihydrat reagirt aber unter diesen Umständen auf die kleinste Spur von Wasserdampf mit einem gelben Anflug von Superoxyd, der z. B. schon dann auf den letzten Stücken in der Róhre entsteht, wenn das Austrittsröhrchen statt in englische Schwefelsäure in eine wüssrige Lósung, z. B. in Jodkalium- lósung zur Desozonisation, taucht.

Wiederum scheint es mir die nächstliegende und einfachste Ver- muthung zu sein, dass das Kaliumoxyd, wenn es im elektrisirten Sauer- stoffstrom zum Superoxyd oxydirt wird, beide Bestandtheile desselben, das Ozon und das Antozon fixirt, was in der. einfachsten Weise vor- stellbar ist, wenn man die von Gay-Lussac und Thénard für das Kaliumsuperoxyd gefundene Zusammensetzung zum Grunde legt, nämlich KO,, so dass das Kaliumoxyd auf je ein Aeq. Kalium noch zwei Aeq. Sauerstoff aufnehmen muss; wenn nach Harcourt das gelbe Super- oxyd KO, ist, so würde darum doch auch obige Vermuthung auf- recht zu erhalten sein. :

Die dritte Abünderung des Versuchs mit Aetzkali besteht darin, dass man das Kalihydrat gradezu in wässriger Lösung dem elektrisirten Sauerstoffstrom vorlegt. Natürlich kann unter diesen Umstünden, nümlich in der Lósung kein Kaliumsuperoxyd auf die Dauer unterhalten werden, wie auf der Oberfliche von nur befeuchteten Kalihydratstücken, und so verändert sich denn auch die Kalilauge während des Versuchs gur nicht; nur in dem Einleitungsröhrchen kann, wenn der trocken eintre- tende Gasstrom den Absatz einer Schicht nur noch feuchten Aetzkalis an der Wand bewirkt, dieser Absatz pomeranzengelb durch Superoxyd werden. Aberauch wenn man dies verhindert wird der Gehalt des elek- trisirten Sauerstoffstroms an Ozon und Antozon sehr bedeutend in der Kalilauge vermindert, um so bedeutender, je concentrirter sie ist, doch habe ich unter keinen Umständen den ganzen Ozon- und Antozongehalt

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 83

des elektrisirten Sauerstoffs durch gelóstes Aetzkali, so wie durch feuchte Aetzkalistücken es der Fall sein kann, zum Verschwinden kommen ge- sehen. Es wirkt also die Kalilauge der Art nach ebenso auf den elek- trisirten Sauerstoff ein wie das nur befeuchtete Aetzkali, aber schwücher, was offenbar leicht verständlich ist, und ich meine, dass die Erklärung der Wirkung der Kalilauge durch die vorhergehenden Versuche gegeben ist; denn wenn auch wegen der Gegenwart des vielen Wassers in der ganzen Umgebung jedes Kalitheilchens in der Lauge die Unterhaltung auch der kleinsten Menge von Kaliumsuperoxyd in derselben unmöglich ist, so wird man sich doch wohl im Anschluss an das Ergebniss der vorhergehenden Versuche vorstellen müssen, dass auch in der Lauge ein fortwährendes Entstehen und Wiederverschwinden des Superoxyds stattfindet unter der Einwirkung des elektrisirten Sauerstoffs einerseits, des Wassers anderseits, nur dass diese Zerstörung des Superoxyds in der Lauge sehr viel rascher stets der Erzeugung folgt, und so kein Super- oxyd eine irgend merkliche Zeit thatsächlich vorhanden ist. So aufge- fasst -könnte man die Wirkung der Kalilauge auf das Ozon und Antozon wiewohl unklarer, auch eine „katalytische‘‘ nennen, oder die scheinbar sog. „katalytische‘‘ Wirkung der Kalilauge, die ja immer erst zu er- klären ist, würde ihre Erklärung finden in dem leichter übersehbaren, aber im Uebrigen gleichartigen Resultat der Versuche mit den feuchten Aetzkalistücken. l

Als ich jene Röhre Fig. IV? statt mit Kalihydratstangen mit groben Stücken von Aetznatron, eben feucht, füllte und den elektrisirten Sauer- stoffstrom darüber leitete, wurden, ganz analog der Erscheinung beim Kalihydrat, die zuerst getroffenen Stücke Natronhydrat an der Oberflüche rasch hellgelb, etwa als matt schwefelgelb zu bezeichnen, und dabei blieb es auch hier, die Menge des gelben Kórpers nahm nicht zu, so lange der Versuch auch fortgesetzt wurde, und der grósste Theil der Aetznatronstücke blieb, so viel ich bemerken konnte, ganz unveründert. Sobald an Stelle des elektrisirten Sauerstoffs nur gewöhnlicher Sauerstoff durchgeleitet wurde, verschwand, so weit nicht vollkommene Trocknung

stattgefunden hatte, der gelbe Ueberzug wieder. Dass hier der analoge L2

84 G. MEISSNER, :

Process stattfand, wie beim Kalihydrat, kann wohl keinem Zweifel unter- liegen, aber welchem der verschiedenen als Natriumsuperoxyd beschrie- benen Körpern jener rein hellgelbe Ueberzug des Natronhydrats ent- spricht, weiss ich nicht; von einer in früheren Mittheilungen erwähnten schmutzig-grüngelben Farbe war hier Nichts zu bemerken.

In einer Beziehung aber unterschied sich das Resultat des Versuchs von demjenigen mit Kalihydrat: unter ganz denselben Umständen nämlich, unter denen während der fortdauernden Unterhaltung des Kaliumsuper- oxyds im Anfang der Röhre sämmtliches Ozon und Antozon zum Ver- schwinden kam, blieb in dem Versuch mit Natronhydrat immer ein nicht unansehnlicher Theil des Ozongehalts des Sauerstoffstroms übrig, und dabei war weiter bemerkenswerth, dass allerdings von dem Nebel- bildenden Sauerstoff gleichfalls ein Theil noch aus der Natronröhre her- vorkam, jedoch so wenig, dass die gewóhnlichen desozonisirenden Mittel, um die Nebel entstehen zu lassen, nicht ausreichten, sondern eine be- sonders günstige Anordnung getroffen werden musste, worauf ich als- bald näher eingehen werde. Ohne mich hierüber schon ganz bestimmt aussprechen zu wollen schien es mir im Vergleich zu vielen anderen Er- fahrungen, dass nach der Menge des vom Natronhydrat durchgelassenen Ozons eine intensivere, d. h. weniger leicht ganz zu verhindernde Ne- belbildung zu erwarten gewesen wäre, so dass hier vielleicht im Ver- hältniss mehr Ozon, als Antozon von dem desozonisirend wirkenden Körper durchgelassen wurde. Vielleicht steht dieses von allen bisher erörterten Fällen dem Sinne nach abweichende Verhältniss im Zusammen- hang damit, dass überhaupt nicht sämmtliches Ozon und Antozon in der Natronröhre zum Verschwinden kam, da doch die Röhre noch so viele Aetznatronstücke enthielt, die, wie die zuerst getroffenen Stücke, hätten oberflächlich höher oxydirt werden können. Ob diese Eigenthümlich- keiten gegenüber dem Versuch mit Kalihydrat schliesslich in Zusammen- hang stehen mit dem Unterschiede in der Zusammensetzung des Kalium- superoxyds und des Natriumsuperoxyds, darüber wage ich keine Ver- muthung. :

Aus sümmtlichen im Vorstehenden mitgetheilten Versuchen über

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das Verhalten des elektrisirten Sauerstoffs zu solchen oxydirbaren Kör- pern, welche im Allgemeinen als desozonisirende bezeichnet werden kónnen, ergiebt sich, um dies Resultat hier kurz zusammenzufassen, dass diese desozonisirend wirkenden Körper, soweit sie bisjetzt geprüft sind, in zwei Klassen zerfallen, die der ersten Klasse absorbiren das Ozon, bringen aber nicht oder nicht vollständig auch die in dem elektrisirten Sauerstoff enthaltene Ursache der Nebelbildung d. i. das Antozon nach meiner Bezeichnung, zum Verschwinden, die der andern Klasse absor- biren gleichfalls das Ozon, bringen aber zugleich auch das Antozon zum Verschwinden. In jeder dieser Klassen giebt es solche Körper, welche unter den gewöhnlich eingehaltenen Umständen nicht sämmtliches Ozon des elektrisirten Sauerstoffs absorbiren, in diesem Falle ist es für die Kórper der ersten Klasse characteristisch, dass sie dann doch stets das Ozon in solchem Verhältniss zum Antozon absorbiren, dass letzteres Nebel zu bilden nicht ganz verhindert ist, wie es bei ursprünglichem Mengenverhältniss beider der Fall ist, während es in solchem Falle der unvollständigen Desozonisation für die Körper der zweiten Klasse charac- teristisch ist, dass sie das Ozon und Antozon in solchem Mengenver- hältniss durchlassen, wie es ursprünglich existirt und wobei das Antozon an der Nebelbildung verhindert ist. Ob es auch solche Körper giebt, welche das Antozon in relativ grösserer Menge zum Verschwinden bringen, als das Ozon, bleibt vorläufig noch zweifelhaft, das Natronhydrat ist vielleicht ein solcher Körper, doch ist die Beobachtung noch zu un- ` sicher und steht noch zu vereinzelt da. Dass das Verschwinden des Ozons beim Passiren der desozonisirenden Körper auf der Fixirung des Ozons an denselben beruhet, ist nicht zweifelhaft, dass das gleichzeitige Verschwinden des Antozons beim Passiren gewisser des- ozonisirender Körper gleichfalls auf Fixirung auch dieser Sauerstoff- modification bei der Oxydation solcher desozonisirenden Körper beruhet, halte ich für im höchsten Grade wahrscheinlich; einige besondere Fälle scheinen die Möglichkeit einer experimentellen Prüfung dieser An- nahme zu gewähren, die ich zum Gegenstand künftiger Untersuchung zu machen gedenke. Ist meine Annahme richtig, so ‚sind die desozoni-

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sirenden Kórper der ersten Klasse solche, welche entweder nur Ozon oder wenigstens Ozon in grósserer Menge, als Antozon, zur Oxydation aufnehmen, die der zweiten Klasse solche, welche Ozon und Antozon in gleichen oder aequivalenten Mengen zur Oxydation aufnehmen, Körper einer et- waigen dritten Klasse würden solche sein, bei deren Oxydation Antozon in grösserer Menge, als Ozon, aufgenommen wird. Wenn es überhaupt deren giebt, so scheinen sie jedenfalls unter sämmtlichen noch nicht mit Sauerstoff gesüttigten Kórpern die am Wenigsten zahlreichen zu sein.

Die Versuche über die Wirkung des Kalihydrats und Natronhydrats auf den elektrisirten Sauerstoff geben, wie es scheint, Aufschluss über eine Thatsache, welche. bezüglich des Experimentirens mit dem elektri- sirten Sauerstoff von grosser praktischer Wichtigkeit ist, und welche ich jetzt erórtern muss.

Wenn man Jodkaliumlósung zur Desozonisation des elektrisirten Sauerstoffs anwendet, so wird, wie bekannt, unter Jodausscheidung die Flüssigkeit alkalisch; sie enthält freies Kali. Dieses freie Kali ist nicht ohne ‚Einfluss auf die Erscheinung der Nebelbildung, welche dadurch geschwächt wird. Richtet man einen Versuch so ein, dass man, während der elektrisirte Sauerstoff durch ursprünglich neutrale Jodkaliumlösung und darauf durch Wasser geht, durch ein in die Jodkaliumlósung tau- chendes Trichterrohr ohne sonst irgend Etwas an den Versuchsbedin- dungen zu ündern, Alkali oder Sáure zu der Jodkaliumlósung einfliessen lassen kann, so ist leicht zu beobachten, wie auf Zusatz von Aetzkali- losung die Erscheinung der Nebel sehr geschwücht wird, um so mehr, je stürker alkalisch man die Jodkaliumlósung macht, und man kann es dahin bringen, dass die Nebel gar nicht mehr entstehen in dem nach wie vor vollständig desozonisirten Sauerstoffstrom. Neutralisirt man dann die Jodkaliumlösung nach und nach wieder, so treten die Nebel wieder auf. Offenbar hat man es unter genannten Umständen mit demselben Vorgange zu thun, wie beim Durchleiten des elektrisirten Sauerstoff- stroms durch reines Kalihydrat, wie oben erörtert: je stärker alkalisch die Jodkaliumlösung ist, desto mehr nähert sich ihre Wirkung auf den elektrisirten Sauerstoff der der oxydirbaren Körper der zweiten Klasse,

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welche sowohl das Ozon, wie das Antozon zum Verschwinden bringen. Da nun die ursprünglich neutrale Jodkaliumlósung bei der Absorption des Ozons unvermeidlich alkalisch wird, so ist offenbar die ursprünglich neutral angewendete Jodkaliumlósung nicht ein für die Beobachtung der Nebelbildung günstigstes Desozonisationsmittel. In der That ist die mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure angesäuerte Jodkaliumlösung, also eine Lösung von Jodkalium und Jodwasserstoffsäure, ein bei weitem feineres Hülfsmittel zur Prüfung auf die Antozonnebel Kaum wird es der ausdrücklichen Bemerkung bedürfen, dass es sich dabei immer nur um so geringe Concentration der Jodwasserstoffsäure in der Jodkaliumlösung handelt, dass die (der Erscheinung nach) bekannte (dem Wesen nach unbekannte) Nebelbildung der gesättigten Lösung der Jodwasserstoffsäure hier nicht in Betracht kommt, wie denn selbstverständlich beim Durch- leiten nicht elektrisirten Sauerstoffs durch die angesäuerte Jodkalium- lösung keine Spur von Nebel entsteht. |

Wo es gilt, entweder die Antozonnebel recht dicht oder dieselben unter sonst ungünstigen Umständen überhaupt noch entstehen zulassen, und na- mentlich wo es sich um die Prüfung auf sehr wenig Antozon, d. h. auf die Gegenwart von wenig Nebel-bildendem Sauerstoff neben Ozon han- delt, da muss nicht neutrale Jodkaliumlósung, sondern mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure angesäuerte Jodkaliumlösung zur Desozo- nisation angewendet werden. Die Salzsäure ist wegen der Schwerlös- lichkeit des schwefelsauren Kalis, welches im Einleitungsröhrchen kry- stallisiren- kann, vorzuziehen. Bei meinen früheren Untersuchungen habe ich dieses praktisch höchst wichtige Moment noch nicht gekannt, und daher in gewissen Fällen die Nebel gar nicht zum Vorschein bringen können, wo doch. wie ich später erkarinte, neben dem Ozon Antozon vorhanden ist, welches aber in der alkalisch gewordenen Jodkaliumlösung, die nur das Ozon wegnehmen sollte, unberücksichtigter Weise gleichfalls zum Verschwinden gekommen war. : Bei Anwendung der gesäuerten Jod- kaliumlösung zur Desozonisation sind die Nebel in stärkerm Masse ver- unreinigt mit Jod, als bei Anwendung alkalischer Jodkaliumlösung, doch

können sie gereinigt werden.

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88 : G. MEISSNER,

Eine vielleicht noch günstigere Anwendungsweise des Jods zur Desozonisation, wenn es sich um den Nachweis von wenig Antozon durch die Nebelbildung handelt, ist die des freien Jods in Wasser gelöst. Wasser, zu welchem man. einige Tropfen weingeistiger Jodtinctur gesetzt hat, wenn auch nur so viel, dass die Lósung ganz klar bleibt, ist für gewisse Fälle ‘ein sehr geeignetes Desozonisationsmittel. Das Jodwasser nimmt nicht leicht sämmtliches Ozon auf, -wenn man den elektrisirten Sauer- stoff in mässig schnellem Strom durchleitet, offenbar wegen der geringen Dichtigkeit des Jods in dem Wasser, aber wenn z. B. nach irgend wel- chen vorhergehenden theilweisen Desozonisationen nur noch kleine Reste von Ozon vorhanden sind, so ist zur Absorption derselben das Jodwasser besonders gut geeignet, wenn man prüfen will, ob neben den kleinen Ozonmengen auch noch Antozon vorhanden ist, welches ja, wie oben erörtert, in äquivalenter Menge vorhanden sein kann, so dass vor Ab- sorption des Ozonrestes keine Nebel auftreten, zugleich aber auch in so geringer Menge, dass bei der Desozonisation durch ein auch für das Antozon nicht gleichgültiges Reductionsmittel die Nebel doch nicht mehr erscheinen. Das Jodwasser scheint, der Existenz und der Freiheit des Antozóns gar nicht zu schaden, da auch bei nur theilweiser Desozoni- sation durch dasselbe sehr mächtige und compakte Nebel zum Vor- schein kommen.

Die, um es kurz zu bezeichnen, für die Nebelbildung schädliche Wirkung des ‘freien Kalis oder Natrons in der desozonisirenden Lösung macht sich natürlich auch in solchen Fällen geltend, in denen die Ge- genwart von freiem fixen Alkali der Natur der Sache nach gar nicht zu vermeiden ist. So ist es z. B. bei der mit Kali- oder Natronlauge al- kalisch gemachten Eisenoxydullösung, von der oben die Rede war, und diese reducirende Flüssigkeit ist daher keineswegs ein empfindliches Prüfungsmittel für Antozonnebel. Auch das pyrogallussaure Natron oder Kali als Desozonisationsmittel leidet an demselben Uebelstande. Es ist in allen diesen Fällen nicht die alkalische Reaction, gleichviel wie her- gestellt, welche das für die Erhaltung. des Antozons Nachtheilige bedingt, sondern es ist das freie Kali und das freie Natron als solches, vermöge

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ihres oben untersuchten Verhaltens zum elektrisirten Sauerstoff, denn sobald man an Stelle des fixen Alkalis Ammoniak setzt, so ist die da- mit alkalische Desozonisationsflüssigkeit frei von jenem Uebelstande. Das pyrogallussaure Ammoniak ist ein für die in Rede stehenden Versuche . viel günstigeres Desozonisationsmittel, als das pyrogallussaure Kali oder Natron, ebenso das weinsaure Eisenoxydul-Ammoniak bedeutend günstiger, als das entsprechende Prüparat mit fixem Alkali; und obwohl Schwefel- kalium und Schwefelnatrium sehr gut geeignete Desozonisationsmittel

sind, bei deren Anwendung, namentlich des Schwefelnatriums, sehr starke Nebelbildung erhalten werden kann, so sieht man doch bei Anwendung des einfach- oder mehrfach Schwefelammonium, dass auch jene erstge- nannten Mittel noch lüngst nicht die günstigste Beschaffenheit haben. Ich habe die Antozonnebel niemals stärker gesehen als bei Desozonisation mit Schwefelammonium, und ohne es gesehen zu haben wird man sich schwerlich einen Begriff machen kónnen von der Dichtigkeit und Com- paktheit der in diesem Versuch auftretenden Nebel, welche schon in einer wenige Centimeter dicken Schicht völlig undurchsichtig und un- durchscheinend sind. Das Schwefelammonium bringt, während es zu schwefelsaurem Ammoniak, vielleicht unter Bildung zugleich von Sal- petersáure, durch den elektrisirten Sauerstoff oxydirt wird, von allen untersuchten Substanzen auf die grósste Menge von Ozon am wenigsten Antozon zum Verschwinden.

Es versteht sich von selbst, dass wenn man ammoniakalische Flüssigkeiten zur Desozonisàtion anwendet, stets die Nebel in höherm Masse mit Bestandtheilen oder Oxydationsprodukten aus der desozonisi- renden Lósung verunreinigt sind, als bei Anwendung fixen Alkalis an Stelle des Ammoniaks; aber alle solche fremde Beimischungen lassen sich durch Waschen der Nebel mit Wasser, verdünnter Schwefelsäure u. s. w. entfernen und so sich jeder Verdacht beseitigen, als ob etwa Kórper wie salpetersaures Ammoniak, oder gar Chlorammonium (welches aber natürlich stets ausgeschlossen war) die Nebel gebildet oder auch nur dazu beigetragen hätten. Doch habe ich mit Rücksicht auf solchen Verdacht, wie schon oben bemerkt, mich bemühet, wo es móglich war,

Phys. Classe. XIV. | M

90 G. MEISSNER,

die fixen Alkalien ebenfalls zu verwenden, wobei freilich aus den erór- terten Gründen die Versuche sorgfültiger angestellt werden müssen uud leichter mislingen kónnen, wenn sonst noch ein ungünstiger Umstand mitwirkt. j

Zum weitern Verstündniss der viel günstigern Wirkung des Am- moniaks in jenen Versuchen gegenüber den fixen Alkalien ist es noth- wendig, das Verhalten des reinen Ammoniaks zum elektrisirten Sauerstoff in Betracht zu ziehen. Leitet man den Gasstrom durch verdünnte Ammoniakflüssigkeit, so wird ein Theil des Ozons absorbirt, über der Flüssigkeit erscheinen Nebel, die sich mit Hülfe geeigneter Schwefel- säurevorlagen von Ammoniak befreien lassen. Das Ammoniak wird, wie schon bekannt ist, durch elektrisirten Sauerstoff zu Salpetersáure oxydirt, welche sich, nachdem der Versuch einige Zeit gedauert hat, in der Flüssigkeit nachweisen lüsst. Ich will nicht unterlassen, zu bemerken, dass wenn mam-bei Anstellung dieses Versuchs, in welchem auch ein. Theil des Ozons durchgelassen zu werden pflegt, etwa nach Waschung des nebeligen Gasstroms mit Wasser und Schwefelsäure denselben zuletzt durch ein mit der atmosphärischen Luft in offener Communication stehendes Gefäss gehen lässt, man in dem hier sich absetzenden Nebelwasser leicht eben so viel oder mehr Salpetersäure finden kann, als in der Ammoniak- flüssigkeit: diese Salpetersäure stammt nicht von der Oxydation des vor- gelegten Ammoniaks her, sondern von der Oxydation des Stickstoffs der atmosphärischen Luft, welche dort Zutritt hatte, wo noch elektrisirter Sauerstoff, Ozon und Antozon, vorhanden war und Wasser, Bedin- gungen, unter denen, wie ich in meinen früheren Untersuchungen ent- wickelt habe, der atmosphärische Stickstoff zu Salpetersäure oxydirt wird. Dass dabei unter gleichen Umständen mehr Salpetersäure entstehen kann, als bei der Oxydation des Ammoniaks ist wohl verständlich, da ja in letzterm Falle auf jedes Atom Salpetersäure auch drei Atome Wasser gebildet werden müssen.

Wenn man die Ammoniakflüssigkeit ganz concentrirt anwendet (dieselbe verursachte nicht den geringsten Nebel beim Durchleiten ge- wöhnlichen Sauerstoffs), so wird leicht ein selbst bedeutender Ozongehalt

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des elektrisirten Sauerstoffstroms vollständig oder wenigstens bis auf einen sehr kleinen Rest absorbirt, und es erscheinen viel stärkere, sehr mächtige Nebel. (gewaschen) etwa so wie bei Anwendung von Schwefel- ammonium. Die Kohlensäure ändert die Beziehungen des Ammoniaks zum elektrisirten Sauerstoff nicht: Lósung von kohlensaurem Ammoniak verhült sich wie Ammoniakflüssigkeit im elektrisirten Sauerstoffstrom.

Da das Ammoniak somit selbst zu jener ersten Klasse reducirender ‚Körper gehört, bei deren Oxydation entweder nur Ozon oder wenigstens viel mehr Ozon, als Antozon aus dem elektrisirten Sauerstoff zum Verschwinden kommt, so ist es verständlich, dass andere Körper derselben ersten Klasse in Verbindung mit Ammoniak so viel günstiger wirken im In- teresse der Nebelerzeugung, als bei Combination mit Kali oder Natron, welche ja selbst zu jener zweiten Klasse reducirender Körper gehören und somit einen Theil der für die Nebelerzeugung günstigen Wirkung eines Körpers erster Klasse durch ihre Wirkung aufzuheben vermögen.

So wie jedes Schwefelammoniumpräparat mit grösster Energie das Ozon des elektrisirten Sauerstoffs absorbirt und dabei das Antozon in grösster Menge passiren lässt, also den Gegensatz im Verhalten zum Ozon und Antozon im Maximo zeigt, so giebt es auch gewisse Schwefel- ammoniumpräparate, welche selbst im Stande sind, den gewöhnlichen Sauerstoff zu polarisiren, wie der feuchte Phosphor, und, indem unter Oxydation das Ozon absorbirt wird, Antozonnebel-Bildung zu veranlassen. Schon lange ist unter dem Namen Liquor fumans Boylii oder flüchtige Schwefelleber ein Schwefel prüparat bekannt, welches an der Luft weisse Nebel bildet, und es ist auch weiter bekannt, dass diese Flüssigkeit nur mit Sauerstoff Nebel bildet, nicht in Wasserstoff oder in Stickstoff. i in kann Er sehr einfach ein solches mit Sauerstoff Nebel bildendes Schwefel präparat verschaffen: jedes nicht vollständig mit Schwefelwasserstoff gesättigte Präparat, wenn es wiederum auch nicht zu wenig Schwefel enthält, ist ein derartiger Liquor fumans. Wenn man z. B. bei der gewöhnlichen Bereitungsweise des Schwefelammoniums den Process unterbricht, bevor das einfach gesättigte Schwefelammonium fertig ist, so bildet die Flüssigkeit mit Sauerstoff, und zwar nur mit ME

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diesem, Nebel; ebenso wenn man zu einfach oder auch mehrfach Schwefel- ammonium noch wieder Ammoniakflüssigkeit in gewisser Menge hinzu- fügt. Weder die zu den Prüparaten benutzte verdünnte Ammoniak- flüssigkeit für sich noch Schwefelwasserstoffwasser für sich giebt mit ge- wóhnlichem Sauerstoff Nebel, und, wie gesagt und auch bekannt, das

vollständig mit Schwefel gesättigte Präparat ebenfalls nicht oder höchstens beim Durchleiten reinen Sauerstoffs durch concentrirte Lösung spurweise; es kommt darauf an, dass das Ammoniak nur bis zu einem gewissen Grade mit Schwefel gesüttigt ist, wie denn ja auch jener Liquor fumans Boylii noch mehr Schwefel aufzunehmen vermag und Ammoniak im Ueberschuss enthält. Die in Rede stehende Nebelbildung zeigt sich schon z. B. beim Ausgiessen des geeigneten Prüparats, besser, wenn man reinen Sauerstoff durchleitet, während beim Durchleiten von Wasserstoff keine Spur von Nebeln erscheint, die sofort wieder auftreten, wenn man den Wasserstoff wieder durch Sauerstoff verdrüngt. Diese Nebel werden stärker, wenn man bei Anwendung eines ziemlich concentrirten Schwe- felammoniumprüparats dieselben noch durch Wasser leitet, sie kónnen vollstindig gewaschen werden, sie kónnen durch Trocknen als solche zerstórt und dann mit Wasser wieder zum Vorschein BEDEMCSE werden,

es sind Antozonnebel, und während das Schwefel präparat die- selben entstehen lässt, wird in der Flüssigkeit Schwetelsgute erzeugt.

Es ist somit klar, dass jenes unvollständig gesättigte Schwefelam- monium den gewöhnlichen Sauerstoff polarisirt, das dabei erzeugte Ozon aufnimmt und sich damit oxydirt, wie in stärkerm Masse mit dem schon anderweitig erzeugten Ozon, und das zugleich erzeugte Antozon passiren lässt. Vom Phosphor unterscheidet sich in dieser Beziehung jenes Schwe- felammonium nur darin, dass das letztere nicht so energisch auf den gewöhnlichen Sauerstoff wirkt, wie jener, und dass jenes Schwefelam- monium sämmtliches selbsterzeugte Ozon auch für sich behält, absorbirt.

Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass ich bezüglich der vom feuchten Phosphor erzeugten Nebel auf meine früheren ausführlichen Untersuchungen über diesen Gegenstand verweise, denen ich bisjetzt ‚Nichts hinzuzufügen oder abzuziehen Veranlassung habe, obwohl noch

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bis in die neueste Zeit die seltsamsten und durchaus irrthümlichen An- sichten über das Wesen dieser Nebel vorgebracht werden. Sodann will ich mich ausdrücklich dagegen verwahren, als ob aus dem, was ich soeben bezüglich der Nebel jenes Liquor fumans behauptet habe, nur im Geringsten ein Präjudiz hinsichtlich der chemischen Beschaffenheit anderer Nebelbildungen, wie sie so manche ,,an der Luft rauchende“ Körper veranlassen, aber noch nicht näher untersucht wurden, abgeleitet werden sollte.

Aus sümmtlichen im Vorstehenden mitgetheilten Versuchen geht

hervor, was hier noch einmal ausdrücklich ausgesprochen werden muss, dass allemal, wenn in dem elektrisirten Sauerstoffstrom die Nebelbildung mit Wasser stattfindet, sich entweder vollstindige oder theilweise Ab- sorption des Ozons durch einen vorgelegten desozonisirenden Körper nachweisen lässt. Der Satz gilt nicht auch umgekehrt, denn, wie erör- tert, giebt es oxydirbare Körper, welche nachweislich durch elektrisirten Sauerstoff oxydirt werden und das Ozon entweder vollständig oder theil- weise aufnehmen, und hinter welchen doch die Nebel nicht entstehen: hier lässt sich entweder nachweisen, dass die Ursache der Nebelbildung ebenfalls stark vermindert wurde in der das Ozon theilweise absorbirenden Flüssigkeit, indem bei nachträglicher gänzlicher Absorption des Ozon- restes mittelst eines andern Reductionsmittels schwache Nebel auftreten, oder aber es sind die Verhältnisse von der Art, dass man auf vollstän- dige Absorption des Antozons neben vollständiger Absorption des Ozons schliessen kann. Im Ganzen ergiebt sich, dass bei einem gewissen Mengen- oder Dichtigkeitsverhältniss der beiden Bestandtheile des elektrisirten Sauerstoffs, wie es unter Anderm stets das ursprüngliche bei der Erzeu- gung desselben ist, keine Nebelbildung stattfindet, sondern dass dazu der Ozongehalt im Verhältniss zum Antozongehalt vermindert sein muss, und dass die Nebel um so stärker auftreten, je grösser diese relative Verminderung des Ozongehalts ist. Früher habe ich behauptet, dass auch ohne Aenderung des ursprünglichen Verhültnisses von Ozon und

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94 G. MEISSNER,

Antozon im elektrisirten Sauerstoff schwache Nebelbildung stattfinden könne: dies muss ich nach meinen neueren Erfahrungen, wie oben schon kurz bemerkt wurde, für einen Irrthum halten. Als ich bei diesen späteren Untersuchungen sorgfältiger, als früher, auf völlige Reinheit der Vorlagen von irgend welchen oxydablen, desozonisirenden Substanzen achtete, habe ich in allen Fällen, in denen Nebel zum Vorschein kamen, stets auch. eine gewisse Ozonabsorption nachweisen können. Die Ver- anlassung zu meinem frühern Irrthum in diesem Punkte war folgende:

Wenn man trockne atmosphärische Luft elektrisirt, statt reinen Sauer- stoff, so treten, wie früher angegeben, leicht Nebel auf da, wo die elektrisirte Luft zuerst mit Wasser in Berührung kommt, ohne dass durch ein ab- sichtlich eingeführtes Reductionsmittel das Ozon ganz oder theilweise absorbirt ist; mit diesem Nebel im nicht absichtlich desozonisirten Luft- strom hat es seine volle Richtigkeit, aber ich habe erst später einge- sehen, dass auch diese Nebelbildung in Folge einer theilweisen Ozon- absorption zu Stande kommt, nämlich in Folge der unter genannten Umständen stattfindenden Salpetersäurebildung. Zwar habe ich diese Salpetersäurebildung grade in meinen früheren Untersuchungen kennen gelehrt, aber dies übersah ich, dass sie auch die Bedingung dafür ist, dass die Nebel auftreten, indem durch sie der Ozongehalt im Verhältniss zum Antozongehalt vermindert wird, es ist derselbe Fall, wie immer, nur dass hier ein gasförmiger Körper, der Stickstoff, die theilweise Desozonisation bewirkt, und es kann auch immerhin, wie ich es früher aus den Unter- suchungen über diese Salpetersäurebildung geschlossen habe, das Antozon mit betheiligt sein bei der Oxydation des Stickstoffs, denn es kommt nur darauf an, dass von den fünf Sauerstoffatomen, die sich mit dem Stickstoff verbinden, der grösserer Theil durch das Ozon, der kleinere, vielleicht nur eines, vom Antozon geliefert wird.

Mit dem Uebersehen der eben erörterten Beziehung der Oxydation des Stickstoffs zu der Nebelbildung im elektrisirten Luftstrom war zu- gleich dem Irrthum, der Tüuschung der Weg gebahnt bezüglich einer Nebelbildung im nicht desozonisirten Sauerstoffstrom ; das Resultat eines Versuchsfehlers bei diesem Versuch, welches bei richtiger Erkenntniss

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obiger Beziehung als solches verdächtig geworden sein würde. musste grade der irrthümlichen Forderung zu entsprechen scheinen, und der Versuchsfehler bestand wahrscheinlich darin, dass durch die Verwendung eines durchbohrten Korkes. der zuvor für Jodkaliumlósung gebraucht worden war, unabsichtlich etwas Jod, welches desozonisirt, in den Apparat gelangt war, in welchem eben der in seinem Ozongehalt unveränderte Sauer- stoffstrom in seinem Verhalten zu Wasser geprüft werden sollte. Bei den dieser Mittheilung zum Grunde liegenden neueren Untersuchungen waren derartige Versuchsfehler von vorn herein dadurch ausgeschlossen, dass bei allen entscheidenden Versuchen gar kein Korkverschluss angewendet wurde, sondern eingeschmolzene oder eingeschliffene Glasverbindungen, ferner dadurch, dass auch bei Anwendung von durchbohrten Korken sowohl diese mit Lack oder Paraffin überzogen, also auch nicht mehr poros waren, als auch je eine “besondere Vorlage für die verschiedenen Flüssigkeiten angewendet wurde. Es hat somit vorläufig wenigstens bei dem oben hingestellten Satze sein Bewenden, scheinbare Ausnahmen beruhen, so weit meine Versuche reichen, stets auf der durch Versuchs- fehler oder sonst unabsichtlich eingeführten Wirkung irgend einer wenn auch nur wenig Ozon absorbirenden Substanz, als welche ganz besonders der Stickstoff der Atmosphäre, Ammoniak und Jod bei den Versuchen

stets im Auge zu behalten sind.

Nicht nur die Kenntniss von Unterschieden im Verhalten ver- schiedener zur Desozonisation verwendbarer Reductionsmittel zum elek- trisirten Sauerstoff ist nothwendig für die Ausführung der Versuche, sondern auch die Kenntniss der Einwirkung einiger anderer Momente, zu deren Erórterung ich jetzt übergehe.

Als das Ergebniss vieler oft gemachter Erfahrungen [oem gradezu ausgesprochen werden, dass es keine einzige Flüssigkeit giebt, durch welche, keinen festen Kórper, über welchen der elektrisirte Sauerstoff geleitet werden könnte, ohne dass er eine Einwirkung davon erfährt, die, auch wenn der betreffende vorgelegte Körper nicht oxydirbar ist,

96 G. MEISSNER,

wenn er keinen Bestandtheil des elektrisirten Sauerstoffs in chemische Verbindung fixirt, doch immer eine solche ist, dass der Gehalt des Sauerstoffstroms an Ozon und Antozon mehr oder weniger vermindert wird.

Man weiss schon lange, dass das über fein vertheiltes Platin, Gold geleitete Ozon dadurch zum Verschwinden kommt, und ebenso ist es mit dem Antozon. Es sind aber nicht nur die feinvertheilten edelen Metalle, welche so wirken, sondern, wie es scheint, überhaupt jeder, auch noch.so indifferente Kórper, welcher hinreichend grosse Oberflüche dar- bietet, wirkt mehr oder weniger zerstórend auf den elektrisirten Sauer- stoff namentlich auch auf die in ihm enthaltene Ursache zur Nebelbil- dung. So kann man z. B. den elektrisirten Sauerstoff nicht ungestraft durch Asbest, besonders den recht verfilzten, durch Baumwolle, durch fein zerstossenes Chlorcalcium, über Kohlenpulver oder nur fein gekórnte Kohle u. s. w. leiten. Diese Kórper wirken wesentlich, zum Theil aus- schliesslich nur durch ihre grosse Oberfläche, und um so stärker zer- störend, je grösser diese ist. Ein und derselbe Asbestpfropf z. B., welcher so in den Weg des eiektrisirten Sauerstoffs gelegt, dass letzterer theil- weise nur über ihn weg streicht, nicht merklich zerstörend wirkt, kann bei anderer Lagerung, so dass der Gasstrom ihn ganz durchsetzen muss, den Ozon- und Antozongehalt bedeutend vermindern. Bei gehöriger Menge und geeigneter Lagerung kónnen solche Kórper, wie die ge- nannten, einen selbst sehr bedeutenden Gehalt an elektrisirten Sauer- stoff vollständig zum Verschwinden bringen. Sie wirken aber in der- selben Weise auch ein, wenn das Ozon durch ein Reductionsmittel erster Klasse absorbirt und das Antozon allein noch übrig ist. Wenn man z. B. den durch Jodkaliumlösung desozonisirten Sauerstoffstrom zuerst von Neuem trocknen will um dann abermals ihn mit Wasserdampf zu

sättigen und die Nebel wieder auftreten zu lassen, so muss man wohl beachten, dass bei Anwendung von feingekörntem Chlorcaleium zum Trocknen dieses zerstörend auf die Ursache der Nebelbildung wirkt, man kann sich leicht überzeugen, dass man bei Einschaltung einer längern Schicht feiner gekörnten Chlorcaleiums keine Nebel wieder bekommt,

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 97.

während dasselbe Chlorcalcium, gröblicher vertheilt und in möglichst kleiner Menge angewendet die Nebel wieder zum Vorschein zu bringen gestattet, also das Antozon weniger zerstört; ebenso muss man mit den etwa anzuwendenden Asbest- oder Baumwoll-Pfröpfen möglichst sparsam sein, keiner derselben ist unschädlich, und natürlich kann sich die in Rede stehende schädliche Wirkung bis zu völligem Versagen des Ver- suchs bei um so kleineren Mengen der zerstörend wirkenden Körper geltend machen, je ungünstiger im Uebrigen die Bedingungen zur Nebel- bildung sind, z. B. bei Anwendung eines Desozonisationsmittels, welches selbst schon einen Theil des Antozons zum Verschwinden kommen lässt. Auch die Einschaltung der wasserfreien Phosphorsäure, wie sie in einigen der oben berichteten Versuche vorgenommen wurde, erschwert in der in Rede stehenden Weige einigermassen den Versuch. à

Wie solche Kórper, wie Baumwolle, Asbest, vermóge ihrer Ober- fläche wirken, ist hier nicht dunkler, als in andern Fällen, nicht dunkler auch, als die Wirkung des Platins, Golds in fein vertheiltem Zustande. Ich kann zur Erklärung dieser Oberflüchenwirkung Nichts beibringen. Je dunkler aber diese Wirkung ist, desto wichtiger ist es, dieselbe bei Anstellung aller auf den elektrisirten Sauerstoff bezüglichen Versuche stets zu berücksichtigen.

Auch durch keine scheinbar indifferente Flüssigkeit kann man un- gestraft den elektrisirten Sauerstoff leiten. Als solche kann praktisch, bei den Versuchen in Betracht kommen namentlich concentrirte Schwefel- säure, sodann, wenn auch nicht als anscheinend indifferent, Wasser, Queck- silber. Kommt es z. B. darauf an, die Diffusion von Wasserdampf aus der desozonisirenden Vorlage in die Elektrisirungsróhre zurück, wie in oben mitgetheilten Versuchen, absolut auszuschliessen, so kann man dies durch Einschaltung eines Schwefelsäureventils vor der desozonisirenden Vorlage er- reichen, aber der Gehalt des Sauerstoffs an Ozon ‘und Antozon erleidet dadurch eine wenn auch geringe Verminderung. An dem Antozon ist dies besonders leicht nachweisbar; man bedient sich nämlich zu diesem Zweck absichtlich einer solchen desozonisirenden Flüssigkeit, welche selbst Antozon zum Verschwinden kommen lässt, also ungünstig zur PA

R Classe. XIV

98 . G. MEISSNER,

der Nebel ist, kommt dann noch die Wirkung der Schwefelsäure vorher hinzu, so kann es leicht kommen, dass man gar keine Nebel im desozo- nisirten Strom erhält, während, sobald die Schwefelsäure ausgeschaltet wird oder unter Belassung derselben ein günstiger wirkendes Desozoni- sationsmittel vorgelegt wird, die Nebel erscheinen. Unter meinen Ver- suchsbedingungen war der zerstórende Einfluss der englischen Schwefel- süure kaum oder gar nicht bemerkbar an der Dichte der Nebel, wenn z. B. angesüuerte Jodkaliumlósung oder Schwefelammonium zur Desozo- nisation angewendet wurden, wohl aber sehr merklich, wenn durch Kali alkalische Jodkaliumlósung, auch wohl wenn pyrogallussaures Natron u. A. angewendet wurden. Unter Umständen kann die blosse Benetzung . der Glasröhre mit englischer Schwefelsäure in einiger Ausdehnung schon einen merklich zerstörenden Einfluss auf den durchgehenden elektrisirten Sauerstoff ausüben. Auch auf das vom Ozon getrennte Antozon wirkt die concentrirte Schwefelsäure zerstörend, jedoch bei gleich kräftiger Trocknung nicht so nachtheilig wie fein gekörntes Chlorcalcium. Auf welche Weise das Schwefelsäurehydrat zerstörend auf den elektrisirten Sauerstoff wirkt, weiss ich nicht; wenn die Schwefelsäure nicht ganz rein ist, so wird sie durch den elektrisirten Sauerstoff entfärbt, gebleicht, aber auch wenn so rein als möglich angewendet, wirkt sie auf denselben ein, ohne dass sich an ihr eine Veränderung bemerklich macht.

Was das Quecksilber betrifft, welches man wohl in manchen Fällen

gern als Sperrflüssigkeit anwenden möchte, so ist dessen Gebrauch in solcher Weise, mit Ausnahme jener Art von Verschluss, wie in den Ab- bildungen angedeutet, gänzlich untersagt, denn abgesehen von der oben erörterten Oxydation des Quecksilbers durch den elektrisirten Sauerstoff ist es unverkennbar und leicht nachzuweisen, dass das Quecksilber noch ausserdem, wohl nach Art der anderen edelen Metalle, einen seinem Wesen nach noch unbekannten zerstörenden Einfluss auf den elektrisir- ten Sauerstoff ausübt. Ich habe zur Constatirung des Factums verschiedene Versuche angestellt, die hier zu beschreiben unnöthig zu sein scheint, zumal ich unten Gelegenheit haben werde, den fraglichen Einfluss in beson- ders deutlicher Weise zu zeigen. Der bei einem Theil meiner Versuche an-

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 99

gewendete Quecksilberverschluss, wie in Figg. IV abgebildet, ist dadurch so gut wie unschüdlich, dass die Róhre, aus der der elektrisirte Sauer- stoff ausströmt, hoch über dem Quecksilberniveau ausmündet, so dass bei sehr geringem Diffusionsbestreben des Ozons nur geringfügige Wirkung - des Quecksilbers stattfindet.

Das Wasser wirkt auf den Gehalt des elektrisirten Sauerstoffstroms an Ozon und Antozon, wie er den übrigen Versuchsbedingungen nach gegeben sein würde, vermindernd sowohl wenn es in Dampfform in der

Elektrisirungsróhre zugegen ist, als wenn das trocken elektrisirte Gas

durch Wasser geleitet wird. In welchem Masse und in welcher Weise der Wasserdampf in der Elektrisirungsróhre den Effect des Elektrisirens herabsetzt, werde ich unten erörtern. Beim Durchleiten des zuerst trocken elektrisirten Sauerstoffs durch Wasser kommen natürlich die chemischen Beziehungen desselben zum Wasser, sofern es höher oxydirt werden kann, in Betracht. Auf diesen Punkt, wo es sich um das Wasserstoff- superoxyd und was damit zusammenhängt, handelt, gehe ich, wie oben schon bemerkt, in dieser Mittheilung nicht ein, weil ich, noch nicht dazu gelangt bin, die betreffenden Versuche mit Berücksichtigung der ander- weiten neueren Untersuchungen über das Wasserstoffsuperoxyd zu wieder- holen. Wichtig hervorzuheben ist, dass die Verminderung des Ozon- und Antozongehalts durch Wasser im elektrisirten Sauerstoffstrom viel weniger betrügt, als bei elektrisirter atmosphárischer Luft, was dar- auf beruhet, dass in letzterer neben der nur den Sauerstoff betreffenden Wirkung des Wassers noch ausserdem die, beiliufig sehr energische Salpetersäurebildung stattfindet, sobald Wasser zugegen ist, also noch eine besondere, und zwar ausgiebige Ursache der Verminderung des Ge- halts an elektrisirtem Sauerstoff.

Auch auf das vom Ozon durch Absorption desselben getrennte Ant- ozon wirkt das Wasser, so dass das Antozon zum Verschwinden kommt. Wie schon aus meinen früheren Mittheilungen bekannt, verschwinden die in einem Glasgefäss aufgesammelten Antozonnebel nach und nach im Laufe einer halben Stunde etwa, indem sich die nach und nach

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100 G. MEISSNER,

grösser und deutlicher werdenden Nebelbläschen langsam senken und endlich ihr Wasser an der Glaswand absetzen. Dann sind durch blosses Schütteln mit Wasser die Nebel nicht wiederzuerzeugen. Die zuerst vorhandene Ursache der Nebelbildung, Das, was das Wasser in Form von Bläschen hielt, verschwindet also nach und nach. ohne dass ein üusseres Moment in unmittelbar aufweisbarer Weise einwirkt. Dies ist eine Thatsache, die die einfachste Beobachtung lehrt. Sofern nun nach- gewiesen ist, dass die anfänglich vorhandene Ursache der Nebelbildung Sauerstoff ist, eine durch das Elektrisiren erzeugte Sauerstoffmodification oder Sauerstoffzustand, den ich Antozon nenne, so habe ich früher die eben umschriebene Thatsache ausgedrückt mit der Bezeichnung ,,Ab- klingen“ des Antozons, eine Bezeichnung, die natürlich nur die Er- scheinung ausdrücken soll und Nichts erklärt. Hinsichtlich eines Ver- suchs die Erscheinung des Abklingens zu erklären, verweise ich auf ‚meine früheren Untersuchungen, wo auch Näheres über die betreffenden Beobachtungen mitgetheilt wurde. |

Wenn man elektrisirten Sauerstoff feucht in Glasröhren einschliesst durch Zuschmelzen der dazu vorbereiteten: ausgezogenen Enden, so ist nach kürzerer und längerer Zeit Ozon immer noch leicht darin nach- weisbar, aber der ursprüngliche Gehalt ist rasch bedeutend vermindert, wie unten noch besonders gezeigt werden wird. Was nun das Antozon betrifft, so sind bei Desozonisation des Röhreninhalts mittelst der für die Nachweisung der Nebel nicht empfindlichen Reagentien, wie z. B. mit ursprünglich neutralem Jodkalium allerdings bald nach der Einschliessung . in den feuchten Raum keine Nebel mehr zu erzeugen. Bei meinen früheren Untersuchungen kannte ich die oben genannten für diese Probe viel empfindlicheren oder günstigeren Hülfsmittel noch nicht, und so musste ich schliessen, dass in dem feuchten elektrisirten Sauerstoff das Antozon rascher zum Verschwinden kommt, als das Ozon, und dass auf solche Weise Ozon erhalten werden kann, bei dessen Absorption mittelst eines sonst die Nebelbildung zulassenden Desozonisationsmittels keine Nebel entstehen, also Antozon-freies Ozon. Dieser Schluss ist jetzt hin- fällig geworden, weil sich mit Hülfe jener auf das freie Antozon we-

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 101

niger bindend oder zerstórend einwirkenden Desozonisationsmittel wie

2. B. Jodwasser oder angesüuerte Jodkaliumlösung noch nach langer Zeit in einer mit feuchtem elektrisirten Sauerstoff gefüllten Röhre neben Ozon auch Antozon nachweisen, nümlich Nebel, wenn auch nur schwach und rasch verschwindend, erzeugen lässt. Darum bleibt aber doch dies als bemerkenswerth bestehen, dass in der feuchten Róhre Das, was von Ozon übrig bleibt, alle seine ursprünglichen Eigenschaften in voller Energie behält, während Das, was sich in der genannten Weise an Nebel- erzeugender Ursache später noch nachweisen lässt, nicht bloss an Quan- tität sehr vermindert ist, sondern auch nur sehr hinfällige, rasch wieder verschwindende Nebel zu erzeugen vermag, also auch an Energie der Anziehung des Wasserdampfs bedeutend verloren zu haben scheint.

il. Ueber quantitative Ozonbestimmung und über die Volumabnahme beim Elektrisiren des Sauerstoffs.

Zu Versuchen über die Menge des unter verschiedenen Umständen durch Elektrisiren erzeugten Ozons und über die Grösse. der damit ver- bundenen Volumabnahme habe ich nach mehrfachen Abänderungen den in Fig. V abgebildeten Apparat bei, den Bedürfnissen und den aus Vor- stehendem sich ergebenden Regeln nach, möglichster Einfachheit sehr zweckmässig gefunden.

In der horizontalen Glasröhre AS EVE sich die von Babo'schen Glas-überzogenen Drahtbündel, deren Platinenden durch die beiden ver- ticalen Röhrenansätze a und b nach Aussen geführt sind. Die Röhre ist in ihrem mittlern Theile erweitert, um ein (vor Einführung der Elektrisirungsbündel und vor Anschmelzen der Hähne einzuschieben- des) Thermometer aufnehmen zu können, welches natürlich ganz in

Glas gefasst ist, und vorher genau verglichen wurde mit einem die Tem-

peratur des die Róhre umgebenden Mediums messenden Thermometer.

102 G. MEISSNER,

An beiden Enden ist der dort vertical aufwürts gebogenen Röhre ein-

Geisslerscher Glashahn c und d angeschmolzen, mit welchen die Röhre dort vollkommen dicht abgesperrt werden kann. Dem erweiterten Theile der Röhre ist ein aufwärts gerichtetes Ansatzrohr angeschmolzen, in welches mittelst' Einschliff eine Manometerröhre eingesetzt wird, die mittelst des Geissler schen Hahns e abgeschlossen werden kann und für die Aufnahme einer Quecksilbersäule bestimmt ist. Bei f hat die Manometerröhre eine Oeffnung, welche mit einem eingeschliffenen Glas- stopfen absolut dicht verschlossen werden kann. Der Sauerstoff tritt, frei von Kohlensäure, über Chlorcaleium und durch Schwefelsäure, zu- letzt durch ein Rohr mit wasserfreier Phosphorsäure geführt durch den Hahn c in die Röhre ein und durch den Hahn d aus. Oberhalb dieses Hahnes trägt das Röhrenende g einen Geissler schen Schliff, in welchen der zur Aufnahme einer desozonisirenden Flüssigkeit bestimmte kleine Kugelapparat h gasdicht aufgesetzt werden kann. Dem Ende dieses Kugelapparats wird der zweite mit reinem Schwefelsáurehydrat gefüllte Kugelapparat i (oder ein Liebig'scher Kugelapparat) angefügt. Diese Verbindung kann, sofern in dem ersten Kugelapparat h vollständige Desozonisation stattfindet, allerdings durch Kautschukschlauch hergestellt werden, doch habe ich in einem Theil meiner Versuche auch hier einge- schliffene Róhrenenden benutzt, was jedoch ohne Einfluss auf die Re- sultate war. Dem einen Schwefelsäureapparat i wurde auch oft noch ein zweiter ähnlicher vorgelegt zur Controle der vollständigen Absorption des Wassers in i, und für gewisse Versuche ist diese Vorsicht noth- wendig. Der Grund davon, dass sowohl die die Hähne tragenden Theile der Elektrisirungsröhre, wie die die Platindrähte nach Aussen führenden Röhrenansätze a und b aufwärts gerichtet sind, ist der, dass bei solcher Einrichtung der Apparat in Wasser von verschiedener Temperatur ein- gesenkt werden kann, wovon ich jedoch bisjetzt noch keinen Gebrauch gemacht habe. Die Aufstellung des Apparats ist von der Art, dass die Manometerröhre genau vertical gerichtet werden kann.

Die Elektrisirungsröhre wurde, nachdem sie ganz fertig hergestellt war, durch Füllen theils mit Wasser, theils mit Weingeist bis an die

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 103

drei Hähne genau ausgemessen, ebenso die Manometerröhre vom Hahn e an bis zu dem Nullpunkt der Skala, und ausserdem wurde der innere . Schenkel des Manometers vom Nullpunkt an bis zu einer gewissen, vom Quecksilber nicht überstiegenen Höhe so graduirt, dass der Verkleinerung des Binnenraums durch das Steigen des Quecksilbers im innern Schenkel Rechnung getragen werden konnte. |

Der Apparat kann zunächst dazu dienen, unter dauerndem Abschluss des Manometers den Sauerstoff nur einfach durchzuleiten und zu elek- trisiren, um die Abhängigkeit der Ozonerzeugung von der Stärke der angewendeten elektrischen Spannungen, von der Temperatur, von der Trockenheit des Sauerstoffs u. s. w. zu prüfen. Soll die Wirkung der Elektrisirung im Laufe der Zeit, die Volumabnahme untersucht werden, so wird der Apparat unter Einschluss der Verbindung zum Manometer zuerst mit reinem Sauerstoff gefüllt, indem man denselben, durch c ein- geleitet, stundenlang theils bei g, theils bei f ausströmen lässt, am besten - unter Absperrung dieser Oeffnungen durch Schwefelsüureventile. Darauf wird f geschlossen so wie die beiden Hähne c und d und, sobald das Ther- mometer in der Róhre die gleiche Temperatur anzeigt, wie das ausser- halb befindliche, Manometer, Barometer und Temperatur abgelesen. Dann wird der Hahn e ebenfalls geschlossen und nun das eingeschlossene Sauerstoffvolumen beliebig lange elektrisirt. Nach Aufhóren des Elek- trisirens, wobei Erwürmung stattfindet, wird abgewartet, bis das Ther- mometer Innen dieselbe Temperatur wie Aussen wieder zeigt, und nun . der Hahn e für kurze Zeit geöffnet, so dass sich der Druck zu beiden Seiten dieses Hahns ausgleicht. So hat man (unter Ablesung des Baro- meterstandes) die Data zur Berechnung des Gasvolums am Ende des Versuchs, und darauf wird der Inhalt der Róhre mit einem trocknen Sauerstoffstrom ausgetrieben durch die inzwischen gefüllten und genau gewogenen oder sonst zur Bestimmung des Ozons vorbereiteten Absorp- tionsapparate. Auf diese Weise wird vermieden, dass der elektrisirte Sauerstoff vor der .schliesslichen Desozonisation mit irgend einer Substanz in Berührung kommt, auf die er wirkt. Die Diffusion des Ozons geht so langsam vor sich, dass in der kurzen Zeit, während welcher der Hahn

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104 G. MEISSNER,

e geöffnet wird, und während welcher stets die Druckdifferenz einen Strom vom Manometer in die Elektrisirungsróhre bedingt, kaum Spuren von Ozon durch diesen Hahn in die Manometerróhre diffundiren, und ich habe den Versuch stets mehre Male in der genannten Weise an- stellen kónnen, bevor das Quecksilber im Manometer eine Spur der Ozon- einwirkung zeigte. Hat aber eine solche im Laufe mehrer Versuche stattgefunden, so ermöglicht die Oeffnung bei f die leichte Reinigung des innern Schenkels. Man kann sagen, dass vermóge der in Rede stehenden Einrichtung der elektrisirte Sauerstoff immer nur unter Ver- mittlung einer Säule gewöhnlichen Sauerstoffs auf das Quecksilber drückt, die einzige indifferente Vermittlung, die im Uebrigen gestattet ist. Für die Berechnungen ist es natürlich gleichgültig, dass das oberhalb des Hahns e befindliche, Sauerstoffvolum in der Manometerróhre ein für alle Mal von der Elektrisirung ausgeschlossen gehalten wird.

Zu den Versuchen, bei denen es nur auf Bestimmung der erzeugten Ozonmenge abgesehen war, wurde neben dem beschriebenen Apparat Fig. V auch der gewóhnliche Apparat, wie in Fig. IV abgebildet, benutzt, indem derselbe mit dem in Fig. IVe abgebildeten Vorsatz versehen wurde, an welchem die Buchstaben g, h, i dieselben Theile bezeichnen, wie in Fig. V. Zu der Besprechung solcher Versuche, in denen nur die Quan- tität von Ozon bestimmt werden sollte, die beim Elektrisiren des trock- nen Sauerstoffstroms erzeugt wurde, muss ich zuerst mich wenden. ^

Wie in den meisten derartigen Versuchen bisher habe auch ich das Jodkalium zunächst zur Absorption des Ozons angewendet. Für sämmtliche im Folgenden mitzutheilenden Versuche gilt, dass das dazu benutzte Jodkalium stets durch Schwefelwasserstoff frisch reducirt war, und dass die Lósungen für jeden Versuch frisch aus den über Schwefel- säure aufbewahrten, wenn erforderlich bei 100° getrockneten Krystallen bereitet wurden, und endlich dass es nie versäumt wurde, einen Theil der benutzten neutralen Lósung mit verdünnter Salzsüure auf die Rein- heit von Jodsäure zu prüfen. Die kleinen Kugelapparate h in Figg. IVe und V können von dem angeschliffenen Halse bei g aus unter passender Haltung leicht mittelst einer Pipette mit einer abgemessenen Quantität

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 105

Jodkaliumlósung beschickt werden, der zum Auswaschen des Halses ein wenig Wasser nachgespritzt wird. Der elektrisirte Sauerstoffstrom führt aus der Jodkaliumlósung wenig Jod und Jodsäure fort, worüber ich auf meine früheren Untersuchungen verweise. Es sind ganz besonders die Antozonnebel, welche diesen Transport bewirken. Deshalb wird die dritte Erweiterung der Kugelröhre h mit ausgeglühtem feinfasrigen Asbest ganz gefüllt. In diesem Asbestpfropf wird, wie oben erwühnt, die Ur- sache der Nebel vernichtet oder so geschwächt, dass nicht nur der Nebel selbst darin zu Grunde geht, sondern auch sämmtliche mitgeführte Jod- -säure und Jod in dem Asbestpfropf abgesetzt wird. Ich habe dies durch besondere Versuche constatirt, dass unter meinen Versuchsbedingungen und innerhalb der dabei in Betracht kommenden Zeit hinter der mit ursprünglich neutraler Jodkaliumlósung gefüllten Vorlage h kein Jod und Jodsäure nachweisbar war. Die Vorlage h, so wie die Schwefel- säureröhren, mit feinen Platindrähten zum Aufhängen versehen, sind zum Wägen bestimmt; dies geschieht, was den angeschliffenen Hals bei g betrifft, bevor das wenige zum Verschluss nöthige Fett daselbst angebracht, resp. nachdem dasselbe sorgfältigst daselbst abgewischt ist; was aber die Verbindung von h und i betrifft, so fern in einem Theile der Versuche auch diese eingeschliffen ist, so wird hier vor dem Wägen das zum Verschluss nöthige Fett angebracht und nicht abgewischt vor der Wägung nach dem Versuch, weil hier eine Schliff- Matrize mit zur Wägung kommt, die nicht so sicher von dem Fett zu reinigen ist, wie die Patrize.

Der Inhalt der Kugelröhre h kann nach dem Versuch auch leicht vollständig ausgeleert und ausgespült werden, so dass ausser der Wägung auch die Titrirung mit unterschwefligsaurem Natron oder schwefliger Säure vorgenommen werden konnte, der Asbestpfropf wird mittelst eines Hükchens und Wasser ebenfalls ausgeleert, und sein Inhalt an Jod und Jodsäure kommt mit zur Bestimmung, kann auch für sich be- Stimmt werden. | |

Es versteht sich von selbst, dass, da die Absorptionsapparate vor dem Versuch mit atmosphärischer Luft gefüllt gewogen werden, nach

Phys. Classe. XIV. O

106 . G. MEISSNER,

dem Versuch der Sauerstoff zuerst durch einen kohlensäurefreien trocknen Strom atmosphärischer Luft verdrängt wird, bevor wieder gewogen wird. Eine Correction wegen des Volums der Absorptionsapparate wurde nicht vorgenommen, weil die zusammengehörigen Wägungen in sämmtlichen Versuchen zeitlich nahe lagen und thatsächlich keine irgend erhebliche Aenderungen des Luftdrucks und der Temperatur zwischen ihnen statt- fanden.

Zum Titriren des Jods wurde meistens, und zwar wo. im Folgenden es nicht besonders angegeben ist, unterschwefligsaures Natron gebraucht, in einigen Fällen ausserdem auch schweflige Säure aus unten erhellendem besondern Grunde. Da bei Anwendung des unterschwefligsauren Natrons das in Form von Jodsäure in der alkalischen Lösung enthaltene Jod erst durch gegenseitige Zersetzung von Jodsäure und Jodwasserstoff frei ge- macht werden muss, was durch Zusatz verdünnter Salzsäure geschah, so konnte das frei in der Lösung enthaltene Jod zuerst für sich bestimmt werden, darauf nach Ansäuern das als Jodsäure vorhandene, was, wie sich unten ergeben wird, nicht ohne Interesse ist.

Die Bedeutung der Zahlen der folgenden Tabelle A wird durch die Ueberschriften der Spalten I—X verständlich sein.

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NEUE UNTERSUCHUNGEN UBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF.

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02

108 ; G. MEISSNER,

Es müssen zunächst die Spalten IV— VII einer nähern Betrachtung unterzogen werden. In Folge der Wirkung des Ozons ist in der Jod- kaliumlösung ausser unzersetztem Jodkalium Jod zum Theil frei, zum Theil als Jodsäure enthalten, und da nun den vorhandenen freien Jod- üquivalenten gleich viel Aequivalente freies KO, also Sauerstoff ent- sprechen, das in. der Form von jodsaurem Kali, sechs Sauerstoffaequi- valenten entsprechend, vorhandene Jod aber durch die Titrirung ver- sechsfacht angezeigt wird, so sollte die Gewichtsmenge des von der Jod- kaliumlósung gebundenen Sauerstoffs sich ergeben durch Division der beim Titriren angezeigten Jodmenge durch 15,875, welche Zahl das Ver- hältniss der Atomgewichte von Jod und Sauerstoff ist. Auf diese Weise ergeben sich die in der Spalte V verzeichneten Zahlen aus denen der Spalte IV, und wenn einerseits die Voraussetzungen dieser Rechnung richtig sind, anderseits die Jodkaliumlösung in den Versuchen Nichts Anderes als Sauerstoff absorbirt, so mussten die in der Spalte V ver- zeichneten Zahlen mit den entsprechenden der Spalte VI, nämlich den Gewichtszunahmen, so weit übereinstimmen, wie es die Beobachtungs- fehler zulassen, und es müsste das Verhältniss der Gewichtszunahmen zu den angezeigten Jodmengen gleich resp. nahezu gleich sein dem Ver- hältniss lA 5:875-

Dies nun ist in den zuerst in's Auge zu fassenden Versuchen 1—14

nicht der Fall, es übertrifft die Gewichtszunahme stets das aus dem an- gezeigten Jod berechnete Sauerstoffgewicht, und zwar in den meisten Versuchen um annährend die gleiche relative Grösse, so dass an Stelle jenes Verhältnisses 1: 15,875 in allen Versuchen ein grösserer Werth dafür resultirt, der zwischen 1: 14,9 und 1: 13, im Mittel 1: 14,25

Die in Rede stehenden 14 Versuche haben unter Anderm dies ge- meinsam, dass zur Absorption des Ozons Jodkaliumlösungen benutzt wurden von geringen und mittleren Concentrationen (wie in Spalte IX angegeben), aber stets von der Art, dass nach dem Versuch der bei weitem grössere Theil des ursprünglich vorhandenen Jodkaliums noch nicht oxydirt war, doch aber auch keine der Sättigung sich nähernde

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NEUE. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 109

sehr concentrirte Lósungen. Solche concentrirte Lósungen waren in den Versuchen 15 und 16 benutzt, in denen sich jenes Verhältniss offenbar ein Wenig mehr dem normalen nähert, und so gut wie erreicht ist das Normalverhültniss im 17. Versuch, in welchem von den vorgelegten 0,3834 Grm. Jodkalium nach dem Versuch nur noch 0,078 Grm. unoxydirt vorrüthig war. Diese3 Versuche 15—17 bleiben vorläufig, so wie auch der Ver- such 30, unberücksichtigt, die Erklärung derselben wird sich unten ergeben.

Die hervorgehobene Differenz zwischen den Resultaten der Titrirung und der Wägung kann offenbar nur auf der Wirkung eines solchen Fehlers in den Voraussetzungen der Rechnung oder in den Beobachtungen beruhen, dessen Grüsse innerhalb der in den Versuchen 1— 14 obwal- tenden Versuchsbedingungen merklich proportional dem Gewichte des oxydirten Jodkaliums ist; die Differenz ist auch nicht meinen Versuchen eigenthümlich, sondern findet sich in gleichem Sinne und nahe gleicher Grösse schon in früheren Untersuchungen: v. Babo') theilte vier solcher vergleichender Bestimmungen mit, in denen das Verhältniss der Gewichts- Zunahme zu der angezeigten Jodmenge Vía; Ans; Miss las ist. Auch in den noch früheren Untersuchungnn Baumert's findet sich die be- treffende Differenz, und sollte bekanntlich daraus geschlossen werden, dass das Ozon ein zusammengesetzter Kórper sei.

Zur Auffindung der Ursache der Differenz wurden folgende Ve suche angestellt. Fünf Mal wurde durch denselben Apparat 1—3 Stunden lang der wie sonst durch Kalilauge gewaschene und getrocknete Sauerstoff nicht elektrisirt durch die mit Jodkaliumlósung und Schwefel- säure gefüllten Vorlagen geleitet, kurz der Versuch in jeder Beziehung ebenso geführt, wie jene 14 Versuche, nur dass der Sauerstoff nicht elektrisirt wurde, auch wurde nicht nur reine unzersetzte Jodkalium- lósung vorgelegt, sondern auch solche, die durch Ozon schon theilweise

1) Beiträge zur Kenntniss des Ozons. Annalen der Chemie und Pharmacie. II. en p. 269. (Die eine der betreffenden Zahlen scheint durch einen aus dem Zusammenhange PERO Druckfehler entstellt, und wird statt 0,015: 0,0115 zu lesen sein.

110 G. MEISSNER,

zersetzt war: es zeigte sich nie eine Gewichtszunahme der Absorptions- apparate, im Gegentheil zwei oder drei Mal eine sehr geringe Gewichts- abnahme, zu welcher auch deshalb eine gewisse Tendenz vorhanden

sein muss, weil der Sauerstoff über wasserfreier Phosphorsäure ge- .

trocknet die .Absorptionsapparate betritt, sie aber nur durch Schwefel- säurehydrat getrocknet wieder verlässt, was jedoch bei den kurzen Ver- suchszeiten noch nicht einen merklichen Fehler bedingt. Wenn die Ab- sorptionsapparate bei der Wágung nach dem Versuch noch mit Sauer- stoff theilweise gefüllt gewesen wären, so hätte das allerdings das Ge- wicht um 2—3 Milligrms. erhöhen können, wie sowohl Rechnung als ein besonderer darauf gerichteter Versuch ergab, aber, abgesehen davon, dass dies ein absolut, nicht relativ constanter Fehler gewesen wäre, wurde er, wie oben schon hervorgehoben, in der That stets sorgfältig vermieden.

Nachdem somit gesichert war, dass die Absorptionsapparate ihre Gewichtszunahme nur der Absorption elektrisirten Sauerstoffs verdanken, kam es in’ Frage, ob etwa ein Theil des oxydirten Jodkaliums sich der Anzeige durch die Titrirung entzog ohne zugleich der Wägung zu ent- gehen. Dies hätte dann der Fall sein können, wenn Jod oder Jodsäure durch jenen Asbestpfropf bis in die Schwefelsäure mitgeführt worden würe. Dies war aber nicht der Fall, denn die Schwefelsáure blieb nicht nur stets farblos, während sie sich nach absichtlicher Wegnahme des Asbestpfropfes von durch den Gasstrom hineingeführtem Jod färbte, sondern es war auch, wie schon angegeben, kein Jod in anderer Weise nachweisbar hinter dem Asbestpfropf; um aber jeden Verdacht zu be- seitigen , dass doch auf dem in Rede stehenden Moment jene Differenz beruhet haben móchte, habe ich nach zwei Versuchen den Inhalt des Jodkalium - Kugelapparats so o ausgeleert, dass, wie es leicht geschehen kann, das i in dem Asbestpfror kgehaltene Jod und Jodsáure für sich zur Bestimmung durch Trans gelangte, wobei ich bemerke, dass der ganze Asbestpfropf nicht etwa nur extrahirt, sondern mit in den Becher aufgenom- men wird, in welchem die Titrirung geschehen soll, und dass nach been- deter Titrirung die feinen, nicht verfilzten Asbestfasern absolut farblos sind,

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 111

so wie, dass selbstverständlich für den Zusatz der hinreichenden Menge reinen Jodkaliums, zur Zersetzung der Jodsäure, gesorgt wurde: nach 2—3 stündigem Versuch wurde für den Asbestpfropf nicht mehr, als 0,003— 0,005 Grm. Jod im Ganzen angezeigt, was einer für die Wägung ver- schwindenden Sauerstoffmenge entspricht, und da nun in dem Asbest- pfropf jedenfalls der bei weitem grösste Theil des aus der Jodkalium- lösung fortgeführten Jods stecken bleibt nachweisbar war es hinter demselben gar nicht mehr, so ist klar, dass jene constante bedeutende Differenz im Resultat der Titrirung und Wägung auch nicht auf einem Jodverlust für die Titrirung beruhen kann; dass ein solcher Verlust nicht etwa durch unvollständiges Ausleeren und Ausspühlen der Jodkalium- vorlage herbeigeführt wurde, wird wohl der Erwähnung kaum bedürfen. Es kam nun in Frage, ob bei der Titrirung selbst der Fehler ein- geführt wurde. Dass im Ganzen bei der Jodtitrirung leichter etwas zu viel als zu wenig unterschwefligsaures Natron verbraucht wird, ist be- kannt; die allgemeine Ungenauigkeit beim Titriren ist also auf Erhöhung der Zahlen für das Jod und des berechneten Sauerstoffs und somit wiederum gegen den Sinn jener Differenz gerichtet, doch konnte beiläufig dieser Fehler immer nur sehr klein sein, weil die benutzten Lösungen des unter- schwefligsauren Natrons mit 1 CC. nicht über 0,005 Grm. Jod anzeigten. Ich hebe hervor, dass es unter keinen Umstünden an dem zur Zersetz- ung der Jodsäure nóthigen Jodkalium in der Lösung (resp. Jodwasser- stoff) fehlte, dass ich, auch wo es durchaus nicht nóthig gewesen würe, wohl noch reines Jodkalium vor dem Titriren zusetzte, dass ich die zum Zersetzen nóthige verdünnte Salzsäure theils ganz allmählich, tropfen- weis, theils von vorn herein vollständig zusetzte, die zu titrirende Lösung in zwei Hälften theilte, die mit den angedeuteten Modificationen titrirt wurden, ohne dass die Resultate die geringste Differenz zeigten. Ich habe ferner wiederholt reine Lósungen von jodsaurem Kali, in der ge- wóhnlichen Weise bereitet, von verschiedenem Procentgehalt, namentlich auch von derartigem Gehalt, wie er bei jenen Versuchen in Betracht kam, unter Zusatz von reinem Jodkalium mit denselben Lósungen von unterschwefligsaurem Natron titrirt und dabei stets so genau die der Be-

112 G. MEISSNER,

reitung nach vorhandene Menge von Jodsäure wiedergefunden, dass die Lösung des jodsauren Kalis hätte zur Feststellung des Titers der unter-

schwefligsauren Natronlósung dienen können. Kurz in der Ausführung ,

der Titrirung konnte jene Differenz nicht begründet sein.

Endlich habe ich in vier Versuchen die durch Ozon theilweise oxydirte Jodkaliumlósung zur Hälfte. mit unterschwefligsaurem Natron, zur Hälfte mit schwefliger Säure, die so verdünnt war, dass 1 CC. nicht über 0,00187 Grm. Jod anzeigte, titrirt, und jedes Mal so gut wie identische Resultate erhalten, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, in welcher die beiden ersten Versuche 12 und 13 zu denen der Ta- belle A gehören, die beiden anderen zu einer Versuchsreihe, in welcher jene Differenz zwischen Wägungs- und Titrirungsresultat noch viel grösser ist, als in obigen Versuchen, und welche später erst in Betracht

kommt. ,

Die durch Na O, S5 O, Die durch SO, an- Versuch angezeigte Jodmenge gezeigte Jodmenge in

| in Grms. Grms.

0,7808 0,7862

13 0,7965 - 0,7900

39 0,0450 0,0443

40 0,0487 | ; 0,0495

Bei den, die in Rede stehende Frage gar nicht berührenden, kleinen Differenzen im Resultat der beiden Titrirungen kommt vornehmlich der beim Abmessen der beiden Portionen, deren eine mit untersch weflig- saurem Natron, die andere mit schwefliger Sáure titrirt werden sollte, begangene Fehler in Betracht.

Nach allen diesen Controlen, die sünimtlich sowohl das Wägungs- resultat, als das Titrirungsresultat principiell fehlerfrei erscheinen liessen resp. auf solche Fehler hinwiesen, die eher das Wügungsresultat im Ganzen etwas zu klein, das Titrirungsresultat im Ganzen etwas zu gross zu machen tendirten, musste die Entscheidung, welches von beiden das richtige sei, von solchen Versuchen erwartet werden, in denen ein drittes Moment zur entscheidenden Bestimmung gegeben war. Zu diesem Zweck

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 113

wurden genau bestimmte Mengen von reinem Jodkalium in die Vorlage h gebracht und so lange der elektrisirte Sauerstoffstrom wie sonst durch- geleitet, bis sämmtliches Jodkalium oxydirt war. Man kannte dann die Gewichtsmenge Sauerstoff, die zur Verwandlung des vorgelegten Jod- kaliums in jodsaures Kali nóthig war und konnte diese mit dem Re- sultat der Wägung und der Titrirung vergleichen. | Die folgende Tabelle B enthält die Ergebnisse von 12 derartigen Versuchen, zu denen zunüchst noch Folgendes zu bemerken ist. Zur genauen Kenntniss der vorgelegten Jodkaliummengen. wie sie in der VIII. Spalte verzeichnet sind, wurde von dem zuletzt bei 100° getrockneten, auf seine Reinheit geprüften Jodkalium eine gewogene Menge in Wasser gelöst, die Quantität der Lösung genau abgemessen, und mit der Pipette die beabsichtigte Quantität in die Vorlage h eingefüllt, was unter Nach- spritzen von Wasser ohne jeden Verlust ausgeführt werden konnte; zur Controle wurde eine mit derselben Pipette abgemessene gleich grosse Quan- titàt der Lösung auf dem Wasserbade vorsichtig eingedampft, der Rück- stand getrocknet und gewogen. Hinsichtlich des Verlaufs des Versuchs ist zu bemerken, dass unter meinen in der Tabelle angegebenen Ver- suchsbedingungen 5—12 Minuten vor vollständiger Beendigung der Oxy- dation die Flüssigkeit beginnt Ozon durchzulassen; die Menge des Durch- gelassenen steigt dann fortwährend, bis zuletzt gar Nichts mehr absorbirt wird. Kurz vor Beginn des Ozon-Durchlassens bemerkt man deutlich Abnahme des freien Jods, allmählich fortschreitende Entfärbung, bis zu- letzt die Flüssigkeit absolut farblos und damit wieder neutral wird; während dieser Entfärbung ändert sich auch der Farbenton, an Stelle der Farbe der Lösung von Jod in Jodkalium, tritt gleichzeitig mit Beginn des Durchlassens von Ozon die etwas differente Farbe sehr verdünnten Jodwassers. So lange die Lösung noch nicht absolut farblos und voll- ständig zu jodsaurem Kali oxydirt ist, erscheinen, schwächer und schwächer werdend, noch Nebel über derselben, was nach oben Erörtertem auf eine, wenn auch geringe und immer abnehmende Ozonabsorption hinweis't, wie denn in der That auch das freie Jod schliesslich vollkommen ver- schwindet, oxydirt wird; die Nebel hören auf zu erscheinen kurz nach- Phys. Classe. XIV.

114

G. MEISSNER,

dem vollständige Entfärbung eingetreten ist und von nun an auch, we- nigstens im Laufe %, Stunde, keine. weitere Gewichtszunahme der Ab-

sorptionsapparate nachweisbar ist.

Da das Ozon von der Jodkalium-

vorlage (die aber dann schon kein Jodkalium mehr enthält) durchge- = lassen wird noch ehe die Oxydation ganz beendet ist, so kann man die Schwefelsäurevorlage nicht durch Kautschukschlauch anfügen, wenn man den Versuch ganz zu Ende führen will; da ich bei einem Theil der Versuche die eingeschliffene Schwefelsüurevorlage nicht zur Disposition hatte, so wurde hier der Versuch unterbrochen, sobald das Ozon begann durchgelassen zu werden: diese Versuche sind in der Spalte VI mit

einem Sternchen bezeichnet, und in ihnen kann nicht ganz genau die der Rechnung nach zu fordernde in Spalte VII verzeichnete Sauerstoff-

menge als Gewichtszunahme erwartet werden.

Tabelle B. I. IL. IH. IV. V. yI. VII: VIII. IX.

Schlag- 3 Geschwin- | Ad d l Oie |Dienachder < em Dauer digkeit | Durch | Jodmenge | zunahme au Menge des | Gewichts- S nk 98 |aauerstog-| Ditrirung Sich berech-| ; der 3 zunahme Ela ce. | Versuchs = t bestimmte | nende Absorp- rg gem für e erde in ra Jodmenge | Sauerstoff-| tions- WER s : ds 1 Stunde

Bpadudus Minuten für in Grms. menge Apparate stoffmenge ' | in Grms.

in Cntmtr. 1 Stunde 1 "Eu 18| 6,4 147 2,4 0,086 | 0,0866 | 0,300 | 0,0351 I9 6 151 2,8 0,087 0,0866 | 0,300 | 0,0345 20] 7 139 2,94 | 1,295 | 0,081 0,082 | 0,0817 | 0,284 | 0,0354 21| 5,4 111 2,5 0,868 | 0,0547 | 0,055* | 0,0565 | 0,196 | 0,0295 22| 5,5 164 2,4 1,0727 | 0,067. | 0,067* |. 0,0699 | 0,242 | 0,0247 23| 7,5 169 2,0 1,0794 | 0,068 | 0,0675*| 0,0699 | 0,242 | 0,0240 24| 7 122 2,55 | 1,0690 | 0,0673 | 0,068* | 0,0699 | 0,242 | 0,0334 25| 5,6 140 2,35 | 0,9271 | 0,0584 | 0,058* | 0,0610 | 0,213 | 0,0248 26| 5,8 121 2,3 0,9452 | 0,0595 | 0,059* | 0,0610 | 0,213 | 0,0292 27| 7,3 128 2,0 0,9679 | 0,0609 | 0,0605 | 0,0610 | 0,213 | 0.0283 28| 6 157 1,94 | 0,9592 | 0,0603 | 0,0610 | 0.0610 | 0,213 | 0,0233 29 3 133 2,97 | 0,5643 | 0,0355 | 0,0350 | 0,0366 | 0,127 | 0,0157

EU

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 115

Die Tabelle lehrt, dass wenn sümmtliches Jodkalium oxydirt ist, Wägung und Titrirung das gleiche Resultat geben, und zwar das Re- sultat, dass das Jodkalium zu jodsaurem Kali oxydirt ist, weder zeigt sich eine darüber hinaus gehende Gewichtszunahme, noch fehlt in dem (die ursprünglich vorhandene Jodmenge versechsfacht anzeigenden) Titri- rungsresultat irgend ein Theil des vorgelegten Jods. (Um titriren zu können wurde natürlich reines Jodkalium zugesetzt.) Die in den Spalten V und VI verzeichneten zusammengehórigen Werthe sind sämmtlich so gut wie identisch, es ist keine Spur jener constanten Differenz vorhanden, und was die unter Annahme der vollständigen Oxydation des Jodkaliums

.zu jodsaurem Kali sich berechnenden Sauerstoffwerthe in Spalte VII be-

trifft, so sind diese in den Versuchen 18. 19. 20. 27. 28. gleichfalls wiederum so gut wie identisch mit jenen; in den mit Sternchen bezeich- neten Versuchen sind aus angeführter Ursache die Werthe in Spalte VII etwas grösser, als die entsprechenden unter V und VI (die Differenz würde die Lósung noch aufgenommen haben, wenn der Versuch ganz zu Ende geführt worden würe), und im Versuch 29 ist die betreffende Differenz wahrscheinlich durch einen kleinen Fehler in der Bestimmung der vorgelegten Jodkaliummenge bedingt. Im Ganzen aber ist die Uebereinstimmung in allen 12 Versuchen so gross, wie sie bei möglichst sorgfültiger Ausführung derartiger es nur irgend erwartet werden kann.

Zunächst beweisen diese Versuche von Neuem, was vielleicht gegen- über einer früher aus jener Differenz zwischen Wägungs- und Titrirungs- Resultat gezogenen Schlussfolgerung noch einmal hervorgehoben werden darf, dass das, was die Jodkaliumlösung mit vorgelegter Schwefelsäure aus dem elektrisirten Sauerstoffstrom aufnimmt nur Sauerstoff ist, dass das Ozon nicht etwa trotz aller Trocknungsvorrichtungen eine höhere Oxydationsstufe des Wassers ist. Sie beweisen ferner, dass der elek- trisirte Sauerstoffstrom in der Jodkaliumlösung so lange. als das Jod- kalium noch nicht sämmtlich vollständig zu jodsaurem Kali oxydirt ist, kein Wasserstoffsuperoxyd erzeugt, wenigstens nicht bleibend herstellt, wie es auch wegen des freien Alkalis in der noch nicht vollständig oxy-

P2

116 G. MEISSNER,

dirten Jodkaliumlósung von vorn herein nicht wahrscheinlich war. So- dann beweisen diese letzten Versuche noch neben allen oben mitge- theilten Controlen die Verlässlichkeit des Versuchsverfahrens, denn die Uebereinstimmung der Zahlen in den Spalten IV, V, VI der Tabelle B kónnte nicht stattfinden, wenn z. B. ein merklicher Verlust an Jod oder Jodsäure aus der Vorlage h während des Durchleitens des elektrisirten Sauerstoffs stattfánde, oder wenn sonst bei Ausführung der Bestimmungen ein constanter Fehler begangen worden würe, und es wurde bei diesen letzten Versuchen in jeder Beziehung genau ebenso verfahren, wie bei jenen früheren.

Es bedarf nun auch nach Allem keiner weitern Begründung des Schlusses, dass. jene Differenz im Resultat der Wägung und Titrirung in den Versuchen, in denen das vorgelegte Jodkalium nur zum Theil oxydirt wurde, nur darauf beruhen kann, dass die nach der Jodtitrirung berechnete Sauerstoffmenge zu klein ausfällt, die Wägung liefert das richtige Resultat, die Titrirung ein zu geringes. Die Voraussetzungen. der Rechnung müssen unrichtig sein: dieselben sind aber, dass in der . durch Ozon theilweise oxydirten Jodkaliumlösung als Produkte der Oxy- dation nur enthalten seien freies Jod, freies Kali und jodsaures Kali. Dass diese drei Körper vorhanden sind, kann nicht zweifelhaft sein, wären sie allein vorhanden, so müsste die Titrirung zum richtigen Re- - sultat führen, sie muss zu einem unrichtigen zu geringen Resultat führen, wenn ausser jenen noch eine andere Jodverbindung von gewissen Eigen- schaften als Produkt der Oxydation zugegen ist.

Im Allgemeinen kann, so fern es ein Oxydationsprodukt sein muss, nur an eine Verbindung gedacht werden, die entweder eine hóhere oder niedere Oxydationsstufe, als die Jodsäure ist. In jedem Falle muss sich das in dieser Verbindung enthaltene Jod der Anzeige durch die Titrirung sowohl mit unterschwefligsaurem Natron, wie mit schwefliger Sáure ent- ziehen (andere etwa erdenkbare Annahmen um ein Misverhältniss zwischen angezeigtem Jod und vorhandenem Sauerstoff auftreten zu lassen sind nicht durchführbar), d. h. die fragliche Verbindung muss weder durch Jodwasserstoff noch durch schweflige Süure reducirbar sein. Obwohl nun unter den bekannten Oxydationsstufen des Jods grade die Ueber-

i NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 117

. jodsáure durch grössere Beständigkeit ausgezeichnet ist und durch schweflige Säure nicht reducirt wird (über ihr Verhalten zu Jodwasserstoff fand ich keine Angabe) so ist doch wohl die Annahme einer hóhern Oxydations- stufe in der unvollstándig oxydirten Jodkaliumlósung sehr unwahrscheinlich, weil die ganz zu Ende geführte Oxydation sümmtliches Jodkalium in jodsaures Kali verwandelt, folglich Ueberjodsáure als ein schliesslich wieder reducirtes Uebergangsstadium angenommen werden müsste. Als gegenüber der Jodsüure niedere Oxydationsstufen, deren eine mit viel grösserer Wahrscheinlichkeit von vorn herein als Uebergang vom freien Jod zu Jodsäure anzunehmen sein würde, sind bekanntlich verschiedene, theils aber ganz unsichere, theils auch nur unvollkommen bekannte Körper beschrieben, ein Jodoxyd, eine jodige Säure, eine Unterjodsäure, eine Jod-Unterjodsáure, und eine der Chlorochlorsäure entsprechende Jodsäure. So viel ich sehe ist das Verhalten auch der relativ besser bekannten dieser Verbindungen nicht so weit untersucht, dass sich er- kennen liesse, ob etwa eine derselben jenen Forderungen entspricht, und ich habe bisjetzt mich in dieses dunkle Gebiet nicht hineinwagen können, zumal für meine hier mitgetheilten Untersuchungen das praktische Re- sultat von grösserer Wichtigkeit war, dass nämlich im Allgemeinen die Berechnung des von ursprünglich neutralem Jodkalium aufgenommenen Ozongewichts aus dem durch Titrirung bestimmbaren Jod nicht statthaft ist, einen zu kleinen Werth ergiebt, wenn nicht sämmtliches Jodkalium oxydirt wurde, in welchem Falle wiederum die Titrirung unnóthig wird, da man dann neben der Wägung die Rechnung nach der oxydirten Jod- kaliummenge hat. Für ganz bestimmte Versuchsbedingungen würde sich die Grósse des Fehlers allerdings wohl feststellen und in Rechnung nehmen lassen, aber seine relative Grösse ist sehr beeinflusst durch gewisse Ver- suchsbedingungen.

Es giebt bestimmte Umstände, unter denen die Titrirung zu annähe- rungsweise richtigem Resultat führt, nämlich annäherungsweise zu dem- selben Werth, den die Wägung ergiebt, dies ist erstens der Fall, wenn der in der Lösung noch vorhandene Jodkaliumrest sehr wenig beträgt, also in sehr verdünnter Lösung sich befindet, wie in dem Versuch 17

- ra

118 : G. MEISSNER,

der Tabelle A, in welchem, wie schon bemerkt, schliesslich nur noch 0,078 Grm. Jodkalium in 10 CC. Flüssigkeit übrig waren: es ist leicht verständlich, dass in solchem Falle, bei so geringer Dichtigkeit des noch vorhandenen Jodkaliums sich der Zustand der Lösung schon dem der vollständigen Oxydation zu jodsaurem Kali nähert.

` Auffallend wird es erscheinen, dass zweitens auch dann jene Diffe- renz zwischen Wägung und Titrirung kleiner wird, wenn statt Jodkalium- lösungen mittlerer Concentration sehr concentrirte, nahe gesättigte Lösung angewendet wird. Hier kommt ein besonderer Umstand in Betracht. Die in den Versuchen 15 und 16 der Tabelle A vorgelegten Lösungen waren so concentrirt, dass, wie auch oft in anderen ähnlichen Fällen beobachtet, an der Stelle der Röhre des Kugelapparats, bis wohin der völlig trockne Gasstrom die Lösung vorgedrängt hält, und wohin nun die Lösung beim Durchgehen der einzelnen Gasblasen immer gleichsam leckt, eine dicke. weisse Krystallkruste nach und n ee was sich dort grade an der Gränze der Flüssigkeit heidet t Jodkalium, welches zu jod- saurem Kali daselbst oxydirt wird und als solches schwerer löslich haften ‚bleibt, während immer wieder etwas Jodkalium sich daran absetzt. So bietet sich dem herankommenden Ozon noch vor Eintritt in die Lösung stets eine kleine Menge Jodkalium so lange als oxydirbar dar, bis sie vollständig zu jodsaurem Kali oxydirt ist und in dem damit der grösste Theil des Ozons in Anspruch genommen wird, kommt es dazu, dass schliesslich relativ mehr vollständig oxydirtes Jod vorhanden ist, als dann, wenn jene successiven Ausscheidungen kleiner Mengen Jodkaliums an der Eintrittsstelle des Ozonstroms wegen geringerer Concentration der Lösung nicht stattfinden.

Die in Rede stehende Fehlerhaftigkeit des Titrirungsresultats wird dann ganz vermieden, wenn man die Desozonisation durch angesäuerte Jod- kaliumlösung, also durch Jodwasserstoff bewirkt; in diesem Falle findet man natürlich keine Jodsäure, aber es entspricht auch die durch Titration angezeigte Menge freien Jods der Gewichtszunahme der Absorptions- apparate, wie der Versuch 30 der Tabelle A zeigt. Die dort ange- wendete Lösung ist beiläfig dieselbe, deren sich Andrews bei quantita-

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 119

tiven Ozonbestimmungen bediente, der gleichfalls Uebereinstimmung der unter solchen Umständen aus dem Titrirungsresultat und der durch Wägung bestimmten Ozonmenge fand"). Ich habe zur Controle die ‚gleiche Quantität derselben sauren Lösung während des Versuchs vor die Elektrisirungsröhre zwischen die Kaliwaschflasche und die Trocken- apparate eingeschaltet um eine etwaige von Ozon unabhängige Jodaus- scheidung für die das Ozon absorbirende Portion in Abzug bringen zu können; innerhalb der kurzen Versuchsdauer aber blieb die Lösung im nicht elektrisirten Sauerstoffstrom unzersetzt. Ich konnte für meine quantitativen Versuche bisher keinen weitern Gebrauch von der angesäuerten Jodkaliumlósung machen, einerseits, "weil hier allerdings der Verlust von Jod, die Fortführung aus der Vorlage h auf die Dauer nicht zu ver- meiden ist, anderseits weil bei den grossen Ozonmengen in meinen Ver- suchen das Jod sich an der Eintrittsstelle des Gasstroms in so dicken krystallinischen Massen ausschied, dass temporäre Verstopfung der Röhre und zu grosse Unregelmässigkeit des Sauerstoffstroms eintrat. (Das aus- geschiedene Jod musste nachher zum Zweck der Titrirung erst mit viel Jodkalium in Lösung gebracht werden).

Sehr viel grösser, als in den obigen Versuchen, wird die Differenz zwischen dem Resultat der Wägung und Titrirung, wenn das Ozon nicht mit mässiger aber constanter Dichtigkeit anhaltend durchgeleitet wird, sondern ein an Dichtigkeit rasch abnehmender Ozongehalt des Sauer- stoffstroms zur Absorption durch neutrale Jodkaliumlösung gelangt. So ist es nämlich, wenn man in dem Apparat Fig: V eine Quantität Sauer- stoff zuerst längere Zeit elektrisirt und dann den Inhalt durch nicht elektrisirten Sauerstoff austreibt. Man erzeugt dabei zwar, wie unten erürtert werden wird, niemals so viel Ozon in der gleichen Zeit, wie wenn man den Sauerstoff im Strom elektrisirt, aber doch leicht so viel, dass das Ozon beim Austreiben mit einem Strom von gleicher Geschwin- digkeit, wie in den obigen Versuchen, eine kurze Zeitlang mit sehr viel

grösserer Dichtigkeit zum Jodkalium gelangt, während später nur noch

1) Philosophical transactions. 1856. p. 1.

120 G. MEISSNER,

geringe Reste aus der Róhre auszutreiben sind. Die folgende Tabelle C zeigt, wie bedeutend unter diesen Umständen das Titrirungsresultat hinter dem der Wügung zurückbleibt. Die betreffenden Versuche werden in ihren übrigen Beziehungen erst unten von Interesse.

Tabelle. C. L II. LH. IV Mi

Aus der Be Verhältnis < Durch Jodmenge I der Gewichts- 2 leds Sesi der | Jer titriten | Procentgehalt und Menge der vor- =| Jodmenge | Sauerstoff- a: Jodmeng Segue OTI

in Grms. menge "s ppsrae anstatt

in Grms. | = Grms. | 4.15 875 31| 0.04563 | 0,00287 | 0,0085 1: 5,36 | 5 CC. 4,26% 32| 0,05630 | 0,00355 | 0,0105 1: 530:5 , 41926. 42| 0,06033 | 0,00380 | 0,0137 1:44 D Vi et 34| 0,03825 | 0,00240 | 0,0115 Ita 90. 83 v. 35) 0,03521 | 0,00230 | 0,0090 I 3911 1m So u 36! 0,06237 | 0,00390 | 0,0160 1:39 S HE 38| 0,02535 | 0.00160 | 0,0080 1-3109 IO .. 33| 0,05070 | 0,00319 | 0,0085 T:5:0105..20 . 31, 0,04460 | 0,00280 | 0,0070 I-GM 1o . 99 41| 0,05577 | 0,00350 | 0,0075 1:7,43 | 5 ,, nahe gesáttigt. 39| 0,04300 | 0,00270 | 0,0055 1: 4.9 Do, pil mit langsamern 40| 0,04875 | 0,00307 | 0,0050 | 1:97 |5 5%f Strom ausge-

trieben.

Es ist leicht verständlich, wie unter den genannten Umständen die Fehlerhaftigkeit des Titrirungsresultats sich steigert, sofern sie auf der Bil- dung einer der Anzeige durch Titriren sich entziehenden niederen Oxyda- tionsstufe des Jods als Uebergang zur Jodsäure beruhet: was beim ersten Andrang des mit relativ sehr grosser Dichtigkeit in dem Gasstrom ent- haltenen Ozons begonnen ' wurde zur Oxydation wird nun sehr unvoll- kommen zu Ende geführt, weil nach kurzer Zeit sich der Ozongehalt des Gasstroms so vermindert, dass nur noch wenig damit zu weiterer Oxydation geleistet wird. Bemerkenswerth und nach Vorstehendem leicht

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 121

verständlich ist, dass auch die Geschwindigkeit des austreibenden oder aus- waschenden Sauerstoffstroms. von Einfluss ist, wie denn in den beiden Ver- suchen 39 und 40 der die Róhre entleerende Sauerstoffstrom besonders langsam, unter 2.Liter in der Stunde, war, und hier sich die Grösse der Differenz auch bedeutend kleiner erweist als in den übrigen Versuchen, in denen die Jodkaliumlósung gleiche oder ähnliche Concentration hatte,

. die Geschwindigkeit aber 2,25 —2,5 Liter in der Stunde betrug. In dem

Versuch 41 zeigt sich die Wirkung der bedeutenden Concentration der Jodkaliumlósung resp. des Auskrystallisirens an der Grünze der Lósung im Sinne obiger Erórterung; vielleicht Aehnliches auch im 37 Versuch. Die übrigen Differenzen in der Grósse der Abweichung zwischen Wä- gungs- und Titrirungsresultat, wie sie in den Verhältnisszahlen der Spalte V dieser Tabelle hervortreten, können leicht auf kleinen Unterschieden in der Geschwindigkeit des austreibenden Gasstroms beruhen.

Die Fehlerhaftigkeit des Titrirungsresultats bei Versuchen der letzten Art, noch dazu bei ihrer so bedeutenden Grösse, ist von ganz besonderer Wichtigkeit, weil solche Versuche es sind, welche bei Be- stimmungen des Verhältnisses zwischen der Contraction beim Elektrisiren des Sauerstoffs und dem Gewicht des darin enthaltenen Ozons in Be- tracht kommen, und bei denen also die auf Jodtitrirung in ursprünglich neutraler Jodkaliumlösung beruhenden Ozonbestimmungen sehr unrichtig ausfallen müssen.

Es zeigt sich bei der Oxydation des neutralen Jodkaliums durch elektrisirten Sauerstoff noch eine Erscheinung, die nicht unerwähnt bleiben darf. Das durch Titrirung zu bestimmende Jod nämlich findet sich zum Theil frei, zum Theil als Jodsäure; wendet man unterschwefligsaures Natron zum Titriren an, so kann man, wie oben schon bemerkt, die Menge des freien Jods zuerst für sich bestimmen. In obiger Tabelle A sind die bisher in Frage gekommenen in der Spalte IV verzeichneten Jodmengen die Summe des freien Jods und des versechsfacht angezeigten Jods der Jodsäure, in der Spalte X sind allein die Mengen freien Jods verzeichnet. In der folgenden Zusammenstellung sind die Versuche 1—16 der Tabelle A angeordnet nach der Concentration der zur Absorption

Phys. Classe. XIV. Q

122 G. MEISSNER,

des Ozons vorgelegten Jodkaliumlösung und in der dritten Spalte die für die gleiche Menge (10 CC.) der Lösungen verschiedener Concentration sich ergebenden freien Jodmengen.

[Menge des beil Freies Jod auf Procentgehalt und Menge |der Titrirung| 10 CC. der ' Versuch | der vorgelegten Jodkalium- bestimmten | Lösung im lösung freien Jods Mittel | in Grms. in Grms.

9 10 CC. 50% 0,0070 |

1 iO ie 0,0070 c pla Ro s 00105 | v e

17 ü-- Loe 0,0066

ET 49 (dU 0,0090

5 10x, dg. o 0,0100 | 0,0091

10 415. 0,0075

1 J0 0 . 0,0125

6 jl 9) 0,0150 | 0,0121

14 10' 99 77. 0,0115

2 10.30... 0,0200

3 DO c4 .| 0,0095 | 0,0210

8 9499 4 0,0125

15 10 ,, nahe gesättigt. 0,0252

16 10 ,, nahe satte 0,0237 | One

Es zeigt sich, dass, wénn, wie in allen diesen Versuchen, der gróssere Theil des vorgelegten Jodkaliums noch unoxydirt vorhanden ist, die Menge des freien Jods im Allgemeinen steigt mit der Menge des vorgelegten Jodkaliums, jedoch nicht proportional derselben. Leitet man Ozon durch Jodkaliumlösung, so nimmt anfänglich die Menge des freien Jods zu, aber nur bis zu einem gewissen Maximum, welches nicht von dem Ozongehalt des Sauerstoffstroms, sondern von der Quantität des vorgelegten Jodkaliums abhängig ist, und über diesen Gehalt an freien Jod kommt es bei weiterm Durchleiten von Ozon nicht. Wie schnell dieser constante Gehalt der Lósung an freiem Jod erreicht wird, das hängt von der Quantität des Ozons ab, die in gewisser Zeit zur Wirkung kommt. Ist ursprünglich so wenig Jodkalium vorhanden, dass

EDS 71-7

BE liq ii cl a DU d M M QM REL il Se I I E ue dX Mi d M M

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 123

im Laufe des Versuchs das Ozon den gróssern Theil davon oxydirt und nur ein kleiner Rest unoxydirt übrig bleibt, so nimmt wührend des Versuchs der Gehalt an freiem Jod wieder ab, wie denn bei vollständiger Oxy- dation einer Portion Jodkaliumlösung zuletzt auch alles freie Jod zu Jodsäure oxydirt wird. Das freie Jod in der desozonisirenden Jodkalium- lösung bildet gleichsam den zuerst hergestellten und immer wieder er- gänzten Vorrath, von welchem fort und fort ein Theil weiter oxydirt wird, und wie gross nun dieser, bei nahezu unverändertem Jodkalium-. gehalt constante Vorrath an freiem Jod ist, das hängt von der Menge des Jodkaliums ab. Man wird sich vorstellen dürfen, dass eine gewisse Menge Jodkalium eine gewisse (relativ kleine) Menge Jod vor der Oxy- dation durch Ozon zu schützen vermag; aber es findet diese Wirkung nicht etwa in dem Mengenverhältniss statt, wie einfach Jodkalium zu zweifach Jodkalium oder hydriodigem Kali wird.

Ich wende mich jetzt zu der Erörterung der Abhängigkeit der Grösse der Ozonerzeugung im Sauerstoffstrom von der Grösse der zur Elektrisirung ange- wendeten elektrischen Spannung, In diesem Interesse sind in der fol- genden Tabelle D sämmtliche Versuche der Tabelle A nebst drei weiteren hiehergehörigen Versuchen (44. 45. 46), im Ganzen 21 Versuche so zu- sammengestellt, dass die ersten 17 Versuche nach der am Auslader ge- messenen Schlagweite oder Funkenlänge geordnet sind; die vier letzten sind für sich aufgeführt, weil bei ihnen die Geschwindigkeit des Sauer- stoffstroms ansehnlich grösser, als in den übrigen Versuchen war, was neben der Grösse der elektrischen Spannung von Einfluss ist.

Q2

EM o. G. MEISSNER, Tabhelle D...

am Auslader| esehwin- | Gewichtsm- | it als Maass digkeit des! nahme der Igor Gewichts- TN e s re : stroms in apparate für TS mi i5 nung Litern für i Stund i8 rni. Ui'Chatnte. 1 Stunde in Grms. 14 1,5 2,90 0,0060 9 2,50 0,0253 ) 10 2,0 0,0282 | 11 2,33 0,0290 || imp Are Logmir | 00205. |, 90244 13 217 | 0,0270 || 15 p 9M 0,0285 |; 5 | 2,27 | 000313 || 6 | 2,28 0,0327 7 5—6 2,5 0,0325 0,0322 8: 2,37 0,0335 | 16 2,66 0,0813 |J 1 2,22 0,0377 2 2,67 | 0,0407 EUM eT 2,25 0,0397 0,0389 17 2,35 0,0377 || 5 | 2,14 |. 0,0385 4 6 3,4 0,0415 44 | G5 0,0382 45 9,7 4,0 0,0392 46 10,8 3,0 0,0380

Nach dem früher Entwickelten sind die Gewichtszunahmen der Absorptionsapparate, wie in der 3. Spalte verzeichnet, das Maass der Ozonerzeugung. Es musste für die jetzt in Rede stehende Vergleichung Abstand genommen werden von einer genauen Angabe der Schlagweite für jeden einzelnen Versuch, theils weil dieselbe nicht immer bis auf 1 Milli- meter genau gemessen wurde, theils weil sie sich oft während des Versuchs innerhalb gewisser Gränzen änderte, aber keineswegs immer nur ver- minderte, theils endlich, weil für eine genauere Unterscheidung der

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 125

Spannungsgróssen die übrigen, nicht gleichgültigen Versuchsbedingungen, namentlich die Geschwindigkeit des Sauerstoffstroms hätten constanter gehalten werden müssen. Es genügt vollkommen für die Feststellung des Hauptfactums, die Versuche, bei denen die Geschwindigkeit des Sauerstoffstroms zwischen 2 und 2,6 Liter in der Stunde variirte, so zu ordnen, dass die in Tabelle A bezeichneten mittleren Schlagweiten in vier Gruppen gebracht werden, wie in Tabelle D geschehen ist.

Es erhellt auf's Deutlichste, wie die in der gleichen Zeit im elek- trisirten Sauerstoffstrom in ein und demselben Apparat (resp. in bezüg- lich der in Betracht kommenden Bedingungen gleichen Apparaten) er- zeugte Ozonmenge wüchst, wenn die angewendete Spannung resp. die Schlagweite wüchst von 1,5 Cm. bis auf 7 Cm. Innerhalb der Schlag- weiten von 4—7 Cm. wachsen die in der Stunde erzeugten Ozonmengen, wenn man die Mittelzahlen in's Auge fasst, proportional den Schlag- weiten, und, sofern diese den Spannungen annáhernd proportional sind, proportional den Spannungen: es verhalten sich nümlich die drei Mittel der stündlichen Ozonmengen zu einander nahezu wie die zugehörigen drei mittleren Schlagweiten:

0,0274 4,5 0,0322! - &— 58 0,0389 6,4

Diese Proportionalität hört für meine Apparate auf sowohl wenn die Schlagweite bedeutend unter 4 Cm. sinkt, als auch bei bedeutender Steigerung über 7 Cm. Schlagweite hinaus. Im zuerst aufgeführten Versuch 14 der Tabelle D ist die stündliche Ozonmenge für 1,5 Cm. Schlagweite unverhältnissmässig gering: für derartige geringe Spannun- gen, die an den Spitzen des Ausladers nicht mehr als 1,5 Cm. lange Funken gaben, waren offenbar meine Elektrisirungsapparate in so fern ungeeignet, als sie bei den nicht in Spitzenform, sondern in Form einer Anzahl der Länge nach neben einander liegender Drähte endigenden Polen vermöge des verhältnissmässig dicken Gas- und Glasüberzuges der Drähte einen zu grossen Abstand der Pole von einander darboten, so dass die beiden Enden der Inductionsrolle zu wenig auf einander wirk-

126 G. MEISSNER,

ten und wesentlich nur die unipolare Wirkung an jedem Ende zu Stande kam, die Spannung am Pole der offenen Rolle, über deren Wirksam- keit zur Polarisation des Sauerstoffs ich auf meine früheren Untersuchungen verweise.

Die drei letzten Versuche der Tabelle D. 44. 45. 46. zeigen, dass bei bedeutender Steigerung der Schlagweite über 7 Cm. hinaus für meine Apparate kein weiteres Wachsthum der Ozonerzeugung stattfand, selbst bei Steigerung der Geschwindigkeit des Sauerstoffstroms, was, wie so- gleich zur Sprache kommt, von anderer.Seite her günstig zur Steigerung der Ozonmenge ist. Dies beruhet darauf, dass mit den Werthen 9— 11 Cm. Schlagweite sich dieselbe der Gränze nähert, die meine Apparate aushalten konnten. Sobald ich zufällig oder absichtlich die der Schlag- weite von 12 Cm. entsprechende Spannung erreichte, wurde jedes Mal ` der Elektrisirungsapparat durchgeschlagen, d. h. gewöhnlich nach vor- güngigem Zusammenschmelzen von zwei entgegengesetzten der feinen Glasröhren an der dünnsten Stelle wurden sie daselbst zertrümmert, und damit hatte jede Spur von Ozonerzeugung ein Ende. Es war jene Spannung eben der Gränzwerth für die Stärke, die ich meinen Appa- raten bisher gab. BeiAnwendung der diesem Gränzwerth sich nähernden Spannungen von 9—11 Cm. waren in der Regel bei genauer Beobachtung, am besten im Dunkeln, hie und da in der Róhre feine Funken zu sehen, ‚losgerissene glühende Glastheilchen, die allemal als Mahnung zur .Vor- sicht angesehen werden mussten. Bei Anwendung solcher Spannungs- werthe war die Wirkung auf den Sauerstoff nicht gesteigert, weil hier in der That die polarisirend wirkende Spannung auf den Drahtbündeln nicht entsprechend gesteigert war, sondern neben der Spannung in hóherm Masse Uebergang, Bewegung der Elektricitäten stattfand, hierdurch aber, wie unten noch zur Sprache kommt, kein Ozon, kein elektrisirter Sauer- stoff erzeugt wird, sondern im Gegentheil vermóge der bei der Bewe- gung erzeugten Wärme Ozon zerstört wird. Für jene relativ zu hohen Spannungswerthe waren meine Elektrisirungsapparate nicht stark genug isolirend, um die Entladungen, um den Uebergang der Elektricititen von einem Drahtbündel zum andern genügend zu verhindern oder zu ver-

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 127

zögern. Deshalb ist also auch nicht ausgeschlossen, dass für stärkere Apparate sich bei weiterer Steigerung der Spannungen dieselbe Propor- tionalität der Ozonerzeugung zeigen wird, die bei meinen Apparaten sich innerhalb der 4—7 Cm. Schlagweite entsprechenden Spannungswerthe zeigt !). |

Bei Anwendung der höheren Spannungswerthe etwa von 6 Cm,. Schlagweite an aufwürts zeigte sich ein bedeutender Einfluss der Ge- schwindigkeit des Sauerstoffstroms auf die Grósse der in der Zeiteinheit erhaltenen Ozonmenge, so zwar, dass je langsamer der Sauerstoffstrom,

desto weniger Ozon bei sonst gleichen Bedingungen erhalten wurde, be- sonders merklich in der in der Mitte erweiterten Róhre des in Fig. V. abgebildeten Apparats. Der Versuch 4 der Tabelle D zeigt sehr evi- dent, wie sich bei der Schlagweite von 6 Cm. durch besondere Ge- schwindigkeit des Sauerstoffstroms die Wirkung steigert, die dabei er- zeugte stündliche Ozonmenge ist die hóchste von allen, wührend in dem Versuch 28 der folgenden Tabelle E mit derselben Spannung (6 Cm. Schlagweite), aber bei nahezu halb so schnellem Sauerstoffstrom in der Stunde sehr viel weniger, wenig über die Hälfte an Ozon erzeugt wurde. Der Versuch 19 der Tabelle E hält in beiden Beziehungen einigermassen die Mitte zwischen jenen beiden. Auch die Versuche 23 und 27 der Tabelle E zeigen den in Rede stehenden Einfluss sehr deutlich, bei der geringen Geschwindigkeit des Sauerstoffstroms ist die stündliche Ozon- menge auffallend gering für die angewendete Spannung. selbst wenn man berücksichtigt, dass die Versuche der Tabelle E durchgehends klei- nere Ozonwerthe haben, als die der Tabelle D, was theils darauf beru- het, dass die Tabelle E jene schon in der Tabelle B enthaltenen Ver-

1) Bei der Fortsetzung meiner Untersuchungen während des Druckes dieser Abhandlung musste ich vor Allem bemühet sein, möglichst grosse Mengen von elektrisirtem Sauerstoff mit Hülfe stärkerer Apparate erzeugen zu können, und es ist mir gelungen, Elektrisirungsróhren herzustellen, welche die Anwendung von bis zu 24 Cm. Funkenlänge entsprechenden Spannungen gestatten, wobei die Wirkung auf den Sauerstoffsttom in hohem Masse gesteigert ist. Näheres hierüber in einer ‚spätern Mittheilung.

128 G. MEISSNER,

suche in dem vorliegenden Interesse vorführt, in denen eine abgewogene Menge Jodkalium vollstindig oxydirt wurde und in denen also, wie oben erürtert, zuletzt nur noch ein Theil des Ozons absorbirt wurde, so dass die Gewichtszunahmen der Absorptionsapparate in diesen Versuchen in der That nicht die ganzen in der Versuchszeit erzeugten Ozonmengen ergeben, theils auch darauf, dass der Elektrisirungsapparat für die Ver- suche der Tabelle E ein anderer war, wie der für die Versuche der Ta- belle D angewendete. Die Steigerung der Ozonerzeugung mit Steigerung der Spannung von 3 bis 7 Cm. Schlagweite und mittlerer Geschwindig- keit des Sauerstoffstroms tritt auch in diesen Versuchen der Tabelle E sehr evident hervor.

Tabelle Ek

Sehlagweite | Geschwin- | Gewichtszu- Mittel am Auslader|digkeit des| nahme dar | or Gowi bbs Noundb: als Maass de Sauerstoff- Absorptions- ansima dee angewende- stroms in | apparate für | Y Stunde ten Spannung| Litern für| 1 Stunde z in Centmtr. | 1 Stunde | in Grms. 2 einer 29 3 2,37 | 0,0157 21 | 2,5 0,0295 22 || 2,4 0,0247 | 25 || 276 | 235 | 0,0248 | 90270 26 | 2,30 | 0,0292 | 18 240 | 0,0351 : 20 éi | 231 ]- 0,0554 0,0346 24 | 2,55 | 0,0334 | : 19 6 28 | 0,0345 23 1,5 2,0 0,0240 21 res I 20 0,0283 28 6 194 | 0,0233

Was nun jenen Einfluss der Geschwindigkeit des Sauerstoffstroms auf die Grósse der in der Zeiteinheit erzeugten Ozonmenge betrifft, so ist dies die Wirkung derselben Ursache, die es bedingt, dass man beim .Elektrisiren stagnirenden Sauerstoffs so sehr viel weniger Ozon erzeugt in der gleichen Zeit, wie wenn der Sauerstoff im Strom elektrisirt wird;

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‚NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 129

je langsamer der Strom, desto längere Zeit braucht ein Sauerstofftheilchen um den Bereich der Elektrisirung d. h. den Bereich der nebeneinander liegenden Drahtbündel zu passiren und diese Zeit ist gleich Aufenthalt, gleich dem Stagniren an einer Stelle dieses Bereichs. Daher auch jener Einfluss der in gewissen Grünzen wechselnden Stromgesch windigkeit leichter merklich bei Anwendung einer in der Mitte erweiterten Róhre, als bei An- wendung einer möglichst engen Elektrisirungsróhre. Aus welcher Ursache aber im stagnirenden Sauerstoff so viel weniger Ozon in der gleichen Zeit erzeugt wird, als im Strom, das wird unten zur Erórterung kommen.

Ueber die in den Tabellen angegebenen Geschwindigkeiten konnte der Sauerstoffstrom nicht wohl gesteigert werden, weil zu fürchten war, dass bei Ueberschreitung einer gewissen Grünze die Absorption, namentlich die des Wassers in den Schwefelsäurevorlagen nicht mehr vollständig erfolgen möchte. |

Absichtliche Veränderungen der Temperatur des zu elektrisirenden Sauerstofts, nämlich solche die nicht durch das Elektrisiren selbst be- dingt sind, habe ich bisher nicht in den Kreis der Versuche gezogen, und bemerke ich, dass sämmtliche Versuche bei einer Temperatur der Luft von 16—19" C. angestellt wurden.

Ich komme endlich zu einigen Versuchen über die beim Elektrisiren des Sauerstoffs stattfindende Volumabnahme und das Verhältniss der- selben zu dem Gewicht des für Jodkalium absorbirbaren Theiles des elektrisirten Sauerstoffsi Die von mir angewendete Versuchsmethode realisirt durch den in Fig. V abgebildeten Apparat wurde oben schon beschrieben, und ich habe nur noch einige Angaben zur Erläuterung hinzuzufügen.

