VE in Sum SITZUNGSBERICHTE -DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN . JAHRGANG 1918 ZWEITER HALBBAND. JULI BIS DEZEMBER STÜCK XXXIU—LIN MIT FÜNF TAFELN, DEM VERZEICHNIS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER | ©. Re —_— —— a BOTANDN. a a RZ pn el N En ’ BB KN BERLIN 1918 7 6 ' Fe ar A VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UN & vr. IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER De ar INHALT Dies: Ansprache (Lrisxız als Vorkämpfer für das Deutsche Reich und die deutsche ee = Keur: Antrittsrede ENTER ee Rorrtke: Erwiderung an Hm. Kane ; Sturz: Antrittsrede ; Disıs: Erwiderung An Er Bien Heymann: Antrittsrede Rorree: Erwiderung an Hrn. Hirt: Taxe: Vz Dies: Erwiderung an Hrn. kascı ; at Preisaufgabe für 1922 . ; Stipendium der Envarp-Geruarn-Stiftung Die elektromagnetische Masse = Kristalle Mic Bericht der Kommission für den Thesaurus Knpuse Lainde; über die Zeit vom 1. April 1917 bis 31. März 1918 Adresse an Hrn. JuLıus von Hann zum fünfzig jährigen “Doktorjebiikiin & am 6 Juli 1918 VON er iien MoerLexvorrr: Dichterfragmente aus der Papyrussammlung der Kgl. F. Freiherr nun. Ge Pe 2 Ba Kress Rhodos304 v. Chr. en Taf. m W. Scnusart: Ein griechischer Papyrus mit Noten (hierzu Taf. IV) . . Scnuze, W.: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. IE RER G. Weir: Bericht über meine Arbeiten im Weinbergelager (Wünsdor) vom 10. No- vember 1917 bis >. März 1918 re er R. Trautmann: Zwei Zemaitische & Kosäblangen Heırmans: Über die nkchtliche Abkühlung der Grdehsahen Luftschie ht ürme: Über Neigungen von Wolkenschichten Gamsls: Über Kristalle mit optischem Beesdnnlgen (bieren Tat. vv. Die Entdeckung des Rare und die deutsche Se ii auch Berichti- gung S. 1295) . Meyer, K.: Zur Metrik von ea na His \ Adresse an Hrn. CAarı Stumer zum ngjähigen Doktoroiläum u am 13. August] 1918 ber warme und kalte Som i EN ezstudien. A. EUR Die Eutstehänineit s von Godlien Episteln von Harnack: Zur Geschichte der Anfänge der inneren Orsanlenlion der Medizinischen Kirche, ; Burpach: Über den RR übe uniitelälterlichen Minnesangs Kitas Er Frauendienstes. 1—5 (s. auch Berichtigung S. ji Be Meyer, K.: Nordisch-Irisches . M. Borx und A. Laune: Über in aaa RR dir Kılsalisigstochsflen. mit Hilfe Bonrscher Atommodelle ge de eg Ursprung des imittelajterlichen Minangs, Tanne er 7. Fısoner: Pr von Dopsiden, Biuehtenniolen ne Geibsioen. B 1100 Inhalt L. Licuresstein: Über einige Eigenschaften der Gleichgewichtsfiguren rotierender homo- gener Flüssigkeiten, deren Teilchen einander nach dem Nzwroxschen Gesetz anziehen von Wıramowirz-MorLLennorrr: Kerkidas Pranck: Zur Quantelung des keydnieksisnhen Kreisels i Correns: Fortsetzung der Versuche zur experimentellen Vale Hebung ä Geschlöchts- verhältnisses Beckmann und E. Die Einerkg von Farfarol® auf Pher eno Ar ; Warsurg: Über den Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen vr. RAETORIUS: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos Verzeichnis der Bi en Druckschriften Namenregiste Sachregister Berichtigungen Seite 1120 1138 1166. nis a nn En ie nn a nn ei en die 1918 == AXKHN SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Öffentliche Sitzung am 2.4, Juli. (S. 677) Dies: Ansprache. (8.6 Keur: Antrittsrede. (S. 687); — Rorrue: Erwiderung. 692) Sturz: Antrittsrede. (S. 693). — Dieıs: Erwiderung. (S. 696) Heymann: Antrittsrede. (S. 698). — Roerse: Erwiderung. (S. 701) Taxe: Antrittsrede. (S. 702). — Diers: Erwiderung. ($. 704) Akademische Preisaufgabe für 1922. (S. 706) Stipendium der EpvAro-Geruarn-Stiftung. (S. 707) Verleihung der Lxiextz-Medaille. (S. 708) BERLIN 1918 VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN KOMMISSION BEI GEORG REINER 2 Aus dem Reglement für die Redaktion der akademischen Druckschriften Die Akademie gibt en in ga, 1 der Statuten zwei fortlaufende Veröffentlichungen heraus: »Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften« und Beet der Königlich Preuiibehie: Akademie der Wissenschaften Am 8.2. Jede zur Aubihfiis in die Sitzungsberichte . die Abhandlungen bestimmte Mitteilung muß in einer aka- ArmIWEBEN SRSUNE vorgel egt ers yon in er Be | Nicht- mitglieder haben REN die: Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 8.3. Der Umfang einer aufzunehmenden Mitteilung soll in der Regel in den Sitzungsberichten bei Mitgliedern 32, = es sbe u. in den Abhandlungen 12 Druckbogen Seiten in der gewöhnlichen Sehrift der Abhand- Garen nicht ee eigen. re dieser Grenzen ist nur mit Zustimmung der Gesamtakademie oder der betreflenden Klasse stait- haft und ist 2 Vorlage der Mitteilung ee zu hat das vorlegende Mitglied es vor dem Einreichen von sachkundiger Seite auf . mutmaßlichen ads; m Druck abschätzen zu lasse s4 Sollen einer Mikeilung Abbil Be im Text oder auf besonderen Tafeln beigegeben werden, so sind die Vorlagen dafür (Zeiehnnngen, photographische Original- en usw.) gleichzeitig mit dem Manuskript, jedoch anf getrennten Blättern, einzureichen Die Kos der eye der Norlagen haben in er Regel die Verfas tragen. e n diese ee n ber auf einen bien Betrag zu nschl kan die we dazu eine Bewilligung beschließen. "Ein ‚darauf gerichteter Antrag ist vor der Herstellung de er be- treffenden Vichesn mit dem schriftlichen ee richten, weiter in ren Gesamtakademie zu verhandeln. e Kosten der Vervielfältigung übernimmt die Aka- en Über die voraussichtliche Höhe diese ten ist — wenn ces sich nieht um wenige einfache Textfiguren beisnie Übersehreitet dieser Ans die er- reich Auf Ge bei den ee 150 Mark, va den Abhandlungen 300 Mark, so ist Vorberatung ‚dureh das Sekretariat geboten & Aus & e egung und Ei et des vollständigen daariees Kewaaiipes a zuständigen Scekretar oder an den Ar ir wird über en = —n “ or akademischen Schriften, und enden Mit- glieder es erlangt, erde Fe Mi gen von Verfassern, rg nieht Mitglieder tteilunge der Akademie er ns der Regel nach n Sitzungsberichte aufgenommen werden. Beschließt eiie Klasse die Aufnahme der Mitteilung en Niehtmitgliedes in die Abhandlungen, sG bedarf dieser Beschluß der Besätigng durch m, Gesamtakadenie. Fortsetzung auf 8.3 des Umschlags.) i ‚Verfasser sieh ausdrücklieh damit einverstanden erklären Aus $ 6. Die an die Druckerei abzuliefernden Manuskripte müssen, wenn es = Kos bloß u an. n Text handelt, ausreichende Anwei en für die Re rdnung des Satzes: und die Wahl der Schriften sera: n. Bei m Fremder sind diese Anweisungen von dem vorlegenden Mitgliede vor Einreichung = Munaskrie vorzune cha sieh zu vergewiss daß der Verfassen t mde habe vorlegende Mitglied einzusenden. Die Korrektur soll nae Möglichkeit nieht über die Berichtigung von Druckfchlerm er leichten Sehreiby ersehen hinausgehen. Umfängliche 5 ierenden Sekretärs vor der Einsendung an (lie Druckerei und “ V rg en zur Tragung der entstehenden Mehr- kosten verpflich s$8. Von allen in die Sitzungsberichte oder Abhandlungen aufgenommenen wissenschaftlichen Mitteilungen, Reden, Berichten abdrucke hergestellt, die ne ns Erseheinen aus ges ig w gie n. 7 7 1 eN,e ı .® ck für den Buchhandel hergestellt, indes nur dann, wenn die } 89. n den Sonderabdrueken aus den Eemgebesenl erhält ein Verfasser, weleher Mitglied der = adem 5 und dürfen naeh rechtzeitiger Anze gierenden Sekretar weitere 200 ek auf ihre Koster abziehen lassen. Von d en Sonde een aus den — a sofern er dies rechtzeitig dem redigierenden Se gezeigt hat; wünscht er auf sein ge Abdrucke zur Verteilung zu ‚halten, 5 der Een g der Gesamtakademie are der betreffen- den Klasse. — Nichtmitgli ie erhalten 30 Freiexemplare und dfirfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem relli- gierenden Sekretar weitere 100 Exemplarc auf ihre Kosten abziehen lassen. 8 17. Eine für die akademischen Schriften be nn wissensehaftliche Mitteilung darf in keinem Falle vor ihrer Ausgabe an jener Stelle anderweitig, sei es aueh nur rn en uw =] | SITZUNGSBERICHTE 1918. XAXHL DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 4. Juli. Öffentliche e Sitzung 2 zur Feier des chen 1 Jahrestagen, Vorsitzender Sekretar: Hr. Dieıs. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit folgender Ansprache: Ä Als ich zum, ersten Male die Ehre hatte, am Lxissiıztage des Jahres 1899 im Namen unserer Akademie ihres unsterblichen Stifters zu gedenken, schien es zeitgemäß, ihn als den großen Friedensfreund, als den Organisator der völkerverbindenden Wissenschaft, als den Vater des Gedankens einer Universalsprache und eines Bundes aller gelehrten Körperschaften Europas zu feiern. Denn damals gerade hatten sich auf Einladung des Zaren Nikolaus I. die Völker der Erde zur ersten Friedenskonferenz im Haag zusammengefunden, damals waren auch bereits die Bestrebungen im vollen Gange, einen Weltbund der Aka- demien zu stiften, indem die deutschen Gesellschaften einen ehren- vollen Platz einnehmen sollten. Es war ein erhebender Augenblick. in der Geschichte der menschlichen Kultur, als im Oktober jenes Jahres ı899 sich auf unsere Einladung hin die Vertreter der zehn Haupt- akademien der Welt in Wiesbaden die Hände zum gemeinsamen Bunde reichten. Als dann im April 1901 die erste Gesamtsitzung der also _ verbündeten Akademien in Paris stattfand, sprach der Präsident des frahhzösischen Instituts, Graf vos Fraxguevirte, in der Eröffnungsrede seine Genugtuung aus, daß es nun endlich gelungen sei, die erhabenen Gedanken unseres Lrıssız zu verwirklichen. Er hoffte, daß diese Ver- einigung der Gelehrten aller Länder zu dem gemeinsamen Zwecke, die Kultur der Welt zu fördern, den allgemeinen Frieden anbahnen werde. Vielleicht könne dieser Friede manchem als eine Schimäre erscheinen. ‚»Aber, ist es nicht«, fuhr er fort, »gerade die Aufgabe der Wissen- ‚schaft, Schimären i in W irkliehkeiten zu verwandeln? Warum sollte nicht das beginnende Jahrhundert den Triumph der Vernunft über die Leiden- [ haft. herbeiführen?“ Er: schloß. mit a Worten: »Sie, u gr I ea en x | ee und er starb zwei Jahre nach dem Ende des Spanichen I K . 678 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1915 meine Herren, stehen auf einer hohen Warte. Sie halten in Ihrer Hand die Fackel der Wissenschaft. Unterhalten Sie eifrig dies heilige Feuer wie einst die römischen Vestalinnen: seien Sie die Führer der Menschheit auf ihrem dornenvollen Wege durch die Zeiten, lehren Sie sie den Wettstreit des Krieges zu ersetzen durch den Wettstreit der Arbeit und den Haß gegen den Mitmenschen durch Mitgefühlund Liebe !« Wie so ganz anders ist es gekommen! Nach noch nicht zwanzig Jahren ist die Welt in einen Titanenkampf verwickelt, der die Völker des ganzen Erdenrunds ergriffen hat und dessen Ende noch nicht abzu- ‚sehen ist. Und unter der Kuppel desselben Instituts, wo einst jene Friedensschalmei ertönte, erschallen jetzt alljährlich die Kriegsposaunen der französischen Akademiker, die mit haßerfüllten Reden das deutsche Volk, die deutsche Wissenschaft und unser Herrscherhaus beschimpfen und so jeden Gedanken an gemeinschaftliches Wirken für lange Zeit vernichten. Hat es in solchen Zeiten noch Sinn, den Friedensapostel Lemız zu feiern, dessen Werke würdig herauszugeben sich ehedem die französi- schen Akademien mit der unsern verbündet hatten, und der gleichsam das Symbol dieser wissenschaftlichen Verbrüderung war? Sollte man nicht lieber diese Gedenkfeier auf friedlichere Tage verschieben? Wer so urteilen - wollte, würde die überragende Größe jenes Heroen nicht — voll ermessen. Leissız trägt wie jedes Genie eine Vereinigung mannig- faltiger, ja entgegengesetzter Eigenschaften in sich. Sein Lebensziel besteht darin, diese Gegensätze zu einer höheren Harmonie zu ent- wickeln und hierdurch seine geistigen Kräfte zu verdoppeln. Wie er Leib und Seele, &ott und die Welt in seiner Monade vereinigt, wie er Lutheraner und Reformierte, Protestanten und Katholiken zu einer christlichen Einheitskirche 'zu verschmelzen sucht, wie er Praxis und Theorie, Altertum und Moderne, Naturforschung und Geisteswissen- schaft in seiner allumfassenden Tätigkeit umspannt, so weiß er kos- mopolitischen Weitblick mit wärmster Vaterlandsliebe auf das glück lichste zu vereinigen. Wie einst Morrrz Haupt, mein Lehrer an der Universität und mein Vorgänger in der Akademie, zwei Tage nach der Schlacht bei Königgrätz diesen Festtag mit einer Ansprache über Leisnızens vaterländische (resinnung eröffnete, so sei es auch mir ge- stattet, in der heutigen Stunde, wo unser Heer wieder zum entschei- denden Schlage ausholt, Ihre Blicke für einige Minuten auf die vater- ländischen Bestrebungen zu richten, die der Ahnherr unserer Akademie der Erhaltung des deutschen Reiehes. und der deutschen Sprache Bo widmet hat. Leissız ward zwei Jahre vor dem Ende des Dreißi gen Krieges DB I DE NR a EN F IE FORTE a ER e: ENT DE ER: 35 ep a Dirıs: Ansprache 679 folgekriegs. Er hat also die traurigsten Zeiten Deutschlands durch- lebt, die nieht nur selbst mit beständigen Kriegen erfüllt waren, son- dern auch den Keim aller späteren europäischen Verwickelungen bis auf den heutigen Tag in sich trugen. Vergebens suchte Lemsız, der die Wetterwolke in unserm Westen aufziehen salı, den Imperialismus des französischen Königs auf die Eroberung Ägyptens und die Nieder- werfung der Türken hinzulenken und dadureh die französische Be- gehrlicehkeit von Deutschland abzuwehren. Von Jahr zu Jahr sah er die Übermacht und den Übermut Ludwigs XIV. wachsen. Als die Ver- ständigung, die der friedlichgesinnte Philosoph anfangs noch erhofft hatte, völlig fehlschlug, als im Nymweger Frieden kerndeutsche Städte mit ihren Dependenzen an Frankreich ausgeliefert wurden, als dann die Reunionskammern auch noch diese Dependenzen immer weiterins deutsehe Land hinein ausdehnten, da ward sein ehrliches deutsches Herz von un- sagbarer Bitterkeit und nachhaltigem Groll gegen den Erbfeind ergriffen. Schon hatte er sich vorbereitet, auf dem Kongreß zu Frankfurt 168 1 als Berater des hannövrischen Gesandten gegen die Anmaßung Frank- reichs aufzutreten, da wird mitten im Frieden Straßburg geraubt und am anderen Ende des Reichs die Türken gegen Österreich gehetzt. Während (diese Wien belagern, schreibt Leissız, kochend vor Wut, seine blutige Satire Mars christianissimus, worin der sonst so gemäßigte Mann seiner Empörung über den Frevel des allerchristlichsten Königs in hohnvollen Worten Luft macht. Und diese Empörung zittert auch noch in einer Denksehrift nach, die er 1688 den österreichischen Mi- nistern sendet. »Ich finde,« heißt es dort (Reilexions e. 2), »daß die französische Politik darauf ausgeht, die benachbarten Völker mit einer solchen Unzahl gewaltsamer Rechtsverletzungen zu überhäufen, daß die Klagen unmöglich mit dem erlittenen Unrecht gleichen Schritt halten können; denn so wird sie auf einmal alle die Klagen los, die sie sich ebensowohl auf den Hals gezogen hätte, wenn sie auch nur den hundertsten Teil der Übel verursacht hätte.« ... »Der Verlust von Straßburg und Luxemburg hat die Klagen so vieler Fürsten, Grafen und freier Städte, die man unter das Joch geschickt, beinahe in Ver- gessenheit geraten lassen. Die Reunionen und Dependenzen, so *un- begründet auch ihre Rechtstitel sein mögen, hatten doch noch wenig- stens den Sehein des Rechtes für sich. Aber die Unersättlichen, die alles für erlaubt hielten, hatten damit noch nicht genug. Man mußte ‚das Unrecht noch weiter treiben: man mußte sich dieser wichtigen Städte bemächtigen ohne Rechtstitel, ja ohne auch nur den Schein des Rechtes. Schämten sich doch selbst die Reunionskammern von Metz nd Baeh die jenes vermeintliche Recht vertreten sollten, irgend ; zu unternehm ‚ weil es dureh Be Isa 680 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1915 lichen Worte des Friedens von Münster geschützt war. So blieb nichts anderes übrig als die reine Willkür, das Recht des Räubers, die ultima ratio der Eroberer. « Auch der Spanische Erbfolgekrieg findet Lrissız wieder auf dem Plan. Verbündet mit dem Prinzen Eugen, sucht er den schmachvollen Utrechter Frieden zu vernichten und den Kaiser zu veranlassen, den neuen Frieden von Rastatt nur unter der Bedingung abzuschließen, daß Straßburg und das Elsaß wieder herausgegeben werden. Es ist nicht ohne Bedeutung, sich gerade jetzt wieder an das Urteil dieses ob- jektivsten aller zeitgenössischen Zeugen zu erinnern, das übrigens mit dem des berühmten Fenelon, des Erziehers der Enkel Ludwigs XIV., übereinstimmt. Denn die Franzosen von heute und ihre Bundes- und Gesinnungsgenossen scheinen noch immer nicht begriffen zu haben, warum wir Deutschen den schmähliehen Raub des Sonnenkönigs nie haben verschmerzen können, und warum wir, als vor fünfzig Jahren : die Stunde der Vergeltung schlug, das geraubte Land wieder mit dem E deutschen Reiche vereinigen mußten. Aber nicht nur nach außen hin zeigt sich die echtdeutsche Ge- sinnung unseres Philosophen. Das unsägliche Elend, das der Dreißig- jährige Krieg über unser Vaterland gebracht, erweckt in ihm das tiefste Mitgefühl. Er sucht auf jede Weise, materiell wie geistig, das verarmte und verelendete Volk auf eine höhere Stufe zu heben. Unter (diesen Bestrebungen verdienen namentlich seine Bemühungen um die Verbesserung unserer Muttersprache um so mehr unsere Aufmerksamkeit, als man bei oberflächlicher Betrachtung meinen könnte, ein Diplomat und Philosoph, der seine wichtigsten Schriften in gewandtem Franzö- sisch oder Latein geschrieben, könne für die deutsche, damals so arg vernachlässigte Sprache kein Herz gehabt haben. Und doch ist es | auch hier ganz anders. Seine Schriften enthalten unablässig wieder holte Mahnungen an das deutsche Volk, sieh seiner herrlichen, ur- wüchsigen Sprache besser anzunehmen, sie aus der Fremdherrschaft 2 zu befreien und namentlich in der Philosophie, wo die Scholastik den freien Aufschwung und die selbstän ändige Meinungsäußerung solange ge- “ hindert habe, nun endlich dem deutschen Geiste den ee : deutschen Ausdruck zu ‚verleihen. 4 Zur Darstellung philosophischer Sätze, so führt er in seiner Neu- , ausgabe des Nizolius (1670) aus, ist keine lebende Sprache geeigneter ‚als die deutsche. Denn zum Neide der fremden Völker besitzt das Deutsche eine reiche Ausstattung von Ausdrücken für Gegenstände. des wirklichen Lebens. Sind doch die verschiedenen Gewerbe seit Jahrhunderten von keinem Volke sorgfältiger gepflegt worden, so | ö selbst die Türken in ie een und BER Grabe La AI Er ae & Dies: Ansprache 681 deutsche Bergmannswörter brauchen. Dagegen, um bloße Hirngespinste auszudrücken ist das Deutsche wohl am wenigsten geeignet, jedenfalls bei weitem weniger als das Französische, Italienische und andere Ab- leger des Lateins.... Da es nichts gibt, was nicht mit Ausdrücken der Volkssprache deutlich gemacht werden könnte, da es ferner ge- wiß ist, daß jede Rede um so verständlicher wird, je volkstümlicher ihre Ausdrücke sind, so muß Regel und Maß für die Wahl des Aus- drucks »eine möglichst knappe Volkstümlichkeit« sein. Wenn also irgend Ausdrücke der heimischen Sprache zu Gebote stehen, die gleich knapp und treffend sind, so soll man sich der fremden Fachausdrücke enthalten .... Am ausführlichsten und reifsten hat er seine Ansichten über die Pflege der Muttersprache in seinen »Unvorgreiflichen Gedanken « zum Ausdruck gebracht, die in mehrfachen Ausarbeitungen vorliegen. Sie rühren von der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts her, als Leıssız mit der Gründung und Einriehtung unsrer Akademie beschäftigt war. Ihr war ja durch den Willen ihres Stifters, des Kurfürsten Friedrich IIH., die Aufgabe in die Wiege gelegt worden, »die uralte deutsche Haupt- sprache in ihrer natürlichen anständigen Reinigkeit und in ihrem Selbstand zu erhalten«. So wünschte Leissız, erhoben und gestärkt durch die Siege Prinz Eugens gegen die Türken und Franzosen, die offenbarlich gezeigt, daß Gott seine Deutschen nicht verläßt, auch auf geistigem (Grebiete ein neues Deutschland sich entfalten zu sehen, das wieder den gebührenden Rang unter den Völkern Europas einnehmen könne. Es gilt vor allem das Werkzeug des Gedankens, die Sprache, zu pflegen und sie aus der entsetzlichen Verwilderung zu befreien, die im Laufe des letzten Jahrhunderts eingerissen war. »Der Misch- masch«, so sagt er in jener Schrift, »hat abscheulich überhand ge- ‚nommen, also daß der Prediger auf der‘Kanzel, der Sachwalter auf der Kanzlei, der Bürgersmann im Schreiben und Reden mit er- bärmlichem Französischen sein Teutsches verderbet; mithin es fast das Ansehen gewinnen will, wenn man so fortfähret und nichts dargegen tut, es werde Teutsch in Teutschland selbst nicht weniger verloren gehen als das Engelsächsische in Engelland. Gleichwohl wäre es ewig 'Sehade und Schande, wenn unsere Haupt- und Heldensprache der- gestalt durch unsere Fahrlässigkeit zu Grunde gehen sollte. « se So gibt er denn hier eine ausführliche Anweisung, wie man dureh Aufsuchen guter, bereits vorhandener Ausdrücke, durch Wiederbe- findung oder Zusammensetzung neuer Worte den deutschen Sprach- = on mehren und die Ausdrucksfähigkeit unseres Stiles heben könne. nn« eu gen wie aunig“ ‚oder Eenernnig. für — lebung alter verlorengegangner, endlich durch wohlbedächtige Er- $ 682 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 das französische tendre, an treffendes Sehweizerdeutsch wie "Scehutz- und Trutzverbündnis’, wodurch das lateinische ‚foedus defensivum et offensivum vollauf ersetzt werde, und ähnliches. Aber er verwirft im weiteren auch die Einbürgerung fremder Ausdrücke nicht grundsätzlich: “Wir wollen uns gewiß nicht wie die Engländer so mit fremden Federn schmücken, daß es uns ginge wie der Krähe im Äsop, aber wir -sollten uns auch nieht aus Eigensinn dieses Rechtes gänzlich begeben’. In seiner maßvollen Art warnt er vor allzu gewaltsamem und plötzlichem Vorgehen. »Es ist demnach die Meinung nicht, daß man in der Sprache zum Puritaner werde und mit. einer abergläubischen Fureht ein fremdes, aber bequemes Wort als eine Todsünde vermeide, dadurch aber sich selbst entkräfte und seiner Rede den Nachdruck nehme. Denn solche allzugroße Schein- reinigkeit ist einer durchbroehenen Arbeit zu vergleichen, daran der E Meister so lange feilet und bessert, bis er sie endlich gar verschwächet.« Auch in Frankreich habe es dergleichen »Reindünkler«'gegeben, welche die Sprache nicht reicher, sondern ärmer gemacht. MARrIE DE (rOURNAY, Montaisnes Adoptivtochter, habe mit Recht von dem Stil dieser fran- 'zösischen Puristen gesagt, das sei un bowillon d’eau claire, d.h. eine Suppe ohne Unreinigkeit, aber auch ohne Kraft. Er meint daher auch, daß die » Teutschgesinnten Genossenschaften«, wie sie von Pıtipp ven ZESEN und anderen damals gegründet worden waren, in ihrem Rei- nigungsbestreben zu weit gegangen seien und dadurch andere gegen sich ohne Not erregt hätten, eine Bemerkung, die auch auf ähnliche $ Vereine unserer Zeit zutrifft. = Die Anregungen Lerissızens zur Pflege der deutschen Sprache e haben leider in den kümmerlichen Anfängen unserer Akademie unter Frieprıch Wirnerm I. und bei ihrer französischen Ausgestaltung unter = FRIEDRICH DEM GRoszEn keinen guten Boden gefunden. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts, als sich unser Institut wieder deutsch fühlen durfte, ward jene Schrift des Stifters in unsern »Beiträgen zur deutschen Sprachkunde« auf Veranlassung des Ministers von HErTzBErG aufs neue ‚herausgegeben. Aber die von ihm ins Leben gerufene ‘Deutsche Deputation’, welche sich weiter im Leissizischen Sinne in diesen Beiträgen betätigen sollte, hat nichts Brauchbares geleistet, weil ihr. die rechten Männer noch fehlten. x Unterdessen aber hatte sich die deutsche Sprache und ihr Schrift- tum anderweitig ermannt und dank den großen Dichtern und Denkern . des ı8. Jahrhunderts zu ungeahnter Blüte und erquiekendem Frucht- reichtum entfaltet. Dann hat nach den Befreiungskriegen auch unsere, nunmehr deutsch ausgestaltete Akademie in ihrer Mitte Forscher ersten un Br die auc als ‚Schriftsteller ihren: hohen ‚Rang in En Dies: Ansprache 683 Weltliteratur behaupten. Welche Fülle von glänzenden Namen zieht an unserem Auge vorüber, wenn wir «die akademischen Schriften des vorigen Jahrhunderts durchblättern! Voran leuchten wie die Sterne der Dioskuren die beiden Humsorpr und die beiden Grimm, ihnen folgt die stattliche Reihe unserer klassischen Historiker von Raxke bis TREITScCHKE und Monmsen und der Naturforscher von Buch bis Du Boıs- Rervymoxp und HrrmnorLzz. Sie alle haben, jeder in seiner Art, wert- volle Steine zu dem großen Schatzhause der deutschen Sprache bei- getragen und in Leissız’ Sinn zur Veredelung und Bereicherung unserer Prosaliteratur in hervorragender Weise mitgewirkt. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts hat nun auch unsere Körper- schaft durch die Gründung einer besonderen » Deutschen Kommission « dem alten Gedanken unseres Stifters eine neue Form gegeben. Sie ward eingesetzt zur Pflege und Erforschung der Sprache in dem weiten Umfange, den Jacos Grmm der deutschen Sprachwissenschaft gegeben hat, wonach sie die Wissenschaft vom deutschen Leben ist. Sie hat damit die Aufgabe erhalten, die Lebensäußerungen unseres Volksgeistes in Sprache und Literatur, in Glauben, Recht und Sitte darzustellen. Ihre umfassenden Pläne richten sich einerseits auf die Geschichte der neu- € hochdeutschen Schriftsprache, welche einen Weg von mehr als vier- hundert Jahren aus der böhmischen Kanzleisprache über die lutherische Bibel- und Kirchensprache zur modernen Dichter- und Sehriftsteller- sprache zurückzulegen hat. Anderseits handelt es sich darum, die noch unbekannt in den Handschriften ruhenden Schätze alter deutscher Sprache zu heben. Zu diesem Behufe ist ein umfassendes Archiv der deutschen literarischen Handschriften bis zum Jahre 1700 bei uns be- gründet worden, und zahlreiche bisher ungedruckte Schriftwerke sind in den »Deutsehen Texten des Mittelalters« zum ersten Male heraus- gegeben worden. Auch vernachlässigten Schriftstellern des ı8. Jahr- - hunderts wie Wirranp hat unsere Kommission wieder ihre Sorge zu- gewandt, um dereinst nach allen diesen Vorarbeiten endlich an die Hauptaufgabe, die Gründung eines wirklich vollständigen deutschen 'Wortschatzes, herangehen zu können, eine Aufgabe, die von Leısniz bereits gestellt, aber noch immer nicht in der richtigen Weise gelöst worden.ist. Das Griunsche Wörterbuch hätte selbst von den beiden ‚Brüdern, wenn ihnen längeres ge beschieden gewesen wäre, nicht zur befriedigenden D hfül ım Abschluß gebracht werden können, ‚da das Fondament viel zu "schmal gelegt war. Nun hat sich unsere Akademie des dreimal verwaisten Kindes ihrer ehemaligen Mitglieder \ angenommen, um das Werk rasch wenigstens äußerlich zum Ende zu ingen und dann auf unendlich breiterer und gesicherterer Grundlage n umfassenden ee ” wie er Leissiz" ‚Geiste Birschuehee: ee { * 684 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 beginnen zu können. Dazu müssen aber auch die Mundarten der deut- schen Stämme herangezogen werden, aus deren Quickborn die Schrift- sprache stets neues Leben schöpft. Bis jetzt hat die Deutsche Kom- mission das Glück gehabt, an drei Stellen unseres engeren Vaterlandes _ die mundartliche Wortsammlung beginnen zu können. Das Rheinische, das Hessen-Nassauische und das Preußische Wörterbuch sind in erfolg- reichem Fortschreiten begriffen. Neben diesen »Landworten«, wie sie Leissız nennt, darf aber der überaus reiche Wort- und Formelsechatz der Wissenschaften und Gewerbe nicht fehlen. So hat die Akademie das ‘Deutsche Rechtswörterbuch’ in Angriff genommen, um auch von dieser Seite her dem großen "T'hesaurus’ der Zukunft vorzuarbeiten, der uns selbst erst über den staunenswerten und noch viel zu wenig | ausgenutzten Reichtum unserer Muttersprache aufklären soll. 3 Man sieht, unsere Deutsche Kommission, wie unsere ganze Aka- | | | { demie, tut in bezug auf Pflege und Erforschung unserer Muttersprache, was ihres Amtes ist. Sie weist aber weit den Gedanken von sich, der immer und immer wieder von außen an sie herangebracht wird, eine Sprachregel und Sprachgebrauch vorschreibende Behörde zu werden, wie es die französische Akademie ist. Solche Bevormundung würde das deut- sche Volk nie EN, selbst wenn durch Zutritt der angesehensten 7 | eine wirklich "Deutsche Akademie’, wie man sie wohl erträumt hat; sich verwirklichen ließe. Die deutsche Sprache ist ein Gewächs, das sich frei entfaltet wie die deutsche Eiche, R aber nicht mit der Heckenschere durch irgendwelche behördlichen Eingriffe zurechtgeschnitten werden darf. Die Schriftsteller des ganzen R Volkes sind, jeder in seinem Kreise und nach seinen Gaben, berufen, = an der Mehrung und Veredlung unserer herrlichen Muttersprache mit- zuwirken,.und jeder, ist befugt, nach Kräften sein Amt als Sprachschöpfer 2 oder als Sprachwart auszuüben. : So darf wohl auch unsere Akademie, indem sie sich als einen Teil unseres Volkes fühlt, nieht stumm und still an den Reformbe- strebungen des Tages vorübergehen. Sie darf nicht gleichgültig zu- schauen, wenn gewisse vaterländisch gesinnte, aber doch sprachlich 2 befangene und ungeschichtlich denkende Kreise das Leben der Sprache in allzu enge Bahnen zwingen und jene Heckenschere nicht nur selbst a unermüdlich handhaben, um Kraut und Unkraut miteinander abzusehnei- | den, sondern auch die Hilfe der Staatsgewalt zur rascheren Durch- führung ihrer Absichten herbeirufen. Der mächtige Aufschwung, den unser vaterländisches Gefühl in er folge der heldenmütigen und siegreichen Abwehr einer vielfach über- ee; legenen Feindesschar genommen hat, dringt mit Recht darauf, daß wir | n die ee Neonhehe unseres Volkes für das Fremde um so = u en Dırrs: Ansprache 685 mehr ablegen, als man jetzt noch deutlicher als früher sieht, wie wenig Freunde uns dies Entgegenkommen gewonnen hat. Wie wir es jetzt lernen müssen und gelernt haben, abgeschnitten von den aus- ländischen Rohstoffen uns mit dem eigenen Wachstum und Erzeugnis les Landes einzurichten oder Unentbehrliches dureh kunstreich er- dachte Herstellungsweisen aus vorhandenen Urstoffen neu zu gewinnen, so regt es sich überall in deutschen Landen, und vor allem bei der Jugend, auch in der Sprache allen fremden Zierat abzulegen und in rein deutschem Gewande zu erscheinen. Aber es ist nicht so leicht, wie es manchen scheint, dies fremde Kraut, das mit langen Wurzeln in unser deutsches Sprachbewußtsein ein- gewachsen ist, auszuschneiden. Es bedarf dazu nicht bloß guten Willens, sondern auch Sprachgefühls zur Auswahl des Ersatzes und sprach- licher Schöpferkraft zum Erfinden neuer Worte, die wahrlich nicht jedem und in jeder Stunde zu Gebote stehen. Es ist seltsam, daß wir, die wir in der Duldung fremden Unkrautes nur zu willig waren, auch bei der Aufnahme des Ersatzes uns allzu bereit zeigten, un- zulängliche Verdeutschungen und unverständliche oder häßliche Neu- bildungen alter und neuer Mache dem deutschen Sprachschatze einzuver- leiben. Nie hätte ein so unsinniges, von dem braven SCHOTTEL 1641 empfohlenes Ersatzwort wie ‘Mundart’ für“Dialekt‘, das Leissız und seine Zeitgenossen verständigerweise ablehnten, später dureh Campe neu einge- führt und in allgemeinen Gebraueli genommen werdendürfen. Nunfreilich, wo es festen Fuß gefaßt hat, muß es stehenbleiben. Aber solche Vor- kommnisse mahnen zur Aufmerksamkeit; denn deutsches Unkraut zu beseitigen, ehe es sich allzu weit verbreitet, sind wir unserer Mutter- sprache gegenüber nicht minder verpflichtet, als fremdes, wo es ent- behrlich ist, auszujäten. Vor allem ist vor unscharfen Verdeutschungen { zu warnen, wie selbst Lemnız nicht die “Wißkunst’ für ‘Mathematik’ s und die ‘Feuerkunst” für ‘Chemie’ hätte empfehlen dürfen. Was soll Ei: man nun erst sagen, wenn neuerdings uns ‘Physik’ als “Naturkunde‘, Ministerium’ als ‘Staatsrat’, ‘Klassiker als ‘Meister’ verdeutscht, ja ‘wenn ernsthaft vorgeschlagen wird, scherzhafte Bildungen wie “osten oder ‘morgenländern’ für ‘orientieren’ in Gebrauch zu nehmen! Über die Angemessenheit dieser oder jener Benennung im gewöhn- lichen Leben mag man zwiespältiger Meinung sein. Aber für uns Männer der Wissenschaft steht bei dieser Verdeutschungssucht zu viel auf’ dem Spiele, als daß wir vornehm schweigen und gute Miene zum bösen Spiele machen dürften. Denn fast alles, was Wissenschaft und Technik heißt, ist ein Erbe des klassischen Altertums, und das _ weltverbindende Latein war lange Zeit das einzige sprachliche Ver- ständigungsmittel der europäischen Völker untereinander. So haben # u 'erkennung der Bestrebung, die auch die amtliche Sprache von ent- _ behrlichen Fremdkörpern säubern will, freimütig einige Bedenken gegen 686 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 sich die aus dem Lateinischen oder Griechischen übernommenen Faeh- ausdrücke als feste Marken in der Wissenschaft festgesetzt und können nieht nach Belieben daraus entfernt werden, ohne zu einem voll- ständigen Zusammenbruch der Wissenschaften selbst zu führen. In der 4 Poesie ist es ziemlich gleichgültig, welches Nadelholz der Dichter be- zeiehnen will, wenn er ‘Holz vom Fichtenstamme’ beim Glockenguß erwähnt oder wenn er eine Fichte von einer Palme im Morgenlande träumen läßt. Aber was kann ein wissenschaftlicher Botaniker mit den Bezeichnungen Tanne, Fichte, Kiefer beginnen, die seit Jahr- En hunderten in Deutschland miteinander verwechselt werden! Die ge- 4 wöhnlichsten Pllanzennamen, wie Flieder, Lilie, Butterblume, Jelänger- jelieber und hundert ähnliche bezeichnen die verschiedensten Gattungen; unter ‘Blutkraut’ z.B. versteht man in Deutschland 17 verschiedene E Pilanzensorten. Wie könnte der Botaniker aus diesem Walde von Namen sich retten, wenn ihm nicht das übliche, von allen Gelehrten der Welt angenommene lateinische Namensystem zu Gebote stände? In der Zoo- logie hat die Wichtigkeit eindeutiger, internationaler Bezeichnungen der 4 Tiere dazu geführt, daß seit zwölf Jahren ein eigenes .Amt zur Be- a arbeitung der zoologischen Nomenklatur in unserer Akademie eingerichtet worden ist. Ähnlich liegen die Verhältnisse der meisten Wissenschaften. Nur wer nie selbsttätig auf einem dieser Gebiete gearbeitet hat. wird es wagen, mit täppischer Hand das mühsam durch tausendjährige Bemühung gewonnene einheitliche System der Kunstausdrücke durch deutsche Ersatznamen zu verwirren, mit denen weder der deutzoht noch der fremde Fachgelehrte zuverlässig arbeiten kann. Nein, wir lassen diese alten Pfeiler der Wissenschaft, auch wenn sie aus Rom und Hellas, aus Bagdad oder Paris stammen sollten, ruhig stehen, so lange sie nicht vermorscht sind. Wir betrachten sie mit Ehrfurcht und Dankbarkeit, die wir den fremden Lehrern auch Jetzt, wo wir ihrer Lehre entwachsen sind, noch schuldig zu sein glauben, und wir benutzen sie gerne als Brückenpfeiler für den allgemeinen Völkerverkehr, ohne den weder Wissenschaft noch Handel und Ge- werbetätigkeit auf die Dauer ‚bestehen können. In diesem vermittelnden Sinne hat die Akademie im vorigen Jahre einen von ihr einstimmig gutgeheißenen Berieht über die Fremdwörter frage an das vorgeordnete Ministerium gerichtet und darin unter An- ® EDEN unschöne und unzutreffende ei geäußert‘. Sie hat dabei | ro 1% DEE Bericht (vom 6. Dezember 1917) ist mit einer Kürzung. s am Schlusse ver a ar an des ee für 1917« zu ae en Fremdwörter. hten 1918 8 -377— 379. Er bezieht sich zunächst nur auf die Antrittsreden und Erwiderungen 687 betont, daß Neuerungen auf diesem Gebiet nur dann auf allseitige Zu- stimmung rechnen dürfen, wenn in vorsichtiger Weise und mit sicherem Sprachgefühle vorgegangen wird. Namentlich aber wird dort hervor- gehoben, daß der Ersatz der Fachausdrücke darum so schwierig ist, weil das übliche Fremdwort in der Regel für sich steht und nicht wie das deutsche Ersatzwort durch seine Versippung allerlei störende und unscharfe Nebenvorstellungen erweckt. Wenn wir Akademiker als Vertreter einer wissenschaftlichen Körper- schaft den größten Wert darauf legen müssen, daß die Sprachreinigung die wissenschaftliche Fachsprache, als die Grundlage der Verständigung, nicht durch unzulängliche und willkürliche Neuerungen verwirre, werden wir anderseits gerne mithelfen, da wo die Gelegenheit und der Gegen- stand es fordert oder zuläßt und die Gefahr einer Begriffsverwirrung nieht besteht, die deutsche Sprache möglichst rein zu halten, indem wir sie ebensoweit entfernt halten wollen von vornehmtuender Fremd- wörterei wie von deutschtümelnder Ziererei. Wir müssen vielmehr alle, Gelehrte wie Ungelehrte, nach dem Ziele einer » möglichst knappen VWolkstümlichkeit« streben, das unser Stifter für das nicht fachmäßige Sehrifttum aufgesteckt hat; wir müssen zum deutschen Volke so deutsch, das heißt, so rein und richtig, so wohlklingend und so kräftig reden und schreiben. wie es unser unermeßlicher deutscher Sprachschatz nur irgend gestattet. Unsere gebundene und ungebundene Sprache hat seit Leisniz’ Zeiten sieh so vervollkommnet und bereichert, das deutsche National- | gefühl hat sich seitdem so mächtig entfaltet, und das deutsche Volk, { um das einheitliche Reichsbanner geschart, hat in dem gegenwärtigen Heldenkampfe seine unsterbliche Jugendkraft wieder so glänzend be- E "währt, daß in dem neuen Deutschland, das eben geboren wird, hoffent- lich auch der Literatur die schöpferischen Geister nieht fehlen werden, die sie zu einer dritten Blüteperiode emporführen und uns nach Inhalt und Form vollendete, echt deutsche Meisterwerke spenden werden: goldene Äpfel in silbernen Schalen! 3 Es folgten die Antrittsreden der neu eingetretenen Mitglieder der "Akademie nebst den Erwiderungen durch die Sekretare. Antriltsreden und Erwiderungen. e Antrittsrede des Hrn. Kenr. er Rınke bemerkt einmal in der Französischen (reschichte, daß bei Si re ‚der un, arum manchen Mensehen ein lebhafter Eindruck, den sie in der Jugend n eben : so lebhaft ee weil er eine et 688 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 Ader ihres innersten Wesens berührte, ihre Lebensriehtung bestimmt habe. Wenn ich, der Pflicht dieser Stunde nachkommend, mein Leben als Gelehrter überblicke und erwäge, wie ich in der Wissenschaft gerade der geworden bin, den Sie, meine Herren, der Ehre Ihrer Zugehörigkeit gewürdigt haben, so sind es in der Tat Eindrücke der Jugend gewesen, die, auf eine starke eingeborene Neigung stoßend, mir den Weg gewiesen haben, den ich, ohne je abzuirren, gegangen bin. Daß die Richtung dieser Eindrücke, verbunden mit der Stärke jener Neigung, zugleich der Grund zu einer gewissen Einseitigkeit und Bedingtheit gewesen ist, das zu verkennen bin ich der letzte. Aber besteht nicht überhaupt zwischen Neigung und Talent ein innerer Zusammenhang? Ä Die mich bestimmenden Eindrücke waren die mittelalterlichen Monumente am Nordhange des Harzes, unter denen ich aufwuchs: die alte Bischofstadt Halberstadt mit ihren Kirchen, Quedlinburg mit seiner hochragenden Abtei, Gernrode mit dem Grabe des alten Markherzogs und Romfahrers Gero, Goslar mit seinen Erinnerungen an die salischen Kaiser. Als Primaner begann ich die Monumenta Germaniae, Band für Band, zu lesen und verfaßte eine Abhandlung über Heinrich den Löwen und das Bistum Halberstadt; es stand mir “schon damals fest. daß ich Archivdirektor werden müsse. Also vom 4 gebildet fand ich auf der Universität nicht was ich wünschte; ich E überließ mich fast ganz dem Privatstudium mit seinen Gefahren, und 8 ieh bin mein Leben lang Autodidakt geblieben. Auch der einzige Lehrer, den ich wirklich gehört habe, Turonor Sıexen in Wien, hat zwar einen starken Eindruck auf mich gemacht, aber entscheidend hat auch er mich nicht beeinflußt. Dennoch verdanke ich Wien und seiner Schule viel: ich lernte dort die Technik der historisch-diplo- Be | matischen Forschung und gewann was mir noch fehlte, die sichere Herrschaft über die kritische Methode an Handschriften und Urkunden; zugleich fand ich dort den Weg nach Rom. a Rom den älteren deutschen Historikern gewesen ist, wer vermöchte das in kurzen Worten zu sagen? Was mich betrifft, so = Ba Jahrzehnte lang der Mittelpunkt meiner Arbeiten gewesen. ee es sage nicht Gr&GorovVIUsSsche Stimmungen oder die romanti- ee Sa re . ee die mir Rom zur zweiten Heimat Rn ch | = z 2 = r ie Stadt, die das größte Magazin historischer Beepeiheg ya : Das Leben inmitten der Fülle geschichtlicher = le az a den stärksten Reiz auf mich Beer ae ee Beeilesse wc. im Toten; Wer Be ıliche, sicher Erkennbare, gleichsam Greifbare De Antrittsreden und Erwiderungen 684 nach Klarheit und Übersicht verlangend, mit einem angeborenen Talent für Ordnung und Disposition, befand ich mich hier in meinem Element. Eben zu jener Zeit war das Vatikanische Archiv der . Forschung geöffnet geworden; aber so leicht war die Arbeit, wo die Repertorien noch nicht zugänglich waren und niemand da war, der, mit den Beständen vertraut, als sicherer Führer hätte dienen können, damals nicht: eine ganz neue und ganz eigenartige Archivpraxis, die wesentlich auf Kombination beruhte, galt es zu erfinden und anzu- wenden. Dann lohnten die Mühe immer neue Entdeckungen, und auch mir, dem Anfänger, glückte mancher Fund. Wie hätte .es da anders sein können, als daß ich mich, vielleicht zu ausschließlich, dem Studium der mittelalterlichen Geschichte, wie sie sich auf dem Boden Roms und Italiens abgespielt hat, widmete und mich der Neigung zur archivalischen Forschung und der Be- schäftigung mit den Urkunden jener Zeit mit wirklicher Passion über- ließ. Ich faßte damals, angeregt durch das Studium des Hrerrschen Buches über das Städtewesen Italiens und der italienischen Forschungen von Jvsivs Fıcker, den Plan zu einer Verfassungsgeschichte Italiens im älteren Mittelalter. Aber als ich mit dem Kirchenstaat begann, sah ich sogleich, wie unsicher, trotz der Fülle des darüber Geschriebenen, die Fundamente waren: mit den dürftigen chronikalischen Notizen war nichts anzufangen, die Briefe der Zeit reichten nicht aus, und die Urkunden, auf die es vor allem ankam, waren teils gar nicht oder nieht vollständig bekannt oder nur in schlechten Texten und von zweifelhafter Glaubwürdigkeit. Von der Geschichte des Kirchenstaats | war die Geschiehte des Papsttums selbst nieht zu trennen, und auch - diese konnte nur auf den Urkunden aufgebaut werden: so entstand mit Notwendigkeit der Plan, die älteren Urkunden der Päpste bis Innozenz II. zu sammeln und herauszugeben. Als ich daran ging, übersah ich zwar die Größe (dieses Unter- nehmens, nicht aber die ihm entgegenstehenden Schwierigkeiten. Je größer diese waren und je unsicherer im Anfang der Erfolg schien, um so dankbarer muß ich der Königlichen Gesellschaft der Wissen- schaften in Göttingen gedenken, deren Mitglied ich 1895 bei meiner Berufung, von Marburg nach Göttingen geworden war, daß sie sich bereit erklärte, das Unternehmen unter ihre Aufsicht zu nehmen, und ging, von der Staatsregierung und: ie 1 mehreren ( BOOREEN unterstützt, - e. awe Jahrzehnten Arären. n alle 3 ir daß sie niemals, auch wenn es aus Mangel an Mitteln ins Stocken zu ; geraten schien, daran unsicher geworden ist. Damals habe ich zuerst den Nutzen akademischer Organisation sehätzen ‚gelernt. Und die Sache ar von meinen Mitarbeitern mit hing em Eifer gefördert, schne Lvoran; : 690 Öffentliehe Sitzung vom 4. Juli 1918 sucht, halb Frankreich und der größte Teil von Deutschland, Öster- reich und die nordischen Länder durchforscht. Wäre der Krieg nicht dazwischen gekommen, so winkte uns vielleicht schon die' Aussicht auf den Abschluß unserer archivalischen Arbeiten über ganz Europa hin. Dabei aber verschob sich die Aufgabe, wuchs das Unternehmen gleichsam über sich selbst hinaus. Zuerst arbeitete ich nach den er- probten Rezepten, bald aber sah ich ein, daß, wollte ich dem Ziele möglichster Vollständigkeit nahekommen, eine andere Methode ein- geschlagen werden müsse. Und damit erhob sieh die bloße virtuose Sammeltätigkeit zu einer höheren archivalischen Wissenschaft: es galt überall die alten zerrissenen Archive, wenn nicht tatsächlich, so doch ideell wiederherzustellen, nieht nur die erhaltenen Archivfonds selbst, „ sondern sämtliche Überlieferungsformen in allen ihren handschriftlichen und literarischen Verzweigungen durchzuarbeiten. Dieser Methode, die die gleiche ist, die Tnzonor Momnsen beim Corpus inseriptionum lati- narum durchführte, verdanken wir die alle unsere Erwartungen über- treffende Masse von Funden und Entdeekungen, nicht nur einzelner Urkunden, sondern selbst ganzer Archive. Mich selbst aber zwang dieser Gang unserer Arbeiten wie die Fülle unserer Funde, vor die beabsichtigte Gesamtedition ein Zwischenwerk einzuschieben, das nach Ländern, Provinzen und Diözesen geordnet «die Masse der gefundenen Urkunden mit ihrer Überlieferung registriert darbieten soll: die neuen Regesta pontifieum Romanorum, von denen: die Italia pontifieia zu drei- viertel fertig vorliegt, und von der Germania pontifieia der erste Band. Diese Anordnung, die notgedrungen die alte bewährte chronologische Folge aufgab, ist, wie es Neuerungen zumeist zu ergehen pflegt, von manchen Fachgenossen zuerst ziemlich un aber sie hat sich bewährt. Unterdessen war ieh zur Leitung des Preußischen Historischen Instituts in Rom, bei dessen Gründung einst die Akademie Pate ge gnädig aufgenommen worden, zustatten, so erwuchsen mir aus dem neuen Amte auch neue wissen schaftliche Pflichten. Seitdem ist meine eigene gelehrte Tätigkeit fast ganz in diesen Aufgaben aufgegangen. Es galt nicht nur die älteren Unternehmungen des Historischen Instituts, die Nuntiaturberichte und das Repertorium Germanicum, weiterzuführen, sondern auch für neue Unternehmungen die Bahn frei zu machen. Die damals aussichtsreichste war die im Verein mit dem Istituto storieo italiano geplante Heraus- gabe der Regesta chartarum Italiae, bei der uns das wissenschaftliche Bündnis unsres Leiwsız mit Murarorı, dem Sehutzpatron des italienischen Instituts, als Vorbild vorschwebte. Dazu gesellte sich der Plan der Herausgabe der römischen Akten zur Kirehenpolitik von Brandenburg- Antrittsreden und Erwiderungen 691 Preußen im 17. und 18. Jahrhundert und der Versuch, die kunst- geschichtlichen Forschungen in Rom und Süditalien mit denen des Historischen Instituts zu verbinden. Aus diesen Arbeiten und Entwürfen riß mich und meine Mit- arbeiter der Weltkrieg. Die Arbeiten an den Regesta pontifieum Romanorum wie die Unternehmungen des Historischen Instituts waren mit einem Schlage gelähmt; sie sind vielleicht auf lange hinaus ge- fährdet. Indessen habe ich keine Zeit gehabt, dem verlorenen römischen Paradies nachzutrauern; zur Leitung der preußischen Staatsarchive berufen, fand ich mich sogleich vor neue und nieht leichte Aufgaben gestellt, die meinem eigenen Arbeitsgebiet fern lagen. Eben diesen aber verdanke ich wohl, daß Sie mich in Ihre Mitte aufgenommen haben. Denn alt sind die Beziehungen zwischen der Akademie und der Archivverwaltung. Schon Rırper, der verdiente Herausgeber des Codex diplomatieus Brandenburgensis, hat ihr angehört. Meine unmittel- baren Vorgänger Duncker, Syser und Koser aber sind hochgeschätzte Mitglieder der Akademie gewesen, sowohl kraft ihrer hohen wissen- schaftlichen Verdienste wie wegen ihrer Teilnahme an den großen historischen Publikationen der Akademie, der politischen Korrespondenz Friedrichs des Großen und den Acta Borussica. Seit Hrıyrıcn vos Sygen ist die Archivverwaltung selbst als eigene Publikationsstelle der Akademie zur Seite getreten. Das sind die Wege, die‘ mir fortan gewiesen sind. Neben der Förderung jener akademischen Werke sind es die Publikationen aus den preußischen Staatsarchiven, deren Weiter- führung, vorzüglich in das 19. Jahrhundert hinein, mir am Herzen liegen muß. Die Aufgabe, die wir uns da als die nächste gestellt haben, _ ist die aktenmäßige Geschichte der deutschen Politik Preußens seit ı815, überhaupt die Bearbeitung der auswärtigen Politik Preußens, die der großen Aufgabe der Akademie, die innere Verwaltung Preußens zu erforschen und darzustellen, zur Seite gehen soll. Auch der Arbeiten, die das neue Kaiser-Wilhelm-Institut für deutsche Geschichte, dessen Leitung mir übertragen ist, plant, darf ich hier mit einem Worte gedenken. Die Germania sacra, die zustande zu bringen die früheren Generationen sich vergeblich abgemüht haben, soll im Rahmen einer umfassenden historischen Geographie von Deutschland zunächst in Angriff genommen werden; so kehre ich am Ende meiner Tage zu den Erinnerungen und Neigungen meiner Jugend zurück. Daneben ist die Sammlung und spätere Herausgabe der Korrespondenz Kaiser Wilhelms I. beabsichtigt. Und endlich wird der Wiederaufbau unserer durch den Krieg unterbrochenen außerdeutschen Aufgaben auf dem Gebiete der historischen Forschung. eines unserer vornehmsten Ziele sein müssen. ee yerüh ai Bag) > zn der Akademie 692 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1915 mit denen der mir anvertrauten Institute und mit meinen eigenen Arbeiten so sehr, daß ich mich wohl der Förderung der Akademie versichert halten darf, wie auch von meiner Seite, was mir an Kraft noch übrig ist, ihr gehören soll. Erwiderung des Sekretars Hrn. Rorrne. Wenn Sie, Hr. Kerr, den ich in guter Erinnerung an alte Gt 2 tinger akademische Gemeinschaft mit ganz persönlicher Freude hier willkommen heiße, soeben die Vermutung aussprachen, Sie seien als Leiter der preußischen Staatsarchive in unsern Kreis gewählt worden, so tun Sie damit der Akademie, vor allem aber sich selbst ein Un- recht. Das staatliche Amt und der akademische Stuhl haben nichts mit einander zu schaffen. Für uns entscheidet der Gelehrte, nicht seine Stellung; und wenn Ihre Amtsvorgänger durch drei Generationen und länger der Akademie angehört haben, so gibt das lediglich für die preußische Regierung das ehrende Zeugnis ab, daß sie seit langem Wert darauf gelegt und verstanden hat, in ihr höchstes Archivamt Männer von ernstem wissenschaftliehem Gehalt, also akademiefähige Gelehrte zu berufen. Das starke organisatorische Talent freilich, das Sie in Rom rühmlich bewährt haben und das Sie nun hier an noeh größeren Aufgaben betätigen sollen, das weiß die Akademie ebenso zu schätzen wie der Staat: stellt doch die Vereinigung organisatori scher Kraft mit dem schöpferischen Gedanken, wie wir sie besonders Akademikers dar. Anderseits gibt es eine formale Begabung zur Or- ganisation, der die treibende wissenschaftliche Leidenschaft fehlt: sit mag für den Archivdireetor ausreichen, die Pforten der Akademie werden sich ihr hoffentlich niemals öffnen. Ihnen, Hr. Kerne, hat sich eine große wissenschaftliche Aufgab früh mit beneidenswerter Klarheit und Einheitlichkeit dargestellt. Al: wir vor fast einem Vierteljahrhundert uns in der Göttinger Gesell- = schaft der Wissenschaften trafen, der ich ebenso wie Sie treue umt dankbare Liebe bewahre, da beschritten Sie schon zielbewußt die Pfade, die Sie dann in das Centrum Ihrer Studienschätze, in die heilig® Stadt des Vatikans führten. Der großartige organisatorische Aufbaı des mittelalterlicehen Papsttums berührte Ihre eigenen Neigungen mit _ innerer Sympathie; die Welt der Monsignori, uns norddeutschen Pro- testanten meist so unheimlich fremd, erweekte in Ihnen schon damals jagliches Gefühl der Wahlverwandtschaft; de ze de u Sie nach Rom rief, war bei Ihnen zugleich ein E es. Herzenn. 8 Sie : rn cr BR in Rom, in Italien u # Antrittsreden und Erwiderungen 6093 Sie wurzelten sich kräftig ein in diesem eig sh sogen aus ilım Schaffenskraft. Und wenn Sie auch Gregor heSti energisch in Abrede stellen, ob nicht doch, hack in Ihnen romantische Anwandlungen aufzuckten, da Sie sich den Kreisen des letzten großen Staufenkaisers und seiner Kunst wissenschaftlich näherten? Ich hatte manchmal diesen Eindruck: die Liebe, die Sie an das Italien der Päpste und Kaiser band, geht ohne einen Anhauch von Romantik nicht ab, und dessen soll sich niemand schämen. Was aus dem Preußischen Historischen Institut zu Rom durch Ihre fruchtbare Tätigkeit geworden ist, wie es über tüchtige, aber enge Anfänge hinauswuchs, das wird Ihnen die Geschichte der Wissenschaft nieht vergessen, gleichviel was die Weltgeschichte künftig aus jenem Institute machen wird. Der Weltkrieg, der Italien dank einer uns Deutschen unfaßbar treu- losen Politik zu unsern Gegnern riß, hat Sie nicht nur persönlich schwer getroffen; er hat auch den symbolischen Forscherbund MurAtorıs und ‚ Leissizens, wie er sich auf den Titelblättern der von Ihnen mitveröffent- - lichten Regesta chartarum Italiae sinnfällig darstellt, scharf getrennt. Sie sind da ein Optimist; ich glaube nicht, daß für unser Geschlecht das unbefangene Vertrauen wiederkehren wird, das zu einer gemeinsamen Arbeit deutscher und italienischer Geschichtsforschung gehört, wie Sie sie für Ihr Studiengebiet verheißungsvoll entwickeln halfen. Mögen Sie für das zerrissene Band die neuen Bande wissenschaft- licher Gemeinschaft entschädigen, die unsere Akademie bedeutet! Wir rechnen auf Ihr organisatorisches Wollen und Können für die großen Aufgaben deutscher Geschichte, die durch die ungeheure Erschütterung dieser Jahre nur um so stärker in den Vordergrund gedrängt werden. Und auch auf Ihrem eigensten Forschungsfelde haben Sie schon ein Ziel vor sich, das die Erfahrungen, die Sie draußen an der Weltkirche ‚gesammelt haben, dem Vaterlande dienstbar machen wird. Wächst sich, ‚wenn die Italia pontificia zurücktritt, dafür Ihre Germania pontifieia ‚einer Germania s saera aus, so ist das für uns Deutsche kein übler Be isirege BeH Urn. STUFE 5 er , | 'issenschaft der deutschen Rechtsgeschichte kann BR ae ; Reichtums ihrer Quellen doch nicht auf diese allein aufgebaut werden. N | "Periode erweist es sich als unumgäng- Entweder wird das Braees an heran ® hKoxran Maı hah. Od | | lich, weiter Be Inder Kirche zum Siege 694 Öffentliehe Sitzung vom 4. Juli 1918 brochen. Neuerdings hat sich noch ein dritter Weg aufgetan: Auc aus dem Rechte der mittelalterlichen Kirche läßt sich deutsches Rechts gut herausholen und dem Goldbestande des deutschen, ja des ge manischen Rechtes einverleiben, ein Verfahren, das ein Seitenstü bildet‘ zu dem in jüngster Zeit nicht minder erfolgreich geliandhabten aus der lateinischen Poesie des Hochmittelalters die Anfänge deutsch Diehtung herauszuschälen. = Dafür, daß ich diesen dritten Weg gefunden habe, war ausschlag- gebend die mittelalterliche Vergangenheit meiner Vaterstadt Zürich. Die Reichsvogtei Zürich, deren neuestens stark umstrittenes Alter ie dahingestellt sein lasse, umfaßte nieht bloß das Castrum mit der könig- lichen Pfalz und den freien Leuten auf dem Zürichberge, sondern auc die Kastvogtei über zwei geistliche Anstalten, das Chorherrenstift Gro münster und die 853 von Ludwig dem Deutschen gegründete Abt Fraumünster. Beiden Bestandteilen wandte ich, angeregt durch die Forschungen Brontsontis und der beiden Brüder von Wysz, schon auf der Schule mein Interesse zu. Freilich schwankte ich geraume Zeit, ob’ ich mieh der politischen oder der Kirchengeschiehte oder der Rech historie des Mittelalters widmen sollte. Schließlich siegte bei dem ‚Enkel eines auch in selbständiger Forschung bewährten Schülers von Savıenyv und namentlich von Eicnnors die letztere, aber eben in dem Sinne, daß meine Arbeit von vornherein gleichmäßig dem deutschen und dem kirchlichen. Rechte galt, und daß ich sie in engstem An- schluß an die politische, namentlich die Landesgeschichte und an di Kirchengesehiehtte pflegte. Schon meine noch während der Berliner Studienzeit entstandene rechtsgeschichtliche Erstlingsschrift über das Verwandtschaftsbild des Sachsenspiegels zog zum Verständnis des de schen Rechts das kirchliche heran. Jedoch als eigenes Forschungsgebiet tat sich mir das deuts Recht im Kirchenrecht des kirehliel 3 RL TEN Be elkirchen vom Bistumsgut zu erklären vei RER Tech erkannte bald, daß allein die Urkunden und Kapitularieı Er Zeugnis yon dem in fränkisch-karolingischer Zeit wirklich gültige erg der Kirche ablegen, und kam mit ihnen zu dem Ergebnis. das Kirchliche Benefizialwesen mit dem weltlichen eins, sowie daß. 8 (durch das deutsche, auf das Fig unten ausg egangenen Antrittsreden und Erwiderungen 605 tempelwesen und in letzter Linie auf das Hauspriestertum des ger- manischen Hausvaters zurückzuführende Eigenkirehenrecht. Eine neue, vertiefte Auffassung des Investiturstreites war die weitere Folge. nicht minder aber die Feststellung. daß das abendländische Kirchenrecht während mehr als vier Jahrhunderten bis zum Auftreten Gratians und bis zur Geburt der Kanonistik unter dem überragenden, nach Form und Inhalt bestimmenden Einflusse des EEE Rechtes gestanden hat. der in einzelnen Einrichtungen und Reehtssätzen sogar bis auf den heutigen Tag nachwirkt. Dies germanische Kirchenrecht konnte in seiner Eigenart mur herausgearbeitet werden im Rahmen einer kirchliehen Rechtsgeschichte. die in synehronistischer Darstellung auch die anderen Perioden der kirch- lichen Rechtsentwiekelung plastisch gestaltete. So war mein Bemühen mehr und mehr auch der Schilderung der kirchlichen Gesamtrechts- geschichte gewidmet bis herab auf die Gegenwart. an die mich meine Studien über die Anfänge des allgemeinen Pfarrkonkurses am ÖOber- rhein, über die Schicksale des besonders wichtigen Kölner Diözesan- rechtes in dem eben verflossenen ersten Jahrhundert preußischer Herr- schaft. über das Bischofswahlrecht und zuletzt über das von mir so benannte vatikanische Kirchenrecht heranführten, das in diesen Tagen seine Vollendung in dem soeben durch mich behandelten großen päpst- lichen Gesetzbuche des Codex iuris eanoniei erhalten hat. In den Kirchen- rechtlichen Abhandlungen und in der unserer Zeitschrift der Savıesv- Stiftung für Rechtsgeschichte neu angegliederten Kanonistischen Ab- teilung fanden diese Arbeiten und diejenigen meiner in gleichem Sinne . tätigen Schüler und Mitarbeiter ihre eigene Heimstatt. Über der Liebe zur kirehliehen Rechtsgeschichte erkaltete aber die ältere zur deutschen nicht. Neben den Ausgaben von Stadtrechten und von ländlichen Rechtsquellen, besonders von Weistümern,. die ich - selbst oder die in den von mir im Auftrage der Badischen Historischen Kommission und der Gesellschaft für Rheinische Geschiehtskunde ge- leiteten Unternehmungen Andere veranstalteten. waren es namentlich Entstehung des Lehens und sein Verhältnis zur Pfründe, der Ur- re des karolingischen Zehntgebotes sowie .die Anfänge der Graf- ‚schaftsverfassung in Churrätien und der Landeshoheit am Oberrhein, die mich beschäf igten. Vor allem aber suchte ich darzutun, daß nach ‚der Goldenen Bulle dem wahlvorsitzenden und wahlleitenden Mainzer 5 Kurfürsten mit der letzten die wichtigste, unter Umständen entschei- ee .dende Stimme bei der deutschen. ‚Königswahl ee sei. Des führte mich weiter dazu, _ Rolle d fs ‚bei: dem . ne | U 696 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1915 von Mainz klarzulegen und zu zeigen. wie in den letzten Jahrhunderten vor dem Untergange des alten Reiches der‘ Mainzer wenigstens dem Scheine nach die alte Stellung als Hauptperson bei der Wahl und bei der Krönung zurückgewann. Der Vollendung erst begonnener oder noeh im Vorbereitungszu- stande befindlicher Werke muß in nächster Zeit meine Hauptarbeit ge- widmet sein. Sie und andere wissenschaftliche Pläne, die mich be- & wegen, werden mir zugleich das Material und die Probleme für die Mit- arbeit in der Akademie an die Hand geben. Sowohl die deutsche als die kirchliche Reehtsgesehiehte und besonders die Wechselwirkung 8 beider gedenke ich auch weiterhin zu pflegen und dabei namentlich & die Ausstrahlungen auf die politische und auf die Kirchengeschichte 2 im Auge zu behalten. Der Rechtshistoriker hat gegenüber den Ideen- 4 und Machtkämpfen der Vergangenheit eine ähnliche Aufgabe wie der Richter gegenüber den streitenden Parteien in der Gegenwart: die Objektivierung; durch die Herausarbeitung des Institutionellen wird die Geschichtsbetrachtung nieht nur leidenschaftsloser, sondern auch wahrer. ei Auf solche Weise hoffe ich das ehrenvolle Vertrauen zu rechte fertigen, das mir Ihre gelehrte Körperschaft schenkt. Be: Mit besonderer Dankbarkeit begrüße ich es, daß mir die Akademie a durch die Aufnahme in so schicksalsschwerer Zeit die Gelegenheit gibt, mich freudig zu bekennen zu der deutschen Wissenschaft und zu unserer großen deutschen Sache. E EI ae Bank us £ Zen li ra Erwiderung des Sekretars Hrn. Dirrs. Verehrter Herr Kollege! ® Be £ Wir begrüßen Ihren Eintritt in unsere Mitte aus verschiedenen Gründen auf das herzlichste. Abgesehen von der Wertschätzung Ihrer bisherigen wissenschaftlichen Tätigkeit, die unsre Blicke auf Sie rieh- aa war er uns darum zu tun, dem Kirchenreehte nunmehr den g& bührenden Platz in unserem Institut zu sichern, in dem die Kirchen“ BErODEHE Zeit so.hervorragend vertreten ist. Auch war es € | Feigen 'o2 ep das Fähnlein der Schweizer ergänzen konnten, Mitgli ü ; nn - Großen zeit gewöhnlich in der Vierzahl unst ng a = einfügte. » Sie sind freilich schon längst Reiehs oa Sn el > haben soeben ein entschiedenes Bekenntnis dem ai a 7; 3 3 hörigkeit e u Kaiser und Reich abgelegt. TER = 2.98 rer Studien geblieben. Die Erinnerung an Ihren Großvategt Antrittsreden und Erwiderungen 697 den Juristen JoHAnx GEORG FInsLEr, die Anregungen, welche die Lehrer des Gymnasiums und die Geschichtschreiber Ihrer Vaterstadt, vor allem GEorRG von Wyss, Jonann Caspar BrustscaLi und der Kunsthisto- riker Jonans Ruporr Rans, auf Ihre empfängliche Jugendseele ausgeübt, haben unverkennbare Spuren in Ihrem Lebenswerke hinterlassen. Aber die Rechtswissenschaft, der Sie Sich zunächst an der Züricher Universität widmeten, nahm Ihre Kraft nicht völlig in Beschlag. Nach- dem Sie in Ihren ersten Semestern unter Hrıskıch SCHWEIZER-SIDLER in die Sprachwissenschaft eingedrungen waren, wurden Sie dann auf der Berliner Hochschule durch hervorragende Theologen in die Kirchen- und Dogmengeschichte sowie in die Dogmatik eingeführt. Wie hierdurch Ihre Hinneigung zum kirchlichen Recht sich kundgab, so ward die Ihnen besonders eigentümliche Verbindung von germanistischer mit kano- nistischer Forschung durch jenen Berliner Aufenthalt wesentlich be- stimmt. Neben Pau Hınscnivs, dem. anerkannten Meister des Kirchen- rechts, traten die Germanisten OTTO GIERKE und Hrınkıcıh BruNnNErR in den Vordergrund Ihres leidenschaftlichen Studiums. Der starke Eindruck dieser deutschrechtlichen Führer prägt sich denn auch schon in Ihrer ersten großen Entdeckung des germa- nischen Eigenkirchenrechtes aus, die als schönste Frucht Ihrer tief- wurzelnden Untersuchungen über die »Geschichte des kirchlichen Be- nefizialwesens« sich ergab. Sie trug Ihnen auch die Habilitation in Basel ein, wo hervorragende Dozenten, namentlich der geniale AnnreAs Hevster, wiederum einen bedeutenden, wenn auch nur kurzwährenden Einfluß auf Ihre wissenschaftliche Durchbildung ausübten. Bald führte Sie die Berufung in das ordentliche Lehramt zu uns nach Deutschland herüber, und die Stätten Ihrer amtlichen Wirksam- keit, Freiburg im Breisgau und Bonn, lösten wieder in Ihrer Forscher- seele die Beschäftigung mit dem lokalen Recht aus, wie u. a. die Arbeit über den Münster zu Freiburg und später die Ausgabe der Weistümer ‚der Rheinprovinz und der Kölner Domkapitelstatuten zeigen. An diesen Hochschulen wußten Sie eine umfassende Lehrtätigkeit mit einer unge- wöhnliehen Fruchtbarkeit der literarischen Produktion auf umfassenden Gebieten des kirchlichen und deutschen Rechts zu verbinden. Zugleich entwickelte sich bald Ihr angeborenes Organisationstalent, das sich nieht nur in der Leitung der »Germanistischen Abteilung der Zeitschrift der Savigny-Stiftung«, sondern auch in der Herausgabe der »Kirchenreehtlichen Abhandlungen « bekundete. Es gelang Ihnen, zahl- _ reiche Freunde und Schüler zu fruchtbarem, gemeinsamem Wirken zu vereinigen und. Ihrer Wissenschaft durch Zuführung von neuem Stoffe und Ebene Diss frisches Blut z ızufüh Indem s Ga Ihres. Gebietes baumeisterlich überschaute Kae inc gm en a - durch Sehola ‚germanistische Juristen berufe. | heute ‚ von eigener Bemühung und Absiel HS - Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 und Geschichte des Kirchenrechts in der Enzyklopädie der Rechtswissen schaft.übersichtlich zusammenzufassen. Hier ward auch zum ersten Male Ernst gemacht mit der Forderung, eine reinliche Scheidung der geschichtlichen von der systematischen und dogmatischen Behandlung durchzuführen, wie Sie es in Ihrer Bonner Kaisergeburtstagsrede pro- grammatisch entwickelt haben. Diese notwendige Trennung wird durd die soeben dureh den Papst erfolgte Veröffentlichung des Codex ü canoniei, die das geltende kanonische Recht zusammenfaßt, erleichter Wie unser »Bürgerliches Gesetzbuch .« die gehörige Scheidung der histo- rischen und systematisch-dogmatischen Behandlung für das römische und deutsche Recht herbeigeführt hat, so ist nunmehr auch für Kirchenrecht die Bahn frei geworden. Ihr soeben erschienenes We ‘Der Geist des Codex iuris canoniei, das Sie dankbar dem Andenke von Paur Hısschivs gewidmet haben, zeigt bereits, welche Bedeutu diesem abschließenden vatikanischen Rec verehrter Herr Kollege, verstattet Neues mit der unermüdlichen hte zukommt. Möge es Ihnen sein, Unvollendetes zu vollenden und Arbeitsfreudigkeit, die wir an Ihner bewundern, hinzuzufügen! Wir wissen, daß Ihre Seheuern noch wohl- gefüllt sind. Die Akademie wird erfreut sein, wenn Sie ihr den Zehnte der reichen Ernte, die man erwarten darf, zugute kommen lassen wolle Antrittsrede des Hrn. Heymann. das Bewußtsein, daß die ‚Wahl in die Akademie mehr dem Fache als dem Manne gilt. Darum darf ich au 5 der besonderen Freude darüber Ausdruck geben, daß die Akademie auf ! die Stelle, wo Heınrıcır-Brunxer lange waltete, jetzt gleichzeitig zw® n hat — der Fülle rechtsgermanistis Aufgaben und Arbeitsrichtungen Rechnung tragend. Alter Brauch nöti Antrittsreden und Erwiderungen 699 staatlichen, wissenschaftliehen und vor allem auch wirtschaftlichen Ein- tlüsse der neueren und neuesten Zeit. Mit dem Sprachgermanisten teilt der Rechtsgermanist das Glück, daß sein Forschungsgegenstand, das deut- sche Recht, als Ergebnis jahrtausendelanger Entwieklung wie die Mutter- sprache unter uns lebt — wegen des positiven Charakters der Rechts- sätze exakt feststellbar gleich den Worten und Sätzen der deutschen Rede. Darum erschien es mir stets als eine Hauptaufgabe der Rechts- germanistik, die Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart zu schlagen — eine Aufgabe, im Grunde schon von Savıexy und Eichnorx gestellt, germanistisch besonders in OrTro von GIerkes großartigem Lebenswerke zu hoher Vollendung gebracht, aber unerschöpflich und in unserer Zeit doppelt notwendig, wo das Rechtsleben oft genug —— ohne Verständnis für richtunggebende historische Erkenntnis — in einem Chaos von Einzelbestimmungen aufzugehen droht. Die Erstreekung der germanistischen Arbeit bis in die Gegenwart ist untrennbar mit der Behandlung des geltenden Rechts verknüpft — aber das hindert nicht die streng methodische Scheidung zwischen der Feststellung des histo- risch Gewordenen und der fortbildenden Auslegung; es hindert auch nicht, sondern setzt geradezu voraus, daß ältere Rechtszustände und — wie in Hrn. Secxets tiefeindringenden Arbeiten zum mittelalterlichen römischen Recht — auch die älteren rechtswissenschaftlichen Ideen- gänge um ihrer selbst willen und in ihren eigenen Zusammenhängen durchforscht werden. Wohl aber bekämpft man damit jede bloß rou- tinemäßige und dogmatistische Rechtsanwendung: auch das geltende Recht muß als Teil der gesamten nationalen Kulturentwieklung ver- standen werden. In meine wissenschaftliche Arbeit eingeführt namentlich dureh den’ (Germanisten Ferix Dans, die Romanisten Herwanx Scuorr und Morız Wrassax und ganz besonders durch den Civilisten und Prozessualisten Orro Fısener, der mir früh dogmengeschichtliche Fragen nahebrachte, germanistisch dann entscheidend beeinflußt dureh Heiısrıicn BruNsEeR und R Orro VON GIERKE, habe ich mieh bemüht, einzelne Reehtsinstitute durch "Mittelalter und Neuzeit zu verfolgen, unter Betonung ihrer germani- schen, aber auch ihrer antiken Ausgangspunkte. Dabei beschränkte ich mieh in der Hauptsache auf Privatrecht und Handelsrecht, unbe- schadet des Interesses an der Geschichte des öffentlichen Rechts. Auf meine Erstlingsarbeit über Verjährung folgten Studien über Erb- und Familienrecht, über Sachenrecht, insbesondere zu den handelsrecht- lichen Traditionspapieren, und über Schuldrecht, insbesondere zum a Schuldnerverzug; das Korporationsrecht streifte ich in einer kirchen- S Koehklieknn: Arbe R ıellen und. zur en EDEN it. Daneben liefen Beiträge zur Geschichte der älteren = u : die ew ig junge historische Rechtssehule vermag hier aufs neue sich nr erweisen. Von der germanistischen Seite aus muß damit der wissen winn das akademische Leben für die allgemeinmenschliche Geistes E 700 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1915 Die Heranziehung des ausländischen Rechts bei einer Reihe dieser Arbeiten sowie besondere Untersuchungen über englisches Recht und gelegentlich auch die Beschäftigung mit ungarischem Rechte haben mir aber in wachsender Deutlichkeit gezeigt, daß nicht nur die zeitliche, sondern auch die örtliche Grenze der germanistischen Forschung mög- lichst weit zu stecken ist: die Rechtsvergleichung erfordert die be- sondere Aufmerksamkeit des Germanisten, und zwar unter kräftiger Be- tonung der neueren Entwicklung. Eine Universalrechtsgeschichte freilich, namentlich von Joser Konzer gefordert und angebahnt, wird, obwohlan sich wünschenswert, vorläufig mehr die Sache genialer Intuition sein, sofern sie nicht lediglich der ersten Orientierung dienen will. Für die rechtsvergleichende Einzelforschung bedarf es noch starker Arbeitstei- lung unter Juristen und Philologen; dies gilt im Verhältnis zum Ger manisten namentlich für Griechenland und den alten und neuen Orient. Zur Germanistik aber gehören die großen europäischen Rechtsgruppen — die engere germanische, die romanische und die angloamerikanische; diese sind die herrschenden Rechte der heutigen Kulturwelt, und als ihre - Leitrechte erscheinen das deutsche, das französische und das englische ‚Recht, sämtlich aus germanischer Wurzel entsprungen, wofür die Lex _ Salica ein ehrwürdiges Zeugnis bildet. Nicht zum wenigsten durch Hersrıcn Brussers völkerverbindende Arbeit ist es auch von der priv at rechtlichen und prozessualischen Seite her möglich geworden, eine Bearumele Vergleichung dieser Rechte oder einzelner ihrer Institute“ urch ıren und sie als Einheit zu erfassen — nicht etwa harmonie- sierend, sondern Verwandtschaft und Gegensätzlichkeit gleich sorgfältig aufdeckend. Von dogmatischer Fortbildung der Fremdrechte durch die deutschen Juristen kann nur höchst selten überhaupt die Rede sein. Die Arbeit ist vielmehr eine zwar die neueste Zeit und ihre Wirtschafts umwälzungen mitergreifende, aber methodisch wesentlich historische; | ; zu bewähren und ihre Überlegenheit über bloße Rechtsstatistik u a schaftliche Kern für die praktisch so dringend notwendige Auslands . is uam geschaffen werden. x Die hohe Ehre des Eintritts in die Akademie ermutigt mich eierem, Fortschreiten auf dem begonnenen wissenschaftlichen Weg Vielfältige Unterstützung darf ich dabei im einzelnen erhoffen. V a allem aber weiß ich dankbaren Sinnes schon heute, wie reichen % : M a zu af vermag — und damit für die erste Voraussel2 Bei Rn a ans Ba Ziel ‚jeder wissenschaftlichen Arbeit. Antrittsreden und Erwiderungen vl Erwiderung des Sekretars Hrn. Roernae. Sie haben, Hr. Hrynmanx, mit Recht betont, daß die Akademie Sie in ihren Kreis gewählt hat in erster Linie, weil sie Ihrer rechts- historischen Forschung gedachte. Es hat seine tiefe innere Begrün- dung, daß Fıcnte und Herser nie zu uns gehörten, und der flüchtig auftauchende Gedanke, der Akademie eine legislatorische’ Klasse an- zugliedern, ist mit Recht schnell begraben worden. Immerhin bedeutet Ihr Eintritt, wenn wir Sie an Ihren akademischen Vorgängern HomevEr und BRUNNER messen, eine bemerkenswerte Wandlung. Die Erkenntnis altgermanischer Vergangenheit .und mittelalterlicher Rechtsbücher war Ihnen, wenn ich Sie recht las, doch weit weniger Selbstzweck als jenen großen Gelehrten: Sie ziehen bewußt und unwillkürlich Ihre Richtlinien bis zur Gegenwart oder von der Gegenwart rückwärts; gerade die Be- rührung von Heute und Einst macht Sie fruchtbar, erweckt in Ihnen jene belebende Kraft, die wir germanistischen Philologen besonders an WiırHeLm SCHERER bewundert haben. Die heutige Lehre von der Ver- schuldung beim Erfüllungsverzug setzen Sie in glückliche Beziehung zu der altgermanischen Gleichgültigkeit gegen die persönliche Schuld, und was uns sonst bei unsern Ahnen als grobe Unvollkommenheit, mindestens als ein schlimmer Mangel an Unterscheidungskraft erscheint, gewinnt in Ihrer Beleuchtung für den besondern Fall eine innere Be- rechtigung, die modernste Bedürfnisse mit Grundsätzen der Urzeit ver- söhnt. Als Sie das Erbgüterrecht der Heiligen Elisabeth untersuchten, da war es Ihnen eine Genugtuung, durch juristische Mittel das sagen- haft rührende Bild ihrer Vertreibung örtlich für die heutige Wartburg- - romantik retten zu können. Das uns so geläufige Handelsamt des Maklers haben Sie in dem mittelalterlichen Breslau aufgesucht, immer darauf bedacht, durch die erziehende Kraft der Geschichte zusammen- hangloser Willkür der Neuen zu wehren. Und wenn Sie sich mit scharfsinniger Kritik des viel umstrittenen Textes der Lex Salica an- mahmen, so fesselt Sie an diesem grundlegenden Denkmal nicht zuletzt sein Wert für ersprießliche Rechtsvergleichung, die Sie mit großem Gewinn wiederum bis in die Gegenwart erstrecken. Noch jüngst haben wir von Ihnen gelernt, daß das ungarische Privatrecht unserm deutschen Recht aus innern Gründen näher steht als das von Ihnen in knapper geschichtlicher Würdigung sehr anschaulich dargestellte angloamerika- nische Recht, das dank der frühen kapitalistischen Grundanschauung >, seiner Bekenner in immer schärfern Gegensatz geraten ist zudem ‚unsern, während sieh deutsches Privatrecht mit Feng agrarischen .. En = bedingungen freiheitsliebender. Magyaren recht er Safe Gerade er aus u ee Wurzel so eg Ti | 702 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 sind, beleuchtet die Verhältnisse der Gegenwart besonders hell, und Sie scheuen vor der praktisch-politischen Nutzanwendung keineswegs zurück Sie zollen wie Hr. Sturz Liebe und Ehrfurcht dem uns allen so teuern Paare Brusser und Gierke. Und es entspricht jener Verbindung des historischen Sinnes mit der’ Gegenwart, daß Sie sich ganz be- sonders zu (nerkE bekennen, der der Akademie freilich aus äußern "Gründen nicht so unmittelbar angehört, wie wir Bruxser besaßen dem wir uns aber dennoeh innerlich nah und warm verbunden fühlen. Hat Hr. vos Gierke doch längst der akademischen Arbeit seinen treuen, nie versagenden Beistand gewährt, seit er der Commission für das Deutsche Reehtswörterbuch beigetreten ist, als deren geistiges Haupt er uns jetzt gelten darf. - Das Interesse für die deutsche Rechts sprache ist der Akademie alt vertraut, wie Sie, der gute Kenner de Berliner Juristengeschichte, das wohl wissen. Die ältesten in Jjuristi- sches Gebiet einschlagenden Abhandlungen der Akademie, schon de Jahre 1734 angehörig, galten der Erklärung dunkler Reehtsworte, wie dem oftumdeuteten jodute’, an dem sich unser vielseitiges Mitglie Friscn waghalsig versuchte. Was wußte Jacos Grimm nicht den deut . schen Rechtsausdrücken für die ‘Grenze zu entlocken! Eıcunorns Auf- satz über die Semperfreien, vor allem Honevers Handgemahl bilden Zierden unserer Schriften. In der ersten Kostprobe des deutsche Rechtswörterbuches waren neben Bruxxer und Gierkr auch Sie, Hr. Heymass, durch Ihren Artikel “Abt’ vertreten. Wir hoffen mit b ‚sonderer Zuversicht darauf, daß Sie dieser Unternehmung der Aka demie Ihre Liebe und, was in unserm hastenden Großstadtsleben fast noch mehr bedeutet, sogar einen T eil Ihrer Zeit willig gönnen werden. Und wenn es Ihnen gelingt, auch diesem großen Wörte buch, das gerade bestimmt ist, die historische Vertiefung weiter Juristenkreise zu fördern, die lebendige Fühlung mit den Fra, D und Ansprüchen der Gegenwart zu mehren, so werden wir das. “ für einen Gewinn halten. Denn so entschieden wir ein unhistoris > künstelndes Deutsehtümeln als undeutsches Schall- und Scheinwe ‚ablehnen, in. er Stunde \ wie für die Zukunft muß uns Deutschen | ‚jede euer tiefwurzelnde Festigung des Bewußtseins deutscher östlich ® 1 inen, und dazu mitzuhelfen ist das Deuts‘ ier Akademie wahrlich berufen. In dieser H ı unsere beiden neuen Rechtsgermanisten, vor al mit besonderer Wärme. ’ ap ede in Hen. Ta ANGL. hriften- und TI.1“ y Be / hnjährigen i im Stiftsarchiv ı zu : Antrittsreden und Erwiderungen 103 in der Kärntner Bergheimat gegönnt war, hat bei mir über Berufs- wahl und Studiengang entschieden. Der Wunsch, alte Handschriften und Urkunden lesen und erforschen zu lernen, konnte nirgends besser erfüllt werden als im Institut für österreichische Geschichtsforschung in Wien, bei Tnropor von SıckEL. Meine ersten eigenen Versuche galten Österreichischen Geschichtsquellen in der Zeit der Babenber- ger. Ich habe dieses Forschungsgebiet vereinzelt auch später noch festgehalten, das Treiben eines modernen Fälschers, des Lilienfelder Zisterziensers Uhrysosthomus Hanthaler, als erster im ganzen Zu- sammenhang aufgedeckt, für die angefochtene Echtheit des öster- reichischen Privilegium Minus eine Lanze gebrochen. Viel entschei- dender wurde aber für meine wissenschaftliche Entwicklung ein zwei- jähriger Aufenthalt m Rom. Ich darf bekennen, zur Kenntnis des päpstlichen Urkunden- und Verwaltungswesens des späteren Mittel- alters durcli grundlegende Arbeiten beigetragen und darüber hinaus Vorarbeiten und ANReBUNB an beste meiner Schüler weitergegeben zu haben. Nach den italischen jeher und Wanderjahren trat ich in Wien als Beamter in das Archiv der österreichischen Hofkanzlei, dessen Be- stände genau dort einsetzten, wo meine bisherige Schulung zu Ende war. Der Übergang von der mittelalterlichen zur neueren Geschichte war mir dadurch um so näher gelegt, als mich gerade der jüngste unter den archivalischen Sonderbeständen am meisten lockte, die Polizei- akten aus der Wende des ı8. und der ersten Hälfte des 19. Jalır- hunderts. die ich damals neu aufstellte und deren wichtigste Nach- schlagebehelfe ich wieder auffand. Tatsächlich aber ist eine Arbeit über die Haft Silvio Pellieos mein einziger literarischer Ausflug in dieses Gebiet geblieben. Denn zur selben Zeit wurde ich durch EneELBERT Mürtsacnher, der mich als Mitarbeiter bei der Sammlung und Heraus- gabe der Karolinger-Urkunden in den Monumenta Germaniae historiea warb, für immer im Interessengebiet des Mittelalters verankert. Meine baldige Berufung ins akademische Lehramt hat diese Wandlung ge- festigt und eigene Neigung mich mehr und mehr dazu gebracht, mieh in der Zeit des Frühmittelalters zu betätigen. Die Karolinger-Urkunden haben mich zugleich an ein Sonder- gebiet der lateinischen Paläographie, an die Beschäftigung mit den tironischen Noten, herangeführt. Es gelang mir, die zur guten Hälfte. noeh nicht entzifferten tachygraphischen Vermerke der Urkunden zu lesen und die Bedeutung dieser Eintragungen für die Kenntnis des Zustandekommens der Urkunden. und der Kanzleiorganisation festzu- era er der legen. Die NV ertrautheit mit dieser Sonderart ee er die = Rx i 704 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 mich gereizt, die Unterweisung in den tironischen Noten als erste in RE auch in den akademischen Unterricht einzuführen. = Bei der Bearbeitung wichtiger und schwieriger Urkundenreihen wie der Fuldaer und Osnabrücker glaube ich an der Ausfeilung der Methode der Urkundenkritik, zumal der Kritik der Urkundenfälschunge nicht unbeteiligt geblieben zu sein. Die historischen Hilfswissenschaften, die ich in Forschung un Lehre vertrete, erfüllen ihre Aufgabe um so besser, je stärker sie si des in ihrem Begriffe liegenden Abhängigkeitsverhältnisses bewußt bleiben. Der Dienst, den sie als Hilfswissenschaften der (reschich in der Sammlung und Sichtung historischer Erkenntnis leisten, wird geschichte, der Kirchen- und Kunstgeschichte und in : Arbeit auf‘ den Grenzgebieten geübt wird. Die Bebauung der Grenz gebiete legen sie ihrem Vertreter als ernste Pflieht auf. In diesem Sinne habe ich in meinen Arbeiten die Beziehungen zur klassischen und ge manischen Philologie, zum deutschen und Kirchenrecht zu gewinnen und festzuhalten gesucht, am nächsten wohl den Anschluß an die kirchen- geschichtliche Forschung erreicht. Als Zeugen hierfür darf ich nel einer Reihe älterer Arbeiten meine Neuausgabe der Bonifaziusbriel und die sie begleitenden kritischen Studien anrufen. Meine nächsten Aufgaben sind mir durch die Leitung zweier Al teilungen der Monumenta Germaniae historiea gewiesen: die Fortfüh und Beendigung der Herausgabe der Karolinger-Urkunden und di Leitung der Bearbeitung der mittelalterlichen Briefsammlungen. 24 Eifer, sie zu erfüllen, soll durch den Dank gespornt sein, den ich der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften für die hohe Eh meiner ee in den Kreis ihrer ordentlichen Mitglieder schı Erwiderung des Geldetars Hrn. Dies. Hr. De Aklawiesenne haften, als deren Vertreter wit > sind in der Akad. utigen Tage in unserer Mitte willkommen heißen, gewesen. ei emie jeweils durch hervorragende Meister vertretel Rückgrat de er wissen, daß das Sehrift- und Urkundenwesen das grat de ehichtswissenschaft. ist und darum auch in der hist“ rischen Abtei RE ten muß. “lung a ‚ Forschungsinstituts seinen Platz behau Als > Miarbeite i ie 5 © Mn nenta Germaniae, die den Akademie Antrittsreden und Erwiderungen 705 Sie schon lange in Beziehungen zu unserem Institute getreten, und wir freuen uns, daß wir Sie nun ganz als a Unsren betrachten dürfen. Als geborener Kärntner fanden Sie zuerst einen angemessenen Wirkungskreis in Ihrer österreichischen Heimat, indem Sie im Archive der Wiener Hofkanzlei neuere Polizeiakten ordneten und ausbeuteten. Die von Ihnen erwähnte, aus jener Beschäftigung erwachsene Arbeit über Silvio Pellieo, den berühmten Verfasser des Weltbuches Le mir prigioni, ist trotz ihres geringen Umfangs doch für die unerbittliche Wahrhaftigkeit Ihrer Forschungsweise bezeichnend. Sie haben dem unglücklichen italienischen Dichter trotz seiner wider Österreich ge- richteten Irredentapolitik eine glänzende Genugtuung gegeben, indem Sie seine Berichte über die Haft im Spielberg bei Brünn aus den Akten im wesentlichen bestätigen konnten. Die Mitarbeit an den Monumenta hat Sie dann dieser archiva- lischen Beschäftigung mehr und mehr entfremdet und auf das aka- demische Lehramt hingewiesen, in dem Sie zuerst‘ in Wien, dann in Marburg und an unserer Universität als Lehrer und Forscher auf dem Gebiete des Schrift- und Urkundenwesens erfolgreich wirkten und wirken. Die Bearbeitung der Karolingerurkunden hat zuletzt den Monumen- tisten früh auf das schwierigste Feld der lateinischen Schriftkunde, die tironische Stenographie, geführt. Hier, wo selbst die Meisterschaft Ihres Lehrers Tueopor vox SıckEL oft versagte, sind Ihnen schöne Entdeekungen beschieden gewesen. Ich erinnere an die Entzifferung des Schreibers, der das Testament Fulrads von Saint-Denis (777) schrieb, und an die Berichtigungen der bisherigen Annahme über das Juden- - schutzrecht unter den Karolingern, die sich auf die falsche Auflösung einer tironischen Note stützte. Es ist hübsch zu sehen, wie Ihr ge- übtes Auge in den Formulae imperiales statt sicut Iudeis ein harmloses ur sicut diximus erkannt hat, womit der alte Irrtum beseitigt war. Ich verfolge nicht die Reihe Ihrer sonstigen, fast stets mit Treffern ” verbundenen Einzeluntersuchungen oder Ihre verdienstliche Tätigkeit als Herausgeber des Archivs für Urkundenforschung und des Neuen Archivs der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Mein Blick ruht vielmehr auf Ihrer letzten großen Arbeit, der Neuausgabe der Bonifazbriefe und der sie begründenden Abhandlung über die all- mähliche Entstehung und Bearbeitung dieser Korrespondenz, die mir vorbildlich zu sein scheint für die Forschungsmethode, die man bei en Sin en ie ‚chronologischen Abfolge und der allmählichen en mlungen einhalten muß. Sie selbst werden ing der a der air era Ya der Be: a 706 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1915 arbeitung der ittätaltehlie hen Briefsammlungen in den Monumenta, deren Leitung Ihren bewährten Händen anvertraut ist, noc :h öfter die Fruchtbarkeit dieser Ihrer gründlichen Forschungsweise erproben. Die Akademie aber wird an den Ergebnissen Ihrer Arbeit weiter lebhaften Anteil nehmen und sich freuen, Ihre erprobte Fachkenntnis bei ihrer eignen amtlichen und wissenschaftlichen Tätigkeit zu Rate ziehe zu dürfen. Die Gedächtnisreden, die Hr. Hıyrzz dem verstorbenen Mitgliede Hen. von Schmoller und Hr. vox Warprver-Hartz Hrn. Brauer wid- meten, erscheinen in den Abhandlungen. Sodann erfolgten Mitteilungen betreffend die Akademische Prei aufgabe für 1922 und das Stipendium der Epvarp-GeRmARD-Stiftung: Akademische Preisaufgabe für 1922. Die Akademie stellt für das Jahr = folgende Preisaufgabe »Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind m Tierreich allgemem verbreitet. Für das Pflanzenreich liegen nur wenige und zum Teil widersprechende Angaben darüber vor, wie weit die Geschlechter diö seher Arten an morphologischen, anatomischen und physiologisch I Merkmalen der vegetativen Organe unterschieden werden können. sollen die vorhandenen Angaben kritisch gesammelt und unsere Ke nisse dureh neue Untersuchungen fester begründet und erweit ‚werden. « ‚Der ausgesetzte Preis beträgt fünftausend Mark. Die Bewerbungsschriften können in deutscher, lateinischer, fi ae, h zösisch MR srenden her oder italienischer Sprache abgefaßt sein. Sehrit ie in io > Weise unleserlich Rp enrieben sind, können durch : a ee Fo asse von der Bewerbung ausgeschlossen werd a : A u erh ist mit einem Spruchwort zu hu ee a ud re beizufügenden versiegelten, innerlich den & holen. er E 2 Verfassers angebenden Zettel äußerlich zu wit lich ergebe Iche den Namen des Verfassers nennen oder er an! der Bewerbung ausgeschlossen. Zurückzi en NE Tr isschrift ist nicht gestattet. i a ten sind bis zum 31. Dezember 192 a NW7, Unter den Linden 38, rteils en in ne Lsiex® Preisverteilung und Preisausschreibung ar Sämtliche bei der Akademie zum Behuf der Preisbewerbung ein- gegangenen Arbeiten nebst den dazugehörigen Zetteln werden ein Jahr lang von dem Tage der Urteilsverkündigung ab von der Akademie - für die Verfasser aufbewahrt. Nach Ablauf der bezeichneten Frist steht es der Akademie frei, die nieht abgeforderten Schriften und Zettel zu vernichten. Stipendium der Eovarn-Gernard-Ntiftung. Das Stipendium der Envarn-Gernarp-Stiftung war in der Lrisxız- Sitzung des Jahres 1917 für das laufende Jahr mit dem Betrage von 7100 Mark ausgeschrieben. Von dieser Summe sind inzwischen aber rund 700 Mark für einen anderen mit der Stiftung im Zusammenhang stehenden Zweck ausgegeben worden, so daß nur noch rund 6400 Mark zur Verfügung stehen. Die philosophisch-historische Klasse der Akademie hat indes beschlossen, das Stipendium diesmal nieht zu vergeben. Statt dessen wird es für das Jahr 1919 mit dem Betrage von 9000 Mark ausgeschrieben. Bewerbungen sind vor dem r. Januar 1919 der Akademie einzureichen. Nachweis der Reichsangehörigkeit des Bewerbers: Angabe eines von dem Petenten beabsichtigten, durch Reisen bedingten archäologischen Planes, wobei der Kreis der archäo- logischen Wissenschaft in demselben Sinne verstanden und an- zuwenden ist. wie dies bei dem von dem Testator begründeten | Archäologischen Institut geschieht. Die Angabe des Planes muß verbunden sein mit einem ungefähren, sowohl die Reisegelder wie die weiteren Ausführungsarbeiten einschließenden Kosten- anschlag. Falls der Petent für die Publikation der von ihm beabsichtigten Arbeiten Zuschuß erforderlich erachtet, so hat er den voraussichtlichen Betrag in den Kostenanschlag aufzu- er nehmen, eventuell nach ungefährem Überschlag dafür eine an- = gemessene Summe in denselben einzustellen. Gesuche, die auf die Modalitäten und die Kosten der Veröffent- lichung der beabsichtigten Forschungen nicht eingehen, bleiben un- berücksichtigt. Ferner hat Kagel Bere or in seinem Gesuch. zu ver- es re ; vor de EL Del den auf r Jahr den: eg fol- tr: genden Jahres über den Stand der PR ERAE Barbie. sowie 5 Abschluß. Arb Nach $ 4 des Statuts der Stiftung ist zur Bewerbung. erforderlich: x 2.5 des 08 Öffentliche Sitzung vom 4. Juli 1918 falls er während des Genusses des Stipendiums an einem der Palilientage (21. April) in Rom verweilen sollte, in der öffent- lichen Sitzung des Deutschen Instituts, sofern dies gewünscht wird, einen auf sein Unternehmen bezüglichen Vortrag zu halten; . jede dureh dieses Stipendium geförderte Publikation auf dem Titel zu bezeichnen als fernäsgegeböh mit Beihilfe des Envar GerHARD-Stipendiums der Königlichen Akademie der Wissen schaften; . drei Exemplare jeder derartigen Publikation der Akademie ein zureichen. D je) ES Verleihung der Leiexız-Medmnaille. Zum Scehlusse nahm der Vorsitzende das Wort zu folgender Ve kündigung: Die einzige goldene Leissız-Medaille, die in diesem Jahre ve geben wird, hat die Akademie durch einstimmigen Beschluß ihr beiden Klassen Sr. Exzellenz dem Präsidenten des Reichsbankdirek toriums Hrn. Wirkl. Geheimrat Dr. Havesstein zuerkannt. | | Die großen Leistungen der deutschen Volkswirtschaft wi ährend des Krieges sind wesentlich der zielbewußten Vorbereitung und tung seitens der deutschen Reichsbank zu verdanken. Das große Ver dienst, das sich ihr Präsident um die wirtschaftliche Kriegführung ' erworben hat, geht weit über das Ausmaß einer geschickten Verwal ' tungspraxis hinaus. Es ist vielmehr das Ergebnis einer tief eindrim- genden wissenschaftlichen Einsicht in die verwickelten Probleme der Volkswirtschaft. Sie, verehrter Herr Präsident, haben die Genugtuung, die U N Forschern nicht leicht und nicht oft zuteil wird, daß Ihre Wis schaft die Probe auf die Richtigkeit bereits durch den vollen W glänzenden Erfolg Ihrer Maßnahmen bestanden hat. Außer dem segen® reichen Eingreifen. der Reichsbank, das zu Beginn des Krieges und ä später dem Kreditbedürfnis des Staates wie der Privaten zu H kam, hat unser ganzes Volk, Ihrer Führung vertrauend, ae -htmal immer steigendem. Maße den Beweis seiner erstaunlichen finanziellen E Kraft erbracht. Den silbernen Kugeln Englands haben wir die goldene Watfe des Reichsbankschatzes. entgegengestellt. E N ee er evölkerung, die ein gesundes Urteil in der Wi .R P ide S maßgebenden Persönlichkeiten besitzt, nennt Sie, H +räsident, R ‚den Bars einge und stellt Sie damit an u = a lenkt. Wie wir h Verleihung der Leısnız-Medaille 709 ringen wird, so vertrauen wir, daß wir dank den weiteren Maßnahmen des Reichsbankdirektoriums auch finanziell bis zum siegreichen Ende durchhalten werden. Dem Danke des ganzen Volkes für das Wirken Ew. Exzellenz schließt sich unsere Akademie aus vollem Herzen an. Auch sie hätte ihre Aufgaben während des langen Krieges nicht fortsetzen können, wenn das wohlgeordnete deutsche Geldwesen dem Staate nicht ge- stattet hätte, auch unsere Friedensarbeit gedeihlich zu fördern. Zum Zeichen ihrer dankbaren Anerkennung hat die Akademie Ihnen die goldene Leısnız-Medaille verliehen. Daß dieses Gold erst nach Beendigung des Krieges in Ihre Hände gelegt wird, dürfte bei Ew. Exzellenz am ehesten Verständnis finden. Möge der Tag nicht zu fern sein, wo die Kriegswirtschaft wieder in die Wirtschaft des Friedens umgeschaltet werden kann und wo das Gold, das jetzt sicher in dem Schatzhaus der Reichsbank verwahrt ist, wieder an das Licht treten darf. Dann wird es uns eine doppelte Freude sein, Ihnen, Herr Präsident, die goldene Münze zu überreichen, welche die Aufschrift DIGNA DIGNIS. weise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher. Sprache veröffentlicht sein oder werden. Sollte eine dem rege Veröftent- _— res en Sekret. or der Ausgabe in akadem Schr aaa zur Kenntnis kommen, so rs = Sur se ng aus diesen entfernen. der Tobi er einer ER wissen- sehaflichen Mittei > dieselbe erh RT früher zu ntlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gel- htsregeln zusteht, so bedarf er Fuer der Ein. willigung der er — ie. Gedächtnisre ande itig zu erg ist den Verfassern ee gesta us $ 2]. Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22 Jeden ... eröffnet eine a über die der Sitzung vorgetragenen wisse n Mittei» kungen und über die — Veröteichung eg ge- sch: Eirabne Angelegen r den Titeln a Vmnnliflichen Mitteilungen rn gen in a Übersicht kurze en geei weiche die Verfasser einreie und für welche sie ee Ze Diese Inhaltsangaben ao en mr gr ar Drukzölen. beschränken, keinesfalls jiarnın r4 Pr} Atieilungen ie mit vorgesetztem Stern re den für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« De fügt. great Mitteilungen fremder Verfasser € icht eig a men er - Mn in welcher deren Aush endgültig beschlossen w vr »iften der Akad 1s Das Manuskript einer in einer akademischen Sitzung a ap stag zur Aufnahme in die Eee rn e zu- che am Tstag m ne , spätestens bis Freitag ekretar oder d fertig erh werden. Späte nr Manuskripte werden, mit dem Präsentationsvermerk des redigierenden Sekretars oder des Archivars versehen, für ein späteres Stück mens gelegt. Dasselbe kann von vornherein mit Mitteilungen ge- schehen, u ai aus Se elehen nee nn ı lä Bit, oder velc a n Die Rei Abend die et n die hier wohnenden o wesenden ee ee an die rrere welehe die Mitteilung vorgelegt haben, mit der Angabe, daß sie kamen = Di ae Abend wieder abholen lassen werde; doch die mit der Korrektur betraute Person _ so muß sie die Korrektur: ber = an die ee zurückliefern. die Korr tee als bis Dienstag Abend von der damit be- ai Person behalten, so er diese es zu verantworten, wenn die Mitteilung in einem späteren Stück erscheint. ach auswärts werden Korrekturen nur auf Verlangen versandt; die Verfasser verzichten damit auf wen ung nach acht Tagen. Fremden Verfassern, deren Korrekturen erst go dem aeengerin Mitgliede zur Herden ee erden sen, kann das Er- scheinen am A Überhaupt nieht zu- gesichert a Ans 8 36. . Die Akademie behält sich das die vor, von einer ver- grifienen Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten. Abhandlungen der Akademie game I . 1916: ysikalisch-mathematische Klasse . Philosophisch-historische Klasse . . Abhandlungen. Jahrg. 1917: ch-mathematische =. er Physikalis Philosophisch-historische Klasse . . . . Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 111-1917 Physikalisch-mathematische. Klass BrancA: Bericht über ne mir ana Urteile der —— betreffihd die in Ziele a vulkano machte cn \ (1915 ge denaion auf, Teneriffa. I. Ziele und Auf, ibn 5,2) ologischer Forschung« H. Vırcnow: Gesichtsmuskeln des Sehnen M. Rorumans und E. Teveer: Aus der der Station sowie erste Beobachtungen W. Köster: Aus der rg auf Tenerife. 1. Optische EREEER am Schim- vox Warperer-Hartz: Die traparietalnähte (dl n Vorschläge 1914, 2). MM 2.50 haltenen Schimpansen (19 pansen und am Haushuhn (1915, 3). a et H. Srrauı und E. Barımans: Embryon nalhüllen und Plazenta von Putorius ‚furo (I 4). u 0 Buamea: Einige Betrachtungen über die ältesten Säuger der Trias- und Er aois, > un Bo Enerer: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der zb We. ‚(1916 » 8.50 W. Köncenı en an Anthro er » en G. Sreuve: nee E lemente Fe inneren Saturnstrabanten «a8, 1; Philosophiseh- -historische Klas E. en und D. Krencker: Vorbericht . die Ergebnisse der Ausgrabung des sogenannten mischen Kaiserpalastes in Trier (1 )- ie Zwei Pfahlinschriften aus den Tarlanfanden. wa, “ * “ 8 Ss BraspL: Zur Kenn der altenglischen Dialekte (1915, 4) . SeLer: Beobachtungen tudien in kr uinen von Palenque 0915, Rn Sıcuau: Die Chronik won re em DE - Dirzs: Philodemos Über d ren Buch (1915, Drittes Buch. I. Griechischer Text 1916, P 2 ; ie Drites Buch. U. Erläuterung des Textes (1916, 6) : GoLDziHE Sams, - er islamischen ‚Orthodozie, zu den antiken Wissenschaften 95, 5 vos Harsack: Porphyrius »Gegen die Christen« ( re } SELER: Die Onstzaleoutl-Fassaden » Bid ikicher Bauten zen Fr ; GRAEVEN-SCHUCHHARD ng a Er age Die Ruinen von Uxmal fü Eru : Rönische "Obelisken ee : H. Baker : Nubische Texte m Dialekie der Kuntızi (1917, Sy. : Yon Köktürkischen 2 zum Osmanischen. 1. Mitteilung (1917, 6). Disıs: Über die von Prokop beschriebene Kunstuhr - Gaza es 17, 2 Srumer: Die Attribute der Gesichtse en een ‚8. ur en y und Vorstellung ei und E.S : Herons Belopoiik RR vom "Geschützbau) ass, 2) G. Me: Ft a Fhaverträge aus vorsaitischer Zeit (1918, 3). | Stngebene der Akademie Preis des Jahrgangs Sonderabdrucke. IL Halbjahr 1917 ‘ Liesisca und A. en Die Ener des Sn und — ee ade im ie sierten Licht. Hu Sondersbdrucke E Halbjahr 1918 E. —— reine des Weltkrie m Altertum voX : Der »Eros« in der alte n christli Fichen Literatur . NorDen: en Ein Eraumatisch-eihnlogisches Problem ; a - Über Gravtationswellen = en Eu . - Freunptica: ie singulären Stellen der ' Lösun ngen n des s n-Körper -Problems. 1. Mitteilun gene n ag die : Syn der Surtheuhung eirsgenge gerne und iind Hetısass: Über milde Corress: Zur Kenntnis che mwendelnder Bastarı de : ns ; mens Ein Entwurf zu inem neubabylonischen uch e : r den ee De Be re bei Phötachemischen ee in Gasen. vu K. Merer: An Crinög.. Ein ge Gedicht an eine ® Syneisakte . a PSTEIN: die Struktur den Pinschran m b di Eisteiıs: Der eeserhge in der allgemeinen ind bl Be gang _— > . a tönen, on und Elektrizität . 2, 2 _— gr Bi Were Gediehts ar. Srdonne ÜL Toyxri j F. W.K. Mürıes Kuian (Küfän) (hie erzu Taf. I und I ©. Sars lan allgemeine era der Aldehyde zu RE Gärung und den M. - sen een Beziehung 3 zwi ischen Brechun. ngsindex und Dielektrizitätskonstante K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. vın® The Oihlie von Harxack: n pruch über Petrus bes des: Felsen die Kirch Mat .. iii ne er ‚Uhrwe erke an den Äquatorealen der Babelsh. x An 16, u f : er die Störungen der en des Örsersschen Ken in der Marsnähe 1887. EEE 1918 XXXIV. XXXV. XXXVI SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse am an ng (S. Zi), M. Bons: Die elektromagnetische Masse der Kristalle. (S. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 11. Ih (S. 719) Gesamtsitzung am 18. Juli. (S. 721) Norpex: Bericht der Kommission = den Thesaurus linguae Latinae über die Zeit vom ı. April 1917 bis 31. März 1918. (S. 723) Adresse an Hrn. Junius vos Hans zum fünfzig jährigen Doktorjubiläum am 6. Juli 1918. (S. 725) vox Wiramowirz-MortLenvorrr: Dichterfragmente aus der Papyrussamminng der Kgl. Museen. (Mitteilung vom 127. Juni.) (S. 728) Freiherr HıLzer v. GAFRTRINGEN: Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr. Grieehiseher Papyrus der Kgl. Museen zu Berlin. (Mitteilung vom 27. Juni.) (S. 752) W. Scausarr: Ein griechischer Papyrus mit Noten. (Mitteilung vom 27. Juni.) (S. 763) W. Senvız2: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. III. (Mitteilung vom 10. Januar.) (S. 769) MIT TAFEL HI uno IV IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER nt Aus dem Reglement für die Redaktion der akademischen Drucksch Aus Die Akademie gibt er : 41,1 der Statuten, zwei fort he en heraus: »Sitzungsberichte mi Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften« a = Königlich Preußischen Akademie = Wissenschafte Aus $ 2. ede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte oder die "Abhandlungen bestimmte Mitteilung muß’ in einer aka- eg Sitzung vo Be gt werden, wobe in u Regel t. Nicht- mitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache EEBBEENGEN ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. $ 3. Bere einer —— Mitteilung soll r Regel in den Sitzungsberichten bei Mitgliedern 32, bei er 16 Seiten in = eröhnlichen Sehrift ad in den Abhandlungen 1 ekbog on je 8 Seiten in der een Sehrift = Rbiend- en a Dasen b a G waren demie oder der ffenden Klas haft und ist bei Vorlage der Mitteilung rer zu — a der Umfang eines "Manuskripte ver- are e Zustimmung erforderlich sein werde, o hat be ae: Mitglied es vor dem Einreichen von sachkundiger Seite auf seinen mutmaßlichen Umfang u abschätzen zu lassen. S 4. Sollen einer eg Abbildungen im Text oder auf besonderen Tafeln beigegeben w aufnahmen usw.) engen mit dem Manuskript, jedoch auf = are Blättern, einzureiche Fr der Herstellung der Vorligen habe Sind diese Ks g übernimmt die Aka- Homie Über ir voraussichtliche Höhe dieser Kosten ee Auflage bei den Sitzungsberiehten 150 Mark, bei den Fe ee 300 Mark, so ist Vorberatung durch das Sekretariat = ten. s$ eh der V a Pe hi druckfert “ Einreiehung des h tligen Manuskripts d zuständigen Sekretar .oder a a en wird über Aufnahme der Mitteilung in die akademischen ehriften, und zwar, wenn eines der anwesende i glieder es verlangt, verdeekt abgestim ilungen Verfassern, welche der. Akademie sind, sollen der Re air en Sitzungsberiehte a ufgenommen a B ren chließt eine Klasse die Aufnahme der 4 eg sm _ tteilung eines Nichtmitgliedes dieser Besch handl hluß de Bestätigung durch die Gesamtakademie 2 (Fortsetzung auf 3.3 des Umschlags.) ; ie ers Verfasser, eitung dieser _ ist nur mit ee Aus $ 6. ' n die Druckerei abzuliefernden Dasselbe hat sieh zu vergewissern, daß der V seine Mitteilung - sen druckreif = Di e Korrektur ihrer are sd a "diese ers vorlegende Mitglied einzusenden. Die re soll mad Möglichkeit nieht über die Berichtigung von | K Berner Sekretars und die Verfasser == zur Tragung der entstehenden kosten verpflichte 58. Von allen in die Eräiigpbe richte oder Abhandmg ichen Mitteilungen, Adressen oder Berichten werden fü wissensehaftlicehen Mitteilungen, wenn der Druck 4 Seiten übersteigt, auch für den Buchhand abdrucke ee die alsbald nach Erseheineft ERBEN geringe 4 7 1 tie Sanılera für ‘den Buchhandel hergestellt, indes nur dann, weni Verfasser sich ausdrücklich damit einv erstanden 8.9: n den Sonderabidrueken aus den Sitzungsbei = erhält. ein Verfasser, _—. Mitglied - Au Genie ilu = Genehmigung der Gesam n Klasse. — Nich Inge € we dürfen zeitiger Anzeige bei ‚eK gierenden Sekretar en 200 Exemplare aa en abziehen lassen. Von den Sonderabdrucken aus den Abhan hält ein Verfas welcher Mitglied der A zu unentgeltlicher Verelung ohne ag, exemplare; er ist indes ber @ 5 et und dürfen nach rechtzeitiger Anzeig® n gierenden Sekretar weitere 100 Exemplare au abziehen lassen E17. fi Eine: für die akademischen Schr stimmte wissenschaftliche Mitte eilun keinem Falle vor ihrer Auen Stelle anderweitig, sei es aue ll SITZUNGSBERICHTE 1918. AXAW. "KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. En ER ar er physikalisch t] tisel Klasse. > & Vorsitzender Sekretar: Hr. von WaLvever-Harrz. 1. Hr. Liesisen sprach über Kristalle mit optischem Drehungs- vermögen. (Ersch. später.) Betrachtet man die Fortpflanzung und Bolirientien des Liehtes in einem durch- sichtigen aktiven anisotropen Kristall als das Ergebnis des Zusammenwirkens einer Sge Em shalichen Doppelbrechung ® mit geradlinig und senkrecht zueinander polarisierten Vellen und einer Doppelbrechung & mit zirkularer Polarisation, so lassen sich die Vorzeichen von B und € gleichzeitig bestimmen mit Hilfe der Interferenzerscheinungen, die im konvergenten Lichte entstehen, wenn eine zu einer optischen Achse senk- rechte Platte zwischen einem geradlinigen Polarisator und einem zirkularen -Analysator oder umgekehrt zwischen einem zirkularen Polarisator und einem geradlinigen are sator eingeschaltet wird. Die hierfür geltenden Regeln ergeben sich aus ziehungen zwischen jenen Erscheinungen und den Interförenshildern, die de u Bedingungen durch Platten aus inaktiven Kristallen hervorgerufen werden. Hr. Prasck überreichte eine Mitteilung des Hrn. Prof. Dr. M. Bors in a Die elektromagnetische Masse der Kristalle. ‘ Der Satz von der Trägheit der Energie verlangt, daß die träge Masse eines festen Körpers nieht exakt gleich der Summe der Atommassen ist, sondern um einen Betrag größer, der sich ergibt, wenn man die Energie der Kohäsionskräfte, die bei der Kristallisation wirksam werden, mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit dividiert, Mit Hilfe der Methoden der Gitterdynamik läßt sich dieser Satz, der eine allgemeine- 'Folgerung der Relativitätstheorie ist, durch Reehnung direkt bestätigen, soweit die Kohäsionskräfte a Ursprungs sind. Von Prof. Dr. M. Born. (Vorgelegt von Hrn. Pı.axcr.) Peiner der wichtigsten Ergebnisse der Relativitätstheorie ist der Sa von der Trägheit der Energie. Danach soll die träge Masse M ein Systems vom Energieinhalte E durch die Formel M= = gegeben sein, wo c die Lichtgeschwindigkeit bedeutet. Historisch dieser Satz aus den Versuchen entstanden, die Trägheit der Elektrot rein elektromagnetisch zu erklären. Bald darauf lernte man in de Hohlraumstrahlung ein weiteres Beispiel für die Trägheit der Energ kennen. Heute erscheint der Satz als eine allgemeine Folgerung ee Relativitätstheorie; aber neue Beispiele, bei denen man das Beharrungs ‚vermögen der Energie aus dem Mechanismus des Systems expli berechnen kann, sind meines Wissens bisher nicht gefunden worden run; all» r Fall; doch steht soviel fest, daß unter den ich die elektromagnetischen Wechselwirkungen °» Atomen und Elektronen ausgehen. Diese elek ht man nun vollkommen, und es M. Borx: Die elektromagnetische Masse der Kristalle 713 daher möglich sein, den von ihnen herrührenden Anteil der Massen- diehte zu berechnen. Die hierzu nötigen Methoden sind in Meinem Buche »Dynamik der Kristallgitter'« enthalten. Darin sind im zweiten Teile die Be- wegungsgleichungen der Partikel eines Kristallgitters unter der An- nahme aufgestellt, daß außer konservativen, zeitlos wirkenden, quasi- elastischen Kräften elektromagnetische, mit Lichtgeschwindigkeit sich ausbreitende Kräfte von einer Partikel zur andern wirken. Doeh ist die Lösung der Bewegungsgleichungen nur für den Fall sehr schneller Schwingungen, die der Fortpflanzung von Lichtwellen entsprechen, vollständig durchgeführt; auf die langsam schwingenden, elastischen Wellen bin ich im zweiten Teile des Buches nieht eingegangen, weil ich glaubte, daß dabei gegenüber den entsprechenden Überleg gungen des ersten Teils, wo die elektromagnetischen Kräfte fehlen, nichts Neues herauskommt. Ich habe aber jetzt bemerkt, daß ein unscheinbarer Unterschied der Formeln gerade das interessante Phänomen der Trägheit der elektrischen Energie enthält; man hat, um diesen Umstand ans Licht zu ziehen, nur mit dem im ersten Teile des Buches angewandten Lösungs- verfahren die erweiterten Bewegungsgleichungen des zweiten Teils für langsame Schwingungen zu behandeln. Ich will dies im folgenden dureh- führen; leider liegt es in der Natur der Sache, daß ich mich auf die in meinem Buche gegebenen Ableitungen stützen, die Bezeichnungen und die Bedeutung der Formeln als bekannt voraussetzen muß.- Ich knüpfe an die Formeln [278], [279]. [280] des $32 an. Der Einfachheit halber wollen wir annehmen, daß keine elektrische An- regung stattfindet, dann ist das een; Moment D = 0 zu setzen und die Gleichungen lauten: 0 : 5 m, R er > (AM k) u, ı Ge #) V, + F9 W.) ==, [278] - =) w” m; 7 + Zar 7,4906 7 + P&# W,) = das en ı folgenden als D.K. und in eckiger Kamen 2. B. RE e-um ö,- zur U, + GHV, Re), Bors, De der Kristin, het, B. G, Tesbuen, 191 5 ieh zitiere i | ; \ be der Nummer - 714 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 11. Juli 1918 ji ee N Sn Wk. N Tr ‚ck T Zr am; U, + > (AND, + GEN V, + Fe W,) ie Em BAR, + Gem V, 4 Ren W,) k' 0 WERE 0 2 N) % 0 2 SARK)TT GR, 1(k, %‘) N k' I (k,K) IT u 722 D! U, Der einzige Unterschied dieser Formeln von den entsprechenden r des ersten Teils, $ 10 [80], [31] und [82], sind die Summen mit den Koeffizienten D$"®) auf den rechten Seiten von [280]. Wir lösen die Gleichungen für langsame Schwingungen, d.h. , für » =0, nach dem in $ TI auseinandergesetzten Verfahren. Zuw—0 gehören 3 linear unabhängige Lösungen der Gleichungen h [273], nämlich 4 E ) “ ER — 1 + 0 ’ 0 s x b=b: 1,0, . 0 W, ne 0, 0 ’ 1 ; die allgemeine Lösung ist also | er 0 0 .) u=U, W=V, W=w, | wo U, v, W noch zu bestimmende Konstante sind. A Setzt man diese Lösung (2) in die Gleichungen zweiter Näherung [279] ein, so lauten diese: . | AND. +, + pen ww, | le | = -Ußn, >, A) _ VS Gen _w Fr m —. en: nie p —— —— — m ZFRTHRIERR u m — ar er Koeffizi nvensystem der linken Seiten dieser Gleichungen a = ee U [278] für »=0; also sind sie nur auflösbar, es er a Seiten, mit den 3 Zahlensystemen (1) linear zu n ee sammengef Dt, N ull’ ergeben. Das liefert Bedira eg ss-Ko effi- zienten U, V, w: rn 3 Bedingungen für die - N ee M. Born: Die elektromagnetische Masse der Kristalle 715 (w° 2 m; + 22 A) + ‚22 GEN. e3 FeN 0; a En ee BU Hier verschwinden aber sämtliche Doppelsummen; denn nach der Formel [76] des $ ı0 gilt für quasielastische Kräfte (5) a ee a und nach $ 29 bleiben diese Relationen auch bei elektrodynamischen Wechselwirkungen bestehen. Folglich bleiben U, V, W unbestimmt, und es ist we Die Gleichungen [279] lauten nun: Ar, + GEN V, + ee W,) (US AEHLVSEENHL WS FR). nis he aa und sind für beliebige Werte von U, V, W auflösbar; die allgemeine Lösung hat die Form U,+6,, +6, W;r6,; wo U,, V;, W, eine beliebig gewählte Lösung und (/; C,, ©, Kon- stanten sind. Mit diesen Werten gehen wir in die Gleichungen [230] ein, welche nun lauten: ZANT, + ENT, + RE Wo) den. U, + C)+ EV, +0) +Fe9(W, + C,)) = um, U - Wär ML 720 RL Warn ®)) (7): Me e i (k, k') USD ; Die linken Seiten sind wieder identisch mit denen von (3) bzw. . von [279] für »=0; daher sind die inhomogenen Gleichungen (7) _ nur auflösbar, wenn die rechten Seiten. mit den 3 Größensystemen (1) 116 > Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 11. Juli 1915 linear komponiert, verschwinden. Daraus SERHEHEN 3 3 Bedingungen, aus denen wegen (5) die Konstanten Ar } issausfallen. sie laut A Be AIR (= SS SpeH\ı ESS Arm ıLYV um oegme sag ragen ragen | (8) +WIDFENID (U, DACH VD C*" +W,3 FE Ä ek # e r we von U, V, W, und wenn man (diese in (8) einsetzt. bekommt man . drei er a Gleiehungen für U, V, W, deren De terminante, 3 gleich Null BESERE, eine kubische Giiehine für die Größe’ »* liefert. en v=0,wW"—=0 ist die Frequenz in unserer Näherung Be | und die sichibsren Verrückungskomponenten ; Dey, Ferner setzen wir, wie in D.K.$ıa: # r Sodann führen wir für die Koeffizienten ARM dee, A ihre | Ausdrücke in’ den Richtungskosinus der Was id den Koi stanten der E Energiedichte p mit Hilfe von [33 ein; endlich setzen wir re von [33], [36], [421 [741,17 (9) DE EILDE k) | und beachten die Non des Bree hungsindex 276 7 pe HERE Boa * . Aw du Di # ann Be ee Gleichungen (6) und R in die folgenden übe R I a Dur ;“ ” ri | * zu } ee er | Bar: Bed == un ee Fe MR + a a 2m Ä = DE + se z Were, ge a o- Fun. 108 Ha M. Born: Die elektromagnetische Masse der Kristalle 717 D 2 2% 2 + — JwWu=u Ei a +a,% +a,y +?2a,„9y+ 2a, ya + 2a,aß) & +03) gu®+. rg Er ) Nun stellen wir die äquivalente Kontinuumstheorie auf, indem wir 21 2 2ri = ; eh, ——y -iw Ben 0 5 0 0 ER oYy° oz’ ot ou : ersetzen und A mit %,,--» bezeichnen. Dann erhalten wir aus (11): & ( ayds I IX, Pr a (12) N ER, wo die Spannungskomponenten X,, ---- durch die Formeln [51] des $ 5 definiert sind. Die Gleiehungen (10) nehmen die Form Ir + Eee) = +, + a, y kr ee 1 u a ae ee — AEBERRBRN an und erlauben, die %,, ©,, w, aus den Spannungskomponenten A,... zu eliminieren; dann werden diese lineare, homogene Funktionen der Verzerrungskomponenten ’ “ # " ae 4 UM A ee, Fa die ı es uns. ne ankommt, lich eine Veen | er durch Summation der Atomm Ri berechneten Massendichte 718 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 11. Juli 1918 = f um den Betrag = Man kann sich nun leicht davon überzeugen, , dichte bedeutet. Nach D.K. [253] ist nämlich De = "(men und nach $ 28 [257] bedeutet 9m — »3 &, Pl ®) 1 das elektrostatische Potential aller Gitterpunkte des Obergitters, aus genommen den Punkt {”. Folglich ist 2 N Ö° > DR ke”) eg, [9 = I" EEE WNEN „9, ER EN k = die Summe dieser Energien für die Partikel eines Elementar-Parallel- epipeds, immer gerechnet im Obergitter. Will man zu dem wirklichen eig übergehen, so hat man dureh $ zu dividieren, weil das Pote n in umgekehrt proportional ist, und man erkennt, daß 1€ zoBE ö° D die elektrostatische Energie bedeutet, die zwisel den Partikeln eines Elementar-Parallelepipeds und dem ganzen übri, ‚Kristallgitter besteht; mithin ist D diese Energie, auf die Volumeneinh A bezogen. Tatsächlich haben wir also in dem Zusatzgliede 2 ein in- © h struktives Saiapiel ee die 'Trägheit der Energie gewonnen. | : | Ausgegeben am 25. Juli. we +19 SITZUNGSBERICHTE 1918. | XAXV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 11. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. Rortne. “1. Hr. W. Senvrze und Hr. Löpers berichteten über ihre Ar- beiten im Inderlager zu Slobozia. Hr. W. Scavrze berichtete über die äußeren Verhältnisse, unter denen sich die Arbeit vollzogen hat, und knüpfte daran eine Anzahl linguistischer Bemerkungen, auf die ihn die Beobachtung der Natur und des Lebens in Rumänien geführt hat. Überall drängt sich dem unbefangenen Beobachter die Notwendigkeit auf, die modernen Balkansprachen in der geschichtliehen Forschung prinzipiell als eine Einheit zu be- “. handeln. Hr. Lüpers machte Mitteilungen über das Gurung und das Murmi und ihr Ver- hältnis zueinander. - Es hat sich ergeben, daß das Murmi eine auf älterer Entwicklungs- stufe stehengebliebene Schwestersprache des Gurung ist. 2. Hr. Keur legte vor: Veröffentlichungen der Archiv-Verwaltung - bei dem Kaiserlich Deutschen Generalgouvernement Warschau. I. Die Handschriften des Finanzarchivs zu Warschau zur Geschichte der Ost- provinzen des preußischen Staates. I. Die preußischen Registraturen in den polnischen Staatsarchiven. left ı (Warschau 1917.18). Ausgegeben am 25. Juli. 72] SIIZUNGSBERICHTE 198. | AXXVI DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 18. Juli. Gesamtsitzung. ” Vorsitzender Sekretar: Hr. von WALDEYER-HaRrTZ. “1. Hr. Hagerranpr sprach »Über Zellwandverdauung«. Mikroskopische Untersuchungen über die Veränderungen, welche die pflanzlichen Zellwände im ee des Menschen und verschiedener Tiere erleiden, sind bisher von pflanzenanatomischer Seite nur in geringer Anzahl ausgeführt worden. Der Vortragende berichtet nun Br die Ergebnisse einer größeren Versuchsreihe, wo die Zellw andverdauung seitens des Menschen, des Hundes, des Schafes, des Pferdes, ferner einiger Schmetterlingsraupen und Landschnecken mikroskopisch näher verfolgt wurde 2. Hr. Steuvr legte eine Abhandlung des Hrn. Prof. F. K. Gixzeı in Berlin vor: » Beiträge zur Kenntnis der historischen Sonnen- ‚finsternisse und zur Frage ihrer Verwendbarkeit«. (Abh.) Die früheren Arbeiten des Verfassers behandelten n.. die re Sonnenfinsternisse nach (Quellen aus Mittel- und Westeuropa. In der vorliegenden Abhandlung werden die von nordischen und vorderasiatischen Quellen ee Sarnen finstenikee aus der Zeit de Mc einer eingehenden Bearbeitung unter- zogen, wodurch das früher erlangte Material eine wesentliche Bereicherung erfährt welche auch für die Mondtheorie von Bedeutung ist. 3. Hr. Norpen überreichte den Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae Latinae über die Zeit vom ı. April 1917: bis 31. März 1918. > +1 - 2 4. Das korrespondierende Mitglied derphysikalisch Klasse Hr. Jusius EpLer von-Hann in Wien hat am 6. Juli das fünfzig- _ Jährige Doktorjubiläum gefeiert: die Akademie hat ihm eine Adresse an RER, welche in diesem Stück kabgedruckt. ist. ee olgende Druckschriften wurden vorgelegt: ein neu erschienenes Sr Heft der Inseriptiones Graeeae, Vols. Het IH editio minor, 'Pars Ar Fase. ” | . der erste Faszikel der Indices zu den Inscriptiones Atticae Euelidis. ut — ee J. ‚ Kınonsen a ee ee von ı Hrn. Gonnscnn = air a . Gesamtsitzung-vom 18. Juli 1918 eingesandte Werk des verstorbenen korrespondierenden Mitglie ei - H. Vöcarise: Untersuchungen zur experimentellen Anatomie und Pat logie. des Pflanzenkörpers. II. (Tübingen 1918). 1 IND a” Norven: Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae. Latinae Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae Latinae über die Zeit vom 1. April 1917 bis 31. März 1918. Von Epvarnp Norden. Die Kommission hat, da wichtigere Beschlüsse nicht zu fassen waren, auch im Jahre 1917 keine Zusammenkunft abgehalten, jedoch eine solche für anfangs Juni 1918 im Anschluß an den Kartelltag der deut- schen Akademien ins Auge gefaßt. Der Drucklegung drohte durch Ausgehen der Papiervorräte völliger Stillstand: Versuche, neue Mengen brauchbaren Papiers zu beschaffen, wurden unternommen und sind noch im Gange. Einstweilen kann die Ausgabe von Reinbogen oder Lieferungen nicht erfolgen: der Satz geht, so schnell es die Arbeitsstörungen in der Druckerei erlauben, weiter und wird durch Stereotypie erhalten. Der Finanzplan für ı918 ist am ı. April d. J. wie folgt fest- gesetzt worden: Einnahmen. Beiträge der fünf Akademien . - - » » = 2.» 30000 Mark, Sonderbeitrag von Wien . . . 1000 » Beitrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg 600 » GiEsEckE-Stiftung 1918. . . . ee 5000 » Zinsen, rund . . ee ISO,» Honorar von Feubner für 40 Bee (4 en) 6064 >» Stipendien des Kgl. Preußischen Ministeriums . . . 2400 » Beiträge Hamburg . . ; mar, 1000 » ” Mama: - 2. een. 700 » » N I ee 600 » Summa 47514 Mark. I 5 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918 hr | an bestimmte Wörsruis-Stiftung betrug am 1. Januar 1918 76222.72 Mark. : Ausgaben. Be. ne nn a 31000 ae Auen, re nn nn na ‚Honorar für 40 Bogen. . . #727 2208 Verwaltung (einschließlich Mietsbeitrag; en An- gestelltenversicherung, Material- und Namenordnung) 5000. Dame: . 2.0.0.2... 10088 a a ee ne ee 500 BE eu... 3000 Summa 47200 Mar Im Jahre 1917 betrugen G6 Rinnahmen.,. 2. ..., 52..222::50939.00 de Ausgaben en. .....,50527.30 Überschuß . 412.65 Mar - Unter den Ausgaben sind verrechnet 5500 Mark, die als Rüc Inge für den Sparfonds verwendet worden sind. Die als Reserve für den Abschluß des Druckes vom Buchstaben Bestand des Thesaurusbureaus am 31. März 1918: Generalredaktor Dr. Dırrmanx (vom Preußischen Staat benrlaubter Oberlehrer). | 'Sekretäre: Dr. Hry Do Bay erischen Staat beurlaubter Oberlehrt und ‘Dr. Bansıer. Assistenten: Dr. Worer, Dr. a Dr. RugengAuer, Dr. BA0R LER, Epwarn re Dr. Ina Kapr, Fr. Mürter, Dr. Luise RoBBl Dr. Ixo. | ee u a 43.4» Ar ußer den obengenannten): Dr. La _ BACHER beurlaubt. vom k. österreichischen Ministerium für Unten 2. 1. im er Adresse an Hrn. JuLius von Hann zum füntzigjährigen Doktorjubiläum 725 - Adresse an Hrn. Junsus von Hann zum fünfzig- jährigen Doktorjubiläum am 6. Juli 1918. Hochgeehrter Herr Kollege! Di Feier Ihres fünfzigjähbrigen Doktorjubiläums, zu dem Ihnen die Königliche Akademie der Wissenschaften (die herzlichsten Glückwünsche ausspricht, gibt ihr einen willkommenen Anlaß, der großen und bleiben- den Verdienste zu gedenken, die Sie sich durch Ihre grundlegenden Forschungen um die Meteorologie erworben haben. Schon vor Ihrer Promotion führten Sie sich aufs vorteilhafteste in die Wissenschaft durch den Nachweis ein, daß der warme und trockene Wind, der in den Alpen Föhn genannt wird,‘ auch in Grön- land vorkommt und in der dynamischen Erwärmung herabsinkender Luft seine Erklärung findet. Damit begründeten Sie die physikalische Theorie aller Fallwinde und bahnten zugleich den weiteren Ausbau einer Thermodynamik der Atmosphäre an. Hatten Sie so zwar dem Föhn seinen spezifisch alpinen Charakter genommen, so sind doch Fragen der Meteorologie der Alpen förtdauernd ein bevorzugter Gegen- stand Ihrer Forschungen gewesen. Der Berg- und Talwind ist von Ihnen durch die ungleiche Hebung und Senkung der Flächen gleichen Druckes befriedigend erklärt und die Temperaturabnahme mit der Höhe nach neuen vorbildlichen Methoden mit dem Ergebnis abgeleitet worden, daß sie von ‚der geographischen Breite nahezu unabhängig ist und nur durch topographische Verhältnisse überall auf der Erde in gleicher Weise beeinflußt wird. Das Studium der Meteorologie der Berggipfel, die Sie fast zu einer eigenen Disziplin ausgebaut haben, führte Sie auch als Ersten dazu, die Frage nach der Zusammensetzung der Atmosphäre in großen Höhen in Angriff.zu nehmen und zugleich zu zeigen, daß auf den Wasserdampfgehalt der Luft das Daltonsche Gesetz nicht ange- wendet werden darf. Dafür gaben Sie uns später eine brauchbare empirische Formel für die Abnahme des Wasserdampfes mit der Höhe. In engem Zusammenhange mit diesen Arbeiten stehen Ihre bahn- brechenden Untersuchungen über die tägliche Schwankung des Luft- 726 (resamtsitzung vom 18. Juli 1918 drucks, die Sie bis in die jüngste Zeit fortgeführt haben, und denen - zufolge wir nunmehr die tägliche B illation als eine Schwingung der Masse der Atmosphäre anzusehen haben, die aus der Übereinander- lagerung einer ganztägigen, einer halbtägigen und einer dritteltägigen. Druckwelle besteht, von denen die beiden letzteren universellen, die erste mehr lokalen Charakter besitzt. Nicht minder wichtige Beiträge lieferten Sie zur Dynamik der Atmosphäre, indem Sie in den lebhaften ” Streit über die Entstehung der Zyklonen wiederholt mit neuen frucht- baren Ideen eingriffen und ebenso die allgemeine Zirkulation der At- mosphäre sowie die Entstehung großer Niederschläge physikalisch zu erklären suchten. Ist es doch ein Vorzug aller Ihrer Arbeiten, vo denen hier nur einige besonders wichtige namhaft gemacht werde können, daß Sie stets von den Tatsachen und Beobachtungen ausgehe und diese nach mustergültigen Methoden und unter steter Beachtung der allgemeinen physikalischen Gesetze bearbeiten und zu deuten suchen. So gelangen Sie immer zu Ergebnissen, die einen Zuwachs unserer Po sitiven Kenntnisse bedeuten, und da Sie auf fast allen Gebieten der Meteorologie grundlegende Untersuchungen ausgeführt haben, war kein anderer so wie Sie dazu berufen, die bisherigen Resultate der For schung zu einem System der Meteorologie in einem | zusammenzufassen. In dieser jungen Wissenschaft muß ein solehe viele solche Darstellungen aufzuweisen hat. Sie haben die Aufgabe glänzend gelöst und in Ihrem Lehrbuch der Meteorologie, das in wenigen ‘Jahren drei Auflagen erlebte, ein Meisterwerk geschaffen, dem andere Sprachgebiete nichts Ähnliches an die Seite zu stellen haben und das auf lange hinaus das Lehrbuch der Meteorologi ‚bleiben wird. Das gleiche gilt auch von Ihrem dreibändigen Handbuch der Kli- matologie, zu dem Sie in zahlreichen: Einzelarbeiten die wichtigsten Bausteine selbst zusammengetragen und so gefügt haben, daß die WM ‚sächlichen Zusammenhänge zwischen den allgemeinen meteorologischen ee. me den speziellen Klimafaktoren deutlich zutage treten ehen nur beschreibenden Wissenschaft hinausgehoben. en SM a 308 redigieren Sie ununterbrochen br jetzt, diie Meteo gische Zeitschrift und haben sie zum führenden Organ dieser Wis 3 ws» ne nacht. Ist sehon eine mehr als fünfzigjährige Redaktionstät ee Pi ftlichen Zeitschrift etwas Seltenes, so steht 48 I a. ei Geleistete insofern wohl einzig da, daß es noch nie einen Redaktein gegeben hat, der selbst «a vule Beitrkge zu Zeitschrift: geliefert as we na. e Beiträge zu sel a Adresse au Hrn. ‚eries vox Hann zum fänfzigjährigen Doktorjubilium 727 Möge Ihnen, dem unermüdlichen Forscher, der noch an der Schwelle des achtzigsten Lebensjahres erfolgreich enge: wie in unge re vergönnt sein, die Wiederaufnahme int ti ziehungen zu erleben, die Sie jetzt so schtierniiäh.\ vermissen und a die Meteorologie mehr als manche andere Wissenschaft bedarf. Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften 728 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni Dichterfragmente aus der Papyrussammlung der _ Kgl. Museen. 1 Von ULrich von WILAMOWITZ-MOELLENDORFF. (Vorgelegt am 27. Juni 1918 [s. oben S. 635).) Seit der Herausgabe des fünften Heftes der Berliner Klassikertexte (1907) sind nur kleine Stücke hinzugekommen, von denen das Wert vollste in den beiden Abhandlungen »Neues von Kallimachos« in diesen Sitzungsberichten 1912 und 1914 veröffentlicht ist. Hier folgen nu die übrigen Stücke. Es sind zwar noch Reste einer schönen Hand schrift eines chorischen Dichters vorhanden, vermutlich Pindars, allein von den vielen Versen meist nur je einige Buchstaben, manchmal ein paar Wörter, Sinn und Zusammenhang ist nirgend erreichbar. Daher ist von einem Abdruck abgesehen. Die Schrift schien mir allein von dem ersten Stücke der Mitteilung wert, auch das nur in einer Probe, und : auch eine unergänzte Abschrift halte ich für überflüssig. Die Lesung ist wie immer in allem Wesentlichen das ‘Verdienst des Hrn. Prof. SCHUBART. ai. Pap. 11675 aus der Papyruskartonnage eines Sarges ausgelöst: Drei Bruchstücke, zum Teil aus Fetzen zusammengestückt. Die erste Abschrift erhielt ich‘ durch Hrn. Loser, aus Oxford, der im Sommel L 198 auf dem Museum arbeitete. Die schöne Schrift der zweiten Hälfte ‚des 3- Jahrhunderts zeigt die Probe. E ; Die Kolumne enthielt mehr als 25 Zeilen; das Genaue läßt sich nicht angeben. Von wem die Verse stammten, mußte jeder auf den? ‚ersten Blick sehen. Unter dem dritten Ptolemäer war Tyrtaios 28° noch wohlbekannt; damals führte ihn Chrysippos aus eigener Kenntnis er —_ die Auszüge in die Florilegien gelangt sein, auf Peer OREr doeh zurückgehen kann, was wir voß B: E ı Textgeschichte der Lyriker 39. von WıLanowırz-MoELLENDORFF: Diehterfragmente aus den Kl. Museen 729 Bruehstück A Kol. ı. Ä|TANAOMENH ja all] KPoröenTa Diese Versenden stehen neben 13. 14 auf Kol. 2. Imvl rapläeccı Aıöc Diese zwei Versenden stehen neben 19. 20. Die Abstände der Verse waren also ungleich, denn ı.2 stehen so, daß Pentameter neben Hexameter steht, 3.4 umgekehrt. 64* 730 (esamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni A Kol. 2 Inrac Te nlewn Kal) In &enecın elaöm[enoı arlorönoıroc “Apnc Ar| jeeinı ToYc a’ vrera| 10 ‚In eomwörec H| © 00 |n Kolanıc’ Acrıicı erazAm|enoi xweic TIAmsyaoi Te Kai "Yaneic Hale Avmänec ÄNAPO@ÖNOYC MEAIAC XEPCIN ÄN|ACXÖMENOI. ja‘ Aaanatoıcı eeolc’ Eml rAnt|a TPETIONTEC öKnov| Ärer moniHı meicömee” hrem[önwn. AAN EYEYC CYMITANTEC ÄNOIHCEF|MEN ÄMAPTHI [Alnaracın Aixmuraic” ärryeen ic|rAmenoı. Led ın : 5 FRE Je , ; | AEINdC A” ÄMSOTEPWN EcTaı KTYTIoc| Acmiaac EYKyKnovc Äcricı TYTITIOMENWN. 30 . |acovcın Em’ Annnnoıcı nlecöntec je a’ Änaran crHeecın Am| |n erwncorcın Ereikomeno| Al 5 vd xepmaniwn Bannömenal M[ErÄnwN xAanKelaı| K|öpvelec Kanaxın Ezovlcı Unwrer Rand, 6—-ı0 habe ich ganz unergänzt lassen müssen. Mir ist keine plausible Möglich keit zur Ergänzung von HrAc bekannt, und von dem Gleichnisse kann jeb nur mir Ares darauf zu deuten scheint, daß keine Tiere, sondern ein Volksstamit verglichen war, wie N 301. 8 vermutet man leicht Ax[öPHToc AYTAc. Fe ers eelht, das weder als Nomen passen will, noch als der epische Konjunklin ei Aristarch eAHı schrieb, noch als Optativ mit falsch zugesetztem lota, was AuazE Ä mit seiner Bemerkung zu seiner Sylloge 578. ı6 stützen möchte. g vom m | 2 e eine ganz schwache, aber sichere Spur. ı0 kann das n von dem Dativ herrühre | der zu Eoikötec gehört, aber ebensogut von KATÄ ge oder Ton eymön u. de. 7 schloß schwerlich als # eine zweite Vergleichung an. ı kann kaum etwas anderes gestanden haben als das alles beherrschende Verbum. a erwartet wegen des F Folgen den ein Futurum, allein das wird sich nieht finden lassen; es stehen höchstens ä große Bra. zur Verfügung. Hırzer kg Ann jomen vor; an a ri a ‚geht. 14 fehlen vorn am We vier » große Bue Ich vermute ee obwohl das nicht homerisch klingt, um den Übergang zu d i derung der Zukunft zu schaffen. Am Ende trug ich Bedenken TPEIONTEC Sn was jedem zuerst einfällt, weil die Doppelkousonanz nicht verlängert, und änehee Ä TIeenTec; aber weder Archilochos® 56 noch Aischylos Pers. 224 hat em dabei, Tperieın eeoicı steht in der | T 502, ® 279, zwar ohne rrÄnta. aber X MYSON. 15 ist schwer. Wegen des folgenden AanA man vorher eine Negation: oY rAP ÄTEPmonIiHl, um dann dies neue Wort als Urea zu deuten. Allein nichts läßt in Ätermwn eine solche Wendung des Tepma auch nur möglich erst erscheinen. ee Das zwingt ir, Ärep abzuteilen, und eis bleibt schwerlich vorher etwas rk von Wıramowrrz-MOoELLENDORFF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 731 als ö«noy. das in dem erforderten Sinne homerisch ist, N 224. MONIH aber ist das .n MONH, belegt in MoniHI TIEPIHTEI FAION von Seinem CeAlroc bei Empedokles 27. 28, aß dies Wort von meneın kommt, nicht von mönoc, haben die alten Erklärer (Simplikios, Proklos, der Aratscholiast) einstimmig angenommen; es scheint mir auch dem Sinne allein angemessen, wie denn Eudemos aus der moniH auf ÄKınHeia geschlossen hat; und Platons Demiurg &menen En TOI &AYTo? KATA TPörIon Heeı, Tim. 42°: das as klingt vielleicht nicht zufällig an. Die Führer halten also aus, meneın Gegensatz zu verrein, wie im Orakel bei Herodot »errein mHae menein, I 55. Alac a’ oYKet’ Emimne IT 102, Äroı Er® MENEw Kal Tancomaı A 317. Die Situation ist dann, daß das Heer der Ermahnung darf, weil es nicht geneigt ist. bei den Führern auszuharren und dem Angriffe stand- zuhalten. Das folgen nde Rank könnte gut auf AAN iomen zurückgreifen, und wenn der Dichter sich weiterhin des Futurums bedient und die Schlacht schildert, wie sie werden soll, so wird diese Zuversicht das Gewicht seiner Mahnung erhöhen. 16 Änoık steht bei Homer einmal A 522, aber anders. Hier kann es kaum ein Objekt gehabt haben. Das Adverbium beispielsweise zugefügt. weil es zu CYMrAnTec paßt; 18 ge- stattet manche Ergänzung, weil nichts Notwendiges fehlt 0—23 Ich wage Se Ergänzung aufzunehmen außer rmecöntec, das selbetveraländiie h ist un oBEL gleich zugesetzt hatte; A 70 steht eopöntec. Man verlangt die Bezeichnung u Subjekts und eine Verbindungspartikel, etwa ol a& sohn] Hcovcın. und das Geschei “der Kämpfer paßt zu dem Getöse der zusammenprallenden Schilde und der getroffenen Erzhelme. Aber das Distichon dazwischen stimmt dazu nicht, sondern führt darauf, daß vorher das Schlagen oder Stechen bezeichnet war, 0 a’ Ap’ Anoı]Acovcın, was aber zu lang ist. V. 20 ist TERN mehrdeutig; neben der Männerbrust und dem Zerreißgn kann es nicht wohl »weichen« oder »zum Weichen a. (N 57) sein. Dann bleibt nur »fließen«, Aima rrepi AoyPi @rwiceı A 303. So wage ich zu vermuten BWPHKE)c A’ Än APÖN CTHBECIN ÄM[ei @inoic] [moAn]jön EPwicovcın ee MEnAN Alma. Die von A abweichende Konstruktion hat kein Bedenken; aber es ist doch nur eine Möglich- keit. 2 Ygl. Pr. 28, 3 5 an die rYMmnÄTec, MerÄnoIc BÄNNETE XepmAaloic, IT 774° TIOANA HE XEePmAaıa MErÄn” ÄCMIAAC ECTYBEAIZEN. 24 aus schwachen Spuren von SchuBarT gelesen und bis auf das Beiwort vorn ergänzt. B Kol. 3. Oberer Rand. 25 AlwnYcoılo TIEÄNHN kannıkölmoy Cemeanc a7 lecı vier Zeilen zerstört 7 Aleenloje[ö]eoı reri nikHc 35 T|EPMm ErmaerKömenoı ejrTPpoxon AÄpma »EPONTec Jömenoı &rmcc]evontac öniccw jxaitac YrIep Kesanfc jevnoicomen dzyn Ashna Jeesın] 6 oltae norHceı “ Exun 1 . Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni sitzung vom 25 Das letzte N scheint sicher, obgleich es unbequem ist, denn wie sol sieh angeschlosse n haben? 31-39 zugrunde liegt dem gr X 162 üc a’ dr ae rrepi Fa MÖNnYxec irmor PIMbA MAnA en KPMA TITAINON M 58. 40 B 440 ereiromen ÖEYN "APHA. ‚reranikich im Sinne von norizeceai, En Aörwı BEINAI. A a sein; .. .' B Kol. 4. 8 aus APrHc verbessert. Das | 8% Nebenform ArrfctHc steht bei N Be Ansatz, ebenso möchte man 57. A deuten, a aber oicı 5 entscheidet. a 77 von 176 Aa erhalten; da es be von Wirastowrrz-MoELLEennoRFF: Diehterfragmente aus den Kgl. Museen 733 70 0 a’ ertöc.! En A& Mecoıc’ Hmeic c| nYproY AY| neivovcı A| i oi a’ wc Ex molaric Ändc Ky[mlalTa toic IKenoi Mm| "Herc alaoinc| möcıc eYt’ An Tvnarpiları unterer Rand. = un Es narrt uns hier wohl nur ein Anklang an den AranerHnc KAAroc des Kresphontes (Soph. Aias 1285 mit Schol.), oder auch an die TÄ#Poc, welche die Spartaner hinter ihrer Phalanx aufgeworfen hatten, um ihren “Leuten die Flucht unmöglich zu machen. Das stand bei Tiyrtaios (Schol. Aristoteles Eth. F_ ırı6a 36, S. 164 Hevısur, Tyrt. Fr. 8); daraus ist dann die berufene »Schlacht am Graben« zurecht- gemacht, natürlich aus ganz freier Erfindung. So wenig das ist, unsere Vorstellung von der Diehtung des Tyr- taios wird doch beträchtlich klarer, und die Übereinstimmung mit den echten Fragmenten ist vorhanden. Abgliederung einzelner Ge- dichte ist nirgends kenntlich, aber die Verschiedenheit der Situation, die sie voraussetzen, beweist sie. Wie leicht sie trotzdem verkannt ward, zeigt die Einlage der Leokratea, Fr. 10, denn da hat Lykurgos selbst oder ein Herausgeber den Abschluß eines Gedichtes nach V. 14 übersehen. In diesem Gedichte ging es den Spartanern nicht gut; sie waren in die Verteidigung gedrängt. So ist hier auf der zweiten Kolumne, die allein einigen Zusammenhang erkennen läßt, das Heer offenbar nicht sehr geneigt, die Schlacht anzunehmen, durch deren Schilderung ihm der Dichter Mut machen will. Da auch Kol. 3 im Futurum redet, 44, mag sie noch zugehören; aber Kol. 4 scheint es sich um eine Belagerung zu handeln, die Eroberung in Aussicht ge- stellt zu werden!. Die göttlichen Helfer, die Tyndariden, werden be- wirken, daß Zeus den Sieg verleiht. ! Belagert wird natürlich nicht das kleine Hira in den Grenzbergen auf Tri- phylien zu. Das war die Burg des Aristomenes, und der hat um 500 gelebt. Wer ' das leugnet, dem fehlt es an der nötigen Einsicht, vielleicht auch an dem guten Willen, sich belehren zu lassen. Über Aristomenes und seine Familie wissen wir so viel Zuverlässiges, daß Hırzer IG V 2, S. ız einen Stammbaum aufstellen konnte, wie natürlich, da das Gedächtnis an namhafte Leute der Zeit des Dareios lebendig war. Dagegen von den messenischen Kriegen des 8. und 7. Jahrhunderts war nichts mehr ' bekannt, was nicht aus den Gedichten des Tyrtaios erschlossen werden konnte, und das taten nur die Gelehrten. Aristodemos ist erst eine Erfindung Myrons. Kallisthenes hat den Versuch gemacht, aus Kombination etwas Geschichte zusammen- zustellen; über seine Vermutungen und ihre Grundlage mag man n verschiedener Meinung sein können, aber an der Zeit Ss Aristomenes und der Kämpfe um Hira nn Zweifel rear 1734 : Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni di Weder der Redende tritt hier hervor noch die Angeredeten, außer daß alle Spartaner sind. Der Anschluß an das Epos, die Ilias, istso eng, daß diese Elegie unmittelbar aus ihm ohne Hilfe einer ionischen Elegie entstanden sein könnte. Überraschend ist die Fülle der Gleich- nisse, 7—10, 32—39, 48-50 (der Südwestwind ist kaum anders denkbar), 74—77: Vielleicht gehört auch ı. 2 dazu, in denen ein weib- licher Name mit seinem «roxwtiaıon vorkam. Unkenntlich bleibt leider die Erwähnung des Dionysos mit seiner Mutter und seiner Amme: Der spartanische Dionysosdienst, in dem auch Mädchenchöre auftraten‘, bestand also schon. Das Wichtigste ist, daß die drei dorischen Phylen als Heerkörper erscheinen, ı2. Wir hatten, da keine Spur von ihnen war, ihre Abschaffung als ein Hauptstück der »lykurgischen « Verfassung betrachtet, und in der Tat sind die Spartiaten erst durch sie zu omoiol geworden, indem jeder Geschlechtsverband, jeder persönliche Adel fort- fiel. In der alten Rhetra ist der erste Befehl des Gottes eynAc @YAAzAl Kai @BAc @BAzaı. Darin kann ich auch jetzt nur die Schaffung von neuen Phylen finden. Dann ist also dies Gesetz und die Eunomia des Tyr taios, die es paraphrasiert, später als das Gedicht des Tyrtaios; in dem die alten Phylen vorkommen. Damit ist nicht gesagt, daß die.’ Eunomia nieht von Tyrtaios sein könnte’, Aristoteles hatte sie vor sich und verdient alle Beachtung, Pol. € 1306” 39. Der (iegensatz von arm und reich führt zu Parteikämpfen, zumal in Kriegszeiten, aAnon SE Kal TOYTO Ex THc Typraioy moihcewc TÄC KAROYMENHC Exnomiac, BRIBÖMENOI FÄP TINEC AIÄ TÖN TIOAEMON HZIOYN ÄNÄAACTON TIOIEIN TUN xWPAn. Fine Landver teilung ist kaum vorstellbar, wenn die Landlose schon vorher gleich ge Ihre Durchführung paßt vortrefflich zu der Neueinteilung der = Bürgerschaft. Und was wäre dagegen zu sagen, daß ein Dichter, der im Kriege zum Ausharren gemahnt hatte, nach der Verfassungsände rung, .die der Krieg zur Folge hatte, für die neue Verfassung eintrat! Geschichtlich ist von höchster Bedeutung, daß die alten Phylen FRE SE Ende des siebenten Jahrhunderts abgeschafft sind. Da die S 2 Mieter mit der Behauptung allgemein dureh“ . schfiitert wehllein ur 4 e Staatsordnung seit uralten Zeiten ge B: den. Thukydides nn mußte die Rhetra hoch hinauf, geschoben ker a ee = nachgesprochen, daß Sparta seit 400 Jah ” : ee ykurg und Homer gehörten) keine Revolution ge 1 ee Puh) WE er eg „iR 2 = Me R + = BEER IN BD EEE EEE SUN eh Sat ig : SRREER Aionveiäaec, eipasiörnc, aus Sosibios. a klären een: on der P araphrase bei Plutarch. und Diodor er MM Fri Auf de spra hlieheı er Tyrtaiostextes ebenso wie die Dop pol die Eunomia jung und das xy = und RUE BES Besostandungen, auf en Tasse ch ich a a ee Angelühne Epigrauni vorsolonitet == h Be Wer. ein. Sie. beruben lediglich auf U nwissenheit. von Wıramowrrz-MoELLENDoRFF:, Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 135 sehen hätte. Er hat den Tyrtaios nicht beachtet; daß er deshalb nichts von ihm gewußt hätte, ist eine ebenso voreilige Annahme, wie daß er von Lykurgos nichts gehört hätte, weil er ihn nicht nennt. In dem, was wir von Tyrtaios lesen, tritt die Person des Dichters nicht“ hervor. Aber Strabon sagt 362, daß er sich einen Feldherrn oder den Feldherrn der Lakedaimonier nannte. Wie darf man wagen, dies Zeugnis fortzuwerfen? Eine Mahnung zur Eintracht, wie sie die Eunomia enthielt, erhält erst durch die Autorität des Mahnenden das rechte Gewicht. Das gilt auch von den Gedichten aus dem Kriege. wenn man nur genügend beachtet, daß sie auf ganz bestimmte Si- tuationen berechnet sind, wie das die neuen Bruchstücke zeigen. Der Name Tyrtaios hat sich erhalten, obwohl die Gedichte im Gebrauch immer weniger persönlich wurden oder doclı schienen; daß der Name uns seltsam anmutet. kann nicht befremden: wie viele kennen wir denn aus dem siebenten Jahrhundert? Wenn Tyrtaios fremd, asiatisch sein kann (mehr läßt sich nicht behaupten), so ist der Schluß auf diesen Träger unsicher; Namen wandern, z. B. durch die Vergastung der Familien. Wie aber hat sich der Name erhalten? Liegt nicht am nächsten, daß der Mann sich selbst genannt hatte, der sich als Feld- herrn bezeichnete? Drückten nielıt damals schon die Kitharoden und Rhapsoden ihren Gedichten den Stempel ihres Namens auf? Dadurch, daß die Gedichte im langen Gebrauche entstellt wurden, daß Freindes unter den berühmten Namen trat, sind die Person und ihre Leistung nieht verflüchtigt, bei Tyrtaios so wenig wie bei Homer. In Sparta waren die Gedichte dauernd lebendig; das sagt Platon, Ges. 629”, und wie will man ihm das abstreiten? Es ist kein Wunder, daß sie zur Zeit von Spartas Vorherrschaft überall Beachtung fanden, später aber zurücktraten, weil sie rein poetisch betrachtet nicht genug bedeuteten. Da standen jüngere Eindringlinge höher, wie das prachtvolle Pr/i?, an dem Platon (Gefallen fand', weil es die kriegerische Manneszucht und Ehre ganz rein zum Ausdruck bringt. In ihm ist freilich alles Individuelle verschwunden; es ist eben nicht von Tyrtaios. Aber daß sich Gedichte des siebenten Jahrhunderts erhielten, dankten sie dem Menschen, der nieht nur als Dichter, sondern auch als Person etwas Eigenes und Bedeutendes gewesen war. Die sprachliche Form bietet zwei Dorismen, des Futur AnoıH- ce?men 16 und das kurze a in xaltac 39; dies ist ebenso in den echten ! Ich habe es in diesen Kriegszeiten oft gelesen, auch übersetzt, als Ganzes, Einheitliches, und kann von der zersetzenden Kritik Jaconys (Hermes LIT, hier so wenig wie im Tibull irgend etwas annehmen. Was wohl von ( :oethes Euphrosyne bei solcher Behandlung bliebe? V. 37. 38 sind nicht Interpolation, sondern Dublette zu 39-42. Ebensowenig kann ich seine Kritik der Person des Tyrtaios gelten lassen. 5.2. de einzelnen bin ich Jacosy für mehrere Berichtigungen dankbar. 736 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni Fragmenten. Verkürzte Dative auf oıc ac finden sich hier nicht, son- dern sogar «olanıc Acricı mit diesem Vokalismus. In den Fragmenten kommt beides nebeneinander vor (2, 2. 4,6. 10, 26. 11,36 die kurzen); es wird also 21 sinoıc möglich sein. Mecchniun als Choriamb zu brauchen: erzwang die Not 66, der auch Homer gehorcht haben würde. Der Sprachgebrauch ist unfrei; doelt ist monin etwas Seltenes und aorHcei etwas ganz Neues. 2. Hellenistische Elegie. Auf demselben Blatte- mit der Photographie, nach der ich das Epigramm auf Philikos von Kerkyra herausgegeben habe (Sitz. -Ber. 1912, 547, Neues von Kallimachos), steht ein anderes Bruchstück, das ebenfalls im Besitze der Hamburger Stadtbibliothek ist. Ihr allzufrüh “ aus dem Leben geschiedener Direktor R. Müxzer. hatte mir schon da- 9 BE mals freundlichst die Veröffentlichung gestattet, die ich zunächst hinaus schob; nun empfinde ich schmerzlich, daß er sich nicht mehr an dem seltenen Stücke erfreuen kann, als das sich die schwierigen Verse heraus stellen. Es ist eine am linken Rande überall, am rechten meistens ver # stümmelte ganze Kolumne einer eleganten Rolle, nur ı7 Zeilen um fassend. So also sah ein Gediehtbuch zur Zeit des Eratosthenes aus; diese Datierung wird zutreffen. Damit ist gesagt, daß alle Lesezeichen fehlen. Sorgfältig ist der Schreiber aber nicht gewesen, denn Korrek- turen waren mehrfach notwendig, und Z. 2 ist ein Schreibfehler un ; berichtigt geblieben. Die Ergänzung kann häufig nicht mehr anstreben als den Gedanken in stilgerechter Form zu verdeutlichen. Ich gez sofort die ergänzte Umschrift; auf die Größe der Lücken an den Vers anfängen ist die nötige Rücksicht genommen; daß die Buchstabenzal sich Be nicht so gut wie auf den Steinen schätzen läßt, wissen | die | [- Er ..melöcee TTYAHC Kal Teixeoc A l-++...]AN TAYTHn Hnvec Ärreninn. »oY Mor ArAniuc, @[nja, Alk cTömatoc nörov [Arxh,] Özovca üc ierAc Epnea eYTaninc Hay TI, Ann’ lnicw byrmapic crAxvec Trı[Böno1o. «| [eine Alnarr&nnun eic Bacınna röroln]. | x& MEN] Errei mAna TIÄNTA Al OYaToc enalve mYeon| |öericen, arılapön a’ arrika Aneoxe rnörlon] er .|E YBPIcTAi Te Kal Äoronec, Annk mIAn Gral olcovciln TAYTHC MICBÖN ÄTACBANIHC. NÜCON|TAı A& maBöntec, rel Kal Apellonac. Ännovc| Ameic] eic KPateran AOYAOCYNHN &oemlen.] * von Wıramow1Tz-MOoELLENDORFF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 137 3 [.....]ne Maaoıcı gaevKreänoıcın dm[oiwc] BEER | caceaı eoYpoc ÄnhP TAnÄTHc. J x ıs ı [oY rAP rro]peyreoicın EN EIMACIN OYa& MyYPoıciın] [KoımATaı]| MAAAKON XP@TA nimaınömenolc], [ArnA xAlmerna Aıöc Te Kal alerıkalıl Enı[aYrön] Hinter A der untere Teil eines gleich tief Kamen gm ae geraden Striches (1 etwa), dann ein längerer (? # Y), zwei Ansätze (wie +, n, am besten a), tt €. 2 YNYEec statt HnYec, offenbarer Schreibfehler 3 vor HC haha zu N passend, w[n]a scheint nötig, denn @mA, GTA, das beides zu der geringen Spur des letzten unteren Striches eher zu passen scheint, ist undenkbar. 5 eraxyec durch Korrektur so hergestellt, daß ein Buchstabe hinter v durchgestrichen, ein zweiter ausgelöscht, ein dritter in. verwandelt, über der Lücke e nachgetragen ist. Die erste Hand hatte also craxreccı geschrieben. 8 über dem c von Änecxe noch ein c; die Vorlage hatte also Äneccxe. 9 von dem ersten c eine geringe Spur, aber nicht anders zu deuten. IT MABÖNTAC die erste Hand. 12 YA in AoYaocYnHn durch Korrektur aus etwas Unkenntlichem. 15 das letzte Wort von Scrusarr erkannt; die Lesung hängt daran, daß das = in der Verbindung mit der linken oberen Seitenhasta von y richtig aufgefaßt wird. 16 die Auslassung des stummen ı in dieser Zeit bemerkenswert. Man muß den Sinn erst im allgemeinen fassen, ehe man das einzelne anpacken kann. Das Gedicht redet jemanden an (2), der als Abgesandter eines Königs zu den Galatern gegangen war, jetzt mit seiner Botschaft heimkehrt, seinen König vor den Toren einer Festung trifft und ihm. Bericht erstattet. Was der König darauf sagt, füllt die Verse 9—ı17 und ging noch lange weiter. Dagegen wird der Be- richt des Gesandten nicht mitgeteilt, offenbar, weil die Dinge vorher in dem Gedichte standen, was das Pronomen rayruın V.2 bestätigt. Da der König die Meder (Perser) zu den von uns’ ünterworfenen Völkern rechnet, ist er ein Makedone (also z.B. kein Attalide). Der König von Ägypten würde nicht leicht »vor Tor und Mauer« einen Gesandten erwarten, der nach Alexandreia zu Schiffe kam; er konnte freilich im Felde irgendwo sein. Der Schluß von V.ı konnte den Ortsnamen bieten. Aber auch die von den Galatern drohende Gefahr paßt eher auf einen Seleukiden'. V.3—5 müssen also Worte des Asssndien sein und doch nicht den Inhalt seiner Botschaft bilden. Es ist zu erwarten, daß sie als solche, am besten durch ein Pronomen erster Person, kenntlich ge- macht waren, und auch eine Anrede ist sehr erwünscht. Sie liefert öna, und das paßt für den Stil (Kallimachos Ep. 34). Dann war da ein Gegensatz zwischen den »Reisern aus dem heiligen Pflanzgarten « Pe sei es durch die Göttinnen, die seiner warteten, sei es als : ‚Ausgeschlossen ist natürlich auch der Ägypter nicht, schon weil Verwieke- ten konnten wie die von Kallimachos Hymn.4 erwähnte, von den Scholien 175 ungenügend erläuterte. Unsere Kenntnis der Zeit ist ja ee ass en = kai ein em nicht. 738 : . ‚Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni wohlgepflegtes Ancoc eines Heiligtumes) und irgendeinem ruppigen Un kraut, dessen Name allem Anscheine nach mit re anlautete.. Das führt : mit ausreichender Sicherheit auf den oder die rrisonoc (meist Masku- linum, daher hier die seltenere Form vorgezogen). Ich schreibe die genauen Beschreibungen bei Dioskorides IV, ı5, Plinius XXI, 98 nieht aus, sondern den Vers des Alkaios, der die Verwendbarkeit an dieser Stelle zeigt, 47 ÄnnoTa men Mmenıankoc, ÄANOTA A ÖFYTEPW TPIBÖAWN Apyrie menoı »bald trinken wir Süßwein, bald ist er so sauer wie der Absud von TPisonoc«, Der ward als Medizin gegeben, Hippokrates n. vn. VII 692 Ch. Ein Zeitgenosse unseres Dichters, der Epigramma tiker Dioskorides, hat den Gegensatz des Getränkes, in dem das Bittere vor dem Bäuerischen, Plebejischen zurücktritt; er nennt den Satyr des vorsophokleischen Dramas £rı TPisonon TIATeonta, »noch Tr. kelternd« Anth. Pal. VII 37'. Was will der Gegensatz hier? Das faßt man an ömica Da der Gesandte doch seine Botschaft mit diesen Worten einleite umschreibt er ihren Inhalt, »der erste Teil klingt günstig, aber das dicke Ende kommt nach«. Das habe ich in anständige Form gebracht. Der König wird zornig, oder wie sonst sein Affekt bezeichnet wäh und beginnt sofort die kräftige Replik. Anecxe Aaöron ist kühn, 135 katachrestisch, Euripides EI. 592 ÄnexE xEpac, ÄNEXE AÖTON, el nıtÄc zeig, daß es möglich war so zu reden, aber auch wie es eigentlich allein möglich war, im Anschluß an das Erheben der Hände das Anheben der Rede. R ER V.9 muß ein Eigenname gestanden haben, wohl auf -onet, und ‚wie gern würden wir einen galatischen Stammnamen erfahren, ner deil drer großen Stämmen kenne ich nur die "Pıröcarec Polyb.V53: Re V. I1 »Das werden sie einsehen, wenn sie die Erfahrung machen £ ee er De und ist griechisch ; der Dichter hat + NE: ee Werden mein feines Maeönrec als Schrei fehle! ontec betrachten, wie dies dem oft bezeugten Ti MAeWN = “ ee nächste Distichon kann ich nicht ergänzen, denn & | Bee Anhalt zu entscheiden, ob es von der Zukunft etw N A I rap und Meder ähnlich werden sollten, oder ve ; ; £ 3 E: ch fir 1 x Ei, R A t S 1 halt bietet nur das & auch weder so noch so eine Pointe käum an dem v v üben mußte. - Tullins Geminus’ A. P. IX 707 dreht wohl In thrakische Sitte zum Ruhme des Un von Wıramowrrz-MorLLenporrr: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 739 Lebensart des Nordvolkes, und die Purpurdeeken deuten doch wohl auf die Perser zurück. Sehr kurz ist xAmerna Aıöc »ihre Lagerstatt ist die des Zeus«, yrıö Tön Ala, sub dio, wobei wir an die dodonäischen Priester,;: die xamare?naı, IT 235 denken sollen. Es erhält seine‘, Er- läuterung durch aierıAaı EnıayTön, worin alerıän bisher unbelegt, alerıdzein spät belegt ist; Alerıokoıtein sagt der Theokriteer 8, ı5; aber die Ab- leitung von aleria war immer ohne weiteres verständlich; Kae ist eine gute Parallele. Nach welcher Seite der Dichter die Schilderung der galatischen Unkultur wenden wollte, bleibt ungewiß und viel mehr noch der Charakter des ganzen Gedichtes. Die Verhandlungen des Gesandten mit den Galatern waren vorher erzählt, was nicht kurz sein konnte. Angeredet ist jener Gesandte, und da eine leere Apostrophe, wie sie Ovid sich oft erlaubt, unwahrscheinlich ist, scheint das Ganze’ an ihn gerichtet. Das paßt auch am besten zu der elegischen Form. Und doch ist ein solches Gedicht eine Überraschung, die frühe Einwirkung der galatischen Invasion lernt man gern kennen; hätte man nur für Herkunft von Dichter und Gedicht einen Anhalt. Der Versbau ist gut, aber nicht der allerfeinste. Die Wortschlüsse am Ende von 5 klingen übel: auch sprachlich klingt TaYyıHn 2, TAY- THe 12 und 'gar das häufige aöroc 3. 6. 8 ärmlich. Die Wortwahl mischt Homerismen mit gewöhnlichem wie Pyrraröc. saeyKteanoc ist aus Nonnos belegt, der es bei einem hellenistischen Dichter gefunden haben wird, aber schwerlich bei diesem, von dem wir nicht berechtigt sind, ein Fort- leben über die eigene Zeit anzunehmen. Möglich ist freilich auch dies. 3. Homerische Glossen. Ostrakon 12605. Zwei zusammenpassende Stücke von diekem Ton eines sehr großen Gefäßes; Rundung kaum kenntlich. Schriftfläche ist bis auf einige Zeilen seitlich bestoßen, oben und unten fehlt unbestimmt viel. Schrift 3. Jahrhundert v. Chr. , JE®ANHO[ JITEPAHIWPOYNTO.|[ JENECEICATOAECHINAEL...].A.| COYCACXOINIA OMHPOY KEITOAYNAIOOYCI NEOCAMBIENICCHCBYBAINONWITENEAHCEOYPAC| AYOENAYTOC ANTIMAXOY ENAICTONOHKENAAIPECIAE ° MNEOICICOYCAETIOEIMANTOIAGEAMOAACHAEKAAWAC ENAYMEPACCTPENTACONAATENANTANEWC wProOC. ‚ENIAYTOC ENNEWPOIFAPTOITE INN@NAKTOC BOHHERE| ]----. QOIMANTACACW INOAWPOYMAIAAK[ un TO Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni 2 Die erste Hasta gehörte einem größeren Buchstaben an; sie paßt zu m. Wir haben eine Art Lexikon vor uns, das uns die rawccorPäeol näherbringen mag, auf die sich die alexandrinischen Grammatiker öfter berufen. Ist doch das Ostrakon aus ‚der Zeit von Zenodotos oder Era- tosthenes. Kenntlieh sind die zwei homerischen Glossen coYcon und Groc: daß es aber auf’-homerische Wörter berechnet war, ist nicht sicher. Von dem ersten Artikel sind kenntlich nur die Reste eines unbekannten Epikers Be ae ie. HtEph -AUSPONNTO See ENECEICATO AE COIN Be ui ı0 Die ersten Buchstaben sehr unsicher; hinter dem letzten K ein An- - satz von & oder ©. De Ob V. ı &eAnn oder crjesAnn gestanden hat, bleibt ungewiß, aber # da o darauf folgt, war es wohl Versschluß, Ende eines Pentameters. Denn vor dem.o ist kein leerer Raum, und der hebt die Dichternamen und Glossen hervor. In dem Zitate 2. 3 war eine Erscheinung ger schildert, eines geflügelten Wesens, die Furcht oder Schrecken einjagte, n seima oder Acınön... Der Gebrauch des Mediums statt des Aktivs enceiw deutet auf einen späteren Dichter; in hellenistischer Zeit sind solche Formen beliebt, weil sie Daktylen liefern. Die originale Vo kalisation war natürlich Awre®nrto. u Die zweite Glosse beschert uns ein neues Wort coFca cxoıNia; | wir kannten nur co9con als einen asiatischen Namen der Lilie, der ; verschiedenen Sprachen zugeschrieben wird und sich durch das orien- . talische Lilienöl coycınon einbürgerte!. Zu unserer Überraschung wird £ das neue Wort aus Homer belegt, und es ist kein Zweifel, daß der Glossograph die Verse # 390.91, die er anführt, in der folgenden Fassung gelesen hat: EN, Be TESTER RE keito A’ ym’ Aleoye|Hmı coPcon| nedc ÄMBIEniccHc BYBAınoN, Öı T Erieance eyrac, [ec a’ Älnveen AYTöc. e. Darin sind zwei ziemlich gleichgültige Varianten gegen unsern festen Text, öır(e) gegen üı p(a) und Hnyeen gegen fıen. Aber co?con steht für ömaon: an der Ergänzung ist kein Zweifel möglich. Scholien haben e wir ja zum zweiten Teile der Odyssee kaum, und so hier nichts a5 E ‘ Et. M. schreibt das Wort außer den Syrern auch ‘den Phrygern zu. Das erste ist richtig, da es auch dem Hebräischen DR Es kann EEE bei den Phry- gern gegolten haben, da Pflanzennamen leicht wandern, und von da zu den Griechen war der nächste Weg. Wenn die antike Zurückführung des Ortsnamens Susa ri 14 . ist, hatten auch die Elamiten dasselbe Wort. Daß das Lilienöl, ein Importartikel, den Baus corcınon behielt, ist kein Wunder. ‘Von der Pflanze cofcon redete man un u ag zu deuten, eingebürgert hat sich für sie die fremde Bezeichnung nieht. - r A » - von Wiramowrrz-MoeLLENDoRFF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 741 cxomion. Es liegt aber wohl auf der Hand, daß önaon ein viel zu all- gemeines Wort ist, nieht ein Tau bezeichnet, sondern nur so gedeutet wird, weil zum Festbinden des hölzernen Riegels eben ein Striek nötig ist. Da begrüßen wir freudig das verschollene Wort, das die gemeine Glosse verdrängt hat, so früh, daß die Grammatiker nichts mehr von ihm wußten. Scholien fehlen, aber die Lexika helfen aus. Sie müssen für öraon die Bedeutung cxoınion einfach erfinden. So steht in den Glossen des Papyrus Rylands 26, einem Auszug aus Apion', örnon r, TO TE CXoINioN, KAl TIÄCAN THN KATACKEYÄN, KAl TÄ TIOAEMICTHPIA ÖTIAA. TAN MEN TO CXOINION ENG” EME MEN KATEAHCAN Evcceamwi En) NHi Örtawı ErcTpesei (2 345)" ÖTan A& MÄCAN TAN KATACKeYÄN |" Enea ae nHÜN Oraa MmeAni|NON (2268): Stan a& [TA monemicthria Oraa " mÜrer] Emh TA [men Orraa Bedc mö- pen| (T 21). Apollonios Archibiu, der viel von Apion hat, läßt die zweite Bedeutung fort, hat aber eine vierte TA xankeyTikk &rraneia, die auf r433 geht. draA TrAnta neoc ist Öfter der Sinn, 8 390, z 268, K404, m 151 und in Wiederholungen; m 400 umfaßt es alles, was mit einem stürzenden Maste herunterkommt, s 430 die Ruder. Das ist alles begreiflich, immer steht der Plural. Es ist ja aueh wesent- lich der Singular, der die Verwendung für Tau unmöglich macht. Der Schluß drängt sich auf, daß auch = 345 covcwı das Ursprüng- liche war. Wir werden wohl nicht bezweifeln, daß Antimachos noch coFcon bei Homer las und verstand. Aus seiner Lyde, und zwar aus der Geschichte von der Argo, der die meisten Bruchstücke angehören, erhalten wir drei Verse. Sie berichten, von Athenas RE IBSRN an der Ausrüstung des Schiffes. - , } 2 EN A’ICTÖN BAKEenN, AAlvecı AE AINEOIC coFca Eriecı TIANTOTA BcA, TIÖAAC HAE KÄAWAC, EN A’ YrTIepac CTPETITÄC, ÖTIAA TE TIÄNTA NEÜC. Antimachos hat das co?con aus dem » genommen; der Kolopho- hier verstand die Vokabel noch; das übrige nahm er aus e 260, wo sseus sein Floß baut, von dem es heißt: en A’ vrıerac TE KÄnorc TE möaac T’ Eneancen En ayrhı. Für die Segel hat Kalypso vorher eAreA gebracht. Es ist wertvoll, von dieser musivischen Komposition aus Pertezisthen Wendungen bei Antimachos eine Probe zu erhalten. Nicht ‚inder wertvoll, zu sehen, daß ein altes Wort in unserem Texte der ! Ich bezeichne nur die nicht selbstverständlichen Ergänzungen; Hunr hat sie vortrefflich gefunden. * Der Schreiber hat das Richtige in Aineoicı „verbessern wollen. In der ver- Kraft der Liquida sah Antimachos eine Feinheit; ein anderer würde die Ä homerische Freiheit an de Versstelle gemieden haben. % 742 (Giesamtsitzung vom 18. ‚Juli 1918. — Mitteilung vom 27. ‚Juni Odyssee durch eine Glosse spurlos verdrängt war. Griechisch war co?con nieht, sondern vermutlich identisch mit (lem semitischen co?con, das mit xeinon, der Lilie, gleichgesetzt ist. Die Pflanze muß dann Fasern für die Bereitung von Stricken geliefert haben; so kommt ja cxoınion von der Pflanze cxoinoc. Nahe liegt es, von co?con den Namen Coycarion abzuleiten, den der angebliche Erfinder der Komödie getragen hat. Die dritte Glosse öroc enıaytöc wird aus Homer nur mit ennewroı rAp Toire, a 311, belegt. Dann folgten nach dem Namen "InmwonakToc zwei Choliamben. Vom ersten ist der Anfang non#röc und der Schluß - 01 mÄnTac. erhalten, oı ganz unzuverlässig. Nahe liegt zu rAnTAc ürovc zu ergänzen, was dann hinter monHröc zu stehen kam. Vom zweiten Verse liest man Acwroa@roy rıaiaa. Ein Name, der den Flub- gott Asopos enthält, überrascht in Ephesos; mir ist aus Ionien nur die spätere milesische Phyle Acwrnic in Erinnerung. 4. Sentenzensammlung. Ostrakon 12319. Regelmäßige Buchschrift aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Vermutlich kalligraphische Übung eines Schülers. E; TANEAC rÄP ce d »PÖNIMoC' Üc Ak ToFe’, oYTwc E&xeı x@PoC OIKiA TYPANNIC TIAOFTOC ICXYC KAAAONA, _ Ä®PONOC ÄNGPWTIOY TYXÖNTA KATATEAACTA TINETAI. 2. ÄAONAI A’ EICIN BPOTOICIN ÄNdCIOI AACTHPIOI' . KATATIETIÖNTICTAI TÄP EYeYc ÄAonAlc ÄnhPp ÄnOYC. 3- TOP xPYcioY MEN BACANOC EINAI »AINETAI KA TÄPFYPIOY TIYP, WC AEerOYCIN of cool, __TÄPFYPION ÄNGPWTIOY A Kal TO XPYcion. 4. TÄNTWN MAeHcic Ecr[ıl TON Kata TON Bion. 5. TMAOYTEIM TIENecBAI ae Aıkalwc, AECTIOTA, TO Kaköc AKoscalı] TIAnın Enicraceaı KANÜC, el KAM) TÖIAE eoycac, ÜCTE ÄMoAAYNAI. 6. oYae rip AÖPY, _MÄNAON BPAXION CBENAPÖC ÄCBENOFC »ereı. Tr _OYAE rÄp oFn Zevc oYe’ Yun MÄNTECCI ÄNAANeI 0YT’ ÄNEXWN. Tmal nom men mAT eine BlolYrAıe mATE renoıo, ei an ToPTör FE TPOoMEeeIC Kal Aeiarac Alndc. 9. _THM MEr rÄP KAKÖTHTA Kal TAAAAON ECTIN EAECBAI. ÄXÄPICTON YMON crIepma, ÖCOI AHMHrTÖPOYC ZHTEITE TImAc, MHa& FINWcKoIce’ &mol, oi Toyc ‚einoyc BAÄTITONTEC 0% @PONTIZETE KÄTw II. OYaemia Kanhı MPdeacıc AAleion EiNAI. ah Re RE IE ra a ee a. me » * von Wir amowirz-MoELLENDORFF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen . 743 4 12. H Al Yec TMEPIECTHKYIAI eBelPpoYN ÄNGPWITON EM BOPBÖPWI BAITTTIZÖmen Jon, »OIWN ÄN kaA 4 CAN TON Alraean 5 ÄNEPWTIOC ÄTIORAYEI«. (ÄNn Tolcı molanoic rıPdc { IxArın KEIFHTE I A und 2. dürfen ohne w eiteres unter die falschen Epicharmsprüche aufgenommen e en von denen sich viele bei Stobaeus erhalten haben. Das erste W ‘ort bleibt ©. ein Rätsel. Der erste Buchstabe kann jeder mit einer langen Hasta sein, ırpevw, A =. auch A, c auch r, mehr Möglichkeiten bestreitet Scuusarr entschieden. Das gibt = kein bekanntes Wort. Es hilft wenig, anzunehmen, daß der Anfang der Sentenz auf einer anderen Scherbe gestanden hätte, denn rAP fordert das Prädikat ZU ®PÖNIMOC, ein Name ist auch ganz unwahrscheinlich. Das Folgende muß so interpungiert werden, denn es müßte ei A& Toro’ ofTuc &xeı sein, wenn das übrige ein Satz werden soll 2. AHICTHPION ist als "Piratenbande’ gewöhnlich; dieser Epicharm hat AAIcTH- PIOI für AAICTAI gesetzt. Das Iota fehlt ER auf einer rhodischen, in Kreta aufge- en Urkunde, Hırrer, Syll. 581,9. Im zweiten Vers ist ANHP verschrieben zu APH 3. Unbekannte Verse aus einer Komödie, wenn nicht gleich als Gnome verfaßt, 4. Kein Strich trennt den Spruch von 5, aber er ist vollständig, zu be- urteilen wie 3. 5. Aus der Komödie. Seltsam harte Sprache, schon das Asyndeton der Verba. Auch der Gebrauch des aktiven eYeın klingt nicht nach der Komödie. Denn gemeint muß sein »du mußt bei Reichtum und Armut ehrlich bleiben und üble Nachrede © gut zu ertragen verstehen, wenn du sie dir so zugezogen hast, daß du sie auch wieder be- B seitigst«. 6. Euripides Elektra 358, wo für das ER »Erei, wie sich gebührt. = MENEI steht. Geschrieben ist spaxton. Versehen. . Theognis 25. wo richtig oYae rAP 6 Zerc steht. 3. Homer c 79. eihc ist zu Heic verschrieben: m# vom Schreiber getilgt. 9. Hesiod Erga 287. Ob ianaaon für inaadn beabsichtigt ist, will ich nicht entscheiden. men rAr ist die richtige Lesart, von Xenophon und anderen be- zeugt; neben ihr bestand men Toı. das unsere Handschriften haben. 10. Euri Hekabe 2 54—56; der Begeneen Vers ist in_der letzten Zeile des Ganzen nach- getragen; Aue ihn verweist die Randnotiz «AT@, an die wir aus späterer Zeit gewöhnt sind; ein so altes Z eugnis ist willkommen. ZHreite ist schlechter Ersatz für zuaorTe unserer Dies lieferung. ı1. Der hübsche Spruc = een ist niemals ein Ent- Sehuldigungsgrund«, ist für nich in Form und Inhalt n 12. Ebenso die artige Fortbildung des heraklitischen crec Haontaı a: MmÄnAoN Ä Kasapdı Yaarı (B 13, in der erweiterten Fassung des Clemens Protr. ro, 92, 4). Da die Eingeweihten im Hades en Borsörwı KEINTAI, ist die Höllenpein für Schweine Seligkeit. Damit ergibt Sieh eine Pointe, die auch von dem Standpunkte des Xenophanes aus erreicht werden konnte. — # für ei kann der Schreiber mit Absicht gesetzt haben, denn es kommt auch noch zu seiner Zeit in manchen Gegenden vor. Das Scholion A zu ® 55 zeigt, 2 daß ‚manche selbst bei Homer olme weiteres # als ei faßten. 5. Komödie des Alexis. - Bari 11771 aus Papyruskartonnage, außer drei“ kleinen Bruch- use zwei größere, die aneinander passen und eine ganze Kolumne ‚ Schöne Buchschrift 3. Jahrhunderts. Da die Zeilenanfänge = 13. 14 verloren sind, fehlen die Striche zwischen den Zeilen, den Personenwechsel allein bezeichnen, aber mehrfach vergessen Man sieht von der rechts anschließenden Kolumne noch die L Buchstaben und zwischen ihnen die Striche; sonst ist mit diesen | we ange 2 744 | Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni nk. könnte auch © sein, c kaum; dann folgt ein Ansatz oben, ein Rest von ein de [nomizomen ce TIAPanomeiN eic TÄN BEöN. er E = MH ToFT|6 r” ÄNAPEC' EY re TIPOCTTAIZEIN AOKEI nehmen, wenn nicht EnarTön l ’ ur ÄNTETA folgte, das zu Ecrhka ebensowenig paß! = ee ee erlaubt wohl wirklich dies beides nicht. Td alaımönıon TA ToIayTa Tolle rrerronsöcın| TIEP) mPAr|MATA ERTIEHCIN, ÄNAOTPIAN ör1 zwiln &xomen Krantec, HN, ÖTAN A0KAl, rAnı]" map’ EKAcToY baialwc ÄBEINETO. 5 JAnn| eicıwn merÄ TÄc lepelac BOYAoMAI Et ETTIMEREIAN TWM TIPOCHKÖNTWN AABEIN. [- Ti Er? evnagei Bentıcre; <-) TPöcC oe@n TIÄPEC ' Alwlkomaı TAP, KATÄ KPÄTOC AIWKOMAI mö| TO? KATAPÄTOY KAHPONÖMOY. AHPOHCOMAI. 07] Alwke Cwcia, CYNAPTTACON (tön| ÄNAPATIOAICTHN, AABE AÄB” AYTON. 0Y MENEIC; Want: seen <£r - & elıntÄtn AHMHTer, ÄnATionm| co! EMAYTÖN ÄAZID TE CWIZEIN. -{-) Mol cY, TIol; = HPOY ME; TIPÖC THN ÄCSÄNEIAN, ENBAA| 15 E.. HK’ EMAYTÖN ÄNTETAEÄMHN TE COI. > = oyK Ectıln AcoAneıa TWI TIETIOIHKÖTI | [roıa9tT"| Akonlolyeeı eätton.-(-> Ä A MAPTYPOMAl, Imap|tYpom Ymäc Änarec. Än TAN xeipA mol [sar|taPifalı TIc mPoc#ErHI, menanzeTai » [malraxpimk T’ evevc TArıIxeıra AnHYETA. Ft] once; Ymd co® macriria; (> ni TON Ala [ron] "Onymmon Kal Tun Ashnän, EF re Kal [MAnJaictpıköc, rIeipan A’ EAN BoYaHı nABe. [- Amalntec hmeic r’ oi maröntec eneAiae De Text ist klar ohne Korrektur: nur 24 ist das ı in mAPANOMEIN, na ragen. Zw weifelhaft ist nur der Anfang von V.ı5, und das Geständnis ist ae2 £ weder die Lesung noch die Ergänzung gelingen will. Der erste Buchstabe | ö 3 ‚zu dem es zu ziehen das Te hinter ÄNTETAZÄMHN = 1: ‚Ich habe auch an &awka gedacht, würde am ech _—. Text kaum zu Bemerkungen Anlaß 6 ErtimenelaN - nicht ‚gelesen zu hab be 7 ae Ser alıgen, der | sich dem Sosias entzi als zwei BU ” Photius. und Schol. Piat. Hipp. 1 ı S he Bee ÄPNHTIKHN. Es ist eis0 »nein, nein«. AAICTPIK@T vi Verse Balder, aber ee in dem © s die nmrrmd, nieht die rrAnH angeht, | AEEIN vAcın einnenn 6 ae A APnaloe »* von Wıramowırz-MOoELLENDORFF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 745 Kön Aerei. Loseck behandelt den Unterschied der Bedeutung, der in den Ableitungen eigentlich liegt; das wird leicht vergessen sein. Hier aber paßt nur die Palästra, in der man sich zu allem übt, nicht das Ringen. Der unvollständige letzte Gedanke war »haltet mein Vergehen für kein Sakrileg. Er denkt, er wird mich recht zum Narren halten, wenn ich ihn so entwischen lasse. « Wir hören zuerst eine Sentenz, die eine längere Rede abschließt. Sie verrät, daß der Redende selbst oder seine mpocAkontec in Lebens- gefahr sind; mrochkontec werden keine nahen Verwandten sein. Dann beschließt er zu der Priesterin in den Tempel zu gehen, der also auf der Bühne ist. Deswegen kann immer noch neben ihm ein Haus stehen wie im Rudens, an den man überhaupt erinnert wird. Wir erfahren bald, daß der Tempel der Demeter gehört, und der zuge- hörige große Altar auf der Bühne steht. Anzunehmen ist, daß die npoc#kontec auch im Tempel zunächst geborgen sind, aber ihnen auch dort Gefahr droht. Dann sagt jemand »Warum hast du noch Be- denken, mein Bester?« Der erste Redner ist dann verschwunden, also in den Tempel gegangen. Da die Anrede searıcre in den Mund eines Sklaven nicht paßt, muß das von dem Chorführer gesagt sein, der auch später dieselbe Partei nimmt. Nun stürmt ein Sklave (21) herein, offenbar dem gehörig, der eben in den Tempel ging, bittet um Durchlaß, da er auf der Flucht ist. Das richtet er passend an den Chor. Die Verfolger sind ihm auf den Fersen, einer, den er »den Erben« nennt, und dessen Sklave Sosias. Sie beschuldigen den Sklaven, Menschenraub getrieben zu haben; er hat also die TIPOCHKONTEC seines Herrn aus der Gewalt des »Erben« in den Tempel entführt, und der Anspruch auf sie wird von der Gegenpartei auf eine Erb- schaft zurückgeführt. Der Rechtshandel seheint also die Asalrecıc eic Ereveerian zu sein, zu der in Athen jeder Bürger berechtigt war. In den so Befreiten darf man junge Mädchen vermuten. Nach dem Rudens könnte man bei dem Verfolger an einen Leno denken, aber ein Anhalt dafür liegt nicht vor. Der Sklave rettet sieh auf den Altar und wird sich zur Wehr setzen, da die Gegner das Asylrecht nieht anerkennen. Da aber der Chor gegen die Verfolger Partei nimmt, wird es zu Tät- lichkeiten schwerlich kommen, Weiter läßt sich nichts wirklich fassen. Wir finden einen Chor, der in die Handlung eingreift; er wird, wie oft, Änarec angeredet; es sind Bürger, die ihre Stöcke führen, 19. Daraus folgt, daß die Komödie älter ist als Menander, denn bei dem ‚ist der Chor nur für Zwischentänze da; der Dichter gibt ihm keine Worte, und wenn das andere Dichter einmal anders gehalten haben, 80 ist doch von soleher Beteiligung wie hier keine Spur. Anderer- seits zeigt die Notiz xoro? auf dem Fetzen >, daß der Chor nur so wie in den Ekklesiazusen verwendet war. Es war also ein Stück ‚der mittleren Komödie. Daß es keine ägyptische Nachahmung war * + ii ee u? 746 ‚Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni a er wie die meisten Komödien, von denen sich in der Kartonnage Reste gefunden haben, garantiert die vortreffliche Sprache. £ Nun kehrt der Schwur mA Ton Ala Tön "OAYMrion Kal TAN Aora zweimal bei Menander wieder, in der Plokion (Gellius II 23) und bei Priseian XVIH 97 (fr. ine. 46 Mein), aber auch bei Alexis Torıcrii (Athen. VI 258e). Dabei ist zu bedenken, daß Alexis Menanders Onkel und Lehrer war. Nun konnte eine solche Schwurformel gewiß auch von einem anderen angewendet werden, aber einen Anhalt gibt sie, E und ranaıctpixöc ist für Alexis bezeugt. Wir haben ein Stück der mitt- leren Komödie vor uns, das von einem namhaften Dichter sein muß, da es in Ägypten gelesen wird. Das berechtigt zu AB Scehlusse, & wird von Alexis sein. Schließlich noch die Umsehrift von einigen Fetzen derselben Hand- schrift, die weiter nichts lehren. ne ae Fu er ) J Mare. nero tp..[ |noicı mueen! 5 | jmena riPAr[mata Er ER a j i ; R jal rar ayröcl Ive eim Arlan] al 4 Der Dichter wendet also die en Form des Dativs an, und 5 Wo ts nach den zwei Kürzen eines Anapäst Obere rechte Ecke einer Kolumne. joıoc re kai => IHn TAc TYx[nc] = IKaTA Tun olvcın] lepa ae 5... jeronein 2 .nJörom. SEEN een en ee vos Wıramowirz-MoeLenvorrr: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 747 ” 13 Almoina| Jneıne[ ı Der erste Buchstabe kann auch Pr sein. 3 Allseitig gebrochen. Jparafon! jzovcı aen| Danach vielleicht noch Spuren von zwei Zeilen und Ranh. 6. Neue Komödie. Papyrus 13281. Unterer Teil einer Seite aus einem Papyrus- buche, auf der einen Seite verstümmelt, Buchschrift 3. Jahrhundert n. Chr. Apostroph wird gesetzt, auch Interpunktionen; Doppelpunkt in der Zeile, Strich zwischen den Zeilen gibt den Personenwechsel an. Zweimal steht der Name einer Person abgekürzt am Rande. Vorderseite ]: |. ]. am’ Heeıc npdc HmAc. Annk Ti [Taeon ÄnA|KÄMmTITEIC Kal MÄnIN CTeaneı AlAoYc [TAc cYmalonäc’ ei MH TI KAKÖN HMÄcC TIoeic, Ti marerelnercw TOITö Mm’ em Aeitnon TIAnın [TöN AEcT|öTHN KAnECANTA’ @ANEPdCc Ecri rÄP ÄAIKON BlaaIo?m’ Eicw A& Kal TIEIPÄCOMAI un KPYTITW|N EMAYTön EmieewPäcai TI TON moıoyMm EINWN ENAON AAAOYMENWN © ÄMA. Tel [manık öjreron ToYToY MA TÜW GEW ZENON 10 oynöonolr eTaon’ Al TÄnAC’ TI BOYneTAl jP_ oik@ TÄc cmAeac TON reITönWNn I. Das erste A kann auch o sein. Zu ergänzen weiß ich es nicht. . Das < ist übergeschrieben; die Lesung der verloschenen Buchstaben hat Seuurarr Bere: n. Danach muß man eng daß rIaPaReneYecaAı wie kenerein mit dem Akkusativ ver- bunden ist. u Symp. 193a MAnT ÄNAPA XPH ÄTIANTA TIAPAKENEYECBAI EYCEBEIN TIEPI eeoyc. . Der Ayoatögh ah Baaıo?m fehlt. 7. KPYnıton ist schwerlich das vechte a 9. Auch hier ist die Ergänzung nur eine Möglichkeit. ıı. Das erste p kann ebensogut ein Apostroph sein. Die Stelle ist mir rätselhaft, sei nun 2 OiK® oder oikwı zu verstehen. Be oikoc EREmEN > im =; ge Haus erben er fürchtet einen. Mit V.g ist die ER gew se des wir lernen aus = daß re Herr die Frau, die hier redet (die Frau zeigt der Schwur mA To seo), ‚Aieht ken at ‚Sie, Eee, auf ihn, gehört also zur Sn m nach den ech u m ae Versen auf der Rückseite eine alte Fe. mit dem jungen Mädchen ein 2 Luftschlösser?. oder. da ihr der Anblick Ternee Vat sehen Anblick, auf den 748 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni m Mann, deren Vater, auf der Bühne ist, schließt man, daß hier schon die a und nachher die beiden andern zusammenführt. Bemerkenswert ist, daß dann vier redende Personen auf der Bühne sind. Demgemäß habe ich vor 8 Fe. ergänzt. Einen griechischen Frauennamen, der so anfängt, kenne ich nicht. Eine Sklavin könnte Feric heißen. Aber sie wird 14 THeia angeredet, ein Wort das hier zueı erscheint, aber von Aristophanes von Byzanz S. ı40 Nauck bezeugt wird, mala Kal # ÄTIAÖC TIPECBYTEPA FYNH. H A’ AYTH Kal THeIC Kal THelA. Wir folgern, daß die Ge. eine Ausländerin ist wie die Giddenis des Poenulus. Rückseite Es werden kaum zwanzig Verse fehlen. re Aro]r TIN döyın oYa& rrroca[oKwMmEnHN] öPlö;: Ti BoYaeı THeia, TI moI aaneic: MATHP Emöc moY;: rraıaion KpAteia, mal 's KÄREI ME.: MÄTITIA xAlpe rioAnA einTarle). =— EexXW CE TEKNON.: @ TIOBEOYMENoc »anleic,, ä er ER! Ri N % 4 m u . OP C ON OYK ÄN GIöMHN Taeın Eri. ie EEHNBEN Ezw.: Mal TI ToYe. AYTH riclei]; . „ÄNePwne, TI moeic oYToc; oYK Erw ’nelron,| > ER f D h f »» EN AYToeWPwı TÖln|ae TON zurovmelnon] &xw rePWN 0YTöc re niondc eaineltaı,| ETON TIC- EEHKONTA' Ömwc A& KAAY Icetan.] TINA TIEPIBAANEIN KA) SIneIN OFTOoc [aokeic] die a ie Personenbezeichnung ist nur mit starkem Zweifel von Scnunarr gelesen, der a nfänge von 12.13 ergänzt hat. In der Tat führen alle Spuren auf diese Lesung. enn denn die Alte »Ge.