CKI - D$ 5 206 BERICHTE Y 24 DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG. BAND XXIV. MIT 24 TAFELN UND ?6 HOLZSCHNITTEN. GEBRÜDER BORNTRAGER, |. — dé con DQaP oC HEFT 1 6 1906 AHR6GA J . BAND XXIV ae x = ee ix M SE GEGRÜNDET BOTANISCHEN GE Inhaltsangabe zu Heft 1. — - Sitzung vom 26. Januar 1906 sgo - . - - p > — . I Rog Mitteilungen: . Gaidukov: Die komplementäre chromatische Adaptation x Porphyra und Phormidium M. Móbius: Über nutzlose ficeisdahes an Plens vid -das Prinzip der Schönheit . . W. Figdor: Über Recelierntüd der Blakispubieó ipa: Scolo- pendrium Scolopendrium. (Mit Tafel D). Hermann Dingler: Über das horbitlicko Absterben des Laubes von Carpinus Betulus an geschneidelten Báumen . . Stoklasa: Über die chemischen Vorgünge bei der Assi- ibilatum des elementaren Stickstoffes durch FEAR DONE und Radiobacter. (Vorläufiger Bericht). . . J. Wiesner: Zur Laubfallfrage. CBemorkangot x. ER Abhandlung: „Versuche und Gedanken zum herbstlichen Laub- B. Friedrich Hildebrand: "na eine -eigütibliitelie Ersaiz- bildung an einem ‚ Keimiing von Cyclamen: Miliarakisii und einem anderen vo lamen eretieum. (Mit einem Holzsehnitt) P Sorauer: Die mechanischen Wirkungen des Frostes. (Mit a fb. sou. 004 NI. i UR nr Nächste e Sitzung der Gesellschaft in Berlin: Freitag, den 23. Februar 1906, Seite 1 vi = a - Sitzung vom 26. Januar 1906. 1 Sitzung vom 26. Januar 1906. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliches Mitglied ist vorgeschlagen Herr: Weis, Fr., Professor der Botanik an der Landwirtschaftlichen Hoch- schule in Kopenhagen (durch O. APPEL und E. VON OVEN). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Hausrath, Dr., ord. Professor in Karlsruhe i. B., Preuss, Hans, Lehrer in Danzig. Mitteilungen. 1. N. Gaidukov: Die komplementäre chromatische Adaptation bei Porphyra und Phormidium. Eingegangen am 11. Januar 1906. Um die Prozesse der RER chromatischen Adaptation!) direkt in den Strahlen des sichtbaren Spektrums zu beobachten, be- 1) Siehe GAIDUKOV, Über den Einfluss farbigen Lichtes auf Färbung lebender Oseillarien (Anh. zu den Abhandl, der Königl. Preuss. Akad., Berlin 1902). Weitere Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oseillarien (diese Berichte XXI, 1903). Die Farbenveränderung bei den Prozessen der komple- mentären chromatischen Adaptation (Ibid.). Über den Einfluss farbigen Lichtes auf “ie Färbung der Oscillarien (Scripta botanica Horti Univers. Petrop. XXII, 1903). Die Farbe der Algen und des Wassers (Hedwigia 43, 1904. Der Kampf üms Dasein und die Mixtkulturen (Centralbl. für Bakteriol., 2. Abt., XIV, 1905). — ENGEL- MANN, Über experimentelle Erzeugurg zweckmässiger Äuderung der pflanzlichen Chromophylle durch farbiges Licht (Arch. für Anat. und Physiol, Physiol. Abt. 1902). r die Vererbung künstlich erzeugter Farbenänderungen der Oseillarien (Verhandl. n Physiol. Ges., Berlin 1902— 1903, Nr. 2). Ber. der deutschen bot. Gesellseh. : xxiv. iu -i 9 N. GAIDUKOV: diente ich mich folgenden Verfahrens?): Ich benutzte einen STEIN- HEIL’schen Spektralapparat, dessen Okular durch eine kleine photo- graphische Kamera ersetzt war. Diese konnte in ein Rohr ein- geschraubt werden, das ins Fernrohr passte. Die Spaltweite betrug. etwa 0,5—1 mm, die Länge des sichtbaren prismatischen. Spektrums von ungefähr A bis H, etwa 19 mm und die Höhe etwa 15 mm. Als Lichtquelle diente der elektrische Bogen einer SCHUCKERT’schen Lampe mit einer durchschnittlichen Stromstärke von etwa 20 bis 25 Amperes. Zwischen der Lampe und dem Spektralapparat wurde zur Abkühlung ein Glaskasten mit Wasser aufgestellt. Als Material benutzte ich solche Algen, deren Körper mehr oder weniger der Form der photographischen Platten ähnelte. Als blau- grüne Alge wählte ich die dünnen, regelmässigen Platten von Phor- midium tenue Gom., welche in einem Gefäss im botanischen Institut in Leipzig entwickelt war. Als rote Alge verwandte ich die Platten von. Porphyra laciniata Ag., die ich in frischem Zustande von der biologischen Anstalt in Helgoland erhielt”). Diese Platten wurden - auf einer Mattscheibe ausgebreitet und diese in ein mit Parallel- wänden versehenes Gefäss für Spektralbeobachtung vertikal gestellt. Diese mit der Alge versehene Mattscheibe wurde an die eine Wand des genannten Gefässes fest angelegt und der schmale Raum zwischen der Mattscheibe und der anderen Wand des Gefässes bis etwa zur - halben Höhe mit Wasser gefüllt. Für Phormidium nahm ich ein- | faches Leitungswasser, für Porphyra dagegen eine 4prozentige Wasser- lösung des Meersalzes. Das ganze Gefäss wurde mit einer Glas- scheibe bedeckt und in die photographische Kamera des Spektral- apparates gestellt. Die Versuche wurden in einem gut verdunkelten | immer angestellt. Auf diese Weise konnte ich das Spektrum auf | die Algenplatten projizieren. Die Algen wurden täglich etwa sechs Stunden; in genannter Weise. belichtet uad nach zehnstündiger Belichtung erwies sich folgendes: Die anfangs blaugrünen Platten der Phormidium wurden in allen Strahlen vom Grün bis Violett gelb bis braungelb gefürbt, und in den roten und gelben Strahlen blieben sie blaugrün. Das starke blaugrüne Band in den letzten Strahlen. war sehr gut nach Beendigung des Versuches und nach dem Austrocknen der Platte | zu beobachten. Die Teile der Platten von Phormidium, die in Infrarot und in Ultraviolett sich befanden, starben schon im Verlaufe des | 1) Siehe O. WIENER, Farbenphotographie durch Körperfarben und niinc Farbenanpassung in der Natur. Annalen der Physik und Chemie, Neue Folge, Bd. 55, S. 236 2) Für gütige Hilfe beim Besorgen des Materials spreche ich Herrn Professor Dr. CARL CORRENS in Leipzig und Herrn Dr. PAUL KUCKUCK in pente meinen besten Dank aus. 1 Die komplementäre chromatische Adaptation bei Porphyra und Phormidium. 3 Versuches ab. Porphyra wurde nach gleicher zelinstündiger Beleuch- tung in den roten und in den gelben Strahlen grün und blieb in den unteren Strahlen purpurrot. Diese Resultate zeigen, dass die Zeitdauer, in der die Er- scheinung der komplementüren chromatischen Adaptation stattfindet, von der Stärke des Lichtes abhängt. Bei meinen früheren Versuchen in gewöhnlichem Tageslichte musste ich auf die Resultate wochenlang warten, während ich sie jetzt, in konzentriertem elektrischen Lichte, nach zehn Stunden erhielt. Bei dieser photo- graphischen Methode kann man die genannten Prozesse makro- skopisch nachweisen. Auch zeigen diese Versuche, dass die Chromo- phylle die Fähigkeit haben, die Farben komplementär zu photographieren. Die Schnelligkeit dieses. Prozesses zeigt, dass . es sich hier um die direkte Farbenveränderung der alten Zellen handelt und nicht um die Erzeugung von neuen Zellen mit anders gefärbten Chromophyllen. Es ist noch zu bemerken, dass bei der makrokopischen Methode nur zwei komplementäre Hauptfarben zu sehen sind (grün und rot, blaugrün und braun- gelb, nicht aber die verschiedenen Übergangsfärbungen). Diese Versuche bestätigen auch die schon früher von mir erkannte Tat- sache, dass die komplementäre chromatische Adaptation nur bei lebenden Pflanzen stattfindet, nicht aber bei abgestorbenen: mit toter Porphyra, die übrigens nur fünf bis sechs Tage im Laboratorium lebte, und mit ausgetrocknetem Phormidium habe ich keine Resultate bekommen. Diese Untersuchung wurde im Physikalischen Institut in Leipzig gemacht, und es ist mir eine angenehme Pflicht, dem Direktor des Institutes, Herrn Prof. OTTO WIENER, für gütige Hilfe meinen besten Dank auszusprechen, wie auch Herrn Geheimrat Prof. WILHELM PFEFFER, in dessen Institut ich den botanischen Teil der Arbeit ausführte. In meinen früheren Arbeiten habe ich gesagt, dass ich den Vor- gang des Prozesses der komplementären chromatischen Adaptation nicht erklären könnte. Jetzt aber, nachdem die Physiker [KOSSO- NOGOW'), SIEDENTOPF?) u. a.] die Theorie der optischen Resonanz begründet und bestätigt haben, erkläre ich den Vorgang mit Hilfe der genannten Theorie: die komplementäre Farbenveränderung hängt von der Veränderung der Struktur der Chromophylle ab. Näheres über diese Erklärung hoffe ich in einer speziellen Ab- handlung zu berichten. 1) Optische Resonanz, Kiew 1909. (Russisch). 2) SIEDENTOPF und ZSIGMONDI, Über Sichtbarmachung und Grössenbestim- mung ultramikroskopischer Teilchen usw., Annalen der Physik, X, 1, 1903; Ultra- NE Me Untersuchungen über Steinsalzfärbungen, Physikalische Zeitschrift VI, É 1905. ; ; 1* 4 N.GAIDUKOV: Chromatische Adaptation bei Porphyra und Phormidium. Im 2. Bande seines grossen Werkes!) bespricht Prof. OLTMANNS auch die Erscheinung der dicente chromatischen Adaptation und stellt folgende Fragen: „Weshalb erscheinen sie (die Algen) bald heller, bald dunkler rot, he auch weiter: weshalb sind ver- schiedene Vertreter der Gruppe verschieden gefärbt, obwohl sie am gleichen Orte wachsen?“. 2. „Wer oder was verleiht den Phyllo- phoren, Helminthocladien usw. einen braunen, den Furcellarien, Polyides u. a. einen mehr gelblichen Farbenton?“ 3. „Weshalb wird Gigartina Teedei bei Neapel am Niveau fast grün? Die Bostrychien des Brackwassers werden als schmutzig violett geschildert, Batracho- spermum und Lemanea endlich haben eine Färbung, die kaum mehr an Florideen erinnert. Warum?“ Die dritte Frage habe ich schon früher beantwortet. Die grüne, blaugrüne, violette usw. Farbe der an der Oberfläche wachsenden Florideen hängt von der komplementären chromatischen Adaptation ab’). Was die ersten beiden Fragen anbetrifft, so wurde schon in meiner ersten Arbeit gesagt?) dass ausser der Qualität des Lichtes (Hauptfaktor) auch andere Faktoren auf die Farbe der Algen Einfluss haben kónnen. Übrigens bleibe ich fest bei dem, was ieh schon früher gesagt habe*) Die Mannigfaltigkeit der Farben der Algen einer und derselben Spezies oder Gruppe an der Ober- fläche oder in den beliebigen Tiefen hängt von den ganz allmählichen und stufenmässigen Farbenveränderungen bei den Prozessen der komplementären chromatischen Adaptation ab. Dagegen hat OLTMANNS meine Frage, warum das typisch flori- deenrote Porphyridium eruentum auf der Oberfläche lebt (z. B. auf ungepflasterten Strassen von St. Petersburg, auf Höfen usw.) gar nieht beantwortet. Gestützt auf die Arbeit von PHIPSON?) sagt OLT- MANNS, dass die genannte Alge keinen florideenartigen Farbstoff be- sitzt und berücksichtigt dabei gar nicht die Untersuchungen von ROSANOFF*) SORBY?) NEBELUNG?) und mir?) die gezeigt haben, dass Porphyridium echtes Phycoerythrin enthült. Auch steht bei OLT- MANNS diese Alge gar nicht in der Reihe der Bangiales, ungeachtet 1) Morphologie und Physiologie der m S. 196. 2) Diese Berichte 1903, Bd. XXI, S. 4 3) Abhandl. der Königl. Preuss. Akad. id S. 30. 4) Diese Berichte 1903, Bd. XXI, S. 520, 9) Compt. rend. Acad. Paris V, 89, 1879, S. 316. Die Kritik dieser Arbeit siehe LINOSSIER, ibid. V, 112, 1891, S. 666. E ee E, da re nl 6) Physiologische und morphologische Untersuchungen usw. Petersb. 1867, S. 18. 1 T) Journ Linn. Soc. Bot. V, XV, 1877, S. 38. 8) Bot. Zeit, 1818, S. 423. 9) Arbeiten der Petersb. Naturf, Ges., Ba. XXX (1), 8. 205 — 208. MÖBIUS: Nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schönheit. 5 dessen, dass SCHMITZ!) und später auch ich”) gezeigt haben, dass der Zellbau und die Chromatophoren der genannten Alge denen der Bangiales vollkommen gleich sind. Die ENGELMANN’sche Theorie erklärt beide Fälle vollkommen: 1. die Florideen werden an der Oberfläche grün oder blaugrün, weil sie sich der Beleuchtung anpassen; 2. die an der Oberfläche wachsenden Florideen können ihren roten ererbten Farbstoff behalten, weil dieser ihnen nicht schädlich ist. Der ziemlich scharfe Ton der OLTMANNS’schen Kritik zeigt, dass er selbst seiner Theorie nicht sicher ist. Prof. OLTMANNS fragt: „Wer hat Recht?“ Die Anhänger der ENGELMANN'sehen Theorie brauchen eine solche Frage nicht zu stellen, da ihre Richtigkeit durch Beobachtungen (NADSON?) und Experimente vollständig er- wiesen ist. 2. M. Möbius: Über nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schönheit. Eingegangen am 17. Januar 1906. Im vorigen Band dieser Berichte hat HILDEBRAND in seinen „Biologischen Betrachtungen“ ein kurzes Kapitel über nutzlose Eigen- schaften der Pflanzen veröffentlicht‘). Dies hat mich angeregt, über einen Gegenstand, den ich schon seit langer Zeit mit Interesse ver- folge, einige Beinerküngen vorzubringen, die ich vielleicht später weiter ausbauen kann. unächst möchte ich in TU UM objektiver Weise, mit Be- nutzung der von HILDEBRAND schon erwähnten Fälle, die Eigen- schaften, die wir als nutzlos ansehen müssen, dürfen oder können, in gewisse Gruppen vereinigen. Als Einteilungsprinzip benutzen wir in erster Linie die sinnlichen Wahrnehmungsformen des Menschen; dem Gefühl entspricht die Form, wenn sie auch meistens mit dem Gesicht wahrgenommen wird, dem Gesicht entspricht die Farbe, dem Geruch der Duft und dem Geschmack der Geschmack, falls dieser überhaupt in Betracht kommen sollte; vom Gehör kann nicht die Rede sein, da wir keine Pflanze kennen, die selbständig einen Ton 1) T Chromatophoren der Algen. Bonn 1882, S. 3. 3) Beripta botanica horti Univers. Petrop., fase. XVIII, 1900, S. 15. 4) Bd. XXIII, S. 367—310. 6 M. MÓBIUS: zu erzeugen vermag. Ausserdem aber ist noch zu berücksichtigen die Ähnlichkeit eines pflanzlichen Körpers mit anderen pflanzlichen oder mit andersartigen Kórpern, der wir die Mannigfaltigeit gegen- überstellen kónnen. Was die Form betrifft, so haben wir meistens nur im allge- meinen einen Begriff von ihrer Zweckmässigkeit: Nährwurzeln müssen dünn und lang sein, für Stammorgane als Träger von Blättern und Blüten erscheint die Säulenform, für die Blätter als Assimi- lationsorgane die Form einer dünnen Lamelle zweckmässig und der- gleichen. Insofern diese Eigenschaften als Anpassungen an die Um- gebung angesehen werden, sind sie von SACHS Photomorphosen, Me- chanomorphosen und andere -morphosen genannt worden. Wir ver- stehen auch in vielen Fällen die Abweichungen vom Typus, z. B. die Schmalheit der Blätter oder die Suceulenz als Anpassungsformen an Trockenheit und ähnlicher. Wir sehen ferner in der Symmetrie ein den Bau der Pflanzen beherrschendes Prinzip und halten darum einen aufrechten, zylindrischen und allseitig gleich ausgebildeten Stamm für ebenso normal, wie das zygomorphe, flache, seitlich an- sitzende Blatt. Wir suchen schon nach einer Erklärung, wenn die Blätter schief sind, wie bei Begonien u.a. Was nun aber der Grund für die Ausgestaltung des Blattes in seiner spezifischen Eigentüm- lichkeit ist, warum ein Blatt ei-, herz-, lanzett-, pfeilförmig ist, ein- fach oder zusammengesetzt, einen glatten, gezähnten, gesügten oder. . gebuchteten Rand hat, davon haben wir in den meisten Fällen keine Ahnung. Einige dieser Eigenschaften, so besonders die Rand- beschaffenheit, können wir vorläufig wohl zu den nutzlosen rechnen, - wenn auch die Möglichkeit einer Erklärung, wie sie z. B. kürzlich für die Träufelspitze gegeben ist, nicht ausgeschlossen ist.' Sehr viel - schwieriger aber ist es, an die Möglichkeit einer Erklärung für die 3 verschiedenartigeh zlerlichen Gestalten der Desmidiaceen iud Diato- meen zu glauben, denen wir vielleicht noch die Peridineen an- schliessen können: alle sind winzige Wasserpflanzen, bei denen die geringen Unterschiede in der Lebensweise in gar keinem Verhältnis zu der Mannigfaltigkeit ihrer Formen stehen. Deshalb genügt auch für mich die Existenz der so verschieden geformten etwa 3700 Arten von Desmidiaceen und etwa 6000 Arten von Diatomeen, um zur . Überzeugung zu gelangen, dass bei der Entstehung der Arten das B Nützlichkeitsprinzip hicht die entscheidende Rolle gespielt hat, die ihr die DARWIN’sche Theorie von der natürlichen Zuchtwahl zu- 1 schreibt, und dass schon aus diesem Grunde die genannte Theorie . hinfällig ist, ganz abgesehen davon, dass, wie NÄGELI längst bewiesen hat, nie etwas Neues durch natürliche Zuchtwahl geschaffen werden 3 kann! — An die einzelligen Algen schliessen sich die anderen Algen | und die Pilze an, von deren zum Teil entzückend zierlichen Ge- aan Be ac re ie ah te TENUERE TE FETU ILL IET TIU PUT A N NESE T NIS TERI E ERR SU RI a DE RS TERR Drs S Über nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schönheit. 7 stalten, wie sie uns bei Betrachtung eines grösseren Algenwerkes oder etwa von CORDA’s „Prachtflora europäischer Schimmelbildungen“ entgegentreten, schwerlich jemand sagen könnte, welchen Nutzen die einzelnen Arten von ihrer Gestalt haben. An den Blüten ist es nicht bloss die Färbung, sondern oft nieht minder die Gestalt, die sie uns so anziehend erscheinen lässt. Auch hier gilt wieder das Prinzip der Symmetrie als oberstes Gesetz und zwar so, dass im allgemeinen frei auf dem Ende eines Stengels nach oben stehende Blüten strahlig, seitlich an der Achse stehende Blüten zygomorph ausgebildet werden. Viele Eigentümlichkeiten des Blütenbaues sind durch die Bestäubungs- verhältnisse zu erklären, aber keineswegs möchte es gelingen, etwa ‘jede der wunderbaren Blütenformen der Orchideen aus diesen beiden Prinzipien zu erklären. Bei Früchten und Samen können wir ähn- liche Betrachtungen anstellen, die ich nicht weiter ausspinnen will. Mehr noch als bei der Gestalt tritt uns bei vielen Färbungen die Unerklärbarkeit entgegen: hierfür gerade hat HILDEBRAND in seiner letzten Arbeit eine Anzahl von Beispielen gebracht. Warum das Grün der Grundton im Pflanzenreiche ist, dürfen wir wohl nicht fragen: das Chlorophyll ist eben gefärbt, und wenn es uns in einer anderen Farbe erschiene, so würden wir dann ebenso fragen können, warum es so gefärbt sei. Für chlorophyllfreie Pflanzen oder Pflanzen- teile ist die Farblosigkeit das Natürliche, wie wir es oft an Pilz- mycelien, dem Mark und Holz der Stämme sehen. Alle anderen Färbungen bedürfen eigentlich einer Erklärung, und alle lebhaften Farben scheinen dazu bestimmt zu sein, die so gefärbten Teile von dem grünen Grundton abzuheben, wie das speziell von den insekto- philen Blüten gilt. Warum sind aber nun viele anemophile Blüten lebhaft gefärbt? Schon 1902 hat HILDEBRAND') auf die roten Narben von Ricinus communis und Myrica Gale hingewiesen, und ich füge hinzu die ebenfalls roten Narben von Corylus Avellana, Castanea vul- garis, Carpinus betulus, Betula verrucosa und Alnus glutinosa, ganz be- sonders aber die roten weiblichen Zäpfchen von Picea excelsa, die in gewissen Jahren im Frühling die Gipfel der Fichten so prachtvoll schmücken. Auch die Lärche (Lariv europaea) und Kiefer (Pinus silvestris) hat rote weibliche Zäpfchen, nicht aber die Edeltanne (Abies pectinata). Ferner ist die lebhaft gelbe Farbe der männlichen Kätzchen mancher Windblütler, z. B. dar Haselnuss, doch nicht selbst- - verständlich, wenn auch die Antheren meistens gelb gefärbt sind. Demgegenüber steht dann wieder die blauviolette Farbe der An- theren, die wir z. B. bei den Gräsern Andropogon Ischaemum und Molinia coerulea finden. Den lebhaften Farben anemophiler Blüten stehen zur Seite die der Früchte und Samen, die durch den Wind 1) Über Ähnlichkeiten im Pflanzenreiche. Leipzig 1909. 8.64. B M. MÓBIUS: verbreitet werden, worauf HILDEBRAND (l. e. 1902, S. 64 und 65) hingewiesen hat: er führt die zitronengelben Früchte von Populus alba und die leuchtend roten Samen von Penthorum sedoides an; jeden- falls liessen sich noch mehr Beispiele finden. Einen anderen Fall bieten uns die lebhaften Färbungen vegetativer Organe, die besonders auffallend sind, wenn die eigentlichen Assimilationsorgane, die Blätter, die grüne Chlorophyllfarbe aufgeben oder verstecken zugunsten von weisser, roter oder anderer Farbe. Die Versuche, die hauptsächlich von STAHL?) zur Erklärung dieser Erscheinung gemacht worden sind, dürften doch die wenigsten ganz befriedigen. Meistens handelt es sich um das Auftreten von Anthocyan, dessen Nutzen nach STAHL in seiner strahlenabsorbierenden und damit erwürmenden Eigenschaft | liegen soll. Diese wird dann wohl auch angeführt, um die Rot- färbung junger, aus der Knospe tretender Blätter zu erklären; aber welchen Nutzen bringt sie den im Herbst sich rot fárbenden Blättern vor dem Laubfall? Auch HILDEBRAND rechnet?) die Herbstfürbung des Laubes, die uns einen hohen ästhetischen Genuss bereitet, unter die nutzlosen Eigenschaften. Derselbe Autor macht darauf auf- | merksam, dass oft gerade die nicht sichtbare Unterseite der Blätter schön rot gefärbt ist; demgegenüber stelle ich den prächtigen Gold- : glanz auf der Unterseite der Blätter von Heteropteris chrysophylla, der | an den hoch über dem Boden stehenden Blättern dieser Holzpflanze | allerdings für den Menschen sichtbar wird; seine Entstehung habe : ich früher an anderer Stelle beschrieben?). Die versteckte Färbung | an der Unterseite der Blätter führt dann zu den Fällen, wo die leb- - hafte Färbung im Innern der Organe oder in der Erde verborgen | ist, wofür HILDEBRAND mehrere Beispiele anführt. Den von ihm erwähnten roten Pfirsichen können die Granatäpfel angereiht werden und auch die von ihm genannten Wurzeln liessen sich durch weitere | Beispiele vermehren (Erle, Daucus, Radieschen Als nutzlose Düfte führt HILDEBRAND (Ähnlichkeit 1902, S. 65) - an die der Windblütler (Mercurialis annua), wohin auch die Edel- kastanie mit ihrem aminoiden Duft zu rechnen ist, und die der vegetativen Organe (Zweigknospen von Pappeln und Laubblätter der aromatischen Labiaten). Inwieweit aber der Duft der Blätter eine Bedeutung als Schutzmittel gegen pflanzenfressende Tiere hat, lässt sich schwer feststellen. Für die Fälle, wo sich Pflanzen oder Pflanzen- teile durch besonderen Geschmack auszeichnen, wird man wohl immer annehmen können, dass es sich um Anlockungs- oder rn I stossungsmittel für Tiere handelt. 1) Über bunte Laubblätter. Annales du Jardin bot. de Buitenzorg, vol. VIII, 1896. | 2) 1. e. 1902, S. 63. 3) Über Farben in der Pflanzenwelt. Naturwiss. Wocbenschrift XV, 1900,8. ru. Ba Pan Ze LS PN AUNT ERE Nr Yo HORS WES TRIN Ne TENES Über nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schönheit. 9 Zu erwähnen wären noch die nutzlosen Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten. Hinsichtlich der ersteren kann ich wieder auf die von HILDEBRAND in seinem letzten Aufsatz genannten Beispiele verweisen, denen sich wohl noch mehrere anfügen liessen. Ich er- innere an die „Nachahmung“ von Agaven und Bromelien durch ge- wisse Eryngien in Brasilien, ferner an die Ähnlichkeit der Caulerpa- Arten mit höheren Pflanzen, nach denen sie benannt sind (Caulerpa Lycopodium, cupressoides, hı py iik cactoides, sedoides) sowie der Alge Halimeda Opuntia und puntia vulgaris. Ganz auffallend, so dass wir sie kaum für zufällig halten können, ist die Ähnlichkeit in Form, Farbe und Duft der Blüte bei Syringa vulgaris und Daphne striata. Auch der Ähnlichkeit von Gallen mit Früchten, die KERNER in seinem Pflanzenleben (Bd. 2, S. 544 der ersten Auflage) bespricht, würe hier zu gedenken. Die Verschiedenheit oder Mannigfaltigkeit ist schon bei Be- sprechung der Gestalt mehrfach erwühnt worden, wie die verschiedenen Formen des Blattes und des Blattrandes. Ich gedenke auch besonders der kleinen Unterschiede, die bei grosser Ähnlichkeit im übrigen Verhalten gerade die Artmerkmale schwer zu unterscheidender Gruppen darstellen, wie die Blüten- und Fruchtverhältnisse der Carices, die Früchte der Umbelliferen, die Stacheln der Kakteen, so- dann die Schalenstrukturen der Diatomeen und die Formen der Desmidiaceen. Wo bei Tieren solche uns unerklärlich erscheinenden Abzeichen auftreten, z. B. die Zeichnungen am Kopf und an den Flügeln, wodurch sich die Arten einer Vogelgattung unterscheiden, da hat man die Erklärung, dass es sich um Erkennungszeichen handelt, mit deren Hilfe sich die Geschlechter einer Art finden sollen; wenn aber diese Erklärung schon nicht für die niedriger organisierten Tiere, wie Coelenteraten, Spongien und Protozoen geltend gemacht werden kann, so noch viel weniger für die Pflanzen. Damit sind wir freilich auf einen heiklen Gegenstand gekommen, denn die Frage, warum es so viele ähnliche Arten einer Gattung gibt, die auch fast alle dieselbe Lebensweise haben, wie ich schon oben für Diatomeen und Desmidiaceen hervorhob, warum es über- haupt so viele verschiedene Arten im Pflanzen- und Tierreich gibt, gehórt nicht nur nicht in das Gebiet der exakten Naturforschung, sondern ist auch eine solche, auf die wir nieht einmal von der Philosophie eine Antwort erwarten können. Ich wiederhole hier nur, dass dieser Reichtum der Formen bei der Annahme der DARWIN’schen Theorie von der Entstehung der Arten nach dem Nützlichkeitsprinzip voll- kommen unverständlich bleibt. Dies ist der eine Punkt, auf den ich bei diesem flüchtigen Überblick der „nutzlosen“ Eigenschaften der Pflanzen en wollte, andererseits aber möchte ich darauf auf- merksam machen, dass vieles, was uns als nutzlos erscheint, gerade 10 M. MÓBrIUS: für die menschliche Auffassung unter den Begriff des Schönen fällt, wie ich absichtlich im Vorhergehenden wiederholt angedeutet habe. Um die Sache genauer zu bezeichnen, handelt es sich hierbei um einen besonderen Schmuck im Gegensatz zu derjenigen Schón- heit, die wir etwa an einem Daum bewandern und die teils auf architektonischen Prinzipien, teils auf der Freude an der Entwicklung des Lebendigen beruht. twas anderes ist auch das ästhetische Wohlgefallen, das durch die Zierlichkeit und Regelmässigkeit der inneren Struktur, z. B. bei Betrachtung eines Blattquerschnittes, er- regt wird‘). Wir können also siellsicht die Schönheit, die ich hier meine, als ornamentale Schönheit bezeichnen und werden dabei wohl zunächst an die bunten Blumen denken. Man wird mir hier ent- gegenhalten, dass bei den insektophilen Blüten Farbe und Form unter dem Einflusse des Insektenbesuches entstanden sind, dass die feineren Zeichnungen, die nicht geeignet sind, Insekten von fern an- zulocken, als Saftmale dienen, dass, um mit CONRAD SPRENGEL?) zu reden, „der weise Schöpfer der Natur auch nicht ein einziges Härchen an der Blüte ohne eine gewisse Absicht hervorgebracht hat.“ Da ferner die Symmetrie im Blütenbau, sei es die strahlige oder die zygomorphe, als etwas Gegebenes anzunehmen ist, so scheint hierdurch der schöne regelmässige Bau und die regelmässige Verteilung der farbigen Flecken, Streifen und dergleichen erklärt. Ich gebe zu, dass durch diese Verhältnisse ein grosser Teil von der Schönheit der Blüte als nützliche oder notwendige Eigenschaften verständlich wird, aber ich bezweifle, dass man sich von dieser Erklärung befriedigt fühlt, wenn man sich ehrlich prüft bei Betrachtung vieler schöner Blüten, in. Abbildungen oder in der Natur. Man wird sich dabei sagen müssen, dass die Einrichtungen für den Insektenbesuch viel einfacher sein könnten, dass wir uns keinen Begriff davon machen können, was all die wunderbaren Zeichnungen und Gestaltungen etwa einer Stanhopea-Blüte zu bedeuten haben. Ich verweise sodann auf eine Reihe von Erscheinungen, die wir oben unter den nutzlosen Eigen- schaften angeführt haben, nämlich auf die bunten Blüten der anemo- philen Pflanzen, die bunten Laubblütter, die Florideen, die Des- midiaceen und besonders die Diatomeen! Aber selbst wenn es ge- lingen sollte, Zweckmässigkeitsgründe für die in Rede stehenden sogenannten nutzlosen und zugleich ästhetisch wohlgefülligen Er- scheinungen aufzufinden, so würden wir uns damit doch nicht zufrieden geben dürfen, weil die ganze Organismenwelt einheitlich erklärt 1) R. ANHEIRRER hat in seinem prüchtigen Werk: „Mikroskopische Kunst- : | formen des Pflanzenreichs* (Dresden 1904) vielfach derartige Figuren dargestellt neben solchen, die in unseren Begriff der ornamentalen Schönheit gehören würden. - Das entdeckte Geheimnis der Natur. Berlin 1793. Einleitung S. 1. Dort | heisst es allerdings „Pflanze“ statt „Blüte“. Über nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schönheit. 11 werden muss und weil bei den Tieren Schönheit um ihrer selbst willen, Schmuck im eigentlichen Sinne unzweifelhaft vorhanden ist. Vögel, Insekten und Mollusken sind in erster Linie zu nennen. Die prächtigen Hühner- und Paradiesvögel zeigen aufs deutlichste, dass das Prinzip des Schmuckes über das der Zweckmässigkeit siegen kann, nämlich bei den Männchen, die allein den Schmuck tragen, während die Weibchen, als die für die Erhaltung der Art wert- volleren und mehr zu schützenden Tiere, des Schmuckes ganz oder grossenteils entbehren, worauf besonders WALLACE') hingewiesen hat. Dieser Autor hat die ganze Haltlosigkeit der DARWIN’schen Theorie dargetan, nach der die schmückenden Eigenschaften durch geschlecht- liche Zuchtwahl entstanden sein sollen. Unvereinbar mit dieser Theorie sind auch die Verzierungen in Form und Farbe der Muschel- schalen und Schneckenhäuser, was DARWIN selbst zugestanden hat’), sie sind aber sehr wichtig, weil wir auf die Schnecken überhaupt nicht das anwenden können, was für höher organisierte Tiere gelten könnte, wohl aber die Schnecken mit den Pflanzen vergleichen können. Noch viel mehr gilt dies für Korallen und Spongien, bei denen doch auch das Schönheitsprinzip eine grosse Rolle zu spielen scheint; die Radiolarien nun vollends sind mit den Diatomeen in dieser Hinsicht ganz auf eine Stufe zu stellen. Näher eingehen kann ich auf diese Verhältnisse bei den Tieren hier nicht, ich will nur an sie erinnern, weil wir sie nicht ausser Acht lassen dürfen, wenn wir von der ornamentalen Schönheit der Pflanzen sprechen. Zu erklären, warum Tiere und Pflanzen -durch schöne Fomin und Farben geschmückt sind, haben bisher wohl nur sehr wenige versucht, während ästhetische Betrachtungen über die Gründe, aus denen uns Tiere oder Pflanzen schön erscheinen, von verschiedenen Seiten veröffentlicht worden sind. Man hat dagegen so oft, speziell bei der Färbung, auf deren biologische Bedeutung zum Nutzen ihres Trägers hingewiesen, dass es bemerkenswert ist, wenn der Zoologe BRUNNER VON WATTENWYL in seinem grossen Tafelwerke, „Betrach- tungen über die Farbenpracht der Insekten“ (Wien 1897), die An- schauung vertritt, dass die Färbungen nicht auf Zweckmässigkeits- sekkichion beruhen und in seinen kurzen theoretischen Bemerkungen deutlich ausspricht, dass „wir in der Färbung der Insekten auf eine Willkür stossen, in der das Bestreben liegt, etwas zu erzeugen, das keine Rücksicht auf den Träger nimmt:^ Dieser Autor glaubt dann freilich, um eine Erklärung zu finden, seine Zuflucht zu einem „über der Weltordnung bestehenden Willen“ nehmen zu müssen, wobei 1) R. WALLACE, Die Tropenwelt. (Deutsche Übersetzung, Braunschweig 1879.) Kap. V und V1. 2) Abstammung des Menschen und geschlechtliche Zuchtwahl. Übersetzt von V. CARUS, 4, Auflage, 1883, S. 255. 19 MÖBIUS: Nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schönheit. wir ihm aber nicht zu folgen brauchen. Wenn man die Bedeutung | der ornamentalen Schönheit erklären könnte, so würde damit auch ein grosser Teil derjenigen Eigenschaften erklärt sein, die wir jetzt noch als nutzlose bezeichnen müssen. Die Physiologie oder exakte Naturwissenschaft wird darauf verziehten müssen, eine solche Er- klärung zu geben, sie muss dies schon einer metaphysischen Be- trachtung überlassen, und eine solche findet im allgemeinen bei den Physiologen wenig Sympathie oder auch Verständnis. Ich will "E deswegen darauf beschränken, auf eine Schrift hinzuweisen, die mein | Bruder vor kurzem herausgegeben hat') und in der bei Bosprechaiil : der Schónheit der Tiere auch auf die Pflanzen Rücksicht genommen wird. Der Verfasser weist darauf hin, „dass die Schönheit durch die - ganze Natur geht, dass aber bei Pflanzen und Tieren ihre Steigerung vom geschlechtlichen Leben abhängig ist.“ „Bei den Organismen ist zweifellos das Leben in der geschlechtlichen Tätigkeit am höchsten gesteigert, hier steigt die Tinio des Lebens hoch empor und der , durchglühte Organismus beginnt in schönen Farben zu leuchten.“ Biblion wir uns die von leachtend roten Blüten bedeckte Fichte vor, für deren Färbung wir keinen biologischen Nutzen ergründen können, so wird es allerdings schwer, nicht an einen Zusammenhang zwischen dem brennenden Rot und dem Kulminationspunkt der Fortpflanzungs- tätigkeit zu glauben. Dann müssen wir aber auch die von Blüten bedeekte Alpenrose, deren Blütenfürbung als Anlockungsmittel der ; : | NL a Fa y or At TS PR Insekten und als Wegweiser zum Nektar erklärt wird, von dem- selben Gesichtspunkte aus betrachten und ebenso natürlich jede andere schön blühende Pflanze. Andererseits lässt sich die orna- mentale Schönheit, die wir doch auch verschiedenen Vegetations- organen zuschreiben, z. B. den bunten Laubblättern, schwer in Ein- klang bringen mit dem Satz, mit dem der eben zitierte Autor seine Schrift schien „Alle Schönheit ist wahrnehmbar gewordene Liebe.“ Da wir über Glaubenssätze oder Vermutungen in diesem Gegenstande sehwerlich hinauskommen, so begnüge ich mich mit diesen An- deutungen, die eben nur das feststellen sollen, dass ornamentale Schönheit auch im Pflanzenreich als ein gewisses Prinzip, ähnlich dem der Symmetrie, für die Eiitwicklung der Organe geltend ge- 3 macht werden kann. | 1) P. J. MÓBIUS, Beiträge zur Lehre von den Geschlechtsunterschieden. Heft I. | Die Geschlechter der Tiere, I. Teil (Halle a. S. 1905). Im ersten Abschnitt wird . die Grösse, im -zweiten die Schönheit besprochen Hier will ich noch folgenden Satz zitieren (S. 30): ,Die Hauptmasse sozusagen der irdischen Schónheit ist vom. 4 Gefallen der Individuen unabhängig, und ihr Nutzen ist nicht einzusehen.“ a FIGDOR: Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium Scolopendrium. 13 3. W. Figdor: Über Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium Scolopendrium. Mit Tafel I. Eingegangen am 18. Januar 1906. Eine echte „typische“ Regeneration oder, um mit KÜSTER') zu reden, eine Restitution der Blattspreite ist bis jetzt nur in einigen wenigen Füllen?) bekannt geworden. Ich habe deshalb in letzter Zeit Blätter verschiedener Gewächse bezüglich ihrer Fähigkeit, ver- loren gegangene Teile wieder zu ersetzen, untersucht und möchte heute, obwohl meine Studien auf diesem Gebiete noch nicht ab- geschlossen sind, die Aufmerksamkeit auf das Farn Scolopendrium Scolopendrium (S. vulgare Sm.) lenken, bei welchem eine Restitution der Blattspreite noch nicht beobachtet worden ist, obwohl es ver- hältnismässig leicht gelingt, sie im Experimente einzuleiten °). Farnblätter erschienen schon GÖBEL?) infolge ihres lange an- ‚dauernden Spitzenwachstums für Regenerationsversuche besonders geeignet. Seine darauf hin ausgeführten Versuche waren nur zweimal von Erfolg begleitet. Es trat bei Polypodium Heracleum nach Spal- tung der Blattlamina eine seitliche Regeneration dieser ein, während die Blätter aller anderen Versuchspflanzen (Blechnum brasiliense, Poly- podium subauriculatum) ausnahmslos, ohne eine Regeneration zu zeigen, zugrunde gingen"). Ich entschied mich mit Scolopendrium-Blättern deshalb zu arbeiten, weil sie erstens ganz einfach gebaut sind — sie sind bekanntlich ungeteilt — und zweitens öffnet sich die im jugend- lichen Zustande spiralig eingerollte Blattlamina ziemlich früh, lange bevor das Wachstum der Blätter abgeschlossen ist. Ausserdem war 1) KCSTER, Pathologische Pflanzenanatomie. G. FISCHER, Jena 1908, S. 4. 2) Eine Zusammenstellung der diesbezüglichen Literatur findet sich bei GÓBEL: Über Regeneration im Pflanzenreich (Biolog. Zentralblatt, Bd. 22, 1902, S. 385ff.) und KÜSTER, l. c. S. 9. Vergl. ferner PFEFFER's Pflanzenphysiologie, Bd. II $ 47, Reproduktion und Regeneration“, und GÖBEL, Allgemeine Regenerationsprobleme. Flora, Ergänzungsband 1905, S. 384ff. 3) Gelegentlich des am 2, Dezember 1905 an unserer Universität abgehaltenen „botanischen Abends“ habe ich die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie unter Vor- weisung des Belegmaterials besprochen und gleichzeitig auf Restitutionsvorgänge an der Blattspreite von Monophyllaca Horsfieldi R. Br. hingewiesen, Über diese sowie verschiedene Regenerationsversuche, welehe hauptsächlich mit Streptocarpus- -Arten ausgeführt wurden, soll nächstens berichtet werden. 4) GÖBEL, Über Regeneration 1 im Pflanzenreich. L. e. S. 433. 5) GÖBEL, Lo e. 8. 508. 14 W. FIGDOR: es mir leicht möglich Untersuchungsmaterial") in genügender Anzahl | zu beschaffen. Sämtliche Versuchspflanzen, welche gut eingewurzelt waren, wurden in einem hellen, jedoch vor direkter, Sonne geschützten Raume kultiviert, in welchem eine Temperatur von 22—25° herrschte, um ein:rasches Wachstum zu erzielen. Gleichzeitig sorgte ich dafür, dass der Luftfeuchtigkeitsgehalt ebenda ein hoher war. Auf diese Weise gelang es die, Transpiration der Blätter und der | Wundflächen, welche diesen beigebracht wurden, stark herabzusetzen. Meine ersten Versuche, eine Regeneration der Blattspitze hervor- zurufen, blieben erfolglos. Ich schnitt nämlich mittels eines scharfen, | sehr schmalen Skalpells von der Blattlamina, welche eine locker ge- | rollte Spirale darstellte, die Scheitelregion senkrecht zur Richtung | des Medianus in einer Länge von etwa 5 mm ab. Nach ungefähr ein bis zwei Monaten konnte man bemerken, dass die Wundflàche länger geworden war (ob durch Zellstreckung oder Zellvermehrung habe ich - bisher nieht untersucht) und gleichzeitig erschienen die dem Blatt- - rande zunächst gelegenen Partien dieser stark nach vorwärts ge- - schoben, wahrscheinlich infolge einer ausgiebigen Tätigkeit des Rand- meristems und des Umstandes, dass die dem Mittelnerv zunächst ge- - legenen Gewebselemente zur Zeit der Operation mehrweniger in einen Dauerzustand übergegangen waren. Auf diese Weise geschah es, dass die ursprünglich ganz gerade Schnittfläche, welche sich naeh ` aussen durch ein Wundperiderm abgeschlossen hatte, schliesslich | einen Winkel (in den einzelnen Fällen von. verschiedener Grösse) bildete, dessen Scheitel im Medianus lag und dessen Sehenkel gerade oder auch manchmal etwas konkav gekrümmt waren (Fig. 1?) Eine grosse Rolle an dem Zustandekommen dieser Erscheinung spielen naturgemäss auch die durch die Verletzung in den einzelnen Geweben geänderten Spannungsverhältnisse, und führe ich speziell auf diese die Tatsache zurück, dass sich die Blattränder gegen die Sehnittflüche | hin stark konvex krümmten und die Blattflächen selbst mannigfache Drehungen aufwiesen. Letztere sind vielleicht ursächlich auch mit der im Versuchsraume vorhandenen grossen Luftfeuchtigkeit in Ver- bindung zu bringen. Die gemachten Erfahrungen veranlassten “mich später von dell eben aufgerollten Blattspitze (die Blattflächen waren durchschnittlich 9—10 em lang und 3—4 cm breit) mit Hilfe eines scharfen Rasier- messers ein nur kaum merkbares Stück (Bruchteile eines Mn 1) Dasselbe stammte vom Untersberg bei Salzburg. 2) Sämtliche Abbildungen wurden nach Photographien hergestellt, welche Herr b E stud. phil ÓZERNI von teils lebenden, teils konservierten Objekten annähernd in natürlicher Grösse angefertigt hatte. Ich danke demselben auch an dieser Ste estens für seine Bemühungen Über Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium Scolopendrium. — 15 in gleicher Riehtung, wie oben erwühat, abzutrennen. Zwei bis drei Monate nachher") konnte man an einigen derart behandelten Blättern Folgendes beobachten: Es war immer eine Spaltung des Vegetations- punktes und damit verbunden eine Gabelung des Mittelnervs ein- getreten; zwischen den beiden Ästen dieses hatte sich Assimi- atingonta gebildet, dessen äusserer Kontur oft mannigfache Wellungen aufwies. Entweder geschah es, dass die beiden neu ent- standenen Vegetationspunkte gleichen Sehritt hielten bezüglich ihres Längenwachstums mit dem dazwischen liegenden Assimilationsgewebe (in zwei Füllen), oder in ihrer Entwicklung letzterem vorauseilten. Im ersteren Falle erschienen die Farnwedel abgestutzt parallel zur angebrachten Schnittfläche (Fig. 2, a und 5, die beiden Vegetations- punkte), im letzteren trat eine typische Sehwalbenschwanzbildung auf (Fig. 3 von vorn, Fig. 4 von hinten gesehen) Regenerat Fig. 5 zeigt das Gleiche, nur hat sich der eine Gabelast in die Richtung des Medianus eingestellt, wührend der andere annühernd senkrecht darauf steht”). Auffallend erschien, es mir, dass diese Neubildungen nie eine epinastische Krümmung (um mich allgemein auszudrücken) aufwiesen im Gegensatz zu normal ausgebildeten Blattspitzen, son- dern die gerade Verlängerung desjenigen Blatteiles bildeten, welcher sie trug. Wie soll man sich nun diese stets auftretende Spaltung des Vegetationspunktes und Hauptnervs dureh eine einfache Dekapi- tation der Blattspitze entstanden denken? Meiner Meinung nach da- durch, dass das meristematische Gewebe in der Mitte infolge von Verschiedenheiten in der Gewebespannung auseinander gewichen ist und sich nach zwei Seiten hin entwickelt hat’). Wie die Zellteilungen erfolgen, wird erst die anatomische Untersuchung derartig verletzter Scheitelregionen uns lehren, über welche ich später zu berichten ge- enke. Dass es sich in den vorliegenden Fällen um „echte“ Re- generationsprozesse handelt, ist für mich sicher, obzwar in keinem einzigen Falle die ursprüngliche Gestalt der Blattspitze wieder her- gestellt wurde. Für die Richtigkeit meiner Auffassung spricht auch der Umstand, dass nirgends die Gegenwart von Wundperiderm kon- statiert werden konnte, sowie das Verhalten von der Länge nach ge- teilten Farnwedeln, welches gleich besprochen werden soll. : Spaltet man das spiralig eingerollte Ende eines Scolopendrium- 1) Uber die allerersten Entwicklungsstadien weiss ich leider nichts zu be- richten, da ich die Versuche zu Ende des Sommersemesters eingeleitet habe und wührend der Ferien von Wien abwesend war 2) Wahrscheinlich wurde der Schnitt i in diesem Falle nicht ganz senkrecht, sondern etwas schief zur Längsrichtung des Medianus geführt. Betreffs des Zustandekommens einer Gabelbildung vergleiche auch die Aus- einandersetzungen von W. ROTH: Doppelte Regeneration eines Bartfadens bei einem Tangerwelse, Blätter für Aquarien. und Terrarienkunde, 16. Jahrg. (1905), S. 410. 16 FiGDOR: Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium Scolopendrium. Blattes, so lange es drei bis vier Windungen aufweist, möglichst genau in der Mitte des Medianus derart, dass annähernd zwei symme- trische Spalthälften zustande kommen, so beobachtete ich niemals eine seitliche Regeneration der Blattfläche; gewöhnlich wuchs eine jede Hälfte für sich bis zu einem gewissen Grade weiter und ging schliesslich, wie es schien, an einem Fäulnisprozess zugrunde. Wird jedoch die Blattspitze so früh, als es ihre Aufrollung nur gestattet, mittels eines Messers móglichst median, ganz seicht (etwa 0,5 mm) SR MENS eingeritzt, dann gelingt es oft auf diese Weise eine Gabelung der - Blattspreite, eine echte Doppelbildung, hervorzurufen. Der Haupt- nerv erscheint, wie dies an einem ungeführ drei Monate alten Re- generate (Fig. 6) zu sehen ist, bis zu einer gewissen Tiefe gespalten und hat an der Innenseite der beiden Gabelüste Assimilationsgewebe entwickelt. An der Spaltstelle selbst ist dasselbe, wohl durch Raum- mangel veranlasst, nur in ganz geringem Masse zur Ausbiidung ge- langt und nimmt von da allmählich an Breite zu und schliesslich 1 in apikaler Richtung wieder ab. Die Gabeläste wiesen stets starke epinastische Krümmungen auf und zeigen selbst oft wieder eine Bi- furkation der Lamina (z. B. Fig. 7 bei a), wie ich sie auf voriger Seite für dekapitierte Blattspitzen beschrieben habe. Manchmal treten a auch überzählige Bildungen auf. So zeigt das Regenerat (Fig. 7, b) E einen Blattlappen, welcher in der Gegend des Spaltes aus der Unter- | seite des Blattes hervorbricht. Schliesslich möchte ich nieht unerwühnt lassen, dass die Syste- matiker bei unserem Farne zahlreiche Bildungsabweichungen kon- . statiert haben, u. a. eine Gabelung der Blattspreite, wie ich sie ex- - perimentell hervorgerufen habe. Derartige Pflanzen wurden sogar als var. „daedalea“ Dóll.") beschrieben. Dieselbe kommt in unserem - Florengebiete nur sehr selten vor, hingegen überaus häufig in Eng- land; das gleiche gilt auch bezüglich der anderen Varietäten, und erscheint es mir gar nicht ausgeschlossen, dass in diesen Gegenden - kleine Tiere vorkommen, welche die Scheitelregion der Blätter - irgendwie verletzen, auf welche Verwundung die Pflanzen dann in P erwühnter Weise reagieren. Wien, Biologische Versuchsanstalt. 1) Vergl. LUERSSEN, Die Farnpflanzen Deutschlands usw. in RABENHORST'S - Kryptogamenflora. Bd, III (1889), S, 121 ff. H. DINGLER: Absterben des Laubes von Carpinus Betulus. LZ 4. Hermann Dingler: Über das herbstliche Absterben des Laubes von Carpinus Betulus an geschneidelten Bäumen. Eingegangen am 22. Januar 1906. In dem vorletzten Heft dieser Berichte habe ich kurze Mitteilung gemacht über das Verhalten einer Anzahl im Januar bezw. Februar des Versuchsjahres geschneidelter und geköpfter Bäume beim herbst- lichen Laubfall, darunter auch von einigen Exemplaren von Carpinus Betulus. Das spät entwickelte Laub dieser Art erwies sich, indem es in jugendkräftigem Zustand in den Herbst trat, als ganz besonders widerstandsfähig gegen Wetterungunst. Es wurden am 14. I. 1902 ein Exemplar (Nr. 1) und am 10. II. 1903 vier Exemplare (Nr. 2—5) in der früher geschilderten Weise behandelt. Die Blattentwicklung verzögerte sich infolge der Operation bei Nr. 1 um 47 Tage, bei den vier übrigen um 42 bis 46 Tage. Bei Nr. 1 trat im Herbst überhaupt keine Verfärbung oder wenigstens nur Spuren derselben ein (mit Verspätung von 33 Tagen gegenüber nor- malen Bäumen gleichen Standortes — Blattfall fehlte ganz). Bei Nr.2—5 verzögerte sich die Verfärbung um 43 bis 48 Tage, der Laubfal um 34 bis 41 Tage. Bei Nr. 1 fielen fast sämtliche Blätter in vollkommen frischem, lebenskräftigem Zustande der Vertrocknung infolge länger dauernder, intensiver Frostperioden zum Opfer, bei r. 2—5 hatten dieses Schicksal nur die obersten, jüngsten Blätter der Zweige. : Im Grunde reagierten alle fünf Individuen sehr ähnlich, nur zeigte Nr. 1 das extremste Verhalten, indem seine Blätter ganz be- sonders lange in den Spátherbst und Winter hinein aushielten. Es war dies ohne Zweifel die Folge des sehr schattigen Standortes des Baumes. Die anderen waren alle mehr oder weniger der Sonne aus- gesetzt. Die Versuche fielen leider in zwei verschiedene Jahre. Jedenfalls würde, wenn sie im gleichen Jahre ausgeführt worden würen, der Unterschied in der herbstlichen Lebensdauer noch etwas grósser ausgefallen sein, denn der Herbst des Jahres 1902, in dem Nr. 1 operiert wurde, war für das Blattleben entschieden ungünstiger wie der Herbst 1903. In jedem Falle zeigen die Versuche, wie schon meine ersten im Jahre 1900 mit Populus fastigiata, besonders der mit dem Exemplar Nr. 1, die Bedeutung des Alters der Blätter für ihre Widerstandsfähigkeit und Lebensdauer ganz ausserordentlich charak- teristiseh. Sie zeigte sich freilich auch bei allen anderen operierten Arten, aber die Unterschiede gegenüber dem Verhalten der normalen Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. ; 2 18 HERMANN DINGLER: Bäume traten nirgends so scharf hervor. Ich halte es daher für gerechtfertigt, gerade den Verlauf des Laubabsterbens bei Carpinus und speziell das Beispiel des Exemplares Nr. 1 zum Gegenstand eines etwas eingehenderen Berichts zu machen. Am 7. VI. wurde die erste entfaltete junge Btattspreite notiert. Der Ausschlag erfolgte reichlich und ziemlich üppig längs des ganzen Stammstumpfes in Zweiggruppen mit Zwischenräumen von etwa 20—40 cm. Die stärksten Triebe verzweigten sich, erreichten 80 bis 90 cm Länge und trugen bis 25 entfaltete Blätter, von denen die unteren und mittleren wie bei Stockausschlügen über normale Grósse hatten. Wachstum, Verlüngerung des Stammes und Vergrósserung der von den nicht abgeschlossenen Knospen abgelósten entfalteten Spreiten dauerte bis 10. X. Nach dieser Zeit konnte keine Zunahme mehr festgestellt werden, aber alle Blätter von der Zweigbasis bis zur Spitze waren vollkommen gesund und glänzend dunkelgrün, die jüngsten hellgrün, während bei allen normalen Individuen gleicher Lichtstellung schon seit 20. X. Vergilbung begonnen hatte." Am 23. X. wurden an den untersten sechs Blättern eines starken viel- bláttrigen Triebes (das unterste derselben war das am 7. VI. notierte erste geöffnete Blatt des Baumes!) Andeutungen von Vergilbung be- merkt, doch sassen alle sechs Blätter fest und waren noch zum grössten Teil dunkelgrün. Bis zum 23. X. war frostfreies Wetter. Am 24. begann eine kurze, leichte Frostperiode: 24. X. — 1? C. min.; +10,4° C. max. 25. -0,6°; +7,5°. 26. -1,6°%; +8,2°®%). Irgend welche Einwirkung war nicht zu bemerken. — Am 3. XI. —1?; +7,5° und am 5. XI. -- 0,95°%; +7,3°. Es folgte keine Schädigung, am 7. XI. war alles noch im gleichen Zustand wie 23. X. — Am 12. XI. +0,1°%; +7,9°. Infolge Abhaltung konnte erst am 14. XI. kontrolliert werden: Die nieht geschlossenen, sehr lockeren Endknospen wie die allerjüngsten, noch sehr stark gefalteten Bláttchen zeigten sich welk und zum Teil . vertrocknet. An dem oben erwähnten Zweig fing das siebente Blatt an etwas zu vergilben. An einem weiteren Zweig waren an den beiden untersten Blättern ebenfalls Spuren von Vergilbung entstanden. _ | Sonst war alles normal. Vom 16. XI. bis 24. XI. wurden bei meist heiterem Wetter und - östlichen Winden folgende Minima und Maxima beobachtet: 16. --4,15?; 463%. 17.:-8,06% --1*5. 18.—6*; 40,8% 16. 6055 085 D Ich móchte dabei schon hier auf die von mir vielfach beobachtete Tatsache aufmerksam machen, dass im allgemeinen die fruchttragenden Báume ihr Laub etwas früher abwerfen als die sterilen. 2) In meiner vorigen Mitteilung S.465 d. B. in der 11. Zeile von oben soll e soatatá 14. X. bis 16, X. heissen 24, X. bis 26. X. Bieter nur a u ESCRITO BETTEN. e Absterben des Laubes von Carpinus Betulus an geschneidelten Bäumen. 19 20. —7,3?; +0,8°. 21. —10,7^; --0,5*. 22. —11,9*; --0,2*. 23. -10,85°; +0,2°. 24. —2,4°;: +4,1°. Am 27. XI. folgte noch ein schwacher Frost mit —1,3° und +3,7°, Am 17. XI. war trotz der stärkeren Fröste keine Schädigung zu finden, ausser dass vereinzelte untere (ältere) Blätter stellenweise schmale, vertrocknete Randpartien und ganz vereinzelte von diesen in der Mitte des Interkostalgewebes zwischen den Seitenrippen kleine vertrocknete Stellen zeigten. Am 18. XI. nahmen die vertrockneten Stellen etwas zu und flossen zu schmalen, medianen Streifen zwischen den Rippen zusammen, auch die Vertrocknnng der Ränder machte Fortschritte. 19. bis 24. XI: Geringe weitere Zunahme der Ver- troeknung, die Blätter sind Tag für Tag steif gefroren und zum Teil stark eingerollt; dennoch ist der Baum noch im ganzen frisch grün und die vertrockneten Teile nehmen am 25. XI. meist nur etwa '/, bis */, höchstens und selten '/, der Spreite ein. Die grünen Teile sind gesund und lebenskräftig. Die geschilderte Vertrocknung betrifft ausschliesslich die unteren und mittleren Blätter. Die oberen Blätter sind noch vollkommen intakt. Während dieser Frostperiode tauten die Blätter meist in den Mittagsstunden auf und gefroren dann wieder, ohne dass das Auftauen einen erkennbaren schädigenden Einfluss gehabt. hätte. In der Zeit vom 25. XI. bis 2. XII. war keine messbare Zunahme der Vertrocknung zu verzeichnen. Am 3. XII. begann eine neue starke Frostperiode, welche bis zum 16. XII. dauerte, mit folgenden Minimal- und en 3. — 1,9%; 44,89%. 4 -9,1°% - 6,5% 5. —10°%; —4,9°., = 18,49; -6,1% 7, - 10% —5?. 8. — 12,2%; 982. 9;.—89; 226%: 10. - 45% + 11. 11.— 1^;. 0,08% 12. -1% —19?.. 183; = 11,2%, 20,7% 14. -9*; — 0,17. 15. — 8,45; +2,7°. 16. -0,8°%; +4°, Während dieser Zeit schritt der Ver- trocknungsprozess zwar langsam aber jetzt doch deutlicher fort, am raschesten an den älteren Blättern. Am 11. XIL waren an einzelnen Zweigen drei Viertel der Blätter ganz oder fast ganz vertrocknet, aber an der grossen Mehrzahl der Zweige waren die meisten Blätter noch zu etwa °/, bis */, der Fläche am Lébeii und schón dunkelgrün indem nur die Bänder und schmale Streifen in den Mittelfeldern zwischen den Seitenrippen abgestorben waren. Die drei bis vier jüngsten, noch nieht ausgewachsenen Blätter der Zweigspitzen waren immer noeh vollkommen intakt, obschon sie am Baum eingeschrumpft und halb vertrocknet erschienen und ihre Ränder aufwärts gekrümmt waren. Noch am 13. XII. waren diese Verhältnisse kaum verändert. Erst von diesem Tage an schlug die Vertrocknung einen zusehends rascheren Gang ein, und auch die meisten der oberen, bisher un- beschädigten Blätter fingen an von den Rändern aus zu vertrocknen. | : 9 : 20 j HERMANN DINGLER: Eine weitere, kurzdauernde Frostperiode brachten die Tage vom 22. XII. bis 25. XII. mit folgenden Temperaturen: 22. — 3,9°; — 0,2^. 28. - 5°; +2,5°. 24. -6,05°; +1,18°. 25. —5,8*; -3,2°. Am 23. XII. waren die meisten Blätter abgestorben, aber eine ganze Anzahl der obersten besassen noch beiderseits der Mittelrippe grüne, lebende Gewebestreifen von etwa '/, bis '/, der Spreitenaus- dehnung, welche an den Seitenrippen kleine Ausbuchtungen bildeten. An einem der unteren Zweige auf der Nordseite des Baumes befanden sich an diesem Tage noch drei vollkommen gesunde, kleine, flache und scheinbar ausgewachsene Blätter, von denen eines, das mittlere, noch am 7. Januar 1903 frisch grün und lebend befunden wurde. Alle übrigen vertrockneten in der Zwischenzeit nach und nach völlig. ie schon in meiner vorigen Mitteilung gesagt, betrachte ich den Vorgang des geschilderten Absterbens der Blätter, wenn er auch äusserlich unter dem Bilde des allmähligen Erfrierens verlief, als nicht direkt durch Tötung des Plasmas infolge Erfrierens verursacht, in- dessen werde ich hierauf jetzt nicht weiter eingehen, sondern behalte mir darüber besondere Mitteilung vor. Im übrigen will ich hier nur noch in Kürze erwähnen, dass meist in Zwischenräumen von einigen Tagen, zeitweilig aber auch jeden Tag die Blätter auf ihre Lebens- fähigkeit geprüft wurden. Unter anderem wurden die gefrorenen Blätter bezw. Zweige in verschiedener Weise aufgetaut. Sie liessen sich nur am Leben erhalten, wenn sie entweder längere Zeit voll- ständig unter Wasser getaucht gehalten wurden — dann lebten sie, mit der Basis in Wasser gestellt, wie sommerliche beblätterte Zweige 10 bis 14 Tage ungeschädigt weiter — oder wenn sie in Wasser ge- stellt sofort in eine feuchte Kammer gebracht wurden. Die aufgetauten lebenden Blätter reagierten ‘genau wie sommerliche bei Verbringen in giftige Gasatmosphären, wie z.B. von Formaldehyd. Genau wie die ganzen Blätter verhielten sich die letzten lebenden Geweberudimente von sonst grossenteils abgestorbenen Blättern. Noch am 23. Dezember abgeschnittene Blätter mit schmalem lebenden Mittelfeld längs der Mittelrippe erhielten dieses nach dem Auftauen frisch bis zum 5. Jan. 1903. Dann erst fing die lebende Partie an, sich von den Rändern her zu verfärben. Aus Vorstehendem geht hervor, dass bei Carpinus wie bei den übrigen früher aufgezählten Arten der Altersunterschied das Entscheidende in der Absterbefolge der Blätter ist, wenn dieses Verhalten auch infolge mancher äusseren Verhältnisse an den früh abschliessenden wenigblättrigen normalen ,Kurztrieben*") unserer Bäume nicht deutlich hervortritt. Unter dem Einfluss des schattigen Standortes entwickelten sich bei dem eingehender geschilderten Baum 1) Nicht als terminus technieus in morphologischem Sinne gemeint! TOU TOUT UE 215 Br en cn ER EN a eh ee A posce ECT "MS tna FT Bern ri a ES CO lxi du ruis sou AE oo: 2 Absterben des Laubes von Carpinus Betulus an geschneidelten Bäumen. 21 die Blätter sehr spät. Unter der Gunst ihrer jugendlichen Wider- standskraft, auf deren Definierung einzugehen ich einstweilen unter- lassen will und ihrer, abgesehen von den stärkeren Frostzeiten verhältnismässig geringeren Transpiration bei gewaltigem Wurzel- : vermögen blieben sie ungewöhnlich lange am Leben und ertrugen starke, lang andauernde Fröste. Eine Andeutung beginnender Alterung, einhergehend mit Vergilbung, zeigte sich in typischster Weise nur an einigen wenigen und zwar gerade den alleruntersten bezw. aller- ältesten Blättern. Blattfall trat überhaupt nicht ein, oder richtiger, er trat ein nach vollständiger Vertrocknung und langem Hängenbleiben auf gewaltsamem Wege durch den Wind. | as Absterben erfolgte, abgesehen von den ungeschlossenen, lockeren Knospen und den allerobersten, in Entfaltung begriffenen Blüttchen, welche genau wie die sommerlichen eben aus der Knospe getretenen Organe sich als sehr empfindlich erwiesen und früh welkten, der Altersfolge nach in der Weise, dass immer die von den Haupt- wasserbahnen entferntesten Teile zuerst litten und vertrockneten: Zuerst die Blattránder und dann die Mittelfelder des Interkostal- gewebes. Am längsten widerstanden die rechts und links der Mittel- rippe gelegenen Gewebe, welche den Leitungsbahnen am nüchsten liegen. Die allerwiderstandsfähigsten waren die jüngst entfalteten und schon in fixer Lichtlage befindlichen, noch nicht ausgewachsenen Blätter, welche wiederholtes, länger und kürzer dauerndes Gefrieren und Wiederauftauen einen langen Zeitraum hindurch ungeschädigt ertrugen! ). Sehr interessant ist die Einwirkung des Schneidelns und Köpfens der Bäume auf das Verhalten des Laubes im Jahre nach dem Operations- jahr. Es lässt sieh nämlich sehr deutlich die Wirkung des relativ vergrösserten Wurzelsystems und der verminderten Augenzahl auf die Grösse und bis zu einem gewissen Grade 1) WIESNER hat (diese Ber. 1905 S. 51) auch die grosse Widerstandsfähigkeit des spät entstandenen Laubes bei Ligustrum vulgare und ovalifolium bemerkt. Dieses Beispiel hat aber kaum das Gewicht wie das von Carpinus, Populus und anderer sommergrüner Holzarten. Das Laub von Ligustrum vulgare, bei welcher Art, wie schon sehr lange bekannt, überhaupt ein grösserer Teil der Blätter und nicht bloss der jüngeren, den Winter bis zum Frühling (besonders im Schatten höherer Bäume) zu überdauern pflegt, ist als halb immergrün zu bezeichnen, wie auch unsere Rubus- Arten zum grossen Teil halbimmergrün sind. Auch unsere Eichen haben eine gewisse Neigung zu langer Erhaltung ihrer jüngeren Blütter, und man kónnte daran denken, dass dieses Verhalten und vielleicht auch die häufige Konservierung des abgestorbenen Laubes mit ihrer Abstammung von gewissen immergrünen Formen zusammenhängt. Der Gedanke ist um so näher liegend als unsere Quercus sessiliflora mit der sehr ausgeprügt halb immergrünen oder fast immergrünen Formengruppe der Quercus infectoria des Orients sehr nahe verwandt ist. Ligustrum ovalifolium ist fast immergrün. 22 J. STOKLASA: auch auf die Langlebigkeit der Blätter noch im zweiten Jahre beobachten, wie ich es schon 1901 für Populus fastigiata gefunden hatte. Auch Carpinus Betulus verhält sich ähnlich, ebenso die meisten anderen Baumarten, mit denen experimentiert wurde. Ich werde auf diese Verhältnisse, welche, wie andere längst bekannte Dinge, das Verhalten der Stöcke usw., auch eine grosse Selbständig- keit des Wurzelsystems unserer Bäume beweisen, was ich hier nur in aller Kürze betonen will, in einer nächsten Publikation näher eingehen. 