Anfänglich fasste der Apparat beiderseits bis zu den Hähnen und unter Einschluss der Manometerróhre bis zum Nullpunkt im innern Schenkel (bei 17° C.) 87,5 CC. Wasser; später wurde in Folge einer unwesentlichen Modification die Capacität bis auf 93,1 CC. erhöhet; daraus erklären sich die grósseren Differenzen der Anfangs-Sauerstoffvolumina zwischen den

Phys. Classe. XIV R

130 G. MEISSNER,

ersten sechs Versuchen der folgenden Tabelle F einerseits und den letzten sechs Versuchen anderseits. Vom Nullpunkt des innern Manometer- schenkels an bis zu einer gewissen, vom Quecksilber nie errreichten Höhe dieses innern Schenkels betrug die Capacität 2,8 CC., und die Röhre war auf dieser Länge von 80 Mm. so weit von gleichmässiger Weite, dass auf jedes Millimeter, um welches das Quecksilber in dem innern Schenkel sich über den Nullpunkt erhob, Yo von 2,8 CC. in Abzug gebracht werden konnte, um der durch das Steigen des Queck- silbers bedingten Volumabnahme abgesehen von der Druckabnahme Rech- nung zu tragen. Die durch das in den Apparat eingeschlossene Thermo- meter controlirte Erwärmung im Innern in Folge des Elektrisirens konnte so viel betragen, dass das Thermometer bis zu 13" C. höher stand, als Aussen, und dass wenigstens $/, Stunden nach Aufhóren des Elektrisirens gewartet werden musste, ehe die Messung des Sauerstoffvolumens vorge- nommen werden konnte, denn bevor nicht das Thermometer im Innern genau dieselbe Temperatur, wie Aussen, anzeigte, konnte nicht auf gleiche Temperatur des Gases in allen Theilen des Apparats gerechnet werden. Zum volistándigen Austreiben und Auswaschen des elektrisirten Sauerstoffs aus dem Apparat war ein l—l!/;stündiger Sauerstoffsttom von früher angegebener Geschwindigkeit erforderlich, der natürlich, wie immer, frei von Kohlensäure und vollkommen trocken war.

Die Tabelle F enthält die Resultate von 12 derartigen Versuchen.

PRSE NE BONN para rain 2; 0 IPEA. C Weng roten DUIS INTUERI 0 NATRII UL TIE au El El Eu zu A Un Zu Q8 P SHIRE INIRE S ERES RESI Qm Th Te Me ae ra nn 2 pP ET IPAE ICD NUS I EE D ER Nen ie Rz eie E S RET E RR EN = E

131

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. Tabelle F. | Y II. IM. IV. V. vr |: Via E Das Gewicht eines | Gewichts- Verhältnisse E * Schlagweite am er } Volumen des Grüsse der Con- d Er reg der a |Auslader als Mass|Elektrisi-| Sauerstoffs traction in CC. "is 8 ns P » Ab = Werthe V > |der angewendeten| rung | bei 760 Mm. in 9/o en pn ei zu den Spannung. in und in CC. | des Anfangsvolums. b Lp ions- | Werthen iiam: ei 460 Mm. Apparat VL und 0?in Grms.| in Gr = Anf. 80,78 woe | | | 317 Cm. œ | 120 n ders [92 = 3,6” | 0,004186 | 0,0085 |1 : 2,03 32/6,5abnehmend, 360 [|Anf. 81,419 n : end | Air pag [5915 .— 4,8, | 0,00561 | 0,0105 1: 1,871 3816.5 Cm. i 3,9 Cm. Aw $1,275 [3,7955 = 4,67*/| 0,00544 | 0,0085 [1 : 1,5 2 2.0 Cm. 160 piss ! | ra c 315,3 Cm. 173 ls £ BOSI 13,738 = 4,05", 0,00535 | 0,0115 (1 : 2.17 du Anf. 81,079 oes 35 6,9 Cm. 120 | Brders rg 2906 =3,5/ | 0,00416 | 0,0090 ji : 2,16 E 365,3abnehmend| 420 JATE 81,254 |5 028 6,2%, | 0,00720 | 0,0160 |1: 2,25 i Ende 76,226 0 L auf 2 Cm. p Anf. 86,331 i aka [ 37/7 Cm. 90 lar de83.956 375 = 2,754] 0,00340 | 0,0070 |1 : 2,06 E. Anf. 86,568 Rupee PUT : 1 38/7,5 Cm. 225 ls £ 86,569 12,926 = 3,38,,| 0,00419 | 0,0080 | : 1,909 1 | Anf. 85,712 A exa 93 (00 8963 Cn. 120 des £ 85,712 2,203 —25T'/, 0,00315 | 0,0055 1: 1,74 a 405 Cm. Anf. 85,308 dir uei 0 5 0.0050 |1:1 88 2,5 Cm. 25 | [Endess125 ee ah Rote ue Anf. 86,464 io = 0 l 075 |11:1 98 413,6 Cm, 420 [aa rs Did s on, 0,00378 | 0,0075 |1 : 1, 4217.6 Cm. 194 3,208 = 4,979]. | BTO. 186 (Ena segas na 4.74°/| 0,00620 | 0,0137 |1 : 2.2 1,6 Cm. soa] SE US o4 087. |

132 .. G. MEISSNER,

In den Versuchen 33 und 40 wurden absichtlich verschiedene Spannungen nach einander zum Elektrisiren angewendet, jedoch ohne die Wirkungsgrösse der einzelnen besonders zu messen, im 42. Versuch wurden die durch das Elektrisiren mit den einzelnen in der Spalte I verzeichneten Spannungswerthen erzielten Contractionen gemessen, also nach der Einwirkung der Spannung von 7,6 Cm. Schlagweite Abkühlung abgewartet und gemessen, dann mit der Schlagweite 3,7 Cm. elektrisirt, wieder Abkühlung abgewartet und gemessen.

In der VII Spalte ist das Verhültniss des Gewichts eines der Con- tractionsgrösse gleichen Sauerstoffvolumens bei 760 Mm. und zu der Gewichtszunahme der vorgelegten Jodkaliumlósung (mit Schwefelsäure- vorlage) verzeichnet, und man sieht, dass die Zahlen der VII Spalte Annäherungen an das Verhältniss 1: 2 darstellen. Der Mittelwerth aus sämmtlichen 12 Versuchen ist 1: 1,984; wird der vielleicht in Folge unvollständiger Wasserabsorption hinter der Jodkaliumlösung in besonderm Masse fehlerhafte Versuch 33 ausser Rechnung gelassen, so ergiebt sich: das mittlere Verhältniss 1: 2,022. Dies würde be- deuten: der von dem Jodkalium aus dem eine Zeitlang elektrisirten Sauerstoff absorbirte Theil wiegt doppelt so viel, wie das bei 760 Mm. und gemessene Sauerstoffvolumen, welches in Folge jenes Elektri- sirens zum Verschwinden kommt.

Dass der von ursprünglich neutraler Jodkaliumlösung absorbirte Theil des elektrisirten Sauerstoffs nur das Ozon desselben sei, und dass es das Ozon sei, dessen Gewicht nach obigen Versuchen das Doppelte des Gewichts der Contractionsgrösse betrage, behaupte ich keineswegs;

denn ich muss es für möglich und erst durch weitere Versuche (mit

denen ich beschäftigt bin) entscheidbar halten, dass das ursprünglich neutrale Jodkalium bei seiner Oxydation zu jodsaurem Kali auch einen Theil des Antozons aufnimmt. Auch halte ich jene Versuche bei der Wichtigkeit und Schwierigkeit der Frage nicht für hinreichend zahlreich und sicher, um das in Rede stehende Gewichtsverhültniss schon genau feststellen zu kónnen, und halte es namentlich für nothwendig, die Ver-

suche mit grósseren Mengen elektrisirten Sauerstoffs zu wiederholen, zu

Died soe rU WO as por d ne me Top NL

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 133

"welchem Zweck ich mit der Construction voluminóserer und zugleich wirksamerer Apparate beschäftigt bin. Darüber aber bin ich nicht‘ zweifelhaft nach dem Ergebniss obiger 12 Versuche, dass das fragliche Gewichtsverhültniss nicht 1 ist, sondern dass das vom Jodkalium Ab- sorbirte mehr wiegt, als das in der Elektrisirungsröhre zum Verschwinden gekommene Sauerstoffvolum. |

Um dieses, mit dem Ergebniss ühnlicher Versuche Anderer nicht übereinstimmende Resultat einer weitern Prüfung zu unterwerfen, habe ich noch folgenden Versuch (43) angestellt. Es wurde zur Absorption des Ozons eine gewogene Menge Jodkalium vorgelegt und absatzweise so lange und so oft je ein bestimmtes Volumen Sauerstoff elektrisirt, auf seine Contraction gemessen und ausgetrieben, bis dass das vorgelegte Jodkalium das ausgetriebene Ozon nicht mehr vollständig absorbirte, was nach den oben mitgetheilten Versuchen anzeigt, dass das sämmtliche Jodkalium nahezu vollstindig zu, jodsaurem Kali oxydirt ist und nur noch 1—2 Milligrms. Sauerstoff dazu fehlen. Die vorgelegte Jodkalium- menge' betrug 0,0630 Grm. Zuerst wurden 86,548 CC. (760 Mm. 0°) 111 Minuten lang mit 5,7 Cm. Schlagweite elektrisirt und dadurch eine Contraction von 2,683 CC. erzielt; nach Austreibung des Gases durch die Jodkaliumlösung wurden 84,077 CC. Sauerstoff 118 Minuten mit 6,8 Cm. Schlagweite und darauf noch 60 Minuten lang mit 3,6 Cm. Schlagweite elektrisirt, was eine Contraction von 3,00 CC. zur Wirkung hatte. Nachdem das darin enthaltene Ozon auch noch vollständig durch das Jodkalium absorbirt worden war, wurden 86,681 CC. Sauerstoff noch 15 Minuten’lang mit 7 Cm. Schlagweite elektrisirt, was eine Contraction von 1,729 CC. bewirkte. Während des Austreibens des in dieser dritten Füllung enthaltenen Ozons hörte, das Jodkalium auf, das Ozon voll- ständig zu absorbiren, es waren also noch bevor sämmtliches Ozon der dritten Füllung absorbirt war jene 0,0630 Grms. Jodkalium nahezu vollständig in jodsaures Kali verwandelt. Das den beiden ersten Con- tractionsgrössen entsprechende Sauerstoffgewicht ist 0,00815 Grms.; das Gewicht der letzten Contractionsgrösse ist 0,00247 Grms.; da nun während des Austreibens der letzten Füllung das Ozon schon nicht

134 G. MEISSNER,

mehr vollständig absorbirt wurde, so darf das Gewicht der letzten Con- tractionsgrösse nicht vollständig in Rechnung gesetzt werden. Würde, was aber allerdings vielleicht etwas zu wenig ist, die Hälfte des Gewichts der letzten Contraction in Rechnung gesetzt, so betrug die Summe der Gewichte derjenigen Contractionsgrössen, deren zugehöriges Ozon von dem Jodkalium absorbirt wurde = 0,00938 Grms. Die Gewichtszu- : nahme der Absorptionsapparate betrug 0,0165 Grms., und die vorge- legten 0,0630 Grms. Jodkalium würden zur vollständigen Oxydation zu jodsaurem Kali 0,0182 Grms. Sauerstoff erfordert haben. Dass die that- sächliche Gewichtszunahme um nicht ganz 0,002 Grms. hinter letzterm Werth zurückblieb, entspricht den Umstünden in so fern, als eben bei Beginn des Durchlassens von Ozon das Jodkalium noch nicht ganz voll- ständig oxydirt ist. Das Gewicht des beim Elektrisiren verschwundenen Sauerstoffvolums würde bei obiger Annahme wenig über die Hälfte von 0,0182 betragen.

Ich lege aber begreiflicherweise auch für diesen Versuch noch kein besonderes Gewicht auf das wenn auch annähernd wieder resultirende Gewichtsverhültniss 1: 2, wie denn ja ein derartiger Versuch der Natur der Sache nach nicht geeignet ist, das fragliche Gewichtsverhältniss genau festzustellen; sondern nur darauf lege ich das Gewicht, und dies fest- zustellen ist der Versuch sehr geeignet, dass der vom Jodkalium absor- birte Theil des elektrisirten Sauerstoffs bedeutend mehr wiegt, als das Volumen, um welches sich der Sauerstoff beim Elektrisiren contrahirt hatte, dass also das fragliche Gewichtsverhältniss auf keinen Fall 1: 1 ist.

Letzteres ist nämlich dasjenige Verhältniss zwischen den fraglichen Werthen, welches aus den ersten Versuchen über -diesen Gegenstand von Andrews und Tait’) hervorzugehen schien, und auf welches später auch von Babo und Claus”) aus ihren Versuchen geschlossen haben. Wenn ich angeben soll, worauf es beruhet haben möge, dass in diesen früheren Versuchen die durch das Elektrisiren des Sauerstoffs bewirkte

1) Philosophical transactions. 1860. `p. 113. 2) Ahnalen der Chemie und Pharmacie. II Supplementband. 1863. p. 297.

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. . 185 |

Volumabnahme gleich erschien dem vom Jodkalium aus dem elektri- sirten Sauerstoff absorbirten Sauerstoffvolum, was bedeuten würde, dass das vom Jodkalium Absorbirte, wie angenommen wurde’ das Ozon, selbst- ständig als Gas vorher gar nicht existirte, so lässt sich Folgendes be- merken. Die Versuche von Andrews und Tait wurden in besonders complicirter Weise angestellt und dadurch das Resultat von einer sehr grossen Zahl von Bedingungen abhüngig gemacht, unter denen, wie mir scheint, eine ganz besonders bedenkliche war. Als Manometer an den Elektrisirungsapparaten diente nämlich eine mit Schwefelsäure gefüllte U förmig gebogene Capillarröhre; wenn diese Capillarröhre, wie doch leicht möglich, nicht absolut genau gleichmässig war im innern und äussern Schen- kel, so musste sich die Capillarattraction in verschiedenem Maasse im innern und äussern Schenkel geltend machen und dadurch konnten die Berech- nungen über die Volumabnahme in bedeutendem Maasse fehlerhaft werden. "Was sodann die höchst umständliche Berechnung betrifft, so scheint es mir fraglich zu sein, ob die Vereinfachungen ihrer Differentialformel, durch welche die Verff. zu ihrer mit (1) bezeichneten Gleichung gelangen, den Umständen nach in diesem Maasse gestattet waren. Die Bestimmung des von Jodkaliumlósung absorbirten Ozons geschah indirect mittelst der Jodtitrirung; in einem Theile der Versuche wurde der Angabe der Verf. nach ursprünglich neutrale Jodkaliumlösung angewendet: hier würde sich aus Obigem ohne Weiteres die Ursache dafür ergeben, dass zu wenig Ozon bestimmt wurde; aber in anderen Versuchen wurde auch angesäuerte Jodkaliumlösung zur Ozonabsorption benutzt, und die Angabe lautet, dass diese Versuche kein anderes Resultat ergeben haben, als die, in denen neutrale Jodkaliumlösung angewendet wurde, was ich auf- . 'zuklüren vielleicht später im Stande sein werde.

Was sodann die Versuche von von Babo und Claus betrifft, so wurde in diesen stets neutrale Jodkaliumlósung zur Ozonabsorption an- gewendet, das Jod durch unterschwefligsaures Natron bestimmt und dar- aus das Ozongewicht berechnet. Dass in diesen Versuchen viel zu wenig Ozon berechnet wurde ist somit nach den obigen Untersuchungen voll- kommen klar, und wenn das Volumen des aus der Jodmenge berechneten

136 G. MEISSNER,

Sauerstoffs in den neun Versuchen von von Babo und Claus aller- dings sehr nahe mit der beobachteten Contractionsgrósse grade überein- stimmte, d. h. also sehr nahe stets nur halb so viel Ozon bestimmt wurde, i als ich in meinen Versuchen durch Wägung fand, so beruhet dies nach oben Erörtertem als ein zufälliger Umstand auf der Concentration der | angewendeten Jodkaliumlósung und auf der angewendeten Geschwindigkeit E des austreibenden Sauerstoffstroms: hätte ich in den hierher zur Ver- gleichung gehórigen Versuchen 31—42 der Tabellen F und C stets die- selben Bedingungen obwalten lassen, wie in dem Versuch 41 oder in dem Versuch 39, so würde ich, wie aus der obigen Tabelle C zu ersehen ist, bei Bestimmung des Ozons allein durch die Jodtitrirung gleichfalls stets nur auf die Hülfte des wirklich erzeugten und durch die Wügung nach- gewiesenen Ozongehalts geschlossen haben. Wie aus den Tabellen A und C zu ersehen, und wie oben näher erörtert, hängt die Grösse des Fehlers, um den essich handelt, sehr von verschiedenen Umständen ab: jenes Verhältniss. welches in seiner Abweichung von dem Verhältniss . 1: 15,875 die Fehlergrösse ausdrückt, kann bei den hier in Betracht kommenden Versuchen bis zu 1: 4 steigen, kann aber unter Umständen (und zwar unter verschiedenen, wie die beiden Versuche 41 und 39 zeigen) auch 1: 7,5 bis 7,8 sein, und in diesem Falle schliesst man aus der Jodtitrirung grade nur auf die Hälfte des wirklich aufgenom- menen Sauerstoffs Da von Babo und Claus gar keine Veranlassung hatten, diejenigen Versuchsbedingungen, welche hier in Betracht kommen, zu varliren, so ist wohl wahrscheinlich, dass dieselben in den neun Ver- suchen wesentlich die gleichen waren; auch erhielten die Verf‘. in fünf voraufgehenden nicht mitgetheilten Versuchen, so wie auch in später mitgetheilten Versuchen‘) schwankende Resultate, woran doch wohl schwerlich eine Verunreinigung des Sauerstoffs mit Stickstoff Schuld sein konnte, wie die Verff. vermutheten. Endlich hebe ich hervor. dass ich meinen Wahrnehmungen zu Folge es stets vermeiden würde, den Ozon-haltigen Sauerstoff durch eine lange vorher mit Schwefelsäurehydrat

1) Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 140. 1866. p. 348.

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NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 137

gefüllte, daher innen mit demselben benetzte Róhre auszutreiben, wenn es gilt, den Ozongehalt unvermindert zu bestimmen.

Mehrfache Untersuchungen „über die Dichtigkeit des Ozons“ wur- den von Soret mitgetheilt!). Diese Versuche wurden nach ganz an- deren Plänen angestellt, als die vorher besprochenen und die meinigen, und beziehen sich namentlich auch nicht auf in obiger Weise elektri- sirten Sauerstoff, sondern auf elektrolytischen Ozon-haltigen Sauerstoff. Soret findet die von ihm erhaltenen Resultate in Uebereinstimmung mit denen von Andrews und Tait und von von Babo und Claus, ohne dass jedoch die Schlussfolgerungen übereinstimmen. Auch in Soret's Versuchen ist das Ergebniss von nicht wenigen Bedingungen abhängig, und die Ozonmengen wurden nicht durch Wägung, sondern meistens, und zwar in den näher mitgetheilten Versuchen, durch die Jodtitrirung bestimmt, nachdem Jodkaliumlösung zur Absorption ange- wendet worden war, die, da über Ansäuern Nichts bemerkt ist, wahr- scheinlich ursprünglich neutral war. Im Uebrigen kann ich mir aber gar kein Urtheil anmassen über diese Versuche, da ich gar keine der- artige selbst angestellt habe.

Irgend eine Schlussfolgerung über „Dichtigkeit des Ozons“ ziehe ich aus meinen oben berichteten Versuchen nicht. Denn da ich nach meinen Untersuchungen die Ueberzeugung habe, dass durch das Elektrisiren ge- wöhnlichen Sauerstoffs nicht allein Dasjenige erzeugt wird, was man mit dem Ausdruck Ozon bezeichnet, nämlich der zweifellos von Jod- kaliumlösung absorbirte Theil des elektrisirten Sauerstoffs, dass vielmehr neben diesem Sauerstoffzustande noch ein zweiter erzeugt wird, oder dass der „elektrisirte Sauerstoff“ aus zwei Bestandtheilen besteht, so muss ich die durch das Elektrisiren bewirkte Volumabnahme des ursprünglichen Sauerstoffs betrachten als das Resultat des Auftretens von zwei verschie- denen Modificationen, Ozon und Antozon, an Stelle einer gewissen Menge gewöhnlichen Sauerstoffs, und es bleibt vorläufig unbekannt, in welcher Weise

'

1) Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 130. 1864. p. 95. Bd. 138. 1866. p. 45. V. Supplementband. 1867. p. 148. Phys. Classe. XIV. S

138 G. MEISSNER,

sich jede dieser beiden Modificationen für sich an der Volumveränderung betheiligt; auch ist es noch nicht bewiesen, wie oben schon ange- deutet, dass das Jodkalium nur das Ozon und nicht etwa auch einen Theil des Antozons aus dem elektrisirten Sauerstoff aufnimmt.

Beim Elektrisiren des stagnirenden Sauerstoffs nimmt die Wirkung mit der Zeit ausserordentlich rasch ab, wie schon Andrews angab. Zu dem Effect, welcher durch das Elektrisiren eines stagnirenden Sauerstoff- volums im Laufe einer gewissen Zeit erreicht wird, geschieht bei Weitem , das Meiste in den ersten 10—20 Minuten. In dem zuletzt erörterten Versuch 43 bewirkte 15 Minuten langes Elektrisiren mit 7 Cm. Schlag- weite eine Contraction um 1,729 CC., im 37. Versuch (Tabelle F) das 90 Minuten lange Elektrisiren mit 7 Cm. Schlagweite eine Contraction von 2,375 CC., also nur 0,646 CC. mehr im Laufe von 75 Minuten. Während im 38. Versuch das Elektrisiren mit 7,5 Cm. Schlagweite binnen 225 Minuten eine Contraction von 2,926 CC. 3,38%, bewirkte, wurde in einem andern, in der Tabelle nicht aufgeführten Versuche in 80 Minuten mittelst 7,5 Cm. Schlagweite die Contraction von 2,64 CC. 9,059/5 in demselben Apparat erzielt, so dass darnach in jenem Versuch in den letzten 145 Minuten nur noch sehr Wenig durch das starke Elektrisiren geleistet wurde. In einigen besonders hierauf gerichteten Versuchen (mit Hülfe eines andern, dem in Fig. V abgebildeten ähn- lichen, aber nur 67 CC. Wasser fassenden Apparats) beobachtete ich z. B. Folgendes: |

Schlagweite. Dauer. Grösse der Contraction 7,5 Cm. 40 a im Gan- 1,594 CC. 7,5 Um, 40 Min. . zen 1,841 CC. (Zuwachs 0,247 CC.) 5,5 Cm. 40 Min 120 Min. 2,257 CC. (Zuwachs 0,416 CC.)

In den ersten 40 Minuten Elektrisiren mit 7,5 Cm. Schlagweite wurde also über 6,4 Mal mehr geleistet, als in den folgenden 40 Minuten.

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 139

Sehr bemerkenswerth ist aber ferner, was ich gleichfalls in vielen Fällen beobachtet habe, dass das eine gewisse längere Zeit fortgesetzte Elektrisiren mit einer bedeutenden und anfangs sehr wirksamen Spannung weniger leistet, als wenn während derselben Zeit die zur Wirkung kommende Spannung allmählich abnimmt: ist einmal ein gewisser Gehalt an elektrisirtem Sauerstoff erzeugt, so wird eine weitere Steigerung eher durch Elektrisiren mit geringerer Spannung erzielt, als durch fortgesetzte Einwirkung einer hóhern Spannung. Dies tritt z. B. sehr deutlich auch in dem letzten Versuch hervor, in welchem wührend des dritten Zeitraums von 40 Minuten mit einer Schlagweite von nur 5,5 Cm. ein viel grósserer Zuwachs bewirkt wurde, als im zweiten gleich langen Zeitraum mit der Schlagweite von 7,5 Cm. Ferner zeigt sich diese Thatsache in dem Versuch 36 der Ta- belle F; in diesem Versuch wurde eine gróssere Contraction bewirkt, als in allen. übrigen Versuchen jener Tabelle, und zwar wesentlich da- durch, dass die Schlagweite von 5,3 Cm. im Laufe. der allerdings grossen Versuchsdauer allmählich bis auf 2 Cm. abnahm. Es kann sogar durch Elektrisiren mit einem hóhern Spannungswerth eine vorher erzeugte Contractionsgrósse wieder vermindert, elektrisirter Sauerstoff also wieder in gewóhnlichen Sauerstoff verwandelt werden, um so leichter, je mehr, je dichter vorher elektrisirter Sauerstoff erzeugt wurde, wie das vom Elektrisiren mit Funken zwischen Spitzen übrigens auch schon bekannt ist.

Offenbar beruhet es auf denselben Ursachen, die die eben genannten Thatsachen bedingen, dass man durch noch so lange fortgesetztes Elek- trisiren eines bestimmten Sauerstoffvolums es niemals über ein gewisses Maximum der Contraction hinaus bringt, nie über ein gewisses Maximum des Procentgehalts an elektrisirtem Sauerstoff. Andrews und Tait er- hielten als Maximum eine Contraction um Yo des ursprünglichen Sauer- stoffvolums, und dies scheint in der That die überhaupt erreichbare Grenze zu sein, denn das Maximum, welches ich erreichte in einem zugeschmolzenen Apparat betrug nur wenig mehr, nämlich 8,619/5 oder lig; ich erreichte dies Maximum dadurch, dass ich mit hohen Span- nungswerthen zu elektrisiren begann und, wenn diese keine weitere Stei- gerung der Contraction bewirkten, zu niederen und niederen Spannungs- 52

140 G. MEISSNER,

werthen überging, bis zuletzt die Wirkung auch der geringsten Spec Null war’).

Auf der sehr raschen Abnahme der Wirkung des Elektrisirens auf den stagnirenden Sauerstoff im Laufe der Zeit beruhet es, dass man in der gleichen Zeit so bedeutend viel mehr Ozon erhält, wenn der Sauer- stoff im Strom elektrisirt wird, eine Differenz, die natürlich um so grösser wird, von je längerer Dauer der zum Vergleich benutzte Versuch mit stagnirendem Sauerstoff ist. Nach der Tabelle F wurden z. B. durch Elektrisiren mit 6,9 und 7 Cm. 2 Stunden lang (Versuch 31 und 35) 0,0085 und 0,0090 Grms. Ozon erzeugt, nach der Tabelle A würden in der gleichen Zeit durch die gleiche Spannung (in ühnlichem Apparat) in strómendem Sauerstoff 0,078 Grms. Ozon erzeugt worden sein, also über 8 Mal so viel. In dem oben erórterten (in den Tabellen nicht aufgeführten) 43. Versuch wurde durch 15 Minuten langes Elektrisiren von stagnirendem Sauerstoff mit 7. Cm. Schlagweite 0,00247 Grms Ozon erzeugt; im strömenden Sauerstoff wurden unter sonst gleichen Umständen : in der gleichen Zeit nach Tabelle A 0,0098 Grms. Com erzeugt, also nur 4 Mal so viel.

1) Es ist bekannt, dass wenn man ein bestimmtes Sauerstoffvolum anhaltend elektrisirt und dafür sorgt, dass das erzeugte Ozon durch Jodkalium absorbirt wird, beinahe bis auf einen kleinen Rest das ganze Gasvolum zum Verschwinden gebracht werden kann. Diese Thatsache könnte auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen mit dem Schluss, dass durch das Elektrisiren Ozon und Antozon entsteht, die, wenn auch vielleicht das Jodkalium nicht ausschliesslich nur das Ozon, sondern auch einen Theil des Antozons absorbirt, doch jedenfalls in ungleichem Masse ab- sorbirt werden, so dass Antozon übrig bleibt. Die Erklärung ergiebt sich leicht aus Dem, was ich über das Verhalten des feuchten Antozons schon früher und auch im Vorstehendem mitgetheilt babe: bei Gegenwart von Wasser, wie unter den ge- dachten Umstünden, ist der Antozonzustand des Sauerstoffs nicht haltbar, es findet das von mir sog. Abklingen statt, d. h. eine gewisse Quantität Sauerstoff, welche, von Ozon getrennt, die Anziehung zum Wasserdampf zur Nebelbildung besitzt, ver- liert feucht im Laufe einiger Zeit diese Eigenschaft vollstindig wieder, ohne dass irgend eine andere künstliche Einwirkung stattzufinden braucht, und nach diesem Abklingen hat man wieder gewöhnlichen Sauerstoff, der also von Neuem polari- sirbar ist.

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. - 11

Dass somit auch die Geschwindigkeit, mit welcher der Sauerstoff durch die Elektrisirungsröhre geführt wird, innerhalb gewisser Grenzen und namentlich in einer in der Mitte erweiterten Elektrisirungsröhre von Einfluss ist auf die Quantität des zum Vorschein kommenden Ozons, wie oben schon erórtert wurde, versteht sich nach Vorstehendem von selbst

Da eine durch Elektrisiren stagnirenden Sauerstoffs erzeugte Con- tractionsgrösse bei Abhaltung schädlicher Momente (hohe Temperatur, Feuchtigkeit, Einwirkung von Quecksilber u. A.) lange Zeit. unverändert sich halten kann, und da unter allen Umständen immer noch sehr viel gewöhnlicher, also der Elektrisirung zugänglicher Sauerstoff vorhanden ist, so muss man aus den vorstehend mitgetheilten Wahrnehmungen schliessen, dass mit der Ozon- und Antozon-erzeugenden Wirkung der Elektricität auf den Sauerstoff selbst zugleich ein Moment eingeführt wird, welches den elektrisirten Zustand des Sauerstoffs wieder aufhebt, welches Ozon und Antozon wieder in gewóhnlichen Sauerstoff verwandelt, welches zerstórende Moment, wie ich es kurz nennen will, in seiner Wirk- samkeit wüchst mit der Dichtigkeit, dem Procentgehalt an elektrisirtem Sauerstoff und, für einen gegebenen Elektrisirungsapparat, mit der Grösse des zum Elektrisiren angewendeten Spannungswerthes, so dass bei einer gewissen Dichtigkeit des elektrisirten Sauerstoffs (Ozon und Antozon) durch fernere Wirkung der Elektricität in der gleichen Zeit ebenso viel wieder zerstört wird an Ozon und Antozon, wie erzeugt wird, und bei Einwirkung höherer Spannungswerthe sogar mehr zerstört, als erzeugt werden kann.

Es fragt sich nun, worin das Ozon- und Antozon-erzeugende, und worin das diese Sauerstoffzustinde wieder aufhebende Moment besteht, wenn auf den Drähten des von Babo’schen Elektrisirungsapparats sich die Inductionsspannungen verbreiten. Ein und dasselbe Moment, ein und derselbe Vorgang kann unmöglich die beiden entgegengesetzten Wirkungen haben. In der That sind an dem mit der Inductionsspirale in Verbindung gesetzten Apparat zwei Momente zu unterscheiden, nämlich erstens die Spannung der Elektricität, auf deren Conservirung die Con- struction des Apparats es abgesehen hat, und zweitens die vermöge

nau G. MEISSNER,

dieser Construction verzögerten und abgeschwächten Entladungen, die Bewegung der Elektricität von dem einen Drahtbündel zum andern. Welches von diesen beiden Momenten den elektrisirten Sauerstoff, das Ozon und Antozon, erzeugt, kann keinen Augenblick zweifelhaft sein; denn, da Alles, was die Entladungen, die Bewegung der Eiektricität durch den umgebenden Sauerstoff befördert ohne zugleich auch die Con-. servirung der Spannung zu begünstigen, die Wirkung zur Ozonerzeugung schwücht resp. aufhebt, da nur dann Ozon und Antozon erzeugt wird, wenn Entladung unter Spannung erfolgt, und um so mehr, unter je höherer Spannung die möglichst schwachen, verzögerten Entladungen zu Stande kommen, so kann es nicht die Bewegung der Elektricität durch den Sauerstoff, die Entladung, sondern nur die Spannung sein, welche den Sauerstoff elektrisirt, d. h. ihn in Ozon und Antozon verwandelt. Ich habe dies schon in meinen früheren Untersuchungen nachzuweisen gesucht und glaube, dass Alles was in Bezug auf diese Frage in den hier mitgetheilten Untersuchungen enthalten ist, diesen Satz vollends beweist. Schon früher habe ich deshalb auch weiter geschlossen, dass die Erzeugung des Ozons und Antozons eine elektrische E ogr wirkung ist.

Ist es die elektrische Spuimung. die Ozon und Antozon erzeugt, so ist es selbstverständlich die Bewegung der Elektricitit, die Entladung, so fern sie ja eben Spannung und Spannungswirkungen wieder aufhebt, welche Ozon und Antozon wieder zerstört, d. h. wieder in gewöhnlichen Sauerstoff verwandelt. Da vermöge oder so fern die Elektricitüt sich bewegt, sofern Spannungen zur Ausgleichung kommen, aber nicht so fern die Elektricität gespannt ist, Wärme erzeugt wird, durch Erwärmung aber der elektrisirte Sauerstoff wieder in gewöhnlichen verwandelt wird, und zwar nicht etwa nur bei einer bestimmten hohen Temperatur, bei welcher die Zerstórung rasch erfolgt, sondern wie Andrews hervorhob, schon bei 1009 und auch bei noch niederer Temperatur, so führt auch diese Ueber- legung zu obigem Schluss.

-Es muss nach Vorstehendem für jeden innen eine von der Grösse der Widerstände, die er darbietet und von der Ausdeh-

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 143

nung der Oberflüchen, auf welchen die Elektricitäten sich ausbreiten können, abhängige Grenze geben, bis zu welcher die Inductionswirkung mit Vortheil zur Erzeugung von Ozon und Antozon gesteigert werden kann und über welche hinaus mit der Steigerung der Inductionswirkung keine Steigerung der Ozon- und Antozonerzeugung, sondern eine Ab- nahme verbunden ist, wenn nicht zugleich der Apparat zertrümmert wird und bei den nun ohne merkliche Spannung, ohne Verzögerung er- folgenden Entladungen gar kein Ozon und Antozon mehr erzeugt wird: die oben bezüglich der Abhängigkeit der erzeugten Ozonmenge von der in Anwendung gekommenen Schlagweite mitgetheilten Versuche haben ergeben, dass es sich in der That so verhält.

Wenn die Einwirkung der Elektricität in einem Elektrisirungs- apparat auf stagnirenden Sauerstoff beginnt, so ist anfänglich die Zahl der Angriffspunkte für die Ozon- und Antozon-erzeugende Wirkung der Spannung ein Maximum, und die Zahl dieser Angriffspunkte nimmt ab wie der Procentgehalt an Ozon und Antozon steigt; dagegen ist die Zahl der Angriffspunkte für die Ozon und Antozon zerstörende Wir- kung der Entladungen anfänglich Null, und ihre Zahl steigt, wie der Procentgehalt an Ozon und Antozon zunimmt. Daher wird die Ozon- erzeugende Wirkung mit der Zeit abnehmen, die Ozon-zerstórende Wir- kung mit der Zeit zunehmen, und es muss eine gewisse Dichtigkeit geben, mit welcher das Ozon und Antozon im übrigen Sauerstoff ange- sammelt ist, bei welcher sich die beiden entgegengesetzten Wirkungen das Gleichgewicht halten, d. h. bei welcher fortgesetztes Elektrisiren keine weitere Steigerung des Ozongehalts bewirkt, wie es in der That der Fall ist. Bei welcher Dichtigkeit aber des Ozons und Antozons in dem stagnirenden Sauerstoff dieses Gleichgewicht eintritt, lisst sich nur der Erfahrung entnehmen; denn es wird dies davon abhängen, wie gross bei gleicher Zahl der Angriffspunkte für die Ozon-erzeugende Wirkung der elektrischen Spannung einerseits, und für die entgegengesetzte Wir- kung der Entladung anderseits die specifische Intensität jeder dieser beiden Wirkungen ist.

Nach der oben erwähnten Erfahrung von Andrews ad meiner

144 ; G. MEISSNER,

eigenen scheint derjenige Procentgehalt von Ozon und Antozon, welcher einer Contraction von zwischen !/j, und 1/12 des Sauerstoffvolums ent- spricht, dasjenige Maximum zu sein, „nach dessen Erreichung keinerlei Art von Elektrisirung mehr eine weitere Steigerung bewirkt. Daraus würde folgen, dass die specifische Intensität der Ozon-zerstórenden Wir- kung diejenige der Ozon-erzeugenden Wirkung bedeutend übertrifft, und dar- aus ferner, dass derjenige Procentgehalt von Ozon und Antozon, bei welchem das Elektrisiren mit relativ hóheren Spannungswerthen beginnt nutzlos zu werden, tiefer liegt, als derjenige, bei welchem das Elektrisiren mit schwachen Spannungen beginnt nutzlos zu werden: esist in der Thatso, denn, wie oben mitgetheilt wurde, kann man das durch keinerlei Art von Elektrisiren zu er- hóhende Maximum der Contraction nur erreichen, wenn man zuletzt mif schwachen Spannungen elektrisirt, hóhere Spannungswerthe, die anfünglich viel leisten, werden bei steigendem Procentgehalt von Ozon. und Antozon früher wirkungs- resp. nutzlos, als geringere Spannungswerthe.

Eine durch Elektrisiren von, wie bisher stets vorausgesetzt, trocknem ganz von Glas eingeschlossenen Sauerstoff erzeugte Contraction hält sich bei niederer Temperatur lange Zeit unveründert, zeigt wenigstens im Laufe von mehren Tagen noch keine merkliche Abnahme. Ganz anders ist es wenn der elektrisirte Sauerstoff feucht ist, wie folgender Versuch ergiebt. Der in Fig. V abgebildete Apparat wurde mit feuchtem Sauer- stoff gefüllt, so dass der Raum für 19° C. mit Wasserdampf gesättigt war, ohne dass flüssiges Wasser zugegen war. Die Umstände waren von der Art, dass die Temperatur von 19° mit Schwankungen im Laufe des Tages längere Zeit unverändert blieb, so dass zu den Zeiten der Volummessungen stets wieder Sättigung oder wenigstens sehr nahezu Sättigung herrschte. Es wurde 78 Minuten lang mit 7,5 Cm. Schlag- weite elektrisirt, was für den trocken berechneten Sauerstoff die ausser- ‚ordentlich geringe Contraction von nur 1,332 CC. 1,58°/, bewirkte. Schon nach 3!/; Stunden war diese Contraction auf 1,16 CC. gesunken; nach weitern 3!/; Stunden auf 1,043 CC.; am andern Morgen nach ferneren 14 Stunden betrug die Contraction noch 0,793 CC., also weniger als die Hälfte der ursprünglichen, und im Laufe der nächsten zwei Tage

NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN ELEKTRISIRTEN SAUERSTOFF. 145

verschwand sie günzlich, beim Austreiben des Inhalts war kein Ozon

mehr nachweisbar. Der Versuch lehrt zweierlei, erstens, dass im feuchten Sauerstoff viel weniger elektrisirter Sauerstoff erzeugt wird, als unter gleichen ‚Umständen im trocknen Sauerstoff, und zweitens, dass der elek- trisirte Sauerstoff bei Gegenwart von Wasserdampf sich sehr rasch wieder in gewöhnlichen Sauerstoff verwandelt.

Was das Erstere betrifft, so kann nämlich die geringe Conträction, wie sie gleich nach dem Elektrisiren beobachtet wurde, nicht allein auf die zweite, nicht zweifelhafte Wirkung des Wasserdampfs zurückgeführt werden, weil die Differenz gegenüber dem Resultat bei trocknem Sauer- stoff zu gross dafür ist. Es betrug nämlich die Contraction, als trockner Sauerstoff in demselben Apparat 80 Minuten lang mit 7,5 Cm. Schlag- weite elektrisirt worden war, 2,64 CC. = 3,05°/,, und gegenüber diesem Werth ist der obige zu gering, als dass die Differenz nur durch dieselbe Abnahme hätte bedingt sein können, welche nach dem Elektrisiren die Contraction im feuchten Sauerstoff allmählich verkleinerte. Es ist dies ganz in Uebereinstimmung mit dem oben Erórterten: durch den Wasser- dampf war der Widerstand in der Elektrisirungsróhre vermindert, die Entladungen weniger gehemmt, somit kam thatsüchlich viel geringere Spannung als solche zur Wirkung auf den Sauerstoff gegenüber dem Falle mit trocknem Sauerstoff. Die viel stärkere Bewegung der Elek- tricität in dem feuchten Sauerstoff machte sich auch sehr bemerklich dadurch, dass die einzelnen feinen Glasröhren der Bündel in unge- wühnlich starke zitternde Bewegungen unter viel stürkerm Geräusch als sonst versetzt wurden, Bewegungen, die sogar das einige der Glas- róhrchen berührende Thermometer bedeutend um seine Axe dreheten, was niemals im Geringsten stattgefunden hatte, wenn trockner Sauer- stoff elektrisirt wurde.

Wenn ich soeben die Wirkung des Wasserdampfs während des Elektrisirens von der Wirkung desselben nach dem Elektrisiren auf das

vorhandene Ozon und Antozon unterschieden habe, so ist damit selbst- .

verständlich nicht gemeint, dass letztere nicht auch schon stattfände während des Elektrisirens, und ich will auch nicht ausgesprochen haben, Phys. Classe. XIV.

146 G. MEISSNER, N. UNTERSUCHUNG. ÜB. D. ELEKTRISIRT. SAUERST.

dass ich beide Wirkungen für ihrem Wesen nach verschieden hielte, vielmehr ist meine Meinung die, dass der Wasserdampf die Ausgleichung der zwei entgegengesetzten Sauerstoffzustinde Ozon und Antozon ver- mittelt, so wie er die Ausgleichung differenter elektrischer. Spannungen, die Entladung elektrisirter Kórper vermittelt.

Die oben schon berührte Wirkung des Quecksilbers zur Zerstórung

des elektrisirten Sauerstoffs zeigte sich sehr deutlich in einem Versuch, in welchem ein dem in Fig. V abgebildeten Apparat ähnlicher benutzt wurde, das Quecksilber-Manometer aber nicht durch einen Glashahn ab- gesperrt werden konnte. Es stand also der trockne elektrisirte Sauerstoff in Berührung mit einer ungefähr 20 DMm. betragenden Quecksilberoberfläche. Dieselbe überzog sich nach dem Elektrisiren des Sauerstoffs mit jener Haut, was aber die Ablesung des Standes nicht in dem Masse stórte, -um nicht beobachten zu können, wie im Laufe von 12 Stunden die an- fänglich erzeugte Contraction merklich abgenommen hatte, was sich bei mehre Tage fortgesetzter Beobachtung regelmüssig wiederholte Da diese Abnahme der Contraction im Laufe von 24 Stunden bis zu Vg betrug, und doch, nachdem. die kleine Quecksilberfläche ein Mal mit der all- mühlich schwarz werdenden Haut bedeckt war, das Quecksilber sich nicht weiter veränderte, so konnte das Verschwinden des elektrisirten Sauerstoffs wenigstens nicht allein auf Oxydation des Quecksilbers zu OOxydul beruhen und es scheint daher, wie oben schon bemerkt, das Quecksilber resp. der schwarze pulvrige Kórper, in welchen es an der Oberfläche verwandelt wird, ähnlich dem Pulver von Platin in besonderer Weise zerstórend, den elektrisirten Zustand des Sauerstoffs aufhebend zu wirken. `

Indem ich hiermit diese Mittheilungen für dies Mal schliesse, be- merke ich, dass ich mit weiteren Untersuchungen über den Gegenstand, theils vorstehend schon berührte, theils neue Fragen betreffend, beschüftigt bin und seiner Zeit diese Mittheilungen fortzusetzen gedenke.

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ABHANDLUNGEN DER : MATHEMATISCHEN CLASSE - KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN è = : , LU GÖTTINGEN.. . ie Eo | VIERZEHNTER BAND. : uu e d

Die Fundameníal-Classen der zusammensetzbaren arithmetischen Formen.

Von

Ernst Schering.

Der Kónigl. Gesellschaft der Wissenschaften überreicht am 11. Juli 1868.

Der Begriff der Zusammensetzung oder Composition arithmetischer For- men ist von Gauss eingeführt und zwar zunächst für die binären quadra- tischen Formen. Die Untersuchungen, die er diesem Gegenstande ge- widmet hat, bilden einen sehr umfangreichen Theil seiner ‚‚Disquisitiones Arithmeticae* 1801, und gehören zu den schönsten und fruchtbarsten Gebieten, welche der Wissenschaft durch dieses Werk eröffnet sind. Der Hauptlehrsatz, der die Uebertragung des Begriffs der Composition von den Formen auf die Classen der letztern gestattet, dass nemlich die Classe einer Form, welche aus andern Formen durch Zusammensetzung entstan- den ist, allein von den Classen abhängt, denen die einzelnen bei der Zu- sammensetzung angewandten Formen angehören, wird von Gauss durch eine einzige Entwickelung unmittelbar in der vollständigsten Allgemein- heit bewiesen. Eine bedeutende Vereinfachung im Gedankengange und in den anlytischen Entwickelungen entsteht, wenn man von dem Falle ausgeht, in welchem die zusammenzusetzenden Formen eigentlich primitiv sind, gleiche mittlere Coéfficienten und als erste Coöfficienten relative | Primzahlen enthalten. Dirichlet hat diese Untersuchung in einer eignen Abhandlung ,,De formarum binariarum secundi gradus compositione", 1851, - durchgeführt; aber auch der hier gegebene Beweis lässt sich noch ver- einfachen, wie auch Herr Kronecker bemerkt hat, wenn man von vier eigentlich primitiven paarweise einander aequivalenten Formen, deren ; A2

& ERNST SCHERING,

mittlere Coéfficienten einander gleich, deren erste Coéfficienten zu einander relativ prim sind, ausgeht und wenn man die Composition zweier dieser Formen, über deren Aequivalenz oder Nichtaequivalenz keine Voraussetzung gemacht ist, vergleicht mit der Composition der beiden andern diesen ein- zeln aequivalenten Formen. |

In den Disquiss. Arr. gibt Gauss die Eintheilung der Classen in Genera leitet mit Hülfe der Lehre von der Composition der Formen eine obere Grenze für die Anzahl dieser Geschlechter ab und erhält dadurch das Hülfsmittel zu einem Beweise des Reciprocitäts-Satzes für die quadra- tischen Reste. Die vollständige Bestimmung der Anzahl der Geschlechter leitet Gauss in jenem Werke aus der Lehre von der Composition der Formen und der Theorie der ternären quadratischen Formen ab. Die- selbe Bestimmung gibt Dirichlet 1839 in seinen „Recherches sur diverses applications de l'analyse infinitésimale à la théorie des nombres“ auf einem ganz verschiedenen Wege ohne jene beiden Gebiete der Zahlentheorie zu berühren.

Die Lehre von der Composition der Classen bietet Gauss ein Mittel dar zu noch einer andern Eintheilung und Anordnung derselben nemlich nach Perioden, von denen jede alle die Classen umfasst, welche durch wiederholte Composition aus irgend einer in derselben entstehen kónnen. Diejenigen Determinanten deren sümmtliche Classen des sogenannten Haupt-Geschlechts in einer einzigen Periode dargestellt werden, nennt Gauss reguläre, die andern irregulüre, und für diese bestimmt er Expo-. nenten der Irregularität. Einige Eigenschaften dieser Exponenten werden in den Disquiss. Arr. art. 306. VIII ohne Beweis aufgestellt sowie auch einige Andeutungen über eine zweckmässige Auswahl der Perioden in art. 306. IX gegeben. Unter Gauss handschriftlichem Nachlasse findet sich für die Durchführung dieser Untersuchung ein kurzer wahrscheinlich im Jahre 1801 aufgezeichneter Anfang , Démonstration de quelques théo- remes concernants les périodes des classes des formes binaires‘‘, den ich im IL Bande von Gauss Werken habe abdrucken lassen. Meine hier vorliegenden Untersuchungen, die auch jene Fragen mit erledigen, folgen einen anderen als den in jenem Anfang zu einer Abhandlung erkenn-

dE. uod. uui.

DIE FUNDAMENTALCLASSEN D. ZUSAMMENSETZB. ARITHM. FORMEN. 5

baren Weg. Aus mehren Gründen habe ich aber geglaubt, meine im Jahre 1855 von der Gaussischen Arbeit unabhüngig gefundene Methode in der folgenden Darstellung beibehalten zu müssen.

Der hier bewiesene Lehrsatz, dass es für jede Determinante solche Classen gibt, die ich Fundamental-Classen genannt habe, durch deren wie- derholte Zusammensetzung mit einander jede Classe der Determinante entsteht und zwar jede nur auf Eine Weise, wenn man von einer Classe nicht mehr Compositionen zulässt als ihre Periode Classen enthält, bie- tet vielfache Anwendung. Mit Hülfe dieses Satzes und der Beziehung zwischen der Anzahl der Fundamental-Classen, denen gerade Perioden- Zahlen zugehóren, und der Anzahl der Geschlechter der Formen habe ich nach Vorbild des von Dirichlet in den Monatsberichten der Berliner Academie der Wissenschaften für den speciellen Fall regulürer Primzahl- Determinanten gegebenen Beweises, allgemein nachgewiesen, dass jede eigentlich primitive Form unendlich viele Primzahlen darstellt. Ein Satz welcher mir in meiner Abhandlung ‚‚Theoremes relatifs aux formes bi- naires quadratiques qui représentent les mêmes nombres“ Liouville, Journal t. 24. 1859, dazu gedient hat, zuerst strenge zu beweisen, dass zwei pri- mitive Formen, welche dieselben Zahlen darstellen, einander eigentlich

. oder uneigentlich üquivalent sein müssen.

Mit Hülfe der Eigenschaften der Fundamental-Classen lüsst sich auch der von Dirichlet in einer Notiz der Comptes rendus hebdomadaires 1840 Febr. 17 angedeutete Satz beweisen dass eine eigentlich primitive binüre quadratische Form auch unendlich viele solche Primzahlen dar- stellt, die zugleich in einer beliebig bestimmten, mit den Characteren des Geschlechts jener goada tapin Form o linearen Form

" enthalten sud:

Die Fundamental-Classen bieten die Möglichkeit, eine Tabelle der zu gegebenen Determinanten zugehórigen Classen aufzustellen, ohne dafür einen zu grossen Raum in Anspruch zu nehmen und doch die zum Ge- brauch der Tabelle noch erforderliche Hülfsrechnung auf ein geringes Maass zu beschrünken, wenn man z.B., wie ich es bei den Berichtigun- gen der Gaussschen Tafeln der Anzahl der Classen gegebener Determi-

6 ERNST SCHERING,

nanten G. W. B.II. S. 498 ausgeführt habe, neben jeder Determinante die Periodenzahlen der Fundamental-Classen und die durch diese dargestell- ten kleinsten Primzahlen verzeichnet.

Die Theorie der arithmetischen Formen ist durch Herrn Kummers Entdeckung der idealen Zahlen auch schon auf solche Formen beliebigen Grades ausgedehnt, welche sich mit Zuhülfenahme allein der aus Wur- zeln der Einheit entstehenden Irrationalitäten in lineare Factoren zerle- gen lassen, und von Herrn Kronecker haben wir die Veröffentlichung einer Theorie der allgemeinen zerlegbaren Formen jedes Grades zu hoffen. Für diese Formen gelten, wie Herr Kummer in seiner Abhandlung aus dem Jahre 1859 „Ueber die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist‘ hervorhebt, analoge Sätze wie für die binären quatrischen Formen in Be- zug auf die Composition und zwar, wie sich aus dieser Untersuchung er- gibt, diejenigen Sätze welche die Aufstellung von Fundamental-Classen ermöglichen. | 7

Die Definition der idealen Zahlen kann in der Weise festgesetzt werden, dass in Bezug auf die hier zunächst in Betracht kommenden Eigenschaften diejenigen Formen, welche den eigentlich idealen Zahlen im Gegensatze zu den wirklichen aus denselben Irrationalitäten gebilde- ten Zahlen zugehören, den binären quadratischen Formen einer von der Haupt-Classe verschiedenen Classe entsprechen und die den wirklichen Zahlen angehörenden Formen den binären quadratischen Formen der Haupt-Classe entsprechen. Um eine gemeinsame Bezeichnung zu haben, will ich dem gemäss hier die Benennungen von Haupt-Classen und Nicht- Haupt-Classen. der allgemeinen Formen gebrauchen.

*

1.

Die wesentlichste Eigenschaft der in lineare Factoren zerlegbaren Formen in Bezug auf ihre Composition drückt der von Herrn Kummer in $.6 seiner Abhandlung ‚Ueber die allgemeinen Reciprocitäts- Gesetze u. s. w.“ angegebene Satz aus, der sich nach den eben aufgestellten Be-

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DIE FUNDAMENTALCLASSEN D. ZUSAMMENSETZB. ARITHM. FORMEN. 7

stimmungen so aussprechen lässt, dass die Classe der durch Zusammen- setzung zweier Formen entstandenen Form allein von den Classen jener , beiden Formen abhängt, dass demnach der Begriff der Composition von den Formen auf ihre Classen übertragen werden kann. Aus der End- lichkeit der Anzahl der Classen derjenigen Formen, deren lineare Fac- toren zusammengehörige Irrationalitäten enthalten, folgt dann der am selben Orte aufgestellte Satz, dass jede Classe durch wiederholte Zusam- ` mensetzung mit sich selbst eine Reihe von Classen hervorbringt, die in gleiche Perioden getheilt werden kann, welche als erstes Glied jene Classe als letztes Glied die Haupt-Classe und überhaupt nur solche Clas- sen enthält, welche alle von einander verschieden sind.

Gibt es eine Periode, welche alle überhaupt ER Classen, also, wenn es binäre quadratische Formen sind, alle Classen der- selben Determinante, die.Gauss dann eine reguläre- Determinante nennt, umfasst, so ist die Anfangs-Classe der Periode eine selbständige Funda- mental-Classe. Diese Periode hat dann eine so grosse Anzahl von Glie- dern, dass die Anzahl von keiner anderen Periode übertroffen wird.

Erschöpft die grösste Periode aber noch nicht alle mit einander zu- sammensetzbaren Classen, so kommt es darauf an, zu untersuchen, ob Pe- rioden vorhanden sind, die unter sich und mit jener ersteren keine an- dere Classe als die Haupt-Classe gemeinsam haben, aus denen auch durch

Zusammensetzung von je einer Classe aus jeder Periode keine Classe auf

zwei verschiedene Weisen, das heisst abgesehen von einer Vertauschung der Reihenfolge der Zusammensetzung, abgeleitet werden kann.

2.

Sucht man neben der einen gróssten Periode oder neben einer iie den etwa vorhandenen mehreren gleichzahligen gróssten beliebig ausge- wühlten Periode eine solche Periode auf, die mit jener ersten ausser der Haupt-Classe keine andere Classe gemeinsam hat, und die durch Zusam- mensetzung einer ihrer Classen mit einer der ersten Periode keine Classe auf zwei oder mehre verschiedene Weise hervorbringt und die endlich

8 ERNST SCHERING,

unter allen Perioden, welche solche Bedingungen erfüllen, die grósste An- zahl von Classen enthält, so erkennt man daraus den Weg, den man dann, wenn diese beiden Perioden mit ihren Zusammensetzungen noch nicht alle Classen umfassen, einschlagen muss, um eine dritte Periode von ana- loger Eigenschaft zu finden.

Wir wollen daher, um allgemein die Regel für di Fortsetzung einer solchen Reihe von Perioden zu finden, annehmen, es seien solche Classen A, B, C,... F... I, L, M gegeben, deren jede z. B. F selbst sowie jede Classe in ihrer Periode mit Ausnahme der Haupt-Classe von den durch Zu- sammensetzung aus den vorangehenden Classen entstehenden Classen verschie- den ist, und die zugleich unter den Classen mit dieser selben Eigenschaft die grösste oder eine der etwa gleichen grössten Periodenzahl besitzt. Zunächst folgt, dass durch diese Bedingung auch diejenige erfüllt ist, dass keine Classe auf zwei verschiedene Arten durch Zusammensetzung aus A, B, C.. F, .. L, M, entstehen kann. Bei dem Beweise stellt es sich als vortheilhaft heraus, dem von Gauss für die Composition angewandten + Zeichen entspre- chend auch das Zeichen einzuführen. Aus der Art wie die Periode einer Classe (+ C) gebildet wird, folgt, dass es eine Classe, die mit C zu bezeichnen ist, gibt, mit welcher die erstere + C zusammengesetzt die Haupt-Classe K entstehen lässt. Da nun durch Zusammensetzung einer Classe mit einer Haupt-Classe jene erstere ungeändert bleibt, so gelten für den Gebrauch jener Zeichen auch die für die algebraischen Operationen bekannten Regeln. Würde eine Classe auf verschiedene Weise durch Zusammensetzung aus A, B, ... L, M z.B. durch

a4--6B-r-..--XL--&M und A--6B--...-.-XL--yM entstehen, so müsste:

(a—4) A + (6—6) B -+ .. + à —X) L = (y —g) M

sein, also nach der Voraussetzung a— a, 6—0’, . .. À—X, p'— q bezie- hungsweise durch die Periodenzahlen der Classen A, B, . . L, M, theilbar sein, was der Voraussetzung widerspricht, dass jene beiden Darstellungen einer und derselben Classe von einander verschiedene seien.

DIE FUNDAMENTALCLASSEN D. ZUSAMMENSETZB. ARITHM. FORMEN. 9

3. Die Classe A besitzt die grösste Periodenzahl, die überhaupt bei

einer der hier zu betrachtenden Classen vorkommt, würde sie durch ihre

*

wiederholte Composition mit sich selbst alle diese Classen ergeben, so folgte unmittelbar, dass sie durch die Periodenzahl jeder anderen Classe theilbar sein würde. Dieser Satz gilt auch in dem vorliegenden Falle, wie Herr Kummer bemerkt hat, und ergibt sich nach der von Gauss in art. 306. VII der Disquiss. Arr. angewandten Methode, um aus zwei Pe- rioden eine dritte abzuleiten. |

Für die Classen C und G seien c und g die Periodenzahlen, 4 die kleinste durch c und g theilbare Zahl, c und g' die grössten Zahlen, die unter sich relativ prim sind und beziehungsweise die Zahlen c und g theilen, so dass also nach art. 73 der Disquiss. Arr. cg À wird. Bil-

det man die Classe H =7047 G, so besitzt die Classe H eine Pe-

riodenzahl, welche A theilen und durch c und g' theilbar sein muss, das ist A selbst. Aus diesem Verfahren ergibt sich unmittelbar, dass die grósste Periodenzahl, die bei zusammengehörigen Classen vorkommt, theil- bar ist durch die Periodenzahl jeder der anderen Classen. ; Bezeichnet a die Periodenzahl der Classe A und g jetzt die Pe- riodenzahl irgend einer Classe G, so ist also a durch g theilbar. Wird aber schon für ein g', welches die kleinste derartige Zahl sein mag, die Classe g' G durch eine wiederholte Composition «a A der Classe A mit sich selbst dargestellt, so muss der ‚grösste gemeinsame Theiler è von g' und a auch ein Theiler von a’ sein, weil r a G K und 5; ;G-—a; A ist. Man kann also zwei Zahlen y und a esineen. so dass y = a J-aa wird, dann hat die Classe 1.4 G= G', wie leicht zu sehen, die Pe- riodenzahl g' und diese muss nach dem eben Bewiesenen ein Theiler von

' a und demnach auch von « sein, d. h. diejenige kleinste Zahl g, welche

solche Composition irgend einer Classe G angibt, die auch durch eine wieder- holte Composition a A der Classe A von der grössten Periodenzahl a entsteht,

theilt die Zahl a. Mathem. Classe. XIV. a,

10 | ERNST SCHERING,

Derent hende Satz für unsere Reihe von Classen A, HU LDM würde darin bestehen. dass die kleinste Zahl, welche von irgend einer Classe diejenige wiederholte Composition bezeichnet, die in jene Classen zerlegt werden kann, sowol die Periodenzahlen von A, B, C.... I, L, M als auch die Zahlen theilt, welche die von jeder dieser Classen dabei an- gewandten wiederholten Compositionen , bestimmen.

Wir wollen voraussetzen, dass dieser Satz für die Classen A, B, C... I, L

erfüllt ist und zeigen, dass er auch für M noch mit eingeschlossen gilt.

4 | Es sei R eine Classe, die nicht md HU s. IHBL AM

zerlegt werden kann, f die kleinste Zahl, die angibt, die wie vielste Zu- sammensetzung von R mit sich selbst in Classen jener Reihe zerlegt wer- den kann und zwar sei rR=aA+6B-+. .-VI--XL--wM ferner sei r, irgend eine andere Zahl, für welche rR-—aA--6B--..--il-4d-XL-J-w.M wird. | : qe. Bezeichnet r, den grössten gemeinsamen Theiler von r’ und r, so gibt es zwei Zahlen p und p, welche der Bedingung p'; NET, ge- nügen, und aus

QrR-—wyvA-gUB-.. XL gy M pr R = pa A+ pB H... +p pM folgt: | grR—pr,R-—rR—(pe—pa)4-E...-- (P —04)M Da nun 7 die kleinste Zahl ist, für welche sich r' R in A. :. M zer- legt, so kann r, nicht kleiner sein als r’, da aber r, ein Theiler von 7 also auch nicht grösser so muss es ihm gleich sein, und daher r’ die Zahl r, theilen, das heisst: die kleinste Zahl r', für welche die Classe r R in A ... M zerlegbar ist, ist ein Theiler jeder andern Zahl r, für welche r Rin A ... M zerlegbar wird.

UU EUR

$ K z T vA dpa. "o F a A j nen > A :

DIE FUNDAMENTALCLASSEN p ZUSAMMENSETZP. ARITHM. FORMEN. n

Aus dem so eben salgaien Satze ergeben sich als specielle Fälle, s dass, wenn 7", 7" .. die kleinsten Zahlen sind, für welche 2 r R Be a A -- : 5 à + vl M KE

SEGGSAS uv. eT

wird, 7” durch r' und r” durch r” u. s. f. theilbar sein muss.

Sind 7^, s” die kleinsten Zahlen, für welche die Classen r’R, s"S, in A, B .. I, L zerlegt werden können, so folgt, dass, wenn jetzt p”, o” die grössten Zahlen bezeichnen, die unter sich relativ prim sind und be- BEE die Zahlen r”, s" theilen, und ferner ?’ die kleinste durch 7 und s” theilbare Zahl bezeichnet also ť "a" ist, dann ?” für die Classe T = GR dle 8 die kleinste Zahl ist, welche ”TinA,B,..L zerlegbar macht. Die betreffende kleinste Zahl t muss nemlich, da xp” T und c SR in A, B .. L zerlegbar sind, so beschaffen sein, dass auch

"s" "nons

Tp 5S in A.. L zerlegbar ist, also dass nach iis end T” p” durch s”

theilbar dB: e eine ganze Zahl wird; ebenso folgt, dass ^ Tm “und demnach

Fr eine ganze Zahl sein muss. Da p o T in A.B.. L zerlegbar ist, muss noch

ES eine ganze Zahl also t p” o” sein.

Umfassen also R, S . . alle zusammengehörigen Classen, sind v^, s" .. die kleinsten Zahlen, für welche r” R, SS, u. f. in A, B ... L zerlegt wer- . den können und ist unter denselben 1" die grösste oder eine der gleichen gröss- ten, so folgt aus dem eben Bewiesenen, dass r” durch s" .. u. f. theilbar

sein muss. 5.

Nach der in Art. 3 gemachten Voraussetzung müssen die bei der cueltung von 7" R durch die Classen A, B, .. L auftretenden Anzah- len a”, 6", .. X” der von diesen Classen Yo ckolatiendón Compositionen durch " ies) sein. Die Classe

$A-ELB-4.. o LId LL—R besitzt die Periodenzahl r”, keine Composition dieser Classe mit gerin- B2

12 2 ERNST SCHERING,

gerem Index als r" it m A4. B... A. D. zerlegbar und nach dem vor- hergehenden Art. hat jede andere Classe, in deren Periode die Haupt- Classe die erste ist, welche in A, B, .. L zerlegbar wird, eine Perioden- zahl, die ein Theiler von r” ist. Da nun M eine derartige Classe ist, für welche die Periodenzahl m am grössten wird, so ist m r” und also m durch r”, s”, .. r,s, .. theilbar. Ebenso folgt, dass alle Periodenzah- len a, b, .. l, m theilbar sind durch jede Zahl, die angibt, die wie vielste . Composition irgend einer Classe zunächst darstellbar wird durch A, B, .. L, M.

6. Bei Benutzung der gebrauchten Bezeichnungen ist

sto p^. "rr »

LES BAT. HS LH SEN p, u cem yu a vul e QUTR—UR-—(2€—«)A--.:(5k —M)Lb-F zZwM

(m 5w)M (7d —d)A-4-..-- (CX —X)L

Diese Darstellung einer Composition von M durch die Classen A, B, .. L erfordert nach unseren Voraussetzungen ee dass m x w durch die Periodenzahl m der Classe M demnach zs auch durch 7" und also x’ durch 7 theilbar sei, ferner dass "C durch / also auch durch m und deshalb durch r” theilbar sei. Da aber auf dieselbe Weise, wie E als ganze Zahl erwiesen ist, auch ex als ganze Zahl folgt. so bid X durch r theilbar sein, die Fortsetzung dieses Verfahrens: u dass die Zahlen d,6,..X, w für die Classe

wd ep. .. + XL+ WM

welche mit der niedrigsten Composition r R irgend einer Classe R überein- stimmt, durch den Index v' dieser Composition theilbar sind.

DIE FUNDAMENTALCLASSEN D. ZUSAMMENSETZB. ARITHM. FORMEN. 13

L

Erschöpfen die Classen A, B, .. L, M mit allen ihren Compositionen noch nicht sämmtliche zusammengehórige Classen, so hat man unter den noch übrigen Classen diejenige N’ auszuwählen, für welche der Index n der niedrigsten in A, B, .. L, M zerlegbaren Composition nN’ unter den

E Indices aller vorhandenen Classen die grósste oder eine der gleichen E grössten Zahlen ist. Wird nun a nN.—aA--6B--...--AL--&M so sind nach dem vorhergehenden Art. n ina =, E ganze Zahlen. Die Classe | S SAH BH r N ist dann eine Classe N, welche die Reihe 4, B, .. L, M in der ver- langten Weise fortsetzt.

Ihre Periodenzahl ist n, keine Classe in ihrer Periode ausser der Haupt-Classe ist durch Zusammensetzung aus den vorhergehenden Classen darstellbar, weil man sonst eine niedrigere Composition von N’ als die nt? aufstellen könnte, welche in A, B, .. L, M zerlegbar wäre; auch be- sitzt sie unter den Classen mit dieser selben Eigenschaft die grösste oder

eine der etwa gleichen grössten Periodenzahlen. Aus der Untersuchung in Art. 2 folgt dann, dass keine Classe auf verschiedene Arten durch Zusammensetzung aus A, B, .. L, M, N entstehen kann.

Auf diese Weise lässt sich ein vollständiges System von Fundamental- Classen aufstellen, durch deren Zusammensetzung jede der in Betracht kom- menden Classen und zwar jede nur auf Eine bestimmte Art gebildet wer- den kann.

. 8.

Aus der Beziehung zwischen den Periodenzahlen der Fundamental- Classen, dass nemlich, wenn sie in der zuvor betrachteten Ordnung auf- gestellt sind, jede Periodenzahl durch die Periodenzahl der nachfolgenden

*

14 ERNST SCHERING,

Classe theilbar ist, ergibt sich auch der von Gauss in den Disquiss. Arr. art. 306. VIII angedeutete aber nicht bewiesene Satz über den Zusam- menhang zwischen der Anzahl der Classen binürer quadratischer Formen eines Geschlechts 'und dem Exponenten der Irregularität. Mit diesem Na- men bezeichnet Gauss den Quotienten aus der Anzahl der zu einem Ge- schlechte gehörigen Classen dividirt durch die grösste Periodenzahl, die überhaupt einer Classe des Hauptgeschlechts zukommt.

Die Anzahl der Geschlechter ist nach art. 231 und 287. III der Dis- quiss. Arr. entweder 1 oder eine Potenz von 2, sie sei 2°, die einzelnen Geschlechter (der eigentlich primitiven Ordnung) enthalten nach art. 252 gleich viel Classen, die Anzahl sämmtlicher zusammengehöriger Classen ist, wenn a, b. c .. m, n die Periodenzahlen eines vollständigen Systems von Fundamental-Classen bedeuten, gleich a.b.c..m.n, die grösste

Periodenzahl für eine Haupt-Classe ist a oder 7, je nachdem ein oder

mehre Geschlechter vorhanden sind, weil nach art. 286 jede Classe des Hauptgeschlechts als Duplication bestimmter anderer Classen dargestellt werden kann, demnach ist für den einen oder den anderen Fall der exponens irregularitatis |

ben mn addis abc...mn TE a m a99-:

Ist diese Zahl durch eine ungerade Primzahl p theilbar, so ist die Anzahl der Classen in dem Hauptgeschlecht nemlich

abe... mn abe...mn oder +=

durch das Quadrat pp dieser Primzahl theilbar. Um für die Primzahl 2 den Beweis des entsprechenden Satzes auf ühnliche Art zu führen, hat man ein vollstindiges System von Funda-

mental-Classen zu bilden, welche durch ihre Compositionen nur die Classen des Hauptgeschlechts nemlich jede derselben Ein mal darstellen, was ganz nach den vorhergehenden Untersuchungen auszuführen ist, da die Com- positionen von Classen des Hauptgeschlechts mit einander wieder zum Hauptgeschlecht gehören. ` |

EE EUREN

DIE FUNDAMENTALCLASSEN D. ZUSAMMENSETZB, ARITHM. FORMEN. 15

i 9. t

Unter den Classen haben diejenigen, welche Formen enthalten, die den ihnen conjugirten äquivalent sind, eine hervorragende Bedeutung durch die Eigenschaften ihrer Compositionen und die enge Beziehung ihrer Anzahl zur Anzahl der Geschlechter. Diese von Gauss Anceps-Classen

‚von Herrn Kummer für die allgemeinen Formen Ambigen genannten

Classen ergeben für binäre quadratische (eigentlich primitive) Formen durch Verdoppelung die Haupt-Classe, und jede Classe, deren Composition mit sich selbst die Hauptclasse hervorbringt, ist eine Anceps-Classe, Dis-

quiss. Arr. art. 249. Stellt demnach unter Beibehaltung der im vorher-

gehenden Artikel gebrauchten Bezeichnung aÁA--6B--..--wuM T N

eine Anceps-Classe dar, so müssen 2a, 26 ... 29, 2v der Reihe nach durch a, b,.. m, n theilbar sein; umgekehrt: kadet dies letztere Statt, so muss jene Classe auch eine Anceps-Classe sein. Bedeutet demnach ô die Anzahl der geraden Periodenzahlen unter a, b ... m, n, so ist die Anzahl der (eigentlich primitiven) Anceps- Classen, die zu der betreffenden De- terminante gehören, 2*.

Ist die Anzahl derjenigen Fundamental-Classen, die nicht dem Haupt- geschlecht angehóren, gleich 9, so kann 9 nicht grósser als à sein, da die Pe- riodenzahl jeder dem Hauptgeschlecht nicht angehórenden Classe gerade ist.

Von den Classen in der Periode irgend einer Classe sind die mit geradzahligem Index in dem Hauptgeschlecht die übrigen in demselben Ge- schlecht, worin sich die ursprüngliche Classe befindet. Bezeichnet daher 0 die Anzahl der Geschlechter mit Ausschluss des s Hauptgeschlechts, zu denen die Fundamental-Classen gehören, so übersteigt die Anzahl der Geschlech- ter, die überhaupt durch Zusammensetzung darstellbare Classen enthalten, nicht 2°.’ Es sollten aber sämmtliche Classen aller Geschlechter her- vorgebracht werden, also kann nicht kleiner als die Anzahl g der Geschlechter sein. Da nun ® auch nicht das 9 übertreffen kann, so ha- ben wir. die dreifache Beziehung g< xt 2 4 < <2 DI x 2 D

^

ir NAE p EU MESE cue HP

16 ERNST SCHERING, DIE FUNDAMENTALCLASSEN ETC.

woraus sich wegen der Gleichheit der Anzahl g der Geschlechter und ex Anzahl 2? der Anceps-Classen, Diss. Arr. art. 257, art. 287. III, 6 = 8 ergibt. Hieraus foigt für binäre quadratische eigentlich primitive re

Die Periodenzahlen der Fundamental- Classen aus dem Hauptgeschlecht sind ungerade. Eine Anceps- Classe kann nur durch Compositionen aus den nicht zum Hauptgeschlecht gehörenden Fundamental- Classen entstehen. Be- zeichnet à die Anzahl der nicht zum Hauptgeschlecht gehörenden Fundamental- Classen, so ist die Anzahl der Anceps- Classen, so wie die Anzahl der Geschlechter.

Zur Theorie der binüren Formen sechster Ordnung und zur Dreitheilung der hyperelliptischen Functionen. : . Von P Clebsch.

Der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften überreicht am 5. Juni 1869.

Die allgemeinste binäre Form sechster Ordnung (f) lässt sich in mannig- facher Weise in der Form f v* u? darstellen, wobei w eine Function zweiter Ordnung, v eine Function dritter Ordnung ist. Schon seit längerer Zeit war ich mit dem in dieser Gleichung ausgesprochenen Trans- formationsproblem beschäftigt, als Herr Cayley die vollständigen Glei- chungen, von denen die Aufgabe abhängt, im 9. Bande des Quarterly Journal, p. 215, entwickelte. In jenen Gleichungen sind die Invarian- ten von f durch die simultanen Invarianten von w und v ausgedrückt; für die letztern erhält man also ein System von 4 Gleichungen hóhern Grades. Nach einer oberflächlichen Zählung scheint das ganze Problem von einer Gleichung 45. Grades abzuhängen; aber bei genauerer Unter- suchung zeigt es sich, dass die Endgleichung des Problems nur vom 40. Grade ist.

Diese Gleichung 40. Grades schien mir sehr merkwürdige Eigen- schaften zu besitzen; und ich theilte einige derselben meinem verehrten Freunde, Herrn Camille Jordan in Paris, mit, welcher, mit den Theilungs-

E. gleichungen der Abelschen Functionen beschüftigt, sofort erkannte, dass diese Eigenschaften auch derjenigen Gleichung 40. Grades zukommen, auf welche die Dreitheilung der ersten Classe der hyperelliptischen Fun- . 2 ctionen führt. In der That konnte ich nachweisen, dass beide Gleichun- gen vóllig identisch seien, und dass also das vorliegende Transformations- problem auf die Modulargleichung des angegebenen Falles in der Theorie : der hyperelliptischen Functionen führt. | | Während aber der letztere Umstand die Gruppirung der 40 Lösun- gen mit Leichtigkeit übersehen lässt, so handelt es sich in dem vorlie- genden Aufsatze um den algebraischen Zusammenhang, in welchem die Mathem. Classe. XIV.

ET EIS er SAL ee Es NU E

PLI I Eder qi pr T

18 A. CLEBSCH,

Lösungen des Problems zu einander, und insbesondere zu irgend einem derselben stehen. Es zeigt sich in der That, dass wenn eine Lösung gegeben ist, die 39 übrigen mit Hülfe von Wurzelausziehungen gefunden werden, welche den 3. Grad nicht übersteigen. Solche 39 Lösungen thei- len sich in zwei Classen, von denen die eine 27, die andere 12 umfasst. Die ersten 27 bilden 9 Gruppen zu 3, und die 9 Gruppen hängen von einer Hesseschen Gleichung 9. Grades ab; die 12 andern sind durch eine Gleichung zwölften Grades gegeben, welche als die bekannte Resolvente zwölften Grades angesehen werden kann, die aus der Hesseschen Glei- chung entspringt; sie wird durch eine Gleichung vierten Grades mit ver- schwindender erster Invariante gelöst, welche zugleich die characteri- stische Gleichung der Hesseschen Gleichung neunten Grades ist.

Es ist von Interesse, dass hier ein neuer Fall einer Hesseschen Gleichung neunten Grades vorliegt, den ich im Folgenden vollständig durchgeführt habe. Das Problem, welches auf dieselbe führt, lässt sich an und für sich in folgender Weise aussprechen: Gegeben sind zwei homogene Functionen u, v von zwei Verdnderlichen, und zwar beziehungsweise zweiter und dritter Ordnung. Man soll eine lineare Function E so bestimmen, dass 2v 3u£ +2 ein vollständiger Cubus wird.

Die Untersuchung der Gruppirung von 39 Lósungen des gegebenen Problems gegen die vierzigste führt auf eine Gruppirung der Lösungen, welche algebraisch von grösster Wichtigkeit ist, und mit den Untersuchun- gen in genauem Zusammenhange steht, welche Herr Jordan über die Drei- theilung der hyperelliptischen Functionen seitdem veröffentlicht hat (Comptes Rendus, 12. April 1869). Es zeigt sich nämlich, dass die 40 Lösungen 90 Quadrupel bilden, welche wieder in 45 Quadrupelpaare zerfallen, und also durch eine Gleichung fühfundvierzigsten Grades gefunden werden. Die 40 Lösungen aber kann man auf 27 verschiedene Arten aus je 5 Quadrupelpaa- ren zusammensetzen; und die Gleichung fünfundvierzigsten Grades führt. also weiter auf eine Gleichung siebenundzwanzigsten Grades, durch welche die Gleichung vierzigsten Grades gelöst wird. Dies ist dasselbe Resultat, wel- ches Herr Jordan a. a. O. aus der Theorie der Substitutionen abgeleitet hat.

Góttingen, den 5. Juni 1869.

&- X

Zusammenhang der Umformung einer bindren Form f sechsten Grades in

-die Form v! —? mit der Dreitheilung der hyperelliptischen Functionen (p 9).

Die Normalcurven der hyperelliptischen Functionen (p=2) sind Curven vierter Ordnung mit einem Doppelpuncte. Die Gleichung einer

solchen Curve lässt sich immer in die Form bringen: :

Do. seat. > wo g eine homogene Function zweiter Ordnung, 4$ eine solche vierter Ordnung von æ und y ist. Der Doppelpunct tritt bei v = 0, y 0

ein; seine Tangenten fallen nicht zusammen. Die hyperelliptischen Inte- grale erster Gattung, auf welche die Gleichung 1. führt, sind von der Form

fe T8y)(rdy—ydz)

j san = rla'z + y) (zdy ya t=] —— : APP

Der Ausdruck 9. unter dem Wurzelzeichen ist eine Function sechsten Grades, welche durch | f- 9.9 ` bezeichnet werden soll. Die Integrale sind von beliebig fixirten untern Grenzen a,,y, mit bestimmten „Vorzeichen von yọ% bis zu einem va- riabeln Werkes x, y zu nehmen. Bezeichnen wir Integrale mit andern er Grenzen durch hinzu-

| gefügte Striche, so ist das Umkehrproblem der eher Pane

tionen durch die Gleichungen gegeben : i sAr o | | [EA C. Es sei nun v eine noch unbestimmte homogene Function dritten Grades von z und y; die Gleichung | A e 20. E.g UU

M

stellt dann eine Curve dritter Or datg dar, welche ebenfalls im | Puncte

ed, y—V einen Moppeipanr hat, und zwar einen solchen, welcher

c2

»

20 | .A. CLEBSCH,

dieselben Tangenten wie der Doppelpunct der Curve 1. besitzt. Von den zwölf Schnittpunkten der Curven 1. und 2. fallen daher sechs in diesen Punct, die übrigen erhált man aus der Gleichung sechsten Grades ur s ze f

Für die i dou iun Integrale, welche diesen Schnittpuncten entsprechen, gelten nun nach dem Abelschen Theoreme die Gleichungen: EI opum cc oe D spé

wo c und y Constanten bedeuten, welche von den Constanten der Fun-

|

4

ction v unabhängig sind. Aus diesen Gleichungen sind zwei Schnitt- puncte durch die übrigen bestimmt. |

Suchen wir aber insbesondere diejenigen Curven 2., welche die gegebene Curve in zwei verschiedenen Puncten dreipunctig. berühren. Für solche muss die Gleichung 3. zweimal drei gleiche Wurzeln auf- weisen: es muss also identisch

| "ft werden, wo u eine quadratische Function von z,y ist, oder was dasselbe ist, die Function f muss in die Form f —v—á49 gebracht werden kónnen; jeder Art, die Function f in dieser Form dar- zustellen, entspricht eine Berührungscurve der gesuchten Art, oder viel- mehr deren zwei, welche durch die Gleichungen 29—v-—0, zg-4-v—0

gegeben sind.

Zugleich werden in den Gleichungen 4. zweimal drei der obern Argumente einander gleich, und dieselben gehen über in

| 3(s(0 +) = c

Dear, ls 340 p 9 x.

Aber die Gleichung 2. wird offenbar auch in der hier verlangten Weise befriedigt durch eine uneigentliche Curve dritter Ordnung, welche aus einer dreifach zu zühlenden, durch den Doppelpunct gehenden Gera-

* LI

AEN UE nM DEESSET ER ID SONTREND EE dut REA RA ERES TUCHNERS N RURAL II n

2a UN a a ee SP T

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN $ SECHSTER ORDNUNG ETC. 21

den besteht. Mag irgend eine Linie dieser Art die gegebene Curve in

zwei Puncten schneiden, denen me Integrale o(0, a), «(2, 1) entspre-

chen; man hat dann auch :

3(4 4- 49) e

3 (0 -p $0) = q; und daher endlich an Stelle der Gleichungen 5. folgende: F (s) +s) = 3 (a9 + c?)

6) 3 (10) te» - 8 («0 1G»,

Diese Gleichungen brauchen nur bis auf Perioden der Integrale

erster Gattung zu bestehen; sind P, Q solche zusammengehörige Pe-

rioden, so kann man den Gleichungen 6. auch die Form geben:

s) sC) = a) + a) z ; KU Xu m a.u. al +2 =

In dieser Gleichung drückt sich das en der speciellen Drei- theilung der hyperelliptischen Functionen aus (vergl. Clebsch und Gordan, Theorie der Abelschen Functionen, p. 235 folg). Für P —0, Q=0 ist die Lösung des in diesen Gleichungen enthal- tenen Umkehrproblems bekannt; sie entspricht der eben angedeuteten uneigentlichen und zugleich unbestimmten Lósung der Aufgabe. Es bleiben noch 3*—1 = 80 eigentliche Lósungen übrig, welche den ver- schiedenen Arten entsprechen, die Function auf die Form v'— w^ zu bringen. Aber von diesen 80 Lösungen stehen immer zwei in solcher Beziehung zu einander, dass wenn die eine auf v führt, die andere —v ergiebt. In der That, betrachten wir zwei Lösungen, welche sich nur dadurch von einander unterscheiden, dass die Perioden P, Q.der einen denen der andern entgegengesetzt sind (oder, was hier dasselbe ist, das Doppelte derselben). Bezeichnen wir die der einen zugehörigen Inte-

grale durch die Indices 1, 2, die der andern durch 3, 4, so ist

BLEI HN HEN 3 MM) —c ı

LEO pg ac «940-9 = 3 WM) y.

Die Berührungspuncte der benutzten beiden Berührungscurven lie-

*

LU

r

22 A. CLEBSCH,

gen also mit den Puncten, in welchen eine beliebig durch den Doppel- punct gezogene Gerade schneidet, in einer solchen Curve 2., wie sie bei der Ableitung von 4. vorausgesetzt wurde. Aber diese Curve dritter

Ordnung wird von der beliebig durch den Doppelpunct gelegten Geraden

in vier Puncten geschnitten, besteht also aus ihr und einem Kegelschnitt; dieser endlich muss die gegebene Curve im Doppelpuncte noch viermal schneiden, also in ihm selbst einen Doppelpunct besitzen, also in zwei Gerade zerfallen. Daher liegen die Berührungspuncte der einen Be- rührungscurve mit denen der andern auf zwei durch den Doppelpunct gehenden Geraden; die Gleichung v*— f 0 muss für beide dieselben Wurzeln liefern, d. h. die beiden v kónnen sich nur durch das Vor- zeichen unterscheiden. Zwei solche Lösungen führen also auf dieselbe Transformation von f. >

eo ee Gruppirung der Lösungen des vorgelegten Problems, wenn eine derselben gegeben ist. Lösungen erster und zweiter Classe. Hülfsproblem.

Um die verschiedenen Lösungen der Aufgabe, die Function f in

der Form «'— u? zu bringen, untersuchen zu können, nehme ich an, eine dieser Transformationen ‘sei bekannt, die Function f also schon in der Form v/— u? gegeben, und es handle sich darum, sie auf andere Weise in dieselbe Form, v?— wu” zu bringen. Man hat dann identisch die Gleichung zu erfüllen : v? u” v. s, Diese Gleichung kann man auch in der Form schreiben: vou t ol Wu, oder endlich (r4- v) (c v) = (u—w) (u— ew) (u u), wo e eine imaginäre dritte Wurzel der Einheit ist. Man bemerkt sofort, dass diese Gleichung auf zwei ganz verschie- dene Arten erfüllt werden kann, und dass also alle übrigen Lösungen der Aufgabe sich in Bezug auf eine derselben in zwei Gruppen sondern.

ud

I :

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ERU ap Im ersten Falle enthält jeder der beiden: cübissben is dee v+, v— y einen der drei quadratischen Factoren u-—W,u—tcw,u—eW ganz; im zweiten Falle hat jeder der erstern mit jedem der letzteren Factoren nur einen linearen Factor gemeinsam. Die Lösungen v, v sollen, je nachdem eins oder das andere eintritt, Lösungen erster oder zweiter Classe in Bezug auf eine gegebene Lösung u, v genannt werden. Untersuchen wir den ersten Fall. Es ist offenbar ganz gleichgültig, wie wir die beiden ersten Factoren den drei andern zuordnen. Denn v, u sind nicht völlig bestimmt, sondern ersteres nur bis auf das Vor- zeichen, letzteres bis auf eine dritte Wurzel der Einheit. Aendert man aber diese, so gehen die obigen Factoren in jeder Weise in einander über, und man kann also durch Bestimmung dieser willkürlichen Ele- mente jene Factoren beliebig einander zuordnen. Seien daher u—ew und u—e’w die beiden quadratischen Factoren,

welche in den cubischen ganz enthalten sein sollen. Indem man die

linearen Factoren, welche noch hinzutreten müssen, beziehungsweise durch E—-en, E—e”n bezeichnet, erhält man die Gleichungen:

DORUM. ee (u— ew)

v—v' = k—en) (u—cw);

die Gleichung

wo? = W— uw aber geht r mit Benutzung der Gleichungen 7. über in:

B S.l uu -—t-nuc-e 1).

Die drei Gleichungen 7. 8. dienen zur Bestimmung von v, v', 5, 7. In der That stellen sie, indem man die Coefficienten der verschiedenen Potenzen der Variabeln, die jetzt æ ,, x, heissen mögen, gleich Null setzt, 11 Gleichungen dar, in welchen ebensoviele Unbekannte auftreten.

Man kann die Gleichungen 7. 8. aber sofort nach 4, v, v auflösen

und erhält dann

24 . A. CLEBSCH,

,

w = u—Ẹ? Enn? 9)... JW = e(e—1)(E2-21) u— (62-2) EEH] 2v 3u£—8BP-rm«.

Von diesen Gleichungen geben die ersten beiden die gesuchte neue Lósung, wenn man die linearen Ausdrücke £, n als gefunden voraussetzt. Die letzte aber liefert die Mittel zur Bestimmung dieser Ausdrücke selbst. Sie führt auf ein neues Transformationsproblem, welches für die erste Classe der gesuchten Lösungen characteristisch ist.

Bemerken wir nur einstweilen, dass jeder Lösung &, n der dritten Gleichung 9. drei Lösungen der gegebenen Aufgabe entsprechen. Denn die letzte Gleichung 9. enthält nur den Cubus von 7; diese Function ist also nur bis auf eine dritte Wurzel der Einheit bestimmt; indem man diese aber ändert, ändert sich auch das System «w, v. Wir wollen drei so zusammengehürige Lösungen w', v' ein Tripel nennen. Es wird sich zeigen, dass die Lösungen erster Classe aus neun Tripeln bestehen, denn die dritte Gleichung 9. führt auf eine Gleichung neunten Grades. Es mag gleich bemerkt werden, dass diese Gleichung neunten Grades eine Hessesche ist.

Das Problem auf welcher wir so die Lósungen erster Classe zurück- geführt haben, ist folgendes:

| Problem. |

Gegeben sind zwei binäre Formen, u vom zweiten, v vom dritten Grade;

man soll zwei lineare Ausdrücke & und n so bestimmen, dass identisch meer

oder auch, es soll eine lineare Function so bestimmt werden, dass der Aus-

druck 2v 3£u + & ein vollständiger Cubus ist.

Vergleichen wir auf beiden Seiten der Gleichung 10. die Coefliclótiteri, so erhalten wir vier Gleichungen mit den vier unbekannten Coefficienten von und 7; in der That wird sich zeigen, dass die Aufgabe vollkommen

bestimmt ist. Ich wende mich zunächst zur Aufstellung einer Gleichung :

neunten Grades, von welcher das Problem abhängt. Vorher aber wird es zweckmüssig sein, einiges vorauszuschicken, was das simultane Formen- system von u und v betrifft. .

ES O EE on UT IRE. MEE Ig MERI. 9 o ESSE.

V TNT u cS

f

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 25 8. 3.

Das simultane Formensystem von u und v.

Ich werde im Folgenden die algebraischen Formen, welche aus dem System der Formen u und v entspringen, fast sámmtlich benutzen. Be- trachtungen, wie sie Hr. Gordan Bd. I p. 90 der mathematischen Annalen und im 69. Bande des Borchardtschen J ournals angestellt hat, lehren, dass alle Formen des Systems sich als ganze Functionen der folgenden

15 ausdrücken lassen, unter welchen w und v mit inbegriffen sind:

Ordnung in v, v, æ. '

De =a aspi Fee 0a

- 2) « c wp alu... 022 3) o =) em... 0,3,3

4) Ar =(t QE oil pes i 0,4,0

Ea - uat uw. . .. L68

6) 9 p ume E. o 1,13

T) p —(aaya. . i AEQ erp

8) p Rdn: a

BA uy : 12 0

10) r = (dw) wz D IE EE. 1, 3.1

IfBORO 2080... 5 "2080

: 12) q pa ou. o rs PUMA A 13) s ze utu oes 2,3,1

s HB dup s. wu sr MAS ID M. um 7v e o $& V

Die Anordnung dieser Tafel ist die, dass zunüchst nach der Ord- nung in den Coefficienten von u, dann innerhalb dieser Gruppen nach den Coefficienten von v, und endlich innerhalb der letzten so geordnet ist, dass höhere Formen in den æ den niederen vorangehen. Was die Bezeichnung der Invarianten angeht, so ist dieselbe so gewählt, dass die Invariante zweier quadratischen Formen, o, $, welche die Coefficien- ten beider linear enthält, durch A, bezeichnet ist.

Mathem. Classe. XIV. D

26 A. CLEBSCH,

Unter den vorstehenden Formen findet man

5 Invarianten, darunter eine alternirende (gauche), 4 lineare Formen, darunter zwei alternirende, 3 quadratische Formen, darunter eine alternirende, 3 cubische Formen, darunter zwei alternirende.

Da die Producte und Quadrate alternirender Formen immer durch directe Formen ausdrückbar sind, so hat also jede Form des Systems die Gestalt

A+ Bw + C9 -- Dp 4- Er 4- F+ GM,

wo A, B, C, D, E, F, G ganze Functionen von v, u, T, p, s und den vier directen Invarianten sind. Unter den Ausdrücken, welche die Quadrate und Producte alternirender Covarianten annehmen, hebe ich folgende hervor, welche weiterhin benutzt werden:

P = 4 Au—2uvp + ur) E do = (tvp Tu t? Au) : ; I? = 4(tpu + vu Au Tv Au) p = vs—4Tp.

Ausserdem gibt es noch eine grosse Anzahl von Formeln, in welchen lineare Verbindungen der alternirenden Formen gleich Null gefunden werden, in deren Coefficienten nur directe Formen auftreten. Von sol- chen Formeln bemerke ich die folgende:

1h 2. uw vp.

Endlich hebe ich noch folgende zwischen directen Formen statt- findende Gleichungen hervor:

us = v Åu, pp mem p (u Au: —T Auu) RE a o. Ts = v Ar, pp p (u Ar TA) " qp 4 (Auu Ar A’ur)

II.

Alle diese Formeln sind entweder bekannt, oder so leicht zu be- weisen, dass ich den Beweis hier übergehen kann.

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 27

S. 4. ; Aufstellung der Gleichung neunten Grades, von welcher das Hülfsproblem abhängt.

E Die zu lósende Aufgabe besteht in der Auffindung zweier linearen . Functionen $, 7, vermittelst deren die Gleichung

3, o. 0: 20 Suo BY befriedigt wird. Statt nun die Coefficienten der x auf beiden Seiten zu E vergleichen, führe ich und v selbst erst als Variable ein und vergleiche

dann die Coefficienten. Es ist identisch: En’ = (Exo = [(ax)& (a5) n] (mw = (En)? a = (an) (a9) ne. Setzt man dies in die Gleichung 1. ein, und vergleicht die Coeffi- cienten gleicher Potenzen von £ und *, so erhält man:

3 .9(aw! 3 (En) (aq? in’ E i 6 (an)? (at) = 6(Ev) (ax) (a5) a Se en (a? = 3 (En) (at)?

Aus diesen Gleichungen sind die £, n zu.bestimmen. Ich werde

m zunüchst die n eliminiren, und sodann eine Gleichung herstellen, welche d nur noch den Quotienten = man nur zu bemerken, dass aus der dritten Gleichung 2) sofort folgt:

XT, = p (a$ $,

* enthält. Um das erste zu erreichen, braucht

3) . . E e “N, = 2 (a&)* a (a att s wo x ein noch unbestimmter Factor ist. Aus diesen Gleichungen folgt x(en) = zog (atr,

und dieses in Verbindung mit der letzten Gleichung 2) liefert zur Be- stimmung von x die Gleichung - 4. 0 Xm 4 (a£). . (BEY. Wenn also die & bestimmt sind, so sind durch 3. 4. die n bis auf dritte Wurzeln der Einheit gegeben. Dass sie weiter nicht bestimmt sind, 'erklärt sich dadurch, dass auch in 4. nur v? m

*

28 A. CLEBSCH,

Von den Gleichungen 2. bleiben nun die ersten beiden übrig, welche, wenn man die Verhältnisse der y, den Gleichungen 3. entnimmt, in Gleichungen zwischen den £ allein übergehn. Um dieselben abzu- leiten, betrachte ich zunächst die Ausdrücke (a5) (an), (a), (a5) (ax), (a), welche durch Einführung der Werthe der v in folgende übergehen:

a a (a£)? (5) (ad)? (bE)? (o qe wis (ag) (a8)? (B dee £) (a£)? (b£)? + (a5)? (bE)? (c8)? 5) 4x? (at) (an)? 4 (aB) (at) (ad) (BA? YE? 4 (a8) (a5)* 09" (aE + (at) (n9) 0E (az! = 8 (aB) lay) (a) (BE)? (E)? GEP 12 (8) (a1) (a5) BE)? QEP (a) + 6 (aĝi (at)? G5" aS DEF (at) (aS? E (cS Im Folgenden werden die dem Systeme von u, v angehörigen For- men nur gebraucht werden, indem v, —E,,», = —$, gesetzt wird. Daher

werde ich hier zunüchst die verschiedenen oben eingeführten Bezeich- nungen der Formen in diesem Sinne brauchen, so dass v für (a&), u für (a&)” gesetzt wird, u. s.w. Die Gleichung 4. liefert dann z. B.

6) soos e uem 4%, die erste Gleichung 5. verwandelt sich in | 1) C E. x (a £) (an) see 4

Um die zweite Gleichung 5. zu behandeln, bemerke ich zunüchst, dass aus der Identität (aa) (BE) —lag (at) = (ap) (ad durch Quadriren folgt: (aa)(ag)(95)(a) 4 [laa BE? + (af? (ad? (ap)? (a5). Daher wird das erste Glied der rechten Seite der 2. Gleichung 5.: (aa) (aß) (£^ (BE)? = pv £cw, und jene Gleichung geht über in: 8 . . . Alan” = 4pv 21:u 43u p w. In der dritten Gleichung 5. verschwindet das zweite Glied identisch, weil es durch die nichts ändernde Vertauschung von a mit ß sein Zei- chen wechselt; für das erste Glied liefert die Identität

br f- E E UR "n

E TN E p. -

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN ee ORDNUNG ETC. 2 lap) (r5 (ay GE) = (83) (ad) | |

durch Quadriren:

(«B) (e) (89 (r5) = Haphit? + (ra? (99* (Pr)? (a$), und man hat daher (ab) (ev) (BE? (9^ (a£) = 4v. so dass die dritte Gleichung 5. sich verwandelt in: 9 .. ... ..*(af(any == v(21--v). Endlich giebt dieselbe Identitit, welche eben benutzt wurde: (aĝ) (a3) (ad) (BENE BH = (33) 89 (58). v = vo, und die vierte Gleichung 5. verwandelt sich also in 310 . ouo x au = v (8w bru—u)). . Mit Hülfe der Gleichungen 7—10. erhält man nun, indem man die Verhältnisse der y aus 3. in die ersten beiden Gleichungen 2. einführt, die folgenden Gleichungen: 4w but + 6vp 69u + u? 2v*

0.—:2«—1- 49 u}, wobei nur der überflüssige Factor v ausgelassen ist.

Die beiden Gleichungen 11. sind nicht homogene Gleichungen in £,,5,; aus denselben soll nunmehr eine einzige abgeleitet werden, welche in diesen Grössen homogen ist. Zu diesem Zwecke setze ich ; ir, = an Stelle von £,, £,; dann nehmen die Gleichungen 11. die Form di :

p 408% 6uxM + 6vpY Gurt 2,”

0 = 21)? -- 484 u, und die gesuchte Gleichung wird aus diesen beiden erhalten, indem man À eliminirt. En

Die erste Gleichung 12. vereinfacht sich in etwas, wenn man sie | 5 mit 2 multiplicirt und die zweite mit 3u multiplicirt pecus sie geht dann über in: 13)

11)

19)

ei

0 = 8w)? + (12 vp 6ux)X* (i? + 4v?)

30 | , A. CLEBSCH,

Ich bilde jetzt aus dieser und der zweiten Gleichung 12. die Func- tionaldeterminante nach A und 1. welche ebenfalls verschwinden muss: as 8o)? + (8vp 4ux)À 271 + 29

4vp —2ugXY w 4e? 20 | oder, wenn man durch 2 dividirt: 0 X (8w 4zvp + 2c wu) + X (&8vp 289ux 4r w) -E À (ih + 4 cv? Aw? vp + Zur) + 9 (2? + 4v.

Zieht man hiervon die Gleichung 13. mit 9 multiplicirt ab, -und addirt die zweite Gleichung 12. mit À (2p ur) + 29v multiplicirt, so bleibt die für A quadratische Gleichung übrig:

14) . 0—4ÀXuw(i$—uw)-F-X(&zv? 4- xw? 6u*vp —3uz-4- 8497) + 89v". | Diese Gleichung enthält den überflüssigen Factor v. Denn nach i 13. : uw = pv P = 4 (tu 2urp + Aut”), und indem man dies einsetzt, und durch v dividirt, bleibt übrig : 15 . . 0—AXup + Adv &uv Åu + 2w p) + 89v.

Zu dieser und der zweiten Gleichung 12. kann man als dritte Glei- chung zweiten Grades diejenige hinzufügen, welche entsteht, wenn man aus 13. und der zweiten Gleichung 12. den höchsten Term eliminirt:

0 = (12vpx bu? 1603) X* + 4owÀ ru? + 4v^. |

Zieht man hievon noch die zweite Gleichung 12., mit ut multipli-

cirt, ab, so bleibt nach Division mit 4:

0 = (8vpx 2ur? 403)? + u(ou x8)À «v? , was wieder durch v theilbar ist. Denn ausser der schon benutzten Gleichung für uw hat man aus I. noch

dw = 4 (Puw 4 v Auw Top), so dass die fragliche Gleichung nach Weglassung des Factors v sich in 16) . . . . 0 = (tp + 2v An) upk tv

verwandelt.

x

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 31

Wenn man nun aus 15. 16. die Verhältnisse von A?, X, 1 berechnet, so findet man sie abermals durch v theilbar. In der That hat man, wenn v ein unbestimmter Factor ist:

vX? —v[—4cv + 2x:uv Ay, 2v px + 89pu] —v[89cp + 169v A. + 4up*] y. 1 = v[—4cp-- urp Au —81:v Au + 4uvAu An —4u’ p Au] —2wu'(p^--29).

Nach I. ist nun pt + 2p 2vs, und daher in der That reclits : alles durch v theilbar, so dass man diesen Factor in v eingehen lassen P kann. Drückt man noch aus I. dp und aus III. ws aus, so erhält man:

9»)? = 4o 9tuv Aq, + 29V px + 4w v Au 17) 83«:p + 163v Aq + Aupr

y. 1 ——4:*p 2urp Ay, —819 Au: + Auv (Auu Auc Au,pp) H-4up?, und indem man dies in die zweite Gleichung 12. einsetzt, findet man die gesuchte Gleichung 9. Grades:

0 v [—8:5 -- 12** u Au, But Au. 4 U? (Auu Aus As, pp)] + Utp Auu

AW p + 32 op*u 16(x Auu Eu Aq) v! p 32 Au, Auc v. Diese Gleichung liefert die Verhältnisse der &; sei eine Wurzel

der Gleichung = und die absoluten Werthe der C irgendwie bestimmt,

18)

so findet man, indem man diese an Stelle der & in 17. einsetzt, den Werth von à, und sodann die eigentlich gesuchten Werthe der aus den Gleichungen:

t, = $ =>: E, = Žž. ^

Man kann also auf neun Arten eine lineare Function & so bestimmen, dass der Ausdruck 2v —83uE-1- 8 ein Cubus ist.

Ich werde jetzt zeigen, dass die Gleichung 18. eine Hessesche Glei- chung ist. - ;

8. 5. - Gruppirung der Wurzeln der Gleichung neunten Grades gegen eine derselben.

Nehmen wir an es sei irgend eine Lösung des vorgelegten Problem gegeben, also zwei solche Ausdrücke £, n bekannt, dass identisch

- A. CLEBSCH, 2y 3u? E p wy.

Für eine weitere Lösung , y muss dann die Identität stattfinden :

3£u P + n = 3E u E H gË, oder | 1) . ... (—9["--t£E--P—3w 1 . Man sieht daher, dass & bis auf eine Constante einem der drei Factoren von 4? y? gleich sein muss, dass also, wenn e eine gewisse dritte Wurzel der Einheit, m einen constanten Factor bedeutet:

20, n , . nn = ım me};

oder, mit andern Worten, es giebt immer einen solchen luxe Aus- druck z, dass:

E ss Ec oO end ma). Führt man diese Ausdrücke für ® und y in die Gleichung 19. ein, so kann man durch ——E dividiren, und es bleibt die Gleichung übrig: 92) . . . Bu = 3( mi) + 3E— mr) + (1—m52. j Um diese Gleichung zu lósen, fahrt man eine neue lineare Func-

tion G ein, indem man setzt:

ee en

rd

Durch diese Substitution verwandelt obige Gleichung sich in die reine Gleichung:

(04... Leit - En) 46— s'y.

Die Zahl m muss also so bestimmt werden, dass der Ausdruck rechts ein vollständiges Quadrat ist, oder es muss die Discriminante des

‘quadratischen Ausdrucks rechts verschwinden. Nach einer oben benutz- ten Bezeichnung (p.25) ist diese Discriminante

(1 = [Auu 2 Au + 2 m Åu, m = 2m À t m]

+ - " iA. «uu 2m Au, £n + m“ Ay, + m (1 Kar m^) Az, m]:

E.

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 33 Uebergehen wir den Factor l' m’ als unwesentlich, setzen wir der Kürze wegen: ug 4. Au i = B, m C, und bemerken dass Ais, qm ee p "1 ST 28, 5, Na T ia EY (Ev), so erhalten wir zur Bestimmung von m die biquadratische Gleichung: d o ooo. 0 =! —— [Aw 2A + 2mC 4m(Evy] + + [A 2m? + m? 0].

Man sieht hieraus, dass in Bezug auf jede beliebige Lösung &£, * des vorgelegten Problems alle übrigen sich in vier Paare gruppiren, so dass die vier Paare von Lösungen zunächst aus der biquadratischen Gleichung 25., sodann aber die Lösungen jedes Paars aus 21. 23. 24. erhalten werden.

Diese Gleichung vierten Grades hat bemerkenswerthe Eigenschaften. Schreibt man sie nach Potenzen von m geordnet: 0 = m! (En)? C) 4- 4m* (A 4A) 6m B + 4m(C— 1 (8) + (2A A), so findet man für ihre erste Invariante sogleich den Ausdruck: i (Ex C) (2 Au. A) (&C— (En) (A— 1 Aw) + 3 = $ (En) Auu 3(AC— B). Aber es ist : AC B’ = $[(a5* (bu 2 (a4) (bë) (av) (bm) + (au) (0 )] = +|(a$) bn) (b) (an)? = +(ab)’ (En)? = 3 Aw (59^. daher i o. Die erste Invariante der biquadratischen Gleichung verschwindet. Es ist ferner leicht eine lineare Substitution zu finden, durch welche die biquadratische Gleichung in eine andere übergeht, deren Coefficienten nicht mehr E und y, sondern nur noch die simultanen Invarianten von u und v enthalten. Führt man in der biquadratischen Gleichung m’a+4Am’b+6m’c+Amdte=o die neue Variable s ein mittelst der Gleichung j

ma = 6 b,

so verwandelt die Gleichung sich in:

: 6 + ba? + 489 +y =0, Mathem. Classe. XIV. E

34 | A. CLEBSCH,

wo a=ac—b*, B = 3abc de 2b, | und wenn, wie im vorliegendem Falle, die erste Invariante verschwindet, so hat man noch | = 3g, so dass die biquadratische Gleichung die Form annimmt: of + 6ac* J- 48a 8a zz. In dem vorliegenden Falle ist die ee desc s 26 4, 4-8 ) E Vd . M = ET und die Coefficienten a, B erhalten die Werthe: 27) A = BET C) (4 t Aw) B = 3B(&)— C) (A—£EAw)—(C— HEN) (8n C) (A Am)“. Ich werde zeigen, dass diese Ausdrücke rationale Functionen der simultanen Invarianten von u und v sind. Zu diesem Zwecke bilde ich die simultanen Formen von w und v, indem ich für v den Ausdruck 2v—3u£— E + n? zu Grunde lege. Man hat identisch

“en = CF —23BE 4- Av.

also auch 2v(En) (3C En) 6B£»-- 346v + (En;

daher, wenn man alle Formen immer für die Variabeln £, n midek, und dann mit passenden Potenzen von (6 5j multiplicirt:

Au (Ex) = 2(AC B’)

2p(En) = 45(AC B) A£(E1)) + nC (6x) oder, wenn man durch (y)? dividirt :

2p E[2 Auu A] + C

und daher: 4 Au, pp = A! F C 24B0 HL Au (BO A + 4A A.

Pener erhält man

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 35

3C (in? —2B | dl 2t(n) = |—2B | A En, A (En) 4 und daher | I | ! E 2% | sein IB c CAM BAET |—2A2- P n d 3 [Mt Gyt 4|

oder wenn man die letzte Vertikalreihe von der ersten abzieht, nach der E. letzten Horizontalreihe ordnet, und durch (£4) dividirt : 3 o do ecco d BOE ARA Ht E - woraus sich unmittelbar 98... 5. 4 e Bo EAS, ergiebt. Endlich ist AO iF —2B .6AC—29A(x! 85 8 Ar (Eq = |—2B A 24AB+3C(En? (En) o En? —4B(w'—24

oder wenn man die erste Vertikalreihe mit 2 A, die zweite mit 2 B der dritten hinzufügt und sodann durch (Ew) dividit:

3C— (py! .—2B 644—44A Eur.

Sá. c [2*5 A 8C—(u A (en? —2B | —4 4! 4- 8B! —12AB C 6 Auu A? + (Ex)? (122A4B 12 Auu B 9 C^] : + 6 C(ev)* (En)? und daher

29) . . . . B = 5 Auu Au 2 Ac 4 App + d Ao. Die Aufsuchung der 8 übrigen Wurzeln, wenn eine, gegeben ist, hat man also hiedurch zurückgeführt auf die biquadratische Gleichung 30 .. .. d 684«—44w)o a + 46 Aus Ae 2A Aut Eas Aaa LAS

N

98 —. A. CLEBSCH,

Jeder Wurzel o dieser Gleichung entsprechen zwei Lósungen, welche durch die Gleichungen gegeben sind:

(E— m? , 3 +25 (t£—m* en ee Som EA = q+ F. dm d med

31) 2 il». £2 Lr 2.2 Vicit TE a nm) av. m

(in)? Bemerken wir hierzu noch, dass nach $. 4. das Verhältniss der U durch die £ ausdrückbar ist, dass man also hat nn, Man: wo n",, 7°, bekannte Functionen der £, und wo x^ ebenfalls durch die : & ausgedrückt war. Daher hat man aus der letzten Formel 31. | m —xP. wo m^ eine rationale Function von &,,&,,s ist; und weiter ist | C= uP) +4)

eine rationale Function von £,, 1. ‚s allein, während die ersten beiden

in 31. Ir m an EET X8 qm?3 = + REIFEN xr | nos

1 gud ` rechts ebenfalls nur noch solche Functionen enthalten. Diese letzten Formeln nehmen also die schematische Gestalt an: ë = M+ NVO(,.E,.9), ey M' 4- N VOE. 598). wo M, N, M', N' lineare Functionen und 9 eine Constante bedeuten,

welche £,, £,; o sämmtlich nur rational enthalten.

-

S. 6. Conjugirte Lösungen.

[]

Drei Lósungen des Problems, deren zwei aus einer derselben mit- telst derselben Wurzel der biquadratischen Gleichung gefunden werden,

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 37

nenne ich conjugirt. Ich werde zeigen, dass dieselben immer conjugirt bleiben, von welcher unter den dreien man auch ausgeht. f

In der That, bezeichnen wir die ursprüngliche Lösung wieder durch &, n, die conjugirten aber durch £, yf und £", n”, so ist nach 21. E=:+z ow-es(ndmz | Cet4 xn xtd) wo e und e, dritte Wurzeln der Einheit sind. Aber diesen Gleichungen | kann man immer auch die Form geben:

te—t—z n = ê (y mez) PE e—a t= ee, mes, —2).

Hieraus erhellt sogleich der folgende Satz:

Wenn man, statt von einer Lösung &,n auszugehn, von einer ihr mit- telst der Wurzel m der biquadratischen Gleichung conjugirten E, v aus- geht, so wird mit dieser wieder conjugirt erstlich E, y, und dann die früher mit ë, y und E, m conjugirte Lösung. Drei einmal conjugirte Lösungen blei- ben es also immer, von welcher derselben man auch ausgeht. Und zwar tritt, indem man, von E, n statt von E, v ausgeht, nur me an die Stelle von m, z und z, z an die Stelle von z und z,. Die dritte Potenz der Wurzel m der biquadratischen Gleichung bleibt also ungeändert.

Es ist leicht nachzuweisen, dass auch die zugehórige Wurzel a der reducirten biquadratischen Gleichung 30. stets ungeändert bleibt, also einem System conjugirter Wurzeln fest angehört. Bezeichnen wir zu diesem Zweck durch A’, B', C', was aus A, B, C wird, wenn man darin die &,n durch die €)’ ersetzt. Es ist dann nachzuweisen dass (vgl. 26.)

(en? C) + A = em (E)? C) + A. Um dies nachzuweisen, gehe ich von der Gleichung 22. aus: 33) . . 8u—8(E*—mw) + 3(6— m" nz + (1—m)z, durch £,«', sm, z ersetzt, die an-

LR

aus welcher, wenn man £, y, m, z dere folgt: 34) . 3u = 8(" emi") 3E èm yz + (1—m)z Setzt man nun in der ersten Gleichung v, = £,, 4, = &,, oder

LI

38 A. CLEBSCH, £$.—43, £,-—. 1, und in der zweiten do 3E Qa f. die æ, 1,,2, = q,, so erhält man die vier Gleichungen:

3A = 3m(Emy 3m" (En) (E : -+ (1— m?) (£z

3C km + SEn + (Im) (en?

BA 3: ml? + BPm ENE n (1— m?) (E zy

3C— 36) IEn) 3- 0 m) (zq).

Daher folgt: ;

35) u, ee) —m’ilen) Peer [&)’— (@2)) C—C = [meer] + EEn (6x)H- 7 ine)? elne]. Inzwischen ist

(2? EF = k) t (€2]6—82.2 = 0 (zx —s (xy = [en + Gx))6 en) = 0, und aus 35. ergiebt sich also weiter: (A— A) m(C aa = —2m[ En)? EnF] + m(Ex) (z mE—n) + me (En) (z, emg 1).

Setzt man nun £— £ an Stelle von z, und bemerkt, dass

emẸț = e(mẸ— n), so kann man dieser Gleichung die Form geben: (4 A —m(C—: C Tris = m (in)? ENP] em (Ex) (£x) + m En? em (Ec) En)— me) = allen’ «(xy was zu beweisen war. Die biquadratische Gleichung 30. erscheint hienach als die Grund- lage für die Lösung der Gleichung neunten Grades. Da jede Wurzel der letzten vier conjugirten Systemen angehört, so muss es ul 54d solcher Systeme geben, welche zu drei einer Wurzel der biquadratischen Gleichung entsprechen müssen. Dass sich dies wirklich so verhält, zeigt sich am deutlichsten, wenn man die Gleichung zwölften Grades wirklich aufstellt, von welcher die zwölf conjugirten Systeme abhängen, und zeigt, dass sich dieselbe mit Hülfe der biquadratischen Gleichung 30. in vier cu- bische Gleichungen auflöst. Dies soll im Folgenden geschehen.

*

ZUR THEORIE DER BINÄREN, FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 39

Set. Aufstellung der Gleichung zwölften Grades, von welcher die zwölf conjugirten Systeme von Wurzeln der Gleichung neunten Grades abhängen.

Die zwischen zwei Lösungen $, n und EZ, eines conjugirten Sy- stems bestehende Gleichung 20. n— en = em(t—£) i : kann man auch dadurch identisch befriedigen, dass man eine lineare Function ? durch die Gleichung einführt.

Die obige Gleichung liefert dann dol sx a od ES EM Cori. 4

und die Gleichungen 32. liefern für die dritte Lösung, welche zu dem System conjugirter gehört ee, ee Es bestehen also, indem wir diese Ausdrücke der n einführen, die drei Identitäten: 2 | = 3u E p m (E-r t? 2v = 3uf + m? (E -- t? 2v = 8u£' £^ + m (E'-4- 0. . Die drei conjugirten Lösungen £, £, E' sind also, wenn man t und m? als gefunden voraussetzt, die Wurzeln der cubischen Gleichung

39 . . . . 2v» Bu Pt mit), und die Bestimmung von t und m’ erfolgt durch die Bedingung, dass diese Gleichung in’E in der Weise auflösbar sei, dass die dabei eintretenden Irrationalitäten nur in die Coefficienten der x eingehen. Setzen wir, um die cubische Gleichung zu lösen

`

m’t+ y. +y JURE. FEN Cf cm Imo am "Y o ECT c Rm Lr eT 40) y . . E 1—m? n = em 1—m?