«, die im (reheimnis ist, sagen kann »sehe ich nicht einen id man gar nicht ee sein kann« und die Junge ah ert I das? wo ist mein Vater denn«, A ir "on = versp ir ee ein, Geister zu «. Zu der an _ Se hekeslen Ergänzung von 1 Ye enander ’Erxeiriaiaı, TA MHAE TIPOCAOKÖMEN 14 malalon »Kindehen« in = a Vaters bei ? kt 2. B. Perik. Re Öfter wird ein Ins so an 4 usse habe ie h mai ergänzt: die Steigerung gefällt mir. un ns ax: Sicht Vater a Kratein erfüht diesen Wunsch, öreve, sondern rede ich mit dem ee a Der r Papyrus schreibt rrarıa 16 TEKNON mit { erster : i re so en gibt tragischen gehobenen aa dem entspricht der ganze Vers. | hen. Ab wur Ei ae B Es scheint hinter @zw nur @ nicht allei N 5 a Paar zuzurufen »er kommt h 2 + Penon nwechsel ist. Ihr steht e nieht wohl so eingeführt werden, daß nieht kennt, w area iu ‚sehien ihm also is«. Das Folgende sprieht der Haushierr, und ae er zu sich sagte »er, den ich suche, i ee ee en nicht unmöglich sein. In diesem Falle müßte die Ab N I e resen: sein: der Alte könnte Ferkc heißen. Die Int: erpun ne engehört, ‚sich also an die Ge vie vr die er dem en sehon vertraut ist. Der Kor; ‚rcktt zu senigen, u um. En " Papyrus hat, einen die = Akzent gesetzl; $ Präsens keuntlich. zu mac hen. über q lem A von re rkennt man. Biserdes.. ‚Der. alte H: | * von Wir. amowrrz-MoRLLENDORFEF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen 749 Suche nach der Verlorenen mit einer Verwandten Ge, nach Athen ge- kommen; Ge. hat Krateia ausspioniert und sich ihr Vertrauen verschafft. Der Fremde hat mit dem Herrn, in dessen Gewalt sich Krateia be- findet, geschäftliche Verbindungen angeknüpft, denn darauf wird man die cymeornal, die sein Sklave bringt, eher beziehen als auf den Bei- trag zu einem aeinnon Arıö cymson@n, da der Fremde von dem Herrn schon zum zweiten Male zu Tisch geladen ist. Cymeonai konnten auch zu einem geschäftlichen &panoc gezahlt werden. Trotz dieser Verbin- dung ist der Hausherr mißtrauisch, hat sogar vielleicht Vorkehrungen zu gewaltsamem Handeln getroffen, läßt den Sklaven des Fremden hart an und lauert seinem Gaste auf. Dazu hat er allen Grund, denn er findet seine Tochter in dessen Armen. Mehr zu erschließen getraue ich mich nicht; das Allgemeine sieht Jeder. Krateia hieß auch das fremde Mädchen im Misumenos. Wir kennen den Namen durch die Vasen aus dem Kabirion. wo ihn die Frau des Kabiren führt. Die Komödie scheint ihn also für auslän- dische Mädchen verwandt zu haben; attisch ist er Ja auch nicht. Wer der Verfasser der Komödie war, bleibt ungewiß; nur ist in der Zeit, aus der der Papyrus stammt, Menander der nächstliegende. 7. Scholien zu Pindar Pyth. 2. ‚Papyrus 13419 verso. Auf dem Recto Schrift des 3. Jahrhunderts n. Chr., die Scholien also jünger. Nur ein Rest der rechten Seite einer Kolumne ist erhalten, die obersten Zeilen bestoßen. Einige ge- wöhnliche Abkürzungen finden sich; die ausgelassenen Buchstaben sind in der folgenden Umschrift eingeklammert. Es verlohnte sich nicht, Genaueres zu geben. Alle Lesezeichen fehlen. aYTölc ale) Krinoc &c ' nla] [PA TO Kricaı Kal ereraı bc AYTdc En Ännoıc cyöle örırritov, En Ö Feen = ae ren ]d xwrinoc Ene. [-.Areıae - xAPıc einwn moinimoc ÄNT) errion Ömızom(en)a = H ae xApıc xApın Äreı A|nTi einwn Epr(wn) ce [Bom(En)H TON EverretHcanta' ömızom(&n)H' AmeılsomenH ÄnTalTo) Kae ern eure ran |ämeısomenH |. Pan xÄpın HTeEN : Ann|ä mleTä) epAcovc.Ä . [6mızom(en)r Verer(on) ÄKOAOYEOTCA, hu rlae) Amei|mtich xApıc Ver Pa. TAc mporararerınae. ce 2 Ö& aecınolmeneiıe nal zeoyria R ns jue TA mleri) ToYc ze ]n(un) ae) AEKTEON. Ann To? ? Mecchune a ‘Purloy TYPÄNNOY m Noxecic # R “ ine “ 750 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni PuN XPÖMION TON KHAECTHN ÄTIEMYEN AIATIEINHCAC AYTOI, EI MH 13 L KATAAYCAITO TÖN TMPÖC AYToYc Trönemon, Emmi TO] PArıon CTPATeYcEIN. To? A& TIPÖC TAPTA ENAÖNTOC EN EIPANHI OI Noxo]i AIMTATON, eo 0 I on &maeon, Ai Aokpiaec KaeYMmnoYNn TON lEIPWwNA . TAYTA IcTopei $ i m jmonemlion ek and a ı Das Scholion bezieht sich auf «riaon V. zıa in der Zählung der Scholien bei Dracnnann. Das Homerzitat F 196 ist dort nieht ausgeschrieben, hier sehr verkürzt, nn das erwartete nächste Wort ermmwneitaı hat nicht dagestanden. 2 ergänzt a Schol. Ecrı mapi TO Kricaı 6 Ectı Td epeyaı, bc AYTöc ö TTinaaroc En Ännoic' ÖPEI- KTITOY CYöc, TO? EN ÖPpei Te@PammenoY. 3 wie K@TlAoc mit KTIAOC ver bunden war, ® erkenne ich nicht. Etymologien von KTiaoc als Kinoc von Klein oder ÄKTIAOC gibt Rn aber von «wriaoc habe ich keine een 4 Das Lemma war wohl so 2 aus geschrieben, da Areı notwendig war. roinımoc, das aus der Erklärung AmeınricH her- a gestellt ist, ist in den Handschriften . moirinoc verdorben: ob es hier noch richtig Stdn; natürlich ungewiß. 5 Den Wortlaut des Anfangs mag ich nicht angeben? das entsprechende Seholion lautet &zween nrocaurıreon xAPın. Öcre einaı TON AöroN TOIOR- Ton: H A& xXÄPIC XÄPIN Äreı ÄNTI @lAWN EPFWN CEBOMENH TON ETEPFETÄCANTA : ÖTIIZOMENH AE ÄMEIBOMENH, ÄNTANOAIAOTCA. Wenn (dann ENTPETIOMENH folgt. so gehört das nieht hin, befolgt ja eine andere Deutung. 7. 8 Das führte die Deutung. welehe xÄ ergänzt weiter aus, läßt sich aber nieht herstellen. Es brachte ein Zitat in V. 8. i ist in n XAPIN das N getilet, o ganz deutlich übergese hriebe »n. und doch sinnlos. Ebenso falsch ist die Korrektur V. 15. Es war etwa [xAPıc a’ ETE]pan xAPın Hıreen. 9 Au hier ist die Ergänzung unmöglich, denn es entspricht ENTPETIOMENH META AlA0YC ra | XAPIZONTAI AN 07 META epAcoyc oder EriicTPesomenH A öTI MetÄ Alaoyc Kal GPACOYE xhpırec AlAONTAI, dies verwirrt. o.ır Nach unsern Scholien leicht ergänzt; = haben nur Emakonoyeofca, wofür kein Platz war. Dazu in ır das neue Lemma 12.13 lassen sich nicht ergänzen; es war niehts Wichtiges. Wenn wir nur det Namen des Historikers hätten, der am An nfang von ı8 stand; Timaios wird es wol gewesen sein. Unser Secholion lautet zunächst gleich, hat nur rıemyac . AIHTIEIAHOEN sser; dann wieder gleichlantend, nur habe ich emi Tö "Pärion für Be eingese! ei aus der Nachbarschalt eingedrungen war. CTPATefceın für CTPATeYEeıNn der chriften hatte schon Dracananı BEER 17 habe ich um des Raumes willen TATTA für THN ÄTIEIAHN eingesetzt; auch hier ist unser Scholion besser als © 18 haben die Bybäiiier Aıaon Kal Kaeymnoyn, zu lang, Wortlaut un sicher. 19 KAMAT@N, Reste des neuen Lemmas. ‚Der Gewinn ist ein verstümmeltes Versstück, ob eines helle . nistischen Diehters. Sonst sehen wir nur, wie derselbe Kommentar da or mals aussah, den wir haben. Die antiken Exemplare wechselten I 3 Bestände und im Ausdruck. Ein solches lixemplar kam nach Byzanz. Daß wir so viele nur in der Form verschiedene Scholien neben ander stellen, kommt Yaker, des die Handschriften, die wir habe verschiedene byzantini itungen jenes einen Exemplars neben“ BIBABaER, enthalten. —. so steht ne im EKuripides. pie i 8 Meleager Epigramm Anth. Pal. V 152. "Dies ist, ein Nachtrag zu den Berliner Klassikertexten V 44 Es ist ein kleiner Fetzen. als zugehörig zu der Handschrift 10571 k: nt re die man big a ein Exemplar von Meleagers Ste von Ww IANOWITZ-MOELLENDORFF: Dichterfragmente aus den Kgl. Museen vl öhrien darf. Das neue Stück setzt unmittelbar hinter dem Ende des alten an, gibt aber nicht die Zeilenanfänge wie jenes, sondern die Zeilenschlüsse von V.4 an. leh setze das ganze Gedichtchen in Um- schrift her mit Lesezeichen, die in der Handschrift durchaus fehlen. TTAIHC MoIı Konwr Taxvc Arrenoc loYacı a’ ÄKpoıc] Zunosinac Yaycac nPocrıevplilze T|Aae| »ÄTPYTINOC MIMNEI CE«. CY A & AlHBAPrE @INOYNTWN] efaeıc' ela rierer' nal einomloyce nerler]. CYxA AL oeerzaı, Miu Kai] cYnKoıton E[reipac) KINÄCHIC ET EMoi ZHAO|TYTIOYC ÖAYnNac. An A’Arärnıc TAN |malaa aopA crerw| ce Aeontoc, er in Im fünften Verse wird mit aopaı eine im Grunde selbstverständliche ' Verbesserung von Pierson und Graefe bestätigt; die Pfälzer Handschrift hat aoraic, d.h. ein falsch wiederholtes c. Was sich die Herausgeber wohl dabei gedacht haben, daß für die Mücke die er Löwenhaut Be. nicht reichte? | a Nun folgt aber noch eine Zeile ohne Abstand, von der Jaısınonoyre| zu lesen ist, offenbar Reste eines Verses. Das ist befremdlich, denn das Epigramm hat seine Pointe und scheint vollständig, aber vor einem heuen Gedichte müßte sein Lemma stehen. Ich kann das Rätsel nicht lösen. kei [xonoy, Kal awcw xelıPli] »ereın Pöranon. | 122 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr. Griechischer Papyrus der Kgl. Museen zu Berlin. Herausgegeben von Freiherrn HıLner v. GAERTRINGEN. (Vorgelegt von Hrn. vov Wıramowrrz-MorLLENDORFF am 27. Juni 1918 [s. oben S. 635).) \ en ln Hierzu Taf. M. W. Sonugarr erwarb in Mittelägypten ein Papyrusblatt, das zwei Kolumnen Schrift enthält (Pap. 11632). Oben und unten fehlt niehts von der Schrift, dagegen sind von der linken Kolumne die 4 anfänge und von der reehten «lie Zeilenenden, bis auf wenige Fetzel: untergegangen; zwei offenbar zu anderen Kolumnen derselben RO gehörende kleine Bruchstücke können bei dieser Betrachtung als nieht „ ergebend beiseite gelassen werden. Die Händler des Ortes stehe mit den oberägyptischen wie denen des Fajuım in Verbindung, 2 die Papyri dort von einer Hand in die andere wandern. Es läßt si@ also über die Herkunft nichts entscheiden, falls nicht etwa su derselben Rolle mit sieherer Provenienz auftauchen S0l Scnvpart machte die ersie Abschrift und teilte sie U. v. WıLamoW mit, der sie mir zur Bearbeitung übergab. Dabei hat er selbst, | an Scnvpart, und dann nicht zum wenigsten U. Wincxen, auch W@ hin an der Lesung und Deutung teilgenommen, wobei neben vn EN £: % . Mr — Hırer v. GaeRTRINGEN: Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr. 753 Dank, olıne ‘dessen zum Glück erhaltenen Text unsere Arbeit noch sehr viel schwieriger und unsicherer ausgefallen wäre. Daß es sich um ein im ionischen Dialekt abgefaßtes Stück der berühmten Belagerung von Rhodos durch Demetrios Poliorketes handelte, und zwar aus deren zweitem Teil, den Diodor (XX 93/4) dem Jahre 304 zuteilt (vergl. c. 91, ı), war olıne weiteres klar. Andere Fragen sind schwerer zu beantworten. Wir schicken die Betrachtung der Schrift und ihrer mutmaßlichen Zeit voran, geben dann die nötigsten Er- klärungen zum Text und schließen mit dem Dialekt und dem Verfasser sowie seiner etwaigen Quelle. Aus der Schrift ergeben sich nach Wirecren folgende Anhaltspunkte für die Zeitbestimmung: 1. Die diäretischen Punkte über dem ı und y, die nirgends zu Unrecht gesetzt werden, kommen zuerst vereinzelt im ı., noch unregel- mäßig im 2. Jahrhundert n. Uhr. vor. Belege aus den attischen In- schriften der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bei LArreLn Handbuch II 563/4, dort auch der Strich über dem Iota in Aonnaiaa IG II 664, vor 126 n, Chr.; über andere Orte vergl. Wırnerm Beitr. S. 160 fl. Am Zeilenende der Strich über dem letzten HachutaNen. für n finale seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. [597 “ Strichkürzungen f und * erst seit der Kaiserzeit bekannt. je 4. © für » frühestens im 2. Jahrhundert n. Chr. Das ergibt die Ansetzung der Schrift im 2. Jahrhundert. Die Form des n, die gut hellenistisch scheint, kann dagegen nicht ins Feld geführt werden Die Ligaturen für aı und eı sind ein Beweis späterer Zeit. Auch sonst nähert sich die Schrift durch die häufige Verbindung der Buchstaben der Kursive. Sie ist weit entfernt von regelmäßiger Buchschrift, zeigt zahlreiche Tilgungen, Zusätze zwischen den Zeilen, einen größeren am rechten unteren Ende der ersten Ko- lumne, der sogar auf den Zeilenanfang in der zweiten Kolumne ein- gewirkt hat. Die meisten Tilgungszeichen sowie andere Striche sind mit hellerer Tinte.von anderer Hand angebracht, dagegen die Ver- besserungen und Zusätze selbst wieder von der ersten Hand mit der dunkleren Tinte. Die Sehriftzeichen nehmen, sehon infolge der Zu- sammenziehungen, verschiedenen Raum ein, wodurch der Ergänzer _ : für die Buchstabenzahl einen größeren Spielraum erhält; ein oder mehrere ı (wie-in Z. ı alacınıkaicı) bedingen eine größere Buchstaben- u zahl auf demselben Raum. Dies. bis: anderes ih die Tafel. 754 ' Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. JacınıkoiciırapceineovcixPe ]esıcınnn[amyn|K.ITamenoY ‚(.)|namyntHcaenaewnen KATATTEATAHETACENAEKA ien|orprana|mPpoctHnmonIoPk! |. .nmoniwnaumHTPiwiee es rc TTOAAOYCTE a BEREWNAH = a eineinrohe |- PONT@NTETATMENWNP. |meaıaocanxreizeinayton | oaeTwnaeattamapTon . : C$ICINEPHAYCEINETIHN .. AETAYTAAHMHTPIOYTAPO JEIXEAYTTOPYCCONTOCEN (Loch) .(JenTeixewnHaHconTwoNn ].arhcepr.. omenwnpoAaı |. --ANTUnaYTomonwnTo 5 en |CCOMENONYTIOACEANTW u | P 5 I, NTECECTWYTON|Keılnoı | .ONWNMETAAAWPYXOICI 1: ACANOITEFTTONOMOITIA ECTWOYTON Fr Se ee ee, 2 «NTONAAAHAOICITETUNSYAAKON ]-erkcantec]mroaocın 24AL ECAOFOYCANO TONTPOTEIXICMA 244, ATTIIKNE -—— Mitteilung vom 27. Juni = ibfebler für -wn verlangt iss wi 7 PR durch hellen Strich über der ale serien Be gt, ni irch Überschreiben zu T verbe: 1, ne iz das ist anregen. - 25 TICAHMHTPIWIAOEACA MINHTTATHCENAGHNAFOPH TICMIAHCIOC| ntovro| AAKHNEXW| 30° XPHMACINWM . AOTHGEN| ANTITAAON AZEINCTPATONECTOACTY 33 AECHMHNACTOICIPOA| E 34 CINYKTOCTHCETITEINO| ara : ss ec|Hrarenap| (Rasur) APONANAPAMAKEAONA| SIAHMHTPIONEONTONL AONTIPOTOYTIEM®OHNA CTPATOYKATOYOMEN 40 MINENEXEIPICENPOAIO MENAOHNATOPHN| x... sewırectee| PIOYTANANTOICITENT AeTovcannoYCEE| s TAOMOIAERKANEONE | AnezanaronKT ee METPATTONTOKHPYKOE KATAA 48 TpioveıcwatiKO 24a, oMun 5 = Dbert com Se hellere Tilgungsstriche. 2 AMYN durchgestrieheh | 5 Tan en 5 Wircxex nimmt an, daß ve nur versehentlieh nie gestrichen ist. e. Pe und Kai nr ken 7 TA ausgestrichen. über der Zeile sehräger heller Strie 10 “ hell über der I2 ssers. er 18 vorn einge rÄP se eovcı xpe?lecenı 0%] ceıcın ... BJACIAIKOICI BEIFSLIE. ou. An. Kali TA men oY3twc &- BEnne 5. : TIPHZA|N. AMYNTHC A& TInEwN ei *InAcw|N KATATIEATASETAC ENAEKA TIPÖC TÄN TIOAIOPKI- a a Fr a ua °IHn TAN TON] rroniun AHMH- TPIwI *fetennomeno|vc AIPEE ” MOAAOYC TE BEAEWN an’ |mı- orroYic, oYcrer AHmHTPiw x " Aarome|nwı AYT|pun TON Te- TArMEnON P[ö?aioı oYK Al- TIEAIAOCAN, +XPEIZEIN AYTON "feAckontec]' 5 ae TÜnaeE Änamaptlöln "[ova’ AYTöc] COICIN EoH AYCEIN Eri, AN [ERHı. meta] ae Tarta An- MHTPiov TA "Po"[alwn TleixeA Yropyccontoc En’Töc Te TION Teixeun Han EönTun “ran Karla rac errfazlo- MENDN, "Poarloi Te, munv- CJANTON ayTomönun TO "[rei- @ er TÖN TE x@Pon Ton Mrmopy)ccömenon Yrıo- SEzÄnTw(n), "laiopvza|ntec €c TWYTön Toi?fcı Maxe- alönun neTamnuprxorcıl), runri]acan of Te vrnöno- Mor ma”[pA mıcpöln ec TWY- Ton Ornenizan Änahnorcı[n). Tor & " elnarerun ToR voran [kac emiern- .._._.... | a cl ER TIER RE an Funk Ye en = ae Di IE Ken Di un u Bu a ea 2 RR en = ü Hırver v. GAERTRINGEN: . Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr. 755 _ THPOYMEN@N ETTEXEIPHCÄN MHTPIOY AlABBEIPEIN xeimacı TON eg em TÄc Diodor XX 93, 2 ENNEA ("Pöaioı), EZETIEMYAN A& KAl TÖN NeÜN TTAGON - - (3) Menda ®IAOTIMÖTEPON ÄTIECTÄAKEI TÄNAPI. TON MEN OYN IMA AiryrıTon, OYCÖN TÖN CTOAÖN ÄAOYPFÖN KAl BACIAEI S0PEIN TIPETITOYCÖN-- 5) TON A’ en NEÖN TPIÖN AMYNTAC HrOYMeNoc ETAeYcen Emmi a MAOIOIC MEPITYXÖN KOMIZOYCI TA TIPÖC TÄC MHXANÄC ÄPMÖZONTA TOIC TIONeMioIc A MEN AY Ön Sen A AE KATHTATEN EIC THN TIÖRIN, En olc EAA KAl TEXNITAI TÖN ÄZIOAÖFWN Kal MIPÖC Ba KAl KATATIEATAC EMTIEIPIA AIABEPONTEC ENAEKA (TON ÄZIOAÖF@N TIPÖC BEAH Kal KATATIEATABGETAC [corr. 2.m] . TON EMmrIeipia en NTON EndekA F). (6. Pro E; o- pi >. P- a ie} | m ı> en zZ Lu] O0 okoll einer rhodischen Volksver- sammlung; ieh im Papyrus berücksichtigt.) Diodor XX 84,6 cyneeento rÄr oi "Pöaioı rIPdc TÖN ÄAHMHTPION ÖCTE Ännhnolc AlAÖNAI AYTPON ENEYBEPOY MEN XINIAC APAXMÄC, A0YAOY Ad TIENTA- KOCIAC. rXX 94,1 . AHMHTPIoY AE AlA TÖN METAA- Y XPWMENOI CXEAÖN ENTÖC Eicı TOY TEIXOYC. -(2) Aıörep ol ‘Pöaloı TÄSPON ÖPYEANTEC BABEIAN, APNEEEREEN TO AoKoYnTi rIeceiceaI TEIXEI, TAXY KAI AYTOI TAIC METAANEIAIC XPÖMENOI CYNÄYAN Yrıö rÄN ToIc ENANTIOIC KAl | AlEKÖAYCAN TÄC eic TOYMTIPOCBEN mopeiac. (3) TON ae AIOPYFMÄTON TTAP’ ÄMSOTEPOIC IPHCAN TINEC TON TIAPA TOY AH- 756 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1915. —- Mitteilung vom 27. ‚Juni »YAÄKWN &c Aörase Arıö TON ®yYaAakhc rd TON "PoAlwn AOHNATÖPAN' orroc MiaHcioc Men TO re yrıd TTronemaloy 3 nroreixicnÄr(un) ER MECTAAMENOC ÄremiNn TÖN MICBOSÖPWN. (4 M(EN)un, TIPOAOCIH | tie M Amenoc A& riroabcein CYNETÄZAB” Hm AHmHTPioı adzaca |ÄcoanHc &neı mark AHMHTPIoY TIEMSERNAI KAPTA| "min AnAthcen. Aeh- NnaröPphlc) r [ar] tie Minn- TÖTION TÖN MENAONTA ALEZACHAI TOYC CTPATI ‚cıoc [Anoctaneice €x Airv]- nroy “Polaloicı, Tun To® Telneoc oYj’’nakın Exuln, = Aunkrrioi em] ?°XPAmacın = ünfo]nörncen [mapec]"Azeın CTPATÖN ÄNTITAAON ec TO ÄCTY' ÖPkIa AL Em Toiciae 80YC Te Kai naleun, eYevc) . ®a& cHmAnac Toicı "Poaliwn n Krxov]*cı, NYKTÖC TÄC Erii- reıno[mennc] rranınrıPoaocIHN ersten}; ECATATON rÄR (5) eic enmiaac er merAnac ÄrATON TOM $ [Anezan]? APon 4 AHMHTPION EmAnYcE TH Boyan’ Kal apa Minxedönn [Tan Am|?si ; AHmMÄTPIon EönTwn [TA in]- crnenason oi ‘Pöator, Tön a’ Aamnaröpan EL 2 Fon ned 109 Tremeanna|ı NWCAN XPYCÖ CTesAnw Kal AwpeÄn EAWKAN AR ee eo BeTPATor KATOYÖME- TÄNANTA TIENTE, CTIEYAONTEC Kal TÖN Ännon Mn 4 ©ÖPWN KAl ZENWN Erkaneicaal THN dt T Polalorci] MIN ao EYNDIAN, x Sa Kö a "pveleur TE cTeo Anwı ‚Kal Aa en A 2 Ana roicı]* an 2 ie Seicın ee Er 3 com auf BACIAIKOICIN bezogen würde. Mit Hırzer v. GAERTRINGEN: Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr, 791 die Rhodier als Bürger einer freien Stadt nicht brauchen konnten und darum an König Ptolemaios, ihren Freund und Gönner, schickten. 3.4 Zur Weglassung des Artikels in em nAcun, das fast wie ein Eigenname behandelt wird, vergl. außer unserer Diodorstelle das antike Segelhandbuch, den Stadiasmus maris magni, $ 232 bei Müller Geogr. gr. I 499, von mir behandelt im Vorwort zu Deramarre IG XU 7: EAN Ae BenHc Ark nAcon Traeeın, und den Dichter des Epigramms in Olympia (Nr. 174 Dirtengerser-Purcorn, vgl. IG V 2 p. VIIL,,): Timacon ae Pinrınton, Öc EneAne TOYc ÄTTIO NACWN TECCAPAC EYBEIAI TIAIAAC EKAINE mAxaı, wo man wohl nicht an die Nacoı beim arkadischen Kaphyiai (Paus. VIII 23, 2), sondern an die Kykladen denken wird, deren weich- licheren Bewohnern sieh der urwüchsige Peloponnesier noch heutzu- tage weit überlegen fühlt. A KATATIEATABETAC ENAEKA ist, wie Wincken sofort gesehen hat, für die Bewertung des F(lorentinus) wichtig, der richtig die Texnitaı TON ÄZIOAÖFWN TIPÖC BEAH von den KATATIEATAHETAI| TÜN EMTIEIPIA AIAGEPÖNTWN unterschieden hat, während auch der Text der Fıscnerschen Ausgabe (Leipzig 1906) beide in eins, TexniTaı TON ÄZIOnÖFWN Kal TIPÖC BEAH Kal KATATIEATAC EMTIEIPIA AlIAGEPONTEC Enaeka zusammenzieht. Wichtig ist aber auch, was der Autor vorher geschrieben hatte: örrana mPöc THN TIO- NIOPKIIHN TAN TO|n moniwn AHMHTPiwı »elpömen|a TIonnÄ Aipee Kal BEREWN anfmioproylc, worauf er fehlerhaft tArıer fortfahren wollte, auf öprana statt auf anmıoprovc bezogen; denn diese örrana entsprechen dem Diodori- schen TA nPpöc mHxanAc Äpmözonta. Hier zeigt sich beim Schreiben ein gesteigertes Verlangen nach Kürzung der Vorlage; gewiß ein Anzeichen selbständigen Denkens. das einem Kopisten fernliegt. “ 6 Anlmiorroyc] ergänze ich nach Homer (r 383 ron oi anmıoeproi EACIN, MÄNTIN Hi IHTÄPA KAKÖN Ha TEKTONA A0oYpwn) und Herodot, wo Hupe VII 31 und IV 194 die Schreibung mit o herstellt, obwohl freilich dort die meisten Handschr. anmıoerro/, hier, wie es scheint, alle anmıoyprovc bieten; eine samische Inschrift des 4. Jahrh. SGDI 5702,, hat den Amts- titel Em Anmorros Armacıraeovc. Vgl. Faver Thes. verborum quae in tit. Ion. leguntur 91. 7.8 »Während sie Demetrios für die festgesetzten Lösegelder aus- lösen wollte, waren die Rhodier nicht geneigt, sie zurückzugeben, wo- für sie als Grund angaben, daß sie selbst ihrer bedürften.«e Sonst galt der Auslösungsvertrag, der oben aus Diodor angeführt wird, und der den Rhodiern infolge ihrer Kaperfahrten reichen Gewinn brachte. 99 Kg steht ATITAMAPTON da, aber ÄATTAMAPTÖN|TA| oder -Tön Ton] führt zu nichts, und so werden wir gezwungen sein, mit Wıranowırz an dieser einen Stelle eine nicht verbesserte Versehreibung anzunehmen. Beier die nächste Kol e 758 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni Gestalt. Wir bemerken, daß sich Diodor um die Auslösung der Ge fangenen nicht gekümmert hat. Unser Autor nahm an dem Pers lichen größeren Anteil, beschränkte dagegen das rein Tatsächliehe ein Zug, der an Plutarch erinnert und in der Zeit liegen mochte. Daß die Quelle beides enthielt, daran kann kein Zweifel sein. Die Verhandlung der rhodischen Volksversammlung, die den Vor schlag einiger Redner, die Ehren der feindlichen Könige abzuschaffen, entrüstet als ihrer unwürdig zurück weist, ist gewiß ein schöner, noch in unserer Zeit nachahmungswürdiger Zug hellenischer cwerocYNH und obendrein weiser Voraussicht, die auch das künftige Verhältnis zu den Großen der Erde, nicht minder die Achtung «er Götter im Auge hatte, denen auch Ehrenstatuen Sterblieher durch die allgemeine Formel eeoie oder besondere Weihungen gewidmet wurden'!. Aber unge Autor eilt weiter in der Erzählung der Belagerung.- / . ı2ff. Diodor erweist sich als nützlicher Führer, wenn auch der Ausdruck vielfach gewandelt ist. Auf das Technische kommt es WE serem Manne nicht so sehr an, er unterläßt es, den Parallelgrabei der Rhodier im Innern des Mauerrings zu erwähnen, übers Creaön (vor ENTöc eicı ‘10% Teixovc) u. dergl. 15 Anf., r9 Anf., 22 Anf. wird Wırcken, 17 WıLamowIrz verdank jeder wird erkennen, wieviel daran vom Verständnisse des Zusam hangs abhängt. 20 MeTannwPYxoc ist ein für uns neues Wort, gebildet wie TYmBwpYX0C roxupYxoc; Diodor braucht die auch sonst belegten Wörter meta en und merannela. Unsern Autor hat hier wohl der seltenere vollere AUS druck verlockt, da er doch auf das Sprachliche ausging. RER €c TWYTön ist erst zugefügt, was man nicht loben wird, u es schon 19 steht. 23. 24 Zuerst stand der Nominativ elnAteroı |- -em|ietHcanTee da, dann wurde der Genetivus absolutus auch hier eingesetzt. 25 er rem Vorschlag Wirexess; die Minenstollen der Pioniere dürfen $ als &era bezeichnet werden, wie dieses Wort für Bauunternehmuns so häufig ist; dauerhafter mag das ®ıninmoy TETPAPxXIac EPFON ers BL 3 Sr 'en Sinn hat Wircxen sicher gefunden »da ji Minenwerk "Wächter anstellte«, wie bei Diodor alupyrnArun ÄMSOTEPOIC THPOYMEN@N. Für die Korrektur von 23/4 ist klar, daß der Schreiber angefangen hatte, als er das Mangelha Nominativkonstruktion Iemerkte. So verbesserte er sich und 1 .- „Haben sch doc, RS ’ di Rhode sogar gescheut, das sie aufs äußerste beschi or er en von der Königin eroberten Stadt dedie er wie die Geschichte bei Vitruv ur HırLer v. GAERTRINGen: Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr. 759 einen Zusatz, den er nochmals erweiterte, und der unten rechts von der ersten Kolumne soviel Platz einnahm, daß die letzte Zeile der zweiten Kolumne deswegen etwas eingerückt werden mußte. Daß so kein gelernter Buchschreiber arbeitet, leuchtet ein; WILckEn fühlt sich. auf Schritt und Tritt an die Konzepte der Eingaben gemahnt, von denen wir manchmal mehrere zu demselben Aktenstück besitzen. 25 Ende erg. Wiıramowiırz. 29 ®xw[n von Wıramowırz erkannt. Ptolemaios hatte ihn als An- führer der Söldner geschickt, die Rhodier aber gaben ihm diesen wichtigen Posten. 33 Ärxovjcı der Kürze wegen besser als npyrAnılcı. Dazu ist ein allgemeiner Ausdruck erwünscht. Diodor hat genauer sovaA, unser Autor legte keinen Wert. auf Akribie in solchen Dingen. 35 MarımmPpoaociHn ein nicht seltenes Wort. Wie der Thesaurus nachweist, ist in den meisten Handschr. bei Polybios, Dionysios von Halikarnassos, Plutarch, Diodor (XV 91,5) rArın meoaocia getrennt überliefert und erst durch die Kritik ein Kompositum hergestellt. Auch hier stand erst marnın da und ist das m, wie Wırcken gesehen hat, erst hineinverbessert. 40f. Hier wie bei Diodor liegt ein rhodischer Ehrenbeschluß zu- grunde. Auf die Ehrung und Belohnung folgt unmittelbar die »Zweck- formel«, wie in den von Larrıerv, Handb. der gr. Epigr. 11907, 507/8 und Gr. Epigr.? 1914, 380f. gesammelten Beispielen. Das Verbum &- Kaneiceai, das mir aus Inschriften nieht geläufig ist, findet sich auch in dem kurzen Auszuge aus dem rhodischen Ehrenbeschlusse für ihren 201 in der Seeschlacht bei Chios gefallenen Nauarchen Theophiliskos bei Polybios XVI 9, 5: Toıraro®n eikötwc ayTön ol "Pöaioı Kal METAAAÄEANTA TOIAYTAIC ETIMHCAN TIMAIC Al’ ÜN 0% MÖNON TOYC ZÜNTAC ÄnnÄA Kal ToYc Eni- FENOMENOYC EZEKAAECANTO TIPÖC ToYc Yriep TÄC MATPIAOC Kalpoyc. — Poly- bios hat, wie er selbst andeutet (XVI 15,8), im Prytanein von Rho- dos Urkunden, wie den Brief des Nauarchen an Rat und Prytanen der Rhodier eingesehen; sicherlich haben aber auch seine Quellen, ’Zenon und Antisthenes von Rhodos, dieses wertvolle Material nicht unbenutzt: gelassen. Gleich der Beschluß am Anfange der Belagerung bei Diod. XX 84, 3.4 geht auf solche Urkunde zurück; und auch da findet sich, vom Schriftsteller freier verwandt, der Ausdruck: ar at ToOYTuN EKKAnEecÄMmenoI TÄC ÄMÄNTWN TIPOBYMIAC EicC TO TOYCc KINAYNOYC Yromeneın erryxwc. Dieses Verbum wird also ein Charakteristikum der thodischen Volksbeschlüsse gewesen sein — leider ist uns bisher noch keine Probe auf Stein wieder geschenkt worden! # Wir wenden uns nunmehr den allgemeinen Fragen zu. Die — Mini iönigeh zu schreiben —- ohne es dann wirklich zu können — 700: Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 37..Junk verspottet Lukian bald nach dem zweiten Partherkriege 165 in-seiner Schrift müc aet icropfan eyrrräseın 16; doch hat er selbst seine Schriften feri TAc Cyrinc eeo® und reri TAc Äctronorinc ionisch verfaßt (Unrist- Schump, Gesch. griech. Lit.’ II 560: Literatur vergl. S. 509”). War hier Herodot das Vorbild, so wurde Aretaios von Kappadokien, eben- falls in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., als Arzt durch 3 Hippokrates bestimmt (Werzmann, Realene.” II 669). F rüher wird die 7 “Inaık# Arrians fallen, doch vermutlich auch erst nach Hadrians Tode, # als er sich in Athen niedergelassen hatte; »um sich recht in Hi 0 dots Schreibweise hineinzuarbeiten, verfaßte er den Anhang zur Aler andergeschichte, die “Inaıch zyrrras#, im ionischen Dialekt, der n | lich alles andere als echt, aber doch lange nicht so schlecht war wie der, welchen die Herausgeber erst in den Text hineingebracht haben‘ (Schwartz, Realene. II? 1235 ,,). Gleichzeitige und spätere, zum Teil | weit spätere Schriften im ionischen Dialekt zählt H. LinDEMANN (De dialecto Ioniea recentiore, Kiel 1889, ı ff.) auf; dem ersten Jahrhun würden die aımeAkaı des von En. Meyer (Hermes LII 371) im Verl nisse zu seinem ‚Biographen charakterisierten Wundermanns Apollı von Tyana zuzurechnen sein (Philostr. v. Ap. VII 25), wenn wir Re rechtigt wären, sie für authentisch anzusehen. nz In die Zeit Lukians könnte die Basis des Philippos, Sohnes ” Aristeides aus Pergamon, gehören, die in Epidauros gefunden ist ıM nach einem dorischen Epigramm auf den eeiac Koipanon Icroplae = Tea Monemörpason AYaAn ein ionisches Prosastück, wie M. FRäs nicht unwahrscheinlich annimmt, den Anfang seines Buches, das nepi Ton KOINON TIPÄZEWN ICTOPiHn enthielt, verzeichnete (Kae BP P a. IG IV 1253'). Schwieriger ist es, über die noch erhaltene! Tonismen in den durch die Überlieferung in den Poliorketikern entstellten Text des Ingenieurs Athenaios zu urteilen, den H. Det / (Sitzungsber. d. Berl. Ak araktes £ schrieb? einen Auto i f Pr "u v. Wiranowrrz aufmerksam gemacht. E -H. Diers selbst hatte die u Ta - Borrmeien Vin an e6 Albenseum, Leipz. Stud. XV 1890,.5 Sox TREIMER = köln % S. Zeit, Tehlagen,- Din; 19h a Ver Ei Hırner’v. GAERTRINGEN: Aus der Belagerung von Rhodos 304 #, Chr. 761 und Größe der Verbesserungen widerlegt. Vielmehr führt alles darauf, daß er im gewissen Sinne selbständig arbeitete, seine Sätze selbst baute und umbaute, und wahrscheinlich auch die dialektische Färbung von sich aus hinzufügte. Somit haben wir hier das Konzept eines Schriftstellers vor uns, mag sein Schaffen auch nicht hoch stehen, nicht ‚allzuhoch über dem eines Mannes, der eine wichtige Eingabe an einen hohen Beamten entwirft. Bei einer historischen Darstellung aber fragen wir gleich nach der Quelle. Die Vergleichung mit Diodor ergibt, daß eine gemein- same Quelle zugrunde liegt. Als solche kommt für Diodor ein rhodier- freundlicher, mit den rhodischen Verhältnissen, Personen, Urkunden genau vertrauter Schriftsteller, also.wahrscheinlich ein Rhodier, in Be- tracht. Es mag dahingestellt bleiben, ob es nun gerade Zenon von Rhodos war, den Polybios der Ehre einer Polemik und der anderen Ehre starker Benutzung gewürdigt hat; eben der Zenon, den auch Timachidas, der Autor der von Bıinkenßere so trefflich behandelten sogenannten »Chronik« von Lindos, für Artaxerxes (I) und Pyrrhos benutzt hat, während für die rhodischen Stücke von Diodors Inselbuch (V 53—63) nach Briskengeres Nachweis nicht Zenon, aber auch wohl nicht der von Bıimkessers bevorzugte alte Polyzalos von lalysos, eher vielleicht Timachidas in Anspruch zu nelımen wäre. Denn bei Kastabos und dem Heiligtum der Hemithen in «der rhorlisehen Cher- sones spürt man ce. 62,4. 63,1 in den Epiphaniea deutdich den lin- dischen Geist, wie ja freilich auch noch die Belagerung von Rhodos durch Mithradates im Jahre 88 eine Isisepiphanie hervorgerufen hat (App. Mithr. 27; aus Poseidonios?). Im übrigen verweise ich auf die verständigen Erwägungen von Nıerzorn Die Überlieferung der Dio- dochengeschichte 1905, 40ff. und die Einschränkungen von Jacopy Real- ene.’VIIL 154. Freilich muß es ältere Autoren für die Belagerung gegeben haben, muß auch Diodors Hauptquelle Hieronymos von Karlia dieses hochbedeutende Ereignis ausreichend berücksichtigt haben, das auch wegen des technischen Interesses von den poliorketischen Schriftstellern eifrig studiert wurde. Weiter wollen wir nicht gehen; genug, daß wir uns die Vorzüglichkeit dieser Quelle, die selbstverständlich auf Teilnehmer der Ereignisse selbst im rhodischen Heere zurückgeht und thodische Urkunden eingehend nicht nur an einer Stelle benutzt, vor _ Augen halten. Diodor hat mehr auf das Sachliche, die kriegerischen Vorgänge, der ägyptische Autor mehr auf das Persönliche Wert ge- legt; die gemeinsame Quelle enthielt beides. Unser Autor war freilich ein recht kleiner Schriftsteller; sein _ Wortschatz ist nicht groß, was ihm einmal gefallen hat, wiederholt er gleich (vgl. oben zu &c ruyrön). Wenn die Striche in hellerer Tinte 762 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni auf eine anstreichende Lehrerhand zu weisen scheinen, so könnte das die Annahme nahelegen, daß es sich um eine Schülerleistung handelt. Doeh sei hier erwähnt, daß W. Scausarr die Schrift nicht für die eines Schülers ansehen möchte — es würde sich also zum wenigsten ‘ um ein höheres Semester handeln. Wir dürfen die nähere Prüfung und Beantwortung dieser Fragen anderen überlassen. Möchte nur der ägyptische Boden noch mehr solche Funde liefern! r Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. Taf. III af. III. ne indem DB P. 11632. Jonischer Papyrus Freiherr HıLLEr v. GAERTRINGEN: Aus der Belagerung von Rhodos 304 v. Chr. W. Scausarr: Ein griechischer Papyrus mit Noten 163 Ein griechischer Papyrus mit Noten. | Von Prof. Dr. W. ScuuBART. (Vorgelegt von Hrn. vos Wıramowırz-MoELLENDORFF am 27. Juni 1918 [s. oben S. 635].) Hierzu Taf. IV. Auf der Rückseite von P. 6870 (24x 35 em), einer lateinischen Militär- urkunde (Pridianum cohortis Augustae praetoriae Lusitanorum equitatae), die zuletzt in den Berliner Griechischen Urkunden Il 696 von MomusEN herausgegeben worden ist, stelit in großer. sorgfältiger Schrift ein griechischer Text mit Noten. Da die lateinische Urkunde aus dem Jahre 156 p. C. stammt, darf man den griechischen Text der Rück- seite um einige Jahrzehnte später ansetzen; auch die Buchstabenformen erlauben, ans Ende des 2. oder den Anfang des 3. Jahrhunderts p. C. zu denken. Als die Rückseite benutzt wurde, war die Papyrusrolle noch vollständig oder wenigstens weiter als jetzt erhalten, so daß der Schreiber Raum für breite Kolumnen hatte. Ob dem Erhaltenen noch eine Kolumne vorherging, ist zweifelhaft; möglich ist es, wenn dem lateini- schen Texte der Vorderseite, dessen Anfang wir haben, ein breites Schutzblatt vorgeklebt war. Immerhin wird man auch dann nicht mehr als eine Kolumne vorher vermuten dürfen; wie viele hinterher folgten, entzieht sich der Beurteilung. Die cohors Augusta Lusitanorum stand damals in Contrapollino- polis in der Thebais; dort wird also der lateinische Text geschrieben worden sein. Für den griechischen der Rückseite ist derselbe Ort möglich, aber keineswegs sicher, da die Papyrusrolle aus der Schreib- stube jener Kohorte leicht verschleppt worden sein kann. N Dem erhaltenen griechischen Texte fehlt rechts ein beträchtliches Stück, so daß man auf eine Ergänzung verzichten muß. Er ee Nicht ein vollständiges Gedicht mit Noten, sondern aus drei verschiedenen Stücken Anfänge oder Abschnitte. 764 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni Das zweite und dritte werden mit Arno eingeführt. Wir haben also Auszüge oder Proben vor uns, und der Zweck der Niederschrift liegt ersichtlich nicht im Texte, sondern in der Musik. Es sind Bei- hi spiele etwa aus einem Handbuche der Musik, vielleicht auch nur für einen bestimmten Zweck aus einem solchen Buche ausgeschrieben. Daß es auf die Noten ankam, zeigt auch die Schreibung des griechi- schen Textes, dessen Silben auseinander gezogen werden, um den Noten Raum zu schaffen. Die Noten stehen über der Zeile und folgen dem Vokale,. zu dem sie gehören. Die Zeilen ı—ı2, 16—ı9 und 23 enthalten Text mit Gesangs- ; " noten, Zeile 13—15 und 20—23 nur-Instrumentalnoten, denen jedoch in den Zeilen 13—-ı5 vielleicht, in den Zeilen 20—22 sicher ver einzelte Noten des Gesangssystems eingefügt sind. Die beiden ver £ schiedenen Systeme, Gesangsnoten und Instrumentalnoten, sind deutlich erkennbar. Zu den Noten koınmen in beiden Systemen der Querstrich 2 als Zeichen der Länge und der Punkt als Zeichen der Arsis ‚hinzu Bezeichnung der Kürze kann ich nirgends sicher feststellen. Die Bogen unter je zwei Noten bedeuten wohl Bindung der Töne. Die Noten der Zeilen 16—19 haben durchweg, die in Zeile 23 zum Teile den nach rechts oben gehenden Strich, der wohl die Versetzung in die obere Oktave ausdrückt. Vermutlich weist das Zeichen am Anfang von Zeile 16 und 23, das zwar nicht. ganz gleich aussieht, aber wohl das ‚Gleiche bedeutet, eben auf’ diese Erhöhung hin. | 2 Einzelne Zeichen in den Instrumentalzeilen scheinen Pausen zu = 2 zu beurteilen. deuten; ob auch die Doppelpunkte diesen Wert haben, wage ich nieht .W. Scnusarr: Ein griechischer Papyrus mit Noten 165 wesentlichen übereinzustimmen. Der Leser wolle nicht meine Bemer- kungen, sondern. die Abbildung als die Hauptsache dieser Veröffent- lichung betrachten. Text!1l. TTaıan © man |. ton Aknoy Terneı ml... AWN Kal aeinaı EAneov|... AwNn maral T° Icmunol[? . s Kp[ | ta marinoc Movcäln. KPÄNAC YMNWN &zap|x zAC $wnÄn, dc nYp al. xaltaıc crerac ArtoPlc 'MATPÖC AWBAN KAHAUN A|... = | 10 ctw Zeyc aAaovxei |... | TAN T' @ rÄC EN BWAoIc =... moi Il ı6 AYTO®ONw xXEPi Kal @ÄCTANON ||... Teramwnıkaa TO con Alan e|.. 3 ir POlavcea TON Anıtpön, d nf 5 F Enkecın 5 moeoYmenoc|.. IM 23 Alma KATA xeonöc Änıo|.. N zw; vorn ist vielleicht noch ein Bst. zu ergänzen. 4 ! in maraı nach- träglich angefügt. 5 Anfang: statt «p ist auch «ı, xy möglich, dagegen ® oder y nach Vokal unwahrscheinlich. 17 TE nur schwach sichtbar. ı8 Ende # wahr- scheinlich, der Konsonant vorher zw ı9 von den beiden e in Enkecin sind nur geringe und unsichere Spuren sichtbar. 23 m in Korrektur. E- Herr v. Wıraxowırz hat mir einige Bemerkungen zum Texte freund- x lich zur Verfügung gestellt, (die ich im Folgenden verwerten darf. I. Das F ; Erhaltene zeigt durchweg lange Silben wie die unter Terpanders Namen E überlieferten Verse Ze? mäntun Apxk, rinton Arhtop | Zer co) rıemmw _ TAYTAN YMNON ÄPXÄN (Erg. ı, vgl. v. Wıramowırz, Timotheos p. 92). Da- nlerpa möglich. Zeile 3 kann das sehr unsichere aun Ende eines Orts- namens sein, ebenso Zeile 4 aun, aber auch ein Genit. plur. ist denk- bar. Wenn zwischen Xanthos und Ismenos noch ein Ortsname stand, 'so ergibt sich eine beträchtliche Zeilenlänge; wohl mindestens das Dop- | pelte des Erhaltenen. Da in Zeile 5 sieh nicht genau bestimmen läßt, ‚wieviel nach x? fehlt, bleibt eine Ergänzung unmöglich. Am Ende Jedenfalls eine Pluralform von Mo®ca wegen der erforderlichen langen Silbe. Aus demselben Grunde darf man in Zeile 7 nicht an eine Form = xun nvesönoc denken. Im Folgenden ist von der Bekränzung mit dem | Phischen. ‚Lorbeer und von der Bedrohung der Leto durch Tityos 3 durch wird den: Ergänzungen eine enge Grenze gezogen. Zeile 2 ist. 766 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni die Rede: «nnaon (es geht) die Sage (daß). Dagegen bleibt Zeus duchos ebenso wie der Schluß unverständlich. 2 II. Das Versmaß könnte man zu fassen glauben in Teramonıkar = Td con Afan und aı "Oayccea Tön Anırrön; daß Zeile 16 und 19 sich dem nicht fügen, spricht nicht dagegen. Es handelt sich um den Selbst mord des Aias; mehr vom Inhalte läßt das Bruchstück nicht erkennen. Im Ganzen machen die Verse den Eindruck später Entstehung. E Die Umschrift des Textes samt den Noten soll nur dazu dienen, die Abbildung des Papyrus leichter verständlich zu machen und einiges sicher zu stellen, was zwar am Original deutlich, aber im Licht drucke nur schwach erkennbar ist. . Ich gebe daher den Text in griechischer Unzialschrift und über trage die Noten, soweit ich sie zu verstehen glaube, aus den halb kursiven Formen des Papyrus in gewöhnliche griechische Buchstaben schrift. Was ich nicht deuten kann, zeichne ich möglichst getreu nad, . | Die Zeilen ohne Text, die lediglich Instrumentalnoten enthalten zeichne ich nur deshalb nach, weil ich auch hier manches am Pa pyrus besser erkenne, als es der Lichtdruck zuläßt. Die gesamte Umschrift hat keinen selbständigen Wert, sondern muß zusammel mit der Abbildung, gleichsam als ihr Schlüssel, "benutzt werden. nF Bemerkungen zur Umschrift und zur Abbildung. = Sn m, 0, ® undeutlich, aber gesichert; über n geringe Spuren. Über A Naee n x wie nis 2 Spuren von T und A schwach aber sicher. Über TeP Noten: "4 = reitgezogenes @; so ist auch im Folgenden dies Zeichen durchweg ZU rn ee 4 die erste Note unklar, vielleicht 8. Über raı Noten: @Al Br Si PR u sn letzten N gehört zur oberen Zeile. 5 Anfang KP A R er ER = ‚Über ow Note unklar, e nicht sicher. , 8 Ende über Y Note a So a ” 10 beginnt mit Noten, die noch zur letzten, nicht erhalieper 2 in a nn BT, ıt Über To scheinen die Noten AI einen Bindehoß” a EEE A: 2 blaß, aber fast sicher. ı3 Anfang infolge einer DEF BER LAR erg Ende: c vor F aus 2 verbessert. ı4 das a 8° ar urch die übergeschriebenen Noten ersetzt. 15 Anfang dr 5 0... 16 über ar Note undeutlich, schwerlich e; über KAI anschen E ; ar: untel. de RR getilgten Buchstabens. ı8 über ay Noten unklar, ee | 0 über nn Silbe, die vielleicht zu zu lesen ist, ne Ä ae Razım das nichts zu besagen scheint; vor ME ae Er Beeren Zu: Ende c in aa 20 z ist hier nd | Buchstaben als N een, da ja in Zeile 20—22 auch « als Note ersch ar] aa ze \eioder en scheinbar TY; über no Note: ö“ E mi a P" I -IrAI AN TpraıD AN 70 W. Scrusart: Ein griechischer Papyrus mit Noten -> . oe20 io] ron“ a FRESE rep ey T- nn Aw N Kaı® rt ENT SANT BA 12 . a pi Dw N HAT rar" TIeMmn'Z no! ’ 5. ea &”’ 112 N Fr ı ai TA “Mal A N ocMor.Ö cA z =o ‚ZA vu KINN KEET e aa: = Er ; ee 2ac yuinz Er Noc yp”=®35 XAI a, e.cre x Sr er ) u o ic ' ri z - . MA 1 er Ass SA WM RÄH AN N ea f zZ ae 1 IA EI a Ay ze ae; —— . e ra = N Tw® ra” ”cen serie Far = -) I 768 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 27. Juni BcrBgErerZ SLIiCEW A ee . fe . . . P Mund “ o ” i » TOoFFFXLeXITELL Ne‘ z N RE Be: 15 ee N ee FT er x nn u ER. Tu Re pi Kar Harera non! PR, en 7 TARA rl I “e a ? er 18 Ar Ay: 2 Ce a Ton? Age” FPpon em © ro” 80x met mas ss! ea, ER 7 er o u Kaynngz KnE Ze z nn u 2 E\Q; : KHZF+ZUNEN 2 22 u ’ 2 zii " jr K ne a L* ne I RE, et H ” a “ . . r a 2» AT Kıı MA KR TX x80 noc ame) EN Sttzungsber. d. Berl. Akadı. Taf. IV. ae w ee Kr N er ‘ =) & = zZ .-. =) un = > ir >] Au © B—-| © u = Griechischer Papyrus mit Noten, in grie« N P. 6870 Verso. W. Scnusart: E W. Scnurze: Beiträge zur Wort- und Sittengesdhichte. II 769 Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. Von WILHELM ScHULzE. (Vorgelegt am 10. Januar 1918 {s. oben S. 1.) II. Die Werkzeug, mit dem man Fleisch aus dem Topfe nimmt, heißt KPEÄTPA Ezaiperar EzaycrAr excipulum'. Die Bezeichnungen sind etymolo- gisch verschieden, laufen aber alle auf denselben Begriff des "Nehmens’ oder ‘Entnehmens’ hinaus, Ärpun” Ezaıpein Ezarcaı exwcipere?. EzAFCa Ka- Tayceıc sind als Synonyma von &zenein Kaeaipiceıc seit Langem bekannt‘, ezafcaca hat Wackernager bei Bacchylides v 142 hergestellt. In den hreibungen sepmActpa eermaYcTPa sermactic sermavctpic® hat die Über- lieferung zwei nach Ursprung und Bedeutung ganz getrennte Wörter, für den ‘Ofen’ und die Feuerzange’, wie es scheint unterschiedslos zu- sammenfließen lassen“, nämlich eine Ableitung aus oermAzeın’ und ein mit &za9caı verwandtes Compositum, das fast buchstäblich genau mit lat. foreipes d. i. Jormucapes Paul. ex Feste gı M. übersetzt werden kann. Solange das Anzünden des Feuers ein umständliches Geschäft war, pflegte man es im Bedarfsfalle beim Nachbarn° zu “entnehmen’. Nach ' Eine Abbildung in Rıcks Dictionnaire des antiquites (franz. Übers. Paris 1873) 312 8. harpaga (dazu schol. Ar. Equ. 772, wo es mit einer Hand verglichen wird). Eine andere Gestalt hatte natürlich der AlxHnoc KAPkinoc rIYPArPeTHc des Schmiedes AP v1 92,3: dom. riypÄreh, in den .bilinguen Glossaren forceps’ Kapkinoc CGL ur 511, 5, Rıca 277 s. Jorceps, wo auch die daontärea und bizärpa des Zahnarztes beschrieben werden. ? GGA 1897, 87 5 wo ich att. xreÄrpa (und öaonTÄrpa) nicht hätte übersehen sollen. ° WackernageL Hermes RT .ı Loseck zu Sophocles Aias3 v. 805 p. 296 s. Rhemat. 12. a 9° BEPMAYCTPIC- cKeFoc TIAPATIAHCION KAPKINO ® XPONTAI Oi xPycoxoi Hes. ; BEePMACTIc SEPMACTPIC auf att. Inschriften (MeısterHans3 82). | ® SCHNEIDER Philologus ı 270 (Meınexe zu Callimachus h. in Del. 144). “ Jon. Scamior, Neutra 186. Ze 5 ..,. * Lysiası 14 @k TÖN reitöna@n EnÄYAceaı (Enafcaceaı? Ss. u.): die ungetreue Ehefrau gibt vor, sie habe bei den Nachbarsleuten Feuer holen müssen, weil ihr die Lampe - Sgegangen. An der S. 770 Anm. ı zu zitierenden Stelle aus Wolonezewski heißt. es: ‚Die jungen Eheleute machten in der Nachbarschaft Besuche. Unterbliebe das, so hätte Sich die Junge Frau niemals an die Nachbarn mit einer Bitte, sei es auch nur um de Entnahme von Feuer, wenden können. Vgl. noch Leskıen-Bru@man, Lit. Volks- lieder und Märchen 223 nr. 29 ait ugnös parnös:t pas susödg. Boceaceio, ‚Decam. v 10 en | 2do mi fatta come tu mi vedi, che non troverrei chi mi desse Due = = wohl eine litera m Kenntnis eg "Selle dem Buche Kopers Bm gr Kirchen =: s ge wi 770 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar der Schilderung des Bischofs Wolonezewski wird bei den Litauern der vom Bräutigam angeführte Zug der Hochzeitsgäste auf dem Hofe der ° Schwiegereltern empfangen mit den Worten: % ‘Kogi Sitie sveteliai sujojo? ar ugneles imty ar kelelio Klausty? Q ‘Yra mano sesele ugnelei paduoti, Yra mano broliukas keleliui parodyt‘, indem man ihrem Kommen scherzhaft die Absicht unterlegt, ‘Feuer 3 zu holen’ [ugnelös imty wörtlich ‘zu nehmen’] oder ‘'nach dem Wege zu fragen’ [kelelio klaustul'. Unter den Geboten selbstverständliche Menschenpflicht führt Cicero de off. ı 52 an non prohibere aqua profluenle und pati ab i gr gi capere siqui velit?. Ähnliches verbindet Xenophor oecon. II 15: olmaı I AN KAl ET TIP ERBEÖNTOC CoY KAI MH ÖNTOC TIAP emol, el ÄAnOcE HFHCÄMHN ÖTTÖBEN CO! EIH AABEIN, OYK ÄN EMEMSOY MOl, KAl ei YawP me &Mo? AlTOPNTI coı AYTöc mu Exun Ännoce Kal Em TOFTo Äraron, 014 OT n7y To?Tö moi &memooy. Dieselben Dinge also, die durch die römische Formal der Ächtung, aqua et igni interdicere’, verboten werden. 5 Wer mit diesen Parallelen ausgerüstet an den Vers der Odyssee € 490 > erriepma TIYPÖC CWWN, INA MA TIOBEN ÄAAOBEN An at wird das von Loseck noch vermißte Simplex zu EN KaTAYceıc nicht länger verkennen*: tr aveın ist gleich rYP nABEIN, IgMEN 2 ah uard In, fuoco prendere. »a$eın oder aYeın mag in der hier | ' Ich kann im Augenblick nur nach der Tilsiter Aus 2 zitieren, gabe von 190 den en führt: “Palangos Juze; paraS& vyskupas M. VaLantıus s [Wolonezewsklh ileidimas; Tilzeje, iSleido P. MixorLammıs’”. Die im Texte Aye bene „Stelle findet sich S. 75. Auf S. 86f. heißt es nueiti_prie kaimyno = jetzt nicht EIER: ist, habe ich mir diese Stelle [dort S. I vor Jahren 5 Pens rer Form notiert: nuejti prie susieda ugnies paimties. Der Neudruck Da km Form modernisiert bzw. ee AlON cion ist g) st ra) eiprein ist die aflein pe Übersetzung; denn n . I iR Anden dietione prohibere, vgl. Orosius vı 15, 2 2 interdicenle ‚Ausyac) MIÄnTec pehaaE iszenz des en Kanpadoklers sein. dure! Be Später zu 4 So zuerst meines Wissens Osruorr, Perfect 86, "doch ohne rechteß W, Scrurze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte, III 771 forderten Bedeutung verwandt sein mit lit. sduja “Handvoll als Maß’!, Man vergleiche araxmn arkrma: ariccecanı. Wie dem ‘Nehmen’ das ‘Geben’, dem ügnj imti das ugnj padüti, so ist dem rı$p ayecın das 1PP Enayeın entgegengesetzt. Herodot vn 231 oYre ol mYP oYacic Enare Cnartinteun. Diphilos fr.62K. (Athen. vı 238r aus der Komödie TTarAcıroc) ÄFNOEIC En TAIC ÄPaic 0,T1 EcTin, Ei TIC MA ®PÄceı Öreßc dAdn A TIPP Enavceı A Alasselpeı Yawp A AEITINIEIN MEAAONTA KWAYCAI TINÄ mit derselben Verbindung von nr und daöc, wie wir sie in dem Ii- tauischen Liede gefunden haben. Der Dichter denkt an die Aral Bovzt- reıoı, die Toic MH KoINWNOFCI KATA TON Blon YaaToc A rivpöc Ä mi YTIOSAINOYCIN dAön riaanwmenoıc galten’. Das Medium np enarecen heißt, mit einer auch aus anderen Beispielen bekannten Bedeutungsverschiebung, ‘sich (vom Nachbarn) Feuer geben lassen’®. Plutarch Numa ce. ıx &An a& #md ' So erklärt Kurscnar im Wörterbuch. Es ist die “umschließende’ Hand ge- meint: sugnidus Jumis ; sduja Juskevit, Lietüviikos svotbines dijnos, Petersburg 1883, ar. 540,4. 748,3; ji man parode su sauja gniaustudama Basaxavıczius, Lietuviskos pasakos, Shenandoah 1898, 7. ? Paroemiogr. ı 388. Vgl. Antipater bei Cic. de off. ıı 55 (= von Arxım, Stoi- corum fr. ım 253 nr. 61) guid est enim aliud erranti viam non monstrare, quod Athenis erecrationibus publicis sanctum est egs. Philo führt, angeblich aus den ÄrrasA der Jü- dischen Sitte, ganz Ähnliches an: mu rrrpdc aeHeenrı »oonein [pati ab igne ignem capere si qui velit Cie], mi NAMmATA YaAToNn ÄrioKaeleın [ron prohibere aqua profluente Cie.], ANA Kai TITWXolC KAI.TIHPOIC TPO@ÄN EPANIZOYCI TIPÖC TÖN BEdN ETArüc Än&xein (mapexeın ?) [Eusebius pr. ev. vo P-358p Viser]. J.Bernavs, Ges. Abh. ı 277 ff. (Diererica, Mutter Erde 50). Zum letzten Gliede bei Philo vgl man Seneca ep. xcv 51 praecipiemus ut naufrago manum porrigat, erranti viam monstret, cum esuriente panem suum dividat? Der Witz des Parasiten bei Diphilus gewinnt eine schärfere Pointe, wenn man den letzten der ausgeschriebenen Verse als eine Umdeutung dieses Gebotes auflaßt, sein Brot mit dem Hungernden zu teilen. — In Philos Formulierung kann man, glaub" ich, die wörtlichen Anklänge an Ciceros griechische Quelle nicht wohl überhören. Daß das Sätzchen si qui velit einem gr. Partizipium im Dativ nachgebildet sei, hat Berwavs mit ‘Recht bemerkt. Seine Rückübersetzung lautet nyp &narcaı TO BOYAOMENY. Ich meine, was bei Philo steht, paßt mit der negativen Wendung mH riYpöc ssonein noch besser zur Färbung des eiceronianischen pati ignem capere. — Zu der ganzen Tradition über die durch die Arai Bovzyreicı geschützten Humanitätsgebote muß man noch Plutarch Cie. e.x hinzunehm A KimwNoc ASCONA KAl TÄN TIAAAIÄN TON ÄCHNAIUN SIAOZENIAN KA] OIAANEPOTIAN YTIePEBANEN. Oi Men rÄP &6 olc A rIönIc MerA SPoNEI Amaiuc, T6 TE erıepma TÄC TPo@Ac eic ToYc "EAAHNAC EZEAWKAN YAATUN TE TIHFAIWN KAi TTYPÖC ENAYCIN XPHZOYCIN ÄNePÜIOIC @Alaazan, d Ad... TPöMION TInÄ TÄN Erii KPönoY MYeonoroYmenHN KoINDNIAN eic TON BON AfeIc KATÄreN (Enavcın auch auf YaAron zu beziehen? Gewöhnlich nimmt man . eine Lücke an, die indes ohne überzeugende Ergänzung bleibt). a * Künner-Gert ı 108. Ernst Fraenker, Griech. Denomin. 75, der auf Losecex, un: en Phryn. 467 ff. verweist. Aaneizein — got. leihwan, arneizeceA — leihwan sis (af bus Mt . 742). Vom Vater, der eine Tochter verheiratet, heißt es im Altind. prayacchati "gibt g fort’ (RZ xı 401 Anm.6, wo ich an Euripides Electra 1249 TTraAaH men "HAEKTPAN AdCc ÄAOXON Ec AÖMoYG ER SUR 172 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar TYxHc Tınde ErnirH (das heilige Feuer der Vesta) —, 0% »acı dein And Erenoy rıypöc Enareceaı [ignem ab igni capere|, BERN A& TIOIEIN KAl NEON ÄNÄTITONTAE ; Ärıö TOY Hnlov SnÖrA KABAPÄN Kal ÄMIANTON! e " Wie die Alten die dag TIPP AYEIN, ENAYEIN interpre x haben, zeigt ein Vers des Ennius 398 V.’, den Cicero im Zusammen hang seiner schon oben benutzten Birteransen über die la gültigen Gebote der Menschlichkeit (de off. ı 52) zitiert: Homo qui erranti comiter monstrat viam, quasi Jumen de suo lumine accendat? faeit. h nihilo minus ipsi lucet, cum illi accenderit’. Das Original der Verse hatte also eine gesucht geistreiche Gedanken- verbindung hergestellt zwischen daön #rAcaı und rı?p Ena?caı, Dingen, die-von der Sprache der Sitte längst ebenso zusammengeordnet waren wie die Bitte um Wasser und Feuer. lumen accendere ist die Übersetzung von m?P Enayeın. Auch die Grammatiker erklären das homerische .AYeın durch xaleın und &zArıteın, und sicher hat schon Arat so pretiert (v. 1035 mit den Scholien). Daß diese Deutung falsch. muß, glaub ich, Ostnorr unbedingt zugestanden werden*. Aber üb die etymologisch richtige Auffassung wird man zu streiten wohl fort fahren. Vielleicht bedeutet, wie Ostnorr will, n9P ENAYEIN soviel 5 und Beow. 374 7 kam or ängan dohtor, auch an span. catal. casar — serb. m ! ” ‚sich verheiraten aeg sollen), vom Manne, der heiratet, aber We ii Isaeus nıı 29 ErrYünta : erryümenon (Pausanias ıv 9, 7); Demosthenes xuın 19 nn Aeschines Timarch. 72 MICBGcH : MICBÖCHTAI U. A “2 . Plutarch Aristid. c. xx 4 fe Änocs&cantac be Yrd TON BAPBAPON Men A NAYCACBAI KABAPON Ek Aenson And TÄC KoInÄc nn gleich darauf 5 anab To? BwMo? TO np. Eüchidas, der hier als rmrpe6po © (DirrENnBERGER ZU Syll. 91 age naht sich dem reinen Feuer rierirpanämenoc: beide Elemente sind di gr en ir Reinheit. — Den Gebrauch von &naycma kann man sich am Home ndlich machen, wenn man es mit crıepma nıypöc im Sinne der zitierten ' gleichsetzt. Philo de en Bash a H Rineh MIKPOF air : 2 a En n. % Drandi brenn, funi kveykiz af füna:; 8 TI ERATTON ri = Ben 18 AYTH rÄP @Ycıc TOIofroY TOF KTAmAToc (des Feuer) MHAEN Y TNETAI ENAYCAMENOY TInöc. weönoc Ad al ÄnrıkpYc TO TOIO 4 _ Halkncoe TOYTON KUNFEIN METAAIAÖNAI TOIC ACOMENOIC- “ MYPAYeTHc, gleichsam der Liehtholer’, dc mr Afeı (gebildet wie, und novnex#c? Doch. findet sich die Länge auch in anderen ( omposita- en griech, irn; mg Y 40). Mit- der Bedeutung xAleın ist ine : W. Scruzze:: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. TI 173 jemandem Feuer (in das dazu mitgebrachte Gefäß) schütten’ und stellt sich mit den Hesychglossen ayYctHP‘ merpov önoma und roinartıc: ofnoxön! zu lat. haurio (mit unorganischem A)’ und an. ausa®. Aber leicht entschließt man sich allerdings nicht mYr AYcın ‘ignem capere’ von &nareın etymo- logisch ganz zu trennen. Ebensowenig will es mir freilich einleuchten, wenn ÜSTHOFF auch rrYp aYeın, &zaPcaı, Karavrceıc sämtlich auf die Wurzel von Aaurio bezieht: ohne Künsteleien kann man Gebrauch und Be- deutung der verschiedenen Formen nicht aus diesem einen Punkt be- greiflich machen. Da ist mir eingefallen, daß ja im Altnordischen das Verbum fü (hd. fangen), dessen ursprüngliche Bedeutung ‘greifen’ durch das von ihm abgeleitete Substantivum fingr deutlich wird, den Kontrast des 'Nehmens’ und ‘Gebens’ in sich friedlich zusammenfaßt: beide Hand- lungen vollzieht eben dieselbe den Gegenstand umschließende Hand (sduja). So kann sich auch aus der Vorstellung des "Tragens’, die an die idg. Wz. bher geknüpft ist, dieselbe gegensätzliche Doppelbedeutung entwickeln. Im Slavischen ist berg (= e£ru, fero), unter völliger Ver- dunkelung der Grundbedeutung, zum gewöhnlichen (imperfektiven)* Ausdruck für ‘nehmen’ geworden, sehr oft im ausgesprochenen Gegen- satz zu dati‘geben’. Vom Ringwechsel heißt es in einem russischen Vers: daöt on jej s ruki kolbco, u nej berät seb& v obmön. Ein bekannter Spruch lautet polnisch Bög daje, Bög bierze ‘Gott gibt es, Gott nimmt es’. Im Lateinischen, das doch die ursprüngliche An- schauung des “Tragens’ in ungetrübter Klarheit festgehalten hat, ließe sich das unmittelbar nachbilden, wie Ovid trist. ı 2, 68 zeigt: Quodque dedit, cum volet ipse feret. Vom ‘Geben’ und ‘Nehmen’ redet Catull’s Vers 0x4: Quod nee das et fers saepe, facis faeinus. OB EETEENR DER HRHRAERSE * Erläutert Qu. ep. z11 n.4. ° Plautus Mil. 33 S- peraurienda sunt, ne dentes RR sane intellegi rolt perhaurienda’ Leo. Allzuviel darf man daraus freilich für die Aus Sprache der Zeit nicht schließen, da die Verbindung auribus haurire auch später noch real ist. Ovid metam. xıı 787. xıv 309. Seneca Oedip. 385- ausa valni "mit Wasser begießen’, eine Art heidnischen Taufaktes. MueLLex et ko Di iv 632,-— Die etymologische Verknüpfung der gr. Worte mit Aaurio ausa von Fıck BB ı 187. KaTarcaı KATANTARCAL, KATAAYTCAI Bes: erinnert ‘an ber | kante 3 Verwendungen von Aaurio wie gurges Perfektiv v»zeti, wörtlich — tollere, nie der Warsel- a So Inden sich om und Ber bei. Plautus Men. 1018 in demselben Vers zusammen: em tibi ... hoc praemi feres, 774 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar Aber derselbe Ovid, der dedit und feret zueinander in Gegensatz gebraucht oscula dare und oscula ferre', tura dare und tıra‘ ‚ferre ganz gleichwertige Ausdrücke. Und wiederum: während in tura die darbringenden Menschen Subjekt sind, geht musta feres fast, auf den die Opfergabe empfangenden Gott. So ist das lat. dona doppeldeutig’, während die Cechen dan brati "Steuern einnehmen’ ur dan dati ‘zahlen’ scharf kontrastieren: Mt 17, 25 berou dan "ace pin tributum’* gegen 22, 17 dan dati ‘censum dare’. Zu berou danh im Griechischen die complementäre Handlung des 'Zahlens” »öron eeren Das entsprechende mıceön »&rein ist aber wieder zweideutig wie das dona ferre: es gilt vom Geber® wie vom Empfänger’. Darnach wi “man sich auch nicht länger wundern dürfen, wenn (neben dem O NP) aYecın — AAMBÄNEIN, EnAYeın aber — rrapexeın ist. es Die Zeugnisse, die mir helfen sollten, den eigentlichen Wortsit des Verbums ayeınin den genannten Verbindungen zu ermitteln, la sich noch für andere Zwecke nutzbar verwenden. Die im gewöhn lichen Sprachgebrauch ganz festgewordene Reduction der von Haus“ aus dreigliedrigen römischen Ächtungsformel auf das Begriffspaar a et igni (interdicere) scheint anzudeuten, daß die beiden feindlichen: mente, die im Dienste des Menschen sich gleich wohltätig und unen lich erwiesen haben, als ein besonders eng verbundenes Paar empfun worden sind*, Das läßt sich, wenn ich nicht irre, von anderer 2 her, durch eine grammatische Merkwürdigkeit erhärten. Das Indo manische besaß für Feuer und Wasser zwei ihrer ganzen Art nat sehr verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten. Für die eine waren b Elemente nichts als körperliche, rein dinghafte Erscheinungen ohne IE A Mr | Fast. ı 7145. am.n 3» 25. 50. metam. vır 632. 729. „ Fast. ı1 507. 63r. Ariadne bei rg dona ferentes läßt sich gegenüberstellen die - tsche ehr ! e 1 Täl T ens und Böhmens übergegangen und wird von. *. Dazu eopo en" Seran behandelt. Das Richtige bei Jeuıwex, Mhd. \ 2 "Umgekehrt en = S ammlung der griech. Dialektinschr. 1438 ee - Bil SoPos0PE} age .- den Empfänger; ihm steht miceoaorein gegen selten. Nicht so i ee dieselbe Wurzel zweimal enthalten, sind im morphologisch eı pricht z, B, biz, ECMOBETHC kann man dhäma re . u abhft oder snmasüt. - is aaa mn mg 2501,23 wie Xenophon ‚Cyr. 1 6512. % (womit zZ vergleichen Tancydides MI 17 APaxmin EAÄMBANE —— TON AYTON. MICBÖN ® ‚Cicero Lae en "NBERGER, Syll.2 616,22 repn AnAmBAneı, 47 coeh 5 ” ee el. 22 amicitia res plurimas continet; q yio te verteris pi® u y \ = ee € j inte R est | 7 3 ” non u. ut aiunt locis pluribus utin en nz maolesta est; Tlaque W. Scauzze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. II 7175 satz zu irgendeiner Form der Beseelung. Sie waren also grammatisch Neutra. Außer dem unpaarig auftretenden ai. vdh, das neben dem (gleich- falis neutralen) udakdm steht‘, gehören hierher gr. r?e Yaur, umbr. pir utur, deutsch (westgerm.) "Feuer’ Wasser’, got. fon wato. Auf der ande- ren Seite aber stehen die jedesmal aus Maseulinum und Femininum zu- sammengesetzten Paare ai. agnih äpah, av. atars afs, lat. ignis aqua, sl. ognd voda. Die Zusammenfassung des männlichen oynb mit dem einst neutralen voda zu fester Paarigkeit ist dadurch möglich geworden, daß die ursprüngliche Form *vodör auf dem Wege einer rein lautlichen Meta- morphose gut femininisches Aussehen gewinnen mußte. Im Litauischen, dem das sächliche Geschlecht abhanden gekommen, verwandelte sich das unserem “Wasser’ entsprechende Wort, gleich allen übrigen Neutra, notwendig in ein Masculinum; das hat dann offenbar weiter zum Ge- schlechtswechsel auch von ugnis geführt: ugnis ist in dieser Sprache, gegen alle sonstigen Zeugnisse, weiblich geworden, wie sich ähnliche Diskrepanzen auch bei dem himmlischen Paare ‘Sonne’ und Mond’ herausgebildet haben. Im nächstverwandten Lettischen hat das Wort für ‘Feuer’ dagegen sein altes Geschlecht behauptet, so daß nun beide Benennungen, uguns wie uhdens männlich sind. Im Urbaltischen und -slavischen scheint also einmal ausnahmsweise eine Bindung übers Kreuz (m. ognis: n. vodor) stattgefunden zu haben; im Slavischen wurde sie durch lautliche Entwiekelüng, die ein femininisch aussehendes voda erzeugte, im Litauischen durch doppelten Geschlechtswechsel wieder zurechtgerückt, freilich hier mit dem ungewöhnlichen Ergebnis, daß nun das Feuer die weibliche Potenz darstellt. Die in gewissem Sinne vergleichbare Störung im Nordischen, wo m. eldr "Feuer" neben n. vatn ‘steht, ist erst durch das Eintreten eines jüngeren Wortes für ‘Feuer’ in relativ später Zeit entstanden: das nach der Analogie von e/dr zum Maseulinum umgebildete funi stammt aus dem got. Neutrum fon funins, zeigt also schon durch seine Herkunft an, daß ursprünglich auch im Östgermanischen das sächliche Geschlecht gleichmäßig für beide Ele- mente gegolten hat. Der hier vorgeführte Tatbestand scheint zu er- geben, daß für Feuer und Wasser die grammatische Geschlechtsbestim- mung vielfach in Rücksicht aufeinander erfolgt ist. Das setzt irgend- eine Form der Beseelung voraus, wie sie uns ja überaus anschaulich : 'im Indischen, aus tausend Zeugnissen entgegentritt, die den Gott Agni 3 , Preisen und die Wasser, Apah, seine Mütter nennen. Und eben des- halb, weil das göttliche Wesen gerade des Feuers auf diesem Teil- x gebiet so besonders lebendig empfunden und kultisch verehrt wurde, er 2 Arische die SEcHEANE Bezeichnung des Elements, die es zenshen ER Vo er = päntyam. | Sitzungsberichte 1918. : mu 776 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar einst auch besessen, ganz zugrunde gehen lassen. Feuer und Wasser sind den Indogermanen der Urzeit elementa und dei zugleich sera wie Ovid sagt, fast. ıv 787 An, quia eunetarum contraria semina rerum sunt duo discordes, ignis et unda, dei, iunxerunt elementa patres aptumque a; ignibus et’sparsa tangere corpus aqua? An quod in his vitae causa est, haec perdidit exul, his nova fit coniunx, haec duo magna putant? Also aqua et igni fit nova coniunx, so daß Dionys von Halicarnass u 30° 4 die römische Ehe geradezu &m xoınwnia TIYPöc Kal YaAToc geschlEg werden läßt. Das fließt sicher aus altindogermanischer Sitte!. Auf der anderen Seite wird die Zerstörung einer menschlichen Wohnstätte, . die den Besitzer heimatlos machen soll, vollzogen und zugleich symbo- ‚lisiert durch das Löschen des Feuers (Einschlagen des Backofens) u die Verschüttung des Brunnens?. Die gefühlsmäßige Bindung, die die Vorstellungen des Feuers und des Wassers in der G ‚eschleehtsbestimmung, durch Parallelismus oder wechselseitige Ergänzung, erkennen lassen°, beherrscht also auch die praktischen Gestaltungen der Sitte. . Wir werden daraus die Be. rechtigung zu folgendem Sehlusse ableiten dürfen: Wenn in verwandten _ Reihen formelhaften Charakters bald Feuer und Wasser zusammel, = bald: nur eins von beiden auftritt, so wird das Fehlen auf einer (übrigens s = ‚bei längeren Reihen ohne weiteres begreifbaren) nachträglichen er kürzung - — oder (anders ausgedrückt) auf einer verkürzenden AUS wahl — beruhen, wie wir sie ja in dem eclatanten Beispiel der PR en Äc htungsformel mit Händen greifen‘. Die gesuchte Gedanken dung, in die ein Enniusfragment das daön erAcaı und mFP en: ee: ar 3 In: ‚hat ihre ins Laseive gewandte Parallele bei ” 0. Si Boaekikön. 356. Ya B. W. Leisr, Civilist, Stud. ı (877) . Grm. Eu 268, U 53. 329. 4 im Serge ee ‚Feuer‘, er Wear ; Ta den alten che een rechne w Fr ee (oder « vivas, auch cum pane er un. P 5 agual 5 ed Di A a en a = Formel in Ye ee en = asser und be (sale et aqua so gut wie in pane B. die Akten der Synode von Hohen de Nahrung bezeichnen, W. Scaurze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. IN 717 Ite per exemplum, genus o mortale, dearum, gaudia nee cupidis vestra negate viris. Ut iam deecipiant: quid perditis? omnia constant. Mille licet sumant, deperit inde nihil. Conteritur ferrum', silices tenuantur ab usu: suffieit et damni pars caret illa metu. Quis vetet adposito Jlumen de lumine sumi? Quisve cavo vastas in mare servet aquas? Et tamen ulla viro mulier ‘non expedit” inquit? Quid, nisi quam sumes, die mihi, perdis aquam? Erst aus einer Combination der Ennius- und Ovidstellen würde sich die vollständigere Reihe ergeben, wie sie uns durch die Ara) Boyzrreioı und die daran geknüpften Betrachtungen der Philosophen direct bezeugt ist: riam monstrare erranti, pati ab igne ignem capere und non prohibere aqua profluente. Die Nutzanwendung können wir alsbald an "zwei correspondie- renden Bestimmungen der altindischen Rechtsbücher machen. Nach Yajfavalkyaı 276 wird mit der höchsten Geldstrafe belegt, wer wissent- lich einem Diebe oder Mörder Essen (bAakta), Einlaß (Unterkunft, avakäsa), Feuer (agni), Wasser (udaka), Rat (mantra), Hilfsmittel (Werk- zeuge, upakarana) oder Geld (vyaya) gewährt”. Manu aber zählt in gleichem Zusammenhang ıx 278 Feuer (agni), Essen (bhakta), Waffen ($astra) und Einlaß (avakasa) auf, übergeht also das Wasser. Wer sich dieser Übertretung schuldig macht, heißt bei ihm agnida, bhak- tada, Sastrdcakäsada (wörtlich Geber von Feuer, Essen usw.). Die Kommentatoren wußten mit agnida nichts Rechtes anzufangen, sie er- klären ‘Feuer, um sich zu wärmen oder zur Brandlegung’. Dem Ver- bot steht ein entsprechendes Gebot der Gastlichkeit gegenüber: dem Fremden gibt man auf seine Bitte Feuer und Wasser. Nalus ed. ' Borp® xxım 7 nacäsya pratibandhena deyo 'gnir api Kesini, | yäcate na jalam deyam sarvatha tvaramanaya. I Damayanti schickt ihre Dienerin Kesini aus, um Näheres über den fremden Wägenlenker zu erfahren, in dem sie ihren Gatten vermutet, . und befiehlt ihr, so rasch wie möglich Bescheid zurückzubringen; = nei soll sich durch Nichts aufhalten lassen, auch nicht durch die Er- > U ; der einfachsten Gastlichkeitspflichten: ‘Du sollst ihm weder Fe = Dagegen halte man das Wort Ciceros de off. ı 52 quiequid sine der Errun r er ' potest, id tribuatur vel ignoto. Schwerlich gibt es eine anschanlichere Erklärung für die Bedeutungsgeschichte des Wortes detrimentum. x Se von B. W. Leısr, Ius sung (1889) 368, Er 178 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar Feuer geben, wodurch nur eine Verzögerung entstehen w ürde (prati- bandhena), noch auf seine Bitte Wasser, da du einen eiligen Auftrag hast (fraramamaya)’. In der Tat braucht der Fremde weder das eine noch das andere, da er nach Bedarf beides auf wunderbare Weise = (v. ı25ss.) selbst zu erzeugen versteht. Dem von seiner Kaste Ausge- stoßenen darf man nach heutiger Sitte kein Wasser reichen‘. Damit wird die symbolische Umstoßung des Wassertopfes zusammenhängen, 19 die seit Alters zu den die Ausschließung aus der Kaste begleitenden 8 2 — Geremonien gehört”. @ | Ähnlichen Fällen kürzender Auswahl begegnen wir auch in den Jitauischen Hochzeitsliedern. Die oben S$. 770 zitierten Verse lauten m Übersetzung: “Wozu kommen diese Gäste zusammen Bern Feuer zu holen a oder nach dem Wege zu fragen?’ = “Meine Schwester kann ihnen Feuer geben mein Bruder ihnen den Weg zeigen.’ Also nur die beiden Begriffe, mit denen Ennius oder seine Quelle spiel Die Parallele der ärai Bovzyreioı wieder beweist, daß hier bei vollerer — Ausführung der Scene auch das Wasser seinen Platz hätte finden können. Ist doch sonst vom Tränken der Pferde in diesen Liedern oft genug n die Rede. Eine andere Version zeigt eine noch stärkere Reduction, zugleich aber auch den Fortgang, der uns ein neues Glied der Reihe beschert, das dem avakäsa der Inder (Einlaß) entspricht. Sie steht De Jusevt, Lietüviskos svotbines däjnos nr. 537: ‘O kü jus, svotelej, &ıonaj atjöjut, ar klaustis kelelu, ar vıeskeltzru?’ O ar jra name jüsu broküzej? | o ar lejs svetelus i nakvynüze?‘ 2 en ta) yra name musu brolüzej, ER 0 taj lejs svetelus j nakvymüze.' "Weshalb seid Ihr Hochzeitsgäste hierher geritten? S auge: nach dem Wege zu fragen, nach der Landstraße? as "Sind Euere Brüder zu Hause? 2 2. $ =, Werden. sie ‚uns für die Nacht Unterkunft gewähren?" = Sn Zu Hause sind unsere en r sie werden. den Gä äst : a Rechiisenscha x (1892) 176. = BAER t 34. Eine ı a W. Servrze: Beiträge zur Wort- und Sittengesehichte. 11 779 Dieselbe Verbindung kehrt 387, 7ff. wieder: “Ej, tevüzi, teveli, kas do sve&ej' ulyeıö? Ar jıe kehizru klausıas? Ar nakvynüzes prasus? O0 ja kellizıu klausıas, meldzıu, rödyk, broleli. Ja nakvynüzes praäsos, meldzıu, lejski, teveli’, “Väterchen, Väterchen, was für Gäste sind auf der Straße? Fragen sie nach dem Wege? Oder bitten sie um Nachtquartier? Wenn sie nach dem Wege fragen, bitte, zeige ihn, Brüderchen! Wenn sieum Nachtquartier bitten, bitte, laß sie ein, Väterchen®!’ Ich halte es für wahrscheinlich, daß wir die Zeugnisse vereinigen dürfen und so zu einer ursprünglich wenigstens viergliedrigen Reihe im Bewußtsein verknüpfter und bereitliegender Vorstellungen gelangen: Feuer und Wasser, Auskunft über den Weg und Obdach. Ihr wird mit wechselnder Auswahl der Stoff zu einer kleinen dramatischen Szene entnommen, die, wie das erste aus dem Büchlein Wolonezewskis zitierte Zeugnis verrät, den Eingang eines dureh Usexers 'Italische Mythen’ (1875) berühmt gewordenen Hochzeitsbrauches* bildet. Prarrorıus, der ihn in den Deliciae Prussicae oder der Preußischen Schaubühne® aus- führlich geschildert hat, bietet für den Eingang eine abweichende Form, die sich indes recht wohl als ein auch die besprochenen Verse in sich aufzunehmen geeigneter Rahmen denken läßt und nur soviel beweist, daß der sicher alte Typus in der Ausgestaltung allerlei Va- Fationen gestattet: "Es reitet der Bräutigam mit dem Brautwerber und mit seinen Brüdern und auch wohl Vater--und Mutterbruder vor des Brautvaters Gehöft. Dieser fragt die Gäste, ehe er sie hineinläßt, denn er die Tür mit einem Baum verriegelt hat: » Was seid Ihr vor Gäste? Woher? Was habt Ihr unterwegs gesehen?« Lehrreicher für uns ist die südslavische Parallele, die Useser nach einem alten Buche des 17. Jahrhunderts mitteilt: da wird der Führer des Zuges mit der Frage empfangen: “Wohinaus, guter Freund? Habt Ihr der Straßen verfehlt?” Das klingt wieder unmittelbar an die litauischen Verse an, die Ja auch von den Ankömmlingen eine Frage nach dem Wege er- Warten. Diesen Versen verleiht (so dürfen wir jetzt behaupten) ihr Inhalt nicht minder als die Stelle, die sie im Zusammenhange alter _ Hochzeitssitte einnehmen, die Gewähr weit zurückreichender Volks- "Gäste ', doch ursprünglich “Fremde’ (RZ xı. 417). ee ” er ee 385, 11 0 jau me prijimsıu drondj nakvöti. 582, ı nıcks mäng ne nakatı # 2 u ® Ganz ähnlich 255, 3fl. (5 statt rodyk "zeige' vielmehr iydik "geleite Sie ) s x : Klei ıe Schriften ıv g4ft. ‚Im Auszuge herausgegeben von W. Pıerson (1871) 73ft. | = ist, die aber den Eindruck der Eehtheit macht: ‘Und wer den Schwur 780 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar tümlichkeit. Wenn wir sie mit der außerlitauischen Überlieferung ver gleichen, so scheint sich zu ergeben, daß sich im Bewußtsein wiein 5 der Sitte der Indogermanen schon seit unvordenklichen Zeiten diese Vorstellungen zu einer längeren Reihe von einiger Festigkeit verknüpft ; hatten, die für den Einzelnen im Bedarfsfall die Freiheit der Auswahl wohl beschränkte, doch nicht aufhob. Andererseits liegt es im Wesen solcher Vorstellungs- oder Begriffs- i reihen, daß sie nach außen nicht fest geschlossen sind, sondern Ver- [ wandtes anziehen und sich in lebendiger Anpassung an jüngere Be ürfnisse, Anschauungen und Moden erweitern oder sonstwie umge- 3 stalten. Sowohl die Überlieferung der Ara Bovzyreicı und der ihnen i analogen ungeschriebenen Gebote, wie auch die zitierten indischen 5 Verse, die von der strafbaren Unterstützung eines Missetäters handeln, legen solche Vermutungen nahe!. Man muß aber im Einzelnen vor e sichtig sein’: mantra “Rat wird durch consilium (neben aqua und ignis) a bei Cicero gedeckt und bhakta "Essen? durch die Parallelen bei Philo E ({rroeA), Seneca (panis) — und in einer slavischen Verwünschungsforme, die mir freilich nur in einer Novelle des Polen Reymont? begegnet — er brieht, über den der Tod! Über den die Pest! Über den der Fluch des ganzen Volkes! Für den kein Dach, kein Wasser, kein Feueh, kein Brot! Amen” Das ist eine förmliche tecti! et aquae et igmis I | ‘ Dierericn, Mutter Erde 50. “ = Ei: Zu Senecas naufrago .. Porrigere mag man vergleichen Eur. Hel. 449 : NAYATÖC HKkw ZENOC, ÄCYAHTON FENoc Ei Cie. « z ; R ’ . ; 2 a. ee N quid est tam commune quam spiritus vivis, terra mortuis, mare fuck“ * ‚ litus eiectis. Verg. Aen. vır 229 ui = sedem exiguam patriüis litusque rogamus & Rn 5 x oeuum t sunctis ! am « > "Beide Steller zitie et cunctis undamque auramque patentem. ar Grinus RA, vox Anıra, Nordgerm. Obligationenneen Die ae W. Senvrze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. II si terdictio, erweitert um ein Glied, das wir sehon bei Philo, Seneea und im Indischen angetroffen haben, und doch vielleieht noch nieht ganz vollständig, denn die Inder nennen, wie wir gesehen, hinter arakäasa (= tectum), udaka (= aqua), agni (= ignis), bhakta (= TPos4) noch mantra, Fe das seinerseits bei Cicero in consilium seine Entsprechung findet. ® Ob der Schwur bei Reymont in slavischer Volkssitte wurzelt oder Br. aus mittelalterlich kirchlicher Tradition geflossen ist, weiß ich nicht zu sagen; jedenfalls stimmt die Vierzahl der Glieder (von einer frei- lich nieht unwichtigen Umordnung abgesehen) genau zu einer Formel, von der die Kirche des Mittelalters Gebrauch machte, wenn sie etwa einem Verwandtenmörder zur Buße seiner Schuld eine siebenjährige 4 Pilgerschaft auferlegte'. Ein bischöflieher Geleitbrief sicherte dann EB dem Pilger bei allen Gläubigen für die Zeit seiner ruhelos von Ort zu Ort führenden Wanderung die notdürftigste Unterstützung, mansio et focus, panis et aqua, doch nichts darüber hinaus. Ihre Gewährung wird als allgemeine Christenpflicht gefordert. Das Muster eines sol- chen Geleitbriefes ist in den zuletzt von Zrumer herausgegebenen Formelbüchern zweimal erhalten’. Die Formel selbst zerlegt sich deut- lich" wie auch die nachfolgende Umschreibung ihres Inhalts (in ipso Peregrino Christum pavistis seu suscepistis) bestätigt, in zwei Gruppen: mansio et focus (Unterkunft und Feuer), panis et aqua (als Nahrung). Es handelt sich also nicht mehr um die Entnahme von Feuer, wie ‚Sie urtümlicher Sitte entspricht, sondern (mit der gleichen Umdeu- wärmende Herdfeuer, das einfach als Complement der Unterkunft empfunden wird. Von dieser Umdeutung scheint die anders geord- .nete slavische Schwurformel noch frei zu sein. Wäre die lateinische Formel allein nach den praktischen Bedürfnissen des Lebens gestaltet worden, so hätte wohl mansio genügt: die Erwähnung von JB neben aqua verknüpft sie mit den anderen Zeugnissen, aus denen ich hier den indogermanischen Ursprung der formelhaften Bindung von aqua und ignis zu erweisen suche. 2 Das knappe pavistis seu suscepistis, aus dem wir Jetzt, SB m Zufallsgunst der Überlieferung, den volleren Klang einer altertümlichen ı Aesch. Eum. 354 AumAtan Änatporrkc. Vgl. Antiphon tetral. ı er Iran En Oikoy, Lysias xı 83 ön (TAc) oiklac EZEMÖPEHCAN (und Andoeides er = es TETPOBEN EKEinoY ... TON 'ÄAnON BIoN ArtanTa, Äeschines Timarch. 190. Utesiph. 15 tione ambulare. Rerrsere, Kirchengeschichte ıı 739- a. O. 217, 15 (21). 278, 32 (279. 4). Zitiert von 7. (rim RA 48. tung, die uns schon in der indischen Tradition begegnet ist), um das Formel mit vier substantivischen Gliedern noch herauszuhören ver- % Formulae- ed. Zeumer (Mon. Germ. LL seet, y) 278, 28 in lege peregrinorum 182 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar et mögen, ist nieht etwa dem Evangelium entnommen, sondern aus heid- nisch-germanischem Boden in die Sprache der kirchlichen Urkunde 4 verpflanzt. In kaum zufälliger Übereinstimmung wird es nämlich von der lex Salica wiederholt, und zwar in der Strafbestimmung des titulus de his qui ad mallum venire contemnunt: quicumsyue aut paverit aut hospi- hi tale dederit oder quieumque eum aut paverit aut (ad) hospitalem collegerit (bzw. quicumque ei panem dederit aut in hospitium collegerit). Außerdem aber auch, als Teil einer ausgeführteren Formel, in dem altnorwegischen Rechtsbuche Frostathings-Lov ıy 4: ef madr ell mann ttlagan' eda hüsar, flytr eda Jorer, ba er sa utlagr oc üheilagr sliere ütlegd sem hinn er vercit vann. D.h. "Wenn jemand einen friedlosen! Menschen nährt oder beherbergt, heilig in der brachte’? “Waldgänger’ für delan (dalanda)°, öferjanda', sradanda ollum byargradum, ’ mag man in dem umständlichen letzten Gliede mitenthalten denken, dessen sprachliche Formung auf mich wirkt wie eine Umbildung des uns aus anderer Überlieferung bekannten, etwas Matten mantra oder consilium in die Vorstellung einer wirkungsvolleren Unterstützung durch Schutz und Hilfe. Es ist im Grunde dieselbe Entwiekelung, die vom daön ericaı zum fora und Jera geführt hat*. Die alten, wesentlich substantivischen Symbole menschen freu n dlichen Entgegenkommens, das von der Sitte für bestimmte Si tuationen le geboten oder versagt wird, wie Feuer, Wasser, Rat, v@ SEHEN mit der Zeit; durch die Einführung der Verbalbegriffe erfahren Bar ?2y0js, wörtlich "außerhalb . i 3 tlich keit re < ß des gojs, des Friedens‘, vermutli are en des np RT > sondern ein parallel entwickelter Rechtsausdruck der u a a. ist glı ai. gaya Haus, Hof, Hauswesen”. Auch ag Eros ] er u einem Synonym von Friede’ geworden ((UTMACHER a Werden er eher nn brauche ich bloß zu erinnern. All dies wird durch f 5 ? von Ber ‚Area- und lat. eivis erläutert: ‘Friede’ galt ursprüngl® . Kreise c innert x ker ze Vollstreekungsverfahren 4, der an die Parallele der lex Salica mann en era nr - — Abgekürzt at have alet (feddan) üllaget e ag Heusuen, Strafrecht der Isländersagas 109. ı22. Zur Abklre ee ie a Bhaktadayakan, germ. matban, meziban BRUNNER W. Seuvwze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. III 783 sie eine realistischere Auffrischung, die zugleich auch nach der Seite ihres Inhalts eine Steigerung zu wirksameren Formen praktischer Hilfe- leistung bedeutet. Nur der Schluß der isländischen Formel mit dem die Symmetrie sprengenden gedehnten örddanda ollum bjargradum er- innert noch an die verlorene ältere Fassung mit der germanischen Entsprechung für mantra oder consilium. Und besäßen wir nicht die sichere Gleichung mansio et focus, aqua et panis = pascere seu suscipere, so würden wir überhaupt nicht ahnen, daß hinter der praktischen Sachlichkeit des norw. ala oc hisa eine sich um Wasser und Feuer als Mittelpunkt gruppierende archaische Reihenformel verborgen ist. Die griechische Rechtssprache, die merkwürdig früh die primitive Freude am tönenden Wortklang, an Bildlichkeit und Symbolik des Ausdrucks überwunden hat, begnügt sich mit dem nüchternen Yno- aexecenı (acxecer), das dem Ächter versagt wird', während das un- geschriebene Gesetz der Sitte es für den ikerkc und AnAtuc fordert, sofern er nicht als nonemioc auftritt: KATA TON KoINdN ÄTTÄNTON ÄnePürwn NÖMON dc KeiTaı TON veYronta Atxeceaı Demosthenes xx 85°. Nur klang- lich, nicht inhaltlich reicher als dies wrıoa@xeceaı werden die germa- nischen Alliterationsformeln gewesen sein, die wir im Deutschen, Friesischen und Norwegischen nachweisen können: Ausen und heimen 0. hoven, hovia ieftha husia, hjsa ok heima®. Solange es sich um die Ermittelung der einzelnen Glieder handelte, konnte ich die Überlieferung ungesondert zu Worte kommen lassen. Tatsächlich tritt sie in klar geschiedene Gruppen auseinander. Auf der ‘ einen Seite stehen die Brechungen der uralten Ächtungsformel, zu denen inhaltlich auch die Verse der indischen Rechtsbücher gehören. > Ihnen gehen parallel die Ara) Bovzrreioı und was ihnen verwandt ist. ' Für sich bleibt das in verschiedenen Varianten vorliegende lit. Hoch- eitslied, das uns gleichsam in dramatischer Form, freilich nur im Scherze eine der Situationen lebendig vor Augen führt, in denen die Ara ihre Wirkung auf den die Götter fürchtenden Menschen bewähren ,.,... Demosthenes 1.49 0i nömoı oYk &ücın YrIoAexecsAl TÖN VEYTÖNTWN OYAENA, A En Tom EN oie Keneroycın ENEXECBAI TÖN YIIOAEXÖMENON TON SEYFONTA. ÜSTERI, Ächtung und He Rüng IT. 23nr.12. 45nr. 30. Handelt es sich um die Aufnahme ._ agent lich in seine Heimat Zurückgekehrten, so sagt man KATAAEXECEAl. Usteri 32 nr. Ss xv1ı6 ° K.0.Mürter, Eumeniden 154. ; ; I ee Tehr 1sf. 17. Bjarkö-Ret 101 Hs.Y ef madr hüsar mann ütleg - eg (vos AMıRA, Vollstreckungsverfahren 5), etr med honum ge Bra ‚dei d ee = D. 12 at hafa hyst ba oc heimat (von Amıra 41 übersetzt ampepr Fr ae — gewähren’, wogegen jedoch die eben angeführte Stelle spricht). — Auf an else erzielt Livius den volleren Klang, xxvı 25, 12 urbe tecto mensa lare recıpere. = 2 als Erläuterung oder Rechtfertigung. der Satz: ‘Denn der Ortskundige gibt 784 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10, Januar sollen. Ihm gesellt sich ein ebenso isoliertes Zeugnis, das ich si Pseudo-Theoerit xxv im Eingang gefunden habe. “HraRaAc TIPÖC ÄFPOIKON. | TON A’ 5 repwn TIPoCEeITTIE BOWN Emioypoc ÄPOTPEYC ‘a 2. TTAYCÄMENOC EProio, T6 Ol METÄ XEPCIN EKEıTo. "eK TOI ZEINE TIPÖSPWN MYBHCcoMAI Öcc EPEEINEIC "Epm&ew ÄZÖMENOC AEINHN ÖTIIN EINOAIOIO. TÖN FÄP ®ACı MEFICTON ETIOYPANIWN KEXOAWCEAI, ei KEN dA0? ZAxPeion ÄNHNHTAI TIC DAITHN'. Feuer holt auch der Nachbar vom Nachbarn, doch nach dem Wege fragt nur der ortsunkundige Fremde’. Der steht unter dem Schutze allein der Götter, weil er auf den der Menschen keinen rechtlichen | Anspruch hat. Aber auch der Mensch des hohen Altertums, für den die Herrschaft von Recht und Gesetz an der Grenze der Dorftlur' oder des Stadtgebietes endet, war des Gefühls nieht: bar, daß ein wenn auch noch so lockeres Band alle Menschen umschlugis und : ! Dazu von Wırauowrrz, Textgeschichte der griech. Bukoliker 219. = ® Hier darf ich einen Rgvedavers ıx 70,9 zitieren, der vielleicht in den Zus menhang unserer Erörterungen unmittelbar hineingehört: pura no badhad duritäti pa raya | ksetraviddhi disa dhä viprechate. An die Bitte. den Opferer über alle Not (durita : eig. ‘schwer passierbare Stellen‘) ungefährdet hinwegzubringen, schließt sich, a 2 dem genden die Richtung an. Vgl. x 25,8 Asetravittaro manuso . . druho = bee d : $ “ortskundiger als der Mensch schütze uns vor Schaden nd Bedrängn Beidemal iR, wendet sich die Bitte an Gott Soma. Die Metapher des eroaein ist is Sprac ‚he der B vedischen Hymnen sehr geläufig. a ; * Das ist ager; was Kb, liegt, ist peregre. Dafür hat das Cechische eine wähnenswerte Parallele, prespoli 'F lurscheide' (Raum jenseits des "Feldes’, pole)- Ki = e= land, Fremde’; prespolni = peregrinus. Mt xxı 33 odsel pryd pres pole — peregre PT = a = est. Dagegen Me xvı ı2 3% pfes pole ‘sie gingen über Land. er r Verwendung . 7 ey in peregre vgl. Niederdeutsches Jb. vır (1881) 75: Die Lonkg, | ee rn nennen die Lindhorster die "Dörhöltschen‘ , Ki h. ne ; = etrennten oder die "jenseits des Holzes W ohnenden'‘. ar ; ; Ense: za Schuldrecht ‚bekannte Ausdruck peregre venire Gellius xx is | Er en emi TÄN ZENHN rumpAckecea Plutarch Solon e. xırr (Solon =: r Dun Tan aa rön use) Vgl. Swosopa a. a. O. ıgıf. 202 ff. In per 7 Fein Re ner bei Strabo vın 365) haben wir die genaue eg Homer geht das he help ed a 7 Hr (ns Kr ı ausschließlich auf den Menschenverkauf nt e ” aPerera Q 752, KAT’ Ännoeröove Änepunovc 0 453). Val. #454 AHCEIN Kai TIEPAAN NÄCON ET THAEAATIÄON. er ui Di Niemann, = a : ee Mile. . Se eum vendit, ipsum ae I > = TÖN r’ Ser Kal ERSTER Ta Tyan TÄC „ehe e un. 96 eveich KOIN@NIA. Er Ich schließe. mich m 23 r > ‚de. ofüc - um. der antiken A so ‚nahe W. Scnvrze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. IH 185 zu gegenseitiger Hilfe verpflichtet. Die Götter selbst haben das Bewußt- sein einer solchen societas omnium inter omnes in seine Brust gepflanzt und wachen darüber, daß die elementarsten Gebote der Humanität auch gegen den Fremden geübt werden. Das ist der Sinn der Ara Boyzyreicı, die in feierlicher Kulthandlung Götterzorn und Götterstrafe ® auf das Haupt dessen herabziehen, der diese Gebote zu mißachten wagt. Des Fremden Begehr hält sich in bescheidenen Grenzen: er 4 bittet und erwartet, daß man ihm den Weg zeige und den rechten einzuschlagen und zu verfolgen gestatte, er bittet, daß man ihm den Zutritt zur Wasserstelle nicht wehre, die Entnahme von Feuer und ÜUnterstand für eine Nacht nicht weigere, lauter Bitten, die eigentlich gar keine aktive Handlung des Gebens, nur ein Gewährenlassen for- ern — wie Cicero sagt, illa communia quae sunt üs utilia qui accipiunt, danti non molesta, weil sie in der Tat sine detrimento commodari possunt. Und diese Bitten gehen zugleich auf Dinge, die, wie Weg, Wasser, _ Feuer und selbst der Raum unter dem schützenden Dach (avakasa), ' Nicht im Eigentum des Einzelnen stehen, sondern von der Natur oder den Göttern ad communem hominum usum bestimmt sind'. Wohl hat man sich den Fremden, der also bittet, als Hilfsbedürftigen vorzu- stellen, aber keineswegs als von allen Hilfsmitteln entblößt und un- mittelbar dem Hunger preisgegeben. Wasser für Mensch und Tier kann er freilich nicht mitführen, aber bezeichnenderweise bittet er nieht um Brot, sondern um Feuer — offenbar um seine Speisen selbst Zu bereiten. Doch neben den Fremden tritt, gleich ihm die Pflicht der Menschlichkeit in Anspruch nehmend, der Bettler (Anita rruxeYun, AlTIZwN AKöaoyc p 19. 222)’: er ist es, für den das Gebot geprägt ist, das Brot mit dem Hungernden zu teilen, wie noch die Fassung bei Philo erkennen läßt. Auch der Bettler genießt den Schutz der Götter. P 475 x r Pr TITWXÖN re 8eol Kal ErinYec eicin. npdc rÄp Aıdc elicın ÄTIANTEC + ZEINOI TE TITWXol Te. © möglich zu bleiben. Mag das auch zunächst nur die Auffassung eines Dee osophen, des Danastins; el schon die Rolle, die in diesen Diskussionen den ei01 zugewiesen wird, beweist, daß die philosophische Ethik rifflic Klarheit emporhebt, was vor Alters in Volkssitte und de Empfindung latent wirksam geworden. TON 100 non commune est quod natura optimum fecit ' formosius potest? in publico tamen manant. En es OC 1364 ÄnGMENoc ErAITÖ TÖN KAG HMEPAN BION. hier nur ins Volksglaube 2 sol omnibus Iucet. — Y 786 Gesamtsitzung vom 18. Juli 41918. Mitteilung vom 10. Januar Die Alauc, die der Mensch selbst dem Mörder eines nahen Ver wandten nach seinem Ermessen gewähren kann, indem er sich B . r p) 0 ae 2 = « ihm vergleicht‘, schuldet er dem AnAtuc wie dem ikerkc”. Die all gemeine Menschenpflicht gebietet, ihnen die nötigste Unterstützung zu gewähren oder gar sie aufzunehmen‘, und die Götter wachen in ei ‚über die Erfüllung dieses Gebotes‘. OY eemic Ecri zeinon Arımacaı (#50) und nicht ungefährlich ist es obendrein, weil in dem mißachteten Bett- ler die Gottheit selbst sich verbergen kann. Nur wer außerhalb alle aemıcTec steht, Asphtwe Asemıctoc Änecrioc ist (Il 63)", hat auch den letzten Anspruch auf Atauc und &reoc verwirkt. Das ist der Ächter, dessen Leben selbst bußloser Tötung verfallen ist. Denn aus der humani generis societas oder communitas et socieıs humana wird er ausgestoßen’, indem die Acht in ihrer strengsten Form, die wahre interdietio teeti et agquae et ignis, über ihn verhängt wi " In alter Zeit gegen Erlegung des Wergeldes, das griech. rIoInH heißt, wi 3 eine Zahlung’ ist, oder TIMA, weil es auf Schätzung’ beruht. Daß nHroinel T er, a und ATimoc TeenATw ursprünglich identisch sind, zeigt SworonA a.a.0. we hätte er den Etyn n mißtrauen sollen, die rrom# = tim aus derselben I herleiten, ohne Rücksicht auf „die ufensiehtlic "hen Differenzen der Lautform un Bedeutung. ® € 447 ; > 5 AlA0lOC MEN T’ ECTI Kai ÄBANÄTOICI BEOICIN a, er ÄNAPÖN dc TIc KHTAI ÄnWMEnNOc. ne a AlAEICBAI und EneAlpein, Aladcacsaı und eneAcaı gehören bei Homer eng zusam ee Aeschylus Eumen. 545 Dr MPÖC TÄAeE TIc .- CEBAC EY TIPOTI@N r er > KAl ZENOTIMOY ENIETPOPÄC AWMÄTON Alaömendc Tic Ecrw. en n "a N ides. ER ee OU 236 & zenor AlAÖ@PONec, 246 TON Kenıon Alaoyc Kyrcal. Kuripl 2 Tag, ol A ecxon AlAd, ZENIA MONOTPÄTIEZÄ Mol N. ae nennt en Lys. e. xxvıı den Beschluß der Thebaner; a ; Atten, Frag aufzunehmen, "EAAHNIKdN Kai eınÄnepurion. Diodor xıv 6,2 YMERF E SINANEPÄFIDC ToYc eyrAanc. ee Augen Alaclo, DEPICTE, BEOYC- IKETAI AE Toi EIMEN ae were Kai TE Geoi Zeinoicın EIN EoiköTec ÄnnoAArTIoIcı, | MANTOIOL TEAEBONTEC, EMICTPWe&cı MÖAHAC £ ION YBPIN TE Kai EYNOMIHN ESOPÖNT 3 1208 Ko Te zeinon Bemic ECTIN. — Sophocles PR 49 ‚> (+86) Se ve w6c ı NN eeon, & zeine, MH Mm ÄTIMÄCHC W. Scuuzze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. III 187 Es ist mehr als eine Metapher, es war einmal erbarmungslose Wirk- lichkeit, wenn in der Sprache der Germanen der Ächter “Wolfeshaupt trägt“ und technisch ‘Wolf’ (warg) genannt wird'. Ihm wird geweigert, was sonst jedem Menschen als ein von den Göttern geschütztes Recht e gewährt zu werden pflegt, selbst dem geringsten und fremdesten; an 3 dem gemeinsamen Besitze der Menschheit hat er keinen Anteil, in an- tiker Ausdrucksweise kann man etwa formulieren: TON KOINON 0Y Me- Texeı” oder usu communium prohibetur®. Das ist der Sinn des Parallelis- mus, den die Überlieferung für die Arai Boyzyreioı und die Ächtungs- formeln im Ablauf der Begriffsreihen erkennen läßt. Die feste Stelle _ und bedeutsame Rolle, die Wasser und Feuer in beiden Reihen für ' sieh in Anspruch nehmen, erlaubt die Anfänge ihrer typischen Aus- gestaltung bis in die indogermanische Urzeit zurückzuverlegen. Die _ Menschen, die zu den (iöttern des liehten Himmels, den deivös*, ge- betet, haben auch den Gedanken der elementarsten Mensechlichkeits- - Pflichten gefaßt und in sprachlichen Symbolen von so starker Lebens- ‚kraft festgehalten, daß ihr Nachhall uns aus der Überlieferung der . verschiedensten indogermanischen Völker noch heute vernehmlich ent- . gegenklingt. Diese Menschlichkeitspflichten galten nieht bloß dem Lebenden, ' Auch der Tote stand unter ihrem Schutz: Bovzyrnc Assınncı KATHPÄCATO _ TOlC meriopücın Ärason coma schol. Sophoeles Antig. 255. Den reli- _ giösen Untergrund der Sitte erläutert ein Fragment Aelians 242: TA AHTPi FA TO xPeoc EKTinan TON NAYHTON Arte. — laun NAYHrOP Cüma Ep- _ PIMMENON ÄKHAÖC Kal ÖnIrWPWC TIAPEABEIN OYK ETÖAMHCA, AnnÄ EeArA TÖN | ae eeama TO "Halo OYaamA einon ÄTIOKPYTITWN ÄNnsPurıInW secmd. Die vor den göttlichen Mächten, die in der Erde und der Benpe ' Biorn oe ulfr scal hvervetna utlagr vera Gulathings-L. 94. vos Anıra, Vollstrek- : erfahren 3; Nordgerm. Obligationenrecht ır 116. Dem tollen Stier scheint Aeschy- ; den a zu vergleichen, Choeph. 275 (vos Wırawowırz, Gr. Tragö- u Er 2 ee ES XV 32 MHAENÖC TÖN KOINÖN METEXEIN; IX 44- Aeschines Timareh. NAION KoINÖN MA METexein (Usrert 61). *. Servins Verg. Aen. ı 540 u erudeles qui etiam a communibus prohibent. | join Ausdruck Cie. de domo 146 urbis patriae usu privare, de = ut 47 rn ui prohibent - usu urbis prohibere peregrinos inhumanum est. — Nachträglie ich, daß Werxz, Ius deeretalium vı 189 die in anne der E "xcommuni- genau a de r Got Ai. de Era weh ne wer er Der Begriff u Se Se a an den Göttern des Himmels aufgegangeı 1: das ist er tafsache, mit der die Religionsgeschichte jedes einzelnen eg a 2 rat. Auch wer neben den superi die inferi verehrt, denkt bei ss UI st an den Himmel. Charakteristisch Cie. Lael. ı2 ut ex tam alto dignitatis ;deatur. deos potius quam ad inferos pervenisse = 13 animos Amann anal es mi as im we B 788 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar verkörpert sind, gebietet ÄnerwrovY nekrön rA kpyyaı'. Dem aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßenen Ächter aber verweigert diese Gemeinschaft auch den letzten Liebesdienst oder versagt ihm doch das Grab in heimatlicher Erde’. Die römische Kirche hat das : bekanntlich in ihrer Weise übernommen und scheut auch die harte Konsequenz des AnopyTrteın ToYc TAsovc bis heute nicht. Den Zusam E menhang mit der alten Volkssitte, deren Mitleidslosigkeit freilich den A Geächteten (nicht den Andersgläubigen) traf, illustriert die Bestimmung im norwegischen Eidsivathings-Christenret Anh. 40, die für eine Reihe schwerer Verbrechen gilt und die Überschrift Um ullega men trägt: beir ero aller obota men ok ei grefuer i kirkiu garde. En ef hane grauen, ba er han misgrauen. han skal up graua ok for@ or kirkiu garde“ 2 Auch hier bewährt sich der Parallelismus zwischen den allgemein verbindlichen Geboten der Menschlichkeit und den für die strenge Acht gültigen Sonderbestimmungen. =. Früh hat sich der Schutz der Humanitätspflicht auch auf die Tiere auszudehnen wenigstens begonnen. Selbst Ansätze zu einer Ent wicklung, wie sie (als alimsa) in den Religionen Indiens konsequent zu Ende geführt worden ist, hat es schon im alten Hellas gegeben: TON nömwNn AYTo? (Teimronemov) Treic Erı EenoKrAtkc d sIRöcos0c | AIAMENEIN Enercini TOYcAae' roneic TIMÄN, BEOYC KAPTIOIC ÄTÄHAEIN, zan nn = einecenı“ Porphyr. de abst.ıv 22. Freilich durchsetzen konnten Si® sich auf diesem andersgearteten Boden nicht. Sie werden angeknüpft | haben an das sicher uralte Verbot, den Arbeitsgenossen des Menschen, | den Pflugstier, zu opfern, das, im Anschluß an die zuletzt besprochen g Bestattungspflicht überliefert, seinen rechten Platz gewiß auch in bi | Aral Bovzrreioı findet’ und mit dem man die Tatsache zusammenhalten | muß, daß uns im Rg- und Atharvaveda aghnya (wörtlich “was nicht zu Rn E ist) als geläufige kenning des Rindes entgegentritt, des Rindes, das er den Indern zum heiligen Tiere zu werden bestimmt war. Kann man Ernste zweifeln, daß dureh dies abermalige Zusammentreffen das Ge wicht der Gründe verstärkt wird, die den Ursprung dieser Krane N "ma in die vorhistorische Epoche, des Indogermanentums zurückzu ® tieren empfehlen? as FITNONE die ‚positiv für diese Humanitätsgebote, NS für die alte indogermanische Ächtungsformel das beherrschende Priv : Pausan. ı 32, 5. Diese Mutter Erde 5 ad 22 290r0° SEBRERIOH, Mütter Erde Sof. a ; Usrzxı, Achtung und Verbannung 17. Dierericn a. a O. 52- Vogelfrei ‚man den Ächter, weil sein Leib avibus permissus ist. J. Grimm RA415.: ve dazu von Anıra, \ Vollstree, zungsve fi 16. : ie 2 Adlian v. by 14. Diemasıch a. a. 0, 50, | 4 W. Scavzze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. III 789 zip darstellt, bezieht sich auf‘ das Verhalten der Gesamtheit zum Ein- zelnen‘. Man kann die Stellung des Ausgestoßenen aber auch unter einem wesentlich anderen Gesiehtspunkte ansehen, von den Indivi- duen aus, die mit ihm in verbotenen Verkehr treten oder diesen Ver- kehr gebotenerweise meiden. Diese sozusagen individualistische Auf- fassung gibt der Exeommunication, wie sie sich in der katholischen Kirche gestaltet hat, ihr charakteristisches Gepräge. Ich kann zufällig dem slavischen Fluche aus Reymonts Novelle eine Parallele aus Tirol von wesentlich anderem Klange gegenüber- stellen. In einer Erzählung Adolf Pichlers ‘Der Flüchtling’ wird ein Verräter von den Bauern feierlich geächtet. Die Formel lautet: “Dann werfe ich ihn in den großen Bann! Niemand gewähre ihm Obdach, niemand atze ihn, niemand tränke ihn, niemand:rede ihn an, es sei denn der Priester, der ihn zur letzten Beichte mahnt’?. Eingang und Schluß verraten die Herkunft aus der kirchlichen Execommunications- praxis. Nach dem Pontificale Romanum (Ratisb. 1888) ıı 95 ist ver- boten participare excommunicato in oratione vel locutione vel bibendo vel comedendo°: ; in den Akten der Synode von Hohenaltheim vom Jahre 916 heißt das communicare excommunicato verbo, oratione, (in) cibo vel potu‘, kürzer in einer Urkunde des Papstes Hadrian, die in den An- nales Bertiniani zum Jahre 368 aufbewahrt ist, in locutione, eibo vel Potu communicare. Anderwärts wird der verbotene Verkehr durch con- Sorkium, colloguium, convirium bezeichnet’. Der Nachdruck liegt überall auf dem Verbote des communicare, dessen eontagiöser Charakter deut- lich betont wird: Zweck der Excommunieation ist membrum putidum ab Eeclesiae corpore abscindere, ne tam pestifero morbo religua corporis membra veluti veneno inficiantur‘. Die immer wiederkehrenden neu- pstämentlichen Zitate beweisen, daß die Praxis der kirchlichen “xcommunication und ihre theologische Begründung bewußt anknüpft Su I 1 Corv IT MH CYNANAMITNYCEAI . .. TO TOIOYTW MHAC CYNeceieın (NoN = VON En Vollstreckungsverfahren ı Dayen Pers aus Tirol (der = iroler Geschichten und Wanderungen’ ER 241. Die Geschichte spielt in der Napoleonischen Zeit. = | = ee en Literatur hat mir Hr. Srwrz zugänglich gemacht. - - Mon. Germ. LLu 558 ec. xxvır. nr es Kirchenrecht ıv 704 Anm. 8. 8or Anm. 2. v2. 5 Anm. 8. s De synodalibus causis ed. WAssersenLEBEN (1840) 571 [die Zi itate E3 dem Nr Erwer lauten hier cum Auiusmodi nee cibum sumere lieet. Ne ei 8 neqgue eum in domum receperis. (Qui enim ei ave disit, communicat operibus maliis 572 a socirtate ommimn Chrinienonib separamus. Vgl. Cie. de off. ın 32 ra quaedam a amputantur si... nocent reliquis partibus corporis, sic ista in figura Be et immanitas behrae a communi tamquam humanitatis corpore segreganda est. Verbum auch ı Thess 3 Vgl. Aeschines Timarch. 183 (Cöaun) TAN N ÄAG moixöc oYK &A - - die TÄ iepA ae Ina MA TÄC ÄNAMAPTHTOYG RN Se AlA®BelPH. Be ee a 790 Gesamtsitzung vom 18. Juli 1918. — Mitteilung vom 10. Januar commäsceri ... cum eiusmodi nec cibum sumere) und u Ioh ros. mu nam BÄNETE AYTÖN Eic OIKiAN Kal XAlPEIN AYTO MA AereTe" 6 AerWN rAP AYTO XAIPEIN KOINWNEI TOIc Eproic AYTOF Tolc rIonHPoic (nolite recipere eum in domum nec ave ei disweritis. (Qui enim dieit illi ave, communicat operibus eius malignis)‘. Vgl. Basilius ep. 288 (Miexe graec. xxxıı eol. 1024) &crw Exkk- PYKTOC KAl AlATTEAEHTWw TIÄCH TA KÜMH- ÄTIPÖCAEKTON AYTÖN EINAI TIPöC TÄCAN KOINWNIAN XPÄCEWC BIOTIKÄC, ÜC EK TOP Mu CYNANAMITFNYCBAI HMic AYTO TENHTAI TIANTEADC KATÄBPWMA TOP AIABÖADY. In welchen historischen Zusammenhang diese Excommunications- terminologie hineingehört, scheint mir am einfachsten und wirksamsten eine Synesiusstelle ep. 58 (Miexe graec. ıxvı col. 1401) zu veranschau- lichen, aus der ich die entscheidenden Wendungen heraushebe: 5 eırün ENATOPC ATIOAAYEI TÄC TIPOCTPOTTÄC". MÄTE ÖMWPÖSION AYTL MÄTE ÖMOTPÄTIE- ZON FINeceAl”. oi (die Priester) mATe zantac aYToYc riPocero?cı‘ MÄTE TEAEYTACANTAC cYMrIporıemyoycın. Man meidet den Excommunicierten wie einen durch Blutschuld unrein gewordenen Mörder, der bei jeder Be- rührung im Verkehr sein miacma wie einen körperlichen Ansteckungs- stoff” auf andere zu übertragen droht (ai. mäarsti® — griech. nroctrisenl oben S. 494 Anm. ı). Das ist die bekannte antike Anschauung, deren sprachliche Formulierung bei Synesius ganz im Banne literarischer Überlieferung steht, während die Autoren des Neuen Testaments die selben Gedanken in eine weniger conventionelle Form kleiden. Be- | sonders charakteristisch ist das Verbot des Grußes: von dem IKerH& dessen Blutschuld noch keine Sühne abgewaschen, forderte die alt hellenische Sitte ‚(Aeschylus Eumen. 448) Ksesorron eiNnAI, : EcT ÄN TIPÖC ÄNAPdC AimATOC KAsAPciov COATAl KABAIMÄEWCI NEOBHAOY BOTOT. S Erst nach der rituellen Entsühnung wird der Verkehr mit ihm ung® & fährlich (denastc zynovcia 28 5). Wie aber vorher sich die Lage ei . Mörders gestaltete, beschreibt am ausführlichsten Euripides Iph. Tau. 5 ' Allgemeiner exkainere Ar? artan Rom xvı 17. i B O0. Möürzer, Eumeniden ı 55. = En Die Mordprozesse fanden en Yraierg statt, damit der Kläger MA WiEEn N Areben Antiphon “Hp. »ön. ır. Demosthenes xvın 207 mie ömwpdeloN dar N, \. Phanodem bei Athen. x 4370); Herodot ıx 16 ömorpÄriezoc Kal Om) Pig Vgl. Dionys. Halic. van 23,3 OYTE BYcıön oYre crıonaan of” ECTiAC KO FeRANCEI COI TÄN efcesön Kai Aıkalan oYeeic. _ Parallel dem mi öm@p6eloN f geht das nA cymrnein Eur. El, 1355. Se y : a n ? es Tie AAN IM VE; Demosthenes xxı 118 (120) a Ei = IRRE MHTPOKTÖNON. Aesch, s h. Eum. 281 — kuaic muTroKTönoc Eur: Iph. Taur- I 0 Meonerne Bi, Hacch, au, — ipycne Chändogya-upan. v 19,10 W. Scaurze: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte. III 791 TTIPÖTA MEN M OYAEIC zENWN EKÜN EAEZAB WC BEOIC CTYFOYMENON. ol A’ Ecxon Alad, ZENIA MONOTPÄTTEZÄ Moı TTAPECXON, OIKWN ÖNTEC EN TAYT® cTereı, cIrA A’ ETEKTHNANT” ÄTIPÖCSBETKTÖN! Mm’, örwc AAITÖC TENOIMHN TIÖMATÖC T AYTOIC Alxa. R Hier hat man all die Elemente beieinander, die dann das Neue Testa- ment in die spätere Excommunicationsformel hinübergeleitet hat, das MH AAMBÄNEIN Eic oiklan, das MA cyneceieın® und das xalpeın mA Aereın. Das zusammenfassende mA cYNAnaMmirnYcaaı Tö Toıoyrw kann man mit \ Demosthenes xxı 43 0% Kasapolc oFcın dmoF AIaTpiromen parallelisieren. Es sind also ganz getrennte Wurzeln, aus denen die Ächtungs- formel bei dem Polen Reymont und die Bannformel bei dem Tiroler Pichler hervorgewachsen sind. In die Urzeit reicht aber letzten Endes beides zurück und geht in der praktischen Wirkung auf die soziale 5 Stellung des durch die Acht Ausgestoßenen oder des als unrein Ge- miedenen weithin zusammen, so daß wir unmöglich erwarten dürfen, überall eine reinliche Scheidung der beiden Vorstellungskomplexe kon- . sequent festgehalten zu finden. Hat doch Wrrsz die Wirkung der — Exeommunication auf das bürgerliche Leben des Betroffenen in die- selbe Formel usu communium privatur zusammengefaßt, auf die mich ganz unabhängig von ihm die Untersuchung der interdictio aquae et : ignis geführt hatte. Und Basilius nahm keinen Anstand, diese alt- E römische Interdietionsformel einfach auf die kirchliche Exeommuni- . eation zu übertragen. So darf es denn auch nicht wundernehmen, wenn wir ein Beispiel der Contamination sehon bei Herodot lesen, an einer Stelle, die uns zugleich zum Ausgangspunkte dieser Er- Örterungen wieder zurückführt, vu 231: oYre oi PP oYaeic EnaYe E Craptinteon OYTE AlenereTo, Öneiadc TE Eixe Ö TPEcAC ÄPICTÖBEMIC KANEÖMENOC. ÄTTÖSBETKTON trad.: Ärrp6ceserkton G. Heraann, fIPöCeBerKTon von Wirastowırz. . Orest. 1605 (oben $. 790 Anm. 4). ER Der Zweiteilung bei Euripides — AAlTdc öMmATsc TE — entspricht IG xıy 644 EI AE cYnrior eymaAroı, mh eic Ab CA Aedloc eihn, A Yrö TON AYTön ÄeTön yrreneon. Vgl. ben S, 789 in cibo vel Ppotu communicare: Ausgegeben am 25. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. | ae Ä ® ologise H. Virenow: M. Roramasss und ee und D. Kerx Ss weise oder auch in weiterer ee er deutscher Sprache veröffentlicht ode Sollte eine dem zuwierlanfende Verne usgabe in hat er die Mitteilung -aus diesen zu —. © Wenn d tenden.Rechtsre rd zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesamtakad Gedächtn se die zu veröffentlichen, ist den Verfassern unbeschränkt gestattet. Aus $2 Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22, Jeden Si en ee 22 Übersicht über die in der Sitzung vorgetrag nschaftlichen Mittei- 2 ngen und über die zur Versengtchng geeigneten ge- schäftlichen Angelegenheiten. Hinter den Titeln der regen eg" Mitteilungen folgen in dieser Übersicht kurze I angaben derselben, welche die Verfasser einreichen, = 2 welche sie ver- antwortlich sind. Diese Inhaltsan gaben sollen sich i der Regel auf 5—6 nen cha Selkestalle 10 Zeilen überschreite bei ar für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« zugefü nn Mitteilungen fremder Verfasse . werden in dem Bericht über diejenige Sitzung aufgeführt, in welcher dere n Aufnahme in die akademischen Schriften endgültig beschlossen wird. nen enntnis Kommen, so Aus $ S 23; as Manuskript einer in einer akademischen Sitzung ange me in die Sitzungsberi er te zu- e am nächsten Donnerstag ars oder des Archivars versehen, für ein späteres eg en, Dasselbe kann von vornherein mit Mitteilungen ge- rue deren Satz aus irgendwelchen Gründen besundere Schwierigkeiten erwarten läßt, oder welche den in den s$ 3 Fang . enthaltenen Bestimmungen nicht Busptes ichsdruckerei versendet spätestens am Mont Abend ie Korrekturen an die hier wohnenden oder = er, oder an die Mitglieder, har = ee Ser egt haben, mit der Angabe, Revision zu lesen, so muß sie die Dienstag früh an die Druckerei zurückliefern. Wird die nd von der damit be- er uf Erscheinen zur Revision unterbreitet werden müssen, scheinen am nächsten Ausgabetage überhaupt nicht zu- gesichert werden nn . > Die Akademie behält s cht vor, von einer ver- srifienen Abhandlung eine Ss Auflage zu veranstalten. Abhandlungen. Jahrg. 1916: Ks ikalisch-mathematische z i ; Philosophisch-historische Klas ee Abhandlungen, Jahrg. 1917: Poren Kiss - - - - Fehlen Re... .. Einzelne ee Branca: EUBER: Aus ı Won der Station sowie erste Beob ORLER: Aus der Anthropo oidenstation auf Tene Msn und am Haushuhn . BaLımann: en an Anthropoiden. In niraparietalnähte (1917, rich in De { seien schen Kai 15,2). => : Mu: ee Pfahlinschriften aus den Turfanfunden «1915, B. nennen Big gt riffa. : Em Br in und über die ältes Sä EIER. der Van rs Die zum Nee a: der inneren Sainmstrahanten (1918, i,. Abhandlungen der Akademie aus en Jahren 1914—1917 2.50 5. ® ® B 2} Er Ef & =] Fa vu oo pd! N 83 “ * Plazenta ı ui , Putorius «9 i } und ar aois, DE : » - I|18811 I. SU 991 60 90 gu po gu “wu us re -historische Klasse t über die Ergebnisse der es, des En 1 6.50 Branpr: Zur Geographie der altenglischen re (1915, 4) . Srrer: Beobachtungen und Studien in den - Rui von n Palenque 915, >. i 915 8 ::.; e Erstes Buch (1915,7). Drittes Buch. I. Griechischer Text (1916, 4) Drittes Buch. IL. Erläuterung des Textes (1916, 6) Seren _n n der alten islamischen Orthodoxie zu den atikkn Wissenschaften 915, s; eng Porphyrius »Gegen die Christen« (1916,1) . ro Die a ee yukatekischer Bauten 1916, 2). a een RDT: Leibnize ens Bildnisse ( C. Brockermann: ‘Ali’s Qissa’i Jüsuf, der älteste Vorläufer. der Gnbnischun. Literatur (1916, = . Wenkeracn: Pseudogalenische Kommentare zu den Epidemien des a: ge ie Idee von Kritik i Serer: Die Ruinen von Uxmal (1917,3 Erman: — Obelisken (1917, 4) . H. : Nubische Texte im Dialekte der Kunüzi (1917 5). W. Bane: Wie Köktürkischen zum Osmanischen. 1. Mitteilung 197, 6). Diers: Über die von Prokop Dessiäiebete Kunstuhr von Gaz .. le : = 18,1). 2 Dieıs uni E. Schramm: Herons Belopoiika (Schrift - Geschützban) asıs, 2) G. Mörter: Zwei ägyptische Eheverträge aus v scher Zei ors B. Morırz: Beiträge zur Geschichte des hsikigstere im ee Miitelalter nach arabischen Quellen aıs, DE | Stungehrht der Akademie Preis des Jahrgangs re I. 1 Halbjahr 1 1918 on Harsack: Der »Ero in der alte Vorpen: Germani. Ein grammatisch-ethnolagisches nase em Kırcaser: rchon Euthios ISSTEIN: Über Gravitationsw. ellen christlichen Literatur . 1 * * ” * - ” ” E. FREUNDLICH; . die singulären "Stellen der Lösnn en = n-Körper-Pr oblems: '£. Mitte R. Nacken: Über die Grenze = er eine Eu Kaltumchlorid u und u) Fischer und G. Axcer: S e des Linamarin ns . HELLMmAnKN: ee milde ig nter . Correns; Zur Kenntnis einfacher mendelnder "Bastär de in B. onen is Ent > zu einem neubabylo onischen Gasai sbcch . vn 6: er den tz b a a: Die Struktur 2 Kr rd z bei ET Vorgängen in n Gasen. = EYER: An Ürinög. a. „<risches Gedicht an eine Syneisakte ; Y Arolsen Indoiranis G. Bazsecke: Muspilli SS, a en Gisdichts air: Mareionem e rer: Toxri und Kuifan (Küsän) (hierzu Taf. fund ü = den ©. . Nrunen ERG: Über eine sleiineiia Beziehung der Aldehyde zu der en Gärung und ” Ehe en M. Borx: 2 Über die MAxwerische Beziehung zwischen Brechungsindex und Dietikon - und über eine Methode zur ee ung der Ionenladung in Kristallen Ki Spruch ad na als den Felsen der Kirche (Matth. 16, at ): Sreuve: Prüfung der Uhrwerke an den Be der Babelsberger Stern se LB Ei nn der Bah s Oi a chen Kometen in de *Marsnähe ı fe se © Masıe der ke 5 UM as LENDORFF: terfragmente ae der Papyrussammlun der gl. Mu Hırrer v. Gaerreisgen: Aus der Bel = Py = zen der : hischer gl. Museen zu ‚Berlin Re Tat) _— ws ee ee i her griee ° Papyru t Noten hie u Taf. IV | W. Scuurze zur OR: und Siengeshichte er N en OR NEN. ERNEREENETNERLENGE 1918 XXXVI. XXXVIN SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 25. Juli. (S. 793) E. Wei: Bericht über meine Arbeiten im W einbergslager (Wünsdorf) vom 10. November 1917 1 bis 5. März'ıg18. (S. 794) E R. ee Zwei Zemaitische Erzählungen. (Mitteilung vom 21. Februar.) (S. 797) 1 itzung de physikalisch-mathematischen Klasse am 25. Ju ‚li. 805) BE: Heiınasx: Rs die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschieht. (S. 806) R Sons: Über Neigungen von Wolkenschichten. (S. 814 E Lesiscn: Über Kristalle mit ee Drehungsvermögen. (Mitteilung vom 11. Juli.) (S. 821) MIT TAFEL V—-VH oo BERLIN 1918 VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISS IN KOMMNISSION BEI GEORG REIMER DM Aus dem Be für die Redaktion der akademischen Drue sc > Die Akademie gibt u N : 1 der Statuten zwei fortlaufende reg ngen u »Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften « und »Abhandlungen = Königlich Beklichen Akademie der Wissenschaften« Aus $ 2. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte oder die Abhandlungen bestimmte Mitteilung muß in einer aka- demischen er itzui g vorgelegt werden, er in ‚der a wen haben hierzu die Vermittelung eines gs irem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu Eee 58. — einer aufzunehmenden Mitteilung soll a den Sitzungsberiehten bei Mitgliedern 32, 'Se 2 n in der gewöhnlichen Schrift der Be er nicht überstei er ehrei er Grenzen ist nur mit Zustimmung der Eee oder der betreffenden Klasse statt- muten, daß dies so hat das Eee Mitglied es vor dem Einreichen von sachkundiger Seite auf seinen mutmaßlichen Umfang im Druck ns chätzen zu lassen. s4 len einer } Mitteilung Abbildihge en im Text oıdler auf besonderen Tafeln ‚b i ’o n, photograph ische Origi w.)&g Km, in mit dem nn jedoch de hen vorsitzenden Sekretar richten, dann eg im Sckretariat yorzuberat weiter in der Gesam Ko sehlag eines Sachverständigen bei Bu Überseh en .. Anschlag für die er- Intrliche & En rn: ee . tzungsberiehten 150 Mark, ndlungen ark, so is 8 were das Sekre re T eboten ; en .‘ B. Vonkigsse und Einreiehung ıles Nach de vollständigen druckfertieen M i | anu nn. t 1 zuständigen Sekretar oder a a Fehiyar wird über A vergeg. = Mining in die akademise Peckei es der anw an en es Eee. vente ke ebeerimm, un A . ars: — egel ur in tie eh = er „m de A sG Be hluß Bestä dureh die G ai ne : ea gr Fan eine (ortsenung anf 8, Aus $ an die Druckerei tb und rue Schreibyerse Ko und die Verfasser gr zur Tragung der en! kosten verpfliehte $8. Von allen in die Sitzung aufgenommenen ea hen Be Adressen oder iehten werden für die V w Beaichaftiäben "Miteitungen, wenn deren Druck 4 Seiten übersteigt, auch für den B abdrucke hergestellt, die alsbald Bar egeben werden. ” !on Gedächtnisreden ._— ebenfalls 0 = den Buchhandel hergestellt, indes er Verfasser sieh ausdrüc Sr damit einversumt ; . erhä ie eine er, welcher zu a cher Verteilu a ohn e ii = o ” ee: - = Fe ® w gE a5 & von noch 100 zur Zahl von 200 = re er dies rechtzeitig dem re igii gezeigt hat; wünscht er auf Abäruese zur Verteilung zu erhalten, d er und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige gierenden Sekretar weitere 200 Exem su lassen a n den So id rabdrucken aus 2a e. ein Verfasser, welcher a ehes gierenden Sekretar weitere 1 abziehen lassen. s 17. Eine für die De “ stimmte wissenschaftliche - keinem Falle vor a Stelle anderweitig, 3 des Umschlags.) 193 SITZUNGSBERICHTE 1918. | XXXVI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 25. Juli. . Sitzung q der > philosophisch-Listorischen Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. RorTtHE. l. Hr. Serıne sprach über die Agrarverfassung in Preußen und im Baltenlande. (Ersch. später.) childert wurden in vergleichender Dar:tellung die Entwicklung der Guts- unterlänigkeit und der Leibeigenschaft in beiden Gebieten, die Bauernbefreiung und die jetzigen sozialen Zustände, 2. Hr. Sacnav legte einen Bericht des Bibliothekars Hrn. Dr. G. Weır, | über seine Studien in dem Mohammedanerlager zu Wüns- dorf vor. Hr. Wein erteilt speziell Auskunft über sein Studium der tatarischen Sprache, u sie von den eigentlichen Tataren, den Baschkiren, Mischeren und Tipteren ge- © n wird. 3. Vorgelegt re ein mit Unterstützung der Dr.-KArL-GÜTTLEr- iftung bearbeitetes Werk von H. Stoeckıus, Untersuchungen zur Ge- 794 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 25. Juli 1918 Ä & 24 Bericht über meine Arbeiten im Weinhergslaget (Wünsdorf) vom 10.November 1917 bis5. März 198 n Von Dr. E. Weır. (Vorgelegt von Hrn. Sacuav.) Nacken ich schon früher Gelegenheit genommen hatte, mit de tatarischen Gefangenen, wenn auch immer nur für wenige Stun h zusammen zu arbeiten, bin ich am ı0. November v. J. vollkommel nach Wünsdorf übergesiedelt, um täglich im dortigen Weinbergslag® mit den Tataren arbeiten zu können. Die Arbeitsmöglichkeiten warel jedoch bei meiner Ankunft nicht mehr die günstigsten. Von denW gefähr 13000 eigentlich im Lager untergebrachten Gefangenen we | nämlich fast 12500 auf Arbeitskommando geschickt worden und dal nicht erreichbar, und der Rest zog auch meistens die von der Komme dantur des Lagers vergebenen täglichen Arbeiten der gemein Arbeit mit mir vor. Trotzdem habe ich noch eine ganze Anzah Gefangenen gefunden, die mir wertvolles Material geliefert haben | Die im Weinsbergslager in Wünsdorf vereinigten Gefangenen hören zu den Tataren im engeren Sinne, d. h. den Tataren MET lands und Sibiriens, welche in den der Wolga und dem Ural anli 5 Gouvernements wohnen, und zwar besonders in Kasan, Orenburg, > f Saratow, Simbir, Ufa, Wiatka, Astrachan, Tambow, Turgaiski, Sem tinsk, Tobolsk, Irkutsk u. a. Ihrem Berufe nach sind die im 79 vereinigten Tataren meist Bauern, zum geringeren Teil Händler, nur verhältnismäßig wenige Handwerker oder Lehrer. Es sind weg fleißige und energische Leute, nüchternen Geistes und phantasielos, also keineswegs Orientalen in dem üblichen Wortes. Das Jahrhundertelange Zusammenwohnen mit slawi finnischen Stämmen hat anthropologisch deutlich erkennbate * ge n und auch ihre geistige Struktur beeinflußt. W ® u Islam heute auch alle Tataren als einigendes Band umschließt, n E. Weir: Bericht über meine’Arbeiten im Weinbergslager (Wünsdorf) 795 die einfachen Leute sich selbst nieht einmal als Tataren, sondern als »Mohammedaner« und auch ihre Sprache als »mohammedanisch « be- zeichnen, so hat sich die Erinnerung an die starken Mischungen doch noch im Volksbewußtsein in verschiedenen Stammnamen erhalten. Sie unterscheiden nämlich unter sich außer den eigentlichen Tataren noch die Baschkiren, Mischeren und Tipteren. Über das Wesen dieser Stämme bin ich nicht in der Lage etwas Abschließendes zu sagen, glaube aber, daß die Baschkiren starken mongolischen Einschlag haben, während die beiden letzteren finnische Stämme zu sein scheinen. Wesentliche Unter- schiede in Sprache, Sitten und Gebräuchen bestehen zwischen diesen Stämmen nicht; einige dialektische Verschiedenheiten habe ich beobachten können. - Außer mündlichen Unterredungen habe ich meine Arbeiten mit den Gefangenen so eingerichtet, daß ich ihnen täglich Anregungen gab, über verschiedene Themata Aufzeichnungen zu machen; einzelne scharf umgrenzte Fragen habe ich ihnen jedoch nicht zur Bearbeitung aufge- geben, weil ich die Erfahrung gemacht hatte, daß sie, um nicht dumm zu erscheinen, sich veranlaßt fühlten, auf jeden Fall immer eine Antwort zu notieren. Ich ließ sie vielmehr über die verschiedenen Gegenstände aufschreiben, was ihnen darüber einfiel, und las dann regelmäßig einige Tage später mit ihnen gemeinsam das Geschriebene durch. Dadurch hatte ich dann Gelegenheit, neben einzelnen Fragen über den Inhalt auch die Aussprache in der Umschrift genau festzulegen. Auf diese Weise habe ich in den fast 4 Monaten, die ich im Lager gearbeitet habe, ungefähr 45 Hefte voll mit Aufzeichnungen ge- sammelt, und zwar Geschichten, Märchen, Erzählungen, Gedichte, Rätsel, Sprichwörter, Berichte über Aberglauben, Darstellung der Gebräuche bei Hochzeiten, Geburten und Todesfällen, sowie der landwirtschaftlichen und religösen Feste, ferner genaue Aufzeichnungen über land- und forst- wirtschaftliche Gebräuche, über die Verwaltung der Dörfer, über Land- . erwerb, über die verschiedenen in den Wolga- und Uralgouvernements wohnenden, den Tataren bekannten Sekten und Stämme und ihre Sitten; br ihnen habe ich besonders umfangreiche Aufzeichnungen über die irgisen genommen, in deren Steppen die Tataren in den Sommermonaten als Lehrer und Geistliche zu wandern pflegen. Auf diese Weise habe ich versucht, meinen Aufenthalt im Lager nicht bloß für ee schaftliche Studien nutzbar zu machen, sondern es so angelegt, daß die von mir aufgenommenen Texte das gesamte tatarische Volksleben widerspiegeln. Noch im Laufe dieses Jahres gedenke ich mit der Bearbeitung _ Meines Materials zu beginnen. Zuerst will ich eine ausführliche tata- Tische > Grammatik herausbringen, da es mit Ausnahme der ungarisch a, Die ebartinrie der ie Texte soll mittelbar darauf erfolgen. " % ry. r ” x ”.. u .. r w R. Traurmann: Zwei Zemaitische Erzählungen 197 Zwei zemaitische Erzählungen. Von Prof. Dr. ReınnoLp TRAUTMANN in Prag-Smichow. (Vorgelegt von Hrn. W. Scnurze am 21. Februar 1918 [s. oben S. 189].) De Güte BEZZENBERGERS verdanke ich diese beiden Erzählungen, die . von ihm im Jahre 1881 aufgezeichnet sind: die eine stammt von Jons Matavi& aus Plunge, über den Scarv, Pasakos apie paukstius (Heidel- berg 1912), S. 3, berichtet hat; die zweite Geschichte ist nach der Erzählung des Kasimir Melä$us aus Kule bei Phinge niedergeschrieben; es ist also derselbe Zemaitische Dialekt, den wir vor uns haben (Zt nach der Bezeichnung von Baranowsku, Zametki o litovskom jazyke, Petersburg 1898, S. 56 ff.). Der Inhalt der Erzählungen ist nicht uninteressant. Die erste ist eine Polyphemgeschichte, die sich, falls sie nicht ein unmittelbarer iederschlag aus der Odyssee sein sollte, in größeren Rahmen ein- fügt (BEZZengeRGER, GGA. 1895, S. 400). Die zweite geht auf zwei Erzählungen des Decamerone (benutzt von mir in der Übersetzung von Karı. Wirte, 3. Auflage, Leipzig 1859) zurück, und zwar auf die siebente und neunte Geschichte des siebenten Tages (Bd. I, 294 ff., 311 fl.). Beide Geschichten, die gleicherweise das unerschöpfliche Thema vom dummen, betrogenen Ehemanne behandeln, sind in geschiekter und origineller Weise miteinander verbunden (auch der liebe Gott wird übers Ohr gehauen): ob das in Litauen oder anderswo geschehen ist, vermag ich nicht zu sagen. In den Details ist manches geändert: die Rolle des Birnbaums übernehmen die Fensterscheiben, aus dem Anichino, dem adligen Diener des adligen Gatten der schönen Beatrice, ist der Kommis Jesis geworden; doch sind auch wieder kleine Züge treulich gewahrt. Am stärksten umgeändert erscheint die zweite Boccaceiogeschichte, zumal auch die der Birnbaumszene vorangehende Schilderung von den Bemühungen der Lydia um ihren geliebten Pyrrhus ; weggelassen ist. x, u Was die sprachliche Seite der Erzählungen betrifft, so glaubte ich die Niederschrift Brzzessersers möglichst treu wiedergeben zu _ - 798 Sitzung der phil.-hist. Klasse vom 25. Juli 1915. — Mitt. vom 21. Februar müssen, um nicht den eigentümlichen Charakter der Sprache der beiden i Zemaiten zu verwischen. Schwankungen in der Wiedergabe der Laute fallen zum Teil dem lebendigen Dialekte zur Last: so wechselnd Akzent, der im ganzen nach dem Wortanfange strebt; schwache Aus sprache oder auch gänzliche Aufgabe der Erweichung in häufigen Fällen neben Epenthese (vaz’ödamis, vazavö und vaizojint); das Neben- einander von 0“ und 0 für schriftlitauisches ö; von 0, 0°, o, auch w, u für schriftlitauisches o (ich bemerke, daß 0" und 0 geschlossene lange o-Laute, 0° usw. offene o-Laute sind, weswegen man im letzteren Fal in I von BEZZENBERGER häufig d geschrieben findet, z. B. pry täs salüs, Zmänis, ndär); von €’, €, €E und y für schriftlitauisches und von e* und E für schrifäiianisches e. Ebenso liegen ne und na sowie und ba-, zum Teil dialektgemäß, nebeneinander. Anderes aber, vor allem das häufige ai neben @ und a, wie auch ei neben @ wird ich. durch Einfluß des Schriftlitauischen erklären, das beiden Erzähler geläufig war. Man merkt das aus der Niederschrift von I auch aus, daß Matäviö anfangs beim Erzählen die zemaitischen Sp! formen gebrauchte, dann aber, von Bezzexgerser noch einmal befragt, die schriftlitauische Form gebrauchte: so sprach er das zweite 1 bevaik$codams und leid für bavakscodams und läd. i Normalisiert habe ich nur soweit, daß ich gegenüber der And zeichnung von Brzzesserger den Unterschied von langem und kurzel o und von / und £, ferner die Nasalierung im Akk. Sing., Gen. er und in Fällen wie Tongas und penki durchgeführt habe (vgl. dazu DEzzt BERGER, BB. 10, 307 ff.). Außerdem führte ich pry, pry- U und y, Y' Präpositionen und Präfixe durch, sowie in der 3. Person Aoristl » > und -ö für -&, 2, -e, -i und -i, ebenso im Part. Aoristi #8 -S für -28, -es, -is und -is der Aufzeichnung. Schließlich bleibt zu bemerken, daß i und « dem # und ö = naheliegendes ö und u bezeichnet. | z Kita kärta teip nusidav, Iivaidvö astoni matrüzä; isvakdvusis i didehus or dide veetras. Äne leida söpi! pardju, nord'edamis köki mania pryplaikt. Ale nevaldsje greitai prybögte pry kräkta Zömes, kaip Sturms ae ni’ SEpi sudausyt. Vos trjs vjrä pasköba y valtöle isokt; u irge i ur er nüskende jürdsse. Dabär vis boagen änus si valtele, ir ge nz Jaü visims bovo smertis Ont noses; neblindtje, kön 1 Pr £ irpie 3 M ‚seh. acc. 3 5 3 N . Ban . ei fin. | RN vermögen, etwas zu tun« ‚ (Sonmu-Konse® r r, da ”,* * er rd R. Travrmann: Zwei Zemaitische Erzählungen 99 ei pave ju, 0 ane dabotje‘ valti, kad vilnis naabverstum?. Valtei pave u be *gönt, pamäte Zöme ir pry tös salos isIıpusis $n Zömes eie tolaüs. Atrdde plikus Smonis. Pry tin nega- Iöije ten büte, del” to kad negale‘je su ana's sukalbet. Püre nede lu paböve, leidos tolaus. Tolaus bevakiodamis pamät kita sata; on tös iseiet, aträda Zmoönun gyeenimus. Ir eie y vödu>, pabräzdina® y düris, nömiskei ylokda svtus y vedu ir usdärö su räkt“. Sukalbete nagalö’je su ands. Tik vöns suprät, kön ane' kälba: » Mös änus papiausma, pätus suje *sma ir nauda atimsma.« Tas pasdkö sava draugams, kad mumis! nor nüzudjt. Dabär visi® didelei nusigonda. Kom and dabär badaryjs? Su räktu ra usdarjt, ijeiite nabgat?. Sava räktus kisäniese!” turö*damis pasinhsiyje, su tais benegalö'*s adarjt. Su venu raktu düris ir adare, sdva daiktus pasijiemd, näktes vidu ir isbötge pry sd? valtes. Susöedusis y sdvo valti pry 3epe nüplauke. Tolaus par jüras‘ didus vondenus vadvd!2; bavaziodamis pamdtö kita sata. Plauki pry ters ir apsistöje. Ver ißele ont krästa Zömes ir priele vene dideli büt‘*. Pabräzdene j duris ir adari. Kaip addre düris, pamdtö dideli vyjra veötnu ai, ir vrsi dhdelei nusigonda. Visyms y vidu suelus ®, u3leda dideli gelzi us düru. Gölkis töks bove, kurda pinki vjra nevalo‘je atkölte. Dabär jaürane‘ mät, kat © anıms nebüs gera; isbö*gte nabgal. Tas gaspadorus tun nömun venakis pra- “ sidZoga, kadandm peöönka i nömüs parei. Ne iga trükus, kurs biwo rybesnis, ton pa- piowwi. Pusiau pdrpiove ir vEna püsi, peu iskürines, i gelzes ratölus '* yde'yis, pö pedaus pastimi. Todu dü matjdamu, kas su tretoju‘ nusidave, didei nusegönde, iscite nie- kuro negaäl. Tas venäkis iäkeptos mesos prye''dis, atsıqules ir uimeg®. Södu roko', kap anjn reik nutudyjt. Böt baime jem ® abudu?', katoks”” didelis vjrs yra, nagalö's valoet. Ton sue’dis papide ir öntra; ir intra Köp peco degöntemi. Tretesis mdta, kad ir anam töks gals büs. 2 daböti ec. Akk. »Acht geben auf« (Scr.-K. ırı). ? Auch nabverstum gesprochen. Zur 3. Optat. vgl. Bezzenserser BB. 7, 165, Anm. ı. ’ Zum 7 s. Scn.-K. 113. * i-jeie gesprochen. 5 Auch vidu Sure Mere i | 6 brasdinti duris »an die Türe Bapein, z. B. Varancıus, Palangos Juze (Tilsit 1902), S. EB MLLG. 1, S. 66, Anm. 97: ’ Akk. vgl. Kunscnar, Gramm. S. 854 ff. und Sca.-K. 156. ° Auch vise gesprochen. ° gät auch Scn.-K. 119 kisänie, kiäönie Kielkertuches (Sca.-K. 145). !! jüra »Meer« (Lauıs 137; Sca.-K. 137; anne s, Palangos Juze, S. 5 u. ö.). ? Wurde auch valad gesprochen. 3 Vgl. viel Sca.-K. 227. 4 Akkusativ der Richtung vgl. MLLG. I, 362 ‚preisi üpe; CAPPELLER, IF. 35, 117. . 5 Aufgezeichnet sueies vgl. depnosje II zu ciupnöti. 1* Auch reötelus gesprochen: »Räder«. "% Fehlerhaft steht in der Aufzeichnung eu " roköti »beraten«. Auch ang gesprochen. % 3. Person Präs. zu imti »nehmen« Sen.-K. 127. 2! Matävit sprach fälschlich abüdum. 2 Auch kade töks gesprochen. 800 Sitzung der phil.-hist. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 21. Februar Tas pasimisiyje, kön de reik darjt!. To* premino®?, kur dvis buva, bavdkscodams ga gelsi?, Tom gelki pait'mös, ykısa y peu. Kade geltis biva raudona kafäts, ons mislyje: ton nadora* vijra su to gelu reik nüdurt?. Bet pamisiyje, kad nebüs * Kad äs ünon nüdursu?, nebus gera; päts negalö*su töRi sunki gelzi atkelt, ne adarjt. Negalö'tsu nekuro iseit. Pasimislyjis Seip padär' ; y äviun ilgas vulnas 7 sau veta pastkavdtös ir ysizenklinos ton dvi. Isinesös karsta gelzi y trocba’, tam uk nako® me'giontam su to karsto geliu dür y dki. Päts greitai be°ga is trobos Imikon . premene pry tun üviun ir pasökavotje y dvi”. Tas vörnakis atsikelis is lovös pradi Zmogaus &isko@te, bet räste negalöje: graibe po visus päsalus, isetis y premene vel nekur nerönd. Pasimisiyjis ei pry äviun ir korina nüteerös u: gälva, atkölis gel par nögara, par Sonus su ronku pärbraugdams Eiska, kad nebütum y avi isikabess, 20 ve'na dvi laukön. Nerddös, iselös laukön prade® didelei pypte‘'; kite vernäkie ar ano“ dideli Pypima, pradöije böegte i$ visin püsiün: tas Zmögus jau biüva nal DU ara : j ni ‚ Venäkiei pamdt ton Zmdagu, norödamis suyaut, prade'je ang gint. Tas 0. Pürm’aus'® pasküba y sa’o valtöle ybö*gt, nökaip amon venäkiei pagint. Kat t AN jüras büva, jau Ins toli biwö nu krästo Zömes. Isbregis nü biedos virp ir dreb Rap niplakts stets“ | rt I. Kıta kart vena porni, kupcaus päti, isembslyje apri sdvo graim’', 1, pad, a A püiki ir grakiaüsi us visas möteriäkas, käp is p@ine traikte; tami mjesle 9 en ie gas!" su toeki numaru 15, kas noer mönis pamatjt, gatn ! pry mönis atet. vn ae abtupkjis toki räst pärskais, sduo pöna ir Slülma apleides ir much i tn | ri ke he gyven. dee pry tds nümaras ir ddve Aaggırtäe pry duru, kad tsu e Im Satzzusammenhang wurde reig darıjt gesprochen. "Es „Unten noch premene Alk. Sg.: en vestibule, lobby« ( vu ss der Hader, * BEzzENBERGER, Altpreuß. Monatsschrift Bd. 23 _ pg Fig. 12140). Beh ce, Fi (Son-K. 161). uch gera rochen, IL 36 Person Aoristi v on pasitaisyjti h h = yti »sich einrichten «. ; er "Dtuhos Dressınenn ib. S. 65; Sca.-K. 216). .E in » häufig, vgl. BezzenBeRGER, Nachr. d. gl n © deutlich etwas mouilliert gesprochen. td ” R. Travırmann: Zwei Zemaitische Erzählungen sol ir isel poens pats ir klausi: »Kas &si ir ı5 kurf« AtsdRö gezölis: » Esu id dor myesta ir buvai pas veina poina giel“; dabar noeru pas pi@na Stitma gaüt.« Po@ns atsdk: » Devynu geil mon reik ir visus turu?, pas mönes nö'ra vötes.. Po’ni isgerdusi, kateip önek, eie paveize*t, är gräus yjra, supräte, kur böve räsusi rast, käd is tin körks nor mönes pamatjt. Iseius pamat', kad yra grätus ir pradi’tje sakyjt: »Pomni?, kad ır devijnis türi giäelus, gali pryimt ir desimtoi, de‘! devynu välgyti virus desimtojo danyiaus näbrek ; terp devynü desimtasis 10“ päcu ismint. Srötimos Zimes bidams rdsit* mück pryveloeti imonis, 0° galım pär ton ir didi pelna turöt, Kad pöns kiumet nt rördes iset ar kor iSvalictje, a3 veina palö'kus natüuru, su ko pasiboryt, kartöems pagraüit? ; 18 tum ge:ilu, kad desimtis büs, a5 vöina kumet nor ödama gale'’s pajimt ir kartoms pagraüit. « Pens tülotdus nug ponuws® isgirdös ir pazvalö' pasilikt. Nuvedö y krö@ma ir dave vet andm, Yo % seniju veina paiömös ir pärved: »Porne, 3% gratik kartoms; as päts nenoru w dö'sta* netur.s Poeni par devijnes denas korina dene vis su ketu giielu is senujü ir graie kärtoms, desimtoi de'na po°ns pärveize rastus ir kningas? Seyjeiorji gi2öl, ar daug pelna mon surinkai par devyjnes de’nes. Aprada to° Ser yezoji pelne surinkta daugiaus irejo’pa kaip visun devynü senuju gezelu. Poens töik pelne aträdes ww pörnei pasak; poni atsdkö pötnu: »Ar ne tisa .as kalbe'jau, kad svötimos poses mok daugiaüs pryvelöt ir prymäsint‘ Zmonun‘‘, bet g'ns dangel yra hie vısa mätes ir Sinus, kaip museje.« Porns atsdk: »Gerai, poni, de*ku ta, kad mon püdarei; däbar, po®ni, pazvälöjö tau, par trjs detnas so to graüik kartotms,« Poni ir vedes y sau pakdje ir graie kärtor'ms par trıjs dönas; dvi deni graiidams ne‘ vöine Zoedi neka nesdk; tröteje dena. porni klaus: »Det ko nöcka su mönem näsnek? Räsit piningü'? gailijs, kur so mone'm pragraiji?« Gizdlis iS kisönis istrauk ton rast ir pädavi po®nei ir sak: »Kas tün rasta räsö, porni, veizö'k!« Poeni palynusi sdvo räsyma ir atsak: »ÄS rasau.« Gezilis atsaäk: »Ou kad, poeni, tu rase ir aprase sdvö graiom ”, * kad ds matau ibn graioma“, kas mon is to° yrat« Poni aisak: »Vo ko nori?« iZelis: »AS nu tokius graßus beski! noru ir gaüt.« Poeni atsak: »Gerai, kad nori, ateik ndkt veiniolktoi adıymar ; ; Sitai möna tovöle! Durys as pale'ksu ddaras.. Gizelis .ndkt vönolikto® adıno'j nuejes ir räde poeni lovölej ; ; kaip drpnoje”, teip porni us rönka giäelo nutee'rö ir pradö'je pona.Saukt: »Pörni, eik Sin pas möni'*.. Poens ir dteit, gizelis ‚tn girde' dams ır DE rege dams nusegönde, virpjtje ir y kölnes myscotje". Pornh us rönka ® noru Scn.-K. ne turu Scn.-K. 218 Vok. Sg., s. Bessennenoen, m 10, 312. räsit »vielleicht« Scn.-K. graiiti »spielen.« (po. grac) Be N olkslieder u. MärchenS. 285. Gen. Sg. von ponia »Herrin« (neben . Lanıs 273); nug Sca.-K. er, pazvälyti »erlauben« Sc#.-K. 183. ceestas »die Zeit«. Vgl. 2. -B. Sca.-K. 147; kninga MLLG. I, 361. pr! »anlocken« (MLLG. I, 63, Anm. 52) Das auslautende n war undeutlich zu hör Vgl. ge BB. 0, 309 und piningei Wars Lit. Chrestom. 317, 27: Spitzes o beski »ein bißchen«. un ei Gehört zu re »tasten«, ur 110. a '* Akkus. zu 43 . BEZZENDERGER, BB. 10, 310. Es Yerculdung von mjsti »harnen«. Py oe 802 Sitzung der phil.-hist. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 21. Februar nutoerusis us Ioevas ussok!, Ioeva biva nu sennas atraukusis; gizelis us tova töpyfje, kön poens su pöni kalbetje,. ons vis girdöje. Poeni klaus po'na, kaip poens misiyje tou Svieiöju gizölu: » Mön rodo@s, kad nö*ko nede°ts?, trjs döenas graiejo kärtoms, o nö'%ka nesnek& jo; ons neifina, kön as mislyjö, as nei Zenat, kon uns misly, ur suserokavov: 3 vakar vöindliktoi arlıjmoi y södna* suseeit Ont Spacyrus paväkseot. Jei ons pirmu> atdis, ons mönes pasilukes®, ö° je d$ pirmu nues“, a5 pasitukösu. Poni, prabavodams anon, gali eiti y sordna; Sıtai mona Sleprorks®, apsisausk” ir kapalösus!° möna apsemaük. Ek y mona veit ir prabavoek anın, korks yjra.« Poens atsak: »Gerai pädarei mon, tip ir darıjs.« Paliem selop‘! ir kapalıs\ Po’no*s Önsimoves ir isele y so°dna, u“ porn. pasilökus gizeli i$ us Iöwe istrauk ir sak: »Sıtai graiiujbes'? mona, kad nori gaut, % bu sa.« Ton darba atlö’kus pi®ni gizölu pasdk: »Sıtai gembe jra bizuns", imk san ir _ y sö’dna, apseik\* su po’nu, kaip tav& proets \nes.« Nuel y soedne poens bavak, Scojis belaikos, kaip pöni büvo sakus. Gizeli pamdtes galwa linkdvo‘ ir runka dave- sveikinle. Poens rorda meile ponu’s, uo gizelis dümo: kaip tau reik atmimint“ er. paprovyt'', i pamätös vedu su podenu S basısmekönt ne'cka daugiaus memislytumi. Nutoere us pöna rönke, suspaude, su ontru ronku i$ patastö*s bizima istrauke. Dod Pponu su bezunu par Somus in gälea ir sa: »Det ko® poma meklausd, del kor nemyli, dötkor nestörwi pry pina, ko vaksco‘ji naktimis su gitlles po sodna? Ar mislyje, kad üs esu korks batamılts, had ds prasiaus ER pona $lülmas? AS sdva püse pdina siva myle'sjau ir gera Slüsma turdgaus; apleides ejau tolaus, nore E’jau matjte daugiaus, uo dabär tu müni y sö’dna näkti wadın ir sdva stö%na moterjstes gadini! Mylck ir klausjk pona sdva geralis, uo ds tan dos su bizimu daugiaus.« Poens Pono*s vet büdams prysadd*je pöna sdva dıdei mylet, ronka istraikies nu gizel noriöje pabö’*gt, böt gitölis ginies" turlaus ir par nügara vr 0 su ‚Bezimu dänd dadgiaus, Püskun Btraukd sdöo rönk ir ‚abyrga y sdvo palocu a “>. 2 Die Redensart nöeko nedö*ts wurde Batssincnenn durch »ba a Fehlen) erklärt, ; susirokifti »sich ER a * sodnas »Baumgarten«. °_ pirmu Scu.-K. ge Bezzenserser, BB. 10, 314, Anm.; MELG. IV, ”% ° pasituketi »warten« ee Wb. 375). | | ) * N Aus po. salopa Eon der Fraue '* Zur Epenthese vgl. unten vascjint und MELG I 6, Anm. 33. 13 »Peitsche« Scn.-K., 107. sin n Ir T 3 “ Zu apsieiti. 5 Iimküti »nicken«. " Vgl. atmonyti ehe Zu üben« Scn.-K. ror. Ppaprovyt »bewirken e = pas und die Herrils (BEZZENBERGER notierte dazu als Paz 5 "ich und d ge Herr gingen spazieren«). ” gintie ren, ‚rachlaufen. ee: 85). a E WER TE d ih ee x e Be TR ae a IE a ea DEE a a ; ' PR R. Traursann: Zwei zemaitische Erzählungen 803 gisel didele gäves dejau: »0@ Cesljva pöni, kad neje', tu päti bit? us tökra didele be'rda pamdtus. US sa, kol gyjus büsu, tot? 1° gizöle na säves nrpaleisu, bet macak Srdi ir . misly del mones ger. US töisa, poni, gerai padart, käd patı nejö', uo münis prasd. Nu skaüusma* büt? napgalöjusi teert® ir iS Iovos ryta bakölte.« Poeni atsdk: » Nu gerai pone, päts datjrei, kocks tas gezölis SvdZasis yra; kärtas kas meiles pö%na ar de’! mönes ar del gizel uzvyde’dams pradet® ir neteisinga kalbe't;. dabar päts datjrei, körks gizölis yra.« Atsak porns: »Gerai tö möni pamoke, kad ann pryimeu', ir desimti gi:öhu taikıjeu; “wo köki turöjau par anon pelna ir dabar par tivo pamökima apturösjau dideli taima, käd visumet teisingas ra, ir möna ponei prysdkö, kad myletumi sdva vıjra. As däbar Jjodu abodu, po®ni su gizelu, mylöes, ir kom $nt jüdums katbunt navörysu.« Poeni atsdk: »Vis teip darjk, sara Sirde'®s neatmainnk, bis mums gerai, par visas di'nas &skökiem Idimas pöno 13 vörna.« Pos üs ton porni pamyldca ir pabucdvo, päts gülti kelai; y Lirca atgulös meilinga sudejaü, kad nu gi2el su bizimu par nügara gaü. To kart veike usmiga, böt atsikö'lös Int gizel nepjk. Visumet malöne on gizel veizdjo ir mylötjo. Kad kurmet su poni pamatjs, apsckabines pasimylöjint ir pasibuddjint, i$ to* malöne turjsje; kad kas kitaip kalbe'je, poens nekada neviery, bet vis sdk: »Poeni möna myl ir mon gers yr.» Po te poeni ilyai su gizölu bebudama meile ir issimishyjo, kon darjt daügiaus, Veina kart paklaus: »Kaip tdvo värds?« Sis atsdk: »Jösus ösu.« Porni atsak: »Jesi, Zindk, gerai gyvente stoeni moterjstes reik teirtai; par tck metu vöns öntra mylisjo ir tonkiei guliejo. Pens tie neikinotje, vos ul gere tavi ir mini turieje. Weine karta weiks mirt ir nu kima düse atsiskirt, 0° kad de'vas ön süde sdvo paklais: Kaip jodu gyenortau ir Po%na sdva tonke abgduotau‘, jüuk ds päts döevas dongo? bidams rege'sjau, kön jüdu vis därietau ir kalbiejotau — o Jese, kön t0 kart vedu sakıswwa, kad süda de'va pamatyjsiva?« Ir sak po@mi: »Jesi, padarjk ti teip, padarıjkrau porno rögint norint vena kart. Jesis atsdK: »Poent, norint gyjus me liks, böt tu nedarjsu.« Porni atsäke: »Tu nösuprunt, as tüvi pamokysu, uo pons pamätös nepyks. To“ kart kad teip padarysta ir kad numirswa, Wovus kad klaus $n sida sdva: Kap tatai düryetau, kad pi’na sdvo daug kärtu ab- gairotau? — to kart vedu devo atsakysva, kateip padarysva: Püne, kam vjrs laike, kadır päts vene kärta mat. Je, & vdkara, kad ises Jaükon Fönginjeu uädarıjt, pds pirmoi Inga atsistöjes jokis, Ion usddrös pas öntroje Honga nueiös dar didiaus id "Pas tröcoji jokis ir pavırsk besijokdams. O“ paskun y vidu yeius, kad Ins klaus: Js, ko teip joukes, atsakyjk: Ponali, kokie jüsu dongün stikla yra, kad POns su poni $nt kandpkas susisedusu arbata!! geratau, par tongun stıklus osca — a u neje aus le »gingest nicht«. 2. Sg. tot ae a skausmas »Schmerz« Ds 324. twert uhallant Für praded. 1. Sg. Optat., a buciu MLLG. IV, 43. Vgl. MLLG. U, S. 34, Anm. g Lok. Sing., vgl. unten vido, ‚pbio I und Beazennencen, Nachr. d. Götingen Ges Win, 1885, 8; u 3 .° In der Aufzeichnung steht oki. arbata »Tee- a 24: 2% ER reenenn 304 Sitzung der phil.-hist. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 21. Februar rodoss, kad Zertavojetau‘.« Poens isgirdös sdk: » Ar teisybe, Jesi? Vis yjra?« Jebis atsak: »Poenali, ryto® vakar prabavock ir päts, kad nüri, Eyrai.« Öntra vakara po®ns Ont kandpkas pasvadina® ‚Jes ir poeni ir löp gert arbät, 0° päts isei taıkön usdaryte kon- ginincu ir veizö’s, ar yr par longa veizönt teisybe, kom vakar Jesis kalbie je. Kaäd ‚atga- benös phrma tönginmce pry tönga, po’ns pryspaude, bet vido Jesis su poni nepsnande, kad pono rödytumes par Ionga veizönt teisjbe. To" kart nebreike ‘je nö kam ne Sviesjbes, kad- t'sa bovo, kad Jesis poeni int kandpkos pryspaüdis bövo. Pens visus tongus usdare ir par tus veiz ee wa vis teip mdt. Löngus u:däres 1 pakaju yei. Poeni poeno skleininee? arbatas däve ir klaus: »Ponal, ar teisjbe vakar ‚Jesis po°no sdk? Kaip rode®s, kap pats dongus uldarynö'jei ir par steklums* veize "“jei? Kaip rodees, ar t'sa bövo?« Porns atsakd: »Pötne! Kon tu mon vis kalbiejei, vis teisjbe ı yra, det to° tari sau us püt turiejau ir ne daig tamyle'jau; dabar tari ae mylö®s, ir Ijy om3aus gala tävis vis klausjs. Visi &odei tdva geri mon yra, apei Jesi kön mön kalbe‘j Jei, as diıdi pelna ture'jau ir dabar, kur A mon, poeni, pätarei, tas vaks A visur yra. Par tika> kdika as ti? nezino®jau, rk ton matjjdamis mon to° nesäk, u° tüs vdks müna pirma kärta iSeiös pamdt, kad as to* ne Sinodams vis teip dartai, arbata ge rau, #® kök pro Aonga vakscotje Zmonün ir varzavo, ir Ä kuoki päsipiktinema ane visi i$ vedums gau. U° dabar a$ tus Iongus ryjta iSmaisjsu‘, vo ton valka Jesi par gmzu sauo vis taikjsu, mu säves nepaleisu ir tal, po®ni, kartoms graiyle ei visado®s leisu.« Teip ton kalba pabenges pöens eie gült, 0% rıjta meta atsiköelös, püiemis peekuri i$maisö visus döngus, kad tokiun daugiaus möna büte nebütum ir daügiaus Zimomun, E ätont ir vaitojint pro Sali, vedum su Pponi arbdta gerönt, 0“ par könga veizönt teip biaire rodönt nebipiktintum”. »Jesi, eik pavadınt sklöoru® ir tagot u:ded naujüs longus, vo & ws Pasdköma büsi vdiks möna Ijk smerde möna mön brongus; tavi us ton myle'su ir nu sdeis niekadoes nepaleisu. T6 mön gers esi ir poni mina myjli, ir mylök, kaip mylöjei Pöno padjus, pöni ‚Jöso sak: » #8, vu ar ha geral as tauı sakau, kaip 30°du möna klause, ip darjdams pdeno ger padarcdi. Nu pona koska gavai. Däbar gyvenkiem datle, 0 küd ir mirsca, dievo ön suda atsakjsma aiskiei: ‚Jok jr poens pats mät; dit ko® mu sd0es nevdri? Dabar gyvenkiau malonei, de! to® käd potna abgavo? padore.« ' Hier ol a. Erzähler aus der Rede der Frau unmittelbar in die Seiterng des Geschehniss 2 os, = setzen- $. BEZZENBERGER, Litauische Forschungen S. 180 sklein ed, Fe he bei Leskıen-Bru@mans a. a “0. 943 .. * Ganz re so von Meläsus das erste Mal ausgesprochen; nachher. “ er sagte er ; fragen Vgl. Be ae Nomina 307. Smaisjti hier etwa »bestreichen.«. nebi »nieht mehr« Scn.-K. 161. : ex: prius »Glaser« (aus po. sklarz). D. i. adgavo“ aus aus abgdvova 1 Du. Aor. (vgl. suserokdvov 0. S. 802). © 3 Re 00000055 Ausgegeben am 24. August. SOR SITZUNGSBERICHTE 1918. DER XXXVI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 25. Juli. Sitzung der physikalisel th tisel Klasse. Ri; Vorsitzender Sekretar: Hr. von WALpeYER-Hartz. l. Hr. Herımann sprach »Über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschicht«., Aus Beobachtungen an 10 Minimumthermometern, die in je 5 cm Abstand von 5 bis zu 50 cm Höhe über dem Boden aufgestellt waren, wird die Temperaturschichtung unmittelbar über der Erdoberfläche zur Zeit der niedrigsten Temperatur untersucht. In heiteren Nächten ergibt sich eine regelmäßige Zunahme mit der Höhe, die ein Exponentialgesetz befolgt und durchschnittlich 3.7° vom Boden bis zu 50 cm Höhe beträgt. Mit Zunahme der Bewölkung um einen Grad der zehnteiligen Skala ver- Tingert sich diese Differenz um reichlich ein drittel Grad. Bei ganz bewölktem Himmel . herrscht Isothermie, bei regnerischem und windigem Wetter besteht eine kleine Ab- _ nahme der Temperatur von einigen Zehntel Grad. 2. Hr. Heıınans trug sodann vor: »Über warme und kalte Sommer«. (Erseh. später.) 0, £&s wird eine neue Methode zur Klassifikation der Sommer entwickelt und auf die lange Berliner Beobachtungsreihe angewandt. In den letzten 90 Jahren, in denen die Temperaturextreme an Maximum- und Minimumtbermometern festgestellt wurden, Waren die heißesten Sommer ‘die von 1834, 1868, 1911 und die kältesten die von 1890, 1844, 1871, 1913, 1916. Die Bedingungen für das Eintreten extremer Sommer- Witterung erweisen sich als sehr ähnlich denen, die extreme Winter herbeiführen. / 3. Hr. Herımann legte vor eine Abhandlung des Hrn. Prof. Dr. >. ‚R. Sörıne in Potsdam: Über Neigungen von Wolkenschichten. 5 Substratosphäre entstehen Neigungen quer zur Zugriehtung meist durch dynamische . Kräfte, welche sich am Erdboden bis zur Entwicklung von Teildepressionen steigern nen. Neigungen an der Stirnseite von Cirruswolken sind wahrscheinlich vor- = Wiegend thermischen Ursprungs. 806 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 Über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschicht. u Von G. HELLMmANnN. ” Über die Temperaturschichtung während der Nacht am Grunde des Luftmeeres liegen schon zahlreiche Beobachtungsreihen vor; sie schienen mir aber noch einer Ergänzung nach der Richtung zu bedürfen, dab einmal die Verhältnisse in der alleruntersten, dem Boden unmittelbar aufliegenden Luftschicht eingehender untersucht würden. Sowohl das theoretische Interesse an dem besseren Verständnis des Vorganges der nächtlichen Abkühlung als auch die praktische Frage nach den Tempe - raturen, denen niedrige Pflanzen in der Nacht ausgesetzt sind, ließen . eine solche Untersuchung wünschenswert erscheinen. x Ich nahm mir daher vor, vom Erdboden bis zu einem halben Meter Höhe die niedrigste Temperatur in kleinen vertikalen Abständen j an Minimumthermometern beobachten zu lassen. Zu dem Ende wurde auf einer freien und ebenen Stelle mitten auf der Beobachtungswies® } des Meteorologischen Observatoriums bei Potsdam Alkohol-Minimu® thermometer mit gegabeltem Gefäß in 5, 10, 15, 20, 25, 30% 33 A 45 Bus 50. em Höhe über der kurz gehaltenen Grasnarbe auf einen en dünnen Messingröhrehen gefertigten leichten Gestell ausgelegt a Über den Thermometergefäßen waren in ı8 mm Entfernung ‚Schirme von '9 em Durchmesser aus dünnem Aluminiumblech ang“ A bracht, weil die kurz vorher ausgeführte Untersuchung von Bun in »Beschirmung vor. Bodenthermometern gegen nächtliche AusstralüfN = Ts gegen Ss ee 2 | Die Beobachtungen an den zehn Minimumthermometern u— ET Bar 1936 bis September 1917 angestellt. Ich in an RR ae en hauptsächlich nur die in den ersten Mom : en a nutzt, weil sich herausstellte, daß die Korrektionet Hermann: Über die nächtliehe Abkühlung der bodennahen Lufischicht 807 Thermometer Änderungen erfahren hatten, die zwar ermittelt werden konnten, die aber doch die zweite Hälfte der Ablesungen weniger sicher machten. Diese Korrektionsänderungen rühren wahrscheinlich daher, daß. die Thermometer auch tagsüber im Gestell lagen und so- mit der Alkohol der Sonnenstrahlung ausgesetzt war. Bei ergänzenden Beobachtungen, die im Frühjahr 1918 gemacht wurden, ließ ich da- her die Instrumente erst gegen Abend auslegen und am Morgen nach der Ablesung wieder wegnehmen. An einigen Tagen wurden die Ab- lesungen dadurch unbrauchbar, daß starker Wind die Stifte in den Thermometern verschoben hatte. Wie zu erwarten stand, erwies sich die Temperaturschichtung während der Nacht am meisten von der Bewölkung des Himmels ab- hängig. Diese wurde alle zwei Stunden geschätzt, so daß man wohl im allgemeinen ein ziemlich sicheres Urteil darüber hat, ob und even- tuell wieviel der Himmel in der (vorhergehenden) Nacht bewölkt war. Ich muß aber daran erinnern, daß die Schätzung der Bewölkung bei Nacht der bei Tage nicht gleichwertig ist und daß insbesondere bei scheinbar unbewölktem Himmel doch feinste Cirrusfäden oder ganz leichte Cirrostratusbildungen vorhanden sein können, die man wegen der schwachen Beleuchtung nicht sieht. Auch ist zu beachten, daß die Schätzung der Bewölkung bei Tage vom Wolkenturm aus geschieht, bei Nacht aber von der Erde aus, wo man nur einen Teil des Himmels übersieht. Ich habe zun#-hst für die 14 ganz heiteren Nächte des August und September 1916 die Temperaturschichtung in der Weise untersucht, daß die Differenzen der Temperaturminima in 5 und 10, 10 und 15 em usw. Höhe gebildet und sodann zu Mittelwerten vereinigt wurden. Es ergab sich für alle diese 5 em hohen Schichten in jeder Nacht eine 2 Zunahme der Temperatur mit der Höhe, und zwar von erstaunlich hohen Beträgen, nämlich durchschnittlich 2.7° in der ganzen Schicht & von 5 bis zu 50 em. Zugleich zeigte die graphische Darstellung (Or- dinate: Höhenintervall, Abseisse: Temperaturdifferenz) -der neun er- | haltenen mittleren Schiehtwerte, daß sie sich einer Kurve gut ein- Passen, die freihändig ausgezogen und dann zur Ausgleichung der rohen Werte benutzt wurde, da 14 Beobachtungssätze zur Ableitung _ Normaler Werte noch nicht ausreichen. Die so erhaltenen ausgegli- | chenen Temperaturdifferenzen sind folgende: a5 ori ao 59m 980 0,59 0.44 0.33 0.24 0.16 0.09 0.05 0.03 Der Verlauf dieser Zahlenwerte ist überraschend regelmäßig: er eweist, daß eine Sprungschicht, die man in der Nähe des Bodens S08 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 vielleicht hätte annehmen können, nieht existiert, daß vice Abkühlung der Luft in ganz regelmäßiger Weise von unten, vom Boden aus erfolgt'. Der Betrag dieser Abkühlung unterliegt einem Expo nentialgesetz, das bis zu etwa 30 cm Höhe durch die Formel h+5 Er, ran EOHRIT h+5 ar nr gut dargestellt wird, wo At die Differenz des Temperaturminimuns zwischen h und A+5 cm Höhe bedeutet. Ich ging absichtlich daruf aus, nur für den unteren Teil der Kurve eine möglichst genaue Formed zu finden, weil mir daran gelegen war, den Wert der Temperatur differenz zwischen der Erdoberfläche und 5cm Höhe durch Ext polation zu erhalten. Diese Differenz ergibt sich für A=o au 1.05 Es läßt sich also umgekehrt aus dem in 5cm Höhe beobach ARE Temperaturminimum dasjenige am Erdboden in heiteren Nächten ® ni mitteln. Die Temperatur der Erdoberfläche selbst wird dadurch aller- A dings nicht bestimmt. Diese ist von dem vom Innern der Erde k menden Wärmestrom, von der Ausstrahlung des Bodens und von Gegenstrahlung der Atmosphäre abhängig und bekanntlich experimen kaum richtig zu erfassen; denn weder ein auf die Erdoberfläche legtes Thermometer (äußere Berührung), noch ein solches, dessen = 5 die Erdoberfläche von innen berührt, gibt die Temperatur dieser Ober- ER fläche richtig an?. Man darf aber annehmen, daß die Luft unmit über dem Boden, sagen wir in ı bis 2 mm Höhe, auf diese } ‚bestimmbar ist; sie nimmt also in ganz unbewölkten Nächte RrigstE Temperatur an, die 1.05° tiefer liegt als die in 5 em | ne Nach Ableitung dieses Resultates entstand der Wunsch, 2 wirkliche Beobachtungen zu ermitteln, ob der aus der Form S ar Wert richtig ist. Es wurden daher in den Monaten März Mai 1918 an derselben Stelle der Beobachtungswiese die Tempe# minima in I em und in 5 em Höhe beobachtet, um den AUSeT ER Messungsreihe zu gewinnen. Die Thermometer = In ganz leichten Holzgäbelehen und waren wieder mit ee chirmen ‚versehen. Es ergab sich nun, daß im = un Topentugrung ist nur an der Bodenoberfläche, beim a oden, vorhanden. u _ _ Wenn man die innere Berührung in der Weise bewerkstelligt, dub ie? ER einer ı ı bis 2 em dieken Erdschicht bedeckt ist, läuft ganz an und’ Wind die Kugel bloßlegen, u bei ie ae aber man erhält dann Bodentemper r- ılu ern, m: die Bodenoberfläche wärmer 1 Herrmann: Über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschieht 809 Beobachtungen in 29 heiteren Nächten! das Minimum in ı em um 1.02° niedriger war als in 5 cm. Das stimmt mit dem aus der Formel abgeleiteten Wert gut überein; denn von 0.1 em bis zu ı em Höhe muß noch eine weitere Zunahme der Temperatur vorhanden sein, so daß der aus der Formel abgeleitete Wert (1.05) für die tiefste Tem- peratur an der Erdoberfläche wahrscheinlich noch etwas zu klein ist. Hiernach darf angenommen werden, daß in ganz heiteren Nächten das Temperaturminimum der Luft in 50 em Höhe durchschnittlich ar höher ist als unmittelbar über dem Boden. T emperaturgradienten von solcher Größe kommen nur im Erdboden vor; denn in der Luft beträgt die Temperaturabnahme nur o. 34° pro ı m, wenn sie vom | Boden aus so erwärmt wird, daß sie von selbst aufsteigt. Man er- E sieht daraus, wie groß die Stagnation der Luft am Boden in heiteren # Nächten sein muß. Gleichsam fest verankert liegt sie da und setzt allen Kräften, sie zu bewegen, Widerstand entgegen. Dem Gesetz der Schwere aber muß sie folgen und fließt in unebenem Terrain nach den tiefstgelegenen Stellen (Frostlöcher). Auch die Bildung von Bodennebel über Wiesen und feuchten Erdstellen wird dadurch ver- ständlicher. Die Differenz der Temperaturminima in 5 em und 50 em beträgt in heiteren Nächten durchschnittlich 2.7°, schwankt aber in den Einzel- werten zwischen 2.3° und 3.1°, ohne daß sich die Ursache für diese Verschiedenheiten erkennen läßt. Der Wasserdampfgehalt der Luft, dessen Einfluß neulich Drrasr überzeugend nachgewiesen hat, kann es nicht sein; denn er wies in den 14 Nächten nur kleine Verschieden- heiten auf. Auch die Höhe der Temperatur selbst kann nicht als Ursache angesehen werden, da die Differenz sowohl bei hoher (8.9°) als auch bei niedriger (— 1.5°) Temperatur klein war. Ich glaube, daß die mit o angegebene Bewölkung in der Nacht sehr verschiedene Zustände bedeuten kann, da man feinste Kondensationen am Himmel „selbst bei Tage mit bloßem Auge schwer erkennen kann, während 2.B. Strahlungsmessungen ihre Anwesenheit sofort verraten. in ı cm und 5 cm Höhe wurde im Frühjahr 1918 noch ein Minimumthermometer abgelesen, das gleichfalls 5 em über dem Soden lag, das aber auch unterhalb des Gefäßes in 18 mm Abstand einen ebensolchen Aluminiumschirm hatte wie oberhalb. Es ergab sich das interessante Resultat, daß das Minimumthermometer mit dem Oppels chirm immer niedriger stand als das mit dem einfachen Schirm, aber stets ein wenig höher als das Thermometer in ı cm Höhe. In Im Frühjahr 1918 gab es viel heitere Nächte, erheblich mehr als im August mber 1916, als die Messungen ihren Anfang nahmen. ' 810 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 den ganz heiteren Nächten schwankte die Differenz zwischen den beiden 4 Instrumenten in 5 em Höhe zwischen 0.4° und 0.7°. Der unterhalb des Thermometergefäßes angebrachte Schirm hielt also die von der Erdoberfläche ausgehende Ausstrahlung nicht nur nieht ab, sondern wirkte selbst wie eine 1.8 cm unterhalb des Thermometers befindliche Erdoberfläche. Ä Zur Ermittlung des Einflusses der verschiedenen Bewölkungs- grade auf den’ Betrag der Temperaturdifferenz zwischen 5 em und 50o cm Höhe über dem Boden habe ich die Nächte nach ihrer mitt leren (und möglichst gleichbleibenden) Bewölkung in Gruppen vereinigt und die entsprechenden Temperaturdifferenzen ihnen zugeordnet. er ergab sich, daß in ganz trüben und zugleich ruhigen Nächten in { der ganzen Luftschicht von 5 bis 50 em Höhe fast immer Isothermie herrscht und daß die Temperaturdifferenzen A? den Bewölkungsgraden nahezu proportional sind, so daß angenähert richtig die Gleichung be- fr U EEE. 5o i steht At= 0.27 (10— B), wo B die Bewölkung nach der zehnteiligen 5 n Skala bedeutet. Mit der Zunahme der Himmelsbewölkung um eine Stufe nimmt also die Temperaturzunahme von 5 em zu 50 cM reichlich einen Viertelgrad ab. E Wenn aber bei ganz bedecktem Himmel windiges und regnerisches Wetter herrscht, verwandelt sich die nächtliche Teemperaturzunabme & in eine Abnahme, die 0.1° bis 0.5° beträgt. Diese Temperaturab- nahme scheint von der Größenordnung 0.1» zu sein, wo ® die auf x dem Turm gemessene Windgeschwindigkeit in meter/sek bedeutet; Messungen der Geschwindigkeit auf der Wiese in der Nähe des Ver . suchsfeldes würden natürlich viel zweekdienlicher gewesen sein. = Während die Auswahl von Tagen mit extremer Bewölkung: ee ea, ae: BR ganz bedeckt, zu sehr entschiedenen Ergebnissen Rn erwischen sich die Einflüsse der Bewölkung außerordentlich S# ” = 9 | der sammen assung aller Tage zu Monatsmitteln, die hier air rt geteilt werden. Trotzdem lassen auch diese zumeist eine Zun s der Temperatur von unten nach oben oder wenigstens eine Ko 2; = erkennen. _ Hinzugefügt habe ich die Durchsehnittswerte der ai u 5 Here rhütt E (12 m vom Versuchsfelde entfernt) in 2 m HD ze _— Boden beobachteten Minima. Diese zeigen, daß die Te aturzunahme bis in die Höhe von 2 m mit abnehmendem Gral av N Big erfolgt. In den obenerwähnten ganz heiteren Nä = u, EEE, en um ın 50 cm und in 2m Hö rer von 1.75°, so daß die Beobachtungen folgende T' D#: Bi Herrmann: Über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschiehtt 811 Erdboden (o.ı cm) bs 53cm Höhe 1.05° 5: » 2.70° 50 » 200 » » 1.75° Erdboden bis 2 m Höhe 35.50° Daß und wie oft die 'Temperaturzunahme bis zur Plattform des Turmes (34 m über dem Boden) reieht, kann man aus der Abhand- lung von Knocn (Abh. d. Preuß. Meteorol. Inst. III, 2) und aus meiner zweiten Mitteilung »Über die Bewegung der Luft in den untersten Schichten der Atmosphäre« (diese Sitzungsber. 1917 S. 185) entnehmen. Doch will ich hierauf nicht weiter eingehen, weil die allerunterste Schicht bis zu einem halben Meter Höhe Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist. Mittelwerte der Temperaturminima in 5 bis 50 cm und in 2.0 m Höhe über dem Boden. . | | N | N | 1916/17 5 em | 10cm | ı5 cm | 20cm | 25 cm | 30 em | 35 cm |4ocm |45 cm | 5o cm | a Aug.(16.-31.)| 11.0. 113 | 11.5 | 116) 11.8 | 11.9 | 120 | 120 | 12.0 | 121 | 129 September... 531 6.1 6.3 1::6:6 | 6-7:.5::0:9 7.0 IT 7.0 8.5 Öktober..... 33,331. 361 36 321 371,.301.38|.91 391. November 0.2| 03 0.6 0708| 09 | ro 1.2 FREE 2.3 Dezember —0.I1 | —0ı 00 00| 00 | o.1| ou 0471..034° 61 0.8 Jamar...... 11-63 1611-611 -60 1-59 | -58 | 56 1-55 | 5:7] —47 ebruar..... 9.6 | —9.7 | 9:5 | —9.2 | 9.3 | 9.3 | —9.1 | —8 87 -8.7 1-89 | —7-5 BR. 46 147 1 46 | 46 | 46 | 47 | 46 | 44 | 43 | 43 | 38 RE —0.7 | —0.7 | —0.6 | —0.4 | —0.4 | —04 | —04 | —0.2 | —02 00) 10 ee 6.1 631 651 68 701 7181-71 1 31 RI MM Imi......:. 10.6 | 11.0 | ıL.2 | 11.5 | 127 | 116 | ın8 | 11.8. | 128 | 120 | 133 : en ER 11.3. | 21.4 | 11.6 | 11.9. | 11.9 | ı18 | 120 | 120 | 11.9 | 121 12.8 August...... 11.5 | 21.8 120| 12.3124 | 122 | 123 | 124 | 123 | 125 | 134 5 September 79.1,.84 8.6 8.9. 9.1 9.0 9.1 921:92 1.9034 95, Alle im vorstehenden mitgeteilten Zahlenwerte haben nur für 6 genannte Beobachtungsstelle Gültigkeit, aber die gefundenen Ge- ‚setzmäßigkeiten der von Schicht zu Schicht kleiner werdenden Zu- nahme der Temperatur in heiteren Nächten, der Isothermie in ruhigen trüben Nächten sowie die Größenordnung der numerischen Beträge der Temperaturdifferenzen en > allgemeinere Bedeutung haben. Da die B bacht i M loeischen Observatoriums bei e= m etwas windgeschützt im m Walde Hegt, wäre es sehr erwünscht, wenn ähnliche Beobachtungen wie die hier diskutierten auf offen ‚Beleg ‚enem, ebenem Terrain wiederholt würden, und zwar möglichst auch über nacktem Boden. Denn der mit der Jahreszeit wechselnde anc der Grasnarbe der Potsdamer Wiese hat wahrscheinlich kleine Tungen in der ee des Erdbodens bedingt, die 70* 812 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 sich nieht in Rechnung ziehen lassen. Dann würde man zweckmäßig auch ein Anemometer am Erdboden aufstellen, um den Einfluß des Windes genauer beurteilen zu können. Da in heiteren Nächten die niedrigste Temperatur am Ende der Nacht, kurz vor Sonnenaufgang, eintritt, kommen in ihr alle Ursachen zur Geltung, welche eine Erniedrigung der Temperatur bewirken. Nun hat es W. Scampr! wahrscheinlich gemacht, daß der nächtliche Temperaturgang, den man seit LamgerT (1779) durch eine einzige Exponentialfunktion darzustellen pflegt, aus drei voneinander ver schiedenen Abschnitten besteht. Der erste, der etwa die Stunden von Sonnenuntergang bis 9 Uhr umfaßt, weist einen besonders schnellen Abfall der Temperatur auf und läßt sich durch eine Exponentialfunktion gut darstellen, im zweiten Abschnitt von 6 bis 7 Stunden Dauer ver- langsamt sich der Temperaturabfall sichtlich, und das letzte Stück vor Sonnenaufgang steht schon unter dem Einfluß der Wärmedämmerung. Für die im zweiten Teil oft vorkommenden kleinen Störungen macht W. Scampr Luftbewegungen verantwortlich. Es besteht nun offenbar eine gewisse Analogie im Verlauf dieser zeitlichen Temperaturkurve und der im vorstehenden besprochenen Kurve, welche die räumlichen Verschiedenheiten der nächtlichen Abkühlung der Luft in den boden nahen Schichten darstellt. Bei letzterer ist auch nur der erste bezW. der unterste Teil der Kurve einem Exponentialgesetz streng unter worfen; oberhalb von etwa 30 cm Höhe über dem Boden machen Ei außer der Ausstrahlung noch andere Einflüsse geltend, wobei au 2 Luftmischungen durch konvektive Strömungen zu denken sein wird In Übereinstimmung damit steht die Tatsache, daß in Nächten, in denen der erste Teil der Nacht heiter, der zweite bedeckt ist, die Different? | der Minima in 5 em und 50 em Höhe At im allgemeinen größer ne # Herımann: Über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschieht 813 finden muß; denn der Temperaturgradient ist gerade in der untersten Luftschicht so groß, daß eine Verschiebung um nur einen Zentimeter nach unten oder nach oben mehrere Zehntelgrade Unterschied in den Ablesungen ausmacht. Deshalb darf man auch nicht dem Beobachter die Freiheit lassen — wie es z. B. in der österreichischen Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen geschieht —, Thermometer 5 bis 10 em über dem Boden auszulegen. Das kann in ganz wolkenlosen Nächten Unterschiede bis zu ı° ergeben. Im preußischen Beobachtungsnetz ist die Höhe von 5 em dafür vorge- schrieben, aber ich habe gelegentlich von Stationsbesichtigungen öfters feststellen können, daß sie nicht ganz streng eingehalten war oder, was noch häufiger vorkam, daß sie sich ein wenig geändert hatte, Ich habe bisher nicht sonderliches Gewicht auf solche kleine Ab- weichungen gelegt, aber nach dem Ergebnis der vorliegenden Unter- suchung wird doch in Zukunft streng darauf zu ächten sein, daß überall das Bod ini tl ter genau 5 em über dem Erd- boden liegt. Die Vorschrift der englischen Beobachtungsnetze, das Thermometer auf kurz gehaltenes Gras zu legen, liefert natürlich Werte, die mit denen anderer Stationen, bei denen die Instrumente etwas höher liegen, gar nicht vergleichbar sind. Ich halte 5 em für eine sehr angemessene Höhe, auf deren Einhaltung man sich später einmal allgemein verständigen sollte. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch darauf hinweisen, ‚daß ein zum Schutz über dem Thermometer angebrachtes Drahtnetz, wenn es auch weitmaschig ist, schädlich wirkt, weil es die Aus- strahlung ein wenig beeinträchtigt, und daß das Thermometer von aufragenden Gegenständen, wie namentlich Gebäuden, genügend weit entfernt sein muß, damit die seitliche Ausstrahlung nicht behindert wird. Daß diese gar nicht unbeträchtlich sein muß, kann man bei der Reifbildung beobachten; denn rings um ein Haus (Heustadel oder dergleichen), das einzeln auf einer Wiese steht, bleibt ein Streifen frei von eif, wenn es sich um eine leichte Reifbildung, d. h. um eine mäßige Abkühlung unter den Gefrierpunkt, handelt. Je stärker diese ist, um so näher rückt auch die Reifbildung an das Haus heran; denn | dann genügt die senkrechte Ausstrahlung nach oben zur Abkühlung _ der Luft und zur Reifbildung. | s14 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 % Über Neisungen von Wolkenschichten. Von Prof. Dr. R. Sürıne in Potsdam. (Vorgelegt von Hrn. HerLmann.) Li Tanorolopiche Forschung hat sich in den letzten Jahren ver schiedentlieh mit Gleichgewichtsstörungen in den oberen Luftschichten i als Ursache von Witterungsänderungen beschäftigt. Die Beziehung von Druckschwankungen in der Höhe der Substratosphäre, also in rund 9 km Höhe, zu den Temperaturverhältnissen der darunterliegenden Luftschicht, trat namentlich bei Bereehnung des Korrelationsfakters aus zusammengehörigen Mittelwerten von Ballonaufstiegen hervor, und i die diesbezüglichen Untersuchungen von W. H. Dives, Ferix M. ExseRn Köpren und WrDvenEverR, Scheprer lassen als Gesamtergebnis aussprechen, = daß die Substratosphäre einen großen Einfluß auf die Luft sehwankungen am Erdboden hat. Theoretisch gestaltet sieh die klärung dieser Zusammenhänge verhältnismäßig einfach, wenn MA a ‚thermische Einflüsse als Ursache der Zustandsänderungen in der Höhe ansieht. Dynamische Kräfte sind jedoch ebensogut möglich, und“ virkliche Tatbestand wird sich voraussichtlich erst durch sungen ergeben. * = atmosphärische Störungen im Gebiete der Sun el ı mit Wolkenbildungen verbunden sein werden, 0 liegt © eh Wolkenmessungen zur weiteren Erforschung der ‚Altnisse zu benutzen. Ausgedehnte dünne Schichten. 0-Cumulus- und Alto-Cumuluswolken Zur tahe den Flächen gleichen Luftdrucks # in 4 chließen; sowohl die Orientierung der Ge ie Unstetigkeiten an den Rändern können is der Substratosphäre liefern. Die vorn er Versuch zur Lösung solehcr Fragen 9 ölkenmessungen nur zum Studium vn = ‚oberen Luftströmungen benutzt; ZU die gen der Habe #7 klieh R. Sürıse: Über Neigungen von Wolkenscehichten 815 x 4 E a T a Sale Ze Es en Na Re na ah A et a Er Ze EUR nicht aus. Ein wesentlicher Fortschritt ist erst durch den von Spruxs erdachten » Wolkenautomat« erreicht, bei welchem durch die elek- trische Auslösung der Triebwerke zweier in mindestens ı km Abstand zenital gerichteter Kameras photogrammetrische Wolkenaufnahmen erhalten werden. Am Meteorologischen Observatorium zu Potsdam sind die Apparate in ı'/; km Horizontalabstand bei einem Höhenunterschied von 69 m aufgestellt. Da die Bildweite der photographischen Objektive 184 mın beträgt, so ist die parallaktische Verschiebung der beiden Wolkenbilder bei einer Wolkenhöhe von ıokm rund 27 mm; sie ändert sich umgekehrt proportional der Wolkenhöhe. Bei gut ent- wiekelten Wolkenpunkten kann auf der photographischen Platte eine Meßgenauigkeit von ı mm verbürgt werden, so daß dann selbst für die höchsten Wolken die berechnete Höhe um nicht mehr als 50 m unsicher ist. Hinsichtlich der horizontalen Abmessungen entspricht bei 10 km Höhe ı em Länge auf dem Bilde einem Wolkenabstand von 540 m, und das gesamte verfügbare Bildfeld (15x ı8em) stellt bei dieser Höhe eine Fläche von etwa 50 qkm dar. Für diese Abhandlung ist das Plattenmaterial aus den Jahren 1901 bis 1915 benutzt worden. Da Cirrus und Alto-Cumulus sehr häufig in mehreren dünnen, manchmal im kaum ı0oom Abstand übereinander- liegenden Schichten gelagert sind, welche dann eine Neigung vor- täuschen können, mußte bei der Auswahl der Aufnahmen vorsichtig vorgegangen werden. Zur Ableitung des Neigungswinkels dienten ' mindestens vier Wolkenpunkte, welehe sich entsprechend der Auf- ‘nahme senkrecht nach oben fast ausnahmslos auf die Unterfläche der Schicht beziehen. Die hier in Frage kommenden Cirren entstammen meist größeren Depressionsgebieten oder liegen an deren Rande. In der Regel ist ilır Charakter als Mischungswolke durch Wogenbildung angezeigt, und die En Hauptneigungsrichtungen liegen dann entweder in der Zugriehtung des ganzen Gebildes oder in der Streichrichtung der Wogenzüge. War die letztere nicht deutlich erkennbar, so wurde die Neigung senkrecht zur Zugrichtung bestimmt. Die Neigungsrichtung der Alto-Cumuli ist durch - die Streichriehtung der Wolkenrollen stets genügend gekennzeichnet. = Die ‚bei geneigten Cirrusflächen häufigste Wolkenform ist die von Neteorologen als Kamm, Rippe, Skelett, Gräte oder Feder bezeichnete. Es scheint, daß dabei nicht die meist stärker hervortretenden Mittel- w Tippen zuerst gebildet werden, sondern die wogenartigen Querfäden, Welche jedoch bald durch die über sie hinwegstreichenden rascheren Luftströmun gen auseinand: ogen und verzerrt werden, so daß schließ- Jene vielseitige und scheinbar ganz regellose Gestaltung entsteht, © die Cirren namentlich dann zeigen, wenn sie sich später zu dem 816 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 diehteren Cirrostratus zusammenschließen. Ein solches Zerreißen von Wogenrollen ist vielfach auch bei mittelhohen Wolken ‘zu erkennen; namentlich in der Nähe von Gewittergewölk mit starken Geschwindig- keitsunterschieden in der Vertikalen bilden sich dann aus dem Alto- Cumulus Formen aus, welche nur von einem Beobachter, welcher den Entwicklungsvorgang verfolgt hat, richtig bezeichnet werden können. Eine Verwechselung mit »Fallstreifen« ist bei Neigungen der Wolken- flächen quer zur Zugrichtung ausgeschlossen und auch sonst wenig wahrscheinlich. Je höher die Wolke ist, desto sicherer ist meist auch die Neigung der Wolkenfläche zu bestimmen, da die Größe des Bild- feldes wächst. Verschiedentlich ist das Gefälle auf eine Strecke von mehr als 5 km Länge ausgemessen worden. Bei Alto-Cumulus ist die hierfür verfügbare Länge durchschnittlich nur ı!/, km, aber dafür lassen sich an den geballten Wolken die zusammengehörigen Punkte auf den ‚photographischen Platten schärfer bestimmen. Während Krümmungen und Neigungen an der Stirnseite der Wo. kenfläche leicht zu erklären und in den Erscheinungen des sogenannten Cirrusschirmes, der Wolkenwalzen und Böenköpfe bekannt sind, bietet die seitliche Neigung — sie ist im folgenden kurz als Neigung quer zur Zugriehtung bezeichnet — dem Verständnis größere Schwierigkeiten dar. Man wird vor allem zu ermitteln suchen, ob die Beschleunigung der Luftmassen in Richtung auf das Depressionszentrum durch ther- : mische oder durch dynamische Kräfte veranlaßt worden ist. Die Zahl der untersuchten Einzelfälle von Wolkenneigungen quer 5 zur Zugrichtung beträgt 67, von denen 44 auf das Cirrusgebiet kom men. Sie zeigen eine bemerkenswerte Übereinstimmung zunächst darin, daß die Streichrichtung der Wogen oder der Querfäden nahezu senk- \ recht zur Zugrichtung steht. Die Richtungen der übereinanderiließenden | Luftmassen sind dann also nahezu die gleichen; nur die Geschwindig‘ “ keitsunterschiede sind bei der Wogenanordnung maßgebend gewese z Bei gleichgerichteten Strömen sind aber thermische Verschiedenheitel H MRERME wahrscheinlich. Für die Entstehung der Neigung durch nische Kräfte spricht ferner der Umstand, daß das Gefälle im allge a meinen um so größer ist, je größer die Wolkengeschwindigkeit ist- Em. A & BERRBR: | Abhängigkeit kann nicht erwartet werden, weil die Neigung acht durch die absolute Geschwindigkeit, sondern durch den meist gie Geschwiı ligkeitsunterschied an der Wolkengrenze DE hi. = nn = Größe des Gefälles steht ferner in Beziehung zur Luft jehte en = | Bicht auf einen einzigen Mittelwert beschränken zu MT j 2 bachtungsmaterial nachfolgend nach Jahreszeiten UN R. Sürıne: Über Neigungen von Wolkenschichten >S8lE Neigung von Cirrusschichten gegen die Horizontale quer zur Zugrichtung. 2 | Höhe ILofrdichte Geschw. | Neigung DEREN: Zahl Jahreszeit | | | beschleunigung —F!&@ | ger Fälle h (km) | 2 (kg’ebm) vo (mps) | —_.a | —ıotga 6 i T I Frühjahr ... | 8.66 0.49 25.0 61: 1.049 | 0.0524 1.0.20 Sommer..... | 9.32 0.45 2134 4.9...) 0.841 | 0.0386 12 Herbst....... | 9.13 0.46 | 28.3 6.7 1.153 | 0.0541 13 Winter,..... 739 °1:° 0.87: 430220 66 1.135 | 00659 9 1 ! N I ae... Frust >08. 1 ueber Be 1.031 | 00536 | 45 Die Größe des Gefälles liegt in 17 Fällen unter 5°, in 22 Fällen zwischen 5 und 10° und nur fünfmal über 10°. Das Maximum war 18° Neigung, gemessen an einer Cirrusfeder in 10 km Höhe am 23. Sept. 1901. Die kleinste auf diese Art nachweisbare Neigung war 12. Wenn die Cirrusschicht wirklich eine Fläche gleichen Druckes ist, muß durch gtg « die horizontale Beschleunigung der Luftmassen in der Richtung des Druckgefälles, also die Gradientbeschleunigung, und durch =, ptge=w 8162 ptga der Druckgradient in mm selbst gekennzeichnet sein. / bedeutet die Länge des Äquatorgrades. d die Dichte des Quecksilbers, > die Luft- dichte, 9 die Beschleunigung der Schwerkraft. Die Werte der Gradient- beschleunigung sind in die obige Tabelle aufgenommen; es hat jedoch keine Bedeutung, den Gradient selbst zu berechnen, da er nur für ganz kurze Strecken gelten kann und daher mit den bekannten mittleren Gradienten nicht vergleichbar ist. Dagegen ist das Produkt > tg mit- geteilt worden, um gewissermaßen den Einfluß der Wolkenhöhe auf das Gefälle auszuschalten, denn bei gleichem Gradient ist die Beschleunigung umgekehrt proportional der Luftdichte. Die Werse von z tg = sind da- her ein vergleichbares Maß für die Gradientbeschleunigung; z. B. ist die Wirksamkeit des Gefälles im Winter größer als im Herbst, obgleich nach den mitgeteilten Zahlen die Neigung selbst im Herbst die größere ist. Die gleichen Größen wie oben sind nachfolgend auch für Alto- © Cumulus und Cirro-Cumulus zusammengestellt worden. : Neigung von A-Cu und Ci-Cu quer zur Zugrichtung. on TE | alle Tobi - m— 0.76 ic] 39.7.0504 005998 | 7 0.68. | a; 24 | 0411 0.0285 ' 8 0.71 20.6 ne an al 0.0310 | 7 0.60 45.0 (5.2) | (0.893) | (0.0546) Dr OD u 2.8 | 0.480 | 0.0349 23 818 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 Der Vergleich beider Tabellen zeigt, daß die Neigung der Flächen bei den oberen Wolken ungefähr doppelt so groß ist wie bei den mittel- hohen; auch nach Berücksichtigung der Luftdichte bleiben die Werte für Ci in alleıi Jahreszeiten größer als die für Ci-Cu und A-Cu. Man kann daraus schließen, daß die Wolkenneigungen im Gebiete der Sul- stratosphäre auch eine größere Einwirkung auf das Wetter haben wer- den als diejenigen in niedrigeren Schichten, und es fragt sich, ob diesin den Witterungszuständen nachweisbar ist. Da sich diese Wirkung inder Regel dureh Ausbildung kleiner Teildepressionen und damit verbundener Niederschläge äußern wird, so geschah der Nachweis in der Art, daßnach- gesehen wurde, in wieviel Fällen und nach wieviel Stunden Niederschlag auf die Beobachtung folgte. Als wirkungslos in diesem Sinne wurde das Ausbleiben von Niederschlägen innerhalb von 30 Stunden betrachtet. Während nach dem Auftreten von Neigungen bei mittelhohen Wol- i ken nur in 65 Prozent aller Fälle Niederschlag eintrat, betrug die Regen wahrscheinlichkeit für Cirren 82 Prozent. Sie war für Ci im Sommer 3 5 am geringsten (72 Prozent) und erreichte im Frühjahr 100 Prozent. 2 „Desgleichen folgte in den Spätherbstmonaten Oktober und November ; stets Regen. Für die mittelhohen Wolken sank die Regenwahrschein | lichkeit im Sommer sogar auf 50 Prozent. Da auch das mittlere Ge fälle im Sommer am kleinsten ist, so ist dann offenbar die Tendenz zur Ausbildung solcher Witterungsstörungen am geringsten. Diese Umstand spricht gleichfalls dagegen, daß bei der Entstehung ee Wolkenneigungen thermische Einflüsse eine ausschlaggebende Rolle spielen. 'Traten Niederschläge ein, so begannen diese am häufigsten nach rund 12 Stunden; für Ci betrug der mittlere Anfangswert I für Ci-Ca und A:Ou ir Stunden. | a gebiet hin ab, und der Wolkenzug war annähernd parallel der De Pa mit einer schwachen Divergenz nach rechts. Der UM schied in der Riehtung zwischen Ober- und Unterwind betrug rund 9" : u gehörten also meist dem hinteren rechten Qui FE | ’ nr ge Das häufige Eintreten von Regen bei so gelegenen 4 e. a auch in der viel bestätigten Wetterregel von ÜLEMENT ei Egg AR 5 ag des: © Recl tsablenk 1g des Cirruszu ges BR | en en IT erg eines barometrischen Minimums 2 er eines Teilminimums — hindeutet. e.. Lage geneigter A-Cu-Flächen zur Fortbew®® = Kreg, Sg sion ist nicht klar ausgeprägt. Es weist Dupstnee R. Sürıng: Über Neigungen von Wolkensehichten s19 einerseits darauf hin, daß sich die Neigungen an verschiedenen Stellen des Depressionsrandes entwickelt haben, anderseits darauf, daß sich die Neigungen schon in größerer Höhe gebildet haben und an den mittelhohen Wolken nur noch abgeschwächt zeigen. Die Entwickelung von Teildepressionen wird somit manchmal ganz unterdrückt werden, und dadurch würde sich auch die geringe Regenwabrscheinlichkeit nach dem Auftreten von geneigten mittelhohen Wolken erklären. Wegen der stärkeren vertikalen Mächtigkeit dieser Art von Wolken ist hier viel- leieht auch die bei dieser Methode allein mögliche Ausmessung von Punkten an der Unterfläche der Wolken für die Neigungsbestimmung weniger günstig als bei Cirren. Abfall von A-Cu-Schiehten gegen die ı Barometerdepression hat man gelegentlich vom Ballon aus unmittel- bar beobachtet; es sind das anscheinend die einzigen Feststellungen, welche über Wolkenneigungen quer zur Zugrichtung bisher vorliegen. Vön der überaus großen Zahl von Fällen, wo die vorderen Wolken- flächen nicht horizontal liegen (kurz als Neigungen in der Zugriehtung bezeichnet), sind für diese Untersuchung nur solehe ausgewählt, bei denen die Neigungen auf etwa ı km Länge ziemlich geradlinig ver- laufen. Diese Feststellung war nur angenähert möglich; es genügt je- doch eine mäßige Genauigkeit, da nur Wirbelbewegungen mit horizon- taler Achse möglichst ausgeschlossen werden sollten. In der folgenden Zusammenstellun 8 sind Aufwärts- und Abwärtsneigungen unterschieden; die Zahl der benutzten Fälle ist dem Neigungswinkel in Klammern x beigefügt. Neigung von Cirrusschichten in der Zugrichtung. ae | | | Geschwindig- | Neigungs- | Neigungs- Jahreszeit | Höhe | Lufidichte Le; wiekel. - 1‘ winkel } | | | km | kg/cebm | mps aufwärts abwärts a WESER | N - - e 2. | | ‚Frühjahr... m 0 rent ee Sommer..... 9.33 | 046 | 17.9 1: +76.) 476) Herbst. ..... 