5. J. Stoklasa: Über die chemischen Vorgänge bei der Assi- milation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und - | Radiobacter. (Vorläufiger Bericht von JULIUS STOKLASA unter Mitwirkung der Assistenten ADOLF ERNEST, JOHANN TRNKA und EUGEN VÍTEK.) Eingegangen am 22, Januar 1906. Während meiner Studien im Laboratorium von M. W. BEIJERINCK in Delft habe ich Gelegenheit gehabt, die Methoden der Isolierung des Azotobacter chroococcum und Radiobaeter aus Ackerboden kennen zu lernen. Ich. habe unter Mithilfe meiner Assistenten tatsächlich Azotobacter chroococcum und Radiobacter in unseren Ackerbóden in Böhmen nachgewiesen und mit den frisch isolierten Reinkulturen Versuche behufs Studiums der chemischen Vorgänge, welche sich bei der Assimilation des elementaren Stickstoffes abspielen, angestellt. Ich kann erklären, dass diese chemischen Vorgänge sich wirklich mit Leichtigkeit verfolgen lassen, denn durch das grosse Verdienst BEIJERINCK’s wurde in Azotobacter eine Mikrobenart gefunden, welche sich durch grosse Energie bei der Assimilation des Luftstickstoffes | auszeichnet. Von allen bis jetzt bekannten Bakterienarten, bei welchen die Eigenschaft der Assimilation des Luftstickstoffes konstatiert wurde, | hat sich bisher bei Azotobacter die grösste Potenz ergeben. Ich will in dieser Abhandlung nur kurz über die umfangreichen Versuche, welche wir mit Azotobacter und Radiobacter angestellt haben, referieren. a — Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. 23 I. Stickstoffgewinn mit Reinkulturen von Azotobacter und Radiobaeter. Die Kultur des Azotobacter chroococcum sowie die des Radiobacter *) im flüssigen Nährboden behufs des Stickstoffgewinnes wurden nach BEIJERINCK's Angaben ausgeführt. 37 grosse ERLENMEYER-Kolben von 15 cm Bodendurchmesser und 40 em Höhe wurden mit 250 cem Nährlösung gefüllt, die eine dünne Schicht im Kolben bildete. Zu diesen Versuchen wurde eine Nähr- lósung von folgender Zusammensetzung benutzt: 1000 cem Moldauwasser, 20 g Mannit, 0,5 g Kaliumbiphosphat. Nach gründlichem Sterilisieren in strömendem Dampf und zwar im Autoklav, wurden am dritten Tage nach der Sterilisation mit einer Platinóse einer frischen Azotobacter-Kultur 10 Kolben geimpft. Das Impfungsmaterial wurde von Striehkulturen entnommen, die auf Mannit-Bodenextrakt-Agar angelegt waren. 3 Kolben wurden noch- mals sterilisiert und als blinde Kolben für die Analyse benutzt. Weitere 10 Kolben wurden mit Reinkultur von Radiobacter geimpft. Die Reinkultur wurde in Mannitnährlösung gezüchtet. Sodann wurden 10 Kolben mit Azotobacter und Radiobacter geimpft”). 30 geimpfte wurden gemeinsam mit 3 ungeimpften Kolben in die Brutkammer gestellt und bei einer Temperatur von 25°C. 10, 15—20 Tage stehen gelassen. Bei den ungeimpften Kolben wurde nicht die geringste Trübung wahrgenommen. In den mit Azotobacter geimpften Kolben zeigte sich auf der Oberfläche eine charakteristische, perlmutterartig glänzende Membrane, welche durch mikroskopische Untersuchung als Reinkultur von Azotobacter festgestellt wurde. Bei allen geimpften Kolben wurde durch die mikroskopische Untersuchung eine ungemein starke Ver- mehrung der Bakterien beobachtet. Die mit Radiobacter geimpften Kolben wiesen kein wesentliches Wachstum der Bakterien auf. Nach Ablauf der vorerwähnten Zeit wurde die Reinheit der Kulturen geprüft und die chemische Analyse von jedem Kolben separat vorgenommen. Wir haben nur diejenigen Kolben zur che- mischen Untersuchung benutzt, in denen wir nur die Reinkulturen entweder von Azotobacter oder Radiobacter konstatieren konnten. Der Stiekstoffgehalt wurde nach KJELDAHL-WILFARTH ermittelt. 1) Eine ausführliche Arbeit über die Trolig von “Azotobacter und Radio- bacter sowie die Kenntnis der Lebensbedingungen dieser Bakterien erscheint im Centralblatt für Bakteriologie, II. Abt. 2) Eine Anzahl dieser Kolben wurde nochmals sterilisiert und als blinde Kolben für die Analyse benutzt, und zwar Kolben mit Radiobacter und solche mit Azoto- dacter und Radiobacter. 24 J. STOKLASA: Tabelle I. Anzahl |Gesamtstick- Stickstoff- Stickstoff- Nummer Infektions- der stoffgehalt Em der gewinn es : hrlósung in : | ENIM material Kultur- in mg 5i joe ro Liter vor in mg tage | pro Liter dem Versuche | pro Liter I und 1I.| Azotobacter- 10 194” 4,5 749 chroococcum TII. dito 19 95.1 4,5 90,6 IV. dito 20 103,0 5,0 98,0 V. dito 20 129,6 5,0 124,6 VI und VII.| Radiobacter 10 6,7 * 4,5 2,2 VIII und IX. dito 20 JO" 5,0 51 X. | Azotobacter und 10 64,4 7,8 56,6 XI und XII dito 15 104,2 * 1,8 96,4 XIII. dito 20 112,0 5,0 107,0 Die mit einem Sternchen (*) bezeichneten Daten sind Durchschnittszahlen aus zwei Versuchen. Aus Tabelle I ist ersichtlich, dass Azotobacter in 10 Tagen 75 m7, in 15 Tagen 90 mg und in 20 Tagen 125 mg Stickstoff aus der Luft assimiliert hat. Die Ansicht BEIJERINCK’s, dass Radiobacter Stick- stoff in elementarer Form assimiliert, können wir auf Grund unserer eigenen Versuche nicht bestätigen. Ferner können wir uns auch nicht der Ansicht anschliessen, dass Azotobacter chroococcum in Synergie mit Radiobacter in höherem Grade die Eigen- schaft besitze, Stickstoff aus der Luft zu assimilieren, als selbst die Reinkultur von Azotobacter. | Wir finden sogar einen geringeren Stickstoffgewinn bei Synergie der genannten Bakterien als bei der Kultur bloss von Azotobacter chroococcum. | Radiobacter erwies sich zur Stickstofffixierung in sehr schwachem Grade befähigt. Wie wir in anderen speziellen Arbeiten nachweisen, ist Radio- bacter ein ausgesprochener Denitrifikant. In einer GILTAY-ABERSON- schen Lösung, in der sich anstatt Glukose und Zitronensäure Mannit | als Kohlenstoffnährquelle und zwar 20 g pro Liter befindet, zersetzt KRadiobacter die Salpetersäure, und es entweichen 70—79 pCt. freien - Stickstoffes binnen 14 Tagen. Dabei waren von dem Gesamtstick- | stoff der Nährlösung ungefähr 10—18 pCt. in organischer Form vor- | handen?) Radiobacter ist eine eiweissbildende Mikrobenart, die im- 1) Über die Lebensbedingungen dieser interessanten Mikrobe wird an anderer Stelle ausführlich berichtet. Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. 25 stande ist, bei Gegenwart von geeigneten Kohlenstoffnührquellen den Nitratstickstoff in unlöslichen Eiweissstickstoff überzuführen'). Wir haben ähnlich wie mit Mannit auch noch Versuche mit anderen Kohlenstoffnährquellen ausgeführt, zu welchen eine Lösung von folgender Zusammensetzung benutzt wurde: 1000 cem Moldauwasser, 20 g Glukose, 0,5 y Kaliumbiphosphat, 0,25 g Natriumkarbonat. Für die grossen ERLENMEYER-Kolben wurden jedesmal 250 cem Nährlösung verwendet. Nach gründlicher Sterilisation im Autoklav wurden 15 Kolben geimpft mit Reinkultur von Azotobacter chroococcum, und 5 blieben ungeimpft. Sodann wurden die Kolben in der Brutkammer bei 25°C. aufbewahrt. Aus den in Tabelle II dargestellten Resultaten ist zu ersehen, dass die Glukose sich besser als Kohlenstoffnährquelle für Azotobacter chroococcum. geeignet hat wie Mannit, natürlich ist es aber nötig, etwas Caleiumkarbonat oder Natriumkarbonat zuzusetzen. Nach 15 Tagen ist in sieben Fällen die Glukose fast verschwunden. Es wurde auch ein grósserer Effekt bei der Assimilation des Luft- stickstoffes durch Azotobacter konstatiert, wie in Mannitnährlösung. Wir fanden sogar, dass in 15 Tagen 180 mg Stickstoff pro Liter Nähr- lösung aus der Luft assimiliert wurden. Auf 100 g Glukose werden 445—1054 mg Stickstoff aus der Luft assimiliert oder, um 1000 mg Stickstoff durch die Bakterienzelle zu binden, werden 99—224 g Glukose in Kohlendioxyd und Wasserstoff bezw. Wasser übergeführt. Im Durehschnitt werden auf 1 g Stickstoff 165 g Glukose verbraucht. Zum Aufbau der Bakterienkórper ist nur ein geringer Teil derselben erforderlich. BEIJERINCK und VAN DELDEN wiesen ausdrücklich darauf hin, dass es ihnen nicht gelungen sei, die Existenz der löslichen Stickstoff- verbindungen festzustellen. Durch unsere Versuche haben wir dies bestätigt gefunden. Wir haben nach 5, 10, 15—20 Kulturtagen den Kolbeninhalt zuerst durch Filterpapier filtriert, sodann die Flüssig- keit durch eine CHAMBERLAND’sche Kerze durchgepresst. Im Filtrate der CHAMBERLAND'schen Kerze haben wir pro Liter der Lósung 5—7 mg Stickstoff gefunden, also dieselbe Stickstoffmenge, welche in der ursprünglichen Nährlösung vorhanden war. In dem Inhalt der Kolben konnten wir weder qualitativ, noch quantitativ 1) Als intermediäres Produkt der Reduktion der Salpetersäure zu elementarem Stickstoff ergibt sich salpetrige Säure. 26 J. STOKLASA: Tabelle Gewicht der : ; Gesamt- Bakterien- | Stick- Stickstoff | Stick- Ge- Stickstoff | nasse, ge- in der | stoff Anzahl | der Nähr- » 59- | stoff- E samt- : trocknet beij gehalt Bak- im " Infektions- der | lösung vor VS i 2 stick- tes Kultur] dem Ver- der Bak-| terien- | Fil- toft us pur TM konstanten | terien- | masse |tratei) - tage Gewicht | masse in pCt mg pro Liter mg pro Liter Azotobacter . 15 1,5 941,2 10,67 96,4 28,0 | 64,4 Azotobacter . 15 7,5 1142,0 10,85 1940 | 62,8 | 186,8 Azotobacter . 15 15 810,0 112 90,8 63,6 | 154,4 Azotobacter . 15 $5 816,0 9.09 79,6 | 28,0 |107,6 \ Azotobacter . 15 6,7 782,0 9,91 12,8 | 29,4 |102,2 Azotobacter .| 15 6,7 804,4 10,58 85,1 252 1110,3 Azotobacter . 15 6,7 639,6 Bil 62,1 35,0 | 97,1 Azotobacter . 15 6,7 841.2 2.91 83,4 44,8 |128,2 Azotobacter . 15 6,7 894.0 10,05 90,4 63,0 | 155,4 lósliche Stickstoffverbindungen nachweisen und zwar weder nach fünf, noch selbst nach 20 Kulturtagen. ie von uns untersuchte Bakterienmasse von Azotobacter chroococcum enthielt durchschnittlich: Gesamtstickstoff . . . . . . 10,20 pCt. Reinasche . . ee AE DU Pu In der SLonidehé inia o 4. BENE y PO, vorhanden. Wir haben die feste Bakterienmasse einer näheren chemischen Untersuchung unterzogen und gefunden, dass der Stickstoff der ‚Bakterienmasse hauptsächlich in Form von Nueleoproteiden und - Lecithinen vorhanden war. on grossem Interesse war es, die Menge des Kohlendioxyds zu konstatieren, welche während der Assimilation des elementaren Stick- stoffes durch die Bakterienzelle ausgeatmet wurde. Wir haben zu diesem Versuche Kolben nach FERNBACH, welche einen Durchmesser von 20 cm haben, verwendet. In jedem Kolben waren 500 cem Nühr- | lösung vorhanden. Das Nährsubstrat war pro Liter Moldauwasser aus aus 20 g Mannit, 0,5 g K, HPO, und 0,01 g Na, CO, zusammengesetzt. — 1) Das Filtrieren wurde durch Papierfilter vorgenommen 2) Die näheren Daten über den Gehalt von Lecithin, Eiweiss und Nuklein werden wir nüchstens ausführlich mitteilen. Ari pps ET ZT acl a vedo Mo ee Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. 27 LH. Gehalt ; Für 1g ` tickstoff- an Glukose Gehalt Vériust | y vei assimilierten in der an Glukose dn Stickstoff- iit- Nährlösung | nach dem Alukore gewinn | yerbrauchter | Stickstoff Versuche á wird Versuche Glukose zersetzt g pro Liter mg pro Liter mg pro Liter 19,96 6,58 12,78 56,9 445,2 224,6 19,36 1,56 11,19 119,3 1007,8 99,266 19,36 5,42 13.94 146,9 1053,8 94,900 19,36 1,29 18,0668 100,1 554,1 180,487 19,14 0,16 18,9800 955 503,1 198,743 19,14 ron 19,14 1086 | 541,2 184,750 19,14 = 19,14 gia d i dua 211,195 19,14 — 19.14 1215 | 634,8 151,591 19,14 — 19,14 146,1 166,4 130,410 Die Kolben wurden nach gründlicher Sterilisation am dritten Tage geimpft und zwar mit Reinkultur von Azotobacter chroococcum. Nac drei Tagen der Impfung wurde keim-, CO,-, N,O,- und NH,-freie Luft durchgeleitet und zwar nur oberhalb der Flüssigkeit. Die Beschreibungen der Apparate, in welchen die Gärungsversuche ausgeführt wurden, sowie die analytisehen Methoden sind ausführlich nieht nur in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft 36, 622 und 4058 (1903), sondern auch in den Arbeiten „Alkoholische Gürung im Tierorganismus und die Isolierung gärungserregender Enzyme aus Tiergeweben“ (Archiv für Physiologie, Bd. 101) und „Uber die Isolierung gärungserregender Enzyme aus Kuh- und Frauen- milch“ (Archiv für Hygiene, Bd. 50) enthalten. Aus Tabelle III ersehen wir, dass entsprechend grosse Mengen von Kohlendioxyd ausgeatmet wurden. Die grösste Intensität der Atmung wurde vom 4. bis 10. Tage beobachtet. Sodann ist allmählig die Menge des ausgeschiedenen Kohlendioxydes zurückgegangen. Um festzustellen, welche Menge CO, pro Gramm Kultur ausgeatmet wurde, haben wir folgende Methode zum Ausscheiden der Bakterienmasse aus dem Nährsubstrat angewandt: Zuerst wurden von der Lösung des Kolbeninhaltes 50 cem abgemessen und sodann in dieser Menge die CO, bestimmt. Die übrige Flüssig- keit wurde mit etwas Essigsäure angesäuert, verdünnte Natriumacetat- lösung zugesetzt, die Fake £ zum Kochen gebracht und yoralante 98 J. STOKLASA: Tabelle III. Die Menge der ausgeatmeten CO, in Gramm pro Tag bei 25° C. Täglich wurden 20/ CO,-, NH,-, N,O,- und keimfreie Luft durch die Kolben oberhalb der Flüssigkeit durchgetrieben. uc A II. H Ie X YL |. VE Datum Kolben | Kolben | Kolben | Kolben | Kolben | Kolben | Kolben g g g $1 S g g iT... 0,0864 | 0,1358 0,0148 | 0,0345 | 0,0376 | 0,028 Et 4:13 0,7578 | 0,2641 0,4206 | 0,0103 | 0,2165 | 0,2339 EU VY 0,8620 | 0,6343 0,7424 | 0,4897 | 0,5405 | 0,6746 ee 0,9291 | 1,1689 | 8 | 0,6537 | 1,1873 | 0,3825 | 0,6150 BS I| 11018 | 0511 | 79 0,4997 | 0,1447 | 0,3680 | 0,2355 Co. .1 1,5708 | 1,4004 5 0,7143 | 0,3210 | 0,8505 | 0,6330 T uc 1,1243 | 0,7486 | '$ 0,6424 | 0,4561 | 0,7180 | 0,6770 gU 2... 1,3089 | 0,9010 | = 0,8514 | 0,5544 | 0,4060 | 0,3585 Ei t: 04188 | 09710 | € 1,1495 | 0,4341 | 0,2865 | 0,2197 I. VA. 0,1706 | 0,2660 | 7 0,1456 | 0,4650 | 0,3240 | 0,2705 M i uA 0,2361 | 0,2895 | -£ 0,2754 | 0,1323 | 0,2995 | 0,2815 Me. 0,1711) 0,2225 | "5 | 0,2907 | 0,0883 | 0,2425 | 0,1675 Be 0,1929 | 02078 | Æ | 02329 | 0,0860 | 0,3660 | 0,2900 you... 0,1653 | 09196 | 7 | 0,1554 | 0,0724.) 0,4035 | 0,0720 i s gcn 0,1410 | 0,2198 | 0,2306 | 0,1659 | 0,3305 | 0,2365 M uo cred 0,2095 | 0,3557 | 0,0952 | 0,1132 | 0,9216 | 0,1645 Hi aaa 0,1264 | 0,2800 0,0496 | 0,2980 | — — Bee 0,0379 | 0.2491 0,0496 | 0,1112 | — = Zusammen. . .| 9,6107 | 9,0372 | — | 7,2138 | 5,1594 | 5,4937 | 5,1527 Menge der Se in der Lösung. . . | 0,436 | 0,397 — | 03645 | 0,5273 | 0.225 | 0,200 _ Die Gesamtmenge d. | | ausgeatmeten CO, | 10,0467 | 9,4342 — 7,5783 | 5,6867 | 5,7187 | 5,3527 Eisenchloridlösung langsam zugesetzt und zwar so lange, bis sich kein Niederschlag mehr bildete. Die gefällte Bakterienmasse wurde auf einem gewogenen Filter gesammelt und zuerst mit heissem Wasser, - sodann mit sehr verdünnter Salzsäure und abermals mit warmem Wasser ausgewaschen, bis keine Eisenreaktion im Filtrate zu kon- statieren war. Dann wurde die Bakterienmasse zum konstanten Ge- wicht getrocknet, gewogen und der Gesamtstickstoff bestimmt. Wir ermittelten das Gewicht in der Trockensubstanz der Bakterien- | masse pro 500 eem: d | l l 3 1 1 : | | Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. 29 om 1 Kolben mi... ..... «v. 04899 (PR SE rd nr n oras. MB d Ut p REN IG ei n, AUS ad JH AA EEE nr d liu a a LO FR PER E E E a RSR E Bak ns angu a n d os aa dd s „vo. » En d luu v d LES Der Gesamtstickstoffgehalt der Bakterienmasse wurde von 9,8 bis 10,5 konstatiert. lg der Bakterienmasse, auf Trockensubstanz berechnet, atmet in 24 Stunden nachstehende Mengen Kohlendioxyd aus: Ben L Kolben . ; .:: QU HIN 00i dI ME d lc UL Eun e X ae UN e das 29634, ., CHAR SR 0,9573, , SUED. Aqu Quee C FONT ene 25A TE LOB, Vusekecbiititi ch atmet " Bakterienmasse, auf Trocken- substanz berechnet, in 24 Stunden 1,2729 g Kohlendioxyd aus. Diese Menge des ausgeatmeten Kohlendioxyds ist gewiss er- staunlich und stellt die grósste Energie des Atmungsprozesses bei allen von mir beobachteten Bakterien dar. Wir fanden, dass Bacterium Hartlebi ein ausgesprochener Denitri- fikant ist und 1 g Bakterienmasse, in Trockensubstanz gerechnet, 0,6 g CO, ausatmet. Dieselben Quantitäten von Clostridium gelatinosum, einem notorischen Ammonisator, liefern innerhalb derselben Zeit nur 0,48 g CO,. Die Atmungsversuche wurden mit beiden obenerwähnten Bakterienarten in GILTAY-ABERSON'scher Lósung ausgeführt. Behufs Feststellung der Produkte, die durch Abbau des Mannits oder der Glukose unter Einwirkung des Azotobacter entstanden sind, wurde in folgender Weise vorgegangen: Grosse Kolben nach Art jener von FERNBACH, die 40 cm im Durch- messer hatten, enthielten 1/7 Nährsubstrat von nachstehender Zu- sammensetzung: In 1 / Moldauwasser waren 20 g Mannit oder Glukose und 0,5g Dikatumpliósphiat enthalten. Nach gründlicher Sterili- sierung wurde die Nührlósung mit Azotobacter geimpft und in der Brut- kammer bei 25°C. gehalten. Alle 24 Stunden wurden 20 / keim- und CO,-, NHs- und N,O,-freie Luft dureh die Kolben getrieben. Als die Atmungsenergie des Azotobaeter ihr Maximum erreichte, somit eine tägliche Kohlendioxydproduktion von etwa 1 g sich ergab (nach sieben 1) Dieser Kolben wurde vollständig in Ruhe gelassen. 30 : J. STOKLASA: Tagen), wurde der Kolbeninhalt der Destillation unterworfen, um die Menge des Alkohols und der flüchtigen sowie nichtflüchtigen Fett- säuren festzustellen‘). Die von uns zu dieser Bestimmung ange- wandten Methoden wurden bereits in den obzitierten Arbeiten über die Isolierung glykolytischer Enzyme aus dem pflanzlichen und tierischen Organismus eingehend beschrieben. Die Bestimmung des Alkohols geschah nach einer bosonderen, auf der Oxydation seiner durch Chromsäure zu Aldehyd, Essigsäure und Kohlendioxyd be- ruhenden Methode’). Zur Ausscheidung der Buttersäure sowie der Essigsäure benutzten wir das Verhalten ihrer Baryumsalze zum Alkohol, in welchem Baryumacetat beinahe unlöslich ist, während buttersaures Baryum in Lösung bleibt. Die Baryumsalze wurden sodann mit Orthophosphor- säure zersetzt und aus den freien Säuren, und zwar Butter- und Essigsäure, nach der Destillation - Silbersalze dargestellt; letztere wurden getrocknet, gewogen und das Silber ausgefällt. Die Butter- und Essigsäure wurde auch durch fraktionierte Destillation nach der Methode DUCLAUX bestimmt. Zur Bestimmung der Milchsäure wurde die Methode von A. PARTHEIL angewandt. Aus zwei Untersuchungen ergaben sich nachstehende Abbau- produkte des Mannits. In 1 Liter wurden 402—640 mg Alkohol, 248—353 mg Milchsäure, ferner 624—700 mg Essigsäure und nur in einem Falle 95,6 mg Buttersäure gefunden, Bernstein- sowie Ameisen- säure wurde nicht konstatiert. Nach 20 Kulturtagen wurde in dem Kolbeninhalt Alkohol nicht © gefunden. Die Menge der Milchsäure betrug 35,3 mg und die der Essigsäure 166,6 mg. Buttersäure, Bernstein-, sowie Ameisensüure | wurde qualitativ überhaupt nicht nachgewiesen. Man hat gefunden, dass der CaCO,-Zusatz zum Nährsubstrat die Mineralisierung der . organischen Säuren, welche sich dureh Abbau des Mannits oder der |. Glukose bilden, ungemein leicht ermöglicht. Durch unsere weiteren Forschungen ist es uns gelungen, den Nachweis zu erbringen, dass der Abbau der Glukose ziemlich ähnlich verläuft, wie bei Mannit. Wir haben nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ Milchsäure, Alkohol und Essigsäure nachgewiesen. Von grossem Interesse ist wohl auch in diesem Falle, dass wir die Bildung von Ameisensäure beobachtet haben Die Gase, welche sich bei dem Abbau der Kohlenhydrate bilden, 1 1) Zu dem Kolbeninhalt wurde Kaliumearbonat bis zur alkalischen Reaktion - zugesetzt und der Alkohol abdestilliert. Nach der Austreibung des Alkohols wurde A die Lösung mit Phosphorsäure angesäuert und die flüchtigen Fettsäuren mit Dampf 2) Berichte der D. Chem. Ges. XXXVIII. 2. Heft. JULIUS STOKLASA, „Über Kohlenhydratverbrennung im tierischen Organismus.“ u a a S Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. 3] sind: Kohlendioxyd und Wasserstoff. Beide diese Gase wurden qualitativ nachgewiesen. Die Entnahme der Gase erfolgte aus einem Gärkolben. Was die quantitative Analyse der bei der Assimilation des ele- mentaren Stiekstoffes entstehenden Gase betrifft, so verfuhren wir bei deren Bestimmung folgendermassen: Kolben von der oben angegebenen Dimension, die 1 / Nährlösung entweder mit Mannit oder mit Glukose (unter Zusatz von Caleiumcarbonat) enthielten, wurden nach 24 Stunden einem Strome von 10/7 keim-, CO,-, NH,- und N,0,-freier Luft aus- gesetzt, welche die Oberfläche der im Kolben befindlichen Flüssigkeit bestrich. Die Bestimmung des Kohlendioxydes erfolgte nach den geschilderten Methoden. Sodann wurde das kohlendioxyd- und wasser- dampffreie Gas durch einen Verbrennungsofen hindurchgetrieben. Die Einrichtung des letzteren war ganz analog jenem, der bei der ele- mentaren Analyse verwendet wird. Das aus dem Wasserstoff gebildete Wasser wurde in Chlorealeiumróhren absorbiert. Methan wurde nicht konstatiert, seine Abwesenheit wurde in beigeschlossenen GEISSLER- schen Apparaten bezw. durch Verbrennung gebildeter CO, mit Kalium- hydrat festgestellt. Im ersten Falle war nach 14 Tagen, vom Zeitpunkte der Impfung an gerechnet das Resultat die Konstatierung von insgesamt 3131,7 mg CO, und 28 mg, Wasserstoff. Im II. Falle wurden bei der Glukose binnen 15 Tagen 4920 mg CO, und 30 mg Wasserstoff gefunden. Von dem Wasserstoff entsteht gewiss eine viel gróssere Menge als die von uns gefundenen Quantitäten. Der Wasserstoff wird grössten- teils in statu nascendi zu Wasser oxydiert. Man stelle sich den Mechanismus der Vergürung des Mannits und der Glukose durch Azotobacter chroococcum folgendermassen vor: Durch die glykolytischen Enzyme) bei vollem Sauerstoffzutritt wird Mannit oder Glukose in Milchsäure, Alkohol, Essig- und Ameisen- säure gespalten. Bei dem Abbau der oben erwähnten Kohlenhydrate wird Kohlendioxyd und Wasserstoff gebildet. Die grösste In- tensität der Atmung unter allen bis jetzt von uns unter- suchten Bakterien konnten wir bei Azotobacter konstatieren. Durchnittlich atmet 1g Bakterienmasse, auf Trockensubstanz be- rechnet, binnen 24 Stunden 1,3 g Kohlendioxyd aus. 1) Wir haben tatsächlich die glykolytischen Enzyme in der Bakterienmasse von Bacterium Hartlebi isoliert, Siehe „Beiträge zur Erkenntnis des Einflusses verschiedener Kohlenhydrate und organischer Säuren auf die Metamorphose des Nitrats durch Bakterien.“ Centralblatt für Bakteriologie 1905. 32 J. WIESNER: Wir kónnen annehmen, dass die Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter mit dem Atmungsprozesse in einem ge- wissen Zusammenhang steht und dem gebildeten Wasserstoff, von welehem sicherlich eine grosse Menge sich bildet, eine wichtige Rolle bei der Assimilation des elementaren Stickstoffes zukommt. Prag, Chem-physiol.Versuchsstat. der k.k. bóhm. techn. Hochschule. 6. J. Wiesner: Zur Laubfallfrage. Bemerkungen zu H. DINGLER’s Abhandlung: „Versuche und Gedanken zum herbstlichen Laubfall.* Eingegangen am 23. Januar 1906. Herr Professor H. DINGLER hat kürzlich in diesen Berichten eine im Untertitel der vorliegenden Schrift genannte Abhandlung - veröffentlicht, welche mich, um missverstándlichen Auffassungen vor- zubeugen, nötigt, die nachfolgenden Zeilen der Öffentlichkeit zu übergeben. : Wenn mein kleiner Aufsatz sich in erster Linie zu einer mir . aufgenötigten Abwehr gestaltet, so glaube ich doch auch im nach- folgenden durch den Hinweis auf einige neue Tatsachen und durch einige Bemerkungen allgemeiner Natur einen weiteren, wenn auch sehr bescheidenen Beitrag zur Klärung des Laubfallproblems zu bieten. E Wie Herr Professor DINGLER in einer früheren Schrift!) selbst - hervorhebt, war ich der erste, welcher die Frage des Laubfalles in umfassender Weise experimentell in Angriff nahm. Es geschah | dies, nachdem nicht lange vorher H. VON MOHL dieselbe Frage nach | anatomischer Richtung zum ersten Male in gründlichster Weise à behandelt hatte. Meine hier in Rede stehende Abhandlung erschien - vor 35 Jahren.’ : Seit dieser Zeit habe ich keine Gelegenheit verabsäumt, dieses | seinem Zustandekommen nach so komplizierte Phänomen immer . genauer kennen zu lernen, und namentlich gaben mir meine in den E letzten 15 Jahren in allen Zonen der Erde durchgeführten photo- : 1) H. DINGLER, Zum herbstlichen Laubfall. Forstwiss. Zentralblatt 1902, p. 195: — 2) Untersuchungen über die herbstliche Entlaubung der Holzgewächse - Sitzungsber. der Wiener Kais, Akad. der Wiss. Bd. 64 (1871 a Zur Laubfallfrage. 33 metrischen Studien vielfach Anregungen, diesen Gegenstand von neuen Gesichtspunkten aus zu verfolgen. Was ich in den letzten Jahren auf den Laubfall Bezugnehmendes auffand, habe ich in diesen Berichten kurz in fünf kleinen Abhandlungen, welche aber durchwegs den Charakter vorläufiger Mitteilungen hatten, niedergelegt. *) Die Hauptresultate aller meiner den Laubfall betreffenden Unter- suchungen, soweit dieselben mit Herrn Professor DINGLER's „Ver- suche und Gedanken“ in Beziehung stehen, lauten folgendermassen: 1. Der Laubfall tritt ein, wenn die Blätter absterben, oder wenn die normalen Funktionen der Blätter durch kürzere oder längere Zeit sistiert sind, aber der Bestand der betreffenden Gewüchse — in erster Linie deren Lichtbedürfnis — die Beseitigung des Laubes fordert. 2. Deshalb haben die krautigen Gewüchse in der Regel keinen Laubfall, wohl aber die Holzgewächse. Es kann indes ausnahmsweise auch bei krautigen Gewächsen eine organische Laubablósung statt- finden, wenn allzu starke Belaubung einen Teil der Blätter (nämlich die am meisten beschatteten) an der Assimilation hindert (Cheiranthus | Cheiri) Desgleichen gibt es ausnahmsweise Sträucher, welche keinen Laubfall haben, weil die besonderen Lichtgenussverhältnisse dieser Pflanzen den Blattfall unnötig machen (Eupatorium adenophorum). 3. Es muss deshalb nicht notwendigerweise das tote Blatt ab- geworfen werden. Bei Eupatorium adenophorum bleibt das tote Blatt am lebenden Stamm lange erhalten und wird erst durch Verwesung beseitigt. Das Blatt wird aber, je nach Ursache und Bedürfnis, lebend oder tot abgeworfen. Das Absterben des Blattes an sich kann also nicht als allgemeine Ursache des Laubfalles angesehen werden. 4. So einfach sich der Laubfall, vom biologischen Standpunkte?) aus betrachtet, gestaltet, indem er in erster Linie zur günstigen Be- leuchtung der zurückbleibenden Blätter beiträgt oder die Sprossen- entwicklung aus den Knospen der entlaubten Holzgewächse durch reiche Lichtzufuhr begünstigt, so ausserordentlich verschieden und mannigfaltig sind jene äusseren Verhältnisse und inneren (erblich festgehaltenen) Zustände, welche zur Entlaubung führen. In ausführ- licher Weise habe ich schon in meiner Abhandlung aus dem Jahre 1871 auseinandergesetzt, welehen überaus starken Einfluss die Herab- setzung oder die Unterdrückung der Transpiration auf das Zustande- kommen des Laubfalls ausübt. Um aber weiter zu zeigen, wie : s "€ Mose (1905) p. 64 ff, p. 316 ff. -— p. 501 ff. Bd. XXIII (1905) E 19 1. ünd p. 1 2) > Ausführungen hie: die le REET der Entlaubung s.l e. Bd XXIII (1905) p. 172. Ber: der deutschen bot, Gesellsch. xxi. : 5 3 Na J. WIESNER: ausserordentlieh verschieden die Ursachen des Laubfalls sind, habe ich später!) einige charakteristische Typen, wie den Sommerlaub- fall, den Hitzelaubfall, den Frostlaubfall und den Treiblaub- fall beschrieben, habe gezeigt, wie der Tod des Blattes, die Ver- letzung des Blattes oder des tragenden Stammes, wie Bodentrocken- heit und rasch darauf folgende Wasserzufuhr zum Boden oder zum Laube, wie Lichtschwächung oder Verdunkelung, wie in bestimmten Fällen die ungeeignete Intensität des diffusen Lichtes (Sommer- laubfall), in dem anderen zu starke Sonnenstrahlung bei ver- minderter Wärmeausstrahlung und grosser Bodentrockenheit (Hitze- . laubfall) usw. usw. die Entlaubung herbeiführten. — All diesen Einflüssen gegenüber verhält sich die einzelne : Pflanzenform höchst verschieden. Was für die eine Pflanze Geltung hat, muss nicht für jede andere gelten. Robinia entblättert sich im absolut feuchten Raum und im Finstern ausserordentlich rasch, der Lorbeer selbst nach Wochen nieht. Zahllose Holzgewüchse werfen die absterbenden Blätter ab, der Strauch Eupatorium adenophorum nicht einmal die längst abgestorbenen. Und alle jene Gewächse, welehe wir als immergrün zusammenfassen, reagieren sehr wenig oder fast nicht auf all die mannigfaltigen, zur Ablösung des Laubes führenden äusseren Einwirkungen, und erst das Treiben der Knospen - führt hier zur organischen Abtrennung der Blätter. So kommt jene wichtige Erscheinung zustande, welche ich als Treiblaubfall be- schrieben habe. Auch auf zahlreiche Übergänge des Laubfalls sommergrüner und wintergrüner Holzgewächse habe ich noch - gewiesen. — Und nun komme ich zu der schon im Titel dieser Schrift ge- 1 nannten Abhandlung des Herrn Professors DINGLER über Laubfall. Den Hauptinhalt (p. 464—472) bilden sehr genau und eingehend be- schriebene vergleichende Versuche über die Belaubung und den Blattfall von Holzgewächsen, die (bezüglich jeder einzelnen Baum- - art) einerseits im geschneidelten oder geköpften, andererseits im normalen Zustande beobachtet wurden. Es ergab sich, dass die operierten Bäume sich später belaubten und später entlaubten als die normalen. Die Versuche bestätigten auch die mehrfach schon fest- gestellte Tatsache, dass die über das normale Mass hinaus gut ge- nährten, an Sprossen geköpfter Bäume zur Entwicklung gekommenen | Blätter sieh durch grosse Vitalität auszeichnen. Mit Rücksicht auf die oben angedeutete ausserordentlich mannigfaltige und verschieden- artige Verursachung und Komplikation der Erscheinung des Laub- falls müssen diese Versuche des Herrn Professors DINGLER gewiss - willkommen geheissen werden. Wenn dieselben auch einiges zur 1) Diese Berichte 1904 und 1905 (oben bereits zitiert). Zur Laubfallfrage. E Klärung des so schwierigen Laubfallproblems beizutragen geeignet erscheinen, so rechtfertigen die Resultate dieser Versuche aber doch nicht die gegen mich gerichteten Angriffe. Herr Professor DINGLER hat mit diesen Angriffen auch nicht gespart; denn abgesehen von den eigenen Versuchsergebnissen und einer sehr eingeschränkten Interpretation derselben enthält sein Aufsatz fast nur eine Polemik gegen meine den Laubfall betreffenden Untersuchungen. Welche Berechtigung diese gegen mich geführte, von mir nicht im geringsten provozierte Polemik besitzt, wird aus den folgenden Auseinander- setzungen hervorgehen. Schon der Satz, mit welchem Herr Professor DINGLER seine Abhandlung beginnt, enthält eine Unrichtigkeit. Er sagt, ich betrachte die herabgesetzte oder unterdrückte Transpiration der Holzgewächse als Hauptgrund des „Blattsterbens“, Ich aber spreche in der angezogenen Abhandlung nicht vom Absterben der Blätter, sondern vom herbstlichen Laubfall. Die Blätter aber fallen, wie ich zeigte — auch im Herbste — lebend, absterbend oder tot ab. Im zweiten Satze wird gesagt, dass seine Versuche mit ge- schneidelten Pyramidenpappeln die Unrichtigkeit meiner Anschauung, dass der herbstliche Laubfall vor allem auf eine Herabsetzung der Transpiration zu stellen sei, dargetan haben. Nun habe ich mit, Populus fastigiata nicht experimentiert, weiss also nicht, ob dieser Baum sich — um auf die obigen typischen Beispiele zu reflektieren — bezüglich des Zustandekommens des Laubfalls so wie Robinia oder wie Laurus oder — was ja von vornherein wahrscheinlich ist — intermediär verhält. Wie aus meinen oben mitgeteilten Forschungs- ergebnissen hervorgeht, ist wohl einzusehen, dass man aus dem Ver- halten einer Baumart keinen Schluss auf die Ursachen des Laub- falls im allgemeinen machen kann. Eine Erklärung über die Ur- sachen des Laubfalls gibt Herr Professor DINGLER in seiner Ab- handlung aus dem Jahre 1902 nicht, nur meint er (S. 203), „dass in unserer kurzen mitteleuropäischen Vegetationsperiode das Laub mancher, vielleicht der meisten unserer sommergrünen Hölzer seine physiologische Altersgrenze nicht erreicht und somit die sichtbare Periodizitàt, wenigstens im herbstliehen Laubfalle, nur durch gewisse üussere Verhültnisse bedingt werde*. Damit hat er sich meinem Standpunkte genühert, und insofern kann wohl kein Wider- spruch zwischen uns bestehen. Auf die „äusseren Verhältnisse“, welehe den herbstliehen Laubfall bedingen, ging er damals dicht experimentell ein. Herr Prof. DINGLER sagt ferner, ich hätte meinen irrtümlichen Standpunkt über die Ursache des herbstlichen Laubfalls noch in meiner Biologie (1902) beibehalten. Dieser angebliche Irrtum soll 1. c. 8. 97 stehen. Dort ist aber von Laubfall nicht die Rede, wohl aber 9* 36 J. WIESNER: ee S. 84—89, wo indes neben der nach meiner Ansicht sehr wichtigen Herabsetzung der Transpiration, zumal rücksichtlich der stark transpirierenden Gewächse, doch noch andere Ursachen des Laubfalles | angeführt werden und ausdrücklich gesagt ist, dass sich die perio- dische Ablösung der Blätter nieht einfach immer auf eine und dieselbe | Ursache zurückführen lasse, sondern sich als eine Anpassung an die gegebenen. Vegetationsbedingungen darstelle. E Wenn ich anfänglich (1871) die Bedeutung der Herabsetzung oder Aufhebung der Transpiration bei dem Zustandekommen des Laubfalls überschätzt haben sollte, so liegt in meinen späteren Arbeiten die Korrektur. Das ist ja das Schicksal aller biologischen Forschung, dass man erst nach und nach, begünstigt durch die all- = gemeinen Fortschritte, zu tieferen Einsichten gelangt; bei der Kom- | | plixierifidit der Lebensvorgänge ist es ja kaum anders möglich. 4 Herr Professor DINGLER hält meine Auffassung, dass die Herab- —— setzung der Transpiration in hohem Grade auf die Entlaubung der Holsgewüehsb, zumal beim Herbstlaubfall, einwirkt, für unrichtig, ohne indes selbst nach dieser Richtung einen Versuch zu machen. und überhaupt sieh darüber zu äussern, inwieweit die Herabsetzung der Transpiration, die Verringerung der Assimilation usw. auf den Laubfall einwirken, oder ob diese und andere der oben genannten — Faktoren auf den Laubfall Einfluss nehmen. — E! Ich will hier nur auf den so wichtigen Faktor bei der Ent- - laubung, auf die Herabsetzung der Transpiration, eingehen, von welchem Herr Professor DINGLER zu meinen scheint, dass er auf das genannte Phänomen gar nicht einwirke. Es gibt kein rascher zum Ziel führendes Mittel, um die Ent- laubung eines Holzgewächses durch Herabsetzung der Transpiration i darzulegen, als belaubte Zweige in den absolut feuchten Raum zu - bringen. Je mehr der Baum durch Herabsetzung der Transpiradiull der Bütlaubung verfällt, um so rascher entblüttern sich im absolut feuchten Raume die abgeschnittenen Zweige. Ich habe über die Raschheit des Zustandekommens dieser Reaktion zahlreiche Versuche gemacht und zum grössten Teil (schon 1871) veröffentlicht, welche das schon früher angeführte Resultat ergaben, dass die Herab- setzung (oder Aufhebung) der Transpiration die Ablösung des Laubes desto mehr begünstigt, je stärker die gewohnheits- mässige Transpiration der betreffenden Gewächse ist. Die relativ rasche Ablösung der Blätter abgeschnittener Sprossb im absolut feuchten Raum hat mich veranlasst, dieser Erscheinung auf den Grund zu kommen. Die in meiner Arbeit aus dem Jahre : 1871 mitgeteilten Experimente haben mich seinerzeit befriedigt. Aber | in den letzten Jahren, in welchen ich mich wieder intensiver mit | dem toss des Laubfalles bescháftigte, bin ieh doch wieder auf. PAN TIRE NETT. j 4 b à i Zur Laubfallfrage. 37 die Sache zurückgekommen. Ich legte mir die Frage vor, ob nicht. die während der Versuche im absolut feuchten Raume sich an- sammelnde Kohlensäuremenge bezw. die Verminderung des Sauerstoffes der abgeschlossenen Gasmenge den Laubfall begünstige. Ich habe diese Frage durch einen der Eleven des Pflanzenphysiologischen In- stitutes, Herrn Dr. J. FURLANI, im abgelaufenen Studienjahr studieren lassen. Die Resultate seiner Arbeit werden bald veröffentlicht werden. Das Hauptresultat der Untersuchungen des Herrn Dr. J. FURLANI lautet dahin, dass weder die Vermehrung der Kohlensäure, noch die Verminderung der Sauerstoffmenge, welche sich bei den Versuchen im absolut feuchten Raume einstellt, die Entlaubung begünstigt, vielmehr sowohl die vermehrte Kohlensäuremenge, als die verminderte Sauerstoffmenge, soweit dieselbe bei den Ent- laubungsversuchen im absolut feuchten Raume in Erscheinung treten, die Entlaubung verzögert. Es ist wohl: gewiss, dass die Ent- laubung der abgeschnittenen Sprosse im absolut feuchten Raume auf die Herabsetzung bezw. Ausschliessung der Transpiration zu stellen ist. Indes habe ich ja auch zahlreiche Versuche mit ganzen Pflanzen gemacht, welche meine Schlussfolgerungen rechtfertigen, dass Herab- setzung der Transpiration den Laubfall befördert. Natürlich nicht im gleichen Masse bei allen Holzgewächsen, sondern, wie ich oben schon gesagt habe (und schon 1871 zeigte), in desto höherem Grade, je stärker das betreffende Gewächs gewohnheits- mässig transpiriert Im weiteren Verlaufe seiner Auseinandersetzungen sagt Herr Prof. DINGLER, dass er sich auch meinen (1904--1905) veröffent- liehten Auffassungen nicht anschliessen könne und dass er auch meine neuen Erklärungen über Wesen und Zustandekommen des Laubfalles, „wenigstens für den grössten Teil unserer einheimischen sommergrünen Laubhölzer, für mehr oder weniger unrichtig“ halte (S. 464). Dieser Tadel wird ausgesprochen ohne sachliche Moti- vierung, ja selbst ohne entsprechenden Hinweis auf meine Arbeiten. Es wird nur von „verschiedenen meiner (neueren) Publikationen“ gesprochen, und nur gelegentlich eines neuen Tadels die letzte der oben angeführten fünf Abhandlungen genannt. Wenn er mir selbst zum Vorwurf macht, ich hätte seine Abhandlung aus dem Jahre 1902 nicht berücksichtigt, so muss ich erwähnen, dass ich in den fünf zu- letzt genannten Arbeiten gar nicht Gelegenheit hatte, auf seine Schrift zu reflektieren, da meine Untersuchungen mit den seinen sich in keinem wesentlichen Punkte berührten. Meine Ansichten über die biologische Bedeutung des Laubfalles habe ich oben ausgesprochen. Die dnsärdrdentliche Begünstigung der Laubentwicklung durch direkte Bestrahlung habe ich eingehend studiert und in einer besonderen Abhandlung, die auch schon durch 38 J. WIESNER: Zur Laubfallfrage. mehrfache Referate bekannt gemacht wurde, geschildert'), übrigens für die Laubfallfrage genügend ausführlich in meiner letzten Mit- teilung über diesen Gegenstand?) vorgebracht. Diese meine Aufstellung versucht Herr Prof. DINGLER mit ein paar flüchtigen Worten abzutun. Die stärkere Bestrahlung der Knospen komme nach seiner Ansicht auch ohne Laubfall zustande, da „auch bei sommergrünen Bäumen die wirklich sich entwickelnden Knospen an den äussersten und letzten Jahrestrieben sitzen“. Ich | habe aber oft genug hervorgehoben, dass wohl bei den immer- - grünen Gewächsen die Laubknospen wegen ihres grossen Licht- bedürfnisses in der Peripherie der Krone liegen müssen, auch bei den | sommergünen Holzgewüchsen weit mehr oder weniger tief auch ent- fernt von der Peripherie der Krone zur Entwicklung gelangen, was aber - nur infolge der Entlaubung möglich ist). Schon die relativ starke Verzweigung der sommergrünen Hölzer deutet darauf hin, wie weit . entfernt oft von der Peripherie der Krone bei diesen Gewächseh die Laubentwicklung stattfindet. Freilich, wie überhaupt ein Übergang 4 von wintergrünen zu sommergrünen Gewächsen besteht, so äussert sich derselbe auch in der hier angedeuteten Anordnung der Laub- knospen. Und was stellt Herr Prof. DINGLER dieser meiner biologischen Deutung des Laubfalles entgegen? Er sagt (S. 474): „Ein bio- logischer Hauptvorteil des herbstlichen Laubfalles ist aber wohl schon - neben den Vorteilen, die WIESNER anführt, der, die Bäume vor den Winterstürmen und vor allem vor dem verderblichen Schnee- druck zu sichern. Nach meiner Ansicht ist das viel wichtiger, als. die von WIESNER als am wichtigsten angesehene Bestrahlung der Knospen mit parallelem Lichte.“ Und weiter: „Was nützt den Knospen die Bestrahlung, wenn sie vom Boden aus kein Wasser zu- o? geführt bekommen.“ Wenn ich aber an jene Bäume denke, welche häufig den Winter über ihr totes trockenes Laub behalten (Weiss-- buchen, Eichen usw.), das im Frühling durch das „Treiben“ der Sprosse beseitigt wird, wie ich experimentell nachgewiesen habe, und wenn ich weiter bedenke, wie reich die Wasseransammlung im Boden während des Winters sich gestaltet, auch an die Wärmeverhältnisse des Bodens, welche selbst im Winter ein Weiterwachsen der Wurzeln. ermöglichen, endlich die zahlreichen Tatsachen, welche rücksichtlich der Laubentwicklung meine photometrischen Untersuchungen ergaben, . 1) Photometrische Untersuchungen auf pflanzenphysiologischem Gebiete. IV. Uber den Einfluss des Sonnen- und des diffusen Tageslichtes auf die Laub- entwicklung sommergrüner Gewächse. Berichte der Wiener Akademie der Wissen schaften, Bd. 113 (1904). 2) Die biologische Bedeutung des Laubfalles. Diese Berichte 1905, S. 172ff. E 3) Siehe z. B. meine Biológie- II. Aufl., HILDEBRAND: Ersatzbildung an einem Keimling von Cyclamen Miliarakisii, 39 in Anschlag bringe, so kann ich von meiner Auffassung über die bio- logische Bedeutung des Laubfalles nicht abgehen. Eine sekundäre Bedeutung will ich dem durch die Entlaubung herbeigeführten Schutz der entlaubten Bäume gegen Windgefahr und Schneedruck gern ein- räumen. Auch ist ja Prof. DINGLER's Bemerkung ganz zutreffend, dass die herbstliche Entlaubung die Bodenerwürmung durch direkte Einwirkung der Sonnenstrahlen begünstige, wodurch die im Frühling stattfindende Belaubung, je nach Baumart und Standort, mehr oder weniger befórdert wird. 7. Friedrich Hildebrand: Über eine eigentümliche Ersatz- bildung an einem Keimling von Cyclamen Miliarakisii und einem anderen von Cyclamen creticum. Mit einem Holzschnitt. Eingegangen am 24. Januar 1906. Schon in meiner Oyclamenmonographie habe ich S. 95 kurz und beiläufig angegeben, dass bei Keimlingen von Cyclamen africanum und persicum dann, wenn frühzeitig beim Keimen den Sämlingen die Spreite des So on abgebrochen wurde, sich an dem stehen- gebliebenen Stiele Ersatzspreiten bildeten. — Regeneration habe ich diese Erscheinung mit Absicht nicht genannt, denn im wahren Sinne des Wortes liegt keine solche vor. 5) Im Ansehluss an meine Angaben ist dann HANS WINKLER?) auf diesen Gegenstand, von welchem er sagt, dass er im Pflanzenreich völlig vereinzelt dastehe, näher eingegangen und hat durch zahlreiche, mit vielen Cyclamenarten angestellte Experimente, von denen er eine genauere Darstellung versprach, die Kenntnis dieser merkwürdigen Erscheinung sehr erweitert. Ferner hat auch GOEBEL *) betreffende Experimente mit Cyclamen persicum angestellt und gezeigt, dass nach Entfernung der Kotyledonarspreite hier in sehr verschiedener Weise 1) Vergl NEMEC: Studien über die Regeneration. 2) Berichte der Deutschen Bot. Ges . 81. 3) Biologisches Zentralblatt 1902, s. 435. 40 FRIEDRICH HILDEBRAND: an dem Stiele des Kotyledon neue Blüttchen auftreten, von welcher Erscheinung er in den Figuren 10—15 Abbildungen gibt. Kürzlich habe ich nun an einem Keimling von Cyclamen Miliara- kisii — man kann diese Pflanze als eine besondere Spezies oder nur als eine Varietät von Cyclamen graecum betrachten — dessen Kotyle- donarspreite beim Keimen in der harten Samenschale stecken geblieben und bei dem Versuch, sie zu entfernen, abgebrochen war, eine Ersatz- bildung beobachtet, welche die schon bekannten — etwa den von GOEBEL in Fig. 12 l. e. S. 437 abgebildeten Fall ausgenommen — bei weitem an Merkwürdigkeit übertrifft, und in dieser Weise wohl sehwerlieh schon beobachtet worden ist, oder sich durch ab- sichtliches Entfernen der Kotyledonarspreite leicht wird hervorrufen lassen. Ein Bliek auf die beifolgenden, in etwa vierfacher Vergrósserung gezeichneten Figuren 1 und 2 zeigt sogleich diese eigentümliche Bildung. Es sind hier unterhalb derjenigen Stelle, wo die Spreite des Kotyledon vom Stiele desselben abgebrochen worden war, an diesem vier gestielte Blättehen hervorgetreten, an jeder Seite des- selben zwei. Diese Blättchen haben vollständig die Gestalt der Spreite des auf den Kotyledon folgenden ersten Blattes, welches in der Figur 1 rechts dargestellt ist, sind aber bedeutend kleiner als diese; die Spreite des ersten Blattes hat eine Breite von 8 mm, während die verschieden grossen Spreiten dieser vier Blättchen nur . einen Durchmesser von 2—3 mm zeigen, wobei die Gesamtfläche dieser vier kleinen Spreiten die der Spreite des ersten Blattes un- gefähr erreicht, wie man aus der in Fig. 2 von obenher gegebenen Ansicht erkennen kann. Von diesen Blättchen ist das eine, das grösste, in der Figur 1 nach hinten liegende, vollständig regelmässig gebildet, während bei den anderen drei kleinen, die beiden von ; : ihrem Mittelnerv rechts und links liegenden Teile nicht gleich gross — sind. Diese vier kleinen Spreiten haben sich nun so gestellt, dass - ihre Flächen, um möglichst viel dem Licht ausgesetzt zu sein, ziemlich horizontal liegen, und man, wenn man das Pflänzchen von obenher betrachtet, die Ansicht hat, wie sie versucht worden ist in Fig. 2 anzudeuten, wo aber die Perspektive des Kotyledonarstieles, aus welchem die vier kleinen gestielten Blättchen entspringen, schwer darzustellen war: die Stelle links, wo die ursprüngliche Kotyledonar- - spreite abgebrochen ist, muss höherliegend gedacht werden, als das rechts tieferliegende Ende des Kotyledonarstiels. 3 ehr abweichend von allen bis dahin an Cyclamenkeimlingen ; beobachteten Ersatzbildungen ist hier nicht nur dieses, dass sich vier kleine Blattspreiten gebildet haben, sondern dass diese mit ziemlich langen Stielen versehen sind. Diese Ausbildung von Stielen hängt offenbar damit zusammen, dass sich hier die vier kleinen Blattspreite E 1 1 liigentümliche Ersatzbildung an einem Keimling von Cyclamen Miliarakisii. 41 dicht nebeneinander an dem Kotyledonarstiel gebildet haben. Wenn diese Spreiten ungestielt würen, so würden dieselben sich unterein- ander zum Teil decken, und in dieser Weise würden die ohnehin sehr kleinen Blüttchen noch weniger Fläche dem Licht aussetzen, was hier nun durch die Stiele vermieden ist. Dieses Verhältnis ist nun namentlich insofern von Wichtigkeit, als es auffallend zeigt, wie durch Wechselbeziehungen die Pflanzenorgane sich so oder so ausbilden und zwar in einer Weise, dass diese Bildungen den Pflanzen von möglichst grossem Nutzen sind. Einen Fall von Ersatzbildung ganz anderer Natur zeigte mir in diesem Winter eine Keimpflanze von Cyclamen creticum, einer Art, welehe ieh durch Herrn Professor MILIARAKIS erhielt, und der ich, da sie auf Creta wächst, den Namen hiernach gegeben habe.*) An diesem in Fig. 3 vergrössert dargestellten Keimling, welcher zwischen den anderen, im vorigen Herbst zugleich mit ihm auf- gegangenen wuchs, fanden sich nämlich, dem Zentrum des Knöllchens aufsitzend, drei langgestielte Blättchen, welche mich auf den Ge- danken brachten, dass auch hier ein Fall von Ersatzbildung am 1) Beihefte zum Bot. Centralblatt 1906. Abt. IL. S. 367. , p 42 HILDEBRAND: Ersatzbildung an einem Keimling von Cyclamen Miliarakisii. Y Kotyledonarstiel vorliege. Dies bestätige sich aber nicht bei näherer : Untersuchung. : Die drei Blättehen hatten in ihren verkehrt herzförmigen Spreiten | etwa nur den dritten Teil der Grösse der Kotyledonarspreite von Cyclamen creticum. Fig. 4. Ihr Stiel war ungefähr nur halb so lang | wie dort, und die Spreite hatte nur eine Breite von 4 mm bei 3,6 mm ! Länge. Am Rande waren diese Spreiten schon mit schwachen Vor- - sprüngen versehen, wie solche stärker an den Blattspreiten der er- : wachsenen Pflanzen auftreten, und an der Spitze zeigten sie nicht, | wie dies die Kotyledonarspreite, Fig. 4, tut, eine schwache Ein- : kerbung, sondern vielmehr eine kleine Stachelspitze. Während die | Oberseite des Kotyledons bei Cyclamen ereticum gleichmüssig dunkel- - grün ist, war sie bei diesen Blättchen auf dunkelgrünem Grunde 1 mit schwacher Silbermarmorierung — in der Fig. 3 nieht dargestellt — versehen, welehe bei den Blüttern der erwachsenen Pflanze mehr | oder weniger stark ausgeprägt ist. Kurz, diese Blättchen zeigten | i sich wie Übergangsstufen zu den späteren Laubblättern, und waren es auch wirklich, wie die nähere Untersuchung des Pflänzchens ergab. | Bei dieser zeigte sich nämlich, dass der Kotyledonarstiel fast bis 4 zu seinem Grunde abgebrochen war, und dass sich nun an der Achse . des Pflänzchens dicht hinter dem Kotyledon, fast gleichzeitig und im : Wirtel stehend, drei Blätter gebildet hatten, welche nun natürlich - nieht die Form und Farbe der Kotyledonarspreite haben konnten, - sondern in diesen Spreiten zu denen der erwachsenen Pflanze über- leiteten. Bekanntlich bildet sich bei Cyelamenkeimlingen, wenn der Kotyledonarstiel bis zu seinem Grund entfernt worden ist, als Ersatz für den Kotyledon sogleich das erste Laubblatt der Pflanze aus, welchem dann aber erst nach langer Zeit, bei einigen Arten - erst in der nüchsten Vegetationsperiode, das zweite folgt. 3 Besonders interessant war es, dass die besprochenen drei Blüttchen, | wie schon erwähnt, gleichzeitig und auf gleicher Höhe aus dem Gipfel des Knöllehens hervorgetreten waren, und nicht in langen Zwischenräumen, wie dies wohl sonst bei anderen Cyclamenarten der Fall ist, mag ihnen die Kotyledonarspreite genommen sein oder | nicht. Hierdurch hatte das Pflänzehen alsbald einen Ersatz für die verlorene Spreite des Kotyledon erhalten, aber auf einem ganz an- deren Wege, als dies im Obigen mit dem von Cyclamen Miliarakisii beschrieben wurde. Interessant ist dieser Fall deswegen, weil er, mit dem von. Cyclamen Miliarakisii zusammengehalten, zeigt, wie bei Verlust einer Kotyledonarspreite dieser Verlust in sehr vorsehiedener Weise er- setzt wurde: bei Qyelamen Miliarakisii durch Bildung von vier neuen Kotyledonarspreiten am Kotyledonarstiel, hier, bei Cyclamen ereticum, durch fast gleichzeitige Bildung von drei kleinen Laubblättern an P. SORAUER: Die mechanischen Wirkungen des Frostes. 43 der Achse des Pflänzchens. In beiden Fällen erreichten die vier resp. drei neugebildeten Blattspreiten ungefähr den Flächeninhalt der verlorenen einzelnen Kotyledonarspreite und schufen in dieser Weise einen Ersatz für diesen Verlust, indem sie an deren Stelle zur Assi- milation dienten. Schliesslich will ich noch bemerken, dass ich bei meinen mehr- fachen Kulturen der verschiedensten Cyelamenarten manchmal be- obachtet habe, dass die Keimlinge scheinbar zwei Kotyledonen hatten. Aller Wahrscheinlichkeit naeh waren aber diese Fälle dadurch hervorgebracht, dass nach Verletzung des Kotyledonarstiels sich nun zwei erste Laubblätter — ähnlich wie bei dem beschriebenen Keim- ling von Cyclamen creticum deren drei — ausgebildet hatten. Da ich der Sache keinen besonders grossen Wert beilegte, habe ich aber den wahren Tatbestand nicht festgestellt. 8. P. Sorauer: Die mechanischen Wirkungen des Frostes. Mit Tafel II. Eingegangen am 24. Januar 1906. In Fig. 1 ist der Querschnitt eines noch sehr jungen Eichen- zweiges dargestellt, der am 19./20. Mai 1904 durch Spätfrost be- schädigt wurde, aber nachträglich sich weiterentwickelt hatte und Mitte Juni zur Untersuchung abgeschnitten worden war. Man erkennt einen unregelmässig fünfseitigen Markkörper (m), umgeben von einem noch schmalen, einseitig stärker ausgebildeten Holzringe (4). Dieser Holzring schliesst aber nach aussen hin nicht mit einer regelmässig gebauten Cambialzone ab, sondern geht plötzlich in ein lockeres, weitzelliges Parenchymholz über (pA), das nach der Rinde hin derbwandigere, dem normalen Prosenchym sich nühernde Elemente aufweist. Dass dieser Gürtel von Lockerungs- gewebe wirklich zum Holze gehört, beweisen die in demselben zerstreuten kurzen Gefässzellen (g), die im Bau ihrer Ver- diekungsschichten denen der normalen Gefässe ähnlich sehen oder gleichen. Der Befund zeigt, dass nach der Frostwirkung die Cambialzone an Stelle des normalen Holzes ein dünnwandiges, grosszelliges, äusserst lockeres Holz aufgebaut hat, das erst nach mehreren Wochen allmählich zum normalen Holzbau zurückzukehren beginnt. Dieses 44 P. SORAUER: Lockerungsgewebe ist bereits mehrfach beschrieben worden und bedarf daher keiner ausführlichen Darstellung.) Die Erscheinung berührt auch das Gebiet der „falschen Jahresringe* und Doppel- ringe, über welche ebenfalls eingehende Arbeiten vorliegen?), und findet eine Ergänzung in meinen Beobachtungen über Fächerung des Jahresringes bei den Krebsgesehwülsten.") Genau dieselben Vor- kommnisse, die hier bei dem Holz der Eiche vorgeführt werden, behandelt die neueste Studie von PETERSEN bei der Buche.*) Im vorliegenden Querschnitt erscheint der Bastring (5) wenig irritiert; nur der Inhalt der jugendlichen Bastzellen erweist sich häufig gebräunt, entsprechend der Ausfüllung einzelner Gefässe des Holzringes mit rotgelber, gummiühnlieher Substanz. Das Rinden- parenchym besitzt einzelne gebräunte Zellgruppen. Die Aussen- schicht der Rinde zeigt keine besonderen Verfärbungserscheinungen, wohl aber ist dies bei der Markkrone der Fall, die gänzlich gebräunt erscheint. Diese Bräunung lässt in dem Masse nach, als die Schnitte sich der härteren, gesunderen Zweigbasis nähern. Ebenso lassen die Verschiebungen der Cambiumzone (c), die auf der stark gelockerten Zweigseite äusserst gross sind, allmählich nach. Bei den zahlreichen Gewebezerklüftungen macht sich ein Unter- schied in der Richtung der entstandenen Lücken bemerkbar. Inner- - halb des Markkörpers ist die grösste Ausdehnung der Lücken in der Richtung des Radius zu finden, und man erkennt, dass dies mit der eigenartigen strahligen Ausbildung des Markes zusammenhängt. Dasselbe zeigt sich fünfeckig ausgebuchtet, und diese Ausbuchtungen kommen dadurch zustande, dass die den Holzring zusammensetzenden Gefässbündel bald mehr, bald minder nach aussen treten. Es sind . dies die Bündel, welche in die nächst höheren Blätter übergehen; . dieselben sind, wie bei allen Zweigen, schon um so weiter nach | der Rinde vorgeschoben, je näher das Blatt liegt, zu dem sie ge- - "hören. In der Zeichnung erweist sich der nach oben gerichtete Teil : n Holzringes am weitesten ausgebuchtet, weil hier das nächste 1) R. HARTIG, Lehrbuch der Pflanzenkrankheiten. III. Aufl. 1900. S. 214, ufl 220. — R. HARTIG, Innere Frostspalten. Forstl. naturwissenschaftl. Zeitschr. 1896, _ S. 483. Prov. Brandenb. 1879. — RAT , Waldverderbnis I. S. 160, 234. II. 154, ARTIG, R, ae. aii "Felge von Spätfrösten. Forstl. naturwiss. Zeitschr. 1895. 8.1—8. — KÜSTER, E, eerte d Pflanzenanatomie. Jena. 1909. O9 u. A. Hier auch die betreffende Lire 9 SORAUER, P., Handbuch der A DU IL Aufl. 1. Th. S. 399, E Taf. 1V. O. G., Natterfrostens virkning paa Bogens ved. Sep. Det Ó 1904. » 4) forstlige a i 2) L. KNY, Über die ee des Jahresringes. Sep. Verh. Bot. Ver. E Nera Ke TEMPE MC fup rase E e MEL ae cA. nm AM UR EIN ANE CIA E E MET rn Om MSS DE EEE CREE NE TCI S Die mechanischen Wirkungen des Frostes. 45 Blatt liegt, und die Markscheibe geht bereits in einer breiten Brücke (mb) nach aussen. Von da ab schwächen sich von rechts nach links, der Blattstellung gemäss, die Ausbuchtungen ab, und die Fächerung des Holeringés erfolgt schliesslich nur noch durch ge- wöhnliche Markstrahlen. Die hier meist durch Zerreissung des Gewebes entstandenen Lücken entsprechen nun in ihrer Weite und Grösse den Markaus- buchtungen: je breiter dieselben sind, desto stärker wird die radiale Zerklüftung. Im Gegensatz hierzu finden sieh die Lücken (/) in der Rinde tangential gestreckt. Sie entstehen teils dureh Abheben der collenehymatischen Schichten von dem chlorophyllreichen Rinden- parenchym, teilweise aber auch durch Zerreissung einzelner Paren- chymzellen. Bemerkenswert ist, dass sowohl die Lückenbildung in der Rinde als auch die Entwicklung des Lockerungsgewebes (ph und lg) mit seinen ziekzackartigen, braunen Streifen verquollener Mem- branen (z) auf derjenigen Zweigseite, welche die für die nächst- liegenden Blätter bestimmten Gefässbündel enthält, stärker sind, als auf der Gegenseite. Nunmehr erklärt sich auch der Umstand, dass man bei der Untersuchung frostbeschädigter Zweige eine Seite in der Regel stärker verletzt findet, als die entgegengesetzte. Der nächstliegende Schluss, dass der Frost einseitig stärker gewesen, ist nicht immer zutreffend. Denn, wenn man eine Anzahl übereinander- stehender Internodien untersucht, wird man sich überzeugen, dass bald die eine, bald die andere Seite desselben Zweiges stärkere Frostbeschüdigungen aufweist, je nach der Stellung der Knospe, der zunüchst der Sehnitt ausgeführt worden ist. Die in der Zeichnung zur Darstellung gebrachten Zerklüftungs- und Heilungsvorgünge sind, wie erwühnt, mit Ausnahme der Zick- zacklinien aus gequollenen Membranen bereits von anderen Be- Obachtern als Folgen von Frostwirkungen beschrieben worden. Indes stützte sich diese Ansicht eben nur auf die Tatsache, dass nach Frühjahrsfrósten an den beschüdigten Zweigen diese Gewebe- veränderungen aufgetreten sind. Daher erschien bisher der Ein- wurf berechtigt, dass möglicherweise auch andere Faktoren mit- gewirkt haben können. In Rücksicht auf die Frage, ob wir be- rechtigt sind, aus einem solchen im Freien uns entgegentretenden Befunde auf Frostbeschädigung bestimmt schliessen zu dürfen, er- schien es daher geboten, experimentell die geschilderten Merkmale hervorzurufen. Diese Versuche sind nun seit einigen Jahren aus- geführt worden. Die Methode war dieselbe wie sie bei dem Erfrieren des Getreides (Landwirtschaft. Jahrbücher 1903, Heft I) zur An- wendung gelangt war. Ein weiter Zylinder mit doppeltem Mantel, der die Kältemischung aufnahm, und entsprechend angebrachten Thermo- metern wurde über niedrige Pflanzen gestülpt oder bei grösseren 46 P. SORAUER: Bäumen an einem Galgen über einzelnen Zweigen in bestimmter Hóhe erhalten. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche werden in einer späteren - Arbeit ausführlicher mitgeteilt werden. Hier sei nur hervorgehoben, dass es tatsächlich gelungen ist, sämtliche oben beschriebenen Merk- male durch künstliche Frostwirkung zu erzeugen. Auch die Aus- - bildung des Loekerungsringes konnte in ihren Anfängen beobachtet werden, wobei zunächst die Markstrahlen und später das übrige cam- biale Gewebe sich beteiligten. Derartige Reproduktionserseheinungen : waren nur dann wahrzunehmen, wenn schwache Frosterade auf eine b o ganz jugendliche, noch krautartig weiche Achse einwirkten. Sobald der Zweig älter und der Holzring fester wurde, traten die Zer- - klüftungserscheinungen und Neubildungen von Geweben zurück, und nur die vielfachen Braunfärbungen des Zellinhalts und der ; Membranen deuteten die Frostwirkungen im Rinden- und Mark- . kórper an. Dagegen wurde nur an ausgewachsenen Organen und zwar an Blättern eine bisher unbekannt gebliebene Erscheinung beobachtet, nämlich ein Sehülferigwerden der Cuticulardecke durch mannigfaltige Risse. Dieser Umstand dürfte eine grössere Aufmerk- - samkeit beanspruchen, da sich vielleicht durch ihn das bekannte : Vorkommnis des verschiedenen Verhaltens einzelner Sorten derselben : Pflanzenspezies bestimmten Parasiten gegenüber erklären liesse. Ich erinnere an die Erfahrung, dass bei Veredlung mehrerer Sorten auf denselben Mutterstamm einzelne Äste, die von bestimmten Sorten gebildet werden, mit Fusicladium befallen sich erweisen, während andere Sorten derselben Baumkrone frei vom Pilze bleiben. on den in den letzten Jahren ausgeführten Versuchen sei nur : einer hier angeführt. In Fig. 2 ist die Mittelrippe eines Lindenblattes | dargestellt, welches dedurah gelitten hatte, dass man am 10. Mai 1904 eine im Kalthause überwinterte, mit weichen, frischen Trieben ver- - sehene Topflinde mit einzelnen Zweigen in den Schneemantel ein- - drückte, der sich auf dem Gefrierzylinder gebildet hatte. O bedeutet | die Blattoberseite, U die Unterseite, s Schleimzellen, 4 jüngstes Holz, b Bastzellen, e Epidermis, o Oxalatkristalle, 7, / und Į‘ Lücken im Gewebe durch Frostwirkung entstanden; bei /' hat sich das collen- - chymatische Deckgewebe der Rippenoberseite vom Parenchym, bei |" das dem Markkörper entsprechende Parenchym vom Holz- körper der Gefässbündel abgehoben; bei / ist das Collenehym mit. einer anhaftenden Parenchrulage vom übrigen Rindenparenehym ab- getrennt. Im Gefrierraum selbst waren - 8? C.; die äussere Lufttemperatur : betrug 4-11? C. Die Thermometerkugel, welche neben der Spitze des jungen Lindentriebes in den Schneemantel des Gefrierzylinders f 1 E : i 3 b : $ 3 P j : Die mechanischen Wirkungen des Frostes. 