, m?t - u+ dU „ttet boss N e £e, er

eme un

10 A. piss d

wo x eine dritte Wurzel der Einheit ist, so ergeben sich zur Bestim- mung der linearen Functionen p, v, ? und der Constanten » die Glei- chungen py = m)-Lu(1—m) ; ls + = m (1pm p 3m (1— m’) tu 2(01—m*v, welche identisch für die æ erfüllt werden müssen. In der That giebt die Vergleichung der Coefficienten auf beiden Seiten dieser She Che Dn | sieben Gleichungen, in welchen die sieben Grössen p,, Ey, v,, Ypo f, t, m die Unbekannten sind. Es ist zu zeigen, dass das Problem ihrer Be- stimmung von einer Gleichung zwölften Grades abhängt.

Um zunächst aus den Gleichungen 41. solche Gleichungen abzu- leiten, welche die lineařen Ausdrücke u und v nicht mehr enthalten, bemerke ich folgendes. Die beiden Formen zweiten und dritten Grades

41).

,

yy: S. Ta 4+ y? = haben erstlich (wie man sofort sieht, indem man yp, v als die Variabeln betrachtet) die Eigenschaft, dass die aus ihnen gebildete Form p (S. 3.) identisch verschwindet. Sodann ist die aus v gebildete Form x gleich multiplicirt mit dem Quadrate der Determinante von p und v, wäh- rend andererseits auch

Aww = +4 (p»). Die beiden Identitäten 42) ae /" à dur (B)w, v' = * (z) gp = Au» Aww

sind jetzt zu bilden, indem man für w' und v' die rechten Seiten der Gleichungen 41. setzt.

Die Form p der beiden Formen we =m t + 1—m^?)u vr = m (14m) E + 3m? ee 2(1— mv bildet man leicht, wenn man aus v; zunächst den Ausdruck ableitet 43) v.v =m" (1 m?) tety m? (1—m?) (tzay 4-2 t, az ay) 2 (1—m** aso. . In diesem Ausdrucke hat man nur y,?, y y. y, iu umgekehr- ter Folge durch die Coefficienten von w' zu ersetzen; und indem man

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 41

dies für die beiden Theile des Ausdrucks von w einzeln ausführt, ergiebt sich. sofort :

(p) w = ee a DM

+ m*(1— mt (at) -4-m*(1—m?' (tz Av4-2(tb)az(ab)) —2(1—2m?)'az(aa),

wo nur noch ei» umzuformender Term übrig bleibt, nämlich

(tb) az (ab) = 4 (ab) (az (tb) bz! ta) = num FA tz, so dass die Gleichung (p),;; = 0 mit E RE. des überflüssigen Factors (1— m?) die Gestalt annimmt: 0 m"(1 + 2m?) (at)? 2m*(1 m?)az(at)* + 2m*(1 ci m?) Auut; —2(1— m" pz.

Diese Gleichung muss für alle Werthe der x befriedigt sein. Setzen wir erstlich », =t,,2, = t,, so kommt, nach Uebergehung eines Factors 2 (1 —?): t . :

AM... mat? J- (1— mY(pt) 0.

Setzt man dagegen z, = p,, 4, = p, so kommt nach Division

mit m^: i 0 = (1+2 m?) (tp) (at 2 (1— m?) (ap) (at)? + 2 (1 m’) Auu (tp). Darin ist (ap) = 1)? (aß) (a t} (a B? + (aß) (at) (a B) + (62) (aa) (at) (a8) (B1) (aa) = (aß)? (at)(at) (a8) = (at) (52) (a7) = (pt? (S. 3.), so dass man der Gleichung auch die Form geben kann: 45) (12-25) (p?) (at? + 2(1— m’) (pt)? --2(1 m?) Aus (pt).

Da zur Bestimmung der drei Unbekannten t. t,, m ausser 44. 45. nur noch eine Gleichung nöthig ist, so werde ich die zweite Gleichung 42. nur unter der Voraussetzung z, = f,, 2, = t,, also t = 0, ab- leiten. Hiedurch verwandelt sich 43. in:

(v f)v,? = 2m* (1 m’) ty ay (at) 2(1 m’) (at) a y". und man erhält (rt), wenn man in diesem Ausdrucke für y,*, 3. Jr y; die Coefficienten des Ausdrucks selbst in umgekehrter F 26% setzt, also Mathem. Classe. XIV.

42 ‚A. CLEBSCH, (2v = —2m*(1—nm?y(at) (bt -4-8m*(1—m?)'(at)*(aa)(at)-2-4 (1—m?)" (at) (Bf) (ag) 2m? (1 m?) (at (bt? + 8»? (1 —m*? (9t? + 4(1 ur (c £j*. Zugleich ist. | Aww = (lm?) Auu + 2m? (1 m?) (at).

Daher verwandelt sich die zweite Gleichung 42., nach Division mit 2(1— m^? in:

46 0 = (a t}? (bt? + 4m? (1 m?) (892? + 2(1— m’) (xt) + 2(at)* (1 m?) Au, + 2m? (at)?).

Im Folgenden werde ich der Bequemlichkeit wegen für alle vor- kommenden Formen voraussetzen, dass darin z, = f,, 2, = t, ge- setzt sei. Unter dieser Voraussetzung nehmen de Gleichungen 44. 45. 46. nunmehr folgende Gestalt an:

0-—m)v--(1—m»)p -

47) 40 = (14-2m)) pu + 2(1 —m’)p + 2 (1— m?) Au; p 0 m (4— mW -- 4m (1—.m*9 4- 2(1—m*?«-- 2 (1—m^) Ausu

Diese Gleichungen enthalten die Unbekannten f,, t,, m. Ich werde statt £, und f, setzen =, =, wodurch die Gleichungen in

5 = mv + (lm 48) 10 (14-2m?) pu + 2 (1 m?) + 2 (1 m’) Auu p X?

lo = mm Am (1— m*)91-4- (2 (1 m3) «1-2 (1—m?) Aus u) V übergehen, und werde, indem ich X und m eliminire, eine einzige homo- gene Gleichung für ?,, t, herstellen, welche dann die gesuchte Gleichung zwülften Grades ist. Entnimmt man aus der ersten Gleichung den Werth

A oss Ao. und setzt dies in die andern beiden Gleichungen ein, so erhält man: 50) BE (c 3p) pu + 2vpk + 2v Ampi 0 = (4v— 3p) pu 4pv94 + 2v (vr -+ (v —pM) Auuu),

die letztere nach Division mit X. Addirt man die erste Gleichung, mit u multiplicirt, zur zweiten, so wird diese durch v theilbar, und es bleibt:

0 = 3p? (4p8 2ug) + 2v(z4- Aqu),

|. ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. P

ee woraus

Do c ac = pie A) 4p9 2up E ders Und wenn man dies in die erste Gleichung 50. einsetzt, erhült man: 1 p(3up—2 Auuv) (8Bpu—2 Auuv) u 21v) | i E : + 2pv(&p9 —2pu)(3pu—2.A,,v)u —2xv) upv(49p —2puy = 0.

Diese Gleichung ist vom vierzehnten Grade; sie reducirt sich aber auf den zwölften, indem sie, wie leicht ersichtlich, durch theilbar wird. Denn die nicht mit u behafteten Glieder sind

16 p v? T (Ẹ p 44T Au), was nach der Formel für dp aus Tafel I. gleich | 8 pr” zu(Aucv4- p 1) ist. Entnimmt man überhaupt die Werthe von p°, dp, 9* den Formeln

(Tafel L) | P 4 Auv? —2vup--:v)) 0 -— + (Auruv Auuvt+ptu) p c ýs itp] :

Bun ersetzt im Resultate us und zs durch die Ausdrücke (Tafel IL) us = v Au, pp + p (Aut Au u) p? TS = V År, pp + p(Au x Art), : so erhält man mit Uebergehung des Factors u die Gleichung: 0 27 p*u* 54 Au, vphi? + 36 (A*uu + Au) v p u? | 8 (Afm H2 Ain Ans 2 Asp Ac) pu + B (Aun Au pp Ar pp) Diese Gleichung zwölften Grades enthält z Br nicht mehr; sie ist in der That eine biquadratische Gleichung für ^, und ihre Auflösung kommt also auf die Lösung einer biquadratischen Gleichung und meh- rerer cubischer zurück. Aber die biquadratische Gleichung ist in der That keine andre, als unsere Gleichung 30.; dem setzt man ee el + 3 Auu) © so geht die Gleichung zwülften Grades in die biquadratische (30.) F2-

pP EEE IP ER Cor IRI tn zv TWEEN TE S IE dos UDIN e ER NUNC IEEE er Bye STE Ed EL Ee D ELE iQ c e y : EY

44 A. CLEBSCH, 53 . .., . 0= 4-6(2A«— T + 4(5 Auu Au: 2 An —4 Au, pp + + Auu) o 3 (2 Aur 4 Auu)

über, und die Aufgabe ist also auf diese und die cubischen Gleichungen

52. zurückgeführt. Die letztern liefern die drei conjugirten Systeme, welche einer Wurzel der Gleichung 53. entsprechen, und welche alle Wurzeln der Gleichung neunten Grades, jede nur einmal, enthalten müssen.

S. 8. Andere Ableitung der cubischen Hülfsgleichungen. Die Auflösung der Glei- chung neunten Grades. Die am Ende der vorhin gegebenen. Betrachtung nothwendigen Rechnungen kann man vermeiden, indem man folgendermassen die cu- bische Keichung 52. direct aufsucht. Wir fanden oben (26.)

En?

Es wurde ferner ne 6. gezeigt, dass wenn man &£, y durch und "| oder durch £" und y” ersetzt, m in me und me, übergeht. Man hat also auch

$4 c6 WE E= e ; Ap 4-5 me == Pe eq Paa er ,

wo A', C und A", C" die Werthe bedeuten, in welche A, C übergehen, wenn man £, in £, y und in €”, 7” verwandelt.

Setzt man nun in diese drei Gleichungen, nachdem man mit den Nennern heraufmultiplicirt het; die Ausdrücke 40. conjugirter Lösungen ein, so -erhält man:

m* (fy) + (en)? m’ (at) + (ap) + (av) = (1— m’)? ( Au—o) [m (at) + (ap) + (aXf. nebst zwei andern Gleichungen, welche aus dieser hervorgehen, wenn man yg, v durch x p, x! v oder durch x! p, xv ersetzt, wo x eine imagi- näre dritte Wurzel der Einheit ist. Daher zerfällt die obige Gleichung sofort in die drei folgenden :,

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 45

m’(tp? m (ap) 4-2 (at) (av) = (ap)? 2m(at) (av) m’ (tv? m (av +2 (at) (au) = (av)? 2m’ (at) (ap) 2m’ (tp) (9) —m’ (at)? +2(ap) (av) = (1 m*)* Au 0) m'(at? —2{ay) (av).

Nun ist aber in Folge der Gleichungen 41.

(tu)(t») = (1— m) (af, (ap) (a9) = (at? + (1 m?) Au.

Führt man dies in die letzte der obigen Gleichungen ein, und be- zeichnet wieder (a f)? durch v, indem man wieim Vorigen x, —£,, v, = w E gesetzt denkt, so erhält man, mit Auslassung eines Factors (1— m):

0 = (1— m’) (3 Auto) + 3um*.

Diese Gleichung aber zusammen mit der ersten Gleichung 47.:

0 = (1— mp + mv giebt ohne Weiteres durch Elimination von m

3up = v(s-+ 3 Aw). was die cubische Gleichung 52. ist.

Die Auflösung der Gleichung neunten Grades gestaltet sich nach dem Vorhergehenden folgendermassen. Man sucht zwei Wurzeln s, o der biquadratischen Gleichung 53., und löst die beiden zugehörigen cu- bischen Gleichungen 52., welche zunächst die Verhältnisse der zugehö- _ rigen f, sodann aber mit Hülfe von 51. 49. auch die absoluten Werthe, so wie die Werthe von m?, liefern. Sind nun f, f zwei lineare Fun- ctionen, welche nicht derselben von diesen beiden cubischen Gleichungen zugehóren. Man hat dann aus 39. für eine gewisse Lösung f des vor- gelegten Problems zugleich die beiden Gleichungen : |

2v —3ut£ + m (+t? MN... 2v = 3u& P + m (E+ P.

Daher folgt, wenn man die Werthe der m, m' aus den gegebenen

Werthen von m’, m" irgendwie bestimmt denkt:

m+) = em +t),

also

mt —cm't! EI——

m em t

46 A. CLEBSCH,

Es bleibt nur noch die Bestimmung von e übrig. Diese erfolgt, indem der Werth von & in eine der Gleichungen 54. einsetzt, wodurch man erhält: |

t— emt m? m’ ® , 3 ‚mt em'ť,3 a dap reg er A Te

Diese Gleichung kann nur für einen Werth von e bestehn, und ge-

nügt daher zu seiner Bestimmung.

S. 9. : Gruppirung der Lösungen verschiedener Tripel gegen die Lösungen eines | Tripels.

Fassen wir jetzt alles auf die Lösungen erster Classe bezügliche zusammen, so sehen wir, dass dieselben in der That neun Tripel bilden, welche von einer Hesseschen Gleichung neunten Grades abhängen.

Aber zwischen den Lösungen der verschiedenen Tripel finden noch Beziehungen Statt, welche durch die roeg 36. ausgedrückt werden. Sind und

i. end Functionen, welche zusammen eine Lósung der Gleichung 2 1. 0: 49 —OSurL cgo

bilden, also eine Lösung erster Classe bestimmen, so gehören zu dem- selben Tripel die Lösungen, welche durch und beziehungsweise die Ausdrücke

| m = e m ($ =- t) Hoon | ue T mE i) gegeben sind. In einem andern Tripel, welches durch die lineare Fun- ction £, characterisirt ist, hat man dann entsprechend B o REN $i ur = em, + y, = €m(5,3-1)

ZUR THEORIE DER BINÀREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 47 und mit beiden Tripeln ist ein drittes conjugirt, welches durch £, und die Ausdrücke

f e m(E, +t)

D o: coin „= m, +i)

e e*m (E, + 9 | bestimmt ist. Man erhält ebenso die drei übrigen Systeme conjugirter Tripel, welchen das en angehört, wenn man in diesen Formeln m, t durch m’, f; m", t"; m”, f" ersetzt, wo m, m, m’, m". die vier Wurzeln der Gleichung 25. (p. 33. sind.

Durch diese Formeln sind den Lösungen eines Tripels die jedes der acht andern einzeln zugeordnet, indem die vortretende Potenz von e bei entsprechenden Lósungen dieselbe ist. Es entsteht nun die Frage, ob diese Art der Zuordnung unverändert bleibt, wenn an Stelle der Lösung & ņ eine Lösung eines andern Tripels, etwa &,, n,, den Ausgang bildet.

Zunächst sieht man sofort, dass für die conjugirten Tripel, in denen E, n; E, E, m, vorkommen, die Zuordnung sich nicht ändern kann, so dass also drei conjugirte Tripel stets eine feste Zuordnung der in ihnen enthaltenen Lösungen besitzen. Denn die obigen Gleichungen fahren fort zu bestehen, von welcher der drei Lösungen man auch ausgeht. Aber es ist leicht zu zeigen, dass für eines der sechs übrigen Tripel die Zuord- nung nicht bestehen bleiben kann. Seien &, y, von welchen wir früher ausgingen, &,,7,, von welchem jetzt ausgegangen werden soll, und

p Ng drei nicht conjugirten Tripeln angehörig; also

ho = m. ny = mw E, He). Sollte nun die Art der Zuordnung erhalten bleiben, auch wenn man von n,,&, ausgeht, so müsste auch sein: m m" (&,4- t}, N, Bar m (E, 4-t). Man hätte also, nach Elimination der ?, die drei Gleichungen: "dr =m (,—t) : ftt Mer m (E =$) h = M ky $)»

No

48 : A. CLEBSCH, also

0 mE, —5) -- m (E—&,) + m" (E, —£,). und da zugleich die m im Allgemeinen sümmtlich verschieden sind, so folgt daraus, dass die die Form haben:

t =- A-r-mB E.— A-r-mB a F —A+mB,

wo A, B irgend welche lineare Functionen sind. Und es ergiebt sich

weiter:

n,—n = m (m —m^B

n 3, = m (m’—m)B

ho N, = nin —m)B, oder: :

0,— C-EmmB : 7,-— C -- m' m B, .. E wo C abermals eine beliebige lineare Function ist. Andrerseits, da die £, y; £,, ,; E, N die Gleichungen 2v —3uE E A 2v —3u£, —£? En? 2v = Bui, t£, + befriedigen, folgt, dass identisch:

j| E m?—£3 0 = A A cox E Eo Ne

Setzt man hier die obigen Werthe der £, n ein, so kann man zu- nächst B als Factor herausziehen, und es bleibt lw jte: l m i CER S. 1 m a E 3% | Zerstört man nun noch mit Hülfe der ersten Vertikalreihen die be- treffenden Glieder der letzten, so ist die Gleichung abermals durch B

0 =

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 49 | theilbar, und es bleiben alsdann durch DB zum drittenmal nicht unmit- telbar theilbar die Glieder : ;

m. 3m m 0” IM om MC 1] m 3mmC

Da nun das Differenzenproduct der m nicht verschwindet, so müsste C durch B theilbar sein, also die v nur durch constante Factoren ver- schieden, was im Allgemeinen nicht der Fall ist.

Sind also £,, y, und $,, 1, der Lösung & x zugeordnet, aber Tri- peln angehörig, welche dem £, ņ enthaltenden Tripel nicht conjugirt sind, so hat man zwar

= m E+ t), n, =m (E, +t),

mtr, h = m E +t), aber zugleich

1,4 Fa m" (E, +"), | q, = en" (E, +t), wo e eine imaginüre dritte Wurzel der Einheit ist. Die Lósungen des Tripels £,, 5, sind also denen des Tripels &,, y, nicht so zugeordnet, wie sie einander wegen ihrer gleichzeitigen Zuordnung zu dem Tripel E, v entsprechen, sondern bei den Lösungen eines der Tripel muss man eine cyclische Vertauschung vornehmen, um die neue Zugehörigkeit zu erhalten. ; i Betrachten wir nun das zu Ẹ,, x; E> No conjugirte Tripel. Dieses muss zu &,n eine Art der Zuordnung haben, welche weder mit der des Tripels £,, *,, noch mit der des Tripels £,, y, übereinstimmt. Bezeich- net man also durch £,,7, die Lösung dieses Tripels, für welche die Gleichungen stattfinden: : T e eem m" Et”), Nu. m” (E, + r^, so muss sich in Bezug auf £,,*, die Art Aer Ben T durch die Gleichungen : EWEA qv men e)

Mathem. Classe. XIV.

50 A. CLEBSCH,

Wenn man also an Stelle des Tripels &, von einem andern Tripel E, n, ausgeht, und zwei mit diesem conjugirte Tripel betrachtet, unter denen E, y sich nicht befindet, so erhält man die Art ihrer Zuordnung zum Tripel Esh, wenn man auf ihre Zuordnungen gegen das Tripel &, n die beiden ee cyclischen Vertauschungen anwendet.

Dieses muss natürlich auch umgekehrt stattfinden, wenn man von E N, als Ausgangstripel zu 5, x, wieder zurückkehrt. Bei der neuen Zu-

ordnungsart müssen also zwei mit 5, conjugirte Tripel sich so verhalten, :

dass man auf die Art ihrer Zuordnung zu $,, n,, zwei verschiedene cyclische Vertauschungen anwenden muss, um zu der alten Zuordnung zurückzukehren. Hiedurch ist nun leicht alles bestimmt. Bezeichnen wir die neun Tripel durch die Zahlen 1 bis 9, die Zuordnung in Bezug auf das Tri- pel 1 durch Indices a, b, c, so dass das Tripel i die Lösungen te, tb, te, enthält, welche den Lösungen 14, 13, 1. zugeordnet sind. Die 27 Lö- sungen erster Classe, in Bezug auf das Tripel 1 geordnet, welches un- .terstrichen ist, kann man dann folgendermassen anschreiben:

LL en Di 2; 2. d 5a 55 D, : 8. 8 8. Da 35 Be ; 6, 6 b 6. v 9 a 9, 9. =

Ferner seien die zwölf Systeme conjugirter Tripel, den Wurzeln der biquadratischen Gleichung entsprechend in vier Gruppen von je dreien getheilt, folgende:

123 147 159 168 : 456 258 267 249 789 369 348 357.

Sucht man jetzt die Zuordnung der neun Tripel in Bezug auf ir- gend eines der andern Tripel, etwa 2, so nimmt man zunächst zwei mit 2 conjugirte Tripel, etwa 5, 8; bei einem, es sei 5, geht a, b, c in b, c, a, bei dem andern, 8, in c, a, b über. Die neuen Anordnungen der andern Tripel findet man, indem man die 5 oder 8 und 1 enthal- tenden conjugirten Systeme sucht, was auf 9 und 6 führt, und dann wieder die 2 und 9 oder 6 enthaltenden, was schliesslich auf 4 und 1

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 51

führt. Indem man immer die beiden obigen Sátze anwendet, erhält man die folgende neue Anordnung der Tripel, bei welcher das s 2 zum Ausgange dient:

1,7. 437 dL 4, | Ae 4a Tei Mat. 75 m 2a 2, 2c 5; b, 5, 8, 84 8; 3a 35 8e 63 6. ba É 9. 9. 9;.

Will man dagegen die neue Anordnung der Tripel finden, bei welcher 3 zu Grunde gelegt ist, so hat man a, b, c wieder an den betreffenden Stellen cyclisch zu permutiren, doch so, dass, wührend die drei ersten Tri- pel ungeändert bleiben, die Anordnung der andern weder mit der auf l bezüglichen Anordnung, noch mit der auf 2 bezüglichen überein- stimmt. Man erhält also die folgende Anordnung der Tripel:

le i L 4, 4, 4 % Te Ta DE 25 2 5. Da 55 8; 8, 8, da 3b 6. 6, 6; 9; 9, Jy :

Die Anordnung in Bezug auf jeden der sechs andern Tripel ist hie- nach leicht zu finden, indem man nur immer die obigen Sätze anwendet und die vorigen drei Schemata benutzt; und zwar erhält man ohne Wei- teres folgende neue Schemata:

ta 1; I; 4, 45 4. Ta 15 Te

2 zs 25 5 53 5 8, 8, a 3

35 9e 9a 65 6. 6, 9% 9. 9a

le Im le 4; 4. 4a i Ta 7;

2 4*5 3 5, 5) 5 $ B; 8,

Sb. e da 6, 6, 6, 95 9 9

ls ii Lb 4, 4a 4, 15 Te Ta

Er Z 25 55 5. Da 8a 85 8, : 6, 65 6. 9. 9, 05 S 4, 4p 4 Te: T. 5; 5, 5; 8, 8, Sa 6, 64 6; 9, 9, H

Lösungen zweiter Classe.

A. CLEBSCH,

Lolek 45. 40. 4a Ye t Ü

95 2: DA de Da 5 8. 8; 8,

3: 3a 3 6. O 6. 9j 9, 9,

r^ In 1; 4. 4a 45 b (P Ta "

21 $^ 2, Da. BO De 8. 8, 8 à Qo 4 9 65 60. 6, 95-980. 9;

g. 10.

Ihre Zurückführung auf das. Hülfsproblem.

Was die Hessesche Gleichung anbetrifft, so kann man ihre Lósun- gen leicht mit den bekannten Vorstellungen in Beziehung setzen, welche

das Problem der Wendepuncte einer Curve dritter Ordnung ergiebt.

Es

entsprechen dann die conjugirten Lósungen Wendepuncten, die auf einer Geraden liegen. Die cubische Gleichung 52. (p. 43) entspricht einem Wendepunctsdreiecke, die biquadratische Gleichung endlich den vier

Wendepunctsdreiecken.

Es wird sich zeigen, dass dieselben Vorstellun-

gen auch dazu dienen, die Gruppirung der Lósungen zweiter Classe übersichtlich zu machen, zu deren Betrachtung ich mich jetzt wende.

Die Lósungen zweiter Classe sind dadurch gegeben, dass jeder der Factoren (S. 2)

gemein hat.

vv, v—vw- einen linearen Factor mit jedem der Factoren u—w, x—cw, u—sw Man kann also setzen: u— «w = ab à e ; = v+v = aaa u— su = ab : Top 2 7 "et v— v = bbb, w cu —= ab

wo die a und b lineare Functionen bedeuten.

Man kann diese Glei-

chungen ähnlich behandeln wie oben diejenigen, welche auf Lösungen

. erster Classe führten; indem man statt der drei ersten Gleichungen die

ZUR THEORIE DER BINÁREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 53 Summe derselben mit 1, 1, 1, oder L e, & oder 1, 2% e multiplicirt, statt der beiden letzten aber ihre Summe und Differenz setzt, erhült man:

3u. = ab p+ ab --a 1 10 =ab + edb + eadb" 2v = ada --b5v Die letzten dieser Gleichungen liefern die neue Lösung wv, wenn man die linearen Functionen a und b als bekannt voraussetzt; die ersten geben die Mittel zu ihrer Bestimmung. | Aber diese linearen Functionen sind aus den Gleichungen E nieht vollständig bestimmt. Diese Gleichungen ändern sich nicht, wenn man die Functionen !

3w ab p èd V + sa" W 2v —aaa bb V".

beziehungsweise durch ta; Xd, ersetzt, sobald nur : xax A | : ist. Führt man also an Stelle der sechs Functionen a,b die folgenden ein: 3a =at a + « 38 .—5-F b +. 2) .. 18d —=ated + ea 3g =b peb + |d3«d = apd + ed 3g' —b-- 8) te”, so kann man die a sich immer mit Hülfe von Factoren x so modificirt - denken, dass a identisch verschwindet; eine Bedingung, welche in' der - That hinreicht, die Verhältnisse der x völlig zu. bestimmen. Setzen wir aber a 0, so finden wir aus 2. durch Auflósung: ä = IAN a 4- a” b pa B+ p” 3 .— . id erem Veß+ef+tef lo cre a Vy-—8-cs:Qg-cTP. und indem wir diese Ausdrücke im 1. einführen, gehen diese Gleichun- ` gen in folgende über: i à :

Ld

quoeEa EI 4 ll 0-—aB-ra«g - : 3 20 =a ga SBi 4

54 À. CLEBSCH, [e t 9v pum a? + a”? RE gp pem gp? gr p^ ae 38g'g". Die zweite der Gleichungen 4. lässt sich identisch befriedigen. Wenn man versucht «a und a" nur durch eine Constante verschieden an- zunehmen, so findet man leicht, dass die daraus entstehenden Gleichun- gen im Allgemeinen nieht befriedigt werden können. Man erhält näm- lich dann alle a nur um constante Factoren verschieden, und indem man diese in die b eingehen lässt, verwandeln die Gleichungen 1. sich in folgende: = „u py b" : 0 = a(b cb + &W) , 3 11” š t. 20 dq bb. 2v IX —+bb b .

5)

Da nun a nicht verschwinden kann, so muss der Ausdruck beb + eb" verschwinden; lässt man die b mit neuen Grössen B wie- der verbunden sein wie in 2., so ist also 0, und man hat ausserdem:

| Bu ap, 2v— d -- P ER.

Es ist klar, dass u und v im Allgemeinen nicht in diese Form ge-

braeht werden können, welche nur sechs Constante enthält. |

Man muss die zweite Gleichung 4. also dadurch erfüllen, dass man

| ü = xB, ad = xg setzt, wo x eine noch unbestimmte Constante ist. Die übrigen Glei- chungen 4. 5. verwandeln sich hierdurch in folgende: :

i (um x Bg) d. |a» = 1—9 F + P? + AR spe g a J S ae

29.— HP AP + R.

Die ersten dieser Gleichungen sind nun nicht verschieden von den

de

Gleichungen 41., welche oben auf die Gleichung zwölften Grades führ- ten, welche durch eine biquadratische aufgelöst wurde. In der That braucht man denselben nur, indem man nach 88 und nach (1 x) g* 4- 8? auflóst, die Form zu geben:

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 55 —— d d ü—39)8 -t g* 2v vo Bee E und dann zu setzen: : n v Amit 3 1— m? pm y e Wu Ss Kc i-a RUD CP xc kupual S eps cepmamdi d > B Fop m B V WE B Vic » Diese Gleichungen verwandeln sich dann in die Gleichungen 41.: 4) DOR M eet. p? -p v m? (14 m) È + 3m (1—m’)tu 2( mv;

und, zugleich gehen die letzten beiden Gleichungen 6. über in:

= = 5 | u = Lu —t) pv = on [? (1—2m^y + mf 3m uni). Schreibt man zugleich die Gleichungen 7. so, dass vu und v durch u, »,t, m ausgedrückt erscheinen, so hat man

yee (ey m t) 9).

2v ewm [m? (1 2 m?) ? y? -- 8m? wv E. Aus 8. 9. zusammen findet man nun sofort: - (1—m)(u— w)-—(p— mü(-r mpl mt) 10)... (1—?)(u —e wv) = (y e mt)(v4- emp- em t) (1— m?) (u eu‘) = (y mt) (v 4- emp + mt) (1m?) (vv) = (p. mi) (p em t) (p e^ mt) 11) 3212 2 2, (1—m? (v —^') = —(-EmgJr-m^t)(--emp--e m £v e mp-en’ t), . woraus die den Lösungen dieser Classe eigenthümliche Zerlegung der : Ausdrücke w/—4?, v'—»v"? direct ersichtlich ist.

E SH Nele; dus je zwei ; der gefundenen Lüsungen zweiter Classe identisch sind.

Die Gesammtzahl der zu der Lósung w, v gehórigen Lösungen zwei- ter Classe scheint hiernach 24 zu sein. Denn es giebt erstlich zwölf

56 A. CLEBSCH,

Systeme der Grössen f, m’; zu jedem gehören drei Paar von Ausdrücken T p, v, die aus einem derselben erhalten werden, wenn man p mit e oder

s: v P.

e°, und zugleich » mit e? oder s multiplicirt. Was nun das Letzte, so wie e. die Ersetzung von m durch em und e’m angeht, so sieht man, dass da- durch sich gar nicht ändert, und dass w nur in ew oder in ew über- geht. Für jedes der zwölf Systeme t, m? erhält man also nur zwei ver- schiedene Lösungen, insofern noch p, v mit einander vertauscht werden können; also würde man im Ganzen 24 Lösungen dieser Art erhalten.

Aber eine genauere Untersuchung lehrt, dass je zwei derselben einander gleich sind, so dass in der That nur 12 verschiedene Lósungen E zweiter Classe existiren.

Soll nämlich dieselbe Lösung zweiter Classe bei u, v nochmals auf- treten, wobei denn an Stelle der Grössen m, t, p, v andre Grössen m; een, eingeführt sein müssen, so müssen entweder die drei Factoren von VE s (11.) den entsprechenden der neuen Form, und ebenso die von v v den entsprechenden in der neuen Form, bis auf constante Factoren gleich sein, oder es müssen die Factoren von v+v in der einen Form denen von v— v in der andern Form gleich sein. Da w in beiden Formen nur um eine dritte Wurzel der Einheit verschieden sein kann, so ist die Art, wie man die drei Factoren der einen Form denen der andern entsprechen lassen muss, bis auf eine cyclische Versetzung bestimmt; und diese wieder würde nur einer Vermehrung von m oder m, um einen Factor er e oder ° entsprechen, ‚was unerheblich ist. Man kann also in dem ES einen Falle die Gleichungen anschreiben : E

mt =a(p— mt) y, + met mt mut at) 12) p, —€ m;t, =g (g—s mt) ins T -rem,*t, rmm Vm (ve mp-e”m”t)

e? iig" i24 2 ec 2 p, Em t, =0 (y—s mt) »,--em,p,--em, t, = penhe mp: m°t) 13 0.5 UU N ee u Cue ER Us 4—m?"

im zweiten Falle die Gleichungen :

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC.

„+ me, + mt =a (u— mt)

14) v, +e m, y, te’mzt,

s; D ! + up 2 Fans tem, np, te mit, —a

a 2.

wobei die a, d,

ersten derselben:

rn aaa

a” jedesmal Constante bedeuten. Was nun zunächst die Gleichungen 12. betrifft,

ale mt) + ed (y —emf) + Fa (y —e'mt) = 0, und da die beiden linearen Functionen p, f verschieden | gna:

aber geben dann sofort:

1 m

x * [Uses t ET a(i- ze" "ob

Qr gu Me apt i 0,

oder, was dasselbe ist, a = a = a”.

2 ET a Tis my, mit, TE ios t,

220 1— ms ^ a(i m?)

wührend aus den ersten noch

ou As d Die Vergleichung der Ausdrücke für a giebt

folgt.

und zugleich 13.:

i, f, amt

BJ p mt, aa OF mut m mt) —a (p—s mt; p —em t, Saem tt myu--s*m't) (u—c"mt) u, —e’m, t, ees va Is--e^mg -e mt), * z 1 m?) im?

so folgt aus den

Die drei letzten Dleichnigsn 12;

Daher ist a 7, und wenn man dies in die letzte Gleichung ein-

führt, m?

bo Bp Yy den sind.

M,»

m*. Die Gleichungen 12. 13. führen also auf keine Grössen welche von den Gróssen f, p, v. m wesentlich verschie-

Ganz anders ist es mit den Gleichungen 14. 15. Aus den ersten

drei Gleichungen 14. folgt:

(a+ d+ ap (a+: a --ca^)mt

(a--s*a pe a")p (a+ d+ am

(ape 4 4-e'a")p (apd +e a^) mt. H

58 A. CLEBSCH,

Führt man dies in die drei letzten Gleichungen 14. ein, ‚so ver-

wandeln sich diese in folgende:

LUE y v+ mut m £.1—€ E [taf p+ (cà! e?a”)mt]

1 m ZH temp tem) wer [e a)’ p+ (4^ ea )m£ rem ten) HE ld —a)ep+la —e'a)mi.

Multiplicirt man diese Gladina | beziehungsweise mit 1, 1, 1 oder

mit 1, €, e, oder mit 1, e, €? und addirt jedesmal, so erhält man:

= [da at eaa) p T- (4 à" +a" a+aa')mt] m (a 'd' pead ape ad)

= mt m. (d a^ peda- sam).

Man siehe dass die letzten beiden Gleichungen sich auf die eine, nur noch zwischen Constanten bestehende, reduciren:

17)

und. 3 18 . . da teat eaa 3mm, —.

l -— m

Die erste der Gleichungen 17. hingegen muss auf die zwischen den

drei linearen Functionen v, u, t bestehende Identität: | vlei) + e(t») + tv) = 0 zurückkommen; und man kann also, indem man durch x einen unbe- stimmten Factor bezeichnet, setzen: aa + è d'a + cead = x(t)

19) da d a-- ad => (va)

3m, -——À. mox gif.

Der Gleichung 18..kann man nun auch die Gestalt geben: mu e aa" + ea/a + aa xm(put), und aus 19. 20. erhält man sodann:

ara - a 0») 21) Faa Er OL p + &' m (yt) + « (tv)

ad = 7 ee p + s m(yt) + è (ty).

n

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 59 Multiplieirt man diese Gleichungen, und führt statt der linken Seite ihren Werth aus 15. ein, so findet man endlich: (E m (d. (vr 2 bo aF =p eF ie F m? (pt? + (ty 3 (vp) (ut) (ty)]. so dass sich linear aus der Gleichung bestimmt: 1 s 5)? : ne i + 5 + 309 (t.

Es giebt also in der That ein System m,, £,, Yp 2,, welches die- selbe Lósung zweiter Classe nochmals liefert, und damit ist bewiesen, dass die Gesammtzahl aller Lösungen zweiter Classe nur zwölf ist.

Aber zugleich ist es leicht, sich über die anderweitigen Beziehun- . gen solcher Lósungen des Problems 7., welche auf dieselbe Lósung zweiter Classe führen, Klarheit zu verschaffen. Zu diesem Zwecke braucht man nur aus 16. die Gleichung zu bilden: 81ms5 (pn, t) (v, t, =m lpt)? . (aa a") (a-1- td a") —(a+e aaea")

. ((a4-a +a") (a+: dpa") —(a+ tade a”)”]

oder: Im: (p, £,)(», t,) m (ut) (a a" 4- sa* a 4- e" aa^ (a a^ 4- & a^ a eaa). Führt man rechts die Werthe 19. 20. ein, so ergiebt sich sofort: : m? (pt) 0t) _ mepi 2 o s PL S eU

Nun ist wegen der ersten Gleichung 7. (ud ot) = u(1— m), wenn in u die Grössen v,, x, durch die Coefficienten von t ersetzt werden; ebenso also : | (e, £,) 9, 4,) = «(0 mi). wenn in u die Grössen 4,, x, durch die Coefficienten von /, ersetzt - werden. Bezüglich dieser Werthe von w lehren aber die Gleichungen 47. 52. S. 7., in denen für die z diese Grössen gesetzt waren, dass 3 3 G Ay paco ETE und für die mit p,, v»,, £,. m, gebildeten Ausdrücke erhält man den- selben Werth. Die Gleichung 22. lehrt also, dass zwei Lósungen des / H2

60 A. CLEBSCH,

Problems 7., welche auf dieselbe Lósung zweiter Classe führen, derselben Wurzel s der biquadratischen Gleichung zugeordnet sind.

Die drei Lösungen des Problems 7., welche aus der einer Wurzel c der biquadratischen Gleichung zugehórigen cubischen Gleichung 52. entsprin- gen, führen also auf 6 Lósungen zweiter Classe, welche aber paarweise gleich sind, und also nur drei von einander verschiedene bilden. Ver- gleicht man die vier Wurzeln der biquadratischen Gleichung mit den vier Wen- depunctsdreiecken einer Curve dritter Ordnung, die Lösungen der cubischen Glei- chung 52. mit den Seiten eines Wendepunctsdreiecks, so muss man die zwölf Lö- sungen zweiter Classe mit den zwölf Ecken der Wendepunctsdreiecke vergleichen. Dieselben bilden vier Gruppen zu drei; von solchen drei ist jede zwei Lósun- gen des Problems 7. in gleicher Weise zugeordnet, entsprechend einer Ecke eines Wendepunctsdreiecks, welche zu dessen in ihr zusammenstossenden Seiten in der gleichen Beziehung steht.

E do

Gruppirung der Lösungen, wenn eine andere Lösung u, v zu Grunde, gelegt wird. Quadrupel.

Wir haben bis jetzt ausschliesslich die Gruppirung der Wurzeln der Gleichung, auf welche unser Problem führt, untersucht, insofern alle übrigen Wurzeln einer gegebenen gegenüber sich verschieden verhielten. Wir haben gesehen, dass 39 andre Wurzeln existiren, so dass also die ursprüngliche Gleichung vom vierzigsten Grade sein muss. Die 39 Wur- zeln bilden zwei getrennte Gruppen, 27 Wurzeln erster, 12 Wurzeln zweiter Classe. Die 27 Wurzeln erster Classe bilden neun Tripel, die durch eine Hessesche Gleichung gefunden werden; die Wurzeln eines solchen Tripels vorausgesetzt, ordnen sich die jedes der übrigen acht Tripel denselben eindeutig zu. Die neun Tripel bilden zwölf conjugirte Systeme zu dreien, welche wieder vier Gruppen zu drei bilden, den Wendepunctsseiten einer Curve dritter Ordnung analog. Die 12 Ló- sungen zweiter Classe bilden ebenso vier Gruppen zu drei, analog den Ecken der Wendepunctsdreiecke.

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 61

Ich will jetzt untersuchen, wie diese Gruppirung sich ündert, wenn man statt der bisher angenommnen Lösung u, v eine andere zu Grunde legt. Es sind dabei zwei Fülle zu unterscheiden, je nachdem die neue Fundamentallósung in Bezug auf die erste von der ersten oder von der zweiten Classe war.

Setzen wir voraus, die neue Fundamentallósung w, v sei eine Lö- sung erster Classe in Bezug auf u, v gewesen. Indem wir das Verhalten der übrigen Wurzeln untersuchen, sind wieder eine Reihe von Füllen zu unterscheiden. #&

Aus der Definition selbst, welche wir für Lösungen erster Classe zu Grunde gelegt haben, folgt ein Reciprocitätsverhältniss zwischen je zwei Lösungen, der Art, dass, wenn w, v in Bezug auf w, v zur ersten Classe gehörte, auch u, v in Bezug auf w, v zur ersten Classe gehört; und ebenso, wenn eine Lósung der andern gegenüber zweiter Classe war, ist auch die letztere in Bezug auf die erste von der zweiten Classe.

Nehmen wir an, es seien w, v (vgl. S. 2) durch die Gleichungen gegeben :

1 4 -—u—tv?-—tny—w

= 127 = een [(E4-23) v.— EHn (€ 4-5 4-3]. wührend 5

8S scies Sut Ln.

Analog sei irgend eine Lösung, welche in Bezug auf «, v von der ersten Classe ist, durch die Gleichungen gegeben:

Wo-w—t'—tq-—mn 9 for e Det en ++).

wobei , 7‘ durch die Gleichung bestimmt werden:

à c t4 a east —tC' xs

Die Gleichung 4. aber wird durch die Annahme befriedigt:

B....E--—L-GM23. *-——-.-—6—9. aus welcher umgekehrt folgt (da ¿° (s 1} = 3):

62 A. CLEBSCH,

= E42), ^ —— Ten)

und indem man dies in 3. einführt, findet man w^ u, Y = v.

Durch die Ausdrücke 5. ist also die ursprüngliche Fundamental- lösung selbst gegeben.

Setzt man aber an Stelle des Ausdrucks 5. für Y den Werth en oder °v’, so erhält man w = u— Ẹhin en? oder uw = u—Ẹ ein e r. Man hat also den Satz:

Wenn man statt der Lösung u, v eine Lösung erster Classe w, v zu Grunde legt, so bildet u, v mit denjenigen beiden Zange ein zu w, v ge- höriges Tripel erster Classe, welche fh mit w, v ein zu u, v gehöriges Tripel erster Classe bildeten.

Dabei ist zu beachten, dass die früher durch §, en; Ẹ, e*n characte- risirten Lösungen jetzt in die durch €, e*n; &, er‘ characterisirten über- gegangen sind, also in ihrem Verhalten eine Vertauschung erfahren haben.

Eine beliebige Lösung bildet, wie man aus den obigen sieht, mit drei Lösungen, welche in Bezug auf sie ein Tripel erster Classe bilden, ein eigenthümliches System. Es ist dadurch characterisirt, dass, wenn man

irgend eine solcher vier Lösungen zu Grunde legt, die drei andern immer ein zugehüriges Tripel erster Classe bilden. Ein solches System von vier Lö- sungen soll ein Quadrupel genannt werden.

Es giebt neunzig Quadrupel. Denn da jede Lósung auf neun Tripel führt, so giebt es 40.9 Combinationen einer Lösung mit denen eines zu- gehórigen Tripels. Aber nach dem obigen Satze kommt jede dieser Ver- bindungen vier mal vor, und die Anzahl der an ist also jene Zahl, dividirt durch 4.

*

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 63

; ur |

Bestimmung der Lösungen, welche aus der ersten Classe in. die zweite über- gehn und umgekehrt.

Untersuchen wir nun das Verhalten eine Lösung w^, v", welche erster Classe in Bezug auf u, v war, welche aber nicht mit w, v in einem Tripel vereinigt war. In der auf u, v bezüglichen Anordnung be- trachte ich die conjugirten Tripel, deren eines die Lösung w', v, und von denen ein zweites die Lösung «”, v" enthält. Sie sind durch ein System m, t characterisirt, und zwar so, dass wenn

n mt) gesetzt wird, die Lösung u”, v" durch &, und A ^m (5, +5)

bestimmt ist, wo i 0 oder i von Null verschieden, jenachdem die Lö- sung u”, v' in ihrem Tripel der Lósung w, v in dem ihrigen zugeordnet oder nicht (vgl. S. 9.. Diese beiden Fälle müssen getrennt be-' handelt werden. 1. Es sei i von Null verschieden. Ich will in diesem Fall zunächst i 1 setzen; um zu dem Fall i 2 überzugehen, hat man nur schliess- lich e durch e? zu ersetzen und, weil dann zugleich « (s 1) sein Zeichen ändert, die Vorzeichen von v und v” zu ändern. Man hat die Glei- chungen (S. 2.). w-uw—E mg E H)— mE +) w—u-— t? emt, (E, +i me, + 9) iov efle- DE +2 mE J-D)u—(E*-F2 mE 4-2.» (E HHE +)

*

2v'—e(e—L)((E, 4-2em(E, 4-0)u— (83 --2emE? (E, +1) +2e’m?, (E, Ht" 4-m" (6, +°).

Ausserdem kann man noch w und v selbst durch die sieben unab- hängige Constante enthaltenden Ausdrücke m; £, 5,, t darstellen. In der That geben die beiden Gleichungen

w —3«& pH 2w = Bu, -- mi.

indem man sie nach u und v auflóst :

64

A. CLEBSCH,

=? +: +5 I 2v Se nz om oder wenn man die Division ausführt, nachdem man für v, n, ihre Werthe

namtt). nen +0

1

vinci hat: 3u = (P EE, + E) (1— m?) 3m’ t(E--6,) 2v ££, £4- £,) (1— m?) 3m? tz£, + m? P. Man erhält mit Benutzung der Gleichungen 6. 7. nun folgende

3m? £

Zerlegungen : + EA v^ em) EHAU em) (5, +) m)

7 Ja eu - 3i 29 $4 deste aD c auti Hoa rete) cs Lem em

u —eu (E--f(1—em) - (E, --t(1—m) lemt- uoce pe) etre perd Diese Gleichungen lehren, dass die Lösung w', v” in Bezug auf die

' Losung w,v von der ersten Classe ist, und man hat also den Satz: * . Ist die Lösung u, v von der ersten Classe in Bezug auf u,v, und u”, v ebenso, ist aber u", v" nicht demselben Tripel wie w, v' angehürig , und auch nicht, wenn man auf den Tripel w, v' die übrigen bezieht (S. 9), in seinem Tripel der Lösung u, v zugeordnet, so ist w', v' auch erster Classe in

Bezug auf w, v. 2. Ist dagegen i 0, so dass statt der Gleichungen 6. mop zu

setzen sind: w —u—E-—mt(E4-t m’ (E 8? jJ =u}, mE E tm? !pe-senis --2m(E +u --2mE' (E +9+2 A E +m 2-0) 2v e(s—1)((5, 4-2m(E, --£))u—(83 --2m£? (£, 2-2) H-2m^£ , (E, -- t -m?(£, +0), so hat man die Zerlegungen: | u- w= —E E, HAH m-E m) mil 32m]

10) Jue (Ee (14mm)? (1e )m(m4-1)0. EE m1- e)—E-He’E, je m) ec ^s N (E-e &,)+e’mi)

w —e*u" (5-2 1-s*ym(m--1)t).(

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 65 v o =— Ee, 8. ((E— Im tm) —e(1—e )m(m-4-1)2] - (&— e £,)(12-m--m*)—« (1—8)m(m4-1)t]

u = e(s—1) [(6, 3-9 (L2- m 4 m") + mt(1+2m)] : FE (1 m) (1—«) —(E4-e'5,)-- mi] : i-es (1— m) (1—6?) (E4-e £,) --emt].

11)

Die Lösung w^, v" ist also in Pen auf w, v zweiter Classe, und man hat daher den Satz:

Ist w, v' erster Classe in Bezug auf u, v, und u", v" ebenfalls, aber. einem andern Tripel angehörig; ist endlich bei der Beziehung der Tripel auf einander die Lösung u", v” der Lösung w, v zugeordnet, so ist u", v" zweiter Classe in Bezug auf w, v.

Ferner also:

Wenn man statt einer Lösung u, v eine andere zu Grunde legt, welche in Bezug auf jene von der ersten Classe ist, so gehen 8 Lösungen aus der ersten Classe in die zweite über und. umgekehrt.

Kehren wir zu den Gleichungen 8. zurück. Um diese mit den Gleichungen 1. $. 2. völlig in Uebereinstimmung zu bringen, muss man an Stelle der Lösung w', v” die von ihr nur äusserlich verschiedene Lö- sung eu’, v' betrachten. Alsdann nehmen in der That die Gleichun- gen 8. die Gestalt an:

2 p= A—t H) (v e . eu”)

12) s v") = (F è H) (w e? . ev)

on om: —e H(&—eH),

wo

. a zi en] cate hes H-eH—(—1).—.—g0—9* m) = (1 |

13) E H=” EX 1 (1 —e*m) ((E-- £) (L— em) (£, 4-5 (1 —m)].

Setzen wir dagegen, wie oben vorgesehen war, in 8. s? statt und ändern die Vorzeichen von v' und v’, so hat man zunáüchst Mathem. Classe. XIV.

66 A. CLEBSCH,

v o Lt (wo u") (1— em) (E i) (1— em) E, 4-00 m) v v' = e(e—1)(v—ew^)(- mt + ge e X u ==}

u eu’ [Er (Leim) =, +) (dm) [mt 1e) Em i Gleichungen, welche man in die Form kleiden kann: y Ho —(A-eH)(w—e .ew) 14)... . v—wv = (HN) (w e. eu) u èu” = (Ẹ —e H) (g —èH'), wo denn: g —:H = EEE em) E+ 2) (1—e’m) (£, +) (1— m)] Roca arque loe p (pou cem rU

1 em

15)

Die Gleichungen gehen aus 13. unmittelbar hervor, wenn man e, &, H durch e, &°, H' ersetzt. |

Die Paare linearer Ausdrücke X. H; #', H' etc. sind es, welche, in- dem man die Lósung w, v zum Ausgange nimmt, die Stelle der früher durch &, n bezeichneten Ausdrücke versehen, und also die Lösungen der neuen Hesseschen Gleichung sind, auf welche das in der Gleichung

10 . . - . 2v 9v 8 HM enthaltene Transformationsproblem führt.

Ich werde nun zeigen, wie die Lösungen der neuen Hesseschen Gleichung mit denen der frühern zusammenhängen, und wie insbesondere die an Stelle von m erscheinenden Grössen m’ mit den m durch eine sehr einfache Beziehung verbunden sind.

Zunächst kennen wir bereits eine Lösung der Gleichung 16.; es ist diejenige, deren entsprechendes Tripel die ursprünglich zu Grunde gelegte Lösung u, v enthält. Für sie ist nach 5. statt E, H zu setzen:

=" (+27), | y = (on. =E mE), =H Em EH i).

Indem man diese Ausdrücke benutzt, findet man aus 13. und 15.:

17)

ZUR THEORIE DER BINÁREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 67

S RUE GRIS d p 3 Du KE n np rims I | 18) PME : E Ee E E, Ze a secimi zmaten T und 19) [cw s cd e , T IE E wi eH = ic i s | Setzt man also: ro m43 (m? +m+1)E+ m(mn 4 1)t 20) m = 2t, T = e (e 1) ger so hat man: I = mE +T) T- El: 25x H êm (X +T) i H —ecm(X-- T). i Führt man in 18. für & £, ihre Werthe in ż, p, v éin (vgl. §.-7., 40), .

indem man für die drei conjugirten Tripeln zugehörigen & setzt: p lm kr EEUU EET.

E o mtt 6p ev 6 1—om*

š m*t + ep + ev x = = = = 3 , so verwandeln jene Gleichungen sich in die folgenden, wesentlich ver- einfachten: |

25 41 Bg bI wi en Aus diesen Gleichungen sieht man, dass bei dem Uebergange von £, zu £,, also bei Vertauschung von p und v, nur eine Vertauschung von A mit Æ stattfindet. Betrachten wir also jetzt im Zusammenhange die neun Lösungen, welche drei conjugirten Tripeln angehören, in deren einem die jetzt bevorzugte Lösung w', v' vorkommt. In Bezug auf dieses Tripel, das in Bezug auf v, v durch die Systeme E, n m(E4- 0); E, en; E, e^

n t)

MI LM NE L A E EAE 0 UL :

I2.

68 A. CLEBSCH,

characterisirt ist, geordnet, sind die Lösungen der beiden andern Tripel characterisirt durch |

Eo n, = mE, HA; S, ems S, en,

mm E); Een, N.

Indem man nun die Lösung E, n zu Grunde legt, tritt nach dem Vorigen (S. 12) für w, v die Lösung u, v in das erste Tripel ein, und wird durch £', vf characterisirt, so dass die Lösungen eines ersten Tri- pels jetzt durch

E, q = mw E+ T); E, n E, en gegeben sind. Von den beiden andern der obigen Tripel fällt jedesmal die erste Lösung aus, indem sie zweiter Classe wird; die andern sind jetzt characterisirt durch: E, m (E +T); E, em (E+ T) Aem (E -+ T); E, em (E + T). . Man hat also folgenden Satz:

Aus zwei Tripeln, die mit dem u, v enthaltenden Tripel conjugirt waren, scheiden die dem w, v selbst entsprechenden Lösungen aus der ersten Classe aus; die andern bilden je zwei Lösungen neuer Tripel, doch so, dass in einem neuen Tripel weder Lösungen desselben alten Tripels, noch zwei in Bezug auf ` w, v in den alten Tripeln gleichartig zugeordnete auftreten. Diese neuen Tripel sind wieder dem neuen Tripel conjugirt, welcher aus dem früher w, v enthaltenden durch Eintritt von u, v entstand; und zwar sind die zurückge- bliebenen Lösungen der drei neuen Tripel einander genau ebenso zugeordnet, wie dies in den alten Tripeln der Fall war.‘

Bemerken wir ferner Folgendes. Wenn man von einer Lösung u, v ausging, und eine Lösung erster Classe w, v als bekannt annahm, so erhielt man die vier Paare von Tripeln, welche dem w', v enthaltenden conjugirt waren, durch eine Gleichung vierten Grades in m (S. 5.), welche durch eine lineare Substitution in die biquadratische Resolvente der Hes- seschen Gleichung überging. Legt man statt dessen w', v zu Grunde, und benutzt u, v als bekannte Lösung erster Classe, so werden die neuen Tripel durch eine biquadratische Gleichung in m’ gegeben, welche dann

ZUR THEORIE DER BINÀREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 69 durch eine lineare Substitution wieder in die neue Hessesche Gleichung übergeführt werden kann. Die vier Wurzeln der Gleichung in m’ sind mit den vier Wurzeln der Gleichung in m durch die einfache lineare Beziehung , verbunden (20.):

, m-4-2 m = "EL m—i

welche zugleich reciprok ist. In ähnlicher Weise sind hienach die Wur- zeln der Hesseschen Gleichungen einzeln und linear verbunden. Die absolute Invariante der Hesseschen Gleichung ändert sich also nicht, wenn man statt w, v eine andre Lösung zum Ausgange nimmt; auch be- . schränkt sich dies nicht auf die Lösungen erster Classe in Bezug auf u, v, da die Lösungen zweiter Classe allmälig in die erster Classe ein- treten. In der That haben wir oben gefunden, dass - für diese Glei- chung immer den Werth O hat.

Es entsteht nun die Frage, welche Lósungen zweiter Classe es sind, die in die vorhin gebildeten neuen conjugirten Tripel ergünzend eintreten. Dieselben sind durch die linearen Ausdrücke

A, m (E-4- T; E, m (E+ T) characterisirt, und sind U, U’ die Functionen zweiten Grades, welche in ihnen die Stelle von u versehen, so hat man: U = w—A&-—mA(E4- T), —m?(N-4- T? U = tE’ m E (E+ T), —m?(&--T). Aber zugleich ist nach §. 12. u = i P E EH T) nh (E4- TÈ.

Wenn man daher den Werth von w' aus, dieser Gleichung einführt, hat man . : | U—u = (E— E)[(£4- &) (143- m4- m?) + m (2m 4- 1) T]

U—u = (E—E)[E4-A)(1--m4-m?) + m (2m1) T]. _ Trägt man die Werthe von Ẹ', E, Æ, T, m ein, so ergiebt eine kleine Rechnung: U—w = almi) (u-+Hmy+ mf)

U—u = pemi) (4-mp-r mt).

10 A. CLEBSCH,

Dieses sind aber nach $. 10. zwei Lösungen zweiter Classe in Bezug auf u, v, deren Beziehung zu der hier durch v, v bezeichneten Lósung erster Classe leicht festzustellen ist. "Vergleichen wir einen Tripel erster Classe (in Bezug auf u, v) mit einem Wendepuncte einer Curve dritter Ordnung, so ist ein System conjugirter Tripel, characterisirt durch m, t, w, y, einer Seite eines Wendepunktsdreiecks zu vergleichen, welche durch jenen Wendepunct geht; auf ihr liegen zwei Ecken von Wendepunkts- dreiecken, welche den obigen Lósungen zweiter Classe entsprechen.

"Wenn man statt einer Lösung u, v eine andere w, v zum Ausgang nimmt, so bleiben vier Lösungen zweiter Classe der zweiten Classe an- - gehörig. Sie entsprechen vier Ecken der Wendepunctsdreiecke, welche vier Seiten gegenüberliegen, die einen Wendepunkt gemein haben; und zwar denjenigen, dessen entsprechendes Tripel die Lösung w, v enthält. Es wird sich zeigen, dass auch solche vier Lösungen ein Quadrupel bilden ($. 12), welches dann dem Quadrupel, zu welchem w,v und w,v gehören, reciprok zugeordnet ist. Die 90 Quadrupel theilen sich demnach in 45 Paare, und die Auffindung der Quadrupel hängt also von einer Gleichung 45. Grades ab. Um aber dieses einzusehen, müssen wir einige Eigenschaften der Quadrupel noch genauer beleuchten.

S. 14. Quadrupelpaare. Resolventen vom 45. und vom 27. Grade. Es war oben (S. 9.) gezeigt worden, dass die einzelnen Lösungen dreier conjugirter Tripel einander stets fest zugeordnet sind. Bezeichnen

wir, indem wir von vw, v ausgehen, solche nach S. 9., ihrer Zuordnung . entsprechend z. B. durch

1) P . . " . 24 25 : 2c

so werden die sechs Systeme (welche Determinantengliedern entsprechen, sobald man die neun obigen Zahlen als Elemente einer Determinante auffasst) :

ZUR THEORIE DER BINAREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 1

l4; ` 25, 3c la 2c, 35 2) ee 2c, da Ie, 25 , Ba le , 2,, 3, lz, 2a, 3c

durch je eine von zwei Lósungen a, Q zu Quadrupeln ergünzt, welche in Bezug auf u,» zweiter Classe sind, und welche den Ecken eines Wendepunctsdreiecks entsprechen, wührend die conjugirten Tripel auf die sie verbindende Seite eines Wendepunctsdreiecks führen (S. 13.). In der That, wird aus einer jener sechs Combinationen eine Lósung statt u, v zu Grunde gelegt, so bildet nach dem vorigen S. a oder B mit den übrigbleibenden ein Tripel, was das Kennzeichen eines Quadrupels ist. Sind die neun erstern Lösungen durch die Formeln 1—5, S. 9., aus- gedrückt, so werden die beiden letzten durch die Formeln (vgl. S. 10. 8.)

3 . . w= lv), "= re)

1— m? —m

gegeben. Lassen wir m in em und e’m übergehen, so werden die Lö- sungen 1. horizontal cyclisch permutirt, während w? und w'? sich nicht ändern; zugleich gehen in 2. die drei ersten Gruppen in einander über und ebenso die letzten. Man hat also den Satz:

Schreibt man die Lösungen von 3 in Bezug auf u, v conjugirten Tripeln ihrer Zuordnung nach in das Schema einer Determinante, so werden dieje- nigen Verbindungen zu 3, die positiven Gliedern der Determinante entsprechen, durch ein und dieselbe Lösung zweiter Classe zu Quadrupeln ergänzt; ebenso die negativen Determinantengliedern entsprechenden durch eine andre.

Die 40 Lösungen bilden überhaupt 780 Paare. Von diesen

19.27 _ 540 so beschaffen, dass eine Lösung des Paars in Bezug

sind 2 auf die andre erster Classe ist, und umgekehrt; die = 240 andern

so, dass eine Lósung des Paars in Bezug auf die andre zweiter Classe

ist, und umgekehrt.

Denken wir uns u,v zu Grunde gelegt, so gehören zur ersten Classe

folgende Paare: 1. u,v verbunden mit seinen 27 Lósungen erster Classe, was 21

Paare giebt.

Mo v A. CLEBSCH,

2. Je zwei Lösungen desselben Tripels, was 3.9 27 Paare giebt.

3. Je zwei einander nicht zugeordnete Lösungen aus cangugu un Tripeln; 18.12 216 Paare.

4. Eine Lósung zweiter Classe, einer Ecke eines Wendepunkts- dreiecks entsprechend, und je eine Lósung erster Classe aus einem Sy- stem conjugirter Tripel, das einer durch jene Ecke gehenden Wende- punktsseite entspricht; 12.2.9 216 Paare.

Es bleiben noch 540— 2.27 —2.216 54 Paare erster Classe zu suchen. In den obigen 486 Paaren kommt schon jede Lösung erster - Classe 27mal vor, nämlich 1mal unter Nr. 1, 2mal unter Nr. 2, 4.4 l6mal unter Nr. 3, 2.4 8mal unter Nr. 4. Die fehlenden 54 Paare erster Classe kónnen also nur aus Lósungen zweiter Classe gebildet werden.

Die 12 Lósungen, welche in Bezug auf w,v der zweiten Classe an- gehören, bilden 66 Paare. Unter diesen sind 12, welche Ecken dessel- ben, 54 welche Ecken verschiedener Dreiecke entsprechen. Nach dem vorigen $. treten zwei Lósungen zweiter Classe, welche Ecken desselben Dreiecks entsprechen, bei Zugrundelegung einer andern Lósung als zu- geordnete Lósungen zweier Tripel auf, und stehen also zu einander in der gegenseitigen Beziehung von Lósungen zweiter Classe. Die andern 54 Paare stehen daher nothwendig in der Beziehung erster Classe, und man hat den Satz:

Zwei Lösungen zweiter Classe stehen zu einander in der gegenseitigen Beziehung von Lösungen zweiter oder erster Classe, je nachdem sie Ecken desselben Dreiecks oder Ecken verschiedener Dreiecke entsprechen.

Und es mag ferner der aus dem Vorigen von selbst hervorgehende Satz bemerkt werden :

Eine Lösung zweiter Classe steht in der Beziehung zweiter Classe zu demjenigen conjugirten System von neun Lösungen erster Classe, dessen Dreieckseite der Ecke der erstern gegenüberliegt.

Legt man eine Lösung zweiter Classe zu Grunde, so erkennt man leicht die Tripel erster Classe, welche sich dabei bilden. Nach dem am Eingange dieses $. gegebenen Satze erhält man 3.2 6 Tripel aus dem Schema 2, und zwar aus den beiden frühern conjugirten Systemen,

"

a

ZUR THEORIE DER BINÄREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 73

deren Wendepunctsseiten durch die der bevorzugten Lösung zweiter Classe entsprechende Ecke gehen. Dabei sind 18 frühere Lösungen er- ster Classe benutzt; die 9 übrigen werden jetzt zweiter Classe, und die fehlenden 3 Tripel müssen also sich aus frühern Lösungen zweiter Classe zusammensetzen. Man kann aber aus den 11 übrigen Lösungen zweiter Classe in der That nur drei Systeme von je dreien ausscheiden, welche Tripel erster Classe werden können, d. h. deren drei Lösungen in der gegenseitigen Beziehung erster Classe stehen. . Durch jede Ecke eines Wendepunctsdreiecks gehen 3 Gerade (harmonische Linien), welche je 3 weitere Ecken, und zwar so enthalten, dass die 4 Ecken einer Gera- den den 4 verschiedenen Dreiecken angehóren. Diesen 3 Systemen von je drei Ecken entsprechen die drei Systeme von Lósungen zweiter Classe, welche in der neuen Anordnung Tripel erster Classe werden.

Endlich ist es nun sehr leicht, die 90 Quadrupel anzugeben. Sie sind, nach der ersten Anordnung, folgende:

l. u,v mit einem Tripel erster Classe; 9 Quadrupel.

2. Je vier Lösungen zweiter Classe, welche den Dreiecksecken auf einer harmonischen Geraden entsprechen; 9 Quadrupel.

3. Je eine Lösung zweiter Classe mit drei einander nicht zugeord- neten Lösungen aus conjugirten Tripeln erster Classe, deren Wendepuncts- seite durch die der Lösung zweiter Classe zugehörige Ecke geht; 2.3.12 = 72 Quadrupel.

Diese 90 Quadrupel bilden aber, indem sie paarweise einander zuge- ordnet sind, 45 Paare.

In der That ist jedem Quadrupel ein bestimmtes anderes (vgl. Ende des vorigen $.) so zugeordnet, dass jede Lösung des einen in Bezug auf jede Lósung des andern zweiter Classe ist. In dieser Weise entspricht bei der obigen Aufzählung der Quadrupel jedem Quadrupel unter Nr. 1 eines unter Nr. 2. Die unter Nr. 3 aufgeführten Quadrupel aber bilden 36 Paare. Wahlen wir irgend eines der 72 Quadrupel Nr. 3 heraus, so ist es leicht. das conjugirte zu finden, indem man nur beachtet, dass jede Lósung des einen in Bezug auf jede des andern von der zweiten Classe sein muss. Die in beiden vorkommenden Lösungen zweiter Classen müssen Mathem. Classe. XIV.

Au | A. CLEBSCH,

also Ecken desselben Dreiecks entsprechen; die beiden Systeme von Lösungen erster Classe, welche in den Quadrupeln vorkommen, müssen also zwei conjugirten Systemen von Tripeln entnommen sein, welche Seiten desselben Dreiecks entsprechen. Ist das erste System gegeben, und enthält es Lösungen der Tripel i, k, A, so findet man das dazu ge- hörige System leicht, indem man das i'*, k', Schema des S. 9. ver- gleicht, und diejenigen drei Lösungen aussucht, welche in diesen der jedesmal in dem Systeme gegebenen Lösung zugeordnet sind. So findet man z.B. zu kae 25, 3. die Lösungen Ta, 8, 9a; zu l, 2, 3. die Lö- sungen a, 5a, Ôn, U. s. W:

Die 90 Quadrupel führen also auf eine Resolvente 45. Grades, welche die gegebene Gleichung 40. Grades besitzt. Aber wie Hr. Jordan gezeigt hat, besitzt die Gleichung 45. Grades wiederum eine Resolvente 27. Grades, auf welche denn schliesslich alles zurückkommt. Die Existenz dieser Gleichung vom 27. Grade sieht man dadurch ein, dass man zeigt, es sei auf 27 Arten möglich, die 40 Wurzeln in 5 Qua- drupelpaare zu ordnen.

Zunüchst sieht man ein, die bei jeder solchen Anordnung ein Quadrupelpaar vorkommen muss, welches die Lösung u,v enthält. Daher kann die Anordnung damit begonnen werden, dass man eines jener 9 Quadrupelpaare welche v, v enthalten benutzt, und die 32 übrigbleibenden Lósungen in 4 Quadrupelpaare vertheilt. Die übrigbleibenden 8 Lósungen zweiter Classe bilden dann in der That vier Paare von Dreiecksecken, und können also 4 Quadrupelpaaren angehören. Es sei das erste Quadrupelpaar etwa durch die Lösung w, v und durch die Lösung la, 1;, le (8. 9.) gegeben. Zu beweisen ist, dass man die übrigen 4 Quadrupelpaare noch auf drei verschiedene Weisen wählen könne, so dass 9.3 27 Anordnungen möglich sind. Man zeigt dies nun leicht mit Hülfe der Schemata des §. 9. Die vier übrigen Quadrupelpaare müssen die 24 übrigen Lósun- gen erster Classe, 24, 25, 2, n.. 9a, 9, 9, so enthalten, dass in jedem Quadrupelpaar je eine Lüsung aus 2 Systemen dreier conjugirter Tripel vorkommen, und dass solche zwei Systeme zwei Seiten eines Dteiecks entsprechen, dessen dritte Seite durch den dem Tripel 1. entsprechenden

xti

ZUR THEORIE DER BINÁREN FORMEN SECHSTER ORDNUNG ETC. 75

Wendepunct geht. Also müssen diese Quadrupelpaare einzeln je eine Lósung aus den folgenden vier Paaren je zweier conjugirter Systeme

enthalten :

£ t 8: d 2. .-D, 8; 0: 0, 9 2. B. 1i $5.4. 8 2. 4. 9; co B. ET

Man findet sofort, dass die Lósungen erster Classe für das erste dieser vier Quadrupelpaare noch auf drei Arten gewählt werden können, E dass die der vier andern dann aber vóllig bestimmt sind, wodurch alles 3 bewiesen ist. Die drei so entstehenden Gruppen von Lösungen erster 1 Classe, welche den vier Quadrupelpaaren angehóren, sind folgende:

L H o III. Au, 5, 6, ; Ta, So 9;. 4b, De, Ôa; Ta, 8,, 9e. 4o, 55, 05; Ta, 8j, 9,. Zu Je 05; 05 05 9. 25 94 Ber 35, 0, 9, 25 Db, 85; 9e, Ög, 9j. 25, 6a, 1e; 95 Ag, 8, 2n 05 la; 9b Au, 8. 2a, 60, 15; 9a, $h RUE > 4595 4 5 7. X95; Su Da lo Te 3. 45 8

Die Reduction der gegebenen Gleichung vierzigsten Grades, zunüchst auf eine des fünfundvierzigsten, dann auf eine des siebenundzwanzigsten Grades, ist durch diese Betrachtungen bewiesen. Es entsteht die Frage auf welche algebraische Probleme diese Reduction führt. Auf diese Un- tersuchung gedenke ich bei einer andern Gelegenheit zurück zu kommen.

ABHANDLUNGEN

DER

HISTORISCH- PHILOLOGISCHEN CLASSE

DER

KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN.

VIERZEHNTER BAND.

. Hiistor.-Philol. Classe. XIV. A

Arasy a

Des Jordanus von Osnabrück Buch über das

Römische Reich herausgegeben von

G. Waitz.

Wie wenige andere Bücher hat der Tractatus des Jordanus von Osnabrück de praerogativa Romani imperii eigenthümliche Schicksale gehabt. Im Mittelalter, besonders in der späteren Zeit desselben, viel verbreitet, am Ende des 15. Jahrhunderts und im 16. mehrmals gedruckt, im 17. und noch im 18. wiederholt Gegenstand kritischer Erörterungen, ist das Buch in neuerer Zeit so fast ganz in Vergessenheit gerathen, dass es kaum von einzelnen benutzt!), seine eigenthümlichen Nachrichten über mancher- lei Ereignisse der Geschichte bei Behandlung dieser gar nicht berück- sichtigt, in einem fleissigen literarischen Hülfsbuch von fünf vorhandenen Ausgaben keine einzige aufgeführt, das Werk eines ganz andern Schrift- stellers mit diesem verwechselt ist ?).

Verwechselungen sind wohl auch schon früher vorgekommen, aber auch erkannt und zurückgewiesen worden. Herold5) hat den Verfasser des Werks, von dem hier die Rede ist, als General des Dominicaner- ordens bezeichnet, also an den Zeitgenossen K. Friedrich II. gedacht, der aus Sachsen stammte (daher Jordanus de Saxonia) und durch zahl-

1) Soviel ich bemerkt nur von Stüve, Geschichte des Hochstifts Osnabrück, S. 38, und Döllinger, Das Kaiserthum Karl d. Gr. S. 106. Mehrere Stellen benutzt Bryce, The holy Roman empire, aber wie es scheint nach den Citaten älterer Werke. Wenigstens angeführt aus Goldasts Ausgabe wird es auch von Himly, De s. Romani imperii indole atque juribus S. 45. 2) Potthast, Bibl. hist. medii aevi S. 403. Die hier angeführten Handschriften enthalten mit Ausnahme der Bamberger das Werk des Jordanus von Osnabrück. 3) Ausgabe des Schardius von 1559. S. 214. A2

4 G. WAITZ,

reiche Schriften bekannt ist!. Bei Goldast?) ist statt dessen Jordanus als ‘ordinis fratrum sancti Augustini de heremo in conventu Argentinensi’ aufgeführt und so für den Schriftsteller dieses Namens gehalten, der am Ende des 14. Jahrhunderts lebte, nach seiner Heimat wohl als Jordanus de Quedlinburch benannt ist5); wogegen der dritte Autor, der zu Ver- wechselungen Anlass gegeben, ein Zeitgenosse K. Heinrich VII. war und, wie es scheint, Italien, wo er schrieb, auch von Geburt angehörte 4).

Dagegen lebte der Verfasser des Buches über das Rómische Reich unter Rudolf von Habsburg, wie eine Stelle seiner Schrift deutlich zeigt, und aus ihr bereits J. G. Vossius nachgewiesen hat 5).

Ein dem Tractatus in mehreren Handschriften vorangehender Brief und die Aufschrift einiger derselben bezeichnet den Autor als canonicus Osnaburgensis; die letzte giebt zugleich den Titel magister. In Osna- brücker Urkunden aber wird der magister Jordanus 1251, von 1254— 1283 als Scholaster öfter genannt$). Seinen Todestag, den 15. April, verzeich- net das Necrologium des Hochstifts 7: Ob. magister Jordanus canonicus noster, qui contulit fratribus 5 sol. reditus dandos de domo sua (nunc

1) Trithemius, SS. eccl. 436, ed. Fabricius S. 107; Cave, Script. eccl. hist. litt. s. XIII, S. 290.

2) Monarchia II, S. 1476. Dies wiederholt noch F. Lajard in der Hist. liter. de France XXI, S. 152.

3) Trithemius a. a. O. 719 S. 166; vgl. Miraei Auctar. ebend. S. 87.

4) Seine Satyrica gestarum rerum ist theilweise bei Muratori, Antiq. Ital. IV, S. 951 ff. gedruckt. Muratori bemerkt ganz mit Recht S. 949: nil rei Jordano nostro fuisse puto cum altero ejusdem nominis historico, qui sub Rodulpho I. Austriaco floruit Gleichwohl wirft Potthast beide zusammen.

5) De hist. Lat.ed.alt. 1651. S. 788. Ihm folgen Bulaeus, Hist. univ. Paris. III, 8. 406; Oudin, De SS. eccl. S. 626; Fabricius, Bibl Lat. medii aevi, ed. Mansi IV, S. 176; Muratori a. a. O. Denis, Codd. mss. theol. bibl. palat. Vindob. I, 2, S. 1233, denkt an die Möglichkeit, die Stelle über Rudolf, die in einer Ausgabe fehlt, könne später eingeschoben sein; wozu gar kein Grund ist. Döllinger a.a. O. S. 117 gewinnt dasselbe Resultat wie die vorher genannten aus der eben bei Denis gedruckten Vorrede.

6) So Meyer, in den Mittheilungen des hist. Vereins zu Osnabrück IV, S. 82; Beitrag zur Culturgeschichte der Stadt Osnabrück S. 4.

1) Mittheilungen a. a. O

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 5

Korf. Ob man aus dem letzten Zusatz schliessen darf, dass er der später hervortretenden Familie von Korf angehört habe, erscheint wenig- stens als zweifelhaft. Ueber sein Leben und seine Verhältnisse ist sonst nichts überliefert. Nur aus seinem Buch, dem einzigen Product seiner literarischen Thätigkeit das bekannt, lassen sich einige Vermuthungen entnehmen.

Eine besondere Vorliebe zeigt die Darstellung für Köln. Der Vor- rang des Erzbischofs, der den Deutschen Kónig zu krónen hat, vor allen übrigen, in gewissem Sinne selbst vor dem Papst wird hervorgehoben (Cap. 10), der Besitz der Herzogthümer Westfalen und Engern der Kólner Kirche für alle Zukunft gewünscht (Cap. 6), aus Kólns Geschichte manches Sagenhafte berichtet (Cap. 4). In der Kölner Diöcese, wie auch besonders hervorgehoben, liegen die Städte Xanten und Bonn, die mit der Sagengeschichte der Franken in Verbindung gebracht werden. In Aachen hat der Verfasser die Gesta Karoli gelesen, auf die er die Leser verweist (Cap. 4). . Ausserdem findet auch Trier eine gewisse nähere Beachtung. wogegen Mainz ganz in den Hintergrund tritt.

Dass der Verfasser in Paris seine Studien gemacht, hat man aus der besonderen Berücksichtigung geschlossen, welche das studium Pari- siense bei ihm findet, das auf Karl d. Gr. zurückgeführt und dem sacerdotium und regnum wie eine dritte Hauptmacht auf Erden zur Seite gestellt wird!) Und dafür mag auch die eigenthümliche und treffende Charakteristik der Franzosen, welche das Buch enthält, angeführt werden, die wohl eine persönliche Kenntnis derselben voraussetzen lässt.

Das Buch, welches das Andenken des Jordanus der Nachwelt erhalten hat, war am Anfang der 80er Jahre des 13. Jahrhunderts in Italien be- kannt. Damals übersandte der Cardinal Jacob von Colonna dasselbe dem Papst, wahrscheinlich Martin IV. (1281—1285): des Todes Papst Nicolaus III. (+ 22. April 1280) wird als einer vor nicht langer Zeit

1) Oudin a. a. O.; Meyer, Beitrag a. a. O., der auch schon den Titel Magister dafür geltend machen will; aber dieser hat im Mittelalter eine viel allgemeinere

Bedeutung.

G G. WAITZ,

eingetretenen Begebenheit gedacht! Der Cardinal ist durch seine Theilnahme an den Ereignissen jener und der folgenden Zeit bekannt. Er lebte bis zum Jahre 1318?).

Sein Name findet sich allerdings nur in einzelnen Handschriften dem Briefe, der dem Buche beigegeben ist, vorgesetzt: Memoriale reverendi patris domini Jakobi de Columpna, Sancte Marie in via lata diaconi cardinalis. Aber die Angabe zu bezweifeln ist kein Grund: die Umstände, deren in dem Schreiben Erwähnung geschieht, entsprechen der Stellung, welche der Cardinal einnahm, durchaus; dass er durch Empfehlung dieser Schrift der vorherrschenden Richtung des Papstthums, der Feindschaft desselben gegen das Kaiserthum, dem Streben dies zu verkleinern und zu verdrüngen entgegentrat, ist ein interessanter Beitrag zur Beurtheilung seiner Haltung, die ihn später in den heftigsten Gegen- satz und Kampf mit Papst Bonifaz VIII. brachte 5).

Folgen wir der Angabe einer Handschrift, die eben den Namen des Jacobus de Columpna bewahrt hat, so würde dem Cardinal ein noch viel bedeutenderer Antheil an dem Werke, wie es vorliegt, gebühren. Hier findet sich nach dem Schlusse schon des ersten Capitels die Notiz: Ex- plicit tractatus magistri Jordani. Wäre diese begründet, so hätte Jordanus nur eine ganz kurze Abhandlung verfasst, und alles Uebrige müsste das Werk dessen sein, der die Vorrede geschrieben. Und dafür kann dann angeführt werden, dass, wenn in dieser, wie sie vorliegt, gegen Ende bestimmt von dem scriptum des Jordanus, das er auf Wunsch einiger Freunde unternommen, die Rede ist, zu Anfang vielmehr deutlich der

1) Nuper itaque vacante sede post mortem sanctissimi patris Nicholai pape tercii Döllinger S. 117 denkt, ich weiss nicht weshalb, an den Nachfolger Martins, Honorius IV.

2) Ciaconius, Vitae pont. Rom. etc. ed. Oldoino Romae 1677. II, S. 229. Vgl. Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom im Mittelalter V, S. 501 ff.

3) Vgl. Drumann, Gesch. Bonifacius VIIL I, S. 190 ff; Gregorovius V, S. 533, der den Brief Jacobs nicht gekannt hat (vgl. S. 611) und statt dessen vergebens in Rom nach Documenten zur Geschichte der Colonna suchte; ebensowenig Reu- mont, Geschichte der Stadt Rom II, S. 676.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 7

Autor selbst spricht: nullatenus etiam, si scirem, intendere vellem ornatis sermonibus in hoc scripto, simplici narratione contentus.... paternitatis vestrae benignitas non personam sed affectum scribentis respiciat . . . . Melius puto ineptum aliquid vel incompositum promere quam .... quid- quam fingere. Doch steht der Annahme, dass nun der Cardinal wirklich den grósseren Theil des vorliegenden Werkes geschrieben habe, der Inhalt desselben auf das entschiedenste entgegen. Wie auffallend auch die Auffassung mancher Verhültnisse, wie gross die Unkenntnis Deut- scher Geschichte sein mag, doch weist nichts auf einen Italiener als Verfasser hin, alles vielmehr auf einen solchen der in Deutschland und zwar im Nordwesten desselben zu Hause war. Auch passen Ausdrücke, wie die, mit denen der Autor es ablehnt die Geschichte Rudolfs von Habsburg zu behandeln (Cap. 7: Sed ego ad describenda hujus victoriosi regis magnalia manum retraho, quoniam ad hoc me insufficientem penitus recognosco) am wenigsten auf einen Mann wie Jacob von Colonna, Und ebensowenig andererseits die Empfehlung, die dieser dem Buch voran- schickt, nur auf den Inhalt des ersten kurzen Capitels: daraus allein mochte schwerlich der Papst entnehmen, was ihn zu einer Aenderung seines Ver- haltens gegen das Oberhaupt des Rómischen Reichs zu bewegen hatte.

Da man dem Cardinal aber doch in keiner Weise zutrauen kann dass er als Verfasser gesprochen, wo er nur Vorredner und Empfehler war, so bleibt nichts anderes übrig, als einen Theil der Vorrede, die erste Hälfte derselben, dem Jordanus selber beizulegen!. Auch das ist wohl nicht ohne Bedenken: dass der Name des Cardinals zu Anfang des Ganzen steht, dass in beiden Theilen die Anrede 'sancte pater sich findet, dass der Schreiber fast mit denselben Worten hier und dort von sich spricht (humilis et penitus inexpertus; penitus inscius et inexpertus), das Ganze in den meisten Handschriften äusserlich und in gewissem Maasse auch seinem Inhalt nach sich eng an einander schliesst und als

1) So. Audiffredus in der unten anzuführenden Schrift und Denis, a. a. O. I, 2, 8.1230. Dieser will das ‘itaque’ am Anfang des zweiten Theiles für ein Ein- schiebsel halten. Wahrscheinlicher ist mir, dass der Anfang des Briefes des Cardi- nals fehlt.

8 G. W AITZ,

etwas Zusammengehöriges erscheint, kann dagegen angeführt werden. Andererseits kommt in Betracht, dass wenigstens in zwei Handschriften die zweite Hälfte der Vorrede die besondere Ueberschrift *Prologus' hat, dass die vorhergehenden Worte, welche die Handschriften der am meisten authentischen Recensionen darbieten, in denen der Autor den Grund angiebt, warum er seinen Namen nennt, wie überhaupt nur für den wirklichen Verfasser, so auch nur am Ende der Vorrede, nicht in der Mitte einer längeren Ausführung passen. Auch der Ausdruck ‘prohe- mium', der im ersten Theil gebraucht wird, ist wohl angemessener auf die wirkliche Vorrede des Schriftstellers selbst als auf die Beigabe eines andern zu beziehen. Wahrscheinlich ist dann bei der Zusammenfügung beider Stücke der Anfang von dem Schreiben des Jacobus ausgefallen.

Ist aber diese Annahme begründet, so muss Jordanus auch schon seine Schrift für den Papst bestimmt haben: nur auf diesen wird die Anrede ‘sancte, reverende, pater, der Ausdruck ‘paternitas vestra, vestra dominatio bezogen werden kónnen; dass der Cardinal, an den man allenfalls denken könnte, so angeredet worden und dann wieder von ihm dem Papst dieselbe Bezeichnung gegeben sei, ist wenig wahr- scheinlich. Eher mag man vermuthen, dass Jordanus seine Schrift auf Wunsch des Cardinals verfasst, dieser also selbst zu den amici gehört habe, die als Veranlasser von ihm genannt werden. Das gäbe eine Aussicht auf Beziehungen, in denen Jordanus gestanden, die weiter zu verfolgen wir leider nicht im Stande sind.

Auf einen andern Zusammenhang scheint freilich ein Zusatz hinzu- weisen, der sich in einer Handschrift findet, und der einen Alexander de Roes, Canonicus in dem Stift St. Mariae!) zu Köln, als denjenigen zu be- zeichnen scheint, durch den der Cardinal die Schrift des Jordanus erhalten?)

1) In der Handschrift E 2 steht 'sancte Marie in cap^ Colon.; am Rand, wo die Stelle für den Rubricator vorgeschrieben, ‘in cap! Colonie. Man wird geneigt sein zu lesen 5n capitolo; allein dies war ein Frauenstift; und so wird doch wohl das Stift St. Mariae ad gradus gemeint und 5n capitulo’ zu lesen sein.

2) In der Stelle des Codex E2 fehlt das Verbum; doch wird man die Worte kaum anders verstehen kónnen. :

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 9

Ein Alexander de Rosse wird in der zweiten Hälfte des 13. Jahr- hunderts erwühnt!); er oder ein anderer seines Geschlechts kann spüter eine solche Stellung erhalten haben. Von Interesse ist, dass das Köln, auf welches das Werk des Jordanus so besondere Rücksicht nimmt, hiernach auch für die Verbreitung desselben thätig gewesen ist. |

Dass Jordanus seine Schrift selbst ediert, auch ohne das Schreiben des Jacobus in die Oeffentlichkeit geschickt habe, werden wir schwerlich annehmen dürfen. Fehlt die Vorrede auch in einer Klasse von Hand- schriften (eine andere hat wenigstens ein Stück an anderer Stelle), so betrifft das den Theil des Jordanus ebenso gut wie den seines Patrons, und jene Handschriften sind solche welche überhaupt einen abgekürzten Text bieten, der offenbar später erst in diese Gestalt gebracht worden ist. Auch andere Abweichungen, die sich hier und in andern Codices finden, und von denen nachher die Rede sein wird, sind nicht der Art, dass man sie dem Verfasser zuschreiben kann. Am wenigsten hat eine Vermuthung?) Grund, dass eine zweite Ausgabe mit Weglassung der Stelle über Kónig Rudolf von ihm veranstaltet sei: nur in einem sehr mangelhaften Druck sind die betreffenden Worte ausgefallen.

Der Brief des Jacobus bezeichnet die Schrift als handelnd 'de prae- rogativa Romani imperi', und dem entsprechend lautet der Titel in den Handschriften, welche die am meisten authentische Ueberlieferung des Textes geben. Andere sagen allgemein ‘super Romano imperio oder ‘de translatione imperii oder ähnlich, mehrere mit dem Zusatz 'Cronica. Aber weder dieser Name noch irgend eine jener Bezeichnungen drücken den Inhalt des Buches genau und vollstündig aus. Die Ueberschrift *de praerogativa R. i^, die wir wohl als die ursprüngliche müssen gelten lassen, entspricht besonders dem ersten Capitel, das eben eine Handschrift allein dem Jorda- nus hat vindicieren wollen, im folgenden stellt sich dagegen der Verfasser ES Aufgabe zu zeigen, dass das Rómische Reich mit Recht, ja mit Noth-

1) Urk. vom 17. Des. 1260, bei Lacomblet I, S. 280; Ennen und Eckertz I, S. 432. In dem Kölner Urkundenbuch habe ich den Namen sonst nicht gefunden. 2) Vossius a. a. O. S. 788. Ueber eine gerade entgegensetzte Annahme von Denis, die Stelle sei vielleicht späterer Zusatz, s. vorher S, 4 N. 8. Histor.-Philol. Classe. XIV. B

10 G. WAITZ,

wendigkeit auf die Deutschen übertragen worden sei. Dies ganz von dem Vorhergehenden zu trennen, in dem Werke wie es vorliegt ur- sprünglich zwei Tractate, nun des Jordanus selbst, zu sehen, wie auch einmal geschehen!), ist aber auch kein ausreichender Grund vorhanden ?): eher mag man das erste Capitel wie eine Art Einleitung betrachten, in welcher der Autor die Bedeutung des Reiches darlegt, von dessen Ueber- tragung auf die Deutschen nachher weiter gehandelt wird. Dieser ge- schieht auch schon dort Erwähnung, und das Folgende erscheint als Ausführung und Rechtfertigung dessen was vorher kurz berührt ist.

In eigenthümlicher Weise, mit einer gewissen historischen, aber freilich oft Sage und Tradition für wahre Geschichte nehmenden Erudition wird diese Aufgabe behandelt, dabei noch wiederholt die Berechtigung und Selbständigkeit des Kaiserthums begründet, aber das ohne directe Polemik gegen Rom, eher mit einer hervortretenden Abneigung gegen Frankreich und die Franzosen, deren Ansprüche auf höhere politische Bedeutung damals begannen, und die hier mit dem Besitz des Studiums, als einer dritten selbständigen Macht neben Kirche und Kaiserthum, getröstet werden sollen. Dabei erhebt der Verfasser seine mahnende und warnende Stimme vornehmlich auch gegen die Deutschen selbst, Fürsten und Volk, nicht beizutragen zur Verkleinerung des Königthums und Kaiserthums, vielmehr dasselbe in Ehren und Ansehn zu erhalten, wie das einem patriotischen Mann in der Zeit Rudolfs wohl nahe liegen mochte 5).

1) So Sinner, Catal. bibl. Bern. III, p. 529, der zwei Tractate aufführt, den einen de praerogativa imp. Rom., den andern de translatione imperii ad Germanos, wahr- scheinlich gestützt auf eine ühnliche Notiz in der verlornen Berner Handschrift, wie sie die Wiener giebt; vielleicht dass jene selbst noch bestimmter die Theile unter- schieden hat, ohne dass daraus doch folgen würde, es seien ursprünglich wirklich zwei selbständige Abhandlungen gewesen.

2) Eine ausdrückliche Beziehung auf das Folgende: ut latius infra dicetur, findet sich allerdings nicht in dem ursprünglichen Text.

3j Selbst Papst Gregor IX. hat damals einigermassen verwandte Grundsätze ausgesprochen; Theiner, Cod. dipl. dom. temp. I, Nr. 336.

S Ren UR iii ea. nt S

4

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 11

Jordanus verläugnet auch dabei seinen norddeutschen Standpunkt nicht. Er ist kein Freund der Staufer, er erkennt nicht blos die Ab- ` setzung Friedrich II. durch den Papst an, er findet überhaupt, dass jene das Reich verändert und heruntergebracht haben : aus einem Deutschen oder Römischen sei es zu einem Alamannischen geworden. Dabei nimmt er aber nicht etwa auf ihre Italienische Politik oder ihre Opposition gegen die Kirche Rücksicht; er geht überhaupt einer weiteren Erörterung aus dem Wege, und klagt am Ende doch mehr die Fürsten, gerade auch die geistlichen Fürsten, als die Könige selber an.

Auch die Römer und ihre Bischöfe werden gewarnt, dass nicht um ihrer Sünden willen das Reich von ihnen genommen werde. Dem Frie- den und der Eintracht redet Jordanus das Wort; er wünscht und bittet, dass Gott regnum und sacerdotium reformieren und so vereinigen möge zum Segen der heiligen Kirche und des katholischen Glaubens auf Erden.

Der Gang der Darstellung in dem Buche ist der folgende. Das erste Capitel zeigt, wie das Römische Reich von dem Herrn Jesus Christus und dem h. Petrus anerkannt und geehrt worden sei, und führt aus, dass die Deutschen, auf welche das Reich übertragen, dies zu be- denken und darnach zu handeln hätten. Das zweite kündigt als Aufgabe der folgenden Ausführung an, zu zeigen, dass mit Recht jene Ueber- tragung auf die Deutschen stattgefunden, das Reich nicht bei den Rómern geblieben, nicht zu den Galliern gekommen sei. Darauf handelt Ca- pitel 3 zuerst von diesen und namentlich ihren verschiedenen Eigen- schaften. Capitel 4 hebt an mit der Wanderung der Trojaner, von denen wie die Rómer auch die Germanen abgeleitet werden, die auch den Namen der Franken führen; es folgt die Geschichte dieser bis zu Karl dem Grossen, dem der Papst das imperium überträgt. Capitel 5 berichtet dann, wie das Recht den Kaiser zu wählen an Deutsche Fürsten kam, wie aber ein Theil des Reichs als Königthum den Nachkommen Karls verblieb und dies als Entschüdigung auch das studium empfing, so dass hinfort die Rómer das sacerdotium, die Germanen das imperium, die Gallier das studium besassen. In Capitel 6 wird weiter erzühlt, dass B2

12 | G. WAITZ,

die Germanen das Haus Karls verliessen, und in Verbindung mit den Sachsen den Herzog Heinrich wählten, dessen Nachkommen aber später entarteten und deshalb Reich und Herzogthum verloren, worauf die Kurfürsten einen Schwaben wählten, unter dem und dessen Nachfolgern das Reich immer mehr verfiel, bis (Cap. 7) neuerdings Rudolf von Habsburg erhoben und damit der inneren Zwietracht ein Ende gemacht sei. Capitel 8 zieht aus dem Vorhergehenden Folgerungen und richtet Ermahnungen an die Deutschen Fürsten. Capitel 9 sucht aus der Ge- schichte der heiligen Eucharius Valerius und Maternus nochmals zu zeigen, dass die Uebertragung des Römischen Reichs durch den Papst auf die Germanen mystisch vorbestimmt gewesen sei. Die beiden letzten kurzen Capitel fassen das Gesagte kurz zusammen und schliesen mit dem Wunsch nach Eintracht und Frieden zwischen Reich und Kirche.

Die Abhandlung ist, wie das Angeführte zeigt, abgesehen von den ersten und letzten Capiteln, wesentlich historisch gehalten, und die so gegebenen Ausführungen und Schilderungen verleihen der Schrift ein be- sonderes Interesse. Manches beruht offenbar auf eigner Beobachtung und Kenntnis, namentlich die Charakteristik der beiden Völker mit denen das Buch sich beschäftigt, der Deutschen und Franzosen.

Für die geschichtlichen Nachrichten hat Jordanus mancherlei Schrif- ten gehabt und benutzt!): Isidors Etymologiae (Cap. 3. 4), eine Geschichte der Franken, Gesta und Miracula Karoli, die er anführt (Cap. 4), die Gesta Trevirorum (Cap. 3), die Vita Materni Valerii et Eucharii (Cap. 8).

Oft aber, wie er wohl weiss und selber sagt, weicht die Darstellung des Jordanus von anderen Berichten ab?) Er folgt offenbar mit Vorliebe der mündlichen Tradition, und hat manches zuerst oder allein aufge- zeichnet was er so erfahren und gesammelt, hie und da vielleicht auch die Dinge sich etwas zurechtgemacht, wie sie für seine Auffassung

1) In der Vorrede beruft er sich auf scripta auctentica aliorum ; Cap. 2 heisst es: ut quedam antiquitates ex multorum scriptis collecte recitentur; Cap. 6: quae in multis scriptis sufficienter exprimuntur.

2) Cap. 4: salvis aliorum descriptionibus; C.8: Fateor, me in precedentibus ab aliquorum scriptis in quibusdam deviasse etc.

EEE E E e FIT ERI SE pa E T ADL a A YS TIE T TRAIT or D SEE T AEE LE S

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 13

passten. Hier zuerst finden wir die Geschichte von der Entstehung des Namens Karl, die Gründung der Kirche S. Mariae ín Capitolio zu Köln durch die Plectrudis, die Gemahlin des älteren Pippin, die Uebertragung des studium nach Paris durch Karl den Grossen. Ganz abweichend von anderen Darstellungen ist die Verlegung der reges criniti zu den Thü- ringern, die Aufführung eines Königs Walwanus bei den Franken, die Bezeichnung eines Grafen Dodo als dux Ardennie, die Ableitung der Pfalzgrafen von den alten majores domus, die in der Pfalz zu Trier ihren Sitz gehabt, die Nachricht, dass die spüteren Merovingischen Kónige auf ihrem ochsenbespannten Wagen ins Theater fuhren, der Name der Gemahlin König Pippins Teberga und ihre Mc E als Sehwester des Kaisers Michael von Constantinopel.

Zwei seiner Erzählungen aber sind es, die eine besondere Hervor- hebung verdienen.

Die eine ist die Darstellung von der Einwanderung und Verbreitung der Franken. Auch sie ist ebenso wie der übrige Inhalt in neuerer Zeit ganz unbeachtet geblieben, so viel man sich auch mit den verschiedenen Formen der sogenannten Trojasage beschäftigt hat!) und so wesentlich

1) S. besonders Massmann zur Kaiserchronik III, S. 494 ff, wo das Material wohl am vollstindigsten aber durchaus ungeordnet gesammelt ist; Roth, Die Troja- sage der Franken, Germania I, S. 34 ff, wo die älteren Darstellungen am besten kritisch zusammengestellt und beleuchtet sind; Braun, Die Trojaner am Rheine (Bonn 1856). Vgl. Gött. Gel Anz. 1857. St. 126. 127. Was K. Pertz, De cosmo- graphia Ethiei p. 193, und Wuttke, in seiner Ausgabe des Aethicus S. 4, über den Ursprung der Trojasage überhaupt vermuthen, halte ich für nicht begründet. Der uns vorliegende sogenannte Ethieus ist gewiss mit Roth erst in die spätere Mero- vingische Zeit zu setzen; Heidelb. Jahrb. 1854. S. 269 ff; vgl. Kunstmann in den Münch. Gel. Anz. 1854. I, Nr. 31—34. Ebenso wenig aber kann ich Zarncke bei- stimmen, Ueber die Trojanersage der Franken, Berichte der phil-hist. Classe der k. Süchs. Gesellschaft der Wissenschaften 1866. S. 257 ff, Ethicus habe aus den Gesta und Fredegar geschópft, der Bericht dieser beiden sei aber aus der kurzen Notiz des sog. Prosper Tiro: Priamus quidam regnat in Francia, gemacht. Diese Stelle des Chronicon ist später interpoliert; wie in den G.G. A. a. a.O. p. 1260 bemerkt

14 G. WAITZ,-

sie in Betracht kommt, um andere spätere Gestalten derselben zu er- klären.

Während in den älteren Schriften besonders zwei Erzählungen!) neben einander herlaufen, die eine auf den sogenannten Fredegar zurück- gehend, von der Einwanderung der Franken unter dem König Francio, der mit einem Theil der Trojaner von der Donau an den Rhein zog, die andere aus den Gesta Francorum stammend, nach welcher Trojaner unter Antenor und Priamus durch die Mäotischen Sümpfe nach Pannonien kamen, hier die Stadt Sicambria gründeten, dann wegen eines glücklichen Kampfes gegen die Alanen vom Kaiser Valentinian den Namen Franken empfingen, später aber, nachdem Priamus im Kampf gegen die Römer gefallen, nach dem Rhein zu zogen: giebt Jordanus eine, wenn auch mit der letzten verwandte, doch in vieler Beziehung ganz abweichende Dar- stellung. Aeneas und der jüngere Priamus, Enkel des grossen Priamus, ziehen durch .Africa, kommen nach Italien (wo Aeneas bleibt), Priamus weiter nach Gallien an den Rhein, wo er die Gallier vertreibt und nach dem Westen zu weichen nöthigt. Troja (Xanten) und Bonna (Bonn) wer- den von ihm erbaut. Die Einwanderer nehmen Frauen von den Deut- schen (Theutonici), die Nachkommen eines Riesen sind, lernen auch ihre Sprache. Sie schliessen mit den Trierern Frieden und machen Trier zum Sitz ihres Reiches. Von dem Heer des Aeneas werden sie Ger- manen genannt, ‘eo quod illi et isti de Trojanorum germine processissent.. Da diese Germanen an Zahl gewachsen, schicken sie einen Theil ihres Heeres nach Thüringen und richten da ein Reich auf. Dann er- scheinen die Rómer unter Julius Caesar, unterwerfen die prima Germania und Gallia, erneuern aber zugleich die alte Brüderschaft mit den Deut- schen. Später bekämpfen diese auf Aufforderung der Römer die Alanen, werden zur Belohnung frei von Tribut und daher Franken genannt. Wieder an Zahl zunehmend, senden sie einen Theil ihres Heeres über

ist und inzwischen auch Zarncke selbst nach nüheren Mittheilungen aus dem hand- schriftlichen Apparat Bethmanns bestimmter ersehen und mir mitgetheilt hat. 1) Die dritte des Ethicus kommt hier gar nicht in Betracht.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. ROMISCHE REICH. 15

den Rhein nach Osten, wo sie seitdem Ostfranken heissen, einen andern gegen Westen an die Seine, der sich dort mit Gallischen Weibern verbindet, die Gallische Sprache annimmt und den Namen Francigenae ‘quasi a Francis geniti empfängt.

Ganz von allen andern Darstellungen verschieden ist der Zug über Africa und Italien nach Gallien an den Rhein. Dagegen nennen den Priamus als Führer des Zuges!) neben Antenor schon die Gesta Francorum (c. 1) und alle die ihnen folgen bis auf Gotfried von Viterbo hinab. Dieser erwähnt auch wenigstens in der, Memoria seculorum, ebenso wie Otto von Freising (I, 25) und das Annolied (ed. Bezzenberger S. 76), die Erbauung von Troja Xanten am Rhein?); das letztere nennt ' aber Franko als Führer, von dem auch Otto weiss, wührend derselbe dem Gotfried ganz fremd ist. Verona (Bonn) wird, soviel ich weiss, in keiner andern Erzählung hierauf zurückgeführt. Die anderen Nachrichten über die Verhältnisse am Rhein haben ebensowenig in älteren uns erhaltenen Darstellungen eine Anknüpfung. Otto (IV, 32) und Gotfried lassen die Franken erst nach Thüringen und dann über den Rhein ge- langen; jener glaubte wohl so die Gesta Francorum zu berichtigen 5).

1) Ueber die Stelle im Chronicon des sogenannten Prosper Tiro, ed. Roncallius I, p. 737, wo Priamus als erster König der Franken genannt wird, s. Gött. Gel. Anz. 1857. St. 127. S. 1260.

2) Schon lange vorher erwähnt die Hist. epit. des sogenannten Fredegar c. 2 des Baues einer Troja am Rhein oder ‘non procul a Rheno, aber ohne sie mit dem späteren Xanten in Verbindung zu bringen. Ebenso Honorius August., Imago mundi L c.29: Haec et Francia aFranco rege est dicta, qui de Troja cum Aenea veniens, Trojam juxta Rhenum condidit, terram Franciam cognominavit, eine Stelle, die nicht hätte in den Auszügen der Mon. G. h. weggelassen werden sollen. Die Beziehung auf Xanten hat das Annolied durch den Beisatz: ‘den bach hizin si Sante demi wazzere in iri lante. Daran schliesst sich der Vers: ‘den Rin havitin si vure diz meri. Dass die Kaiserchronik diesen des Reims zum Folgenden wegen beibehalten, dagegen das Vorhergehende, ohne das er gar keinen Sinn hat, weggelassen, zeigt allein schon, dass sie die abgeleitete Darstellung ist.

3) Aehnlich vorher das Fragment einer Hist. Francorum, das ich aus einer Bamberger Handschrift, Forschungen III, S. 146, herausgegeben.

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Mit diesen, die erzählen, dass die Franken, nachdem sie sich ‘in ex- tremis partibus Rheni fluminis in Germaniarum oppidis 'crinitos reges erhoben und dann 'venientes in finibus Thuringorum ibidem resederunt, berührt es sich, wenn bei Jordanus ein Theil der Germanen denn so heissen sie noch vom Rhein nach Thüringen gelangt und dort ‘multo tempore reges habuerunt crinitos. Ebenso hat wohl eine gewisse Aehn- lichkeit, was über den Ursprung des Namens Franken gesagt wird; aber unser Autor setzt die Sache viel später, nach der Niederlassung am Rhein und in Thüringen, während es nach den Gesta in die Zeit des Wohnens in Pannonien fällt; auch wird nicht Valentinian genannt, son- dern ‘a senatu et populo Romano’ geht das Edict aus, welches zum Kampf gegen die Alanen auffordert!); endlich der Name Franci wird nicht als feri ‘feroces erklärt, wie es jene und die ihnen folgen thun, sondern als liberi; eine Deutung, die sich vorher bei Turpin, aber in ganz an- derem Zusammenhang findet?).

Auch die Erklärung des Namens Germanus ist hier eigenthümlich. Während nach den früheren Darstellungen die Trojaner oder Franken die Germanen vorfinden, sie unterwerfen und dann auch ihren Namen annehmen, heissen sie so, nicht gerade als Brüder der Römer, aber als mit diesen aus demselben Ursprung (germine) hervorgegangen: eine

1) Wie schon der Cod. Camerac. der Gesta, Bouquet H, S. 542, und die Ann. Quedlinburgenses (SS. IH, S. 30), so verändern auch mehrere Handschriften des Jordanus die Alanen in Alamannen.

2) S. Pontanus, Origg. Franc. p. 182: er nennt keinen andern älteren Autor. Aber Elan, ist nicht Cluver der erste, wie Luden, D. G. II, S. 481, meint. Im spätern Mittelalter hat die Ableitung Gobelinus Persona IV, c. 21: et sic ipsi lingua vulgari appellati sunt Francken, quod significat idem quod liberi; VI, c. 16: lingua Romana Francken, quod sonat liberi appellati sunt. (Eine Benutzung des Jordanus habe ich sonst beim Gobelinus nicht bemerkt. Vgl. Aventin (Ann. Boj. 1580. S. 235), der sagt: Hoc nomen... deductum a libertate, quae Teutona lingua Freihait, Freyhen, Freyheit und Freien dicitur. Nach Grimm, Wörterbuch, ist frank für frei, wenn auch Deutschen Ursprungs, erst im 17. Jahrhundert aus dem Franzósischen bei uns eingebürgert worden.

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Deutung, die namentlich der Ansicht Gotfrieds von Viterbo von der engen Verbindung der beiden Völker und ihrer gewissermassen prüdesti- nierten Vereinigung in dem Rómischen Kaiserthum durchaus entsprochen hätte, sich aber bei ihm noch nicht findet.

Die Unterwerfung durch Caesar wird ähnlich im Annolied und dar- aus in der Kaiserchronik erzählt; doch auch hier ohne Anspielung auf die alte Brüderlichkeit.

Andererseits kennt Gotfried von Viterbo die Bezeichnung Franci- genae für die Westfranken oder romanischen Franken, aber mit Zuthaten, die sich hier nicht finden. Der Name begegnet zuerst in dem Fragment der Historia Francorum (Forschungen III a. a. O.), und ist von da in den Ekkehard, und so zu Otto und weiter zu Gotfried gekommen !). An Gotfried und Otto erinnert auch einigermassen, was über die Verbrei- tung der Franken nach Westen und die Annahme der hier vorgefunde- nen Sprache gesagt wird; doch nennen jene weder die Seine noch be- zeichnen sie die Sprache als Gallica.

Von einer bestimmten Benutzung einer älteren uns erhaltenen Dar- stellung kann also nirgends die Rede sein. Nur einzeln lassen sich gewisse Elemente nachweisen, die mit der hier gegebenen Erzählung Verwandtschaft zeigen, auf ihre Entstehung einen gewissen Einfluss ge- habt haben kónnen?).

Dagegen hat der Bericht des Jordanus entschieden auf spätere Dar- stellungen eingewirkt: mehrere scheinbar weit auseinanderliegende Erzäh- lungen, und solche, deren Ursprung man zum Theil nicht nachzuweisen vermochte, erhalten hier ihre Erklärung.

Am deutlichsten ist es bei dem Petrus de Andlo, der in seinem Buch de imperio Germano auch sonst dies seiner Aufgabe ganz ent- sprechende Werk des Jordanus mehrfach benutzt hat. Die Erzählung über den Ursprung der Germanen oder Franken (I, c. 15) ist grossen-

1) Ebenso der Satz: universam Galliam sive Germaniam ab Equitania usque Bawariam sibi subjugant. in

2) Eine ganz abweichende locale Nachricht hat das Chron. Altinate, Archivio stor. App. V, p. 40: Antenor habe Aquileja gegründet. Histor.-Philol. Classe. XIV. C

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theils hieraus genommen, auch der wörtliche Ausdruck beibehalten, nur einiges unter Berufung auf eine chronica Francorum abweichend erzählt.

Rothe iu der Thüringer Chronik (c. 37 und 38) verbindet zwei Darstellungen mit einander: die eine, deren Ursprung der Herausgeber v. Lilieneron nicht anzugeben vermochte!) (Vorrede S. XII), geht auf unsern Autor zurück. Der Zug durch Africa, unter Führung des Pria- mus an den Rhein, die Gründung von Xanten (Santwerffen) und Bonn. die Herrschaft zu Trier ergeben dies aufs deutlichste. Den beiden Städten ist als dritte Bingen zugegeben. Sagt dann Jordanus: conjuges accepit cum suo exercitu de mulieribus Theutonicis, so Rothe: *und nam do zu der ee eyn grosses weip die hie Theotonica’; was auf eine etwas andere Fassung der lateinischen Vorlage schliessen lassen kónnte; doch weist dann auf unsern Text gleich der Zusatz hin: ‘die was ressen- geschlechtes’; vgl.: Processerant enim a Theutona gigante. Und heisst es hier weiter: a quo Theutonici sunt nuncupati, so dort: ‘Unde do von Bo synt die Dutzschen noch zu Latine Theotonici genant. Auch fügt Rothe hinzu: ‘Unde die andern hern die beweibeten sich mit dem selben geslechte; uf das yre kinder stargk unde gross worden': entsprechend dem was Jordanus hat: eo quod essent corpulente et habiles ad prolem fortiorem propagandam. Die Beispiele, welche Rothe giebt, Siegfried, Hagen und Krimhild, sind ihm freilich eigenthümlich. Dagegen geht auch was über den Namen Germani gesagt wird auf diese Quelle zurück. Alles Weitere aber hat nichts mit derselben zu thun?.

Ein dritter von Jordanus abhängiger Bericht ist der des Küchlin in seiner Reimchronik über die Anfänge Augsburgs, Städtechroniken, Augs-

1) Auf seinem Standpunkt hätte sie ebenso gut gross gedruckt werden sollen wie c. 38.

2) Dies gehört zu der Classe der Erzählungen,. die auf die Gesta Francorum zurückgehen: Antenors Sohn Senno baute in Ungarn Sytambria (c. 37), schiffte von da ‘durch Prussen unde Russen’ und kam an die See dahin, wo nun die Sachsen, damals die Thüringer wohnten. Zu vergleichen, ist Königshofen S. 230: die Trojaner kommen auf dem Meere ‘gen Meotidas paludes, das is ginesite Pruslant; aber erst dann bauen sie Sycambria.

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burg I, S. 345. Der Zug durch Africa, weiter unter dem jungen Pria- mus an den Rheinstrom, die Vereinigung mit Trier u. s. w. finden sich ganz entsprechend hier. Die Nachricht, dass sie zu Köln Frauen nah- men, erklärt sich ebenfalls aus dem Jordanus, indem die Worte ‘diocesis Coloniensis oder ‘per diocesem Coloniensem', die zu der vorhergehenden Erzählung von der Gründung der Städte Xanten und Bonn gehören, mit dem folgenden ‘conjuges accepit cum suo exercitu’ verbunden sind. Auch was über den Namen Germanen gesagt wird, wenn auch in der Form etwas abweichend (‘Eneas der schreibe Priamo in allen brieven germano, darumb das sie von einem samen geborn waren mit kuniges namen; die schrift die schal durch das lant, das die edeln wurden alle genant Germani etc.) kommt doch wesentlich auf dasselbe heraus was Jordanus hat. Da dann dieser sagt, dass die Franken von dem Rhein einen Theil ihres Volks gen Osten sandten, nimmt Küchlin das auf, und giebt der Sache nur die Wendung, dass sie nach dem Riess zogen, um dann hieran die Gründung Augsburgs anknüpfen zu können.

Entfernter ist die Aehnlichkeit einer auch bisher auf keine andere Quelle zurückzuführenden Stelle des Henricus de Hervordia, ed. Potthast S. 6. An Jordanus erinnert der Bau von Xanten. Dann ist auch von Trier die Rede, aber nicht von friedlicher Vereinigung, sondern Zer- stórung, allerdings mit der Folge, dass die Franken lange Zeit dort wohnen. Von da kommen sie nach Paris, lassen aber ‘in Germania et nomen et gentem meliorem' zurück, *quarum prima usque in presentem diem Franconia vel Francia orientalis dicitur; was wenigstens daran er- innert, dass auch Jordanus die Franci orientales und die an der Seine sich gegenüberstellt. Doch sind die Einzelheiten überall abweichend, namentlich auch die Erwühnung von Sycambria zu Anfang auf eine andere Relation hinweisend: uud man wird deshalb wohl nicht an eine Benutzung des Jordanus selbst denken kónnen. Vielleicht dass Heinrich einige Bestandtheile oder Reminiscenzen jener Erzühlung hier mit anderen zu einem neuen willkürlichen Ganzen verband.

Weniger Glück gemacht hat die a Darstellung des

Jordanus von dem Ursprung des Rechts der Kurfürsten. Wie sie in C2

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neuerer Zeit bei den wiederholten Verhandlungen über diese Frage nir- gends Erwähnung gefunden hat, so meines Wissens auch keinen Einfluss auf spätere Autoren des Mittelalters geübt. Historischen Werth hat es natürlich gar nicht, wenn berichtet wird, dass Karl der Grosse anfangs die vier Fürsten Germaniens, die Erzbischófe von Trier, Kóln und Mainz und den Pfalzgrafen, als Wühler einsetzte, dann spüter diese den Herzog von Sachsen und Markgrafen von Brandenburg hinzuzogen und mit diesen in Gemeinschaft den Herzog Heinrich wählten. Bemerkenswerth ist aber, dass hier das Kurfürstencollegium, wie wohl sonst das ganze Reich, auf die Vereinigung der Franken das sind die Germanen und Sachsen zurückgeführt wird, dass es dann nach dieser Stelle (Cap. 6) nur sechs Wähler sind und des Königs von Böhmen keine Erwähnung geschieht, während freilich an einer frühern (Cap. 1) der Text, welcher im allgemeinen als der authentische angesehen werden muss, auch ihn mit aufführt. Ausserdem ist das Ganze ein Zeugnis mehr, wie früh ver- schiedene sagenhafte Erzählungen über den Ursprung einer Institution aufkamen, die das Interesse lebhaft in Anspruch nehmen musste und der man auf die verschiedenartigste Weise, aber immer mit gleich wenig Kritik und wirklich historischem Verständnis, ein hohes Alter und eine besondere Berechtigung zu vindicieren suchte. Während spätere Chro- niken wohl Otto III. die Einsetzung des Kurfürstencollegiums zuschreiben!), Heinrich von Herford nach dem Tode desselben die deutschen Fürsten diese Einrichtung treffen lässt?2), hat schon Thomas von Aquino, unter Berufung auf ältere Schriften, die Angabe, der Papst Gregor V., der

1) Mit Unrecht führt dies Wilmans, Jahrb. Otto II. S. 246, auf Martinus Polo- nus zurück; dieser sagt nur unter diesem Kaiser: Et licet isti tres Ottones per successionem generis regnaverint, post tamen institutum fuit, ut per officiales imperii imperator eligeretur. Eins der ültesten und zugleich ausführlichsten Zeugnisse wird das des Jahrbuches zu Zürich (— 1336) sein, herausgegeben von Ettmüller, Mitthei- lungen der antiq. Gesellsch. II, p. 50 ff. Gobelinus und Engelhusius, die Wilmans u. a. anführen, haben es nicht. -

2) ed. Potthast S. 94: die Nachricht ist offenbar aus einem Misverstündnis des Martinus hervorgegangen. Engelhusius hat dies mit der Nachricht von der Ein- setzung durch Papst Gregor combiniert, Leibniz SS. II, p. 1081.