8.14 | 0.51 36.1 464 (5 385) Winter... | a5 33-1 | #66) | -26(2) Jahr ..... Ba0 Ton 10 a PR OB 5) < Hiernach ist Ansteigen der Wolkenschiehten häufiger und dem “oluten Betrage nach stärker als Abfallen. Entgegengesetzt wie bei "gungen quer zur Zugrichtung kommen die stärksten Neigungswinkel a Sommer und bei den kleinsten Geschwindigkeiten vor. Die Ent- “en, sondern in thermischen Kräften. Mit dieser Auffassung. A die Anordnung der Wolken zu den Druckgebieten enge Erd- “nklang. Die meisten Wolken lagen weitab vom Depr >ssions- Stehungsursache liegt also in diesen Fällen wahrscheinlich nieht in - 820 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 25. Juli 1918 zentrum, vielfach fand direkt ein Einströmen in die Antizyklone statt, > sie hatten entweder schweifartige oder flockige Formen. Charakteristi- z sche Formverschiedenheiten, je nachdem die Wolken aufstiegen oder abfielen, waren nicht erkennbar. Die Wahrscheinlichkeit von Nieder- schlag innerhalb von 30 Stunden nach dem Auftreten solcher .Nei- gungen war ziemlich gering, nämlich 61 Prozent für Aufwärts- und 67 Prozent für Abwärtsbewegungen. Trat Regen ein, so war die Zeit folge ungefähr die gleiche wie bei Querneigungen: 14 Stunden nach Aufwärts- und 16 Stunden nach Abwärtsbewegungen. ; Als Gesamtergebnis kann daher ausgesprochen werden, daß an den Wolken der Substratosphäre sowohl Quer- wie auch Längsneigun- i gen vorkommen. Ihr unterschiedliches Verhalten hinsichtlich Wetter — lage und jahreszeitlicher Verteilung macht es wahrscheinlich, daß Nei- gungen quer zur Zugrichtung durch dynamische Kräfte bedingt sind, = welche sieh am Erdboden bis zur Ausbildung von Teildepressionen verstärken können, während Neigungen an der Stirnseite von Wolken schiehten meist thermischen Ursprungs sein werden. E Beziehungen zwischen Wolkenneigung und Wolkenform lassen sich : auf Grund des vorliegenden Materials noch nieht.mit genügender Sieher- heit ableiten. Dazu sind Betrachtungen über den Aufbau der Cirren nach allgemeineren Gesichtspunkten notwendig. Es scheint, daß man bei wogenartigen Cirren besonders dann auf ein seitliches Gefälle schließen 4 kann, wenn die in der Zugrichtung ausgebildete Mittelrippe an der zur : Depression hin gerichteten Seite streifig, dagegen an der abgewendetet Seite flockig ausgebildet ist. Um ein größeres Beobachtungsmaterial zu derartigen Forschungen verwenden zu können, ist es unbedingt en wendig, die jetzt übliche, meist bedeutungslose Unterscheidung bie: Cirrus, Cirro-Stratus und Cirro-Cumulus durch eine schärfere Bezeielr nung der oberen Wolkenformen zu ersetzen. Erst dann, wenn Bu _ über Einigung erzielt ist, ist eine ausgiebige Verwendung von Wolken beobachtungen zu dynamischen Studien möglich. m « a Lierisck: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen s21 Von Th. Liegısen. Hierzu Taf. V—VII. (Vorgelegt am 11. Juli 1918 [s. oben S. 711),) 3 D: Fortpflanzung und Polarisation ebener Wellen einfarbigen Lichtes ' In einem durehsichtigen aktiven anisotropen Kristall kann mit hin- _ Feichender Genauigkeit betrachtet werden als das Ergebnis des Zu- ' Sammenwirkens einer gewöhnlichen Doppelbrechung B mit geradlinig _ und senkrecht zueinander polarisierten Wellen und einer Doppel- brechung & mit zirkularer Polarisation. Die zu einer Wellen- Normale Q gehörigen Polarisationsriehtungen der Doppelbreehung ® ; seien bezeichnet mit H,, H,, so daß H, der schnelleren geradlinig polarisierten Welle entspricht. Dann ergibt sich, daß sich im allge- Meinen nach Jeder Richtung Q zwei elliptisch polarisierte Wellen €, , 2 & mit gleichem Achsenverhältnis und entgegengesetztem Umlaufssinn \nverändert fortpflanzen. Die Hauptachsen der gekreuzt liegenden Ellipsen fallen in die Richtungen H,, H,; gleichen Sinn mit dem Drehungsvermögen hat die schnellere Ellipse, deren größere Haupt- achse durch H, gegeben ist. Es sei d, die Phasendifferenz, die auf ii der Längeneinheit gleichen Strecke durch die alleinige Wirkung von ® entstehen würde, px die Drehung der Polarisationsebene, die Auf derselben Strecke durch € für sich erzeugt werden würde, und “ die resultierende Phasendifferenz von €, €. Dann ist das Ver- x nn k der Halbachsen jeder Ellipse nach Govv durch das Ver- Itnis h=d,:2 p in folgender Weise bestimmt: a = k=—h+YViırh. | beiden elliptischen Schwingungen pflanzen sich fort mit Er- E des Achsenverhältnisses k, aber mit verschiedenen Geschwin- *D, und besitzen, nachdem sie die Längeneinheit durehschritten Phasendifferenz: = V+ (27). 822 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 11. Juli Je größer ö, im Verhältnis zu 27 ist, um so gestreckter sin] die Ellipsen, füra=o wird k= 0; in zirkularen Schwingungen ist u. = 0, min k= 1. N Da in bezug auf die Vorzeichen der Doppelbrechungen ® und vier Fälle zu unterscheiden sind, gewinnen besondere Bedeutung die Erscheinungen, mit deren Hilfe es gelingt, zusammengehörige Paar dieser Vorzeichen gleichzeitig zu bestimmen. Die hierbei in Be tracht kommenden Fortpflanzungsrichtungen Q ergeben sieh ausfük gender Erwägung. Das Drehungsvermögen € tritt für sich auf in der Richtung eine optischen Achse, die durch die Normalenfläche der Doppelbreelung ® gegeben ist. In dieser Richtung pflanzen sich zwei Wellen ur verändert fort, die in entgegengesetztem Sinne zirkular polarisiert | sind und verschiedene Geschwindigkeiten besitzen. Von hier findet = in dem Winkelbereiche, der die Achse umgibt, ein stetiger Über i : gang statt von der Zirkularpolarisation durch elliptische Zustände : Dr einem von der geradlinigen Polarisation nicht merklich verschiedene Zustande. Daraus folgt, daß zur gleichzeitigen Ermittelung der Vor zeichen von ® und € nur solehe Richtungen ( dienen können, © wenig geneigt sind gegen eine optische Achse. Ein Zusammen _ von ® und € in diesem Winkelbereiche zeigt sich besonders © ‚in den Interferenzerscheinungen, die im konvergenten polanıs! Lichte entstehen, wenn eine zu einer Achse annähernd sent Platte eingeschaltet wird. Zur Untersuchung aktiver zweiaß Kristalle mit kleinem Winkel der optischen Achse können auch r = benutzt werden, die annähernd senkrecht zur ersten Mittellinie | Um nun in diesen Erscheinungen gleichzeitig den Charakter der) ' breehung ® und den Sinn des Drehungsvermögens & zu ef 2 a es zweckmäßig, einen geradlinigen Polarisator und einen 27 a alysator oder umgekekrt einen zirkularen Polarisator und e adlinigen Analysator zu wählen. I. u zu g von zirkular polarisierten Wellen >, zeradliniger Polarisator N’, aus dem eine nach in arauffolgendes Viertelundulattof® | ; Bu, Die Polarisationsrichtung #ı — = r r er gP. AR r ns „* + - Liesiscn: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 823 A sierte Welle. Ihre Wellenlinie ist 2% A eine linksgewundene Schraube 3,. #% Daher nennt man die Kombination \.. N’? einen linkszirkularen Polari- sator W, (Fig. ı). Dreht man das Glimmer- blättchen in seiner Ebene um 90°, so wird (HFP) = — 45°, die aus- tretende Welle ist rechtszirkular polarisiert, ihre Wellenlinie eine rechtsgewundene Schraube 2,, der Polarisator W, ein rechtszir- kularer. Wird ein zirkularer Polari- Er nee einer geradlinig po- sator um die Richtung e umge- Vieh 8 le 65 KIARDE, 80 entsteht ein zirkulaer "u zirkularen Polarisatoren Py, P, oder zirku- Analysator. Wir bezeichnen jetzt laren Analysatoren 47, U,. das Glimmerblättehen mit ®°, die Polarisationsrichtung der schnel- leren Welle in ihm mit H}, die auf 6" folgende geradlinig polarisierende Vorrichtung mit N“ und die Polarisationsrichtung der aus ihr tretenden ‚Welle mit A. Dureh die Umklappung wird die Wellenlinie 3, oder | 2 nicht geändert. Daher hat die aus Wi, hervorgegangene Anordnung, in der Winkel (H« A) im Sinne der Bewegungsrichtung des Uhrzeigers ER rechnen ist, die Eigenschaft, daß sie jede eintretende linkszirkular Polarisierte Welle transformiert in eine nach A geradlinig polarisierte a elle, die aus N ungeschwächt austreten kann. Sie bildet einen . linkszirkularen Analysator N, (Fig. ı). In analoger Weise entsteht aus D ein rechtszirkularer Analysator 4,. Man gelangt von 4, zu U, eine Drehung des Glimmerblättehens in seiner Ebene um 90°. _ Ein zirkularer Polarisator oder Analysator kann um die Achse 5 der Wellenlinien 3 beliebig gedreht werden; notwendig ist nur, daß die Winkel (H?P) und (H® A) = #45° erhalten bleiben. | Aus einem Polarisationsapparate mit gekreuzten Nicols N” und i können durch Einschaltung eines Glimmerblättchens 6? über Mr er 6 unter N® vier verschiedene Anordnungen (Fig. 2): PN, DR, WA, MA, lt werden. Jedesmal werden die von P und A gebildeten n halbiert durch H, und H,, so daß in dem Gesichtsfelde a Kl ; acht Sektoren entstehen. 824 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt, vom 11. al 5; Pa Ursprünglich ist das Pr l p sichtsfeld einesPolarisations- ek apparates für konvergentes Licht mit gekreuzten Nieols tetrasymmetrisch nach den Polarisationsrichtungen P, A und den Halbierungssendiin der Winkel (PA). Nach Ein schaltung eines Glimmerblätt chens in Diagonalstellung bleibt es nur noch disymmetrisch nach den Polarisationsrichtun gen Hr, H? oder Hi, H. 2E 2 E In beiden Fällen ist der Mittel Fig. 2. Vier ‚Anordnungen eines Polarisationsappa- punkt des Gesichtsfeldes en j rates zu Beobachtungen im zirkular polarisierten Es m. Eser und Re analysierten oder geradlinig polari- Symmetriezentru eten und zirkular analysierten Licht. gibt sich dieses Verhalten be u sonders anschaulich aus den 3 - Bi hererkelungen, die erzeugt werden durch Einschaltung einer zur optischen Achse senkrechten Platte eines inaktiven einachsigen Kristalls. Denn die Normale dieser Platte ist eine unendlichzählige Symmetrieachse, in der sich unendlich viele Symmetrieebenen schneiden. | Wenn hiervon nur noch ein Teil in dem Interferenzbilde übrigbleilt | so muß er für das ursprüngliche Gesichtsfeld charakteristisch sein Symmetrie des Interferenzbildes ergibt sich aus der Verteilung = Kurven oder Punkten geringster Helligkeit. Im einfarbigen Licht zwischen gekreuzten Nicols N’ und . im Kurven mit der konstanten Helligkeit H = 0 auf, die ein ym See System bilden. Sie bestehen aus dem zu zen Aa= 2,7 v=1,2,...). Auf ihnen ‚liegen Wen enpaaren, welche die eenschali haben, daß e der Platte sich zusammensetzen zu Wellen, \ 3 polarisiert sind und daher durch den A nun mit Hilfe eines Glimmerblättehens 2 an oder A,, so treten an Stelle je Hel K nn nur noch Kurven mit Br ann, een q, oder A, a 6: 9 fehlen. Die a Liesisch: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 825 noch in einzelnen Punkten auf diesen Wert herab, nämlich in den Schnittpunkten der Kreise, auf denen die Phasendifferenz A, die Werte 2»r=&%7 annimmt, mit den Geraden H® oder H};. In den zuge- hörigen Fortpflanzungsrichtungen treten aus der Platte zirkular po- larisierte Wellen, die durch den Analysator ausgelöseht werden. . Für die beiden dem Mittelpunkte des Gesichtsfeldes am nächsten liegenden ganz dunklen Punkte gelten die Wette v=o, A, =+}r. In Fig. 3 ist schematisch _das Interferenzbild angedeutet, das im geradlinig polarisierten und linkszirkular analysierten einfarbigen Lichte entsteht. Die Polarisationsrichtungen der Doppelbreehung ® in der a a u a Zi ar Se an a ee} N I FE ae A En a ee en > 8, Punktpaare mit der Helligkeit o oder ı im Interferenzbilde einer inaktiven zur optischen 5 Achse senkrechten Platte zwischen einem geradlinigen Polarisator und einem linkszirkularen Ana- Iysator für negativen oder positiven Charakter der Doppelbrechung 8; schematische Darstellung. Platte sind mit H ‚ und H,, die Polarisationsrichtungen im Glimmer- blättchen mit H ‚ und H;“ bezeichnet; zu diesen letzteren Geraden ist das Interferenzbild disymmetrisch. Nach den Richtungen, die durch die dunklen Punkte mit Ho bestimmt sind, verlassen rechtszirkular Polarisierte Wellen die Platte. Die Stellen mit der Helligkeit H= ı sind die Spuren linkszirkular polarisierter Wellen, die den Analysator Uungeschwächt verlassen können, nachdem sie durch das Glimmer- blättehen @* in geradlinig parallel A polarisierte Wellen transformiert _ Worden sind. Trägt man das dunkle Punktpaar in das Schema Fig. 2 ein, in welchem die von P, A gebildeten Quadranten bezeichnet seien mit (02), (or), (u!) und (ur), so entsprechen jedem Vorzeichen von®. Ale Anordnungen (s. Tabelle S. 826). u Unabhängig von der Wahl des Polarisationsapparates fällt also Verbindungsgerade v der vollkommen dunklen Punkte mit der. tionsrichtung der langsameren oder der schnelleren Welle N " zusammen, je nachdem ® positiv oder negativ ist. richte 1918. a er # 826 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 11. Jali A j Charakter Polarisations- 2 Maustlönerichinng der Doppelbrechung ® nt i der schnelleren Welle ER . u im Glimmer 6? oder 6° positiv negativ v senkrecht zu » parallel zu Du} De | He in (or), (ul) H? | IE DB, m 3 AH? in (ol), (ur) HB? | BP ng HA! in (or), (ul) H, | H; RU, H, in (ol), (ur) He Die aus dieser Zusammenstellung abzulesenden Beziehungen zwi- schen den Interferenzerscheinungen, die in einem gegebenen Polari- sationsapparat durch Einführung eines Präparats von entgegengesetztem Charakter der Doppelbrechung B entstehen oder mit Beibehaltung einer Kristallplatte durch Änderungen in der Anordnung des Polarisations apparates erzeugt werden, sind die einfachsten speziellen Fälle all- gemeingültiger Zusammenhänge, die von H. Joacmm 1906 und 0. Gar 1914 aufgedeckt worden sind'.. e An dieser Stelle genügt es, darauf hinzuweisen, daß dureh die schematische Fig. 3 die folgenden drei der hier in Betracht komme den Eigenschaften von Interferenzerscheinungen angedeutet werden. Ersetzt man eine Platte eines inaktiven Kristalls durch eine Platte - numerisch gleicher aber im Vorzeichen entgegengesetzter Doppel: brechung 8, so ist die neue Interferenzerscheinung komplemen“ zur ursprünglichen. :Zu dieser bei Änderungen des Vorzeichens YO 3 stets wiederkehrenden Beziehung tritt in den Interferenzerscheil | Er gen von P latten aus inaktiven einachsigen Kristallen, die zur optischen = ‚Achse senkrecht stehen, noch das besondere, für diese Kristalle charakı Saale he Verhalten, daß die komplementäre Interferenzfigur direkt halten werden kann dureh eine Drehung des ursprünglichen ® = Ro um die Mittellinie des Apparates. n ferenzbildes von der Beschaffenheit des Polarisators oder Analy e ‚ersetzt man die . | wi & in seiner um 90° dreht, so geht die Interferen s SR in di ntäre über. „Ferner ergibt sich ein Beispiel für die Abhängigkeit des IM in ‚linkszirkulare Vorriehtung P, oder A, dureh 6 = Fkulare D, oder A,, indem man das Glimmerblättehet & ’renzerscheinungen an aktiven Kristallplatten De . Beil.-Bd. XXI, 540, 1906. O.Gal ıderliegenden aktiven Kristallplatten Im P [= - » * * „e ei Liesisch: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 827 \ Schließlich ist ersichtlich, daß ein Interferenzbild nieht geän- dert wird, wenn’ man von einem zirkularen Polarisator ®, oder D, zu dem gleichsinnigen Analysator X, oder Q, übergeht, indem man das Glimmerblättchen 6” parallel mit sich verschiebt in die Lage &*, so daß die Anordnung PR" übergeführt wird in WA, oder DR in M MM. I. Die am Quarz entdeckten, für aktive ein achsige Kristalle charak- teristischen Interferenzerscheinungen basischer Platten im zirkular polari- sierten oder zirkular analysierten Lichte sind an einer Reihe von hier- hergehörigen Körpern nicht wiedergefunden worden, da in diesen Fällen das Verhältnis der Doppelbreehung € mit zirkularer Polarisation zur Doppelbrechung B mit geradliniger Polarisation so klein ist, daß die zur Verfügung stehenden Plattendieken nicht ausreichen, um jene Er- scheinungen hervorzurufen. | Den hier in Betracht kommenden Einfluß der Plattendieke ver- anschaulichen die an Präparaten aus Linksquarz aufgenommenen Photo- graphien der Taf.V. Es wurden folgende Dieken gewählt: 0.5 mm in Fig. 1, ı mm in Fig. 2 und 3.05 mm in Fig. 3—6. Zu den drei ersten Figuren wurde ein Apparat mit einem geradlinigen Polarisator N und einem linkszirkularen Analysator Q, benutzt. Die Polarisations- richtung P liegt von oben nach unten. A von links nach rechts, H in den Quadranten (or) und (ul). | Im Quarz ist der Charakter von ® positiv. Es treten dann wie an inaktiven Kristallen (Fig. 3) in den Quadranten (o/) und (ur) dem Mittelpunkt des Gesichtsfeldes benachbarte vollkommen dunkle Punkte auf. Aber die Richtung ihrer Verbindungsgeraden v ist nicht mehr unveränderlich wie in Fig. 3, sondern sie dreht sich mit zu- hehmender Dieke aus der zu H; parallelen Lage nach P oder nach 5 A hin. In der hier gewählten Anordnung des Polarisationsapparates WU, erfolgt diese Drehung im Sinne des Drehungsvermögens der Platte, d.h. für einen Rechtsquarz nach rechts, für Linksquarz nach links, Wie es die in Fig. 4 angebrachten Pfeile + R und + L andeuten: . 7 den Die Interferenzerscheinungen der Taf. V, Fig. 1—3 lassen erkennen, ischen 4° und A begleitet wird von dem Auftreten nicht ganz dunk- nn ler Bogen tücke, die sich im Sinne des Drehungsvermögens gegen A hin unkte schließen und eine Verbindung mit den benachbarten Ku lung derartiger Verbindungen beim Übergange aus einem ans 2 N einen benachbarten entsteh pira ge Ku ven 'ge- er die Verschiebung der vollkommen dunklen Punkte in den Sektoren a urven in den Quadranten (or) und (w/) herstellen. Durch die 828 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 11. Juli ’ pP ra Fig. 4. Drehung der Verbindungsgeraden der zum Mittelpunkt benachbarten vollkommen dunklen Punkte und Windungssinn der sich anschließenden Spiralen im geradlinig polarisierten und links- re analysierten Licht für negativen oder positiven Charakter der Doppelbrechung ®. ringster, aber nicht konstanter Helligkeit, deren Windungssinn zur Be- stimmung des Drehungsvermögens der Platte dienen kann. Die rechten Hälften der Fig. 5, 6 sollen erläutern, wie sich in dem Br Apparat NN, für ein positives ® die zum Mittelpunkt benachbarten nn a SEE FE Sr i > F3 Pu5 m der Vorzeichen von ® und € an Platten er 5 senkrecht ptischen Achse im Polarisationsapparat N’ X}; schematl en = 2 aus 2 "heraus schieben, und wie man vol Be zu den Spiralförmigen Kurven gelangt, indem | | . adranten jedesmal zu den am nächsten het “ N Be = igkeit übergeht. Aus diesen Figuf £ RE N ln ET a LöR® ae: % 2 r Liesiscn: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 829 allem aber aus den Photographien der Taf. V, ist ersichtlich, daß auf diese Weise eine Verschiedenheit der Durchmesser P und A vorhanden Be a Ba: ; ist; es erscheint der Durchmesser dunkler, dem sich jene Punkte ge- E: nähert haben. Ferner geht aus Fig. 5, 6 hervor, daß die Interferenz- 3 bilder von linken und rechten Kristallen spiegelbildlich liegen zu den : Polarisationsrichtungen des Glimmerblättchens. 3 Homogene aktive einachsige Kristalle mit negativem Üharakter der Doppelbrechung B und einem Drehungsvermögen, das hinreichend groß ist, um einen direkten Vergleich mit Quarz zu gestatten, sind 2 nicht bekannt. Dagegen können zu diesem Zweck die Glimmer- E säulen von E. Revusch dienen. 2 Die vier möglichen Fälle der Platten aus Ä +Lund +R ode —Lund —R können nun in folgender durch die schematischen Fig. 5, 6 angedeuteten R Weise unterschieden werden, falls der Polarisationsapparat NN, bei- behalten wird: Je nachdem das Vorzeichen der Doppelbreehung ® E positiv oder negativ ist, verschieben sich die Anfangspunkte der spiralförmigen Kurven geringster Helligkeit aus dem zur Ebene der R Optischen Achsen des Glimmerblättchens 6° senkrechten oder par- 4 allelen Durchmesser H} oder H? im Sinne des Drehungsvermögens E der Platte nach den Durchmessern A und P oder P und A hin (Fig. 4); in demselben Windungssinne folgen die einzelnen Bogenstücke der _ Spiralen aufeinander. Bezeichnet man die Verschiebung nach P oder A hin mit p oder a und den Windungssinn mit [ oder tr, so ergeben sich Jetzt für = +L +R —L —R die Zeichen la tn: 19 ta. E Die Anfangspunkte der Spiralen fallen in die Sektoren: ne WA; HP, HP, Hi: Auch aktive Kristalle bleiben bei dem Übergange vom positiven era negativen Charakter der Doppelbrechung ® unter sonst gleichen » lingungen der auf S.$26 für inaktive Kristalle ausgesprochenen Be- : ziehung unterworfen, daß ihre Interferenzerscheinungen komplementär A a ader sind. Insbesondere gehen die Bilder von Platten, die zur = hen Achse senkrecht stehen, durch eine Drehung um das Sym- fiezentrum um 90° auseinander hervor (Fig. 5, 6). i Die vierfache Anordnung des Polarisationsapparates liefert in Ver-. “ung mit der Unterscheidung des Vorzeichens von ® und des Dre- sinnes von & im ganzen 16 mögliche Fälle, die nach den IB geordnet in der folgenden Tabelle zusammengestellt sind: IE TE EM 830 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt, vom 11. Juli Aktive einachsige Kristalle. Platten senkrecht zur optischen Achse Polarisationsapparat mit Vorzeichen: von = . ; geradlinigem Polarisator zirkulareım Polarisator und zirkularem Analysator || und gerad!inig-m Analysator bi und Drehungssinn FIELEN, WORTE MEETNNERTERER WA,» NA, BR“ DR“ +L la Ip typ ra —L Ip la | ra cp +R up ra | la Ip z xa | cp ı Ip In ER Der ersten Zeile (+2) entsprechen die Fig. 3—6 auf Taf. V. Legen wir der Anordnung die vier möglichen Interferenzfiguren zugrunde, so ergibt sich folgende Zusammenstellung: Windungssinn der Spiralen Polarisationsapparat mit Richtung des dunkleren und Lage der | ee Anfangspunkte WU, | NPA, | Pn° | pm urchmessers (a +Li-E,| ER R A w -L|+L -R| +R pP { er AR +R) —-Li+Z A 153 An jeder Platte können mit Hilfe der vier Arten von Polar sationsapparaten die vier möglichen Interferenzfiguren beobachtet wer den. Daher ist zur gleichzeitigen Bestimmung des Vorzeichens voR B: und des Drehungssinnes von € eine Entse heidung über die Anordnung = des Polarisationsapparates erforderlich. D. VorLänper und M. E. Huı# sind ıgtı zu dem Ergebnis gelangt, daß alle nichtaktiven kristallinisch- flüssigen Phasen positive Doppelbreehung haben, während »alle bis es her untersuchten kristallinisch- flüssigen Phasen, welche pleochroitisch, | oberflächenfarbig und zirkular polarisierend sind, nach der Aufrichtung R einen ‚negativen Charakter zeigen«. Obwohl sie ihrer Mitteilung“ in Fig. 2 und 4 Abbildungen von Interferenzfiguren beigegeben haben | ist die Richtigkeit ihres Satzes hieraus noch nieht zu entnehmen, ae die | = Anordnung ihres Polarisationsapparates nieht beschrieben a Der Windungssinn der spiralförmigen Kurven geringster H ee; keit stimmt überein mit dem Sinn > ee n Det 1 ‚ger nig polari Liesiscn: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 831 Se sr erten Licht (vgl. Taf. V, Fig. 3—6). Die Unterscheidung der Fälle mit gleichem Windungssinn | oder t der Spiralen aber entgegen- ” Eee em Charakter des Doppelbrechung ® gelingt unter Beibehaltung des Polarisationsapparates mit Hilfe der Anfangspunkte der Spi- 2 ‚ralen, welche die mit a oder p bezeichneten Lagen annehmen können. Benutzt man an Stelle einer zirkular polarisierenden Vorriehtung die entgegengesetzte, indem man das Glimmerblättehen in der r Lage 6° oder 6? in seiner Ebene um 90° dreht, so geht die Inter- rrecbeinung in die komplementäre über, die in dem vorliegen- den Falle basischer Platten aus einachsigen Kristallen auch durch eine eng des ursprünglichen Bildes um das Symmetriezentrum um 90° - erhalten werden kann (vgl. Taf. V, Fig. 3,4 und 5, 6) | Geht man von einem iekiriaren Polarisator zu einem gleich- “ sinnigen zirkularen Analysator über, so liegt die neue Interferenz- | figur spiegelbildlich zur ursprünglichen in bezug auf die Polari- I sationsrichtungen des Glimmerblättchäns (vgl. Taf. V, Fig. 3, 5 und 4, 6). we An Platten von Quarz und Zinnober beobachtet man, daß mit zunehmender Dicke in dem zentralen Gebiete des (Gresichtsfeldes die Verdunkelung auf den Spiralen und namentlich in ihren Anfangs- punkten allmählich abnimmt!. Daraus folgt, daß in dem Winkelbe- - reich, der die optische Achse umgibt, nach (dem Austritt des Lichtes ) Se einer en Platte vollkommen zirkular polarisierte Wellen nieht { 3 x ; $ E i ul. ei ii De: erste Mittellinie in einem inaktiven zweiachsigen Kristall bezeichnet mit X, oder X,, je nachdem der Charakter der Doppel- g 3 positiv ae ist. Eine Platte senkrecht zu dieser 8 befinde sich im konvergenten einfarbigen Lichte über einem en Beer a dessen re et ze von oben die a, des Vorzeichens von ® kommen die ne | isierten Wellenpaare ®,. W, in Betracht, die aus der Platte : ; IS: ndifferenz 47 treten. :Im Gesichtsfelde erfüllen ihre Cassinische Ovale, welche die Spuren von B und B ' umgeben . ‚Ovals ergibt sich aus folgender Beziehung. Je nachdem Miewwauen, Interferenzerse heinüngen | in dop u polarisierten Licht. Mit einem Vorwort vo ; a u Hier et die Dicke der Pitt 5 m resultierende Polarisationszustand an einer beliebigen peltbrechenden Kristall- Fi is. Liemsen. a ELSE ER ala Are BE RE Een N f ”r?- oe 832 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. —, Mitt. vom 11. Juli das Vorzeichen von ® positiv oder negativ ist, wird der Winkel zwischen den Verbindungsgeraden QB und QB’, in welchem sich die erste Mittel- linie befindet, von der: Polarisationsrichtung H, der schnelleren Welle oder von der Polarisationsrichtung H, der langsameren Welle halbiert. Ist B positiv, so liegt also in den zu X, benachbarten Punkten € der Ovale H, senkrecht zu E. Von hier dreht sich beim Durchschreiten eines Ovals nach außen H, bis zu der mit E zusammenfallenden Richtung, + # - Fig. 7. Platten inaktiver zweiachsiger Kristalle senkrecht zur ersten Mittellinie. Die zu den Spuren der optischen Achsen benachbarten Punkte mit den Helligkeiten o oder ı für negativen oder en. Charakter der Doppelbrechung ®. die in’ dem’ äußersten Punkte D erreicht wird. Zwischen diesen extre men Lagen befindet sich in jedem Oval oberhalb und unterhalb E je eine Stelle, wo der Winkel (H,P) = =*45° ist. Diese vier zusammen- gehörigen Punkte sind die Spuren der Richtungen, in denen sich nach dem Austritt des Lichtes aus der Platte zirkular polarisierte Wellen fort- pflanzen. In den Quadranten (or) und (u/) sind sie linkszirkular, in (o]) und (ur) rechtszirkular polarisiert. — Ist ® negativ, so finden wir umgekehrt die Spuren der linkszirkularen Wellen in (o/) und (ur), die der rechtszirkularen in (or) und (uJ). Benutzen wirnun einen linkszirkularen Analysator\Q, sotreten in dem Interferenzbilde jedesmal zwei vollkommene dunkle Punkte an . den Stellen auf, wo vorher die Spuren v von rechtszirkular polarisierten Wellen lagen. Aktive zweiachsige Kristalle lassen eine Abweichung von Ale: 3: E sem Verhalten in dünnen Platten noch nicht deutlich wahrnehmen. Erst mit zunehmender Dieke treten die charakteristischen Unterschiede hervor: in den zu den Spuren der optischen Achsen B und B’ benach-- = barten dunklen Punkten beginnen einfache spiralförmige Kurven g® . Tingster aber nicht konstanter Helligkeit, deren Windungssinn in einen! Apparat mit ger dlinigem Polarisator N” und zirkularem Analysator d = oder N, das Dre hungs vermögen des Kristalls in den Richtungen BE? B’ andeutet. Die schematischen Fig. 8, 9 sollen erläutern, wie man von ‚jenen Anfangspunkten zu den Spiralen gelangt, indem man an der Spur ‚der Ebene E jedesmal zu dem am nächsten liegenden Kurvenstück ge — et Bere ER EL Liesiscn: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 833 -Fig.8, 9. Gleichzeiti ersten Mittellinie m ge Bestimmung der Vorzeichen von ® und € an Platten senkrecht zur it gleichsinnigem Drehungsvermögen in den Richtungen der optischen Achsen im Polarisationsapparat NPA;; schematische Darstellung. +‘ Besitzt der Kristall in den Richtungen der optischen Achsen gleich- Sinniges Drehungsvermögen, so stehen das Vorzeichen der Doppel- breehung ® und der Sinn des Drehungsvermögens € in folgender Be- Ziehung zum Windungssinn der beiden Spiralen und zur Lage ihrer An-. fangspunkte: | Polarisationsapparat MN. Vorzeichen von ® Lage ihrer Anfangs- und Drehungssinn | punkte in den Qua- | dranten Windungssinn er Spiralen [ (el), (ur) z [ | (or), (ul) +R r | (ol), (ur) 13 | (or), (ul). Zur Beobachtung der Interferenzerscheinungen, die durch aktive ıchsige Kristalle mit positivem Charakter der Doppelbrechung ® 8 eichsinnigem Drehungsvermögen € in den Richtungen der Achsen an Platten senkrecht zur ersten Mittellinie erzeugt ‚eignen sich vermöge des kleinen Winkels ihrer optischen lindrisch. begrenzte basische Quarzplatten, die dureh ein- Druck nach einer Diametralebene des Zylinders in den zwei- Zustand übergeführt worden sind. Die Ebene E der optischen est parallel zur Druckrichtung. Die Symmetrie ist ‚dieselbe ischen bisphenoidischen Kristallen: drei zweizählige Sym- en il 834 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 11. Juli 5 Ri metrieachsen sind gegeben durch die ursprüngliche optische Achse, die, Druckrichtung und die zu diesen beiden Richtungen senkrechte Gerade, Das Interferenzbild ist daher zentrisch-symmetrisch. Wir setzen voraus, daß die Druckriehtung mit der Polarisationsrichtung . A des aus dem Analysator tretenden Lichtes zusammenfalle. ie Zwischen gekreuzten Nicols zeigt das Gesichtsfeld in den Su der optischen Achsen eine von. der Plattendicke abhängige Hellig- keit. In der Nähe dieser Spuren sind die Hauptisogyren unterbrochene Die Hauptkurven gleicher Phasendifferenz Bauen vollkommen dunkle Cassınische Ovale. Wir geben nun dem Polar isationsapparat durch Einschaltung eines. Glimmerblättehens 6° die Anordnung NA... Dann erhält man 2. Ban einer 2.16 mm dieken Platte von Linksquarz nach der Pressung die auf Taf. VI, Fig. ı abgebildete Interferenzerscheinung. Die Anfangspunkte der einfachen linken Spirälen liegen in den Quadranten (o/) und (ur); ihre Verbindungsgerade dv ist gegen A hin gedreht. Deutlich tritt her- vor, daß die Unterbrechung der Kurven geringster Helligkeit auf dem zu A senkrechten Durchmesser stärker ist als auf A. 2 Zylindrische Plattenbegrenzungen gewähren den Vor teil, in einem unter der Einwirkung eines unveränderlichen Druckes stehenden Präpa rat vom Rande nach dem zentralen Gebiete hin die Zunahme des Win- kels der optischen Achsen verfolgen zu können. Stärkere Drucke em fordern allerdings die Anwendung größerer Plattendicken. Daher ist zu den auf Taf. VI, Fig. 2—6 wiedergegebenen Aufnahmen Linksquatz von 5.39 mm Dicke gewählt worden. | Bleibt der Polarisationsapparat ungeändert, so gelten die beiden folgenden Sätze, falls in den Richtungen der optischen Achsen gleich“ sinniges und gleichstarkes Drehungsvermögen herrscht (vgl. Fig. 5 9: Ersetzt man die reehtsdrehende Modifikation + R oder — R dureh die linksdrehende + L oder — L, so erblickt man eine Interferenz erscheinung, die entstehen würde durch Spiegelung der zu dem um _ sprünglichen Bilde komplementären .E inung an den Durchmess@ R P und A; ‚dabei geht ‚der V Vindungssinn der spiralförmigen 1% in den. entg« egengesetzten über. Zwei aktive zweiachsige AnS'@ = die sich nur Ahr das Vorzeichen der Doppelbrechung 8 einander unterscheiden, würden Interferenzerscheinung gen ee fe“ ag di Anordnung” ie nahe indem man } irkularen Vorrichtung A, oder W, durch Dre hun z ie 8 öder (054 in ‚seiner Ebene” um Be = Be; Lieriscn: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 835 können die photographischen Aufnahmen von H. Hauswarpr und __W. Bercer an einseitig komprimierten Platten von Linksquarz dienen (a. a. ©. III. Reihe, Taf. 24, Fig. 1—4, 1908); dabei wurden der Reihe nach benutzt A, A. U, D,. Fig. ı und 2 oder Fig. 3 und 4 bieten daher komplementäre Erscheinungen dar. Schließlich verschiebe man das Glimmerblättehen &° parallel mit sich vom Analysator zum Polarisator und führe auf diese Weise a; NA, über in N“ oder NY, in DR. Dann entsteht die neue KX. _ Interferenzerscheinung aus der ursprünglichen wieder durch Spiegelung - des komplementären Bildes an den Durchmessern P und A. Es ändert a sich also auch der Windungssinn der Spiralen. In dieser Beziehung stehen zueinander die Fig. ı und 3 oder 2 und 4 in jenem Atlas. Re Hieraus folgt, daß die Interferenzfigur nicht geändert wird, wenn man zur entgegengesetzt drehenden Modifikation übergeht und darauf noch die Parallelverschiebung des Glimmers ausführt. BE :.. ie, pi DER ae Eu 10. Windungssinn der Spiraleu und Lage der dunklen Anfangspunkte für entgegengesetztes ii Högen in den Richtungen der optischen Achsen. Bn en iv. Polarisationsapparat WW. Schematische Darstellung. 3 z us durch Hohrrncker gegebene Beispiel eines aktiven zwei- achsigen Kristalls mit negativem Charakter der Doppelbrechung B und entgegengese tztem Drehungsvermögen von ungleicher Stärke in. Richtungen der optischen Achsen wird ee dargestellt - 10. W.. ‘an einer basischen Platte aus einem zusammen- ögen, SO beobachtet man im einfarbigen iten Licht Zw iächen gekreuzten Nicols an den Stellen, wo @ enantiomorphe Individuen übereinander liegen, zwei en Seakler Kurven: ı. die Hauptkreise gleicher Phasen- =(v=1,2...), die auch im Interferenzbilde jedes u n ker erscheinen, und 2. die vier Br 2 " Quarzkrisal ‚die Berührungstläche von Teilkristallen mit TI 836 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 11. Juli die vom Mittelpunkte des Gesichtsfeldes ausgehen und die Richtungen P, A in denselben Punkten schneiden wie jene Kreise. Auf diesen beiden Kurvenscharen herrscht die Helligkeit H= o, weil sie die” 2 Spuren der Wellenpaare enthalten, die sich beim Austritt aus der Platte zu einer nach P geradlinig polarisierten Welle zusammensetzen. Im zirkular analysierten Licht werden diese Kurven die Hellig- keit H—=+ darbieten. Wie O. Gar gezeigt hat (a. a. O. 726), be findet sich dann aber in dem durch hinreichend dünne Platten er- zeugten Gesichtsfelde noch ein drittes Kurvensystem mit diesem Werte der Helligkeit. Es besteht aus je zwei konzentrischen Kreisen zu beiden Seiten der Kreise, für welthe die Phasendifferenz A ungerad- zahlige Vielfache von = beträgt, A=7, 37, .... Auch auf dieser Schar liegen Spuren ‘von Wellen, welche die Platte geradlinig polarisiert verlassen, aber die Neigung ihrer Polarisationsriehtungen gegen P ist stetig veränderlich: in den Schnittpunkten der Kreispaare mit den Ayschen Spiralen wird sie gleich 0; auf jedem Kreise dreht sie sich von einem Schnittpunkte zum folgenden um 180°. O. Garz fand, daß insbesondere das Kreispaar, das den Kreis A=r umgibt, nur dann auftreten kann, wenn der Elliptizitätswinkel J der elliptisch polarisierten Wellen €,, €, in den Fortpflanzungsrichtungen, die zur Phasendifferenz A=7 gehören, die Bedingung erfüllt: 2%s+r; der Winkel 9 steht mit dem auf S. 821 eingeführten Verhält- nis k der Halbachsen jener Ellipsen in der Beziehung: tg SH Demnach können innerhalb des ersten Hauptkreises = 1,4? r), dessen Helligkeit gleich $ ist, drei Gebiete mit Helligkeiten < FZunter schieden werden. Sehr deutlich werden durch Taf. VIL, Fig. 5 die, für den zentralen Teil des Gesichtsfeldes charakteristischen Pun und Kurven geringster Helligkeit an einer Kombination von Rechts und Linksquarz mit einer Plattendicke von je 1.04 mm in eine Polarisationsapparat N’ X; veranschaulicht: Es folgen auf die beiden dem Mittelpunkte benachbarten vollkommen dunklen Punkte 2 dunkle Kurvenstücke, die an dem Durchmesser A schwach geknickt sind; daran schließen sich in den Quadranten (or) und (ul) dieht vor dem Kreise A—= 2r noch zwei dunkle Bogenstücke. Wird die doppelte-Plattendicke 2.08 mm gewählt, so ist der Knick der dunklen Kurven an der Grenze A zwischen den oberen und unteren Quadrantelt nicht mehr wahrzunehmen (Taf. VII, Fig. 6). = Wenn die Plattendicke wächst, wird der von dem Kreispaar zit : H=} gebildete Ring enger, bis er vollständig verschwindet, SO» er Ei; die Fortpflanzungsrichtungen, die dem Kreise A — r entsprechen; in. 5 den durch die Bedingung 2%>4r gekennzeichneten Winkelraum rücken. Diese Bedingung wird schon erfüllt durch eine Platten Be - Liesisch: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen 837 von 3 mm. Denn O. Gars hat hierfür die Kurven der Helligkeit # konstruiert (a. a. O. 731, Fig. ı4) und dabei das zuA=r benach- barte Kreispaar nicht mehr angetroffen. Seine Konstruktion bezieht sich auf eine Kombination, in der auf eine linksdrehende Platte eine rechtsdrehende folgt; vorausgesetzt wird rechtszirkular polarisiertes und geradlinig analysiertes Va-Licht. Daraus ist in Fig. ı ı der zentrale Teil des Gesichtsfeldes ent- nommen. Die Kurven mit H= + inner- halb des Kreises A= 2r werden durch ausgezogene Linien angedeutet; außerdem sind die-Punktea,, &. +. mt H=0 | und d,, d,, ... mit H= ı eingetragen. En er u Für alle hier in Betracht kommenden E; - Be 14. Eine linksdrehende Quarz- Interferenzerscheinungen gilt, daß sie wie EN ice unter einer rechtsdrehenden nei einfachen Platten durch eine Drehung | je 3mm Dicke. Polarisations- Ne apparat P,Ne. Nach O. Gar. in ihrer Ebene um 90° mit der komplemen- = tären Erscheinung zur Deekung gelangen. ' Bleibt der Polarisationsapparat ungeändert, so bewirkt eine Ver- tauschung der Plattenfolge mit der entgegengesetzten, daß die neue Figur symmetrisch zur ursprünglichen liegt in bezug auf die Pola- Tisationsrichtungen im Glimmer. Könnte das Vorzeichen der Doppel- var hung B wechseln, so würde die komplementäre Erscheinung ent- Stehen. ö Durch Drehung des Glimmerblättehens in seiner Ebene um 90°, ' durch den Übergang von einer linksdrehenden Vorrichtung 4; east PD, zu einer rechtsdrehenden A, oder P,, erhält man die kom- Plementäre Interferenzfigur. Dagegen bleibt die Erscheinung unge- ; ändert, wenn man durch Parallelverschiebung des Glimmers vom zir- kular analysierten zu dem gleichsinnig zirkular polarisierten Lichte oder umgekehrt übergeht. B2 Für ‚die Lage der zum Mittelpunkte benachbarten vollkommen | Punkte in den Sektoren des Gesichtsfeldes und für den Win- nn der spiralförmigen Kurven geringster Helligkeit ist der in der olge vorangehende Kristall maßgebend. Es gelten für gerad- Polarisiertes und zirkular analysiertes Licht MA; oder MA, die die Tabellen auf S. 8 30 ausgedrückten Beziehungen, aus denen Vorzeichen der Doppelbrechung ® und der Sinn des Drehungs- S € gleichzeitig bestimmen lassen. : i 838 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli 1918. — Mitt. vom 11. Juli I i Zur. Beobachtung von Interferenzerscheinungen an übereinander- liegenden enantiomorphen Individuen eines optisch zweiachsigen Kristalls zwischen gekreuzten Nicols sind vorzüglich geeignet Doppel-. zylinder aus basischen Platten von Links- und Reehtsquarz, die dureh einseitige Kompression in Platten senkrecht zur ersten Mittel- linie deformiert werden. Auf Taf. VII ist dargestellt, wie durch waeh- senden Druck allmählich die dunklen Hauptkreise gleicher Phasendiffe- renz in Cassınische Ovale und die vierfachen Aıryschen Spiralen in zwei Doppelspiralen übergeführt werden. Die Fig. 2, 3 entstehen, wenn die linksdrehende Platte zuerst von dem eintretenden Lichte getroffen wird; Fig. 1, 4 beziehen sich auf die entgegengesetzte Platten- folge. Die Druckrichtung fällt in Fig. 2—4 mit der Polarisations- richtung A des aus «lem Analysator tretenden Lichtes zusammen; in Fig. ı halbiert sie die Quadranten (or) und (ul) des Gesichtsfeldes. An dem schwach gepreßten Doppelzylinder von je 4 mm Dicke, der zur Aufnahme von Fig. 2 gedient hat, beginnen die Aıryschen Spiralen sich in der Weise auseinanderzuziehen, daß die beiden auf einer ‚Seite des zur Druckriehtung senkrechten Durchmessers gelege- nen Spiralen zu einer Doppelspirale vereinigt bleiben, die nun von der auf A gelegenen Spur einer optischen Achse ausgeht. Durch Erhöhung des Druckes ist Fig. 3 entstanden; die Umkehr der m ch folge erzeugt ein Bild (Fig. 4). das zu Fig. 3 spiegelbildlich nach © und A liegt. Ein Zylinderpaar von je 6 mm Dicke gestattete dureä noch stärkeren, in. der Diagonalrichtung von (or) und (w/) ausg Druck das in Fig. ı wiedergegebene Bild zu gewinnen. ° In jedem Falle bleiben die Interferenzerscheinungen zentrisch Sy“ metrisch, und der Windungssinn «ler Spiralen bezeichnet stets den Sinn des Drehungsvermögens in der Platte, die der Lichtquelle zu gewendet ist. — a r : i Herzlichen Dank sage ich Hrn. Wırıy BErGEr in Magdeburg Ei er vorzüglich gelungenen pl ıotographischen Aufnahmen, von denen er hen Herstellung der T. afeln V—VII benutzt wurde Erklärung der Tafeln. Ale Aufnalimen sind im konvergenten Natriumlicht ausgeführt worden. Taf V. laser aus Linksquarz senkrecht zur optischen Achse. Fig. ı. Plattendicke o. 5 mm. Im geradlinig polarisierten und linkszirkular analy- sierten Licht. | = Fig. 2. Plattendicke ı mm. Desg ig. 3. Plattendieke 3.05 mm. Er Fig. 4 ‚Plattendicke 3.05 mm. Im Zend ea und rechtszirkular Taf. VL. Elöisch begrenzte basische Platten aus en uarz, gepreßt in einer. zur hen Achse senkrechten Richtung, die in den Figuren von links nach rechts, BR 1 1A lieg ; im geradlinig polarisierten und linkszirkular analysierten Licht. ne 1; ‚Plattendicke 2.16 mm pannung am Rande 1 Zylinders. % 8. 4 bis 6. Stärkere Spannung in der Mitte des Zylinders unter drei a Drucken. ı Tal, vir | äh ee aus ; Üereinandertiegenden v2 ua u einseitige rer Plattendicke je ve mm. 4 ie Rechtsquarz folgt Linksquarz. Plat attendicke je ymm. ) tte aus Rechts- rs Eiääeauen. zeudlinig Be | n Lie ne e je 1.4 mı a Sitzungsber. d. Berl, Akad. d. Wiss. Taf. V. Phot w W Berger 1918 5 IeBisch: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen. Sitzungsber. d.,Berl. Akad, d. Wı Taf. VI. Lassısch: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. Taf. VII L IEBiScH: Über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen. e oder auch in a ee ie rache ode Sollte eine Aa, TE Verätent werden lichung dem redigierenden Sekretar vor der Ausgabe in den akademischen Schriften zur Kenntnis se so hat s. I ee, aus diesen zu entfern der Verfas einer aufgenommenen wissen. ehe erg hehe anderweit en» beabsichtigt, als ihm len nach den gel- tsregeln ee so bedarf er dazu der Ein- willigung Eu Gesamtakadem Gedächtnisreden anderw ik zu veröffentlichen, ist den Verfassern RER aigee tet. Aus $ 21, Die Sitzungsberichte ee. in einzelnen Stücken in der Regel manage acht Tage nach en Sitzung. Aus $ 22. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die n der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mittei- und über die zur = eröftentlichung geeigneten ge- zer hie ana eleg enheiten. ; n Titeln der wissenschaftlichen Mitteilungen Hin ee = ee Übersicht kurze Inhaltsangaben derselben, wel die Verfasser einreichen, und für welche sie ver- sich en Diese Inhaltsangaben sollen sich der Regel auf 5—6 —n beschränken, RT 10 Zeilen ie ie nicht in den Schriften der Akademie erscheinenden Mitteilungen werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei den für die Altunditagpen bestimmten wird »(Abh.)« zugefügt. Wissenschaftliche Mitteilungen fremder Verfasser werden in dem Bericht über diejenige Sitzung au ae in welcher deren Aufnahme i in die akademischen Sehrifte endgültig beschlossen wird. a EEE Au are einer in einer akademischen Sitzung r Aufnahme in die en erenen zu- a: ee welche am nächsten Donnerstag gedruckt erscheinen — muß der Regel nach ” der Sitzung selber, spätestens bis ee 10 Uhr m Eier gg dem redigierenden re oder der Reichsdruckerei druck- ee zugestellt werden. E ee Musikkeigde verden, mit dem Präsentationsvermerk des redigierenden Bar pe des Archivars verschen, für ein späteres Stück zurückgelegt. Dasselbe kann von vornherein mit Miteilungen er Ep deren Satz aus rrgrug Gründen no ee erwarten läßt, oder welche den en $$3 un enthaltenen ee Rue eng Die Re ibenikereh versendet an ätestens am Montag Abend « © Korrekturen an die hier wohnenden oder an- en ve rfasse eh an die Mitglieder, welche die iktei ünscht = och = mit der Korrektur =. Person evision les muß sie die Korrektur bereit« Dienstag früh an er Brick Brise Wird die t halten, ese es zu vi wenn die Misitise in einem ee Stück bie Nach _ werden Korrekturen nur auf Verlangen versandt; die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Aielung _. t Tagen. Fremden Verfassern, deren Korrektur noch dem un a zur mer untere werden m n, schei am ten Ausgabetage green we zu- Tea sure j N Die Akademie behält sich echt vor, von einer ver- oh nn eine ee Ah lage zu veranstalten, Abhandlungen der Akademie Abhandlungen. Jahrg. 1916: © Chronik von Arbeln (1915, 6) - Physikalisch-mathematische Klasse . ; ne " : AM 9.50 Philosophisch-historische Klasse u : . » 371. Abhandlungen. Jahrg 1917: ° ysikalisch-mathematische Klasse . . . . ; M 15.50 eier Klasse es i ? er „DI Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1915—1913 Physikalisch-mathematische Klasse M. Aka und E. Truser: Aus der an ernten auf Teneriffa. I. Ziele und Aufgaben w. er Station sowie erste Beoba n an den auf gehaltenen Schimpansen 195,2) KA 1— Keen. Aus der " Authropeidensttion auf Tenerife. H. eu tische essen am Schim- Hs... sen und am ag -. 1915, 3). » 3.— B: und E. Barız Embryonalhällen und Plazenta von Puforius furo «191 4). „Be Beam: inige Betrachtungen über die ältesten Säuger der Trias- und Liaszeit ai, 5) » Bi a zu zur Entwicklungsgeschichte der Hochgebirgsfloren ( r: » 8,50 : Aus der „Änthropoidenstation auf ee 1. . Intelligenzprüfungen an Anthro- poiden. I. (1917 9.50 (DEYER-HaRrz: Die Intr traparietalnähte (1917, ae, = Neue Elemente der innere a disıs, ). » 1 : Ans der Anthr rer er Teneriffa. IV. Nachweis einfacher Strukturfunktionen ir Schömpansen und beim Haushuhn (1918, ». eg Philosophisch-historische Klasse = ', Zür Geographie der altenglischen Dialekte 1915, 4). ee ee Bee und Studien in den Ruinen von m Palenque a9, >. ee » 1 Diers: Philodemos a Götter. r ö B. Morırz: Beiträge zur Geschichte des Sinaiklosters im Mittelalter nr arabischen Quellen as, D) W. Scuusrine: Das Mahänisiha-Sutta (1918, 5 G. Herameren: Handschriftliche Studien zu Meletius agıs, 6) i H. Gressvass: Vom reichen Mann und armen Lazarus (1918, 2 Erstes Buch (191 AM A Drittes Buch. 1. y echischer Text (1916, 4 350 rittes Buch. IH. Erläuterung des Textes 1916, 6) Ba: GoLDZIHER: Stellung der alten islamische n Orthodoxie zu den antiken Wissenschaften 95, 5) / . vos Harnack: Porphyrius »Gegen die Christen« (1916, 1) . ne: SELER: Die Qnetzuleontl-Fassaden » Bicni tekischer Bauten di916, 2). -» 9 Grarves-Scuuchuarpt: Leibni _ ildnisse (1916 » C. BrockELMAnN: Alr’s Qissa’i Jüsuf, der un Vorläufer der osmanischen Literatur (1916, >: » Du E. WenkeBAoH: Pistduslinische Fe ntare zu den Epidemien des ——- eu I »S Erpmann: Die Idee von Kants Kritik der Beier Vernunft ach 2 ... Serer: Die Ruinen von ee nn ;8: » 19.- Erwan: Römische Obelisken (1917 A): . » 2 H. SchÄrer: Nubische Texte im Dialekte der Kundizi (1917, 5). » 14 W.Base: Vom Köktürkischen zum Osmanischen. 1. Mitte ee doi, 9. „3 Dies: Über die von Prokop beschriebene Mberabe von Gaz Er a: „2 Srumer: Die Attribute der Ges es er 9. » 350 Srumer: Empfindung und Be «91 „4 Diers und E. Scuraum: Herons Belop eier (Scheifi vom Seschützbau) asıs, 2) » 8 G. Mörter: Zwei-ägyptische Eherertr Berk aus vorsaitischer Zeit (1918, 3). » 350 Sitzungsberiehte der Akademie ee ee Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1918 E. Freusorion; Über die singulären Stellen der Lösun ıgen des n-Körper-Problems. 1. Mitteilun ACKEN: Über die Grenzen der ante zwischen Kaliumchlorid und Narriumehlr ISCHER und G. Anger: Synthese des Linamarin ; Heussa: Über milde Win ter RRENS: Zur Kenntnis einfacher mendelnder Bastarde B Meissyer: Ein = twurf zu einem n neubabylonischen Gesetzbue sie WarBuRs: Über den Ener mn bei i photochemischen Vans in Gasen. VI Srumpr: Die uk der ER KR. EyER: An Crinög. Ein altirische Gedicht an eine 10 Syneisakte WACKERNAGEL: er nisches nee G.B —n P. S. Ersten: Über d e Struktur des Phasenraumes bedingt periodische Systeme eg Der en in der — Relativitätstheorie H. Wert: een en Elektrizit Horz: Über. un mat des endotarülinischen Gedichts ir. "Mareionem: E. Sırs: Ein cher Name für To 3 ee . W. K. Mörser: Toxri Eos Kalkan (Ran) (hie ru Taf. I u dm c. Ve n eine allgemeine Beziehung der Aldehyde zu er alkohölischen Gärung und den vorgäng, Ben... = .M. Boss: ton die Maxwerısche Ds: iehung ee Brechungsindex und Dielekerieiätskonstante, x und über eine Methode zur ee der Ionenladung in Krist > VER: ande. VIH vox Harsack: Der Spruch arg Petrus als den Felsen der Kirche (Matth. 16,1 1 RNACK: Der Spruc 7 ö >: STRUVE: eg der Uhrwerke an or ee der Babelsberger Stern 5 ber die Störun der Ba Egg schen: Kometen in rar Marke 1887 M. Born: Die elekt tromagneti SM er Krista voN ee, Detertragmene En der Papyrussammlung der Kgl. 1. Museen . zu AERTRIN ee von Rlıodos 304 v. Chr. Griechischer Rn d SW in t W.ScauLze: u = Wort Fapyrın ae Ne, (en ; I nn a femsslinche Erzählungen ELLMANN: Über die nächtliche A en, ie ee ae un bodennahen Luftschicht BiSschH: Über ans mit optischen een. hierzu Taf. a 5 1918 XXXIX SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Gesamisitzung am 17. Oktober. (S. 541) Burvacnh: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache. (S. 845) K. Meyer: Zur Metrik von Saltair na Rann. (S. 874) Adresse an Hrn. Carr Srumpr zum fünfzigjährigen Doktorjubiläium am 13. August 1918. (S. 888) Hermann: Über warme und kalte Sommer. (Mitteilung aus der Sitzung der phys.-math. Klasse vom 25. Juli.) (S. 891) BERLIN 1918 VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN - IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER 2 “Aus dem Reglement für die Redaktion der akademischen Druckschriften a. ie Akademie gibt a; $ 41,1 der Statuten zwei rteufende we se gerne heraus: ee Her Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften« und ee der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften h Aus 82. Er in die Sitzungsber nn = die Abhand Hungen a, Mitteilung muß in aka- ‘mischen Sitzung vorgelegt e werden, klei in der Mes \icht- N: mitglieder haben hierzu die Vermitte lung eines herein Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen een 83. *- Der Umfang einer aufzunchmenden Mitteilung soll in der Sarg in den Sitzungsberichten bei Mitgliedern 32, vi d.der gewöhnlichen Schrift der Abhand- dungen Be en Überschrei itung dieser Grenzen ist nur mit gene der Gesamtäkademie oder der betreffenden Klasse: statt- aft und ist Rei Vorlage” der Mitteilung ausärfcklich zu ». Baßt Umfang eines Manuskripts ver- rlich sein werde, hat vorlegende Mitglied cs vor dem Einreichen pn sachkundiger Seite auf seinen mutmaßlichen Umfang in Druck abschätzen zu lassen R h t zmuten, daß diese ae ng erforde , Y $4. ;s Sollen einer Mitteilung Albilduigen im Text oder auf ee Tafeln beigegeben werden, so sind die {Zeiehnungen,. photographische Original- ıfnahmen ee Are mit dem Manuskript, jedoch ıf en züreich: Bra er ei die Verfasser zu tragen. Sind diese Kosten ber al are erheblichen Bewag zu veranschlagen, so cffenden Vorlagen m eines en an den vorsitzenden Sekretar zu Fichten, dann — im Sckretariat vorzuberaten und . in der (esamtakademie zu verhandeln. ", Die Kosten der Vervielfiligen üb die & übernimmt demie. Über | ark, ist Vorbersun das Se kretariat 5 Er er v ee, und Be des onsikeaieen u fertigen. zur an den zuständigen Sekrctar oder an d n Archiva a der Mittel ‚ und zwar, wenn — Bier es ten are ’b; na tteilungen v erfassern, . der eine sollen der = ne ‚Asch nur in d gsberichte aufgenommen ii die mern a . Bes durch di gr ‚Hersllung der. Vorlagen haben in . => gerie se er ist vor der Herstellung der bei lung in die Fe / ‚ler en nden Mit- | und ee nach rechtzeitiger Anzeige 2 0 Exemp ‚ welche. a Mi een abziehen lassen Beschließt eine Klasse die Aufnahme der Muciung a Niehtmitgliedes _ dieser Beschlu B der keinem Falle vor ihrer ee auf 3.3 des RT: Aus $ 6. > ie an die Druckerei abzuliefernden Manus uskripe müssen, wenn es sich nicht blo Veri Fremde haben voller oh Mitglied einzusenden. Die Korrektur sall nach Möglichkeit nıcht über die Berichtigung von Driektchlern : Amfä S re] u hen € EEE er 5 #3 nn & = = ru gier te Sekretars vor der Einsendung an die und die Verfasser rg zur Tragung der entatehendlehe nen kosten verpflich s$8. = v on allen in die Stzungebericht e oder Abhandlungen aufgenommenen wissenschaft lichen Mitteilungen, Reden, ; a Adressen oder Berichten EEE es } ng wissensehaftlichen Miteilungen, wenn deren Umfang JR ruck 4 Seiten übersteigt, dien Buchhandel Sonder abdrucke hergestellt, die alsbald nach Erscheinen aus & gesehen ‚werden ren A d 7 alla © a für > Buehhandel h: rt indes nur dann, wenn die Verfasser sich ausdrücklich damit einverstanden erklären. 89 n den Sonderabdrucken aus den Sitz ange releher Mitglied ‚ler Aalen a ein Verfasser, w und dürfen nach ar Anzeige bei dem “ gierenden Sel weitere 200 Exemplare auf ihre eos . abzichen Von lassen. den Sonderabdrucken aus den Abhandlungen gezeigt hat; wü Abdrucke zur Verteilung der nn. der Gesamtak den Klas I Nickuniglieden erhalten 30 Tel gierenden Sekretar weitere 10 em ”n 519. Eine für die akademischen = stimmte wissenschaftliche Stelle. ER . es auch s41 SITZUNGSBERICHTE 1918. XXXIX. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 17. Oktober. Gesamtsitzung. Vorsitzender Sekretar: Hr. Pranck. *]. Hr. Drasennorrr sprach über die Mainzer Jupitersäule. Die Säule wurde als ein besonders wichtiges Denkmal der religiösen Vorstellungen der römisch-germanischen Grenzbevölkerung gewürdigt und in einen bestimmten Mo- numentenkreis eingeordnet. Eine Deutung aus rein römischen Vorstellungen heraus erzwingen zu wollen, ist methodisch nicht berechtigt. Kunstgeschichtlich ist das Denk- mal bisher noch nicht so ausgenutzt, wie es als eines der reichsten, dazu fest datierten Monumente des römischen Germanien verdiente. Eine gewisse Verwandtschaft mit den älteren Trierer und Neumagener Skulpturen ist unverkennbar. 2. Hr. Dırıs legte eine Abhandlung vor: Philons Belopoiika _ (Viertes Buch der Mechanik) griechisch und deutsch von H. Dırıs und E. Scnramm. (Abh.) . Die Neuausgabe der Philonischen Schrift, die ein Seitenstück zu der in den Abhandlungen 1918 (phil.-hist. Kl. n. 2) erschienenen Bearbeitung von Herons Belo- poüika bildet, gibt den griechischen Text in einer neuen Rezension und eine durch zahlreiche Textbilder und Tafeln erläuterte deutsche Übersetzung. cz nn r 3. Hr. Burnach legte eine Abhandlung vor: »Die Entdeekung des Minnesangs und die deutsche Sprache.« Die Entdeckung des Minnesangs durch Bodmer und die Romantik war ein lite- rarisch-ästhetischer Vorgang von literaturpädagogischer patriotischer Bedeutung, zugleich eine sprachgeschichtliche Wendung, die von der Poetik und der Theorie der Dichter- . Sprache aus neue Ausdrucksmittel für die werdende deutsche Dichtersprache schuf. Die Minnesängersprache hat zusammen mit der Sprache des Volkslieds, der englischen Ballade, Hans Sachsens und Luthers dem dichterischen Ausdruck bei uns eine größere Syntaktische Beweglichkeit zurückgewinnen und Kanzleisprache wie französischen tismus überwinden helfen. A a De 1 4. Hr. Erman überreichte das Manuskript seiner in der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 29. Juli 1915 gelesenen tn: Reden Rufe und Lieder auf Gräberbildern des alten Reiches«. (Abh.) Sitzungsberichte 1918. | & 842 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 5. Hr. Kuno Meyer legte eine Untersuchung der Metrik des irischen Gedichtes Saltair na Rann vor. Nach einer Schilderung der allmählichen Entwicklung des deb/d--Metrums von rohen Anfängen zu höchster Kunstfertigkeit wird die Behandlung von End- und Binnen- reim, Alliteration und Bindung bei dem Verfasser der Dichtung eingehend besprochen. 6. Hr. Dırıs legte eine Abhandlung des Hrn. Prof. Dr. Cur. JENSEN in Königsberg vor: Neoptolemos und Horaz. (Abh.) Philodem bespricht im fünften Buch seiner Schrift TTeri rroinmATaNn (Pap. Here. 1425) Lehrmeinungen hellenistischer Schriftstel'er über das Wesen des guten Dichters und des guten Gedichts. Es wird nachgewiesen, daß die ersten zwei Fragmente und acht Kolumnen und die Kolumnen ı1—13 eine Kritik von Lehrsätzen des Neoptolemos von Parion enthalten, die Philodem in zwei verschiedenen Quellenschriiten fand. Der Wortlaut der Kolumnen läßt sich fast ganz wiedergewinnen, zum Teil mit Hilfe neuer Lesungen. Es ergibt sich, daß Horaz n’cht nur die Hauptlehren, sondern auch das Dispositionsprinzip seiner Epistel über die Dichtkunst einer Prosaschrift des Neoptolemos entnommen hat. 7. Hr. Burvpach überreichte eine Mitteilung des Hrn. Prof. Dr. Aızert Leitzmaswu in Jena: »Die Entstehungszeit von Goethes Episteln.« (Ersch. später.) Goethes Episteln sind nicht, wie man bisher meinte, im Herbst 1794 auf Schillers Anregung für dessen Horen verfaßt und an ihn gerichtet, sondern entstanden schon im Sommer und Herbst 1793, gleich den Römischen Elegien und den Venezianischen Epigrammen ein unmittelbarer Nachklang italienischer Eindrücke. Der von v. LOEPER als »Verse auf Friedrich den Großen « zuerst veröffent ichte Epist-lentwurf bezieht sich vielmehr auf den Tod Kaiser Josefs IL, bei dessen Augsburger Leichenfeier Goethe am ı8. März 1790 zugegen war. 8. Hr. Eıssteis legte eine Arbeit des Hrn. Prof. Dr. Leon LicaTEN- stein in Berlin vor: Über einige Eigenschaften der Gleich- gewichtsfiguren rotierender homogener Flüssigkeiten, deren Teilchen einander nach dem Nrwronschen Gesetz anziehen. (Ersch. später.) | In der vorliegenden Arbeit werden einige allgemeine Sätze über die Gleich- gewichtsfiguren rotierender homogener Flüssigkeiten, deren Teilchen einander nach dem Newrosschen Gesetze anziehen, abgeleitet. Es wird insbesondere gezeigt, daß jede f ene hat e Winkelgeschwindigkeit kann die von Poıncar& angegebene Schranke Y2r#J unter. ” die Gausssche Gravitationskonstante, unter f die D.chte verstanden, nicht erreicheD- Diese Eigenschaft gilt auch dann, wenn angenommen wird, daß die Flüssigkeit den der Kristalleigenschaften mit Hilfe Bonscher Atommodelle. (Ersch. später.) f Boursche Ionenringsysteme im regulären Kristallverband liefern anler = - Couzomgschen Anziehungskraft eine mit der (— 6)ten Potenz des Gitterabstandes 1 nehmende Abstoßungskraft. Daraus berechnen sich die Gitierabstände der Rn vom NaCl-Typus im Einklang mit der Erfahrun | 8- Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 843 10. Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Hrn. W. Scuurze in der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 25. Juli vorgelegten Arbeit von RoBERT Perxissıer: Mischär-tatari- sche Sprachproben in die Abhandlungen. Die Texte, deren Herausgabe Hr. Prof. Baxs übernommen hat, sind Herbst 1912 im Gouvernement Tambov aus dem Volksmunde aufgezeichnet worden. ROBERT PELISSIER selbst ist am 13. September 1914 als Jägeroffizier vor dem Feinde gefallen. 11. Das ordentliche Mitglied der philosophisch-historischen Klasse Hr. Sıuner hat am 13. August das fünfzigjährige Doktorjubiläum ge- feiert; aus diesem Anlaß hat ihm die Akademie eine Adresse gewidmet, welche weiter unten abgedruckt ist. 12. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: das mit Unter- stützung der Akademie gedruckte Werk K. Dönrıse, Buddhistische Tempelanlagen in Siam. Textbd und Tafelbd ı. 2 (Berlin 1916), das mit einer Unterstützung aus der Borr-Stiftung gedruckte Werk Candra- Vrtti, der Original-Kommentar Candragomin’s zu seinem grammatischen Sütra. Hrsg. von B. Liesıca (Leipzig ı918) und das von dem korre- spondierenden Mitglied Hrn. HıLnEBRANDSSON in Uppsala eingesandte Werk Rösultats des recherches empiriques sur les mouvements generaux de l’atmosphere (Uppsala 1918). 13. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen haben bewilligt: die physil athematische Klasse für die von den kartellierten deutschen Akademien unternommene Expedition nach Teneriffa zum Zweck von lichtelektrischen Spektraluntersuchungen als fünfte Rate 667 Mark; Hrn. Prof. Dr. Frieprıcn Danı in Berlin zug Erforschung der Spinnenfauna des südöstlichen Teils der Provinz Schlesien 500 Mark; Hrn. Prof. Dr. Arkırn Jonssen in Kiel zur Beschaffung einer Gaedeschen Quecksilberluftpumpe behufs Ausführung kristallographischer Unter- suchungen 2000 Mark; Hrn. Prof. Dr. Anorr Scnmipr in Potsdam zur Fortführung seines » Archivs des Erdmagnetismus« 2650 Mark; £ die philosophisch-historische Klasse für das Kartellunternehmen Er der Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge 300 Mark; für das vom Kartell der deutschen Akademien unterstützte Arabische Wörter- buch des Hrn. Prof. Dr. Aususr Fıscuer in Leipzig als erste Rate 800 Mark; a Hrn. Pfarrer Dr. R. F. Merxe in Gustenfelden bei Schwahach-Nürnberg = zur Herausgabe seiner Arbeit über Leibniz und die Chinamission g9oo Mark. Q _ Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Allerhöchsten Erlaß vom ı. August 1918 die Wahlen der ordentlichen Professoren | er Philosophischen Fakultät der Universität Berlin Geheimen Re- n 72* 544 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 gierungsrats Dr. Karı HEıver und Dr. Eruarp Scuamipt, des Direktors des Astrophysikalischen Observatoriums bei Potsdam Geheimen Re- , gierungsrats Professor Dr. Gustav Mürzer und des ordentlichen Professors in der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin Geheimen Medi- zinalrats Dr. Runor.r Fıck zu ordentlichen Mitgliedern der physikalisch- mathematischen Klasse zu bestätigen geruht. Das korrespondierende Mitglied der philosophisch-historischen Klasse Hr. Wıruerm Ranprorr in St. Petersburg ist gestorben. Burnacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 845 Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache‘. Von KonrAp BurvachH. L, Den altdeutschen Minnesang rückten in den modernen Gesichtskreis an der Schwelle des 17. Jahrhunderts historisch-kirchenpolitische und ntiquarisch-rechtsgeschichtliche Interessen einiger patriotischen Ge- lehrten: der polyhistorisch betriebsamen südwestdeutschen Juristen- Trias Freher, Schobinger, Goldast. Die grundlegenden Textpublikationen Goldasts beschränkten sich demgemäß auf einzelne Kampfsprüche, na- mentlich Walthers von der Vogelweide, für die Rechte des Kaisers gegen die Übergriffe des Papstes, und auf die Ausgabe dreier Lehrgedichte über ritterliche Moral und Lebenskunst (König Tirol’, “Winsbecke’, "Winsbeckin’). In Goldasts einzelne Worte und Begriffe erläuternden sachlich-sprachlichen, vielfach etymologischen Anmerkungen tauchen unter den als Belege mitgeteilten Versen und Strophen mittelhoch- deutscher Epik und didaktischer Lyrik (wie etwa des Marners Lob- Spruch auf die Scham) hin und wieder auch Stücke aus eigentlicher Minnepoesie auf. Den ersten Klang der erotischen Leier Neidharts von Reuental, den typischen Natureingang eines Winterliedes, vernahmen Goldasts Leser, weil darin das wirtschaftsgeschichtlich interessante Wort uobe vorkommt®. Und auch aus Walthers wundervollem Schwanenge- ang, dem an Österreichs Ritterschaft gerichteten kaisertreuen Kreuzi- Sungsaufruf im Gewande einer tiefsinnigen, zugleich ganz persönlichen nd ganz allgemeinen Palinodie des höfischen Weltlebens”, empfing man el z ' Die vorliegende Minnesang-Studie ist eine Fortführung der in der Mitteilung vom 2. Juni 1904 (s. das Referat Sitzungsberichte 1904, S. 933) vorgetragenen Unter- Suchung “Über den Ursprung des höfischen Minnesangs, Liebesromans und Frauen- enstes’ und dient dieser, die in einem der nächsten Hefte der Sitzungsberichte zum vollständigen Abdruck kommen soll, als Einleitung. ® Zur Schlußstrophe des Winsbecken V. 4: Goldast, Paraeneticorum veterum u I, Insulae 1604, S. 437f. (im Abdruck bei Schilter-Scherz, Thesaurus antiquitatum -eulonicarum, Tom. II, Ulmae 1727, S. 40). * Vgl meine Darlegung Sitzungsberichte 1903, S. 612f. 846 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 damals einen Vers (Lachmann S.125,6) nur weil in ihm von den ‘Hufen der Herren’ die Rede ist. Diese frühesten modernen Liebhaber der altdeutschen Minnepoesie sehen sie durch die Brille einer Gelehrsamkeit, die unliterarisch, ohne psychologische Fragen aufzuwerfen, lediglich um die Realien und deren sprachliche Benennungen sich kümmert und den inneren Gehalt alt- deutscher Verse nur mit konfessionell-religiösem, politischem, mora- lischem Maßstab wertet. Dem ästhetischen Reiz der alten Dichter haben sich Goldast und seine Genossen wohl nicht ganz verschlossen, mancher ihrer Strophen sogar vaterlandsstolz mit den herkömmlichen Latein- floskeln der humanistischen Schulpoetik lobende Zensuren erteilt. Aber über das eigentliche Thema dieser Poesie, die der ‘Minne, Dea amoris’ ge- weiht war, und über die feststehende eigentümliche Art seiner Behand- = lung haben sie sich kaum Gedanken gemacht, wenigstens darüber kein Wort verloren. | Im Laufe des 17. Jahrhunderts schenkten auch einzelne deutsche Dichter auf Grund von Goldasts Veröffentlichungen, die schon 1609 der | Culex-Herausgeber Friedrich Taubmann in Wittenberg mit merk- würdig freiem Blick verwertet hatte (hierin ein Geistesverwandter JoSEPH SCALIGERS), nach Opitzens Beispiel mittelhochdeutschen Spruch- und Minne- liedversen flüchtige Beachtung, gingen aber, obgleich vielfach selber der erotischen Lyrik beflissen', an dem künstlerischen und gesellsehaftlichen | ! Hofmann von Hofmannswaldau, Deutsche Übersetzungen und Getichte (Breßlau, Feillgibel 1679), Vorrede: darin eine Theorie und allgemeine Geschichte der Poesie, vom hebräischen und klassischen Altertum durch das europäische Mittelalter, die Renaissance bis zu den modernen europäischen Literaturen. Auch von der Di tung der Wilden redet er und übersetzt in gereimten Versen jenes “indianische [ba Silianische] Schlangenlied aus Montaignes Essais, das Goethe zweimal (Weim. 4,320.335 5 2.Abt. 202. 210; Jub. 3, 277. 387f.) nachgedichtet hat. Über die Anfänge dr modernen Geisteskultur bietet er folgenden guten Satz: ‘Ja es hat die Wissenschaflt 3 so gar lange in dem Christlichen Europa unter der Banck gelegen, sich nicht eher E hervor thun können, biß Dante, Petrarca und andere, deren Gehülffen, mit ihrer Poesie hervorgerucket, daß also zu sagen, solche daselbst gleichsam der anderen Wissenschaften Amme, wo nicht Mutter, worden ist.’ Er erwähnt, daß manche © kai SRS-ArLE “von den Provenzalen (welche, so wol zu verwundern, die Poesie viel I lange Zeit unter ihren Troubadours alleine gehalten, und von denen ein gelehri@l n Mann meldet, daß sie mehr Poeten als alle andern Völcker zusammen haben sollen) a herleiten, ‚die er selbst freilich auf die Hebräer und die Arabische Sprache : führt. ine verhältnismäßig eingehende, wenn auch mit wunderlichsten chrono“ logischen und anderen Irrtümern durchsetzte Besprechung der altdeutschen eg Proben im Originaltext und in gereimter Übertragung aus dem Ludwi DREH age Wirtzburg’, "Werner von Tufen’, “Walther von der Vogel-Weide’ zieret nu der eren Sal’), “Reinhart von Zwechin’, Herzog Heinrich von Breslau WU nennt eine beträchtliche Zahl von Minnesängern, schweigt aber über das vorne des Minnesangs zur Troubadour-Poesie. — Die verdienstliche, formell freilich PT ungeschickte Schrift von RupoLr Soxorowskv, Das Aufleben' des altdeutschen © i Burpacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 847 Problem des typischen Stoffs jener mittelalterlichen Liebesgesänge vor- über. Sie und ebenso die gleichzeitigen Verfasser von Poetiken und literargeschichtlichen Rückblicken, wie Morhof und manche andere, be- gnügien sich, darin willkommene Zeugnisse frühzeitiger heimatlicher Dichterkraft zum Ruhme des deutschen Namens und der deutschen Sprache, die nun bereits der lateinischen gleichkomme oder sie gar übertreffe, festzustellen. Das entsprach dem universalen und zugleich patriotischen Drange der Renaissancekultur. Man betonte, daß jene Minnelieder sich wohl mit antiker Lyrik vergleichen lassen und neben ihr in Ehren bestehen könnten. Man reihte sie ein in das große Konzert der in vielstimmigem Wetteifer vom Altertum zehrenden und ihm nach- strebenden Weltliteratur, das man damals mit kosmopolitischem Sinn und Wissen so gerne sich in umfassenden Übersichten vergegenwärtigte. Als dann um die Mitte des 18. Jahrhunderts der Minnesang in einer größeren Masse seiner Dichter und Gedichte nun auch dem deutschen literarischen Publikum vor Augen trat, freilich immer noch nur einer recht dünnen Oberschicht und wenigen führenden Geistern, an deren Spitze Bodmer und Breitinger standen, da wirkte er rein als eine unerwartete, fremdartige Erscheinung. Aber zugleich wie ein Naturgewächs. Bodmer, nach dem Urteil unsrer Literaturgeschichten der Be- freier unseres künstlerischen Geschmacks, der Pförtner des Tempels der modernen deutschen Dichtung, der Besieger Gottscheds', war den- noch'in vollerem Maße, als man — trotz den ihm gerade neuerdings ge- RENTE EA Sangs in der neueren deutschen Literatur, Jenaer Dissert. 1891, berücksichtigt Hofmanns- waldau nicht und bedarf überhaupt der innern und äußern Ergänzung (vgl. Franz Scrurrz, Deutsche Literaturzeitung 1907, Sp. 2949— 58). \.Der bleibt er nätürlich trotz Even Reıcner. Dessen Gottsched-Rettung kämpft gegen ein Phantom. Das längst in der allgemeinen wissenschaftlichen Auffassung feststehende Bild Gottscheds, wie es z.B. schon MıcnArı Bernays, Allg. deutsche Bio- graphie Bd. 9 (1879), S. 497— 508, auf Daxzer fortbauend, wiedergab, hat nichts mehr von der Karikatur der zeitgenössischen Polemik und aller derjenizen Beurteiler, die noch die in mancher Hinsicht lähmende Wirkung des deutschen Sprachordners und Spracheinigers am eigenen Leibe spürten und sich dagegen wehrten. Natürlich sahen sie Gottsched nicht, wie die heutige Wissenschaft es tut, mit freiem unbefangenen Überblick und geschichtlichem Verständnis, sondern einseitig und ungerecht. Gott- Sthed hat sich um die deutsche Schriftsprache unvergängliche Verdienste erworben: ‚® meinen Vortrag über die Sprache des jungen Goethe, Verhandl. d. Philulogen- versammlung in Dessau 1884, Leipzig, Teubner, 1885, S. 167 fl.; Wanıers in mancher Hinsicht Srundlegendes und abschließendes Buch und meine Anzeige dieses Buchs, Liter. Centralblatt 1898, 24. Sept., Sp. 1554—57; auch Euseen Worrr, Gottscheds ' ellung im deutschen Bildungsleben, Kiel und Leipzig, Tischer, 1895. Aber die ge- 'niale Begabung, die Tiefe des Denkens und die sittliche Vollkommenheit, die ihm der „dei allem gelegentlich unsere Kenntnis bereichernden und fördernden Einzelwissen durch dureh dilettantische Reıcreı mit einem pathologischen Fanatismus der Liebe er nic F 848 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 widmeten ergebnisreichen Untersuchungen — sich heute bewußt ist, Ahner, Vorläufer, Anreger des Kommenden, ein Spürer des neuen Gei- stes. Verstriekt noch in Rationalismus, in moralisierende Kunst- und Weltbetrachtung, belastet mit einer schwerfälligen Ausdrucksweise und den Hemmungen eines dreiteiligen, zwischen Schweizermundart, Hoch- deutsch, Französisch tastenden Sprachgefühls, aufgewachsen in fran- zösischer Bildung, in den Traditionen und Maßstäben der französischen literarischen Kritik und Theorie, gibt er ein sprechendes Beispiel für den tiefen Sinn des Wortes Entwicklung. Mühevoll, langsam, un- vollkommen nur wickeln seine Zukunftsblicke sich los aus Hüllen und Bändern, aus einem Knäuel verwirrter Gedankengänge. Seinen Ruhm verdunkelt die Tragikomödie seiner unablässigen erfolglosen poetischen Produktion, die doch im Drama! ein gewisses geschichtliches Verdienst hat, mehr noch sein belfernder Alterskampf gegen die Erfüller seiner Jugendforderungen, Lessing, Herder, Goethe, den wir als Abfall von seinem Prophetenberuf und seiner wahren Natur empfinden und in dem sich doch nur, nach einem Grundgesetz menschlicher Begrenzt- heit, der tragische Gegensatz der literarischen Generationen auswirkt. Unter Bodmers Verdiensten scheint mir aber dies das größte und noch nicht nach Gebühr gewürdigt: er ist der Vater der Minnesang- Forschung gewesen. - Nicht bloß die wissenschaftliche Rückständigkeit der Minnesinger- Sammlung Frıeprica Heinrich von per Hacens hat es veranlaßt, daß Bodmers Ausgabe von 1758 /59 auf anderthalb Jahrhunderte den (Grer- manisten unentbehrlich geblieben ist. Vielmehr drückt darin der weit- hin nachwirkende Anstoß seine Spuren ab, den jene unfertigen und irrtumsreichen Leistungen des Züricher “Kunstrichters’, mögen sie auch ! Gustav Tosrer, Bodmers politische Schauspiele, Bodmer-Denkschrift zum 200. Geburtstag, Zürich 1900, S. 117—162, bietet viel Belehrung und manch treffendes Urteil. Aber er ist im ganzen ein allzu strenger Richter. Mögen Bodmers Dramen strotzen von naiven Entlehnungen, für ihren etwaigen künstlerischen Wert ist das belanglos.. Unstreitig enthalten sie manches Goldkorn dramatischer Motiv-Gestaltung und namentlich dramatischer Sprache. Schwerlich entbehrten sie zur Zeit ihres Her- vortretens jedes Eindrucks und aller Wirkung. Und mindestens als Symptome © stimmter literarischer Tendenzen, des Umsichgreifens bestimmter dramatischer Stil- formen bedürfen sie künftiger genauerer Prüfung und vergleichender Untersuchung- ae Schiller aus Bodmers Telldramen manche Einzelheit, den Stimmungsgebalt und gewisse apologetische, lehrhafte Elemente helvetischer Färbung übernommen hat, dürfte doch von Hrn. Rowrse (Die dramatischen Quellen des Schillerschen Tell, For- schungen zur deutschen Philologie, Festgabe für Hildebrand, Leipzig, Veit, 1894 S. 255—260. 272—276) erwiesen sein. Tobler schweigt darüber leider. 4® e ist nicht ganz leicht, (den Dramatiker) Bodmer ernst zu nehmen.’ Aber e manchem bekannteren und literarhistorisch anerkannteren Drama der Zeit ist _ was uns heute zum Lachen reizt: ich erinnere an 'Ugolino‘, ‘Julius von Tare a Jugenddramen Klingers, an Lenz und selbst an ‘Die Räuber‘. | Ei Meer oder 2 Minn Burnpacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 849 uns heute verstaubt erscheinen, der späteren germanistischen Wissen- schaft tatsächlich gegeben haben, indem sie ihr auf lange Zeit die stoffliche Grundlage schufen, ja auch entscheidende Probleme und Aufgaben stellten. -Bodmer kam zum Minnesang von der überlieferten Poetik aus, die ihren Schwerpunkt im Sprachlich-Stilistischen hatte. Er sah den Minnesang daher mit den Augen einer ästhetischen Theorie, die auf praktische Wirkung zielte: im Lichte jener patriotischen Sprach- und Literaturpädagogik, die das 18. Jahrhundert gleich dem 17. aus dem patriotischen Universalismus der Renaissance ererbt hat. Es galt dabei, der literarischen Zukunft Deutschlands vorzuarbeiten, dem erwarteten und erstrebten Aufstieg zur Ebenbürtigkeit mit den an der Antike orientierten Literaturen der Nachbarländer die Bahn zu brechen, den Vorsprung dieser Nachbarn einzuholen und womöglich sie zu überholen. Es galt — ganz noch im Sinne des Renaissance- Denkens —, den schlimmsten aller Vorwürfe abzuwehren: den der Barbarei, und das Stichwort wahrzumachen, mit dem Bodmer seinen gereimten patriotischen Abriß der deutschen Literaturgeschichte (‘Cha- rakter der Teutschen Gedichte’) eröffnete: ‘Auch Teutsche können Sich auf den Parnassus schwingen.” Es galt, den Deutschen eine ehrenvolle Geschichte auch ihrer geistigen Kultur zu sichern und zu zeigen, daß sie nicht bloß herrschsüchtige, kriegsgewaltige Em- porkömmlinge seien von gestern und heute, sondern schon vor Jahr- hunderten eine zur Poesie befähigte Sprache von Kunst und Gehalt besaßen". In diese Erbschaft der Renaissance-Poetik und des humanistischen nationalen Ehrgeizes dringt jedoch ein anderer, frischerer Hauch: die neue, tiefere Anschauung von der Poesie, von der ‘Natur des poeti- schen Geschmacks’. Selbständige Geister hatten sie in Italien und ER ERBEN ‘ Bodmer, Charakter der Teutschen Gedichte (1734), V. 53—106 (Neudruck, Deutsche Littdkm. d. ı8. Jabrh. Nr. ı2, S.5f., dazu S. 39 f. die schon von Schultheß beigefügten zugrunde liegenden Originalverse der Winsbeckin): er bewundert die An- fänge einer geregelten und doch noch von ‘selbstgesuchter Pein’ schulmäßiger, d.h. antiker oder antikisierender Metrik freien Sprache; er hört ‘die sanfte Laute’ [der Winsbeekin] mehr noch als ‘des Frühlings helle Pracht’ edle, ritterliche Tugend und Sitte, ‘der zarten Liebe Meisterschaft’ preisen; “Von Hohen Stauffens Haus Entsprang aus finstrer Nacht [der Barbarey der ‘Mönchen’, der schlimmeren Nachkommen ‘der Barden’!] der ungewohnte Strahl Und schimmerte von dar durch Teutschlands weiten aal.“ — Bodmers literarhistorisches Poem entstand wohl als ein Seitenstück zu Ad- disons Gedicht ‘Account of the Greatest English Poets’ (Turovor Verrer, Bodmer und die englische Literatur, Bodmer-Denkschrift S. 323. 360). Aber das Thema war ein alter Gemeinbesitz der europäischen Literaturbewegung des 17. und 18. Jahrhunderts. eg Man liest oft, Bodmer habe zum erstenmal den Minnesang ‘als Poesie rein als Poesie’ gewürdi Das ist nicht treffend. Poesie suchten und fanden sang auch Taubmann, Opitz, Buchner, Hanmann, Hofmannswaldau, Morbof 8350 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 England geformt als Waffe wider den französischen Klassizismus. Sie gründete sich auf den Begriffen Phantasie, Leidenschaft, Naturgenie (Urgenie, Originaldichter, später Originalgenie) und natürliche Sprache. Die neuen Gedanken Addisons waren Bodmer zunächst durch französische Vermittlung! zugänglich geworden. Die ‘Querelle des aneiens et des modernes’ hat sicherlich erweckend auf ihn gewirkt, und manches dankt er einzelnen freier gesinnten, dem starren Regel-Klassizismus unab- hängig oder feindlich gegenüberstehenden Geistern Frankreichs, einem Montaigne, Du Bos und anderen. Bald aber schöpfte er unmittelbar aus den Schriften seiner italienischen? und englischen Lehrmeister. Für seine neue Einsicht in das Wesen der Poesie und des poeti- schen Ausdrucks erwartete er voller Sehnsucht als rückwärts gewandter und manche sonst. Und anderseits, Bodmer betrachtete und bewunderte den Minne- sang keineswegs nur um seiner poetischen Natur willen. Vielmehr wirken auch in seinem Interesse am Minnesang noch patriotische, geschichtliche, sprachliche Gesichts- punkt sehr stark mit. ' Die Abhandlung von Lovis P. Brrz, Bodmer und die französische Literatur. Ein Literaturbild der Kulturmacht Frankreichs im 18. Jahrhundert (Bodmer-Denk- schrift 1900, S. 165— 237), gibt eine dankenswerte Übersicht, wird aber Bodmer. nicht voll gerecht, denn trotz der geschichtlichen Bedingtheit und Gebundenheit jeder neuen Leistung und jedes geistigen Fortschritts mißt sie ihn am heutigen Stand ästhetischen Urteils. “Daß Bodmers Verhältnis zur französischen Literatur durchaus nicht bloß ein Burvacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 85] Prophet, in der mittelhochdeutschen Lyrik, die er vorerst nur aus Goldasts Proben kannte, große bestätigende Beispiele zu finden. Der Widerstand gegen die überhebliche Regelsucht und den Rationalismus der klassizistischen Kunstlehre Frankreichs, die in Boileau ihren Führer hatte, war zugleich ein Kampf für die Anerkennung und Wieder- entdeckung alter großer Weltdichter, die der unduldsame moderne Geschmack entthront und verdunkelt hatte. Für Shakespeare und Milton kämpfte Addison; Homer in seiner Herrlichkeit lehrten Gravina, Vico und Blackwell neu verstehn als Diehterideal epischer volkstüm- licher Zeitpoesie; Dante und Tasso setzten in ihre Rechte wieder ein Gravina und Graf Calepio; den Ödipus des Sophokles verteidigte ‚gegen die Zensuren des Herrn Voltaire’ derselbe Graf Calepio in einer Erörterung, die Bodmer selbst im Original herausgab! und unmittelbar vor seine eigene auf Addison fußende “Abhandlung von der Schreibart von Miltons verlorenem Paradiese’ stellte. Goldbarren alter Dichterrede kamen durch diese Bemühungen wieder empor und zu Ansehen. Diese gehobenen und liebevoll aus- gebreiteten alten Schätze durchbrachen das starre Schema des klassi- schen Sprachkanons. Mitten in dieser Schürfungsarbeit stand auch Bodmer. Einem ungenannten Dichter hatte er für sein vorbereitetes großes Werk —- es war Klopstock und sein Messias — als reiche und lautere Quelle ganz fremder und wunderbarer Gedanken Dantes Divina Com- media empfohlen, die ‘voller Charakter und voller Reden die innersten Winkel der Seele ‚an das Licht’ stelle, dessen "mächtige Beredsam- keit’ aus dem Unabhängigkeitsgeiste der demokratischen Republik Florenz herstamme. Aber auch an ihfn hat Bodmer besonders ein- dringlich die ursprüngliche Kraft seiner poetischen Sprache ge- würdigt. Dante war, meint er, durch seinen tiefsinnigen Stoff "genötiget, aus der lateinischen Sprache, als der Bärmutter der italienischen und aus andern noch verborgenern Quellen Wörter zu schöpfen‘. Er bemerkt ‘in der Schreibart dieses Gedichtes einen gewissen besondern usdruk, den kein anders italienisches Gedicht mit ihm gemein hat’ und glaubt: ‘Er hat diesen meistens den Hebräern und ihren Propheten nachgemacht’, und gleich diesen bewahrt er ‘neben dem erhabenen und figürlichen Ausdruk’ ‘die Freyheit, den eigent- | liehen zu gebrauchen’ und ‘die geringsten Kleinigkeiten, wenn es seine Absicht verlangete, mit ihren eigensten Worten auszudrüken’”. ‘ Bodmer, Sammlung kritischer usw. Schriften, Zürich 1742, 3. Stück, S.37—74- 2° Bodm er, Von dem Werth des Dantischen dreyfachen Gedichtes, Neue Kritische Briefe, 29. Brief, Zürich 1749, S. 242— 254. Vgl. dazu seinen großen. Dante-Aufsatz, u Freymüthige Nachrichten von neuen Büchern usw.’, Zürich 1763, 24. 31. Augustmonat 852 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 - { a > a0 aa a Große Dichter sind, wie er begriffen hat, Sprachschöpfer durch Erneuerung alter nationaler Sprachbesitztümer, aber auch durch Nach- bildung innerlich verwandter Sprachkunst selbst ferner, fremder Na- tionen, wie der hebräischen Prophetenrede. Aus solcher Erkenntnis mustert er die Poesie der Minnesänger in der Erwartung, auch in ihr eine neue Quelle für die moderne deutsche Dichtersprache zu finden. Er stützt seine ‘Hoffnung zu den poetischen Schriften dieser Zeiten’ auf eine Reihe von Erwägungen, die er gleichsam als Thesen hin- stellt'. Darin kreuzt sich richtige Beobachtung tatsächlicher Ver- hältnisse mit pragmatischer Geschichtskonstruktion. Die sechs wichtigsten Eigenschaften des deutschen Minnesangs, die seine Wesensart entscheidend bestimmen, hat Bodmer hier — wunderbar genug, nur auf Grund der geringen Goldastischen Proben! — | richtig bezeichnet und ein für allemal in den Vordergrund der Be trachtung geschoben. (1.) Der Minnesang ‘eine Profession’; (2.)Ge sellschaftspoesie der Höfe; (3.) eine von der Troubadours” abhängige (wiederabgedruckt von Doxarı, Bodmer-Denkschrift, S. 283—-288) und im allgemeinen SULGER-GEBING, Zeitschr. f. engl. Literaturgesch. N. F. Bd. 9 (1896), S. 471—479. — Die von Bodmer (und anderen, z. B. Triller, Surger-Gerine a. a. O. S. 470) gebrauchte Form Dantes als Nominativ, die Treonor Verrer, Bodmer-Denkschr. S. 374 Anm. 58 sich nicht erklären kann, ist die mittelalterliche lateinische Form des Namens und in älteren Handschriften durchaus üblich. ' Bodmer, Sammlung kritischer usw. Schriften, 7. Stück, Zürich 1743: Die hef- tigen politischen Kämpfe des deutschen Mittelalters ‘mußten eine reiche und nach- drükliche Sprache mit sich gebracht haben’ (S. 27f.). In dieser hat der Dichter damals ‘getreulich geschildert, was er gesehen und empfunden’, daher ‘wird sein Werk anmuthig und nachdrüklich seyn’ und ‘seine Vorstellung einfältiger und na türlichen Sitten wird uns einnehmen’ (S. 28f.). Die Kreutzzüge in die Orien- talischen Länder’ gaben dem Poeten zu vielen Reisen häufige Gelegenheiten und konnten ‘seine Phantasie mit einer wunderbaren Mannigfaltigkeit fremdartiger Ein- drücke bereichern’ (S. 29). Die Poesie war damals eine "Profession’, gepflegt und beschützt von “Freyherren, Fürsten und Grafen’, auf den Schlössern iin Gegen wart der vornehmsten Gesellschaften von beyderley Geschlecht‘, ie so): Diese Art ihrer Ausübung kam von ‘einer Gewohnheit’, die man ‘vielleicht aus Sieilien En: yon den “Trovadori” unter Kaiser Friedrich II, dem ‘großen Liebhaber der Poesie herüber gehohlet’ hatte (S. 30 f.). Die deutschen Sänger reisten im Lande herum > asen oder sangen ihre poetischen Erfindungen an großen Höfen vor ($. 31). ° Gedichte waren gemachet, daß sie erzehlt oder vor einer Gesellschaft 8° Be nicht daß sie im Cabinet durehgangen oder in einem Buch gelesen wurden. Wenig Leute konnten damahls lesen’ (S. 31). — Voran geht dem Aufsatz gi Abhandlung: ‘Von dem wichtigen Antheil, den das Glück beytragen muß, ein Epischen Poeten zu formieren. Nach den Grundsätzen der Inquiry into Glück and the Writings of Homer’. Das ist eben Blackwells Buch von 1735. Was | “a nach Bodmers Sprachgebrauch bedeutet, lehrt der Kolumnentitel des Aufsatzes: Y7 den glücklichen Umständen für die epische Poesie’. her - Freilich ist’s nicht die Sizilianische Dichterschule unter Friedrich I. pa Ber Minnesang Anregung und Vorbild empfing. Bodmer wiederholt hier eine ale nn Tradition der literarhistorischen Renaissance-Gelehrsamkeit, die auf einer WFT Burvach: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 853 ‚Gewohnheit ; (4.) die Minnesänger im Lande herumziehend; (5.) ihre Diehtungen vor einer Gesellschaft von Hörern mündlich vorgetragen und nicht bestimmt, im Kämmerlein und aus einem Buche einsam von einzelnen gelesen zu werden; (6.) ihre Sprache ‘reich’, ‘nach- drüklich’, "anmuthig'. : Hingegen waren die Ausführungen über die Bereicherung der poetischen Phantasie durch die Kreuzzüge und durch die staufische Herrschaft über Italien und Sizilien! — Bodmers siebente These über den Minnesang — ein ziemlich luftiges Gedanken- gebäude. Für die Geschichte der poetischen Stoffe des mittelalterlichen Epos sind diese Einflüsse zwar wirksam gewesen. Aber stets noch hat die literarhistorische Synthese erfolglos versucht, zu jenen tief eingreifenden Kulturvorgängen die Liebeslyrik der Troubadours und Minnesänger in kausalgenetische Beziehung zu setzen. Wenn Bodmer aber in den ihm bekannten Stücken mittelhoch- deutscher Lyrik —— mit den alsbald ihren Siegeszug antretenden neuen Stichworten der literarischen Revolution — “ungekünstelte Originale von den eigenen und ursprünglichen Sitten der damahligen Deut- schen’ findet und daraus wie aus der ‘Art und Kraft der Redensart’, den “Metaphern von den natürlichsten Gegenständen’, dem "glücklichen Schatz der Sprache’ erkannte, ‘daß der Charakter der damahligen Zeiten und Umstände eine Wirkung seiner Natur gemäß gethan und sich in die Schriften ergossen habe’”, so wurde dieser erste Ein- druck — Bodmers achte These über den Minnesang — zwar im literarischen deutschen Publikum durch die bald danach erfolgenden umfangreicheren Publikationen nicht entkräftet, vielmehr noch auf ein Jahrhundert befestigt, aber er war dennoch, wie wir jetzt seit Über- windung der romantischen Einflüsse wissen, ein Irrtum. Erklärlich allerdings aus dem verhältnismäßig in der Tat natürlich-einfachen Cha- rakter des "Winsbeeken’, der für das eigentliche Wesen des höfischen Minnedienstes und der höfischen Minnepoesie keineswegs eine reine Quelle ist. Erklärlicher aber noch aus dem ästhetischen Wunsch und edürfnis des patriotischen Literaturreformators, im heimischen Alter- tum große Urbilder der poetischen Sprache und eines der ersehnten Natureinfalt näheren Lebens zu erblicken. Dieser a ‚Endes durch Dante und Petrarca hervorgerufenen Überschätzung der in Wirklichkeit a Anz unselbständigen italienischen Troubadourpoesie beruht. Aber Bodmer selbst hat a an bald den Einfluß der provenzalischen Minnelyrik selber richtig betont und as Verhältnis provenzalischer und italienischer mittelalterlicher Lyrik mit achtungs- werter Kenntnis beurteilt (in den Neuen Critischen Briefen, s. unten S. 858. 859 f.) 1 3 % Sammlung, 7. Stück, S.29 (s. oben S. 852, Anm. r. 2). Sammlung, 7. Stück,-S. 34. 854 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 Wunsch und dieses Bedürfnis entsprach aber zugleich der Grund- stimmung des Zeitalters, das mit zunehmendem patriotischen Ehrgeiz aus dem idealisierten heimischen Altertum den Anspruch und die Ge- wißheit einer literarischen Zukunftsblüte herleiten wollte. Bodmer hat dann, als ihm von Straßburg, dem neuen südwest- deutschen Herde altdeutscher Studien unter der Obhut einer zweiten Gelehrten-Trias (Schilter, Scherz, Schöpflin), ein erstes Hundert bisher unbekannter Strophen der Pariser Handschrift und bald nachher durch Schöpflin der Kodex selbst zugegangen war, die Sprache und den Inhalt des deutschen Minnesangs genauer zu beschreiben versucht, in- dem er einzelne Strophen abdruckte und analysierte". Die früheren Lobredner des Minnesangs hatten doch in seiner Sprache mit heimlichem Entsetzen viele Flecken gefunden: veraltete Ausdrücke und Formen, fremdartige Wort- und Satzstellungen, die sie selbst nur aus der niedrigen Sprach- und Literatursphäre, aus älteren noch kunstlos rohen Schriften kannten und als bäurisch-mundartlich oder gemein, als Sprechweise des ‘Pöbels’ und der ‘Pritschmeister’ ver- pönten. Nur,als Auswuchs eines noch weniger gebildeten Altertums mochte man es entschuldigen. Bodmer hingegen verkündete ‘die Vor- teile’, d. h. die Vorzüge der schwäbischen Sprache der Minnesänger vor der heutigen Schriftsprache. Die Verachtung jener Flecken der Minnesängersprache, sagt er, "rührt daher, daß ihre Wörter und deren Stellung nicht in den Bestimmungen und in dem Ansehen betrachtet wurden, welche sie zu der Zeit, da sie geredet und geschrieben wurden, gehabt haben’ (Krit. Briefe S. 198). Dies ist sein ungeheurer, wahrhaft epochemachender Fortschritt über den Standpunkt der früheren Beurteiler, sein grundsätzlicher For" schritt z. B. über Gottsched. Die künstlerischen Früchte dieses Fort schritts reiften erst nach Hamanns und Herders lichtbringendem Be mühen in der poetischen Sprache Klopstocks und des jungen Goethe. Die wissenschaftlichen Früchte kündigten sich an für die bildende Kunst in der Neuwertung des Gotischen durch Goethes Psalmodie über Straßburgs Münster, für die Erkenntnis der mittelalterlichen PoeaiR- in Bodmers sofortigem, Versuch, dem bisherigen Mäkeln gegenüber eine gerechte Betrachtung der veralteten Minnesängersprache .an Ber spielen durchzuführen. Mit diesen bescheidenen, aber Goldast und Scherz weit übertreffenden Ansätzen einer geschich tlichen SR siologie des Mittelhochdeutschen °, deren Einwirkung auch aut die ' Bodmer, Kritische Briefe, Zürich 1746, 12. u. 13. Brief, S. 198—218- 0... Sehon 1743 hatte Bodmer in dem oben besprochenen Aufsatz (Sam 7. Stück, S.33£.) richtig bemerkt, daß im Heldenbuchdrutk, in Sebastian Brants Burpacah: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 855 Umgestaltung der gleichzeitigen Diehtersprache sich im einzelnen nach- weisen läßt, wurde Bodmer ein Vorläufer BExeckes, des Schöpfers der “mittelhochdeutschen Lexikographie. Anderseits zeigt Bodmer am Inhalt vorgelegter Minnelieder, welehe "Artigkeit in den Gedanken’, welche “Zärtlichkeit in dem Herzen” diese Liebespoeten ausgesprochen hätten. “Alle Zeilen bezeugen, daß diese Poeten nicht in der bloßen Phantasie geliebet, daß sie nicht bloß geschrieben, sondern gefühlt haben’ (Krit. Briefe S. 216). Und ganz als Schüler von Addison und von dessen Schrift über die Schönheit des Miltonschen Gedichts gibt er seinem Lobe die Fassung: ‘In allen diesen Exempeln bemerken Sie einen Ausdruck, der aus den eigent- lichsten Wörtern besteht, wie der Affekt es haben will’ (ebenda S. 218). Welch ein Unterschied gegen die Sprache der ‘erdichteten Liebesbriefe’ Hofmannswaldaus! ‘Diese Sprache’, d. h. die Sprache des Minnesangs, redeten nach Bodmers Meinung ‘die deutschen Helden - selbst im Affekt’. Und ‘diese Poeten’ hätte man niemals mit den Meistersingern des 15. und 16. Jahrhunderts vermischen dürfen, die ohne inneren Anteil ihre Verse handwerksmäßig schmiedeten'!. Die spätere germanistische Wissenschaft hat die hier zum ersten- mal scharf ausgesprochene Scheidung zwischen Minnesang und Meister- sang — es ist die neunte grundlegende Beobachtung, die Bodmer über die mittelalterliche Liebespoesie gemacht hat — trotz JacoB Grımns nieht ganz klarem und nicht ganz konsequentem Widerspruch bestätigt, ' wenn sie auch die Ahnherren der Meistersinger schon in den fahrenden En nn dank’, in Wickrams Metamorphosenübersetzung des Albrecht von Halberstadt an den Gedichten des 13. Jahrhunderts so starke Veränderungen vorgenommen sind, daß "wir die Sprache und die ächten Gedanken der Originale öfters darinnen missen’. . Diese im Affekt nicht erdichteter, sondern gefühlter Liebe geborene Minnepoesie stellt Bodmer, um sie zu rühmen, dann aber doch der Anakreontik Gleims ' un dorns an die Seite! Nach unserer heutigen Schätzung, die sich freilich sehr allmählich innerhalb des allgemein-wissenschaftlichen Bewußtseins durchzusetzen ver- mochte, hat das Erdichtete, Konventionelle am Minnesang einen weit höheren Anteil AR er und die Minnesangbewunderer unter seinen Zeitgenossen sich träumen ‚ließen, als nachher die Romantiker und lange auch die germanistische Betrachtung Annahmen. Aber gemessen an der im ganzen doch spielerischen, trotz aller Natur- Schwärmerei oft philistermäßig stubenhaften, sentimentalisch und sinnlich gezieiten Y. Poesie der deutschen Anakreontik des 18. Jahrhunderts erscheinen uns die besseren u treter des Minnesangs in der Tat urwüchsig, ihre Sprache wirklich fast als die „che der deutschen Helden’. So relativ und so gebunden an die zeitliche Enge Kritik Urteils und unseres künstlerischen Vermögens sind die Maßstäbe literarischer tik Die Anakreontik wollte ja freilich im Gegensatz zur galanten Lyrik Hof- Nicht valdaus und seiner Verwandten wahre, natürliche, gefühlte Töne anschlagen. 2 sle selbst also in ihren wirklichen Hervorbringungen, wohl aber das ihr vor- ebende künstlerische Ideal durfte im Minnesang vorgebildet scheinen. Und dası Bodmer bei seinem Vergleich auch, ohne es sich klar zu machen, wirklich gemeint. b er s56 (resamtsitzung vom 17. Oktober 1918 Spruchdichtern des 13. Jahrhunderts erkennt. Zu ihrem Schaden aber Ä hat die germanistische Wissenschaft auch lange jenes Urteil über die - Sprache des Minnesangs, den sie als echte Sprache des Affekts deutscher Helden betrachtete, festgehalten oder doch wenigstens sich durch jenes Urteil die eigene Auffassung und Wertung des Minne- sangs beeinflussen lassen. Und die andachtsvolle Verklärung und Um- nebelung des Mittelalters, die im Zeitalter der Romantik aufkam und lange nachklang, gab diesem Urteil eine neue Färbung und weitere Dauer. Mit seinen beiden Ausgaben der Pariser Minneliederhandschritt, die für drei Generationen die Hauptquelle des Minnesang-Studiums ge wesen sind, erwuchs Bodmer ein umfassendes Programm für eine zu schaffende neue Wissenschaft. Die oben bezeichneten Erwägungen und Wahrnehmungen liegen ihnen zugrunde. Gerade übrigens die Wider- sprüche in Bodmers Auffassung des Minnesangs haben noch auf dem festeren Boden, den die deutsche Philologie später geschaffen, fortge- lebt und spiegeln sich bis zum heutigen Tag noch wider in gewissen schwankenden oder gegensätzlichen Meinungen wie in den verschie- denen Richtungen der Forschung. | Im Vorbericht zu Bodmers Auswahl aus der Pariser Handschrift 4 stehn ziemlich eingehende, aber trockene biographische Aufklärungen über die einzelnen Dichter, übrigens ganz kritiklos, voll übernommener alter und eigener neuer Irrtümer, auch einige kurze kulturhistorische Hindeutungen. Aber alles persönliche Gewicht fällt auf das Gram- matisch-Stilistische. Er hofft ‘die Kenner zu überzeugen, dab die Sprache, in welcher unsere Poeten geschrieben haben, nichts weniger als barbarisch gewesen sei’, ‘daß diese Poeten ihre 0 geschickte Sprache gebraucht haben, tausend artige, natürlich-ein- “ fältige und in dem Grunde des menschlichen Herzens ent: Sprungene Empfindungen auszubilden”'. Auch die vollständigere Ausgabe wendet sich zwar allgemein an die Liebhaber des Schönen und Artigen, der alten, einfältigen Sitten, der Sprache der schwä bischen Zeiten, rühmt an den Minnesängern ‘die Grundsätze und Be geln der Ehre, der Liebe, der Größe, der Dapferkeit’”, jedoch ei ' Proben der alten schwäbischen Poesie des dreyzehnten Jahrhunderts, 2 1748, Vorbericht S.XLf£. . ° Sammlung von Minnesingern aus dem schwäbischen Zeitpuncte, 1. Theil, es rich 1758, Vorrede, S.V. Er findet diese Dichter ‘so beschaffen, daß ein gro Ben ehabt der nachtheiligen Meinung verschwindet, die man von ihnen als von Me hatte, die sich kaum von der Barbarey losgerissen hätten‘. Auch bier rische Poesie entstanden sei gerade in jenem Augenblick, da die Griechen. Burvaca: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 857 Sprache liegt ihm wieder zumeist am Herzen. ‘Es war gewiß eine Sprache, die ihre Verfassung hatte und auf richtigen Regeln gegryndet war, und es laßt sich noch streiten, ob sie durch die Verzenderung, die sie seit dem sechszehnten Jahrhundert erlitten hat, an Reichthum, Klange und andern Geschiklichkeiten mehr gewonnen oder mehr verlohren habe'.” Hier redet der Vorläufer Herders und des jungen Goethe. Hier redet aber auch der Vorgänger JacoB Grımns, und der großen Editoren mittelhochdeutscher Texte: Brnecke, Lach- MANN, HavPpr. “Der Schüler Addisons, dem die Jungborn-Kräfte der altertümlichen Sprache Miltons sich offenbart hatten, möchte in seiner Minnesinger- Sammlung der modernen deutschen Dichtersprache ein Heil- und Er- frischungsbad für ihre Schwäche und Erstarrung rüsten. Er fühlte und sah auch im einzelnen ganz deutlich, welcher Art dieses neue Leben sei, das die werdende deutsche Dichtersprache aus den Minne- liedern schöpfen könne. Er gibt in zahlreichen Beobachtungen mit feinem Sprachempfinden eine Anleitung, die mehrere wichtigste cha- rakteristische Unterschiede der alten und der modernen Sprache her- vorhebt und dabei Wiuke einstreut, wie aus den Vorzügen der alten Sprache auch die junge Dichtersprache seiner Zeit sich neue Aus- drucksmittel gewinnen könne’. ' Minnesinger,/Vorrede S.IV. Auf derselben Seite ruft er zum Helfer Addi- son an, der den Wert und Nutzen der Sammlung und des Studiums von "Engli- schen alten Liedern’ gepriesen habe. ® Vgl. Bodmers Bemer kungen über den Artikel (Wiederholung: Si vehent der Sumer der si hie; Zwischenstellung: Minn gedanken den vrien; besonders wichtig die Auslassung: [s- jetzt meine Darlegung: Vom Mittelalter zur Reformation II, 2, Einführung in das Gesamtwerk, S.X f.] Proben d. alten schwäb. Poesie, Vorbericht ; ; Prägnanter Gebrauch des "Zeugefalles’: verzagrt ibes und guotes (ebd. XL); @, si, es für derselbe, diejenige: Er sundet sw. r drs nicht geloubet (ebd. XLII); er, si = el; Si selig wib emspreche sine; Weglassung der Personszeichen vor den Zeit- wörtern (ebd. XLIV); Partikeln (ebd. XLVI—L); Ellipsen: Us hoher aventire ein suesse werdekeit (ebd. LI); Metathesis der gewöhnlichen Wortverbindung: Min hoher muot ist und froeide tot (ebd. LI); Zerschneidung zusammengesetzter Wörter: Da si ir fründe rüget mit (ebd. LI); Zusammenschmelzungen: ers = er si, dier — die er, dast — das bg woltes — wolte si (ebd. LI). Die Sprache Klopstocks und der Geniezeit hat mit kühnen Griffen diese Ausdrucksmittel nachzubilden gestrebt. und so Bodmers Urteil | “ “miung von Minnesingern aus dem schwäbischen Zeitpuncte, Zyrich 1758, ı. Theil, ; Vorrede S. V) bestätigt: “Wenn unsere schoenen Geister sich einmal mit dem syn- U taetischen Theile dieser verabsäumten Sprache bekannt macheten, so ist kein Zweifel, DO ‚Sie sich nicht vieler Geschiklichkeiten derselben, mit guter Manier, ohne Zwang 5 , , Punkelheit, wieder bemäehtigen könnten.” Und auch Bodmers nachhelfender Hin- ER (Minnesinger 2. Th-il, 1759, Vorrede S. III) auf die ‘une: wartet und unverwarnet’ nr end eingeführte Personifikation der Minne oder Sxlde, auf die Gewohnheit, ‘die Rede mit der Person oder der Sache, der sie etwas zu se,n oder zu thun geben, = er 'Wweg anzufangen, und wenn sie so das Subjeet vorangehen lassen, ihm auch 2 Peuen Artikel zu nehmen’, zielt, wie die obigen Bemerkungen über Artikelaus- richte 1918, 13 858 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 Allerdings, bei aller Bewunderung dieser eigenen und reinen Sprache des schwäbischen Zeitalters, erkannte Bodmer schon, daß der deutsche Minnesang nicht bodenständig ist. Er “fand die Mechanik j dieser Verse überhaupt derjenigen gleichförmig, welche in den pro- venzalischen ins Auge und Ohr fällt’, und bemerkte bereits, daß einer dieser Minnesänger, Graf Rudolf von Neuenburg, sein Lied aus Strophen eines provenzalischen Troubadours, des Folquet de Marseille, übersetzt habe!. Er geht diesem literarhistorischen Problem ganz ernst haft zu Leibe. Er bemüht sich durch Hallers Vermittlung um pro venzalische Gedichthandschriften in Bern?. Ja, er stellt eine förmliche Untersuchung darüber an, ‘von was vor Ursachen die schwäbische Poesie’, deren Blüte er ziemlich richtig auf die Zeit von ı18o bis 1330 festlegt, ‘ihren Ursprung gewonnen’ habe. Er verwundert sich . über die plötzliche Erscheinung der artigen Poeten in dem Jahr hunderte der schwäbischen Kaiser. Wir haben seitdem, durch lange literarhistorische und stilgeschichtliche Einzelforschung, gelernt, dab lassung, auf jene glückliche Berei cherung der modernen poetischen Sprache durch S Wiederbelebung alter und volksmäßiger Sprachmittel, die dem Appellativum den Artikel ; entzieht und es so in die Sphäre des Eigennamens hebt. Namentlich von Lessing poetischer Magie. Ich habe schon an anderer Stelle mehrfach ausz bei dieser literarischen Zur ückeroberung altgermanischer Ausdruckskraft, die in Ei Kinder- und Märchensprache, im Amtsstil, im Volkslied fortlebte, die parallele etwas " ältere englische Sprachbewegung mitgewirkt hat: vor allem die Anregung Addi- | sons, der aus Milton und der Volksballade als Erfrischungsquellen der poetischen Sprache schöpfen lehrte. Bodmer meinte, daß ‘die Sprachgelehrten in der itztlebenden deutschen Sprache, vornehmlich in ihren Pro vinzialdialeeten, ferner in der fran \ zösischen und noch mehr in der englischen Sprache, eine Menge besondere” Ausdrüke und Wortfygungen entdeckten, die von der alten [deutschen] Sprache yorg : geblieben sind‘, (Minnesinger 1, Vorrede S. IV). Er verstieg sich zu der Hoffnung, "dab E man die Sprache’ des schwäbischen Zeitpunktes ‘so gebrauchen koennte, wie einige Mmuntere Kopfe in Frankreich die verlebte doch starke Sprache des Marot und Amyot a brauchen, und wie die Engell&ender so gerne und mit so vieler Geschiklichkeit . 2 der Sprache des Spencers und des noch zltern Chaucers schreiben’, und hatte Vergnygen wahrgenommen, daß man hier und dar einige kleine Versuche dieser Art gemachet hat’ (ebd. S., XD). — Schon früher hatte Breitinger. ERDE der Critischen Dichtkunst, Zürich 1740, S. 145— 156 in ähnlichem Sin! ha Tdiotismos’ der deutschen Sprache zu erhalten oder zu erringen gesucht K 1749, 14. Brief 8. 95—98. ’ Sokolowsky a.a.0. 8. 37f. BurvacH: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 859 von Plötzlichkeit nicht eigentlich geredet werden darf, sondern der höfisch-ritterliche Geschmack und die minnigliche Denk- und Dichtart, insbesondere Frauendienst und Minnesang, in einer Vorbereitungszeit mehrerer Jahrzehnte allmählich durchdringen. Aber den Kern des Pro- blems hat Bodmer dabei richtig gefühlt. Es ist in der Tat auch für uns noch verwunderlich, woher und durch welche Kräfte der mittelalterlichen deutschen Poesie, die bis dahin ihr heimisches Erbgut, die alten epischen Stoffe und den heroi- schen Stil wie die alte kernige Gnomik und auch die leichtere Kunst der Spielleute, mehr und mehr christlich gefärbt und ins Theologische umgebogen hatte, im Laufe von einem Menschenalter etwa diese ganz neue, fremdartige künstliche Lebensanschauung, diese völlig ungerma- nische neue Wertung der Frau und der Frauenliebe, dieses neue, alle übrigen Gedanken und Wünsche beherrschende einzige Hauptthema zugeflossen ist. Bodmer versteigt sich bereits zu einer allgemeinen Übersicht der Geschichte der deutschen Literatur, sucht ihren Aufschwung an der Wende des ı2. Jahrhunderts — wie er sagt, nach der Methode von Du Bos’ Critischen Betrachtungen! — teilweise auf ‘physicalische Ur- sachen’ zurückzuführen: auf die Durchsonnung des deutschen Klimas infolge fortschreitender Entwaldung und Urbarmachung sowie auf die gastronomische Wandlung, welche die aus dem Süden (Italien, Palä- Stina)im Kreuzzu gs- und Handelsverkehr zuströmenden Gewürze hervor- riefen. Aber wenn diese Einflüsse auch dem deutschen "Temperament einen gewissen Zusatz von Geistigkeit gegeben, der sie nur sanftmütiger gemachet hat’, so seien die wahren Ursachen des schnellen Wachstums der schwäbischen Poesie doch moralische. Bei genauerer Betrachtung bemerke man, daß die deutsche Poesie dieses Zeitalters ‘erstlich in äußerlichen, hernach in wesentlichen Dingen mit der provenzalischen eine Ähnlichkeit hat, die starke Anzeige giebt, daß sie wo nicht von daher entsprungen ist, zum wenigstens eine gewisse neue Art, einen höheren Grad der Reinigkeit, einen geschikteren Schwung der Ge- danken daher empfangen hat’.‘ Beide haben dieselben poetischen Gat- tungen: die provenzalischen Chansons, Lays, Sirventes, Tenzonen, Bal- ee 2 ; ' Dieselbe Methode hatte Bodmer aber schon früh auch in seines freundschaft- lichen Korrespondenten, des Genfer Pietro di Calepio 'Carattere degli Italiani’ kennengelernt, einem Aufsatz, den Bodmer von dem Verfasser empfing und in der Bibliotheque italique’ (Genf 1728—1734) abdrucken ließ. Aus Leone Donarıs Mit- „ ungen über diese Arbeit in seiner wertvollen Untersuchung ‘Bodmer und die italie- Rische Literatur’ (Bodmer-Denkschrift S. 257) entnehme ich, daß diese ‘psychologische Stndie über die Eigentümlichkeiten’ der Italiener ‘ziemlich ausführlich über den Ein- nn ag ee imas und überhaupt von dem, was man später Theorie du milieu nannte’, 73* 860 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 laden, Romanzen findet er der Sache nach und teilweise auch mit entsprechenden Namen (Gesänge, Lieder, Reien) im deutschen Minne- i sang wieder. Auch die ritterlichen Liebesromane, die Artusepen, glaubt er kühnlich, haben ihren Ursprung in der Provence. Besonders fällt . für ihn ins Gewicht, “daß in der schwäbischen und der provenzalischen 3 Poesie eine wunderbare Gleichheit der Art zu denken, sich die Dinge vorzustellen und sie auszudrüken wahrgenommen werde’. Er gibt Proben provenzalischer Troubadourlieder in der Sprache des Origina 4 und in Übersetzung, um ‘die starke Ähnlichkeit mit den Gedanken s und Vorstellungen der schwäbischen Minnesinger’ zu erhärten. Er leitet F diese Ähnlichkeit her aus einer genauen Bekanntschaft, aus dem ge nauen Umgang zwischen deutschen und provenzalischen Poeten und glaubt, daß die gemeinsamen Kreuzzüge der europäischen Nationen dazu besonders die Gelegenheit gegeben hätten!. ’ ; Er entnimmt den alten Troubadour-Biographien die Nachrieht, Kaiser Friedrich I. habe, als er 1162 den Grafen Raimund von Barce lona mit der Provence belehnte, die Gedichte der Provenzalen be wundert und sie durch kostbare Geschenke wie in einem provenza lischen Madrigal anerkannt, und fährt dann fort: “Woher die Provem zalen ihre Poesie genommen haben, mögen andre untersuchen, .. wo her und durch wen sie in Spanien gekommen sey, ob dureh die Mauren aus Afrika’”. | u: ‚ Diese Ableitung der Troubadourpoesie von den span schen Mauren, hier nur fragweise hingestellt, spielte noch auf länger® Zeit eine bedeutende Rolle. Sie verquiekte sich mit der längst oft erwogenen und in gleichem Sinne beantworteten Frage nach dem Ur ; sprung des Reims’. Daß dieser von den Arabern dem christlichen Es ea a er ER ee ZT er Ze ze. \ı Es * Bodmer, Neue Critische Briefe, 10.—14. Br. S. 58—98 (die obigen = führungen aus S. 58, zıff., Soff., 9off.); ferner 7. Br. S. 49f.; 44. Br. S. 33834 as. Br. S. 343—349; 53. Br. S. 379—383: 63. Br. S. 447f. (hier ein von Bodmer er faßtes Minnelied in angeblich mittelhochdeutscher Sprache); 69. Br. S. 465; 74 S. 474—506. Seine Kenntnis der provenzalischen Troubadours Arnaud de Me m Giraut de Borneil, Anselm Faidit, Arnaut Daniel, Folquet de Marseille cp Be (Brief 14) aus Mario Creseimbeni, Storia della volgar poesia (1710), worin Trou ag nach Nostradamus und ausgewählte, von Anton Maria Salvini ins Ttalie na: übersetzte Troubadourlieder mitgeteilt sind. Creseimbenis Storia ist für die Meth‘ P hauptet worden ist: Die antike Kunstprosa, Band 2, Anhang I, S. 8roff, > >. Abdruck, Leipzig-Berlin 1909, Nachträge S. ırf.]. — F üdsemitischen Ursprung des Reims im Arabischen erklärt Burvacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache s61 Mittelalter zugekommen sei, konnte man seit dem 17. Jahrhundert auch in deutschen Schriften oft genug lesen. Eine nähere Begründung für die arabische Abstammung der Troubadourpoesie wird aber nicht ge- geben, jedenfalls keine, die nach heutigen wissenschaftlichen Begriffen irgendwie geschichtlichen Glauben verdient und Beweiskraft hätte!, 2: Bedürfnis und Sehnsucht nach einer Verjüngung und Erstarkung der deutschen Dichtersprache, nach Beseelung und Bereicherung des lyrischen Ausdrucks hatte dem Züricher Dichterpatrioten und Kunst- reformator und seinen Mitstrebenden den Zugang eröffnet in einstmalige Wirklichkeiten: in das mittelalterliche Reich edelster deutscher Sprach- kunst und Weltbildung. Der Eindruck mußte berauschen. Bodmer ge- staltete ihn nicht übel in seinem Märchen vom 'Erdmännehen” als Brockelmann, Geschichte der arabischen Literatur, ı. Bd., Weimar, Felber, 1898, $. 13f. und Geschichte der arabischen Literatur, Leipzig, C. F. Amelang, 1901, S. 1ıf. Nach ihm ist die älteste Form der poetischen Rede im Arabischen die Reimpoesie, die sich auch bei den nächsten Verwandten der Äraber, den Abessiniern, und zwar auch in den altamharischen Volksliedern findet. Sie erscheint in Abschnitten, die noch nicht ganz symmetrisch, aber annähernd gleich sind. Durch strengere rhythmische Gliederung entwickelt sich daraus das jambische Maß, in dem am Schluß eines jeden Kolons der im steht. ‘ Siehe die vorhergehende Anmerkung. ” Bodmer, Neue Critische Briefe, 74. Br., S. 474—506: ein Kobold aus dem Geschlecht, über das König Laurin herrschte, einst in seiner Jugend an dessen Hof Sänger vor der Tafel ‘der fürstlichen Sinslde, später am staufischen Hofe, wo er ‘von den werthen Minnesäng'rn tausend süße Minnelieder lernte’, läßt in einem Eichwald unter Klippen hausend nachts seinen Gesang alter Minnelieder hören und wird von mer durch den Gesang süßester Liebesstrophen in moderner Sprache zu Ant- e worien in mittelhochdeutschen Minnel veranlaßt, dann ans Tageslicht hervorgelockt; = alsbald entspinnt sich ein Wettgesang in modernen anakreontischen und mittelhoch- 5 deutschen Minneliedern zwischen beiden, bis der Zwerg unter Belobigung "der heutigen Dichter” einen grammatisch-poetikalischen Vortrag hält über die Vorzüge der Sprache der Alten vor der Dichtersprache der Neueren, und mit der Versicherung, "daß die Neueren alle diese Vortheile nach und nach wieder in ihre Sprache zu- FR er güldenen Pukeln an den Eken’ und “mit Clausuren von demselben Metalle’, über- könne er, falls er Beistand oder Berichte nöthig habe, durch nächtlichen Gesang eines Seiner artigen Lieder den kleinen Helfer aus der Erde herbeirufen. — Man hat dieses Märchen von 1749 abgeschmackt gefunden. Aber es ist sehr reizvoll: drollig und d. Diesen Vorklang Tieckscher Phantasiespiele, in dem des Rokoko Grazie, dsa it und Schulzöpflein so wunderlieblich erglänzen vom ersten Frühlicht 862 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 die Entdeckung von König Laurins poetischem Rosengarten. In der Schweizerischen Heimat, ja genau gerade in Zürich fand er die versunkenen Schächte alter alemannischer Sprachherrlichkeit und lands- männischer Dichtkunst. Ohne diese persönliche, gegenwärtige und so- zusagen praktische Disposition hätte Bodmer nicht das Werk der Wieder- erweckung des Minnesangs unternommen, das weit über seine Kraft ging. Ohne eine verwandte, gleichem Verlangen entspringende Dis- position des kleinen teilnehmenden Kreises derer, die übersättigt von Klassizismus und Intellektualismus auf die morgenrötlichen Rufe Ad- disons, Gravinas, des als poeta della natura gefeierten Mathematikers, Dichters und Poetikers Pater Tommaso Ceva', Muratoris, Blackwells, Pereys, Woods, Youngs hinüberhorehten und nach Einfalt und Natur, nach "Originalwerken’, nach ‘Schöpfungen’ lechzten, hätten Bodmer und Breitinger aber auch für die mühselige Wanderung in eine entschwundene fremdartige Welt keinerlei Begleitung und Nachfolge gewinnen können. So darf uns denn nicht wundern, wenn diese erste schon halb- wissenschaftliche Vertiefung in die Eigenart des Minnesangs neben den vermerkten richtigen historischen Einsichten auch starke Mißgriffe ent- hält, anachronistische Projektionen moderner Werte, Maßstäbe und For- derungen. Es wirkt heute ja komisch, wenn wir lesen von dem Sammel- eifer der beiden Manessen: ‘Beyde waren mit einer gleichen Liebe zur Poesie eingenommen, und beyde hatten eine gleiche Sorge FU die Ehre des weiblichen Geschlechtes, welche von den Poeten besun gen ward; denn auf diese Art der Lieder waren sie vornehmlich be- dacht, welche das Lob der Mädchen zum Inhalt hatten, und ‚diese Lobgesänge wollten sie nicht untergehen lassen’”. Hier ist also noch nicht einmal dies erkannt, daß der eigentliche Minnesang in Deutschland wie in Frankreich der festen Regel nat den Dienst einer verheirateten Frau zum Gegenstand hat und Liebes verhältnisse verklärt, die neben und über der Ehe, der Grundlage also der christlichen Gesellschaft, eine andere, höhere Gemeinschaft der 7 schlechter sein wollen und sobald sie leidenschaftlichen Charakter 0° nehmen, sich zerstörend gegen die Ehe richten. Aber wer im Minne € sang ein Erfrischungsbad für die deutsche Anakreontik suchte, der / konnte leicht in der mittelhochdeutschen frouwe das Mädchen ‘ nn ‚zärtlichen Schäfers’ wiederfinden. Bodmer hat schon in der größeren der noch fernen Romantik, sollten unsere Schullesebücher aufnehmen als ein höchst anschauliches und darum auch lehrreiches Beispiel für den leise sich vorbereitendet Aufgang neuer geistiger Epochen. : ae en Bodmer-Denkschrift $. 278 und S. 309, Anm 7% r n, Vorbericht, $. XIV. | Burvacn: Die Entdeekung des Minnesangs und die deutsche Sprache 863 Ausgabe der Minnesänger seinen Irrtum berichtigt, aber unvollkommen; er hat dort an der entsprechenden Stelle' das ‘Lob der Mädchen’ er- setzt durch das ‘Lob der Frauenspersonen’. Dabei ist indessen immer noch nicht scharf ausgesprochen, daß eben der eigentliche höfische Minnedienst, wie er von Frankreich nach Deutschland hinüberkam, überhaupt der ganze idealisierende Kultus der Frau, soweit er in der streng höfischen Liebespoesie zum Ausdruck gelangt, nur der ver- heirateten Dame geweiht war und daß was als ritterliche Galanterie seitdem unvergänglicher Besitz der Weltkultur geworden ist, herstammt von einer alte, germanische Sitte durchbrechenden neuen Konvenienz, die nicht in der Ehe, nicht in Neigung und Leidenschaft zu einem Mädchen, sondern in der freien werbenden, dienenden Liebe zu einer hochstehenden Frau das Lebensideal und den höchsten Gegenstand aller Poesie suchen heißt”. Aus diesen Wahrnehmungen hat man indessen sehr lange Zeit nieht die notwendigen Folgerungen gezogen. Wer sich in die Minne- gedichte vertiefte, den bannte zunächst eben immer der unerwartete poetische Reiz einer Sprache und eines Empfindungslebens, die das hergebrachte Vorurteil von der Barbarei des dunkeln Mittelalters so wunderbar widerlegten. Neben Hagedorn und Gleim begeisterte sich Klopstock für ‘die schöne einfältige Natur darin’, und für “die Sprache dieser edlen Alten’. Hier war also der maßgebende Gesichtspunkt für die Betrachtung des Minnesangs sein anscheinend vaterländischer, aber zugleich allgemein menschlicher Gehalt. Als vollends der Begriff "Natur- Poesie’ und “Volkspoesie’ durch die befreiende englische Geisteswelle Schlagwortderlit ischen Revolution wurde, schwelgten Herder, Goethe, Bürger und die Göttinger, überhaupt alles was zum Genie-Banner hielt, in diesen Liedern der ‘Zärtlichkeit’, der "Unschuld’. Freilich Goethe ‚hat diese Schwärmerei nur kurze Zeit und nicht allzu tief sich an- geeignet. Und auch Herder, über dessen Verlöbnis und freudvoll- leidvollem Brautstands-Briefwechsel gemeinsame Lesung der alten Minne- gedichte und Carolinens innig erinnernde Zitate tröstlich leuchteten, hat Sich ihnen gegenüber bald zu einer gewissen Kühle durchgerungen. Seine ‘Volkslieder’, die so manches Literaturgedicht aufnehmen durften, haben den Liedern der Minnesänger keinen Einlaß gewährt, obgleich doch gewiß unter den ältesten deutschen Minneliedern manche dem ren ‘ Bodmer, Sammlung von Minnesängen, S. XII. E- odmers Meinung, daß der deutsche Minnesang nur Mädchen feiere, ist neuer- dings freilich wieder aufgelebt in zwei Schriften ReınuoLn Beckers (Wahrheit und _ ehtung in Ulrichs von Lichtenstein Frauendienst, Halle, Niemeyer, 1888, und Der s Nittelalterliche Minnedienst in Deutschland, Festschrift der Oberrealschule in Düren, pzig, Fock, 1895), hat aber keine Freunde gefunden. . historischen Schriften; in der mir vorliegenden neuen Ausgabe, Vermischte Histo 864 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 Volksliedeharakter, wie er Herder vorschwebt, sehr nahe kommen. Aber Herder meinte: ‘die sogenannten Minnesänger.... waren Volkssänger und warens auch nieht, wie man die Sache nimmt’. Sie gehörten gleich den Meistersängern nicht in seinen Plan, ‘weil ihre Sprache und Weise wenig Lyrisches für uns hat’'. A Herder hatte anderseits früh schon die provenzalische und deutsche Minnepoesie universalhistorisch in den Zusammenhang der allgemeinen Kulturentwicklung eingereiht. Wesentlich auf Grund einiger auslän- diseher literar- und kulturhistorischer Werke älterer und seiner Zeit, unter denen die von Kröger (Das Ritterwesen des Mittelalters, Nüm- berg 1786/gı) übersetzten Abhandlungen des ne LA ÜURNE DE SaINIE Paraye einen selbständigen wissenschaftlichen Wert haben, widmet er in seinen ‘Ideen’ dem “Rittergeist in Europa’ ein besonderes Ra 3 pitel. Eingehender wiederholt er diese Betrachtungen dann in den “Humanitätsbriefen’”. In dem spanisch-südfranzösischen Erdstrich, meint = ! Herder, Volkslieder, 2. Theil, Leipzig 1779, Vorrede S. ıgf. (Suphan 25 ® Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit IV, Riga 1 20. Buch, II (Suphan Bd. 14, S.459—462); Briefe zur Beförderung der Humanitäl 7. Samml., ‘Riga 1796. Br. 84 (Suph. 18, S. 33 f., 35—42). Keime dieser Auffassung schon in. Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit, 177 S.80 (Suph. 5, $.523f.). Auf den Bahnen Herders fortschreitend gaben universal: a historische Darstellungen des Kulturproblems des Rittertums und des Minnesangs J& HANN GorTFRIED Eichnorn, Allgemeine Geschichte der Cultur und l.iteratur des neuel Europa, 1. Bd., Göttingen 1796, S. 10260; Karı. Bourerwer, Geschichte der und Beredsamkeit, 1. Band, Göttingen ı8or, Ss. 1ı8—28; A. H.L. HeEREN, Versuch Entwiekelung der Folgen der Kreuzzüge für Europa, Göttingen 1808 (3. T eil der A Schriften, 2. Teil, Göttingen 1821, besonders S. 121 ff., 177 ff., 184 ff., 338 fl). — Auch dit Brüder Schlegel stehn in ihrer Auffassung des Rittertums, der Kreuzzüge, des ME sangs teilweise unter dem Einfluß der von Herder befruchteten Geschichtskonstruk Wilhelm Schlegel hatte freilich durch seine Kenntnis der provenzalischen SP" gu. großen Vorsprung. Seltsam ist, daß Friedrich Schlegel in seinen NT Vorlesungen über die Geschichte der alten und neuen Literatur (Werke 2 5 7 ® Bd., Wien 1836, S. zırf.) den deutschen Minnesang als völlig heimisches Eige | gewächs ansieht. Zurückhaltend und mit einem gewissen Schwanken, aber doch provenzalischen Anstoß zugestehend, behandelte das Problem Wilhelm ; Berliner Vorlesungen -über schöne Literatur und Kunst hrsg. von Minor, Teil 3 Heilbronn 1884 (DLtdkm. 19), S. 44 f., 47 f., 49f.; Bonner Vorlesungen über CT 5 schichte der deutschen Sprache und Poesie (seit 1818/19) hrsg. von J. Körner, 9° an (DLtdkm. 147), 8.113, Z.4—8. 138, Z.11—25. In seinen Obse augue et la literature provengalıs (Anhang zu Ravnovarn, Des Troubadou cours d’amour, Paris 1817), S. 67f. 70f. bekämpft er Ginguene und Sismon! ® E. 2 3 © « B 8 = 5 ® Burvacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 865 er, ‘bildete sich dieß- und jenseit der Pyrenäen in Arabischer Nach- barschaft die erste Poesie neuerer Muttersprachen Europas, die Pro- venzal-Dichtkunst’, “die Mutter aller neuern europäischen Dichtkunst'. Spanien unter der Herrschaft der Mauren war die glückliche Gegend, wo für Europa der erste Funke einer wiederkommenden Kultur schlug. ‘Offenbar sind von den Arabern die feineren Gebräuche des Ritter- thums nach Europa gebracht worden.’ “Maurische Galanterie, mau- rische Ritterspiele, an denen als Preisausteilerinnen auch Damen Theil nahmen, waren mit anderen die Ursache, daß unter dem milden Himmel dieser Lande sich die Provenzal-Sprache aus der Barbarei riß und die provenzalische Dichtkunst hervorbrachte.” Dabei diente als Stütze die oben erwähnte alte Lehre von der arabischen Herkunft des abend- ländischen Reims, für die er neben andern namhaften Orientalisten (wie Sale, Jones) den großen Jouann Jakoß Reıske ins Feld führte, dessen ‘Entwurf der Arabischen Diehterey’ in seiner Übersetzung des ‘sogenannten Lammischen [d. h. auf läm reimenden] Gedichts’ (1756) die Ursprünglichkeit und das hohe Alter der arabischen Reimkunst dargetan hatte. "Was sich [aus der arabischen Kultur] aufnehmen ließ, der Genius des Werks, die Arabische Denk- und Lebensweise sind in den Versuchen der Provenzalen unverkennbar.’ Insbesondere fand Herder die bei den Arabern gebräuchlichen poetischen Fragen und Ant- worten wieder in den Fragen und Antworten der provenzalischen Tro- badors. Die Verbindung von Tapferkeit, Liebe und Andacht in den Vorstellungen der Araber schien ihm bei den provenzalischen Dich- tern wiederzukehren und für die einzelnen Gedichtarten der 'Trobadors i erblickte er entsprechende Vorbilder in der arabischen poetischen Tra- | dition. ‘Die fröhliche Wissenschaft (gaya ciencia, gay saber)', d.h. i ‘die Kunst der Trobadoren’ bestimmte er als ‘die eigentümliche Ge- stalt der Europäischen Diehtkunst,’ durch die sich diese ‘von der _ Poesie der Alten unterscheidet’: ‘Sie war Spiel, eine amusirende Hofverskunst in gereimten Formen.’ Da haben wir denn auch wieder i die richtige Erkenntnis Bodmers, daß, wie man heute sagt, die Minne- = poesie Gesellschaftsdichtung der Höfe war. Eine Erkenntnis, deren e eutung und Tragweite erst in den letzten Jahrzehnten von der mittelalterlichen Literaturforschung voll begriffen worden ist. So hoch Herder die provenzalische Poesie zu rühmen weiß, als deren Töchter ıh die spanische, französische und italienische gelten, sind ihm re . ap = Volksgesänge. Ebenda verneint er die Frage, ob der deutsche Minnesang ei Es hmung der Troubadours sei, und nimmt für ihn Originalität an. — Auf Eıc Ä ORNS und Bovrerwers wie Sısmonvıs Ansichten über das Verhältnis der pro- . venzalischen Minnedichtung zu arabischer Liebespoesie geht mein oben S.845 Anm. ı -"wähnter Akademievortrag näher ein, desgleichen auf Görrzs und Dırz. } 866 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 unsere Minnesinger nur ‘ein später und härterer Nachklang der selben.’ N i Weit abweichend von solchem Meinen hielt dann am Eingang des 19. Jahrhunderts Ludwig Tieck die von Wackenroder entzündete Leuchte einfühlender Liebe, die ihm einen neuen Weg zum deutschen Altertum gewiesen hatte, auch über die deutschen Minnelieder. Ihr heimlichstes poetisches Wesen will er, voll innigster Hingabe, ihrer Reim- und Strophenkunst abhören und das Wunder ihrer Eigenart im Musikalischen entdecken. Nicht “Trieb zur Künstlichkeit oder zu Schwierigkeiten hat den Reim in die Poesie eingeführt, sondern die E Liebe zum Ton und Klang, das Gefühl, daß die ähnlichlautenden Worte in deutlicher oder geheimnißvoller Verwandtschaft stehn müssen, Bestreben, die Poesie in Musik, in etwas Bestimmt-Unbestimmtes zu verwandeln’. Aus dieser Liebe und diesem Gefühl will er die Reim gebäude der Minnestrophen, überhaupt den Charakter dieser Kunst begreifen und bestimmen. | Bi . Er bewährt dabei im Grunde nur den Wahlspruch seiner TO mantischen Poetik, das Leitwort der ganzen romantischen Lyrik ‘Liebe denkt in süßen Tönen’. Und die neue romantische Lyrik, de Stil dieser neuen romantischen Lyrik, deren Sprache als Ausdru einer neuen, aber doch aus älteren, europäischen Impulsen entsprossenen Kunstempfindung und Kunstlehre mit bewußtem Wollen ins Must kalische und zur begleitenden Musik drängt’, suchte und fi er. vorgebildet in der Kunst der Minnesänger. ve In dem lieblich labyrinthischen Wesen von Fragen und. worten, von Symmetrie, freundlichem Widerhall und einem Schwung und Tanz mannigfaltiger Laute schwebt’ für ihn ‘die > dieser Gedichte. Beredt, mit überfeinem Empfinden trachtet er, 0 einzelnen das an den Gedichten der verschiedenen Minnesänger I zuweisen‘. Ein vergebliches Mühn! Aber in seinem Kern barg = 5 S : h Suph. 14, 461. Hier wirkt wohl der alte Irrtum über das höhere \ u die größere Selbständigkeit des italienischen Minnesangs (oben S. 852 Anm. 2) ” r die weitverzweigte Bewegung in England und Frankreich, Ita Deutschland, die der Starrheit des Klassizismus und der Buchpoesie entrin durch eine Art Wiederhersteliung des Naturzustandes der Kunst, durch KU zur lebendigen Einheit aller Künste, durch Annäherung und Vereinig ve; “oesie und Musik, s. meinen Aufsatz ‘Schillers Chordramen’, Deutsche Ru 36. Jahrg. 1910, Februar, S. 238 ff, März, April $.91—ı107; vgl. auch ı gabe von Goethes eigenhändiger Reinschrift des west-östlichen Divan, Goethe-Gesellschaft 26. Bd, Weimar ıgr1, S.rof. Das Verhältnis der “R Musik hat neuerdings Oskar Warzer, Deutsche Romantik 2. Aufl., Leipzig, AR I 8996 in scharfen Strichen gezeichnet. a os er ae Base Mhaleer aus dem Schwäbischen Zeitali® | Burpaca: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 867 eine richtige Beobachtung, die in unserer Zeit ahfängt, die wissen- schaftliche Forschung zu befruchten. Allerdings spielt der Reim inner- halb der musikalischen Seite des Minnesangs eine wichtige Rolle. Sein Einfluß auf die musikalische Komposition der Minnelieder, auf den Gang der Melodie ist viel entscheidender als unser modernes Musik- und Poesie-Gefühl das erwartet. Erst die neueren und allerneusten Un- tersuchungen über die Melodien der Minnesänger und der Troubadours wie die langsam einsetzende Forschung über den mittelhochdeutschen Strophenbau verwandeln jene Halbwahrheiten romantischer Orakelrede in greifbare Beobachtungen wirklicher künstlerischer Triebe und Ver- hältnisse!, | Tieck bezeichnete ‘die Dichter der Provence’ als die Vorbilder der Deutschen, Franzosen und Italiener’. Er nahm an, daß sie "viele Arten der Verse sowie viele poetische Schilderungen von den Provenzalen entlehnt‘, doch ‘die überlieferten Formen durch Originale vermehrt haben’. Er sah, daß der Minnesang ein Teil jener geistigen Bewegung im 12. und 13. Jahrhundert war, die er die Blüthe der Roman- tischen Poesie in Europa’ nennt (Minnelieder S.VI, XVII). Er wies treffend hin auf deren internationale Wurzel, auf den uni- versalen Charakter des Ritterstands, der alle Völker Europas verband, auf die Kreuzzüge, die diesen Bund noch enger machten und ein wun- derbares Verhältnis zwischen dem Orient und dem Abendlande veran- laßten (ebd. S. X). Aber während er im Hinblick auf Herder, den er jedoch nicht nennt, das höhere Streben rühmt, in den "Denkmälern verflossener Zeitalter’ ‘jeden Geist auf seine ihm eigene Art zu ver- stehn und zu fassen’, zieht er doch für seine Würdigung des Minne- sangs eigentlich nur aus der letzten Grundvoraussetzung jenes Her- derischen Verfahrens seine romantische Folgerung und verlangt, alle Werke der verschiedensten Künstler, also auch den Minnesang, nur ‘als Theile Einer Poesie’, “Einer Kunst anzuschauen’: ‘denn es giebt doch nur Eine Poesie, die in sich selbst von den frühesten Zeiten bis in die fernste Zukunft, mit den Werken, die wir besitzen und mit den verlohrenen, die unsere Phantasie ergänzen möchte, sowie mit der künftigen, welche sie ahnden will, nur ein unzertrennliches Ganze aus- macht’ (ebd. S. If... Die Geschichte der Poesie ist ihm danach eine Gesamtgeschichte der Entwicklungsstadien des menschlichen Gemüts. Aus diesem ‘Gefühl des Ganzen’ fließt auch sein Interesse für x den Minnesang. Alle früheren Bemühungen von Opitz, Gottsched, S Bodmer, Eschenburg, Myller hatten vergeblich ‘den Glauben an die ER = E Ich denke dabei z. B. an Kurr Prenıos verheißungsvolle Studien zur mittel- 868 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1915 Barbarey des sogenannten Mittelalters’ zu zerstören versucht, sich auf die moralischen Gedichte, auf den sachlichen, politisch-historischen : Inhalt gewendet (ebd. S.V). Von alledem will Tieck nichts wissen. ı seiner modernen Erneuerung der Minnelieder hat er ‘alles weggelassen, was sich auf die Geschichte der Zeit bezieht’, sogar manchmal den Na men von ‘Städten und Ländern, um das Gedicht allgemeiner zu machen (ebd. S. XXV). i Den Minnesang pries er als ein großes Beispiel jener Universal i poesie, deren Evangelium die Romantiker lehrten. “Die Dichtkunst der ritterlichen Zeit — so verkündet er — setzte den Glauben an ds voraus, was sie besingen wollte, daher ihre ungesuchte, einfältige Sprache, dieses reizende Tändeln, diese ewige Lust am Frühling, seinen \ Blumen und seinem Glanz, das Lob der schönen Frauen und die Klagen über ihre Härte oder die Freude über vergoltene Liebe’ (ebd. 8. Al). & Auch uns, die wir seitdem gelernt haben, die Minnepoesie als geschieht lich bedingte, höchst problematische und singuläre Erscheinung der lite rarischen Entwicklung anzuschauen, ergreift in diesem Lobgesang ein ; Ton der Wahrheit. ; | Wir können auch zustimmen, wenn er von der Zeit der ritter lichen Liebeslieder sagt: ‘diese Poesie war ein allgemeines Bedürf- 4 nis des Lebens und von diesem ungetrennt, daher erscheint sie SO h gesund und frei’, ‘die Meisterschaft verbirgt sich in der Unschuld und Liebe. Aber wie schon gegenüber dem Satz: ‘der Poet ist unbesorgt n um das Interesse, daher bleibt er in aller Künstlichkeit so einfältig und naiv’ Einschränkungen nötig sind, müssen wir starken Vorbehalt machen für die Behauptung: ‘so viel Kunst und strenge Schule auch so manche Gedichte dieser Zeit verraten, so möchte man doch dies Poesie nicht Kunst nennen’, der Dichter ‘sucht seinen Geg® lieber durch eine neue Anordnung der Reime als durch neue und & fallende Gedanken hervorzuheben’ (S. XIX). Es ist ja ein Stück Wahr heit in seiner Meinung, daß ‘in diesen Gedichten alle Darstellung ©" gemeinsames Gut’ sei und es ist richtig, daß daher 'nur ein WIESE holtes und bedachtsames Lesen sie eindringlich und wohlgefällig machen kann (S.XX). Aber germanistische Kleinarbeit unserer Tage hat 8 rade nachgewiesen, daß die Darstellung im Minnesang zwar tYP Grundzüge besitzt, jedoch dabei nach individuellen Dichterpe ang: keiten und in bestimmten Schulen sich mannigfach differenziert. einen beträchtlichen Rückschritt hinter Bodmer macht Tieck, er die Sprache der Dichter in diesem Zeitalter als "eine ungebunde . ganz freie’ betrachtete, in ihr alle Wendungen, T autologien und A kürzungen für erlaubt hielt, ihr bunten Vokalwechsel in den nach Belieben angehängte und unterdrückte Buchstaben und ae BurpacH: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 869 zutraute und ‘es ihm schien, als sei diese große Allgemeinheit und Freiheit vielleicht der Charakter der deutschen Sprache’ (S. XI). Es war im Grunde “diese schöne Willkührlichkeit’ (S. XD), die Tiecks romantischer Kunstsinn hier zu finden wähnte, nach seiner Meinung das eigentliche Verdienst, die wahre Größe und Eigenart des deutschen Minnesangs. Und die gleiche Auffassung bestimmte auch das Urteil Wilhelm Schlegels in seinen Berliner Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst (3. Teil ed. Minor S. 49, 8— 10): Dabey eine beneidenswerthe Freyheit, die Worte zum Behufe des Verses und zur Nuancierung des Ausdrucks verschieden zu gestalten, zu verlängen und zu kürzen’; ‘dabey eine Fülle ebenso schlichter als zarter Ausdrücke, Wendungen und Bilder, oft von der zierlichsten und ausgebildetsten Anmuth’; der Versbau zeige ‘ein feineres Gehör’ als die ‘Produkte der folgenden Jahrhunderte’, die Reime ein zarteres Ohr‘. Er lobt dann die Reimkunst des Minnesangs und gedenkt des Vorkommens der Assonanz. Von diesem richtigen, aber unklar formulierten Gefühl für die freiere (resetzmäßigkeit der Minnesinger- kunst erhebt es sich dann freilich wieder zu dem Standpunkt Bodmers (S. 50, 2— 11): ‘Dieses mögen sich, im Vorbeygehn, diejenigen merken, welche über manches im Deutschen neuerdings versuchte als über unerhörte Neuerungen schreyen, und dadurch bloß ihre Unwissenheit verrathen. Ich sage nicht zu viel, daß für den Dichter, der seine Sprache aus innern Hülfsquellen zu bereichern strebt, uner- meßlich viel daraus zu lernen ist; besonders wer mythologische Stoffe behandelt, wird in diesen biedern und süßen, urkräftigen und immer noch verständlichen Worten gleichsam die Beschwörungsformel finden, den Geist der alten Zeit heraufzurufen.’ Das erinnert unmittelbar an Bodmers Märchen von der Beschwörung des Erd- männchens aus König Laurins Reich (oben S. 861f. und Anm. 2). Wieviel tiefer doch hatte Bodmers Lehre gegraben: ‘Es war ge- . Wiß eine Sprache, die ihre Verfassung hatte und auf Regeln gegründet war’ (oben S. 8 57)! Aber als Tieck und Schlegel diese errungene Ein- Sicht romantisch umfärbten, war der Mann schon nahe, ja fast schon am Werke, der Bodmers auf Anschauung und Instinkt gegründetes Urteil durch breiteste Beobachtung und geschichtlich genetische For- schung beweisen und dadurch eine große neue Wissenschaft schaffen : sollte: die Wissenschaft von deutscher Sprache und deutschem Leben. u Und dieser Mann, damals ein Jüngling noch, hat die ersten Schritte mE dem Wege zu seinem Ziele getan unter der Anregung sowohl on Bodmers wie von Tiecks Minnesinger-Ausgaben. Den jungen Jacos Grimu hatte Tiecks Buch, dem Wilhelm Schle- 8° als Druckkorrektor bei aller Freundschaft mit so starken kritischen 870 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 \ Zweifeln gegenüberstand, und die ‘hinreißende Vorrede’ auf Bodmers Minnesinger gespannt gemacht. Er hat es später selbst erzählt, wie er als Marburger Student im Sommersemester 1803 den Quartanten in Savignys Bibliothek zuerst zu sehen bekam, darin die Gedichte ‘in seltsamem, halb unverständlichem Deutsch mit eigner Ahnung und keimender Neigung’ las, die fest in seinen Gedanken Wurzel schlug, wie er einige Jahre danach in Paris die Handschrift selbst forderte, ihre Bilder betrachtete, sich daraus Stellen abschrieb und so die größte Lust in ihm wach blieb, ‘unsere alten Dichter genau zu lesen und verstehn zu lernen'!.” Sein Buch “Über den altdeutschen Meisterge sang’ brachte dann sieben Jahre später die erste Frucht dieser alten Neigung. Aber auch sein Hauptwerk, die Deutsche Grammatik, ist eine Erfüllung der Marburger Jugendvorsätze, die angesichts der Minne singer-Ausgabe Bodmers in ihm aufstiegen.. Und auch dies verdient Beachtung: der Begründer der romanischen Philologie in Deutschland, FrIEDRIcH Diez, hat in seinem ersten Hauptwerk über die Troubadous Bodmer ausdrücklich als den ersten genannt, der aus Interesse der Sache Zusammenstellungen ihrer Poesie mit der Poesie unseret Minnesinger gemacht hat (Poesie der Troubadours S. 256, 2. Aulı 333, d Gewiß hat Bodmer in seinen Veröffentlichungen aus der Manesst Handschrift nicht nur nach modernem Germanisten-Maßstab, sondern schon nach den Anforderungen geschulterer Philologen seiner Zei 2. B. Lessings, seine Aufgabe höchst unzulänglich erfüllt. Gewiß e kannte die werdende germanistische Wissenschaft sehr früh die Män- gel seiner Leistung, vor allem die starke Willkürlichkeit seiner wahl. Aber für das Kulturproblem des Minnesangs hat er Mer die Haupt-Gesichtspunkte aufgestellt, die in der Folgezeit dem Streit der Meinungen und dem Gang der Forschung die Richtung 85° haben, und er hat der wissenschaftlichen Arbeit am Minnesang Wege bezeichnet, die sie wirklich gegangen ist. Jene “Verfassung Minnesinger-Sprache, die er intuitiv erkannte, hat Jacog GRIMMS S 5 geschichtliches Lebenswerk erwiesen. Jene ‘Regeln’ der Minnests Sprache, die er dunkel wahrnahm, haben Bexecke, LACHMANN; durch ihre textkritische und metrische Bemühung klargestellt un sichert. Und seine immer wieder ausgesprochene Überzeugung der Minnesang ein Zeugnis sei wider die insgemein behaupte! barei des deutschen Mittelalters, sie war auch für BENECKE und | MANN Glaubenssache und wurde das eigentliche Motiv für ihre @ ' Jacor Grimm, Kleinere Schriften Bd. r, S. 6. Ss | ır5f. n * Auf Diezex ng des Minnesangs-Problems geht mein Anm. ı genannter Akademie-Vortrag ein. 2 Burpacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 871 Hingabe und Treue bei der Reinigung und Wiederherstellung der durch Schreiberwillkür und Schreiberlässigkeit verderbten mittelalterlichen deutschen Dichter-Texte. In dem Charakter der Minnesänger als fahrender und vor Hörern vortragender Dichter hatte Bodmer, hatten seine zu ihm haltenden Zeit- genossen und die aus seinen Winken lernende junge Generation der Geniemänner ein willkommenes Seitenstück erfaßt zu den kurz vorher von Vico und Blackwell entdeckten alten Aöden der Homerischen Epoche, damit auch ein Seitenstück zu dem von Addison, etwas später von Percy und Wood auf den Schild erhobenen Balladensängern und so anderseits den erlösenden Gegensatz zum Stubenpoeten des Klassizis- mus, der nur für Leser schreibt. Voll aufgeklärt ward dieser Charakter des umherziehend sein Publikum wechselnden Minnesängers erst, seit- dem ı832 Brxecke aussprach, daß die großen mittelhochdeutschen Liederhandschriften, unsere Quellen des Minnesangs, geschöpft haben aus den kleinen ‘Liederbüchern der wandernden Sänger’, die deren tägliches Vortrags-Repertoir enthielten und da es den Lohnbegehrenden ‘auf berühmte Namen, auf beliebte Melodien ankam’, eins aus dem andern vermehrt wurden auf Kosten selbst der Echtheit, und seitdem dureh Docens und Jacos Grinus Streit, mehr aber durch die später sich vertiefende Forschung die Begriffe Minnesinger und Meistersinger, Liederdichter und Spielmann, Hofpoet und fahrender Sänger schärfer gesondert wurden!. Gleichzeitig ward Bexeexes Feststellung der Lieder- bücher nach seinem Gebot für die kritische Rezensio und Emendatio der Minnesänger-Texte durch Lacumans, Hauer, Wırmanss wie ihre Schüler und Nachfolger fruchtbar gemacht und die hier gewonnene Methode einer bunt wechselnden Zeugenbefragung immer weiter aus- gebildet und verfeinert. Bei der ästhetischen und literargeschichtlichen Wertung des Minnesangs in seiner Gesamterscheinung wie seiner einzelnen Dichter hat man jedoch lange Zeit mit dem schon von Bodmer gefundenen Be- griff der Gesellschaftspoesie, der Herderischen "amusierenden Hofvers- kunst’ nicht Ernst gemacht. Denn von Anfang an, schon in Bodmers erster vorläufiger Charakteristik, wie sie die obengenannten neun Twägungen enthalten, nahm daneben einen bedeutsamen Platz eine andere Behauptung ein, die den Keim einer gerade gegenteiligen Auf- fassung in sich trug. Der mittelalterliche Sänger, insbesondere der ns Minnesinger, soll nach Bodmer getreulich schildern, was er gesehen _ Im wesentlichen schon richtig unterschied sie Wilhelm Schlegel, Bonner Vor- lesungen über die Geschichte der deutschen Sprache und Poesie, hrsg. von J. Körner, Dische. Litdkm. 147, Berlin 1913, S. 139; vgl. Berliner Vorlesungen über schöne Lit. "ad Kunst hrsg. von Minor, 3. Teil (1803/04), Dtsche. Litdkm. 19, S. 47fl. 872 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 und empfunden; denn ‘die besten Poeten eopieren die Natur’ und '& ergetzet uns dergleichen zu lesen, weil wir gerne mit Leuten umgehen, denen wir ins Hertze sehen, die nichts vor uns verborgenes haben. Der Aöde der mittelalterlichen Höfe entspricht in dieser Erlebnisnatur seiner Liebespoesie für Bodmer und seine Zeit zugleich dem neu ge fundenen Idealbild des epischen Sängers nach dem Paradigma des Vieo-Blackwellschen Homer, den ja dann freilich die Homerforschung“ unserer Tage als eine Traumgestalt erkannt hat: er ist gleich diesem ein Dichter der 'einfältigen und natürlichen Sitten’, ein Realist, ein Gestalter des Gesehenen und Empfundenen, also des wirklichen Erlebnisses, , Eine relative Richtigkeit hat das ja. Neben der deutschen Kunst lyrik von Opitz bis zu Bodmers Zeit strömten in der Tat die meiste mittelhochdeutschen Minnelieder (von den Strophen der Frühzeit, d 5 Gedichten Morungens, Walthers, Neidharts zu schweigen) einen Erd geruch einfältig natürlicher Reinheit und Wahrheit aus. Aber großer Teil dieses Eindrucks kommt von dem Reiz der jugendlicheren sinnlicheren Sprache und von der Wirkung, die auf den mode | Menschen der ganze geistige und stoffliche Hintergrund eines jeden mehrere Jahrhunderte alten Gediehts machen muß, eben bloß es die Züge trägt eines weniger komplizierten und differenziert Lebens, eines früheren Entwicklungsstandes menschlicher Kultur. Dieser Eindruck ward von den folgenden Generationen noch I hafter ausgesprochen: dem Seelenbedürfnis der Geniezeit und Romantik mußte er Ja sieh verstärken. Die an Goethes Beispiel - wachsende moderne Theorie individueller Lyrik, die fruchtbare, & auch anachronistische Fehlurteile hervorrufende Lehre, alle gute 1y sei persönlicher Erlebnisbericht, legte dann auch an den Minne ‚sang des Mittelalters den daraus entlehnten Maßstab. Dem konnt | sich die germanistische Fachforschung ebensowenig entziehen als die allgemeine Literaturwissenschaft und Ästhetik lange Zeit hat‘. Beseexes Entdeckung der Liederbuehquellen in den mitte lichen Sammelhandschriften, die in Lacumanss und Haupts © sänger-Ausgaben für die kritische Herstellung der Texte volle Tre erwirkt hatte, steigerte sich in den Händen von Mürnennorr, Wit = SCHERER und ihrer Schüler zu dem problematischen Versuch, B Ü berlieferung der mittelalterlichen Lyrik chronologisch 8% E a Samml. Crit. usw. Schriften 7. Stück, S. 28. 29, _ . n Hinblick auf Walther von der Vogelweide bekämpfte ich die # des modernen, an Goethe orientierten Dichterbegriffs auf mittelalterliche meiner Abhandlung Der mythische und der geschichtliche Walther‘, Deutst schau, 29. Jahrg., 1902, Oktoberheft, S, 42—48. Burnacn: Die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache 873 Zyklen nachzuweisen, die auf den Verfasser selbst zurückgehn und gewissermaßen einen autobiographischen kleinen Liebesroman in Liedern darstellen sollten. Das diente dann dem naheliegenden und unab- hängig von der Rücksicht auf die Handschriftenverhältnisse geübten literarhistorischen Verfahren, die Minnelieder biographisch auszudeuten und aus ihnen die innere und äußere Lebensgeschichte ihres Dichters und der von ihm besungenen Dame abzulesen. Die Entdeckung des deutschen Minnesangs im 18. Jahrhundert war ein literarisch-ästhetischer Vorgang, ein Ereignis von patriotischer, lite- ratur- und kulturpädagogischer Bedeutung und zugleich eine sprach- geschichtliche Wendung, die, von der Poetik und der Theorie der Dichter- sprache aus, der werdenden deutschen Dichtersprache neue Ausdrucks- mittel schuf. Im einzelnen diese Wirkung in der Sprache der deutschen Lyrik des 18. und 19. Jahrhunderts nachzuweisen, gehört nicht zu der Aufgabe dieser Betrachtung. Aber im allgemeinen darf man sagen: die Minnesängersprache hat zusammen mit der Sprache des Volkslieds, der englischen Ballade, Hans Sachsens und Luthers dem dichterischen Ausdruck bei uns eine größere syntaktische Beweglichkeit zurückge- winnen und das Schema der Kanzleisprache wie des französischen Musters überwinden helfen, indem sie eindrucksvolle Vorbilder lieferte für die personifizierende Kraft des artikellosen Substantivum appella- tivum, für einen freieren Gebrauch der Kasus (namentlich des Genitivs und Dativs) wie des Partizips, für eine von den Fesseln der regulierten Gemeinsprache erlöste Wortstellung (z. B. Nachstellung des Adjektivs ın tlexionsloser Form); für eine Satzfolge, die nicht der logischen Ordnung, sondern nach alter, germanischer Weise mehr gefühlsmäßig plastisch dem Bedürfnis der lebendigen Anschauung gehorcht'. ; Ihrem sprachgeschichtlichen Charakter gemäß hat diese Entdeckung = des Minnesangs aber auch der wissenschaftlichen Erforschung des Minne- e angs und überhaupt des mittelhochdeutschen Schrifttums zunächst und. . für lange Zeit die Richtung auf formale, d. h. sprachlich-stilistische, _ extkritische und metrische Untersuchungen gegeben. Hingegen der : Versuch, auch das Kulturproblem des Minnesangs zu lösen, d. h. die | rkunft des ritterlichen Frauendienstes und Minnebegriffs zu bestim- = 7 en — sehr ungenügend freilich — schon Bodmer gemacht hat, ohne Einfluß auf die germanistische Wissenschaft. & Val. oben S. Sszt. Anm. ı und meinen Aufsatz in der Zeitschrift für den Ve Unterricht, 28. Jahrg. 1914, Oktober-November, S. 668f., 675 (wo es 2.14 : die Vermeidung der Endstellung des Verbs im Nebensatz'). ichte 1918 74 % 874 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 Zur Metrik von Saltair na Rann. Von Kvno Meyer. Di. ersten 151 Abschnitte dieses im Jahre 988 geschriebenen Gedichtes | sind in einem Versmaß abgefaßt, das zur Klasse der debide-Metren ge hört, und zwar in sogenanntem debide sewilte. a Wie Taurxevsen, Rev. celt. VI 339, gezeigt hat, geht dieses Ne trum mit seinen sieben Silben in jedem der vier Verse und dem paar weisen Reim, der in den ungeraden Versen betont, in den geraden unbetont ist (debide-Reim), aus dem Ausgleich der beiden Vershälften des katalektischen trochäischen Tetrameters hervor, wodurch ein um rhythmischer Reim zwischen einer betonten Silbe im Ausgang des ersten, mit einer unbetonten im Ausgang des zweiten zustande kam', a Eigentümlichkeit, die sich nach T HURNEYSEN leichter dadurch erklärt, daß unbetonte Reime in der älteren irischen Dichtkunst nichts Uner gehört?, leu : eochu (63, 4); im | ‚gecht' 5. 24, 14 asmu:: eridiu, und in einem anderen ebendaselbst Ss „10. @icllemenme; in einem Zitat bei Tigernach A.D. 618 Mumu : Ab; Ya } S Solche € Reime eim finden sich gelegentlich auch im Englischen, worauf W. P. Kan | The Dark Ager S. 321, aufmerksam gemacht hat, der aus Keats’ ‘Endymion’ I 313% den Reim string : dancing zitiert. Am häufigsten sind sie in der schottischen Bal t them mourning hame again. BL Schlußreim von Gern. Haurrmanns Festspiel ein Deutschland, brenn’ es in sein Herz — egslust, aber dein Vorwärts! 2: obert 57,6, tolotar 61, 31: toruarith 62, 23; areiolnd 5 ha 63, 15; doa 58,9; titha 62, 24. EEE K.Meyer: Zur Metrik von Saltair na Rann 875 und in dem Zwiegespräch zwischen Tuirn und Torna, Festschr. für Stores S.3 $ 3 comäilli : doirchidi. Indessen kam es nicht gleich zu ganzen (redichten mit durchge- führtem unrhythmischem Reim. Genau genommen gibt es solche über-. haupt kaum, indem sich betonter Reim häufig in debide-Gedichten findet "und selbst bei strenggeschulten Dichtern als Lizenz vorkommt. In SR haben wir einige achtzig solcher Vollreime, und zwar meist ein- silbige (fress : tess 85/86, leir : grein 121/22 usw.)'. Einmal (2709— 12) ist eine ganze Strophe so verbunden, wo also debide guilbnech dialtach (Ir. Versl. $ 27) vorliegt. Sonst verwendet unser Dichter den betonten Reim nur in der ersten Langzeile. Das einzige Beispiel in der zweiten wäre 2323/24 buana : üaga, wo Stores in vagda bessern will. Ich möchte das fehlerhafte cohuaga in comtagda ändern, wodurch wir gleich- zeitig Alliteration erhalten. Auch bei andern Dichtern ist betonter Reim in der zweiten Langzeile eine seltene Ausnahme. Er findet sich 2.B. ROXX 1086 (seilb : teidm), ı1 $ 10 (dume : bude), ı2 $ 17 (Athig: brethir), S 2i ( ‚led : mochen); Metr. Dinds. II 56 3/4 (treb:: Bled); Zeit- schr. VI 267 $ 9 (bwirb: builg) usw. In der ersten Hälfte kommt er als Lizenz, wie erwähnt, auch noch zu Zeiten vor, wo das Metrum nach den allerstrengsten Regeln gehandhabt wurde. So finden wir ihn bei Tadhg mac Däire (gest. 1652), O’Gr. Cat. 534, 8 (maicne : eairte), ‚bei Seaän üa Clöirigh, ib. 535. 17 (Waibh: tüaidh) 538, 10 (riur : nid) und bei Lughaidh üa Cleirigh, ib. 538, 16 (doibh : slöigh). Umgekehrt tritt debide-Reim in älterer Zeit sporadisch in Gedichten Auf, die in rannaigecht abgefaßt sind. So erscheint er plötzlich in | der 12. Strophe von Broccans Hymnus auf Brigitta (Thes. Pal. II 327 ff.), n der sonst durchweg rannaigecht, sowohl dıaltach wie recomareach wie casbairdne, aufweist”. Hier findet sich in der ersten Langzeile der. _ Reim v5; Brigti, während die beiden Hälften durch den Reim Brigti: di verbunden sind’. Dann haben wir in Str. 19 maith : derglaid, Str. 21 : = > Viel seltener ist zweisilbiger Reim, z. B. dalaib:: Adaim 685/86, tallaih:: eliaraib 025/26, Adam : dagain 1757/58 usw. = ® Vgl. auch Colmäns Hymnus, Str. 22. Auf die Existenz solcher Reime, in denen das längere Wort voransteht, habe öfters aufmerksam gemacht und glaube nicht,. daß sie sich alle wegkonjizieren sen. Vgl. noch folgende bisher nicht angeführte Beispiele: = £ ba füal Cacht macc Ilguini, ba suitheherna fria guidi, | Zeitschr. VI 217 $6; erochis Congal cennfato im Mael Coba casail chrö, Tig. A. D. 646; vgl. Zeitschr. VIII 330, 2. Fer brecach is Sınfaacail . ropdar araid du thrıathaib, At a Metr. D. HI 254, 9. 4 748 + 376 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 noebdiil : swil, Str. 22 amra : comlabra, Str. 28 fan : riglam, Str. 42 der- brath : rath. Die Durchführung von debide-Reim in längeren Dichtungen schein. sich erst allmählich aus Gedichten entwickelt zu haben, in denen rhyth- mische und unrhythmische Reime in derselben Strophe in bunter Ab- wechslung vorkamen. Gute Beispiele soleher Mischung sind manche in den Annalen eingestreute Strophen, so z. B. die in AU A.D. 562 oder bei Tigernach A. D. 624 zitierten, besonders aber die beiden in Imram Brain eingelegten Gedichte. In dem ersten, das wohl mit der e Strophe Fil inis i n-etarcein anfängt, haben wir neben 25 unrhythmi- schen 28 rhythmische Reime, während in dem zweiten das Verhältnis gerade umgekehrt ist: 28 unrhythmische neben 23 rhythmischen. In den beiden anderen alten Gedichten aus der Bransage, die ich Zeitschr. I, S. 339 abgedruckt habe, liegen 5 rhythmische neben 9 unrhythmischen “ Reimen. Bei den letzteren steht der betonte Reim viermal an zweiter Stelle: etarcein: rein $ 4, adamri:cadli $ ı1, Din«. harptech : scoth El imchtan : rian S 55. Ferner gibt es in älterer Zeit Gedichte, in denen Strophen in rannaigecht und andere in debide zwanglos miteinander abwechseln. So steht AU, A.D. 562 ein solches Mischgedicht von fünf, 687 eins von vier Strophen; andere ebenda A.D. 742, 786, 918. Deshalb möchte ich auch das Nebeneinander von debide- und rannaigecht-Strophen, 2 Be in Brinna Ferchertni nicht, wie Tuurnevsex es Zeitschr. IX 204 tut, zuM Kriterium machen, um spätere Zusätze auszuscheiden. Sr Was dann die Weiterentwicklung unseres Versmaßes betrifft, | können wir zwischen der loseren Form, die durch scailte bezeichnet wird, und der strengeren mit all Hhren Regeln über Versausgang Binnenreim und Alliteration, wie sie O'Moızoy in seiner ‘Grammati ehe ee @ SE pe a A FE FRE Fe hi | ek BREUTE, ENT RE ae nt Ä scheide . Debide war zunächst das besondere Metrum eines ( 7 teren Grade der söer-baird oder freien Barden, des bo-bard ‘Rin s barden’, der, selbst wenn er feste Regeln beobachtete (debide m für ein ‚gelungenes Gedicht nur eine junge Färse als Lohn beansprt ; _. nn La; Händen behielt das nn seine weniger ei als debide reale na aa EEREEN, (Ir. T. ” 106; Die ältest uns , gckommei Gedichte in debide sind wohl die beiden = länder Kodex (Thes. Pal. Il 291 u. 292). Später spielt es # a ossianischen ‚Ballac en von Acallam na Senörach die Haupt bent Dı blit T ia russ, Be ei - zu K. Meyer: Zur Metrik von Saltair na Rann 877 bertach mac Coisse (gest. 1016) zu historischen und geographischen Schulgedichten, und so hat es auch unser Dichter zu seiner Dar- stellung der heiligen Geschichte verwendet. Auch zu kürzeren Ge- legenheitsdichtungen wird es gern gebraucht, wie ‘Messe oeus Pangur än, und zu zahllosen kleineren Reimereien. Es waren gewiß die filid, die sich nun etwa am Ende des 9. Jahr- - hunderts dieses Bardenmetrums annahmen und es durch kunstreichere und strengere Handhabung sozusagen hoffähig machten. Vor dieser Zeit finde ich in der Literatur keine Strophe in debide, die den O’Morrovschen Regeln entspräche. Freilich steht z. B. in den Annalen von Ulster unter dem Jahre 796 eine solche: O thüs domain, ciallda cain, cdic mili bliadna borrfaid, i foss, is set serig sin, co closs & degmic Domnaill. Aber sie ist der Form degmic wegen, die im Reim mit serig Steht, später anzusetzen, während der Gen. Pl. bliadna (: erallda) sie wieder nicht unter das 10. Jahrhundert hinunterdrücken läßt’. Da- gegen sind die in debide abgefaßten Gedichte Cinaäed ua Hartacäins und anderer filid des 10. und ıı. Jahrhunderts, die den Dind3enchas in Verse gesetzt haben. Was Alliteration und den Binnenreim in der zweiten Langzeile betrifft, durchaus streng gebaut. Cinäed erhält denn auch als Lohn für sein Gedicht auf Achall (Metr. Dinds. I S. 52) von Olaf Cuaran keine Färse, sondern ein Pferd, eigentlich der Preis für casbairdne. ee Daß die strengere Handhabung des Metrums durch die Kunst- er ‚diehter auf die Verfasser von Gedichten in der loseren Form einwirkte, beweist u.a. Saltair na Rann, der mit Alliteration und Binnenreim — geichlich versehen ist, die aber beide nicht nach festen Regeln ver- wendet werden. ““ ‚Die genaue Innehaltung aller Regeln dieses Metrums in seiner Strengsten Form hat es nun zu einem der schwierigsten der irischen Metrik gemacht®. Daher kommt es, daß die Herausgeber irischer Ge- diehte von O’Donovan und O’Cveer an bis auf E. Gwyns und mich selbst „..." Man beobachte die Delenierung von g (y) vor s in serig und vgl. Tuurnevsen, ndb.$ 136. Ähnlich trächt-sa : äth-sa Metr. D. III 318, 7/8. | : ‚...“ Eine andere AU. 604 zitierte Strophe zeigt zwar doppelten Binnenreim in der en Langzeile, hat aber keine Alliteration im letzten Vers, wo er nach O’Mouror rs ist (»Propria concordia semper eitra licentiam requiritur in quartis secundi TI« P. 173). Sie steht auch BB. 54b und lautet: Säran säcbderg, seol co se, oirchinnech Senbo:h Sine, 8 nt dalb cen brandul brath, romarb Brandub mace nEchach. ar r So sagt auch O’Molloy p- 180 von debide: “Difficile faetu apparet hoc metri 878 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1915 bei keinem Versmaß sich öfter haben Verstöße zuschulden kommen lassen als bei debide. Die Fülle der Regeln ist ebenso groß, daß | ihre Beobachtung bei der Lektüre eine stets angestrengte Aufmerk- samkeit erfordert. Damit es nicht scheine, als ob ich übertreibe oder gar meine eigene Nachlässigkeit zu entschuldigen suche, stelle ich hier einige Versehen zusammen, deren sich selbst ein Meister wie O’Grapy schuldig gemacht hat, besonders da sie fast alle lehrreich sind. In seinem Katalog der irischen Handschriften des Britischen Museums ist’ S. 459, 2 dimbrig im Reime mit imsn’mh zu lesen. S.411 muß es heißen: na cwimnig fer d’@reithe, 440,8 fehlt ein Reim auf slaag; 447,4 ist rozist nicht ‘he hath heard’, ‚sondern etwa ‘hearken well!’ zu übersetzen; 454, ı ist do bud fion (nicht fion) na Farsrotha zu lesen; 461,4 ar bhäs in bhellicanais; ib. 17 tre ghuin a u £ asnaig; 472,3 träth a chaointe (nicht accaointe) ag cäch; 479, 7 gan ‚os decra (echtra); 480 ag deol chtochbruinni in chogaid; 486, 6 duna horfuigle (nicht forfuigle) d’eistecht, 488, 2 Brian na nGaoidel;, ib. 10 deise,; 510, ı1 urlamh, turlamh; 532, ro mhaordha (: fraochda); 546, 24 fa secht; 578,3 ni gheibh-thea ör arann (nicht a = zaid, wo aranı (für uns’) auf anam reimt. Wie sich nun die älteren Dichter mit dem Versmaß abfinden and wie weit sie sich besonders der strengsten Form nähern, müßte i jedem einzelnen Falle untersueht werden. Hier beschränke ich mich darauf, dies für Saltair na Rann zu tun, in dessen Verfasser Wit natürlich keinen Barden oder ili, sondern einen Geistlichen zu S® haben, der das ihm aus hunderten von Beispielen wohlbekannte trum auf seine Weise handhabt, wie er denn überhaupt mit der älteren De irischen Metrik wohlvertraut war. Bei meiner Darstellung lasse IC we alles längst Bekannte beiseite und suche nur noch nicht sicher ne s : Be oder Neues. zu geben. ı. Endreim. SR Bomohl End- wie Binnenreim berechtigt uns, an zahllosen - die altirischen Formen einzusetzen. Man kann sagen, daß irischen Formen die Norm, die mittelirischen aus Reimnot als ER Deahee er Aus der Fülle der Beispiele greife ich. charak isch he heraus. gie : faithehe (GPl.) 397/98, smasse chairi : techtairi 691/92, wili : imdruini 565/66, chairi n ochtai : Etrochtai 725/26, gorta (AP1.) : bithbochta 95 1/5?» : dine oaujaa rainne : firchlainne 1063/64, doirche : sloinnfe 25 söire : nöibe 1493/94, ciastai ; biastai 891/92 (vgl. 877, wo me das = en a en nime : Ge 2725/26, z K.Mever: Zur Metrik von Saltair na Rann 879 1691/92, möini : döini 7855/56, einte : inte 635 1/52, tarbai (GSg.) : amrai (NPl.) 6539/40, mescthai (NPl.) : escrai (GSg.) 3579/80, fire: mile 4751/52 usw. Daneben liegen mittelirische Reime, in denen un- betontes e und ö zusammengefallen sind, wie gl: wile (altir. uili) 91/92, gle : sochaide (altir. sochwidi) 1071/72, li: airgdidi (altir. airgdide) 1029/30 usw. Sie sind aber seltener. Ebenso ist erhaltenes auslautendes, unbetontes -iu die Regel, wie Zitchiu 276, airddiu 468, etiniu 2165, siniu 842, Waisliu 5852, lethiu 5772, 7929, rigsuidiu 702, 7784. Dagegen araile (altir. arailiu) : gle 468, 2763, Waisli : artwassi 2570, denswidi (altir. Oinswidiu) : chainbuidi 6055 usw. Andererseits finden wir gelegentlich auch archaische Formen dem Reim zuliebe, wie bliadne (GPl.), remrae im Reim mit gie 3327; ebenso Iudae 5707, 6581. Die älteren Formen sind so sehr die Norm, daß ihre Wieder- herstellung uns in zweifelhaften Fällen grammatische Auskunft geben kann. So ergibt sich das weibliche Geschlecht von sere ‘Mahlzeit’ u. a. aus folgenden Stellen: Akk. säri: leiri 2833, gleri:seri 2847, Gen. gleire:seire 2871. Ebenso das von ruide ‘Fahrt, Reise’ (urspr. _ wohl Neutrum) : Akk. ardruiri : gargruidi 1077, ruri:rudi 7073'. | In lateinischen Wörtern wird in irischem Munde s hinter pala- talem Vokal wie $ gesprochen. Daher Reime wie potestates, virtutes : sis 541, 668, dominationes : treis 668, mares : gleis 766. Ebenso dis: similis Hib. Min. 45, 32; vis ‘du willst’: doris in Maäel Isu’s zwei- Sprachigem Gedicht ‘Deus meus, adiuva me’. Se = „Daß gelegentlich kurze konsonantisch schließende Silben auf lange reimen können, habe ich öfters bemerkt und Beispiele aus SR gegeben. Von anderwärts kommen noch hinzu: bare : tochmare Metr. D. ıu 82,63; tracht: asreracht ib. 214,4; ein:brudin LL ı31b 47. 3 Was die Reime graddai : barbardai 5015, dana : barbarda 7351 betrifft, ‚50 möchte ich bemerken, daß Wb ı2.d 6 barbär und TTr. 221 bar- bardu geschrieben steht. = _ Ein Wort darf mit sich selbst reimen, wenn es einmal selbständig ‚sieht, das andere Mal in Komposition, z. B. gniis : gelgnüis 4583. »eNsOo slüag : marcslüag Metr. D. II 14,15; 1Ms: imthüs ib. 168, 17; :ardrıg 210, 15; find : üagfind CZ VI 267 $ ı; r&:gairitre RI 502, 48; fir : righfir Top. Poems 52,17 usw. | enzen für dzib sind dab (: gar) 1249 und das schwach betonte EM don rudi ruaid Metr. D. HI 120,4. zZ v 2% $ı; Top. Poems 32, 27; 42, 21. 27. ” 880 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 Es fehlt nieht an herzlich schlechten Reimen, welche die Sehrift 5 möglichst zu verbergen sucht, wie trebad : trenferab 4633, digal: rigab 3937, oft durch Anschweißen überflüssiger Endungen. Ferner fer: tarnaideib 929, maigib : fidbadaib 935, fair : ingnad 3341 (wenn hier nieht vielleicht ingnaid zu lesen ist), dotrega : bithdöera (statt bithdöiri!) 3343, rosiach : Amaliach 5673, togo : Ericho' 6723, garta : Moabdita 5695, cach- ta : Ammonita 67 39, cachta : intliuchta 7 207, twarcat : Inachat 903, füargaib: sluagaib 5581. Bei manchen dieser Reime kann man eigentlich nur E | von quantitativem Gleichklang reden, wie bei martir : tercphit im Fi. — Öingusso. Ähnliche Reime anderswoher sind tren : munchaem Metr. D. I 14,25; marb :: senainm, ib. 206, 3; briugad : luchair III 174, 101; “ deni : Ecaini, Tochm. Ferbe 644; dognt: atai ib. 350; fegi : Brigi, Broee. h. 49; cele:: ilmile, Imr. Br. 2, drm:ri, Er. V 221, 15; ri: m, ib 223,57; beö: seol, Arch. III 205 $ ı?. Ebir : vengil LL ı44a 30. Sem Fiacail : triathaib Metr. D. III 254, 9; cewitig : fliuchbuidir LB 108b 70. 2 Von anderen ungewöhnlichen Reimen bemerke ich noch grim: Filistim 5603/4, während der Dichter sonst stets Filistm gebraucht. Daß firian und nicht firian gesprochen wurde, zeigen die Reime — mit rigftal 567, grian 2678, aniar 4436, dimiad 5844 usw. . Der Reim lehrt uns zwischen and-sin, etwa dem deutschen ‘darin’ 2 und and sin ‘därin’ zu unterscheiden. So heißt es 4169: Figuir Christ atbeir and sain (: tesargain) "Därin spricht er das Symbol Christi aus. | Ebenso Metr. D. III 190, ı3: Cocuala in fagur and sain im Reime mit E mörnim "Daselbst” hörte er ein Geräusch’ oder CZ VII 219 6 dogeibmit ann sin an sluag usw. = Binnenreim. E Mit Binnenreimen hat der Dichter seine Verse reichlich gespickt x | = wenn er sie auch ohne feste Regel verwendet. Gelegentlich we a | ne drei, wie z. B. 4253/54, 4345/46. Vgl. auch 5885: 3 Furad na ngraam ice na curad, na erüad-chörad. e > & Vgl. sec: : Ericho 7345; dagegen cricha : Ericha 50 a „\ Man hat öfters die irischen Dichter wegen eg weitgehenden Geb ; E: anderer Lizenzen (Verwendung von Fremdwörtern, Archaismen A aber vergessen, daß sich die größten Dichter aller Zeiten ge" ‚haben, manche, wie Goethe, sogar in ausgiebigster wa Beispielen. bietet er Parallelen, wie wenn er Laken a lich, | auf unverständlich, dem Reim zuliebe ® , brgeisten statt begeisiern setzt oder seine sch“ wie engl. tkunder und ein hybrides beichelmt entstelb ' Ire auch füin, z. B. riam remi sin I Yo K. Meyer: Zur Metrik von Saltair na Rann 881 Aus der Fülle der Beispiele greife ich einige charakteristische oder lehrreiche heraus: rathrian : radiall 427, toebtogud (sie. leg.): Ddentogud 1051, imräidi : craidfe ı 209, ligthorba-: ficomna 1361, forfacsam : crädsam 1485, dessid : fodessin 1387, deicsin : fessin' 2137, nimtha : cricha 2663, slända : Samiura 5235, gräda : Tamara 5271, brathbeirt : tänie 7171, gräd- glunn : fabull 6039, turcbad : cumtach 7029, doräraie : grädgreit 7193, rig- roimsi : primdoirsi 7355, athelluch : atherruch 7407°. | | Beliebt ist der Anfangsreim, dem wir schon in der ältesten Poesie | begegnen ‚2. B. lotair : broccaig 3457, tinsit : fillsit 3465, glerden : trenfer 5787, glerdin : trenfir 6909, ruiri : uili 7473 usw. Br Unter den zahlreichen Doppelreimen hebe ich den verschränkten Binnenreim hervor: rodelb dluma : üra co derb 37, rorann rüandath : fual- rad fann 205, delbda toga: fotha fedba 1063, brög mbuiden : ruibem:cen rig 3539. Ferner 577, 609, 5685, 5899, 5955, 5973 usw. Zwei Wörter reimen auf eins: dal ndogra : rigdomna 6007, brig bladmar : primadbar 6243, lia coir : Täcöib 3269. Ebenso rod air : ögäin, Top. Poems 22, 7; baile i (fus): pairti, Arch. III 238 $ 6. 7 Behide Binnenr 'eim'. clothalt : athchomare 163, archangel: agmen 779, bladmar : cetadbar 29, cäich : bithblaith 983, mür : bithür ib., fuarir : mi- mim 1483, fodein : bithphein 1747, len : imthren 5031, sonairdib : primcho- mairlid 665 1. ” Ein Wort reimt auf einen Teil eines anderen. gle-thänac : De 1695, i dan : : Bag-chomus 3171. Ähnlich merbi : deilbi-som- ı807, inbaid-sin : tim- gig. 22 Binnenreim auf Endreim findet sich in 895/96: cathrach : nathrach. _ Ein Wort reimt mit sich selbst: coscur 5607/08, daigrech 5593/94. Eine Silbe mit Diphthong kann auf ein Wort reimen, in welchem dieselben Vokale zwei Silben bilden: crzäeh : sinag 67 39, suäire : duaire 3752, glei : Dza 3999, breüd : leod 879. Ebenso im Endreim gliaid : seiäin 225; gnöe : becende Imr. Br. $ 26; düb:rig Arch. II 298 $ 62. An die Stelle von Binnenreim tritt bloßer Gleichklang mit Wahrung lantität. eüac : eZairt 33, demin : gemen 189, riched : ertchaib 337, : farair ars bltadan : 861, u dermör 351, P 'se Reim. RS D.14,45. Vgl. auch tathellach : atherruch SR 81 17/19. gl. Soer cathmil cöimfata | Möen Labraid Loingsech, Ält. Dicht. 1 17, ı. Ferner na lergge | /aglaid fri füam fairrge usw., Ir. T. 1140835; trenfer el a gnüıis, ib, $ 36; Dünga! duine... ürad buide, ib. 101 $ 182. ee Menman leun a rad I is nar sreng sen-lTemrach sıar, Cog. i36; I1: 882 Gesamtsitzung vom 17. Oktober 1918 serggad 7293, fPimdeth : Egept 3255, togad : chobair 4559, imthach : do- rimgart 3175, digrais : silas 1011, coibli : foimti 839, sechairthir : cethar chair 979, athehomair : glanthogairt (sie) 461, thärie : rädid 6741, Nabal camäir 6323, :tadail 6325, digal: dilfat 3835, : rigali]b 3927, digail: idal 2679, cluasaib: tuaslaig (sie) 2479, tretel: ettib 2131, brigaib : turib. 5119, füas : Wais 4279, Wlaind : Adam ı 305, Balum : dlaind 4801, Beöir: leör 4813, cumscaiged : tunscanad 6231. Auch bloßer Gleichklang olıne Rücksicht auf Quantität findet sich ein paarmal. gleöchuaird : Eoraip 2651, rängle: airme 737, crödonn.: atacomong 6919. Ebenso cröderg : rogerg Metr. D. III 344, 33- Hier möchte ich hinzufügen, daß auch Binnenreim innerhalb des- selben Verses vorkommt. Das ist in dem halb lateinisch, halb irisch abgefaßten Gedichte des 1086 gestorbenen Mael Isu ua Brolchain der Fall, dessen Anfang lautet: Deus meus adiwa me! tue dam do seire, a meic mo De! ' Hier reimt zmeic, die Form des ıı. Jahrhunderts, auf‘ seire. In der zweiten Strophe ist zu lesen: Tuc, a ri ran, do gräd co grip " in meum cor, ut sanum en wo die Nominativform ran, wie übrigens 23. N. 10, $. 20 liest, dem Reim mit grad zu Liebe gesetzt ist. Vgl. bei demselben Diehter Zeitschr. XII 296, 9 a rwire roglan, ( (: fognam). In der dritten Strophe reimen dian und grian: & ‚Domine, da quod peto a te, * tuc tuc co dian, a grian lan gl ® Da in der vierten Strophe ein Parallelismus mit Wiederholung: der Anfangsworte stattfindet, ist der Binnenreim nach dem Ält. Dieht. = Anm. ı und Zeitschr. XI 108 formulierten Prinzip aufgehoben. lautet: Hane spero rem et quaero qm, do serc dam sund, do sere dam fr . In der fünften und sechsten Strophe haben wir wieder Binnenreim um amorem sicut vis tuc dam co tren, atber doris. “uaero , pulso’, peto a te mo beith i nim, a meic dil De. | m der letzten Strophe ist mit 23. N. 10 so zu lesen: . Domine mi, exaudi me, m’anim rop län? dit* gräd, a m a vn anim. Ei lan dit! grad, a De, Deus meus adiuva me. nn 0. ® So liest N statt postulo der ü Hss. a nr = Fa ren ae a der Alliteration mat werfen ist. to 8 K. Meyer: Zur Metrik von Saltair na Rann 383 | Alliteration und Bindung. Ich behandle diese beiden Erscheinungen zusammen, weil, wie wir unten sehen werden, bei unserem Dichter Bindung an die Stelle von Alliteration treten kann. Wie Binnenreim, so ist Alliteration in SR nur ein Versschmuck, der unabhängig von metrischen Gesetzen angebracht wird. Während sich selten Strophen finden, die ihn ganz entbehren, ist gerade die - Sehlußzeile oft alliterationslos. | Da bei Fremdwörtern und besonders Fremdnamen die Betonung oft auf einer der letzten Silben lag, alliteriert diese', z. B. dom(i)nd- tiones, nöebda cruth 699°, ‘decimber, is etan 255°, Putifaris, forom cert 3149, Annaneos, nüall 5189, Sidarios, rüad riges 53190. Ebenso Helessi 7145, 7165, 7177, 7182, Isau 2825, 2859 usw., Joseph 3105, 3358, 3509, Isaac 2848, 2858, 2909, Melchisau 6521, Iröbuaim 7062, Zachäriae 7457, Abethib 5209 usw. | st alliteriert mit : na stäba, tölaib gestal 4363, stomacha is tuslestar 4364. Vgl. faybail taise Zefain (— Stefain)‘ Gorm. Aug. 3, wo STOKES Alliteration vermißte‘.. 2 alliteriert mit s: Zebe sliucht 5213, Ezechiam slan 7373; kli- zafeth, sid ngle 7487, Zachair saigseree 7485. Ebenso Zenobi | ata scel Bindung) Fe. Aug. 24. Vgl. den Reim Boz : unfost 5701. | : In den ‘Illinois Studies’ (1916) S. 564 habe ich darauf aufmerk- sam gemacht, daß neben der traditionellen Alliteration eine andere auf die Aussprache begründete herläuft. Was ich dort über Alli- E teration von th (gespr. h) mit s gesagt habe", gilt auch für manche ' Ähnliche Fälle. So alliteriert z. B. das t des Artikels: in isiuag, tölaib smacht 4 i tg ; T 2 Macht 4599, conostuc astsruth dia thlas 1665, thucsat 5780‘. Da „gegen nach alter Weise do hingenaib int sacairt 3768. * Vgl. Sroxes, Gorman, $. XXXIU. Auf dieser, Aussprache beruht eine große eg Bindungen in Fel. Öingusso, z. B. Luciäni | co slög Jan. 7, Muscenti | coma chleir f ENR- 12, Policarpi [caraıs Jan. 26/7, Simfröni / Fronius Feb. 3/4, Luciäni | eruimthir F eb. 24, Alezändri [i sossad Feb. 26, secundi / cain März 22, Amphiäni | dia mbu Apr. 2, M arcrltösi | ud Mai 20, lacinthi / ba co Sept. ı1, Marcill | co Urthet Okt. 13, Maurörum | roclos Okt. 15 usw Mi an / pP ® / Mr cr I age o die Alliteration in eroch ninach Anıssi März 31. ee 2. Dagegen dom(t)nationes, drong 543- , Vel. deeimbir calaind Fel. Dez. ı , Stefan, Fel. Epil.249. a _ -benso erkannie Sroxzs die Alliteration in Nathi togaim Gorm. Aug. I nicht. Ss Nur hätte ich das von L. Gwysn, Eriu VU, edierte Gedicht auf Brug na Böinne _ a Hartacäin zuschreiben sollen. Andere gute Beispiele aus ar ichten lauten (CZ IX 468 $ 33): drüid Irmuman ’na thimchel! (vierter Vers), oe de do Themraig, ib. Z.83, Metr.D. III 282,80: a D#, rothöcha Sinni. ‚Ebenso truag in tsöt, Metr. D. II 156,15; ri in iderinbir On traig, LL 373% in tsensleibe, LL 1952, gar bec re tncht in tsiuagaid, Lec. EI triall er 0 thrönferaib in tsiuaigid Fen. 324, 30, tar tondgur in tsorguil- 25° sind in unserem Klima richtige . » Sommertage«, u nach internationaler Vereinbarung auch genannt werden. N Nicht so einfach lassen sich die kühlen Tage erfassen. Da nament- lich in der ersten Hälfte des Juni, aber auch in der zweiten des August am ehesten auf das Eintreten niedriger Temperaturen zu rechnen ist, habe ich diese beiden Monate halbiert, zugleich auch um die hältnisse im eigentlichen Hochsommer (1. Juli bis 15. August) licher hervortreten zu lassen. Ich unterscheide daher, abgestuft den Normalmitteln der Temperatur: 220 1.Sure, Juni Kahl‘... ; Tagesmittel AL AI All All. All ” Zu S T in b> ci An den als kühl bezeichneten Tagen liegt die Mitteltempe nahe 4 bis 5 unter dem Normalwert, was für den Sommer ei e Anomalie bedeutet. Noch viel strenger aber ist die Bedingung ') ee rt a a Herrmann: Über warme und kalte Sommer 893 sehr kühlen Tage, daß nämlich die Temperatur sich nicht über ı 5° erhebt; im Hochsommer kommen sie sehr selten vor. Da in Berlin erst seit 1829 Extremthermometer im Gebrauch i sind, konnte die Untersuchung nur auf die gojährige Reihe von 1829 & ‚bis 1918 in aller Vollständigkeit ausgedehnt werden, doch gestattet die Kenntnis der heißen und der kühlen Tage wenigstens die extremen Sommer auch in dem Zeitraum von 1766 bis 1828 zu ermitteln. In der folgenden Tabelle, die das Rüstzeug für diese wie für Ks u A 5 3 4 manche andere Untersuchung enthält, sind die zum Vergleich der ! Sommer in Berlin seit 1829 notwendigen Angaben, die ich darum R wieder Charakterzahlen nenne, in möglichst gedrängter und übersicht- ’ licher Form enthalten. Ihre Aufstellung war nur möglich, weil für ; alle Tage des ganzen Zeitraumes sowohl die Tagesmittel als auch die Extreme der Temperatur berechnet bzw. zusammengestellt vorlagen. + Die Begrenzung des Sommers auf die Zeit vom ı. Juni bis zum 31. August { ist natürlich eine etwas schematische, da er manchmal schon im Mai seinen Anfang nimmt und ebenso bisweilen erst im September endet. | Bei der speziellen Untersuchung einzelner Sommer wird man ihrem individuellen Charakter Rechnung tragen, aber beim Vergleich der Sommer miteinander zum Zwecke ihrer Klassifikation muß derselbe zeitliche Umfang beibehalten werden. Fe: Die aus der Tabelle erhältlichen Mittelwerte für die Zahl der : heißen, der sehr warmen und der warmen Tage eignen sich zur Auf- stellung der Bedingungen für heiße und für kalte Sommer nicht so gut _ wie die Verteilung nach Schwellenwerten, die hier folgt: E se I Häufigkeit ..n Tage Häufigkeit . 0 33 ER 2 i I—2 RR 9-10 id = 3—4 15 I1I—12 1 5-—6 ac‘ 23 —14 I Hiernach sind die Sommer, die keinen einzigen heißen Tag auf- $ weisen, am häufigsten; reichlich der dritte Teil aller Staaten gehört 'ABnen sh. : Femer zeigt sich, daß Sommer mit mehr'als 6 heißen Tagen selten sind. Der Höchstwert ist 14 (1834). Zahl der Zahl der sehr warmen Tage Häufigkeit | sehr warmen Tage Häufigkeit, Ai Ä 1% 9-10 E 11 I 2 12 1-12 3 3—4 22 13—14 2 5 56. 379 15—16 2. ß.. 13:5 33724 1 894 Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli Charakterzahlen der Son Sir Warme Tage Zahl Summe | Zahl der Tage Größtes \E i mit einem Jahr BE ERROSUH older Maximum Tagesmittel Maximum Temperatur 2 a = 30° | 25° || Betrag Datum Betrag| Datum & be 3 E 3: 35 Juni August 1829| 3 1 er 106° a ii 27.1° 26. Juli 34.6° 1830] ı | —}+ ı 2 5I. 8 32 25-4 27. Juni 34.6 1831| — | ı 2 51 — 34 25.8 8. Aug. 29.9 j 1832 a ee 5 1724 | 276 | 13.Juli | 3:0 1 M 1833 ee rag 3 79: 5 18 280 } 30: Juni 34.8 0. 