47 eingedrückt worden war, zeigte während der ganzen Versuchsdauer nicht unter 4-1? € Die Berührungszeit dauerte zwei Stunden, und man sah bei der Entfernung der Zweigchen vom Gefrierzylinder keinerlei Veränderungen an denselben. Ein Glasigwerden oder Erschlaffen der Blätter wurde zunächst nicht beobachtet; aber 12 Stunden später liessen einzelne der älteren Blätter oberseits einen matten, rauchgrauen Anflug er- kennen, ohne dass anscheinend die Turgeszenz gelitten hatte. Andere, etwas jüngere Blätter waren stellenweise am Rande oder einem grösseren Teil der Blattfläche schwarzbraun verfärbt, weich und schlaff. Hier erwies sich der Zellinhalt zu oftmals frei im Zentrum der Zelle be- legenen, klumpig geballten, leuchtend braun gefärbten, gleichartigen Massen zusammengezogen. Die Zellwandungen waren hell. Dort, wo das erschlaffte Gewebe in das grüne, turgeszente überging, zeigte sich nur die Blattoberseite leicht rauchgrau und mit fast metallischem Anfluge. Letzterer kam dadurch zustande, dass der Inhalt der Epi- dermiszellen gebräunt und geballt war, das darunter liegende, ‚stark turgeszente Mesophyll mit seinem normal frisch grünen Inhalt aber durch die Epidermis hindurchschimmerte und dieselbe be- deutend spannte. Ein ähnlicher Metallglanz der Blätter tritt bei ge- wissen Vergiftungserscheinungen durch Gasexhalation (Teer- und Asphaltdämpfe) auf lm anscheinend ganz gesund gebliebenen Mesophyllteile des Lindenblattes waren bei genauerer Durchsicht auch Schädigungsspuren erkennbar.. In einzelnen Zellgruppen war der Inhalt zu blaugrünen, tropfigen Massen zusammengezogen, wie man sie im Winter bei vielen winterharten Blättern (z. B. Rhododendron) findet. In den feinen Nervenendigungen fanden sich gebräunte Spiralgefässe. ie mechanischen Wirkurigen des Frostes (s. Fig. 2) machten sich teils in den Gefässbündeln selbst, teils aber, und zwar haupt- sächlich in deren nächster Umgebung bemerkbar. An allen irgendwie verfärbten Stellen — auch da, wo nur der Inhalt der Epidermiszellen gebräunt war — hatte sich unterseits die Epidermis zu beiden Seiten einer jeden stärkeren Rippe abgehoben, so dass jedes Gefässbündel von zwei Höhlungen der Länge nach begleitet erschien. Bei dem Abheben der Epidermis war keinerlei Zerreissung der Membranen bemerkbar, sondern nur ein Auseinanderweichen der Zellen. Diese Vorgänge sind bereits in einer früheren Arbeit") beschrieben und neuerdings von SOLEREDER 7?) bestätigt worden. 1) SORAUER, Frostblasen an Blättern. Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten 1902, S. 44, mit Abbildungen 2) SOLEREDER, Über Frostblasen und Frostflecken an Blättern. Zentralblatt für Bakteriologie usw. II. Bd. XII. 1904. Nr. 6/8. 48 P. SORAUER: In Rücksieht darauf, dass diese Abhebungerscheinungen in den erwühnten Arbeiten bereits besprochen und abgebildet worden sind, ist in Fig. 2 hier eine Anzahl anderer Gewebezerklüftungen vorgeführt worden. Bei / ist eine Lückenbildung dadurch entstanden, dass sich der collenchymatische Aussenrand der Blattmittelrippe auf der Unterseite vom Rindenparenehym abgehoben hat. Bei /' hat sich die eollenehymatische Decklage der Rippenoberseite vom darunter- liegenden chlorophylllosen Parenehym getrennt und bei Į” ist die Parenchymscheibe vom Holzkörper der Gefässbündel abgesprengt worden. Überblieken wir die hier von der Linde und Eiche dargestellten und betreffs der Frostblasen zitierten Erscheinungen von "Gewebe- 1 zerklüftungen, erkennt man ein bestimmtes Prinzip. Wir bemerken nämlich, dass in der Mehrzahl der Fälle die Lückenbildung an den Grenzzonen zustande kommt, wo weiche, parenchymatische Gewebe neben derben prosenchymatischen oder collenchymatischen Gruppen liegen. Bei den Blättern offenbart sich dasselbe Prinzip durch das Abheben der meist durch verdickte Aussenwandungen derberen Ep dermis von dem Mesophyllkórper. Dieser Umstand, dass die Lückenbildung sich meist dort einstellt, wo dünnwandiges Gewebe an diekwandiges grenzt, erlangt nun dadurch eine Bedeutung, dass durch die hier nur in einzelnen Beispielen vor- ^ geführten Versuche diese Form der Frostzerklüftung als allgemeine” Rogi festgestellt werden konnte. Man kann also jetzt mit Bestimmtheit sagen, dass der Frost in seinen mechanischen Wirkungen überall gleichartig zum Ausdruck gelangt, indem er vorzugsweise dort die Gieda aukeinander weich lässt, wo derb- und dünnwandige Formen einander beeinflussen. Diese Beeinflussung wird in erster Linie bei der durch die Kälte erfolgenden Zusammenziehung der Gewebe sich geltend machen. Es wird ein parenchymatisches, wasserreiches Gewebe eine stärkere Zu- sammenziehung erfahren, als ein derber Holzkórper oder inhaltsarme . Collenehymlagen. Wenn wir diese Schlussfolgerung bei einem Achsen- kórperzur Anwendung bringen, so würden wir unter der Voraussetzung | einer gleichzeitig auf alle Gewebeformen gleich stark wirkenden Külte : erwarten dürfen, dass der Rindenkörper in seiner Gesamtheit sich - stärker zusammenzieht, als der Holzzylinder. Tatsächlich wird diese - Differenz aber verstärkt, weil, wenn die Kälte auf eine Achse wirkt, | sie langsam von aussen nach innen fortschreitet, also für längere beit die Rinde ‚schon erkältet ist, während der Holzzylinder noch | seine frühere Wärme und Ausdehnung besitzt. Die Differenz, welehe hier zwischen Holzzylinder und Rinden- | mantel hervorgehoben worden ist, muss notwendigerweise auch in den einzelnen konzentrischen Lagen derselben Gewebeform obwalten, : antenne EM T eto dE c e S S. 3 ; 1 memet Tt N 2 dad n RE EN seme M QM Die mechanischen Wirkungen des Frostes. 49 d.h. in dem Rindenkörper, z. B. werden die äusseren Lagen zuerst abgekühlt werden und sieh zusammenziehen, während die jüngeren, inneren noch in ihrer bisherigen PULCRA verbleiben. Somit kónnen wir jede Achse als ein System betrachten, das aus konzentrischen Ringen besteht, von denen die äusseren während der Frostwirkung bis zu einem bestimmten Grenzpunkte eine stärkere Zusammeuziehung erleiden, als die nächst inneren. Die Zusammenziehung erfolgt nun zwar sowohl radial als tan- gential, aber die tangentiale überwiegt bedeutend. Letztere wirkt, wenn man sich den bei Kälte schrumpfenden Rindengürtel in seiner (Gesamtheit vorstellt, sowohl als Zug innerhalb der Rinde selbst als auch nach dem Parallelogramm der Kräfte als ein bestimmter Druck der Gesamtrinde auf das Cambium. Dieser Druck wird sich je nach der individuellen Beschaffenheit der Achse zurzeit der Frostwirkung und je nach der Intensität derselben so steigern können, dass er in Zusammenpressungen einzelner cambialer Zellen oder Zelllagen zum Ausdruck kommt. Tatsächlich konnte ich derartige Erscheinungen nachweisen. Bei Blättern wird eine Verstärkung des Epidermis- druckes infolge gesteigerter Spannung zu Querfaltung der Wandungen des Palisadenparenchyms führen können, wie solche von NOACK) und GRÜSS?) beobachtet worden sind. Wenn aber der tangentiale Zug ein gewisses Maximum über- steigt, wird an der Stelle des geringsten Widerstandes die Rinde über dem Holzzylinder gesprengt werden, oder es reissen auch noch die Holzringe entzwei, so dass ein Stamm einen tiefen klaffenden Längs- spalt erhält. Diese Zusammenziehung ist von SACHS und CASPARY gemessen worden. .Ihre Folgen kommen bei dem von der Natur im grossen ausgeführten Experiment der Frostspaltenbildung zum Ausdruck. Es ist bekannt, dass bestimmte Baumarten, namentlich Rosskastanien und Eichen in sehr kalten Wintern mit bedeutendem Knall der Länge nach aufklüften. Diese Frostspalten schliessen sich bei Tauwetter wieder und zwar derartig eng, dass ein während des Frostes in den Spalt gesteckter Stab nur mit grossem Kraftauf- wand später herausgezogen werden kann (GÖPPERT’scher Versuch). Durch den festen Schluss der Frostspalten bei Eintritt der wärmeren Witterung wird der Heilungsvorgang derart beeinflusst, dass die Überwallungsränder sich nicht flach über die Wundfläche legen, son- dern steil gegeneinander über die Spaltlinie olnperwachsen. und die sogenannten ,Frostleisten* bilden: eines der besten diagnostischen 1) NOACK, F., Zeitschr. für Pflanzenkrankh. 1905, S. 29. 2) GRUSS, PRINGSHEIN's Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik, Bd. XXIII, Heft 4 peo. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 4 50 . P. SORAUER: Merkmale zur nachträglichen Feststellung von schweren Frostbeschä- | digungen in einer Gegend. ie pko kukgidiferonzon, welche bei den bekannten Frost- | spalten in so extremer Form zum Ausdruck gelangen, müssen na- türlieh bei allen Frostwirkungen zur Geltung kommen, wenn wir ` sie auch nicht stets in äusserlich kenntlichen Zerklüftungen finden : | werden. Es kann vorkommen, dass bei gewissen Bäumen der Rinden- - | . kórper so dehnbar ist, dass er bei dem tangentialen Zuge nieht zerreisst, aber trotzdem der Holzkörper darunter nörklüftet. Diese Fälle sind zuerst von HARTIG 1896 genauer beschrieben und als = „innere Frostspalten* bezeichnet worden. Dabei zieht der Autor | den Umstand in Betracht, dass infolge einer sich geltend machenden | Rindenlockerung Parenchymholz gebildet werde. Es sind dies die Vorkommnisse, welche hier in Fig. 1 bei dem Eichenquerschnitt | | zur Anschauung gebracht worden sind. 4 Wenn wir diese Idee verfolgen und uns fragen, wie eine solche | i Rindenlockerung wohl zustande kommen könnte, werden wir un erinnern müssen, dass die Gewebe wohl dehnbar, aber nicht voll- kommen elastisch sind. Je nach ihrem spezifischen Charakter werden sie, wenn die mechanische Zerrung durch die Frostwirkung aufge hört hat, mehr oder weniger länger geworden sein, als sie vorher Prinzip selbst die einzelnen annähernd konzentrisch gelagerten Zell- reihen des Rindenkórpers zu einander in verschiedener Überver- längerung sich verhalten. Die peripherischen Rindenlagen sind durchschnittlich aus tangential länger gestreckten Zellen aufgebaut als die jüngeren Lagen der Innenrinde. Bei ihnen könnte also eine so starke Überverlüngerung eintreten, dass sie auf dem darunter- | liegenden, mehr isodiametrischen Parenchym nicht mehr vollkomme Platz haben, und dann müssten sie sich stellenweis nach auss abheben. Es entständen auf diese Weise tangentiale Rinden- spalten, wobei die Zellen nicht zerreissen, sondern nur voneinander weichen. In dieser Weise fände die Lückenbildung nach Frostwirkun wie sie im Experiment erzielt worden ist, ihre einfache Erklärun Wenn unsere Anschauung über die Entstehung tangentialer Lücken dureh Spannungsdifferenzen richtig ist, dann müssten selbs verständlich auch andere Ursachen, welche solche Differenzen ei leiten, zu Abhebungen innerhalb des Rindenkörpers führen. Dies. ist nun auch wirklich der Fall. Bei sehr üppig wachsenden Zweigen (Kirsche, Apfel) findet man bisweilen eine so grosse Wachstum steigerung der peripherischen Rindenlagen, dass diese stellenwe vom inneren Rindenparenchym sich abheben. Das letztere antwortet Die mechanischen Wirkungen des Frostes. 51 in solchen Fällen auf die Befreiung vom Druck der überliegenden Schichten dadurch, dass die Zellen schlauchartig in die entstandene Lücke hineinwachsen und eine gerüstartige Lockerung in der Rinde hervorrufen. Bei jeder Frostwirkung sind also zwei mechanische Vorgänge mit Notwendigkeit als wirksam stets anzuerkennen: die Zusammen- ziehung der Gewebe nebst den durch die Verschiedenartigkeit ihres Aufbaues entstehenden Spannungsdifferenzen und zweitens die folgende Überverlängerung bestimmter Gewebeformen, wie nament- lich des Parenehyms und Üollenchyms. Bei geringerer Intensität der Kälte oder vorgeschrittenem Älter und dadurch bedingtem festeren Gefüge eines Zweiges werden diese mechanisch wirksamen Faktoren nicht zum sichtbaren Ausdruck kommen, aber bei jugend- lichen, noch krautartig weichen Achsen sehen wir die verschieden- artigen, in den Zeichnungen dargestellten Zerklüftungen ausnahmslos sich einstellen, Die Gewebesprengungen durch Frost müssen, wenn sie auf Ver- schiedenartigkeit der Zusammenziehung der einzelnen Gewebeformen und ihre gegenseitige Beeinflussung zurückzuführen sind, eine grosse Ähnlichkeit mit den durch Trockenheit veranlassten Störungen haben. Dies ist nun auch der Fall. Erinnert sei an die Zerklüftung des Markkörpers, die bisweilen zu einer Fächerung des Markparenchyms führt; namentlich aber weist die radiale Zerklüftung des Holzkörpers innerhalb der Markstrahlen sehr deutlich auf das Reissen einer Holzscheibe beim Austrocknen hin. Ausser den Zerklüftungen im Marke und Holzkörper erklären die Spannungsdifferenzen auch die Vorkommnisse von Abhebungen oder Zerreissungen im Rindenkörper, die nicht nur bei holzigen Achsen, sondern auch bei krautartigen Stengeln eine auffällige Ähn- lichkeit in den verschiedenen Pflanzengattungen erkennen lassen. Im Rindenkörper von Zweigen zeigt sich mehrfach eine besondere Empfindlichkeit in der Umgebung der Hartbaststränge, ohne dass diese selbst erkennbar irritiert werden. Manchmal allerdings sind dieselben erkrankt, namentlich, wenn das darüberliegende Auge frost- beschädigt ist. Der Zweig kapselt dann die erkrankten Organe durch einen Korkmantel ein, ohne dass es zu Zerklüftungen kommt. In anderen Fällen aber finden sich Lücken an der Aussen- seite der Hartbaststränge; es ist dann ein Teil der die Kalk- oxalatkrystalle führenden Zellreihen mit ihren zarten Wandungen zerrissen. Die meisten Lücken entstehen durch die Spannungsdifferenzen zwischen dem Rindenparenchym und den äusseren Collenchymlagen, wobei das glatte Auseinanderweichen der Zellen ohne jegliche Zer- reissungserscheinung die Regel bildet. 4* Po o P. SORAUER: l Die gleichen Vorgänge lassen sich in den Blattstielen und - stärkeren Blattnerven auffinden. Durch die Frostwirkung hebt sieh ” besonders oft die obere collenchymatische Decklage vom darunter- - liegenden Parenehym ab. An der Unterseite macht sich die | Spannungsdifferenz in erster Linie an der Rippenböschung geltend. Die Rippen ragen über die Ebene der Blattfläche unterseits wie - Hóhenzüge hervor, und an deren Abdachung wird jede Spannung, bei der die Blattfläche in ihrer Gesamtheit mehr nach oben gekrümmt - wird, am stärksten sich geltend machen. Deshalb sehen wir auch ` bei ganz normalen Blättern mit starkem hyponastischen Wachstum - gerade in der Nähe der Rippen unterseits die grösste Lockerung des | Schwammparenchyms. Wenn intensive Frostwirkung die Blattründer | nach oben hebt, kann die Spannung an den Rippenböschungen sieh derart steigern, dass dort die Epidermis nicht nur gezerrt wird, sondern sogar zerreisst, wie bei den Frostblasen von mir beschrieben | ‚worden ist ^). : ‚Bei den krautartigen Stengeln, die scheinbar ganz unregelmässig | zerklüften, lässt sich doch, namentlich in den Grenzregionen zwischen erfrorenen und gesund gebliebenen Geweben, eine Gesetzmässigkeit erkennen. Die meisten Zerklüftungen im Rindenkörper entstehen - dureh Ablösung der Collenchymlagen vom zarteren Rindenparenehym. | Im Achsenkörper platzt vorzugsweise das Parenehym der Markscheibe | vom Holzteil der einzelnen Gefässbündel ab, indem die Marksceheibe . sich stark zusammenzieht, ohne dass die Gefässbündel folgen können. - Bei der vorliegenden Darstellung habe ich versucht, das Zu- standekommen der Zerklüftungen nach Frostwirkung auf Spannungs- differenzen zwischen den verschieden gebauten und gelagerten Gewebeformen zurückzuführen. Aus den eingehenden Studien von SACHS, PRILLIEUX, MÜLLER-THURGAU, MOLISCH und anderen Forschern, deren Beobachtungen wir bei PFEFFER?) zusammen- gestellt finden, ergibt sich der Schluss, dass man die Zerklüftungen durch die Bildung von Eismassen entstanden glaubt, welche aus dem Gewebe in die Intercellularräume ausgeschieden werden. In neuester Zeit hat NOACK?) direkt beobachtet, dass unter sich abhebenden Stellen der Oberhaut Eisdrusen entstanden. An der Richtigkeit der Beobachtungen ist nicht zu zweifeln; 1) Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten, 1902, S. 44. 2) PFE "m Pflanzenphysiologie, II. Aufl. 2, Bd, 1904, S. 306 ff. .9) NOACK, FR., Über Frostblasen we ihre Entstehung. Zeitschrift für Planzenkrankhcten 1905, S 99. d 1 [ : E : Die mechanischen Wirkungen des Frostes, d auch ich konnte mehrfach grössere Eisansammlungen in gefrorenen krautigen Organen wahrnehmen. Aber andererseits fand ich auch vielfach starr gefrorene Pflanzenteile ohne Ausscheidung grosser, ge- schlossener Eismassen und doch mit nachträglich sich zeigenden Lücken. Auch ist es unschwer, sich zu überzeugen, dass bei winter- harten Pflanzen, die starr gefroren sind, man die Gewebelücken nicht in der vom Froste am leichtesten durchdringbaren Blattfläche findet, sondern in den Blattstielen und an den Blattrippen. . Epheu und Rhododendron z. D. zeigen häufig vollständig un-, zerklüftete Intercostalfelder, während an den Blattrippen, im Blattstiel und an jungen Zweigen Abhebungen der Collenehymlagen und Zer- klüftungen in der Stengelrinde sowie Lücken im Markkörper vor- handen sind. Die Zellen sind meist nur auseinander gewichen und wölben sich unversehrt in den Hohlraum vor. Dasselbe Vorkommnis lässt sich bei sehr saftreichen Blättern, wie von Grünkohl und Spinat, beobachten. Man sollte meinen, dass gerade das Mesophyll der Blattfläche am meisten geneigt wäre, bei der Ausscheidung von Wasser in die Intercellularen grössere Eisdrusen zu bilden. Dass die Blattfläche in erster Linie irritiert wird, zeigen Versuche mit dem Erfrieren zarter Pflanzen bei Temperaturen über Null, wo man als erstes Merkmal das Glasigwerden einzelner Stellen der Blattfläche fest- stellen kann. Schliesslich muss auch auf die Verteilung der Lücken im Achsenkörper besonders aufmerksam gemacht werden. Das be- schriebene radiale Spalten des Holzkörpers und das Zerreissen des Markes in der Nähe der Gefässbündel, welche bei krautigen Stengeln bisweilen fast gänzlich isoliert erscheinen, würden bei der Theorie der Zerklüftung durch Eisdrusen voraussetzen, dass sich in den dem Froste am spätesten zugänglichen, der Rinde an Wasser- reichtum nachstehenden Geweben mächtige Eisausscheidungen bilden, während dabei die Rinde nur geringe Störungen zeigen kann. Ausserdem ist es mir bisher nicht gelungen, in älteren, holzigen Achsen grosse Eisdrusen zu beobachten. Und gerade die vereisten Gefässröhren, die man findet, werden nicht gesprengt. In kraut- artigen, namentlich absterbenden Stengeln sieht man wohl geschichtete Eisdrusen, aber dabei auch Hohlräume, die grösser als die Eismassen sind, also durch diese nicht entstanden sein können. n Erwägung dieser Umstände komme ich zu dem Schlusse, dass manche Zerklüftungen der Gewebe wohl durch die Eisdrusenbildung hervorgebracht werden können, dass aber die Mehrzahl der Fälle auf Spannungsdifferenzen zwischen benachbarten, verschieden ge- bauten Gewebeformen zurückgeführt werden muss. Auch da, wo man Eisdrusen und Abhebungen direkt entstehen sieht, lässt sich 54 P. SORAUER: Die mechanischen Wirkungen des Frostes. doch nieht feststellen, ob das Eis in die gleichzeitig durch die Frost- spannung sich bildenden Lücken als dem widerstandslosesten Orte sieh anhäuft, oder ob es sich durch sein Anwachsen die Lücken selbst erst sprengt. Dass vorhandene Hohlräume durch das keilförmige Fortschreiten von Eisdrusen vergrössert werden können, ist nicht zu bezweifeln. | Berschus d. Deutschen Bot. Gesellsch. Bal. AE Jari. Tr 3. Blaue. lich, 2 y ot 5 I Ense Veit je RAG RER ^a v eri Y " rn TÉ "^ ipai Re c REA FE SS M ER \ z X 2 ORTE ^ LEARN ar TINTEN NON NS ID GV UNE 219202 EODEM HET A CSS IHR RE 2 P ER PRN 2 Yo Ps Cr SQ N A La E ho 5S Fo SS A [ 49, ó Y 174 e. d» a e Lf. Hs 5; S. E RT ER EEE Y A Mi arg: EU Mn C Vl Cr] PDC p or ae AC, SS NN 5 FREENET HU SY Ru. e PERL IE 5 (4 - meas A 7 j e a! ar KR è dia De T 2 TARI K X, m "n f. Hs i9 » rU e ^H xs ed er E N N M s ue E co) en TE EES ORE T E T ERECTO E REY ichtigungen oder man i Dr. C. Müller. eis Bei; Berlin, Ginepri 15, Hos zu ueris Da der Vorsitzende der wissenschaftlichen Sitzungen im Jahre 1906, Geheimrat Engler, auf einer längeren Reise begriffen ist, werden die Herren Notion ersucht, alle visscnsehattlichen Zusendungen mit genauer rins i ser Adresse es Absenders bis auf weiteres an den ersten Stellvertreter des Vorsitzenden Herrn Gehöiment Prof. Dr L. Kny, D au Berlin, Kaiser-Allee 186/187, zu richten, Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme = Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats Abends 7 Uhr s UP Sämtliche Mitteilungen für die Berichte pangon jépiontene aeht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem sitzenden vollständig druckreif im Manu keit — die Tafeln genau im Dec (12/18 em) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. (Reglement $ 19.) Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefasst sind, muss ides der daraus entstehenden Unzuträglichkeiten beanstandet werden. ie nstandung betrifft auch Ar eiten, welche Diagnosen in fehle Ace Latein enthalte. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe des- selben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke a munge vg ie Verantwortliehkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veróffentli OR ul ue dec Veriichen Schriftstücke, E turen ete, sind zu senden an Herr : Müller, Steglitz bei Ber Zimmermannstr. 15, II. Ei site Verkehr: zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1906. Für = Generalversammlung: Schwendener, Präsident; Haberlandt, Stell- eter. Für die een erae Sitzungen in Berlin: Engler E Kny, erster Stellvertreter, Wittmack, zweiter Stellvertreter: 0. Rein ardt, T Schrift- öhne ‚ neiter Schriftführer, Lindau, hice Senf hre Schatzmeister: ©. Mülle en B Kny, O. Reinhardt, Ahrens Lindau, Ascherson, Gilg = Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. Alle Geldsendungen, sowie a auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen rlehnskasse . Schriftstücke, werden franko die Kur- und Neumärkische die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W. 8, W ilhelmplatz Los ‚erbeten. Der Beitrag beträgt für ordentliche B erliner r Mitglie eder Mk. ech für en n . Bor ingen biis alle nstige geschäftliche Niteilungen d Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Dessauer Strasse 29 Centralblatt für die gesamte Biologie: I. Abteilung: Biochemisches Centralblatt Vollständiges Sammelorgan für die Grenzgebiete der Medizin und C hemis unter Leitung von P. Ehrlich-Frankfurt a. M., E. eur S as A. Kossel- Heidelberg, O. Liebreich- Berlin, Fr. Müller- Miinchen, B. Proskauer- uu E. Salkowsky-Berlin. N. Zun tz-Berlin, — gegeben von Dr. hi. Carl Oppenheimer. — Erscheint jetzt in Bänden von ca. 67 DA biR Fr Preise von 31 Mk. 50 Pf. pro Band. — Vior Bände liegen abgeschlossen vor: Preis 120 Mk. Der fünfte Band befindet sich im Erscheinen. "In ungeahnt rascher Weise hat - das Biochemische C 'entralbl infolge des glücklichen Umstandes, dass es einem zur Notwend wordenen Bo ürfnisse entgegenkam Mas infolge der ihm inso o reichem | Maasse zuteil gewordenen Unterstützung seitens der herv erwogen d Forscher des In- und Auslandes zu a dn ove "Ranges entwickelt. Trotz der kurzen Zeit ; cin ebenso unentbehrli iches wie wertvolles Hüfomitiel. für. rs A Medi j wie on r den Chemiker geworden. i J BAND XXIV. JAHRGANG 1906. HEFT 2. BERICHTE | DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG. — | HEFT 2. E M vo o | A GEBRÜDER BOI Inhaltsangabe zu Heft 2. Seite Bibunr vom 29. Februar 1900 ZIG... - -— - 5. : Mitteilungen: 9. Alfred Fischer: Über Plasmoptyse der Bakterien. (Mit Tae HD. . 55 10. F. Brand: Über dié T'ulerétrüktur der Cladophors-Membran (Mit Tafel IV). ... 64 11. F. Heydrich: Die Heföniäische Stellung. von Kekubbdernl | — Rum. OB De V). S. 11 12. K. Miyake: Über die RER, von lí Oye rotoli. (Ma Tus VD . : . 18 18. G. Tischler: Über die Kutyriok hene der esasiorgane "bei : einem sterilen Bryonia-Bastard. (Mit Tafel VIT) . . . . $83 14. W. Palladin: Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme in Abhängigkeit von dem Entwicklungsstadium der Pflanzen. 97 15. N. Gaidukov: Über Untersgohungen mit Hilfe des Ultra- mikroskopes nach Siedentopf. (Vorläufige Mitteilung) . . 107 . 16. Rud. Aderhold: Zur Frago der Wirkung des — auf 3 . die Pflanze’ HAL 112 9 17. Otto Appel: Zur ee in Wundversehilusses be: des d | Kartoffeln. (Mit Tafel IX) -. ‘, 1 ; 8 i s J nun xr | Nächste eu der Gesellschaft in Berlin: Freitag, Mà 30. Márz 1906, : abends T Uhr, Las _Dorothwenstr. 5. T MXN Sitzung vom 23. Februar 1906. 55 Sitzung vom 23. Februar 1906. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Gürtler, Friedrich, Dr. phil. in Fraustadt (Provinz Posen) (durch L. KNY und W. MAGNUS), Allen, Charles E., Assistant Professor of Botany in the University of Wisconsin (U. S. A.) (dureh R. A. HARPER und J. B. OVERTON). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Beckmann, stud. Paul, in Schöneberg bei Berlin, Colling, Dr. Ad T., in Berlin, Esser, Dr. P., in Cóln, Timpe, Dr. H., in Hamburg-Eimsbültel, Zang, Dr. Wilhelm, in Hohenheim. Mitteilungen. 9. Alfred Fischer: Über Plasmoptyse der Bakterien. Mit Tafel III. Eingegangen am 15. Februar 1906. Vor einiger Zeit hat ARTHUR MEYER (S. 349) nachzuweisen ver- sucht, dass die von mir, zuletzt in meinen Vorlesungen über Bakterien, beschriebene Plasmoptyse ein Kind meiner Phantasie sei und einfach darauf beruhe, dass die Stäbchen sich zu Kugeln abrunden. Trotz MEYER's Mitteilung habe ich keine Veranlassung, meine letzte Dar- stellung der Plasmoptyse zu korrigieren. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 5 L4 56 ALFRED FISCHER: Ich habe meine älteren Präparate geprüft und ohne alle Phantasie neue Beobachtungen angestellt, aus denen erneut hervorgeht, dass die Plasmoptyse eine Erscheinung besonderer Art und in Bakterien- kulturen weit verbreitet ist. Ich habe zuletzt (I, S. 49) die Plasmoptyse als die Äusserung eines Kampfes ums Dasein geschildert, den die Bakterien in den Kulturen zu führen haben, ein Kampf, der durch die eigenen Stoff- wechselprodukte hervorgerufen und, je nach der ursprünglichen Zu- sammensetzung des Substrates, selbst für dieselbe Art verschieden verlaufen wird. Um diese Kulturplasmoptyse zu sehen, muss man selbstverständlich die Bakterien in der von ihnen ungünstig ver- änderten Nährlösung lassen und untersuchen, aber darf sie nicht in bessere Bedingungen bringen. Diesen Fehler begeht aber A. MEYER, wenn er (S. 355) eine Öse Bakterien in einen Tropfen von frischer Nährlösung versetzt und nach dieser Bodenmelioration meine Phantasie — demonstrieren will. Er hätte gründlich den Verlauf in der Kultur | verfolgen sollen. Hier zeigt der Vibrio proteus (Kommabaeillus — FINKLER-PRIOR’s) eine sonderbare Vielgestaltigkeit, die schon den | ersten Untersuchern (z. B BUCHNER) auffiel und zunächst in einigen - Phasen beschrieben werden soll Ich beschränke mich hier darauf, | eine einzige Nährlösung zu besprechen: eben alkalisches Fleischwasser — mit Zusatz von 1 pCt. Pepton und 1 pCt. Rohrzueker (kurz als - FPZ. bezeichnet) entweder als Bouillon (B.-FPZ.) oder mit Agar (A.-FPZ.) verwendet. ? Die Reihenfolge der Formen in B.-FPZ. bei 32° gehalten, vor- - ausgesetzt, dass aus einer wenige Tage alten Kultur auf A.-FPZ. - eine Spur, am geraden Drahte haftend, nicht eine ganze Öse geimpft wurde, ist folgende. Nach 12 Stunden reagiert die gleichmässig ge trübte Bouillon bereits schwach sauer und enthält allgemein etwas - gedunsene, nicht mehr geschlängelte Vibrionen, die lebhaft sich teilen. | Dieselbe Kultur bietet eine Stunde später ein anderes Bild: neben - den noch vorhandenen gedunsenen Vibrionen finden sich viele breit eiförmige und viele vollendet kugelige, alle mehr oder weniger leb- * haft beweglich. 2 Diese Kugeln (Fig. 1, a), die niemals irgend ein Anhängsel trage! entstehen nicht dureh Plasmoptyse, sondern dureh Aufblühung und Abrundung der gedunsenen Vibrionen und sind durch mancherlet Eiformen mit diesen verknüpft. Wiederum eine Stunde später ent- hält die nunmehr 14 Stunden alte Kultur vorwiegend solche Ab- rundungskugeln und Eiformen, aber vereinzelt tauchen neue Gebilde auf. Kugeln mit einem kurzen Stielehen (Fig. 6) und solche mi zwei kleinen spreizenden Beinchen (Fig. 7), vergleichbar einem Oyelops mit den beiden Eiersäckchen; es sind das die ersten Exemplare echter Plasmoptyse. Diese macht in der folgenden Stunde rasche Fortschritte ril Lr. ENE EENE en Ci AUS C LUN "NES Über Plasmoptyse der Bakterien. 51 und erreicht in der 15 und 16 Stunden alten Kultur einen Hóhepunkt, zahlreiche solcher ein- und zweibeiniger Kugeln schwirren durch die Bouillon, daneben Eiformen, Abrundungskugeln, gedunsene Vibrionen ohne und mit winzigem, einem Ende aufsitzenden Kügelchen, dem Anfangsstadium der Plasmoptyse (Fig. 6 und 7). Die Bouillon reagiert deutlich sauer. In der 20 Stunden alten Kultur sind die Kugeln mit ein und zwei Beinchen beträchtlich vergrössert, viele haben ihre Anhängsel abgestreift. Wir verlassen jetzt die Kultur, in der der Kampf ums Dasein mit diesem ersten Akt, der Plasmoptyse der Vibrionen, keines- wegs abgeschlossen ist. Das bisher Beschriebene wurde an stundenweise frisch herge- stellten Hängetropfen ermittelt. Wollte man aus einer 12 Stunden alten Kultur einen Hängetropfen herstellen und diesen selbst stunden- lang entweder bei 32? oder bei Zimmertemperatur weiter beobachten, um an den am Rande ruhig liegenden Vibrionen die geschilderten Veründerungen schrittweise zu verfolgen, so würde das nicht gelingen, aus dem leicht begreifliehen Grunde, dass im Hängetropfen und be- sonders an seinem Rande durchaus neue und andere Bedingungen als in der Kultur sich einstellen. Man muss darauf verzichten, im Hängetropfen die Kulturplasmoptyse zu verfolgen, ebenso wenig gelingt dieses in einem gewöhnlichen Präparat mit den am Deckglas haftenden Individuen. Die Abrundungskugeln, die schon BUCHNER (S. 7) mit der Säuerung des Substrates in Beziehung brachte, müssten, wenn die Süure sie hervorriefe, dureh deren Abstumpfung oder Neutralisierung sich zu Vibrionen regenerieren lassen. In der Tat gelingt das fast momentan auf folgende Weise. Am Rande des Objektträgerhohlschliffes trägt man nur auf °/, des Umfanges das Fett zum Festlegen des Deckglases auf, der Rest bleibt offen und bietet Gelegenheit, solche Stoffe, die aus ihren Lösungen leicht sich verflüchtigen, z. B. Ammoniak, flüchtige Fett- säuren, auf den fortwährend beobachteten Hängetropfen wirken zu lassen. Die Figur 1 stellt Skizzen eines Versuches dar, der mit einem unverdünnten Tropfen einer 14*/, Stunden alten Kultur des Vibrio proteus in B.-FPZ. angestellt wurde. Der Hängetropfen enthielt am offenen Rande, d. h. dem nicht mit Fett bestrichenen Schliffrande zugewendet, unter andern die in Fig. la skizzierte Gruppe von sieben Abrundungskugeln. Um 10 Uhr 26'/, Minuten wird auf 0,25 pCt. verdünnter Liquor Ammonii caustiei duplex (enthaltend 20 Teile NH,) zugegeben. Schon 10 Uhr 29 Min. haben sich die Kugeln zu schmalen, allerdings nieht geschlüngelten Vibrionen (Fig. 15) gestreckt. Sogleich, 10 Uhr 30 Min., wird das Ammoniak abgesaugt und durch 0,25 vol.-prozentige 5* i 58 ALFRED FISCHER: Essigsäure 10 Uhr 31 Min. ersetzt. Es beginnt schon 10 Uhr 36 Min. die Aufblähung der Vibrionen und 10 Uhr 45 Min. ist der Zustand der Skizze Fig. 1c erreicht. Nunmehr wird die Essigsäure abgesaugt (10 Uhr 45*/, Min.) und durch Ammoniak (0,25 pOt.) ersetzt (10 Uhr 46 Min.). Schon 10 Uhr 47 Min. beginnt die Regeneration der Vi- brionen; 10 Uhr 50 Min. haben sie die abgebildete Form (Fig. 1d). Man kann auch umgekehrt von den neben den Kugeln in der 14 bis 16 Stunden alten Kultur vorhandenen Vibrionen ausgehen (Fig. 2). Hiervon kurz die Daten: Der Hängetropfen enthielt die in Fig. 2a um 11 Uhr 25 Minuten | skizzierten Vibrionen; 11 Uhr 26 Min. 0,25 pCt. Essigsäure, 11 Uhr i 32 Min. Sehwellungszustand der Fig. 2b, 11 Uhr 37 Min. Kugel und . breiteifórmige Gestalt des Pärchens, Fig. 2c; 11 Uhr 38 Min. ab- . gesaugt, 11 Uhr 39 Min. 0,25 pCt. Ammoniak, 11 Uhr 40 Min. Regene- ration der Vibrionen (Fig. d, ein Dritter hat sich angesetzt) 11 Uhr 48 Min. Ammoniak abgesaugt, 11 Uhr 49 Min. 0,25 pCt. Ameisensäure | (11 Uhr 52 Min. beginntSehwellung), 12 Uhr 2 Min. erneute Kugelbildung : | Fig. 2e, 12 Uhr 3 Min. abgesaugt, 12 Uhr 6 Min. 0,25 pCt. Ammoniak, - fast momentane Regeneration der Vibrionen, Fig. f, 12 Uhr 10 Min. | In einem anderen, nicht skizzierten Versuch wurden mit Vibrionen | beginnend, innerhalb einer Stunde dieselben Individuen’ dreimal in 1 Kugeln verwandelt und dreimal zu Vibrionen regeneriert, letzteres immer durch Ammoniak; als Säure diente zuerst Essigsäure, dann Buttersäure, endlich Ameisensäure. 4 In dieser kurzen Mitteilung kann nicht näher besprochen werden, | | ob Änderungen in der Elastizität der Membran, ob Änderungen der . graduellen Impermeabilität des Protoplasten oder Änderungen m | den osmotisch wirksamen Stoffen im Innern der Vibrionen oder in der | Bouillon den Ausschlag geben. Wie gross genau der Gehalt an Säure für die Kugelbildung sein muss, ob schon Abschwächung der Säure - oder volle Neutralisation oder Übossohum an Alkali für die Regeneration : der Vibrionen erforderlich ist, würde noch zu bestimmen sein. Nur die reinen, anhangslosen Abrundungskugeln kónnen durch Ammoniak | in Vibrionen verwandelt werden, nur solche anhangslose Kugeln ` | werden durch die Sáuren wiederum erzeugt. Die oben beschriebenen 1 Kugeln mit ein oder zwei Beinchen, d.h. die echten Plasmoptyse- | ; kugeln werden durch Ammoniak nicht verändert (Fig. 3a und b) und d unterscheiden sich dadurch sofort von den Abrundungskugeln. 4 Mit Ammoniak lässt sich auch eine echte Kunstplasmoptyse an i den regenerierten Vibrionen hervorrufen, die aber am Rande des | Tropfens über die ersten Anfänge nicht hinausgeht (Fig. 4a - c), w während | sie im Innern des Tropfens an den beweglichen Individuen wirklich zum Abschluss kommt. Sehr schöne Plasmoptyse tritt ein, wenn man einige | Kubikzentimeter der unverdünnten Kultur in ein offenes Schülchen giesst Über Plasmoptyse der Bakterien, 59 und dieses in eine grössere geschlossene Dose setzt, die 0,25 pCt. Ammoniak enthält. Nach einer Stunde herrscht starke Plasmoptyse, die aber nicht alle Individuen befällt; ein guter Teil übersteht die Wirkung und nimmt mehr und mehr die geschlängelte Form an. Hierüber wird später zu berichten sein. Die Fig. 4 zeigt, dass eine Kugel schon innerhalb 2'/, Minuten zum Vibrio sich regeneriert und der Plasmoptyse verfällt. Diese oft bestätigte Tatsache gestattet einen Rückschluss auf die Vorgänge, die in der Kultur zur Plasmoptyse führen. Zuerst enstehen durch die Säurebildung aus Zucker die Abrundungskugeln, die schon durch eine Abstumpfung der Säure infolge Alkalibildung (vergl. GOTSCHLICH S. 100) etwas abschwellen und zu gedunsenen Vibrionen sich regene- rieren, und diese verfallen der Plasmoptyse. Bei allen diesen Ver- änderungen ist zu beachten, dass die Kulturbouillon in einem un- ausgesetzten Wirbel erhalten wird, nicht bloss durch die Bewegung der Vibrionen, sondern auch durch Diffussionsprozesse auf kleinstem Raum, in der Umgebung jedes einzelnen Vibrio. In jedem Augen- bliek ändert sich gewissermassen die Umgebung. Die üblichen Eintrocknungspräparate der Bakteriologie erhalten zwar die Plasmoptyse, aber die von ihr herrührenden Kugeln schrumpfen doch etwas und geben, besonders bei Vibrio proteus, keine optimalen Bilder. Ich habe fixiert mit den „Dämpfen“ von Jod, Formaldehyd, Osmium und Alkohol. Die schönsten Präparate erhält man, wenn man das Deckglas mit dem soeben aufgelegten, nicht breit verstrichenen Kulturtropfen 5—10 Minuten auf die Alkoholflasche legt und dann an der Luft eintrocknen lässt. Man spült nach dem Festtrocknen über der Flamme alle wasserlöslichen Bestandteile der Bouillon vor- sichtig ab, färbt mit Anilinwasser-Gentiana, spült abermals vorsichtig ab — Balsam. Am Rande des eingetrockneten Tropfens wird man eine ganze Musterkarte grossartig fixierter und rein gefärbter Vibrionen und aller Stadien der Plasmoptyse finden, z. B. bei 15—16 Stunden alten Kulturen (Fig. 8). Die Abrundungskugeln der 12—14 Stunden alten Kulturen lassen sich nicht fixieren, sie sinken zu gedunsenen Vibrionen zusammen, sobald sie vom Alkohol getötet werden, was bei näherer Überlegung ganz begreiflich ist. Dagegen konservieren sich die echten Plasmo- ptysekugeln, die anfangs ein oder zwei Beinchen mit sich schleppen, Sehr schön; es kann keinem Zweifel unterliegen, dass diese Gebilde wirklich durch Platzen der Vibrionen und kugelige Abrundung des ausgetretenen Plasmas, also Plasmoptyse, entstehen. Auch hierüber dst kein Zweifel, dass die mit einem Stiftehen behafteten Kugeln dureh das Platzen eines einzelligen Vibrio und nicht, wie MEYER . (8. 355) vermutet, durch Abrundung einer Zelle eines Pärchens ent- stehen. Man vergleiche den intakten Vibrio in Fig. 8 mit den 60 ALFRED FISCHER: anderen; man sieht, dass der Rest des mehr oder weniger entleertem Stäbehens zusammengeschrumpft oder nur halb so lang oder noch kleiner als der intakte Vibrio ist. Auch Anfünge der Plasmoptyse, mit einem ganz winzigen oder etwas grósseren Kügelchen des hervor- gequollenen Plasmas sind reichlieh zu finden (Fig. 8). Am meisten dominieren in den Präparaten aus 15—16 Stunden alten Kulturen aber die Kugeln mit einem Paar kürzerer oder längerer, dünner, etwas spreizender Beinchen (Fig. 8). Diese Gebilde entstammen der Plasmoptyse von Pärchen und mitten im Teilungsakt über- raschten Vibrionen, die im Äquator geplatzt sind und die beiden Hälften der Hülle wie Schalen zurückgeklappt haben. Ein schönes Anfangsstadium hiervon ist in Fig. 8 links oben dargestellt. Alle diese Fixierungsbilder entsprechen vollkommen den nach dem Leben skizzierten (Fig. 6 und 7). MEYER (S. 355) konstatiert das Fehlen oder doch die Seltenheit leerer Häute und erblickt hierin einen schweren Einwand gegen die Plasmoptyse. Ich hoffe, dass die bereits besprochenen Bilder ihn überzeugen. Man findet in Kulturen gewissen Alters (20—24 Stunden) oft grössere Mengen leerer Hautsäcke, von denen ich einige neben einem intakten Vibrio in Fig. 5 abgebildet habe. Wie der leere Wurstdarm länger ist als die Wurst, sind auch diese leeren Vibrionen- häute länger als der Vibrio. Von den Plasmoptysekugeln werden später bei anhaltender Be- wegung die leeren Hautreste abgestreift, es bleibt in 20—24 Stunden alten Kulturen die gänzlich abgerundete Plasmoptysekugel übrig, die nicht mehr durch Ammoniak zu Vibrionen regeneriert werden kann. Alles bisher Mitgeteilte bezieht sich auf Vibrio proteus, der in- folge gewisser Eigenschaften seiner Membran viel komplizierter sich | verhält, als andere Vibrionen und die Heubazillen. Bei ihnen gehen in den B.—FPZ.-Kulturen niemals solche Abrundungskugeln der | echten Plasmoptyse, die meist etwas später als bei Vibrio proteus ein- | tritt, voraus. Ich muss mich beein; auf die Fig. 9 und 10 zu verweisen, 7 die echte Plasmoptyse vom Choleravibrio und Vibrio danubicus vorführen. Auch die Heubazillen verfallen einer reichlichen Plasmoptyse i - B.—-FPZ. bei 32°. Die am ersten Kulturtage stark getrübte Kultur | klärt sich am zweiten Tage vollkommen, im Sediment liegen zahllose | Plasmoptysekugeln. Bevor sie zu Boden sinken, sind sie gut beweglich, | wenig aufgequollen, kokkenähnlich. Ich habe früher (HI, S. 98) f diese Zustände als Zerstórungsbilder beschrieben und abgebildet. Früher (I und II) habe ich die Plasmoptyse mit dem : „körnigen Zerfall“ verglichen, den die medizinische Bakteriologie | | ind besonders für Vibrionen, als Zeichen der Alexinwirkung - 1 und Bakterizidie beschrieben hat. Es ist hier nicht der Ort, à — NER en Über Plasmoptyse der Bakterien. 61 diese Beziehungen einzugehen, aber es dürfte wohl interessieren, in Fig. 11 die Wirkung eines als bakterizid bekannten Exsudates, einer menschlichen Hydrocele-Flüssigkeit, auf Vibrio danubicus zu sehen. Die als schóne Vibrionen in das Exsudat gebrachten Bak- terien waren in einer Stunde bei 37° insgesamt „in Körnchen auf- gelöst“, d. h. es war allgemein Plasmoptyse eingetreten. Ebenso wirkte das Exsudat auf Vibrio cholerae und V. proteus Meine neuen Beobachtungen haben bisher Plasmoptyse in Bouillonkulturen (B.— FPZ.) bei folgenden Bakterien ergeben: Vibrio proteus, V. cholerae, V. danubicus, V. berolinensis, V. aquatilis und Ba- cillus subtilis. Die Vibrionen verfallen auch in den entsprechenden Agarkulturen, nur etwas langsamer, der Plasmoptyse, der Vibrio pro- teus auch in Fleischwasser ohne jeden Zusatz oder mit 1 pCt. Pepton und 0,5 pCt. Kochsalz. Ich zweifle nicht, dass die Plasmoptyse noch bei vielen anderen Bakterien sich wird nachweisen und hervorrufen lassen. Die früher von mir (II) angegebenen Verfahren bedürfen noch weiterer Nachprüfung, weil ihnen eine damals von mir nicht ge- nügend berücksichtigte Unsicherheit anhaftet. Ich hatte schon in der 2. Auflage meiner Vorlesungen über Bakterien in zwei Anmerkungen (I, Anm. 8, 8. 31, und Anm. 5, S. 54) vorläufig darauf hingewiesen. Der dort erwähnte Einfluss der Deckgläser beruht darauf, dass ihnen von der Fabrikation her Substanzen paio e die bei gewöhnlicher Reinigung nicht entfernt werden und im Hängetropfen in 15—30 Mi- nuten als winzige Kügelchen aufsteigen, sich an die Bakterien an- hängen und echten Plasmoptysekugeln täuschend ähnlich sehen. Die Deckgläser für Hängetropfenversuche so vorzubereiten wie für die Geisselfärbung, hielt ich für überflüssig, und da ich von der echten Plasmoptyse des Choleravibrio ausging, so war die Täuschung möglich. Es liegt aber die Sache keineswegs so, dass alles, was ich da- mals als Plasmoptyse beschrieben habe, in solche Deckglaskugeln sich verflüchtigt, wie vor einiger Zeit LEUCHS (S. 1661) behauptet hat. Ich habe sogleich nach dem Erscheinen meiner ersten Arbeit (IL), als ich die Fehlerquelle erkannte, neue Untersuchungen begonnen, um den Umfang des Falschen festzustellen und dieses durch ein- wurfsfreie Beobachtungen zu ersetzen. Mancherlei hat mich an der schnellen Vollendung dieser Berichtigung verhindert, als deren Vor- läufer ich diese kleine Mitteilung betrachten möchte. Über die Plas- moptyse in hyper- und bypisotonischet Umgebung werde ich später ausführlieher mitteilen. 62 ALFRED FISCHER: Literatur. BUCHNER, E., Über die KoCH'schen und FINKLER-PRIOR’schen Kommabazillen. — Sitzungsber. der Gesellsch. für Morphologie und Physiologie. München FISCHER, ALFRED, I. Vorlesungen über Bakterien. IT. Aufl., 1903. —, —, II. Die Empfindlichkeit der Bakterienzelle und das baktericide Serum. — Zeitschr. für Hygiene. 35. Bd., 1900. —, —, UI. Untersuchungen über fastara. — Jahrb. für wissenschaftl. Botanik. 21. Bd., 1894. B GOTSCHLICH, in Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. I. Bd, 1909. LEUCHS, Über Plasmoptyse der Bakterien — Münchener Medizin. Wochenschr. 1905, Nr. 34, S. 1661. MEYER, ARTHUR, Über Kugelbildung und de hee der Bakterien. — Ber. der Deutschen Botan. Gesellsch. XXIII, 1905, Heft 8 Erklärung der Abbildungen. Fig.1—8. Vibrio proteus (Kommabazillus FINKLER-PRIOR’s). Fig. 1. Vom Rande eines Hängetropfens einer 14!/, Stunden alten Kultur in B.-FPZ., nach 8.51 behandelt. a Anfang des Versuches, die in der Kultur durch Abrundung entstandenen Kugeln; 10 Uhr 26 Min. 10 Uhr 26'/, Min. wird 0,25 pCt. Liquor Ammonii caustici am offenen Rande zugesetzt; die Kugeln sind bis 10 Uhr 29 Min. (Fig. ^) zu gestreckten Vibrionen regeneriert. 10 Uhr 30 Min. Ammoniak abgesaugt, 10 Uhr 31 Min. durch 0,25 pCt. Essigsäure ersetzt, bis 10 Uhr 45 Min. sind die Vibrionen wiederum zu Kugeln ab- gerundet (Fig. c). Essigsäure 10 Uhr 45!/, Min. abgesaugt und 10 Uhr 46 Min. wiederum 0,25 pCt. Ammoniak, durch den bis 10 Uhr 50 Min. die Vibrionen wieder regeneriert sind (Fig.«). Bei kontinuierlicher Beobachtung mit 1000facher Vergrösserung frei skizziert. Zimmertemperatur. Skizzen eines ähnlichen Versuches (Zimmertemperatur) wie Fig. 1, aber mit Vibrionen beginnend; 15'/,Stunden alte Kultur in B.-FPZ. Ausgangszustand a 11 Uhr 25Min. Essigsäure 0,25 pCt. 11 Uhr 26Min. Mittlere Phase der Abrundung 11 Uhr 32 Min. (Fig. b), volle Kugelbildung 11 Uhr 37 Min. (Fig. c). Abgesaugt 11 Uhr 38 Min., 0,25 pCt. Ammoniak 11 Uhr 39 Min., momentane Regeneration zu Vibrionen, Fig. d, 11 Uhr 40 Min.; es hat sich ein dritter Vibrio angelegt. Abgesaugt 11 Uhr 48 Min., 0,25 pCt. Ameisen- säure 11 Uhr 49 Min; Kugelbildung vollendet 12 Uhr 2 Min. (Fig. e), ab- gesaugt 12 Uhr 3 Min., 0,25 pCt, Ammoniak 12 Uhr 6 Min., Vibrionen fast momentan regeneriert 12 Uhr 10 Min. (Fig. f). Aus dem Hängetropfen (Zimmertemperatur) einer 13 Stunden alten Kultur in 3 is E p pem B.-FPZ., ursprünglicher Zustand 10 Uhr 37 Min., zwei Abrundungskugeln, - ein breit oval-gedunsenes Individuum und eine echte Plasmoptysekugel mit anhaftender Vibrio-Haut. Um 10 Uhr 38 Min wird 0,25 pCt. Ammoniak zu- gesetzt (wie S. 51), bis 10 Uhr 42 Min. sind die Vibrionen regeneriert, die Plasmoptysekugel ist nicht veründert und hat sich auch spüter nicht ge- streckt, sondern schwillt nach der Ammoniakbehandlung sogar noch mehr auf. Skizze bei 1000facher Vergrösserung. 3 " kugel aus 13 Stunden alter Kultur in B.-FPZ.; beobachtet bei Zimmer- temperatur (Methode 8.57). Fig.a 19 Uhr 96 Min ; 1pCt. Liquor Ammonii — Plasmoptyse einer durch Ammoniak zum Vibrio regenerierten Abrundungs- e Fig. 5. » 6. aiit : » 9. » 1U Pe Über Plasmoptyse der Bakterien. 63 caustiei 11 Uhr 27 Min., regenerierter Vibrio Fig. ò 11 Uhr 28 Min.; Austritt einer kleinen glänzenden Kugel des Inhaltes (Plasmoptyse) 11 Uhr 29'/, Min. Fig.c. Skizze bei 1000facher Vergrósserung, Dauerpräparat (nach S.59) aus einer 20 Stunden alten Kultur in B.-FPZ. bei 322. Einige leere Hautsäcke von der Plasmoptyse verfallenen Vibrionen, daneben zum Vergleiche ein intakter Vibrio aus derselben Stelle des Prä- parates. In den Hautsücken noch einige Krümchen des Inhalts. Ver- grósserung 1000fach. Zusammenstellung einiger lebend leere Plasmoptysestadien aus eben hergestellten Hängetropfen von 14—16 Stunden alten Kulturen in B.-FPZ., unverdünnte Kultur. Das häufigste Bild sind die Kugeln mit ansitzenden entleerten Stäbchen, aus deren geringer Dicke unzweifelhaft folgt, dass wirkliche Plasmoptyse vorliegt. Daneben verschiedene Anfangsstadien, winzige und etwas grössere Kügelchen des hervorgepressten Inhalts, den noch zum grossen Teil gefüllten Meer ita an einem Ende anhaftend. Bei 1000facher Vergrösserung skizzier Ähnliche Zusammenstellung wie in Fig. i aus denselben Hüngetropfen, die Plasmoptysekugeln mit zwei Stiftchen oder Beinchen betreffend. Die beiden Anfangsstadien der unteren Reihe zeigen, dass hier Doppelindividuen oder mittlere Teilungsstadien in Plasmoptyse übersaheh, die Inhaltskugel tritt im Äqnator hervor. In der mittleren Reihe zwei weitere Phasen, besonders rechts die Umknickung der beiden Hälften zeigend. Oben zwei fertige Plasmoptysekugeln mit den anhaftenden Hautsückchen. Diese Stadien sind in 14—16 Stunden alten ni DNE nn häufiger wie die einstiftigen. Bei 1000facher Vergrösserung skizzie E (nach S. 59) einer Pm 15 Stunden alten Kultur in B.-FPZ. bei 32°, Zusammenstellung der reichlich am Rande des eingetrockneten Tropfens zusammengelagerten Plasmoptysestadien, den in Fig. 6 und 1 nach dem Leben skizzierten entsprechend. Man beachte besonders die dünnen entleerten Hautanhängsel, die Anfänge und mittleren Stadien der Pärchen- plasmoptyse (rechts unten, links oben). Vergrósserung 1000fach. Vibrio cholerae asiaticae, 38 Stunden alte Kultur in B.-FPZ., 32°, mit destilliertem Wasser verdünnt und über 1 pCt. Osmiumsäure fixiert, ein- getrocknet, Färbung Karbolfuchsin. Ein intakter Vibrio mit vasichfedétoó Plasmoptysestadien, oben eines Pürchens; besonders schón war der Vibrio rechts unten fixiert, man sieht die noch nicht zusammengesunkene Haut teilweise mit Inhalt erfüllt; er ist sicher im Moment des Ausfliessens fixiert. Bei 2250facher Vergrösserung skizziert. Vibrio danubicus, Dauerpräparat (nach S. 59) aus einer 38'/, Stunden alten Kultur in B-FPZ. bei 32°. Neben dem intakten Vibrio beachte man rechts das eben ausfliessende Individuen mit zusammengesunkener Haut, ferner die drei Bilder der Plasmoptyse von Pürchen oder Teilungsstadien die ganz mit denen von Vibrio proteus übereinstimmen. Bei 1000facher Vergösserung skizziert. Vibrio danubicus, aus etwa 30 Stunden alter Kultur auf A.-FPZ. bei 37° in menschliche Hydroceleflüssigkeit übertragen und eine Stunde bei 37° gestanden. Allgemeine Plasmoptyse, nach dem Leben bei 1000facher Vergrösserung skizziert (vergl. S. 61). 64 F. BRAND: 10. F. Brand: Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. Mit Tafel IV. Eingegangen am 16 Februar 1906. Wie aus der älteren Literatur hervorgeht, wurden Cladophora- Arten damals häufiger zu Untersuchungen und Demonstrationen be- nutzt wie in gegenwürtiger Zeit, in welcher diese Gattung, und ins- besondere deren Süsswasserformen, weniger beliebt zu sein scheinen. Mit dieser Annahme harmoniert auch der Umstand, dass die „Morphologie und Biologie der Algen“ von OLTMANNS an gewissen wichtigen Erscheinungen — von welchen ich hier nur die bei manchen Eucladophora- Arten. vorkommende Gelenkbildung und die Polaritäts- umkehr bei den hydrophilen Aegagropila-Arten nennen will — ohne merkliehes Interesse vorübergeht und dass auch die Illustration des Cladophora-Referates nicht durchaus einwandfrei ist"). Unter diesen Verhältnissen schien mir die Fortsetzung meiner schon in früheren Arbeiten?) publizierten Untersuchungen über diese Gattung nieht überflüssig zu sein. Neuerdings habe ich mich noch eingehender mit gewissen, so ziemlich ohne Analogie dastehenden Verhältnissen ihrer Membran beschäftigt, und bin bei den Versuchen zur Herstellung von Dauerpräparaten, mittels deren ich auch einem 1) Da eine Ergänzung des OLTMANNS’schen Referates erst bei Gelegenheit einer grösseren Arbeit erfolgen kann, will ich hier nur einige äusserliche Uneben- heiten berichtigen. Die Originalfigur 156, S. 256, zeigt eine namenlose Cladophora- - Spezies als Habitusbild der Gattung Diese Figur kennzeichnet aber nur den glomerata-Typus und kann ohne Angabe dieses Umstandes einen weniger erfahrenen Leser unter Umständen in Verlegenheit bringen, weil auch andere Wuchsformen z. B. eine lang strangfórmige und eine unregelmässig verfilzte sehr häufig vor 4 in Fig. 157, S. 257, ist ein durch meine Arbeit „Über einige Verhältnisse des Baues und Wachstums von Cladophora“ überholtes Schema. — Bei Nr. 4, Fig. 162, S. 264, ist kein Autor angegeben; das Bild stammt von GAY, Recherches sur le développement et la classification etc,“ und in dem zu Clado- phora Valonia gehórigen Literaturverzeichnisse fehlt dann auch diese Arbeit. — Nr.1 der vorerwühnten Figur endlich führt einen falschen Namen (Cladophora rupestris statt ophiophila; vergl. WILLE in ENGLER’s Natürl. Pflanzenfam. I, 2 E Fig. 76 A, x 115). ) Die umfangreichste dieser Schriften hat OLTMANNS ganz übersehen. Meine " tedephora-Siadien (Botan. Centralblatt 79, 1899, 54 S. mit 3 Tafeln) enthalten aber nicht etwa traditionelle Systematik, sondern die einzige bis jetzt existierende - 1 zusammenfassende Darstellung der morphologischen und biologischen Verhältnisse E — Gattung und sind — abgesehen von den infolge meiner damaligen Erkrankung urückgebliebenen Druckfehlern — noch in keinem Punkte widerlegt, wohl abeft | ed meine späteren Arbeiten nach mehreren Richtungen erweitert worden. Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. 65 auf diesem Gebiete weniger erfahrenen Botaniker die Beschaffenheit der Gelenklamellen jederzeit demonstrieren kónnte, auf so deutliche Anzeichen der Existenz feiner und feinster Fasern gestossen, dass ich mich vorübergehend von meinem ursprünglichen Ziele ablenken liess, um diese histologische Frage weiter zu verfolgen. Sind im Membrangefüge wirklich bestimmt differenzierte Fasern vorhanden, so werden sie wohl bei Betrachtung in durchfallendem Liehte auch zum optischen Ausdrucke kommen; das ist so wahr- scheinlich, dass die Frage nach der Membranstruktur von MEYEN!) bis CORRENS fast immer im Zusammenhange mit jener nach der so- genannten Streifung besprochen worden ist. Vergleichen wir die verschiedenen diesbezüglichen Abhandlungen, so ergibt sich nicht nur eine Differenz der Meinungen, sondern es werden auch die Begriffe „Falten“ und ,Streifung** nieht immer in gleichem Sinne gebraucht. Ich möchte deshalb vor allem in der schematischen Fig. 3 jene Auffassung darstellen, von welcher gegen- würtige Mitteilung ausgeht und zugleich auf eine bisher noch nicht bekannte Art von Querstreifen aufmerksam machen. Die erwühnte Figur stellt die angrenzenden Enden zweier Zellen von Cladophora rupestris vor, welche dureh ein altes Septum mit voll- ständig entwickeltem Gelenke getrennt sind. Das Bild ist aus zwei mikroskopischen Aufnahmen zusammengesetzt, indem die Peripherie der Zellen im optischen Durchschnitte, ihr mittlerer Teil aber in etwas höherer Einstellung, also in Flächenansicht, gezeichnet ist. Die Umrandung der Zellen lässt zwei Schichten, a und ú, und inner- halb derselben die streifige Andeutung der Lamellen erkennen, aus welchen sie zusammengesetzt sind. Nebstdem erscheinen in den beiderseits neben dem Septum liegenden Gelenkräumen — d.h. den nach oben erweiterten „Interzellulargängen“ früherer Autoren — die vom unteren Winkel strahlenförmig aufsteigenden Durchschnitte der Gelenklamellen?) (gl), welche, von innen nach aussen an Länge zu- nehmend, das Basalstück der oberen Zelle wie eine vielblätterige Zwinge umgeben. omm SR SEHE REN . D MEYEN, Pilanzenphysiologie T, 1837, S. 18 und 54 und Tafel 4 (Kreuz- streifung der Blattzellen von Stelis gracilis Meyen). ` = 2) Die Entwicklung dieser Lamellen habe ich schon in der Arbeit: „Uber emige Verhältnisse des Baues usw.“, Bot. Centralbl, Beihefte Bd. X, Heft 8, 1901, S. 493 (S. 13 d. Sep), Fig. 1—5 in einfachen schematischen Figuren dargestellt, in welchen jedoch nur der optische Durchschnitt berücksichtigt ist. Gegenwärtige Figur Mag zur Ergänzung dienen. Einen ähnlichen Fall hat schon ROSENVINGE (Om nogle Vaextforhold ete., Botanisk Tidskrift 18, 1999, Fig. 11, S. 40) in kleinem assstabe nach dem Leben und infolge dessen weniger deutlich abgebildet. Dieser Autor nimmt aber nicht eine Neubildung von Lamellen, sondern eine mechanische Verschiebung der Schichten an. 66 | F. BRAND: Der mittlere Teil der oberen Zelle zeigt in Flächenansicht ausser den als postmortale Erscheinung aufzufassenden Lüngsfalten quer- laufende feine Linien, welche die oberen Enden der Durchschnitte je zweier korrespondierenden Gelenklamellen verbinden und deren obere Ränder, eventuell Umschläge, darstellen. Das feine Netz der Streifung, im engeren Sinne, welches diese Zellen nebstdem noch überzog, ist der Deutlichkeit wegen hier weggelassen und nur an der unteren Zelle eingezeichnet. Der Meinungskampf um die feinste Struktur der vegetabilischen Zellhaut, dessen ausführliche Darstellung manche interessanten Aus- licke gewähren würde, hat sich bekanntlich vielfach auf algo- logischem Gebiete bewegt. Hier kann ich nur das Nötigste andeuten und bemerke zuerst, dass die von AGARDH') beschriebene Zusammen- setzung der Algenmembran aus Fasern und Fibrillen viel Wahres zu enthalten scheint, woraus jedoch nicht gefolgert werden möge, dass ich pon in allen Punkten an diesen Autor anschlósse. OHL?) erklärt alle Fasern AGARDH's, und zwar nicht nur die sehr groben — worin er im Rechte sein mag — sondern auch die festen und feinsten für Falten der Lamellen, und CORRENS?), der letzte Autor, welcher meines Wissens über diesen Gegenstand ge- schrieben hat, gibt nur soviel zu, dass „die Lamellen parallel der Faltung in Streifen von wechselnder Beschaffenheit — in chemischem oder physikalisehem Sinne — differenziert“ seien. Auf dieser — direkt nieht wahrnehmbaren — Struktur beruhe ihre Zerlegbarkeit in Fasern. Somit sind im Sinne dieser Arbeit die Andeutungen von faseriger Abspaltung, welche die Fig. 15 und 16 zeigen, lediglich als Kunstprodukte aufzufassen, welche nur auf mechanischem Wege zustande gekommen seien* Dass CORRENS sich von der Existenz selbständiger Fasern nicht überzeugen konnte, ist wohl in erster Linie auf Rechnung der von ihm angewendeten Schwefelsäure zu setzen. Durch dieses Reagens quellen die Fibrillen zuerst auf, um dann bei stärkerer Konzentration der Säure sich plötzlich aufzulösen. Die von CORRENS gleichfalls angewendete JAVELLE'sche Lauge hat sieh mir bei Cladophora nutzlos erwiesen, und die SCHULTZE'sehe Mazeration scheint dieser Autor, pesis den Angaben einer früheren Arbeit?) zu schliessen, nur in ab- 1) J. G. AGARDH, De kilde vertat fibrillis tenuissimis contexta. Lundae 1852. 2) H. MoHL, Über die Zusammensetzung der Zellmembran aus Fasern. Dot. Zeitung 11, 1853, S. 5 3) C CORRENS, Zur Kenntnis der inneren Struktur einiger Algenmembranen. ZIMMERMANN's Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle, Bd. I, 1893, S. 302. 4) l. e, S. 302, Ergebnis 4 und Tafel V—VI. 5) C. CORRENS, Zur Kenntnis der inneren Struktur der M: pueri ir Zell- membranen, Jahrb für wissensch. Botanik, Bd. 23, 1892, S. 289. A Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. 67 geschwächter Weise angewendet zu haben, und hat deshalb, ähnlich wie CRÜGER?), auch nur eine gewisse Plastizität, aber keine deut- liche Isolierung der Fibrillen erzielt. AGARDH scheint meist ohne Reagentien präpariert zu haben, verwendete jedoch gelegentlich auch Salzsäure und Jod, während MOHL das SCHULTZE’sche Verfahren voll zur Anwendung brachte. Von allen den genannten Reagentien und noch vielen anderen hat sich bei meinem (ausschliesslich getrockneten) Materiale keines als vollständig zweckentsprechend erwiesen; die relativ besten Er- folge erzielte ich mit der letztgenannten Mazeration, durch welche wenigstens, die Abspaltung der Lamellen und die Isolierung stärkerer Fasern gelang, während bei meinem günstigsten Objekte, nämlich bei Cladophora intertexta Collins, auch Spuren derFibrillen zutage traten. Nach einer langen Reihe von Versuchen führte endlich die Kom- bination verschiedener Verfahren zum Ziele. Als die beste Methode hat sich folgende erwiesen: Die Objekte werden erst mindestens 24 Stunden lang in angesäuertem destillierten Wasser aufgeweicht, um sie der Einwirkung der nachfolgenden Rea- gentien zugänglicher zu machen und zugleich den etwa aufgelagerten Kalk zu entfernen. Sodann werden sie der SCHULTZE’schen Maze- ration unterworfen — wobei die Erwärmung nicht unterlassen werden darf — und schliesslich einige Minuten lang mit sehr starker Chrom- süurelósung behandelt. Von dem früher üblichen Zerreissen oder Zerquetschen der Membran habe ich Umgang genommen und mich im Gegenteile bemüht, das Objekt möglichst wenig zu berühren. Durch die Mazeration werden die Membranen sehon ziemlich vulne- rabel und etwas klebrig. Deshalb muss man die Fadenstücke sehr vorsiehtig aus dem Wasser herausfischen, auf dem Objekttrüger aus- ausbreiten und gleich mit einem Deckglase bedecken. Die Chrom- säure wird dann an dem Rand des Deckglases zugesetzt, mit Lösch- Papier angesaugt und in ähnlicher Weise wieder ausgewaschen. Es Ist mir jetzt noch nicht gelungen, Querschnitte von Zellen oder der Länge nach gespaltene Membranen nach der SCHULTZE’schen Maze- ration unverletzt auf dem Objektträger auszubreiten. Deshalb habe ich mehrmals versucht, auch diese Operation unter dem Deckglase vorzunehmen, habe damit aber nur ungenügende Resultate erhalten. Nach Auswaschung der Chromsäure empfiehlt es sich, das Prä- parat mit einer schwachen Lösung von Rutheniumrot zu färben, indem man diese ebenso, wie früher die Reagentien, durchsaugt. Dadurch färben sich die Fasern und Fibrillen entweder gar nicht oder nur äusserlich, wohl aber rötet sich die Grundsubstanz der er TERN er CRÜGER, Westindische Fragmente, 4. und 5. Fragment. Botan. Zeit. 12, * Behandelt die Memtranen von Phanerogamenzellen. 