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Zeitgenosse Otto IIL, habe die Anordnung getroffen, dass sieben Fürsten Deutschlands die Wahl vornühmen!). Dem tritt das etwas jüngere Zeugnis des Jordanus zur Seite, der bis zu den Zeiten Karl des Grossen und Heinrich I. hinaufsteigt und mit den Anfängen des Kaiserthums bei Franken und Deutschen auch die Anfänge des Collegiums der Wahl- fürsten verbindet, der so nichts von einem Einfluss des Papstes auf diese Einrichtung weiss und man kann sagen eine nationale Auffassung der

1) De regimine principum III, c. 19, Opera ed. Parmae T. XVI (1865) p. 266: Et tune diversificatus est modus imperii, quia usque ad tempora Caroli in Constan- tinopoli in eligendo servabatur modus antiquus: aliquando enim assumebantur de eodem genere, aliquando aliunde; et aliquando per principem fiebat electio, aliquando per exercitum. Sed instituto Carolo, cessavit electio, et per successionem assume- bantur de eodem genere, ut semper primogenitus esset imperator; et hoc duravit usque ad septimam generationem. Qua etiam deficiente tempore Ludovici a Carolo separati, cum ecclesia vexaretur ab iniquis Romanis, advocatus est Otto primus dux Saxonum in ecclesiae subsidium, liberataque ecclesia a vexatione Longobardorum et impiorum Romanorum ac Berengarii tyranni, in imperatorem coronatur a Leone septimo genere Alamano; qui et imperium tenuit usque ad tertiam generationem, quorum quilibet vocatus est Otto. Et extunc, ut historiae tradunt, per Gregorium quintum, genere similiter Theutonieum, provisa est electio, ut videlicet per septem principes Alamaniae fiat, quae usque ad ista tempora perseverat; quod est spatium ducentorum septuaginta annorum vel circa; et tantum durabit, quantum Romana ecclesia, quae supremum gradum in principatu tenet, Christi fidelibus expediens judicaverit. Pfeffinger, Vitr. ill. I, p. 1037 (1731), schreibt die Stelle mit Unrecht dem älteren Thomas Anglicus zu, und auch sonst wird wohl über die Autorschaft der Schrift gezweifelt. Vgl. Heinrich, De origine juris septem principum electorum p. 7f£ Die Stelle muss um 1270 geschrieben sein. Aehnlich der Mon. Hamersleb., Leibniz I, p.576. Die Uebertragung des Rechts von dem Papst auf 'certis principi- bus ecclesiasticis et secularibus erkennt an K. Albrecht I. im J. 1303, Mon. Leges II, S. 484. Schon 1279 ähnlich der Markgraf Otto von Brandenburg, Dudik, Jter Rom. I, S. 31. Vgl Lorenz, Geschichte I, S. 223 N. 1; Busson, bei Sybel, Hist. Zeitschr. XVII, S. 447. Petrus de Andlo II, I setzt die Einsetzung nur in die Zeit Gregors und giebt zugleich das, hiermit nicht übereinstimmende, Jahr 1004 an. Wie Konrad von Megenberg, aus dessen Tractat de translatione imperii Höfler neuerdings Auszüge gegeben, Aus Avignon S. 24 ff, die Sache fasst ist, aus dem Mitgetheilten, S. 27, nicht deutlich.

E G. WAITZ,

kirchlichen, die in dem Bericht des Thomas reprüsentiert ist, entgegen- stellt; was später wohl andere auf anderem Wege, durch Uebertragung der dem Gregor V. zugeschriebenen Einsetzung auf den gleichzeitigen

Das Werk des Jordanus liegt aber in verschiedenen Recensionen vor, deren Verhältnis zu einander und zu dem Verfasser nicht gleich deutlich zu Tage tritt. Längere Zeit bin ich selbst geneigt gewesen, eine, kürzere Fassung, wie sie ohne Vorrede in zahlreichen Handschriften, mit derselben aber wenigstens in einer sich findet, für die ursprüngliche zu halten: sie zeichnet sich durch eine gewisse Einfachheit aus und er- scheint frei von manchen Irrthümern und Fehlern, die man auf den ersten Anblick geneigt sein mag, eher einem späteren Interpolator als dem Autor selbst zuzuschreiben. Doch auch manche Bedenken machen sich sofort dagegen geltend, namentlich dass sich nicht wohl erklärt, wie das Richtigere einmal geschrieben in ein Ungenaueres verwandelt werden konnte, z. B. der dux Sueviae, wie der spätere Kaiser Friedrich I. vor seiner Wahl heisst, in einen nobilis de Suevia; während andere Aende- rungen, die den Text in Wahrheit nicht verbessern, sich doch wohl aus einem nur nicht immer glücklichen Streben darnach erklären lassen; wenn z. B. statt Heinrichs als des ersten Kaisers aus dem Sächsischen Hause Otto genannt wird, der ja wirklich zuerst die kaiserliche Krone empfing, und nun im Zusammenhang damit ein Satz weggelassen, der sich auf jenen bezog und auf diesen nicht passte. Auch würden bei jener Annahme dem Jordanus Stellen abgesprochen werden müssen, die in Form und Inhalt ganz dem Uebrigen homogen sind und die man am wenigsten Grund hat einem andern Autor zuzuschreiben, wenn sie sich in derjenigen Handschrift finden, die die Vorrede am meisten in der ursprünglichen Gestalt giebt, und die daher an sich Anspruch hat für die zuverlässigste Ueberlieferung des Werkes überhaupt zu gelten. Dazu kommt, dass nur, wenn dieser Text als Grundlage angenommen wird, es möglich ist, wenigstens einigermassen die Entstehung der übrigen welche vorliegen und ihr Verhältnis zu einander zu erklären.

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Ohne einige Mängel ist aber freilich auch dieser für uns älteste Text (A) nicht. Abgesehen davon, dass, wie vorher angenommen ward, die Vorrede aus zwei ursprünglich verschiedenen Theilen zusammengesetzt und die Ueberschrift, welche sich auf den Autor des zweiten, den Jacob de Colonna, bezieht, vor den Anfang des ersten gestellt ist, enthält nicht blos die eine uns zu Gebote stehende Handschrift, sondern diese Recen- sion überhaupt, wie die Ableitungen von ihr zeigen, offenbar falsche Lesarten: das vielleicht evidenteste Beispiel ist Cap. 8: ‘magnitudinem’ statt ‘ingratitudinem’!). Darnach dürfen auch einige Stellen, die sehr das Gepräge eines späteren Zusatzes an sich tragen, für Glossen angesehen werden: ich habe sie in [ ] eingeschlossen. Und ausserdem bleibt aller- dings die Möglichkeit, dass diejenigen Handschriften, welche nicht auf A zurückgehen, sondern auf anderem Wege aus dem Original abgeleitet sind, auch anderswo die ursprüngliche Fassung erhalten haben; worauf nachher zurückzukommen ist. Die volle Sicherheit des Richtigen wird da gegeben sein, wo A mit einem der Texte stimmt, die von ihm unab- hängig sind (D. E. F).

Ganz abhängig ist zunächst eine Classe (B), die nur eine Reihe verschiedenartiger Zusätze bringt. Die meisten sind nicht eben bedeu- tend, einzelne aber auch ausführlicher; ganz fremdartig erscheint eine längere Einschaltung zur Geschichte Friedrich II. (Cap. 7). die auch von den beiden erhaltenen Handschriften dieser Classe nur die eine auf- genommen hat, wührend die andere zeigt, dass sie dieselbe vorfand aber wegliess; wenig in den Zusammenhang passend eine Auseinandersetzung über den Ursprung des Namens der Langobarden (Cap. 3). Anzuführen ist noch die Benennung des Giganten, von dem die Deutschen (Teutonen) ihren Namen haben sollen, als T(h)eucer (Cap. 4), die nühere Bezeichnung des Laufs der Secana (ebend.), der Zusatz zu Habsburg ‘prope Basileam'

1) Zweifelhaft ist eine Stelle Cap. 5, wo A von allen abweicht, seine Lesung: eujus videlicet tamquam imperatoris posteritas nulli ad homagium vel aliquod obse- quium teneretur, doch aber wohl eine Emendation zu dem Richtigen von D. E. F: cui videlicet t. imp. p. ad h. vel al. obs. teneretur. Auch andere Schreiber stiessen an und fügten ein unrichtiges ‘non’ vor ‘teneretur’ ein.

24 : G. WAITZ,

(Cap. 7). In beiden uns erhaltenen Handschriften findet im Anfang eine Versetzung statt, indem, offenbar durch falsche Stellung eines Blattes in der Vorlage, ein Theil des ersten Capitels in die Vorrede gerathen ist.

Hieran schliesst sich eine dritte Recension (C), die ihre Abhängigkeit von B auf das deutlichste kundgiebt, daneben aber auch mit andern Handschriften in Zusammenhang steht und ihrerseits auch wieder eigenes hinzugethan, namentlich aber den Ausdruck im einzelnen häufig will- kürlich geändert hat. Die Verbindung mit B erhellt besonders aus zwei Stellen, einer, wo ein Stück von der Vorrede, die selber weggelassen ist, in den Text eingeschaltet wird, gerade da wo B durch Versehen Vorrede und Text in einander gewirrt hat, in der Weise, dass hier wohl ein grammatisch ertrüglicher Satz, aber kein irgend befriedigender innerer Zusammenhang gewonnen ist; der anderen gegen Ende, wo die abgekürzte Fassung der einen Handschrift offenbar zu einem an sich ganz leeren Satz dieser Recension Anlass gegeben hat (B2 schrieb: Preterea scien- dum est etc. Audivi etiam aliud, statt: Dicunt preterea aliud u. s. w., weil B 1 mit ‘Preterea sciendum est’ eine längere Einschaltung über Friedrich Il. begonnen hat; daraus macht C: Preterea sciendum est, quod audivi aliud). Ausserdem hat C fast alle Zusätze von B, stimmt auch in einzelnen Lesarten oft mit diesem überein. Anderswo aber zeigt sich, und zwar durchgehend in allen Theilen, eine auffallende Verwandtschaft mit den, oft unrichtigen, Lesarten zweier Handschriften einer mehr ab- gekürzten Recension (F 4. 5); wie in diesen ist auch, wie schon ange- führt, die Vorrede ausgelassen; es ist eine Eintheilung in kleinere Capitel durchgeführt, die sich wesentlich übereinstimmend ebenfalls in den an- geführten Handschriften findet; die den Capiteln beigefügten, und in einzelnen Codices dieser Classe auch zu Anfang zusammengestellten Rubrae zeigen grosse Verwandtschaft, manchmal sind sie ganz identisch. So kann nicht bezweifelt werden, dass der Text dieser Recension aus wenigstens zwei Vorlagen zusammengesetzt ist. Einzelne Stellen schei- nen selbst noch die Kenntnis anderer Handschriften zu verrathen; in einer (Cap. 4), wo A hat ‘culto religionis, alle andern ‘cultu regio, giebt .C: regio vel religionis; an einer andern (Cap. 1, wo die meisten Hand-

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schriften das 17. Capitel des Matthaeus citieren, eine (D) das 22., liest C: 22 alias 17. Mit der zuletzt genannten Recension findet auch sonst eine Verwandtschaft statt, die es nóthig macht, einen nüheren Zusammen- hang anzunehmen. C und D haben Stellen gemeinsam, die allen andern fehlen; einmal geben beide einen Satz, der deutlich als Abkürzung von B erscheint, so wie er lautet gar nicht recht verstündlich ist (Cap. 3 über den Ursprung des Namens der Langobarden: et ab hoc dicti sunt Langobardi, quamvis modo barbam minime nutriant; das Letzte auf die in B gegebene, hier weggelassene Geschichte von dem Ursprung des Namens bezüglich. Dagegen gehen in den einzelnen Lesarten die bei- den Recensionen meist auseinander, indem beide sich nicht selten mit einer gewissen Freiheit, ja Willkür von dem ursprünglichen Wortlaut entfernen. Doch geht C hier weiter als D, hat auch mehr eigenthümliche Zusütze, die sich aber meist mit Sicherheit als fremdartige Bestandtheile, beabsichtigte Erläuterungen, Glossen und dgl. kundgeben.

Die vierte Recension (D) bietet in Beziehung auf die Frage ihrer Entstehung die grössten Schwierigkeiten dar. Sie giebt die Vorrede ohne den Namen des Jacobus (der auch schon in B fehlt) und ohne die Stelle die sich auf die Namensnennung bezieht, hierin mit E übereinstimmend. In Beziehung auf den Bestand des Textes im grossen und ganzen findet mehr Uebereinstimmung mit B und C als mit E und F statt; die mei- sten Zusätze von B, nicht wenige von C finden sich wieder, ohne dass sich für die Priorität eines der beiden letzten recht sichere Anhalts- punkte ergäben; C könnte wie B und F auch D benutzt haben. Aber auch in D weist einiges auf eine doppelte Vorlage hin. An einer schon angegebenen Stelle (Cap. 4) lesen A. B. C: super Secanam, E. F: inter Secanam et Ligerim; D schliesst sich dem letzteren an, giebt aber: inter al. super, kennt also auch die andere Lesart. Aehnlich stehen später, wo C 'astutia, die übrigen Texte alle ‘argutia’ haben, in D ‘astutia argutia neben einander. Hiernach muss C zu den Quellen von D gerechnet werden!);

1j So hat D wohl auch aus C das falsche ‘Almani’ statt ‘Alani’ empfangen, das in C aus F. 4. 5 zu stammen scheint. Histor.- Philol. Classe. XIV. D

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Wenn ganz einzeln D mit B übereinstimmt gegen C, so ist wohl anzu- nehmen, dass nur die bekannten Handschriften von C hier etwas ausge- lassen haben, wie auch die Codices von B in dem was sie an Zusützen geben noch Verschiedenheiten zeigen (und ebenso möchte ich erklären, dass einmal C und A ohne B zusammenstimmen). Keineswegs folgt der Autor von D aber allein oder auch nur vorzugsweise der Recension C; er benutzt daneben einen anderen reineren Text, der freilich nicht auf A zurückgeht, aber mit A eine gemeinschaftliche Quelle hat und anderer- seits eine zweite Ableitung in E und F erfahren hat. In Stellen, wo D mit diesen stimmt gegen A. B. C, kann es also zweifelhaft sein, auf welcher Seite die bessere Ueberlieferung sich findet, da Aenderungen ebenso gut in A wie in der gemeinschaftlichen Grundlage von D und E (F ist aus diesem abgeleitet) gemacht sein kónnen. Mitunter lassen innere Gründe in dem Text von A eine Glosse oder Aenderung erkennen; Zusütze der Art sind, wie vorher bemerkt, in der Ausgabe besonders bezeichnet worden. Anderswo wird aber die Ueberlieferung von A. B. C den Vorzug verdienen. So vergleicht nach diesen der Autor die Gallier in Beziehung auf ihre Hautfarbe mit Spaniern und Griechen; D. E. F setzen für diese die Mauren, was den Charakter einer spüteren Besserung an sich trägt. Aehnlich ist es, wenn in einer schon angeführten Stelle der erste Text die Sitze der Francigenae (Franzosen) ‘super Secanam' setzt, der zweite 'inter Secanam et Ligerim': man begreift, wie jenes, nicht wie dies zur Aenderung Anlass gab. Dass der Erzbischof Philipp von Kóln das Urtheil eines Kaisers Heinrich gegen den Herzog Heinrich den Lówen vollstreckte (Cap. 7), musste auch bei sehr geringer Kenntnis der Geschichte als unrichtig erkannt werden und blieb deshalb fort. Umgekehrt freilich verhält es sich, wenn D. E. F den Tod Karl Mar- tells nach Trier verlegen und in Uebereinstimmung damit nachher statt des *episcopus Aurelianensis des anderen Textes den "Treverensis als denjenigen nennen an welchen sich der Papst mit der Frage nach dem geschehenen Wunder wendet: jenes kónnte eine Berichtigung sein; aber es lässt sich wohl auch denken, dass ein Interpolator irgendwo die Nach- richt von dem Tode Karls in Trier fand und demgemäss dann die sonst

3 1 j 3 : 1

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überlieferte Angabe über den Bischof änderte. Noch deutlicher erscheint als späterer Zusatz der damit verbundene Satz: Quidam tamen fingunt, hoc prope Parisius ad Sanctum Dyonisium esse factum; solche Bemer- kungen wegzulassen liegt wenigstens gar nicht im Charakter der Recen- sion A. Und darnach wird man dann auch andere Stellen beurtheilen dürfen, die an sich keine bestimmten Momente zur Entscheidung an die Hand geben. Nicht erheblich sind die eigenen Zusätze von D; da- gegen erlaubt sich der Autor dieser Recension allerdings nicht selten Aenderungen des Ausdrucks, wie sie manchmal durch die Verschieden- heit der beiden Texte, die ihm vorlagen, veranlasst sein mögen. Eine Handschrift dieser Classe (D. 2) hat aber auch noch weitere Verände- rungen beliebt, namentlich ein paar grössere Einschaltungen vorge- nommen, über eine andere Entstehung des Namens Pfalzgraf als sie Jordanus giebt (Cap. 1) und über die Kurfürsten (Cap. 5).

Dem gegenüber ist dann die fünfte Recension (E) vorzugsweise durch gewisse Auslassungen charakterisiert. Unter den Kurfürsten wird (Cap. 1) der König von Böhmen weggelassen, vielleicht weil später, wo genauer von ihrer Einsetzung die Rede ist und diese in die Zeit Heinrich I. ge- setzt wird, Jordanus, wie schon bemerkt, wenn auch den Markgrafen von Brandenburg (der übrigens bei ihm einfach comes Marchie heisst, genauer erst in den späteren Texten bezeichnet wird), doch nicht jenen König aufführt, vielleicht aber auch, weil ja längere Zeit das Recht des Böh- men zur Theilnahme an der Wahl bestritten ward. Die Ableitung der Langobarden aus Gallia comata (c. 3) fällt aus, wohl weil ihre Unrichtig- keit zu Tage lag; Reims, neben Paris als Sitz der französischen Könige, wird weggelassen, weil nur dies dem Schreiber bekannt war; ebenso die Nachricht, dass der pronepos Karl des Grossen König Heinrich eine Verfügung jenes über das Königthum in Frankreich bestätigt (wo D den Heinrich in Ludwig verwandelt), als dem Verfasser unverständlich; eine Stelle über König Heinrich I., wie schon bemerkt, weil statt desselben Otto gesetzt ist; die Angabe über die Absetzung Friedrich II. durch den Papst vielleicht, weil der Schreiber diese nicht wie Jordanus als gültig ansah, während eine längere Stelle vorher über die deutschen Fürsten, die D2

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sich der Güter des Reichs zu dessen Nachtheil bemächtigt, aus anderem Grunde Anstoss finden mochte. Anderswo mögen die Ursachen zu den vorgenommenen Aenderungen mehr zufälliger Art sein. Zusätze sind in E nur ganz vereinzelt gemacht: sie geben sich auch durch ihren Inhalt leicht als solche zu erkennen. Wo auch in solchen E mit C stimmt, ist es auf die theilweise Abhängigkeit des letztern von F zurückzuführen.

F selbst ist nichts als eine Ableitung aus E: im grossen und ganzen derselbe Text, nur ohne die Vorrede und ohne die letzten Capitel, die auf den ersten Blick als ein fremdartiger und nur wenig zur Sache gehöriger Anhang erscheinen mochten, den man selbst geneigt sein könnte für einen späteren Zusatz zu halten, wenn nicht alle anderen Recensionen ihn hätten und bei näherer Betrachtung doch auch Inhalt und Ausdrucksweise genugsam den engen Zusammenhang mit dem Vor- hergehenden und denselben Verfasser zu erkennen gäben. Innerhalb dieser Classe zeigen sich kleinere Verschiedenheiten, namentlich in der Eintheilung und Bezeichnung der Capitel, ausserdem in der Lesart ein- zelner Worte; nur einmal (Cap. 4) ist, und nur in einzelnen Handschriften, ein Zusatz gemacht, über die Gründung Triers, der, ebenso wie anderes jenen Eigenthümliche, in C überging.

Endlich kann noch eine letzte Art von Handschriften aufgeführt wer- den, die statt des Werkes des Jordanus nur mehr oder weniger bedeutende Auszüge enthalten, die aber unter sich nicht näher zusammenzuhängen scheinen und überall kein weiteres Interesse in Anspruch nehmen.

Das Verhältnis der verschiedenen Texte zu einander stellt sich nach dieser Erörterung folgendermassen :

JEET

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Dass die Kenntnis noch anderer Handschriften, als mir zugünglich waren, dies Schema veründern, namentlich noch weitere Zwischenglieder einschalten kann, wird kaum der Erwühnung bedürfen.

Die Zahl der vorhandenen Codices ist eine sehr grosse: doch gehóren fast alle dem. 15. Jahrhundert an, wo das Buch des Jordanus besonders häufig gelesen und benutzt worden zu sein scheint. Sie finden sich in den Bibliotheken Deutschlands, Frankreichs, Englands und Italiens zer- streut, und nicht alle habe ich selber benutzen oder von befreundeter Hand für mich einsehen lassen kónnen. Die mir zu Gebote standen (über 20) reichen aber, glaube ich, aus, um einen in allem zuverlüssigen Text zu geben und die Zusätze der verschiedenen Recensionen zu unter- scheiden und vollständig mitzutheilen. Die Wolfenbütteler Bibliothek allein enthált ihrer nicht weniger als fünf, und diese drei verschiedenen Recensionen angehörig; durch die Gefälligkeit meines zu früh der Wissen- schaft entrissenen Freundes Bethmann konnte ich sie mit Bequemlichkeit hier benutzen; desselben Vortheils erfreute ich mich bei der Hamburger und der einen Münchener, wührend ich mehrere andere dieser Bibliothek wührend meines Aufenthalts im Herbst 1867, und kurz vorher die Baseler und Pariser an Ort und Stelle einsehen konnte. Den der letzten eigen- thümlichen Zusatz, den ich nur theilweise selber abgeschrieben, verdanke ich der Güte des Hrn. Leopold Delisle. Die Berner der wichtigen Classe A war leider bei meiner Anwesenheit nicht aufzufinden und hat sich auch später nach einer gefälligen Mittheilung des Hrn. Dr. Hidber nicht wieder beibringen lassen: ein anderer Band trügt die Nummer, welche Sinners Katalog angiebt. Durch die gütige Vermittelung Hrn. Prof. Sickels erhielt ich eine vollstindige und genaue Abschrift der einen Wiener und die nóthigen Nachweisungen über zwei andere durch den Stud. Hrn. Cicálek, und ebenso hat von der Düsseldorfer Hr. Archivrath Harless mir mit grosser Gefälligkeit statt der nur erbetenen Mittheilung über einzelne Stellen eine Copie des ganzen Textes zur Verfügung ge- stellt. Ueber die Brüsseler Handschriften gaben Hr. Dr. W. Arndt, der rüstige Mitarbeiter der Monumenta Germaniae historica, über die Römi-

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schen Hr. Dr. A. Wilmanns, über die Coblenzer Hr. Dr. Saur (jetzt in Köln) die gewünschte Auskunft.

Die Handschriften, welche ich so benutzen oder doch näher be- stimmen konnte, und denen sich die alten selbständigen Drucke anreihen, sind folgende:

A 1) Wien, Hofbibliothek, Cod. Lat. Nr. 4143, früher Theol. Nr. 209, chart. s. XV, ausführlich beschrieben von Denis, Codices manuscripti theologici bibliothecae palatinae Vindobonensis I, 2 (1794), p. 1221 ff; wo auch die Vorrede grossen- theils abgedruckt ist Der Text ist im ganzen correct geschrieben; nur einzeln waren Fehler des Abschreibers zu verbessern.

A2) Bern Nr. 453 in4, chart., nach Sinner, Catalogus codd. mss. bibliothecae Bernensis T. III (1772), p. 529, der zuerst die Vorrede theilweise mittheilte, ohne freilich für seine Angaben weitere Beachtung zu finden.

B 1) Paris, (Ancien Fonds) Lat. Nr. 8513 (Baluze 620), chart. s. XV: ur- sprünglich zwei verschiedene Handschriften. In der ersten steht p. 26*—37* das Werk des Jordanus, aber sehr nachlässig und schlecht geschrieben, oft kaum lesbar, die Worte aber auch im einzelnen sehr verderbt.

B 2) Düsseldorf, Archiv, Jülich-Clevesche Abtheilung (Archiv XI, p. 155), aus Xanten herstammend, verschiedene Stücke aus verschiedener Zeit umfassend, der Jordanus im 15. Jahrhundert auf Papier geschrieben, nicht ohne mancherlei Fehler im einzelnen, doch correcter als der vorhergenannte Codex.

C 1j Wolfenbüttel, Cod. Gudianus Lat. Nr. 231, chart. 4, früher, wie eine alte Inschrift bezeugt: Bernh. Rottendorf D. M. CIO. IOC. XXXIII, in den Händen dieses bekannten Geschichtsforschers, drei vielleicht durch ihn, vielleicht auch schon früher vereinigte Handschriften, alle auf Papier, aber von verschiedenen Hünden geschrieben; das Werk des Jordanus vielleicht noch von einer Hand des 14. Jahr- hunderts, deutlich, wenn auch nicht eben elegant.

Den ersten Theil der Handschrift bildet (Erdmanns) Cronica episcoporum Osna- burgensium aus dem 15. Jahrhundert, f. 82 beginnt der Text des Jordanus und geht bis f. 97!; von derselben Hand folgt: Incipiunt leges imperiales Karoli quarti u. s. w., die Goldene Bulle f. 104!; ein Blatt bleibt leer; dann enthält die dritte Handschrift f. 106 die Omelia de lancea domini, wie am Ende bemerkt wird: Colleetus est hie tractatus a venerabili magistro Hinrico de Hassia sacre theologie doctore anno Domini 1382. Auf leer gelassenem Raum von anderer Hand ein halb deutsches, halb lateinisches Gedicht: Ich wil singen clare, matri Christi care, Uns und alle jare, Neque declinare, Van er by einem hare u. s. w.

Die Handschrift kann auf den ersten Blick dadurch die Aufmerksamkeit auf sich

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ziehen, dass sie mit der Osnabrücker Chronik zusammensteht; man wird daran den- ken, dass sie aus einer älteren der Osnabrücker Kirche, der Jordanus als Canonicus angehörte, herstammen könne; doch ist die Beschaffenheit des Textes nicht dazu angethan, eine solche Vermuthung zu bestütigen.

C 2) Brüssel, Burgund. Bibliothek Nr. 946—958, chart. s. XV. kl. fol.; früher in Kóln, wie die Bemerkung auf f. 1 zeigt: Pertinet Cruciferis in Colonia, eine Zeitlang in der kaiserlichen Bibliothek zu Paris. Die Handschrift enthült vor dem Jordanus Lactantii Firmiani libri de ira Dei, Basiliensis concilii processus et decreta und die Goldene Bulle, nach demselben noch den Fasciculus temporum auct. Wernhero Carthusiensi und De philosophorum veterum vita et moribus. Jordanus, auf den sich die Nr. 948 speciell bezieht, umfasst 8 Blätter, die gut geschrieben sind. Der Text stimmt genau mit dem der vorigen Handschrift, mit der auch die Goldene Bulle gemeinschaftlich ist.

Nach dem übrigen Inhalt des Bandes zu schliessen (Lactantius de ira) wird die Handschrift

C 22) der evangelischen Hauptkirche in Lüben (Archiv XI, p. 718) nahe mit dieser zusammenhüngen.

C 3) Basel I S. 4, chart. s. XV. fol, ein Sammelband, wo f. 539—554! die Cronica Jordani de imperio Romanorum von einer deutlichen Hand des 15. Jahr- hunderts geschrieben ist, im ganzen mit den beiden vorhergehenden Handschriften übereinstimmend, doch ohne das hier zu Anfang stehende Capitelverzeichnis und mit einigen anderen Abweichungen. Es finden sich ziemlich zahlreiche, aber spätere Randbemerkungen, auf die ich keine Rücksicht genommen habe.

C 4) Coblenz, Gymmnasialbibliothek Nr. 134, enthält einen der letzten Hand- schrift entsprechenden, nur im einzelnen mehr verderbten Text.

C 5) Rom, Vatican, Ottobon. Nr. 372 (bibl. Attempsianae), chart. s. XVI, f. 43! ft. das Werk des Jordanus, fast ganz mit der vorhergehenden Handschrift über- einstimmend. Nach einer Mittheilung Bethmanns enthült der Band ausserdem: De squaloribus Rom. curiae vulgariter Portugal antiquus intitul.; De tribus de papatu contendentibus et spec. de fuga Joh. pape: “Alma mater eccl. etc; De potestate papae.

D 1) Hamburg, Nr. 31*, chart. s. XIV. fol, ein reicher Sammelband ver- schiedenen und wichtigen Inhalts (Archiv VI, p. 240 ff). F. 57 beginnt eine früher selbständige Handschrift mit dem Werk des Jordanus, das f. 62' schliesst, worauf sofort die Briefe des Hadrian und Friedrich I. folgen, ganz wie in E 1, und erst darnach die Unterschrift: Explicit tractatus magistri Jordani Osnaburgensis canonici de Romano imperio. Der Text ist im ganzen gut und correct geschrieben.

F. 63! blieb leer, 5 andere sind ausgeschnitten, f. 64 folgt von derselben Hand die Cronica Martini, daran schliesst sich f. 102! von einer anderen, aber ähnlichen

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gleichzeitigen, die Cronica aliquorum summorum pontificum bis f. 105, und nach 1!/ leeren Seiten f. 106: Cronica quorundam Romanorum regum ac imperatorum 1311, f 117!, dann 2!/, Seiten leer, ein Blatt ausgeschnitten, und f. 119 noch von der- selben Hand die Cronica archiepiscoporum Coloniensium f. 133, die beiden Erz- bischófe Fredericus., de Zerwarde und Theodericus de Moera von einer späteren Hand des 15. Jahrhunderts, die auch vorher manche Zusätze, am Rand oder auf eingelegten Blüttern, gemacht hat, hinzugefügt; 3 Seiten blieben leer. Soweit bildete das Ganze früher eine Handschrift, die nach Köln gehört haben wird: die Fort- setzung des Martinus ist ohne Zweifel hier geschrieben, nimmt auch direct auf die folgende Kölner Bischofschronik Rücksicht. Am Schluss des Bandes f. 286—239 stehen 4 Blätter, die dasselbe Wasserzeichen wie die des Jordanus zu haben und von derselben Hand wie dieser und die Chronica Martini geschrieben zu sein schei- nen: die Lage ist DD zu Anfang bezeichnet, während ich sonst keine Signatur be- merkt habe. Diese Blätter enthalten Annalen vom Jahre 693—1345, die ohne Zweifel in Utrecht entstanden und hier aus einem älteren, wahrscheinlich von verschiedenen Verfassern geschriebenen Exemplare, wiederholt sind.

D 2) Wolfenbüttel, Cod. Gudianus Lat. Nr. 271, chart. 4, 22 Blätter, im Jahre 1472 geschrieben, wie eine Notiz f. 7. zeigt am Schluss der zu Anfang stehenden Legenda sancti Karoli: Explieit legenda beati Karoli Magni Pipini regis Francorum fili per Jacobum Traß de Scocia seripta quinta die Septembris anno Domini 1472. Von derselben Hand folgt f. 7! und geht bis f. 23 das Werk des Jordanus. Am Rande finden sich mancherlei Bemerkungen, die aber meist nur auf den Inhalt des Textes hinweisen. Ob die dieser Handschrift eigenthümlichen Zu- sätze dem Schreiber angehören oder aus einer älteren Vorlage herübergenommen sind, wird sich nicht mit Sicherheit unterscheiden lassen, falls nicht ein älterer Codex gerade dieser Recension sich findet.

Dahin gehört nicht

D 3) München, Cod. Lat. 88. fol, von verschiedenen Händen des 15. Jahr- hunderts, zum Theil in Ulm re f. 63—72! die Schrift des Jordanus, von einer etwas älteren Hand als das Uebrige, in der Hauptsache mit D 1 übereinstim- mend, nur einzeln an D2 sich anschliessend, ausserdem mit manchen eigenen Feh- lern: eine Collation durfte auf einzelne Stellen beschrünkt bleiben. Aus diesem Codex hat unlängst Friedrich (Kirchengeschichte Deutschlands I, S. 42 f£) die letzten Capitel als eine selbständige Historia Materni abdrucken lassen, ohne den Autor und die früheren Ausgaben zu kennen (vgl. S. 100).

Es folgt in dem Bande Leonardi Aretini de bello Italico adversus Gotthos. Ausserdem findet sich auf der ersten Seite:

= Nos Mathias Dei gratia episcopus Spirensis ob honorem sacri Romani imperii ac

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laudem hujus insignis cathedralis ecclesie Spirensis, que est prineipalior sepultura nacionis Alamanice imperatorum et regum Romanorum conjugum et filiorum, hane tabulam fieri ordinavimus, in qua nomina in hoc choro regum humatorum in perpe- tuam rei memoriam conscribi et annotari fecimus, quorum anima et omnium Christi fidelium in pace misericorditer requiescant. Conradus propitietur Deus.

Am Schlusse f. 153! Beschreibung Roms: (Mjurus Urbis habet trecentas sexaginta et unam turres etc.

F. 156!, De situ terre Livonie. Livonia christianorum ultima provinciarum etc, F. 157. De origine fratrum beate Marie Theuthonicorum et ad quem finem instituti sunt. Theutones hujus religionis etc.

F. 158, De situ terre Pruscie et quomodo devenit in manus fratrum Thetunicorum. Pruscia regio est aliud his aliud illis videri. Am Rande: deficit.

Nach dem Inhaltsverzeichnisse sollte noch folgen: Friderici s. imp. historia; Fa- seiculus temporum; Illustrium aliquot virorum missivae; und wie eine andere Hand hinzufügt: Romischen Reichs anlag. Dies fehlt jezt in der mit einem modernen Einband versehenen Handschrift.

Hierher gehórt auch:

D 4) Die Editio princeps, s.l et a. (Rom, aus der Druckerei des Lupus Gallus um das Jahr 1476), in gross Quart 12 Blätter, beschrieben in (Audiffredus), Catalogus historico-critieus Romanarum editionum saec. XV. (Romae 1783. 4.) S. 310. "Vgl Hain Repertorium Nr. 9437. Ein Exemplar befindet sich in der Münchener Hofbibliothek, und ist mir durch die Güte des Herrn Oberbiliothekar Halm mitgetheilt worden. Wie schon die von Audiffredus angeführten Stellen er- kennen liessen, gehórt der Text in der Hauptsache ganz dieser Recension an. Doch finden sich einzelne Abweichungen, die auf Benutzung auch anderer Handschriften (Classe C und F) hinzudeuten scheinen. Der zu Grunde gelegte Codex war nicht selten in einzelnen Worten verderbt, ist aber auch ófter offenbar schlecht gelesen (‘cum und ‘tamen’, ‘quod’ und ‘quidem’, ipsi und ‘Christi’ werden verwechselt, und dergleichen Fehler mehr begangen).

E 1) Wolfenbüttel, Cod. Gudianus Lat. Nr. 249, chart. in 4., 23 Blätter, von denen das letzte ganz, Bl. 22 grossentheils leer geblieben, 15'/s das Werk des Jordanus enthalten. Die Handschrift gehört erst dem 15. Jahrhundert an, ist aber sehr deutlich und gut geschrieben, liefert auch einen in allem Wesentlichen offenbar correcten Text dieser Recension. Capitelüberschriften finden sich gar nicht. Unmittelbar schliessen sich an: f. 16! Epistola Adriani pape ad Fredericum impera-

torem; Adrianus ete. Lex divina sicut parentes etc.; f. 17 Responsio ejusdem im-

1) Dagegen ist das Buch weder in der hiesigen Bibliothek, noch in Berlin oder Wien, wo ich fragt habe, vorhanden. Histor.-Philol. Classe. XIV. E

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peratoris ad predictum pontificem. Fredericus etc. Lex justicie unicuique ete. Dann, nachdem eine halbe Seite frei gelassen, f. 18: Tractatus quidam seu epytalogum de morle el vila incipit. Securitas est etc. und anderes.

E 2) Wien, Lat. Nr. 395, früher Hist. prof. Nr. 900, membr. s. XIV (nach den Tabulae codd. mss. in bibl publ. Vind. I, S. 103), nachlüssig geschrieben und mit zahlreichen späteren Correcturen versehen. Das Werk des Jordanus steht f. 1—16 und bricht unvollstindig ab mit den Worten sic omnes barbare nationes (c. 8 gegen Ende. Nach den mir mitgetheilten Collationen der Vorrede und mehrerer Stellen nimmt der Text eine eigenthümliche Mittelstellung ein: die Ueberschrift der Vorrede und einzelne Lesarten zeigen eine Verwandtschaft mit A, jene giebt einen eigenthümlichen sonst nirgends befindlichen Zusatz, über den oben (S. 8) gespro- chen; dagegen fehlt die lüngere Stelle in der Vorrede die nur A und B haben, und in dem Text selbst zeigt sich in Hauptsachen Uebereinstimmung mit E und F, in einzelnen Worten ein gewisses Schwanken zwischen B, D und E. Einer vollständi- geren Vergleichung habe ich geglaubt mich entschlagen zu dürfen.

F 1j Wolfenbüttel, Cod. Gudianus Lat. Nr. 90. 91. fol, ein Band sehr ver- schiedenen Inhalts: auf ursprünglich leer gebliebenen Blättern, f. 148!—156', hat eine Hand aus dem Schluss des 15. Jahrhunderts das Werk des Jordanus ohne Vorrede und ohne die auch anderswo fehlenden Schlusscapitel geschrieben, mit zahlreichen Abkürzungen und wenig elegant, aber doch im ganzen correct, und offenbar aus einer sehr guten Vorlage: hie und da blickt eine besondere alterthümliche Gestalt des Textes hindurch, in Formen wie abiles, Yspania u.s. w.; die ich aber doch nicht aufnehmen mochte.

F la) Wien, Lat. Nr. 4984, früher Theol. 643, chart. s. XV, beschrieben von Denis a. a. O. I, 3, S. 2562 f£, nach der Ueberschrift und einzelnen mir mitgetheil- ten Lesarten hier zunüchst éidüreilich.

F 1b} Rom, Vatican, Palatin. Nr. 859, chart. s. XV. 4., giebt f. 100 ff. das Werk des Jordanus in einer Gestalt, die der des vorhergehenden Codex sehr nahe kommt. Der Band enthält ausserdem die Translatio trium regum.

F 2) Brüssel, Nr. 7503—7518, die bekannte Handschrift des Thietmar (Ar- chiv VIL S. 426), wo mit Nr. 7515 auf fol. 278 die Cronica magistri Jordani be- ginnt, wie jener auf Pergament in 2 Columnen im 14. oder Anfang des 15. Jahr- hunderts geschrieben, und so vielleicht die älteste aller mir bekannt gewordenen Handschriften, die ich der vorhergehenden F 1 nur deshalb nachgestellt habe, weil ich keine vollständige Vergleichung, sondern nur Angaben über einzelne Stellen zur Verfügung hatte. Am Schluss des Werks f. 283! und der Handschrift steht die Bezeichnung: Lib. Coll Societatis Jesu Paderborn. a. 1612, neben derselben

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Notiz f. 1 die spätere Bemerkung: nunc commutatione librorum musaei SS. domus professionis Societatis Jesu Antverpiensis 1).

F 3) München, Lat. Nr. 18776 (Tegernsee 776), chart. s. XV. 4., von ver- schiedenen Händen geschrieben, zu Anfang, nach einigen Vorsatzblättern, jetzt f£. 5 das Werk des Jordanus, im ganzen correcter als die folgenden Handschriften, doch auch mit eigenthümlichen Verderbnissen.

Derselbe Band enthält namentlich die Chronik des Hermannus Gygas: Marie virginis indignus ego sacrista etc., mit einer Fortsetzung von anderer Hand f. 158: Hucusque Hermannus suos flores temporum conscripsit. Ea vero que secuntur pro complemento annotata sunt. Post Karolum ergo quartum regnat Wentzeslaus 1463; mit einem auf besonderem Blatt von anderer Hand eingelegten ‘Planctus mortis Alberti regis. Dann noch einige Gedichte, die Namen und kurze Notizen über die Erzbischöfe von Salzburg, Bischöfe von Freising, Passau, Regensburg, f. 177—178! Annalen von 1436—1493 in nicht völlig chronologischer Ordnung.

F 3a} München, Lat. Nr. 3070 (And. 70), chart. s. XV, enthält f. 511- 591 das Werk des Jordanus, mit dem vorhergehenden (auch in einer Bemerkung des Schreibers am Schluss: Et sie est finis, laudetur Deus sublimis) so übereinstim- mend, dass der eine als Abschrift des andern gelten muss, nach einigen Stellen 3a aus 3. Am Ende steht: Anno etc. 1428, in Roth, offenbar das Jahr der Abschrift.

Es folgt auch hier die Chronik des Hermannus Gygas (oder wie es heisst die minor chronica Martini), aber am Ende in Benedict XII: licet que non possideret, abbrechend (3 Blätter blieben leer) und ohne die in F 3 später hinzugefügte Fortse- tzung. Anderes ist nicht der geschichtlichen Literatur angehörig.

F 3b) London Arundel (College of arms) Nr. XLVIII, chart. s. XV (Archiv IX, S. 498). Der Text beginnt f. 347 ohne Vorrede mit der Ueberschrift: Cronica de translacione imperii Romani in Germanos, die sich am nächsten an die der vor- hergehenden Handschriften anschliesst.

Unter sich nahe verwandt sind die beiden folgenden:

F 4) Wolfenbüttel, Cod. Blankenburg. Nr. 198. 4, chart. s. XV. Zu An- fang stehen die goldene Bulle, f. 32 Bulla Bonifacii, f. 35!: Sequitur Carolina, Beschluss des Constanzer Concils; f. 51 das Werk des Jordanus, darnach f. 65! ein Verzeichnis der Kaiser bis Sigismund, f. 66!: Imperatores secundum aliam chroni-

1) Aus diesem Theil der Handschrift, der dem 12. Jahrh. angehört , hat' Dr. Arndt eine spä- tere Eintragung s. XIV. mitgetheilt: Notandum, quod anno Domini 1367. sabbato cirea medium noctis post diem beati Egidii tegmen ecclesie sancte Marie ad gradus Mog. (so!) permissione et ultione divina tam in turribus quam ecclesia penitus igne fulminis fuit consumptum et conflagratum, regnante Karolo Bohemorum rege imperatore, sub cujus vita innumerabilia miracula claruerunt.

E2

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cam, von Heinrich V. bis Wenzeslaus, dann: Pontifices Romani, von Gregor VIII.

Bonifaz IX. (1396), f£. 71 noch ein Registrum bulle auree precedentis.

F 5 München, Lat. Nr. 5825 (Ebersberg 1596), chart. s. XV. fol, eine Handschrift verschiedenartigen Inhalts, über den Hr. Bibliothekar Föringer, Archiv VII, S. 598 ff, berichtet hat, und unter dem auch die in der vorigen Handschrift befindlichen Stücke sind. Das Werk des Jordanus steht f. 394! ff. ohne alle Be- zeichnung des Verfassers oder sonstige allgemeine Ueberschrift, und konnte daher leicht unerkannt bleiben.

Der Text ist in den beiden letzten Handschriften vielfach geändert und corrum- piert: einzelne Worte, mitunter halbe Sätze sind ausgelassen; F 5 ist besonders nachlässig geschrieben, und nur der Umstand, dass es die erste Handschrift war, die ich überhaupt zur Hand bekam, ist Grund, dass ich sie vollständig verglichen.

F 6) bezeichnet die Ausgabe, die mit dem Florus zusammen nach Hain Repertorium Nr. 7199 Coloniae Therhoernen erschien. Jordanus füllt die letzten 5 unpaginierten Blätter, so dass eine Columne der letzten Seite leer blieb. Der Titel lautet, ohne Angabe des Verfassers: De commendacione romani imperii, und ebenso steht am Schluss: Explicit libellus de commendacione imperii romani Der Text ist correcter als in den beiden vorhergehenden Handschriften, hat aber hie und da seine besonderen Verderbnisse. Das Exemplar, welches ich benutzte, gehört der hiesigen Universitütsbibliothek. Diese Ausgabe ist übrigens ebenso wie die ältere (S. 33) spüter fast ganz vergessen und wenig oder gar nicht benutzt worden.

Verbreitet wurde das Werk des Jordanus zuerst durch die dritte

FT) Ausgabe, Basileae per Joannum Operinum, nach der Bemerkung am Schluss 1559 mense Octobri, zugleich mit Andreae Alciati jureconsulti de formula Romani Imperii libellus, Dantis de monarchia libri 3, Radulphi Carnotensis de trans- latione imperii libellus: nach diesen steht der auch auf dem Titel genannte Jordanus p. 211—259, dann folgt noch die dort nicht aufgeführte Schrift des Aeneas Sylvius de ortu et authoritate imperii Romani. Von den auf dem Titel angegebenen Schrif- ten wird gesagt: Omnia nune primum in lucem edita; was nach dem vorher über zwei ältere Ausgaben Bemerkten unrichtig ist. Beiden steht aber diese in jeder Be- ziehung nach. Die Vorrede fehlt, wie in F 6; der Text gehórt im ganzen zu dieser Classe, ist aber auf das ärgste verderbt und willkürlich zurechtgemacht; wichtige Stellen, wie die über Rudolf, welche Auskunft über die Zeit der Abfassung giebt, fehlen ganz. Die in F weggelassenen Schlusscapitel finden sich hier wenigstens grossen- theils an einer früheren Stelle eingefügt, offenbar aus einer Handschrift der Classe E !).

1) Dass mehrere Handschriften verglichen, sagt B. J. Herold in der Epistola S. 260: post collatum cum aliquot exemplaribus emendatum et auctum Jordanis scriptum; was doch vielleicht eine Kenntnis der álteren Ausgaben andeutet.

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Diese Ausgabe ist wiederholt von Schardius (Syntagma tractatuum de imperiali juris- dictione. Basileae 1566. Argentorati 1607. S. 104—113) und Goldast (Monarchia T. II, S. 1462—1476), und so aus ihr bisher fast allein das Werk des Jordanus benutzt.

F 8) Rom, Vatican, Ottobon. Nr. 2087, chart. s. XV (aus dem J. 1444); das Werk des Jordanus f. 126ff. Die Handschrift zeigt unter allen bekannten die grösste Verwandtschaft mit der Ausgabe des Schardius, und wird daher angemessen hier angereiht Der Band enthält ausserdem nach einer Aufzeichnung Bethmanns vorher Johannis presbiteri epistola und Gesta Alexandri, nachher die Chroniken des Martinus Polonus und Hermannus Gygas.

Andere Handschriften finden sich

Oxford, Bodl Nr. 783 (Archiv VII, S. 87).

Nr130880(— S. 88).

Valenciennes Nr. 504, chart. s. XIV, ohne Vorrede. S. Mangeart, Catalogue des manuscrits de la bibliothèque de Valenciennes S. 506.

Ausserdem werden Codices erwähnt ‘in Casanatensi und “in bibliotheca S. Mar- celli ord. Servorum B. V. M? (von Audiffredus a. a. O. S. 371); in Köln von Harz- heim (Cat. mss. bibl. metropol. Colon. S. 146 Nr. 136).

Auszüge oder Fragmente sind in mehreren Handschriften erhalten:

Coblenz, Gymnasialbibliothek Nr. 139, mit der Vorrede, aber nur bis zu den Worten: Sunt quidem hujus temporis clerici et layci subditi, erhalten.

Stuttgart, Theol. fol. Nr. 100, chart. s. XV, aus Komburg stammend, enthält f. 330 ff. den Anfang bis Schard S. 102 med.; dann folgen nach Mittheilung des Herrn Oberbibliothekars v. Stülin erbauliche Ermahnungen an die Deutschen Für- sten und dann der Schluss in secula seculorum; im ganzen 3 Blätter von je 2 Columnen. Der Titel lautet abweichend von anderen Handschriften: De propagatione Romani imperii. Es folgt eine mit dem Martinus Minorita verwandte Weltchronik.

München, Lat. Nr. 12276 (Reitenbuch 76), chart. s. XV. fol, f. 60—63 der Paginierung (sollte sein 64), ohne alle Ueberschrift, enthält nur einen bedeutend und willkürlich abgekürzten Text des Jordanus, schlecht geschrieben und ohne allen Werth. Vorher ein Auszug, wie es scheint, aus dem Hermannus Gygas, schliesend: Gesta usque ad precedentes annos MCCCXLIIII Hermannus frater minorum. ordinis ex diversis cronicis collegit. Quem autem citra prefatos ab incarnatione Christi annos plura delectat scire, perlegat authenticas cronicas, quoniam Hermannus in isto cessat tractare libello, qui flores temporum nuncupatur, et obiit anno 1944. Es folgt anderes nicht geschichtlichen Inhalts.

Andere kürzere Auszüge unter der Ueberschrift: Sequitur tractatus magistri Jordani can. Osnaburgensis de prerogativa Romani imperii, enthalten die Münchener Handschriften Lat. Nr. 9503 (Ober Alt. 3) f. 253 u. Lat. Nr. 1460 (Altmünster 6)

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f 9, nur den Anfang mit dem was C aus der Vorrede aufgenommen hat und den Schluss: Deus autem omnipotens qui est benedictus in secula seculorum amen. Stellen aus Jordanus finden sich auch in einer vorhergehenden Schrift de ducibus Bavarie. Noch unbedeutender ist Cod. Lat. Nr. 388 s. XVI, f. 120!: Annotata de dignitate imperii ex Jordano canonico Osnaburg., 1!/» Seiten.

Bei der Ausgabe bin ich so verfahren, dass ich die charakteristischen Zusütze und Abweichungen der verschiedenen Recensionen gleich unter den Text gesetzt, die Verschiedenheiten des Ausdrucks in den kritischen Noten zusammengestellt, auch hier besonders auf das worin mehrere Handschriften übereinstimmen Rücksicht genommen, dagegen Varianten einzelner Codices, die meist den Charakter von Fehlern oder Nachlässig- keiten an sich tragen, vollständig nur bei A 1, etwas genauer bei je einer der Handschriften jeder Classe (B 2. C 1. D 1. El. F 1), oder wo solche wieder unter sich zusammentreffen (F 4. 5 in Beziehung auf C 1), angemerkt habe. Wo es sich um die Lesart einer Recension handelt, habe ich nur den betreffenden Buchstaben gesetzt, und das auch da wo nur eine Handschrift desselben (A 1. B 2. C 1. E 1) vollständiger benutzt ward, die Uebereinstimmung mit anderen Recensionen aber kei- nen Zweifel liess, dass es sich nicht um Eigenthümlichkeiten jener han- delte; wührend, wo ein solches Kennzeichen fehlte, ich vorgezogen habe, die bestimmtere Bezeichnung der Handschrift, die als Reprüsentant ihrer Classe dient, hinzuzufügen (also A. B. C neben einander; dagegen ein- zeln A 1. B2. C I. Von D sind 2, von F mehrere Handschriften ver- glichen. Genauere Collationen auch von solchen Handschriften, deren Be- nutzung sonst nicht erforderlich schien, habe ich mir zu dem Schluss von Cap. 6 und Cap. 7 verschafft und alles Bemerkenswerthe daraus angeführt. Erläuternde Anmerkungen habe ich nur einzelne hinzugefügt. Hoffentlich wird, da jetzt das Werk des Jordanus authentisch und all- gemein zugänglich vorliegt, die Forschung ihm und seinen einzelnen Ausführungen die Beachtung schenken und den Platz zuweisen, die ibm in der historisch-politischen Literatur des Mittelalters gebühren.

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Memoriale* reverendi patris domini Jakobi* de Columpna Sancte Marie in Via lata diac." cardinalis** de prerogativa imperii Romani !).

Mentes hominum divinis" informate virtutibus omnem ° arrogantiam et^ omnem adulationem naturaliter despiciunt. Propter quod, ut in* presentia vestre dominationis, sancte pater, ego humilis! et penitus inex- pertus arrogantie vicium declinem?, nullatenus, etiam si scirem, in- tendere vellem ornatis sermonibus in hoc scripto, simplici narratione contentus. Ne etiam adulationis maculam contraherem, consuetam* be- nivolentie captationem in hoc prohemio pretermitto. Si enim sinceritatis vestre prerogativas et merita laudibus congruis! extollerem, forsitan?" adulatoris" meritum non evaderem. Et ideo paternitatis vestre benignitas,

*) Die ganze Vorrede fehlt C. F. Die Ueberschrift wie hier haben A 1. E 2. M. d. rev. de C. etc. A 2. Magister Jordanus de dignitate imperiali B 1. Hic incipit tractatus de prerogativa Romani imperii B 2. In D 1, wo der obere Rand abgeschnitten, stand: Incipit prologus u.s.w. Jede Ueberschrift fehlt D 2.3. In- cipit tractatus magistri Jordanis Osnaburgen. (so) canonici de Romano imperio D 4. Incipit prologus in tractatum super Romano imperio E 1.

**) E 2 fügt hinzu: quod sibi ad honorem nominis sui Alexander de Roes, canonicus Sancte Marie in capitulo? Coloniensi, omnium clericorum suorum mini- mus et humillimus?.

a) Jacobi E 2. at) dyoc. A 1. E 2. b) volentes d. informare v. B. informare D 4. c) veram E 1. d) fehlt A 2. e) fehit ID 2. ut felit Di. ' f)eth. E2. g) ut a. B. h) declinarem Æ 2. i) esse c. D 2. 8. k) consuetum D4. 1) fehlt D. E1. m) fehlt B2. n) adulationis D 4, E 2. adulationis notam D 1—3. E 1. 0) S. über diese Lesart oben 8. 8. p) m. thumillimus die Hs.

1) Diese Ueberschrift wird nach dem, was in der Einleitung bemerkt ist, erst zu dem zweiten Theil der Vorrede gehóren, dieser dem Jordanus selbst zuzuschrei-

ben sein.

2 Rr d

40 G. WAITZ,

quam? nec simulatoris? demulcet? fallacia neque narrantis? provocat sim-

plicitas, non personam sed affectum? scribentis respiciat, mee indulgens!

imperfectioni et audacie, quem? amoris impacientia, id? est zelus! domus Dei, tacere non* permittit. Melius enim puto, ineptum ali- quid' vel incompositum promere", dum tamen verum sit et utile, quam velut canis mutus penitus nichil loqui, aut stomachante facundia quid- quam fingere, quod sit falsum, inutile" seu nocivum?. Preterea*, reve- rende pater, ego superius in rubrica nomen meum exprimo non ad ostentationem vel ad? jactantiam?, ut quidam assolent^, sed ut, cognita scriptoris imperitia, scripto fides adhibeatur dumtaxat, quatenus con-

stiterit ex ipsa rei evidentia vel ex scriptis auctenticis aliorum.

Nuper: itaque vacante" sede per" mortem sanctissimi patris do- mini" Nicholai* pape tercii", dum ego indignus peccator in civitate Viterbiensi!) sacramentum” corporis et sanguinis domini nostri Jhesu Christi conficerem, habui pre manibus librum michi? ad hoc de capella Romani pontificis commodatum®. Et cum ad illum? locum canonis pervenissem , ubi sancta ecclesia catholica? orare consuevit pro antistite et pro rege ** ac^ aliis orthodoxis, memoriam quidem inveni antistitis, ut! oportuit, sed regie®*** dignitatis memoriam non inveni. Neque hoc^ casu vel scriptoris! negligentia factum esse arbitror, cum eun-

*) Preterea aliorum fehlt D. E. **) imperatore D 2. 3. ***| imperatorie D 2. 3. a) quem D 1. 3. b) simulationis D. E 1. e) d. et A i. permulcet E 2. d) narrantes 4 1. 2. B 1. narrant B 2. e) officium B 1. effectum D 8. f) indulgere perfectioni et avaricie quam a. B 1. indulgeat D. E 1. g) quam Al. h)id est fehlen D 3. i) celus A 1. aliquis scelus B 2. k) vel non B 1. 1) aliquod D 3. 4. E 2. m) pro- merere D 2. n) et i. E 1. 90) nocuum 4 1. E 2. p) fehlt A 1. q) jactationem B 1. r) solent B 2. s) ipsa enim B 2. t) Prologus fügen D 2. 3 hier hinzu. u) s. v. -4 3. v) post .4 2. w) fehlt D. E 1. p. nostri d. 4 2. x) Nycolai D 1. Nicolai D 2. 3. N. D 4. y) 8i D 38. z) sacrificium D. E 1. a) fehlt B. m. utique D. E. b) accomodatum B 2. commend. D. E 1. c) illud c. E 2. d) fehlt B. 2. E 2. e) et f) ut o. fehlen B 2. g d. r. (1) D. E. h) hec causa fuit s. D 2. 8. i) scrip- torum A 2. 1) Hier fand die Versammlung der Cardinäle zur Wahl des neuen Papstes statt.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 41

dem” defectum in libris religiosorum et secularium clericorum alias” tam in Urbe quam extra similiter invenissem. Quo viso vehementer obstu- pui, recogitans, qualiter olim, dum^ auferendum esset vetus sacerdo- tium et novum inchoandum, illi qui tunc esse debuerant? peculiaris Dei? populus, videlicet Judei et eorum summi sacerdotes, ad eam! devene- rant dementiam, ut peccatis suis exigentibus in passione” filii Dei veraciter possent dicere!: ‘Regem* non habemus nisi! cesarem’. Eo- dem modo timui* et timeo, quod | cum ecclesia Romana ad eum statum perveniet ", ut etiam" possit? dicere: *Regem ** non habemus nisi? pon- tificem’4, tunc talis tribulatio" ventura sit in clericis, qualem? antea venisse cognovimus in Judeis'. Sed tutius" esse puto tacere quam de hac materia plura loqui. Unum tamen audeo adicere", quod idem Deus, qui creavit celum " creavit et terram, qui creavit" solem creavit et lu- nam, qui? creavit marem creavit et feminam, qui creavit superiorem creavit et^ inferiorem rationis portionem. Et quemadmodum Romano- rum ® aquila una volare non? potest ala, sic etiam neque? Petri? navi- cula inter hujus seculi procellas et turbines uno remo ducitur^ in di- rectum f, Et columba, que tantum unam haberet? alam, non solum avi-

bus celi, sed etiam bestiis terre cederet in rapinam. Nullum siquidem

*) r. vel superiorem D. E.

**| R. vel superiorem D. R. vel cesarem E 1 `

a) evidencia D 4. b) fehlt A2. B. D 1—3. E. alia tamquam in D 4. c) cum d 2. d) debuerunt 4 2. D 1—83. E 1. e) fehlt A 2. f) eas A 1. ad e. fehlen E 2. g) devenerunt B. D 1—3. E. h) possessione A 1. i) nec A 2. k) timeo et timui 32. E 2. 1) credendum e. 4 2. m) perveniret B 2. pervenerit D. E. n) eccle- sia D 4. o) posset A 2. B. p) nec A 2. q) cesarem E 2. r) retributio D 4. s) qualiter ante D 4. t) judicio D 4. u) totius p. Æ 2. v) addicere .4 1. B 2. E 2. dicere D. E 1. w) e. et terram cr. et t. D3. | x) Dum enim Pilatus jaetavit sicut dei ministro wie unten hat hier B 1, qui discernit et distribuit dei ministerio B 2, indem in bei- den der Text ganz zerrüttet ist. y) qui feminam nach inferiorem E 2 wo rat. p. fehlen. z) eciam A 1. 2. a) fehlt E 2. b) n. p. v. D. E 1. ala v. n. p. sine alia 2 2. c) fehlt D 1. 4. d) potest .E 2, wo am Rand hinzugefügt: ecclesie. e) non ducitur ad d. B 2; statt u. r. d. einige Buchstaben radiert E. 2. f) indirecte D 4. g) habet B-2.D 9.8. E2.h. u. a. B 2.

1) Joh. 19, 15.

Histor.-Philol. Classe. XIV. F

49 G. W AITZ,

animal monstruosum* ordinatam? vel diutinam vitam habet*. ^ Hinc* est, quod ego, quamvis penitus inscius et inexpertus, cum verecundia et tremore offerre presumo dominationi vestre, pater? sancte, quoddam scriptum viri doctissimi et venerandi? magistri Jordani! canonici Osna- burgensis $**, quod" ipse ad petitionem quorundam! amicorum suorum de* prerogativa Romani! imperii edidit, orans et deprecans dominum Jhe- sum”, ut in persona vestre pietatis et mee parvitatis effectum habeat versiculus" ille Psalmi!), in? quo propheta orat?, dicens: ‘Jocundum sit ei eloquium meum; ego vero delectabor in Domino’. ***

*) D. E fügen hinzu: Sic nec* ecclesia ubique imperio diu sacra subsistere potest. **) p 1. 2 fügen hinzu: in Almania. "*) C 1. 2 haben hier folgenden Index capitum: Quomodo Christus multipliciter imperium honorificavit. Quomodo Christus met subdidit" se imperio in principio nativitatis sue. Ingratitudo Germanorum contra imperium. Exclamat contra exaltatos per Romanum imperium. Qui dicuntur Germani. Quod ante destructionem imperii Antichristus non veniet. Unde descenderunt Germani et Franci. Divisio Gallie et Germanie in Francis et Francigenis. Qui primitus munitiones et castra circa latus? Reni construxerant'. Qualiter exercitus Priami pacem fecit cum Treverensibus. De primo regno Germanie. Qualiter Germani Gallici" et Franci una gens est. De pluribus regnis Germanie. De gentilibus regnis Germanie et Gallicorum. De monasterio in capitolio Coloniensi. Qualiter imperium venit ad Germanos. Per quos est facienda electio imperatoris. Unde processerunt reges Francie et de studio Parisiensi.

a) monstrosum D 8. mensiruosum D 4. b) ordinata A 1. c) hic ego pen. ego insc. B 2. d) fehlt D. E 1. 2. e) reverendi Z 2. f) Jordanis E 2. g) Osnabrug. A 2. h) quam A 1. quod aus Corr. E 2. i) fehlt B 2. k) in prerogativam D. E 1. l) i. R A 2. Rom. fehlt E 2. m) Christum B. D 2. 3. Deum E 1. n) h. unde psalmus D 2. 3. o) in dicens fehlen D. E 1. p) ait E 2. q) eciam non potest D 1.3. r) subdit C 2. s) so C 1. 2. lies: litus. t) construxerunt 2. u) F.et G. C 2.

1) Ps. 103, 34.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 43

Tractatus? magistri Jordani de prerogativa Romani imperii.

1.* Multifarie multisque modis Dominus universorum in diebus sue carnis dignatus est honorare Romanum? imperium, dando in semet ipso exemplum tamquam dominus et magister, Romanum imperium ab omnibus^ fore honorandum. Honoravit quidem @ Dominus? cesarem sive regem Romanum! mundum ingrediens, inë mundo progrediens et mun-

dum egrediens. Verbi^ gratia mundum istum secundum carnem ingre-

.

Nota comparationem ecclesie materialis et spiritualis.

Quomodo Galliei imperium coloratum ex successione perdiderunt. Qualiter Lombardi propter superbiam ab imperio sunt ejecti.

Quare duces Saxonie ad electionem imperatoris admittuntur.

Quomodo imperatores de domo Saxonum eligi consueverunt.

Quare archiepiscopus Coloniensis scribitur dux Westphalie et Angarie. De translatione imperii à domo ducum Saxonie.

Hie cessabit Romanum imperium.

Sicud ecclesia Romana est ecclesia Dei, sic regnum Romanorum est regnum Dei. Hie recommendat episcopos Germanie.

De aquila et potentia Germanorum.

Qualiter baculus sancti Petri est missus ad Germaniam.

Quando Valerius et Eucharius decesserunt.

Allegoria historie sive tropus.

Conclusio omnium, quod mistice imperium sit ad Germanos translatum.

*) C 1 als Rubra: Quomodo Christus multipliciter imperium honoravit.

a) So A. B.; C 1 vor dem Index: Jordanus canonicus Osnaburgensis fuit editor istius cronice de prerogativa Romani imperi, und nach dem Index: Cronica de translatione imperii. Dies auch C 5. Cronica Jordani de imperio Romanorum C 3. Incipit tractatus magistri Jordani quondam canonici ecclesie (fehlt D 3) Osnaburgensis super Romano imperio (de imp. D 2.3) D 1-3 (D 4 hat die entsprechende Ueberschrift vorher, hier keine) E 1l. Cronica (Incipit c. F 1a. b) ma- gistri Jordani qualiter Romanum imperium translatum sit (ad Germanos F la. b) et primo (quare F la. b) Romanum imperium sit honorandum F 1. F la. b. Cronica magistri Jordani canonici Osnaburgensis qualiter Romanum imperium translatum sit in Germanos et quare sit honorandum F 2. Incipit cronica Jordanis (corrigierí: magistri Jordani F 3a) de imperii translatione a Grecis in Germanos F 3. 3a. Cronica de translatione imperii Romani in Germanos F 3b. De commen- datione Romani imperii F 6. Ohne alle Ueberschrift F 4. Incipit cronica Jordani qualiter Roma- num imperium sub Karolo rege magnifico translatum sit de Grecis in Germanos. Et primo qua- liter Romanum imperium sit honorandum F 8. b) suum D 1. 4. c) hominibus D 1.23.4. f. ab o. .E F: d) quidam A 1? e) c. d. F 4.5. f) Romanorum B. D 4, wo R. r. g) in progrediens fehlen F 4.5. h) Verbi ingrediens fehlen A 1.

F2

44 G. WAITZ,

diens®, in duobus" honoravit Romanum imperium: primo in hoc, quod opoe. sui adventus per ipsum cesarem* totum orbem? pacavit?, ut prof ipsius Domini presentia pax esset in universa terra, ad? signandum ?,

quod ipse esset pax nostra, et per! eum, ut“ dicit apostolus ** ad Co- losenses! 1), reconcilianda” erant omnia que sunt in celo et in terra. Unde psalmista ***?): ‘Posuit prodigia, id est indicia" future reconciliationis, ‘super terram, auferens? bella usque ad finesP terre’; et alibi 3): ‘Orie- tur? in diebus Domini habundantia pacis. Secundo” in ingressu suo Dominus? approbavit® et honoravit Romanum“ imperium, mox" ut natus est censui cesaris se subdendo. Unde Augustinus" in glosa super euan- gelio* Luce sic? dicit 9): ‘Humilitas Christi” commendatur, quia non so- lum incarnari voluit, sed etiam ® illo tempore nasci, in quo natus? mox censui cesaris subderetur. + Natus est^ enim in? diebus professionis, quando singuli ibant in suas? civitates unde oriundi erant, ut profite-

*) c. Octavianum Augustum D 2. **| Paulus a. D 2. ***| David in Psalmo D 2. t) als Rubra: Quomodo Christus met subdidit! se imperio in principio na- tivitatis sue.

a) i. s. e D 1.2. b) ingr. duobus modis B. C. tribus D 2. out tI mt 745

q. tempus F 7. d) mundum C 1. e) pacificavit F 4. 5. f) per presenciam B.C. F 4. in D1. 2. 4. per presencia F 1.5. g) ad terra fehlen C 1. h) designan- dum B 2. significandum D. E. F. i| et precium F 4. 5. k) fehlt D A. 1) Colocen. B 2. D 2. 4. El. Colonicen. F 4. Colonien. F 5. m) et r. F 4. 5. n) judicia A 1. B9 C, E. F 1, 4. 9.7. o) ut aufferret F 4. 6. ut auferat F 5. p) finem B. C. q) Orietur pacis fehlen F 7. r) Et E 1. in fehlt D 4. s) fehlt E. F. t) appa- ruit F 4. 5. DER: Di v) m. enim B 2. w) fehlt F 1. beatus A. D 2. x) eu(w)angelium D. E. F. y) fehlt C 1. d. s. D1. z) fehlt A 1. 8) et Al. n.i.t. E. F. b) n. est E 1. c) fehlt A 1. en. est D 2. 4. d) Christus in C 1. e) c. s.. F 4. D. f) subicit 3.

1) GoL t, 20:

2) Ps. 45, 9.

9) IX iL E =

4) Mit Unrecht scheint Jordanus hier dem Augustinus die benutzte Glosse zu den Büchern des N. T. beigelegt zu haben, die ich wenigstens so nicht habe finden können.

Eee

: 2 P j T 3 5 1 Í y 3

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 45

rentur tribum suam, censum” et regem’. Sic ergo^ Dominus mundum ingrediens dupliciter honoravit cesarem® sive Romanum imperium, etf

universum orbem ministerio cesaris pacando? et censui cesaris se! sub-

l

dendo*. Item Dominus in diebus sue! carnis progrediens in hoc”

mundo Romanum" imperium dupliciter honoravit. Primo, quia dedit? ei tributum pro se et pro? beato Petro, ut legitur Mathei 17.1 capitulo !); secundo", quod? non solum tributum dedit* ei, sed ei dare" etiam precepit 21.“ capitulo?: ‘Reddite cesari que sunt cesaris’” et cetera. Augustinus* super hoc? dicit: ‘censum” et tributum. Item Dominus egressurus? mundum bis approbavit^ et honoravit cesarem sive Roma- num imperium. Primo, dum? dicentibus apostolis: ‘Ecce duo gladii hic, Dominus?, ut! dicit Lucas5), respondit: ‘Satis est. Ecce5, quod duo gladii, qui^ duas potestates significant, in! hoc presenti seculo satis* sunt. Et quid est dicere: ‘satis est’, nisi: 'sufficit et nichil deest. Pro- testatus ergo Dominus est! sua ipsius voce, potestatem sacerdotalem et a) fehlt F 4. 5. b) c. dare cesari D 2. c) igitur C 1. d) m. istum B. C. D.

e) R. i.s. c. E. F. f) scilicet D. s. et D 4. g) fehlt D 1. mundum E. F. h) ac precando B 2. portando C 1. ministeria parando D 4. parendo F 4. 5. i) fehlt A 1. k) subiciendo C. E. F. (subditiendo subdendo F 5). l) ce.s. D1. m) hune mundum FA4.5. n) iterum R. C. D. o) non solum dedit ei tributum, sed etiam precepit pro se dari et beato Petro ut legitur Marci 12. cap. F 7. p) presbitero P. A 1. q) 22. D (cap. 22. D 2); 22 alias 17: Reddite cesari que sunt cesaris C'; capit. fehlt F. 4. 5; 17. cap. fehlen F 1: r) secundum F' 4. 5. secundo 21. cap. fehlen B 2. s) quia C. D. EL 6.7. t) ei d. C..E, F 8.07. tr, d. DD ELLE u) dari D 1. E 1. F. dare corr. dari C I. et ei d. p. D3.f sd ed.p.D 4. & p.d d, F 1.4—7. v) in capitulo preallegato. Unde Aug. C 1. 21. cap. dicens D 1. Unde Matheus 21. ca. D 2, in 23. cap. dicens D 4. Math. 16. capit. E 1. ut 16. F 1. ut patet 16. capit. F 6; 22. cap. F 7. _ w)q. s. cesaris cesari E 1. etc. fehlen D4. F 4. 5. x) Unde A. C 1. hoe A. E 1. Quod A. exponens dicit F 6. ^ y) h. verbo F 4. z) c. et fehlen B 2. Precepit Dominus cesari dari c. C 1. a) egrediens C. E. F 1. 6. 7. in- grediens F 4. 5. b) fehlt D 1. 2. . €) h. et. a. D 2. F 4. 6. app. et fehlen F 5.7. d) fehlt C 1. eum D. e) fehlt B 2. D 4. f) ut d. L. fehlen F 7. g) Ecce sa- tis sunt fehlen B 2. h) fehlt D 4. i) in h. fehlen C 1. hic in E. F. k) sec. Chri- stus respondit satis est C 1. s. est D 4. l) fehlt D 1. 4. Protestatur e. D. s. C 1. P. est e. D. s. D 2.

1) Matth. 17, 24 ff.

2) Matth. 22, 21.

3) Luc. 22, 38.

46 G. WAITZ,

potestatem? imperialem, que tunc maxime vigebant?, mundo sufficere et ei quoad? regimen? tam in spiritualibus quam in* temporalibus ni- chil deesse. Unde Gelasius! papa dicit?!): ‘Duo sunt, quibus hic mun- dus principaliter regitur h pontificalis Í auctoritas et regalis potestas. Hee* sunt potestates! principales, per quas Deus” discernit et distribuit jura" humano generi, ut genus humanum per juris regulas ad vitandum mala* et? faciendum bona? salubriter informetur'. Secundo Dominus? morte suat instante approbavit" et honoravit Romanum imperium. Dum enim Pilatus jactaret" se de potestate, quam haberet" in Christum et diceret ei*: ‘Nescis, quia potestatem " habeo crucifigere te^ et dimittere te’? Dominus? ut dicit Johannes” 2), respondit^: ‘Non haberes ullam @ pote- statem adversum? me, nisi datum! esset tibi desuper. Quod duobus? modis secundum glosam exponitur. Uno modo? sic!: desuper id est a Deo, quia* non est potestas nisi a Deo. Vel: desuper id est a cesare, qui Pilatum prefecerat! in presidem. Unde super verbis? hiis3): ‘Si hune dimittis, non es amicus cesaris, dicit" glosa: ‘Judei terrent? Pi- latum a? cesare, quem? non potest ut" auctorem sue potestatis con-

a) fehlt P 7. b) vigebat 4 1. F 7. v. et debent m. B 2. videbantur F 4. quod t. m. videbunt F 5. c) quod ad 4 1. d) regnum Z 1. F 1. 8. 6. 7. e) fehlt D 4. f) Salasius D 4. g) dixit A. B. dist. 96. duo d. F 7. h) m. r. pr. B 2. i) scilicet p Ct Da k) h. s. p. p. fehlen D 2. l) pr. p. D 4. F 4—7. m) D. voluit ut

mutuo sibi honorem debitum exhiberent. Utinam B (2), wo discernit et distribuit u.s.w. in die Vorrede eingeschaltet; q. discernit Deus et voluit ut mutuo sibi honoris debitum exhiberent et d.

C (1). D. decrevit D 4. n) fehlt F 4. 5. C 1. vitam C 7. o) malum D 2. £Z 1. p)et ad B. C. D 1. q) bonum D 2. r) disponatur D. S) fehlt F 4. 5. C. m. i. d. F 6. t) fehlt C. E. F. u) a. et fehlen F. et h. fehlen D. v) jactavit 22. C. F 4. 5. se j. F A. 5. C. w) habuit dixit C 1. x) fehlt B 2. F 4. 5. y) h- p. HEY tT z) fehlt F 4. 5. et fehlt D 4. a) fehlt FT. b) Jero' F 1. J. d. F 4.5. erii rc: d) p. u. 2 2. e) in C. D 4. E. F. f) data .E. 1. t. d. e. D 1. TEEME h) fehlt B 2. i) fehlt E 1. k) quia Deo fehlen D. 1) fecerat p. F 5. C 1. fecit p. F 4. fecerat D 4. F 6. m) fehlt D 29. h. v. D 1. 4. F6.7. v. istis F 4. 5. n) d. enim C 1. ut dicit D 2. 0) J. tenerent P. primarium D 4, wo das Andere fehlt. p) per cesarem B. C. cum c. D. in e. F 1. 7. q) quod 4 1. D.

r) fehlt D. nec auctoritate C 1. ut ait F 5. 1) Gratiani Decret. P. I, dist. 96, c. 10. 2) Joh. 17, 11. 9) Ebend. 12.

ui

VERUS

4

DES JORDANUS V.OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÖMISCHE REICH. 47

tempnere. Deus enim fuit auctor potestatis® Pilati primarius, cesar® autem fuit auctor sue potestatis secundarius. Secundum* hunc posteri- orem intelleétum Dominus? in verbis istis multum? commendat Roma- num imperium. Ostendit! enim, potestatem cesaris aliis potestatibus " mundanis preeminere et ipsas sub eo! contineri Quid est^ enim pote- statem dari! desuper, nisi dari?" ab eo cujus potestas? supereminet et? alias potestates mundanas tamquam inferiores et minores sub se continet? et includit. Item Dominus? non solum honoravit”, sed honorat Roma- num imperium in hoc, quod Romano imperio stante et^ durante non veniet homo peccati, filius perditionis, Antichristus", ut legitur" 2. ad" Thessalonicenses capitulo 2.1), ubi dicit apostolus *: ‘Qui tenet teneat, donec" de medio fiat, et tunc revelabitur ille iniquus, quem Dominus” interficiet spiritu oris sui. Super verbis istis? dicit glosa, quod apostolus in hiis” verbis: ‘Qui tenet teneat et^ cetera, Romanum imperium designat 4, quo destructo veniet Antichristus; unde Romanus imperator, qui Romanum imperium? sive mundum tenet, teneat! de rege ad regem successive 5, donec Romanum? imperium penitus! auferatur. De medio enim* fieri! est de" communi aspectu" hominum auferri. Augustinus? in? 20.3 libro

a) sue pot. A. B. p. cesaris P 7. b) c. a. sec. FA. sed c. s. C 1. c) s. autem B 2. d) deus C. E. F. e) fehlt B 2. f) Dicit B 2. g) autem D 2. h) p. presentibus m. F b. i) 80.41. B9. EY. P 1. ea C. D. F 4—1. k) fehlt C 1. en. est D. en. fehlt F 5. 1) dare 2. C. des. d. F 1. 6. 7. d. d. n. fehlen F 4. 5. m) dare B 2. n) s. p. C. E. F. superemineret D 2. o) ae D 1. p) continere et includere 2 2. gisa Er r) h. in isto sed etiam h. B 2. h. Romanum imperium in hoc quod dictum est sed etiam honoravit R. i. D 1. 2. sed et h. imp. D 4. s) d. et st. C. et d. fehlen pic t) fehlt F 1, wo dann homo getilgt; peccator El. . u) fehlt F 5. v) litera 2. B 2.1. in epistola 2. C. E. F. in epistola Pauli 2. D 2. 1. 20. ad Th. 20. cap. D 4. w) ad T. c. 2 fehlen P 4. 5; 9. cap. B. C. D. F 1. x) t. etc. quod Romanum B 2, wo das Uebrige fehlt. y) donec teneat et c. fehlen D 4. z) deus D. a) i. apostoli C. E. F 1. 6. 7. b) istis F 1. c) et c. fehlen C. D. E. F. d) designet F 1. VE X Ll f) fehlt E. F. g) s. imperat F 4. 5. s. significare F 7. b) R: i. fehlen D 2. FT. i) fehlt B 2. F 7. p. de medio a. D 2. de medio p.a. D 4. p. a. de medio E. F. k) autem C1. 1) auferri B. C. F 5. 7. m) a E 1. feAit F 4. n) conspectu C 1. D2. F7. h. a. B. E. F 5. 0) Unde A. F 5. p) fehlt D. q) 1. 20. B 2; 2. C. D. F 5.

1) Thess. 2, 7.

48 G. WAITZ,

de civitate Dei!) super hiis? verbis apostoli dicit^: ‘Illud quod ait apo- stolus tantum ^, ut qui modo tenet teneat, donec de medio fiat, non ab- surde de Romano imperio creditur^ dictum, tamquam dictum? sit tan- tum: qui modo imperat, imperet?, donec de medio fiat, id est tollatur de? medio; et tunc! revelabitur ille iniquus, quem ¥ significari Anti- christum! nullus" ambigit. Magnus" honor est Romano imperio, quod Dominus in? hoc pre? ceteris ipsum privilegiare dignatus est, quod non veniet" Antichristus, Christi? et membrorum ejus adversarius, nisi prius" Romanum imperium" penitus" sit ablatum. Ablato autem * Ro- mano imperio, erit" tribulatio tanta et talis, *qualis^ et quanta', ut legi- tur in* Matheo?) et? Marco, ‘non fuit ab initio mundi usque modo, neque? fiet ^. In diebus? illis in? tantum ‘habundabit iniquitas'5) et infidelitas, ‘ut! in errorem ducantur?, si fieri potest, etiam electi. Re- spectu? hujus tribulationis gravissime et! maxime tempora priora* vi- debuntur tempora pacis fuisse. Unde psalmista!#): ‘Orietur in diebus Domini" justitia et habundantia pacis, donec auferatur luna', id est

*) Mathei24. et Marci 13. D 1. M.24. et Math. 13. D 2. 24. Mathei et Marci D 4. a) s. verbum 2. d. s. h. v. a. D 2. b) sie d. B. D 1. 4. F. c) t. valet B. D. teneat ut F 4. t. ut fehlen F 5. C 1. ut fehlt F 1. ap. quod teneat ut qui non t. F 5. d) i. tamquam cr. sit dictum D 2. i. qui tenet dictum qui credit F 5. e) s. d. D. f) fehlt E. F. g) fehlt F 1. h) de m. fehlen B2. F 5. de m. t. C. D. E. F 1. 4. 6. 7. i) fehlt F 5. k) quo B 2. F 1. 7. significare D 1. 2. signari D 4. a. s. F 4. 5. 1) Antichristus 4 1. D 4. m) nemo C. E. F. n) M. ille C. M. enim D. 0) in h. fehlen F 1. DERECE q) privilegiari A 1. r) veniret D 2. venit F 4. 5. s) id est Ch. B 2. Ch. et fehlen F 1. et fehlt D 2. t) fehlt D 2. u) fehlt F 4. 5. y) fehlt A 1. w) s. p. C. D. x) enim D 1. 2. ergo El. y) fehlt D 1. 2, z) quanfa et qualis C. E. qualis fehlt F 4. a) et M. fehlen F 5. 7. b) non D 1. nec E 1. F 1l. n. f. fehlen F 7. c) fiat C 1. d) d. enim B. C. D. E. F 1. e) fehlt F 4—7. f) ut homines in B 2. g) induc. B 2. deduc. F 1. in e. s. f. p. e. e. trahantur F 4. 5. C. b) Et r. C. D. F 4. 5. Et hujus F 7. i) fehlt F 4. 5. turbantur m. semper t. B 2. m. et g. D, k) p. v. t. fehlen D 4. ]) psal- mus DA. m) illius d. F 1. ]€ 19. 2) Math. 24, 21. Vgl. Mare. 13, 19. 3) Math. 24, 12. 24. 4j Ps. 6, 1.

VE Edi. cler OR E RSEN RE E

DES JORDANUS V.OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 49

Romanum imperium, quod^ per lunam designatur". Unde apostolus * ad Timotheum scribit^!): «Hoc autem scito?, quod in diebus novissimis instabunt tempora periculosa’, et! dicit: “instabunt’, quasi? prius non fuerint periculosa. Et durabit illa tribulatio tribus annis et" dimidio, ut dicitur in glosa super Matheo! et Marco. Et colligitur hoc* ex apo- kalipsi Johannis! et Daniele. Sicut autem Christus? dominus et magi- ster omnium in^ se ipso Romanum imperium honoravit, ita beatus Petrus, cui Dominus? ecclesiam suam regendam commisit, honorari precepit in epistola? sua dicens?): ‘Deum timete et? regem honorificate". ** Utinam Germani, ad quos mundi regimen? est translatum et quibus* ecclesie Ro- mane" regimen" est commissum ", saperent et intelligerent ac* novissima providerent! Utinam saperent justitiam et eam diligerent et regem”, quem Dominus” eis loco? justitie posuit, reverenter? intenderent, eique? sicut Dei ministro honoris? debitum exhiberent **. Utinam exaltati*

h

per Romanum imperium et dilatati, magnitudinem! bonorum? in® eos col-

*) Paulus D 2.

**| C1. 3 als Rubra: Ingrätitudo Germanorum contra imperium; D 2: Questio de translacione imperii ad Ger.

+++) O fügt hier hinzu was oben in der Vorrede steht: Quia qui creavit sub- sistere poterit, wie es in B durch Versehen mit dem Vorhergehenden verbunden ist; dann die Rubra: Hic exclamat contra exaltatos per Romanum imperium.

3) quia id F 5. b) significatur D. c) ap. Timot(h)o B. D 1. 2. E. F 1. 6. 7. ap. Timothei s. D 4. d) scripsit D. e) scite A 1. scitote B 2. scio C 1. F 1. f) et periculosa fehlen B. D 1-3. F 4. 5. g) id est p. n. fuerunt D 4. fuerunt F 1. 7. hb) cum C 1. i) Matheum et Marcum A 1. D 1. in Matheo F 4. 5. super fehlt F 7. k) fehlt D. 1) Johelis (?) et Danielis A 1. Danielis D 4. m) fehlt C 1. n) i. se i. feMen A 1. o) fet Fi. . p) epistolis suis D 2. q) fehlt F 4. 5. 7. r) honorate C. D. F 1. 4. 5. 7. s) regnum A 1. F 4—7. r. m. B 2. t) fehlt E 1. F1.

et q. fehlen F 6. et commissum ‚fehlen F 7. et hii q. F 4. C. et in q. F 5. q. eciam D 2. u) fehlt E. F. R. e. B 2. reg. e. F 1. v) regnum A 1. w) concessum A. B. x) et D 1. y) regi D 1. 2. E 1. F 1. z) e. d. F 1. 4. 6. 7. eis fehlt FF 5. a) fehlt D 2. d. preposuit et ministro (misit F 5) h. F. 4.5. b) fehlt D 1. 2. p. in ministerio debitum r. C 1. c) et ei D. fehlt B 2. d) honorum B (wo der Text nach der in der Vorrede eingeschalte- ten Stelle fortgeht) C. D. F. 4. 5. 7. deb. fehlt hier C. e) e. et dil. p. R. i. m. D- f) magnitudine B 2. D 2. F 5. g) honoris in eos collati D. h) et C I.

1) 2. Timoth. 3, 1.

2| 1: Peir. 2, 11.

Histor.-Philol. Classe. XIV. G

50 G. WAITZ,

latorum intelligerent et non essent ingrati! Utinam principes?, preser- tim hii? ad quos pertinet jus et? potestas eligendi regem int imperatorem postmodum promovendum, pericula, que venient sublato Romano? impe- rio, providerent! Dum enim sublatum fuerit? Romanum imperium, tri- bulatio tanta fiet" in! mundo, quod, nisi dies illius* tribulationis, ut di- citur in Marco!* et Matheo!), ‘fuissent breviati”, non fieret salva omnis caro’. Utinam" ergo? Germani”, ad quos et in quos imperiale? regnum est trans- latum, hujus regni", quod Dominus posuit in prodigium super terram, novissima' providerent et sublationem ejus pertimescerent" **! Licet?) enim ' necesse sit, ut” veniant scandala, ve tamen illis, per quos sunt* scandala ventura.*** Et attende, quod Treverensis, Coloniensis? et Ma- guntinensis civitatum et diocesum populi sunt Germani, et eorum archie- piscopi tenentur regem + eligere, adjuncto sibi comite” palatino?; qui” di- citur comes^ palatinus? a palatio, quod est in civitate Treverensi, quod

*) Matthei 24. et Marci 13. D 1. 2; in Mattheo 24. et Marc. D 4.

**) B 1. C. D fügen hinzu: tunc Romanum? imperium in sua essentia manifeste confirmarent!, ac [jura £], dominia, civitates, [potestates?] et castra in extermi- nium ejusdem sibi non usurparent; F 4. 5 fügen hinzu: pericula futura pro- merentia (lies: provenientia) ex sublatione hujusmodi predicuntur.

***) C 1 als Rubra: hic attende qui dicuntur Germani; F 7: Qui dicuntur Ger- mani electores. T) imperatorem D 2. F T; Romanorum fügt D hinzu; r. sive Romanorum im- peratorem C. a) fehlt F 4.5. Vb)ili D 1.2. c) et p. fehlen Fi. d) et A. B. fehlt E 1. F 5. 7.

e) fehlt F 4. f) prev. D. F 7. g) fuit C 1. h) fierit A 1. erit C. D. F. i) in m. fehlen F 1. k) ilh .D 1. 4. t. i. B. C. 1) Matheo et Marco E. F 1. 6.7. Marco et fehlen F 4. 5. m) abbr. B. C. F4. 5. n) Ut F 4. 5. Utile enim esset ut F 1. 9) igitur C 1. fehlt D 2. p) Romani F 5. q)ri E-L r) regis quem €. E. F. s) p. in fehlen F 5. t) novissimam .4 1. B 2. u) pertimerent 74.57 v) Et licet F 4. 5. w) quod D 2.4. > x) sint D 1. sc. sunt D. E. F. sc. usque hue v. B 2. sc. evenient C 1. y) et C. A 1. Treverensium Coloniensium et Maguntinensium D 1. 2. civitates et dioces. D 4. z) fehlt D 1. a) fehlt C 1. b) et F 4. 5. Q. d. c. p. fehlen FT. e) fehlt C. D. d) palentinus C 1 Aer und später. e) Romani D 2. f) conservarent C 3. D 4. g) fehlt D. h) fehlt D. possessiones et civ. et c. B 1.

1) Matth. 24, 22. Marc. 13, 20. 2) Matth. 18, 7. ;

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 51

olim fuit domus regni, a qua^ dicebantur majores domus^, qui modo

dicuntur comites palatini*. Et hii populi? dicuntur Germani quasi? de eodem germine ortum habentes cum Romanis, videlicet! de Trojanis , Enea scilicet? et Priamo juniore!; vel dicuntur* Germani quasi de Ro- manorum germine! germinati **. Julius enim imperator *** illam terram Romano subegit imperio et" eam Romanis" habitatoribus? occupavit. Et propter hoc? debitus ordo requirebat, ut, sicut Romani tamquam majo- res sacerdotium 4, sic" Germani tamquam minores regnum + optinerent? Fr. Quod autem rex +++ Bohemie, dux' Saxonie et comes Marchie* ad regis seu" imperatoris electionem sunt vocandi", hoc est postmodum per" quandam necessitatem introductum, quia tempore translationis imperii de Grecis in* Germanos, que facta est sub Karolo rege magnifico?, Boemi ** et Saxones vel non erant catholici^ vel in fide novelli erant. *** Item no- *) D 2 fügt hinzu: vel secundum aliquos a castro quodam, quod edificatum est in fluvio Reni, quod distat per modicum spacium a villa de Bacherach, quod nominatur Teutonice Paltz, a quo dicebantur palatini. **, B. C. D fügen hinzu: ut latius infra? dicetur. “= Cesar D. 1) imperii r. C. imperii regimen D. tT) E1. F fügen hinzu: De eodem enim fonte, principio vel germine regnum et sacerdotium processerunt.

Ttt) r. B. fehlen E. F. *| comes seu marchius de Brandenburg D 2; Brande(n)burgensis marchio E. F; marchio Br. C. **| Boemi et fehlen E. F. *** E 1 als Rubra: Quod ante destructionem imperii Antichristus non veniet;

E 3: Ante d. i. A. n. venit.

a) regis B 2. regi C 1. b) quo D 4. F 5. 7. c) fehlt C 1. d. palatini q. m. sic d. D 1. d) fehit D 1. F 7. e) id est D. quia F 7. f) scilicet C 1. ut patet F 5. fehlt B 2. g) Germanis F 7. h) fehlt B. C. D 2. et fehlt D 1. Tr. P. LAC i) majore B 2. minore F 1. fehlt D 2 (wo Raum gelassen). F 4. k) dicto A 1. I) semine B 2. m) ac D 2. fehlt F 5. n) fehlt B 2. o) habitationibus 4A. B. habitantibus F 7. p) hec A 1. q) sacerdotii D 2. r) fehlt B 2. s) optinuerunt A 1. B 2. obtinent D 4. ned c £e T u)sive C 1. F 1, 6. s. i fehlen D 9. v) vocati D 2. w) p. q. fehlen B 2. x) ad B 2. y) magnificati F 4. 5.

2) fehlt A 1. E. F. v. fideles n. e. B 2. v. n. e. in fide vel in f. F 1. et in F 5. a) inferius D. 1) Cap. 4, wo aber nur die erstere Erklärung wiederholt wird.

52 G. W AITZ,

tandum ^, quod, cum? Antichristus venturus^ non sit, nisi prius impe- rium* destruatur, indubitanter? omnes illi qui ad hoc dant operam ut non sit imperium, quantum ad^ hoc, sunt precursores et! nuntii Anti- christi. Caveant ergo? Romani? et eorum pontifices, ne peccatis et culpis suis! exigentibus justo Dei judicio imperium ab ipsis auferatur! Ca- veant! nichilominus presules et principes Germani", ne ipsi per ambitio- nem temporalis" potestatis jura sibi et possessiones imperii vendicent et usurpent, quia, sicut? supra scriptum est, necesse est ut veniant? scan- dala, ve autem? illis per quos scandala" sunt ventura! Et vere necesse est, quia? tantus ardor dominandi et habendi cor* eorum excecabit", ut nec" facere" velint veritatem", quam noverunt", nec ab aliis audire, quam^" ignorant, sicut scriptum est!): ‘Oculos habent et non videbunt?, aures habent et non audient P**.

2. Sunt? quidam hujus?! temporis clerici et laici, subditi? et prelati, qui annales! principum et gesta veterum ignorantes, et Gallico- rum, Germanorum?, Francorum vel Francigenarum originem et diffe- rentiam nescientes, spiritu indignationis inflati, hujusmodi! vel* in corde vel in ore faciant! questionem +, quare" summus pontifex per" manus?

*) Romanum? i. C. D.

**) A 1 fügt hier hinzu: Explicit tractatus magistri Jordani. *** D2alsRubra: De prologus quidem de Germanis; C. E haben hier keinen Absatz.

1) Cfügt hinzu: q. que sequitur in proxima rubrica, und dann als Rubra: Unde

descenderunt Germani et Franci.

a) n. est C 1. b) feit C 1. D2. 4. F 1. c) fehlt F A. v. n.,s. fehlen F 5. Hon wm v. C Ln»... Di. 3. d) et i. C 1. e) ad h. fehlen B 2. f) et n. fehlen D 2. 4. g) igitur C 1. h) Germani D 2. F 4. i) eorum D. k) sacerdotium F 7. 1) Conveniant D 4, m) Germanie D. F 1.4.5. n) imperia- lis A 1. 0) s. s. fehlen B. C. s. dictam D4. supra fehlt F 6. sic. prescriptum F 1. sic. prius dictum 3 3. p) venient D. s. v. D 1. q) tamen etc. F 4. tamen illi F 5. ve scandala fek- len F 6. r) fehlt C 1. s. sc. B 2. sc. fiunt F 7. 8) quod B. D 1. 2. ut D 4. t) corda B 2. u) obe. (occ. F 7) E. F. exarsit B. C. e. c. c. C 1. exicabit D 4. v) fehit D 4. w) v. f. E. F. x) fehlt F 1. voluntatem F 6. y) noverint D 1. 4. nov. ab aliis nec p. q. F 6. z) quasi B 2. que F 4. 5. C 1. a) vident F 4. C 1. vid. éto. F 4. 5. b) a. etc. D 4. c) S. autem D. d) t. h. F4 5. e) s. sunt qui B 2. f) gesta C 1. g) et G. F 1. h) seu D 2. et E. F. i) fehlt F1. k) fehlt F 5. v. in o. v. in c, B, C. D. l) faciunt D 4. E 1. m) qualiter E. F 1.5.6.7. n) K. i. p. m. m. K. £. F. o) manum D 1. fehlt F 5. K. m. B 2. p) i. R. D 1. 4.

1) Marc. 8, 18.

IER ST EERI NIE S E N ENTE SE A

DES JORDANUS V.OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 53

magnifici Karoli Romanum imperium de Grecis transtulit in Germanos,

b se ipsos neque in ornatu d

populum tam rudem et? ineptum, qui, cum vestium neque in morum compositione regere sciant^, quomodo regnum totius ecclesie * gubernabunt; et^ ideo utique imperium remansisse de- buit! apud Romanos, vel, si transferendum? fuit^, tunc transferri potius debuit! in Gallicos, presertim cum ipse rex* Karolus fuerit! rex Franco- rum et" Gallici sint? homines, qui omnibus consideratis merito sint? cunctisP hominibus preferendi. Ne igitur? propter hujusmodi cogitan- tium suggestionem et procurationem" humana temeritas immutare? presu- mat statum sacri imperii, quod* non est dubium sancti Spiritus ordina- tione secundum qualitatem et exigentiam meritorum humanorum guber- nari" et disponi", videtur expediens **, ut quedam antiquitates " ex mul- torum* scriptis collecte" recitentur ad demonstrandum et declarandum, quod non eventu” vel casu fortuito?*, sed magna sanctorum" principum actum est? solertia, ut Romanum imperium non apud Romanos remanere debuerit? vel transferri in Gallicos, sed potius in Germanos. Unde primo* dicendum est de Gallicis, postea! de Germanis, Francis et Francigenis, et tandem quorundam regum nomina et gesta summarie et compendiose prosequar?, ut per hoc appareat veritas proposite h questionis.

*) mundi A 1. D 2. : **) D fügt hinzu: quoad presens.

a) tam D. fehlt F 7. b) tamen s. i. tam in o. v. quam annorum c. D 4. c) nesciant 4 1. non scient E 1. sciunt F 4. s. r. D 4. d) regimen C 1. e) vel E. F. f) de- buisset B. C. a. R.d. C 1. g) translatum D 4. h) fuisset B 2. i) debuisset B 2. d. 54 8. k) fehlt C. E. F. Diet 4-8. C DIA FL m) et Galliei statum sacri imperii ‚fehlen B 2. n) sunt €. D. F 1. o) sunt D 1. 4. p) omnibus D. ceteris F 5. q) ergo F 1. r) protriacionem A 1. cogitationem (corr, num D 2 und so D 4). s. cogitationum et suggestionum materiam C. et p. fehlen E. F. s) injurie D 2. p. i. C I. t) quem C 1. Quod autem s. sp. führt B 2 fort. u) h. artium (?) vidi exp. B 2. v) dispositioni D 1. w) iniquitates D 4. x) multis Eı. y)feht B 2. F4.5. collectis F6. collectione A 1. scriptorum collatione D. z) ine. D4. a)et B 2. F 1. a*) fortuitu F 1. 5, aus Corr. C 1. b) sacrorum D. c) sit D 1. et D 4. acti sint D 2. factum esse C 1. d) debuerat B 2. debuit D 2. F 1. 4. e) pri- mum C 1. vero F 5. f) et p. D 2. p. vero D 4. g) prosequantur .4 1. persequar

D2. FT. h) p. q. fehlen F 5.

54 G. WAITZ,

3.* Sciendum est ergo^, quod Gallia large" sumendo est Europe provintia, habens in oriente Renum, magnum fluvium*, in meridie Alpes Italie, in occidente terminos? Hispanie et? in aquilone mare Britanie et Frisie. Et!) hec Gallia trifarie dividitur?, videlicet? in Galliam coma- tam! illi* enim Gallici quadam! virili? negligentia comam crescere permittebant; et** ab hiis secundum quosdam Lumbardi" ortum ha- bent?***, et in Galliam togatam et in? Galliam bracatam; isti siqui- dem? Gallici ornatui tegumentorum * laneorum et? lineorum plurimum' intendebant. Et dicuntur Gallici secundum quosdam?) a nitore corporum ; 'galla^ enim Grece Latine dicitur" lac'5). Et hanc expositionem voca-

*)| Als Rubra haben C: Divisio Gallie Germanie in Francis et Franeigenis; D 2: De Gallia et Gallicis; F 1. 2. 4. 6. T: Divisio Gallie et de Germanis Francis et Francigenis; F 4 noch: et de habitu eorum; F 6 nach Francis: et de habitu ac interpretatione eorum; F T nach Franeig.: et de h. aut. i. eorundem.

**) et habent fehlen E. F. : +++) B fügt hinzu: vel ideo dicuntur Longobardi, quia Albinus*) rex eorum vidit quosdam exploratores alterius regis suum exercitum considerare, ipse vero si- eut vir sapiens fecit omnes mulieres et virgines crines flectere de" occipite ad mentum. Tunc exploratores putabant omnes esse viros et dixerunt domi- nis suis, non posse vincere regem Lombardorum propter multitudinem barba- torum. Et ab hoc dicti sunt Longobardi, quamvis barbas minime* nutriant. Dividitur autem in G.; C. D: et ab hoc d. s. L. q. modo barbam m. nutriant ".

a) igitur B. C. D. igitur est E. autem F 4. 5. fehlt F 7. b) l s. fehlen E. F. ls. G. est D 1. c) flumen m. B. C. D. d) nervos F 4. 5. 6. e) fehlt C 1. et etiam ab a. B 2. f) Britannie D 1. E 1. F 4. 6. 7. g) dividatur E 1. h) scilicet C 1. i) comatam Galliam fehlen F 5. k) illius enim Gallie viri n. F 6. l) quondam 2 4. m) vili D 1. viri E. F 1. 4—6. fehlt F 7. n) Lomb. A 1 und andere; Longobardi D 4. o) habuerunt B 2. o. h. v. i. d. L. fehlen B 1, wo der folgende Text corrupt. p) in G. feh- len. C 1. q) quidem F 4. 5. 6. r) vestimentorum l. C 1. vesti togmentorum D 4.

s) vel 4. B. C. D 4. lineorum et lanearum F 1. laneorum et lanearum F 6. lin. et laneorum F7. l, et vestium lanearum F 4.5. t) multam E. F. u) galla C 1. D 2. v) d. lac Latine C 1. w) de o. ad m. fehlen B 1. x) modo B 1. y) nutriunt D 4,

1) Das Folgende scheint aus Gesta Trevir. c. 7, SS. VIII, S. 134, genommen. Vgl. die ähnliche Angabe in den Casus monast. Petershus. I, c. 5, SS. XX, S. 627.

2) Gest. Trev. c. 2, 8. 130.

3) Isidor Etymol. XIV, 4, 25.

4) Dies ist eine andere Sage als die welche Paulus I, 8. 9 erzühit.

porrecto stesse ec Fe PNE BEC "m

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 55

buli ego? reprobare non debeo tamquam ab antiquis traditam. Verum etiam” est, quod respectu Hispanorum vel* Grecorum* nitent 4 corpore aliquantulum albiores?, respectu vero circumjacentium provintiarum, vi- delicet Saxonum et Anglorum, nullatenus a nitore corporum dici possunt. Salvis igitur? dictis antiquorum videtur, quod? non incongrue Gallici di- cantur! propter proprietates quas* habent cum! gallo communes, que sunt utique" triplices, videlicet" male?, bone et?* optime. Proprietates itaque? galli male? sunt' iste?: superbus, clamosus *, luxuriosus, incon- stans, pronus ad lites et" pronus ad pacem". Unde Gallici", qui has proprietates habuerint*, sciant, se vel? clam vel palam de vili Gallico- rum semine traxisse” originem. Proprietates vero? bone galli sunt iste°: pulcer ? corpore *, sed pulerior plumatus quam deplumatus, id? est ve- stitus quam nudus, audax, hilaris, amativus et liberalis. Et ideo® qui- cumque Gallici! has proprietates habuerint*, de nobili Gallicorum pro- sapia processerunt, vel bona! consuetudo in eis naturam immutavit vi- liorem. Porro hee sunt proprietates" galli optime?: circumspectus P, vi-

*) Maurorum D. E. F.

a) fehlt D. b) est enim D. c) et F 4. 5. d) dicuntur D 4. ~ e) nitidio- res D 1. 2. albiores nitidiores D 4. f) fehlt A 1. g) fehlt A 1. itaque D. ergo F 1. 4. 5. Sanius i. ex d. B 2. Berge i) dieuntur E. F. k) quas proprietates fehlen B 2. 1) fehlt F. gallationes q. F 4. 5. m) undique 1. n) scilicet C 1. o)b. m. F 5. 1. o*) fehlt D 1. p) fehlt F 4. 5. C 1. q) mali B 2. F 5. 6. 7. male corr. mali F 1. `i) prout s. B 2, s) fehlt D 4. scilicet quod est fügen hinzu

t) elamorosus D 4. F 1. 4. 5. cl. s. 1. D 1. u)ac C 1. non D 2. impronus D 4. fehlt D 1. E. F. p. ad p. fehlen F 1. v) p. impediendam B 2. w) Galici 41. fehlt B 2. x) habuerunt B. C. D 1. 4. F 6. habent F 7, wo fortgefahren wird: proni sunt vel ad bella vel ad pacem et sunt de v. G. s. y) fehlt B. C. DA. F 6. z) 0. t. F5-Cr a) veluti 4 1. enim F 4. unde F 8. fehlt C 1. b) boni F 6. 7. bone corr. boni D 1. F 1. g. b. C. D. E. F 4. b. galli fehlt F 7. e) fehlt F 4. C 1.i.s. B 2. d) pulcre F 5. pulchri F 6. quod p. F 4. 5. quod est p. C 1. D 2. scilicet quod est p- D 1. 4. e) in c. 2. C. f) scilicet D 1. fehlt C 1, wo es fortgeht ; pulchrior vestitus in plumis, audax ;

£T g) i. e. fehlen D 1. F 7. aut F 4. 5. h) fehit D 1. i) Gallicani F 6. k) habuerunt B. C. D 4. F 1. 6. habent F 7. ]) c. b. D. mJ FILLE D 1. 2. i. inn. v. D 4. c. i. in e. n. v. Cl.i.in eis nata vicium in eis i. F 6. mutavit F 4. v. et

n. F 5. in eis se mut. in meliorem F 7. n) virtutes B 2. 0) optimi B 2. F 7. p) quod c. 7-4. 5. quod est c. C. scilicet quod est c. D.

56 G- WAITZ;

gilans?, se” primo alios post excitans, gallinas, id^ est subditos? suos, bene regens et fecundans, granum ^ ex palea eliciens et illud! pro- ximis? distribuens. Hee sunt proprietates spirituales et mistice?, quibus pollent! pre ceteris boni et“ idonei prelati Gallicani. Et hec? de in- terpretatione Gallicorum et" Gallie dicta sufficiant.

4.* Porro? sciendum est?, quod !) post Troje destructionem Eneas et Priamus juniori, magni Priami nepos, cum multis Trojanis" et magno exercitu peragrantes"* Africam, pervenerunt ad? Italiam. In qua Eneas' cum suo populo regnum" cepit" instituere. Hujus ** nota historia" est. Priamus vero transiens in* Galliam, illos Gallicos, qui supra Reni litus morabantur", de terminis illis” expulit et versus occidentem retrocedere coegit; ibique munitiones et castra instituens, Trojam videlicet minorem, que nunc Xanctis" dicitur, et Veronam ^, quenunc? Bunna* nuncupatur?2), diocesis? Coloniensis, conjuges? accepit! cum suo* exercitu de mulieri- bus Theutonicis, eo quod essent corpulente et habiles! ad prolem fortio-

*) F. C als Rubra: Qui primitus" munitiones et castra circa? litus Reni con-

struxerunt?; D 2: De Enea et Priamo.

**) Hujus n. h. est fehlen C. a) evigilans D. b) post se alas (alias C 1) excitans B. C. se ipsum alis percutiens (fehlt i

D 4) post excitans (excitatum D 2) D. se p. ante alias F 7. c) et s. 4 1. B 2. F 4.5. 6. id est fehlen F 7. d) subditas suas C 1. e) et g. D 1. f)id B. C. g) proprie F 1. 7. propius F 4. 5. prompte F 6. h) justitie .E 1. F 4. 5. 6. 1) ponent A 1. disponent B 2. k) b. p. et iC 1. I) et G. .4 1. fehlt B 2. F 7. m) fehlt E 1. n) et G. fehlen C 1. et G. d. s. fehlen D 2. d. s. fehlen F 7. Et tantum de isto fügt F 5 hinzu. o) Primo E. F. p) fehlt D 4. q) fehlt F 7. r) tyrannis F 7. r*) pera- gentes C 1. pervagantes F 6. s) in B 2. t) Eneas nota fehlen F 4. 5. u) regi- men D 1. 2. v) incepit C. D. F 6. w) est h. D. E. F 1-6. Sic vera habet hi- storia F 7. ' x) fehlt F 4. 5. 6. y) habitabant F 4. 5. C 1. z) fehlt D 4. illius E 1. F 1l. suis F 7. a) Trojani A 1. v. T. D 2. b) sanctum A 1. Xanctum Æ 1. Xantis F 5. 6. Xanthus F 7. c) Veronicam A 1. Verona B 2. d) modo A. B. q. m. fehlen F 7. e) Bonna C. D. E. F 1. 7. Aonam F 5. f) vocatur C 1. dicitur dicitur seu nuncupatur D 2. g) per dioc. Col. E. F. C. construxit C. D. h) et c. D 2. 4. i) acceperunt B. C. F 4, 5. k) e. s. D 2. s. e. de fehlen B. C. l) eorpore abiles B 2. c. heriles F 4. c. hiles hab. F 5. m) heredes et p. C 1. n) primo F 2. 0) circa

Renum i. F 2. ad Rhenum i. P7. p) construxit C 2. F 5. instituerunt F 1. 4. 6. instituit F 7. 1) S. über das Folgende die Einleitung oben S. 13 ff. i 2) S. Lersch, Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfr. I (1842), S. 1 ff, der, ebenso wie die Stelle Ekkehards, SS. VI, S. 235, auch diese nicht angeführt hat.

DES JORDANUS V.OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 57

rem: propagandam*. Processerant^* enim ^ a Theutona? gigante, a quo 'Theutonici*

genuerunt ac ipsarum! ideoma didicerunt. ** Tandem reliquie?" exerci-

nuncupantur?!) Et ex dictis! mulieribus filios et* filias

tus Priami cum Treverensibus pacem firmantes" et amicitiam, ibi? sedem regni? illius provintie, id? est Gallie, posuerunt. Est autem Treverensis" civitas Gallie* [Comate*** vel Belgice] omnium civitatum et" regnorum totius Europe antiquissima. Fundata?) enim” erat" octavo anno nativi- tatis Abrahe a Trebata*, filio Nini, qui Semiramen? novercam suam fu- giens, ne cum ipsa incestum committere cogeretur, ad^ illas partes de- venit, ibique civitatem constituit?^, quam suo? nomine Treverim ^ nomi- navit}. Exercitus autem ? Enee, qui in Italia apud Latinos resederat, istos populos, videlicet exercitum? Priami, qui Galliam occupaverat f,

+) Proc. enim Theutonicia quodam gigante, qui T(h)eucer? nuncupatus est^ B. C. ** O als Rubra: Qualiter exercitus Priami pacem fecit cum Treverensibus; F 4. 5: Unde gigantes processerunt et de pace exercitus Priami cum Tr; F 6: De pe Pre In; Fi: De parte eE. V**. O. v. B. fehlen D. E. F T) F 4. 5. C 1 fügen hinzu: Unde sequitur! versus?;: Ante Romam Treveris Ninus* annis! mille ducentis.

23) propagandum F 4. C 1. b) Processerunt C. D. E. F. c) nempe C 1. autem E 1. d) Teutone D 1. Teutono D 2. T(h)eut(h)onia D 4. E 1. F 1. 4. 5. 7. Theu- tonica F 6. e) gigantes F. f) Theutonii F ]. g) sunt nuncupati E. F. h) fehlt D. 1) hiis d. E. F. k) ac D. 1) ipsorum C. D 2. 4. E. F. m) reliqui C. D. F 5. Tandem Treverim sedem F 1. n) firmiter f. C 1. . 9) sibi r. i. p. i e. G. sedem C 1. p fehlt B 2. q) et G. F 4. 5. et p. et G. Fe. r) Treveris C. D. E. F. civitas T. c. C 1. s) c. et regni ermate vel bellagice C 1. t) orientalium F 4. 5. 6. C 1. orientalium vel Gallice comate omnium c. D 4. u) vel B 2. v) fehlt E. F. quia C. w) fehlt F 4. x) Trebero C 1. Trevera D 4. Trebeta D. F 7. Trebato E 1. Trebrato F 1. Tybrato F 4. Tibrato F 5. Treber F 6. y) So .A 1. Semira- mem B 2. F 6. Semiramim D 1. Semiramini D 2. Semiränen D 4. Syramidem E 1. Semiranidem F 1. Semiramidem F 4. 5. 7. C 1. g) ad i. p. fehlen E. F 1. illuc F 4. 5. 6. 7. a) fundavit D. b) pro s. C. D 4. E. F. ex s. D 1. 2. c) Treberim C 1. F 6. Tre- veren F 5. d) vero D 4. e) exercitus .E 1. F. f) occupavit C 1. occupave- rant F 6. 7. g) Threter B 1. h) nuncupabatur B. i) fehlt F 5. s. v. fehlen F 4. k) Ninius F 4. minus F 5. H anno F 4. 5. C 1.

1) Vgl. die Descriptio Teutoniae im Chron. Colmar., SS. XVII, S. 238.

2) Gesta Trev. c. 1. 2, wo aber die Form Trebeta sich findet.

3) Dieser findet sich nicht in den Gesta Trev., aber bei Gotfried von Viterbo.

Histor.-Philol. Classe. XIV. H

58 G. WAITZ,

lingua Latina Germanos appellabat*, eo^ quod illi et^ isti de Trojano- rum? germine processissent!. Tandem® cum hii Germani multiplicati essent, miserunt partem? exercitus in Thuringiam ultra Renum, qui! ibidem similiter* regnum instituentes, multo tempore habebant! reges crinitos”2), quorum unus erat Basinus, de quo infra faciam mentionem E Et propter has causas successu? temporis tota 'Theutonia tamquam? a digniori Germania est vocata; salvis* aliorum? descriptionibus5), que” di- cunt, Germaniam? Renumt* habere a" meridie, et eam" esse dictam" a germinando, cum tamen* illis realis? veritas quodammodo” contradicere videatur. Postremo? ** cum regnum Romanorum adeo esset dilatatum, ut fere totus? mundus eis subderetur, venit Julius *** cum? Romanis, illam sibi X terram, videlicet primam ^ Germaniam, et totam Galliam subiciens 5; et ibidem quam plura? castra et civitates edificans, totam terram Tre- verensis, Coloniensis et^ Maguntinensis diocesum Romanis habitatoribus!

*| FT als Ueberschrift: Quare dicuntur Germani; salvis videatur fehlen D 1.2. **) F 4—1. C. als Rubra: De primo* regno Germanie. rn J. Cesar B. C. D.

a) appellabant C 1. appellavit D. b) dicentes q. C 1. c) et i. fehlen D 2. d) Romanorum F 4. 5. tyrannorum F 7. e) T. vero C. D. f) fuissent D. fehlt F 1. multiplicarentur C 1. g) paucos F 4. 5. pariter F 6. hj ad F 4. 5. C 1. fehlt F 6. i) et E. F. k) fehlt B. C. E. F. D habuerunt C. F. r. h. C. D 4. E. F. r. h. reges F 6. 7. m) trinites F 4. criminosos C 1. triuitos D 4. n) m. facio C 1. o) s. t. fehlen D. F 4. b. p) t. a d. G. e. v. fehlen F 4, 5. q) s. tamen a. D 4. igitur F 7. aliis descriptoribus F 6. r) qui 4 1. D 4. —— a) pariter G. C 1. t) regnum F 4. 5. G. propter regni honorem (h. r. C 1) a (ex C 1) meridie dictam esse B. C. u)in D. E. F. v) fehlt F 1. w) d. Germaniam F 7. x) fehlt F 4. 5. y) talis C 1. z) c. q. E. F. a) P. vero D 2. b) e. t. m. s. D. e) c. R. fehlen F 5. d) fehlt C. D. e) fehlt D 1. Priami videlicet D 2. i. videlicet t. Priami D 4. f) sibi s. C. D. F 5. g) pulera D 1. h) fehlt F 1. i) habitationibus A 1. inhab. F 5. k) Priamo et F 7.