1834 EP 365 23 66 28.1 ‚Au 334 nn Br Fe ee 51 8 35 25.4 | 19.20. Juli || 32.2 ee m. 3 18 24.2 30. Juli 31.9 re el ; 51 6 30 25.8 12. Aug. 31.8 a R ve Erz 4 104 3 21 26.4 15. Juli 34-9 una Del 3 Ra Mee a BL HE EL. 5 | 33 || 25.2 8. Juli || 319 ee | = an 7 22.6 17. Juni 27-5 r : hen Br a a ne 3 21 24.2 26. Juni 32.5 1842 Be ee 2 50 10 18 25.0 | ır. 19. Aug. || 32.2 a a ee aan Ei ae I 35 24.8 7.8. Juli 31.5 4 AT en er ir ag! 6 21.6 24. Aug 27-4 ES Be ee ee. 4 25 28.5 8. Juli 3 ee a 5] 126 6 48 || 25.4 | 2.7. Aug. || 31-1 hs ge a Para I 26 2 40 25.7 8. Juli 31.4 a u a a a 7 25 24.5 17. Juni 33-5 a Me m —_ 6:1 .18 24:3 5. 6. Juni 34.8 ut u el a ae = 4 26 24:5 | 15. Aug 324 1. Juli a H 3011 18. Juli 34-9 23. Aug. 32:6 25. Juli 34-5 13. Juni 31.2 25. Juli | 308 14. Aug 5. Aug 36.1 10. Juni 330. 19. Juli TE 17. Juli 31-4 „33. Aug. 346. 8. Juni 33.6 10. Ang. || 349 13. Juni Herımann: Über warme und kalte Sommer 1829 bis 1918 in Berlin. 8395 Kühle Tage Zahl der Tage mit ‚Mittlere Teemperatur- : abweichungen einer Mitteltemperatur erg Jahr Maximum <ı2|Zı? Zi |Z14 |<ı17| Sı <ı Juni Juli | August ee Km | Ei e r ö Br : 1.—15. 116.30, | 1.31, | 2.—15. | 16.— 31. 15. Aug. 31. Aug. | 1s:Aug.f 5 5 2 7 % | | | 5 — I | 2 ı — 5 | u +0.3° +0.4°| —1.2°| —o.2°] 1829 u I | u 1 I 3 —0.1 | 40.3 | —0.7 | —0.2 | 1830 5 — AR TE | - — 4 _ —1.5 | +#0.5 +0.3 | —0.2 | 1831 3 | 9 a EA 0.0 | —3.1 | +0.2 | —ı.0 [| 1832 _ 7 . +13 | —1.3 —4.0 | —1.3 | 1833 | —_ = +16 | +4.8 | +3.0 | +3-1 | 1834 2 aan MR +0.4 | +0.5 | —0.2 | +0.2 [1835 3 2 | 1 +.1!-122 | —1.9 |-—1.0 | 1836 3 ge Ka hee 0.5 | —-r.2 | +1.6 0.0 1 1837 5 5 I —0.7 | —0.6 | —2.3 | —ı.2 | 1838 2 re — [+05 | +09 | —0.8 | +0.2 | 1839 5 3 ER 4 1 =. erst euro 2 4 .- —1.4 | —I.5 | —0.2 | —I.0 1841 1 u — 1-07 | -13 | +1.0 | —o.3 [1842 3 _ — 1-15] 05 | +52] 0.3 11843 4 1 — 1-15 | —2.9 | —2.4 | —2.3 ].1844 2 — +0.6 | +1.1 | —ı.6 0.0 | 1845 — — — +1.0 | +1.4 | +2.9 ! +1.8 | 1846 > Ei | — 1-08 | 40.9 | +2.1 | +#0.7 | 1847 4 a En +0.7 | —0.8 | —ı.5 | —0.5 | 1848 5 3 | — {-rı| -2.o | -ı1.5 | —ı.5 | 1849 5 2 | ı [+05 |-04 | —0.3 | —.r [1850 | | 4 2 I — —1.8 | —ı.2 | +0.1 | —ı.o }J 1851 „_ ER _ 0.0 | +2.0.| +r.ı | +1.0 | 13852 2 I 1 +0.7 | +0.5 | —r.0 | +0.1 [| 1853 re, 4 —_ —1.2 | +1.1 | —0.3 | —o.1 | 1854 — 2 — +0.1 | —0.5 | +0.1 | —o.ı J 1855 6 4 3 1-0. | —2.0 | —.6 | —0.9 | 1856 — — — +0.6 | +0.7 | +3.1 | +1.5 | 1857 1 a — +2.8 | —o.2 | +1.0 | +1.2 [| 1858 a a DE +0.6 | +2.5 | +2.4 | +1.8 | 1859 2 = — +0.2 | —ı.2 | —0.9 | —0.6 ] 1860 Rn ee — [+22 | +11 | +0.7 | +1.3 [1861 1 aan — eo —1.5 | +0.2 | —0.8 | 1862 6 I — | -0.1 | —1.9 | +1.5 | —0.2 | 1863 6 2 ı |-04 | -1.7 | 28 | -ı6 1864 896 Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli E \ Warme Tage Zahl Summe | Zahl der Tage Größtes h ‚init einem Jahs der Se der Misimiein Tagesmittel Maximun emperatur imE >2% 5 30°|>25°||Berragj| Datum Betrag| Datum E E ® 3° ee Juni bis August 1865| — | 8 8 7 15 30 29.5° 20. Juli 37.0° 3864| — ı — | — | — _ 11 31 23.7 4. 27. Juni 33-4 1867| — | — — 2 31 24.2 20. Aug 32.2 1868| ı 2 8 I 291 14 52 28.2 16. Au 35.9 1869| — 3 3 78 8 29 26.4 25. 31. Juli 33.8 1870| ı | —|ı 2 50 3 23 25-3 31.0 187111 -—ı— | — | — — —_ 16 24.6 14. Aug 29.8 1721 - |;2 1 | 2 52 3 24 || 26.6 27. Juli 32.5 Be an EL Euar 2 44 24.7 27. Juli 31.5 an See De Fa Be 51 5 36 25.8 3. Juli 34.0 a | ı 26 5 42 25.5 18. Aug 32.8 A Dee Se I 25 3 33 25.0 21. Aug 30.8 1877| ı I ı— 2 52 3 34 26.5 24. Juli 33.0 N I BR 22.7 22. Juli au ir 2, He f 22.6 6. Aug. \ ag Ed meh Uremay), Mey! Weniger ” I 15 24.5 4. Aug. 31.2 150, N PT — 4 35 24.6 | 16. 17. Juli || 32-5 an Ge I me DR ER I" 9 | 30 || 267 19. Juli 34-7 1882| — | ı | — 1 26 d 22 25-6 16. Juli 320 ee a 78 5 30 || 26.8 4. Juli 34-1 ee er 6 23 24.8 17. Juli 32-4 ie) Bel Fe a ar E= 10 32 f 24-4 ER Juni \ g 32. l 24.2 26. Juni fl 32-3 1886| -— | — | — | — — $ 37 23.6 20. Juli 31-5 a re ee 2 54 6 24 27.8 31. Juli 34-1 1088 ua — 3 19 || 24.2 26. Juni 30.6 a Peer 6 355 10 38 26.3 2. Juni 34.0 eh 25 4 21 25.1 1. Aug. 3 u 3 19- 1-45.1 30. Juni 3E® u : 346 | Y | 5 | 132 9 2 17. Aug 34.0 I One Kae. Maas I 35 24.8 20. Aug 33-4 | 79 6 | 22 || 27.9 | 24. Juli 35-1 bu se 10 | 35 | 26.4 28. Juli 34:2 Bra nr 25 * 32 || 25.4 17. Juni || 33-7 a ae, A 618321 95:3 30. Juni a a 2 54 4 24 | 27-7 17. Aug. || 32-9 RES Nm \S an Nee 2 30.1 24 zı. Juli | 30-3 | en; 6 0 Bi door on” Hermann: Über warme und kalte Sommer 897 Kühle Tage Zahl der Tage mit Mittlere Temperatur- » abweichungen einer Mitteltemperatur an saee Jahr Maximum Zi, 10 <ı|Zı% <ı4° Zub: E x 1. Juli || 1. Juni | 1. Juli 1 5 ag PRRgDeR bis Bis bis in ” 3 4 26.—30.| 1.31. | 1.15. | 16.— 31. 15. Aug. || 31. Aug. | 15. Aug. 3 ir 2 n 898 Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli 8 Warme Tage Zahl [Summe ı Zahl der Tage Größtes ; mit einem Jahr GUR. TARRSRMFLL der Maximum Tagesmittel Maximum emperatur 2 = 30° | S 25° || Betrag Datum Betrag] Datum ai.hhlenls A 3 = 3 EE E& unı DIS ugus - u | | i = | | j 31.5° | 13. duli ı ee e| go1| 2 2 51 4 | 42 | 25.8 a Juni Rn Be | 1902| 2 | — 2 50 5 18 25.4 | 29. Juni 32.5 | 29. du 7 1903] — 1 — I 25 I | 20 FE 3. Juli 33-1 3- Juli 19864 12 2 4 105 8 | 32 28.4 16. Juli 36.4 16. Juli en ER ee UT 108 7 | 33 || 28.5 1. Juli 36.3 1. Juli Juli 1906| — | ı I 2 o | : ” i . Aug. 5 7 re { ug fl 3 Br 1907 ee a = I | 13 23.4 28. Juni 31.0 28. Juni ; 1908| 3 LE 0 128 2 | 33 26.4 12. Juli 34.2 ı2. Juli ars Fe Dee el Bar u 1 16 a4 2. Juni 32.4 ö Juni an RE ee ra 3, 51 5 19 25.8 5. Juni 32.0 5. Juni a a 233 14 43 26.5 | 29. Juli 34.6 23- Jali ae Bra Due Bien — I 27 24-8 28. Juli 31.9 28. Juli ie re ar re Mn 1 ® — 20 24.0 2. Juni 29.5 2. Jan! & a 31—-|3| WB 7 |736 || 262 | 22. Juli. | 351 | Me ee he ri) 130 8 | 30 27.7 10. Juni 35.0 zo. Juni 2 ce ee Da IE 22.2 28. Juli 29.7 a Jun u EN En une BaL.. 212 9 | 37 28.0 20. Juni 35.0 20. Jun! nd ee ee 2 | 15 || 239 22, Aug. || 32.4 | 22. Aug Der häufigste Wert (3—4 Tage) liegt hier etwas unter dem Z Mittel (5.6), das durch den ungewöhnlich weit abliegenden Boca wert (23 im Jahre 1834) sö erhöht worden ist. Sommer mit mehr als Io sehr warmen Tagen können hiernach als selten bezeichnet werden. Zahl der ii i warmen Tage Häufigkeit Der häufigste Wert (31—35 Tage) liegt etwas über dem M 2 5 13 16 i3 24 Zahl der warmen Tage 36—40 4145 46 —50 5 56-60 61—65 66-—70 | Häufigkeit a Iiuboso wert (29.3). Die untere feste Grenze (0) wurde zwar nicht ee” | ‚denn 6 im Jahre 1844 ist der kleinste Wert, muß aber als t möglich angesehen werden. Bemerkenswert erscheint der 5 HELLNANN: Über warme und kalte Sommer 899 Kühle Tage Zahl der Tage mit Mittlere Temperatur- | ; n Ina abweichungen einer Mitteltemperatur i Jahr Maximum <ı |Sı? |Z14 | Sı4 |Sız | Sa <ı5° Juni Juli August ; 5 an Gr . | A : 1-15. | 16.0. 1.—31. 2.—15. | 16.—31. | 15. Aug. || 31. Aug. | 15. Aug. E = 2 od T ] T ’ | | | 1 ER ee ze | — | 3 — I — +0.2°| +2.3°| +0,8°| +1.1°] 1901 — | — 3 | 10 2 ı +0.1| —ı.8 | 2.2 | —ı1.3 | 1902 1: — 1 — 284 rn —. 1-05 | —o.1 | —0.8 | —0.5 ] 1903 Er I — — _ nn — — 1-03 | +15 | +o0.5 | +0.6 | 1904 op en — | = —_ — —_ _— +1.9 | +10 | +0.2 | +1.0 | 1905 3 er 1 | — — I 3 — —0.4 | +0.6 | +0.2 | +0.1 | 1906 I a a I 11 6 | 5 -0.6 | —2.6 | —1.3 | —ı.5 | 1907 y 1 ven — 4 — 4 I | — +16 | +1.0 | —1.4 | +0.4 ] 1908 I — I I 1 1 | 2108| -r4:| +01 1] —0.7 [1909 ' we — I —_ 1 erh: ey +20 | —ı.ı —0.6 | +0.1 [ 1910 a -— 2 — — 2 — | 2 —0.3 | +1.7 | #3.2 | +1.5 [1911 2 2 u 2 3 2 7 | Ser —0.I | +2.0 | —2.2 | —o.1 [1912 2 I 3 4 . 7 A e —0.3 | —r.5 | —r.0 | —0.9 [ 1913 { 5 zer mr _ — _— en —0.6 | +1.8 | +1.3 | +0.8 [1914 = = 1 I 2 2 a | = +2.2 | —0.6 | —ı.2 | +#0.1 [1915 3 6 I se I go ae —2.8 | —ı.ı | —0.8 | —r.6 ] 1916 i > Re _— I = — — |) — |#41 | +05 | +07 | +1.8 [1917 3 # En; 3 | — 2 3 4 _— —3.2 | —0.7 | —ı.3 | —ı.7 [1918 4 } fall in.der Häufigkeit der Sommertage oberhalb des genannten Schwellen- wertes 31——35: von 24 auf 6. Man kann daher Sommer mit mehr als 35 warmen Tagen (Sommertagen) als selten ansehen. Der Höchst- wert 66 fällt wieder in das Jahr 1834. Nach diesen drei Häufigkeitsverteilungen beurteilt, will ich einen Berliner Sommer als heiß bezeichnen, wenn er zugleich mehr als 6 heiße, mehr als 10 sehr warme und mehr als 35 warme Tage auf- _ Weist. Werden nur zwei dieser drei Bedingungen erfüllt, dann kann der Sommer als sehr warm gelten. In der oojährigen Beobachtungsreihe von 1829 bis 1918 hat es 3 Solche heiße und 6 sehr warme Sommer gegeben. Die folgende Zusammenstellung gibt über sie näheren Nachweis. Die in Klammern stehenden Ziffern bedeuten die größte Zahl aufeinanderfolgender Tage der betreffenden Art, eine für die Beurteilung der Wärmeverhältnisse sehr wichtige Angabe; denn ein Sommer wird einen um so heißeren ‘w. kühleren Eindruck machen. je mehr heiße bzw. kühle Tage | bar ‚aufeinander folgen. | | Arm se 900 Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli & Heiße Sommer. Jah Zahl der Tage Temperaturmaximum Witterungs- | Rn j heiß - | sehr warm warın Betrag Datum charakige N 1834 14 (9) 23 (11) 66 (22) 35.0° 2. August trocken 1868 11 (8) 14 (7) 52 (16) 35.2 23. Juli ‚trocken 1911 9 (4) 14 (5) 43 (25) 34-6 23. Juli sehr trocken Der Sommer von 1834 ist weitaus der heißeste, den Berlin nieht bloß in der gojährigen Periode 1829— 1918, sondern, wie wir gleich sehen werden, auch in der ı53jährigen von 1766 bis 1918 gehabt hat. Drei sich immer mehr steigernde Hitzeperioden zeichnen ihn aus: die erste kurze vom 20. bis 23. Juni mit einem Höchstwert von 32.5°, die zweite etwas längere vom 3. bis 12. Juli (Höchstwert 344) und die dritte und längste vom ı5. Juli bis 3. August mit der ab- .solut höchsten Temperatur von 35.0° am 2. August. In den 8 auf A einanderfolgenden Tagen vom 26. Juli bis 2. August erhob sich das Thermometer jeden Tag auf 33° und darüber. Im August folgten noch vom 12. bis 24. hintereinander ı 3 warme Tage, und auch der September wies deren noch ı ı auf,so daß vom 3. Juni bis 20. September, f also in 110 Tagen, nicht weniger als 77 Sommertage waren‘. Am 22. September wurde es endgültig kühler, und am 24. setzte sogar in der Nacht plötzlich der Frost ein. ‚Witterung bestimmte und daß kleine Verschiebungen desselben eben genannten Unterbrechungen der Hitze bedingten. ee j Der Juli 1834 hatte die höchste Mitteltemperatur (23.6°% © bisher für einen Monat aus zuverlässigen Beobachtungen festges"” wurde; sie entspricht der normalen Julitemperatur von Konstantin Der Juli 1757° war wahrscheinlich ebenso heiß, und der August “ reicht mit einer mittleren Temperatur von 23.4° nahe an © Juli 1834 heran. i Außerdem gab es schon im Mair834 5 Sommertage, so daß das ganze Er deren 82 zählte, die bis jetzt erreichte Höchstzahl. Be Die Beobachtungen von Dr. Braxp ergeben für den Juli 1757 SOBR ac Temperatur von 24.3°, doch ist genügend verbürgt, daß sie zu 97 iefern. Re Dies ; er Herrmann: Über warme und kalte Sommer 90] Einen ähnlichen Verlauf wie den von 1834 zeigen die heißen Sommer von 1868 und 1911, die beide erst im August die inten- sivste Hitze aufweisen und bis in den September hinein ungewöhn- lieh warm bleiben: noch am 22. und 23. September 1868 steigt das Thermometer bis auf 24.5°, und am 3. September ıgıı wird an den verschiedenen Stationen von Berlin ein Maximum von 33 bis 35° beob- achtet. Auch der übrige Habitus dieser Sommer ist im wesentlichen derselbe wie im Jahre 1834, nur daß ıgrı das die Witterung bedin- gende Luftdruckmaximum im Südwesten lag und eine Verlängerung des azorischen Maximums darstellte. Im Zusammenhang damit steht die ganz ungewöhnliche Trockenheit des Sommers ıgıı1, der in 29 Regentagen nur 79 mm Regen brachte, d.h. 41 Prozent der normalen Menge. Seit Beginn der Regenmessungen in Berlin hatte es einen so regenarmen Sommer nicht gegeben. Die tiefgreifenden Einwirkungen dieser ungewöhnlichen Dürre auf die Wasserführung der Flüsse und auf den Grundwasserstand sind uns noeh sehr wohl in Erinnerung. | In dem Zeitraum von 1766 bis 1828 waren die heißesten Sommer die von 1826 mit 13, 1781 mit ıı und 1807 mit 9 heißen Tagen. Sie sind also denen der Periode 1829 bis 1918 in dieser Hinsicht un- ‘ gefähr gleichwertig: ob sie auch die übrigen Bedingungen bezüglich der Zahl der sehr warmen und der warmen Tage erfüllen, läßt sich freilich nicht entscheiden. Bei Durchsicht der Beobachtungsjournale begegnet man auch in jenen heißen Sommern demselben wiederholten Ansteigen und Nachlassen der Hitze, das beim Sommer 18 34 näher h skizziert wurde. Ebenso sind sie trocken und reich an Winden aus dem östlichen Quadranten. Nach ©. H. Prarr! wäre allerdings der Sommer von ı811 als der heißeste der älteren Periode anzusehen, allein seine Untersuchung ent- behrt einer festen Vergleichsmethode und führt deshalb zu ganz irrigen ' Ergebnissen. Das durch den Kometen und den Wein berühmt ge- wordene Jahr 1811 hatte wohl einen warmen Frühsommer und einen | _ ebensolchen Spätsommer, der die Weinernte so günstig gestaltete, er wies aber nur drei heiße Tage (einen im Juni, zwei im Juli) auf. Da Man... Es ist dies eine der wenigen Schriften, ; Sich mit heißen Sommern beschäftigten. Von zusammenfassenden Arbeiten wäre Bat vor allem zu erwähnen die alte Arbeit von J. D. Cassını, Sur les plus grandes Chaleurs qui ont eu lieu & Paris depuis 1682 jusqu’en 1794 (Paris, Mem. d. l’Inst. IV, 1801/02). | u a Eigene Abhandlungen größeren Umfanges über kalte Sommer scheint es nicht ”- geben. Pıraram und Araco liefern Verzeichnisse von heißen und kalten Sommern, die aber mit Vorsicht zu benutzen sind. Die Methode der Vergleichung behandelt Be Arbeit von A. Ancor, Sur un mode de classification des &tes (Annuaire d. 1. .d. France 1913). 902 Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli könnten die Sommer von 1778 und 1797 viel eher darauf Anspruch machen, zu den heißen gerechnet zu werden; denn sie hatten je sechs heiße Tage. Sie gehören aber zu den sehr warmen Sommern, mit denen ich mich nun beschäftige. ; 2, Gemäß der oben gegebenen Definition gab es im Zeitraum 1829 bis 1918 folgende sechs E Sehr warme Sommer Zahl der Tage Temperaturmaximum Wirterun schein heiß | sehr warm | warm Betrag Datum 1865 8 (7) 15 (8) 30 (15) 37.0 20. Juli Juli trocken, sonst normal 598] 8 (5) 9 (6) 37 (12) 35.0 20. Juni trocken Ei 1889 6. (4) 10 (5)! | 38 (15)2 34.0 8. Juni Juni trocken, sonst normal 1857 +) | 126) 52.9)? 36.1 5. August | Juni und August sehr trocken. 1859 | 4() | 12 (3) | 58 (12) 34.0». 19, Juli Juli und August sehr trocken. 1858 2 (2) 18.4) 1 45417) I 430 |" 10. Juni Juni trocken, sonst eher feneht Die sehr warmen Sommer unterscheiden sich von den heißen im allgemeinen nur durch die kürzere Dauer der Hitze; diese selbst kann aber in ihnen ebenso stark auftreten wie in den heißen Sommem. Einen guten Beleg dafür liefert gleich der zuerst aufgeführte Sommer 1865, der nur wegen der zu kleinen Anzahl der warmen Tage nieht zu den heißen Sommern gerechnet werden konnte. Die große Hitze von 1865 beschränkte sich im wesentlichen auf eine am 15. Juli be ginnende achttägige Periode, die aber vier besonders glutvolle Tage umschloß, in denen es sich auch in der Nacht nicht unter 20° kühlte: da 1865 19. 20. 21. 22. Meximum 34,0%, 37.00. .35.8% 345° Minimum 20.4 22.6 22.5 23-9 Der 20. Juli 1865 mit einem Ta agesmittel von 29.5° und einem ## mum von 37.0° ist der heißeste Tag, der in Berlin seit 1766 W kommen Auer, : ! Mit einem Tag inne alle 10 Tage hintereinander. ‚m Im Mei ee, gab es: sch on 13 Somme ertage. ne mit einem Tag (Maxim Unter ung, die. kaum ‚als solche zu rechnen ist. Der September 1857 noch 9 warme Tage. * Fast ebenso heiß dürfte der ı0. August 1802 gewesen sein. Da man ... Beobachtungsstunden nicht kennt, sondern nur weiß, daß a gg: abgelesen w wurde, bleibt die Bildung der mittleren Tagestemperatul thmetische Mittel liefert 29.6°, also sogar etwas mehr „20. Juli 1865. Die höchste allg war am ro. August 1802 DUF Herrmann: Über wärme und kalte Sommer 903 Was die Höchstwerte der Temperatur betrifft, so ist, wie obige große Tabelle zeigt, in go SommMern 4mal 36° (1857, 1865, 1904, 1905) und ıımal 35° erreicht Oder überschritten worden, während zmal 30° nicht erreicht wurde, Es ist dabei aber zu beachten, daß in einigen Jahren die Maxima der Temperatur nicht in den Sommer- monaten Juni, Juli, August, sondern bereits im Mai oder erst im September eingetreten sind. Zur Ergänzung der obigen Tabelle lasse ich diese Angaben hier folgen: Höchste Temperatur des ganzen Jahres von Juni bis August 187 2.0. .33:0:.220, SapE 325 72. Ju 1878 28.2 ı8, Mai 28.0 22. » 1886.:731.5 a2 353:.730::.% 1089. 324.309 30.6 26. Juni 1892 38.5 298.0 34-6 17. August 1909: 3E:2 EIER 31.0 28. Juni 1913 :.,3R Be 295. 20,8 Die Unterschiede sind nur ı888 und 1892 nennenswert. Dagegen erscheint es auffällig, daß von ı829 bis 1871 die höchste Temperatur immer auf die eigentlichen Sommermonate fiel und daß sie von 1878 ab im Monat Mai so häufig eintrat. In diesem Zusammenhange muß ich auch auf die interessante Tatsache hinweisen, daß von 1907 bis 1917 der Juni 7mal der bevorzugte Monat der Höchsttemperatur war. Liegen etwa gesetzmäßige Verschiebungen in der jährlichen Periode der Temperatur vor? Wir können darauf keine befriedigende Antwort geben und tappen da noch vollständig im dunklen. Aber beachtens- wert ist doch dieser Befund, auch unter dem Gesichtspunkt, wie vor- Sichtig man in der Ableitung von Schlußfolgerungen sein muß. Nach Ausweis der 43 Beobachtungsjahre von 1829 bis 1871 hätte man an- nehmen können, daß in Berlin die höchste Temperatur immer in einem der drei Sommermonate Juni, Juli, August eintritt. Die späteren Jahre haben gelehrt, daß das nicht riehtig ist. Wie oft werden aber aus 30- oda 40jährigen Beobachtungen Ergebnisse in apodiktischer Weise ab- geleitet! | E “Außer den vorstehend aufgeführten sehr warmen Sommern gibt es einige, die nicht alle an diese gestellten Bedingungen erfüllen, die aber doch durch kürzere Perioden intensiver Hitze ausgezeichnet sind. 24. August aber (bei kleinerem Tagesmittel) 36.1°. Am 4. Juli 1781 las Gronau an Seinem Thermometer um ı, 2 und 3 Uhr Nachmittags 100° F = 37.8°C ab, BesurLın dings’nur 34.4°. Des letzteren Thermometer hing wahrscheinlich luftiger an dem der alten Sternwarte in der Dorotbeenstraße. 9A Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli Man wird sie aus der großen Tabelle leicht herausfinden, und ich ınache hier nur auf die Sommer von 1846 (August), 1892 (August), 1900 (Juli) und 1904 (Juli) kurz aufmerksam. Im August 1892 ließ sich das Fortschreiten der Hitze von West nach Ost deutlich nachweise und das azorische Luftdruckhoch als das maßgebende Aktionszentrum erkennen‘. 2 Sodann kommen noch zahlreiche Sommer gemischten Charakters vor, die neben vielen normalen und kühlen Tagen auch eine oder mehrere kurze Perioden heißer Witterung aufweisen; so 2. B. ke Sommer von 1832, 1837, 1838, 1869. 1902. | Wie milde Winter weniger eindrucksvoll sind als strenge, s0 haben umgekehrt kühle Sommer einen viel weniger ausgeprägten Charakter als heiße. Diese werden allgemein’ als lästig empfunden, während kühle Sommer, namentlich in Großstädten, gar nicht un- willkommen sind. Kühle Sommer kommen entweder dadurch RE daß heiße und sehr warme Tage ganz fehlen und daß viele Tage ungewöhnlich kühl sind oder daß beim Ausbleiben eigentlicher kühler Tage | Zahl der Sommertage sehr klein bleibt. Ich will einen Sommer als kalt bezeichnen, wenn er keinen heißen und keinen sehr warmen Tag, höchstens 20 warme Tage (Sommertage) und mindestens 7 kühle Tage aufweist. In der gojährigen Periode 1829— 1918 hat es fünf solche kalte Sommer gegeben: Kalte Sommer. ; Zahl der Tage warm kühl sehr kühl 1. Juni bis || 1. Juni bis | 1. Juli bis || 1. Juni bis | r. Juli bis 131. August || 31. Augnst | 15. August || 31. August | 15. August ee 1 T 9 5 ar a 6 7 Pa I en Juni und Juli 16 12 _. 11 — ; gr 10 1 3 ER Juni und Jul - 10 7 4 1 normal Die ee von 1840 und 1844 waren die kühlsten seit sie zeichnen sich aus durch zahlreiche mehrtägige Perioden regnerischen und windigen Wetters, große Bewölkung und U der Winde aus dem westlichen bzw. nordwestlichen Quadran i sie noch durch den kalten Sommer dem aueh der von _ 1800 nur TE Reh... er Herrmann: Über warme und kalte Sommer 905 sich der Anfang des 19. Jahrhunderts durch ungewöhnlich viel kühle Sommer aus: denn auch die Jahre 1802, 1806, ı810, ı$12, und 1815 hatten sehr kühles Sommerwetter. Charakteristisch für alle kühlen und kalten Sommer ist die Tat- sache, daß das kühle Wetter jeweilig von viel kürzerer Dauer ist als das warme in heißen Sommern. Eine Folge von 7 kühlen Tagen gehört schon zu den Seltenheiten. Bezeichnet man als sehr kühle S ommer diejenigen, in denen es keinen heißen Tag, höchstens 3 sehr warme und höchstens 25 warme Tage gab, so kommen in der Periode 1829— 1918 folgende 9 in Betracht: 1813 Sehr kühle Sommer. Zahl der Tage sehr warm warm ühl ehr kühl 1. Juni bis 1. Juni bis 1. Juni bis 1. Juli bis 1. Juni bis 1. Juli bis 31. August | 31. August 31. August 15. August 31. August | 15. August 1878 — 21 at —— — — 1907 I tg 13 11 6 5 1879 I 15 I I aa en 1909 I 16 3 1 I Bi 1918 2 15 14 3 4 = 1864 2 17 10 6 2 I 1836 3 18 8 3 2 I 1888 3 19 12 9 5 4° 1856 3 24 8 6 4 3 Die Sommer von 1878 und 1879 repräsentieren den oben gekenn- zeichneten indifferenten Typus: keine oder fast keine kühlen Tage, aber auch sehr wenig warme. Dagegen zeichnen sich die Sommer ' von 1888 und 1907 durch viel kühle und sehr kühle Tage aus. Wenn diese im Juni oder in der zweiten Hälfte des August eintreten, kann das in unserem Klima als nichts Auffälliges erscheinen, da sich gerade im Juni häufig Kälterückfälle einstellen, dagegen sind sie ungewöhnlich ' und machen Eindruck, wenn sie im eigentlichen Hochsommer vor- — kommen. In dieser Hinsicht waren namentlich ausgezeichnet die Sommer von 1832, 1833, 1840, 1844, 1849, 1850, 1856, 1863, 1864, 1888, 1902, 1907, 1913. Die mittlere Temperatur kann an solchen ihlen Tagen im Juli und August bis auf rund 10° herabgehen; ja, der früheren Periode hat sie am I. und 2. Juli 1789 sogar nur ka bzw. 9.8° betragen. Die niedrigsten an einem Extremthermometer us Hochsommer abgelesenen Maxima waren im Juli: 12.0° am Juli 1832, und im August: 13.0° am 27. August 1884, während auf ee am 2. Juli 44350 und 4- a am a ze 1835 “ I sind feucht, heiße Sommer 906 Gesamtsitzung v. 17. Oktober 1918. — Mitt. d. phys.-math. Klasse v. 25. Juli sanken. Tagesmittel der Temperatur unter 11° gehören im Juli und August zu den Seltenheiten; in den 153 Jahren von 1766 bis 1918 hat es im Juli 14 und im August: nur 3 so kühle Tage gegeben. In dem 'Zeitabschnitt vom 26. Juli bis zum 22. August sind sie nie vor- gekommen. 2 Die kühlen Tage des diesjährigen Juni (1918) waren nur deshalb bemerkenswert, daß sie noch im letzten Drittel des Monats auftraten; am 25. Juni 1918 betrug die mittlere Temperatur 9.9°, was für diese Jahreszeit (Johanni) in der Tat auffällig niedrig ist. Man muß bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgehen, ehe man ähnlich kühle Tage antrifft: 25. Juni 1802 g.8° 23. Juni 1806' 7.8° ; 21. Juni 1806 8.9 24. Juni 1806 GI 75 23. Juni 1807 9.6 Die Ursachen für das Eintreten extremer Sommer sind sehr ähn- i lich denen, die das Zustandekommen extremer Winter bedingen: ther mische Advektion und Einstrahlung bei jenen, thermische Advektion und Ausstrahlung bei diesen. Und auch die Luftdruckverteilung zeigt = für die extreme Witterung beider Jahreszeiten im wesentlichen dar. selbe Bild. Das östliche Luftdruckmaximum, das unsere strengsien Winter herbeiführt, liegt nur etwas nördlicher als dasjenige, das uns im heißen Sommer die Hitze bringt; daher dort hauptsächlich Winde aus NE und E, hier vorwiegend aus E und SE. Der thermische el = rakter der östlichen Winde hat sich aber vom Winter zum 901 umgekehrt, und die Winde, die im Winter Kälte brachten, sind die heißesten geworden. = Lagert über Mitteleuropa selbst ein Hochdruckgebiet, dann hab wir den Strahlungstypus des strengen Winters und des heißen SOME in denen die Ausstrahlung in den langen Nächten und die Einstr: während der langen Tage den Ausschlag geben. Liegt schließlich RC hervorheben, wie infolgedessen auch die Beglei nungen ım wesentlichen dieselben sind: kühle Sommer und milde Y im einzelnen nicht weiter eingehe. Ich will nur noch als gemei ner und strenge Winter dagegen ! zum 24. Juni 1806 bildete sich sogar Reif Herrmann: Über warme und kalte Sommer 907 trocken. Es kommen allerdings auch in warmen Sommern feuchte Perioden vor, deren schwüle Witterung den Menschen mehr bedrückt als trockenes und heißes Wetter, aber sie beschränken sich immer nur auf wenige Tage und können nie den Charakter des ganzen Sommers bestimmen. Eine gesetzmäßige Regelmäßigkeit in der Wiederkehr extremer Sommer, die prognostischen Zwecken dienen könnte, habe ich nicht gefunden. Da die Sonnenfleckenperiode in der mittleren Temperatur sich widerspiegelt, sicher und deutlich allerdings nur innerhalb der Tropen, so läge es nahe, sie auch in dem Auftreten der extremen Sommer wiederzufinden. Zieht man nur die warmen Sommer in Be- tracht, weil sie einen sehr viel bestimmteren Charakter haben als die kühlen, so sieht es allerdings so aus, als ob sie im ungefähren Ab- stand von ıı Jahren aufeinander folgten: auf den ersten heißen Sommer 1834 folgten warme 1845/1846, 1857, 1868, 1881 (1889), 1900, IgII; geht man aber zurück, so paßt der sehr heiße Sommer 1826 gar nicht in das Schema, und außerdem liegen zwischen den genannten warmen Sommern noch viele andere, die zum Teil erheblich wärmer als diese waren, wie 1859, 1865, 1901/02, 1908 und 1917. Die Vorher- sage eines warmen Sommers läßt sich also daraufhin nicht geben. Sie wird auch kaum begünstigt durch die schon oben erwähnte Tatsache, daß warme und kalte Sommer in bestimmten Zeitabschnitten gern gTuppenweise auftreten. So gab es viele warme Sommer in den Jahren 1790— 1804, 1826— 1834, 1857 — 1865, 1868— 1877, 1889—1906, während die Perioden 1768—1774, 1809— 1819, 1840— 1856, 1878 bis 1888 zahlreiche kühle Sommer aufzuweisen hatten. Ich kann aber in diesem Verhalten, das J. Mavrer schon früher eingehender behandelt hat (Meteorol. Zeitschr. 1897, 263— 269), keine so weitgehende Gesetz- mäßigkeit erblicken, daß es zur Voraussage des Charakters der Sommer- Witterung dienen könnte. eise oder = = MEET. ee in air Spra oder were Sollte eine dem zuwierlafenle Ve u dem Een enden Sekretar vor der Ausgabe i Schriften zur Kenntnis ne so age nach den tsregeln zusteht, so ee er der Eins willigung = Gesamtakademie Gedächtnisreden ande erweidg zu enge, ist den Verfassern unbeschränkt gesta Aus $ 21. Die Siensheichte erscheinen in einzelnen Stücken Tage nach jeder Sitzung. . in der Regel Donnerstags acht über die zur "Veröten tlichung geeigneten ge- schäftlichen Angelegenh ee ” inter den Titeln Er EEE Mitteilungen folgen in dieser Übersicht kurze Inhaltsan ngaben Br: welche die Verfasser en... und für welche sie nn ee Diese gaben sollen rs in —6 RER beschränken, keinesfalls gie nicht in den Schriften der Akademie erscheinenden Mitte en werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei in für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« ugt. Wissenschaftliche Mitteilungen fremder Verfasser | werden in dem Bericht über diejenige Sitzung aufgeführt, in welcher deren öieers in die akademischen Schriften endgültig beschlossen wird n wissenschaftlichen Mittei- ! ; ve ernste nach acht T. Aus $ Das Manu Behrib; einer in einer akademi chen Sitzung Donnerstag zur Aufnahme in die Sitzun rie chte’äu- Mitteilung, welche am at 2 Sr hein ul, ar beider SR: bis Freitag 10 ee Bas Sckre der der 'Reichsilrdeköre fert estellt w Später ee end w Fr nit dem Präsentati ermerk retars oder des Archivars Mitten langen Dasselbe Rn: von vornher in mit Mitteil Es 1 merwchen © Ben a ‚Die Reichsdruckerei versendet rise _ die Korrekturen an die hier c \ nen Verfasser, oder an die Mitglieder, "weiche die Sireilung- vorgelegt haben, mit def ‚Angabe, "aß: sie werde; nen jedoch die ae der Korrektur beträufte Person Revision lesen, so muß sie die Körrektur bereite abe früh an die Druck trei zurückliefern. Wird die länger als bis Bu Abend von der dainit be trauten Person behalten, so hat diese es zu verantworten, wenn die in Ss Nach auswärts werden Korrekturen nur auf Verlangen versandt; die Verfasser verzichten dami a. In Erscheinen en Verfassern, Korrekturen erst noch dem voriegenden Mitgliede zur ein unterbreitet werden scheinen am nächsten Ausgabetage übe: werden gesi chert "Aus $ 36. ie Aka demie behält sie h das Recht vor, von einer ver- ara Abhandlung eine zweite ge e mug aupt nicht zu- Abhandlungen. Jahrg. 1916: Physikalisch-mathemat tische Klasse Pifosauhisch-iietariache Klas ellnagen, Bus 1917: Physikalise h-mathematische Klasse eb a. . 5 Bene Betrachtungen en r die Be zur Eitveickinigessenl hichte 917,1 -Harrz: Di er (1917, ue Elemente en Abhandlungen der Akademie Pilsephihtrche R Klass a und E. Barımanx: Eubeyosalhüen und Plazenta \ von en Fr e1915 „4 ältesten Säuger der Trias ‚der Hoe Een (191 Se station auf. Teneriffa ce kurastrahanten das, nf eh 2 IV nn m. ass, DE en ae y. 350 se Häfen } au Anihrom ee se et zer 9.50 st )). Nachweis eolacher Str krank P hilosophisch-historische Klasse Dirıs: Philodemos he die Götter. Erstes Buch (191 Drittes Buch. 1. britischer Texı a9ı 6,4 ; Drittes Buch. U. Erläuterung des Textes ad16, 6) : C. BROCKELMANN s Qissa’i ; Jusuf, der älteste Vorläufer der osmanischen Literatur sis.) 5) in E. WENKEBACH: Pseudogalenische ee zu den nn a ir ee: am 1 Erpmans: Die ne “ ee iti re en Fra u Serer; Die Rui al (1917,3) . Enman: Rönische er , (1917, 4). H. Senärer: Nubische Texte im Dialekte der Kuniai (1917, W.Basc: Vom Kö re zum Osmanischen. 1 Aeilng con, d). Dieıs: Über die ex Prokop besch ae Ku nstuhr, = Gaz Se 7, 2 Stumrr: Die Attribute der Gesicht ee (1917,8) . F: Empfindung und Vorstellung (191 Dırıs und E. Scaraum: Herons Belopoiika Senn t vom "Geschützban) asıs, 2) G. Mörer: Zwei ägyptische Eheverträge aus vorsaitischer Zeit ( . Morıtz: Beiträge zur Geschichte des Sinaiklosters im Mittelalter nach arabischen Quellen, ass, h W. SCHUBRING : Das Mahänisiha-Sutta (1918, 5 : Handschriftliche Studien zu Meletius (1918, 6 H. GRESSManK: Vom reichen Mann und armen Lazarus ala 7) E. WeENKEBAoH: Das Proömium der Kommentare Galens zu > n Epidemie en des Hippohrates aus 9) #: Scuneie ER: Uhland und die deutsche Ba a. Hıntze enge anf Gustav von ug (ı 918 W. on Wartsuns: Zur "seen des Sehafes in den romanischen Sprachen “1918, 10) - ' " tamgeberhe der Akademie Preis des Jahrgangs : en I. Halbjahr 1918 Struktur der Voka : Die le . K. Meyer: An Crinög. eig altitfsches Gedicht | an eine Syneisakte B iran - sp = S. Erstein: Über die St ruktur des Phissehranmes bedingt periodischer ‚Systeme INSTEIN: Der Energiesatz in der rn Relativitätstheorie H. WeyL: Gravitation und Elektrizit en Horr: Über Zeit en Heimat des Prendterüinischen Gedichts adv. Marcionem Ri E. Sızs: Ein einheimischer Name für To : = = K. Mörzer: Toyxri und Kuisa n (Küsän) ierzu Taf. I und ID) Ä ‚ Neuere: Über eine allgemeine Beuichung der ze zu der alkoholischen Gärung ı z und Atmungsvorgängen . M. ie - a ni eziehung » zwischen Brechungsindex a hode z ti 3 & Fre ur Bestimmung der Ionenladung in Krista Pas Hansacx: Der Spruch über Petrus als den Felsen der Kirche (Matth. 16, 17 3 F: hrieges marc: U der Uhrwerke an den Äquatorealen der ag Sternwarte . ggg er ” Störungen der Bahn des Orsersschen- Kometen in der ia = a x ı ne IH. Halbjahr 1918 - Born: Die elektromagnetische Masse der Kri von WiLamowrrz- MorLLenDonrr : Dichterfi on der Kgl. H Bag en rfragmente in der Papyrussammlung de .. 5 E Kl 2" en ‚Bern (hie a re von Rhodos 304 v. Chr. ve ae © | as W. Scaun iu ischer Papyrus mit Noten ierzu Taf. IV . ScHuLze: zur Wort ort- und .. BE “ —11 . re ermögen (hierzu Taf vi. on und ei deutsche zn che .. - ” Hrermans: Br: a 1918 XL. XLI SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse am 24. Oktober. (S. 909) Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 24. Oktober. (S. 911) Diets: Lukrezstudien. I. (S. 912) VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN . -' ; IS Si % Az s IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER BERLIN 1918 ” eg | ON = 8 Korlerliche A, Aus dem Reglement für die Redaktion der akademischen 2 | Aus $1. Die Akademie gibt gemäß $ 41,1 der Statuten zwei Re SEESNe hichunges heraus: »Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften« und re der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften«. Aus Jede zur Aufnahme in & FREER oder die Abhandlungen bestimmte Mitteilung muß in einer aka- ARmischen SEE vorgel egt w werden, wobei in ‚der og ie mitglieder haben hierzu die. Vermittelung eines Ihrem Fache angchörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutze 5.3. r Umfang einer Bent ek soll in ge ae in den Sitzungsbe . ei Mitgliedern 32, ehtmitgliedern 16 kiten \ j der Pe er in den Abhandlum gen 12 Druckbogen von je 8 Seiten in der er öhnlichen Schrift der Abhand- lungen nicht übersteig Übers a Be Grenzen ist nur mit Zustimmung der Gesamtakademie oder der betreffenden Klasse stätt- haft und ist bei Vorlage der ma RT zu beantragen. Täßt der Umt: ng eines Manuskripts ver- hat das vorlegende Mitglied es vor dem Einreichen von sachkundiger Seite auf seinen mutmaßl liehen Umfang im Druck abschätzen zu lassen SA. Sollen einer ne Abbildungen im Text oder auf besonderen a en werden, so sind die Vorlagen dafür (Zei Zehn » Photographische Original- aufnahmen ., )leichzeiig, mit dem Manuskript, jedoch auf getrennten Blättern, einzureichen. Die ne = esse. der Vorlagen haben sse Sind diese en aber auf _. „rebichen Be c orzuberaten und ; emie zu De Name Die Kosten der eelEligung Free die = Ü re voraussichsliche Höhe dieser Kosten ist — wenn es sich nieht um en einfache EM ıren handelt — der Koster tenanschlag e es. Sachve beizufügen. Übersehreitet dieser Bearee lag für die er- bei den Sitzungsberiehten 150 Mark, Sau ai ee bi Mark, so ist Vorberatung s$ Var; n i: een druekfert gu 'g un Einreichung des ag Verfässern, we der ea wg ng der Sitzungsherichte aufgenommen . Klasse , lie Aufnahme Jer a were eines Ni in sie en % bedarf al Beschi Bestätigung durch die Gesamnakarlemie Abilrucke zur IP armen ı auf En 3 des en Aus : Die an Druckerei a Ska müssen, wenn es sich nicht bloß um glatten a a PUR eisungen für die Amor des Sum und «die Wahl der Schriften enthalten. Bei Fremder ao diese Anweisungen von dem vorlegen Mitgliede vor Einreichung des Manuskripts vorzunehncı Dasselbe his sich zu vergewissern, daß der Verlise seine Mitteilung als vollkommen druckreif ansieht Die erste Korrektur ihrer Me besorgen di Verfasser. « Fremde haben diese erste Korrektur an is vorlegende Mitglied einzusenden. Die Korrektur soll med Mögliehkeit nicht über die Berichtigung von Druckfehler und die Verfasser en zur Tragung der en kosten verpfliehte Aus SEN n allen in die Sitzun Beni eriehte oder Abhandlungs een w re Miteilungen, Rd Adressen oder Beriehten werden für die Verfasser, \# 5 wissenschaftlichen Mitteilungen, wenn deren er ck a übersteigt, auch für den Buchhandel ai estellt, «die alsbald nach ch Erscheinen G |. werden ebenfalls Santa für den Buchhandel hergestellt, indes nur | Verfasser wir ausdrücklich damit einverstanden. er "WE Ban er, weicher Me. ee n Verfasser, wele en zu een r Verteilnn e - | exemplare; er ist indes bere er ec auf — der a. w irse au u ne von h 100 auf seine Kosten gezeigt er au Abdrucke zur Verteilung zu erhalten, der Genehmigung der Gesamtakademie en lassen. er die gezeigt hat; wünscht er Mn zu g der Ge er 0 erhalteı abziehen lassen. EI Eine für die akademise stimmte wissenschafsliehe . keinem vor ihrer # . Stelle anderweitig, sei es 911 SITZUNGSBERICHTE 1918. ALl. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 24. Oktober. Sitzung der philosophisch-historischen. Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. Diers. Hr. Dıers legte eine Mitteilung vor: Lukrezstudien I. Form und Inhalt des ganzen Gedichtes wie namentlich des Proömiums zum ersten Buche werden mit Rücksicht auf die rhetorische und doxographische Überlieferung des Altertums untersucht und sodann ein neuer Versuch zur Herstellung des ver- stümmelten Verses I 50 vorgelegt. Ein Anhang macht wahrscheinlich, daß die dem Archetypus vorliegende Urhandschrift etwa des 4. Jahrhunderts noch Rollenformat hatte. [4 912 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 ag, Lukrezstudien. Von H. Dıeıs. m 5 . E “2 ; er N, sind jetzt gerade fünfzig Jahre, daß ich auf Grund einer kleinen S R h Arbeit über das Proömium des Lukrez in das Bonner philologist Seminar aufgenommen wurde, das damals unter der Leitung von | Jaun und ÜSENER stand. Die Lukrezstudien jener Zeit beherrschte waren bei uns wie im Ausland bestrebt, auf dieser Grundlage w dem der frühgestorbene Dichter selbst nicht die letzte Feile hatte können, und die in unsern Handschriften, ja bereits in der an Überlieferung handgreiflich wahrzunehmende Versverwirrung re vielfach dazu, die wirklichen oder vermeintlichen Anstöße des © dichtes durch die damals namentlich in der Rırscuı’schen Schule » liebte Panazee der Umstellung zu heilen. Auch das erste Buch, Lacamasn noch für völlig vollendet gehalten hatte, wurde n seine Anordnung schärfer geprüft und, da diese vielfach lücken und sprunghaft erschien, mit jener kühnen Methode, die einst $ SCALIGER im Tibull angewandt hatte, einzurenken versucht. es kein Wunder, daß der angehende Philologe im Wetteifer zahlreichen damals tätigen Lukrezforschern auch seinerseits di spenstige Gruppierung des ersten Buches durch Umstellung ke: dung älterer und Jüngerer Redaktionen im Ordnung zu bringen 5 Es ist nicht meine Absicht, das Ergebnis dieser Anfängera noch jetzt im Archiv des Bonner Seminars aufbewahrt wird, ‚öffentlichen. Denn obgleich einige Vorschläge die Billigung Ü 22 diesem Heilverfahren abgewandt. e: Zu dieser Wandlung hat ein ehemaliger Genosse der BoMl wohl am meisten beigetragen. Die Abhandlung VAnLENs = Proömium des Lueretius«! hat das’ Umstellungsfieber mer ' Gelesen am 2. Aug. 1877 in unserer Akademie (Monatsber. 187) Dies: Lukrezstudien. I 913 dämpft. Durch eingehendere Versenkung in die Absichten des Dichters hat er eine gesundere Betrachtung und Beurteilung der berühmten Eingangsverse angebahnt. Aber Vantens Art, die Diehter und ihre Kunstwerke ganz aus sich heraus zu betrachten, hat hier wie ander- wärts doch noch Raum zur Ergänzung und Berichtigung gelassen. So fordert auch jene meisterhafte, aber den Dichter zu sehr isolierende Abhandlung eine etwas weiterblickende Interpretation der Lukrezischen Ouvertüre im ganzen und im einzelnen heraus. Ich beschränke mich dabei auf das erste Proömium ı—61, das der Dichter als glänzende Vorhalle dem sechsgliedrigen Bau seines Lehrgedichtes vorgesetzt hat. Obgleich das Unterfangen, ein didaktisches Epos naturwissen- schaftlichen Inhaltes zu verfassen, damals keineswegs unerhört war, wo Cicero mit seiner Aratübersetzung, Egnatius mit einem: Gedichte De rerum natura vorangegangen war, Vergil mit den Georgica bald nachfolgen sollte, so verhehlte sich Lukrez keineswegs die Schwierig- keit seiner Aufgabe. Ihn bedrückte nicht bloß der Mangel einer la- teinischen Terminologie auf philosophischem Gebiete (patrü sermonis egestas), die dem Dichter noch ganz anders fühlbar werden mußte als dem Prosaiker Cicero!; er scheute sich auch nicht, mit seinen frei- geistigen Versen bei den Frommen des Landes anzustoßen und nach der Ansicht jener den »Weg des Frevels« zu beschreiten (I 81): er fürchtete vor allem die Langeweile, die der abstrakte Stoff nicht bloß “ seinem Gönner erregen würde, dessen ekler literarischer Geschmack? ihm nicht unbekannt sein konnte, sondern auch dem ech se Publi- kum, wie er dies Ja selbst gesteht (I 943) quoniam haec ratio plerumque videtur tristior esse quibus non est tractata, retroque volgus abhorret ab hac. So sinnt er von vornherein darauf, die Eintönigkeit des Lehr- gedichtes durch möglichste Abwechslung nach Stoff und Form zu mildern. Wie der Arzt dem Kinde den bittren Wermuttrank dadurch mundgerecht macht, daß er den Rand des Bechers mit Honig be- streicht, so will er seine Darstellung mit dem Musenhonig versüßen (musaeo dulei contingere melle I 947). Das Rezept zu diesem Honig hatte die griechische Kunstlehre, Wie’ sie das vierte Jahrhundert für Prosa und Poesie festzustellen be- x gonnen hatte, ger Es ist die Variatio (gr. noıkınia), die schon i Be ie So hält er es z.B. für bedenklich, das griechische atomus herüberzunehmen und hilft sich neben anderen Synonymen oft mit dem EN SERER corpus, das selbst für den »weihten bisweilen Unklarheit schafft. ee © Cicero Brut. 247 perfectus. bitteris, sıd graecis, fastidiosus sane latinarum. 9]4 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 Isokrates empfahl und selbst verwandte‘. Theopomp, sein hervor ragendster Schüler, hat sie bis zum Übermaß ausgebildet. Dionys von Halikarnaß, der dies bemerkt’, rühmt das Geschichtswerk des Herodot wegen dieser abwechslungsreichen Darstellung und erblickt darin Homer nachahmung. Er nennt die Digressionen, durch die der Geschichts schreiber den Fortschritt der Erzählung kunstvoll zu unterbrechen ver steht, »Ruheplätze« (Anarravceıc), indem er durch dies Wort an Herodots Beschreibung des Beltempels in Babylon erinnert (I ı81), dessen gigan tischer Turmbau durch Ruhesitze (eöxoı ämmavcrArio) für die Besucher leichter ersteigbar gemacht war. j Solche Ruhesitze hat nun auch Lukrez bei dem steilen Aufstieg zum Tempel der epikureischen Glückseligkeit für seine Leser einge | richtet. Er täuscht sieh nieht über die abstrakte Unlebendigkeit des Systems, namentlich in der begründenden Prinzipienlehre, die seiner mit leibhaften Gestalten und reicher Naturanschauung gesättigten Phan- tasie wenig Gelegenheit zur Entfaltung der Schwingen bieten konnte Sein Geist ist wie der Goethes, der ihn liebte, der lebendigen An- h schauung zugewandt. Die Scholastik ist ihm zuwider, und darum scheitern alle Erklärer, die mit dem A und B. z und & der Distine tionen den Gang dieses wirklichen Dichters begreifen wollen und die 2 sich wundern, daß in dem Gedicht De rerum natura nicht auch die 4 Kanonik Epikurs Aufnahme gefunden habe. Bi Bei dieser Veranlagung mußte Lukrez natürlich bei dem ae . Buche, das die Prinzipien entwickeln sollte, am meisten Schwierig‘ S keit finden. Hier mußte er also ganz besonders auf Abwechslung bedacht sein: Abwechslung des Inhalts nicht minder wie der air. Man braucht nun die Darstellung dieses Buches auch nur mit Hüch- tigem Auge zu überblicken, um zu sehen, mit welcher Kunst nr Dichter die lehrhaften Abschnitte seines Gedichtes dureh lebbET gefärbte und poetischer geformte »Blüten«* unterbrochen hat. Auf : Vgl. Norven Herm. 40, 491. Neben Isocr. 13, 16 Toic &neymAmacl npermöntuc TON Aöron KATATIOIKINAI ist 12, 246 zu beachten: (Aöron) mOAARC men ICTOPIAC ! KAI PIAOCOBIAC, TIANTOAATIÄC AE MECTÖN TIOIKIATAC kai vevaonoriac... THE AREEE META Tialaelac Goenein A Terriein ToYc Akovontac. Im letzten Begriffe SF Programm des utile cum dulci der späteren Poetik. . = imit. 3 (Ir, 209£. Us.-Rad.): Nachahmenswert ist Th. wegen TAc En Tolc mPÄrmacın, aber zu tadeln (21017) wegen der unmäßigen | (mapesceic). ° Cieer6 empfiehlt in De oratore IH 2 5,96, wo er das Stilgeseiz "7 behandelt: 2 porro eonspersa sit quasi verborum sentenliarumque Floribus, stimmend das Lukrez’sche Gedicht multis Iuminibus i genii au ee a Dıeıs: Lukrezstudien. 1 915 schwungvolle Gebet an Venus, die Stammutter der Aeneaden und die Beschützerin seines Gönners C. Memmius (1—-43) folgt eine prosaisch stilisierte Mitteilung über den wissenschaftlichen Inhalt des ganzen Werkes und zunächst des ersten Buches. Dieser zweite Teil des ersten Proömiums bildet schon durch seinen prosaischen Übergang quod su- perest' den beabsichtigten Gegensatz zu dem Dithyrambus des An- fangs. Dann folgt das zweite, speziell das erste Buch einführende Proömium wieder in höherem Tone. Es gilt Epikur zu feiern, der das Schreekgespenst der religio verscheucht und das Gesetz der Natur uns offenbart hat (62— 71). Der heftige Angriff auf die Religion fordert eine Begründung. Sie erfolgt &z icrorlac. Die Opferung der Iphigenie wird als Beispiel der fanatischen Wirkung der Religion in pathetischem Stile uns vorgeführt. Wie im Bilde treten uns die ein- zelnen Szenen des entsetzlichen Dramas lichtvoll vor Augen und mit einer effektvollen Schlußsentenz, dem erısönnma der griechischen Tech- nik, endet dieses Stück: tantum religio potwit suadere malorum. - Nachdem er im Gegensatz zu Priestertrug und Priesterdrohung die Notwendigkeit der Naturwissenschaft und der naturwissenschaftlich begründeten Psychologie betont hat (quae sit natura animai 112), fügt er wieder eine kleine Digression an, um locker anknüpfend an die Seelenwanderungstheorie dem verehrten Meister- und Musterdichter Ennius zu huldigen. Dann kehrt er abermals mit einem trockenen quapropter (127) zu der Inhaltsangabe zurück, die er in dem ersten prosaischen Intermezzo quod superest (5off.) nur in dem äußersten Um- riß gegeben hatte. Und nun breitet er den ganzen Plan des Werkes aus: 7 qua propter bene cum superis de rebus habenda nobis est ratio, solis lunaequae meatus qua fiant ratione, el qua vi quaeque gerantur 130 iM En tum cum primis ratione sagaci unde anima atque animi constel natura videndum, et quae res nobis vigilantibus obvia mentes terrificet morbo adfectis somnoque sepultis, cernere uti videamur eos audireque coram, ıss morte obita quorum tellus yerertain, 0880. en selbst als »neue Blüten« bezeichnet, die er seinem Dichterkranze einflechte Dichter «a =IV 3). Dieser hat das rhetorische Hauptwerk Ciceros nicht mehr erlebt. Kurz bevor es fertig wurde (Nov. 55 vor Chr.), starb er. ? u 2 Das in der Regel nur den Übergang zu einem neuen Teile ankündigt, wie h aomön. Vgl. Mussent de Luer. P. I condicione (Greifsw. Diss. 916 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 " Dieses prosaische Inhaltsverzeichnis ist außerordentlich. wichtig, um die ursprüngliche Anordnung des Lukrezischen Werkes zu em fassen. Durch eine schöne Entdeckung des Hrn. MEwarpr! ist erwiesen, x daß der Dichter Buch III (de sensibus) und IV (de anima) ursprünglich in umgekehrter Folge gestellt hatte. Auf ihn gestützt hat dam Hr. Musseut in einer scharfsinnigen Untersuchung weiter vermutet, 2 daß auch Buch V und VI (dies wenigstens teilweise) vor IV. IH ent: standen seien’. Bi Danach wäre also der ursprüngliche Plan des Werkes De rerum natura folgender gewesen: * | I de prineipüs; II de atomis?; = V de mundo, de astris, de animalibus, de hominibus; . Bi 5 VI de meteoris, de terra eiusque miraculis, de pestilentia; IV de sensibus et simulaeris: | III de anima. 5 Das uns nur trümmerhaft erhaltene Sehrifttum der epikureischen Schule gibt für diese Dispositionsfrage nichts aus. Aber das Schema der Placita, das, wie man nieht ohne Grund annimmt, die Ordnung der Theophrastischen 18 Bücher ®vycıkön Adzaı im ganzen wiedergibt, ist dem Lukrezischen Grundplan ähnlich. Dem ersten Paar des Be =“ mischen Dichters (I und II) entspricht in der plutarchischen Epitom“ der Placita das erste Buch ner! Apxön, dem zweiten Paare (V und VI die Plaeitabücher II rer) köcmoy und III rer metarcion, in dem auel MePi rÄc, ceıcmön, sanäccHc, Neinoy Änasicewc! wie bei Lukrez gehandelt wird; und endlich dem letzten Doppelbuche (IV und II) entspt! Sohlaf und. Tod, Traum und Mantik ihren Platz gefunden ha Die Disposition also, welche die neueste Lukrezforschung ursprünglich geplante erwiesen hat, entsprieht nicht nur in der Ordnung, sondern auch in manchen Einzelheiten dem Inhalt und i Zu beachten ist 1048ff. der Übergang zur Kosmologie wie en yon den Äromoı Aneıroı auf die Köcmoı Ärreipoı zu sprechen kommt. So wa En gang, auf die Kosmologie im folgenden Buche vorbereitet. u ; u „Dies letzte. Kapitel ist bei Plut. töricht an den Anfang des TIEPI YYxAc gestellt. j ’ Diers: Lukrezstudien. 1 917 fang der theophrastischen Aözaı. Nur fällt auf, daß Lukrez in der ersten Fassung, was er später verbessert hat, die Sinneswahrnehmung und die Lehre von den Bildern und Spiegelbildern vor der Lehre „_ _ von der Seele bringt, während die Plaeita die logischere Folge rer) YYxAc, dann reri alcehcewc Kal AICOHTÖN, TIEPI KATOTITPIKÖN EmsAcewn auf- weisen. Wie der Dichter zu der ursprünglichen Stellung des Buches IV (de sensibus) vor III (de anima) kam, klärt die Epitome des Epikur (Ep. I bei Diog. X 46) auf, insofern auch dort die elawna beiläufig vor der Psychologie behandelt werden. Der enge Zusammenhang, der im übrigen zwischen Inhalt und Ordnung des Gedichtes und der doxographischen Überlieferung be- steht, läßt sich quellenmäßig leider nicht weiter verfolgen. Denn wenn auch Epikur, wie namentlich der 2. Brief ergibt', die ®vcıkön aözaı des Theophrast zur raschen Übersicht über die Leistungen der alten Physiker benutzt hat, wenn ferner auch Poseidonios sie fleißig ausbeutet, aus dem Lukrez im 5. und 6. Buche öfter geschöpft hat, wenn endlich die zeitgenössischen Epikureer, die dem Dichter als Ge- währsmänner am nächsten standen, die Placitasammlung zugrunde legen (Philodems Schrift TTeri evceseiac beweist es nicht minder als die auf die gleiche Vorlage zurückgehende doxographische Übersicht Ciceros in De natura deorum), so fehlt uns doch gerade die Kunde über ein zusammenfassendes epikureisches Werk, das Stoff und Ord- nung dem römischen Diehter geboten haben könnte. Nur soviel geht aus dieser Darlegung mit Sicherheit hervor, daß sich der Verfasser in seinem Gedichte De natura rerum durchaus an den üblichen Um- fang der doxographischen Überlieferung gehalten hat, daß mithin sein erk in den erhaltenen 6 Büchern wirklich abgeschlossen war, wo- mit die an sich schon wenig wahrscheinliche Hypothese Pasquaur’s vom Verluste mehrerer Bücher hinfällt?. Bei der Beurteilung der philosophischen Quellen, die dem Dichter vorgelegen haben können, dürfen wir nicht vergessen, daß dieser doctus = poeta eine ziemliche Anzahl älterer Philosophen im Original gelesen ha- ben wird. Empedokles kennt er — darüber lassen die eingehenden | Untersuchungen keinen Zweifel — aus eigner Lektüre. Dessen Gedicht Tepi gycewc ist nicht nur für die eingehende Darstellung und Wider- !egung seiner Elementenlehre (I 716—829) benutzt worden, sondern hat ” ihm auch für die Form Vorbilder geliefert. Die Widmung an den Freund Pausanias und die Wiederholung der Kernsätze finden sich bei dem römischen Dichter ähnlich wieder, einzelne Verse werden sogar wörtlich 918 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 übertragen'. Daher benutzt er die Gelegenheit sich auch vor diesem Meister in Ausdrücken enthusiastischer Huldigung zu verneigen, die nicht hinter dem Lob des Ennius zurückbleiben: ‚carmina quin etiam divini pectoris eius vociferantur et exponunt praeclara reperta, ut vix humana videatur stirpe creatus. Auch Heraklit und Anaxagoras, die er neben jenem als die Haupt- vertreter der alten Physik im ersten Buche besprieht, werden ihm wohl aus ihren Schriften bekannt geworden sein. Diese Auseinandersetzung mit der Vorsokratik füllt fast 300 Verse (1 635—920). So fühlt der auf Abwechslung bedachte Dichter das Bedürfnis, den durch die Polemik ermüdeten Leser auf eine neue Ruhe- bank einzuladen, ehe er die schwierige Erörterung über die Unendlich- keit des Weltalls eröffnet, die zu dem folgenden Buche überleiten soll. So schiebt er hier eine große Parenthese ein, die den spekulierenden Geist auf eine schöne grüne Weide führen soll (I 926ff.): avia Pieridum peragro loca nullius ante trita solo; üwat integros accedere fontis atque haurire, iwvatque novos decerpere flores insignemque meo capiti petere inde coronam, unde prius nulli velarint tempora Musae usw. Dieses hochpoetische Stück steht (ohne die überleitenden Verse 92 sg und am Schlusse leicht geändert) auch im Anfang des vierten Buches und hat dort, wie die Untersuchung Hrn. Mewaıors erwiesen, seinen s ursprünglichen Platz als Proömium des Buchs de sensibus. Auch hier . wieder knüpft an dieses carmen suaviloquens eine prosaische Propositl0 % mit Rekapitulation und Inhaltsangabe des nunmehr folgenden Absehnittes \ an (l o5ıff.): ; | = sed quoniam docui solidissima material | corpora perpetuo volitare invicta per aevom usw., a wie im vierten Buche sich die Übersicht über das Buch I und ne Inhaltsangabe von IV anreiht?. Ausführlicher ist das pathetische Te - ömium des 5. Buches (Epikur als zweiter Hercules V ı-— 54) mit der Oben sicht über das Frühere (55—63) und der Ankündigung des Folge nn (quod super est 64ff.) verknüpft. Schließlich das sechste läßt auf de Lob Athens, der Geburtsstätte des Epikur (1—42) die Propositio "7 Rekapitulation 43 ff. in der üblichen Weise folgen. : Bi: Bi ‚Emp. fr. 133 —= Luer. V 100ff. Aber in der älteren Fassung, die Hr. Mewaror (a. a. O. 287) erkannt hat, er sicht von Buch II mit Thema von IV. Dıers: Lukrezstudien. | 919 Man sieht, der Dichter, qui miscuwit utile dulei, steht unter dem Zwange eines ganz bestimmten Schemas: der Dithyrambenstil der glän- zenden Einleitungen soll sich durch prosaische Intermezzi wirksamer herausheben. So muß jetzt jeder Zweifel verstummen, daß im ersten Buche die Verbindung der beiden poetischen Proömien (Gebet an Venus, Kampf gegen die Religio) mit den beiden prosaischen Inhaltsangaben (Quod superest 5ıff. und Quapopter 127) vom Dichter selbst so gewollt ist. Es erweist sich als unmöglich, was so viele vorgeschlagen haben (ich war auch einst darunter), die erste Propositio Quod superest von dem ersten Proömium loszutrennen und an eine andere Stelle unseres Gedichtes oder in eine andere Fassung desselben zu versetzen. Aber freilich die Gedankenverbindung, die zwischen diesen beiden Teilen besteht, ist weder durch Vantens Apologie noch durch die Erklärungen der Späteren klargestellt worden. Wie kanıl auf die Be- hauptung des Dichters: »Wenn Venus dem römischen Volke nicht den Frieden verschafft. könne weder er sein Werk in Ruhe (arguo animo) fördern noch Memmius seine Zeit dem Staatsdienste entziehen (communi desse saluti)« ohne weiteres (quod superest!) die Aufforderung an denselben Memmius folgen, die Sorgen fahren zu lassen und der wahren Lebensweisheit, die er nun künden will, sich zu weihen? Bequem war die auch durch andere Erwägungen nahegelegte Annahme, der Dichter habe durch eine Brücke, die leider in den Hss. verlorengegangen sei, den Übergang von dem Non possumus. zu dem od superest gefunden. Aber wer eine Lücke annimmt, muß auch angeben können, was etwa darin gestanden haben kann. Was soll denn nun dieser Zwischengedanke enthalten haben? Etwa weitere Komplimente für Memmius, wie sich das Berxavs denkt!? Oder ein anke, wie ihn Pasovauı?” ergänzt: »Alle diese Sorgen um den Staat sind eitel und Ursache des menschlichen Unglücks. Glücklich ist nur der, welcher die Ruhe des Gemüts sich errungen und dadurch die richtige Wertung aller Dinge sich erworben hat. Drum tue, was allein noch übrigbleibt (quod superest), entschlage Dich allen politi- schen Ehrgeizes und widme Dich nur unserem Ideale. « Ein solches Bekenntnis zum Wahlspruch des Meisters AAse siwcac steht allerdings dem Epikureer wohl an, und Lukrez hat ihm ander- wärts kräftigen Ausdruck verliehen, z.B. H ıı: certare ingenio, contendere nobililate, noctes atque dies niti praestante labore, ıd summos emergere opes rerumque potiri; o miseras hominum mentes, o pectora caeca ! A ' In seinem oberflächlichen, leider aus seinem Nachlaß ‚herausgegebenen Kom- en mentar (Gen A Abn 1 11 5). ; eritici (Rom 1903) S. 4. 920 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 | Aber wie sollte der Dichter gerade hier, wo er den Dichter se auffassung nun sofort schroff die quietistische Lehre Epikurs entgegen- setzen? Das wäre geradeso ungereimt, wie wenn man dem Dich die Unverschämtheit zutrauen wollte, seinen Gönner gelegentlich improbe anzureden'. e Nein, so geht es nicht. Aber auch Vautens Auskunft versagt. »Der Dichter«, meint er’, »hat an Venus das Gebet gerichtet, daß sie Ruhe und Frieden schaffe im Vaterland, auf daß er selbst seinem Werke ( liegen und Memmius nicht durch Sorgen um das öffentliche Wohl abge zogen werde. Und indem er die Gewährung der Bittenach Diehter = art stillschweigend voraussetzt, fährt er fort "was noch erübrigt, mein Memmius, wende Dein aufmerksames Ohr meiner Lehre abe Aber wie kann denn der Dichter, der mitten im Kriegsgetümmel lebt, dessen Gedichte Cieero nach dessen Tode an seinen Bruder zur 5 Begutachtung in das gallische Feldlager Cäsars schickte, annehig2p daß seiner Bitte willfahrt und nun plötzlich die erwünschte Friedens: : ‚ruhe eingetreten sei? Er darf ja doch überhaupt nur als Poet vol der Göttin Erfüllung seines Wunsches hoffen, als Epikureer aber m stößt er auf das stärkste gegen das Hauptdogma der Schule, wie. be. reits jener antike Erklärer bemerkte, der hier zum Hohne die be kannten Verse des 2. Buches (646ff.) an den Rand schrieb, in d die tatenlose Ruhe der epikureischen Götterwelt geschildert vir So scheint auch diese Lösung «AT Td cıwrıöwmenon, für die keine Analogien beigebracht hat, das Rätsel nicht zu lösen. Dazu bedarf es einer genaueren Analyse des Proömiums Form und Inhalt. Was die Form anlangt, in der Lukrez das. * Hlı1o25 umina sis oculis etiam bonus Ancus reliquit, qui melior multis quam tu fuit, improbe, rebus. ; Die Vorstellung, es habe sich bei Lukrez allmählich statt des Memmius Leser« als angeredete Person eingestellt, ist zwar nicht unrichtig und 2 didaktische Poesie von Hesiods Erga bis zum Pisonenbrief des Horaz, aber Anrede improbe ist weder an Memmius noch an den Leser gerichtet, sondei z eine lebhaftere Form der Stilisierung, die den zu bekämpfenden Gegner en im Geiste vergegenwärtigt. Diese Stilform hat besonders die Diatribe 2 Als Beispiel diene das bei Epiktet so beliebte AnarArıoaon, z. B. 16, 30 TINO xelPac Exeic, ÄNAPÄTIOAON ; : 420.8. 488 | ee “ Mit Recht vermutet Hr. Marx, Bonner Stud. Kekule gew. S. 12h schrift rühre von einem Grammatiker der ersten Kaiserzeit her. Vgl- darüber hang S. 937ff.! t für 1e Dies: Lukrezstudien. I 921 geschmückte Portal seines Gedichtes errichtet hat, bemerkte VAnuLEn (S. 482) wohl richtig, daß die Riesenperiode, die nach der Anrede Aeneadum genetrix mit dem Vordersatze per te quoniam genus. omne animantum concipitur (4— 9) anhebt, nach einem begründenden Zwischen-- satze. nam simulac — propagent (10—20) den Vordersatz V. 2ı mit qQuae quoniam rerum naturam sola gubernas wieder aufnimmt und mit te sociam studeo seribendis versibus esse (24—238) glücklich zu Ende führt. Aber die Struktur dieser herrlichen Architektur ist damit noch nicht klargestellt und die Geschichte dieser Stilform noch nicht deutlich geworden. Ich muß daher zunächst die kunstvolle Gliede- rung dieser Architektur dem Auge vorführen: Aeneadum genetrix, hominum divomque voluptas, alma Venus, caeli subter labentia signa quae mare navigerum, quae terras frugiferentis concelebras, per te quoniam genus omne animantum s concipitur visitque exortum lumina solis (te, dea, te fugiunt venti, te nubila caeli adventumque tuum, tibi suavis daedala tellus summittit flores, tibi rident aequora ponti placatumque nitet diffuso lumine caelum. » nam simulac species patefactast verna diei et reserata viget genitabilis aura favoni, aeriae primum volueris te, diva, tuumque significant initum perculsae corda tua vi. inde ferae pecudes persultant pabula laeta et rapidos tranant amnis: ita capta lepore te sequitur cupide, qua quamque inducere pergis, denique per maria ae montis fluviosque rapacis Jrondiferasque domos avium camposque virentis - omnibus incutiens blandum per pectora amorem | efficis, ut cupide generatim saecla propagent), - in - BE 3 quae quoniam rerum naturam sola gubernas nec sine te quicquam dias in luminis oras .exoritur neque fit laetum neque amabile quicquam, te sociam studeo seribendis versibus esse = quos ego de rerum natura pangere comor z . Memmiadae nostro, quem tu, dea, tempore in omi Rt _ omnibus ornatum voluisti excellere rebus: quo magis aeternum da dictis, diva,. Inerei... a rk 922 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 Wie ein dreifach gegliedertes, figurengeschmücktes gotisches Portal zum Himmel strebt, so spannt sich hier ein weiter Bogen über das Ganze. Der Anrufung der Venus 1ı—4 concelebras entspricht die im Nachsatze 24 ff. ausgesprochene Bitte, um derentwillen die Anrufung der Göttin erfolgte. In diesen weitesten Bogen spannt sich ein engerer ein, der die Begründung enthält per te quoniam (4. 5) und in dem rekapitulierenden Gliede guae quoniam (21 —23) streng sym- metrisch seinen Abschluß findet. Und nun wird in diesen kühn geschwungenen Doppelbogen das reiche Mittelportal (6—20) einge baut, in dem der Dichter asyndetisch, wie von göttlichem Enthusiasmus plötzlich ergriffen die Erscheinung der Liebesgöttin in der Frühlings natur feiert und dabei wirksam durch das anaphorisch wiederholte te, wie es der Hymnenstil liebt', die Person der Göttin in den Vorder- grund rückt. N Diese großartige Form des Gebetes ist aus griechischer Wurzel erwachsen. So wenig auch von eigentlichen Kultgebeten aus der Antike uns erhalten ist, läßt sich doch der Weg noch einigermaßen a erkennen, wie sich dieser bei Lukrez am reichsten ausgestattete Bau- stil entwickelt hat. Unter den Rhapsodenproömien, die uns in der homerischen Hymnensammlung erhalten sind, befinden sich zwei, die das Skelett dieser Gebetsform bereits deutlich erkennen lassen. Sie sind ganz kurz. Ich setze sie daher hierher: a a ER Fe 1 BL En 21. Auf Apollon. Doise, c& Men Kal KYKNoc’YTTd TITEPYrWN Air ÄAciaeı ÖXOH ETTIEPÜCKWN TIOTAMÖN TTAPÄ AINHENTA TTHneiön® ce A’ Aoıadc ExwNn »6PMIrrA AIFEIAN HAYETIHC TIPÜTÖN TE Kal YCTATON Alen Äeiaeı' KAl CY MEN 0YTw xAlPE, ÄNAE, inamAaı A& C ÄOIAH. 24. Auf Hestia. "Ectin, H Te Anaktoc Artönnwnoc ERÄToIo TTveoi En Äraecn iepon Aömon ÄmeırtoneYeic (Alei cON TIAOKAmWN ÄrIOAelBETAI YrPöN EAAION), _ Epxeo TÖNA AnA OTkon (&Yopona) eyMmön EXoYCA cYn Ali MHTIbenTı „ xÄPın A Am’ Örtaccon ÄOIAR. a li, Agnostos Theos. S. ı5off. Einiges bot schon J. STENZEL De nideat: guae inter carminum epicorum prooemia et hymnicam Graecorum poesin in Be E 5 Bresl. Diss, 1908, Über « Diers: Lukrezstudien. I 923 gotte die schuldige Reverenz erweist. Dagegen zeigt der kleine Hestia- hymnus bereits in der Nuß die ganze Form des Lukrezischen Pro- ömiums. An die Anrufung der Göttin reiht sich der Relativsatz (wie bei dem Römer guae — concelebras), der ihre Anwesenheit in Delphi bezeugt, wo ein neuer Tempel eingeweiht und Hestia nach alter Sitte dazu eingeladen wird. Daran schließt asyndetisch eine Erläuterung, die, wie es scheint, die Verehrung bezeugt, die man der im delphi- schen Tempel aufgestellten Kultstatue erweist. Den Schluß bildet die Bitte, die der Sänger zugleich im Namen der Kultgemeinde, die er vertritt, an die Göttin richtet, zu der Feierlichkeit in dem neuen Hause zu erscheinen und dem Sänger dadurch ihre Gunst zu zeigen. ' Auch Pindar verrät in einigen Oden (Öl. 4 und besonders 8) Kennt- nis dieser Gebetsform. Aber reicher entwickelt sich der Stil erst in der alexandrinischen Zeit. Mit Recht hat man hier auf den Zeushymnus des Kleanthes hingewiesen, der auch inhaltlich auf Lukrez gewirkt zu haben scheint. Hier folgt auf die reich ausgebildete &nixancıc (1.2) der kurze Gruß xaAfpe, dann die noch reicher entfaltete Aretologie in der Du-Form (3—31), endlich die Bitte: AnnA Ze? — byoy ÄreıPocYnHc ÄTIO AYTPÄc (32—39). Noch näher an das Lukrezische Muster halten sich u. a. einige orphische Hymnen, die ja wirkliche Kultlieder der orphischen Gemeinden waren, und andere bis zu Synesios hinab. Auch die römische Poesie hat nach dem griechischen Vorbilde diese Hymnenform oft und mannigfach variiert verwandt. So Vergil Georg. II 2; Aen. VI ıı7; Prop. Hl ı7; Ovid. Met. IV ıı°. Freilich die Gedichte, welche die größte Verwandtschaft mit Lukrez zeigen, sind wohl nicht ohne direkte Einwirkung dieses Vorbildes entstanden. So außer dem inschriftlichen Priapeum in Büchrters Carm. epigr. 1504 (II 708) vor allem Horazens große Ode an die Fortuna von Antium (1 35). Hier schließt sich an die Anrufung, die relativisch erläutert wird (Str. r), asyndetisch die Parenthese an, die in der anaphorischen Du- Form durch volle 6 Strophen (2—7) die Begründung der Macht der Göttin ausführt. Endlich in Str. 8 kommt die Bitte und damit die Einlösung des bisher in der Schwebe gehaltenen Vordersatzes: serves iturum Caesarem in ultimos orbis Britannos et iuvenum recens en. ! Stob. ect. I ı,ı2 (Arno F. Stoie. Iızı u. 537). Vgl. Srexzer a.a.O:, der mit Recht die von Kısssurıve zu Hor. Od. ı 35 herangezogene Parallele des Aratischen ; eist. ® Vgl. Norpen a. a. 0. 154. 924 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 Daran schließt sich ein Rückblick (Str. 9. 10), der die schreek- liche Zeit des Bürgerkrieges bedauert, und ein Ausblick auf die neuen Aufgaben. 2 In den Schreckenszeiten des unentschiedenen Bürgerkriegs hat lebt, und so fügte er dem ersten Teile des Proömiums einen An- hang hinzu, der auf diese ungünstigen Zeitumstände Bezug nimmt; effice ut interea fera moenera militiai » per maria ac terras omnis sopita quiescant: nam tu sola potes tranquilla pace üware mortalis, quoniam belli fera moenera Mavors armipotens regit, in gremium qui saepe tuum se reicit aeterno devictus vulnere amoris, ss atgue ia suspiciens, teriti cervice reposta, pascit amore avidos inhians in te, dea, visus eque tuo pendet resupini spiritus ore. ' hunc tu diva, tuo recubantem corpore sancto circumfusa super, suavis ex ore loquellas + funde petens placidam Romanis, incluta, pacem; nam neque nos agere hoc patriai tempore iniquo possumus aequo animo, nec Memmi clara propago talibus in rebus communi desse saluti. der Widmung an Memmius kunstvoll zu verknüpfen, so 868° r das auch in diesem Anhang zum Gebet, wo er ähnlich wie ‚Bor der Nöte der Zeit gedenkt. Aber er vermeidet jede genauere ; des Krieges. Nicht einmal ob innere oder äußere Feinde den Frie bedrohen, deutet er an. Die Wirren des Mavors sind wohl schweres Hindernis seines Vorhabens. Aber er betrachtet keine den ersehnten, Ruhe bringenden Friedensschluß (tranquilla, Bag pax 31. 40) als Vorbedingung für die Beschäftigung mit der an sophie und für sein dichterisches Werk. Wer die letzten Veraen es gewöhnlich geschieht, in diesem Sinne auffaßt, beachtet ni m Wörtchen interea gleich zu Anfang dieses Stückes (29)- Der Die setzt sich vielmehr trotz der Unruhe der Zeit ans Werk, & auch den Memmius auf, dieses Werk, wie es von Buch zu fortschreiten wird, zu studieren und sich dadurch zum epikW Bundesbruder auszubilden (sperata voluptas suavis amicihae ++ hofft und wünscht aber (das ist der Sinn dieses Anhangs), daß dessen der Wahnsinn des Ares von selbst aufhöre, daß wie ee y bild Empedokles es darstellt, der verderbliche Streit (Neikoc a ee ER Fe Bd 1 ea an, ee Eee Diers: Lukrezstudien. I 925 17,19) von der sanften. Liebe (Amıöerwn ®inötHc 35, 13) überwältigt werde. Denn im Ernste denkt der Dichter Lukrez so wenig wie der sizilische Physiker an die olympische Göttin im antikfrommen Sinne. In Wahrheit ist ihm Venus nur eine poetische Metonymie, wie er ausdrücklich es für die Namen Neptunus, Ceres, Bacchus, Mater deorum erklärt (II 655). Die Bitte, die der Dichter hier konventionell an die Göttin richtet, ist also nur ein anderer Ausdruck für seinen Wunsch und seine Hoffnung, daß die schöpferische Naturkraft, die alles in der Welt zur Blüte bringt, wieder einmal den Sieg über die zerstörenden Kräfte der Natur davontrage. Er weiß, daß in der Welt sich die entgegen- gesetzten Mächte die Wage halten, und daß aus der Geburt der Tod, aus dem Tode die Geburt ersteht. So darf er also auf Grund seiner naturwissenschaftlichen Erfahrung annehmen, daß die Zerstörung des Krieges auch wieder von den Segnungen des Friedens abgelöst werden wird. Er braucht also wirklich nieht anzunehmen, daß die Göttin ihm stillschweigend seinen Wunsch erfüllt und den Mars bezwungen habe, um sich jetzt dem Diehten widmen zu können. ‚Er sitzt viel- mehr bereits an der Arbeit und hofft nur, daß inzwischen (interea) zur Förderung des Werkes und seiner Verbreitung günstigere Zeiten kommen. Man kann also den Sinn des Schlusses nam neque nos agere hoc usw. für unser Verständnis so umschreiben: »Denn sonst (wenn der Friede nicht eintritt) kann ich mein Werk nicht ruhig fortsetzen und Memmius es nicht mit Ruhe studieren. Das nam führt also, wie oft im Griechischen erei, die bei dem Nichteintreten einer vorher vorausgesetzten Tatsache notwendig sich ergebenden Folgen aus. Nur bei” “dieser Auffassung der Verse ist der Gedankengang des Dichters klar und lückenlos. Es ist kein Vers ausgefallen und kein Gedanke” zu ergänzen. So können wir uns also jetzt ohne Bedenken den nächsten Versen 50, 5ı zuwenden, deren Sinn zwar auch völlig ar, deren Herstellung aber noch nicht gelungen ist, obgleich man Seit fünf Jahrhunderten an ihnen herumdoktert. Der” . Archetypus unserer Hss. OQG überlieferte diese Verse in folgender Gestalt: ss quod superest ut vacuas auris semotum a curis adibe veram ad rationem. Der erste ist, wie man sieht, in der Mitte verderbt und am Ende verstümmelt. Die Lücke am Ende rührt von einer Beschädigung des Tgaments oder einer Verdunkelung der Schrift des Archetypus her, wie dies auf der Vorderseite eines Blattes, namentlich zu Anfang des uches, leicht vorkommen konnte. Dergleichen Lücken finden sich ER 1918. 78 996 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 24. Oktober 1918 auch sonst zahlreich in dem Text des Lukrez. Nach der wahrschein- lichen Berechnung Lacnmanss stand V. 50 im Archetypus auf £ 2" unten. Diese Textverderbnis ist also aufgeklärt, und die Ausfüllung der Lücke ist durch das Metrum und den Gedanken in enge Schranke gewiesen. = Um die zweite Verderbnis in der Mitte des Verses hat man sid seltsamerweise von der Humanistenzeit bis Jetzt so gut wie gar nieht bekümmert, obgleich doch das Wörtchen ut weder durch Dittographie noch durch Wiederholung aus einer benachbarten Stelle, noch durch falsche Einordnung einer am Rande stehenden Textverbesserung ein gedrungen sein kann. So hat man also das störende Wort einfach { hinausgeworfen und das übrigbleibende yuod superest vacuas auris aul mannigfache Weise ergänzt. Von Anfang war man sich klar, daß hier Memmius direkt angeredet werden muß. So stellten also die Huma- Ä nisten des 15. Jahrhunderts folgendes her: De quod superest vacuas auris PER 3 quod superest, Memmi, vacuas auris ‚des Ss us $ 6. | an die Druckerei abzuliefeeien Manuskrie Die müssen, wenn e gierenden Sekretar und die Verfasser vo zur Tragung der entstehenden kosten verpflicht Aus $ 8. Von allen in die Sitzungs ee riehte re wissenschaftlichen Mitteilungen, Adressen oder Berichten werden für die erfassen, w kaemelafchen Mitteilungen, . deren Umfang ® Druek 4 Seiten übersteigt, auch für den Bu Irucke hergestellt, die alsbald nach Erscheint Von TA er werden ebenfalls Sannbies für den Buchhandel hergestellt, indes nur bee Verfasser sich ausdrücklich damit einversanien eh" 8:9: n den nichireibee aus den erhält = Verfasser, welcher Mitglied der Asa a und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige b auf gierenden nn weitere 200 Exemp Iare ee lasse “ ar n den ie cken aus a welcher Karo En: ein Verfasser, v “ ke zu nn Verteilu emplare ist indes berechig m zu u Bu auf Kuslis I Aka le weitere Exem gierenden Sekretar weitere 100 bziehen lassen sır. s Eine für die akademischen stimmte wissenschaftliehe keinem Falle vor ihrer Stelle anderweitig, sei €8 941 SITZUNGSBERICHTE 118. AL. E i DER # x KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 31. Oktober. Gesamtsitzung. . Vorsitzender Sekretar: Hr. Praxck. “1. Hr. Rusens las über die Energiequellen der Erde. Die auf der Erde vorhandenen Energievorräte und Energiequellen mechanischer, thermischer und chemischer Art wurden zusammengestellt und auf ihre Ergiebigkeit und technische Verwendbarkeit geprüft. Besonders eingehend wurde die der Erde durch die Sonnenstrahlung zugeführte Energie untersucht. und der Einfluß neu be- rechnet, welchen die Kohlensäure und der Wasserdampf der Atmo sphäre durch die Strahlungsabsorption auf die mittlere Temperatur der Erdoberfläche ausüben. 2. Hr. K. Meyer legte eine Abhandlung 'Nordisch-Irisches’ vor. _ (Erseh. später.) i Es wird gegen C. Mansrranper, “Thor en Irlande’ (Revue Celtigue XXXVI, S. 241 ff.), nachgewiesen, daß der Name Tomar in irischen Quellen überall als eine ngere Form des Personennamens Tomrir, der Wiedergabe des altn. Zorir, zu fassen und nirgends auf den Gott Thor zu beziehen ist. Auch die Deutungen MARSTRANDERS. Yon, äscail!.ala “Aasenhain’; c’ann ‘Balldair als “Familie Balders, Seile Balklair als Baldersheim’ werden widerlegt. Anhangsweise - eine Reihe sprachlicher Irrtümer u. Zumsters "Keltischen Beiträgen’ richtiggestell 3. ‚ Vorgelegt wurden die 4. Lief. re mit Unterstützung der Aka E. Lonmarzscn (Berlin 1918) und die. 2: Aufl. ‚des Werkes des 0 BEsKERG: Das Werden der € nen vr a: or € über seine Dichtungen 3, 1, 158-162) stimmten zu dieser i wurde von Goethes erster Epistel (Werke 1, 297) eröffnet; das zw oe 'hebiographen, Guxvorr, in die knappen Worte faßt (Goet 1] 942 Gesamtsitzung vom 31. Oktober 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Die Entstehungszeit von Goethes Episteln. — Von Prof. Dr. ALgerr LeitzmanN | x in Jena. (Vorgelegt von Hrn. Burvpach Yan 17. Oktober 1918 [s. oben S. 842]). ” Das erste Stück der neubegründeten Horen, deren wenige Monate früher, im Juni 1794 erschienene Einladung den vielverheißenden An knüpfungspunkt für die Verbindung Schillers mit Goethe darstell Stück brachte bald darauf, eingerahmt von Schillers ästhetischen Brieft und Wilhelm von Humboldts Abhandlung über den Geschlechtsunter schied, die um die Hälfte kürzere zweite Epistel (ebenda 1, 302). Wann diese geistreichen und jovialen Betrachtungen über die Y i kungen der Literatur auf den Leserkreis, speziell auf die Frauenwelh gedichtet seien, die in den volltönenden Wellen des einschmeichelnd ö sten antiken Versmaßes, des Hexameters, nach dem Muster des UM banen Plauderers Horaz einherfließen, schien danach keinem Zw zu unterliegen. Fügte sich doch alles wie mit logischer Notwel keit fast selbstverständlich zusammen: was lag dem Dichter, Mitarbeit an einer neuen literarischen Monatsschrift aufgefordert WU näher, als sich mit dem Problem der Stellung des Diehters zu 8 Publikum in seiner Weise ‚auseinanderzusetzen und diese v I den ‘edeln, würdigen Freund’ (Vers ı1. 106; vgl. auch a Herausgeber der Horen direkt zu richten, der als der große A vielleicht, sogar des ganzen Gedankens geistiger Vater gewe mochte. So setzte Lorrer (Goethes Gedichte 1, 434- 436) die | a ohne jedes Bedenken in den Oktober 1794 und e allgemeine Ansicht zum Ausdruck, die auch noch der I the S- Wie die Xenien entsprangen sie dem Einfluß und der Schillers, an den sie fiktiverweise gerichtet sind. Die sp&# wähnungen in Goethes Briefen an Schiller aus den drei letzten | em ‚des Jahres 1794 (übersichtlich zusammengestellt bei \ # A. Lerrzmann: Die Entstehungszeit von Goethes Episteln 943 zumal sie Goethe mindestens an der zweiten Epistel im November und Dezember noch arbeitend zeigten und eine dritte, scheinbar erst neu zu dichtende in Aussicht stellten. Durch Goethes Nachlaß ist dann das für die Episteln in Betracht kommende Material wesentlich erweitert worden: schon die Quartausgabe von 1836-37, die RıemEr und EckEermann besorgten, bot anschließend an die zweite Epistel ein hexametrisches Fragment’: »Auch die undankbare Natur der mensch- lichen‘ Seele« (Werke 5, 1, 40. 2, 240), das die Herausgeber mit Recht zu den Episteln in Beziehung brachten; weitere Bruchstücke konnte lie weimarische Ausgabe an zwei Stellen vorlegen (ebenda 5, 2, 370. 53, 345). Mit Hilfe dieses vermehrten Materials muß es gelingen, in (lie Genesis dieser Gruppe hexametrischer Dichtungen etwas tiefer ein- zudringen, von der ein Rezensent «der Horen wünscht, »daß noch viele solehe Pfeile im Köcher dieses Dichters ruhen mögen« (Bravs, Schiller und Goethe im Urteile ihrer Zeitgenossen 1,2, 21). Als Ausgangspunkt der Untersuchung diene das in den Werken 5. 2, 370 abgedruckte Fragment (schon früher unter dem irreführen- den; weil von obiger Voraussetzung einer erst neu zu schaffenden Diehtung ausgehenden Titel "Skizzen zur dritten Epistel’ abgedruckt und besprochen von Repzicn im Goethejahrbuch 15,3), da es ein paar historische Anspielungen enthält, die es zunächst zu erörtern und für unsere ehronologische Frage auszubeuten gilt. Hier wird in = mehreren, einander bis auf den Wortlaut ähnlichen Anläufen ein Pater Mamachius angeredet, der mit der Zensur der römischen Zei- % tungen seine liebe Not hatte (Vers 33—38. 43—54; ich setze nur B ie nötigste Interpunktion ein): 3 Aber Kayser und Reich privilegirt sie, der Papst wie der Doge Fr; Muß in jedem Caffeehaus sie leiden, in jeglichem Gasthof. Pater Mamachius, ach was hast du nicht alles gestrichen! Kein bedenckliches Wort der lustigen Oper entging dir, Kein heroischer Vers des übermüthigen Helden. Ach vermöchtest du doch die atheistischen Reden Des verruehten Convents dem römischen Volcke verbergen! .... Einen bedaure ich nur in diesen fließenden Zeiten: Pater Mamachius, dich, o Dechant' aller Öensoren, Du Magister des heiligen Pallastes, | _ Dieh, des heiligen Pallastes Magister. 2 Keiner jammert mich mehr in diesen Hießenden Zeiten a Mamachius, du, o Dechant' aller Censoren, “2 Der Widerspruch er“ uns ente nur as En geläufigen he, gegen den ee: des Mass a ein arox | sRhl ist Goethe war 944 Gesamtsitzung vom 31. Oktober 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Du, des heiligen Pallasts Magister, des Ketzer Gerichtes Strenger Assessor. Was mußt du, des hohen Dominieus Zoging Alles erleben, nachdem du die vielen Jahre gelesen Und gestrichen! E Kein bedenckliches Wort der lustigen Oper entging di, Kein heroischer Vers des übermüthigen Helden. e Schon Repric# hat die hier gemeinte einflußreiche Persönlich der päpstlichen Kurie aus Goethes italienischen Tagen nachgewi Tommaso Maria Mamachi, geboren 1713 auf der Insel Seio, eine ‚gelehrtesten Dominikaner seiner Zeit, war Professor der Theologie Florenz, dann in Rom, wo ihn Papst Benedikt XIV. zum Kons des Index und später Papst Pius VI. 1779 zum Sekretär der In ex . kongregation und im folgenden Jahre als Nachfolger Schiarras : magister sacri palatü, d.h. zum Haustheologen der Kurie ernannte. solcher hatte er, der zudem sieh viel mit christlicher Archäologie ı mit theologisch-dogmatischen Fragen abgab, auch die Theater“ Bü und Zeitungszensur unter sich, die ihm als einem leidenschaftli Vertreter der ecelesia militans vielen Ärger und Kummer bereitete. starb in den ersten Tagen des Juni 1792 in Corneto bei Montefi (die Angaben über sein Leben und Wirken entnehme ich der Bio universelle 26, 294). Da Mamachi, von dem Goethe wohl aus der’ seines römischen Aufenthalts wußte, ja den er vielleicht selbst sehen oder kennengelernt hatte, wenn er auch in seinen italienis Briefen nirgends erwähnt wird, in den zitierten Versen als ein angesprochen wird, der nicht imstande war, dem Abdruck d stischen Reden des französischen Nationalkonvents in Rom 50, gern gewollt hätte, vorzubeugen, so kämen wir damit, was mir vollkommen übersehen zu haben scheint, als auf einen 8 terminus post guem non auf den Juni 1792, in dessen Anfang 1 starb, als späteste Entstehungszeit dieses Fragments, wenn mi ‚seiten der französischen Geschichte her eine eigentümliche » Sch‘ keit sich ergäbe. Die zweite, gesetzgebende Nationalversammlun erst am 21. September 1792 durch den Nationalkonvent al revolutionäre Regierungsbehörde abgelöst, und wenn auch licher Fanatismus und manches offene Geständnis des At den Reihen der Abgeordneten des Konvents schon von Anfang wurde, so kann man doch von einer schärferen 'Tonart der das Wort mit ERER geläufig (vgl. die Nebenformen Deche 5 Ä DWb. 2, 880); auch“ in ı dem ne Reineke Fuchs 6, 107 steht es 3 . sehluß mit der gleichen Betonung. An en Richtigkeit der Lesung I “ Einblick in die Handschrift Sie ‚ nicht zu zweifeln. A. Leırzmann: Die Entstehungszeit von Goethes Episteln 945 majorität in ausgesprochen dechristianisierendem Sinne nicht vor dem Herbst 1793 sprechen (1. November Deputation aus Nantes fordert Ab- schaffung des katholischen Kultus, 10. November Fest der Vernunft in Paris und Sanktion des Kultus der Vernunft. seitdem im Konvent erbitterter Kampf der fanatischen Atheisten und der gemäßigten, mehr indifferentistischen Partei, welcher auch Robespierre und Danton an- gehörten; vgl. im allgemeinen Tscnackerrs orientierenden Artikel Havcrs Realenzyklopädie. für protestantische. Theologie und Kirche 16, 713). Mamachi hat also den Nationalkonvent überhaupt nieht mehr erlebt und mit der Zensur seiner atheistischen Reden nichts mehr zu tun gehabt. Es gibt nur einen gangbaren Ausweg aus dieser chro- nologischen Schwierigkeit: Goethe muß der Tod Mamachis bis gegen 8 den Herbst 1793, wo das Epistelfragment frühestens entstanden sein 4 kann, da gerade damals die atheistischen Reden des Konvents aktuelle Gegenwart und tägliches Gesprächsthema waren, unbekannt geblieben sein, was bei seiner und des verwitweten weimarischen Hofes stän- digen Verbindung mit römischen Freunden zwar recht auffällig, aber ganz wohl denkbar ist. Weit in das Jahr 1794 mit der Entstehungs- 3 zeit (les Bruchstücks hineinzurücken, empfiehlt sich bei der Schnellig- E keit der Aufeinanderfolge der historischen Ereignisse in Frankreich nicht, wo die atheistischen Streitigkeiten sehr bald in den Hintergrund F traten, seit Robespierres sich mehr und mehr verschärfender Kampf 4 mit der Partei der Terroristen unter Hebert und seine Gegnerschaft gegen Danton alles Interesse in Ansptuch nahm. Man wird die Ent- stehung dieser Epistel rund auf die Jahreswende 1793/94 ansetzen einen. Da nun dieses Fragment, aus dem Goethe später eine dritte Epistel zu formen die Absicht hatte, ursprünglich den zweiten Teil zu dem in den Werken 53, 346 abgedruckten andern Bruchstück als erstem Teil gebildet hat, so muß auch dieses in dieselbe oder eine wenig vorhergehende Zeit gehören, eine Annahme, die noch durch folgenden Umstand bestätigt wird, der leider in dem Abdruck in der ' Weimarischen Ausgabe zu bemerken vergessen worden ist und dessen Kenntnis ich einer freundlichen Mitteilung Juzıus Wantes verdanke: Sa zuletztgenannte Fragment ist auf einen Foliobogen geschrieben, {er seinerzeit als Deckel für Zeitungsblätter gedient hat und von ; fremder Hand die Aufschrift trägt: » Gazette de Leide 1793 Avril Mai Juin« ‚ also wohl kurz ‚nach Abschluß dieses Jahresquartals seiner ur- rünglichen Be SERRI- entfremdet und) vom Dichter SDIFHERE Yerwertet worden ist. u 7, Beschreikung EN Blattes. in de weimarischen Ausgabe ist zu er- . unterlassen worden, daß auf der erhaltenen unteren Hälfte der Vorderseite ten Bla i 30 we zweiten Epistel in ua eg Fassung be- ” 946 Gesamtsitzung vom 31. Oktober 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober | E . Ist auf diesem Wege für die erhaltene Urform der zweiten Epi ler Horen etwa der Sommer 1793 als Entstehungszeit gesichert, di wird man für die Urgestalt der ersten, deren Gedankengang je setzt, auch keinen späteren, sondern eher einen früheren Zeitpun annehmen, spätestens also gleichfalls den Sommer 1793. Auch diese Ansatz kann handschriftlich beglaubigt werden, da sich große Teil ler ersten Epistel in schwer leserliehem Entwurf in Bleistiftsehrift i (ler Handschrift H” des Goethischen Nachlasses erhalten haben. die im ersten Gediehtbande der weimarischen Ausgabe über diese Handschrift seinerzeit von LoEPrER erstatteten Angaben unklar, unge ‚und unvollständig sind (vgl. Werke 1,380), so wird es von N sein, eine kurze Beschreibung des Inhalts dieses Notizheftehens geben, die mir wiederum Wante in dankenswerter Weise zur Verfügu gestellt hat. (Goethe hat das Buch von beiden Seiten benutzt: bis Blatt 59 folgen die Einträge von vorn an gerechnet aufeinander, Y da an stehen sie in umgekehrter Reihenfolge. Es enthält, abgesehen von Kleinigkeiten, Unleserlichem und Unwichtigem, im wesen h folgendes: Blatt 2 Rei Werke es 430,177437,28: 7": Werke 42,:2, 249,18 ff. 8’— 27°: Die te Epistel. 27”, 28: Naturwissenschaftliche Schriften 1 35:17 29”: Zeichnung. 30: Verschiedene Notizen. 2 | 31: »Egyptische Reste Stosch 39 GI. Publier dans le de. FAcademie Etrusgque Tom. Il. [Saggi di dissertaziont demiche publicamente lette nella nobile accademia nel! antichissima citta di Cortona, 9 Bände, No Florenz 1735—91]«; folgen Notizen daraus. »Topographia del Agro Napoletano con le su 2 da Riggi Zanoni 93.« b.; 31 a Asa: a leider unterblieben ist. Th füge die abweichende dieser Urfassung hier an: Vers 118 es| sie nach »besorge« gestrichen: ‚daß m re arn ihr sey«, 219 Gewölbe bereichern] Keller bevö «bis 130. Manches vor PR Mädchen zu thun mit Füllen und Zapfen, Daß der Tranck stets ts geistig und rein die Tafel Laß die andre [>andre. mit Bleistift gestrichen, darüber undeutlich mit] Schwazzen. «] die Küche besorgen, da giebt es wahrbaftligs Bleistift ichen } Mehr noch zu thun [»thun« mit Bleistift gestrichen, darüber mit Bieieh tägliche Mahl durch h Sommer und Winter = Gut zu BERENOR und [gestrichen » »so ame] schmackhaft und ohne Bes i A. Lerrzmann: Die Entstehungszeit von Goethes Episteln 947 33f.: Regienotizen. 35°: Zeichnung. 36: Zauberflöte 2. Teil (Werke 12, 390). 1 37: Notizen und eine Zeichnung. 38#f.: Wissenschaftliche Notizen, teilweise Optik, schwer leserlich. 44”: Nähe des Geliebten (Werke ı, 58). 46f.: An die Erwählte (Werke ı, 55, of). Bis 58: Vereinzelte kurze Notizen. f 89’: Werke 5, 2, 404 Nr. ıoı. 88”: Werke 53: 437, 29-32. 58, 87: Naturwissenschaftliche Schriften 13, 258, 4-21. 36”: Notiz zu Homers Apollohymnus (Werke 5, 2, 203). »RampoHr, Studien zur Kenntniss der schönen Natur. { |der schönen Künste, der Sitten und der Staatsverfassung 3 auf einer Reise nach Dänemark.] Hannover 92.« : Bis 83": Naturwissenschaftliche Schriften ı3, 258, 22. 4 84": Werke 5, 2, 410 Nr. 111. 3 S3 —So”: Zauberflöte 2. Teil (Werke ı2, 390 Nr. 10. 2 16f.). 3 79—77": Regienotizen. 4 Bis 73: Leer. E 72”: Werke 42, 2, 255, 15-19. 4 -71°, 71: Zweites kophtisches Lied (Werke 1; 131). = Bis 55: Wenige vereinzelte Notizen. Alle bestimmbaren Einträge des Heftes weisen somit auf das Jahr 1793, dem also auch der erste Entwurf der ersten Epistel angehören muß. Lorrers Ansatz auf die Mitte der neunziger Jahre ist zu hoch ge- griffen. Als Resultat der Untersuchung ergibt sich: Goethes Episteln sin«dl nicht, wie man bisher allgemein annahm, im Herbst 1794 speziell für die Horen auf Schillers Anregung hin und an ihn als Adressaten ge-. Fiehtet entstanden, sondern schon im Sommer und Herbst 1793. Sie gehören in die unmittelbare geistige Nachbarschaft der römischen Ele- lichen Erinnerungen gespeist wurden; alle drei Gedichtgruppen sind merischen rten nicht GAS Gesämtsitzung vom 31. Oktober 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober = eigens für die Horen, die Epigramme nicht eigens für Schillers A manach gediehtet wurden, spendete Goethe dem neuen Freunde audı mit den Episteln 'ein Werk, das halbfertig längere Zeit im Pulte 14 ruht hatte, wie jene der günstigen Stunde der Auferstehung entgegen harrend, die ihm die »von Erze gestempelte« Ewigkeit verleihen Bi Anhangsweise bespreche ich noch eine Stelle aus dem ae Epistelentwurf, der Mamachi apostrophiert, weil sie, wenn mich nicht alles täuscht, bisher beharrlich falsch gedeutet worden ist. Es handelt sich um die vielzitierten Verse (19—30): ee Willst aber du die Meinung beherrschen, beherrsche dureh That sie, e Nieht durch Geheiß und Verbot; der wackere Mann, der ber Der den Seinen und sich zu nutzen versteht und dem Zufall Klug sich beugt und groß dem Zufall wieder gebietet, Der den Augenblick kennt, dem unverschleiert die Zukunft In der [den? dem?] stillen M... des hohen Denckens Dr erscheinet, “ Der, wo alle wancken, noch steht, Der beherrscht sein Voleck und gebietet der Menge det Ve Einen solchen habt ihr gesehen vor kurzem hinaufwärts ee Zu den Göttern getragen, woher er kam: ihm schauten Alle Völcker der Welt mit traurigem Blick nach. & Jeder schien . scheiden alle Völker in tiefer Trauer zuräckließ? oe Verse, aus ihrem Zusammenhang herausgelöst, zuerst im 6 Er re 1 unter dem Titel »Vorse GperbeB auf: Friedi mens jeder gern annahm und deren gleich zu eöriernde Schwieı kg der begreiflichen Freude des Findens einer neuen und sogar Ä schen Huldigung des Dichters vor dem großen Preußenkönig 8° übersehen wurde. Die Tageszeitungen nahmen seinerzeit | überraschenden Funde gebührend Notiz, und noch ganz kü HEcKER in seinem die weimarer Ausgabe der Werke absehlf "unentbehrlichen Register (5 5,199) die Stelle unter dem Namen F ohne Bedenken gebucht. Goethes Anschauung von Friear! Großen hat ebenso tiefdringend wie geistreich OTTOKAR LoRENZ politische Lehrjahre S. 64. 142) behandelt und mit Recht: Anzahl Ve Rerphplieh TEmhahlNeNe) Stellen hir 18 dene a jedenfalls, war osthe nichts weniger A. Leırzmann: Die Entstehungszeit von Goethes Episteln 949 bedingter Bewunderer Friedrichs, und am wenigsten dürfte er das in den beginnenden neunziger Jahren gewesen sein, da wir ihn im Mai 1778 mit Ironie Frau von Stein von der »großen alten Walze Friderieus Rex« in dem großen Berlin-Potsdamer Uhrwerk berichten und im November 1781 Merck gegenüber von der »eigensinnigen, voreingenommenen, unrektifizierlichen Vorstellungsart« reden hören, mit der der König »die Welthändel nach seinem Sinne gezwungen « habe (Briefe 3, 225. 5, 221), und da wir ihn noch 1807 von Johannes von Müllers eigenartig kühler Rede über Friedrich so stark gefesselt finden, daß er sich die Mühe nicht verdrießen ließ, sie aus dem Französischen ins Deutsche zu übersetzen. Auch Lorenz sah natürlich in unsern Versen gern ein neues Zeugnis dafür, daß Goethe den größten Mann des Jahrhunderts nicht persönlich verkannt hätte. Diese allgemein bis heute gebilligte Deutung der betreffenden Verse auf den großen Friedrich scheitert meines Erachtens endgültig an den beiden Wörtehen »vor kurzem«. Konnte Goethe im Herbst 1794, als er nach der landläufigen Annahme die Episteln niederschrieb, sagen, Friedrich sei vor kurzem gestorben, da doch mehr als acht Jahre seit dem Tode des Königs (17. August 1786) verflossen waren? Mir scheint das bei aller für den einzelnen Fall zuzugebenden Aus- dehnung des ja immer relativen Begriffes »kurz« unmöglich, wenn man bedenkt, welche welthistorischen Ereignisse innerhalb dieser acht Jahre in Europa eingetreten waren, und auch bei meiner neuen Da- tierung würde es sich noch immer um einen Zeitraum von über sieben Jahren handeln. Man braucht nun aber durchaus nicht lange zu suchen, um lenjenigen großen Mann der Zeit zu finden, an den der Dichter bei diesen Worten gedacht hat und nur gedacht haben kann, der ihm als eines der Musterbeispiele für den in den vorhergehenden Versen charakterisierten Typus des edeln und energischen Herrschers vor dem geistigen Auge stand. Am 20. Februar 1790 war Kaiser Josef II. gestorben, der neben Friedrich zweite große Vertreter des von Goethe Stets als die idealste Staatsform angesehenen aufgeklärten Despotismus, der mit machtvoller Hand seinem Stammlande Österreich dureh tief- greifende Reformen auf allen Gebieten des politischen und geistigen Lebens den Stempel seines Geistes für lange Zeit aufgedrückt hat. Forster schloß seine im Herbst 1792 mit der Jahreszahl 1793 fast genau zu der Zeit, als Goethe die Episteln im Sinne trug, in seinen Erinnerungen aus dem Jahre 1790« erschienene, durchaus nicht kritik- lose Charakteristik Josefs mit den Worten (Sämtliche Schriften 6, 201): Aus der Fackel seines Genius ist ein Funke in Österreich gefallen, der nicht wieder erlischt. Sein Wirken ist nicht verloren, seine Wohl- Sitzungsberichte 1918. un. 950 Gesamtsitzung vom 31. Oktober 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober tat nicht vergessen, seine Regententugend nicht verkannt. Mit Augenblicke, der ihn der österreichischen Monarchie entriß, schwanden alle seine Fehler, und bald fühlten seine Völker ganzen Verlust.« Das ist die gleiche Stimmung, die in Goethes Ver auf den Kaiser lebendig ist, der ihm, dem geborenen Reichsst und Nichtpreußen, wohl alles in allem genommen näher stand as der von unvergänglichem Schlachtenruhm umstrahlte Weise Sanssouci, so sehr er auch dessen einzigartige Größe anerkannte. Josef Ende November 1780 nach dem Tode seiner Mutter ] Theresia die alleinige Regierung in seinen Erbländern antrat, bracht man ihm allerseits die schwellendsten Hoffnungen entgegen. Goethe teilte diese Hoffnungen, und als er im Herbst 1781 einen Auszug einer Wiener anonymen Erzählung »Der Hausball« für das! R: furter Journal bearbeitete, gab er ihm folgende einführende Sätze bei (Werke 18, 351): »Die neusten literarischen Nachrichten aus der Haup“- stadt unsres Vaterlandes versichern alle einmütiglich, daß dasel" die Morgenröte des schönsten Tages einzubrechen anfange, und wir gleich uns ziemlich entfernt von jenen Gegenden befinden, | sind wir doch auch geneigt, eben dasselbe zu glauben. Denn ge es kann eine Schar von wilden Sonnenverehrern nicht mit © größeren Inbrunst, mit einem gewaltsameren Jauchzen und d h Glieder laufenden Entzücken die Ankunft der Himmelskönigin grüßen, als unsre Wiener, freilich auf eine gleichfalls rohe Art, & ersten Strahlen einer gesegneten Regierung Josef des II. vereif Wir wünschen ihm und ihnen den schönsten Tag. Die gegen Augenblicke aber gleichen jenen Stunden des Morgens, wo aus Tiefen und von allen Bächen aufsteigende Nebel die nächste A ” der Sonne verkündigen.« Selbstverständlich stand er auch ee kritiklos befangen gegenüber, wie manche kleine Äußerungen (vgl. z.B. Werke 28, 62; Briefe 5, 109); aber im Dezember 1781 ° er an Knebel (Briefe 5, 228): »Von dem Kaiser denke ich auch Du. Wenn ihm das Glück will und ihn sein Genius nicht SO ist er gemacht, viel ohne Schwertstreich zu erobern.“ R des Kaisers Tod für Empfindungen in ihm erregte, dafür pe durch einen glücklichen Zufall ein gleichzeitiges Zeugnis. Br der solennen Leichenfeier mit Predigt und Trauermusik D® bücher 2,13). Ein Briefkonzept an einen unbekannten Ad von dem nur ein Bruchstück erhalten ist, knüpft an eine lorene Charakteristik des dahingeschiedenen Monarchen Lin; worte (Werke 32, 491): »Aber die Krone mit Flor b A. Lerrzwann: Die Entstehungszeit von Goethes Episteln 951 Samtkissen, die Wappen der Reiche und Provinzen auf Pappe gemalt, die vielen Lichter, Leuchter, Silber und Umstände haben mir in einem Augenblick ein tieferes Gefühl gegeben seiner Würde, seines Standes, seines Schicksals, seiner unglücklichen Willkür und Mächtigkeit, als mir durch keine Worte hätte können eingeprägt werden.« So war ihm der plötzliche Tod Josefs durch diese Teilnahme an der Augsburger Leichenfeier gewissermaßen zu einem erschütternden persönlichen Erlebnis geworden, während er von dem nicht unerwarteten Tode des »abgelebten Löwen« Friedrich (Briefe 7, 173) nur durch Zeitungen und briefliche Berichte erfuhr und dafür nach Monaten erst in seiner römischen Behaglichkeit nur das schöne, aber unpersönlich ruhige Wort fand (ebenda 8, 141): »Wie gern ist man still, wenn man so einen zur Ruhe gebracht sieht. « Berichtigung. S. 794. Der Verfasser des Berichts über Arbeiten im Weinbergslager (Wünsdorf) ist Dr. @. Weır, nicht Dr. E. Weir. Ausgegeben am 7. November. eise oder auch in w en ABI RBENNE in de Bundker Sprache sein o erden. Sollte eine dem zuwiderlaufende Veröffent- lichung dem redigierenden Sekretar vor der Ausgabe in de demischen Schr is kommen, so tteilung aus dies ernen n der Verfasser einer aufgenommenen wissen- ‘schaftlichen Mitteilung dieselbe anderweitig früher veröffentlichen beabsichtigt, = ihm dies zack den > .tenılen Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- - willigung der Ge santakadenie. : Gedächtnisreden andery den Verfassern unbes Ci eitig zu veröffentlichen, ist vet gestattet. us D Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22, Jeden Sitzungsbericht Een Br Übersicht über die in der Sitzung vo orgetrag chaftlichen Mittei- =“ ngen und über üie zur Veröffentlichung geeigneten ge- schäftlichen Angelegenheiten. Hinter den Titeln der ee ee folgen in dieser Übersicht kurz ers welche die Verf: Inhaltsangaben sollen der Regel auf 5—6 Drackaiten beschränken, keinesfalls 10 Zeilen überschreite e A: n den Schriften der Akademie erschein Mitte rden mit vorgesetztem Stern Bere | bei 1 fir die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« zuge Ww eseiechahliehe Mitteilungen fremder Verfasser Birzers in dem Bericht über diejenige Sitzung er welcher deren Aufnahme in die akademischen Sehrifte Be, beschlossen wird. nn us $ 27, Das Manuskript einer in einer akademischen Sitzung am Donnerstag zur Aufnahme in die Si nn Mitteilung, welche am ed soll, muß der Regel nach in der Sitzung air ee bis 2. 10 Uhr morgens, dem rise Sekretar oder der Reichsdruckerei, druck- fer tellt werden, Spä Ser Manus ıskripte SE dem Präs mer zen erk des redigierenden tars oder er Archivars versehen, für ein späteres Stück zurückgele sage kann von ‚vornherein - ng 88» besı nd ere Schierikcen erwarten laße, oder welche pr in An und 4 enthaltenen Be gr nicht e et Di Abend wesenden Verfass Mitteilung vorgelegt haben, mit der Angabe, da dieselben am Dienstag Abend wieder abholen lassen werde; Bir ber v tag Aben n der damit be- e es zu verantworten, Sue die erg in einem Kai Stück erscheint. Nach auswärts werden Korrekturen nur er Verlangen versandt; die Verfasser verziehten damit a ern ihrer nn - acht Tagen. Be Verfassern, deren Korr wre - dem Berka ägens gi zur Beraten Aalkre werden las Er- schei am ee ae den ae zu ee w ont . „Aus S 36. = Die Akademie behält sich das Recht vor, von einer ver- griffenen Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten. Abhandlungen. Jahrg. 1916: Abhandlungen der Akademie Physikalisch-mathematische Klasse AM 9.50 : Philosoph; sch-historische Klasse » 37. : ysi a ne Klasse “rn | 2 mei are race Klasse - ” 29. — | Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1915—1918 M Ror Physikalisch-mathematische Klasse ı : und E. Teuser: A Anth Be auf Teneriffa. I. Ziele und Aufgaben Y der Station sowie ng: rn Hacbae en ngen dag auf ihr gehaltenen Schimpansen (195,2) M# 1.— - Könser: Ans der r Anthropoidenstation auf ee II. Optische a am Schim- 5 Pansen und am Haush ‚3) - 3. E. Barımans: Embryon nalhüllen und Plazenta von Putorius s furo «1915, 4). 8 age ee über die ä n Säuger rias- und Liaszeit 5) . 350 Wer ; äge zur Entwicklungsge hie = Hoct “en 916,1) . 2 "SÖBLER: Aus der 'Anthropoidenstation auf Teneri Intel eligenzprüfungen an | Anthro- 450 KayPoiden, 1 917,1 an ee Die © Intraparietalnähte ER io 39. - ee . 5 > 8%. Neon tu ten En una: Aus de he ne ei riffa. IV. is ae Seraktarfunktionen . HE.: me Geschehen ai an Kiefer ası8. 3) “a Beitr zur Kenntnis der histori an ee und zur . ihrer . kei asıs, 2 n. ® Philosophisch-historische Klasse Diers: Bein: Über die Götter. Ers 1915,7). Drittes Bach, T Griechischer Text asıs, 4 Drittes Buch. UI. Erläuterung des Textes 19 6,6) C. Brocxermann: ‘Ali’s Qissa’i Jüsuf, hen älteste Vorläufer der osmanischen Literatur (1916, 5) E. WenkesacH: Pseudogalenische Kommentare zu den Zuaeien des ig (ak n% Erpmann: Die Idee von am Kritik de reinen Vernunft a ,2) Serer: Die Ruinen von Uxm n 1917, BD) : ; ’ Stumrr: -Empfindung und Vo osilung (19 Dıerrs und E. Scaramm: Herons Belop ee AUEN vom Geschützbau) agıs, 2 3. Mörzer: Zwei ägyptische ‚Ehevenra e aus vorsaitischer Zeit 3). en B. Morrrz: ag zur Geschichte des Sinaiklosters im Mittelalter a arabischen Quellen! ass, 4) W. Scau : Das Mahä ae Sutta G. ee: " Handsehriftli che Studien zu Meleriu s (1918, 6 : H. Gerseuen: Vom. en Mann und arm reee (1918, 7) E. Wr as Pro m der Kommentare Galens zu den Epidemien d des Hippokrates ass 5 H. en "Uhlar ıd ur; die deutsche He ren eg 9) Hıxrze: Gedächtnisrede auf Gustav von Schmoller (1918 von Warreurs: Zur Benennung des Schafee in den romanischen Sprachen as, 10). : der Akademie Preis des Jahrgangs Bondschöruoke I. Halbjahr 1918 WACKERNAGEL: Indoiranisches ; ee Muspilli : P.S. Erste Über d ie Struktur des Phasenr raumes »s bedingt periodischer Systeme Einstein: De ken in der .. nen Relativitätstheorie H. Wert: Gravitation on und ee zitä Horr: Über Zeit und Heimat des preudoerttinichen 'Gedichts adr. "Mareionen E. Sıre: u „Snheimischer Nas ne für Er F. W.K, Toyri u und Kuisan (Küsän) ) (hie rzu Taf, In nd m ah C. aeg: eine en kirunn der Aldehyde zu der alkoholischen Gärung ae us: Über die Max di M. Bo kwrrisch e Beziehung ER Brechungsindex und | Dieektiiätskonsta iR und über eine Methode zur Bestimmung der Ionenladung in Kristallen . K. Min, Zur keltischen Wortkunde. von Harsaor: Der Spruch über Petrus als den Felsen der Kirche (Matth. 16, 17) > Struve: Prüfung der Arbneerke an den eben der Babelsberger Sternw ; F. K. Gmzer: Über die Störungen der Bahn des Orsersschen Kometen in der "Marsnähe Sonderabdrucke. H. Halbjahr 1918 M. Boss: Die elektromagnetische Masse der Kristalle "Mu vox Wiramowrrz-Morttexporrr: Dichterfr ragmente aus der Papyrussammlung de der - Rgl. HırLer v. GAERTRISGEN: Aus der — von Rhodos 304 v. Chr. Pe Papy . 1) W. Scausart: Ein griechischer Papyrus mit t Noten (hierzu Taf. iv) En, lt W. Schutze: a zur Wort- u rn I—II ae R. Traurma Zemaitische E R. Be: Über Neigungen von Wolkenschich Liesisce: Über Kristalle mit optischem m hierzu Taf. vi Burpaca: Die Entdeckung > Minnesangs und ur deutsche . ache E 1918 XLII. XLIV SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 7. November. ($. 953) vox Harnack: Zur Geschichte der Anfänge der inneren Organisation der stadtrömischen Kirche Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse am 7. November. (S. 989) BERLIN 1918 VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER A Aus dem ee für die Redaktion der akademischen Druckschrifse | Aus e Akademie gibt gemi :B$ Fr 1 der Statuten zwei eh Veröflent und »Abhandlungen der Königlich Preußischen Akademie der Wissenseliaften« Aus Jede zur Aufnahme in z Stungsberihe oder die Abhandlungen een Mitteilung in einer aka- BAREWHRB Sit ge ig vorgelegt w ‚erden, ohel in ‚der Regel icht- mitglier der haben hierzu die Ve ermittelung eines ihr rem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. $ 3. Der Umfang .einer ee regen soll in der Regel in den en bei Mitgliedern 32, > Niehtmitgliedern 16 Seiten in der gew er Schrift er Sitzungsberichte, in den A Abbandiun en 12 Druckbogen von je 8 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Abhand- Inngen nicht ü übersteigen, Überschreitung dieser Bing ist nur mit Zustimmung der Gesamtakademie oder der fienden K und ist bei Vorlage der en ausdrücklich zu beantragen. Läßt der Umfang s © er = ® 7 je [8 muten, daß di Zustimmung erforde rde, t das vorlege Mitglied. es vor dein Einreichen De: > ® im Druck abschätzen zu lassen. Sollen einer sa ee Abbildungen im Text oder auf besonderen T. eg eben werden, so sind die Vorlagen dafür Seen. N, photögraphische Original- aufnahmen usw .) gleichzeitig mit dem Manuskript, jedoch auf ge trennten Blätt ei einzureichen. Kosten tellun I IORSBE NER zu Krepee demie, handelt beizufügen, forderliche Ass ei bei den Klee si Voshe "durch das Sekre retariat dos eier) wi ie Vorlegung und. Einreichung. des ruckf, "n Manuskripts an den zuständigen Sekretar oder an den Archivar wird ü ahme der Mitteilung in die akademischen Sehriften, und zwar, wenn eines der anwesenden Mit- glieder es verlangt, verder kt abgı ne n „ Nitteilungen von Verfassern, welche nieht Mitglieder ? Akadenie sind, sollen der 1 nach nur in die Sitzungsheriehte aufgeno werden. Beschließt « Klasse 7 Aufnahme der Mitteilung eines Nichtmitgliedes in die zn Abhandlungen, sc bedarf dieser EN ER NAENNE Aurelk die Werner ; a RE RERHEREICH DNIRSOESEHIESEDEEESHBES NER = & . 3 is en E Aus $ 6. ie an die Druckerei 'abzuliefernden hige n, wenn es sieh nieht bl Fremder sind diese Any n dem Mitgliede vor Eines ri lee; hen Dasselbe hat sich zu vergewissern, daß der Verse } eine Mitteilung als vol rei | D rste Korrektur ihrer Mitteilungen besorgen & Verfasser, Fre rste rlegende Mitglied nm Möglichkeit nicht über die B von Druckfehler un. leichten Sehreibversehen hinausge n. Umfinglihe Korrekturen Fremder beiürfen der G ns gierenden Sekretars vor der Einsendung ie die Be und die Ver a. RN zur Tragung der en "kosten verpflich ss$8. ; ı allen in die Sirkugebe ichte oder | anfgenonumenen w age chen ge Adre oder hten werden ie Verfassen, wissenchaßlichen aa ungen, Be ‚Umfang io D Seiten übersteigt, auch für d den Buchhandel ve | ee rege die alsbald nach es chen werden AN ” Tyan nG RER, :n werden ebenfalls: 1 für dien Buchhandel hergestellt, indes nur dann, ae eng: sich ausdrücklieh damit einyerPianen 4 Von den Sonderhiruke aus ı den Stange =] kur Kosten der ehr ae von noe ar und auf seine Kosten noch. zur Zahl von 200 (im ganzen er 350) anne sofern er Eu rechtzeitig dem reiligierent f. seine‘ es ne der Ge er Dr ne ia ehrmirglieder erhalten > abet nach rechtzeitiger Anze gierenden Sekretar weitere 200 Exem abziehen lassen, Von den Sonderabdrucken aus den hält ein Verfasser, welcher se exem Bee $ I ine für die stimmte wissenschaftliehe = 953 SITZUNGSBERICHTE 1913. XL. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 7. November. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Vorsitzender Sekretar:- Hr. Dieıs. Hr. von Harnack las eine Abhandlung: »Zur Geschichte der Anfänge der innern Organisation derstadtrömischen Kirche. « ı. Die römische Gemeinde hat, bevor im Laufe des 4. Jahrhunderts der Lateran der Zentralsitz der kultisch-kirchlichen Verwaltung wurde, höchstwahrscheinlich überhaupt keinen Zentralsitz und auch keine »Mutterkirche« besessen. 2. Im Unterschied von allen anderen Kirchen, in denen schon sehr frühe die presbyterale und die diakonale Verwaltung in eine, Einheit gebracht worden sind, hielt sie die stadtrömische Kirche von Anfang an und jahrhundertelang streng ge- trennt. Dies hatte eine hohe Stellung der Diakonen, deren Zahl auf sieben beschränkt blieb, zur Folge. Die Einteilung der Stadt in sieben Regionen unter je einem Diakon hat, wenn nicht alles trügt, der Bischof Fabian getroffen (um 245), und sie war und blieb streng diakonal. Die presbyteriale Ordnung schließt an die zufällig entstandenen Titelkirchen an, ist von der diakonalen ganz unabhängig und ist wahrscheinlich durch die Bischöfe Dionysius (um 265) und Marcellus (308/9) ausgebaut worden. Vielleicht gab es schon damals 25 Titelkirchen mit Quasi-Diözesen, jedenfalls nicht viel weniger. Die heutigen Kardinalpresbyter und -diakonen sind das. Denkmal der alten ge- . trennten Organisation. 3. Die einzige größere statistische Urkunde aus der vorkonstantinischen Kirche, der Brief des römischen Bischofs Cornelius an Fabius (um 252), bestätigt die Selb- 'ständigkeit der diakonalen Organisation und gibt über die klerischen Stufen und das Aufrücken in ihnen wichtige, bisher noch nicht genügend gewürdigte Aufschlüsse. In Wahrheit hat Fabian eine doppelte klerikale Laufbahn unter der Hülle einer einheit- cenen en | : ! geschaff: 954 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 Zur Geschichte der Anfänge der | inneren Organisation der stadtrömischen Kirehe Von ADoLF von HARNAcK. BR Nach den grundlegenden Untersuchungen von pe Rosst, Laxcıam und JoRDAN-HÜLSEN ist unsere Kenntnis der Anfänge der inneren Organ sation der stadtrömischen Kirche durch die Arbeiten von DucHEssE ARMELLINI, DELEHAYE, Monacı, WiLpert, Kırscr u. a. bedeutend gefördert . 2 worden. Der letztere hat jüngst in einem durch scharfe Kritik ausgezeich- neten Werk (»Die römischen Titelkirchen im Altertum«, 1918) seine frü- © h gefaßt und weitergeführt. Wennman denheutigen ‚Stand der Forschung mit dem vergleicht, was vor zwei Menschenaltern ; hier gewußt wurde, so springt der außerordentliche Fortschritt in die 7 Augen. Durch zahlreiche neue Ausgrabungen und durch glück "E x Verbindung der topographisel talen Untersuchungen mit a literarischen, martyrologischen und kultgeschichtlichen sind die neue Ergebnisse gewonnen worden. ’ » Wenn ich in der folgenden Abhandlung versuche, an einigen Punkten zu fördern, sö stehen mir neue Tatsachen De zu Gebote; aber ich hoffe, durch eine Epikrise und durch Bar torische Erwägungen die gewonnene Einsicht weiterführen zu k Bi $ı. Wo residierten die römischen Bischöfe in der ı | ‘konstantinischen Zeit? i Ducazsse beginnt seine Abhandlung über die römischen Pres titel und die Diakonien (Mel. d’archeol. et d’hist. T. VIL, 1887» mit den Worten: »Il ne s’est eonsery& aucun document qui P de determiner d’une facon certaine oü se trouvaient, avant (0 les &tablissements chrötiens-eompris dans l’enceinte de Rome. peut douter qu’une communaute aussi nombreuse que la e 5 ‘ Die Untersuchung ist zugleich ein vierter Beitrag zur Kritik des Liber calis; s. Sitzungsber. 1897 S. 761$. (»Über die ‚Ordinationes‘ im Papstb «), 9 1904 S. g0gff. (»Der Brief des britischen Königs Lucius an den Papst. a. a. Ö. 1904 S. 1044ff. (»Über die Herkunft der 48 ersten Päpste), v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 3955 ' Romaine n’ait eu, des le troisieme sieele, un eentre social, une ‚domus ecclesiae‘, comme il y en avait des lors ä Antioche, ä Carthage, A Cirta; dans toutes les villes pour lesquelles nous possedons quelques renseignements ä& ce sujet. LA etait la residence de l’ev&que, le lieu ordinaire des assemblees de culte, le eentre de l’administration chari- table, le tribunal ecelesiastique, en un mot, le siege du gouvernement episcopal. Au IV. sieele, tout cela se trouvait au Latran, mais en vertu d’un transfert.« Auch in den letzten dreißig Jahren hat sich keine Spur von dem gesuchten kirchlichen Zentrum, dem Sitz des Bischofs, seiner Kirche und seiner Administration in der Stadt Rom für die vorkonstantinische Zeit entdecken lassen. So ist man auf Hypothesen angewiesen. Eine solche hat seinerzeit nz Rossı aufgestellt. Auf Grund der Damasus- Inschrift in der von diesem Papst gegründeten Kirche St. Laurentü in Damaso (Zeile 5: » Arechivis, fateor, volui nova eondere tecta«) hat er geschlossen, daß schon vor Damasus hier das Archivgebäude der rö- mischen Kirche lag, daß es schon seit langer Zeit dort bestanden haben muß — denn wer hätte es dort begründet, nachdem der weitentlegene Lateran der Sitz des Bischofs geworden war? — und daß somit das administrative Zentrum der römischen Kirche in vorkonstantinischer Zeit dort zu suchen sei: man könne auch aus der Inschrift schließen, daß dort schon der Vater des Damasus und Damasus selbst ihre kirch- liche Laufbahn begonnen haben. Allein da es sicher ist, daß sich vor amasus keine Kirche dort befunden hat, da »archiva« nicht das Zentralarchiv der römischen Kirche bedeuten muß, und da die In- schrift vielmehr schließen läßt, daß das Grundstück dem Vater des „Damasus gehört hat, so ist diese Hypothese mit Recht von Dvenssse, Kırscr u.a. zurückgewiesen worden. Man könnte ferner vermuten, daß das Zentrum der Kiichlichen Verwaltung und der Bischofssitz im 3. Jahrhundert in Trastevere, und ' Zwar in der Kirche des Kallist (später Ecel. Julii, dann S. Maria in & Trastevere) zu suchen sei; denn die erste Erwähnung einer Kirche in Rom findet sich im Papstbuch unter Kallist (»Hie feeit basilicam trans Tiberim«), und diese Angabe — wenn auch die »Basilika« erst von Papst Julius gegründet worden ist — scheint zuverlässig im Sinne eines eigenen gottesdienstlichen Gebäudes, das Kallist dort geschaffen hat, zu verstehen sein. Man könnte nun vermuten, daß das älteste lirchengebäude Roms! — denn vor dem Jahre 218 hat es schwer- Be = Man kombiniert hier gerne die Mitteilung in der Vita Alexandrj Sev. 49: »Cum ua wen locum, in publieus fuerat, occupassent, contra popinarüi dicerent, , melius esse, ut quemadmodumcunque illie deus colatur, rüs "dodatun.; ER diese verlockende Kombination schwebt in der Luft. 81* At Betracht kommen —, die allerdings sehr wahrscheinlich ins } hundert Eiokufleichen; ist schlechterdings nichts überliefert, . et Achilles (Faseiola) denken. Dürfte S. Prisca mit Priska und Ag setzt a so fiele das rag! schwer ins Gewicht; denn die ] 4 956 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. Norah 1918 Zentralsitz geblieben sei und könnte sich dafür darauf berufen, ı noch im 4. Jahrhundert bei kirchlichen Streitigkeiten der Besitz di Kirche das BEBEREDEN der Fapteien a sei. Der el Felix wahrscheinlich RR sleie ken zählte‘, fehlt doch viel, u Hypothese annehmbar zu machen. Vor allem müßte im Catalogus berianus die Eintragung über die Kirche anders lauten, als sie lau Wäre die Kirche des Kallist die römische Zentralkirche gewesen, müßten wir eine andere Notiz, Bei Julius I. erwarten ab diese: Callistum.« So wahrscheinlich es die Worte »iuxta Callistum« mae a daß hier schon eine kirchliche Schöpfung Kallists bestand, so unwahr scheinlich ist es, daß der Verfasser des Katalogs die Schöpfung Julius. an dieser Stelle, mitten unter den anderen umd ohne ein weiteres zu verlieren, aufgezählt hätte, wenn es sich um die alte ZensraN der römischen Kirche gehandelt hätte. | Schließlich könnte man auch vermuten, die Zentralstelle der mischen Gemeinde habe auf dem Aventin gelegen, weil der Fabian (236—250) bei der Einrichtung der kirchlichen Reg — daß sie sein Werk ist, sei vorausgesetzt — ‚die regio XI (Ave des Augustus als kirchliche regio I angesetzt habe; das plau Motiv für diese Verschiebung sei die Erwägung, der Bischolssitz auf dem Aventin gelegen. Allein die Verschiebung kann € andere Gründe gehabt haben, die wir nicht kennen, und. Kirchen Sabina und Prisca — sie allein können für den A ERDE die eine oder die andere von ihnen sei der Zentralsitz ! Starke Judenbesiedelung nach Philo, ad Gaium 23, bestätigt durch Katakomben vor Porta Portese. Vgl. Nıkor. Mürter, Die jüdische Monte Verde zu ver 1912. Mindestens sechs Judengemeinden hatten Begräbnisplatz (S. 118 °® Zur Krallen regio I gehörte übrigens auch die regio xu (kleiner Aventin; »Piseina p publica«) sowie wahrscheinlich Teile der reg!‘ Man könnte also auch vom ee, absehen und an die Kirchen S. Balb v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 957 Wir müssen also darauf verzichten, festzustellen, wo der römische Bischof im 3. Jahrhundert residiert und wo die Zentralverwaltung der ‚Gemeinde ihren Sitz gehabt hat. Dürfen wir uns aber bei dieser ne- gativen Entscheidung beruhigen? Führt sie nicht vielmehr notwendig zu der Frage, ob diese Verwaltung und der Bischof im 3. Jahrhundert überhaupt einen festen Sitz gehabt haben und ob es eine ständige Zentralkirche in dieser Zeit gegeben hat? Ducnesxe und andere halten das für selbstverständlich: allein bei näherer Erwägung schwindet diese Selbstverständlichkeit. Gewiß — die römische Gemeinde zeichnete sich von Anfang an durch eine besondere Geschlossenheit und Einheit aus. In dieser Hin- sicht ist schon der Römerbrief des Paulus charakteristisch. Obgleich er mehrere Hausgemeinden in Rom kennt und sie gegrüßt haben will, schreibt er im Schlußkapitel seines Briefes fünfzehnmal »Grüßet« und nicht »Ich grüße«', d.h. er bestellt seine Grüße durch die Gesamt- gemeinde. Er setzt also augenscheinlich voraus, daß sein Wort durch die Gesamtgemeinde den einzelnen Kreisen bekannt wird. Über den l. Clemensbrief hinweg bis zu der Zeit, da nach dem Märtyrertode des Bischofs Fabian das Kollegium der Presbyter und Diakonen die Gemeinde regierte (Jahr 250), finden sich viele Beweise, wie geschlossen und stark die Zentralregierung gewesen ist; im besonderen zeigt die Art, wie sich die römische Kirche der zahlreich auftretenden Häretiker und Schismatiker erwehrt hat, ihre zentralisierte Kraft, und wenn wir aus dem Bericht des Bischofs Kornelius (251—253) von der großen An- zahl der Kleriker, von der festen Ordnung derselben und von dem ge- waltigen, auf einer- genauen Listenführung beruhenden Werk der Ar- Menunterstützung der Gemeinde hören (s. u.) — alles von dem einen Bischof geleitet und in Ordnung gehalten —, so kann darüber kein ? Zweifel bestehen, daß der Bischof im 3. Jahrhundert neben seiner Kirche eine umfangreiche Kanzlei, also auch hinreichende Räume be- sessen haben muß. = EINE 5 Ehepaars in Rom ist die älteste Hausgemeinde, die wir kennen. Aber diese Kom- bination schwebt in der Luft, da die Zeugnisse für sie viel zu spät auftauchen. — "er Lage nach könnte jemand auch auf den Einfall geraten, die alte Titelkirche Ana- Stasia, die hart am Circus Maximus am Abhang des Palatin liegt, für die Zentral- kirche zu erklären (s. über diese interessante Kirche Dvcneswe in den Melanges d’ar- cheol. et d’histoire VIL, 1887 S. 387ff.). Er könnte sich darauf berufen, daß bei der sich. genügend durch die Erwägung, daß auch für die kirchliche Regionen- 18 wie für die bürgerliche der Cireus Maximus den Mittel-"und Drehpunkt 958 Sitzung der philosophisch- Asoplichen Klasse vom 7. November 1918 . Allein kann dieser Zentralsitz nicht örtlich gewechselt haben, so daß der Bischof die Gemeinde jedesmal oder wenigstens in der Bo von der Kirche aus verwaltete, an der er schon als Presbyter tätig gewesen war (s. u.) oder mit der er als Diakon in irgendwelcher Be- ziehung gestanden hatte? Die Überführung des Archivs, wenn es ein solches in größerem Umfang schon gegeben hat, bzw. der Matrikel, Klerikerlisten, Verwaltungsakten usw., konnte doch, selbst wenn ı Verwaltung bereits umfangreich gewesen ist, an einem Tage durch“ geführt werden, und auch ein besonders großes Haus war schwerlich n nötig — laufende Akten bedürfen nieht soviel Raum wie Bücher! Aber es kommen noch zwei Erwägungen hinzu, die es unwahrschein- lich machen, daß die römische Gemeinde vor Konstantin eine std E dige Zentralkirche nebst Bischofshaus besessen hat: = (1) Wenn es im 3. Jahrhundert eine ständige Zentralkirche usw. gegeben hätte, so müßten wir von ihr wissen. Das Schweigen: ( Catalogus Liberianus, des Liber Pontificalis — insbesondere des um- fangreichen Abschnitts unter »Silvester« —, das Schweigen aller Monumente, Martyrien und literarischen Quellen scheint mir ent dend zu sein. Es läßt m. E. nur den Schluß zu, daß die Ge vor Konstantin eine ständige Bischofskirche samt Zubehör nicht: sessen hat; denn wie soll das Gedächtnis an sie spurlos ausgt worden sein? 5 (2) Durch die Kirchenstiftung Konstantins erhielt die Gemei für die Folgezeit einen Zentralsitz, den Lateran; aber eben wie diese Schenkung eingeführt wird und wie sich die Zentralregierung allmählich in ihr heimisch gemacht hat, zeigt, daß die Einriel eines ständigen bischöflichen und kirchlichen Zentralsitzes ein DE Gedanke war, bzw. daß man ihn überhaupt nieht sofort erfaßt sondern daß er allmählich entstand und sich ausgestaltete. Das e buch (unter »Silvester«) schreibt über den Lateran nur: »»K! temporibus feeit Constantinus Aug. basilicas istas, quas et Off Basilicam Constantianam (— Lateran, nicht — der großen Kir Forum), ubi posuit ista dona.« Es folgt eine lange Liste, werden die anderen Kirchenstiftungen des Kaisers in Rom € und die Geschenke an sie angeführt. Nichts deutet darauf hin, mit der Stiftung des Lateran-Basilika eine besondere A cht bunden war oder daß man hier sofort den Zentralsitz aulges® oder dorthin übertragen hat. Zwar das römische Konzil, das 313 gegen die Donatisten in Rom gehalten worden ist, tagte | hier; aber der Bericht bei Optatus (I, 23) lautet einfach: ee in domum Faustae in Laterano« (die frühere Besitzerin dt d. h. die römische Gemeinde war schon im Besitz des # v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 959 die Kirche war noch nicht vorhanden. In den folgenden Jahrzehnten sind auch die römischen Konzilien nicht immer im Lateran gehalten worden. So berichtet Athanasius, daß Bischof Julius im Jahre 340 oder 341 eine Synode in der Kirche abgehalten hat, »wo der Pres- byter Biton seine Versammlungen hielt« (cvnAren, s. Athanas., Apol. e. Arian. 20)'. Wenn bei streitigen Bischofswahlen im 4. Jahrhundert sich die Parteien einer Kirche bemächtigten bzw. sich in ihr festsetzten, hören wir andere Namen als den der Laterankirche. Erst zur Zeit des Prudentius, d. h. um 400, steht die Laterankirche im Mittelpunkt (e. Symmach. I, 586)”; noch aus den älteren Schriften des Hieronymus ver- mag man nicht sicher zu erkennen, daß Rom eine ständige Zentral- kirche und daher eine örtlich fest fixierte Zentralverwaltung besitzt. Also hat sich dieser Zustand erst allmählich im 4. Jahrhundert entwickelt auf Grund dessen, daß sich die Örtlichkeit des Lateran — wohl durch neue Bauten -— für die Zwecke der Verwaltung besonders eignete und es natürlich bei der schnellen Erweiterung der Organisationen immer mißlicher wurde, den Ort zu wechseln. Die Basiliken des Petrus und Paulus lagen zu exzentrisch, um Mittelpunkte der Verwaltung zu wer- den, während der zwar auch etwas abseits gelegene Lateran doch nicht weit von Stadtteilen lag, die, nach der Zahl der alten Titelkirchen zu | urteilen, viele Christen beherbergten (s. u... Die Bemühungen, nach : der Zentralkirche und dem ständigen Zentrum der Gemeindeverwal- tung für das 3. Jahrhundert zu suchen, sind daher höchstwahrschein- lich aussichtslos und vergeblich, weil ein solches Gebäude damals überhaupt nicht existiert hat. Auch im Anfang des 4. Jahrhunderts existierte es noch nicht, sondern der Lateran hat erst allmählich im Laufe dieses Jahrhunderts seine zentrale Bedeutung erhalten als Sitz des römischen Bischofs und seiner Administration. Die römische Ge- meinde hat nicht, wie andere Gemeinden, eine Mutterkirche und einen Ständigen Zentralsitz von alters her besessen. Sie hat auch nicht, nach- dem das Bedürfnis einen ständigen Mittelpunkt im Lateran allmählich geschaffen hatte, mit exklusiver Pietät an demselben gehangen, viel- ‘ mehr auch später ‘noch Verlegungen gleichmütig hingenommen und ihren kirchlichen Patriotismus auf St. Peter, St. Paul, S. Maria Mag- _ giore und S. Giovanni in Laterano sowie auf die großen Zömeterial- kirchen verteilt?. a AS u 1 ae A en, x ee Wir kennen diese Kirche leider nicht. — Zu dem Ausdruck cynAren s. Hippol., ilos IX, ı2, 20 p. 249 (ed. WERDLAND): *O rıap’ ETEPw TINI CYNATÖMENOC KAl AETÖ- X PICTIANÖC. - ®* Aus der Tatsache, daß der Bischof Damasus dort ordiniert worden ist (s. den eigenösischen ne Precum, praef.), läßt sich’ das noch nicht sicher folgern. ° In diese nhang läßt sich die Frage aufwerfen, ob die ganz eigen- Bien der Stadt in 7 kirehliche Regionen unter je einem Diakon, die der 960 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 $2. Die diakonale und presbyterale Organisation der römischen Gemeinde. In dem Werk von Harca »The organization of the early Christian ehurches« (1831) und in den’Anmerkungen zu meiner Übersetzung desselben (»Die Gesellschaftsverfassung - der christlichen Kirchen im Altertum«, 1883) S.229— 251 ist die wurzelhafte, von Anfang an be stehende, ineinandergreifende und sich dann verschmelzende Doppel organisation der christlichen Kirchen. die presbyterale und die episko pal-diakonale, zum ersten Male deutlich ans Licht gestellt wor Während aber in der großen Mehrzahl der Kirchen die Verschmel zung sehr frühe eintrat, und zwar so, daß die diakonale Organisation als selbständige neben der episkopal-presbyteralen verkümmerte und verschwand, wodurch die Diakonen zu kultischen und ökonomisd | »ministri« im eigentlichen Sinn des Worts wurden', hat die römisehe Kirche die Unterscheidung und die Selbständigkeit der diakonalen Organisation und ihrer Träger sehr lange Zeit hindurch streng fest- gehalten, ja sie besitzt’noch heute in der Unterscheidung von Kardinal presbytern und Kardinaldiakonen eine Erinnerung an den alten Zustand. In der kirchengeschichtlichen und kirchenrechtlichen Literad die seit den Untersuchungen von Harcn-Harnack erschienen sind, ist freilich der verwaltungsmäßige und rechtliche Tatbestand der Doppel: ; organisation und der selbständigen Bedeutung der diakonalen für die römische Gemeinde noch nicht überall zu seinem Rechte gekommen. Auch hier zeigt es sich wieder, wie schwer es hält, sich auf älteres geschichtliches Bild einzustellen, wenn die Faktoren und. geblieben, aber in neue Kombinationen eingetreten sind. Im folg sollen einige Haupttatsachen aus der ältesten Geschichte der Organisationen hervorgehoben, beleuchtet und gegenüber erhot Bedenken sichergestellt werden?. e Bischof Fabian kurz vor der Mitte des 3. Jahrhunderts vorgenommen hat 6 Ursprung nicht mit aus den Schwierigkeiten heraus empfangen hat, welche % ebr nde gewirkt; man ist vielmehr erstaunt, wie vollkommen ‚die Verfassungen sind. Auch bei der Gestaltung ihrer Sepulkı y 2 3 x FE Bi en. " k ee v. Harsack: Innere Organisation der ‚stadtrömischen Kirche 961 Schon in dem I. Klemensbrief und dem Hirten des Hermas tritt die innere Doppelorganisation der römischen Gemeinde klar hervor: in scharfer Unterscheidung wird von den Presbytern einerseits, von den Episkopen und Diakonen anderseits gehandelt. Jene sind einfach »die Vorsteher der Kirche« (so heißen sie auch), denen die Erbauung, Disziplin und Ordnung der Gemeinde obliegt, denen man als der kirch- lichen Obrigkeit Gehorsam schuldig ist und die daher den » Ehrensitz« haben (nur die Märtyrer rivalisieren hier mit ihnen; s. Hermas, Vis. III, ıf.). Diese sind beim Kultus beteiligt, haben aber vor allem die gesamte ökonomische Gemeindefürsorge zu verwalten, sind also auch im Besitz der Unterstützungsgelder für Witwen und Waisen, Hilfs- bedürftige, Gäste und auswärtige Gemeinden‘. Wie sehr die chari- tative Gemeindefürsorge (bzw. die ihr Unterstehenden samt den Für- sorgenden) eine Organisation für sich bildete, geht aber noch aus einer einzelnen Stelle im Hirten des Hermas, deren Bedeutung bisher nicht hinreichend geschätzt worden ist, schlagend hervor (Vis. II, 4): Hermas, der eine Offenbarung in schriftlicher Form erhalten hat, wird von der ihm in der Gestalt einer alten Frau erscheinenden »Kirche« gefragt, ober schon das Büchlein den Presbytern gegeben habe; er verneint es. Hierauf trifft die Frau folgende Anordnung: Hermas solle zwei Abschriften machen und die eine dem Klemens zur Beförderung an die auswärtigen Kirchen (efc TÄc &zw möneıc) geben, denn ihm stehe | das zu; die andern solle er einer gewissen Grapte zusenden, damit Sie sie »den Witwen und Waisen« zu Gemüte führe; er selbst aber solle das Büchlein »den Presbytern, den Vorstehern der Kirche«, durch Verlesung zur Kenntnis bringen. Der Gedanke ist also, wie die erste Frage dartut, daß die Presbyter es der Gemeinde als soleher zur Kenntnis bringen sollen. Man darf vermuten, da es sich nicht um einen Presbyter handelt, daß je ein Presbyter seine kleinere Gemein- 2 schaft von dem Inhalt zu unterrichten hatte. Aber daneben gibt es einen diakonalen Kreis? — die Witwen und Waisen stehen wahr- scheinlich, wie so oft, für den ganzen Kreis der Hilfsbedürftigen® —, m u ‚Juden und Christen ihre eigenen Wege (s. Nıx. Mürter. a. a. O. S. ı5f.). Anderseits aber haben auch die Bemühungen, das Vorbild in den städtischen Verfassungen oder in den Organisationen der Kollegien und der freien religiösen Vereine zu finden, kaum - bescheidenes Resultat ergeben. ' Die Frage, ob die Episkopen nicht zugleich auch Presbyter waren, braucht nic Picht = aufgeworfen zu werden; sie ist übrigens zu bejahen. Gewiß ist, daß, als narchische Episkopat in Rom e ntstanden war, der Bischo! sofort ebenso an 5 abe Presbyter, d. b. der VOrBelne und ihrer Organisation trat, wie er selbst- ıdlich die diakonale Organisation Von der Sendung nach auswärts > ich hier ab. 1/8, MB deko: 1, 27. Die. Stellen sind zahlreich. an denen man neben den n und Waisen die Hi ürftige ee erwartet und sie nicht genannt 962 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 Pr für den besonders gesorgt wird. Wenn dabei statt eines Diakı wie man erwartet, eine Frau genannt wird, so ist das nur ein E i daß wir uns bei dieser Anweisung noch in einer sehr frühen 2 finden‘. Eine Zweiteilung der kirchlichen Versorgung ist offenbar: die presbyterale und die diakonale. Ich verzichte darauf, diese Unterscheidung in Rom für das hundert zwischen den Jahren e. 130— 230 zu verfolgen und vor die Frage zu erörtern, ob nicht der römische Bischof durch das zent petale diakonale System das zentrifugale presbyterale in Schach halten hat, sondern wende mich gleich der wichtigsten Quellenstelle ı Im Papstbuch unter »Fabian« (236-250) heißt es: »Hie regi dividit diaconibus et feeit VII subdiaconos, qui VII notariis inminen ut gestas martyrum in integro fideliter eolligerent et multas fabı per eymiteria fieri praecepit.« Die Nachrichten des Papstbuchs für die ersten Jahrhuw stehen mit Recht in üblem Ansehen: aber es ist längst festgeste daß es hier Ausnahmen gibt. Zu diesen gehört ein Teil des © stehenden Satzes. Wir lesen nämlich im Catalogus Liberianus Jahre 354, der Quelle des Papstbuchs, unter Fabian die Worte: regiones divisit diaconibus et multas fabrieas per eymiteria fieri sit“.« Damit ist diese Angabe des Papstbuchs bis zur Mitte 4. Jahrhunderts (also 100 Jahre nach Fabian) hinaufgeführt. wir dürfen noch einen Schritt weiter gehen: Die Eintragun: im Catal. Liber. bei Pontian (235), Anterus, Fabian, Cor und Lucius (252—255) sind zeitgenössische bzw. spätestens dem Nachfolger des letzteren, Stephan I., gemacht; das folgt aus der Beobachtung, daß sie Mitteilungen enthalten, die ' sind (s. z. B. Herm., Sim. ], 8); aber auch solche Stellen gehören hierher, WO bedürftigen nachschleppen, s. Polye.. Philipp. 2: mM AmenoPntec XHPAC A MENHTOc, Barn. 20, 2: xHPA KAl ÖPGAND 07 TIPOCEXONTEC, OYK EAEOYNTEC TITOXÖN, Röm. 16, 14.: Cynicrkmi Ymin Boleun TÄN Aacaohın HMÖN, OYCAN h man nicht annehmen, daß Hermas bei den Witwen und Waisen die tigen überhaupt mitversteht, so erscheinen doch jene als ein Kreis, der sorge der Presbyter anvertraut ist; die Fürsorge für sie ist etwas Des ? Alles übrige hl. i & fi a v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 963 genössischen Wert haben konnten. Diese Erkenntnis! hat meines Wissens nirgendwo Widerspruch erfahren. Also ist die Nachricht von einer Regio- nenverteilung durch Fabian” höchstens fünf bis sieben Jahre später als sein Tod. Dann aber läßt sich an ihrer Glaubwürdigkeit nicht zweifeln‘. Allein es erhebt sich nun die Frage, ob der Satz: »Hie regiones divisit diaconibus« zu übersetzen ist: »Er verteilte die Regionen an die Diakonen« oder »Er verteilte Regionen an die Diakonens. Im ersteren Falle hat er die 14 Regionen des Augustus unter die 7 Diakonen‘ verteilt, so daß jeder über zwei Regionen gesetzt wurde; im letzteren geht die kirchliche, ganz neue Einteilung der Stadt’ in 7 Regionen auf ihn zurück: ihnen hat er je einen Diakon vor- gesetzt. Kırsca" u. a. treten für jene Ansicht‘, De Rossı", Canıo ' 8. Lienrroor, S. Clement of Rome I p. 300 f. ® Die LA »VII diac.« ist nicht hinreichend bezeugt. ° Der Verfasser des Papstbuchs hat seinem System gemäß, durch welches er ein Vorläufer Pseudoisidors gewesen ist, schon auf die allerältesten »Päpste« Späteres übertragen, auch wenn er es am richtigen Orte wiederholt. So bemerkt er bereits zum Papst »Clemens«, dem Schüler des Petrus: »Hie feeit VII regiones, dividit notariis fidelibus ecclesiae, qui gestas martyrum sollieite et curiose, unusquisque per regionem suam, diligenter perquireret.« Es lohnt sich nicht, auf dieses Hysteron- Proteron und Plagiat näher einzugehen. Mehr scheint es auf den ersten Blick zu bedeuten, daß ein Menschenalter nach Fabian im Papstbuch unter »Gaius« (283—296) wiederum zu lesen steht: »Hie regiones dividit diaconibus«; denn nach dem in der Regel richtigen Grundsatz muß bei gleichlautenden Einträgen an Gchirehe Stellen ‚die jüngste für die zuverlässige gelten bzw. für die, die man allein in Betracht zu ziehen hat. Allein gerade. Bis zeigt es sich, wie trügerisch solche allgemeine Regeln sind; ug: zum Glück kennen wir die Quelle der Eintragung bei »Fabian« und haben S daß sie eine zeitgenössische ist. Da sich aber die Eintragung bei »Gaius« er mit ihr deckt, kann darüber kein Zweifel bestehen, daß jene einfach Plagiat an dieser ist. Wer sich aber darüber wundert, daß das Papstbuch an drei Stellen die Regionen an die Diakonen verteilen läßt und daß die Angabe an zweiter Stelle ie zutreffende ist, der hat die Fabeleien und Tücken dieses trotz allem unersetzlichen Buches noch nicht erkannt. Übrigens sind auch andere Eintragungen bei »Gaius« e unglaubwürdig, nämlich die personalen; sie sind aus dem apokryphen Martyrium der Ri: na herausgesponnen. Möglich, daß Gaius irgend etwas reg die Regionen an- geordnet hat; aber selbst diese Möglichkeit kann man bestreite * Daß es damals 7 Diakonen in Rom gab, steht auf u der Mitteilung des Bischofs Cornelius bei Euseb., h. e. VI, 43 (s. darüber unten) fest. ° Je eine kirchliche Region deckte sich keineswegs mit zwei bürgerlichen, viel- sie ganz andere Grenzen, so daß nur durch Zufall ein Teil der Gebiete in Gegen und in der kirchlichen Einteilung dieselbe Nummer haben (s. o. S. 956). a” Die römischen Titelkirchen S. 136.179f. Wann die kirchlicl: e Regioneneinteilung Patstanden ist, darüber hat er sich nicht geäußert. 0° RAFFUNDER Art. »Regiones« bei Pauıv-W 1SSOWA Col. 485) muß auch hierher werden. Er hält es für »kaum wahrscheinlich«, daß die kirchliche Regionen- ng vor staatlicher Anerkennung der neuen Religion geschaffen worden ist ‚ihre Entstehung am liebsten in die Zeit Konstantins setzen, unter dem € bürgerliche Stadt eine Fe erfuhr«), äußert sich aber sonst zur An- Catalogus Liberianus nieht. ee = ” % "haben, so könnte man sogar umgekehrt argumentieren, daß nach ‚ neu gezogen hat. Die Annahme ist doch einfacher, daß mit der gebend gewesen sein? Näher liegt doch gewiß die Paralle Bezweiflung begnügt; ich muß daher ihre Gründe supponieren.. ® 964 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 Re' und Ducuzsse” für diese ein. M. E. läßt der Stand unserer Quel kenntnis eine abschließende Entscheidung noch nicht zu; aber alle spricht dafür, daß Dr Ross und die, welche sich ihnen angeschlo haben, im Rechte sind. Zwar können wir die kirchliche Region einteilung® — Gregor der Große bezeichnet sie als »longe retro« schehen -— nicht über die Zeit + 400 hinaufverfolgen; aber es gibt derseits keine haltbaren Gründe, die da nötigen, im anfangenden 5. hundert oder im 4. Jahrhundert mit ihr stehenzubleiben; denn waru es unwahrscheinlich sein soll, daß die kirchliche Einteilung vor ı staatlichen Anerkennung des Christentums getroffen worden, ist erfindlieh. Datierte man im 3. Jahrhundert in der römischen I doch schon nach den Episkopaten, und aus den Mitteilungen Bischofs Cornelius geht hervor, wie selbständig, originell und fassend die römische Gemeinde ihre inneren Verhältnisse bereit die Mitte des 3. Jahrhunderts geordnet hatte. Da sicher ein Jahrhunderte hindurch beide Einteilungen nebeneinander bestan & Bündnis zwischen Staat und Kirche die Entstehung einer bes: kirehlichen Stadteinteilung neben der bürgerlichen auffallender i vor demselben. Hiezu tritt die Erwägung, daß Gründe schwe findlich sind, warum man, nachdem die Stadt in 7 Diakona (=je 2 Regionen) geteilt worden war, nach ein paar Menschenalt zwar die Einteilung in 7 Bezirke beibehielt, die Grenzen aber Y teilung in 7 Bezirke auch die Grenzlinien gezogen worden Sin dann nicht mehr geändert wurden: dem Einfacheren aber folgen. Was spricht denn überhaupt dafür, daß Fabian bei sein teilung der bürgerlichen Regionenordnung gefolgt ist und. zwei Regionen einem Diakon unterstellt hat? Soviel ich : man folgende Gründe hier geltend machen‘: ne (1) Auch in der bürgerlichen Verwaltung der ı4 Regionen 7 praefecti vigilum fungiert, d.h. je ein Feuerwehrdire = einer Cohorte hatte zwei Regionen zu beobachten. Allein soll die Feuerwehrordnung für die kirchliche OrganisatloR 2” ana v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 365 praefecti regionum. Hier aber hatte Alexander Severus kurz vor Fabian über jede der 14 Regionen, nicht über je zwei, je einen Präfekten gestellt. Aber hat man überhaupt Grund, hier aus Analogien dieser ‚ Art zu argumentieren? (2) Der Catalogus Taberiandn, wenn er sonst von Regionen spricht, meint die bürgerlichen. Das ist richtig‘. Allein für topographische Bezeichnungen haben die bürgerlichen Regionen noch lange gedient. Daß auch in kirchlichen Schriftstücken die Lage von Titelkirchen und anderen Kirchen nach ihnen bestimmt wird, ist daher nicht im geringsten auffallend. Es ist es um so weniger, als die parochiale Ein- teilung der Stadt, soweit überhaupt von einer solchen geredet werden kann, mit der diakonalen niemals etwas zu tun gehabt hat. (3) Der Catalogus Liberianus müßte es ausdrücklich bemerken, daß es sich um neue Regionen handelt, wenn die bürgerlichen nicht gemeint seien; da er das nicht tut, müsse man an diese denken. Diesem Argument kommt ein gewisses Gewicht zu; allein anderseits muß man bedenken, wie kurz die Eintragungen im Katalog sind, ferner, daß jeder zeitgenössische Leser in Rom wissen mußte, um ; welche Regionen es sich handelte. Und auch das ist zu erwägen, daß der Satz: »Hie regiones divisit diaconibus« die Auslegung näher legt, jeder Diakon habe eine Region erhalten, als daß er Vorsteher von zwei Regionen geworden sei. (4) Die kirchliche Regioneneinteilung, wie sie a paßt noch ' Nicht für die Mitte des 3. Jahrhunderts; denn es befremdet, daß die Regio V und VI, d. h. der Norden und Nordwesten der Stadt am linken Ufer, eigene Bezirke gewesen sein sollen, während sie doch wahrscheinlich noch damals verhältnismäßig nur wenige christliche Einwohner gezählt haben. Es läßt sich nämlich für die Zeit vor der großen Verfolgung für die kirchliche Regio V höchstens eine (Lucinae ' seu S. Laurentii in Lucina) und für VI gar keine Titelkirche nach- ' Weisen. Auch diesem Argument mag man ein gewisses Gewicht zu- ; billigen; allein durchschlagend ist es keinesfalls. Erstlich ist unsere i is der Grenzen der 7 kirchlichen Regionen noch immer eine Ende unsichere” — die dankenswerte Hürsessche Karte ist doch ein großes Wagnis —: zweitens ist unsere Kenntnis der ältesten Titel- ur S. unter »Julius«: dien Juliam quae est regione VII iuxta AR ca basilicam trans REN: eg xıv iuxta Callistum.« Das sind die chen } : ® De ee ii nad die Kontroverse zwischen ns (Topographie I, 2 S. 15) ) Docnzsy ,E. dieser im Rechte ist. Es handelt sich sowohl und so: h e, ob in einer Anzahl von Fällen die bürgerlichen oder die kirchlichen es und m: arg die Grenzen der letzteren. Die kursiv gesetzten Namen bezeich Verfolgung gegründet sind (unter ihnen sind die N die ältesten Titelkirchen ein, indem man die Kirchen, die lieh schon d 966 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 Die 25 römischen Titelkirchen am Anfang des 5. Jahrhu und die VI regiones ecclesiasticae (diese nach Hüıs \ +Cyriacus +Susanna /j} +Laurentius Nach in Lucina —— nl Vestina + TV + Pudentiana + Märcellus Ä i Se „(Liberius) Na Hius „ raxedis Ffysebius VI Marcus BG Kos Apostoli +Sjjyester er Mark REN, DN. Flav. tLlemens +Petrus et Marcell. + Laurent i, \ RN + Amiliana Pammachius (lLateran) a1 ‘Nach St. Paulus nen Kirchen, die im Jahrhundert nach der des Lateran und Liberius ie übrigen (18) sind wahrscheinlich älter. em 3. Jahrhundert angehören, von den im 4- hinzugekommenen Titelkirchen unterscheidet, so ergibt ai: . Bis zum Ende des Bis zum A 3. Jahrhunderts: 5. Jahrh: Regio ecel. L.: 4 Kirchen = (Sabina, Prisca, Bal., Fasciola seu Ner. et Achill.) ee Flle + * - * + Äi ed v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 963 Bis zum Ende des Bis zum Anfang des Be 3. Jahrhunderts: 5. Jahrhunderts: | Regio ecel. II.: . 3 Kirchen 3 Kirchen | (Pammachius, IV Coro- | nati seu Aemil., | | Xystus) . | Regio ecel. II.: 2 Kirchen 4 Kirchen | (Clemens und Petrus (Equitius seu Silvest., ! et Marcellinus) Apost. seu Pet. in E i vinc.) | Regio ecel. IV.: 5 Kirchen 7 Kirchen (Anastasia, Pudent., (Vestina, Eusebius) Praxed., Susanna, Cy- | riacus) Regio ecel. V.: ı Kirche ı Kirche 2 (Lueina seu Laurent. in ; Lueina) Regio ecel. VI.: keine 3 Kirchen k (Marcus, Laurent. in . Damaso, Marcellus?) Regio ecel. VII.: 3 Kirchen 3 Kirchen' (Kallistus, Chrysogo- nus, Caecilia) Auf einen Blick sieht man, daß die Verteilung der Titelkirchen ' In der Stadt mit der Einteilung in 7 Diakonalregionen überhaupt ' Nichts zu tun hat, daß man daher auch nicht von der Lage der Titel- Kirchen aus gegen das Alter jener Einteilung argumentieren darf — “um so weniger, als wir erstlich nicht wissen, ob nicht kleine Titel- kirehen der ältesten Zeit nachmals wieder verschwunden sind, und e: | zweitens ganz unbekannt ist, welche von jenen ı8 Titelkirchen, die ® im besten Fall vor der großen Verfolgung bestanden haben, bereits ‚Vor der Mitte des 3. Jahrhunderts vorhanden waren. Projiziert man aber jene ı8 Kirchen auf die ı4 bürgerlichen Re- gionen, so ist das Ergebnis ebenfalls rein negativ: _ _ * Marcellus hat wohl zur 5. Region gehört. _ u WER en 968 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 Porta Capena, I. Regio Augusti: ı Kirche (X ystus). CGelimont., I. » » 2 Kirchen (Pammach.,IVCoron Isis et Serap., Il. >» » : ı Kirche (Ölemens). . Templum Paeis, IV. » » : ı Kirche (Praxedis). Esquil, V » » :ı Kirche (Petrus et Marcellin. Alta Semita, VI. » » 3 Kirchen (Pudent., Susanna, Cyriacus). Via Lata, VIL. >» ee Forum Romanum, VII. » ee‘ : Circus Flamin., IX. >» » : ı Kirche (Laurent. in Lueina). Palatium, X. » » .: ı Kirche (Anastasia). Circus Max., XI. >» Bi f Piseina publ., XI. » » : 2 Kirchen (Balbina, Nereus Achilles). i Aventinus, XI. » » : 2 Kirchen (Sabina, Prisea). Trans Tib., XIV. >» » : 3 Kirchen (Kallist., Chr # Caecilia). Auch hier, wie bei den kirchlichen Regionen, Be, man, © bürgerliche Regionen und Titelkirchen nichts miteinander zu SC fe haben. Die Sache wird wenig besser, wenn man seinen Standor Anfang des 5. Jahrhunderts nimmt; dann haben zwar zwölf Regionen destens eine Kirche! (1, 2, 2, 1, 3, 4, 1, 3, 1,.2, 2, 3) aber D wird behaupten dürfen, es is damals die 7 kirchlichen Re noch nicht gegeben, weil die Verteilung der 25 T itelkirehen ein Verhältnis zu den bürgerlichen Regionen aufweise. Es ist eine Abhängigkeit der Verteilung der Titelkirchen von den lichen Regionen nicht zu denken, wenn die Zahlen der Tit für die einzelnen Regionen zwischen ı und 4 schwanken Regionen gar keine haben’! Hieraus ergibt sich aber, daß für die Frage, ‘ob die kirchliche Regioneneinteilun Mitte des 3. Jahrhunderts oder der Zeit Konstantins einer noch späteren Periode angehöre, von kirchen vollkommen abzusehen hat. Es wird sich, ‘ Die VII. und XI. haben RN immer keine. ” Dasselbe gilt — das sei nebenbei bemerkt — auch von dmM, standenen Diakonalkirchen. Auch bei ihrer Gründung hat man lichen Regionen nicht gekümmert. So liegt keine dieser Kirchen, deren Hadrian 1. (772—795) auf 18 fixiert wurde, in der I. oder in der u. auch die VII. kirchliche (— XIV. bürgerliche) Region hatte keine Diak ger daß kein Anschluß an die kirchliche Regioneneinteilung stattgefun a doch 8 von diesen ı8 Kirchen ganz zentral und daher auf einem sich nur eine von den 25 Titelkirchen befand! v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 969 unten zeigen, daß die Entstehung dieser Kirchen so zufällig ist, daß eine Einteilung der Stadt zum Zweck der kirchlichen Fürsorge über- haupt nicht auf sie gegründet werden konnte; ja es ist wahrschein- lich, daß man eben deshalb eine ganz neue — diakonale — Ein- teilung der Stadt vornahm, weil man eine solche weder an die zufällig verteilten Kultstätten noch an die bürgerliche Einteilung der Stadt, in welcher die Regionen verschieden dicht von Christen bevölkert waren, in zweckmäßiger Weise -anzuknüpfen vermochte. Somit haben sich alle Argumente, die für eine spätere Kinrichtung der 7 kirchlichen Regionen sprechen, wesentlich erledigt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß ebendiese Regionen auf den Bischof Fabian zurückzuführen, also schon kurz vor der Mitte des 3. Jahrhunderts geschaffen sind'. Das Unternehmen einer selbständigen kirchlichen Einteilung der Stadt-schon zur Zeit des Philippus Arabs? ist an sich ein Beweis für die da- malige bedeutende Verbreitung des Christentums in Rom und für die Kraft und Ordnung der kirchlichen Verwaltung. Aber viel wichtiger noch ist die mit ihr zusammenhängende Art der Konstruktion der kirch- lichen Fürsorge. Sie ist ausschließlich auf die Diakonen auf- erbaut, die ihrerseits (im Unterschied von den Presbytern) Ministri des Bischofs in vollem Sinne waren. Schon daß ihre Zahl in Rom dauernd auf 7 beschränkt wird, während es zwischen 40 und 50 Pres- TIERE EEE 5 ' Wie die bürgerlichen Regionen (beginnend rechts von der großen Straße, die, vom Circus Maximus ausgehend, sich in die Via Appia und Latina spaltet), in nord- östlicher Richtung sich bewegend, ‚zum Circus Maximus im Kreislauf zurückkehren, worauf dann das Gebiet des kleinen Aventin (»Piseina publica«) und des Aventin als XI. und XII. Region, Transtiberina als XIV. zählen —, so setzt auch die kirchliche Zählung im Süden, aber Piscina publica und Aventin mitumfassend, ein und beginnt ' aun den Kreislauf, wie die bürgerliche, in nordöstlicher Richtung. Mit Regio VI. ist Sie (wie die bürgerliche mit Regio XI.) wieder am Circus Maximus; da sie die XII. XI. Region schon in die I. einbezogen hatte, hat sie nur noch Transtiberina . Wie schon bemerkt und auch aus dem Obigen ersicht- Er EFF % a ER re Sa erst im 4. Jahrhundert erfolgt wäre, hätte man nicht den Stadtteil um den Lateran als Regio I. gezählt? * Daß dieser Kaiser Beziehungen zur Kirche gehabt hat, steht fest; aber die : ungen ist dunkel. Daher läßt sich auch nichts darüber sagen, ob de den belindehen Wirken des Bischofs Fabian. zugut gekommen sind. Immerhin ist bemerkenswert, daß Origenes an ihn und an seine Gattin Marcia Otacilia Severa geschrieben hat (Euseb., h. c. VI, 36) und daß Cyprian von den Bischöfen seiner it sagt (de lapsis 6): »Episco plurimi divina procuratione contempta : ring = a as Thrax hat als erster Kaiser den it. | ; ausrotten ar Gin als Ertr in seinen Dienst zu chen in. # ‚torisch; denn dieser Kaiser hat mit dem Bischof‘ Xystus 6 Dia Brief an den antiochenischen Bischof Fabius (bei Euseb., h. ec. VI, 43 22 Sedisvakanz im Jahre 250« in 970 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 byter gab, ist etwas ganz Einzigartiges', mußte die Natur ihres Am völlig verändern, ihnen eine hohe Stellung geben und sie faktise mindestens in einer wichtigen Hinsicht über die Presbyter er Indem sie als Fürsorgepräfekten über den Stadtteilen waltete regelmäßig aus ihrem kleinen Kreise der Bischof gewählt mußten sie, die ständig um den Bischof waren, wie seine Kabi sekretäre erscheinen und können uns als die Vorstufe des spi und den Archidiakon Laurentius hinrichten lassen‘, während die byter nicht betroffen wurden. Be Noch mehr aber lehrt uns für die Stellung der Diakonen- Korrespondenz Cyprians gleich nach dem Märtyrertode Fabians; hat nur bisher einen römischen Brief nicht richtig interpreti daher sein Zeugnis verkannt. Als Fabian gestorben war, konnte der Verfolgung ein neuer Bischof nicht gewählt werden, so dab römische Stuhl ein Jahr lang verwaist blieb’. In dieser Zeit nicht nur die Diakonen mit den Presbytern die Gemeinde sondern am Anfang der Sedisvakanz haben die Di: In anderen Kirchen. ist nur selten die Zahl der Diakonen auf 7 be gewesen, vielmehr war sie häufig größer als die der Presbyter. So hatte Alexanf am Anfang des 4. Jahrhunderts mindestens 24 Presbyter und 36 Diakonen UNI der Mareotis mindestens 43 Presbyter und 56 Diakonen (s. meine Gesehic Mission und Ausbreitung II® S. 177). Für den Orient ist es eine Singul das Konzil von Neocäsarea im 14. Kanon bestimmt: AıtAkonoı ErA Ö@elA KATÄ TON KANÖNA, KÄN TIÄNY MErÄAH ein Hriönic. TIEICOHCH a8 Arıö TÄC slenoY TON | Beobachtet wurde das nicht, und auch später noch hatten biblisch begı suche, die Siebenzahl einzuschieben, keinen Erfolg. Sozomenus (h. c. 4. merkt, daß in Rom nur 7 Diakonen seien, in den anderen Kirchen aber sel unbestimint. Die Kirche zu Konstantinopel hatte. zur Zeit Justinians I er ® Ein schönes Beispiel ihrer Fürsorgetätigkeit und Autorität selb lichen Größe gegenüber um die Mitte des 3. Jahrhunderts findet siel Bischofs Kornelius an den antiochenischen Bischof Fabius (Euseb., I. & Über den Umfang ihrer Tätigkeit gibt der Nachfolger des Fabian, Korneli Akten Aufschluß. Sie hatten damals in Rom über ı 500 Witwen und Hilisbe”® 'ersorgen bzw. zu ernähren, und daneben stand eine Gesamtgemeinde, die als ein »unzählbares Volk« bezeichnet (XArac crn enıgomenoie Yriep TÄC KOCIAC, OYC MÄNTAC H TOP AecmöToY xÄrıc Kal eInanapurıia AlaTpeoeı, dazu: so geschah es deshalb, weil mit Xystus alle Diakonen von Deeius hi geric ng). A * Die Nachrichten ‚des Papstbuches und Cypr., ep. 80 sind zu # wie die monumentalen Zeugnisse, er S. meine Abhandlung: „Die Briefe des römischen Klerus ung den Theol. Abhandl. für Carı v. WeızsA be: ai 2 Se a Zn än e 2 a ea e 9 Ann a ee a in Fee ne a 4 5 ri hie tn u ar. N e EA re A u Am E £ ae a u x v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 971 allein die Stellvertretung des Bischofs gehabt und bezeichnen sich daher als die »praepositi, qui vice pastoris gregem custodimus« (Römisches Schreiben nach Carthago bei Cyprian, ep. 8,1, s. auch e. 2: »nolumus mercenarios inveniri, sed bonos pastores«; c. ı sprechen sie sogar von ihren antecessores). Das geht schlagend aus dem Gruß am Schluß des Briefes (e. 3) hervor: »Salutant vos fratres qui sunt in vineulis (die Konfessoren, die also voranstehen) et presbyteri et tota ecelesia.« Also bleiben nur die Diakonen als Verfasser des Briefes übrig; also haben nicht die Presbyter und Diakonen gemeinsam damals die verwaiste "Gemeinde geleitet und sind auch nicht gemeinsam die auctores dieses offiziellen römischen Schreibens, sondern die Diakonen allein stehen an der Stelle des Bischofs und schreiben den Brief‘, Erst einige Wochen oder Monate später (s. die folgenden römischen Briefe nach Karthago?) muß es den Presbytern gelungen sein, an der Stellvertretung des Bischofs und der Regierung der Gemeinde neben den Diakonen teilzunehmen, und nun schreibt nicht mehr ein Diakon im Namen der Gemeinde, sondern der Presbyter Novatian. Wir haben hier also einen Beweis nicht nur für die Gleichwertigkeit der diako- nalen und presbyteralen Organisation in Rom (der kultische- Vorrang der Presbyter bleibt unbetroffen), sondern auch ein ungeschriebenes Stück der inneren römischen Kirchengeschichte, sofern wir nur hier lernen, daß eine kurze Zeit lang der römische Diakonat der Sieben Ohne Rücksicht auf die Presbyter die Stellvertretung des Bischofs hatte. Es Ich habe das früher selbst nicht scharf erkannt. sondern a. a. O. S. 12 nur bemerkt, ein Diakon müsse den Brief geschrieben haben, was noch zu wenig gesagt ‚ Ist. Der Brief zeigt übrigens auch inhaltlich das diakonale Interesse als im V, order- grund stehend: »Sive viduae sive thlibomeni, qui se exhibere non. possunt sive hi * Wi in carceribus sunt sive exelusi de sedibus suis utique habere debent qui eis nt; sed et caticumeni adprehensi infirmitate decepti esse non debebunt, ut eis subveniatur, et quod maximum est, corpora martyrum aut ceterorum, si non sepe- liantur, grandis periculus imminet eis quibus incumbit hoc opus- (3. 3f.). ” Cyprian selbst beantwortet den Brief der römischen Diakonen mit einem Schreiben an die römischen Presbyter und Diakonen (ep. 9); aber er bemerkt auch Presbyter freilich sehr rasch kraft ihres alten Rechts durchkreuzt hab oder liegt ein spontaner Übergriff der Diakonen vor? Jedenfalls deutlich, auf welcher Höhe der Diakonat in Rom gestanden hat. } halb Roms gehörte er als untergeordnetes ministerium zum und zu den Presbytern', in Rom gehörte er nur zum Bischof. dergleichen hören — ist wohl verständlich”. Wiederholt muß geschärft werden, daß die Diakonen nicht befugt seien, das ristische Opfer zu vollziehen — also auch in die kultische P tive der Presbyter suchten sie einzugreifen’ —, und die Kla römischen Presbyter gegen die Diakonen hörten nieht auf. Der 18. non der großen Synode von Arles (314) hat sich — doch wı Betreiben der Presbyter — mit ihnen befassen müssen: »De bus urbieis (= Romanis), ut non sibi tantum praesumant, sed honor presbyteris reservent, ut sine conseientia ipsorum nihil tale fa peltes: 1. daß die ganz einzigartige Stellung des römischen Diakonats fort und & sonst von Diakonalkirchen? — und nn brachte, 2. daß die diakonale Organisation sich u. a. auch als Parallele und" . der kaiserlichen »Frumentatio« (»Zosimus« im Lib. Pontif. p. 435 DuczessE) © hat. Unter Hadıian (772—795) wurde die Zahl der Diakonalkirchen auf stellt. Auch die Umwandelung eine sehr alten Titelkirche in eine »d stattgefunden (unter Gregor I.: Fasciola [Nereus und Achilles]). Da die - ihr gegenüber lag, schien Fasciola als Titelkirche überflüssig, — Ein Diak ‚mus inter pares in besonderer Stellung neben dem Bischof, ja als „der« und ‚Ppräsumptiver Nachfolger tritt schon frühe hervor (Eleutherus ne Kallistus neben Zephyrinus, s. auch das Papstbuch unter »Lueius«, »* »Xystus IL.«); doch kann hier darauf nicht eingegangen werden. ’ S. den 15. Kanon von Arles; auch der 18. von Nicaea Bine ier, „is 150 © und großen Synode bekannt geworden, daß in einigen Orten und Stätten die den Priestern die Eucharistie reichen, da es doch sowohl dem Kircheng : des Bischofs und geringer als di e Presby ter sin d. Sie sollen i ordnungsgemäß nach den Priestern empfangen, sei es, daß der Bischof nn das ist wider das Kirchengesetz und wider die Ordnung. Wenn a h diesen Verordnungen noch nicht gehorchen will, so soll er & ieren.« + Kat a ne v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 973 Der Finalsatz ist in seiner Kürze unklar, aber deutlich ist, daß die Diakonen den Presbytern nachgeordnet und verpflichtet sein sollen. Hieronymus beschwert sich (ep. 85 ad Evagr.), daß er in Rom einen Diakon zwischen den Presbytern habe sitzen und bei Tisch den Pres- bytern den Segen habe geben sehen. Vor allem aber kommen hier die polemischen Ausführungen in den in Rom am Ende des 4. Jahr- hunderts verfaßten pseudoaugustinischen Quaestiones in A. et N. T. (ed. Sourer) in Betracht. Die ganze 101. Quaestio (p- ı93ff.) han- delt, wie auch die Überschrift zeigt: »De iactantia Romanorum levitarum!! Sie beginnt nach der Einleitung mit den Worten: »Qui- dam, qui nomen habet falsi dei [Iovius? Apollinarius? o.ä.] duce Stultitia et civitatis Romanae iactantia levitas sacerdotibus et diaconos presbiteris coaequare contendit [also gab es eine förmliche Agitation hierfür], non dicam praeferre, quia stultius est et forte ineredibile videatur, et nos non emendatores, sed ealumniatores habeamur.« Die römischen Diakonen, die gleiche Rechte mit den Presbytern beanspruchen, will der Verfasser vielmehr zu ministri der Presbyter (also nicht nur des Bischofs) herabgedrückt sehen; sie seien in bezug auf das Heilige doch nur (s. Josua 9, 33) »lignorum coneisores et portitores aquae«'. Offenbar lagen die Verhältnisse so, daß die Diakonen als Kultbeamte und als Fürsorgepräfekten (vice episcopi) eine in sich widerspruchs- volle Stellung in Rom hatten. Da ihre Zahl nicht vergrößert wurde, traten sie ihre kultischen Dienste in der Regel an die niederen Kirchen- beamten ab und gewannen in Rom tatsächlich eine nur dem Bischof ver- antwortliche leitende Stellung”. Das Vorbild der römischen Kirche wirkte im Abendland, aber nicht so, daß die Diakonen überall dort eine ähnliche hohe Stellung erhielten, sondern so, daß der Diakonat langsam ver- schwand: nur noch niedere Kirchenbeamte fungierten neben dem Priester im Gottesdienst’; im Orient blieben die Diakonen aber bis heute als niedere Kirchenbeamte bestehen. Die römischen Kardinaldiakonen, die den Kardinalpriestern im Rang faktisch gleichstehen, bezeugen auch ‚in der Neuzeit noch -—- aber sie fast allein — die einstige Existenz eines kirchlichen Diakonats im Abendland. ' Vgl. auch c. 3: »Quamquam Romanae ecelesiae diaconi modice inverecundiores Yideantur, sedendi tamen dignitatem in ecelesia non praesumunt.. ul auieın non ommis von i eria obsequiorum per ordinem agant, multitudo feeit elericorum; nam utique et Allare poıtarent et vasa eius et aquam in manus funderent sacerdoti, sieut videmus Per omnes ecelesias.. Auch sonst bietet der Traktat noch interessante Einzelzüge. Fe Lee 4: »Quia Romanae ec@lesiae ministri sunt, ideirco honorabiliores pu- _" quam apud ceteras ecclesias propter magnificentiam urbis FuBnR. = Amer Bielier Y a eg bei der eucharistischen F eier in Rom natürlich Bar die Diakonen (oi rıap’ Amin KanoYmenoi Aıakonoı, Apol. I, 65). \ : 974 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 \ = Vom Ursprung ‚des Subdiakonats weiß das Papstbuch unter »Fa- bian« zu erzählen, daß dieser Papst ihn geschaffen habe (»feeit VI subdiaconos, qui VII notariis imminerent, ut gestas martyrum in in tegro fideliter colligerent«). Die Angabe stammt nicht aus dem Catal. Liber. (s. o.), aber daß es schon damals in der Tat in Rom 7 Sub- diakonen gegeben hat, zeigt die Mitteilung des Kornelius in seinem Brief an Fabius (a. a. O.)'. Da Tertullian auch in seinen jüngsten Schriften Subdiakonen nicht kennt, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Angabe des Papstbuchs, Fabian habe sie geschaffen, tatsächlich richtig ist. Indessen mag sie vom Verfasser des Papstbuchs aus der Mitteilung des Kornelius, die in Rufins Kirchengeschichte zu lesen stand, gefolgert worden sein und daher keinen selbständigen Wert be- sitzen. Die weitere Angabe, »ut gestas martyrum« usw., macht keinen vertrauenerweckenden Eindruck; denn mag es auch z. Z. Fabians schon kirchliche notarii gegeben haben (wir wissen niehts darüber), so ist die Vorstellung, daß sie unter der Leitung der Subdiakonen für au thentische Märtyrerakten zu sorgen gehabt hatten, wahrscheinlich eine viel spätere. | = Weshalb der Subdiakonat eingerichtet worden und weshälb erin Rom, wie der Diakonat, auf 7 Mitglieder beschränkt worden ist, wissen wir aus urkundlichen Angaben nicht; auch die Briefsammlung 0y- prians, in der er öfters vorkommt, läßt uns im Stich. Da wir ihn seit der Mitte des 3. Jahrhunderts bei sehr vielen Kirchen finden, ist & nicht sicher, daß er allein von Rom ausgegangen ist. Er wird dort und anderswo existiert haben, bevor Rom für seine Gemeinde die Siebenzahl fixierte, und auf Grund des Namens (vgl. subeenturio, sub eustos, suppromus) muß man vermuten, daß er entstanden ist, wel man die Kandidaten nicht sofort zum Diakonat zulassen, sondern eine Probezeit abwarten wollte. Wenn Rom die Zahl auf 7 Mitglieder beschränkte, so kann der Grund dafür nur darin gelegen haben, Jeder, der ‚bis zum Subdiakonat gelangt war, auch wirklich zu ‚ae Diakonatsstellung in Rom kommen sollte? (über die BeförderungsY ” hältnisse S. unten). Was aber die Feststellung der Siebenzahl der en konen in Rom betrifft, so reicht natürlich die Erinnerung an die 138 rusalemischen Diakonen allein nicht aus, die gewiß hier mitgesp” hat; vielmehr muß sie erst herangezogen worden sein, nachdem sieh der ‚Bischof (Fabian) von der Zweckmäßigkeit, die Zahl der Diakonet niedrig zu halten, überzeugt hatte. Hier bestanden Gründe für kuss, u NR uch in der eyprianischen Briefsammlung sind Subdiakonen für Rom WE für Karthago) bezeugt. : en. : Die »subdiaconi regionarii«, die zu Gregors I. Zeit als eine sehr alte | tung erschienen, können hier beiseitebleiben. . ; v. Haırnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 975 die in den anderen Kirchen nicht bestanden oder deren Zweckmäßig- keit dort nicht eingesehen wurde. Welche‘ Gründe das waren, läßt sich mit Sicherheit sagen, da die Siebenzahl der Diakonen und die Verteilung der Regionen gleichzeitig auftaucht: die karitative und wirtschaftliche Fürsorge für die Gemeinde, die einen kleinen, aber zuverlässigen Stab von Präfekten unter der Oberleitung des Bischofs erheischte, hat die Siebenzahl geschaffen. Wären hier kultische Be- ! dürfnisse maßgebend gewesen, so hätte die Zahl sehr viel größer sein und fort und fort, wie anderswo. noch vergrößert werden müssen. Nur unter Nichtachtung der bestehenden Bedürfnisse, bzw. der Ord- nung, des Kultus hat Fabian die Reduktion der Zahl der Diakonen durchführen können. Die Feier der Eucharistie auch ohne einen Diakon war die unvermeidliche Folge, die in Rom in den Kauf genommen werden mußte und sich von hier aus weiter im Abendland verbreitete. Was die presbyterale Organisation der stadtrömischen Gemeinde betrifft, so hat Kırscn in dem obengenannten Werke alles Wesentliche, was sich hier ermitteln läßt, erhoben und gegenüber irrigen Meinungen erwiesen. Ich hebe-folgende Hauptpunkte mit einigen Zusätzen meiner- seits hervor: (t) Vom Anfang des 5. Jahrhunderts an gab es 25 Titelkirchen in Rom'!. Der Verfasser des Papstbuches sieht in diesen 25 Kirchen eine uralte Einrichtung, die er auf den 5. Nachfolger des Petrus, Euarist, zurückführt®. Die älteste datierte Inschrift, die einen Titel erwähnt, stammt aus dem Jahre 377. (2) Es gab schon im 4. Jahrhundert drei Arten von Kirchen in & Rom, Titelkirchen, Zömeterialkirchen und große Basiliken; nur die _ rsteren waren innerhalb des Weichbildes der Stadt Par- Ochialkirchen?. Die großen Basiliken (seit Konstantin) dienten dem i bischöflichen Gottesdienste und besonderen Festen. Die Zömeterial- < ‚kirchen dienten unter anderem auch als Kultstätten für die Bewohner (3) Die Titelkirchen als die Parochialkirchen sind mit Häusern verbunden gewesen, in denen die an ihnen amtierenden Presbyter (auch die zugehörigen niederen Kleriker) wohnten. Sie nannten und nterschrieben sich nach ihrer Kirche; es gab an jeder Kirche 1ı—3, ir a BI = a ' Die jü ihnen i heinlich di Papst Innozenz I. (401—407) ewarn,. Jüngste unter ihnen ist wahrscheinlich die vom Paps enz 1. (40 ee, von einer gewissen Vestina gestiftete Kirche (— Vestina —= S. Vitalis = SS. Ss et Protasii). - “ ER n ‚Bereits von dem zweiten Nachfolger des Petrus, Cletus, läßt das Papstbuch “ esbyter eingesetzt sein. I Das folgt u.a. auch daraus, daß das eucharistische »fermentum« vom Bischof ‚um Sonntag nur an die Titelkirchen ging (s. Innocent. ep. ad Decentium, c. 5). 976 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 in der Regel wohl 2—3 (eine größere Zahl läßt sich nicht erweisen); einer von ihnen war primus inter pares'. nn: (4) In den Titelkirchen fanden nicht nur die regelmäßigen Sonntags (und Wochengottesdienste) mit der eucharistischen Feier statt, sondem auch alle gottesdienstlichen Akte (Taufunterricht und -vorbereitung, öffentliche Buße, besondere Feste) wurden hier begangen’; s. Lib. Pontif. sub »Marcellus«: »Baptismus multorum, qui Convertebantur ex paganis et poenitentia et sepultura martyrum.« (5) Die Titelkirchen sind sämtlich mehr oder weniger zufällig aus privaten Schenkungen entstanden; deshalb sind sie unabhängig sowohl von der bürgerlichen als auch von der kirchlichen Regioneneinteilung’. Auch läßt sich nicht nachweisen, daß jede Titelkirche einen topographisch fest umrissenen Sprengel hatte. Feste Sprengel gab es nur in der Diakonalverwaltung'. Warum man diesen Mißstand und die ganz ungleichmäßige Besetzung der Regionen mit Titelkirchen ertragen hat, ist nicht zu ergründen. Aber wie vieles ae TEE See an u a ! So schreibt Athanasius (Apol. c. Arian. 20), eine römische Synode habe in der Kirche getagt, Ener Bitun 5 mPecsYTeroc eynÄren. An.diesem Punkte lagen die Verhältnisse in Alexandri phanius schreibt (h. 68, 4 ' HCAN TÄP TIOANAI EKKAHCIAL, NFN Ae TAeloyc, dazu ist h. 69, 2 zu vergleichen, wo ein Verzeichnis alexandrinischer Kirchen steht, die aber nicht, wie in Rom, sämt- lich nach den Stiftern, sondern auch nach berühmten Bischöfen bzw. Lehrern heißen. — Auch die Lektoren haben sich nach den Titelkirchen genannt, wie mehrere In schriften beweisen, so schon aus dem Jahre 384: »Lector de Pudentiana«, cf. ‚Olymp! lectoris de Eusebi«. Für die Tatsache, daß an jeder Kirche ein Hauptpriester wat gibt es auch sonst Belege. Br ” Auf das Verhältnis zu den Zömeterien und den Zömeterialkirchen lasse hi mich nicht ein; s. Kırsch S. 200f. E Ba * Die Nachweise, die oben S. 965 gegeben worden sind, werden das bewies! haben. _ Man darf sagen: Die Titelkirchen, namentlich die 18, die man als St ältesten bezeichnen darf, lagen planlos und exzentrisch in der Stadt. Verbindet man dis jenigen von den 18 Kirchen, die dem Zentrum relativ am nächsten legen, durch eine Linie, so erkennt man, wie überraschend groß das zentrale Gebiet Di Sau der großen Verfolgung war, welches überhaupt keine Kirchen Da A, a Fasase ließ sich an diese Kirchen nicht anknüpfen. Daß die Juns“ # * Dennoch uuß. bei jeder Kirche 4 | 2 sonst könnte esin dem Brie jeder Kirche eine Seelsorgegemeinde bestanden sibi .creditam« können / . . = s . du v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 977 entsteht in der Verwaltung zufällig und wird nicht korrigiert, son- dern man paßt sich an! (6) Die Schenkungen bestanden in der Regel in Schenkungen von Häusern samt Zubehör; wenigstens läßt sich in acht Fällen noch nachweisen, daß die betreffende Kirche ursprünglich ein Privathaus war (Byzantius [= Pammachius — Johannes et Paulus], Chrysogonus, Clemens, Caecilia, Equitius [= Silvester], Gaius [= Susanna], Pudens [= Pudentiana], Sabina), und in bezug auf Callistus | Julius] läßt es sich vermuten. Die Räume wurden zunächst entweder, wie sie waren, in Gebrauch genommen oder, wenn nötig, sofort erweitert oder auch ein kirchlicher Raum ganz neu früher oder später dort aufgeführt. In bezug auf keine Titelkirche läßt sich nachweisen, daß sie durch Umwandelung aus einem öffentlichen Gebäude oder gar aus einem Tempel entstanden ist. Das gilt auch von S. Clemente; das dort entdeekte Mithräum gehörte zum Privatbesitz. (ranz anders steht es in dieser Hinsicht mit den viel später entstandenen Diakonalkirchen (s. Ducnessz, Mel. VII, 1887, p. 240f.). Übrigens ist das älteste Beispiel der Umwandelung eines Tempels in eine Kirche das Pantheon (im Jahre 609 unter Bonifaz IV.); denn die Kirche Cosmae et Damiani am Forum ist nicht eine Umwandelung des Tempels ‘ der Stadt Rom, wie Srıeresuorer, Die Geschichte der Kirchweihe, 1909, S. 4o meint. Daß in den. Hauskirchen die Gemeinde, in mehreren Räumen verteilt, am Gottesdienst teilnahm, ergibt sich aus Orig. in Exod., hom. XII, 2 (Lomm. T. IX p-. 144), wo geklagt wird, daß Kirchenbesucher während des Gottesdienstes »in remotioribus dominicae domus loeis saecularibus fabulis oecupantur«. (7) Die Kirchen erhielten ihren »Titulus« nach den Schenkern; aber in den »tituli« traten häufig Veränderungen ein, indem (a) dieser Schenker in späterer Zeit zum Märtyrer gemacht wurde und den Heiligentitel (»Sanctus«) erhielt, oder (b) statt seiner ein gleichnamiger "ömischer oder außerrömischer Märtyrer für den Stifter der Kirche 2W. den Titelbesitzer erklärt wurde! (in einigen Fällen traten auch Heilige mit ganz anderem Namen ein) oder (ce) ein Späterer, der sich “ ch Ausbau oder sonst um die Kirche verdient gemacht hatte, mit S seinem ‚Namen für den alten Namen eintrat. Hierdurch kam in die , Benennung ein Schwanken, zumal da sich die. verschiedenen Namen : Me lange Zeit hindurch nebeneinander hielten. SE (8) Mit Sicherheit bzw. mit mehr oder weniger großer Wahr- a 2 inlichkeit läßt sich behaupten, daß von den 25 Kirchen 7 erst * - 5 Selbst bst bei S. Clemente ist es wahrscheinlich, daß der unbekannte Schenker ne erst später mit dem berühmten Bischof vertauscht worden ist. Ks - columbae domus 978 Sitzung der philosophiseh-historischen Klasse vom 7. November 1918 nach der großen Verfolgung gestiftet worden, nämlich Eeel. Mare, Eusebii, Damasi, Equitii, Marcelli, Apostolorum, Vestinae; bei den i übrigen achtzehn! ist es deshalb wahrscheinlich, daß sie schon vor g der großen Verfolgung vorhanden waren. > Dies sind die Hauptergebnisse der Kırscnschen, vielfach von anderen vorbereiteten, aber erst hier zum Abschluß gekommenen Untersuchungen. An welchen Punkten läßt sich weiter kommen? Soviel ich sehe, in der Frage nach der Existenz der Titelkirchen im 3. Jahrhundert. Da noch am Anfang des 5. Jahrhunderts von Papst InnocenzI eine Titelkirche begründet worden ist, so könnten viele von den 8 Titelkirchen, über deren Ursprung wir nichts Sicheres wissen, auch erst 9 im 4. Jahrhundert entstanden sein, wenn auch der bauliche und künst- e lerische Befund bei mehreren es sehr wahrscheinlich macht (s. die Nach- weise bei Kırscr), daß sie dem 3. Jahrhundert angehören. Mit Haus- kirchen haben die gottesdienstlichen Versammlungen in Rom begonnen; das läßt sich nicht nur dem Römerbrief des Paulus entnehmen, son i dern folgt auch aus den echten Akten Justins. Der Richter fragt (e.3): e »Wo kommt ihr zusammen und wo versammelst du deine Schüler?« Justin antwortet: »’Erö &minw menw Tındc Martinov To? Tımwrinoy [sic] Bam RN nelov”, KAITIAPA MÄNTA TON XPÖNON TOITON—-ErTEAHMHCA Ad EN TA "Pwmaion more TOITO AEYTEPON — 0Y TINDeKW ÄnaHN TINA CYNenevcın el mA TÄN EKEINOY«. Hier liegt ebenso ein »titulus« vor wie im Römerbrief (»Prisca et Aquilac). Aber die ältesten Hauskirchen® werden mindestens zum Teil wechselnde ' gewesen sein, und für die ganze Zeit bis zum Ausbruch der deeianischen V erfolgung (2 50) steht uns nur die eine Nachricht des Papst buchs hier zur Verfügung unter »Kallist«: »Hie feeit basilicam trans Tiberim« (s. 0.), die wir als die Stiftung eines Hauses zu gottesdienst- liehem Gebrauch betrachten dürfen. Aber für die zweite Hälfte des 3- Jahrhunderts besitzen wir drei Mitteilungen: 1. Die Angabe des Cornelius (251— 253), daß die römische Ge meine damals 46 Presbyter und 1500 Hilfsbedürftige be ” u 1) Anastasiae, (2) Sixti, (3) aa (Pammachii, SS. Joh. et Pauli), we . (5) Aemilianae (SS. IV Coronat.), (6) Petri et Marcellini, (7) Praxedis),. TEeBBehle (9) Gaii (Susannae), (10) Cyriaci, (1r) Lucianae (Laurentüi), ( (SS. Ner. et Achill.), (13) Balbinae, (14) Sabinae, (15) Priscae, (16); Ga (17) Chrysogoni, (18) Caeciliae. Was man von ihrer Gründung und den iltesien keiten weiß, findet sich bei Kırscn $. 5—116. Die Örtlichkeit ist inkorrekt überliefert und nicht nachzuweisen. gottesdienstlichen Plätze nicht verborgen. Yertullian sagt (adv. Valent. 3: simplex, in ‚editis a et apertis et ad lucem« v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 979 2. Die Angabe des Lib. Pontif. unter »Dionysius« (259 — 268): _ — »BHie presbiteris ecelesias dedit«. 