68 F. BRAND: Lamellen mehr oder minder deutlieh, und man sieht dann oft aus einer rötlichen Lamelle farblose Fasern hervorragen. Eine ganz bestimmte Zeitdauer für die Einwirkung der Reagentien kann ich nicht angeben, weil sich nicht nur die Arten etwas ver- schieden verhalten, sondern auch individuelle Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Zellen zu bestehen scheinen, indem junge Exemplare der Lösung mehr Widerstand leisten als alte. Deshalb sind oft mehrere Versuche nötig, um das richtige Mass für den speziellen Fall zu finden Als ,Fibrillen* bezeichne ich mit AGARDH die feinsten Fasern, welche sich erkennen lassen. Die dünnsten dieser Gebilde ent- sprechen nach ihrer Feinheit und ihrem farblosen Aussehen etwa den Cilien der Algenschwärmsporen. Andere sind etwas stärker, und es kommen alle Übergänge bis zur Dicke von ca. '/, u vor, von welcher Grenze ab ich diese Gebilde als „Fasern“ bezeiehnen möchte. Man beobachtet öfters, dass sich solche Fasern in Fibrillen auflösen, jedoch steht noch nicht fest, welehe Maximaldicke die Fibrillen er- reichen können, bezw. ob alle Fasern aus Fibrillen zusammen- gesetzt sind. Wird ein genügend vorbehandeltes Präparat gequetscht oder verschoben, so entsteht ein Bild, welches an das krause Gewirr der Rosshaarfüllung unserer Polster erinnert; schon eine Kniekung der Zellwand genügt, um an dieser Stelle eine solche Unordnung zu er- zeugen, und auch die an Trennungsründern frei gewordenen Fibrillen zeigen eine ausgesprochene Neigung zu welliger oder krauser Ver- biegung. Ein solches Fadengewirre lässt sich dann mittels zweier Nadeln leicht in parallelfädige Stränge ausziehen. Derartige Stränge und Büschel haben schon AGARDH und CRÜGER abgebildet. Über die natürliche Anordnung der Fasern und Fibrillen geben unsere Fig. 1 und 2 einige Anhaltspunkte. Diese Figuren hat Herr Dr. DUNZINGER nach meinen Präparaten mittels eines Zeichen- apparates vor dem Mikroskope entworfen, und es ist nach beider- seitiger Übereinkunft nur das gezeichnet worden, was mit zweifel- loser Deutlichkeit zu sehen war. Die betreffenden Präparate habe ich aus vielen anderen ausgewählt und zwar mit besonderer Rück- sicht auf die vollständigen Faserspiralen, welche nur selten so klar zu sehen sind. Ich kann nicht unterlassen, auf diesen Umstand auf- merksam zu machen, damit nicht künftige Beobachter sich eventuell durch diesbezügliche Misserfolge ihrer ersten Versuche abschrecken lassen. Ferner möchte ich bemerken, dass alle fädigen Gebilde zwar aus technischen Gründen hier dunkel gezeichnet sind, sich in Wirk- lichkeit aber hell von der Umgebung abheben, sowie dass auch die in unseren Figuren homogen erscheinenden Membranpartien tatsüch- — FU Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. 69 lich von einem feinen, sich vielfach kreuzenden Faserwerke aus- gefüllt sind, dass letzteres sich aber in Dauerpräparaten und bei der hier angewendeten mittleren Vergrösserung nicht definieren lässt und deshalb nach dem oben angedeuteten Grundsatze weggelassen worden ist. Die in Vorstehendem geschilderten Verhältnisse habe ich an folgenden von mir studierten grösseren Meeresformen im wesent- lichen übereinstimmend gefunden: 1. Cladophora hospita (Mert.) Kütz. von St. Paul in der Südsee (leg. FRAUENFELD), welche ich schon vor längerer Zeit durch die meinen algologischen Arbeiten stets hilfsbereite Güte des Herrn Dr. NORDSTEDT in Lund erhalten habe. Diese Spezies ist auch von MOHL und CORRENS benutzt werden. 2. Cladophora intertexta Collins, an welcher ich mich zuerst von der Faserstruktur überzeugen konnte, sowie Cladophora ( Aegagropila) fuliginosa Kütz. Beide verdanke ich nebst anderen musterhaft prä- parierten Algen der Gefälligkeit des Herrn FRANK S. COLLINS in Malden, Mass. 9. Cladophora (Aegagropila) Montagnei Kütz. var. waianaeana Nob." hat mir die Entdeckerin dieser Form, Frl. Jos. E. TILDEN (Universität von Minnesota) gütigst überlassen. Ob diese Alge sowie Cladophora intertexta Collins in den von ihren Entdeckern heraus- gegebenen Exsiecatenwerken schon zur Ausgabe gelangt sind, ist mir zurzeit nicht bekannt. Ich benutze gern diese Gelegenheit, um den Spendern des wert- vollen Materials hiermit öffentlich meinen verbindlichsten Dank aus- zusprechen. Fragen wir nach den Schlussfolgerungen, welche aus den An- gaben und insbesondere aus den Abbildungen meiner Arbeit ab- geleitet werden könnten, so glaube ich annehmen zu dürfen, dass die Existenz feiner und feinster, im natürlichen Gefüge der Membran vorgebildeter Fasern, welche bisher immer noch bestritten worden ist, nunmehr wenigstens für die Gattung Cladophora sichergestellt sei. ie von CORRENS nach Behandlung mit Schwefelsäure und Ein- bettung in Gummi dargestellte Wellung der Membranlamellen kann daneben recht wohl bestehen, nur fragt es sich, ob sie die Ursache der auch an lebenden Zellen zu beobachtenden Kreuzstreifung ist. .. Um auf diese Frage und auf die Einzelheiten der an der lebenden Membran zu vermutenden Struktur eingehen zu können, dazu ist mir die ganze — ohnehin sehr schwierige — Angelegenheit re a ER . D Vergl. F. BRAND, Über die Anheftung der Cladophoraceen usf. Beihefte . "" Bot. Centralblatt 18, Abt. 1, Heft 2, S. 185 und Tafel 5, Fig. 21 und 22. 70 F. BRAND: Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. noch zu neu. Soviel glaube ich aber jetzt schon sagen zu können, dass eine Verwebung der Fasern und Fibrillen nach Art der Lein- wand — wie AGARDH andeutet — nicht vorliegt, sondern dass diese Gebilde, ähnlich wie die CORRENS’schen Lamellenwellungen, nur neben- und übereinander hinweglaufen. Ferner habe ich den Ein- druck gewonnen, als ob bei der optischen Erscheinung der Membran- streifung die der Länge nach dicht aneinander gereihten Über- schneidungen der Fibrillenwindungen eine nicht unwichtige Rolle spielten. Da ich nicht weiss, ob und wann es mir gelingen wird, über die berührten Verhältnisse weitere Aufschlüsse geben zu können, während andererseits eine gewisse Aussicht besteht, dass das von mir angegebene oder ein ähnlich kombiniertes Verfahren bei den Zell- häuten höherer Pflanzen zu gewissen Resultaten führen könnte, glaube ich meine Beobachtungen in dieser für die allgemeine Bo- tanik nieht unwichtigen Frage schon jetzt der Öffentlichkeit über- geben zu dürfen. Erklürung der Abbildungen. Die Figuren 1 und 2 sind in 680facher Vergrösserung mit einem achromatischen Trockensystem von Herrn Dr. DUNZINGER gezeichne Fig. 1. Ein Teil der Schnittfläche einer quer durchgeschnittenen Zelle von Olado- phora (Aegagropila) Montagnei var. waianaeana Nob. nach Behandlung mit SCHULTZE-Chromsäure, welche den Zellinhalt vollständig zerstört hatte. Diese Schnittfläche s hat sich unter dem Drucke des Deckglases fast horizontal gelegt, und man sieht links den Ansatz an die äussere Zell- . 2. Teil vom Seitenrande einer mit SCHULTZE-Chromsäure behandelten Zelle von Cladophora hospita (Mert.) Kütz. Das Membrangefüge hat sich in der Querrichtung gelockert. «a äussere Seite, i innere Seite. Schematische Darstellung eines vollständig ausgebildeten Gelenkes von Cladopkora rupestris (L.) Kütz. o Basalende der oberen Zelle mit post- mortaler Faltenbildung "n den als feine Querstreifung erscheinenden oberen Rändern og der Gelenklamellen. u Apikalende der unteren Zelle mit Kreuzstreifung; die Falten sind hier weggelassen. Seitlich die Durch- schnitte der Gelenklamellen g. a Aussenschicht, i Innenschicht der Membran. 3 Il . bindliehsten F. HEYDRICH: Die systematische Stellung von Actinococcus Kütz. 11 Il. F. Heydrich: Die systematische Stellung von Actinococcus Kütz. Mit Tafel V. Eingegangen am 16. Februar 1906. Der Zweifel der Selbständigkeit, welcher dem Genus Actinococeus noch vor der Veröffentlichung von SCHMITZ „Die Gattung Actino- coccus*") anhaftete, ist wohl nach jeder Richtung durch diese Be- trachtung gehoben. Es wurde hierdurch bewiesen, dass diese Pflanze keineswegs zur Wirtspflanze gehört, sondern ein selbständiges Indi- viduum darstellt; nur über die Zugehörigkeit in eine der grösseren Unterabteilungen des Florideensystems ist man noch völlig im Un- daren. : Während nämlich 1852 J. AGARDH in seinen Spec. Gen. et Ord. Alg. II S. 488 Actinococcus zu den Squamariaceen stellte, wurde sie 1897 von SCHMITZ in ENGLER und PRANTL, Die natürlichen Pflanzen- familien, unter die Gigartinaceen?) eingereiht, trotzdem Antheridien und Cystokarpien bis dahin unbekannt waren. Jedenfalls war hier nur das Substrat die Ursache zur syste- matischen Stellung. Jetzt ist es mir, wenigstens bei Actinococeus peltaeformis Schmitz, gelungen, die Geschlechtsorgane aufzufinden und demgemäss diesem Genus eine sichere Stellung im System anzu- weisen. "t Von vornherein war es zu vermuten, dass durch den eigenartigen Bau des Ganzen und die Anordnung der Tetrasporangien auch die Geschlechtsorgane besondere Formen annehmen müssten. Daher erstreckten sich die Untersuchungen auf sämtliche Exem- plare von Gymnogongrus norvegicus, die mit Actinococeus behaftet waren. Aber ein jeder, der sich mit dieser eigentümlichen Alge Jemals beschäftigt hat, weiss, dass fast ausschliesslich ungeschlecht- liche Exemplare vorkommen. Es gehörte daher eine grössere Anzahl dazu, um zu einem Resultat zu gelangen. Dieses Verdienst gebührt Hrn. CRODEL?) in Marseille, welcher mir zu jeder Zeit trockenes "nd in Alkohol konserviertes Material zur Verfügung stellte. RR 1) Flora 1893, 2) Ebenso DARBISHIRE, Actinoeoceus and Phyllophora in Annals of Botany, 1899, Juni, 3) Ich erlaube mir daher auch an dieser Stelle Hrn. CRODEL meinen ver- Dank auszusprechen, Ber. der deutschen bot. Gesellsch, XXIV. $ 12 5 / F.: HEYDRICH: Wie selten Geschlechtsexemplare vorkommen, bekundet der Umstand, dass nur zwei weibliche und drei männliche Exemplare gefunden wurden. Um nun meine Betrachtung. an das Bestehende sich anlehnen zu lassen, sei über die Anheftung und den Zellbau auf die SCHMITZ- schen?) Ausführungen bei der Beschreibung von Actinococcus roseus (Suhr) Kütz. auf Phyllopkora Brodiaei und Actinococcus peltaeformis") hingewiesen. i Die Frage, ob die Alge durch Rhizoiden im Innern der Wirts- pflanze weiterkriechend neue Individuen nach aussen bildet, muss man bejahen, denn es kamen z B. auf einem 1—2 mm grossen Stück eines Sprosses von Gymnogongrus 2—5 Polster vor. Hierbei lag das älteste mehr in der Mitte, die 2—3 jüngeren in verschiedenen Abständen von 2— 300 u entfernt. Solche Gruppen zeigen Rhizoidenverbindung. Die Besiedelung anderer Sprosslappen ENT aber meist durch Keimpflanzen. Übrigens kann es vorkommen, dass Rhizoiden auf die entgegengesetzte Sprossfláche: des Gymnogongrus wachsen und dort neue Polster bilden. Ein weiterer Umstand, dass durch Rhi- - zoiden mehrere Polster veranlasst werden können, scheint mir darin zu liegen, dass 2—4 gleichalterige Polster dicht nebeneinander vor- kommen. Eine direkte Beobachtung der Rhizoiden im Innern ‘des Gymnogongrus von einem Polster zum andern hat seine Schwierig- - keiten. Man kann aber ziemlich sicher annehmen, dass die meisten - einzelstehenden Polster durch Sporenkeimung hervorgerufen werden, . dagegen engstehende dureh Rhizoiden. T MD TUUM Die Tetrasporangien. Das Wu. die Entwieklung und mithin die Form der Tetra- E sporangien ist eine ungewöhnlich verschiedene von anderen Florideen. | Zunächst kommen Ketten vor, deren einzelne Tetrasporangien - lànglich sind, mit dementsprechender Teilung. Viele bilden aber fast kugelfórmige Tetrasporangien. Nehmen wir den Fall mit kürzeren . Sporangien, so erkennen wir an einem günstig geführten Längs- schnitt, vom Zentrum des Polsters beginnend, einen langen Zellfaden, - dessen untere 10—12 Zellen oval und ohne Teilung jad; dann folgen 8—10 Tetrasporangien, den Abschluss aber bilden 1-- 3 viereckige oder lüngliche Zellen. Die letzte bildet die Terminalzelle, welche 1) SCHMITZ, Actinococcus S. 914, Taf. VII, Fig. 10. 2) KÜTZING, Phycol. gener. S: 412 handelt über Pachycarpus dilatatus, welche Alge nach SCHMITZ gleich mit Gymnogongrus norvegicus ist. Die Fig. 2 je un Arbeit zeigt einen sehr gut gezeichneten Durchschnitt, an dem man vorzüglich Rhizoiden - F eneee erkennen kann. LI Die systematische Stellung von Actinococcus Kütz. 13 immer ungeteilt auftritt (Taf. V, Fig. 1, d). Sobald aber die Vege- tation fortschreitet, trennt sich diese Zelle in zwei, und zwar nach oben in die nächste Terminalzelle (Fig. 1, d) und nach unten in den tetrasporischen Apparat, beide nunmehr durch eine neue Zellwand geschieden. Wir haben in diesem Augenblick die in der Literatur erwähnten zwei hellen Endzellen. Kurz nach dem Auftreten der Wandbildung teilt sich die vorletzte (tetrasporische) Zelle in zwei, wovon die untere die karyoblastische, die obere aber die Protosporen- oder Tetra- sporangien-Mutterzelle') darstellt (Taf. V. Fig. 1, a, b). Im weiteren Verlauf verschwindet die karyoblastische Zelle (Fig. 1, 5) gänzlich, um der Tetrasporangien-Mutterzelle (Fig. 1, a und c) Platz zu machen. Bei dem andern obenerwähnten Faden mit den länglichen Zellen spielt sich dieser ganze Vorgang häufig in einer einzigen Zelle ab (Fig. 2), so dass die Einzelheiten nicht zu erkennen sind. Aber immerhin sorgt das Wachstum für die vegetative Verlängerung und. gliedert gleichzeitig den tetrasporischen Apparat nach unten ab, wie dies Fig. 2 bei b, c, d erkennen lässt. Etwas ähnliches stellt die Fig. 3 dar, nur mit dem Unterschiede, dass in einer gemeinschaft- lichen Zelle drei Apparate gleichzeitig solchen Teilungen unterliegen. Eine eigentümliehe Verteilung von Tetrasporangien und Cysto- karpien, welehe mir zu Gesicht kam, möchte ich hier noch erwähnen. Man vergleiche hierzu die Fig. 9 auf Taf. V, die zwar nicht aus jenem Thalluspolster stammt, wohl aber zum Verständnis beitragen kann. Hierbei muss ich in bezug auf die Vegetationsorgane er- sänzend hinzufügen, dass jedes Thalluspolster meist in gewisse kürzere oder längere Abzweigungen auswächst, deren Basalzellen wagerecht über das Substrat ein Stück weiter wachsen, wie in Fig. 9 bei @ angedeutet wurde. ährend nun für gewöhnlich geschlechtliche und ungeschlecht- liche Pflanzen getrennt auftreten, enthielt hier ein kleiner Thallus- lapp en (bei a) regelmässige Tetrasporangienketten, der übrige grössere Teil aber einige schlecht entwickelte Cystokarpe (wie Fig. 13 und 16). Man kann sich wohl nicht allzu sehr über diese Erscheinung wundern, weil bei den Florideen weibliche und Tetrasporenanlagen auf einem Individuum häufiger angetroffen werden; indessen bestätigt sich auch hierdurch aufs Neue die Annahme, dass zwischen Tetra- Sperangium und Cystokarp eine gewisse Homologie*) besteht. ei EE m Vergleiche H H, I ium der Florideen. Bibl. Bot. 1902, Heft 57 e HEYDRICH, Das Tetrasporangium der Floride 2) F ALKENBERG, Rhodomelaceen. S. 99, Fig. 6, 4, B, C. 74 F. HEYDRICH: Antheridien. Auch hier war im voraus anzunehmen, dass, durch den engem Zellensehluss verursacht, die Spermatien mehr in den äusseren Schiehten zu suchen seien. Bei dieser Gelegenheit móchte ich darauf aufmerksam machen, dass nicht ein einziges steriles 'Thalluspolster zur Beobachtung kam. Leicht lassen sich freilich männliche als. steril ansehen. Schon bei Erwähnung der Tetrasporangienfäden wurde hervor- gehoben, dass die unteren Zellen immer vegetativ, also steril bleiben; man erkennt diese Zellen an ihrem körnigen Inhalt. Hier aber bei den männlichen Pflanzen stellt dieser Zellinhalt eine mehr homogene Masse dar, welche bis auf die beiden letzten Zeilen des Fadens un- verändert auftritt. Ob übrigens dieser Zellinhalt eine einzige Chro- matophorplatte darstellt, habe ich nicht mit Sicherheit feststellen. ónnen; fast ist es anzunehmen. tie Inhalt der beiden Terminalzellen ändert sich nun merklich zu einem köpfehenförmigen Organ mit kurzer, schwanzartiger Ver- längerung um. Das Köpfchen stellt unzweifelhaft das Spermatozoid dar, die Verlängerung das Chromatophor der nächsten vegetativen Zelle (Fig. 4—8). Mitunter tritt auch seitliche Spermatienbildung auf, wie aus der Fig. 8 ersichtlich. Die Spermatienbildung erstreckt sich immer auf den grösseren Teil des Thallus, so dass gleichzeitig viele Spermatien austreten. Mitunter kommt es vor, dass ein kleiner, dicht aneinander stehender Komplex von Spermatien gleichzeitig entleert wurde, dann kann sich die Lücke in der Oberfläche nicht wieder schliessen, wodurch eine conceptakelähnliche, oben offene Vertiefung gebildet wird, die aber nur sterile Zellen enthält. Eine ganz ähnliche Erscheinung wie bei den dichtstehenden Cystokarpien. Die Ursache, weshalb diese Organe schlecht zu erkennen sind, liegt in der verhültnismüssigen Grósse gegenüber den vegetativen Zellen, denn im allgemeinen "ind die männlichen Organe immer viel kleiner. Bei Actinococeus besitzen sie aber eine ingewöhnliche Grösse. Das weibliche Organ. Wie vorher erwähnt war, ist mir die Auffindung von nur zwei Gymnogongrus-Sträusschen, die mit ungefähr 20 weiblichen Actino- coccus-Polstern befallen waren, gelungen. Aber auch hier hätte ich diese Exemplare als steril beiseite gelegt, wenn nicht die enge Zell- stellung für Erhaltung der Cystokarpien gesorgt hätte. Einige Schnitte zeigten in den mittleren Teilen des Polsters ganz zerstreut verdickte- 4 Zellkompiexe, wie sie Fig. 9 darstellt. Dotclear man solche. 3 Schnitte an der Oberfläche unter starken Objektiven, so zeigen NT f S LOEO UTE Sep Chance eed TE Die systematische Stellung von Actinococcus Kütz. 15 besonders an den Seiten zarte, haarfórmige Trichogyne, die hoch über die gemeinschaftliche Hüllmembran des Actinococeus hervorragen. Der untere Teil ist stark verdiekt und sitzt auf einer kurzen Zelle sattel- fórmig auf (Fig. 10). Zur Beobachtung gelangten an 30 solcher Organe, so dass man wohl für ein Polster 200—300 soleher Anlagen annehmen kann. Neben solchen jungen erblickt man aber auch ältere, deren Trichogyne über der Hüllmembran abgebrochen sind; das Carpogonium sitzt dann auf einer grösseren, mit körnigem Inhalt ausgezeichneten Zelle (Fig. 11, C), von zwei Hüllüstehen umgeben. Wir haben es hier mit einem Prokarp zu tun, dessen Tragzelle gleichzeitig als Auxiliarzelle fungiert. (Fig. 11.4 und Fig. 10 4). Unmittelbar nach der Befruchtung teilt sich die Auxiliarzelle ein oder mehrere Male in zwei bis drei Sporen von zwei bis drei Hüllüstchen umgeben (Taf. V, Fig. 12). Dann entweichen die Sporen, wie in Fig. 11 am Zellfaden links, dessen Sporen oben bei a auf der Kutikula liegen. Nieht sümtliehe Prokarpe werden auf gleicher Hóhe angelegt, weshalb es kommen kann, dass die tieferen zwar zu Cystokarpien heranreifen, die Sporen aber nicht zum Austritt gelaugen; daher ndet man vielfach in den tieferen Thallusschichten reife Cysto- karpien eingeschlossen, wie Fig. 9, deren Teilungen ganz unregel- mässig eintreten, wie auf Fig. 13 und 16 dargestellt. Häufig wachsen die Hüllästchen wieder als sterile Zellfäden weiter, wie in Fig. 16. Alle diejenigen, welche unmittelbar unter der Kutikula angelegt werden, kommen zur Reife, wie in Fig. 14 und 15 dargestellt. Das normale Cystokarp wird daher auf der Spitze eines Zellfadens so angelegt, dass es nur ein oder zwei Zellen unter dem Kutikula- häutchen liegt. Die angedeutete kreuzförmige Teilung der Sporen der Figuren 14 und 15 stellt den ersten Keimungsprozess dar; es ist daher anzunehmen, dass dieser Vorgang vor dem Entweichen im weiblichen Organ selbst stattfindet. Von einer kreuzförmig geteilten Tetraspore kann selbstverständlich hier keine Rede sein. Wie schon bei der Beschreibung der Spermatien erwähnt war, kommt es auch hier vor, dass sich mehrere Cystokarpien gleichzeitig und dicht nebeneinander bilden, wodurch eine econceptakelähnliche Vertiefung entsteht, die aber nur sterile längere oder kürzere Zellen enthält. Zuletzt muss noch einer Umbildung der Hüllästchen gedacht werden, die bei ihrem häufigen Auftreten zu Irrtümern Veranlassung Seben könnte. Sobald nämlich ein Prokarp nicht befruchtet wird, unterbleibt natürlicherweise die Weiterentwieklung der Auxiliarzelle, nicht aber die der Hüllüstchen, welche ihrerseits fast immer an die nebenan liegenden Zellen anderer Fäden wagerecht heranwachsen und nun den Eindruck erwecken, als seien hier grosse sekun- 16 F. HEYDRICH: däre Tüpfelbildungen oder womöglich Kopulationserscheinungen ein- getreten. Fragt man sich aber naeh den Ursachen, weshalb die weiblichen Organe so schlecht zu erkennen sind, dann gibt es nur einen Grund, und der besteht in dem farblosen Plasma. Alle Florideensporen sind bekanntlich mehr oder weniger von ihrer Umgebung durch die intensive Färbung leicht zu erkennen; dieses Zeichen fällt für Actino- coccus peltaeformis vollkommen fort, weil sie dieselbe Farbe wie die vegetativen Zellen besitzen Systematik. Die systematische Stellung, welche Actinococeus nach den obigen Ausführungen einzunehmen hat, ist ausserordentlich interessant. Die Systematik der Florideen wurde von SCHMITZ in erster Linie darauf begründet, dass bei der einen grossen Gruppe das Carpogonium direkt ohne Hilfszellen zum sporenerzeugenden Organ auswächst, die andere noch einer Auxiliarzelle bedarf, die dann ihrerseits auf den ver- schiedenen Wegen zur Sporenbildung schreitet. Zum ersten Teil gehören die Nemalionales, zur letzteren die Gigartinales, Rhody- meniales und Cryptonemiales. Betrachten wir hieraufhin die Verhältnisse bei Actinococcus, SO stellt sich uns zunächst klar vor Augen, dass hier ein Prokarp be- steht, dessen Carpogonium nicht an der Sporenbildung teilnimmt, daher kann die Pflanze nicht zu den Nemalionales gerechnet werden. Infolgedessen müssen wir zur nächsten Gruppe der Gigartinales greifen; aber dort wird der Carpogonast oder besser Prokarpast ausser der Auxiliarzelle noch von zwei anderen Zellen gebildet, wie uns die Figuren 215, A, Seite 355; Fig. 220, C D, S. 363; Fig. 236, D, S. 405; Fig. 235, Z, S. 402 und Fig. 242, D E, S. 424 bei SCHMITZ in ENGLER und PRANTL, Die natürlichen Pflanzenfamilien, zeigen. Diese alle . fusionieren ihrerseits mit dem Carpogonium, und dann erst erzeugen - sie die sporenbildenden Fäden oder entwickeln sich überhaupt weiter. Nun besitzt zwar Aectinocoecus eine Auxiliarzelle, es fehlen aber jene beiden Zwischenzellen, die gerade ein ganz besonderes Merkmal 5 jener Gruppen ausmachen. Deshalb muss hier zwischen Nemalionales - ; und Gigartinales eine neue Gruppe, die Actinococcales, eingeschoben . werden. ; Zum Schluss möchte ich noch vergleichsweise auf die grosse - Ähnlichkeit der Prokarpe von Actinocoecus und Hii dododióro") kim- weisen. Bei beiden trägt die hypogyne Zelle das Carpogonium mit dem Trichogyn, bei beiden wird die hypogyne Zelle zur Auxiliarzelle 2 1 HEYDRICH, Die Lithothamnien von Helgoland in Wissensch. Meeresunter- suchungen. Helgoland 1900, S. 64, Taf. IT, Fig. 8—10. d Die systematische Stellung von Actinococeus Kütz. 77 erhoben und erzeugt direkt Sporen. Nur stehen die Prokarpe des ersten Genus vereinzelt; sobald sie sich aber nähern, tritt eine ähn- liche Höhlung auf, wodurch gerade die Corallinaceen vor allen anderen Florideengenera gekennzeichnet sind. Dieselben Vergleiche lassen sich bei Stichospora') und Perispermum') aufstellen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1—16. Actinococcus peltaeformis Schmitz. Fig. 1. Die obersten Zellen zweier Fäden mit Tetrasporangien. a stellt bei beiden Fäden die Protosporen- oder die spätere Tetrasporangien-Mutterzelle dar. b die karyoblastische Zelle, aus der die vorige Zelle a hervorgegangen ist. Beide Zellen a und 5 zusammen bilden den tetrasporangischen Apparat. das reife Tetrasporangium. d Scheitelzelle. Der Strich darüber die gemeinschaftliche Cuticula. Vergr. 950. » 2. Dasselbe wie Fig. 1 nur mit dem Unterschied, dass die Scheitelzelle 4 und die karyoblastische Zelle a noch nicht in Teilung getreten sind. Ver, 9. Ein tetrasporischer Zellfaden, an dem die Unterschiede der Dusche dai Zellwerte nicht deutlich zu erkennen sind. Die drei obersten Zellen be- finden sich in einer gemeinschaftlichen Zellhülle, aus ihnen geht je ein Tetrasporangium hervor. 05. » 1 Fünf nebeneinander liegende Zellfäden aus einem männlichen Exemplar, In drei Fäden sind die Spermatien zu erkennen. Vergr. 950. » 5—8. Verschiedene Spermatien-Entwicklung. Fig. 6 drei nebeneinander. Nik 930. y » 9. Schnitt durch ein Exemplar auf Gymnogongrus mit zerstreuten Cystokarpien, als Punkte Mh deren Sporen der tiefen Lage wegen nicht aus- - getreten sind. Vergr. 95 » 10. Einzelnes Prokarp. Pt der Auxiliarzelle a sitzt das Carpogonium c mit dem gram ilte Tr, welches über die gemeinschaftliche Cuticula hervor- ragt. Vergr. 505. » ll. Zwei nebonoinasdar liegende Zellfáden mit Cystokarpien, deren Trichogyne über der Cuticula abgebrochen sind. Am Cystokarp links ist allem An- schein nach die Spore a ausgetreten, liegt bereits oben auf der Cuticula uud beginnt zu keimen. Das rechts liegende Cystokarp ist noch nicht zur c gelangt, denn die Auxiliarzelle A sitzt noch unter dem Carpogonium zwischen zwei einzelligen Hüllàstchen. Vergr. 95 » 18. Einzelne Cystokarp aus tieferen Schichten wie bei Fig. 9 angedeutet. Ver, » 14. 15. ai a normale Cystokarpien dicht unter der Oberfläche mit Hüll- ästchen und keimenden Sporen a noch innerhalb des weiblichen Organes. Vergr. 580. » 16. Wie F Fig. 13. Ein Hüllästehen hat sich als vegetative Zellreihe ausgebildet. Vergr. 580, 1) HEYDRICH, bi Ausbau des Corallineensystems. Ber. der Deutschen Botan eiie 1900, S. 3 18 K. MIYAKE: I2. K. Miyake: Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta‘). Mit Tafel VI. Eingegangen am 17. Februar 1906. Im Jahre 1896 hat IKENO?) die Spermatozoiden bei Cycas revo- luta entdeckt. Damals aber gelang es ihm nicht die Spermatozoiden im lebenden Zustande zu sehen, und er hat ausschliesslich nur fixierte Exemplare beobachtet und beschrieben. Seitdem ist, was diese merkwürdigen Spermatozoiden anbelangt, unsere Kenntnis nach keiner Richtung hin gefördert worden. Deshalb beabsichtigte ich schon lange eine Reise nach dem südlichen Teile von Japan, der Heimat von Cycas revoluta, um dort die lebendigen Spermatozoiden zu unter- suchen. Es konnte dieselbe erst im September dieses Jahres an- getreten werden. Zuerst bin ich nach Kagoshima (31° 35‘ N.) in der Provinz Satsuma in Kiushiu gefahren, und weil es dort für die für die Spermatozoidenbeobaehtung befindlichen Cycas etwas zu früh war, fuhr ich weiter südlich nach Oshima (28*—28^30' N.), der nórd- lichsten Insel der Riukiu-Gruppe. Obgleich die Befruchtungszeit von Cycas dort schon beinahe vorbei war, glückte es mir dennoch in den Samenanlagen eines weiblichen Baumes mehrere lebendige Spermatozoiden zu beobachten?) Ich untersuchte nun weiter an etwa fünfzig Exemplare, und da ich kein einziges Spermatozoid mehr finden konnte, kehrte ich wieder nach Kagoshima zurück. | Während meines zweiwöchentlichen Aufenthaltes in Kagoshima nun habe ich mehrere hundert lebendige Spermatozoiden beobachtet. Die reifen Spermatozoiden findet man in Kagoschima und seiner Umgebung von Anfang bis Mitte Oktober. Am 11. Oktober habe ieh Kagoshima verlassen, und weil damals die verschiedenen dort befindlichen Cycas-Exemplare noch vor der Befruchtungszeit waren, habe ich mehrere hundert Samenanlagen nach Kyoto mitgenommen und dort in meinem Laboratorium weiter untersucht. In verhältnis- mässig kühlem Raume habe ich dann zehn Tage lang mehrere Sper- matozoiden in lebhafter Bewegung beobachtet. ie » Spermatozoiden von Cycas haben die Form einer an einem e p ee ee NIA n ERIT. Lo 1) Die japanische Mitteilung findet man in The Botanical Magazine, Tokyo. | | Vol. XIX, Okt. 1905. 2) Die Spermatozoiden von Cycas revoluta. (Japanisch. Bot. Mag., Tokyo. — Vol X. Nov. 1896. — Vorläufige Mitteilung über die Spermatozoiden bei revoluta. Bot. Centralbl. Bd. LXIX, 1897 9) Es war am 22, September 1905. Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta. 19 Pole mehr oder weniger eiförmig zugespitzten Kugel (Fig. 5—9). Sie gleichen sehr denen von Zamia und sind nur ein wenig kleiner. An einem Pole des Spermatozoidenkórpers, welcher der Kopf genannt wird, findet man ein Spiralband, an welchen viele Cilien entspringen. Das Spiralband, welehes ganz in Cytoplasma eingebettet ist, umrollt ungefähr die Hälfte des Körpers, und die Zahl der Windungen, so weit ich konstatieren konnte, beträgt zwischen 5", und 6 (Fig. 8 bis 12). Die Zahl 5?/, habe ich am häufigsten getroffen. Ob diese Zahl immer konstant bleibt oder variiert, je nach dem Indi- viduum, konnte ich nicht feststellen (Fig. 12)... Nach IKENO?) be- schreibt dieses Band bei Cycas fast 5 Windungen, und WEBBER?) gibt die Zahl für Zamia als 5 bis 6 an. ‘Die Windungen, von oben ge- sehen und von der Spitze ausgehend, verlaufen von rechts nach links, d. h. umgekehrt wie der Uhrzeiger (Fig. 10). Die Grösse der Sper- matozoiden variiert mehr oder weniger bei verschiedenen Individuen. Nach den Messungen an über hundert Spermatozoiden habe ich ge- funden, dass der Durchmesser der Spermatozoiden zwischen 180 u und 210 u variiert. Sie sind etwas grösser als die Angabe IKENO's?), nach welchem sie 160 u lang und 70 u breit sind. Den Unterschied kónnte man vielleicht dadurch erklären, dass die Messung von IKENO an durch Fixierung mehr oder weniger zusammengezogenen und an noch nieht voneinander getrennten Spermatozoiden gemacht wurden. Nach WEBBER ^) sind die Spermatozoiden von Zamia 222 u bis 382 u lang und 292 bis 306 ú breit. Ich selbst habe vor drei Jahren in Amerika Gelegenheit gehabt mehrere Dutzend Zamia-Spermatozoiden im lebenden Zustande zu untersuchen, und obgleich ich damals die Grósse der lebenden Spermatozoiden nicht gemessen habe, so habe ich nach der Messung der fixierten Spermatozoiden in meinen Präpa- raten gefunden, dass sie den Durchmesser von 210 bis 250 u besitzen. so die Spermatozoiden von Cycas sind etwas kleiner als die von Zamia. . Die Cycas-Spermatozoiden enthalten grosse Kerne. Der Kern st beinahe kugelig und sein Durchmesser beträgt 140 bis 170 u (Fig. Il). Er ist nicht immer leicht im lebenden Zustande zu erkennen. Wenn die Spermatozoiden ihre Bewegung eingestellt haben und nach und nach zu Grunde gehen, kommt oft die Kontour des Kernes deutlich zum Vorscheine, und in den toten Spermatozoiden kann man den Kern, welcher jetzt dunklere Farbe angenommen hat, 1) Untersuchung über die Entwicklung der Geschlechtsorgane und der Vor- 1896, der Befruchtung bei Cycas revoluta. Journ. Coll. Sci. Imp. Univ. Tokyo, Vol. XII, Hips p. 182. (Dieselbe Arbeit wurde in den ,Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XXXII, 1898* entlicht,) Plant 1, ermatogenesis and Fecondation of Zamia. Bulletin No. 2 Bureau of 3 ; U. S. Dept. Agr. 1901. p. 50. )l c, 8. 185. 4) L e., S. 56. 80 K. MIYAKE: immer deutlich unterscheiden. Der von IKENO!) beschriebene Schwanz ist nieht vorhanden, und habe ich bei mehreren hundert von mir beobachteten Spermatozoiden keinen einzigen Fall gesehen, wo dieselben Schwänze getragen hätten. Je zwei Spermatozoiden findet man in jedem Pollenschlauche und zwar am proximalen Ende desselben. Vor ihrer Bewegung bilden die zwei Spermatozoiden eine Kugel, welche mit dem sogenannten Doppelzylinder”) in Verbindung stehen. Jedes Spermatozoid ist also halbkugelig mit dem Kopf nach der Anssenseite gerichtet (Fig. 1). Nach IKENO?) sind die beiden Spermatozoiden ganz nackt, und dasselbe will WEBBER*) auch bei Zamia gesehen haben. Dagegen sind sie bei Ginkgo mit einer festen gemeinsamen Membran umhüllt, wie FUJII?) und ich®) schon festgestellt haben. Ich habe auch bei Cycas eine sehr dünne Membran um die zwei Spermatozoiden gesehen, doch konnte ich nicht mit Sicherheit fest- stellen, ob diese Membran den Spermatozoiden angehört oder etwa nur der Hautschicht des im Pollenschlauche befindlichen Protoplasmas zuzurechnen ist. Das distale Ende des Pollenschlauches ist fein verzweigt und dringt in das Nucellusgewebe wie eine Wurzel ein (Fig. 6). Kurz vor der Befruchtung verlängert sich das proximale Ende des Schlauches, und man findet um die Befruchtungszeit den Schlauch an dünnem Nucellusgewebe in der Archegonialhöhle’) aufgehängt. Die Länge des an dem Nucellusdache herabhängenden Pollenschlauches ist ge- wöhnlich 1—1*/, mm, und man kann den Schlauch mit unbewaffneten Augen als winziges Trópfchen erkennen. Mit der Lupe konnte man - die Form und Gestalt des Schlauches deutlich erkennen, und kann - man gleichzeitig die am proximalen Ende des Sehlauches befind- lichen Spermatozoiden als weisse Punkte wahrnehmen. Die Zahl der Pollenschläuche in einer Samenanlage variiert zwischen 1 bis über 20. Ich habe einmal in einer Samenanlage 24 Pollenschlüuche beobachtet. Die Zahl 5—10 scheint am häufigsten vorzukommen. Um die Spermatozoiden zu untersuchen, legt man ein Stück vom iei i fi mit Pollenschläuchen in Zuckerlösung auf den Ob- lh 2) in Étude e la fécondation et l'embryogénie du Ginkgo biloba. (Se- cond Mémoire). Journ. Coll. Sei. Imp. Univ. Tokyo, Vol. XIT, 1898, p. 109. 3)l e, S. 178 ff. 41.c, S. D1 ff. 5) On the ang of the Spermatozoid of Ginkgo biloba. (Japanisch). Bot. Mag., nn Vol. X 1899. 6) On th aan of Ginkgo. (Japanisch.) Bot. Mag., Tokyo, Vol. zu | 1898. — The Spermatozoid of Ginkgo. Journal of Applied Mieroscopy, Vol. V, 1902. E 1) Cavité endospermique nach WARMING, Endospermhóhle naeh IKENO (l. €» S. 191) und Archegonial chamber, nach WEBBER (l, c., S. 63). Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta. sı jektträger und schneidet die Schläuche sorgfältig mit dem scharfen Messer von dem Nucellus ab. Die Beobachtung kann am besten in lOprozentiger Rohrzuckerlösung ohne Deckglas geschehen. Wenn die Spermatozoiden ganz reif sind, fangen sie bald an sich zu be- wegen und trennen sich voneinander, um sich gleich im Pollen- schlauche hin und her zu bewegen (Fig. 2—4). Ich habe oft beob- achtet, dass die Spermatozoiden im Pollenschlauche eine bis drei Stunden ihre Bewegung fortsetzten. In einem Pollenschlauche habe ich zwei Spermatozoiden gesehen, die ihre Bewegung lebhaft 3 Stunden und 40 Minuten fortsetzten, dann wurde diese etwas langsamer, und eins von den beiden stellte nach einer weiteren Stunde seine Be- wegung völlig ein, während das andere die langsame Bewegung noch weiter fortsetzte und erst nach 6 Stunden und 20 Minuten ganz be- wegungslos wurde. Ich habe noch ein anderes Spermatozoid beob- achtet, dessen Bewegung etwa 5'/, Stunde dauerte. Wie lange die aus dem Pollenschlauch herauskommenden Spermatozoiden in Zucker- lósung ihre Bewegung fortsetzen kónnen, habe ich nieht festgestellt, weil ieh sie meistens gleich zu verschiedenen Versuchen gebraucht habe. Ich habe jedoch solche Spermatozoiden wenigstens 20 Minuten in Bewegung beobachtet. Während der Befruchtung sieht man die Spermatozoiden oft aus der Sehnittstelle des Pollenschlauches herauskommen. Ich habe auch einigemal gesehen, dass die Spermatozoiden aus dem Proximalende des Sehlauches plótzlich dureh Explosion herauskommen. Die letztere Erscheinung ist wahrscheinlich dasjenige, was wirklich bei der Be- fruchtung stattfindet. Die Vorwärtsbewegung der Spermatozoiden ist stets mit einer Rotation um die Hauptachse des Körpers, die von oben gesehen wie der Uhrzeiger geht, verbunden, und kann man sie wohl als Schrauben- bewegung oder Helicoidalbewegung bezeichnen. Oft bewegen sich die Spermatozoiden in einer geraden Linie, und daher kann man die Geschwindigkeit sehr leicht feststellen. Ich habe verschiedene Male die Zeit gemessen, die ein Spermatozoid braucht, um das Gesichtsfeld des Mikroskopes zu durchwandern. Ich habe gefunden, dass die Sper- matozoiden im günstigen Falle die Geschwindigkeit von 0,7 mm per Sekunde zeigten, d. h. sie bewegen sich in einer Sekunde drei und ein halbmal soviel vorwärts als ihre Körperlänge beträgt. Ich habe auch einige Versuche über die Chemotaxis der Sperma- tozoiden ausgeführt. Bei diesen Versuchen kam die bekannte PFEFFER’sche Kapillarmethode zur Anwendung. Die Durchmesser der benutzten Glaskapillaren waren etwa 250—300 u. Die an einem Ende zugeschmolzene und mit Versuchslösung gefüllte Kapillare wurde in die Zuckerlösung hineingeschoben, um dieses offene Ende | nahe an die in der Lösung schwimmenden Spermatozoiden zu $82 K. MIYAKE: Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta. bringen. Zuerst habe ich apfelsaures Natron in verschiedenen Kon- zentrationen, nämlich '/j,, "/s005 /5005 '/,44 Mol. Lösung angewendet, nb eine bemerkenswerte Wirkung zu konstatieren. Bei hov oœ Mol. Lösungen von Apfelsäure zeigten die Spermatozoiden auch keita Reaktion. Die: thop -Jaw Mol. vibbedn ek von maleinsaurem ‘ Natrium, '!/,,, Mol. Tanne von RENNER Calcium und */ioo Mol. Lósung von weinsaurem Natrium waren auch wirkungslos geblieben. Die zwei Alkalisalze, nämlich Kaliumehlorid und Caleiumchlorid in "/s, Mol. Lösungen ergaben aueh keine Reaktion. Zuletzt habe ich zwel dlkalaidabise, nämlich schwefelsaures Atropin und salzsaures Chinin, je in '/jj, Mol. Lösung angewendet, aber auch ohne Erfolg. Di neuen Ergebnisse über die Untersuchungen von fossilen Oycadofiliceen (Pteridospermeen) haben die Verwandtschaft zwischen Farnen und Öycadeen deutlich gezeigt." Andererseits erkennt man aus den neuen Untersuchungen über die Chemotaxis von Pterido- phytenspermatozoiden, dass die Apfelsäuresalze nicht nur für die Spermatozoiden echter Farne, sondern auch für die von Salvinia’), Isoëtes”) und Equisetum*) spezifische Reizmittel sind. Deshalb denkt man auch in diesem Falle unwillkürlich an Apfelsäuresalze als. spe- zifische Reizmittel. Aus den negativen Resultaten aber, welche ich erhalten habe, lässt sich nichts Bestimmtes schliessen, weil meine Ver- suche noch mangelhaft sind, weswegen wir noch weiterer Unter- suchungen bedürfen. Gerade in der Befruchtungszeit findet man oft die Archegonium- höhle mit Flüssigkeit gefüllt. IKENO®) hat die Vermutung ausge- dem Pollenschlauch herstamme. Nach meiner Beobachtung kann ich nur der Meinung von WEBBER zustimmen, und zwar deswegen. Dieser Saft zeigt deutliche Säurereaktion auf Lakmuspapier, un ebenso starke Säurereaktion findet man auch im Inhalt des Pollen- schlauches. Der Inhalt des Archegoniums zeigt aber Alkalireaktion auf dem Lakmuspapier. - Ich habe auch gefunden, dass, wenn dieser 1) Vergl. z. B. OLIVER and SCOTT, On the Structure of the Palaeozoie seed ‚Lagenostoma Lomazi, with a statement of the Evidence upon which it is referred to Lyginodendron. Phil. Trans. Roy. Soc. London. Ser. B, Vol. 197, 1904. ) SHIBATA, Studien über die Chemotaxis der JSalvinia -Spermatozoiden. Bot. Mag., Tokyo, Vol. XIX, 1905 HIBATA, Studien gels die Chemotaxis der Isvetes-Spermatozoiden. Jahrb. für prata Bot, Bd. XLI, HIBATA, Über die locis der Spermatozoiden von Equisetum. Bot. Mag. Vol XIX, 1905. LIDFORSS, Über die Chemotaxis der Equisetum-Spermato- zoiden. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XXIII, 1905. 5) Le & 10% 6) 1. c. S. 64, TISCHLER: Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 83 Saft vorhanden ist, die sämtlichen Pollenschläuche oder wenigstens der grosse Teil derseiben leer ist, und deshalb kann ich der Angabe IKENO’s, der die Fälle angetroffen haben will, in denen bei intakten Pollenschläuchen eine Menge Saft schon in der Arehegoniumhöhle vorhanden ist, nieht beistehen. Wenn auch dieser Saft grossenteils aus Archegonien herstammte, würde es nicht sehr wahrscheinlich sein, dass in diesem Safte sehwimmende Spermatozoiden durch die Arche- gonien angelockt werden, weil die Untersuchungen von PFEFFER), SHIBATA’) u. a. gezeigt haben, dass bei der chemotaktischen Empfind- lichkeit der Pteridophytenspermatozoiden das WEBER’sche Gesetz auch seine Gültigkeit bewührt, d. h., wenn in der Aussenflüssigkeit der Reizstoff schon vorhanden wäre, müsste die Anlockungslósung vielfach stärker sein, um die Spermatozoiden anziehen zu kónnen?). Dashisha College, Kyoto. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Zwei Spermatozoiden auf dem „Doppelzylinder“ sitzend, am proximalen Ende des Pollenschlauches. Vergr 66. 2. Dieselben. Anfang der Bewegung. Vergr. 66. 3. Trennung der Spermatozoiden voneinander und von dem „Doppelzylinder“, welcher jetzt zerrissen ist. Vergr. 66. 4—7. Die freie Bewegung der Spermatozoiden im Pollenschlauch. Vergr. 66. 8-9. Zwei Seitenansichten der Spermatozoiden. Vergr. 120. 10. Spermatozoid von oben gesehen. Vergr. 120. ll. Spermatozoid im optischen Schnitte. Vergr. 120. 12, Spiralband von unten gesehen, Vergr. 120. 3 3 d 8 $- y- 5 » I3. G. Tischler: Über die Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. Mit Tafel VII. Eingegangen am 17. Februar 1906. Während eines Aufenthaltes in Leipzig im August vorigen Jahres bot sich mir durch die Liebenswürdigkeit von Herrn Prof. CORRENS eine Gelegenheit dar, dessen seit Jahren gepflegte Hybridenkulturen 1 Augenschein zu nehmen. Mein Führer machte mich dabei nament- ü ` Lokomotorische Richtungsbewegungen durch chemische Reize. Unters. aus- m dung Tübingen. Bd. I, 1884; Bd. II, 1888. e. 3) Am Schlusse dieser Arbeit möchte ich nicht versäumen, den beiden Herren heut BATA und Prof. S. IKEDA für ihre freundlichen Unterstützungen meinen erzlichsten Dank auszusprechen. 84 G. TISCHLER: lich auf einen Bryonia-Bastard aufmerksam, der auch in der Tat ein besonderes Interesse verdient: denn er ist absolut steril. Zwar trägt er massenhaft kleine rote Beeren, doch sind diese völlig taub‘). Im Jahre 1900 war er durch die Bestäubung sorgfältig geschützter Blüten der 9 Bryonia alba mit dem Pollen eines 5 Individuums der Bryonia dioica hergestellt. Könnte man bei meinem vor kurzem beschriebenen 2), gleichfalls sterilen Ribes-Bastard mir eventuell noch den Einwurf machen, die Steri- lität sei hier mitbedingt durch den Einfluss einer langen Kultur, so müsste man einen derartigen Gedanken bei diesem Bryonia-Hybriden sicher fallen lassen. Es scheint mir an der Zeit zu sein, dass sieh | das eytologische Interesse gerade auf solehe Hybriden zu lenken be- giunt, die synthetisch hergestellt sind und deren experimentelles Ver- halten man ebenso wie das ihrer Eltern kennt. In dieser Richtung liegt auch die neueste Arbeit von R. GREGORY?) über einige sterile Rassen von Lathyrus odoratus, für die das Material von den BATESON- schen Kulturen stammte. Herrn Prof. CORRENS móchte ich an dieser Stelle noch herzlich für die Freundlichkeit danken, mit der er mir eine genügende An- zahl von Knospen des Bryonia-Bastardes zur Verfügung stellte. Sie wurden von mir unmittelbar nach dem Abpflücken im Leipziger bo- tanischen Institute, naeh Evakuation der Luft aus den Geweben ver- mittels einer Luftpumpe, in FLEMMING’scher Lösung fixiert und dann später in üblicher Weise mit Alkohol, Chloroform und Paraffin be- andelt. Geschnitten und gefärbt habe ich genau so, wie es in - meiner Arbeit über die Ribes-Hybriden angegeben ist‘). Auch hier - erwies sich die Kombination: HEIDENHAIN's Hämatoxylin nach dem — „Kieler Verfahren“ und Nachfärben mit Süurefuchsin als eine sehr geeignete. i Gehen wir gleich zur Betrachtung der Pollenmutterzellen unseres - Bastardes über, so sehen wir, dass der ruhende Kern eine schóne wabige Struktur zeigt; die chromatinhaltigen Lamellen schliessen . dabei farblose Kammern von verschiedener Grösse ein (Fig. 1). V° - noh zwei Wabenwünde schneiden, aber aueh allenthalben in den - D C. UIN: Weitere Beitrüge zur Kenntnis der dominierenden Me rkmale * und der Mosaikbildung der Bastarde. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. p x 1903, S. 195, 196. Hier wird auch auf die theoretische Bedeutung gerade dieses — Bastardes hingewiesen. — Siehe ferver: CORRENS, Weitere Untersuchungen über x die Gynodiócie. Ebenda, Bd. 23, 1905, S. 462/463. : 2) G. TISCHLER, Über die Entwicklung des Pollens und der Tapetenzellen bei Ribes-Hybriden. PRINGSHEIM’s Jahrb. Bd. 42, 1906, S. 545—578, Taf. XV. R. P. GREGORY, The abortive derelogmens of the pollen in certain Sweet peas (Lathyrus PESO A Proc. of the Cambridge Phil. Pot, vol. 13, tn. S S. 148—151, pl. I und E 4) 1. c., 8. 548/549. Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 85 Wänden selbst, liegen kleinere oder grössere, stärker fárbbare Körn- chen, und es ist mir nicht zweifelhaft, dass auch hier schon sich Unterschiede zwischen Chromatin und Linin bemerkbar machen. In ganz normaler Weise folgt die fädige Differenzierung der Chromatin- lininanteile und die Synapsis. Als Zwischenstadium sieht man oft (Fig. 2) eine Ansammlung von Körnchen an bestimmten Punkten, die Ähnlichkeit mit den OVERTON'schen Prochromosomen +) aufweisen. Sie sind aber, so weit ich sah, wechselnd an Zahl und Grösse, und ich vermag nicht anzugeben, ob schliesslich jedes Mal genau alles Chromatin in diesen Punkten aufgeht. Auch muss ich noch erwähnen, dass ich fast immer im ruhenden Kern 1—2 kleine, sieh nur ganz blass färbende runde Gebilde neben dem Nukleolus bemerkte (k). Sie waren stets bedeutend schwächer tingiert als das Chromatin oder der Nukleolus. — Die Synapsis, die in keiner Weise von den sonstigen Beschreibungen abweicht, ist in Fig. 3 dargestellt. Man sieht hier das Zusammenknäueln auf einer Seite des Kernes sowie stellenweise das Verschmelzen von zwei Körnchenreihen zu einer. Ob eine der- artige Fusion überall vorkommt, lässt sich nicht sicher entscheiden, doch bezweifle ieh es keineswegs. Auch die Bildung der bivalenten Chromosomen geht normal vor sich (Fig. 4). Ich vermochte dabei an einigen günstigen Zellen mit Sicherheit die Zahl 12 zu kon- statieren. Bei dem gezeichneten Schnitt will ich noch bemerken, dass ich fünf aufeinander folgende optische Ebenen in eine projiziert habe, und zwar lagen in Ebene I: Chromosom 1, 2, in Ebene Il: l, 3, 4, 5 (schwach), in Ebene III: 5, 6, 7, in Ebene IV: 8, 9, 10, endlieh in Ebene V: 11, 12. Die Lüngsspaltung für die zweite Teilung ist schon hier in der Diakinese gut wahrzunehmen. So kommen Vierergruppen-ähnliche Bilder zustande, und nicht selten sieht man die vier freien Enden auch nach aussen etwas gekrümmt. Häu lagen die Chromosomen leider so dicht, dass sie sich gegenseitig stossen und ihre Zahl nicht mit Sicherheit anzugeben war. Die Spindelbildung beginnt extranuklear, bald wird aber die Kernhöhle von Fasern durchzogen und die Kernwand aufgelöst. Von nun an machen sich stets zahlreiche, schwächer oder stärker fárbbare Körnehen im Plasma ‚bemerkbar. Der Nukleolus und die ein oder wei schwach sich tingierenden Körper zu seiner Seite sind dafür verschwunden. i Während soweit der Verlauf der Pollenentwicklung ein durchaus ?rmaler war und in diesen frühen Stadien keinerlei Unregel- Mässigkeiten von mir wahrgenommen wurden, wird dies jetzt gleich ee OBER Dist) J. B. OvERTON: Über Reduktionsteilung in den Pollenmutterzellen einiger mtem Des PRINGSHEIM's Jahrb., Dd, 42, 1905, S. 121—103; speziell für die Frage | 0 »FFoehromosomen“, S, 123—130, | | 86 G. TISCHLER: bei der heterotypen Spindel wesentlich anders?), denn die Chromo- somen werden in diese ganz unregelmässig eingeordnet und selten nur bildet sich eine gleichmässige Äquatorialplatte; Bilder wie Fig. 5 finden sich ungemein häufig. Dementsprechend werden in den Telo- phasen auch nur in einer Minderzahl von Fällen sämtliche Chromo- somen in die Tochterkerne einbezogen, in allen übrigen ist das nicht der Fall, und dafür formen sich die zurückgelassenen zu kleinen Kernen für sich um. In Fig. 6 liegt z. B. ein solcher ,überschüssiger* Nukleus an der Spindel. Des beschrünkten Raumes wegen konnte ieh keine weiteren Bilder von diesem Stadium geben: sie sehen oft merkwürdig genug aus, bieten aber prinzipiell keine neuen Gesichts- punkte. Ich sah u. a. Fälle, wo offenbar einige einzelne Chromo- somen, je eines für sich, sich zu kleineren Kdetón entwickelt hatten. Sie konnten entweder mitten in der Spindel oder angehüngt an einem der Tochterkerne liegen; selbst jenseits der „Pole“ orientierte kamen vor. Ein anderes Mal waren überhaupt normal aussehende Toehterkerne nicht zustande gekommen, immer waren ein oder zwei Chromosomen getrennt für sich alveolisiert und zu kleinen tropfen- fórmigen Kernen geworden. Wenn einzelne Chromosomen noch in der Mitte zusammengehangen hatten, wührend die übrigen bereits an den Polen angelangt waren und die Alveolisierung hatte eingesetzt, waren ,Pseudoamitosen* entstanden. Wieder andere Bilder zeigten nur die Kerne an den einander gegenüberliegenden Seiten in einen stark zugespitzten Zipfel ausgezogen, das Ruhestadium war also etwas später als bei den ,Pseudoamitosen erreicht“. Auf diese Weise werden die meisten der restituierten Kerne eine ungleiche Chromosomenzahl haben; daneben aber, wie ich wiederholen will, waren viele Mitosen auch regulär zu Ende geführt, und hier ist somit die Normalzahl der Chromatinelemente zu "finden. Es müsste von grosser Wichtigkeit für uns sein, die Bedingungen genau zu kennen, durch die überhaupt eine so abweichende Alveolisierung der Chromosomen veranlasst wird. Wir vermögen zur Zeit nicht einzusehen, warum diese nicht immer erst dann er- folgt, wenn alle Chromosomen in die beiden Tochterkerne ein- bezogen sind. * Zwar wissen wir, dass durch gewisse äussere Einflüsse, z. B- Abkühlung, Ätherisierung?) oder Radiumbestrahlung?) solche Abnormi- D Es verdient vielleicht auch noch die Tatsache Erwähnung, dass die aller- verschiedensten Teilungsstadien gleichzeitig in derselben Anthere beobachtet wurden. So konnten selbst noch Kerne der Pollenmutterzelle gefunden werden, die sich erst — zur I. Mitose anschickten, während andere schon beide Tetradenteilungen vallendet 1 hatten. S 2) VAL. HÄCKER, Bastardierung und | Ein kritisches : Referat. Zool. Jahrb. Suppl 7. Festschr. für WEISMANN, 1904, 8. 218 ff. ; . KÖRNICKE, Über die Wirkung von brian) uid Radiumstrahlen auf. 2 pllanzlicho Gewebe und Zellen. Ber. d. d. bot. Ges. Bd.23. 1905. S. 411/12. Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 81 täten erzielt werden, aber diese Daten vermögen hier nichts zur Er- klärung beizutragen. Jedenfalls müssen wir betonen, dass eine solche Abrundung einzelner Chromosomen zu kleinen Kernen in Füllen angegeben wurde, bei denen von einem Einfluss etwaiger Hybridität nicht die Rede sein kann, wie z. B. in dem von STRASBURGER!) entdeckten und von JUEL?) genauer beschriebenen Fall bei Zemerocallis fulva. Hier haben wir eine völlige Übereinstimmung mit unseren Funden bei Bryonia. Dagegen war bei dieser Pflanze irgend ein Anzeichen von ,Unvertrüglichkeit^ zweier getrennter Kernsubstanzen ver- schiedener Eltern, oder selbst eine Trennung von zwei Partien ver- schieden geformter Chromosomen niemals zu entdecken, ebensowenig wie z. B. bei Ribes Gordonianum oder Cytisus Adami. Bei dem Eintritt der Tochterkerne in die homöotype Mitose hatten sich, soweit ich konstatierte, alle Chromosomen, auch die, welche einen Kern für sich gebildet hatten, wieder „verdichtet“. Fig. 7 gibt uns ein Bild hierfür. Wir sehen hier ausser den beiden Beindeln noch eine Reihe von Chromosomen im Plasma ohne reguläre Anordnung. Ganz dasselbe ist wieder von JUEL bei der nicht- hybriden Hemerocallis bemerkt worden. Während der Ausbildung der einzelnen Pollenkörner müssen sich natürlich diese eben geschilderten Unregelmässigkeiten bemerk- bar machen. Aber nur relativ selten bleibt mehr als ein Kern in der Zelle bestehen, die übrigen Nuclei bezw. Chromosomen de- generieren. Wir finden dann anfangs noch Körnchenhaufen von den zer- fallenden Chromatinelementen, die in gewissem Sinne der Chro- en ähnlich sehen; später sind auch diese ver- schwunden? Ühersahlige Pollenkörner werden nur relativ selten beobachtet. a, wie wir ausführten, die Chromosomenzahlen in den Kernen nicht gleich, letztere selbst daher von sehr verschiedener Grösse sind, so hoffte ich hier eventuell ein günstiges Beispiel für jene festen Beziehungen zwischen Kern und zugehöriger Plasmamenge zu ia D E. STRASBURGER, Über den Teilungsvorgang der Zellkerne und das Ver- pm E Kernteilung zur Zellteilung. Arch. f. mikr. Anatomie. Bd. 21. 1882, pi H 0. JUEL, Die Kernteilungen in den Pollenmutterzellen von Hemerocallis fais und die bei denselben Bang Unregelmässigkeiten. PRINGSH. Jahrb. Bd.30, 897, 8. 205— 226. — S. a. COULTER u. CHAMBERLAIN, Morphology of Angio- sperms. New York u. RE Tics. S. 126. P: i 0. Plane (Über die Tetradenteilung eines Drosera-Bastardes. Ber. d. dif Bd. 22, 1904. S. 49) hat das Gleiche bei den PMZ von Drosera - der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. ; 88 i . G. TISCHLER:- konstatieren, die von R. HERTWIG als ,Kernplasmarelation*") be- zeichnet werden. Und in der Tat zeigte eine oberflüchliche Be- trachtung, dass sehr häufig zu den grösseren Kernen auch grössere Plasmapartien gehörten, als zu den kleineren. Indessen machten mir exakte Messungen zur Gewissheit, dass hier das gewünschte Gesetz allgemein leider nicht abzuleiten war. Ich habe zahlreiche Zellen und Kerne gemessen, aber die mannig- faltigsten Beziehungen zu einander traten dabei zutage. Nur bei annähernd gleicher Grösse sämtlicher Pollenkörner einer Tetrade, also da, wo ein ganz normaler Verlauf der Teilung stattgefunden hatte, waren auch deren Kerne ungefähr von gleichem Umfang. Trotzdem dies Resultat nicht das zunächst erwartete war, dürfte es vielleicht von Wert sein, ein Beispiel genauer anzuführen. Dabei werden wir auch in die Lage versetzt, die Grösse der vorhandenen Fehlerquellen bei der Berechnung ungefähr beurteilen zu können. . Zuvor seien. nur noch einige Worte über die Art und Weise der Messung gesagt. Es handelte sich nämlich darum, Oberflächen und Volumina von Kernen und Zellen zu bestimmen. Waren diese annähernd kugel- förmig, so konnte man einfach den Durchmesser (2r) nehmen und erhielt nach den Formeln 42 7* und a zr? die gewünschten Ver- hältniszahlen, d. h. es war nur nötig, en der Vergleichung zweier Oberflächen untereinander die gemessenen Zahlen ins Quadrat, bei der zweier Volumina sie in die dritte Potenz zu erheben. Nun sind aber in den meisten Fällen die Kerne und Zellen keine Kugeln sondern Ellipsoide. Mehr als zwei aufeinander senkrecht stehende Hierin liegt also die Hauptfehlerquelle. Sodann waren häufig die Konturen des Kernes von einem Eliipsoid schon ziemlich abweichend, und die einzelnen Unregelmässigkeiten in der Oberflächengestaltung - konnte ich nicht weiter berücksichtigen. In dem Beispiel, das ich näher anführen will, liegen von den - vier Tetradenzellen drei in einer Schnittebene, eine grosse und zwei 1) Siehe die Zusammenfassung von O. HERTWIG, Allgemeine Biologie. Jena 1906. S. 251—200. Hier finden wir auch die Angabe, dass für das Pflanzenreich erst ein einziger streng beweisender Fall in den GERASSIMOW’schen Funden bei Spirogyra vorliegt. — Es wäre noch daran zn erinnern, dass schon vor Jahren J. VON SACHS (Flora 1892) und E. STRASBURGER (Histol. Beitr. Heft 5, 1899) solche Beziehungen als überaus wahrscheinlich statuierten. S. auch noch dazu - STRASBURGER, Typische und allotypische Pr Ergebnisse und Er- * órterungen. PRINGSH. Jahrb. Bd. 41. 1905. Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 89 sehr kleine; letztere mit gleich grossen Kernen, die aber offenbar eine gegen die Norm viel zu geringe Chromatinmenge enthielten. Nenne ich die Durchmesser der Zellen Z,, Z, Z die entsprechenden der Kerne K,,.K,, K,, so waren Z, = 0,01625 und 0,013175 mm. K, = 0,0075 und 0,00688 mm 7, = 0,005068: „ 0,0075 „ K, = 0,0025 .,..0,0025 , A, == 10,005 „ '0,00625 „ K, = 0,0025 , 0,0025 Es verhielten sich somit: die gegenseitigen Zellvelumina zu einander wie 19,05 : 1,58: 1 » A Zelloberflächen „ ^ 2. 407 L8 1] » » Kernvolumina , H n 29,(4:1 1 Kernoberflächen „ x s ANTT 1 Daraus dürfte die starke Grössendifferenz zwischen. den drei Zellen und ihren Kernen klar hervorgehen. Ich verglich nun die zu einander gehörigen Zell- und Kern- volumina: Dies ergab die Relationen: fur Zelo I... . . Seni 5 a ET ds: E 2U ME coc os5ibel Desgleichen verfuhr ich für die Zell- und Kernoberflächen und erhielt | Im xe 1:7. (5 435:1 A " Sr 6,16: 1 > 2 E S1 a Das gewählte Beispiel zeigt einmal, besonders wenn wir die so verschieden grossen Zellen I nd III vergleichen, dass bei der Bil- dung der Zellen sich, wenn ich so sagen darf, die ,Tendenz* einer Kernpläsmaralation noch deutlich bemerkbar gemacht hat. Aber die mit gleich grossen Kernen versehenen Zellen II und III differieren doch so beträchtlich, dass die Differenz sicher ausserhalb der Fehler- grenzen liegt. Nach ` BOVERI') ist aber, wenigstens bei den untersuchten Seeigel-Larven, die Grösse der Kernoberfläche, an der die Chromo- somen hier meist lagen, direkt proportional dem Zellvolumen oder zwischen 47r? und * zo? bezw. bei unserm Falle 4 a b und 375b, 6 (wobei a und b die halben gemessenen Durchmesser des Kernes, a, b, desgl. die der Zelle,’ e, der berechnete Halbmesser der Zelle sind. Dann müsste 3ab:a, b, e, in einem konstanten Verhältnis re e A D TH. BOVERI, Zellen-Studien. Heft 5. Über die Abhängigkeit der Kern- grösse und Zellenzahl der Seeigel-Larven von der Chromosomenzahl der Rude en. Jena 1905. S. 1— 80. às ir S T* 90 | G. TISCHLER: stehen, was für unsere Zelle I die „Konstante“ 92,4: 1, für Zelle II die von 135,4 : 1, für Zelle III die von 213: 1 gäbe. Wie schon nach den obigen Angaben zu erwarten war, würden also die Ungleichheiten gegen vorher noch vergróssert. ir wollen es uns versagen, noch weitere Beispiele hier anzu- führen. Um das prinzipiell Wichtige zu erkennen, genügt dieser eine Fall. Nur auf das Folgende sei noch hingewiesen: Eine etwaige Un- möglichkeit, das Verhältnis zwischen Zell- und Kerngrósse nach der Norm zu regulieren, wenn es aus irgendwelchen Gründen ungleich geworden ist, trägt vielleicht dazu bei, die Weiterentwicklung der Pollenkörner zu verhindern. Aus den schönen Untersuchungen von GERASSIMOW ), BOVERI”) und DRIESCH’) ersehen wir doch zur Ge- nüge, wie bei einer anormalen Menge von Plasma, falls ein ferneres Wachstunr der Zellen üborhnupt stattfindet, sehr bald durch Regulationen mannigfacher Natur das gestörte Normalverhältnis zwischen Plasma und Kern einigermassen wieder hergestellt ist. Hier in unserem Falle werden mit der Wokteronimiokiang die Differenzen aber immer grösser Nachdem die Pollenkörner ihre Tetradenanordnung verloren und annähernd die definitive Grösse erreicht haben, erscheinen nur wenige noch völlig normal mit einem Plasmainhalt, der das ganze Zellumen ausfüllt, und einem Kern, der reguläre Chromatinanordnung zeigt. | Diese dürften wohl auch allein noch auskeimen, wenngleich, wie Herr Prof. CORRENS mir angab, noch nicht entsprechende Versuche angestellt sind. Bei den sodes war die Plasmamenge ungenügend x und der Kern irgendwie affiziert. So ist in der Zelle, die in Fig. d dargestellt ist, eine grosse Vakuole im Plasma vorhanden, der Kem | ausser einigen geringen Resten unregelmässiger Brocken von Chro- - matinsubstanz ganz alion geworden und der Nukleolus ver hältnismässig gross mit einer Yakuole im Innern. In anderen Fällen hatte der Kern eine amöboide Gestalt, während die Nukleolen noch - mehr angeschwollen waren. Wieder andere Male war umgekehrt der Kern ganz geschrumpft und lag an eine Wand gedrückt. j Es mögen noch einmal die genaueren Masse für drei Zellen 3 J. GERASSIMOW, Über den Einfluss des Kernes auf das Wachstum der TIR Bull. Soc. Imp. Natural. de Moscou 1901, S. 185—220, — Derselbe: Die Abhängigkeit der Grösse der Zelle von der Meise ihrer Kernmasse. Zeitschrift für — allg. Physiologie, Bd. I. 1902, S. 220—258. — Derselbe: Über die Grösse des Zelt kerns. Beih. z. bot. Centralbl, Bd. 18, Abt. I, 1904, S. 45—118. 