I Vel «& T.

2) Dies ist von den Franken auf die Thüringer übertragen.

3) Isidor, Etym. XIV, 4, 4, wo der Rhein als Südgrenze angegeben wird und es heisst: propter fecunditatem gignendorum populorum Germania dicta est. Der Ableitung von 'germinare' bei alten Grammatikern erwühnt Cluver, Germ. ant. (ed. 2.) II, S. 425; ich weiss nicht woher. Vgl. auch die angeführte Descriptio.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D.RÓMISCHE REICH. 59

oceupavit, antiquam? germanitatem inter? Romanos et illos populos* re- novando*. **Postea autem quidam populi, qui Alani*** dicti sunt, se Romanis opponebant!. Unde* exiit edictum a senatu et populo Romano, ut, quicumque illos* Alanos® compescerent^, franci!, id* est liberi, es- sent! a tributo per" decem annos. Quo audito, Germani tam propter germanitatem" Romanorum quam propter libertatem? consequendam Ala- nos cum exercitu copioso sunt aggressi et ipsosP iterato Romano impe- rio subdiderunt. Ab" illo tempore Germani? prefati Franci*, id est liberi, sunt^ vocati. Et propter“ hoc usque in presentem diem t populus ile procurationes", exactiones violentas*, decimas vel" tributa solvere naturaliter" dedignatur^, quasi per hujusmodi serviles? conditiones in aliquo sue ^ libertati derogetur®. -+++ Isti vero Franci®, Germani vel Gal- lii comati* que omnia? unam? gentem determinant! cum* in tantum germinassent!, quod terra illa? eos" commode? capere non pos-

*) Germanos D. E. F. ** F 6. 7 als Rubra: De pugna Germanorum contra Alanos. ***) Almanni F 4; Almani F 5. C1. D4; Alemanni D 1. 2; und ähnlich nachher. 1) F 6 als Rubra: Quare Franci dicuntur; F 7: Quare Franci et liberi Ger- mani. TT) fügt hinzu: ut dicitur. ttt) C als Rubra: Qualiter Germani Franci et Gallici una gens est. a) antiqua germanitate F 4. 5. b) in .4 1. fehlt F 5. i. illos R. et G. D 4. c) removendo E 1. revocando D 4. d) vero C 1. e) Tandem C 1. f) fehlt D. g) Lücke im Text E 1, wo am Rande Romanos. h) compesceret D 4. E 1. i) im- munes F 7. k) et 1. B. C. F 4. 5. 6. 7. ]) a t. e. C. E. F. tr. Romano B 2. m) p. d. a. fehlen B 2. per christianos D 2. t. decem annis C. E. F. n) dignitatem C. E. F. gravitatem D 4. o) dignitatem F 4. 5. p) fehlt F 6. q) iterum F 1. 4. b. 6. C 1. fekt FT. r) Et ab .4 1. Ab i. ergo D. 8p. G D E. F. t) F. i. e. fehlen F 7. u) v. s. D 1. v) post D. p. h. fehlen B 2. w) imperio p. B 2. x) reclamans F. 5. y) seu D 2. et D 4. z) fehlt C. D. a) dedignantur .4 1. b) viles D 4. F 4. 5. viles servi F 7. c) vel C, D. E. F. sua libertate naturaliter illis d. 22. d) derogaretur B 2. D 1. 4. E 1. e) Gall. Fr. vel G. C 1. f) fehlt B 2. nominati F 6. g) fehlt E 1. qui omnes C. D 1. 2. que omnes D 4. h) g. u. DD. i) significant vel d. €, FE. F. k) ut F 4. 5. l) germinassent versus orientem ‚fehlen D 4. m) fehlt F 4. 5. illorum C 1. i. t. B 2. n) illos C 1. F 7. o) commodose D 1. cap. com. D. 1) Vgl. die Gesta Franc. c. 2. H*

60 G. W AITZ,

set, miserunt partem militie versus orientem ultra Renum, qui usque hodie Franci orientales? et? eorum terra Franconia nuncupatur. Et isti Franci - orientales? cum Francis * Germanis in ideomate? Theutonico concordant, licet? illi* grossiori® et isti? modo mitiori pronuntient; sed habitu vestium et aliis? moribus plurimum * discordant. **Aliam! vero partem militie mi- serunt versus occidentem super Secanam in Galliam, fluvium famosum ***, qui ibidem cum mulieribus Gallicis" contrahentes’, filios? et filias ge- nuerunt ex eisdem et earum" mores et linguam Gallicam? didicerunt, et“ usque modo Francigene", quasi a" Francis geniti), et eorum terra Francia nominatur; a" Germanis sive Francis ideomate* discordantes?, sed” exteriori habitu satis conformes?, [hoc excepto, quod Francigene cultui vestium et aliis moribus juvenilibus ^, sicut torneamentis°, cantile- nis et ornatui t capilorum, tamquam iuniores^, vacant et dant operam, Franci vero tt, tamquam seniores, exercitio serioso?, sicut Bellis et discor- x x

diis, plurimum * occupantur, inè hoc Romanorum germanitatem quodam-

*) i. Franci (seu B 2) orientales B. C. ** F T als Ueberschrift: De Francis qui Gallici dicuntur. *"** B. C fügen hinzu: fluentem * per civitatem Parisiensem !; D. E. F lesen: inter" Secanam et Ligerim fluvios famosos. T) F T als Ueberschrifí: Yn quibus differunt Franci Galli a Francis Germanis. ir) B 2 fügt hinzu: Germani. a) o. dicti F' 4. 5. o. dicti sunt C. D. b) et orientales fehlen B 2. D 1. E. F. c) fehlt C 1. d) fehlt C 1. e) eorum C 1. f) sed F 4. 5. g) cor. m. m. pr. illi vero grossiori B 2. gr. modo et i. m. D. erassiori F7. h) ipsi C 1. modo fehlt A 1. i) et a. m. fehlen D 2. et aliis modis in moribus d. F 7. k) multum C 1. 1) Deinde vero paulo plus aliam miserunt militiam v. o. B 2. m) flumen B 2. C 1. fluvio flomoso B 1. n) fehlt B 2. 0) matrimonia contrahentes B. C. D. p) pueros procreaverunt B. C. q) ex e. fehlen D. r)eorum B. C. D 4. s) fehlt D. t) qui F 4. 5. . wu) Franeigeni A 1. dicuntur Fr. F 4. 5. Fr. dicuntur D 4. v) de C 1. w) et a. F 6. x) fehit D 1. in yd. 2 2. y) discordant F 6. concordantes F 5. z) se tamen B 2. a) conformantes B. C. b) juvenibus F. 4. 5. c) tornam. 4 1. D 4. d) or- natu .4 1. e) minores C 1. f) o. Franci. Franci F 4. g) seriose A 1. exercent se seriose F 1. 4. 5. serio se exercent, et discordia p. o. F 7. h) quibus pl. F 1. 4. 5. i) et in C. E. F. ex veteri R. germanitate q. F 7. k) perfluente B 1. fluens B 2. l) Parisius B 1. m) inter al. super D 1. 2. super D 4. 1) Vgl das Fragment einer Hist. Francorum, Forschungen z. D. G. IV, S. 146,

DES JORDANUS V; OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. ROMISCHE REICH. 61

modo imitantes?. *In ista igitur" provincia, que Gallia dicitur et modo a Germanis et^ Gallicis, Francis et Francigenis possidetur, quandoque unum, quandoque? successive, sicut modo? est et diu fuit in Hispania, ubi' licet plures sint* reges, tamen unum! dicitur regnum Hispanorum. Et hec? diversitas regum et regnorum in Gallia" multas? facit? diversitates * et contrarie-

plura fuerunt? regna, aliquando simul', aliquando 8

tates in scripturis, que gesta et antiquitates Gallicorum ** et Francorum descripserunt”, indifferenter? hiis populis hec* nomina imponentes. *** Preterea" sciendum est", quod a Priamo supra dicto usque ad Pharramun- dum" et a Pharramundo usque ad Hildricum* omnes principes" et reges Gallicorum, Germanorum ^ seu Francorum gentiles erant^ et^ pagani. Qui?^1; Hildricus rex? Francorum cum esset lubricus et luxuriosus, Fran- corum corrupit filias et uxores eorum violavit; propter quod eum^ ei-

cientes ex' regno, quendam alium nomine Walwanum* in regem erexe-

*) F 4. 5. 6. T. C 1 als Rubra: De pluribus regnis Germanie. ** E. F. C fügen hinzu: Germanorum. +) F4. C 1 als Rubra: De gentilibus! regibus Germanie" et Gallicorum.

a) imitantur C. E. F. fehlt F 7. b) ergo D. F 1. fehlt F. 4. 5. C 1. e) fehlt F 4. 5. C 1. et G. fehlen B 2. d) et q. B 2. e) erat C 1. r. f. 4. 1. f) semel C 1. similiter F 7. g) et a. B 2. alteri F 4. 5. h) ergo (?) A 1. i) ubique quia 1. F 4. 5. k) sunt 41. C 1. s. p. D 1. 4. D d.t.u.r. B2. unus d. H. rex D. m) fehlt D. n) Gallicis C 1. o) multos F 4. 5. fehlt F 6. p) fehlt Al. f. m. C 1. fecit D. F 4. 5. q) d. et fehlen F 1. div. ant. fehlen F 5. r) descripserant A 1. quos d. F 4. quis d. F 5. s) differ. E. F. t) fehlt D. u) Propterea .4 1. E 1. v) fehlt B 2. w) Phariam. F 1. Pharam. B 2. D. EB. 7. x) Hildericum oder Hylder. B 2. C 1. D 1. 2. 4. F. 4. 5. 6; A 1 mit Hyldr hier und nachher wechselnd. . y) pr. Gall. et r. Germ. E. F. z) et G. B. C. reges Romanorum F 7. a) sive F 1. b) erat .4 1. e. g. D. c) seu F 4. 5. d) Q. supradictus H. D 2. e) est rex A 1. f) fehlt D 2. g) fehlt B. C. D. E. F. h) eundem C 1. demum eum B 2. )deB2.C1.aF5. k) Valbanum

B 2. Vultanum B 1. Walbanum C 1. Walimanum D 1. Walmianum D 2. Bilimanum D 4. Wale- wanum E 1. F 1. 4. 6. Wullerranum F 5. Egidium Valerianum F 7; und so oder ähnlich nachher ; W.n 28% E p. 1) gentibus regis C 3. m) Germanorum F 7.

1) Vergl Gesta Franc. c. 6; Fredegar hist. ep. c. 3. - Der Name Walwanus scheint aus dem Wiomadus dieser Autoren entstellt, den Fredegar als subregulus

bezeichnet.

62 G. WAITZ,

runt? Hildricus® vero ad Basinum regem Thuringie, suum? avunculum, confugit; ibique moram faciens *, Basinam *, Basini conjugem, illicito? coitu clam cognovit. Post septem vero annos mortuus est Walwanus**, et Franci Hildricum revocaverunt!; quem Basina*** secuta est, Basino+ derelicto. Et successu temporis concepit ii et peperit filium, quem Glo- doveum® nominavit. Hunc^ Glodoveum sic de adulterio gentilium pro- creatum ! beatus Remigius +}} baptizavit. [Sed* secundum alios istius nepos fuit primus* baptizatus]. Et ab isto Glodoveo omnes reges Fran- corum christiani! erant et ex” successione hereditaria usque ad Hildri- cum^ ultimum? processerunt, In illo tempore reges frequenter? habita- bant in Gallia togata?, videlicet" Remis*** et Parisius, eo quod Gallia Belgica® ad predicationem sancti " Materni" ***, discipuli sancti Petrij, ad cultum christianum jam dudum " conversa, reges* non curaret, sed"

*) B. fügt hinzu: et pristinam nequitiam exercens; D nach cognovit: et nequi- ciam pristinam cum ea exercuit. **) W- rex Francorum C. D. ""* B. regina D 2. 1) B. rege B; rege T(h)uringorum C. D. TT) ipsa Basina c. C. D. ttrt) R. episeopus Remensis D 2. "T Dies fett C D E. F. **! Remis et fehlen E. F. ***) D 2 fügt hinzu: primi episcopi Coloniensis Treverensis Tungariensis. 1) P. apostolorum principis D 2.

a) elegerunt C. E 1. F 1. 6. 7. elig. F 4. 5. b) Hyldricus 41 Aer. ena E C 1. profugit s. a. F. 7. d) fehlt F 4—7. B. regis C 1. Basini regis c. Basinam D. no- mine fügt D 2 hinzu; c. B. F 1. e) illico A 1. i. c. fehlen F 7, f) revocaverint 4 1. revocaverant F 5. revocantes F 4. g) Clodoveum C. D 2.4. E. F 5. 7. Clodomeum corr. Clodoveum F 4. Clodoneum D 1. F 2. 6., und so oder ähnlich nachher. h) Huc 4 1. H. vero E 1. i) procuratum (?) A 1. k) prius B 2. ]) fehlt D 1. e. ch. D 2. m) fehlt F 5. C 1. n) fehlt C 1. secundum H. F 4. 5. o) ultra F 4. 5. 6. ul- tro F 7. p) libenter D 1. 2. h. f. F. 4. 5. hab. fehlt D 4. q) comata A 1. r) scilicet #45 GE s) Romanis D 4. t) bellica E 1. F 4. 5. 6. bell. tilgte und schrieb bel- gica D 2. u) beati F 4. 5. v) Matorini F 5, Martialis F 7. w) dum 4 1.

x) de regibus D 2. y) fehlt B 2.

r

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÖMISCHE REICH. 63

sub regibus majoribus? suis regebatur. *Sub isto" Hildrico** Pipinus ° Grossus ^!) secundus fuit post regem et dicebatur ° major domus, id est domus regie, que? nunc est^ palatium Treverense Lou quo palatio modo* dicuntur *** comites palatini!, qui olim majores domus dicebantur. Hic autem Hildrieus rex erat homo” popularis", non? habens mores regales, et omniP diet trahebatur? ad theatrum et spectaculum in vehiculo cum bubalis", et semper eodem apparatu? vestium utebatur. Pipinus autem

* et strennuus, regnum sollicite et le-

major domus, vir per omnia militaris galiter" gubernabat sub eodem Hildrico. Unde factum est, ut ad pro- curationem dicti Pipini Grossi papa-}--r barones et fideles regis ab ipsius fidelitate absolveret, (licet " * indirecte. Qui", Hildrico destituto, Pipi- num in regem elegerunt; licet ** alii de Pipino Nano* istud" scripserunt, quia ipse Pipinus Nanus^ erat rex consecratus, alii vero duo, Pipinus Grossus et Karolus Martellus?, non fuerunt consecrati. *** Pipini vero ma-

*) F T als Ueberschrift: Pipinus Grossus. **| H. ultimo D 2. ==) secundum aliquos d. D 2. T) d. mense vel anno B. C.’ ff) a. et modo et vilibus® vestibus B 2; a. vili C 1. Ttt) Zacharias p. B. D 4; p. Zacharias C. D 1. 2. $ l. i fehlen D. E. F- **| l. a. Nano istud asscribant. Pipini E. F; licet Martellus fehlen F T. +t) F 4. 5. T als Rubra: De capitolio Coloniensi.

8).5, m. 4 1. D 4. b) fehlt A 1. i. vero B. C. D 4. i. enim F 6. c) Pippi-

nus F 1, 4 meist. d) fehlt F 4.5.6. e) dicebat .E 1. et d. fehlen F 7. f) et d.

F 4. 5. i. e. d. fehlen F 7, i. e. d. r. fehlen B. C. * g)q. domus B 2. h) fehlt

DIS mt. i) Treveris D 1. F 4. 5. in Treverensi civitate F 6. tutissimum - F 7.

k) d. nune 2. F. d. c. n. F 5. l) palentini F 1. m) fehlt A 1. F 7. dominus h. F 5.

n) secularis B. C. o) fehlt F 7. p) o. d. fehlen F.4. 5. quotidie F 7. ^q) detr.

r) bulis F 4. bubolis F 5. . 8) habita F 5. t) militantes et strennue

regna C 1. u) regaliter F 7. v) a. qui indirecte C 1. w) quasi B 2.

x) gnano B. C. D 4. F 6. nanu D 2. vano F 1. 4. varie 5; und ähnlich später. y) illud 2. C. z) Nanus Pipinus fehlen B 2. a) Marcellus A 1. D 4. b) vilis B 2.

1) Die Beinamen Grossus und Nanus hat, soviel ich weiss, zuerst Gotfried von Viterbo.

64 G. WAITZ,

majoris domus principale domicilium erat in Colonia Agrippina * in^ loco ubi nunc? est monasterium quod dicitur sancte Marie in Capitolio }).

* Hoc siquidem ? Plectrudis^, dicti Pipini Grossi?

conjunx, fundavit in honore genitricis? Dei**, ibique" conventum monialium *** congregavit, et ipsum locum multis divitiis et ornatu regio! sublimavit ++, int} quo etiam post mortem voluit sepeliri. "Tandem prefatus Pipinus conjugem suam Plectrudem® per! tempus deseruit et illicito contubernio Alpaidi" adhesit. Super quo dum" beatus Lambertus? Tungrensium? et Trajec- tensium episcopus ipsum @ Pipinum argueret, Dodo" dux Ardennie‘, fra- ter‘ prefate" Alpaidis, sanctum" Dei Lambertum interfecit? Quo au- dito, rex Pipinus [sive* princeps], videlicet" quod pro^ suo peccato

*) als Rubra: De monasterio in Capitolio Coloniensi. e" D. g: Mare D 2. ; "**| C fügt hinzu: ordinis sancti Augustini regularium.

1) D 2 fügt hinzu: de nobilibus quas scivit adquirere, et usque in hodiernum diem usus ille tenetur Colonie, scilicet quod moniales ille nolunt habere alias, nisi sint nobiles. |

TT) D 2 fügt hinzu: et innumerabiles reliquias ibidem asportavit. ttt) in qua post mortem ipsa? sepulta est D; in sepeliri fehlen E. F. C.

*) s. p. fehlen B. D. E. F.

a) Agripina .4 1. b) in 1, fehlen C 1. c) n. m. est 7 2. e. n. D. d) s. capitolium C 1. e) Plecturidis F 4. 5. beata P. D 2. f) fehlt D. g) D. g. D. h. beate virginis 2 2. h) fehlt FA. 5. i) religionis A 1. regio vel religionis C 1. fehlt 7. k) Plectrudim A 1 Mer. l) ad B. C. pro tempore E. F. m) Al-- phaydi C 1. Alphardi F 4. Alphordi F 5. Alphaidi D 4. n) cum B. D. fehlt hier F 4. 5. o) Lampertus A 1. p) Tungrensis (Tungariensis .D 2) et Traj. dioc. ep. C. D 1. 2. Tungu- rens. D 4. Turigensis F 4. 5. et fehlt F 5. . q) fehlt C. E. F. cum P. F 4. 5. r) Dudo $3. s) Argoennie B 2. Arrogernie C 1. Ardenne D 1—3: F 7. Ardemie D 4. Ardennie F 1. Ardonie F 4. 5. Ardenie F 6. t) super F 4. 5. ad procurationem seu petitionem p. 2 2. u) fehlt D. v) servum C 1. virum Z1. w) videbat C 1. x) C. s. p. s. p- (p. s. F. 4. 5) E. F. y) tandem D 4.

1) Vgl Düntzer im Jahrb. des Ver. v. Alterthumsfr. XXXIX und XL, S. 88 f XLII, S. 112, der diese Stelle nicht kennt.

2) Vgl über diese Erzühlung die Note bei Bouquet III, S. 597, Hirsch, De Sigeb. Gembl. S. 297 ff. Die Bezeichnung des Dodo als dux Ardennie findet sich in keiner ülteren Quelle.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D.RÓMISCHE REICH. 65

Christi sacerdos martirium subiisset, rubore et verecundia confusus, rever- sus est Coloniam? ad Plectrudem conjugem suam legitimam°, Alpaide? gravida derelicta. Cum autem? Alpaidis! peperisset, cucurrit nuntius ad regem *, ut sibi$ nova** nuntiaret. Sed inveniens? regem inter no- biles et! cum sua conjuge sedentem, dixit*: ‘Vivat rex, quia karl! est'"", sub” hoc verborum? tegumento? innuens, quod Alpaidis sibi pulcrum filium genuisset?. Est enim karl' lingua? Germanica vel*** Theutonica homo* robustus, magna" habens membra. Respondit" rex: ‘Bonum no- men" est Karl’). Iste* fuit primus Karolus? dictus Martellus”; qui, expulsis filiis legittimis? patris" sui Drogone^ et Grimoaldo?, patri? successit inf regno. Erat autem iste tyrannus multa? clero et ecclesiis! injurias et* dampna inferens, propter quod accidit, ut, dum! ipse moreretur,

*) r. Pipinum B 2.

**) n, de nativitate? talis filii E. F; de n. t. f. nova D 4.

***) v. T, fehlen D 4. E. F; B 2 fügt hinzu: ein kerle. 1) p. Pipino Grosso B 2.

TT) D. E. F fügen hinzu: in Treveri".

a) Colonie F 1. b) uxorem D. c) fehlt F 4. 5. d) Alpaydim gravidam derelictam A 1. Alpaida B 2. F 1. Alphaida C 1. Alphayda F 4. Alpharda 75. graviter D 2. gravidata F 4. grava F 5. e) fehlt A 1. f) Alphaida C 1. Alpais D 1. E 1. F 1. 4. 6. 7. Alphaydes D 4. Alpaydes F 2. Alphaia F 5; und ühnlich nachher. g) fehlt D. h) invenit D 2. i) fehlt F 4. 5. et conjugem suam C. D. k) fehit .A 1. 1) Ka- rolus B 2. C. D 2. Carolus D 4. Karlus D 1. kairl E 1. 4. carel (nachher karel) F 5. kayrl F'6. karil F 7; und so nachher. ` m) est natus F 4. 5. fehlt F 7. n) super 41. F 1. subtili v. F 7. o) verbi D. p) integ. F 4. 5. q) peperisset E. F. r) fehlt DIZ 8) in l C 1. t) quasi h. B 2. u) membra h. m. E. F 1. 6. 7. fortia h. m. F 4. 5. v) R. enim D 4. w) e. n. A 1. fehlt FT. x) Et iste C. D. Et i. f. p. K. am Rand ergänzt D 2, wo dictus successit fehlen. y) Karlus D 1.

Kairl F 1. 'z) Marcellus A 1. D 4. F 2. 5. 6. Marcello F 1, und so nachher. a) legis A1. b) p. s. feAlen B 2. c) Dragone B. C. Drogente D 1. Drogento D 4. Drogo F 1. Drogine F 6. d) Grimoldo B 2. Gunaldo D 1. Gyminaldo D 4. Grivaldo C 1. Gri- valde F 4. Germoalde F 5. Grimoalde F 6. e) p. suo E. F. patri tyrannis fehlen F 5. f) in r. fehlen D 2. E. F. in regnum corr. regno D 1. g) fehlt B 2. h) multas C. JD. RE. F. i) ecclesie E. F. k) et d. fehlen D. l) eum D. m) t. f. n. F 1. den. F 5. n) Treveren D 4.

1) Etwas Aehnliches wird später von der Benennung Karl d. Gr. erzáhlt; s. Wolter, Chron. Brem, Meibom SS. R. Germ. II, S. 20. Histor.-Philol. Classe. XIV. I

66 G. WAITZ,

papa? sompniavit in? Urbe!), quod Karolus Martellus rex Francorum corpore et anima duceretur in^ infernum. Misit ergo? papa nuntios ® ad episcopum Aurelianensem!*. Qui, aperto monumento, serpentem in- venerunt? mire magnitudinis, corpore? ** non reperto ***. Iste Karolus genuit Pipinum Nanum i qui respectu patris et avi quasi* quidam nanus videbatur, licet alias esset! corpore mediocris. Pipinus vero Nanus con- secratus + fuit a sancto" Bonifacio archiepiscopo Maguntino 77, quoniam" illo tempore quidam tirannus Milo nomine Treverensem et Remensem

episcopatus? simul P” occupavit?. Etfi duxit in matrimonio" Tebergam", .

sororem Michahelis imperatoris Romanorum *2. ** Erat autem tempore' illo Romanum imperium apud Grecos. Ex" qua Teberga Pipinus genuit Karolum Magnum’. Iste" Pipinus primo* Romanos ab infestatione

*) Treverensem D. E. F. "T^y e Karol D. ***) D. E. F 1—6 fügen hinzu: Quidam tamen fingunt, hoc prope Parisius ad" Sanctum Dyonisium esse factum. 1) consecratus occupavit et fehlen E. F. TT) fügt hinzu: ex jussu Zacharie pape, natione Greci, qui fecit pacem cum Longobardis. Tti) Et jam" dietus Pipinus d. D; Postmodum iste Pipinus Gn. d. B 1. *) C fügt hinzu: qui tunc residebat Constantinopoli. **) C als Rubra: Qualiter imperium venit ad Germanos"*.

a) p. suo nomine B 2. papa F 4. internuncius papae F 7. b) in u. fehlen F 4. 5. c)ad C. D. E. F. d) igitur C 1. e) fehlt B. C. D. f) Aureleanensem .4 1. Aurelianum B. C. g) invenit C 1. h) et c. C 1. i) gnanum B 2, D 2. 4. F 4. 6, und so nachher. k) q. q. fehlen A 1. F 7. quidam fehlt C 1. 1) fehlt B 2. esse 23 m) beato D. n) quia .4 1. 0) episcopatum .4 1. p fehlt B 2. s. e. C. D. q) occupabat A 1. r) matrimonium D. F 4. 5. 8) Theb. C 1. F 4. Tab. D 4. Thebriam F 5. Therk. F 7. t) i. t. B 2. illis diebus D 1. diebus illis C 1. E 1. F 7. in diebus illis D 4. F 1. 4. 5. 6. u) Pippinus vero ex T. g. C 1. v) fehlt P5. w) Iste etiam C' 1. x) fehlt F 4. 5. 7. y) f. P. apud S. D. hoc esse f. E 1.

f. P. apud S. D. e. f. F. 1. f. hoc P. ad S. D. e. . F 4. 5. f. P. adS. D. e. f. F 6. z) etiam D 2. Et iste P. D 4. a) Romanos C 1.

1) Dies abweichend von andern Erzühlungen, auch den Gest. Trevir. c. 25, SS. VIII, S. 162.

2) Diese Nachricht weicht von anderen durchaus ab; s. Massmann, Kaiserchro- nik III, S. 973; Hahn, Jahrb. d. D. G. unter Pippin S. 151.

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DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÓMISCHE REICH. 67

Lumbardorum?* liberavit et" Romanam ecclesiam * multis divitiis? et de- votis obsequiis sublimavit. Quo defuncto, Karolus Magnus, ejus filius, successit? ei in regno?, ut quidam dicunt, anno? etatis sue 18^. Acci- dit autem iterato!, ut* papa auxilium! Grecorum et imperatoris? advo- caret” contra regem ** Lumbardorum, qui similiter? illo tempore Roma- nosP et ecclesiam impugnabat?; et dum Greci secunda vice Romanis” auxilium denegarent, dicentes ***: ‘Habetis temporalia, defendite vosmet ipsos, vel? restituite nobis temporalia, et defendemus vos, ut tenemur', tunc iterum * papa+ et Romani habebant recursum ad Karolum, Pipini filium et imperatoris" Grecorum consanguineum ; qui defectum supplens" avunculi sui++ imperatoris, Lumbardiam " cum Francorum exercitu copioso est* ingressus et* ipsum regem }}} cum uxore et filio in” Urbem captivos deduxit*; propter quod primo" proclamatus? est in patricium Romano- rum. ** Post hec? papa? Grecis? imperium *** abjudicans, ipsum Karolum in Romanorum imperatorem, etiam f ut dicitur, renitentem 8, consecravit

*) B2 fügt hinzu: de rege Magno Karolo (wohl Glosse vom Rand in den Text gekommen). +*+) r, Desiderium B. C; Desiderium r. D. ***) dicentes tenemur fehlen E. F. 1) p. et R. fehlen D 4. E. F. TT) s. i. fehlen E. F; imp. fehlt D. ttt) r. Desiderium D 2. *) D 2 fügt hinzu: et ad Gallias in exilium destinavit. **) F 2. 7 als Rubra: "Translatio imperii in^ Carolum. ***) regnum E. F. a) Lamb. 41. D 4. F1. Lomb. C. D. F 6. Longob. F 7; und ähnlich nachher. b) fehlt A GC. c) d. honoravit D 2. d) succedens F 1. 6. 7. e) regnum D 2. f) d. q. .4 1. g) e. s. a. B. C. D. E. F 4. h) 23. F 4. 5. 6. i) ut p. i. (merito 4. 5) D. E. F. k) quod 4A 1. ] auxilio D 2. F 1. m) imperatorum D 4. E 1. n) inv. F 4. 5. C 1. 0) simul D 2. 4. fehlt C 1. p) e. et R. D. q) impugnabant A 1. F 1. 4. 5. 6. r) R. fehlt D. aux. fehlt D 1. 2. d. a. D 4. s) rest. autem D t) interim C 1. D 2. u) imperatorem D 4. et sic imperatorem F 4. 5. v) suppleret E. F 1—6. supplevit F 7.

w) Qui Lumbardorum c. ex. F 4. 5. Fr. fehlt auch F 7. x) fehlt E. F. y) c. in u. C 1. c. in ipsam u. F 7. z) fehlt F 4.5. a) accl. B. C. D 1. ac proc. D 2. b) hoc C. E. F 1—6. c) fehlt F 4. 5. d) Gregor. D 4. e) Romanum Z. C. f) et

E 1. fehlt B. C. g) nimis r. B. C. h) ad C 1. I2

-`

86 . G. WAITZ,

anno regni sui 121). Imperavit autem annis 42^, et etatis sue anno 72,

mortuus est, et humatus Aquisgrani; ubi sui" sancti nominis memoria

quolibet anno solempniter? celebratur. Unde quicumque scire? deside- rat istius sancti? viri virtutum insignia et qualiter in regno hujus se- culi t societatem meruit angelorum, ad prefatum locum * Aquensem h trans- eat, ibique* gestorum ejus! merita? perlegens, laudes omnipotenti" Deo referat, qui gloriosum? christianiP nominis propugnatorem Karolum 3 prodigiis et miraculis tam in vita quam in morte multipliciter" honora- vit. Verum qualiter dictum regnum Francorum divisum fuerit in Fran- ciam, in? Lothringiam et in Germaniam, et qualiter' Lothringia devo- luta fuerit ad" Germaniam, et qualiter aliquando" frater fratrem et” con- sanguineus consanguineum de* regno suo exterminaverit? , et multa alia regnorum” illorum gesta tamquam impertinentia pretermitto, precipue quia^ multi de hac materia diversa et contraria scripserunt, quandoque? gesta unius regis vel gentis ob amorem? vel invidiam aut? etiam ignoran- tiam aliis attribuentes. Que omnia discussioni legentium committo, nunc* revertens! ad propositum principale 8.

*) fetidi mundi m. s. C 1.

a) 32 C1. 12 D1. F6. 13 F 4.14 F 5.42 a. Al, wo et mortuus est fehlen; 42 anno fehlen FT. b) fehlt F4. sui fehlt F5. s. sui F 5.6. c) c. s, F 4.5. d) fehlt D. e) v. s. B 4x f) fehlt E 1. hujusmodi F 1. g) fehlt D 2. ad p. 1. fehlen C 1. h) Aquen- sium A 1. Aquense B 2. Aquisgranum B 2. Aquisgrani C 1. Aquisgranum scilicet F 7. i) ac- cedat D. k) ubi C. ibi E. F. l suorum B 2. m)et mn. 0123; n) fehlt C. Deo fehlt D 4. D. o. E. F. Domino F 4. 5. o) gloriosi B. C. E. F. p) sui C 1. ‚fehlt : ap E n. P q) K. videlicet C 1. r) insuper F 4.5. s) in L. (Lothoringiam Z 1. F 1. Lotringiam F 4. 5), in (fehlt F 4.5. 7) Fr. E. F, in Fr. in G. et L. D 1. in Fr. G. L. D 2. in F. L. et G. D 4. in F. in L. B. et in G. fehlen B. C. t) q. L. feAit B. et Germa- niam fehlen D. F 4. 5. et Lothoringicum regnum devolutum E. F. devolutum B 2. win B 2. v) fehit C 1. super F 5. alter F 5. f. f. a. D. w) fehlt F 4. 5. x) d. r. s. fehlen D 2. y) exterminavit D 1. z) aliquorum regnorum B. C. regna et illorum g. E l. regna et aliorum F 6. 7. regum et aliorum F 1. 4. 5. a) quod F 4. 5. 6. p. et multa =. m bhg.q..F 1. esL d) seu D. e) fehlt C 1. f) revertendo C 1, revertentes D 2. revertamur F 5. 6. ad p. pr. n. r. D 1. 2. g) p.etc. D 4.

1) Das Jahr ist ganz unrichtig; nachher war mit Einhard 47 statt 42 zu schrei- ben; mit jenem stimmt nur das 72. Lebensjahr.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER DAS RÖMISCHE REICH. 69

5.* Sciendum est* igitur®, quod sanctus Karolus Magnus impera- tor de consensu et mandato Romani^ pontificis, ordinatione sibi divinitus inspirata, instituit et precepit!), ut imperium Romanorum * apud? electio- nem canonicam principum Germanorum in perpetuum? resideret?, Non enim convenit, sanctuarium Dei, id! est regnum ecclesie, jure heredita- rio possideri; considerans, quod ipse de Grecorum, Romanorum et* Ger- manorum germine directa linea processisset, et quod etiam! pater suus Pipinus" primo et ipse Karolus secundo per Francorum, id? est Germa- norum, auxilium Romanam ** urbem et ecclesiam Dei? de? Lumbardorum infestatione liberasset. ***Sunt autem? hii principes Germanie, archie- piscopus” Treverensis, qui? est archicancellarius Gallie, archiepiscopus Coloniensis, qui* est archicancellarius Italie, archiepiscopus" Maguntinen- sis, qui" est archicancellarius " Germanie, id est totius Almanie*, et co- mes} palatii? Treverensis, a quo olim majores domus * dicebantur; att qua dignitate progenitores? Karoli originem traxerant® principalem TT.

*) F fügt hinzu, F 1. 2. 6. T als Rubra: Qualiter sanctus Karolus instituit et, precepit, ut imperium * Romanorum remaneret perpetuo apud electionem prin- cipum Germanorum; C: Per quos est facienda electio imperatoris.

**) orbem et e. C. ***) F 4. 5. 7 als Rubra: Qui sunt? principes electores. T) e. palatinus id est c. p. D. Tr} a principalem fehlt C. tft) D 2 fügt hinzu: Quod autem rex Bohemie, dux Saxonie et comes marchius de Brandenburg ad imperatoris electionem sunt vocandi, hoc est postmodum a) fehlt C. D. b) ergo B. C. F 1. autem F 4. c) summi E 1. p. R. D. d) Romanum D. F 4. 5. R. i. F 4. 5. e) per 1. f) fehlt F 4. 5. 6. g) G. perpetue D 4. h) remaneret E. F. C. i) et r. B 2. scilicet r. C 1. k) et R. g. CL E. Fi. lj ipse E. F. fehlt C. m) scilicet P. ipse D 2. n) et G. A.B. F:4. 5. B. o) fehlt A 1. p) a F 4—7. fehlt F 1. q) fehlt E. F. Hii sunt F 6. Sicut bii F 4. 5. hii fehlt B 2. r) videlicet a. D 4. s) q. e. fehlen B 2. F 7. t) q. e. fehlen B 2. DA. F 7. u) et a. F 4. 5. Y) q. e. feMen B 2. D. E 1. F 4. 6. . qui fehlt C. w) fehlt F 6. x) Alamanie 41. F 4. y) palatinus D 4. F 4. 5. palen- tini F 1. palatini F 6. et omnes palatini F 7. z) fehit D 1. a) q. etiam B 2. quorum D. b) genit. D. €) traxerunt principaliter D 4. d) i. imp. Rom. manere F 4. 5. e) electio imperialis ap. principes Germanie F 2. f) fehlt F 7. 1) S. über das Folgende die Einleitung.

10 G. WAITZ,

*Porro, quia ipse Karolus rex Francorum extitit et illud regnum ad* eum fuerat ex successione devolutum **, impium ^ fuisset et indecens, quod ipse suos heredes dignitate regia? penitus denudasset. ***Statuit igitur iniciando?, quod+ Heinricus!) ejus pronepos consummavit!, ut Franci- gene cum quadam regni Francorum 5 portione? regem haberent de regali semine jure hereditario successurum, qui in temporalibus superiorem non recognosceret!, cui* videlicet! tamquam imperatoris" posteritas ad” ho- magium vel aliquod? obsequium tenereturP. --t Huic? regi, suo heredi, in recompensationem regni defalcati adjecit" studium philosophie et libe- ralium artium, quod ipse de urbe Romana in civitatem? Parisiensem trans- plantavit?). Et est notat dignum, quod" debitus" et necessarius ordo

per quandam necessitatem introductum, ut superius dictum et etiam inferius determino. Unde versus de electoribus?): Treverensis Coloniensis Maguntinensis: Quilibet imperii fit cancellarius horum, Et palatinus dapifer, dux portitor ensis, Marchio prepositus camere, pincerna Bohemus: Hi statuunt dominum cunctis per secula summum. *) C als Rubra: Unde processerunt" reges Francie et de studio Parisiensi. **) B. C. D fügen hinzu: et ad* imperium ipse fuisset! assumptus et; B. C fah- ren fori: videns quod ipse. ***) F 4. 5 als Rubra: De institutione regni Francie; F 7: De i. regis. 1) quod Ludovicus e. p. conf. D 1. 2; in. consummavit fehlen E. F. ir) F 4. 5. 7 als Rubra: Quomodo studium Parisius sit translatum.

a) f. ad e. ex s. C. D. ad e. ex s. (e. successive F 5) f. E. F. b) fuerit F 5. 7. €) indecens f. q. D 4. d) propria B. C. p. d. 22. e) insciando A 1. imitando B 1. quod mutando B 2. fehlt D. f) confirmavit D. g) r. p. Fr. C. F 4—7. p. r. Fr. F 1. h) portionem h. D 4. i) cogn. C. D. recognoscerent F 4. k) cujus A. cum B. C. Qui D 4, I) scilicet F 1. fehlt C 1. m) imperatorum C 1. imperatori F 4. 5. n) nulli ad A. 0) ad aliud F 4. 5. p nont. 82. D2. F 7. q) Nune F 4. 5 Hine F 7. r) a. zur B2. 8) civitate Parisiensum A 1. t) notatu B 2. FT. Fehlt C 1. u) q L v), decens B 2. dignum decens etiam et n. C' 1. deb. fehlt F 6. deb. et fehlen F TE E et fehlt F 7. w) surrexerunt C 8. x) cum ad C 1.

y) etiam B 2. f.i. D 1) Es scheint an den Deutschen Kónig Heinrich L gedacht zu sein. 2) Dies ist das ülteste Zeugnis für diese Tradition. 3) Diese finden sich im 13. Jahrhundert sehr häufig.

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DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER DAS RÓMISCHE REICH. 7i

requirebat^, ut, sicut? Romani tamquam seniores sacerdotio^, sic Ger- mani vel Franci tamquam juniores imperio, et? ita Francigene vel Gal- lici tamquam perspicatiores scientiarum? studio dotarentur!, et® ut fidem catholicam, quam? Romanorum constantia firmiter! tenet*, illam Germa- norum! magnanimitas imperialiter tenere precipiat, et eandem" Galli- corum argutia^ et facundia ab omnibus esse tenendam firmissimis ratio- nibus approbetP et demonstret. Hiis siquidem tribus?, scilicet" sacerdo- tio imperio et studio, tamquam tribus virtutibus?, videlicet" vitali" na- turali et animali, sancta ecclesia katholica spiritualiter" vivificatur aug- mentatur et regitur. Hiis etiam" tribus, tamquam fundamento pariete et tecto, eadem* ecclesia quasi” materialiter perficitur. *Et notandum, quod, sicut ecclesie materiali unum fundamentum et unum tectum suffi- cit, sed unus^ paries non sufficit, sic sacerdotio una sedes principalis, videlicet Roma, et studio unus locus principalis, videlicet? Parisius, suf- ficit; sed imperio quatuor? loca principalia sancti? Spiritus ordinatione novimus? attributa, que sunt Aquisgranif, Arelatum, Mediolanum et urbs Roma?. Studeant ergo^illi ** quorum interest, ut hec domus *** in- tegra maneat! et intacta, ne*, quod absit, parietibus! dissolutis? fur ille

*) F 4. 5. 7 als Rubra: Quare sacerdotium habeat unam sedem; F 7 noch:

studium unum et imperium quatuor; C: Comparacio ecclesie? materialis et

spiritualis. **) principes? spirituales et seculares q. B; Romani ac sp. pr. et s. q. C. D. ***) d, Domini D. ;

a) hoc r. C. D. requirebatur F 4. 5. —b)sic F 4. 5. c) fehlt F 1. d) et i. fehlen F 5. ita etiam D. e) st. sc. A 1. santorum C 1. sanctorum F 5. f) dit. E. F. C. g) fehlt D. F 4. B. h) fehlt A 1. P 5. i) fehlt F 5. k) confitetur F 4. 5. I) ger 4 1. m) teneri .4 1. B. C. D. F 1. n) eadem A 1. B 2. F 7. fidem e. F6. o) astutia C. astutia argutia D. p ye C 1. a. r. .E. F. C. q) fehlt F A. 5. r) scilicet tribus fehlen D 2. s) fehlt D 4. t) scilicet. C 1. fehlt FA. 5. u) fehlt F 6. nat. vit. F 4. 5. 7. v) spirituali 4 1. fehlt F 4. 5. w) itaque F 4—7. C 1. x) e. e. fehlen D 1. y) fehlt B 2. F 1. tamquam E. F 4—7. C. z) s. non u. p. sie D. a) Romanorum B. C. Romana D 4. F 5. 6. R. scilicet C 1. b) fehlt B 2. scilicet C 1. D 4. sicut F 6. c) sunt q. F 4. 5. l. q. E 1. d) sp. s. gratia et ord. C 1. e) nomi- nis F 4. nomine F 5. sunt attribuenda D. f) Aquisgranum C 1. g) Romana C. D XE B 71-6 h) igitur C 1. E 1. autem D 1. 4. F 5. 6. i) remaneat (fehlt B 2) et i perseveret B. C. D. k) neque B 2. l) partibus A 1. E. F. m) dissolva- tur E. F. n) Nota comparacionem C 1. o) fehlt B 2. ^

12 G. W AITZ,

Antichristus vel* sui precursores” intrent aliunde quam per ostium !) et gregem ovium interficiant cum^? pastore*. ** Verum a tempore prenotato reges Francigenarum se fecerunt tamquam a digniori reges Francorum appellari 4. [Et ** sic jam? tota Gallia nomen trahens a regibus Francia usurpative! appellatur. Gens enim illa est tanto? sui ipsius? amativa, ut, proprio nomine suo, quod! est Gallici, repudiato, de Francorum no- mine glorietur; nemo enim Gallicus dicere potest Gallice: ‘Ego sum Gal- licus]. Et* similiter reges! Francorum vel? Germanorum, quod est unum", tamquam a superiori’, reges vel imperatores Romanorum appellari vo- luerunt?+. Illi autem qui usque ad? hec tempora reges Francorum dicebantur non sunt dicti reges Francorum a Francis orientalibus, qui sunt homines" grossi et incompositi, neque? a Francis* occidentalibus, qui sunt homines" delicati et compositi", sed a Francis Germanis, qui " in-habitu exteriori ti a Francigenis et in moribus a“ Romanis non mul- tum discordant.

6. Sciendum est etiam, quod post decessum" vel” transitum sancti Karoli* aliquibus* temporibus imperatores Romanorum” de pro-

*) B C. D fügen hinzu: et? totum edifieium sibi singula? usurpando ° Roma- num imperium in ruinam ponant. **) F 4.5.7 als Rubra: Quare dicantur (vel nominantur F 5) reges Francorum. ***) Et sum Gallicus fehlen D. E. F. 1) C fügt hinzu: Germani spersi sunt et erant superiores Gallian. 1T) in vestibus D. E. F. TrT) C 1 als Rubra: Quomodo Gallici imperium coloratum ex successione perdiderunt. *) K. Magni D 2 |

a) et F. 4. 5. b) persecutores D 1. c) una cum p. i. B. C. d) nomi- nari D 4. e) in B 2. inde C 1. f) usurparie Al. g) tantum B 1. tanta B 2. h) nominis C.. i)quod nomine fehlen B. k) Et appellari ‚fehlen F T. 1) reges superiori fehlen F 1. m) id est D 2. n) fehlt B 2. u. e. C 1. o) digniori vel s. B 2. p) nolebant C 1. q) fehlt D 4. r) g. h. C 1. s) neque compositi fehlen B 2. a compositi fehlen F 4. t) Francigenis D 4. u) fehlt F 1. v) incomp. F 4. 6. w) qui sunt in discordantes D. x) fehlt D 1. y) discessum E 1. F 1. z) sive D. v. t. fehlen F 4. a) multis D. E. F. b) Ro- mani D 4. e) ut D 1. d) sep ? 1. 2. singulariter D 4. €) usurpandoque C 1. u. quod Romani imperii Z 2. f) ruina

1) Joh. 10, 2.

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genie ipsius^ et de regno Francorum et non aliunde per principes Ger- manie* sunt electi; et quod legitur in multis locis”: ille vel ille rex Francorum et^ imperator Romanorum? talem vel talem filium sibi? sub- stituit in! imperio, hoc totum? intelligendum est? factum fuisse de elec- tione principum et consensu. Postremo vero surrexerunt quidam reges Francorum, qui conversi in spiritum perversitatis! presumebant, sacrum imperium non secundum canonicam electionem, sed quasi jure" heredita- rio possidere et super eo pro" successione contendere; unde factum est?, ut imperatores?” tales a? defensione reipublice Romanorum” et protec- tione sancte ecclesie torpescerent? et insuper ecclesias, quas eorum pro- genitores fundaverant* et multis possessionibus ac" privilegiis dotaverant", invaderent" et turbarent, a vestigiis patrum suorum penitus deviantes. **Propter quod principes Germanie electores imperii dedignantes, de domo illa nullum" imperatorem recipere vel eligere voluerunt. Et sic” aliquo tempore vacabat imperium, licet, ut predixi, rex Francorum de* facto faceret imperatorem se vocari. *** Hoc? Lumbardi? scientes, qui olim a Karolo Magno regia dignitate juste privati fuerant et Romano- rum imperio confiscati, ad eam se erexerunt audaciam, ut? sibi aliquos reges de? facto eligerent, quos non solum reges sed etiam! imperatores

*) Almanie (Alim. E 1. Alam. F 4. 6) E. F. C. *"*) F 4. D. 7 als Rubra: Quare cessaverunt principes Almanie® eligere impera- torem de^ regno Francie. +*+) C als Rubra: Qualiter Lombardi propter superbiam ab imperio sunti ejecti.

a) sua D. E. F 2—7; fehlt F 1. b) fehlt F 1. c) fehit D. d) Romanus D. E. F (Romano F 4. Romanis F 5). e) suum E. F (fehlt F 4. f, s. fehlen F b). f) fehlt E. F 1—6. in imperatorem C 1. g)yeMtFo5. her Al. i) fuisse f. E. F. k) arcum B. €. l) pravitatis B 2. pravum C 1. m) h. j. F 1. n) fehlt D. o) e. u. fehlen F b. p) t. i. D 1. 4. q) ad defensionem . . . et protectionem F 4. 5. r) puta R. .P 4. et R. p. DD 4. 8) conp. C 1. t) fun- daverunt C 1. D 1. fundarunt D 4. u) et C. E. F. v) dotaverunt D. w) invaserunt et turbarunt C 1. SED BEFE y) ullum B 2. de f. fehlen ullum noluerunt F 5. z) fehlt B 2. D 2. &adefutnizfustiba? E. F. facere C 1. b) hec 2 2. F 4. 5. Post hoc C. c) So D 2. E 1 und andere. Lomb. A 1. C. D und andere. Longob. D 4. d) quod D 2. F 6. e) de f. a. r. C 1. de f. fehlen D 2. f) fehlt F 1. g) Germanie F 4. h) de Francia F 4.

i) perpetuo s. -C 3. Histor.-Philol. Classe. XIV. K

74 G. WAITZ,

non timerent? appellare. Propter quam insolentiam Germani graviter excitati, super hujusmodi turbatione juris? sui et deformatione sacri im- perii generale consilium? habuerunt cum principibus et? nobilibus Saxo- nie, eo quod ipsi nobiles? de gente Francorum orti! essent. Rex* ete- nim ** Karolus?, dum ipse gentem Saxonum potius gladio materiali quam spirituali ad fidem? convertisset, et eos nulla arte vel potentia! in cultu christiano tenere posset, quin frequenter* quasi fera bestia! in regis?" ab- sentia ad gentilitatis redirent" errorem, ipse de populo? Francorum viros elegit katholicos majores, medios? et? minores numero” circa? decem * milia” et illos in Saxonia transplantavit, distribuens" eisdem possessiones et terras, prout uniuscujusque status et" conditio requirebat, et* vice versa consimilem numerum de? populo Saxonum traduxit^ in Franciam infe- riorem, quibus^ ibidem etiam de terris et possessionibus providebat, ut^ sic Franci in Saxonia fidem Christi colerent^ et Saxones in? Francia eandem fidem colere cogerentur. Propter hanc itaque causam super? statu imperii Germani! a Saxonibus tamquam a suis fratribus consilium et auxilium requirebant, *** Consensu? itaque unanimi et voluntate concordi decretum extitit! inter eos, ut ab* illo! die in antea principes" t Saxo-

*) D 2 am Rand: Nota de conversione Saxonum. **! e. Francorum B. D; K. et. r. Francorum C. ***) C als Rubra: Quare duces Saxonie ad electionem imperatorum admittuntur. 1) principes, videlicet rex Bohemie, dux Saxonie et comes seu marchio de Bran- , denburg D 2. 2) timuerunt C. D. b) j. s. et d. fehlen F 6. c) concilium A 1. D 4. F 5. 7. d) fehlt F 5. et n. fehlen D. e) fehlt D. f) e. o. E. FF. g) fehlt B 2. h) f. christianam ZB. E 1. P 1. 6. 7. £. Christi C. D. i) pena D. k) certe B. C. l) pessima D 1. 2. E. facta b. D 4. m) regia C 1. n) rediret D. gentilem redierit C 1. gentilitatem redierent F 5. 0) gente D. p) mediocres D. q) fehlt A 1. r) in n. C 1. s) circiter D. etiam F 5. fehlt F 6. t) ducenta decem F 7. u) mi- lium Z 1. v) d. e. p. fehlen D 1. et distribuit F 6. w) fehlt F 5. fehlen F 4.5. y) et populum F 4. 5. a) et q. F 1. b) et .D 4. F 1. 6. c) fehlt F 4. 5. facerent colere F 6. c. Chr. D 4. d) e. f. in F. C 1. in F. fehlt DA. e) G. s. st. i. a. C. D. f) Germanicum 1. G. et S. F 5. g) requirebat A 1. h) Et c. u. F 4. 5. C. autem u. F 6. i) existit C 1. k) fehlt D 4, lila E1. F 1. m) princeps D 4. F 1. 4. 5.

x) et v. v. z) transduxit B. C. D. duxit E. F.

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nie, videlicet ipse* dux ** et comes Marchie?, ad imperatoris electionem cum? principibus Germanie interesse tenerentur. *** Quo facto processe- runt? ad electionem, et invocata @ Spiritus? sancti gratia dominum f Hein-

h futurum! imperato-

ricum? ducem Saxonie in regem Romanorum rem, concorditer* elegerunt. Qui quam magnifice et imperiose! Fran- corum regibus et Lumbardis super Romanorum" imperio perpetuum silen- tium imposuerit?, etii qualiter ipse terram illam que est inter Mosam? et RenumP Lothringiam? appellaverit", et eandem terram cum tota Al- mania? regno Francorum auferens imperio Romano univerit', et quam multis devotionibus" et honoribus Romanum pontificem et ecclesias " Dei in Italia et Germania +++ sublimaverit", quia in* multis scriptis? sufficien- ter? exprimuntur, non? oportet hic? narrari^*. **Porro ab isto tem- pore per annos plurimos de domo ducum Saxonie imperatores? eligi con-

*) rex Karolus fügt F T hinzu. **) d. Saxonie E. F. *** F 7 als Ueberschrift: De electione principis Othonis Saxoniae, et quomodo imperium pervenerit ad domum ducum.

1) Ottonem E. F.

TT) et univerit fehlen E. F. ttt) Almania C.

*) C. D fügen hinzu: Et? iste Henricus? [imperator C. D 4] fuit pater Otto- nis primi imperatoris [Saxonum C. D 4], et est sepultus in Quedelenborch Halverstadensis? dioc., ubi ipse? castrum et monasterium fundavit. Et pre- dicatur ibi fuisse sanctus in vita et in morte.

**| C als Rubra: Quomodo imperatores de domo Saxonum eligi consueverunt.

a) marchio F 4 5. fehlt F 7. b) cum facto electionem fehlen F 5. c) ad el. e) s. Sp. D 4. E. F. omnipotentis Dei B. C.

p. F 4. (5). d) invocationem .4 1.

f) fehlt F 4. 5. g) Hinricum C 1. Henricum D. ) Romanum D. Francorum F4. 5. i) fehlt F 4. 5. in imp. R. f. regem D 2. et f. E 2. k) fehlt D 2. 1) gloriose F 1. m) Romano E 1. F. n) imposuit D 1. 2. F 7. imposuerunt D 4. o) osam A. p) regnum B 1. q) Lothar. B 2. Lothor. D. r) appellavit 4 1. D å. appellaverat D2. s) Alamania hier A 1. Alem. andere; vgl.p.78n.m. t) fehlt D4. univit 41. B 2. univerat C 1. D 2. u) donationibus D 4. v) ecclesia E 1. w) sublimaverat C 1. D 2. sublimavit D 4. x) fehlt D 4. y) scripturis D 2. F 7. z) e. s. F 4. 5. a) igitur non C 1. b) hoc F 1. 4. 5. c) narrare E. enarrare F 1. 4. 5. 6. d) fehlt E 2, wo reges von anderer Hand am Rand. e) fehlt D 4. f) Hinricus C 1, g) Halb. C 1. D 4. h) fehlt D 4.

K2

76 G. WAITZ,

sueverunt propter prefati? Heinrici* et quorundam suorum? successo-

rum strennuitatem et^ benignitatem, quam frequenter in? fideles et?

f exercebant. Tandem etiam® de illa? progenie! re-

sanctam ecclesiam ges“ exiverunt**, qui! propter ferocitatem et tyrannidem Romani" im- perii indignos se fecerunt. Unde factum est, ut" domus ducum Saxonie non solum imperio, verum? etiam ipso? ducatu et omni dignitate princi- patus per justam ? principum sententiam privaretur”. ** Archiepiscopus si- quidem? Coloniensis Philippus nomine, sententiam *** imperatoris Hein- rici! et principum in" quantum ad hocexequens', Saxoniam intravit cum exercitu Germanorum fidelium suorum, videlicet" tribus milibus militum * electorum", exceptis armigeris equitibus et exercitu pedestri, cujus non erat numerus; et^ hoc modo tribusannis continuis Heinricum ducem, patrem Ottonis imperatoris? ultimi tt, de" quo decretalis Venerabilem * t7!) facit mentionem, qui utique regem Anglie potestate et^ viribus? anteibat, impu- gnans, ipsum/* penitus exterminavit manu potenti®, ducatum Westfalie =

*) Ottonis E. F. **) F4. T als Rubra: Quomodo ducatus Westfalie et Angarie ecclesie Coloniensi sit! adjectus.

***) sententiam exequens fehlen D. E. F. 1) H. Quartum D; d. Saxonie D 2. TD fehlt E. F.

TiT) B. C. D 4 fügen hinzu: de electione. *) i. scilicet Henricum ducem ipsum D 2.

a) predicti D. E 1. F. b) succ. s. F 4. 5. c) et b. fehlt E 2, wo et militiam von anderer Hand am Rand. d) quoad Christi f. B. C. D 4. erga Christi f. D 1. 2. e) et in F 6. contra E 2. f) statum ecclesie C 1. Dei e. F 4. 5. g) coram i. F 4. 5. h) alia E 2. i) propagine F 1. 4. 5. 6 (wo illo). propagatione F 7. r. de i. p. F 1. k) aliqui r. B. C. k*) exierunt D. E. F. l) fehlt F b. m) gubernaculo R. i. B. C. D. n) quod F 1. o) ubimet i. D 4. p) fehlt C 1. q) justas sententias princ. pr. Cl. s. pr. pr. D. 1. 4.

) privarentur A 1. s) quidem F 4. 5. C. s. E 2. t) H. 4 1. u) fehlt C 1. v) valens exequi C 1. w) scilicet C 1. x) fehlt F 1. y) fehlt C 1. z) et h. m. fehlen D 2. a) fehlt F 4.5. b) eujus d. A 1. E 2. c) fehlt F 4. 5. d) fehlt F 1. e) juribus E 1. f) fehit F 7. p. i. C 1. g) p. m. Al. h) Bestphalie D 4. i) sunt adjecte F 4.

1) Innocenz III; s. Böhmer Reg. S. 301 Nr. 91.

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et ducatum Angarie * sibi auferens; quos* ducatus ecclesia ^ Coloniensis usque in^ presentem? diem ? possidet et ** per Dei gratiam inf perpetuum possidebit ***, -Translato itaque5 imperio de heredibus se- renissimi principis? Heinrici tl primi! imperatoris, culpis * eorum exi- gentibus+}+, electores vota sua in Fridericum! quendam nobilem de Sue- via* direxerunt " **, post ipsum quosdam de suis successoribus" et he- redibus in reges? eligentes. Sed utrum dictus? Fridericus prece vel pre- tio, virtute vel? vicio electorum gratiam meruerit”, nescio. Sed hoc? scio, quod abt illo tempore imperatores" parum vel nichil operati sunt laude dignum vel vituperio" de pleno consilio" vel* auxilio principum ?

#) quos possidebit fehlen M 12276. **) et possidebit fehlen B. C. ***, O, D fügen hinzu: Et iste Henricus* vocabatur Superbus et fuit tempore Frederici* primi augusti.

1) C 1 als Rubra: De translatione imperii a domo ducum Saxonie; C3. 5: Qua- liter Angarie, wie C 1 nachher; F lb: Quomodo imperium pervenerit ad ducatum Swevie; F 3.4: Q.i. pervenit ad dominum Fridericum ducem Sue- vie; F 2. 1. 8: Q. i. p. ad domum ducum Suevie; F 8 noch: ad Fridericum primum.

11) Ottonis D 4. E. F. Ttf) C. D fügen hinzu: in quorum manibus stetit? imperium fere^ per ducentos annos; dazu noch C: quasi^ continue; D 4: continue.

*) dietum Stouff fügt C hinzu; Fr. ducem Suevie D 4. E. F.

** C fügt hinzu: Et hic loquitur de Friderico secundo, qui tunc erat rex Cici- lie et dux Suevie*.

a) Engarie D 2. 4. Ungarie E 1. Hungarie E 2. b) archiepiscopus C 1. C. e. F 1. c) ad F 4. 7. d) hodiernum B. C. e) fehlt A 1. f) usque in F 1. g) igitur C. fehlt D 4. h) fehlt A 8. B 2. H. p. B 1. C. i) et p. C 4. 5. p. et F 1a. b. HH F7. k) c. e. ex. nach quasi continue (s. n. Tff) C. D 4. culpas P 3. 3a. 1) So A 1. Fred. fast alle übrigen. Fed. C 5. m) duxerunt B. C. corr. direxerunt C 3. direxerunt al. dixerunt D 2. dederunt F 7. n) s. et h. fehlen D. o) regem D 4. F 3. 4. 5. 8. p) fehlt E 2. q) seu C 1. 2. r) meruit C 1. 2. 4, 5. D 1. 3. F 2. 5. meruerat C 3. 8) fehlt E 1. F 1—5. 7. 8. t) ipso A 3. a primo t. B 2. u) fehlt F 8. v) vituperie A 1. vituperium D 8. imperio F 3. 4. 5. vel d. vel v. D 4. w) concilio C 1. 3. 5. F 1b. 5. suo c. C 8. scilicet c. B 2. x)et48.B. C. D. E2. F 7. aw F 6. y) fehlt F 5. G. p. D 2. 3. z) H. dux C 8. D 4. a) Frid. D 2. b)i.s. D 2. e) fehlt C. d) qui C 5.

e) Cicilie C 1. 2. rex Italie C 4.

78 G. WAITZ,

Germanorum?, immo? per^ Suevos et@ Bavaros? ac! ulteriores Almanos?

imperium gubernare laborabant, ita ut deinceps non regnum Germanie

veli* Theutonie seu* Romanorum, sed regnum!

nuncupetur?; et itaP sub? Suevorum imperio** potestas et auctoritas imperialis augeri desiit et vehementius? decrescere incepit. . Cujus de- crementi" causam et occasionem ego" relinquo Gelphis" et Gibelinis* di- sputandamY ***, Sed t hoc” adicio*, quod, sicut Romani pontifices in Italia fecundiores terras imperii”, sic Germani principes in Germania ++

meliores^* terras regni? sibi et? suis ecclesiis quocumque modo vel titulo

conquiruntÜ et usurpant. Ex quo non est dubium?, tandem! regnum

Romanorum et sacerdotium! ab” invicem dividendum esse. Quibus

*) v. T. s. R. fehlen E 1. F; s. R. fehlen E 2. +*+) C fügt hinzu: ceperunt hee due secte, scilicet Gelphi” et Gebellini et.

*** C. D fügen hinzu: Que? sub Suevorum»? nempe imperio partes acceperunt?; que’ quidem periculose Romanum imperium leserunt; quod multi probi viri ad experientiam viderunt.

1) Sed futura fehlen E. F.

tt) Almania C. D. ;

a) Romanorum F 1a. 8. 4. B. b) nunc Æ 1. e) fehlt D 2. F 5. i. p. fehlen D 1. 8. d) fehlt F 5. e) Bauwaros A 3. Bauros Z 1. F 1. Bavoros F 2. Bauiao C 5. f) et B1. C5. Fib. F2. ad ult. Fla. g) Almannos D2. F4. Alam. El. Alem. 4 1. 6. B2. D3. E1. F 1a.b. 6.8. Alamanos D4. h) laborant D 4. E2. F 2.6. laborabunt F 5. laborare coepit. Gubernabant ita F7. i) seu Rom. Theut. 4 3. aut Theutonice B 1. G. Teutonice C. (Teutunie C 4). k) vel D 4. sed C 5. 1) fehlt F 8 m) Alamanie E 1. F 2. 4. Alem. F la. 4. 6. 7. 8. n) fehlt E 1. F. o) nuneuparetur B. C (nuncupatur C 5). D. F 7.8. p fehlt F 1. q) ut F 4.5. fehlt F 3. 3a. r) vehementer B. C. s) decidere E 2. t) Ejus B 2. C 8... 4. B. u) detrimenti 43. D 4. E 1. 2. F 1. 1a.b. 2. 8. v) fehlt E 2. F 1b. 8. 4. 5. w) Welphis A 1. Yelphis 43. Gelfis B2. D1.2.3. F1b. Guelfis D4. x) Gybilinis 4 3. Giblinis B2. E2. F 1.12.6. Gebelinis 21. D1. F1b.7. Gebellinis C. D 4. F 8. Gobellinis D 2. Gibbelinis D 3. E. Gibellinis F 3. 5. Gibbellinis F 4. y) disputandum C 5. F 3. 3a. disputando F 1b. 8. z) hec B. C. D 1. 4. a) addicio. D 1. C 1. 8. 4. 5. addicto B 2. addo D. b) i. obtinent D. c) sic et C. D. c*) majores A 3. | d) imperii scilicet r. D 2. 8. e) vel C 1. 2. 8. de D4. f) fehlt A 8. et C. D. g) cong. et fehlen C. D. h) d. e. 41. i) fehlt D. eandem C 5, wo e. r. zweimal steht. k) Romanum B 1. C 1. 2. fehlt C 3.4.5. D. 1) sacerdotum B 2. regnorum et sacerdotum C 3. 4. 5; in C 8 am Rand von anderer Hand: dominium.

m) esse ab i. d. .4 1. 3. n) Gelfi C 2. Gelphe C 3. 4. 5. o) Que C. Q. Guilhelmus et Gobelinus D 2. Q. Gwelphus et Gebellinus D 3. p) Syrenorum D 4. q) ince- perunt C 1—4. fehlt C 5. r) quicquid periculorum i. R. C 5.

Almanie? vulgariter?

SENSE EU YS OTHO EN EANET A EE SAE ES RR RENE onte ETT INDIEN

me METERS

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÖMISCHE REICH. 79

divisis, utriusque desolatio est futura. * Verumtamen qualis? Fridericus ultimus? fuerit^, quem ** dominus Innocentius * papa HII. desti- tuit, propheta ^* insinuat, ubi? dieit!): 'Percussisti + caput de® domo impii, denudasti fundamentum'8 tt etc.” Dicunt! etiam", a longis tem- poribus vaticinatum ! esse in Germania2), quod? de hujus " Fride- rici germine radix peccatrix? erumpet P Fridericus nomine, qui cle- rum in Germania tll et etiam 5 ipsam" Romanam ecclesiam valde? humiliabit* et tribulabit vehementer. * **Dicunt" preterea", aliud ibi-

*) F 1b. 7. 8 als Rubra: De Frederico ultimo. ** quem destituit fehlen D 4. E. F; dominus destituit fehlen C 3. 4. 5; quem dominus Gregorius IX. primo, deinde Innocentius IV. destituerunt B. "**| patet Abacue 3., ubi dicitur: Perc. D 1. 2. 1) Pereussisti impii fehlen E 1. F 1a.b. 3—8, wo es heisst: Denudasti do- mum imperii" usque ad fundamentum.

tT) £* usque ad collum, maledixisti sceptris ejus, capiti bellatorum ejus D.

Tti) Almania C; Q. seu Almania D 1. 2; Almania corr. Germania F 2; in Q. fehlen D 4. *) C als Rubra: Hic cessabit Romanum imperium.

**| B 1 fügt hier hinzu: Preterea sciendum est, quod ex relatione veridica intelleximus a quibusdam fide dignis, qui se, et quomodo hic pergimus , de domino Frederico quondam imperatore Ro. audisse a* quibusdam cano- nicis monasterii beati Petri affirmarunt, quod, cum idem Fredericus post

a) qualiter B 2. b) ultus B 2. ulterius F5. =c) fuit D 2. 3. fuerat F 3. 9a. fehlt F 5. c?) uinollIL. 43. d) u.d. fehlen 43. i. (insinuens C 5) dicens C. e)in D 4. f) imperii A 3. B 2 (woet d.). C1.2.8.5..D2.8.4. E2. F2, wo Percussi c.ind. g) fundamenta D2. F8. dividisti f. terre ete. D 4. h) ete. fehlt F. i) Dicit 43. Dicitur C. k) enim E 1. tamen F8.83. etiam aus Corr. E2. e. quidem .E1. F2—7. l) vaticinium F3.4.5. m) quod Germania feh- len A3. n) hujusmodi C. 4. F3.4.5. jam dicti.D 1. supra dicti.D2.3.q.h. Fr.germ. F8. ^ o) pec- cati D. F2—5. peccatorum F 1b. 8. p) erumperet B2. C8.4.5. D 2.3.4. F 5.7. q) fehlt B3.C4. F7.8. r)fehMtD92.8.E 1. F 2. 8. s) feit E. F. t) humiliavit A 1. F 7. 8. humiliaret et tribularet B 2. C 3. 4.5. anihilabit D 4. et t. fehlt EL F. u) Preterea sciendum est etc. Audivi etiam aliud de imperio vulgare B 2 (s. Note **). Preterea sciendum est quod audivi aliud de imperio v. (divulgare C 2.4. 5.) C. v) quidam F 1—6. eciam quidam F. la.b. pr. quidam F 7. propterea quidam F 8. w) i etc. Flb. x) f.ejus D2.3. usque fehlt D2. y) pinguius der pingi heint die Handschriftzul z) quod a die Hs. a) So Delisle; quod ibidem die Ha.

VUC Y

1) Habac. 3, 13. 2) Diese Prophezeiungen hüngen wohl mit dem Auftreten falscher Friedriche in Deutschland unter Rudolf zusammen; worüber vgl. Lorenz, D. Gesch. II, S. 391 ff.

80 : G. WAITZ,

dem? esse vulgare" propheticum, quod de Karlingis?^, id est de? stirpe

suam coronationem ex sua magna animi industria et precipue Dei adjutorio,

sine quo nihil fieri potest, imperium strenue gubernaret, et compressis mul-

tarum terrarum compedibus hostibus, qui se contra imperium stulte temeri-

tatis? presumptione erigere attemptabantí, prosperis sibi in cunctis rerum

negociis temporalibus dignitatem aspicere recessis®(?), quodam cupiditatis ve-

neno inflammati, auribus summi pontificis instillare curabant, papam Grego-

rium ex suis persuasionibus inducentes, quatenus? terram Scicilie et alia con-

finia, de quibus annis singulis sedes apostolica censum non modicum recipe-

ret, sibi prefatus apostolicus usurparet, quod tamen! bene liceret fieri sine

magno imperii detrimento, quia tante essent diversarum terrarum regiones

longe late et cum suis homagiis per universum mondum ad culmen imperii

spectantes, quod merito aliquibus reditibus ob promocionem sedis apostolice

camera imperialis carere" deberet. Quid plura? Pontifex Romane sedis

sciens dietum Fredericum corpore esse virilem, animo sagacis ingenii pro-

videntem in! ommibus se habere, tacite cogitare cepit, quomodo quod sibi

subjectum fuerat absque ullo commotionis strepitu perficeret. Unde papa,

suorum consilio habito, dominum Federicum™ ad se? convocans, de com-

muni passagio et ut ad Terram Sanctam cum eximio papali excereitu trans-

iret secum tractare cepit, necnon hoc sibi in remissionem peccatorum omni-

um injunxit. Quid multa? Imperator tamquam filius obediens, congregato

non modico militum exercitu, mare transfretavit et ad Terram Sanctam deve-

nit, ibique preliando eum huis hostibus, et devictis circumquaque barbaris,

Deo annuente sepulehrum Domini ad manus christianorum reduxit; sicque

in Jherusalem ......^, egregium? castrum eciam ibi construxit, et usque in

Babiloniam inimicos crucis Christi persequens, et cum eis viriliter pugnando

plurimos eorum occidit, reliquos in fugam convertit. Cum autem imperator

sic prospere in cunctis ageret et in omnibus felicem successum haberet, ma-

nens in Jherusalem et terram circumquaque cum christianis hominibus re-

formare et replere cogitaret, qui eandem in agris et vineis extollerent, me-

dio tempore sedes appostolica terram Cicilie sibi usurpans, judices et officia-

a) a. mpero v. 4 8. i.a. e. D. E 1.s.e. i. F 1.là.b. 8. 5. 6. 7. 8 (wo: ibi). b) p. Y-

D. vulgariter D 2.3. c) Karolingis B 2. D 1. 3. F 8. Karolingensibus F 3. Kalingis F 6.

Carilingis P 7. d) fehlt F 1b. e) temeritate d. Hs. f) errig. acceptabant d. Hs.

g) digtate aspic; recess" quod d. Hs. verderbt. h) quantum d. Hs. i) tm (tantum) d. Hs.

k) clarere d. Hs. l) et in d. Hs. m) dñiū Federici d. Hs. n) se hito c. d. Hs. 9) Leere Stelle in der Hs. p) egrium d. Hs.

lin: uii E

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D.

regis^ Karoli et de domo regis? Francie, imperator? suscitabitur Karo- lus? nomine, gui erit? princeps et! monarcha totius die et? refor- mabit ecclesiam " et imperium, sed? post illum numquam alius impera- bit. Qui! hujusmodi vaticiniis et incertis prophetiis vult? fidem adhi- bere, adhibeat". Ego? certus sum, quod? Creator sue? presidet” crea- ture, et quod? justo Dei et‘ irreprehensibili agitur" judicio, ut" secun-

les neenon castellanos imperatoris denuntiacione (?)" eiciens, suos in eisdem constituere ordinavit. Qui judices concito * gradu naves descendentes, mare | veloeius transfretando ad regem pervenerunt, et quid gestum fuerat per or- dinem ei indicaverunt. Rex autem hec audiens, non modicum perturbatur. Dimissis aliquibus excercitibus in Jherusalem. pro deffensione Terre Sancte, quanto cicius poterat? redire ad terram Scicilie curavit, ubi civitates et ca- stra impugnaret?, volens eandem terram sibi denuo subicere. Papa contra eum se opposuit et in tantum ira sue commocionis prosecutus est, ut ipsum excommunicaret cum omnibus suis fautoribus et diversis terrarum provinciis eum * rebellem et inobedientem sedi appostolice excommunicatum denunciare manifestius? suis litteris papalibus ordinaret, ac de perjurio et aliis diversis excessibus per orbem undique diffamaret; nec hiis contentus^, immo“ pre- conceptum continuando rancorem, etiam in ejusdem augusti gravissimum de- trimentum decretalles famosas dictaret, ut sic etiam ab hac luce substracti ipsius augusti domum [et*| memoriam a generacione inf generacionem per- petue sordidaret. Facta est autem hec excommunicatio a domino papa Gre- gorio IX, puta ab Inno[centio] IVto. Vide in cronicis anno Domini 1240. in ecclesia Messanensi, sicut a viris? fide dignis relatum est, qui se illic di- xerunt interfuisse. Item anno D. 1240. facte sunt tenebre in universo mondo in octava beati Michaelis, et ipso die sepulchrum Domini perditum fuit, et sie ad manus gentilium, sicut hodierna probat dies, pervenit. a) fehlt C 4. D.4. K. r. A 8. B 2. b) regum B. D. E 2. F 1. la.b. 4—7. regia F 8. r. quidam Fr. F7. c) Fr. s. quidam rex K. D 2. 8. d) n. K. F 1b. e) erat 5. f) fehlt F 5. g) ac C. . b) e. Dei D 2. 8. i) et F 6. k) a. n. D. E 2. nullus B. F 2. nullus omnino amplius (alius C 5) C. 1) Tamen qui C. m) velit B 2. n) qui voluerit fügt B 2 hinzu. o) Et .B. Sed ego s. c. C. Ego enim D 2. 3. Sed c. F 8. 4. 5. p) quia F 3. 3a. q) fehlt F 8. 4. 5. r) previdet 44 1. 8. c. p. E 2. presedit D 3. presideat .F 6. suam possidet creaturam F la. E KETE eF lb. pr. 8. c. F 2. possit sue cr. ordinare id quod B 2. 8) et in isto die 43. F3.38. u) j.a.C1.2.8.F3. fehlt C4.5. v)quod C. w) denütia*ne d. Hs.; ob; de munii x) cantico d. Hs. y) poteritd. Hs. z) impugnavit.? a) Die Hs. Abbreviatur für cum i ad. quasi, b) magnif. d. Hs. c) contemptus d. Hs. d) qn. d. Hs. e) fehlt d. Hs. em p ved) Hs. Histor. - philol. Classe. XIV. x L

i G. WAITZ,

dum merita cleri? et? populi aliquando ecclesia ^ habeat advocatum, ali- quando nullum, aliquando vero? pro rege tirannum * ad vindictam re- proborum et ad? exercitium electorum.

4-

1.** Novissime? autem diebus istis, postq i ium? per an-

nos quasi! 32¥1) vacaverat, visitavit! Deus” plebem suam et suscitavit

2 principem serenissimum dominum? Rudolphum? de? Habsburg" mitem ****, In ejus'electione concordi" et coronatione" solempnissima " sicut Dei gratia cunctis* manifestissime" apparuit. sic^ etiam in ipsius promotione divinum auxilium numquam* se subtraxit. Sed ego ad de- scribenda^ hujus? victoriosi? regis magnalia® manum retraho, quoniam? ad? hoc me insufficientem penitus! recognosco.

#) C 1. 2 fügen hinzu: aliquando Phariseum dissimulantem. ==) F 1. 1b. 2. 6. 8. als Rubra: Qualiter electus fuit* rex Rudolphus! (in im- peratorem F 2). E B. C. D fügen hinzu: prope Basileam. a) clerici A 3. cl et p. m. D. m. ecclesie et C 5. . b) vel F 3. 3a. c) eciam habeant F 9.2. e. h. a. fehlen F 8. d) vere E 1b. 2. fehlt F 3.4.5.7. e) fehlt D 1.2. E 2. F3. 4. D. et exercitui D 3. et exercitum D 4. f) e. suscitabit F 8. g) Novissimis D. In F7 fehlt dies Capitel ganz und es folgt hier der spätere Abschnitt (Cap. 9) Istis prehabitis in impera- torem consecrat Romanorum. h) regnum E2. i) fehlt F 1.2.6. postq. a. q. p. B 2. q. p. a. v4.8. E3. 4. 5. k)85 CB. E. F 1. 3—7. 42 D 15 leerer Raum D 2. quatuor D 3. 25 F 1a.b. l) visitaverat C 5. m) dominus D. E 1. F iE 7. n) fehlt D 1. E 2. F lab. o) fehlt A 1. nomine F 3. 4. 5b. p) Ruopertum A 1. Radulphum B 1. F 4. Rodulphum C 5. Rodolphum 4 3. D. E. F 1. la. 2. Rodulfum F 1b. 5. 6. Rudolfum F'3. 3a. | g) fehlt F1. 6. r) Habesburg A 3. Habspurch B 1. Habspurg B 2. C 3. 4. Habsporg C 2. Haespurg C 1. Hads- borch D 1—3. Haldensburh D 4. Havekesburch E 1. Abeborg (das erste b aus Corr.) E 2. Ha- venskenburg F 1. Havesburch F la. Havespurg F 1b. Havenowborch F 2. Habelspurckh P 3. Ha- . belspureheh F 3a. Havesberch F 4. Honerspergkch F 5. Häskenburg F 6. Havensburgk F 8. Ha- J mesburch M. 12276. s) c. de H. D 2. 8. F 2. t) eujus D. E. F 1—5. 8. c. justi F 6. u) concordiam et coronationem (renovationem C 5) solempnissimam C. D 2. . v) caritative e w) solllempni F 3. 4. 5. x) fehlt E 2. y) manifestus F 3. 4. 5. m. c. D. m. a. c. B. €. z) et sic B 2. fehlt C 2. et sicut C 4. 5. sicut F 6. 8. sic ecclesia in D 4. SJ MEA 3..0 4. 5. sen. C 1.2.8. b) describendum A 3. a describendis (distribuendis D 2) magnalibus D. scribendum E 1. F 1. la.b. 3 6. 8. scribendo F 2. c) hujusmodi F 3. 3a, d) vietoriosissimi D 1. 2. 3. E 2. F 3. virtuosi C. virtuosissimi D 4. œe) fehlt F la. f) maxime C 4. 5. maxime m. C 1. 2. 8. g) quia F 8. h) me ad h. B 2. ` $) felit F 1. la. 8. p. i. A 1. k) fuerit F 2. sit F 1b. 1) Rodolfas de Havespurg F

js 3b. í comes Rodulphus in regem Romanorum F 8.

a Nie hier der Verfasser rechnet, ist nicht dentlichi vielleicht von don Ex:

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÖMISCHE REICH. d 8.* Ex predictis igitur^ omnibus manifestum est, quod, sicnt ecclesia” Romana est er Dei, sic@** utique regnum est® similiter regnum Dei. De quof regno post intelligi? hoc, quod dixit Jhesus ^ discipulis suis!}: ‘Vobis, inquiens', datum est nosse misterium regni Dei, illis autem qui foris sunt supple®: vanitatibus seculi involuti! om- nia fiunt" in parabolis, ut videntes videant" et non videant et audien- tes audiant et non? intelligant. Si enim omnia que mistice fiunt? in hoc regno Dei palam? cunctis” dicerentur, non solum carnales? et su- perbi intelligerent*, quin" immo ipsi" potius veritatem perverterent in de- risum. Cum ergo tantorum Romanorum imperatorum erga sanctam ec- clesiam *** devotionem " et* liberalitatem * convenit^ ad memoriam revo- cari, tunc? absque dubio dignum esset" stupore, si^ ex precogitata de- liberatione velt industria regie dignitatis memoria de libro viventium de- leretur, et^ quod saltem semel? in anno pro rege" vel pro! regno Ro-

*) C als Rubra: Sicut ecclesia Romana est ecclesia Dei*, sic regnum Roma- norum est regnum Dei; F 1b. 6: Quod sicut Romana ecclesia" est Dei” regnum, ita? et imperium (Dei regnum F 1b); F 7: Quod ex praecogitata deliberatione et industria non debeat regalis vel imperialis dignitas deleri.

A 1. B. E 1. F 1. 2 haben hier keinen Capitelanfang. = et sic sicud regnum Romanorum r. D. est C; s. u. r. Romanum D 4.

*** e. Romanam E. F; s. Romanam et Dei ecclesiam D; s. e. Dei C.

a) ergo D. i. o fehlen F 5. b) Ra e. D. e. Romanorum. B. C. c) regnum F 4. 5. d) ita et imperium est F 4. 5. e) simile F 5. fehlt F 7. e. s. fehlen B. ; u B. q. igitur C. D 1. 2. 3. q. quidem D 4. g) dici et i. D. h) J. Christus .D 2. i) inquit C 1. k) seilicet C. id est qui sunt D. subaudi F 7. l) involutis E 1. F 1. 2. 6. 1- m) sunt F 4. 5. n) fehlt A 1. v. et fehlen C. F 4. 5. 7. v. et n. fehlen El. FR o) non intelligentes i. E 1. F 1. 7. intelligentes n. i. F 5.- p) sunt E 1. F 1. 4. 6. m. q. sunt F 1. mistica F 4. q) palam superbi feAlen F 5. Dae 5. CU. s) carnaliter et (sed F 6) superbe F 1. 6. t) non i. B. C. D. fehlt F 7. u) animo ipsi F 4. 5. v) fehlt D. ipsius v. C 1. w) fehlt C 1. x) fehlt B 2. y) libertatem C 1. z) convenerit F 4. conveniret F 5. a) et t. F 4, 5. b) est C 1. c) quod F 4. 5. d) et A 1. e) eo F 4. hoc est q. D. f) fehlt F 4.5. g) in &. s. D. h) p. regno vel rege B 2. i) fehlt D 4. k) FR: k l) e. R. F 6. m) fehlt F 1b. n) et ita est i. F 1b. communication Friedrich IL. durch Papst Gregor IX, in welchem Pel der Zusatz von B (oben S. 79 Nr. **) dem Jordanus angehören dürfte. —— ^ ;

1) Marc. 4, 1.

G. WAITZ,

manorum ê generalis oratio non” fieret, que etiam * fieri consuevit pro **

Sarracenis ac^ Iudeis, et utique hanc ingratitudinem * et injuriam Rex

> . . * regum suo* tempore sibi factam reputaret f *** Insuper, ut ego utar opinione singulari, cum verecundia audeo? sic sentire, quod ad regimen? univer-

salis ecclesie nichil! competentius expediat, quam ut sanctissimus® pater

Romanus pontifex, qui pro tempore fuerit, diligentiam adhibeat, quod!

studium Gallicorum” in suo vigore" floreat et fructificet ad confutandum hereticorum versutias et errores, et ut^ Germanorum imperium in suo

honore dilatetur ad suppimendas gentes et omnes barbaras nationes, et ut sacerdotium Romanorum in suo robore? subsistat? et firmetur ad congregandos filios ecclesie ad amorem et obedientiam per gratias" com- petentes et justitiam expeditam. Nec est attentenda clericorum di et

tium ê indiscreta dissolutio, cum adolescentiores et eoe de cunctis'

mundi partibus in unum locum congregati singuli suos* mores secum

ferant. Nec etiam condempnanda" est presulum Germanorum secularis

conversatio. [Ipsi enim sacerdotium representant Samuelis", qui licet es- set" sacerdos, tamen judicis officium exercebat*. Ipse etiam" regem elegit in Israel et electum consecravit. +Presules siquidem Germanie non sunt illius vicarii, qui, relicto” sindone, nudus abfugit*ti,

*| fügt hinzu: in ecclesia Dei.

**| D fügt hinzu: paganis. un F6.7 als Rubra: Quod Romanus pontifex diligentiam debet habere de stu- dio Parisiensi et de imperio et sacerdotio^. Insuper mores fehlen B 2.

1) C als Rubra: Hic recommendat presules Germanie. ir) E. F fügen hinzu: sicut episcopi Italici.

a) Romano F 4. 5. b) fehlt B 2. c) et B. D. E F. d) magnitudinem A. - B. C, wo et i. fehlen; injuriam et i. D. e) fehlt C 1. f) reputabit D. F 4. g) au- dio F 4. 5. C 1. h) regnum E 1. F 1. 6. 7. e. u. C. JCLR. k) s. p- fehlen C 1. DuFiGwT m) Gallicum st. Parisiense suo tempore f. F 7. n) flore vigeat et s. v. f. D. o) fehlt D 1. 2. p) rubore A 1. q) consistat E. F. r) gratiam competentem D 4. F 4. 5. s) fehlt F 1. t) fehlt E 1. F 1—6, wo secum m. u) contempnanda A 1. Nec est contemporenda C 1. attentenda D 1. 2. E. F. contemnenda D 4. v) Samuel F 4. 5. w) fehlt A 1. s. e. D 2. x) exercuit D. y) enim E 1. F 4. 5. . 6.e& F 7. © z) relicto v. qui fehlen A 1. a) aff. B 2. D 4. auf. D 1. F 6. 7 und andere. t bud. hs FET c) de s. F 7. à

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÖMISCHE REICH. 85 ——

ejus? vicarii qui dixit !): "Domine, paratus sum in? vitam? et in mortem tecum ire’, et in tempore tribulationis eduxit gladium et amputavit servo principis? auriculam?; non® amputavit ei pedicam, sed auriculam, ut ostenderet, quod ei caput libentissime amputasset. ErgoP licet ipsi aliquando ad vocem ancile Christum negent, tamen! frequenter resurgunt* fortio- res. Nichil! est inordinatum " in" operibus Creatoris"; et sicut est tem- pus pacis et? tempus? belli, sic etiam sunt homines ad pacem et homi- nes ad? bellum deputati. * Confidenter loquor: si Germani principes cum suis fidelibus Romano" imperatori? tamquam advocato ecclesie fideliter assisterent, sicut in temporibus preteritis" consueverunt, tunc absque du- bio omnis potestas contraria esset parva, tunc non solum Grecia, sed etiam" Caldea” contremisceret " cum Egipto. Aves viso* flore cantant? et letantur, sed ad aquile intuitum silent et fugiunt: sic omnes barbare nationes aliorum regum ^ insignia despiciunt, sed Romanorum* et Ger- manorum aquilas timent? naturaliter et abhorrent. Insuper non est etiam^ multum animadvertenda? Romanorum civium? consueta! et sibi quasi innata discordia, quia, licet ** ipsi! propter amorem dominandi et habendi sint* discordes, tamen per Dei! gratiam in fide catholica tena- Cissime sunt concordes.

*) C als Rubra: De aquila et potentia Germanorum. **) licet tamen fehlen D. G

a) sunt e. B 2. D 4. etiam F 1. etiam v. illius P 4. 5. b) et in 2 2. C. D 1. 4. E 1. 6. c) vita morte F 1. 4. 5. 7. carcerem D. d) transire t. D 4. e) pr. sa- cerdotum D 1. pontificis E. F. f) a. ejus dext(e)]ram C. D. a. dextram F 7. g) n. enim C 1. h) Et ergo 2 2. D 4. F 4. Et ideo C1. El. F 5. i) fehlt B 2. k) r. f. F 4. 5. D N. enim F 5. 7. est fehlt F 7. Nichil creatoris fehlt D. m) inopinatum B. C n) fehlt B 2. 0) sic et E 1. p) fehlt F 1.5 6. 7. q) fehlt F 1. h.

ad fehlen F 7. . r) fehlt B 2. Romanorum F 5. C 1. s) imperio D 1. 2. - t) fehlt B 2. antiquis C 1. s. p. (per natus F 5) t. c. FA465 QUE B2. v) Caldei |.

de F. w) contremiscerent B. E. F. x) £ v. F45. y) cantent, et letentar 1. z) regnorum C 1. a) R. et fehlen F 1. 6. G. et R. F 4. 5. 7. ; b) n. t. D. c) fehlt B. C. F 4.5.7. d) advertenda B. C. F 4. 7. avertendum F 5. animadvertendum D 4.

e) fehlt F 1. 6. f) disc. s. q. i. et cons. C 1. g) fehlt D. q. s. E. F. h) eum D.

i) ipse Æ 1. ipsa F5. k) sunt B. C. Dunt 1) Marc. 22, 33.

+

| G. WAITZ, Fateor*?, me in precedentibus ab aliquorum " d

scriptis in quibusdam deviasse; sed ^ sicut Hs ex^ suis originalibus credunt veritatem excerp- sisse^, sic ego nullam! puto admiscuisse © falsitatem, petens cum humi-

litate? veniam de erratis’. 9.** Istis prehabitis*, velud ab! alio" inchoandum est exordio, ve- rumtamen eodem" intendo fine concludere narranda cum narratis. Dum E itaque beatus Petrus? apostolus ad predicandum Galliis? sancte Trinita-

tis fidem tres viros sanctissimos destinaret. videlicet? Eucharium" Vale- rum? et Maternum, et hii tres in quandam Gallie Belgice provinciam que dicitur Alsatia® pervenissent, accidit. ut beatus Maternus in villa que Legia"*** dicitur infirmatus" moreretur. Cujus corpus Eucharius et Va- lerius terre commendantes, eadem qua venerant" via cum magna festi- natione ad urbem Romanam sunt reversi. Et dum* starent in presentia sancti” Petri, dicebant ei”: ‘Pater sancte, ecce noster collega Maternus mortuus est et sepultus. Et quia absque? tertio sine tuo mandato pre- cedere non expedit, supplicamus, ut alium loco ipsius” nobis^ adjungas.

*) C hat diesen Absatz ganz am Ende. **) Das Folgende fehlt C 4. F 1—6. 8; FT hat es vorher, wohl aus anderer Handschrift der Classe C, die folgende Rubra hat: Qualiter baculus (sancti Petri F T) est? missus ad* Almaniam* ex inspiratione Spiritus sancti; D 2: Sequitur historia de s. Materno archiepiscopo: D 3: Seq. de s. M., qui fuit archiepiscopus Coloniensis primus et conversor populi. ***| Ele Æ 1; alias Olii fügt F 7 hinzu. a) F: autem D 4. E. F. 5) ilotum 2 Deko M.F. 21, a. d) in E. F. e) excerpisse A 1. excepisse B. C. exscripsisse D 2. exerpsisse D 4 exscer- psisse E 1. experisse P 1. expressisse F 8. 4. 5. usurpasse F7. f p. n. F4. 6. g) miscuisse B 2. admisisse F 7. f. a. 4 1. h) p. humiliter B. C. p. tamen humiliter French F&5, i) F 3 fügt hinzu: Et sic est finis laudetur deus sublimis; F 8: Et sie est finis in secula. seculorum sit benedictus amen (2—3 Zeilen). Anno Domini 1444. ` Jubilate Deo ete. * k) premissis seu p. A 1. prelibatis D. E. | lj fehlt C 1. 'm) illo 4 1. n) eo fine c. i. narrandam 4 1. c. f. D 1. o) fehlt E 1. ap. fehlt D 1. p) Gallicis C. D. E. F 7. q) scilicet C. F7. r) Euhar. B 2. Euschar. D 4 und so später; beatum E. D 2. s) Valerianum F 7 immer. t) Elsatia 1. E 7. u) d. L. D 1. v) feit D 1. w) venerunt E 1. x) cum 4 1l. - y) beati E 1. z) fehlt D 4. a) sine B 2. sine t. absque tuo C 1. q. ultro absque t. F 7. b) sui B. C. Lr c)a.n. 22. d) m. e. P 7. e) in C 8. f) A etc. C 1.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER DAS RÖMISCHE REICH. 87

Et respondit eis^ beatus Petrus: *Non est sic faciendum. Sed hec facta sunt, ut manifestetur^ gloria Dei coram gentibus. Accipite hunc bacu- lum meum, et cum ad locum sepulture perveneritis^, extrahite corpus de sepulcro, et supponentes illi baculum, dicite ^: “Materne, dicit? tibi Christus filius? Dei et servus ejus Petrus, ut resurgas et injunctum tibi? officium una nobiscum exequaris"!. Sanctus* Eucharius! et Valerius, accepto baculo" et mandato apostoli, ad Legiam"*, ubi Maternum sepe- liverant°, die sepultüre 40. sunt reversi. et facientes sicut preceperat P apostolus, dicebant: ‘Materne, dicit? tibi Christus filius Dei” et servus ejus Petrus?, ut resurgas et injunctum tibi* officium una nobiscum exe- quaris. Quo facto, mox cadaver illud, quod in sepulcro" 40 diebus ja- cuerat, spiritum recepit, et anima corpori se conjunxit et resedit. Ma- ternus surrexit et ambulavit cum fratribus" suis sanus et incolumis. Hoc signo viso, fere totus" illius provincie populus glorificabat" Deum. Et baptizata fuit in illa Y die in nomine Mich nostri Jhesu Christi mui- titudo hominum? copiosa. *Sancti vero” Eucharius^ Valerius? ‚et Ma- ternus ubique virtutibus et signis ampliabant fidem Christi, baptizantes gentes in nomine? ejus. Sed Eucharius et Valerius infra annos 12 de- cesserunt ab! hoc seculo, regnaturi cum Christo. Maternus autem post diem resurrectionis? sue vixit annos® 40! et populum Treverensem X Tungrensem!, et Coloniensem ad fidem Christi convertit. In” quibus

*) und F als Rubra: Hii Valerius? et Eucharius decesserunt.

a) fehlt B. D 1. 2. E. b) manifestaretur D 1. 2. E. c) vener. A 1. sibi C1. 7.í DA. . e)áili C1. | f) mandat C. D. E. g) f. d. fehlen D. E. Ch. Jesus f. D. vivi F 7. ibo t C1. i) exequeris E 1. k) S. (Sancti D 4) igitur C. D. E. )V.eE D C Fr. m) b. ejus 4 1. n) L. villam D 2. o) sepelierant E. sepelierunt C. D. p) preceperit C 1. precepit F7. p. eis C. D. E. q) mandat C. D. E. DD wm C1,-]7. s) P. etc. Quo f. 4. B. C. ut resurgas. Quo f. D 4. . t) fehlt D 2. u) sepultura B 2. UN tribus C L F 7. w) totius A 1. x) glorifieabant .4 1. D 2. pu CD B. T. z) d. n. fehlen D 4. a) fehlt D. E. b) en c LT e) V. E.et(acF7)M.CALPFT. d) et V. D. E. den DDE nmt rL- g) resurrect. corr. resuscitationis D 1. resuscitationis D 2. 4. E. b) annis C. D 1. E. F 7. DAL B.C. 9L FT. k) Treverinensem .4 1. i 1) C. et Tungarensem D€

m) Fecit etiam ibidem hoc miraculum quod in tribus hiis c. e 1. £T. ~ n) Valerianus F 7.

88 G. WAITZ,

etiam * tribus gar a se invicem? per modum trianguli plus quam duas^ magnas? dietas distantibus una die* tres? missas solempniter ce- lebravit. Et dum etiam populum Treverensem baptizaret, tanta simul? multitudo confluxit, ut eos baptizari oporteret in rivulo qui civitatem ir- rigat? et tunc Belgis dicebatur. Et! dum oleum sanctum deficeret, misso celitus oleo, totus ille rivulus consecratus oleo sacro* omnibus! appare- bat. Et propter hoc idem rivulus modo" Olevia, quasi olei via, dicitur, qui olim Belgis dicebatur. Et ab hoc rivo?" Gallia Belgica nomen habet, licet alii dicant aliter. ^ Porro cum* sánctus? Maternus post commissum sibi officium in Colonia moreretur, signo per? angelum dato, corpus ejus? translatum est ad" civitatem Treverensem. Et baculus beati? Petri“ apo- .stoli", cum quo ipse" resuscitatus fuerat, in partes duas est divisus. Cu- jus pars inferior cum" corpore pontificis ** penes Treverenses*, superior vero pars? aput” Colonienses® ea qua decet" reverentia reservatur. Et hec° est causa, quare Romanus episcopus? baculum non habet pontifica- lem. Quem utique beatus Petrus in? spiritu prophetico transmisit ad Germanos. ***In hac igitur historia quedam sunt? literaliter admiranda et quedam figuraliter memoranda. Quid autem dignius est! miraculo, quam quod beatus Petrus in Urbe} remanens per baculum suum in Ger- mania fratrem* mortuum suscitavit et multitudinem gentium hujus ba-

*) d. nativitatis Christi D 2; d. pasche E. F. **) sancti Materni D 2.

==) C.F T als Rubra: Hic! continetur allegoria sive tropus dicte? historie. 1) u. Romana D 1.

a) fehlt D 2. b) a se ab i. 41. c) per duas C. D. E. d) d. m. D. E.

e) s. t. m. c. C 1. F 7. f) eum 1. F 7. g) sibi 4 1. h) influit qui t. ee i) Et dicebatur fehlen D 4. k) facto A 1. sancto D. E. 1) ‚fehlt D m) fehlt F 7. n) rivulo 1. F 7. o) fehlt A 1. p) ab angelo d. 1. F 7. dato (dat E 1) per angelos D. E. q) fehlt A 1. r)in D 1. s) saneti (sanctus D 1) D. E. t) fehlt A 1. u) fehlt C. D. E. y) fehlt B. C. FT. w) est cum D. E. -— x) Treverim B. C. DAFT y) fehlt A 1. z) penes B. C. a) Coloniam C. D 1. E. est Colonie D 2. b) fehlt D 2. E 1. c) fehlt B. C. F1. d) pontifex b. n. h. episcopalem D 2. e)fehit D. E. ‚Nalqu Al. 8) fehlt D 2. Ww E h) notanda 4 1. ʻi) est m. fehlen D 4. k) f. suum D 1. F 1.

| 1) H. c. fehlen Eq m) hujus F 7.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH at D. ». nówis "HE E REICH. | WU

culi ministerio ad fidem Christi convertit? Sed" quid per Petrum. e apostolorum principem et fundamentum ecclesie nisi regale sacerdotium - intelligimus ?^? Et quid per baculum pastoralem, per quem pastor sustentatur, ovis errans ad ovile reducitur et lupus rapax repellitur nisi sacrum imperium, id est sacerdotale* regnum, designatur? Per baculum siquidem? pastor sustentatur, dum Romanus! imperator ter- rena se denudans? potestate, summum pontificem et pastorem omni qua potest revérentia et honore sublevat et exaltat ^ Per baculum etiam! ovis errans ad ovile reducitur vel* Maternus mortuus suscitatur!, dum" quicumque" christiani perversis ? moribus vel scismaticis velP aliis erroribus a Romane ecclesie obedientia deviantes, de mandato apostolico per imperatorem materiali gladio ad unitatem fidei revocantur. Per ba- culum insuper? lupus” rapax repellitur, dum inimici christiani nominis auctoritate Romani pontificis per Romanum imperium* conteruntur. Hunc itaque baculum beatus Petrus Romanus et Anthiocenus episcopus per Eucharium et Valerium transmisit ad Galliam Belgicam, dum Roma-. nus pontifex per manus" magnifici Karoli Romanum" imperium de Gre- cis transtulit in Germanos**. Hujus autem" baculi partem inferiorem sed longiorem habet ecclesia Treverensis, superiorem vero et breviorem * ha- bet" ecclesia” Coloniensis; quia, licet civitas Treverensis? antiquitate sit^ longior quam Coloniensis°, multo tamen est? inferior potestate et merito.

*) imperiale regimen 1. FT.

**| D. E fügen hinzu: Longe antequam fieret, Petrus spiritu prophetico i in sua missione pastoralis baculi hoc fuit? designans. sd

a) misterio C 1. D 2. b) Et E. quid fehlt C 1. FT. €) sacerdotum A 1.

d) intelligamus D 2. e) quod A 1. Per hune b. pastor s. D. E. f) Romanorum C 1. F 7. g) dividans (?) B 2. induens C 1. F 7. h) hunc b. D. E. i) omnis D 2. k) vel dum

D. E. velut e& M. C 1. velut M. F7. I) resuscitabatur B. C. F 7. m) vel dum C. D. E. n) quique Al. o) perversi A 1. perversi ch. perversis C 1. F 7. p) aut B. C. D2.4. E. q) itaque A 1. i. istum C. D. r) lupus dum fehlt F 7. s) Romanum pontifex per fehlen B 2. t) imperatorem C. D 2. 4. E. F 7. u) manum JD 2. p. m. Zn FT. v) fehlt A 1, wo de Gr. i. t.; in G. t. B 2. w) igitur B. C. F 7. D 2. longiorem 1. y) fehlt B. C. D. E. z) fehlt Be a) Treveris D i m

prefulgeat C 1. sit 1. et prefülgeat F 7. q. C. s. 1. D 4. c) Colonia D 2. Es fehlt. D E ur

e) fehlt D 1. 4. | p

Histor. - philol. Classe. XIV. M

G. WAITZ,

Colonia? superiorem partem baculi tenet, quia non solum Coloniensis ar- chiepiscopus regem Romanorum eligere”, sed^ electum pre omnibus aliis principibus*? tenetur? et debet! consecrare; in hoc Romani Donum pre- currens? officium, qui regem electum et? consecratum canonice in! im- peratorem consecrat* Romanorum.

10.** Manifestum est igitur ex predictis omnibus, quod non solum humana! solertia ex” necessariis et rationabilibus causis" fuit? institu- tum, immo et? antequam fieret? divina fuit? prefiguratione? presignatum‘, quod Romanorum imperium in fine seculorum transferri oportuit in Ger- manos. Sed de" hoc non est ipsis" gloriandum, cum tanto magis se" ostendant reprehensibiles, quanto magis ipsi se ab imperatoris obsequio faciunt" alienos; immo ipsi” propter suam superbiam et desidiam regnum ecclesie”, quantum? in eis est, vix obtinere P poterunt, quod eorum* pro- genitores a Deo et hominibus sanguine proprio meruerunt?.

11. Deus autem omnipotens, cujus providentia totum corpus *** ec- clesie disponitur et regitur, ita^ dignetur secundum suam voluntatem regnum et sacerdotium reformare et reformata concordare, ut pacem habeamus diebus? nostris et? sancta ecclesia et fides catholica dilatetur et crescat ad laudem et gloriam nominis sui, qui est benedictus in secula seculorum, amen! +,

*) archiepiscopis et p. D 2. ==) Das Folgende fehlt F T; C als Habra: Conclusio premissorum, quod mistice factum sit, ut imperium sit translatum in Germanos. *** venus humanum c. B T) 1—3 haben hier erst Wes Abschnitt: Item fateor erratis (Cap. 8 Ende).

a) C. igitur D. E. b) tenetur e. D 2. c) s. etiam 1. F7. d) prineipa- libus B 2. €) primo t. 1. F 7. f) d. ipsum D 2. d. eum F 7. g) procurans B A-E 7. p. pont. R. o. D. E. h) et c. fehlen F 7. i) fehlt B 2. k) consecret 4i. )sh CI m) et ex B 2. n) casis £ 1. o) sic f. B 2. p) fehlt C 1. etiam D. E. q) fehlt, A 1. r) fehlt C 1. s) presignatione B 2. revelatione CE t) design. E. u) fehlt D 4. DJA A 1. i. n. e. C 1. w) o. se D. E. x) faciant A 1 y) i. etiam i. D 4. z) fehlt B 2. i BE DE b) opprimere desistunt B. C. c) etiam C 1 d) munierunt C 1. e) fehlt D. E. dantis £) omnibus d. C. in d. D. E. hia B C. i) B 1 fügt hinzu:

Deo gratias. Explicit —— magistri Jordani de dignitate imperiali; B 2: Et sic est finis; ..C. 15 adi erratis: Explieit cronica de translatione imperii Deo laus; D 2: Explicit tractatus ma- gistri Jordani de Romano imperio; D 4: Finit feliciter.

DES JORDANUS V. OSNABRÜCK BUCH ÜBER D. RÖMISCHE REICH. 91.

L]

Nachtrage

Der langsame Druck dieser schon im Mai vorigen Jahres der königlichen Societät vorgelegten Abhandlung macht es möglich und nöthig, einige Nachträge | hinzuzufügen. ` Aat da

Vor einigen Tagen meldete mir Hr. Prof. Hidber, dass die Berner Hand- Schrift A 2 wieder in der dortigen Bibliothek aufgefunden: sie trage die Nr. 452 und sei dieselbe in der die Narratio proelii Laupensis (Schweizer Geschichtsforscher II) stehe. Eine Benutzung war nun nicht mehr möglich.

Von einer andern Handschrift dieser Classe hat mir Hr. Dr. Weiland Nach- richt gegeben:

A 3) Berlin, Lat. in Quart Nr. 291, membr. s. XIV, also einer der ältesten be- kannten Codices, der ausserdem den Martinus Polonus enthält. Das Werk des Jorda- nus steht fol. 79—93. Die Ueberschrift lautet ganz wie sie oben S. 39 gedruckt ist, (nur Jacobi) auch richtig dyac. Die Lesarten, die ich zu S. 78—82 schon den Varianten einfügen konnte, empfehlen diese Handschrift nicht und lassen kaum be- dauern, dass ich sie so spät kennen lernte. Ich bemerke noch aus der Vorrede, 8.39 Z. D: naturalem, Z. 0: nostre, Z.8: nollem, Z. 9: contenti und contraham; "NE S. 40 Z. 1: falsitas. Neque enim n., Z.9 fehlt: ad (wie A 1); Z. 13 statt Nicholai: fu que nostri; Z. 14 fehlen: et sanguinis, Z. 15: unum librum, adhuc, Z. 16: commendatum Br (wie D.E1); Z.17: antistitibus. Diese Beispiele zeigen, dass die Handschrift einen vielfach und manchmal offenbar willkürlich geänderten Text hat.

Ausserdem lehrt der unlängst erschienene zweite Band des Wiener Hand- schriftenkatalogs (Tabulae codicum manuscriptorum) zwei weitere Codio des un danus kennen (S. 37. 293).

F. 3°) Cod. Lat. Nr. 3456 (Nov. s. n.) chart. s. XV (a. 1428), £ 1—18: De nica de imperii translatione a Grecis in Germanos, nach dieser Bezeichnung und la wie in F. 3. 3a Hermannus Gygas folgt, offenbar diesen Handschriften verwandt, z

Omen: a en imperium EURO fui in Banm mit F. 1a, 1, der übrige Inhalt des Bandes die Zugehörigkeit yo wo o die Rubra fehlt.

- Der Katalog nennt übrigens (S. 293. 357) den Jordanus unrichtig Argentinensis

Die Wohnsitze und Wanderungen der Arabischen Stümme*). Aus der Vorrede des Abu 'Obeid el-Bekrí zu seinem geographischen Wörterbuche übersetzt von

F. Wüstenfeld.

Im Namen Gottes des barmherzigen und erbarmenden! Ihn flehen wir um Beistand an.

Gelobt sei Gott, wie es erforderlich ist, um seiner Gnade theilhaftig zu werden! und Gottes Segen über Muhammed, seinen Propheten, wel- chen er auserkohren und zu seiner Sendung erwühlet und auserlesen hat! In diesem Buche „fl & „su d. i. alphabetisches Lexicon unbe- kannter Namen, habe ich alles erwähnt, was in der Ueberlieferung, den Erzählungen, Nachrichten und Gedichten von Niederlassungen, Ländern, Ortschaften, Städten, Bergen, Denkmälern, Gewässern, Brunnen, Wohn- plätzen, und steinigten Gegenden vorkommt, wonach sie benannt und wo sie gelegen sind, geordnet nach den Buchstaben des Alphabets mit genauer Angabe der Aussprache. Als ich nämlich sah, dass dies den ‚Leuten unbekannt war, wünschte ich dadurch, dass ich die Form und richtige Aussprache jedes Ortes angäbe, ein solches Licht zu verbreiten, dass darüber kein Zweifel und keine Ungewissheit übrig bliebe. Abu Mälik el-Hadhramí sagt: Oftmals sind die einzelnen Bestandtheile eines Wortes nicht hinlänglich bekannt und deshalb bleibt auch das Ganze unverständlich, denn das Richtige kann hierin nicht durch Nachdenken und Scharfsinn erreicht werden, wie man die Ableitung anderer Nomina auffindet, und wie viele Namen von Orten giebt es, die bei übereinstim- menden Schriftzügen ganz verschiedene Bedeutung haben, z. B. EX und

*) Die Vorbemerkungen finden sich in den Nachrichten von der Königl. we

Gesellsch. der Wissensch. 1868. Nr. 19.

94 F. WÜSTENFELD,

K£b, iu. a, MS u. Üs, ale u. Als, sau UU, Qum u Ais, > u. ees, -— 9, U. ees ala u. elm, d" u. aim, pai u. iius i,

d u. o, Jie u. >, > u aS, Au. pr 3, &algs u. žale mit m,

jum ju Jum und ebenso wo der gróssere Theil der Buchstaben ein- ander ähnlich ist, wie in çy mit s und ,4«» mit j, eX mit m u. pläw mit k, &j£ mit b u. želė mit m, Je mit n, A mit k u. 342 mit ch, js; mit s u o3; mit ds, X93! u. šlo; mit Umstellung des À vor l, šsläli u, K2J. Schon in alter Zeit haben die Leute in ähnlichen Fällen Fehler begangen; so sagt Ibn Cuteiba: eines Tages wurde bei el-Acmáí aus einem Gedichte des Abu Dsuweib der Vers vorgetragen: 1) welcher unterhalb Dsát el-Deir ihr Junges genommen wurde, so dass sie schon zwei Tage trauert und die Milch ihr vergangen ist. Da sagte ein Araber, der in der Versammlung zugegen war, zu dem Vortragenden: Du irrst dich, der Name ist Dsät el-Dabr mit 5 und das ist ein Hügel in unserer Gegend. Für die Folge nahm el-Acmäl diese Verbesserung an. Aehnlich sagt Abu Hätim: Ich las bei Acmäli in ei- nem Gedichte des Rài: —— Sie stiegen in Wädi l-Omajjir hinab, nachdem ein den Röhricht bewüssernder Regen mithelfend die Wüste bedeckte.

Da sagte ein Araber: Wädi l-Omajjir kenne ich nicht; worauf ich er- wiederte: in dem Buche des Abu 'Obeida steht Wádi Dalámid; auch dieses, entgegnete er, kenne ich nicht, vielleicht ist es Galámid, so dass das g (im Schreiben) von dem / getrennt wurde. Abu Hátim bemerkt . hierzu, nach der Ueberlieferung des Ibn Gabala heisse es Wádi l-Omajjil, aber alle diese Namen seien unbekannt. So giebt es viele Gelehrte, welche über den Namen eines Ortes verschiedener Meinung sind und das Richtige nicht wissen, und ich werde dies bei Gelegenheit, so Gott

1)Ibn Cuteiba in den Dichterbiographien, Wiener Handschr. Nr. 1159, Fol. 9. Vergl. Jäcüt, Bd. 2, S. 545. Bekri wiedetholt dies in dem Art. „o mit einem vorangehenden Verse: Als wenn die Tochter des Sahmiten am Tage, da ich ihr begegnete, eine Gazelle wäre mit zwei bunten Streifen geschmückt.

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, will, auseinandersetzen. Auch dieser Jazid ben Härün hat, ungeachtet seiner Führerschaft in der Ueberlieferung und seiner hervorragenden Stellung in der Wissenschaft, Gumdän, den Namen eines Berges in Higáz zwischen Cudeid und 'Osfán in den Niederlassungen der Banu Suleim, verschrieben und dafür Gundán mit n gesetzt und zwar in der Ueberlieferung, welche el-Alà von Abu Hureira anführt, dass der Ge- sandte Gottes, als er auf dem Wege von Mekka an einem Berge Namens Gumdán vorüberkam, gesagt habe: „Vorwärts! dies ist Gumdän, die in Zurückgezogenheit öfter Gottes gedenken, Männer wie Frauen, die gehen voran °)“. So sagen viele Erzähler el-Hazawwara für den Ort, wo der Markt in Mekka war, der jetzt zur Moschee gezogen ist, in der Ueber- lieferung, dass der Gesandte Gottes bei el-Hazawwara stand und sagte: bei Gott! du bist mir wahrlich das liebste auf Gottes Erde, und wenn ich nicht von dir vertrieben würde, so würde ich nicht fortgehen. el- Zuhrí aber überliefert von Abu Salima nach Abdallah ben 'Adí von dem Propheten die Aussprache des Namens el-Hazwara, anders nicht5). el- Ganawí sagt: Am Tage des Ibn Gud'àn seitwürts von el-Hazwara, als würe er der Kaiser oder der Herr von el-Daskara.

Die Anordnung dieses Buches ist nach der Reihe der Buchstaben cv», |

ich beginne demnach mit Hamza und Alif wie $;!, dann folgt Hamza und Bá, wie AJ, 9/, dann Hamza und wie #3, dann Hamza und Tha wie J439! und XiG9! und so bis ans Ende der 28 Buchstaben. Hieraus entstehen für das Buch 728 Capitel, wenn man 28 mit sich selbst multiplicirt, so dass: je zwei Buchstaben eines Namens in ein Capitel vereinigt werden 4). Dann gebe ich die übrigen Buchstaben des Namens an, bemerke in zweifelhaften Füllen ob sie punktirt sind oder

2) Vergl. Jäcüt, Bd. 2, S. 115. 3) Jácüt, Bd. 2, S. 262. 4) Es fallen aber sehr viele Verbindungen aus, indem z. D. ausser bei Alif, «4 und

in dem einen Worte jj,» nie derselbe Buchstab im Anfange zweimal steht; nur Alif

und Mim haben die 28 Capitel vollzählig, ihre Zahl sinkt in & sogar auf 6 und be- trägt statt 728 im Ganzen nur 507. Ar

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 95 |

96 F. WÜSTENFELD, !

nicht, ob ein Wort indeclinabel ist, füge die Vokalaussprache hinzu und die Ableitung, wenn sie bekannt ist, und führe bei jeder Angabe an, von welchem der bekannten Grammatiker und Erzühler sie herrührt. Alles was ich in diesem Buche von el-Saküní beibringe, ist entlehnt aus dem Buche des Abu 'Obeidallah ’Amr ben -Bischr el-Saküní über die Berge und Wohnsitze in Tiháma, wie er das Alles von Abul-Asch'ath Abd el-Rahman ben Muhammed ben Abd el-Malik el-Kindí und dieser es von ’Arräm ben el-Agbag el-Sulemí el- Árábí aufgenommen hat.