3. Die Angabe ebendort unter »Marcellus« (308/9): »Hie XXV _ titulos in urbe Roma constituit quasi dioeceses«. Um die erste Angabe richtig zu würdigen, muß man im Auge behalten, daß die Titelkirchen schwerlich mehr als je 2 bis 3 Pres- byter besessen haben (s. o.)', ferner daß es in Rom wahrscheinlich ‚überhaupt nur Titelkirchen-Presbyter und sonst überhaupt keine Pres- . byter gegeben hat’. Daraus folgt, daß es zur Zeit des Cornelius bereits mindestens 16, wahrscheinlich aber 20 et quod exeurrit, gottesdienst- + liche Plätze gab, und eine solche Zahl ist ja auch nieht verwunderlich, da aus der Zahl der Hilfsbedürftigen geschlossen werden muß, daß die römische Christengemeinde damals schwerlich unter 30000 Seelen gezählt hat?. Verlockend ist es, noch einen Schritt weiterzugehen und 2 die Zahl der 46 Presbyter'mit einer Angabe des Optatus (De schism. & Donat. II, 4) zu verbinden; hier wird uns authentisch mitgeteilt, daß es in Rom am Anfang des 4. Jahrhunderts (vor Konstantin) »quadra- ginta et quod excurrit basilicas« gegeben habe. Allein diese Kombi- 2 nation ist, wie ich jetzt urteilen muß, verwerflich; denn erstlich. ist : es unwahrscheinlich, daß in der langen Friedenszeit der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts keine neuen Kirchen entstanden sein sollen, zweitens hat Optatus bei seiner Rechnung gewiß nicht von den bereits damals bestehenden zahlreichen Zömeterialkirchen abgesehen, da auch sie für . *ersammlungszwecke in Betracht kamen‘. Also läßt sich seine Zahl . die Frage der Anzahl der ältesten Titelkirchen direkt nicht ver- werten. Wohl aber läßt sich mit Grund vermuten, daß die Zahl der Titelkirchen nach Optatus auf etwa 20 »et quod exeurrit« zu schätzen ‚ist, weil sich etwa 20 größere Begräbnisplätze samt Zömeterialkirchen Sr ' Vgl. die Unterschriften der römischen Synoden von 499 und 595 bei Kırsch, 8. Duc#esne in seiner Ausgabe des Lib. Pontif. unter See (p- 250): I fant Se rappeler que le clerg€ romain ne comptait guere d’autres pretres que ceux de Partoisses, c’est-a-dire les pretres titulaires ou cardinaux«. ‚Daher hat Simplieius für ‚den Dienst an den drei großen Zömeterialbasiliken (Peter, Paul, Laurentius, später ; Maria Mage. hinzu) die Priester der Titelkirchen nach einem bestimmten Turnus en müssen: »Hic eonstituit ad S. Petrum Ap. et ad S. Paulum Ap. et ad S. Lau- ur Martyrem ebdomadas ut ee manerent, pr opter penitentes et baptismum: I Tec] ad S. Laurent.. regio I ad S. Paulum, regio VI vel VII ad S. Petrum.« ‚ink g auf den Lateran, Se Bischofskirche, in der älteren Zeit stand, wissen ug Da wir aber hören, daß diese Kirche im 8. Jahrhundert von den Bischöfen ngegend von Rom bedient wurde (den späteren Kar dinalbischöfen), so ist es vahrscheinlich, daß sie in der Zeit vorher eigene Priester besessen hat. Auch ‚erden die Titelkirchen-Presbyter abwechselnd fungiert haben. we meine EEE Is S. 255. vr I. ee; Ser I80 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 5; außerhalb der Stadtmauern für den Anfang des 4. Jahrhunderts fest- E stellen lassen, die also — mit Kırscu — abzuziehen sind. Diese Zahl 20 »et quod excurrit« trifft vortrefflich zusammen mit der Zahl, die . man von den 46 Presbytern des Cörnelius her gewinnt, wenn man annimmt, daß eine Kirche durchschnittlich zwei Presbyter gehabt E hat — eine Annahme, die sich von unserer Kenntnis der Besetzung der Titelkirchen in den folgenden Jahrhunderten her durchaus empfiehlt. Nimmt man aber diese Zahl (etwa 20--23) von Kirchen für die Zeit des Cornelius als wahrscheinlich an, so entsteht die Schwierig, keit, daß im 4. Jahrhundert und im anfangenden 5. noch 7 Titek 5 kirchen gestiftet worden sind (s. 0.) und doch nur 25 Titelkirchen zur Zeit Innocenz I. da waren. Allein diese Schwierigkeit hebt sich, s% N bald man erwägt, daß es in ältester Zeit äuch kleine Hauskirchen ge geben hat, die in der Folgezeit notwendig eingezogen werden mußten, wenn sie sich als nicht mehr geeignet erwiesen oder den Besitzer wechselten; ja wir dürfen annehmen, daß solche Fälle nicht verein 3 zelte waren. Mißstände und Unzuträglichkeiten aller Art sowie Kosten “ müssen sich für den Bischof aus dem Etablieren von Kirchen in un genügenden Häusern entwickelt haben. Sie haben gewiß bestanden, a obgleich wir nichts von ihnen hören, und sie konnten nur durch das E ‚radikale Mittel der Aufhebung solcher ungenügender kleiner Haus kirchen beseitigt werden. 4 Von hier aus, scheint mir, sind die beiden Eintragungen über die Titelkirchen im Papstbuch bei » Dionysius« und » Marcellus« zu würdigen. Sie haben zunächst das für sich, daß sie an sehr passenden Stellen ’ stehen, die ein fabulierender Ignorant schwerlich aufgefunden hätte: denn Dionysius hatte die Kirche nach der valerianischen und Maree e nach der diokletianischen Verfolgung innerlich und äußerlich wiedeı herzustellen und zu ordnen. Wenn es nun bei jenem heißt: „Hit presbiteris ecclesias dedit«, so darf diese Eintragung so verstan . werden, daß er, nachdem Fabian die diakonale Organisation geschaft” hatte, die presbyterale ordnete und stabilisierte!'. Ich wüßte nieht, welche Zeit eine solche Ordnung, die gewiß manchen Mißständen ©" »Hauskirchen« ein Ende machte und zugleich dem großen Feinde, der schismatischen Kirche Novatians, ein Bollwerk ent stellte, besser paßt als in die Zeit des Dionysius. Was aber er tragung bei »Marcellus « betrifft (»Hie XXV titulos in urbe Roma oeceses«), so liegt der Nachdruck offenbar stituit quasi dioe« der Zahl — diese kann der Verfasser eingesetzt haben, W . * Man erinnere sich hier auch, daß Dionysius nicht vom Diak vom Presbyterat zum Bischofsamt aufgestiegen war. AR v. Hırnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 981 seiner Zeit 25 Titel gab —, sondern auf den Worten »constituit quasi dioeeeses«. Was diese Worte bedeuten, ist oben kurz dargelegt worden: Marcellus ordnete nach der großen Verfolgung! bei der Rekonstruktion der Gemeinde den Titelkirchen Seelsorgebezirke zu, nicht topogra- phische, sondern listenmäßige, die die ganze Gemeinde umfaßten und gliederten. Noch Cornelius spricht in seinem Brief, in dem sonst alles gezählt ist, von einer »unzählbaren« Menge von Christen in Rom. Offenbar also war es mit der Listenführung noch nicht zum besten bestellt, und die Organisation umfaßte noch nicht den letzten Mann. Marcellus setzte das Werk des Dionysius fort, indem er die Titel- kirchen fester und genauer organisierte und auch durch sie, wie es Fabian durch die diakonale Organisation getan hatte, die ganze (Ge- meinde zu umspannen suchte”. \ Was die bestimmte Zahl »2 5« betrifft, so hat sich diese, so scheint es, allmählich und zufällig entwickelt, nachdem kleine Titel- kirchen aufgehoben und neue im 4. Jahrhundert entstanden waren. ' Man blieb seit dem Beginn des 5. Jahrhunderts bei ihr stehen, weil ein weiteres Bedürfnis in der sinkenden Stadt nicht mehr auftauchte. Im 6. Jahrhundert, im Zeitalter des Papstbuchs, hatte man sich schon Seit langer Zeit an diese Zahl gewöhnt, und deshalb erschien sie als . Aus ältester Zeit stammend. Haben zur Zeit des Cornelius voraussichtlich mehr als 20 Titel- kirehen (Hauskirchen) bestanden und hören wir weder im Papstbuch noch in der Literatur des 4. Jahrhunderts von der Entstehung der 18 Titelkirchen (aus der Zahl von 25 am Anfang des 5. Jahrhunderts), die am Ende des 4. Jahrhunderts sicher bestanden, irgend etwas, so muß man annehmen, daß eine beträchtliche Anzahl von ihnen wohl der ersten und die übrigen mindestens größtenteils der zweiten Hälfte a des 3. Jahrhunderts angehören. Das Papstbuch erwähnt doch im 4Jahrhundert die Stiftung einer bedeutenden Anzahl von Kirchen (große Basiliken und Titelkirchen, s. die vielen Anter »Silvester-Kon- Stantin«, die Titelkirche des Marcus unter »Marcus«, 2 unter »Julius« BE) 4 B & wi Die Verfolgung erlosch erst unter Miltiades (311—314); aber ihre erste Periode war zu Marcells Zeit abgeschlossen; nach einer gewissen Zeit erst begann . Aeue unter Maxentius. Wäre die scharfe Ausbildung der Pfarrkirchen aus den Hauskirchen heraus exklusive Verhältnis von Presbyter und Titelkirche erst das Verdienst eines 2 9 des 4. Jahrhunderts, so wäre zu erwarten, daß sei es das Papstbuch, sei es den Pa, | ‚die drei ersten Jahrhun x = ‘ohne »Romana« hiozuzufügen, bedeutet dann nicht auch im Muratorischen »eoelesin. naihaliea, (Zußkf.n. 66) bay. »catholica« (Z. 69) einfach die römische | ae Amt en eich ‚es ist doch sehr auffallend, daß eine ii RUN IP, op. pi debere«. ui er beidemal »catholica« schreibt (man erwa artet: »IM uelocnn eleetum® a deo.. .. seimus«. Die große Kirche in Rom nenn 982 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 [die eine als Neubau bei der Kallistkirche], ı unter »Läberius«, ı inte »Felix II.«, 2 unter »Damasus«, ı unter Anastasius). Wenn es unte ihnen keine einzige jener ı8 Kirchen nennt (drei von diesen hatte es bei den früheren Päpsten genannt, s. unter »Pius«, »Kallistus« und »Marcellus«), so ist das ein starker Beweis, daß sie eben schon von handen waren. Diese Annahme kann noch durch eine Beobachtung unterstützt werden, nämlich durch die zahlreichen Stiftungen von Frauen (die Hälfte der 18 Kirchen stammt von solehen: Aemiliana, Anastasia, Balbina, Caeeilia, Fasciola, Luciana, Praxedis, Prisca, Sabina), ” die an sich für ein hohes Alter sprechen, da wir wissen, wie S 5 im 3. Jahrhundert die Zahl der begüterten Christinnen die Zahl BR ke begüterten Christen überwog. Ein sicheres Argument ist das freilich nieht; aber der Hinweis ist doch wohl erlaubt!. Die alten Tite- kirchen, um ein paar im frühen Mittelalter vermehrt, bestehen fast sämtlich heute noch (zum Teil noch als Pfarrkirchen). Als Kardinal- Presbyter-Kirchen erhalten sie das Andenken an die älteste pre 2 byterale Organisation der römischen Gemeinde aufrecht. 3 Exkurs: Die Seufen und das Aufrücken der Kleriker in Rom (Euseb. | hre. VE, 423,18). 3 In der gesamten Literatur der ersten drei Jahrhunderte ist die schon sh 5“ von uns angezogene Stelle im Brief des Cornelius an den antiochenischen Bische Fabius über die Zusammensetzung der römischen Gemeinde einzigartig (Euseb. h- VI, 43), und doch hat sie noch immer keine erschöpfende, ja nicht einmal eine ; liche Behandlung erfahren. In dem Schreiben richtet sich Cornelius $ Rivalen, den Gegenbischof Növatian in Rom, und sucht die Sympathien ochenischen Bischofs für ihn zu zerstören. In diesem Zusammenhang gibt Charakteristik ee sowie einen Bericht über die Vorgeschichte des Sch und fährt dann fort e. »Jener ‚Rächer des alien begriff also nicht, daß (nur) Or der " katholischen Kirche sein dürfe 2, in der es, wie er wohl wußte — ha ; E Unter den 7 Titelkirchen, die im Jahrhundert nach der großen Ver gegründet N seyn sind, trägt. nur eine ‚den ‚Namen einer A re » Vestina«)- veuigen Anhänger Novatians sagen (Cypr., ep. 49, 2): „Unum episeopum Ze in jede en Kirche«), ist beachtenswert. An einer zweiten Stelle i heißt es (l. e.): »Nos Cornelium episcopum sancti »catholica«. Wenn sieh aber ‚die römische Kirche kurzweg selbst >» „catho . halte das für wahrscheinlie h (der Ursprung des Kano nsverzeit v. Harnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 983 sollte er es nicht wissen? —, Pı resbyter 46, Diakonen 7, Subdiakonen 7, Akoluthen 42» Exorzisten aber und Labore zusammen mit Türhütern 52, Witwen zusammen mit Hilfsbedürftigen über ı 500 gibt, welche alle die Gnade und Menschenliebe des Herrn ' emährt. Allein nicht einmal eine so große und in der Kirche so nötige! Menge — % eine durch die Vorsehung Gottes reiche und wachsende Zahl — nebst dem sehr großen und. unzählbaren Volk? hat ihn von diesem seinem verzweifelten und ver- botenen Tun abgebracht und zur Kirche zurückgerufen?,« Wo Bezeichnet Cornelius diese Zahlen als dem Nomen bekannt, so können sie *% nur aus einer Liste, die ihm als ehemaligen Presbyter der Gemeinde zugänglich war, gellossen sein. . Auch die Natur dieser Liste kann nach dem Stichwort »AlATP&seı« . nicht zweifelhaft sein: es war die offizielle Liste der Unterstützungsempfänger der römischen Gemeinde. Diese umfaßte damals mit dem Bischof ı 55 Kleriker und mehr als 1500 Hilfsbedürftige. Mit einem Schlage ist uns ein Einblick in den »florentissimus elerus« (Cypr., ep. 59, 19) und den ökonomisch-karitativen Betrieb der bischöflichen Ver- saltung eröffnet! Aufeinen Diakon kommen durchschnittlich etwa 2 20 Hilfsbedürftige; _ das läßt sich übersehen. Aber viel w ichtiger ist der Einblick, den sie uns in die Kon- struktion des Klerus gewährt. Zunächst — in wirtschaftlicher Hinsicht ist er bereits auf die bischöfliche Kirchenkasse angewiesen, d.h. er steht außerhalb der bürger- E lichen Berufe und wird mit den Hilfsbedürftigen zusammen in den Listen geführt‘. an aber interessiert nicht nur die Rangordnung der Kleriker, sondern in hohem Maße auch die Art ihrer Zählung und die Anzahl in den einzelnen Gruppen. Unter- schieden wer En Presbyter, Dixkoneb, Subdiakonen, Akoluthen, Exorzisten, Lektoren, . Ostiarier, und daß dies eine feste absteigende Reihe bedeutet, ist durch zahlreiche weise aus der F olgezeit gesichert. Also schon zu Fabians Zeit gab es diese Stufen, die sich von da an behauptet haben; denn Cornelius kann sie in der kurzen und ‚ höchst Bere Zeit seines Episkopats nach der decianischen Verfolgung nicht erst be ER Solche spricht hier; s. Z. 72 »recipimus«, »quidam ex nostris«) hier proklamiert, was in der en Kirche gilt oder gelten soll. Das ist für das 2. und 3. Jahrhundert ein Anachronis BA — das Wort kann hier verschieden verstanden werden. 2 »Sanctiss ssima ‚atque amplissima plebs«, nennt Cyprian in seinem Schreiben ” die römische Gemeinde (ep. 59. 19). »EKAIKH HTAc ToY EYATTEAIOY « OYK ATICTATO ENA ErticKorion AEIN EINAI EN KA- ER EN u OYK Arnöeı - m&c FAR; - TIPECH BYTepovc EINAI TECCAPÄKONTA €, AIA- ÄKONT. A TIYA@PoIic Ayo Kai Bern, "XHPAC CYN EREERR: YTIEP TAC .XINlac TAKOCIAC, OYC MÄNTAC H TOF Aecrötor xÄPIC KAl ®IAANGPUTTIIA AIATPEBEI- ÖN OYAc ® hs © Kal OYTwc ÄNATKAION EN Ta ERKAHcla, AlA TÄC TOY 8E0% TIPonolac TINoYcıöc OY@N ÄPIBMmöc, MEeti MEFICTOY KAI ÄNAPIEMHTOY AAOY ÄTIÖ TÄC TOIAYTHC Ano- TE KAl ÄrIoropeYcewc ENETPEYEN Te KAI ÄNEKAAECATO EIC TÄN EKKAHCIAN. STIGLOHER 5 en Relig. SS. UP p. 24) übersetzt (Kemptener Bibl. d. Kirchenv.): e r diese tzung Se fügt hinzu: »Cornelius teilt zwei Teile, in solche, die von der Gemeinde leben und in solche, die geringeren Teil zu "date Unterhalt beitragen«) ist unmöglich. sind. die PRBR aA TAc... Ärıemöc als zu dem vorhergehenden 5 "e AlATPEBEI Zah ra = El. Philos: IX, 12, 13). Aus i schen Quelle, die Eusebius (V, 28) ausgeschrieben hat, erfahren wir, ie Gegenbischof des Zephyrin, Natalis, aus der Kirchenkasse seiner 170 Denare bezog. : geschaffen haben !'. Aber innerhalb der Rangordnung sind ‚noch folgende auf PR; ersten Blick höchst paradoxe und wichtige Unterscheidungen gemacht: 4 (1) Für Bischof, Diakonen und Subdiakonen gibt es einen numerus a 3 Y | k 984 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 ein Bischof. sieben Diakonen und sieben Subdiakone e, (2) Die Presbyter und Akoluthen werden Sn RE gezählt; aber offenbar u steht hier kein numerus clausus; denn weder »46« noch »42« ist eine runde Zahl: auch die Folgezeit kennt hier keine feste Zahl, sondern ist in Rom allmählich bis u 70—80o Presbytern vorgeschritten ?. ä (3) Die Exorzisten, Lektoren und die angehängten Ostiarier werden nicht einzeln, sondern zusammen (wie die anderen »Hilfsbedürftigen«) aufgeführt, obgleich sie doch ‚Stufen bedeuten (ihre Zahl [32] ist, wie die der Presbyter und Akoluthen, keine feste, Vielleicht ist das so zu erklären, daß sie für die finanzielle Liste gleichwerlig waren, weil sie gleiche oder annähernd gleiche Bezüge genossen. Also kommt die f Zusammenfassung für die Rangordnung nicht in Betracht, aber daß sie doch nicht ee ist, darüber s. u. Die Witerschoidung der Ämter als solche, die r Zahl nach geschlossen und die nicht geschlossen waren, deckt sich _ Een der diakonalen und presbyteralen Verwaltung der Kirche. (Bei jener ist die Zahl geschlossen, bei dieser offen, weil man hier den fortschreitenden kulti- schen Bedürfnissen Rechnung tragen mußte.) Die Unterscheidung der je fürsich gezählten Presbyter RR Akoluthen hebt diese von den zusammen ge zählten Exorzisten, Lektoren und Ostiariern deutlich ab, obschon wie hier die Zahl keine geschlossene ist. Wir haben also 3 Abteilungen, die sich nicht mit der Stufenfolge decken: (r) den Bischof, die Diakonen und Subdiakonen, (2) die Presbyter und Akoluthen, (3) die Exorzisten, Lektoren und Östiarier. ir: stehen die die größten und fast gleichen Zahlen bietenden Ämter der Presbyter und Akoluthen in einer Korrespondenz. Das ist auch gar nicht anders zu erwarten; seM da die Presbyter beim Gottesdienst und sonst der Diakonen in Rom in der = ‚entbehrten — die Diakonen, da es nur sieben waren, konnten die 46 nicht unter stützen —, mußten andere Ministri eintreten, und das sind eben die = vi Seguontes.) Wenn Cyprian (ep. 24) von einem gewissen Felix schreibt: »qu 2 : x he’ \ Kr. 3 ' Von ihm: selbst heißt es (Oypr., ep. 55, 8), er sei nicht a zur Bischo er würde gelangt, sondern »per omnia ecclesiastica offieia promotus et in divinis vi ministrationibus dominum saepe promeritus ad sacerdotii sublime fstigium he : galBronIS gradibus ascendit«. nicht Versuche, die Zahl der Presbyter zu formieren, sind auch außerhalb Roms nel" nachweisbar ; doch siehe sogen. » Apost. Kirchenordnung« (Texte und Unters.I15; ; eeairersi AY0* Eikocı TÄP Kai TEccAPec eicı TIPECBYTEPOI, IB’ &K AEzIÖN Kal IB| && EV ° Ideell waren ihre Ämter deshalb gleichartig, weil die Ex orzisten die | Formel sprachen, die Lektoren die heiligen Schriften verlasen und a Bu die heiligen Räume und Gefäße zu behüten hatten. _* Das Papstbuch bemerkt, Vietor I. (189—198) habe sie geschaffen (* sequentes ‚eleros«). Das ist nicht unwahrscheinlich; doch wissen wir das Pap die Nachricht hat. Unmittelbar vorher steht unter »Vietor« € richt, die deshalb unverächtlich erscheint, weil sie eine sonst unbeze ugte, | glaubliche Angabe bringt: »Hic constituit, ut sanetum pascha die dominico © Er Ti a [so ist zu lesen; die LA »Pius« ist als Zurücksorwei ist, hören wir sonst nieht; es ist aber uiahee. en die Nachricht einzuw Papstbuch hat auch bei den älteste Eu einige wertvolle Na & ‚ wie ich in bezug auf ern und Lueius, dem Könige vol = Ban ed en were Be So mag auch die. Nae ee Se Mol ht sind, auf guter Überlieferung v. Hırnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 985 presbyterium subministrabat«, so war dieser Kleriker wahrscheinlich Akoluth. Auch besagt ja schon. der Name, daß sie an Personen, und nicht an Aufgaben, gebunden waren. Daß die Zahl der Presbyter und Akoluthen nicht genau gleich ist, zeigt nur die Genauigkeit der Liste nach dem augenblicklichen Stand. Jedes. gottesdienstliche Gebäude (erweiterte Hauskirche) hatte in der Regel einen Lektor und einen Hausverwalter (Ostiarius) nötig. Betrug nun die Summe der Lek- toren und Östiarier samt den Exorzisten in Bo zur Zeit der von Cornelius herbei- gezogenen Liste 52, darf man ferner annehmen, daß dieses oder jenes Gotteshaus - als Hauskirche noch keinen geweihten Östiarius hatte, und endlich, daß wohl auch die Zahl der Exorzisten nicht ganz gering war, wenn sie auch kleiner sein konnte als die der Lektoren, so kommt man von jener Zahl 52 aus auf mindestens 20 gottes- i dienstliche Plätze in Rom um die Mitte des 3. Jahrhunderts. Das stimmt aber vor- frefllich zusammen mit den oben (S. 975) gegebenen Ausführungen!. \ Sehon zu Cornelius’ Zeit (s. o. S. 980) stieg man aus dem Laienstande regelmäßig durch alle Stufen hindurch zum Bischofsamt, d.h. die gegebene Liste ist auch eine Rangliste, und die angeführten Ämter sollten dürchlanien werden?. Das zeigen die Ben und nachtelgenden Quellen und ausdrücklichen Bestimmungen’. Aber Auf etwa 20 (et quod En gottesdienstliche Plätze in Rom um die Mitte des 3. Jahrhunderts führen also (1) die von Cornelius angegebenen 46 Presbyter (und 42 Akoluthen), wenn man durchschnittlich zwei Presbyter für jede Kirche ‚Anker (2) die Zahl von 52 Exorzisten, Lektoren und Östiariern. Daß es aber auch 50 Jahre Später nicht erheblich mehr gewesen sind, läßt sich (1) aus der Angabe des ÖOptatus folgern, wenn 'man die Yadentande Zahl der Zömeterialkirchen abaiühe: (2) ergibt die : _ topographische und literarische Forschung, daß etwa 18 uns bekannte Titelkirehen sehr wahrscheinlich schon dem 3. Jahrhundert angehören. Hierbei ist vorzubehalten, 2; daß manche kleine Titelkirchen (Hauskirchen), die um 250 bestanden, wieder einge- zogen, dagegen neue größere und bessere in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts gestiftet worden sind (s. 0.): Endlich, wenn oben die Angabe des Papstbuches als unzu- . verlässig zurückgestellt wurde, zu Marcellus’ Zeit habe es 2 5 Titelkirchen gegeben, 80. darf sie doch nicht als widerlegt RER Betrug die — der Re Be ° Siehe meine K in den Texten u. Unters. II 5, 1886: »Der RL, ‚des Lektorats und der anderen niedaien Weihen«. Dort ist gezeigt, daß die Funktionen % tors. und Exorzisten uralte ministeria in den Kirchen sind, der Subdiakonat sich | aus dem Diakonat entwickelt haben muß, die Funktionen des Akoluthen und aber erst entstanden sein können, nachdem das Amts- und Kirchenwesen Entwieklung erlebt hatten, die es der Höhe des herrschenden Priester- und Tenpeltinste nahe brachten. Die Ordnung der verschiedenen Ämter in der Form See " gestaffelten Einheit sowie als Rangordnung und La ufbahn kann nicht nach ’ ah nicht wohl vor ihm getroffen worden sein, ist also Werk dieses x Vgl. vor allem zahlreiche Stellen in den Briefen EN sodann Zosimus, "sale SP: ad Hesych. Salon. 3: »Haec autem singulis gradibus observanda ‚si ab infantia ecelesicatieis ministeriis nomen dederit, inter leetores aetatis annum continua observatione perduret. si maior iam et grandaevus ita tamen ut post baptismum statim se divinae militise desideret manei- inter leetores sive inter exorceistas quinquennio teneatur. exinde aus vel subdiaconus IV annis sit [also alternativ?] et sie ad benedietionem ” San nn quo ordine V annis, si ineulpate se gesserit, haerere debebit. gantibus stipendiis per tot gradus, datis propriae fidei documentis pres- um poterit promereri. de > loco ... summum pontificatum sperare 118 ie 986 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 7. November 1918 hier erheben sich nun Schwierigkeiten. Erstens wenn es nur etwa (18 Ostiarie, 23 Lektoren und) ıı Exorzisten gab (jedenfalls nicht mehr als 17), wie konnte man die Zahl von 4o und mehr Akoluthen gewinnen? Zweitens, wo blieben die über zähligen Akoluthen, wenn es nur 7 Subdiakonenstellen gab? Drittens wie erreichte man die Zahl von 46 und mehr Presbyter, wenn nur 7 Diakonen vorhanden waren? Ad. In Wirklichkeit war schon sehr frühe (s. die Briefe Cyprians) und fort und fort der Lektorat die wahre Vorstufe für die klerische Laufbahn. Hier erwies es sich, ob einer brauchbar war oder nicht. Neben den formell in den Klerus auf- genommenen Lektoren gab es aber auch »leetores doetorum audientium« ', d.h. Probe- lektoren ohne klerischen Rang und Gehalt, die man beliebig vermehren konnte. Man darf annehmen, daß sie gleich zu Akoluthen aufsteigen konnten. Will man das nicht zugeben, so tritt doch die weitere Erwägung ein, daß die Ostiarier und auch. die Exorzisten in Kürze, ja für die Rangordnung vielleicht von Anfang an mehr und % mehr titulär wurden?, d.h. auch die Ostiarier und Exorzisten waren in Wahrheit nu die bald nur titulär, nicht aber wirklich gestaffelt war, Kandidaten genug, um die Zahl der Akolutben voll zu. machen. Die anfangenden Lektoren hießen eine kurze Zeit hindurch »Ostiarier« und übten diese Funktion aus, und kurz bevor sie = zu Akoluthen promoviert wurden, wurden sie Exorzisten genannt, bzw. als solche ein gesetzt. Nur so war es möglich, 40°—50 Akoluthen zu gewinnen. . d 2 und 3. Die Akoluthen erhielten zum größeren Teil nur pro forma die Subdiakonats- und Diakonatsweihe; die Mehrzahl von ihnen wurden in Wahrheit sofort Presbyter, d.b. beim Akoluthenamt gabelte sich die Laufbahn. Die Auserwählten unter ihnen ‚wurden wirkliche Subdiakonen und hatten damit die sichere Se Anwartschaft, Diakonen zu werden (da die Zahl der Stellen hier identisch war), und 4 der Tüchtigste unter ihnen "hatte als Archidiakon sogar die Anwartschaft, Bischof = werden; alle übrigen beschlossen ihre Laufbahn als Presbyter, ohne je wirkliebe prius -fuisset leetor ann. XXX, deinde uno die exoreista et postea ca ‚acolythi et faceret in eodem ordine acolythi ann. X, ut aceiperet onus SU In subdiaconatu esset ann. V«. Es werden sodann für den Diakonus 7 Jahre, ! ‚ann. I, leetor ann. XX, exoreista ann. X, acolythus ann. V, subdiaconus an x Dienstzeiten in den einzelnen Ämtern interessiert hier nicht weiter (außer | »u bestimmung für die Exorzisten, die zeigt, daß das Amt nur noch titulär ine! RR a ist, daß die Aufstieg-Forderung und -Reihenfolge konstant bleibt U stiarius wie er schon bei Cyprian ganz fehlt, auch sonst in der Regel 2 ee — nur von etwas späterer Zeit an — für die Exorzisten - Aırscat, Cyprian.v. Karthago S. ı71{.,.232£.; Hanwack in de Unters. II er 8 1 y u 0.0, $ die vorletzte Anmerkung (Bestimmung des Zosimus):. »sive i wagen. ee v. Hırnack: Innere Organisation der stadtrömischen Kirche 987 Diakonen gewesen zu sein!. Anders läßt sich das Zahlenverhältnis der Stellen nicht erklären, und damit ist die grundlegende Bedeutung des Unterschieds der diakonalen und presbyteralen Verwaltung noch einmal bewiesen. Zugleich aber ist offenbar, daß der Charakter des Subdiakonats und des Diakonats für die Mehrzahl der römischen Kleriker seit Fabians Zeit ein vorübergehender, bloß titu- lärer gewesen sein muß, den sie nur ganz kurze Zeit getragen haben, ferner daß sehr bald der Lektorat und Akoluthat allein tatsächlich als wirkliche Vorstufen für beide klerikale Laufbahnen in Betracht kamen, indem das Amt der Exorzisten und Ostiarier von Anfang an darauf tendierte, als Rangstufe und auch sonst unterzugehen. Der alte Gabelungs- punkt aber, das Amt der Akoluthen, ist später tatsächlich auch in Wegfall gekommen ?. Die Liste des Cornelius bei Euseb. h. e. VI, 43 hat sich somit als eine Urkunde erwiesen, die nicht nur ihre eigene Zeit bestrahlt, sondern ihr Licht auch über die folgenden Jahrhunderte ergießt. Die spätere Entwicklung der niederen Weihen in Rom (und im Abendland) kann man schon von ihr ablesen; desgleichen geht aus ihr die ganz eigentümliche hohe Stellung des Diakonats in Rom hervor. Wie groß sie war, zeigte die Tatsache, daß nach dem Märtyrertode des Fabian sich die Dia- konen allein, d.h. ohne die Presbyter — wenn auch nur auf kurze Zeit — der Re- war, der die Stadt in sieben Regionen geteilt und diese an die Diakonen verteilt hatte, muß man aufs neue fragen. Mit Sicherheit läßt sich die Frage nicht beant- worten; vermuten läßt sich, daß sie zu bejahen ist. Sicher aber ist, daß er den Diakonen eine bevorzugte Stellung gegeben hat, sicher auch, daß er dabei auf die schon bestehende Rangordnung »Bischof, Presbyter, Diakon« Rücksicht nehmen mußte, So ist seine künstliche und verzwickte Ordnung entstanden; denn künstlich und ver- zwickt ist es, neben 40-- 50 Presbyter 7 Diakonen zu stellen, ihnen eine ganz eigene, hervorragend wichtige Verwaltung neben der presbyteralen zu geben, ferner ihnen eine besondere Pflanzschule in sieben Subdiakonen zuzuordnen und doch ihre Rang- ınterordnung unter den Presbytern und den Schein einer einheitlichen klerischen Laufbahn bestehen zu lassen! In Wahrheit hat Fabian eine doppelte klerische Lauf- bahn unter der Hülle einer einheitlichen geschaffen. Soll man nun daran zweifeln, ‚ daß eben diese Schöpfung von ihm beabsichtigt gewesen ist und daß nur die Kraft der allgemeinen Überlieferung und Entwicklung ihn gehindert hat, sei es die Diakonen den Presbytern gleichzustellen, sei es sie ihnen überzuordnen? ' Einige von ihnen wurden Bischöfe; ja außerhalb Roms war es auch im ‚Abendland die Regel, daß man vom Presbyterat zum Episkopat aufstieg. wie zahl- u 'eiche Angaben in Cyprians Briefen beweisen. In Rom aber konnte man, viel leichter vom Diakonat als vom Presbyterat zum Episkopat gelangen (s. o). Hi : nur die Regel war es, daß man alle klerischen Stufen durchlaufen | Dazu ee sollte; in Wirklichkeit muß es, namentlich in älterer Zeit, zahlreiche Ausnahmen gegeben ha ben. »Lector, levita, sacerdos« (wie bei Damasus) oder »Leector. levita, “Piscopus« bezeichneten gewiß für so manchen die Laufbahn. Cyprian nimmt Per- Sonen, die er eben erst zu Lektoren ernannt hatte, sofort als Presbyter in Aussicht (ep. 39, 5); er selbst scheint sofort ‚Presbyter geworden zu sein (Vita 3). - Optatus s urde vom lector doetorum audientium sofort zum Subdiakon promoviert (ep. 29) usw. Ausgegeben am 14. November. > i Bi Ns E 989 SITZUNGSBERICHTE ısıs. XLIV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 7. November. Sitzung der physikalisel t] tise] Klasse. v Vorsitzender Sekretar: Hr. PLanck. Hr. Correns berichtet über die Fortsetzung der Versuche Zur experimentellen Verschiebung des Geschlechtsverhält- nisses. (Ersch. später.) Anschluß an eine frühere Mitteilung über die experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses bei Melandrium wird das Endergebnis der Bestäubungs- versuche mit sehr viel und mit wenig Pollen mitgeteilt, ferner neue Versuche über die Wirkung von mäßig viel Pollen und über den Zusammenhang, der zwischen der Stellung der Samenanlagen im Fruchtknoten und dem Geschlecht der daraus hervor- gehenden Samen besteht. Die Ergebnisse bestätigen die früher gemachte Annahme vom Vorhandensein von zweierlei Pollenkörnern, Männchenbestimmern und Weibehen- bestimmern, die verschieden rasch die Befruchtung ausführen. - nn aa nn a Ausgegeben am 14. November. Berlin, geiruekt in der Reiehsdruekerei 84 weise oder auch in weiterer Ausführung, in nn Sekretar vor. der Ausgabe in den akademischen Schriften zur Kenntnis kommen, so hat > die Miucdung au s diesen zu entfernen. = er Verfasser einer aufgenommenen wissen- E. es Aka dieselbe anderweitig ee zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gel- | en a. so bedarf er Fr de Ein- willigung der G kadem herren en eike zu veröftentlichen, ist den Verfassern unbeschränkt er stattet. Aus $ 21, Die Sitzungsberichte een a in einzelnen Stücken is der Regel Do rn acht ze nach jeder Sitzung. us $ 2 Jeden S eis 1 ei eine Übersicht über die m der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mittei- hingen und über die zur ER geeigneten ge- ichen we Hinter den en w Kinenschfichen Mitteilungen ‚folgen in dieser bie > tsangaben derselben, er einreichen und für welche sie ver- antwortlich wo Diese Inhaltsangaben sollen sich in —6 ogere ee gg einesfalls - _ Die nicht in den Schiten der Fear erscheinenden = re mit vorgesetztem Stern bezeichnet, den für die Ablchdienken Erg wird »(Abh.)« Wissenschaftliche Mitteilungen fremder ar in dem Bericht über diejenige Si jung aufgeführt, i welcher d deren Aufnahme in die akademischen Schriften beschlossen wird Aus $ a7. Das Manuskript einer in einer akademischen engen, am ars De Aufnahme in die Sitzungsberiehte zu elassen m. ung, weiche ern nächsten Donnerstag einen soll, m er Regel nach in der Sitzung se res zn. bis ee 10 Uhr morgens, dem redigierenden Sekretar oder der Reichsdruckerei drack- gierenden tars oder des Archivars versehen, für ar An aa Stück zurückgelegt. Dassel Ibe kann von ‚vornherein mit Mitteilungen = schehen Schwierigkeiten erwarten läßt, oder welche den in den 5 enth $S3 und4 a N ngen ni ntspreehen Die Reichsdruckerei versendet spätestens Mon Abend die werden an die hier wohnen oder au- en wesenden Ver ‚ oder an die Mitglieder, welche die Mitteilung me mi Meran en daß ‚sie wünscht re die mit der Korrektur. Diteante Fan Revision zu lesen, so muß sie die Korrektur bereit“ Zu ah an die Druckerei zurückliefern. Wird die tur länger als bis sch Abend von der damit be- zu verantworten, tteilung in einem späteren Stück erscheint. erd orrekturen nur anf Verlangen damit anf Erscheinen Fremden Verfassern, vorliegenden en See zur Revision unterbreitet Beeren müssen, kann das Er- scheinen am nächsten Ansgabetage überhaupt nicht zu- gesichert werden. Aus $ 36. Die Akademie behält sich das Recht vor, von einer ver- griffenen Abhandlung eine zweite Anflage zu veranstalten. E_ INA = und E. Toon Abhandlungen der Akademie Ablandiungen, Jahrg. 1916: Physikalisch-mathematische Klasse . . : 9.50 Pilesophischehiershe en a 2 dee an re \ : . 4 15550 se Klass: x ; . nt; Dee Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1915-1918 Physikaliseh- -mathematische Klasse : Aus der ae ion anf —. IL. Ziele und Anfgaben anf ihr en Schimpansen gr ie > 2 e ion sowie ai Beobachtun eehaye Aus der Anthropoidenstation auf Tenerife. IL Oprische ÜUntersuchmn ngen am Sch Pansen und am Haushuhn (1915, 3 . » 3— ne und E. Barımanx: Em N bryoalklen und Plazenta yon - Putorius rius furo (1915, ä) ; ». 8— FR Einige Betrachtungen über über die äl m. Säu > ei ige, 3) ; e Rönure: hichte der Hochg ine ..8 ie 1 der An Arne er auf Teneri En eligenzpräfngen an ' Authro- _ Were a 2 Intraparitalnähte (1917, 2). ee ein e Elemente der inneren rn «iss, vr - 1. s thropoidenstation auf Teneriffa. IV. Nachweis einfacher Struktorfunktionen impansen und beim Hasshehn (1918, 2) . re Sonnenfinsternisse und zur Fra u, ihre ng und phylogenetischen Geschehen am Kiefer agıs, a) re ‚der -. Philosophisch-historisehe Klasse Dies: Philodemos Über die Götter. Erstes Drittes Bach 1. Örteiicher Text (1916, 4 gg neietern ehe dee Tenies (19 i s Qissat Jüsuf, der älteste Vorläufer der osmanischen” Literatur 1916, ). E. WeEnkeBAcH: ee Kommentare zu den Epidemien des ke eine: RER 7 Erpmann: Die Idee von Kants = Frgies reinen Vernu am, 2) i ( ) : Sezer: Die Ruinen von Uxmal (1917 Enman: u. a mem (1917, 4) . in Sch : Nubische Texte im Dialekte der Kunüzi (1917, 5) W. Baxo G: : Von Kökkurkischen zum Osmanischen. 1. Mitteilung (1917, 6). Ders: Über die von Prokop be chen Ku nstuhr ee Gaza Re 1917, er 8). Sru ae Die jeher der $ Geiichtserapindungen Srv Em ee and Vorstellung (1918, Die a6 E. Sca : Herons Belopoiika (Schrift vom Geschützbau) agıs, 2) ÖLLER: Zwei a tische Eheverträge aus vorsaitischer Zeit (1918, : B. Moxtrz: Beiträge zur Geschichte des Sinaiklosters im Mittelalter nach arabigehiäkt Quellen adıs, n W. Senusring: Das Mahänisiha-Sutta Y- G. Herseeıcr: Hundsehifiche Studien zu Meletius [ei 1918, H. Gressmans: Vom ann und armen Läzarus cıaıs, E. Weskeracn: Das Brodit der Kommentare Galens zu den Epidemien a des Hippokrates ans 9 H. eg a Uhland und die deutsche He eienage (1918, 9) . Hırr. ; Bedkchinisrede: Pe Gustav von Schmoller (191 W. vox ur Wi ARTBURG: Zur Benennung des Sc Hape in den romanischen Sprachen ass, 10) . ME WER EEE nie Sitzungsberiehte der Akademie Preis des Jahrgangs . . ars. Ne EM Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1918 G. Bazszcke: Muspil P.S. Erstes Ders die Struktur ds Piäbeirahnies bedi ingt periodischer ‚Systeme Einsteix: Der Energiesatz in der ei Relativitätstheorie . Wrrr: Gravitation und Elek Hort: Über Zeit und Heim t des Berndeerätiänichen Gedichts adv. "Mareionem E. Sıes: Ein einheimischer Name r To -W.K.Müö To 4 Kuila n (Küfän) (hie erzu Taf.I u nd it S C. NEUBERG: Über eine allgemeine Beziehung der Aldehyde zu der a Gärung und den anorehge M. Borx J ie a Beziehung zwischen Brechungsindex und, Dielctrisäskonsane ae ie eine Methode zur Bestimmu ung der ae, in Kris > eh vox Harsack: Der S uch P # den: Felse n der Kirche (Matth. 16, 17 DE N un re der okre den ee der Babelsberger Sternwa = K. Giszer ber die ee der Bahn des Orsersschen Kometen in der Marsnähe 1887 nn Sonderabdrucke. 18; Halbjahr 1918 = we Die mn Moniinsnonen Masse der Kristalle i N enge Diechterfragmente aus der Pa ERR E der Kgl. M eine ’e ehr us der ET ge n Rhodos en Chr. Griechische Papas a gl. ia zu ‚Bern (hierzu Taf. II "SL ART: Kin griechischer Papyrus mit Noten (hierzu Taf. IV W. Scuusze: Beiträge zur Wort- ni Si Gong I-I . n : u I EMANS: 'hlun 2 an Lafischicht a Se a. Neigungen von Wiissiehe ee Beanscn: Die er en | m Drehungsvermögen (hierzu Tal Aue a K. Mevmn: er eg rc und die gene Spr: Se ee : Über ne - kalt ge ud e erlag . re ia | ungszeit von Goethes E, vox en Zu Genchiehn‘ der .. der en Organisation der N 18 XLV SITZUNGSBERICHTE DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Gesamtsitzung am 14. November. (S. 991) Birpach: Über den Ursprung des mittelalterlichen Sg, Liebesromans und Frauen- dienstes. 1—5. (Mitteilung vom 2. Juni 1904.) “ Pas Nordisch-Irisches. (Mitteilung vom 31. ei (S. 1030 ’ORN und A. Laune: Über die absolute Berechnung der Kristalleigenschaften mit Hilfe Borzscher Atommodelle. (Mitteilung vom 17. Oktober.) (S. 1048) BERLIN 1918 VERLAG DER AINAHERER DER WISSENSCHAFTEN En IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER ‚Aus dem ed für die Redaktion der akademischen a Aus S 1 Die Akademie gibt & ermäß $ 41,1 der Statuten zwei fortlaufende e Veröffenlichungen heraus: »Sitzungsberichte der Königlich Preußischen TEN der Wissensehaften« und » Abhandlungen der Königlich Prenßischen Akademie er Wnenkchatkene Aus Jede Aufnahme in A: in oder die eneilinsns bestimmte Mitteilung muß in einer aka- 1 Jeulischen Sitzung vorge egt werden, mohel in: ‚der iR t- mitglieder haben hierzu die Vermi ttelung eines een Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 5 3. Der Umfang einer aufzun ehmenden Mitteilung soll in der Regel in. den Ferien Sun bei Miteli bei Niehtmiteliedern 16 Seiten i «ler en den andlungen 12 Druckbogen von je 8 Seiten in der zehnten Sehrift der Abhand- Aungen EN eige berschreitung abe Grenzen ist nur mit £ ustimmung der Gesamtakademie oder der betreffe trage äßt der I s Manuskrip muten, daß e Zustimmung erforderlich sein res s vor dem ichen Ein te auf se seinen mutmaßlichen Diane in Druck abse wies zu Baer Sollen einer Bin Äusiäunge im Text oder = auf. besonderen y ubingnn phische Original- e.) lichen, imit dem Manuskript, jedoch auf getr Blättern, einzureichen. Die a der Herstellung der Vorlagen habe der Re ie Verfasser Sind diese Kosten aber auf einen erhehlichen B vi schlagen, so kann die Akademie dazu eine Bewilligung beschließen. Ein a gerichteter Antrag ist vor der Herstellung der be- treffe en Vorlagen mit dem schriftlich. eines De ‚ständigen an den ite b tandlung dureh ur at Sehoten.. e Be volls tändig, . emsnujgen Sekretar oder an Ans. der Vorlesung und Binreichung des n druckfertigen ripts an den hivar er Aufnahme der ana in die akademischen w er anwesenden % und. zwar, lange, v. Wv een Beschluß ß der lungen, s@ bedarf rs - dureh ua * Gesmtakademie. Abdrucke zur Vesekiie zu erhalten, 80 : Bora auf a dts Uinschlabs.) zu » exemplare; er ist ind Kl — Nieh tmitglieder € erhalten ®° und dürf: ach rechtzeitiger ar gierenden weitere 100 abziehen lassen ee des Manuskripts vorzunchmet Dasselbe hat sich zu are daß der Ver seine Mitteilung als vollkommen druckreif ansieht, Die Korrektur soll nach. r der Einsendung an die = und ee And: zur Tragune der entstehenden Mehr a kosten verpflieh ” h n allen in die Gituingeher oder Abhandlunget | reg w issenschaftliehen gen, Reden Adressen oder Berichten werden für - Be enge Mitteilungen, wenn den End» Druck 4 Seiten übersteigt, auch für den Bu ger abdrucke Hepgerkeik, die alsbald nach u e Ban 3 Be ee 3 dir für den Buchhandel ar indes nur a | Verfasser sieh er damit einverstanden | bis auf Kosten der Akademie es. Exemplare a von noch 100 und auf se osten zur Zahl 00 (im ganzen also 350) ar sofern er dies rechtzeitig dem redigieren Sep drucken aus den = Buslereh ucken ER se irren welcher en en Yon hält ein sofern er dies eg dem red! wüns er auf Ber K der Genehmigung der 6 esamtakademie £ den Klasse. SI . Eine für die akademise stimmte Ei : keinem Falle ör ihrer r Fa Stelle anderw eltig, “ei es SITZUNGSBERICHTE 198. DER PREUSSISCHEN FA KADEMIE DER-WISSENSCHAFTEN. 14. November. Gesamtsitzung. Vorsitzender Sekretar: Hr. PLanck. 1. Hr. Stumer sprach über die Attributenlehre Spinozas. en N « Das Parallelitätsgesetz (Ethica II pr. 7) ist eine Übertragung der aus der aristo- ee hrelsstischen Psychologie stammenden Lehre von der Parallelität zwischen Akt und mentalem Objekt auf das göttliche Denken. Daraus versteht sich, inwiefern Aus- dehnung und Denken als völlig verschieden und doch nur als Seiten eines einheitlichen Ganzen gedacht werden. Von der gegenwärtigen psychophysischen Parallelismuslehre ist diese prinzipiell verschieden. 2. Unt r den unendlich vielen Attributen scheint Spinoza ähnliche Verhältnisse angenommen und unendlich vielen Mannigfaltigkeiten nach Sr der eng Kakndtich viele Intentionen nach Analogie des Denkons et zu haben 2. Hr. Burnacn überreichte das Manuskript seiner in der Gesamt- Sitzung der Akademie vom 2. Juni 1904 vorgetragenen Mitteilung: ber den Ursprung desmittelalterlichen Minnesangs, BEShER mans und Frauendienstes’”. ı1—35. “ 3. Hr. Burpacn legte ferner eine Untersuchung vor von Hrn. Prof. S S: SINGER in Bern: ‘Arabische und rn. Poesie im E ttelalter’ . (Abh.) “ Er den altfranzösischen Roman Floire et Blanchefleur, für die BEN als und den zweiten Teil der Tristansage wird Herkunft aus arabischen Quellen heinlich. ge mac Als Kenner und vielleicht Vermittler der Tristanfabel er- > 793 ne Troubadour Graf Wilhelm von Poitou. Die von Burnpach aufgestellte AR meBe: des Ursprungs der mittelalterlichen Minnepoesie aus einer Nachbildung ir bei ie Arabern in Spanien üblichen erotischen Hofpanegyrik zu Ehren fürst- . Frauen wird durch ee 5 en insamer typischer Motive und Gedicht- ingeger i nzverwaltung Aeypiens in. hellenistischer und rö- er Zeit. (Abh Eh 2 ic EIRN 992 Gesamtsitzung vom 14. November 1918 Auf Grund des gedruckten und wichtigen ungedruckten Materials behandelt der Verfasser den Amtsbereich des Idioslogos in der Landwirtschaft und außerhalb der Landwirtschaft, Wesen und Geschichte des Amts, seine Stellung als sakrale Aufsichts- behörde, das Verfahren im Amtsbereich des Idioslogos bei der Einziehung und bei der Verwertung des eingezogenen Gutes, endlich die Bezeichnung des Amtes und seine Träger. 5. Hr. Enuarv Meyer legte zwei von ihm verfaßte Werke’ vor: Gaesars Monarchie und das Prineipat des Pompejus (Stuttgart und Berlin 1918) und Die Aufgaben der höheren Schulen und die Ge staltung des Geschichtsunterrichts (Leipzig und Berlin 1918). Den geschäftlichen Teil der Sitzung eröffnete der Vorsitzende mit den folgenden Worten: 3 Meine verehrten Herren Kollegen! Seitdem wir das letztemal zusammenkamen, haben sich Ereignisse von weltgeschichtlicher Be deutung vollzogen, deren stürmische Brandung auch in unseren fried- lichen Arbeitsräumen furchtbare Spuren zurückgelassen hat. Esist wohl kein Zweifel, daß unsere Akademie gegenwärtig eine der er stesten Krisen ihrer Geschichte erlebt. Wir haben uns bisher stets mit Stolz Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften genannt. Mit dem Ruhm des Hohenzollerngeschlechts war die Akademie vn jeher eng verwachsen, sie hat sich gesonnt an dem aufsteigenden Glanze der Entwicklung Preußens zum führenden Staat im Deutschen Reich, und entsprechend glänzend war die Entwicklung, die sie sell genommen hat, indem sie während der letzten Jahrzehnte ihr Arbeit gebiet, ihre Mitgliederzahl, ihr Vermögen in stetig wachsendem Maße vermehrte. Alles schien darauf hinzudeuten, daß diese Wandlunge® sich auch für die nächsten Jahre in demselben ruhigen Fluß weiter vollziehen würden. Seit dem letzten Sonnabend, dem 9. Novem ist alles anders geworden. . ; . „Sehon am Sonntag vormittag zeigten unsere Säle die Spuren durch die aufregenden Vorgänge der vorhergehenden Nacht ver Beschießung, besonders gelitten haben dabei die an der Südes#= unseres Gebäudes befindlichen Räume; von da ab wiederholte u ‚jedem der nächsten darauffolgenden Tage das Schießen, das gew Öffnen verschlossener Türen, das Durchsuchen aller Räume vo bis zum Dache nach verdächtigen Personen, ‚die sich heimlich Gebäude versteckt halten: sollten, ohne daß bisher in ir En Falle ein g reifbares Ergebnis zutage kam. Von unserer Seite getan worden, was unter den außergewöhnlichen Verhältnis lich erschien, um gegen die Fortsetzung der Beschädigunge Behörden Schutz zu finden; seit gestern ist uns endlich die BI” Rn dauernden Wache zugesichert worden, so daß nunmehr die 4 . besser geworden sind. Be gen Gesamtsitzung vom 14. November 1918 993 Freilich kann niemand wissen, was die nächsten Tage bringen werden. Aber wenn die Akademie jetzt ihre Sitzungen unterbrechen wollte, in der Erwägung, daß es in dieser stürmischen Zeit auf etwas mehr oder weniger Wissenschaft schließlich nicht viel ankommt, so 4 würde das nach meinem Empfinden — und ich darf hier zugleich auch im Namen des ganzen Sekretariats sprechen — das Verkehrteste sein, . was sie tun könnte. Es wäre selbst dann verkehrt, wenn es sich 3 um weniger kostbare Güter handeln würde, als die sind, welche die RE Akademie zu verwalten hat. So aber liegt die Sache gar nicht, sondern eher gerade umgekehrt. Wenn die Feinde unserem Vaterland Wehr und Macht genommen haben, wenn im Innern schwere Krisen herein- gebrochen sind und vielleicht noch schwerere bevorstehen, eins hat | uns noch kein äußerer und innerer Feind genommen: das ist die - Stellung, welche die deutsche Wissenschaft in der Welt einnimmt. “ Diese Stellung aber zu halten und gegebenenfalls mit allen Mitteln zu verteidigen, dazu ist unsere Akademie, als die vornehmste wissenschaft- liche Behörde des Staates, mit in erster Reihe berufen. Und wenn es wahr ist, was wir doch alle hoffen müssen und hoffen wollen, daß nach den Tagen des nationalen Unglücks wieder einmal bessere Zeiten anbrechen, so werden sie ihren Anfang nehmen von dem aus, was B dem deutschen Volke als Bestes und Edelstes eigen ist: von den idealen Gütern der Gedankenwelt, denselben Gütern, die uns schon einmal, vor hundert Jahren, vor dem gänzlichen Zusammenbruch be- wahrt haben: Sofern die Akademie an der sorgsamen Pflege des ihr aus diesem Schatz anvertrauten Pfandes festhält, handelt sie nicht Nur rückschauend treu dem Geiste ihres Stifters Leisnız, sondern auch in kluger Voraussicht auf die Zukunft. AR Denn das Forum, vor dem wir uns einst zu verantworten haben werden, wird zunächst gebildet sein von denen, die künftig unsere Stelle einnehmen werden. Ebenso wie wir jetzt den Männern Dank Wissen, welche damals, zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, unsere Körperschaft durch die dunklen Zeiten der Fremdherrschaft zu lichteren Höhen hindurchgeführt haben, so werden spätere Generationen auch unser Pflichtgefühl anerkennen, wenn wir heute alle Kräfte daran setzen, Aa uns auferlegte Prüfungszeit in Ehren zu bestehen, indem wir durch- Ballen und weiterarbeitn. 4 Das Ehrenmit glied der Akademie Hr. Anprew Dicxson Warte in N.Y. ist verstorben. fs 994 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. es Mitteilung vom 2. Juni 1904 Über den Ursprung; des mittelalterlichen Mine sangs, Liebesromans und Frauendienstes. 1-5. Von Konkap BurDacH. en: (Vorgetragen am 2. Juni 1904 [s. Jahrg. 1904 S. 933].) Vorbemerkung. Br a Wesentliche ii os Ne Untersuchung teilte ich der Akademie mit. ch der Gesamtsitzung_vom 2. Juni 1904. Noch früher (Klassensitz. vom 19. Mai 1904 £ s. Sitzb. 1904, S. eher: hatte ic h das Hauptergebnis, die Hypothese ausgesprochen, daß ein charakteristischer Bestandteil der höfisch-ritterlichen Sitte, Bildung, D kunst des Mittelalters aus arabisch-persischer Umformung hellenistischer Einflüsse stamme, hatte die allgemeine kulturelle Bedeutung dieses vermuteten Zusam menhangs hervorgehoben und daraus Folgerungen für die mittelalterliche Geistes- und Literatum geschichte gezogen, welche dieser, falls sie sich bewähren sollten, eine völlige Um- F wälzung ihrer bisherigen Anschauung und Methode in Aussicht stellen würden. Mit Er der Veröffentlichung hielt ich Säräch, weil das schwierige Problem dazu trieb, en Untersuchung, die verwachsen war mit meiner in Ihn Ergebnis teilweise pat Be: Forschung über die Longinus- und Gralsage (s. Archiv für d. Studium der neu eueren ; Sprachen 1902 Band 108, S. 31; Denshe Literaturzeitung 1903, Spalte m . 3050—58), auf eine breitere Reihe von Einzeltatsachen zu stützen und m 3 S zu v te gleichzeitig mit meiner Mitteilung und später, besonders neuerdings, auf ganz. schiedenen Forschungsgebieten, selbständig und unabhängig von mir wie un ander, Joser Sırzysowssı für die abendländische Kunst, RupoLr ZENKER | a romanisch- -nordische Sagengeschichte, Erssr Kornemann für die Kultuı er em PRIENER Altertums, Franz Kaurers für die Gralsage zu ve er ı und sich teilweise auf meine Darlegung beriefen halte i x re meine früheren Betrachtungen in ihrem damaligen Erkenntnissta Ä sammenzufassen und der wissenschaftlichen Welt zur Prüfung vorzulegen, 1 führung ‚beschränke und besonders ihre methodische Haas ins Licht & ‚nauere Begründung, Ergänzungen und Bestätigungen aber der Zukunft an Seas zunächst. von einer "angekündigten ale Prof. S. SıngERs in Bew , iider immer och nicht ersetzte Ges deutschen Minnesänger von Frıepeıcn HEiseicn von DER =. Spätfrucht romantischen Geistes. _Die Widmung an en \ ee nie ars ihren Bu als "das Bild. Burpaca: Über. den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs : 995 lichkeit des Deutschen Vaterlandes in diesen mannigfaltigen Stimmen des sinn- und thatvollsten Lebens’ und ‘als dessen unmittelbarsten Ausdruck‘. Mit Tıeck betont sie die Gleichartigkeit dieser Poesie: ‘ein Chor von beinahe zweihundert Sängern, Alle begeistert für Minne, im höchsten und heiligen, wie im heitern weltlichen Sinn’. Mit Wirserm SchLeseL rühmt sie: “Alle umschlingt das erhebende, geistige Band der Dichtkunst, die selbst von den Höheren als ernster Lebens- beruf ergriffen wurde’, ‘Alle verband so diese heilige, hehre und volksmäßige Kunst’ wie die Stände im politischen Leben das Ritter- tum, ‘so daß die Dichtkunst die Blüthe und schönste Zierde des Ritterthums war’. Und an Bodmer (Sitzungsberichte 1918, oben S. 355 £.) gemahnt der Satz: ‘Alle vereinigen sich in einer reinen wahrhaften Stamm- und Wurzelsprache, in welcher auch die Urtöne des alten Heldenliedes erklingen’. Der Frage nach Ursprung und Werden des Minnesangs ist von per Hacrn nicht nachgegangen. Genetische, ge- schichtliche Betrachtung lag ihm fern; ebenso die scharfe Charakte- ristik des Individuellen, die Analyse der persönlichen. Besonder- heiten der einzelnen Dichter und ihrer Schulen, die genaue Fest- stellung und reinliche Herausarbeitung der verschiedenen Ausprägun- gen ihrer Kunst, ihrer sprachlich-stilistischen und metrischen Eigen- tümlichkeiten. . Die wissenschaftliche Erforschung des deutschen Minnesangs ist daher an von prr Hacens Riesenbuch vorübergeschritten. Auf ihrer Bahn, von Uhlands Waltherbiographie und Minnesangvorlesungen, von Jacog Grinns Abhandlung über die politische Vagantenlyrik zu den kri- Üischen, exegetischen, metrischen Ernten Lacnmayns, Hauprs, BarzscH', “ Wicneanaerıe und durch die weiten Scheuern der von Raynovarn _ und Dırz begründeten, mächtig aufblühenden romanischen Philologie, RR jet uns allmählich die Erkenntnis gewonnen worden: der deutsche ; nesang, in dessen breitem Gefilde sehr mannigfaltige Pflanzen und e manche Blume echter, gefühlter und erlebter Poesie gewachsen ist, War eine bewußte Kunst, die durch gesellschaftliche Sitte, poetische Theorie und Tradition, persönliche und soziale Bedürfnisse, aber auch dureh bestimmte Ideen und Symbole weltlicher Bildung geformt und beherrscht wurde. Kein Produkt heimischer oder volkstümlicher Über- Nannspoesie, überhaupt kein deutsches Eigengewächs, sondern ein Er- -ugn höfischer Kreise und wie des Rittertums Kriegskunst, Waffen- echnik, Turniere, Geselligkeit, Lebenseinrichtung und geistiges Wesen port aus Frankreich, mindestens Nachahmung französischer Vorbilder. über erwies nord£ranzösischen Troubadours dabei Neferung und nicht die Fortsetzung alter Heldendichtung und Spiel- ee 996 Gesamitsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 hat die germanistische und romanistische Wissenschaft der letzten fünf zig Jahre immer wieder und immer schärfer erkennen gelehrt, daß die provenzalischen Trobadors die eigentlichen Urheber und Muster dieser eigenartigen, neuen Liebesauffassung und Liebespoesie gewesen sind. ‚Damit will ich keineswegs behaupten, daß die romanische und die deutsche Minnepoesie nicht jede für sich auch innerhalb des ge- meinsamen Rahmens selbständige Wege gegangen sind'. Und nament- lich glaube ich nicht, daß man mit Jeaxroy alle selbständigen Züge des deutschen Minnesangs aus verlorenen romanischen Vorbildern ab- leiten darf. N Im Mittelpunkt dieses gemeinsamen Rahmens romanischer und deutscher Minnelyrik steht die neue Ansicht des Verhältnisses der @e- schlechter: der Begriff der Galanterie. Er ist die vollkommene Um- kehrung der germanischen, in der gesamten früheren deutschen Lite- ratur allein zum Ausdruck kommenden Anschauung, die der Frau ge sellschaftlich keinen Vorrang einräumt, sie gern als demütig Dienende, allein zarterer, aber auch leidenschaftlicher Liebesregung Fähige und solche voll Verlangen, oft auch mit starker Entschlossenheit Beken- nende darstellt, hingegen ein sehnsüchtiges Liebeswerben des Mannes um die Frau, einen Anspruch der Frau auf’ solehes Werben nicht kennt, wenigstens nicht als poetisches Motiv benutzt. - Die Helgilieder der Edda, die nordische Gestaltung der Brynhildsage, die Liebesszenen im - .. . Waltharius, die tragische Geschichte von Hagbarthus und Sygne bei er Saxo Grammatieus (ed. Holder VII, S. 2 30—-237) sind unvergeßliche # Beispiele für den’Geist und Stil der germanischen Erotik, die vom Minnewerben noch nichts weiß, aber dennoch die Leidenschaft und : ah ‘ r üe da I a a ok ‘ ScHÖönBAcH, Über den biographischen Gehalt des altdeutschen Minnesang®s “ Bettelheims Biographische Blätter, ı. Jahrg. 1895, S. 41: “Es ist ein arger Irrtum 2 ; daß die süd- und nordfranzösische sowie die deutsche Minnepoesie nur unweF © unterschiedene Gestaltungen ein und desselben Phänomens des mistellterlichen BEE, x ; gemeinsame Stoff, die Liebe, wird hier wie dort in einer seltsam naturwif = bürgerlich-christlichen Sittlichkeit und Sitte widersprechenden Auffassung ed For und gleichzeitig zeigen sich auf der deutschen Seite Bırrnacn:. Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 297 Treue der Liebe bis in den Tod markig gestaltet und die Liebeskraft > des Mädchens in den Vordergrund schiebt. | Das allmähliche Vordringen des neuen höfisch-ritterlichen Liebes- begriffs und Frauendienstes in der deutschen Epik und Lyrik des zwölften Jahrhunderts hat Wıruerm Scherer feinsinnig verfolgt und be- schrieben. Reste der alten Liebesethik leben noch in den Anfängen es Minnesangs weiter, z. B. in den Kürenbergliedern'. Aber dem aus- gebildeten Minnesang gibt, wie der Troubadourpoesie, der sogenannte Minnedienst und der ihm zugrunde liegende romantisch-ritterliche Liebesbegriff die poetischen Motive, Ja die ganze Gedanken- und Emp- findungsbasis. Dieser Minnedienst ist das planmäßig anhaltend, nach einer bestimmten Etikette geregelte Werben des ritterlich-höfischen Mannes um einer Dame Gesellschaft, Gunst, Liebe, Gewährung in seinem sehwankenden, wechselvollen Verlauf, den die Troubadour-Terminologie in die vier Stadien des ‘Hehlenden’, des “Anbeters’, des "Liebhabers’ und des ‘Buhlers’ zerlegt. Und diese Dame, die überall der Gegen- stand dieser Liebespoesie ist, sie ist eine verheiratete Frau, von hohem oder höchstem Rang. Ihr Name darf nicht preisgegeben werden. Darum webt um diese Dichtung das Geheimnis, und darum ist ihr Lebens- element die Virtuosität der Andeutung, da ja das Ziel dieser Minne und der ihr dienenden oder zu dienen vorgebenden Lieder nur im Ehebruch erreicht werden kann. Aber das Aussprechen dieser Emp- findungen einer nach bürgerlich-staatlichen und kirchlichen Begriffen des christlichen Mittelalters verbotenen Minne verquickt sich — höchst ” und man muß sagen unnatürlich — überall mit einer festen Theorie, ja mit einer selbstbewußten Ethik der Minne, die in vielverschlungenen, oft spitzfindigen Reflexionen über ihr Wesen und hre Wirkung als eine Kunst und -— als eine sittlich veredelnde RAR | Daß sie auch in den frühesten Epos erscheint, kann verschieden TNE u ee Pr Lieder eines Minnesängers 2 4 £ R . Vogelweide hat schon im Jahre 1880 dieses Verfahren g 998 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. —- Mitteilung vom 2. Juni’ 1904 Macht gepriesen wird! Dabei vereint sich die Werbung um die ge liebte Dame und die ihr dargebrachte Huldigung, der ihr gewidmete Minnedienst mit dem Kultus und Dienst aller Frauen. Man kann sagen die persönliche Liebe und die Liebesgeständnisse dieser Sänger geben sich so, als seien sie nur die sittlich notwendige Folge der ritterlich- höfischen Pflicht, allen Damen edler Art zu dienen, ihr Lob zu künden, ihre Sache zu führen! ; a Das kulturgeschichtlich, psychologisch und literarisch Merk würdige B ist: diese Kunst des Minnedienstes und seine lyrische Umschreibungin beredten, geistreichen, feurigen, empfindungsvollen Versen, die vor allem 3 freilich den Reiz formaler Vollendung und Neuheit erstreben, gehört nach dem Urteil der höfisch-ritterlichen Gesellschaft Frankreichs und Deutschlands trotz gelegentlichem heftigem Widerspruch eines Teils der kirchlichen Kreise (man denke z. B. an Heinrich von Melk‘ oder die Warnung’) zum unentbehrlichen Besitz eines vollendeten Kavaliers, 50 € gut wie die übrigen, gleichzeitig aus Frankreich nach Deutschland übertragenen ritterlichen Künste des Turniers und Stoßspeer-Kampfes, 5 der neuen Rüstungs- und Waffentechnik, der Jagd, des Tanzes, des neuen häuslichen Komforts, der Verfeinerung des geselligen Lebens, der Konversation. SS In den letzten Jahrzehnten hat die Forschung die konventionelle Natur des deutschen höfisch-ritterlichen Minnesangs völlig klargestellt. Die deutsche Minnepoesie vermochte zwar neben ihrem Vorbild, der : provenzalischen Troubadourdichtung, einen eigenen Charakter heraus: zuarbeiten, den die Brüder Schlegel bereits richtig empfunden und besonders Friepricn Diez liebevoll und eindringlich betont hat“ Sie blieb durchaus gleich dieser, ja, sie war in gewissem Betracht: mehr als diese, Gesellschaftsdiehtung, worin das persönliche ment realer Erlebnisse zurücktritt hinter dem überlieferten | > typischer Motive und eines geprägten Stils. Es ist darum metlı ein verfehltes Unternehmen, die Minnelieder unserer mittelalt Sänger biograpliisch auszudeuten, auf dem poetischen Verlaut #7 Liebesverhältnisse chronologische Hypothesen zu gründen, ihnen. „Geliebten nachzurechnen und gar die Zusammenstellung ihrer e als autobiographische Romane zu werten, wie das für wa ; der Vogelweide und danach auch für viele andere Minnes Max Rırser, Wırmanss, MüLLENNOFF, ScHERER usw. versucht, ist. Meine Schrift über Reinmar den Alten und Walther i bekämpft und an die Stelle einer biographischen Chron« 3 die Chronologie ihrer künstleriscH I N N N RE Es (isch-metrischen Entwicklung gesetzt. AREENNSEDI Burpäca:. Über den Ursprung: des. mittelalterlichen ‚Minnesangs 999 punkt habe ich dann später (1896) in meinem Lebensbild Walthers von der. Vogelweide aufs neue verteidigt!. „Wenn jene deutschen Lieder von tougen minne, von höher minne, von der huote, von dem nit der merker reden, so folgen sie damit der festen Terminologie einer der Gesellschaft interessanten Liebeskunst, erst in zweiter Linie geben sie Eindrücke und Erlebnisse persönlicher Art. Sie tun es, um den Glanz der Höfe, an denen sie lebten und ihrer Leier Lohn suchten, zu verschönen, um einen gewählten Zuhörer- kreis zu unterhalten. Ihre Lieder sind geradeso Gesellschaftspoesie, mit Herder (Sitzungsberichte 1918, oben S. 365) zu reden “amusierende Hof- verskunst' wie die noch etwas früher aus Frankreich näch Deutsch- land. eingeführten Liebesromane, deren Helden. und Heldinnen Flore und Blancheflor, Tristan und Isolde, Eneas und Lavinia, Lanzelot und Ginover ja alle mehr. oder weniger nach demselben Minne-Ieal leben und ihrerseits von den deutschen Minnesingern als erhabene, "anfeuernde Muster für den eigenen Minnedienst hingestellt werden. Verlauf, Wesen und Ausbildung des höfischen Minnedienstes und Minnesangs übersehen wir ziemlich klar. Über die Frage .aller- dings, in welchem Verhältnis diese Lieder der hohen Minne Fiktion und Wirklichkeit mischen, wie weit die poetische Theorie und Ethik der hohen Minne im Leben der Dichter und ihres beifallspendenden Hofpublikums praktisch befolgt wurde, laufen die Antworten noch immer auseinander. Indessen beschränkt sich solche Meinungsverschie- | denheit doch mehr auf einzelne Fälle und einzelne Dichter, auf die 2 | radabstufung von Dichtung und Wahrheit. Auch diejenigen Gelehrten, ie am weitesten gehn in der Annahme individueller Erlebnisse‘, estreiten keineswegs das konventionelle Element, die Macht der lite- _ farischen Mode. In der künstlerischen Beurteilung des Minnesangs ist ' Man also, da Wırmanns” Versuch, in seinem ‘Leben und Dichten. Wal- ‚thers von der Vogelweide’, das fiktive Element in Walthers Minne- Iyrik bis zum Äußersten zu steigern, wohl als abgelehnt gelten darf, = rn SO ziemlich gleicher Meinung. Das eigentliche kulturgeschicht- BE er ei ehe ern we ET Ele a = En ie E , r 5 k ex % ul Br a er FF Se TEE se a # 7 Be Ta ae, Plan SE TE Zee > la ee ea 4 DEE EG ZB 0 I nr Fa ne BE En a = Sr ee = BEL BE r 2 Forschu in2i i {AUFFM = a, „ungen, Leipzig 1500, S. 29—35; vgl. auch meine Besprechung von H. Kaurrmanss ift über Hartmanns Lyrik, Anzeiger f. deutsches Altertum 1886 Bd. 12, S. 190f. a, gen bekräftigend, Zeitschrift f. deutsches Altertum 1903, Bd. 47, S. 56f. Er h hat. seine frühere Ansicht später revidiert und. sie meiner Auffassung sehr tie Anfänge des deutschen Minnesanges S. r20— 123). Vgl. auch Franz Hartmann v. Aue, Paul u. Braune Beiträge Bd. 23 (1898), 8. 31—35- | 1000 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 sagen: seitdem Bodmer und Herder wie die gleichzeitige universale Kulturgeschichtschreibung daran leise gerührt, die Romantiker wenig- stens darauf ahnend hingedeutet haben, geht die wissenschaftliche ‚Forschung an ihm mit geschlossenen Augen vorüber. | Dieser neue Liebesbegriff, dieser Kultus der verheirateten Frau, diese Theorie der ritterlichen und veredelnden Minne in lange har- rendem Dienst, diese ganze Romantik der Liebe einerseits und ander- seits diese neue Stellung ihres Herolds, des Minnesängers als eines Hofpoeten und Amuseurs der Gesellschaft, der angeblich eigene Her zensangelegenheiten und Liebeserfahrungen zur Schau stellt — woher dies alles, das in der früheren deutschen Poesie so unerhört ist, das als Fremdling auftaucht, aller ehristlichen, germanischen, ja aller na | türlichen Sitte und Sittliehkeit ins Gesicht schlägt und dennoch nun als Quelle wahrer, höherer, erlesener Sittlichkeit gefeiert wird? 2. Daß dieser Umsehwung des gesamten mittelalterlichen literarischen Lebens, der sich in diesem Vorgang abspielt, seinesgleichen nicht hat, und daß er mit der Entstehung und Ausbildung der höfisehen Kultur, die sich seit dem Ausgang des ı1. Jahrhunderts im Bereich der nor mannischen Welt sowie in Südfrankreich, Spanien, Deutschland vollzog: aufs innigste verwachsen ist, daran zweifelt niemand. Aber erklärt wird hierdurch das gesehichtliche Wunder dieses Phänomens nieht im geringsten. Dieser ritterliche Stand, ein neuer internationaler Adel des Berufs, gesteigerter verfeinerter Kriegstüchtigkeit und Männlieh ni keit in den jungen abendländisehen Nationen christlicher Religion, ä der sich an den Höfen weltlicher und geistlieher Machthaber sammelte, hätte, so ‚sollte man doch erwarten, viel mehr die Ideale des Helden a tums und des Krieges in der Poesie pflegen müssen als das Ideal a so spirituellen und doch heimlichen, phantastischen Erotik, an es 3 theoretisierenden Liebesromantik und raffinierten Formkunst, die mr a Gefühlen und Worten, mit Begriffen und Reimen Ball spielt. Vergeblich sucht man in der frühmittelalterlichen Diehtung Fraok: nn reichs und Deutschlands nach Keimen, aus denen sich diese ee i sentimentalisch-doktrinäre Behandlung der Geschlechtsliebe entfaltet haben könnte. Überall zeigen die vorangehenden Jahrhunderte | Be Er a te > 1 u a ne a if 4 Bünnacr: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1001 Man hat wohl früher oft den deutschen Minnesang abgeleitet aus der bekannten altgermanischen Verehrung der Frau, von der uns Taeitus in seiner färbenden Darstellung berichtet (Germania 8). Der Frauen- kultus und die zarte, überschwengliche Liebe der Minnesinger sei jener alten Auffassung entsprungen, die im weiblichen Geschlecht sanctum quoddam et providum erblickte. Aber diese Eigenschaft, die nach Taeitus den germanischen Frauen beigelegt wurde, bezog sich, wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, auf Schlachten und Krieg. Vorher wird er- zählt (Germ. 7), daß die germanischen Weiber und Kinder, die Mütter, die Gattinnen die heiligsten Zeugen, Lobspenderinnen in der Schlacht seien, die Wunden verbinden, Speisen zutragen, die Kämpfenden er- Muntern, daß durch Weiber, die flehend sich entgegenwarfen, wan- kende Schlachtordnungen wiederhergestellt worden seien. So stark wirke auf die germanischen Krieger der Gedanke an das Schicksal der Frauen. Darum seien edle Jungfrauen als Geisel ein besonders Sicheres Pfand. Schreiben doch die Germanen ihnen (d. h. den Frauen insgemein, obgleich grammatisch betrachtet die Rede nur von dem puellae nobiles zu sein scheint) eine gewisse Heiligkeit und Prophetengabe zu und beachten deshalb ihren Rat und ihre Weissagungen. Als Beispiel _ Aennt Tacitus dann die aus Hist. IV 61. 6 5; V 22. 24 bekannte Bructerin Veleda unter Vespasian und aus älterer Zeit die Albruna. Das ger- | mänische Frauenideal, das sich in dieser Schilderung entfaltet, wurzelt | \urchaus im Familiengrunde und bewegt sich nur im Kriegerischen und Politischen, im Religiösen. Allerdings nahmen die von den Minne- | & ‚Singern gefeierten Damen auch Teil an den Turnieren, teilten an die De a a a har re Be N a a er e er Preise und Ehrenzeichen aus. Aber diese Analogie zu den in den Germanenschlachten mitwirkenden Gattinnen, Töchtern ist doch, ob- gleich ältere Schriftsteller sie oft unterstrichen haben, für die Frage der Entstehung des ritterlichen Frauenkultus belanglos. Die Frauen- Verehrung des Minnedienstes ignoriert ja gerade die Familie und den i Gattinberuf, sie kümmert sich gerade nicht um puellae nobiles. Sie hält -„&ich auch fern von Jeder Hineinziehung politischer oder: kriegerischer e: : it enn daß in den sogenannten Kreuzliedern die Dame den ‚ter zur Kreuzfahrt anfeuert, ist ein Sonderfall, der für die Her- kunft des neuen Minnebegriffs nicht ins Gewicht fällt. = Auch wäre schwer zu begreifen, wie das von Taeitus beschriebene se Prophetenwesen der altgermanischen Frauen gerade im Süden reichs die neue soziale Wertung des Weibes und ihre neue sche ‚Rolle hervorgerufen! haben sollte. _ hen hr sonderbar behauptet dies in einer Polemik gegen die Ableitung der =@lischen Liebespoesie aus arabischer Dichtung Bovrerwex, Gesch. d. Poesie se öttingen 1801, S. 22: In den kalten Wäldern des alten 1002 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom .2. Juni 1904 Man hat wohl neuerdings deshalb auch davon Abstand genommen, die Minnepoesie, deren Grundvoraussetzung eine ganz künstliche Kon venienz ist, aus der großartigen Einfalt und Reinheit des altgerma- nischen Glaubens herzuleiten. Man blickte deshalb lieber auf eine etwas jüngere Entwicklungsstufe des germanischen Geistes. Bei de Normannen, solange sie ihre alten Sitze hatten, sei bereits der Kein jener Frauenanbetung vorhanden gewesen, den sie dann später i ' Frankreich und Sizilien, nach ihrer Romanisierung, voll entfaltet hätten. So hatte z. B. Herder in seinen ‘Ideen’ (IV, 20, II, 2, Suph. S. 462) unter den zwei Ursachen des Rittertums neben den Arab (s. Sitzungsberichte 1918, oben 8. 964.) die Normannen genannt: ‘Was die Araber von Süden anfingen, dazu trugen von Norden auch ( ‚Normänner in Frankreich, England und Italien noch mächtiger b ‚Ihr romantischer Charakter, ihre Abenteuerlust’ und ‘ihre nordise tum der Araber zusammen, und ‘so gewann solches damit für Euro Ausbreitung und Geltung.’ Be - - In mehreren kultur- und literarhistorischen Darstellungen des achtzehnten und des beginnenden neunzehnten Jahrhunderts, nament- lich in französischen, wurden mit Vorliebe Rittertum, Wappen- und Turnierwesen, ritterliche Hofsitte und Liebespoesie betrachtet un klärt aus dem Gesichtspunkt einer Kulturgemeinschaft oder w stens Kulturberührung, die zwischen dem abendländischen und den arabischen Höfen einerseits der Verkehr des fiiedl | Zusammenwohnens, anderseits die Glaubenskämpfe, die Kre zu = Spanien. wie im Orient hervorgerufen hatten!. R Deutschlands, nicht in den arabischen Wüsten, wo der brennende Himm 5 | Wunsch zur Begierde macht, müssen wir den Keim der rätselhaften Idee von# Frauenliebe suchen’ (mit Berufung auf Germania 8); S. 26 “Eine Schw thetischen Vergötterung der weiblichen Schönheit um.’ FE BEE OT, SIMONDE Sısmonvı, Die Literatur des südlichen Ve und die schönsten Ghazele der Darue nn a ler Lieder oder Verse... die Araber, die mil nei worfenen Ländern war Spanien dasjenige, wo. Rittertum der. Europäer anz LE, \ ' Burvaca: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1003 Auch die Ansicht fand ihre Vertreter, daß in dieser Kulturge- meinschaft die Araber überwiegend die Gebenden gewesen seien und daß sie insbesondere die ritterliche Galanterie, die ritterliche Minne- poesie angeregt hätten. Anderseits fehlt es nicht an Widerspruch'. Eine gewisse Kultur- gemeinschaft und ein Kulturaustausch wird wohl zugegeben, aber gerade für die ritterliche Frauenverehrung, für den ritterlichen Minne- dienst und Minnesang findet man keine Vorbilder bei den Arabern. Eingehend und gestützt auf. eine immerhin nicht unverächtliche fachmäßige Kunde orientalischer Kultur und Poesie hat der Göttinger Zn auch war es dasjenige, das am mächtigsten auf die Geisteseultur im Süden des christ- lichen Europas einwirkte.” Francoıs Vırıemam, Tableau de la literature au moyen äge, Paris 1830 (Cours de literature francaise I, Nouv. &d., Paris 1878, S. 12): ‘La douceur du climat [des südlichen Frankreichs], je ne sais quelle impression chevale- tesque et genereuse venue de l’Espagne et m&me des Mores, avaient com- Munigue aux habitants une &l&gance poetique, qui se rapproche un peu de l’'humanite des temps modernes’; ein ausführliches Kapitel widmet dem ‘Rapport entre la poesie Arabe et celle des Provencaux’ Craupe Faurıer, Histoire de la poesie Provengale, - Tome 3, Paris 1846, S. 310341 mit dem Ergebnis: "les Arabes d’Espagne eurent sur da civilisation du midi de la France une influence direete et positive, et sur la poesie nee de cette civilisation une influence indirecte.” Lupwıe Wachter, Handbuch der Geschichte der Literatur, 3. Umarbeit., 2. Teil, Beipzig 1833, S. 1616: ‘Das Gebiet der nach Spanien, Italien, Nordfrankreich, Eng- n dureh ritterliche Wanderungen und Wechselwirkungen verbreiteten provenga- lischen Poesie umfaßt den ganzen Süden Frankreichs von der Loire an. In diesen Milder beherrschten Ländern hatten sich mehrere Überbleibsel griechischer und ' mischer Civilisation erhalten und die Grundlage des Nationallebens war durch en... Es-war ein glück- ac ur Me FE Sitte, öffentliche Feierlichkeiten nicht ohne Gesang ionalsängern, Troubadours gepflegte fröhliche Kunst wie sie späterhin benannt wurde) oder der Iyrische Minnegesang, ulweisheit ausgeschlossen blieb. Bey aller heimischen Eigen- > Abe en bekam auch die Poesie in Europa einen ganz andern Charakter ; S. 20: " Liebe, aus dem Morgenlande herleiten wollen, als ob alle Schwärmerei von in müßte’; S. 2ı : “Der arabischen Liebespoesie fehlen aber bei aller schwär- Verschönerung, Sehnsuchtsklagen, Erinnerungsfreuden die Vergötterung > die auf mißverstandener Achtung beruht, die fast religiöse Ehrerbietung, Melzung der Liebe mit der Religion im Herzen. S. 25: "Erster Inhalt der rde die neue Art, zu lieben... Die Entstehung der neueren Liebes- Provence und den angrenzenden Gegenden ist ein neuer Beweis, daß Galanterie nicht arabisch-spanischen Ursprungs ist. Sie hatte in Spanien kannischaft und die Kämpfe der Christen mit den maurischen Arabern 1004 Gesamisitzung. vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 : Professor Jonans GOTTFRIED Eıchnorn die Ansicht erwogen, daß eigentliche Quelle des provenzalischen Minnesangs und Minnedienstes dort zu suchen sei, von wo überhaupt das abendländische Rittertum he) bestimmende Einflüsse erfahren habe: bei den spanischen Araber 1. Er, dem unbestritten das Verdienst zukommt, die “Einleitung in das Alte Testament’ als eine eigene Disziplin innerhalb der biblischen: Wissenschaft begründet zu haben, indem er die Grundsätze philo logischer und historischer Kritik auf das gesamte Alte Testament a wandte und zugleich damit die literarische und geschichtliche Einfüh- rung in die heiligen Schriften verknüpft, der die achtzehn Bände seines "Repertorium für biblische und morgenländische Literatur’ zahl reichen Abhandlungen aus allen Gebieten der orientalischen Philologie, auch aus den Realfächern, geöffnet und dabei sowohl für Fachgelehrte wie auch für einen weiteren Leserkreis gesorgt hatte, mochte ge 'wissermaßen berufen erscheinen, Herders Anregungen folgend, dieses ganze Kulturproblem zu beleuchten. Indessen bleibt er in seiner wei aussehenden Untersuchung “Über den Einfluß der Morgenländer ‚auf | das Ritterwesen’ doch wieder ganz in pragmatischer Geschichtskop- struktion und in gewagten Folgerungen aus allgemeinen Ana 0, stecken‘. Er macht einen ziemlich erfolglosen Anlauf, die ‘rom tische Stimmung’, den ‘romantischen Geist” zu analysieren geschichtlich zu erklären, die sich im Schoße der Ritterschaft wickelten und sich in "Galanterie und exaltierter Liebe und m gierde, seltene Abenteuer zu bestehen, äußerten. Und da „die v mantische Liebe’ bei Morgenländern und Europäern, wie er glaub, - in ihrem Ursprung nicht zusammenhängt, sondern bei beiden si sich selbst erzeugte, so begnügt er sich, ‘die Ähnlichkeiten : ‚suchen und sie hinzustellen, ohne gerade bey jedem Punkte die lichkeit des morgenländischen Einflusses zu behaupten oder de desselben zu: bestimmen’. Als ‘Proben’ nennt er die mit den 4ändischen Turnieren auffallend -verwandten Waffenübungen Br ; nischen Araber; die Abenteuerfahrten der irrenden Ritter; de | tischen Wettkämpfe; die Rittersagen und romantischen Erz der Perser, die auf die spanischen Araber eingewirkt ha ‚während der Kreuzfahrten den Europäern bekannt wurden, typischen Motiven (herrlich gerüstete Helden; Zauberei [= den Peris der Perser], Talismane; Riesen [= den D = Is8 en Mb ihn Sırgenıeo, Allgem. Deutsche Biographie 5. Ba. gras gemmons, Allgem, Gesch. d. Kultur u. Literatur des neuen ni er 11796), ; FR Haute: ungen u Be ' weise 2, S, 21 ff. H Burpac#: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1005 ser], Drachen, Greifen; bezauberte Schlösser und Paläste: Zwölfzahl erlesener Helden; ritterliche Kämpfe mit Ungeheuern). ‚Er betont das Zusammenleben von Franken und Sarazenen im Orient während der Friedenspausen, wodurch 'asiatische und euro- päische Sitten und Gewohnheiten, Kenntnisse, Meinungen, Vorstel- lungsarten durcheinanderflossen. Er gedenkt der Einführung des orientalischen Luxus und orientalischer Technik durch die Kreuzzüge (Kriegskunst; Staatswirtschaft; Kleiderpraeht; Seidenweberei und Sei- denindustrie; Handel mit Purpur, Pelzen, Teppichen; neue Ämter und ihre Namen. wie Admiral; Schachspiel; Erzpanzerung der Streitrosse; Münzen; Instrumente; Namen der Schwerter und Rosse; Vorstellung vom irdischen Paradies; Sitte, die Schlachten durch Zweikämpfe zu unterbrechen und zu entscheiden). Er meint: ‘Ein Teil der Wunder in den Ritterbüchern (wir würden sagen: Romanen) geht offenbar von den Begriffen aus, welche Jen Kreuzfahrern auf ihren Zügen nach dem Orient bekannt geworden sind. | Josepn Görres hat in der absatzlos taumelnden Einleitung seiner seltsam zusammengerührten Sammlung “Altteutsche Volks- und Meister- lieder’, die neben Walthers Lindenlied, Reichssprüchen, Kreuzliedern Ge- diehte von Muskatblut und Regenbogen umfaßt, dem volksmäßigen Bestandteil des Minnesangs nachgespürt, zuerst »das durch und durch Volksmäßige« bei dem Kürenberger und Dietmar von Eist be- tont (S. XXIIf.), freilich auch die Wächterlieder ohne Vorbehalt für volksmäßig erklärt. Ihm soll auch (S. XLIff.) eine Vergleichung von ‚ Motiven des deutschen Minnesangs mit verwandten aus der proven- zalischen Troubadourpoesie dazu dienen, ‘die innere Gleichartigkeit beyder Poesien einzusehen, aber auch das fremde Blut, das unter an- : derer Sonne und auf‘ anderer Erde sich daraus bereitet hat, durchzu- 2 fühlen’ (S.L). Und er setzt hinzu (S. LI): ‘Eben so fühlbar ist oft der “ heiße Athem maurischer Poesie, nur bey Übergang über die Sierras N etwas abgekühlt; und die große sittliche Ungebundenheit, . e man diesen Dichtern nicht mit Unrecht vorgeworfen. hängt zum S De: a der scharfen Lohe dieses Elementarfeuers zusammen. Es ‚als 'o (8. LIL | br 1006 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 Ä ® etwa gleichzeitig mit Schlegels ‘Observations’ geschrieben, die so scharf den historischen Zusammenhang der Troubadour- und. der arabi- schen Liebespoesie ablehnten (s. Sitzungsberichte 1918, oben S. 864 Anm. 2). | | Im Zeitalter der Romantiker spielen überhaupt die Beziehungen zur arabischen Kultur und Dichtung da, wo es gilt, die Ritterbildung zur Anschauung zu bringen und namentlich den Ursprung der Grals- ritter geschichtlich zu erklären, eine bedeutende Rolle. Auch hier hat GörrEs durch blendende Gedankenblitze Wirkungen hervorgebracht, die in Richard Wagners Parsifal-Etymologie bis zu unsern Tagen dauern. Fouqu&s Roman ‘Der Zauberring’, den ich als Knabe mit glühenden Wangen las, faßte diese: phantasievollen Vorstellungen einer mittel alterlichen westöstlichen Kultureinheit farbenprächtig zusammen. Die Glaubensformel der Romantik Ex oriente lux, ein Vermächtnis des ı8. Jahrhunderts und nach Herders großer Weltdeutung von Novalis und den Brüdern Schlegel in neuem Lichte poetisch, philosophisch, historisch entwickelt, begünstigte ja den Trieb, die Blüte ‘ritterlicher Bildung mit dem Orient zu verknüpfen. | i Innerhalb der romanistischen und germanistischen Fachwissen- schaft bleibt dagegen hinfort die Möglichkeit, daß arabischer Anstoß auf die provenzalische Minnediehtung gewirkt haben könne, bald völlig beiseite. Diez freilich hatte ‘sich noch zurückhaltend geäußert: ‘Die Streitfrage über den Ursprung der provenzalischen Poesie aus der arabischen könnte nur genügend abhandeln, wer mit der beiderseitigen Literatur vertraut wäre; so. viel springt indessen in die Augen, | " | seitig verfochten haben’ (Poesie der Troubadours S. XVI, 2. Aufl. S.XV) Man. bemerke wohl: der gründlichste und vorsichtigste Kenner Pr venzaliseher Minnepoesie lehnt ihre Abhängigkeit von arabischen Vor bildern nicht etwa vollkommen ab, sondern tadelt nur die Art, wie man sie begründet hat!.. ee ' Die zweite Quelle, die man seit dem achtzehnten Jahrhundert Dr stimmt. namentlich durch die vielgelesenen Schriften von M4 LER. Warron, gewohnt war für die provenzalische Minnediehtung, romantischen Geist der ritterlichen Bildung in Anspruch = # der normannische Kulturzufluß, blieb länger in Ansehen. 4 . Teilweise geleitet von Faurter schrieb-auch noch Karı Wer ersten Auflage seiner Deutschen Frauen im Mittelalter (Wien 1851, S. 16: Ä legenen geistigen und materiellen Kultur der ‘Araber Spaniens und 4°. landes und ihrer Liebespoesie einen starken, freilich recht unbestimmt fluß zu auf die Entstehung des provepzalischen Minnesangs. In der 9 beitung seines. Buches ließ er 'diese ganze Darlegung for: ""Burpacn: "Über den Ursprung des’ mittelälterlichen Minnesangs 1007 | z. B., wie Herders Konstruktion (oben $. 1002) noch bei Ten Brink. | Geschichte der engl. Literatur Bd. ı? (1899), S..ı85 fortlebt: In dem südlichen Frankreich, jenem von der Natur wunderbar begünstigten, von alter Kultur getränkten, durch das Mittelmeer dem Verkehr mit Italien, Griechen- land und dem Orient geöffneten ‚Lande, hatte sich früher als anderswo mit gesteigertem Wohlstande eine Verfeinerung der Lebensgenüsse und in d-ren Gefolge feinere Sitte und Bildung eingefunden. Frühzeitig unterschied sich hier der Adel von dem Volke nicht bloß durch größere Macht, dich Reichtum und Glanz des Lebens, sondern auch durch eine gewisse Eleganz der Formen, durch eine der gelehrten Elemente nicht ganz entbehrende, im wesentlichen aber doch weltmännische Bildung. Wenn in den Normannen die männliche Seite des Rittertums, die prouesse, zum erstenmal zum vollen Durchbruch kam, so bei den Provenzalen die weibliche Seite desselben, die courioisie. Frauenverehrung stand im Mittelpunkt der im südlichen Frankreich sich entfaltenden ritterlichen und höfischen Sitte, welche — wie immer [?] in bevorzugten exklusiven Kreisen, zumal in Epochen jugendlicher Kultur — gar bald eine höchst konventionelle Färbung erhielt. Die Minne bildet daher [?] auch den Grundton der Poesie, die sich in den Kreisen des südfranzösischen Adels entwickelte.’ Hier ist dem Normannischen nicht mehr im Sinne Herders ein Anteil an der Ausbildung des erotischen Elements des ritterlichen Bil- dungsideals zugeschrieben, aber doch angenommen, daß erst aus dem Zusammentreten normannischer und provenzalischer Kultur der eigen- tümliche ritterliche Frauendienst und Minnebegriff hervorgeht. Die so entsprungene Liebesdiehtung soll erst in.ihrem weiteren Verlauf kon- ventionell geworden sein: eine schwerlich zu begründende Ansicht. Der Minnedienst und: die ihm geweihte Poesie sind vielmehr ihrem Wesen nach und von vornherein konventionell. Und anderseits: Rittertum und _ Minnedienst sind zwei innerlich verschiedenartige geistige Phänomene. Aus der Natur des christlichen Rittertums, seiner militärischen, sozialen, religiösen Natur läßt sich der Minnedienst nicht voll ableiten und er- lären. Er ist ein dem Rittertum BD fremdes Reis. Allerdings war lange in der Literat htschreibung die Mei- ung verbreitet und ist vielleicht auch heute noch nicht ausgestorben, der Minnesang mit seinem Frauendienst stamme aus religiöser christ- . licher Wurzel. Wieder möge der feinsinnige Ten Brınk dafür Zeuge R sein (Geschichte der ‚engl. Literatur Bd. ı°, S. 186): So fehlt es dieser Liebe [d. h. der ‘Minne, welche zunächst den Gegenstand E = em bildet] nun doch nicht an einer gewissen Idealität, die bei manchen Dichtern freilich über den konventionellen Schein nicht hinausgeht, bei aber aus tiefstem Gefühle hervorquill. Und die Sitte an sich, welche ads Geschlecht zum Gegenstand der Verehrung macht, ihm die ere Gewalt und die Herrschaft zuerkennt, beruht sie nicht auf m Grund? Läßt sie: sich doch ohne den Einfluß des Christen- ee 86 1008 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 Über den hier wieder behaupteten Anteil des "Germanentums’ am Minnedienst und Frauenkult ist das eben Gesagte nur zu wieder- holen. Und die gleiche Ablehnung gilt auch für die Annahme christ- licher Elemente im Minnesang. Sicherlich hatte das abendländische Rittertum eine religiöse, christliche Farbe. Sicherlich hatte es auch eine ideale Seite. Herrlich hat ihr poetischen Ausdruck gegeben Wal- thers lange verkannte Kreuzzugspalinodie an die Ritterschaft Öster- reichs (s. Sitzungsber. 1918, oben S. 845 f.), in der die Träger der ge- weihten Schwerter und Speere als die vor allen anderen Verpflichteten, als die Nachfolger jenes einen ersten christlichen Speerträgers, des Ritters Longinus, aufgerufen werden zur Kreuzfahrt und zur Erringung der Krone des ewigen Lebens im Dienste des Kaisers, der nach dem Glauben der Zeit eben den alten heiligen Longinus-Speer, welcher die Seite des gekreuzigten Welterlösers und Weltherrschers durchbohrte, unter seinen Insignien besaß und daher berechtigt, aber auch verpflichtet war, das Geburtsland Christi, die Stätte seines Grabes, zu befreien und die Krone von Jerusalem zu erwerben. Großartiger ist der ideale Sinn des christlichen Rittertums niemals in einem kurzen deutschen Liede erhoben worden. Aber dieses Schwanenlied des berühmtesten deutschen Minnesängers ist doch gerade eine Absage an weltliche Minne und weltlichen Frauenkult und an seinen früheren Sang, der die Weltfreude pries und zu mehren suchte. Und der hier offen- bare Konflikt zwischen dem idealen und dem weltlichen Element des Rittertums tritt uns ja bekanntlich auch sonst in der mittelalterlichen Lyrik, namentlich in den Kreuzliedern recht oft entgegen. Es zei sich darin, daß das Rittertum seinem innern Wesen nach sowohl religiöser als weltlicher Entwicklung fähig, aber weder an die eine noch an die andere allein gebunden war. Den religiösen Bestandtei des Rittertums hat das große Buch von L&ow Gautier stark betont. A Mit gutem Grunde. Aber es wäre ganz verfehlt, das Rittertum U einer religiösen, kirchlichen Institution zu stempeln. N Wieweit und seit wann auf das Rittertum wie auf den Minn® sang und Frauenkult christliehe Einflüsse wirken, ist eine Frag® für sich, die mit dem Problem des Ursprungs von beiden nichts ZU m hat. Fruchtbare stilistische und ideengeschichtliche Untersuchung®® a haben erwiesen, daß der Minnesang in der Tat auch seine peu Kunst befruchtet hat aus den Vorstellungen wie aus dem Bild- * | Symbolschatz des Christentums!. Aber daß er aus christlich-relig!?®" ' Ich selbst habe in meiner Erstlin i . der Alte und wi " e gsschrift Reinmar der j von der Vogelweide, Leipzig 1880, S. 42. 48ff. 84. 92. 114 Belege beigebracht A Einfluß der geistlichen Dichtung auf Johansdorf, Morungen, Rugge- Mancherlet weise bietet auch Wırmass in seinen beiden Walther-Büchern, besonders a 1 ‚logie, H, 2 (1897) S. ı 5 bietet über die Entstehung der weltlichen Kunstlyrik e Sonderbares | Seine Burpacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1009 Wurzel entsprungen, daß der Frauenkult der Troubadours gar aus dem Kultus der Jungfrau Maria seinen Anfang genommen habe, wie nach älterer romantischer weitverbreiteter Lehre oben Tex Brısk und ihm folgend Srımmise' behaupteten, findet weder in den Tatsachen noch auch in vernünftiger allgemeiner Erwägung eine Stütze. 3. Alle diese Versuche, Minnesang und Minnedienst in ihrem Ur- sprung zu erklären, litten an einem grundsätzlichen Fehler. Sie rich- teten ihr Augenmerk ausschließlich oder wenigstens überwiegend auf die allgemeinen realen Zustände der Kultur, der äußern, materiellen wie der geistigen, der gesellschaftlichen wie der individuellen, und be- trachteten sie als die natürlichen Faktoren des eigentümlichen poetisch- sozialen Minne-Phänomens. Methodisch richtiger war ein anderer Weg, den man innerhalb der romanistischen Philologie früh eingeschlagen hat und den besonders sorgsam und erfolgreich Gaston Parıs und Aurkep JEAnRoY beschritten. Man suchte für die höfisch-ritterliche Minnepoesie ältere Vorstufen in, einer volksmäßigen Lyrik und ließ die neue exklusive Gesellschafts- dichtung hervorgehen aus den mit Gesang und Tanz verschönten Spie- len und Festen, die ein alter Brauch waren. Zum Teil mußte man freilich diese ältere volkstümliche Gesellschaftslyrik erst erschließen. Aber zugestanden, daß diese Rekonstruktion einer unhöfischen, vor- minniglichen erotischen Gesellschaftspoesie vollen Anspruch hätte, die EEE BACH in Seinen Beiträgen zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke (1: Die älteren Minne- Sänger), Wien 1899 (Sitzungsber. der Wiener Akad., phil.-hist. Kl. Bd. 141). — [Seit- dem ich dies im Jahre 1904 schrieb, ist das umfassende Werk erschienen von Epvarn Wecnsster, Das Kulturproblem des Minnesangs, Bd. ı, Halle, Niemeyer 1909, das in Seinem 13. und ı8, Kapitel (S. 299 ff. 436 ff.) die christliche Spiritualisierung des Minne- Sangs gut, wenn auch nicht ohne einzelne Übertreibungen und Fehlgriffe, beleuchtet.] ' A. Summe, Provenzal. Literatur, Groebers Grundriß der romanischen ilo- in ® pragmatisches Raisonnement, das hundert Jahre früher zeitgemäß gewesen wäre. Die Bevorzugung der Lyrik vor der Epik soll in der überwiegenden Beteili- Sung des Ritterstandes ihren Grund haben. Danach müßten also die Ritter von Na- Stimming selbst nicht ganz ausreichend. Darum fährt er fort: “Der hauptsächlichste | Grund jener Bevorzugung liegt aber in dem Her:ortreten des Frauendienstes. Dieser kultı der seine Entstehung wesentlich dem gewaltigen Aufschwunge des Marien- A _'s Im rı. Jahrhundert verdankt, fand in dem Rittertum seine kräftigste Förderung, 0, indem man die schwärmerische V‘ erehrung für die heilige Jungfrau auf deren ” Sanzes Geschlecht übertrug, erklärte man den Frauendienst für ein notwendiges Er- ‚ernis des Ritters, so daß jeder, der diesem Stand angehören wollte, den Frauen a ing darbringen mußte.” Und so geht das Phantasieren weiter. es 36* 1010 Gesamtsitzung-vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2, Juni 1904 Wirklichkeit wiederzugeben, zugestanden, daß ebenso auch in Deutsch- land, wo eine solche Rekonstruktion schwieriger ist, alle Tanzlieder das Liebesthema in weitem Umfange behandelten, zugestanden selbst, daß in Frankreich und in Deutschland der höfischen Minnepoesie schon eine schlichtere persönliche Liebeslyrik voraufging, die uns verloren ist, so reichen alle diese Voraussetzungen nicht hin, um das eigen- tümlich Neue der höfisch-ritterlichen Minnepoesie und des ihm zugrunde- liegenden Minnedienstes daraus abzuleiten. Auch durch die Mittel der verfeinerten literarhistorischen Methode, durch genaue motiv- und stilgeschichtliche Untersuchung aller vorhandenen Denkmäler und kom- binatorische Verwertung aller Zeugnisse läßt sich Minnesang und Minne- dienst als ein heimisches Naturgewächs nicht erweisen. Für die geschichtliche Erklärung des mittelalterlichen Minnesangs ließ sich indessen immer noch ein neuer Weg der sozialen Betrachtung einschlagen. Nicht mehr aus den allgemeinen gesellschaftlichen Zu- ständen, sondern aus der eigentümlichen Sonderstellung der Minne- sänger und den psychologischen Begleitumständen dieser Stellung konnte man die Lösung des Rätsels der neuen Lyrik zu gewinnen hoffen. Auch die Dichter der neuen romantischen Hofpoesie des 12. Jahr- hunderts, deren Gegenstand die Minne und der Frauendienst ist, waren Ja in Frankreich, England, Deutschland ohne verwandte Vorgänger. Weder die germanischen Sänger der Völkerwanderung noch die sie zurückdrängende bunt zusammengesetzte Schar der Joculatores, Jong“ leurs, Spielleute mit den in sie aufgegangenen Nachfahren der antiken Mimi haben, soweit wir wissen, bis zum ıı. Jahrhundert ein Repertolf und eine soziale Stellung gehabt, aus denen sich das Auftreten und die Geltung der neuen Hofdichter und. ihre romantisch minnigliche Gesellschaftsdiehtung als Weiterbildung begreifen ließen. Zwischen jenen älteren beiden Gruppen weltlicher Dichter und dieser neuen klafft eine nicht zu überbrückende Kluft. Gelang es aber, das Werden dieses neuen Sängerstandes zu beobachten und in seinen Ursachen aufzudecken, so durfte man hoffen, auch die inneren Kräfte zu durel" leuchten, die den Minnesang und die neue gesellschaftliche Bedeutung des Minnedienstes hervorriefen. Das versuchte vor Jahren nun eine Hypothese! von äußerst hand- festem Zuschnitt. Nach ihr sollte der deutsche Minnesang aufgekommen ' Es. Hrsrıcı, Eine Geschichte der mittelhochdeutschen Lyrik. 2 a 1876, 8.424, vgl. dazu Euias Sreinuever, Anzeiger f. deutsches Atari N 76), S. 1441. ‚Heseicıs Schrift war als Erstling wissenschaftlicher Arbeit 4° (rotz mancher Wunderlichkeit im einzelnen, eine sehr achtungswerte, entschl Minn* zn und fördernde Leistung und erhob sich iiber den Durchschnitt der er Burpaca: Über den Ursprung des mittelaiterlichen Minnesangs 1011 sein unter den besitzlosen Rittern, die sich namentlich an den großen Höfen der Fürsten in beträchtlicher Zahl aufhielten und als Lohn den Lebensunterhalt, Kleidung, Rüstung, Pferd und Waffen empfingen. Die tägliche Nahrung mußte für solche Hofritter eine stete Sorge bilden, und hier war ihnen die milte der Frau des Herren viel nötiger und nützlicher als die des Herren. Denn die Frau verwaltete das Hauswesen, verfügte über die Vorräte an Kleidern und Sckmucksachen. Nicht von den hohen Herren, den Fürsten, Grafen und ihren Lehns- trägern, sondern von den armen Adligen und Rittern,* ‘denen die Gunst einer vornehmen Frau auch hauptsächlich eine standesgemäße Existenz am Hofe einbrachte’, ist der Minnedienst erfunden worden. Die Huld dieser Frau war das Ziel der Wünsche für jene ritterlichen Berufssoldaten. Aus einem Respektsverhältnis entwickelte sich mit der Zeit auch eine stärkere Anhänglichkeit und dauernde Zuneigung. Diese Frau zu rühmen war dem Hofritter eine wichtige Aufgabe. "War nun der Ritter eine poetisch angelegte Natur, so sprach er der Frau seines Herren diese Verehrung und Hochachtung auch in Versen aus, wie es Sitte der Zeit war’. Die Herren ließen sich diese ihren Frauen dargebrachten Huldigungen gern gefallen, die Frauen fanden darin etwas, was der Gatte ihnen nicht bieten konnte oder wollte, und trugen ihrerseits in das Respektsverhältnis des ritterlichen Dienstes das Moment der Liebe. ‘Ging doch nach alter Weise die Aktivität in dieser Sache immer von dem weiblichen Geschlechte aus”. Analogien aus dem Leben des modernen preußischen Soldaten konnten nach dem Gesetz der wechselseitigen Erhellung diese kühne pragmatische Konstruktion bestätigen, aber freilich auch ins Lächer- liche ziehn. Man mußte fragen, wie denn die vielen armen Hofritter im Dienste der geistlichen Stifter und der Bischofskurien, wo es doch keine Hausfrauen gab, auf ihre Kosten kamen. Man mußte einwenden, daß im Zeitalter der Naturalverpflegung an den mittelalterlichen Höfen doch auch männliche Beamte maßgebend bei der Hausverwaltung mitwirkten, der Schenk, der Truchseß, der Kämmerer. Die Haupt- Sache vollends blieb unerklärt: der Hausfrau in Versen Verehrung und Hochachtung auszusprechen und diese Verse zum Ausdruck einer werbenden Liebe zu machen. Die Berufung auf ‘die Sitte der Zeit’ äuseht über diese Schwierigkeit hinweg. Von einer solchen Sitte der Zeit wissen wir eben vor dem Aufkommen des Minnedienstes und Minnesangs nichts. Auch widerspricht es unserer geschichtlichen „nntnis, daß die unbelehnten armen Hofritter in Minnedienst und «sang das erste Beispiel gegeben haben sollen, das--dann- die höheren Adelskreise; die Lehnsherren, die Grafen und Fürsten nach- N Seahmt hätten. Umgekehrt gerade hat sich die Entwieklung in Frank- 1012 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2, Juni 1904 reich wie in Deutschland vollzogen. Auf den obersten Höhen der Gesellschaft an Königs- und Fürstenhöfen gewahren wir die Anfänge der Minnepoesie. Der älteste provenzalische Minnesänger ist be- kanntlich Graf Wilhelm von Poitou, Herzog von Aquitanien, Bruder einer Kaiserin, Gemahl einer Enkelin König Roberts von Frankreich, Großvater der berühmten Doppelkönigin von Frankreich und England, Eleonore von Poitou. Später freilich überwiegt unter den Minne- sängern der niedere Adel: die Ministerialen. Und gleich der zweit- älteste uns bekannte provenzalische Troubadour Cercamon ist ein Spielmann. Immerhin war meiner Ansicht nach durch diese mißglückte Hypo- these Enır Hesrıcıs eine richtige Fährte bezeichnet. Mochte der erste Vorstoß auf ihr nicht ans Ziel führen, bloß weil sie ja ausschießlich auf deutschem Boden verfolgt wurde, einen methodischen Fortschritt gegen die früheren vagen Ableitungen aus der allgemeinen Kultur- lage des Zeitalters brachte er jedenfalls. Vor kurzem hat dann für das provenzalische Literaturbereich Envarn Wecnssier das Problem gleichfalls mit Rücksicht auf die soziale Stellung des Dichters angegriffen und damit ein fruchtbares ' Ergebnis errungen‘. Teilweise auf früheren Ausführungen von mir fußend, geht er aus von der Frage nach dem Maß von Realität, das der Minnedichtung zukomme, und von dem Gegensatz, der zwischen dem eigentlichen Rittertum an dem höfischen Minnesang besteht. Dırz hatte, den älteren universalhistorischen Darstellungen des 18. Jahrhunderts und der Romantik folgend, die Hofpoesie des Minne- sangs einfach als ‘eine Wirkung des alten und ächten Rittergeistes bezeichnet (Poesie der Troubadours? S. 53) und diese unbestimmte Formel ist wohl bis heute herrschend geblieben. WECHSSLER vertritt demgegenüber die Auffassung: ‘An der Entstehung und Ausbildung ‚des Minnesangs war das Rittertum nicht beteiligt.’ In solcher Sehne” heit möchte ich mir diesen Satz zwar nicht aneignen. Aber das ist gewiß: die besungenen Herrinnen der Troubadourpoesie waren ind . Regel Angehörige des Feudaladels, Herrinnen eines reichen und glän zenden Hofes, Frauen, Schwestern, Töchter der Dynasten. Die Teer N | badours der ältesten Zeit waren teils fürstliche Dilettanten, teils Männer niederer, unfreier Herkunft, oft in Armut lebend. Ein solcher armer unfreier Vasall, ein serf, konnte von der hochgeborenen Fürstin, a seine Herrin seinen Minnedienst und Minnesang weihte, eure a Ernst Liebesgunst erwarten.” Wenn nun im gesamten Minnesang U 5 '* Eouvarp Wecasster, Frauendienst und Vassallität, Zeitschrift f. Sprache und Literatur, Bd. 24 (1902), S. 159— 190. Burpac#‘; Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1013 der Minnedienst als ein Dienst der Herrin gefaßt und der Parallelismus zwischen dem Liebeswerben des Sängers und dem Dienstverhältnis eines Vasallen zu seiner Herrin streng, in mannigfaltigster Anwendung durchgeführt wird, so ist das, wie WechssLer mit vollstem Recht betont, mehr als ein bloßes Bild. Es ist der Ausdruck der sozialen Lage, aus der psychologisch diese Liebesdiehtung sich erklärt. Das Liebesgedicht ist im Grunde und daher vielleicht auch ursprünglich ein Huldigungsgedicht des Vasallen. Mit Recht erinnert WecussLer an den von mir ins Licht gesetzten Gegensatz zwischen Wolfram, dem Ritter, der sich als Mann der Waffe und des Kampfes, als Träger des Schildamtes fühlt, und Walther von der Vogelweide, auf den er als bloßen Liederdichter ein wenig herabsieht, während dieser wiederum den großen Kunstgenossen um seines ausgesprochen ritterlichen Standes- stolzes willen scherzend zu den Thüringer Haudegen und Raufbolden, den kempfen, zählt!'. Der Minnesang ist sicherlich nicht eigentlich eine Kunst der Ritter, nicht eine Kunst der wirklichen Ritter. Denn die Ritter waren in erster Linie schwergerüstete Berufskrieger zu Roß und tatenfrohe, kampf’bereite Ausüber des Waffenspiels. Die Liebesdiehtung der romanischen und deutschen Minnesänger ist Poesie des Hofes, Poesie von Hofleuten und ein Teil des gesellschaftlichen Hofdienstes. Der Minnesänger, der sein langes liebendes Werben um die Huld und Gnade der gefeierten Dame in das Bild eines minniglichen Dienstes einkleidet und von seiner Geliebten Sold und Lohn des Dienstes erwartet, will durch sein Dichten in der Tat auch äußern Lohn gewinnen, ein Lehen, eine Anstellung, eine Besoldung als Hofdichter und Hofmusiker”. ‘ Vgl. darüber außer meinem Walther von der Vogelweide, ı. Teil, meine Abhandlung: Der mythische und der geschichtliche Walther, Deutsche Rundschau, 29. Jahrg., 1902, Novemberheft, S. 244—256. ® [Seitdem ich dies niederschrieb, hat Epvarp Wecassrers Buch: Das Kultur- problem des Minnesangs, Bd. 1, Halle a. S., 1909, 8. und 9. Kapitel, S. 113—ı182, auf breiter Grundlage diese Anschauung entwickelt, daß das Minnelied des Troubadours german. und roman. Philologie ıgır, S.85) widerspricht dem unter Berufung auf das Buch von Frace, Les origines de l’ancienne France (das übrigens WecssLer in seinem oben besprochenen Aufsatz selbst ausgiebig benutzt hat!), indem er betont, das Va- Sallitätsverhältnis sei ‘in jeder Hinsicht zunächst ein ethisches, religiöses und gefühls- gewesen’, ‘erst nachträglich und sekundärer Weise ein rechtliches und poli- tisches geworden’, das Minnelied habe seinem Wesen nach ‘die tatsächliche und Politische Abhängigkeit des dienenden Frauensängers als ein ethisches, persönliches und Sentimentales Verhältnis der Liebe durchaus ursprünglich, tatsächlich und auf- Aichtig empfunden und gelebt und nicht etwa umgedeutet und fingiert‘, ‘historisch und PSychologisch’ sei also der Verlauf der, daß “aus der Liebe die Abhängigkeit, aus dem a Moment das politische, aus dem persönlichen das konventionelle, aus dem innerlichen das äußere, aus dem individuellen das soziale, kurz aus der Minne der enst und nicht aus dem Dienst die Minne geflossen sei. Ich halte die Aufstellung 1014 Gesamtsitzung- vom: 14,-November 1918... Mitteilung -vom 2. Juni.41904 Allerdings bestehen gegen Wrenssters Auffassung gewisse Be- denken. Zunächst wäre wohl stärker der Nachdruck darauf zu legen, daß die Minnesänger zum Hofgesinde, also zum Kreise der soge- ‘nannten Ministerialen, nicht zu den eigentlichen Vasallen gehörten. Aber wichtiger sind drei andere Einwände. War die Minnepoesie von Anfang an Hofpoesie praktischer Tendenz mit der Hoffnung auf An- stellung und Belehnung, so bleibt unbegreiflich, daß unter den aller- frühesten Minnedichtern in Frankreich wie in Deutschland gerade ganz eacl re hochstehende, vornehme, mächtige Fürsten und Herren sich finden, | die solche Hofversorgung nicht brauchten.. Ferner begreift man nicht recht, warum die Sänger nicht eine politische Panegyrik des Hof herren vorzogen, der doch Hofamt und Lehen zu vergeben hatte, sondern den Umweg über die Frau wählten. Und es erscheint end- lich rätselhaft, wie überhaupt heiße, leidenschaftliche Liebesdichtung als ein frischgebornes Novum aus wirtschaftlich gesellschaftlichen Mo- tiven. zum ersten Male hätte entstehen können. Wie zur Aufklärung des Minnesangproblems die soziale Stellung des Sängers als Schlüssel benutzt worden ist, so könnte auch die gesellschaftliche Stellung der vornehmen Frau die Pforte der Erkennt- nis Öffnen helfen. Ernsthafte Versuche sind aber in dieser Richtung auf wissenschaftliche Weise, soviel ich weiß, nicht gemacht worden. Andeutungen für die deutschen Verhältnisse gab in einer Polemik gegen ReınnoLn Beckers Theorie (Sitzungsberichte 1918, oben S. 863 Anm. 2) ScHösBach (Anfänge d. deutsch. Minnes. S. 100f.). Die Erziehung der jungen Mädchen von Stande in klösterlicher Obhut, ihre Abschließung von der Geselligkeit der Männer bis zu ihrer Vermählung.- die Tat- sache, daß erst durch ihre Ehe die Dame geistige und gesellschaft- liche Bewegungsfreiheit gewann, das alles sind fraglos Dinge, welche die Entwicklung des im Minnedienst sich auslebenden Kultus der ver heirateten Frau begünstigten. Aber sie können unmöglich den Minne sang erzeugt haben. Ich bin darum überzeugt: aus den sozialen Verhältnissen und Be: dürfnissen der aufstrebenden französischen Hofdienstmannen allein Jäbt sich das Auftreten des Minnedienstes und des Minnesangs nicht Br leiten. Hinter diesen sicherlich mitwirkende Impulsen muß nach meiner Ansicht ein tieferes ästhetisches Bedürfnis, ein bestimmter mächtig We" dieses Dilemmas: entweder zuerst Gefühl, Li ; Huldigung, mieh! RT iebe oder zuerst Dienst, a für fruchtbar. Noch weniger den scharfen Gegensatz zwischen individ be sozialem Antrieb. Diesem Entweder-Oder muß man, glaube ich, ein Soma iduele = der indiv a vorziehen. Aber die Hauptsache ist; daß überhau iale wie N ; z i pt der soziale wi : . u Baht für die geschiehtliche Erklärung des Minnesangphänomens E- Heck, ‚»" Burpace:.. Über- den Ursprung: des mittelalterlichen- Minnesangs-- > | 015 dender literarischer Geschmack, eine starke und verbreitete psycholo- gische Erregung als eigentliche Triebkraft stehen. Nur eine weite und feste künstlerische Tradition, nur eine geschlossene Reihe poetischer Vorbilder im Verein vielleicht mit einer lange fortlebenden und sich übertragenden Hofsitte könnten eine solche Triebkraft besitzen. Man muß .danach die mit dem ı2. Jahrhundert anhebende Minne- Iyrik und die romantisch minniglichen Elemente der gleichzeitigen Romandichtung in Frankreich wie in Deutschland angesichts ihrer Künstlichkeit, ihres konventionellen Charakters, ihres von Theorie und Reflexion durchsetzten Themas, angesichts’ der Unmöglichkeit, sie an die vorangehende Entwicklung der einheimischen Poesie anzuknüpfen, und angesichts der methodischen Unzulässigkeit des Glaubens, daß sie aus den realen Kulturzuständen spontan entsprungen seien, für das Produkt einer literarischen Entlehnung, genauer: der Übernahme eines fremden literarischen Schemas, betrachten. 4. Natürlich denkt man da zunächst an ein etwaiges erneutes Ein- strömen einer antiken Tradition, an die Wirkung lateinischer Poesie. Offenbar hat Ovids erotische Diehtung, die so viel Reflexion und Theorie enthält, auch tatsächlich sowohl die Troubadourpoesie als den deutschen Minnesang direkt beeinflußt. Unmittelbare Entlehnungen wie mittelbare Motivgemeinschaft lassen sich nachweisen und werden Sicherlich in Zukunft noch in weiterem Umfang nachgewiesen werden. - Des Andreas Capellanus Liebeskunstlehre am Anfang des 13. Jahr- hunderts hat sich Ovid zum Vorbild genommen und gibt eine Theorie der Minne, die durchaus doch in der Atmosphäre der Troubadours und in der Kasuistik der galanten Erfahrungen gleichzeitiger Für- Sinnen und Gräfinnen sich bewegt. Indessen wieviel auch noch für die romanische und die deutsche Minnelyrik im einzelnen Aufklärung ZU erwarten ist von einer fortgesetzten und verfeinerten Untersuchung | des Einflusses Ovids' und auch anderer antiker Lyriker, soweit sie n dem Mittelalter erreichbar waren, dieser Einfluß reicht nicht hin, um den eigentümlichen Kern des romantischen Liebesbegriffs, der ritter- es hen Galanterie und des Minnedienstes daraus zu begreifen. = __ [Dieser Aufgabe widmete sich, seitdem ich dies schrieb, das Buch von Wiını- | Bag Scnrörrer, Ovid und die Troubadours. Halle a. S., Niemeyer, 1908, dessen | Mängel NARL Vosster, Literaturbl. f. german. u. roman. Philologie 1909, S. 63 scharf be- Er „ae. Über Ovids und andrer römischer Elegiker Einfluß auf Bernhard von Ven- : eds s. VossLer, Münchner Sitzungsber. 1918, 2. Abh., S. 122—ı42. Für das Tage-. n Suchte G, SCHLÄGER, Studien über das Tagelied, Jena, Pohle, 1895, S. 87f. in dem = ®Ovidischen Brief Leanders an Hero den genetischen Ausgangspunkt.. 4: 1016 Gesamtsitzung vom 14: November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 Eher könnte man. seine Augen richten auf den spätlateinischen Apolloniusroman und die lateinischen Bearbeitungen des griechi- schen Alexanderromans. Beide. früh im Abendland verbreitet und sowohl in lateinischer Sprache als in den Landessprachen poetiseh neu gestaltet, zeigen gewisse typische Motive des hellenistischen Aben- teurerromans, und diese Motive leben fraglos fort in einer (Gruppe mittel- alterlicher Liebesromane, bei denen das phantastische Märchenwunder fremder Länder und Völker, gefahrvolle, Unheil und seltsame Erleb- nisse bringende Seefahrten und Reisen, Raub und Entführung von Kindern oder geliebten Frauen, Wiedervereinigung getrennter Ange höriger über das erotische, lyrisch-rhetorische Element das Übergewicht aben. Aber sowohl dem Apolloniusroman als dem Alexanderroman mangelt doch gerade der charakteristische sentimentale, romantische Zug des Minnedienstes, wenn auch im einzelnen minnigliche Vorklänge nicht ganz fehlen. So kommt im Apolloniusroman ein Motiv vor, das später in der mittelalterlichen Poesie ein spezifisch minnigliches Requisit von typischer Gültigkeit geworden ist: Apollonius verliebt sich auf Hören- sagen in die ferne Tochter des Königs von Syrien und zieht deshalb aus, sie zu gewinnen. Das ist sowohl im mittelalterlichen Liebes roman als in der mittelalterlichen Minnelyrik eine hochbeliebte vor stellung: die Minne wirkt in der Ferne zwischen Unbekannten, sie entsteht durch die Macht der guten Nachrede und des Ruhms und sie treibt dazu, daß die Unbekannten sich persönlich suchen und ver einigen. . Auch das früh viel gelesene und mystisch gedeutete erotische Märchen von Amor und Psyche, orientalischen Ursprungs, das dure die Metamorphosen des Apuleius sich die mittelalterliche Weltliteratur eroberte, kann man in diesem Zusammenhang als literarische An regungsquelle würdigen. Zweifellos taucht es ja in den französischen und deutschen P arthenopeusromanen auf, in einer charakteristischet Romantisierung, die Amor in eine Fee und die Psyche in einen UE nden Mann verwandelt. . Zu den drei großen antiken Weltromanen von Alexander, ar : lonius, Amor und Psyche gesellt sich als vierter Stoffkreis der is chische Trojaroman, der uns in zwei lateinischen Bearbei | unter dem Namen des Dietys und des Dares vorliegt. Beide Kaper die Quelle für bekannte französische und deutsche ritterliche Liebes romane des Mittelalters gegeben. In diesen antiken Romanen lassen sich vier Typen der Erzählung” . u ische; kunst unterscheiden: der historische; der historisch-etnograpbis® der märchenhafte; der Familienroman. Vergleicht man. sie mit De Burnace: Über den Ursprung’ des mittelalterlichen Minnesangs 1017 von ihnen abhängigen miittelalterlichen Liebesromanen, so erkennt man: es sind zwei verschiedene literarische Welten. Nur Grundzüge des Stoffes oder einzelne Motive, gewisse technische Besonderheiten, leiten von der einen zur andern hinüber. So muß man die Frage aufwerfen: besteht etwa eine Möglich- keit, daß von den griechischen erotischen Romanen der römischen Kaiserzeit aus dem Geist der zweiten Sophistik, die dem abendländi- schen Mittelalter direkt nicht zugänglich waren, auf irgendeinem Wege Elemente der poetischen Darstellung und Hauptmotive zugeflossen sein könnten. Schon Erwın Ronpe (Der griechische Roman und seine Vor- läufer, Leipzig 1876, S. 536f.) vermutete, daß die Fabrikate des An- tonius Diogenes, IJamblichus, Xenophon von Ephesus, Heliodor, Achilles Tatius, Chariton, Longus und einzelner byzantinischer Nachahmer aus der Kommenenzeit auf die romantische Dichtung zunächst der Fran- zosen in dem Jahrhundert der ersten Kreuzzüge gewirkt hätten und die Vermittler dabei die Byzantiner in persönlichem und mündlichem Austausch gewesen seien. ‚Indessen auch diese rhetorischen Romanprodukte haben keinerlei Verwandtschaft mit dem eigentlichen Kern romantischer Liebesromane. Sie sind nach einem festen Schema gearbeitet, in dem das blinde, phantastische Walten des Zufalls, ein wirrer, unmotivierter Wechsel von Gefahr und Rettung allein regieren. Die Verfolgungen und Leiden eines Liebespaares, das sich standhaft die Treue wahrt und nach un- säglichen wunderbarsten Erlebnissen trotz Schiffbruch, Seeräubern, Kreuzigung am Ende in Gesundheit sich zusammenfindet und noch glücklich einen vakanten Königsthron erwischt, werden erzählt, aber Nur um der Spannung willen, den die Handlung, das Dramaticon, er- regt. Was die Liebenden fühlen, davon ist meist kaum die Rede. Der tolle Wirbel der Abenteuer läßt zu Galanterie und Liebesbeteuerungen keine Zeit, und ein Minnewerben ist überflüssig, da die Liebenden sich von vornherein innerlich angehören oder ganz rasch miteinander eins werden. Einzelheiten in den Motiven und der Technik stimmen allerdings Auffallend zu den mittelalterlichen Liebesromanen: z. B. erstens, daß die Liebe gleich beim ersten Anbliek mit elementarer Gewalt blitz- artig aufflammt, gleich einer Krankheit ausbricht und auf den Er- Stiffenen physiologisch, ja pathologisch einwirkt, der bald rot, bald bleich wird, wie im Fieber glüht und fröstelt, das Bewußtsein ver- liert und ohnmächtig hinsinkt, oder zweitens die Technik der zer- ; nn liedernden Beschreibung der einzelnen Teile weiblicher Schönheit, die _ @ber in den Mir drittens die Einlage von Monologen und Briefen. Diese drei griechischen Romanen im ganzen noch recht sparsam ist, rois Gesamtsitzung vom-14: November: 1918: == Mitteilung vom:2.Juni.1904 Eigentümlichkeiten kehren in frappierender Gesetzmäßigkeit nicht nur in den mittelalterlichen Liebesromanen. sondern auch in der mittel- 4 alterlichen Liebeslyrik wieder. 4 Ein viertes typisches Motiv, das in mittelalterlichen Epen fort- R zuleben scheint, ist die erste Bekanntschaft der Liebenden bei einem = Fest in dem Glanz feierlicher Aufzüge und festlich drängender Men- schenmassen (Xenophon von Ephesus, Heliodor, Chariton). E Viel auffälliger ist fünftens das Erscheinen der sophistischen ekerAceıc in den mittelalterlichen Liebesromanen: die Beschreibung von herrlichen Kunstwerken (Gemälden, Statuen, geschnittenen Steinen), wunderbaren Erzeugnissen der Technik und Industrie (Automaten, Teppichen), prächtigen Bauten (Tempeln, Schlössern, Kanälen) und Gärten, paradiesischen Landschaften oder auch nur von seltsamen Tieren und Gegenden. Da mag irgendwie ein unmittelbarer Zusam- menhang bestehen. * Bei dem Byzantiner Achilles Tatius machen sich sechstens e erotische Exkurse breit, die sophistische Betrachtungen und Erörterun gen über das Wesen und die Arten der Liebe bei Tieren und Menschen. Das gemahnt ja an die Neigung der mittelalterlichen Liebesromane - zu theoretischen Auseinandersetzungen über die Natur und die Macht der Minne. Bei näherem Zusehen überwiegt aber die Verschiedenheit die etwaige Ähnlichkeit. Bi: Immerhin zeigt der erste europäische Abenteuerroman des Mittel- alters, der in Tegernsee gegen 10 30 entstandene lateinische Ruod lieb', der in leoninischen Hexametern abgefaßt ist, manche Elemente des späteren höfisch romantischen Liebesromans. Er stellt bereits ein neues Ideal weltlicher Sittlichkeit auf, das eine Verfeinerung des Lebens, strenge Einhaltung äußerer Lebensformen, Galanterl@ gegen die Frauen umfaßt und schon einen Vorklang des späteren i Minnebegriffs enthält. Auch die idealisierende Charakteristik Er; Königs und die psychologische Beobachtung und Darstellung W licher Art und Empfindung, der durchgehende Zug edler H a bereiten die Kunst der späteren höfischen Romane in den Land® sprachen vor. Auf diese weisen auch vordeutend hin die breiten uE schreibungen äußerer Gegenstände, besonders von Kunstgegenst4 und Luxusprodukten, von Waffen, Kleidern, Jagdausrüstung, #9” E a ‚Vgl: über ihn die eingehende Analyse von Runonr Korerı, G Jung »in Dresden, Leipzig, Teubner, 1897, 8. 301. BR ER Bu ie A 7 A Burvacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1019 gerichteten Tieren, die sprechen oder Kunststücke machen, von aus- ländischen Pflanzen, märchenhaften Edelsteinen, merkwürdigen me- chanischen Werken (fliegende Vögel), von Bechern mit eingelegter Arbeit und Skulpturen, von byzantinischen Goldmünzen. Alles dies, das dann im großen und ganzen ebenso ein fester Besitz der- späteren nationalen minniglichen Hofromane wird, stammt aus einer alten Tradition. Es geht letzten Endes zurück auf. die Alexandrinische Dichtung und ist dem Mittelalter auf Wegen, die wir im einzelnen noch nicht genau kennen, wahrscheinlich unter Beteiligung der sophistischen Romane des zweiten und dritten Jahrhunderts und sicherlich auch unter Einwirkung der vom griechischen Roman stark beeinflußten Erzähltechnik der christlichen Legenden und Apokryphen- novellistik übermittelt worden. Im Ruodlieb erinnern an den antiken Roman auch manche Eigentümlichkeiten seiner Komposition, einzelne Grundmotive, besonders die Technik der Reden, Botenberichte, Briefe. Die Briefe sind dann ja bekanntlich später in den höfischen Liebes- romanen hochbeliebte Behälter für minnigliche Ergüsse, für schmach- tende Beteuerungen und spitzfindige Zergliederungen widersprechen- der Liebesgefühle. Woher dem Ruodlieb-Diehter seine zukunftsschwangere Roman- kunst gekommen ist, bedarf immer noch der sicheren Feststellung. Gewisse Züge weisen auf orientalische Herkunft. Aber ob die Brücke Byzanz war, wohin im Zeitalter Heinrichs II. ein lebhafter Verkehr ging, oder das spanisch-muslimische Kulturgebiet, möchte ich dennoch dahingestellt lassen. Dieser Ruodlieb bleibt zunächst ein literarisches Unikum. Ein unfaßbares Wunder. Aber wenn er auch bereits Töne der minniglichen Galanterie und des künftigen romantischen Liebesbegriffs anschlägt, er allein in seiner Vereinzelung reicht keineswegs hin, das Problem des um und nach 1100 einsetzenden Hereinflutens jener neuen literarischen Strömung begreiflich zu machen. Nur als ein Symptom darf er gelten | für das, was im Mittelalter an Um- und Fortbildung antiker Roman- 2 kunst mit gewissen romantischen Färbungen im Kreise der gelehrten Literatur fortgepflanzt werden konnte. u Dabei unterscheide ich scharf zwei Strömungen. Die eine ist die in Romantradition der ehristlichen Legende, die unmittelbar aus dem spät- Stlechischen Abenteuer- und Reiseroman erwachsen, ihrerseits nun un- Nässig auf die landessprachliche Legendenliteratur, aber auch auf‘ die tliche poetische Erzählkunst einwirkt'. Die andere Strömung, die falls nie ganz versiegt ist, aber in den einzelnen Ländern und ' Nähere Nachweise darüber gibt mein oben S. 1018 Anm. ı genannter Vortrag. 1020 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 Zeiten des Mittelalters, je nach dem Steigen und Sinken der Bildung bald stärker bald schwächer fließt, ist der schulmäßige Unterricht, genauer der wohl niemals ganz ausgestorbene, aber zu gewissen Zeiten und in gewissen Gegenden erstarkende mittelalterliche Unterricht m der lateinischen Schulpoetik', zugleich natürlich die nach diesen Lehren sich riehtende lateinische Schulpoesie des Mittelalters. Und hier erhebt sich dann die für unser spezielles Problem hervorragend wichtige Frage, ob im südlichen Frankreich seit dem Altertum Laien- schulen mit altrömischer oder auch griechischer Tradition, deren Kem natürlich die Rhetorik gewesen sein müßte, fortbestanden haben. Man hat, namentlich in den älteren literar- und kulturhistorischen Darstel- lungen diese Frage erwogen und vielfach bejaht’. Aber eine befrie- digende Untersuchung und Klärung der in Betracht kommenden Ver hältnisse steht meines Wissens immer noch aus. h Jene beiden Strömungen antiker literarischer Tradition führten wohl manches antike Ferment für einen neu sich bildenden roman tischen erotischen Stil mit, das im späteren Liebesroman und Liebes lied fortkeimte. Dazu trat dann, schwerlich vor dem zehnten Jahrhundert, aus un- gelehrten Sphären und aus mündlicher Überlieferung ein neuer Zutluß antik-orientalischer Literaturschöpfungen. Den brachten die Weltbumm- ler des Mittelalters, die Jongleurs und Spielleute, die Erben der Mimen”® des antiken, griechisch-römischen Weltreichs und die Be wahrer eines Teils ihres Repertoirs, ihrer Kunst. Diese mittelalter lichen Mimi trugen durch die Welt, die christliche und die islamische. einen Schatz novellistischer, fabulierender, märchenhafter Motive und ' Auf ihre Bedeutung, die 1879 eine grundlegende Arbeit von Kuno z leider nicht mit der verdienten Wirkung beleuchtet hat, wies besonders nachdrue KR hin mein (noch nicht veröffentlichter) Vortrag ‘Zum Nachleben antiker Dichtung Kunst im Mittelalter’, s. den Inhaltsbericht in den Verhandlungen der Kölner jan logenversammlung von 1895, Leipzig, Teubner, 1896, S. 136 und Zeitschr. f. deußs x Philologie Bd. 28, S. 533. u .VBLEB, Gervınvs, Geschichte der deutschen Dichtung Bd. 1, 5.479 z allgemeinen Abschnitt über den Minnegesang: ‘Zu Hause [in Spanien und sü RR . reich] aber machte die Menge der kleinen naheliegenden Staaten, die win Höfen und ausgezeichneten Fürsten, die an Glanz und höfischer Bildung Mage de pätere® g in seiner Wichtigkeit der Frage] Be i ° Heswann Reıcas weitgreifende, Licht bringende Untersuchungen Bu doch Mimus bedürfen, so förderlich und fruchtbar sie gerade für das Mittelalter SU einer nüchternen Prüfung durch Romanisten und Germanisten und geben mir Vorbehalten reichlich Anlaß. u x Burvaca: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1021 der dazugehörigen Darstellungstechnik. Schwank, Fabel, Rätseleristik sind ihre eigentliche Domäne. Aber sie wagen sich auch an den Roman, sie erfüllen auch das nationale epische Lied mit fremdländischen phan- tastisch-märchenhaften Elementen, und sie treten im ı2. Jahrhundert auch aus dem Kreise des ungeschriebenen Dichtens heraus, sie wan- deln sich aus Rezitatoren und Sängern, die gedächtnismäßig, mehr oder minder improvisierend schaffen und reproduzieren, zu Vorlesern von Texten und schließlich zu ganz literarischen, für die Schrift dichten- den Autoren. | Auch diese Jongleurs sind mit der Ausbildung und Verbreitung des provenzalischen Minnesangs früh verwachsen. Ein alter geschicht- licher Rückblick über die Troubadourkunst will diese sogar herleiten aus den ersten Versuchen der Jongleurs®. Wir wissen auch, daß Jon- — gleurs und Spielleute später als Helfer und Diener der Troubadours und Minnesänger walteten, daß sie selbst auch Minnesänger wurden. Aber trotzdem muß man sagen: alles, was wir von echter, eigentlicher Mimen- kunst in Frankreich und Deutschland kennen, lebt in einer völlig an- dern geistigen Sphäre, behandelt völlig andere Motive, als sie dem { Minnesang von Anbeginn an eignen. Aus der Jongleurpoesie können die Anfänge des Minnesangs, des Minnedienstes, der romantische Liebes- begriff ebensowenig entsprungen sein wie aus der Vagantenlyrik. Aber immer wieder müssen wir fragen, wenn die betrachteten antiken Romanmuster und ihre indirekte oder direkte, literarisch oder mündlich vermittelte, Einwirkung dem höfischen Liebesroman und Liebes- ! Die Spielmannsromane des ı2. und 13. Jahrhunderts bevorzugen ganz beson- ders ein Motiv des antiken heidnischen und christlichen Romans, das dann die roman- hafte Erzählkunst der Apokryphen (Apostelgeschichten, Apostelakten, Martyrerakten) und Legenden übernommen hatte: “die fingierte urkundliche Beglaubigung der Erzählun g' (s. das Referat über meinen oben $. 1018 Anm. ı erwähnten Dresdner Vortrag 2.2.0. S. 29). In den alten Trojaromanen von Dietys und Dares erscheint *s als Bericht in Tagebuchform von Teilnehmern und Augenzeugen der Ereignisse. Anderwärts sind es unter seltsamen Umständen erhaltene und (etwa im Grabe) wieder- aufgefundene Originalbriefe, Testamente, Urkunden, Handschriften, Bücher der längst verstorbenen Helden oder Gewährsmänner (Dichter, Zeugen) der Erzählung. Nach diesem uralten antiken Roman- und Legendentopos arbeiten die mittelalterlichen Spiel- leute, und die germanistische Wissenschaft hat sich mit Unrecht gewöhnt, dieses Schema T erschwindelten Autorität für eine Erfindung und spezifische Eigentümlichkeit der a n Sänger zu halten, [Seitdem hat, gleichfalls in einem Vortrag vor einer Philo- logenversammlung (1907, zu Basel), Frıerprich Wırnerm diesen Zusammenhang ein- ° “u 3 er R > re behandelt: “Über fabulistische Quellenangaben‘, Paul u. Braunes Beiträge Bd. 33 “ F 907), S. 286—339. Er zieht daraus Folgerungen für die Beurteilung der Quellen- Rio Wolframs (Parzival 453. tı ff), die sich aber geradeso gut in entgegengesetzter Richtung ziehen ließen, d.h, zugunsten der Existenz eines Kiot und der Entlehnung ner Buchauffindungsgeschichte aus einer bestimmten Vorlage.] = > ö Vgl. Guiraut Riquier in seinem poetischen Gesuch vom Jahre ı275 an König alt . von Castilien (Diez, Poesie der Troubadours: 8. 17 .). 1022 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2, Juni 1904 lied des Mittelalters w er das romantische Liebesideal noch das Schema des minniglichen Stils bieten konnten, woher denn beides? Bei der gesamten Frage habe ich zweierlei fortwährend geschieden: erstens die neue Stellung des Dichters als eines Dieners der Hof unterhaltung, die er mit einem bisher nicht dagewesenen Stoff be streitet, nämlich mit der Entzifferung und Verkündung individueller innerer Herzenserlebnisse, der Formen und Wandlungen einer als persönlich, gegenwärtig und lebend vorgeführten Liebesneigung. Dies ist das psychologische Novum, wodurch die abendländische- Hof gesellschaft des Mittelalters erregt werden mußte. Und zweitens die neue Auffassung der Liebe als einer ethischen Naturmacht, die man pflegen, hegen, kunstvoll entwickeln, der man sich aus alleı Kräften hingeben soll, und von der verheirateten Frau als der edelsten Blüte weiblichen Wesens, die man wie eine Königin zu verehren hat, deren Gnade, Huld und Liebe nur durch dienendes Werben und treues Ausharren als höchstes Daseinsglück sich gewinnen läßt. Dies ist das neue literarisch-ethische Schema. Beides, das persönliche und das literarisch-ethische Novum, brauchen nieht an sich neu zu sein. Sie waren es nur für die junge literarische und geistige Kultur der weltlichen Kreise des mittelalterlichen Abendlandes. Sie selber waren aber — dafür spricht alles —: ein Altes und waren gewachsen auf . altem Boden einer gemischten Kultur. >. So führt denn der Weg unserer Betrachtung mit Notwendigkeit zur literarischen Kultur der Araber. Wir lenken den Blick auf (las muslimische Spanien und fragen mit Bodmer und seinen Gewährs- Ä männern (s. Sitzungsberichte 1918, oben S. 860), ob dort die Wurzeln jenes literarischen mean liegen können, das im Minnesang sich dm Abendlande mitteilte. 5 Wirklich zeigen sich dort gewisse Elemente, die wir suchen. i E öffentlichen Leben, insbesondere an den Höfen der Chalifen und di übrigen Machthaber, später nach dem Sturz der Omaijaden an der Höfen der zahlreichen selbständigen muslimischen Kleinfürsten niens, spielt die lyrische Poesie eine Rolle wie sonst nirg gends | telalterlichen abendländischen Europa. Aus ihrer Urheimat und E Herrschaftssitzen im Osten hatten die Araber die Vorliebe W gabung für die lyrische Improvisation mitgebracht. Wer das. a Togendb: Buch von Dozy, Histoire des Musulmans d’Espagne > u : ichb ben utze die mit Originalbeiträgen des Verfassers bezeichnete was A gabe: Geschichte der Mauren in Spanien bis zur ER Kr . Almoraviden (71 1— 1110), Leipzig, Grunow; 1874. f Burpac#: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1023 sieht, erkennt daraus, obgleich es sich auf die Darstellung der po- litischen Geschichte beschränkt und das literarische Leben als solches nicht berücksichtigt, doch ganz deutlich, und ein Bliek in die Bände der wüsten, aber dem Nichtorientalisten dureh seine Fülle übersetzter Texte selır nützliche Arabische Literaturgeschichte Hanner-Purestauıs! bestätigt es: nach dem Bericht unserer arabischen Geschichtsquellen gab es kaum eine wichtige Kriegshandlung, Sieg oder Niederlage, kaum einen wichtigeren Staatsakt und namentlich kaum einen po- litischen Konflikt, die nicht Verse im Munde der beteiligten Herr- scher und ihrer Ratgeber, Freunde, Feldherrn, Gegner, Hofpoeten be- gleiteten. Die vollkommene geschichtliche Eehtheit und Treue dieser Verse sei dahingestellt. Aber sicher bezeugen sie das Bestehen einer solchen Lyrik und ihre Geltung als literarische Dichtart, zugleich auch, daß sich mit der Überlieferung dieser Lyrik eine ganz fest aus- gebildete Kunst anekdotischer Dichterbiographik verknüpft, der die provenzalischen Troubadourbiographien nahe verwandt sind. Jene arabischen Verse, auch die besonders häufigen Trutz- und Rache- strophen, Schmäh- und Spottlieder, scheinbar improvisatorisch dem Au- genblick entsprungen, sind aber im Grunde keineswegs reine Improvi- sation”. Sie sind vielmehr Nachbildung älterer poetischer Muster oder ‘ Nosern v.] Hammer-Purestarr, Arabische Literaturgeschichte, Wien 185 1— 1856, ® Beispiele solcher aus älterer und aus spanischer Zeit gibt Dozr, a.a.O. ı, S. 103: zur Rache aufreizende Verse des Dichters Achtal (s. unten S. 1027) vor dem Chalifen (686); S. 118: Trutzstrophe des gefangenen Dichters Halchala vor dem Cha- 2 lifen; S. 126: Verse eines alten Dichters vor dem Statthalter Haddschädsch in einer = Moschee vorgetragen zur Einschüchterung des aufrührerischen Volks (694); S. ı3r: & Drohgedicht des kelbitischen Poeten Dschauwäs gegen die Omaijaden (696); S. 139f.: R Drohgedicht eines Kelbitenhäuptlings an den Chalifen gesendet und ihm von einem kel- E bitischen Schreiber am Hofe vorgelesen (729); S. 222: Zorn- und Rıcheverse des von Abderrachmän geschlagenen Statthalters von Spanien, Jüsuf, gegen die Plünderer seines Schatzes (756); S. 234: Verse an Abderrachmän I. und seine Wesire an einen An- einer Renegatenfamilie in Toledo, die den Aufstand gegen Sultan Hakam IL. schüren 07); S. 300: testamentarisches Rechtfertigungsgedicht Hakams ]. an seinen Sohn (822); S. 382: Triumphlied des Häuptlings Said Ibn-Dschüdi nach dem Sieg über die Spanier (890); S. 384: Drohverse des spanischen Dichters Abli gegen die von den Spa- „ern in der Alhambra belagerten Araber (auf Papier geschrieben und mit einem Stein ra die Mauern geworfen) und Antwortverse des arabischen Dichters Asadi, deren ne Strophe als Prophezeiung eines unsichtbaren Geistes galt; Triumphlied des & Häup tlings Said Ibn-Dschüdi über den zweiten Sieg der Araber und die a Nie- wer nier (890); S. 405 f.: Gesä der Improvisatoren über das Blutbad unter den Spaniern yon ha (889) .s. 425f. eikarische. Verse vom Sultan Abdalläh im Zelt ze seinem Thronhimmel deklamiert während der siegreichen Schlacht gegen die von re Renegaten Omar Ibn Hafßön geführten (s. unten Abschnitt 6) Andalusier (891) und langes Gedicht des Hofpoeten Ibn Abd rabbihi über den Sieg mit Einflechtung von worten der Soldaten. — In der frübislämischen Zeit und im Osten noch in der berichte 1918. 87 1024 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 einfach Wiederholungen, Zitate. Sie wirken vielfach, ja meistens audı nicht oder nicht bloß als naive Inspirationen. Sie sollen auch gar nicht so wirken. Vielmehr wollen sie gerade als literarische Kunst Ein druck machen, und zwar in der Regel auf einen kleinen oder größer ‘zuhörenden Kreis kunstverständiger Mitglieder des Hofes. Deshalb spielen diese Verse gern die Autorität alter, bekannter und anerkann- ter Gedichte aus. An diese wird erinnert, und sie werden der augen- blicklichen Lage durch symbolische Beziehung angepaßt. Es ist auch nicht der Gedanke, das Gefühl, was diesen Erzeugnissen ihre Kraft gibt und geben soll. Es ist die Form des Ausdrucks, die eigentüm- liche Zuspitzung der Rede in Antithese und Hyperbel, die lebendige und geistreiche bildliche Einkleidung in Gleichnis und Metapher, die Symmetrie der Satzgestaltung und der Wohlklang des Reims. In allem diesem soll die Neuheit liegen und der Effekt!. Und bei aller Hoch- schätzung ihrer musikalischen Seite, die ich als besonders folgenreich für ihre Fortwirkung auch auf Renegaten und Christen betrachte, werden diese Hervorbringungen einer politischen Hofpoesie doch ' immer auch gewertet als schriftliche Urkunden, als literarische Kunst werke. Deshalb werden sie auch so oft als Briefe” niedergeschrieben, verschickt und vorgelesen. Wenn im provenzalischen Minnesang zum ersten Male das abendländische Mittelalter in der nationalen (nicht lateinischen) Sprache literarische Produktion und stilistische Eleganz als ästhetische Macht, als Blüte der gesellschaftlichen Bildung, als Quelle eines neuen, geistigen Adels?, allerdings zunächst nur inner Zeit der Omaijaden trugen vor der Schlacht Sänger alte, epische Gedichte vor: ab j einmal vor der Schlacht sich kein solcher bereit fand, rief ein Feldherr alle sich zu melden, welche die Gedichte des Antara auswendig wüßten (ALFRED v. Kreueh Kulturgeschichte des Orients unter den Chalifen, Wien 1877, Bd. 2, 8.35). ; Vgl. Dozy, a.a. 0.1, S.9: ‘Das, was schon seit den entlegensten Zeh > ihnen [den arabischen Dichtern] am meisten galt, ist Genauigkeit und Eleganı Ausdruckes und die technische Seite der Diehtkunst.’ ” Doch ist auch zu beachten, daß die Kunst des rhetorischen Briefstils DD \ ‚den Arabern in hoher Blüte und großem Ansehen stand. Sie war ein wichtiger Tel 5 EN Hofkultur, spielte in allen politischen Dingen eine bedeutende Rolle, und BR Sn muslimischen Hofpoeten waren zugleich Sekretäre, darum auch vielfach WIE tischen Gesandtschaften verwendet. “ . .* Am Hofe des Ibrähim Ibn Haddsehädsch, des Häuptlings dr Aristokratie von Sevilla, der dort mit königlicher Gewalt und Pracht Herr Wh die schöne Kamar, eine Sängerin aus Bagdad von niederer Herkunft, 2° m "Tages Unwissende, die sich auf ihre eigene edle Abkunft etwas einbildeten’; Sie Ss setzen wollten, richtete sie an diese folgende Verse (Dozv, a. a. O. 1, » rn sagen: Als Kamar zu uns kam, war sie in Lumpen gekleidet; bis dahin „derksait; ihr Platz ist nicht bei den Edlen, und ihr einziges Verdien® und..Verse schreiben zu können. —- Ach, wenn sie nicht Toren wären Burpach: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1025 halb der Sphäre der Höfe, kennenlernt, so war dafür hier das Vor- bild gegeben. Das Entscheidende für unser Problem ist nun aber dies. Während des 9., 10. und ı1. Jahrhunderts haben in Spanien an den großen und kleinen Höfen nicht nur muslimische (auch persische) und jüdische Hof- dichter, Hofsänger, Hofmusiker eine berufliche Stellung, die ihnen feste Besoldung, reiche Einkünfte und gesellschaftliche Ehren, künstlerische Auszeichnung', ja oft auch politischen Einfluß und gelegentliche diplo- matische Missionen oder auch geradezu das Amt eines führenden Staats- mannes erwirkt. Die Fürsten und der höchste Adel.des Landes strebten auch selber nach dieser literarischen Rolle und wetteiferten mit den gewerbsmäßigen Dichtern. Dieselbe Mischung hochgestellter Dichter- dilettanten und fahrender Brotsänger, die uns in den Anfängen der Trou- badourpoesie entgegentritt (s. oben S. 1012. 1014), besteht auch in dieser Hoflyrik des islämischen Spaniens. Und noch eine zweite Mischung. Neben den provenzalischen Minnesängern bewegt sich eine Masse uns mit Namen bekannter Minnesängerinnen, auch hohen Standes, für die wir aus den problematischen Frauenstrophen des ältesten deutschen Minnesangs ein deutsches Analogon erschließen dürfen, falls diese teilweise von Frauen verfaßt sind oder auf das Muster von Frauen verfaßter Strophen zurückgehen. Ebenso traten an den arabischen Fürstenhöfen in Spanien, wie übrigens noch stärker im Orient, lyrische Diehterinnen auf*. Das Thema dieser Hoflyrik ist zunächst politisch und pan- egyrisch: Huldigung vor der Macht und den Siegen, vor der Weis- heit, Großmut, Freigebigkeit des Herrschers. Daneben aber seit alters wohl anders von der Fremden sprechen! Was für Menschen, mein Gott, die so den wahren, einzigen Adel, [nämlich denjenigen,] welchen das Talent verleiht, verachten! Wer wird mich von diesen Unwissenden und Toren befreien! Ach, die Unwissenheit ist die größte Schmach auf der Welt, und wenn ein Weib, um ins Pa- Tadies zu kommen, unwissend sein müßte, wollte ich lieber, daß der Schöpfer mich in die Hölle wiese.« * Es gab an den muslimischen Höfen Spaniens auch schon gekrönte Poeten; als ein solcher stand z.B. an der Spitze der Hofpoeten, die aus Cordova, vom Hofe des geizigen und frevelhaften Sultans Abdalläh (888—912, s. über ihn Aucusr Mürrer, Der Islam, 2. Bd., Berlin, Grote, 1887, S. 485 ff), an den Hof von Sevilla zu dem hoch- herzigen und prachtliebenden Ibrahim Ibn Haddschädsch (s.oben S. 1024 Anm. 3) geflohen Waren, der Dichter Ibn Abd rabbihi (s. Dozv, a. a. O. Bd. 1, S. 426. 445). Der gekrönte arte Achmas von Toledo, ein Spanier, antwortete 917 als Hofpoet des Fürsten von Said IL auf Verse eines Briefes des Chalifen Abderrachmäns III. mit einem 87* 1026 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 erotisch. Die Liebe, die hier redet, ist überwiegend die der Sehn- sucht und des Verlangens, der leidenschaftlichen Werbung, aber auch der trauernden Klage. Denn in dieser erotischen Lyrik nimmt breiten Raum ein das elegische Element, wie denn die Elegie eine der Ur- formen arabischer Poesie ist und schon aus vorislämischer Zeit stammt!. Und diese Erotik gibt ihre Bekenntnisse vielfach in einem typischen | Ausdruck: mit dem Bild einer grenzenlosen, dienenden Hingabeund Unterwürfigkeit, einer schwärmerischen Erhöhung der Geliebten zur un- bedingten Herrin oder auch zu einem andächtig verehrten Heiligenbild. \ ; 3 E E In diesem erotischen Zweige der Hofpoesie, der als F rauenhuldigung längst eine fest umgrenzte und von der arabischen Poetik anerkannte Dichtungsart war, machte sich früh die Liebesleidenschaft für eine hochstehende, oft zugleich für eine verheiratete Frau bemerkbar. Schon in der Sammlung vorislämischer Gedichte, von denen Goethe in den Noten zum Westöstlichen Diwan so begeistert redet, den Muallagät, die in den letzten Zeiten der omaijadischen Herrschaft zu Ende des 8. Jahrhunderts zusammengestellt und redigiert wurden und uns in einer Rezension des ı1. Jahrhunderts überliefert sind, zeigt sich Imruulgais (Amrilkais), ein Dichter königlichen Stamms, von dieser Seite. Als abenteuernden Prätendenten und als N Gegner des persischen Vasallenfürsten von Hira Mundhir III. berief ihn 530 Kaiser ; Justinian an seinen Hof nach Byzanz, um ihn gegen Persien als politisches Werkzeug zu benutzen. In Byzanz hat er längere Zeit gelebt und die Ernennung zum Phylarben von Palästina empfangen (Brockermann, Gesch. d. arab. Lit. 1901, S. 27). In seinem Diwan | nennt er unter den Lebensgenüssen des reifen Mannes neben Becherleeren, Jagdgalopp zu Roß, nächtlichem Kamelritt durch die Wüste zu Freunden als vierten ‘nachzustellen | einem reizenden Weibe, das der Tau der Nacht befeuchtet (während sie auf mich 3 wartet), indem sie zugleich ihren mit Amuletten behangenen Säugling bewacht‘. Er rühmt sich in seinem poetischen Lebensüberblick zahlreicher kriegerischer Taten, aber | auch so manche holde Frau umfangen zu haben. Am Hofe der syrischen me persischen Vasallenfürsten hatte er das üppige Leben der antiken Kulturstäc“ \ kennengelernt. Die Sage griff diese Züge seines Charakters auf und verstärkte sie- = Sie erzählt, daß er in Byzanz vor dem Kaiser beschuldigt worden sei, sich ae Liebeshandels mit der Tochter des Kaisers gerühmt und selbst Verse darauf gemacht haben. Da sandte ihm — heißt es, mit offenbarem Anklang an die griechische Herakles- sage — der Kaiser als Ehrenzeichen einen vergifteten goldgestickten Mantel mit den! Pe fehl, ihn sofort in Gebrauch zu nehmen, und als er ihn anlegte, bedeckte sich sein ri mit Geschwüren, löste sich das Fleisch von den Knochen, so daß er qualvoll HA 2 ‘ Die Kasside, d.h. das größere Gelegenheitsgedicht, hat in atarabischer ZeR einen typischen Potpourriinhalt: es beginnt regelmäßig mit dem Nasib, der L = ‚ie um verlorenes Glück zu klagen, darauf Beschreibung des Reittieres, Natur- ja a er des RE „12,7 Einen Ho“ des Fe Satire; Frauenhuldigung und Zergliederung der Frauenschönheit (V- Kr gr turgesch. d. Orients Bd. 2, S. 363 und Hıumer-Pursstaut, Literaturgeseh- L Abt. Bd. 2, S. 283 ff.). | _? Vgl. Amrilkais, Der Dichter und König. Aus dem Arabischen Ü von Fr. Rückerr, Stuttgart, Cotta, 1843, besonders S. 15. 22: 3a Burvach: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1027 Über zwei Hofpoeten des persischen Vasallenkönigs von Hira am Rande der syrischen Wüste, Munachal und Näbigha, aus dem Ende des 6. Jahrhunderts, wurden später ähnliche Geschichten erzählt, mit allerlei Einzelheiten, die aber teil- weise sichtlich erst spitzfindiger Scholiastenwitz in die Worte dieser Dichter hinein- getragen hat. Beide sollten als Rivalen durch ihre poetischen Huldigungen die Liebes- gunst der Königin Mutedscherred errungen oder erstrebt haben. Während Munachal mit der Geliebten schlafend in einer Situation, die stark an eine bekannte Episode des Liebesromans von Tristan und Isolde erinnert, vom König überrascht wurde — ein Motiv übrigens, das noch krasser in jenen oben S. 1026 u. Anm. 2 mitgeteilten Versen des Imruulgais vorgebildet war —, erregte der als Dichter hochgefeierte Näbigha des Königs Eifersucht und Ungnade, weil er die Reize der Königin zu eingehend geschildert hatte'!. Muhammed hatte den mit seinen Liebestriumphen sich brüstenden Imruulgais den Führer der Dichter zur Hölle genannt. Aber 100 Jahre nach Imruulgais, als dem Islam längst voller Sieg beschieden war, herrschte unter der neuen Dynastie der Omaijaden ein von Rigorismus entfernter, ja vielfach ein laxer Geist. Am Hofe des Omaijaden Muäwija (gest. 680) ging der Dichter Abderrachmän so weit, sich in einem Gedicht offen einer Liebschaft mit der Tochter des Chalifen zu rühmen. Auf Befehl ihres darüber erzürnten Bruders Jesid mußte ihn ein christlicher Hofdichter bedui- nischen Stammes, der berühmte Achtal, durch ein Schmähgedicht scharf züchtigen. Damals trug ein hervorragender Anhänger des Isläms, der Hofpoet Omar Ibn Abi Rabia (640 bis ca. 718), ein Bahnbrecher der arabischen Kunstlyrik, kein Bedenken, seine poetischen Huldigungen an omaijadische Prinzessinnen zu richten, denen er sich freilich als Sohn eines vom Propheten ernannten Statthalters wohl ebenbürtig fühlte, selbst auf die Gefahr hin, so das Mißfallen des Chalifenhauses von Damaskus hervor- zurufen (BrockeLmans, Gesch. d. arab. Lit.1898 Bd. ı, S.46f., ıg0r S.63). Er auch anscheinend war es, der den obligatorischen erotischen und meist elegischen Eingang der Kasside ablöste und zu einer selbständigen Gattung reiner Liebeslyrik um- gestaltete. Und dabei gabdi ikalischeKompositi iner Lieder den Ausschlag: durch ihren Wohlklang sicherte sie seiner Kunst Verbreitung in der ganzen arabischen Welt. Mit ihm zusammen wurde sein Kunstgenosse Achwas, der schon unter dem Chalifen Suleimän (715—717) wegen Ehebruchs mit Pranger bestraft war, vom Chalifen —__ v. Kremer, Kulturgesch. des Orients 2, S. 351. 353f.; Avsusr Mürrer, Der. Islam, Bd. 1, S.19— 21; BrockELmAnN, Gesch. der arab. Lit. ıg0r, S. 63. — Von seinem die Muallagät eröffnenden Gedicht über seine Liebesabenteuer, dessen erotische Kühnheit Sich kaum überbieten läßt, hat Goethe 1783 ein Bruchstück nach der englischen Über- Setzung von Jones in freien Rhythmen wiedergegeben (Weim. 6, S. 460—462). In diesem Gedicht heißt es (nach ParLıpe Worrr, Muallakat, Rotweil, Degginger, 1857, S. 10): Denn oft schon hab ich Schöne wie du, auch Mütter traun, Säugende, Sorgabnehmend [eigentlich: von der Sorge ihres mit einem Amulett versehenen einjährigen Kindes ablenkend], besucht bei Nachtes Graun. Die wandten sich, wenn weinte ein Kindlein hinterdrein, - Zu ihm mit einem Theile, der andere blieb mein.’ ! Rückerr, Hamäsa, r. Teil, Stuttgart, Liesching, 1846, S. 205— 210; BrockeLr- WANN 1901, S.29 (daß Näbigha “auf Verlangen des Königs’ die anstößigen, war ein Nachkomme der Omaijaden und stand in heimlicher Verbindung mit 1028 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 2. Juni 1904 Omar II. wegen seiner galanten Abenteuer und poetischen Huldigungen vor Frauen | vornehmer Mekkaner zur Rechenschaft gezogen (Brockelmann ı, S. 46. 48f., 1901, S.64f.). Ein Nachahmer des Omar Ibn Abi Rabia, ein Omaijade, Argi, hatte seine ‚ Liebeslieder an die Mutter eines vornehmen Mannes gerichtet und wurde deshalb von diesem, sobald er unter Abdelmelik (685—705) Statthalter geworden war, ein- gekerkert und hart bestraft (Brockelmann 1, S. 49). n jener Zeit, unter der Regierung Jesids (680—683) wie unter dessen Nach- folgern, namentlich unter Abdelmelik, stand das Hofdichtertreiben in höchster Blüte. Außer dem genannten Achtal kennen wir noch andere christliche Hofdichter ara- bischen Blutes, die damals in Damaskus lebten (Brockeıaann 1, S. 61f. Nr. 5. 6.). Zwischen den beiden berühmten Hofpoeten Dscherir und Ferasdagq entbrannte | ein hitziger, immer wieder erneuter poetischer Wettstreit, den Achtal zu ent- scheiden aufgerufen wurde. Ein großer Teil seiner Poesie diente dem politischen Inter- esse seines Herrn. ‘Viele seiner Gedichte nahmen ähnlich den Sirventesen der provenzalischen Troubadours die Stelle unserer Leitartikel ein’ (BROCKELMANN 1901 8.68). Die Frage, wer von diesen drei Dichtern der größte sei, ist später von den arabischen Gelehrten oft gestellt und in verschiedenerWeise beäntwortetworden. Dscherir (gest. 728) führte auch mit dem Dichter Omar Ibn Laga eine poetische Fehde, und diese nahm einen unerwarteten Ausgang: ‘weil beide Dichter in den erotischen Ergüssen, wie sie der herkömmliche Stil zu Anfang jedes größeren Gedichtes vers langte, die Namen vornehmer Damen aus der Hofgesellschaft kompromittiert hatten, ließ der Chalif Walid (705—715) "beide aneinander gefesselt, an den Pranger stellen (Brockeımann 1, S. 50. 57; 1901 S. 69). Auch Ferasdaq, der seine Vaterstadt Basra infolge eines Spottgedichts hatte verlassen müssen, erfuhr als Mitglied der lebenslustigen Kreise von Medina, wohin er sich gewandt, den »Zorn der Frommen; er hatte In einem Gedicht sich eines Liebesabenteuers gerühmt, bei dem er auf einer Strickleiter über die hohen Mauern eines Harems gestiegen sei, und wurde daraufhin von dem Statthalter Merwan, der ihm wegen eines Spottgedichts gram war, aus der Stadt ver- wiesen (BROckELMAnN I, 8. 53£.; 1901 S. 70). Auch von einem unbedeutenderen Dichter dieser Zeit, Muhammed Ibn Abdalläh an Numairi, wissen wir, daß er sich in die Schwester seines berühmten Landsmannes Haggag Ibn Jüsuf verliebte, durch seine Liebeslieder sie kompromittierte und deshalb fliehen mußte (BrockEL- MANN I, S. 62 Nr. 81). Bekannter ist eine wie ein Vorklang des Decamerone anmutende novellistische Geschichte, die über den Hofdichter Waddäch am Hofe des großen Chalifen Walid (705—715) uns berichtet worden ist. Als diesem hinterbracht war, daß seine Ge = Umm el-Benin von seinem Hofdichter nicht nur poetische Huldigungen, sondern & heimliche Besuche empfange, überraschte er sie eines Tages, so daß der Liebhaber nur harmlos auf diese Truhe, verlangte sie als Geschenk und ließ sie dann unter $ sich ebenerdigen Zimmer in einer tiefen Grube vergraben, ohne der Gattin gegenüber jemals über den Vorfall etwas merken zu lassen, wie auch diese ihre Gemütsbeweglt® verbarg (v. Kreuer, Kulturgesch. d. Orients 1, S. 145f.; Aus. Mürzer, Der Islam üher- S. 397; Brockeimann 1901 8, 72f). — Von diesem Waddäch gibt Krzuer ON wältigend sehönes Gedicht an eine andere Geliebte namens Rauda. Es ist ae gespräch In ganz volksliedhaften, erst zweiveı sigen, dann Zug um Zug an ee den stichischen Antithesen: er in der Morgenfrühe ungeduldig die Gunst näch über Besuchs erbittend und jeden Grund der Warnenden immer stürmischer, kühner u bietend, sie Schlag auf Schlag abwehrend, zuletzt aber erklärt sie sich besit re warnte umsonst, wohlan: Sei, wenn die Wachen schlafen, bereit! Husehz be I der Tau der Nacht” Kann leises unbemerktes Kommen sinnlich treite® Burvacak: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1029 arabische ‘Fenstern -Lied bietet die Vorgeschichte einer Tagelied-Situation, wie das auch bei den abendländischen Minnesängern zuweilen vorkommt, und “die Wachen’ sind hier geradeso ein typisches Motiv wie bei jenen. Das im Orient von Abul Abbäs, dem Stammvater der Abbässiden, gestürzte und grausam ausgerottete Herrscherhaus der Omaijaden lebte in Spanien durch einen auf abenteuerliche Weise entronnenen Spröß- ling, Abderrachmän I. wieder auf. Diese spanischen Omaijaden be- wahrten, erneuerten und verstärkten die alte Familientradition welt- freudiger Kultur- und Kunstpflege. Indem sie ihrerseits bald auch den Chalifentitel annahmen, entstand in Cordova ein neuer Musensitz wissen- schaftlicher und poetischer Bildung mit ausgeprägt nationalem Interesse für die altarabische Zeit und ihre Hervorbringungen, ihren literarischen Stil und ihre dichterische Manier. Aber diese Hofpoesie an den Höfen der Sultane, Fürsten, Statthalter und Häuptlinge des muslimischen Spa- niens, der die schaffende Teilnahme der Fürsten am poetischen Wett- bewerb das Siegel der höchsten gesellschaftlichen Schätzung aufdrückte, brachte doch eine neue Hofkunst, die aus einer innerlich verfeinerten, veredelten weltlichen Bildung, aus einer vornehmeren, geistigeren Le- bensauffassung und Hofsitte ihre Kraft sog und so gegenüber den alten Vorbildern und der starren Tradition neue Wege einschlug. (Schluß folgt im nächsten*Heft.) 1030 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober Nordisch-Irisches. Von Kuno MEYER. (Vorgelegt am 31. Oktober 1918 [s. oben S. 941].) Der gemessene Fortschritt der keltischen Philologie wird noch immer von Zeit zu Zeit durch phantastische Sprünge unterbrochen, die be- sonders seltsam animuten, wenn sie nicht von Dilettanten, sondern von Fachleuten ausgeführt werden. Es handelt sich dabei meist um Auf sehen erregende literarische oder geschichtliche Aufstellungen, die bei genauerer Prüfung in nichts zerfallen, indem sie auf ungetreuen oder stark gefärbten Übersetzungen, oft mit Bevorzugung schlechter Lesarten, auf falschen Datierungen, leichtfertigen, meist nur durch zufälligen Gleichklang veranlaßten Deutungen von Worten und Namen u. dgl. be- ruhen. Wenn Zimmer seine grundlegenden Arbeiten über nordischen Einfluß in irischer Sprache und Literatur mit manchem derartigen Fehl- griff entstellte, so blieb doch ihr Hauptergebnis dadurch unberührt. Anders ist es, wenn jetzt Carı Marstranper einen Beitrag zur Geschichte der Nordleute in Irland liefert, dessen in sicherem Tone vorgetragen® anscheinend auf eingehende Forschung gegründete Behauptungen sich bei näherer Betrachtung Stück für Stück als Ergebnisse von Flüchtig keit, Mißverständnis und allen anderen oben gerügten Felilern heraus stellen. Es handelt sich um einen zuerst in ‘Maal og Minne‘ I Ss: (1915) unter dem Titel “Tor i Irland’ veröffentlichten Aufsatz, im WU chem er aus irischen Quellen die Fortdauer heidnischen Götterkulis bei den Wikingern Irlands noch zu Ende des 10. und zu Anfang Mi : 11. Jahrhunderts nachzuweisen sucht und unter anderem irische Stammes“ ; und Ortsnamen zu finden glaubt, in denen die Namen Thor und ba ei E in diesen und noch späteren Zeiten vorkommen. Dieser Auen a n dann ins Französische übersetzt und mit einigen Auslassungen — , sätzen in der "Revue celtique’ XXX VI S. 241— 263 erschienen, W er mit dem Imprimatur einer Fachschrift versehen worden ist- MARSTRANDER der Verfasser eines wissenschaftlich gehaltenen det norske sprogs historie i Irland’ (Kristiania, 1915) ist, so liegt fahr nahe, daß alle, die seine Behauptungen nicht nachprüfen K. Meyer: Nordisch-Irisches 1031 geneigt sein werden, ihnen großes Gewicht beizulegen. Wenn die Keltologie sie sonst vielleicht mit Stillschweigen übergehen würde, scheint es deshalb geboten, sie zur Warnung eines weiteren Kreises von Interessenten im einzelnen zu widerlegen. MARSTRANDER geht zunächst darauf aus, in der irischen Literatur Zeugnisse für den Kult Thors bei den in und um Dublin ansässigen Wikingern nachzuweisen. Es gelingt ihm das auch scheinbar da- durch, daß er den Namen Tomar, wo überall derselbe in irischen Quellen auftritt, als die irische Wiedergabe des Gottesnamen Dörr deutet und alles, was dagegen spricht, mit Stillschweigen übergeht. Da ihm das von der Kgl. irischen Akademie gesammelte reiche lexi- kographische Material zum Privatgebrauch zur Verfügung steht, so mußte ihm, wenn er nicht ganz flüchtig verfuhr, eine Anzahl von Stellen bekannt sein, an denen Tomar unmöglich der Name des Gottes sein kann. Auch hätte er die Ansicht hervorragender Gelehrter, seiner Vorgänger in diesen Studien, die den Namen ganz anders deuten, erwähnen und sich mit ihr auseinandersetzen müssen. Es war die Meinung von O’Doxovan, O’Currv, Topp, Hexnessy, STORES, und ist auch die meine, daß der Name Tomar, wo immer er vorkommt, eine spätere Form des älteren zuerst im 9. Jahrhundert belegten Personennamens Tomrir ist. Dieser Name, die irische Wieder- gabe des altn. Dorir, hat im Laufe der Zeit in Form und Bedeutung mancherlei Wandlungen durchgemacht. Zunächst wird er, um den nichtpalatalen Charakter des ersten r anzudeuten, auch Tomrair ge- schrieben!'. Dann wird T. omrair, wie das im Irischen bei vielen Namen der Fall ist, als Genitiv gefaßt” und ein Nominativ Tomrar entsteht. Seit dem ıa. Jahrhundert finden wir ferner eine Form Tomar, gespr. Towär, später mit gewöhnlicher Dehnung Towär, die sich durch Fern- dissimilation (Ausfall des ersten r) aus Tomrar erklären läßt. Vgl. über ähnliche Erscheinungen Pepersen $ 335. Schließlich kommt in Texten des ı 3. oder 14. Jahrhunderts auch ein zusammengezogenes Tora (vgl. comhra statt comhrar) und Tor vor’. Aus der irischen Geschichte des 9. und 10. Jahrhunderts kennen wir nun drei Wikinger dieses Namens. Der erste ist der 848 im Kampf innen die Form Tomar und in $43 Teomar, wie auch $ 66 und S. 45 Metrums wegen ein zweisilbiges Tomar für Tör einzusetzen ist. Die Form Tor on. Clonm. S. 133. s + 1032 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober gegen König Ölchobar von Munster bei Sc& Nechtain gefallene Tomrair erell, wie die älteste Quelle, die Annalen von Ulster (347), ihn nennt, Ebenso schreiben das Chronieum Scottorum und die Annalen von Inis fallen den Namen, was auch die Vier Meister beibehalten. Dagegen lautet er im Buch von Ballymote, einer Handschrift aus dem 14./15.Jahr- hundert, Tomar (602.41). Br Von einem zweiten Wikinger des Namens berichten die ‘Three Fragments of Irish Annals’ unter den Jahren 860 und 869. Sie schreiben ihn zuerst Tomrir, dann Tomrar und Tomrur. Derselbe wid in den Annalen von Inisfallen Tomrar, im "Cogad Gaedel re Gallaib’ A.D.866 von der ältesten Handschrift (LL) Tomrair, von der jüngeren — (B) Tomar und Tomur genannt. | | Im 10. Jahrhundert hören wir dann von einem dritten pörir, den die Annalen von Inisfallen Tomrair mac Elgi (altn. Helgi), die von Clonmacnois (922) Tormair mac Ailchi, Cog. Gaedel Tamar mac Elg nennen. Die Vier Meister (923) geben ihm ein anderes Patronym und De nennen ihn Tomrar mac Tomralt (= altn. boraldr). | Es wird noch andere Wikinger des Namens in Irland gegeben haben; auch ist anzunehmen, daß der Name wie so manche nordische — unter den Irländern selbst heimisch wurde. Denn wenigstens dd irische Clane leiten sich von einem eponymen Tomrir her, von denen | zwei noch lange die älteste Form des Namens bewahrt haben”. Im =: sind die zu Cenel Binnig gehörigen Ui Thomrair (CZ VII 296, 26), die am oberen Ende von Loch Swilly in Donegal saßen, und die Ui Tom rair von Cell mac nAingin (BB 102b, 34), deren Sitz westlich vol Flusse Suck in Connacht lag’. Beide werden auch mit Dissimilation ! In einer Liste der christlichen Könige von Munster. In seiner ap e Bearbeitung dieser Liste setzt der Dichter Seaän 6 Dubagän (gest. 1372) statt al: > as ihm vertrautere Z@ Tomair, wenn ich richtig konjiziere. Es heißt da (BB 6rb,?7 Da chat deg do gleire Gall do marb Eöleobar ihmll, - Sceith Nechtain gan tlas thair bäs do techtaich ua Tomaır, cethri bltadna go eg füair, 9 Iramna a &9 re henuair, a d.h. Ölchobar lebte noch vier Jahre a Pr Schlacht, während us Tomait von Sprößling von Liamain’ (Newcastle-Lyons, einer der Hauptsitze der Wikinge® Dublin), sofort seinen Tod fand. Statt ac Sceith Nechtain hat die Hs. cat s.n., und na comair statt üa Tomair, was die Alliteration verlangt. Ber ee wahrloste Text des Gedichtes in Jonw Darys Ausgabe (The Kings of the Eibhear, S. 22) gewährt keine Hilfe. Der Vers lautet dort bis do € chomhoir. Die Form Kölchobar statt Ölchobar ist wohl durch Anlehnung an e0l BE is Andere irische Clannamen von nordischer Herkunft sind Ui Erailb und Ui Batkbairr (Boduarr), Fen. 390, ı und 2. Ebenso finden wir später © ‚(Mitchel), clann Philip mitten unter irischen Clannamen, Hy Fiachr. 138: of = Ricaird AU 1366. >, 32.8 Hosan, .*_ n S. 209. Be K. Merer: Nordisch-Irisches 1033 Ui Thomnair genannt, was zu O’Toner anglisiert worden ist!. Zu den ersteren gehörten ein 1011 in Clonmaenois gestorbener Priester Connmach ua Tomhrair (FM), der vielleicht, wenn das @a hier in seiner ursprünglichen Bedeutung aufzufassen ist, noch ein Enkel des Ep- onymus war, und der 1129 gestorbene Klosterverwalter von Fahan, Ruaidhri üa Tomrair (AU). Ein dritter Stamm waren die elanna Tomoir, die mit den Fir Chomair zusammen als um Tara ansässig erwähnt werden (Moy Leana S.66, 7). Auf ihr Gebiet bezieht sich eine von MARSTRANDER arg mißverstandene und noch zu behandelnde Strophe in Ir. T. II 87, $95, wo der südlich von Tara zu suchende Ort Odba?” als in fr Tomhair gelegen bezeichnet wird. Während es ungewiß bleiben muß, nach welchem Tomrir sich jeder dieser drei Stimme und ihr Land nannte, kann kein Zweifel bestehen, daß die große Wikingerherrschaft, welche sich von Dublin bis an die Grenze der heutigen Grafschaften von Wicklow und Kildare erstreckte”, ihre Benennung nach dem im Jahre 848 gefallenen Jarl von Dublin führte. Dies ganze Gebiet wird tr Tom(r)air genannt, die in ihm ansässigen Wikinger muinter Tom(r)air. So heißt es “Three Fragments’ 166, 19 muinter an Tomrair sin genau so, wie die Gefolgs- | leute eines anderen Wikingerhäuptlings Raudolfr muinter Roduilb ge- 4 nannt werden (ib. 148, 18). Ebenso heißen die Wikinger Dublins nach R einem eponymen Haraldr Aleifssonr poetisch si Arailt 'semen Haraldi’ (CZ VIII 229 $ 3). Vgl. ferner clann Imair Cog. 34,18; 38,23; 42,24; n clann Elgi 38,18. Der Herrscher dieses Gebiets aber wird in dichterischer ’ Sprache als torc Tomair ‘der Eber der Ui Thomair’ bezeichnet (Book 0fRights S. 206, 3), der die Seinen anführt, wie der Eber die Sauen‘. nn nach einem ganz gewöhnlichen Sprachgebrauch steht hier Tomar kurzweg für tür, cenel oder clann Tomair, d.h. für das Gebiet, in welchem EN . „“ Auch O’Tonry kommt vor, das auf ir. za Tonrai beruhen muß. Vgl. oben die Form Tora. in ° S. Hocax, Onom. s. v. Odba, S. 557,1. Zur Lage dieses Gebietes vgl. auch er au 359, 1: Dolud Diarmait lrth re Gallaib a ndescert Breg iarnata. on Ath Cliath bis Ath Truisten’ (am Flusse Greece bei Mullaghmast) be- ih eg iromm 133a 50. So heißt ein König von Ulster »2 Tore AU 1006. Eine Schar Sys ‚gshelden wird Zorerad genannt, LL 48a 9, Er. V 238,117. Auch das synonyme L „amt als Epitheton vor, z.B. Nechtan Ner AU 678. So ist auch Fel. Jan. 8 mit “at Nechtan nar zu lesen. | a 1034 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober die Ui Thomair ansässig sind, oder für diese selbst. So bedeutet be kanntlich Conall soviel als cenel Conaill oder Tirconnell, Eogan steht für cenel Eogain oder Tyrone, Löegaire meint das Gebiet der Nach kommen von Löiguire m. Näill (vgl. rı Löegairi Book of Rights 178,17), Core bedeutet Munster, Lore Leinster usw. Nachdem kurz vorher ($ 112) in ‘Böroma’ von cenzl Conaill' die Rede war, heißt es $ 113: roergiset Conall ocus Eogan. Ebenso $ 80: atrachtatar Conall ocus Eogan cucu, $ 69: sczith Conaill ocus Eogain. Oder se riga dec Eogain “sechzehn Könige von Tyrone’ RC XXIV 202, 15. Besonders gewöhnlich ist Cairpre für eine ganze Reihe von Gebieten, die als Cairpre a Cairpre Mör usw. unterschieden werden. 5 Die von MARSTRAnDER mißverstandenen Stellen sind nun na % die einzigen, in denen Tomar in diesem Sinne vorkommt. In einem bekannten kürzlich von Paur Wash, Eriu VII 64 ff., herausgegebenen : Gedichte des 12. Jahrhunderts über Irland heißt es (S. 69): Roddet a ILaignib, büan blad, ocus don tsiaag © Thomar “ crechad Cuille, slicht dar Sitir, ocus buille dar Indiuin. = Hier bedentet slüag ö Thomar die ‘Kriegerschar aus Tomar', d.h. aus dem Lande der Ui Thomair!. e So steht es also in Wirklichkeit mit MARSTRANDERS 'peuple a \ Thor’. Aber einen weit schlimmeren Fehler begeht er, wenn er nu gar maithi Tomair mit “illustres de Thor’ übersetzt. Das Wort Br, . welches die Edlen eines Volkes bezeichnet, kann nach altirischem Sprachgebrauch nicht in bezug zu einem Herrscher oder nun gar Mr 5 einem Gotte gesetzt werden. So wäre z. B. maithi Conchobuir oder maithi Find ein Unding; es kann nur maithi Ulad, maithi fer Tr 8 maithi na hEmna oder maithi na fene heißen mit Bezug auf ein ein Land oder irgendeine Örtlichkeit”. So finden wir denn & maitlhi Gall Muman Cog. 58,26, maithi Gall Atha Cliath 46,15: " Atha Cliath Tig. 997 usw. Wenn also ein Gedicht im Book of Bi : S. 34 15 von maithi Conaill redet oder Chr. Seot. ı027, YO ' In Cath Ruis na Rig S. 92 $ 35 ist congbaid catha ö Rudraige nicht ui . zu übersetzen “he wards off battles from Rudraige’. sondern 'he upholds t 2“ of the „Rudraige‘. : ® Erst in späten Texten findet sich gelegentlich der von Mansınannet 2 nommene Gebrauch, z. B. timnais (sie leg.) celeabrad do maithib Oilella FF de Celt. Rev. II 26, 23, nach Analogie von teylach Oilelia u. dgl. Lehen “ eine Stelle, wo die ältere Handschrift on 339b41) a mac da marbad hat, während die Jüngere (Celt. Rey. 104, 10) cona maithib liest. K. Meyer: Nordisch-Irisches 1035 Clansystems, in welches er die Anschauungen eines feudalen Vasallen- staates hineinträgt. Wie er es nun weiter fertig bringt, seinen Lesern einen “Thor le Large (i. e. au large flanc)’ und "Thor l’Eleeteur = altn. Valkjo- sand? aufzutischen, darüber möchte ich am liebsten mit Stillschweigen hinweggehen, besonders da er selbst, was den letzteren betrifft, in Anmerkung 2 auf S. 251 seine Bedenken gehabt hat. Er läßt sie aber nicht im Wege stehen, sondern geht weiter und fügt hinzu: ‘eela indique que Thor avait etendu sa domination au dötriment de celle d’Odin’. Das ist ein zu charakteristisches Beispiel seines ganzen Verfahrens, um nicht etwas dabei zu verweilen. ‘ Er entnimmt all dies aus einer von Tnurneysenx Ir. T. II 87 $95 gedruckten Strophe eines schon oben erwähnten Gedichtes des ı 2. Jahr- hunderts, worin sich der Vers ö tür Tomair togaig täebaig findet, d.h. im erlesenen flächenreichen Lande der Ui Thomair’. Dadurch, daß er die Attribute togach taebach auf Tomar bezieht, was er wieder mit Thor’ übersetzt, kommt er zu seinem kiesenden Gotte mit den großen Flanken. Er sagt freilich: ‘Cependant toghaigh peut aussi @tre attache au för anteeedent', hätte dann aber dasselbe auch von Zäebaigh einge- stehen müssen. Auch kann togach, ein gewöhnliches Epitheton gerade von Landschaften', nun und nimmer einen Wählenden bedeuten. Es ist vielmehr stets mit “ausgewählt, erlesen’ wiederzugeben, so z.B. togach Temra “der Erlesene von Tara’, B. in Seail $ 54, d. h. der Ober- könig von Irland? Auch toebach, eig. 'seitenreich’, ist ein häufiges Beiwort von Örtlichkeiten bei Dichtern‘. | Nachdem wir nun Tomar so oft als Personennamen und in idio- matischer Verwendung als Ortsbezeichnung angetroffen haben, wird es im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß jetzt auf einmal in fad Tomair "Tomars Ring’ der Name des Gottes vorliegen soll. Von diesem Armring, der zusammen mit dem Schwert des Carlus im Jahre 994 (FM) von Mael Sechlainn in Dublin erbeutet wurde, hat man früher allgemein angenommen, daß es sich um ein Erbstück des ersten Tomrir handelte‘. Aurx. Busse war der erste, der in seinen "Contributions to the History of the Norsemen in Ireland’ I S.ı5 den Gedanken aussprach, daß Tomar hier den Gott bedeute. Ich vermag auch nicht zu glauben, daß es sich in claideb Carlusa um ein Schwert Karls des a " Z.B. treb thogach SR 339, tir togach 978. En ” Dem Reim zuliebe lautet es gelegentlich auch iagach, so z. B. Rawl. 502, SSR AG —— tagach tirmchärna, wo es auf bladach reimt. Ebenso 148a 2 “ Men ® 7 Temra toebaige LL 132b 6; tire a tacbaig Lism. L. 3466; a > toebach ” 1 is; a huillib talman a: SR 8090 us Den Ring des Ahnherrn Tomar’, Zımmer, Kelt Boitr. II S.68. Ebenso Ton», ee a Sroxzs, Tig. 994. 1036 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober Großen handeln sollte, wie Buser annimmt. Es ist doch viel natür licher, auch in diesem Beutestück den einstigen Besitz eines nordischen oder irischen Heerführers zu sehen. Carlus war ja ein gewöhnlicher Name unter den Wikingern und seit der Wikingerzeit auch unter den Gälen Irlands’. Ein Carlus mac Cuinn, Enkel des Oberkönigs . von Irland, war im Jahre 960 in Dublin erschlagen worden (AU 959). Was liegt näher als anzunehmen, daß sein damals den Wikingm zur Beute gefallenes Schwert jetzt wieder zurückgewonnen wurde? Und was schließlich Caill Tomair, den “Wald von Tomar’ betrifit, so fasse ich es ebenso wie das damit verwechselte Caill Comair und die Namen vieler anderer Wälder als nach der Landschaft benannt auf. Auf jeden Fall hat König Brian diesen Wald im Jahre 1000 nur aus strategischen und nicht etwa aus religiösen Gründen zerstört, indem er sich ja auf die Ausrottung des Unterholzes beschränkte, die großen Eichen dagegen, wie Cog. 198, 28 ausdrücklich berichtet wird, stehen ließ. MARSTRANDER hat sich nun gewiß in seiner Auffassung von caill n Tomair als einem heiligen Hain durch die ganz verunglückte Deutung bestärken lassen, die er dem Ausdruck ascaill Gall (Cog. 110, 6) gibt, was er mit “Asenhain der Nordleute” übersetzen will. Schon die Art, wie er diese Auslegung einführt, ist bezeichnend. Er sagt: “La mene source mentionne aussi que les Norvegiens, avant de livrer bataille i ä Brian en Glenn Mama, envoyörent leurs troupeaux, leurs femmes e& leurs enfants ä ascaill Gall.” Die Quelle sagt das aber gar nicht vn den Wikingern, sondern nur von den ihnen verbündeten Leinsterleuten (rocuirit dana ba 7 muntera Lagen i n-ascaill Gall 7 inUib Briuin Chüa Ä ) : und nennt außer dem vermeintlichen ‘Asenhain’ auch noch das Gebiet n der Ui Briüin von Cüalu. Ferner verschweigt er, daß die bessere i Brüsseler Handschrift osgaill statt ascaill liest. Dann versieht er Zu ; Anlaut von ascaill stillschweigend mit einem Längezeichen, UM = & seine Erklärung mundgerecht zu machen. Wie Tonp oder vielmehr 5 seine Gewährsmänner O’Curry und O’Doxovan richtig annahmen, haben - wir es in osgail und ascail! mit einer ganz gewöhnlichen topograpl" schen Bezeichnung zu tun, in welcher das mit lat. ala, azilla Er verwandte Wort ochsal (ä) f. (per metathesim oscal, dann ascall), welches ursprünglich “Achselhöhle’ bedeutet, von einem Winkel, einer © des Landes gebraucht wird, was ja an unserer Stelle, wo 8° einen Zufluchtsort handelt, besonders gut paßt. Ähnlich heißt € RE ETER * Vgl. Carllıs Cog. 164, 6; Cathal mac Carlusa, comarba Cainnig AU 20085 BB 96e 15, 105a 32; Carrtholus ALC 1307. Ri Er ) = 01 ONOVAn nahm dagegen an, daß wir es mit einem Carlus, Sohn N von ‚Dublin, zu tun haben, der 866, auf. der Seite von Leinster Kamp Schlacht bei Cell K. Meyer: . Nordisch-Irisches 20897 LL ı35b 7 © ochsail Romuir ‘von der Ecke des Roten Meeres an’. Auch ein Deminutiv asgallän kommt Top. Poems S. 62 vor (asgallan beag oile ann). In diesem Sinne wird das Wort noch heute gebraucht: ‘a corner, esp. of a field, hence a small territory’, sagt Dinseen. Von einem Walde (call) ist also keine Rede oder gar von einem heiligen Götterhain, ‘ou ils — Kuhherden und christliche Frauen und Kinder von Leinster! — se trouvaient sous la protection de Thor’ — im Jahre des Heils 1000! _ Einen ganz verkehrten Gebrauch macht MARSTRANDER von einem dem heil. Benen in den Mund gelegten Gedicht im Book of Rights S. 224 ff., welches Zimmer in seinen kelt. Beitr. II S. 57 ff. (ZfdA. XXX V) eingehend behandelt hat. Solange er Zimmers Ausführungen folgt, steht er auf sicherem Boden, wo er aber seine eigenen Wege geht, entgleist er. So bezieht sich der Ausdruck dub-deman (228,24) nicht, wie MARSTRANDER annimmt, auf Thor oder sonst einen heidnischen Gott, sondern, wie unzählige Male in der irischen Literatur, auf den christlichen Teufel, als dessen Diener die Heiden gedacht sind'; und in tres tine bhias fa deired i nErinn heißt nicht ‘le troisieme et dernier ‚ bücher en Erin’, sondern “eines der drei letzten Herdfeuer’, d.h. Wohn- stätten, wie O’Doxovan und Zmmer als gute Kenner der Sprache Fichtig übersetzt haben. In diesem Sinne steht das Wort des öftern im Stabreim mit Zech zusammen’. Überhaupt ist Marstranpers Lesung der betreffenden Strophe fehlerhaft?. Es muß heißen: An dün itäit co dreman noscerfa fri dubdeman, bid he in tres tene nach tim bias fo dered i nErinn. Während er den Nachweis Zimmers akzeptiert, daß dies Gedicht Verhältnisse zu Anfang des ı1. Jahrhunderts widerspiegelt und daher um diese Zeit verfaßt sein muß, läßt er die Tatsache unberücksichtigt, daß der Dichter die Wikinger Dublins als gute und fromme Christen schildert. Das geht aus dem Verse buaid cadusa ’na chellaib (S. 230, ı 1) hervor, wozu schon O’ Doxovan bemerkt: “This shows that the poem Was composed after the conversion of the Galls to Christianity’, während Zimmer kommentiert: “Als junge Christen zeichneten sie sich in ihren Kirchen durch ehrwürdige Haltung aus‘. Es ist wohl der ärgste Miß- griff MARSTRANDERS, daß er bei den Nordleuten Irlands zu Ausgang ; ‚des 10. und Anfang des ı 1. Jahrhunderts noch blühendes Heidentum x Nglz. B. demun dub dianid comainm Lucifur SR 7773. Ben daR ebene B. screpul gach teined Lism. L. 4779, gu na rabi tech na tene ö Lui fodess n ve Auch auf S, a45 | ı ist statt Zhwire zu lesen thurc, ferner cerüadhascaidh 1038 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober sucht und zu finden glaubt, während doch alles dafür spricht, daß “ sie um das Jahr 1000 seit mindestens zwei Generationen ehristianisiert waren. Um diese Zeit war wenigstens Dublin längst eine vollständig © christliche Stadt mit Kirchen und Klöstern. Dort wurden nach de Schlacht bei Clontarf (1014) die Leichen irischer Fürsten, wie z.B. die Tadc’s ua Cellaig, bestattet, wovon uns ein bekanntes Gedicht s Mac Liacs berichtet, der zum Begräbnis seines Herrn dahin eilt (02 VIH 229): / | Lese amlesc sinn co Ath Cliath, co dün Amläib na n-Orsciath, o Ath Chath na land ’s na lecht is dian, is mall m’imihecht. A lucht Atha Cliath na cloc, etir apaid is espoc, na cuirid ur tar Tade tair co tairic düinn a dechsain. "Halb zaudernd und halb ungeduldig zieh’ ich nach Dublin, zur Feste Olafs mit den goldnen Schilden; aus Dublin, der Stadt der Kirchen und der Gräber, wird mein Weggang rasch und zögernd sein. \ Ihr Leute von Dublin, dem glockenreichen, zusamt Abt wie Bischof! werft keine Erde auf Tade dorten!, bis ich ihn einmal noelı gesehen habe.’ Zur näheren Bestimmung der Zeit, wann eine allgemeine Chri- stianisierung der Wikinger Irlands stattgefunden hat, bietet uns der Sprachgebrauch der Annalen einen guten Anhaltspunkt. Während sie von ihrem ersten Auftreten im Jahre 794 an in den Annalen - Ulster genti ‘Heiden’ genannt werden und diese Bezeichnung, mit “ Fremdlinge, Ausländer’ abwechselnd?, durch das ganze neunte Jahr- “ hundert andauert, gegen dessen Ende aber seltener? wird, hört sie "mit dem Jahre 923 auf. Denn wenn der Ausdruck genti auch noch vereinzelt 942, 943 und zum letztenmal 975 wiederkehrt, so bezielt | er sich in den ersten beiden Fällen im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Gaill Atha Cliath auf die heidnischen Dänen von Dublin unter Blacaf En mac Gofraid, dem Gegner des christlichen Amläib Cüarän‘, und letzten Falle duf den vereinzelten Überfall einer heidnischen Räuber . bande, die auf der kleinen Insel Lambay den Klosterverwalter € u, ee U RE Te * Gaill tritt zuerst 828 auf, dann 835, 837, 839, 842 (Gaill Linnae), 54 849, 850, 852 (Gaill Lindar), 853 (Gaill Erenn), 861, 863, 864, 866, 868 USW. Atho Citath zuerst 893. B ® Nur noch 856, 867, 868, 902, 914, 915, 917, 918, 919, 923. “ Clüain maic Nois do indriuth do gentib Atha Chuath 7 Cell Dara (942); mac Neill do marbad do gentib i. la Blacair usw. (943). Vgl. dagegen is Can unter demselben Jahr. * Fer Dälach, airchinnech Rechrann, a gentilibus oceisus est (974): ' 'Wörtlich “im Osten’. 8 K. Meyer: Nordisch-Irisches 1039 Von den häufigen Bündnissen irischer Könige und Häuptlinge mit christlichen Wikingern, deren erstes schon 850 stattfand!, will ich nicht reden. Die Mischheiraten fangen etwa 860 mit Ierene (larnkne) und Muirgel, der Tochter Mael-Sechnaills, Oberkönigs von Irland, an is. AU 852). Um dieselbe Zeit heiratete Amlaib, “Sohn des Königs von Norwegen’, eine Tochter von Aed mae Neill (s. Three Fragm. A.D. 862). Solche Ehen nehmen im ı0. Jahrhundert zu, was Zimmer im Anschluß an die Taufe von Amlaib Cuaran im Jahre 943 a.a.O., S. 66, hervorgelioben hat. Letzterer nannte eine nachı seiner Bekehrung geborene Tochter der Jungfrau Maria zu Ehren Mäel-Muire. Ähnlich gab König Imar von Waterford einem um die Mitte des 10. Jahr- hunderts geborenen Sohn nach dem Apostel Irlands den Namen Gilla Patraic (s. AU 982); und der ı014 gefallene Gilla Ciaräin war ein Sohn des Wikingers Glün Iarainn (Iarnkne). Cinäed üa Hartacäin, ein im Jahre 975 gestorbener Dichter, widmete sein Gedicht auf Achall dem Amlaäib Cüarän (Metr. Dindsenchas I S. 52). So waren auch Tureaill? (borkell) mit seiner irischen Gemahlin Liamain und Ragnall (Ragnaldr) von Waterford Patrone des Dichters Cüän üa Lothchäin, der 1024 starb (s. CZ V 23 $ 26). Der blinde Hofdichter des im Jahre 976 gefallenen Mathgamain mac Cennetig war mit Dubchenn (Svarthofdi)?, einem Sohne Imars üa hImair, in Freundschaft verbunden und nahm deshalb Anstand, den Wikingern etwas Schlechtes nachzusagen‘. Kurz, im Laufe des ı0. Jahrhunderts werden die schon in der zweiten Hälfte des 9. eingeleiteten freundlichen Beziehungen zwischen Iren und Wikingern auf allen Gebieten so häufig und intim, daß sie einen Gegensatz zwischen Christen und Heiden völlig ausschließen. Wenn in Norwegen selbst um die Mitte des 10. Jahrhunderts König Hakon Sich bemühte, dem Christentum zum Siege zu verhelfen, was dann am Ende des Jahrhunderts Olaf Tryggvason gelang, so kann es nur natürlich erscheinen, daß die christliche Atmosphäre Irlands diesen Sieg hier um einige Jahrzehnte beschleunigt hat. Ganz ähnlich wie mit Marstranpers Gleichsetzung des ir. Tomar mit dem Götternamen borr steht es nun auch mit seiner Deutung des irischen Namens Balldair als Balder. Er sagt: ‘Dans un vieux tableau I eine ' Cinäed mac Conaing rex Ciannachtae du früthtuidecht Mäel-Sechnaill a nneurt Gall (849). | “ MARSTRANDER, Bidrag S.99, setzt einen Nom. Turca!l an, der nirgends vor- Er hat ihn irrtümlich aus dem Gen. Tur«aill erschlossen. Wie die Iren diesen Svarthofdi mit Übersetzung seines Namens Dubchenn Dannten (s. MARSTRANDER, Bidrag S.45), so ist auch der Name eines anderen Sohnes Yon Imar, Cu allaid (Cog. S. 48, 4) “Wolf”, eine Übertragung von Ulfr. Ss. Cog. S. 98, 29: n? dingnem tainsium na nGall > oe ar mo dile le Durbhgenn. . Sitzungsberichte 1918. 