3 2) TH. BOVERI, fikiitontiioh Le 2 A 3) H. DRIESCH, Zur Otilio vérthétogenstibilis Larven von me j centrotus. ROUX's Archiv, Bd. 19, 1905, S. 648—607. — Derselbe: Über das | Meseuchym von. unharmonisch zusammengesetzten Keimen der Echiniden. Ibid. S. 658— 619. Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 91 folgen, wobei nur bemerkt sei, dass das Wachstum, insbesondere der Membranstruktur, hier noch nicht ganz vollendet war. Ältere Stadien hatte ich aber leider nicht mehr in meinem Material. (Jedesmal wurden wieder die zwei am meisten voneinander abweichenden Durchmesser genommen.) I. Zelle: Gesamtdiameter. . . . . . . 0,02815 und 0,0275 mm davon Durchmesser durch den Plasmainhalt 0,025 150020 3:8 » j A or e c DOO „ 0,01 í II Zelle: Gesamtdiameter SEE DOC MED > 0328, davon Durchmesser durch den Plasmainhalt 0,01875 „ 0,01875 „ ^ ^ " » Kern ieii 0018759 5, 10011955 HL Zelle: Gesamtdiameter . . . . . . 0,02625 , 0,0225 , davon Durchmesser durch den Plasmainhalt 0,0225 — , 0,02125 , » : einer vom Plasma um- schlossenen Vakuole . . . . . .. 00195 - 4 0,0175 g » Durchmesser durch den Kern (der ganz flach gedrückt war) . . . . 0,008375 , 0,1125 , Die Grósse des Kerns, mit der der Plasmamenge verglichen, zeigt in allen drei Füllen, dass eine irgendwie „konstante“ Kern- plasmarelation hier absolut nieht mehr zu erkennen ist. ls grösste Zelle wurde eine mit den Durchmessern von 0,03125 und 0,0275 mm, als kleinste eine mit den entsprechenden Diametern von 0,01 und 0,00875 mm gemessen, ohne dass ich sagen Will, dass diese Masse als Grenzzahlen zu betrachten seien. Wir glaubten oben in der Unmöglichkeit einer Regulierung der Kernplasma- Beziehungen (ohne dass wir aber die Gründe hierfür kennen!) einen Faktor sehen zu dürfen, der ein weiteres gesundes Wachstum der Zelle verhindert. Von grossem Interesse war es mir daher, in einer Arbeit von PROWAZEK!) ganz allgemein betont zu finden, dass in einer ganzen Reihe von Krankheitsfällen in den ein- zelnen Zellen durch den abnorm gewordenen Stoffaustausch ein Miss- verhältnis sich in unserm Sinne bemerkbar macht. Häufig wird zu- nächst eine Kernvergrösserung einsetzen (wie bei unserer Zelle IL), Rage dann unter Faltung des Nukleus, ein Degenerationsprozess (wie bei unserer Zelle III, bei der der Kern noch dazu stark ge- schrump ft war). Einmal hatte Verfasser das Glück eine höchst eigen- artige Kernregulation an einer durch die Plasmodiophora beeinflussten Zelle zu beobachten: „in dem hypertrophen Kern sonderte sich ein Aukleusteil samt etwas Chromatin, und bildete innerhalb des Kerns oops kleinen, fast normalen Kern.“ Dieser Fall zeigt doch wohl; Wa. S. PROWAZEK, Über den Erreger der Kohlhernie Plasmodiophora brassicae nip und die Einschlüsse in den Carcinomzellen. Arbeiten aus dem Kais. Ge- heitsamte. Ba. 22. 1905. S. 405/406. 99 deian derimod G. TISCHLER: dass, wenn es dem Kern noch irgendwie möglich ist, eine Regulation einsetzt. Wenn wir nach diesen Erórterungen die Schilderung der Pollen- entwicklung bei unserem Bryonia-Hybriden verlassen können, so bleibt uns doch noch übrig, unsere Hauptergebnisse mit denen von GREGORY bei Lathyrus zu vergleichen. Abgesehen davon, dass dort bei einigen Rassen die Sterilität viel weiter gegangen ist als in unserem Falle, herrscht in der Tat eine ziemlich grosse Überein- stimmung. Gemeinsam sind folgende Ergebnisse: 1. Auch wenn der Pollen Unregelmässigkeiten in der Kernteilung aufweist, können die Vorstadien (Spirem, Synapsis) noch absolut normale sein. Bei mir zeigte sich dies Verhalten immer, bei GRE- GORY in vielen Fällen. Wenn also eine frühe Bindung zwischen 5 und 2 Chromatinanteilen stattfindet, so kann diese noch ganz nach der Regel verlaufen. 2. Sehr häufig finden sich Abweichungen von der Norm in der Verteilung der Chromosomen an der heterotypen Spindel. Am Chro- matin brauchen dabei keine Degenerationserscheinungen aufzutreten. 3. Die fertigen Pollenkörner sind sehr häufig (bei GREGORY fast immer) degeneriert und von sehr ungleicher Grösse. — Dagegen kann ich für einen vierten, von GREGORY bei Lathyrus angeführten Punkt, die Verkoppelung der Sterilität mit einem vege- tativen Merkmal, zwar bei Bryonia keine Angaben machen, doch dürfen wir uns wohl hier daran erinnern, dass bei der sterilen Ribes Gordonianum mit der Sterilität ein Luxuriieren der vegetativen Teile verbunden war!). Somit dürfte auch diese GREGORY’sche Angabe an uns Bekanntes anknüpfen. : Es bliebe noch eine Gegenüberstellung von Bryonia mit den 3 von JUEL?) beschriebenen Syringa-Hybriden vorzunehmen. Hiervon - weichen nun unsere Funde erheblich ab, wie aus der ausdrücklichen Versicherung des Verfassers hervorgeht, dass die Unregelmässigkeiten 3 bei der Tetradenteilung von Syringa andere als die von Hemerocallis — sind, z. B. Durchschnürung des Kernes der Pollenmutterzellen im Spirem, Unterbleiben einer normalen Diakinese, Ausstossen bestimmter - Chromatinmengen ins Plasma (Entmischung der Geschlechter?). Aber auch hier „scheint (S. 643) die Abnormitüt weit mehr an der achro- | matischen als an der ehromatischen Substanz zu liegen“. Und die - Frage würe noch zu entscheiden, ob der eine Elter, die niehthybride 1 Syringa persica, sich nicht genau wie Syr. chinensis verhält. 1) G. TISCHLER. l c, S. 559 2) H. O. JUEL, Beiträge zur Kenntnis der Tetradenteilung II. Die Tetradén- 3 teilung bei einer hybriden Pflanze. PRINGSHEIM's Jahrb. Bd. 35. 1900. S. ke d Das Merkwürdigste bei allen drei Hybriden ist wohl darin zu — e m ; EU ea T, Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 93 sehen, dass die Stórungen der Norm sich so stark im Protoplasma bemerkbar machen. Ob dies aber primär bei den Hybriden verändert ist oder erst sekundär durch eine uns nicht sichtbar werdende Schädigung des Chromatins krankhaft geworden, lässt sich nicht entscheiden. — Wir wenden uns nunmehr zur Betrachtung der Embryosack- entwieklung und wollen hier gleich zu Anfang betonen, dass wir für gewöhnlich nur eine einzige Archesporzelle haben; nur in einem Falle wurden zwei nebeneinander liegende gesehen. Die Bilder des ruhenden Kernes (Fig. 9), sowie die Prophasen der heterotypen Teilung sind genau wie die entsprechenden bei den Pollenmutterzellen, insbesondere habe ich die Synapsis (Fig. 10) in einer grossen Menge von Beispielen studieren können. Auch hier lagen immer jene vorhin erwühnten zwei oder einen blassgefärbten runden Körper (k) neben dem Nukleolus. Nach den Teilungen waren sie verschwunden. Zu einer Zeit, in der noch der Kern der Embryosackmutterzelle sich im Synapsisstadium befindet, kann nun bereits die ganze Zelle absterben. Der Anfang der Degeneration zeigt sich stets im Plasma, das sich von der Wand zurückzieht, stärker als normal Farbstoffe speichert und schliesslich fast gleichmässig dunkelgefärbt erscheint (Fig. 11), wie dies bei degenerierten Zellen nun schon so oft abge- bildet ist. In unserer Figur sieht man noch gut den Kern durch das dichte Plasma hindurchschimmern. Dies Verhalten ist aber durchaus nicht die Regel, denn in sehr zahlreichen Fällen erfolgt nämlich noch eine Tetradenteilung. Eine Diakinese habe ich zwar leider nie beobachtet, doch zweifle ich im Hinblick auf die Verhältnisse beim Pollen nicht, dass sie normal verläuft. Die einzelnen Phasen der allotypen Mitosen waren wegen ihrer relativen Seltenheit in den Präparaten schwer aufzufinden. Doch hatte ich das Glück, zweimal eine heterotype Spindel zu beobachten. Die kurz nach der Metakinese befindlichen Chromosomen zeigten Wesen zu starker T'inktion des von den Spindelfasern eingeschlossenen Plasmas leider keine klare Begrenzung, doch vermag ich mit Sicher- heit anzugeben, dass hier kein Chromatin ausserhalb der Spindel n irgend einer Form vorhanden war. Auch die Endstadien der ersten Teilung (Fig. 12) lassen erkennen, dass alle Chromosomen in die Tochterkerne einbezogen sind. — Die homöotype Mitose folgt, bevor die Nuklei ein Ruhestadium erreicht haben. Beide können sieh gleichzeitig weiter teilen, doch sah ich in der oberen Zelle me mehr eine Querwand ausgebildet. Zuvor tritt vielmehr cine Degeneration des ganzen Zellinhalts ein (Fig. 13). In Fig. 14 ist die oberste Zelle bereits ganz gleichmässig dunkel geworden: die beiden Kerne sehen kaum noch als dunklere Flecke aus dem Plasma hervor, 94 G. TISCHLER: und auch die darunter befindliche Zelle ist degeneriert, nur dass der Kern hier noch etwas deutlicher erhalten geblieben ist. is hierhin würde dies Verhalten somit ganz der Regel ent- sprechen; ein Wachstum der untersten Zelle findet aber nun nicht mehr statt. Das Plasma schrumpft vielmehr hier gleichfalls, wenn auch langsam, stets zusammen, eine weitere Kernteilung unterbleibt. Diese Schrumpfung kann zu ganz verschiedenen Zeiten einsetzen, in Fig. 15 z. B. schon in einem Augenblick, da die Chromosomen sich noch nieht einmal in das ruhende Chromatinnetz alveolisiert haben. Einzelne wie Fetttropfen aussehende Gebilde (Fig. 14) waren schon vorher aufgetreten, und alles dies dürfte möglicher Weise be- reits ein Anzeichen des gestörten Stoffwechsels sein. Das Stadium des ruhenden Kernes kann nocl erreicht werden, dann aber wird das Chromatin kórnig, der Kern ehromatinüàrmer, der Nukleolus schwillt an und zeigt im Inneren 1-2 Vakuolen. Dabei können sich die Konturen des Nukleus allmählich verändern, indem er eine leicht amöboide Gestalt annimmt. Diese Degeneration entspricht also ganz der vorhin bei der Pollenentwieklung beschriebenen (Fig. | Die Schrumpfung geht nun immer weiter, schliesslich sieh man die obliterierten Embryosäcke in der Mitte eines grossen Hohlraumes liegen; sie sind ohne deutliche Struktur und speichern intensiv Farbstoffe. Dies Unvermögen einer Weiterentwicklung des Embryosackes ist für uns noch deshalb von besonderem Interesse, weil BITTER ? bei dem Vater unseres Bastards, bei Bryonia dioica, umgekehrt gerade eine gesteigerte Rübwioklungsf&higkeit angegeben hat, die sich in Apogamie äussert. Wir werden uns erinnern, dass auch andere Bastarde eine solche allgemeine Embryosaekobliteration aufweisen; von ihnen wur- den früher Cytisus Adami?), Ribes Gordonianum und s yringa chinensis 9 nüher untersucht. Ich weiss nicht, ob vielleicht unser Bryonia-Bastard wie Cytisus Adami ausnahmsweise noch einen fertigen Embryosack entwickeln kann. Es würe das prinzipiell aber unwesentlich und kann an der Tatsache nichts ändern, dass der Sehrumpfungsprozess für gewöhnlich sehr früh einsetzt. 1) G. BITTER, Parthenogenesis und Variabilität der Bryonia dioice. Abh. Net 20 ff. Ver. Bremen, Bd. 18, 1904 8.2 2) G. TISCHLER, Über eine merkwürdige Wachstumserscheinung in den Samenanlagen von Cytisus Adami Poir. Ber. der Deutschen Bot. Ges, Bd. 21. S. 82 E 1903. bis 89. 3) G. TISCHLER, Über Embryosack-Obliteration bei Bastardpflanzen. Bem s b.t. Centralbl. Bd. 15. 1903. S. 408—420. c EL Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryonia-Bastard. 95 Wir resumieren: Die absolute Sterilität bei Bryonia hat wenigstens beim 9 Ge- schlecht nichts mit der Tetradenbildung zu tun, und auch beim & sind die abnormen Fälle, wie wir vorhin sahen, nicht den Hybriden eigentümlieh Zudem sind hier die Verhältnisse im Plasma in erster Linie an den Unregelmässigkeiten schuld, ohne dass wir allerdings wissen, ob diese nicht vom Kerne her so beeinflusst sind. Daneben haben wir auch Fälle, wo die Pollenentwieklung ihren ganz normalen Gang geht. Nehmen wir noch dazu, dass GREGORY bei seinem Lathyrus für das 5 und 9 Geschlecht gleichfalls starke Unterschiede sah: es wurde nämlich iminer eine ganz normale Embryosackausbildung be- obachtet, und dass hier die Sterilität selbst nur bei einer Rasse einer sonst gut fertilen Pflanze sich zeigt, beachten wir die von STRAS- BURGER') gehegten, uns zur Vorsicht mahnenden Bedenken, so müssen wir sagen, das ganze Problem, weshalb Bastarde steril sind, wird leider viel komplizierter als wir dies zeitweise wohl erhofft hatten. Speziell für die von vornherein so hübsch einleuchtende Hypothese einer totalen oder partiellen Unverträglichheit der 5 und F Chromosomen bei ihrer gegenseitigen Bindung, haben sieh weder uns noch GREGORY irgend welche Anhaltspunkte gegeben. Ich neige immer mehr zu der Ansicht, dass vielleicht selbst bei dem ROSENBERG’schen Falle die Unmöglichkeit einer Bindung aller Chromosomen, so hochinteressant diese Beobachtung ist, gar nicht einmal das Ausschlaggebende für das Auftreten der Sterilität bedeutet, sondern dass auch hier das Plasma schon unterernührt oder sonst wie geschädigt sein könnte ROSENBERG selbst hat ja sogar gesehen, dass in seltenen Fällen ein ganz normaler befruchtungsfähiger Em- bryosack entstehen kann y , Auch GREGORY meint, dass die Sterilität der Ausdruck von tiefer liegenden Phänomenen sei, die die Physiologie der ganzen Pflanze berühren. j Zum Schluss, und das möchte ich auch hier nochmals wie schon in meiner Ribes-Arbeit bemerken, sehe ich den besten Weg, die Ursachen der Sterilität bei Bastarden zu erforschen, in einem Zusammenarbeiten von Cytologie und gewissen Kulturversuchen im Sinne von KLEBS, indem wir uns nämlich an Pflanzen halten, die noch die „Potenzen“ besitzen, unter gewissen Umständen Geschlechts- aci zu entwickeln. Damit müssten wir aber mit der Möglichkeit P en, dass eine Aufklärung der Sterilitätsgründe gefunden wird, Eo nicht für die Bastarde allein zutrifft und besonders nicht mit Ga E STRASBURGER, Typische und allotypische Kernteilung. Ergebnisse und gen. PRINGSHEIM’s Jahrbüch. Bd. 42. 1905. S. 66 ff. 2) O. ROSENBERG, ]. c, S. 50, 96 TISCHLER: Entwicklung der Sexualorgane bei einem Bryonia-Bastard. dem „Kampf der beiden getrennten Kernsubstanzen^, wenigstens | nicht in der bisher diskutierten Art und Weise zusammenhüngt. Ich will durchaus nicht sagen, dass dem so sein muss; aber es dürfte vielleicht, wenn wir einige allzu hoffnungsfreudige theoretische Aus- . führungen .der letzten Zeit lesen, nicht überflüssig sein, auf eine solche Möglichkeit wenigstens hinzuweisen. Heidelberg, Botanisches Institut der Universität. Erklärung der Abbildungen. re Fignren beziehen sich adf den Bastard Bryonia alba x Bryonia oica 5. Sie ppr mit dem ABBE'schen Spiegelapparat bei einer Vergi . n 1600 (WINKEL ?/,, Öl-Immers.) gezeichnet. Fig. 1—8. Pollenentwicklung. Fig. 1. Ruhender Kern der Pollenmutterzelle mit alveolàrem Bau. Über dem Nukleolus zwei schwach fürbbare Körper (4. » 2. Die Chromatinkörnchen haben sich an bestimmten ge gesammelt, stellen vielleicht „Prochromosomen“ im Sinne OVERTON’s vo 9. Syna » 4. en kurz nach dem Aufhóren der Diakinese. Wir haben 12 bivalente Chromosomen. Die ersten Spindelfasern machen sich bemerkbar. » 9. Heterotype Spindel, die die sehr unregelmässige Verteilung der Chromo- - somen zeigt. Einige sind überhaupt nicht in erstere einbezogen, sondern : liegen ausserhalb im Plasma. » 6 Aus einigen an der Spindel zurückgebliebenen Chromosomen hat sich ein kleiner überzühliger Kern gebildet. 2 » T. Zwei homóotype Spindeln; daneben frei im Plasma einige Chromosomen, i: von denen keins mehr alveolüren Bau zeigt. > » 8. Ausgewachsenes Pollenkorn mit zu geringer Plasmamenge, einer grossen — Vakuole, einem chromatinarmen Kern und angeschwollenem Nukleolus. — : (Die Einzelheiten der RT sind nicht ausgezeichnet.) - Fig. 9—16.. Embryosackentwicklung. Fig. 9. Ruhender Kern der Embryosackmutterzelle, entsprechend Fig. 1, „ 10. Synapsis, ungefähr entsprechend Fig. 3. t . ll. Embryosackmutterzelle in PogbnersHoh. Der in Synapsis seine Kem M schimmert durch das dichte und gleichmässig tingierte Plasm noch dureh. : , 12. Ende der ersten Teilung. Beide Tochterkerne weisen noch die "getrennten Chromosomen auf. Einzelne stärker färbbare Körnchen an den Spinde fasern. 2 » 19. Tetradenteilung beendet. Zwischen den oberen beiden Zellkernen hat M keine Wand mehr ausgebildet. In der alleruntersten Zelle, dem eigent- lichen Embryosack, einige fettähnliche Körper im Plasma. » 14. Nur noch die unterste der vier Zellen intakt, alle übrigen — Ü 9. Querschnitt durch die unterste Zelle. Chromatin in dem Kern h nich in vólligem Ruhezustande, trotzdem ist das Plasma schon stark ehm = » 16. Querschnitt durch die unterste Zelle Schrumpfung des Plasmas noch ge ringer. Kern bereits chromatinarm, Nukleolus ONE | mit einer Vakuole i im Innern. s W. PALLADIN: Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme. 97 14. W. Palladin: Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme in Abhängigkeit von dem Entwicklungsstadium der Pflanzen. Mit Tafel VIII. Eingegangen am 19. Februar 1906. Meine letzte Arbeit") zeigt, dass die von mir ausgearbeitete Abtótungsmethode durch niedrige Temperaturen bei der Untersuchung der Arbeit der Atmungsenzyme höherer Pflanzen äusserst wertvolle Resultate liefert. Die Eigentümlichkeit meiner Methode besteht darin, dass ich die erfrorenen Pflanzen unversehrt und nicht zerrieben in den Apparat bringe. Meine Versuche zeigen, dass nur unter dieser Bedingung eine grössere Menge Kohlensäure ausgeschieden wird, da jede Schädigung des anatomischen Baues und der zelligen Struktur der abgetóteten Pflanzen störend auf die Tätig- keit der Atmungsenzyme wirkt. Die Pflanzen wurden in dem V-fórmigen Rohr bis zum vollkommenen Verschwinden der Kohlen- säureausscheidung gelassen. In einer Reihe von Versuchen wurde em Luftstrom durch den Apparat gezogen, in anderen Versuchen zuerst Wasserstoff verwendet, um zunächst die Kohlensäuremenge bei anaörober Atmung zu bestimmen. Nachdem dann die Ausscheidung von Kohlensäure aufgehört hatte, wurde der Wasserstoffstrom durch einen Luftstrom ersetzt, wonach meist von neuem eine starke Kohlen- sáureausscheidung infolge der Oxydationsprozesse begann, die dann ebenfalls allmählich aufhórte. Das Enzym der anaéroben Atmung bezeichnete ich in der vorhergehenden Arbeit mit dem Namen Kar- onase. Das Enzym, welches nach Einführung von Sauerstoff den Beginn des Oxydationsprozesses bewirkt, will ich in vorliegender Arbeit vorläufig Oxydase nennen. Nach dem vollständigen Ver- schwinden der Kohlensäureausscheidung aus der Luft wurden die Pflanzen in einer Reibschale :zerrieben, mit destilliertem Wasser übergossen und in einem ERLENMEYER’schen Kolben von 300 cem Inhalt gebracht. Nach Hinzufügung einer 20 prozentigen Pyrogallol- lösung wurde der Kolben durch einen Kautschukpfropfen mit zwei gebogenen Glasröhren geschlossen und umgekehrt. Durch die eine Röhre wird Luft in den Kolben geleitet; die andere Röhre dient — Austritt der Gase. . Nach der Hinzufügung der Pyrogallollósung beginnt von neuem Kohlensäureausscheidung. Pyrogallol wurde von NER | D W. PALLADIN, Diese Berichte 1905, S. 240. * 98 W. PALLADIN: BERTRAND') und dann von CHODAT und BACH?) zum Nachweis und quantitativer Bestimmung der Oxydationsenzyme verwendet. Indem ich mich der Theorie von CHODAT und BACH anschliesse, vermute ich, dass die durch Pyrogallol angeregte Kohlensäureausscheidung, ein Resultat der gemeinsamen Tätigkeit der Oxygenasen (höhere Hydroperoxyde) und der Peroxydase ist. Infolgedessen schliesse ich auf Grund der hierbei ausgeschiedenen Kohlensäure auf die Quantität der in den Pflanzen enthaltenen Oxygenase. Das Aufhóren der Ausscheidung von Kohlensäure nach einer gewissen Zeit weist auf das V stschwinden der Oxygenase hin. Hiernach wurde 3 prozentige Wasserstoffsuperoxydlösung in den Kolben gegossen, worauf wiederum eine starke Kohlensäureentwicklung erfolgte. Da nun nach der Theorie yon CHODAT und BACH ein Teil der Peroxydase bereits zu ihrer gemeinsamen Arbeit mit der Oxygenase verbraucht worden war, zeigt die nach der Hinzufügung von H,O, aus- geschiedene Kohlensäure die Menge der übriggebliebenen Peroxydase an. Die Summe der sowohl nach Hiuzätlgung von Pyrogallol als auch von H, O, ausgeschiedenen Kohlensäuremenge gibt nun eine Vorstellung von der in den untersuchten Pflanzen enthaltenen Peroxydase. Die Bestimmung der ausgeschiedenen Kohlensäure wurde in allen Fällen mit Hülfe der PETTENKOFER'schen Röhren ausgeführt"). urch die V-fórmige Róhre mit den erfrorenen Pflanzen wurde | immer mit Toluold&mpfen gesättigte Luft gezogen, wodurch die - Entwicklung von Bakterien vollkommen verhütet wurde. l Versuch I. Die etiolierten Blätter von Vicia Faba wurden in vier Portionen — geteilt. Zwei Portionen wurden unmittelbar in den PETTENKOFEB- schen Apparat gelegt. Die anderen zwei Portionen wurden wühren zweier Tage im Dunkelraum auf einer 10 prozentigen Saccharose- lósung EEE und erst dann in den PETTENKOFER’schen A pparat " gelegt. Temperatur 18°. (Vergl. Tabelle A und B auf nebenstehender | Seite n Die Ergebnisse dieses Versuches sind in Fig. 1 dargestellt. "i Wir sehen, dass in Übereinstimmung mit meinen früheren *), auch D von GODLEWSKI’) bestätigten Untersuchungen die Einführung von * Mops AR B 1) BERTRAND, Annales de chim. et de phys 7. série, t. XII, 1897, 8.115 | 2) CHODAT und BACH, Berichte der chem. Gesellsch. Bd. 1903, S. 6%: e Archives des sciences physiques et naturelles. Genève, XVII, 1904, S. 477. di 3) W. PFEFFER, Untersuchungen aus dem botan. Institut zu ise det Ek Bà 7 1885, S. 687. Lo 4) W.PALLADIN, Revue générale de botanique. V, 1893, S. 449. VI, 1894, 8. 201 Uu 5) P. GODLEWSKI, Zur Kenntnis der pisse Atmung der Pflanzen. (Anzeiger der Akad. der Wissensch. in Krakau. 1904, S. 115.) : Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme. A. Ohne Zuckernahrung (Lebende Blätter). 1. Portion (3,8 g). Luftstrom 2. Portion (4,2 g). Wasserstoffstrom Dauer E "ia Menge der CO Menge der CO Ms enge der CO, enge der CO, in Milli- in 1 Stunde | in Milli- | |in 1 Stunde ; Stunden gramm | auf 100g | auf 100g | gramm | auf 100 g | auf 100 y 3 1,6 200 66,6 3,6 86 | 28,7 3 4,8 126 42,0 2,0 48. | 160 151], 18,0 474 30,6 7 d BUE LT. | 9,6 | Luftstrom 2 M iv er ££ | 100 .— [E 52,5 21). — — — 22,0 520 | 242 B. Nach Zuckernahrung (Lebende Blätter). 3. Portion (3,6 y). Luftstrom 4. Portion (3,7 g). Wasserstoffstrom Dauer des Hehe Menge der CO, Menge der CO, in Milli- | in 1Stunde| in Milli- | | in 1 Stunde Stunden gramm | auf 100 g | auf 100 y | gramm | auf 1009 | auf 100 y 3 14,8 | 411 137,0 52 140 46,6 3 P NAE VE 137,0 4,0 119 39,7 17 50,0 1388 81,6 20,0 540 31,8 [ur 22,8 633 84,4 ie = = 4, — = A 6, 113 38,4 Luftstrom 29! SR ET 2 wi la 20,0 | 540 | 154.3 Zueker die Intensität der normalen wie auch der anaöroben Atmung stark erhöht. Ausserdem zeigt sich, dass nach längerem Verweilen der Blätter in einer Wasserstoffatmospähre die Kohlensäureerzeugung fast vollständig aufhört. Wird Wasserstoff wieder durch Luft ersetzt, so steigert sich nicht nur die Kohlensäureausscheidung, sondern sie übersteigt sogar bedeutend die normale Kohlensäurauscheidung in der Luft. Eine ähnliche zeitweilige, die Norm um mehrere Mal über- steigende Verstärkung der Atmung habe ich') schon bei der Alge Chlorothecium saccharophilum beobachtet. 1) W. PALLADIN, Centralblatt für Bakteriologie, II. Abteilung, XI, 1903, s e e 100 W. PALLADIN: Versuch II. Etiolierte Blätter von Vicia Faba wurden in vier Portionen ge- teilt. Zwei Portionen wurden unmittelbar erfroren, die anderen zwei Portionen wurden während drei Tagen im Dunkelraum auf einer lOprozentigen Saccharoselösung kultiviert und erst dann erfroren. Temperatur 19°. | A. Ohne Zuekernahrung (Erfrorene Blätter). 1. Portion (8,2 y) 2. Portion (8,8 g) Dauer Luftstrom Wasserstoffstrom des Versuches Menge der CO, Menge der CO, : | auf [ini Stund | . auf | in 1 Stunde Stunden | "9 | 100g | auf 1005 m | 100 g auf 100g — | | | | 4 10,4: | 196. | BID | 4 po a 4 6,8 | 82 20,5 3,2 pa 86" | 9,4 15 64 1-718 5,2 32 7] P 2,4 | i Luftstrom 25 = | = a 148 | 168 | 6,7 15 | Spuren | — ai Be |o M 23,6 | | | — 37,8 | dB udo Die aetfureeu Blätter werden an der Luft bald schwarz. In einer Wasserstoffatmosphäre behielten die Blätter hingegen während der ganzen Versuchsdauer ihr grelles Gelb und begannen erst nach der Einführung von Sauerstoff sich schnell zu schwärzen. B. Nach Zuckernahrung (Erfrorene Blätter). 9. Portion bis 9) 4. Portion (8,3 g) Dauer Luftstr Wasserstoffstrom des Versuches Menze der CO, Menge der CO, : | auf in Stunde |. auf in 1 Stunde Stunden | "9 | 100g | auti00g | '"""9 | 100g auf 1009 4 12,6 153 38,2 7.6 92 23,0 1 84 102 25,5 29 26 6,5 15 12 88 5,9 4,0 48 8,2 ` Luftstrom 3 Spuren — — 13,6 168 -| 9 6 — — -— 7,6 52....| 15,9 15 _ — — 44 53 | 3,5 47 28,2 | 343 d 394 44 | — Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme. 101 Die Resultate dieses zweiten Teiles des Versuches sind auf Fig. 2 dargestellt. | | Auf Grund ‚dieses Versuchs können wir folgende Schlüsse ziehen: l. Wenn man nach dem Aufhören der Kohlensäureausscheidung in einer Wasserstoffatmosphäre Luft eintreten lässt, so beginnt von neuem eine starke Kohlensäurebildung. Die Summe der zuerst in Wasserstoff und dann an der Luft gebildeten Kohlensäure übersteigt beträchtlich die in parallelem Versuche an der Luft ausgeschiedene Kohlensäuremenge. Folglich wird durch die anaérobe Atmung das Material für die nachfolgenden Oxydationsprozesse vorbereitet. 2. Wider Erwarten scheiden die nach Zuckergabe abgetöteten etiolierten Blätter in einer Wasserstoffatmosphüre weniger Kohlen- säure aus, als die nicht ernährten Blätter. Hieraus folgt, dass der in erfrorenen Blättern sich abspielende anaörobe Prozess der Kohlensäurebildung nichts mit der Alkoholgärung gemein hat. Diese Tatsache bietet einen neuen Stützpunkt für die Einführung einer be- sonderen Bezeichnung des Enzyms dieses anaöroben Prozesses der Karbonase. Ich will keineswegs die Möglichkeit der Alkoholbildung bei den höheren Pflanzen verneinen, glaube aber nur, dass sie eine Nebenrolle spielt und nicht als ein Fundamentalprozess bezeichnet werden kann. B. Hingegen verstärkt die Einführung von Zucker die Oxy- dationsprozesse in erfrorenen Blättern. Versuch III. Etiolierte Blätter von Vicia Faba wurden in zwei Portionen ge- teilt. Eine Portion wurde unmittelbar erfroren. Die andere Portion wurde während sechs Tage in diffusem Lichte auf 10 pCt. Saccharose- lösung kultiviert und dann erfroren. Temperatur 18—19°. (Vergl. die Tabelle am Kopfe auf umstehender Seite 102.) . Die Ergebnisse dieses Versuchs sind in F ig. 3 dargestellt. Sie sind folgende: l. Mit Zucker und Licht ernährte etiolierte Blätter scheiden nach Erfrieren im sauerstofffreien Raume bedeutend weniger Kohlen- säure aus, als erfrorene nicht ernährte, oder mit Zucker allein er- nährte Blätter, | / 2. Nahrung mit Zucker und Licht verursacht eine gesteigerte “ng von Oxygenase und Peroxydase. Bild 02 W. PALLADIN: Erfrorene Blätter, 1. Portion (12,4 g) 2. Portion (12,3 9) Dauer Ohne Zuckernahrung Dauer Nach kot und Licht- des des minh: Versuchs Menge der CO, Versuchs Menge der CO, PERL T in mj | auf 100 g Bin in mg | auf 100 y Wasserstoffstrom Wasserstoffstrom 25 1:24 "| Ä 23 $e | O 2, dici = 2t, 0,0 w Luftstrom Luftstrom 4 17,6 | 142 51 95,6 | 208 Pyrogallol 20 ccm eon 40 cem 48 63,2 | — 48 86,8 — Pyrogallol 10 ccm DEREN 10 cem 24 17,2 | 648 21 23,6 | 896 H, 0, 20 cem H, O, 20 cem 41), 22,8 — 2 91,2 | zm 20 136 | 295 25 17,6 | 445 Versuch IV. Weizenkeime') werden während zwei Stunden in Wasser ge halten. Dann 209 Weizenkeime in den PETTENKOFER’schen Apparat gelegt. Temperatur 19°. Lebende Weizenkeime. Menge der CO, Dauer des Versuchs in mg | in einer Stunde | caa Luftstrom 1" Stunden ... 2 0140 OS 23,8 | 15,9 Wasserstoffstrom Ts 8t C1. .Que d erh i | Hi M o a EI M T V 20,0 | 13,3 | ‘ Also scheiden N. 454 1) Zu beziehen bei MAGGI, Zürich, Stadtmühle. lebende Weizenkeime in einer Wasserstoff- ; atmosphüre weniger Kohlensüure aus als in der Luft. a J 13,3 $ Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme. Versuch V. . 103 Zwei Portionen je 10 g gequollener und dann erfrorener Weizen- keime. Temperatur 18? Erfrorene Weizenkeime. 1. Luftstrom 2, Wasserstoffstrom Dauer des Versuchs Menge der CO, Menge der CO, in mg in 1 Stunde in mg in 1 Stunde TERMI. S... .. 21,2 10,6 16,8 84 EUIS uv. 23.9 5,8 16,0 4,0 B ii y.al 56,0 3,7 28,6 2,0 NL M RW. 27,8 0,5 45,6 0,8 N oie. Spuren — 14,8 0,6 "Sum. . s. l.. 128,2 — 121,8 — keime, Versuch VI. Zwei Portionen je 15 g me und dann Temperatur 20—21° Erfrorene Weizenkeime. erfrorener Weizen- S 1. Luftstrom 9, Wasserstoffstrom Dauer des Versuchs Menge der CO, es ree irt in mg in 1 Stunde in mg |in 1 Stunde e | | "NNNM. —— : 17,6 8,8 22,6 | 11,3 ie 14,4 1 15,6 | 1,8 £540 140 7,0 128 | 6,4 er | 148 4,9 14,4 4,8 z ix M E 38,4 2,6 40,4 254 A EI x. 16,4 L8 20,0 22 en 152 0,8 19,6 1,0 B. v ms 16 04 84 04 a, 1384 | 1538 | w Auf Grund der beiden letzten Versuche folgt, dass erfrorene eizenkeime wie an der Luft, so auch in sauerstofffreiem Raume gleie he ' Kohlensäuremengen ausscheiden. er deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 8 geteilt. W. PALLADIN: Versuch VII. Gequollene Weizenkeime wurden in zwei Portionen zu je 10g Eine Portion wurde erfroren. Beide Portionen wurden in einer Reibschale zerrieben und mit 40 cem Pyrogallussäurelösung versetzt. Temperatur 18,5°. 1. Lebende Weizenkeime 2. Erfrorene Weizenkeime. Dauer des Dauer des | Menge d M der CO an enge der CO, zn: es enge der CO, 22 Stunden. . . . 8.0 93 Stunden. . . . 8,0 s H; O; 10 cen H, O, 10 ccm 1 - 48,0 4 » 62,0 99 * A44 H; 0, 20 ccm H, O0, 20 cem 5 » 38,8 BL o 30,0 H; O, 20 ccm Hi Os 90 cem 39 5 41,6 39 ý 22,0 144,4 142,4 Folglich sind die Weizenkeime sehr reich an Peroxydase, ent- halten aber nur geringe Mengen von Oxygenase. Versuch VIII. Im Wasser gequollene Weizenkeime wurden in drei Portionen geteilt. Die dritte Portion wurde erfroren. A. Lebende Weizenkeime, B. Erfrorene Weizenkeime. kd ee co 5 1. Portion 2. Portion 3. Portion auer D Menge der CO, Menge der CO, Ll Menge der CÓ; des D des RAE Versuchs : : Pv. : . | Versuchs . | =. 100 in mg |mit 100g in mg | mit 1009| ^ | in mg | mit 100 7 Luftstrom Wasserstoffstrom Luftstrom rhni | 136 | 941 112 || 75 lsS',Sumd| 394 19 -& 70,8 35 I2Y,. , 21,2 8,5 i x 25 | 95 | Luftstrom 2 d | EN 5, Aus diesem Versuche folgt: 1. Man bemerkt keine gesteigerte Kohlensäureausscheidung VON lebenden Weizenkeimen an der Luft nach langem Notweuon | im Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme. 105 sauerstofffreien Raume. Diese Tatsache findet. aller Wahrscheinlich- keit nach eine Erklärung‘im Mangel an. Oxygenase.. 2. Dieser Versuch zeigt ferner, wie stark die Atmungsenergie der durch niedrige Temperaturen abgetöteten Pflanzen ist. 10g Weizenkeime schieden in. einer Stunde folgende Mengen CO, aus: m unde hn def Dafó -.. . 2- -< 2 , Sl mg zu) Iebende jn Wasserstoff ... p . u... 69 y c) Erfrorene an.der Luft . . . . (OT Ia Da nun erfrorene Weizenkeime wie an pen Luft, so auch in Wasserstoff die gleichen Mengen CO, ausscheiden, so folgt hieraus, , dass erfrorene Keime in den ersten Stunden in einer Wasserstoff- atmosphäre beträchtlich mehr CO, ausscheiden als lebende Keime. Hieraus folgt, dass die Tätigkeit der Atmungsenzyme im lebenden Organismus « durch die Anforderungen‘ des Organismus reguliert werden. Diese Regulierung hört mit dem Tode der Pflanze auf, und deshalb beginnen die Atimungsenzyme in den ersten Stunden nach dem Tode stärker zu arbeiten als beim Leben; : Versuch IX. Am 13. November wurden 38 g der Blätter. von Plectogyne japo- nica erfroren. Temperatur .17,5°. Wasserstoffstzom Dieser Schluss stimmt mit der Tatsache überein, dass nur die niederen Pflanzen, die gewissermassen ihr ganzes Leben im embryo- nalen Stadium bleiben, zu einer mehr oder weniger anaéroben Lebensweise befähigt sind. 2. Die Oxydase fehlt fast vollkommen in den embryonalen Organen. Sie tritt mit dem Übergange zum aktiven Leben auf, und ihre Menge vermindert sich in den Diesen; die ihren Wuchs ein- gestellt haben 3 as Verhältnis der Kohlensäure der anaéroben Atmung zu der Kohlensäure der Sauerstoffatmung x) ist in den untersuchten erfrorenen Pflanzen folgende: L Weizenkeime . . . 6. mu = E 183 0,42 II. Etiolierte Bohnenblätter . ; sid ac De dr Gun 242. III, Etiolierte Bohnenblütter nach Zucker- a 166 _ 033 nahrung (gelbe). : : IV. Etiolierte Bohnenblätter en in i _ 0.23 und Lichtnahrung (grüne) . . : V. Altes Blatt von Plectogyne japonica . . me = N. GAIDUKOV: Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes. 107 Folglieh ist der Koeffizient a in erfrorenen embryonalen Or- ganen gleich 1, sinkt rasch mit dem Übergang zum Stadium des aktiven Lebens und steigt wieder in den Organen, die ihren Wuchs beendet haben. Die Menge der Oxygenase ist in den embryonalen Organen minimal. Sie steigt mit dem Übergange zum Stadium des aktiven Lebens und sinkt in den Organen, die ihren Wuchs eingestellt haben. Alle von mir ausgeführten Versuche beweisen, dass der als At- mung bezeichnete Gasumsatz eine der kompliziertesten Erscheinungen darstellt und als das Resultat aller durch die gemeinsame Arbeit mehrerer Enzyme bewirkten Vorgünge aufgefasst werden muss. St. Petersburg, Pflanzenphysiolog. Institut der Universität. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Normale und anaërobe Atmung lebender etiolierter Blätter von Vicia Faba. b normale Atmung der nicht ernährten Blätter, a normale Atmung der mit Zucker ernährten Blätter, d anaërobe Atmung der nicht ernährten Blütter, c anaérobe Atmung der mit Zucker ernührten Blütter. 1. 2. Atmung nach der Zuckergabe erfrorener etiolierter Blätter von Vicia Faba. ef normale Atmung; abcd der erste Teil der Kurve (ab) anaërobe und der zweite Teil (^c d) der Kurve Oxydationsatmung. Arbeit der verschiedenen Atmungsenzyme. a Weizenkeime, b etiolierte Blätter, © mit Zucker und Licht ernührte etiolierte Blätter. 4 eo f I5. N. Gaidukov: Über Untersuchungen mit Hilfe des Ultra- mikroskopes nach Siedentopf. Vorläufige Mitteilung. Eingegangen am 21. Januar 1906. Mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF und ZSIGMONDY wurden auf dem Gebiete der Physik und Chemie sehr wichtige Unter- suchungen gemacht. ') Für botanische Untersuchungen ist diese NORD i R Vergl. H. SIEDENTOPF und R. ZSIGMONDY, Über Sichtbarmachung und dikun amung ultramikroskopischer Teilchen mit besonderer Anwendung auf NP ge ug (Ann. der Physik, Vierte Folge, Bd. 10, 1903). SIEDENTOPF, Ultra- 1 en Untersuchungen über Steinsalzfärbungen (Physik. Zeitschr. 6. Jahrg. r. 24), ZSIGMONDY, Zur Erkenntnis der Kolloide, Jena 1905. E. v. BEHRING, 108 we! "N. GAIDUKOV: wertvolle Erfindung jedoch nieht anwendbar, da nur voluminöse und durchsichtige feste Körper (Gläser, Kristalle) und Flüssigkeiten be- obachtet werden können. Desto mehr Bedeutung für die Botanik hat eine andere hervorragende Erfindung von SIEDENTOPF/): der Apparat zur Untersuchung ultramikroskopischer Körper zwischen Objektträger und Deckglas. Auch C. MEZ?) hat neulich fast. den- selben — von der Firma LEITZ angefertigten — Apparat beschrieben, jedoch ohne die Erfindung von H. SIEDENTOPF zu erwähnen. Mit Hilfe des genannten Apparates nach SIEDENTOPF hat bereits‘ Prof. RAEHLMANN?) sehr wichtige Entdeckungen auf dem Gebiete. der Medizin und Bakteriologie gemacht. Die Aufgabe meiner Untersuchungen — über die ich vorläuße nur kurz berichte — war, mit Hilfe des genannten Ultramikroskopes einige botanische Objekte zu beobachten. Zu meinen Untersuchungen benutzte ich das ZEISS’sche Ölimmersionssystem 2 mm, num. Ap. 1,30 mit fester Dunkelfeldblende, die Kompensationsokulare 4 und 18 (2250fache Ver- grösserung) sowie das neue ZEISS'sche Stativ I. Als Lichtquelle diente mir eine 14—20 Amp. starke Bogenlampe. Der Tubus: war horizontal gestellt, weil die Deckgläser der von mir angefertigten mikroskopischen Prüparate mit Paraffin gekittet wurden. Doch kann man auch die nieht gekitteten Präparate bei vertikaler Lage des Tubus beobachten bei der Anwendung der SIEDENTOPF’schen Vorrichtung, die aus drei Spiegeln besteht und viel praktischer ist, wie -— ühnliche He richtungen, z. B. die von COTTON und MOUTON. Die Hauptfehlerquellen, die bei der Anwendung dieses Apparates entstehen, sind in erster Linie folgende: die Unreinheit des Mediums, in dem die Objekte untersucht werden sollen, sowie auch die Unrein- heit der Objektträger und Deckgläser. Die letzteren wurden sehr a ultramikroskopische Proteinuntersuchungen (Beitr. experim. Therapie, Heft 10, — E. RAEHLMANN, :Ultramikroskopische Untersuchungen über Farbstoffe und — en und ris physikalisch-physiologische Bedeutung (Physikal. Zeitschr., 4. Jahrg, Nr. 30) u ) SIEDENTOPF, On the "Rudi Visible of the vof Seg Particles | and of Ultra-Mieroscopie Bacteria mn Roy. Mier. Soc. 1903, p. 575°. CARL ZEISS — Prospect, pee M. 164. 2 , Die LEITZ'sche Dunkelfeldbeleuchtung bei Verwendung der homo- 4 genen nn (Zeitschr. für wiss. Mikroskopie, Bd. XXII, 1905, S. 114). 3) E. RAEHLMANN, Die ultramikroskopische Üntersueliudié nach H, SEDEN TOPF und R. ZSIGMONDY und ihre Anwendung zur Beobachtung lebender Org* nismen (Münchener medizinische Wochensehr., Nr. 2, 1904); Über ultramikroskopisch d sichtbare Blutbestandteile (Deutsche mediz. Wochenschr. 1904, Nr. 29); Über ultr — mikroskopisehe Untersuchungen von Glycogen, 'Aliuitusubetkazéh und Bakteriet . (Berliner klinische Wochenschr, 1904, Nr. 8); Über Tao» ems zur Augenheik u 905). En kunde, 62. Heft, 1 4) A. COTTON et H. MOUTON, : i TA mieroseopiqnes (Revue góner. 5 se d pures et appliquées, 15 dée. 1903). ee ON Über Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach Siedentopf. -109 sorgfältig mit Spiritus und destilliertem Wasser gewaschen, und ihre Reinheit, bezw. optische Leere, sowie auch die des Mediums, d. h. des destillierten Wassers; das ich benutzte, wurden immer vorher ultra- mikroskopisch geprüft. Eine andere Fehlerquelle entsteht dadurch, dass eine Anzahl ultramikroskopischer Teilchen durch Deckglas und Objektivtrüger. adsorbiert werden. Diese Adsorption wurde auch immer berücksichtigt, jedoch die Zahl der an die genannten Gläser geklebten Teilchen war sehr gering (etwa 10 bis 15). Jedes Präparat untersuchte ich zuerst bei gewöhnlicher Beleuchtung und dann bei der Dunkelfeldbeleuchtung mit Hilfe eines Wechselkondensors. Es ist noch zu bemerken, dass man die Form der ultramikroskopischen Teilchen meistens gar nicht beurteilen kann, da nicht die Teilchen selbst, sondern nur die Beugungsscheibehen zu sehen sind. "i Anfangs hielt ieh die Pflanzenzellen für ein zu komplizierte Objekt für das Ultramikroskop und versuchte den Zellinhalt ausser- halb der Zellwand zu beobachten. Für diesen Zweck zerdrückte ich frische Vaucheria-Füden mittels Deckglüschens. Diese zerdrückten Vaucherien zeigten sich bei gewöhnlicher Beleuchtung folgender- massen: Innerhalb der Zellwand befanden sich 1. granulose grünliche Massen von Plasma und Chloroplasten, 2. ölartige, unregelmässige grüne Tropfen. Wo sich in der Zellwand Risse befanden, liefen diese Bildungen ins Wasser. An manchen Stellen waren diese aus- gelaufenen Massen . mit dem Inhalt des Fadens durch die Risse der Zellwand verbunden. Im übrigen Beobachtungsfeld waren die wenigen grünlichen Öltropfen und sehr wenige Teilchen mit BROWN’scher Bewegung: zu sehen. Eh rii Ein ganz anderes Bild zeigte sich bei der Anwendung der Dunkel- feldbeleuchtung, ^ Die. innerhalb der Zellwand liegenden Massen bestanden aus zahllosen kleinen Teilehen, die. durch Beugungs- erscheinungen ‘in allen möglichen Farben erschienen, doch die grüne und die rote Farbe prüvalierte. "Besonders schön waren die er- wühnten grünen Öltropfen, in denen sich mehrere rote und grüne Kórnehen befanden. Doch die flüssige Substanz der Tropfen (Öl) war farblos und strukturlos. Bei der gewöhnlichen Beleuehtung waren auf der ganzen Lünge des Fadens nur eine schmale halbinselfórmige, grünliche Masse und kaum sichtbare Protoplasma- flecken zu sehen: Bei der Dunkelfeldbeleuehtung war dagegen auf der ganzen Länge eine grosse Schicht. Die Teilchen der halb- nselförmigen Masse wurden grün und rot, die Teilchen der übrigen hieht weiss und blau. 3 Die genannte Schicht bestand aus verschiedenen Regionen: 1. die Schicht innerhalb der Zellwand, vollständig unbeweglich und sehr kompakt, 2, die. erste Schicht ausserhalb der Zellwand direkt unter em Risse der letzteren: die Teilchen liegen nicht so direkt zú- 110 N. GAIDUKOV: sammen und sind schwach beweglich, 3. die Schicht, die unter der zweiten Schicht liegt: die Teilehen bewegen sich viel schneller und gehen auseinander. Zahllose Teilehen mit starker BROWN'scher Be- wegung lösten sich von dieser Schicht los und verbreiteten sich über das ganze Beobachtungsfeld. Das Gesagte zeigt deutlich, dass die Chlorophyll- und die Plasmateilchen ultramikroskopisch sehr leicht zu unterscheiden sind: die ersteren sind rot und grün gefärbt, die letzteren meistens weiss und blau. Gewiss ist diese blaue Färbung der Teilchen des farblosen Protoplasma nur eine Beugungserscheinung. Ebenso sollten nach der Theorie des Ultramikroskopes die Chlorophyllteilehen nur rot, aber nicht auch grün gefürbt sein. Im allgemeinen ist die Frage über die Färbung der ultramikroskopischen Teilchen unklar und be- darf einer speziellen physikalischen Untersuchung. +) Es war sehr interessant, wenn aus den Vaucheria-Fäden der Inhalt nicht so regelmüssig auslief, wie dies beschrieben ist, sondern wenn grössere Klümpchen von Chlorophyll und Plasma aus der zer- rissenen Zellwand austraten. Dann fand manchmal der Zerfall dieses Klümpchens statt, wobei sich die einzelnen Teilchen schnell voneinander lösten und nach verschiedenen Seiten liefen. Die Beziehungen der Plasma- und Chlorophyllteilchen zu den im Wasser liegenden Öltröpfehen war auch ganz ver- schieden. Beim Zusammenstoss der Plasmateilchen mit den genannten Trópfehen fand keine Vereinigung. statt. Die stark be- weglichen Plasmateilchen gingen von den fast unbeweglichen Oltröpfchen weg. Die Chlorophyllteilchen jedoch schienen nach einem solehen Zusammenstoss ganz verschwunden zu sein. In den Öltröpfehen dagegen waren immer mehr und mehr rote und grüne Chlorophylikörnchen zu beobachten. Hier also haben wir eine sehr demonstrative Beobachtung über die Bildung einer eolloidalen Lösung des Chlorophylles im Öl. Fast alle bei gewöhnlicher Beleuchtung grünen und manchmal ganz farblosen Oltrópfchen enthalten nach ultramikroskopischer Beobachtung Chloro- phyllteilehen. Das Chlorophyll bildet also mit Öl eine kolloidale Lösung, oder richtiger eine Oleosole. Alkohol gegenüber verhält sich das Chlorophyll ganz anders. Bei der Untersuchung des alkoholischen Chlorophyllauszuges habe ich mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF und ZSIGMONDY nur einen schönen, roten, strukturlosen Kegel gesehen, der nicht aufzalösen war. Ebenso bestand das aus diospi Auszuge bekommene Karotin aus einem unauflósbaren, ziegelroten Kegel. - 1) Vergl. L. gg Ultramikroskopische Untersuchungen (VinoHOW's Archiv, 179. Bd., 1905, S. 204 EN Über Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach Siedentopf. ]11 Aus dem Gesagten ergibt sich ganz klar, dass man auch die mit einer Zellwand bedeckten Pflanzenzellen ultramikroskopisch beob- achten kann, da die erstere beinahe optisch leer zu sein scheint. Aus diesem Grunde habe ich auch lebende Vaucherien untersucht. Bei gewöhnlicher Beleuchtung waren in den Vaucheria-Fäden Chro- matophoren, Plasmaflecken und Öltropfen zu sehen. Bei der Dunkel- feldbeleuchtung bestanden die Chromatophoren aus grünen und roten Chlorophyllteilehen, die Oltrópfehen waren strukturlos und die Plasmaschichten bedeckten viel grössere Räume als bei ge- wöhnlicher Beleuchtung zu sehen war. Nur sehr kleine Räume der Fäden waren ganz schwarz, d. h. optisch leer. Die Verteilung der Chlorophyllgranula im Stroma war sehr gut in den Chromatophoren von Mesocarpus zu sehen. Die rundlichen oder sternartigen Flecken der Chlorophyllteilehen befanden sich im Stroma, dessen ultramikroskopische Struktur der des Protoplasma ähnlich war. Keine scharfe Grenze zwischen Stroma- und Chloro- phyllteilehen ist zu sehen, das widerspricht der verbreiteten Theorie, dass in den Granula das Chlorophyll in fettem Öl gelöst enhalten ist. Bei dem wirklich in Öl gelösten Chlorophyll (zerdrückte Vau- cherien) ist die Grenze der strukturlosen Öltropfen — innerhalb welcher die Chlorophyliteilchen sich befinden — sehr gut zu sehen. Die Zellkerne der Vaucherien konnte ich ultramikroskopisch nicht unterscheiden. Dagegen hat in den Zellen der Tradescantia die ultramikroskopische Beobachtung des Zellkernes gezeigt, dass der letztere eine protoplasmaähnliche, aber viel kompaktere Struktur hat. Die sehr fest nebeneinander liegenden Teilchen bilden ein dichtes Netzwerk. Im Ultramikroskop habe ich die Bewegungen der Oseil- larien’) sehr klar gesehen. Die Zellen der Oscillarien enthalten blaue, rote, grüne usw. Teilchen. Wenn der Oscillaria-Faden anfängt sich zu bewegen, so hören auch die genannten Teilchen auf, still zu bleiben und bewegen sich wellenartig. Wenn sich ein Osci- laria-F aden, ohne sich zu krümmen oder zu verschieben, vor- und rückwärts bewegt, so sieht man an den Rändern des Fadens eine ziemlich strukturlose Substanz, die sich immer in entgegen- gesetzter Richtung zu der Richtung der Fadenbewegung bewegt. Die Bewegung dieser Substanz ist dann sehr gut zu beob- achten, wenn sich in derselben ein Klümpehen ultramikroskopischer Teilehen befindet. Macht der Faden eine Vorwürtsbewegung, so macht das Klümpchen und die Substanz in derselben Zeit eine vollständig entsprechende Rückwärtsbewegung und um- gekehrt. Es scheint, als ob der ganze Faden sich in einem Rohr ee, 1) Vergl. w. PFEFFER, Pflanzenphysiologie, II, S. 710 usw. iD S0)» 5 i RUD. ADERHOLD: bewege und das ganze Bild erinnert an einen Scharniermechanismus. -Erreicht aber das Klümpehen die Endzelle des Fadens, so wird es ins Wasser abgestossen. Dies zeigt, dass wir es wahrscheinlich mit einem Strom der farblosen Snbstanz zu tun haben. Bei mehr -komplizierter Bewegung des Fadens macht der Strom der Substanz mit dem Klümpchen auf der Peripherie des Fadens eine Vor- und Rückwärts-Spiralbewegung mit verschiedenen unregelmässigen Pausen. Nach meinen bis jetzt spärlichen Beobachtungen bin ich noch nieht schlüssig über die Natur der Substanz und über die Frage, ob die Substanz und das Klümpehen aus dem Inneren der Zellen kommt und ob das. Vorhandensein der Klümpehen ganz zufällig ist, oder ob sie die Rolle eines Blockes spielen. : Fast in jedem Prüparate habe ich die ultramikroskopischen Organismen gesehen, die meistens die Form hatten, die RAEHLMANN schon beschrieb. Besonders oft sind 8fórmige und sehr interessante -koloniale. Diese kreisfórmigen oder kugelförmigen Kolonien ähnelten ‚denen einiger Flagellaten (Pandorina; Gioii, Synura usw. Diese Arbeit wurde teils im botanischen Institute, teils im Labb. ratorium der Firma ZEISS in Jena gemacht, und es ist mir eine sehr angenehme Pflicht, dem Direktor dieses Institutes, Herrn Professor Dr. STAHL, sowie den Herren Leitern der genannten Firma für gütige Überlassung aller Hilfsmittel meinen bástón Dank auszusprechen. Für die Höbenkwärdige Erklärung der schwierigen Technik des Am | parates spreche ich meinen verbindlichsten Dank den Hot Dr. H. SIEDENTOPF und Prof. E. RAEHLMANN aus. l6. Rud. A dwriald: Zur Frage der Wirkung des fupe auf die Pflanze. (Eine Erwiderung auf einen Aufsatz von Dr. EWERT in Herz x des vorigen Jahrganges dieser Berichte). : EEE IR am 23. Februar 1906. In Heft X des XXIII. Bandes der Berichte der Deutschen Bo tanischen Gesellschaft hat Herr Dr. EWERT über weitere viu suchungen über die physiologische Wirkung der Kupferkalkbrühe n die Pflanze berichtet und hat dabei auch der Einwände gedacht, d ich ihm mündlich gegen die Beweiskraft der Versuche in seiner 2 den Landwirtschaftlichen Jahrbüchern erschienenen Abhandlung‘ d macht habe. Er. hat es dabei zur Vermeidung von Missverst Zur Frage der Wirkung des’ Kupfers auf die Pflanze. 113 nissen als „angebracht“ bezeichnet, dass ich meinen Standpunkt zu der Frage schriftlich niederlegte. Da ich in der Tat sehe, dass meine mündlich vorgetragenen Einwände von EWERT nicht recht verstanden worden sind, muss ich in meinem eigenen Interesse EWERT's Wunsch erfüllen, : Von RUMME, GALLOWAY, FRANK und KRÜGER, BERLESE und SOSTEGNI, SCHANDER und anderen, auch von mir selbst, ist in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts beobachtet worden, dass mit Kupfervitriolkalkbrühe bespritzte Pflanzen sieh von nicht bespritzten auch dann zuweilen vorteilhaft auszeichnen, wenn letztere nicht von Parasiten heimgesucht sind und die Brühe somit keine fungicide Wirkung geübt hat. Im Gegensatz hierzu haben MADER, BAIN, STURGIS und andere, auch ich selbst, festgestellt, dass zu- weilen die Bordeauxbrühe schädliche Wirkungen äussert, indem sie einzelne Stellen der bespritzten Organe abtótet. Die einen Pflanzen- arten (z. B. Pfirsich) zeigen häufiger die letzte, andere (z. B. die Rebe) häufiger die erste, noch andere (z. B. die Kartoffel) bald die eine, bald die andere Wirkungsweise der Brühe. Die Unterschiede hängen von der Empfindlichkeit der Pflanzenart, vom Ernährungs- zustande, vom Wetter und vielen anderen noch nicht vollkommen bekannten Umständen ab. Die Wirkung beruht, wie ich in Übereinstimmung mit EWERT annehme +), darauf, dass winzige Mengen gelösten Kupfers in die Organe eindringen. Ich folgere nun weiter: T „Je nach ihrer Menge und je nach der spezifischen Empfindlich- keit der Pflanzen wirken sie entweder schädlich oder fördernd.- Die eindringende Menge ist von äusseren Verhältnissen, welche auf die Dicke der Kutikula Einfluss haben, abhängig, und deshalb überwiegt bei empfindlichen Pflanzen oder Pflanzenteilen bald die eine, bald die andere Wirkungsweise, und deshalb treten die Schäden in manchen Jahren häufiger auf als in anderen.“ : ue uko d Diese Schlussfolgerung habe-ieh schon in einem im Jahre 1905 auf der Jahresversammlung der Vertreter der angewandten Botanik (s. Jahresber., I. Jahrg., 1903, S. 27 ff.) gehaltenen Vortrage gezogen. ch habe die angeführten Sätze wörtlich demselben entnommen, um zu zeigen, dass ich meinen Standpunkt zu der Frage bereits in. einer Druekschrift niedergelegt, also eine Sache, die EWERT als „an- gebracht“ bezeichnet hat, bereits getan habe, ehe ich seinen Wunsch kannte (ef. 1. e4 S. 36). > . 4D Ich glaubte früher (Centralbl für Bakt., IT. Abt, Bd. V, 217) dem Eisen die Hauptrolle hierbei zuschreiben zu sollen, habe aber aus der neueren Literatur entnommen, dass auch ohne Eisenzusatz ähnliche Wirkungen erreicht werden können, Ob Eisen selbst einer ähnlichen Wirkung fähig ist, ist noch genauer zu prüfen. Meine am erwähnten Orte veröffentlichten Beobachtungen sprechen dafür. 114 RUD. ADERHOLD: Im Hinblick auf eine mündlich gemachte Bemerkung EWERT's, die ich berücksichtigen will, da EWERT die Polemik auf mündliche Einwände hin eröffnet hat, will ich erwähnen, dass die hier an- genommene bald fördernde, bald schädigende Wirkung des Kupfers durchaus nichts Exceptionelles für diesen Stoff sein würde. Es ist für eine ganze Anzahl von Giften bekannt, dass sie in geringer Kon- zentration anregend wirken und HÜPPE!) hat den Satz als ein bio- logisches Gesetz aufgestellt, dass jeder Körper, der in bestimmten Konzentrationen Protoplasma tötet, in geringerer Menge die Ent- wicklungsfähigkeit aufhebt und in noch geringerer Menge umgekehrt als Reiz wirkt und die Lebenseigenschaften erhóht. EWERT stellt in seiner Abhandlung?) über den wechselseitigen Einfluss des Lichtes und der Kupferkalkbrühe auf den Stoffwechsel der Pflanze einen fórdernden Einfluss der Kupferkalkbrühe auf Grund seiner Versuche in Abrede. Nach ihm entfaltet dieselbe (von der fungiciden Wirkung abgesehen) nur eine schädliche Wirkung, die sich entweder im Absterben der bespritzten Teile oder bei schein- barer Gesundheit, ja bei intensiverem Grün in einer Hemmung des Stoffwechsels der Pflanze üussert. Als Versuchspflanzen dienten ihm in den meisten Füllen Kartoffeln, in einem Falle Buschbohnen in Gefüssen. Es muss anerkannt werden, dass er sich bemüht hat, die Kulturbedingungen für die Vergleichsgefásse so gleich wie möglich zu gestalten. Ein Teil der Töpfe wurde zu wiederholten Malen mit lprozentiger, nur geringe Mengen von Eisen oder auch absicht- lich grössere Eisenmengen enthaltender Kupferkalkbrühe bespritzt Während des Verlaufes der Versuche prüfte EWERT gelegentlich den Stärkegehalt bespritzter und unbespritzter Blätter, die von beiderlet Blattarten ausgeatmete Kohlensüuremenge, beobachtete, ob die Pflanze Abweichungen im Wuchs, in der Tiefe ihrer grünen Farbe und ihrer — Lebensdauer zeigte und stellte endlich das Erntegewicht an Knollen für jede einzelne Pflanze fest. Durch eine zweite Reihe von Versuchen ermittelte er die At- mungsgrösse von Kartoffelsämlingen bezw. Kartoffelstecklingen, die aus einer Knolle gewonnen waren, und verglich auch hierbei die Atmungsgrösse gespritzter und ungespritzter Pflanzen. u beiden Versuchsreihen sind Variationen in der Belichtung | der Pflanzen herbeigeführt worden. Dieselben lasse ich im folgenden, m um die Angelegenheit nicht zu komplizieren, im allgemeinen ausse! — Acht. Ich bemerke nur, dass EWERT die ganze Frage anfänglich — unter dem Gesichtspunkte prüfte, ob durch den angenommene? - fördernden Einfluss der Kupferkalkbrühe der nachteilige Einfluss | 1) Naturwiss. Einführung in die Bakteriologie (1896), S. 55. 2) Landwirtsch. Jahrb. 1905, S. 255—310. - Zur Frage der Wirkung des Kupfers auf die Pflanze. 115 aufgehoben werden könne, den die Beschattung von Bäumen auf eine Unterfrucht ausübt. Dieser Umstand hat ihn wahrscheinlich ver- anlasst, dass er bei den Atmungsversuchen in der Regel die vor dem Versueh schwücher atmende Pflanze kupferte und prüfte, ob sie hier- dureh die stürkere an Atmungsenergie überflügle. Dieser Fall ist nun zwar nicht eingetreten, allein es ist aber dadurch auch keine Herabsetzung der Atmung durch die Kupferung offensichtlich ge- worden, und es kennzeichnet den Wert dieser Versuche, wenn ein Fall, bei welchem EWERT umgekehrt verfuhr, ihn zu der Schluss- folgerung führt: „Eine schwach wachsende Pflanze wurde demnach dureh das Kupfern in ihrer Lebensenergie nicht gestärkt und auch der kräftige Stoffwechsel einer starken Pflanzenindividualität liess sich durch Kupfer und Eisen nicht merklich schwächen.“ Dabei will ich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die Atmungs- versuche im allgemeinen mit schwachen Pflànzehen gemacht worden sind, die zum Teil gar keinen, zum Teil einen nach wenigen Grammen zählenden Ertrag brachten und bis in den Dezember hinein kultiviert wurden. Allein ieh will mich bei solchen Einzelheiten nieht aufhalten, um nicht unnötig breit zu werden. Ich habe EWERT eingewandt: l. dass die Kartoffel keine für seine Versuchszwecke geeignete Pflanze ist. Ich habe das aber nicht bloss im Hinblick auf den von ihm erwähnten Versuch auf dem hiesigen Versuchsfelde getan, bei dem ich übrigens nicht von einem Mehrertrag, sondern von einer »deutlieheren Kupfereinwirkung“ (intensiveres Grün, längere Lebens- dauer!) gesprochen habe, sondern im Hinblick auf die Literatur. Wer sich die Mühe nimmt, dieselbe einmal durchzusehen, wird finden, dass die Ansichten über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit der Bespritzung bei kaum einer anderen Kulturpflanze so ausein- andergehen, wie bei der Kartoffel. FRANK und KRÜGER sahen Er- tragssteigerung, SORAUER Ertragsverminderung, MARCK Ertrags- steigerung, LIEBSCHER Ertragsverminderung, WOODS und BARTLETT Ertragssteigerung. So geht es weiter, so weit man zurückblickt. Ich habe die hier herrschende Unsicherheit in dem erwähnten Vor- trage angeführt‘) und besonders dadurch illustriert, dass ich auf die Versuche hinwies, welche die New York-Versuchsstation Geneva zur Entscheidung der Frage der Rentabilität des Spritzverfahrens für nötig hält und auf 10 Jahre berechnet. Es zeigen das aber auch WERT's Versuche selbst. Er hat in der ersten Reihe seiner Versuche fünf Topfversuche und einen Feldversuch mit Kartoffeln gemacht. Auf letzteren legt er selbst keinen Wert. Von den Topfversuchen fällt einer aus, weil er nn ERROR DLleSo, 116: _ are U^ sRUD. ADERHOLD: durch eine Hochwasserkatastrophe und Blattläuse gestört wurde. Von den übrigen spricht einer (Nr. 1) ebenso regelrecht gegen, wie zwei . andere (Nr. II und V) für EWERT; einer: halb für, halb gegen ihn, weil mit Gipsbrühe behandelte Pflanzen einen bödettenden Mehr- ertrag, mit Kalkbrühe behandelte Pflanzen einen noch bedeutenderen Minderertrag, die unbehandelten und bespritzten intermediäre (aller- dings letztere weniger als erstere) Erträge ergaben. Und diese Gegensätze trotz der änerkannten Sorgfalt in der Durchführung d Versuche! Y Es ist wahrscheinlich, dass bei der Kartoffelpflanze einerseits die Kupfermengen, welche fórdernd und welche hemmend wirken, ‚sehr minimal sind und sehr nahe aneinander liegen und dass die Durch- lässigkeit der Kartoffelzellwände nach Sorte, Wetter und Ernährung usw. sehr verschieden ist, so dass es nur geringer Differenzen im Arbeitsverfahren bedarf, um eine fórdernde in eine soliadige irkung umzuwandeln. Der letztere Fall scheint mir z. B. EWERT's Versuch V tatsächlich vorgelegen zu haben. Derselbe al zu später Jahreszeit (28. Juli bis Mitte November oder noch später) und unter sehr starker Kupfergabe durchgeführt (Bespritzungen vier- mal, am 22. August, 1. und 10. September und 2. Oktober, 80—100 cem: — Brühe auf sechs Sämlingspflanzen in einem Topfe mit dem Pulveri- sator aufgetragen und nie beregnet, also auch nichts von der Brühe im Laufe der Wochen abgewaschen!) Es ist denkbar, dass unter solchen ‘Verhältnissen die Bordeauxbrühe in’ der Tat eine hemmende - Wirkung ausgeübt hat, wenn dieselbe auch nicht zum Tode der |. Pflanzen führte, und ich halte mich zu einer solchen Vermutung: um - so mehr für berechtigt, als EWERT in seinen letztjährigen unter Bec netzung der Pflanzen mit Regenwasser durchgeführten Versuchen!) . ' gefihden hat, dass Bospritzen mit vier-, drei- und zweiprozentiget | Brühe bei Kartoffeln einen mit den Brühekonzentrationen -steigenden | Minderertrag, mit einer einprozentigen Brühe aber einen Mehrertrag gegenüber den unbehandelten Pflanzen ergaben. Um die Sachlage zu klären, wird es nötig sein, Versuche in grósserer Anzahl mit | wechselnden Brükekönkbnitintiiikien (aber noch unter 1 pCt. herab- E gehend) auszuführen und aueh mit Wechsel in dem Verhältnis der bespritzten zur unbespritzten Blattfläche und mit Wechsel der Zeit, welche die Brühe wirkt. : 2. Habe ich EWERT eingewandt, dass er seine Pflanzen n sit gegen den natürlichen Vorhältnissän vor Regen und vor Tau 9 schützt habe. Ich brauche wohl die Berechtigung dieses Einwandes . nicht weiter auszuführen. Es liegt klar zu Tago, dass dadurch die in der Natur gegebenen Verhältnisse verschoben sind, und dass sorik 1) Diese Berichte, Bd. XXIII, 1905, S. 480. Zur Frage der Wirkung des Kupfers auf die Pflanze. 117 andere Ergebnisse als dort in die Erscheinung treten: können (siehe EWERT's diesjährige Resultate). 