Ich beginne jetzt mit der Beschreibung der Halbinsel der Araber und der Geschichte ihrer Niederlassung darin und in ihren anderen Wohnplützen und Standorten und wie sie sich dariu getheilt haben, welchen Platz jeder Stamm einnimmt, wie zwei oder mehr Stümme einen gemeinschaftlichen Wohnsitz haben oder einer über seine Nachbaren die Oberhand gewinnt und dann allein herrscht. Abul- Mundsir Hischäm ben Muhammed ben el-Sáib el-Kalbí sagt nach seinem Vater von Muwäwia ben 'Amira ben Mihras el-Kindí, dass er von 'Obeidallah ben Abdallah ben el-Abbás ben Abd el-Muttalib gehórt habe, und ebenso überliefert Abu Zeid 'Omar ben Schabba: mir hat erzühlt Gijáth ben Ibráhim von Jünus ben Jazid el-Aili, von el-Zuhri, von Obeidallah ben Abdallah, von Ibn 'Abbás, als ihn ein Mann über die Nachkommen des Nizár ben Ma'add fragte, da sagte er: ihrer sind vier, Mudhar, Rabia, Ijäd und Anmär, und er (Nizár) hatte von seinem Sohne Rabia den Vornamen (Abu Rabia) Sie wohnten in Mekka und das Land der Araber war damals veródet, weder in Nagd, noch Tiháma, noch Higäz, noch 'Arüdh gab es einen hervorragenden Mann, weil Bucht naccar das Land verwüstet und die Einwohner vertrieben hatte, mit Ausnahme de- rer, die sich auf die Spitzen der Berge zurückgezogen hatten, oder in festen Plätzen sich gegen das Andringen seiner Infanterie und die An- . griffe seiner Kavallerie vertheidigten. Die Länder der Araber waren damals in fünf Theile getheilt, wie weiterhin wird erwähnt werden. Ibn Wahb erzählt von Mälik: Das Land der Araber begreift Mekka, Medina, Jemen und die dazu gehörigen Ortschaften. Ahmed ben el- Mvaddil sagt: Ja’cüb ben Muhammed ben ’Isä el-Zuhri sagt, nach Mälik

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 97 ben Anas umfasst die Halbinsel der Araber Medina, Mekka, Jemáma: und Jemen, und el-Mugira ben Abd el-Rahman sagt: die Halbinsel der Araber begreift Mekka, Medina, Jemen und die dazu gehörigen Ort- schaften. el-Acmáí sagt: die Halbinsel der Araber ist das, wohin die Persischen Könige nicht*kamen, von dem äussersten 'Aden Abjan bis an 3s

die Gränze von Syrien in der Länge, und in der Breite von Gudda bis an das Ufer von 'Iràk. Im Widerspruch hiermit sagt Abu 'Obeid, dass el-Acmáí die Länge von dem äussersten 'Aden Abjan biz an das Ufer von 'Irák und die Breite von Gudda und dem nächstgelegenen Meeres- ufer bis an die Gränze von Syrien rechne. el-Scha’bi sagt: die Halbin- sel der Araber erstreckt sich von Cadesia bei el-Küfa bis nach Hadh- ramaut. Abu ’Obeida. rechnet die Länge von Hafr Abu Müsä bei Tawära in 'Iräk 5) bis an das äusserste Ende von Jemen und die Breite von der Sandfläche Jabrin bis an die Gränze von el-Samäwa. Nach demselben läuft die Gränze von 'lrák an den beiden grossen Flüssen hin bis an den reinen Sand, und ein anderer sagt: die Gränze des Land- striches von 'Irák, soweit die Wanderung reicht, erstreckt sich von der Nachbarschaft von Mosul lüngs des Wassers bis an das Meeresufer bei | ’Abbädän auf der Ostseite des Tigris in der Länge, und in der Breite 3 von Hulwán bis an die äusserste Seite von Cadesia, wo sie an el-Odseib stösst; die Länge beträgt 120 und die Breite 80 Parasangen. Ibn el- Kalbi nennt als die ’Iräk begränzenden Orte: Hira, Anbär, Bacca, Hit, Ain el-tamr, die Seite des Festlandes bis nach el-Gumeir, Cutcutána und Chafijja. el-Chalil sagt: die Insel der Araber wird Insel genannt, weil sie von den Meeren von Persien und Habesch und von dem Euphrat und Tigris umgeben ist, sie ist das Land der Araber und ihr fester Wohnsitz. Abu Ishäk el-Harbi sagt: mir hat Abdallah ben Schabib von el-Zubeir erzählt, dass Muhammed ben Fudhäla ihm überliefert habe: das Land wird eine Insel genannt, weil das Meer und die Flüsse es von allen Seiten und Enden umgeben; nämlich der opi ne à

CIT y de EE EES, Recent S PEIUS Al cS" D dee n.

6) 5,1, Cambr. Cod. „ia; aber mit übergesetztem. Zeichen des. len; bei Ibn Cuteiba, Handb. d. Gesch. S. 280 fehlen die Worte , „Tawära in Träk.“ Histor.- Philol. Classe. XIV. N

s,

98 F. WÜSTENFELD.

er aus dem Lande Rüm kommt, erscheint in der Gegend von Kinnasrin, fliesst dann hinab in el-Gazira (Mesopotamien) d. i. das Land zwischen Euphrat und Tigris und in dem Gebiete von ’Iräk, bis er in der Gegend von Bacra und Obolla ins Meer fällt; an dieser Stelle breitet sich das Meer westwürts aus, umgiebt die Länder der Araber und umschlingt sie, kommt von da nach Safawän und Kádhima und gelangt nach el-Catif, Hagar, der Küste von 'Omán und el-Schihr; eine Krümmung desselben fliesst nach Hadhramaut, der Gegend von Abjan, 'Aden und Dahlak, und diese Krümmung verlingert sich, sodass sie die Küstenflüche von Jemen, die Länder der Stimme Hakam, el-Aschar und 'Akk berührt und geht nach Gudda, der Uferstadt von Mekka, nach el-Gár, der Ufer- stadt von Medina, nach el-Tür, der Küste von Teimä, nach dem Busen von Aila und der Küste von Rája, bis sie nach Kulzum und Aegypten gelangt, durch dessen Länder sie sich windet; der Nil kommt im We- sten dieser Krümmung aus dem obern Sudán in langem Laufe und wen- det sich dem Meere zu, bis er in das Meer von Aegypten und Syrien fällt; dann erstreckt sich dieses Meer von Aegypten nach den Ländern von Palästina an 'Ascalon und dessen Ufern vorüber, kommt nach Cür (Tyrus), der Uferstadt des Jordan, nach Beirüt und dessen Umgebung, den Ufern von Damascus, gelangt dann zu den Ufern von Himc (Emessa) und den Ufern von Kinnasrin, bis es die Gegend erreicht, wo der Eu- phrat zu den Gränzen von Kinnasrin und el-Gazira bis in den Landstrich von 'Iräk herabkommt. i Diese Insel, in welcher sich die Araber niedergelassen haben, wird in fünf Theile getheilt: Tihäma, Higáz, Nagd, ’Arüdh und Jemen. Ti- háma ist mit el-Gaur und Higáz mit Gals gleichbedeutend; so sagt el- Zubeir ben Bakkár nach seinem Oheim; ein anderer sagt Higäz, Gals und Nagd sei gleichbedeutend. Der Berg el-Sarät bildet die Gränze zwischen Tihäma und Nagd; er beginnt nämlich auf der Gränze von Je- men, ist der höchste Berg der Araber und reicht bis an den Rand der Syrischen Wüste; die Araber nennen ihn Higäz, es durchschneiden ihn . die Wasserwege, bis er in die Gegend von Nachla gelangt. Zweige von ihm sind der Cheitä und Jasüm, zwei Berge bei Nachla; dann trennen ,

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARAI ME. - 99 p

sich von ihm andere Berge, wie el-Abjadh (der keno. das ist der Berg von el-Arg, der Cuds, der Ára, el-Asch'ar und el- -Agrad, welche beide den Muzeina gehören; alle sind in dem Lexicon einzeln aufgeführt. Ibn Schabba hat Cheic anstatt Cheitá und behauptet, dass Cheitá nicht be- kannt sei. Ein Mekkaner nennt ihn Cheisch und eitirt von Ibn Abu Rabra den Vers: Sie liessen Cheisch zu ihrer Rechten und den Jasüm zur Linken für den nach Nagd ziehenden 5).

Die richtige Lesart ist Cheic und ich entlehne aus der eigenhündi- gen Aufzeichnung des Ibn Sádán, welche auch dem Abu 'Alí vorgelegen hat, den Vers des Ibn Abu Rabía:

An die alte Liebe erinnern mich die Gegenden zwischen Cheig und der Hóhe von Jasüm.

Ibn el-Kalbí überliefert von Ibn Miskin Muhriz ben Gafar ben el- Walid ben Zijäd, dem Freigelassenen des Abu Hureira, von seinem Va- ter, von Said ben el-Musajjib: Als Gott die Erde erschuf, wankte sie mit ihren Bewohnern, da belegte er sie mit diesem Berge, nümlich dem Sarät, da ward sie ruhig. Der Sarát erstreckt sich in der Länge von Dsát 'Irk bis an die Grünze von Nagrán in Jemen; Beit el-macdis liegt an dem westlichen Ende; seine Breite reicht von dem Meere bis nach el-Scharaf; was hinter diesem Berge liegt auf seiner Westseite bis an die Meeresküste gehört zu den Ländern der Asch'ar, 'Akk und Kinäna bis nach Dsät ’Irk, el-Guhfa und den angränzenden und benachbarten Ge- genden. In die Niederung des Landes senkt sich el-Gaur, nämlich das Gaur von Tihäma und Tihäma begreift dies alles und das Gaur von Sy- rien gehört nicht dazu. Was auf der östlichen Seite dieses Berges liegt von der Wüste bis an die Gränzen von 'Iräk, el-Samáwa und die an- stossenden Gebiete, das ist Nagd und Nagd begreift dies alles und es gehören dazu besonders Bischa, Targ, Tabäla, el-Maräga und Ranja. Der Berg selbst bildet die Mitte und ist die Scheidewand 7) und die Berge,

6) Jácüt, Bd. 2. S. 381. 507. Bd. 3. S. 66.. 7) Sarät bedeutet erhöhte Mitte, Higäz Scheidewand.

F. WÜSTENFELD.

welche sich auf seiner Ostseite daran schliessen und was sich bis in die Gegend von Feid und die beiden Berge (der Täiten) bis nach Medina aus- dehnt, Tathlith im Lande der Madshig und was diesseits davon bis in die Gegend von Feid liegt, das alles ist Higäz. Die Länder von Jemäma und Bahrein mit den angrünzenden Gegenden heissen el-Arüdh, darin sind Hochebenen und Niederungen wegen der Nähe des Meeres, der Sen- kung einiger Orte und des Abflusses der Wasserwege; 'Arüdh begreift dies alles. Was hinter Tathlith und dessen Umgebung liegt bis nach Can'á und die angránzenden Lànder bis nach Hadhramaut, el-Schihr und 'Omán und was dazwischen liegt, das ist Jemen, darin sind die nach dem Meere abfallenden Gegenden und Hochlande, und Jemen begreift dies alles. Dsät ’Irk liegt in der Mitte zwischen Tihäma, Nagd und Higáz und die Bewohner von Dsát ’Irk antworten auf die Frage, ob sie zu Tiháma oder zu Nagd gehören? „weder zu Tiháma, noch zu Nagd"; daher sagt ein Dichter: Wir sind in einer hohen Wüste, die weder zu Nagd, noch zu Tihäma gehört, nun fliesst das Auge von Thränen über. und ein anderer sagt: : Als wenn die Lastthiere nicht lagerten in Tiháma, wenn aufsteigen von Dsät ’Irk ihre Hälse,

Ibn el-Kalbi sagt: Higäz bildet die Scheidewand zwischen Jemäma und 'Arüdh und zwischen Jemen und Nagd; also ist Nagd das Land zwischen Higáz und Syrien bis nach el-Odseib; el-Täif gehört zu Nagd, ebenso Medina; das Hochland und Bahrein bis nach 'Omàn gehören zu 'Arüdh; Tihäma ist der Landstrich, welcher am Meere hinläuft, dazu ge- hört Mekka, dann folgt el-Ibr, el-Tür und el-Gazira; davon ist el-Ibr, was vom Euphrat bis an die Arabische Wüste reicht, und el-Tür, was zwischen dem Tigris und Satidamä liegt. ’Arräm ben el-Acbag behaup- tet, die Gränze von Higäz gehe von den Bergwerken bei el-Nacra bis nach Medina, dessen eine Hälfte zu Higäz, die andere zu Tihäma ge- höre. An einer anderen Stelle sagt er: el-Gals ist das Land zwischen . el-Guhfa und den beiden Bergen der Táiten, Medina gehórt zu Gals und |. die Districte von Medina sind Fadak, Cheibar, Wádil-Curá, el-Marwa, el-

v

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. -

Gár und el-Fur, diese Orte haben weitausgedehnte Gebiete ausser el-Gár, da es am Meere liegt. Omar ben Schabba überliefert nach seinen Ge- wührsmünnern von Muhammed ben Abd el-Malik, dass Higáz aus zwölf Wohnplätzen bestehe: Medina, Cheibar, Fadak, Dsul-Marwa, dem Wohn- platz der Bali, Aschga’, Guheina, eines Theils der Banu Bekr ben Mu- j E 'àwia, eines Theils der Hawázin, den Zeltplätzen der Suleim und der Hilál$). Die erste Grünze von Higáz ist Batn Nachl, die Höhe von Ruma und hinter Harra Leilá; die zweite nach Syrien hin ist Schagb und Badá; die dritte nach Tihäma hin ist Badr, el-Sucjá, Ruhät und 'Okádh, und die vierte ist bei Sája und Waddän und biegt sich dann wieder nach der ersten bei Batn Nachl und der Höhe von Ruma; Mekka gehört zu Tiháma und Medina zu Higäz. Muhammed ben Sahl sagt nach Hischám von dessen Vater: die Grünzen von Higáz sind von

den beiden Bergen der Täiten nach dem Wege von ’Iräk, wenn man nach Mekka will, bis nach Scha'af in Tiháma, dann der Länge nach bis Jemen; er fährt fort: und el-Gals ist das Land zwischen el-Guhfa "und den beider Bergen der Täiten, und Medina gehört zu Gals. Dass Medina zu Gals gehöre, bestätigt dir ein Vers des Marwän ben el-Ha- kam an el-Farazdak, dem er befohlen hatte, keine Spottgedichte mehr zu machen, Merwän war damals Statthalter von Medina unter Mu'áwia: Sag’ dem Farazdak (und Thorheit bleibt Thorheit): Wenn du lassen willst, was ich dir befohlen habe, so komm nach Gals.

Man sagt: galasa er kommt nach Gals; d.h. komm nach Medina, wenn du das Spotten lassen willst 9). el-Hasan sagt: Higáz erhielt die- sen Namen (abgeschiedene Gegend), weil es von Flüssen und Bäumen abgeschieden ist. und es wird zu Paradiesgärten werden am Tage der Auferstehung. Ein anderer sagt: es wurde Higáz genannt, weil es von Bergen umgürtet ist; man sagt, eine Frau ihta'gazat umgürtet sich, wenn sie ihre Kleider mitten um den Leib bindet und die Hüften bedeckt. el-Zubeir ben Bakkár sagt: ich fragte den Suleimän ben 'Ajjásch el- Sa’di, wesshalb Higáz so benannt sei? er antwortete: weil es hagaza die

8) In dieser Aufzählung fehlt ein Name. 9) Jâcût, Bd. 2. S. 102 und Art. All,

102 F. WÜSTENFELD.

Scheide macht zwischen Tiháma und Nagd; und auf meine Frage nach den Gränzen von Higáz erwiederte er: Higäz ist das Land zwischen dem Brunnen des Abu Bekr ben Abdallah bei el-Schakira und zwischen Uthäja bei el-Arg; was über Uthäja hinaus liegt ; gehört zu Tihäma. Ibn Dureid führt an, dass Higäz so genannt sei, weil es die Scheide macht zwischen Nagd und dem Sarät, und Chalil sagt, weil es el-Gaur von Syrien und Tihäma von Nagd trennt; danach gehört Gurasch zu der Halbinsel der Araber und ebenso Nagrán. Omar ben el-Chattäb vertrieb die Juden und Christen aus der Halbinsel der Araber, aber er vertrieb sie weder aus Nagrän, noch aus Jemen und Bahrein, woher diese Gegenden den Namen 'Arüdh erhielten. el-Harbí bemerkt hierzu: dess- halbist die Meinung des Chalil und des Muhammed ben Fudhála nicht haltbar. | Die Gränze von Syrien ist hinter Tabük, welches noch zu Higäz gehört, von da beginnt Palästina; und von Medina auf dem Wege nach Kufa reicht Higäz bis el-Ruma, was dahinter liegt, ist Nagd, bis man nach ’Iräk gelangt; auf dem Wege nach Bacra reicht Higäz bis Batn

Nachl, was dahinter liegt, ist Nagd, bis man nach Bacra gelangt; von

Medina auf dem Wege nach Mekka reicht Higáz bis nach el-Uthäja, dem Lagerplatze von el-Arg, was dahinter liegt, ist Tiháma bis nach Mekka, Gudda, Tüz und dem Lande der 'Akk und bis nach el-Ganad und 'Aden Abjan, dies alles ist Gaur im Lande Tiháma; was zwischen Medina und der Strasse nach Can'á liegt, wenn man den Weg über die Bergwerke der Banu Suleim nimmt, gehórt zu Higáz bis nach el-Gudad, Nagrän und Can'á; von Medina nach Batn Nachl bis Schibák Abu 'Olajja reicht Higáz bis el-Rabadsa, was darüber hinaus liegt nach el-Scharaf, Udhách, Dharija und Jemäma gehört zu Nagd. el-Scheibäni überliefert von seinem Vater, Abul-Beidä habe ihm erzählt, dass Abd el-Malik ben Marwän den Dichtern ein Mädchen vorgestellt und gesagt habe: wer von euch zu folgendem Verse sogleich einen zweiten macht, der soll das Mädchen haben: Ein Sehnsüchtiger aus Jemen und einer aus Syrien, jeder beweint die

| Trennung von dem anderen, und wann werden die beiden Trauernden sich | treffen? s

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 103 Da erhob sich Garir auf seinen Knien und rief: „zu mir her, : o Mädchen!“ dann sprach er: dede Der in Syrien geht nach Gaur oder der in Gaur Tihäma geht nach Nagd, so werden sie sich treffen, Da bekam er das Mädchen, el-Muchabbal el-Sa'dí sagt: Denn wenn mir die Ebenen des Landes verwehrt werden, so werde ich die offenen Wege von 'Arüdh betreten.

Das Land der Guheina und ganz Cabalija gehört zu Higáz. Was Tiháma betrifft, wenn du von el-Uthája nach el-Fur und Geica hinab- gehst bis auf den Weg nach Mekka bis du Mekka betrittst, das ist Ti- häma; el-Magáza, 'Oljab, Canüná und Jazan gehören alle zu Tiháma, und wenn du von den Hügeln von Dsát 'Irk hinabsteigst, bist du in Tiháma, bis du ans Meer kommst; und ebenso wenn du von den Hü- geln von el-Arg herabsteigst bis zu den äussersten Gegenden der Banu Fazára, bist du in Tiháma, wenn du aber über die Gegenden der Banu Fazára hinaus in das Land der Kalb kommst, so bist du in el-Gináb. Die Wohnsitze der Banu Asad sind el-Gals, el-Canán, der weisse und schwarze Abän bis nach el-Ruma, die beiden Himä (Gehege), Himá Dharlja und Himá el-Rabadsa, el-Daww, el-Cammän und el-Dahnä in der Ecke der Banu Tamim; el-Hazn gehórt grössten Theils den Banu Jarbü und man pflegt zu sagen: wer den Sommer in el-Scharaf, das Frühjahr in el-Hazn und den Winter in el-Cammán zubringt, der hat gute Weide. Nagd erstreckt sich von Gurasch bis nach dem Gebiete von Kufa unddie äusserste Grünze nach Westen bilden die beiden Higäz, Higáz el-aswad (das schwarze) und Higáz von Medina, Higáz .el-aswad: ist (der Berg) Sarát der Schanüa; nach Osten das Persische Meer zwi- schen Omán und den Sümpfen von Bàcgra; auf der Nordseite zur Rech- ten el-Hazn von Kufa und von el-Odseib bis nach Thalabijja nach dem Hügel der Banu Jarbü' ben Mâlik links von dem Wege, der nach Mekka E führt; auf der Südseite zur Linken von dem Districte von Jemen bis an die Sümpfe von Bacra; ganz Nagd gehört zu der Verwaltung von

Jemäma. 'Omára ben 'Akil sagt: wo das Wasser von el-Harra, Harra |

Banu Suleim und Harra Leilá, hinfliesst, da ist el-Gaur, m. wo es von a t

104 F. WÜSTENFELD.

Dsät 'lrk südlich fliesst, da ist Nagd, und Nagd gegenüber liegen die Niederungen von Higäz, nämlich Wagra und el-Gamra; und wo es von Dsát 'Irk westwärts fliesst, da ist Higáz. 'Omára sagt ferner: ich habe den Bähili sagen hören: alles was jenseits des Grabens liegt, nämlich des Grabens des Kisrá, den er zum Schutz des Gebietes von 'Irák gra- ben liess, das ist Nagd, bis man sich nach el-Harra wendet, und wenn man diese Wendung gemacht hat, befindet man sich in Higäz, bis E man nach Gaur kommt; el-Gaur ist alles, was den Wasserabfluss nach | Westen hat und davon hat el-Gaur den Namen, und alles was nach Osten in der Ebene liegt, ist Nagd. Tihäma ist das Land von Dsát Irk bis zwei Tagereisen über Mekka hinaus; was weiterhin liegt, gehórt zu Gaur und was weiterhin nach Süden liegt, ist der Sarát bis ans Ende des-Sarát. Der Verfasser Abu 'Obeid sagt: die ganze Stelle aus Omára habe ich aus dem Buche des Abu 'Alí genommen nach der Abschrift des Abu Said aus dem Original.

Ja'cüb entlehnt von el-Acmai: was sich von Batn el-Ruma erhebt,

ist Nagd bis zu den Hügeln von Dsát Irk, und was die Hirár umgeben, nümlich Harra Schaurán und der grosse Haufen der Banu Suleim bis nach Medina, dann was diese Seite einschliesst, das alles ist Higáz, und was zwischen Dsät Irk und dem Meere liegt, ist Gaur und Tiháma. Die Gränze von Tihäma auf der Seite von Higäz machen die Abstufun- gen von el-Arg und den Anfang auf der Seite von Nagd bilden die Ab- stufungen von Dsát rk. el-Gináb ist das Gebiet zwischen den Gatafán und Kalb, und was von der Sandwüste bis ans Ufer von ’Iräk sich er- streckt, heisst ’Iräk. Arabische Ortschaften sind alle, die im Lande der Araber liegen, wie Cheibar, Fadak, el-Suwarikijja und ähnliche. el-Scha- raf ist der Mittelpunkt von Nagd und war der Sitz der Könige aus der Familie Äkil el-murár, und darin ist jetzt das Gehege von Dharijja, wel- ches der Name eines Brunnens ist; der Dichter sagt: Da gab er mir zu trinken aus Dharija, der besten Quelle, die Wasser auswirft, und aus dem doppelten Brunnen ').

1) Jâcût, Bd. 3. S. 471.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 105 In el-Scharaf liegt el-Rabadsa, das Gehege zur Rechten, und el- Schureif an dessen Seite; zwischen Scharaf und Schureif scheidet ein Wádi Namens el-Tasrir, was östlich liegt, ist Schureif, und was westlich liegt, ist Scharaf. el- Tür, der Berg, welcher sich über dem 'Arafa er- hebt, leitet nach Can'á und heisst Sarát; sein Anfang ist der Sarát der Thakif und der Sarát der Fahm und 'Adwán, dann der Sarát der Azd, dann el-Harra das letzte von diesen allen. Was ferner nach dem Meere sich hinabzieht, ist Sahám, Surdad, Zabid und Rima, das Land der 'Akk, und was nach Osten liegt, ist Nagd und 'Gals. was an die Wohnsitze der Hudseil gránzt. Sahäm und Surdad sind zwei Wädis, die in das grosse Wädi Gázá fliessen. Es sagt Abu Dahbal el-Gumahí, (so nennt

er ihn, aber ohne Zweifel ist el-Ahwag gemeint):

Gott tränke unsern Gázá und die benachbarten Bewohner und jeden Bach von Sahäm und Surdad!

Nach anderer Ueberlieferung: Gott tränke unsern Gází?) Die Gränze von Jemen ist auf der Ostseite die Sandflüche der Banu Sa, welche Jabrin heisst, die sich von Jemäma herabzieht, bis sie sich in Hadhramaut ins Meer verläuft; auf der Westseite die Gegend von Gudda

bis 'Aden Abjan; die dritte Gränze geht von Talha el-Malik bis Scharün

im Gebiete von Mekka und die vierte Gránze bilden die beiden Städte

el-Gauf und Márib,

Die erwähnten fünf Theile der Arabischen Halbinsel nennen die

Araber auch in ihren Gedichten ; so sagt Ibn Barráca el-Thumäli:

Ich trinke Abends in Tiháma, dann bin ich am Morgen in Gals bei Scha'üf zwischen Schatt- und Tubbäk-Sträuchen *, gi ; : Die Kinánitin Leilä, Tochter des Härith, sagt: Haben nicht die Thumála verboten in ihrer Nachbarschaft und weiterhin in Gaur oder Gals zu weiden ? Hubeira ben 'Amr ben Gurthüma el-Nahdí sagt:

2) oder: den Gäzin ac, wie eine Handschr. vocalisirt; so steht auch in dem

Verse ht> und Gäzän soll ein Ort sein. Jácüt, Bd. 2. S. 7. | Verschiedene Re- . cension Ji cat, Bd. 3. 5. 13. 204.

3) Jácüt, Bd. 3. S. 300. ! £ : - Histor.-Philol. Classe. XIV. o

106 F. WÜSTENFELD,

Und Kinda ging mit Drohungen voran und Madshig und Schahrän von Higäz Bewohnern und Wähib. Schureih ben el-Ahwac sagt: Ich werde dich unterstützen in. Higàz und wenn du zu schwach bist, wirst du finden, dass ich zu den Stützen des Volkes von Nagd gehöre.

Tarafa sagte, während er sich in der Gegend von Tabäla, Bischa

und der Umgegend aufhielt: Er aber ruft von Keis ’Ailän eine Schaar, die vertreiben im Hochlande von Higäz die Löwen. Labid: j Eine Murritin wohnt in Feid als Nachbarin der Higäz-Bewohner, wie p du da deine Sehnsucht nach ihr stillen %) el-Muchabbal: Denn wenn mir die Ebenen des Landes verwehrt werden, so werde ich die offenen Wege von 'Arüdh betreten. Ein Mann von den Banu ‘Murra sagt: . . Wir bleiben auf der Höhe von Higáz und ihr in den weiten Niederungen zwischen el-Achäschib. Garir: Eine Liebe in Tihäma und eine Liebe in Nagd, so freundlich sind gegen mich Tihàma und Nagd. Ein anderer: Als wenn die Lastthiere nicht eh in Tihäma, wenn aufsteigen von Dsät 'Irk ihre Hälse.

Wir kehren zurück zu der Erzählung des Kalbí von Ibn 'Ab- bás. Die Nachkommen des Ma'add ben 'Adnán theilten dies Land in sieben Theile. Die 'Amr ben Ma'add ben 'Adnán, d. i. Cudháa, er- _ hielten zu ihrer Wohnung und zu Weiden für ihr Vieh Gudda am Ufer

des Meeres und das Land disseits bis ans Ende von Dsät ' rk bis an die Grünze des heil Gebietes, Thal und Berg, und darin gehórt den Kalb ein Ort Namens el-Gadir, Gadir Kalb, der dort bekannt ist. In Gudda wurde Gudda ben Garm ben Rabbän ben Hulwán ben el-Häfi ben Cu- dhá'a geboren und danach benannt. Die Gunáda ben Ma’add erhielten | el-Gamr, Gamr Dsu Kinda, mit seiner Umgebung und dort lebten die Kinda `

EI Jàcüt, Bd. 2 S. 207.

d me

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 107

die längste Zeit, und hierauf stützt sich die. Meinung derjenigen über

Kinda, welche behaupten ihre Niederlassungen seien in Gamr Dsu Kinda

gewesen. Die Nachkommen Gunáda's nahmen hier ihre Wohnungen und

Weiden für ihr Vieh in Berg und Thal; davon stammen el-Sakün und

el-Sakásik, die beiden Sóhne des Aschras ben Thaur ben Gunáda. Wer

aber die Kinda zu Ma'add rechnet, giebt die Abstammung so an: Thaur ben 'Ofeir ben Gunáda ben Ma'add. Omar ben Abu Rabfía sagt:

Wenn sie Gamr Dsu Kinda betritt

mit dem Zuge grades Weges dem Leitstern folgend, Dort überwindet sie entweder die Liebe,

oder sie folgt trauernd ihren Spuren.

Die Mudhar ben Nizár erhielten die Grünze des heil. Gebietes bis el-Sarawát und was diesseits el-Gaur liegt mit den angrünzenden Gegen- den für ihre Wohnungen und zu Weiden für ihr Vieh in Berg und Thal. Die Rabia ben Nizär bekamen die Abhänge des Berges von Gamr Dsu Kinda und den mittleren Theil von Dsät Irk mit den be- nachbarten Lündern von Nagd bis el-Gaur in Tiháma und sie besetzten das, was ihnen zu Theil geworden war für ihre Wohnungen “und zu Weiden für ihr Vieh in Berg und Thal.— Ijäd und Anmár, die beiden Söhne des Nizär, erhielten das Land von der Gränze des Gebietes der Mudhar bis an die Grünze von Nagrán mit den anstossenden und be- : nachbarten Ländern’ und sie besetzten das, was ihnen zu Theil gewor- den war für ihre Wohnungen und zu Weiden für ihr Vieh. Canac ben Ma'add, Sanám ben Ma'add und die übrigen Sóhne des Ma'add er- hielten das Land Mekka mit seinen Wädis, Thälern und Bergen und ‘den benachbarten Gegenden und wohnten dort mit den im heil. Gebiete um den Tempel verbliebenen Resten der Gurhum.

In diesen ihren Niederlassungen blieben die Nachkommen des Ma'add, als würen sie ein Stamm, in Eintracht und Freundschaft, sie hielten Zu- sammenkünfte und versammelten sich an Festtagen. und halfen einander gegen Fremde, bis der Krieg unter ihnen ausbrach, der sie trennte und ihre Wohnsitze veründerte. Muhalhil erwähnt die Vereinigung der agi: : 0%

108 F. WÜSTENFELD,

kommen des Ma'add in ihren Wohnplätzen iu Tiháma und den Aus- bruch des Krieges unter ihnen mit den Worten: Als Wohnplatz genügte uns Tiháma in der Vorzeit, dort waren die Banu Ma'add vereinigt. Dann gaben sie sich einen Becher zu trinken, der ihnen bitter schmeckte, der Starke tódtete unter ihnen den Schwachen.

Die Veranlassung zum ersten Kriege gab Hazima ben Nahd ben Zeid ben Leith ben Süd ben Aslum ben el-Hafi 5) ben Cudhäa, welcher sich in Fátima, die Tochter des Jadskur ben 'Anaza ben Asad ben Rabia ben Nizär, verliebt hatte. Die beiden Familien lebten an ein und demselben Orte zusammen, mussten sich aber trennen um für ihre Heerden Wei- deplätze zu suchen, und beim Abschiede sagte Hazima:

Als der Orion den Plejaden folgte, hatte ich über Fätima’s Familie eine ungewisse Meinung. Ich war über sie ungewiss, u. Ungewissheit ist.für einen Mann ein Verbrechen, mag er sein Versprechen halten, oder in Trägheit verharren. Nun kommen zu diesen neuen Sorgen noch andere Sorgen, welche die bisher verborgene Besorgniss jetzt hervortreten lassen. Ich sehe Jadskur’s Tochter ist fortgezogen und wohnt nun südlich von el-Hazn, o die weite Entfernung!

Als die Rabia von diesen Versen Kenntniss erhielten , lauerten sie ihm auf, bis sie ihn fassten, und prügelten ihn durch. In der Folge traf Hazima mit Jadskur zusammen, beide wollten Carádh (Acacien- Früchte zum Gerben) sammeln; Hazima stürzte sich auf Jadskur und tödtete ihn, davon sagen die Araber im Sprüchwort: bis der Carädh- Sammler von 'Anaza zurückkehrt (d. i. in alle Ewigkeit), und Bischr ben Abu Házim sagte (sterbend zu seiner Tochter): -

So hoffe Gutes und erwarte meine Rückkehr, wenn ja der Carädh-Sammler von 'Anaza zurückkehrt 5).

5) Der Leydener Codex vocalisirt überall (3124 als sei „à$ die Wurzel, es ist vielmehr verkürzte Schreibart für (3.21 wie yelali für plell und desshalb der End- vokal auszusprechen: el-Häfi, el -Àcgi. Jeder Zweifel hierüber wird gehoben durch das Vorkommen des Namens in einem Verse weiter unten ohne Artikel ii>.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 109

und Abu Dsuweib sagt: Und bis die Carädh-Sammler beide zurückkehren, und Kuleib für Wail von den Todten erweckt wird 5). :

Der erste Carádh-Sammler war Jadskur und der zweite 'Ámir ben Ruhm ben Humeim el-Anazí. Als nun Jadskur vermisst wurde, fragte man Hazima, wo er geblieben sei? er antwortete: er hat sich von mir getrennt, und ich weiss nicht, wohin er gegangen ist. Aber die Rabi’a schópften Verdacht und es kam darüber zwischen ihnen und den Cudhá'a zu bösen Auftritten; indess wurde die Sache nicht aufgeklärt, bis Hazima die Verse sprach:

Ein Mädchen, als wenn der Speichel in ihrem Munde Traubensaft, mit welchem Balsam gemischt ist.

Getödtet habe ich ihren Vater aus Liebe zu ihr, nun mag sie geizen, wenn sie geizig ist, oder schenken’).

Da vereinigten sich die Nizär ben Ma'add gegen die Cudhäa und wurden von den Kinda unterstützt, wührend die vereinigten Cudhá'a von ’Akk und el-Asch'ar Hülfe erhielten; es kam zwischen den beiden Par- theien zum Kampfe, die Cudhá'a wurden besiegt und aus ihren Nieder- lassungen vertrieben und wanderten aus nach Nagd. Darauf beziehen sich die Verse des’Ämir ben Dharib ben 'Ijåds 8) ben Bekr ben Jaschkuf ben 'Adwán ben 'Amr ben Keis 'Ailán:

Wir haben die Cudhá'a vertrieben aus ganz Gaur, bis an die Rieselbüche von Syrien haben sie ihr Vieh getrieben. Bei meinem Leben! wenn auch ihre Wohnsitze weithin verlegt sind, verbindet doch die Verwandtschaft die in der Ferne. Nicht aus Hass haben wir sie vertrieben, sondern wegen der von ihnen ausgegangenen Widerspenstigkeit, womit der Nahdite angefangen, der keinen Lohn verdient, am Morgen da er auf den Steinfeldern die trauenden belog. Der Kampf hatte auf einem solchen Steinfelde stattgefunden, und

6) Vergl. Arabum proverbia ed. Freytag. Tom. I. pag. 123.

7) Daselbst Tom. Il. pag. 18.

8) In den genealog. Tabellen D 12 'Abbád ben 'Amr ben Bekr, nach dem Klassenbuche des Ibn Sad.

110 F. WÜSTENFELD,

er meint die Rieselbüche der Landbebauer oder Ackerleute. Ueber diese Ackerleute sagt ein Mann von Kalb: Denn wenn die ’Abd Wudd euch verliessen, so hättet ihr als Ackerleute die. Grünze der Auslünder beweiden kónnen. Abul-Farag fährt in seinen Ueberlieferungen nach seinen Gewährs- a

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männern von el-Zuhri, nachdem er die Geschichte des Hazima mit Jads- kur bis hierher erzählt hat, also fort: Nun zogen die Teim el-Lát ben Asad ben Wabara ben Taglib ben Hulwán ben ’Imrän ben el-Háfi ben ; Cudháa und ein Theil der Banu Rufeida ben Thaur ben Kalb ben Wa- bara und ein Theil der Asch'ar gen Bahrein, bis sie nach Hagar kamen, ; wo damals einige Nabatäer wohnten, welche sie aus ihren Wohnsitzen vertrieben, worüber Mälik ben Zuheir ben 'Amr ben Fahm ben Teimallah ben Asad ben Wabara ben Taglib ben Hulwän sagt: Wir haben aus Tihàma alle Stämme vertrieben, ohne dass die Banu Nizär sich darum bekümmerten. Ich gehöre nicht zu euren Leuten, sondern wir verkaufen ein gewohntes Haus für ein anderes. Als sie sich nun in Hagar niedergelassen hatten, fasten sie die Zarcä, Tochter des Zuheir, eine Priesterin, was sagst du, o Zarcä? sie antwortete: Palmen und Sicherheit, Datteln und Bän-Bäume sind besser als Schande! dann fuhr sie fort: Sage Tihäma Lebewohl! nicht das Lebewohl eines Gebildeten aus Höflichkeit, sondern aus Hass und Verachtung. Verlass nicht Hagar als Wohnsitz-einer Fremden, dass es beraubt werde der Wandrer aus Tihäma! FRE | Sie fragten: was meinst du damit, o Zarcä? sie antwortete: „blei- iode e . ben und verweilen! es wird kein Kind geboren, kein Vogel bricht sich durch, bis dass ein Rabe kommt,’ weiss und schwarz, glatt mit kahlem Kopfe und zwei goldenen Ketten; er fliegt und glänzt, er schreit und krüchzt auf der hohen Palme zwischen den Wohnungen und dem Wege; dann ziehet fort in der Richtung, dann nach Hira! Von diesem Aus- spruche der Zarcä: „bleiben und £anmüch verweilen“ erhielten jene Stämme vw den Namen Tantich 9) und es schlossen sich ihnen noch einige von el-

m Aus der Verbindung gys pua folgt, dass das zweite Wort ein Substantiv

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 111

Azd an, welche bis jetzt mit ihnen verbunden geblieben sind; die übrigen Familien von Cudhä’a und Mahra hat ein schneller Tod ereilt. Eine Ab- theilung der Banu Hulwän ben Imrán mit Namen Banu Tazid ben Hul- wän ben 'Imrán ben el-Häfi ben Cudhá'a zog aus unter ihrem Anführer 'Amr ben Mâlik el-Tazidí und liess sich zu ’Abcar in Mesopotamien nie-. der; ihre Frauen webten Wolle und die Männer verfertigten daraus die sogen. 'Abcarischen Teppiche und die sogen. Tazidischen Mäntel. Sie wurden in der Folge von den Türken überfallen, besiegt und zu Gefan- genen gemacht, worauf sich die Verse des 'Amr ben Mälik ben Zuheir beziehen: O Gott! die Nacht, da wir nicht schliefen , nach Dsät el-Hicäb abgeführt, Und unsre Nacht bei Ämid, da wir nicht schliefen , -wie unsre Nacht bei Majjäfärikin +). el-Härith ben Curäd el-Bahräni eilte den Banu-Hulwän zu Hülfe, traf aber erst auf Ubág ben Salih, Herrn von 'Ain Ubág; in dem sich entspinnenden Kampfe wurde Ubág getödtet, dann zogen die Bahrä wei- ter und erreichten die Türken, schlugen sie und befreiten die Banu Ta- zid aus ihren Händen. Hierauf beziehen sich die Verse des Härith ben Curád (nach Ibn Schabba war der Dichter Gudeij ben el-Dahä ben Ischm ben Hulwán, oder nach el-Hamadsání hiess er Gudeij ben Málik von den Banu 'schm): Als würe das Schicksal in drei Nüchten vereinigt, die ich in Schahrazür zugebracht habe. Wir haben den Barbaren Reihen von Ma'add geordnet in Mesopotamien gleich dem Feuer. Wir haben sie erreicht mit der ganzen Mannschaft von 'llàf, vertrieben wurden sie durch die starken Hengste °).

von E ist „das Verweilen“ und Feiruzabádi bezeichnet es als Fehler, dass Gauhari den Namen unter „u; aufführt, als hiesse tanüch sie lässt sich nieder, oder du läs- sest dich nieder ; - über die Aussprache des Namens Tanüch herrscht bei den Le schen Gelehrten nur einerlei Meinung, nicht Tunüch, wie sonst das Subst. von iria 1) Jäcüt, Bd. 1-5. 6€.

2) Jácüt, Bd. 2. S. 73. 283.

112 F. WÜSTENFELD,

Die Salih ben 'Amr ben el-Häfi ben Cudhá'a zogen fort unter An- führung des Hadragán ben Salima, bis sie sich in der Gegend von Pa- lästina bei den Banu Udseina ben el-Sameida von den 'Amalikiten nie- derliessen. Die Aslum ben el-Háfi, nämlich 'Udsra, Nahd, Hautaka und Guheina zogen weiter, bis sie sich zwischen el-Higr und Wädil-Curä niederliessen.

Die Tanüch wohnten in Bahrein zwei Jahre, da erschien ein Rabe: mit zwei goldenen Ringen an seinen Füssen, er liess sich auf einem Palm- baume nieder, unter welchem sie versammelt waren, krüchzte mehrere Male und flog dann wieder fort. Da erinnerten sie sich des Ausspruches der Zarcá, sie zogen weiter, bis sie sich bei el-Hira niederliessen , und sie waren die ersten, welche den Grund zu dieser Stadt legten; ihr An- führer war damals Málik ben Zuheir. Als sie hier Wohnung genommen hatten, vereinigten sich mit ihnen eine Menge Leute von dem Abschaum der umliegenden Ortschaften, und sie blieben hier einige Zeit, dann über- fiel sie Sábür der ältere, Dsul-Aktáf, und lieferte ihnen eine Schlacht. Ihre Parole war damals „auf! ihr Diener Gottes! und sie wurden 'Jbád Diener genannt. Sabür schlug sie, worauf der grösste Theil von ihnen, die aufbrechen konnten, fortzog nach el-Hadhr in Mesopotamien unter . Anführung des Dheizan ben Mu'áwia el-Tanüchí, bis sie sich in el-Hadhr niederliessen, welches von el-Sätirin el-Garmakání erbaut worden war. Dort blieben sie bei der Fürstin el-Zabbá, in deren Dienst sie traten, und als diese von 'Amr ben 'Adí ermordet wurde, bemüchtigten sie sich der Regierung, bis sie von den Gassaniden unterworfen wurden.

Die übrigen Stämme von Cudhá'a (in Jemen) wurden von den Him- jariten bekriegt und ihnen die Wahl gelassen, ob sie bleiben und Tribut bezahlen, oder ob sie auswandern wollten. Sie wählten das letztere, und dies waren die Kalb, Garm und el-Iláf d. i. die Söhne des Rabbán ben Taglib ben Hulwán; diese waren die ersten, welche die lláfischen Sättel verfertigten und el-Ilåf ist ein Beiname des Rabbán. Sie begaben sich nach Syrien, wo nach einiger Zeit die Kinäna ben Chuzeima sie überfie- len, ein grosses Blutbad unter ihnen anrichteten und sie in die Flucht schlu- | gen worauf sie nach el-Samáwa zogen, wo bis heute ihre Wohnsitze sind.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 113

Soweit der Bericht des Abul-Farag. Der Verfasser bemerkt hierzu, dass der Angabe, die 'Ibäd hätten diesen Namen von ihrer Parole, von anderen widersprochen wird. Ibn Dureid sagt, dass sie nur desshalb Tbád genannt seien, weil sie den Persischen Kónigen gehorsam waren 5), und el-Tabarí bemerkt zu der Coranstelle (Sure 23, 49): ,deren beider Volk uns dienend ist“, d. h. gehorsam. Ahmed ben Abu Ja'cüb dage- gen sagt, die Christen von Hira hätten den Namen ’Jbäd (Plur. von 'abd) daher bekommen, weil in einer Gesandtschaft von fünf Personen an Kisrá, die er nach ihren Namen fragte, sämmtliche Namen mit 'Abd zusammen- gesetzt waren, sie hiessen: 'Abd el-Masih, 'Abd Jalil,'Abd Jasü, Abdal- lah und 'Abd 'Amr, so dass Kisrá sagte: „ihr seid ja lauter Ibád*", wo- rauf sie diesen Namen erhielten.

Ibn Schabba sagt: dann brachen die Cudhá'a sämmtlich von Gaur Tiháma auf: Sad Hudseim und Nahd, die beiden Sóhne des Zeid ben Leith ben Süd ben Aslum ben el-Häfi ben Cudháa, zogen nach Nagd, die Kalb ben Wabara ben Taglib ben Hulwän ben Imrán wandten sich nach Hadhan, el-Sij und den umliegenden Gegenden, mit Ausnahme von Schukmallah ben Rufeida ben Thaur ben Kalb, welche sich den Nahd ben Zeid el-Lät ben Asad ben Wabara ben Taglib ben Hulwän ben 'Imrán nach Bahrein anschlossen und dort bei ihnen blieben. Die 'Oceima ben Labw ben Amrimenát ben Futeia ben el-Namir ben Wa- bara ben Taglib zogen mit Kalb und vereinigten sich mit ihnen; auch einige Familien von Garm ben Rabbán ben Hulwán ben 'Imrán zogen mit ihnen, blieben bei ihnen in Hadhan und nahmen hier ihren Aufent- halt. Die übrigen Stimme von Cudhá'a breiteten sich in verschiedenen Ländern aus, indem sie den für ihren Unterhalt geeigneten Plätzen nach- gingen und die Ufer und bebauten Gegenden aufsuchten; so fanden sie weite Landstriche verlassen an der Syrischen Grünze, deren grósster Theil verwüstet, deren Brunnen verschüttet, deren Wasser verlaufen war, weil Buchtnaccar sie zerstört hatte. Die Cudhäa trennten sich danach in vier Theile [jedoch nicht genau nach Familien], indem manche (statt. E Vä-

3) So bei Ibn Challikän, vit. Nr. 87. Histor. - xs Classe. XIV.

114 F. WÜSTENFELD.

tern] den Schwiegervätern oder Oheimen folgten. So zog Dhag'am ben Hamáta ben 'Auf ben Sad ben Salih ben Hulwán ben ’Imrän ben el- Häfi ben Cudhá'a und Labid ben el-Hadragán el-Salihí mit dem grössten Theile der Salih und einigen anderen Familien von Cudhäa an die Sy- rische Grünze, wo damals der 'Amalikiter Dharib ben Hassán ben Udseina ben el-Sameida ben Haubar über die Araber herrschte. Sie verbanden sich mit ihm und er wies ihnen die Syrischen Warten zwischen el-Balcä, Huwwärin und el-Zeitün zu Wohnplätzen an, und sie blieben im Dienste der Amalikitischen Kónige, zogen mit ihnen ins Feld und machten ge- meinschaftlich Beute, bis el-Zabbá, Tochter des 'Amr ben Dharib ben Hassän zur Regierung kam, deren Reiterei und erste Beamte sie wurden; und als diese von 'Amr ben 'Adí ben Nacr ermordet wurde, bemächtig- ten sie sich der Regierung und behaupteten sich darin, bis die Gassani- den die Oberhand erhielten. Die Salih und jene anderen Stämme befin- den sich aber bis jetzt noch in den Wohnsitzen, welche sie damals inne hatten. "Amr ben Mälik el-Tazidí zog mit den Tazid und 'schm, Nachkommen des Hulwän ben 'Imrán, und einem grossen Theile der 'Näf d. ii Rabbán ben Hulwän, nämlich 'Auf ben Rabbán und Garm ben Rabbán, an die Gränze von Mesopotamien und gingen dann in die dor- tigen Ortschaften und bebauten Plätze und vermehrten sich darin. Ein Treffen, welches sie hier mit den Persern zu bestehen hatten, verlief für sie glücklich, worauf sich die beiden oben erwähnten Gedichte ihres Dichters Gudeij ben el-Dahä und des 'Amr ben Mälik beziehen. Sie blieben in der Gegend von Mesopotamien, bis Säbür Dsul-Aktäf sie an- griff, das Land eroberte und einen grossen Theil der Tazid, ’Ischm und lláf umbrachte; ein Rest von ihnen ist in Syrien übrig geblieben.

Bali, Bahrá und Chaulän, Söhne des 'Amr ben el-Háfi ben Cudhöa, Mahrä ben Heidän und die sich ihnen angeschlossen hatten, zogen in die Gegenden von Jemen und drangen darin vor, bis sie sich in Márib, dem Lande der Sabá, niederliessen, nachdem die Azd daraus abgezogen a: Als sie einige Zeit dort gewohnt hatten, liessen sie einen Skla- . ven des Iräscha ben 'Ámir ben 'Abíla ben Kismil ben Farán ben Bali, . Namens Asch'ab in einen Brunnen zu Märib hinab und ihre Eimer ihm

f.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 115

nach, die er für seinen Herrn zu füllen begann und rasch auf einander folgen liess; bei Zeidallah ben ’Ämir ben 'Abíla zügerte er, und dieser aufgebracht warf mit dem Rufe „nimm dich in Acht, Asch'ab!'* einen Stein hinunter, der ihm den Schädel spaltete; darüber kam es unter ihnen zu einem Kampfe und sie trennten sich. Nun behaupten die Cudháa, die Chaulän seien im Innern geblieben und hätten sich in Michläf Chaulän niedergelassen, auch die Mahra seien dort geblieben und ihre Niederlassung sei el-Schihr, ihre Abstammung sei Mahra ben Heidàn ben 'Imràn ben el-Hàfi, und die andere Chaulàn ben 'Amr ben el-Hàfi. Dem widersprechen die Genealogen von Jemen und sagen, er sei Chaulàn ben 'Amr ben Mälik ben Murra ben Udad ben Zeid ben Jaschgub ben 'Arib ben Zeid ben Kahlàn ben Sabà ben Jaschgub ben Jarub ben Cahtin. Die 'Àmir ben Zeidallah ben 'Àmir ben 'Abila schlossen sich an Sa'd el-Aschira und die Zeidallah behaupten, dass sie von Sa'd el-Aschira abstammen. el-Muthallam ben Curt el-Balawi- sagt darüber: Hast du nicht gesehen, dass der Stamm im Wohlstand war in Márib, als sie dort zusammen wohnten? Bali, Bahra und Chaulän als Brüder, ein Zweig von 'Amr ben Háfi, der sich abgezweigt hatte. Dort blieb Chaulán nach dem Tode seines Stiefbruders, und wurde fürwahr ein reicher, begüterter Mann im Lande. Ich habe keinen Stamm unter Ma’add gesehen, : der mit mehr Macht und Kraft als wir seinen Wohnsitz behauptete t, Mehrere von diesen Stämmen kehrten aber auch in ihre Hei- math nach Tihåma und Higäz zurück und zerstreuten sich darin nach ihrer Ankunft: so liess sich Dhubei’a ben Haram ben Gwal ben 'Amr ben Guscham ben Wadm ben Dsubjin ben Humeim ben Dsuhl ben Haní ben Balí mit seinen Kindern und Hausgenossen zwischen Amag und Gurän 5) nieder; dies sind zwei Wädis, die von Harra Banu Suleim an-

er Jäcüt, Art. „u 5) Die Handschr. haben hier und in den folgenden Versen Ai] was MER in das Versmass nicht passt; Jácüt Bd. 3, S. 783 hat die Stelle wörtlich.

116 F. WÜSTENFELD,

fangen und sich ins Meer ergiessen. Sie besassen Vieh und Vermögen und Dhubei'a hatte ein schwarzes Kameel mit Namen Dagagán ; wührend sie schliefen, kam plötzlich eine Fluth über sie und führte Dhubeia und sein Kameel mit sich fort, wessbalb sein Klageweib sagte: Die beiden Wädis Amag und Gurän strómten und gingen mit Dhubei'a ben Harám und seinem Kameele Dagagän davon. Die Nachkommen des Dhubeia wandten sich mit ihren Angehörigen nach Medina und der Umgegend, nämlich Salima ben Häritha ben Dhu- beia, Wäila ben Háritha und el-Aglán ben Häritha; sie liessen sich bei Medina nieder und wurden Verbündete der Ancär, und als ihnen in der Folge der dortige Aufenthalt zu ungesund schien, wandten sie sich nach el-Gandal, el-Sucjá und el-Rahba. Die Banu Uneif ben Guscham ben Tamim ben 'Audsmenát ben Nág ben Teim ben Iräscha ben ’Ämir ben 'Abila liessen sich in Cubä nieder und zu ihrer Familie gehört Talha ben el- Bará el- Ancárí. Die Banu Guceina, das sind die Banu Suwád ben Muri ben Iräscha, zu deren Familie el-Mugaddsar ben Dsijäd el-Badri gehört, liessen sich in Medina nieder, ebenso auch die Banu 'Obeid ben 'Amr ben Kiläb ben Duhmán ben Ganm ben Dsuhl ben Humeim (siehe oben), zu deren Familie Abu Burda ben Nijár ben "Amr ben 'Obeid ben 'Amr el-'Acabí el-Badrí gehört. Bei dem Berg- werke der Suleim blieben die Farán ben Balí mit einer Abtheilung von Bali und diese sind die Banu el-Achtham ben 'Auf ben Habib ben 'Ocajja ben Chufáf ben Amrulqeis ben Buhtha ben Suleim, welche die Schmiede genannt werden und behaupten, dass ihre Vorfahren von Bali abstammten und sich mit dortigen Arabischen Ureinwohnern von den Banu Färän ben 'Amr ben 'Amlik vereint hätten. Einer von ihnen Na- mens 'Okeil ben Fudheil hatte zur Zeit des Omar ben el-Chattáb einen Streit mit den Banu el-Scharid über das Bergwerk bei Fárán, da sagte Chufäf ben 'Omeir hierüber: Wann gehörten den beiden Schmieden, dem Schmidt von Tamijja und dem Schmidt von Balí, die beiden Bergwerke bei Färän ©)?

6) Jächt Bd. 3, S. 866.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÁMME. 117 ur Da antwortete 'Okeil ben Fudheil, indem er seine Verwandtschaft mit Dalí und seine Abstammung von ihnen hervorhob: Ich heisse 'Okeil und wir werden nach Suleim benannt, . aber das richtige Geschlecht ist, dass ich von Balí abstamme. Einige Stimme von Dalí liessen sich in einem Lande nieder, wel- ches Schagb und Badä heisst und zwischen Teimá und Medina liegt; sie lebten hier, bis ein Krieg entstand zwischen den Banu Hischna ben 'Okárima ben 'Auf ben Guscham ben Wadm ben Humeim ben Dsuhl ben Haní ben Bali und zwischen el-Rab'a ben Mwattim ben Wadm (so sagt Ibn Schabba; el-Raba'a mit Fatha über r und b ist aber ein Sohn des Sad ben Humeim ben Dsuhl ben Hani ben Bali); die Hischna töd- | teten einige Leute der Banu el-Rab’a und zogen sich dann nach Teimä N zurück. Hier wollten sie aber die Juden nicht in ihre Festung aufneh- men, da sie einen anderen Glauben hatten, und erst nachdem sie sich zum Judenthum bekannt hatten, wurden sie in die Stadt eingelassen. Sie blieben bei ihnen einige Zeit, dann gingen einige von ihnen nach Medina, und als Gott den Isläm erscheinen liess, waren hier noch Reste

von ihren Nachkommen vorhanden, unter anderen 'Oweim ben Sälida, dessen Nachkommen dann ihr Geschlecht von 'Amr ben 'Auf ben Mälik ben el-Aus ableiteten, und Ka’b ben 'Ogra, welcher bei seiner Abstam- mung von Bali geblieben war, in der Folge aber sein Geschlecht von ’Amr ben 'Auf unter den Ancär ableitete. Die Familien von Hischna ben 'Okárima blieben in Teimá, bis Gott in seinem Zorn die bekannte Offenbarung über die Juden von Higáz herabkommen liess, da sprach Abul-Dsajjäl der Jude, einer der Banu Hischna ben 'Okárima, indem er über die Juden weinte: Meine Augen haben nicht einen ähnlichen Tag gesehen, wie den bei Ra’bal, wie waren die Arak-Bäume so roth und voll Früchte! Unsere Tage bei el-Kibs waren schon kurz, doch die Tage bei Ra'bal waren noch kürzer. Und doch habe ich von der ganzen Familie Samuels : mit schónem Antlitz kemen gesehen, der etwas verschuldet hätte. el-Dil, 'Auf und Aschras, die Söhne des Zeid ben 'ÀAmir ben 'Abila zogen zu den Banu Taglib und lebten mit ihnen, indem sie sich die Ge-

118 F. WÜSTENFELD,

nealogie Zeidallah ben 'Amr ben Gaum ben Taglib beilegten; über sie sagt el-Achtal: : Die Zeidallah haben kleine Füsse, selten findet man für.sie die Schuhe.

Ihre Brüder 'Ámir ben Zeid zogen zu den Madshig und leiteten ihre Abkunft von Sa'd el-Aschira ab, als Zeidallah ben Sa'd el-Aschira.

Die ersten unter den Cudhá'a, welche das Land Nagd betraten und dort in die Wüste zogen, waren Guheina, Nahd und Sa'd Hudseim, die Söhne des Zeid ben Leith ben Süd ben Aslum ben el-Háfi ben Cudháa. Als ein Reiter an ihnen vorüber kam und sie fragte, wer sie seien, ant- worteten sie: wir sind Banu el-Cahrä (Söhne der Wüste); da sagten die Araber: dies sind die Cuhár, ein Name, abgeleitet von el-Cahrá, und Zu- heir ben Ganäb el-Kalbí sagt desshalb, indem er die Banu Sa’d ben Zeid meint: i | Meine Kameele sind ihnen nicht gewachsen,

und meine ausdauernde Geduld nicht entsprechend. Abhalten werden sie die Reiter von Balí

und ebenso die Reiter von Quhár. Auch halten sie ab die Banu el-Kein ben Gasr,

wenn ich den jungen Burschen mein Feuer anzünde. Auch halten sie ab die Banu Nahd und Garm,

wenn der Kampf in dem Feldzuge sich in die Länge zieht. Lauter kräftige Streiter kommen dabei zu Hülfe,

und die Ahjab bleiben zum Schutze der Wohnungen’).

Die Genealogie ist Ahjab ben Kalb ben Wabara. Als Bischr ben Sawäda ben Schilwa el-Taglebi den Tod der Taglebiten Banu 'Adí ben Usäma ben Mälik bei den Banu el-Härith ben Sa’d Hudseim ben Zeid ben Süd ben Aslum ben el-Häfi ben Cudhä’a meldete, sprach er: Genügten nicht die Kinäna ohne ihre Brüder

Zuheir in den grossen Ereignissen ? So kämpfte unser Corps und die Banu 'Adí, Dass man wusste, wer von uns der Herr von Quhár sei 8).

Und Bischr ben Abu Häzim el-Asadi sagt:

T) Jácüt, Bd. 3. S. 368. $) Daselbst S. 369.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 119 Und es entbrannte für die Täiten der beiden Berge ein Krieg,

von dem aus Angst Cuhár erbebte.

Hágiz el-Azdi, von Azd Schanüa, einer der Banu Salámán ben Mu- farrig, sagte in dem Kriege, welcher zwischen el-Azd und Madshig und ihren gegenseitigen Verbündeten ausgebrochen war, indem er die Banu Nahd ben Zeid meint und mit ihnen die Garm ben Rabbán ben Hulwán ben 'Imrán ben el-Háfi ben Cudhá'a verbindet, da die Nahd und Garm in jenen Gegenden Verbündete und Nachbaren waren und Garm die Wüste betreten und sich in Nagd festgesetzt hatten:

Da kamen die Chath'am und Banu Zubeid und die Madshig sämmtlich und beide Söhne Guhär’s,

Und wir erkannten sie nicht, bis sie sich gelagert hatten, als wären sie Rabi'a mit den grossen Stämmen.

Und in dem Kriege, welcher zwischen den Banu Suleim und Banu Zubeid entstanden war, sagte 'Abbás ben Mirdás, indem er die Nahd meint und mit ihnen die Garm ben Rabbän verbindet:

So lass sie! aber kam nicht dahin unser Führer

zu unsern Feinden, wir wollten das schwere Vieh aus den Ställen treiben, mit einem Corps, das die Söhne Cuhár's beide und die

Familie Zubeid übertraf, aus Irrthum oder Täuschung °’).

Die Guheina, Nahd und Sad blieben bei Quhár in Nagd wohnen und mehrten sich, dass sie Kindeskinder erlebten, bis Hazima ben Nahd, der ein widerspenstiger, kühner, verwegener Mensch war, über el-Hárith und Gurába, zwei Söhne des Sa'd ben Zeid, herfiel und beide tödtete; darauf beziehen sich die Verse seines Vaters Nahd:

Und war es nicht meine Rettung vor dem Aufrufe des Gurába,

dass der Platz meines Hauses am Fusse und an dem Berge war? Und die Noth, die gleich der Hitze des Feuers eindrang,

ich habe sie vergessen bei der Untersuchung der fleischigen Kameele, der tiefen festgemauerten Brunnen,

geplattet im Grunde mit einer Platte, die sich nicht verschiebt.

Nahd war gesichert durch ein grosses Gefolge und ansehnliche Kinderschaar, er erreichte ein hohes Alter und hatte unter. seinem Volke 9) Jäcüt, Bd. 3. S. 369.

$

190 F. WÜSTENFELD,

die grösste leibliche Nachkommenschaft, nämlich vierzehn Söhne und zwar von Barra, der Tochter des Murr ben Udd ben Täbicha ben el- Jäs ben Mudhar, welche auch die Mutter des Asad ben Chuzeima und des Nadhr ben Kinäna war, den Málik, Hazima, 'Amr genannt Kabid [oder Kabal], Zeid, Mu'áwia, Qubáh und Ka'b, den Vater des Süd; von einer Frau von Cudhá'a von den Banu el-Qein ben Gasr den Handhala, ,Aidsa, 'ÀÁir, Guscham gen. el-Tül, Schabäba, Abán und Buteira!). Nahd machte, als ihm der Tod nahte, seinen Sóhnen ein Testament, indem er sprach: Ich verpflichte euch, dass ihr den Menschen Böses thut mit schallenden Schlügen und gelinden Stóssen, redet mit ihnen wenig, seht sie von der Seite an und versetzt ihnen Stósse, haltet die Zügel kurz und macht die Lanzenspitzen scharf, und lasst das Vieh weiden der Regen- wolke nach, wo sie auch sei Da sagte einer von seinen Söhnen (es soll Hazima gewesen sein): „und wenn sie auf einem Felsen ist?‘ Nahd antwortete: „der Fels ist ihr rechter Platz“; und er gestattete ihnen nicht, den Weideplatz aufzugeben. Dies ist das Vermüchtniss Nahd's, wie es die Araber im Gedächtniss behalten haben. Hubeira ben 'Amr ben Gurthuma el-Nahdí sagt daher: | Unser Vater hat uns verpflichtet und wir folgen seinem Vermüchtniss, denn jeder Mann, dem sein Vater ein Vermüchtniss macht, muss danach handeln. Er hat uns also verpflichtet: gebt euer Land nicht preis und vertheidigt es, so wie wir dafür gekümpft haben! Wenn das Feuer des Feindes angezündet wird, so hóre eure Flamme, womit der Krieg vertrieben wird, nicht auf zu brennen! Unsre Kinder und Frauen beschützten tapfre Männer ,. Und ein wohlgerichteter Stoss vertrieb die feindlichen Reiter. i Nur unsre Schwerdter verjagten von uns die Leute und eine Chattische Lanze von denen, die Zä’ib schäftete. Kinda ging mit Drohungen voran und Madshig und Schahrän von Higäz Bewohnern und Wähib. Záib war ein Mann von Himjar, welcher die Lanzen gerade machte.

1) Der 1 lee Name, für welchen die Handschr. noch einmal ’Äidsa haben, entlehnt aus Muhanımed ben Habib, Stämmenamen, S. 43, jedoch zweifle ich, FT er

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 121 'Amr ben Murra ben Mälik el-Nahdí, einer der Banu Zuweij ben Málik, sagte zur Zeit des 'Alí ben Abu Tälib:

Ich reiste zu den Kalbiten mitten durch ihr Land, und sie hórten niemand über mein Vorhaben reden. Sie waren, wie ich gedacht hatte, als ich zu ihnen reiste, und wer Grossthaten kennt, ist nicht wie der, der sie nicht kennt. Ich hatte meine Rechte verpfändet bei den Cudhi'a allen, und bin zurückgekehrt belobt unter ihnen und nicht unbekannt. Darauf hat mich Zuweij ben Mälik verpflichtet, und Nahd ben Zeid bei den ersten Unternehmungen, Er hat mich verpflichtet: gebt euer Land nicht preis! und vertheidigt es, redet offen auf den Sammelplützen! Und sucht mit aller Anstrengung Grossthaten zu vollbringen , denn sie entscheiden zur Zeit des Wettkampfs beim Streit um die Ehre.

Handhala ben Nahd war einer der edelsten Araber; er besass eine Niederlassung in 'Okádh bei ihren Festversammlungen, und eine in Ti- háma und Higäz; darauf beziehen sich die Worte eines Dichters:

Handhala ben Nahd ist der beste Mann unter den Ma'add. el-Dsuweid, mit Namen Gadsima ben Cubh ben Zeid ben Nahd, lebte lange Zeit, die Araber gedenken keines, der ein so hohes Alter er- reicht habe, wie er, sie behaupten, er habe 400 Jahre gelebt. Als ihm der Tod nahte, sprach er: Heute wird dem Dsuweid sein Haus gebaut und einem bunt geüzten Handgelenk, dass ich bewegt habe, und einem Besitz, den ich gegen den Angriff vertheidigt habe. Wäre ein Wagniss zu unternehmen, ich würde es bestehen, oder würe mein Gegner irgend einer, ich würde ihm genügen. Auch sprach er: Das Schicksal hat mir Fuss und Hand gegeben, und eines Tags verdirbt das Schicksal, was ich gut gemacht. Doch ist der Tod ein Glück, wenn er plótzlich kommt.

Als nun Hazima die beiden Söhne des Sa'd ben Zeid getödtet hatte, brachen Feindseligkeiten unter den Angehórigen aus, sie kümpften gegen einander und zerstreuten sich dann in den Ländern, in die sie kamen.

Ibn el-Kalbí sagt: Die erste Veranlassung, dass die Guheina ben Zeid ben Leith ben Aslum ben el-Häfi ben Cudhá'a. nach ihren Bergen

Histor.-Philol. Classe. XIV. Q

122 F. WÜSTENFELD,

zogen und dort ihre Wohnung nahmen, war, wie Abu Abd el-Rahman el-Medení verschiedenen Arabern nacherzühlt, folgende: Als einst meh- rere Leute bei der Kaba versammelt waren, sahen sie eine hohe Ge- stalt den Umgang machen, ihr Kopf reichte bis oben an die Ka ba; die Leute liefen eilends davon, doch als die Gestalt ihnen nachrief: ,fürch- tet euch nicht“! kehrten sie zu ihr zurück und sie sprach: O Gott! du Herr des weiten Tempels, und Herr aller Fussgünger und Reiter! Du hast hochstämmige Burschen geschenkt und eine Kameelschaar , worüber der Melker erstaunt, und Kleinvieh wie die Heuschrecken, die über das tägliche Geschirr und alles vorüberkommende hinweg gehen.

Als sie näher zusahen, war es ein Weib, und sie fragten: bist du ein menschliches Wesen oder eine Ginne? sie antwortete: nein, ich bin eine menschliche Frau aus der Familie Gurhum, uns haben die Ameisen vernichtet zur bekannten Zeit, durch Schicksale und einen vernichtenden Tod, wegen unseres Uebermuths und verbrecherischen Treibens; dann fuhr sie fort:

Wer mir jeden Tag ein Kameel schlachtet

‚und mir Reisevorrath und ein Reitthier herrichtet, und mich in das Land Akür führt,

dem will ich viele Schätze schenken.

Zwei Männer von Guheina erklärten sich hierzu bereit und zogen mit ihr mehrere Tage, bis sie zu dem Berge der Guheina kam; hier ging ‚sie nach dem Orte der Ameisen und sagte: ,grabt ihr beiden an dieser Stelle‘; da gruben sie viele Schätze von Gold und Silber aus und be- luden damit ihre beiden Kameele. Dann sprach sie zu ihnen: wenn ihr euch umwendet, wird euch was ihr mit euch führt abgenommen werden. Die Ameisen kamen nun herbei, so dass sie sie bedeckten, und sie ent- fernten sich eine kurze Strecke, und als sie sich nun umwandten, wur- den ihnen die Schätze, die sie mit sich führten, genommen. Sie riefen: giebt's denn kein Wasser? sie antwortete: ja, sehet zu an der Stelle dieser Hügel, und während sie schon von den Ameisen bedeckt war, -sprach sie:

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 123 Oh wehe mir! oh wehe mir! desswegen weil : ich sehe, dass die kleinen Ameisen meine List übertreffen; sie bekommen die Oberhand, da sie mir die Adern zerschneiden , weil sie sehen, dass mir kein Ort mehr übrig ist, in dem ich eine sichre Zuflucht finde.

Die Ameisen. drangen nun in ihre Nasen- und Ohrlócher ein, da fiel sie. auf die Seite um und starb. Die beiden Guheiniten fanden bei dem Hügel Wasser und dies ist das, welches Maschgar genannt wird, in der Gegend von Farsch bei Malal ungeführ sieben Tage von Mekka und eine Nacht von Medina, seitwürts von Math'ar, einem bekannten Wasser der Guheina, und Nachkommen von ihnen sollen in jenen Ge- genden noch vorhanden sein, und es leben dort viele der Guheina. Die Bewohner jener Jandad genannten Gegenden waren Reste der Gudsám, welche nun durch die Guheina von dort vertrieben wurden. Es giebt dort Palmen und Wasser und darauf beziehen sich die Worte eines Mannes von Gudsám, als er von dort fortzog, indem er sich nach Jandad und seinen Palmen wandte:

Lass dich befruchten, Jandad, es nützt dir nichts.

Eine alte Frau von Gudsám hatte dort einige kleine Palmen auf einem freien Platze vor ihrer Wohnung, und wenn sie danach gefragt wurde, pflegte sie zu sagen, das sind meine Töchter, davon hiessen sie banat báhna die Töchter der kleinen Frau 2) weiter kennt man sie nicht; sie standen an einem Platze vor Jandad und darüber sagt ein PEE dichter :

Der Pflanzer Sdn nur 'Agwa, oder Ibn Táb fest auf hohem Boden,

oder Gajjähi ®) oder Töchter der Bahna.

Die Guheina liessen sich nun in jenen Gegenden nieder, ein Stamm folgte dem anderen, eine Abtheilung der anderen, bis gegen zwanzig

2) Dies ist ein passender Sinn, wenn šis mit šis einerlei ist; der Leydener ; Codex hat indess šis., und - würde in den Versen zu den beiden anderen Reim- ? worten 5, und s,-9 besser passen, nur weiss ich hierfür keine Deutung.

3) Die Namen bezeichnen verschiedene Sorten von Palmen.

,

Li

124 F. WÜSTENFELD,

grössere Familien dort waren; sie zerstreuten sich in jenen Bergen, de- ren Namen el-Asch'ar, el-Agrad, Cudus, Ära, Radhwá und Cindid; sie breiteten sich aus in den Schluchten, Thälern und Fluren, die reich waren an Quellen, Palmen, Oliven und Ban-Bäumen, Jasmin und Honig und verschiedenen Arten von Bäumen und Pflanzen; sie kamen bis zu den weiten Ebenen des Idham, eines grossen Wädi, welches andere Wa- dis aufnimmt und sich ins Meer ergiesst, und ihre Niederlassungen wa- ren besonders bei Dsu Chuschub, Jandad, el-Hädhira, Lacf, el-Feidh, Bu- wát, el-Mucalla, Badr, Chufáf, Waddän, Janbu' und el-Haura, und sie kamen bis in die Nähe von el-Arg, den beiden Chabt, el-Ruweitha und el-Rauhä. Dann zogen sie dem Meeresufer entlang und breiteten sich in dessen Absenkungen und sonst hin aus, bis sie in der Gegend von Hacl, dem Ufer von Teimá, mit den Balí und Gudsám zusammenstiessen. In diesen Niederlassungen am Ufer waren auch Stümme von Kinána ihre Nachbaren, und Abtheilungen der Guheina wohnten in Dsul-Marwa und der angränzenden Gegend bis nach Feif. Die Guheina blieben in ihren Niederlassungen, bis darin die Aschga’ ben Reith ben Gatafán ben Sad ben Keis ben 'Ailán ihre Nachbaren wurden, in der Folge kamen auch die Muzeina ben Udd ben Tábicha ben el-Jás ben Mudhar dahin. Alle diese Stämme waren Nachbaren in jenen Gegenden und machten ihre Ansprüche daran geltend, und welche Berge und Länder jeder Stamm im Besitz hatte, ist aus der Geschichte dieses Stammes bekannt und fin- den sich die Angaben darüber in diesem Buche. Als dann einige Fa- milien von Guheina mit anderen von Keis 'Ailán in Streit geriethen, zogen jene in die Gegend von Cheibar und Harra el-Nár bis el-Cuff und

desshalb sagt el-Hucein ben el-Humám el-Murrí in dem Kriege, welcher

zwischen Cirma ben Murra und Sahm ben Murra ausgebrochen war:

O ihr unsre beiden Brüder von Vater und Mutter!

lasset ab von unseren beiden Verwandten aus Cudhä’ àa, dass sie abziehen. Und wenn ihr es nicht thut, ihr verächtlichen,

so hängt uns nicht an, was wir verabscheuen, sonst werden wir zornig.

' Die Guheina blieben fortwährend in jenen Gegenden und Bergen

` an den Orten, die ihnen ou geblieben waren, nachdem die Aschga

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER "ARABISCHEN STÄMME. 125

und Muzeina ihren Theil davon bekommen hatten, bis der Isläm kam

und der Prophet sich auf die Flucht begab.

Nach den Guheina wanderten Sa'd Hudseim und Nahd, die beiden Söhne des Zeid ben Leith ben Aslum ben el- Háfi ben Cudhá'a, aus und liessen sich in Wadil-Curá, el-Higr, el-Gináb und den angränzenden Ländern nieder und es schlossen sich ihnen an Hautaka ben Süd ben Aslum ben el-Häfi ben Cudhá'a, Abtheilungen von Cudáma ben Garm ben Rabbän d. i. lláf ben Hulwän ben 'Imrán ben el-Háfi ben Cudhá'a und die Banu Malakán ben Garm mit Ausnahme von Schukm ben 'Adí ben 'Amr [oder Ganm] ben Malakán ben Garm, einer Familie, die ihre Abstammung von Fazära herleitet und sich Schukm ben Thalaba ben 'Adí ben Fazára nennt; ein Volk gehört dahin, wo es sich selbst hin- stellt. Diese Stämme liessen sich in jenen Gegenden nieder und blieben darin, bis sie sich vermehrten und ausbreiteten; da entstand unter ihnen ein Krieg, an Zahl und Macht waren die Stämme von Sad ben Zeid den anderen überlegen und sie vertrieben Nahd, Hautaka und die Familien von Garm aus ihren Besitzungen. Das Oberhaupt der Sa'd war damals Rizäh*) ben Rabi’a ben Harám ben Dhinna ben 'Abd ben Kabir ben 'Odsra ben Sad ben Zeid, ein Stiefbruder des Cuceij ben Kiläb, und die Cudhä’a haben sich, ausser noch unter Zuheir ben Ganáb, unter keinem anderen vereinigt. Als Zuheir ben Ganáb erfuhr, dass Rizáh die verwandten Stümme aus jenen Gegenden vertrieben habe, war er darüber sehr ungehalten, weil er wusste, dass ihre Trennung eine Verringerung und Schwächung ihres Ansehens und ihrer Macht zur Folge. haben würde, und aus Unmufth hierüber sagte er:

Ist nicht Jemand, der von mir an Rizäh Nachricht brüchte? Sieh! ich tadle dich wegen zweierlei: -Ich tadle dich wegen der Banu Nahd ben Zeid über die Art, wie du sie von mir getrennt hast. O Hautaka ben Aslum! Leute die euch mit Schlechtigkeit behandeln, behandeln auch mich so. 4) In den genealog. Tabellen habe ich, dem Cám üs und der Hamása folgend, Darrág für richtig gehalten, sehe aber nun, dass dieser Name nicht in das Metrum der folgenden Verse passt. vs

126 i F. WÜSTENFELD,

Nun zogen Nahd, Hautaka und Garm aus jenen Gegenden fort und einige Abtheilungen von ihnen zerstreuten sich unter den Arabern; so schlossen sich die Banu Abán und Banu Nahd an die Banu Taglib ben Wáil, und dies soll die Familie des Hudseil ben Hubeira el-Tag- lebí sein. 'Amr ben Kulthüm sagt, indem er diesen Hudseil meint:

. Du bist vernichtet. und hast die ganze Schaar vernichtet, dein (nahd) Ziel war Nahd, ich sehe für dich keinen Arcam?). Bischr ben Sawáda ben Schilwa sagte hierüber dem Hudseil: O Nahdit! wenn du etwa zu Nahd kommst,’ und in Mesopotamien zu Hülfe gerufen wirst, Genügten nicht die Kinäna ohne ihre Brüder Zuheir in den grossen Ereignissen? So kümpfte unser Corps und die Banu 'Adí,

. dass man wusste, wer von uns der Herr von Quhár sei*).

Nach Chirásch hat dieses Gedicht den 'Amr ben Kulthüm el-Tag- lebí zum Verfasser. —— Die Hautaka zogen in der Folge nach Aegyp- ten; einige von ihnen blieben auch bei den Bali, andere bei den Banu Humeis von Guheina, noch andere bei den Banu Läj von den Banu 'Odsra; die in Aegypten sollen sich vorzugsweise mit Brunnengraben beschäftigt haben. Die Stämme von Garm und Nahd zogen nach Jemen, nämlich Mälik, Hazima, Cubáh, Zeid, Mu'áwia und Käb, der Vater von Süd, sämmtlich Söhne des Nahd. Sie kamen in die Nach- barschaft der Niederlassungen der Madshig bei Nagrän, Tathlith und der Umgegend und besetzten hier in der Nähe des Sarät-Gebirges ein Land Namens Udeim; sie hielten damals fest zusammen und waren ein- müthig unter einander, und bemächtigten sich eines Theils jener Länder, wiewohl Abtheilungen der Stämme Madshig sich ihnen widersetzten und die Absicht zeigten, sie sich zu unterwerfen. Hierüber sagt Abdallah ben Dahtham el-Nahdi:

Damit ich die Qureim aus ihren Wohnsitzen vertriebe und die beiden Murra und Hammäm ben Sajjär.

.5)d.i keine Hülfe von den ADR oder Taglibiten. - 6) En, Bd. 3. S. 369.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. Ich wusste nicht, was Jemen sei und das Land des Herrn von Jemen, bis ich mich niederliess bei Udeim, dem geräumigsten Wohnplatze. Cureim war ein Mann von den Banu Zuweij ben Mälik ben Nahd und Hammäm ebenfalls; die beiden Murra sind Murra ben Mâlik ben , Nahd und ein Bruder von ihm, der einen anderen Namen als Murra

hatte, er nennt aber beide die beiden Murra nach einem von beiden ?. 'Amr ben Madikarib el-Zubeidí sagt: Ja el-Hawádhir war das Wasser meines Volkes, da eines Morgens war el-Hawädhir das Wasser der Nahd. Hubeira ben 'Amr el-Nahdí sagt, indem er der Stimme Madshig und Chath'am und ihrer Bosheit und ihrer Drohungen gegen sie gedenkt: Kinda ging mit Drohungen voran und Madshig und Schahrán von Higáz Bewohnern und Wähib. Die Chath'am hatten sich vor den Nahd am Sarät niedergelassen. Als sich nun die Familien und Abtheilungen der Garm und Nahd dort vermehrten, rotteten sie sich zusammen, sie stritten gegen einander und theilten sich, ihre Verhältnisse lösten sich und schlimme Zustände traten unter ihnen ein. Darüber sagt Abu Leilä el-Nahdi, mit Namen Chälid ben el-Cac’ab, ein Dichter der Heidenzeit: Weist du, ob das Haus verödet ist, oder hast du es hergestellt, oder fragt das Haus nach den Erlebnissen seiner Bewohner ? Ein Haus für Nahd und Garm, da waren sie vereint eine Schaar, über deren Unglück ihre Feinde sich nicht freuten, Bis ich sah die edelsten des Stammes forteilen unter dem Nebel, sie warfen uns und wir warfen sie, Und die Liebe und Zuneigung unter ihnen ging über in Angriffe mit Lanzenspitzen, über ihr ganzes Land verbreitet. Mein Gefühl trieb mich nicht, gegen sie zu kämpfen, noch die Frauen der Haun zu ergreifen, um sie zu Gefangenen zu machen. Nun vereinigten sich die Nahd ben Zeid mit den Banu el-Härith ben Ka’b, sie schlossen mit ihnen ein Bündniss und waren eines Sinnes 7) Ich halte CS Erklärung für fehlerhaft, es müssen doch Stämme von yn Madshig gewesen sein, die der Nadhit vertrieb, und unter den beiden Murra wird man die beiden Brüder Murra und Madshig zu verstehen haben.

128 F. WÜSTENFELD,

mit ihnen; die Garm ben Rabbán vereinigten sich mit den Banu Zubeid, sie schlossen mit ihnen ein Bündniss und lebten mit ihnen; jeder Stamm nahm die Genealogie seiner Verbündeten an, sie zogen mit ihnen aus und bekriegten, wer sie bekriegte, bis die Banu el-Härith und Banu Zubeid selbst unter einander in Streit geriethen und gegen einander anrückten. Die Banu el-Hárith führte Abdallah ben Abd el-Madän, die Banu Zubeid führte 'Amr ben Madikarib el-Zubeidí; diese beiden ordneten die Schlacht so, dass Garm und Nahd einander gegenüber standen. Die beiden Partheien wurden handgemein und kämpften mit einander, bis an dem Tage die Banu Zubeid sich zur Flucht wandten; die Garm flohen und liessen ihre Verbündeten Zubeid im Stich. Hier- über sagt 'Amr ben Ma’dikarib, indem er der Garm- und ihrer Flucht gedenkt, als sie die Zubeid verliessen: Beschimpft hat Gott die Garm, so oft die Sonne aufgeht, ` Hundsgesichter haben sich gereizt und die Haare gesträubt. Ich war fortwährend, als wäre ich die Zielscheibe der Lanzen, ich suchte die Garm zu vertheidigen, aber sie flohen. Die Garm hielten nicht Stand ihren Nahd, als sie zusammenstiessen, sondern die Garm zerstreuten sich beim Zusammenstosse.

Die Garm vereinigten sich nun wieder mit den Nahd, schlossen mit den Banu el- Hárith ein Bündniss und lebten bei ihnen; sie zogen mit ihnen aus und bekümpften, wen sie bekümpften, da sagte hierüber 'Amr ben Ma dikarib (Ibn el-Kalbí sagt, er habe diese Verse von As'ad ben 'Amr el-Gufí gehórt, dem sie Chálid ben Catan el-Hárithí reci- tirt habe): :

Sage dem Hucein, wenn du ihm begegnest: hab' Acht, wenn du wirfst, wen du triffst! Du gehst mit Drohungen gegen uns voran und schmähst uns wie einer, der mit seinen Händen einem grossen Haufen sich entgegenstellt. Hast du überlegt, wenn meine Hand dir zuvorkommt mit dem Indier, der mit Stolz geschwungen wird, ob, wenn ich dich tódten wollte, deine beiden Sklaven von Nahd und von Garm dich sicher schützen kónnen? . . Eine lange Cacide. Und Chälid ben el-Cacab el-Nahdí sagt . über diese Vorgünge zwischen Nahd und Garm:

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. Wir haben unter uns einen dauernden festen Bund geschlossen, der nicht mit Zwirnsfaden geknüpft ist. Dies also sind unsre Häuser, und die Häuser der Garm sind nahe bei den Bäumen des mit versengtem Kopfe. Wenn sie ausziehen , siehst du die Reste

blutiger Pferde mit Rumpfen vermischt,

Und es nimmt sie einer gastlich auf, der nach einer Schaar um

Hülfe ruft, wie die ersten Strahlen der Sonne oder der Fels von Atit.

Die Garm und Nahd blieben bestündig in jenen Gegenden unter diesem Bündniss, bis Gott den Islám erscheinen liess, und von dort ka- men die, welche aus der Wüste in die Stadt zogen, Ueberreste finden sich aber noch dort.

Die Stimme von Sa’d Hudseim ben Zeid ben Leith ben Süd ben Aslum ben el-Häfi ben Cudhá'a blieben in ihren Wohnsitzen von Wädil- Curá, el-Higr, el-Ginäb und den angrünzenden Gegenden, breiteten sich darin aus und vermehrten sich und theilten sich dann in gróssere und kleinere Familien. Unter ihnen war 'Odsra ben Sad, dessen Mutter ’Ätika eine Tochter des Murr ben Udd ben Tábicha ben el-Jàs ben Mudhar war, die zahlreichste und angesehenste, und aus ihr stammte Rizáh ben Rabia, der Stiefbruder des Cuceij ben Kiläb, welcher im Besitz des Stammhauses der Banu ’Odsra ben Sa'd blieb; seine Mutter war Fátima, die Tochter des Sad ben Sajal. Die Bewohner von Wádil-Curá und der Umgegend waren damals Juden, die sich dort früher niedergelassen hatten auf den Trümmern der Thamüd und vergangener Jahrhunderte; mit diesen schlossen sie [die Sa'd] ein Bündniss und verpflichteten sich, ihre Brunnen und Quellen im Stande zu erhalten, ihre Palmen und Gartenanlagen zu pflegen, sie jährlich einmal zu einem Gastmahl einzuladen, sie gegen die Wüstenaraber zu schützen und die Bali ben 'Amr ben el-Häfi ben Cudhá'a und andere Stämme von ihnen abzuhalten. Als el-Nu'mán ben el-Hárith el-Gassání einen Zug gegen Wädil-Curä und seine Bewohner unternehmen wollte und schon alles beschlossen hatte, traf Nábiga el- - Dsubjáni , mito Namen Zijád ben Muáwia, mit ihm zusammen und schilderte ihm ihre Thaten, er suchte ihm Furcht vor ihnen einzuflössen, um ihn von seinem. Vorhaben abzubringen, erinnerte an ihre Kraft une. Stärke, wie sie ihr =

Histor. -philol. Classe. XIV. IR. l

130 F. WÜSTENFELD,

Land vertheidigten und noch jeden, dem danach gelüstet, davon vertrieben hütten, und darauf bezieht sich folgendes Gedicht von ihm: Ich sprach zu el-Nu'mán, am Tage da ich mit ihm zusammenkam, (er wollte gegen die Banu Hunn auf der Gränze von Qädir ziehen): Bleib weg von den Banu Hunn, denn man trifft nicht gern mit ihnen zusammen , und du triffst nur einen hartnückigen Gegner *). Sie haben gegen die Täiten im Sturmschritt gefochten, gegen Abu Gäbir und haben Umm Gäbir zur Heirath gezwungen. Sie haben den Fazäriten auf die Nase geschlagen, als er zu ihnen kam um ein elendes Bündniss zu schliessen. Sie haben ihr Land gegen die Cudhä’a alle vertheidigt und gegen Mudhar die rothen beim wechselsweisen Ueberfall. Sie haben von ihm die Balí zurückgedrüngt, so dass die Bali sich plötzlich in einem einsamen Thale von Tihäma befanden. Solltest du nach Wádil-Curá und seinen Umgebungen verlangen, das vertheidigen sie mit aller ihrer Mannschaft. Sie vertheidigen Wädil-Curä gegen ihren Feind \ mit einem vereinigten Corps, welches dem noch zahlreicheren Feinde den Untergang bringt.

Gemeint ist Abu Gäbir ben el-Guläs ben Wahb ben Keis ben 'Obeid ben Tarif ben Mâlik ben Gad’ä ben Dsuhl ben Rümän el-Tài und die Banu Hunn ben Rabia ben Haräm ben Dhinna von den Banu Osdra ben Sa'd Hudseim. Dieses Verhältniss blieb so, sie beschützten jene Gegenden als Nachbaren der Juden, bis:sie eine Gesandtschaft an Muhammed schickten, unter Anführung des Hamza ben el-Numán ben Haudsa ben Mälik ben Sinán ben el-Bajjä ben Duleim ben 'Adí ben Hazzàz ben Kähil ben 'Odsra; diesen belehnte Muhammed mit einem Stück Land von Wädil-Curä so lang, als er mit seinem Pferde rennen, und so breit, als er mit seiner Schleuder werfen kónnte; zugleich be- stimmte er, dass die Juden vom Stamme 'Aridh das erwähnte jährliche Gastmahl von den Früchten der Gegend geben sollten. Die Banu 'Aridh brachten Muhammed ein Geschenk von zerschnittenem Fleisch mit Mehl jj^ oder &,9, und machten auf ihn ein Lobgedicht; dieses Gastmahl

8) Jäcüt, Bd. 3. S. 320. Ibn Doreid, S. 320.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 131

der Banu 'Aridh besteht zur Zeit noch, da sie von der allgemeinen Ver- treibung der Juden ausgenommen blieben. Hischäm erzählt .nach der Ueberlieferung des Muhammed ben Abd el-Rahman el-Ancäri el-Agläni von Ibrähim ben el-Bukeir el-Balami von Jathribi ben Abu Cuseima el- Salämäni von Abu Chälid el-Salämäni folgendes: Ein Mann von Ma- dásch °), nämlich Madäsch ben Schicc ben Abdallah ben Dinär ben Sa’d Hudseim, Namens Ward, begegnete dem Hamza ben el-Numän, nach- dem ihn Muhammed schon mit dem Grundstücke belehnt hatte, und zer- brach einen Stock, den Hamza in der Hand hielt; Hamza beschwerte sich darüber bei Muhammed und dieser sagte: lasset den Löwen des Verderbens in Ruhe! er belehnte ihn dann mit einem Kampe in Wädil- Curá, genannt Kamp der Madäsch.

Die Kalb ben Wabara ben Taglib ben Hulwán ben 'Imrán ben el- Háfi ben Cudhá'a, Garm ben Rabbán und 'Oceima ben el-Labw ben Am- rimenát ben Futeia ben el-Namir ben Wabara ben Taglib ben Hulwán blieben in ihren Wohnsitzen von Hadhan und der Nachbarschaft in den Hochlanden von Nagd, indem sie die Weiden aufsuchten und den Ge- genden nachgingen, wo Regen gefallen war, bis die Stimme der Banu Nizár ben Ma'add sich ausbreiteten und vermehrten und aus Tihäma in die benachbarten Gebiete von Nagd und Higáz hinübergingen, da ver- drüngten sie jene aus ihren Wohnsitzen und zwangen sie wegzuziehen, weil sie sie darum beneideten. Sie schieden also von dort und die Garm ben Rabbän wanderten aus von ihren Wohnplätzen bei Hadhán und der Umgegend und eine Abtheilung von ihnen zog in die Gegend von Teimá und Wädil-Curä zu den Nahd ben Zeid und Hautaka ben Süd ben Aslum und blieben dort wohnen, bis zwischen ihnen und den Stäm- men von Sad Hudseim ben Zeid ein Krieg entstand und die Banu Sad sie von dort vertrieben, worauf sie in die Gegenden von Jemen zogen. Die Geschichte ihres Krieges, ihrer Wanderung nach Jemen und ihres Aufenthaltes daselbst haben wir schon oben bei der Geschichte der Cudhá'a

9) So buchstabirt Samhüdi; in dem Leydener Codex ist Midäsch vocalisirt , in dem Cambridger Chidäsch und Chidäs, was ganz fehlerhaft scheint. | R2

132 F. WÜSTENFELD,

erzählt, ebenso ihre Trennung. Die Nágia ben Garm, Räsib ben el- Chazrag ben Gudda ben Garm, Cudáma ben Garm und Malakän ben Garm wandten sich nach 'Omán; als sie bei Jemáma vorüberzogen, blieb eine Abtheilung von ihnen dort, der grösste Theil aber kam nach 'Omán in die Nachbarschaft der Azd und blieb bei ihnen gleich den Einge- bornen von 'Omán. Darüber sagt el-Mutalammis: 'lldàf und die am Berge von Hadhan, als sie sahen, dass es ein ungewisser Zustand sei, Gaben ihnen die Kameele des Stammes zurück und brachen auf, denn Unrecht kann ein einsichtiges Volk nicht dulden.

Säma ben Luweij ben Gälib el-Cureschí soll das heil. Gebiet ver- lassen, sich in 'Omán niedergelassen und dort eine Garmitin zur Frau genommen haben, nämlich die Nágia, Tochter des Garm, die ihm seine Kinder gebar. So berichtet el-Kalbí; die Garm selbst sagen, Nágia, die Tochter des Garm, habe sich mit el-Hárith ! ben Sáma ben Luweij ver- heirathet; noch andere sagen, Nägia sei die Tochter des Chazrag ben Gudda ben Garm gewesen. Die Banu Sáma ben Luweij wurden in 'Omán ein für sich bestehender mächtiger Stamm, schlagfertig und zahlreich, welcher den Namen Banu Nägia erhielt. Hierauf bezieht sich das Gedicht des Musajjab ben 'Alas el-Dhube'í:

Säma lebte unter seinem Volke, er hatte zu Essen und zu Tenei: Da thaten sie ihm Schimpf an, was ihm nicht angenehm war, Beschimpfen aber war in ihrem Lande Sitte. Da sprach zu Sâma eine der Frauen: Warum, o Säma, ziehst du nicht fort? , Sind denn in allen Ländern Diebe ungestraft und Löwen überlegen ? Da sprach er: ja! ich will fortziehen , und will meine Familie zufrieden stellen. "Er sibierti ein starkes Kameel an mit seinen Stricken

1) So habe ich den Text Kalm «ws AP > snis Ka, der keinen Sinn at, nach Ibn Coteiba, Handb. der Gesch. S. 55 geändert, wonach Nágia zuerst : mit Säma, dann mit dessen Sohne, ihrem Stiefsohne el-Härith verheirathet war.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN stir. 133.

bei N ibis oder diesseits bei Kabkab. Dann leitete es der lange Berg, den es betrat, wie den, der Nachts zum Wasserholen geht, der himmelhohe leitet. Als er nun in ein Land kam, das ihm gefiel, e darin waren Frühlingsweiden und ferne Fuisse, Er und eine feste Burg für seine Söhne = und eine kräuterreiche Gegend für ihre Kameele, erinnerte er sich der Wohrplätze seiner Familie und der von ihnen weit abgelegenen Stadt, er dachte wieder an die erbärmlich mageren Kameele und wieder an ihre hervorstehenden Rücken. Da sprach er: wohlan! verkündet es und brechet auf! da kamen die 'láf und keiner blieb zurück; nicht hielt sie ab von ihrer Reise das Unglücksgestirn am Himmel, die beiden Sterne im Lówen und der Skorpion. ; . Der Anbruch der Nacht liess ihn eilends weiter ziehen, und er reiste, wenn die Heuschrecken ihre Stimme erhoben. PER So sah er zur Zeit des Tages seine Sonne | und zu andrer Zeit leuchtete statt ihrer ein Stern.

Das Gedicht ist lang. An sie schlossen sich, wie erzählt wird und Gott am besten weiss, die Banu Fudeij ben Sad. ben el-Hárith ben Sáma ben Luweij und leiteten ihr Geschlecht von ihnen ab. Fudeij ben Sad hatte seines Bruders Sohn Namens Hamza ben 'Amr ben Sad getódtet und schloss sich dann an el-Jahmad ben Hummá ben 'Othmán ben Nacr ben Zahrän von el-Azd. 'Adí ben Ricd' el-Ocawi (von 'Ocát, einer Familie von el-Azd, deren Ahnherr el -Icj, mit Namen Mungids ben 'Amr ben Málik ben Fahm, seinen Bruder Gurmüz umgebracht und, weil er, wie man sagte, 'accahu ihn spaltete , den Beinamen el-Icj er- halten hatte2), sagt über die Garm, ihre Niederlassung in 'Omán und ein Treffen, welches hier unter ihnen vorfiel: pru

Ibn Garm that Unrecht, und welche Veranlassung hatten eure Nachbaren va 2 die Banu Cudáma, dass ihr Herr schlecht handelte? 4 Ihr habt sie mit verdorbenen alten Stricken getäuscht ,

2) ie Kindspech, kann unmöglich von ie spalten abgeleitet werden.

iii c F. WÜSTENFELD,

die an ihren Waldkühen zeigten, dass sie abgenutzt waren.

Ihr habt sie vertrieben aus den verbotenen Plätzen, da zogen sie aus um gute Weide zu suchen, und fanden reichliches Futter

in ’Omän, da dreschten sie unsre Heere am Tage von el-Riàl, so dass sie abgemähten Saaten glichen.

Die Kalb verliessen ihre Niederlassungen in Hadhan und der Nach- barschaft und zogen in die Gegend von el-Rabadsa und weiter hin bis an den Berg Tamijja und darüber sagte Zuheir ben Ganäb el Kalbi in dem Vermächtniss an seine Söhne, indem er sich an die Niederlassung bei Tamijja erinnerte:

Meine Söhne! wenn ich sterben sollte, so habe ich euch ein Haus gebaut; Ich lasse euch zurück als Herren der Herren, eure Feuerzeuge sprühen Funken. Ja, alles was ein Mann erreichen kann, habe ich erreicht, ausser der königlichen Herrschaft. Ich war auch bei dem Feuer, welches bei el-Sullän in Tamijja angezündet wurde.

"Er meint den Tag von Chazáz, als sie die Feuer anzündeten und unter den Stämmen von Kalb der Krieg ausbrach; sämmtliche Kalb waren vereinigt gegen Kinána [ben Bekr] ben 'Auf ben’ 'Odsra ben Zeid el-Lät ben Rufeida ben Thaur ben Kalb, aber die Banu Kinäna trugen über alle übrige Kalb den Sieg davon). Hischäm sagt: die Wahrheit hierin ist, dass ’Ämir ben 'Auf ben Bekr ben ’Auf ben 'Odsra und Ab- dallah ben Kinána ben Bekr ben 'Auf und ihre beiderseitigen Verbündeten sich vereinigt hatten gegen die übrigen Kinána und deren Verbündete, da siegten die Banu Kinäna über jene beiden kleineren Stimme Banu ’Ämir und Banu Abdallah. An jenem Tage verbündeten sich alle Ver- bündete der Kalb und sämmtliche Kalb trennten sich und zerstreuten sich in ihre Wohnsitze und Niederlassungen. Die Stümme der Banu mir ben 'Auf ben Bekr wanderten aus nach der Grünze von Syrien und der Gegend von Teimá mit ihrem Anhange und die ’Ämir haben keinen mehr in der Wüste. Die Kalb und ihre Verbündeten liessen sich in

3) Vergl. Jäcüt, Bd. 2. S. 432. Bd. 3. S. 114. 548.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÀMME. 135

der weiten Ebene von Düma nieder, bis in die Gegend der Táiten an den beiden Bergen und deren Abhüngen bis an den Weg nach Teimá. In Düma gewannen die 'Oleim ben Ganáb die Oberhand und Aus ben Háritha ben Aus el-Kalbí, ein Dichter aus der Heidenzeit, sagte in dem Kriege, der zwischen ihnen ausbrach: Wir haben die Rufeida vertrieben, bis ihre vordersten in Teimá Wohnung nahmen; vernommen haben es von ihren Vorfahren jüngere. Wir zogen gegen sie und einige unter uns waren uns zuwider, und schon wurde in der widerwürtigen Sache der gerade Weg verlassen, Bis wir wieder zur Besinnung gekommen die Dsubjän erreichten. Siehe, so traten wir zu der zweifelhaften Sache heran.

Hischäm sagt von el-Schargi: Das erste Haus unter den Cudhá'a war das des Handhala ben Nahd ben Zeid ben Leith ben Süd ben Aslum ben el-Háfi ben Cudhäa, von ihm waren ihre Siege erfochten, er war ihr Schiedsrichter, der ihre Streitigkeiten schlichtete; über ihn sagt ein Dichter:

Handhala ben Nahd ist der beste Mann unter den Ma’add.

Wabara ben Taglib ben Hulwán ben 'Imrán ben el-Häfi ben Cudhä’a sagte einst in einer Krankheit, indem er die Hände zum Himmel er- hob: o Gott! gieb mir den Sieg über Nahd und gieb meinen Sóhnen den Sieg über Nahd's Sóhne. Die Uebermacht, fáhrt er fort, und das grösste Ansehen unter den Cudhäa hatten damals die Banu Nahd; Handhala ben Nahd hatte die Eroberung von Tiháma ausgeführt und war das Oberhaupt der Araber bei Okádh, wenn sie sich auf den dor- tigen Märkten versammelten. Dann ging dies auf die Kalb ben Wa- bara über, und der erste Kalbit, welcher die Kalb unter sich vereinigte und dem das Feldherrn-Zelt aufgeschlagen wurde, war 'Auf ben Kinäna ben 'Auf ben 'Odsra ben Zeid el-Lát ben Rufeida ben Thaur ben Kalb, und ihm wurde der Gótze Wudd übergeben. Nach seinem Tode wurde das Zelt seinem Sohne 'Abd Wudd ben 'Auf aufgeschlagen und dessen Bruder ’Ämir el-Agdár ben 'Auf der Gótze übergeben. Dann wurde es dem Schagb ben 'Abd Wudd ben 'Auf aufgeschlagen, dann dessen Sohne Ab- dallah ben el-Schagb, dann dessen Sohne 'Ámir ben Abdallah mit dem Beinamen el-Mutamanná. Hierauf ging die Hoheit auf Zuheir ben

136 > F. WÜSTENFELD,

Ganäb über während seiner Lebenszeit bis an seinen Tod, dann auf 'Adí ben Ganáb und kam in dieser Familie auf el-Härith ben Hien ben Dhamdham ben 'Adí ben Ganäb, dann auf dessen Sohn Thalaba, dann auf 'Amr ben Tha'laba, und ist unter ihnen bis auf den heutigen Tag geblieben.

el-Hasan ben Ahmed ben Ja'cüb el-Hamdäni sagt über die Tren- nung der Cudhá'a, dass 'Amir el-samá ben Häritha den Aufruf zu einem Kriegszuge erhalten und auf Befehl des Königs el-Miltát ben 'Amr die Stämme der Cudháa nach Syrien gesandt habe unter der Anführung des Zeid ben Leith ben Süd. Als sie nach Higäz kamen, um nach Syrien zu ziehen, lehnten sie sich gegen ihren Feldherrn Zeid ben Leith auf und fielen von ihm ab; einige von ihnen kehrten nach Jemen zu- rück und ihre Nachkommen sind dort bis heute noch, nämlich Bali und Bahrä, die Söhne des 'Amr. Zeid selbst blieb in Higäz und seine Nach- kommen haben sich dort zerstreut, wie Sa'd, 'Odsra. Guheina und Nahd; was die Nahd betrifft, so gingen sie in das obere Nagd hinauf, nachdem sie längere Zeit in Tiháma gewesen waren. Von den Cudhá'a, die nach Syrien, Aegypten und Bahrein gingen, sind dort noch bis auf den heu- tigen Tag Nachkommen vorhanden, nämlich Kalb ben Wabara, Tanüch. Salih, Chuschein und el-Qein 4).

Zerstreuung der übrigen Nachkommen des Maadd. Die Söhne des Ma'add ben 'Adnán und die bei ihnen lebenden Söhne des Udad, des Vaters des 'Adnán ben Udad, blieben nach dem Auszuge der Cudháa aus Tihäma in ihren Ländern und Behausungen, wie sie dieselben unter sich getheilt hatten, so lange es Gott gefiel, dann fingen Mudhar und Rabia, die beiden Söhne des Nizár, Streit an mit den Söh- nen des Canac ben Ma'add, Sinän ben Ma'add und den übrigen Söhnen des Ma'add, bis sie sie aus ihren Wohnsitzen und Weideplätzen vertrie- ben und sich ihrer ganzen Habe bemächtigten. Die Söhne des Sinän ben Maadd wanderten in die benachbarten Gegenden aus; ein Theil der Sóhne des Canac ben Ma'add zerstreute sich unter die Araber in'

4) Dieser ganze Absatz fehlt in der Cambridger Handschrift.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 137

ihren Lündern, der grósste Theil von ihnen zog mit el-Cheicáb ben el- Heik 5, einem der Banu 'Amam ben Canac ben Ma'add, den Spuren des Málik ben Zuheir ben 'Amr ben Fahm und seiner Begleiter von Cudhá'a nach, bis sie zu ihnen nach Bahrein kamen, und sie blieben dort mit ihnen vereinigt, bis sie nach el-Sawád, den Landstrichen von 'Irák, aus- wanderten, um an dem Ufer weitere Strecken und ihren Unterhalt zu suchen. Dort fanden sie die Nabatäer und Armenier, Nachkommen der nachalexandrinischen Kónige; die Armenier und Arduwanier vereinigten sich gegen jene Stämme der Ma'add, schlugen sie und vertrieben sie aus ihren Ländern, so dass sie die Landstriche von 'Irák räumen mussten und sich in einzelne Horden auflóssten. Dies sind die Horden der Ca- nac ben Ma'add, von denen ein Theil in der Gegend von el-Anbár und el-Hira blieben und dort Wohnung nahmen und von ihnen stammt die königliche Familie des Nacr ben Rabia ben 'Amr ben el-Hárith ben Su'üd ben Málik ben 'Amam ben Canac ben Ma’add, zu welcher el-Nu- mån ben el-Mundsir ben Amrul-qeis ben ’Amr ben Amrul-qeis ben 'Amr ben 'Adí ben Nacr ben Rabi'a, der König der Araber in 'rák, gehört. Hischám sagt: ’Amam ben Numära ben Lachm; und dies ist das Rich- tige und el-Kalbí setzt hinzu: wenn es so würe, wie jene sagen, so wür- den es die Araber in ihren Gedichten erwähnen, sie würden el-Nu'mán damit verspottet, und er würde ihnen dafür die Strafe ertheilt haben; denn was sie an ihm tadelnswerth fanden, wenn es nicht erfunden war, darüber schmähten sie ihn. Als nun die Stämme sahen, wie unter ihnen Zwiespalt, Trennung und Anmassung von Wasser und Weide ent- standen war, wie jeder nur nach einem Platze für seinen Unterhalt und nach Erweiterung seines Gebietes trachtete, wie einer den anderen aus der Gegend, die ihm den Unterhalt gewährte, zu verdrängen, der Starke den Schwachen zu unterdrücken suchte, da schlossen sich die Niederen an die Mächtigen, die Geringen verbündeten sich mit den Zahlreichen, sie trennten sich nach ihren Gegenden und Wohnsitzen und das ganze

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5) Die Cambrid. Handschr. hat el-Gicär ben el-Habk, Jäcüt, Bd. X B. 371 el-Heicàn ben el-Heiwa. | bo Histor.-Philol. Classe. XIV. S

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138 | F. WÜSTENFELD,

Volk breitete sich in den benachbarten Gebieten aus. So zogen die 'Akk ben el-Dith ben 'Adnán ben Udad und el-Asch'ar ben Nabt ben Udad mit ihrem Anhange nach Jemen zu und erreichten mit ihnen die Nie- derung von Tiháma in Jemen, wo sie sich in, dem Sarát und den be- nachbarten Bergen von Jemen bis ans Meeresufer niederliessen und Fut- ter und Wasser, Ackerfelder und weite Plätze fanden. "Hier zwischen dem Meere und dem Gebirge wichen sie den grósseren Schaaren der Je- menischen Araber auf ihren Zügen aus und hielten sich fern von ihren Kriegen und Streifereien; die Asch'ar, welche nach Jemen kamen, führ- ten ihr Geschlecht zurück auf Udad ben Jaschgub ben 'Arib ben Zeid ben Kahlán ben Sába, und sind dabei geblieben; der grósste Theil von 'Akk aber blieb bei seiner Abstammung von 'Adnán und nur ein Theil von ihnen rechnete sich in Jemen zu Cahtán. Ibn el-Kalbí sagt, Gijäth ben Ibráhim habe ihm von Zeid ben Aslam überliefert, dass der Ge- sandte Gottes zu den Asch'ariten, als sie zu ihm kamen, gesagt habe: ihr seid von Ismá'il's Nachkommen nach Jemen ausgewandert. el-Abbäs ben Mirdás sagt, indem er sich gegen 'Amr ben Madikarib mit den Stämmen von Maadd rühmt und sich zu ihnen rechnet: -~ Die 'Akk ben 'Adnàn waren es, welche lange ihr Spiel trieben mit Gassän, bis sie auf alle Weise vertrieben wurden. Ein Dichter der 'Akk sagt. indem er sich seiner Abstammung von Adnán rühmt: ’Akk ben ’Adnän ist unser Vater und des, wessen Vater er ist; unser Vater hat die Menschen unter seine Herrschaft gezwungen. Hischäm sagt: die 'Akk leiten ihr Geschlecht von 'Adnán ben Udd ab nur wegen des Namens 'Adnán, und es ist nicht so, wie sie angeben. Schacra und Schachab, die Söhne des Nabt ben Udd zogen mit anderen Stämmen von ’Adnän in die Gegenden von Jemen und Tiháma, schlossen sich an die dortigen Bewohner und gingen in jenen Stimmen und Fa- milien auf; sie blieben unter ihnen und leiteten ihre Abstammung von ihnen her. So traten die Schachab unter die Uhádha, eine Familie der Dsul-Kalä’ von Himjár, wovon die Araber sagen: „bei Gott! als wenn du mich für einen Mann von Uhädha hieltest", als Sprüchwort für eine

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 139

entfernte Verwandtschaft. Die Schacra schlossen sich an die Mahra ben.

Heidän von Cudhá'a und die Nabt ben Udd gesellten sich in Jemen zu ihnen. Hischäm sagt: alle diese, welche als so gen. Verbündete ein- traten, werden nicht zu dem Geschlecht gerechnet. Von Ma'add ben 'Ad- nàn kamen mehrere Stämme nach Jemen, zerstreuten sich in verschiedene Gegenden und schlossen sich den dortigen Bewohnern an, und man sagt, dass auch die Mahra von Heidán ben Ma'add abstammten, Gott weiss es am besten. Die Banu Magid ben Heida ben Ma'add wurden unter den Asch'ar zu einem von ihren Stämmen und nannten sich Magid ben el-Hanik ben el-Gumáhir ben el-Asch'ar, daher sagt ein Dichter:

Ich liebe die Asch’ar aus Liebe zur Leilá, und die geehrtesten von ihnen sind mir die Banu Magid.

Andere sagen, sie gehórten zu 'Akk ben el-Dith und seien unter ihnen die Banu 'Amr ben el-Hajjád. Zu ihnen gesellten sich auch die Guneid ben Ma'add und lebten unter den 'Akk. Die Banu ’Obeid el- Rammáh (Lanzenmacher) ben Ma'add gingen unter die Banu Mälik ben Kinána ben Chuzeima und leben fort in der Familie des Ibráhim ben 'Adí ben Munkith, des Statthalters von Jemáma unter Abd el-Malik ben Marwán von den Banu 'Obeid el-Rammáh, wie behauptet wird. 'Auf ben Ma'add ging unter die 'Adhal ben Muhallim ben Humla ben el- Haun ben Chuzeima ben Mudrika; Hischám sagt: ich kenne keine Nach- kommen dieses 'Auf. Gunäda ben Ma'add und Cunäga ben Ma'add tra- ten unter el-Sakün und sind, wie man sagt, Tugib und Turágim, die Söhne des Mu'áwia ben Thalaba ben 'Ocba ben el-Sakün. Hischám sagt dazu: ich bezweifle diese Angabe über Gunáda und Tugib. Man

sagt auch, el-Sakün und el-Sakásik seien die Sóhne des Aschras ben.

Thaur ben Hajäda ben Ma'add, und daher kommt, was man über Kinda sagt. Hischám bemerkt: ich bezweifle dies. Man sagt Kinda ben 'Ofeir ben Jafur ben Hajáda ben Ma'add und Amrulqeis ben Hugr sagte, als sein Vater Hugr ermordet war:

Bei Gott! nicht geht mein Alter ungerücht ,

der beste der Ma'add an Edelmuth und En S2

*

140 F. WÜSTENFELD,

Hischám giebt als bessere Lesart des zweiten Halbverses an: o bester der Menschen unter den Ma'add an Wohlthiütigkeit 5).

Die Schukeic ben Cunáca ben Ma'add, weiter von Turágim abstam- mend, schlossen sich an die Kalb und leben unter den Banu 'Ámir el- A'gdár mit Beibehaltung ihrer Genealogie; man sagt auch, Schukeic sei el-Härith ben Sajjär ben Schugá ben 'Auf ben Turágim. Hischäm bemerkt dazu: so ist seine Abstammung, aber dieser Schukeic ist nicht der Sohn des Cunáca ben Ma’add. Ein Mann von den Banu el- Márüt ben Cunäca ben Ma'add, (Hischäm bemerkt: el-Márüt stammt von Tur gim und wer Turágib sagt, begeht einen Fehler) die Banu el- Märüt nämlich hatten sich mit den Banu Abu Rabía ben Dsuhl ben Scheibán verbündet, als ihre Brüder Banu Schukeic ben Cunáca sich von ihnen trennten, und traten dann unter die Kalb indem er der Tu- rägim, Tugib und Schukeic und ihrer Entfernung von ihrem Stamme gedenkt, sagt el-Márütí: '

Schon haben sich entfernt die Schukeiç von ihrem Vater Cunäca, wie sich entfernt haben die Tugib. . Konst wurde ihr Geschlecht auf Ma'add zurückgeführt , nun haben Unglücksfälle und Kriege sie vertrieben. Und ein Stamm von Turägim, den zwingende Umstände zerstreut haben, ist von uns fortgegangen.

Hischám sagt: Tugib soll eine Tochter von el-Sakün gewesen sein, aber diese Angabe über Tugib ist hinfällig. Die Aud ben Ma’add lebten unter den Madshig, leiteten ihre Abkunft von Ca’b ben Sa’d el- 'aschira ab und nannten sich Aud ben Cab; sie blieben dauernd bei ihnen und über sie sagt ein Dichter, der nach el-Scharkís Behauptung

Ibn el-Catámí gewesen sein soll:

Wenn einer die Ma'add um Hülfe anruft, so sind die uns verbrüderten Aud nicht in der Nähe.

Fern steht ihr Haus, da wo ihr Wohnsitz fest gegründet ist bei Ca'b ben Sa'd und der Fremde bleibt fremd.

6) In dem Diwan d'Amrolkais par de Slane, pag. 10 findet sich eine dritte Lesart, worin Ma'add ganz fehlt.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 141

Und wie viele weite Strecken Landes zwischen euch sind óde Wüsten, in denen Niemand wohnt!

el-Bagelí sagt über die Trennung der Bagila, als der Falkenkrieg unter ihnen ausbrach:

Ja, ihr seid zerstreut nach allen Seiten, wie Gott die Banu Ma’add zerstreut hat.