88 kommt. 1040 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober genealogique de Munster, conserv& dans de remarguables manuserits, jai trouvre le nom de tribu clann Balldair, e’est-A-dire: la famille Balder’. Zunäehst ist zu bemerken, daß es sich hier um’ einen Text handelt, der in zwei recht späten Handschriften vorliegt, einer aus dem 14. [15. Jahrhundert (Buch von Ballymöte) und einer aus dem 15. Jahr hundert (Buch von Lecan), letztere in “Miscellany of the Geltie Society S. 3fl. abgedruckt. Es sind genealogische Aufzeichnungen, die zwar zum Teil auf älterer Überlieferung beruhen, aber mit Zusätzen versehen sind, die bis tief ins 15. Jahrhundert hinunter reichen. Es werden Familien erwähnt, die erst verhältnismäßig wenige Generationen bis zu ihrem Stammvater zählen‘. Zu letzteren gehört clann Baldair, und der Eponymus ist kein-Gott und kein Ausländer, sondern ein irisches s: Menschenkind, dem die Eltern den englischen Namen Walter gegeben hatten. Marsrranoer hat sich eben die Sache nur ganz obenhin an- gesehen. Hätte er z. B. derselben Seite des Buchs von Ballymote, auf der sich elann ‚Balldair erwähnt findet (198), nur etwas mehr Aufinerk- samkeit geschenkt, so würde ihn eine Stammtafel, die mit einem Tady 'm. Cobthaich m.: Balldair m. Nicoil anfängt, stutzig gemacht haben. Es wimmelt geradezu von englischen Namen in. diesen Stammbäumen, wie Uilliam, Seoam, Emund, Pilip, Ricard usw. Aber auch alles, waset aus dem besonderen Stammbaum herausliest, in dem die elann Balldair im Anschluß an ihren Stammvater Finn erwähnt wird, ist durch flüch- tiges Lesen und das Bestreben, überall nordische Beziehungen aufzu- finden, veranlaßt.' Er sagt: Il est dit qu’il deseen« de Finn, fils de Donchad, un eousin de Olav Makradsson, dont la mere etait n0 & ar ou danoise‘. Die Stammtafel sieht aber folgendermaßen aus Donnchad ai [ca. 1200] Mac Raith Finn je Aed Ken [ea. 1266] a a - we Dosen re . 1299] Mac Raith in eig Ten 1332] NER RN Na Ba Seren 1 ee oe pn Acı es I 365] RR einen Ricard- finden mit der en Hal Cathail Kara! ar si Oder is © in Tomaltach sa ba He ar Airteach ec. “ scribadh in leabair scribad na codach sa don leabar a4 usw. ‘2 Sein Bruder Amlaib in Pr Olaf der Gascogner, starb 2 ee Es m nur een gm Be wenn gie nanDER di edergibt. K. M&rer:: Nordisch-Irisches url MARSTRANDERS Irrtum beruht auf einer Verwechslung der beiden Brüder Finn und Aed. Nicht Finn m. Meie Raith' in. enig, sondern sein Bruder Aed hatte eine gaillsech zur Mutter, worunter um die Mitte des 14. Jahrhunderts natürlich keine Norwegerin oder Dänin, sondern eine Engländerin zu verstehen ist. Denn in der gesamten irischen Literatur bedeutet Gall schlechthin. seit der englischen Besitzergreifung nicht mehr “Skandinave’, sondern “Normanne’ oder ‘Erigländer‘. Sehon im Jahre 1176 verwenden die Annalen von Ulster das Wort in diesem Sinne (caislen Gall ga denam i Cenandus), und Gaill Erenn oder Gaill Uladh bedeutet fortan die in Irland oder Ulster kriegenden. oder. an- sässigen Engländer. Was nun den Namen Walter betrifft, so tritt er im Irischen in doppelter Gestalt auf, als Uater und Baltair oder Baldair. 'Die erstere Form beruht auf dem anglo-norm. Walter, latinisiert Waltzrus (im Gegen- satz zu zentralfranz. Gwaltier > Gautier) mit Verflüchtigung des !’wie im mittelenglischen Water”... Als Beispiele führe ich an: Uater AU 1203 (wo ALC Baldar hat); elann Uateir Lee. fol. 91,'so genannt nach Walter Burke (vgl. ingen Baiter a Bure mäthair an trir sin Tribes of Hy Many 50, 3); Uäter m. Ricaird -ALC asp. Udter de Salerna ib. 1258, mac Uaiteir 1238, Udder Expugn. 60 usw.’ Dazu die Deminutiv- formen Uatin ALC 1399, Baitin 1386 usw. Die andere Form lautet LU 69 m. i. Baltair im Bin mit daltaib (altra tu ac Baltair, a Briain), daneben auch Baldair, Balldair, Ualdar (ALC 1213, 1234, 1235 usw.) mit Wechsel zwischen t und d nach 1. Auch Ualtra und Ualdra kommt vor (ALC 1220, 1221, 1241).. Dazu das Deminutiv Bailtrn AU 1336, clann' Bailltrim 1346 (= Uaildrin FM). Kein Name ist so stark in der Topographie Irlands vertreten, wie die zahlreichen Ortsnamen Ballywater, Ballywatt, Ballywatteen, Bally- wattick, Ballywatticock, Ballywaltrin, zeigen und so ist auch MARSTRANDERS ikdersheiin’ ein heutiges Ballywater, von denen ein geographischer Index nicht weniger als vierzehn aufzählt. Beiläufig bemerke ich, daß in einigen anderen Ortsnamen water eine Anglisiernng 'des ir. Yachtar ist, wie z.B. in Kilwatermoy in der Grafschaft Waterförd = ir. Cl achtair maighe. S. darüber Joycz, Irish Names of Places, S. 40. Der Name en selbst geht bekanntlich auf altn. Veore- zurück. 2 oa el ; Wegen seiner zahlreichen männlichen. Nachkommen nennt die Hs. ihn cenn Se Be i “ Br ea is re Shnkerpe tr same an Harn Ey Vi, IV | a NL Su a ge #n Uajıir mac Daibid.a Burce zu losen. = an, Ba 1042 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober Auf Marsrranpers Deutung eines irischen Ortsnamens Frigrenn als altn. Friggrinn und eines anderen, Sliab nAülbe, als Alfaberg (Maal og Minne $S. 88 und 89) gehe ich nicht weiter ein, da er sie selbst still- schweigend dadurch zurückgezogen hat, daß sie in der französischen Übersetzung ausgelassen ist. So bleibt also von dem’ ganzen Thor und Balder zu Ehren er- richteten Gebäude auch nieht ein Stein auf dem andern. Der Verfasser hat sich eben eine unmögliche Aufgabe gestellt, ist mit vorgefaßten Ideen an sie herangetreten und hat nieht mit der nötigen Aufmerksamkeit gearbeitet. Einem mehrfach ausgesprochenen Wunsche gemäß stelle ich im folgenden im Anschluß an die obigen Ausführungen kurz zusammel, was die keltische Forschung an den Aufstellungen Zimmers in seinen "Keltischen Beiträgen’ (Zfd A. Bd. 3 2—-35) als irrtümlich nachgewiesen hat. Zimmer ging von der Ansicht aus, daß der Jüngere irische Sagen- kreis, welcher sich um Find mace Umaill', seinen Sohn Ossin und ihre Fiana genannten Jäger- und Kriegerbanden kristallisiert hat, erst in der _Wikingerzeit Irlands, also nicht vor dem 9. Jahrhundert, durch nord- germanische Einflüsse entstanden sei. Davon kann aber nicht die Rede sein, indem Find und sein Waffenbruder Cäilte maee Rönain in ge diehten des 8., vielleicht schon des 7. Jahrhunderts erwähnt werden . Schon dadurch wird also die Vermutung Zimmers hinfällig, daß die Sagenfigur Finds einem Anführer der Gall-Göidil namens Caittil Find, der 857 in den Annalen erwähnt wird, ihren Ursprung verdankt, eben- so wie die andere, daß Cäilte mace Rönäin der im Kampfe gegen Wi kinger 869 erschlagene Mäel Ciaräin macc Rönäin sei (Kelt. Beitr. u S. 145). Ferner sind die Namen von Finds Sohn und Enkel, Ossin (auch Osszne genannt) und Oscar, nicht altenglischen oder altnordisehen Ursprungs (ZfdA. 35, S. 253), sondern gut irisch. Ossin und U sind deminutive Koseformen irgendeines mit 0ss ‘Hirsch’ zusammel gesetzten Vollnamens, wie er in Os-car "hirschliebend’ vorliegt. Namen, die nach Zimmer überhaupt nicht vorkommen, sind recht | reich. So haben wir noch Oss-cz “Hirschhund’, Oss-bran “Hirsch 1% Oss-gein "hirschgeboren', Oss-fer ‘Hirschmann’. Auch ein weiblicher ' So. lautet die älteste Form des Namens, nicht Cumall, was erst spätet .- Hinüberziehen des ce von mac entstanden ist. S. darüber meine ‘Fianaigecht ers Lecture Series XVI, Dublin 1910) $. XXI und Rey. Celt. XXXII, S. z91fl. WelRT u lege der älteren Namensform sind Find mac Umaill Rawl. 502, 95 M- ij. und Fi i. Umaill YBL 325244, wo Umaill durch übergeschriebenes © nachträglich .1R 2$5.Xx ® Über Alter und Entwicklung des ganzen Sagenkreises s. ‘Fianaigech . K. Meyer: Nordisch-Irisches 1043 Kosename Os-nat “Hirschkälbehen' findet sich (Gorm. Jan. 6). Die Form Ossene liegt schon bei Adomnan (7. Jahrhundert) latinisiert als Oisseneus vor; andere Deminutivformen sind Ossän, Ossen, Ossine!, Auch das Wort fıan (a) f. mit seinen Ableitungen fürnach (Ir. T. III 44 $ 61), ‚fianlach, fianaide (LL 379a 46, Metr. Dinds. I 24), fenid usw. ist irischen Ursprungs, hat mit altn. fiandi niehts zu tun und ist von dem alten Stammesnamen Fene scharf zu trennen’. Als Zimmer nach Abschluß seiner ‘'Keltischen Beiträge’ entdeckte, daß mit fian gebildete Personennamen schon im 7. Jahrhundert in den irischen Annalen erwähnt werden’, mußte ihm daran liegen, wenn anders er seine Gleichung aufrecht halten wollte, die Bekanntschaft der Iren mit den Wikingern mindestens bis in dies Jahrhundert hinaufzurücken. Das versuchte er dann in einem Aufsatze in den Sitzungsberichten der Akademie für 1891 (S. 279ff.), indem er die Ermordung Donnäns und seiner Gemeinde durch Seeräuber auf der Insel Eigg im Jahre 617 heidnischen W ikingern in die Schuhe schob. Aber die Quellen (s. Reeves, ‘Adamnan’ 8. 303) reden weder von Heiden noch Nordleuten‘. Auch das Datum 725, welches Zimmer (LS. 231) für das Erscheinen der Wikinger auf den Faröer ansetzt, beruht auf einem Mißverständ- nis von Dieuils Worten, der vielmehr vom Jahre 825 redet’. Zu einzelnen Gleichsetzungen irischer Namen und anderer Wörter mit altnordischen verweise ich auf MARSTRANDERS oben zitierten "Bidrag’ und hebe selbst noch folgendes hervor. Aüadrach (TS. 264) ist nicht Hrodrikr, sondern der Gen. des irischen Namens Rüadri, einem aus rüad ‘rot’, ‘stark’ und r7 ‘König’ zusammengesetzten Namen, dessen Akk. Rüadraig Zimmer selbst zitiert‘. Russ mae Trichim ist kein Rus T: "yggvasonr (II S. 36). Der Name Trichem ist echt irisch'. Das Subst. — nn .. Ossin ist also nicht das altengl. Öswine oder altn. Äswin, und Oscar nicht altn. Asgeirr. Alle Oscars der Welt mit Ausnahme der irischen verdanken ihren Namen bekanntlich dem Einfall Napoleons, der seinem Patenkinde, dem Sohn Bernadoites, AUS seiner Lieblingslektüre, Macphersons "Ossian’, zuerst den Namen Oscar gab. Im Gegensatz zu den heimischen Namen mit oss- haben die aus dem altengl..Oswald und Ösfrith entlehnten irischen Namen Ösalt und Ösbrit (1 S. 207) langes o. ° S. darüber “Fianaigecht’ S. V fl. ° Sie sind natürlich noch. viel älter. In ‘F ianaigecht’ S. VIII weise ich z. B. einen Fiangalach aus dem 6. Jahrhundert nach. “ Es mögen, wie Reeves S. 304 Anm. ce annimmt, Pikten gewesen sein. . © Er sagt (Parthey, Dieuil S. 44): “Fere eunctae (insulae) simul angustis distantes (retis, in quibus in centum ferme annis (d.h. von 725 bis 825) heremitae ex nostra ' navigantes habitaverunt. Sed sicut a prineipio mundi desertae semper fuerunt, aune (i. e. 825) causa latronum Nortmannorum vacuae anachoritis. Con = Vgl. Artri, Gen. Artrach, "Bärkönig’, Con-ri Gen. Conrach, "Wolfkönig’, NPI. ch Reeves, Adamn. S. 277. S. Beispiele im Index zum Faksimile von Rawl. B. 502; ferner secht maic LL 349. | | ita Trichm 1044 Gesamtsitzung vom 14..November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober diberg hat niehts mit einem altn. Tyverk zu tun, sondern zerlegt sieh in intensives di- und berg (ä) f. "Räuberei’, auch personifiziert “Räuber”. Das Wort bethir ‘Bär’ (1 S. 286) kommt schon in Texten vor, die der Wikingerzeit weit voraufliegen’ und kann daher nicht aus dem altn. berr entlehnt sein. Zimmers Annahme, daß {h schon im Altirischen wie A gesprochen wurde, eine Lieblingsidee von ihm, ist dureh nichts erwiesen. Statt drenga itir dreppa (1 S. 280) ist drengaitir dreppa "es werden Stufen erklommen’ zu lesen®. Ir. laith (i) f. ‘Bier’ ist kein Lehnwort aus dem Germanischen. Es entspricht dem mittelkyn. lad. Ir. teinm: laeda, älter löido, hat nichts mit einem altn. teina lägda zu tun (III S. 152), sondern enthält das Abstraktum zu tennim ‘schneide auf’ und den Gen. von löid ‘Lied’. Ir. finnta ist nicht aus altn. inn bu entstanden (IT S. 148), sondern ist die 2. Sg. Imper. zu rofinnur, Die Norweger sind sicher nicht Findgaill oder Findgenti genannt worden, weil sie häufig den Beinamen Hoiti oder mit hoita- komponierte Namen führten (II S. 131), sondern weil sie sich von den G@aill (urspr. ‘Gallier‘) genannten festländischen Ausländern durch ihr blondes Haar auszeich- neten, wie denn Zinner selbst später einmal bemerkt hat, daß fi sich bei Personenbezeichnungen stets nur auf die Haarfarbe bezieht (Zeitschr. f. celt. Phil. IX S. 102). Auch darin hat er unrecht, daß Gail in den ältesten Sagentexten immer mit ‘Nordländer’ zu übersetzen sel (ES. 237, Anm.). In Texten aus dem 8. Jahrhundert, wie z. B- der ältesten Version von Tochmare Emire*, bezieht es sich seiner ul sprünglichen Bedeutung gemäß auf Bewohner “Galliens’, d.h. des heutigen Frankreichs. Statt crochotag (1 S. 307) ist erö eotaig "Blut des Bündnisses’ anzusetzen. Die Sitte der Blutsfreundschaft unter den Iren ist keineswegs nordischen Ursprungs. Sie findet sich sehon in Texten erwähnt, die älter sind als die Wikingerzeit. B comga (S. 327) bedeutet nicht ‘Zauberspruch® der-Unsichtbarmachung » .' 8. meine “Contributions to Irish Lexicography’ s. v. | °” S. Beispiele in ‘Ält. ir. Dichtung’ II.S. 36. a ® S. Thes. Pal. II S. 295$8. Der Ausdruck bezieht sich gewiß auf die er weise Aufzählung der Vorfahren des Gefeierten, eines der Hauptthemen des er * 8. meine Ausgabe in Rev. Celt.XIS. 433 ff., wo ich darauf aufmerksam ie iden daß die Lesart der ältesten Handschrift dı örduisib7 fin Gall ‘von goldenen ge 1 an gallischem Wein’ in der späteren nachnordischen Version zu di Or duisib es von. goldenen Geschmeiden der Norweger’ geworden, ist, da dem enraiee e inen 12. Jahrhunderts, für den Ga/l einen Skandinaven bedeutete, ‘nordischer Wein RER? Sinn gab. Br hn der Druide h nichts zu - langes ! % ‚bricht ist das allgemeine Wort für den Zauberspruch, wie i ser Au übte. S. meine Contributions s. v. Mit briyaim: kann es jedoe haben, wie ich Kelt. Wortk. $ 35 annahm, da dieses Verbum als a-Stamm haben muß. . K. Meyer: Nordisch-Irisches 1045 sondern ‘des Schutzes oder ‘Schirmes’. An.eine Tarnkappe ist nicht zu denken'. Über den angeblichen Nibelung Fer Diad (1 S. 302 ff.) habe ich in den “University of Illinois Studies’ II S. 562 ff. (1916) gehandelt. Da es noch lange dauern mag, ehe Exemplare dieser Zeitschrift ihren Weg nach Deutschland finden, füge ich 'hier eine Übersetzung dieses kleinen Aufsatzes ein. »In seiner Abhandlung über germanische Einflüsse in altirischer Sprache und Sage hat Heinrich Zınmer unter anderem zu zeigen ver- sucht, daß die Iren bis zu einem gewissen Grade mit der Nibelungen- sage bekannt geworden waren’. Der Name und einige Attribute Fer Diads, der in der altirischen Sage Täin Bö Cüalngi eine Rolle spielt, erinnerten ihn zugleich an einen Nibelung und an Siegfried. Er deutete seinen Namen als ‘Mann des Dunstes, Nibelung’, wies darauf hin, daß ihm in einem Gedichte das Epitheton nel ndatha "nebelfarbig’ beigelegt wird und verglich die Hornhaut (congan-chness), die er im Kampfe anlegt, mit derjenigen ee Dagegen führte Wınpisch aus°®, daß der Name vielmehr ‘Mann des Rauches’ bedeutet‘ und daß Fer Diads congan-chness im Unter- schied von Siegfrieds hörnener Haut ein aus Horn bestehendes Panzer- stück wie eine /orica war, das man öffnen und schließen konnte. Aber es blieb noch die Bezeichnung nel ndatha, von der selbst Wispisch zugab°, daß sie für Zimsers Ansicht günstig sei, indem nel, selbst wenn es mit unserem Nebel, altn. nifl, nicht verwandt sein sollte”, unzweifelhaft “Wolke” bedeutet. Indessen verlangt die Stelle, an £ weleher dieser Ausdruck vorkommt, eine Be Prüfung, als sie bisher erfahren hat. Sie findet sich in der Klage, in welcher Cü Chulinn den Tod seines 2 ee betrauert, aber nur in einer Version, derjenigen ' Auch erltair dichlithe (RC XXV S. 348, “ ist keine ‚e Tärnkapps, sondern nur eine Vermummune: &; und wenn. es Trip. S. 46, 28 heißt, daß sich eine Hülle über den [er heil. Patri jeins und die Seinen legte, so daß keiner von ihnen zu sehen war (dodechaid "ichelta; r tairsiu comär ärdraig fer dib), so ist selbst das keine eigentliche Tarnkappe, denn sie erscheinen den ihnen auflauernden Heiden als Rehe. 7 BERN IHN, 3355 & In seiner‘ Ausgabe’ der Tain Bö’ Giakagi; S. 439. m, ‘.. Einem solchen Namen haftet nichts Mythisches an. In der Sage Aided Fer- Er Dusa (Silva Gad. I S. 245) führt der Feueranzünder des Königs Fergus den Namen Fer = Deedh, ‚So liest die Handschrift. statt O’GrapYs Fer. deah.. Br Z. 46: a Fir Deödh Rn In 2. 12 hat die Hs. a fir diae-ıh. Ins ; »Für Annahme scheint der Ausdruck mar Fer nDiad nel ndatha 7 b 13 zu spre ge ee Handbuch, $ 122: »nel kann nicht auf * ne&>. *nebhlos zurück- 1046 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 31. Oktober des Buches von Leinster (LL), auf die Wınpiscn seinen Text gründet. Nun sind aber die zahlreichen Versehen des Schreibers von LL, be sonders wenn er Gedichte kopiert, bekannt. Wie ich mehr als einmal betont habe, dürfen uns das hohe Alter und die vorzügliche Rall- graphie der Handschrift nicht gegen die fast unglaubliche Nachlässig- keit und ingeniöse Verkehrtheit des Schreibers blind werden lassen, die LL, alles in allem genommen, zu einer der am wenigsten ver- läßlichsten unter den frühirischen Handschriften machen. Die Stelle lautet folgendermaßen in LL 87b (Winpiscn, a. a. 0. Z. 4022): Ni bha lam läich lethas carna caurad mar Fer nDiad nel ndatha. Hier haben wir zwei arge Fehler, deren einen, lethas statt letras, Wispiscn nach der Lesart aller anderen Hss. schon verbessert hat. Da die Klage durchaus in alliterierender Prosa abgefaßt ist, wobei mindestens zwei aufeinander folgende betonte Silben alliterieren müssen, so sollte Diad, indem es auf die beiden unbetonten Silben mar Fer folgt', eine neue Alliteration einleiten. Es muß also die Lesart nel falsch sein, während ndatha bestehen kann. Die richtige Lesart findet sich nun in den beiden Handschriften Fgerton 209 und Stowe, von denen die erste ndeilinn datha, die letztere nel- data liest, wo nel- für n[delinn abgekürzt ist. Hier ist de(i)linn der Akk. Se von deil f. “Rute, Stab, Stock’, das auch in dem bekannten Ausdruck cor delenn “Wurf des Schleuderstockes’ (Wispiscn, TBC. 2. 2104) als nn-Stamm fungiert”. Von Dichtern wird das Wort oft auf Kriegs helden angewendet, wie in den Versen auf König Aed mac Diarmata von Leinster (Ir. T. I 319), der in deil delgnaide genannt wird, oder in “Ält. ir. Diehtung’ I S. aı S 35 (deil flann "rote Rute’), in Saltair na Rann Z. 6115, wo Saul in deil dürchathach na tres “die sehlachten harte Kampfesrute’ heißt? oder ebenda Z. 5755 als Epithethon AR: Goliath, deil adbul “ungeheure Stange’. ; So ist also unsere Stelle zu übersetzen: ‘Es wird keine Kriege” faust geben, die das Fleisch von Helden zerhackt wie die Fer Diads » | ' za, miss, ö ' In Personen- und Stammesnamen, deren erster Bestandteil fer, ee is mäel, ” usw. ist, lag der Hauptton auf dem zweiten Teil, der allein alliterieren LU liest freilich cor ndrl.d. Kampfes; richtig, über setzt wird. So war z. B. is mo do chumachrta-so indau-so (Iv. T. II 236, Z. 30) ai sa & 1 -. prschaft I* =. ındu RC III 346, 17. Ebenso mo a greim oldas cach rı seine He Wissen ist er r als die jedes Königs’, Corm. $ 884; nr mo mo eolus andathaı-si mein ent größer als.das eure’ RC TIL 345, 5. K. Meyer: Nordisch-Irisches l 047 der schönen Kampfesrute” — und so lösen sich der Nibelung Fer Diad und die Idee, daß die Iren mit der Siegfriedsage bekannt geworden waren, in Rauch auf.« Die Erforschung der nordisch-irischen Weehselbeziehungen ist nun keineswegs abgeschlossen, und einen starken nordischen Einfluß auf die irische Sagenerzählung wird niemand leugnen wollen. In noch älterer Zeit war durch die Beziehungen Irlands zu den Angeln und Sachsen sowie zu den Deutschen des Festlandes reichliche Gelegenheit zu wechsel- seitiger Entlehnung von germanischen Motiven und Stoffen, wie Zınmer das IS. 199ff. betont hat. So läßt es sich z. B. nieht bezweifeln, daß die Iren schon im 8. Jahrhundert, wenn nicht früher, mit dem Motiv des Kampfes von Vater und Sohn durch irgendeine Fassung des Hildebrandsliedes bekannt geworden sind, sei es nun in seiner althochdeutschen oder etwa einer verloren gegangenen altenglischen Bearbeitung. Denn die altirische Er- zählung vom Kampfe zwischen Cü Chulinn und seinem Sohne Conla' bietet zu viele Übereinstimmungen in Einzelheiten mit dem Hilde- brandsliede, als daß an Zufälligkeiten gedacht werden könnte. In diesem Zusammenhang ist auch die Angabe in einer Sage des 8. Jahrhunderts von Bedeutung, daß der irische Held Cü Chulinn auf seiner Fahrt nach Großbritannien bei Ulbecän Saexa, d. h. Wulfkin dem Sachsen, binnius ‘euphonia’ gelernt haben soll?. ' S. die älteste Version in Eriu I S. ı14fl. Vgl. a den ebentalls frühalt'ri- schen PRreit zwischen Find und Össin in Fianaigecht’ S. 2 S. Tochmare Emire Z. 49, Rev. Cekt. XI ‘Ss. 446, a meine Anmerkung dazu auf S. 455. 1048 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Über die absolute Berechnung der Kristalleigen- | schaften mit Hilfe Borrscher Atommodelle. Von Prof. Dr. M. Born und Dr. A. Lanpe. (Vorgelegt von Hrn. Eınsreis am 17. Oktober 1918 [s. oben S. 842].) | Inhalt. ı. Das Potential zweier Elektronenringe. 2. Der Atom- abstand in Molekeln. 3. Der Elementarabstand für eine Klasse vegulärer Kristalle. 4. Das Potential des kubischen Raumgitters. 5. Das Potential (-r)ter Ordnung (nach Mapervune). 6. Das Po- tential (-5)ter Ordnung. Vergleich mit der Erfahrung. Die von Bour, SOMMERFELD u. a. ausgebaute Vorstellung über Atom- konstitution hat den Grund für die Größenordnung 10° em der Atonr radien aufgedeckt: es ist der Radius des quantenhaft stabilisierten Ring- systems der Elektronenbahnen um den positiven Kern, bei weisen die Elektronenringe nur mit wenigen (uanten ausgestattet sind. ES fragt sich nun, wie aus solchen Ringsystemen eine Molekel u Be stimmten inneren Atomabständen, gebildet werden kann und weiter hin ein Kristall, der ja als eine einzige, riesige Molekel aufzu fassen ist!, Nach den Vorstellungen über die Natur der chemischen Kräfte, die Hr. Kosser? entwickelt hat und denen wir uns hier anschließen. geschieht die Molekelbildung_so, daß neutrale Atome durch Abgabe oder Aufnahme von äußeren (Valenz-)Elektronen zu Ionen werden ' Hr. Tır. v. Kirsän hat nach mündlicher Mitteilung schon vor längerer Be. den Versuch gemacht, die Eigenschaften der Kristallgitter aus Bourschen Elektronen systemen abzuleiten; er wird seine Rechnungen demnächst veröffentlichen. Der a schied gegen unsere Theorie besteht hauptsächlich darin, daß er von neutralen At = ausgeht (wie z. B. bei Diamant) und daher statt der Courousschen elektrodynamis“ Anziehungskräfte der Ringe aufeinander einführen muß. — Ferner hat Hr.A. C. = ein eine Untersuchung veröffentlicht (Phil. Mag. Vol. XXIX, 6. ser. 1915, P- 750) „dern ‚ Ähnliches Ziel hat. Doch geht er nicht von Bourschen Elektronenringen aus; SON von seinen betrachtet die Ato nn gen operieren. Seine äußerst undu eh ANBRN scheinen überdies fehlerhaft zu sein. Vergl. W. Kosser, Ann. d. Phys. (4) 49, p. 229, 1916. 5 M. Bors und A. Lanpoe: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1049 letztere sich dann zum Molekelverband zusammenfinden. Dabei bieten sich zwei Fragestellungen dar. ı. Die Frage nach den Energieverhält- nissen der Ionenbildung und -anlagerung. Ihre Beantwortung würde in einer Theorie der chemischen Umsetzungen und Wärmetönungen bestehen. 2. Die Frage nach den physikalischen Eigenschaften der fertigen Molekel, speziell nach ihren Größenverhältnissen und den Kräften, welche bei Deformationen auftreten, mit dem Ziel, eine Theorie der Aggregatzustände zu gewinnen, besonders eine Theorie der abso- Iuten Dimensionen und Deformationskräfte der Kristalle. Die erstere Frage nach den Energieumsetzungen bei der Molekel- bildung ist dadurch erschwert, daß die meßbaren Wärmetönungen bei:chemischen Prozessen nur kleine Bruchteile der im ganzen um- gesetzten Energiemengen sind. Denn die Wärmeentwicklung ist nur der, kleine Restbetrag, weleher von den großen Energiegewinnen und -verlusten bei der Abtrennung, lonisierung und gegenseitigen Anlage- rung der Partikel übrigbleibt. Damit also ein atomistisch berechneter Zahlenwert für die Wärmetönung ein einigermaßen richtiges Resultat ergibt, müssen seine einzelnen positiven und negativen Posten schon einen sehr hohen Grad von Naturtreue besitzen. Anders bei der zweiten Fragestellung nach den physikalischen Eigenschaften des Molekelverbandes. Die Struktur der Molekel kommt hier voll zur' Geltung, ihre Theorie kann daher leichter an der Er- ahrung geprüft werden. Die einfachste Frage, die man. aufwerfen kann, ist die nach den stabilen Abständen der Ionen in der Molekel und besonders im Kristall. Der nächste Schritt wäre dann die Berech- nung der Kräfte, welche bei Änderung dieser Abstände auftreten. Daß zwei Ringsysteme sich überhaupt in einem bestimmten Ab- stand einstellen können, erklärt sich so: In großer Entfernung ziehen Sich das positive und das negative Ion einfach mit Covrougscher Kraft Au. In größerer Nähe macht sich dagegen die Struktur der Partikel bemerkbar ; neben dem Anziehungsterm tritt ein Abstoßungsterm auf, ler von dem speziellen Bau der beteiligten Ionen abhängt. Gleichgewicht herrscht dort, wo sich Anziehung und Abstoßung die Wage halten. Diese Anziehungs- und Abstoßungskräfte können weiterhin zur Bildung von Kristallen führen, wobei dann. der Ionenabstand die Rolle der Gitterkonstanten spielt. Die an Kristallgittern gewonnenen *indeutigen Ergebnisse der Theorie eignen sich sogar in besonderem | Maße zum Vergleich mit der Erfahrung. Wir werden aber zur Er- äuterung der Methode die Rechnung auch für isolierte Molekel zwei- . "omiger, heteropolarer" Verbindungen durehführen. 2 i rer h Vergl. W. Kosskr, 1. e. p. 265 und R. Avxse, Zeitschr. f. anorg. Chemie 50. ee + Bet 1050 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Die Dimensionen des Kristallgitters werden durch die Forderung gewonnen, daß im natürlichen Zustand des Kristalls weder Einzel- kräfte noch Spannungen vorhanden sind. Diese » Anfangsspannungen« traten schon in «der ersten molekulartheoretischen Ableitung der Elasti- zitätstheorie durch Caucny' auf und sind damals Gegenstand zahlrei- cher Diskussionen gewesen: doch kann die Bedingung der Spannungs freiheit nicht zur Bestimmung der Gitterkonstanten fruchtbar gemacht werden, solange die Summen über die Molekularkräfte durch Integrale ersetzt werden. Die neuere Gitterdynamik” hat sich von dieser ver- einfachten Rechnungsweise freigemacht und damit die Möglichkeit ge- wonnen, die Gesamtheit der Bedingungsgleichungen aufzustellen, der die Bestimmungsstücke eines Gitters bei gegebenen Einzelkräften zwi- schen je zwei Atomen genügen müssen. | Wir werden im folgenden einen ersten Schritt in der Anwendung dieser Gleichungen tun, indem wir für die regulären Kristalle vom Typus des NaCl unter den angegebenen Hypothesen über den Atombau sowie unter plausiblen Annahmen über die Stellung der Atom- achsen im Gitter die absolute Kantenlänge des elementaren Würfels berechnen. (Vergleich mit den Beobachtungen $ 6.) $ı. Das Potential zweier Elektronenringe. Wir betrachten zunächst das gegenseitige Potential zweier Elek tronenringe, deren Mittelpunkte 0, und o, den Abstand r voneinand! haben und deren Achsenrichtungen [, und [, gegeneinander den Winkel &, bilden. Statt Punktbelegungen mit p. bzw. p, Elektronen von der Ladung —e nehmen wir kontinuierliche Belegungen mit den Gesamt- ladungen E,=— ep, und E,=—ep, an, welche auf zwei Kran 5 den Radien a, und a, gleichmäßig verteilt sind. Ist dann R ein A stand zweier Kreisringpunkte A, und A,, so wird das gegenseitig® r tential der Ringe gleich dem Mittelwert von I | R über alle Lagen von A, auf dem ersten Ring und A, auf d Ring. Zur Berechnung von ı /R benutzen wir die EuLerse ®, 9, f als Bestimmungsstücke der beiden Punkte A, und 4.- (1) | E,E,- ] Winke hen u ' A. L. Cavcav, Exere. de math. 3 (1828) p. 188; CEuvres (2), 8 P- 27° nah. » ath. 3 (1828) p. 188; Grundgl. d mal: auch Enzyklopädie der math. Wiss. IV 23. C. H. MüLrer u. A. Tımpe, Elastizitätstheorie, ir ® Vergl. M. Bons, Dynamik der Kristallgitter, Leipzig, B. G. Teubner, 199 & BR M. Borx und A. Laxne: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1051 Fig. 1. einer Einheitskugel (Fig. ı) u $. seien z, y, 2 die Durchsto- Yy x Bungspunkte eines rechtwink- ligen Koordinatensystems, dessen z-Achse in Richtung <<) der Verbindung r = 0,0, fallen soll. Sind 5, und L, E, die Durchstoßungspunkte der beiden Ringachsen, so gehen die Spuren der beiden Ring- n ebenen als größte Kreise durch die auf [, (bzw. [,) senkrechten Richtungen £, und », (bzw. £, und n,). Der Winkel zwischen - und [, werde $, genannt. Ein Punkt A, des größten Kreises £&,», werde durch das Arlınnt $, von £, aus festgelegt. Entsprechendes gelte für $, und @,. Wird nun das ©y2-System so gelegt, daß [, auf den Kreis z.r fällt, so schneidet z[, den Kreis «y in einem um den Winkel f ver- ‚drehten Punkt. Die rechtwinkligen Koordinaten eines Ringpunktes A,(®,3,0) bzw. A,(®,$, f) sind dann! %, = a, (— cos d,-cos $,), x, = a,(— cos $, cos $, cos f—sin $, sin f), 2) ıy.= a, sin P,> Yy, = a,(— eos #, cos 3, sin f+sin $, cos f), 2%, =a, 08 d, sin $,, 2, = 4, 008-0, sin 9,, bezogen auf die Ringzentren o, bzw. o,. Die Entfernung R= A,A, wird dal\er gegeben durch R? = (z, — + (y— Yyr (2, T r—2,) oder mit Einsetzung von (2) R mn a, ; a, +4 Een) 2 (* cos $, sin $,— — cos d, sin s) + & z E. La Y r — ‚d £ ” * „= (eos $, cos 9, cos 3, cos 3, cos f+ cos 9, sin @, cos 9, sin f —sin ®, cos 9, cos $, sin f+sin ®, sin &, cos f+cos &, cos $, sin I, sin $,). TR man dies nach Potenzen von r”' und führt die Abkürzung (3) cos d,, = sin $, sin $,+.cos $, cos S, cos f ein, so erhält man | a 8. ie Vorlesungen über Mechanik. Leipzig, B. G. Teubner, 1897, Vorles. $ 1. 1. (8). 1052 »-Gesamtsitzung vom 14. November 1918..— "Mitteilung vom: 17..Oktober Rai; , -=I+ 2A+B’, wobei ö ei, : a i A=— cos d, sin en cos d, sin 9,, r era °' 20,0 : = ge [cos d, cos $, cos d,,+ sin d, sin d, Cosf r r + sin f (cos $, sin $, c08 9, — sin d, COS ®, COS S,]- Zur Berechnung des Potentials (1) braucht man die Größe Falı+24+B)"", | © LE a zZ die wir ‚bis auf Größen 4. Ordnung in ee entwickeln wollen. , Man erhält an. Iemer (4 B°)+ AB’ 549) (5) + 3 (3B'— 304 B’+ 352) ER Um den Mittelwert von 4 zu erhalten, hat man in (5) die Mitte- werte der Größen (4) über alle Azimute $, und &, einzusetzen, heißen: welche A=o, A , AB’ =o, BE a Na se ?+ a win I(*) sin’ I, + (*) sin’ 3 ; Bi an D 2 r r | T | A 3 (=) sin: 4,+ (@) sin? I, + —— ga Ge in’ 9, sin? >| 0 2 2 2 ku L er =- . — eo (5) sin’ I,+ (=) sin’ ; + I = in 9, sin E2 neh er + z leos’ “rt cos F +sin F (cos? 9,4 c08 al im Führt man er an Stelle des in (3) definierten Winde Bu Ä Winkel &,, zwischen den beiden Ringachsen {, und a 2 (6) ‚cos &.. == 605.9, CO8 S +sin$, sin$, cos f; und benutzt ei Bezeichnungen M. Borw und A. Lanvi:: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1053 : (3c0®’$— 1), a 535 cos! 3 — 30008’$+3), Q,Sı8;8,) = „L=5(os 9,+.c0s’I,)+ 35c0s’$, cos’, 2 + 2 008’ e,— 20C0s 9, C0S 9, COS &,,] für die zweite und vierte Kugelfunktion P, und P, und eine verwandte Funktion Q,, so erhält man schließlich nach elementarer Umformung ey I I a,'\® a, 3 (x) Sr I— (5) P, (cosY,) + E ) P, (cos | (8) 4 4 2.2 ö Et] Prleoss “= P.(e0s2)+ 2 088.5. 8 r N. r* | Dureh Multiplikation mit E,E, ergibt sich daraus das gegenseitige Potential Y der beiden Ringe mit den Ladungen #&, und E,. Ordnet man die Glieder von % nach Potenzen von r”', schreibt also ru REN ze yo (9) ver ver Var Y+--., | (-n) er so werden die Koeffizienten Y nicht mehr von dem gegenseitigen Abstand r, sondern nur noch von den Stellungen und den Radien der Ringe abhängen und die Werte besitzen er, Y a 0 z 2 (— (10) Y = —E,E,-—{aP,(cos$,)+a}P, (cos3,)} , 5 | r =4E, 3 fat P, (cosS,)+ a} P, (cosS,) + 20a? Q,(9,,8,)} - Diese Formeln gelten auch für die Wirkung eines positiven Kerns der Ladung E, auf einen Elektronenring der Ladung £,, wenn man i a, = 0 ‚setzt. $ 2. Der Atomabstand in Molekeln. Das so gewonnene Potential zweier Elektronenringe wollen wir AND "zur Berechnung des Atomabstandes r in zweiatomigen. (hetero- polaren) Molekeln benutzen. Als Resultat wird sich ergeben, daß r mehrfach größer ist als der Radius des größten Elektronenringes der beteiligten Ionen. Daher ist es gerechtfertigt, die Entwieklung (9) des 1054 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Potentials je zweier Ringe gleich von vornherein nach dem zweiten Glied abzubrechen, also zu schreiben (1) Eu wer Vor Wi, | Das Gesamtpotential $ der beiden Ionen wird erhalten, indem —1I 5 Be man die Formeln für Y. und Yy aus (10) anwendet I. auf die Wirkung : zwischen den Ringen des einen und den Ringen des anderen Ions, 2 2. auf die Wirkung zwischen dem Kern des einen und den Ringen des anderen Ions, 3. auf die Wirkung zwischen den beiden Kernen, und die so erhaltenen Ausdrücke summiert. Schreibt man das Resultat der Summation in der Form ® — = WW. also 1) (3) (11) year’ drr to, so wird Gleichgewicht für denjenigen Abstand r herrschen, bei welchem — Er d » ein Minimum, also =oO ist, d.h. es wird i 2 (-3) ; 36 11 — 3 i ( ) r este; (—ı) % » a A (3) ® hängt dabei durch die Winkel $, und $, (10) noch von der Stellung der verschiedenen Ringe gegen die Verbindungslinie r ab. Es fragt sich nun, ob nicht die gegenseitige Stellung der Ringe innerhalb des einzelnen Atoms durch das Eingehen in den Molekel- verband geändert wird. Herr Sommerrern! hat gezeigt, daß ein Atom mit nicht mehr als 3 Ringen dann seine minimale Energie besitzt, won die Ringe senkrecht gekreuzte Achsen haben. Doch findet SonmErFEkb daß die Energiedifferenz zwischen komplanarer und gekreuzter Stellung ie der Ringe nur sehr klein im Verhältnis zur Gesamtenergie des = $ systems ist. Die zugehörigen, senkrecht stellenden Kräfte sind trotzdem, wie eine einfache Rechnung zeigt, immer noch ni wm größer als die ihnen entgegenwirkenden parallelstellenden Br 5 der Annäherung eines anderen Ions, eine Folge davon, daß die Pe 5 fernung r ein mehrfaches des größten beteiligten Elektronenringr& bleibt. Man kann also annehmen, daß die gekreuzte Stellung der Bar Sg innerhalb des einzelnen Atoms auch nach seinem Eintritt in den er < kelverband erhalten bleibt. r Ein 4 Wir gehen nun zur Berechnung des Atomabstandes (I 2) ae 4 Fe g+i* positives Ion mit der Atomnummer Z* und der Gesamtladung * Fe ' A. Sommerrerp, Phys. Zeitschr, 19, p- 297, 1918. DL; ac IE ia ae * 3 p .M. Borv und A, Lanpe: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1055 bestehe aus der Kernladung +Z*.e, umgeben von einem innersten Elektronenring aus ?,, Elektronen, einem zweiten, dritten usw. Ring aus Par» Pas Elektronen mit den Ringradien @,,, @4, @,, +++. In dieser Bezeichnungsweise besitzt der Kern den Radius a, = o und die La- dungszahl p« = —Z*. Entsprechendes gelte für ein negatives Ion der —ı —ı Gresamtladung —e und der Kernladung Z7+e. Die Größen Es > ;) . und ® =>, Y in (11) entstehen durch Summation nach k* und k7=0,1,2:-- aus den Größen (10), also (=) » = Pu (—P+-0) ’ er .- =I3- (— Pr) pr-Nai-tR, (eos I: +ah—Pp, (0349) ; oder wegen Dpu,e = +e, I p-e=—e h kt k- (-3) 1 I $ = +e[Zm a: —P, (c08%,,)— Z,Pı-ai-— P, (os) ; kt 2 > Führt man darin die Abkürzung . (11°) Cy+ =—P, (cos 2;;); C3 =—P,(cos$,) ein, so wird nach (11’) der gesuchte Atomabstand en V3 (3 ar Pr a — LI a}. Pı-C 5 R kt >= Bei Einführung der Verhältnisse &, = a,:a, der Ringradien zu dem Bahnradius | (12) 1 = 0.528-10"cm f e zhN N= Rrogeresche Konstante) des einquantigen Wasserstoffelektrons im Bonxschen Modell wird schließlich der gesuchte Atomabstand # (13) r = 0.528.//; > ak Par 0 — D, @- Pı- &-)* 10”°cm. | k+ k- E. 5 h die Faktoren c; (11”) ist dieser Ausdruck abhängig von den Winkeln S: der Ringachsen gegen die Verbindungslinie r, wobei aber © Achsen innerhalb ein und desselben Ions unveränderlich senkrecht = Sitzungsberichte 1918, 9 1056 Gesamtsitzung vom.14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober aufeinander stehen bleiben. Für die Gleichgewichtsorientierung der en beiden Ionen gegeneinander kommen nur Winkel S=ounds= in I Ba ae re Betracht mit = — bzw. &. = — — (11). Stabil wird eine Ionen . stellung mit solchen Winkeln $ sein, für welche die gegenseitige Po- tentielle Energie ein Minimum ist; das ist der Fall, wenn die Diffe- renz unter dem Wurzelzeichen in (12) möglichst kleine positive Werte annimmt, damit r ein Minimum wird. ! Der auf a, (12) reduzierte Radius &,; des kten Ringes berechnet sich in erster Näherung aus der Beziehung" Be ar 3E z “ BE Q; Se N, n; P A ne nn nenne = (14) a, 2, B-E 5% 323 p; der innerhalb des kten Ringes liegenden Elektronen-und der »Ab- 3 >S Sn. 51 eo EIER = ck FF Imn Gleichgewicht bei fehlendem äußeren Druck herrscht unter der Be- dingung $ = Minimum, d.h. en dp a ——om hö'"®. A > Durch die Potentiale (10) wirken nun zwei ionisierte Atome in großem Abstand mit Courousschen Anziehungskräften aufeinander, und erst bei Annäherung treten Abstoßungskräfte hinzu. Daher ist das gewichtigste (:ı: u (lied der Reihe (16) das Glied ö="'® und wir. werden sehen, daß_ das _ hächst höhere Potential in dem betrachteten Kristall erst vom — 5ten Grade ind ist. Also hat (17)-die Form Er | 17 (2) er (5) Ä Pr) o=(—-1ı)dö”#+(—5)9"°d+---, 4 ihre Lösung ist in erster Näherung s + 1060 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober, Damit ist die Bestimmung der absoluten eg: d auf die Auf- gabe reduziert, die Größen | (A) (18°) » 22 S’ Die%) k Imn zu berechnen. $4. Das Potential des kubischen Raumgitters. Es liege also ein kubisches Raumgitter vor, bestehend aus zu nächst nur zwei Sorten von Elektronenringen, unterschieden durch ihre Radien a und Ladungen E. Die Achsen jeder «ler beiden Ringsorten sollen aber noch vier verschiedenen Örientierungen im Raumgitter an- gehören, so daß in jedem Elementarkubus im ganzen 8 voneinander zu unterscheidende Ringe vorhanden sind. Ist d der Elementarabstand von einem Ringzentrum zum nächsten Ringzentrum der anderen Sorte, so hat man 8 ineinandergestellte Raumgitter k= ı,2,+-- 8, die wir aber statt durch den einen Index % durch drei in & ee Koor- dinaten i,j,%k charakterisieren wollen, während die Indizes !,m,n den Elementarwürfel angeben sollen. Aus den 8 Gitterpunkten %5 _ [900 Ollatlz 1/2012 12 I Imn #00) 4000 } X 0007. \000 : 1at/2']2 "1/00 0!/20 (202] 000 )’ Es ’\000/’ \000 gehen dann alle übrigen hervor durch Einsetzung aller positiven negativen ganzen Zahlen für /mn'!. Für die eine Ringsorte ist die Summe ö+j+% ganzzahlig, für die andere Sorte durch 2 gebrochen. Im Einklang mit der Symmetrie des regulären Systems neh | an: Die Achsen der 8 Ringe (19) zeigen nach dem Punkt (! 1 /4 AR k 2 Die Richtungskosinus der Ringachsen des Ringes (2 ;) haben dann die Werte eg wo zes ee ie .. 000\ Die Entfernung Pin des Ringes (£ .) von dem Ring Be; = gegeben durch Be (19) = Finn = rer —= d.\(+iP+ m+jy+m+k); ann R = , 2 N er ',2j, 2% sind stets ganze Zahlen, 41, 4j, 4k stets gerade Zahlen. = . Ian m+j,n+k ganze oder durch 2 gebrochene Zahlen. in ne * Dieselbe Anordnung der en einer auch Hr. A. C. Onenone a er zitierten ‚Arbeit und ‚erläutert sie durch Figure ” M.Bors und A. Lanoe: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1061 die Richtungskosinus der Verbindungslinie sind Hi m+j n+k | Pe | ijk) . . - ijk Bedeutet also ${7*) den Winkel zwischen der Achse des Ringes rei n). (20°) ij ; 5 ? f 000 und r#®, und 52? den Winkel zwischen der Achse des Ringes Br und r), so wird eos sin _ CIUÜFH Free (21) 0-V3 (+i)+(m+j)+(n+h) p-V3 Dagegen wird der in (6) eingeführte Winkel ef/® zwischen den Achsen jk 000 der Ri J r Ringe B) und a gegeben durch cos 30.9 = er m 5 3 ’ .. (21') cos [iM — Ferner wird aus (21) cos?’ SUN — = |: 2 2ld+i)(m+j)(— 1)” +] (217) 2 3 | ? cos? Yeco) |: ar 2(l+i)(m+j)+---] ee 3 Pr Summiert man (21”) über die Indizeskombinationen ijk —ijk i—jk ij—k\ [mit je 6 Permutationen Imn, a ) Be Im—n} |bei Vertausehung von re i—j—k\ (-U—k\ [-i-jk\]i, 7, k —I-m—n) I—m—n) \-Im—n) \-I—mn)il,m,n ‚im ganzen 6-8 — 48 Kombinationen), so fallen durch diese Sum- mierung (Summenzeichen 2) alle Glieder fort, welehe Produkte (/+i)- (m+j) usw. enthalten, und es bleibt übrig (22) 0 2 cos’ N = 2 core = C- w orin der Zahlenfaktor Cö® im allgemeinen, entsprechend der Anzahl ‚der Kombinationen (22), den Wert 48 haben wird. Kommen aber unter den Zahlen ijk,Imn Nullen vor, oder sind unter ihnen gleiche - alen, so ist die Anzahl CÜ® der Kombinationen (22) verkleinert. (Vgl. die Werte von C' in Tabelle 3, 8. 1065.) 1062 . Gesamtsitzung vom 14. November 1918. —. Mitteilung vom 17. Oktober In derselben Weise findet man dann 2 cos! ID — ® cos* 9.600) (u |: +2 UHi)(m+j)+ | | mn 000 Imn 9 z* £ 2 cos? ei) — Own, +4 (— 1) a “) a (23') 3 ee e* & cos? Sa -cos° 8629 = CHR. [+4 ae ters Ente p Für die in (7) eingeführten Funktionen erhält man also die Summen (24) 2 P, (cos SW) =2P, (cos SC) —o, % (24°) 2 P, (cos Ss) = 2 P, (cos SE) = Ci. (- a is rim (24°) 2eQ,SH), | = a ı Io1)"+ Siam co8 3552 »008 ei = CN. — (=) Imn*® & cos Se ar Er) me grn[23 2 z u a 48 Da durch die Summätion 2 zu jeder Kombination (#%) auch alle Kombinationen mit negativen Indizes erschöpft sind, so erhält man das Gesamtpotential p auf (© 2) duch Summation über alle Punkte (19) und alle aus (19) ‚hervorgehenden Punkte mit versch " oder positiven Werten Imn, mit Ausnahme des Punktes (© 36 90) selber Es werden also durch Einsetzung von 2. (24), (24°) in n die : von (16‘) 3 BRUCH Can 7 EfD. E69, ijk Imn | > je = (25) ] 2?=o, 1% | en | ; Bet a] Wuyg ca GR EN, ni! (al) + (a 2)" A + nee Bi a) ijk Imn R p! | Ahr „e EN (m+J)’+ Pe ’ P p et erh ee M. Borv und A. Lanpe: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1063 $5. Das Potential (—ı)ter Ordnung (nach Mapeuune). Um die in (25) auftretenden Summen auszuwerten, kann man sich 5 bei ® auf die paar ersten Summenglieder beschränken, da die ent- fernteren Partikel wegen der Faktoren ı/° sehr rasch abnehmende ® (— ı) Beiträge liefern ($ 6). Um auch ® zu berechnen, dessen ‚Glieder den nur langsam mit der Entfernung abnehmenden Faktor 1/5 besitzen, benutzen wir eine allgemeine Methode zur Auswertung von Potentialen im unendlichen Gitter, welche Herr E. Maprıuss gefunden hat und demnächst in der Phys. Zeitschrift publizieren wird. Ihr Resultat in der speziellen Anwendung auf das hier benutzte kubische Raumgitter soll im folgenden wiedergegeben werden. Maperune setzt das Potential im Nullpunkt, herrührend von den andern Gitterpunkten eines kubischen Raumgitters von abwechselnd po- sitiv und negativ geladenen Punkten &e, aus drei Summanden zusammen: E ze), ö Bed), DRRRR,. ’ / 3 (27) "sh 5 = ge? ) 12 #,+)%, #,+2, eerdmat.), “I P L E N wobei _ der Abstand von einem positiven zum nächsten negativen Partikel ist; das Gitter selbst soll im xyz-System orientiert sein. I. ®, ist das auf den Elementarabstand ı reduzierte Potential eines Gitterpunktes P der @-Achse auf den Nullpunkt. $/®, ist die Gesamt- wirkung aller dieser Gitterpunkte (mit Ausnahme des Nullpunktes selber), nämlich wegen des abwechselnden Vorzeichens der Ladungen =e und der Erstreekung der x-Achse ins Positive und Negative: (28 : = _ De +) ) > ®> ( : 5 “r 3 mit dem Zahlenwert (28) > %,=—2Ina —= — 1.3862. II. ®, ist das Potential einer parallel zur x-Achse laufenden Gitter- linie der Netzebene zo. >’ ®, ist die Gesamtwirkung aller dieser 6i tterlinien (mit Ausnahme der x-Achse selber), für welche MAperuns 2. die Reihe angibt [7% — nullte Hansersche Funktion ı. Art']: . Ye, =—38 > 2 H®(irn)—$, - H9 (irn) +2 = Hair) —+--- in A = S Hr. MaperLung benutzt die kurze Bezeichnung "u H® (ix)=K; (2). Sitzungsberichte 1918. 0 1064. Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober i in welcher die Summen nach rn nur über alle ungraden positiven Zahlen zu erstrecken sind und außerordentlich rasch konvergieren, ebenso wie die Reihe der Summen selbst. Man findet den Zahlenwer (29) Ds, =—0.25. | IH. ®, ist das Potential einer parallel zur Ebene z = 0 laufenden Netzebene, > ®, die Gesamtwirkung aller dieser Ebenen (mit Ausnahme der Netzebene 2 = o selber), für welche Maperune die Reihe angibt — /m?+ n —2r Ym?+n2 — 37 "m?+n? A e e e | EP Die Summen sind über alle ungeraden positiven Zahlen m und n zu erstrecken und konvergieren rasch. Man findet numerisch (30°) Yı,=—o.1zı. Bedenkt man, daß in jedem Elementarkubus 4 positive und 4 negative Ionen liegen, so erhält man numerisch aus (27) r) 31) = 2-8.(—1.386— 0.225 —0.131)e? = — 27.87. $6. Das Potential (—5)ter Ordnung. Vergleich mit der Erfahrung. Bei der Berechnung von “ aus (25) beschränken wir uns wege! der Abnahme der einzelnen Glieder mit 1/o° auf das gegenseitige Po ; tential derjenigen Glieder, deren Abstand kleiner oder gleich Bu : a. d.h. auf die 122 zu E| benachbarten Partikel, für welche BEZ ist. Dieselben sind charakterisiert durch die 0/?® Kombinationen 2) und besitzen die in folgender Tabelle zusammengestellten Werte — Ann Chan /p und BEN. CHR /P, welche in (25) einzusetzen und zu summieren sind. entfernten, nieht in Tabelle 3 berücksichtigten Ionen können gelassen werden, um so mehr als ihre Vorzeichen zwischen — wechseln. Be. Unterscheidet man die beiden Ringsorten durch ihre Radien ti: Be | ee 00). herr und a_und summiert man nach (25) die Wirkung auf ‚000/ M. Bors und A. Lanpe: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1065 Tabelle 3. ijk I (jb) wo | _4-C B.C (1.) 1% e5 An Bımn e5 £5 (62) 6 he) 0.146 0.750 —28.02 | +144.0 000 () 12 5.66 —0.0365 0.646 + 2.48 | + 43.9 000 Er) 8 2.06 —0.0963 0.388 | + 1.58 | + 6.39 000 1) 6 I 0.146 —0.584 | — 0.87 | — 3.50 100 (2:5) 24 0.572 0.0292 | —0.383 —- 0.40 1 — 5.28 001 en 24 0.364 —0.0365 I —0.248 | + 0.32 | — 2.17 100 [2 12 0.177 —0.0365 | —0.401 + 0.08 1 — 0.85 o1l E 24 0.132 —0.0704 0.298 + 0.22 1 + 095 olt 6 0.132 0.146 0.750 — 0.12 | + 0.59 100 von den Ringen der gleichen Sorte (welche ganzzahlige Indexsumme i+Jj+ k besitzen) und gesondert davon die der andern Ringsorte (welche gebrochene Indexsumme ö+j-+% haben), so wird das Potential aller Ringe auf den Ring (222) ‚ falls er den Radius a«/, hat, gleich (39) EL B_[alt+at)(— 26.7) +0/2a2..146.6]+ Ei, E [la + a4). 2.0 +a’2a}-37.4] dagegen, falls er den Radius a_ hat, gleich dem daraus entstehenden usdruck, wenn man die Indizes + an a und Z mit den Indizes — vertauscht. Sind weiterhin in den Ringzentren punktförmige Ladungen (Kerne) angebracht, so erhält man aus (33) das Potential (— 5)ter rdnung zwischen Kernen und Ringen, indem man passend «a für einen Ring gleich Null setzt. ; Jetzt wollen wir annehmen, daß statt des einen Ringes a, mehrere konzentrische, komplanare Ringe mit den Radien a,; und den Ladun- gen &, = —e.p,, vorhanden seien, deren Achsen alle die gleiche Orientierung haben!, und ebenso mehrere konzentrische, gleichge- ge en IR RR . . NaCl ist regulär holoedrisch, die übrigen Halogen-Alkalisalze sind regulär P lagiedrisch. Unser Modell aus komplanaren Ringsystemen gibt diesen Unterschied em nicht wieder. Vielleicht beruht er auf einer abweichenden Stellung der ren nes, ge auf das Ergebnis der folgenden Rechnungen nur geringen Ein- (— 1066 - Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17.-Oktober richtete Ringe der (—) Sorte. Ferner soll die Gesamtladung des (+) Ringsystems mit Kern (+Ions) gleich + ı -e, die des anderen (—Ions) gleich —ı-e sein. Bedenkt man noch, daß in ö° von jeder Sorte vier Ionen vorhanden sind, so erhält man aus (33) als Potential (— 5)ter ; Ordnung des ganzen Gitters auf den Elementarwäürfel. a me i— 26,7*2 IS, Prada — D,Pı- at.) + 293,2 I, Pr: a4 I, M-0- 0 BIZ ax—), Pı- at.) + 37,4 (3 Pr: a;.)” + (Ir- ai) |). Führt man statt der Radien a die reduzierten Radien # (12), (14) ein, i so wird mit Hilfe von (31) aus (18) | BE =374[% Puaiı— I pı-at-|+ 293,2. 3, puais- I p-ai-j| m In den folgenden Beispielen wollen wir die in (34) einzusetzenden reduzierten Radien & nicht aus der Näherungsformel (14) berechnen, . sondern aus der exakten Beziehung | N% Zu + A," Ba Das Zusatzglied A, trägt dem Umstand Rechnung, daß die auf den kten Ring »wirksame Kernladungszahl« nicht nur von der innerhalb 4; liegenden Ladungszahl abhängt, sondern daß auch die räum liche Anordnung aller innerhalb und außerhalb a, liegenden Ringe das auf den kten Ring wirkende Feld beeinflußt. Unter der Annahme, daß im Kristallverband alle Ringe eines Ions in derselben Ebene li Sn hat das Zusatzglied A, die Gestalt! is es Wii 13532 A, ıs :n(2)+22%5(%) Es bewirkt, daß der äußerste Ring etwas vergrößert wird. wi die durch A, hervorgebrachte Änderung der Ringradien aus kennt man aus dem Vergleich der folgenden nach (35), (35 ) neten reduzierten Radien z, mit denen nach (14) gerechneten der Tabelle ı. | A Der in der Tabelle ı auch berücksiehtigte Fall n, = 3 (dritte 3quantig) ist von dort unverändert zu übernehmen, weil die tionen A, dann nach (35) für den äußersten Ring nur ver klein werden. | | ee (35) ee ! A. SOMMERFELD 2.2.0. "M. Born und A. Lane: Absolute Berechnung der Kristalleigenschaften 1067 Tabelle 4. (n,= 1) (n,=2) | (m =) 2.1» ze ARE Pr | Li + 4 2 0.364 — | - | Na’ + 11 2 | 0.093 8 .| 0.649 rt K + 19 2 0.053 8 | 0.278 8 | 0.754 F-— 9 2 | 0.114 8 | 0.959 — | EG — 17 2 | 0.060 8 | -0.,325 8 1.097 Die Werte der Tabelle 4 in (34) eingesetzt ergeben folgende Größen 0) x 10° cem!: Tabelle 5. Berechn. Beob. Berechn. Beoh. Berechn. Beoh. 1} | UP. |. 3.60 4.00 NaF 4.86 4.60 KF a 5.31 „LHC1 | 419 je c 5.44 5.59 Kcı 5.90 6.24 GN 4% en (7.8) (rr.o) Bei den Verbindungen des K und denen des Cl ist die obere Zahl der Tabelle mit 2quantigem, die untere eingeklammerte mit 3 quantigem dritten Ring berechnet. Die Übereinstimmung der ersten Alternative und die Diskrepanz der zweiten mit den beobachteten Werten? scheint zugunsten der Annahme zu sprechen, daß der dritte Elektronen- "ing der Kristallionen 2quantig ist. In folgender geupbischen Darstellung der Tabelle 5 sind die beobachteten Werte von d.10° als Kreise, die mit 2quantigem bzw. 3quantigem dritten Ring berech- neten als Striche bzw. Kreuze eingetragen. Während die Annahme N, = 2 gute Übereinstimmung mit der Erfahrung gibt, führt die An- a nahme %,=kfür k—= 3 zu beträchtlichen Abweichungen. # Die Gründe, welehe die Allgemeinheit der Sonnerreiv-Krooschen n Annahme n, = % für die jeweiligen äußersten Elektronenringe verbieten, er sind in 28 ? auseinandergesetzt. Die Diskrepanz zwischen Erfahrung a - Reivoanun hat bemerkt (Ber. d. Deutsch. .Phys. Ges., 21. Sept. 1904, p. 293). lekularv olumina der Halogensalze aus den Quadraten der Ainiraininis eile linear n. ‚Seine empirische Formel hat eine gewisse mit unserem Kasdeick für 83 nach (34). le Eee ‚ingstiakeen, Werte der Tabelle 5 sind aus den spe- ic] g mit Hilfe der Atomgewichte s und der Avocanroschen Zahl | ‚ro Belet nach der Formel 1068 Gesamtsitzung vom 14. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Fig. 2. Afx 10 8cm N Außerster Ping (n3+2) 71 © Beobachtung + a Thenrian ”0 3:2 a + ”" Ing3:3 97 cl 8 + + > “a * £ ® Li 6 [‘} [0] 51 x u > 9 \ 31 “ | u. lt BE BB ME uU, Mel AM und Theorie bei der Annahme n, = k würde bei den re bindungen der höheren Elemente Rb, C's und Br, J mit mehr als Ringen noch auffallender werden; jedoch wollen wir diese Element " mangels begründeter Vorstellungen über ihren Aufbau hier nicht handeln, sondern uns mit der Theorie der Gitterkonstante d für einwertigen Ionen aus den drei ersten Reihen des periodisel Systems begnügen. Daß keine volle Übereinstimmung mit der Erfahrung | erzielt ist, kann an Unvollkommenheiten der benutzten Atommodk besonders der jeweiligen äußersten Ionenringe, liegen (dagegen eine Größenänderung der inneren Ringe und die Art ihrer Orientier im Raumgitter wegen der Kleinheit ihrer Radien a nur geringen E Ei fluß auf den Wert [34] von d). Sodann benutzte unsere Theorie | offenbar nicht korrekte Vereinfachung, daß die Potentiale höbereX (— 5)ter Ordnung in der Reihe (17’) zur Bestimmung von ’ gelassen wurden; loch haben wir uns überzeugt, daß diese e Ver : lässigung durchaus erlaubt ist. Endlich ist nicht berücksichtigt, durch das Feld der übrigen Ionen die Elektronenbahnen jedes ein Ions verändert werden. Aber auch diese Wirkung kann das nicht wesentlich beeinflussen. Ä Wir haben auelı versucht, die Kompressibilität x zu b Während die erhaltenen x-Werte von Kristall zu Kristall den Gang zeigen, ergeben sich absolute Werte für die Zusammen keit, welche durehweg doppelt so groß als die beobachteten 4 behalten uns vor, auf diese Diskrepanz zurückzukommen. f Ausgegeben am 21. November. weise oder auch in weiterer Ausführung, in t dem reigirenden ekretar den akademischen S hat er die sr aus diesen zu ner: ommenen w en ichen Mitte eilung dieselbe re früher veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den me senden Rechisregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- ee der Gesamtakademie Gedächtnisreden anderweitig zu enger ist den Verfassern unbeschränkt gestatt Aus $ 21. Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel ar cht nach jeder Sitzung us $2 Jeden Si ne eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen kg lungen und über die zur Veröffe ntlichung geeigneten ge- «chäftlichen erben teln ei wissenschaftlichen Mi Rene - in dsser Re eht kurze Inhaltsangaben derselben © Verfasser einreichen, und für welche sie ver- sewonlich sind. Diese Inhaltsangaben sollen sich i auf 5—6 Pruckzeile beschränken, keinesfalls Die nicht in ir Schrifn der Akademie erscheinenden Atteilungen vr mit vorgesetztem Stern bezeichnet. bei wi für die rei bestimmten wird »(Abh.)« Wienschatich che Mitteilungen fremder Verfasser werden in dem Bericht über er diejenige Sitzung aufgeführt, in welcher « Feen en in diea gung Sehriften eschlossen Aus 827 eg einer in einer akademischen Sitzung e in die Sitzungsberichte zu- gelassenen Mitteilung, welche am nächsten Domerstag gedruckt erscheinen soll, muß der Regel nach in der Sitzung selber, spätestens bis her O0 Uhr morgens, dem redigierenden Sekretar oder der Reichsdrnekerei druck- päter eingereichte Manuskripte «dem Präsentationsvermerk des re redigierende u Sekretars oder des Archivars versehen, für ein späteres Stück zurückgelegt. Dasselbe kann von ‚vornherein nur Mitteilangen Be Ey [- 34 ir ‘2? fe} "8 er Se erwarten. läßt, oder welche den in den wesenden Verfasser, oder an die re ans .. je Mitteilung vorgel egt haben, zait der Angabe, abhol ANIUORCH LASSE W erde ’ zn en die mit dee: Korrektie betraute Person Revis esen, so muß sie die Korrektur it Ding in an die: = trauten Prien behalten, so hat diese es zu Na wärts werd krnren nur auf Verlangen versandt; er verzichten damit auf Erscheinen acht Tagen. Fremden 1; ihrer euren nach deren Korrekturen erst noch dem vorlegenden den Mitglied zur Bern unterbreitet werden Er- scheinen am nächsten Ausgabetage pas arg nicht zu- a amren us $ > Di mie behält sich da t vor, von einer ver- griffenen I eine zweite ae zu veranstalten endhungn Jahrg. 1916 ysikalisch-ma a e Klasse ran Fe emesurage Klasse . | en ‚Jahre . 1917: mathematische _. DELETE X Pilsphich haare Klas we Abhandlungen der Akademie * * . a h IaMGIISCL En. und E. Feen: Ans‘ - Antbrapoiianin a auf Teneriffa. £ Ziele und Auf) der Station sowie a. Beob altenen Schimpansen tes © ii ER: Aus der A aha. auf Tenerife. 119 . Opische Untersmehungen ag : ee und am Hauchain (1915, 3) a - e: E. Barımans: Embryonalhüllen und Pinusase * von Putorins furo «915, 4. re srachtungen über ui en ie der Trias- gr re (1915, > 3.— te der H Per: es de rn Teer Beton ae T: Ei Tnlgemprtingen Ing: ee 950 " 4,3 i ee er de ei und in Gese a ee Sonnenfnsternise und zur en heben sin Kiehe: aöıs = RT a: Zur Geaii der Anfänge d mi isation der undi Bunpaca: Über den be IR rem Philosophisch-historisehe Klasse Diers: Philodemos Über die Götter. ' Erstes Buch (1915, s Buch. 1. Griechischer Text (1916, a) Teens Buch. W Erläuterung des Textes (1 916, C. Brocrermarn: “Ali’s Qissa’i Jüsuf, der älteste Vorläufer der osmanischen Literatur (191 6,5). en E. W AacH: Pseudogalenische Komm r Seeger des uni he 2 Erpmann: Die I Kants Kritik der reinen aa ana Serer: Die Ruinen von Uxmal (I 917, r- RMAN: er ——— (1917, 4) . .S x: N exte im Dialekte der Kundzi (1917, u. w. Bang: „Yon Köktürkischn zum Osmanischen. 1. Mitteilung (1917, s. Be ee r die von & okop beschrieben Er nstuhr ig Gaza As. der ee Srunpr: Die Attribute der Beste ichtsenpfndungen .. ;B.- Sea Srumer: Empfindung und Vorstellung (1918, 1 Se :ıs.und E. Sc : Herons ee eg (Schrift vom "Geschützban) a9ıs,: 2) G. Mörzer: Zwei ägyptische Eheverträge aus vorsaitischer Zeit (1918, B. ae Bene äge zur Geschichte des Sk keetos im Mittelalter nach arabischen Quellen ans, h W, Sc# : Das Mahänisiha-Sutta (1918, 5 G, Honencnz arg Studien zu Meletius (1918, 6 H.G = eich ann und armen Lazarus don BE Prodsniin Kommentare Galens zu Se Epidemien des Hippokrates un 5 H, Scaseı \ d die deutsche Heldensage (191 EL: © Sitzungsberichte der Akademie Preis des Jahrgangs ar ® Sonderabdrucke. I. ne 1918 E. Sıes: Ein einheimischer Name = To oxri x F. W. K. Mürıer Toxri und Kui$an (Küsän än) (hie erzu Taf. I u = INEUBERG C.N Os eine Nee Henchase der Aldehyde zu de alkoholischen Gärung und den. Atmungsvorgän M. Boss: Über di eitsche e Beziehung zwischen Brechungsindex und Dielekriiäickonsuni von = z_. über Petru Felsen der Kirche (Matth. 16, ‚re, ) STRUVE en Oh r Uhrwerke an des een der Babelsberger Stern “ F, RG Bes: ber die Störungen der Bahn des OLsersschen Kometen in ee Marsnähe. ee IT. Halbjahr 1918 M. Bonx: Die elektromagnetische Masse der Kris vox Wiramowrrz-Mor OBLLENDORFF: Dichterfragme es aus s der ee der Kgl. M Hitıer v. GAERTRINGEN 4 rs der Belagerung von Rhod 4 v. Chr. Gri rn Kgl. Museen zu Berlin (hierzu Taf. ID . W. Scuugarr: Ein Bee Papyrus mit Noten „(hierzu Taf. m) W. Scauize: Bei on un ei en —I1 lang ‚Zwei zemai Liestscn: ng Kran mit I an erg ögen ren Taf. v-M. Burnacor: ” Entdeckung des Minnesangs u Se Eu ie - K. Mever: Zur Metrik von Saltair na Rann. . eg \ : 2 ee ee und kalte Sommer eg . en m ee i A. hungszeit von Ge - ge m ON Liebesromans \ ur a en 5 g > tes. x Mersn: Nordisch Tri ' M. . Sr su Me. nen die absolute Berechnung der Bee we mit a | 1918| XLVI. XLVII XLVIO SITZUNGSBERICHTE DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Sitzung der physikalisch-mathematisehen Klasse am 21. November. (8. 1069) Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 21. November. (S. 1071) Burpacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs, Liebesromans ee Frauen- dienstes. 6.7. (Mitteilung aus der Fee vom 2. Juni 1904.) (S. 1072 itzung am 28, November. (S.1 Fiscner: Synthese von Depsiden, en und Gerbstoffen. II. (S. 1100) L. Lictessteis: Über einige Eigenschaften der Gleiehgewichtsfiguren rotierender 'homogener Flüssigkeiten, deren Teilchen einander nach dem Nrwroxschen Gesetz anziehen. (Mit- teilung vom 17. Oktober.) (S. 1120) BERLIN 1918 _. - VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHA IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER Aus dem Reglement für die Redaktion der akademischen Druck ksc ss1ı e Akademie gibt es 41,1 der Statuten zwei ee Veröffentliehungen heran: »Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wi und „Ablandlungen. der Königlich BeccBieohen Akademie der Wissenschaften us $ hme in die Bisugaberichte En die Abhandlungen Ks Mitteilung muß i ga er alien Sit Hang en werden, wobei in der Regel ieht- Bee haben hierzu Vermittelung eines Sr Fäe "he angehörenden ae Mitgliedes zu benutzen. er itzu; eg in den Abhandlungen 12 Druckbogen je 3 Seite der gewöhnlichen Schrift der Abhand- Ye nicht ins eigen ehreitung diese» Grenzen ist nur mit Zustimmu ng de radenie oder der betreffenden Klasse statt- haft und ist bei Vorlage der ? ee, ausdrücklich zu beantragen.” Läßt der U es >ieige diese Zu © hat das vorlegende Mi es vor dem Einreiehen von sachkundiger Seite auf seinen mutmaßlichen Umfang im Druck absehätzen zu lasse $4 Sollen einer Mitteilung Abbildungen im. Text oder auf besonder eige, nee werden, so sind die Vorlagen Anti (Zeiehnunge n, photographische Original- aufnahmen usw.) PER mit dem ga jedoch trennten . auf getrenn ttern, einzureichen Die Kosten der Her erstellung der Verben haben in der Regel d au diese Kane zu schlare ie Vans zu tragen. en Be so dazu eine Bewilligung | Sr En i Abhandlungen weh: so ist Vorberatung dar a u ea: geb 5 x = en = a ; eh er Vorlesung und Einrei ichung des ee druckfertigen Be He an ie gen Se Kreise oder den wird Archivar- er A De der on in die akademischen Schriften, und zw = den Mit- wenn Be anw. Mitglieder I nach nur in die ' aufgenommen ia Besehl eine ufnahme der ne eines Nichtmitgliedes : Abhandlungen = ser Beschlu ß ‚der s Being 3 Beni die * Gesamtakaden Bornecang auf 8. Die an die Dru Aa blieb kosten verpflicht Aus $8. n allen in die Sitzungsbiriäine aufgenommenen wissenschaftlichen Adressen oder Berich eg re ee ungen Druck 4 Seiten üb abdrucke hergese, die alsbald nach ae we Vo für Se Buchhändel hergestellt, indes er Verfasser sich ausdrücklieh damit ne en 8, n den een aus d ae n Verfasser, we = ei = A zu Saktseiihiehe Vert und dürfen nach reehtzeitiger Anzeige b ar gierenden weitere 200 Exe mplare abziehen lasse 5 Von den Sonderabdrucken aus den Abl r Mitg und dürfen nach reehtzeitiger gierenden Sekretar weitere 1001 abzieh en lassen $17 Eine: für die akade mmte ee mist m Fa v j B des Umschlage) ) 1069 SITZUNGSBERICHTE _ 118 ALVI DER PREUSSISCHEN : 21. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. PLanck. *Hr. v. Waupever-Hartz sprach Über Schmerz EEE: Nerven. #2 Die Frage, welche Nerven die Schmerzempfindung beherrschen, wird verschieden beantwortet. Von der einen Seite, v. Frey, Tnunsgerg u. a., werden besondere Schmerz- en angenommen, nach es DSCHEIDER, H. Munk, Rıcker u. a. sollen die Nerven, ’ irgendwelche, ee Einflüsse in einen Zustand der ee versetzt auch bei en R.izungen Schmerz empfinden. Diese Auffassung wird v näher begründet, namentlich mit Rücksicht auf die Schmerzempfiudlich- 'elde. : er SF: 2 era - 1071 SITZUNGSBERICHTE _ 1918 XLVH. DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 21. November. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. Dies. *1. Hr. Erman sprach über die Wiedergabe ägyptischer Wotte und Namen in unserer Schrift. Alle Versuche, eine den wirklichen Lauten nahekommende Üoschrgknng des Ägyptischen zu gewinnen, müssen nach Lage der Sache erfolglos bleiben. Wir können nur etwa für die Hälfte der Konsonanten eine genauere und für alle Epochen gültige Bestimmung erzielen, und es ist auch keineswegs immer möglich, den Konsonanten- bestand der einzelnen Worte restlos anzugeben. Für die Kökale, die wir diesen Kon- sonanten beifügen müßten, haben wir nur ausnahmsweise einen Anhalt an koptischen ngen. > > Praxis der Wissenschaft werden wir daher nach einer äußerlichen treben müssen, die ohne Rücksicht T theoretische Bedenken die bisher am en eingebürgerten Namensformen einfü a 2. Hr. Burpaca überreichte den Schluß des Manuskriptes seiner Mitteilung vom 2. Juni 1904: ‘Über den Ursprung des mittelalter- lichen Minnesangs, Liebesromans und Frauendienstes. 6. Ti sangs, Liebesromans und Frauendienstes. 6,7. Von Konkap BurvacH. (Vorgetragen am 2. Juni 1904 [s. Jahrg. 1904 S. 933).) 6. Die hohe materielle, wissenschaftliche, literarische Kultur des durch militärische Macht, zielbewußte Politik und religiöse Toleranz die mittel: alterliche Welt überstrahlenden Chalifats von Cordova!, sein politise De Gegensatz gegen das alte Chalifat des Ostens, der aber einen ehrgeizt gen Wetteifer mit dessen Pracht sowie überhaupt einen fortdauernden r geistigen Austausch mit dem Mutterland: keineswegs verhinderte, die innige Verbindung der spanischen Muslims mit den in Spanien lebenden christlichen Renegaten, die ganz oder halb zum Isläm übergetreiel, sich mehr oder minder islämischer Sitte und Sprache angepaßt hat der fast niemals ruhende Kampf mit den christlichen Staaten der } insel, dies alles begünstigte in Andalusien eine Entfaltung und | entwicklung der überlieferten poetischen Formen und Motive. en Vorgang bedürfte dringend einer genauen Untersuchung und er zelnen durch reiche Proben erläuterten Vorführung. Nur ein Orie Rs aber nur ein literarhistorisch geschulter, der zugleich über ein reichendes Darstellungsvermögen gebietet, könnte das leisten. Die I her von der orientalistischen Fachwissenschaft gegebenen Andeu sind für den Nichtorientalisten wenig faßlich und greifbar”. nn s Außer dem fünften Teil von Rankes Weltgeschichte sei ver wies ne a. a. 0.; Graf Scuack, Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sizilien, > Cotta (zuerst 1865), 2. Aufl. 1877, Bd. 1, S.41—67; Aue. Mürzer, Der Islam Bd. ds * Abschreckend wirkt in manchen der bisherigen Darstellungen at persischer Kultur, besonders in den älteren, auf den philologischen ° 4. h. auf den vergleichenden Literaturforscher und den Kulturhistor'ke . an Knappheit, Straffheit, Anschaulichkeit des Ausdrucks, an Übersichtli a derung des ungeheuer weiten Stoffs in Absätze und Abschnitte mit i .... Sehriften, an fortlaufenden Hinweisen auf die Chronologie und die namentlich A; . Ä \ all ‘ Burpacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 107: Aufklärung gewinnt man noch aus des Grafen vox Scnack liebevollem und reichhaltigem Buch, das aber allzusehr den Sinn für die literar- geschichtlichen Probleme und die philologische Einzelbeobachtung ver- missen läßt. Was die mittelalterliche Philologie und Kultur- geschichte braucht, wäre vor allem eine möglichst vielseitige Auswahl von charakteristischen Textproben in Übersetzung, ferner bestimmte Beschreibungen der Reim- und Strophenarten, der poetischen Motive, der sprachlich-stilistischen Technik, namentlich der Tropik und der BRBEN rhetorischen Mittel. Schon eine nach literarhistorischem Ge- kt angelegte Anthologie von möglichst wörtlichen Übersetzungen arabischer Lyrik aus Vor- und frühislämischer Zeit sowie aus der Epoche der omaijadischen Herrschaft, der Teilfürstentümer und des Regiments der Almoraviden und Almohaden in Spanien wäre ein wichtiger Schritt, der dem bezeichneten Ziel uns nähern könnte. Im allgemeinen ist auch i Jetzt die Richtigkeit des Urteils ersichtlich, das Graf Scnack (a. a. 0. ı, 8.102 f.) über die muslimischen Dichter Spaniens gefällt hat: schon wo sie die vorislämische (und frühislämische) Poesie nachahmen woll- ten, ergossen sich ihnen nicht selten unvermerkt neue Anschauungen in die alte Form, anderwärts aber folgten sie rückhaltlos den Einge- bungen ihres eigenen Geistes und Herzens, schilderten Selbsterlebtes und Gefühltes. Der Umschwung zeigt sich innerhalb der Hofpoesie an der ge- sellschaftlichen Verfeinerung der überlieferten Erotik. Sie wird einem © neuen aristokratischen und geistigeren Bildungsideal angepaßt. & Gewisse Elemente des andalusischen Minnesangs sind aus der älteren islämischen Lyrik übernommen, und treten jetzt nur stärker, reicher vor: die zärtlich schwärmerische Liebesinbrunst; das leidenschaft- liche und schmachtende Werben um eine vornehme verheiratete Frau; Trauern und Klagen um entschwundene Liebe; Darstellung des heim- lichen Genusses verbotener Minne: typisches Auftreten der Neider, Auf- Passer, Hüter; die Tageliedsituation des een Abschieds bei an- u. licher noch ist aber das fast durchgängige Fehlen von konkreter Form-, Motiv- und 2 eibung, . ‚überhaupt von Begründung der allgemeinen Werturteile und Charak- Re ne nn Einzelbeobachtung. Hier verrät sich eine geradezu verhängnisvolle, ne wenn auch leicht zu erklärende Rückständigkeit hinter fast allen übrigen, selbst viel | Philologien. Sehr. störend ist endlich die verwirrende Mannigfaltigkeit der arabischer und persischer Laute, deren Zeichen den meisten literar- 1 Lesern unverständlich bleiben. Wie leicht ließe sich dem hilflos in diesem 1074 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Juni 1904 brechendem Morgen, den die Liebenden sieh gegenseitig wegtäusehe möchten. Aber am meisten charakteristisch ist, daß die freie Stellun; der muslimischen Frau, die uns angesichts der später durch die zu- nehmende Bigotterie hervorgerufenen Strenge des Haremslebens, ı es sich für uns am bekanntesten und am meisten charakteristisch den Türken ausprägte, so überraschend erscheint, aus der altislämischen Zeit! zwar beibehalten, jedoch durch einen Wall gesellschaftlicher Rü sicht und Sitte geschützt wird gegen Indiskretion und geschlechtliche Renommage. Das Gesetz des Namenverbots, das die älteren Lie ' dichter den von ihnen besungenen Damen gegenüber oft brutal über- traten, dringt jetzt in der Lyrik der hohen Minne durch’. ER Der höchste und edelste Typus dieses neuen aristokratischen Bil dungsideals stellt sich uns dar in dem oben S. 1023 Anm. 2 genannten Said Ibn Dschüdi. Als Gelegenheitsdichter des Schlachtensiegs lernten wir ihn kennen. In dem wechselvollen Kampf zwischen den Spaniern unter Omar Ibn Hafßön und den Arabern fiel er in Gefangenschaft und dichtete im Kerker (vor 890) ein mutvolles Gedicht, das aber au die weichen Töne einer zarten Lyrik anschlägt, die anderthalb Ja hunderte später ein Weltklang wurden: E: ‘Und du, Wanderer, bringe meinen Gruß an meinen edlen Vater und zärtliche Mutter; sie werden dich mit Entzücken anhören, sobald du ihnen sagst, habest mich gesehen. ‘Grüße auch meine teure Gattin und überbringe ihr diese WoReE »Immer gedenke ich dein, selbst am Tage des Jüngsten Gerichts; dann werde Id mich vor meinen Schöpfer stellen, dein Bildnis im Herzen tragend. Ich ver sichere dich, daß deine Traurigkeit mich viel mehr betrübt als meine Gefangen schaft, ja selbst als meine Aussicht auf den Tod«’ (Dozr a.a. 0. 1, S. 388). Das sind minnigliche Gedanken und Bilder, wie sie 8 die Troubadours auf ihre Herzensdame übertrugen. Allerdings gegenüber der eigenen Ehefrau angewendet. Und als ein tritt. — Der älteste provenzalische Minnesänger Graf Guilhem von in diesem Punkt gleichfalls widerspruchsvoll: neben Versicherungen UT" gegen die geliebte Dame gestattet er sich doch, wo sein Zorn erregt ir ke in einen m- isterhaften. Schmähgedicht als seine Geliebten mit ihren. 7 Namen ihrer Ehemänner zu bezeichnen. Übrigens, diese Namen. selbst I . fingierte, die nur durch ihre scheinbare Echtheit verblüffen sollen. \ - BurpacH: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1075 der ritterlichen Helden des späteren höfischen Liebesromans erscheint Said, wenn erzählt wird, wie er — nach altarabischer Heldensitte!' — vor der Schlacht den Befehlshaber des feindlichen Spanierheeres Omar Ibn Hafßön zum Zweikampf herausfordert, dieser sich aber trotz seiner Tapferkeit mit ihm nicht zu messen wagt, wie er ein andermal über- raschend im Handgemenge auf Omar trifft, der ihm wieder entrinnen möchte, aber von Said mit beiden Händen um den Leib gepackt und zu Boden geworfen wird. Zehn Eigenschaften, die ein vollkommener Edelmann besitzen müsse, rühmten die Zeitgenossen an Said: Groß- mut, Tapferkeit, vollkommene Kenntnis der Reitkunst, Schönheit, Gabe der Diehtkunst, Körperkraft, die Kunst, die Lanze, das Schwert und den, Bogen zu handhaben (Dozy a.a.O. S. 389). I: Aber der Mann, der dieses Ideal eines tapferen und edlen Arabers verkörperte, war zugleich der Typus eines Dichters neuer Liebespoesie. Keiner wurde so schnell und tief von Frauenreiz ergriffen als er. Der Klang einer seelenvollen Stimme, der Anblick schöner Loeken schlug ihn in Bande. So verliebte er sich in Cordova, als er am Palast des Prinzen Abdalläh vorüberging, in eine unbekannte Schöne, deren Gesang aus dem Fenster des ersten Stockwerks auf die Straße drang. Entzückt, voller Sehnsucht nach der Unbekannten, hörte er ruhig zu. Nach langem Warten bemerkte er endlich eine kleine weiße Hand, die dem Prinzen eine Schale reicht. Weiter sah er nichts. Aber Stimme und Hand genügte, seine Leidenschaft zu entzünden. Die ungesehene Sängerin war die schöne Dschehäne; da sie dem Prinzen gehörte, war sie von : Said durch eine unübersteigliche Schranke getrennt. Voller Verzweif- De SUEnIe er ‚seiner Kaehe ein anderes se suchte er nach einer . en e. Es ist, wie Tristan — gleich ihm ein Ideal höfischen ‚Rittertums, ein Held des Kampfes und ein Meister der Sangeskunst und eleganter Rede - —, der, um die blonde Isolde zu vergessen, sich mit der ; er konnte über der zweiten Dschehäne nicht die. erste, * x die wahre: Ametchane vergessen. So weihte er ihr denn folgendes Gedicht: ‘Der liebliche Gesang, den ich gehört habe, hat mein Herz mir entrissen und ‚in Traurigkeit ve versenkt, die mich langsam verzehren wird. Dschehäne ist ‚er ich mein Herz gegeben; ihr werde ich ewiges Gedenken weihen und doch Kaya Rekander nie ee “2, Dschehäne, EN meines Verlangens, ed. Orients Bd. ı a7), 90. 1076 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21.Nov.1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v, 2. Juni 1904 sei gut und mitleidig gegen mein Herz, das mich verlassen hat, um zu fliegen! Wie teuer ist mir dein Name; ich rufe ihn an, meine Augen fließen von Tränen; ich rufe ihn an voll Andacht und Ehrfurcht, wie ein Mönch Namen seines Heiligen anruft, wenn er sich vor seinem Bilde auf die Knie wir. Wiederholt hat man sich hier an den Minnesang erinnert gefühlt‘ Aber es ist nicht bloß Stimmung und Üharakter dieser Liebe, ı das Bekenntnis dieses andalusischen Muslims als Vorstufe des Minne sangs erscheinen läßt. Es sind vielmehr bestimmte einzelne Moti die genau gewissen grundlegenden Bestandteilen ‚des späteren M sangs entsprechen: ı. diese Liebe entreißt dem Liebenden sein Hi und gibt es der Geliebten, das Herz fliegt zu der Geliebten; 2. dies Liebe erweckt ein Trauern, das verzehrt; 3. diese Liebe entsteht dureh Fernwirkung ohne persönliche Bekanntschaft: 4. 5 Liebende bittet die Geliebte um Mitleid wie einen strengen Herrn; 5. diese Liebe ist | gleich der kniefälligen Andacht vor einem Heiligenbild: 6. diese Liebe rührt durch bloße Anrufung des Namens der Geliebten den liebenden Ritter 'zu Tränen. Dieser schmachtende Anbeter einer mehr geahnten als gekannten ‚Frau entlockt seiner Liebesleier jedoch auch andere Klänge. Wir haben ‚von ihm ein Lied voll stürmischer Sinnlichkeit und prachtvoll rag: scher Schaukraft: ‘Der süßeste Augenblick ist der, wo man in der Runde trinkt, oder ne“ ‘wo man nach einem kleinen Streit sich mit seiner Geliebten wieder a noch weit eher, wo der Liebhaber und die Geliebte sich trunkene Blicke zuwerfen, oder endlich der, wo man die Angebetete in seine Arme schließt. iss Ich durcheile den Kreis se Freuden mit dem Feuer eines Renners, @® Gebiß zwischen die Zähne genommen hat; was auch daraus komme, all meine Wü muß ich befriedigen. Am Ta age des Kampfes, wenn der Todesengel über ! Haupte schwebt, unerschütterlich — lasse ich mich von zwei schönen Augen zeit erschüttern’ (Dozr ı, S. 390). Die arabischen Gelehrten führen diese Verse nur mit einem ‚öge ‚Gott ihm vergeben!‘ an. Aber sei ihr sittlicher Schauder 2 ER oder ehrlich — fiel ja doch der Dichter 897 der supiling zum Opfer, dessen Gattin er durch seine Verse # zu | € m der Bi a.0. 1, 8.390) dieses Gedicht mitteilt, sagt treffend, meinen, der letzte Vers sei von einem provenzalischen Troubadour, denn die ganze Zartheit des ehristlichen Ritters aus und die Art des Dienstes, we® Dame seines ns weihte‘. Ebenso Adolf Friedrich Graf vos Ban £ 1877, Ba. 1, S.120 Ver glaubt in dem folgenden Gedicht von Said Ibn er Tro De r dieser Verse schon im neunten. Jahrhundert, so lange vor beiden? Einen | lichen, kausal-genetischen Zusammenhang ; zwischen Eu Bas und dem nt Scuack also nicht ernsthaft erwogen zu haben. Seine Überset R erreicht die Schönheiten des Gedichts, re Be nicht Burvacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1077 Liebesverhältnis hingerissen hatte (Avsustr Müruer, Der Isläm. Rd. >. S. 495) -—, wir können das ästhetische Urteil dieser Kritiker über dieses Lied nicht teilen. Wir sehen hier im engsten Raum ein Iyrisches Kunstwerk von ewiger Jugend und Größe. Es enthält noch immer "_ererbte Motive der altarabischen Lyrik: Rückblick auf eigene Liebes- erlebnisse und erotische Situationsbilder ("Selbstlob’ s. oben S. 1026 Anm. ı); Hinweis auf die Pracht und Kraft des edlen Rosses; kampf- gierigen Mut, der dem Tode trotzt; Entzücken über ein glühendes Augenpaar. Aber wie straff und sparsam ist dies alles aus der alten lockeren Breite und zerfließenden Fülle, aus der Quodlibet-Art der Kasside zusammengedrängt in einen geschlossenen Rahmen, in eine künstlerische Einheit und wie ist es innerlich belebt dureh den persön- lichen Herzensanteil! Wir finden uns erinnert an den ersten T robador, den sein alter Biograph als "großen 'Frauenbetrüger’ bezeichnete, den Grafen Guil- hem von Poitou, dem auch neben dem geduldig harrenden, dienen- den, werbenden, die Geliebte überschwenglich preisenden Minnelied, selbst an eine nicht gekannte Dame, heißblütige und kecke, ja zynische Verse zu Gebote stehen für das erotische Draufgängertum, für die — in,der arabischen Lyrik seit jeher beliebte — Liedgattung des Selbst- lobs in den Künsten und Abenteuern der Liebe, dem das Bild von dem Hengst mit dem zwischen den Zähnen geklemmten Gebiß so : ganz und gar gemäß wäre, ihm, der zwei geliebte Edelfrauen mit zwei Reitpferden- vergleicht, die sich nebeneinander nicht vertragen, und dabei mit einem absichtlichen, komischer Wirkung dienenden Rückfall in die geschlechtliche Roheit des frühislämischen Minnesanges Scheinbar sogar ihre Namen nennt (s. oben S. 1074 Anm. 2). Wir finden uns erinnert fast mehr noch an einen deutschen Dichter sinn- licher Tagelieder und Künder tiefer Herzensliebe: Wolfram von Eschen- Pach; und die feine Beobachtung über die Aussöhnungswonne Ver- = : liebter nach kleinem Streit mahnt an eine der rührendsten, aus echtem Erleben geflossenen Prägungen Walthers (Lachmann 70, 7): sanfte . Zürnen, sere süenen, deis der minne reht. a Die erste Strophe des vorliegenden Gedichts gibt in einer Stufen- folge; die sich geradezu dramatisch steigert, eine ganze Theorie der ‚Lebens- und Liebesfreuden: das ist ein Thema, das im späteren ro- Mänischen und deutschen Minnesang unendlich oft erfaßt worden ist, >eı niemals, dünkt mich, prägnanter, künstlerischer, wirksamer. Aus der Zeit nach dem Sturz der spanischen Omaijaden (101 3: m. ausgesprochenen Minnesangeharakter die Lieder des Abül Ibn Saidun, der als Hofdichter und Sekretär wie als Ge- lomatischen Angelegenheiten bei Ibn Dschachwar, 1078 Sitz..d. phil.-hist. Kl. v.21.Nov.1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Juni 1904 dem damaligen Machthaber in Cordova, eine angesehene Stellun nahm (s. BrockErmann 1898 Bd. ı, S. 274f., 1901, 8. 155f£,; Bd. 2, S. 364). Er feiert in schwärmerischen, sehnsüchtigen, k den Liebesgesängen die omaijadische Prinzessin Walläda, mit Naturgefühl, das Scuack an Petrarca erinnert. Sein alter Biograph übrigens einen mitgeteilten poetischen Liebesbrief mit einer Frühlings beschreibung ein (Schack 1,8.286f.), die ganz der typischen Früh: - lingsbegrüßung in den Gedichteingängen der Trobadors entspriel Wenn Ibn Saidün klagt, die Geliebte sei ihm entrückt, obgleich se Herz ihr Wohnplatz sei (ebd. S. 288), so erkennt man das uralte Mc arabischer Liebespoesie, die Elegie über den verlassenen Woh der entschwundenen Geliebten, in Verbindung mit dem minnigl antithetisch spielenden Zukunftsmotiv, daß die ferne, unerreic Geliebte doch immer im Herzen des Liebhabers wohnt, ihm also @ und unverlierbar nahe bleibt. Wenn er seine treue Liebe eine se Seele aufgelegte Bürde nennt, wie kein anderer sie trägt und allein sie standhaft' tragen könne (ebd. S. 289), so ist das jene den höfischen Minnesang in Frankreich und Deutschland später ‚sche, mit Geringschätzung der nieht oder nicht so tief und Liebenden gemischte Stolz auf das eigene Liebesleid und seine Sch den bei uns Reinmar der Alte am inbrünstigsten ausgesprochen, Wenn er die Geliebte anruft als ‘Schwester des Monds an Strahlend und hehr wie er’ und von Gott ein Wiedersehen € (ebd. S. 290), so fühlen wir uns gleichfalls völlig in der Minnes Phraseologie, und wir Deutsche denken zunächst unwillkürlich an Hl rich von Morungen. Wenn ihm in der Trennung die Nächte sO erscheinen und er Nacht für Nacht darüber klagt, daß nur die mit ihr verbrachten so kurz waren, so haben wir wieder das Tageliedmotiv des Minnesangs. | Der Graf vos Schack hat in seinem ae Buch . „schäftigende geschichtliche Problem sehr zurückhaltend und 1 . einen ee W ki game beurteilt!. Er machte dann 4 % ne Graf Senn Poesie on Kondtdir Araber in u und Sizil es wort 8 Val: ‘Die oft aufgeworfene Frage, ob die mittelalterliche ] ? Burnach: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1079 Versuch, “die Poesie der Araber in ihren Berührungen mit der Poesie der christlichen Völker Eurepas’ Jarzustellen'. Der früheren Über- schätzung des orientalischen Einflusses entgegentretend, würdigt er die mittelalterlichen Aussagen über arabisch-spanische Wissenschaft und Magie, die Zeugnisse für die Bekanntschaft gewisser christlicher Spanier des 9. Jahrhunderts mit Gedichten, Märchen, theologischen und philo- sophischen Schriften der Araber und für den Eifer dieser christlichen Spanier, die Kunst des korrekten und eleganten Arabisch zu erlernen’, erwähnt die uns bei Maggari (17. Jahrhundert) erhaltenen Verse eines christlichen Sevillaners des ıı. Jahrhunderts, die gewandt arabische Sprache und Metrik handhaben, legt dann mit Recht Gewicht auf die Mitt- lerrolle der sogenannten Mozaraber, d.h. der zahlreichen Arabisch als Muttersprache redenden, aber auch mit romanischer Sprache vertrauten Christen Spaniens, sowie auf die in Spanien lebenden Juden, die vielfach kastilische und arabische Verse dichteten, verweist auf den Verkehr, den häufig spanische Christen mit den Muslims hatten, frei- 9 willig aus Abenteuerlust oder als Gefangene (‘Slawen’) oder — in weitestem Ausmaß seit dem ı1. Jahrhundert — als Söldner in ihren Leibwachen und Heeren’. bewegt, und wer den merkwürdigen Rouan »Antar« liest, sieht mit Überraschung die ‚morgenländischen Recken meist von den nämlichen Impulsen bewegt wie die Paladine unserer Rittergedichte’ (folgt der oben S. 1076 Anm. ı erwähnte Hinweis auf Dozr). * Graf Scaack a.a.0. 2, $. 88—ı62. e ® Vgl. die ausführlichen Nachweise bei Dozr a. a. 0. ı, $. zı0ff. 321. In ee Dozys Schilderung ‚jener im 9. Jahrhundert den arabisierten Christen Widerstand lei- und des Laien Alvarus (a.a.O. 1, S. 337 f.; dazu Aue. Mürter, Der Isläm 2, S. 476ff.), -_ Scheint mir sehr wichtig die wenig beachtete Nachricht, daß diese christlichen ee das bis dahin unter den Christen Spaniens (seit den Westgoten) geltende .. erbot, sich mit der heidnischen Literatur des römischen Altertums zu Wegengewicht gegen die der Araber benutzten und ihre Mitbürger für die nationale e. Literatur ihrer Heimat, für ihre Landsleute Lucan und Seneca zu begeistern suchten. . Das " eine Bewegung, die in ihrem Motiv völlig der italienischen Renaissance des fer} stenden Führer der exaltierten christlichen Partei zu Cordova, des Priesters Eulogius i en, a beiseite setzten, nun vielmehr die altrömische Dichtung (Vergil, Horaz, Juvenal) als 14. Jahrhunderts entspricht, in der ja Petrarca, Rienzo und ihre Mitkänpfer gleich- ee te W F 1080 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2, Juni1904 Alle diese Tatsachen benutzt Graf Scnack dann aber nur, einen Einfluß der arabischen Poesie auf die spanische Volksdichtung, die Romanzen, nachzuweisen, den ja schon Wilhelm Schlegel be hauptet hatte [s. jetzt Sitzungsberichte 1918, S. 364 f. Anm. 2]'. Das eigentliche geschichtliche Problem liegt aber natürlich im frühen Mittelalter und betrifft das Verhältnis (les Minnesangs der provenzalischen Trobadors zu der Liebespoesie der Araber. Diesen Kernpunkt berährt Graf Scnack in jener Untersuchung gar nicht, und an anderen Stellen seines Buches, wo er doch auf ihn geführt wird, weicht er einer schärferen Blickeinstellung und genauen Beleuchtung mit einem gemeinen Verzieht auf die Entscheidung der Frage aus. Und doch bietet er selbst gerade einige Zeugnisse über die arabisch-spanische | Hofpoesie, die als Schlüssel des Problems dienen dürfen. Mir wenigstens brachten sie vor Jahren, nachdem zuerst SCHAckKs Normannenwerk, worin das eine dieser Zeugnisse wiederholt ist”, mich darauf hinge wiesen hatte, geradezu eine Erleuchtung und gaben mir zu der vor liegenden Untersuchung die erste Anregung. Be In einem Abschnitt, der von den besoldeten Hofdiehtern der spanischen Omaijaden, die diese nach dem Beispiel ihres östlichen Ahnherrn Jesid I. anzustellen pflegten, handelt und dabei hervorhebt, daß auch einzelne spanische Machthaber, wie der seit 399 in Sevilla mit fast königlicher Gewalt herrschende Ibrähim Ibn Haddsch e den Poeten® an ihrem Hof mit großer Freigebigkeit einen ehrenyollen ; Platz einräumten, macht Graf Scnack über den Hofdichter Jachjt ’ Ibn Hakam el Gasäl (‘die Gazelle’) nähere Mitteilungen‘. Am 3 zu Cordova nahm er unter Emir Abderrachmän II. (822— 852). verschwenderischen, prachtliebenden Freund der Poesie und } ! Die beiden übereinstimmenden poetischen Motive, die Scuack ZUM Tr . anführt, sind freilich ohne Gewicht: sowohl die Stadt als Braut, um w oberer wirbt (Bd. 2, S. ı15 ff.), als die Klage der treuen verwitweien taube (S. 130ff.) gehen sicher nicht auf die arabische Poesie Spaniens sondern haben einen viel älteren Ursprung und ein viel weiteres Verbrei Jenes Motiv wurzelt in alttestamentlicher und antiker Tropik, dieses ei päisch [vgl. jetzt meine Darlegung im Kommentar zu Berwrs und meinen des Ackermann aus Böhmen, Vom Mittelalt. z. Reformation II, 1, S. 185719 7 ® Graf vos Scuack, Geschichte der Normannen in Sizilien Bd. I ee I eg | pr a Unter ihnen der oben $. 1023 Anm. 2 erwähnte gekrönte Br Achm Burpaca: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1081 der sich selbst im Dichten versucht hat, eine angesehene Stellung ein und wurde, wie das auch sonst üblich war, als Gesandter an verschiedene Höfe geschickt. Am Hof zu Byzanz gewann er das Wohlwollen des Kaisers dadurch, daß er im Gespräch mit diesem bei dem Eintreten der Kaiserin wie zerstreut stockte und auf Befragen ihre Sehönheit als Grund angab und deren überwältigende Wirkung mit lebhaften Worten pries, was auch die Kaiserin sehr befriedigte. In ähnlicher Weise feierte er auf einer anderen diplomatischen Sendung, deren Anlaß wir nicht kennen, zu einem der normannischen Seekönige an dessen Hofe seine Gemahlin, die Königin Theuda, in einem im- provisierten Huldigungsgedieht und machte auch dadurch Glück. Diesem Jachjä, der seinen Beinamen “die Gazelle’ wegen seiner Schönheit führte, wurde nachgerühmt, daß er ein Muster feinen höfischen Benehmens gewesen sei. Aber Spottverse, die er gegen einen anderen, mächtigeren Günstling am Hof von Cordova, den Hof- musikus Sirjäb gerichtet hatte, führte seine Verbannung herbei. Auch dieser glückliehere Rival galt als Meister des guten Hoftons. Auch er war ein ausgezeichneter Diehter, kannte Worte und Melodien an- geblich von zehntausend Liedern auswendig, besaß ein reiches astro- nomisches und geographisches Wissen, das ihn befähigte, über die verschiedenen Länder und ihre Sitten anziehend zü erzählen. Höher Noch geschätzt wurde sein Geist, sein Geschmack, die Feinheit seiner _ _Manieren' Ein höfischer, verfeinerter und veredelter Vorläufer also des im Meister Trougemund erscheinenden deutschen Spielmannstypus. Er war in Bagdäd unter Härün ar-Raschid von einem berühmten Meister der Sangeskunst ausgebildet worden, hatte diesen aber überflügelt R.: und mußte seiner Eifersucht weichen. Er besaß offenbar ein Genie, das sich ‚sofort er ‘Er ist besessen’, sagte sein von Neid und Angst er- ' Dozy, 2.2.0.1, 8. 302—-306: "Niemand war wie er geübt in witziger Unter- haltung, niemand besaß in so hohem Grade Gefühl für das Schöne und Kunst- Er, sinn, niemand kleidete sich mit so viel Anmut und Eleganz. niemand verstand es so 2 au wie er, ein Fest oder ein Gastmahl anzuordnen. Man betrachtete ihn als einen | Be rnälchen Menschen, als ein Ideal in allem, was guten Ton und in dieser Beziehung wurde er der Gesetzgeber des arabischen Spanien. Pig en, welche er schuf, waren kühn und zahllos, er bewirkte einen völligen „mschwung in Sitten und Gebräuchen. Früher hatte man das Haar lang und ar Stirn gescheitelt getragen; man -hatte sich bei Tisch goldener oder silberner . und Tischtücher von Leinen bedient. Jetzt trug man das Haar rund um den eschnitten; die Gefäße waren von Glas, die Tischtücher von Leder; so Eee, rag Er schrieb die verschiedene Art der Kleidung vor, welche man zu ee s lie; er lehrte die spanischen Araber, daß Spargel ein vor- müse seie. . mehrere von ihm erfundene Gerichte haben seinen Namen gi een Ye: "sich narh ihm bis ü in die kleinsten er. des Serge 1082 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz, v. 2, Juni 1904 füllter Lehrer, als er ihn glücklich entfernt hatte, von ihm zum Cl ‘er gibt an, daß Geister mit ihm sprechen und ihm die Melodien geben, welche er komponiert; er ist so stolz auf sein Talent, daß er gl: nicht seinesgleichen auf der Welt zu haben.’ Und in der Tat soll $ im Schlaf Geister singen zu hören geglaubt und dann die Melod mit einem von ihm dazu gedichteten Text jungen Mädehen 9 und aufgeschrieben haben. Dieser seltsame Mann gewann über schwachen Emir von Cordova die-größte Macht und hatte am einen beherrschenden Einfluß, überließ aber die politischen Angele heiten der Sultanin Tarüb. Er ist vielleicht das sprechendste Beispiel für die Bedeutung der ästhetischen Kultur in dieser neuen Hofsitte. Der Dichter und Komponist hinreißender Lieder ist zugleich die höchste Autorität in allen Fragen der höfischen Eleganz. Und dieser Herold einer neuen poetisch-gesellschaftlichen Bildung und Konvenienz ein Perser. Das ist eine für das Verständnis der Entwieklungs- geschichte der neuen Iyrischen Hofkunst bemerkenswerte Tatsache Jachjäa und Sirjäb, die beiden feindlichen Hofliteraten, zeigen UNS eine neue Mischung künstlerischer, diehterischer, sozialer Triebe, uns dann in der neuen Minnepoesie und in den Liebesromanen abendländischen Hofgesellschaft wiederbegegnet. Es ist ein ne Lebensideal, das jene beiden Nebenbuhler vertreten. ° Und w Lebensideal setzt sich für moderne Begriffe befremdend zusam fühls, mit einem großartigen Bekenntnis zu einem geheim! ‚ dämonischen Offenbarungscharakter aller musikalisch-po@ Eingebung. Die Dichter und Musiker sind als Hofpoeten, Ja & soldete Hofbeamte’ und Sekretäre die Führer, Tonangeber, -— Bi, ‚gleicher Zeit, wo diese neue geistige literarische UT Burvaca: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1083 Stammesgenossen durch die antiken Schriftsteller Spaniens zum Wider- stand entflammen will, gibt sich selbst einem enthusiastischen geist- - lichen Freundschaftsverhältnis hin zu der muslimischen Christin Flora, das in seinem durchaus lyrischen Ausdruck (Dozr ı, S. 320) als eine Art Seelenminne erscheint und, wie ich glauben möchte, angesteckt ist von der schwärmerischen Erotik der muslimischen Hofpoesie. Stimmt man mir zu, so gewinnt man ein Zeugnis für die unwiderstehliche Verbreitungskraft ihres künstlerisch menschlichen Gehalts, wie es stärker sich nicht denken läßt. Es mag anderseits auch die leidenschaftlich vibrierende Gefühls- innigkeit des spanischen Christentums, die sich in der Wonne der Gottesliebe berauscht und das Martyrium mit altchristlicher Inbrunst als höchsten Triumph ersehnt, zurückgewirkt haben auf die muslimi- sche Lyrik und in dieser dem überlieferten Schema der erotischen _ Elegie jenen Hauch von Zartheit, Reinheit und Gemütswärme einge- se flößt haben, der sie über die arabische Poesie des Ostens erhebt. Es i. ist, als ob auf diesem spanischen Boden das Visionäre und Eksta- tische, das glutvolle Heldentum des Martyriums unter Sarazenen und Christen in gleicher Weise! so stark und früh sich entfaltet hat wie nirgend sonst. Die seraphische Christin Flora und ihr zelotisch am Isläm hängender Bruder zeigen in derselben Familie, wie hier in beiden Lagern der Glaubenskampf mit jähem Ungestüm und höchstem Schwung der Seele durchgefochten wurde. Ob in jenem- spanischen Christentum westgotische oder gar altiberische Stammeseigenheiten „ nachwirken, bleibe dahingestellt. _ _ deh glaube demnach, man darf mit der Möglichkeit rechnen, daß | diese Panegyrischen Huldigungen zu Ehren fürstlicher Frauen, wie sie die arabischen Hofpoeten der andalusischen Herrscher seit dem 9. Jahr- a ‚ausübten, jenes gesuchte literarische, poetisch-soziale Schema nst und der romantische Liebesbegriff der höfisehen Romane über- nommen hat. Es finden sich darin die wesentlichen Bestandteile der en abendländischen Gesellschaftspoesie: die neue Auffassung des es, der neue vergeistigte, schwärmerisch-sinnliche Ausdruck für ehtliche Liebe, die neue soziale Rolle der verheirateten Frau, setz des Frauendienstes, der heimlichen Minne und des £ B Fa das Motiv der trauernden, schma chtenden, vielfach un- en, das der werdende provenzalische Minnesang, der neue Mnn- 1084 Sitz. d. pbil.-hist. Kl. v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Juni 1904 5 glücklichen Liebe, die typische Liebesklage, der Stolz auf das Liebes die Virtuosität des minniglichen Gedankenspiels, ferner typische Motive besonderer Art (Natureingang, Tageliedsituation; die Wache, die Auf passer und Merker'; Herzensraub und Herzenstausch und Wohnen Herzen der Eiehasdon: Traumbild der Geliebten und gehörtes Lob über die unbekannte Dame als Anlaß oder Wirkung der Liebesleidenschaft und manches andere). Gewiß soll damit nicht die innere TIrsache für die Entstehung des Minnesangs bezeichnet sein. Die zu finden und in Worte zu fassen, das übersteigt wohl die Kräfte geschichtlicher Er kenntnis, jedesfalls die meinigen. Da wirken in geheimer Tiefe Wand lungen und Weitungen der mittelalterlichen europäischen Psyche, die E verwachsen sind mit dem gesamten Entwicklungsprozeß der abend- ländischen Kultur. Diesen natürlichen Teil in dem geschichtlichen Wunder des mittelalterlichen Minnesangs will ich nicht erklären. Aber für den stärkeren künstlichen Teil glaube ich die geschichtliche &: Ableitung in der angegebenen Richtung suchen zu dürfen. 4 Freilich bleibt künftiger Forschung noch viel zu klären übrig. Es gilt, die Zeugnisse für jene panegyrische Hofpoesie von minniglicher : Haltung und gesellschaftlich-politischer Tendenz zu vermehren. Es gilt, E den Kunsteharakter, die metrischen und stilistischen Formen dieses — andalusischen Hof-Minnesangs schärfer zu erfassen. Formale Beziehun i gen arabischer Gedichtgattungen zu abendländisehen Lied- und Strophen arten sind ja ‚oft behauptet worden. Das müßte eindringlich nachge £ prüft und, soweit es auf Wahrheit beruht, methodisch begründet werden. Bedeutsam scheint mir für den ganzen von mir vermuteten geschiel ak ee lichen Werdeprozeß die gerade in Andalusien vollzogene Erfindung U B: re der beiden volkstümliehen Liedgattungen arabischer Lyrik: des Muwaschschach und des Sadschal?. Dadurch wurde die trar ditionelle Form der altarabischen Kasside mit neuem Blut erfüllt Du N ar ' Dieses, provenzalischen und deutschen Minnesängern gleich ge läufige om; eignet schon der vorislämischen Poesie der Araber. | ?® Vgl. darüber Scuack a. a. 0.2, 1. Aufl. 1865, S. 51 fl., 2. Aufl. ne once [ ersten Beispielen für beide Gattungen in deutscher Übertragung). Die Bun Se der Frage, wer die eigentlichen Erfinder und ersten Ausbildner dieser Form ob die von Brockeımans, Gesch. d. arab. Lit. 1898 1, S. 272 f., 1901 S. e ‘ 1Abt Bea, S.7 und ob auch der von Hanmer-PursstaLz, ante di 4 4, 9.70. t, n Ibn Abd Rabbihi als ‚der erste Dichter un ; Diehtungsform a : Dr En dallähs’ von Cordova we: Rt erden in EEE Weise an der AUS dieser neuen Form beteiligt war, ist ohne große Bedeutung. a: die von Hauser mitgeteilte Charakteristik, = zuzleich die Dede ‚10 (Gürtelgedicht‘) ) verständlich macht, ans Maggaris Werk: Muw ;aschschach d- B m re die Reime verschränkt, wie in den Halsbändern und ge ein a Perlen und ‚Edelsteine mit. ER wi Silber abwechseln’. ee Burpacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1085 starre Schema lockerte sich. Die Auswahl und Gestaltung der ererbten Motive wurde freier und straffer. Die in einer festen Phraseologie, in vorgeschriebenen Gleichnissen erstickende Sprache schöpfte frischen Atem aus der volkstümlichen Sprache, aus den Dialekten. Die Haupt- sache aber war woll der metrische Umsehwung: der Übergang vom _ _ distichischen Bau zum strophischen, von gepaartem Reim oder Einreimigkeit zur Mehrreimigkeit in verschränkter Reimstellung. Das gab die Grundlage für die Strophenform der abendländischen Minnelyrik. | Doch ist neben diesen beiden neuen freien Liedgattungen des sarazenischen Spaniens auch noch eine ältere Quelle volkstümlicher - Lyrik festzustellen und in Anschlag zu bringen: die kleinen Liebes- — diedehen, die seit dem 8. Jahrhundert in der literarischen Dichter- = . sprache, aber in volksmäßiger Form uns erhalten sind und den späteren lyrischen Einlagen in "Tausend und Eine Nacht’ gleichen (BrockeLmanx | 1901, 8.65). Da sie meist an bestimmte Personen der romantischen Sage geknüpft sind, führen sie aus der reinen Lyrik hinaus und weisen auf das wichtige Problem der alten Wechselbeziehung zwischen Liebeslied und Liebesroman. Davon wird noch später zu reden sein. Die nächste weitere Frage ist dann, um mit dem wackern alten Bodmer (Sitzungsberichte 1918, S. 860) zu sprechen: A “Und woher haben die Spanier ihre Poesie empfangen; wenn von den Mohren, wem waren die Mohren selbige schuldig? Und so kann man weiter fragen, bis man zuletzt sagen muß: von einem Volke, welches ihr den Ursprung in seinem eigenen . Sehoße gegeben hätte’ (Neue Kritische Briefe, Zürich 1749, ı1. Br., S. 69). Auf Bodmers Frage ist freilich eine Antwort schon durch die vorstehende Untersuchung gegeben. Dies elegisch-panegyrisch-minnig- liche Dienstlied der arabischen Hofpoesie Andalusiens ist eine Fort- und | Umbildung einer bereits in der früh- und vorislämischen Dichtung der Araber bestehenden Gattung. Aber sind wir nun damit am Ziel un- serer geschichtlichen Ableitung? EB. ist, soweit {ch zu urteilen wagen darf, von der Bewunderung, die Goethe bekanntlich dem urwüchsigen Naturwesen der vorislämi- schen arabischen Poesie entgegenbrachte, wohl immer noch ein ziem- „eher Rest lebendig auch im allgemeinen wissenschaftlichen Bewußt- Graf ScHack, sicherlich ‘ein Kenner und verständnisvoller Be- ‘der arabischen Literatur, hat die Ansicht sehr nachdrück- ten, den Arabern sei die Poesie anderer Völker zu allen und überall unbekannt geblieben (a. a. 0. 1, S. 99). Aber ohne ische Urteil eines Orientalisten zu beanspruchen, muß ich ich an die Ursprünglichkeit, an die primitive Kunst der arabischen Lyrik, z. B. der Muallagät, des Diwän des ler Hamäsa nicht glaube. Und ich möchte den Grafen ee 1086. Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2, Juni 1904 rg gegen sich selbst mir zum Zeugen rufen. Er z (a. Se richtig: Eine a eg steht als Ar in = ganzen Literatur da.’ Ich, vom Standpunkte vergleichender Literatur wissenschaft, ziehe aber daraus den einzig zulässigen Schluß: solehe Erscheinung, die allen unseren sonstigen Erfahrungen im reich der Poesiegeschiehte widersprieht, kann in Wirklichkeit nieht existieren. ScHacks Erklärungsversuch, die den Arabern 'von alte her’ am Herzen liegende ‘Kenntnis der Gesetze und Reichtümer ihm Sprache‘, hilft nichts; er bringt vielmehr eine zweite, vielleicht noch m: a ER daß ein Volk schon in Behzein er Tasischen ara trägt: Doeh bleiben. wir bei dem, was hier a in Frage steht: sind die minniglichen panegyrischen Huldigungen © Hofdiehter vor tiöchäögtelien. Frauen autoehthon arabisch? glaube nicht. Sie sind, wenn nieht Pr täuscht, ein älterer, d. h. im s Hofpolitik. Ich muß mich zur Erhärtung dieser Aue hier kürzeste Andeutungen beschränken. Be. Ich verweise vor allem auf Erwıs Ronpes zusamm en rarakteristik der hellenistischen Poesie (Der griechische He Aufl, S. 59ff.): der Grundton der poetischen Empfin NR er Zeitalters ist die Erotik, die Liebe ist 5 in den Rang der obersten poetischen Leidenschaft eingesetzt 3 z ne Female 3 Uberaeiärbe "sagen der Bram; das Asiens Ü Burvach: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1087 n Rhode, a. a. O. 8. 64: "So zeigen sich an den großen und kleinen Königs- höfen die Frauen einflußreich und tätig: bei Lysimachus die gewalttätige Arsinot, die, sehr gegen seinen Willen, die edle Amastris verdrängt; in Epirus außer der Lanassa Deidamia, des Pyrrhus Tochter ; am Seleucidenhof eine ganze Reihe intriganter Fürstinnen: Laodiee, Stratonice, Kleopatra u. a. Ganz vorzüglich treten am ptolemäischen Hofe die Frauen heraus: Berenice, die Gattin des Ptolemaeus Lagi; Arsino&, die Schwester und (nach ihres ersten Gemahles, des Lysimachus, Tode) Gattin des Phila- delphus; vor allen Berenice, die Frau des Euergetes. In diesen Monarchien re- gierten also ganz eigentlich die Frauen. Hier vornehmlich, an dem Hauptsitze der gelehrten Dichtung jener Zeit, wurde es auch Sitte, den vornehmen Frauen poetische Huldigungen darzubringen: wie die Königinnen zugleich mit ihren Gatten den Göttern eingereiht wurden, so durfte nun auch der as nicht säumen, neben dem König die Königin zu preisen, ... ja er konnte sich, im Übermaß galanter Devotion, bis zur vollkommenen Kbeackae keit versteigen, deren Gipfel Kallimachus erreichte in jener, aus Catulls Nachahmung [C. 66] so bekannten Elegie auf das von der astro- nomischen Courtoisie des Knck unter die Sternbilder versetzte Haar der Königin r Berenice. Die Zustände der Höfe mögen also am besten den galanten Ton der helle- i nistischen Diehtung erklären: wenn doch in Wahrheit »in allen souveränen Staaten der Gehalt für die Dichtung von oben herunter kommt« (Goethe, Wahrheit und Dichtung, Buch 7) --. Im wirklichen Leben entwickelte sich höchstens den Hetären gegen- über eine gewisse Ritterlichkeit, die nun freilich mit einem sehr unangenehmen u- satz frivoler Sentimentalität versetzt war.’ Vgl. dazu Aususre Covar, La poesie Alexan- drine sous les trois premiers Ptolemees (324—222 av. 1.-C.), Paris 1882, S. 24f., wo besonders betont wird, daß auch den Geliebten der Herrscher in gleicher Weise ge- huldigt wurde und daß neben den Hetären doch auch das abgeschlossen lebende junge Mädchen ‘Ies messages d’amour” recht wohl kannte (Kallimachos Fragm. 118), daß auch’ die Stellung der Ehefrauen freier geworden war. Wenn hier die Ausdrücke ‘galant’ und ‘sentimental’ von der helle- nistischen Hofpanegyrik gebraucht werden, so muß man allerdings sagen: die Galanterie dieser Kunst, soweit aus den erhaltenen Resten und den römischen Nachbildungen geurteilt werden kann, bleibt ge- bunden an epische Form, schleppt viel mythologischen Ballast mit sich und ist erfüllt von Rhetorik. Die poetische Gattung, deren sich diese Hof- panegyrik für fürstliche Frauen bedient, ist, wenn auch das Epigramm daran stark beteiligt war, überwiegend doch die erotische Erzäh- | Ag mit lyrischem Einschlag: im Versmaß der Elegie, die — ursprüng- Klagegesang zur Flöte — für den musikalischen Vortrag bestimmt _ und immer ein gewisses latentes musikalisches Element bewahrt, u sie allerdings äußerlich epische Form, legt aber auf die rühren- | | wegungen den eigentlichen Nachdruck, bevorzugt daher 3 Yeice Empfindung gsergüsse und Ausmalung pathetischer Situationen und en: en “nicht mehr die Tat, sondern die Leidenschaft 's die Hauptange a. ‚den; Naeaine. u es de 1088 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21.Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Juni 190. hellenistischen Epigramm abstammenden römischen Liebeselegie vorlägen, das y wissen wir nicht‘. Auch davon fehlt uns die Fir Männern bürgerlichen Standes ein beliebtes Motiv waren’. Ein Typus hellenistischer Liebesnovellen zeigt sich in der schichte von Hero und Leander. E s in Nachdichtung der beiden pseudo-ovidischen Episteln (XVIL XVII) ‚der Zeit der ersten römischen Kaiser und des Nonnos-Schülers Musa us als eh des Eros Sa und den Helden zu einem ro) Ritter macht, hatte bereits ee a. a. ev S. 3 | 3 betont, deut geben eine zus sie auch nich RT völlig zusammen, wie FREE ie ae Zusam römische Liebeslyrik hervorgeht. Ganz ebenso besitzt die arabische Lk fang an beide Gattungen nebeneinander: sie hat sie offenbar, wie wohl distichischen Bau, aus der hellenistischen Kunst übernommen. In der helle Lyrik waltet ein sympotisch-erotischer Grundzug: an Zechgenossen TIC viele dieser Liebeslieder. Genau das Gleiche gilt von "der arabischen Lyrik ist dieser Liebeslyrik der Charakter einer Gesellschaftspoesie gegeben. 2° os abendländische Minnesang hat, wenigstens seit seiner vollen Ausbildung, das . tische Element als vollkommen .selbständig abgelöst und jede ausgesprochene | BER Gage Männerge sellschaft vermie de n. Die Übe veinstimmung hingegen 2 So gut man aus der philosophisch en, stleeihen, naturwrissenschaftlichie der Araber noch die die zugrunde liegenden griechischen Originale und vo | erkennen und gegebenenfalls zu rekonstruieren vermag, id man, dünkt ı methodischem Bemühen auf dem Wege philologisch-literarischer Stilanalys& | ‚arabische Lyrik. benutzen können, um aus ihr unserem nebelhaften Bild & hellenistischen er ischen Lyrik festere > Formen zu gewinnen.] an © Liebesnovelle von dem Meder Stryangacus und er r und Klitus (Theagenes, x Barbarenkön u Nanus und dem Ph ; | em Ronze Ss. 39. 40. 41.44; E, ScHWwARTZ, Finf Vor chen “toman, Berlin, Reimer, 1896, S. 63f. 70—72 (wo aber für Bee Dear eher EARTH genommen wird) Burvacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1089 ° Ursprung (Ronpe a.a.O. S. 139 Anm.). Zwar geht es nicht an, mit Scutäger (oben S. 1015 Anm.) aus ihr allein die ganze poetische Gattung des mittelalterlichen Tagelieds abzuleiten. Aber allerdings beweist sie, wie bereits innerhalb hellenistischer Kunst jenes typische Motiv romantischer Erotik, daß der Liebende unter heldenhafter Über- windung furchtbarer Gefahr die verborgene, abgeschlossene, bewachte, von Sitte und Willen der Verwandtschaft ihm versagte Geliebte zu finden weiß und mit ihr heimlich die Wonne der Liebe auskostet, auch als Tageliedszene vorgeführt wird, und wie sich daran weitere Einzelzüge angesetzt haben, die später im Minnesang des Abendlandes ständige Situationsbilder des Tage- und Wächterliedes sind (EpistelXVII, 105—118): das nochmalige, letzte Auffllammen der Leidenschaft in "hastigen Küssen (Oscula congerimus properata sine ordine raptim), als der Vorbote der Aurora, der Morgenstern, Tagesanbruch und Scheiden kündet; die Klage über die Kürze der Nacht; das Hinzögern des Abschieds; das zur Eile mahnende Drängen des | hilfreichen Wächters (hier der Amme); schließlich die Trennung = unter Tränen (digredimur flente). Und wenn bei den römischen Elegikern das Motiv der Bewachung der Geliebten durch Gatten, EI- tern, Verwandte oder auf deren Befehl häufig und durchaus in ty- * pischer Form vorkommt, ohne Beziehung auf eine Tageliedsituation, so möchte ich auch dies als einen Reflex hellenistischer poetischer Tra- dition betrachten und daraus mittelbar das im arabischen und abend- ländischen Minnesang typische Motiv der Ahuote, der merker herleiten. Als Brücke, über die das literarische Schema jener hellenistischen galanten Hofpanegyrik an fürstliche Frauen in die arabische Dichtung Poesie in Betracht. Daß die Araber Hofzeremoniell und Hofsitten, ihre höfische Kultur in Anlehnung an die beiden großen benachbarten Ri- valen, die persische und die byzantinische Welt, entwickelt haben, steht fest. Der schon erwähnte arabische fürstliche Dichter Imruulqais aus vorislämischer Zeit kann als Typus gelten für diese zweiseitige Be- _ rührung der jungen arabischen Literatur mit: den beiden Erben des ‚hellenistischen Geistes (s. oben S. 1026). Dieser ‘irrende König‘, wie ‚ihn die Araber nennen, ist in seinem Leben und seinem Tode, in seinen K riegs- und Liebesabenteuern "von einem poetischen Zauber umwebt us. Mörter, Der Islam ı, S. ı8f.). Er gedenkt in seinen Gedichten t griechischen Marmorstatuen in den prächtigen Palästen. Und sein ind verlangender Liebe durchglühten Liedern hört man einen ; mittelalterlicher Liebes- und Ritterromantik und jedesfalls in Bild und seine Poesie unter den Arabern fort als ein Hiealee nzt im Lichte der hellenischen Heraklessage. In seinen von eingedrungen sein kann, kommt die persische und die byzantinische | 1090 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Junil Muster eines Fürsten, der ritterliche und dichterische Kraft in und in Minne bewährt. In seiner menschlichen und literarischen Pe sönlichkeit verflicht sich alte Kultur der überreifen hellenistisch-pe sisch-byzantinischen Welt seltsam mit den aufsprießenden Ranken e jugendlichen naiven Poesie, die aus einer ganz neuen, urwöcheig stammt und daher die Zukunft befruehtet. Das oben (S. 1080 ff.) besprochene Zeugnis über Jachjä el Gasil,d Graf Schack mitteilte, ohne ihm geschichtliche Folgerungen a winnen, kann den Anschein erwecken, als ob jener andalusische Hi 2 der als Gesandter des Emirs von Cordova zum Kaiser nach Byzanz : und ihn wie seine Gemahlin durch eine poetische Huldigung bezau | dorthin eine Novität gebracht und deshalb solchen Eindruck ı hätte. Wir haben nun gerade für die Zeit vom 7. bis zum 9. Jahrhut | ER yiehtete: Ab wenn unsere Aidharige Kunde davenı maßen der Wirklichkeit entspricht, fehlt ihr das quellende, inbrü sch wärmerische Element der arabischen Galanterie des 9. J Jahrhunderts Es überwog in ihr das Rednerische, das direkt Bettelnde, und daneben die Kunstform des Epigramms, des historischen Gelegenheitsg® Gesandtenreden, höfische Deklamationen einzelner Stände sind uns dr gegen für Byzanz sicher und reich bezeugt. | So bleibt mit Sicherheit nur die zweite Kulturbrücke als Weg, auf dem die Alexandrinische Hofkunst die werdende altarabische befruchtet hat: der persische Königshof. Daß die Iyrische Kunstpoesie der Araber in der uns vo literarischen Form persischen Ursprungs oder mindestens von entscheidend bestimmt ist, unterliegt, soviel ich sehen kann, Zweifel‘. Schon im arabischen Altertum bestand die Sitte, | — mählern und Festen ee auftreten zu lassen, die man IW Summen ausden a tinischen und persischen Pr ‚besonders aus dem persischen Vasallenkö nigreich Hira an der Wüste (s. oben S. 1026, 1027), zu beziehen pflegte. Es war® a ee oder. Persisehe Sängerinnen. Und sie sangen anfangs e erts, mehr als Gonfzig. Jahre nach der Hedschra, entstand in Mekka, und ER See in Medina eine rein arabische 5 Seht ee Der, we... „wohichte.d s Orients unter Pre ie ee. We un Ba. yre Burvach: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1091 mäßigen Gesangs. Das Neue an dieser persischen Poesie und ihrer arabischen Nachahmung war die Art der melodischen Verbindung der Stimme mit instrumentaler Begleitung zu einer kunstmäßigen Lyrik. Eine unbegleitete Deklamation nach Art des musikalischen Rezitativs hat es in Arabien dagegen schon seit frühester Urzeit gegeben. Sie war autochthon. In der Zeit des Omaijaden-Chalifats von Damaskus verstärkte sich dieser persische Kulturstrom. Von persischen Kriegsgefangenen lernte man in Mekka Gesänge zur Laute und zum Tamburin, zur Handtrommel und Schalmei. Der arabische Dichter Ibn Mosaggih führte persische Tonweisen ins Arabische ein, die er von persischen Handwerkern beim Bau der Kaaba gehört. Seine Nachbildungen hatten in Mekka den größten Erfolg und machten allgemeines Aufsehen. Sie erregten die Auf- merksamkeit des Statthalters des Chalifen, der darüber nach Damaskus berichtete. Nun kam vom Chalifen der Befehl, den bewunderten Sänger nach Damaskus zu senden. Dort gründete der Meister der neuen Lyrik eine Schule für Sängerinnen und bildete zwei hervorragend begabte - Männer, Maabad und Gharid, zu Sängern aus nach dem Muster seiner x Kunst. Das sind also die ältesten, uns mit Namen bekannten Hofdichter des arabischen Chalifats. Von Maabad besitzen wir noch ein charakte- - Tistisches Gedicht (A. v. Krruer, a.a.0.1,S.42), das mir besonders sinnfällig die Zukunftskeime zu bergen scheint, daraus der spätere anda- _ Iusische Minnesang entsprossen ist: OÖ Genossen, gebt mir eine Stunde nur der Frist Hier an PIE Stätte, die mir voll Sprecht zu diesem halbgenesnen Herzen: „läcbe wieder! — Und zum Auge: »Gieße Tränenströme nieder!« Ach, die schöne Zeit kehrt nie zurück, die wir verbracht In des Frühlings Wonne und manch schöner Sommernacht. ee Hier haben wir allerdings noch den nationalarabischen Kern echter Beduinenpoesie: den verlassenen einstigen Wohnplatz der Geliebten in der Wüste. Wir haben die erotische Elegie, die den vorislämischen Diehtern bereits geläufig war und die doch meiner Ansicht nach nur ‚eine Metamorphose der erotischen Elegie der hellenistischen Hof- tik. due sein kann. Wir haben aber weiter gewisse konstituierende nte des späteren andalusischen Minnesangs: den Charakter der haftspoesie, der sich aus der wiederholten Anrede an die 'Ge- \ ergibt; das Bild, daß die Liebe eine Krankheit sei; die Per- el in > Anteils Compaigno, die drei Lieder des Grafen Guilhem ‘im Kreise x genaue Ents Liebespoesie vo i osse: en, = ist eine ng hel'enistischer böfscher Gesellschafts- nn Br arabischen u des en Mittelalter 1092 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21.Nov. 1918. — Mitt. d, Gesamtsitz. v. 2. Juni. 904 sonifikation von Herz und Auge, die angesprochen werden (ganz so oft im romanisch-deutschen Minnesang); den Entschluß ‘Liebe w eine noch sinnlich-naive Gestalt des späteren Grundsatzes der geren, andalusischen, romanischen, deutschen Minnesän ger, daß die — allerdings nunmehr oft, aber keineswegs immer, die Minne zu einzigen Geliebten — eine dauernde Lebensnotwendigkeit ist; das der Liebestränen; das Motiv der Verknüpfung von Frühling und Lie Noch fehlt hier allerdings das Motiv, daß die Geliebte die Herr! Aber wir stehen mit diesem Liede ja auch erst an der Schwelle ı arabischen Hofpoesie nach persischem Vorbild. Über die Liebeslie des oben (S. 1027) erwähnten früharabischen Dichters Omar Ibn Rabia (640—c. 718) wird berichtet, daß sie von den hervo: agends | Musikern komponiert wurden (Haxner-Purestarı, Literaturgest 7 2b), 28.384. 385. 397)..-Zu seiner Zeit nahm der lyris = sang durch Berührung mit griechischer und persischer Kunst hohen Aufschwung (Brockztınass, Gesch. d. arab. Lit. 1901, 8. 63). Dichter und Komponisten Jünus al Kätib persischer Abkunft, der Musik von dem oben genannten Garid erlernt hatte, berief der als WE lieddichter und durch seine Ausschweifungen bekannte Chalif Walid. bei seiner Thronbesteigung 742 an seinen Hof nach Damaskus (BoCkEL MANN, Gesch. d. arab. Lit. 1898 ı, S.40). Ein anderer Dichter > Zeit von persischer Abstammung war Ismäil Ibn Jasär (Brockeit 1898 1, S.62, Nr.o). - & a # $ x 5 Lehnwort aus dem Arabischen (el id) ein sicheres Symptom für literarische Entwicklung sei, und daß, wie dieses Instrument, arabische und persische Liebeslyrik seit alter Zeit begleitet kam', gleichzeitig auch die gesungene erotische Hofpoesie den 0 Trobadorlieder war die Geige, wenn auch daneben “ n vorkam, Die eigentliche Laute scheint im Abendland erst etw gebräuchlich zu nn e E Vgl. Huco Rıesaxn, Musik-Lexikon, 5. Autl., Leipzig M. He u aa re Perser‘, ‘Laute', ‘Messel. $.404f. 637, 726, wo auch we Burvacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1093 Auf uns gekommen ist von jener vorauszusetzenden erotischen persischen Hoflyrik aus vor- und frühislämischen Zeit nichts. Aber der berühmte, zu den sechs großen vorislämi$chen arabischen Poeten ge- rechnete Hofdichter Näbigha am Hof der persischen Vasallenkönige ‘zu Hira, der dort, wie oben (S. 1027) erwähnt, durch eine — doch wohl als berufsmäßige poetische Huldigung gedachte, vielleicht sogar bestellte — allzu beredte und indiskrete Beschreibung der Schönheiten ‘der Königin die Eifersucht ihres Gemahls und eines anderen Hof- diehters, der ihr heimlicher Liebhaber war, erregt hatte, deshalb in -Ungnade fiel und zum Hof der unter byzantinischem Einfluß stehenden ehristlichen Ghassaniden nach Damaskus floh, wo er eine neue Stellung _ als Hofdichter fand, kann uns, denke ich, lehren, wie im Schnitt- punkt persischer poetischer Hofkunst und altarabischer dichterischer Tradition zu Ende des 6. Jahrhunders n. Chr. die poetische erotische en Hofpanegyrik beschaffen war, und daß sie bereits als einen festen i Typus die Verherrlichung der fürstlichen Herrin mit minniglichen Farben gekannt hat, der freilich in den naiven Gemütern der arabischen Halbbarbaren leicht Anstoß erregen konnte. Es kann dabei nicht ernst genug die Frage erwogen werden, ob und in welcher Weise denn die in Hira sehr starken christlichen Einflüsse! bereits den roh- sinnlichen Charakter der arabischen Liebespoesie zu vergeistigen mit- gewirkt haben. Erst nach dem Siege der auf persischen Anhang sich stützen- den Abbässiden über die Omaijaden (750) macht sich das vom ara- = bischen Chalifat bis dahin niedergehaltene Persertum wieder Luft, und E in diese Zeit werden einzelne uns erhaltene Kassiden gesetzt. Neu- Persische Sage freilich, die Goethe zweimal, im Divan (Buch Suleika, Weim. 6, S.ı80, Jub. 5, S. 84) und im Helena-Akt des Faust, künst- lerisch erneut hat, berichtet von einer weit früheren Entstehung ge- | bten Diläräm aus Rede und Gegenrede sich Reim und Rhythmus R Und da Beehrämgür am Vasallenhof zu Hira bei Vgl. Brockzrmans 1, S.2gf., 1901 $.35f. Bei Näbigha selbst finden sich | Als hervorragender christlicher Hofdichter und Gesandter bei ' | i undert der besonders dureh ra mar ee die erotische Lyrik. B’s apa mischt wa i ‚So war ETTRRR Ibn Burd re ae der Sara eines pers S. 47. Saft Sof. 751. zen nicht höher anschlagen möge als die Dschemils (Hauer 1094 Sitz. d. phil.-hist. Kl.v.21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtaite} v.3. Juni dem arabischen Fürsten Mundhir gelebt hat, so kämen wir m Zeugnis wieder an jene Stelle, wo in der Berühtung pers und arabischer Kultur, in der Nähe der politisch feindli zantinischen Welt und vielleicht unter stiller Mitwirkung d mächtigen Christentums eine neue Iyrische Poesie aufblühte, alle anderthalb Jahrhunderte später. Eine andere Überlieferung rückt di Entstehung der persischen Poesie in der Tat ungefähr um diese spanne herab und versetzt den angeblichen ersten persischen Sän Dichter Bärbed als Hofdichter unter den Sassäniden Chosrau D. (590—628). Erhalten ist aber aus der Sassänidenzeit über persische Profanpoesie. Und die arabische Eroberung erst nächst die Entwicklung einer eigenen nationalen persischen i Doch sind im EB, und 9. Jahrhundert er an der erotis Sklaven, angeblich königlichen Stammes, dichtete freigelassen Liebeslieder, die, weil sie die Weiber närrisch machten, vom verboten wurden, auch gedankentiefe Gesänge mit offenbarer Hin zur zoroastrischen Religion und Lobgedichte auf den Chalifen, Hof er öfter besuchte’. So hatte persisches Blut m ir ' Es ist eine eigene Fügung, daß der Schauplatz dieser für die liche Weltkultur so bedeutungsvollen Kulturmiseh ung, der Königspalast Boni in dem einst der durch Goethe auch uns Tebandige Bechrämgür aufgew und dessen Erbauung mit märchenhaften Zügen ausgeschmückt wurde Der Islam I, S 17; Jusrı in Griser-Kunss Grundr. d. iran. Philologie IL heute in Ruinen sichtbar ist, Der Glanz, der von hier über die & strahlte, lebte lange foıt. Dieser Palast blieb das Tasa) königlich Hammadiden ur in Bugia nicht besser zu rühmen, als indem er mit ihm Chawarnak nicht messen könne (s. die Kasside bei ScHack 4. i O. ° Vgl. Paur Hors, Geschichte der persischen Literatur, Leipzi über ihn Hanmmer-Pursstarı, Litgesch. der Araber E® 3 Bei "oNgh: Mas stellte dem Chalifen vor, daß er die anstößigen Gedichte und die daraus, wie dieser Held des romantischen Liebesromans (s. unten redet von er den Schlaf Scheuchenden Tr Burvacn: Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1095 der in der Gesellschaft Härün ar-Raschids lebende, als Liebesdichter glänzende Abbäs Ibn Achnaf (7 803), von dem Hammer (a. a. 0. I, 3,8.57:) ein wunderschönes Lied gibt, worin der Liebende im _ Trennungsschmerz nachts schlaflos mit zerschnittenem Herzen und zer- stoehenen Augen den Wandel der Sterne wie einen ohne Führer um- herirrenden Blinden verfolgt. So war von persischer Herkunft der größte Dichter dieser Periode der geniale Abu Nuwäs (geb. 747 oder 762, 806-813), den man den arabischen Heinrich Heine genannt hat!. Die Liebespoesie dieser Dichter schlägt frivole, ja zynische Töne an und scheint insofern gerade den Gegenpol des Minnesangs darzu- stellen. - Aber sie gebietet daneben über eine Frische, Zartheit und a Innigkeit der Liebesempfindung, die dennoch auch sie als ein Glied ' in der Vorbereitung einer selbständigeren Iyrischen Kunst, einer sub- jektiven Erotik erkennen lehrt. » Persischen Ursprungs war der romantische Liebesroman in Versen. Schon zur Zeit des Propheten Muhammed waren persische Heldensagen nach Mekka gedrungen, und am Hofe des persischen : Vasallenstaates Hira haben persische Erzählungen den islämischen frommen Legenden erfolgreich Konkurrenz gemacht’. Seit der Unter- werfung der Perser durch die Araber wuchs das Bedürfnis der lite- rarischen Annäherung, zumal unter den Abbässiden die persischen ' Adelsfamilien an die Spitze des politischen und geistigen Lebens traten. Ein Lobdichter der Barmekiden, jener bis zu ihrem Sturz durch Härün ar-Raschid allmächtigen Wesirfamilie persischen Stammes, auf die Goethes Motto zu seinem Westöstlichen Divan bedeutsam hin- Weist, bearbeitete in ihrem Auftrag den ersten historischen Roman und die indischen Erzählungswerke Kalilah und Dimnah, Barlaam und Joasaph in Versen. Sie überstrahlte dann der Perser Ibn al Mugaffa E ae mit seinen arabischen Prosabearbeitungen dieser Erzählungs- stoffe (Brockersanx 1901, S.95 f.). Persische Muster liegen auch den. volkstümlichen alten Liebesromanen zu Grunde, die berühmte ie ebespaare vorführten. Wie oben $. 1088 Anm. 2 bereits zur Sprache und schließt: ‘Der Liebe Siegel ist - meinen Hals gedrückt, des Siegels Ort Band, das mich in Pflicht verstrickt.’ Ihm glücken Verse wie: ‘Die Poesie erblüht als Licht der Flur, Indem sie ein Erzeugnis der Natur’ 8. 513) oder "Ich wache auf mit Wissen, Doch abends ist mein Sinn zerrissen (S. 515). Und seinen n Sinn ‚bekennt der Freigeist, der durch eine Parodie des en Gebets- tung herbeiführte, in Versen wie: “Die Erd’ ist finster und das Feuer die Erde angebetet nicht’ (S. 514). ROCKELMANN, Gesch. d. arab. Lit. 1898, er S. z1f. 73. 74 75%. 19017'8. 80. ‚hörte um 620 ein mekkanischer ER eine Erzählung vom d Isfandjärs, ein Stick also der Freuen Heldensage, die ihm und ‚andsleuten viel besser gefiel als die ee NÖöLPERE —— der iranischen Ve S. 139. 8. 1096 Sitz. d. phil.-hist. Kl. v.21.Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Juni kam, haben wir aus griechischen Quellen Kenntnis von solchen schen romantischen Liebesgeschichten bereits für die altpersi Die durch Athenaeus nach Chares von Mytilene, einem Hofbeam Alexanders d. Gr., überlieferte Erzählung von Zariadres, dem ] des Mederkönigs Hystaspes, und der schönsten asiatischen 1 tochter Odatis, die sich ineinander verlieben, indem sie wech im Traum ihr Bild erblicken, kehrt wieder im Schächnäme de düsi (Ronne a.a.0.,S.45ff.). Andere, noch berühmtere Lieb die Goethe mit richtigem Blick als Paradigma orientalischer dem ‘Buch der Liebe’ seines Westöstlichen Divan (“Musterbilder’ Noch ein Paar’, s. meinen Kommentar Jub. 5, S. 342—345 setzt hat, sind Medsehnün und Leilah, Dschemil und Boteinah, und Suleicha, Ferhäd und Schirin, Wamik und Asra. Berühmt: Bechrämgür und Diläräm (gleichfalls in Goethes Divan gefeiert, s. Kommentar $. 395). Gemeinsam diesen Liebesgeschichten, die letzten drei altiranische Stoffe enthalten, alle aber ihre & als Liebesromane persischen Dichtern dankten, ist die Über des Gefühls, das Fatalistische, Unbezwingliche, 'Tragische, talisch Schmachtende, Trauervolle der Liebesleidenschaft, in Verlieben in die Ferne, auf ein Traumbild oder eine Beschreibung bi persönliche Bekanntschaft, typisches Motiv ist (Hors a. a. 0,8. 17 Nun werden aber die Helden dieser auch in die arabische Literatur nommenen Liebesromane früh als Urheber von Liebesliedern ange Dschemil und der liebeswahnsinnige Medschnün erscheinen auch. seren Liedersammlungen alsV erfasser erhaltener Liebesgedichte \ MANN 1901, 8. 65), die unleugbar ein Element des späteren mi lichen Liebesgefühls schon bestimmt entfalten: die grenzen gabe, die den Liebenden von Sinnen bringt, ihm geradezu den raubt (ein besonders häufiges Motiv arabischer Liebespoesie und biographik!), die den Liebenden körperlich aufzehrt und volle, seelisch Peinigende, aber auch Anstachelnde, Erhe! r ‚Liebe, die sich über die Schranken der Ehe hinwegsetzt (Leilah, Suleicha). Endlich muß man sich erinnern, daß zu diesen pet? "Liebesromanen auch die altiranische Geschichte von Wis gehört, in der man längst mit gutem Grunde einen Vorbge wandten von Tristan und Isolde gesehen hat. | Die unmittelbaren geschichtlichen kausalgenetischen] ‘ = fraglos bestehenden motivgeschichtlichen Beziehungen i as a und Röuchen ae er hör "Burpacn: -Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs 1097 dureh die Kreuzzüge, namentlich ‘in den fränkischen Kreuzfahrer- staaten‘. Einstweilen mögen die jetzt gebotenen Ausführungen genügen, um die Behauptung in dem Exkurs zu meiner Abhandlung über die ur- ‚sprüngliche Gestalt desW estöstlichen Divan (Sit berichte 1904,S.900) zu begründen, daß der mittelalterliche Minnesang, der mittelalterliche romantische Liebesbegriff, Minnedienst und Frauenkult aus einer alten _ literarischen Tradition, aus einem Schema panegyrisch-erotischer Hof- ei diehtung stammen und durch Vermittlung persischer Poesie und Hofkultur, = alsein Bestandteil der Iranisierung der römisch-hellenistischen n: ‚Geisteswelt, zurückgehen auf die griechischen Vorbilder, welche die R ‚orientalisierte Alexandrinische Hofdichtung in huldigenden Dienst- gedichten an fürstliche Frauen geschaffen hatte. In welchem Verhältnis jene von mir vorausgesetzte hellenistische Urform des literarischen Sehemas, dem Minnedienst, Minnesang und Frauenkult entsprangen, orientalische und hellenische Elemente vereinigte, ob eins von beiden und welches das Übergewicht hatte, wage ich nicht zu entscheiden. - Durch die Vermutung, daß die spanisch-arabische Liebesdichtung inen bestimmenden Anteil habe an der Entstehung des mittelalter- ech die sn und begaben Sieh an die hen Fürstenhöfe in Spanien; so der bedeutendste, der 1056 zu Syrakus geborene Ibn Hamdis, der einer der literarischen Zierden wurde am Hof des selber dichterisch hen dieser spanischen und sizilischen Hofpoesie arabischer Dichter al d 'demgemäß engste Fühlung. Aber ich finde weder unter den ten der Geflüchteten noch der Zurückgebliebenen, die am Hofe > n Kreise orientalistischer Philologie ist vielleicht von Geors Jacoz, der die ‚en Kulturberührungen schon wiederholt durch einschneidende Beiträge gelehrt wie gr und geistvoll erhellt hat, weitere Klärung des ganzen 'enen Problems zu erhoffen. — Arabische Herkunft des Stoffes ist ent ebenso ging Ibn Katta damals in die Verbannung. m 1098 Sitz.d. phil.-bist. Kl.v:21. Nov. 1918. — Mitt. d. Gesamtsitz. v. 2. Juni l' der normannischen Herrscher, wo bekanntlich in weitem Umfang: medanische Sitten herrschten, in hoher Gunst standen, die de) ristischen Züge hervortretend, welche die Minnelyrik der Trou vorbereiten. Anderseits denkt man natürlich auch an die ar Poesie in den fränkischen Kreuzfahrerstaaten des Orients, sind die von hier das Abendland treffenden literarischen Einflüsse, ich hoeh anschlage auf epischem Gebiete, schon zu spät, um die} fänge der Troubadourpoesie aus ihnen ableiten zu können. \ verdient genaue Erwägung, daß der älteste Trobador, Graf 6 von Poitou anläßlich einer Kreuzfahrt von 1100 ab drei Jahre lan sich im Orient, in Konstantinopel, Kleinasien, Antiochia, Jerusalem a gehalten hat, unter wechselnden abenteuerlichen Umständen, zeitwe sich durchbettelnd, mit arabischer Sitte und Dichtung also auch ( Sich vertraut gemacht haben wird. Ich halte es für möglich, ‚auch dort poetische Anregungen empfangen hat. “% Welche Wege die Einwirkung der erotischen und paneg Hofpoesie der Araber auf die südfranzösische Lyrik gegangen 1 im einzelnen zu ermitteln, gelingt vielleicht der künftigen Fors Jedenfalls muß die früher beliebte Annahme, daß erst die Kreuz diese Einwirkung ermöglicht und eröffnet hätten, abgelehnt werd Denn die Anfänge des Minnesangs und Frauendienstes der Troß sind älter. Aufgegeben muß aber auch die Meinung wer Jacog Grin (Deutsche Mythologie’ Vorrede S. VII) jener Kre hypothese entgegenstellt: »Sollen Übergänge aus dem Morgen genommen werden, so lassen sich solehe bequemer von dem ru ältern Verkehr der Goten und Nordmänner mit dem griechischen leiten.« Und ungangbar ist der Ausweg, dem JacoB GRIMM zuneigen scheint, »fast alle Ähnlichkeiten, die uns er denkt besonders an die höfischen Romanstoffe), auf Rechnung gründlichen Urgemeinschaft der europäischen Völker in bringen, deren mächtige Wirkung gleich stark in Sprache, ze Religion lange Zeiten hindurch gespürt wird«. Diese A ff ‚gerade heute wieder der wissenschaftlichen Zeitströmung € Aber für die Entstehung der höfischen Gesellschaftspoesie, sangs, Minnedienstes und F rauenkults, des romantischen reicht. /päische Urgemeinschaft zur Erklärung unter a . ständen hin, ja sie kann‘ dafür nicht einmal in Frage ko C,H, on CO.N.CKH, —> GH5. mo COOH i 0.C0, CH; 0—CO co. NO; Dieselbe Erscheinung wurde bei dem Anilid der Carbomethox glycolsäure beobachtet. Es wird ebenfalls durch verdünntes k Alkali rasch und fast vollständig in das Glycolsäure-phenylurethat \ 0,H,NH.CO.OCH,COOH verwandelt. | Anders verhält sich das Methylanilid der Carbomethoxyglyeol CH,C0,0.CH,Co. N (CH,). C,H, da es bei der Behandlung. Alkali nur das Methylanilid der Glycolsäure HO.CH,. 00. Ne C,H, lietert. Ferner zeigte das Chlorid der Carbomethoxyglyeolsäure ein be merkenswertes Verhalten gegen Benzol und Aluminiumchlorid. 5 liefert damit eine kristallisierte Aluminiumverbindung. Diese MT durch verdünnte Salzsäure in das Carbomethoxyderivat des benz carbinols C,H,.C0.CH,.0C0, CH, verwandelt, aus dem durch Ka" Alkali Benzöylesrbinol GE,.CO. CH. OH entsteht. Alle diese x aktionen verlaufen so glatt, daß man sie wohl zur Darstellung “ solchen Ketoalkoholen in Aussicht nehmen darf, ‘falls sie = älteren Verfahren schwer zu bereiten sind. ) Galloylderivate der Glucose und Fructose. Pentagalloylglucosen?. Für ihre Darstellung verdienen “ falls die Acetylderivate den Vorzug vor den früher beuinz 4 methoxykörpern. Durch Kuppelung von T riacetylgalloylel »blc 4 und Ö-Glueose bei Gegenwart von Chinolin entstehen wie an n . u die zwar nicht kristallisieren und deshalb au ei rein. j stellt werden konnten, die aber in dem ec se Ba, d.D. Chem Bisher 1022 (1909). 2 Ber. d.D. Eure. Gesellsch. er, 46 und Ka a Fischer: Synthese von Depsipen, Flechtenstoffen und Gerbstoffen. I 1105 vermögen einen erheblichen Unterschied zeigen. Bemerkenswert gegen- über den früheren Resultaten ist nun das Ergebnis der vorsichtigen Verseifung. Bei den beiden früher studierten Penta-(tricarbomethoxy- galloyl)-glucosen. verschwand die Isomerie durch die Behandlung mit Alkali bei 20°, denn die dabei entstehende Pentagalloylglucose zeigte in beiden Fällen das gleiche Drehungsvermögen. Demgegenüber ent- stehen aus den beiden Penta-(triacetylgalloyl)-glueosen durch Alkali bei 0° zwei Gerbstoffe, die zwar in den äußeren Eigenschaften sehr ähnlich sind, aber im Drehungsvermögen voneinander abweichen. Noch besser wurde das Resultat, als die.Abspaltung der Acetyle durch Na- triumacetat bei 70° geschah. Denn der Unterschied im Drehungs- vermögen der hierbei entstehenden beiden Gerbstoffe war noch er- heblich größer. Sie konnten deshalb ohne Bedenken als «- und 8-Form der Pentagalloylglucose bezeichnet werden. Selbstverständlich betrachte ich aber alle solche Produkte keineswegs als einheitliche Stoffe. Denn wie früher wiederholt betont wurde, erfolgt die Kuppelung der «- und %-Glueose mit Säurechloriden meist unter teilweiser Isomerisierung, und schon bei den Acetyl- bzw. Carbomethoxykörpern, die zunächst ent- stehen, fehlt deshalb die Einheitlichkeit. In einfacheren Fällen gelingt es, aus diesen Gemischen kristalli- sierte reine Substanzen abzuscheiden; als Beispiel dafür führe ich die Pentabenzoylglucosen' an. Durch neuere Versuche konnte das gleiche mit Sicherheit für die Penta-(p-Oxybenzoyl)-glucose” bewiesen werden. Ihre Acetylderivate entstehen durch Kuppelung von Acetyl- _ P.oxybenzoylchlorid mit «- und $8-Glueose, und die Penta-(acetyl-p-oxy- »enzoyl)-w-glucose konnte sogar kristallisiert ‚erhalten werden. Dieser reine Körper zeigte ein wesentlich höheres Drehungsvermögen als das "amorphe Rohprodukt, obschon dieses die richtige elementare Zusammen- setzung besaß. Bei vorsichtiger Verseifung der reinen Acetylverbin- dung mit Alkali tritt nun keine merkbare Isomerisation ein, denn die dabei entstehende amorphe Penta-(p-Oxybenzoyl)-z-glucose CG,H,O, ‚(co -6,H,. OH), läßt sich dureh Reacetylierung fast quantitativ in die kristallisiert Acetylverbindung zurückverwandeln. Durch diese Beob- Achtung wird auch der früher ausgesprochene Verdacht, daß bei der vorsichtigen Verseifung der Penta-(tricarbometh HorirElueaee Br Fenta-(tr JO EN ‚Seich mit den Carbomethoxygruppen ein Galloyl entfernt werde; sehr abgeschwächt. ze _ Aus all dem geht hervor, daß die beiden Präparate, die wir en Pentagalloyl-z-glucose und Pentagalloyl-O-glucose bezeichnen, a er die Zusammensetzung haben, aber wechselseitig als Verunreinigung 4 E Fıscuer und K. Faeupexnene, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 45, 2724 (1912). _ E- Fıscnen und M. Beroxann, Ber. d. D. Chem. Geselisch. 51, 1760 (1918). 1106 Gesamtsitzung vom 28. November 1918 eine gewisse Menge des optischen Isomeren enthalten. Diese Ve reinigung ist wahrscheinlich auch schuld an dem Mißerfolg, den w bei der Methylierung der &-Verbindung mit Diazomethan hatten. Wi glaubten hierbei der kristallisierten Penta-(trimethylgalloyl)-E-gluee zu begegnen, die früher aus 8-Glucose und Trimethylgalloylchlorid wonnen wurde. In Wirklichkeit erhielten wir aber nur ein amorphes Produkt, das allerdings in den sonstigen Eigenschaften der reinen Pen tatrimethylgalloyl-S-glucose außerordentlich ähnlich ist. Penta(m-digalloyl)-glucosen'. | Der erste Versuch, diese Stoffe synthetisch mittels der Carbometh- oxyverbindung zu bereiten, war gescheitert an der Schwierigkeit, das Pentacarbomethoxyderivat der Digallussäure kristallisiert zu erhalten. Bessere Resultate brachte die Anwendung der Acetylkörper. Die Pent acetate sowohl der p- wie der m-Digallussäure geben kristallisierte Chloride, und diese lassen sich ohne Schwierigkeit bei Gegenwart von Chinolin mit «- oder 8-Glucose kuppeln. Die Produkte ‚sind amorph und bezüglich ihrer Einheitlichkeit gilt das früher bei den Gallo glucosen Gesagte. Immerhin mag es gestattet sein, sie nach der Syn these und den Hauptbestandteilen zu unterscheiden als Penta(pentacetyl-p-digalloyl)-z-glucose Penta{pentacetyl-p-digalloyl)-S-glucose Penta(pentacetyl-m-digalloyl)-z-glucose | Penta(pentacetyl-m-digalloyl)-Ö-glucose. | Die Abspaltu g der Acetyle haben wir nur bei der Metaverbindung studiert, da bei den Parakörpern eine Wanderung von Galloyl und ( mit eine weniger glatte Reaktion vorauszusehen war. Die völlige fernung der Acetylgruppen gelingt mit Alkali bei 0° in beein wäßriger Lösung. Wie zu erwarten war, sind die beiden Pe digalloyl)-glucosen ausgesprochene Gerbsäuren der Tanninklasse. natürlichen Tannin aus chinesischen Zackengallen ist das Deriv £-Glucose am ähnlichsten. Davon wird noch später die Rede s° Teilweise Acylierung 2 der Zucker und mehrwertigen Alkohole. En | Die im ersten Vortrag angekündigten Versuche? mit ( derivaten haben vollen Erfolg gehabt: 2 E. Fısonen und M. Bercuavs, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. Bl, ! 0...” E Fıscuer, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 48, 266 (1915). E. Fısen „Rus, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 49, 88 (1916). E. Fıscuer und M. B# D. Chem. Gesellsch. 49, 289. E. Fıscner und H. Norn, Ber. d. D. Chem. 22: (1918): a, | | Fr Fıscuen, Ber. d..D. Chem. Gesellsch. 46, 3285 (1913). . | x Fischer: Synthese von Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen. I 1107 Zum Beispiel die Monoacetonglucose nimmt bei der Behandlung mit Säurechloriden und terziären Basen drei Acyle auf und durch Ab- spaltung des Acetons mit verdünnter Mineralsäure entsteht dann eine Triaeylglucose. Auf ähnliche Art wird aus der Diacetonglucose eine Monoacylglucose gewonnen. In diesen Körpern lassen sich die freien Hydroxyle von neuem acylieren und es entstehen gemischte Acylver- bindungen verschiedenster Zusammensetzung. Aus ihnen können nun weiter die Acyle mit geringem Molekulargewicht, insbesondere das Acetyl, leichter abgespalten werden, als die schwereren aromatischen Gruppen, und dadurch entstehen wieder neue, nur teilweise aeylierte Pahbslanzen, So wurde zuerst die Dibenzoylglucose aus der Dibenzoyl- ton-glucose durch Abspaltung von Essigsäure und Aceton bei gemäßigter Einwirkung von verdünnter Salzsäure gewonnen. Endlich läßt sich bei den völlig acylierten Glucosen durch Be- handlung mit starkem Bromwasserstoff ein Acyl gegen Brom austauschen, und wenn diese Halogenverbindungen mit Silberoxyd oder -carbonat In acetonischer Lösung geschüttelt werden, so tritt Hydroxyl an die Stelle von Brom. Auf diese Art wurde früher eine Tetracetyl-" und neuerdings eine Tetrabenzoylglueose” gewonnen. Von all diesen Pro- dukten können hier nur die Derivate der Phenolearbonsäuren, insbe- sondere der Gallussäure ausführlich behandelt werden. Teilweise Galloylierung der Glucose und Fructose. Für die Bereitung der galloylärmeren Derivate von Glucose und Fructose dienten die zuvor EN allgemeinen Verfahren der teil- weisen Acylierung. Trigalloylglueose?. Die Moronsetängioigee geht durch Be- ‚Aandlung Bahr a al make und Chinolin leicht in die Tri- (triacetyl über. Durch Abspaltung der neun Ace- Mas mit Alkali entsteht daraus die Trigalloylacetonglueose. Diese teiert endlich nach Entfernung des Acetonrestes durch milde Behand- g mit Mineralsäure die amorphe Trigalloylglucose. Die Stellung ä drei Galloylgruppen läßt sich erst sicher beurteilen, wenn die wuktur der Acetonglucose endgültig festgestellt ist. Bis jetzt kann man aur sagen, daß keine Galloylgruppe sich in der Stellung befindet, de in den einfachen Glucosiden durch Alkyl besetzt ist. ° Trigalloylglueose zeigt die typischen Eigenschaften der Tan- ‚heißt den Fischer und K. Drisrück, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 42, 2776 (1909). “ Fischer und H. Nor», Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 51, 321 (1918). | und. M. u Ber. d. D. Chem. Bee 5, 258 (1918). en bitteren und etwas ‚adstringierenden Geschmack, 1108 Gesamtsitzung vom 28. November 1918 die starke Färbung mit Eisenchlorid, die Fällung von Eiweißk und Alkaloiden, Gallertbildung mit Arsensäure in alkoholischer und Bildung eines unlöslichen Kalisalzes beim Versetzen der alk lischen Lösung mit Kaliumacetat. F Ihr Methylderivat, die Tri-(trimethylgalloyl)-glucose! wurde dı die gleiche synthetische Methode aus Acetonglucose und dem Chl der Trimethyl-gallussäure und nachträgliche Abspaltung des Ace . restes bereitet. Wie vorauszusehen war, nimmt sie 2 Brombenzoyl Merkwürdigerweise ist sie verschieden von dem Körper, der Trigalloylglucose und Diazomethan entsteht, denn dieser besitzt ganz anderes Drehungsvermögen und nimmt auch bei der Behand! mit Brombenzoylehlorid und Chinolin mehr Brom auf, als 2 Brom benzoyl entspricht. Demnach scheint die Wirkung des Diazomet auf die teilweise galloylierten Glucosen sich nicht auf die Methylier der Phenolgruppen zu beschränken, wie man nach den Erfahru einerseits bei den Depsiden und andererseits bei dem Metlıylglucosid erwarten durfte. In der Tat wird auch die Tribenzoyl-glucose* Diazomethan verändert, aber nicht an den freien Hydroxylen Zuckers methyliert, denn das Produkt reduziert noch stark die Fem sche Lösung und nimmt auch mehr wie 2 Mol. Brombenzoyl auf. | Vorgang ist bis jetzt nicht aufgeklärt. Monogalloyl-glucosen: Bisher wurden zwei Isomere 8 tisch bereitet. Die ältere, die vorläufig durch (I) bezeichnet wert“ mag, entstelit aus der Diaceton-glueose durch Verkuppelung mit Tre cetylgalloyl-chlorid und nachträgliche Abspaltung der drei Acetyle der beiden Acetonreste?. Ihre Bildung ähnelt der Gewinnung Jer® tlıylglueose (S-Methylglucose), die nach Irvine das Methyl an der ® ständigen primären Alkoholgruppe des Zuckers enthält. Man % deshalb geneigt sein, auch für die Galloylgruppe die 6-Stellun: an nehmen. Aber ich halte mich doch für verpflichtet, darauf hinzuWe” daß dieser Schluß noch unsicher ist. Denn die Struktur der 5 glucose ist nicht endgültig ermittelt und außerdem könnte beim gang der Acetonverbindung in die Monogalloylglucose eine V bung der Galloylgruppe eintreten. Be. Sie wurde bisher nur als amorpher, in Wasser und Alkohol ‚ löslicher Stoff erhalten. Wahrscheinlich ist sie ein Gemisch | Er ‚galloylderivate von &- und £-Glucose, in der das erste überwieö zum Unterschied von den beiden stark nach links henden haltigen Zwischenkö pern, der Triacetylgalloyl-liaceton glueose ' E. Fıscner und M. Berouans, Ber. d.D. Chem. Gesellsch.t, 305 UN 5 EFıscrer und M. Bereuans, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 5l, 0 * E. Fıscner und M. Benemass, Ber. d. D. Chem. Gesellsch: 5l, 5 a Fıscher: Synthese von Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen. II 1109 Galloyl-diaceton-glucose, die wahrscheinlich ebenso wie die Aceton-. glucose selbst Derivate der 8-Glueose sind, dreht sie ziemlich stark nach rechts'. Sie besitzt nieht mehr die charakteristischen Merkmale der Gerbstoffe; denn die Fällungen mit Leim und Alkaloiden oder die sallertbildung mit Arsensäure fehlen ihr. Die zweite Galloylglucose® enthält das Acyl in der 1-Stellung. ı-Galloylglucose. „ (OH), C,H, .CO. OCH . CHOR . CHOH, CH. CHOH. CH, OH. ot Als Ausgangsmaterial für ihre Bereitung dient die Acetobrom- glucose. Diese wird entweder mit dem Silbersalz der Triacetylgallus- ‚ Säure umgesetzt oder zuerst in acetonischer Lösung durch Silberoxyd In Tetracetylglucose verwandelt und diese mit dem Chlorid der Tria- cetylgallussäure bei Gegenwart von Chinolin gekuppelt. Beide Reak- tionen führen zur «-Triacetylgalloyl-tetracetyl-3-glucose H CH,OAc .CHOAe. CH. CHOA«e .CHOAe.CHO. COCsH,(OAc);. x Dureh vorsichtige Verseifung lassen sich daraus zuerst die drei Pam: Galloyl haftenden Acetyle abspalten. Die so entstehende #-Galloyl- tetracetyl-8-glucose verliert bei weiterer Verseifung zunächst noch drei und schließlich auch das letzte Acetyl. Das Endprodukt ist die ‚ I-Galloylglucose, welche ebenso wie ihre drei Acetylderivate leicht kristallisiert. Sie wurde identifiziert mit dem Glucogallin, das E. Gırsos vor 16 Jahren im chinesischen Rhabarber fand, und ist das erste synthetische Galloylderivat der Glucose, dessen Vorkommen in der Natur mit voller Sicherheit bewiesen wurde. Ihre Struktur folgt* aus “ der Synthese, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie ein Derivat ar, der B-Glueose. Denn die auf ähnliche Art entstehenden Alkylglucoside gehören alle zur &-Reihe und sie dreht auch wie jene das polarisierte ieht nach links. Dementsprechend könnte man sie auch Galloyl- ”glueosid nennen. In der Tat wird sie ähnlich den Alkylglueosiden Curch Emulsin leicht in die Komponenten gespalten. Allerdings ist och nicht sicher festgestellt, ob hierbei das gleiche Enzym, die so- ‚Senannte S-Glucosidase, wirksam ist. Die I-Galloylglucose ist in Wasser, besonders in der Wärme leicht, n in absolutem Alkohol schon recht schwer löslich. In dem Vgl. auch Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 51, 1796 (1918). E. Fıscaer und M. Beromans, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 51, 1791 (1918). gr 1140; Gesamtsitzung vom 28. November 1918 ‘letzten Punkt unterscheidet sie sich von der isomeren Galloylglu Dagegen gleicht sie dieser durch das Fehlen der typischen Gerbs reaktionen. Glueosido-gallussäure‘. BO, - E a Es 00 ‚„C00H HO- Sie ist die dritte künstliche Verbindung von je ı Mol. (rlueose u Gallussäure. Nach der Synthese enthält sie den Zucker an eine Phe gruppe der Gallussäure gebunden und ist also ein richtiges Phent glucosid. Der Äthylester ihres Tetracetylderivates entsteht aus Aceto- bromglucose, Gallussäureäthylester und Natronlauge in acetonisch-wä riger Lösung. ; CH,OAe. CHOAe . CH. CHOAC. CHOAc. CHBr + (HO),OsH, . CO, C,H; +Na0H ; 3 ER 2 =NaBr + H,0 + CH,OAc.CHOA«. CH. CHOAc. CHOAe .CH.0.—0sH, . 00, CB | De. : Durch Verseifung mit Baryt wird daraus die Glucosidogallussäure gewonnen. Sie ist eine ausgesprochene einbasische Säure, dreht nach links und wird durch‘ Emulsin leicht hydrolysiert. Sie gleicht darin der Glueo-Vanillinsäure, während die Glucoside aliphatischer Oxys: r 2. B. die Glucosidoglycolsäure sowie die Glucosidomandelsäure WIN, den. YO keit gegen Frmmnesche Lösung, die bei kurzem Kochen nicht ziert wird. Ihre Struktur ergibt sich einerseits aus ze ‚andererseits aus den Beziehungen zur Glucosidosyringasäure, | Behandlung des acetylierten Äthylesters mit Diazomethan und nae liche Abspaltung der 4 Acetyle und der Estergruppe erhalten W Im Einklang damit: steht die braunrote Färbung durch Eisen! : worin die Glucosidogallussäure ganz der p-Methylgallussäure 5 2. Die eben erwähnten drei wohl charakterisierten Verbind 2 eg verschieden von der sogenannten Glucogallussäure, die. 2 im türkischen. Tannin gefunden haben will und die er erst : Anhydrid eines &-Glueosids der Gallussäure und später für I e 0% E. Fıscner und H. Srrauss, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 45, 3773 ( E. Fıscuzn und M. Bemouans, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. Bt, 1804 (1919) * E. Fıscuer und M. Beremans, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 51, 19 a a ee Guinler P Fischer: Synthese von Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen.- II 1111 glucose hielt. Mit dieser Annahme stehen ihre Eigenschaften, die in mancher Beziehung an das Tannin erinnern, z. B. die schwere Spalt- barkeit durch Mineralsäure, im Widerspruch. Dazu kommt der gänzliche Mißerfolg, den Freupengere und ich bei der Wiederholung der Versuche von Feist zur Isolierung der Substanz hatten‘. Ich muß deshalb die Existenz der sogenannten Glucogallussäure so lange bezweifeln, bis nicht sicherere Angaben über ihre Gewinnung und Eigenschaften vorliegen. Monogalloyl-Fruetose’. Sie entsteht ähnlich der amorphen Galloylglucose aus der Diaceton-fructose durch Kuppelung mit dem Chlorid der Triacetylgallussäure und nachträgliche Abspaltung der drei Acetyle und der beiden Acetonreste. Sie kristallisiert ebenso wie die beiden Zwischenprodukte, die Triacetylgalloyl-diaceton-fruetose und die - Galloyl-diaceton-fructose. Die Stellung der Galloylgruppe ist noch un- sicher, ebenso wie die Struktur der Diacetonfructose selbst. Jeden- falls ist sie kein richtiges Fructosid. Von den typischen Reaktionen der Gerbstoffe gibt sie nur die Gallertbildung durch Arsensäure. Merk- würdigerweise fehlt die Gallertbildung bei der Galloyl-diacetonglucose, während hier Pyridin und Brueinacetat in wäßriger Lösung milchige Ausscheidungen geben. Reaktionen der neuen Gallussäure-Derivate. I. Die blauschwarze Färbung (Tinte) mit Eisenoxydsalzen ist be- kanntlich dureh die Phenolgruppen der Gallussäure bedingt, da sie auch für den Gallussäureester und das Pyrogallol gilt. Dementsprechend kehrt sie bei allen Körpern wieder, welche eine freie Galloylgruppe enthalten, verschwindet aber, sobald die drei Phenolgruppen methy- liert oder acyliert werden. Schon ihre teilweise Besetzung kann eine Änderung der Farbe mit sich bringen, was für die Methyläther-gallus- ‚Säuren längst bekannt ist. Ein neues Beispiel dafür bietet die Gluco- 5 Sidogallussäure, in der die p-ständige Phenolgruppe durch den Glucose-' Test in Anspruch genommen ist. Sie gibt mit Eisenehlorid eine braun- rote Be 2. Die Fällung von Leim (Gelatine) aus wäßriger Lösung, die allen = ‚offen eigentümlich ist, fehlt bekanntlich bei Gallussäure und Pyro- en Sie ist aber schon ganz schwach vorhanden bei dem Gallus- ureäthylester und tritt bereits stark zutage bei der m-Digallussäure. ine mit der ganz reinen kristallisierten Substanz angestellte Beob- bestätigt also. die alte Angabe von H. Scuirr, die sich aller- Bar ein amorphes und jedenfalls sehr unreines Präparat bezog. = Ber... D. Chem. Geselisch. 47, 5 bare E.F Eisonen und H. Norm, Ber. d. D. Chem. Gesellseh. 51, 350 (1918). 1112 Gesamtsitzung vom 28. November 1918 Bei den Zuckerderivaten der Gallussäure genügt eine Galloyl nicht, um die Reaktion hervorzubringen, denn die beiden Galloylglu und die Galloyl-fructose verhalten sich negativ. Dasselbe gilt für Glucosido-gallussäure. ee Dagegen fällt Trigalloylglucose Leimlösung schon recht stark. mit der Anhäufung der Galloylgruppen in den Pentagalloyl- und na lich den Pentadigalloylglucosen tritt diese Eigenschaft immer hervor. _Auch das Tetragalloyl--Methylglucosid, das Trigalloylglye und der Tetragalloylerythrit zeigen die Reaktion. Bei dem kristallisierenden Digalloylglyeol? C,H, (C, H,O,), ist die Leimprobe auszuführen, da es zur Bildung von kolloidalen Lösungen keine N hat und sich deshalb in Wasser schr wenig löst. i Die Digalloylglueosen sind leider noch unbekannt. Vielleicht den sie, je nach der Stellung der Acyle, Unterschiede gegen lösung zeigen. Man würde das Bild noch vervollständigen k durch Prüfung der Mono- und Digalloylderivate von Glycerin, Erytl usw., deren Bereitung nach den jetzigen Erfahrungen keine grt Schwierigkeiten machen dürfte. Ich habe aber während des Ari solche ergänzenden Versuche nicht unternehmen können. Die Leimfällung ist übrigens nieht ausschließlich der Galloyigrü) eigentümlich, wie man schon aus den Beobachtungen von ScHIFF We Wir haben sie auch wiedergefunden bei den Zuckerderivaten P yrogallolearbonsäure®, 7. B. der Penta-pyrogallolearboyl-.und T gallolcarboyl)-glucose*; aber hier ist die Erscheinung wegen der er Löslichkeit im Wasser schwerer zu beobachten. Ferner wurde die ® aktion festgestellt bei den von uns kristallisiert erhaltenen catechusäure, Digentisinsäure und Di-ß-resoreylsäure’. Daß au säuren der aromatischen Reihe hierhingehören, beweisen außer el! älteren Angaben der Literatur die seit mehreren Jahren mit B die Gerberei eingeführten Neradole (Stiasny). >. Mit der Fällung von Leim oder anderen Eiweißkörpern ‚agglutinierende Wirkung der obigen Galloylkörper auf rote B chen in engem Zusammenhang, wie die jüngsten Beobachtu R. Kogerr® gezeigt haben. | EN 3. Eine weitere für Tannin charakteristische Reaktion ” P - WALDEN entdeckte Gallertbildung mit Arsensäure in alk« ',.E Fiscner und K. Faeunexsens, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 45, _ * Wird demnächst ausführlicher beschrieben. Be E. Fıscner und M. Rararorr, Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 46, 2397 a = ‚Inauguraldissertation von A. Rerık Kapısap&, Berlin 1918. ° E. Fıscner und | E: | K. Freupengers,; Annal.'d. Chemie 384, 22. um 1915, 108 und 3215.1916, 164 und 213... Fıscner: Synthese von.Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen. II 1113 Lösung. Sie wurde wiedergefunden bei den Trigalloyl-, Pentagalloyl- und Pentadigalloyl-glucosen. Sie fehlt aber den beiden Monogalloyl-glu- eosen, der Glucosido-gallussäure und der Monogalloyl-diacetonglucose. Dagegen ist sie metkwürdigerweise vorhanden bei der Monogalloyl- fruetose. Daraus geht hervor, daß sie von kleinen Unterschieden in der Zusammensetzung abhängig ist. 4- Die Fällung gewisser Alkaloidsalze durch Tannin findet sich ebenfalls bei manchen der künstlichen Substanzen wieder. Für unsere Versuche dienten in der Regel Pyridin und Brucinacetat, manchmal auch Chinolin- und Chininacetat. Mit positivem Erfolge wurden geprüft Trigalloyl-, Pentagalloyl- und Pentadigalloyl-glueosen, ferner Galloyl- diaceton-glucose, Galloyl-diaceton-fruetose und etwas abgeschwächt 'Galloylmonoaceton-glucose. Negativ verhielten sich die beiden Mono- galloylglucosen und die Monogalloyl-fructose. | 5. Die Bildung eines unlöslichen Kaliumsalzes beim Vermischen € der alkoholischen Lösungen von Tannin und Kaliumacetat ist schon von Berzeuvs für die Reinigung des Gerbstoffes benutzt worden. Für den gleichen Zweck wurde sie bei einigen künstlichen Produkten, z.B. der Monogalloylglucose (I), verwertet. Beobachtet wurde der Niederschlag ferner bei Pentagalloyl- und Pentadigalloyl-glucosen, Trigalloylglucose, Monogalloylfructose. Dagegen trat die Fällung nicht ein bei der Galloyl- diaceton-glucose und Galloyl-monoaceton-glucose. a ee ee ran. ea - Von weiteren allgemeinen Veränderungen der synthetischen Galloylkörper, die aber nicht als charakteristische Proben anzusehen _ Sind, erwähne ich die Methylierung und die Acetylierung. Die erstere ee; läßt sich überall mit Diazomethan ausführen in ähnlicher Weise, wie _ es Herzıc beim Tannin und später Tnoms bezw. Rıcater bei der Chebulin- _ Säure gezeigt haben. Als Beispiele erwähne ich die Pentagalloyl- und „die Trigalloylglueosen. Bei erschöpfender Methylierung entstehen in allen Fällen Substanzen, die sich mit Eisenchlorid nieht mehr färben. Die Behandlung mit Diazomethan erfordert übrigens einige Vorsicht, na bei zu langer Dauer der Operation eine Abspaltung von Gallussäure- ‚Testen eintreten kann. ns In den völlig methylierten Produkten lassen sich die noch un- besetzten Hydroxyle des Zuckerrestes durch weitere Acylierung be- ‚Stimmen. Für diesen Zweck empfiehlt sich die Anwendung des p-Brom- Ichlorids, das bei Gegenwart von Chinolin ziemlich rasch reagiert. gen Produkt genügt dann die Bestimmung des Broms, um \ ! der aufgenommenen Brombenzoyle zu ermitteln. tylierung geschieht am besten mit überschüssigem Essig- J ung . ; Hi un d Pyri an bei gew öhnlicher Temperatur. Sie scheint 1114 . Gesamtsitzung vom 28. November 1918 leicht zu den Endprodukten zu führen und wurde nicht allein be synthetischen Körpern, sondern auch beim chinesischen Tannin Erfolg angewandt. Natürliche Gerbstoffe: Tannin (Gallustannin) und Chebulinsäure. a. Als wir unsere Versuche über Tannin begannen, wurde technische Präparat schon größtenteils aus chinesisehen Zackeı (von Rhus semialata) bereitet, und wir haben ausdrücklich festgest daß unsere Angaben sich auf solches Material beziehen. Dagegen man in früherer Zeit, vielleicht bis in das 7. Jahrzehnt des 19.4 hunderts in Europa das Tannin vorzugsweise, wenn nicht aussehli lich, aus türkischen Galläpfeln (von Quercusarten, meist von Q. infecton hergestellt. Daß ein Unterschied zwischen diesen beiden Präp bestehe, scheint man in der Industrie nicht wahrgenommen zu lt wenigstens ist mir nichts derartiges bekannt geworden. Auch in wissenschaftlichen Literatur ist darüber kaum etwas zu finden, K. Feist! im Jahre 1912 die Verschiedenheit ausdrücklich behaı Wie aus einer kurzen Notiz in der Chemiker-Zeitung hervorgeht, I er schon im Jahre 1908 aus den türkischen Gallen eine kristalls® Substanz isoliert, die er für eine Verbindung von je ı Mol. Trau zucker und Gallussäure hielt und deshalb Glucogallussäure nannte. diese in dem chinesischen Präparat fehlt, so sei schon dadurch ; ‚Unterschied beider Tannine bewiesen. 2 Aus seiner vermeintlichen Entdeekung der Glucogallussäure nun Feist weitere Schlüsse über den Zuckergehalt des Tannıns | und die Verkuppelung der Gallussäurereste gezogen. Für die W gallussäure wurde sogar in den Jahren 1912 und 1913 eine Straf formel abgeleitet, obschon nicht einmal die empirische Zusam setzung mit Sicherheit festgestellt war. Leider sind die Ang“ Feist durch unsere Erfahrungen sehr zweifelhaft geworden. vor dargelegt wurde, sind zunächst die drei synthetisch Verbindungen von je ı Mol. Glucose und Gallussäure total ” von der sogenannten Glucogallussäure und zeigen namen viel geringere Beständigkeit bei der Hydrolyse durch Min s Besonders gilt das für die ı-Galloylglueose, deren Strukturfo Be für sein Präparat in Anspruch nahm. we Ferner ist es Freu | \d mir? bei Wiederholung der #® LAU Versuche nieht gelungen, die "Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 45, 1493 (1912), Archiv für F (1912) und 251, 468 (1913), ferner Chem. Zentralblatt 1908 II, 135 Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 47, 2485 (1914). Fıscuer: Synthese von Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen. U 1115 Trotzdem besteht zweifellos ein Unterschied zwischen dem »türkischen«, d.h. aus Aleppogallen bereiteten, und dem »chinesischen«, aus Zacken- gallen hergestellten Tannin. Nur das erste enthält nach unseren Be- obachtungen Ellagsäure, vielleicht als Zuckerderivat. Außerdem liefert es bei der Hydrolyse fast doppelt soviel Zucker (etwa ı4 Prozent) als das chinesische Präparat. Allerdings haben wir die von A. STRECKER vor 60 Jahren, wo es nur türkisches Tannin gab, gefundene Zucker- menge (22 Prozent) auch hier nicht erreicht. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Die Aleppogallen enthalten außerdem nach unserem Befunde freie Gallussäure, die ebenfalls in das türkische Tannin übergehen kann; kurzum, dieses ist nach unseren Erfahrungen weniger einheitlich als das chinesische Präparat. Aus dem Mengenverhältnis von Gallus- 'säure und Zucker, die bei der Hydrolyse gefunden wurden, haben wir geschlossen, daß im türkischen Tannin auf ı Mol. Traubenzucker etwa 5—6 Mol. Gallussäure treffen. Das würde ungefähr einer Penta- _ galloyl-glueose entsprechen. Da wir aber aus dem mit Diazomethan bereiteten »türkischen Methylotannin« neben Trimethylgallussäure auch kleine Mengen von m, p-Dimethylgallussäure erhielten, so ist die An- wesenheit von mindestens einer m-Digalloylgruppe in dem türkischen "Tannin wahrscheinlich. Wir haben aber darauf verzichten müssen, diese Frage weiter zu prüfen. Die chemische Verschiedenheit ron türkischem und chinesischem Tannin kann übrigens nicht wundernehmen, da die als Rohmaterial dienenden Gallen bekanntlich von ganz verschiedenen Pflanzen und ebenso verschiedenen Insekten herrühren. Für die praktische Darstellung der Gallussäure, die en Gegenstand einer nicht unbedeutenden Industrie bildet, ist nach dem G Gesagten das chinesische Tannin unbedingt vorzuziehen. | Chebulinsäure. Der Gehalt des Gerbstoffes an Zucker, der zuerst von mir und Frrupengere! sicher nachgewiesen worden ist, später dureh mehrere quantitative Versuche so genau bestimmt, die benutzte Methode gestattete’. Die Werte passen annähernd Trigalloylglucose. Aber der Vergleich mit der sy nthetischen ) lglucose hat nicht allein in den physikalischen Eigenschaften, auch in den chemischen Verwandlungen erhebliche Unter- ben. Besonders gilt das für die Hydrolyse mit Säuren, ee Präparat ziemlich glatt in Glucose und Gallus- Chem. RN 45, 918 (1912). Seesen Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 51, 298 Sa 1716 -: Gesamtsitzung vom 28. November 1918 säure zerfällt, während bei der Chebulinsäure erhebliche Mengen sogenannten Restgerbstoffes entstehen. Ferner läßt sich Cheb linsi nach dem üblichen Verfahren nicht acetonieren, und endlich nimmt die Methylochebulinsäure erheblich weniger Brombenzoyl auf, alse methylierte Trigalloylglucose tun müßte. Kurzum, die Struktur dı Chebulinsäure ist noch nicht genügend geklärt. Ich bedaure dies Lücke in unseren Resultaten um so mehr, als der schön kristallisierende Gerbstoff zweifellos einheitlich ist und neuerdings auch als indu riel- les Produkt (Eutannin) ein leicht zugängliches Präparat geworden ist, | % HR Vergleich des ehinesischen Tannins mit der Penta-(m-digalloyl)-glucose. Wie früher schon gezeigt wurde, hat das Methylotannin $ı Ähnlichkeit mit der aus Pentamethyl-m-digallussäure und @& haltenen Penta-(pentamethyl-m-digalloyl)-glucose'. Außerdem en bei der Hydrolyse des Methylotannins nach Herzıs neben Trimethyk | gallussäure die unsymmetrische m, p-Dimethyl-gallussäure. Das stimmt überein mit dem aus der Hydrolyse des Gerbstoffs gezogenen DE daß chinesisches Tannin wahrscheinlich als wesentlichen Bestandteil eine Penta-(digalloyl)-glueose enthält, und der Schluß läßt sich noch dahin erweitern, daß es sich um ein Derivat der m-Digallussäure Ma’ Diese Hypothese ist für uns die Veranlassung zu zahlreichen Li suchen geworden und hat auch die Synthese der Penta-(m-digallo glucose zur Folge gehabt’. | | Um das Urteil über deren Ähnliehkeit mit dem natürlichen stoff zu erleichtern, gebe ich eine Übersicht über die Eigen m beider Präparate. ; ı. Allgemeine Merkmale der Gerbstoffe, z. B. die Fällung 'Leim, Alkaloidsalzen in wäßriger Lösung und Kalt in alkoholischer Lösung sowie die Gallertbildung säure treten in beiden Fällen ohne merkbaren Unterse Das rohe synthetische Präparat ist zwar in kaltem schwerer löslich. Der Unterschied verschwindet - man die ıprozentige warme Lösung des Präparates . 15° abkühlt, die hierbei entstehende Fällung durch | entfernt und dann den in Lösung gebliebenen daup Rohprodukts allein zum Vergleich benutzt. 2 » . = & Val Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 46, 3278 (1913). ee Fischer: Synthese von Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen. U 1117 Die Hydrolyse mit verdünnter Schwefelsäure gibt in beiden Fällen annähernd die gleiche Menge von Gallussäure und Glucose. ‚ Das Drehungsvermögen in organischen Lösungsmitteln ist annähernd gleich und. schwankt zwischen synthetischem und natürlichem Material kaum mehr als bei den verschiedenen Präparaten gleichen Ursprungs. Nur das Drehungsvermögen in Wasser wurde beim synthetischen Material niedriger ge- funden (+40 bis +45°), während beim natürlichen Stoff nach sorgfältiger Reinigung etwa +68 bis +75° beobachtet wird. Aber bekanntlich sind die wäßrigen Lösungen kolloidal, und hier können Änderungen der Dispersität durch verhältnis- mäßig geringe chemische Einflüsse entstehen und zugleich eine starke Änderung des Drehungsvermögens herbeiführen. Die Methylierung mit Diazomethan liefert in beiden Fällen sehr ähnliche Produkte, wie insbesondere auch der Vergleich der Drehung in verschiedenen Lösungsmitteln zeigte. .. Beide Körper lassen sich mit Essigsäureanhydrid und Pyridin völlig acetylieren. In einem Fall entsteht ein Körper, der aller Wahrscheinlichkeit nach im wesentlichen identisch ist mit dem Zwischenprodukt der Synthese, der Penta-(penta- acetyl-m-digalloyl)-glucose. Unter denselben Umständen liefert ; das chinesische Tannin ein Acetylderivat, das ein ganz ähn- En, liches Drehungsvermögen besitzt, ebenfalls mit Eisenchlorid keine Färbung mehr gibt und genau so wie das end Präparat 39.2 Prozent Acetyl enthält. (nn > BD a ON # REN . in den Gerbstoff zurückverwandeln. Dieser zeigt jetzt gegen- über dem ursprünglichen Tannin eine kleine Änderung. Sie betrifft das Drehungsvermögen in wäßriger Lösung, die von ungefähr + 70° auf +42° sinkt. Die elementare Zusammensetzung aller erwähnten Produkte ist in beiden Fällen so ähnlich, als man es bei den Eigen- sehaften der amorphen Körper nur erwarten kann. Aller- & dings ist dabei zu berücksichtigen, daß die Resultate der : Analyse bei solchen hochmolekularen Substanzen nur noch © re Unterschiede in der were ea erkennen. lassen. _ se RER END ist die Ähnlichkeit zwischen den ı und ea Stoffen so ‚groß, daß an einer nahen Em 9 Das Acetylderivat des natürlichen Tannins läßt dio Ba I wie das synthetische Präparat durch Verseifung mit Alkali nn 1118 Gesamisitzung vom 28. November 1918 wandtschaft nieht zu zweifeln ist, und daß die ursprüngliche these über die Natur des chinesischen Tannins sieh soweit b hat, als sich mit den heutigen Hilfsmitteln unserer Wissenschaft läßt. Andererseits kann aber von einer sicheren Identifizierung Rede sein, weil alle in Frage kommenden Substanzen amorph und deshalb das beste Zeichen der Einheitliehkeit vermissen Schon bei den synthetischen Produkten ist, wie ich wiederholt habe, die Einheitlichkeit insofern nieht vorhanden, als sie m Gemische von Stereoisomeren sind. y Bei dem natürlichen Tannin ist zudem der Verdacht gerechtfertigt, daß es sich um eine Mischung nicht allein von Isomeren, sondern audı von Stoffen verschiedener empirischer Zusammensetzung handelt; die Lebewelt, der das Tannin entstammt, hat kein Interesse chemisch-reine Substanzen zu erzeugen, und selbst wenn in der Zackt galle ursprünglich ‚ein einheitlicher Gerbstoff von der Zusammensetzung einer Penta-(digalloyl)-glucose entstände, so wäre bis zu einer lol rung durch chemische Verarbeitung genug Gelegenheit für teil Abspaltung von Galloylgruppen durch fermentative Prozesse ei ' Endlich ist durch nichts erwiesen, daß die Anhäufung von Galle testen in dem Tannin bei der Bildung der Digallussäure haltmacht Man kann sich auch vorstellen, ‘daß sie bis zur Entstehung einer Ti oder gar Tetra-galloylgruppe fortschreitet. Ich halte das zwar MÜ | für wahrscheinlich, da die Bäume nirgendwo in den Himmel wae®"" aber die Möglichkeit kann man bei kritischer Betrachtung doch nicht ganz ausschalten. Eine Entscheidung soleher Fragen ist leider mit den hei Hilfsmitteln nicht zu treffen. Selbst wenn es gelänge, aus chines Tannin einen kristallisierten Stoff abzuscheiden, so wäre das aller scheinlichkeit nach immer nur ein Teil des gesamten Materials. könnte man dann allerdings als chemisches Individuum kenl und seine Struktur endgültig feststellen. Aber die übrigen ® teile des natürlichen Tannins, die nicht kristallisieren, blieben dann noch in ihrer chemischen Individualität unbekannt. . Solehe Substanzen wie das Tannin gibt es nun in en 5 eine recht große Anzahl. Ich erinnere hier nur an die Pro je die komplizierten Kohlenhydrate. Ihnen steht die Forscht g geht dahin, daß es selbstverständlich ikers ist, alle komplizierten Gemische Natur uns darbietet, in die einze = RR RE EN ER Meile zu lieh und deren Struktur durch Analyse und Synthese % _ aufzuklären. Wo aber diese Aufgabe vorläufig nicht zu lösen is, dad braucht der Forscher keineswegs resigniert die Hände in den Schoß BE . & “ BEP» Denn er kann auf. einen Teilerfolg BieE Be indem Be stanzen zu Leibe geht. Je enger die Gruppe umgrenzt Head kann, um so größer ‘ en Teilerfolg sein. Wie weit man auf solche Weise | = hoffe ich an dem Tannin gezeigt zu haben. 1120 Gesamtsitzung vom 28. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Über einige Eigenschaften der Gleichgewicht figuren rotierender homogener Flüssigkeiten, deren Teilehen einander nach dem Newronschen (reselz anziehen. Von Prof. Dr. Leox LicHTENSTEIN in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Einstein am 17. Oktober 1918 [s. oben S. 842]) ehe in gleichförmiger Rotation eriffede ee gravitiere » der en abgeleitet. Es sei Ansbasondere auf Sr Sätze ar _ gewiesen, i i f E In dem Raume der kartesischen Koordinaten %, Y und: 28 eine Anzahl beschränkter Gebiete Fu >=.1,:.,9), dem mit T bezeichnet werden soll, wire Yon der Begrenzung 8; ‚Gebiete T, wird zunächst nur vorausgesetzt, daß sie aus einer € lie Anzahl Beschlisnee doppelpunktloser, stetiger (Jorpasscher) Fläe besteht". Die Gesamtheit aller Randkomponenten von T’ möge nf: chheit halber mit S bezeichnet werden. #7 Den Bau T denken wir uns mit einer homogenen, unzusamme _ drückbaren Flüssigkeit der Dichte f erfüllt, deren Teilchen ein nach aa Dranschen Gesetz anziehen. Weitere Kräfte liegen ri insbesondere soll der Außendruck gleich Null sein. Wir be: _Newro e - Potential von T mit Vie, Y; 2), die Gau L. Licnresstein: Gleichgewichtsfiguren rotierender Flüssigkeiten 1121 ee onskonstante mit #. Die Flüssigkeit soll um die z-Achse : E) mit der „Winkelgeschwindigkeit » wie ein starrer Körper gleichförmig rotieren! & a Bekanntlich liegt der Schwerpunkt des Körpers T auf der Umdrehungs- Et achse”. Man sieht dies am einfachsten ein, wenn man für einen Augen- blick den rotierenden Körper auf ein festes Koordinatensystem bezieht, Da die einzigen jetzt wirkenden Kräfte, nämlich Gravitationskräfte Br »innere Kräfte« sind, so wird der Schwerpunkt ruhen oder sich ER = geradlinig und gleichförmig bewegen. Die zweite Möglichkeit ist aus- en geschlossen, die erste ist aber nur erfüllbar, wenn der Schwerpunkt rn Ve auf der Umdrehungsachse liegt, w. z. b. w. RE Wir nehmen an, daß der Schwerpunkt mit dem Koordlinaten- ursprung zusammenfällt. e Es sei $ irgendeine Komponente von 5. Wie man weiß, ist 5 der Ausdruck ee “ (1) YlE,Y; + ze +r) ve | auf jeder der Komponenten von 8 konstant’. Die Gleichung von S$ kann demnach auf die Form w* . a Rn ra REN | Sei "3 DE. CHnRKt, er) Va +y’) nn we er ART: rr die Entfernung der Punkte (x, y, ut und (2,9, 2) verstanden. Das Integral (A) ist, wenn S nicht integrierbar ist, als das innere Integral et | Y 2 SR re Ber ie Rh sei 5 irgendeine ganze Zahl’2,. Der Karuck 14 (x E Mr (4) | Y w,y,9+ u +y‘) ist auf jeder Komponente von S$ konstant‘. Es muß daher (5) Ve, v2) Eier) 0. 0 Es sei D die Projektion von $ auf die Ebene z=0. Die Pro- Jektion von S®) heiße D® (vgl. die Fußnote ı S.ı121). Offenbar liegt ‚#°° ganz im Innern von D. Es gilt Be ’ g Ä V(#,7,2)= lim [ dady j —dz, Si p®) wobei ‚die Integration nach > über den in 7 enthaltenen Teil der | den Punkt (x, y) von D® hindurchgehenden zu der z-Achse Parallelen Geraden Z zu erstrecken ist. Man kann indessen, wie man ® leicht re bei der Integration über z zur Grenze übergehen, diese Mithin über die endlich oder abzählbar unendlich vielen ae aus- nen » die die Gerade Z mit 7 gemeinsam hat. Es un ‚und =” z » Endpunkte irgendeiner dieser Strecken, und es sei 2>z”. Wie ‚sich ohne Mühe überzeugt, ist, unter r(2,,) und r(2, z,) die ngen der Punktepaare (#, Y, 2)» (> Yo» 2) und (@,y,2),- %s 2) ‚Sorstanden, Vgl. T. Carıemas, Über eine isoperimetrische na und ihre physi- Anwendungen, Mathematische ee Bd. 3 (1919 Der 35 Seomeirische Ort £ besteht allemal dann aus mehr als einem era en zu der <-Achse gibt, die S in a als zwei er m Falle ist, wie man leicht sieht, 20 | : an Bweiter Stelle genannte Möglichkeit Eis Fu dann ee, wenn mt i fe Halte 58 irgIt we, I R I Ä —dzSs | —_dz, 2 J ee) Jr) wobei das Gleichheitszeichen nur dann gilt, wenn die Schwerp der beiden Sehnen (z,, 2,), (2, 2”) die gleiche z-Koordinate I Aus (6) und (7) würde, wie man leicht sieht, im vorliegenden : (8) a (X, ’ Yo ’ 2,) < E (v, ’ Yo + z,) folgen, was wegen (5) nielıt möglich ist. | .. Es bleibt noch der Fall zu untersuchen, daß die obere ( der 2-Koordinate aller Punkte von 3 in einem Punkte (2, ‚auf $ erreicht wird. Ist die Schwerkraft in (x,,%,, 2.) gleich re, so et 3, F (x,,y,2)= 0, mithin auch a V l@os Yo; 2.) =. It ee die Schwerkraft in (x,,%,, 2.) von Null verschieden, bat in (&,,%,,2,) und demnach auch in einer Umgebung dieses Funkl eine stetige Normale, so muß die Gerade x — x,,y = y, die Fläche in (%,;Y.,2.) berühren. Es ist darum auch jetzt g f an F@,,%.,2) = 0 und Ape Ye. v2) Wie man ohne wesentliche Schwierigkeiten sieht, kann m FR V”’(,, Yo>2,) = 0 auch schreiben a ‘ (9) : lim 7 = ie ı.dz=o0. | ae) ) 02, rle,,2 se n (9) ist die Integration nach z über alle Intervalle, die. gemeinsam hat, zu erstreeken. Durch die Schreibweise PERL age er soll zum Ausdruck BORNRIEH: daß in bezug auf den Punkt 2, differ as wird. gen Ä | N are Ö 1 rn. Arbun le aus 2 weiter Mero.n® = lim 4 Be ” = Demnach, ist x S ein uhenien Gebiet, Also hat ' : em \der Flüssi keiten eine auf der ar : » >; - ” f} £77 * \ * 3 ” L. Licntexsstein: Gleichgewichtsfiguren rotierender Flüssigkeiten 1125 a" rechte Symmetrieebene. Da wir den Schwerpunkt von 7 in den ro Menürsprung gesetzt haben, so ist jene Symmetrieebene die w-y Ebene. Da die Rotationsachse den Schwerpunkt enthält und auf der Sym- metrieebene senkrecht steht, so ist sie eine Hauptträgheitsachse des Körpers. 