3. Bestreite ich, dass man aus der Atmung in der. Weise ohne weiteres auf die Assimilation schliessen kann, wie es EWERT getan hat, ich bestreite dagegen nicht, dass die Atmung bis zu einem ge- wissen Grade von der Assimilation abhängig ist, wie EWERT bei. Besprechung dieses Einwandes die Sache umkehrt. Es ist mir wohl bekannt, dass die zur Atmung dienenden Stoffe in letzter Linie Pro- dukte der Assimilation sind und dass deshalb Atmung wohl von der Assimilation abhängig sein muss. Indess ist nieht in gleicher Weise das Umgekehrte der Fall. EWERT hat bei seiner Betrachtung die Gesamtassimilation, den ganzen Stoffwechsel der Pflanze im Auge. Derselbe erscheint mir ein viel zu komplexes Gebilde, als dass er sich dureh eine so einfache Grösse wie die Atmungsgrösse oder riehtiger ausgedrückt, die Menge der abgeschiedenen Kohlensäure messen liesse. Zerlegt man ihn in einzelne Geschehnisse, so kommt man in letzter Linie auf die Kohlensäureassimilation als einen Mass- : stab für die Gesamtassimilation, da sie die alleinige Kohlenstoffquelle für die Pflanzensubstanz ist. Wenn EWERT's Satz richtig wäre, dann müsste also auch eine direkte Beziehung zwischen ausgeatmetem Sauerstoff eingeatmeter Kohlensäure bestehen, d. h. beide Vorgänge. müssten graduell parallel gehen. Dass das keineswegs immer der Fall ist, ist eine bekannte Tatsache, ist aber auch für chemische stoffliche Reize ganz besonders nachgewiesen worden durch JACOBI,') der da zeigte, dass Chlorkalium, Chlornatrium, Chinin, Antipyrin, Schilddrüse und Jod die Atmung submerser Wasserpflanzen durch Reizwirkung steigern, die Kohlensäureassimilation dagegen herab- drücken. Nun wird mir EWERT einwenden, dabei hätte ich vor- übergehende Zustände im Auge; er bestreite nicht, dass zu gewissen Zeiten das relative Verhältnis zwischen Atmun& und Kohlenstoff- assimilation geändert werden könne; er habe deshalb bei seinen Versuchen auch nicht bloss einmal, sondern wiederholt die Menge der von einer bespritzten Pflanze abgegebenen Kohlensäure be- stimmt. Das ist richtig. Aber um einen Einblick in einen vielleicht täglich hin- und herschwankenden Vorgang zu erhalten, genügen selbst die sieben, bestenfalls achtzehn Bestimmungen der aus- geatmeten Kohlensäuremenge, die EWERT an einer und -derselben anze während ihrer Vegetationszeit gemacht hat, nieht. Obendrein fehlt es bei denselben nicht an Sehwankungen in der Differenz der ded NENEHOUDe der bespritzten und unbespritzten aerem Messe Pei bei Versueh I und VIID, die 20800; dase re bear e 8ang bei den Vergleichspflanzen nieht immer gleich lief. ER 1) Flora, 1899, S. 989 ff. 118 OTTO APPEL: Ich habe im Vorstehenden EWERT's Wunsch erfüllt, meinen Standpunkt zu seinen Resultaten niederzulegen. Ich erkläre damit gleichzeitig, dass ich mich auf eine weitere Polemik in dieser An- gelegenheit nicht einlassen werde. Sobald ich andere Arbeiten ab- geschlossen habe, werde ich die Frage experimentell neu prüfen, denn es ist zu wünschen, dass die Rolle, welche das Kupfer im Leben der ableropliyläführenden Pflanze spielt, bald völlig geklärt wird. s würde das nicht bloss für die Phytopathologie, sondern auch für die allgemeine Physiologie von Wert sein. Wenn die ehlorophyllführende Pflanze wirklich unter keinen Umständen eine Förderung durch Kupfer erführe, würde sie in einen Gegensatz mehr zu chlorophyllfreien Pflanzen treten, da für gewisse Pilze durch AULIN, RICHARDS, UNO und PULST eine Wachstumsbeschleunigung bezw. Ertragssteigerung durch Kupferzufuhr sichergestellt ist. Übrigens haben sich, was EWERT, der die Literatur überhaupt nur gelegent- lich zitiert, nieht erwähnt, auch die Physiologen schon mit der Frage beschäftigt (vergl. EWART, JACOBI TREBOUX); indessen gehen die von ihnen angewandten Konzentrationen für Kupferlósungen über die hier vermutlich in Frage kommenden hinaus, weshalb es auch nicht Wunder nehmen kann, dass sie eine Herabsetzung der Assimilation dureh dieselben fanden. Dagegen mag darauf verwiesen werden, dass MIANI in ,gekupfertem* Wasser eine Beschleunigung des Wachstums der Pollenschlänche beobachtete. Dahlem, den 22. Februar 1906. 17. Otto Appel: Zur Kenntnis des Wundverschlusses bei den Kartoffeln. Mit Tafel IX. Eingegangen am 23. Februar 1906. Die Tatsache, dass die Kartoffel Wunden sehr rasch und voll- ständig abzuschliessen vermag, ist seit langem bekannt, und auch die Bedingungen, unter denen dies vor sich: geht, sind schon häufiger untersucht worden. Am eingehendsten ist dies geschehen dureh ; KNY?) und in neuester Zeit durch OLUFSEN’). Diese » Untersuchungen legten den Hauptwert auf die Bildung des Wundperiderms, das bei : 1) KNv, Über die Bildung des Wundperiderms an Knollen in ihrer Abhängig- | keit von äusseren Einflüssen. Ber. der Deutschen bot. Ges, Bd. VII (1889) S. 154—168 2) OLUFSEN, Untersuchungen über Wundperidermbildung an Kartoteke 5 Beihefte zum Botanischen Centralblatt. Bd. XV. (1903.) S. 269—308. Zur Kenntnis des Wundverschlusses bei den Kartoffeln. 119 Sauerstoffzutritt in mässig feuchter Luft innerhalb einer bestimmten, kurzen Zeit gebildet wird. Aus der Kenntnis dieser Tatsachen glaubte man bisher auch völlig genügend die praktische Erfahrung erklären zu können, dass Saatkartoffeln, die vor dem Auslegen geschnitten werden, dann im allgemeinen genügend geschützt sind, wenn sie ein bis zwei Tage an der Luft gelegen haben, ehe sie in den Boden gebracht werden. Nun tritt aber innerhalb von ein bis zwei Tagen noch gar keine Peridermbildung ein, vielmehr beginnt diese im günstigsten Falle am dritten Tage und findet ihren Abschluss dann in zwei weiteren Tagen. Man könnte nun annehmen, dass die Zeit des Trocken- liegens der Peridermbildung einen genügend grossen Vorsprung gibt gegenüber den Angriffen, die von Bakterien und Pilzen im Boden auf der Wundfläche erfolgen. Diese Annahme könnte auch wohl langsamer wachsenden Pilzen gegenüber aufrecht erhalten werden, nicht aber den intensiv angreifenden Fäulnisbakterien. Da diese letzteren, wie ich gezeigt habe!), in wenigen Stunden mehrere Zell- lagen tief die Zwischenzellsubstanz zu lösen und damit die Zellen zu isolieren vermógen, würde ihnen natürlich auch die Zeit vom zweiten Tage nach der Verletzung bis zum Beginne der Periderm- bildung genügen, um in der Knolle tiefer einzudringen und die Peridermbildung zu verhindern. Tatsächlich zeigte auch eine ver- 'gleichende Impfung mit einer frisch durchschnittenen und einer 24 Stunden im feuchten Raume bei etwa 20° C. angeschnitten auf- bewahrten Kartoffel, dass schon nach dieser Zeit ein so intensiver Schutz auf der Wundfläche vorhanden ist, dass die aufgetropfte Auf- schwemmung einer hochvirulenten Kultur von Bacillus phytophthorus Appel nieht anzugreifen vermochte. Die Impfung der frischen Wund- flàche hatte dagegen den Erfolg, dass nach 10 Stunden die Zellen eiwa einen Millimeter tief — also schon über die Zone einer nor- malen Peridermbildung hinaus — von einander gelóst waren und sieh als Brei wegnehmen liessen. Nun ist bekannt, dass Zellmembranen an der Luft verkorken kónnen, und auch KNY?) hat beiläufig erwähnt, dass „nicht nur die aussersten Zellen des Wundperiderms selbst, sondern auch der ober- fächlichen an der Schnittfläche gelegenen Zellen, welche sich nicht geteilt hatten, nach Behandlung mit Chlorzinkjod braun geblieben waren und sich resistent gegen konzentrierte Schwefelsäure zeigten“, Es lag daher nahe zu untersuchen, ob nicht diese Verkorkung der nn 1) APPEL, i zbeinigkeit und die durch Bakterien hervorgerufene Marsan nz a der Biol. Abt. am Kaiserl. 'samt. Bd, III (1903.) S. 364-432. 2) 1. c., S. 169. 120 nur OTTO APPEL: üussersten Zelllagen eine gróssere Rolle als Wundschutz spielt, als man ihr bis jetzt zugewiesen hat. Bei den zu diesem Behufe vorgenommenen Versucheiü zeigte sich nun folgendes: Werden DABER’sche Kartoffeln der Länge nach durehschnitten und im mässig feuchten Raume bei etwa 20? C. gehalten, so war nach etwa 12 Stunden bereits ein vollständiger Verschluss der ganzen Wundflüche dadurch eingetreten; dass die Membranen der direkt unter der Wunde liegenden unversehrten Zellen an der von der Wundfläche abgewandten Seite sich mit Gentianaviolett- Ammoniak?) intensiv blau fárbten. Die Reaktion dehnte sich auch auf die nüchste darunterliegende Zellreihe aus, hier jedoch nur auf die der Wund- fläche zugekehrte, d. h. also die der ersten Zellreihe anliegende Seite. Hierdurch entstand eine ununterbrochene scharf hervortretende Linie (Abb. 1) die aueh bei Behandlung der Sehnitte mit Chlorzinkjod nicht gefärbt wurde und der koitiontirertén er Widerstand leistete. '' Eine biologische Untersuchung bestätigte dies Fizinis. Mropft iman auf eine solche Fläche eine Aufschwemmung von virulenter Bacillus phytophthorus-Kultur auf, so dringen die Bakterien nicht ein. Benutzt man abgesehwüchte Kulturen, so entwickelt sich kein Wucher- gewebe, wie dies sonst bei der DABER' schen Kartoffel der Fall ist”). ^ Diese einfache, nach zwölf Stunden bereits vollendete Körkeinlagerung in einem Teil der Zellwand der ersten und zweiten TN unter der Verletzung genügt 2189 sehon, um die Winde gegen eine Infektion zu schützen. Beobaähtet man den weiteren Verlauf des Verkorkungprozesses; | so zeigt sich, dass zunächst die gesamte Membran der beiden äussersten Vslillagen ziemlich gleichmässig verkorkt und diese Verkorkung regel- mässig weiter nach innen fortschreitet. Bei der DABER’schen Kar- - tóffel treten dann bereits nach 48 bis 60 Stunden in der dritten oder vierten Zelllage die Querwände des bekannten Wundperiderms auf, die dann mitsamt der Wand der Zelle, in der sie entstanden sind, ebenfalls von aussen nach innen fortschreitend, verkorkt (Abb. 2) Unter normalen Verhältnissen erreicht damit die Bildung des Wund — versehlusses ihr Ende. Nur selten finden sich tiefer im Inneren noch : einmal vereinzelte Teile von Zellwünden, die eine Korkreaktion geben, 2 dagegen ist dies stets der Fall bei den Gefüssen, die noch bis ti hinein eine deutliche Blaufärbung mit Gentianaviolett Ammoniak . 1) TISON, Méthode nouvelle de coloration des tissus subéreux. Meet rend. E k y ; de l'assoc. franc. pour P’avencem. des sc. 1899 den Angriten von an Bakterien werde ich an anderer Poh weibl berichten mu P er das eigentümliche Verhalten verschiedener danigdicstn: ‚gegenüber = - Zur Kenntnis des Wundverschlusses bei den Kartoffeln. 121 zeigen. Da dies unter anderen Verhältnissen nicht der Fall ist, nehme ich keinen Anstand, daraus auf eine Beteiligung tiefer liegender Zellkomplexe an der Wundkorkbildung zu sehliessen. Dabei würden die herangeführten Substanzen bereits in den Gefüssen soweit um- gewandelt sein, dass sie die Korkreaktion geben. - "Anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn die angeschnittenen Kartoffeln trocken und warm — also etwa im geheizten Zimmer liegen. Dann kommt eine Verkorkung der äusseren Zellen in der oben geschilderten Regelmässigkeit nicht zustande. Dagegen sehen wir bis tief in das Gewebe hinein — ich zählte bis etwa 20 Zell- lagen — die Wünde einzelner Zellkomplexe und vor allem die Wand- teile, die an Intercellularräume angrenzen, eine Korkreaktion geben (Abb. 3). Wir haben hier den Fall, dass der Wundreiz von aussen her nieht wirken kann, weil die äussersten Zellen zu rasch vertrocknen und damit für die Flüche einen Verschluss bilden, der den Sauerstoff und die Feuchtigkeit, die beide zur Verkorkung der Zellen, wie auch zur Peridermbildung nötig sind, völlig abhült. Da aber in den Inter- cellularen bis zu einer gewissen Tiefe Luft eindringen kann und sich - die Feuchtigkeit länger hält, werden wenigstens die nächst- liegenden Zellen veranlasst, Kork in ihren Wänden abzulagern. Legt man solche Kartoffeln dann in feuchte Erde, so tritt nachträglich eine reguläre verkorkte Zone ein, und zwar entsteht diese in der ersten Zellage unter den wiederaufgeweichten, aber durch Austroeknung zu Grunde Segangenen Zellen. Die Peridermbildung tritt dann ent- sprechend tiefer ebenfalls auf. h ; Sehr häufig kommen diese Fälle in der Praxis vor, wenn die sur Aussaat zerschnittenen Kartoffeln 1—2 Tage sehr trocken, z. B., Wie es manchmal geschieht, in der Sonne liegen und dann in den Boden kommen. Dann weichen die zusammengeschrumpften änssersten Zelllagen allmählich auf und werden gleichzeitig zersetzt; während- dem aber bildet sich die erste verkorkte Zellwand und gebietet dem Fortschreiten der Fäulnis Halt, und gleichzeitig werden die etwa durch die Intercellularen eindringenden Fäulnisorganismen durch die weit ins Innere gehende Verkorkung der angrenzenden Wandteile verhindert, in das Gewebe einzudringen. da Mi Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse klärt das Problem : undverschlusses bei der Kartoffel nach mancherlei Richtung an ass die zwischen Wundfliche und Wundperiderm liegenden _. nicht durch die Verletzung mitgetötet werden, wie es MASSART ) - ünehmen schien, hat schon OLUFSEN?) nachgewiesen. Anderer- eed ist aber der Sehluss, den letzterer?) aus dem Abschmelzen der » MASSART, La cicatrisation chez les végétaux. Bruxelles 1898, p. 31.' 2) Le., 8.282 und 286. 3) 1. c., S. 286, p g 122 O. APPEL: Zur Kenntnis des Wundverschlusses bei den Kartoffeln. Stärke in diesen Zellen zog, nämlich, dass es der Knolle besonders darauf ankomme, „die Stärke der Zellen vor der Initialzelle (wie er die peridermbildende Zelle nennt) zu retten, bevor der Weg durch . die sich verkorkenden Peridermwände verbaut ist,“ auch nicht auf- recht zu erhalten. Aus diesem Satze scheint mir doch deutlich hervorzugehen, dass OLUFSEN eine Rückwanderung der Stärke in centripetaler Richtung annimmt. Da aber dem Abschmelzen der Stärke in diesen Zellen eine Verkorkung der Membranen entspricht, so dürfte wohl die Anschauung richtiger sein, dass die Stärke an Ort und Stelle verbraucht wird. Auch die Mithilfe der tieferen Gewebe an der Peridermbik i E war bisher noch nicht klargestellt. Während es MASSART*) noch zweifelhaft lässt, ob die Stärke hinter der Initialzelle benutzt werden kann, kommt OLUFSEN zu der Ansicht, dass die Zellen hinter dem Periderm ihre Stärke nicht abgeben. Da nun aber sich viel tiefer : die Gefässbündel mit Gentianaviolett-Ammoniak blau färben, scheint es mir wahrscheinlich, dass sie auch aus entfernter liegenden Ge webselementen Stoffe für die Peridermbildung heranführen. Endlich verschiebt sich das ganze Bild der Reizwirkung etwas . Die für die der Wundfläche zunächst liegenden Zellen gebrauchte Bezeichnung „überschlagene Zellen“ ist nicht mehr anwendbar, man müsste denn den Wundreiz nicht mehr als einen einheitlichen, son- dern als zwei gleichzeitig wirkende Reize auffassen. Dann wäre ein Reiz anzunehmen, auf den die Zelle durch Verkorkung ihrer Mem- bran wirkt, und ein anderer, der, als Fernreiz, tiefere Zelllagen zur : Teilung anregt. Viel natürlicher scheint es aber, den Begriff des - Fernreizes fallen zu lassen und in dem Entstehen der Wände den . Kulminationspunkt des Gesamtreizes anzunehmen. Der Wundreiz | würde dann zunächst zur Korkbildung in den nächsten Zellen au - regen, und zwar von aussen nach innen fortschreitend unter völliger oder teilweiser Benutzung der Stärke der betreffenden Zellen, @ würde aber weiter einen Zustrom korkbildender Substanz aus den tiefer liegenden Geweben veranlassen, der gleichzeitig zur Anhäufung wandbildender Substanzen und damit zur Entstehung des eigentlichen Wundperiderms führt. Mit dem Aufbau dieser Wände wird dann a das Innengewebe gegen eine weitere Reizwirkung abgeschlossen, o j der ganze ;Prokoss hat damit sein Ende erreicht. Wie wesentlich die ja schon von KNY und OLUFSEN vadis ? gewiesene Bedeutung der Luft bezw des Sauerstoffes ist, geht dos weiteren aus dem Auftreten von Korklamellen rings um die Inter- cellularen hervor. 1) L e 8.84. 9 Berichte d. Deutschen, Bat. Geseltsc, Bd. XXIV. Jat NDS Ba. T d Deutschen Bot. Gesellsch Berichte Berichte d. Deutschen Bot. besellsch. Bd. XXIV. Berichte d Deutschen Bot.Gesellsch., Bd. XXV. ra aset Poner tt nina Z Ba. zd Gresedésch. d. Deutschen Bot. Berichte Paf VIT. Berichte d.Deutschen Hot. Gesellsch. Bd. XXIV. : It 94 Y / — / 1 JM | Zl | 7 E Emrem ag Wd A Hee ITI LT] IE T Lope ud ” ER CT l rope decere i pues ELLEPSITIN TTE] Ba. XYI. - Berichte d. Deutschen Bot. Gesellsch., Vo RU ee PES MEI a Pur AP en RU m a RE SES m me esr T VET RNC d s x à der Vorsitzende der wissenschaftlichen Sitzungen im Jahre 1906, Geheimrat Engler, auf einer längeren Reise begriffen ist, werden die Herren Autoren wissenschaftlichen Zus ; pisces mit — d r Anga es Absenders bis auf weiteres an den ersten Stellvertreter des Vorsitz = errn Geheimrat Prof. Dr. L. Kny, Wiert bei "ee inse Tara 186/187, zu richten, ’ Die wissenschaftlichen RT finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag da d Monats Abends 7 Uhr statt. im^ Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen win acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden NE druckreif im Man iari ript — die Tafeln genau im Format (1 2/1 em) — ein- ruekseiten nicht überschreiten. (Reglement $ 19.) Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Ps abgefasst sind, muss wegen der aus stehenden Unzuträglichkeiten beanstandet Meca. "Die Bean standung betrifft p Arbeiten, welche Diagnosen > fehlerh escam Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe des- selben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben ie Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Vertikal selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen ete, sind zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Berlin, Zim 1115, IL Ein maiharit Verkehr zwischen. den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1906. Für d Nectar io Schwendener, Präsident; Haberlandt, Stell- Mona j die pos m Sitzungen in Berlin: Engler, Merge Kny, erst E ertreter, Wittmack, zweiter Stellvertreter: O. Rei ardt, erster Behrift- r, Kó hne, aee Se *"hrift führer, Lindau, dritter Schrftführe Bühskirakinter: O. Mülle -_ Ke One * Kny, O. Reinhardt, Kóhne, Dad: quc 0 Z, | Ger Sekretär: C. Müller. Alle Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge begüglichen p Schriltstücke. werden franko „An die Kur- v PASS rkische = für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W bee 6*, erbeten. — Der Beitrag beträgt für ordentliche Berliner Aitelieder Mk. 20, es oun he Mk. 15, für alle ausserordent hen Mitglieder Mk. - unterliegen folgenden Y B stin i. Joder Autor erhält z6 kost enfrei E Für Mehrab -Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 1t Dessauer Strasse 29 Centralblatt für die. gesamte Biologie: fO. a NNQU ON DN 1. Abteilung: Biochemisches Centralblatt — genen Sammelorgan für die Grenzgebiete der Medizin und Chemie r Leitung von P. Ehrlich-Frankfurt a. M., E. Fischer-Berlin, A. Kossel- - Heidelberg, O. Liebreich-Berlin, Fr. Müller- München, B. Proskauer- We E. Salkowsky-Berlin, N. Zuntz-Berlin, en von Dr. phil, d. = Carl Oppenheimer. — Erscheint jetzt in Bänden ca. 67 Druckbogen zum Preise von 37 Mk. 50 Pf. pro Band. — Vier Bände abgeschlossen vor: Preis 120 Mk. Der fünfte Band befindet sich im Erscheinen. l In ungeahnt rascher Weise hat - n Pao Centralblait b —— des glücklichen Umstandes, das. n zur Noti Rn er denen Bedürfnisse nee "t yore der hes in s ; ‚zuteil gewordenen Unterstützung seitens der herr: orrag T4 des In- und Auslandes zu einem Mehta ee qe AA i twickelt. Trotz der kurzen Zeit seines Bestehen es bereits ein ebenso unentbehrliches wie wertvolles Hilfsmittel für P Modizimer wie für den Chemiker geworden = lap, © 0. eria pesar F. Kenns Bortin, o vo iii ce i para Eat wet . Ziehen-Berlin, herausgegeben von med. s und Priv. P Jm L. BAND XXIV. JAHRGANG 1906. HEFT 3. ERICHTE DER AAA orina e RE ce ul Li De ac js E o Hebe GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 182, | Inhaltsangabe zu Heft 5. Sitzung vom 30. März 1906 Mitteilungen: F. G. Kohl: Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren T. Krasnosselsky: Bildung der Atmungsenzyme in ver- letzten Zwiebeln von Allium Cepa. (Mit einer Abbildung) Alexander Zahlbruckner: Lindauopsis, ein neuer , Flechtenparasit. (Mit. Tafel X) . zT A ( L. Marchlewski: Über die db eisen. Beziehungen zwischen Blatt- und Blutfarbstoff. . H. Paul: Zur Kalkfeindlichkeitsfrage de a "Wer läufige Mitteilung) . . p c p N. Gaidukov: Weitere: nce éhdiigót mit: Hilfe des Ultramikroskopes nach Siedentopf. (Vorläufige Mitteilung) O. Rosenberg: Uber die Embryobildung in der Gattung Hieracium. (Mit Tafel XD) . C. Correns: Ein Yénbangerersath pum Dimorphothoca pluvialis. (Mit einer Abbildung g). Seite 123 C. Correns: Das Keimen der heiderlei Früchte. das Dimor- | 1 photheca. pluvialis. (Mit einer Abbildun Et : . H. Harms: Über Heterophyllie bei einer afrikanischen m Passifloracee. 5 eei T mua tos i Nächste Sitzung à der Gesellschaft in Berlin: Sitzung vom 30. März 1906. 123 Sitzung vom 30. März 1906. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Buscalioni, Dr. Luigi, Professor der Botanik und Direktor des Bo- tanischen Gartens in Catania (durch G. LOPRIORE und L. KNY), Krause, Kurt, Assistent am Königl. Botanischen Museum in Berlin (durch (R. PILGER und TH. LOESENER), Schander, R., Vorstand des botanischen Laboratoriums der Landwirt- schaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Bromberg (durch O. APPEL und F. MUTH), Hillmann, Dr. P., Vorstand der Saatzuchtabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin SW. 11, Dessauer Strasse 14 (dureh O. APPEL und L. WITTMACK). Zum ordentlichen Mitgliede ist proklamiert Herr: Weis, Fr., Professor in Kopenhagen. Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von dem am 18. Februar d. J. erfoleten Tode des ordentlichen een Herrn Dr. G. Holzner, weiland Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie Weihen- stephan. Zu Ehren des Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. In der letzten Sitzung war von mehreren Seiten der Wunsch ausgesprochen worden, dass der Gesellschaft die drei neuen, viel- besprochenen Mikrösköp6 vorgeführt werden möchten. Leider hat es sich nicht ermöglichen lassen, dies in der heutigen Sitzung zur - Ausführung zu bringen. Herr Privatdozent Dr. BERG, welcher es freundlichst Ann hatte, das Ultramikroskop von SIEDENTOPF . "nd ZSIGMONDY zu de hat vor einigen Tage seine neue - : Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXIV. E 10 P 124 F. G. KOHL: Stellung in Strassburg i. E. angetreten. Der Vorsitzende hat ihn deshalb ersucht, die Demonstration auf die am 20. März stattgefundene Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde zu verlegen und hat diejenigen Berliner Mitglieder der Deutschen Botanischen Ge- sellschaft, bei denen er ein besonderes Interesse hierfür voraussetzen konnte, eine schriftliche Einladung für diese Sitzung übersandt. Die Erläuterung des Photomikroskopes für ultraviolette Strahlen hat Herr Dr. W. DIECK, Dozent an dem Königl. zahnärztlichen In- stitute, freundliehst übernommen. Da hierfür die Vorführung von Projektionsbildern, wozu unser gegenwürtiges Versammlungslokal nicht die erforderlichen Einrichtungen besitzt, notwendig ist, muss diese Demonstration ebenfalls an anderer Stelle, nämlich in der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde, welche am Dienstag den 17. April im Hörsaal VI der Königl. Landwirtschaft- lichen Hochschule stattfinden wird, erfolgen. In derselben Sitzung wird auch Herr BERGMANN, Vertreter der Firma LEITZ, das Ultra- mikroskop in vereinfachter Form demonstrieren. Alle Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft sind hierzu freundlichst ein- geladen. Mitteilungen. I8. F. G. Kohl: Die Farbstoffe der Diatomeen- Chromatophoren. Eingegangen am 18. Mürz 1906. Durch die neueste Publikation von MOLISCH') und die Kritik derselben von TSWETT?) ist die Frage nach der Natur des Dia- tomeen-Pigments wieder in den Vordergrund des Interesses g gestellt worden. Bei der Verschiedenheit der Auffassung der genannten beiden Autoren musste ich meine früheren Angaben in meiner Schrift „Untersuchungen über das Carotin und seine physiologische 1) H. MoLISCH: L Über den braunen Farbstoff der Phaeophyceen und Dia- tomeen. 1L Über amorphes und kristallisiertes Anthokyan. Bot. Ztg, 6% Jahrg. 1905. 1. Abt. 7 und 8, S. 131— 162 2) M. Tsw Kritische Bemerkungen zu MoOLISCH's Arbeit über die em Botan Zeitung, 63. Jahrg, 15. September 1905, Nr. 15 s 213—918. | Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren. 125 Bedeutung in der Pflanze* einer nochmaligen Prüfung unterziehen, um mieh für die eine oder andere Auffassung entscheiden zu kónnen. Ich habe mich an obengenannter Stelle folgendermassen geäussert (5. 147): „Keine von beiden Diatomeen (Gomphonema, Navicula) gab an Wasser irgend welchen Farbstoff ab, wohl aber genügte Behand- lung mit verdünntem Alkohol. Wie ASKENASY ganz richtig angibt, enthalten die ersten Auszüge von bräunlich-gelber Farbe kein Chlorophyl! (jede Absorption im Rot fehlt), ohne Zweifel aber die späteren und besonders die mit heissem Alkohol gewonnenen. Von dem ersten Auszug wird fast die ganze blaue Hälfte des Spektrums verdunkelt, doch konnte ich deutlich in dieser breiten Endabsorption den Carotinstreifen I sehen, der zweite ist nur schwach angedeutet; daher glaube ich, dass es ein Diatomin nicht gibt, es dürfte sieh dabei wohl nur um Carotin handeln, dem ein anderer bräunlich- gelber Farbstoff, wahrscheinlich Xanthophyll, in sehr geringer Quantität beigemengt ist; mit der Kalimethode gelingt es, das Carotin in Form von Krystallen zur Ausscheidung zu bringen.“ MOLISCH, der als vorzüglicher Beobachter und Experimentator auch auf dem Gebiete der Pflanzenfarbstoffe bekannt ist, nahm zur Trennung der verschiedenen Pigmente der Diatomeen, wohl gestützt auf ASKENASY’s Erfahrung, zunächst eine Behandlung des Diatomeen- Materiales mit 70 pCt. Alkohol bei gewöhnlicher Temperatur vor, erhielt eine goldgelbe Lösung und fand dieselbe ehlorophylifrei in Übereinstimmung mit meiner obigen Angabe. Nun ist aber bekannt, dass 70 pCt. Alkohol auch in der Kälte das Chlorophyll der Chloro- Plasten höherer Pflanzen wenigstens teilweise auszieht, und das ab- Weiehende Verhalten des Diatomeen- Chlorophylls musste befremden, oder es hätte das Fehlen des Chlorophylis in der Lösung eventuell auf ein Fehlen desselben in den Diatomeen-Chromatophoren schliessen E müssen. Ich wiederholte nun, um zunächst hierüber völlige et zu erlangen, mit einigen stattlichen Reinkulturen präch- za edergelber Diatomeen (Achnanthidium lanceolatum und ling, ee Pectinale var. curta) den Versuch genau nach BOHISUS p Vor- “= E Die Individuen der einen Kultur ( Achnanthidium) sassen eitenwand und dem Boden des Becherglases in dichter Schicht Das Wasser wurde abgegossen und durch 70prozentigen Ten 0! ersetzt und das Ganze eine halbe Stunde bei einer i dg von 15? C. stehen gelassen. Die naeh Verlauf dieser . Abgegossene und filtrierte Lösung war dunkelgoldgelb und zeigte : ^" Spektroskop vollkommene Absorption der blauen Hälfte des E und drei Streifen in der roten. Entgegen meinem Where Mor, u Befunde und entgegen der Angabe von ASKENASY und 5 Ma ist also schon diese Lösung ehlorophyllhaltig. | Ent- . . "T wurde in allen den früheren Versuchen mit zu geringen E 10* 126 F. G. KOHL: Mengen Algenmaterials gearbeitet, oder es wurde die spektroskopische Untersuchung der goldgelben Lösung bei zu geringer Schichtendicke vorgenommen, ‚oder die Einwirkungsdauer des Alkohols betrug weniger als eine halbe Stunde. Die so gewonnene goldgelbe Lösung will ich der Kürze halber in folgendem mit a bezeichnen. Schüttelte ich a mit einem gleichen Volumen Benzin, so blieb zunächst aller Farbstoff in der unteren Flüssigkeit, allmählich geht etwas davon in das Benzin. Sowie ich jedoch einige Kubikzentimeter Wasser zu- fügte, so ging der gesamte Farbstoff in das Benzin, welches nunmehr goldgelb gefärbt war, wogegen die wässerig-alkoholische ‘untere Flüssigkeitsschicht vollkommen farblos wurde. Das gesamte Carotin nebst den Spuren von Chlorophyll sind oben im Benzin enthalten, wie die spektroskopische Untersuchung lehrt. Will man die geringen Mengen Chlorophylls entfernen, so muss man die Benzinlösung im Wasserbad eindampfen, den Rückstand mit Alkohol aufnehmen, etwas Kali zusetzen, im Dunkeln stehen lassen, dann mit Äther. ausschütteln. Der Alta nimmt alsdann das gesamte Carotin auf, während in der schwach grünlichen alkalisch-alkoholischen Lösung das Chlorophyll verbleibt. Die Lösung a enthält hiernach nur viel Carotin und wenig Chlorophyll. Die der Glaswand an- haftenden Diatomeen hatten eine prächtige hellbläulich-grüne Farbe, die. besonders auf dunklem Hintergrunde eine auffallende Leucht- kraft zeigte. Nunmehr wurde das Material mit 96prozentigem Alkohol bei Zimmertemperatur solange in Berührung gelassen, bis die Diatomeen unter oft wiederholter; Bewegung vollständig farblos. oder als mattweisser Überzug der Glaswand erschienen. Die hellgrüne Farbe hatte sich unverändert auf diese Lösung übertragen. Ich nenne diese Lösung b. Das Absorptionsspektrum von b war folgendes: I. 4= 640—668. IL 4—605—620. IH. 4 — 565—580. Der Carotinstreifen ist in der bis 4—450 vom violetten Ende herüberreichenden starken Endabsorption nur schwer zu erkennen. Ein Teil von b wurde mit verdünnter Kalilauge versetzt, mit Äther überschichtet und im Dunkeln unter oftmaligem Schütteln stehen gelassen. Nach 24 Stunden hatte sich der Äther b 1 gelb, die alkalisch-alkoholische untere Schicht b 2 dagegen grün gefärbt. b 1. Schwacher Carotinstreifen. Chlorophylistreifen fehlen. b 2. Chlorophyllstreifen I sehr stark, die übrigen schwächer, aber deutlich vorhanden. Carotinstreifen I fehlt. Endabsorption im Blauviolett. anderer Teil von b wurde mit Benzin geschüttelt. Das : aee (ain Benzin b 3 färbte sich grün, die untere alkoholisch- 4 wüsserige Lósung b 4 ganz schwach gelb. i Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren. 127 b 3. Chlorophyllspektrum. Carotinstreifen I ganz schwach. b 4. Chlorophyllspektrum fehlt. Carotinstreifen I fehlt. End- absorption im Blauviolett bis an die Grenze vom Grün. Vom Chlorophyllstreifen I eine Spur. Die Zusammensetzung der Lösung b ist demnach in bezug auf die Farbstoffe dieselbe, wie die von a, nur dominiert hier in b das Chlorophyll, in a das Carotin. Das Xanthophyll das in a nur in Spuren enthalten ist, ruft in b deutliche Endabsorption hervor. Es geht aus diesen Befunden, welche ich bei Wiederholung immer in gleicher Weise erhielt, unwiderleglich hervor, dass das Chromatophorenpigment der Diatomeen besteht aus: * l. Chlorophyll mit demselben Absorptionsspektrum wie bei den hóheren Pflanzen, | 2. Carotin und 3. Xanthophyll. Miseht man optisch die drei erhaltenen Farbstofflósungen, so resultiert die gelbbraune Lederfarbe des angewandten Materials. Meine schon im Carotinbuch ausgesprochene Behauptung, dass es ein Diatomin nicht gebe, finde ich hiernach vollkommen bestätigt. Bei ganz kurzer, etwa 5 Minuten langer Behandlung mit 7Opro- zentigem Alkohol in der Kälte gelingt es, in der Hauptsache nur as Carotin zu extrahieren, von Chlorophyll und Xanthophyll gehen nur Sanz geringe Mengen in Lösung; um sie spektroskopisch nach- zuweisen, muss man schon ziemlich dicke Schichten (5—10 em) der Lósungen anwenden. Bei längerer Einwirkung des 7Oprozentigen Alkohols nimmt derselbe etwas mehr von beiden letztgenannten Farbstoffen auf. Mit 96prozentigem Alkohol gelingt es bei gewöhn- licher Zimmertemperatur die totale Entfärbung des Diatomeen- materials zu bewirken. Die jetzt erhaltene Lösung enthält viel Chlorophyll, sehr wenig Carotin und wenig Xanthophyll. p OLISCH fand in der unteren Schicht nach dem Ausschütteln der Rohehlorophylilösung (von mir mit b bezeichnet) neben Carotin en Leukoeyan. Er sagt „die gelbe Schicht enthält neben tein — und das ist von besonderem Interesse — auch Leukocyan. -.« gelbe Lösung mit einer Spur Salzsäure versetzt, gibt nach oeer Zeit die charakteristische Leukocyanreaktion, und die Flüssig- eit wird blaugrün, es entsteht Phaeoeyan.“ £s S Das Leuko cyan ist vorläufig noch hypothetisch, wenigstens n bí. auf die Diatomeen, auf welche sich diese Mitteilung emn Pun t. Es fragt sich nun, ob die auf Zusatz verdünnter Salzsäure i stehende Blaufärbung (MOLISCH’s Phaeocyanbildung) nicht . Vielleicht auch anders zu erklären wäre. Nach meinen Erfahrungen — p "Sen dafür zwei Möglichkeiten vor. MOLISCH hat durchaus Recht, 128 F. G. KOHL: wenn er sagt, dass verdünnte (etwa 2prozentige) Salzsüure Carotin- kristalle nieht zu bläuen vermag; allein es wäre nicht ausgeschlossen, dass l. verdünnte Salzsäure Carotinlósungen allmählich bläut oder 2. verdünnte Salzsäure Xanthophylllösung blau färbt. Da in der in Rede stehenden unter dem Benzin befindlichen Schicht bei MOLISCH's Versuch sicher neben Carotin, wie er selbst angibt, auch noch Xanthophyll, wie aus meiner spektroskopischen Untersuchung folgt, vorhanden sein musste, so könnte die Blau- färbung, aus welcher MOLISCH allein die Anwesenheit des Leuko- eyans folgert, auch dureh Salzsüurewirkung auf in Lösung befind- liches Carotin oder Xanthophyll hervorgerufen worden sein. Um diese Frage zu entscheiden, liess ich erstens auf verdünnte Carotin- lósungen und zweitens auf verdünnte Xanthophylllösungen, welche . ich aus den grünen Blättern von /lez aquifolium und Symphoricarpus racemosus herstellte, 2prozentige Salzsäure einwirken, und zwar ver- fuhr ich in folgender Weise: Das Carotin wurde mit Hilfe der Kali- methode in Áther gebracht, die ütherische Lósung eingedampft, das Carotin in 7Oprozentigem Alkohol gelöst und mit Benzin über- schichtet. Da, wie oben bemerkt, in diesem Falle ein Teil des Carotins in der unteren Alkoholschicht bleibt, wurde etwas Salz- säure zugefügt. Die alkoholische Lösung färbte sieh blau- grün. Ein anderer Teil des in Oprozentigem Alkohol gelösten Carotins wurde ebenfalls mit Benzin überschichtet, vorher jedoch etwas Wasser (einige Kubikzentimeter) zugefügt. Nunmehr nimmt das Benzin alles Carotin auf, die alkoholische Lösung wird voll- kommen farblos und bleibt es auch nach Zusatz von Salz- säure, 2 Es war also in diesen Versuchen mit reinen Carotinlösungen - das in alkoholischer Lósung vorhandene Carotin, welches mit Salz- säure die Blaufärbung herbeiführte. Nunmehr wiederholte ich die- selben Manipulationen mit den Lösungen a und b. Sobald man die mit Benzin überschichtete gelbe alkoholische Lösung so belässt, Wie man sie zunächst erhielt, nämlich mit 7Oprozentigem bezw. 96pro- zentigem Alkohol, so bleibt trotz anhaltenden Schüttelns mit Benzin ein Teil des Carotins in ihr enthalten; sowie man jedoch mit Wasser verdünnt, so geht alles Carotin in das Benzin über, die untere Lösung erweist sich spektroskopisch als vollkommen carotin- - frei, und wenn sie noch schwach gelblich erscheint, so rührt diem _ Färbung, wie das Spektroskop bei Anwendung dicker Flüssigkeit“ — schichten zeigt, von Xanthophyll her. Mit dem Verschwinden des Carotins bleibt aber auch die Blaufärbung mit Salzsäure 8"* — MOLISCH’s Leukoeyanreaktion bei den Diatomeen ist eine Carotin — reaktion, die aber durch Salzsäure nur in alkoholischer Lö Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren. 129 hervorgerufen wird. Sorgt man dafür, dass alles Carotin ins Benzin wandert, so bleibt sie aus, was zugleich beweist, dass das Xantho- phyll dabei unbeteiligt ist. Wie ieh früher mitgeteilt habe, gibt es zwei Xanthophylle, die sieh dureh ihre Absorptionsspektren leicht von einander unterscheiden lassen; hier handelt es sich um ff-Xantho- phyll, dessen Spektrum keinerlei Bänder aufweist, sondern nur eine mit der Konzentration der Lósung an Ausdehnung zunehmende End- absorption am blauvioletten Ende des Spektrums. f-Xanthophyll ist in allen Blättern nachzuweisen, sowohl in grünen, als in herbstlich selben, als auch in denen goldgelbblättriger Varietäten. Wie ich weiter Seite 142 meiner Carotinschrift angab, ist das f- Xanthophyll in vielen Blüten, Früchten und Samen das einzige die Färbung hervorrufende Pigment. Man wird also auch unter diesen Objekten geeignete finden, an denen sich die Wirkung verdünnter Salzsäure prüfen lässt. Was nun den bekannten Farbenumsehlag bei den Diatomeen anbelangt, so führe ich denselben in erster Linie auf leichte Zugänglichkeit des Lósungsmittels zu den Chromatophoren zurück. Der Alkohol tötet hier, wo ihm die Löcher der Membran und die Zweiteilung der letzteren momentanen Zutritt gestatten, augenblicklich den Zellinhalt; es wird sofort das Carotin (und eventuell aueh das Xanthophyll) gelöst und das Chlorophyll bleibt zurück, weil es dem Einfluss des Lósungsmittels länger widersteht, die Lederfarbe geht in ein Blaugrüu über. Man kann diesen Farbenumschlag auch, freilich nicht so prägnant, bei den Phanero- samenblättern beobachten. Er tritt schon ein, wenn man das Blatt durch einige Minuten langes Eintauchen in kochendes Wasser tötet. Vergleicht man es darnach mit dem unbehandelten Blatt, so sieht es mehr blaugrün aus. Extrahiert man es mit 7Oprozentigem Alkohol bei sewóhnlieher Temperatur oder unter leichtem Erwärmen, so voll- zieht sich derselbe Vorgang wie bei dem Diatomeenversuch. Die ersten Auszüge sind fast goldgelb, gegen ihre Farbe kontrastieren dio der Extraktion unterworfenen Blätter fast blaugrün. Jedes nächste Extrakt wird grüner, carotinärmer, chlorophyllreicher, und "ur die letzten Extrakte werden wieder schwach gelblich. E Hat also der TOprozentige Alkohol zu den Chromatophoren der Blätter ebenso wie bei den Diatomeen raschen Zutritt, so entstehen zuerst gelbe Lösungen, die earotinreich und chlorophyllfrei oder -arm | sind. Das zurückbleibende Blatt erscheint rein grün, während es im Anfang gelbgrün, olivengrün, braungrün aussehen konnte. Erst bei weiterer Behandlung geht das Chlorophyll in Lösung, bis endlich nach dessen Verschwinden aus dem Blatte noch die letzten Carotin- reste an die Reihe kommen, Lässt man sofort konzentrierten Alkohol "uf das Blatt einwirken oder 7Oprozentigen bei höheren Tempera- - 130 F. G. KoHr: turen, so entstehen sofort grüne Lösungen. Also alles mutatis mutandis wie bei den Diatomeen. Auch die Erscheinung, welche MOLISCH $. 142 erwähnt, dass ein alkoholisches konzentriertes Extrakt aus lederbraunen Diatomeen grün aussieht und nicht dieselbe Färbung hat wie das lebende Chromatophor, lässt sich bei den Phanerogamenblättern konstatieren. Als ich olivenfarbige Blätter von Glycine, ohne sie vorher ge- tötet zu haben, extrahierte, erhielt ich eine rein grüne Lösung. Der Farbenumschlag bei ganz kurzer Behandlung von Dia- tomeen mit kaltem 70prozentigem Alkohol beruht auf rascher Extraktion des Carotins (und Xanthophylls); der Farben- umschlag bei Behandlung mit heissem Wasser, Wasserdampf, Äther, heisser Luft usw. vielleicht auf Ausscheidung des vorher im Chroma- tophoren gelösten Carotins in fester Form, d. h. in Form unendlich kleiner Krystalle oder Körnchen infolge des fällenden Einflusses des nach Tötung des Protoplasten und der Chromatophoren in letzere eintretenden Wassers resp. eintretender wässeriger Lösungen von Säuren, Salzen usw. aus der Zellsaftvakuole in das Chromatophor. Fülle ieh im Probierglas in einer gelben Carotinlósung das Carotin mit Wasser aus, so wird die Lösung farblos. Die im Chromatophor von mir angenommene Carotinfällung vollzieht sich vermutlich in so kleinen Partikeln, dass letztere unter der Grenze der mikroskopischen Sichtbarkeit liegen. Ein weiterer von mir vorgenommener Versuch entbehrt in dieser Richtung nicht eines gewissen Interesses. Ich nahm eine Carotin- lösung (Benzin) und mischte ihr wenig einer Chlorophylllósung in Benzin bei, so wenig, dass die spektroskopische Untersuchung zwar den Chlorophylistreifen I deutlich erkennen liess, dass aber das makroskopische Aussehen der Lösung noch das einer Carotinlösung blieb, die Gelbfärbung erschien durch das zukommende Chlorophyll nur um eine Nuance dunkler, keineswegs hätte man mit blossem Auge auf die Anwesenheit von Chlorophyll kommen können. Diese Benzinlösung, deren Färbung etwa derjenigen der Diatomeen- Chromatophoren entsprach, wurde nun mit Wasser erhitzt, bis das Benzin nahezu verdampft. war. Dabei zeigte sich deutlich ein Farbenumschlag von dunkelgelb in grün. Fügte ich aufs neue Benzin zu, so lóste sich ausgefallener Farbstoff mit grüner Farbe. Wie hierbei das Carotin sich verhielt, kann ich vorläufig noch nieht - sagen; sicher wurde es zuerst in feinsten Kórnchen unlöslich aus“ geschieden, Körnchen, die so winzig sind, dass sie suspendiert in der ‘ Flüssigkeit die letztere nicht färben. Auch das Chlorophyll wurde beim teilweisen Verschwinden des Lösungsmittels wohl gefällt, das ausgefällte Chlorophyll besitzt aber eine intensiv grüne Farbe, 5° dass die Flüssigkeit grün erscheint. Das Carotin scheint nuu ba Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren. 151 der ganzen Manipulation verändert worden zu sein, da bei Benzin- zusatz eine grüne Lósung entsteht, der die ursprüngliche gelbe Carotinfarbe fehlt. Ich gelange auf Grund des Gesagten zunächst zu dem Schlusse, dass, da die Erscheinungen des Farbenumsehlages bei den Dia- tomeen prinzipiell nicht anders liegen als bei den Phanerogamen- blättern, auch zunächst keine Veranlassung vorliegt, die Färbung der Diatomeen-Chromatophoren für verschieden von der der Phanerogamenblätter zu halten. Ich beharre vielmehr auf meiner früheren Behauptung, dass die Chromato- phoren der Diatomeen ihre Farbe einem Gemische von Chlorophyll, Carotin und Xanthophyll verdanken. Diese drei Komponenten des Gesamtfarbstoffs der Diatomeen lassen sich leicht voneinander trennen und in gesonderten Lösungen mit scharfer, spektroskopischer Charakteristik gewinnen. Das Mischungsverhältnis der drei Teilfarbstoffe weicht bei den Diatomeen insofern 'von dem bei den Phanerogamen vorliegenden ab, als bei jenen das Carotin quantitativ überwiegt. Diatomin gibt es nicht und ist aus der Liste der Pflanzenfarbstoffe zu streichen. Auch Leukocyan ist in den von mir darauf untersuchten Diatomeen sicher nicht vorhanden. Um seine Auffassung der postmortalen Entstehung des Phyko- phaeins zu stützen, sucht MOLISCH die braune oder gelbbraune Farbe des Chromatophors der Braunalgen dadurch zu erklären, dass er die Existenz eines „braunen Chlorophylls* postuliert, welches beim raschen Abtöten der Alge in heissem Wasser usw. in gewöhnliches Chlorophyll übergeführt wird. Eine wesentliche Stütze für diese Hilfshypothese findet MOLISCH in der Tatsache, dass sich in Phane- ogamenblättern die Chlorophylikörper durch Behandlung mit Wässeriger, konzentrierter Kalilauge braun färben, um nach */, bis ‘la Stunde von selbst wieder grün zu werden. Der Umschlag der gelbbraunen in die grüne Färbung erfolgt sofort beim Erwärmen bis zum Sieden oder bei Zufuhr von Wasser, etwas weniger rasch "ach Zusatz von Alkohol, Áther, Glyzerin usw. n Erwägung der Tatsachen, welche MOLISCH an den Diatomeen konstatieren konnte, und in Anbetracht der bei Braunalgen ge- sammelten Erfahrungen nimmt MOLISCH auch bei den Diatomeen (wie bei den Phaeophyeeen) in den lebenden Chromatophoren die Anwesenheit eines braunen Chlorophylls an, welches beim raschen Absterben der Zelle in gewóhnliches Chlorophyll umgewandelt wird, Wodureh der plötzliche, Farbenumschlag sich erklären würde. Ich be vorn bereits mitgeteilt, weshalb ich es für denkbar halte, dass der F arbenumschlag auch auf anderem Wege zustande kommen ‚könne, nämlich durch Beseitigung der Farbwirkung des Carotins, 132 F. G. KOHL: d indem dasselbe durch lösende Agentien aus den Chromatophoren weggeführt wird (Alkohol) oder durch andere Mittel in feinkörniger Form in farblosem Zustande gefällt wird (Wasser, Glyzerin usw.). Alsdann würde die Präexistenz eines braunen Chlorophylls überflüssig sein. Die grüne Farbe des Chlorophylls wäre vielmehr in der lebenden Diatomeenzelle dureh das in normaler Einlagerungsform vorhandene Carotin verdeckt resp. mit dem Orangegelb des Carotins zu Braun kombiniert, träte aber alsbald nach Abtötung ungetrübt hervor. Meine fortgesetzten Studien des Diatomeen-Farbstoffs weisen darauf hin, dass wohl die tatsächlichen Beobachtungen MOLISCH's richtig, nicht aber seine Schlussfolgerungen zwingend sind. Ich habe den braunen Farbstoff, in den man mit Kalilauge den grünen Farb- stoff der Blattehromatophoren verwandeln kann, untersucht und hebe hier nur sein spektroskopisches Verhalten hervor. Bei dieser Braun- färbung vollzieht sich eine deutliche und stets in derselben Weise und mit derselben Schärfe hervortretende Verände- rung des Absorptionsspektrums, indem sich besonders der Absorptionsstreifen I deutlich nach dem violetten Ende verschiebt, und zwar ungefähr um seine jeweilig eigene Breite. Lage des Absorptionsstreifens I a) normales Chlorophyli: 4— 660—650 verdünnt À = 610—640 konzentriert b) braunes Chlorophyll: 4— 640—620 verdünnt À— 645—615 konzentriert c) lebende Diatomeen: | 2— 660—640 verdünnt (braun) A = 610—650 konzentriert d) getötete Diatomeen: 4—660— 650 verdünnt (grün) 4— 610—640 konzentriert. Wie man aus dieser Tabelle ersieht, verhielt sieh der Chloro- phyllanteil des braunen Chromatophoren-Pigments der Diatomeen anders als das braune Kaliehlorophyll. Läge im Diatomeen-Pigment neben anderen Farbstoffen (Carotin usw.) dieselbe braune Chlorophyll- modifikation vor wie in den mit Kalilauge gebräunten Chloroplasten der Blätter, so müssten die beiden Absorptionsspektren überein- - stimmen, denn auf die Lage des Absorptionsstreifens I des Chlor — phylls hat die Beimengung anderer Farbstoffe, welche die äussere Erscheinung, d h. den Farbenton stark verändern können, nicht den u geringsten Einfluss. Es ist gewiss interessant nicht nur, sondern I - vorliegender Frage von ausschlaggebender Bedeutung, dass die Lag" - e des Chlorophyllstreifens I bei der lebenden braunen Diatomeen- p zelo genau dieselbe ist wie bei der getöteten grünen (c und d Trotz des Farbenumschlags bei Abtötung der Diatomeen bleibt der Streifen I fixiert. Zur Kontrolle habe ieh die Chromatophoren de Die Farbstotfe der Diatomeen-Chromatophoren. 133 Chara fragilis im intakten Zustand und nach Bräunung mit Kalilauge spektroskopisch untersucht und dabei ebenfalls die Verschiebung von 4 = 660—640 bis 4 = 640—620 festgestellt Das Absorptionsspektrum des Pigmentes der lebenden Diato- meen zu bestimmen, machte anfangs einige Schwierigkeiten. Später gelang es mir jedoch sowohl mit Hilfe des Mikrospektroskopes am Einzelindividuum als auch besonders gut mittels des ZEISS- schen Vergleichsspektroskopes unter Anwendung zusammenhängender Decken von Himanthidium pectorale var. curta. In solchen Decken liegen die Bänder dieser Diatomee lückenlos aneinander, so dass das ganze Gesichtsfeld gleichmässig gelbbraun bezw. nach Tötung grün gefärbt erscheint. Im Spektrum tritt der Chlorophyllstreifen I mit voller Schärfe hervor, dessen Lage genau an der ANGSTROM'schen Wellenlängenskala abgelesen werden kann. Bei Umwandlung des grünen Blätterchlorophylis durch Kalilauge in braunes ist aus jenem zweifellos etwas anderes geworden, sonst könnte nicht der Streifen I seine Lage verändert haben; in den braunen lebenden Diatomeen- Chromatophoren aber ist bereits dasselbe Chlorophyll enthalten wie nach dem Farbenumschlag, denn Streifen I behält dieselbe Lage. Danach kann meines Erachtens die Ursache des Farbenwechsels nur in einer ausserhalb des Chlorophylls sich abspielenden Veränderung liegen, und ich erblicke sie in einer „Demaskierung“ des Chloro- phylis durch Herauslösung des Carotins aus dem Chromatophor bezw. aus der ganzen Zelle oder in anderen Fällen durch Fällung des Carotins durch das eindringende Reagens in Form eines farblosen Niederschlages, wie man ihn künstlich in Carotinlósungen erhalten ann. Der Farbenumschlag der Diatomeen liesse sich rein äusser- lich vergleichen mit dem des Blattes einer Blutbuche aus Braun in Grün, wenn ich künstlich das Anthocyan aus der Epidermis durch Lösen oder Fällen entferne. In bezug auf die „kritischen Bemerkungen“ von M. TSWETT kann ich mich kurz fassen, da er seine Untersuchungen, soweit ich aus dem bisher Mitgeteilten ersehen kann, vorwiegend an Phaeo- phyceen angestellt hat und nur vermutet, dass die an diesen Algen ermittelten Verhältnisse auch für die Diatomeen gelten, da MOLISCH das Diatomeen-Pigment dem Farbstoff der Braunalgen vollkommen gleich erklärt habe. Nach den von mir gesammelten Erfahrungen an den Diatomeen muss ich die TsSWETT'sche Vermutung für un- berechtigt halten. Ich habe in meinem Carotin-Buche, das TswETT "och immer unbekannt zu sein scheint, da er es nieht für nötig hält, °S wenigstens an den Stellen zu zitieren, wo es am Platze gewesen "ae, bereits das hypothetische Diatomin auf seine Bestandteile Chlorophyll, Carotin und Xanthophyll zurückgeführt und pe 5 auch nach erneuter Untersuchung des Gegenstandes, wie ich im Vor- 134 i T. KRASNOSSELSKY: stehenden ausführlich auseinandergesetzt habe, keine Veranlassung, an meiner früher gewonnenen Auffassung etwas zu ändern. Ich habe auch jetzt noch nicht die Überzeugung gewinnen können, dass ausser den genannten Komponenten des Diatomeen - Pigments noch eine weitere, wie etwa Leukocyan, zu fassen sei. Da Leukocyan nach meinen Befunden den Diatomeen abgeht, was dessen Existenz bei den Braunalgen ganz dahingestellt sein lässt, nach TSWETT aber Leukocyan Méhrtiéóh mit SORBY's Fucoxanthin sein soll, so kann ich zurzeit nur feststellen, dass es mir nicht gelungen ist, Fucoxanthin im Diatomeen-Pigment nachzuweisen. Die Blaufärbung mit Salz- säure, welche bei den Phaephyceen in der Tat durch Fucoxanthin hervorgerufen werden mag, ist bei den Diatomeen sicher auf Carotin zurückzuführen. Salzsäure bläut alkoholische Carotinlösung. Die Methode, deren sich TSWETT zur Trennung des Fucoxanthins der Braunalgen vom Chlorophyll und Carotin bediente, ist der von mir wie früher so auch jetzt angewendeten, die letzten Mengen Carotins aus der alkoholischen Lösung in das darüberstehende Benzin zu be- fördern, verblüffend ähnlich, so dass ich mich des Verdachtes nicht erwehren kann, es möge sich auch im Phaeophyceen-Fucoxanthin zum Teil oder ganz um Carotin handeln, ein Verdacht, den ich auf seine Berechtigung durch eigene Untersiiehelaken an Phaeophyceen ZU prüfen im Begriffe bin. Aufklärend würde eine möglichst genaue Charakteristik des Fucoxanthins sein, unter anderem fehlen Angaben über sein spektroskopisches Verhalten; man hat sich bisher darüber ausgeschwiegen. 19. T. Krasnosselsky: Bildung der Atmungsenzyme in verletzten Zwiebeln von Allium Cepa. Mit einer Abbildung. Eingegangen am 18. Mürz 1906. Hier werden einige Per beschrieben, die von mir auf Vor- schlag und unter Leitung des Herrn Professor W. PALLADIN ps geführt wurden und die eine Ergänzung meiner Untersuchung? vom vorigen Jahre!) sind. die Nach der Theorie von R. CHODAT und A. BACH?) wird di 1) Diese Berichte 1905, S. 142. 2) R. CHODAT und A. BACH: Ferments oxydants. Archives des sciences phys- et math. de Généve. 1904. - Bildung der Atmungsenzyme in verletzten Zwiebeln von Allium Cepa. 135 fermentative Oxydation im Organismus durch das Dasein zweier Art von Fermenten und einer oxydablen Substanz erklürt. Eins von den Fermenten hat den Bau des Wasserstoffsuperoxyds (Oxygenase) und dient als Sauerstoffübertrüger. Das andere (Peroxydase) ist ein Katalysator und ätherisiert die Oxygenase. Die Abwesenheit eines Oxydationsprozesses in einem Objekte weist auf die Abwesenheit wenigstens einer der genannten Substanzen hin. R. CHODAT und A. BACH fügten in ihren Untersuchungen ihren Objekten Wasserstoffsuperoxyd und Pyrogallol zu, da sie durch H,O, die Oxygenase und durch C,H,O, die oxydable Substanz zu ersetzen meinten. Wenn man eine genügende Quantität des H,O, und des C,H,O, zu einem Objekte zufügt, das früher keinen Gaswechsel zeigte, so wird die dureh ihn ausgeschiedene CO,-Menge als Mass der in ihm gehaltenen Peroxydasen dienen. Die CO,-Menge, die durch das Objekt ausgeschieden wird, nachdem man nur C,H,O, zusetzt, zeigt die Quantität der Oxygenasen. Es kann aber sein, dass in diesem Falle nicht alle Oxygenasen durch die im Objekte enthaltenen Peroxy- dasen ätherisiert werden, da man voraussetzen kann, dass die Peroxy- dasenmenge nicht gross genug im Vergleich zu der Oxygenasen- menge ist. Die CO,- Ausscheidung, welche durch das Zusetzen von H,O, allein hervorgerufen ist, hängt von der Peroxydasenmenge und von der Quantität der oxydablen Substanz im Objekte ab. ‘Ich möchte noch ein paar Worte über die Methode sagen. Eine P yrogallollösung in Anwesenheit von Wasserstoffsuperoxyd und in voller Abwesenheit irgend einer Nebensubstanz zeigt einen Gas- wechsel — es wird Sauerstoff absorbiert und Kohlensäure aus- geschieden. Ich habe einen Versuch angestellt und erhielt folgende Resultate: 20 ccm einer 20prozentigen C,H,O,-Lösung haben nach dem Zu- fügen von 20 ccm lÜprozentigem H,O, während 48 Stunden 36 mg O, ausgeschieden, während der folgenden 27 Stunden 15,6 mg CO, nd während der folgenden 48 Stunden 18,4 mg CO,. Im ganzen hatten sie während 122 Stunden 66 mg CO, ausgeschieden. | Die Absorption von Sauerstoff wurde nicht gemessen, aber man konnte nach der Farbenveränderung der Lösung ihre Anwesenheit konstatieren. Die am Anfang des Versuches helle Lösung wurde am mde des zweiten Tages dunkelbraun. s : Ich betrachte alle durch diese Methode erhaltenen Resultate als relative und denk, dass man sie jn kinia Bulle: fü absolute alten darf. tue Für meine Versuche habe ich Zwiebeln von Allium Cepa ge- Men, an: verschiedenen Tagen nach ihrer Verletzung gefroren und 136 T. KRASNOSSELSK Y: die von ihnen oder von dem aus ihnen erhaltenen Saft ausgeschiedene CO,-Menge gemessen. Das Zerschneiden, das Aufbewahren, das Erhalten die Saftes, die CO,-Bestimmung wurde wie. früher, und das Gefrieren, wie es in der Arbeit von W. "PALLADIN!) beschrieben ist, ausgeführt. Nachdem die gefrorene Zwiebel oder der aus ihr erhaltene Saft keine CO,-Ausscheidung mehr zeigte, wurde H,O,, C,H,O,; oder beide zusammen zugefügt. Nach dem Zusetzen von C,H,O, allein wurde nur eine geringe CO,-Ausscheidung konstatiert, so dass man in diesen Objekten keine Oxygenasen findet. Ein solcher Schluss ist nur dann berechtigt, wenn in demselben Objekte Peroxydasen anwesend sind. Sonst hätte man Recht zu denken, dass der Grund der Abwesenheit der CO,- Ausscheidung nach dem Zufügen von C,H,O, in dem Mangel der Peroxydasen liegt. Das Zusetzen von H,O, allein rief eine CO,-Ausscheidung her- vor und zeigte, ausgenommen den zehnten Tag nach der Verletzung, dieselbe Gesetzmässigkeit als das Zufügen von C,H,O0; und H,0. zusammen. Diese Regelmässigkeit ist klar zu sehen aus den unten- beschriebenen Versuchen wie "MN aus den Kurven. Die Versuche mit dem Safte wurden zu gleicher Zeit, wenigstens je zwei, an- gestellt, wovon einer sich in Wasserstoffatmosphüre befand. Am Klang wurde kein Unterschied zwischen der CO, -Ausscheidung in Formit Atmosphäre und in Wasserstoffatmosphäre beobachtet, aber nach dem Zufügen der Reaktive wurde etwas weniger CO, in Wasserstoffatmosphäre ausgeschieden. Die Reaktion mit dem Guajak- harz war dieselbe wie in den früheren Versuchen. Der Zusatz vol H,O, rief ein heftiges Schäumen des Saftes hervor; das weist au die Existenz der Katalase im Safte hin. Versuch I. Am 5. Oktober nachmittags 2 Uhr wurden 27 Zwiebeln jede vier Teile geschnitten und in vier Portionen verteilt. Erster Tag der Verletzung. (5. Oktober). h Es wurde die erste Portion (410 g) um 4 Uhr 35 Minuten ho mittags gefroren. Den 6. Oktober wurde daraus während 30 Minu i 2 290 ccm Saft erhalten, und man nahm drei Portionen Saft, jede gi * 50 ccm. Die Portion c befand sich während des Versuches in Wasse" - stoffatmosphüre. P CO, Meng Temperi a) 50 cem Saft während 24 Stunden . . . . ; 2 2 )9 9 ” » » 24 P * * . . E 2 15 SUA. us Aha. ot tac 18 1) DW. Pitu: Diese Berichte 1905, S. 240. Bildung der Atmungsenzyme in verletzten Zwiebeln von Allium Cepa. 137 Zu der Portion a wurden 10 ccm H,O, zugefügt, zu den Por- tionen b und e 10 cem 20prozentige C,H,O;- Lösung. CO,-Menge Temperatur mg T a) 50 cem Saft während 24 Stunden . . . . 12,4 18 b) 50 „ - 2 24 à js uote dipuren 18 B .. " ^ 24 5 s ve goilBpüeren 18 Zu der Portion a wurden 20 cem 20prozentige C,H,O;- Lösung zugefügt und zu den Portionen b und e 10 cem H,0,. CO,-Menge Temperatur mg "E a 50cem Saft während 24 Stunden . . . . Spuren 18 Da, à ibo DU d 18 E. , 2 a s is 0.10 20 200 18 Vierter Tag der Verletzung. (8. Oktober). Es wurde die zweite Portion (395 7) um 2 Uhr 30 Minuten nach- mittags gefroren. Den 9. Oktober wurde daraus während 30 Minuten 245 ccm Saft erhalten, und man nahm drei Portionen Saft, jede zu 50 cem. Die Portion c befand sich in Wasserstoffatmosphäre. CO,-Menge Temperatur mg $3. a) 50 cem Saft während 24 Stunden . . . 9,2 18 b) 50 „ : OT eR 9,2 18 €) 50 » » » 24 9,2 18 » Nu D , j Es wurde zu der Portion a 10 cem H,O, und zu b und c 10 cem Oprozentige Pyrogallollösung zugesetzt. CO,-Menge Temperatur m TU 2 50 ccm Saft während 24 Stunden . . . — 244 18 ) S ^ sS, (002 50 Spurn 18 no... 2 o; ee 148 H. PAUL: Beziehung zum Pyrrol stehen, und dass das von NENCKI und ZALESKI entdeckte Hämopyrrol wirklich ein Pyrrolabkömmling ist, habe ich durch die Entdeckung seiner Azoderivate mit meinen Mitarbeitern‘) so gut wie bewiesen, während über die Möglichkeit, die Hämatin- säuren tatsächlich mit dem Pyrrol zu koordinieren, erst die PLANCHER- schen Versuche entschieden haben. Krakau, im März 1906. 22. H. Paul: Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose. Vorläufige Mitteilung. Fingegangen am 22. März 1906. Seit langer Zeit galten die Torfmoose (Sphagna) als aus- gesprochen kalkfeindliche Pflanzen, welehe Ansicht auch durchaus berechtigt erschien, da die von ihnen besiedelten Substrate in der Tat sehr wenig Gehalt an Kalk aufweisen. Besonders gestützt wurde diese Anschauung ausser von anderen, deren Ausführungen hier übergangen werden, da ich später an anderer Stelle ausführlicher darauf eingehen möchte, von SENDTNER (1), der angab, dass seine Versuche, die Torfmoose in kalkreichem Wasser’ zu kultivieren, stets misslungen wären. So schien die Frage nach der Kalkfeind- lichkeit der Sphagna durchaus in bejahendem Sinne gelöst. Um so mehr musste es Wunder nehmen, als C. A. WEBER (2) folgendes kundgab: „Dass der Kalkgehalt derartiger Gewässer den Torfmoosen unmittelbar verderblich sei, ist eine Behauptung, die bei den allermeisten durch den Kulturversuch widerlegt wird. habe S. cymbifolium, fuscum, acutifolium, recureum, fimbriatum und platyphyllum mehrere Jahre lang in meinen Kulturzylindern Los enster freudig gedeihen sehen, obwohl ich die Pflanzen teils mit Kalkpulver geradezu imprägniert hatte, teils mit dem sehr kalk- reichen Weserwasser regelmässig befeuehtete: S. recurvum hat unter dieser Behandlung sogar fruktifiziert, obwohl die sonstigen Kultur- bedingungen (namentlich die Beleuchtung) nieht allzu günstig waren. Nur S. medium ist mir bei der unmittelbaren Berührung mit Kalk- pulver zugrunde gegangen, vertrug aber das Weserwasser.“ | Zitiert » von GRAEBNER (4, 5), DÜGGELI (6), SOLMS-LAUBACH (7)]- 5 on HECEER, GOLDMANN, MARCHLEWSKI: Zur Kenntnis des Blutfarbstoffes. x Dritte Mitteilung. Bull. de l'Aead. des Sciences de Cracovie. 