Zerstreuung der Bagila und Chath'am. Gäbir ben Gu- scham ben Ma’add, sowie Mudhar, Rabia, Ijäd und Anmär, die Söhne des Nizär ben Ma'add ben 'Adnán, lebten in ihren Niederlassungen in Tihäma und den angränzenden Hochlanden von Nagd und blieben dort, so lange es Gott gefiel, dann wanderten Bagila und Chath'am, die bei- den Söhne des Anmär ben Nizär fort aus ihren Wohnplätzen und aus Gaur Tihäma, und die Banu Mudrika ben el-Jäs ben Mudhar ben Nizär nahmen von ihren Ländern Besitz. Hischäm sagt: el-Kalbi hat mir von Mu’äwia ben 'Omeira ben Michwas ben Ma’dikarib von Ibn 'Abbás fol- gendes erzählt: Anmár ben Nizär ben Ma'add ben 'Adnán hatte eine Quelle seines Bruders Mudhar ben Nizár zerstórt, war dann geflohen und lebte, da wo du weist d. h. er hatte in Jemen eine andere Abstam- mung angenommen. Nun zogen Bagila und Chath'am, die Söhne des Anmár fort nach den Sarátbergen, liessen sich dort nieder und nahmen die Genealogie der dortigen Einwohner an; die Casr ben 'Abcar ben An- mär bezogen die Berge Halja und Usálim und die angränzenden Länder, welche damals von einem Stamme der älteren Araber Namens Banu Thäbir bewohnt wurden; sie verjagten diese daraus und nahmen von ihren Wohnplätzen Besitz, und nachdem sie dieselben in einem erneuten Kampfe am Sarát wiederholt geschlagen hatten, vertrieben sie sie ganz von dort. Hierauf fingen sie auch mit den Chath'am Streit an und ver- trieben sie ebenfalls aus ihren Ländern. Hierüber sagt Suweid ben Gud'a, einer der Banu Afcá ben Nadsir ben Casr, indem er der Thábir gedenkt und wie diese von ihnen aus ihren Wohnsitzen verjagt wurden und wie er sich dessen und der Vertreibung der Chath'am rühmt:

Wir haben entfernt die Thábir aus ihren Ländern, und Halj haben wir allen zugänglich gemacht, wir sind seine Löwen.

142 F. WÜSTENFELD,

Wenn das Jahr lang ist und immer länger wird, e und der Regen mangelt und das Laub schwarz wird, Werden wir als die Edlen erprobt, unser Gast braucht nicht fortzuziehen, wenn dadurch betrogen ein Plan nicht ausgeführt werden kann. Wir haben auch die Chath’am vertrieben aus ihren Ländern, sie wurden bekämpft, bis sie in der Verbannung zu Sklaven wurden. : Nun sind sie getrennt, ein Theil von ihnen ist in Jemäma, und ein Theil gesondert drücken ihre Sättel die Pferde’).

'Amr ben el-Chuthárim el-Bageli sagt, indem er ihrer Vertreibung

von dem Sarát und der ihnen dort gelieferten Schlacht gedenkt: Wir haben sie verjagt, als wären wir der Löwe von Dära Gulgul, der mit Selbstvertrauen über seine Jungen brüllt 5). ! Sie merkten es insgesammt nicht, bis sie inne wurden durch die Entfernung des Palmenhaines, was zerstreut war. Wir haben sie angegriffen und die Schwerdter waren in unsern Rechten wie eine leuchtende weisse Wolke. Sie standen uns gegenüber vor den Frauen, als würen sie weisse Hengste mit Decken ohne Zaum. Retten konnten sich nur alle die schnellen Strausse, „die sich von ihren Decken erleichterten, wie Pilger. Sie wandten sich nun an Anmär und riefen Thäbir um Hülfe an gegen die Lanzenkämpfer, u. wir waren, bei Gott! zu ungerecht. Wenn die Habib, Casr, Ahmas einen der angesehenen Häuptlinge trafen, machten sie ihm den Garaus. Wir haben zuletzt unserm Volke Bagila ein schönes Land geschenkt, damit es gesunde Weide habe und ein angenehmes Leben führe.

So nahmen also die Bagila Besitz von dem Sarät bis ganz oben nach Turaba, einem Wädi, welches von dem Sarät anfängt und in Nag- rän endigt; sie hatten gemeinschaftliche Wohnungen und blieben eng mit einander verbunden, bis zwischen den Ahmas ben el-Gauth ben An- mär ein Krieg ausbrach. Die Zeid tödteten so viele der Ahmas, dass von ihnen nur vierzig junge Männer übrig blieben, welche 'Auf ben Aslam ben Ahmas mit sich führte, bis er zu den Banu el-Hárith ben

7) Jácüt, Bd. 2. S. 326. 508, wo der letzte Halbvers lautet: und ein Theil bei Cheif el-Cheil werden ihre Spitzen geschärft. 8)Jácát, Bd. 2. S. 528.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÁMME. 143

Kab kam, bei denen sie Aufnahme und Schutz fanden; 'Auf war damals ein betagter Mann. Sie blieben nun in den Wohnplätzen der Banu el- Hárith, bis sie sich wieder vermehrt hatten und erstarkt waren, dann über- fielen sie mit den Banu el-Härith die Banu Zeid, schlugen sie und ver- trieben sie bis auf einige wenige aus ihren Plätzen und die Ahmas kehr- ten in ihre früheren Wohnsitze zurück. Die Casr blieben dann in die- sen ihren Niederlassungen, machten Streifzüge gegen ihre Nachbaren, die sie aus ihren Gegenden vertrieben, indem sie gegen ihre Feinde stets fest vereinigt waren, bis eines Tages sich ein Falk bei ihnen zeigte und ein Mann von den 'Oreina ben Nadsir ben Casr ben 'Abcar sagte: erkläre mich zum Beschützer- dieses Falken. Er wurde desshalb der 'Oreinische genannt und blieb längere Zeit ungestört; dann aber fanden sie ihn todt, getroffen von dem Pfeile eines Mannes der Banu Afcá ben Nadsir ben Casr, der noch in ihm steckte. Die 'Oreina stellten nun dem Besitzer des Pfeiles nach und tódteten ihn, worauf die Afcá sich gegen die Oreina vereinigten und ihnen entgegen zogen; die 'Oreina er- fochten aber den Sieg und tódteten jene bis auf einige wenige, und sie sind bis zum Erscheinen des Isläm nicht wieder zahlreich geworden. Indess vereinigten sich die übrigen Stämme von Casr gegen die 'Oreina und vertrieben sie aus ihren Wohnungen, desshalb sagt 'Auf ben Málik ben Dsubján, als er von diesen Vorgängen Kunde erhielt: Mir ist erzählt , dass neues Unglück über mein Volk gekommen sei, und die Zeit ihrer Heimsuchung ist noch nahe. Wenn's wahr ist, was mir zu Ohren gekommen ist, so sind sie edel, so oft auch die Heimsuchungen eintreffen. Der Arme unter ihnen naht sich dem Reichen und der Reiche hat ein frisches Blatt für die, die ihn ansprechen. Auch ist mir verkündet, dass die, welche sich über den Untergang meines Volkes freuen, schon ihren Theil von Schicksalsschlägen empfangen werden. Nun trennten sich die Familien von Bagila in Folge der Kriege, die unter ihnen entstanden waren, und vertheilten sich unter die ihnen benachbarten Arabischen Stämme in deren Ländern; so schloss sich der grösste Theil der 'Oreina ben Casr an die Banu Ga’far ben Kiläb ben Rabía und 'Amr ben Kiläb ben Rabía ben 'Ámir ben Ca’ca’a; zwei

144 | F. WÜSTENFELD,

‚Stämme von 'Oreina, Gánim und Mungids, die Söhne des Mâlik ben

Hawázin ben 'Oreina, vereinigten sich mit Kalb ben Wabara; Mauhaba .:

ben el-Raba ben Hawázin ben 'Oreina gingen zu den Banu Suleim ben Mancür und einige Familien von Oreina begaben sich zu den Banu Sad ben Zeidmenát ben Tamim. Die Familien Suhma ben Sa'd ben Abdallah ben Cudád ben Tha'laba ben Mu’äwia ben Zeid ben el-Gauth ben An- mär und Nacib ben Abdallah ben Cudád kamen zu den Banu 'Ámir ben Ca’ca’a; die Banu Abu Málik ben Suhma und Banu Sad ben Suhma ben Sad ben Abdallah ben Cudäd traten zu den Banu el-Wahid ben Kiläb und 'Ámr ben Kiläb über; die Banu Abu Usäma ben Suhma zu 'Obeid ben Kiläb und Mu'áwia el-Dhibáb; die 'Ádia ben ’Ämir ben Cudád ben Thalaba ben Mu'áwia ben Zeid ben el-Gauth ben Anmär lebten unter den Banu 'Oqeil ben Ka’b ben Rabia ben ’Ämir ben Ca' qaa; die Banu Dsubjän und Coteia, Söhne des 'Amr ben Mu’äwia ben Zeid ben el- Gauth ben Anmär unter den Banu ’Ämir ben Ca’ga’a; die Banu Fitján ben Tha'laba ben Mwäwia ben Zeid ben el-Gauth ben Anmär unter den Banu el-Härith ben Ka b und die Guscham ben 'Ámir ben Cudád schlos- sen sich gleichfalls an die Banu el-Hárith ben Kab: Die Keis,Kubba (Kubba ist der Name seines Pferdes) ben el-Gauth ben Anmár verban- den sich mit den Banu Ga’far ben Kiláb; die Banu 'Oqeida und Banu Dhabba ben Ruhm ben Muáwia ben Aslam ben Ahmas ben el-Gauth ben Anmár zogen zu den Banu Sadüs ben Scheibán ben Thalaba nach el-Bahrein, ebenso einige Familien von el-Atik ben el-Rab'a ben Málik ben Sa'dmenát ben Nadsir ben Casr, von denen einzelne auch in 'Omán wohnen, der grósste Theil aber in Nagrán unter dem Schutze der Banu el-Härith ben Kab. In der Wüste zwischen Jemáma und Bahrein lebt ein Zweig der Banu Suhma, genannt el-Galäim [Singul. Gal’am], die Familie des Dichters Qeis el-Cattäl, und mit ihnen einige Mitglieder von - Qeis, darunter der Dichter der Verse:

Auf! bringe den Sóhnen Suhma's allen, zu denen die Banu Gal'am gehóren, die Kunde: o Schande über Gal'am! Ihr gehört nicht zu mir und ich nicht zu euch; ja, viel hat verzehrt der Brand der angezündeten 'Arfag-Büume.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 145 E

Eine Abtheilung der Banu Muhallim ben el-Hárith ben Tha'laba ben Suhma vereinigte sich mit den Banu Muhallim ben Dsuhl ben Schei- bán, die anderen blieben bei Bagila, wesshalb einer von ihnen sagt:

Ja, sie haben uns in zwei Theile getheilt, die einen von uns sind Bagila und die anderen bei Bekr ben Wäil.

Und nun sterbe ich vor Trauer, nicht hier und nicht dort wie eine Frühgeburt stirbt unter den Händen der Hebammen.

el-Bageli sagte zu seinen Leuten, als sie sich unter die Araber zerstreuten:

Ja, ihr seid zerstreut nach allen Seiten,

wie Gott die Banu Ma’add zerstreut hat. Ihr waret um Mardän ansässig,

Schaaren eines Volkes von angeerbtem Verdienst und Ruhm. Nun hat euch von einander getrennt

ein unholder Tag, ein unglückseliges Missgeschick.

Die Stämme von Bagila lebten also unter den Stämmen der Banu Pus 'Ámir ben Ca’ca’a und fochten auch auf ihrer Seite am Tage von Gabala ; xd nun behaupten die Bagila, dass Magzá?) el-Oreni (von 'Oreina ben Zeid a ben Casr ben 'Abcar d. i. Dagila ben Anmár) es gewesen sei, welcher E. den Laqit ben Zurára am Tage von iras tüdtete, und einer ihrer Dichter sagt:

Von uns ist der, welcher den Lagit mit seiner Lanze traf,

am Morgen von el-Qafá, und er war bewaffnet, behelmt,

Mit einem heftigen Stosse, der den Lagit auf sein Gesicht hinstreckte , à dem dann ein zweiter folgte, er war vernichtet. F Die 'Ádia ben 'Ámir ben Cudád von Bagila lebten also unter den 3 Banu 'Ámir ben Ca’ca’a, die Suhma ben Zeid unter den Banu Abu Bekr ben Kiláb und eine geringe Anzahl von ihnen bei den 'Okl, so blieben die Verhältnisse, bis Gott den Islám erscheinen liess. Da bat Garir ben Abdallah. ben Gábir ben Mälik ben Nacr ben Thalaba ben Guscham ben 'Oweif ben Hazima ben Harb ben 'Alí ben Mâlik ben Sa'dmenát | ben Nadsir ben Casr ben 'Abcar ben Anmär den "Omar ben el-Chattäb, | : | als er ihn zur Bekriegung der Perser ausschicken wollte, dass er sie

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| : 9) Die Cambrid. Handschr. hat Ma'dd. E. Histor. - philol. Classe. XIV. F

146 F. WÜSTENFELD,

[die Bagila] für ihn sammeln und sie aus jenen Stämmen herausziehen dürfe, und er that dies, nachdem 'Omar desshalb an seine Verwalter geschrieben hatte.

Die Chatham ben Anmár blieben in ihren Wohnsitzen am Sarát- Gebirge und in der Nähe der Berge Schann!), Bárik und anderer, bis die Azd auf ihrem Zuge aus dem Lande Saba und bei ihrer Zerstreuung in verschiedene Gegenden, an ihnen vorüber kamen ; sie griffen die Chath'am an, vertrieben sie aus ihren Bergen und zwangen sie, ihre Wohnplätze zu verlassen, von denen dann die Azd Schanüa, Gämid, Bärik, Daus, und die dortigen Stimme von Azd Besitz nahmen, und diese bildeten beim Erscheinen des Isläm ihre Bevölkerung und ihre Bewohner. Die Chath'am liessen sich dann zwischen Bischa und Turaba und in den angrünzenden und benachbarten Gegenden nieder und breiteten sich darin aus, bis Gott den Islàm erscheinen liess. Da zogen die Dagila und Chath'am nach Jemen und nannten ihr Geschlecht nach Anmár ben Iräsch ben 'Amr ben el-Gauth ben Nabt ben Málik ben Zeid ben Kahlán ben Saba, indem sie sagten, wir sind Nachkommen des Cahtán und gehören nicht zu Ma'add ben 'Adnán. Auch el-Nacha’ d. i. Gasr ben 'Amr ben el- Tamathán ben Audsmenát ben Jacdum ben Afcá ben Du'mí ben ljàd ben Nizär zogen nach Jemen und liessen sich in der Gegend von Bischa und deren Umgebung nieder, wo sie mit den Madshig zusammen wohn- ten, deren Geschlecht sie annahmen, indem sie sagten: el-Nacha' ben 'Amr ben 'Ola ben Gald ben Mälik ben Odad ben Zeid. Sie verharrten dabei bis auf eine Abtheilung, welche ihr Geschlecht beibehielten und ihre Abstammung kannten. Desshalb sagt Laqit ben Ma'bad el-Ijädi, als er die Ijäd gegen Kisrá aufreizte, indem er sie wegen ihrer Hand-

lungsweise schmäht: : Und nicht überlasse einer von euch den anderen einem Unglück, wie ihr auf der Höhe von Bischa el-Nacha' verlassen habt °).

1) So in der gleichlautenden Stelle bei Jácüt, Bd. 1. S. 464, wofür die Handschriften des Bekrí Schijj oder Schajj haben.

2) Vergl. Nöldeke, Beiträge zur altarab. EHE u. Gesch., in Orient u. Occident Jahrg. 1. S. 698.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÁMME. 147

Hischám sagt: Ueber el-Nacha' und Thakif und über ihre Nieder- lassung in ihren Wohnsitzen mit ihren Familiengliedern giebt es noch eine andere Ueberlieferung, wonach im Widerspruch mit andern Angaben, die Mutter des Nacha’ ben 'Amr eine Tochter des 'Amr ben el-Tamathán, und die Mutter des Thakif eine Tochter des Sa'd ben Hudseil ben Mud- rika gewesen sein soll. Hischäm sagt: el-Kalbí hat mir von Abu Çà- lih überliefert): Eines Tages kam bei Ibn 'Abbás die Rede auf Thakif und el-Nacha', da sagte er: Thakif und el-Nacha’ waren Vettern [ihre Mütter Schwestern], sie besassen gemeinschaftlich eine kleine Schaafheerde, die sie zusammen auf die Weide führten, in welcher sich ein Mutter- schaaf mit einem Lamm befand. Nun begegnete ihnen ein Steuerein- nehmer eines Jemenischen Kónigs und wollte ihnen das Schaaf, welches das Lamm hatte, abnehmen, wogegen sie aber Einwendungen machten und als er darauf bestand, das Milchschaaf zu nehmen, sagten sie: da- von müssen wir und das Lamm leben, nimm ein anderes Stück; aber er wollte nicht. Da sahen sich die beiden einander an und es kam ihnen der Gedanke, ihn umzubringen; einer gab dem anderen einen Wink, dieser schoss einen Pfeil nach ihm ab und traf ihn mitten durch das Herz. Hierauf sagte einer zu dem andern: bei Gott! eine Erde trägt uns nicht ferner, willst du nach Westen, so gehe ich nách Osten, oder willst du nach Osten, so gehe ich nach Westen. Da sprach Casi d. i. Thakif: so gehe ich nach Westen; und el-Nacha', mit seinem eigent- lichen Namen Gasr, sagte: dann will ich nach Osten. Also ging el- Nacha' fort, bis er bei Bischa in Jemen sich niederliess, und als seine Nachkommen sich vermehrten, zogen sie nach el-Dathanija, und dort sind ihre Wohnsitze bis auf den heutigen Tag. Und Casi ging fort, bis er nach Wádil-Curá kam, wo er sich bei einer betagten Jüdin niederliess; bei Tage arbeitete er und Nachts wohnte er bei ihr, er nahm sie als Mutter und sie ihn als Sohn an. Als ihr nun der Tod nahte, sprach sie zu ihm: ich habe ausser dir Niemand und móchte dich gern für die liebevolle Pflege, die du mir hast zu Theil werden lassen, belohnen und

3) Die folgende ide Erzählung findet sich auch bei Jäcüt, Bd. 3. S. 496 mit ge-

ringen Abweichungen im Ausdruck und Pink | | A2

148 F. WÜSTENFELD,

ich betrachte dich als meinen Sohn; da mir der Tod nahe ist, wirst du mich beerben, nimm also dieses Geld und diese Rebschösslinge, und wenn du in ein Thal kommst, wo du hinreichend Wasser findest, so pflanze sie da, es wird dir von Nutzen sein. Da starb sie und er nahm das Geld und die Schósslinge nnd ging fort, bis er in die Nähe von Wagg d. i el-Täif kam; hier traf er eine Sklavin Namens Chugeila (Hischám sagt: andere nennen sie Zabiba^*, welche dreihundert Schaafe weidete, und es kam ihm der Gedanke, sich ihrer zu bemächtigen, sie merkte ihm das an und sprach: du scheinst die Absicht zu haben, dich meiner zu bemächtigen, mich umzubringen und die Heerde wegzuneh- men; und als er dies bejahte, fuhr sie fort: wenn du das thätest, wür- dest du dich selbst zu Grunde richten, deine Habe verlieren und die Heerde würde dir wieder abgenommen werden; ich bin die Sklavin des ’Amir ben Dharib el-Adwání, des Herren und Richters der Qeis, du scheinst mir furchtsam und ein Flüchtling zu sein. Er antwortete: ja! Bist du denn ein Araber? Ja! So will ich dir etwas besseres zeigen als das, was du beabsichtigest; wenn sich die Sonne zum Unter- gang neigt, kehrt mein Herr zurück, er kommt jenen Berg herab, über- blickt von oben dieses Thal, und wenn er Niemand sieht, legt er seinen Bogen, Köcher und seine Kleider ab, dann geht er in das Thal hinunter um sein Bedürfniss zu verrichten, und nachdem er sich mit Quellwasser abgewaschen hat, steigt er wieder hinauf, nimmt seine Kleider und sei- nen Bogen, und kommt zurück; hierauf schickt er seinen Boten aus und lässt ausrufen: halo! wer Weitzenbrod, Fleisch, Datteln und Milch haben will, der komme in das Haus des 'Àmir ben Dharib! dann kommen seine Leute herbei. Nun suche vorher jenen Felsen zu erreichen und halte dich dahinter versteckt, und wenn er dann seine Kleider und den Bogen abgelegt hat, so nimm sie zu dir, und wenn er fragt, wer du seist? so antworté: ein Fremdling, gieb mir Wohnung, ein Vertriebener, nimm mich auf, ein Lediger, gieb mir eine Frau! das wird er schon thun. Casi machte es so, und als er ihn fragte: wer bist du? antwor-

E : 4) Bei Jäcüt a. a. Orte steht nur: eine Habessinische Sclavin; el-Suheili, Ammérk. zu Ibn Hischäm, Leben Muh. Th. 2. S. 198, nennt sie Sucheila.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÁMME. 149

tete er: ich bin Casi ben Munabbih, ich bin ein Vertriebener , nimm mich auf, ein Fremdling, lass mich bei dir wohnen, ein Lediger, gieb mir eine Frau! Da ging er mit ihm nach Wagg und sandte seinen He- rold aus und liess ausrufen: wer Brod, Fleisch, Datteln und Milch ha- ben will, der komme in das Haus des 'Àmir ben Dharib Da kamen alle seine Leute aus der Umgegend, und nachdem sie gespeist und Dat- teln gegessen und Milch getrunken hatten und damit zu Ende waren, sprach er zu ihnen: bin ich nicht euer Herr und der Sohn eures Herrn und euer Richter? sie antworteten: ja! Haltet ihr nicht Treue, wem ich sie halte? nehmt ihr nicht auf, wen ich aufnehme und verheirathet, wen ich verheirathe? sie antworteten: jal Da fuhr er fort: dies ist Casi ben Munabbih, ich gebe ihm meine Tochter zur Frau, nehme ihn zu mir in mein Haus auf und verspreche ihm Treue zu halten. Sie antworteten: ja, wir billigen, was du thust. Also verheirathete er ihn mit seiner Tochter Zeinab und sie gebar ihm 'Auf, Guscham und Däris, die unter den Azd am Sarät-Gebirge leben, und den Saläma, dessen Nach- kommen sich zu den Jemenischen Stämmen rechnen. (Hischam sagt: es sind nur wenige Familien unter den Banu Nacr ben Mu’äwia). Als dann Zeinab starb, gab der Vater ihm seine andere Tochter Namens Amina zur Frau, die gebar ihm einen Sohn Nácir und eine Tochter el- Misk. (Hischäm sagt: sie ist die Mutter des Namir ben Cásit) Casi pflanzte dann auch jene Sprösslinge in dem Thale von Wagg, und als sie Früchte trugen, sagten die Leute: das war doch ein gescheidter Ein- fall, den "Ámir hatte, dass er ihm Treue gelobte und ihm eine Frau gab, und er die Sprösslinge pflanzte, so dass sie nun Früchte tragen. Von der Zeit an erhielt er den Namen Thakif d. i. der gescheidte. Die Tha- kif blieben dann bestündig bei den 'Adwán, bis sie zahlreich geworden waren, da vertrieben sie die 'Adwán aus el-Täif.

Hischám sagt: el-Täif erhielt diesen Namen, wie mir Abu Maskin el-Madení erzühlt hat, aus folgender Veranlassung. Ein Mann von el- Cadif hatte in seiner Familie in Hadhramaut Blut vergossen; der Cade- fit hiess el-Damün und der, den er getódtet hatte, war ein Vetter von . ae er sagte desshalb: x f.

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Mit durchdringender Lanze habe ich 'Amr durchbohrt, nun habe ich nirgends mehr eine bleibende Stätte.

Er floh und ging fort, bis er sich in Wagg niederliess, wo er sich unter den Schutz des Masüd ben Mu'attib stellte. Da er ein sehr ver- mögender Mann war, machte er ihnen das Anerbieten ihnen eine Mauer zu bauen, die ihnen als Schutz gegen die Wüstenaraber dienen solle, und nachdem sie diesen Vorschlag angenommen hatten, baute er eine solche Mauer aus seinen eigenen Mitteln und der Platz wurde el-Täif d. i der umgebende genannt, weil er sie wie eine Mauer umgab.

Die Stämme von Ijäd vereinigten sich, nachdem el-Nacha’ sie ver- lassen hatte, und zogen östlich den Spuren der Cudháa und Canac nach; sie standen bei den Bewohnern von Tiháma in Ansehen und Achtung und besassen in jener Zeit eine grosse Stürke und Ueberlegenheit, was den Jemenischen Arabern wohl bekannt war. Die Thakif trennten sich von ihnen und blieben bei ihren Oheimen 'Adwán ben 'Amr ben Qeis ben 'Ailán seitwürts von el-Täif, nachdem sie ihre Wohnplätze verlassen hatten, die von den Kinána ben Chuzeima ben Mudrika in Besitz ge- nommen wurden. Das Land, worin der Krieg zwischen den Ijäd und ihren Brüdern geführt war, in Folge dessen die Ijäd aus Tiháma ver- trieben wurden, heisst Chánik und gehörte den Kinána. Abul-Mundsir sagt nach seiner oben angegebenen Ueberlieferungskette von Ibn 'Abbás: Rabra, Mudhar und Ijäd blieben in ihren "Niederlassungen und Wohn- sitzen nach dem Abzuge der Anmär ben Nizär und ihrer Auswanderung aus ihren Gegenden, da wurden die Ijàd sehr zahlreich und vermehrten sich so, dass einem Manne in einer Nacht zehn Kinder und noch mehr geboren wurden, während den Mudhar und Rabia in einem Monate nur ein einziges. Da mehrten sich ihre Stämme, ein Sprössling folgte dem anderen; zu ihnen gehörten die beiden Gamäma, zwei Stämme, und die beiden Kurdüs von Ijäd; zugleich aber wurden sie übermüthig gegen ihre Brüder, so dass z. B. einer von ihnen seinen Bogen an die Thür eines Mudhariten oder Rabe’iten ‚anlehnte, um anzudeuten, dass er auf das, was darin sei, ein Anrecht habe. Nun wird behauptet, Gott weiss

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 151

es am besten, dass sie einmal mitten in der Nacht von dem Gipfel eines Berges Jemand hätten rufen hören, also: Ihr Schaar von Ijäd! wandert aus in die Welt, zu Gunsten der Helden Mudhar! Euer Leben verging unter Gewaltthaten, nun wohnet im Lande Sindäd, und keiner kehre nach Tihäma zurück!

Und Gott traf sie mit Geschwüren, nach Ibn Schabba mit einer Krankheit, welche gm genannt wird, da starben von ihnen in einem Tage und einer Nacht ein bis zwei Hundert. Da sagte ein frommer Mann von ihfen: ihr Schaar von Ijad! Gott trifft euch so, wie ihr seht, wegen eures Uebermuthes gegen eure Brüder, darum ziehet fort aus diesem Lande, wie euch befohlen ist, damit Gott nicht noch Strafen über euch verhängt. Ibn el-Kalbí sagt: Abu Abd el-Rahman Muhammed ben Abd el-Rahman el-Ancárí hat mir von Ibn Gureig von 'Atá von Ibn ’Abbäs überliefert, Gott habe die Ijäd aus Tiháma durch den Nordwind vertrieben; Gott schickte nümlich über ihre Kameelheerden unfruchtbare Zeiten, bis, wenn sie abgemagert waren, der Nordwind wehte, nach dem sich dann die Kameele hin wandten; sie wurden also durch ihn aus Tiháma vertrieben, und desshalb sagt Umajja ben Abul-Calt:

Unsere Väter beherrschten Tihäma in der Vorzeit Und es strömte von ihrem Heere Idham.

Mein Volk ist Ijäd, wenn sie in die Nähe kämen oder wenn sie Halt machten, so würde das Kameel geschlachtet.

Mein Grossvater ist Casi, wenn du den Stammbaum aufstellen willst, und Mancür in Wahrheit und Jacdum der alte.

Ein Volk, dem, wenn es sümmtlich auszieht, die Ebene von ’Iräk

. gehört und der Urtheilsspruch und die Feder?). ;

Man sagt, die Ijâd waren mit ihren Brüdern in Tihåma und dessen Nachbarschaft geblieben, bis unter ihnen ein Krieg ausbrach, in welchem die Mudhar und Rabía über die Ijäd siegten; in einer Gegend ihres Landes, die Chánik heisst und jetzt zum Gebiete der Kinána ben Chu- zeima gehört, stiessen sie auf einander, die Ijâd wurden in die Flucht geschlagen und besiegt, und mussten Tiháma verlassen. Der Kinänit,

5) Vergl. Ibn Hischäm, Leben Muh. S. 32.

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welchen Chálid bei el-Chumeicä tódtete, sagte zu dem Mädchen, in das er sich verliebt hatte: Du hast dich sehen lassen, als ich euch suchte, da fand ich euch bei Halja eines Tages oder bei einem der Chänik. Ist es nicht recht, dass der Liebende belohnt wird, der mit Anbruch der Nacht und in Sonnengluth die Reise machen muss 5). Darauf beziehen sich auch die Verse eines der Banu Chagafa ben Qeis ben ’Ailän: Ijäd haben wir am Tage von Chänik niedergetreten mit wohlgenührten Rossen, bis wir müde wurden. Sie liefen mit den Reitern täglich um die Wette, den Krieg verabscheuend, der sie von den Ställen fern hielt. Dann kehrten wir zurück mit der Beute und den Gefangenen, während sie in den Gegenden niedergestreckt waren *).

Die Ijäd wanderten aus ihren Wohnsitzen aus und liessen sich in Sindád nieder, einer Gegend in den Niederungen von el-Kufa, wo sie lange Zeit blieben. Nach Ibn Schabba hatten sie sich in drei Theile getheilt, ein Theil wohnte mit den Asad ben Chuzeima in Dsu Tuwá, ein anderer bezog die Weiden von 'Ain Ubág, und der grösste Theil ging weiter bis in die Gegend von Sindád. In der Folge vereinigten sie sich alle zu einem gemeinschaftlichen Gottesdienste in Dsul-Ka'abát, einem Tempel in Sindád, woran sich nach ihnen auch die Bekr ben Wäil be- theiligten. Sie breiteten sich zwischen Sindäd und Kädhima aus bis nach Bárik, Chawarnak und den anstossenden Gebieten, und dehnten sich längs des Euphrat aus, so dass sie nach Mesopotamien hinein reich-: ten, und ihre Ortschaften waren Deir el-A'war, Deir el-Gamágim und Deir Curra. Die in 'Ain Ubág vermehrten sich so, dass sie an Menge wie die Nacht waren, und sie blieben hier, indem sie gegen die benach- barten Beduinen Streifzüge unternahmen. Mit den Königen aus der Familie Nacr [den Lachmiten von Hira] machten sie gemeinschaftlich feindliche Einfälle, bis sie einst die Frau eines vornehmen Persers an- trafen [und mit sich nahmen], die als Verlobte ihrem zukünftigen Manne

6) Vergl. Ibn Hischäm, Leben Muh. S. 837. N Jácüt, Bd. 2. 8.:393.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 153

zugeführt werden sollte, womit ein unerfahrener, junger Mann beauftragt war. Nun rückten die benachbarten Perser gegen sie, (es soll Anüschir- wän ben Cubads oder Kisrá ben Hurmuz gewesen sein und die Frau hiess Sirin), die Ijäd zogen sich nach dem Euphrat zurück und fingen an, ihre Kameele in grossen Schiffen überzusetzen und selbst über den Euphrat zu gehen, worüber ein Jamben-Dichter sagt: Welch schlechtes Lager für die widerspenstigen Braunen in dem Treiben des Schiffes mitten auf der Fluth.

Die Perser folgten ihnen und eine Priesterin, die unter den Ijäd war, sagte:

Wenn sie einen Mann unschuldig tödten und ein Kameel wegnehmen, werden sie am Ende des Tages mit Blut beschmutzt werden.

Da sagte einer von ihnen zu seinem Sohne, Namens Thawäb: lieber Sohn! möchtest du wohl für dein Volk dein Leben geben? Da ging er hinaus mit seinem Kameele um ihnen zu begegnen, und sie tödteten ihn und nahmen sein Kameel weg. Das Oberhaupt des Stammes war damals Bajädha ben Rijäh ben Tärik el-Ijädi, und als die Schaaren auf einander stiessen, sprach Hind, die Tochter des Bajädha:

Wir sind Töchter des Tärik, wir gehen auf den Satteldecken, Moschus in den Scheiteln, den Gang des Catä-Vogels mit vielen Jungen.

Wenn ihr kommt, umarmen wir euch, wenn ihr geht, trennen wir uns in unlieber Trennung, und breiten aus die Decken.

Die Ijád schlugen nun am Ende des Tages die Perser in die Flucht und zwar auf dem Arabischen Ufer des Euphrat; sie vernichteten die- ses Heer und nur wenige retteten sich durch die Flucht. Sie sammelten dann die Schädel der Gefallenen und stellten sie wie einen Erdhügel zusammen, und davon erhielt der Ort den Namen Deir el-Gamägim d. i. Schädel-Kloster. Nach der Ueberlieferung des Abu 'Alí el-Cäli von sei- nen Gewährsmännern hatten die Ijád, als sie sich in 'Iräk niederliessen, die dortigen Bewohner und alle, die sich ihnen wiedersetzten, überfallen, bis Kisrá Anüschirwän zur Regierung kam, da machten sie einen An- griff auf mehrere Persische Frauen und nahmen sie mit sich. Nun zog Anüschirwán gegen sie, tödtete von ihnen eine Anzahl und vertrieb sie aus 'Iräk, worauf einige sich in Takrit, andere in Mesopotamien und

Histor.-philol. Classe. XIV. U

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dem ganzen Gebiete von Mosul niederliessen. Dann sandte Anüschirwän gegen sie Leute von Bekr ben Wäil mit den Persern, die vertrieben sie aus Takrit und Mosul bis zu einem Orte Namens el-Haragija, zwei oder drei Parasangen von el-Hicnän; hier wurden sie von den Persern einge- holt, in die Flucht geschlagen und viele getódtet, und die Gräber der Ijäd sind dort bis auf den heutigen Tag. Sie zogen nun weiter, bis sie sich bei Bacarrá auf Griechischem Gebiete niederliessen, einige gingen auch nach Emessa und an die Syrische Grünze. Unter denen, welche von Bekr ben Wäil mit den Persern gegen sie zogen, befand sich auch el-Hárith ben Hammäm ben Murra ben Dsuhl ben Scheibän, welcher mehrere von den Ijäd unter seinen Schutz nahm und ehrenvoll behan- delte, zu ihnen gehórte Abu Duwád el-Ijádi, und die Araber haben da- von das Sprichwort gemacht: „ein Schutzherr, wie der Schutzherr des Abu Duwád* d. i. el-Härith ben Hammäm 3).

Hischám sagt: Abu Zuheir ben Abd el-Rahman ben Magzá el- Dausí hat mir von einem Manne seines Stammes, der es wissen konnte, folgendes erzählt: Bei Kisrá ben Hurmuz waren einige Geisseln von ljäd und anderen Arabischen Stämmen; Kisrá pflegte für seine Bogen- schützen einen Ring aufhüngen zu lassen, wonach sie zur Uebung der Reihe nach mit Pfeilen schossen. Einst sagte einer der Geisseln von Ijäd: wenn mich der König hinunter liesse, so wollte ich so gut schiessen, als sie. Als Kisrá dies hinterbracht wurde, befahl er ihm hinunter zu gehen; er schoss dann, und machte seine Sache ausgezeichnet gut. Da sprach er zu ihm: giebt es unter deinem Volke mehr, die so gut schiessen als du? er antwortete: sie alle schiessen so wie ich. So gehe hin und hole mir 3 bis 400 Mann, die ebenso schiessen wie du. Dies ge- schah, er nahm sie in seinen Dienst und stellte sie als Wächter auf die Warten an der Grünze nach dem Euphrat hin auf, damit niemand von dort herüber käme. Von el-Madäin bis nach Nahr el-Malik war damals das Land eine grüne Flur von Gartenanlagen, die nicht besonders einge- zäunt waren, und Sirin, eine geborene Griechin, pflegte hier mit ihren

8) Ueber eine verschiedene Veranlassung zu diesem Sprichwort vergl Arab. proverb. ed. Freytag. T. I. pag. 287.

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Sklavinnen spazieren zu gehen. So traf sie einer von jenen Ijäd, Na- mens Ahmar, mit einem seiner Cameraden und sie fingen an, den Frauen lästig zu werden. Die Araber machen daraus [da der Name des anderen nicht bekannt ist], zwei Ahmar und ein Jamben-Dichter sagt : | Die beiden Ahmar haben Ijäd zu Grunde gerichtet und ihrem Volke el-Sawád unzugünglich gemacht.

Die Frauen beschwerten sich hierüber bei Kisrá und dieser sandte eine Anzahl Perser gegen sie aus; die beiden Ahmar flohen, nachdem sie noch ihre Cameraden gewarnt hatten, [so dass auch sie sich flüchten konnten], und die Perser erreichten sie, als sie bereits über den Tigris hinüber waren. Kisrä hatte ihnen gesagt: schiesst sie nieder, wenn ihr sie trefft. Als sie nun sie einholten, formirten die Ijád eine Colonne und schossen sümmtlich mit einem Male, so dass sie allen ihren Gegnern die Augen schlossen. Kisrä, hiervon benachrichtigt, sandte eine Abtheilung Reiter gegen sie aus und befahl dem Laqit ben Ma'mar ben Cháriga ben 'Aubathán el-Ijädi, welcher bei Kisrá Gefangener war, an die Be- fehlshaber seines Stammes, die nach Mesopotamien hinein wohnten, zu schreiben, dass sie zu ihren Stammgenossen stossen und sich mit ihnen vereinigen sollten; er hatte dabei die Absicht, dann gegen sämmtliche Ijäd seinen Angriff zu richten und alle zu vernichten. Laqit schrieb auch an seinen Stamm, aber er warnte sie vor Kisrá und ermahnte sie auf ihrer Huth zu sein:

Ein Gruss auf diesem Blatte von Lagit an die Ijäd in Mesopotamien.

Sieh, der Löwe kommt zu euch heran geschlichen, lasst darum das Handeln auf dem Schaafmarkte!

Nach anderer Ueberlieferung: Sieh, der Löwe Kisrá kommt schon zu euch. Er schrieb ihnen auch noch in einer Cacide, deren Anfang:

O Haus ’Abla’s, ihre Wohnung auf der Sandflüche, das mir Kummer, Trauer und Schmerz aufregt!

Nach anderer Ueberlieferung: du hast mir Kummer, Trauer und: Schmerz aufgeregt. Dann sagt er darin: ; Melde den ljàd, und wende dich besonders an ihre Fürsten, dass ich "- wie der Plan, wenn man mir nicht widerstrebt, jetzt klar ist.

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O wehe meiner Seele, wenn ihre Verhältnisse sich gelöst haben, wührend die der übrigen Menschen sich befestigt und vereinigt haben. Fürchtet ihr, von edlem Geschlecht, nicht Leute, die eben wie Heuschreckenschaaren eilends gegen euch gezogen sind? _ Söhne von Leuten, die mit euch in Hass zusammen wohnten, die nicht wissen, ob Gott schadet oder nützt. Täglich schärfen sie für euch die Lanzen, nicht schlafend, während der Sorglose schläft. Was ist mir? ich sehe euch in Sorglosigkeit schlafen, und schon seht ihr die Flammen des Krieges aufschlagen. O mein Volk, móget ihr an eurem Theuersten nicht Schaden leiden, denn ich fürchte dafür die unheilvolle Zeit. O mein Volk, wenn ihr auf eure Frauen eifersüchtig seid, so trauet nicht dem Kisrá und dem, was er gesammelt hat. Dies [sorglose Wesen] ist das Unheil, welches eure Wurzel abschneidet ; und wer hat je einen Plan wie diesen gefasst und wer davon gehört? Darum übertragt eure Führung Gott helfe euch einem Manne von ausgebreiteter Kenntniss, der dem Kriegswesen gewachsen ist; Nicht übermüthig, wenn er mit Lebensüberfluss beglückt ist, doch auch nicht gebeugt, wenn Unannehmlichkeiten an ihm nagen; Der nicht aufhört, diese Zeit an ihren Eutern zu melken °), bald folgend, bald befehligend; So dass sein starker Strick verkehrt [d. i. fest] gedreht ist, gesetzt an Jahren, weder abgelebt, noch schwächlich; Der nicht den Schlaf schmeckt, ohne dass, so oft Sorge ihn aufweckt, seine Eingeweide fast die Rippen zerbrechen; Der neu gestärkt es mit allen Menschen aufnimmt, der, wenn sie vereint im Schlachtgetümmel ihn niederstrecken wollten, sie nie- derstrecken würde. So habe ich von meinem Rath das beste für euch ausgewählt ohne Falsch; nun wachet auf! sieh, das beste Wissen ist das, welches nützt.

Als dieses Schreiben zu ihnen kam, flohen sie, und auf Kisrá's Be- fehl wurden sie und die, welche jenseits des Euphrat zurückgeblieben waren, von der Reiterei umzingelt und dann mit blanken Waffen ange- griffen. Hischám erzählt nach el-Kalbí: die Zahl derer, welche im Wasser

9) d. h. der Glück und Unglück reichlich erfahren hat.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 157

ertranken, war grósser, als die durch das Schwerdt umkamen, und als Kisrá von dem Gedichte des Laqit Kenntniss erhielt, liess er ihn tödten; er war sein Secretür für das Arabische und sein Dollmetsch und mit Kisrás Frau nahe verwandt. Die Ijád unterwarfen sich nun den Gassa- niden und wurden Christen und der grósste Theil von ihnen war bei denen, welche mit dem Gassaniden Gabala ben el-Eiham, den Cudhá'a und anderen' auf das Griechische Gebiet hinüber gingen, einige Ueber- reste von ihnen zerstreuten sich in die Syrischen Districte und Stüdte. Die Zahl der Ijäd, Cudháa, Gassán, Lachm und Gudsám, welche mit Gabala ben el-Eiham übergetreten waren, belief sich auf etwa 40,000, sie leben bis auf den heutigen Tag zusammen, ihr Hauptort heisst die Stadt der Araber, und die sich jetzt noch von ihnen in Syrien aufhalten, haben weder eine bestimmte Abkunft, noch einen Stammesnamen, nach dem sie sich benennen. Hischám sagt: el-Kalbí hat mir von 'Alí ben Watháb el-Ijädi von seinem Vater erzählt, dass die Ijäd seit der Zeit, da sie auf Griechisches Gebiet übertraten, bis zum Erscheinen des Isläm dort blieben; als dann 'Omar ben el-Chattäb zur Regierung kam, schickte er Gesandte mit Corán-Bünden an den Griechischen Kaiser und liess ihm sagen: lass diese Bücher unsern Arabischen Stammverwandten, die unter dir stehen, vorlegen, und wer von ihnen den Islâm annehmen will, dem sollt ihr keine Schwierigkeiten in den Weg legen, zu uns her- über zu kommen; bei Gott! wenn du das nicht thust, so werde ich alle deine Glaubensgenossen in unserm ganzen Reiche verfolgen und umbrin- gen lassen. Als diese Bände bei ihm ankamen, wurden sie mit dem Evangelium verglichen und man fand, dass der Corän mit dem Evange- lium übereinstimmte; sie nahmen den Islám an und ein Herold rief den Muhammedanischen Segensspruch aus. Ibn Watháb fährt fort in der Erzählung seines Vaters: ich fing an, die Reihen zu betrachten und konnte vor ihrer Menge die Enden nicht absehen; und er setzt hinzu: als es aber zum Auszuge kam, zogen von ihnen nur 4000, darunter mein Vater. Thalaba ben Geilán gedenkt des Auszuges der ljád aus Ti- háma in folgenden Versen !): ô

1) Die sechs ersten Verse bei Jäcüt, Art. zit,

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: Mein Kameel sehnt sich nach dem Lande Mugammas, wo diesseits der Rücken el-Garib ist, dann Räkis. Dort schnitten unsre Frauen uns die Riemen ab?), und die den Wöchnerinnen Speise bereiteten, verwandten dazu unsre Söhne ë). "Wenn ich will, seufzt mir die Taube im Haine, doch ihre Stimme ist nicht so wie die der ’Irnäs *). Es antworten aus der Wüste alle schnellen Kameele, wenn ihre verlassenen Einóden erscheinen. Wie schön waren doch die Berge von Bischa und el-Liwá, wie schön ihre Gärten und die Bienen! . Dort wohnten die Gasr ben "Amr, doch eines Morgens waren den ljàd dort die Nasen herunter gedrückt; Die Du'mí erhielten durch die Anrufung ihrer Brüder die Einóden von Äl, die den Reitern unbequem sind.

Gemeint ist Gasr ben 'Amr el-Nachaí und Du'mí ben Ijäd. So sind in Tihäma und anderen Ländern von "Adnän’s Nachkommen keine übrig geblieben, als Mudhar und Rabia und die entweder als aufge- nommene Fremde oder als Schutzgenossen unter ihnen lebten. Ibn Schabba sagt: was Casi ben Munabbih ben el-Nabit ben Mancür ben Jac- dum ben Afcá ben Du'mí ben Ijäd betrifft, so blieb er in el-Täif unter einigen seiner Schwäger von 'Adwán ben 'Amr ben Qeis ben 'Ailán, weil die Mutter seiner Sóhne Zeinab eine Tochter des 'Ámir ben el-Dharib el-Adwäni war, wie oben bemerkt ist. Casi d. i. Thakif war hochfah- rend gegen seine Familie und anmassend gegen seine Verwandten und Nachbaren, so dass sie sich endlich offen ihm widersetzen und er von ihnen fortzog. Die 'ÀÁmir ben Cacaa, gleichfalls Schwüger der 'Adwán durch ihre Stammmutter 'Omra, eine Tochter des 'Ámir ben el-Dharib, ‚liessen sich als deren Schutzgenossen in der Gegend von el-Täif nieder und wohnten eine Zeit lang in ihrer Umgebung, bis unter den 'Adwán ein Krieg ausbrach, in Folge dessen der grósste Theil von ihnen sich

zerstreute und ihr Gemeinwesen zerfiel. Jetzt erwachte in den Banu

2) um sie in der äussersten Hungersnoth als Speise zu bereiten. . 8) bei Jácüt weniger schaudefhaít: sie ertrünkten (erstickten) unsre Söhne. |. 4) Nomen avis columbae similis.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STAMME. 159

’Ämir die Lust, sie zu unterdrücken, sie jagten sie aus el-Täif hinaus und vertrieben sie von dort, und darüber sagt Hurthán ben Muharris Dsul-Acba’ el-Adwäni: Einer widersetzte sich dem anderen, so dass keiner über den anderen herrschte. Sie liessen die Thakif gewühren, eine Familie, nicht verkommen, aber auch nicht im Wohlstande.

Die Banu 'Ámir pflegten den Sommer über in el-Täif zu wohnen wegen seines milden Klimas und seiner Früchte, im Winter zogen sie nach ihren Besitzungen in Nagd, weil diese ausgedehnter waren, mehr Weiden und Futter hatten und von ihnen dem Aufenthalte in el-Täif vorgezogen wurden. Die Thakif kannten dagegen die Vorzüge von el- Täif und sagten desshalb zu den Banu 'ÀÁmir: diese Gegenden sind zu Anpflanzungen und Saatfeldern geeignet, wir sehen aber, dass ihr Wei- deplützen vor ihnen den Vorzug gebt, ihr versteht das Bepflanzen und Bestellen nicht gut, wir sind in solcher Arbeit erfahrener als ihr; wollt ihr nicht von dem Ackerland und der Weide zugleich Nutzen ziehen und diese eure Ländereien uns übergeben? dann wollen wir den Acker pflügen, Weinstócke und Obstbäume pflanzen, Wasserleitungen anlegen, Brunnen graben, Gebäude aufführen, Gärten umzäunen, soviel wir für gut finden und soweit wir dazu im Stande sind, ohne dass ihr euch da- mit zu befassen braucht und so dass ihr andere Beschäftigung wählen könnt; wenn dann die Saaten zur Reife gekommen, die Früchte zeitig sind, so theilen wir mit euch, so dass ihr für euer Anrecht an die Län- der die Hälfte, und wir die andere Hälfte für unsre Mühe bekommen, dann habt ihr von der Weide und von dem Ackerlande in gleicher Weise Nutzen, wie es zusammen keinem der Araber in gleicher Weise zu Theil wird. Da übergaben die Banu 'Ámir el-Täif an die Thakif unter dieser Bedingung und die Thakif liessen sich die Verbesserung der Bewirth- schaftung angelegen sein; die Banu 'Àmir kamen zur Zeit der Erndte und empfingen die Hälfte aller Früchte zugemessen, und die Thakif nah- men die andere Hälfte. "Ámir und Thakif schützten el-Täif gegen feind- liche Angriffe und lebten in diesem Verhältnisse lange Zeit, bis die Tha-

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kif sich sehr vermehrt hatten; da befestigten sie el-Täif, indem sie es rings mit einer Mauer umgaben, wovon der Ort den Namen el-Täif er- hielt, und als sie sich durch ihre Menge und ihre Befestigungen für stark genug hielten, schlossen sie sich gegen die Banu 'Ámir ab; diese griffen sie an, konnten aber weder zu ihnen vordringen, noch viel we- niger sie unterwerfen, und die Araber haben nie in ähnlicher Weise einen Ort belagert. Da sagte el-Agaschsch ben Mirdás ben 'Amr ben ’Ämir ben Jasär ben Mälik ben Huteit ben Guscham ben Casí in der Erinne- rung an el-Täif: Schon früher haben uns die 'Amr ben ’Ämir aus Erfahrung kennen gelernt, so dass es jeder Einsichtige und Verständige von ihnen erzählen kann. Da sie es wissen, wenn sie die Wahrheit sagen, dass, wenn die Sättel sich schräg auf die Seite neigten, wir sie wieder aufge- richtet haben. Wir haben darin gewohnt, bis ihr Löwe zahm wurde und der Ungerechte dort zum klaren Recht zurückkehrte. Unsre Bekleidung ist ein glänzender Panzer aus Muharriks Erbschaft wie die Farbe des Himmels, den seine Sterne schmücken.

Kinäna ben 'Abd Jälil ben 'Amr ben 'Omeir ben 'Auf ben Gijara ben 'Auf ben Casí sagt, indem er sich el-Táifs rühmt. und seiner Vor- züge gedenkt:

Als wenn uns Gott nicht bevorzugt hätte, am Morgen da die Erde in Stücken vertheilt wurde. Wir wissen, unser Loos fiel aus der Hand auf Wagg, als er die Loose vertheilte. Da, als er es uns deutlich machte, wählten wir die Mitte der Erde . . . 5). Deren untere Theile Wohnungen für alle Stämme, deren obere Theile für uns eine heilige Stadt ist.

In der Folge änderten sie ihr Stammregister und nannten sich Casi ben Munabbih ben Bekr ben Hawázin ben Mancür ben 'Ikrima ben Cha- cafa ben Qeis ben 'Ailàn; eine Abtheilung von ihnen blieb aber bei ihrer Abstammung von Ijäd. Umajja ben Abul-Calt sagt:

5) In dem Halbverse Lliw tg o wa fehlt ein Wort.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 161

Wenn du, Butheina, nach mir fragst und nach meinem Geschlecht, will ich dir die Wahrheit verkünden. Ich gehóre zu Nabit, den Sóhnen des Casí , von Mancür ben Jacdum, den alten; zu Afcá, der Schutz der Unglücklichen ist Afcá, , auf Afca ben Du' sind wir gebaut. Und Du'mí, von ihm hat Ijäd den Vornamen, auf ihn führe ich mein Geschlecht zurück, damit du es weist. Mälik ben 'Auf el-Nacrí sagte: Auf! verkünde den Thakif, wo sie sind, dass ich, so lange ich lebe, ihnen feind bin. Denn ich gehóre nicht zu euch und du nicht zu mir, sondern meine Wohnung ist unter den Uhädha oder Jjäd. Da antwortete ihm Mas'üd ben Muattib: Euer Qeis gehört nicht zu uns und wir nicht zu euch, sondern wir sind Sóhne des Nabit ben Jacdum, und wenn ich einmal unter den Uhádha um Hülfe rufe, kommen zu mir Schaaren lautlos, ich fürchte kein Unrecht. Und Geilän ben Salama ben Mu/attib sagte: Ich bin ein Mann von Ijäd, aus unvermischtem Geschlecht, ein Funken sprühendes Feuerzeug, verkleinere du nur Qeis ’Ailän, Sie sind meine Ahnen und zu ihnen führe ich mein Geschlecht hinauf, und der Stamm Qeis, die sind meine Schwäger und Schutzherren.

In Tiháma und seinen Niederungen blieb also von 'Adnán's Nach- kommen keiner übrig als Rabia und Mudhar und die entweder als auf- genommene Fremde oder als Schutzgenossen unter ihnen lebten. Ibn Schabba sagt: was Casí ben Munabbih ben el-Nabit ben Mancür ben Jacdum ben Afcá ben Du'mí ben Ijád betrifft, so blieb er in el-Táif unter einigen seiner Schwäger von 'Adwán ben 'Amr ben Qeis ben 'Ailán, wie oben vorgekommen ist Als sie sich vermehrten und ihnen ihre Woh- nungen zu enge wurden, breiteten sich die Rabia weiter aus in den be- nachbarten Gegenden von Nagd und Tiháma, sie lebten also in Carn el- Manázil, Hadhan, 'Okába, Rukba, Hunein, Gamra Autás, Dsát Irk, el- ’Akik und den benachbarten Orten von Nagd, mit ihnen die Kinda, mit denen sie Streifzüge unternahmen und Beute machten; sie dehnten sich REN Classe. XIV.

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bis an die Grünzen von Syrien und die Gegend von Jemen aus und gin- gen der Weide wegen von einem Orte zum andern. Die Banu ’Ämir ben el-Härith ben Anmár ben Wadia ben Lukeiz ben Afcá ben 'Abd el-Qeis trafen einst den 'Ámir el-Dhahján ben Sa'd ben el-Chazrag ben Teimallah ben el-Namir ben Cäsit, (Ämir hatte unter den Rabra das Amt, die Haltestellen für die Fütterung und die Ordnung auf den Frühjahrs- weiden zu bestimmen), und tödteten ihn ganz unschuldiger Weise; die Namir und übrigen Angehörigen von Cäsit, welche damals unter ihnen die oberste Leitung hatten, sagten desshalb zu den 'Abd el-Qeis, ihren nüchsten Verwandten: was habt ihr für einen Grund, dass ihr unsern Anführer tödtet und das uns gebührende Ansehen gering schätzt? ent- weder ihr lasst uns Gerechtigkeit wiederfahren und macht das uns an- gethane Unrecht wieder gut, oder wir werden den Krieg gegen euch an- fangen. Die Abgeordneten, welche den Streit schlichten sollten, gingen zwischen ihnen hin und her und der Friede wurde dann unter der Be- dingung geschlossen, dass die ’Abd el-Qeis. die Sühne für ein Oberhaupt, das Zehnfache einer gewóhnlichen Sühne, entrichten sollten, so dass auf die Banu ’Ämir 500 Kameele und auf alle übrigen 'Abd el-Qeis 500 kamen. Bis zur Entrichtung der Sühne wurden Geisseln gestellt, fünf Personen aus den Banu ’Ämir und vier von den 'Abd el-Qeis, unter letz- teren eine Frau von den Banu Ganm ben Wadti’a ben Lukeiz ben Afcá ben 'Abd el-Qeis.. Die Banu 'Ámir schickten ihre 500 und lösten damit ihre Geisseln ein; die übrigen 'Abd el-Qeis schoben aber die Einlösung ihrer Geisseln hinaus und desshalb machten die Namir auf sie einen An- griff, tódteten sie und setzten dann jene Frau in Freiheit6). Da traten die 'Abd el-Qeis gegen sie zusammen und sagten zu ihnen: ihr, unsre Verwandten, habt den Angriff gemacht, das Besitzthum genommen und die Leute getódtet. Dies war der Anfang des Krieges zwischen den Banu Rabia, es kam zu einem heftigen Kampfe, der den Namir Tod und Verderben brachte und sie der Oberhoheit verlustig machte und sie veranlasste, sich zu den Banu Jaschkur zu begeben. Die Rabia trenn-

6) 8121 Jaw AS, vielleicht 81,1} Jass tal>e und zwangen den Stamm jener Frau zur Auswanderung.

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. DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÀMME. 163

ten sich in Folge dieses Krieges und schieden auseinander. "Abd el- Qeis, Schann ben Afcá und ihr Anhang zogen fort und sandten Kund- schafter aus-um gute Weide zu suchen, und wühlten el-Bahrein und Hagar, wo sie sich mit den dortigen Ijäd und el-Azd vereinigten; sie banden ihre Pferde an die stehen gebliebenen Stämme der abgehauenen Palmen und fragten die Ijäd: seid ihr es zufrieden, dass die 'Abd el- Qeis ihre Pferde an eure Palmen anbinden? Da antwortete einer: „die Palmen kennen ihre Leute", welche Redensart zum Sprichwort geworden ist). Die 'Abd el-Qeis vertrieben in der Folge die Ijäd aus jenen Ge- genden, worauf diese nach 'Irák zu zogen; als die Schann ben Afcá ihnen nachfolgten, wandten sich die ljád gegen sie, bis sie gegenseitig von ein- ander abliessen und einige Stämme von Schann sich abtrennten. Die Ijád pflegten el-Tabak (die Decke) genannt zu werden wegen ihrer Stürke und des ihnen eigenen Muthes und weil sie die Leute in ihrer Blösse und Noth deckten, wesshalb ein Dichter sagt: Die Schann trafen die Ijäd bei el-Canà als eine Decke, die Schann passten zu ihrer Decke. Und einer ihrer Priester sagte: Die Schann passten zu ihrer Decke, sie passten zu ihr, da fielen sie sich um den Hals. 'Amr ben Aswá el-Leithí von 'Abd el-Qeis sagte einige Zeit nachher: Auf! bringet ihr beide an 'Amr ben Qeis die Botschaft: Sei nur nicht ungehalten über das eingetroffene Schicksal u. habe Geduld! Vertrieben haben wir die Ijäd von den Teichen, die sich zusammen zogen, und Bekr haben wir verjagt von den Wasserbehältern bei Muschakkar*). Die 'Abd el-Qeis nahmen also Besitz von el-Bahrein und theilten es unter sich, so dass die Gadsima ben 'Auf ben Bekr ben 'Auf ben

Anmár ben 'Amr ben Wadia ben Lukeiz ben Afcá ben 'Abd el-Qeis an

der Meeresküste und an den Seiten sich niederliessen, die Schann ben Afcá ben 'Abd el-Qeis nahmen die Grünze und das 'Iräk näher liegende Gebiet zum Wohnsitz, und die Nukra ben Lukeiz ben Afcá ben 'Abd el-Qeis blieben mitten in el-Catif und der Umgegend. Ibn Schabba sagt: | 7) Arabum proverb. ed. Freytag. Tom. II. pag. 105.

8) Jácüt in dem Artikel Muschakkar. ; x2

TEE c u qe ER TEE DEN E Er NANA V SESA

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die Nukra liessen sich in el-Schifár und el-Dhahrän nieder bis an die Sandwüste und in der Gegend zwischen Hagar, Catar und Beinüna; die- ses Beinüna (Zwischenland) erhielt den Namen davon, dass es in der Mitte zwischen el-Bahrein und 'Omán liegt. Die 'Àmir ben el-Härith ben Anmär ben 'Amr ben Wadia ben Lukeiz ben Afca ben 'Abd el-Qeis und el-Omür, das sind die Banu el-Dil ben 'Amr, Muhärib ben 'Amr und ’Igl ben 'Amr ben Wadia ben Lukeiz ben Afcá, mit ihren Verbün- deten 'Amira ben Asad ben Rabra liessen sich in der Ebene bei den Quellen und Brunnen lüngs der Grünze von el-Dahná nieder und ver- mischten sich mit den Bewohnern von Hagar in ihren Behausungen. Einige Stämme von 'Abd el-Qeis, nämlich Zäkia ben Wäbila ben Dohn ben Wadia ben Lukeiz ben Afcá ben 'Abd el-Qeis, 'Amr ben Wad?a ben Lukeiz, el-Awaca, 'Auf ben el-Dil, '"Áisch ben el-Dil ben 'Amr ben "Wadia und 'Amr ben Nukra ben Lukeiz ben Afcá bezogen die Ebene von Omán und wurden hier Theilhaber an den Ländern der Azd; das sind die Nachgebornen von Omán und bei ihnen sind die Nachgebornen von Balqein, Garm, Nahd, Nágia und diejenigen von den Banu 'Ab- schams ben Sa'd ben Zeidmenät ben Tamim, den Banu Mälik ben Sad und 'Auf ben Sad ben Zeidmenát ben Tamim, welche sich ihnen an- schlossen. Einige Stämme von Rabia bezogen die Höhen von Nagd und Higáz und die Grünzen von Tihàma und die benachbarten Gegenden und breiteten sich darin aus und lebten in el- Dsanàib, Wäridät, el-Ahacc, Schubeith, Batn el-Garib, el-Taglamán und in den dazwischen und herum liegenden Niederlassungen. Einige Stämme von Rabia zogen nach Je- men, verbündeten sich mit den dortigen Einwohnern, blieben aber bei ihrer Abstammung, wie die Aklub ben Rabia ben Nizár, welche sich in der Gegend von Tathlith in Jemen und dessen Umgebung niederliessen und als Nachbaren der Chath'am sich mit ihnen verbündeten, so dass sie sich gegenseitig gegen ihre Feinde Hülfe leisteten. Desshalb sagt einer von Chatham, dann von Schahrin, welcher die Aklub ben Rabia ver- trieben hatte: Die Aklub gehóren nicht zu uns und wir nicht zu ihnen, und was haben die Chath'am am Tage des Rühmens mit Aklub gemein?

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STÄMME. 165

Ein schlechter Stamm, dessen Ursprung von Rabi’a, der bei uns weder Oheim noch Vater hat. Da antwortete ihm der Aklubit: Ich gehöre zu dem Volke, nach welchem du mich benennst, edel vom Grossvater, Oheim und Vater. Wenn du sie nüher kenntest, würdest du mich nicht zu ihnen vertrieben | haben. Glaubst du, dass ich dadurch beschimpft würde ? Wenn Half und Nähis meine Oheime nicht sind, so bin ich ein Mann, dessen Oheime Bekr und Taglib. Unser Ahn ist der, vor welchem kein Pferd geritten wurde, und vor welchem Niemand wusste, wie man reitet °).

Auch die 'Anz zogen nach Jemen und verbündeten sich mit den Chath'am. ’Anz ist Abdallah ben Wäil ben Cásit, und er wurde 'Anz (Ziege) genannt, weil sein Kopf in scharf ausgeprügten Zügen mit dem Kopfe einer Ziege Aehnlichkeit hatte. Die Banu Hanifa ben Logeim ben Cab ben 'Ali ben Bekr ben Wäil wanderten aus, indem sie dem Futter und Wasser nachgingen, die Orte, wo mehr oder weniger Regen gefallen war, als Weide aufsuchten und den Weg, welchen die 'Abd el- Qeis betreten hatten, verfolgten; da trennte sich von ihnen 'Obeid ben Tha'laba ben Jarbü' ben Tha'laba ben el-Dül ben Hanifa, indem er mit seiner Familie und seinem Vieh die Weiden aufsuchte, bis er unver- muthet nach el-Jemáma kam, wo er sich an einem Orte Namens Cärät !) eine Nachtreise von Hagr niederliess und einige Tage verweilte. Er hatte einen Jemenischen Schützling bei sich vom Stamme Sad el-Aschira aus der Familie Zobeid. Nun ging ein Hirt des 'Obeid weiter, bis er nach Hagr kam; hier sah er die Schlösser und Palmen, und ein Land, worin, wie er einsah, grosse Ereignisse stattgefunden hatten. Er kehrte zu 'Obeid zurück, brachte ihm hierüber Nachricht und sagte: ich habe Palläste gesehen und hohe, schöne Bäume, welche solche Früchte tragen; damit überreichte er ihm einige Datteln, die er zerstreut unter den Pal- men gefunden hatte, und als 'Obeid sie kostete, sprach er: das ist, bei

9) d: i. Rabi'a el-Faras. 1) Genauer bei Jäcüt, Bd. 2. S. 209 Cärät el-Hubal.

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Gott, ein Genuss! Am anderen Morgen liess er ein Kameel schlachten und sprach dann zu seinen Sóhnen, Sklaven und dem Zobeiditen: seid auf eurer Huth, bis ich wieder zu euch komme. Dann bestieg er sein Pferd, liess seinen Sklaven hinten aufsitzen und ergriff seine Lanze, bis er nach Hagr kam; als er es sah, erkannte er, dass darin grosse Ereig- nisse statt gefunden haben mussten; er steckte seine Lanze in die Erde, trieb dann sein Pferd an, und umkreiste dreissig Wohngebäude und dreissig Gehöfte und was er umkreist hatte, erhielt davon den Namen Hagr (Geháge) und dies ist Hagr in Jemáma und darüber sprach er die Verse: : Wir haben uns niedergelassen in einer Behausung, worin einst seine Ge- nossen lebten, dann sind sie fortgezogen und haben ihre Burgen in unversehrtem Verputz zurückgelassen. Sie sind dann Bewohner der Wüste geworden in der Fremde . . . zerfallen, und wir sind in den Häusern ihre Bewohner geworden. Nach uns wird sie ein anderer Bewohner in Besitz nehmen und 'Audh in ihren Ebenen und Feldern wohnen. | Die Bekr ben Wäil hatten ein Götzenbild Namens 'Audh; nach an- deren bedeutet 'audh den Wechsel der Zeit, die Zukunft. Das Wort kommt in einem Gedichte vor, worin ein Mann von ’Anaza in der Vor- zeit erwühnt, dass 'Audh ein von dem ganzen Stamme Bekr verehrter Gótze sel: Ich habe geschworen bei dem vielen Blute rings um 'Audh und bei den Dildern, die bei el-So'eir zurückgelassen sind: Ich will beständig das Land die Hälfte des Lebens durchziehen, und nie soll mein Kameel ihre Gegend verlassen.

. Hierauf stiess 'Obeid seine Lanze in der Mitte in die Erde, kehrte dann zu seinen Leuten zurück, nahm sie mit sich und liess sich dort mit ihnen nieder. Als dies sein Zobeidischer Schützling sah, sagte er: o Obeid, halbpart ! er antwortete: das nicht, aber so viel, dass du zu- frieden sein kannst. Jener erwiederte: auf die Zufriedenheit folgt nur Unzufriedenheit. Da sprach 'Obeid: jenes Dorf eine halbe Parasange von Hagr soll dir gehören. Der Zobeidit blieb nun einige Tage, dann

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hatte er es satt und kam zu 'Obeid und sagte: gieb mir etwas als Ent- schädigung, denn ich will fortziehen und diese Gegend verlassen. Da schenkte er ihm dreissig junge Kameele und jener zog fort und schloss sich wieder an seine Familie. Als nun die Banu Hanifa und die bei ihnen befindlichen Bekr ben Wail von einander hörten, wie es dem 'Obeid ben Tha'laba ergangen sei, kamen sie herbei, bis sie sich in den Ortschaften von Jemäma niederliessen. Auch Zeid ben 'Thalaba ben Jarbü'?) kam herbei und als er seinen Bruder ’Obeid traf, sprach er zu ihm: lass mich bei dir in Hagr wohnen. Er antwortete: hier wohnt niemand bei mir, (indem er sein Glied erfasste), der nicht aus diesem hervorgekommen ist, aber jenes Dorf, aus welchem der Zobeidit abge- zogen ist, mag dir gehóren. Er entfernte sich nun und liess sich dort nieder unter Zelten theils von Baumwolle, theils von Kameelhaaren, und 'Obeid wohnte mit seinen Kindern in den Schlóssern zu Hagr. Nach Verlauf von einigen Tagen sprach er zu seinen Sóhnen: kommt mit mir zu unseren Beduinen, wir wollen uns ein wenig mit ihnen unterhalten und dann zurückkehren. Seit der Zeit ist der Name el-Bädija, Beduinen, aufgekommen, Zeid ben Jarbü, Habib ben Jarbü, Catan ben Jarbü' und Mu’äwia ben Jarbü', diese sind es, welche die Beduinen unter den Banu Hanifa genannt werden. Zeid fing dann an, die jungen Schösslinge der Palmen, ihre Kinder, zu entwóhnen (abzusenken) und dann zu verpflan- zen, so dass sie allmälig heranwuchsen, und so machen es alle Beduinen. Hagr ist also der Hauptort von Jemáma, dessen Mittelpunkt und Sitz der Emire, und dahin werden alle Sachen gebracht.

Die übrigen Stimme von Rabia, als Bekr, Taglib, Gofeila, 'Anaza und Dhobei’a blieben in ihren Gegenden in den Hochlanden von Nagd, Higáz und den Gränzgebieten von Tihäma, bis unter ihnen ein Krieg ausbrach, weil Gassás ben Murra ben Dsuhl ben Scheibän den Koleib ben Rabia getódtet hatte. el-Namir und Gofeila verbanden sich mit den Banu Taglib und blieben bei ihnen; 'Anaza und Dhobeia vereinigten

2) Aus dem folgenden ergiebt sich, dass bei Jäcüt, Bd. 2. S. 210 besser Zeid ben Jarbü', Oheim des ’Obeid, genannt ist und es desshalb auch heissen muss: als er seinen Neffen 'Obeid traf.

168 F. WÜSTENFELD,

sich mit Bekr ben Wäil, und die Kriege und Schlachten hörten nicht auf, sie von einer Gegend zur anderen zu führen und von einem Lande zum anderen zu treiben, wobei die Taglib immer über Bekr den Sieg behielten, bis zum Tage von Qidha. Qidha ist ein Abhang des 'Áridh von Jemäma und ’Äridh ist ein Berg; Qidha ist drei Nachtreisen von Jemäma entfernt. Dies ist der Tag el-Tahäluk d. i. des Haarabschnei- dens5), an welchem die Bekr die Banu Taglib in die Flucht schlugen, so‘ dass sie sich seit diesem Tage und diesem Treffen trennten und in verschiedene Gegenden zerstreuten, nämlich die Banu Taglib. Bekr ben Wäil, ’Anaza und Dhobeia breiteten sich von Jemäma weiter aus zwi- schen Bahrein und den Gränzen der Niederungen von 'Irák und seinen Hóhen und von der Gegend von el-Ubulla bis Hit und in den angrün- zenden Ländern; el-Namir und Gofeila zogen sich zurück bis an die Grünze von Mesopotamien und ’Änät und diesseits in die Gebiete der Bekr ben Wäil und jenseits in die Gebiete der Cudhá'a in den Syrischen Grünzlanden. el-Achnas ben Schiháb el-Taglebí, Anführer und Dichter, sagt hierüber, indem er die Niederlassungen der Stämme erwähnt 9): Alle Leute von Ma'add haben nach kleineren Stämmen eine Gegend, wohin sie sich flüchten, und ein Gebiet. Die Lukeiz haben Bahrein und das ganze Ufer, und wenn ein Unheil von Indien ihnen nahe kommt, Zerstreuen sie sich hinter Hüsch, als wäre dies eine Wolke, die ihr Wasser ausgegossen hat und umkehrt. Die Bekr haben das Festland von ’Iräk, und wenn sie wollen, tritt diesseits von Jemäma ein Hüter dazwischen. Die Tamim wohnen zwischen einer steinigen Hóhe und einer Sandflüche, sie haben einen Rückzug und Wege ins Gebirge. Die Kalb haben Chabt und die Sandflüche 'Álig bis el-Harra el-raglä, wo sie Widerstand leisten. Bahrà ist ein Stamm, dessen Wohnsitz wir kennen, ihnen stehen um el-Rucáfa weite Wege offen.

3) Vergl. Hamäsa, S. 253.

.4) Diese Verse bilden die Ergänzung eines Gedichtes in der H amása, S. 346, wo von diesen nur der erste und letzte Vers vorkommen; Jácüt Bd. 4. S. 129 hat dieselben Verse, wie Bekrí, und einige aus der Hamäsa dazwischen.

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DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STAMME. 169

Die Ijäd streifen in el-Sawäd hinein und ausser ihnen ‚suchen fremde Reiterschwürme, wen sie überfallen könnten. Und wir sind Leute, die keinen Schutz in ihrem Lande haben , beim Regen werden wir nicht angetroffen, und wie viele sind weit entfernt Zerstreuung der Mudhar. Nach dem Abzuge der Rabi’a aus Tihäma blieben die Mudhar ben Nizär beständig in ihren Niederlassungen in Tihäma und den angränzenden Gebieten, bis ihre Stämme sich schie- den, ihre Zahl und ihre Familien sich mehrten und ihre Wohnungen ihnen zu enge wurden; da suchten sie weitere Gegenden, die ihnen Un- terhalt gewährten, sie folgten dem Futter und dem Regen und suchten einer vor dem andern die Wohnplätze und Niederlassungen zu besetzen; einer widersetzte sich dem anderen, es kam zu offenen Kämpfen, bis die Chindif über Qeis den Sieg davon trugen. Andere sagen, Gazija ben Guscham ben Mwäwia ben Bekr ben Hawázin sei ein Zechbruder des Rabia ben Handhala ben Mälik ben Zeidmenát ben Tamim gewesen und als sie eines Tages mit einander tranken, stürzte sich Rabia ben Han- dhala auf Gazija ben Guscham und tódtete ihn. Die Qeis forderten nun von Chindif das Lósegeld und als die Chindif es nicht bezahlen wollten, kam es zum Kampfe; die Qeis wurden in die Flucht geschlagen und zerstreuten sich. Darüber sagt Firás ben Ganm ben Thalaba ben Málik ben Kinäna ben Chozeima: Wir standen den Qeis als Feinde gegenüber am Morgen von Bárik mit glänzenden neu polirten scharfen Schwerdtern. Wir haben sie geschlagen, bis sie flohen und verlassen wurden die Niederungen, welche an jenem Tage von Málik in Besitz genommen wurden. Die Qeis zogen nun fort von Tiháma und begaben sich mit Aus- nahme einiger Stämme nach den Ländern von Nagd, so dass sie bis an die Gränzen von Gaur in Tiháma vordrangen; die Hawázin ben Mancür ben ’Ikrima ben Chacafa ben Qeis liessen sich nieder in dem Gebiete zwischen Gaur Tihäma bis in die Nachbarschaft von Bischa, Birk, der Gegend des Sarät, el-Täif, Dsul-Magäz, Honein, Autäs und die nächst ‚gelegenen Districte. Hiernach wurden die Nachkommen des Mudrika und Täbicha, der beiden Söhne des Jäs ben Mudhar wegen der Nieder- lassungen uneins, da sie ihnen zu eng waren, es entstand zwischen ihnen Histor. - philol. Classe. XIV. Y

170 F. WÜSTENFELD,

ein Krieg, die Mudrika siegten über die Tábicha und die letzteren zogen aus Tiháma fort bis nach den Hochlanden von Nagd und Higäz; die Mozeina ben Udd ben Täbicha gingen vor bis in die Berge Radhwá, Cuds und Ära und die benachbarten und nächst gelegenen Gegenden von Higáz; die Tamim ben Murr ben Udd ben Tábicha, Dhabba ben Udd ben Tábicha und ’Okl ben Udd drangen in die bewohnten und un- bewohnten Gegenden von Nagd ein und nahmen Besitz von den Nieder- lassungen der Bekr ben Taglib,- welche sie während ihrer Kriege inne gehabt hatten, und gingen dann weiter, bis sie sich auf der Grünze von Hagar zwischen el-Jemáma und Hagar niederliessen. Die Banu Sad ben Zeidmenát ben Tamim drangen vor bis nach Jabrin und den dortigen Sandflüchen, bis sie sich mit den 'Ámir ben 'Abd el-Qeis in deren Ge- biete Catar vermischten, eine Abtheilung von ihnen wandte sich nach :Omän und einzelne Horden von ihnen lebten in den Gegenden zwischen den Grünzen von Bahrein bis in die Nähe von Bacra und bezogen dort die Niederlassungen und Plätze, wo sie Wasser fanden, welche den Ijäd ben Nizár gehört hatten und von diesen verlassen waren, als sie nach 'Irák fortzogen. Einige Stämme von Mudrika ben el-Jás ben Mudhar blieben in Tihäma und den benachbarten und nächst gelegenen Gebieten; so gab es Mudrika in der Gegend von 'Arafát, 'Orana, Batn Na’män, Rogeil, Kabkab und el-Baubát, und ihre Nachbaren waren hier einige Abtheilungen der hinteren Hawázin. Die Hudseil besassen einige der Sarát Berge mit den westlichen Ausgängen ihrer Thäler und Schluch- ten; die Wasserwege dieser Schluchten und Thäler gingen nach den Niederlassungen der Stimme von Chuzeima ben Mudrika und die Nach- baren der Hudseil in ihren Bergen waren Fahm und 'Adwán, die beiden Söhne des Amr ben Qeis Ailán. Die Chuzeima ben Mudrika liessen sich unterhalb der Hudseil ben Mudrika nieder und dehnten sich in jenen Senkungen bis ans Meeresufer aus, so dass die T'häler, deren Aus- günge und oberen Theile die Hudseil inne hatten, so wie die Schluchten der Sarát Berge, welche die Hudseil bewohnten, ihr Wasser nach ihnen hin ergossen; sie lebten also zwischen 5) und den westlichen

5) In den Handschriften fehlt ein Wort, vielleicht: zwischen der Meeresküste.

DIE WOHNSITZE UND WANDERUNGEN DER ARABISCHEN STAMME. 171

Sarät Bergen. Die Nachkommen des Nadhr ben Kinána ben Chu- zeima blieben in der Umgegend von Mekka und den benachbarten Ge- bieten, dort ist der grósste Theil von ihnen, welche alle ihr Geschlecht auf el-Nadhr ben Kinána zurückführen. Eines Tages sassen 'Ámir ben

" Luweij und Sáma ben Luweij bei Mekka zusammen und tranken, da

entstand zwischen ihnen ein Wortwechsel, bis Sàma, welcher rechthabe- risch war, dem ’Ämir ein Auge ausschlug; er begab sich sogleich auf die Flucht, bis er nach 'Omán kam, wo er sich mit Nágia, einer Toch- ter des Garm, verheirathete, wie oben (S.132) erwühnt ist; andere sa- gen, er habe eine andere geheirathet. Die Banu Säma wurden in 'Omán ein für sich bestehender mächtiger Stamm, voll Muth, Kraft und Stand- haftigkeit, und auf sie bezieht sich das Gedicht des Musajjab ben 'Alas el-Dhube':

Säma lebte unter seinem Volke,

er hatte zu Essen und zu Trinken; Da thaten sie ihm Schimpf an, was ihm nicht angenehm war, Beschimpfen aber war in ihrem Lande Sitte.

Das weitere siehe oben. Die Nachkommen des Fihr blieben in der Umgegend von Mekka, bis Cuceij ben Kiläb sie zur Niederlassung auf dem heiligen Gebiete veranlasste ; in Mekka selbst hatte keiner ge- wohnt. Hischäm sagt nach el-Kalbí: die Leute pflegten die Wallfahrt zu machen und dann sich wieder zu zerstreuen, so dass Mekka ganz leer blieb und niemand darin wohnte. Die Cureisch der Unterstadt sind nun diejenigen Nachkommen des Fihr, welche mit Cugeij dort einzogen und die Cureisch der Oberstadt von den Nachkommen des Fihr sind Teim el-adram ben Gálib ben Fihr, Ma'ip ben 'Ámir ben Luweij und Muhárib und el-Hárith, die beiden Sóhne des Fihr; dies sind die Cu- reisch der Oberstadt und die übrigen Cureisch sind Unterstädter mit Ausnahme der Familie des Abu 'Obeida Ibn el-Garräh, nämlich der Banu Hiläl ben Oheib ben Dhabba ben el-Härith ben Fihr, und der Familie des Sahl und Suheil, der beiden Söhne der Beidhá, nämlich Hiläl ben Málik ben Dhabba ben el-Hárith ben Fihr, denn diese bezogen mit

Cuceij die Unterstadt und sind also Unterstädter. Y2

172 F. WÜSTENFELD,

Dies ist die Geschichte der Trennung der Ma'add und ihrer Nieder- lassungen und Wohnsitze zur Zeit des Heidenthums, bis der Isläm er- schien. In Higáz wohnen von den Arabern die Asad, 'Abs, Gatafän, Fazära, Muzeina, Fahm, 'Adwán, Hudseil, Chath'am, Salül, Hilál, Kiláb ben Rabi'a, Tajji (Asad und Tajjí sind Verbündete) und Guheina, sie haben sich in den Bergen von Higäz niedergelassen, - nämlich in el- Asch’ar, el-Agrad, Cuds, Ära und Radhwá und sind bis in die Ebene von Batn Idham gekommen. Einige Stämme von Bali bewohnen Schagb und Badá zwischen Teimá und Medina; die Thakif und Bagila bewoh- nen die Stadt el-Táif; die Wohnungen der von diesen abstammenden Chath'am sind in Turaba, Bischa und hinter Tabála an der Pilgerstrasse von Mekka nach Jemen und sie haben sich mit den Hiläl ben 'Amr vermischt; das eigentliche Tabäla gehört den Banu Mázin. Die Behau- sungen der Salül liegen in dem Districte von Medina und die Nieder- lassungen der Azd Schanüa sind in dem Sarát nach Sonnenaufgang ein- ander gegenüber liegende Thäler bei Tathlith, Turaba und Bischa; der mittlere Theil dieser Thüler gehórt den Chath'am, wie eben erwühnt ist, und einigen Stämmen von Madshig und diese Thäler ergiessen sich in das Land der Banu 'Àmir ben CQa'caa. Die in Higäz zurückgebliebenen Reste von Guscham, Nacr ben Mu'áwia und von den Nachkommen der Chacafa ben Qeis leben in el-Harra, Harra Banu Suleim und Harra Banu Hiläl, und in der Stadt el-Rabadsa bis nach den Ortschaften von Turaba und haben sich mit den Kiläb ben Rabia vermischt. Alle diese gehören zu den Bewohnern von Higäz. In Nagd liessen sich von den Arabern nieder die Banu Ka'b ben Rabi’a ben ’Ämir, deren Wohnsitz el-Falag und die es umgebende Wüste ist. Die Numeir ben 'Ámir, Báhila ben Ja’cur und sämmtliche Teim hatten sich in Jemäma niedergelassen und wohnten dort, bis sie darüber mit den Rabi'a ben Nizár in Streit geriethen.

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Die Sage von der geflügelten Sonnenscheibe nach altügyptischen Quellen, dargestellt von

Heinrich Brugseh.

Der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften überreicht am 3. Juli 1869.

Einen der auffallendsten Theile in der Dekoration altägyptischer Tempel und sonstiger Monumente, welche auf den Kultus Bezug haben, bildet die eigenthümliche symbolische Gestalt, welche als Vignette dieser Ab- handlung vorangestellt ist. In Sculptur und Malerei je nach dem Um- fang des damit geschmückten Denkmales in grösseren oder kleineren

-Proportionen der Höhe und Breite ausgeführt, erscheint das Bild vor

allen über den Eingängen der altägyptischen Tempelgemächer, woselbst es mit mathematischer Genauigkeit die Mitte des Thürsturzes unter oder innerhalb: der ägyptischen Hohlkehle einnimmt. Nicht selten ist das in Rede stehende Bild von Inschriften begleitet, welche es mit dem’ Namen hut, oder, doch seltner, mit dem Namen ap? belegen. ‚Der er- stere, abzuleiten von der Wurzel hat und ihren Nebenformen katet, hatet’), bezeichnet in der Urbedeutung soviel als ,,ausspannen, ausstre- cken“, zunächst von den Flügeln eines Vogels gesagt. So heisst es z. B. von der Sperbergestalt des Gottes Horus, des ägyptischen Apollo, in einem Texte?) hor pw hat-nef tema-ti-f ha-k „das ist der Horus-Sperber,

1) Vergl. mein hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch S. 926. 2) L. L

174 H. BRUGSCH,

er hat ausgespannt seine beiden Flügel über dich". Die andere Be- zeichnung: api hängt zusammen mit der Wurzel ap, äpi'), welche, in unverkennbarer Verwandtschaft mit dem ebräischen my, „fliegen“ be- deutet, wie in der Stelle: pir ba-sen em ap er hir „es kommt heraus ihre Seele, um nach der Himmelshóhe emporzufliegen?:. In der That hängt die Gestalt des beregten Symbols augenscheinlich zusammen mit den eben entwickelten Wurzelbedeutungen der Benennungen hut und api. Sie zeigt uns nümlich das Bild der Sonnenscheibe, an welcher sich nach rechts und links hin ein ausgebreitetes Flügelpaar befindet, so dass man sich die Sonne demnach als eine fliegende Scheibe vorstellte. Die Namensform hut liesse sich desshalb am passendsten übertragen durch „Flügelausspanner‘‘, die andere ap? durch ‚Flieger‘ oder selbst „Vogel“, analog dem ebräischen sip in der Collectivbedeutung von „Geflügel“.

Die bei weitem häufigere Benennung hut für die geflügelte Sonnen- scheibe ist in dem grössten Theile der Inschriften, welche die Abbildung derselben begleiten, noch besonders charakterisirt durch die Klassen- zeichen für Städtenamen, nach dem altägyptischen Schrift-System, so dass hut in der neuen Bedeutung als Name einer besonderen Stadt auf- tritt, „der Stadt des Flügelausspanners“. Thatsächlich ist diese Bedeu- tung schon früher von mir auf Grund der Denkmäler-Studien in meinen geographischen Untersuchungen?) nachgewiesen worden. Eine der ge- : wöhnlichsten Bezeichnungen des Ortes, welchen die Alten mit dem Na- men Apollinopolis magna belegten, war inschriftlich Hut. Der Gott, welcher hier von Alters her verehrt wurde, hiess Hor derselbe, den die Alten ihrem Apollo gleichzustellen pflegen und sein gewöhnlich- ster Name ist Hor-hut , der Horus von der Stadt des Flügelausspanners‘. Es ist derselbe Gott, um es kurz zu sagen, welcher in der geflügelten Sonnenscheibe symbolisch dargestellt erscheint.

Bevor ich in dér Entwicklung weiter vorschreite, sei es mir ge-

1) Wörterbuch S. 179. 2) L. 1. 3) Die Geographie des alten Aegyptens. Leipzig 1857 S. 165.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 175 stattet über die Stadt und das hochberühmte Heiligthum des Gottes

einige Bemerkungen geographisch-mythologischer Natur vorauszuschicken, wobei ich für das Besondere auf die vorher citirte Stelle in meiner „Geographie des alten Aegyptens‘‘ verweise.

Apollinopolis magna (zum Unterschiede von A. parva im Norden von Theben, etwa halbwegs zwischen Theben und Koptos auf der öst- lichen Seite des Flusses gelegen) nahm im Alterthume genau die Lage des Ortes ein, welcher gegenwärtig unter dem arabischen Namen Edfu - (#01) bekannt ist. Die Bezeichnung des letzteren ist hervorgegangen aus der koptischen Benennung Jvzéw, wie diese ihrerseits aus dem älte- sten, inschriftlich nachweisbaren Namen teb, tebu oder atbu. Der Ort Edfu, heute von Arabern, Kopten, Berberinern und selbst Negern be- wohnt, liegt unter dem 25° nördlicher Breite, auf der westlichen Seite des Nils, etwa eine Viertelstunde landeinwürts; er erhebt sich hügelartig auf den Schuttbergen der untergegangenen Stadt Apollinopolis magna und birgt in seiner Mitte, in einer Tiefe von 20 bis 30 Fuss unter dem gegenwürtigen wellenfórmig gestalteten Niveau des Erdbodens, den voll- ständig erhaltenen Tempel des altägyptischen Apollo, des Hor-hut.

Die Alten gedenken der Stadt und des Tempels nur an wenigen Stellen. Strabo kennt "4zó44wvog nois als Stadt, welche Krieg gegen die. Krokodile führe, Plutarch berichtet dass in derselben Stadt es her- kómmlich sei, dass überhaupt ein Jeder der Bewohner von dem Kro- kodil esse; „an einem bestimmten Tage aber fingen sie, so viel sie kónnten, tódteten sie und würfen sie dem Tempel grade gegenüber hin, wobei sie erzühlten, wie Typhon in ein RDUM verwandelt, dem Horos entflohensei'*!). Vorher hatte dieser S ll führt, wie die Aegyp- ter dem Typhon von den Hausthieren das diinivste, den Esel, zutheilten, von den wilden Thieren die grausamsten, das Krokodil und das Flusspferd ?. Die Nachrichten anderer sind zu geringfügig, um sie weiter zu be-

sprechen.

1) Plutarch, de Iside et Osiride, ed. Parthey. Berlin 1850 S. 90, 3. Vergl.

Eusebius, praep. evangel. III, 12. 2) L.1. S. 89, 6.

176 H. BRUGSCH,

Aus den vorher aufgeführten Stellen geht zunächst hervor, dass in Apollinopolis magna eine von den Kampfstätten zu suchen ist, an welchen, der Sage nach, der Gott Hor, der strahlende Lichtgott, dem ‚ägyptischen Erbfeind des Lichtes, dem Gotte Typhon eine Schlacht ge- liefert hat. Diese Sage führt uns unmittelbar auf den Gegenstand, welchen die vorliegende Untersuchung zu behandeln bestimmt ist und zu welchem das Bild der geflügelten Sonnenscheibe in ganz besonderer Beziehung steht. |

Es ist ein durchgehender Grundzug in dem Wesen des ägyptischen Alterthumes Alles, was in näherer oder fernerer Berührung mit dem re- ligiösen Kultus stand, nicht nur durch äussere Symbole, sondern selbst durch die Benennung im Worte zu verhüllen und für den Nichteinge- weihten unverständlich zu machen. Die Priesterschaft hielt den Schlüssel dazu in den Händen und ihre Eingeweihten allein vermochten das Sym- bol zu begreifen und das dunkle Wort richtig auszulegen. In den älte- sten Zeiten des ägyptischen Priesterlebens wurde der Schlüssel, so muss es scheinen, durch mündliche Lehre überliefert, bis die Masse so ange- wachsen war, dass die Schrift als Trüger und Erhalter der Tradition zu Hülfe genommen werden musste. Das sogenannte Todtenbuch der alten Aegypter (das Rituel funéraire nach der Bezeichnung der Franzosen) kann als ein sehr beredtes Beispiel dafür dienen, wie im Laufe der Zeit uralte Vorstellungen von dem Wesen der Gottheit selbst für den Einge- weihten in ihrer eigenthümlichen Ausdrucksweise dunkel und unver- stándlich wurden und wie man neuer Erklärungen benóthigt war, um das alte Wort zu erfassen. Selbst zu den Erklärungen traten bisweilen noch jüngere Interpretationen, die es verstehen lassen, wie mit der Zeit die Urredaction eines Textes Veründerungen erfahren konnte, welche zu gleicher Zeit der veründerten geistigen, philosophischen Richtung Rech- nung trugen. Wenn, um ein Beispiel anzuführen, in dem Kapitel 17 des Todtenbuches die alten Exemplare an einer Stelle den fol- genden Text darbieten: ánok neter à xeper tesef „ich bin der grosse Gott, das Sein selbst", so erklüren dies jüngere Redactionen durch die Worte: mu pu nun pu átef neteru „das ist das Feuchte, das ist das Ur-

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. et

wasser, der Vater der Götter‘, und weiter andere durch: pu nun dtef neteru „das ist die Sonne, das Urwasser, der Vater der Götter“ oder durch pu kema ran-f neb paut „das ist der Sonnengott, der sich selber schuf, der Herr der Gótterschaar ‘“.'),

Wenn derartige Veränderungen alter traditioneller Texte, wie ich angedeutet habe, im Zusammenhang standen mit einer bestimmten gei- stigen Zeitrichtung, obwohl, wie das Beispiel zeigen kann, nicht immer zu ihrem Vortheil, so darf eine andere Seite nicht ausser Acht gelassen werden, welche der Urform der Tradition auf dem Gebiete des Religiö- sen gegenübertrat, ich meine den particularen Geist der altügyptischen Priesterkaste. So viel Nomen, so viel Sinne, so viel Tempel, so viel Lehren kann man mit allem Rechte behaupten. Jede Priestergesell- schaft der altägyptischen Haupt-Kultusstätten hatte ihre besondere Lehre, ihre eigene Materia sacra, ihren eigenthümlichen Dienst, ja selbst ihren eigenen Festkalender; nicht zwei aus der grossen Zahl entsprechen sich einander nach der angedeuteten Richtung hin, nur Aehnlichkeit oder Verwandtschaft der Kulte lässt sich bei einzelnen nachweisen. Desto schürfer aber traten die Gegensütze in der Verschiedenheit der Lehren hervor, ja thatsüchlich so weit, und es wirft dieser Umstand ein lehr- reiches Streiflicht auf das politisch abgegrenzte Leben der einzelnen Nomen, dass sie bis zum Kampfe mit den Waffen in der Hand aus- ausarteten. So bekriegten sich in den Zeiten der römischen Herrschaft, wie Plutarch erzühlt, die Bewohner der angrenzenden Nomen Oxyryn- chites, welche den Fisch Oxyrynchus hoch und heilig hielten, und die des Kynopolites, bei welchen der Hund in heiliger Ehre stand, in so blutiger Fehde, dass erst die Rómer im Stande waren, die beiden Partheien zur Ruhe zu bringen und zu bestrafen”). Ein ganz ähnliches Ereigniss liegt Juvenals fünfzehnter Satyre zu Grunde, wobei es die Bewohner von Ombi (vielleicht Coptos an Stelle von Ombos zu lesen) °)

7) Vergl Lepsius, Aelteste Texte des Todtenbuches. Berlin, 1867. SS. 28, 42, 44, 48. 2) Plutarch, de Is. et Osir. 128, 5 ed. Parthey. 3) Vergl. 1. 1. S. 269. Histor.-philol. Classe. XIV. Z

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178 H. BRUGSCH,

und Tentyra sind, die sich bei Gelegenheit eines Festes in einen ernst- haften Strauss verwickelten. Derartige Zwistigkeiten, durch Fanatismus genührt, mussten besonders in Zeiten schwacher Herrscher unvermeidlich sein (es erklären sich daraus die in gewissen Epochen der ägyptischen Geschichte regierenden Gegenkónige und der schnelle Wechsel einzelner Dynastien) und man versteht vollkommen die Plutarchische Ueberliefe- rung!) wonach „einer von den verschlagenen und listigen Kónigen wohl „gemerkt habe, wie die Aegypter von Natur leichtsinnig und zu Neue- „rungen und Umwälzungen sehr geneigt, durch ihre grosse Menge eine „unüberwindliche und schwer zu bändigende Macht besässen, wenn sie „übereinstimmten und zusammenwirkten, darum habe er ihnen durch „Verbreitung des Aberglaubens einen beständigen Grund zu unaufhör- „licher Zwietracht eingepflanzt. Er befahl ihnen verschiedene Thiere „zu ehren und zu feiern, die bös und feindlich sich gegen einander be- „tragen und ihrer Natur nach eins das andere zur Nahrung suchen. „Da nun jede Stadt die ihr eigenthümlichen Thiere schützte und die „Verletzung derselben übel nahm, so wurden die Menschen unvermerkt

„in die Feindschaften der Thiere mit hineingezogen und befehdeten

„einander“. Die Thatsache stand auch dieser Nachricht zufolge fest, wenn wir auch annehmen müssen, dass der schlaue Kónig in das Reich der Mährchen gehört. |

Eine so grosse Verschiedenheit der Kulte, an deren Spitze die Nomosgottheiten der 42 ägyptischen Nomen °) naturgemäss standen, sammt . allen Abweichungen in der áusseren Ausdrucksweise derselben kann nur eine sehr komplicirte Vorstellung der ägyptischen Mythologie erzeugen und es ist erklärlich, wenn bis jetzt kaum die Vorarbeiten dazu geliefert worden sind. Hierzu tritt der erschwerende Umstand, dass der grósste Theil der altägyptischen Tempel vom Boden des Nilthales verschwunden ist, und dass sich im Verháltniss dazu nur eine sehr kleine Zahl bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Rechnet man dazu noch die That-

1) L. 1. S. 17, 8. 2) Nur selten variiren die Angaben der Denkmäler in dos Zahl, die übrigens inschriftlich vielfach belegt ist.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 179:

sache, dass die Inschriften der Tempel, in Bezug auf alles Sachliche insoweit es den Kult angeht, in so dunklen Ausdrücken zu uns reden, die wir den Schlüssel dazu nicht besitzen, so scheint die Aufgabe bei- nahe unmöglich, jene alten Räthsel zu lösen und jenen Inschriften ein genügendes Verständniss abzugewinnen.

Und doch ist die Lösung möglich geworden, seitdem die Tempel von Dendera und Edfu durch vollständige Freilegung von dem sie anfüllenden Schutte in den letzvergangenen Jahren der Forschung ein für allemal erschlossen sind. Obgleich den spätesten Zeiten der Ge- schichte des alten Aegyptens ängehörend, der Epoche der Ptolemäer- und Römer-Herrschaft, verfolgen ihre reichen Texte die den älteren Inschriften schnurstracks entgegengesetzte Tendenz, nämlich zu erklären, statt zu verhüllen, zu öffnen statt zu verschliessen, mit einem Worte klar zu sein statt dunkel. Ich kann desshalb die Meinung derer nicht theilen, welche mit einer gewissen Verachtung auf diese jüngsten Reste des ägyptischen Alterthums herabblicken und sich von ihnen abwenden, statt mit aller Sorgfalt die reichen Schätze der alten Ueberlieferung zu heben. Ohne diese Texte, ich sage es frei heraus, würden nicht nur auf dem von mir berührten Gebiete sondern auf vielen anderen Feldern der ägypti- schen Disciplinen unsere Kenntnisse ebenso mangelhaft, als unfruchtbar sein und die Forschung müsste sich nach den angedeuteten Richtungen hin in den waghälsigsten Hypothesen ergehen. In diesen späten In- schriften zeigt sich das wunderbare Walten eines vorsorgenden Schick- sales, sie haben uns dicht vor dem Rande des Abgrundes ewiger Ver- gessenheit, alles erhalten, was die Altvordern überliefert haben und es liegt an uns, wenn wir nicht ausbeuten, wo sich dem Wissen in so leichter Weise Thür und Thor geöffnet hat. Um so verdienstvoller sind alle Publikationen von Texten dieser Art und die gelehrte Welt muss den erfolgreichen Bemühungen unseres Landsmannes, Herrn Dr. Joh. Dümichen, aufrichtigen Dank wissen, der zunächst in dem Recueil, in den „Tempelinschriften“ u. s. w. einen nicht geringen Theil der wichtigeren Inschriften von Dendera und Edfu der Oeffentlichkeit über-

eben hat. us Z2

180 H. BRUGSCH,

Verhehlen wir uns indess nicht neben dem Guten, welches uns in den erwühnten Texten so wunderbar erhalten ist, dass ihnen eine eigene Schwierigkeit inne wohnt, welche vielleicht die verüchtliche Behandlung derselben so billig gemacht hat, die Schwierigkeit ihrer Schrift-Entziffe- rung. Ist der Charakter des Schriftsystems der guten alten Zeit ge- wissen einfachen Regeln der Komposition unterworfen, die in ihrer Ge- sammtheit allgemeine Gesetze bilden, von denen nur in seltenen Fällen Ausnahmen gestattet sind, so erscheint die Schrift in der ptolemäisch- römischen Epoche, unter dem Einfluss individueller Behandlung, in dem veränderten Gewande eines komplicirten, unseren Rebus nicht unähnlichen Gemisches von Lautzeichen und wahren Bildern, bald so seltsam, dass die Gelehrten sie als eine Schrift-Spielerei, bald so dunkel, dass andere sie als eine änigmatische Schrift bezeichnet haben. Wenn, um mich eines Beispiels zu bedienen, in der Altzeit das Zeitwort ar oder al (im Koptischen in añe, anı verwandelt, auch im Ebräischen nachweisbar als ny. byn adscendit) mit der Grundbedeutung „aufsteigen, besteigen“ mit Hülfe der beiden einfachen Lautzeichen für @ und r (oder /) geschrieben wird, so erscheint nicht selten in den ptolemäischen Texten das Bild eines zum Gaisgeschlecht gehörigen Thieres als Vertreter der ganzen Silbe är, aus dem Grunde, weil dieses Thier den Namen ar führte (er- halten im Koptischen als añ, oere agnus, aries, osAe, ovs, uus aries, eroyA, coy, seoyA cervus, cf. ebr. òy), ibex). Wie die modernen Völker in der Lage sind, eine mittelst Rebuszeichen dargestellte Schrift zu le- sen, so ist es für den Aegyptologen nichts weiter als Sache einigen Nachdenkens und einiger Uebung, derartige ägyptische Texte zu ent- ziffern und vollständig zu verstehen. wobei vor allen Analogien und Va- rianten ein ausgezeichnetes Hülfsmittel an die Hand geben. Wir kön- nen demnach den charakteristischen Unterschied der älteren und jüngeren Inschriften ägyptischer Denkmäler durch den Gegensatz bezeichnen, dass in jenen dunkle Begriffe in einfacher Schrift, in diesen einfache Begriffe in dunkler Schrift enthalten sind.

Zu dieser Gattung dunkler Schrift gehört der lange Text, welchen ich in einer genauen Umschreibung mit fortlaufender interliniärer Ueber-

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 181

setzung, dem Schlusse dieser Abhandlung beigefügt habe. Er befindet sich an der inneren Seite der ‚westlichen Umfassungsmauer des Tempels von Edfu, woselbst er fast die ganze Länge der Mauer einnimmt, be- gleitet von den dazu gehörigen bildlichen Darstellungen. Nach den ein- leitenden Worten: ‚Im Jahre 363 des Ra-Harmachis, des ewig und im- merdar lebenden“ enthält er die ausführliche Geschichte des Kampfes zwischen Horus und Set, dem ägyptischen Apollo und Typhon, wobei der mythologische Hintergrund als Kommentar zur Erklärung dunkler Bezeichnungen des altügyptischen Tempelwesens dient, die hier zum er- stenmale ihre quellenmässige Beleuchtung finden. :

Die góttlichen Personen, von denen jede ihre bedeutungsvolle Rolle spielt und welche in unserem Texte zum Theil redend zu einander ein- geführt werden, sind der Reihe nach Ra, Horus und Thoth. Der Gott Ra, der ägyptische Helios, oder wie er mit seinem Königsnamen hiess, Hormächu-Harmachis') war der Sage nach der erste ägyptische König und der Vater der Götter. Sein Rang als Protodynast wird gewährleistet durch die Stelle 17, 1 fl. im Todtenbuche, worin der Gott von sich aus- sagt: nuk em xa-f [em suten) šā hak-f ár-nef „ich bin Ra in seiner Erscheinung [als König). Er war zuerst Beherrscher dessen, was er ge- macht hat*?) Im Turiner Königskanon erscheint er dagegen hinter Ptah als zweiter König der ersten Götterdynastie, womit auch die Aus- zügler Manethon's übereinstimmen.

Horus, oder genauer Hor-hut genannt (vergl. oben S. 174), ist der griechische Apollo, der Sohn des Ra und der Localgott von Apollino- polis magna. Thoth, der dritte im Bunde, der ägyptische Hermes, er- scheint in unserem Texte in seiner Ureigenschaft als &gunvevs, er erklärt

1) Die griechische Inschrift bei der Sphinx von Gizeh nennt ihn zöv "Hisov "Aoucyw, Plinius 36, 77 dagegen Harmain regem.

3) Die von Lepsius (Aelteste Texte des Todtenbuches S. 27) vor gene Uebersetzung dieser Stelle: ,Ich bin Ra in seiner Herrschaft (im) Anfange seiner Regierung (die) er geführt hat“, ist mir unverständlich. Ueber die wahre Bedeutung der Wurzei $a, worauf es hier ankommt, verweise ich auf mein Wörterbuch S. 1425.

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das Dunkle; ein lebendiger Kommentar, der parenthetisch in den Text eingeschoben ist.

Ich lasse nunmehr stückweise den MS in einer fliessenden Ue- bersetzung folgen, um in der Lage zu sein überschaulich meine eigenen Bemerkungen einzuschalten. Die leeren Stellen ‘zwischen zwei Klam- mern [ ] deuten etwaige Lücken in der Original-Inschrift an, die gege- benen Uebersetzungen zwischen zwei gleichen Klammern dürfen als Ergänzungen pud werden, die auf Grund von Analogien herge- stellt sind.

(I, 1) „Im Jahre 363 des Ra-Hamarchis des ewig und immerdar le- benden Königs’).

„Es war, ihn betreffend, seine göttliche Majestät in dem Lande Nubien, „seine Krieger begleiteten ihn. Nicht | . Die Feinde] daselbst hielten „Rath gegen ihren Herrn. Desshalb wird das Land von diesem Tage an Wawa genannt“.

Im Jahre 363 seiner tausendjährigen °) Regierung befand sich, dem Berichte zufolge, König Ra-Harmachis in dem Lande Nubien, oder wie es im Aegyptischen genannt wird, ta-kens. Diese Landschaft, wie ich in der „Geographie des alten Aegyptens* nach den Quellen der Denkmäler nachgewiesen habe, bildete den ersten Nomos Oberägyptens, umfasste die Gegend südlich von der ersten Katarakte bei Philae und stiess im Norden an den zweiten darauf folgenden Nomos, dessen Metropolis un- sere Stadt Apoliinopolis magna war. Der Schluss des Textes belehrt uns, dass ein anderer Name derselben Landschaft Wawa war, von dem ich bereits in meinen geographischen Untersuchungen?) behauptet hatte, dass er eine Bezeichnung der in der Nähe Assuan’s gelegenen nubischen Landschaft enthalte. Den Namen 4a, wawa leitet unser Erklärer von dem Verbum ata, wawa oder „Rath halten, sich verschwóren* (s. mein Worterbuch s. voc. 4auai, data, uaiwi S. 325 fl.) gewisser Feinde her,

1) Ich füge dies Wed hinzu, da der Namen des Gottes von dem Königsschilde ‘umschlossen ist. ! 1) Nach Lepsius kritischer Herstellung der manethonischen Listen. ay Bd. I S. 45 fi

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DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 183

welche sich „gegen ihren Herrn", offenbar Ra, verschworen hatten. Weiter unten, zu XIII, 3, werden wir diese Verschwörer aufs Neue ken- nen lernen. Hier sei nur noch erwühnt, dass auch in einer andern .In- schrift von Edfu gesprochen wird: em er ha-mas-next-f yeft üaua sebå-u erof em uaua-ti „von der Ankunft des Ra nach Apollinopolis als sich verschworen hatten die Frevler gegen ihn im Lande Wawa“. Hö- ren wir unsern Erzáhler weiter an:

(2) „Gott Ra machte sich auf den Wo i in seinem Schiffe, in Gesell- „schaft seines Gefolges. Er landete an dem Nomosgebiete von Apollinopolis, „westlich an diesem Gebiete, östlich von dem Kanal Pechennu, welcher seit- „dem den Namen „‚königlicher |Pechennu) Kanal“ führt“.

Der in Rede stehende Kanal Pechennu, welchen die Texte nicht selten suten pexennu oder grammatisch richtiger pe-gennu suten d. h. „Pe- chennu des Königs“ benennen‘), ist noch heute vorhanden. Es ist der breite Kanal, der parallel dem Nile, landeinwärts zwischen Edfu und dem Flusse gelegen ist. Jedes landende Schiff hält, wie in der Inschrift ganz richtig angegeben, auf der westlichen Seite des Nomos und östlich vom Kanal. Der Zusatz „des Königs“ ist im Sinne des ägyptischen Erklärers mit Beziehung auf die Landung ‚des Königs“ Ra gegeben.

Die Fortsetzung des Textes lässt plötzlich den Gott Horus von Apollinopolis auf dem Schauplatz der Göttergeschichte erscheinen.

„Da befand sich der Gott Hor-hut (3) in dem Schiffe des Ra. Er „sprach zu seinem Vater: o Harmachis, ich sehe wie die Feinde gegen ihren „Herrn Raths pflegen, [lass] deine Lichtkrone |den Sieg davon tragen) „über sie!““?).

1) Vergl. z. B. mein Recueil, tom. II pl. LXXXIV, Nr. 2. In der von Herrn Jacques de Rougé gegebenen Erklärung (textes geogr. du temple d'Edfou S. 38) der verschiedenen Namen dieses Kanales ist nicht hapi res pegen, sondern hapi suten- pezen zu lesen, ebenso später ufa er-f „loeil du soleil est sur lui‘‘ zu verbessern in fet erof „es nannte ihn Ra“. Diese Verbesserungen gehen aus den Texten des Tempels von Edfu hervor.

2) In Bezug auf die vorgeschlagene Ergänzung der im Texte zerstörten Stelle, vgl. man das analoge Beispiel in Dümichen's „Historischen Inschriften“ Taf. 12, col. 12.

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(II, 1) „Es sprach die heilige Majestät des Ra- Harmachis zu deiner „heiligen Person Horhut: o du Sonnenkind, du Erhabener, der erzeugt ist „durch mich, schlage nieder den Feind, welcher vor dir ist, in kürzester Zeit. „Darauf flog Horhut zur Sonne empor in Gestalt einer grossen Sonnen- „scheibe mit Flügeln daran. Darum wird er seitdem: „,,‚der grosse Gott, „der Herr des Himmels“ benannt“.

Als er an der Himmelshöhe die Feinde erblickte, machte er sich daran, „sie zu verfolgen, in Gestalt der grossen geflügelten Sonnenscheibe. Er „stürmte grad von vorn so gewaltig auf sie ein, dass sie weder (2) sahen „mit ihren Augen, noch hörten mit ihren Ohren, und dass ein jeglicher sei- „nen Nebenmann tüdtete. In dem kurzen Zeitraum einer Minute war kein „lebendes Haupt mehr vorhanden. Horhut, buntfarbig glänzend, kehrte in „seiner Gestalt als eine grosse geflügelte Sonnenscheibe in das Schiff des Ra- „Harmachis zurück. |

„Der Gott Thoth, er sprach zum Ra: Herr der Götter! der Gott „von Hut ist zurückgekehrt in Gestalt einer grossen geflügelten Sonnenscheibe, „deine Hände | ]- Darum sei er genannt Hor-hut (3) von diesem „Tage an. Es sprach |Harmachis]: es sei genannt die Stadt Apollinopolis »»die des Horhut von diesem Tage an.

arauf umarmte Ra den Horus von der Stadt Hut und sprach zu „ihm: du hast Weinbeeren (Blutstropfen?) in das Wasser gethan, welches „bei der Stadt hervorfliesst. Sei zufrieden damit. Darum wird [Weinbeersee] „das Wasser der Stadt des Horhut seitdem genannt. Das Bild (des Gottes] „wird seitdem „das Buntfarbige**** genannt.

Nachdem in dem vorstehenden Texte der altägyptische Erzähler zur Beschreibung des ägyptischen Titanen- Kampfes übergegangen ist, wobei Ra-Harmachis als verfolgte Gottheit, Horus von Apollinopolis als helfender Gott erscheint, schildert er in anschaulicher Weise die Ver- wandlung des letzteren in eine buntfarbige Sonnenscheibe mit Flügeln, welche kampflustig gegen die Feinde himmelwärts emporfliegt und einen vollstindigen Sieg über dieselben erringt. Bei dieser Gelegenheit wird erklürend hinzugefügt, woher es gekommen sei, dass der Gott Hor den Beinamen des Hut d. h. ‚„‚Flügelausspanners‘‘ erhalten habe, dass seine

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DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 185

Stadt die des Hor-hut heisse, dass ferner das Wasser in ihr als Wein- tropfen und schliesslich das Bild des Gottes im Tempel als das bunt- farbige bezeichnet ward. Mögen die gegebenen Auslegungen zum Theil sehr naiver Art sein, immerhin ist es für uns von Wichtigkeit, die auf- geführten Bezeichnungen genau kennen zu lernen.

Hören wir weiter den Bericht unseres ägyptischen Hermeneuten.

(III, 1) „Es sprach Horhut: schreite über (nach dem Ufer), o Ra, „damit du schaust deine Feinde, wie sie daliegen auf diesem Lande! Nach- „dem die heilige Majestät des Ra den Weg zurückgelegt hatte, begleitet von „der Göttin Astarte, da sah er die Feinde daliegen, ein jeder von ihnen in „dem Zustand eines Gefangenen“.

„Da sprach Ra zum Horhut: (2) „hier ist es angenehm zu leben“! „Darum wird der Wohnsitz des Horhut seitdem ‚angenehmes Leben“ genannt.

„Es sprach Thoth: „erstochen sind meine Feinde!“ Desshalb wird

` „dieser Nomos seitdem „Land des Erstechens“ genannt.

„Es sprach Thoth zum Horhut: „du bist ein grosser Schutz!“ Darum „wird das Schiff des Horhut seitdem „Gross-Schutz““ genannt.

„Ra sprach zu den Göttern, welche ihn begleiteten: „nun denn! lasst uns „fahren in unserem Schiffe nach dem Kanal. Unser Herz frohlocket, denn „unsere Feinde liegen überwunden auf der Erde. [Das Gewässer| auf wel- chem sich der grosse Gott befand, (4) wird seitdem „das Fahrwasser** genannt.

„Darauf begaben sich die Feinde in das Wasser und verwandelten sich „in Krokodile und Nilpferde. Harmachis aber fuhr einher auf dem Wasser „in seinem Schiffe. Nachdem diese Krokodile und Nilpferde bis zu ihm „herangekommen waren, öffneten sie ihre Rachen, um zu schädigen (die Person]

„des Harmachis. (5) Als aber auch Horhut und sein Gefolge herbeigekom- „men war, jeder nach seinem Namen unter der Gestalt eines: -Erzbildners, mit ‚einer Eisenlanze und einer Kette in ihren Händen, da überwanden sie die „Krokodile und die Nilpferde und schleppten sofort 381 Feinde herbei (6), „welche Angesichts dieser Stadt (Apollinopolis m.) getödtet wurden. „Da sprach Harmachis zum Horhut: „hier im Südlande sei mein Bild, | „das ist ein siegreicher Wohnsitz!“ Seitdem wird der Wohnsitz des Horhut „der siegreiche Wohnsitz“ genannt“. Histor.-philol. Classe. XIV. -AA

186 H. BRUGSCH,

Die Schlachtscene des Gótterkampfes hat sich verändert Nachdem Hor-Apollo die Feinde am Himmel überwunden und auf die Erde geschleu- dert hat, verwandeln sie sich in Krokodile und Nilpferde !) und der typho- nische Kampf beginnt von Neuem auf dem Kanal Pechennu (,,Fahrwasser'' übersetzt). Bei dieser Gelegenheit erfahren wir denn den besonderen Grund, welcher Veranlassung zu den gebräuchlichen heiligen Namen verschiedener Oertlichkeiten und Gegenstände des Kultus gab. Es sind dies der Reihe nach: Notem-äny ‚angenehmes Leben“, der Name des Sanctuariums?), Teb d.h. „Erstechen‘‘, der gewóhnlichste Name von Apollinopolis magna, das koptische Artu, d-mek Gross- Schutz“, die Bezeichnung der heiligen Tempelbarke des Sanctuarium's in dieser Stadt, ferner Pechennu „das Fahrwasser", die vulgäre Bezeichnung des Kanales, Ta-äh-neyt „der siegreiche Wohnsitz“, die Benennung des Tempels selber, vielleicht auch eines besonderen Gemaches in demselben. Der Text fährt weiter fort:

(IV, 1.) „Der Gott Thoth, nachdem er gesehen hatte, wie die Feinde „dalagen auf der Erde, sprach also: ‚‚freuet euch, ihr Götter des Himmels, „freuet euch, ihr Götter auf Erden! Horus, der jugendliche, er kehrt zu- „rück in Frieden, nachdem er Ausserordentliches vollbracht auf seinem Zuge, „gemäss dem Buche, (welches handelt) von der Ueberwindung des. Nilpferdes »(d. i. des Typhon). Seit dieser Zeit existiren die Erzbildner des Gottes Horus“.