4 Durch die vorstehenden Betrachtungen ist ferner bewiesen, daß jede zu der Rotationsachse parallele Gerade, die die Flüssigkeit trifft”, mit E der Begrenzung einen oder höchstens zwei Punkte gemeinsam hat. | S Besteht 7 aus mehreren Einzelmassen, die voneinander getrennt je sind, so liegen diese Massen demnach »nebeneinander«, nicht »über- einander«. Es gibt, mit anderen Worten, keine zu der z-Achse parallele Gerade, die mehr als eine Masse trifft. Hängen zwei oder mehr % . "Massen in einzelnen (auch unendlich vielen) Punkten zusammen, so . liegen diese Punkte auf der Symmetrieebene. Ist B ein Punkt dieser Art, so hat die durch B zu der z-Achse parallele Gerade keine weiteren Punkte mit der Flüssigkeit gemeinsam. Eine weitere Folgerung der soeben betrachteten Eigenschaft ist, = daß Jede Flüssigkeitsmasse von einem einzigen te er begrenzt * an Es gibt keine »Hohlräume«.‘ Hat die Fläche $ stetige Normale, so fällt diese in allen Punkten der Symmetrieebene in diese hinein. 3 Damit T eine air et stabile) Figur des relativen 0, demnach (13) Sa > s | dv | S unter ds das Flächenelement verstanden. Für (13) kann man nach be kannten Formeln aueh setzen Re (14) -(5 nn £ S + :.) dadydz = -| aFdrdyde2%r f / ’ nt ay oder (15) [3 Fdxdydz 2wxf die Bedingung 1. nicht erfüllt sein Es müßte demnach, damit das Gleichgewicht möglich sei, auch wenn e Flüssigkeit den Zugkräften widerstehen könnte, «"<2rxf sein. Die Be- "gung 7. ist demnach die wahre Wurzel der PorscarEschen Schranke. | nbar folgt aus dem betrachteten Satz, daß für > 2rxf das icht nicht möglich ist, auch wenn die Flüssigkeit unter einem kon- en, übrigens beliebig starken Außendruck steht. | Es sei T, irgendeine der Flüssigkeitsmassen und S, ihre, wie schon WISSEN, aus einer einzigen Jorpanschen Fläche bestehende Nzung. Der Ausdruck f Cnunenı, n Nüoyo: Öhmento 6er 17 (09), S. 168173. Siehe auch an di Matematiche 47 (1909); 5.3 - U. Cruperi, Atti delle R. Ace. dei AR 9 19 (1910), $ S. 666—668. beweist, dad daß ur zuaf Fe FREE, aa N > BR de, EI Dar 1128 Gesamtsitzung vom 38. November 1918. — Mitteilung vom 17. Okte (3 Fa, d)=lly,ar ze +y) hat auf S, einen konstanten Wert F, und genügt in der D rentialgleichung 2w” AF= ur —, (19) REF, Es sei (€,7,2) irgendeiw Punkt in T,, und es sei 6,(8,9, 258 die zu T, gehörige, auf $, verschwindende (klassische) GREI Funktion. Es gilt | . 76, 9= 8-2 |[6.0,9.50.0,3\,7 08 dar RE ; fi | Bekanntlich ist für alle (#,9,2) und @,y.J)m wi (21) REUSZIRYVERD> Es sei jetzt (22) ZIELT ı Ist $. nicht integrierbar, so ist in (20) das Integral als das »innere (a) PORN m nf Er nz I, 20) aufzufassen (vgl. die Fußnote ı S.ı121). Die Existenz der Greenschen Funktion en is sobald das erste Randwertproblem für das Gebiet To ann. Di eonti X Circolo Akalemaiter di Palermo, Bd. 29 [1907], S- 37 1402) und Journal fü für Math., Bd. 144 [1914], S. 190—zır) in der Tat der Fall. Die E gehörige Geernsche Funktion heiße G” (#,9,2; 2,9, 2)- Es sei ferner Pr Er diejenige in 7” und auf 8 stetige, in 7” reguläre Potentialfunktion, de en Wert wie F(r,y, 2) annimmt. Wie sich leicht zeigen läßt, « 9» 3 2) in. jedem ganz im Innern von 7, gelegenen Bereiche (? un e«) für n= © gleichmäßig gegen F,. Desgleichen ist für alle (@ er a @ TA ; nicht enthaltenden, ganz im a von T, gelegenen Bereiche Au Br „Tim. A 2) = Gl ee: ei. nun für alle (8, 9,8) in 7. = a De aupi Br rana= 96. Y> 9) fen 4% Y> = »Y > .(% ee | a Ä Geht man Tee zur Grenze n=%& über, so gewinnt man iin for % Reg 1: Lionrensru, Über die erste Randwertaufgabe der “* - der Berl. Math. Ges., XV. Jahrgang, 1915, S- 9% eines hesehrän a ebenen Gebietes dur ei = ; L. Lienresstein: Gleichgewichtsfguren rotierender Flüssigkeiten 1129 " Die Formel (20) liefert für alle («,y,2) in 7 ©. (73) 3 F&,y,)>F,. | Nach Voraussetzung ist der Außendruck gleich Null. Wegen (2 3) herrscht demnach im Innern der Flüssigkeit überall Druck. 3 Ist die Schwerkraft in einem Punkte A auf Ss, von Null ver-. ‚schieden, so hat S in A eine stetige Normale. Wegen (23) ist dann 7 offenbar die Schwerkraft in A nach dem Innern von T gerichtet. i Auf der Gesamiberandung von T ist demnach die Schwerkraft entweder ‘in das Innere der Flüssigkeit gerichtet oder gleich Null. Unsere u und B. werden damit bewiesen sein, or: F(&,;,4,2)=F,. oder Fie, Ya)<#. Oberhalb der Poıscarzschen Schranke müßten demnach im Innern ir Flüssigkeit überall Zugspannungen herrschen. Für »’ = 2rxf wäre die Flüssigkeit spannungslos. Es, sei "max der Höchstwert der 2koonlinate aller Punkte von 8 ER ee “ De oberhalb der Ebene = 2, gelegene Teil des Körpers T heiße ©; 1 ‚Spiegelbild in bezug auf die Ebene z=z, sei mit & bezeichnet. jede zu der z-Achse parallele Gerade, die T trifft, wie vorhin be- mit S nur einen oder höchstens zwei Punkte gemeinsam hat, wie man sich leicht überzeugt, @+6 in T enthalten. Betrachten wir irgendeinen Punkt (@,,y,, 2.) der Ebene a si beschaffen ist, daß die Gerade = 2,, y= y. die Fläche $ in unkten ‚trifft. Derjenige dieser beiden Punkte, dessen 2-Koor- den ‚größeren Wert hat, heiße o, = (x,, y., 2’). Sein Em "Zug auf die Ebene z = z,, nämlich der Punkt p, = (x, Y,, 22,.— 2’) gewiß im Innern von T Nach (2 5) muß in nee ersichtlicher bi “ V(p. Po . t aber nieht be In der Tat hat dur Potential des in ‚den ur Be P, und c, den en Wert. in o,, weil, wie man leicht sieht, dies bereits für jedes seiner mente gilt. Es muß darum (29) v2)>Vde); mithin gewiß (30) w"<2#xf, sein, w. z. b. w. Es ist nicht schwer zu zeigen, daß die Schwerkraft nur in Punkten der apene z2=0 verschwinden kann. Es sei (#’,y’, 2’) irgendein Punkt auf 8, und es sei etwa Der oberhalb der Ebene 2=2’ gelegene Teil des Körpers T sei sein Spiegelbild in bezug auf die Ebene z=’ heiße &". Die ponente der Anziehungskraft des Körpers es +0’ im Punkte @ in der Richtung der Geraden «= x’, y = y’ ist aus Symmetri gleich Null, die in gleicher Richtung genommene Komponente Anziehung des Körpers T— @’—®’ ist hingegen sicher > 0, @ bereits für jedes ihrer Elemente gilt. Es gilt demnach d # Be BR ’ ! (31) > 7, ’w,y,2)>0, mithin auch d ( 2 e Mn r > ’ ’ 32) 13 #59,2)00; womit unsere Behauptung bewiesen ist. 4. Es sei T, wieder eine Einzelmasse des Körpers he möge S, aus einer stetig gekrümmten Fläche bestehen. Es E beliebiger Punkt auf $S. Die Greessche Funktion @,(#, J: & 5% hat, als Funktion’ von («, y,2) aufgefaßt, auf $ stetige leitungen erster Ordnung und insbesondere eine stetige 2 ' leitung „, @, (£, 9,2; 6). Wegen (21) ist für alle (#, 73 . ix 7. Bl AT, 0)>0. = 5 Be ist leicht zu beueien, daß hier nur das Zeichen > gen Big FRDRNE E L. Licurenstein: Gleichgewichtsfiguren rotierender Flüssigkeiten 1131 = "Wir wählen, um dies zu zeigen, einen Punkt (@,49,2) auf (v), dem Punkte # so nahe, daß + der @ Y,2) am nächsten liegende Punkt von 8, wird. Es gilt (34) G(@,y,2;2,Y, )= FAR? Yı2, 4, Y,2), E unter d die Entfernung der Punkte (x, Y,2) und (@,y,2), unter g, 4 diejenige in T, und auf S, stetige, in 7, reguläre Potentialfunktion ver- »standen, die in einem Punkte («’, y’,2') auf $, den Wert —[«e — a)’ +(y—y)’+(2— 2)’ annimmt. Die Randfunktion ist negativ und nimmt in o den Kästen = Wert an. Es gilt darum, da auch 9, auf $, stetige partielle Ablei- tungen erster Ordnung hat, E (35) ; ,%l&,9,250)20. . Die Normalableitung von F7 ist in o positiv. Demnach ist ve (36). “ G(@,y,2;0)>o. Es ist jetzt leicht zu zeigen, daß für alle (€,7,2) in T, 0 ( nn (32) at G,(&,9,2;)>o muß. In der Tat ist = G,(& ‚Ir? a bei festgehaltenem c eine Hi reguläre Potentialfunktion. Sie kann im Innern ihres Regularitäts- s kein Minimum, selbst in dem weiteren, durch das Zeichen G. erisierten Sinne, haben. ‚Da die ‚Normalableitung 5 auf u ‚Im Innern > 0 ist, so 0 muß sie ü in n Tentweder stets >o oder schen Funktion auch setzen 9 ea ie u nt 1132 Gesamtsitzung vom 28. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober Aus (20) ergibt sich nunmehr durch Differentiation, wenn m (€,7,2) in den Punkt o rücken läßt, oF I Br 2W° (39) EP = hs, 0,66: 8,Y, 2) (#47) dadydz. To Wegen (38) ist demnach (40) —>0 Die Schwerkraft ist auf 8, überall nach innen gerichtet. a Besteht T aus einer (endlichen) Anzahl von Flüssigkeitsmassen, deven ' jede von einer stetig gekrümmten Fläche begrenzt ist, so liegen diese Massen cöllig getrennt; sie können keine gemeinsamen Punkte haben. en Dieser Satz folgt ohne weiteres aus den Betrachtungen zu Am fang des Abschnittes 1, da die Schwerkraft ja auf $ durchweg von Null verschieden ist. Man kann übrigens auch so schließen. In einem etwaigen Berührungspunkte zweier Massen müßte die Schwerkraft nach dem Innern sowohl der einen als auch der anderen Masse gerichtet: sein, was nicht möglich ist. E Haben zwei Einzelmassen (notwendigerweise auf der ymmetrieebt gelegene) Punkte gemeinsam, so ist in diesen Punkten die Schwerkraft 9 Null, weshalb dort die Krümmung eine Unstetigkeit erleidet. Wahrschein lich hängen die Massen in konischen Punkten oder, wie bei Rotations körpern, längs in sich geschlossener Kanten miteinander zusaml Es wäre von Interesse festzustellen, ob die Schwerkraft a Oberfläche einer isolierten Flüssigkeitsmasse verschwinden kann, © ob die in einzelnen Punkten oder längs in sich geschlossener IN ; zusammenhängenden Körper die einzigen Fälle darstellen, in den | die Schwerkraft verschwinden, demnach Singularitäten auf der . grenzung vorkommen können. _ Be I een 9. Es sei T irgendeine Gleichgewichtsfigur, die zu dem Wer w der Winkelgeschwindigkeit gehört. Es sei » das Gesamtrü von T. Für die Entfernung R der Punkte des Körpers T von ‚der tationsachse läßt sich leicht eine nur von v und w abhängige Schr anke @ h leicht zeigen läßt, ist zunächst für alle (2:95 oV Sr (2) 3 NAME BE a a DE a ng? ee RE ” EN NAHE e L. Lienrexstein: Gleichgewichtsfiguren rotierender Flüssigkeiten 1133 - In der Tat ist z. B. oV d d% = (55 -da* dy* de“, 7 unter r* die Entfernung der Punkte (x, y,2) und (a*, y*, 2*) ver- standen. Wie man sich leieht überzeugt, ist demnach RT Pe 3. mus; > < [7er da ayar se: } 3 \4r [oR Es sei B ein Punkt auf S, in dem der Ausdruck R’ = 2’ +y? seinen ‚größten Wert erreicht. Offenbar liegt B auf der Symmetrieebene 2=0. Die Schwerkraft in B ist entweder in das Innere von T ge- richtet oder gleich Null. Die Zentrifugalkraft in B ist darum, wie man geht findet, nicht größer als die Anziehungskraft. Also ist [RT f oy o2.J:. V3 \4#} ' Be R< leer V3: w* "betrachtete ac ist ganz in® Innern des Kreis- ir. Run SLI ER Er für ke Asche schlie- S . Sie: aussprechen läßt. Für die Werte der Winkelgeschwindigkeit »—Z Vrrf=w, „können koncer jewichtsfiguren. nicht existieren. | der Tat gibt es auf der Oberfläche jeder Gleichgewiehtsfigur = denen die Tangentialebene auf der Rotationsachse senk- ht. Es sei nämlich C = (a9, y9, 29) ein Punkt auf S, der Mr fen ist, daß 20 — Maxz auf S gilt, Da 29 >o ist, so ist Punkte C stetig gekrümmt. In € steht demnach die Tan- .. rs = ee man: Be = Wir bemerken zunächst, daß der Satz von Cruprzt sich einfacher . “ 1134 Gesamtsitzung vom 28. November 1918. — Mitteilung vom 17. Oktober vexe Gleichgewichtsfiguren T von vorgeschriebenem Volumen &, zu Werten der Winkelgeschwindigkeit » in dem Intervalle («.—A, gehören. Nach (44) sind für alle hinreichend kleinen Werte von | etwa o? 3, ) rn =ren.9+T (a re Be ei ve w. EEE Kreis und. Kugel, Leipzig 1916, S. 62. Die er der konvexen Flächen $;,, die die Körper 14.28 ls sie Fläche“ S, die Barcng 19 L. Licarensrein: Gleichgewichtsfiguren rotierender Flüssigkeiten 1135 Der Grenzübergang ist für alle (x, y,2) auf $ gleichmäßig. Auf S ist also (49) F(x,y,2) = eonst. Demnach wäre T eine zu der Winkelgeschwindigkeit w, are konvexe Gleichgewichtsfigur, was nicht möglich ist. Also ist entweder », = Yrx/f nicht die obere Grenze der Winkel- geschwindigkeit für konvexe Gleichgewichtsfiguren, oder es läßt sich für die Werte |2| auf S, eine obere Schranke nicht angeben. Mit anderen Worten, re gibt es eine Zahl A*>o, so daß zu den Winkelgeschwindigkeiten > Vrxf—h* keine konvexe Gleichgewichts- figuren gehören, oder es gibt eine Folge zu den Werten w, der Winkel- geschwindigkeit gehöriger konvexer Gleichgewichtsfiguren ©, (n = 1,2,:---), deren Volumen einen vorgeschriebenen Wert v hat und die so beschaffen sind, daß I. lim v„—=Vrxf na n== 00 ist, 2. wenn man den Höchstwert der z-Koordinate der Punkte von.» ©, mit z), bezeichnet, im , =x nz oo ist. Augenscheinlich konvergieren die Körper @, gegen die unbegrenzte 2-Achse. I Kat a Bn, wu ise oder auch in weiterer Ausführung, in redigierenden usga K is kommen, so hat er die Mitteilung aus diesen zu entferne Wenn Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mitteilung dieselbe anderweitig früher zu sichtigt, als ihm ‘dies nach den gel- n Re sh re so bedarf er dazu der Ein- eilig der Ges kademie. hulreden Anderweiig zu er or ist Aesronaie unbeschränkt ges Aus $ 21. Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken iu der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen w lungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten ge- der Wisseächafllichen Mitteilungen folgen in dieser sen ht kurze Inhaltsangaben derselben, welche die Verfasser einreichen, und für welche sie up antwortlich sind. Diese Inhaltsangaben sollen in uf 5—6 Druckzeilen beschränken, et 10 Zeilen überschreiten. Die nicht in den Schriften der Akademie erscheinenden Mitteilungen werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei den für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« Wissenschaftliche Mitteilungen fremder Verfasser werden in dem Bericht über diejenige Sitzung aufgeführt, n n Aufnahme in die akademischen Schriften ; endgültig beschlossen wird. Aus $ 27. Das Manuskript einer in einer akademischen u erstag zur Aufn am Donn ahme in die en gelassenen Mitteilung, welche ge einen u, oder des Archivars versehen, für ein Stück zurückgelegt. Dasselbe kann von ‚vornherein mit ARUELDENGEE Be schehen Schwierigkeiten erwarten , läßt t, oder welche den in den $$ 3 und 4 enthaltenen Bestimmungen nicht entsprechen. enden oder wesenden Verfasser, eier an ei Migiher, welche die Mitteilung vorgelegt ha r Angabe, a sie dieselben am Dienstag In: rer Ehe aa e; wenn die ee in einem — base hen Nach a werden Korrektu uf Verlangen ee verzichten a ir Erscheinen ihrer Mireilung nach acht Tagen. Fremden Verfassern, ren Korrekturen erst .. dem ungen rege zur ns unterbreitet w ann scheinen nächsten ee en Bed zu- gesichert pre Aus $ 36. Die Akademie behält sich das Recht vor, von einer ver- griffenen Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten. Abhandlungen der Akademie Physikalisch-mathematische Klasse Philosophisch-historische Klasse : Physikalisch-mathematische Klasse Philosophisch-historische Klasse _. Verendiua (1918, 4 gm ENKERA x Kapayy: u lee von Kane Rn Komme Di © Ruinen von Uxmal az, an Obelisken (19 6 - Kökenek isehen zum ÖOsmanis hylogen s der ee en und zu 4). ni e Texte im Techaie "der Kundzi i (1917, 5). s 6) schen. 1. Mitteilung 917, 6) A die von ns beschriebene Kunstuhr von Gaza (1917, 7). . Einzelne a. aus den Jahren 1917 und 1918 W. Physikalisch-mathematische Kla Könzen: Aus ü Fnenspan auf . IL . Intligepräfungen | an el 1) A 950 “ * m ” BI z . ae “ a e 53. — 950 ge . nn D a 1. a. IV, Nachweis vialkehir Sakkietanknonen i netischen Geschehen a am Kiefer 1918, 3) » 1 ae ihrer : Philoso Be ee Klasse = en Epidemien des erden A HR Mh 3:50 ik > Tin Vermun ee 2 ; ; 3). ee Srumer: Die Kiiboie: a Gesichtsempfindungen er Bun en 2 ee : Empfindung und ve en: (I nn Be ee s Belopoiika (Schrift | vom Seschützlan) ass 2) ee G. Mörrer: Zwei RR eherorträge aus vorsaitischer 19 B. Mortrz: RAR Geschichte des Sinaiklosters im Miller a ae n Quellen aa W.ScuvsrısG: Das Mahänisiha-Sutta NG: ee G. HELmrREicH: er — zu Meletiu s (1918, 9. ee Re H. Gressmans: Vom reichen Man 8 Eue wer (1918, 7 : Das Pin = Kach e Galens zu den Epidemien d des Hippokrates ons E. WEnkeRACH H SCHNEIDER: Uhland und die deutsche Heldensage, eis 9) Hitze: ee auf ar, von Schmoller (1918) W.vox Warreure: Zur Benennung des Schafes in den romanischen Sprachen agıs, 10) ; Sitzungsberiehte der Akademie a ar Re Sonderabdrucke. I. el 1918 B. Mae, Ein Entwurf zu einem neubabylonisehen Gesetzbu 3 BURG: Über den Energieumsatz bei en Vorgängen in Gasen. Vi zumer: Die Struktur der Vokale a ee K. Meyer: An Crinög. Ein altirisches ‚Gedicht. an eine Syneisakte a Pe re WACcKERNAGEL: Ss 5 Se ee ee P. S. Erstes =. die Strukine des Phasenraumes bedingt periodischer Systeme ee Eınsteis: Der Eunergiesatz in der allgemeinen Relativitätstheorie er H. Wert: Gravitation und ri ität Hort: Über Zeit und Heimat des pseutoirilinischen Gedichts adv. Marcionem ; E. Sıee: Ein einhei mis er Naue To + ; . W. K. Mörer: Toyri un (Rasa) ns Taf. I und 1 y. C. Nevsere: Über eine en Beziehung der Aldehyde zu der alkoholischen Gärung und ge arg e =. Benz: Übe ie Mexwitsche Beziehung zwischen Brechungsindex und, d Dieekuäkon zur Bestimmung der er in Krist von Hannack: Be a. über Petrus al s.den Felsen der Kirche (Matth. ı 16, ei f. > 2 Srruve: Prüfn r Uhrwerke an den len der Babelsberger Stern a F.K. Gixzer: Über de Höringen. der Bahu des Orsersschen Kometen in Kae " Marsnäbe 4 7 > u. H. Halbjahr 1918 M. Bors: Die elektromagnetische Masse der Kris vist "xl. Mu von Wirauowırz- MoeLrexnorrr: Dichterfragmente Fe der "Papyrussammlung der der Kgl. Muse Hirten v. GAerreıneen: Aus der Bela Teck von Rhodos 304 v. Chr. Griechische Papyrus - W. Scuusarr: Ein grieelischer be en : pyr ierzu Taf. iv) W. Scuurze: Beiträge zur Wort- und 0 mit Wen di I—IH een S. Traurmann: Zwei Zemaiti he Erzählu ungen ee ‚Hrtrmass: Über die nächtliche Atıkühlen ng der bodennahen ee R SURMNG: Über Nei eigungen von Wolkenschichte oe : Über Bere mit optischen Dechüngsvermögen "(hierzu Taf. vv) unnAcH: Die Entdeckung des Minnesangs u id die deutsche re ehe. - .— - = r Metrik von ee n i ANN! r warme und kalt en ‚Diets: Lukrezstudien. I. : Zu | are : eg hen = Entstehungszeit von Goethes Epist re jschen en ie ichte der Anf Se Br ae Organisaion der stadtröml vER: Nordisch-risches re 1. Bons und A. Laxog: Übe die absolute Berecl ar "Kristalleigenschaften ir inf Do Av -ANDE: Über ı der = zu =! PS er RR den Ursprung. A mitelaterlichen Minnie, Lisbesramans | zum: Sonde Depsiden, Flechtensoften und "Gerbstoffen ; r- Be mn er ei Eigenschaften de leichgew chts uren m je ai iten, — Feic ge inauder nach h dem Nawsonschen Gesetz a are 1918 XLIX. L SITZUNGSBERICHTE DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 5. Dezember. (S. 1137) : von Wiramowrrz-MozLıexporrr: Kerkidas. (S. 1138) Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse am >. en (S. 1165) Praxck: Zur Quantelung des asymmetrischen Krei-els. (S.1 Corkress: F ortsetzung der Ve xsiiche zur Re Verhielang des Geschlechtsverhält- nisses. (Mitteilung vom 7. November.) ($. 1 175 E. Becxmans und E. Deux: Kinwiekäng von a auf Phenole. (Mitteilung vom 17. Januar.) (8. 1201) BERLIN 1918 VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN KOMMISSION BEI | GEORG REIMER Aus dem Reglement für die Redaktion der akademischen Druckschriften Aus $1. e Akademie gibt gemäß 41,1 der Statuten zwei Brusufenite Veröffentlichungen heraus: » £ e der Königlieh Preußischen Akademie der Wissenschaften« und » en der FeMuglich Preußischen Akademie w Wissenschaften Aus $ 2. Jede zur Aufnahme in die eg we die Fre dne bestimmte Mitteilung muß in einer aka- BealaeNIen ERDE FOrBeuE w verden, w obei 1 in der re mirglieder haben hierzu. die- Vermittelung eines as Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. za einer änfeuitämenden Mitteilung soll r Reg n Sitz nn. bei eg 32, =. rien 16 Seiten in der gewöh. n Schr ift der eu arhge in den Ahkuninagen ie ar von je 8 Seiten ın.der gew Ööhnlichen Schrift der Abhand- lungen nieht übersteigen ee äider Grenzen ist nur mit Zustimmung der Gesamtakademie oder der betreffenden Klasse statt- Vorlage der Mitteilung HN zu beantragen. Läßt der Umfang eine ripts ver- muten, daß diese Zustimmung an rderlich sein w . so hat das vorlegende Mitglied es vor dem Einreicher von sachkundiger Seite auf seinen Eeanlichen Urnfiäe im Druck abschätzen zu lassen. 4 “ ilen einer Bea ei Abbildungen im Text oder auf besonderen Tafeln beigegeben werden, so sind die Vorlagen dafür as a n, photograph ische Original- aufnahmen usw.) re mit dem Manuskript, jedoch auf ee Blättern, einzureichen Die Kosten der ce der Vollsge en der Regel Per; Verfass © m B treflen« chen Kostenanschlage S an den vorstzenden ekretär zu re beizufügen. Üb i ie er- arg Auflage bei den Sirzu zungsberichten 150 Mark, n Abhandlungen 300 Mark, so ist Marberatung kretariat es . us $5. _ Nach der Vorleraıe und Einreichun g des vollständigen drüeklintigen Manuskripts an den zuständigen Sekretar oder an den Archivar über Aufnahme der Mitteilung in die: akademischen und zwar, wenn eines der versmegrg Mit- rerdeekt PAR ie i | . gierenden Se Eu t Mitglieder abziehen Regel sera auf 8 3 des RREEN) Aus $ 6. die Druckerei abzulief ernden Manuskri blo © Wahl der Sehriften enthalten. Bei Einsen« Fremder sind diese Anweisungen von dem vorlegenden PSSEIBE., hat sich z ee A Ger = = Die erste Re ie Me beso Verfasser Fremde haben: diese erste Korrek = vorlerende Mitglied eye Die Korrektur soll na Möglichkeit nieht über die Berichtigung von Drae ekfehlemn und leichten Sehreibverschen ee en. Umtängliehe Korrekturen Fremder bedürfen der Genehmigung | des rel gierenden Sekretars vor der Einsen dung an «die Druckerei und die Verfasser sind zur Tragung' der entstehenilen Mehr- kosten verpflichtet s$8. len in die ee oder Abhandlungen en Mitteilungen, Reden, ae wissenschaftlich Ei: = sen oder Berichten werden für die Verfasser nn deren Umf wisse senschachen Mitteilungen, we Druck 4 Seiten übersteigt, f abdrucke Bar stellt, die alsbald nach Erscheine gegeb Sa w WIRHeR: u a die für den Buchhandel horge a den nur dann nt Verfasser sich ausdrücklich damit einv erstanden © et ei berichten Von den PER EN ken aus den $itzu ae ” ” erhält ein Verfasser, w _ Mitglied der Akar emp ‚lare; er ist inde: von noch 100 ur Zahl von ine er dies rechtzeitig dem gezeigt hat; wünscht er ‚auf seine rare zur Verteilung zu erhalten, der Genehmigung der Gesamtakademie © der den a — Nichtmitglieder erhalten 50 und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige er ib gierenden Sekretar weitere 200 Exemp abziehen lassen. v “ den Sonderabdrucken aus den hält e a ne Mitglied = jo zu anengehlicher, ee ung ohne ne 7 s beree htigt, zu an i zur Zahl eitere DB m i 5 Friesen Abdrucke zur Verteilung zu we der Genehmigung der Gesamtakadem empbi® | den Klasse N iehtmitglieder a 30 Frei re und dürfen nach rechtzeitiger An zeige Sekretar weitere 100 Exem lassen 2 . 1. de un et, wi a $1 Eine für die akademi ch Stelle anderweitig, sei ®8 u. 1137 SITZUNGSBERICHTE 1918. XLIX. DER PREUSSISCHEN AKADENIE DER WISSENSCHAFTEN. 2 “ « en 5. Dezember. Sitzung. der + Dhilosophisch- historischen Klasse. I Vorsitzender Sekretar: Hr. Dierıs. a vos Wıramowrrz-MoELLENDoRFF sprach über Kerkidas. ird ein verbesserter Text der Reste des Kerkidas gegeben, die literarische edlen Stellung des Dichters behandelt, die Metrik seiner Gedichte er- ert und auf ihre Herkunft hin untersucht. erichte 1918. ERS 1138 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 Kerkidas, | 1 Von ULrich von WILAMOWITZ- MOELLENDORFF. Die Reste der Mimiamben des Kerkidas, an deren erster Ausgabe ich Husr behilflich war' (Pap. Oxyrynch. 1082), hat P. Maas gleich nach ihrem Erscheinen einer scharfsinnigen und fördernden Unter suchung, vornehmlich nach der Seite der Metrik, unterzogen”. Darauf hat dann H.v. Arnım eine Herstellung des Textes und der Metrik mehrerer Gedichte gebaut, mit der ich mich nicht befreunden kan; aber die Kritik des Textes hat auch er gefördert’. Auch mich hat vornehmlich die Metrik immer wieder auf die Gedichte zurückgeführt: Den Dichter beurteile ich nicht anders als von der ersten Bekannt schaft an, halte aber nicht für überflüssig, auch darüber zu handeln, da ich durch die Güte des leider soeben verstorbenen Verfassers 6. Gr Harp den künftigen Artikel der Realenzyklopädie besitze, ebenso eine! Artikel desselben Gelehrten, der sich mit den Gedanken der Gredichte Sehriftproben mit Urteil zu benutzen gelernt hat (was man nur vor Original h weiß die Vortrefflichkeit der Lesungen zu schätzen und wird sich schwer entse 4 sıe anzutasten. Aber natürlich Wiener Studien XXXIV ode Wiener Studien XXXVI, r.. Der Titel lautet leider Cerecidaea, OuWUR: \ era richtig Kepkiaac betont. Das ist derselbe Sprächfehler wie in den ‚nach en " n es ‚ordern, denen man nur zu oft begegnet; er hat sogar Ma a 4 keine gute Bezeichnung; von kerkic will ich lieber gar nicht reden. Die u « Y ilizische Ableitung ist verwandt wie in rienHtyalaac, TER von Wıranowrrz-MoELLENDORFF: Kerkidas 1139 Der Name Kerkidas ist so eigentümlich, findet sich auf so be- grenztem Gebiete und in so wenigen Menschenaltern, daß wir die Träger in Fainilienzusammenhang bringen müssen. Hırıer hat das in dem Index des arkadischen Corpus und zu den einzelnen Nummern klargelegt; wenn das Corpus gelesen würde, wäre keine Wieder- holung nötig. Die Familie stammte aus dem kleinen Orte Methydrion, der in Megalopolis aufging, so daß die Kerkidas seitdem Megalopoliten sind und in dieser Stadt eine Rolle spielen. Den ersten kennen wir noch aus Methydrion durch eine seltsame Geschichte bei Aristoteles n. zuıwn moriwn III 673a. Der Priester des Zeus Hoplosmios ist ermordet; sein Kopf ist vom Rumpfe getrennt, aber viele Zeugen haben ihn mehr- fach den Vers sprechen gehört > 3 3 x 1 4 J 1 ett AnAPÖC ÄNAPA KepKiaac ÄTIEKTEINEN . Daraufhin wird Kerkidas vor Gericht gezogen. Wenn er em Änaröc Änara »einen Mann auf’ dem Manne« erschlug, so war ein Mord vor- hergegangen, den er rächte. Um diesen Handel und die Blutrache, die er forderte, wußten die Leute: daher hörten sie das Haupt Zeugnis geben. Den Zeus Hoplosmios von Methydrion kennen wir von dem orchomenischen Steine 344, 18; daher hat Hırer die Herkunft dieses Kerkidas erschlossen: gegenüber der Zugehörigkeit der späteren Ker- kidas verschlägt es nichts, daß Tegea denselben Kult gehabt hat. Von jenen ist der nächste der bekannte Führer der makedonischen Partei in der demosthenischen Zeit. Der dritte ist nicht lange vor 308 aa "iorröc des arkadischen Bundes (Inschrift vom Lykaion 5 50). Der vierte ist der Dichter. Der fünfte, Sohn eines Hagesistratos, wird für eine Klanc [erlanioyıAaac (der selten ein övon zum Brote hat, Fr. 1, Kol. 1.12), wo selbst die ' Zugehörigkeit zu einer Klasse (xrewkortiauc) kaum mehr gehört wird, so wenig wie , in Äxpacion &c TIuneion. Daß die Grammatiker der Kaiserzeit KerkıaAc sprachen, ist % begreiflich, denn sie waren an diese Abkürzungen gewöhnt, und von der altpeloponne- R: Sischen Onomatologie wußten sie nichts, sondern hielten sich an die Analogie. Lächer- % lich ist es, davon auch nur zu reden, wie die Schreiber im Aristoteles oder Pausanias E | nennen: das sind doch Byzantiner, die im besten .. der ee ; is ü rodi erkiaAc betont, wie x- £ hren, sonst nach Gutdünken. Herodian hat K er dei. se et vermutlich leitete er AnumÄc auch von Aumeac ab, was ebenso irrig war. Herodian se Leowien, Arist. Textkr. II 686 TToreiaac Havn.). Auch die folgenden Zitate haben meist dieselbe Betonung, fordern aber die Länge der Mittelsilbe, TEIAA, TToreıaan. Also hat Herodian Itazismen vorgefunden, an ein TIGRA gegla Ben nd-Kerkiaäc nur für die Schreibung mit Tota beigeschrieben, um die Quantität un- bekümmert. 20 : N ; " Den 'Choliambus im Volksmunde kann ich nieht glauben: ArIEKTONeN Dep nahe genug, nm wahrscheinlicher zu sein. i 497° 1140 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 emiaocıc von 25 Stateren im Jahre 145 everr&t#c (Inschrift von Megalo- polis 439, 40)". Be Kerkidas der Dichter wird in der Subskription «Yun genannt, bei Stephanos Byz. Meranori. Äpıcroc nomoeetHc Kai menıÄmBwN TIOIHTÄC. Bi beharrte bei der Parteistellung seiner Vorfahren und ward daher von Arat zum Unterhändler mit Antigonos Doson gewählt und führte diesem vor der Schlacht bei Sellasia das megalopolitische Kontingent al Feldherr zu (Polybios II 48.67). Die Gesetzgebung fällt selbstver- ständlich nach dem Verzicht des Lydiadas auf die Tyrannis; (Genaueres läßt sich nicht sagen. Natürlich war er 222 ein älterer, vielleicht ein alter Mann. Es kann auf Wahrheit beruhen, daß seine Gesetm gebung die Schule berücksichtigte, Homerlektüre, besonders des Schifls- kataloges, vorschrieb?. Jedenfalls beweist diese Notiz und was sich ihr anschließt, daß das Gedächtnis des Gesetzgebers doch wohl wegen seiner Gedichte später noch unvergessen war. In der Tat ist die Verbindung der kynischen Philosophie mit einer leitenden politischen Stellung merkwürdig, und die ganze Erscheinung ein lichter Punkt in dem Dunkel, das über dem geistigen Leben des Peloponneses liegt. Daß er kein Kyniker der Sorte war, die man sich in Verallgemeinerung des Diogenes der Legende vorstellt, und die uns für die Kaiserzeit Lukian und Athenäus schildern, versteht e sich von selbst. Xußerlich machte der Vollbart, den er trug‘, den Philosophen kenntlich, nicht den Kyniker im besonderen. Gedicht 5 läßt, wie sich zeigen wird, Polemik gegen Zenon keinesweges erkennel, und wenn eine solche gegen Sphairos vorliegen mag', so gilt sie der Person: das ist an dem Megalopoliten gegenüber dem Berater ds en ‘ Hırrers Datierung ist durchaus überzeugend, denn nach dem ZZ bruche ‚des Bundes ist es ganz begreiflich, daß die Stadt eine schwere Buße a muß, die sie nur in dieser Form einer direkten Steuer aufbringen kann. = * ‚Porphyrios bei Eustath. zur Ilias 26 3, 35, wo der Name zu KepaeAt ver von Perizonius hergestellt ist, im Anschluß an Aelian. V. H. 13,20. Da hofft der Br bende Kerkidas im Jenseits mit Pythagoras, Hekataios, Homer und Olympos ae” : zukommen, was wenig kynisch klingt. Auf diese Notiz, die Porphyrios We = ; we ee Chennos bei Photius 15ta 14 die salzlose Erfindung gebaut, 0% i ie beiden ersten Bücher der Ilias mit ins Grab genommen hätte. also 2 8. Es ist zu unbequem, nach Grexeerı, Husr zu zitieren; ich a | die fünf Gedichte, von denen verständliche Bruchstücke da sind, in der Rob & ar Oxforder Ausgabe, die Fraginente mit deren Nummern. Die Verszahlen en meinen, die selten von Huxr abweichen. D* . F 57 ABw TOYT’ eYoraiko [- - cTjeike Kannımeaun - - Ecri TIONHPA KAl 7 3 en CoAiPw AP - = MPoBAnHc H Kal Ti. XITON eic-APeTÄN etc. Da ist CTWIkE Er n pame ist Euthydikos nun natürlich nieht: xıron möchte ich auf dem Papyrus ® von Wıramowrırz-MoELLENDORFF: Kerkidas 1141 Kleomenes begreiflich. Kynisch ist die freimütige Kritik des Lebens und der Gesellschaft, die Geringschätzung der sinnlichen Genüsse und des Reichtums, die Mahnung zur Freigebigkeit und zur Bemühung um das Wohl der andern: das steckt in dem Kultus des Paian, I 34, aber diese Seite wird nur eben angeschlagen. Es verrät sich, daß der Ver- fasser keinesweges so arm ist, wie er sich vorher gegeben hat; das gehörte zu der Antithese, die er durchführt, gerade wie der wohl- habende Gutsbesitzer Tibull sich als armen Schäfer aufspielt. Wir wollen gern glauben, daß Kerkidas seinen ethischen Regeln nachge- lebt hat, dürfen aber nicht vergessen, daß das Bekenntnis zu einer der herrschenden Philosophien kaum mehr bedeutet als heute die Zu- gehörigkeit zu einer Konfession, und vor allem, daß Kerkidas in seiner - Poesie von der seit mehreren Generationen blühenden kynischen Lite- ratur nicht getrennt werden darf: neu ist er nicht in den Gedanken, sondern in der Form. Wie es so sehr wertvoll ist, durch ihn etwas von dem geistigen Leben des Mutterlandes kennenzulernen, so vertritt er uns diese kynische Poesie. Es ist ja sehr bezeichnend, daß Diogenes selbst Tra- gödien gedichtet haben soll, und waren sie nur auf seinen Namen gestellt, so gehörten sie doch in die Frühzeit der Schule, wenn man diesen unzutreffenden Ausdruck anwenden darf. Tragische Verse haben sich lange erhalten: hat doch Brutus bei Philippi einen schönen Spruch der Art angeführt'. Ferner hatte Krates eine vielseitige Tätigkeit ent- wickelt, vorwiegend, vielleicht allein in epischem und elegischem Maße‘. Nachfolger wie Monimos fehlten nieht. Endlich Menippos, dessen Satiren Wir uns wohl richtiger nach den Resten Varros mit ihrer Polymetrie als nach Lukian vorstellen. Timon von Phleius ist Skeptiker, und einen direkten Zusammenhang zwischen den Zeitgenossen Kerkidas und Timon erkennen wir nicht, wohl aber zeigen die glücklichen Neubildungen NABÄPFYPOC ÜPOAOTHTÄC, TPAMMOAIAACKANIAHC, ÄTIEPICCOTPYSHTOC bei Timon die Verwandtschaft des Stiles. Vergessen darf man auch nicht, daß der altionische Iambus, insbesondere der Choliambus, erneuert war. Askle- Da ee 7 ee ee 3 fe Hase e ‘ Trag. adesp. 374. Gleicher Herkunft sind meiner Ansicht nach Fr. 234. 372, 394. ® ® Ganz sicher ist ‘das nicht, denn Fr. 9 schwebt die Wage zwischen den Ver- Mutungen von Meısexe und Dıeıs gleich. Bei Demetrios de eloc. 170 (A 31) hat Dıeıs treffend neben dem Tuaatrovc ernnoc des Aischines und dem saxhc Erkömion, doch wohl von KPATHTOC moiHTikH, aber eine 5 HTIKA zu erfinden ist doch zu gewagt; der Titel würde doch wobl auch öyoroiia lauten oder besser öyartyrıkA wie in dem reichen Katalog bei Athenäus 516c. Deme- t selbst 259 aus Krates an mArH TIC MÖAIC ecrı: der Ranzen ‚paßt Bo Dur er dem Sack des Telauges, daß ich ihn hier irgendwie hereinbringen möchte. Der ein- . tz ist zu gewaltsam, aber 4 KPATHTOE MIOIHTIKH (TIHPA) stellt das Gedicht den Prosasch = be { riften gegenüber. 1142 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 piades von Samos mag vorangegangen sein; wir haben nur einen Vers, von seiner Lyrik nichts, als daß der Name der Asklepiadeen für sie zeugt. Auf Samos blüht der Iambus weiter; wir hören von einer Moschine, auffallenderweise einer Athenerin, und von Aischrion, über den ich in einem Anhange handle, da es für eine Anmerkung zuviel wird. Am wichtigsten ist doch, daß Kallimachos unmittelbar an Hip- ponax anknüpft, und in seiner Dichterkritik, mag sie auch immer noch so gut wie ganz unkenntlich sein, klingt der Ton der Satire'. Der Kolophonier Phoinix zeigt sich in seinem neuentdeckten lambus frei- lich als ein trivialer Flachkopf, aber er moralisiert mit kynischen Ge- meinplätzen. Die des noch älteren Chares sind erst recht triviale Moral. Kerkidas hat die lustige Geschichte von der sizilischen Kallipygos in Choliamben erzählt; das Gedicht konnte natürlich in den Meliamben unterkommen, auch wenn es keiner war. Mit den Mimiamben, in denen Herodas nach Kallimachos noch eine neue Spielart des Jambus erfand, hat auch dies keine Verwandtschaft. Es ist eine Parellel- erscheinung. Gekannt mag Kerkidas auch die Sprüche haben, die unter Epieharms Namen gingen; sie waren ja damals ganz populär. Zwar die Stelle IN6, in der Drusxer höchst glücklich das epicharmische mAntaA sel KAAAYNETAI erkannt hat, schlägt nicht durch, denn es war ein sprich wörtlicher Ausdruck, und die epicharmische Pointe hat hier gefehlt”. Aber in dem altbekannten Fragment 4 ist no?c drfı Kal noPc Akoveı als ein Spruch an geführt, der eine notorische Wahrheit in anerkannter Form ausspricht. Mit Epicharm berührt sich auch die Sprache des Kerkidas. Wen enveoi, Fr. ı, Kol. ı, 14, bei den Grammatikern für syrakusanisel gilt, so liegt am nächsten, daß sie es bei Epicharm fanden. a en die Steine zeigen es an mehreren dorischen Orten. maric wird. bei Helladios aus beiden belegt, mag wie die meisten Epicharmglosse! auf Apollodor zurückgehen. Die Partikel eAn ist selten; aber sie kann bei Epicharm und Kerkidas aus der lebendigen Sprache stammen. : ! Einen Vers nur kann ich erledigen, 308 = Kallimachos Fr. 98b TÄ NYN ei MOAAHN TY{oeaßna necxalneic. Ob sorcöoc mYwy bei Kerkidas Fr. 6 sich zufällig U Kallimachos Fr. 46 berührt? Vermutlich. Kallimachos erklärt die Wörter für yuue Kerkidas nimmt soycöoc als Adjektiv, wozu er zweifellos berechtigt wat- Ye hat Kallimachos früh weit hinausgewirkt: sehr merkwürdig ist, daß Rhianos ©. os. dung aus der Hekale nimmt, Ina Karr zu Fr. 93 (528 Schn.). Der Kretor Blu der sich sehr absprechend über die Könige äußert, hat das nur in einem Fre tun können; schwerlich saß er in seiner kulturlosen kretischen Heimat. er : Messeniaka lenkt man leicht an den Peloponnes, aber den Aristomenes u | Naben konnie er auch auf Rhodos angeregt werden. Epi ®” ök’ ÄPrYPIoN fi geht bei Epicharm vorher, 216; es heißt aber ein Spr pieharms Name ist nicht zugefügt. Auch nofc drfı war so bekaunt, daß ‚es nicht bei Epicharm zu suchen brauchte. erkidas : : ichworb und eine Wem . von WiLamowırz-MoELLENDoRrFrF: Kerkidas 1143 Wenn wir uns ehrliche Rechenschaft geben, müssen wir gestehen, daß wir nicht wissen, ob die Grundlage seiner ‘Sprache literarisch ist oder das Griechisch, das er in der Sehule lernte oder auch das er zu Hause sprach. Spezifisch Arkadisches hat er nichts außer dem Genetiv auf o', der auch auf den Listen der Lykaia 549.50 geschrieben wird: dem Korinthischen, also auch den Syrakusanern, ist er fremd, war ja aber auch lakonisch. Wir haben zu wenig Steine aus dem Gebiete von Megalopolis, um ein festes Urteil abzugeben. Der ierdc nömoc der Despoina aus Lykosura 514 hat viel Arkadisches: aber solche Ur- kunden bewahren gern die alte Form auch bei einer Erneuerung. Die Stele für den Athener Phylarchos beweist, daß der arkadische Bund bei seiner Gründung die attische Schriftsprache wenigstens für Urkunden, die Ausländer angingen, verwandt hat. Arkadismen fehlen in den jüngeren städtischen Urkunden von Megalopolis ganz; es herrscht die gemeindorisch abgetönte Schriftsprache: so wird von den Gebildeten gesprochen sein, also war eigentlich nur der Vokalismus von der attischen Gemeinsprache entfernt”. | Dieser Sprache bedient sich der Dichter und darf sich überzeugt halten, daß er weder durch die Einmischung von Literarischem noch durch seine kühnen Neubildungen den heimischen Boden verläßt. Wenn er neben AkovA ein örA bildet, so ist das ein Scherz; ich denke nicht daran, daß er eine Glosse aus irgendeinem Winkel zieht, oder daß die Megalopoliten so sagten. Kerkidas ist aber darum ‚merkwürdig und erfreulich, daß er zu den gelehrten Dichtern seiner Zeit im Gregen- satze steht, die hipponakteisches lonisch oder sapphisches Aolisch schrieben. Auch von allen denen weicht er ab, die an den Stil einer Gattung, also an bestimmte Vorbilder gebunden sind. Das gilt für das Epos, die chorische Lyrik, die Tragödie, ja selbst die neue Ko- mödie mit ihrem nur zu Hause ganz lebendigem Attisch. Selbst Theo- krit mischt sich in den dorischen Gedichten eine ganz künstliche Sprache. Wohl möglich, daß die zunftmäßigen Dichter in Kerkidas einen Di- lettanten sahen, und in gewissem Sinne mag man ihn so nennen. Er erzählt im vierten Gedicht, das er an sieh selbst richtet, daß er in seiner Jugend die Brust ganz voll von Poesie hatte, aber nun, wp sein Bart graumeliert ist. nach etwas Reellem (krärvon) verlangt. Viel- e In manchen Fällen ist Genetiv und Dativ nicht zu unterscheiden. Übrigens standen Genetive auf @ auch bei Sophron, 90, auch 56, wo der Dativ gar nicht paßt. Beiläufig 90 hat Apollonios mit Unrecht wn als ön im Sinne von AYTön gefaßt. EnA iSt zu lesen, ön gleich oYn. > Ar Literarisch ist est wohl, daß Kerkidas An und ka nebeneinander anwendet. noTe neben rIöka u. dgl. kann Sa anf die Schreiber schieben. Bemerkenswert: ist OKKA, wie der Sinn zeigt, durchaus öre IV 9. 2 1144 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 leicht war das Philosophie; dann haben wir eine Parallele zu dan Horaz des ersten Epistelbuches. Aber es kann auch sein, dab de Gesetzgeber und Feldherr (d. h. praktische Staatsmann) den Musa Valet sagte, was er doch immer noch in der Form tat, die sie ihn | gelehrt hatten, in seinen gesungenen Iamben, meniamsoı. Tamben hieß sie nicht so sehr, weil sie, wie wir sehen werden, formell auf den Trimeter beruhen, als wegen ihres Inhaltes. Das charakteristische Neue war der Gesang. Den tragen sie als Charakteristikum im Namen; kein anderer hat Meliamben gedichtet. Und da kommen die Moderne und erklären »aber natürlich wurden sie nicht gesungen«. Natürlich, | weil sie für diese Philologen Buchlyrik sind. Es ist schauderhaft, wie das Verständnis der individuellen Dichtung und des persönliche Diehters durch die Unfähigkeit ertötet wird, die Personen und die Werke in ihrer Zeit und Umgebung zu sehen, sie lebendig zu sehen, statt sie wie eine Aktennummer in dies oder jenes Fach der Registrtil zu legen, die sich Literaturgeschichte nennt. So werden z. B. ut Epigramme behandelt, sollen alle dasselbe sein, weil sie Jetzt in dem selben Buche stehen, statt bei den älteren an das Monument zu denken, 1 von dem sie einen Teil bilden, und bei den schönsten des Kallimache zu erkennen, daß sie erst Leben gewinnen, wenn man sieht, wie der Dichter sie im Kreise der Genossen vorträgt. Das war rezitattt Dichtung; die Flötenspielerin wird nicht mehr zugezogen sein, B einst die attischen Skolien und wohl auch die archaischen Blegie! begleitete. Kerkidas wird eher selbst die Kithara zur Hand genommel haben; aber der Gesang, der lebendige Vortrag, gehört notwendig U F Gedichten, die sich direkt an einen Kreis von Zuhörern wenden, #7 | einen einzelnen anreden, und auch wenn er in der Weise Solons M sich selbst spricht, kommt eine allgemeine Mahnung heraus. . vornehme Mann gehört einem Kreise an, aber einem, den er We N versammelt. In gewissem Sinne sind diese Gedichte kynische Pre Ganz persönlich sind sie, ganz auf den Moment berechnet. Die” griffe auf einen Wucherer, auf den Verschwender Xenon‘; nl stoischen Berater des Kleomenes Sphairos erinnern uns an a | des Horaz. Da ist es hübsch, daß Horaz in seiner den Kerkidas vor Augen hat. Geleugnet wird das freilich 2 a 1 darum, weil der öde Schematismus der Literaturgeschichte - bie Satire vereinzelt, statt zu begreifen, woher sie stammt. Ihre 2 waren doch nicht die alten Komiker, wie das Horaz wegen eh . vox Wıramowrırz-MoerLLexporrr: Kerkidas 1145 Kumwiaein sagt, sondern der alte Jambus, an den Lueilius in seinen ersten Büchern anknüpfte, und der hellenistische, zu seiner Zeit leben- dige‘, samt allem was ihm Geistesverwandtes hervorgetreten war, damals vielverbreitet. wenn auch jetzt für uns zumeist verschollen. Es ist auch kein Wunder, daß Horaz, wohl als athenischer Student, den Kerkidas kennen gelernt hat. Denn dieser war keine arkadische oder peloponnesische Lokalgröße geblieben, hatte doch schon Aristo- phanes von Byzanz von ihm Notiz genommen. Schulautor, den die Grammatiker erklärten, ist er freilich nicht geworden; die Scholien auf dem Rande unserer Handschrift verraten nirgend die Gelehrsam- keit eines Grammatikers. Aber nicht nur das Gedächtnis des Mannes hat sich erhalten, sondern Galen und Athenaeus führen Worte von ihm aus eigener Kenntnis an, in den Diogenesbriefen wirkt er nach‘, und Gregor von Nazianz mag ihn aus einem Florilegium kennen, dann stand immer noch so viel darin, daß er sich über die Tendenz des Dichters ein Urteil bilden konnte. Nun müßte ich mich zu der Metrik wenden, aber das ist olıne die Behandlung des Textes nieht möglich, und diese wieder läßt sich nicht kürzer abtun als durch einen Abdruck. Die Verse sind in der Handschrift als Prosa geschrieben, und sehr oft ist ihre Abteilung Willkür, denn zu den schönen Beobachtungen von P. Maas gehört, daß sie im ganzen weder Hiat noch syllaba anceps zulassen. Auch seine andere Beobachtung, daß sie meist ‚Wortschluß zwischen den Gliedern haben, aus denen die Verse bestehen, trifft zu und hat be- sondere Wichtigkeit. Wie weit das aber unverbrüchliche Regel ist, ob es das Absetzen von Versen ausschließt, das ist mit diesen Sätzen noch keineswegs ausgemacht. Die iambischen und trochäischen Di- meter der aristophanischen nnir4 sind auch ohne Hiatus und syllaba anceps, und sie sind doch als Dimeter gebaut. In meinem Texte be- zeichne ich kleine selbstverständliche Ergänzungen und gar nur teil- weise erhaltene Buchstaben nicht, was ich bei der Wiederholung von ' Alkaios von Messene, der Iambograph, steht zeitlich zwischen Kerkidas und Ineilius, ein Peloponnesier aus dem Megalopolis feindliehen Lager. ? Host hat zu dem alten Fr. 2 den Anfang statt der bezeichnenden Stelle an- geführt, auf die ich ihn hinwies. Sie lautet kanoYmaı rÄP KYan d OYPÄNIOC, ÖTI Exeinwi EOIKA ZÖN OV KATÄ a6zan ÄnAA KATk oicın, Enereeroc Yrıd Tön Ala. So steht nicht bei Hercuer, aber im Palatinus, der die echte Überlieferung gibt. Der Brief ist lehrreich wie nicht wenige der Sammlung. Von den Namen heißt es MH CYMIESYKENAI Toic MPÄFMACIN, cYmsonon A’ einaı. Das leugnet die These des Kratylos, die viele für kynisch, d. h. antisthenisch halten. Und daß der Ranzen, den Athena dem verwandel- ten Odysseus gibt, ihn zum Kyniker macht, wird ein altkynischer Scherz sein. Zu verbessern ist das letzte Wort des Briefes ö men «run £cri rirdc eeön, H ne se ETPHMA TAc (TOF codd.) eeof. Es ist überhaupt eine neue Bearbeitung notwendig, zu der SCHAFSTÄDT de Diogenis epistulis, Göttingen 1892 eine sehr wertvolle Vorarbeit liefert. 1146 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 insehriftlichen Texten ebenfalls für eine nutzlose und störende Ge- nauigkeit halte. Die ‘Trennung der metrischen Glieder wird das vr ständnis erleichtern. Um der Metrik willen gebe ich dem zweiten Ge dichte den Vortritt. A0IA TIC ÄMIN EoA FNÄB0OICIı PYCHN TÖN KYANOTITEPYTON rrala AsPouiTac, NaAmönom" oYrı rAp ei NAN ÄTIEYOHC. Kal BPOTON rAp [TOI| Men An TIPAETA Kal evmenelBoYaA] s ACEITEPÄ TINEYCHI CIAT@N, ofroc En ÄTPEMIAI TÄN NAPN EPWTOC CWEPON! TIHAAAIWI TTeıeo?fc KyYsernHi. TOIc A&E TÄN ÄPICTEPÄN AYCAC ETIÖPCH! NAINATIAC H AAMYPÄC TbEWN ÄEAAAC, 10 KYMATIAC AlönoY ToYToıc 6 TIOPBMÖC. er Aaerun Eyrıriaac' OYKO?N AY’ ÖNTWN KÄPPON ECTIN EKAETEIN TON. OYPION ÄMIN ÄHTAN KAl META CWEPOCYNAC olakı Tleıeo?c XPÜMENON EYEYTINOEIN. OK” Aı Katk Kyrıpın 5 TOP@Mmöc. a ÖJAYnan. A u €x ÄAropäc AsPoalTa, KAl TO MHAENÖC MEREIN, ÖTTANIKA ARIC, OKA XPHIZHIC, OY ®ÖBOC, OY TAPAXA, TAYTAN ÖBONA® KATAKAINAC -TyYnaareoıo aökeı FAMBPÖC TOT” FMen. 4 Hinter sroTön ist ein kleines Wort verloren; die nächste Zeile beginnt nit MEN, a darüber steht rar. Das ist mehrdeutig; aber Huyr hat es sicherlich riebi. behandelt und ergänzt. Dann steht eymen& vor einer Lücke; der Akzent zeigt ein Paroxytonon fehlt. Das habe ich versuchsweise ergänzt. Daß menoc ohne & sicht auf sein c behandelt werden kann, zeigen Namen wie MeneKPÄTHC, Ne die nach der Analogie von MeneaAoc EEE gebildet sind, in denen do ’ st 7 Tleieb steht hier und 13 so, daß es Überredung nicht bedeuten ds Das Steuer wi die Vernunft, die Besonnenheit führen; das läßt sich dem. W die nicht unterschieben. So kann ich nur die Göttin TTeıeö darin finden, sozusagen die gute Aphrodite, der eine “Yerıc etwa egenüberst önnt m m | ie Auslassung von TOoYTö6 #HCl. OYKOYN KÄPPON &cTi AY’ ÖnTtuNn von Maas verbessert 1 Kolumne; was vorher; ergeht, kann ich nicht ergänzen, Arsıns Versuche sin geschickt, ergeben aber keinen Sinn. Natürlich waren die üblen Folgen geschildert. Dann stehen sehr kühn die Vorteile der &x ÄropAc Aura ya neben ihr, zuerst verbunden, dann asyndetisch »wenn du willst, keine Furcht, kein Skandal«, und doch wird mit TAYTan auf die Aspoaita 2 en 18 TÖT' ist wohl Tor’ gewesen, a en die Formen wechseln go of ich nicht ändere. ÄMEN ist aus eImen verbesser 0 ie 4 0 Bin Eur > At nl a ae a a u (a EN RE se N age sd 1 SS a are Sr ER u a ern vox WıLamowırz-MorLLENDORFF: Kerkidas 1147 Unter den Versen wiegt der Enkomiologikus so stark vor, daß er als Grundmaß anzusehen ist, 1— 3.6.7.9.10.13.18. Durch Hephästion ı 5, 10 wissen wir, daß er von Alkaios' und Anakreon stichisch angewandt war. Die Beispiele zeigen dieselbe Zäsur, durch die zwei Glieder entstehen, - »-- --- und ----, also die ersten Stücke des dak- tylischen Hexameters und des iambischen Trimeters: wir wollen sie a und e nennen. Das andere Stück des Trimeters, -- -=-.-, das also auclhı ein katalektischer trochäischer Dimeter sein könnte (wir wollen es d nennen), bildet den Anfang von 4. 8.11.12.16; folgt e darauf, 8.11, so kann das Ganze ein trochäischer Trimeter scheinen. Zweite Stelle im Verse nimmt außer e nur die zweite Hälfte des Hexameters ein, b, doch so, daß vor der ersten Hebung zwar eine Kürze oder eine lange Silbe steht, aber niemals zwei Kürzen, so daß a+b zwar ı7, aber nicht ı4 einen vollen Hexameter ergibt. Das Gedicht enthält also folgende Variationen atb, ate, d+b, d+e, denn jeder Vers fängt mit der Hebung an; es schließt auch jeder mit einer Senkung. Es ist begreiflich, daß 5 Anstoß erregt, weil vor e nur der Choriamb aezırerA steht, und die Vermutung liegt nahe, daß drei Silben ausgefallen wären, wenn auch für den Sinn nichts fehlt. Aber sehen wir das schon früher bekannte Fr. 2 aus Diogenes VI 76 an or MmAn d mrÄroc ra Cınwreyc THNOC Ö BAKTPO®PÖPAC AITTAOEIMATOC AIBEPIBÖCKAC. ÄAN ÄNEBA xhroc TIOT’ ÖAÖNTAC EPEIcAc KAl TO TINE$MA CYNAAKUN. Zandc rTÖNOC ÄN TÄP ÄAABeWC 5 OYPÄNIÖC TE KYWN N Tr. A. Alorenhc ZAndc rönoc verbessert Arnısı; das Überlieferte ist zwar gut verständlich, auch die Nennung des Namens, aber dessen Zusatz lag nahe. und die Umstellung macht den Ausdruck wirkungsvoller und stellt die normalen Verse her. Da haben wir b, a. b, den Choriambus genau wie in aezırerA, tb, d+b,a.... Vs.2 gibt amnoeimaroc die bei Hephästion 15, 6 verbotenen zwei Silben am Anfang; Arsım hat daher aırnaeimatoc ge- schrieben, aber eine korrekte Form vertreibt man ungern, und daß die ' Die Verse lauten in der Überlieferung Ap’ Erı Aınnomenei TÖl TYPPAKH@I TÄPMENA AAMTIPÄ KEAT’ En MYPCInN@i oder Mypcınfol. Das letzte ist Ortsbezeichnung nach einem Besitzer (der wird doch wohl Myeciaoc geheißen haben, denn Myrcinoc geht nieht in den Vers), auf den Vo- ismus der Ableitung ist hier wie bei dem Sohne des TYpraxoc (wie ®ITTAKOc) mit ‘ thrakischen Namen kein Verlaß. Aus keAT’ keont' zu machen, scheint mir den Schreibern zuviel Sprachkenntnis zuzutrauen. x’ E)KEAT’ liegt so nahe, die ein- er: lie Aussprache auch, und an dem h tischen Anfang ist nichts anstößig, enn auch der genaue Sinn der Ärpmena unsicher bleibt. Die Bedingung folgte. 1148 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom >. Dezember 1918 zwei Silben dem Wesen des Versmaßes zuwiderliefen, läßt sich nicht 4 behaupten. Daher lasse ich das Überlieferte, wenn auch als zweifel haft, bestehen. Ä Sehen wir ferner Fr.4 bei Stobaeus H. IV zıfol. x - u - u. NoFc ÖPhı KAi NOFC AKOYEI TÖC KEN TAOIEN TÄN CO#laNn TIEAAC ECTAKYIAN ÄNAPEC, ÜN TO KeAP TTAAD CECAKTAI KAl AYCEKNITTTW TPYFOC. Nur durch Trincavelli und die jungen Codd. erhalten. 2 KEN ia. Meısext, &N6, Trine., € la. Konjektur in einer Handschrift. 3 Anepec, 4 MAnöc ECAKTAI VER BextLey, der TPyri bei Geswer vorfand und herstellte, was in Wahrheit über- liefert ist. k Versmaß d-+e, Adoneus, a-+ ce, Choriamb + e, d. Vs.4 istge nau derselbe wie IT 5: dabei soll man sich doch bescheiden. Der Adoneus wird uns gleich in III begegnen. Abweichend von II sind die beiden Glieder in Vs. 3 nicht durch Wortschluß abgesetzt. Di diese befriedigende Metrik den Ersatz von Anerec durch Anaret fordert. wird sie nicht umstoßen'. Geschrieben hat jemand Aneres, der & mit ün TÖ «ear zu dem geläufigen daktylischen Gliede verbinden wollte. wie das jedem naheliegt, aber ohne stärkere Eingriffe undurehfübr- bar ist. xear schreibt Platon Tiheaetet 491e gerade wo e8 auf die Aussprache «Ar ankommt; aber hier spricht das Metrum dagega.- Il. Nur einige Zeilen sind kenntlich, in denen das Verhalten des vom Luxus zum Feigling entarteten Menschen im Kriege geschilder war; ein Satz läßt sich nieht mehr herstellen. Man erkennt 4 MT trcırömol, das Zähneklappern, dann 6 [mAnTa] et Knay[netal] und g ®PAA CKIÖBPETTTA Klaön]oc EFXECIMWPOC “ AAONOTIAÄKTWN BPOTÜN, - oO x An KAl MÄR EMICTAMENWC, W TIÄCA. .CE. X. .ATAC.Y.TPAT.. I x [elle mımenAn men GAECIKAPTION x r Bi KAl CoYFA @YCAnEAN AYAAN|TE... . |A. NEYPA A& Kal KPalalan Kal N]OT Enenırma [inaceeı] er die Ergänzung führt die Erfordernis einer Doppelkonsonan? nrlichket bloßstellt; 1 riffes »Krieg, Kampf«, der die genera umbratica in ihrer Jämm et; das versteht er. Denn bei ihrem Lüstlingsleben kommt nichts 4 4 ; . . Eu f) ” ; x \ 1 ment { Be e- ee NOYC ÄkoYei, nofc öphl- rIüc ÜN lA0lEN TAN coolAN re eier hlimmer hat es Triklinios niemals getrieben, und mapECTAKA de dabei ein kurzes a R Fans = : ee TR ‚ was es sich wirklich nicht gefallen läßt, ebensowenls ptativ den Verlust seines Än. heraus ab von WrL.amowırz-MoELLENDoRFFr: Kerkidas 1149 Fett, das keine Kraft gibt und bald abfällt, natürlich nach den ireAı waecikapnoı Homers gesagt. unruhiger Puls, stockende Stimme (ich kann leider das er nicht finden); die Sehnen, das Herz und das Rückgrat bekommen das Zittern... Alles Symptome der feigen Furcht. 14 ist KPA|alan] ) und [n]öra kaum zu are dann stand das ebenso unentbehrliche Kal über der Zeile. "Mit dem Scholion ist nich zufangen: KPATAIAc, das Huxr gibt, konnte als poetisches Wort niemals Erklärung sein. TinAccei ist natürlich Notbehelf: HaonormaHz hat ebenso Timon 58, 4. V.$ liefert ein neues Glied hinter e, -- -» - °, um eine Silbe länger als a, also sozusagen die erste Hexameterhälfte bis zur weiblichen Zäsur, entsprechend dem kurz anlautenden b. Ich will dies Glied a’ nennen. Danach d, a+te, ?, e+ Adoneus, atc,a+b. IV s[monnAjKıc Amaeeic BPoTöc oYTı EKWN EKAAIEE KANBOYC, TIN A” AMÄAAKTON Ecw CTEPNWN KA ÄNIKATON KEAP ECKEN TTIMEAOCAPKOPÄTWN TTÄCAIC MENEAWNAIC. s rar TIIIN Aleseyre Kanon OYAEN TIOKA, TIÄNTA TEOIC HE CTTAÄTXNOIC YTIECKEN igpi MovcÄn KNWAAAA, TTıeriawn a’ ÄnıevTäc Erneo eyMm& Kal IxNeYTÄc ÄPICTOC. N?N A ÖKKA MEN EKSANEEC AEY- Kai kopvyaalı rre]p[iamwre?T’ ec|.... ©... NAKIAEN AAXNAI, 4 ER ERTRRN KNAKÖN A& TENEION, KAI TI MATEYEI KPÄTYON ÄNIKlA XPÖNW T’ ETTÄEION KOAAKEYEI ; AEPKOMENA BIOTÄC eYPYN TMOTI TEPMATOC OYAÖN, \ TAMOC EcHÄC MEN - - - - Ergänzt GresreLL Huxr. Schwerlich stand ein ee Wort vor TIOANÄKI. eher griff ein längeres auf das nächste Glied über, wie hier so oft. 3 ÄMÄHAKTON Randnote, AMÄPANTON Text, Ärteranton darüber, schlechte Konjektur. 4 TIMERAO- CAPKOPATÜN TIAckc meneamnkc überliefert. Aber als Verbum könnte das kühne Kom- positum nur »fettes Fleisch essen» sein; dazu fügt sich allenfalls ein Objektsakkusativ, aber nimmermehr die Sor gen. Die Kürzezeichen sind en Iota, denn Sinn Er wur »nicht erschlafft durch all die Sorgen der Fettfleisch 5 röı von Hux aus ToI hergestellt; Tın hat nach den Spuren da gestanden, lat NIn oder TOINYN; Töl NIN (x Ar) würde erträglich sein, aber Tin ist » Den Akkusativ kennen wir und i i i on. kanaon Korrektur aus KANON. AIEBEYTEN ist „und es n a’ nd Man muß wohl PR AÄXNAI werbipden. was zusammengehörig ON AAXNH sagt man nur von einer kurzen Behaarung; & i Sitte der Welt das Haupthaar, wenn er auch als Philosoph einen Bart Be | har Maas 8 nrepiiüpernT Eeeısäı ergänzt, und die Rlision des aus usgeschriebenen -EYNTA! ist Sicher. Gern sähe man die ae das Haupt umitlattern. Leider nn sich AAXNAI nieht, und was davorsteht, ist ohne neue Lesung hoffnungslos. würde die # passen. ıı xal so mit falscher Krasisbezeichnung Pa 12 ÄAIKIAC von MuRsAr verbessert. In -xpärron befremdet das A; aber um zu "entscheiden, müßte | man die RR kennen. 1150 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 Das Verständnis ist nicht ganz leicht. Zunächst sieht man nur, daß die Masse der Menschen ihre Augen unter irgendeinem Drucke verschließt; was das ist, ergibt sich aus dem Folgenden: es sind all die Sorgen der Fettfleischfresser. Kerkidas dagegen jagte und fischte 4 im Musenwald und hatte den Bauch voll von diesem Wilde. Dasit ein grobes Bild, wenn auch durch die Ausdrücke verfeinert; aber nur so kommt etwas Einheitliches heraus, und man erkennt, daß er sagei : will, die grobsinnlichen Genüsse, denen sich die Menge hingibt, haben : mich zwar niemals betört, aber meine ganze Leidenschaft galt der \ Poesie. Jetzt bin ich in den Jahren, wo man etwas Reales verlang! und nur etwas hätscheln mag, was die Zeit wert ist, die man daran wendet. Das wird wohl Philosophie sein, aber praktische Lebens philosophie, wie sie der Gesetzgeber im Dienste der Allgemeinheit übte, Dienst des TTauan. Die Schwelle des Todes nennt er wohl breit, weil sie immer von ganzen Scharen überschritten wird. | Das Versmaß bringt zwar dieselben Glieder, aber die Behandlung = weicht ab. Häufig ist kein Wortschluß am Ende des Gliedes und 6 ein Abschluß durch syllaba anceps. Die Glieder sind e7& er dann ein neues Glied - - »» - », das Reizianum, das noch zweimal ; wiederkehrt. Man kann es als das letzte Drittel eines dreigeteilten u Hexameters auffassen, den Choriambus als das erste Drittel. art : bra, cetd, a+a+e,b+a+te,?, r+ Adoneus, are + Adonels | athr.d..... ; V. Um diesen Schluß des letzten Gedichtes der Sammlung hat i sich Arsım verdient gemacht, aber trotz der Gewaltsamkeit. mit CE er die Überlieferung behandelt, die hier jeder an der Photograplit kontrollieren kann, ist nicht einmal sicher, wo der Diehter hinauswl! 5 Man erkennt Hera cRurıtianeo [rlAr; den Imperativ des neuen, - sichtigen Verbums darf man als sicher betrachten. Dann folgte EN Form des Demonstrativpronomens. Über Ir]a steht zwischen vn ein A, wie ich meine; Hvxr betrachtet es als Halbkreis, dene 7 ; alten- deutet. Von einem Scholion sind die ersten Buchstaben M erhal bares -nooavacin erkannt. Eine Silbe fehlt nur, denn es Wunz Kolon d; seinen Abschluß gibt rd nöc, wie Arsın statt der ne en roroc wöhl treffend liest. Kaum kann man a N eloilaoc statt e!ö6laoc in Hvxrs sicherer Lesung ergänzt. lan: wer cd... a Ä | = en. A siciisoc arTöc Y.....]pon Anoctono). E =. Er Aber Sinn gibt das nicht: Arms Ym’ örön gibt erst nz ge er nicht herpaßt, dann ein Fliekwort, und Arrocromof ke von WırLamowrrz-MoELLENDoRFF: Kerkidas 1151 verschließen« ist wunderlich; es obszön zu fassen scheint mir vollends ganz unzulässig. Auch bewegt sich das Folgende, das doch verständlich ist, in ganz anderen Regionen, paßt aber zu dem »Faseln vom wie ist das« oben TAC AH TOIAYTAC CKETITOCYNAC KENÄ MH CITOYAÄN TMIOIeiceaı, [mA] cTPp&seın Änw KÄTW. Von dem e in xenA ist eine Spur da, die Arsıns kyna jedenfalls aus- schließt. Und was ist an dem adverbiellen Ausdruck zu tadeln? xeni errovakzeın würde jeder verstehen: dafür tritt crrovaAn moıeiceai ein. Das leichtere kenän verbietet das Versmaß. Zu Änw kAtw crp&scın konnte ein Objekt treten, brauchte es aber nicht, und Platz ist schwerlich dafür vorhanden. Hier ist also nutzlose Spitzfindigkeit, logische vermutlich, verboten, was dem Kyniker gut steht und an Zenon getadelt werden konnte. Hinter «itw ist der Ansatz eines Buchstabens, den Huxr als : ı faßt, was er sehr gut sein könnte, aber a oder m ist auch möglich. Da in der nächsten Zeile vor dem allein verständlichen nevesc nur zwei Buchstaben fehlen, von den metrischen Gliedern für b kein Raum ist, also € gefordert ist, wird [rıln everc das Wahre Sein, zu dem nach etwa 9 Buchstaben [mwlcıöc ärmocmenon gehört. Vorher stand notwendig eine konditionale Partikel, At reicht, Än ist nicht unmöglich. Vor einem Hiatus scheut man sich; doch werden wir noch lernen, daß er möglich war, also etwa Ann’ al Tin everic. Doch hilft das nichts, solange nicht jene neun Buchstaben gelesen und in den Vers ge- bracht sind, woran ich verzweitle. Huxr liest zuerst ar: das ergäbe eine Auflösung, die so rar wie ein Hiatus ist, nur in Fr. 32,3 m]er) Sarpiga| belegt, wo der Akzent befremdet. ein » über dem A steht. vom Versmaße natürlich nichts zu wissen ist. Nach zwei fehlenden Buchstaben folgt nach Hust eean.n: das e ist mehr als fraglich, das andere scheint sicher. Was kann das sein? Wie kann sich daraus ein Versglied ergeben? Arnın verfährt ganz willkürlich, kann die Photographie gar nicht geprüft haben. Aber das weitere hat er schön hergestellt (Äpchn schon Mass) nn. [TOT An TON icon TIöeon EAK|Hıc Ei Kal -CTAJOEYTON IMEPON, ee . rloPr’ Eleri mmpöc Äpcenac Ärclun], .. ToP]r’ Erwe ZanwnıRöc. Alles paßt: genau zu: den: Resten, nur ICON TON. mußte umgestellt werden: &akhıc habe ich für &ixe gegeben : Earoıc ist ‚ebensogut möglich, 1152 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 dann gliedern sich die Sätze nur anders'. Ich kann am Schluß der Zeile nichts erkennen. »Wenn du dann (nachdem du den mucıköc Apmocmenoc gefunden hast) den gleichen mösoc ziehst (übertragen vom icon zrrön) und einen gerösteten {meroc (craseveın langsam rösten; ÖfTAN E von der Erotik ist ja bekannt), dann ist das der rechte Eros von Mann zu Mann, zenonischer Eros.« Das geht unmöglich auf die F Behandlung der sinnlichen Knabenliebe als AaıAsoron, die Zenon in seiner Politie mit anderen kynischen Übertreibungen vorgetragen hatte. Hier kann nur ein intimes Freundschaftsverhältnis, beruhend auf gleichem Glauben und gleicher Bildung und Lebensführung gemeint sein. Dieser Eros könnte auch ein rmaTunıköc sein, wird nur nicht vom Lehrer zum Knaben gehen. Wie das mit den vorhergehenden ; Warnungen vor stoischer Dialektik zusammengeht, läßt sich allerdings R nicht ahnen. Für Zenon ist das Zeugnis doch wichtig?. “ Hier finde noch das Zitat des Gregor von Nazianz Platz, Fr. 1 & Berex, de virtute 595. Es gilt für verdorben, ist aber nur dureh die aus Verszwang verschränkte Wortstellung schwer verständlich. ÄTTANTA A EPTIEIN EIC BY@eöN TÄ TIMIA TON FACTPIMAPFWN CITA MÄTE ciT Erı TON EYTEAECTÄTWN AEBHTOC dx ENÖC Öpeßc AEreı tIov Kepkiaac 5 »inTAToc, TEAOC TPYSWNTWN, AYTÖC &ceiwN ÄnAc AYTÄC TPY#flc €e’ ÄAMYPON KATATITYWN. Das heißt »Kerkidas, der große Freund der einfachsten Speisen als einem Kessel? sagt mit Recht, daß alle die kostbaren Speisen en Feinschmecker in den Abgrund gehen, keine Speise mehr: das ist: Teroc (Ende zugleich und Ziel, summum bonum) der Schwelger- Rn selbst ißt Salz und spuekt salzigen Spott noch dazu auf die Schwer Ä gereic. Der sveöc, in den die Speisen als nieht mehr Speisen ii sinken, ist nicht der Bauch, sondern der Abtritt. Für nAre verlangt die Grammatik MHAE; ob Gregor die Partikeln noch unterschied, os dahin, bis wir eine Ausgabe haben; ich glaube es, aber Epiphaniu® z.B. wirft sie schon zusammen. Der Witz am Ende stammt - RER wie os be o u er dies besser, weil der letzte Satz dann für sich steht, ae v. Kar. 195 Is Innel heißt ToPT’ ecrin "Araanmeia, ToITo EenokrÄtkc, erläutert ei in eine sehr andere Vorstellung als was Plutarch Je comm. not. -_ oisch be; ämpft und durch ®ACIN als stoischen Eros kennzeichnet, @H#PA om EYSYOYC AE MEIPAKIoY MPÄc ÄPETÄN : | 3 n . £ ” a ee er se die beiseite geworfenen Speisereste von den em te erkidas AEBHTOXÄP@ONn genannt, Athen. 347€. Fr: 6 2 ‚vort nur durch den Zusammenhang erhalten. n e EL E Be en" Re 9, en a. 2 SE ie ae [N von Wıramowırz-MorLLEnDoRFr: Kerkidas 1153 Gregor und hat ihm so gefallen, daß er ihn im Conflietus mundi et spiritus 96 wiederholt. Der Kosmos sagt »&moP TA memmara, das Pneuma erwidert Ärroc H Karpykia &mol TO TIemmA T', €z ÄnOn ÄTIAN raYkY, oc TON TPY&UNTWN ÄAMYPÖN KATATITYw.« Für mich ist das Brot Pastete und Kuchen. Salz (als öron) macht alles süß, und mit dem spucke ich salzig auf die Schwelger«. Von Kerkidas ist hier nichts mehr. Das war also ein Gedicht, das den Gegensatz von Einfachheit und Tafel- ; luxus breiter ausführte, auf den die mimerocarkosiroı und der xoıno- KPATHPICKYe0c auch deuten, den wir sogleich finden werden. Fr. 23 F zeigt uns einen ÖönsoeYnakon aAron, eine gefräßige Möwe mit gespicktem Beutel, Fr. 30 A eAccac vielleicht einen delikaten Braten. Nun erst komme das Hauptstück, I. Es ist praktisch, die einzelnen Abschnitte getrennt hintereinander zu betrachten. -- TE KAl ÄKPACIWNA BeÄKE TIENHTYAIAAN Zenwna, TIOTÄrare A’ÄMIN ÄPFYPON EIC ÄNÖNATA PE&ONTA. Aus dem Folgenden ergibt sich, daß neben dem verschwenderischen Lüstling Xenon ein wucherischer Geizhalz, sicherlich auch mit Namen, genannt war; Te zeigt, daß Xenon noch eine Charakteristik bekam. Auf die bekannten Glieder bab folgt der daktylische Tetrameter, den wir von Horazens aut Epheson bimarisce Corinthi her auf Archilochos zurückführen würden, auch wenn nicht Hephästion 7, 2 dies bezeugte und mit einem Beispiele belegte. Dasselbe sagt Caesius Bassus 269. Das Glied findet sich in den Resten des Kerkidas nur einmal: was tut das? Und ließ sich’s besser sagen, daß das Geld des Verschwen- ders in das Nutzlose verrinnt? Es ist nur hübsch, daß diemerschoecv Periode in ein längeres Glied ausläuft; es malt. ee ; Der erste Gedanke, von dem wir die letzten Worte lesen, war »warum hat Zeus nicht den Wucherer N. N. und den Verschwender Xenon arm gemacht und mir ihr Geld gegeben? BEE EL FE EEE ER Tee. AR IE EEE - DEE ade 3 one DE se ee u x y ‚ » > . KAl TI TO KwaYvon Ac, Al TIc (c)e EPoITo; 2 Fair Fl ee er San) Ir ee 2 Er et f er E s beia rÄP Ecrı eedı Ian Eerteneolchal = xPAM, Erti noPn 5 K TH, ’ A TON BYTToKIBAOTÖKWNA Kal TEONAKOXAAKIAAN Ä TON TIANINEKXYMENITAN” nen Yammnili 2 | er T’ ab- ‘ Überliefert nöma, von Bırrıus verbessert, vgl. Haupr op. ae en A getrennt hat. Seine anderen Vermutungen sind ebenso hinfällig wie RR Krit. Beitr. XUH 522. be a EEE & verstehen wir die auf -on und auf -aac leicht, Kal NEKPÖN Keltaı TO ÄPFYPION, freuen uns metalls von der Münze dasselbe asiatische, a » 1154 Sitzung der philosophiseh-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 9 TÖN KTEÄNWN ÖAESPON TOFITON KENDCAI 10 TÄC CYOTIAOYTOCYNAC. AÖMEN A’ EINITAAECOTPÜKTAI KOINOKPATHPOCKY@WI TÄN ÖANYMENAN AATTÄNYANAN. Ich hätte nicht erwartet, daß mein Zusatz eines c hinter c in V.4 beanstandet würde, »wenn jemand bekäme«, ist ebenso sinnlos wie passend »wenn ihn, den Zeus, ‚jemand fragte«. Damit ist die Frage getan, und zugleich ergänzen wir uns den Auf- hau des Yeratiiumielten ersten Babies 5 hat Arsın durch dieselbe Verdoppelung des c geheilt, 6 durch Umstellung von n ETTI NOFN IHI 8 hat der Artikel Tan possessive Bedeutung; man müßte es herstellen, wenn TöN a wäre, denn das Possessivum verlangen wir. Die. Versglieder sind einfach a+c, a+c (Enkomiologika), & b+td,bate,a,b+td,b, Es wiegen hier die daktylischen Glieder vor. Etwas ganz Besonderes ist der Hiatus zwischen 6 und 7, dem i er ist ganz vereinzelt. Aber mit welchen Mitteln läßt er sich ver treiben? Ist das erlaubt, wo doch die Worte keinen Anstoß bieten? Reicht etwa unser Beobachtungsmaterial aus, um zu sagen; einmal ist L keinmal? 4 > [ey n f} 4 4 4 MHMOT OYN 6 TAc Alkac ÖBBAAMOÖC ATTECTTANAKWTAI xW Dakewn MonAaı FAHNAI TIAPAYFEN ıs Kal Oemic Ä nırtapk KATAXAYWTAI" TÖC ETI AAlMoNec oFN TO) MHT ÄKOYÄN 4 ’ 4 MHT ÖTTÄN TTIETTAMENOI; .d +b, drei Enkomiologika, die man als solche hier unmöglich = kennen kann, ee KAl MÄN TO TÄAANTON d CEMNöc Äcteporralrepl&rac MECCON TÖN OAYMTION [exun) » ÖP@ön [TiTaineı] Kai NENEYKEN OYAAmMA. Kal ToPe: "Omnpoc eimen En Inıkaı. - PeTIEı A’, OTAN Alcımon ÄMAP, Änapkcı Kyaanimoic. [AN]: EURER > Iydische Wort zurückgehen. Ebenso hübsch ist es, daß der Arme ar Hacla nur eben knabbern kann, und daß er sich seinen Teller Suppe AU = 5 holt, es in die’ Gegenwart zu übersetzen. Aue Pur. -Irne , -HTHC, -wTHc sind Weiterbildungen vo er WAS. WIE EKXYMENEIA, der . en (die doch W ‚Abmwı komm: it von ENAON mi ENEIN)? hat Kerkidas, ausgehen 2 D nn um, das nicht paßt, 24 eine Ableitung, die SO 37 & Binikon ergibt, erlauben können? Zu dem hübschen aarıinvana stellt Sl ar en Sec, recht‘: de die ee Erraxay6an bei Arat 906, w0° tur gelesen von Wiramowitz-MoELLEnDoRFF: Kerkidas 1155 23 TT@C OYN EMiN OYMOoT’epeven ÖPBÖc ÜN ZYFOCTÄTAC; TÄ atcxara Bryrıa Myvcon, 25 ÄZOMAI AE EHN AETEIN öcon [maralrei TO mar’ Arroic 8 Aıöc maAAcTirrion. 18 ergänzt von Huxr, besser als Arms Äcteporiagenetac, denn für Zeus wird das Epitheton von einem zugehörigen homerischen gebildet sein, nesenHreretkc, nicht von dem &KATHBEAETHe "Arıöanun. 22 getilgt von Maas. 23 oY nior&peren teilte Hunr ab, ornotT’ Arsın richtiger, denn das echte roxA ist oft vom Schreiber vertrieben. Entscheidend ist, daß vorher Perreın mit dem Dativ steht, »für wen die Schale geneigt wird«, und »er neigt für die Helden, wenn der Tag des Schicksals da ist. Auch den Konjunktiv des Verbum substantirum wird man leicht entbehren, aber der Zusatz des Schreibers (oder lieber eines seiner Vorgänger, der noch Hı schrieb) ist auch be- ‘greiflich. 24 ECXATA zuerst betont, dann ecxATA, danach eryrıa, am Rande sPyrıa. Richtig eingesetzt von Maas. “, 6 A x © be = E: 3% % : a Hier verflicht sich die Metrik eng mit der Textkritik. 19 be- ginnt mit öreön eine neue Seite; äußerlich also ist der Ausfall einer Zeile bei dem Übergang nichts Unglaubliches. Maas hat, das ange- nommen, weil sonst, wenn das, Glied b vorherging, e folgte, eine an- hebende Senkung auf eine schließende folgt. Das findet sich zwar IV 5.6.7, aber in den anderen Gedichten nirgend. Anstößig ist es also gewiß. Wenn nur nicht wieder ein Ausfall angenommen würde, wo der Sinn durchaus nicht dafür spricht. Denn man braucht nur ein Verbum als Prädikat zu dem Subjekt Zeus, und zu dem Akku- sativ "Oaymrion ein Partizip, das ihn regiert: wenn Hunt ron "Oaynron Enizeı ÖPeOn TcxWuN Kal NENEYKEN OYAAMA gegeben hat, so sieht jeder, daß 8 £nizun fcxeı neben neneyken heißen müßte; das schließt aber die - Kürze der ersten Lücke aus, fünf Buchstaben nach Huxr. Die fassen & kein _dreisilbiges Partizip. Ich glaube. wir müssen anders vorgehen. In der Vorlage, Ilias © 69, steht matıp Eritane TÄMANTA: das liefert Verbum rıraineı, das die zweite Lücke füllt; drei Iota nehmen ‚ wenig Platz ein. Für die erste Lücke bietet sich &xun; damit ver- ‚schwindet der Anstoß der zusammenstoßenden Senkungen, entsteht aber ein Helfer Vers: nv: Zu ass Prosodiakon, um eine Silbe kürzer als b; das begegnet sonst hier nicht. Aber es entspricht als ” dem a’, das wir vorher gefunden haben. Bei Pindar haben wir den ganzen Vers ı9 01. 6, Epod. 6. Pyth. 12,9. N. 10, Ep. 3, N. 11,3. Ep. 4. Auch in der Vereinzelung ist er bier also nicht zu Beanptahden. 5 Auch 24—26 hoffe ich zu erledigen. Daß Beyrir Ersatz für DEI st, liegt am nächsten. Der Dichter hat diese Form gewählt, weil "e das lange y lieferte, das sein Vers verlangte. Der Vers zeigt auch, die erste Betonung £cxara richtig ist. So hat us gegeben, Nicht gesagt, wie er es deutet. Es ist »das aber ist rn ; Phrygisches Myserpack«. Die Anarsc Kyaanımoı (was Kerki 3 a gg* a Se ee 3 EEE ER a Sul ae al Sue Dr a Er Ne hr. 1156 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 zum Hohn sagt; es klingt episch, steht aber nicht in der llias, son dern ist auf diese Antithese berechnet) die Zeus beglückt, sind Kanaille. : &cxara Mvcön ist Sprichwort und würde reichen; aber die Myser, die längst hellenisiert sind, das Volk der pergamenischen Könige, klingen nicht mehr verächtlich genug. ®rYz Ant riaHreic Ameinun. Da wagte er einen Ausdruck, den ich wohl modern nachbilden könnte, aberich mag jetzt keinem Volksstamm etwas Unverbindliches sagen. 2 Endlich die letzte Lücke: »ich scheue mich zu sagen, wie sehr ihre Zeusschale ....« Da zwei Schalen an der Wage des Zeus sind, verlangt der Sprachgebrauch den Artikel T6 vor @ Aıdc maaerirmin. Der Sinn ist, daß für sie die Schale auf den Boden sinkt. Da wi sie klingend aufschlagen, wie beim Kottabosspiel ein rrAaAcTIrrion auf den Manes aufschlägt, und vösoc &cri rrAnv rronYc, wie Antiphanes bei Athen. 667° sagt. Also [naralrei. molovc Er’ ÄNAKTOPAC OYN TIC AH TInac OYPaniaac KI@N AN EYPOI, . MÖC AABHI TÄN ÄAZIAN, de’ 5 Kroniaac d eYTeYcac MÄNTAC ÄME Kal TEKWN ww [e} TON MEN TIATPWÖC, TÜN A& TIEOYKE TIATHP. AWION MEBEMEN TIEPI TOYTWN TOIC METEWPOCÖs0IC' TOYToYc TÄP EPron OYAE En Enmom exein‘ Ämin A& TTaıan Kal MeTAawc MeAeTW' Bedc TÄP AYTA . er KAl NEMECIC KATA TAN. Mece’ Ofn db AAlMWN OYPIA ®YCiÄei, TIMÄTE TAYTAN suTec Ennlordsioı" TA Ar mejTäızan T[ol saPyTYoomaneic, milchtön önlson w Kal TA aenATa| TYxac, TA9T” Elpron Y]min S NEIÖBEN EzeMmechı. = w un Ka en, KT E re ae N Ne De When Sr de nd ea ee za ne Le es % do e; an 1- s : : 2 eyrH erste Hand. Daß deshalb Hr dem hiervon abhängigen Satze ( On nicht nötig ist, hat Arnım treffend dargelegt. In TÄn Azlan ist wieder der possessh® Ar ikel unentbehrlich. 35 vor Meräawc steht ÄraeA, am Rande &rrei aöc Äf von 7 ne ich den Text richtig hergestellt habe, ist zugestanden. 38 enneröat er andere von mir probeweise ergänzt: nur &ron will das Wahre treffen. a, bw Die Verse sind einfach, b, Enkomiol., d+b, d, etd ! ie 5 ‚dann zum Schluß eine Reihe Enkomiologika, bis das ae dieses Verses, also eine Art Katalexe, den Schluß des Gedichtes 7 ; Um diesen Eindruck ganz herauszubringen, habe ich meine spiel A | x rgänzung eingesetzt, die natürlich nur den Gedanken klarstellen er ; ie gas Schlußpartie ist für Kerkidas das wichtigste Zeugnis ee a der ersten Person geredet, so daß man denken #7 [er von Wıramowrrz-MorLLENDoRFF: Kerkidas 1157 er wäre ein armer Schlucker, der nur eben sein tägliches Brot hätte. So stand er nicht im Leben, und nun kommt heraus, daß das nur kynische Stilisierung war. Die Ungerechtigkeit der Güterverteilung in der Welt hat er so in drastischer Satire geschildert. Der gegen- über üben wir, die rechten Kyniker, den Dienst unserer Götter, unsere Tugenden. Wir gehen zu den Kranken, seelisch Kranken natürlich, wie die Ärzte, und geben von dem Unseren ab: das ist auch etwas Göttliches und ist eine n&mecıc auf Erden, d.h. es vergilt sich auch, unmittelbar, hat seinen Lohn in sich, während man bei n@mecıc an Belohnung oder Strafe des Himmels denkt. Und nun wendg} sich die Mahnung an die Genossen, so zu handeln, solange sie die Mittel dazu haben. In dieser,Lage befinden sie sich also; sie sind der Kreis seiner wohlhabenden Mitbürger, die der Staatsmann von Megalopolis auf Grund seines Kynismus um sieh gesammelt hat. Mit den Bettel- predigern der Gasse hat diese praktische Moral nur noch wenig ge- " „mein. Sie läßt uns einen Blick in die Tendenzen des Gesetzgebers tun, und von den sozialen Verhältnissen der Zeit wissen wir genug, um die Berechtigung dieser Bestrebungen anzuerkennen. Geholfen haben sie nicht. ‘Wir sehen vielmehr in den Städten überall ganz F wenige solcher Reichen sieh über der verarmten Masse in einem ver- armten Staate erheben; die MerAauc hat allerdings in vielen Stiftungen der Reichen ihren Kultus erfahren; aber die Herrschaft des Mammon in einer angeblichen Demokratie hat den Verlust der Freiheit und den wirtschaftlichen Verfall zur F olge gehabt, den geistigen erst recht. Wenn sürec ena- auf den Imperativ rımäre folgt, so ist das ein Vokativ, und ena- gab zu sörec die Determination. Auch mir war &Meorösıoı eingefallen, das Arnın gesetzt hat, dem ich weiter nicht folgen kann. Denn wenn am Schlusse steht, TasT’e.... Ymin neıösen ‘zenecaı, so liegt darin das Komplement zu rımäre TAn meräaw; sie sollen etwas aus der Tiefe ausspucken (neiösen €K KPAAIHC K ı0). Da kann nicht gesagt sein, daß sie dazu die Möglichkeit haben, EcTin, Sondern es ist ihre Aufgabe, &pron. Und was sie ausspucken sollen, erkennt man an öason und ryxac. Der öaaoc ist an sich nicht schlecht; ‚Sie haben ihn und brauchen ihn, wenn sie abgeben sollen; daher erhält pe ein Determinativ [mılchtön. Dann liest man noch mejtAızan, so betont: 8 iSt &alozan; damit ist die Gesinnung der anderen gegeben, von Sich die Genossen des Kerkidas ganz freimachen sollen. Der Ge- ‘e ist erfaßt: die Worte können wir nur im Spiele ergänzen. ‚ Nun sind die Texte durchmustert. Es ist nieht mehr nötig, auf die Versuche im einzelnen einzugehen, die auf dem allzuschmalen € dieser wenigen Verse jedes vereinzelte Versglied vertreiben N. Auch daß die fast überall durchgehende Synaphie mindestens 7 u a > EN = EP) u > a ee AR A e ie A EB 1158 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 die Enkomiologiker als gewollte Dikola nicht ausschließt, ist wohl klar. Im übrigen ist die Abgliederung von Versen natürlich meistens Willkür. Der Aufbau der Gedichte ist in IH und IV von I und II merklich ver- schieden; aber die Elemente sind überall dieselben, und es sind nicht Füße: hier ist kein Maß, mit dem sich alles messen ließe, sondern größere Komplexe, Glieder, sind zusammengefügt, und die Tendenz ist zwar nicht in allen Gedichten gleichmäßig durchgeführt, aber sie herrscht doch, daß diese Glieder durch Wortschluß kenntlich gemacht werden. ’ Sieht man von dieser Abgliederung ab, so sind die Verse des Kerkidas unleugbar derselben Gattung wie die des Pindar und Bak- chylides, die wir gewohnt sind mit dem modernen Namen Daktylo- epitriten zu nennen, und wenn sie in dem Bakehylides von Brass-Süss KAT’ Enörtmion elaoc heißen, so ist dieser Name genau ebenso modern; wir besitzen keine antike Behandlung der ganzen Gattung. Die Über- einstimmung geht so weit, daß ein einfaches Gedicht Pindars au seiner Jugend sich so gut wie ganz auf die Glieder des Kerkidas verteilen läßt. J 4 AlTEW CE »InÄTAAE, KAANICTA BPOTEÄN TIOAIWN b+a Dercesönac Enoc, Ä T ÖxsAlc Erti MHAOBÖTOY sr . naleıc AKPÄArANTOC EYAMHTON KOAWNAN, W ÄNA, b+d 4 I ; s no , at a" demselben Exzerpi TIep) TPOTTON entnommen hat, does wol | J von Wıramowırz-MoELLENDORFF: Kerkidas - - 163 dem Tryphon, dessen Traktat n: tpörwn uns in kümmerlichen Aus- zügen unter fremdem und eigenem Namen vorliegt, und nur ein sehr gelehrter älterer Grammatiker konnte so rare Sachen bringen. Die Verse werden getadelt, weil die Metaphern zu hart wären, und ge- sucht ist es allerdings, den jungen Mond »des Himmels neues Sigma« h zu nennen, was, wie uns jetzt natürlich erscheint, das nur auf den Steinen noch nicht alleinherrschende sigma lunatum voraussetzt. Der Regenbogen als oYpano? T6zon würde uns kaum Metapher sein, und »das Pech, mit dem sich die Türangeln parfumieren, myeizontaı«, klingt lächerlich, ist aber doch witzig. In diesen rriewar ist die Nachwirkung * einer alten Neigung der Dichtersprache unverkennbar, die von TPAsErH Te Kal Yrph, wer&oıkoc, CTEnvrpoc, cYpracrpoc über die verstiegenen Kühn- heiten des Timotheos bis in das dritte Jahrhundert hinabreicht. Ver- gessen dürfen wir nicht, daß auch Lykophrons Alexandra ein lam- bus ist. | 0.0 Damit ist erschöpft was wir von dem lambographen Aischrion aus Samos besitzen. Das gehört in ein Tambenbuch. In demselben konnte ein Gedicht in katalektischen Dimetern Platz finden, die freilich nieht durch Synaphie verbunden werden konnten, wie. es in dem lateinischen Beispiel scheint amore me subegit et igneo furore, das Marius Vietorinus p. 105 Krın für das metrum aeschrioneum bildet. Kaum möglich ist Krırs Annahme, daß dies Maß mit dem Namen des Itlıy- phallieus gemeint sei, der bei Atilius Fortunatianus 293. 23, 299,1 ascrionum geschrieben ist, denn wenn auch ein Ithyphallicus entsteht, sobald man iyneo furore abteilt, so wird doch das Ganze dann zu dem gewöhnlichen Euripideum &ötoc Anix InmötHc EzEnamren: ACTHP. Wem en Choliambus, der im Et. Gudianum "AneHaun steht. auf die Stadt des Glaukos ginge, wie die Herausgeber, selbst ne Sterası, glauben, läge es nahe, ihn dem Aischrion zu geben. Aber davon kann keine Rede sein. Im Gudianum steht Anenaun A Menıcca TIAPA Tb TÄ ÄNEH ENAciN en AYTAı .ArınA rÄP TPyröc rayKledinc ÄN ETIKTEN ÄNGHAUN. Darin verbessert Sich enaein durch Et. genuinum zu EAelN. An einen Ausfall durch _ Homoioteleuton ist ebensowenig zu denken wie an die an sich un- mögliche Ergänzung A mörc Bowriac mapA TO TA ÄNeH MH ENAEIN. Denn »der süßen Hefe, welche die Biene erzeugte« ist doch deutlich. Die vorhergehenden Worte kann ich nicht ergänzen. Es fehlt der Name des Diehters, und der Schluß des ersten Choliambus steckt in den sinnlosen Buchstaben. lmmönaz) en A rıaea rAp tevröc soll nurei keit sein. Daß ineraun die Biene eig: entlich_AnerHaun ist, Bei Harpokration rerkariec. u Bas die Niimen “Anaovsoc" und Arıc angeführt; "welche die Kerkopen : getragen haben sollen. Suidas hat dasselbe Exzerpt reicher und er : neMöglich- wirt «Afcxinse»5 Caratandc En “lämaoıc 1164 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 5. Dezember 1918 die Namen Kanaovaoc und “Artnac, offenbar ist der Iydische, der an Kanaaranc anklingt, richtiger. Von den Iydischen Kerkopen, die Ja auch in der apollodorischen Bibliothek II 132 mit der Omphalesage verbunden sind, hat doch wohl ein Mann aus Sardes erzählt. Welche Gewaltsamkeit, Namen und Heimat in Afcxrion CAmioc zu ändern. Drei geographische Angaben werden auf den Namen Aicxpiun ge- stellt, daß der achäische Krathis die Haare blond macht, in dem Seholion Eur. Troad. 228, das wohl ganz aus Parmeniskos stammt. und eine Erwähnung der Pithekusen im Scholion zu Lykophron 688. Hier steht der verdorbene Titel &n z’Eseciaun, mit dem nichts anzufangen ist. Bei Zenobius amoaweıeic, erhalten in einer athenischen Miszellan- “ handschrift bei Crusius, Münch. Sitzungsber. 1910,21 99 erzählt Aicxrion d Byzäntioc von hungernden Dorern, die aus dem Peloponnes auf Rhodos eingewandert wären. Auf den Byzantier werden wir also diese drei Angaben zurückführen. : Endlich hat sich Ptolemaios Hephaistion für eine schöne Ge- schichte von Alexander und Parrhasios als Zeugen einen Aicxriwn MıtY- AHNAIOC EN "Eonmericın ausgedacht und das Glück gehabt, daß Suidas daraus einen biographischen Artikel gemacht hat. Darüber ist nach Hercner, Jahrb. für Phil. Suppl. I, 285 kein Wort mehr zu verlieren. Bei Diogenes VI, 23 wird ein Aycanisc Aicxpiwnoc für die Tracht des Diogenes zitiert. Es ist mehr als fraglich, ob er mit dem Grammatiker Lysanias von Kyrene identisch ist, der Lehrer des Eratosthenes wat und ein Buch ner! famsonoıön schrieb. Wenn er es war, so war €! aus Kyrene und konnte nicht den samischen Diehter zum Vater haben, und überhaupt beweist der gewöhnliche Name gar nichts. RE Hess) 1165 SITZUNGSBERICHTE 1918 L.. DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. lisch th tischen Klasse. 5. Dezember. Sitzung der physil Vorsitzender Sekretar: Hr. Pranck. Hr. M. Pranck überreichte eine Mitteilung: »Zur Quantelung des asymmetrischen Kreisels«. . Die für die Bewegungen des asymmetrischen Kreisels von F. Reıcue nach einem von Korossorr angegebenen Verfahren unter einer einschränkenden Voraussetzung berechneten Quantenfunktionen werden unabhängig von dieser Voraussetzung abge- leitet und die Übereinstimmung der Resultate mit der Adiabatenhypothese von P. Enrenresr durch direkte Rechnung nachgewiesen. 1166 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 5. Dezember 1918 | Zur Quantelung; des asymmetrischen Kreisels. | a Von Max Pranck. Die Frage nach der Quantenteilung der Bewegungen eines kräftefrei um einen festen Punkt rotierenden starren Körpers mit 3 ungleichen N Trägheitsmomenten beansprucht deshalb besonderes Interesse, weil hier z ; die direkte Methode der Quantelung: die Separation der Variabeln in 2 der Hamurox-Jacosıschen Differentialgleichung, bis jetzt versagt hat, | wenigstens für den allgemeinen Fall, während doch andrerseits die Integration der Bewegungsgleichungen sich vollständig durehführen = läßt!. Nur für den speziellen Fall, daß der Vektor des -Drehimpulses in der Äquatorebene des im Raume festen Koordinatensystems liegt, hat Hr. Korossorr® die Separation der Variabeln durchgeführt, und ; Hr. F. Reıcne? hat dann die dadurch bedingte Quantelung vollzogen, wobei er ausdrücklich auf die in der erwähnten speziellen Bedingung liegende Einschränkung hinweist, durch welche bewirkt wird, dab eine der drei Quantenzahlen gleich Null ist. ® Nach der von mir vertretenen Auffassung der Quantehteilung Be aber die genannte Einschränkung nur formaler, nicht physikalischer Art. Denn sie betrifft nicht eine Eigenschaft der Bewegung selber, sondern nur ihre Orientierung gegen ein im Raume festes Koordinaten“ ‚system, so daß man sie jederzeit, ohne an der Art der Bewegung y im Außenraum keinerlei Kräftefeld be- la d. Deutschen Physik. Ges. 18, p- 398, 1916. « 60, p. 232, 1905. sc - ".19, p. 394, 918, E r * -Yy ” “ a.” Praner: Zur Quantelung. des asymmetrischen 'Kreisels 1167 Drehungsgeschwindigkeit sind für die physikalische Art der Bewegung, also für die Quantenteilung, charakteristisch, nicht aber die Orien- tierung der invariabeln Ebene im Raum. Daraus habe ich schon früher den Schluß gezogen, daß für die Quantenteilung dieser Be- wegung nicht drei, sondern nur zwei voneinander unabhängige Quanten- zahlen maßgebend sind, oder daß von den drei Freiheitsgraden des Systems zwei miteinander »kohärent« sind. Wenn dem wirklich so ist, so liefert die von Korossorr vorbe- reitete und von Reiche durchgeführte Methode der Quantelung tat- sächlich die allgemeine Lösung des Problems der Quantelung des asymmetrischen Kreisels. Andrerseits aber hat jene Methode doch insofern etwas Unbefriedigendes, als sie, um benutzt werden zu können, von vornherein einer einschränkenden Annahme bedarf, die sich hinter- her wieder als überflüssig erweist, so daß man nicht recht einsieht, weshalb sie überhaupt gemacht werden muß; und es erhebt sich die Frage, ob es nicht einen Weg gibt, der gleich direkt für den all- gemeinen Fall zum Ziele führt, ohne daß man erst irgendeine Ein- schränkung der gedachten Art einführen müßte. Ein solcher Weg läßt sich in der Tat angeben, und er ist so außerordentlich einfach, daß ich ihn hier mitteilen möchte. Er knüpft an die in meinem Aufsatz über die physikalische Struktur des Phasen- raumes beschriebene Methode an, welche auf der Berechnung des Vo- lumens des Phasenraumes beruht. SE Das Problem der Quantelung besteht ganz allgemein darin, die- Jenigen Funktionen 99:9, >: der für die Art der Bewegung eharakteristischen Konstanten zu finden, welche in die Gleichungen Rn ganh, gonh, g=nh,:-- {1) ° _ eingesetzt, die ausgezeichneten Bewegungen oder die sogenannten >Stätischen Bahnen« liefern. Wenn nun für ein System von ‚f Frei- heitsgraden 46 die Größe desjenigen 2/-dimensionalen Phasenvolumens bedeutet, welches von den Hyperflächen g = const, 9 a I = const, 9’ +dy’ = eonst, 9’ eonst, +dg” = eonst, :-- begrenzt Wird, so ist: 2 : a et BI “ Fir r mn d@ = d(g')-d(g’")- dig ie (2) a Dabei’ entsprechen die ganzzahligen Exponenten ?, 2,’ r ; verschi ärenter Freiheitsgrade, und schiedenen Gruppen miiteinander kohärenter ee ( - = Je eder solehen Gruppe entsprieht eine einzige Quantenfunktion g un z BR einzige Quantenzahln. Fi - > Quantenzahl ». eu Bes = : | ‘en Ausführungen Beim asymmetrischen Kreisel sind nach den obigen Be den f= 3 Freiheitsgraden zwei miteinander kohärent, als 2 den 1168 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 5. Dezember 1918 | dG = dg.d(g*), (3) und dementsprechend hängen die Quantenfunktionen g und y nur von zwei Konstanten ab, nämlich von der Energie und dem Drehimpuls; denn diese beiden Größen bestimmen die Entfernung der invariabeln Ebene vom Drehpunkt und die Drehungsgeschwindigkeit. Wenn wir der Einfachheit halber die Bezeichnungen meiner frü- heren Arbeit! benutzen, so gilt hierfür die dortige, auf Gleichung (68) folgende Beziehung: = V(a -c) + (b-a)sin’e r Hier ist u die Energie, nach Gleichung (56), v das Quadrat des ge samten Drehimpulses, nach Gleichung (60), ferner: 7 a-c=(rA-ı)(?u-xv)>0 | (5) b-a= (k-JAvV-2u)Z>0, j wobei ı K>L bezeichnen. Der Sinn der Ungleichungen (5) ist der, daß bei den hier betrachteten Bewegungen der Kegel der momentanen Dre- hungsachsen die L-Achse, also die Achse des kleinsten Trägheits- momentes, umschließt. Bringen wir zunächst das elliptische Integral in (4) auf die Nor- malform, durch die Substitution: te wen $ > a (b-c)-(b-.a) sin’ & so ergibt sich: - dG = Sr’ d(2u) - dv (# 5 (7) wo gesetzt ist: A = Y(b-c)-(b-.a) sin? ® - (8) = VA -x)(2u- 1) -(x-ı)(Av-2u) sin’® , auch, mittels Integration des elliptischen Integrals nach (24), antem © und konstantem #: = oder kons Is! 1 2 Be eede.d ij A-de 9 (A-x) + (x - ı) sin’ ® 2 Ge: M. Pranex, Ann. Phys. 50, p- 385, 1916. $, E 2. < as EL EN a an Ze BE N TE ee un See a ER 3. Be BE ee en er =, a an Praxck: Zur Quantelung des asymmetrischen Kreisels 1169 Um nun diesen Ausdruck zu quanteln, d. h. gemäß der Gleichung (3) mit der Form dg-d(g'”) zu identifizieren, liegt es im Hinblick darauf, daß v das Quadrat des Drehimpulses ist, Jedenfalls sehr nahe, zu setzen: | g’=4ro, g’=2rVo (10) folglich: j 2 Ads | | . en (11) i 0 und diese Ausdrücke. der Quantenfunktionen sind genau die nämlichen wie die von F. Reıcnz a. a. ©. durch die Separation der Variabeln i { abgeleiteten. Um dies einzusehen, bedenke man zunächst, daß die : von Reıcnz mit 2%’ bezeichnete Konstante nichts andres ist als das H Impulsquadrat v, wie sich direkt dadurch zeigen läßt, daß man die bekannten Integrale der Bewegungsgleichungen, mit den Integrations- konstanten u und v, kombiniert mit der Reıcnzschen Gleichung (22), mit den Integrationskonstanten T(— u) und k=-k’. Hierdurch wird nach (10) die Quantenfunktion g’ charakterisiert. Die andere Quanten- funktion y ist identisch mit der Reıcueschen Funktion [V;] in Glei- chung (33), was sich am bequemsten aus unsrer späteren Gleichung (32) ersehen läßt, während die Reıcnesche Funktion [V.] nach der dortigen Gleichung (34) gleich g’-g ist. Bei diesen Vergleichen ist übrigens zu beachten, daß bei den von ReıchE betrachteten Bewe- ‚gungen der Kegel der momentanen Drehungsachsen die Achse des größten Trägheitsmomentes (C) umschließt (’>f >e)). A N 0 » Wenn der hier beschriebene Weg zur Auffindung der ee “ ‚funktionen 9 und y’ für die Bewegung des asymmetrischen Kreisels Außer durch seine Einfachheit sich auch dadurch auszeichnet, daß ne ‚Jedes Eingehen auf die Orientierung der Bewegung gegen Ba Raume festes Koordinatensystem entbehrlich macht, so ‚haftet a. 5 doch andrerseits die bedenkliche Unvollkommenheit an, - Io er a daktan dg-dg’? in seine beiden Faktoren nicht Be deutig ist. In der Tat habe ich in meinem obenerwähnten _ ine andere Zerlegung, nämlich die durch die dortigen De 6) und (79) bezeichnete, vorgenommen und damals für eig | zer ehalten. Will man also die hier benutzte Methode wirklich Braun, % Nachen, so ist es notwendig, eine eindeutige Entscheidung in =. 5 uf die richtige Auswahl zwischen den verschiedenen ee 3 , gi gen zu gewinnen, und das erfordert die Aufstellu ” nn m = an | | | 70 Sin der Bern Klasse vom 5. Dezember 1918 3 gie eh nothese von pP. re Nach dieser Hypothese verhalten sich die Quantenfunktionen 9 und g‘ invariant- gegen‘ jede unendlich langsame adiabatische reversible Beeinflussung des Systems. Im vorliegenden Falle läßt sich eine derartige Beein- ‚flussung erzielen durch eine beliebige unendlich langsame Änderung der 3 Trägheitsmomente J, K, L des Körpers, die man sich etwa in der Weise ausgeführt denken kann, daß der Körper aus einer Anzahl nahezu starr miteinander verbundener Massenpunkte besteht, die un endlich ch langsam gegeneinander verschoben werden. Dann gelten für eränderung die allgemeinen Eurrrschen Bewegupgsgleichungen: SAKB) = (L-Nya er in =W-Mab, gkeit in bezug y die einen der Drehungsgeschwindi en er Hauptträgheitsachsen bedeuten und die Trägl im n ... BuenJuch langsam veränderliche Funktionen ultipl ziert man die dehungen der Reihe nach mit J&, KR, m. E. nach t, so m sich die Invarianz der Dre- Eee Re re. en beim Ausdruck (11) der Gen IK , sieh schon indirekt erschließen, und zwäl ung (3), da nach P. Hertz’ auch dG ad aus dem Umstand, daß 9 identisch ist, riabeln berechneten Rrionzschen Fi (A ‚ke varianz. von 2 M. Bunorns“ » 327, 1916. , P- 537; 1910. Speziell gır. n: 1917. Pranex: Zur ‚Quantelung des asymmetrischen Kreisels 2171 kohärenten Freiheitsgrade, ein Fall von Entartung vorliegt. Berechnen wir also direkt aus den Bewegungsgleiehungen (12) die unendlich kleine Änderung, welche die Be der Bewegung: (Ja: +KR’+Ly?) | (14) » . erleidet, wenn die Trägheitsmomente J, X, unendlich langsam ge- | ändert werden. Allgemein ist nach (14): 1 ; z du = Jada + KBdß+Lydy+ ZeaJ+ B’dK+Yy’dl). Setzt man hierin für Ja, K daß, Ldy die aus (12) folgenden Werte: Jda = (K-D)By-dt-a-dJ Kaß = (L-J)ya-dt-8-dK Ldy — (J-K)aß-dt-y-dL., 4 # 80 ergibt sich: m du = - Z(u’dJ+B'dK+ y’dl) n: und für einen hinlänglich en Zeitraum: EEE 3 vr ei du+ „ ad] +- sBaR+ Syal=0, (15) = wo Pr ; 8 ‚y? die zeitlichen Mittelwerte der Drehungsgeschwindigkeit bezeichnen. Wenn es gelingt, diese Differentialgleichung vollständig 3 Integrieren, d. h. auf die Form: U EERET , 9 og £ en I dK+—dL=0 (16) | #9 du+ BRASS m bringen, so ist die Invarianz der Funktion g bewiesen. I Ausführung dieses Gedankens berechnen wir zunächst die zeit- hen Mittelwerte von a, @,y’. Setzen wir das Quadrat der Dre- sgeschwindigkeit & 1. 9:4 y—m, | M mE ic u SER. drei Gleichungen (13), (14) und #1 a): =. e-2u(K+D)+Klu’ ; - On @-H0-D ee v-2u(L +) +LJe' ZT DEN a v-2u(+ K)+ I Ku: Be nenn ER) 1172 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 5. Dezember 1918 Um » als Funktion der Zeit t zu bestimmen, multiplizieren wir 2 die Gleichungen (12), in denen jetzt J, A, I als konstant zu be es Er a | a ; : i ; Bacher sind, der Reilie nach mit PET addieren und inte 18 ‚grieren. Dann ergibt sich mit Rücksieht auf (18): “ _9Yla-u)(b-w)(e-w) , 1) wo zur Abkürzung, entsprechend (5), gesetzt ist: ; ae a a—= 2x +r)u-xAv N | b=2(A+ıu-Av (20) ! we ce = 2(ı+x)u-ıxv, | E und daraus die gesuehten Mittelwerte: ; Re Ä ; . are oder: Shi E .d “0, . I Via - w)(b- w)lc-w) (x a ) Vs »»)(e- (e-w u") £ a es ebenso. B und y. 2 | _ Mit diesen Werten geht die Differentialgleichung (1 \ über in: e 5) der Näta s aan: on AR- er Vie n _ i a 5 w*) (C— w BE ER EA a ea‘ 2 a + es ns (b-@*) (e- -w°) oder, wenn man, unter Voraussetzung der Ungleichungen (5) eg den Winkel $ einführt, dureh: a _ ab-0- e(b-a)sin’® we = .lb- = (b- a) sin’ 9 ” ia Praxcx: Zur Quantelung des asymmetrischen Kreisels 1173 Eine nähere Betrachtung dieser Differentialgleichung zeigt nun, daß der Ausdruck links das vollständige Differential einer bestimmten - 1 "Funktion von «,ı,x,% ist, und zwar der Funktion 59; d.h. es ist: ae ae a pe a a a Fe 2 og do u a 2 | au f _ (25) 2 Q ; ‚sin? #d® } Er — 225, N (26) / dy cos’pdp | : re Fr 2a | Er US (27) : 5 \ : | d ‘do | > = 2a | (28) Daß die erste dieser vier Beziehungen zutrifft, erkennt man un- x mittelbar durch Differentiation der Gleichung (11) nach Zu. Die Gültig- 2 keit «ler übrigen drei ist nicht so unmittelbar einzusehen. Sie ergibt Sieh am einfachsten, wenn man die Funktion 9, ein vollständiges Integral dritter Gattung, in verschiedenen Formen darstellt und zur Differen- tiation jedesmal die bequemste derselben benutzt. Diese verschiedenen Formen sind: | =. : EIER v-A.do (29) leerer, | sin’ do (30 g = 2#Vo-Ab,c, (b, + 6 -«, sin’@)-A = 0 ed (31) Go IaVe ac [4% sin? g)-&A : (32) 5 9 = 4a | (2, -(a,-b) sin? 6)-A Man erhält dieselben, an man das vollständige elliptische Integral i dritter Gattung (32) mit dem Modul 1174 Sitzung der pbysikalisch-mathematischen Klasse vom 5. Dezember 1918 a #«-)AP-2u) a-b 6 eo 0:mBuse) 5b+ro’a 2 Maah und dem Parameter ss | a,—b en (34) q, nach- bekannten Sätzen' transformiert in andere elliptische Integrale dritter Gattung mit dem nämlichen Modul und den Parametern n+k” a,-b, +1 bite (59 k? C a a a 6 es; re (36) ur: nr Dt - (37) n + k? a, Differentiiert man nun die obigen vier identischen Ausdrücke von 9 nach der Reihe nach 2u,:,x,A, so ergeben sich in der Tat unmittel- bar die vier vorhergehenden Beziehungen, und damit ist der direkte Beweis geliefert, daß die hier berechnete Quantenfunktion 9 adiaba- tisch invariant ist, im Gegensatz zu dem früher a. a. O. von mir hier- für aufgestellten Ausdruck, welcher diese Eigenschaft nicht besitzt und daher für die Quantenteilung nicht in Betracht kommen kann. ı 2.B. A. Enverer, Elliptische Funktionen, Halle a. S. 1876, 9. 175 fl. a . r + 5) nd .. s mR Correxs: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1175 Fortsetzung der Versuche zur experimentellen Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses. Von Ü. ÜoRRENS. EEE ER Er (Vorgetragen am 7. November 1918 [s. oben S. 989].) Kae” In einer Abhandlung, die ich vor Jahresfrist der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften überreichen durfte (1917), habe ich gezeigt, daß bei der getrenntgeschlechtigen Blütenpflanzen-Gattung Melandrium das Gesehlechtsverhältnis der Nachkommenschaft sehr deutlich davon abhängt, wieviel Pollen zur Bestäubung verwendet worden war. Sehr viel Pollen ruft die Entstehung von verhältnismäßig mehr Weibehen hervor, wenig Pollen dagegen jene von mehr Männchen. Diese experi- mentell sichergestellte Abhängigkeit läßt sich sehr leicht durch die Konkurrenz der beiderlei Pollensorten — der Weibehenbestimmer und der Männchenbestimmer — um die Samenanlagen, beziehentlich die darin enthaltenen Eizellen erklären, unter der Annahme, daß die eine Sorte Pollenkörner, die Weibehenbestimmer, im Vorteil sei, indem ihre Schläuche im Durehscehnitt rascher zu den Samenanlagen gelangten. Die vorliegende Mitteilung bringt den Abschluß dieser ersten Ver- suchsreihen und einige neue, die eine weitere Bestätigung meiner An- nahme ergeben haben. Sie deckt auch die Beziehung auf, die zwischen der Stellung der Samenanlagen im Fruchtknoten und dem Geschlecht der daraus entstehenden Samen besteht und berichtet vorläufig über den Einfluß des Alters der Pollenkörner. | Wegen der Problemstellung selbst und aller Vorfragen, auch wegen _ der Literatur, verweise ich auf die erste Abhandlung. Die Beschreibung der Versuche kommt vielleicht manchem zu weitläufig vor; es schien _ Mir aber dadurch ihre Wiederholung erleichtert zu sein. Wer schon ‚alte derartige Versuche kritisch nachprüfen wollte, weiß, welche Schwierigkeiten die allzu kurzen Angaben über die Versuchsanstellung oft machen. N ee Fe BERN EIN in: ® a: De) a een Gleiehzeitig mit meiner vorhergehenden Mitteilung ist eine sehr | wichtige Studie O. Rexsers (1917) über die Be en $ ri _ der Önotheren erschienen, in der auch ($. 148 u. f.) der Einfluß be- 33.98 Prozent Männchen. 1176 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. sprochen wird, den eine ungleiche Schnelligkeit der Schlauchbildung bei den verschiedenen Pollensorten spaltender Bastarde auf das Zahlen- verhältnis der Nachkommen haben muß. Dabei wird darauf hinge- wiesen (S. 151), daß die Samen, deren Bildung auf die Befruchtung durch die langsamer wachsenden Pollenschläuche zurückzuführen sei, vorzüglich im unteren Teil des Fruchtknotens zu finden sein werden, wie, nach den Beobachtungen, die im dritten Abschnitt (S. 1192) mit- ' geteilt werden, bei Melandrium dort auch mehr”Männchen entstehen. I. Abschluß der Bestäubungsversuche mit sehr viel und mit wenigPollen. | Im ersten Jahre, dem der Aussaat, hatten von den ausgepflanzten Sämlingen 2568 geblüht, und zwar (1917, 8.703): Pflanzen aus Kapseln, die mit sehr viel Pollen erzeugt worden waren: 1276, davon 895 Weibchen und 381, also 29,86 Prozent Männchen. ‚Pflanzen aus Kapseln, die mit wenig Pollen erzeugt worden waren: 1292, davon 737 Weibchen und 555, also 42.96 Prozent Männchen. ° Am 30. September 1917 waren noch (1917, S. 703, Tab. 3) 2258 Rosetten vorhanden — 1054 von der ersten und 1 204 vol der zweiten Herkunft. Sie kamen relativ gut durch den Winter 2065 blühten bis Ende Juni 1918. Ein kleiner Teil, ı8, trotzte auch dann noch; die übrigen, 175, waren eingegangen. Nach STRAs- _ BURGER (1900, S. 759) leiden die männlichen Stöcke von Melandrium : im Winter nachweislich stärker. Nähere Angaben fehlen leider. Eigene umfangreiche Beobachtungen, auf die ich an anderer Stelle einzugehen beabsichtige, sprechen ge gen eine auffällig größere Sterblichkeit der Männchen. Einen irgend merkliehen Einfluß auf das Ergebnis hätten E diese 175 unbestimmt abgestorbenen Stöcke also nicht haben könne" Das Gesamtergebnis der Aufnahmen am 24. Mai, 1. Juni U 22. Juni 1918 war: = Pflanzen aus Kapseln, die mit sehr viel Pollen er2 worden waren: 080, davon 647 Weibchen und 333 N ee eugt, also Pflanzen aus Kapseln, die mit wenig Pollen erzeugt worden waren: 1085, davon 597 Weibehen und 488, alSt . 45.07 Prozent Männchen. ee nn: > sind also wieder, wie bei den im Vorjahre blühenden pP Baer 2 hi Ben Versuchen mit sehr viel Pollen viel mehr Weibchen vorh e ; nn en Versuchen mit wenig Pollen; die Differenz der Den ‚rozentzahlen ist 11.09. BER Sun er Berechnung des mittleren Fehlers der Differen z haben wir ÜoRRENS: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses Tabelle ı. 1177 Prozent | Gesamt- |r in Pro- Versuchsreihe ErBanpt ; TSUCcnSsr n 1 d ® zahl (n) zenten in Prozenten Sehr viel Pollen....... 33.98 66.02 980 47-36 1. Wenig Pollen ........ 45.07 54:93 1085 49.76 #1.5] Der mittlere Fehler der Differenz (11.09 Prozent) ist also £V1.517°+1.57° = + 2.36 Prozent. Sie ist demnach fast 5mal (genau 4.7mal) so groß, als ihr mittlerer Fehler, folglich sichergestellt. Tabelle 2. Ergebnisse der einzelnen Kapseln 1918. Q Don: I. Sehr viel Pollen War II. Wenig Pollen Ver- Be ee RE ER suchs- | Gesamt- 6 ; d a he pflanze | Nummer zahl F ° , Prozent | Mımmer sah) G° ) Dröeeih 36 133 IE 41 38 6 N. ag 4 37 88 64 24 27 39 45 27 18 4 = 66 108 66 42 39 40 58 26 32 55 = 67 110 66 44 40 41 59 32 27 46 | — — _- _ 68 66 37 29 441 « en a ae En e 69 45 19 26 38 er = ee 2 70 waarı m 53 a u a BR a yqı 84 58 26 31 Zus. 439 275 | 164 | 3736 | Zus. 470 259 | 211 44.89 Differenz II—I: 7.53 Prozent. 42 60 43 17 23 44 53 28 25 . 5 43 51 36 15 23 45 39 3 18 x m 12 62 38 24 39 46 26 15 “ er E 73 84 591 2 30 74 ee z Cr 33 = > u we 15 68 37 31 s Re met = a a u 76 40 20 a0 = _ en 5 = 77 66 28 a 1 Zus 287 176 8ı 31327 Zus. 357 179 178 49.86 Differenz III: 18.34 Prozent. Br | re || r I 982 er | 38.18 142 55 ; Differenz H—1: 0.55 Prozeut. gr 24 6 20 59 18 10 8 ae “ 36 10 2 60 27 20 7 26 S 35 3 8 13 2 = 20 11 35 61 31 I e 48 | 19 N 46: |; 24 16 4 er N - ee ERER | 6 > 4 33928 128 46 | 26.4 | Zus. 11 72 Differenz H—l: 11.49 Prozent. | 33.98 [Ales zus] 1085 59748 807 Alles zusammen | | 647 | 333 Ditfereuz I—1: 11.09 Prozent. 1178 Sitzung der phys.-math. Klasse vom ». Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. Ich gebe noch in Tabelle 2 das Ergebnis für die einzelnen’ Ver- suche, die jedesmal die Nachkommen aus den Samen einer Kapsel umschließen. Sie entspricht genau der Tabelle 6 in der früheren Mitteilung (1917, S. 709). Zieht man die Ergebnisse beider Jahre (1917 und 1918) zu- sammen, so erhält man als Gesamtresultat: Pflanzen aus Kapseln, die mit schr viel Pollen erzeugt worden waren: 2256, davon 1542 Weibchen und 714, also 31.65 Prozent Männchen. | Pflanzen aus Kapseln, die mit wenig Pollen erzeugt worden waren: 2377, davon 1334 Weibehen und 1043, also 43.18 Prozent Männchen. @ Die Differenz der Prozentzahlen ist 12.13. Berechnet man auch hierfür in der oben angeführten Weise : den mittleren Fehler, so findet man ihn zu (+Yo. 97° +1.03= a 1.41 Prozent; die Differenz ist also mehr als Smal so groß als ihr mittlerer Fehler (genauer 8.6mal). Sie ist natürlich gesichert. In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der beiden Jahre zusammen gefaßt, wobei diesmal auch für die Versuchspflanze 22b Ill die ein zelnen Kapseln getrennt aufgeführt werden, die in den früheren T abellen, wegen ihrer geringen Nachkommenschaft, stets zusammengefaßt worden waren. Außerdem sind neben den Prozentzahlen für die Männchen "in beiden Jahren zusammen auch noch die für die einzelnen Jahre 2 ‚trennt in die Tabelle aufgenommen. ' Man sieht, daß nicht bloß im Durchschnitt, sondern auch bei jeder einzelnen Versuchsptlanze die Bestäubung mit sehr viel Pollen mehr Weibchen gegeben hat als die mit wenig Pollen. Ja, wenn wir von 22b III mit ihren sehr kleinen Zahlen absehen, haben sieh auch die einzelnen Kapseln so verhalten; nur Vers. 39 macht eine Her | N die Pflanzen des Jahres 1918 ch im wesentlichen das che Resultat ‚gegeben haben wie die des Vorjahres, sind do ni terschiede nen auf die wir noch eingehen wollen: Bank ; muß auffallen, daß im zweiten Jahr die re E die Männe hen in beiden Versuchsreihen — mit sehr viel Pollen — merklich größer sind als im ersten Jahre, Correns: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1179 E: Tabelle 3. Pr Ergebnisse der einzelnen Kapseln 1917 und 1918. A ; - ; : 0 -—.ı,2.: Be viel FoneR- Be 2 ee Wenig Pollen Ver- [suchs- |Zahl G Prozent 5 | suchs- |Zahl Ge | Prozent E Ae- DR IRRE FOER ae VL. 16- PELUSE: SBLREERSEN » suchs- | num- | samt-| 9 | J 1917 | num-. [ET amt] - e) ca pflanze | mer | | zahl sgrzıgr8, Und | mer 3” zahl | koanoı8 sr . men) 1918 nen | N 918 £ | B 36 497| 341 222119 31, 4| 8 38 1 119 69 35083'4 2 37 464| 272 1901 82 32127 |.30 39 20 116: 76 40 41. 01 34 66 412 284 184 100 33 39 35 40 23197, 8 98) 5.47 67 | 3896| 247! 158 89 30 536 40 [24 13 m 5693| | 42 A.Q ı5d | | | | | | ON [e.e} m > Oo Ne) S & [6 Zus. . |1769 1144 | 754 390: 32. 37 '34.09| Zus. . 18511169 660 zog 2 4 1.51 Ditferenz II—I: 9.45 Prozent. (| 42 a6:] 125| 92 33:51 28] 26 44 ER 7 tr Dr ae R 43 240| 101 | 721295291 291.29 45 ee 50 Er = 72 2538| 148! 061.521 332 | 39 | 38 46 84: 501 gu 20-00.) #8 Js K = 73 252: ı5ı| 113) 38) 9 | 0, 28 74 68 121 5 65 un \ si — I—-| — EA ” “ Ri We 76 80. 941.48 -46 01.501 : rs en Dar 77 By ah im \ Zus. . Jıor 5351 3731 152:.812 38.95] Zus. .|ı234 | 708 378 330 3 50 46.61 - Differenz H-—I: 17.66 Prozent. : la a are ern 57 48 41..43, 20 88 m 511 3 ee 3 = 49 el as DU ee 28 53 Ber Men. a 2 50 ss go al Je —ı 2475 a a 2 En N 78 113 | 441.36 131 4 1 27 55 70 27 18 Be ae 33 % a er a 9 87 2 1ı1ı0- —. % _ ee ss 48 a mi —)B \ Zus. . 57 167 111 56125 38 133.03 Zus. ;| 92] 2106| 131 79,3 ,% 137.62 ! | | Differenz III: 4.09 Prozent. 261] 67! 45| 22| 42 94 59 271 4949| 28 212 M = | | 9! 30 1 60° | 239 551.32 23 37:2» 2 48 | 42 40 a6) 125| 88 37 %# 252| [25 wi xD td Me v IN wa at 3:8 | 147) 112 35,20 EEE BR ME )h KB] 1a7 12 35, MS | &: 47 3 43.10 1087 | 420 304 116 231.28 5 ‚62| Zus. «| &s9| 2901 „65 15 #e. 4. D.9 25h! See H—I: 15.48 Prozent. les zusammen [+ 22 56.1542. 714 299 31.0 31.65] Zus... 2377 13341043 9.0 8.1 43.78 | Differenz I—I: 12.13 Prozent. 1180 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. Tabelle 4. | Prozente Ditferenz Versuchsreihe — Ik_I I. 1917 II. 1918 Sehr viel Pollen ....... 29.86 33.98 + 4.12 Wenig Pollen ........». 42.96 45-07 + 2.11 Das kann natürlich nur darauf beruhen, daß von den Pflanzen, die überhaupt zum Blühen kamen, im ersten Jahr verhältnismäßig mehr Weibehen, im zweiten mehr Männchen blühten, mit anderen Worten, auf einer durchschnittlich rascheren Entwieklung der Weib- ehen. Es fragt sich nur, ob das Zufall war oder als ein sekun- därer Geschlechtscharakter bei MHelandrium aufzufassen ist. Zur Beantwortung dieser Frage ziehen wir die beiden Versuchs- reihen zusammen, Tabelle 5. . in Prozent : 5 in Pro- J : Br | er in Pro- Tmı ahr Gesamtzahl 1) d z 4 FR zent 1917 2568 1632 936 63.55 36.45 48 13 209 1918 2065 1244 821 60.24 39.76 48.94 HR Zusammen... 33 13876 | 1787 62.08 37-92 48.52 Der mittlere Fehler des Mittelwertes für die 2568 Pflanzen des we Jahres ı ist ee == 917 1ıst V2568 zen des Jahres ı91 % 1918 & er des Mittelwertes für das erste Jahr ( 36.45) von dem Mittelwert für beide . Jahre (37.92) beträgt also 1.47 #0.96 Prozent, die des Mittelwerte für das zweite Jahr (39.76) 1.84 1.08 Prozent. Sie ist also nur andert- halb bis fast zweimal so groß als ihr mittlerer Fehler und nicht sicher“ gestellt. | =. Demnach kann das stärkere Hervortreten der Weibchen im ersten E. Jahr, der Männchen im zweiten, Zufall sein. Wahrscheinlich handelt . es sich jedoch trotzdem um einen sekundären Gesehlechtscharakte Dafür spricht nicht nur, daß beide Versuchsreihen, die mit sehr E 5 und die mit wenig Pollen, jede für sich im zweiten Jahr mehr ehen gegeben "haben, sondern auch. daß das die einzelnen wz ; pflanzen in beiden Versuchsreihen taten. Nur 925b I macht U ® Seas ‚hier sind, wieder in beiden Versuchsreihen, im 2 En = 0,96 Prozent, und der für die 2065 Pilan- 8. ung aryE — = 1.08 Prozent. Die Abweichung e a Eee Er a de Fe a 7, EB 2 ee en Re ÜORRENS: Experimentelle Verschiebung des (ieschlechtsverhältnisses 1181 Jahr die Weibchen relativ zahlreicher. In Tabelle 6 sind die Zahlen zusammengestellt. Tabelle 6. l. Sehr viel Pollen II. Wenig Pollen Versuchs- Prozent Prozent f ei 8 Differenz Meer di Differenz rt Y 1918—1917 n1 4 1918— 1917 1 32 37 5 43 4, +2 zıalll 26 32 + 6 43 50 +7 22b III u +13 35 39 +4 25bI 28 | 26 - 2 47 38 -9 Zusammen ..... 29.86 33.98 + 4.12 42.96 45.07 +211 Der Vergleich lehrt ferner, daß die Differenz zwischen dem Ver- suchsergebnis mit sehr viel Pollen und dem mit wenig Pollen, in Prozentzahlen der Männchen ausgedrückt, im zweiten Jahr geringer ist, als im ersten, und zwar um 2.01 Prozent, indem sie statt 13.10 nur 11.09 Prozent beträgt (Tabelle 7). Tabelle 7. ST m — — — jr Sehe, Prozent 4 Prozent Differenz Versuchsreihe - Da ex 27; : 18-191 i 1917 m 1918 5x fe es nn —— .- u 1 ‚Sehr viel Pollen....| 29.86 | #1.28:|. 3398. Zu5: +4.12 er HI. Wenig Polen; 42.96 + 1.38 45.07 + 1.51 +21: #205 Differenz II ,...... 13.10 +1.90 11.09 + 2.36 ng Das kann nur darauf beruhen, daß nicht nur überhaupt im weiten Jahre relativ mehr Männchen geblüht haben als im ersten, Wie wir eben sahen, sondern daß sich diese Zunahme der Männchen nicht gleichmäßig auf die beiden Versuchsreihen (mit sehr viel und mit wenig Pollen) verteilte, daß sie vielmehr in der einen Reihe, und zwar bei den Bestäubungen mit sehr viel Pollen, größer gewesen ist als in der andern Reihe, bei den Bestäubungen mit wenig Pollen. Es fragt sich wieder, ob dieser Unterschied zufälliger Natur ist. Schon für die Versuche mit sehr viel Pollen ist der mittlere Fehler: nn #1.97 Prozent, nur etwa halb so groß als die Differenz zwischen den e ‚beiden Jahren: 4.12 Prozent; diese ist also nieht sichergestellt. Und für die Versuche mit wenig Pollen ist sie es erst recht nicht, weil Sie: 2.11 Prozent. nur etwa so groß ist, als ihr mittlerer Fehler: 2.05 Prozent. Der Unterschied zwischen den beiden Differenzen: 412 — 2.11 = 2.01 Prozent, bleibt selbst hinter seinem einfachen mitt- leren Fehler von # 2.88 Prozent beträchtlich zurück. RR 1182 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7; Nov. Es spricht also einstweilen nichts dafür, daß das verschiedene Verhalten der beiden Versuchsreihen besondere Ursachen hat; es scheint ein Spiel des Zufalls zu sein. Bei den Versuchen, über deren Abschluß eben berichtet wurde, war die Pollenmenge bei den Bestäubungen mit wenig Pollen zwar so klein, daß keine Konkurrenz der Pollensehläuche stattfinden konnte, aber immerhin so groß, daß noch nahezu alle Samenanlagen der Frucht- knoten auch wirklich befruchtet wurden (1917, S. 701). - Unter den neuen Versuchen, die im Sommer 1917 ausgeführt wur- den, waren auch solche, bei denen die Pollenmenge viel geringer gewählt wurde, so daß meist sehr viel weniger Samen aus den ein- zelnen Kapseln geerntet wurden, als Samenanlagen vorhanden gewesen waren. Es wurde dazu eine neue weibliche Versuehspflanze, 37 b, und ein neues Männchen, 37e, verwendet. In den 118 Kapseln, die so er- zeugt worden waren, fanden sich zwischen 7 und 275 Samen, die auch äußerlich tauglich erschienen. Davon wurden zunächst dreißig Kapseln ausgewählt, die zwischen 52 und 101 Samen gegeben hatten, und ihr Inhalt als Versuch 233 bis 262 ausgesät. Außerdem waren mit den- selben Pflanzen zur Kontrolle Bestäubungen mit sehr viel Pollen aus- geführt worden, nach denen die Kapseln zwischen 314 und 445 Samen gaben, die äußerlich als ganz gut erschienen; das Maximum rührte von einer sechszähligen Kapsel her. Hiervon wurde der Inhalt von 7 Kap- seln als Versuch 226 bis 232 ausgesät. Die kleine Tabelle 8 bringt die Ergebnisse, soweit die Pflanzen bis jetzt blühten. Die Differenz zwischen den Prozentzahlen für die Tabelle 8. Versuche Gesamt- | Q | 4 | g in Eu zahl | | ' Prozent Se 226—232. E (sehr viel Pollen) | HT 793 | 508 35.25 I 6 |. 513. 1.0453 46.89. : Herabsetzung der Pöllenmenge hat Männchen bewirkt. Es war eben s En t venig Pollen die Konkurrenz zwischen den m. isges haltet : daran konnte durch Herabgehen mit purer nichts mehr geändert werden. ÜoRrrENSs: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1183 Es beweist das, daß die Zahl der Pollenkörner nicht als solche sondern durch ihr Verhältnis zur Zahl der zu befruchtenden Samen- anlagen, durch die Konkurrenz, auf das Geschlechtsverhältnis wirkt. Auffallend ist die durehsehnittlich größere Zahl Männchen in bei- - den neuen Versuchsreihen. Bei der Bestäubung mit sehr wenig Pollen kommt das Verhältnis 53.119:46.89 4‘ schon recht nahe an das »mecha- nische« Verhältnis 500:50.% heran. Sehuld daran sind wohl Eigen- heiten der neuen Versuchspflanzen, wie sie wahrscheinlich auch zwischen = den Weibehen ler ersten Versuchsreihen vorhanden sind Ieh hoffe, ” darauf nach dem Absehluß dieser Versuche zurückkommen zu können. I. Das Gesechlechtsverhältnis nach EN SIOEE mit ‘ mäßig viel Pollen. Wenn das Geschlechtsverhältnis bei Melandrium von RE Zahl der Pollenkörner abhängt, die zur Bestäubung verwendet werden, so muß ‚sich diese Abhängigkeit für die bestimmten Versuchspflanzen graphisch durch ae Prozentzahlen eines bestimmten Geschlechtes darstellen lassen. ' Man trägt auf der Abszissenachse die Pollenmengen in ansteigender Folge n: auf, errichtet als Ordinaten Gerade, deren Längen den zugehörigen Pro- zentzahlen für ein bestimmtes Geschlecht entsprechen, und verbindet die ndpunkte der Ordinaten. Anfang und Ende dieser Linie sind schon durch die Versuche mit einem Maximum und einem Minimum an Pollen- körnern festgelegt: wie sie dazwischen verläuft, ist noch unbekannt. | 1916 waren ab bei allen vier Versuchspflanzen auch noch Bestäubungen mit mäßig viel Pollen ausgeführt worden, nämlich mit So viel, als eine ganze Anthere enthält. Es mögen das (nach Stras- BURGER, 1910, S. 447 für Melandrium rubrum) etwa 2500 Körner sein, ‚Während bei reicher Bestäubung etwa 50000, bei armer etwa 400 ber verwendet wurden (1917, 8.700). Die so erhaltenen Samen te ich 1917 leider aus Mangel an Platz und Zeit nicht ausgesäet. | 8 wurde das zum Teil nachgeholt, um einstweilen wenigstens en weiteren Punkt der Linie festzulegen. Dabei mußte ich frei- ‚eine Fehlerquelle in Kauf nehmen. Sie bestand darin, daß die en bei der Aussaat nieht frisch, wie bei den vorigen Versuchen, en schon ein Jahr alt waren, und daß bei ‚dem Altern des Saat- i Embryonen des einen Geschlechtes ‚möglicherweise früher se n als die des andern. Dann würde natürlich nach Aussaat ten Jahr ein anderes Geschlechtsverhältnis gefunden werden bei der Aussaat im ersten Jahr. Die Keimfähigkeit überhaupt i 4 Jahren sehr stark herabgesetzt; Samen von gen ne die im September 1913 gesammelt worden Ein Alter : en, vd 1917 nur noch in es Progentäahl, 4 D 1184 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. unterschied von einem Jahr könnte also hinsichtlich der Keimfähig- keit schon etwas’ ausmachen; doch brauchen sich die beiderlei Samen ja nicht wesentlich verschieden zu verhalten. Ich kann zur Zeit die Bedeutung dieser Fehlerquelle nicht beurteilen. Die Aussaat erfolgte am 9. Februar. Die Sämlinge wurden zu- nächst in Kisten pikiert, dann ins Freie ausgepflanzt und vom 5. Juni ab alle ı4 Tage revidiert, wobei die blühenden Pflanzen jedesmal sorgfältig ausgegraben wurden. Die letzte Untersuchung, geschah am 25. Septembö£r. Die bisherigen Ergebnisse sind in Tabelle 9 zusammengestellt. Tabelle 9. —,__ we 2 ART ae, En Q Ver- ee Ter- v Zahl | Ge- d r Air Zahl | Ge- OÖ er- | suchs- 3 Ä Ver- |suchs- ” : Pro- ich der |jsamt- d& ı Pro- I der |samt- % d suchs- | num- ER DR De suchs- | nım- Re Be zent “ NL | an ı ri pfllanze | mer | pflanzefj mer N 83 382 105 | 67 95 111 84 377 1102 | 54 96 92 ni 8 | eu 5 375 143 | ‚95 97 i ; = 86 373 | 102 60 = 98 87 il # 87 33:1 94 | 59 = 99 79 | 88 Fo ® 373 “#147 N 100 69 n Zus., 2253 640 | 382 Or 10I 66 Ä n 102 64 y } 10 63 2 Ey 89 26: 28 | 2ı Se > ri = 90 BEE 46 E | Me 253 a5| ı7 Zus. 767 Re e. 244 3 Be >Y 9 ‚36 | 22 = au: 9% Hi 3838| 2 s; 94 241 32 } 17 105 3230 : _ Wise 106 302 a . 1500 | 204 123 er 107 293 “ | Die 108 290 en 3 j T Bo 109 289 Baer Abis D zu- | ! | a 110 279 | | BAER a 2096 655 441 40.24 Zus. 1773 m = + 1.48 ' #ıe krozentzahl der Männchen ist für alle vier V u er 40.24, liegt also, wie zu erwarten war, zwischen den * : en für sehr viel Pollen (31.65) und wenig Pollen 378 | : verhalten sich die Prozentzahlen der Männchen bei drei \ nu vie weiblichen Versuehspilanzen. Nur bei einer, 22b Hl, jung mit ‚mäßig viel Pollen mehr Männchen t Rn die, mit wenig Pollen (37.6 Prozent); d Correns: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1185 die Gesamtzahl so klein (83 Pflanzen), und der mittlere Fehler so groß (# 5.5 Prozent), daß auf diese Abweichung gar kein Gewicht zu legen ist. In der folgenden kleinen Tabelle ı0 sind nun die Ergebnisse aller drei Versuchsreihen mit den vier Weibchen zusammengestellt. Neben den absoluten Zahlen der Pollenkörner, die zu den Be- stäubungen verwandt wurden, sind auch die relativen Zahlen auf- genommen. Sie geben an, wieviel Pollenkörner ungefähr auf jede der durchschnittlich 350 Samenanlagen im Fruchtknoten bei jeder Bestäubungsweise kommen, sind also ein direktes Maß der Kon- kurrenz. Tabelle ıo0. Bestäubung Ergebnis | Pollenkörner| Weibchen | Männchen Pollenmenge auf eine in in 2 Samenanlage] Prozent | Prozent | a | wenig (ca. 400 Körner).....- 1.14 55.41 44.59 b | mäßig viel (ca. 2500 Körner). 7 59.76 40.24 e sehr viel (ca. 50000 Körner).. 143 62.35 31.65 Stellt man nach diesen Angaben in der eingangs (S. 1183) vor- geschlagenen Weise die Abhängigkeit des Geschlechtsverhältnisses von der Pollenmenge dar, etwa mit den Prozentzahlen für die Männchen — vgl. Fig. ı —, so erhält man keine gerade Linie, sondern eine, 457 Alınrrmam der d 7 Ey #8 Verhältnis Pollenkörner Samenanlagen zwischen der Stärke der Konkurrenz unter der Erklärung im Text. 100 Fig. 1. Graphische Darstellung der Beziehungen beiden Pollensorten und dem Geschlechtsverhältnis der Nachkommen. Sitzungsberichte 1918. 1186 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. die infolge der Lage des Punktes b (für die Bestäubung mit mäßig viel Pollen) stark nach unten eingeknickt ist. Sie sinkt steil von a (44.59 Prozent) nach b (40.24 Prozent) und sehr allmählich ‘von b (40.24 Prozent) nach ce (31.65 Prozent). Die Belegung‘ der Narben mit der Pollenmenge einer Anthere hat also weniger Männchen gegeben, als zunächst erwartet werden konnten. Es erklärt sich das wahrscheinlich so, daß die maximale Wirkung der Konkurrenz unter den Pollenkörnern schon bei einer viel geringeren Pollenmenge eintritt, als bei den Versuchen e (Bestäubung mit »sehr viel« Pollen) verwendet wurde. Man wird einstweilen annehmen dürfen, daß die Wirkung der Konkurrenz proportional der Pollenmenge ist, sich bei graphischer Darstellung also als eine Gerade herausstellt. Unter dieser Voraussetzung läßt sich aus den beiden Ergebnissen für die Bestäubung mit wenig und mit mäßig viel Pollen durch Rechnung oder Konstruktion — dureh Verlängerung der Strecke a b, bis sie die Linie für das Minimum der Männchen schneidet, und Messen der Entfernung von d bis zu der Ordinatenachse — leicht finden, daß das Maximum der Konkurrenz, ‚31.65 Prozent Männchen, schon eintritt, wenn, absolut genommen, etwa 7350 Pollenkörner, also etwa drei Antheren, zur Bestäubung vel- wendet werden, oder, relativ ausgedrückt, wenn je 20 Pollenkörner um jede einzelne Samenanlage im Fruchtknoten konkurrieren können. Bei den Versuchen mit sehr viel Pollen wäre demnach weitaus der größere Teil der Körner, fast °/,, ganz überflüssig gewesen. Weitere Versuche müssen zeigen, ob diese angenommene Pro- portionalität zwischen Pollenmenge und Konkurrenz wirklich besteht. Daß für die Wirkung der Pollenmenge nicht nur eine untere, sondern auch eine obere Grenze besteht, erscheint ganz verständlich. Kommt € bei der Konkurrenz doch nicht darauf an, wieviel Pollenkörner über- haupt auf die Narben gebracht werden können, sondern darauf, wieviel dort die nötigen Keimungsbedingungen finden. Nach überreicher Bestäubung kann das bei sehr vielen Körnern nicht der Fall sein- Wir dürfen daraus überhaupt die Lehre ziehen, daß es bei solchen Ver" suchen nicht bloß darauf ankommt, wieviel Pollen auf die Narben gebracht wird, sondern auch, wie es geschieht, ob eine bestimmte Pollenmenge gleichmäßig über eine große Narbenfläche verteilt pder als ul eye Klumpen aufgetragen wird. Je nach der ungleich diehten Verteilung wird die Zahl der Körner, die zum Keimen kommen, m | en ‚aueiallen, und die Konkurrenz größer oder kleiner sei: ee sich nach der absoluten Menge der Körner annehmen ließe. CorrREnS: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1187 Einen ganz ähnlichen Mittelwert, 41.17 %#0.29 Prozent Männchen statt 40.24 &1.48 Prozent, geben auch die Versuche 111-— 170, die im Abschnitt III (S. 1183) besprochen werden sollen, und bei denen ebenfalls die Pollenmenge einer einzigen Anthere zur Bestäubung ver- wendet worden war. Dazu müssen die Ergebnisse der oberen und der unteren Kapselhälften der Tabelle 13 (8. 1194) zusammengezogen werden, wie es in Tabelle ıı geschehen ist. Tabelle ı1ı. | ER ARE ; Differenz der Prozente 9 Versuchs- | Gesamt- 9 g | en iz Sek ren Mittelwert pflanzen zahl | Prozent | Prozent 41.17 SEEN | | | 4ıb 631 .|7 391 |. 240 | 38:03 #1.93 0 57b 333 | 190 | 143 | 42.94 +2.71 +1.77 62k 1146 | 643 503 | 43.89 | #1.46 +2.72 67b. 800 | 438 312 | 39.00 +1.72 —2.17 T ui N Zusammen ....| 2910 | 1712 | 1198 | er | a am Die Resultate sind freilich an anderen Versuchspflanzen gewonnen worden, und wir können sie nicht mit Ergebnissen der Bestäubung mit sehr viel und mit wenig Pollen bei denselben Objekten ver- gleichen; immerhin scheint mir die Übereinstimmung der verschiedenen Versuchsreihen in der Prozentzahl Männchen beachtenswert. Bei den früheren Versuchen war mir schon aufgefallen, daß die Samen, auch wenn sie äußerlich ganz tauglich aussahen, nur teilweise 'gekeimt waren. Von den mit sehr viel Pollen erzeugten hatte ich 55 Prozent, von den mit wenig Pollen erzeugten 57 Prozent Keim- linge erhalten (1917, S. 703, Tabelle 3). Ich säte deshalb bei dieser und der folgenden Versuchsreihe (Abschnitt II) viel mehr Samen aus, erhielt aber ein noch schlechteres Resultat. So gaben beim Weibchen 15d 2253 Samen nur 5ı Prozent Keimlinge, statt 69 Prozent wie früher, und beim Weibchen 25b I ı773 Samen nur 14 Prozent, statt 35—-40 Prozent. Darin kann natürlich ebenfalls eine Fehlerquelle stecken. Die Samen mit männlichen Embryonen konnten schlechter oder besser keimen als die mit weiblichen. Bei den Versuchsreihen des Ab- Schnittes I (mit sehr viel und mit wenig Pollen) konnte das keinen ‚Merklichen Einfluß haben, da bei beiden ja, wie Tabelle 3 der früheren Mitteilung zeigt, die Samen annähernd gleich gut (oder gleich schlecht) keimten. Wohl konnte das schlechtere Keimen aber bei der neuen Versuchsreihe, deren Ergebnis mit dem der beiden früheren verglichen werden sollte, eine Wirkung haben. i 100* 1188 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. Da ich noch genug Material hatte, machte ich am 27. Juli eine "zweite Aussaat, bei der die Samen erst 24 Stunden eingequellt wor- den waren und dann auf der Oberfläche der vorher sterilisierten Erde verteilt wurden. Die Töpfe wurden zunächst mit Glasscheibe gedeckt. Erst als die Keimung allgemein eingetreten war, wurde etwas Erde überstreut und die Scheiben abgenommen. So erhielt ich ein viel besseres Resultat: bei dem Weibchen ı5d keimten nun von 2076 äußerlich tauglichen und 17 fraglichen Samen 1746, also 84 Prozent, und bei dem Weibchen 2 5bI von 1890 Samen 1020, also wenigstens 54 Prozent. Offenbar befördert das Licht die Keimung, und waren die Samen früher zu hoch mit Erde bedeckt worden. Die Ergebnisse dieser zweiten Aussaat, verglichen mit denen der ersten, werden später zeigen, ob die zweierlei Samen, die männlichen und die weiblichen, gleich gut keimten, oder ob unter den gegebenen Bedingungen das eine Geschlecht im Nachteil war. II. Die Abhängigkeit des Geschlechtes des Samenkorns von der a Stellung der Samenanlage in dem Fruchtknoten. Als sich 1917 der Einfluß der Pollenmenge auf das Geschlechts: verhältnis immer deutlicher in den Versuchsergebnissen zu zeigen he gann, habe ich teils noch im selben, teils im folgenden Sommer ein Reihe weiterer Versuche angefangen, die einerseits unsere Kenntnis des Einflusses der Pollenmenge vertiefen, anderseits die Abhängigkeit des Geschlechtsverhältnisses von anderen Eingriffen prüfen voller Von den Versuchen der ersten Art hat einer, über die in ni 1 schrift genannte Frage, bereits ein sicheres Resultat ergeben In. deshalb hier kurz beschrieben werden. Für alle Fälle darf ich wohl das Folgende vorausschieken, W#* auch zum Verständnis späterer, hier noch nicht zu besprechender a suche dienen kann. ; In den Blüten des weiblichen Melandrium sitzt ein länglich-eiförm" en Fruchtknoten, der auf seiner Spitze die fadenförmigen Griße e Je nach der Sippe 5, oder: oft 6 und mehr, oder weniger als 5 sie Diese Griffel sind, je nach dem Individuum beziehungS it are der Sippe, sehr verschieden ausgebildet, vor allem länger oder Ze _. oder dünner, stumpflich oder spitzig, schwach bogig S- ung: en bis deutlich schraubenförmig, abgesehen von der Einroll = ec o. dem Altern stets eintritt und verschieden weit geht- a une ‚ nnen gekehrten Flanke trägt jeder Griffel einen Streifen N e pepllen, der, an der Einfügungsstelle auf dem Fruchtknoten sehr a. Ki 1189 sich nach oben zu immer mehr verbreitert und schließlich die ganze Spitze rundum be- deckt. Schneidet man den Fruchtknoten der Länge nach auf — Fig.2 —, so sieht man die Samenanlagen, etwa 350 an Zahl, an der kegelförmigen zentralen Plazenta in breiten Streifen sitzen, die der Zahl der Griffel ent- sprechen, also meist zu fünf vorhanden sind und durch tiefe Furchen getrennt werden. Jeder dieser Streifen besteht eigentlich aus zwei Reihen Samenanlagen, den Rändern der . Fruchtblätter entsprechend, die mit der Achse den Fruchtknoten und damit auch die Pla- zenta aufbauen; durch Verschiebungen werden die Reihen aber größtenteils mehrzeilig. Die tiefen Längsfurchen entsprechen den zarten Scheidewänden, die im befruchtungsreifen Fruchtknoten bis zur halben Höhe gehen (vgl. EicHzer, 1878, S. 113, zur Entwicklungsge- ÜoRRENS: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses Fig. 2, Melandrium. Durch Ent- fernung der vorderen Hälfte der Fruchtknotenwand (und zweier Griffel) ist die Plazenta mit den schichte GoEBEL, 1883, S. 322). Die Spitze des Plazentakegels steht durch einen dicken Strang gestreckter Leit- zellen mit dem Dach der Fruchtknotenwand und dort mit dem Leitgewebe der Griffel in Verbindung. Nach unten teilt er sich in zehn Stränge, die paarweise in den schon erwähnten Furchen der Plazenta verlaufen und mit langen, zarten, einzelligen Haaren dicht bedeckt sind. Diese Haare gehen zwischen die kam- Py lotropen, annähernd wagerecht orientierten Samenanlagen hinein, die ihre Mikropylen gegen die Furehen wenden. Durch die Haare wird die Verbindung zwischen Leitstrang und Mikropyle der Samen- anlagen hergestellt. Die Schläuche der Pollenkörner, die auf den Narbenpapillen der Griffe] keimen, dringen zunächst zwischen Kutikula und Zellulosewand “er Papillen ein!, wachsen zwischen ihnen abwärts und zwängen sich ee ! STRASBURGER (1884, S. 43, 1886, S. 76) gibt an, daß die Pollenschläuche er Angeschmiegt an den Papillen abwärts wüchsen und zwischen ihnen in den Grift . “eien meiner Prä können, daß der Pollen- “Alauch die Kutikula gleich oder sehr bald durchdringt und an ihrer Innenseite *; - Kutikula muß doch einmal 1190 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nor. dann am Grunde der Papillen zwischen diesen ins Innere der Griffel, in dem sie in einem Leitgewebe nach unten, nach dem Fruchtknoten zu, wachsen. Aus diesem Leitgewebe gehen sie in den schon er- wähnten Leitstrang über, der die Insertion der Griffel mit der Spitze der Plazenta verbindet, gelangen aus diesem in die Leitstränge in den Längsfurchen und mit Hilfe der Haare zu der Mikropyle der Samen- anlagen, in die sie eindringen, um die Befruchtung auszuführen. Daß dieses Eindringen nieht bloß vom Zufall abhängig sein kann, geht daraus hervor, daß bei annähernd gleicher Zahl von Pollenkörnern und Samenanlagen doch fast jede Samenanlage befruchtet werden kann. Es ist nun klar, daß bei dieser Einrichtung des Fruchtknotens die Pollenschläuche zuerst zu den obersten Samenanlagen kommen, dann zu den tieferstehenden und zuletzt zu den untersten. Man wi auch annehmen dürfen, daß im allgemeinen jeder Pollenschlauch in die erste Samenanlage, die ihm in den Weg kommt, eindringt. Dann werden die zuerst ankommenden Pollenschläuche die obersten, die zuletzt ankommenden die untersten Samenanlagen befruchten. Wenn nun die Schläuche der weibehenbestimmenden Pollenkörner im Durch- schnitt rascher wachsen als die der männchenbestimmenden, so haben die obersten Samenanlagen die meiste Aussicht, von ihnen befruchtet zu werden, und es muß ein Zusammenhang zwischen der Stellung der Samenänlagen im Fruchtknoten, und später der der Samenkörner in der Frucht, und dem Geschlecht der Embryonen in den Samen körnern bestehen. Ich begann deshalb im Juli und August 1917 eine Reihe ein schlägiger Versuche mit neuen Pflanzen, die aus den Versuchen mit sehr viel und mit wenig Pollen stammten, nämlich vier Weibchen: 41b, 57b, 62k, 67a, und einem Männchen: 37e. Bei jeder Bestäubung wurde der Inhalt einer ganzen Anthere verbraucht. Der Pollen w# ‚stets ganz frisch. Von den ı0 Staubgefäßen der Blüten des Männ- chens öffneten am Nachmittag des ersten Blühtages vor der Ausbreitung der Blumenblätter etwa die Hälfte ihre Antheren. Mittags ı Uhr de darauf folgenden, zweiten Blühtages wurden die übrigen dann noch geschlossenen Antheren in einer Petrischale gesammelt. Um 57 nachmittags, wenn mit den Bestäubungen begonnen wurde, ware m. ausnahmslos alle aufgesprungen und konnten mit einer nadelscharfen Pinzette erfaßt und im Schlund je einer weiblichen Blüte, BEER = | | .. warhen, Höhe der Griffel, abgestrichen werden. — Erst nachträ8” R h FR a y» 14. die Amer Ihe Widerstand ist wohl an den oft merkwürdigen Wegen Se | | — Teleologisch erscheint das auch ganz verständli Be durchbrochen werden und schützt so den Pollenschla ” CorrEns: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses * 1191 habe ich gemerkt, daß der Versuch ein noch schärfer ausgesprochenes Ergebnis hätte geben müssen, wenn eine geringere Pollenmenge — so- viel als eben zur Befruchtung der meisten Samenanlagen des Frucht- knotens ausgereicht hätte — verwendet worden wäre (S. 1195). Die ersten eben reifen Kapseln habe ich mit scharfem Messer quer durchschnitten. Ich fand aber bald, daß das gar nicht nötig ist, und die Trennung sehr gut ohne Verletzung von Samen ausge- führt werden kann. Sobald sich die Kapselzähne der reifen Früchte zu Spreizen begannen, wurde mit einer nicht zu scharfen Messerspitze durch einen Kreisschnitt die Wand der Kapsel in eine untere und obere Hälfte zerlegt, das obere Stück sorgfältig abgehoben und die so freigelegten Samen der oberen Plazenta-Hälfte getrennt von dem Reste eingesammelt. Wichtig ist, daß die Kapseln zur rechten Zeit, während des Öffnens oder kurz vor demselben, geerntet werden. Bei der zum Aufspringen reifen Kapsel ist nämlich noch kein größerer Zwischenraum zwischen Fruchtknotenwand und Samen vorhanden. Später vertrocknet aber die Plazenta und schrumpft unter Bräunung zusammen. Dadurch entsteht ein Raum zwischen Fruchtknotenwand und Plazenta, in den die oberen Samen herunterfallen können, wenn sie sich durch ebendies Schrumpfen von den stehenbleibenden Stielen loslösen. Ist das auch nur teilweise geschehen, so ist eine sichere Trennung der beiden Abschnitte natürlich nicht mehr möglich. — Ich fand es am besten, alle Kapseln, die aus den Bestäubungen eines Tages entstanden waren, sofort zu ernten, wenn die erste sich u öffnen begonnen hatte. Sie sind dann alle reif genug, wenn sich das Aufspringen auch noch verzögern kann. Im ganzen wurden 30 Kapseln halbiert geerntet. Beim Aus- zählen der Samen zeigte es sich, daß die oberen Hälften stets weniger Samen gegeben hatten als die unteren, zwischen 29 und 49 Prozent der Gesamtzahl. Der Kreisschnitt war also meist etwas zu hoch ge- worden. Die oberen und unteren Hälften wurden Bewenns am 16. Februar 1918 als Versuch 111—170 ausgesät. Dabei wurde der schon erwähnte Fehler (S. 1187) gemacht, und die Samen zu stark mit Erde überstreut, so daß recht wenig keimten. Doch ist aus beider- lei Hälften im Verhältnis annähernd gleich viel aufgegangen. Von den ausgesäten 3713 Samen der oberen Abschnitte gaben nämlich 15 Br linge, also 41.75 Prozent, und bis jetzt 1204, also 32-43 TE Pflanzen, von den 5673 der unteren Abschnitte 21 Keimlinge, also 37,12 Prozent, und EUOR ‚BIEO 2007 en, 7 Stimmbare Pflanzen. Der Fehler hat demnach den Umfang der en Suche beeinträchtigt, den Unterschied in dem een ' Zwischen dem oberen und unteren Abschnitt der Kapseln jedoch nieht 1192 ° Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. merklich treffen können. Obwohl die Differenz — 4.63 Prozent bei den Sämlingen und 2.36 Prozent bei den blühenden Pflanzen — klein ist (letztere Differenz hat den mittleren Fehler = 0.98 Prozent), ist es wahrscheinlicherweise doch kein Zufall, daß die Samen des oberen Abschnittes etwas bevorzugt sind. Denn wenn man die vier Versuchs- pflanzen einzeln betrachtet, wie es in Tabelle 12 geschieht, haben Tabelle ı2. n Obere Hälften | Untere Hälften | | | | | vor tz. te | in | Ver- er a |Keim- IN jbiuhende: in | Ver Zahl ID. jkhende es suchs- | der | nn Pro- | Pfla | Pro- | suchs- | der li | Pro- RE Pro- pflanze Samen) zent | | zent || pflanze [Samen 89 | zent | zen | II | 4ıb 836 | 369 | 44 || 285 34 | 4ıb‘-| 1357 508 | 37 346 26 59 | 130 | 36 | 57b 602 | 276, #6 203 | 32 62k | 1632 | 641 | 39 491 30 | 62k | 2329 | 807 | 35 67a | 881 | 326 | 3700| 298 | 34 | 67a | 1385 || sı5 | 37.18] so2_| 32.43 | Zus. ...| 5673 || 2106 | 37.12| 1706 | 30.07 I Zus... | 3713 || 1550 | 41.75|| 1204 ee bei drei die oberen Abschnitte ebenfalls mehr Keimlinge und blühende Sämlinge gegeben als die unteren, nur eine, die letzte, verhielt sich umgekehrt. Die Bevorzugung könnte mit der größeren Zahl Weibehen- samen in der oberen Kapselhälfte zusammenhängen. Die ins Freie ausgepflanzten Sämlinge wurden vom 4. Juni ab alle vierzehn Tage revidiert, zuletzt am 25. September. Dabei wurden die blühenden Pflanzen sorgfältig entfernt. Das Gesamtergebnis wär: Von 1204 Pflanzen, die aus den oberen Kapselabsehnitten stammten, waren 792 weiblich und 412, also 34.23 Prozent, männlich. Von ı706 Pflanzen, die aus den unteren Kapselab- schnitten stammten, waren 920 weiblich und 786, also 46.07 Prozent, männlich. Die Differenz der Prozentzahlen ist 11.84. Berechnet man die Zahl der Männchen, die auf 100 Weibehen kommen, so sind es für die oberen Kapselhälften 52.0; für die unteren 85.4. Ziehen wir beide Versuchsreihen zusammen, so erhalten Wr 910 Pflanzen, von denen ı712, also 58.83 Prozent weiblich und 1198, also 41.17 Prozent männlich waren. Legen wir diese Zahlen zugrunde und berechnen den wahrscheinlichen Fehler für die 1204 Pflanzen aus den oberen Abschnitten, so erhalten wir m = + 1.4? Prozent, während die beobachtete Abweichung (34.23—41-17 ei | a Prozent beträgt. Für die 1706 Pflanzen der unteren Ab- us CorrEnS: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1193 schnitte beträgt der mittlere Fehler &£ ı.19 Prozent, während die beobachtete Abweichung (46.07 —41.17 =)-+ 4.90 Prozent ausmacht. Die Abweichung ist also vier- bis fünfmal so groß als der mittlere Fehler des Mittelwertes und darf als völlig gesichert angesehen werden. Tabelle 13 bringt das Ergebnis der einzelnen Zählungen zu- sammengefaßt, aber das der einzelnen Kapseln getrennt aufgeführt. Die Tabelle zeigt, daß auch jede der vier Versuchspflanzen für sich allein genommen aus den oberen Kapselabschnitten mehr Weibchen gegeben hat als aus den unteren: 4ıb um 14.97 Prozent, 57b um 7.35 Prozent, 62k um 12.65 Prozent und 67a um 10.28 Prozent mehr. Ja, selbst bei den einzelnen Kapseln ist das fast immer noch deutlich, trotz des relativ sehr kleinen Umfanges der Einzelversuche, die zwischen ı5 und 99 Pflanzen (im Mittel 48.5) umfassen. Um das zu zeigen, sind in der letzten Kolonne der Tabelle 12 die Differenzen zwischen den Prozentzahlen an Männchen der unteren und der oberen, aus einer Kapsel gebildeten Abschnitte zusammengestellt. Bei 25 Kapseln sind sie positiv und machen ı bis 24 Prozent aus, bei einer Kapsel ist die Differenz null und bei 4 negativ (41 b ö—= — 2ı Prozent, 57by=-— ıı Prozent, 57be= — 2 Prozent, 67447 = — 0.9 Prozent). Möglicherweise sind die zwei Resultate, die am stärksten abweichen, durch eine Verwechslung der Abschnitte beim Ernten, Auszählen oder Aussäen entstanden. Der Unterschied im Geschlechtsverhältnis zwischen den Nach- kommen aus den oberen und unteren Abschnitten der Fruchtkapseln ist also ganz sichergestellt. Der Versuch ist so ausgefallen, wie es zu erwarten war, wenn die weibehenbestimmenden Pollenkörner ihre Spermakerne wirklich rascher zu den Eizellen in den Samenanlagen ringen. Er bestätigt durchaus diese unsere Annahme. - Natürlich hat auch hier die Zahl, in der die Pollenkörner auf die Narbe gebracht werden, Einfluß auf den Ausfall des Versuches. Wenn nur sehr wenig Körner verwendet werden, wird sich zwar der Einfluß der Stellung der Samenanlagen zunächst noch immer geltend machen, es werden sich aber alle reifen Samen in der. oberen Hälfte der Kapsel finden. Schließlich, bei ganz armer Bestäubung, wird, . Wenigstens theoretisch, der Einfluß der Stellung gleich Null, und man Wird erwarten, alle dann noch gebildeten Samen auf annähernd der gleichen Höhe zu finden. Beim anderen Extrem, wenn ra viel Pollenkörner verwendet werden, werden die Chancen für die Mannoben i Stimmer überhaupt ungünstiger, und damit steigen die Eee _ „der Weibehenbestimmer, auch in dem untern Abschnitt des Frucht- 1194 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. Tabelle ı3. Ergebnisse der einzelnen Kapseln. Q I. Oberer Abschnitt 1. Unterer Abschnitt Diffe- ER N a ES A En der suchs- | Ver- | Zahl |Prozent | Pe g [Ver | Zahl | | a. Fe pflanzelsuchs-| der |der Ge- Pflan | ip suchs-| der |Pflan- p zent- und Inum-| Sa- | samt- | zen | ? | d | #79 Inum-| Sa- | zen 9 | | Pro- | zahlen Kapsel mer | ınen | zahl zent | mer | men zent | II—I | al ııı | 128 37 41 ae 9 a a 67| 31) 36| 54 +27 Pl rıa3 | 2 47 44| 32| ı2| 27 | 114 | 1235| 4o| 20 20| 50 +23 ylııs 85 Fo) 33| 22| 11) 33 | 116 | am | 2| 32 30 | 48 +15 dl ıı7 | so 43 36| ı8| 18] 50 I 118 | 20 | 24 | 17) 7) 29 | —ı = ef 119 | 105 | #7 43| 34 21 1120 | 1 | 23| 14 9 39 | +18 Sf] ı2ı s| # | 20| | 3| Z | ı22 66: 1:33. 201: 29 | 39 | +4 nl 1233| 28| 8 | 41| 261 ı5| 37 (124 | 2 | 64| 37| 27 | 42 1+5 Sf ıa5 | 3 | 27| 2ıl 6) 22 [126 | u | 33| 20| 13) 39 | +17 } NT Pr Zus. | 836 | ® 285 |200| 85 | 29.83] Zus. | 1357 | 346 | 191 | 155 | 44.80 | +14-97 m=+2.71 m = 42:67 alı27 | si 2 24| 1ı6| 8| 33 | 128 80 35| 15| 20| 57 | +24 Plı9 » Er. al IT ıgo ku) 47005 22| 47 | +18 jr] ia | | 4 1.26] 13| 13| 50 | 132 | x | 36| 22 14 39 | —ıı! nldlı3| n| 8 | 20 | 13.90.00. 1.134 1 20 38 27| 24| 7 | „2 ei 135 sl 4 43) 26| 17 | 40 Fı136 | 5 | 44] 21) 13 | Eee. Zus. 364 | | 130 | 80 | 50| 38.46 Zus. | 602 | 203 110] 93 45.81} +17-35 m= +4.27 m = +3.50 el ı377 | ı9j| 0 | 50 | 36| 14| 38 | ı38 | 2» | 65] 35| 30| 46 | +18 Pl 139 | 221 49 1.771 38| 39! 51 140 | 234 8838| 43/1 45, 51 + 0! 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CorRENS: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1195 knotens Samenanlagen zu befruchten. Am klarsten wird sieh der Ein- fluß der Stellung der Samenanlagen zeigen, wenn so viel Pollenkörner auf die Narben kommen, daß gerade noch jede Samenanlage befruchtet wird. Wir hatten eine größere Menge, etwa das Fünffache, verwendet. Es ist also wahrscheinlich, daß Versuche mit einer geringeren Pollen- menge noch schärfere Resultate geben würden. Aber auch dann würden zweifellos in den oberen Abschnitten noch viele männ- liche Körner sein und in den unteren viele weibliche. Schuld daran sind zweierlei Ur- sachen. Einmal ist es zwar sicher, daß im großen und ganzen die Chancen der Samenanlagen, befruchtet zu werden, von der Spitze der Plazenta gegen ihre Basis abnehmen. Ob eine Samenanlage befruchtet wird, hängt aber, auch bei voller Taug- lichkeit, nicht ausschließlich von ihrer Stellung an der Plazenta ab. Ich habe wiederholt (1917 und 1918) Bestäubungen mit ganz wenig Pollen ausgeführt. Sinkt die Zahl der befruchteten Samenanlagen unter ein gewisses Minimum — etwa IO —, so tritt wohl eine gewisse, oft recht weit- gehende Entwicklung der Samen und Kapseln ein, dann bleiben sie aber doch stecken und vertrocknen. Es spielt eben stäubung mit Spuren von Pollen Auch hier, wie wohl überall, wo ein Frucht- entstanden sind. Vergr. 10. knoten mehrere bis viele Samenanlagen N enthält, das Reifungsminimum (1916, 8.19 Anm.) eine Rolle. In solchen Früchten findet man nun die wenigen tauben Samen zwar fast stets nur am oberen Drittel der Plazenta; es werden aber durchaus nieht immer bloß die obersten Samenanlagen befruchtet. Fig. 3 stellt eine solehe Plazenta mit den noch frischen, weitentwickelten Samenanlagen dar, die durch Bestäubung mit sehr wenig Pollen entstanden sind. Wie die Schläuche einzelner Pollen- ' körner werden sich auch bei reichlicherer Bestäubung die ersten Schläuche verhalten, die unten im 'Fruchtknoten ankommen und hie weibehenbestimmenden Pollenkörnern stammen ; sie werden auch nicht _ Immer alle obersten Samenanlagen befruchten. Was im einzelnen er Stimmt, ob ein Pollenschlauch an der nächsten Samenanlage vorbei- Wächst oder in sie eindringt, muß freilich erst durch weitere Unter- Suehungen ermittelt werden. 1196 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. Außerdem ist nicht zu vergessen, daß, wie die schon veröffent- liehten Untersuchungen gezeigt haben, die Raschheit — in der Kei- mung oder in dem Wachstum des Schlauches oder in beiden — bei ein und derselben Pollensorte verschieden sein muß, und daß der durchsehnittliche Vorteil der Weibehenbestimmer nur gering sein kann gegenüber den Schwankungen in der Raschheit innerhalb jeder der beiden Sorten Pollenkörner. Der Zufall wird also bei diesen Ver- suchen, wie bei den Bestäubungen mit verschiedenen Pollenmengen, dafür sorgen, daß in. der oberen Hälfte des Fruchtknotens auch männchenbestimmende, in der unteren auch weibehenbestimmende Pollenkörner zur Befruchtung kommen. — Es ist jedenfalls auffällig, wie der Unterschied im Geschlechtsverhältnis zwischen den Nach- kommenschaften aus dem oberen und unteren Kapselabschnitt dem zwischen den Nachkommenschaften nach sehr reicher und nach armer Bestäubung gleicht: er beträgt das eine Mal 11.84, das andere Mal 12.13 Prozent. Erst als ich meine Versuche schon begonnen hatte, ist mir be- kannt geworden, daß GiroU ne Buzarkıneues 1830 und 1832 ebenfalls die reifen Kapseln und Plazenten seiner Lychnis dioica quer durch- schnitten und die so erhaltenen oberen und unteren Hälften getrennt ausgesät hatte. Er erhielt das erstemal (1831, S. 145) von den oberen Abschnitten 512 Pflanzen, darunter 257 Weibchen und 255, also 49.80 Prozent Männchen, von den unteren Abschnitten dagegen 639 Pflanzen, davon 265 Weibchen und 374, also 58.53 Prozent Männchen. Die Differenz beträgt 8.73 Prozent. Die oberen Abschnitte hatten demnach, wie bei unseren Versuchen, verhältnismäßig mehr Weib- chen, die unteren verhältnismäßig mehr Männchen gegeben. Können = ze unseren heutigen Methoden dies Ergebnis als gesichert an sehen? Tabelle 14. Gesamt- | | :Yn= Versuchsreihe ar Prozent | Prozent | c in Pro- | Ö; m in Pro- zenten | ” n ? d zenten | ah Abschnitte ne 512 50.20 49.80 500 | #22! /ntere Abschnitte... | 639 41.47 58.53 49.27 | #195 Der mittlere Fehler der Differenz, # Y2.21° + 1.95’ beträgt 2 ag ist also etwas kleiner (8.73 Prozent) als das nn lache ihres mittleren Fehlers (4 8.85 Prozent) mäß ni ganz sichergestellt. ( 5 Prozent) und demge | + 2; CorrEns: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1197 Bei einem zweiten Versuch, vom Jahre 1832 (1883, S. 408), gaben die oberen Hälften unter 382 Pflanzen 182 Weibchen und 200, also 52.4 Prozent Männchen, die unteren von 346 Pflanzen 160 Weibchen und 186, also 53.8 Prozent Männchen. Wieder hatten die oberen Abschnitte verhältnismäßig mehr Weibehen gegeben als die unteren; die Differenz, 1.4 Prozent, ist aber diesmal so klein, wesentlich ge- ringer als ihr mittlerer Fehler, daß sie ganz unsicher ist. Aus diesem verschiedenen Ausfall der beiden Versuche Gmrovs würde man, ohne das sichere Ergebnis unserer neuen Versuche, den Schluß ziehen, daß irgendein anderer, nicht erkannter Einfluß im Spiele gewesen sei. Meines Wissens sind diese Versuche Grrovs nicht, wie andere des Forschers, nachgeprüft worden, wohl aus dem Grunde, weil ein derartiges Verhalten von vornherein zu unwahrscheinlich galt, und die Nachprüfung anderer Versuche ein negatives Resultat gab. In dieser Hinsicht ist der Fall besonders lehrreich und mahnt zur Vorsicht, unverständlichen Tatsachen gegenüber. Vor dem Nachweis der He- terogametie der Männchen und der Konkurrenz der weibchen- und männ- chenbestimmenden Pollenkörner mußte ein Einfluß der Stellung der . Samenanlagen im Fruchtknoten von vornherein ganz unglaublich er- scheinen, während er jetzt als ihre Konsequenz vorauszusagen war. Die richtige Erklärung gibt Gırou DE Buzareıneues nicht und konnte sie natürlich zu seiner Zeit nicht geben. Die erwähnten Versuche bilden nur einen Teil der Bestrebungen Grrous, nachzuweisen, daß beim Hanf und bei Melandriums Oben und Unten an der Pflanze einen Ein- fluß auf das Geschlecht der dort entstehenden Nachkommen habe. Ihre Ergebnisse genügen unseren kritischen Ansprüchen nicht; speziell eind die Differenzen zwischen den verschiedenen Etagen der Blütenstände von Melandrium zu klein, höchstens doppelt so groß als der mittlere Fehler des Mittelwertes'. Wie Girov, unter der Annahme parthenogenetischer Entstehung der Samen, das Verhalten durch die »vie interieure« deutet, Dip Bee die Spitze zunimmt und die Bildung der Weibehen begünstigt, Ber, über der nach oben abnehmenden »vie exterieure«, die der Bildung der Männchen günstig ist muß im Original (1831b, S. 175 u, f.) nach- gelesen werden‘. ee S. 290) rechnerisch ge- ! Die Angaben für den Hanf hat A. Sprecher = 5 t das Versuchsergebnis > und als nicht beweisend nachgewiesen. Damit stimm ‚No . in; : LLS (1907, S. 7 des S. A.) überein er ie Es Überwiegen »Die größten männlichen Pflanzen blühen ca. 14 Tage die weiblichen, so daß nur wenige weibliche Blüten befruchtet werden 1198 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. IV. Der Einfluß des Alters der Pollenkörner. Einstweilen soll hier über die Ergebnisse der einschlägigen Ver- suche nur vorläufig berichtet werden; die Einzelheiten und die Kritik muß ich auf eine spätere Mitteilung verschieben, die hoffentlich nach Abschluß weiterer Versuche erscheinen kann. Der Pollen war 10 bis 20 Tage alt und bis zur Verwendung im Exsikkator über Schwefel- säure oder Chlorkalzium aufgehoben worden. Mit dem Altern nimmt die Tauglichkeit der Pollenkörner stark ab, daß schließlich nur bei Bestäubung mit sehr großen Pollenmengen noch einige wenige keimfähige Samen erhalten werden. Die Kon- kurrenz der Weibchen- und Männchenbestimmer ist dann ganz aus- geschaltet, und es wären unter sonst gleichen Bedingungen (bei der- selben Resistenz beider Pollensorten) relativ viel Männchen zu erwarten. Trotzdem zeigte sich bei den Versuchen eine gewisse Begünsti- gung der Weibchen. Die weibehenbestimmenden Pollenkörner sind also auch beim Altern im Vorteil und etwas widerstandsfähiger als die männchenbestimmenden. Pollen, der ı0 bis 14 Tage alt war, gab unter 1004 Nachkommen 37.65 Prozent Männchen, solcher, der 15 bis 20 Tage-alt war, bei viel schlechterem Ansatz unter 752 Nachkommen 40.29 Prozent Männchen. Bei dem Ausschluß der Konkurrenz hätte frischer Pollen 44 bis 45 Prozent Männchen gegeben. Denn Be- stäubungsversuche, die zur Kontrolle an denselben Weibehen mit sehr viel frischem. Pollen ausgeführt worden waren, gaben unter 1552 Nachkommen 33.30 Prozent Männchen. Neben den keimfähigen Samen entstehen bei der Bestäubung mit altem Pollen auch taube, je älter er ist, um so mehr, und schließlich mit sehr alten Pollen außer wenigen keimfähigen Samen viel mehr taube in allen Abstufungen, mit Embryonen, die sich mehr oder weniger weit entwickelt haben und dann abgestorben sind. Um ein Beispiel zu geben, kamen bei Versuchspflanze 36b nach Bestäubung mit sehr viel Pollen, der 20 Tage alt war, auf 2ı ganz gut aussehende Samen (von denen aber nur ı8 keimten) mindestens 700 taube in allerlei Abstufungen, von den kleinsten abgesehen. Es war die Aus beute von 10 Kapseln. Der alte Pollen kann also vielfach noch die gsten aber die an den Spitzen befindlichen, weil sie sich noch wenig entwickelt ‚ was Girou an der im Text angeführten Stelle sagt. z & Eh el En 2 Te A Br a FE EEE Apr ee nie Üorrens: Experimentelle Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses 1199 Befruchtung ausführen; die so entstandenen Nachkommen sind aber zu einem mit zunehmendem Alter immer größeren Teil aus inneren Gründen nicht recht lebensfähig. Unter 1422 Pflanzen, die durch Bestäubung von vier verschie- denen Weibchen mit altem Pollen eines Männchens entstanden waren, befanden sich 28 Zwitter, gleich 1.97 Prozent. Unter 2327 Pilanzen, die bei den gleichen Eltern durch Bestäubung mit sehr viel und ganz frischem Pollen hervorgegangen waren, gab es nur einen Zwitter, gleich 0.043 Prozent. Der alte Pollen hat also die Entstehung von Zwittern außerordentlich begünstigt, was auf einer Valenzänderung der Tendenz der männchenbestimmenden Pollenkörner beruhen dürfte. Wenn bei Melandrium die Möglichkeit zur Zwitterbildung in den Versuchspflanzen steckt, kann also ihre Häufigkeit von äußeren Be- dingungen abhängen. Zusammenfassung einiger Ergebnisse. I. Der Abschluß der Versuche, bei denen Melandrium-W eibchen mit sehr viel und mit wenig Pollen bestäubt wurden, gab eine Be- stätigung der schon veröffentlichten Ergebnisse: sehr viel Pollen (20 bis 30 Antheren, etwa 50000 Pollenkörner) ruft die Bildung von mehr Weibchen (31.65 Prozent Männchen) hervor, wenig Pollen (etwa 400 Körner) die von mehr Männchen (43.78 Prozent). Daß im zweiten Versuchsjahr etwas mehr zur ersten Blüte gelangten als im ersten Jahre, därer Geschlechtscharakter und beruht auf der Wickelung der Weibchen. Wenn dagegen der Unterschied zwischen den zwei Versuchsreihen im zweiten Jahre etwas weniger seharf her- vortrat als im ersten, ist das wohl nur Zufall. Eine neue Versuchsreihe, bei der noch weniger Pollen, nur Spuren, zur Bestäubung verwendet wurden, SO daß sich nur etwa 'r bis ?/- der Samenanlagen weiterentwickelten, gab das gleiche Ergebnis, Te- lativ viel Männchen, wie die Versuche mit wenig, aber noch so viel Pollen, daß die Konkurrenz unter den rascheren, weibehenbestimmenden und den langsameren, männchenbestimmenden Körnern ausgeschlossen war und doch die meisten Samenanlagen befruchtet wurden. II. Nach Bestäubung mit einer bestimmten, mäßig großen Pollen- menge (1 Anthere, 2500 Pollenkörnern) wurden mittelviel Männchen, 40.24 Prozent, erhalten. Eine zweite Versuchsreihe gab eine ähnliche Zahl (41.17 Prozent). Aus der Lage dieser Zahl zwischen den Extremen geht wahrscheinlich hervor, daß das Maximum der Konkurrenz schon bei der Pollenmenge von etwa 3 Antheren (ungefähr 7500 Pollenkörnern) männliche Sämlinge ist wohl ein sekun- etwas rascheren Ent- erreicht wird. 1200 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 7. Nov. II. Nach Bestäubung mit mäßig viel Pollen und Halbierung der Fruchtkapseln querüber gibt die obere Hälfte der Kapseln mehr Weib- chen (34.23 Prozent Männchen), die untere mehr Männchen (46.07 Prozent). Es besteht also eine Beziehung zwischen der Stellung der Samenanlage und später des Samens und dem Geschlecht des Embryo. Darin liegt eine Bestätigung unserer Annahme, daß die weibchen- bestimmenden Pollenkörner ihre generativen Kerne rascher zu den Eizellen bringen als die männchenbestimmenden. Nach dem Bau des Fruchtknotens nehmen die Chancen für die Befruchtung der Samen- anlagen von oben nach unten an der Plazenta ab; deshalb werden die durchschnittlich schneller ankommenden Schläuche der Weibehen- bestimmer häufiger in die Samenanlagen der oberen Fruchtknoten- hälften als in die der unteren eindringen. IV. Die Angaben über den Einfluß des Alters der Pollenkörner sind selbst nur eine kurze Zusammenfassung der Versuchergebnisse und sollen hier nicht wiederholt werden. Literaturverzeichnis. C. Correns, 1916. Über den Unterschied von tierischem und pflanzlichem Zwitter- tum. Biol. Centralblatt Bd. XXXVI, Nr. r, S. ı2. — Ein Fall experimenteller Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses. Diese Berichte, Gesamtsitzung vom 13. Dezember, S. 685 u. f. W. Eıcazer, 1878. Blütendiagramme I. Teil, Leipzig. Un. GıRou De Buzareınauss, 1829. Experiences sur la Generation des Plantes. Ann. Sc. Natur. XV], S. 140. —, 1831a. Suites des Experiences sur la Generation des Plantes, ibid. XXIV, S- 138. ü > 1831b. Memoire sur les Rapports des Sexes dans le rögne vegetal, ibid. XXIV, vy6, —;, 1833. Experiences sur la Generation des Plantes, ibid. XXX, S. 398. K. Gozser, 1883. Vergleichende Entwickelungsgeschichte der Pflanzenorgane- Handb. d. Botanik III. Band, I. Hälfte. eslau. S . Hever, 1884. Untersuchungen über das Verhältnis des Geschlechtes bei ein- häusigen und zweihäusigen Pflanzen. Berichte d. landw. Instit. d. Univ. Halle, V. Heft. £ F. Nort, 1907. Versuche über die Geschlechtsbestimmung bei diözischen Pilanzen. Sitzungsber. d. Niederrh. Gesellsch. f. Natur+ u. Heilk. z O. Renner, 1917. Versuche über die gametische Konstitution der Önotheren- Zeitschr. f. indukt. Abstamm. u. Vererbungslehre Bd. XVII, Heft 3/4- . Eu PRECHER, 1913. Recherches sur la variabilitö des sexes chez Cannabi® sativa L.et Rumex Acetosa L. Ann. Se. Natur. Botan. 9° serie, XVIL S. 254 E. STRASBURGER, 1884. Neue Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang ber den Phanerogamen. Jena. 7 1886. Über fremdartige Bestäubung. Pringsh. Jahrb. Bd. XVII, Heft 1, 8.50 > 1900. Versuche mit diöcischen Pflanzen in Rücksicht auf Geschlechtsver teilung. Biol. Centralblatt XX, S. 657. ne ZEV S: vs een Ursachen. Pringsh. Jahrb. f. wiss. Boten Yo Beckmann und E. Deu: ‚Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1201 Einwirkung von Furfurol auf Phenole. Von Ernsr BECKMANN und EiITEL Denn. (Gelesen am 17. Januar 1918 [s. oben 8. 3].) (Mitteilung aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, Berlin-Dahlem.) h) E; für das in technischen Betrieben voraussichtlich in großen Men- gen als Nebenprodukt entstehende Furfurol eine praktische Verwen- dung zu finden, wurde in Betracht gezogen, daß Furfurol ein Al- dehyd ist und sich vielleicht als solcher für Kondensationen ver- werten ließe. Wegen seiner großen Neigung sich zu kondensieren hat besonders der Formaldehyd nieht nur für die wissenschaftliche Syn- these, sondern auch für technische Zwecke Bedeutung erlangt. Er besitzt nämlich die vorzügliche Eigenschaft, eiweißartige Substanzen rasch in unlösliche Produkte überzuführen und demgemäß das lebende Protoplasma von Mikroorganismen unwirksam zu machen, auf die er Schon in sehr großer Verdünnung eine abtötende Kraft ausübt. In dieser Hinsicht ist er noch dem Sublimat überlegen, während er anderer- seits den Menschen nicht schädigt. Deshalb ist Formaldehyd heute eines der wichtigsten Schutz- und Desinfektionsmittel geworden und wird zur Vertilgung von Schnaken', zur Desinfektion von Kranken. Zimmern, Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen aller Art‘, = Sterilisierung von Verbandstoffen und Entkeimung von Wasser une 80gar zur Konservierung von Nahrungsmitteln herangezogen. Auch ver- Schiedene andere Industriezweige machen von seiner Fähigkeit, mi komplizierten organischen Verbindungen unlösliche und durch nn _ Ausgezeichnete Derivate zu liefern, ausgiebigen Gebrauch; besonders 2 . Härtung der Gelatine durch Formol spielt Bene a der jean | - Phischen Technik® zur Herstellung widerstandsfähiger Films eine & N Ware NE Ale En Wi Gi \ E. BE Apoth.-Ztg. (Seifens.-Ztg. 1911, 542): ar Fuß- er‘ *. V, Meyer a ee Lb. d. organ. Chem., I. Aufl, L Bd. S. 700. = Noten, und O. Laer, Chem.-techn. Vorschriften [1916]. 3 ul a 2 .Mever und P. Jaconson, 1. e. 699, Fußnote 3- a Een, daß auch Acetaldehyd, aber schwächer härtend en. we a end die W; R Ar vie.Im 2 m die W irkung noch geringer. Eine Doppel cn und Leipzig, Verl. E. Wolff). „ Sitzungsberichte 1918. 101 1202 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. Rolle, während in der Gerberei' der Formaldehyd wegen seiner härten- den Eigenschaft namentlich zur Herstellung von Sohlenleder schon lange benutzt wird. In neuester Zeit hat man ein anderes, weit größeres Verwendungsgebiet für den Formaldehyd gefunden. Unter Wiederauf- nahme früherer, im Jahre 1872 gemachter Versuche A.Baryers’, wel- chen dieser keinen besonderen Wert beigelegt hatte, haben L. H. Barke- ann? u.a. gefunden, daß sich Formaldehyd mit hydroxylhaltigen Ver- bindungen, wie Phenol, Kresol, Naphtol usw., namentlich bei Gegen- wart von Säuren und Basen als Kontaktsubstanzen, zu farblosen oder gelbgefärbten harzähnlichen Kunstprodukten kondensieren läßt, welehe als Bakelite, Resinite, Kondensite oder unter ähnlichen Phantasie- namen in den Handel gekommen sind und auf fast allen Gebieten der Technik die weiteste Verbreitung und Anwendung gefunden haben. Je nach der Stufe der vorgeschrittenen Kondensation hat man ganz allgemein drei Klassen von Bakeliten zu unterscheiden: Im Anfangs- stadium der Kondensation sind die Produkte entweder flüssig oder be- reits fest, dann aber leicht löslich in Alkehol und sehmelzbar, ent- halten also wahrscheinlich noch Hydroxylgruppen und werden daher als Bakelite A oder Resole bezeichnet. Beim Schmelzen gehen sie in ‘ sogenannte Resitole über und bilden unschmelzbare Körper, die beim Erwärmen nur weich werden und in einigen organischen Lösungs- mitteln quellbar sind (Bakelit B). Werden sie in einem modifizierten Autoklaven, dem sogenannten Bakelisator, unter Druck noch höher er- hitzt, so erhält man schließlich immer einen unlöslichen und unschmelz- baren Körper von großer chemischer und mechanischer Widerstands- fähigkeit. Dieser Körper, Resinit oder Bakelit € genannt, ist gegen Säuren und Alkalien äußerst beständig und leitet in reinem Zustande die Wärme und Elektrizität äußerst schlecht, bildet daher ein vorzüg“ liches Isoliermaterial. Durch Hineinpressen von Füllmitteln, nament lich solchen faseriger Natur, wie Zellulose oder Asbest, läßt sich das Produkt hinsichtlich seiner Haltbarkeit und Elastizität noch wesentlich verbessern. Das flüssige Resol und der Spirituslack des gleichnamigen ‚festen Produktes finden als Anstriche und Metallacke weitgehende Ver- wendung und eignen sich wegen ihrer desinfizierenden Eigenschaften namentlich zur Imprägnierung von Holz, Zellulosefasern usw-; auch in der Ziegelindustrie wird das flüssige Produkt zur Verhinderung der Schimmelbildung benutzt (Perkiewiez-Verfahren). Weit größere Ver : he Meyer und P. Jacossos, 1. c. Fußnote 2, und O. Lasse, 1. c. 403: | Br: 25 = & in . Chem. Ges. 5, 1095. Vgl. auch Craus Traıner Br. 19, 3009; Auen er: ee ; ae, un, 2409; Kıerserg, A. 263, 283. . _ _* Vgl. Baeseraxo, Chem. Ztg. 1909, 317 ff; 1912, 1245; 1913, 733, 750; Bort#” RR toffe 1911, 3 ff, 1913, 84, 130; Lesaca, Kunststoffe 1913, 259- Beckmann und E. Dean: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1203 breitung hat das Bakelit © gefunden, welches zur Herstellung gepreßter Gegenstände verwandt wird. Infolge seiner hervorragenden Lichtbre- chung eignet es sich namentlich zu Schmuckwaren und wird zu Perlen, Schirm- und Stockkrücken, Billardbällen, Knöpfen, Grammophonplatten u. dgl. verarbeitet. Wegen seiner großen chemischen Widerstandsfähig- keit eignet es sich auch zur Herstellung säurefester Hähne und wegen seiner schlechten Wärmeleitung zu Griffen und Henkeln an Kochtöpfen; Metallteile aller Art lassen sich nämlich leicht in die Bakelit-Preßstücke mit hineinpressen. Aus der Elektrotechnik hat es die natürlichen Harze fast ganz verdrängt; man stellt Schalttafeln bis zu ı qm Größe, Kabel- Endverschlüsse, Bürstenhalter für Dynamos, Straßenbahn-Ober- und Un- terleitungs-Isolatoren und andere Isolationskörper aus Bakelit her. Will man nun für das Furfurol eine geeignete Verwendung fin- den, so bietet sich am meisten Aussicht auf Erfolg, wenn man unter- sucht, wie weit die für den Formaldehyd zutreffenden Eigenschaften auf das Furfurol übertragen werden können. Wie eben ausgeführt, be- ruhen die hauptsächlichsten technischen Verwendungsgebiete des For- mols einmal auf seiner abtötenden und härtenden Einwirkung auf Mikroorganismen und eiweißartige Substanzen und zweitens auf seiner vorzüglichen Eigenschaft, mit aromatischen Hydroxylverbindungen bei Gegenwart von Säuren oder Basen harzähnliche Produkte zu liefern. Ob und wieweit diese beiden Eigenschaften für das F urfurol zutreffen, ist im folgenden untersucht worden. A. Die Wirkung des Furfurols auf eiweißartige Körper verlief bedeutend träger als die des F ormaldehyds', so wurde ” # erst bei Anwesenheit von mehr als ı Prozent Furfurol die bei en temperatur angesetzte Hefegärung einer 2prozentigen en Ösung wesentlich verzögert, wie sich‘ aus folgender Tabelle ergab: Tabelle ı. | 21/, Prozent en | t | 2 Prozent 2'/2 FroZ Stundenzahl Ohne | ı Prozent | 11/2 PRORRN Bet Farfarol Furfurol | Furfuro! | Furfurol | a FE ing | i .2 cem CO 4 5 cem CO 5.0 cen 00, | 2 rem 20 1.0 u _ ar ; i eh AM: | £ Fo » ” 0. » " i 16 völlig vergoren | ıı » nd nn ; | > Se 07» > 22 völlig vergoren 7-6 se | u = E22» » 40 | a : og 50 | | 11.5 » » | 2: » i . al a 2 P n sraum. Die Gärröhrehen enthielten etwa ı2 cem Kohlensäut ee Re * “ y = 7 u 2; ' einer so geringen Wirksamkeit des Furfurols war zu C. J. Lixtser und H. J. von Liesis, Zischr. f. Pe > = 109 (1913) us 1 . nd ag, : 101* 1204 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. daß auch alle anderen auf Eiweißhärtung beruhenden Vorgänge wenig Erfolg haben würden. Dies war auch wirklich der Fall: Raupen konnten z. B. mit einer 5prozentigen Furfurollösung besprengt werden, ohne daß diese ihnen schadete. Auch Versuche, das Furfurol zur Härtung von photographischen Platten und zur Ledergerbung zu benutzen, hatten wenig Erfolg. Ein mit Ätzkalk enthaartes Katzenfell, das 24 Stunden in einer 5prozentigen Furfurollösung und darauf nochmals 24 Stunden in einer wässerigen Suspension von ©-Naphtol gelegen hatte, zeigte bei weitem nicht die Gerbwirkung, die mit Formol bei der gleichen Methode erzielt worden war. B. Kondensation von Phenol-Furfurolgemischen. Weit mehr Erfolg hatten wir mit der Kondensation von Gemischen aus Furfurol und aromatischen Alkoholen, wobei wir durchweg schwarze _ Produkte erhielten, die aber sonst den Bakeliten in ihren wesentlichen Eigenschaften völlig entsprachen. 1. Kondensation mit Säuren (Salzsäure). Versetzte man eine Lösung von Phenol und Furfurol mit kon- zentrierter etwa 39prozentiger Salzsäure, so färbte sie sich rotviolett und. bald darauf dunkelblau. Die Mischung erwärmte sich dabei sehr stark und erstarrte schließlich zu einem schwarzen, hartgummiähnlichen Körper, der in Säuren und Alkalien völlig unlöslich war, und selbst beim Kochen nicht angegriffen wurde; organische Lösungsmittel: Al- kohol, Chloroform, Azeton und Benzol, hatten ebenfalls keinen Erfolg. Auch bezüglich seiner Härte glich der neue Körper völlig dem Bakelit % Er wurde von Gips schwach, von Kalkspat stark geritzt, besaß dabei noch eine gewisse Elastizität und zeigte nach dem verhältnismäßig schweren Durchbrechen dieselbe muschelige Bruchfläche wie Hart- gummi und verwandte Stoffe. Auf der Drehbank ließ sich der Körper gut bearbeiten, griff aber das Metall infolge seines Säure- und Phenol- gehaltes an. Diesen Fehler konnten wir durch Erwärmen leicht be ‚seitigen, wobei jedoch der Körper etwas härter und spröder wurde. Seine Zusammensetzung versuchte man dadurch festzustellen, daß Bee genau gewogene Mengen Phenol und Furfurol mittels einer be- liebigen Menge Salzsäure in Reaktion brachte, .. die Mischung fest werden ließ, mit dem Achatpistill zerkleinerte, das überschüssige Phenol ER heißem Wasser auslaugte und mit n/ 10 Kaliumbromidbromatlösung nach Korrrsenaar! bestimmte. Diese rein analytische Methode scheitert® ur: 4 Zeitschr. f. analyt . Chem. 5 t Chem. I, a 6. Aufl. (1913), 589. rn .15, 233 (1876); Treapwerı, Lehrb. der analy n Beckmann und E. Denn: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1205 jedoch an der Unmöglichkeit, selbst nach wiederholtem sorgfältigen Zerreiben alles überschüssige Phenol herauszulaugen. Als man den bereits dreimal fein zermahlenen und ausgewaschenen Körper nochmals zerrieb und mit heißem Wasser auswusch, erhielt man im Wasch wasser mit der Bromidbromatlösung nach dem Ansäuern immer noch einen diehten Niederschlag von Tribromphenolbrom. Da es nicht möglich war, auf diesem Wege die Zusammensetzung des Körpers zu ermitteln, so mußte man sich damit begnügen, die günstigsten Mischungsverhältnisse zwischen Phenol und Furfurol einer- seits und diesem Gemisch und der Salzsäure anderseits festzustellen. Zur Bestimmung des ersteren versetzten wir gleichmäßig gekülilte Phenol- rölgemischee die bzw. 10, 20, 30, 40, 50, 60 und 75 Prozent Furfurol enthielten, gleichzeitig mit je 10 Prozent konzentrierter (39prozentiger) Salzsäure und prüften ihr Verhalten. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle angegeben: Io Pıozent & Furfurol . Tabelle 2. 20 Prozent | 30 Prozent 40 Prozent 50 Prozent 60 ir Be [5 { Furfurol | Furfurol Furfuro! Forfurol bh mi >» dunkelgrün Aufängliche Färbung: ‚Blau =. - ur ae S ö 3 ch rz fast: Schwarz: Schwarz: chwarz; Schwarz; Schwarz; SCHPRR 7; ze Br lässig: Büssie: ö Paeeip; Nüssig; flüssig; ern 2° | stisch. fast unlös- | nur t ilweise lös- | nur teilweise lös- nn ar in fe ıst ganz löslich | nur ae = ae lich in Alkohol | jich in Alkohol | lich im nn entigem Alkohol mit | lich in Alkoho 1 mitdunkelgrüner | mit grünlich- mit grünlich- ‚Alkohol mit dun- | bräunlicherFarbe | mit brauner Farbe | mitbraunerFarbe Farbe) Farbe | schwarzer Farbe kelgrüner be . Fest; lcei RE . F est; est; R Flüssig Flüssig Flüssig a weniger elastisch | elastischer als elastischer als -aber noch T A r Stunde | Probe mit 40 Pro- | Probe mit 60 elantiaoh vorher zent Furfurol zent Furfurol Fest Fest . Fiüssig; ; Flüssig Flüssig Fest Fest et u: in y Fest ia. est Fest Yin, Flüssig Gelatinefest Fest F _ Fest Fest es S a, Flüssig; Fest; Fest | nn gl erde in | fast ganz löslich | sehr elastisch | Alkohol in Alkohol mit er dunkelgrüner ; Farbe Fest Vist Fest Fe ‚Flüssig Flüssig Fest Fest Rn En Fest Fest ” Flüssig Flüssig Fest Fest ds Fest Fest oe: Gelatinefestz Fest Fest 1Selich in m unlöslich in - en F\ Fest Fest Flüssig Fest Fest Fest "est | | 5 ; » 1206 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. Das Gemisch mit 50 Prozent Furfurol erstarrte zuerst, darauf das mit 60 Prozent, 40 Prozent, 75 Prozent, 30 Prozent, und nach etwa 24 Stunden das mit 20 Prozent; das Gemisch mit 10 Prozent Furfurol blieb dagegen wochenlang flüssig und erstarrte nur äußerst langsam. Die Kondensation ging jedesmal so vor sich, daß die Mischung nach dem Hinzufügen der Salzsäure zuerst an der Oberfläche und den Wandungen des Gefäßes fest wurde und gleichsam aus sich heraus eine Schale bildete, in welche der Rest eingeschlossen wurde. Daß dieser dann langsamer kondensierte und weicher als die äußere Schale war, bemerkte man beim Bearbeiten auf der Drehbank und nach Durehbrechen des festen Körpers; die matte Bruchfläche war von einer glänzenden, härteren Randzone umgeben. Nachdem auf diese Weise festgestellt war, daß ein Gemisch aus gleichen Teilen Phenol und Furfurol am schnellsten kondensierte und sich am besten eignete, wurde nunmehr die Einwirkung der Salzsäure studiert. Eine Lösung von ı g Phenol und ı g Furfurol wurde mit Salzsäuredämpfen geimpft und dann unter Luftabschluß sich selbst überlassen. Die Lösung wurde allmählich blau und schließlich schwarz, war aber selbst nach fünf Wochen noch dünnflüssig. Eine andere Lösung von je 10 g Phenol und Furfurol wurde mit 0.18 konzentrierter Salzsäure versetzt; als sie nach 2 Tagen noch dünnflüssig war, wurden | nochmals 0.1 g Salzsäure hinzugefügt; aber auch jetzt noch blieb das Gemisch dünnflüssig und wurde erst nach abermaligem Zusatz von 0.1 g Salzsäure und 4tägigem Stehen sirupöser; nach etwa 3 Wochen war es zu einer festen, noch gummiartigen, elastischen Masse erstartt, die nur äußerst langsam härter wurde. Versetzte man jedoch gleieh- zeitig Lösungen von je 10 g Phenol und Furfurol mit 0.5, I und 2 8 konzentrierter Salzsäure, so verlief die Kondensation immer bis zu Ende, wobei die Reaktionsgeschwindigkeit mit der Säurekonzentration wuchs: die Mischung mit 0.5 g Salzsäure blieb 2 Tage flüssig, wurde dann allmählich gelatinös, gummiartig und schließlich immer härter; die Mischung mit ı und 2'g Salzsäure war dagegen bereits nach I Stunde fest und am nächsten Tage vollständig erhärtet. Zusätze von 3 oder 4 g konzentrierter Salzsäure zu Gemischen von je 10 8 Phenol und Furfurol beschleunigten die Reaktion naturgemäß noch mehr un lieferten bei äußerer Wasserkühlung bereits innerhalb einer halben Stunde feste und harte Produkte; ohne Wasserkühlung erfolgte die ee 2 Minuten fast explosiv und lieferte einen von zten, bröckligen Körper. ge res vorzugsweise aromatische ven , A de ei aenwat von Salzsäure mit Furfurol, wie Ä cht hervorgeht: Beckmann und E. Deus: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1207 1. o-Kresol: Die Lösung wurde blauviolett unter Selbsterwär- mung und erstarrte bald zu einem festen, schwarzen Körper. 2. m-Kresol: Die Lösung wurde dunkelblau unter Selbsterwär- mung und kondensierte sich ebenfalls zu einem festen, schwarzen Körper. 3. p-Kresol: Die Lösung wurde sofort grün, dann allmählich blau und schließlich schwarz; sie blieb länger dünnflüssig als die der beiden anderen Kresole, kondensierte sich aber auch zu einem festen Körper; Selbsterwärmung der Lösung wurde nicht beobachtet. 4. Rohkresol (aus Teeröl): Die Lösung wurde rotviolett unter starker Selbsterwärmung und war nach etwa einer Stunde zu einem harten, schwarzen Körper erstarrt. 5. Thymol: Die Lösung wurde rotblau und schließlich schwarz und erstarrte bald zu einem schwarzen, festen Körper; Selbsterwär- mung der Lösung wurde nicht beobachtet. 