1905, p. 279. ux Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose 149 Auch GRAEBNER (3, 4, 5) behauptete ähnliche Erfahrungen ge- maeht zu haben und sehloss daraus, dass nicht der minimale Kalk- gehalt des den Sphagnen an ihren Standorten zu Gebote stehenden Wassers der ausschlaggebende Faktor für das Gedeihen der Torf- moose wäre, sondern der niedere Nährsalzgehalt im allgemeinen. Er berief sich dabei auf die Angaben RAMANN's (8), dass die Sphagna erst bei einem Salzgehalt, der 3—4 Teile auf 100000 Teile Wasser nicht übersteigt, dauernd zu vegetieren vermógen. Schon vorher war ÖHLMANN (9) zu anderen Resultaten als WEBER und GRAEBNER gelangt. Er hatte sich mit der vegetativen Vermehrung der Torfmoose beschäftigt und gefunden, dass eine solehe in Nührlósungen mit kohlensaurem Kalk allein nicht mehr möglich ist. Diese Tatsache scheint GRAEBNER unbekannt geblieben zu sein, wie überhaupt diese auch sonst sehr interessante Arbeit wenig bekannt geworden ist. Sie wurde meines Wissens bisher nur von JOST (10) zitiert. . Später beschäftigte sich DÜGGELI (6) mit der Frage und kam hinsichtlich des Verhaltens der Torfmoose gegen Kalk zu denselben Resultaten wie SENDTNER. Doch erwiesen sich auch andere Mineral- salzlösungen nach seinen Versuchen als schädlich, wenn er damit die Sphagnum-Polster an Ort und Stelle im Moore begoss. Deswegen ‚glaubte er, sich GRAEBNER anschliessen und die Torfmoose als mineralstofffeindlich bezeichnen zu müssen. Dies war der Stand der Frage, als ieh mieh damit zu be- schäftigen begann. Es lag mir zunächt daran, den exakten Nachweis zu bringen, ob die Sphagna in Lósungen von kohlensaurem Kalk absterben oder nicht. In einigen Vorversuchen, die im wesentlichen eine Wiederholung der SENDTNER'schen waren, konnte ich ermitteln, dass Sphagnum subbicolor, subsecundum und medium im kalkreichen Münchener' Leitungswasser abstarben. och konnte letzteres auch noch andere Salze enthalten, und deshalb versuchte ich S. cuspidatum var. falcatum und S. medium in emer gesättigten Lösung von kohlensaurem Kalk in destilliertem Wasser zu kultivieren. Wie ich damals berichtete (11), starben die beiden Moose ab, und daraus geht schon hervor, was SENDTNER bẹ hauptet hatte, dass nämlich Torfmoose gegen gelösten kohlensauren n MK sehr empfindlich sind. er . 5s kam nun darauf an, zu sehen, ob sich alle Sphagnum-Arten gleichmässig empfindlich dagegen verhalten und bei welchen Kon- zentrationsgraden das Absterben erfolgt. Zu diesem Zwecke setzte ich eine grosse Zahl von Kulturen mit acht Arten in Reihen mit steigender Konzentration in kleinen Intervallen an. Die Kalklósung stellte ich durch längeres Einleiten eines Kohlensäurestromes dureh destilliertes, mit kohlensaurem Kalk im Überschuss versetztes Wasser 3 150 H. PAUL: her. Nach Filtrierung wurde der Gehalt an gelóstem Kalk teils durch Abdampfen und Wägung, teils auf titrimetrischem Wege durch meinen Kollegen Dr. GULLY, dem ich dafür bestens danke, ermittelt. Die Resultate dieser Versuche sind in folgender Tabelle übersichtlich zusammengestellt: Abgestorben bei mg im 5 Liter z Spezies l Standort E CaQO, | Ca0 1 P ETE rubellum . . . TI | 43 odas 2 A papillosum . . 89 | 50 ^ 3 à molluscum . . 89 | 50 " 4 : medium. . . . 19 | 75 s 5 x Dehn 1s 118 | 100 Hochmoorschlenken 6 > acutifolium . . 223 | 125 Waldmoor T ! platyphyllum | . 223 | 125 Flachmoor 8 = recurvum . . . 312 | 175 In jeder Moorform n den Zahlen der vierten Kolonne ist der zu den Zahlen der dritten gehörige Gehalt an Ca O berechnet; sie sind nur der Voll-. ständigkeit wegen angeführt. Ich möchte zur Tabelle gleich hemerken, dass diese Zahlen nieht als absolute Grenzwerte zu betrachten sind; sie geben nur den Konzentrationsgrad an, bei welchem zuerst das Aliter lion beobachtet wurde, und sind infolgedessen etwas zu hoch. Die wirklichen Grenz- zahlen liegen zwischen ihnen und den Zahlen, die den náchstvorher- gehenden Kulturen entsprechen, in denen die Torfmoose noch am Leben geblieben waren. Aus der Tabelle ergibt sich zunächst wieder, dass die Sphagna sehr empfindlich gegen Lösungen von CaCO, sind; denn selbst die höchste erreichte Grenze von 0,03 pCt. stellt eine verhältnismässig niedrige Zahl dar. Diese Tatsache steht also mit den Angaben WEBER's im Widerspruch. Ich kann mir seinen Befund nur durch die Annahme erklüren, dass sich von dem Kalk in seinen Kultur- zylindern nichts oder nur äusserst wenig gelöst hat, denn nur iR stark kohlensäurehaltigem Wasser löst sich CaCO,. Und da m Wasser in Kulturgläsern wenig CO, aus der Luft aufnehmen kann, weil diese meist ruhig stehen "bleiben und die Berührungsfläche des Wassers mit der Luft deshalb klein ist, wird die Lösung von CaCO, — unter solehen Verhältnissen niemals den für die Torfmoose schád- liehen Grad erreichen. i Ich werde in dieser Ansicht noch bestärkt durch die von SOLMS- Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose. 151 LAUBACH (7) zitierte Angabe WEBER’s, dass die Anwesenheit anderer Pflanzen in seinen Kalkkulturen die Torfmoose zum Absterben brachte. Wahrscheinlich ist dureh die Wurzeln dieser Pflanzen Kalk bis zur Erreichung des Schädlichkeitsgrades in Lösung gebracht worden. Dass die Torfmoose im kalkreichen Weserwasser gedeihen, wie WEBER angibt, ist mir in Hinsicht auf obige Erfahrungen unklar. Leider teilt er den Gehalt des Weserwassers an Kalk nicht zahlen- mássig mit; vielleicht ist auch auf die Form, in der er darin ent- halten ist, bei der Bestimmung nicht Rücksieht genommen worden. Wenn er als schwefelsaures Salz vorhanden ist, klärt sich die Sach- lage sofort vollständig auf, denn nach meinen Feststellungen wirkt Gips absolut unschädlich selbst bei fast gesättigter Lösung, bei 202 g im Liter, was einem Gehalt von 0,832 g CaO entspricht. Letztere Zahl ist zum Vergleich mit obiger Tabelle angeführt. Aus dieser geht aber noch hervor, dass sich die einzelnen Torf- moosarten sehr verschieden gegen Kalklósungen verhalten, und zwar ergibt sich eine merkwürdige Übereinstimmung mit ihrem Vor- kommen. Während die Sphagnen der Hochmoorbulte sehr empfind- lieh dagegen sind, können die der Hochmoorschlenken schon mehr gelösten kohlensauren Kalk vertragen. Die im Flachmoor und Wald- moor wachsenden Arten verhalten sich gleich; am wenigsten em- pfindlich erwies sich jedoch S. recurvum, was nicht wunderbar er- scheint, da das Moos in bezug auf den Standort wenig wählerisch ist. Es kann sowohl im Hochmoor als im Flach- und Waldmoor gedeihen. ; Auch ÖHLMANN (9) hatte schon Ähnliches beobachtet, doch ist er auf anderem Wege zu seinen Resultaten gelangt, so dass sich seine Angaben mit den meinigen nicht direkt vergleichen lassen. Auffallend mag erscheinen, dass S. medium sich als etwas weniger empfindlich erwies als die übrigen Torfmoose der Hochmoorbulte, während es von WEBER (2) als besonders empfindlich hingestellt wutde, Das zu den Kulturen verwandte Material stammt jedoch Dicht von der Spitze eines Moorbultes, sondern vom Rande einer Schlenke, so dass das Ergebnis von dieser Hinsicht aus beurteilt Werden muss, Es ist nämlich durchaus nicht gleichgültig, woher man das Material entnimmt; nach meinen Erfahrungen findet nach "nd nach bis zu einem gewissen Grade Gewöhnung der einzelnen Arten an verschiedene Standorte statt. In unserem Falle verhält Sich S. medium annäherungsweise wie ein Schlenkenmoos, was. sich "ds Ertragen einer etwas Ah Konzentration von CaCO, - Lósung äussert. Über diesen Gegenstand werden noch einige Versuche in | der Hauptarbeit mitgeteilt werden. | ; i . Am wenigsten erträgt S. rubellum den gelösten kohlensauren Kalk; — 152 H. PAUL schon bei 77 mg im Liter, also in einer 0,0077 prozentigen Lösung stirbt es ab. An diesem Moos machte ich nun folgende Wc Beobachtung. Der schädigende Einfluss der Kalklósung auf Sphagna macht sich bekanntlich zunächt durch Veränderung dá vielen Arten zukommenden Farbstoffes geltend, und zwar am kennt- liehsten bei solchen mit rotem. S. rubellum besitzt nun von den untersuehten Arten die rote Farbe in reinster Ausprügung; es ist eim schónes Karmoisinrot. ei Auwendung von Kalklósung veründert sich der rote Farben- ton in einen blauen, und zwar desto intensiveren, je stürker die Lösung ist. So lange die blaue Farbe noch nicht auftritt, sterben die Pflanzen auch nieht ab; deswegen ist diese Erscheinung wenig- stens bei S. rubellum ein Kriterium, nach welchem schon bald nach dem Ansetzen der Kulturen auf das Lebendigbleiben oder Absterben der Pflanzen geschlossen werden kann. Dieser rote Membranfarb- stoff verhält sich genau wie roter Lackmus und ist ein empfindlicher Indikator für Alkalien; da nun Lösung von CaCO, (oder besser a(HC0,),) schwach alkalisch reagiert, erklärt sich die Veränderung des roten Farbstoffes in den blauen, der im Tode einer schwärzlichen Schmutzfarbe Platz macht. In weleher Weise die verschiedenen Konzentrationen von Kalk- lösungen die Sphagna schädigen, sei an S. recureum dargelegt. Zu Anfang der Versuche liegen die Pflanzen wagerecht in der Lösung, bis sie sich nach einigen Tagen dicht unter dem Köpfchen negativ geotropisch aufbiegen, soweit sie noch dazu imstande sind. Um ein schnelleres Wash zu erzielen, stellte ich die Kulturen nicht an as Fenster, sondern in ein Regal, das sich etwas entfernt von diesem befand, und die Pflänzchen wurden dadurch zu etioliertem Auswachsen genötigt. Auf diese Weise war ich imstande eine etwa eingetretene Schädigung leichter zu erkennen, was besonders bei den langsamer wachsenden und sich weniger streckenden Arten, zu denen auch Sphagnum medium gehört, von grossem Vorteil ist. -Ausser einer stärkeren Streckung der Internodien und dem Kürzerwerden der Äste erfahren ja die Torfmoose bei der Etiolierung keine er- heblichere Veränderung, da die Bildung des Chlorophylls bei ihnen im Dunkeln nicht verhindert wir Am Schluss der Versuche (nach 30 Tagen) nahm ich Messungen der aufgebogenen und ausgewachsenen Stämmchen vor, welche bei Bol ijhusi recurvum das in der Tabelle auf S. 153 erhaltene Resultat ergaben. Nach allen diesen Erfahrungen hat sich also bestätigt, dass sich die Torfmoose gegen kohlensauren Kalk sehr empfindlich verhalten. Ob sie aber auch allgemein mineralstofffeindlieh sind, geht natürlich en daraus nicht hervor. Auffällig ist allerdings, dass Gips in so de Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose 199 Gehalt der Ló . 2 NR Länge der Stämmchen und sonstige an mg Ca CO, ^ piod Veründerungen im Liter 0 durchschnittlich 8 cm 22 ? 8 ” 45 » 6 3 61 3) 4 9 89 2) 5 kk] 112 33 2,9 ^ 13 7: 1,5 7? 156 “ 1s 178 ?? 0,5 2? 223 noch grün, doch nur wenige Köpfchen aufgebugen 268 ) » » ^, 1 Kopf aufgebogen 312 kein Kopf aufgebogen, abgestorben Menge vertragen wird, und schon daraus glaube ich herleiten zu dürfen, dass die Ansicht GRAEBNER's nicht in vollem Umfange zu- treffend ist. e Es sei hier die betreffende Stelle in seiner neuesten Arbeit (5) zitiert, weil daraus seine Meinung am besten ersichtlich ist. Gestützt auf die Versuche WEBER's sagt er dort: „Die Sage von der Kalk- feindlichkeit der Sphagnen ..... ist damit wohl endgültig zu Grabe Setragen. Dass andererseits manche Kalkverbindungen (anscheinend besonders gewisse Kalksalze) sieh den übrigen Nährsalzen ähnlich verhalten, indem bei einer bestimmten Konzentration ein Eingehen "uj nährstofffeindlichen Pflanzen erfolgt, beweisen, wie mir Herr p RAMANN freundlichst mitteilt, von ihm ausgeführte Kulturen, . cenen die Mehrzahl der Sphagnen starben. Jedenfalls ist sicher ie hohe Konzentration eines einzelnen oder mehrerer Nährsalze usw. (gleichgültig ob Kalksalze oder anderer) das Ausschlaggebende für ya Gedeihen oder Nichtgedeihen dieser empfindlichsten aller anzen.“ i div te sei hier bemerkt, dass Herr Professor non es vir rarse erwähnten Versuche nicht dur a Ie " zum ih 8 en und darüber GRAEBNER Mitteilung g Sa : CE Ist RAMANN als Urheber genannt. ee € icht Kalksalze im allgemeinen, sondern in erster Linie der " eitverbreitete kohlensaure Kalk, der bei Verarmung des Moorbodens m der Regel zuerst sich vermindert (12), ist den Sphagnen schon : eiie geringer Menge schädlich. Dazu kommt noch der Umstand, i: Dm einige Kalisalze im Verhältnis zu CaCO, in geradezu gewaltige r : be ertragen werden, und dass ein Absterben von Sphagnum 154 H. PAUL: Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose. medium erst bei einer dreissigmal so grossen Konzentration beobachtet wurde, während sich andererseits manche Phosphorverbindungen in äusserst minimalen Quantitäten als schädlich erwiesen. Es besteht also ein Unterschied in der Wirkung der einzelnen Mineralsalze auf die Sphagna. Und wenngleich zu- gegeben werden muss, dass in Hochmoorwüssern ein gleichmüssig niedriger Gehalt an allen Nährstoffen vorhanden ist, der die durch Kulturversuche ermittelten Zahlen niemals erreicht, so ist doch auch der Fall möglich, dass ein Gewässer den Sphagnen unschädliche Stoffe in grosser Menge enthält, und dass diese ungeachtet des Mineralstoffreichtums darin gedeihen, weil eben die schädlichen Stoffe fehlen oder nur in untergeordneter Menge vorhanden sind. Doch sind das nur theoretische Erwägungen, und erst durch weitere Unter- suchungen kann Klarheit in der Frage geschaffen werden, deren Lösung durchaus nieht so einfach ist, wie man nach GRAEBNERS Darstellungen vermuten möchte. In dieser vorläufigen Mitteilung lag mir hauptsächlich daran, den Nachweis zu bringen, dass Lösungen von kohlensaurem Kalk schon in kleinen Monpei den Torfmoosen schädlich sind; die genaueren Angaben über diese Versuche sowie das Verhalten der Torfmoose gegen eine Anzahl anderer Stoffe wird in der Hauptarbeit veröffent- licht werden. Benutzte Literatur. (1) S siding O., Die Vegetationsverhültnisse Südbayerns, 1854. (2) WEBER, C. A., Jahresberichte der Männer vom Morgenstern. Heimatbund an r Elb- und Wesermündung. (3) T oun um, P., Bildung natürlicher Vegetationsformen im norddeutschen Flachlande eag der Brandenburgia IV, 1898). (4) —, Die Heide Norddeutschlands (Leipzig 1901). (0) —, - Handiddh der Heidekultur (Leipzig 1904). (6) DÜGGELI, M., Pflanzengeographische und wirtschaftliche Monographie des Sihltales bei Einsiedeln. Diss. Zürich, 1903. (T) SOLMS-LAUBACH, H. Graf ZU, Die leitenden Gesichtspunkte einer allgemeinen flanzengeographie in ER Darstellung, Leipzig (8 RAMANN, E, Organogene Ablagerungen der Jetztzeit (Neues Jahrb. für Misirbligis ete. Beil.-Bd. X. 1895). i (9) OEHLMANN, V., Vegetative Fortpfianzung der Sphagnaceen nebst ihrem ve halten gegen Kalk. Diss. Freiburg. 1898. (10) JOST, L., Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. Jena 1904. (11) PAUL, H., Vorläulige Mitteilung über die ee der Se: (Bericht über die Arbeiten der k. b. Moorkulturanstalt im Jahre 1909). (12) GULLY, E., Mitteilung aus dem chemischen Laboratorium der Moorkul ( Bericht über die Arbeiten der k. b. Moorkulturanstalt im Jahre 1904). gr en N. GAIDUKOV: Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes. E 23. N. Gaidukov: Weitere Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach Siedentopf. (Vorläufige Mitteilung.) Eingegangen am 24. März 1906. Es ist allgemein bekannt, dass die Bewegung des Protoplasmas bei sehr wenigen Objekten zu sehen ist. Dagegen habe ich bei der ultramikroskopischen Untersuchung diese Bewegung bei fast allen Objekten, die ich bis jetzt untersucht habe, beobachtet, z. B. bei Spirogyra, Cladophora, Mesocarpus, Oscillaria, Chlamydomonas, Chromulina usw. Die Protoplasmabewegung unterscheidet sich bei ultramikroskopischer Untersuchung sehr stark von dem, was bei ge- wöhnlicher mikroskopischer Untersuchung zu sehen ist. Zuerst sieht man hauptsächlich Strom- und Rotationsbewegungen. Die genaue Untersuchung zeigt jedoch, dass dieselben noch komplizierter sind. Als Beispiel nehmen wir ein so klassisches Objekt wie Vallisneria spiralis. Sogar in den Zellen der Vallisneria, wo bei gewöhnlicher Beleuchtung keine Spur von Bewegung zu sehen ist, konnte ich bei der Dunkelfeldbeleuchtung die Plasmabewegung immer konstatieren. Ich sah auch, dass diese Bewegung nicht aus einfacher Rotation be- steht, sondern aus sehr komplizierten Strombewegungen einzelner Teilchen. Eine Reihe solcher Teilchen bildet einen Strom, der sich nach der einen Richtung bewegt, während der andere Strom der Teilchen sich in entgegengesetzter Richtung bewegt. Ich habe beobachtet, dass bei dieser Bewegung einzelne Teilchen ihre Form ändern. Sehr schön habe ich diese Bewegung bei den Plasmolyse-Versuchen beobachtet. Ich habe die Fäden von Mesocarpus und Spirogyra in konzentrierte Zuckerlösung gelegt. Im Anfang der Plasmolyse zeigte es sich, dass die Teilchen sich nach dem Zentrum der Zelle bewegten. Bei dieser Erscheinung nahmen die erst rundlichen Teilchen eine lange, wurmartige Form an. Dieselbe Bewegung zeigten auch die Chlorophyliteilchen. Ich sogar, dass die Chlorophyliteilchen, die eine längliche Form an- Senommen hatten, auf der Oberfläche des Chromatophores krochen. Auch die Bewegung der Flagellaten (Chlamydomonas, Bodo, Chromulina) erscheint ultramikroskopisch ganz anders. Bevor die egung des ganzen Körpers anfängt, merkt man eme lebhafte Bewegung der Protoplasmateilchen in der Gegend, die unter d m Geisse] und unter der Mundöffnung liegt. Dann kann man bis Due. on Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. ics co : 42 ; ; i 156 N. GAIDUKOV: Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes. merken, dass ein Klümpchen der Plasmateilehen aus dem Innern in die Peripherie der Zelle geht und sich auf der letzteren bewegt. Bei starker Bewegung der Flagellaten kann man die Bewegung der genannten Klümpchen, sowie auch die verschieden gerichteten Strom- bewegungen der Plasmateilehen innerhalb der Zelle beobachten. Bei einer Chrysomonade habe ich gesehen, dass das genannte Klümpchen fast ebenso breit war wie der ganze Körper. Doch bei gewöhn- lieher Beleuchtung war der Kórper der Chrysomonade rund, und es war keine Spur des genannten Klümpchens zu sehen. Ich sah auch, wie eine Chromulina auf einer Stelle rotierte und sich dabei mit einer protoplasmatischen Masse auf das Glas klebte. Bei komplizierter und sehneller Bewegung der Flagellaten bleibt manchmal die Geissel, die ultramikroskopisch betrachtet fast keine Teilchen enthält, ganz still. Deswegen denke ich, dass diese Bewegungen hauptsächlich den genannten Plasmabewegungen zuzuschreiben sind. Ich halte es für möglich, dass die Bewegung der ultramikro- skopischen Plasmateilchen (Ultramikronen!) als die Ursache der Plasmabewegung anzusehen ist. Z. B. ähneln die „Protoplasma- fäden“ der Spirogyra-Zellen vollständig den Protoplasmaströmungen der Trianaea oder Tradescantia. Doch nur ultramikroskopisch kann man in den ersteren die Bewegung gut beobachten. Entgegengesetzte Strómungen der beweglichen Protoplasmateilehen sowie auch " Widerstand der Vakuolen, der Zellwand usw. verursachen die Be- wegung des ganzen Plasmas, die nur selten sehr stark ist, wie z. B. bei Vallisneria, bei der das Plasma den Zellkern und die Chlorophyll- körner mit sich fortzieht. Es ist nicht unmöglich, dass die erste Bewegung der Proto- plasma-Ultramikronen die BROWN'sche ist. Im allgemeinen ist die ultramikroskopische Struktur des Plasmas der der kolloidalen Lösung bezw. Hydrosole ähnlich. Doch ist diese kolloidale Lösung durch eine ultramikroskopisch ziemlich strukturlose Schicht (Hyalo- plasma) geschützt. Es ist noch zu bemerken, dass es mir bis jetzt nur gelungen ist, den Zellinhalt der CO, assimilierenden Pflanzen ultramikroskopisch zu beobachten, weil die Zellwand bei diesen Pflanzen optisch ziem- lich leer ist. Aber die Zellwand der kleinsten Bakterien sowie def Pilzhyphen hat eine so komplizierte Struktur, dass durch dieselbe der Zellinhalt nicht zu sehen ist. Dieser Unterschied der Zellwánde hat eine biologische Bedeutung. Wie wäre es dem Lichte möglich, zu den Assimilationsorganen zu gelangen, wenn die Zellwand der genannten Pflanzen eine optisch komplizierte Struktur hätte? 1) S. R. ZSIGMONDY, Zur Erkenntnis der Kolloide, 8.87. 0. ROSENBERG: Über die Embryobildung in der Gattung Hieracium. 157 mitunter lichtscheuen Bakterien und Pilzen liegt der Prozess natür lich ganz anders. Diese biologische Erklärung hat sich noch da- durch bestätigt, dass ich — auf Vorschlag von Herrn Prof. STAHL — die CO, assimilierenden Purpurbakterien untersuchte und fand, dass deren Zellwand optisch leer ist. 24. 0. Rosenberg: Über die Embryobildung in der Gattung Hieracium. Mit Tafel XI. Eingegangen am 24. März 1906. . In Nr. 57 und 82, Band 22 dieser Berichte hat OSTENFELD einige sehr interessante Versuche mit verschiedenen Hieracium-Arten publiziert. Er fand erstens, dass zahlreiche Arten von Pilo- selloideen und Archihieracieen keimfähige Samen ohne Befruch- tung hervorbrachten, dann machte er auch die wichtige Beob- achtung, dass eine Art, H. excellens, befruchtet werden kann, indem naeh Bestäubung der Narben mit Pollen einer anderen Art Samen gebildet werden, die zu Bastarden aufwachsen. Er vermutet, dass in 'eracium eine Art Apogamie vorliegt, eine Annahme, die auch Später von MURBECK (1904) bestätigt worden ist. MURBECK fand, dass in einigen von ihm untersuchten Hieracium-Arten die Eizelle sich ohne Befruchtung zum Embryo ausbildet, dass also hier „der Embryo parthenogenetisch erzeugt wird“. Es ist klar, dass gerade der Umstand, dass in einigen Hieracium- Arten sowohl .Apogamie* wie auch Befruchtung der Eizelle vor- kommen kann, sehr wichtig ist, und eine Untersuchung dieses Materials in eytologischer Hinsicht dürfte interessante Verhältnisse zutage fördern. Ich wurde auch von OSTENFELD aufgefordert, eine tytologische Untersuchung seines Materials vorzunehmen. Ein Bericht erüber wird binnen kurzem in der „Botanisk Tidskrift“ erscheinen. Ich möchte jedoch im voraus schon hier einige der wichtigeren Resultate, die sich ergeben haben, mitteilen. à ‚in. die Untersuchung sind verschiedene Spezies, hauptsächlich Piloselloiden, aufgenommen worden. Im folgenden werde ich wei Hieracium-Arten besprechen, nämlich H. excellens und eg OSTENFELD hatte gerade bei der erstgenannten Art ge- . en, dass bei Bestäubung der Narben mit Pollen yop H;-amem- 1 158 O. ROSENBERG: tiacum oder Pilosella in einigen Fällen Samen gebildet wurden, aus: denen ganz deutliche Bastarde der betreffenden Eltern entstanden. Ebenso bilden dieselben Arten auch bei Kastrierung keimfähige- Samen. | Hieracium excellens kommt nur als weibliche Pflanze vor, wenigstens in den Botanischen Gürten zu Kopenhagen und Stock- holm. Eine genauere Untersuchung der Antherenfücher hat jedoch gelehrt, dass in früheren Entwicklungsstadien typische Pollenmutter-- zellen und ganz sieher auch Tetradenteilungen vorkommen; auf den Reduktionsprozess selbst will ich hier nieht eingehen; derselbe zeigt. einige bemerkenswerte Eigentümlichkeiten, die anderswo des näheren: berücksichtigt werden sollen. Ich werde unten nur auf die Bildung des Embryosackes und diesbezügliche Fragen zu sprechen kommen. Die Zahl der Chromosomen bei der diploiden Generation ist 42 bei H. flagellare und 30 bis 35 bei H. excellens. Diese Angaben sind natürlich nur annähernd richtig, indem eine Unterscheidung der Chromosomen in den „typischen“ Kernteilungen schwierig ist. Die Samenanlage ist ungefähr von demselben Bau wie bei anderen Cichorieen (vgl. JUEL, 1905). Besonders hervorzuheben ist aber, dass der Nucellus der genannten Spezies nur aus einer einzigen Zelle mit umgrenzender Epidermis besteht. Diese Archesporzelle stellt zugleich die Embryosackmutterzelle dar. In den meisten Füllen meiner Untersuchung habe ich nun ge- funden, dass diese Zelle eine normale Tetradenteilung durchmacht,. wobei die Chromosomenzahl 21 bei H. flagellare und etwa 14 bei I. excellens (Fig. 1) auftritt. Es findet hier also in weitaus den meisten Fällen eine Reduktion der Chromosomen statt. In anderen, aber sehr seltenen Fällen teilt sich die Embryosack- mutterzelle nur einmal, und die eine dieser Tochterzellen entwickelt sich dann zum Embryosack. Obwohl noch nicht auf direkten Beob- achtungen fussend, bin ich doch der Ansicht, dass in solchen Fällen eine Reduktion nicht stattgefunden hat, dass also hier ähnliche Ver- hältnisse vorliegen wie bei Taraxacum nach JUEL (1905). Gewisse Kernteilungsbilder in meinen Präparaten machen diese Annahme durchaus berechtigt. Doch will ich noch einmal bemerken, dass eine einmalige Teilung der Embryosackmutterzelle selten ist und gar nicht in Übereinstimmung mit dem Befunde von OSTENFELD ZU bringen ist, nach welchem ein ziemlich grosser Prozentsatz ben Samenanlagen keimfáhige Samen beim Kastrieren, d. h. apogamisch liefern. Und die weitere Untersuchung der Embryosackentwieklung - bei den genannten Arten zeigt mit gewünschter Deutlichkeit, dass- die Embryobildung hier in einer ganz anderen und zwar einzig dam: stehenden Weise vor sich geht. m Über die Embryobildung in der Gattung Hieracium. 159 Gleichzeitig mit oder oft schon vor der Tetradenteilung sieht "an eine Zelie an der Basis des Nucellus, oder noch tiefer in der "Uhalazaregion, die sieh vergróssert hat und sich durch einen ab- weichenden Inhalt von den angrenzenden Zellen unterscheidet. Der Kern ist viel grösser und der Plasmainhalt ziemlich reichlich. Um es gleieh zu sagen, ist das die Zelle, die sich zu einem embryosack- ähnlichen Gebilde entwickelt und allmählich die Embryosacktetrade verdrängt. Fig. 3 zeigt einen Nucellus mit angrenzenden Teilen der Samen- anlage. Die Tetradenteilung ist abgeschlossen, und bei a liegt eine grössere Zelle, deren embryonale Natur deutlich zutage tritt. In der Tetradenzelle treten schon Desorganisationszeichen auf. Der Inhalt zeigt grössere und kleinere, stark (mit Hämatoxylin) gefärbte Ballen. In Fig. 2 ist ein früheres, während in Fig. 4 ein späteres Stadium dargestellt ist, wo die genannte Zelle grösser ist und sich zwischen Nucellus und Integument drängt. Die Embryosacktetrade ist verdrängt, und die Zelle ist homogen durehfärbt, ein sicheres Zeichen für die Degeneration. Ein weiteres Stadium ist in Fig. 5 abgebildet; hier ist die Embryosacktetrade ganz zerdrückt, während ie Zelle a der Fig. 3 zwischen Nucellus und Integument weit heran- gewachsen ist und deutliche Embryosackform zeigt. Dieselbe ist im i-Kernstadium. — Dergleichen Figuren sind bei H. flagellare sehr allgemein und schliessen jeden Zweifel über ihre Natur völlig aus. Schliesslich wächst die genannte Zelle zu einem bis auf alle Einzel- heiten ganz embryosackähnlichen Gebilde heraus. Es folgt das 5-Kernstadium; die Antipoden, Synergiden und die Eizelle werden Sanz normal ausgebildet, und zwei Polkerne wandern zu einander Und legem sich aneinander, um später zu verschmelzen. Wenn man eme Samenanlage in diesem Stadium untersucht, so kann man keinen Unterschied von einer ganz typischen finden, denn das Nucellus- Sewebe ist schon völlig verdrängt und aufgelöst. | ; Später wächst die Eizelle dieses so gebildeten Embryosackes Weiter, teilt sich und bildet in gewöhnlicher Weise den Embryo ohne efruchtung. T ! „ „Es fragt sich nun, wie man dieses Gebilde auffassen soll. Meiner M nach haben wir hier ein Beispiel, und wohl das erste om M icher Aposporie bei den Phanerogamen. Es handelt sich Ja i eme Zelle ausserhalb des Sporangiums, die ohne Vermittlung Fig Pig 2u einem Gamophyt (Embryosack) heranwächst. In der Epider ist ein instruktives Beispiel hierfür gegeben; sogar eme —— m ermiszelle des Nueellus (= Sporangiumwandzelle) wächst zum — — "iHübryosaek aus, ba. sea ax, DH. flagellare sind die weitaus meisten Embryosäcke dergleichen au1Potische, während in H. excellens etwas weniger, doch gar nicht nn selten. | e M I. 160 O. ROSENBERG: Allerdings ist die Bildung des aposporischen Embryosackes nieht immer so klar und einfach wie die beschriebene; denn der normale Embryosack kann sich auch gleichzeitig entwickeln, wodurch also zwei Embryosäcke entstehen. Andererseits sieht man oft Figuren, die auf eine Konkurrenz zwischen den beiden Embryosackanlagen hin- deuten, wobei schliesslich der aposporische Embryosack in den ganz ausgewachsenen normalen Embryosack eindringt und ihn verdrängt. Dieses Verhalten des Embryosackes ist besonders noch interessant, wenn man die Chromosomenzahl in Betracht zieht. Wie schon gesagt, machen die weitaus meisten Embryosaekmutterzellen eine Reduktions- teilung durch. In den Fällen, wo eine dieser Zellen zum Embryo- sack auswächst, was ja auch, freilich nur selten, vorkommt, muss dieselbe befruchtet werden, um weiterkommen zu können. Der aposporische Embryosack dagegen ist ja eine vegetative Zelle mit unreduzierter Chromosomenzahl, was auch direkt beobachtet worden ist, verhält sich in dieser Hinsicht also ebenso wie der apogamische Embryosack in Taraxaeum und kann wie dieser ohne Befruchtung einen Embryo bilden. Auch in den fertigen Samenkörnern kann man auf Gebilde stossen, welche für die genannte Konkurrenz zwischen zwei Embryo- säcken sprechen. Oft sieht man zwei Embryonen, je einen in einem Embryosack. In solchen Fällen haben wir sowohl einen apogamischen wie einen aposporischen Embryosack vor uns, denn ich habe solche Fälle auch in kastrierten Blüten beobachtet. Besonders interessant sind schliesslich noch solche Fälle, wo deutlich zwei Embryosäcke in der Samenanlage vorkommen, und wo in dem einen ein typischer Embryo mit Endosperm entwickelt ist, in dem anderen dagegen nur Endosperm; der heranwachsende Embryo des typischen Embryosackes hat den Sieg behalten und nimmt nun alle Nahrung zu sieh, wobei die aposporische Embryoanlage unterdrückt wird. Derartige Fälle sind aber selten, und für gewöhnlich ist es der aposporische Embryo" sack, dessen Eizelle zum Embryo des Samens wird. : Zusammenfassend möchte ich also für die von OSTENFELD M H. excellens gefundenen eigentümlichen Verhältnisse folgende Er- klärung abgeben: : In den meisten Samenanlagen werden Tetradenteilungen mit reduzierter Zahl der Chromosomen ausgeführt. Einige so gebildete Embryosackanlagen wachsen zum Embryosack aus, der demnach gan? normal ist und befruchtet werden kann (vgl. H. excellens X aurantiacum)- Im allgemeinen wird jedoch unter Verdrängung der typischen Em- bryosackanlage ein aposporischer Embryosack (nicht Embryo!) 8°- bildet. Endlich, aber selten, werden auch apogamische Embryosácke i (wie bei Taraxacum) entwickelt. Diese beiden letztgenannten Formen e bilden Eizellen mit der unreduzierten Chromosomenzahl, die ohne i Über die Embryobildung in der Gattung Hieracium. i 161 Befruchtung zu Embryonen auswachsen (vergleiche Badtitcunge- versuche). H. excellens und flagellare verhalten sich betreffs der Embryo- bildung gewissermassen wie Thalictrum purpurascens (OVERTON), nur dass in Hieracium auch Aposporie in den meisten Samenanlagen vor- kommt. Bemerkenswert sind hier also die verschiedenen Wege der Embryobildung, wodurch diese Pflanzen sich von allen früher be- schriebenen parthenogenetischen Pflanzen unterscheiden. Literaturverzeichnis. JUEL, H. O. (1905): Die Tetradenteilungen. bei Taraxacum und anderen Cichorieen. Svenska Vet. Ak. Handl., Bd. 39, Nr MURBECK, S. (1904) : Pasthesodétiess bei den Gattungen Taraxacum und Hieracium. Botaniska Notiser. 1904. OSTENFELD, C. sg (1904, a): Zur Kenntnis der Apogamie in der Gattung Hieracium. Ber. der Deutschen Bot. Ges. 22. 1904. — (1904, b): Weitere Beiträge zur Kenntnis der Fruchtentwicklung bei der Gattung Hieracium. lbid. 22. 1904. OVERTON, J. B. (1904): Über Parthenogenesis bei Thalictrum purpurascens. Ber. der Deutschen Bot. Ges. 22. 1904. SENATORE t der pr MT E Die Figuren 1 und 2 beziehen sich auf Hieracium excellens, die übrigen auf H. flagellare, und wurden mit Hilfe der ABBE’schen Camera lucida gezeichnet, Unter Anwendung von ZEISS’ Apochromat Homog. Imm. 1,5 mm, Compens. -Ocular 4 und 18 (für Fig. 1). Fig. 1. Kernspindel der zweiten Teilung der Embryosae ka 9 Chromo- somen. In dem folgenden Schnitt waren noch 5 Chromosom » 2. Samenanlage mit Embryosackmutterzelle und uu— Enbryosack- anlage bei » 39. Embryosacktetrade; a wie in Fig. 2. » 4. Die aposporische Embryosackanlage verdrängt die Embryosacktetrade. » 9- Aposporischer Embryosack im 4-Kernstadium; bei n der desorganisierte A Nucellus. Aposporische Embryosackanlage in der Epidermis des Nucellus. 162 C. CORRENS: 25. C. Correns: Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. T Mit einer Figur im Text. Eingegangen am 25. März 1906. In der zweiten Mitteilung über meine die Gynodiócie betreffen- den Untersuchungen!) habe ich es als sehr wahrscheinlich hingestellt, ‚dass bei den gynomonócischen Individuen der Satureia hortensis — und wohl auch bei denen der Silene inflata — die Unterschiede in der Zahl der weiblichen Blüten und in der Zeit ihres Auftretens nicht ausschliesslich von äusseren Bedingungen abhingen, sondern dass die gynomonócischen Individuen in verschiedene, erblich fixierte Sippen (Linien) mit grösserer oder geringerer Neigung zur Pro- duktion weiblicher Blüten gehörten. Den exakten Beweis für ihr Vorhandensein musste ich noch schuldig bleiben, doch ist er wohl m einem anderen Verwandtschaftskreis bereits erbracht: bei den gyno- monöeischen Kompositen. Ich denke dabei vor allem an das bekannte Experiment, das DE VRIES*) mit Chrysanthemum segetum angestellt hat, und in dem es unter anderm “gelang, aus einem Gemisch von Sippen eine mit durchschnittlich 13strahligen und eine mit durchschnittlich 21 strahligen Blütenkópfehen zu isolieren. Die Zahl der Strahlenblüten deckt sich aber bekanntlich mit der Zahl der weiblichen Blüten in den gyno monócischen Köpfchen, und so beweist der Züchtungsversuch DE VRIES auch die Existenz erblich konstanter, verschieden stark gZY99- monóeischer Sippen. Ein Einwand lässt sich zurzeit freilich auch hier noch nicht ganz entkrüften: Es sind meines Wissens bei Chrysanthemum segetum immer nur die 9 Strahlenblüten und nicht auch die I Scheiben- blüten gezühlt worden, und man kónnte behaupten, dass auch die — Zahl der Scheibenblüten bei der 21.Sippe entsprechend grösser sei als bei der 13. Sippe, dass also nicht die relative Zahl der S. 453 (1905). 2) Man vergleiche hierzu H. DE VRIES, Die Mutationstheorie, Bd. I, S- 523 1) Weitere Untersuchungen über die Gynodiöcie. Diese Berichte, Bd. XXIII. Se 547. — Inzwischen hat F. LUDWIG (Festschrift für P. ASCHERSON, S. 296, 1904) 2 nachgewiesen, dass ein Ausgangsmaterial, wie es DE VRIES durch Mischung hor d Samenproben verschiedener botanischer Gürten hergestellt hatte, auch im auf demselben Acker, vorkommen kann. í Eiu Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. 163 $ Blüten, sondern die Gesamtzahl der Blüten überhaupt zu- genommen habe. Dureh F. LUDWIG und andere Forscher!) ist es bekannt, dass mit der Zunahme der Zahl der Strahlenblüten bei den einen Kompo- siten auch die Zahl der Scheibenblüten steigt, bei den anderen sinkt; der Korrelationskoeffizent ist dann positiv oder negativ. Eine solehe Korrelation wird hier auch bestehen; es ist aber sehr un- wahrscheinlich, dass sie so gross ist, dass beiderlei Blüten im selben Masse an Zahl zunehmen. Denn der Zunahme der Strahlenblüten von 13 auf 21 würde dann, bei gleichbleibender Grósse der Einzel- blüten, eine Zunahme des Scheibendurchmessers von drei auf vier, also um ein Drittel, entsprechen, die wohl sicher beobachtet wäre’); auch zeigt ja die weitere Steigerung von Pflanzen mit 21strahligen Köpf- chen zu Pflanzen mit noch höherer Strahlenzahl, bis zu gefüllt blühenden, die DE VRIES gelang, deutlich, dass die Zunahme der Zahl der Scheibenblüten nicht mit der der Strahlenblüten Schritt hält. Wenn also auch die Verhältniszahl der Scheiben- zu den Róhrenblüten für die l3er und 21er Sippe erst noch genau fest- gestellt werden muss, so ist doch wohl sicher, dass die Zunahme der Scheibenblüten derjenigen der Strahlenblüten nicht proportional ist, und dass die beiden Sippen also verschieden stark gynoinonócisch sind. — Die ganze Frage ist hier nur berührt, weil wir sie (S. 171) bei der Diskussion der Ergebnisse meiner Versuchsreihe mit Dimor- Photheca brauchen werden. Die Gynomonöcie bietet u. a. noch ein zweites Problem. Dass die zwittrigen und weiblichen, auf verschiedenen Individuen verteilten Blüten einer gynodideischen Art eine ganz auffällig ver- schiedene Nachkommenschaft geben, ist nun festgestellt.) Geben nun die zwittrigen und weiblichen Blüten, die zusammen auf der- selben Pflanze vorkommen, auch eine verschiedene Nachkommen- schaft oder die gleiche? Ä Man wird nach einiger Überlegung schon von vornherein sagen können, dass die N achkommenschaft, ihren Anlagen nach, wenigstens à 1) F. LUDWIG, Weiteres über Fibonaccikurven (Botan. Centralblatt, MTS " 5. 1, 1896) und Über Variationspolygone und Wahrscheinlichkeitskurven (ebendort, me Braets, Rays and Diseflowers of Aster Shorti Hook. usw. (Amer. Natural. Vol. 2m. Nr. 422, 1902.) Rp : fr.) PE VRIES stellt scine 21er Sippe mit dem Chrysanthemum segetum g florum des Handels zusammen, das ee Köpfchen hat; dies beruht Men - Wenigstens zum Teil auf die V rung der einzelnen Strahlenblüten. - 2 k _ 9) Experimentelle Untersuchungen über die Gynodiöcie (diese — XXn. en 906, 1904) und Weitere Untersuchungen über die Gynodiöcie (ebenda, ee 164 C. CORRENS: annühernd gleieh ausfallen muss. Es schien mir aber doch wün- schenswert, einige genaue Daten darüber zu besitzen, ob sich nicht wenigstens ein gewisser Unterschied nachweisen liesse, und so be- gann ich 1903 eine Versuchsreihe mit Dimorphotheca pluvialis. Bei dieser zuweilen als Gartenzierpflanze gezogenen Calendulacee sind, wie längst bekannt und oft beschrieben‘), die Früchte der weiblichen Strahlenblüten, die „Randfrüchte“, länglich keilförmig, etwas gebogen, walzlich-dreiseitig, runzelig (Fig. 1, B), die Früchte der zwittrigen Röhrenblüten, die „Scheibenfrüchte“, dagegen durch einen breiten Flügelsaum rundlich verkehrt eiförmig und glatt (Fig. 1, A). Ihre Zahl ist zwei- bis dreimal grösser als die der Rand- früchte. Die alleräussersten Randfrüchte pflegen etwas abweichend ausgebildet, grösser und glätter, zu sein und am Blütenboden fester zu haften (Fig. 1 C); sonst sind keine auffälligen Variationen in der Form vorhanden. Vor allem fehlen Übergünge zwischen Rand- und B gs g ue E d s A é” $ p pr tF + Dimorphotheca pluvialis. A Scheibenfrucht (Vergr.3) 3 gewöhnliche Randfrucht (Vergr. 6), C eine der äusseren Randfrüchte (Vergr. 6). Scheibenfrüchten ganz. Endlich sind im Zentrum des Köpfehens noch männliche Róhrenblüten vorhanden. 2) Der Längsschnitt durch das Blütenkópfehen lässt sich demnach schematisch so darstellen: TS SY, 9 Dimorphotheca pluvialis ist also eigentlich gar nicht gynomonócisch, sondern trimonöcisch. Die 2 Strahlenblüten können durch den Pollen der v und der & Röhrenblüten, die Y Röhrenblüten durch ihren eigenen Pollen oder den der & Blüten befruchtet werden. Das schien mir aber gegenüber der Leichtigkeit, mit der die Früchte der 2 und der X Blüten auseinander gehalten werden können, vl geringer Bedeutung. | 1) Zuerst wohl von VAILLANT im Jahre 1720 (Act. Acad. Paris. nach D. C. Prodromus). : 2) Die beiden wichtigsten neueren Arbeiten über die Geschlechterverteilung der Kompositen, jene von HILDEBRAND (Über die Geschlechtsverhältnisse bei de Kompositen, Nov. Act. Acad. Caes. Leop.-Carol. Bd. 35, 1870) und von VON "m KÜLL-GYLLENBAND (Phylogenie der Blütenformen und der Geschlechterverteiluné hei den Kompositen), Bibl. Botan. Heft 52 1901), behandeln unsere Gattung i — die Blütenverhältnisse sind aber in der systematischen Literatur richtig angegebe — Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. 165 Vererbungsversuche mit den Früchten anderer heterokarper Kompositen (Sanvitalia procumbens, Verbesina [ Ximenesia] encelioides und Zinnia) hat bereits WIGAND') angestellt; er wollte auf diesem Wege die Frage entscheiden, „ob die durch Sprossung aufgetretenen Variationen erblich seien oder nicht“. Das Ergebnis war, wie es WIGAND selbst erwartet hatte, negativ; nur bei Zinnia elegans schienen ihm aus den Randfrüchten vielleicht etwas mehr halb- gefüllte Exemplare hervorzugehen. Er urteilte jedoch nur nach dem Schützen. Das mit Zinnia erhaltene Ergebnis bringt WIGAND selbst in Verbindung mit einer durch DARWIN's Zitat?) bekannt gewordenen Angabe LECOQ's,* nach der bei der Herbstaster (Callistephus chinensis die Früchte der weiblichen Randblüten, auf deren Zunahme ja die Füllung beruht, mehr gefüllte Pflanzen hervorbringen als die Früchte der zwittrigen Scheibenblüten. Auch sonst finden sich in der gürt- nerischen Literatur ähnliche Angaben.* VILMORIN gab dagegen, ebenfalls nach einem Zitat LECOQ's, an, dass man die Früchtehen der Blütenkópfehen der Seitentriebe sammeln müsse, wenn man ge- füllte Pflanzen erhalten wolle. Mir scheint die ganze Annahme LECOQ's durchaus unbewiesen zu sein. MAISONNEUVE hat gar keine vergleichenden Versuche mit Früchten der Scheibenblüten gemacht und ausserdem sehr wahr- scheinlich immer die bestgefüllten Pflanzen als Samenträger gewählt, so dass das ganze Experiment wohl ein einfacher Selektionsversuch 1) A. WIGAND, Der Darwinismus, Bd. I, S. 417 (1874). 2 2) CH. DARWIN, Variation of Animals and Plants, II. Aufl. Bd. II, S. 307, In der Literatur wird der Versuch auch DARWIN selbst zugeschrieben. hier er: „Cette supposition vient d'étre pleinement confirmée par l'expérience "»Eénieuse d'un de mes amis, horticulteur des plus distingués, le docteur MAISON- Variétés pyramidales à pétales plats, qui sont encore extrêmement rares." 4) WIGAND gibt noch an, dass diese Behauptung sich auch in REGEL's Garten- flora, Ba, XIV, S. 138 finde. Am angegebenen Orte steht ein kleiner Aufsatz: za Samenauswahl der gefüllten Form von Sanvitalia procumbens und — na von „J“(äger), aus dem ich die betreffenden Stellen hersetze: „Die gefüllten zz. haben verschieden gebildete Samen, rundliche, d. h. mehr volle und dicke, u flache, breite, Die ersteren sitzen mehr nach der Mitte der Blumen zu, die letzteren agente üllte Blumen, die letzteren meist einfache oder nur wenig gefüllte. Bei Sanvitalia trügt yT 166 C. CORRENS: war, wie ihn DE VRIES nun exakt mit Chry ysanthemum segetum durch- geführt hat. Meine eigene Versuchsreihe wurde im Frühjahr 1903 damit be- gonnen, dass 200 Randfrüchte — Versuch A — und 200 Scheiben- früchte — Versuch B — aus dem von HAAGE und SCHMIDT in Erfurt erworbenen Saatgut ausgelesen und auf zwei gleiche, ziemlich weit getrennte Beete ausgesät wurden. Während des August wurden die Strahlenblüten von je etwa 225 ohne Wahl herausgegriffenen Köpfchen gezählt, abwechselnd je eine Partie vom einen und vom anderen Beet; das Ergebnis ist in Tabelle 1 (siehe unten) zusammengestellt. Man sieht deutlich, dass der Gipfel der Kurve in beiden Ver- suchen bei derselben Zahl, bei 13, liegt; bei den aus Scheiben- früchten gezogenen Pflanzen (Versuch B) ist noch ein sekundärer Gipfel bei 16 sehr deutlich, bei der ersten Zählung am 10. VIII. sogar sehr auffällig, der bei den aus Randfrüchten gezogenen Pinon (Versuch A) fehlt oder nur in dem steilen Absturz gegen 17 angedeutet ist. m Herbst wurden von beiden Beeten, ohne Wahl, sehr yiel reife Fruchtköpfchen getrennt geerntet und aus jeder Ernte wieder Tabel Dimorphotheca pluvialis, I. Generation, Zahl der Strahlenblüten bei Pflanzen, gezogen: EE d A. aus Randfrüchten | B. aus Scheibenfrüchten Zahl der re TE Re Hedge Zahl der Köpfchen en im uus ped | i2 vus ab. bur | ammen Köpfchen S |Z|E 5 dere EIE E Eu ER SISISIRISL. [| S13 [5 [8 0s D. LR up PPM TT 4 1[-2|-|1 5,13 12 L1[1ij14:5[2|140|.44| —| 1|—]|—4|— 1| 05 13 |91/28|11/25|93|108 | 470| 19 23 | 10 94 | 29 | 105.472 i£ |[15/10| 415| 8| 42/185| 7/18) 1]14| 7| 42155 65 | 2/6|4| 8| 61 ataf 3^ 5| 6| 6| 51 2512 16 4,8|4| 1 6] 24| 1061 15 1|.8j.6 6| 42,185 17 klt 44d Mi. mis bes om lod pom p :|—pirl|irjaijesepiüpep—q[epepirpoe t a wait ti leni had ordinc Bandes rat ae m rn 20 Le j|] 9T 4] —LLTLTLT.OEp e a Lei 041 ie) il Cl -—i-—i-i--loc D BE | p 49 mms 50 | 227 | 100 | 49 | 51 25 | 50 | 50 225 Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. 167 Tabelle 2. Dimorphotheca pluvialis, II. Generation, Kinder der aus Randfrüchten gezogenen Pflanzen (A in Tabelle 1). Zahl der Strahlenblüten, bei Pflanzen, gezogen: Zahl Aa, aus Randfrüchten Ab, aus Scheibenfrüchten er ae ne p Strahlen- Zahl der Köpfchen HM Tas > is im Datum der Zählung | Zusammen | Datum der Zählung | Zusammen Köpfchen | 20. | | | 6; in 18. ! | | 8. | | in VIL. | VIIL pCt. | VII. | MI | püt. j f E S oc ee ee 12 — r| mc] iji 3] 2 ala s d 0,9 i3 [0| 34 ei] 8 18179 4| 66| 10| 4r|221 | 25 14 38| 92] | 2 |102| 13 ] 36) 44| S| 96, 143 | 16 15 50| 56| 42| 4 |152| 20 | 45| 48| 37| 2 | 152 | 47 16 59| m| "| © jnr} 28 | 18, 62, 69| 37,946 | 276 17 2 81| 14| — | e| 86| 21| 17| 28] 8, 69| 72 18 Bi u yl 2| 8 46| 16|. 5| 83110 5:32 19 9: di 4 = 30 5| 5| 8| 1j:1 |" 16 20 6| 6| 2|, lit i2] 2| 4| 1j Si 1 "08 21 Gi mu e| 08 4| 1| - | - |. 5.506 251 | 250 | 950 | 15 | 166 |100 | 253 950. 250 141 | s 100 Randfrüchtehen — a — und Scheibenfrüchtehen — b — ausgelesen, diesmal je 300, so dass im Frühjahr 1904 der Versuch mit vier Aus- saaten, zwei als Fortsetzung zu Versuch A und zwei als Fortsetzung 7" Versuch B, weitergeführt werden konnte: 1. 1908 A, 1904 a; ^. 1903 A, 1904 b; 3. 1903 B, 1904 a; 4. 1903 B, 1904 b. — Ein Pollentransport von Beet zu Beet war natürlich nicht ausgeschlossen S*Wesen, war aber durch die Trennung der Beete und die Menge der Pflanzen auf jedem gewiss von geringem Einfluss. — : Die Zühlungen wurden diesmal in grósserem Massstab und dazu' n einem kürzeren Zeitraum — innerhalb wenig mehr als 14 Tagen — - ausgeführt; das Resultat liegt in Tabelle 2 (8. 167) und 3 (S. 168) vor. : Der Hauptgipfel der Kurve liegt in allen vier Versuchen wieder bei derselben Zahl und auch ungefähr gleich hoch (27,6 —29 pet); -leSmal ist es aber die 16 statt der 13. Ein zweiter Gipfel bei der 13 5t stets deutlich erkennbar, schwankt aber viel stärker als der Hauptgipfel (19—25 pCt.). | | T Foo du "S In Tabelle 4 (8.169) sind endlich die Resultate der vier Versuche von . ?"9* M verschiedener Weise zusammengefasst: Zunüchst so, dum "ne. Pm 168 C. CORRENS: Tabelle 3. Dimorphotheca pluvialis, II. Generation, Kinder der aus Scheibenfrüchten ge- zogenen Pflanzen (B in Tabelle 1); Zahl der Strahlenblüten bei Pflanzen, gezogen: Zahl Ba, aus Randfrüchten | B b, aus Scheibenfrüchten der NEAR Strahlen- Zahl der Köpfchen blüten — r im Datum der Zählung | Zusammen | Datum der Zählung | Zusammen Köpfchen | 20. | | | 5. 20. | | | 6. Ct Vil. | | ‚VII. pCt. MIS | vii, ER | | | | me 11 = 2 -h- | —1-| - 1| —| 1104 Behr ape lial as] r6 151-1 OB 13 sl | 5| 19| 119 | 20. | 4| co| 53| 6 |166 20 14 31 | 36 | 48 | 21 || 186 | 16 56 | 40| 47 | 7 | 150 |. 48 15 48| 52| 42| 92|164| 19 | 55| | 45| 6 12,2 16 68| 71| 76 | 35 || 250:| 29 10 | 7% | 5| 8 213 | 28 17 4| 98| 16| 15| 781 89| 10| 94| 16, — | 50 15 18 1) 8| 6| 5| 8| lc 1| 81 - | 291528 19 i| s| otalari 29] 1| arn $9 |i 99 PNE 20 1 | + der Ml dd | 2 | ap Ts 21 1 x|--] ailsa! dal 1| 9| & — Li ^ M ÉL I|. Memmi 950 | 247 255 | 119, 871 10 250 | 988 | 953 | 25 sis 100 | | | | ! i ganze Nachkommenschaft der aus Randfrüchten gezogenen Pflanzen A und die ganze der aus Scheibenfrüchten gezogenen Pflanzen B bei- sammen ist (I, ID, und dann so, dass alle Nachkommen aus den Randfrüchten von A und B und alle aus den Scheibenfrüchten von A und B zusammengefasst sind (III, IV). Das Ergebnis scheint mir durchaus das zu sein, dass die Rand und die Scheibenfrüchte, bzw. die auf gleiche Weise befruchteten Eizellen der weiblichen und der zwittrigen Blüten, dieselbe Nach- "kommenschaft geben, und dass die beobachtbaren Abweichungen zufáliger Natur sind. So hat 1904 die gesamte Nachkommenschaft der 1903 aus Randfrüchten hervorgegangenen Pflanzen (Tab. 4, bei 16 einen niedrigeren Hauptgipfel als die der aus Scheibenfrüchten gezogenen Pflanzen, die dafür bei 13 einen etwas niedrigeren Neben- gipfel besitzt [Tab. 4, II]. Umgekehrt hat aber 1904 die aus 1) Aus der Literatur sind mir für unsere Pflanze nur zwei Angaben bekannt, ; eine von LUDWIG (Botan. Centralblatt, Bd. LXIV, S. 6, 1895), der bei einer kleinen Zahl von Köpfchen (49) nur einen Hauptgipfel bei 13 fand (hieher 33 Köpfchen), ps und eine von WEISSE (Die Zahl der Randblüten der Kompositenköpfehen iei Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. 169 Tabelle 4. Aa = I. Generation aus Randfrüchten, II. Generation aus Randfrüchten, Tab. 2a, EDT E E ý IE * . Scheibenfrüchten, „ 2b, Ba-L ^ „ Scheibenfrüchten, II. » , Randfrüchten, ^a, P FE „ Scheibenfrüchten, „ 3b. Bb-I K Zahl Zahl der Kópfchen der I II III IV Strahlenblüten Aa + Ab Ba + Bb Aa + Ba Ab + Bb im Köpfchen ho od lf in pCt. in pCt. in pCt. in pCt. 11 dit m 1 005| — — 1 | 0,05 12 17 1 6 04 13 0.9 10 0,6 13 369 | 22 345 | 205 | 391 | 20 381 | 225 14 245 | 145 986 | 17 298. 1.446: | 299. |. HI 15 304 |: 18,5 336 | 20 316 | 195 | 324 | 19 16 458 | 278 463 | 285 | 462 | 29 459 , 278 17 135 7,9 123 75 | 144 88 | 119 7,5 18 64 3,9 64 3,8 70 4,3 508 |. 34 19 37 23 81. 1.83 40 2,5 94 |. 21 20 m n 12 | 08 18 12 14 | 09 21 11 0,7 9 0,5 9 0,6 11. | 07 1660 | 100 1687 | 100 1637 | 100 1710 | 100 Scheibenfrüchten beiderlei Herkunft (von A und B) gezogene Nachkommenschaft (Tab. 4, IV) bei 16 einen niedrigeren Hauptgipfel als die aus aus Randfrüchten beiderlei Herkunft gezogene, die da- segen bei 13 einen niedrigeren Nebengipfel besitzt (Tab. 4, IH). Dass der Hauptgipfel 1903 bei 13 und 1904 bei 16 lag, hängt von äusseren Einflüssen im weitesten Sinne ab, die, wie wir durch zahlreiche Untersuchungen von F. LUDWIG, DE VRIES, WEISSE, HAACKE, REINÖHL, SHULL usw. jetzt wissen, gerade auf die Zahl der Strahlenblüten von grossem Einfluss sind. Sehr deutlich trat eim solcher Einfluss hervor, als ich 1904 nach einer mehr als einmonat- lichen Unterbrechung am 13. September die am 6. August ab- 'abelle 5 zeigt, war da der Hauptgipfel bei 16 ganz verschwunden, Nebengipfel bei 13 war zum Hauptgipfel geworden. QU. für wiss. Botan., Bd. XXX, S.409, 1897), der zu Anfang der Blütezeit als elzahl der Strahlenkurve entschieden 13 fand, später an grösseren Kópfchen auch die Zahl 21, 170 ©. CORRENS: Tabelle 5. Versuch Bb (I. und II. Generation aus ea | | | | | | | ECL m "WEE |10.| 11 |12 | 72! 14| 15| 16 17 | 18 | 19 | 20. 2 N | | | | | | Mae | —|-|1| 2 166. 150|172|213, 50 | 29 | 20 |. 2| 8 |.15 | 2 |38 | 48| 12 14 EE | b HEN Zahl der ias ah- | lenblüt 8| | Zahl le up | chen vom 20. | VII. bis6. EH | am Id kS. .| 2 | | Die Ursache liegt darin, dass jetzt überwiegend oder ausschliess- lich Seitenkópfchen ausgezählt wurden, und diese durch korrelative Einflüsse einerseits, die weniger günstigen äusseren Ernährungs- . verhältnisse andererseits kleiner und damit strahlenärmer waren. Wenn dieser Selektionsversuch nach Rand- und Scheibenfrüchten auch negativ ausgefallen ist, so halte ich es doch für leicht möglich, dass sich bei seiner Wiederholung mit anderem Material oder mit anderen heterokarpen Kompositen ein Erfolg einstellt, ohne dass unser Ergebnis, die Anlagen der Eizellen seien hier bei zwittrigen und weiblichen Blüten die gleichen, irgend Gefahr liefe, umgestossen zu werden. Die Möglichkeit für einen solchen Erfolg liegt sogar sehr nahe. "Nehmen wir an, es wären, wie bei dem Material von Chrysanthe- mum segetum, mit dem DE VRIES seinen Versuch begann, auch bei Dimorphotheca pluvialis zwei Sippen durcheinander gemischt, eine mit 13 und eine mit 21 Strahlenblüten, und zwar mögen der einfachen Rechnung wegen beide gleich häufig sein. Wenn nun, wie es durch- aus Walterheiaheh ist, die Zahl der Strahlenblüten bei der 2ler Sippe nicht nur absolut, sondern auch relativ, den Röhrenblüten gegenüber, grösser ist, als bei der 13er Sippe (S. 168), so müsste jene auch relativ mehr Randfrüchtchen produzieren als diese. Sagen ws um bestimmte Zahlen zu haben, bei ihr machten die Randfrüchte 21 pCt. der Zahl aller Früchtchen aus, und 13 pCt. bei der 13er Sippe. Dann müsste die 21er Sippe zu 1000 Früchtchen des oben angenommenen Gemisches(5 - 21 =) 105 Randfrüchte und 395Scheiben- früchte stellen, die 13er Sippe dagegen nur (5-13 —)65 Randfrüchte und 435 Scheibenfrüchte, so dass diese 1000 Früchtchen sich aus (105 + 65 =) 170 Rand- und (395 + 435 =) 830 Scheibenfrüchten zu sammensetzen. Wählte man nun nur Randfrüchte zur Aussaat, 850 wären die Chancen für die 21er Sippe günstiger als für die 18er — — Sippe a etwa 3:2), bei der Wahl der Scheibenfrüchte zur Aussaat wären umgekehrt die Chancen für 'die 13er Sippe 299 günstiger, wenn auch vmm in so hohem Grade d. 830* etwa Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. itl 11:10). Die Aussaat von lauter Randfrüchten würde also zur Folge haben müssen, dass bei der Strahlenblütenkurve der 21er Gipfel mehr hervorträte, und umgekehrt die Aussaat von lauter Scheiben- früchten, dass der 13er Gipfel mehr hervortrüte, wenn auch in ge- ringerem Grade. Die zur Berechnung gewühlten Zahlen sind mit Absieht, der Deutliehkeit halber, etwas übertrieben; vor allem werden die ver- schiedenen Sippen im Gemisch nicht gleich stark vertreten sein. Jedenfalls zeigt sich aber, dass eine Auswahl der Rand- oder Scheiben- früchte bei umfangreichen Aussaaten Einfluss haben muss, sobald Sippen mit konstanter verschiedener Strahlenblütenzahl untereinande gemischt sind, und die Zahl der Scheibenblüten nicht so stark wie die der Strahlenblüten steigt. Es ist das aber gewiss oft da der Fall, wo gefüllte und halbgefüllte Sorten tubiflorer Kompositen ge- zogen werden, und es ist gut möglich, dass der Versuch WIGAND's mit Zinnia wirklich positiv ausfiel und so zu deuten ist‘), und dass auch die Annahme LECOQ's über das Experiment MAISONNEUVE's — falls sie einmal als begründet nachgewiesen werden sollte — hier ihre Erklärung findet. Dass sich bei unserer Dimorphotheca ein solcher Einfluss nicht nachweisen liess, weist darauf hin, dass die „Popu- lation“, das Ausgangsmaterial, nur aus einer Sippe bestand, oder, was wahrscheinlicher ist, dass die verschiedenen Sippen sehr un- gleich stark in ihr vertreten waren’). Es ist aber auch möglich, dass eine derartige Selektion nach Rand- und Scheibenfrüchten aus anderen Ursachen einen gewissen Erfolg haben kann, wenn nämlich der Grad der Strahlenbildung, resp. der Füllung, von dem Grade der Ernährung des Embryo, im weitesten Sinne, abhängt, und diese bei den Randfrüchten anders ausfällt als bei den Scheibenfrüchten. Wissen wir doch z. B. durch die Versuche NOBBE’s und seiner Mitarbeiter’), dass aus den be- sonders rasch keimenden Levkoyensamen die gefüllten, aus den besonders spät keimenden die einfachblühenden Individuen hervor- gehen, bei gleicher Ausbildung der Samen. Auch das Gegenteil soll (bei Petunien) vorkommen *). Es ist nicht anzunehmen, dass das spätere Gefülltblühen die raschere Entwieklung des Embryo 1) Das, was ich bis jetzt bei Zinnia elegans beobachtet habe, stimmt ganz dazu. 2) Ich habe zwar etwas gefüllte Dimorphotheca-Exemplare beobachtet, ‚aber nur ten; eine gefüllte Gartensippe ist mir nicht bekannt, liesse sich aber gewiss _ „machen“, i DE NOBBE, E. SCHMID, L. HILTNER, L. RICHTER: Über den Einfluss der Keimungsenergie der Samen. auf die Entwicklung der Pflanze. Landw. Versuchs- ; Bd. XXXV, S. 137 (1888). | sr 4) Viele Angaben finden sich zusammengestellt bei DE VRIES, Die |. x rie, Bd. I, S. 644 y, f. uir n8 dn | Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. E »B 172 C. CORRENS: bedingt oder umgekehrt diese jenes; beide werden zusammen von einer gemeinsamen Ursache abhängen. Solche Unterschiede in der Sehnelligkeit des Keimens lassen sich, wie in der folgenden Notiz gezeigt werden wird (S. 176), auch bei den Rand- und Scheiben- früchten der Dimorphotheca nachweisen, sind gewiss auch bei anderen heterokarpen Kompositen vorhanden. Und es würde gut stimmen, dass die rascher keimenden Scheibenfrüchte 1903 einen deutlichen Nebengipfel der Strahlenkurve bei 16 gegeben haben (Tab. 1); im folgenden Jahr war aber von einer entsprechend hóheren Lage der Hauptgipfel bei 16 bei den aus Scheibenfrüchten entstandenen Pflanzen niehts zu sehen. Wenn sieh nun auch ein Erfolg der Auswahl nach Rand- und Scheibenfrüchten zunächst in beiderlei Weise erklären liesse, so wird die Fortsetzung der Auswahl in den folgenden Generationen Aufschluss geben können, ob die eine oder die andere Möglichkeit der Wirklichkeit entspricht. Liegt die erste vor, so muss die wieder- holte Aussaat einer Fruchtform eine stetige Zunahme in der einmal eingeschlagenen Richtung, wenn auch in abnehmendem Tempo, zur Folge haben. Denn wenn auch in dem Ausgangsmaterial die eine Sippe nur schwach vertreten gewesen sein mag, wird sie, sobald ihre Chancen die günstigen sind, von Generation zu Generation zunehmen. Beruht der Erfolg aber auf der zweiten Ursache, so wird die wieder- holte Auswahl immer wieder das gleiche Ergebnis, ohne Steigerung, liefern müssen. Wenn LECOQ den Versuch MAISONNEUVE’s mit Callistephus chinensis richtig aufgefasst hat — wahrscheinlich erklärt er sich, wie wir S. 165 sahen, ganz anders — so ist bei ihm die erste Möglichkeit realisiert, bei den Angaben der Gärtner mag die zweite Möglichkeit eine Rolle spielen; bei der ersten handelt es sich um die Isolierung einer eine höhere Strahlenzahl zeigenden Sippe aus einem Gemisch von solchen, bei der zweiten um die Isolierung der Individuen, die infolge bestimmter Ernährung eine höhere Strahlen- zahl zeigen, aus derselben Sippe. Beides kann auch gut neben- einander existieren. Unsere Dimorphotheca ist leider kein günstiges Objekt für ein tieferes Eindringen; mit Gazesäckchen geschützte Blütenkópfchen gaben mir keine Früchte. Ich setze aber mit anderen Objekten die Versuche fort und werde eine Entscheidung zu bringen suchen. Die beiden Möglichkeiten habe ich nur deshalb im Vorstehenden so eingehend erörtert, um zu zeigen, dass die Frage, die uns in erster Linie interessiert, völlig unberührt bleiben kann, wenn sich bei Dimor- photheca mit anderem Material (oder bei längerer Dauer noch grósserer Versuche) — oder bei anderen, gynomonócischen Kompositen — einmal ein wirklicher Erfolg der Auswahl von („weiblichen“) Rand- : Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. 173 und („zwittrigen“) Scheibenfrüchten nachweisen lassen wird. Die Frage lautet: Geben die zwittrigen und die weiblichen Blüten, die zusammen auf derselben Pflanze vorkommen, auch eine in ihren Anlagen verschiedene Nachkommenschaft, wie bei der Verteilung auf verschiedene Individuen? und die Antwort lautet: Sie geben die- selbe. Es ist das ein neuer Beweis dafür, dass, wenn überhaupt bei einer Keimzelle von einer bestimmten Geschlechts-, Tendenz* ge- sprochen werden kann, alle Keimzellen eines Individuums dieselbe „Tendenz“ besitzen. Die Pollenzellen eines männlichen Individuums einer diöeischen Sippe enthalten also nicht deshalb die „Tendenz“, männliche Nachkommen hervorzubringen, weil sie Pollenzellen sind, sondern weil sie auf einem männlichen Individuum gebildet wurden, und entsprechend ist es mit den Eizellen bestellt. Bei einer monöeischen Sippe enthalten nicht die Pollenkörner die eine, die Ei- zellen die andere „Tendenz“, sondern beide die gleiche, die, wieder ein monócisches Individuum, mit männlichen und weiblichen Blüten, zu produzieren. Es ist das bei einiger Überlegung eigentlich selbst- verständlich, wird aber, wie ich mich im Gespräche und in der Literatur überzeugen konnte, zuweilen vergessen.) Leipzig, Botanisches Institut der Universität. 