„Darauf verwandelte sich Horus (wieder) in die Gestalt einer Sonnen- „scheibe mit Flügeln daran, er nahm seinen Platz ein oberhalb des Vorder- „theiles des Schiffes des Ra. (2) Auch nahm er die Süd- und die Nord- „Göttin zu sich, in Gestalt zweier Schlangen, damit diese (durch. ihren Feuer- „athem) die Feinde bei lebendigem Leibe verbrennen sollten, in ihrer Gestalt „als Krokodile und Nilpferde, allenthalben, wo sie sich auch immer in Ober- „und Unter- Aegypten befänden“.

1) Vergl. hierzu die oben angeführte Stelle aus Plutarch 89, 6.

2) Sonst mesen genannt. Siehe weiter unten. Vergl. Dümichen, Tempel-Inschr. I, 88 Lin. 7—8: mesen- em xont-s aper-ut em yet-s notem any ka-ut em ran-s „Das Sanctuarium ist mit Allem versehen. ‚„„Angenehmes Leben‘ heisst es mit seinem Namen“.

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DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 187

Nach der Schlacht bei Apollinopolis magna sehen wir den Horus die beschriebene Stelle an der Sonnenbarke einnehmen, und zwar als Sonnenscheibe mit zwei Flügeln sammt jenen beiden Schlangen, welche sich auch in der Abbildung der Vignette deutlich zeigen und durch die Kronen auf den Kópfen als die Góttin des Südens die eine, als die Góttin des Nordens die andere gekenntzeichnet sind.

Mit diesem Treften war es indess nicht abgethan, vielmehr ziehen die Feinde nordwürts nach Oberügypten weiter und die Sonnengótter müssen sie verfolgen. Es heisst nämlich in der Fortsetzung:

„Da wandten sich die Frevler vor ihm, in der Richtung nach Ober- »ügypten zu. Es war ihr Muth entfallen, denn sie hatten Furcht vor ihm. „Und Horus war hinter ihnen her, in dem Schiffe des Ra, die Eisenlanze „und die Kette war in seiner Hand. Mit ihm waren seine Begleiter, ver- „sehen (3) mit Waffen und Ketten, und die Erzbildner wohl ausgestattet. „Sein Blick erkannte sie im Süd- Osten vom thebanischen Nomos auf einer

„Fläche von zwei Schönen“.

»Da sprach Ra zum Thoth: „diesen Feinden da, er wird ihnen Wun- „den schlagen“; und Thoth sprach zum Ra: „so werde denn von diesem Tage „an die Stadt: Zetem d. i. Wunden-Stadt genannt“. ;

„Horhut eröffnete eine grosse Niederlage unter den Feinden. Da sprach „Ra: „stehe still, o Horhut, lass schauen!“. Desshalb wird genannt seitdem „diese Stadt (auch) Ha-rā d. i. „Haus des Ra“. Die Gottheit in ihr ist: » Horhut-Ra-Sechem“. . -

Der Kampfplatz, auf welchem sich die zweite Schlacht gegen die typhonischen Feinde entspinnt, wird bezeichnet durch die Lage von Zetem, einer südöstlich von Theben belegenen Stadt. In Bezug auf den Zusammenhang zwischen teteb, tetem „verwunden, besonders durch den Stich“ und dem Ortsnamen Zetem (tetem) verweise ich auf mein Wörterbuch s. vocc. tetbu, teteb, tetem SS. 1687, 1688. In der bereits oben angeführten Inschrift aus Edfu, welche sich, nur in kürzerer Fas-

` sung, auf diese Kämpfe bezieht und die in Dümichen's , Tempelinschrif-

ten“ Bd. I Taf. CII publicirt ist. wird auch dieselbe Stadt unter den. Kampfplätzen der Götter gegen Typhon und seine Verbündeten aufge- Aa2

188 | H. BRUGSCH,

führt. Sie heisst daselbst!) dat tetemi ran-s her ma res us „die Stadt Namens Zetemi auf dem südlichen Gebiete Thebens*. Ich führe zu- gleich nach derselben Inschrift die Namen der folgenden Kampfplätze auf, von denen es heisst sie seien gelegen ämt Mesen er son-nu-s , von der einen Mesen an (d.i. Apollinopolis magna) bis zur andern (sc. Mesen d. i. Pelusium) hin?) und die, in Bezug auf ihre geographische Lage in der Mitte zwischen Tanis und Apollinopolis magna, die gemeinsame Ne- benbenennung führen dat-u her-hit-u „die in der Mitte gelegenen Städte“ 3). Ihre Namen sind der Reihe nach, ausser unserem Zetemi: 1) neter-t xa-t her äbot An ,,Netertchat im Osten von An“ d.i. Tentyra, das heutige Dendera, 2) Heben, genauer ábot Heben, das Gebiet im Osten der Stadt Heben d.i. der Metropolis des 16. oberügyptischen Nomos, auf dem Ge- biet in der Nähe der heutigen Stadt Minieh belegen 9. 3) Aat-3a „die Stadt der Zerschneidung‘‘, die Metropolis des 19. oberügyptischen Nomos, südlich vom Heracleopolites (dem 20. Nomos) gelegen, und mit einem andern Namen auch Mer genannt.

| Der nächste Kampfplatz, auf welchem voraussichtlich die Scene spielt, wird Tentyra sein. In der That giebt uns der folgende Text un- serer Inschrift darüber ausführlich Kunde:

(V, 1) „Da wandten sich die Feinde vor ihm, in der Richtung nach „dem nördlich gelegenen Lande zu. Ihr Muth war gesunken, denn sie hatten „Furcht vor ihm. | Horhut aber verfolgte sie in dem Schiffe des Ra, mit „der Eisenlanze und der Kette in seiner Hand, sammt seinen Begleitern, »(2) welche mit Waffen und Ketten versehen waren und den Erzbildern, „welche sich wohl ausgestattet hatten. Da brachte er einen ganzen Tag „zu, bis er sie im Nordosten von Tentyra erblickte. Da sprach Ra „zum Thoth: „die Feinde bleiben da, es ist [ ] sie.

„Da sprach die heilige Majestät des Ra-Harmachis zum Horhut: „du „bist mein erhabener Sohn, der aus mir erzeugt ist, gesunken ist der Muth .

1) L. 1. Lin. 20.

2) L. L Lin. 20.

3) L. 1. 23.

4) S. meine Geographie Bd. I S. 223 fll.

PARS EUM IE RE O Ea UR id

E, EIE cjua vade n re M ESSE I Mur LE E DO TAT I E oic Tea VEN I SEE ee ee a eR FEDERE EPI GER

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 189

„der Feinde in kurzer Zeit“. Da machte Horhut eine ‚grosse Niederlage „unter ihnen.

„Es sprach Thoth: „es werde genannt: nuter-chat d. i. Gottes-Nie- „derlage (d. h. Tentyra) diese Stadt, (4) und es werde genannt Horhut „der [ ] der heiligen Majestät der Göttin in ihr. Sein Angesicht „sei nach Süden gewendet unter der Bezeichnung dieses Gottes. Die Akazie „und die Sykamine (seien) die heiligen Bäume.

„Da machten sich die Frevler vor ihm aus dem Staube, in der Rich- „tung nach [Norden hin. Sie begaben sich] nach dem Wasser - District (5)

„gegen das Hinterseeland Uzur hin. Es war ihr Muth gesunken, denn sie

„fürchteten ihn“.

Der Kampf auf dem Schauplatz von Tentyra ist in ziemlich abge- kürzter Redaction geschildert. Ueber den Ursprung der Namen des Tempels und sonstiger Localitäten, so wie der des Priesters der heiligen Bäume u. s. w. erfahren wir diesmal so gut wie nichts. Die etymologi- sche Herleitung der Bezeichnung xa-t für Tentyra von dem Stamme ya, Xe? „die Niederlage‘ ist die einzige; welche es dem Erklärer gefallen hat zum Besten zu geben. Bemerken wir noch, dass Uzur (üür) die Bezeichnung der Hintersee-Landschaft von Tentyra ist, nach den Angaben der Nomosverzeichnisse.

Dieunmittelbare Fortsetzung unseres Textes versetzt den Schauplatz des Kampfes urplótzlich nach dem Gebiete des 16. oberägyptischen Nomos, mit der Metropolis Heben (vergl. oben), woselbst die Horus- Fahrt auf dem Gewässer Meh des Nomos in den Vordergrund tritt: Die Worte sind:

„Horus aber verfolgte sie in dem Schiffe des Ra, die Eisenlanze in „seiner Hand. Mit ihm waren seine Begleiter, ausgerüstet mit den Waffen, „und die Erzbildner, wohl ausgestattet auch sie“.

(6) „Er brachte vier Tage und vier Nächte auf dem Gewässer Meh „damit zu, sie zu verfolgen, ohne dass er einen einzigen von den Frevlern „erblickt hätte, die sich in Gestalt von Krokodilen und Nilpferden in diesem „Gewässer befanden. Da schaute er sie und Ra sprach zum |Horhut, dem „Herrn von] Heben: o du Sonnenscheibe mit Flügeln, du grosser Gott und „Herr des Himmels! (T) packe sie [ . Da] schleuderte er seinen

$

190 H. BRUGSCH,

„Speer nach ihnen, er tödtete sie und brachte ihnen eine grosse Niederlage „bei. Er führte 142 Feinde gefangen nach dem Vorderdeck des Schiffes „[des Ra ] eines männlichen Nilpferdes, (8) welches sich mitten in „der Schaar der Frevler und Feinde befand. Er tödtete sie mit seinem „Schwerte und. vertheilte ihre Eingeweide unter seine Begleiter, ihre Leiber „schenkte er jedem der Götter und Göttinnen, welche sich in dem Schiffe „des Ra befanden, am Ufer der Stadt Heben“.

„Es sprach Ra zum Thoth: (9) „Schaue, was ist doch Horhut in sei- „ner Gestalt überlegen den Frevlern und Feinden! | Erwüge, wie er sie ge- „schlagen hat. Das männliche Nilpferd, welches sich unter ihnen befand, „öffnete seinen Rachen und er schloss seinen Rachen, wobei er auf seinem „Rücken stand“. :

„Da sprach Thoth zum Ra: „Es werde desshalb genannt Horus, die »Sonnenscheibe mit Flügeln, der grosse Gott: (10) Schläger der Feinde in „der Stadı Heben von diesem Tage ab, und es werde genannt desshalb »|Her-sa d.i. der auf dem Rücken steht) der Prophet dieses Gottes von. „diesem Tage ab.

„Dies alles ist geschehen auf dem Tempelgebiete der Stadt Heben auf „einer Ausdehnung von 342 Orgyien im Süden, Norden, Westen und Osten“.

Die Legende erklärt in dem vorstehenden Texte, der sonst an sich leicht verständlich ist, den Ursprung des Stadtnamens Heben, des beson- deren Beinamens des Gottes Horus daselbst als ‚Schläger der Feinde“ und der Benennung seines Priesters Her-sa, den ich nach einer voll- stindigen Priesterliste in dem Tempel von Dendera an der betreffenden Lücke unseres Textes ergänzt habe.

Der Stadtname wird mit dem Stamme heben, oder vielmehr heneb (die Metathesis ist ganz im ägyptischen Sprachsinne) „packen, hinweg- raffen“ 1), in Verbindung gebracht, die beiden andern Bezeichnungen für den Gott Horus und seinen Priester in Heben ergeben sich aus dem Zusammenhange der Erzühlung von selber.

Der Kampfplatz wird immer weiter nórdlich verlegt und wir wer-

1) S& mein Wörterbuch Pag. 968 fl.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 191

den in der Fortsetzung des Berichtes zunüchst nach dem 19. oberügyp- tischen Nomos !) versetzt, welcher als eigentlicher Wohnplatz des Typhon- Set galt und desshalb in der Aufzählung der Nomen mit dem Osiris- Kult zu fehlen pflegt.

(VI, 1) „Es hielten sich die Frevler auf dem Hintersee Meh still und. „richteten ihr Angesicht (wieder) nach einem wasserreichen Districte, in der „Absicht zu erreichen den Hintersee Uzur auf ihrer Fahrt. Aber der Gott „schlug es ihnen aus den Sinnen. So ergriffen sie denn auf der Mitte des „Gewässers die Flucht und begaben sich nach dem See der Landschaft Mer . »(Seeland) des Westens. Sie vereinigten sich mit dem See des Nomos von

„Mer, um sich zu verbinden mit dieser feindlichen Sippe des Set (d. i. Typhon), he in dieser Stadt haust.

„Da verfolgte sie Horhut auf dem Gewässer Meh, ausgerüstet mit de „seinen Waffengeräth zum Kampfe gegen sie. (2) Nachdem Horhut fluss- „abwärts gezogen war in diesem Schiffe des Ra, sammt dem grossen Gotte, „welcher sich in seinem Schiffe befand , und mit den Göttern seines Gefolges, „kehrte er bei der Verfolgung jener auf dem Gewässer Meh zweimal um. „Da brachte er einen Tag und eine Nacht auf der Fahrt stromabwärts da- „mit zu, die Feinde zu suchen, ohne dass er sie erspühte; denn er wusste „nicht, wo sie sich befanden. Er gelangte so bis zur Stadt Perrehu(h).

„Da sprach die heilige Majestät des Ra zum Horhut: „Was. ist's denn „mit diesen Frevlern und Feinden! sie haben sich, vereinigt mit dem westli- „hen See der Nomosstadt Mer, um sich zu verbinden mit dieser feindlichen

„Sippe des Set, welcher (3) in dieser Stadt haust, an der Stelle wo die „Spitze unseres Scepterstockes ist. „Da sprach Thoth zum Ra „es werde Useb?) d. i. Scepter-Spitze die „Nomosstadt Mer desshalb von diesem Tage an benannt, und es werde Tem-t »d. i. See der Vereinigung , das Gewässer bei ihr genannt‘.

1) Ueber die Gleichstellung dieses Nomos mit dem Arsinoites der Alten siehe

weiter unten. 2) Nach dem Vorschlag des Herrn Chabas von Chalon wäre das Wort ub, wab

zu lesen.

192 H. BRUGSCH,

„Es sprach Horhut zu seinem Vater Ra: „übergieb mir dieses dein „Schiff gegen sie, damit ich thue ihnen, was dem Ra lieb sein wird“. Und ` „es geschah alles, so wie er es gewollt hatte. Nachdem er bis zu ihnen „herangekommen war auf diesem See, westlich von dieser Stadt aus, da „schaute er die Rebellen auf dem südlichen Uferlande von der Nomosstadt „Mer | ] in Vereinigung | [t

(VII, 1) „Nachdem Horhut auf sie eingedrungen war, sammt seinen » Begleitern, ausgerüstet mit allem Waffengeräth zum Kampfe, da brachte er „ihnen eine grosse Niederlage bei und führte heim 381 Feinde gefangen, welche er auf dem Vorderdeck des Schifes des Ra abschlachtete. (2) Er „schenkte je einen davon je einem seiner Begleiter. Da trat heraus Set- „Typhon mit grässlichen Worten, um Verwünschung auszustossen wegen „dessen, was Horhut durch Abschlachtung der Feinde gethan hatte“.

„Da sprach Ra zum Thoth: „Was soll denn das, die Rufe des Gräss- „lichen, dass er so laut schreit wegen dessen, was (3) Horhut ihm angethan „hat!“ Da sprach Thoth zum Rā: ‚es sollen desshalb solche Rufe Nehaha „d. i. Grässliche, von diesem Tage an genannt werden“.

„Horhut lieferte eine Schlacht mit dem Feinde eine Zeit lang. Er „schleuderte seine Eisenlanze nach ihm und. er schlug ihn nieder auf dem „Gebiete an dieser Stadt, (4) welche Perrehuh von diesem Tage an ge- »nannt wird.

„Nachdem Horhut zurückgekehrt war , brachte er den Feind geschlagen „zurück. Sein Speer war an seiner Kehle und seine Kette an seinen Händen. „Niederfiel die Keule des Horus, um seinen Mund’ zu schliessen. Er führte „ihn vor seinen Vater, den Gott Ra.

„Und es sprach Ra: „o Horus, du geflügelte Sonnenscheibe, (5) gross „war dein Ansturm, den du gethan hast. Gereinigt hast du diese Stadt“.

„Es sprach Ra zum Thoth: „Es sei genannt desshalb ‚der des Herrn „der gereinigten Stadt‘ der Wohnsitz des Horhut von diesem Tage an und „es sei genannt desshalb Ur-tenten d. i. „Gross im Ansturm‘ der Priester ` „von diesem Tage an“. _

(6) „Es sprach Ra zum Thoth: „man soll überliefern die feindlichen „Bundesgenossen und Set der Göttin Isis und ihrem Sohne Horus, damit

-

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. i 193

"sie alles mit ihnen machen, nach dem Gefallen ihres Herzens. Denn sie „hielt Stand mit ihrem Sohne Horus, und ihr dreispitziger Speer war auf „ihn (d. h. den Gott Set- Typhon) gerichtet. in der schweren Unglückszeit die- „ser Stadt. Es sei genannt Sche-cherau d.i. See des Kampfes, (T) mit „Namen der heilige See von diesem Tage an“.

„Da schnitt Horus, der Sohn der Isis, für sich ab den Kopf seines „Erzfeindes und seiner Bundesgenossen vor seinem Vater Ra und vor der „versammelten grossen Götterschaar. Er zog ihn an seinen Füssen innerhalb „seines Landgebietes und hielt den dreizackigen Speer nach seinem Kopfe und „nach seinem Rücken hin“.

„Da sprach Ra zum Thoth: (8) „Lass den Sohn der Isis, dass er „ziehe den Gräulichen auf seinem Landgebiete“.

„Es sprach Thoth: „So sei genannt desshalb: Ath d. i. „Ziehung“ „sein Landgebiet mit Namen von diesem T. age an“,

„Es sprach Isis, die göttliche, vor ihrem Vater Ra: ‚lass doch die „Sonnenscheibe mit Flügelpaar daran, meinem Sohne Horus als Talisman „geben! Hat er doch abgeschnitten den Kopf des Erzfeindes und seiner ,,Bundesgenossenschaft'*.

(VIII, 1) „So hatte Horhut im Gemeinschaft mit Horus, dem Sohne „der Isis, den schündlichen Erzfeind und seine Bundesgenossen und seine „zur Unthätigkeit verdammten Feinde abgeschlachtet und sich dem westlichen

Gewässer bei dieser Stadt genähert. Und Horhut war von Gestalt eines | urkráftigen, Mannes, mit dem Kopfe eines heiligen Sperbers, gekrönt mit „der weissen und der rothen Krone und seinem Federpaar, zwei Schlangen-

„Diademe an seinem Kopfe, sein Rücken war wie der des heiligen Sperbers. „Die Eisenlanze und die Kette war in seiner Hand. Und Horus, der Sohn „der Isis, hatte dieselbe Gestalt angenommen, so wie es Horhut vor ihm (2) „gethan hatte. Sie schlachteten den Erzfeind mit einem Male auf idem West- „gebiete der Stadt Perrehuh an dem Ufer des Gewässers ab. Seit diesem

Tage befährt dieser Gott dies sein Gewässer, in welchem sich die Frevler „gegen ihn vereinigt hatten. Und dies alles geschah am 1. Tage des Mo- „nats Tybi.

„Es sprach Thoth: „Es werde genannt desshalb mit Nomai Aat-scha-t

Histor. - philol. Classe. XIV. Bb

194 H. BRUGSCH,

„d.i. ,,Schlachtstadt** diese Stadt von diesem Tage ab, es werde genannt „Tem d. i. „Vereinigung“ mit Namen dieses Gewässers,' welches bei ihr ge- „legen ist, von diesem Tage ab, und es werde genannt das Fest am 1. Tage „des Monates Tybi: „das Fest der Fahrt“ von diesem Tage an“.

Ehe ich den ägyptischen Erzähler weiter sprechen lasse, dürfte es angemessen erscheinen, einen Rückblick auf besondere, einer näheren Besprechung werthe Einzelheiten der Darstellung zu werfen.

Ich hebe zunächst hervor, dass der Nomos, in welchem sich die letzterwähnten typhonischen Kämpfe ereignet hatten, wie ich bereits oben andeutete, in einem besonderen Verrufe bei der altägyptischen Priesterschaft stand. In ihm war der Sitz des Set, des ägyptischen Ty- phon, der hier von Alters her hauste bis ihn Horhut, zuletzt in Gemein- . schaft mit dem Horus, dem Sohne der Isis, überwand. Dieser Umstand lässt es erklären, dass die Nomoslisten in den Tempeln des 19. Nomos Oberügyptens entweder gar nicht oder nur sehr oberflächlich gedenken. Zum Unglück ist ein einziger Text, enthalten in einer sehr ausführlicheu Nomosliste von Edfu (zuerst von Herrn Jacques de Rouge behandelt), welcher sich mit diesem Nomos gegen die Gewohnheit beschäftigte, grade an dieser Stelle zerstört und lückenhaft geworden. Um so günstiger hat der Zufall gewaltet, insofern nämlich unser Text sich sehr ausführlich über die Materia sacra des beregten Nomos verbreitet und alle jene Lücken ausfüllt, die wir in den übrigen Listen vermissen oder nur mit manchen Vermuthungen und Zweifeln zu ergänzen im Stande sein wür- den. Ich führe das Gewonnene der Reihe nach auf, vielleicht dass der Leser den Text noch einmal übersieht.

Zuerst erfahren wir, dass der Nomos neben seiner heiligen Benen- nung Useb (oder Ub, vergl. oben), über deren Ursprung uns die Stelle VI, 3 belehrt, die profanen Namen Mer, eigentlich „Seeland‘‘ , führte, der sich auch im weiteren Sinne auf die Metropolis selber übertrug. Im Westen desselben lag ein Gewässer, in welchem der Sage nach Set-Ty- phon seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Die vom Horhut verfolgten Feinde fliehen nach diesem Gewässer, und verbinden sich mit dem . Erzfeinde Set. Von dieser Verbindung her, fem, koptisch vwa conjun-

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DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 195

gere se), leitet der Erklärer den Namen des Gewüssers Tem ab, das in den Nomoslisten gewöhnlich unter der Form T'emi oder Tomi genannt erscheint.

Von der Stadt Perrehuh aus eine andere Bezeichnung für die Metropolis Mer erreichte Horhut in dem Sonnenschiffe das Gewüsser Tomi, an dessen Südrande zunüchst der siegreiche Kampf gegen die Bundesgenossen des, Set Statt findet. Da erscheint, ergrimmt über die Niederlage der Seinen, Set in eigener Person auf dem Schauplatz Bei dieser Gelegenheit erfahren wir den Ursprung der ägyptischen Redensart na ro-unehaha?) „das sind grüssliche Rufe!‘‘, welche, freilich mit griechischer Interpretations-Sucht, an die ähnliche Stelle in Plutarch's de Iside et . Osiride Kap. 14 erinnert, worin erzählt wird, wie die Redensart neue regeyeli „panische Schrecken“ in Aegypten entstanden sei. | Auf dem Gebiete der, Stadt selber entspinnt sich ein Einzelkampf zwischen Horhut und Set, in welchem der Lichtgott über den Feind der Finsterniss den Sieg davonträgt. Die typhonische Stadt ist nun ge- reinigt, und zur Erinnerung daran trägt das Heiligthum des Horhut da- selbst den Namen ‚das des Herrn der gereinigten Stadt". Wir werden zu gleicher Zeit darüber belehrt, woher sein Oberpriester die sonderbare Bezeichnung är-tenten „Gross im Ansturm“ führe.

Horus und seine Mutter Isis erscheinen nun zum erstenmale auf der Scene. War doch der junge Horus in dem District Namens Cheb dieses Nomos geboren worden und hatte er hier, so scheint es, die trau- rige Begebenheit der Ermordung seines Vaters Osiris durch. Typhon mit erleben müssen. Dafür wird Set und seine Gesellschaft dem Horus und der Isis übergeben und der Kampf bis zur vollständigsten Niederlage des Set fortgesetzt. Daher die Benennung: Sche-cherau ‚See des Kam- pfes* für den heiligen Tempelsee. Wir erfahren weiter, wesshalb das Tempelgebiet den Namen Ath d. h. „Ziehung“, wesshalb die Stadt, ausser ihren Benennungen Mer und Perrehuh auch die von Aat-schat ,,Schlacht-Stadt'* trage und lernen den Ursprung des Festes „der Fahrt“ am 7. Tybi kennen.

Das Fest der Fahrt, heb yennu, erscheint nicht selten auf den Denk-

1) Vergl. mein Wórterbuch S. 1639. 2) Vergl. Kopt. nee in Zusammensetzungen mit der Bedeutung terror, pavor, horror*

Bb 2

196 H. BRUGSCH,

málern. Fast jede Tempel-Genossenschaft feierte an verschiedenen Ta- gen des altügyptischen Kalenderjahres, ihr eigenes Fahrt- Fest auf dem Flusse, wobei verschiedene mythologische Erklärungen dem Ursprunge desselben zu Grunde gelegt werden. So wird unter anderen im Decret von Kanopus (Lin. 32), ein Fest erwähnt, welches nach dem Kikellien-Fest im Monat Choiak Statt fand, yun osiri „die Fahrt des Osiris hiess und von dem griechischen Uebersetzer mit dem Namen zo ztgín4ov vov 'Oosíotog belegt wird. |

Unser in Rede stehendes Fest scheint nicht ohne Zusammenhang zu sein mit einem andern, das an demselben Tage des Monates Tybi zu Ehren der Isis gefeiert wurde und das der Gewührsmann Plutarch (l. 1. kap. 50, b) als àg: "Iot0og èx Þowizns „Ankunft der Isis aus Phö- nizien* bezeichnet. Dies wird um so mehr zur Wahrscheinlichkeit, als nach den eigenen Worten Plutarch's die Opferkuchen, welche für diesen Tag bereitet wurden, das Bild eines gefesselten Hippopotamus trugen, wodurch, wie er selber ausführt, der iberwundene Typhon symbolisirt wurde.

Seiner Gótternatur nach war Typhon, trotz seiner Niederlage und seiner Tódtung, fähig aufs Neue zum Leben zu erstehen, wobei, wie in unsern Mürchen-Sagen, Verwandlungen eine Hauptrolle spielen. Zu- nächst erscheint er in Gestalt einer brüllenden. Schlange, worüber der folgende Text uns getreuen Bericht erstattet. |

„Da nahm Set die Gestalt einer brüllenden Schlange an. Er verkroch „sich in die Erde bei dieser Stadt, so dass er unsichtbar ward. Es sprach „Ra: „Es hat sich Be (besonderer Beiname des Typhon) verwandelt in eine »brüllende Schlange. Es möge sich Horus, der Sohn der Isis, in Gestalt „einer Stange mit Sperberkopf oben darauf stellen, damit er nimmer wieder „herauskomme“.

(IX, 1) „Thoth sprach: „die heilige Schlange in dieser Stadt, sie heisse „von diesem Tage ab Hemhem-t d. i. „Brüllerin“ mit Namen. Horus, der „Sohn der Isis, aber soll in Gestalt eines Stockes mit Sperberkopf auf ihr „stehen und er befinde sich daselbst mit seiner Mutter Isis an dieser Stätte“.

Wir haben hier wenig als weitere Erklärung hinzuzufügen. Es giebt uns der vorstehende Text den Grund an, warum die heilige Schlange

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN. SONNENSCHEIBE. 197

in der Metropolis des 19. Nomos, den Namen ,Brüllerin* trage und was die eigenthümliche Stange mit dem Sperberkopfe darauf in einer symbolischen Vorstellung, wobei Isis mit erscheint, zu bedeuten habe. Der Text fáhrt fort:

Dies alles war nun geschehen. Da landete das Schiff der Sonne bei „der Stadt Pe-cherau d. i. ,, Kampf-Stadt*. (2) Das Vorderstück des Schif- „fes war aus Palmenholz und das Hinterstück aus Akazien- Holz gefertigt. „Von diesem Tage an waren das heilige Bäume. Nachdem Horhut in das „Schiff des Ra eingetreten war, mach Vollendung des Kampfes, da sprach

s, Ha: -,,Du bist | ] der Fahrt. Von diesem Tage an wird „das heilige Schiff des M kar: »INeb-cherau d. i. sonus des Herrn der Fahrt‘ „genannt“.

(3) „Alles das wird desshalb (in den heiligen Gebrakkin ) an dieser „Stätte vollzogen“.

Wir dürfen voraussetzen, dass sich die Scene auf dem Gebiet des 19. Nomos abspielt, zu welchem die ebenerwähnte „Kampf-Stadt‘‘ zwei- felsohne gehörte. Von einer Abreise der Götter ist noch nicht die Rede gewesen, diese wird erst in dem nun folgenden leider ziemlich lücken- haftem Texte erwähnt. |

„Es sprach Ra zum Horhut: „Gieb zu, o du Meister im Kampfe, „dass die feindliche Genossenschaft, entäussert (?) ihrer Kraft, und der Ge- „nosse Set seien auf dem Gewässer Meh. Wohlan! wir wollen weiter fah- „ren zu Wasser hinter [ihnen her, ] Es sprach die [Sonnen- „scheibe mit Flügelpaar daran]: „Alles was du befiehlst, soll geschehen, '„(4)o Ra, König der Götter! Lass nur dies dein Schiff gegen sie ziehen, „allerwärts ivo sie sich befinden mögen. | Ich werde mit ihnen thun, wie es „dem Ra gefallen wird“. Und es geschah alles gleichwie er geredet hatte“.

„Da brachte die Sonnenscheibe mit dem Flügelpaar daran dieses Schiff „der Sonne auf das Gewässer Meh. (Horhut hatte sich ausgerüstet mit) „seinem | ] mit seinem [Speer] und allen für den Kampf erforder- „lichen Ketten“.

(5) „Da erblickte er (nur) einen einzigen von diesen Feinden an einem „einsamen Orte allein mit ihm. Er warf seine einzige Eisenlanze nach ihm

198 H. BRUGSCH,

„in einer einzigen Minute. Er brachte ihn!) herbei und er schlachtete ihn ab „vor Ra. Da war [der Kampf] beendigt und kein [Feind war mehr] an „dieser Stätte von Minute an“.

(X, 1) „Es sprach Thoth: „Es sei genannt Se-ábà d.i. die Stätte, „nach welcher ich mich sehnte** diese Stätte, welche Horhut behauptet hatte „gegen sie. Da blieb er sechs Tage und sechs Nächte auf ihrem Gewässer, „ohne dass er einen einzigen von ihnen erspäht hätte. Da erspähte er sie, „wie sie auf das Wasserbezirk niederfielen, sich zubereitend diese Stätte der „Stadt Se-åbå. Sie befand sich an dem Ufer des Gewässers und. ihre „volle Richtung war nach dem Süden zu. Verrichtet wird alles Gebräuch- „liche (im Tempelkult) dem Horhut am ersten Tage des Monats Thoth, am »(. Tybi und am 21. und 24. Mechir. Das sind die Feste in der Stadt „Se-äbä in der Süd-Gegend von der heiligen Oertlichkeit Nenrotf“.

Der Name des letztgenannten Ortes Nenrotf (so viel bedeutend als: „nichts wächst an ihm) setzt uns allein in den Stand, den neuen Schau- platz des Götterkampfes näher zu bestimmen. Nach einer zuerst von Herrn Dümichen in meinem Recueil Tom. III, Pl. XXXVIII fll. veröf- fentlichten Philenser Nomosliste gehörte der mit dem Osiris- Kult stets in Verbindung gesetzte Ort, man hat nur an die zahlreichen Stellen im Todtenbuche zu denken, zu dem 20. oberägyptischen Nomos, dem Heracleopolites bei Griechen und Römern’). Sehr entsprechend den Angaben unseres Textes, ist somit die Scene in geographischem Sinne von dem 19. nach dem benachbarten 20. Nomos versetzt. Die Haupt- | stadt des letzteren lautet mit ihrer gewöhnlichen altägyptischen Benen- nung xenen-suten oder nur xenen-su, eine Bezeichnung, in welcher der Ursprung des koptischon Stadtnamens gnec für die alte FRE wiedererkannt worden ist?)

1) Der Text hat, offenbar irrthümlich, setu, im Plural, „sie“, statt f oder s ihn, wie richtig gleich nach dem folgenden Verbum steht. 2) Vergl. Recueil III. pl. LVIII. col. 3. : 3) Im Ebräischen deutlich in der Form on ha Jes. 30,4. Heut zu Tage lagi Ahnas.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 199

Die Stadt Se-dbi, von welcher so viel die Rede ist, lag der An- gabe unseres Textes zufolge, südlich von Nenrotf. Von jener wissen die Tempelinschriften sonst nichts zu erzühlen und es hat allen Anschein, als ob die so genannte Stadt ihre Bedeutung nur durch den Kampf des Horhut gegen Set erhalten habe. Eine Nomosstadt d. h. eine Metropolis konnte es nicht gewesen sein, da der spüter genannte Priester, die hei- lige Barke u. s. w. sich nicht in den allgemeinen Nomoslisten wieder- finden. Unser Text führt fort: -

„Er liess sein Schiff gegen sie landen, indem er Wacht hielt nach „Weise eines Königs, über den grossen Gott (d. h. Osiris) in Nenrotf an „dieser Stätte, um abzuwehren den Erzfeind und seine Bundesgenossen, bei „seiner Ankunft am Abend, vom Gebiete des Nomos Mer her, im Westen „dieser Stätte“.

Hier ist der passendste Ort einen für die alte Nomen - Geographie Aegyptens sehr wichtigen Punkt zu erörtern. In meinen geographischen Untersuchungen hatte ich, geleitet durch die Aufeinanderfolge der Nomos- reihen nach den Angaben der Denkmäler, den 19. Nomos mit dem Aphroditopolites der Alten zusammengestellt", ohne mir indess stille Zweifel über die Identität beider zu verhehlen. Die Bemerkung unseres Textes, dass der Nomos und die Nomosstadt Mer im Westen von Nen- rotf, d. h. einer im Heracleopolites gelegenen Stadt, seine Position hatte, giebt auf einmal eine wichtige Bestimmung zur Berichtigung der wahren Lage des 19. Nomos. Werfen wir nämlich einen Blick auf die Karte Aegyptens, so erhellt sofort die Thatsache, dass der Nomos Mer mit der gleichnamigen Metropolis kein anderer sein kann, als die heut zu Tage sogenannte Landschaft des Fajum (vom koptischen mios , der See, das Meer" abzuleiten) oder der alte Arsinoites, der allein im Westen von dem Gebiete des ehemaligen Heracleopolites gelegen war und vor allem seine besondere Berühmtheit durch die Anlage des sogenannten Moeris-Sees”) erlangt hatte. Hierdurch erhalten wir sofort Aufklärung

1) S. L. 1. Bd. I, S. 136 u. 230. 2| Moíopioc Aípvm, Moigsdos Aíuvy, Moeridis lacus.

200 : H. BRUGSCH,

über den von Lepsius zuerst geahnten Zusammenhang zwischen der an- tiken Bezeichnung Moeris und dem ägyptischen Mer, „See- oder See- land, und den Beweis, dass in der That, wie unser Text lehrt, Mer die altägyptische Bezeichnung des See's der genannten Landschaft ge- .wesen sei Auch die Hauptstadt des Nomos hiess Mer d. h. „die des See's*". Ihr anderer Name Perrehuh oder mit Abfall des Stadtnamen bildenden pe- (d.h. Haus, Stadt) Errehuh, Ellehuh lässt sich wie es scheint, leicht nachweisen in dem arabischen Namen gs9 Ellahun, welcher eine Oert- lichkeit ganz in der Nähe des Moeris-Sees bezeichnet, die bereits von den Gelehrten der franzósischen Commission in Aegypten, in Bezug auf ihre Lage, mit Arsinoë, oder, wie die Stadt auch von den Alten genannt, wird Crocodilopolis, der Metropolis des alten Nomos Arsinoites, zusam- mengestellt ist.

Wiz verstehen nunmehr auch, wie die Sonnenbarke zweimal den Kanal Meh befahren konnte, der vom Nil aus nach dem Arsinoites führte. Einmal nämlich musste dies bei der Einfahrt Statt finden, das andere Mal bei der Ausfahrt, um den Nomos Heracleopolites und die darin erwähnten Oertlichkeiten zu erreichen. Wir verstehen ferner, wie

bei den Aegyptern der Nomos Mer verhasst sein konnte. denn die ein- stimmigen Zeugnisse des klassischen Alterthumes belehren uns, dass sich hier die meist als typhonisch verabscheuten Krokodile eines ganz besonderen Kultus erfreuten. Wir begreifen endlich, und dies ist neben der geographischen Ausbeute kein geringer Gewinn für die historische Forschung, wie hier auf diesen Gebieten die Statue eines Hyksos - Kö- nigs') gefunden werden konnte, denn die Hyksos verehrten den Set und Sets Reich hatte in dem späteren Nomos Arsinoites seine älteste Stätte. Nach diesem Excurse, der mir nothwendig zum Verständniss er- schien, komme ich zurück auf unsern Text. Horhut hatte eine förm- liche Beiwacht „nach Art eines Königs“ eröffnet, um den Gott Osiris gegen die Angriffe seiner Feinde zu schützen. Da geschah nun folgendes:

(3) „Und Horhut war in der Gestalt eines Mannes, der seine Stärke

1) Gegenwärtig in dem ägyptischen Museum zu Bulaq aufbewahrt.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. < 201

gefunden hat, mit dem Kopfe eines heiligen Sperbers, gekrönt mit der weissen „und der rothen Krone und mit den beiden Federn daran, zwei Schlangen- „Diademe waren an seinem Kopfe. Seine Hand war wacker, um festzuhalten „den dreigezackten Speer, um das Nilpferd von (der Härte des) Amethyst „zu tüdten, welches sich befand auf seinem | i

„Es sprach Ra zum Thoth: Es soll Horhut immerdar ein Meister im „Kampfe sein, um zu tüdten seine ausländischen Feinde!“

„Es sprach Thoth zum Ra: Es soll desshalb von diesem Tage an der Priester dieses Gottes Neb cherau d. i. „Meister im Kampf“ mit Namen „genannt werden“.

(XI, 1) „Da war auch die Göttin Isis zugegen, um alle ihre magischen „Künste zu verrichten, in der Absicht den bösen Be') von Nenrotf auf die- „ser Stätte fern zu halten“.

„Es sprach Thoth zum Ra: Es werde desshalb die Sängerin dieses „Gottes Neb- Heka d. i. „Meisterin in der Magie“ genannt“.

„Es sprach Thoth zum Ra: Herrlich ist die Stätte, von welcher du „Besitz genommen hast, um Wacht zu halten nach der Weise eines Königs, „über den grossen Gott in Nenrotf in den Vereinigungen [mit 1%

(2) „Es sprach Thoth: Darum sei von diesem Tage ab Se-nofer d. i. „herrliche Stätte“ der Wohnsitz (des Gottes) mit Namen genannt. Er liegt „südwestlich von der Stadt När auf einer Fläche von vier Schönen“.

„Es sprach Ra zum Thoth: Hast du denn nicht aufgesucht dieses Ge- „Wässer der Feinde wegen?“

„Es sprach Thoth (3): Es. werde genannt Heh d. i. Such-Gewässer, „der heilige See. an dieser Stätte mit Namen“.

„Es sprach Ra: deiner Schiffe, o Horhut, waren viele a dem Ge- „wässer Tom von | E |

- „Es sprach Thoth: „Es sei genannt ür-u d.i. Vielschiff, der Name „[der heiligen Barke] und es sei genannt Tom-t mit seinem Namen dies Gewässer“

(4) „Also in Bezug auf den Ort Se-àb-na, welcher gelegen ist an dem

„Ufer dieses Gewässers, so ist Se-nofer der Name des Wohnsitzes (des

1) Hier, wie bereits oben, eine besondere Przaenanng des ägyptischen Typhon. Histor. - philol. Classe. XIV. Cc

202 H. BRUGSCH,

Gottes), Neb-cherau der Name des Priesters, [Neb-heka] der Name der „Sängerin, Heh der Name des Sees, [Tom-t der Name] des Gewässers, (5) „die Dattelpalme und die Akazie sind die heiligen Bäume, Neter-ha (d. i. „Gottes-Haus) ist der heilige Name der Stadt, ür-u ist der Name des hei- „ligen Schiffes; die Götter darin sind: Horhut, der Tödter der Fremden, „Horus, der Sohn der Isis, Osiris | jd

Wir erfahren in dem vorstehenden Texte mit einem Schlakt eine Menge von Belehrungen, welche die Materia sacra der Osiris - Stadt Se-ábà (oder Se-dbna!) d. h. „die Stätte, nach welcher ich mich gesehnt 'habe“) betreffen. Geographisch geben uns die einzelnen Angaben fol- gendes allgemeine Bild. ;

Die Stadt Se-àba, auch Se-nofer; und mit ihrem heiligen Namen Neter-ha d. h. ,,Gottes-Haus genannt, dehnte sich auf einem Flüchenraum von vier Schónen aus, wobei offenbar das ganze zu ihr gehórige Gebiet mit hinzugedacht werden muss. Sie lag im Süden von der Osiris-Státte Nenrotf und in südwestlicher Richtung von När, unmittelbar an dem Ufer des Kanales Tom. Da der letztere bereits auf der Sonnenfahrt nach dem Nomos Arsinoies erwähnt wurde, so liegt es nahe in der ügyp- tischen Benennung die ältere Bezeichnung des heute zu Tage sogenann- Bahhr-Jussuf ‚‚des Joseph's Kanals“ zu erkennen. Ist, wie ich beweisen zu können glaube, Nar eine besondere Benennung der sonst auf den Denkmälern mit zenen-su bezeichneten Stadt (Heracleopolis), so ist die geographische Position unserer Oertlichkeit am Rande des Josephs-Kanal ziemlich genau gegeben. Bemerken will ich noch, dass Nenrotf in dich- ter Nähe der Stadt Heracleopolis gelegen sein musste, so dicht, dass es gleichsam ein besonderes Quartier derselben bildete. Dies geht aus der grossen Nomosliste von Edfu hervor, in welcher in der Rubrik des 20. . Oberügyptischen Nomos (mit der Metropolis yenen -su d. i. gmec) als hei- liger Baum die Akazie in Nen-rotf (sent em Nenrotf) aufgeführt wird”),

1) db-nd, die starke Form des Präteritums vom Verbalstamm ab „sich Nen Sehnen*.

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DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 203

Wie in analogen Fällen z. B. in der Rubrik des 2. oberägyptischen Nomos, des Apollinopolites, die Persea, die Akazie und die Dattelpalme als heilige Bäume von Hut (vergl. darüber oben in der Einleitung) oder in der Rubrik des Tentyrites die Persea und die Akazie als heilige Bäume von zat (s. oben) aufgezählt werden, wobei die hinzugefügten Ortsnamen bekannte Tempelquartiere innerhalb der Städte Apollinopolis und Tentyra bezeichnen, so kann auch in dieser Aufführung Nenrotf nur einen bestimmten Tempeldistrict von Heracleopolis anzeigen. Dass aber nicht geradezu eine Identität zwischen unserem Orte Se-ábá und Heracleopolis anzunehmen wäre, dagegen sprechen vor allen die von einander abweichenden Benennungen in der Materia sacra beider Tem- pelgruppen.

Nicht übergehen will ich, dass der lange Bericht der Kämpfe auf dem Gebiete der Landschaft) des Móris-See's und in der Nähe der Stadt Heracleopolis, in der oben bereits erwähnten Inschrift von Edfu (in Dü- michens Tempel-Inschriften Bd. I. Taf. CII Lin. 22 fll. kurz angedeutet ist in den Worten: heteb-nef sebü-u unep-nef samī-u la-nef-setu en Hor her ma-t-f kem-nef pehu-ti em se-åbi her år sa Usiri em Nenrotf ‚er schlug nieder die Feinde, er erstach die bósen Bundesgenossen, er übergab sie dem Horus und seiner Mutter, er fand seine Stärke in der Stadt Se-abi'), um den Osiris in dem Orte Nenrotf zu schützen". Daran reiht sich unmittelbar an: mesen ámur mesen taur' te-u hon-f Hor em áat-u her-hit-u „das Mesen der westlichen (d.i. rechten) Seite und das Mesen der- öst- lichen (d. h. linken) Seite?) das sind die Stätten Seiner heiligen Majestät Horus in den in der Mitte gelegenen Städten‘,

Auch unser Text beschäftigt sich in der Folge ausführlicher mit den Localitäten, welche in der eben citirten Legende aus Edfu unter dem Namen Mesen aufgeführt sind.

Das Wort mesen bezeichnet, insoweit ich im Stande war die An-

1) Vulgärform ab-i statt áb-d. | 2) Man vergleiche in Bezug auf die Ausdrücke dmur und taur meine Bemer- kungen darüber im , Wórterbuche* s. voc. ta S. 1522 fl. €c2

204 H. BRUGSCH,

deutungen der Edfu'er Texte darüber zu verstehen, einen Bildner in Erz, und allgemein einen Künstler. Offenbar liegt sprachlich ein enger Zusammenhang mit dem koptischen &acmwc, &ecsrr, hecnar, Bacher in der Bedeutung von z«Axeós aerarius, vor. Vergl. Wörterbuch S. 704 s. voc. mesen, mesen-ti. So ist die Rede von „gut ausgeführten Schnitze- reien als Werke (kat) von Künstlern“ (l. L), in Bezug auf die Bildhauer- arbeiten, mit denen die Tempelwände geziert sind. Horhut erscheint in Begleitung von solchen Arbeitern, um die Tempel durch sie schmü- cken zu lassen, und es ist natürlich, dass, sie auf seinen Zügen als Helfer im Kampfe gegen Set Typhon auftreten. Ihm sind desshalb vor allen die von seinen Bildnern hergestellten Sanctuarien mehrerer Heiligthümer geweiht, welche gleichfalls den Namen Mesen führten und von denen das südlichste in der Stadt Apollinopolis, das nördlichste in der unter- ägyptischen Stadt Zalu (s. unten darüber) gelegen war. Von den Städ- ten, welche in der Mitte, also zwischen den beiden obengenannten auf der rechten oder linken Seite des Nils lagen, gehörten zu solchen beson- deren Kultusstätten des Horhut zunächst die oben aufgeführten Kampf- plätze Zetmi, Tentyra, Heben, Crocodilopolis und Se-dbi, ausserdem aber ' jedes andere Mesen oder Sanctuarium in den Tempeln auf dem begrenz- ten Gebiete Aegyptens d. h. zwischen Apollinopolis m. und der Stadt Zalu.

Leider ist der folgende Abschnitt unseres grossen Textes, welcher sich mit diesen Mesen beschäftigt, an vielen Stellen so lückenhaft durch Zerstörung der betreffenden Steinflächen, dass der Zusammenhang. dem Verständniss der Einzelheiten Abbruch thut. Ich übersetze daher mehr, als ich wirklich verstehe und muss es dem Leser überlassen, den Faden wo er abgerissen ist, . wieder anzuknüpfen.

(6) „seine Erzbildner für ihn, da wo sie sind, und seine Begleiter für „ihn, da wo sie sind auf seinem Gebiete, mit seiner Eisenlanze, mit seinen?, „mit seinem Schwerte (?), mit allen seinen Ketten, welche sich befinden in „der Stadt Semti’) [ I,

1) Diese ist die Metropolis des 19. unterägyptischen Nomos. Sie ist eins mit dem von den Klassikern überlieferten Orte Buto.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 205

„Nachdem er nun nach dem Nordlande gefahren war, [seine] Begleiter „mit ihm, [ ] die Frevler, betreffend den Ort der Erzbildner „auf den mittleren Gebieten, so brachte er ihnen eine grosse Niederlage bei, „und 106 Feinde wurden als Gefangene heimgebracht. Betreffend den Ort „der Erzbildner des Westens, so wurden 106 Gefangene heimgebracht. u ] betreffend den Ort der Erzbildner des Ostens, in welchem sich »Horhut befand, (8) so tödtete er sie (die Feinde) vor Ra in den mittleren „Städten“.

„Es sprach Ra zum Thoth: „Mein Herz ist (befriedigt) von den Wer- „ken dieser Mesen- Bewohner des Horhut, welchem sie dienen daselbst. Sie „sollen sein in den Sanctuarien, Reinigungen iund Läuterungen | „in ihren | ] (9) sammt ihren Monats-Priestern und den Stunden- „Priestern aller ihrer Tempel, gleichwie deren Rangordnung ist, als Beloh- „nung dafür, dass sie dem Horhut die Feinde getödtet haben“.

„Es sprach Thoth: „So seien genannt von diesem Tage ab die mitils-

„ren Städte „die seiner Mesen-u d. i. Erzbildner“, (10) und es sei genannt „von diesem Tage ab der Gott, welcher in ihnen weilt: „Horhut'neb mesen „d.i. Herr des Mesen“ und es sei genannt von diesem Tage ab die Stadt: „Mesen des Westens‘. In Bezug auf dieses Mesen des Westens, so soll „seine Richtung [nach Osten] sein, dahin woselbst die Sonne aufgeht, und es „sollen genannt werden: ‚Mesen des Ostens jene (andern) Mesen. (ll) „In Betreff des Mesen der Werke dieser Erzbildner des Ostens, so soll „seine Richtung nach Süden zu sein, gegen Apollinopolis hin, denn da ist „die Stätte des Horus. Es sollen in ihnen alle Gebräuche verrichtet werden „dem Gotte Horhut, am 2. Thoth, am 24. Choiak, am T. Tybi und am „21. Mechir von diesem Tage ab. (12) Ihr Wasser sei genannt se-ti d.i. „Doppelsitz, ihr Gottessitz sei genannt ab d.i. „reines Haus mit Namen, „es sei genannt ken-yerau d. i. ,Siegeskampf" der |Priester?] mit Namen, „es sei genannt Kau-mesen d. i, „die der Werke des Mesen“ ihre Stadt „von diesem Tage ab“.

Nach diesem dunklen Texte, der sich mit den Sanctuarien der mittleren Städte beschäftigt, gewinnt die Fortsetzung desselben die alte Klarheit wieder. Der Kampf des Horhut gegen die Feinde hat sein

206 H. BRUGSCH,

Ende noch nicht erreicht. Der weitere Schauplatz desselben versetzt uns vielmehr nach Unterügypten, und zwar nach den östlichen Theilen des Delta. Die Worte lauten:

(XII, 1) „Es sprach Ra zum Horhut: das ist es was diese Feinde „gethan haben: sie sind gefahren gen Osten bis zu der Säule von Hat, und „sie sind gefahren gen Osten bis zur Stadt Zalu, ihrem hinterseeischen Gebiete.

(2) ..Es sprach Horhut: „Alles was du befiehlst, o Herr der Götter, „da bist du Herr des Befehles! Da liessen sie los das Schiff des Ra und Sie fuhren gen Osten. Da schaute er die Frevler; die einen von ihnen hatten „sich in das Meer gestürzt und die andern von ihnen waren auf den Bergen ,niedergefallen.

(8) „Es verwandelte sich Horhut in die Gestalt eines lon mit dem „Antlitz eines Menschen und gekrönt mit der dreifachen Krone. Seine Hand „glich einem schneidigen Messer. Er lief hinter ihnen her und er brachte „142 Feinde gefangen zurück, die er mit seinen Krallen tüdtete. Er riss „ihnen die Zunge aus und ihr Blut strömte auf diese Höhen. Er übergab Sie seinen Begleitern, welche sich auf den Bergen befanden. :

„Da sprach Ra zum Thoth: Betrachte den Gott Horhut! er ist gleich „wie ein Löwe auf seinem heiligen Platze, so auf dem Rücken seiner Feinde, „welche ihm ihre Zunge lieferten“.

(3) „Es sprach Thoth: Es sei genannt Chont-abot diese Stadt und sie „Sei genannt Zal von diesem Tage an. Es werde gefeiert die Herbeiführung „der Zungen von Zal von diesem Tage an und es werde dieser Gott Horhut „von diesem Tage an genannt.

„Da sprach Ra zum Horhut: Kehren wir um, fahren wir aufs Meer, „schlagen wir die Feinde in ihrer Gestalt als Krokodile und Nilpferde im

„Angesicht Aegypt

Bevor wir den neuen Wasser-Schauplatz der Götterkämpfe betreten, . dürfte es angemessen erscheinen, einige Worte über die Stadt Zal; zu-

benannt Chont-abot, zur Erörterung hinzuzufügen.

Wie ich bereits in meinen geographischen Untersuchungen nach-

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 207

gewiesen habe‘) war Zal oder Zalu der Name der Metropolis des 14. unterägyptischen Nomos Chent-abot, nach dem sie auch hin und wieder bezeichnet wird, wie dies der Fall in unserem Texte selber ist. Der Nomos lag im Osten des Deltalandes und die Metropolis an einem Nil- arme in dichter Nähe des Meeres. Diese bildete gleichsam den Schlüs- sel Aegyptens?) von Osten her und es erklärt sich ihre starke Befesti- gung zu allen Zeiten der ägyptischen Reichsgeschichte. Von hier aus wurden die Feldzüge der Könige nach Osten hin unternommen und die grosse Heerstrasse von Palästina aus mündete vor Aegypten bei der Stadt Zal. Zu gleicher Zeit erscheint der Platz seinem ältesten Ur- sprunge nach als ein früher von Fremden bewohnter Ort, so dass sich unwillkürlich seine Identität mit der Fremdenstadt Ha-uär-Avaris in den Zeiten der Hyksos-Könige aufdrängt. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass Zal die ältere Benennung der Stadt Pelusium war und gegenüber dem reichen Material, welches neuentdeckte Denkmäler der geographi- schen Forschung gewähren, fällt aller Grund weg, Zal fortan mit der Stadt Heroonpolis gleichzustellen, wie ich es früher in meinen geographi-. schen Untersuchungen l. l. gethan hatte. Zu der Annahme, dass Pelu- sium und Zal ein und dieselbe Stadt bezeichnet, passt vortrefflich, dass die ganze Umgebung von Pelusium, ja selbst der Pelusische Nilarm,

. als typhonisch?) verrufen war; ich erinnere nur an den Sagenkreis,

welcher den nahe gelegenen Sirbonis See mit Typhon in Verbindung setzte.

Zu Zal, wie uns weiter die Denkmäler berichten, fand sich eine besonders hochgehaltene Kultus-Stätte des Horus, der hier unter dem Namen fam, fauim in Gestalt eines (weissen) Lówen verehrt wurde^, über dessen Ursprung unser Text die nóthige mythologische Aufklärung giebt. Diese Stadt Zal endlich führte, wie Apollinopolis magna, den

1) Die Geographie Aegyptens, Bd. I. S. 260 fll.

2) So wird sie ausdrücklich in mehreren Texten bezeichnet. 3) Cf. Herodot III, 5.

4) Geographie S. 263.

208 r H. BRUGSCH,

heiligen Namen mesen und zwar mit dem Zusatz des „nördlichen‘‘, zum Unterschiede vom südlichen Mesen, wodurch das heutige Edfu bezeichnet ward. Ich verweise auf die in meiner Geographie Bd. I S. 303 unter Nr. 1743 publicirte Inschrift an der nórdlichen Aussenwand des Tempels von Edfu.

Nachdem Horhut die Feinde in der Nühe von Zal geschlagen hatte, setzt er auf die Aufforderung des Ra, des Herrn der Gótter, die Ver- folgung derselben zu Meere fort. Er musste zu dem Zwecke die pelu- sische Mündung hinausfahren um so auf denjenigen Theil des Mittel- meeres zu gelangen, welchen unser Text ?om en seket „Meer von Seket* bezeichnet. Doch man hóre die Worte des Textes selber:

(XII, 1) „Es sprach Horhut zu dir, Ra: „o Herr der Götter! es ist „gehemmt die Ausfahrt gegen das Drittel, welches von den Feinden übrig geblieben ist auf dem Meere‘,

„Da sagte Thoth die Zaubersprüche her, welche handeln vom Schutze „des Schiffes (des Ra) und der Fahrzeuge der Erzbildner, (2) um zu beru-. „higen das Meer in seiner Zeit des Sturmes.

„Es sprach darauf Ra zum Thoth: Haben wir durchlaufen das ganze „Land, sollen wir da noch durchlaufen das ganze Meer?

„Es sprach Thoth: „Es sei genannt von diesem Tage an das Meer „das von Seket d. i. „Durchlauf“.

„Da kehrten sie um auf der Fahrt während der Nacht, (3) denn sie „konnten keinen von den Feinden erspähen“.

Wieman sieht, war Gott Ra sammt seiner Begleitung nicht besonders seefest; vielleicht auch, weil er mit den- Aegyptern im Allgemeinen das Meer verabscheute. Man kehrte nach kurzer Fahrt auf dem Meer und nachdem die Namenstaufe desselben durch Thoth gegeben war, sofort in der Nacht wieder um und begab sich, flussaufwürts, nach dem Lande zurück, aus welchem Gott Ra durch die Typhonischen Feinde vertrieben war, nach Nubien. Unser Erzähler berichtet darüber:

„Nachdem sie nun’ nach Nubien zurückgekehrt waren, mach der Stadt „des Landes Schasher, da erspähte er (Horhut) die Feinde und ihre ge-

„schicktesten Krieger im Lande Wawa, wie sie sich gegen ihren Herrn beriethen.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 209

(4) „Da verwandelte sich Horhut in eine Sonnenscheibe mit zwei Flügeln „daran über dem Vordertheil des Schiffes des Ra. Er nahm zu sich die „Süd- und die Nord-Göttin in Gestalt zweier Schlangen, um die Frevler bei lebendigem Leibe durch ihr Feuer zu verzehren. Ihr Muth war gesunken, „denn sie hatten Angst vor ihm. Sie widerstanden nicht mehr, sondern starben „auf der Stelle‘.

(5) „Da sprachen die Götter, welche sich in dem Schiffe des Gottes

„Harmachis befanden: „Gross ist, was er gethan hat‘ durch das Doppel- „Schlangen-Diadem ! Er hat geschlagen die Feinde, welche in Angst vor „ihm waren“.

„Es sprach Harmachis: „So sei denn das Doppel- Schlangen- Diadem „des Horhut: ür-üt-ti d. i. „Gross durch die Doppelschlange'* von diesem „lage an benannt.“

Das nubische Land, auch Wawa genannt (vergl. oben), barg eine Stadt; welche mit dem dazu gehörigen Gebiete den Namen Schasher führte." Hier war der neue Sammelplatz der Feinde, welche sich gegen ihren Herrn, d. h. Ra, verschworen hatten, aber durch die Götterkraft des Horus, der sich wiederum in die fliegende Sonnenscheibe und die beiden Schlangen daran (siehe die Vignette) verwandelt hatte, ein für allemal überwunden wurden. Hiermit ist der tragische Kampf zu Ende geführt und Horhut, der brave Kämpe, kehrt in Begleitung der Götter nach seinem göttlichen Wohnsitz Apollinopolis magna zurück. Das melden uns die náchsten Worte des Textes:

(XII, 1) „Es fuhr Harmachis in seinem Schiffe und er landete bei „der Stadt ,, Horus - Thron“ (Apollinopolis magna)“.

„Es sprach Thoth: ..Der Strahlensender, der erzeugt ist vom Ra, er

„hat die Feinde geschlagen in seiner: Gestalt | ] Er sei von diesem „Tage an genannt: „Der StraMensender, der erzeugt ist vom Lichtberge“. „Es sprach Harmachis zum Thoth: „| ] bringe an diese

„Sonnenscheibe an allen Stätten, an welchen ich weile, an allen Stätten der „Götter in Ober - Aegypten, an allen Stätten der Götter in Unter- Aegypten, „[und an allen Stätten der Götter) in der Ps damit (2) sie abwehre das „Böse von ihnen“.

Histor. - philol. Classe. XIV. Dd

2910 H. BRUGSCH,

„Da machte Thoth ein solches Bild an allen Stätten und am allen „Stellen, wo sie eben sind, und an welchen sich irgend ein Gott und eine „Göttin befindet, von diesem Tage an. Und das ist die geflügelte Sonnen- „scheibe, welche sich auf den Adyten aller Götter und Göttinnen Aegyptens „befindet. Ihr Adytum wird dadurch das des Horhut'.

„In Bezug auf den Horhut (betitelt): „Der grosse Gott, der Herr des „Himmels, auf der Südseite‘, so soll er rechter Hand angebracht werden. „Das ist dann der Horhut, (3) zu welchem die Südgöttin in ihrer Gestalt „als Schlange gehört“.

„In Bezug auf den Horhut (betitelt): „Der grosse Gott, der Herr „von Apollinopolis magna auf der Nordseite so soll er linker Hand „angebracht werden. Das ist dann der Horhut, zu welchem die Nordgöttin „in ihrer Gestalt als Schlange gehört“.

„Das ist (so vereint) Horhut, der grosse Gott, der Herr des Himmels, „der Herr von Apollinopolis magna, welcher thront auf den beiden Seiten im „Süden und im Norden“.

„Gott Harmachis hat ihn an alle seine Stellen setzen lassen, damit „er abwehre alle Feinde von allen Plätzen, wo sie sein mögen“

„Genannt wird er deshalb von diesem Tage an: „Der welcher sich auf „der Süd- und Nordseite befindet“.

Nachdem die Götter- Expedition glücklich beendet und die Flotte des Ra bei Apollinopolis magna gelandet war, so wird nunmehr ‚der Gott Thoth-Hermes vom Allvater Ra-Harmachis beauftragt zum Schutze gegen alles Böse an den ägyptischen Heiligthümern jene eigenthümliche Figur der Sonnenscheibe mit Flügeln daran anzubringen, welche den Ausgangspunkt meiner Abhandlung bildete und deren Mythos folgender ist.

In einem Kampfe gegen das Böse, personnificirt unter der Gestalt des Set und seiner Bundesgenossen, scheint der ägyptische Götter-König Ra, mit dem Beinamen Harmachis, unterliegen zu müssen, Aus Nubien, woselbst eine Verschwörung der Bösewichter gegen ihn ausbricht, ist er gezwungen zu fliehen. Sein himmlischer Sohn Horus von Appollinopolis magna, an dessen Stadt Ra landet, gewährt ihm Hülfe. In verschiedenen Gestalten, vor allen aber in der eines dpi oder geflügelten Sonnen-Diskus,

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 2p

tritt Horhut den Feinden in verschiedenen Kümpfen und auf verschie- denen Schauplützen Aegyptens, von der vorhergenannten Stadt an bis nach Pelusium hin entgegen und führt seinen Vater Ra sieggekrönt nach Nubien zurück. Seitdem, so schliesst der Erzähler, prangen an den Heiligthümern Aegyptens die Bilder des Sonnendiskus mit Flügeln daran, um gegen alles Böse ein kräftiger Talisman zu sein. Die Be- schreibung desselben ist so deutlich als möglich. Wir erfahren, dass dıe rechte Seite (von Standpunkt des Beschauers die linke), da wo sich die Schlange mit der Krone des Südens oder Oberügyptens befindet, den Schutz des Horhut über Oberägypten symbolisirt; dass die linke Seite dagegen, mit der Schlange des Nordens, den Schutz desselben Gottes über Unterägypten sinnbildlich bezeichnet.

Was uns der grosse Text, dessen Transcription und unterlineäre Uebersetzung ich in der Anlage folgen lasse, nebenbei lehrt, ist so be- deutend für geographische und mythologische Forschungen, dass die Ausführung desselben in seinem innersten Zusammenhang die Grenzen dieser Abhandlung bei weitem überschreiten würde. Ich habe mich desshalb damit begnügen müssen, nur auf besonders hervortretende Einzel- heiten die Aufmerksamkeit der gelehrten Forscher zu lenken. Man wird darin bestätigt finden, was ich in der Einleitung zu dieser Abhandlung hervorhob, dass die Tempel der Ptolemäerzeit eine Fülle inhaltsreicher Texte enthalten, deren Reichthum in Erstaunen setzt und in welchen, so muss es scheinen, uns die hieratischen Lehren der altägyptischen Priesterwelt nicht nur in ihrer symbolischen Hülle, sondern auch in ihrer nackten Bedeutung in sorgsamster Ausführung hinterlassen sind, ein Erbtheil, dessen hohen Werth die späteren Forschungen beweisen

werden.

Dd2

212 H. BRUGSCH,

Au ane.

Umschreibung und zwischenzeilige Uebersetzung der Inschrift von Edfu*).

Nr. L (1) ha-sop 363 en Hor-m-àyu any tet er heh Im Jahre 363 des Ra Harmachis des lebenden ewiglich für immer. unen-an ár -f hon-f em ta Kens men-u-f Es war ihn betreffend Seine Heiligkeit in dem Lande Nubien, seine Krieger her-f men ten | ] am wu er neb-sen (waren) mit ihm, nicht ? [ . ] dort beriethen gegen ihren Herrn. te-ut | ta [4aüa]| her-s er-men haru pen (2) Es wird genannt das Land Wawa desshalb seit Tage diesem. Es machte | ra. em uä-f ` Sesu-f her -f

sich auf den Weg Gott Ra in seinem Schiffe, seine Begleiter mit ihm,

*) Ich habe es unterlassen, den hieroglyphischen Original -Text, welchen ich auf meiner letzten Reise in Aegypten, im Winter des Jahres 1869, copirt habe, der vorstehenden Abhandlung anzuschliessen, da mich ein junger Aegyptologe, Herr Naville aus Genf, benachrichtigt hat, dass er im Begriff stehe, denselben Text nebst den dazu gehórigen Darstellungen nach seinen an Ort und Stelle genommenen Zeichnungen vollständig zu publiciren. Ich habe somit das Vergnügen, im Voraus auf die genannte Publication zu verweisen, deren Genauigkeit nach den Versiche- rungen des Herrn Naville nichts zu wünschen übrig lassen wird. Für Gelehrte, welche den ägyptischen Studien ferner stehen, will ich zum Schlusse bemerken, dass in der Transcription von den mit Punkten und Strichen versehenen Buchstaben un- seres Alphabets bezeichnen: à das ebräische x, a »,z ^, 4», y n, t9, t x, k 3,

v

5 ©. Das h entspricht der harten Aspirata, welche im Arabischen durch c ausge-

drückt wird. Die übrigen Buchstaben in meiner Umschreibung entsprechen den

Laufen unseres NER ich habe daher nicht SPUR irgend etwas zu ihrer Er- rei

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 213. men-f er hesp tes - Hor em dment en hesp er landete am Nomosgebiet von „Horus-Thron‘‘, im Westen von Nomos-

ten abot en Pe-xennu tet-ut suten [pexennu| er-men diesem, östlich vom Kanal Pezennu genannt Königlicher Pechennu seit haru pen un-an Hor-hut (3) em en tet-f Tage diesem. Es war Hor-hut in dem Schiffe des Gottes Ra, er sprach en tef -f Hor-m-àyu áàu-à-hir-ma | sebá-u uu au zu seinem Vater: Harmachis! ich sehe die Feinde berathend gegen

neb-sen [ ] áyu-t-k åm -sen ihren Herrn: | ] deine Lichtkrone ihrer.

; Nr IL (1) fef-àn - hon en Hor-m-üyu en ke-k -

Es sprach die Heiligkeit des Gottes Ra Harmachis zu deiner Person: Hor-hut sa xe per åm- sezer sebå Hor-hut Sohn des Ra, erhabener, erzeugt durch mich, schlage den Feind em her-k em at Hor - hut äpi-f er in deinem Angesichte in kurzer Zeit. Hor-hut er flog empor gegen

` em apt . ür let-ut -nef nuter. à die Sonne zu als geflügelte Scheibe grosse er ward genannt: Gott grosser, neb ~- pet - der-s er-men haru pen ma-nef sebä-u em

Herr des Himmels desshalb seit Tage diesem. Er sah die Feinde an

her -t ses-nef | em-sa-sen em api cte der Himmelshöhe er ging hinter ihnen als geflügelte Scheibe grosse.

án tenten ár -nef er-sen em hà-t-f

Wegen des Ansturmes, (welchen) er machte gegen sie mit seinem Vordertheile

(2) men | ma em mer-ti-sen nen -sotem em üng-sen

nicht (war) ein Sehen mit ihren Augen, nicht ein Hóren mit ihren Ohren, sema ^ud son -nu- f ám-sen em het .en

es tödtete ein jeder seinen Nebenmann von ihnen in der Kürze von

214 H. BRUGSCH, at nen tep ünx - sen ám-f | i-ün einer Minute, nicht (war) ein Haupt sie lebten durch es. Es kam an

Hor-hut em ayem à$-u-ànemu em āpī ür er ud Hor-hut in Gestalt viel-farbiger als geflügelte Scheibe grosse in das Schiff en Hor-m-àyu Tehuti tet-f en neb nuter-u des Gottes Ra-Harmachis. Thoth er sprach zum Ra: Herr der Götter!

hut i em. ayem api der Gott von Hut ist gekommen in Gestalt einer geflügelten Scheibe ür tot-k [ ] tet-ut-nef Hor-hut her-s grossen, deine Hände | ] Er sei genannt Hor-hut desshalb (3) ermen haru pen tef-àn | ] tet -t seit Tage diesem. Es sprach [ ] es sei genannt Hor-Hut : feb ermen haru pen un-àn hepet

Hor- Hut die Stadt Apollinopolis seit Tage diesem. Es war Ra umfangend her | àyem-f MI tet -f en Hor-hut | rà-nek árer er seine Gestalt. Ra er sprach zum Horhut: du gabst Weinbeeren in mu per ám - s se-hotep heti-k her -s das Wasser hervorgehend aus ihr, zufrieden sei dein Herz desshalb. tet -ut [ ] mu en hor-hut her-s ermen haru Es sei genannt [ _ : ] das Wasser von Horhut desshalb seit Tage pen tet-t [ ] axem àaà-ánem-u ermen haru diesem. Es wird genannt | ] das Bild vielfarbig seit Tage PF

diesem.

Nr. III. (1) tet-àn ^ hor-hut seb ma-k

Es sprach Horhut: schreite über, o Ra, [damit] du schaust

nefi-u-k xer xer-k em ta pen Sem -pu- deine Feinde liegend unter dir in Lande diesem. Nachdem er den weg

Uo WP TENURE SNR PT RR TE A

"DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 215 ár-en hon en astarot her-f ma-nef iov zurückgelegt hatte die Heiligkeit des Ra, Astarte mit ihm, sah er die Feinde xer her ta tep -sen em seker tet-ån liegen auf der Erde, jeder von ihnen als ein Gefangener. Es sprach en [hor]hut (2) notem any pu fe-ut notem Ra zum Horhut: angenehmes Leben ist das! es wird genannt „angenehmes ing en ta äh en hor-hut her-s ermen haru pen fe-àn - Dasein der Wohnsitz des Horhut desshalb seit Tag diesem. Es sprach teyu teb xeft -u-à pu te-ut teb Thoth: ein Erstechen meiner Feinde ist das! Es wird genannt „Stich-Land‘“ er hesp ten - ermen haru pen tet-an Tehuti en hor-hut der Nomos dieser seit Tag diesem. Es sprach Thoth zum Horhut: mak -k à (3) te-ut a-mak er wa em du bist Schutz grosser. Es wird genannt „Gross-Schutz‘‘ das Schiff des hor -hut ermen haru pen te ra en nuteru ámu-xet- f Horhut seit Tage diesem. Es sprach Ra zu den Göttern die bei ihm

ds erof xen- en em ud -en er mu

nun also lasst uns fahren in unserem Schiffe nach dem Wasser, fu-häti-n oem sebá-u-n xer hir ta

wir sind froh vom Herzen wegen unserer Feinde, liegend auf der Erde.

[ ] meter à. àm-f. (4) te-ut-nef pe-xennu

[ ] der Gott grosse inihm. Es ward genannt ,,Fahr-Wasser'*

ermen haru pen es-ke sebá-u Sem-sen er mu xep - sen

seit Tag diesen. ` Da nun die Feinde sie gingen in das Wasser, sie wurden em emsuh-u tep -u hor -m-áyu em ud -f seket wie Krokodile (und) Nilpferde. Harmachis in seinem Schiffe fuhr einher her mu i-pu-ür -en emsuh -u tep-u

auf demWasser. Nachdem gekommen waren die Krokodile (und) die Nilpferde, peteh-sen ro-sen er sezer [ ] en hor-m-áxu öffneten sie ihren Rachen um zu treffen | ] des Harmachis.

216 H. BRUGSCH,

(4) i-pu-ür-en hor -hut Sesu-f em-xyet-f em mesen

Nachdem gekommen war Horhut seine Diener bei ihm als Kämpfer, neter netet em Lot-ui-sen ua ran-f

das heilige Eisen (und) eine Kette in ihren Händen, jeder seines Namens,

hi-sen emsuh -u tep-u án-ut

daschlugen sie die Krokodile (und) die Nilpferde. Herbeigebracht wurden

säb-u 381 hir tot (5) sema er-xeft-her dat ten te-än

Feinde 381 auf der Stelle; getödtet Angesichts Stadt dieser. Es sprach

hor-m-áàyu en hor-hut senen-ä pu em ta-kemä next ah

Harmachis zum Horhut: mein Bild sei im Südlande siegreicher Wohnsitz pu te-ut next ah en ta äh en hor-hut

ist das. Genannt ward „Siegreicher Wohnsitz“ der Wohnsitz des Horhut

ermen haru pen :

seit "Tage diesem.

E Ni. IV. \

(1) Tehuti te-f em-yet ma-nef nefi -u xer | her Thoth er sprach nachdem er gesehen hatte die Feinde liegen auf

ta notem hati - ten neteru en pet notem häti-ten der Erde: froh sei euer Herz, ihr Götter des Himmels, froh euer Herz,

neteru em ta hor renp 7 em hotep tu-f

ihr Götter auf Erden! Horus der jugendliche kommt in Frieden er hat geleistet

hau her | pet-f ár -nef her

ausserordentliches auf seinem Zuge, (welchen) er unternahm gemäss Sà-t en . ter yeb . xep mesen-u des Buches vom Schlagen des Nilpferdes. Es existiren die Erzbildner pu en hor-hut ermen haru pen un-án hor-huf år xeper - f diese des Horhut seit Tage diesem. Es war Horhut machend seine Gestalt

em ^o dpi 2 her tehen en en . als die der geflügelten Scheibe über dem Vorderstück des Schiffes des

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 217 (2)ertä-nef neyeb-t üt-t her-f em árà - ti Ra. Ernahm die Südgóttin (und) die Nordgóttin mit sich als zwei Schlangen her setet sebá-u em hä-sen ^ em emsuh-u tep -u um zu verbrennen die Feinde an ihrem Leibe, als Krokodile (und) Nilpferde em be nib Sem dmem ta-res ta-mhit han nefi-u an Stelle jeder man geht wo im Südlande (und) Nordlande. Da die Frevler reh -sen xer-hà-f àu her - sen er ta- res du wandten sich vor ihm, es war ihr Gesicht nach dem Südlande, es war hati- sen bote$ en ‚sont-f du hor-hut | em-sa- sen ihr Muth gesunken aus Furcht vor ihm. Es war Horhut hinter ihnen em ua pn en neter - netet em im Schiffe diesem des Ra, das heilige Eisen (und die Kette (war) in tot-f : her ámu - xet - ef du-u sopet (3) en zeräu seiner Hand, mit seiner Begleitung seiende versehen mit Waffen (und) netet mesen-U yer her-sen han kemh-nef sen her res-äbot Ketten, die Erzbildner wohl ausgestattet. Da er erblickte sie im Süd-Osten ` en us m ta är-t 2-t tet-en ra en Tehuti, na von Theben auf einer Fläche schönen 2. Es sprach Ra zum Thoth diese nefi-u teteb-f setu tet Tehuti tetem Feinde er wird verwunden sie. Es sprach Thoth: o Ra „Wunden-Stadt‘ tet -t dat ten ermen haru pen un-en hor-hut her år werde genannt Ort dieser seit Tage diesem. Es war Horhut machend zai-t à-t åm - sen te - en Hor-hut eine Niederlage grosse unter ihnen. Es sprach Ra: stehe still Horhut, ma -ut tet - ut ha -rà er dat ten her -s ermen lass sehen! Es wird genannt „Haus des Ra“ Stadt diese desshalb seit haru pen nuter åm-s hor-hut seyem Tag diesem. der Gott in ihr Horhut Ra Sechem.

ki

` Histor. - philol. Classe. XIV. Ee

218 H. BRUGSCH,

Nt- V, - (1) han sebä-u erhen-sen yxer-hät-f du her - sen er Da die Feinde wandten sich vor ihm, es war ihr Angesicht nach ta-mhit au hati - sen botes en sont- f

dem Nordlande zu, es war ihr Muth gesunken aus Furcht vor ihm. du hor-huf her-sa-sen em pen en neter Es war Horhut hinter ihnen in Schiffe diesem des Ra, das heilige Eisen (und)

netet- ms ptf her amu -xet -f (2) du - f - sopet die Kette(war) in seiner Hand, sammt seinen Begleitern seiend ausgerüstet en Xerau netet mesen - u ker hersen mit Waffe (und) Kette, (und) den Erzbildnern, wohl ausgestattet sie. hàn år-nef haru er sen kemh-nef setu her meli dbot en Daer brachte hin Tag einen für sie, er erblickte sie im Nord-Osten von (tam?) te en Tehuti sebå-u te au | ] Tentyra. Es sprach Ra zum Thoth: die Feinde bleiben, es ist ] setu te -en . hon en hor-m-áyu en hor-hut entok sie. Es sprach die Heiligkeit des Ra- Harmachis zum Horhut: du (bist)

sa-d | x per ám - à botes ` (hatı) sebä-u mein Sohn erhabener erzeugt aus mir, gesunken ist der Muth der Feinde em dt ke un-àn hor-hut her år xai ä-t dm-sen in Zeit kleiner. Es war Horhut machend Niederlage grosse unter ihnen.

te Tehuti te-ut neter -t|xa-t] em ran dat Es sprach Thoth: es werde genannt „Grottes- Niederlage“ mit Namen Stadt ten au te-ut-en hor-hut | ler hon -t-s au diese. Es ward genannt Hor-hut [ ] ihre Heiligkeit. Es war: her-f er res em - ran en neter pen Sent sein Angesicht nach dem Süd im Namen von Gotte diesem. ^ Acacia nebes ran 3ennu neter hàn mif-u ru-sen xer-hāt-f

heissen die Bäume heiligen. Da die Frevler entfernten sich vor ihm

-

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 219 au her-sen > er [mehit -sen| , er es war.ihr Angesicht nach [Norden hin. Sie begaben sich] nach

hun -t (5) er pehuu üt'ur du hati-sen dem Wasserdistrict gegen das Hinterseeland Uzur. Es war ihr Muth botes len. sont -f'| du hor-hut her-sa-sen em gesunken aus Furcht vor ihm, es war Horhut hinter ihnen in dem Schiffe en neter em tot-f her åmu-yet-f au-f des Ra, das heilige Eisen in seiner Hand mit seiner Begleitung seiend sopet en xerau mesen-u xer her-sen (6) är-nef ausgerüstet mit Waffen, die Frzbildner wohl ausgestattet. Er brachte hin haru äft korh aäft her meh her-sa-sen au Tage vier Nachte vier auf dem See Meh in ihrer Verfolgung, es ward nen kemh-|tu| ud åm em nif-u em emsuh-u nicht erblickt ein einziger daselbst von den Feinden wegen der Krokodile tep-u enti em mu pu xer-hat-f hàn | kemh-nef setu (und) Nilpferde, welche in Wasser diesem vor ihm. Da erblickte er sie. . te (em Horhut neb] heb[en) pe Es sprach Ra [zum Horhut, dem Herrn der) Stadt Huben: o du api neter | à neb pet (T) heneb-nek setu geflügelte Scheibe, Gott grosser, Herr des Himmels fasse du sie. zaa-nef xemet er sen heteb-nef setu ár-nef xai-t Er schleuderte den Speer nach ihnen, er tödtete sie, er machte Niederlage a-t ám-sen án-nef sebá-u 142 er-geft-her en ud grosse unter ihnen, er brachte an Feinde ‘142 Angesichts des Schiffes

[en ]- fep fi (8) enti em keb meter [des Ra ] Nilpferd männliches welches in dem Haufen mitten en - nif-u sebá-u neken-nef setu em tem-tef

unter den Frevlern und Feinden, er vernichtete sie mit seinem Schwerte, ertä-nef Gmu-get-sen en ámu-xet-f ertà-nef Seb dmsen en er gab ihre Eingeweide an seine Begleiter, er gab Leib von ihnen au

Ee2

220 H. BRUGSCH, neter neter-t neb ent em pen en her uteb ent Gotte (und) Göttin jeder, welche in Schiffe diesem des Ra am Ufer der heben te en tehuti (9) ma ema dor-hut Stadt Heben. Es sprach Ra zum Thoth: schau! was ist doch Horhut

em ` xeper -f her nif -u emek hi-nef setu

in seiner Gestalt über den Feinden. Erwäge! er hat geschlagen sie. un ro-f en o depo fi ent | din-s

Geóffnet seinen. Mund hatte das Nilpferd münnliche, welches in ihr, år -nef xet ro-f àu- f her peset-f te-n

er machte schliessen seinen Mund, er war auf seinem Rücken. Es sprach

tehuti en au-tet-ut hor apt neter Thoth zum Ra: es werde genannt Horus die geflügelte Scheibe, der Gott a (10) hi sebá-u zont heben her-s ermen haru pen grosse, Schläger der Feinde in der Stadt Heben desshalb seit Tage diesem, åu- tot- ut (her sa| er neter hon neter pen es werde genannt der auf dem Rücken der Prophet des Gottes dieses her-s ermen haru pen du-ai nen her uu desshalb seit Tage diesem. Es werde vollbracht dies auf dem Gebiete en heben em | xe 342 em res mehet- áment ^ dbot von der Stadt Heben von Orgyien 342 im Süden, Norden, Westen, Osten.

NEM (1) hà-n nif-u her meh yer-hat-f au Es hielten die Frevler auf dem Hintersee Meh vor ihm, es war her - sen er hun - t er "peh utur ihr Angesicht nach einem Wasserdistrict um zu erreichen den Hintesee Uzur

em xet du - neter her ut-f em hàti - u- sen auf der Niederfahrt. Es war der Gott schlagend. es aus Herzen ihren. unen- sen wär ru-sen em her-hati mu

sie waren fliehend sie verschwanden in mitten des Wassers,

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 221 Tü-n-sen er mu ent mer : sie hatten sich gethan in das Wasser, welches das vom Seelande, ament tem- sen er mu nu hesp dem westlichen, sie vereinigten sich mit dem Wasser von Nomos mer er sam sebå-u tefi ent -Set des Seelandes um sich zu verbinden mit den Feinden diesen des Typhon em dat ten unen-àn hor-huther meh _her-sa-sen her sopt in Stadt dieser. Es war Horhut auf dem Meh hinter ihnen mit Ausrüstung em auf . meb mu gerau her ro-sen (2) xet- pu- mit seinem Geräthe allem des Kampfes gegen sie. Nachdem abwärts : ár - en hor -hut em pen en henà meter ü gefahren war Horhut in Schiffe diesem des Ra mit dem Gotte grossen ent | em ud - f her neter - u amu - yet - f unen- f welcher in seinem Schiffe sammt den Göttern seinen Begleitern, er war her meh her: sa-sen set - ut sop sen han ár-nef auf dem Meh. hinter ihnen ward umgekehrt zwei Mal. Da brachte er zu haru ua korh ua em | yet her heh - sen. àu Tag einen Nacht eine auf der Fahrt abwärts um zu suchen sie, es war

nen kemh - nef setu nen rey-nef be-t du-sen dm "nicht er hatte erblickt sie, nicht wusste er die Stelle sie waren wo. seper-f er pe-errehu (sic) te - ån Mm. en en Er kam zu der Stadt Perrehu(h) Es sprach die Heiligkeit des Ra zum

hor - hut ema nif-u sebå-u tem - sen

Horhut: was ist das! die Frevler und Feinde sie haben sich vereinigt er mu åment ent hesp Mer er. sam mit dem Wasser westlichen des Nomos Seeland, um sich zu verbinden sebá-u tefi . ent set (2) ent em dat | ten |. er. be-t mit den Feinden diesen des Set, welcher in Stadt dieser, an der Stelle useb dm te-n te-àn tehuti en tet-t der Spitze an unserem Scepter. Es sprach Thoth zum Ra: es werde genannt

22 | H. BRUGSCH, useb er | hesp mer her-s ermenharu pen du - tet - ut Useb so der Nomos des Seelandes desshalb seit Tage diesem es werde genannt tem-t er mu ent åm-s tet hor-hut em-bah tef Tem-t so das Wasser welches in ihm. Es sprach Horhut vor dem Vater áu- emi - tet -ut |wd-Kk pen er-sen ár - à Ra: móchte doch gegeben werden dein Schiff dieses gegen sie, ich mache mer her-sen ár - n - tu mer - f nib (was) gern hat Ra gegen sie. Es ward gemacht wie er gern wollte alles. seper-pu-dr-nef ., , er-sen em mu ament Nachdem er gekommen war bis zu ihnen auf dem Wasser westlichen pu em dat ten hàn kemh-nef seteb-u her uteb res diesem in Stadt dieser, da erblickte er die Frevler auf dem Ufer südlichen en hesp _ mer [usur] en hotep [ um |. des Nomos des Seelandes | ] in Vereinigung [ b

Nr. VII.

(1) ak - pu - ár - en hor - hut her ro- sen her àmu -xet - f

Nachdem gegangen war Horhut gegen sie mit seinen Begleitern teb em ya nib nu yxerau ár - nef xaá- t

versehen mit Gerüth allem des Kampfes, machte er eine Niederlage ä-t am - sen án-nef sebä-u 381 ma-nef setu grosse unter ihnen. Er brachte an Feinde 381 er tödtete sie er-xeft-her en en rä(2)ra-nef ua mb dm em am Vorderdeck von dem Schiffe des Ra. Er gab einen jeden davon an ua nib en ámu - xet - f hàn set per em xeru einen jeden von seinen Begleitern. Da Set trat heraus in Rufen

neha ri. m pesti ne grüsslichen um auszustossen Verwünschung wegen dessen (welches) är-en hor-hut her ma sebä te ra en gethan hatte Horhut durch Tödten des. Feindes. Es sprach Ra zum

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. . 223 tehuti em pen ro-u nehaha her yru ka her nen

Thoth :was dies die Stimmen des grässlichen in Ruf lautem wegen dessen (was) ár-en (8) horhut. er-f te. tehuti en te -ut pen ‘gethan hat Horhut ihm. Es sprach Thoth zum Ra genannt werde dies na rou nehaha her-s ermen haru pen un hor- hut her die Rufe grüsslichen desshalb seit Tage diesem. Es war Horhut im

gerau her sebå em hā-t | zaa-nef bá- f Kämpfen mit dem Femde während einer Zeit, er schleuderte sein Eisen

er-f heteb - ne - f se her sata em dat ten nach ihm, er schlug wieder ihn auf dem Erdboden in Stadt dieser,

(4) tet-ut —— pe-errehuh er-sermenharu pen i-pu-en hor - hut genannt wird Perrehuh sie seit Tag diesem. Als zurückkehrte Horhut án - nef sebá keh-f er xex -fF netet - f

führte er herbei den Feind, sein Speer an seinem Halse, er war gebunden em . tot-f kekes te en hor er xetem an seiner Hand, niederfiel die Keule. des Horus um zu verschliessen ro-f emseb-nef-suem-bah tef (ră) te hor seinen Mund. Er brachte ihn vor den Vater Ra. Es sprach Ra: Horus api (5) | &rui tente - k år -nek geflügelter Diskus gross war dein Ansturm (den) du vollbracht hast. s-äb-nek dat ten te ra en. thuti àu-tet-ut Du hast gereinigt Stadt diese. Es sprach Ra zum Thoth: Es sei genannt neb dal = äb em ran en àh en der des Herrn der Stadt gereinigten mit Namen der Wohnsitz des hor-hut her-s ermenharu pen du - ful - ut. ür tenten Horhut desshalb seit Tage diesem. Es sei genannt „Gross im Angriff“ em ran en dáb her-s ermenharu | pen: (6) tet-in Ra en mit Namen der Priester desshalb seit Tage diesem. Es sprach Ra zum thuti au-em-tet-ut seni -u set en Thoth: möchten doch gegeben werden die Bundesgenossen des Set der

224 H. BRUGSCH,

ise-t hor - sa-s ár - sen mer ab - sen Isis (und) Horus, ihrem Sohne, (damit) sie machen (was) liebt ihr Herz nib ^ àm-sen du-s-men-ut her hor sa-s ` yemet-sen alles mit ihnen. Sie hielt Stand mit Horus ihrem Sohne ihr Dreizack er-of ' em nesen en dat ten te-ut gegen ihn (gerichtet) in der Unglückszeit von Stadt dieser. Es wird genannt še en yerau (T)em ran en 3e neter ermenharu pen unen-án „See des Kampfes“ mit Namen der See heilige seit Tage diesem. Es war hor sa ise - t hesek nef te en `: sebá her Hor, der Sohn der Isis, abschneidend ihm den Kopf des Feindes und seni -w- f em-bah tef paut | ä-t seiner Bundesgenossen vor seinem Vater Ra, der Götterkreis der grosse temt äth-nef em [eb-ti-f— em-gun- en uu- f seiend versammelt. Er ward gezogen an seinen Sohlen in seinem Bereiche la-nef | xemet-f em tep - f em peset-f te - en er gab seinen Dreizack an seinen Kopf (und) an seinen Rücken. Es sprach en thuti (8)em sa * o MSIE áth - nef neseni Ra zum Thoth: lass den Sohn des Osiris, er ziehe den Gräulichen em uu- f te thuti du - tet - ut áth em auf seinem Bereiche. Es sprach Thoth: es sei genannt ‚Ziehung‘ mit ran uu-f her-s ermenharu pen te-n ise-t neter-t Namen sein Gebiet desshalb seit Tage diesem. Es sprach Isis, die Heilige, em-bah tef-s em - tut - ut pe api "vor ihrem Vater Ra: lass doch gegeben werden den geflügelten Diskus

em sa en sa-t- hor hesek - nek tep als Talisman an meinen Sohn Horus, er hat abgeschnitten den Kopf | en sebá her senū- y. p

des Feindes und seines Bundes.

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 225

Nr. VIII. (1) unen hor-hut her hor sa ise-t her ma sebå Es war Horhut mit Horus dem Sohne der Isis im tödten Feind pefi zesi her semi - f | her nen -u diesen jämmerlichen sammt seinen Bundesgenossen und die Unthätigen, seper -nef - se en mu pu em dat . ten an hor -hut er näherte sich dem Wasser diesem in Stadt dieser. Es war Horhut em sa en kem | pehti em her en wie eine Person welche hat gefunden Stärke, mit dem Gesicht von ábok a em het | teser šu - ti- f einem Sperber, gekrönt mit der weissen (und) rothen Krone, sein Federpaar ara -ti em tep -f peset-f en ábok (und) zwei Uräus auf seinem Kopfe, sein Rücken der eines Sperbers, neter . netet em tot-f unen hor | sa das heilige Eisen (und) den Strick in seiner Hand; es war Hor der Sohn ise-t .. .ár xeper -f em sem pen máti nen är der Isis machend seine Gestalt in Form dieser gleichend der gemacht

en hor-hut (2)xer-hat-f du-sen-her- ma sebä em sop vom Horhut, vor ihm. Sie schlachteten ab den Feind mit Male einem her áment pe-rrehuh her sept mu du meter pen her im Westen von Perrehuh auf dem Ufer des Wassers. Esist Gott dieser im xen mu -f pu ermenharu pen temi - en befahren sein Wasser dieses seit Tage diesem, es hatten sich verbunden nif-u sebá-u her-ro-f àm-f au ai nen ro-u

die Frevler (und) Feinde gegen ihn in ihm. Es war geschehen dies alles xop-sen em tep-per-t haru T fe- àn thuti du - tet - ut áat es war am Tybi Tag 7. Es sprach Thoth: es sei genannt Stadt ma em ran en dat ten her-s ermen haru | pen der Schlachtung mit Namen die Stadt diese desshalb seit Tage diesem, Histor. - philol. Classe. XIV. Ff

226 H. BRUGSCH, âu- tet- t tem-mer em ran en mu es sei genannt „See der Verbindung“ mit Namen das Wasser dieses, ent åm-s ermen haru pen åu- tet - ut heb xen en welches in ihr seit Tage diesem, es sei genannt Fest der Fahrt das des tep-per-t haru T ermen haru pen hàn Set àr zeper -f em Tybi Tag 7 seit Tage diesem. Da Set machte seine Gestalt wie hefi du-f-hemhem ak-f em ta em dat ten nen ma eine Schlange brüllende er kroch in die Erde in Stadt dieser, nicht sah [ut-f} tet- en du be är-nef xeper -f em [man ihn], Es sprach Ra es hat Be gemacht seine Verwandlung in hef du-f-hemhem | àu-em hor sa ise-t enm eine Schlange brüllende es zeige sich Horus, Sohn der Isis, als mony em-ma-f her er tem ertet Stock mit Sperberkopf an seinem Orte oberen um nicht zu geben : per-f ros sein Herauskommen ganz und gar.

Nr. IX. js (Di. e tuti . du-fet-ut hemhet-t em ran en Es sprach Thoth: es sei genannt ,Brüllerin* mit Namen die set em dat ten ermen haru pen du hor sa ise -t Schlange in Stadt dieser seit Tage diesem, es ist Horus, Sohn der Isis em em ma-f her du-f dm em se-t ten her mer-tef als an seinem Orte oberen, er ist dort an Orte diesem mit seiner Mutter

e-t du xer men ro-u Xop - sen au en Isis. Es war nun dies insgesammt geschehen. Es war das Schiff des menå er lem-t ent pe-xerau (2) hat-f em Ra landend bei der Stadt von ,,Kampfhaus", sein Vordertheil Eg

| àm pehu-tef em Sent du-u em šen /

Y Palmenholz, sein Hintexthes aus Acacien-Holz, sie sind als Báume heilige

. DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 227

ermen haru pen i uta-pu-dr-n . hor -hut „er ud en seit Tage diesem. Nachdem eingetreten war Horhut in das Schiff des

em-xet ken xen (e-en ra entok? | | ] neb Ra nach Vollendung der Fahrt, es sprach Ra: du bist [ ] Herr xen tet- ut nib yen pen

der Fahrt. Es wird genannt das des Herrn der Fahrt das Schiff dieses en hor-hut ermen haru pen (3) au ai: nen rou em des Horhut seit Tage diesem. Es wird gemacht dies insgesammt an .se-t ten her-s ermen haru pen te-en en hor-hut Sitze diesem desshalb seit Tage diesem. Es sprach Ra zum Horhut: ema neb yerau ent sami-u (user-u?) her pehu-ti-f gieb zu, o Meister des Kampfes dass die Bündler entäussert ihrer Kraft, semt set her meh | ha xet-en (und) der Genosse Set (seien) auf dem Meh-Wasser. Wohlan fahren wir

her -sa -|sen ]pe api ut-k hinter [ihnen ] die Scheibe mit Flügeln daran: dein Befehl neb xep (A neb neter-u du-em-tut -ut

jeder geschieht, o Ra, Herr der Gótter! móchte doch gegeben werden uå-k pen er-sn er be mib šem-sen åm år-å

dein Schiff dieses gegen sie an Orten allen sie gehen wo. .Ich werde thun,

. mer àm-sen ut tet-u-f nib unen

was liebt Ra mit ihnen, es soll sein, gleichwie seine Worte alle. Es war

pe api her ut pen en her meh

der geflügelte Diskus im senden Schiff dies des Ra auf den Gewässer Meh [ TPF 01 ] f metet nib mu (4)hän kemh-nef wa [ ] sein, [ ] sein Ketten alle des da erblickte er einen em nen säb-u em se-t uàü-t her-f zaä-nef bá-f

von diesen Feinden an Sitze einem mit ihm, er entsendete sein Eisen

er-of em a ua-t án-f setu her -tot ma-f

eins nach ihm in Secunde einer, er brachte ihn sofort an, er tódtete Ff2

| l

228 H. BRUGSCH,

se em-bahrā | ` ]em se tn em at. ihn vor Ra [ ] an Platze diesem von der Minute an. NT CA. tef-en thuti äu-te-ut se-dbà er se ten år -en

Es sprach Thoth: es sei genannt Se-aba so Stätte diese, es hatte hor - hut her-ro-sen han år-nef haru 6 korh behauptet Horhut gegen sie. Da verbrachte er Tage 6 (und) Nächte 6

men her mu-s au nen kemh-nef ua üm -sen X landend an ihrem Wise. es war nicht er erblickte einen von ihnen. i han kemh-nef. setù zer em hun-t sopt-nef

Da erblickte er sie hinfallend auf den Wasserbezirk zubereitend sich

se-t ten em se-åbå unen-sher sept en mu au her -f AN Platz diesen beiSe-aba. Er war am Ufer des Wassers, es war sein Richtung ZUM

nofer er res (2) du-är-ut áru mib en hor-hut | volle nach dem Süden. Es wird vollbracht das Übliche alles dem Horhut SC c em tep-3e haru 1 em.tep-per-t haru T em äbot 2 per-t haru 21 haru 24 am Thoth Tag 1, am Tybi Tag 7, am Mechir Tag 21, Tag 24. nen hib-u pu em se-übà er-ma res ëm nen-rot-f du-men-nef dies die Feste sind in Se-aba am Orte südlich von Nenrotf. Er landete

sän-t-f er-sen em ros em suten her | meter à em sein Schiff gegen sie in Wacht wie ein König über den Gott grossen in

Nenrotf em se len her X xesef sebá her sem-u-f r2 RN =

Nenrotf an Stelle dieser um abzuwehren den Feind und seine Genossen,

em i-f em w3 em ken-t mer her ament :

bei seiner Ankunft am Abend von dem Gebiete des Seeland in Wesien

e S ten (3) du hor-hut em sa kemo - + von Stelle dieser. Es war Horhut wie eine Person sie hat gefunden

pehuti em her en dok ^ em het die Kraft mit uem Kopfe eines Sperbers, ge mit der weissen n lend)

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 229

teser Su - ti seyen -t aràá - ti em rothen Krone der Doppelfeder (und) dem Pschent, zwei Uräus an tep-f | bl se rot zer xemet-f her seinem Kopfe, sein Hand war wacker haltend seinen Dreizack um sema tep em xenem, ent her | 17,8 zu tödten das Nilpferd wie ein Amethyst, welches auf [ ] seinem her-f tet-en en thuti emet hor-hut em neb

mit ihm. Es sprach Ra zum Thoth: es soll sein Horhut äls Herr

xerau her semam tes-u-f (rà neb) tet-en thuti en des Kampfes beim tödten seine Fremden täglich. Es sprach Thoth zum

du - et -ut neb xerau em ran ab en Ra: Es sei genannt „Herr des Kampfes“ mit Namen der Priester von

neter pen her-s ermen haru pen Gotte diesem desshalb seit Tage diesem.

Mr. AL (1) unen-àn ise-ther år hek-u nib åm her šen Es war Isiş im machen Magie jede dort um fern zu halten den be er nenrotf her se ten tet-ån thuti du -te -ut Gott Be von Nenrotf auf Platze diesem. Es sprach Thoth es sei genannt

neb hek em ram en kemä en neter pen her-s „Herr der Magie“ mit Namen die Sängerin von Gotte diesem desshalb.

tef - en thuti en . moferu se ten hotep-k Es sprach Thoth zum Ra: Herrlich ist Platz dieser du hast dich vereinigt dm-s em ros em suten her neter. 7 em Nenrotf em mit ihm in Wacht wie ein König über den Gott grossen in Nenrotf in hotep-u [ ] @)te-an thuti te-ut se-nofer den Vereinigungen | ] Essprach Thoth: genannt sei „herrliche Státte'* em ran en ah em se ten her-s ermen haru pen

mit Namen der Wohnsitz an Platze diesem desshalb seit. Tage diesem,

230 H. BRUGSCH,

unen-s her res àment en nar em ta(?) ár -t

er liegt im Süd- Westen von der Stadt Nar auf einem Erdfleck von Schönen

4-t te-n ra en hor-hut án -àu- heh -nek mu pu her

4. Es sprach Ra zum Horhut: hast du nicht gesucht Wasser dieses wegen sebá -u tet-an thuti (3) äu-te-ut mu heh em

der Feinde? Es sprach Thoth; es sei genannt Wasser des Suchens mit ran mu neter em se ten te-án ur

Namen das Wasser heilige an Platze diesem. Es sprach Ra: viel waren

hài-u-k | hor-hut her tem-t [ ] tet- ån thuti deine Schiffe Horhut auf dem Kanale Tem | ] Es sprach Thoth: au-tet-ut ür u em ran | ] au-tet-ut Es sei genannt ,, Viel -Schiff* mit Namen [ ] es werde genannt tem-t em ran mu ` pu (4) är še åb unen- s Tem mit Namen Wasser dieses. Betreffend die Stadt Seabnå, sie liegt her sept - mu eh se-nofer . ran äh neb am Ufer des Wassers von „Herrlichstätt“ Name des Wohnsitzes, „Herr xerau : ran äb [ ] ran kema- t des Kampfes‘ Name des Priesters, [ . ] Name der Sängerin, mu heh ran en mu [ | ] en „Such- Wasser“ Name des Wassers | E ] ‚des mu (5) am Sens(-t ?) Senu A . nete ha Wassers, die Palme die Acacie die Bäume verehrten, „Gottes Haus“ ran dat neter ur u ran u hor -u Name der. Stadt, heilige „Viel-Schiff‘‘ Name des Schiffes, die Götter ám-f hor-hut sema tes- - hor sa ise-t Usiri | in ihm: Horhut Tódter der Fremden, Horus Sohn der Isis, Osiris | ] (6) mesen-u-f nef dmi šes-u-f nef am | | seiner Erzbildner ihm dort, seine Begleiter ihm dort em uu-f em ba-f | em mesen-u-f | 2] em

auf seinem Gebiete mit seinem Eisen, mit seinem ? [ ) mit

DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 231

netet-f neb unen em senti [ ] seiner Kette allen seiend in der Stadt Semti [ ] (xont)-pu-ár-nef a. iu. mehit nachdem er stromaufwärts gegangen war nach dem Lande nördlichen ámu-get- f] [ ] mf-u (T) år mesen-u seine Begleiter [ ] die Frevler, Betreffend den Ort der Erzbildner her uu-u her-hit-u år-nef gat ā-t dm-sen

auf den Gebieten mittleren, er machte eine Niederlage grosse unter ihnen,

: än-ut seba 106 år mesen-u herbeigebracht würden Feinde 106, betreffend den Ort der Erzbildner áment án-ut sebå 106 (år) des Westens, es wurden herbeigebracht Feinde 106, betreffend

mesen-u ábot hor-hut dm-sen (8) sema-nef

den Ort der Erzbildner des Ostens, Horhut unter ihnen, er tödtete sie em-bah em | áat-tu her-hit-u te àn en thuti hāti-å vor Ra in den Städten mittleren. Es sprach Ra zum Thoth: mein Herz (hotep ?) em ket-u en nen mesen -u hor - hut (ist zufrieden) mit Werken von dieser Mesen- Bewohner des Horhut, [Ses] nef åm ^ xep-sen em seyem-u ab tür [dienend] ihm dort; sie sollen sein in den Adyta, Reinigung Läuterung [ ]em ( ] sen (hèr | ámu db- sen [ lil ] ihren mit denen in ihrem Monat unnut-u _ neter-ha-sen nib keten-sen em dswi den Horosscopen ihres Tempels allen gleichwie ihre Gestalt als Belohnung en | ma-sen en Horhut sebä-u te£-àn thuti du - tet- ut für sie tódteten dem Horhut die Feinde. Es sprach Thoth: Es seiengenannt nen mesen-u-f er dat-u her-hit-uermenharu pen (10) äu-te-ut die seiner Erzbildner so die Städte mittleren seit Tage diesem, es sei genannt hor-hut neb mesen er meter ám-sen ermenharu pen du - te- ut Horhut Herr des Mesen der Gott in ihnen seit Tage diesem, es sei genannt

232 H. BRUGSCH dat er mesen dment ermen haru pen år mesen die Stadt so: Mesen des Westens seit Tage diesem. Betreffend des Mesen åment unen her - f RE [o uben des Westens, es ist seine Richtung nach [Osten |] nach es geht auf åm àu- tet- ut nen mesen-u er mesen äbot ermen die Sonne wo, es seien genannt jene Mesen so: Mesen des Ostens seit haru pen (11) är mesen ket-u ennen mesen-u ábot Tage diesem. Betreffend des Mesen der Werke dieser Erzbildner des Ostens, au her-f er- res er hut -hä | pu ent hor es sei seine Richtung gen Süden nach Hut Stätte (?) diese des Horus, år - ut år nib en horhut em ( sen?) em tep-Se-t es wird vollbracht das Übliche alles dem Horhut in ihnen am Thoth haru 2 em áb 4 šet haru 24 em tep-per haru T db-2-per haru(21?) ermen Tag 2, am Choiak Tag 24, am Tybi Tag 7 Mechir Tag Z1 seit haru pen (12) au -tet-ut. se- er musen du-tet-ut Tage diesem, es sei genannt Doppel-Platz ihr Wasser, es sei genannt | à em ran en üh - sen áu - tet - ut ken xeriu „Reinigung“ mit Namen so Wohnsitz ihr, es sei genannt ,Sieges-Kampf ‘“ en ra er [ ] | du - tet - ut ka-u mesen em ran mit Namen der [ ] es seien genannt Kaumesen mit Namen dat-sen ermen haru pen ihre Stadt seit Tage diesem.

Nr. XII. s (l)tei-en ra en hor-hut cu ai nen sebü-u Es sprach Ra zum Horhut: es haben gemacht dies die Feinde |... gont - sen er äbot er - pehui an ha-t xont - sen ; sie sind gesegelt nach dem Osten bis zur Säule von Ha-t sie sind gesegelt * er do er pehuu - sen tet-en hor- hut ut-t-k nach Osten nach Zal, ihrem Hinterseelande. Es sprach Horhut: deinBefehl

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DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE. 233 pu neb neter-u entok neb ut hàn ut-sen dies, o Herr der Gótter, du bist Herr zu befehlen! Da liessen sie los

u en xont-sen er ábot han kemh-nef nif-u das Schiff des Ra, sie segelten nach Osten. Da, schaute er die Frevler du-xer dm-sen er iom du-ai-xer es hatten sich gestürzt von ihnen in das Meer es waren niedergefallen dm-sen Bcc (2) unn hor-hut är xeper-f en von ihnen auf die Berge. Es war Horhut machend seine Gestalt in die åri en her . en sa Xxaui em (tef) eines Lówen mit dem Gesicht von Menschen gekrónt mit der dreifachen Krone, tot-f tes pehrer-är-nef her-sa-sen seine Hand wie ein Messer. Als er gelaufen war hinter ihnen her,

án-nef sebå 142 meken-nef setu em àn-u-f Set-nef brachte er herbei Feinde 142 er mordete sie mit seinen Krallen, er riss aus tep-sen ut re-sen her _ tes-u pen ar-nef ihre Zunge es strömte ihr Blut auf die Höhen diese, er machte (seine) xet åm-sen en dmu-yet-f áàu-f her tuu tet-en Sache unter ihnen für seine Begleiter seiend auf den Bergen. Es sprach en thuti emok hor-hut | má-t her mesen-f Ra zum Thoth: siehe Horhut gleichwie ein Lówe auf seinem heiligen Platze her sa sebä her | nef nes-sen (3) tet-àn auf dem Rücken der Feinde um zu geben ihm ihre Zunge. Es sprach thuti äu-tet-ut xont-äbot er dat ten, du-fel-ut tal er-es Thoth: Es sei genannt Chont-abot so Stadt diese, es sei genannt Zal so ermen haru pen du-ai án nes-u en-pehui seit Tage diesem, man mache die Herbeiführung der Zungen bis nach lal ermen haru pen, äu-tet-ut hor-hut er neter pen ermen haru Zal seit Tage diesem, es sei genannt Horhut so Gott dieser seit Tage pen tet-en ra en hor-hut ha yont-en er iom diesem. Es sprach Ra zum Horhut: Zurück! segeln wir aufs Meer hinaus, Histor.-philol. Classe. XIV. Gg

234 |. H. BRUGSCH, hi-n sebä em | emsuh-u tep -u her schlagen wir die Feinde als Krokodile (und) Nilpferde im Angesicht bek : Aegypten’s.‘“

Nr. XIII (1). fet-en hor-hut en ka- k Lor neb neter -u Es sprach Horhut zu deiner Person, Ra: o Herr der Götter! ha-n yont her sepi r0 -xomt ent sebá-u

Es ist Stillstand des Segelns gegen den Rest des Drittels der Feinde em iom unen thuti her Sen ro-u en emek auf dem Meere, es war Thoth im Ablesen die Sprüche für den Schutz

* hä-u en mesen-u(2) er se-hotp iom des Schiffes (und) der Barken der Erzbildner um zu besänftigen das Meer em át-f em nesen-f tet-en ra en thuti án in seiner Stunde in seinem Grauen. Es sprach Ra zum Thoth; nicht

àu- seket - en ta er-fu-f án du-seket-en iom er-fu-f haben wir durchlaufen das Land ganze, ob wir befahren das Meer ganze?

fet-ün thuti te-ut om en sekt er mu Es sprach Thoth: genannt werde ‚Meer des Durchlaufens* so das Wasser ermen haru pen år-sen | ] her xont em korh seit Tage diesem sie machten (Umkehr) auf der Segelfahrt in der Nacht, (3)du nen kemh-sen nif-u seper - pu- år -sen es war nicht sie schauten die Frevler. Nachdem sie gekommen waren er ta-kens er temi Sds-her han kemh-nef mif-u

nach Nubien nach der Stadt Schasher, da schaute er die Frevler (und)

seseSti-u- sen em ta 4awa her | 4aua er hor

ihre geschicktesten Krie eger im Lande Wawa im Berathen gegen Horus, neb-sen (4) unen horhut w xeper-f en āpī ihren Herrn. Es war ' Horhut crei acento seine Gestalt als De Diskus

234 H. BRUGSCH,

hi-n sebä em emsuh-u tep- u her schlagen wir die Feinde als Krokodile (und) Nilpferde im Angesicht bek : | Aegypten’s.‘ Nr. XIII. (1). fet-en hor-hut en ka-k era neb neter- u

Es sprach Horhut zu deiner Person, Ra: o Herr der Götter!

ha-n : yont her sept ro- xomt ent sebä-u Es ist Stillstand des Segelns gegen den Rest des Drittels der Feinde

em iom unen thuti her šen ro-u en emek auf dem Meere, es war Thoth im Ablesen die Sprüche für den Schutz

^ hà-u en mesen-u(2) er se- hotp iom des Schiffes (und) der Barken der Erzbildner um zu besünftigen das Meer em dt-f em nešen-f tet-en en thuti ån in seiner Stunde in seinem Grauen. Es sprach Ra zum Thoth; nicht du - seket - en ta er-fu-f ån du-seket-en iom er-fu-f z haben wir durchlaufen das Land ganze, ob wir befahren das Meer ‚ganze?

tet-án —— thuti te-ut iom en seket er mu Es sprach Thoth: genannt werde „Meer des Durchlaufens“ so das Wasser ermen haru pen år-sen | | ] her yont em korh seit Tage diesem sie machten (Umkehr) auf der Segelfahrt in der Nacht, (3)du nen kemh-sen nif-u seper -pu- år -sen - es war nicht sie schauten die Frevler. Nachdem sie gekommen waren er ta-kens er lem; 3äs-her hàn kemh-nef mf-u

nach Nubien nach der Stadt Schasher, da schaute er die Frevler (und)

Wr sesesti- -u- -sen em ta aua her uaua er deme pr geschicktesten. Krieger im Lande Wawa im Berathen. gegen | neb- -sen (4) unen horhut år xeper-f en

ren Herm. (Es war ' Horhut Da heid à seine a Gestalt als gef :

*

. des Südens (ud) des Nordens desshalb seit ae diesem.

| 236 HH. BRUGSCH, DIE SAGE VON DER GEFLÜGELTEN SONNENSCHEIBE.

se-u en neter-u em ta-mehit ..... em neter - yer (2) se-yer-nef die Stätten der Götter im Nordlande . . . . . im Unterlande, er vertreibe tata-t em rou-sen unen-àn. thuti år sem pen em

Feindliches aus ihrer Nähe. Es war Thoth machend Gestalt dieses an se nib em be mib ent-sen åm du neter -u

Stätte jeder an Orte jedem sie (seiend) da, es waren die Götter (und) neter -tu nib dmermenharu pen år pe «o api

die Göttinnen alle da seit Tage diesem. Betreffend den geflügelten Diskus, ent her na mesen-u en neter -u neter-tu nib nu

welcher über den Adyta der Götter (und) Göttinnen allen die in

ta - ui sexem - sen hor-hut pu är hor -hut beiden Ländern. Ihr Adytum des Horhut ist das. Betreffend Horhut, neter d neb pet yont åter res den Gott grossen, den Herrn des Himmels auf der Seite südlichen, emtutu-år-f her unem hor-hut pu (3) ár -nef so dass er sich befindet nach rechts Horhut ist das, er hat genommen nexeb | Aer-f. -em^ | ara ge är hor - hut neter die Südgöttin mit ‚sich als Schlange. Betreffend den Horhut, den Gott ü neb pet neb mesen-t pnr åter mehet | grossen, den Herrn des Himmels, den Herrn des A dyt órdlicl emtutu- är-nef semel hor-hut pu uat'- t so dass er sich befindet linker Hand, Horhut ist das, die Nordgöttin üst) her- f år : hor-hut neter a -~ neb pet mit ihm. Betreffend Horhut, den Gott grossen. den Herrn des Himmels neb mesen xont åter - ti res mehit

den Herrn des Adytums auf den beiden Seiten der südlichen (u.) nördlichen,

là-n-se _ hor-m-äquem se-f nib S cyeT i. seteb -u

es hat gesetzt ihn Harmachis an seinen Platz jeden abzuwehren die Feinde

em be mb entesen åm RU UE -ut-nef zont | åter- ti

von Orte Raum sie sind wo. Er ist. genannt ı worden der an den beiden Seip NE

res meht her-s ermen haru pen