6. Brenzkatechin: Die Lösung ging unter allmählicher Selbst- erwärmung von rotviolett über blau nach schwarz über; das abge- schiedene feste Kondensationsprodukt war glänzend und zeigte geringe Abscheidung von Brenzkatechin. 7. Resorein: Die Lösung rea Salzsäure heftig unter Sieden und Abscheidung infolge der Reaktion sehr blasig war. = 8. Hydrochinon: Da sich 18 Hydrochinon nur in der Wärme in ı g Furfurol vollständig löste, wurde die Salzsäure zu der warmen Lösung geträufelt; es schied sich nach dem Erkalten ein fester, schwarzer Körper ab, an dessen Oberfläche etwas ausgeschiedenes Hydrochinon haftete, 9. Guajacol: Die anfangs braune Lösung wurde allmählich schwarz und blieb lange flüssig, kkondensierte sich aber schließlich ge zu einem festen Produkt, das sehr gut aussah; Selbsterwärmung W urde nicht festgestellt. 10. Pyrogallol: Die Lösung reagierte sofort lebh a und. wurde schnell. Gets Minen Mae 7 unterel; ı1. Phloroglucin löste. sich nur in der Wärme in et 2 auf Zusatz von Salzsäure zu der warmen Lösung trat heftige a. er ein unter Sieden und Abscheiden eines festen Körpers, der jedoch blasig und spröde war. in e 12. nohlerfhener Die Lösung wurde allmählich rn, und reagierte sehr langsam, kondensierte sich uch, schließ . nn zu einem harten, glänzenden Körper: Selbsterwärmung wurde MET beobachtet. 13. p-Chlorphenol: Die Lösun grau und wurde schließlich schwarz; gierte sogleich nach Zusatz der fester Substanz, die aft unter Schwarz- g färbte sich langsam schmutzig- der sich langsam abscheidende 1208 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17; Jan. Körper war weich und bröcklig; Selbsterwärmung wurde nicht fest- gestellt. 14. o-Nitrophenol: Es schied sich ein dunkelgelbgrünes Öl ab, das wochenlang flüssig blieb und nur geringe schwarze Abschei- dungen zeigte. Keine Selbsterwärmung. 15. p-Nitrophenol: Die Lösung färbte sich braun und dann schwarz ohne Selbsterwärmung; sie blieb lange Zeit dünnflüssig, er- starrte aber schließlich zu einem völlig inhomogenen Produkt, das von abgeschiedenem Nitrophenol ganz durchsetzt war und bei der ge- ringsten Beanspruchung zerbröckelte. 16. Pikrinsäure gab selbst beim Erwärmen keine sichtbare Re- aktion; die dunkelgrüne Mischung blieb flüssig. 17. p-Amidophenol löste sich nur in der Wärme in Furfurol und reagierte bereits ohne Zusatz von Säure. 18. Menthol gab eine hellgrüne Lösung, die beim Erwärmen dunkelgrün und später schwarz wurde; es schied sich schließlich eine schwarze schwammige Masse ab, die selbst nach wochenlangem Stehen nicht fest wurde. 58 19. Terpineol gab eine braune Lösung, die beim Erwärmen zu- nächst unverändert blieb, dann aber rot wurde und sich zu einer festen Masse kondensierte; Selbsterwärmung wurde nicht festgestellt. 20. Karvakrol gab eine rotviolette Lösung, die sich bald stark erwärmte und nach etwa 2 Stunden fest. war: das Produkt war ziem- lich hart, aber sonst von gutem Aussehen. 21. Kampher: Die Lösung reagierte sehr langsam unter Rot- violettfärbung, färbte sich dann allmählich grünlichbraun, blieb aber dünnflüssig und zeigte nur geringe dickflüssige Abscheidungen. 22. l-Borneol: Da sich ı g Borneol in ı g Furfurol nur in der Wärme löste, so wurden 2 8 Furfurol angewendet; hierin löste sich das Borneol auch in der Kälte völlig. Die Lösung wurde auf Säure- zusatz hellviolett und bald danach braunschwarz unter Abscheidung eines festen Körpers, der an der Oberfläche reichliche Abcheidung von Borneol zeigte. (Keine Selbsterwärmung.) 23. @-Naphtol: Die Lösung wurde sofort prächtig rot, dann rotviolett, blauviolett und unter heftiger, fast explosiver Reaktion schwarz und fest; der gebildete Körper war natürlich sehr blasig, aber sonst äußerst hart. ger heftig als “-Naphtol, aber immer noch unter sehr starker Selbst- erwärmung. g. Das Reaktionsprodukt war glänzend und hart. Fast alle Alkohole, besonders die mit aromatischem Charakter, , . ssagierten also unter Kondensation zu einem festen Körper, selbst die Beckmann und E. Deax: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1209 Terpenalkohole, Teerpineol, Borneol usw. Die Substitution in p-Stellung zur Hydroxylgruppe schien jedoch für die Kondensation ungünstig Am besten sahen aus: die Präparate aus, Phenol, Furfurol und Salzsäure und die Präparate: 4. Rohkresol : Furfurol : Salzsäure = 10: ı0: ı ; 9. Guajacol : Furfurol : Salzsäure = 10: 10: r: 20. Karvakrol : Furfurol : Salzsäure = 10: 10: r: 24. 8-Naphtol : Furfurol : Salzsäure = 10: ı0: ı. Für die Darstellung im Großen kämen z. Z. allerdings wohl nur die Kondensationsprodukte aus Phenol-, Rohkresol- und höchstens noch aus Naphtol-Furfurolgemischen in Betracht, da die anderen Ver- bindungen, wie Guajacol, Karvakrol usw., teurer und augenblicklich nicht zugänglich sind. An Stelle der wässerigen Salzsäure konnte man auch alkoholische Salzsäure verwenden, um ebenfalls schwarze Körper von großer Festig- keit und Härte zu erhalten. Diese ließen sich mechanisch auch gut bearbeiten, hatten denselben muscheligen Bruch wie die mit wässe- tiger Säure kondensierten Körper, unterschieden sich doch von diesen vorteilhaft dad urch, daß ihre glänzenden Bruchflächen völlig homogen waren und nicht die dort beobachteten härteren Randzonen zeigten. “ine Lösung von 5 g Phenol in 5 g Furfurol wurde mit 1 g Methylalkoholischer Salzsäure versetzt: die Lösung wurde sofort dunkel- lau und erwärmte sich unter Schwarzfärbung; doch schien die ae - Aktion nicht ganz so heftig zu verlaufen wie mit der wässerigen gg se üre Am näclısten Tage war das Gemisch zu einem festen glän- ' enden Körper erstarrt, der sich ebenso wie die aus der wässerigen Säure kondensierten Körper infolge starker Kontraktion SR den Wan- dungen des Gefäßes völlig losgelöst hatte. Seine Oberfläche fühlte Sich feucht an und schien von einer dünnen Wasserhaut gen sodaß bei der Kondensation molekulares Wasser abgespalten sein er Die überschüssige Salzsäure und das überschüssige Phenol und en urol ließen sich durch vorsichtiges Erwärmen auf rege . 16) Atfernen: bei A nwendung höherer Temperaturen erhielt der Körper Manchmal Risse oder spaltete gar auseinander. Teilen Rohkresol und Wurde dagegen eine Lösung aus en a re versetzt, Furfuro] mit wenigen Tropfen äthylalkoholischer on. EN 80 trat sofort eine äußerst lebhafte Reaktion ein, die af h das Kühlen mit kaltem Wasser nicht genügend we . Kondensationsprodukt von den sich bei der en r verlief Mpf- und Gasblasen völlig durchsetzt war. AR r 1210 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. naturgemäß die Reaktion mit gasförmiger Salzsäure, die demnach ebenfalls ungeeignet war. Wie Salzsäure wirkten auch die anderen Halogenwasserstoffsäuren außer Flußsäure; mit konz. Jodwasserstoffsäure verlief die Reaktion etwas träger. Andere anorganische Säuren, wie Schwefelsäure, Phos- phorsäure, lieferten ebenfalls feste Kondensationsprocdukte. Organische Säuren, Eisessig, Weinsäure und Benzoesäure, ver- mochten dagegen absolut keine Kondensation hervorzubringen; die Lösungen blieben sowohl bei gewöhnlieher Temperatur als auch nach längerem Erhitzen flüssig; die mit Eisessig und Benzoesäure versetzten Lösungen wurden noch nicht einmal schwarz gefärbt. IH. Kondensation mit Chloriden (Ammonchloriden). Um die Anwendung freier Säure zu vermeiden, wurde versucht, die Kondensation durch säurefreie Katalysatoren zu bewirken. Als geeignet erschienen uns die Halogenide, namentlich die Verbindungen der Salzsäure, da letztere, wie wir im vorhergehenden ausgeführt haben, sich am reaktionsfähigsten verhalten hatte. Nach zahlreichen Versuchen mit den verschiedensten Chloriden zeigte sich nun, daß die Kondensation in Anlehnung an die früheren Versuche mit der Salzsäure naturgemäß um so günstiger verlief, je lockerer die Säure an ihre Base gebunden war. So bewirkten 10 Prozent Natrium- oder Kaliumchlorid in Gemischen aus gleichen Teilen Phenol, Rohkresol oder @-Naphtol und Furfurol selbst nach längerem Kochen noch keine Ver- änderung. | Die Chloride des Ammons und der Amine traten dagegen mit den Furfurolgemischen viel leichter in Reaktion. Dabei zeigte sich, daß 10 Prozent Ammoniumehlorid sowohl mit Gemischen aus gleichen Teilen Phenol und Furfurol als auch mit solchen aus gleichen Teilen Rohkresol, bzw. «-Naphtol und Furfurol nur in der Hitze unter Schwarzfärbung reagierten, aber daß die Gemische selbst nach längerem Kochen dünnflüssig blieben. Wurden dagegen salzsaures Hydroxyl- amin oder Anilinchlorhydrat angewandt, so konnte man die Konden- sation wie bei Anwendung freier Säuren wieder zur höchsten Stufe leiten. Wurden die Furfurolgemische z. B. mit etwa ı0 Prozent Hydro xylaminhydrochlorid versetzt und erhitzt, so trat alsbald unter Schwarz“ färbung der Gemische heftige Reaktion ein, die spontan bis zum festen Endprodukt weiterging, aber durch Kühlung jederzeit aufge- halten werden konnte. Bei Anwendung von Anilinchlorhydrat ver lief die Reaktion, wenigstens bei den Phenol-Furfurolgemischen: etwas träger, so daß beständige Erwärmung auf’ etwa 70° notwendig Re Ein Gemisch aus je ı00 g Phenol und Furfurol und 30 8 Pa ae j Becrnaxs und E. Dzux: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1211 (15 Prozent) Anilinchlorhydrat brauchte bei der genannten Temperatur etwa 30 Stunden bis zur vollständigen Kondensation. Die Konden- satin war auch nicht gleichmäßig verlaufen; nach etwa 20 Stunden war bereits ein Teil des Gemisches völlig erstarrt, während der Rest noch dünnflüssig war. Als dieser auf ein trockenes Glas gestrichen wurde, bildeten sich in der dünnen sehwarzen Schieht zahlreiche kreisförmige Wasserschlieren, ein Beweis für die schon früher ge- äußerte Vermutung, daß die Moleküle sich, wenigstens im Anfangs- stadium der Kondensation, unter Wasserabspaltung vereinigten. Die dunkle Flüssigkeit erstarrte bei längerer Erwärmung ebenfalls all- mählich, so daß nach weiteren 10 Stunden die ganze Masse zu einem festen Körper kondensiert war. Seine Bruchfläche zeigte infolge der | ungleichmäßigen Kondensation, wie diejenige der mit Säuren kon- densierten Körper, ein inhomogenes Aussehen und wurde nach der Unterkante zu matter glänzend und härter. Ähnliche Körper erhielt man aus Gemischen von gleichen Teilen Rohkresol, bzw. #-Naphtol und Furfurol, nur daß in diesen Fällen die Kondensation leichter ver- lief und die Gemische nach kurzem Anwärmen von selbst reagierten, s0 daß man sie unter Umständen kühlen mußte, um die Reaktion zu dämpfen. Wie die Aminchloride verhielten sieh auch die Metallchloride, Namentlich die der amphoteren Metalle, welehe sauren Charakter be- saßen, wie Zinkchlorid, Aluminiumehlorid usw. Wurde z. B. eine Lösung von 5g Phenol in 5 g Furfurol mit ı g Zink- oder Aluminiumehlorid e'wärnt, so wurde die Mischung bald schwarz und kondensierte nach *Stündigem Erwärmen auf etwa 80° zu einem festen harten Körper von gleichen Eigenschaften wie die bisher beschriebenen. Dieselben Re- Sultate erhielt man, wenn man die Rohkresol- oder 4-Naphtol-Furfurol- gemische anwandte. Auch andere Chloride reagierten mit den 8° 2 Gemischen; so gab z.B. ı Prozent Kupferehlorür mit einem _ “us gleichen Teilen Phenol und Furfurol bei längerem Erhitzen eben falls einen festen schwarzen Körper. IH. Kondensation mit Basen. 10 Teilen wässerigem Ammoniak, I an hi wenigen Minuten des Kochens zu einem zahen Starrt, unter Druck auf 120-—-200° erhitzt. 1212 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. Versuche, die wir unternahmen, um aus unseren Furfurolgemischen auf gleiche Weise einen entsprechenden unlöslichen Körper zu erhalten, seheiterten zunächst. Wohl trat Kondensation ein, doch blieb diese hartnäckig auf der ersten löslichen Stufe des Bakelits A stellen und war weder durch methodische Änderungen, noch durch Abänderung der Mengenverhältnisse zu bewegen, in eine höhere Stufe überzugehen. Die Gemische färbten sich zwar bei der Anwendung basischer Kataly- satoren bald dunkel, blieben jedoch dünnflüssig oder gingen höchstens in schwarzbraune oder schwarze plastische Massen über, die den in der Einleitung erwähnten Resolen völlig entsprachen, bei etwa 150° schmolzen und in vielen organischen Lösungsmitteln löslich waren. Versetzten wir z. B. eine Lösung von 20g Phenol in 20g Fur- furol mit etwas Natronlauge, Sodalösung oder wässerigem Ammoniak, so schied sich beim Erwärmen ein dünnflüssiges, dunkelbraunes Öl ab. Wurde die Mischung dagegen etwa 8 Stunden im Bombenrohr bis 180° erhitzt, so wurde sie dickflüssiger; namentlich die ammoniakalische Lösung war zu einer plastischen Masse erstarrt, die in Alkohol in der Wärme, in Aceton und Chloroform bereits in der Kälte völlig löslich und gegen Säuren und Alkalien äußerst beständig war. Ähnliche Produkte ‘erhielten wir, als wir die Furfurolgemische mit festen Alkalihydroxyden oder -karbonaten behandelten. Wurden z.B. Lösungen von 5g Phenol, Rohkresol oder «- bzw. &-Naphtol in 58 Furfurol mit je ı g Natrium- oder besser Kaliumkarbonatpulver ver- setzt und erhitzt, so entwickelte die Mischung, namentlich beim Kochen, Kohlensäure und wurde dunkelbraun und diekflüssig. Die Phenol- Furfurol- und Rohkresol-Furfurolgemische waren nach 3stündigem Erwärmen auf 100° zu braunen, gummiartigen Massen erstarrt, die sich leicht zu feinen Fäden ausziehen ließen und mit den sog. (u maronharzen außer dieser Eigenschaft noch die gemeinsam hatten, relativ wenig klebrig zu sein, beim Biegen leicht zu brechen und eine glänzende homogene Bruchfläche zu besitzen. Sie schmolzen leicht und gingen bei höherem Erhitzen in den unschmelzbaren und unlöslichen Körper über, den wir bereits mittels Säuren oder Chloriden erhalten hatten. Ferner waren sie in organischen Lösungsmitteln leicht löslich und hinterließen, in Alkohol oder Benzol gelöst, nach dem Ab- dunsten einen klaren, braunen Lack. Das «-Naphtol-Furfurol gemisch bedurfte dagegen nur anfänglicher Erwärmung, um dann von selbst ziemlich heftig zu reagieren, so daß man es unter Umständen mit Wasser kühlen mußte. Das schwarze, körnige Kondensationsprodukt war völlig löslich in Alkohol und hinterließ nach dem Abdunsten einen = schönen, gelbgrün glänzenden Lack, der an der Luft und beim Er- hitzen allmählich braun wurde. u ee [3 Beckmann und E. Deun: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1213 ‚Mit 8-Naphtol verlief die entsprechende Reaktion viel träger; erst nach 4stündigem Erhitzen auf 100° war die Mischung fest. Sie löste sich in heißem Alkohol und Benzol unter Gasentwicklung und Bildung weißer Dämpfe und setzte beim Verdunsten braune Blätt- ehen ab. Andere Alkalisalze dagegen bewirkten keine Kondensation der - Phenol-Furfurolgemische. Man stellte zahlreiche Versuche mit Natrium- _ perehlorat, -perborat, -thiosulfat, -sulfit usw. an, ohne jedoch aueh nur | Anfänge einer Kondensation zu bemerken. Die Lösungen färbten sich - wohl beim Erhitzen etwas dunkler, blieben aber dünntlüssig. Natrium- - peroxyd bewirkte dagegen sofort eine äußerst heftige Reaktion unter Selbstentzündung des Gemisches. IV. Kondensation ohne Katalysatoren. Gemische aus Phenol, Rohkresol oder «-Naphtol und Furfurol ließen sich auch ohne Anwendung eines Katalysators miteinander in Reaktion bringen. Wurde eine fast farblose Lösung aus gleichen Teilen Phenol und Furfurol 8 Stunden im Bombenrohr erhitzt, wobei die Temperatur zeitweise bis auf 220° gestiegen war, SO wurde sie dunkel- braun, blieb aber dünnflüssig und war völlig löslich in Alkohol, Aceton, Chloroform usw. Eine Lösung aus gleichen Teilen Rohkresol und Fur- furol ergah dagegen unter denselben Bedingungen ein dickes, schwarz- braunes Öl, das zahlreiche Wasserschlieren enthielt und deshalb eben- i ie Kondensation unter ‚intramolekularer es war in Alkohol nur teilweise, in Ilig löslich. Als wir Be ombenrohr auf etwa 150 aber infolge zu heftiger n nur weich wurde, ohne Chloroform und Benzol als als Beweismaterial für d 3 Wasserabspaltung gelten konnte; Aceton, Chloroform und Benzol dagegen vö Teile 2-Naphtol und Furfurol 9 Stunden im B hitzten, erhielten wir sogar einen festen, Reaktion blasigen Körper, der beim Erhitze Äirekt zu schmelzen, und in Alkohol, Aceton, Wlöslich war. N. Versuche zur Verbesserung der Hartharze eine sa he Obwohl namentlich die mit Säuren oder TER Nische trotz ihrer Härte bereits eine gewisse ae or ee suchten wir, letztere noch durch geeign er ie ” bi a en Körpern ein möglichst umfangreiches Anwendungs$ hern ; inie Fette und Harze Uns schienen zu diesem Zwecke in erster zo. ER Taus günstig. Während Zusätze von Glyko . 2 Zellonlack wenig 1, Ozokerit, Kolophonium, Kumaronharz, Zellon 1214 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt, vom 17, Jan. Erfolg hatten und zum größten Teil bei der Kondensation wieder aus- sehwitzten, erzielten wir gute Resultate mit dem Steinkohlenteer. Ein Gemisch aus 2g Phenol, 2g Furfurol und 0.5 g Teer wurde durch Erwärmen gelöst und nach dem Abkühlen mit 0.5 g Salzsäure versetzt; das Gemisch reagierte unter Kochen heftig und war nach etwa einer halben Stunde fest, aber infolge der heftigen Reaktion blasig und bröcklig. Um die Reaktion zu mildern, wurde ein zweites ebenso zusammen- gesetztes remisch nach dem Zusatz der Säure sofort mit Wasser ge- kühlt und erst, nachdem es fest geworden war, etwa eine halbe Stunde auf 60° erhitzt; das so erhaltene Produkt ließ sich auf der Dreh- bank gut bearbeiten. Noch bessere Resultate erhielten wir durch Zu- satz eines von der Firma Bayer & Co., Leverkusen, dargestellten Prä- parates, Laneps genannt, von dem wir der Reaktionsmischung am besten etwa 5 Prozent beigaben. Man löste z. B. 0.1 g Laneps in einem Gemisch von 1 g Phenol und ı g Furfurol bei etwa 50° auf und setzte 0.18 konz. Salzsäure hinzu. Nach etwa einer halben Stunde hatte sich ein fester, schwarzer Körper gebildet, der von Gips stark geritzt wurde und sehr elastisch war. Diese Elastizität behielt er auch noch nach dem Erhitzen bis auf 100°; er wurde dabei nieht brüchig und ließ sich auf der Drehbank sehr gut bearbeiten, ohne das Metall dabei an- zugreifen. Da diese Probe sich so gut eignete, wurden jetzt größere Mengen dieses Körpers dargestellt: Eine Lösung von 10 g Phenol in 10 g Furfurol wurde mit ı g Laneps bei 50° versetzt und bei dieser Temperatur ı oder 2 g konz. Salzsäure hinzugefügt. Die warme Lö- sung wurde sofort mit Wasser gekühlt und nach der vollständigen Kondensation durch Erwärmen allmählich getrocknet, ohne daß sie da- bei brüchig wurde. Selbst größere Mengen von 50— 100 g Gemisch lassen sich auf diese Weise vorteilhaft kondensieren. Auch reine polyzyklische Kohlenstoffverbindungen wurden als Zu- sätze in Betracht gezogen, wie Naphtalin und Anthrazen, eigneten sich aber wenig. In einer warmen Lösung von 10 g Phenol in 10 g Furfurol wurden 5 g Naphtalin und ı g Anilinchlorhydrat aufgelöst, und die Mischung etwa 6 Stunden auf 80° erwärmt. Das Reaktionsprodukt unterschied sich gar nicht von dem ohne Naphtalinzusatz. Zu einer gleichen Lösung wurde anstatt Naphtalin ı g Anthrazen gegeben. Die Mischung wurde wohl klar, blieb aber selbst nach 3tägi- gem Stehen bei 100° noch dünnflüssig; nur an der Oberfläche hatten sich prächtig blauviolett schillernde Blättchen (Anthrazen) abgeschieden- Zusatz von 2g Anthrazen bewirkte, daß die Mischung nach 2 Tagen zu einem lockeren Klumpen von blauvioletten Blättchen ef starrt war. Diese lösten sich in Benzol unter Hinterlassung eines amor“ Becksann und E. Dean: Einwirkung von Furfurol auf Phense 1215 phen, schwarzen Körpers, waren also offenbar ein Gemisch aus An- thrazen und dem festen Kondensationsprodukt. Bei der großen Ähnlichkeit der festen Phenol-Furfurol-Konden- sationsprodukte mit dem Hartgummi wurde versucht, das Kondensat durch Zusatz von Schwefel zu verbessern, da die Einwirkung von Schwe- fel bei der Hartgummiherstellung bekanntlich eine überaus wichtige Rolle spielt. Bei den diesbezüglichen Versuchen konnten wir jedoch nieht finden, daß der Schwefel auf unsere Furfurolgemische einen we- sentlich vorteilhaften Einfluß ausübte. Als wir z. B. eine Lösung von 2.58 Phenol in 2.5 g Furfurol bei gewöhnlicher Temperatur mit ge- fälltem Schwefel (etwa 0.05 g) gesättigt und mit 0.5 g konz. Salzsäure versetzt hatten, erhielten wir nach etwa 2 Stunden das feste Kon- densationsprodukt, das wir 2 Tage bei 80° troekneten, bis es weder nach Phenol roch noch schmeckte, und dann an der Drehbank pro- bierten. Es war spröder als die ohne Sehwefelzusatz kondensierten Gemische und brach im Gegensatz zu diesen beim Einschneiden eines Gewindes glatt ab. Ein ebenso negatives Resultat erhielten wir, als Wir die mit Schwefel gesättigte Mischung mit 0.5 8 Anilinchlorhydrat bei 80° kondensierten; in dem festen Produkt hatte sich bereits am nächsten Tage ein feiner Riß mit schwefelgrauer Bruchfläche gebildet. Vielleicht hatte sich der Schwefel bei der Kondensation aus irgend- einem uns unbekanntem Grunde, besonders längs dieser Bruchfläche abgesetzt und so den Riß hervorgerufen. Jedenfalls aber ließ sich durch den Schwefelzusatz keine wesentliche Verbesserung oder gar Elastizi- > ätserhöhung erzielen: sondern der Schwefel schien eher zu schaden als zu nützen. Furfarol: | Mit weit größerem Vorteil ließen sich dagegen unseren © = ae Präparaten indifferente Füllmittel, wie Infusorienerde, Holzmehl, u löse, Asbest usw., einverleiben, wie sie bekanntlich den Bakeliten ohne Nachteile bis zu 70 Prozent beigemischt werden können. u Wir verrieben z. B. eine angesäuerte Lösung von Ir g nn 108 Furfurol mit 20 g Kaolinpulver und ließen das we en 5 Wasserkühlung sieh kondensieren. Das Produkt war ee Wurde auch beim Trocknen nicht rissig, WAT Bet ah auf die reinen Kondensationsprodukte und zerbrach _ x Asbest: 'einboden. Weit besser erwies sich, eine Beimischung BE = 108 feingefaserter Asbest wurden mit einer hun ze 308 Phenol in 50 g Furfurol innig vermischt und die Mise | 2. Ei Wser gekühlt. Um das erstandene Produkt zu trocknet, PUT on & as | ichtig bis höchstens _ nem 1-kg-Gewichtsstück beschwert und BaBz VOR? lastisch und 60° erwärmt. Die etrocknete Masse war echt en : ie so g Widerstandsfähig. a a ER ae TER Aare Be PA 1216 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. VI. Kondensation der Phenole mit mehreren Aldehyden. Da das Furfurol offenbar eine ebenso große Neigung zur Konden- sation wie der Formaldehyd zeigte, lag der Gedanke nahe, zu unter- suchen, ob man nicht auch durch Vermischen der Furfurolgemische mit den Formolgemischen und darauffolgende Kondensation brauchbare Körper erhalten könnte. Wurden z. B. gleiche Mengen Phenol, Formol und Furfurol mit etwa 10 Prozent konz. Ammoniak versetzt, so schied sich beim Kochen, wie aus den Furfurolgemischen allein, wieder das dunkelbraune Öl ab: wurde die alkalisch reagierende Flüssigkeit 3 Stun- den im Bombenrohr auf etwa ı80° erhitzt, so erhielt man ein völlig inhomogenes, braun und schwarz gefärbtes, blasiges Produkt. Ebenso unbrauchbar war der Körper, den wir auf dieselbe Weise unter An- wendung von 10 Prozent Anilinchlorhydrat darstellten; er war zwar etwas homogener als das mit Ammoniak kondensierte Gemisch. dafür aber überaus feucht und schwammig. Besser wurde er dagegen, als wir die Kondensation bei etwa 80° unter Atmosphärendruck bewirkten: das Produkt war ebenso hart wie die mit Säuren kondensierten Körper, mußte jedoch sehr behutsam getrocknet werden, da es sich leicht warf. | Noch ungünstiger wurden die Resultate, als man an Stelle des Formols andere Aldehyde, z. B. Benzaldehyd, anwanldte. Eine Mischung aus 2 g Phenol und je ı & Furfurol und Benzalde- hyd, die mit 5 Tropfen konz. Salzsäure (0.4 g) versetzt wurde, färbte sich rotviolett und wurde unter geringer Selbsterwärmung allmählich schwarz und dickflüssig. Die Kondensation führte jedoch nicht .zu einem festen brauchbaren Produkt, wie bei Abwesenheit des Benzal- dehyds, sondern lieferte eine weiche schwammige Masse, die in orga- nischen Lösungsmitteln teilweise löslich war. Einen ähnlichen, etwas festeren Körper erhielten wir bei Anwendung von 2 g Rohkresol an- statt Phenol. Wurde dagegen Anilinchlorhydrat als Katalysator benutzt, so kam man über den flüssigen Zustand überhaupt nicht hinaus. ı g Benzal- dehyd gab mit 0.3 g Anilinchlorhydrat beim Erhitzen eine klare braune Lösung, die beim Erkalten trübe und diekflüssig wurde. Als wir 28 des Phenol-Furfurol- oder Rohl l-Furfurolg l hinzufügten, löste sich der Niederschlag leicht wieder auf und bildete eine klare rotbraune Lösung, welche nach längerem Erhitzen schließlich dunkel- grün wurde, aber dünntlüssig blieb. en Daß man durch Zusatz anderer Aldehyde die Kondensationspro- dukte in keiner Weise verbessern konnte, hat wohl seinen natürlichen rund darin, daß die Neigung. zur Kondensation, welche das Furfurol = h besond ders mit dem Formaldehyd teilt, bei anderen Aldehyden nicht | | | i Beckmann und E. Dean: Einwirkung von Fürfurol auf Phenole 1217 ‚vorhanden ist, wie z. B. folgende Versuche mit Benzaldehyd und Sali- eylaldehyd lehren. Eine Lösung von ı g Phenol und ı $ Benzaldehyd wurde mit 0.18 konz. Salzsäure versetzt. Die Lösung färbte sich sofort karmin- rot und wurde bald rotbraun, blieb aber dünnflüssig. Selbsterwär- mung wie beim Formaldehyd und beim Furfurol trat nieht ein. Nach einer halben Stunde wurde die F lüssigkeit kurze Zeit zum Sieden er- hitzt und wurde dabei wieder karminrot, ohne sieh zu einem festen Körper kondensiert zu haben. Wurde eine Lösung von ı g Phenol und ı g Benzaldehyd mit 3 Tropfen konz. Ammoniak versetzt, so trat eine milchige Trübung ein, die beim Erhitzen verschwand und beim Erkalten wieder zum Vorschein kam. : Die Flüssigkeit blieb aber sowohl vor, wie nach dem Erhitzen dünnflüssig und wurde auch nieht nach längerem Stehen diekflüssiger. Eine Lösung von ı g’ Phenol und ı g Benzaldehyd wurde mit 3 Tropfen Natronlauge versetzt; sie färbte sieh dabei nur gelb und wurde weder trübe, nöch diekflüssiger; auch Erhitzen änderte nichts. Als eine Lösung von ı g Phenol und ı g Benzaldehyd mit einer Messerspitze Kaliumkarbonatpulver versetzt und gekocht wurde, an stand ein karminroter Sirup, der sich aber in Alkohol farblos löste und mit Benzol eine milchige Emulsion gab. f Auch der Salicylaldehyd ließ sich durch keines der gebräuch- liehen Kondensationsmittel zu einem brauchbaren Körper kunneienen; verwendet wurden farblose Lösungen, von ıg Phenol in ıg Balley & dehyd: 0.18 Salzsäure bewirkte nur Hellgelbfärbung un ren En die beim Kochen hellrosa wurde; nach 2 Wochen war die Mischung Intensiv Tot, aber dünnflüssie. a ! Mit 3 Tropfen konz. ee bildete die Phenol-Salieylaldehyd- 0 SE nn Niederschlag, der beim Kochen _ 08 einen hellgelben voluminösen | nn Meder in Lösung ging. Zusatz von noch mehr Ammoniak d Ab- Noch ‚heißen Lösung bewirkte eine erneute hellgelbe T ge res 2 "eidung eines grünlichgelben Öles, das nach 2 ige ri de ae der Lösung rotbraun gefärbt war und an den Glaswandungen di Rengenzglases haften blieb. _ 3 Tropfen Anilin bewirkten Dunkelgelbfärbun ae nung; die Mischung war anfänglich trübe, wurde | | der klar und blieb dünnflüssig. a | _ Durch eine Messerspitze gepulvertes I „grüne Färbung der Lösung unter starker re En hen : 8 : itziggrünen, wele es ung war nach kurzer Zeit zu einer re ak stalle je bröckligen Masse erstarrt, aus der sich allmählie En ee unter starker Selbst- Ze Salieylsaurem Natrium ausschieden. 08. berichte 1918. aberbeimKochen 1218 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1915. — Mitt. vom 17. Jan. Eine Messerspitze Kaliumkarbonatpulver bewirkte nur hellgrüne Färbung; beim Kochen reagierte die Lösung heftig unter Gasentwick- lung und wurde rotbraun, blieb aber dünnflüssig. VI. Versuche zur technischen Verwertung. Die im vorstehenden beschriebenen Eigenschaften des Furfurols, namentlich seine Fähigkeit, mit Alkoholen allein oder bei Gegenwart geeigneter Katalysatoren oft schon bei gewöhnlicher Temperatur dunkel- gefärbte, flüssige, plastische oder hartgummiähnliche Kondensations- produkte zu bilden, die sich vielfach an Stelle der meist schwieriger darstellbaren Bakelite technisch verwenden ließen, sichern dem Fur- furol zweifellos ein weitverzweigtes’ Anwendungsgebiet. Im folgenden sollen einige Versuche beschrieben werden, die gemacht worden sind, um die technische Verwertbarkeit der erhaltenen Kondensationspro- dukte zu erproben. a) Verwertung als Imprägnierungsmittel. Um z. B. Papiere, Stoffgewebe, Hölzer usw. wasserdicht zu machen und vor Fäulnis zu schützen oder Metalle mit einer Schutzschicht zu überziehen, wurden diese entweder mit den Furfurolgemischen getränkt und dann die Kondensation durch Anwendung geeigneter Katalysa- toren bewirkt, oder sie wurden mit den bereits kondensierten flüssi- gen Gemischen behandelt. In erster Linie eigneten sich hierzu säure- freie Gemische; aber auch Mischungen mit nicht zu viel Säuregehalt ließen sich selbst zum Wasserdichtmachen von Papieren sehr gut an- wenden, ohne daß dadurch die Faser auch nur im geringsten in Mit- leidenschaft gezogen wurde. So konnten wir z. B. Filtrierpapier mit Gemischen aus gleichen Teilen Phenol bzw. Rohkresol und Furfurol, nachdem wir sie zwei Tage zuvor mit ı—2 Prozent konz. Salzsäure versetzt hatten, tränken und durch Erwärmen trocknen, ohne daß da- durch das Papier brüchig wurde. Es wurde vielmehr härter, war voll- kommen wasserdicht und leitete nieht den sekundären Strom eines mit zwei Zellen betriebenen Funkeninduktors. Dieselben Resultate erhielten : wir, als wir an Stelle der wässerigen Salzsäure alkoholische benutzten, während nachträgliche Kondensation mit gasförmiger Salzsäure weniger PERRERTICRSRRER war und das Gewebe angriff und zum Teil zerstörte. = Als Imprägnierungsmittel eigneten sich jedoch nicht allein die Aüssigen Produkte, sondern auch fast alle Lösungen, die im vorher- ‚gehenden angegeben \ waren, wie z. B. die Lösungen der mit Ammoniak DD Produkte ii hen Mitteln, die nach dem Verdunsten de, braune Lacküberzüge RER die Lösungen der ten h an. ie dem Gemische. usw. Die letztgenannten ECKMANN %. Denv: Einwi 2]8 Beckmanv und E. Denn Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1219 Lacke enthielten Jedoch manchmal noch etwas Karbonat, waren infolge- dessen weniger hitze- und säurebeständig und ließen sich deshalb nur in beschränkterem Umfange anwenden. . b) Verwertung der festen, unlöslichen Produkte. - Noch umfangreicher und gewinnbringender erschien uns das An- wendungsgebiet der hartgummiähnlichen Produkte. Da sie sich beim Kondensieren aus Gläsern und Porzellanschalen von selbst loslösten, die Trennungstlächen spiegelblank waren und jede Unebenheit des Ge- S fäßes mit äußerster Genauigkeit wiedergaben, lag der Gedanke nahe, die Gemische ebenso wie den Gips als Abdruckmasse zu verwerten. Dabei zeigte sich, daß dies nur für Glas und Porzellangegenstände _ möglich war, nicht dagegen ohne weiteres für Metalle. Eine Lösung _ von 10g Phenol in ıog Furfurol wurde auf ein mit Glykol einge- $ ‚fettetes 5-Mark-Stück, welches genau in ein Gläschen eingepaßt war, “ gegossen, mit 2 g konz. Salzsäure versetzt und mit Wasser gekühlt. | i Das Kondensationsprodukt haftete aber auf dem Metall so fest, daß beim mechanischen Ablösen die Masse völlig zerbröckelte. Derselbe Versuch wurde mit einem mit Glyzerin und ein drittes Mal mit einem Mit Graphit eingeriebenen 5-Mark-Stück gemacht, aber beide Male mit dem gleichen negativen Erfolg. © Ließ sich demnach der Körper nicht als Metallabdruckmasse Re = . werten, so zeigten doch die Versuche, wie fest sich die Mass man dem Metall verband; es wird deshalb möglich sein, auf diese Weise _Metallgriffe mit der Kondensationsmasse zu ak en a Wir dabei Salzsäure als Katalysator, so mußten wir die ann 5 - i Och vorher mit einer säurefesten Schicht überziehen, wir ie ; sie z.B. mit Asphaltlack, brachten den Griff in eine ihm en an Glas- oder Porzellanform (Reagenzglas) und Br Br —_ er Oprozentiger konz. Salzsäure versetzte Furfurolgemisch en Ir ar ; Wasserkühlung hinein. Am nächsten Tage De en und der festen Umkleidung ohne weiteres aus der Form BEROME die über- » nachdem er kurze Zeit auf etwa 8o° erwärmt vr ee = en, Schüssigen Substanzen zu entfernen, bereits gebrauchsfertig. nit = ne auf diese Weise Feilen, Sehraubenzieher, ER ; 77 Ei hartgummiähnlichen Masse umkleiden, Se Ba 30 rn i a . ! mechanisch sehr widerstandsfähig ar Alten getränkten Fr Während nun die mit sauren Br äh et iere den hochgespannten Strom des F re ER Massen nicht dies bei den mit Säuren kondensierten ns zöme von einigen Fall. Diese hielten wohl niedrig gespannte St och nach 7stün- = It aus, leiteten aber den Induktorstrom age : . N sn 1220 Sitzung der phys.-math. Klasse vom 5. Dez. 1918. — Mitt. vom 17. Jan. digem Auskochen mit alkoholischem Ammoniak. Die Masse wurde dabei nur oberflächlich säurefrei, während die etwa ı mm tiefer ge- legenen Schichten infolge ihres Säuregehaltes den Strom leiteten. Das erkannte man, als man den ausgekochten Griff in Schichten von etwa f ‚mm Dicke an der Drehbank abschliff und die abgedrehten Späne gesondert auffing. Diese isolierten merkwürdigerweise alle den hoch- gespannten Strom; wurden sie jedoch in der Pastillenpresse bei etwa 50° zusammengedrückt, so isolierten nur die aus den ersten beiden Schichten zu je einem Stäbchen zusammengepreßten Späne den Strom, während alle anderen, aus tieferen Schichten stammenden Stäbchen ihn leiteten. Um Schutzgriffe gegen hochgespannte Ströme herzu- stellen, eigneten sich also nicht die mit Säuren kondensierten Gemische, sondern nur säurefreie. Solche konnte man herstellen, indem man statt Salzsäure Anilinchlorhydrat benutzte und die Reaktion bei etwa 30° bewirkte; die auf diese Weise hergestellten Griffe isolierten jedoch den Induktorstrom erst nach längerem Lagern. Aber nicht nur Stäbe, sondern auch Platten konnte man aus un- seren @emischen herstellen, wenn man genügende Mengen des Kataly- sators anwandte. Versetzte man z. B. in einer Kristallisierschale von etwa 10 cm Durchmesser eine Lösung von 20 g Phenol in 20 8 Fur- furol unter Wasserkühlung mit 2 g (5 Prozent) konz. Salzsäure, so et hielt man am anderen T age eine kreisrunde Platte, die sich beim .. Trocknen warf, rissig wurde und schließlich zerbrach; versetzten wir dagegen die Mischung mit etwa 8 g Salzsäure, so blieb die Platte auch nach dem Trocknen eben. Es war für die Phenol-Furfurol- gemische ein Säurezusatz von mindestens ı 5 Prozent nötig, wenn man günstige Resultate erhalten wollte, während für die Rohkresol-Fur- furolgemische 10 Prozent Salzsäure schon manchmal zu viel war. Die Bletten. waren trotz ihrer großen Härte noch so elastisch, daß sie = iR geworfen werden ‚konnten, ohne zu zerbrechen. Unter er ubenpresse konnte man in ihnen die Konturen eines 5-Mark . : | folgreich benutzt und waren haltbarer als Leder. nieht erschöpft; bei der technischen Darstellung und Verarbeitung En ge Bene Wege und Möglichkeiten erschließen. * Stückes leicht einpressen. Auch als Stiefelsohlenersatz wurden sie N * ” N j Damit ist aber das Anwendungsgebiet der Furfurolharze noch ' werden sich ih ermö ; i , Werden sich ihm, vermöge seiner vorzüglichen Eigenschaften, sicher“ © Beckmann und E. Dean: Einwirkung von Furfurol auf Phenole 1221 Zusammenfassung. Furfurol läßt sich mit Körpern von Phenolcharakter, namentlich bei Anwendung geeigneter Katalysatoren, unter intramolekularer Wasser- abspaltung zu braun bis 'schwarz gefärbten, teils löslichen, teils un- löslichen Stoffen kondensieren, welche die Eigenschaften von Harzen bzw. des Hartgummis besitzen. 4 Mit Halogenwasserstoffsäuren geht die Kondensation meist schon bei gewöhnlicher Temperatur bis zur Bildung unlöslicher hartgummi- ähnlicher Stoffe. In manchen Fällen ist wegen spontaner Erhitzung sogar äußere Kühlung zweckmäßig. Im Verhältnis zum Benzophenol reagieren die Kresole lebhafter, das «-Naphtol fast mit explosiver Heftig- keit. Häufung von Kohlenstoff im Molekül wirkt also beschleunigend. Aber auch die Stellung der Substituenten ist wichtig. «-Naphtol rea- giert schneller als 8-Naphtol. Substitution in der Parastellung zum phenolischen Hydroxyl wirkt verzögernd. Auch die Salze von Ammon oder Ammonverbindungen mit Ha- e in wässeriger Lösung sauer reagieren- liefern, wenn auch träger als ür die Praxis erscheint logenwasserstoff, besonders di den Salze, wie Anilinchlorhydrat usw., die freien Säuren, hartgummiähnliche Stoffe. F ei der Ersatz der freien Säuren durch die Ammonsalze wichtig. Alkalische Mittel, wie Alkalikarbonat und Ammoniak, gestatten die Herstellung löslicher Produkte, welche zur Bereitung von Lacken ' dienen können, ig Die Eigenschaften der unlöslichen Produkte lassen SE ai ER Sätze fettartiger Stoffe oder Füllmittel, wie Ton, Kieselg ne i R usw., nach verschiedenen Richtungen modifizieren; Zusätze fremder dehyde stören die Kondensation. \ a Die technische Verwertung der Furfurolbarze steht hinter der der Formolharze durchaus nicht zurück. ; E, r 1918. Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, Berlin-Dahlem, den 17. Januar 19 | Sitzungsberichte 1918. wırz- MoELLEXDo Hıtar v. OA sereRErg:. Au u .e Museen zu Berlin : ie ung des Minne: „, Maven: Zur Metrik von Saltair na Heutmass: Über war ‚me und a Ite ezstudien. I ms: a, Abhandlungen bes demischen Sitzung vor das druckfertige mitg men usw.) gleichze ‚getrennten Blättern, Die K 1223 SITZUNGSBERICHTE 1918. 11. DER PREUSSISCHEN _ AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 12. Dezember. Gesamtsitzung, Vorsitzender ‚Sekretar: Hr. Pranxex. “I. Hr. Burvacn sprach über Goethes West-östlichen Divan. In allgemeiner Betrachtung und an "einzelnen Divangedichten wird die Frage erörtert, welches Verhältnis zwischen Schöpfung und Erlebnis in diesem Werk besteht. 2. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen haben bewilligt: die physikalisch-math tische Klasse dem Privatdozenten Hrn. Dr. Kakı. Freunensere in Berlin zu chemischen er ber Gerbstoffe, Zucker: und Alkaloide 1000 Mark; die philosophisch-historische Klasse Hrn. WıraeLn ScruLze zur Fort- führung seiner ostfinnischen Untersuchungen und zu avarischen Sprach- aufnahmen 1000 Mark. 3. Das korrespondierende Mitglied der physikalisch-mathemati- schen Klasse Hr. Ferıx Kırıy in Göttingen begeht heute das fünfzig- ‚JAhrige Doktorjubiläum: aus diesem Anlaß hat ihm die Akademie eine dresse gewidmet, deren Wortlaut weiter unten abgedruckt ist. | | 44 ichte 1918. y 1224 Gesamtsitzung vom 12. Dezember 1918 Adresse an Hrn. FELıx Kıemm zum fünfzigjährigen _ Doktorjubiläum am 12. Dezember 1918. Hochverehrter Herr Kollege! N Hi geht ein halbes Jahrhundert zu Ende, seit Sie im Alter von 19 Jahren zu Bonn den Doktorhut erwarben. Zu diesem Jubiläum tritt auch die Berliner Akademie der Wissenschaften, die Sie zu ihren _ korrespondierenden Mitgliedern zählt, in den weiten Kreis der Gra, tulanten. | Ihnen ist es vergönnt gewesen, in einem Jugendalter, «das sonst vornehmlich der Rezeption gewidmet ist, das volle Glück einer im Großen schöpferischen Tätigkeit zu erleben und ihre Wirkung sich nach allen Seiten rasch ausbreiten zu sehen. Traten Sie doch in der mathematischen Öffentlichkeit sogleich als eine vollkommen ausge- prägte wissenschaftliche Persönlichkeit auf, so daß der ganze Charakter Ihrer späteren weitverzweigten Wirksamkeit aus dem Zusammentreffen dieser Eigenart mit den Problemen der Zeit gegeben war. Das Er- langer Programm, das Sie im Alter von 2 3 Jahren in die Welt schickten, zeigt schon Ihr volles Bild. Es öffenbart die unerreichte Fähigkeit, VERORERIE: den verschiedensten Disziplinen angehörige Einzelerkennt- Runde aus hoher Perspektive einander überraschend nahezubringen und zu einem lebendigen entwicklungsfähigen Ganzen zu vereinigen. Bei den ungeheuren Schwierigkeiten, die dem Mathematiker oft ein um scheinbarer Schritt bereitet, gerät er in die Gefahr, zu sehr ins Nahe zu sehen und die Übersicht zu verlieren. Sie verlieren niemals die .— zu den Problemen, die Orientierung im Großen, und werten den Berg nicht nach den Schwierigkeiten der Besteigung, sondern nach der Aussicht, die er bietet. Der Führer, der sie leitet, ist die gewaltige geometrische Intuition. s u Bee. en AR werben Sie als en erste Ber a ERERER a BR. e Geometrie unter den Gesichtepe? 2 u , ist auch inhaltlich für Ihre wissenschaftliel Tätigkeit kennzeiehnend, durch hindurehzieht. Diese: Beta | dem Programm Be h ; sand A | die sich die Gruppentheorie Jeiten i ranzegangenen Untersuchungen, in welchen Sje die ERBE ALETER u Er u 2” w 225 _ Adresse an Hrn. Fruıx Krrın zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum Cayleysche projektive Maßbestimmung zur Realisierung der nicht- euklidischen (seometrie nutzbar machten und dadurch helles Licht in das damals noch so geheimnisvolle Gebiet warfen. Geometrie und Gruppentheorie wußten Sie glücklich zu vereinigen, um die Theorie der Gleichungen fünften und höheren Grades und in Verbindung damit auch die allgemeine Theorie der endlichen Gruppen linearer Substitutionen von neuen Gesichtspunkten und unter neuen frucht- baren Problemstellungen aufzubauen und wesentlich zu vervollständigen. Nachdem Sie als einer der ersten Riemanns Funktionentheorie in ihrer ganzen Tiefe durchdrungen und für ihr Verständnis mit großem Erfolge gewirkt hatten, ergaben sich aus der Synthese dieser Ideen- welt mit den Ergebnissen, zu welchen Sie durch Ihre geometrischen h . R + ee und algebraischen Forschungen geführt worden waren — wieder an der Hand der Gruppentheorie —, die großen Schöpfungen, durch die Sie Mitbegründer der Theorie der automorphen Funktionen geworden sind. Ihre reiche, in fast alle Zweige der Mathematik eingreifende Produktion, von der das Gesagte auch nicht im entferntesten ein vollständiges Bild zu geben beansprucht, weist noch einen besonderen Vorzug auf. Sie waren nie bemüht, von den Bäumen, die Sie Pflanzten, alle Früchte selbst zu pflücken. Ihre Arbeiten eröffneten immer eine Reihe interessanter noch zu erledigender Fragen. Da- durch haben Sie in so hohem Maße Schule gemacht. Noch eine hervorragende Schöpfung auf organisatorischem Ge- biete darf bei einer Würdigung Ihrer Verdienste nicht unerwähnt bleiben. Das ist die Herausgabe der Enzyklopädie der mathema- tischen Wissenschaften, die recht eigentlich Ihr Werk genannt werden kann und heute für jeden Mathematiker ein unentbehrliches Hilfs- Mittel bildet: Möge es Ihnen noch lange vergönnt sein, die Wirkungen, die von Ihnen ausgegangen sind, sich mehr und mehr fruchtbringend entfalten zu sehen und sie durch fortgesetzte Tätigkeit zu fördern! Ai F Das ist der aufrichtige und herzliche Wunseh der Berliner Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 16. Januar 1919. “ f 1227 SITZUNGSBERICHTE. 1918. Lu. DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. x “ 19. Dezember. Sitzung der physikalisel th tisel Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. PLanck. Hr. Wargure legte eine Mitteilung vor: Über den Energie- umsatz beiphotochemischen Vorgängen. VII. Die Photolyse wäßriger Lösungen und das photochemische Äquivalent- gesetz. Bei der Photolyse wäßriger Lösungen von Nitraten der Alkalien und alkalischen Erden entsteht Nitrit. Die spezifische photochemische Wirkung bezüglich dieses Pro- dukts ist bedeutend größer in schwach alkalischen als in schwach sauren Lösungen, nimmt mit wachsender Konzentration des Nitrats zu und ist im Widerspruch zu dem Eissreivschen Äquivalentgesetz größer für kürzere als für längere Wellen. 1228 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1915 Über den Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VII. Die Photolyse wäßriger Lösungen und das photochemische Aquivalentgesetz. Von E. WARBURG. (Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) . s 116. Das photochemische Äquivalentgesetz von Einstein beruht auf der von ihm verallgemeinerten Quantentheorie und der Neben- annahme, daß bei der Photolyse alle absorbierenden Molekeln primär zerfallen. Daraus folgt für die primäre spezifische photochemische Wirkung & (primär zersetzte Mol für eine absorbierte g-cal) na A Ten, wo A die photolysierende Wellenlänge und c die zweite Konstante des Strahlungsgesetzes schwarzer Körper bedeutet. Notwendige Be dingung für die Gültigkeit dieses Gesetzes ist, daß das Quantum der photolysierenden Wellenlänge größer sei als die Arbeit q. welche bei der primären Zersetzung einer Molekel zu leisten ist, d. h.. wenn 9 in g-cal ausgedrückt wird, N 249 (1) (2) Ei Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so kann gleichwohl Photolyse ein- treten, indem die photolytische Molekel sich nach Aufnahme eines . ' Quantums mit diesem fortbewegt und beim Zusammenstoß mit einer Ei andern Molekel eine Reaktion eingeht (VI $o5). Hr. Stark’ hat zuerst en auf die Möglichkeit eines ‚solchen Vorganges aufmerksam gemacht, welchen er eine thermophotochemische Reaktion nennt. ! VIE’ Diese Berichte 1918, S. 300. N A Die Paragraphen der VII. Mitteilung si mit denen der VII. fortlaufend numeriert. | ne ® J. Stang, Phys. ZS. 9, 898. 1908 + ‘ Warsurs: Einergieumsatz hei photochemischen Vorgängen. VIH 1229 ‚Bei Untersuchungen ‚über die Photolyse gasförmiger Körper fand ich das Äquivalentgesetz (1) bestätigt in Fällen, in welehen, wie bei Jod- und Bromwasserstoff, die Bedingung (2) erfüllt war, wenn da- : ‚gegen, wie bei Ammoniak und photochemischer Ozonisierung durch längere Wellen die Bedingung (2) nieht zutraf, war die photochemische Wirkung kleiner, als es das Gesetz verlangt, und nahm im Widerspruch "m dem Gesetz mit wachsender Wellenlänge ab. In der gegenwärtigen Untersuchung soll das Gesetz an wäßrigen Lösungen geprüft werden, und es sind zuerst die über diesen Gegen- stand bereits veröffentlichten Arbeiten in Betracht zu ziehen. | $ 117. In diesen spielt eine große Rolle die Ordnung der Reaktion, es möge daher zunächst besprochen werden, wie dieser Punkt auf dem hiereingenommenen Standpunkt sich darstellt. Ich betrachte erstens den Fall, daß die Bedingung (2) $ 116 erfüllt ist und alle absorbierenden Molekeln, deren Zahl m der absorbierten Strahlungsintensität propor- tional ist, primär zerfallen. Pilanzt sieh parallele Strahlung in der Richtung x im Reaktionsgefäß fort, so ist J= Je “+, wenn 4, den Absorptionskoeffizienten der außer dem Photolyten in der Lösung Yörhandenen absorbierenden Stoffe bedeutet (vgl. $S 132), und nach Annahme, indem ı/f ein Proportionalitätsfaktor, un Lada 12 ae > ed ot J F Werden Konzentrationsdifferenzen im Reaktionsgefäß etwa dureh Rühren ausgeglichen, so sind & und x, von x unabhängig und die Integration über ein parallelepipedisches Reaktionsgefäß von der Länge d liefert dm = J i (I SER Er rl2 = % a it er, et F at 4, 7 At, \ wo A den absorbierten Bruchteil der einfallenden Strahlung bedeutet. Für unendlich kleine Absorption wird En u, (4) eh und es werde nun hinzugefügt die spezielle Annahme, daB das Bressche Gesetz gilt, d.h. daß r (3) a = a, °C se (5) No a, das molekulare Absorptionsvermögen, © die Konzentration der Lösung bedeutet. Dann ist im Fall (4) Er nn r. Ss “ ee a, Be 1230 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Gilt also das Beersche (Gesetz, so ist die primäre Reaktion bei un- endlich kleiner Absorption monomolekular. Nun findet oft sekundär, d. h. unabhängig von der Strahlung, eine Einwirkung der primär ver- änderten auf die unveränderten Molekeln statt, welche in verschiedener Weise von der Konzentration abhängen kann. Die bei dem Versuch beobachtete Bildung des Endprodukts braucht also im Fall (6) keines- wegs das Gesetz der monomolekularen Reaktion zu befolgen. Besteht beispielsweise zwischen der Molzahl m’ des Endprodukts und der Mol- zahl m der primär veränderten Molekeln die Beziehung m = g-m«e, wo g eine Konstante, so folgt aus (3) om F. a ee a ee re (7) Die Geschwindigkeit der Reaktion hängt also hier von der Absorption A und der Konzentration ce ab, und bei Gültigkeit des Brerschen Gesetzes wird für unendlich kleine Absorption = gerrande (8) so daß in diesem Fall die Reaktion bimolekular wäre. Wird dagegen die ganze einfallende Strahlung absorbiert (A = 1), so ist nach (3) dm/dt von der Konzentration unabhängig und die Reaktion bezüglich des primären Produkts von der oten Ordnung. Betrachtet man zweitens den Fall, daß die Bedingung (2) nicht erfüllt ist. so ist im Fall (6) ‚auch hier die absorbierte Energie der Konzentration proportional; die absorbierende Molekel kann aber erst beim Zusammenstoß mit einer andern Molekel zur chemischen Reaktion kommen, sofern sie nieht zuvor durch reaktionslose Zusammenstöße zuviel von dem ab- ‚sorbierten Quantum verloren hat. Nun gibt es in wäßrigen Lösungen die der Regel nach reaktionslosen Zusammenstöße mit dem Lösungs- mittel Wasser, daher muß die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die ab- sorbierende Molekel zur Reaktion gelangt, mit zunehmender Konzen- | tration wachsen, denn desto weniger Zusammenstöße mit den Wasser- . molekeln schieben sich ein. Zusammenfassend kann man sagen, daß wenn bei Gültigkeit des Brrrschen Gesetzes und schwacher Absorption ein nieht monomolekularer Verlauf der Photolyse beobachtet wird, sekundäre von der Konzentration abhängige Reaktionen im Spiele sind oder primärer Zerfall nicht stattfindet. b we $ 118. Von den über die Photolyse von Lösungen vorliegenden ; en kommen “hier nur die in Betracht, bei welchen außer der | Photolyse auch die Absorption der Strahlung gemessen wurde, da nur salche zur Prüfung des Äquivalentgesetzes sich eignen. Ich verzeiehn® a SR Versuchsergebnisse stets umgerechnet auf die von mir in diesen » > » Wuarsurg: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VII 1231 “ Arbeiten benutzten Werte. Hrsrı und WüvrsseEr' untersuchten die Photo- a » _ erheblich größer ist, als das Äquivalen endlich ® mit abnehmender Well Iyse des Wasserstoffsuperoxyds mit Funkenstrahlung. Nach ihnen ist die Reaktion exotherm und erfolgt nach dem monomolekularen Gesetz, und die zersetzte Menge ist proportional der absorbierten Energie. In ‘der folgenden Tabelle ist ‚), die einfallende Intensität in g-cal/se, n die Normalität der Lösung in mol/Liter, , das molekulare Absorp- tionsvermögen bezogen auf eine ';, normale Lösung, # die spezifische photochemische Wirkung, A/2c diese Größe nach dem Äquivalentgesetz unter der Annahme, daß die primäre Reaktion H,0, =H,0+0 ist und die zersetzte Menge sekundär nicht verändert wird. Wasserstoffsuperoxyd. A 0.280 0.256 0.230 0.207 7.510° 157 49.8 76.6 45.2 r Mn: 0.049 0.049 0.049 0.023 &, 6.9 46.0 172.6 192.4 d+10° 3.88 3.86 4.02 3,73 10°-A/2c 0.991 0.895 0.805 0.725 Die Photolyse des H,O, ist analog der. photochemischen Des- für höhere Konzentrationen, ® tgesetz verlangt, z. B. fand ich für Ozonlösungen in Sauerstoff bein = 0.0093 $ = 3.13 10”. Diese Konzentration ist noch bedeutend ‚kleiner als die kleinste von Heskı und Wuruser angewandte. Einfache Verhältnisse fand ich erst für 1 < 0.0005 (III, $ 32 und folgende). | M. Bott? untersuchte die Photolyse der Platinchlorwasserstofl- säuren. Die Reaktion ist endotherm, die mehrfachen Säuren werden zur Monosäure Pt Cl (OH),H, reduziert. Die Reaktionsordnung ergab sich bimolekular, die spezifische photochemische Wirkung mit der Kon- ‚zentration wachsend, z. B. Tetrasäure Pt C1,(0H).H, x = 0.2536 N.10" 02 0.5 2 d-10° 0.234 0.831 3.15 enlänge wachsend, nämlich ozonisierung, bei welcher ebenfalls, .. 5 —4 BE Tetrasäure n-10 d= 0.2 em 2 0.546 0.310 0.254 0.238 0.101 1.66 3.52 $- 10° 0.0072 0.887 0.831 .909 1.084 2c ı V. Henrt und R. Wuruser, Ü. R. 157, 12 2: M; Bors, Ann. PhysT. H, 5 und 185, 191% 6128, 1913- 1232 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 VRrANER untersuchte die Photolyse der smaragdgrünen Lösung des Kaliumkobaltioxalats K,00(0,0,)3-3 H,O, welches sowohl durch Kochen wie durch Bestrahlung zu rosarotem Kobaltosalz reduziert wird, - 2K,Co (0,0,), = 2C0o 0,0,+ 3K,0,01+ 200,. Er findet zwei Absorptionsbanden im sichtbaren Gebiet, die eine mit Absorptionsmaximum &#, = 490 bei A= 0.4254. die andere mit Maxi- mum 2, = 370 bei A = 0.608; nur die kurzwelligere photolysiert, diesem Befunde schließt sich das weitere Ergebnis an, daß & mit ab- nehmender Wellenlänge wächst. Kaliumkobaltioxalat A 0.436 0.405 0.366 d-10° 0.881 1:253 1.905 i 1 0.928 1.419 1.282 2C Die Ordnung der Reaktion lag zwischen der ersten und zweiten. Endlich kommt eine Untersuchung von Lasarerr” über das Aus- bleichen von Farbstoffen wie Cyanin u. a. in Betracht. Untersuchungs- objekte waren in Farbstofflösung gebadete und dann getrocknete Kol- lodiumhäutchen auf Deekgläsern, Es handelt sich also nicht um tropf- bar flüssige Lösungen, aber vielleicht um Gebilde ähnlich wie Gelatine- präparate, welche in bezug auf Elastizität die Eigenschaften fester Körper besitzen®, während in ihnen gelöste Stoffe in bezug auf Diffusion und Elektrolyse‘ sich ebenso verhalten wie in tropf’bar flüssigen Lö- sungen. Die Energieverteilung im sichtbaren Spektrum wird mit der Thermosäule aufgenommen, alsdann in sinnreicher Weise mit einem Könıs-Martensschen Photometer die Absorption im Blättehen für ver- schiedene Wellenlängen vor und nach der Photolyse gemessen und zur Bestimmung der absorbierten Energie, sowie, unter Voraussetzung des Berrschen Gesetzes, der zersetzten Menge verwandt. Für die fünf untersuchten Farbstoffe ergab sich die photochemische Wirkung der absorbierten Energie proportional und von der Wellen- länge unabhängig. Da die Angaben der Thermosäule an einen Hohl- rn raumstrahler von 100° angeschlossen waren, so konnte abgeleitet wer- ‚den, daß für ‚die Zersetzung von ı g Cyanin 48000 g-cal. absorbiert wurden, woraus, wenn man das Molekulargewicht des Cyanins zu 420 en 2 - % W R ni ur: ni * + y ” ’ arBuRG: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VIN 1233 mt, sich # gleich 0.005 - 10° ergibt. Die Kleinheit dieses Wertes Beprt vielleicht von Sauerstoffmangel her. Denn die photoehemische Wirkung auf Oyanin ist mit einer Oxydation verbunden und wächst nach Versuchen von LasAarerr' mit dem Druck der Luft, in welcher das Blättchen sich befindet. | 2 $ 119. In keinem der vier besprochenen Fälle nimmt die spe- ansche ‚plotochemische Wirkung mit wachsender Wellenlänge zu, hieraus folgt, unabhängig von der Mitwirkung sekundärer Reaktionen, die Ungültigkeit (les Äquivalentgesetzes. $ 120. Exotherme Reaktionen wie die Zersetzung des H,O, dürften ‚sich zur Prüfung des Äquivalentgesetzes weniger eignen, die übrigen besprochenen Fälle betreffen Körper von ziemlich kompliziertem Bau. das Gesetz auch an einfacher gebauten - So schien es mir angezeigt, Substanzen zu prüfen, und ich habe dafür die Photolyse wäßriger Lö- sungen von Nitraten gewählt. | er: Man weiß, daß aus Kaliumnit wird“. Um diesen Vorgang quantitati Methode zur Nitritbestimmung. Fügtm eines Nitrits Jodkalium, so wird Jod freigemac rat durch Bestrahlung Nitrit gebildet v zu untersuchen, braucht man eine an zu einer angesäuerten Lösung ht nach der Gleichung ; I | KI+FKNO,+H,SO, =K,SO,+NO+HO+ ZH: _ Enthält aber die Lösung Luftsauerstoff, so wird NO wieder zu NO, Oxydiert, welches aufs neue Jod freimacht, dies geht aus der beim | Titrieren des Jods mit Stärke beobachteten Nachbläuung hervor. Man muß daher, um die Reaktion zur quantitativen Nitritbestimmung brauch- bar zu machen, den Luftsauerstoff beseitigen. Dazu benutzte ich die ftsauerstoff durch Kohlen- | Metliode von Rascnıe?, bei welcher der Lu dioxyd ausgetrieben wird, in folgender Anordnung nn .. Die schwach alkalisch gemachte, mit KJ versetzte Lösung be- = findet sich in dem Standzylinder g (Fig. 1) durch das bis auf den EV Boden des Zylinders reichende Rohr e wird 3 Minuten lang ein kräf- iger, bei a in den Druckregulator h tretender Kohlendioxydstrom aus einer Bombe geleitet. Darauf läßt man "/, ccm 8 n-Schwefelsäure an dem Rohr # in die Lösung hineinlaufen und titriert 2 Minuten später nach Zusatz von Stärke mit 1/00 n-Natriumthiosulfatlösung aus der x Tropfspitze T % ! P. Lasarerr, ZS. phys. Chem. 78.0872 1912: 2% . ° H. Tuıere, Ber. Deutsch. Chem. Ges. 40, 4914- 1907. OÖ. Baupisch, Ibid. 44- 9.1011. D. Berreeror u. H. (GLAUDECHON, C. iss yre 919 weiche dasselbe auch für Ammoniumnitrit fanden. Moore, Bericht Nature 27. Dez. 1917, »- 338. Die Arbeit ist mir nicht zugänglich. =..2° FE, Rascnıc, Ber. Deutsch. Chem. Ges. Bd. 38, S. 3911. 1905 1234 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 HR RHIBRE ERREGER ERREFRRH A EEE PR TA EWG RL DBRNT TERROR BNOHE: ww. $ ı21. Die Methode wurde an einer von Hrn. Myuivs aus Silber- nitrit hergestellten 1 | 2000 n-Lösung von Natriumnitrit erprobt, deren Gehalt sich in 100 Tagen nicht änderte. Zur Messung der Gesehwin- digkeit des Gasstroms diente die am Wassermanometer (d beobachtete Druckdifferenz an den Enden der von dem Gasstrom durchsetzten Ka- pillare ce. Nach besonderen Versuchen war die Geschwindigkeit des Stromes jener Druckdifferenz proportional und betrug bei 100 mm Wasserdruck ungefähr 191 eem /Minute; der Mindestwert der zur Aus- treibung der Luft erforderlichen Geschwindigkeit entsprach ungefähr ı60 mm Wasserdruek in d, bei welehem der Kohlendioxydverbrauch für den 6 Minuten lang dauernden Versuch ungefähr ı.3 Liter betrug. Bei Einhaltung dieses Mindestwertes waren für ı0 cem Lösung zum Austitrieren nötig 41; 41.5; 41.3; 41.8; 42, im Mittel 41,5 Tropfen ‚oder 41.5-0.01213 = 0.503 cem der !/,oo n-Natriumthiosulfatlösung: also enthalten 10 cem 0.503 - 10° Mol NO,, die Lösung ist 0.503 * 10°” normal, ihr Nitritgehalt wird also bis auf ı Prozent richtig gefunden. Bei den folgenden Bestimmungen war der Geschwindigkeitsmesser stets eingeschaltet. $ 122. Bei dieser Methode würden außer NO, auch andere Stoffe Jod abscheiden. Es war daher nötig, die Methode durch eine andere zu kontrollieren, welche nur Nitrit anzeigt. Eine solche ist die kolo- _ timetrische von Grıess und Irosvar', welche auf der Bildung einer . roten Azoverbindung beruht, entstanden durch Einwirkung von sal- petriger Säure auf ein essigsaures Gemisch von Sulfanilsäure und # t h Naphtylamin. Es wurden nun zwei Lösungen I und Il, die !/ 2 r P. Treaoweır, Kurzes Lehrbuch der analyt. Chemie Bd. Il S. 285, 191! - n sam WarpurG: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VII 1235 KNO, und !/3o0oo n an NaOH waren ($ 126), mit Gesamtzinkfunken- strahlung 15 Minuten lang photolysiert, darauf jede in zwei Teile ge- teilt und je ein Teil nach der Jodkalinmmethode, der andere nach der kolorimetrischen Methode untersucht. Die Jodkaliummethode er- gab, daß je 10 ccm der Lösungen I und II Jod entsprechend 48 und 40 Tropfen der !/,00 n-Natriumthiosulfatlösung lieferten, wonach I !/,730; I!\,oson an NO, wäre. Die kolorimetrische Metliode, welche Hr. Mvuws freundlichst ausführte, ergab, daß je ı cem der Lösungen I und II bzw. 1.2 und 0.9 eem der !/zo0o n NaNO,-Lösung Äquivalent waren, wonach die Lösung I !/,6,0, I Be n. an NO, wäre. Die Unterschiede in den Ergebnissen der beiden Methoden liegen durchaus innerhalb der Fehler- ® grenzen der kolorimetrischen Methode. Es folgt hieraus, daß das re- . duzierende Produkt der Photolyse der Hauptsache nach Nitrit ist, was nieht ausschließt, daß außerdem kleine Mengen anderer reduzierender & Stoffe gebildet werden. 2 . Y . u, r F x $ 123. Um für das allgemeine Studium der ehemischen Vorgänge E i “ ER ; : ar : bei der Photolyse der Nitrate Wirkungen geeigneter Größe zu er 3 halten, machte ich zunächst Versuche mit der unzerlegten Gesamt- E . . M®_. r . NT 3 * | zinkfunkenstrahlung, welehe in 10 Minuten meist NO, entsprechend 50—70 Tropfen der !/100 n-Natriumthiosulfatlösung bei einem Tropfen- volum von etwa 0.012 cem lieferte. Einschaltung einer dünnen, 66 Pro- zent der Strahlung absorbierenden Glimmerplatte brachte die Wirkung zum Verschwinden: es war deshalb auf die Strahlen einzustellen, welche bei Einschaltung der Glimmerplatte verschwanden und welche 3 an der Fluoreszenz des Uranglases erkannt wurden. Als Gefäße für 5 die Lösungen dienten teils Quarzglasröhren, teils eine durch 2: kristallplatten verschlossene Glaszelle der früher benutzten Art (ITS 26). Die letztere hat den Vorzug einfacherer optischer NENBENEES, auch ist der Bergkristall für kurzwellige Strahlung durchlässiger als Quarz- glas. Der Strahlenweg dieser Zelle betrug 1.51 cm. i ; “R. $ 124. Ein dünnwandiges Quarzglasrohr von 72 em Lichtweite und 9.2 cm Länge wurde mit 15 cem einer 3 eg bis zu ungefähr 6 em Höhe gefüllt. Der Querschnitt gen, unken- strahlenbündels hatte nur 0.6 em Durchmesser, SO daß die Strahlung nur auf einen kleinen Teil der Flüssigkeit wirkte. Um sie während der Versuchsdauer gleichförmig zu bestrahlen, Baal > en Vorrichtung, welehe mit Hilfe eines kleinen Bereeer ss SR glasrohr eine Schraubenbewegung erteilte, vermöge deren wä a =3 Versuchsdauer (10 Minuten) der die Flüssigkeit nn r ze an dem photolysierenden Strahlenbündel FOLBRREN ORT > and 2 dessen keinen Unterschied in der Nitritbildung, mochte ie die glasrohr diese Bewegung erteilt werden oder nieht, d. h. mochte die \ 1236 Sitzung der physikalisch-mathematis hen Klasse vom 19. Dezember 1918 ganze Oberfläche des Photolyten oder nur ein Teil derselben bestrahlt $ werden. Nachdem dies festgestellt war, wurden die Versuche meist Y bei ruhendem Photolyten angestellt. $ı25. Um zu prüfen, ob der Luftsauerstoff die Photolyse be- i einflußt, benutzte ich (Fig. 2) ein 16 cm langes, 2.5 cm lichtweites 3 Quarzglasrohr a, oben verschlossen durch einen & eingeschliffenen Glasstopfen 5, durch den ein bis auf den Boden reichendes enges Glasrohr ce hin- = ‚durehging. Wasserstoff, bereitet aus chemisch rei- nem Zink und verdünnter Salzsäure, gewaschen d mit Natronlauge und Kaliumpermanganat konnte bei d eingeführt werden und trat nach Durch- setzen des im Quarzglasrohr befindlichen Photo- lyten bei e aus. Man beobachtete nun die Nitrit- bildung sowohl in Gegenwart des Luftsauerstoffes, als auch wenn dieser durch !/, stündige Behand- lung mit dem Wasserstoffstrom aus der Flüssig- keit entfernt war. Im letzteren Fall wurde das Rohr erst nich der Photolyse behufs Entleerung der Flüssigkeit geöffnet, vorher konnte keine Luft eindringen. Das Ergebnis war folgendes: so Big 2 Be Mi 5 Sn Tea a % KNO, Fe NaOH !/zooo n. Bestrahlungsdauer 10 Minuten. Mit Luft: 57 60 im Mittel 58.5 Mit Wasserstoff 67. 62.5 » » 65.0 Tropfen. Hieraus folgt, daß die. uk von der (egenw art des Luftsauer- stoffs unabhängig ist, $ 126. Die auffallendste Er scheinung bei der Photolyse der Nitrate ist FR große Unterschied in dem Verhalten schwach alkalischer und schwach saurer Lösungen. Die Zusätze an Alkali oder Säure w ‚ählte ich bei den folgenden Versuchen so, daß sie kein gemeinschaftliches Ion mit dem Nitrat hatten. Es wurden in der Glaszell ($ 123) drei Lösungen '/;n an KNO, untersucht, welche bzw. Ha NaOH, "/300o n an !/,H, SO, und !iionman '/;, H,SO, waren. Setzt man die phetschanickhe Wien auf die liche Lösung = 1, 50 ergab sie sich für die beiden sauren Lösun: gen bzw. gleich 0.290 und.0.086. s Ferner war die Wirkung bei einer an NaOH !/sooo n-Lösung NUR es ie 1 Prozent. kleiner als bei der !/,oo0o n. Der Grad der Alkalität hat hier also nur einen. ‚geringen Einfluß. Über das Verhalten starker alkalischer "Lösungen 8.8 129. Die Absorption für Gesamtstrahlung 5 wurde dureh die ER Zusätze nicht merklich beeinflußt. r Er Für ( die Beurteilung dieser Versuche ist die Frage von Interesse; Sa ‚der es in welcher es bei diesen V ersuchen Warsurs: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VIN 1237 gebildet wurde, in saurer Lösung durch Bestrahlung zerstört wird. a. ist nicht der Fall. Von einer Lösung, die '/2o0oo n an Na NO,, [soo N an HNO, war, wurden jedesmal 15 cem abgemessen und der Nitritgehalt ohne sowie nach 10 Minuten langer Bestrahlung im Quarz- glasrohr gemessen. Der Nitritgehalt ergab sich | ohne Bestrahlung : entsprechend 59 55.5 im Mittel 57-3 mit Bestrahlung entsprechend 7055 >6.0 Tropfen. $ 127. Bunsex und Roscor' fanden, daß die photochemische Wirkung auf Chlorknallgas vom Beginn der Bestrahlung an in einer von ihnen als Induktionsperiode bezeichneten Zeit langsam zu ihrem definitiven Wert ansteigt, was nach neueren Versuchen auf Verun- reinigungen beruht, die in der Induktionsperiode fortgeschaflt werden. ob eine derartige Erscheinung auch bei der photo- Eine Lösung "sn an KNO,. ', 2’ ıo in der Es war zu prüfen, chemischen Nitritbildung eintritt. /geron an NaOH ergab hei Bestrahlungsdauern von ! Glaszelle Jodabscheidung entsprechend 4.3: 8.0 und 45.0 Tropfen. Die Nitritbildung erfolgt also proportional der Bestrahlungsdauer, ein induktionsartiges Phänomen tritt nieht auf. ) $‘128. Endlich wurden verschiedene alkalisch gemachte Nitrate in der Glaszelle miteinander verglichen. Die Lösungen waren sämtlich EN Ö, Es wur den alkalisch gemacht die Lösungen der Nitrate von K, Na, Li durch Zusatz von NaOH; von Ba, Sr, (a durch Zusatz wäßriger Lösungen der betreffenden Hydrozyde; dielösung TOR Ze | indem man sie dureh ein mit Mg(OH), bedeektes Filter z0g. Alle Lösungen reagierten alkalisch mit Methylrot und Phenolphtalein. Jede Lösung verglich man in bezug auf Nitritbildung und Absorption mit der KNO,-Lösung. Da die Unterschiede in der Absorption so klein Waren, daß: sie nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnten, SO setzte man die spezifische photochemische Wirkung der in 10 Minuten gebildeten Nitritmenge- proportional. Es ergaben sich folgende Werte der spezifischen photochemischen Wirkung relativ zu KNO, Er Ne a ee | 0.960 0.857 1 0.978 0.823 0.897 0.855: Re Wirkungen Sind also nur wenig voneinander verschieden. Bei gleichem kleinen Zusatz von Natronlauge (1 ccm '' 30 n:NsOH- Lösung I 500 er der n-Nitratlösungen) ergab sich die spezifische Photochemische Wirkung für NH,NO, relativ zu KNO, nur gleich R. Busses und H. E. Roscos, Pogg. Aun. 100; 481. 1851: 1238 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 29 Prozent. Die NH,NO,-Lösung reagierte aber auch nicht alkalisch, der Grund ist die schwache Dissoziation des NH,OH, vermöge deren die mit NaOH eingeführten Hydroxylionen größtenteils mit NH, zu NH,OH zusammentreten. | Sehr gering ist die photochemische Nitritbildung in HNO,. Setzt man sie wieder für die an KNO, 1, n und an NaOH 1/2000 n-Lösung gleich 1, so wurde sie unter Berücksichtigung der Absorption gefunden für HNO, !/3o n gleich 0.116, für HNO, '/; n gleich 0.073. $ 129. Ein ‘besonderes Verhalten zeigen stärker alkalisch ge- machte Lösungen von KNO,. Unterwirft man z. B. eine Lösung, die /n anKNO, und !/,on an NaOH ist, der Photolyse, so zeigt sie, nach der Jodkaliummethode untersucht, unter Einwirkung des Kohlendioxydstroms' merkliche Jodabscheidung schon in alkali- scher Lösung. Titriert man das abgeschiedene Jod aus und säuert darauf an, so tritt die starke Jodabscheidung, wie gewöhnlich, ein. Folgende Versuche mögen zur Erläuterung des Gesagten dienen: -KNO, !/;n, NaOH !/,on, 10° Gesamtzinkfunkenstrahl Jodabscheidung hd Versuch Nr. in alkalischer ren % a R Ansäuern Lösung I 20 61 Tropfen 2 18 57 » Die Erscheinung tritt auch auf, wenn man nach Behandlung \der Lö- sung mit Wasserstoff, wie in $ 125, photolysiert, hängt also nicht vom Luftsauerstoff ab: ferner bildet eine !/o n-Lösung von NaOH durch Bestrahlung keine jodabscheidende Substanz. Endlich zeigt eine ' 2000 n-Lösung von KNO,, die man !/,on an NaOH macht, keine Jodabscheidung in alkalischer Lösung bei Behandlung mit CO,. Die von dem ÖO,-Strom hervorgerufene Jodabscheidung in der photoly- sierten alkalischen Lösung rührt also nieht von NO, her, und so führen diese Versuche zu dem Schluß, daß in den stärker alkalischen Lö- BRAREH neben NO, ein anderer KJ oxydierender Stoff gebildet wird, dessen chemische Natur dahingestellt bleibt. | Y = ! Über die Wirkung des Kohlendioxyds machte ich folgende Kontrollversu he. AR ‚ yerseizie zo ccm einer "/o n-Lösung von Jod in Jodkalium mit ro ccm rl ei 10 n-Lösung von NaOH. Es bildet sich dann, wie bekannt, Natriumjodid und Na- triumjodat, doch bleibt ein Teil des Jods unverbunden, welcher bei dem erwähnten Versuch 7.5 Prozent betrug. Dieser Bruchteil wuchs nun auf ı9 Prozent, wenn wi = Faeuse eine Minute lang mit dem CO.-Strom behandelt ward. Setzte ich ferner ZU a eat Jodlösung NaOH bis zum Verschwinden der Jodreaktion. 50 wurde . diese von dem © O,-Strom wieder hervorgerufen. Sn Benutzte man in dem ersten der beschriebenen Versuche statt NaOH "re " BANN N ‚oh, SO blieben statt 7.5 Prozent 74.5 Prozent des Jods unverbunden. WarsurG: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VIN 1239 $ 130. Nach BErTHELoOT und Gaupecuon' ist die photochemische Nitritbildung aus KNO, mit Sauerstoffentwieklung verbunden. Man weist die Gasentwicklung leicht nach, indem man Gesamtzinkfunken- strahlung auf eine dünne Lamelle aus !/; n-KNO,-Lösung zwischen Quarzplatten ($ 133) fallen läßt; alsbald sieht man in der Lamelle, da wo sie von der Strahlung getroffen wird, Glasbläschen auftreten. Bei einer '/; n-Lösung von HNO, ist unter denselben Umständen Gas- entwicklung kaum bemerkbar, ihr Betrag geht also hier mit dem Be- trag der Nitritbildung parallel ($ 128). In der Glaszelle ($ 123) beobachtete ich die Gasentwicklung bei der Photolyse einer Lösung '/;n an KNO, und !/;o n an NaOH durch Gesamtzinkfunkenstrahlung an der Eintrittsstelle der Strahlung in die Flüssigkeit. Bei neutraler oder schwach alkalischer Lösung konnte ich unter diesen Umständen Gasentwieklung nicht mit Sicherheit bemerken. $ 131. Zur Bestimmung der spezifischen photochemischen Wirkung muß man die von dem Photolyten absorbierte Strahlung bestimmen, welche als einwellig angenommen werde. Das folgende bezieht sich auf die durch Quarzplatten verschlossene Glaszelle ($ 124), mit welcher die in den $$ 134— 136 beschriebenen photochemischen Versuche an- gestellt wurden. Sei R, der bei senkrechter Inzidenz an der Trennungstfläche zwischen Luft und einer senkrecht zur Axe geschnittenen Quarzfläche teflektierte Bruchteil der einfallenden Strahlung, Kyr dasselbe, wenn Wasser oder, was hier keinen Unterschied macht, die benutzte wäßrige Lösung an die Stelle von Luft tritt. Ferner sei wieder a, die Strahlungs- intensität, welche ohne Einschaltung der Zersetzungszelle nach Durch- gang durch die das Bolometer verschließende Quarzplatte den Bolometer- Streifen trifft, @, die Strahlungsintensität, welche nach Durchgang eg die erste die Zersetzungszelle schließende Quarzplatte die Lösung - : beides in Skalenteilen. Da die beiden erwähnten Quarzplatten gleie dick sind, so ist a, nur deshalb von a, verschieden, weil die zweite _ Reflexion an der Quarzplatte bei a, an Luft, bei a, an Wasser ac Daher ist Bid. a,=4d,* Ho . rohe R— ("—! f In der folgenden Tabelle bedeutet - ; Luft/Quarz für den ordentlichen Strahl, Luft/Wasser, Ra den Brechungsexponenten Wasser/Quarz für den orden N Aa» i ! D. Berrseror und H. GAUDECHON 1.c. Sitzungsberichte 1918. tliehen Strahl. 105 1240 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 * Ba : — Aw) N‘ D,Q | R; | ı- Rz nr | Na | Ry | ı—Ry (ran | 0.214 | 1.630 0.0573 | 0.943 | 1.403 1.162 0.0056 | 0.994 1.054 0.257 | 1.596 | 0.0572 | 0.947: 1.-1,373 1.162 0.0056 0.994 1.050 0.274 1.588 | 00515 | 0.949 | 1.366 1.163 0.0057 | 0.994 | 1.047 In dem Bereich der Wellenlängen der Tabelle kann also ((—Ryw)/({—R)) = 1.05 gesetzt werden. Bedeutet J, die a, entsprechende Strahlungs- intensität in g-cal/se, so ist nach VII $ ııo *— a, H/s, ra (9) $ 132. Bezüglich der Absorption der Lösung werde angenommen, daß die Absorptionen der verschiedenen, die Lösung bildenden Stoffe sich superponieren, wofür jedenfalls keine zwei Elektrolyten gemein- same Jonen vorkommen dürfen. Sei der Absorptionskoeffizient für den photolysierten Stoff in Lösung (hier NO/,) «, für das Lösungs- wasser nebst Zusatz z,, so ist, wenn parallele Strahlung in der Richtung senkrecht zu den Verschlußplatten (+ x-Richtung) einfällt, dAJ = —(,+a)-Jdx J= Re he ee ferner, wenn E, die in der Sekunde vom Photolyten (NO) absorbierte Strahlungsenergie : dE, = aJda = aJ,.e-“+o:dg,\ woraus, wenn d die Strahlenweglänge in der Lösung ” B E, bean a — e-leeta).d en RR (10) &.t+ wo J,-A, die in der Lösung absorbierte Strahlungsintensität. Endlich nach (9) ; 1.05-H Su E, gras) Beer An In di, + a m m Be PR wenn während der Bestrahlungsdauer im Mol NO, gebildet werden. x 5 133. Bestimmüng von 2/(&,+). Die Absorption der Nitrate ür ne 0.207 ist so groß, daß sie für A 3 und ! / 30 n-Lösungen nur in sehr | kleiner Schichtdicke untersucht werden kann. Von der Lösung | Riesen ich einen Tropfen passender Größe auf eine Quarzplatte von 3-5 Bars Durchmesser und formte aus demselben, indem ich eine zweite WAaRBRURG: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VII 1241 gleich große Quarzplatte darauflegte, eine Lamelle, deren Dicke, durch _ Wägung bestimmt, sich zu 7 bis 10 Mikron ergab. Für Schicht- ' dieken von 1—2 mm wurden zwei durch ein gebogenes Stück Kaut- - schukschlauch voneinander getrennte Quarzplatten zwischen Messing- - zingen durch Schrauben gegeneinander gepreßt; indem man eine dünne - Quarzplatte in die Flüssigkeit einlegte, konnte man den Strahlenweg _ auf !/, mm erniedrigen. Sind a, und a, bzw. die durchgelassenen In- tensitäten, je nachdem sich Lösung oder Wasser zwischen den Platten befindet, so ist a,a,— e”“*. Die folgende Tabelle enthält die Ergeb- E nisse für KNO.. | Die molekulare Absorptionsfähigkeit # ist gleich alpd gesetzt, wo p den osmotischen Druck in Millimetern Queck- Silber der absorbierenden, dissoziierten und undissoziierten»N O,-Atome zusammen bedeutet: also P—= 17030 n, wo n die Normalität in mol/Liter. KNO0,A = 0.207 nen | 3 p | d (em) A | a | f ÜrR, | 5680 er 0.964 4390 ame "so vo 9.3.10 4” 0.510 713 1.3 i '/300 56.8 0.038 N N 0.93 "/3000 1 BB ee 0.611 .. 5-40 hen And 0 Die !/; n-Lösung absorbiert also in einer Schichtdicke St 2 ap | bereits 96 Prozent. bei so starker Absorption wird das Ergebnis durch 8 Beimengung einer kleinen Menge schwach absorbierbarer Strahlung bereits erheblich gefälscht. Verschiedene Konzentrationen See “ dieken liefern, Ham sieht, nur wenig verschiedene Mile = Bi E as für angenäherte Gültigkeit des Bzrrschen Gesetzes und . erte Homogenität der angewandten Strahlung für is er n = _ Eine zweite Versuchsreihe, bei welcher die optische RE = w i Nach längeren Wellen hin verschoben war, gab en a = on u, im Mittel 77 Prozent von den Werten der ar e. ans Die photochemisch untersuchten Lösungen von En en a ösun 3000 n an NaOH, z, bezieht sich also auf eine an Er Se Yon a I ermittelt, indem man die rer “ lung für das leere und für das mit der NaOH-Lösung De er MB. Berück sichtigt man, daß im zweiten Fall an die el A wei Reflexionen an der Grenze von Quarz gegen N wi man *%ionen an der Grenze von Quarz gegen ... A o 094 Mit OH een = e=”.(1.05)* ($ 13T). ans en vr a für die Wellen- Rücksicht auf die «-Werte der Tabelle ist also re bis hinab zu ng 3e 0.207 u bei allen Konzentrationen des 300 N gleich ı zu setzen. 10»* 1242 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Bei ähnlichen Versuchen mit der Wellenlänge 0.253 erwies sich die angewandte Strahlung bezüglich der Absorption als sehr inhomogen. Z.B. sank die Absorption für die /;nKN O,-Lösung bei einem Strahlen- weg von 1.81 cm von 98 Prozent auf 79 Prozent, wenn die Strahlung vorher durch eine 0.175 cm dicke Schicht dieser Lösung filtriert wurde. Ferner nahm der scheinbare Wert von u für dieselbe Lösung auf bei- nahe den 7. Teil ab, wenn die Dicke der Schicht von 0.038 auf 0.766 em erhöht wurde, indem dieZ tzung.der Strahlung bei wachsendem Strahlenweg sich immer mehr im Sinne schwächerer Absorption ver- änderte. Ich beschränke mich daher auf die Mitteilung der Ergebnisse für die !/;n-Lösung, welche allein für die Wellenlänge 0.253 photo- chemisch untersucht wurde. BAND A 0,353. | d (em) A | & u | | 0.038 | 0.520 19.5 | 0.00343 0.175 0.620 5.58 | 0.00098 0.766 0.905 3.00 0.00053 &, ergab sich gleich 0.02. Da auf einem Strahlenweg von 0.766 cm bereits 90 Prozent absorbiert sind, so kann auch hier all, ta) = I gesetzt werden. Es sei noch erwähnt, daß die Absorption des Wassers auf einem Strahlenweg von 1.81 cm für A= 0.207 und 0.253 bzw. gleich 7-5 und 0.7 Prozent gefunden wurde. $ 134. Die spezifische photochemische Wirkung der Gesamtzink- funkenstrahlung auf eine Lösung ! la nanKNO, und !/zooo n an NaOH ergibt sich mittels (11) aus den folgenden Versuchen, bei denen in den Galvanometerzweig 12000 (2 aufgenommen waren, wofür log H — 0.712—3. Die Absorption der Lösung A, betrug 0.616. Der Kor- rektionsfaktor #/(a,-+a) ist gleich ı gesetzt worden. KNO, !/,n,G TEEN 38 .. 1 fi 2 a | ah 80 | msIos | $*195 48 | 226 | 0.780 0.184 449 1.223 | 0.738 0.183 BL BIS RU Fr Mittel 0.183 ee N 135. Wichtiger sind die Versuche mit spektral zerlegter Strah- lung, nämlich mit den mittleren Wellenlängen 0.207; 0.253 und 0.282 H- ” S Zar Erzielung einer größeren Wirkung wurde eine Bestrahlungsdauer Warsure: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VII 1243 von 20, außerdem ein etwas längerer Funke angewandt. «/(&,+ x) ist gleich ı gesetzt. . KNO, !/;n. NaOH 1/3000 n. No}. = 0.253 &=900 Qlog H=0.600—4 As= 0.994! G= 900 2 log H=0.600—4 As= 0.984! | ar | sn | m » 105 | 6 + 105 ax | $n | m » 105 | & + 105 SR | | | N 262 | 219 0.108 | 0.181 351 | 219 1.122 0.152 253 | 220 0.111 | 0.194 ZI | 0.127 0.151 we. |..218 0.101 | 0.175 | | Mittel 0,152 | | Mittel 0.183 | A =:0.283 G = 2000 2 log H = 0.939 —4 A, = 0.98 a, 5, m-10° $+10° 377 223 0.0436 0.0240 $ nimmt also mit wachsender Wellenlänge ab wie bei den Versuchen von M. Borz und Vrinex ($ 118). $ 136. Mit der Wellenlänge .0207 wurde auch das Verhalten verdünnterer Lösungen, nämlich solcher untersucht, die !/z0 und ke ‚ an KNO,, aber sämtlich "/z000 n an NaOH waren. «/(@+=.) wurde wieder nach $ 133 gleich ı gesetzt. A= 0.207 "/z000 N an NaOH. Lösung | As | yere en ERRSLERR } KNO,:/,n |. 0.994 0.183 » ton 0.985 230 » 1/300 n 0.960 0.077 a ährend Mit abnehmender Konzentration nimmt also & bedeutend ab, wäh « Sich nur wenig ändert. : a. $ 137. Diskussion der Ergebnisse.- Für die Beurteilung Sr a“ A i i ; ‘on dieser Substanzen von Interesse. Yse der Nitrate ist die Absorption RETTEN KR. Scuärer? findet zwischen A = 0.25 und 0.333! he Lösu ; ‚A alkalischen Erden das Beersche ' „#Sungen von Nitraten der Alkalien Br a nn; EEE Ges EM „setz, abgesehen von kleinen en bei gleicher molekularer | ferner die Spektren der genannten Ni ei... 52 7 ä wäre bei dem hier an N often worden ($ 133). ‘ Für reine Strahlung der angegebenen ıgıo und XVII, 193. 1918, $ewandten Strahlenweg von 1.81 cm 4s praktisch En : SR SchÄrER, ZS. wissensch. Phot.VII, 212 und 251. 1244 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Konzentration identisch. Um den letzteren Punkt auch für A = 0.207 zu prüfen, habe ich den Absorptionskoeffizienten & von sechs Nitraten in !/z000 n-Lösungen bei Scehiehtdicken von 0.16 bis 0.19 em unter- sucht, so wie es im $ 133 beschrieben ist, und dabei jede Lösung mit KNO, verglichen. Es waren also 6 Versuchsreihen nötig, bei deren jeder die durchgelassene Intensität gemessen wurde, während sich Wasser, KNO, oder das mit KNO, zu vergleichende Nitrat im Ab- sorptionstrog befand. Man erhielt so erstens 6 unabhängige Be- stimmungen von « für KNO, ! [3000 n, deren Mittel 5.22 ' /em betrug; zweitens die Absorptionskoeffizienten &, der verschiedenen Nitrate relativ zu KNO,, nämlich KNO, NaNO, :5,Ca(N0;), '/Sr(N0,) "/;Ba(NO;) */; Mg(NO,). d&, 10.956 0.984 1.036 1.007 0.969 Die Unterschiede gegen ı sind nicht größer als der den Beob- achtungsfehlern naheliegende Betrag von ungefähr 4 Prozent, so daß die Angabe von Schärer sich auch für diese Wellenlänge 0.207 4 bestätigt. Es folgt daraus, daß die Absorption von der Gruppe NO, herrührt, und zwar ist es nach Scnärer gleichgültig, ob dieselbe sich im dissoziierten oder undissoziierten Zustand befindet. Diese Gruppe erleidet also die primäre photochemische Wirkung. $ 138. Anwendung des Äquivalentgesetzes. Wenn das von einer KNO,-Molekel oder von dem Ion NO, absorbierte Quantum zu der Reaktion KNO,=KNO,+O führte, so wäre durch die primäre Re- aktion KNO, bereits fertig gebildet und es müßte 9 = 2/2 sein. Bedingung für die Möglichkeit jener Reaktion ist, daß das Quantum größer als q vo, oder Ix0, <2 c/A. Um (xo, zu bestimmen, bemerken wir, daß man K+'/,N,+3/,0,-+ Wasser auf zwei Wegen in KNO,ag überführen kann, nämlich I. durch Vereinigung der drei ersten Bestandteile zu festem pris- matischem Salz mit der Wärmetönung...........--- + 119460 und folgeweises Auflösen in Wasser mit der Wärmetönung — 8520 N zusammen + 110949 ne dureh Bildung einer verdünnten Lösung von | KNO, aus K+'!/,N,+0O, und Wasser mit der Wärme- :SÄÖRUNg: ....: | 88900; ee ee re a EL RE er ER IR Dar ya a ferner Spaltung von 1,0, in O mit der Wärmetönung —'/29% und endlich Bildung von KNO, aus KNO,+0 in Lösung en ee + "12959; = ur = „* Be ee zusammen 1x0, une 1, 90,+ a et A En i - Warsurs: Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. vu 1245 Es muß also sein I IN, g0,+ 88900 110940, woraus in EINE HER I er ; I = —_0o+ N IND, 3 90,+ 22040' , go, ist VI $ 96 auf 136000 bis ı 59000 veranschlagt worden. Selbst wenn man den größeren Wert annimmt, stellt sich qxo, nur auf 101500, während 1,987 c/A für A 0,207; 0,253 und 0,282 bzw. 137000, 112300 und 100600 beträgt. Die Bedingung (2) wäre hier- nach für die beiden kleineren Wellenlängen erfüllt. Gleichwohl ist das Äquivalentgesetz nicht erfüllt, nach $ 135 nimmt ® mit wachsen- der Wellenlänge nicht zu, sondern ab und der für A = 0,207 beob- achtete Wert 0,183 10° dieser Größe ist nur etwa gleich dem vier- ten Teil des von dem Äquivalentgesetz geforderten (0,735 10°). Da- gegen ist für die photochemische Ozonisierung durch diese Wellen- länge nach IV $ 54 das Äquivalentgesetz nahe erfüllt, während 90, jedenfalls größer ist als gxo,» die Bedingung (2) fir den primären Zerfall O, — O-+0 also noch weniger zutrifft als für den primären Zerfall NO, = NO,+0. Aus diesen Ergebnissen ist zu schließen, daß für die Gültigkeit des Äquivalentgesetzes die Bedingung (2), die sieh bei der Photolyse von Gasen als ausreichend erwiesen hat, bei Photolyten in wäßriger Lösung nicht hinreicht. Vielleicht kann die Ursache hiervon in folgender Betrachtung gefunden werden. Wenn eine Molekel eines Gases von nicht zu großer Diehte ein Quantum absorbiert, SO scheint die Annahme erlaubt, daß das ganze Quantum für den Zerfall disponibel bleibt. Handelt es sich aber um eine Molekel in w Ö o scheint es bei der großen Nähe der Nachbarmolekeln möglich, daß an diese, ehe ‘es zum Zerfall kommt, ein Teil des Quantums abgegeben werde. Der tionsakt geht auch aus DS BE a a ER een Ta 2 a a en a = ae eh 5 et A SE: Ei : i : = % Einfluß der Nachbarmolekeln auf den Absorp der Tatsache hervor, daß die Absorptionsstreifen bei Lösungen ım s bei Gasen, was eine größere allgemeinen eine größere Breite haben al Se Dämpfung anzeigt. Nach dieser Auffassung wäre ın Lösungen nur ein Teil des absorbierten Quantums für den Zerfall verfügbar; für die Gültigkeit des Äquivalentgesetzes müßte daher das Quantum age : sein als nach Gleichung (2) und es wäre zu erwarten, daß das (Gesetz bei Lösungen nur für sehr leicht zersetzliche Photolyte zuträfe. n Daten s. Lanxport-BÖRSSTEIN, t Hinsichtlich der benutzten thermochemische SEV, Aufl. 19rz, S. 860 und 877- 1246 Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 19. Dezember 1918 $ 139. Aus dem Versagen des Gesetzes bei der photolytischen Nitritbildung ist ferner zu schließen, daß, wie früher beim Ammoniak angenommen wurde (VI $ 95), die Reaktion erst beim Zusammenstoß der absorbierenden Molekel mit einer anderen eintritt. Hiermit ist im Einklang, daß die spezifische photochemische Wirkung mit ab- nehmender Konzentration abnimmt ($ 136); auch der Einfluß der Alka- lität und Azidität ($ 126), der schwer zu begreifen wäre, wenn die Re- aktion sich in der absorbierenden Molekel abspielte, rückt dem Ver- ständnis näher. ' OR ABER EEG nn ihnen Ausgegeben am 16. Januar 1919. ee Bauen Su lunnnn un ZU >Län ln u BEn nn aan 5 02 3 0 SEE nn im im aduiän nn un, 1247 SITZUNGSBERICHTE 1918 | LI. DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 19. Dezember. Sitzung der philosophisch-historischen Klasse. Vorsitzender Sekretar: Hr. Dikrs. l. Hr. Rortee sprach über den Aufbau von Richard Wagners Meistersingern’. (Ersch. später.) Die leitenden künstlerischen und technischen Motive des Dramatikers Wamer werden im Vergleich mit seinen Quellen und Vorlagen gemustert (Vereinfachung der Handlung; Abgeschlossenheit und Parallelismus der Akte; die Zweiteiligkeit der dritten te; exponierende und recapitulierende Erzählungen; andere epische und Iyrische Einlagen; die Frau zwischen dem leidenschaftlich-begehrenden und dem abgeklärt- ‚entsagenden Werber; Träume; vaterländische Züge; Wechsel von Nacht und Tag usw.). Von dieser Grundlage aus werden die ‘Meistersinger’ analysiert, und insbesondere wird festgestellt, daß Wagner von Lortzing-Regers “Hans Sachs’ ausgeht, Deinhardsteins ‘Hans Sachs’ erst später heranzieht und dann auch desselben Dichters ‘Bild der Danae Einfluß auf sein Werk gestattete. 2. Hr. Lüpers legte eine Mitteilung vor: ‘Die sakischen Mura‘. (Ersch. später.) 2 u In der vor kurzem von Leusans herausgegebenen "nordarischen Maitreyasamiti kommt der Ausdruck vor ‘ssätimje mäje müre'. Es wird gezeigt, daß müra hier nicht Siegel, sondern Münze bedeutet. Das Wort wird auch in den in derselben rem abgefaßten Urkunden nachgewiesen, und es wird weiter gezeigt, daß auch das indische mudrä im Pali und Sanskrit die Bedeutung Münze hat und ein Synonym von rüpa ‚St. Im Anschluß daran wird die Berechtigung erörtert, ssaftmja durch 'Sakisch’ wieder- ben. zugeben 3. Das korrespondierende Mitglied Hr. Psarrorıvs in Breslau en sandte eine Mitteilung: Textkritische Bemerkungen zum Buche mos. 4. Vorgelegt wurden: K. Burnac#, Reformation, erg = manismus. Berlin ı 918; Ibn Saad, Biographien Muhammeds Br Teil U, hrsg. von E.Sıcuau. Leiden 1918; ferner A. Korses, Dichtungen der Trobadors 3. Heft. Halle 1918. 1248 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos. Von FrAnz PRAETORIVUS. In der Überschrift des Buches ist der erste Relativsatz 252 Tran schon öfters beanstandet und erörtert worden. Mir scheint, daß das überlieferte E()p52 aus E7pn (na > 2) verschrieben worden ist. Der Relativsatz =7g% ms us war Glosse zu öy7m und ist an falscher Stelle in den Text eingerückt worden. Der Glossator wollte sagen, daß nicht ‚etwa ein zu seiner Zeit stattgehabtes Erdbeben gemeint ist, sondern »das welches vor Zeiten war«. Möglicherweise hängt auch das fol- gende Wort, Sıprn=, noch an diesem Relativsatz: sowohl einige he- bräische wie einige Septuagintahandschriften haben Sipn2, En Dekove. — So entgehen wir auch dem Widerspruche, daß Amos hier zu den z2"7p: gezählt wird, während er selbst sich VII ı4 als erapu obhar npi2 be- zeichnet. 13—11 16 enthält eine Reihe von Strophen, die zum Teil der Un- echtheit dringend verdächtig sind. Aber auch die echten Strophen sind mit einigen angehängten Zeilen überliefert worden, die ursprüng- lich nicht zu ihnen gehört haben werden. Unbezweifelt ist die Echtheit der I 3. 4 vorliegenden Strophe (gegen Damaskus). Sie enthält drei Verse im Siebenermaße und scheint unversehrt überliefert zu sein. \ Unbezweifelt ist auch die Echtheit der Iı 3. ı4a vorliegenden Strophe (gegen die Ammorniter). Auch sie besteht aus drei Versen im Siebenermaße, aber der mittlere Vers ist gegen Ende verunstaltet, das Versmaß zerstört worden. Ich glaube auch zu erkennen wodurch. Der mittlere Vers ging aus: a2 95377 »weil sie die Schwangeren Gileads mit dem Schwerte aufschlitzten«e. ma wurde in ann ver schrieben, und um dieses verderbte und unverständliche Wort herum lagerte sich nun die Erklärung Bara3ons Sm joo>. Am Rande wurde zwar das richtige Sa wiederhergestellt, aber zu spät, um das durch die Verschreibung angerichtete Unheil zu verhüten: die Verbesserung Sm wurde irrtümlich in v, ırb eingefügt und zerstörte hier das Versmaß,. Bea = = EN TE R n je Te a Se en an a a N a re a a A ; a Bu en Ze ‚eine falsche Stelle geratenes 782 und lese haben wir den erwarteten d Praerorıvs: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos 1249 Unbezweifelt ist weiter die Echtheit der II ı. 2a vorliegenden Strophe (gegen Moab). Auch hier ursprünglich drei Verse im Siebener- maße. Nur beim dritten Verse (= v. 2a) scheint vor ax'% ein Wört- chen ausgefallen zu sein, wie auch schon von anderen bemerkt worden ist. Sonst scheint hier alles unversehrt zu sein. Dazwischen stehen nun drei Strophen, deren Echtheit zumeist aus sachlichen Gründen angefochten worden ist. | Formale Gründe lassen sich gegen die Echtheit der 1 6. 7 vor- liegenden Strophe (gegen Gaza) kaum anführen. Abgesehen davon, daß son> v. 6b vom Versmaß ausgestoßen wird, scheint hier alles in schönster Ordnung zu sein. Das Wort dürfte erst spät aus v.gb hergeholt sein, um den Sinn des Satzes noch klarer zu stellen. Nach Streichung von 307> erscheinen auch hier drei Verse im Siebener- maße. Gegen die Echtheit der 19. 10 vorliegenden Strophe (gegen Tyrus) möchte ich vor allem den formalen Grund anführen, daß diese Strophe uns ohne die angehängten Zeilen überliefert worden ist, welche den übrigen Strophen I 3-—II 3 folgen. Man kann daraus wenigstens ver- mutungsweise den Schluß ziehen, daß der, welcher diese angehängten Zeilen zufügte, diese Strophe in seinem Exemplare nicht vorgefunden hat. Die Worte ms ra zus 8° sind zu streichen; sie gehörten offen- bar Ale Glosse zu ırb. Nach Streichung dieser vier Worte er- scheinen drei Verse, von denen die beiden letzten regelrechte Siebener- verse sind. Bei dem ersten vermißt man zwischen en eine Be kung. Ich halte es nicht für unmöglich, daß der Verfasser dieser beiden masoretischen Verse gar nicht mehr wußte, daß alle diese SER im Versmaße gehen; vielleicht benutzte er ahnungslos die ihm vor- liegende n weiter. en in Irı. 2 vorliegende Strophe (gegen Edom). Daß hier, v.ııb, 3772 zu streichen ist, wurde bereits erwähnt. De scheinen auch hier zunächst zwei Siebenerverse, die mit Ta) 2 Der auch hier zu erwartende dritte Siebenervers ist von den rn anderen abgetrennt worden; er liegt in; v..12 vor; "0 WIEN on in der überlieferten Gestalt kein Siebenervers. Nach ng an je mit mac beginnender Siebenerverse kann man vor iv Ay regens erwarten; und da sehen wir denn, daß Septuagin 4 2 ER a noch ein über den überlieferten hebräischen Text überse ie „ en rAc hat. Dies deute ich auf ein von seinem ursprünglichen n | ran ya ye2 Ur Werd); dann ritten Siebenervers. Wenngleich ed — formale Befund hier nicht gegen die Echtheit spricht, so scheint doel die Unechtheit sicher zu sein. 1250 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Über die den Siebenerstrophen angehängten Zeilen sagt Sıevers in der von ihm gemeinsam mit Gurnue gemachten metrischen Be- arbeitung des Amos (23. Band der Kgl. Sächs. Ges. d. Wissensch.) 8. 34: »Ich muß es daher für mehr. als bloß wahrscheinlich halten, daß die Doppeldreierpartien Fragmente einer einst selbständigen Rede und nur nachträglich redaktionell an die einzelnen Strophen des Siebenergedichts1 angehängt sind.« Ich glaube, daß Sırvers’ Behauptung im wesentlichen richtig ist. Ich glaube, daß deutliche Spuren darauf hinweisen, daß diese angehängten Zeilen einst nur am Rande gestanden haben und daß sie bei ihrer Überführung in den Text mehrfach in falscher Ordnung eingefügt worden sind. Bei 15 ist schon von anderen eine gestörte Ordnung der Glieder vermutet worden. Es wird zu ordnen sein: 172 mau ad pain pa nypan av mm FIR ER Br Ha pre ma me Da die den Siebenerstrophen angehängten Zeilen sonst immer Doppel- dreier sind, so liegt von vornherein die Wahrscheinlichkeit vor, daß sie es auch hier sein werden. Aber wie immer man die Glieder auch ordne, bei 8 msp2% liegt ein metrischer Anstoß, und über j1s hat man sich Ja längst gewundert. Ich lese bloß nypan, dann stimmt das Versmaß. Ich nehme an, daß irgendein Leser aus naheliegender Erwägung oder Stimmung Ts über das gegensätzlichen Sinn habende 777 geschrieben hat: Ipan ET am TR 7 man uud Tan Daraus entstand dann die uns überlieferte Lesart. Einen weiteren Hinweis auf die Unursprünglichkeit dieser an gehängten Doppeldreier sehe ich in Iırb. Durch “m sum ist die ältere Strophe zerrissen worden, d.h. beim Eindringen vom Rande in den Text ist der Doppeldreier an zu früher Stelle eingefügt worden. Ob Auen bei v. 11, einst vielleicht noch ein zweiter, jetzt verlorener Doppel- dreier am Rande gestanden hat, wird sich kaum ausmachen lassen. Endlich I 2b. 3. Man hat an den weiblichen Suffixen in map“ und mg Anstoß genommen. Dieser Anstoß schwindet, sobald ur den mit nı2m beginnenden Doppeldreier an die erste Stelle, den mit "= beginnenden an die zweite Stelle rückt. Die weiblichen Suffixe beziehen sich auf Amp. — | Ich 2 ı5b hat Septuaginta v2 gelesen für das uns überlieferte 2 = Ein Be ın W372. die richtige Lesart. 77 würde ein Fuß 0 . ‚ngangssenkung sein; und ich bezweifle vorläufig, daß die hebräische Metrik solche gekannt hat. Praerorıvs: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos 1251 Über die erst spät eingefügte Strophe gegen Juda, IT 4, und die lange Drohung gegen Israel, II 5—ı6, will ich mich nicht auslassen, obwohl ich glaube, über letztere jetzt mehr sagen zu können, als Ztschrft. altt. Wissensch. 1915, ı2f. gesagt worden ist. Eine verzweifelte Stelle war bisher IV ı. 2; ich hoffe, sie wird fortan klar sein. Die Erkenntnis, daß hier vier Siebenerverse vorliegen, berech- tigt, das den ersten masoretischen Vers schließende n&: von seiner Stelle zu entfernen. Denn mit ma“277 endet der zweite Siebenervers, und mit >20) beginnt der dritte. Mit Sasy beginnt der vierte Siebenervers. In diesem liegt die Schwierigkeit, er ist bis zur Unkenntlichkeit verderbt. Daß arrye3 7377 Glossen waren, die den Sinn von mo festlegen sollten, war bereits Ztschrft. altt. Wissensch. 1914,43 erkannt worden. Das Versmaß zeigt nun in der Tat, daß der vierte, mit 227 beginnende Siebenervers bereits mit nY02 zu Ende ist. z’272% 7377, d. h. in Wirk- lichkeit a'P7g3 2777, sind tatsächlich Glossen. Nur scheint es mir jetzt, daß sie weniger den Sinn von ni7o festlegen wollen, als den von nix. Bei mi:2 mußte jeder zunächst an »Schilde« denken, Septuaginta &n önacıc, während das Wort hier Krug, Gefäß oder ähnliches bedeuten sollte = hebräisch rax2, jüdisch x:2. Bei ro lag, auch bei ab- gekürzter Schreibung ’Yo, die Bedeutung Topf ohnehin am nächsten. Der dritte masoretische Vers ist aus Glossen zusammengesetzt, die sich bemühen, den dunklen Sinn des schon zu ihrer Zeit verderbten und unverständlichen v.2b zu erhellen. Zum Teil haben sie aber auch noch einen richtigeren Text zur Voraussetzung. Dazu kommt noch das jetzt dem v. ıb angehängte nen, das Korrektur des falschen x?} ist. mszn »ihr werdet.herausgehen« rührt von einem Glossator her, der zu Anfang von v.2b noch zorsz x& las. zansz war noch richtiger alter Text, sit) aber bereits falsch für mon (so, nicht RE, wie jetzt im MT steht). Der Glossator verstand den Text »und euer Auszug wird gehoben werden«, was er dann durch einfaches m827 klarstellte. In Wirklichkeit aber hatte der Dichter geschrieben: mız2 zansı men »und euer Unrat wird aus Krügen getrunken werden«. Die Glosse 777 TÜR, Septuaginta Katenantı Ännkaun, scheint darauf "hinzuweisen, daß der Glossator jez gelesen hat für ans, und daß er dieses Wort verstanden hat »eine hinter der anderen«; er stellte den Sinn klar durch das auf dasselbe hinauskommende »eine vor der anderen«. Die Lesart j2"8, welche also dem Glossator noch vor- gelegen zu haben scheint, steht dem ursprünglichen Texte noch ganz nah. Der Dichter hatte geschrieben: mMmc2 jz’s77] »und euer Kot aus Töpfen «. Vgl. Jes. 36,12 =1U Reg. ı3, 27. Weiter WZKM Bd. 30, 8: 335: 1252 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1915 Die falsche Lesart cars str, die man wohl verstanden haben wird »und man wird euch heben«, verlangte aber doch auch nach einer Deutung. Nämlich »um umgestürzt und niedergeworfen zu werdene; deshalb schrieb ein Glossator als Erläuterung an den Rand: mırz>um, was man längst in Abweichung von der jüdischen Überlieferung passivisch aufgefaßt hat, und weiter mmonrn (men), wie ich für das unverständ- liche re 77 jetzt zweifelnd vorschlage. Ich lasse hier die vier Siebenerverse folgen. Man wird in ihrem Baue die Eigentümlichkeiten erkennen, die diesem Versmaße so oft eigen sind; vgl. meinen Hosea S. ı0. Wo von der überlieferten Wort- form abgewichen ist, sind die Vokalzeichen fortgelassen. Pad ın2 Nox Joan Henn Man won" du geiz; mund Phmakrı BIIR Phygar a7 Piper Sm pm nn öramm Wr yauı® ınmo2 m 2 ans non jamy | {mm DNS V 4—6. An Stelle des v. 4b ist gleich v. 6 einzusetzen; natür- lich nur soweit er echt ist, also bis »0%%. Ich denke, daß ein Schreiber sich dureh die unmittelbar vorhergehende Einführung (v. 4a) hatte ver- leiten lassen "rm E77 zu schreiben. Später wurde der ganze Vers mit richtigem Anfange an den Rand geschrieben. Der an den Rand geschriebene richtige Vers ist später in den Text eingefügt worden, aber an zu später Stelle, während die Verschreibung an ihrem Platze stehengeblieben ist. An den vorgestellten v. 6 schließt sich nun v. 5a vortrefflich an. Dieser Vers ist ein Doppeldreier wie v.6; und wir erkennen daraus, daß der ursprüngliche Text des Verses nur bis „san reichte. Aus der richtigen Abgrenzung dieses Doppeldreiers nach Kseiten und nach vorn ergibt sich nun noch ein weiteres, nämlich daß may m y20 82" späterer Zusatz ist; denn diese Worte finden in dem metrischen Ge- füge keinen Platz. Und endlich braucht man sich nun nicht mehr zu wundern, daß in v. > zwar >3>37 und Ssn2 genannt sind, aber nicht 72% "sa. Ich lese mithin die Stelle folgendermaßen : aan ma mim mar mS N5* Et mn us az je mm MITTE ner‘ san nd Saba Ssmma Sonn ann Taken Burgen En ma bar = Praerorıvs: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos 1253 Durch die obigen Ausführungen wird das etwas weitergeführt, zum Teil abgeändert, was Ztschrft. altt. Wissensch. 1915, 15f. gesagt worden ist. V 14.15. Das den vierzehnten Vers schließende Sm yaN TeEr> macht Schwierigkeiten. Ich erkenne in diesen Worten jetzt entweder eine zu streichende Glosse oder eine Ausschaltung. Sie haben eine ab- weichende Gestalt des folgenden masoretischen Verses zur Voraus- setzung. Bereits Ztschrft. altt. Wissensch. 1915, ı6f. ist klargestellt worden, daß für 27 zu lesen ist 77) » vielleicht wird uns Jahwe gnädig sein«. Dabei war. aber noch übersehen worden, daß Septuaginta auch zu Anfang des Verses statt der überlieferten Imperative >»s: und arms erste Personen Pluralis Perf. gelesen hat: memicäkamen und ÄrarıhKamen, also ıxsio und a8. Die Glosse oder Ausschaltung eryas ex2 bezieht sich also auf‘ die im ursprünglichen Texte unmittelbar folgende direkte Rede »(wie ihr gesagt habt:) wir haben das Böse gehaßt und das Gute geliebt; vielleicht wird uns Jahwe gnädig sein«: mem ns af arme: 27 Tai Dieser ursprüngliche Text bietet einen richtigen Siebenervers. Wie die im überlieferten hebräischen Text vorliegenden Veränderungen entstanden sind, läßt sich erkennen: Zu dem den 14. Vers beginnenden Imperativ “ 77 war als Erweiterung an den Rand geschrieben worden der imperativische Satz vecn wer mem. Der Schreiber dachte dabei an v.7. ı0. ı2b. Diese imperativische Randbemerkung rg unglücklicherweise in die Mitte von v. 15 hinter die beiden Perfekta, zu denen sie gar nicht paßte. Im hebräischen Texte der a Sig ist dieser Wechsel der Verbalformen noch ertragen, an MEMICHKANEN und Aramäkamen ist anstandslos Arokatacthcate (= 7287) angeknüpft worden; aber in unserem hebräischen Text hat der Imperativ ee auch die Umwandlung der Perfekta »s:9 und ans in die Imperative SU und »278 nach sich gezogen. VIs5. Wie dieser Vers von den Juden verstanden und glossiert worden ist, habe ich Ztschrft. altt. Wissensch. 1915, 19 f. auseinander- gesetzt. Daß diese jüdische Auffassung aber richtig sei, möchte ich bezweifeln. Nach Analogie der vorhergehenden Doppeldreier dieses Stückes “ erwarten wir auch in diesem starke Sinnesähnlichkeit der beiden Halbverse. Daß v. 6a“ als zweiter Halbvers zu v. 5a zu gelten hat, 1254 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 ist bereits a.a.O. gesagt worden. Folgende, durch die Glosse von- einander getrennte Hälften treten zum Doppeldreier zusammen: I pas pnön Sa m 5 Dosen Sinnesähnlichkeit beider Halbverse ist aber bei der jüdischen Auf- fassung kaum vorhanden. +2: bedeutet aber nicht nur Harfe, sondern auch Weinkrug, und diese letztere Bedeutung scheint hier vorzu- liegen: »Die sw*E auf (an) der Öffnung des Weinkruges«. Vielleicht hat wirklich s2E im Texte gestanden, wie a. a.O. aus anderem Grunde vermutet worden ist. Ich denke dabei an Prov. 17, 14. Also vielleicht »die (Wein) laufen lassen«. VIıo, VII 3. In diesen beiden Stellen findet sich das rätsel- hafte 07. Ich sehe in dem Wörtchen ein textkritisches Zeichen, daß ein Wort oder eine ganze Stelle gestrichen werden soll. Am klarsten ist dies VIII 3. Nach Ausweis des Versmaßes ist mit zipn die Strophe und der ganze Abschnitt zu Ende. Hinterher stehen nun aber noch die beiden bisher unverständlichen Worte on WU. Irgendein Schreiber hatte aus eigener Machtvollkommenheit >57 zu- gefügt; man kann ja wohl begreifen, in welcher Absicht. Durch 07 sollte dieses 77>C7 wieder getilgt werden. Die Stelle VIg. 10 glaube ich Ztschrft. altt. Wissensch. 1915, 2Ot. dem richtigen Verständnis etwas nähergebracht zu haben. Ich könnte dazu heut noch einiges nachtragen, will mich indes nur auf v. 10b beschränken, der das fragliche 07 enthält. Mit o»x ist die Tragödie zu Ende. Darauf folgt nun der im Zusammenhange kaum verständ- liche Satz: »Und er (man) wird sagen, daß der Name Jahwes nicht zu preisen sei.« Durch 07 soll m. E. dieser Satz wieder getilgt werden. © war zu Anfang des Satzes über die Buchstaben geschrieben worden und ist später zwischen die ersten beiden Worte auf die Linie gefallen. ©7 erscheint mir an beiden Stellen jetzt nicht mehr sicher als Interjektion still! Eher möchte ich es als graphische Abkürzung von 7 auffassen »entfersen!«. Und fragend möchte ich hinzufügen, ob vielleicht das an der Spitze von V 23 stehende "or das unabgekürzte textkritische 07 sei. VI ı2.ı3. In dieser vielerörterten Stelle kann ieh mich nicht zu der herrschenden Auffassung bekennen, die in 27 x> und E7% Ortsnamen erkennen will. Nur in v. ı2 liegt m. E. alter Text vor in zwei Doppeldreiern; v. ı3 ist erklärende Glosse zum Texte und . unmetrisch. F Fi rn Prarrorıus: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos 1255 Die Schwierigkeit liegt in den Worten erp22 TI O8. Sie sind sehon früh inschwankende Unordnung geraten. Septuaginta hat gelesen ap22 NEHM EN, ei MAPACIWTIHcoNTAı En ennelacc. Der Glossator dagegen hat gelesen 2 En os »oder wird man schweigen mit Hörnern 1 (wenn man Hörner, Kraft besitzt)?« Das erklärt der Glossator durch 1 »die welche sagen: Fürwahr dureh unsere eigene Kraft haben wir > uns Hörner erworben.« zrvasr steht im Gegensatz zu um: Wer Hörner. Kraft besitzt, behält das nieht still für sich, sondern rühmt sich seiner eigenen Anstrengungen. = e: Möglich daß die jetzt übliche Lesung 2° > 7722 TOM OR8 die ursprüng- liche und richtige ist. Für möglich würde ich aber auch halten EN 222 %2 or (auch mit dem Singul. 72). ‘Jedenfalls soll durch diese Worte eine starke Ungereimtheit, eine Unmöglichkeit ausgedrückt werden, ebenso wie durch die unmittelbar vorhergehenden Worte PrT7 =’0:0 s>e2. Das nennt der Glossator »die an einem Unding Gefallen - haben«. Er hat sich in seiner Ausdrucksweise den Versen 1—6 an- geschlossen und determinierte Partizipien angewendet. VI ı. Soviel ist sicher, daß von rınn2 an bis zum Schlusse des masoretischen Verses alles spätere Zusätze sind, die gestrichen _ werden müssen. ‘Was über die »Mahd des Königs«, über »greuliche Fabelwesen« u. a. m. auf diese Stelle aufgebaut worden ist, dürfte imig sein. Was über diese Zusätze Ztsehrft. altt. Wissensch. 1915, 21 - gesagt worden. ist nur zum Teil riehtig. Üp> ist durch die Kalender- inschrift von Gezer als ein gut hebräisches Wort für irgendwelche Saat gesichert und ist daher an sich nieht zu beanstanden. Die Zeit dieser Saat wird noch durch die Worte "rs üp> mr näher bestimmt: »die Leges-Saat ist zuletzt«, was der heut noch herrsehenden Meinung ent- Spricht. Daß die letzten beiden Worte des masoretischen Verses ur- Sprünglich 7er 53 lauteten, ist mir kaum zweifelhaft. Ich vermute, Sal diese beiden Worte einst: Randbemerkung zu VI ı4 waren, ins- dere zu dem uns als *s überlieferten Worte, und daß sie irr- Himlich mit den Randbemerkungen zu VL ı vermischt worden sind. vu IB; Vin Re Den Schluß des masoretischen auch di | Panna an aus dem alten Texte zu entfernen, dazu nötigt auch die ug Erkenntnis des V ersmaßes. ‚Jede der vier Visionen bildet eine Strophe von vier einfügen ersen, die nieht alle typische Doppeldreier sind. er Ee ve 3 nachen, Bau dieser sämtlichen vier Strophen ist die häufige | 106 erichte 1918 1256 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Breehung dieser Sechsfüßer und damit verbunden der unruhige Gang der Verse. Da die jüdische Überlieferung an der Bruchstelle der Sechs- füßer mehrmals einen neuen masoretischen Vers beginnen läßt, so liegt das Versmaß für die Erkenntnis einigermaßen versteckt, obwohl der Text ziemlich gut erhalten ist. Für die erste Vision ergibt sich folgende Gestalt: saaa ei rem TOR SIT Nr 773° ar TRTIoyTR > 2 m22 ER mm ER op v3 Apr EIET “ So mim ver mim) OR mans nr 59 mim om? Hier zeigt der zweite Sechsfüßer den Bruch. Er ist weder ein typischer Doppeldreier, noch zeigt er das andere Schema 2+2+ 2; vielmehr ist er hinter dem fünften Fuße zerbrochen, vor maß}. das an den fol- genden Sechsfüßer durch den Sinn eng gebunden ist. Noch erheblich stärker fühlbar ist der Bruch an derselben Stelle und vor demselben Worte in der zweiten Strophe. Dieselbe lautet: END Sp ma mm Nr ad me" maß}? :bımmene moon) 1139 Bine basim ENT Jap 2 ap mon vn m Dan min HR EFF mar mn SD Hair Sy ori om Auch hier enge Sinnesbindung von vası an den folgenden Sechsfüßer. Abgesehen von diesem Bruch zeigen diese sämtlichen vier Sechsfüßer die typische Gestalt der Doppeldreier. Die ursprüngliche Gestalt der dritten Strophe ist m. E. folgende: Ri, Ts moin Ss Dmı mem oe ey v757 # coy Sn TER N ITIN m TR DIE or eine Tann ar Tal 2 Tr = EREEN N> Sn var 2793 Hier sind der zweite und der dritte Sechsfüßer zerbroehen. Der zweite, . weil er nach dem zweiten Fuß den weit stärkeren Sinneseinsehnitt zeigt als nach dem dritten. Der dritte wegen der engen Sinnesbindung an den folgenden Sechsfüßer. in seradeso wie die feststehende, sieh immer wiederholende etrische Form in der ersten Strophe die Streichung von 'mı rarm2 verlangt, so zeigt ‚sie, auch, daß v.9 m vegz nicht zum ursprüng- . Hehe Texte der Vision gehört. W ahrscheinlieh wird v. 9 schon zu dem geschie htlichen Zwischenstück gehören, daß den Schluß des eber ten Kay itels ausfüllt, so daß also nieht nach v. 9, sondern vor S mitt. zu machen wäre, — Zum Verständnis der dritten ich auf re altt. ‚Wissenseh. 1915, 23. Prarrorivs: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos 1257 Die vierte Strophe er I— 3); \ Dt kant TR 22 mem mm NR a ne" O8: 7p 53 ar Dias ma AnR me 39 Ti3> Fr Sroin S> m " EIDR YET Na :Dipaısa wer I Son mm ne [® | Hier ist die zweite Reihe der ersten beiden .Doppeldreier zerbrochen. Inbeiden zugleich Sinnesbindung von var” an den folgenden Sechsfüßer. In dem geschichtlichen Zwischenstücke VII 10-—-ı7 gehen die Reden in inetrischer Form, die geschichtliehen Berichte dagegen in Prosa. Aber auch innerhalb der Reden gibt es gewisse nicht zu durch welche zu Reden anderer inner- ‚halb dieser Reden hinübergeleitet wird. Der beständige Wechsel des _ Versmaßes, namentlich die häufige Anwendung der Doppelvierer, ver- Jeiht diesem Zwischenstücke einen sehr lebendigen Charakter. EN Auf die geschichtliche Einleitung in v. 10a folgt in v. ob die _ Rede des Amasia an den König in zwei unversehrten Fünfern: SR" ma a3 io m ap" aTarne DT FT NM vr geht diese Rede zwar weiter, berichtet aber die Rede eines Anderen, nämlich des Amos. Daher Wechsel des Versmaßes. Ich fasse e überführenden Worte or "os 75 > als Ausschaltung, darauf Essay m ae" har Dyn ' ma9 ne Sao” Al Dreier + Fünfer, d.i. das aus Hosea I bekannte Wechselmetrum. V. 12 bringt zunächst die Einleitung der Rede des Amasia an s, dann folgt diese Rede selbst. Sie besteht aus zwei unversehrt eferten Doppelvierern : ROM BE uns ei mem ya mr p nm” Pam en pn umpe "2 was TI ST N x> omas 3 In v.14 und ı3 folgt nach einer kurzen Einführung Amos’ Ent- "& ebenfalls in zwei Doppelvierern. Sie sind fast unversehrt N, nur das zweite "SS in v. 14a ist zu streichen, es fehlt ja Septuaginta. In v. ı5b sind die Worte mim ER TON] auszu- ‚ aber nieht zu streichen: Sie leiten zur Rede Jahwes über. en Doppelvierer sind also folgende: SERE. gear. ran mol =, WER EN c asien sage mas ya Tem mim DIENT u 106* ® 1258 Sitzung‘ der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 Die Rede des Amos geht aber noch weiter, bis zum Schluß des Kapitels; aber nicht mehr in Doppelvierern, sondern in Doppeldreiern. Der Wechsel des Versmaßes steht damit im Zusammenhange, daß die metrische Rede nicht glattweg hintereinander verläuft, sondern daß sie erst nach einer Ausschaltung neu einsetzt. Und nach dieser Aus- schaltung berichtet Amos nicht mehr seine eigenen Gedanken, son- dern Reden anderer. Die auszuschaltenden Worte m 27 »uc mar or mas führen innerhalb der Rede des Amos zunächst die Rede des Amasia, dann die Rede Jahwes ein. Die Rede Jahwes wird v. 17a nochmals durch die gleichfalls auszuschaltenden Worte my was 72 72? eingeführt. Der erste Doppeldreier ist unversehrt erhalten: prien mıa Dyson SD, Saar Sy waın n>” Der zweite ist durch Zufügung von 77327 gestört worden. Dieses Wort war als erweiternde Glosse zu PEN zugeschrieben worden und ist dann an unrechter Stelle in den Text eingedrungen. Nach seiner Streiehung erscheint der zweite Doppeldreier: DE) 72 7329 TR I MER” Im dritten Doppeldreier sind die Worte as bis non zu streichen, ein priesterlicher Zusatz jemandes, der für Amasia persönlich ein be- sonderes Unheil vermißte. Endlich auch die beiden letzten Worte mars >72, die durch Erinnerung an v. ııb N sind: snayı 723 NEN parm Sara mon Ich sehe mithin die Form des dirlichen Zwischenstückes Jetzt anders an, als ich sie Ztschrft altt. Wissensch. 1915, 23f. an- gesehen habe. VII 4—1o. Dieser Abschnitt geht in Doppeldreiern mit Aus- nahme von v.5, der drei anscheinend unversehrte Fünfer enthält. Die Unterbrechung des führenden Versmaßes erklärt sich sofort dadurch, a daß in v. 5 die direkte Rede der Bedrücker angeführt wird. Das die " - direkte Rede einleitende *os> ist auszuschalten. Die drei Fünfer enden mit nd, mw, mom. va 4 ist arg zerstört. Zwischen =rexön und fax fügt Septuaginta n eic Tö neo. Vermutlich hat hier eine Glosse gestanden, 2U> »wegn etr ides«, die Septuaginta in mZ> verlesen hat. Diese Glosse ist Text hinter pas gefallen, hat hier das unverständliche gt und ‚hat weiter das ursprünglich hier stehende Wort pe>7 3 (Septuaginta KATAAYNACTEYONTEC) verdrängt. : : Bau en der ersten x ershälfte stimmt das Versmaß nicht. Ich für fals g eines. Suffixes an ps2. Diese Er- : Prarvormws: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos. 1259 ung lag ja nach VIS nicht fern. Liest man 832 und streicht ir 277°, so schwindet die metrische Überfüllung, und die erste fte des Doppeldreiers erscheint. »Geschworen hat Jahwe bei seiner t (sieh selbst). « ; Bereits in meinem Hosea S S. 25 habe ich zu Ho. 5,5 die Ver- g ausgesprochen, daß fiss sich an manchen Stellen pronominaler eutung nähere. Das besiche ich jetzt aueh auf Am. VI8. E S (IX sb). Abweichend von früherer Erklärung deute ich wofür IX 5b noch 82 steht, als Rest eines ursprünglichen an Num. 21, 17. Keinesfalls ist die zweite Hälfte von v. $b e zur ersten Hälfte. VUIo. Es liegt kein Grund vor, YS8> zu streichen, wie Ztschrit. Wissensch. 1915, 24 etwas voreilig angenommen worden ist. VIH 11-14. Am Ende eines stark interpolierten Gedichtes steht in v.14 eine berühmte, viel erörterte Stelle, deren Urtext und !tıin auch deren Verständnis m. E. bisher nicht riehtig erschlossen N ist. Die Stelle ist arg verderbt, aber gerade die zu ihr ge- gen Glossen und Interpolationen gestatten uns, dem ursprünglichen ut der Stelle näherzukommen. Das Gedieht geht offensichtlich in Doppeldsaierk. Der erste liegt V. Iı vor bis m. Die erste Hälfte des zweiten Doppeldreiers or in den gleich folgenden Worten F3 377 mr>Um, die von eiten Hälfte durch eine lange Interpolation abgerissen worden Denn ‘erst v. 12, 2) 59 2m 57, bringt die zugehörige zweite Der dritte Doppeldreier liegt in v. 13 vor, aus dem nur der Zusatz Mer7 zu entfernen ist, sowie das am Schlusse zuger nun der vierte Doppeldreier = v. 14! »Die, welche schwören Sünde von Samaria«. Sollte in maus der Eigenname eines - = ‚stecken, so bliebe der Sinn derselbe. Man könnte annehmen aß diese ersten drei Worte des masoretischen Verses die e des vierten Doppeldreiers bilden sollten. Dagegen würde eht zu beseitigende dreisilbige Eingangssenkung (hannisba’im) mag eine solche im Verseingange immerhin theoretisch noch barsten sein, Sehe ich recht, so gehören die fraglichen Tmaü madsa eıyacır dem alten Text nieht an, sondern sind Glosse zu den folgenden echten Worten, die uns freilich t überliefert worden sind: j3 3778 7 "ması. Der Glossator ch den ursprünglichen Text vor Augen: mad Yo »r7 TTORN len sagen: So wahr der Gott von Samaria lebt!« Das 1260 Sitzung der phil sophiseh-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 setzte der Glossator in andere Worte um, hauptsächlich wohl in der Absicht, rs durch das anrüchige rn&s zu ersetzen. 7 und © sehen in der alten Sehrift einander sehr ähnlich, © und © haben fast identische Form. So konnte es leicht geschehen, daß das vw von j@o als Tan ms hängen blieb, und daß das = übersehen und übergangen wurde. Nachdem sich die falsche Lesart 77 77>8 "m eingebürgert hatte, hielt es ein Glossator für geboten, das Auffallende der Erwähnung von 7 dadureh auszugleichen, daß er noch das übliche Gegenstück von 77 hinzufügte: za 722 mas m. Nun war wenigstens das ganze Land umspannt von Norden ‚nach Süden. ‚AR ist in Septuaginta erhalten: «ai zä d eeöc coy suecagee: im hebräischen Text ist das Wort zu 777 verstümmelt worden. mim NR DR: Bm: mar Same un" na ag wre Kamnam nanan messnn ng Dina" 79 marpı RS 209 TOD ran I many" Zu der’Umdeutung des natürlichen Hungers in den Hunger nach dem Worte Gottes mag der Interpolator veranlaßt worden sein durch die Anrufung des falschen Gottes in v. 14. Die Drohung auch mit dem Durst mag er aus v. 12a erschlossen haben, wo Septuaginta KAl CYNAX@HCONTAI YAATA EwWC BANÄCCHC. IX 1-4. Über diese Vision habe ich bereits Ztsehrft. altt.Wissensch. 1915, 24 f. gehandelt, im wesentlichen — wie ich hoffe — richtig. Ich glaube aber, auch hier jetzt etwas weiterkommen zu können. Das Gedicht geht in fünf Doppelvierern, deren erster mit 2°297 endet. ax” ist auszuschalten, aber nicht zu streichen: 737 für 77 zu lesen. ra'ıti t’dönäi nissab ‘al hammizbeh hakke hakkaftor wyirasu "hassippım. | Daß die Worte 232 usn2 oyr2 Glosse sind, ist sicher; ob ich das .. vielerörterte zy23 a.a. Ö. richtig erklärt habe, mag dahingestellt bleiben. Die Buchstabenzeichen dieses Wortes laden auch zu einer Umstellung in mur2 ein: »er selbst zu häupten aller«. Dann bezieht sich die sse nicht auf ='ee7, um dieses Wort entgegen seiner sonstigen Be- ıng als Oberschwellen festzulegen, wie a.a. O. vermutet, sondern ıwes, »auf dem Altar« und ee im besonderen, ven Sinn dieser ‚sie bezieht sich dann auf die im Versanfang geschilderte Erscheinung Prarrorts: Textkritische Bemerkungen zum Buche Amos 1261 _ ganzen Gebäudes handeln. Sei dem wie ihm wolle, von. einer örung des Heiligtums kann ich auch Jetzt nichts herauslesen. Mit eras7 beginnt nun in v. ı ein zweiter Doppelvierer, mit ung ießend. Die metrische Form dieses Textstückes hatte ich a.a.O. t erkannt; und mit der Erkenntnis der metrischen Form wächst ich auch die Wahrscheinlichkeit der Echtheit, trotz der gegen selbe sprechenden Gründe. v>e> paßt hier ebenso schleeht in das maß wie Il ı5, wo man das Nifal hat einsetzen wollen; es wird 1 Qal u>0Y anzunehmen sein. Also: ahrıtam bahärb ehrög 16 yanus lam nas wlö yimlät läm paht. Der dritte Doppelvierer ist in v. 2 enthalten. Er scheint richtig liefert zu sein. nur daß von dem ersten z#n die Präposition zu im’yaht’rü bise’ol Sam yadı tiggahem w’im ya’lı has$amaim misSam örıdem. . Gegen die Eehtheit von v. 3a habe ich nach wie vor Bedenken. in v. 3b liegt m. E. wieder der vierte Doppelvierer vor: .yv im yissateru begarga hayyam ıni3$am asauwä't hannahas unsakam. Im fünften Doppelvierer, der in v. 4a vorliegt, wird man nicht alın können, bei sms eine von der überlieferten Betonung ab- ichende Betonung im Verse anzunehmen. Möglicherweise auch eine ierte Aussprache: w’im yel’kbu bassebı lifne öyebem mis$äm asauwä't haharb whargatam (?)., IX 9. Man hat für 7223 hier die Bedeutung »Sieb« angenommen; aginta rät auf aımöc. Wo m2> im A. T. sonst vorkommt, hat oder Y787 genitivisch hinter sich und bedeutet mit diesem zu- en etwa »Wegstrecke«. Auch hier folgt 77% auf 22, ich glaube ‚zweimal. Das an den Schluß des Verses geworfene F78 scheint lung ursprünglich hinter 22 gehabt zu haben: FR n2222. unverständliche x ist m. E. nur graphische Dublette zu 8 - Es mag in senkrechter Richtung oder a singen a | einkorrigiert gewesen sein, so daß bei der Einfügung > der z umgekehrte Folge der Buchstaben entstehen konnte; wobei 8 in Hen ist. Ich verstehe mithin die Stelle folgendermaßen: »Und ‚die Israeliten unter allen Völkern herumschweifen lassen, Fe gr a en en | ee 1262 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 19. Dezember 1918 so wie man auf einer Strecke Weges umherschweift; aber sie werden nicht fallen.« Also nur eine »Streeke«, eine kurze Zeit soll die Ver- bannung dauern. IX 10. Von den dem Buche angehängten geschichtlichen Rück- blieken und Ausblicken sticht dieser Vers ab. Er enthält eine Zwischen- bemerkung, einen persönlichen Wunsch eines Lesers. In dem uns überlieferten hebräischen Texte sind die beiden Kausativa 277m van sicher nieht ursprünglich, aber wohl auch = a8 nicht. Indem jemand die ursprünglichen nichtkausativen Formen dritter Person fem. war 27pm für zweite Personen kausativi, also für Anrede hielt, sah er sich veranlaßt, ayyasiz der vermeintlichen Anrede vorzusetzen. Ursprüng- lieh dürfte der Zusatz gelautet haben »Durehs Schwert mögen um- kommen alle Sünder des (unseres) Volkes, so wird sich das Unglück uns nicht nähern noch vorschreiten«. Septuaginta bietet einen Misch- text: oi Aerontec 0Y MH Errich OYA 0% MA TENHTAI &o HMÄC TÄ KARA. Berlin inschl, Vororte und Potsdam). ii Archäologi sches In stitut. Jahrbuch. Bd 31, Heft 3.4. Bd: Bd 33, Heft 1.2, 1916-18. ilungen. Roemische Abteilun &. Bd -Germanischen Kommission. ‚Jahrg. 1, Heft.6. „Jahrg. 2, Heft 1-4. e vankfurt am: Main -1917. 18. ge west- und siddeutscher. Alter- tumssammlungen. 4. Bingen. TI1. near a.M. 1918. Z i-Technische Reichsanstalt, Char- urg. schaftliche Abhandlungen. Bd 4. #198... gen, 2 Sonderabdr. ı der: Honumaniı nie . he Geschichtskunde. Bd 41, Heft Hannover. und Leipzig 1917-18. % zur ne hen Erherahg eutschen Eenusapebleie, Heft 13. 6. en. Neue Folge. N. 74. Deutsches Reich. 32, Heft | nia. Korrespondenzblatt Fo Rö- in | Zoologisches Museum. ER Gesellschaft für ältere Bene für die Deutschen ‚Seminar für Orientalische Sprachen an der 1263 > VERZEICHNIS a R VOM 1. DEZEMBER 1917 BIS 30. NOVEMBER 1918. EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. Metoorologisches Institut. Ver öffentlichungen. N, 293. 26. 1917. Statistisches Landesamt. ge SRG ‚56, Abt. © Jahrg. 3 Abt. 1.2. 1916. 17. N Geologische indie stalt. u Archiv für Lagerstättenfors chung. Hett9. 15.23. 1915-16. Ergebnisse von Bohr ungen. ‘Heft 7:-1915. Jahrbuch. Bd’ 35, TI 2, Heft 3. ' Bd 36,- TI1, Heft3; T12, Heft1.2. Bd37, TI, Heft 1. 2. 1914-16. Ministerium für Handel und Gewerbe. ‚Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und ' Salinenwesen im Preussischen Staate. Bd 65. Heft 4 und Statistische Lie. 1. .2.: Bd 66, Heft 1-3 und Statistische Lief. 2. 1917. 18. Ministerium I en Domiihn = Statistische Niue aus den e biete der .Jandwirtsebaftlichen Verwal- tung von Prenßen. Jahrg. nr Mitteilungen. Bd 9, Heft 1. 1918. > er Astronomisch s Rechen-Institut, Dahlem. Rarlinär A 145. 1920. 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Bd3, Heft 3. 4. 1917. 18. Jahrg. 71, 1916, Abt. 2.3. Heer und Heimat. Korrespondenz für die deutschen Armeezeitungen. H | im Auftrage des Deutschen Studenten- dienstes. N. 21-28. 1917. Die Hochschule Blätter für eniechen Leben und studentische Arbeit. Jahrg. 1, N. 9-12. Jahrg. 2, N. 1-8. 1917.18. Jahrbuch über die Fortschritte der Ma- thematik. Bd 44, Heft 3. 1913. Landwirtschaftliche Jahrbücher. Bd51, Heft 3-5 nebst Ergbd 1. 2. Bd 52, Heft 1. 2. 1918. Internationale Monatsschrift für Wissen- schaft, Kunst und Technik. Jahrg. 12, Heft 2-8. Jahrg. 13, Heft 1.2. 1917-18. Beuron (Hohenzollern). i Beuron. TestenndArbehen. Aht.1. Heft. 2.1917. z Verein von ar Pe Ey f Rheinlande. ‚Beamer Jahrbücher Hei 124. 197. Verzeichnis der eingegangenen Druekschriften Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Schriften. Neue 1918. Katalog der Bibliothek der Naturforschen- den Gesellsehaft in Danzig. Heft3. 1914. Westpreußischer Botanisch-Zoologischer Ver- Bd 14, Heft 4. Folge. Bericht. 40. 1913. 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Hannover und Leipzig 1913. 3 ’ a und Grm, Wirseıs. we Wörterbuch. Bd 11, Abth. 2, Lief. >. U, Abth. 3, Lief. 6. Leipzig 191 VEN! Henzıe, a che, | 7. u Hi 2 Leipzig 1904. e Geonezs, BR ' ar Enser. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwör terbuch. 8: Aufl. FImaER. und deutsch-schwedisches WÖ ee a n 1904. i rer Indiges Wörterbuch der dänisch-norwegischen und Italien — Finnland — Ankäufe 1277 es Röstschrift. Zbornik u slavu Vatroslava Jagica. Berlin 1908. i Ei Micnaruns, H. Neues Wörterbuch der portugiesischen und deutschen Sprache. 10. Aufl. T11.2. Leipzig 1913. Mizuen, JonAnnes. Die wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften Deutschlands im neunzehn:en Jahrhundert. Bibliographie ihrer Veröffentlichungen. Bd 2. $ - Berlin 1917. - Murer, Ev. us englisch-deutsches Wörterbuch. Grosse Ausg. Hälfte ;,2 Der Parz, W. Griechisch-deutsches Handwörterbuch. 3. Aufl. Bd 1.2 (6. Abdr.). 3 (4. Abdr.). Braunschweig 1911-14. i u Max Plancks sechzigstem Geburtstag. Ansprachen, gehalten am 26. April 1918 in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft‘... Karlsruhe i. B. 1918. Sacns, Karı, und Vırıa TTE, ÜESAIRE. Enzyklopädisches französisch-deutsches Wörter- buch. Grosse Ausg. 17.-19. Aufl. Nebst Supplement-Lexikon. 9.-11. Aufl. Berlin-Schöneberg o. J. " ‚ Orro. Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n. Chr. Halbbd 1. Stuttgart 1918. Toruavsen, Lovıs. Neues spanisch-deutsches und deutsch - spanisches Wörterbuch. 6. Aufl. Bd1.2. Leipzig 1913. ÄREITSCHKE, Fra von. Briefe. Hrsg. von Max Cornicelius. Bd.1.2.3, Tl1. Be De Bi von Max Cornicelius. 3. Aufl. Bd1.2. Leipzig 1913. 11. 6, Hermans. Untersuchungen zur experimentellen Anatomie und Pathologie 2 des Pflanzenkörpers. Tübingen 1908. FFLIN, Heinrich. Die Bamberger Apokalypse. München 1918. & 1278 NAMENREGISTER. “ Aıcaeı, Prof. Dr. Otto, in Kiel, Kausale Studie zum ontogenetischen und phylogene- \ tischen Geschehen am Kiefer. 434. (4AbA.) ANGER, Gerda, in Berlin, Synthese des Linamarins, s. Fıscner. Bazsecke, Prof. Dr. Georg, in Königsberg i. Pr., Muspilli. 361. 414—429. Beckmann, über die Einwirkung von Aldehyden auf Phenole. 3. ‚ die Beschaffung der Kohlehydrate im Kriege. 909. ———, Einwirkung von Furfurol auf Phenole. Mit Eitel Deus. 1201—1221. Boxkornyv, Prof. Dr. Thomas, in München, erhält 500 Mark zu Untersuchungen über die Enzyme. 375. Bopr, Prof. Dr. Karl, in Heidelberg, erhält 500 Mark aus der Dr.-Karl-Güttler-Stiftung | zur Herausgabe von Briefen Johann Heinrich Lamberts. 80. > Borv, Prof. Dr. Max, in Berlin, über die Maxwellsche Beziehung zwischen Breehungs- "3 index und Dielektrizitätskonstante und über eine Methode zur Bestimmung der Ionenladung in Kristallen. 603. 6 i -—, die elektromagnetische Masse der > Kristalle. 711. 712—718. ‚ über die absolute Berechnung der Kristalleigenschaften mit Hilfe Bohrscher Atommodelle. Mit A. Lanope. 842. 1048—1068. Brasca, ist in die Zahl der Ehrenmitglieder übergetreten. 636. Branor, über die Urstammtafel der englischen Könige. 5. Braun, gestorben am 20. April. 464. Braver, Gedächtnisrede auf ihn, von v. Warpever-Harrz. 706. (Ada. Burpacn, Jahresbericht über die Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts. 50. ————, Jahresbericht der Deutschen Kommission. Mit Heuster und RoETEE. ER Hr über die Forschungen zur neuhochdeutschen Sprach- und > Bildungngbichtäht 08: ‚ die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache. 841. 845—873. nr auch Berichtigung 8.129). ‚ über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs, Liebesromans und Frauendiontes, 1-5. 991. 994—1029 (s. auch Berichtigung S. 1295). a ——, über Goethes West-östlichen Divan. 1223. | Connass, zur Kenntnis einfacher mendelnder Bastarde. 139. 221—268. en ‚ Fortsetzung der Versuche zur experimentellen benrdg des Geschlechts- Er _ verhältnisses. 98. .1175—1200. ji Friedrich, ‚in Berlin, erhält 500 Mark zur ee der Spinnen a des s chen Teils der Provinz Schlesien. 843. | N, Alel, Bwikung, von er auf Phenole, s. Beckmann. | | über das Cor icorum Graecorum. 51— sch. Mit E. Eu 201. GE Der erste Halbband endet mit Seite 676 1279 Dies, Ansprache gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages (Leibniz als Vorkämpfer für das Deutsche Reich und die deutsche Sprache). 677—687. ER ideru . Stutz. 696—698. — 8 ——, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Tangl. :704—706. ——, Philons Belopoiika (Viertes Buch der Mechanik), griechisch und deutsch. Mit © 7° E. Scaramm. 841. : 4 ‚ Lukrezstudien. I. 911. 912—939. Drasenporrr, Jahresbericht über die Griechischen Münzwerke. 45—46. =, über die archäologischen Ergebnisse zweier Reisen in das nördliche und mittlere Mazedonien. = ——————, über die Mainzer Jupitersäule. 841. Eissıeis, über Gravitationswellen. 79. 154—167 ——, Kritisches zu einer von Hrn. De Sitter gegebenen Lösung der Gravitations- ungen; 269. 270—272. ——, der Energiesatz in der allgemeinen Relativitätstheorie. 447. 448—459. ——, über eine Vereinfachung der Riemannschen Theorie der Krümmung und die Weylsche Theorie über Gravitation und Elektrizität. 615. NGLER, Jahresbericht über das »Pflanzenreich«. 49. ‚ Jahresbericht über die Bearbeitung der Flora von Papuasien und Mikro- ——, erhält 2300 Mark zur Fortführung des Werkes »Das Pflanzenreich«. 464. & Ersters, Dr. Paul S., in München, über die Struktur des Phasenraumes bedingt periodischer Systeme. 431. 435—446. _ ERDMANN, Jahresbericht über die Kant-Ausgabe. 46. = ——, Jahresbericht über die Leibniz-Ausgabe. 50. Eruan, Kehresharteht über das Wörterbuch der ägyptischen Sprache. 47—48. =——, Reden, Rufe und Lieder auf Gräberbildern des alten Reiches. 841. (AbA.) CK, Dr. Rudolf, ordentlicher Professor an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse gewählt. 844. SCRER, Synthese des Linamarins. Mit G. Ancer. 201. 203—212. EUDENBERG, Dr. Karl, in Berlin, erhält 1000 Mark zu chemischen Experimental- _ arbeiten über Gerbstoffe, Zucker und Alkaloide. 1223. Fre EuUxDLica, Dr. Erwin, in Neubabelsberg, über die singulären Stellen der Lösungen des »-Körper-Problems. Erste Mitteilung. 79. 168—188. Nzer, Prof. Friedrich Karl, in Berlin, über die Störungen’ der Bahn des Olbers- Erehen Kometen in der Marsnähe 1887. 615. 669—676. -—, Beiträge zur Kenntnis der historischen Sonnenfinsternisse und zur Frage ihrer Verwendbarkeit. 721. (4AbA.) DScaninpr, über den Illustrator der burgundischen Wavrinhandschriften. 635. Ssmann, Prof. Dr. Hugo, in Berlin, vom reichen Mann und armen Lazarus. 433. (Abk) En MEER a ndvölker. 413. 21. Se von a FR an ihn zum fünfzigjährigen Doktorjobitium ı use Juli \ a. 725—727. Hanxaor, Jahresbericht der Kirchenväter-Kommission. TB. ; ‚ der »Eros« in der alten christlichen Literatur. 79. 81-94 ‚ der Spruch über Petrus al. den Am der Aieche base mr en: 1280 Serge vosn-Harnack, zur Geschichte der‘ ‚Anfänge der inneren Organisation der stadt- römischen Kirche. 953. 954— Hauck, gestorben in der Nacht vom 7. auf den 3. April. 376. Havensteın, Dr. Rudolf, Präsident des Reichsbankdirektoriums, in. Berlin,: erhält die Leibniz-Medaille in Gold. 708—709. \ Heıpder, Dr. Karl, ordentlicher Professor an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse gewählt. 844. Herrmann, über milde Winter. 201. 213—220. ————————, über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschicht. 805. 806 —813. - ———, über warme und kalte Sommer. 805. 891—907. » Hernreıc#, Oberstudienrat Dr. Georg, in Ansbach, handschriftliche Studien zu 1 Meletius. 433. (Abh. wi Heuster, Jahresbericht der Deutschen Kommission, s. BURDAcH. -—————, über den Stil, des Heliand, gemessen an dem der englischen Epen und der weltlichen Lieder. 153. Heynann, Dr. Ernst, ordentlicher Professor an der Universität Berlin, zum | lichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse gewählt. 319. -—— ——, Antrittsrede. 698—700. Frhr. rkkes VON GAERTRINGEN, Prof. Dr. Friedrich, wissenschaftlicher Beamter der Akademie, aus der Belagerung von Rhodos 304 v.Chr. 635. 752—762. Hıntze, Jahresbericht über die Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen. Mit Meınecee. 45. -———, Jahresberieht über die Acta Borussica. Mit OOIER BER 46. ————, erhält 6000 Mark zur Fortführung der Herausgabe der Politischen Korre- spondenz Friedrichs des Großen. 464. =, Gedächtnisrede auf Gustav von Schmoller. 706. (AdA.) Hırsckrero, Jahresbericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 4445. ——————, Jahresbericht über die Prosopographie der Faser Ka (1 —; Jahrhundert). 45. ‚ Jahresbericht über den Index rei militaris imperii a 45. Horı, über Zeit und Heimat des pseudotertullianischen Gedichts adv. a 513. 514559, ; Jensen, Prof. Dr. Christian, in Königsberg i. Pr., Neoptolemos und Horaz. 842. (a) BEER ’ ‚Prof, ur Brise, ae eg 2000 Mark zur Dewehuffaog einer Gaedeschen her Untersuchungen. | ee Kam, Prof. Dr. Paul, Genrläirktr der Staaisarchive, zum ordentlichen der philoso; ist rege 319. m am Kı a Prof, Dr. * Johannes, in Bahn, Archon Enthios. 141. 142—152. 5 wein, Fir 20, ihn zum emueren Doktorjubiläum am 12- ne er area Folter Se Haushuhn. 433. rag unter dem Titel: Aus der Aura” erhält. do Mark aus der Dr. -Karl-Güttler-St | Werken: engere 80. Der erste Halbband endet mit Seite 676 1281 Lınpe, A., in Berlin, über die absolute Berechnung der Kristalleigenschaften mit Hilfe Bohrscher Atommodelle, s. M. Born. Lertzumann, Prof. Dr. Albert, in Jena, die Entstehungszeit von Goethes Episteln. 842. 942—951. 4 Liczrensrteiın, Prof. Dr. Leon, in Berlin, über einige Eigenschaften der Gleich- E: gewichtsfiguren rotierender homogener Flüssigkeiten, deren Teilchen einander ® . nach dem Newtonschen Gesetz anziehen. 842, _ Liesisen, über Kristalle mit optischem Drehungsvermögen. 711. 821—839. F Löpens, nata und nätaka in der indischen Literatur der vorchristlichen Zeit.. 273. ‚ über seine Arbeiten im Inderlager zu Slobozia. . Mit Scauzze, W. 719. ‚ Die säkischen Müra’. 1247. eiers, Jahresbericht über die Politische Korseimandee Friedrichs des Großen, s. Hınrze. ‚ Jahresbericht über die Acta Borussica, s. Hıyrze. ‚ die Auffassung Luthers über christliches Gemeinwesen und christlichen E- Staat. 617. _ Meıssxer, Prof. Dr. Bruno, in Breslau, ein: Eitwurf zu einem , neubabylonischen E ERFIEER 273. _ Mereeı, Pfarrer Dr. R. F., in Gursadehlie erhält 9goo Mark zur Herausgabe seiner e.“ Arbeit über Leibniz und die Chinamission. 843. Mrver, Eduard, Vorläufer des: Weltkriegs im Altertum. 18—43. ‚ Jahresbericht der Orientalischen Kommission. 67—69. Meyer, Kuno, an Crinög. Ein’altirisches Gedicht an eine Syneisakte. 361. 362—374. ‚ zur keltischen Wortkunde. VII. 617. 618—633 ‚ zur Metrik von Saltair na Rann. 842.'874—887. ‚ Nordisch-Irisches. 941. 1030—1047. Mbrıne, Privatdozent Dr. Georg, in Berlin, zwei ägyptische Eheverträge. 201. (AbA.) Morr, erhält rooo => weitere 500 Mark zur Fortsetzung seiner baskischen For- schungen. 375. er, eibältrsoo Be zu phonographischen Aufnahmen italienischer Dialekte. 464. Morırz, Prof. Dr. Bernhard, in Berlin, zur Geschichte des Sinai-Klosters im Mittel- alter: 153. (AÖdA.) Mürrer, Friedrich W. K., Toyri und Kuisan (Küsän). 141. 566—586. MüLrer, Prof. Dr. Gustav, Direktor Be Ausplyeikalipebe eh, iums bei Pots- dam, zum ordentlichen Mitglied der physikalisch Klasse gewählt. 344. MöıLter- -Brestau, über wissenschaftliche Aufgaben der Flugtechnik. 319. Nick en) Prof. Dr. Richard, in Tübingen, über die Grenzen der a eg u zwischen Kaliumehlorid und Natriumchlorid. 191. 192—200. ds Nervsr, über V ersuche, die eine sichere Aufzeichnung von rasch. veränderlichen a - Drucken bezwecken. 433. ‘ "N EUBERG, Prof. Dr. Karl, in Berlin, über eine allgemeine Beziehung di Aldehy de zu der alkoholischen Gärung und den Ätmungsvorgängen. 447. 588602. Norruen, Adresse an ihn zum er Doktorjubiläum am 5 März von 21. 215.:976.4377. | Norpen, Germani. Ein grammatisch-eihnlogischen es; Problem, 95138. nn ———_, über einzelne die Germania des Taeitus betreffende. Probleme. i zu ——, Bericht der Kommission für den linguae Latinae über vom ı. April 1917 bis 31. März age FR. 723724. x Ta, Colitis und Gastritis eystiea. EL] ER: N mischär-tatarische c Sprachgroben 343. Co 1282 Namenregister Prasck, Jahresbericht über die Ausgabe der Werke von Weierstraß. 46. ‚ Jahresbericht der Akademischen Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin, 76. i 184: 269. ° ‚ Ansprache in der Gesamtsitzung vom 14. November 1918. 992—993. ‚ zur Quantelung des asymmetrischen Kreisels. 1165. 1166—1174. Bssae Dr. Gerhard, der Idioslogos, Untersuchung zur Finanzverwaltung Ägyp- tens in hellenistischer und römischer Zeit. 991. ‚(AbA.) Prarrorıvs, textkritische Bemerkungen zum Buche Amos. 1247. 1248—1262. Rapı, gestorben am 24. Dezember 3687. 2, RıpLorr, gestorben 1918. 844. Rorrae, Jahresbericht der Deutschen Kommission, s. Burnacn. = 0—, Jahresbericht der Kommission für das W Srierbuch der deutschen Rechts- Re 71-73, ‚ Bemerkungen zur Kritik des Walthertextes. 279. 0m, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Kehr. 692-693: —————, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Heymann, 701—702. “————, über den Aufbau von Wagners “Meistersingern”. 1247. Rusens, die Energiequellen der Erde. 941. Ru rohe die Verdaulichkeitsverhältnisse bei einer aus verschiedenen Nahrungsmitteln emengten Kost. 447. Her BAU, ausführlicher Bericht über die Ausgabe des Ibn Saad. 11—18. | Jahresbericht über die Ausgabe des Ibn Saad. 47. mare Prof. Dr. Adolf, in Potsdam, erhält 2650 Mark zur Fortführung seines ; »Archivs des Erdmagnetismus«. 843, Er, Scaxipr, Dr. Erhard, ordentlicher Professor an der Universität Berlin, zum ordent- lichen Mitglied der Physikalisch-mathematischen Klasse gewählt. 844. VON SchmoLLer, Gedächtnisrede auf ihn, von Hınrze. 706. (AbA.) snıpza, Prof, Dr. Hermann, in Berlin, Uhland und die deutsche Heldensage- Scnraun, See Dalluank Dr. Erwin, in Dresden, Herons Belopoiika, griechisch a $. Dies, 5 RAR » Philons Belopoiika R iertes Buch der Mechanik), griechisch und deutsch, S E Scnvnunn, Prof. Dr. Wilhelm, 635. mit Noten. 763-768. in Berlin, ein griechischer Papyrus Se Bibliothekar Dr. Walter, in Berlin, Einleitung in das Mahänisiha-Sutta. Senvonnanpr, über die: 75. (Abh.) 5 sogenannten »Trajanswälle« in der Dobrudscha. 3 Re Eilhard, Jahresbericht über das »Tierreich«. 48. 4- 49. re; über den Nomenclator animalium generum et subgenerum- äge zur Wort- und Sittengeschichte. ARE SR > auac Si 769—791. rbeiten im Inderlager zu Slobozia. Mit Lüners. 719. -o © Mark zur ns seiner ostfinnischen Untersuchung®" : Sprachaufnahmen. ns in in Köninterg i. Pr, erhält 600 Mark zu Arbeiten 5 = nad Beweis. 359. "ae Der erste Halbband endet mit Seite 67% 1283 SEcKEL, Azos Bearbeitung der Codex-Summe des Johannes Bassianus. 5. ‚ Jahresbericht der Savigny-Stiftung: 69, ‚ Jahresbericht über die Arbeiten für das Deeretum Bonizonis und für das Bobs glossarum anteaccursianarum. 75. E 7, über die neuerworbene Volumen-Handschrift der Berliner Königlichen E: Bibliothek. 463. ’ SELER, Ornamentik von Nazca im Küstengebiete von Südperu. 189, (AbA.) . SERING ‚ über die Agrarverfassung in Preußen und im Baltenlande. 793. 2 Sıee, Prof. Dr. Emil, in Kiel, ein einheimischer Name für Toyri. 141. 560-565. = Sınser, Prof. Dr. Samuel, in Bern, arabische und europäische Poesie im Mittel- alter. 991. (4BA.) Storckıvs, D. Dr. Hermann, in Nordhausen, erhält 2800 Mark aus der Dr. Karl- a ee zur Fortführung seiner Arbeiten über den Orden der Gesellschaft 3 Jesu. 80. STRuvE, Jahresbericht über die Geschichte des Fixsternhimmels. 50. E 0, Prüfung der Uhrwerke an den Äquatorealen der Babelsberger Sternwarte. e 431. 655-668. n- ‚ über die Entdeckung der Nova Aquilae durch Prof. Courvoisier am 9. Juni und die seitdem an der Babelsberger Sternwarte ausgeführten Beobachtungen der Nova. 603. ‚ Dr. Georg, in Wilhelmshaven, neue Elemente der inneren Saturnstrabanten, abgeleitet aus den in Washington und an der Yerkes-Sternwarte angestellten Be- obachtungsreihen 1903— 1914. 1. (AbA.) Stuxrr, die Struktur der Vokale. 333358, 07 Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 13. August 1918. 843. 888-890. ‚ über die Attributenlehre Spinozas. 991. (4d4.) Srv: Tz, Dr. Ulrich, ordentlicher Professor an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse gewählt. 319. "7, über die Entstehung und die Bedeutung des Codex juris canoniei. Kact ——, Antrittsrede. 693—696. Sürıne, Prof. Dr. Reinhard, in Potsdam, über Neigungen von Welkenschichten: ' Taner, Dr. Michael, ordentlicher Professor an der Universität Berlin, zum ordent- i lichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse gewählt. 319. De 0, Autriitsrede. . 702704: a aatemann, Prof. Dr. Reinhold, in Prag, zwei zemaitische Erzählungen. 189. 797—804. Yox Unwerte, Prof. Dr. Wolf, in Greifswald, Proben deutsch-russischer Mundarten _ aus den Wolgakolonien und dem Gouvernement Cherson. 461. (a0) Vstüns; gestorben Anfang Dezember 1917. 1. WAcKERNABEL, Indoiranisches. 273. 330—41l. vos Warnerer-Hartz, Ansprache gehalten in der öffentlichen .. zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und ang ee König Friedrichs II. 7—1l. en } Gedächtaisrede anf Auges Be 706. (4 N es = wz Energieumsatz bei ee "8 2a vM RE Namenregister wien Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen. VII. sr Vin) vom 10. Varscher 1917 bis 2 März rz ıgı8. 793. 79479. d = ‚am T Jannar. 2. 2 een ‚. Jahresbericht über die Sammlung RR ; Zreere samen aus der Se Koxkides. 1137. 1138—1164. seiner javanischen Gindien. 464, 1285 E: | SACHREGISTER. 2 Acta Borussica: Jahresbericht. 46. . Adressen: an Hrn. Max Noether zum fünfzigjjährigen Doktorjubiläum am 5. März 1918. 275. 276—277. — an Hrn. Julius von Hann zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 6. Juli .or8, 721. 725—727. — an Hrn. Carl Stumpf zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 13. August ıg18. 843. 888—890. — an Hrn. Felix Klein = zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum am ı2. Dezember ıgı8. 1223. 1224—1225. - Ägyptische Eheverträge, zwei —, von G. Mörzer. 201. (AbA.) . Agrarverfassung, über die — in Preußen und im Baltenlande, von Serıss. 79. e Aldehyde, über die Einwirkung von solchen auf Phenole, von Brormann. 3. — über eine allgemeine Beziehung der — zu der alkoholischen Gärung und den % Atmungsvorgängen, von K. Neuzere. 447. 588—602. Bi Amerikanistik: Seter, Ornamentik von Nazca im Küstengebiete von Südperu. 189. .... (484.) Amos, Textkritische Bemerkungen zum Buche —, von Prazrorıus. 1247. 1248— 1262. Anatomie und Physiologie: O. Arcaeı, kausale Studie zum ontogenetischen und ' Phylogenetischen Geschehen am Kiefer. 434. (Abh.) — Haserranpr, über Zell- wandverdauung. 721.-— Russer,. die Verdaulichkeitsverhältnisse bei einer aus verschiedenen Nahrungsmitteln gemengten Kost. 447. — von Warprver-Hartz, über Mikrocephalengehirne. Zweite Mitteilung. 191. (AÖbA.) Vergl. Zoologie. .; en von ordentlichen Mitgliedern: Keur. 687—692; Erwiderung von Rorree. 692—693. — Srurz. 693—696; Erwiderung von Dıeıs. 696—698. — Heymann. 698—700; Erwiderung von Rorree. 701—702. — Taner. 702—704; ” _ Erwiderung von Dırıs. 704-706. Quila, Sternbild, über die Entdeckung der Nova Aquilae durch Prof. Courvoisier am 9. Juni und die seitdem an der Babelsberger Sternwarte ausgeführten Beob- 4 n der Nova, von Sıruve. 603. Re} Arabische Poesie, arabische und europäische Poesie im Mittelalter, von S.Sweer. _.ı 'chäologie: Dainese, über di dis häologischen Ergebnisse zweier Rei * _ nördliche und mittlere Mazedonien. 275. — über die Mainzer er Ss ronomie: E. Freuxpricn, über die singulären Stellen der an wa 5 . Problems. Erste Mitteilung. 79. 168—188. — »Geschi ; L ‚90. — F.K. Gixzer, über die Störungen der Bahn des Olbers: n Kometen i 5 em Marsnähe. 87. 615. 669—676. — Derselbe, Beträge © zur Kenntnis der to und zur Frage ihrer Verw. t 7a _. #1. 635-668. > sul über- die } i : Prof. ug am 9. Juni und ‚die seitdem an : 5 eführten B x Besiachungen der Nova. 603. — 6. vl neue Elemente en ER ® leitet aus den in Washington und in der Werkes, a reihe ’ ee du ee an 1286 Sachregister Asymmetrischer Kreisel, zur Quantelung desselben, vonPranxck. 1165. 1166—1174. Azo, dessen Bearbeitung der Codex-Summe des Johannes Bassianus, von SEckEL. 5. Babelsberger Sternwarte, Prüfung der Uhrwerke an den Äquatorealen der —, von Srruve. 431. 655—668. Babylonisches Gesetzbuch, ein Entwurf zu einem neubabylonischen Gesetzbuch, von B. Meıssser. 273. 280—297. Bonizo, Ausgabe des Decretum Bonizonis: Jahresbericht. 75. Bopp-Stiftung: Jahresbericht. 70. — Zuerkennung des Jahresertrages. 464... Botanik: Correxs, zur Kenntnis einfacher mendelnder Bastarde. 139. 3231268. — Derselbe, Fortsetzung der Versuche zur experimentellen Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses. 989. — Bearbeitung der Flora von Papuasien und Mi- kronesien. 74—75. — »Pflanzenreich.« 49. 464. Bradley-Medaille: Verleihung derselben. 43. Brechungsindex, über die Maxwellsche Beziehung zwischen — und Dielektrizitäts- konstante und über eine Methode zur Bestimmung der Ionenladung in Kristallen, von M. Borx. 603. Brianchonscher Satz, über die Überführung des Dandelinschen Beweises für den- selben in einen elementaren reingeometrischen Beweis, von Schwarz. 359. Chemie: Beckmans, über die Einwirkung von Aldehyden auf Phenole. 3. — Der- selbe, die Beschaffung der Kohlehydrate im Kriege. 909. — Derselbe und Eitel Dehn, Einwirkung von Furfurol auf Phenole. 1201—1221. — FiscHER und G. Anger, Synthese des Linamarins. 201. 203—212. — K. Nezvsere, über eine allgemeine Beziehung der Aldehyde zu der alkoholischen Gärung und den Atmungs- vorgängen. 447. 588—602. : Vgl. Mineralogie. ; Chinesische Fremdvölker, über einige der ältesten Quellenberichte über —, von DE Groor. 413. Codex iuris canonici, über die Entstehung und die Bedeutung des —, von a 603. 5 Colitis und Gastritis een von Orra. 587. ; : ‚Corpus g gl um: Jahresbericht. 75. Corpus inseriiläneh Graecarum, s. Inseriptiones Graecae. Corpus inseriptionum Latinarum: Jahresbericht. 4445. Corpus medieorum Graecorum: Jahresbericht. 5152. Corpus nummorum: Jahresbericht. 45-46. | we an —. Ein Enrees Gedicht an eine Syneisakte, von MEYER, R. 2% i gt adarten, Proben solcher aus den Wk und dem Der erste Halbband endet mit Seite 676 1287 Elektrizität, Gravitation und —, von H. Weyr. 434. 465-480. — über eine Ver- einfachung der Riemannschen Theorie der Krümmung und die Weylsche Theorie | über Gravitation und —, von Einsreis. 615. = Energiesatz, der — in der allgemeinen Relativitätstheorie, von Einstein. 447. 448-459. * Englische Könige, über die Urstammtafel derselben, von Braspr. 5. Erde, die Energiequellen der —, von Rusexs. 941. ® »Eros«, der — in der alten christlichen Literatur, von v. Harnack. 79. 8194. osktsche Poesie, arabische und europäische Poesie im Mittelalter, von $. Sıxser. 7.991. (4bA.) Euthios, Archon —, von J. Kırcnser. 141. 142—152. B: Festreden: Ansprache gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Geburts- A festes Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Fried- e. richs II, von v. Warvever-Harrz. 7—11. — Ansprache gehalten in der öffent- 2 lichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages (Leibniz als Vor kämpfer für das Deutsche Reich und die deutsche Sprache), von Dıers. 677—687. Fixsternhimmel, Geschichte desselben: Jahresbericht. Flugtechnik, über ‚wissenschaftliche Aufgaben der —, von Mürrer-Bresrav. 319. Fremdwörter, Bericht an den Herrn Minister der geistlichen und Unterrichts-An- 4 ; gelögenheiten vom 6. Dezember 1917 über die Verdeutschung von solchen. 375. : 377— _ Friedrich der esße; Politische weg desselben: Jahresbericht. 45. — Geldbewilligung: 464. — Publikation. 6; | Furfurol, Einwirkung von — auf Phenole, von Beckmann und Eitel Deuw. 1201 E —1221. Galenus, das Proömium desselben zu den Epidemien des Hippokrates, von E. WEnkE- | BAcH. 463. (AbA.) Hastritis, Colitis und — eystica, von Orrn. 587. Bedächtnisreden: auf Gustav von Schmoller, von Hınrze. 706. (AbdA.) — auf August Brauer, von v. Waroever-Hartz. 706. (AbA.) Geldbewilligun gen für wissenschaftliche Unternehmungen der Akademie: Unter- n nehmungen der Deutschen Kommission. 464. — Politische Korrespondenz Fried- richs des Großen. 464. — Unternehmungen der Orientalischen Kommission. 464. — Pflanzenreich. = — Tierreich. 4. interakademische wissenschaftliche Unternehmungen: A. Fi- schers Arabisches rare 843. — Herausgabe der mittelalterlichen Biblio- thekskataloge. 843. — Fortsetzung des Poggendorffschen biographisch-literarischen Lexikons. 375. — Expedition nach Teneriffa zum Zweek von lichtelektrischen Spektraluntersuchungen. 843. — Thesaurus linguae Latinae en Bewilligun 464. — Wörterbuch der tischen Sprache. “ era für besondere a Untersuchungen und Veröffent- . en a lichungen: Photographische Aufnahmen aus den zur Zeit in Valenciennes auf- a bewahrten Handschriften der nordfranzösischen Bibliotheken. 1. — Ta. Boxorsv, Untersuchungen über die Enzyme. 375. — F. Danz, Erforschung de der rag ' fauna des südöstlichen Teils der Provinz Schlesien. 843. — K. Fr ze ehemische ae über Gerbstoffe, Zucker und Alkaloide. — n. ein Jouxsen, B sende 1918. hufs Ausführung B Een R Er ha # 1288 Sachregister | “ italienischer. Dialekte. 464. — A. Scamipr, Fortführung seines- » Archivs des: Erd- E magnetismus«. 843. — W.Scaurze, Fortführung seiner ostfinnischen Unter- Re suchungen und zu avarischen Sprachaufnahmien. 1223. — F. Sckwaıry, Arbeiten über die Geschichte des Korans. 376. Geologie, s. Mineralogie. a Geophysik: Rusexs, die Energiequellen der Erde. 941. Gerhard-Stiftung: Ausschreibung des Stipendiums. 707—708, Germani, —. Ein grammatisch-ethnologisches Problem, von Nornpen. 95—138. Geschichte: Politische Korrespondenz Friedrichs des: Großen. 45. 464. 636. — DE GrooT, über einige .der ältesten Quellenberichte über chinesische Fremdvölker. 413. — Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts. 50. — Index: rei mili- h En taris imperii Romani. 45. — J. Kırcıxer, Archon Euthios. 141. 142—152. — if Leibniz-Ausgabe, 50. — Merer,. E., Vorläufer des Weltkriegs im Altertum. . 18—43. Norpen, Germani. Ein grammatisch-ethnologisches Problem. 95—138. i G. Praumans, der Idioslogos, Untersuchung zur Finanzverwaltung Ägyptens, in ei hellenistischer und. römischer Zeit. 991. (45A.) — Prosopographia imperi R- et mani saee. I—III. 45. — Prosopographia imperii Romani saee. IV.—VI. 73714. \ Senvennaror, über'die sogenannten »Trajanswälle« in der Dobrudscha. 375. (ABA.) Vgl. Inschriften, Kirchengeschichte, Numismatik, Papyri und Staatsw rissenschatft. Goschlechtärexhälikie, Fortsetzung der Versuche zur EEE Vergabe: bung desselben, von Correns. 989. 1175-1200. leiebgewtehtetleisen, über einige Eigenschaften. der — rotierender homogener Flüssigkeiten, deren: Teilchen einander nach dem Newtonschen Gesetz anziehen, von L. Lic#renstein. 849. Goethe, die Entstehungszeit von dessen Episteln, von A. Leirzuann.: 842. 942 Hl. Goethes West-östlicher Divan, über denselben, von Burpacn. 1223. Gräberbilder, Reden, sen und’ Lieder auf solchen des alten Reiches, von Ermas-. es 841. (Adh) = De Gravitation und Elektrizität, von H. Wen. 434.. 465480. — über eine Ver- + ihfabhang, der Riemannsehen Theorie der Krümmung und die Weylsche Theorie — und Elektrizität, von Eınsıein: 615. Ben itariemsgteichmussn, Kritisches zu einer von Hrn. Be Sitter gegebenen Lösung der —, von Einsrem. 269. 270-272. Gravitationswellen, über —, von Eımsreiw. 79, 154 167. Griechische Kirchenväter, s. Kirchenyäter. Griechische Münzwerke, s. Corpus nummorum. regnugee u AUERE aus derselben. 80, — Ansschreilnung der „ Zuerteilung eine, über den Stil ne gemessen an Bi ‚der englischen Epen und der ; ® weltlichen Lieder, von. Hevszer, 153. | g Heron, aa Belopoüika, eakeinien und deutsch, von Dias und E Soma <, von Cum. James. 82. (AbA.) su &; Wilhelm von von, aan seiner wen: Jahresbericht, 50 un eAelt sttnng :. Jahresbericht. . 60 Pı Ibn Saad, A © desselben: Ausführlicher En 1-18 — — Jnhresheriet, a Ren Dan ichung ‚zur ssssewaiiong. Ägyptens in helle Ag 991. (Abda.) m | it n.im — von Scavrze, W., und Lünens 7 Der erste Halbband -endet mit Seite 676 1289 fndex"rei militaris imperii Romani: Jahresbericht. 45. Indoiranisches, von WAackernaAßser. 273. 380-—4H Inschriften: Corpus inscriptionum Latinarum. 44—45. — Inseriptiones Graecae. 43.721. Inseriptiones Graecae: Jahresbericht. 43. — Publikation. 1 Johannes Bassianus, Azos Bearbeitung der Codex-Summe des —, von Seroxer. 5. Ionenladung, über die Maxwellsche Beziehung zwischen „Brechungsindex und Di- a und über eine Methode zur Bestimmüng der — in Kristallen, n M. Bors. 603. 604—613. Bi. Nordisch-Irisches, von Meyer, K. 1. 1030-1047. Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin: Jahresbericht. 76. Jupitersäule, über die Mainzer —, von Dras@EnDorrr. 41. Kant-Ausgabe: Jahresbericht. 46 Keltische Wortkunde, zu derselben, von Meyer, K. VIH. 617. 618-633. Kerkidas, von v. Wmwamowrrz-MoeLLesdorrr. 1137. 1138-1164. Kiefer, kausale Studie zum ontogenetischen und he Geschehen am —. von O. Archer. 434. Kirchengeschichte: H. en vom reichen Mann und armen Lazarus, 433. (Abh.) — von Harnack, der ros« in der alten christlichen Literatur. 79. 81-94. — Derselbe, der Bil über Petrus als den Felsen der Kirche (Matth. 16, 17f.). 617. 637—654. — Derselbe, zur Geschichte ‚der Anfänge der inneren Organisation der stadtrömischen Kirche. 953. 954-987. — Horı, über Zeit und Heimat des pseudotertullianischen Gedichts adv. Mareionem. 513. 514-559. — Ausgabe der griechischen Kirchenväter. 73. 513. — B. Morrrz, zur Geschichte des Sinai-Klosters im Mittelalter. 153. (4A.) r irchenväter, griechische, BEER derselben: Jahresbericht. 73. — Publi- ‚kation. 513. ohlehydrate, die Beschaffung der — im Kriege; von Becichann. ’009, istalle, über die Maxwellsche Beziehung zwischen Brechungsindex und Dielektri- { .. zitätskonstante und über eine Methode zur Bestimmung der Ionenladung inKristallen, ' von M. Born. 603. 604—613. — über — mit optischem Drehungsvermögen, von- tech, 711. 821—839. — die 'elektromagnetische Masse der —, von M. Born. - 711. 712—718. — über die absolute Berechnung der PEANALINERRON mit | Kr . Bohrscher Atommodelle, von M. Born und A. Laxpe. 342. 104 Derek Theorie über: Orkan und Elektrizität, von Eiia; 615. n Eu r wit und —, von a. F. W.K. 14l. eg ee 635. us, vom reichen Mann und armen —, von H. GRESSuAnNn. 483. am) @!bniz als Vorkämpfer für .das Deutsche Reich und die deutsche Sprache An sprache gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen eat von Dieıs. 677687. n oe a ehüsgabe: Jahresbericht. 50. N Be 2, ee \iz-Medaille: Verleihung derselben. 708-709. he wma: desselben, von Fiscnen und Garn 3 20. >. > am) ee 5, Lukresstudien, von Dinis. 1 um 919-000. el 1290 Sachregister Luther, die Auffassung desselben über christliches Gemeinwesen und christlichen Staat, von Mrınecke. 617. £ Mahänisiha-Sutta, Einleitung in das —, von W. Scnusrıne. 275. (AdA.) Mathematik: Leibniz-Ausgabe. 50. — Scuwarz, über die Überführung des Dan- delinschen Beweises für den Brianchonschen Satz in einen elementaren rein- geometrischen Beweis. 359. — Ausgabe der Werke von Weierstraß. 46. Mazedonien, über die archäologischen Ergebnisse zweier Reisen in das nördliche und mittlere —, von DrAGENDoRFF. 275. Mechanik: Mürter-Bresrau, über wissenschaftliche Aufgaben der Flugtechnik. 319. Meletius, handschriftliche Studien-zu —, von G. Hernreıcn. 433. (AbdA. Mendelnde Bastarde, zur Kenntnis einfacher —, von Correns. 139. 221—268. Meteorologie: Herrmann, über milde Winter. 201. 213—220. — Dierselbe, über die nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschicht. 805. 806—813. — Der- selbe, über warme und kalte Sommer. 805. 891—907. — R. Sürıne, über Neigungen von Wolkenschichten. 805. 814—820. Mikrocephalengehirne, über —, von v. Warperer-Harız. Zweite Mitteilung. 191. (432.) Mikronesien, Bearbeitung der Flora von Papuasien und —: Jahresbericht. 74—7>. Mineralogie und Geologie: Liesıscnh, über Kristalle mit optischem Drehungs- vermögen. 711. 821—839. — R. Nacken, über die Grenzen der Mischkristall- bildung zwischen Kaliumchlorid und Natriumechlorid. 191. 192—200. Minnesang, die Entdeckung desselben und die deutsche Sprache, von Burpacn. 841. 845—873. — Über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs, Liebes- romans und Frauendienstes, von Demselben. 1-5. 991. 994— 1029. Mischär-tatarische Sprachproben, von R. Prırissıer. 843. (Abh.) Mischkristallbildung, über die Grenzen der — zwischen Kaliumchlorid und Natriumchlorid, von R. Nacken. 191. 192-200. Mittelalterliche Bibliothekskataloge, Herausgabe derselben: Publikation. 80. — Geldbewilligung. 843. Müra, die säkischen —, von Lüvers. 1247. Muspilli, über —, von G. Bazszeke. 361. 414-429. IR »-Körper-Problem, über die singulären Stellen der Lösungen desselben, von E. FreunpLıcn. Erste Mitteilung. 79._168—188. nata und nätaka in der indischen Literatur der vorchristlichen Zeit, von Lüners. 273. Nazea, Ornamentik von — im Küstengebiete von Südperu, von Serer. 189. (Ab4.) Neoptolemos und Horaz, von Cur. Jensen. 842. (AbA.) Neuhochdeutsche a und Bildungsgeschichte, Forschungen zu der selben: Jahresbericht. 66 Nomenelator ee generum et subgenerum: Jahresbericht. ee Nordisch-Irisches, von Meren, K. 941. 1030—1047. Numismatik: Corpus nummorum. 4546. . ‚Olber sscher Komet, über die Störungen der Bahn desselben i in der Marsnähe 1887, Sr. von, K. Gixzeı. 615. 669-676. er Kommission: Jahresbericht. 67—69. — Geldbewilligung. 464 ‚apuasıen, Bea der Flora von — und Mikronesien: Jahresbericht. 74-75. apyri: F.. Fıhr. Hırzer ‚VON GAERTRINGEN, aus der Belagerung von Rhodos 304 mlung der Kgl. Museen. 635. 728—751. "Colitis und Gastriis eysica. 587. e Pr se 752-762. — W. Scausarr, ein griechischer Papyrus mit Noten. = : 63—768. = om Wirastowırz-MorıLexvonrr, Dichterfragmente aus der ; der Kgl. E Der erste Halbband endet mit Seite 676 1291 3 Personalveränderungen in der Akademie vom 25. Januar 1917 bis 24. Januar 1918. s 76-77. | h Petrus, der Spruch über — als den Felsen der Kirche (Matth. 16, ı7£.), von v. Harnack. 617. 637—654. Pflanzengeographie, s. Botanik. ' ‚Pflanzenreich: Jahresbericht. 49. — Geldbewilligung. 464. Phasenraum bedingt periodischer Systeme, über die Struktur desselben, von P. S. Ersten. 431. 435—446. Phenole, über die Einwirkung von Aldehyden auf —, von Becxstanw. — Einwirkung = von Furfurol auf —, von Beckmann und Eırer Dear. > 4 Philologie, germanische: G. Barsecke, Muspilli. 361. 414—429. — Bkanoı, über die Urstammtafel der englischen Könige. 5. — Burvach, die Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache. 841. 845—873. — Derselbe, über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs, Liebesromans und Frauendienstes. 1—5. 991. 994—1029. — Derselbe, über Goethes Westöstlichen Divan. 1223. — Unternehmungen der Deutschen Kommission. 52—66. 464. — Forschungen zur neuhochdeutschen Sprach- und Bildungsgeschichte. 66. — Heuster, über den Stil des Heliand, gemessen an dem der englischen Epen und der weltlichen Lieder. 153. — Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts. 50. — A. Lerrz- MANN, die Entstehungszeit von Goethes Episteln. 842. 942—951. — Rorrar, Bemerkungen zur Kritik des Walthertextes. 279. — Derselbe, über den Auf- bau von Wagners ‘Meistersingern’. 1247. — H. Scuxeiver, Uhland und die deutsche Heldensage. 464. (Abh.) — W. von Unwerra, Proben deutsch-russischer Mund- arten aus den Wolgakolonien und dem Gouvernement Cherson, 461. (AbA.) . ———, griechische: Corpus medicorum Graecorum. 51—52. — Dırrs und E. Schramm, Herons Belopoiika, griechisch und deutsch. 201. (AbA.) — Die- selben, Philons Belopoiika (Viertes Buch der Mechanik), griechisch und deutsch. 841. (Abh.) — G. Herneeıcn, handsehriftliche Studien zu Meletius. 433. (AbA.) — Cur. Jessen, Neoptolemos und Horaz. 842. (Adh.) — E. Wenkesach, das Proömium Galens zu den Epidemien des Hippokrates. 463. Vergl. Inschriften und Papyri. ‚ keltische: Meyer, K., an Crinög. Ein altirisches Gedicht an eine Syneisakte. 361. 362—374. — Derselbe, zur keltischen Wortkunde. VII. 617. 618—633. — Derselbe, zur Metrik von Saltair na Rann. 842. 874—887. Derselbe, Nordisch-Irisches. 941. 1030— 1047. =———, lateinische: Dies, Lukrezstudien. I. 911. 912—939. — Car. Jensen, Neoptolemos und Horaz. 842. (AbA.) — Norpes, Germani. Ein grammatisch-ethno- logisches Problem. 95—-138. — Derselbe, über einzelne die Germania des Taeitus betreffende Probleme. 461. — Thesaurus linguae Latinae. 464. 721. 723—724. Vgl. Inschriften. 5 ————— , orientalische: Ermas, Reden, Rufe und Lieder auf Gräberbildern des ‚alten Reiches. 841. (Abh.) — Ausgabe des Ibn Saad. 11—18. 47. — Lüvers, nafa und nätaka in der indischen Literatur der vorchristlichen Zeit. en En Derselbe, die $äkischen Müra’. 1247. — B. Meıssser, ein Entwurf ee * er x Ba Dr a ee a a % = re e: > ar 0% R 2 3: \ K neubabylonischen Gesetzbuch. 273. 280-297. — G. Mörter, zwei ägyp ae Fee 201. (45h) — B. Moarız, zur Geschichte des Sinai-Klosters im | ‚alter. 153. (45h) — Mürzer, F.W.K., Toxri und ee ne 566—586. — Unternehmungen ‚der Orientalischen Kommission. ale u ne ‚R. Perrissier, mischär-tatarische Sprachproben. 843. (40h) — Prarrorıus, text 1292 ‚ Saichregister Einleitung in das Mahänisiha-Suffa. 275.- (Abh.) — E. Sır6, ein einheimischer Name für Toyri. 41. 560—565. — WackERNAGEL, Indoiranisches. 273. 330—411. — G. Weir, Bericht über seine Arbeiten im Weinbergslager (Wünsdorf) vom 10. November 1917 bis 5. März 1918. 793. 794—796; — Wörterbuch der ägypti- schen Sprache. 47—48. 464. ER Philologie, romanische: W. vos Warrsure, zur Benennung des Schafes in den romanischen Sprachen. 463. (AbA.) - Philon, dessen Belopoiika (Viertes Buch der Mechanik), griechisch ‚und deutsch, von Dieis und E. Souramm. 84H. (AbA.) ‘Philosophie: Kant-Ausgabe. 46. — w. Körner, Nachweis einfacher Struktur- funktionen beim Schimpansen und beim Haushuhn. 433. (A5h. unter dem Titel: Aus der Antliropöidenstation auf Teneriffa. IV.) — Leibniz-Ausgabe. 50. — Srumrr, die Struktur der Vokale. 333—358. — Derselbe, über die Attributen- lehre Spinozas. '991. (AbdA.) Photochemische Vorgänge in Gasen, über den Energieumsatz bei solchen, von Warsöne. VE. 299. 300-317. — VII. 12237. 1228-1246 Physik: M. Boss, über die Maxwellsche Beziehung zwischen Brechungsindex und Dielektrizitätseonstante und über eine Methode zur Bestimmung der Ionenladung . in Kristallen. 603. 604-613. — Derselbe, die elektromagnetische Masse der | Kristalle. 711. 712—718. — Derselbe und A. Lawoe, tiber die absolute Be- reehnung der Kristalleigenschaften mit Hilfe Bohrscher Atommodelle. 842. 1048— 1068. — Eisseeis, über Gravitationswellen. 79. 154—167. — Derselbe, Kritisches zu einer von Hın. De Sitter gegeberen Lösung der Gravitations- gleichungen. 269. 270-272. — Derselbe, der Energiesatz in der allgemeinen Relativitätstheorie. 447. 448-459. — Derselbe, über eine Vereinfachung der Riemannschen Theorie der Krümmung und die Weylsche Theorie über Gravitation und Elektrizität. 615. — P.S. "ESWRREE über die Struktur des Phasenraumes bedingt periodischer Systeme. 431. 435-446. — L. Licnrexsteis, über einige Eigenschaften der Gleichgewichtsfiguren rotierender homogener Flüssigkeiten. deren nr Teilchen einander nich: dem Newtonsehen Gesetz anziehen. 3. — Nersst, über 5 Versuche, die einesich fi ken bezwecken. 3 433. — Praxex, die Grundlagen «der Quantentheorie. 269. — Derselbe, um Nomen Cns asymmetrischen Kreisels, 1185. 1166-1174. — Wansuno, über 3 t t Vorgängen i in Gasen. VI. 299. 300-317. Magen er Der selbe, über den een bei photochemischen Vorgängen. VII. 1227. / 1246. — H. Wevs, Gravitation nd Elektrizität. 434. 465—480. : Physiologie, s. Anatomie, s; Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen, s. Friedrich-der Große. a _ Preise und Preisanfgaben: Akademische Preisaufgabe für 1922. 706-707. vu EIN RORFAUIRA imperii Romani saee. I—III: Jahresbericht. 45. — saec. IV—Vl: Jahresbericht. 73—74. wi ui Pseudotertullianus, über Zeit und Heimat des pseudötertullianischen Gedichts adv. Bi A Duan e Bonizomis. 75. — Seoser, Yes ie der Codex-Summe des Ss Bassianus, 5. Se ef über die neuerworbene Volumen-Hand Königlichen Bibliothek. 463. — Srurz, über die Entstehung des-Codex iuris canımiei. 803. — Wörterbuch der deutseben Der erste Halbband endet mit Seite 676 1293 Reieher Mann, vom reichen Mann und armen Lazarus, von H. Gressuann. : 433. (AbA.) Relativitätstheorie, der Energiesatz in der allgemeinen —, von Einstein, 447. ) Rhodos, aus der Belagerung von — 304 v. Chr., von F. Frhrn. Hırzer vox Gaert- RINGEN. 635. 752—762. Römische Kirche, zur Geschichte der Anfänge der inneren Organisation. der stadt- römischen Kirche, von v. Harnack. 953. 954-937. Saltair na Rann, zur Metrik von. —, von Meyer, K. 842. 874-887. Samson-Stiftung: Jahresbericht. 76. Saturn, neue Elemente der inneren Saturnstrabanten, abgeleitet aus den in Washington und an der Yerkes-Sternwarte angestellten Beobachtungsreihen 1903—1914, von G. Srruve. 1. (Ab. Savigny-Stiftung: Jahresbericht. 69. Sehaf, zur Benennung desselben in den romanischen. Sprachen, von W, vox Warr- BURG. 463. (AbA. Sinai-Kloster, zur Geschichte desselben. im Mittelalter, von B, Morırz. 153. (Abh.) Sittengeschichte, Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte, von Serurze, W. L. 1..320—332. I. 1. 481-511... IIL 1. 769791. Sommer, über warme und kalte —, von ae 805. 891-—-997. Sonnenfinsternisse, Beiträge zur Kenntnis. der historischen — und zur Frage ihrer Verwendbarkeit, von F..K. Giszer. . 721. (AbA.). Spinoza, über die Attributenlehre desselben, von Srumer. 991. (Abh. Sprachwissenschaft: Schuzze, W., Beiträge zur Wort- und Sittengeschiehte. 1. 1. 320—332. II. 1. 481511. IIL 1. 769—791. — Derselbe und Lüness, über ihre Arbeiten im Inderlager zu Slobozia.. 719. — R. Traurwans, zwei Zemaitische x Erzählungen. 189. 797—804. — Wuackernacer, Indoiranisches. 273. 330—4 Staatswissenschäaft: Acta Borussica. 46. — Memeckz, die Auffassung Luthers : über christliches Gemeinwesen und christlichen Staat. 617. — Serıne, über die E ee etfäsaung in Preußen und im Baltenlande. 793, ä Strukturf ktionen, Nachweis einfacher — beim Schimpansen und beim Haus- 9 huhn, von W. Köuter. 433. (AbA. unter dem Titel: Aus der Anthropoidenstation _ auf Teneriffa. ‚IV.) Tacitus, über REN die Germania des — betreffende Probleme, von Nonpex. 461. Tertullianus, über Zeit und Heimat des pseudotertullianischen BEN adv. Mar- eionem, von Horr. 513. 514—559. Thesaurus linguae Latinae: Außeretatsmäßige Geldbewilligung. 46% — Bericht über die Zeit vom ı. April 1917 bis 31. März 1918. 721. 723— 724. liergeographie, s. Zoologie. ierreich: Jahresbericht. 48. — ‚Geldbewilligung. 464. Toyri, ein einheimischer Name für —, von E. Sıers. 141. 560-565. _ 208 und Z . Kuisan (Küsän), von Mürrer, F. W.K. 141. 566—586. ze Todesanzeigen: Braun. 464. — Havor. 376. — Rasr, 2. — Rapzorr. 8. a _ , Varzarı. 1.— Werieausen. 2. — Waıte. 993. RB Fajanswälle, über die sogenannten — in der Dobrudschs, von Scnvcunaner. , 375. (4Abh.) hland und die deutsche Heldensage, von H. ae or (4) erdaulichkeitsverhältnisse, die Br einer aus ae \ mitteln ‚gemengten Kost, von Runner. ie jet e, die ee der —, von Srunpr. ee 1294 ‚Sachrezister Volumen-Handsehrift. über die neuerworbene — der ee Königlichen Bibliothek, von Secker. 463. ‘Wagners Meistersinger, über den Aufbau derselben, von Rorrar. 1247. Wahl von ordentlichen Mitgliedern: Fıcx. 844, — Hrıper. 844. — Heymann, 319. — Keur, 319. — G. Mürrer. 844. — E’Scammor. 844. — Sturz. 319. Tancr. 319. Walth er von der Vogelweide, Bemerkungen zur Kritik des Walthertextes, von Rorrae. 279. Wawrinhandschriften, über den Illustrator der burgundischen —, von GoL»- scaaipr. 635. Weierstraß, Ausgabe seiner Werke: Jahresbericht. 46. Weltkrieg, Vorläufer desselben im Altertum, von Meyer, E. 18—43. Wentzel-Stiftung: Jahresbericht. 70—75. — Publikationen. 79. 513. Winter, über milde —, von Herımanx. 201. 213—220. | Wörterbuch der ägyptischen Sprache: Jahresbericht. 47—48. — Geldbe- willigung. 464. Wörterbuch der deutschen Rechtssprache: Jahresbericht. 71—73. Wolken, über Neigungen von Wolkenschichten,”von R. Sürıns. 805. 814—820. gen: Beiträge zur Wort- und Sittengeschichte, von ScHULzE, W. . 320—332. I. 1. 481-511. II. 1. 769-791. Geltanndteideudhe, über —, von Haserranpr. 721. Zemaitische Erzählungen, zwei — —, von R. Traurmans. 189. 797—804. Z ee Nomenelator animalitım generum et subgenerum. ee — »Tierreich.« 48. ö Vergl. "Anatomie und Physiologie. Berichtigungen 1295 Berichtigungen. In Sitzungsber. 1917 8.443 $ 2 ist statt ‘für eine’ zu lesen ‘mit deiner’ (do lin döine tren), worauf mich MARSTRANDER aufmerksam macht. Zur kelt. Wortkunde $ 132 ist in der aus Tochmare Etäine zi- tierten Stelle zu lesen issint [3]ossud na firflatha und zu übersetzen an. dem Sitz der wahren Königsherrschaft'. S. 794. Der Verfasser des Berichts über Arbeiten im Weinbergs- lager (Wünsdorf) ist Dr. @. Weir, nicht Dr. E. Weit. S. 845, 2. ıgf. lese man: Kreuzzugsaufruf (statt Kreuzigungs- aufruf); | S. 852 Anm., Z. 2 lese man: Zeitschrift f. vergl. [vergleichende] Literaturgesch. (statt £. engl. L.); S. 861 Anm.,Z. 3 lese man: Reimprosa (statt Reimpoesie); S.866 Anm. 2,2. 5 lese man: Schillers Chordrama (statt Schillers Chordram en); S. 869, Z. 18 lese man: erhebt er (statt erhebt es); | S. 1000, 2. 11 von unten lese man: sinnlichen (statt heimlichen): 9.1003, Z. 9 lese man: unbeträchtliche (statt unverächtliche); S. 1010, Z. 2 lese man: alte Tanzlieder (statt alle T.); S. 1015 Anm., Z. 3 von unten setze man nach 'S. 122— 142° halbe eckige Klammer: S. 1022 Anm., Z. ı lese man: bereicherte (statt bezeichnete); S. 1023 Anm. 2, Z. 10 lese man: von einem (statt an einen); 8.1096, Z. 9 lese man: Paradigmen (statt Paradigma). Ausgegeben am 16. Januar 1919. Berlin, zedruekt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1918 - 109 weise oder auch in weiterer et Pr Aus 8 27; i deutscher Spräche veröffentlicht se oder Dis Manüıskript einer in einer iksderlscien Sitzu ung ' werden. Sollte eine dem LRGEREN v "eröffent- am Donnerstag zur Aufnahme ‘in die Sitzungsberichte zu- F sun „er redigierenden Sekretar vor der Ausgabe in gelassenen’ Mitteilung,’ welche am "nächsten Donnerstag den a mischen Schriften zur Kenntnis kommen, so: ‘gedruckt erscheinen: soll; muß der Regel’ nach in der \ gie b enden Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- Sekretars oder des Archivars versehen, für ein späteres | ‚wüligung der Gesamtakademie, Stück zurückgelegt. : sedächtnisreden anderweitig zu veröffentlichen, ist Dasselbe kann ‚von ae er) ers. ge- den Verfassern unbesehränkt gestattet. schehen, deren Satz aus irgendwelchen Gründen besundere Aus s0r Schwierigkeiten erwarten läßt, oder he e den in den Die eerichee rn RR $$ 3 und 4 enthaltenen Bestin .- nieht entsprechen. er »ät tag 2 Die Reichsedruekerei versendet spätestens am Mon: de tzun y ug HOpnerektgB SChE Ta a car jeder g1 Be Abend die Korrekturen an die hier ro oder an- Aus S2 wesenden Verfasser, oder an die Mitglieder, welche die Je en Sitzungsbericht er *eine Übersicht über die Mitteilung vorgelegt haben, mit der Angabe, daß sie x - der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mittei- dieselben am Dienstag Abend wieder abholen lassen werde; _ Imgen und über die a Yerötent lichung geeigneten ge- wünseht jedoch die mit der en rrektur betraute Person . iehäflichen Angelegen Revision -zu lesen, so muß: die Korrektur bereit» ka inter den Titeln es w iescihäkeneh Mitteilungen Dienstag früh an die Drı ehr urnekliafen: Wird die i folgen ; in dieser Übersicht kurze In ihaltsangaben derselben, Korrektur länger als bis Dienstag Abend von der damit be- welche die Verfasser einreichen, und für welche sie ver- trauten Person behalten, so hat diese es zu verantw » antwortlich sind. Diese Inhaltsanga ben sollen sich wenn die Mitteilung in einem späteren Stück erscheint. der Regel auf 5—6 Druckzeilen beschränken, keinesfalls Nach auswärts werden Korrekturen ee auf Verlangen - 1 Zeilen überschreiten, versandt; die Verfasser verzichten auf Erscheinen Die nicht in den Schrifin a Akademie erscheinenden ihrer Mitteilung nach acht Tagen. eh Verfassern, Mitteilungen werden mit vorgesetztem St ezeichnet, er en Korrekturen erst noch dem vorlegenden N beiden für die rel bestimmten wird. »(Abh.)«e ; r Revision unterbreitet werden müssen, kann das Er- mugefügt. Br am nächsten Ausgahetage Überhaupt nicht zu- Wissenschaftliche Mitteilungen fremder Verfasser gesichert Ben er werden i in dem Be cht über diejenige Sitzung aufgeführt, $ 36. ‚in welcher d Aufnahme in die akademischen Schriften e Akademie ee sich u Recht vor, von: a ver» endgültig ee wird. u Ey eine zweite Auflage zu veranstalten. Abhandlungen der ARSIEHE: co a ig 1916: uhyeikalisch-nathematische Ze hen re ee BE CM 9.50 N osophisch-historische. Klass nn, N As BEN: 'Physikalisch-mathematische Bu 0 en. u er 15.50 Pinlosophisch-hisforische Rune . . 42.2 2... ... et ag zne Abhandlungen aus den Jabrei 107 und is u wo, sikalisch-mathematische Klass ve P ss + Authropoidenstrin auf Teneriffa. I. eligerähngen 9 an Anno: u: Doiden. 1. 17.1 ae M :R-Hartz: Die Intraparietühnähte 917,2) . ee, vn ne Elemente der i n Saturnstrabanten asız, Br . ne Aüs der Anchropeidenstai ion Sun Teneriffa. IV. Nachweis dnfschär Senikeinfonktione beim Kane Sd m un m Haushuhn (19 8, ICHEL: K Studie zum Beh - und phr logrenetisehen Geschehen am Kiefer aan » Giszeı träge zur en), er historischen ei und zur Frage ihrer rwendburke asıs, a) inte Obliken 191 Yun - Nubische Texte im Dialekte Kunizi 917, 5 om r Köktirkischen zum Osmanischen. 1. ı a ie von Proko beschriebene Ku tribu Ber ns Belopoiika (Sch wo a zeereng — a nen, 25 se -F Preis des M. er Die sekromagusiche Mass ER ler vos Wiraxowrrz- OELLENDORFF: Dichterfragn V. GAERTRIN Fo der Belagerun Kal Museen zu Berlin (hierzu Taf. II Ww.s : Ein non Papyrus mit Noten er zu Taf. ıv) W. Scuurze: Beit r Wort- und Sittengeschi« I Herman Disrs: VENKEBACH! Er a ee us Die Entsteh ehungszeit von Be Epi iekel Jahrgangs > n ;. i | x f von : Über warme und kalte Sommer . : Zur Geschichte u Se ” innere ‚Oo ordisch- er ‚sides = Re 2 Eigenschaften der I, deren en einander nach em ir e *