26. C. Correns: Das Keimen der beiderlei Früchte der Dimorphotheca pluvialis. Mit einer Abbildung. Eingegangen am 25. März 1906. An die vorangehende Mitteilung möchte ich noch einige Beob- achtungen über das im Titel genannte Thema anschliessen, weil ich dort auf sie Bezug genommen habe (S. 172). Sie sind schon im á 1) Ähnlich liegen die Verhältnisse auch bei anderen Differenzen in der Form maj Blüten oder ihrer Organe. Ich halte es zwar wohl für möglich, dass die achkommenschaft der chasmogamen, selbstbestüubten Blüten eines Viola-Stockes | bii anders ausfällt, als die der kleistogamen Blüten desselben Individuum. un Würde ich aber zunächst nur die Folgen sckundärer (äusserer) Einflüsse ees den Anlagen mach halte ich die Keimzellen der chasmogamen und ‚der rn Blüten für gleich. Etwas anderes ist es, ob es nicht bei einer er Versuch hat noch kein eindeutiges Resultat gegeben. 2: 29e 114 C. CORRENS: Winter 1892/93 gemacht worden, und die Individuenzahlen sind des- halb bei allen Versuchen sehr klein — jetzt würde ich sie viel grösser nehmen —, doch ist ja das Ergebnis eindeutig ausgefallen. Die merkwürdige Verschiedenheit im Aussehen der Rand- und Scheibenfrüchte der Dimorphotheca pluvialis (vgl. die Abbildung auf . 164) musste, wie die ähnlichen Differenzen bei anderen Calen- dulaceen, die Aufmerksamkeit der Biologen auf sich ziehen, und es hat sich vor allem LUNDSTRÓM) eingehend vom teleologischen Standpunkt aus mit ihr befasst. Er deckte den Unterschied im Bau der Fruchtschale auf: die Scheibenfrüchte haben eine viel dünnere Schale als die Randfrüchte, und deutete jene, gewiss mit Recht, als „Flugfrüchte“, während er in diesen „Larvenfrüchte“ sah, die, Käfer- larven (speziell solche von Cureulioniden) nachäffend, von insekten- fressenden Tieren verbreitet werden sollten. Bekannt sind auch die freilich nieht einwandfreien Versuche BATTANDIER's?, nach denen Hühner, Enten und zahme Drosseln sich durch die Larvenfrüchte von Calendula nicht täuschen liessen. Im folgenden soll die Mimieryfrage nicht diskutiert werden; e$ werden nur einige Beobachtungen über die Keimung der beiderlei Früchte mitgeteilt! s wurden zunächst je 50 vollkommene Früchte jedes Typus ausgesucht, gewogen, dann die Samen sorgfältig herausgeschält und wieder gewogen. Die Resultate sind in der folgenden "Tabelle zu- sammengestellt: Randfrucht goiaba m N Gewicht der lufttrockenen Frucht dpa aus 50 Stück) _. 59,86 2,95 Gewicht der Fruchischale (bene): | 704589 ‚ 1,28 Gewicht des Samens (ebenso). . . . . 151 1,27 Die Randfrucht ist demnach etwas schwerer (etwa um 12 pCt.) als die Scheibenfrucht; der Unterschied beruht aber weniger, wie man von vornherein meinen könnte, darauf, dass ihre Fruchtschale schwerer wäre, sondern mehr darauf. dass der Same selbst schwerer ist. Er wiegt nämlich etwa um 19 pCt. mehr, während die Frucht- ashalo nur um 5,6 pCt. schwerer ist. 1) A. LUNDSTRÖN, Pflanzenbiologische Studien, II, Die Anpassungen e Pflanzen an Tiere. Nova Acta Reg. Soc. Se. Ups. Ser IIL, S. 73 u. f. (1887. Die Abbildung, die LUNDSTRÖM |. c. Taf. IV Fig. D von einem Querschnitt durch die Schale der Randfrucht gibt, stimmt im wesentlichen mit dem, Was gesehen habe, überein; von dem als Fig. 20 abgebildeten Querschnitt durch. e Schale der Scheibenfrucht kann ich das nicht behaupten, doch will ich darauf nic eingehen. =: ge Sur quelques cas d'hétéromorphisme. Bull. Soc. Botan- - de France, Tome RAN, p. Das Keimen der beiderlei Früchte der Dimorphotheca pluvialis. 115 Bei der Zartheit der Samenschale wird das gróssere Gewicht ganz überwiegend durch den Embryo selbst bedingt. Aus diesen Wügungen geht also eine merkliche Differenz zwischen den beiderlei Embryonen selbst hervor') und die paar Keimversuche, die ich mit den Früchten unter genau gleichen äusseren Bedingungen angestellt habe, sind auch nicht gleich ausgefallen. Als Keimbett wurde Filtrierpapier verwendet. 4 T 5d F S p_e E 34 J ty a __| A AU x r AgM-——31— 76 ARA AM 20 a a zs 84 23| zei a) 38| 29| 30 gg i 1892 7898 Jo. 20 er: u S en 4 ka | HA 3 x 20. pe 20 S 79 MERE MC AU pom *?7| 93| 2 ws Re 7| za 39| 300 3 b "p 3 3| "Um 1392 7893 ; Fig. 1. 561 Keimversuche mit Rand-(R) und Scheiben-(S)Früchten der Dimorphotheca pluvialis, rdi dargestellt, I die ganzen Früchte, II die herausgeschälten Samen. Auf er Abseissenachse sind die Tage vom Beginn der Versuche an, als Ordinaten die Zahlen der Keimlinge aufgetragen. In Fig. 1,1 ist das Ergebnis des ersten derartigen Versuches, zu | ER 50 Früchte ohne Wahl verwendet wurden, graphisch dar- Der Vergleich der beiden Kurven, die durch die direkt fest- „stellten, mit - und x bezeichneten Punkte gezogen worden sind, lehrt zweierlei: ee e P IDE ER Die Unterschiede in der Form der Embryonen sind wohl ausschliesslich y Gestalt der Fruchtschale bedingt. 176 CORRENS: Keimen der beiderlei Früchte der Dimorphotheca pluvialis, 1. Die Scheibenfrüchte (S) keimen besser (in höherer Prozent- zahl) als die Randfrüchte (R). 2. Die Scheibenfrüchte keimen rascher als die Randfrüchte. Ein zweiter Versuch mit je 30 Früchten gab ein ähnliches Resultat; die relative Zahl der Keimlinge aus den Randfrüchten war — diesmal noch geringer. ` | Die Ursache des schlechteren Resultates, das die Randfrüchte beide Male lieferten, wird zu einem Teil darin zu suchen sein, dass von ihnen eine grössere Prozentzahl von vornherein taub war. Das war auch direkt nachweisbar: Unter je 50 daraufhin untersuchten Früchten fand ich 7 taube Randfrüchte und 4 taube Seheiben- früchte. Zum Teil liegt die Ursache aber sicher tiefer, wie ein Keim- versuch lehrte, bei dem je 50 aus der Fruchtschale mit aller Sorg- falt herausgeschälte Samen verwendet wurden, und der in Fig. 1,1 in Kurvenform dargestellt ist. Man sieht sofort, dass auch jetzt noch, wo nur gutausgebildete Samen. zur Verwendung kamen, die Randfrüchte im Nachteil sind; der Unterschied der Keimprozente muss also auf der Konstitution der Embryonen beruhen Dagegen ist jetzt die Differenz in der Keimdauer ziemlich ausgeglichen; sie wird also sicher zu emem grossen Teil dureh die ungleiche Beschaffenheit der Fruchtschale bedingt, vielleicht dureh den ungleich leichten Zutritt des Wassers zum Embryo. -— Die verschiedene Konstitution der Embryonen selbst aber beruht gewiss auf ungleicher Ernährung irgend welcher Art. - Auf den ersten Blick erscheint es vielleicht auffällig, dass die durchschnittlich schwereren Embryonen der Randfrüchte eine g°- ringere Keimungsenergie besitzen als die leichteren der Scheiben- früchte. Es widerspricht das der gewöhnlichen Erfahrung; doch leuchtet ein, dass das Gewicht nicht in allen Fällen das ausschlag- gebende Moment bei der Keimung sein muss. Nachschrift. Während des Druckes habe ich noch 600 Rand- : früchte und 600 Scheibenfrüchte, die dureh Druck auf Taubheit £e - prüft worden wären, gewogen und jene im Mittel 2,59 mg, E. : 2,44 mg schwer gefunden. Eine Differenz im durehsehnittlichen j Gewicht ist also sicher vorhanden, wenn sie auch nicht immer xA : gross ist, wie zufälligerweise bei den S. 174 mitgeteilten, ersten ; Wägungen, und die grossen Scheibenfrüchte etwas schwerer 87" als die kleinen Randfrüchte. Leipzig, Botanisches Institut der Universität. H. HARMS: Über Heteropbyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. 177 27. H. Harms: Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. Mit Tafel XII. Eingegangen am 30. März 1906. Auf einer Reise nach dem Kilimandscharo sammelte G.. VOLKENS im Buschwalde zwischen Magila und- Mkusi am 26. Januar 1893 blütenlose Zweigstücke, die eine sehr eigentümliche Heterophyllie zeigen; neben länglichen Blättern von wenig auffallender Gestalt trägt derselbe Zweig ganz anders geformte, sehr schmale und lange fiederschnittige Blätter. VOLKENS bezeichnete diese Zweige als „Jugendzustand einer Liane“. Lange Zeit war ihre Zugehörigkeit zu irgend einer der bis jetzt aus Ostafrika bekannten Arten völlig unsicher, ja, man wusste nicht einmal, welcher Familie man sie zu- weisen konnte. Zweigstücke mit Schmalblättern hatte bereits C. HOLST September 1892 im Hinterlande von Tanga gesammelt, und dieselbe Form nahm A. ENGLER November 1902 im Sachsen- walde bei Dar-es-Salam auf. In ENGLER's Bot. Jahrb. XXXIII (1902) 148 habe ich auf eine von R. SCHLECHTER in Mossambik (Lourenço Marques) 1897 ge- sammelte Pflanze eine neue Gattung der Passifloraceae begründet, die ich dem Sammler widmete: Schlechterina mitostemmatoides Harms Im Sachsenwalde fand 1902 A. ENGLER die gleiche Gattung wieder auf, und auf Grund dieses Materials konnte ich den Zusammenhang Zwischen den oben genannten, von VOLKENS mitgebrachten hetero- phyllen Zweigen und der Gattung Schlechterina erkennen. Um indes die Zugehörigkeit der Schmalblätter, die so ganz anders aussehen als alle sonst bisher von Passifloraceae bekannten Blattformen, zu den blühenden Zweigstücken von Schlechterina ganz sicherzustellen, Wandte ich mich an Herrn Forstassessor Dr. HOLTZ und bat ihn, nach der Pflanze im Sachsenwalde zu forschen. Seinen Bemühungen, für die ich ihm auch an dieser Stelle verbindlichsten Dank aus- spreche, gelang es, diese Passifloraeee in allen wünschenswerten Stadien einzusammeln, so dass jetzt der merkwürdige Fall von Heterophy]lie naeh der systematischen Seite festgestellt ist. Der auf Tafel XII abgebildete Zweig, der den Übergang der einen à ttform in die andere so schön veranschaulicht, wurde von 2 Hortz in den Pugubergen gesammelt; das ebendort abgebildete : ere Stück eines blühenden Zweiges stammt aus dem Sachsenwalde. 3 err Dr. HOLTZ teilte mir über seine wiederholten Beobachtungen 178 H. HARMS: folgendes mit: „Die Pflanze bildet, soviel ich bis jetzt beobachten konnte, zahlreiche wenig verzweigte Hauptsprosse, die wohl 3 m und darüber hoch an Bäumen empor ranken. Die langen, schmalen, tief eingeschnittenen Blätter treten sonderbarerweise nur an der untersten Partie der Pflanze, nahe dem Boden, auf. Sie bilden die ersten Blätter der ursprünglich orthotropen Hauptsprosse bzw. der am untersten Ende bereits ausgebildeter, verholzter Hauptsprosse ent- springenden Adventivsprosse. Sobald diese Triebe ein bestimmtes Stadium der Streckung erreicht haben, beginnen sie sich auf in der Nähe wachsende Bäume und Sträucher zu stützen und an ihnen emporzuranken; gleichzeitig bilden die obersten schmalen Blätter in ihren Achseln Ranken und gehen im weiteren Verlaufe des Längen- wachstums der Sprosse allmählich in die breite Blattform über; in der Folge bilden sie nur noch breite Blätter. Mit der. Verholzung der am unteren Ende etwa Bleistiftstärke erreichenden Triebe fallen die langen, schmalen Blätter ab. An den von den oberen, breit- blätterigen Teilen der Sprosse ausgehenden Verzweigungen bildeu sich stets nur breite Blätter, weshalb man nicht selten an einzelnen Exemplaren der Pflanze gar keine schmalen Blätter vorfindet, und zwar handelt es sich eben dann um solche Pflanzen, bei denen die vorhandenen Sprosse alle den Grad der Ausbildung erreicht oder überschritten haben, mit dem die Verholzung der unteren Teile be- ginnt und Neubildungen von Trieben nicht im Gange sind. Um- gekehrt trifft man bei Pflanzen, die z. B. beim Buschklären unmittel- bar über dem Boden völlig gekappt wurden, eine gewisse Zeit lauter Triebe mit nur schmalen Blättern (Wurzelbrut oder Stockausschlüge).* Wie die Abbildung lehrt, sind die unteren Blütter des Sprosses nur ganz kurz gestielt (2—4 mm), ja bisweilen fast sitzend; am Grunde der allmählich in den Stiel verschmälerten Spreite bemerkt man bisweilen ein Drüsenpaar, das indessen viel deutlicher an den oberen, breiten Blättern hervortritt. Die Schmalblätter sind etwa 10 bis 21 cm lang, 4—!1 mm breit, demnach äusserst schmal, linealisch. Die Spreite ist längs des vorspringenden Mittelnerven tief fieder- schnittig oder fiederspaltig (folia linearia vel anguste lanceolata, pinnatifida vel pinnatipartita), die breiten Einschnitte gehen oft bis nahe an den Mittelnerv heran, sind meist abwechselnd, seltener paar- weise gegenübergestellt, gewöhnlich spitz, bisweilen stumpf; nach oben hin verlieren sie sich allmählich, und das Blatt läuft in eine lange, schmale, dünne Spitze aus. Ähnliche Blattform findet sich z. B. bei Myrica (Comptonia) asplenifolia L., manchen Proteaceae (Arten von Dryandra und Banksia), gewissen Farnen (Polypodium- und Blechnum-Arten). Weiter oben findet inan linealische oder schmal lanzettliche Blätter, an denen die Einbuchtungen viel schwächer sind oder ast Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. 179 verschwinden, und diese bilden den Übergang zu den normalen, breiten, länglichen, gestielten Blättern. Diese zeigen am Rande meist unregelmässig wellige, entfernt stehende Einkerbungen oder Zähnelungen, seltener sind sie nahezu ganzrandig; am Grunde der Spreite oder am Blattstiel, ein wenig unterhalb des Spreitengrundes, tragen sie ein Drüsenpaar, bisweilen finden sich auch noch ein oder zwei kleine Drüsen am untersten Teile des Spreitenrandes. Ranken treten bisweilen schon in den Achseln einiger der oberen Schmal- blätter auf und begleiten von da ziemlich regelmässig die oberen normalen Blätter. Verschiedenartigkeit der Blattform bei derselben Pflanze treffen wir unter den Passifloraceae mehrfach; so treten neben gelappten Blättern recht oft ungelappte auf.) Indessen bleibt die Blattform in solchen Fällen im Rahmen dessen, was man von den Passifloraceen zu erwarten gewohnt ist. Die Schmalblätter von Schlechterina stehen ganz isoliert da. Auch aus den Nachbarfamilien scheint keine ähn- liche Form bekannt zu sein.?) Wie haben wir nun das Vorkommnis zu deuten? Man weiss bisher nicht, ob den Schmalblättern noch andersartige, etwa längliche Blätter vorausgehen; Keimpflanzen kennt man nicht. Nach einer bisweilen geäusserten Ansicht deuten die Primärblätter unter gewissen Verhältnissen auf die Phylogenie der t hin, so dass die Erstlingsblätter anzugeben vermögen, von welchen Vorfahren die Art abstammt. ?) Diese Ansicht ist wohl in dieser Allgemeinheit nicht haltbar; unser Fall lässt sich jedenfalls mit ihr nicht in Einklang bringen, da Schmalblätter der Schlechterina- ... D Z.B. bei Adenia lobata (Jacq.) Engl. (vergl. MASTERS in Fl. Trop. Afr. u, 516), Basananthe heterophylla Schinz (Verh. Bot. Ver. Brdbg. XXX, 252) u. a. Bei Passiflora palmatisecta Mast. sind zwar alle Blütter gelappt, aber die Lappen der unteren sind mehr oder minder ganzrandig, die der oberen fiederig ei n. 2) Herr Geh. Rat URBAN hatte die Liebenswürdigkeit, mir anzugeben, dass "T von den verwandten Turneraceen nichts Ähnliches kenne. Zugleich zeigte er mit, wofür ich ihm auch hier meinen besten Dank ausspreche, in e Fälle von Heterophyllie an zwei westindischen Pflanzen. Bei Capparis jamaicensis Jacq. sind die gewöhnlichen Blätter lünglich: Jugendstadien (als C. longifolia Swartz be- «hrieben) zeigen ganz schmale, linealische Blätter Bei Chlorophora tinctoria () - "ich. sind die Blätter gewöhnlich ganzrandig oder nur gezähnt; an jugendlichen Sprossen finden wir fiederspaltige Blätter, und bisweilen sind sogar die Fi ern Vieder eingeschnitten. Vergl. Symb. antill. IV (1905) 195 und 252. : 3) Vergl. Pax, Morphologie (1890) 100; SCHÄFFER in Abhdl. erwerben stadien II (1890), nach Bot. Centralblatt LXV (18%) 316: „Die Entwiet TEST adien des Laubblattes entsprechen im allgemeinen phyletischen Stadien, " m Form des Primärblattes auf die Form des Vorfahrenblattes schliessen kpn id heisst es: „Rückschlagsprosse treten am häufigsten nahe der i abel Pflanzenstockes auf.“ Diese Deutung scheint mir für den vorliegenden Fall 180 H. HARMS: Form nirgends sonst in der Verwandtschaft auftreten oder wenigstens noch nicht beobachtet sind. Lässt sich nun etwa die Erscheinung auf bestimmte Lebensbedingungen der Art zurückführen? Diese Frage ist natürlich nur an Ort und Stelle lösbar. Indessen könnte ich mir nicht recht vorstellen, welchem Zweck diese Heterophyllie dienen könnte. Bisher erscheint sie mir wie ein rätselhaftes, von inneren Ursachen abhängiges Naturspiel. Nach oben werden die Blätter häufig allmählich kleiner. Kommt der Spross zur Blüte, so können zwei Fälle eintreten. Im ersten Falle finden wir, und so verhält sich der abgebildete Zweig, in der Blattachsel oberhalb des Fussstückes einer abgebrochenen Ranke einen gestauchten, ganz kurzen Zweig mit fünf bis sechs, seltener mehr Blüten. Im anderen Falle treffen wir in der Achsel eines Blattes wiederum oberhalb der das primäre Axillarprodukt dieses Blattes darstellenden Ranke einen langen (etwa 63 cm) Zweig, der Z genannt sei. Er trägt zunächst einige zwanzig Blätter ohne Ranken oder Blüten, und dann folgen mehrere Blätter, in deren Achseln je eine langgestielte Blüte entspringt, oberhalb deren eine winzige Beiknospe zu bemerken ist. Weiter oben sehen wir aus den Blattachseln lange, dünne Stiele (5—8 cm lang) hervortreten, die an der Spitze nur ein ganz kleines, knöpfehenartiges Knöspehen tragen. Ich vermute, es handelt sich bei diesen Gebilden des Zweiges Z um Übergangsstadien zu reinen Ranken. Wir besitzen ausser diesem Zweige Z andere, von ihrem Abstammungszweige los- gerissene Stücke, an denen in den Achseln der unteren Blätter Einzel- blüten, in denen der darauf folgenden ohne Übergangsformen Ranken entspringen. Der Zusammenhang zwischen Blütenstielen und Ranken ist hier unverkennbar; sie entsprechen einander ganz genau in ihrer Stellung, sie sind das primäre Axillarprodukt des Blattes, und e$. C RR wäre von grösstem Interesse, an noch reicherem Material die bei 2 dieser Pflanze offenbar vorkommenden Übergangsformen genauer. kennen zu lernen. — Das Vorkommen von kurzen, blütenstand- - ähnlichen Zweigen neben Einzelblüten bei derselben Art ist WO miteinander zu vereinen, und ob diese oder jene Form ausgebildet wird, das wird gewiss mit áusseren Bedingungen irgendwie zusammen- hängen. An dem Exemplar von SCHLECHTER finden wir in der & Blattachsel oberhalb einer abgebrochenen Ranke einen kurzem mehrere Knospen tragenden Zweig, der Braeteen oder noch jugend- P 5 8 liehe Blätter zeigt. Die langen, in den Achseln der Blätter ent- springenden, blütentragenden Zweige entsprechen ganz den genannten Kurzzweigen; es sind die gleichen, über der Ranke stehenden Bei sprosse, die in einem Falle gestaucht bleiben, nur Bracteen oder. bracteenähnliche Blätter mit axillären Blüten entwickeln, im ‚anderen = Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. 181 zu langen, beblätterten Zweigen auswachsen.‘) Da wir bei dem Originalexemplar von SCHLECHTER oberhalb der Blüten oft noch Jugendliche Laubblätter finden, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese blühenden Zweige, solange nur Knospen vorhanden sind, kurz bleiben, später jedoch unter Umständen mit der Entfaltung der Blüten oder nach ihrer Entfaltung auswachsen. Wie aus dieser Schilderung hervorgeht, spielt sich die Verzweigung der Pflanze in der Weise ab, dass die oberhalb der Ranke befindliche Beiknospe, vielleicht auch gelegentlich eine oberhalb einer Blüte gelegene zu einem Seitenzweige austreibt. 2 : en Blüten gehen zwei gegenüberstehende oder einander wenigstens genäherte winzige, lanzettliche Vorblätter voraus, die etwa in der Mitte des Stieles oder etwas oberhalb der Mitte ein- gefügt sind. Auch an den Ranken bemerkt man öfter ein oder zwei ganz kleine Bracteen, ein Beweis mehr für die Homologie zwischen Blütenstielen und Ranken in dieser Familie, die ich bereits früher betont habe. Nicht weit vom Kelehgrunde bemerken wir am Blüten- stiel eine Gliederung. er Bau der Blüten konnte auf Grund des von ENGLER und HoLTZ gesammelten Materials viel besser ermittelt werden, als dies die von R. SCHLECHTER gesammelte Pflanze ermöglichte, die nur Knospen aufwies. Einen wesentlichen Unterschied zwischen der Pflanze SCHLECHTER's und denen aus Deutsch-Ostafrika kann ich nicht er- kennen; bei SCHLECHTER’s Pflanze sind die Blätter nicht oder kaum. gezähnt; indessen ist dieses Merkmal auch bei den anderen Exem- plaren recht schwankend. An den Knospen traten die bartartigen Fádehen am Rande des Coronabechers kaum oder gar nicht in Er- : seheinung; bisweilen sind sie andeutungsweise als winzige Gebilde | schon bemerkbar. Die früher von mir gegebene Diagnose ist in emigen Punkten zu verbessern. Auffallend ist eine gewisse Un- Tegelmüssigkeit in der Zahl der Blütenteile. Die vollstündigsten liten sind in allen Kreisen 4-zählig: 4 Kelehblátter; 4 ihnen sehr ähnliche Blumenblätter, jedoch etwas kleiner, schmaler und häutiger; 8 Staubblätter, deren Staubfäden am Grunde zu einem reiten Becher vereint sind (zwischen den Staubfäden bemerkt man D Ganz ähnliche Verhältnisse treten bei Adenia- und Ophiocaulon-Arten auf; az bei ihnen entwickelt sich der Beispross bald. zu einem langen, beblätterten 18, bald dureh Reduktion der Blätter zu einem Blütenstand (vergl. HARMS in SLER's Bot. Jahrb. XXIV (1897) 166). an 2) Diese Art der Verzweigung ist bei den Passifloraceae jedenfalls sehr weit : (HARMS, Le. 175); wo Ranken oder Blüten oder beide zugleich als m aic Achselprodukte auftreten, wird "die weitere Verzweigung ganz ms ee E Mie a isten aufgenommen, die oberhalb der Ranke oder des en 182 H. HARMS: am Rande des Bechers noch winzige Erhebungen [so in Figur D), seltener an deren Stelle ganz kurze Zähnchen) und längliche dorsifixe Antheren tragen; einfächeriger, kurz gestielter, länglicher Frucht- knoten mit vier wandstündigen Placenten, ausgehend in einen kurzen, dieken Griffel, der von einer breiten, 4-lappigen Narbe gekrónt wird (Fig. E, F). Es kommen nun nicht selten auch andere Zahlen vor. So findet man bisweilen 3 Kelchblätter, 3 Blumenblätter; in einer Knospe konnte ich neben 4 Kelchblättern nur 2 Blumenblätter be- merken. Recht oft findet man nur 7 Staubblätter (vergl. Fig. D), ja bisweilen sind nur 6 entwickelt. Selten trägt der Fruchtknoten nur 3 Placenten und eine 3-lappige Narbe. Jedenfalls scheint die Zahl der Staubblätter niemals der der Kelchblätter gleich zu sein, Blütenbau von Schlechterina nach dem von Dr. HOLTZ gesammelten Material. A Blüte. B Längsschnitt durch die Corona. C Stück des Coronarandes. D Androe- ceum. E Fruchtknoten. / Längsschnitt durch den Frkn. G Same mit Arillus. il Same im Längsschnitt. J Same ohne Arillus. K Embryo, von der Schmalseite. und darin ähnelt die Gattung der amerikanischen Gattung Mitostemma. Die Corona zwischen Blumenblättern und Androeceum besteht aus einem unteren, mehr oder minder zusammenhängenden, hier und da auch + tief gespaltenen Teile und geht nach oben in freie Fäden aus, an deren Grunde innenseits ein Büschel kurzer, bartähnlicher Fädehen sitzt (Fig. C), An jeder Placenta sind mehrere (an jeder Placenta etwa 4—7) umgewendete, 2-reihig angeordnete Samenanlagen 1n hängender Stellung befestigt. Ihre Orientierung dürfte nicht immer so regelmässig sein, wie es Fig. F angibt. Die Frueht wurde erst durch Dr. HOLTZ bekannt. Sie ist eine schmal lüngliche (etwa 4,5 cm lange), ganz kurz gestielte, nach beiden Enden verschmälerte, dünn-holzige oder krustig-holzige, einfácherige — 4-klappige Kapsel. Leider war es nicht möglich, eine Frucht ab- . Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee, 183 zubilden, da das spärliche Material zerfallen ist. Die in Mehrzahl entwickelten, seitlich etwas zusammengedrückten, breit-eifórmigen oder schiefrundlieh-eifórmigen Samen hängen vom Mittelstreifen der Klappe an kurzem Funiculus herab und kehren die Chalaza nach dem Kapselgrunde. Sie sind von einem häutig-fleischigen, taschen- artigen Arillus umhüllt, aus dem der eigenartige, knópfehenühnliche Auswuchs’) des Chalaza-Endes hervorsieht (Fig. G, J). Ähnliche Arillen kommen bei den Passifloraceae mehrfach vor; vermutlich geht auch hier wie bei Adenia (vergl. ENGLER, Bot. Jahrb. XIV, 380 und Pflanzenfam. III. 6a. 77, Fig 27.4 und 85 Fig. 30 E) der Arillus aus einem allmählich emporwachsenden Ringwulste am Funieulus hervor. Die Samenschale selbst ist krustig, und es lässt sich von ihr eine dünne Haut abziehen. Der Embryo (Fig. H, K) innerhalb der Samen- schale richtet seine beiden verkehrt-eiförmigen oder dreieckig-ver- kehrt-eiförmigen, am breiten Ende gerundeten oder gestutzten, ziemlich dieken, etwas zusammengedrückten Keimblätter nach dem Chalaza-Knopfe, sein kleines Würzelehen nach der Anheftungsstelle. Eine schmale Lage spärlichen, dünnfleischigen Nährgewebes umgibt den Embryo. Die Gattung steht offenbar Crossostemma Planch. am nächsten. Leider ist mir die einzige, in Sierra Leone heimische Art dieser Gattung nur mangelhaft bekannt Für Crossostemma werden 5 Kelch- blütter, 5 Blumenblätter, 5 Staubblütter, 3 Placenten angegeben, die Zahlenverhältnisse sind also andere als bei Schlechterina, ausserdem soll die Narbe gross, ganzrandig sein, und der Blütenstand eine axilläre, wenigblütige Cyma bilden. Vollständiges Material von Ürossostemma wäre sehr wünschenswert, damit man beurteilen kann, 9b beide Gattungen nebeneinander bestehen können und ob nicht senauere Kenntnis der Blütenverhältnisse beide einander näher Tingt, als es die Diagnosen vermuten lassen. Heterophyllie wird für Orossostemma nicht angegeben. Ich habe Schlechterina mitostemmatoides Harms”) von folgenden Standorten gesehen: | 1) Derartige Gebilde finden sich mehrfach bei Passiflora-Samen, z. B. bei P. RUE edulis Sims; im übrigen besitzen die Passiflora-Samen und ebenso, soweit bekannt, die anderer Gattungen der Familie reichlicheres Nährgewebe, als die von Schlechterina. ,.) Das Exemplar von SCHLECHTER zeigt keine Heterophyllie, sondern nur - breite Blätter. Von ihm weichen die übrigen Exemplare in einigen zun Br be: wesentlich erscheinenden Merkmalen ab (Blätter meist stärker und fast Immer etwas ei ^ itgi f, Blattstiel- -as eingeschnitten, nach der Spitze länger zugespitzt, selten names ee 184 H: HARMS: Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. Mossambik: Lourenco-Marques (R. SCHLECHTER n. 11681, XIL 1897; in Knospen). Die folgenden Exemplare bezeichne ich als var. Holtzw. Deutsch-Ostafrika: Sachsenwald bei Dar-es-Salaam (ENGLER, Nov. 1902, mit Blüten. — HOLTZ n. 1070 und 1070a, Dez. 1908, mit Blüten; n. 1086, Dez. 19083, mit Früchten). Exemplare ohne Blätter mit heterophyllen Zweigen: Deutsch - Ostafrika: Buschwald bei Magila und Mkusi (VOLKENS n. 32, I. 1893); Puguberge bei Dar-es-Salaam (HOLTZ n. 933, IV. 1903; n. 1070b, XII 1903); Sachsenwald (BUSSE n. 3151; VIL 1903). Exemplare, die ausschliesslich die Schmalblätter tragen: Hinterland von Tanga (HOLST n. 4028; Sept. 1892); Sachsen- wald (ENGLER n. 2182; Nov. 1902). Herrn J. POHL sei biermit imis für die Ausführung von Tafel und Figuren gedankt. RM — Berichte d. Deutschen Bot. Gesellseh. Bal XXI f o A Su Sea Bd. Bot. Gesellsch d. Deutschen B Di Berichte d. Deutschen. Bot. Gesellsch. Bd. XXIV. Da der Vorsitzende der wissenschaftlichen Sitzungen im Jabre 1906, Herr Geheimrat Engler, in n: ersten Tagen des Mai von seiner Reise p doni iun wird, se. die Herren Autoren ersucht, alle wissenschaftli Zusendungen unter genau arg der Adresse des Absenders, fortan an denselben, Steglitz bei Berlin, Neuer botanischer — zu richte Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme < Aie: August und September am letzten Freitag iura Monats Abends 7 Uhr s Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage E 28 r der Sitzung, für _ sie es t sind, dem Vorsitzenden vollstündi iruekre if im Man iik ip afeln genau im Format (12/18 cm) — = reicht werden. Die M A E sollen der Regel naeh den Umfang v e ekseiten c: erseh reiten. (Reglement $ 19.) Die Aufnahme Mitteilungen, welc chtigem Deutsch abgefasst sind, muss wegen Yes daraus entstehe Bien! Unzuträglichkeiten beanstandet werden. Die Be betrifft a Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerha iren Latein nn. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe des- selben die Kec er gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortliehkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte e bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen etc, -— zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Berlin, Zimmermann 15, II. em unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht stat Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1906. Für us Generalversammlung: Schwendener, Präsident; Hab erlandt, Stell- Y Für die wissense poles Sitzungen in Berlin: Engler, Vorsitzender; Kny, erster Ap det Wi ck, zweiter Stellvertreter; O. Reinhardt, un Schrift- ne, ES Schriftführer, Lindau, dritter Schriftführe Sehatemoister: 0. Mülle DER dum ns- LAUNE x Engler, O. Reinhardt, Köhne, Lindau pese. ; 0 Göschältafkinender Sekretär: C. Müller. Alle Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge | Schriftstücke, werden franko „An die Kur- und Neumärkische | oder sonstige eschäftliche Mitteilungen bittet C Mer, — bei Berlin, Zimmermanni- 121 zu ge wird, so is; ai eBest y Korrektur Prelgk die Berechr Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Dessauer Strasse 29 Centralblatt für die gesamte Biologie: Ta nie. I. Abteilung: Biochemisches Centralblatt Vollständiges Sammelorgan für die un. der Medizin und Chemie | Pin Leitung von P. Ehrlich-Frankfurt a. M., E. Fischer-Berlin, A. Kossel- — erg, O. pe reich- Berlin, Fr. Müller "München. B. Proskauer-Berlin| — — E Salkowsky- Ber N. Zuntz-Berlin, herausgegeben von. Dr. phil, et med. E Carl Oppenheimer. — Erscheint jetzt in ._ von. ca, 67 Druckbogen zum — — Preise von 37 Mk. 50 Pf. pro Band. — Vier Bände liegen abgeschlossen vor: —— Preis 120 Mk. Der fünfte Band befindet b im Erscheinen. 3 i In ungeahnt rascher Weise hat sich das Piochenieche f Centralblatt infolge des glücklichen Umstandes, dass es einem zur Notwendi ‚gkeit ge- fnisse entgeg ih hw "e .. Forscher des In- landes zw eine enden Organ ersten — ; —— dites bei Tr ots er kurzen Zeit seines Bestehens ist es bereits — : ebenso unentbehrliches wie wertvolles Hilfsmittel für den Mediziner ; p für den € Thémiler. phost orden mie unter z Letons von W. Biedi . Kraus-Berlin, E. v. Th. | chen-Berlin, etre z. Dr. L. Michaelis- BAND XXIV. JAHRGANG 1906. HEFT 4/ E- | BERICHTE DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. : GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, 8. "d E g in Marburg in Hessen. Sitzung vom 27. April 1906 . . Inhaltsangabe zu Heft 4. Mitteilungen: Ernst Lehmann: Zur Kenntnis der Grasgelenke L. Diels: Blattrhizoiden bei Drosera. (Mit Tafel XIII) ; .N.Gaidukov: Über die ultramikroskopischen Fi der Protoplasten. (Mit zwei Figuren im Text) . - . A. Burgerstein: Zur Kette der Holzanatomie einiger : Coniferen CAE R. Ewert: Zur Frage der Köpferwiikung auf ‚die Pflanze E. Loew: Der Saisondimorphismus von Typha minima Funk. A APP UI Seite 185 Sitzung vom 27. April 1906. 185 Sitzung vom 27. April 1906. Vorsitzender: Herr L. KNY. | Als ordentliches Mitglied ist vorgeschlagen Herr: . Brunnthaler, Josef, in Wien, IV, Johann-Straussgasse 11 (durch A. ZAHL- = BRUCKNER und O. PORSCH). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Gürtler, Dr. Friedrich, in Fraustadt, Allen, Charles E., Professor in the University of Wisconsin (U.S.A.). Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von dem am 28. d. M. stattgefundenen Hinscheiden ihres ordentlichen Mitgliedes, des Realschul- Direktors a. D. Professor Dr. Franz Buchenau, Weleher zu den Gründern unserer Gesellschaft gehórte und als Mit- glied des Ausschusses und der Kommission für die Flora von Deutsch- land derselben wührend der grósseren Zeit ihres Bestehens in hervor- Tagender Weise für sie tätig war. Um das Andenken des Ver- storbenen zu ehren, erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Mitteilungen. 28. Ernst Lehmann: Zur Kenntnis der Grasgelenke. Eingegangen am 8. April 1906. ge Im botanischen Institut der Universität Strassburg habe ich mich Sere Zeit mit der Untersuchung von Grasgelenken beschäftigt. selben sind in ausführlicher Weise anderweitig dargelegt'). ». D Näheres siehe in meiner demnächst man Dissertation: „Über den die Anordnung der Gelenke der Gramineen“. Strassburg 1906. ein eingehendes Literaturverzeichnis. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 14 186 ERNST LEHMANN: An dieser Stelle möchte ich nur ganz kurz einige Ergebnisse anführen, welehe allgemeineres Interesse beanspruchen dürften. Unter Grasgelenken, früher allgemein Grasknoten genannt, ver- steht man diejenigen Organe des Grashalmes, welche an der Scheiden- oder Internodiumbasis liegend, durch eine eigentümliche Organisation befühigt sind, auch nach zeitweilig sistiertem Wachstum geotropische Krümmungen auszuführen. Der erwühnten Lagenverschiedenheit ent- sprechend unterscheidet man Scheiden- und Internodialgelenke. Die ersteren finden sich an allen untersuchten Grüsern, auch an Molinia, der sie bisher abgesprochen wurden. Man unterscheidet geschlossene und offene Scheidengelenke, je nachdem die Scheide nur gerade bis zum Gelenk oder bis zum Grunde, also auch im Ge- lenk gespalten ist. Im anatomischen Bau zeigen die Scheiden- gelenke eine grosse Gleichmässigkeit, abgesehen von der Epidermis; diese weicht zwar von der üblichen Gramineenepidermis in der Regel dadurch ab, dass ihr Kurzzellen fehlen oder nur in unter- geordnetem Masse zukommen und dass sie nie Spaltöffnungen besitzt, weist aber im übrigen eine grosse Mannigfaltigkeit der Ausbildung auf. Im Zusammenhange mit dem Fehlen der Spaltöffnungen se! noch erwähnt, dass weite Intercellulargänge, wie sie in der Scheide und auch im Internodium stets reiehlich vorhanden sind und als deren Ausgänge die Spaltöffnungen fungieren könnten, dem Gelenke vollständig fehlen. Damit Hand in Hand tritt auch eine Verminde- rung oder völliges Schwinden des Chlorophylis in den im Gelenk sehr vermehrten Parenchymzellen ein. Bei weitem nicht so einheitlich wie die Scheidenbasis bezw. das Scheidengelenk ist die Internodiumbasis gebaut. Man unter- scheidet nach deren Ausbildung wohl praktisch zwei Endtypen und einen Mitteltypus, obgleich alle drei durch Übergänge miteinander verbunden sind und eine kontinuierliche Reihe darstellen. : Der erste Typus wird von solchen Gräsern repräsentiert, die überhaupt kein Stengelgelenk ausbilden, deren Internodien von der Basis bis zum oberen Ende keine prinzipiellen Unterschiede in ihrem Bau aufweisen, die nur häufig an der Basis dünner sind als ober- halb. Hier besorgt somit das Scheidengelenk die Aufrichtung des Halmes allein, da sich gezeigt hat, dass gelenklose Internodien keinerlei geotropische Krümmungen auszuführen imstande sind. n Gegensatz hierzu tritt eine grosse Anzahl von Gramineen ganz besonders Paniceen und Bambuseen, bei denen sich vollstándige Stengelgelenke vorfinden. Diese schliessen sich, wie bekannt, m ihrem anatomischen Bau in der Hauptsache an die Scheidengelenk® an. Wie bei diesen, so sind auch hier die zwei grössten seitlichen Gefässe, welche in Scheide und Internodium netz- oder tüpfelfórmige Wandverdiekung zeigen, im Gelenk immer ring- oder spiralförmig Zur Kenntnis der Grasgelenke. 181 verdickt und meist je in zwei oder mehr kleinere Gefässe aufgelöst. Der Baststrang zeigt collenchymatische Ausbildung im Gegensatz zum Sklerenchym in Scheide und Internodium und wird von einer bewegliche Stärke enthaltenden Scheide umgeben; das Parenchym ist stark vermehrt und besteht aus plattenförmigen Zellen, die Oberhaut hat den schon oben skizzierten Aufbau. Entsprechend dieser Organi- sation sind die vollständigen Stengelgelenke, wie BARTH (Dissertation, Leipzig 1904) zuerst feststellen konnte, auch befähigt, ebenso wie die Scheidengelenke, negativ geotropische Krümmungen auszuführen. Und zwar wirken entweder Scheiden- und Stengelgelenke gemeinsam bei der Aufrichtung des Halmes, oder die Scheidengelenke gehen früh zugrunde und die Stengelgelenke bewirken die Aufrichtung in der Hauptsache allein. Zwischen die beiden besprochenen extremen Typen — Gräser ohne Stengelgelenk und solche mit vollständigem Stengelgelenk — treten als vermittelnder dritter Typus die Gräser mit rudimentärem oder unvollständigem Stengelgelenk. Diese Art von Gelenken zeichnet sich dadurch aus, dass ihr gewisse Charaktere der vollständigen Ge- lenke fehlen, andere, obwohl vorhanden, oft nicht in der Weise aus- Seprigt sind wie bei jenen. Die Kombination der Merkmale ist ziemlich verschieden, sodass einige Arten wohl ring- oder spiral- förmig verdickte Gefüsse und Collenehymausbildung im Bast, ebenso auch eine Stärkescheide aufweisen, hingegen kein deutliches Gelenk- Parenchym und Gelenkepidermis besitzen, dem gegenüber anderen entweder auch die vollkommene Ringverdiekung der Gefässe abgeht — die Verdiekung ist dann eine annähernd leiterfórmige — oder im Gegenteil auch die Epidermis oder gar das Parenchym sich der Aus- bildungsweise dieser Gewebe in den vollständigen Gelenken nähert. Niemals aber nehmen, soweit dies untersucht wurde, die unvoll- Ständigen Gelenke trotz Vorhandenseins von beweglicher Stärke an en getropisehen Krümmungen teil. Die folgenden Beispiele mögen das Gesagte illustrieren. Poa pratensis: Das Scheidengelenk biegt sich nach innen stark aus, die Internodiumbasis wird auf ein Minimum des Querschnitts ?usammengedrückt (vergl. SCHWENDENER, Das mechan. Prinzip usw., 1874, Taf. X). Stengelgelenk fehlt. . Avena sativa: Die Ausbiegung des Scheidengelenkes nach innen ist geringer, Internodiumbasis stärker. Stengelgelenk fehlt. Secale cereale: Scheidengelenk wie bei Avena. An der Inter- nodiumbasis sind die zwei seitlichen Gefüsse jedes Bündels zumeist eme Strecke weit leiter-, ring- oder spiralförmig verdickt. Der Bast- 2 rang zeigt an derselben Stelle collenchymatische Ausbildung und .. T8 von einer Stärkescheide umgeben — rudimentäres Gelenk. 188 ERNST LEHMANN: Zur Kenntnis der Grasgelenke. Asprella hystriv: Wie vorher, doch sind die betreffenden Merk- male des rudimentären Gelenkes ausgeprügter und konstanter. : Phalaris paradoxa, canariensis: Es kommt hinzu, dass die Epi- dermis des rudimentären Gelenkes die für die vollständigen Gelenke beschriebene Ausbildung aufweist. Brachypodium silvatieum: Auch das Parenchym nähert sich der Ausbildung in den typischen Gelenken: und Arundo Phragmites ist schon als Gras mit vollständigem Gelenk zu betrachten, zeigt aber in Parenchym und Epidermis noch Anklänge an die Ausbildungs- weise der unvollständigen Gelenke. Zea Mays: Vollständig entwickeltes Stengelgelenk. Das Scheiden- gelenk bleibt erhalten, und beide Gelenke beteiligen sich an der Aufkrümmung. Stenotaphrum glabrum: Das Scheidengelenk stirbt früh ab. Bambuseen: Das Scheidengelenk ist noch hinfälliger, das Stengel- gelenk besorgt die Aufkrümmung fast ausschliesslich. Auffällig an der Verteilung der verschiedenen Gelenktypen ist, dass dieselben innerhalb der engsten systematischen Gruppen wechseln können, ja, dass sie sogar bei einzelnen Arten nicht konstant sind. Ich fand Internodienbasen von Triticum sativum, wo von collen- chymatischer Ausbildung der Faserstränge so gut wie nichts zu sehen war, und wiederum andere, wo dieselbe sehr deutlich zutage trat. Dasselbe gilt für die Veränderung der Gefüssverdickung. Bei Tri- ticum monococcum, polonicum, durum traten die Individuen mit ge- nannten Ahweichungen nur ganz vereinzelt auf. : Innerhalb der Gattung Phalaris zeigte Phalaris arundinacea kein Stengelgelenk oder nach NĚMEC (Jahrb. für wissensch. Bot. 1901, 36) nur bei einzelnen Individuen bewegliche Stürke. Ohne Stengel- gelenk sind weiterhin Bromus racemosus und macrostachys, Aru Donax, mit Stengelgelenk Bromus unioloides, Arundo Phragmites. Dem unvollständigen Stengelgelenk von Hordeum sativum reiht sich das vollständige von Hordeum (Elymus) propinquum an, während Hordeum murinum desselben entbehrt. Es sind also die Gelenktypen für die Systematik grósserer Gruppen innerhalb der Gramineen ohne Bedeutung. E Unter sich, soweit untersucht, einheitlich, aber mit einigen Ab- weichungen im anatomischen Bau gegen die übrigen Gramineen, treten uns die ja auch sonst eine Sonderstellung einnehmenden Bambuseen entgegen. Hier findet sieh, soweit untersucht, stets ein vollständiges Stengelgelenk neben einem früh verwelkenden Scheidengelenk. Die Gefässbündelscheide zeigt insofern eine Abweichung von den QE wohnten Verhältnissen, als sie nicht eollenchymatisch ausgebildet Ww sondern leiter- bis ringfórmige Verdiekung ihrer Wände aufweist L. DIELS: Blattrhizoiden bei Drosera. 189 Die Collenehymzellen des Baststranges sind hüufig gekammert, was bei den übrigen Gramineen nie konstatiert werden konnte. Endlich sei noch ganz kurz der Tatsache Erwähnung getan, dass gewissen Teilen der Graspflanzen, so den unterhalb und am Be- stockungsknoten (vergl. SCHELLENBERG, Festschrift zur Feier des 10. Geburtstages von Prof. Dr. AD. KRAMER, FRAUENFELD, HUBER, 1902) liegenden Internodien und Scheiden, denjenigen der Blüten- standsachse, sodann den unter Wasser befindlichen Teilen, wie PFEFFER (Druck- und Arbeitsleistung usw., 1893, S. 391) und BARTH (Diss., 1. c., S. 35) feststellten, auch den unterirdischen Ausläufern Gelenke abgehen. Dagegen besitzen die oberirdischen Ausläufer, soweit meine Untersuchungen reichen, alle Gelenke, dieselben treten aber, wie es auch bei niederliegenden Halmteilen aufsteigender Gräser oft der Fall ist, in der Regel nicht in Funktion. 29. L. Diels: Blattrhizoiden bei Drosera. Mit Tafel XIII. Eingegangen am 13. April 1906. An der Gattung Drosera ist schon den ältesten Beobachtern die schwache Entwicklung der Wurzeln aufgefallen. Neuerdings haben wir dureh HEINRICHER’s Untersuchungen!) erfahren, dass der Keim- ling eine echte Wurzel überhaupt nicht besitzt und statt dessen durch die angeschwollene Basis, welehe mit Absorptionshaaren besetzt ist seine erste Nahrung aus dem Boden aufnimmt. Später entstehen aus den Achseln der unteren Blätter Adventivwurzeln, gewöhnlich in sehr geringer Zahl, zuweilen nur eine einzige. Diese Adventivwurzeln bleiben in der Regel unverzweigt, erreichen aber ansehnliche Dimen- sionen in Länge und Umfang. Ein dichter Filz dunkelbrauner Wurzelhaare umkleidet ihren Körper. An unseren heimischen Sonnentau-Arten überzeugt man sich leicht von dieser Beschaffenheit, denn sie tragen solche Adventivwurzeln in gut ausgeprägter Form. Es ist die typische Bildung der Wurzel in der ganzen Untergattung Rorella DC., und auch in einer kleinen Gruppe eigentümlicher Arten des Caplandes, die ich kürzlich als Untergattung Ptyenostigma ab- a een s 1) E. HEINRICHER, Zur Kenntnis von Drosera. In Zeitschr. Ferdinandeums b Tirol, III Folge, XLVI (Innsbruck 1802), 1—25, Taf. 1—2. Nachtrag dazu I. Folge, XLVII (1903), 300—301. ; 190 L. DIELS: sondern musste!), zeigen sich jene kräftigen, doch unverzweigten und an Zahl sehr beschrünkten Adventivwurzeln. Dagegen m": sie bei der dritten Untergattung des Genus, die schon 1824 DE CAN- DOLLE als „Ergaleium“ von dem Rest der Arten trennte. Bei Ergaleium befindet sich das Caulom zu einem grossen Teile unter der Erde. Es endet an seiner Basis in einer Zwiebel, an deren Bildung vorzugsweise eine Reihe stark angeschwollener Nieda blätter beteiligt sind (Taf. XIII, A). Es ist eine sehr eigentümliche Zwiebel, insofern durch sonderbare Wachstumsvorgünge bei ihrem Aufbau?) der Achsenteil im Innern liegt und keinerlei Bees hervorbringt. Oberhalb der Zwiebel dagegen ist die Achse die besetzt mit wurzelähnlichen Gebilden. Dass diese in ihrer Tracht gänzlich verschieden sind von den Adventivwurzeln der übrigen = seren, sieht man auf den ersten Blick. Bei näherer Betrachtung ergibt sich dann, dass sie auch in ihrem morphologischen Wesen nichts mit ihnen gemein haben. Günstige Objekte zu Untersuchungen liefern besonders die Arten der australischen Sektion Erythrorrhiza. Eine typische Art aus dieser ruppe, Drosera erythorrhiza Lindl., die ich vom Swan River in Alkohol mitgebracht hatte, ergibt die auf Taf. XIII dargestellten Einzelheiten. () Man sieht bei ihr die untersten jener Rhizoiden (Taf. XIIL als einfache, drehrunde Gebilde, äusserlich gewöhnlichen Wurzeln durchaus vergleichbar, in ihrem vorderen Teile mit braunen ms besetzt. Eine Haube fehlt jedoch. Geotropisch scheinen sie mM different. An ihrer Insertion befindet sich ausnahmslos ein schuppen- förmiges Niederblatt, in unauflöslichem Zusammenhang mit der es des Rhizoides. Und zwar erscheint das Rhizoid nicht als Ann produkt jenes Blattes, sondern vielmehr als basiskoper Fortsatz ys Auswuchs des Blattgrundes. Höher an der Achse hinauf werden cie Rhizoiden allmählich kürzer. Man gelangt in eine Zone, wo SI® nicht mehr einzeln dem Grunde jener Niederblätter entwachsen, "d dern als Zwillinge (Taf. XIIL, D), ja schliesslich sogar als Drillinge (Taf. XIII, £) daraus hervorgehen. Gleichzeitig nimmt die Blatt- fläche der Schuppen nach und nach an Umfang zu. Die Rhizoiden werden immer kürzer. Zuletzt, etwa 0,5 cm unter der Oberfläche des Bodens, hören sie ganz auf, und die Niederblätter gehen über n die rosettenförmig zusammengedrängten Laubblätter (Taf. XII, 4, B). Es ergeben sich also die Rhizoiden als die eigenartig modi- fizierten Auswüchse des Blattgrundes. Genaue Seitenstücke dee sind mir sonst im Pflanzenreiche nicht bekannt. Freilich fehlt e$ Rr ERAN 1) DIELS, Droseraceae in »Pflanzenreich*, IV, 112, S. 62. a 2) Vergl. DIELS, Droseraceae in „Pflanzenreich“ IV, 112, S. 8, 9 Bm À. MORRISON in Transact. and Proceed. Roy. Soc. Edinburgh 1903. m Blattrhizoiden bei Drosera. 191 mir an- Material, durch entwicklungsgeschichtliche Daten ihr Wesen vollkommen aufzuklüren. Rein morphologisch treten sie jedoch offenbar in Parallele zu jenen schildförmigen Niederblättern, welche unter die Kategorie der hypopeltaten im Sinne CAS. DE CANDOLLE’s') fallen. Z. B. stimmt der in GOEBEL's Organographie S. 529 in Fig. 343 dargestellte Asparagus plumosus mutatis mutandis mit unserer Drosera überein, soweit die unteren Rhizoidenblütter in Betracht kommen. Auch gleicht er ihr darin, dass der basiskope Fortsatz zu besonderen Leistungen bestimmt ist: er wird bei jenem Spargel zu einem Kletterdorn. Durchaus eigenartig bei Drosera aber ist die Duplizität oder Triplizität der Rhizoiden bei den höher gelegenen Niederblättern. In der Verwendung der rhizoiden Blattauswüchse zur Wurzel- funktion und ihrer entsprechenden Ausgestaltung schlagen unsere Droseren — bei aller morphologischer Verschiedenheit — ähnliche Wege ein wie Utricularia. Auch dort haben wir bei gewissen ein- fach organisierten Formen „langgestreckte, aber unverzweigte und dünnen Wurzeln gleichende ‚Blattwurzeln’“, d. h. Rhizoiden, die den Laubbiüttern homolog sind (vgl. GOEBEL, Organographie, S. 444, 445). Die Rhizoiden der Drosera-Arten aus der Untergattung Ergaleium sind demnach Teile von hypopeltaten Niederblüttern, und zwar wurzel- artig umgebildete Teile. Sie vereinigen also zwei sehr ungewöhn- liche Erscheinungen der Organbildung. Es sind Gebilde, die sich dem üblichen Schema unserer Morphologie nicht einordnen. Aber zu derartigen „abnormen“ Organen scheint die Familie der Droseraceen überhaupt veranlagt: man denke an die Tentakeln ihrer Blattspreiten oder an die „Borsten“ des Aldrovanda-Blattes. Diese scheinbare Exzentrizität der Organbildung teilen sie übrigens wiederum mit den Utrieulariaceen?). Es ist reizvoll, den Beziehungen beider Gruppen nachzugehen, die so mannigfaltig sind und zum Teil so überraschende Parallelen zeigen; doch bin ich überzeugt), es handelt sich dabei nur um Konvergenzerscheinungen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Habitus von Drosera erythrorrhiza Lindl. Verg 1,5. » 2. Oberer Teil von Fig.1. Ve » 3-5. Blattrhizoiden: 3 aus der untersten, 4 aus der mittleren, 5 aus der oberen Zone des unterirdischen Cauloms. Vergr. 6. » 6. Spitze eines Blattrhizoides, Vergr. 12. SE 1) Cas, DE CANDOLLE, Sur les phyllomes hypopeltés. Bull. des trav. Soc. Bot, Génève, Nr. 8 (1897), S. 6Lif. i OEBEL, Pflanzenbiologische Schilderungen II; in Flora LXXVII, 208; in Organographie 444. 3) Vergl. DIELS, Droseraceae in „Pflanzenreich“ IV, 112, S. 52. —— 192 N. GAIDUKOV 30. N. Gaidukov: Über die ultramikroskopischen Eigen- schaften der Protoplasten. Mit zwei Figuren im Text. Eingegangen am 22. April 1906. Schon in meinen früheren Mitteilungen") sagte ich, dass das Protoplasma ultramikroskopisch betrachtet aus einzelnen Teilchen besteht. Die Protoplasmateilchen habe ich Protoplasdi Mea mikronen genannt. Die Grösse dieser Ultramikronen scheint " r verschieden zu sein. Die Verschiedenheit der Lichtstärke = Teilchen zeigt, dass einige sehr helle etwa 100 uu erreichen, = gegen andere, sehr lichtschwache, kaum die a ru E Grösse, d. h. 5—10 uu besitzen. Die grössten Teilchen befinden sich im Zellkern, der — wie ich schon früher sagte — sehr ue pakt gebaut zu sein scheint. Dagegen sind die Teilchen des Reds Plasmas (Hyaloplasma, Ektoplasma usw.) sehr winzig. Nur bei Re günstiger Beleuchtung kann man diese kleinen Teilchen, die wr Hyaloplasma ein Netzwerk bilden, beobachten. Besonders gut him diese Teilchen bei der Anwendung der Achromaten zu sehen, wo sie violett gefürbt waren’). a Die Form der Protoplasma-Ultramikronen ist sehr verschiet d Ausser punktförmigen Teilchen (Fig. 1, a) sieht man pes : (Fig. 1,5) biskuit- und achtförmige Bildungen (Fig. 1,c). Die ^ sammenstellung aller dieser Bildungen erinnert sehr an die e stadien der rundlichen Zellen. Es ist nicht unmöglich, dass dies Ultramikronen sich wirklich teilen’). um Ausser den schon in meinen früheren Abhandlungen erwähn : Objekten, sind für die ultramikroskopischen Untersuchungen noc folgende sehr günstig: die Blumenstaubhaare der Tradescantia pir die Myxomyceten. Bei den ersteren Objekten ist der zen sowie die Protoplasmabewegung sehr gut zu sehen, wobei man E merkt, dass nicht nur die Protoplasma-Ultramikronen, sondern gu die Zellkern-Ultramikronen sich bewegen. Die Bewegung pr Teilchen ist sehr mannigfaltig. Sie sammeln sich in Klümpchen = gehen wieder auseinander. Die Richtungen der Strömungen v 1) Diese Berichte, Bd. XXIV, S. 110. feld- 2) Ausser dem ZEISS’schen Ölimmersionssystem 2 mm mit fester Dunke ess blende benutzte ich für die grósseren Objekte die ZEISS’schen trockenen System : Achromat D und Apochromat 4 mit fester Dunkelfeldblende. 3) Vergl. PFEFFER, Pflanzenphysiologie I, S. 41. Über die ultramikroskopischen Eigenschaften der Protoplasten. 193 ändern sich beständig. Leider konnte ich die Kernteilung bis jetzt nicht beobachten. Es scheint, dass dieses feine Objekt durch die starke ultramikroskopische Beleuchtung sehr leidet. Die Bewegung habe ich nur bei den lebenden Zellen der Tradescantia gesehen. Beim Absterben der Zellen sowie auch bei der vollständigen Plas- molyse werden die Plasmateilchen sehr dicht miteinander verbunden, und der ganze Protoplast erinnert an eine Gele. Es ist noch zu be- merken, dass bei der starken Bewegung einige Zellkern-Ultramikronen aus dem Zellkern in das Protoplasma übergingen. Beim Austritt der Zoosporen aus den Sporen der Chondrioderma sieht man ultramikroskopisch folgendes: Die Teilchen des Endo- plasmas strömen aus den Sporen in einen von Ektoplasma gebildeten Schlauch. Das letztere scheint eine netzförmige Struktur zu haben. Sehr merkwürdig erscheint uns die Bewegung der Myxamoeben. Bei der Bildung der Pseudopodien entsteht zuerst zwischen der Endo- plasma- und der Ektoplasmaschicht ein optisch leerer Raum (Fig.2, a,r). Dann strömen in diesen Raum die Endoplasma-Ultramikronen, drücken auf die Ektoplasmaschicht und bilden einen Ausläufer (Fig. 2, 5). So entsteht ein Pseudopodium. Dagegen findet beim Verschwinden dieses Pseudopodiums ein Zurückströmen der Teilchen statt, Bildung des optisch leeren Raumes und das Zurückziehen der äusseren Schicht. Alle Protoplasma-Ultramikronen befinden sich in permanenter Be- wegung. In der Kultur der Chondrioderma habe ich ausser mikro- skopischen Myxomyceten auch ultramikroskopische gesehen, die ebenso reit, aber ausserordentlich dünn waren und sogar ultramikroskopisch eme sehr schwache Lichtstärke besassen. Aber die Bewegung, die Strömungen und das Umgiessen der Ultramikronen war ebenso sichtbar wie bei den grossen Myxomyceten. Es war sehr interessant, die Beziehungen der in der Kultur lebenden Bakterien zu diesen Amoeben zu beobachten. Die Bakterien (Fig. 2, s) wurden zuerst von der Ektoplasmaschicht umhüllt, und bei dieser Umhüllung zeigte Sich eine lebhaft oszillierende Bewegung der Bakterien. Innerhalb der Körper einiger Amoeben sah man dagegen unbewegliche Bak- terien. Das letzte Bild erinnert an die Skelette der Diatomeen, die 194 : A. BURGERSTEIN: sich in dem Körper der Amoeben usw. befinden. Das Zusammen- - fliessen zweier Myxomyceten kann man ultramikroskopisch viel früher konstatieren wie mikroskopisch. Vorläufig ist es noch unmöglich, diese ultramikroskopischen Be- obachtungen der Protoplasten mit den herrschenden Protoplasma- theorien (NÄGELI, BÜTSCHLI u. a.) zu vergleichen. Die Waben- struktur z. B. ist darum unmöglich ultramikroskopisch zu untersuchen, weil sogar die dünnste Plasmahaut der Vakuolen selbstleuchtend ist und aus sehr vielen Teilehen bestehend erscheint. Jetzt ist nur möglich, die Eigenschaften des Protoplasma mit denen der gut ultra- mikroskopiseh untersuchten Substanzen zu vergleichen, nämlich der Colloide. Das lebende Plasma mit mehr beweglichen Teilchen ähnelt einer Hydrosole und das tote oder vollständig plasmolysierte Plasma mehr einer Hydrogele. Doch diese Vergleiche können nur annähernd sein, weil der Protoplast ein physiologisches, nicht aber ein chemisches Individuum ist J 3l. A. Burgerstein: Zur Kenntnis der Holzanatomie einiger Coniferen. Eingegangen am 25. April 1906. Untersuchungen über den anatomischen Bau des Coniferenholzes, die zur Unterscheidung von Gattungen naeh xylotomischen Merk- malen herangezogen werden kónnen, findet man insbesondere in den einschlägigen Arbeiten von MOHL, WIESNER, SCHRÖDER, SAPORTA, MÖLLER, NAKAMURA, KLEEBERG, H. MAYR und K. WILHELM. Eme Anzahl von Coniferengattungen wurde indes rücksichtlich ihres mikro- skopischen Holzbaues bisher noch nicht oder nur an einer einzigen Art geprüft. Einen Beitrag zur Kenntnis der Xylotomie solcher Genera soll die vorliegende Abhandlung liefern. Pseudolarix Kaempferi Gord. Über den Holzbau dieser Conifere liegen meines Wissens bisher keine holzanatomischen Beobachtungen vor. Das mir zur Disposition gestandene Holz erhielt ich aus dem Garten des Herrn Max LEICHTLIN in Baden-Baden. Es war ein starker Ast mit 14 Jahresringen, star ausgeprägter Hypotrophie und typischem Rotholz an der Unterseite. rühholz in manchen Jahresringen allmählich, in anderen aM: o 1) PFEFFER, l. c., S. 51. Zur Kenntnis der Holzanatomie einiger Coniferen. 195 lich unvermittelt ins Spätholz übergehend. In den Tracheiden des letzteren häufig „Balkenbildung“'). Die Radialwände der Tracheiden mit einer Tüpfelreihe, im Frühholze auch Doppeltüpfel; die Tüpfel an der gemeinsamen Berührungswand häufig abgeflacht. Die Tangen- tialwände der Tracheiden stellenweise reichlich getüpfelt. Die Tracheiden des Rotholzes an der Radial- und Tangentialwand mit zarten, sich kreuzenden Verdickungsstreifen. Holzparenchym spär- lieh, diekwandig und englumig, an der Grenze des Spätholzes auf- tretend. Markstrahlen nur aus Parenchymzellen (Leitzellen) gebildet, bis 20 Zellen hoch, einschichtig, ohne Harzkanal. Markstrahlzellen im Mittel 0,02 mm hoch, an der Radialwand mit 1—3 (meist 2) ein- fachen, fast kreisrunden, relativ grossen, an der Tangentialwand mit 6—12 kleinen Tüpfeln besetzt; die Zellen diekwandig, an den Kanten des Markstrahles dünnwandig. Pseudolarix ist bekanntlich in der Belaubung einer Lärche ähn- lich; die Zapfenschuppen sind jedoch nicht, wie bei dieser, bleibend, sondern wie bei Abies abfallend. Der histologische Bau des Holzes erinnert lebhaft an den der Tannen, und LINDLEY bezeichnet den Baum auch als Abies Kaempferi. Die Zugehörigkeit zu den Gattungen Lariz (L. Kaempferi Fort.) oder Pinus (P. Kaempferi Lamb.) kann vom Standpunkte des Holzanatomen nicht anerkannt werden. Mehr Berechtigung als Pseudolarir Kaempferi würde die von MAYR in seiner Monographie der japanischen Abietineen (München 1890) vor- geschlagene Bezeichnung Pseudolarix Fortunei haben, da der Baum nicht von KÄMPFER, sondern von FORTUNE entdeckt wurde. Die Benennung Laricopsis Kaempferi Kent., unter der VEITCH (Manual of the Coniferae) Pseudolarix beschreibt, hat weder bei Botanikern, noch bei Coniferenzüchtern Eingang gefunden. Cunninghamia sinensis R. Br. Von dieser Conifere, deren Holzanatomie gleichfalls noch nicht bekannt zu sein scheint, standen mir mehrere Holzproben, teils aus dem hiesigen Hofmuseum, teils aus dem botanischen Institute der Universität in Tokio zur Verfügung. Hoftüpfel im Astholze einreihig, im Schaftholz stellenweise auch 2weireihig und dann gegenseitig abgeflacht; Tangentialtüpfel in reich- licher Menge ausgebildet. Holzparenchym vorhanden, oft Stärke oder Harz führend. Markstrahlen nur aus Parenehyinzellen bestehend, einschichtig, bis 20 Zellen hoch, ohne Harzkanal. Markstrahlzellen 0,019—0,020 mm, dünnwandig, an der Radialwand mit 1—4 (meist 2) einfachen oder scheinbar behöften Tüpfeln in der Zellweite. Innerer En iae 1) Näheres über die „Balken“ in den Holzelementen der Coniferen bei CARL in den Berichten der Deutschen Bot. Gesellsch. VIII, 1890, (17). í 196 A. BURGERSTEIN: Tüpfelhof fast kreisrund, relativ gross (0,005—0,009 mm im Dureh- messer). EICHLER stellte im „Syllabus“ 1886 mit BENTHAM-HOOKER Cunninghamia zu den Araucarieen, dagegen 1887 in ENGLER-PRANTLS Pflanzenfamilien zu den Taxodineen. Xylotomisch ist Cunninghama mit den Taxodineen (insbesondere mit Cryptomeria und Sequoia) viel näher verwandt, als mit Araucaria oder mit Dammara. Dacrydium. Von dieser xylotomisch noch nicht untersuchten Gattung erhielt ich aus der botanischen Abteilung des Wiener Hofmuseums zwel Stücke Schaftholz von Dacrydium cupressinum Sol., gesammelt vom Naturforscher REISCHEK in Neuseeland, und zwei Stücke Schaftholz von Dacrydium Franklinii Hook. f, eingesendet von Baron FERD. MÜLLER aus Melbourne. Tracheiden an der Radialwand mit einreihigen, oft gekreuzten Hoftüpfeln; Spätholz wenig entwickelt, bei Dacrydium Franklinii nur aus 2—3 typischen Herbstholzzellen bestehend. Holzparenchym nicht vorhanden. Markstrahlen in reicher Entwicklung, nur aus Paren- chymzellen bestehend, einschichtig, bis 0,5 mm lang, ohne Harzkanal. Markstrahlzellen 0,018—0,019 mm hoch, dünn- bis mitteldiekwandig, harzführend, mit je einem grossen oder zwei kleineren Tüpfeln bc elliptiseh-oblonger oder rhombischer Gestalt in der Tracheidenweite- Derartige grosse Solotüpfel an der radialen Markstrahlzellwand kommen, abgesehen von verschiedenen Pinus-Arten (z. B. P. excelsa, Cembra, densiflora, Laricio, silvestris, Strobus, Thunbergi, tropicalis, uncinata u. a.), nur noch bei Sciadopitys verticillata vor. Non der Gattung Pinus unterscheidet sich Dacrydium im Holzbau wesentlich dureh das Fehlen der Quertracheiden und Harzkanäle in den Mark- strahlen. Zwischen Dacrydium und Sciadopitys fand ich folgende xylotomisehe Unterschiede: Bei Daerydium sind die Markstrahlen et. 30zellig, die Markstrahlzellen 0,018— 0,019 mm hoch; bei SeiadopilJ* sind die Markstrahlen höchstens 10zellig und die Markstrahlzellen etwa 0,022 mm hoch. Dacrydium hat vierkantige, etwa 0,016 bis 0,020 mm lange, Seiadopitys besitzt ,schlitzaugenfórmige* oder oblong® 0,020— 0,032 mm lange Markstrahltüpfel. Podocarpus. Die von NAKAMURA (Untersuch. aus dem forstbotanischen In- stitute in München, III, 1883) gegebene Charakteristik des Holzbaue® von Podocarpus macrophylla Don fand ich vollkommen bestätigt; die- selbe kann im allgemeinen für die ganze Gattung gelten, voD der ich das Holz folgender Arten mikroskopisch prüfen konnte: Podo- carpus andina Pópp., P. dacrydioides A. Rich., P. Blumei Endl., E Zur Kenntnis der Holzanatomie einiger Coniferen. 197 ferruginea G. Benn., P. macrophylla Don, P. Nageia R. Br., P. nerü- folia Don, P. nubigena Lindl., P. spinulosa R. Br. Das Material stammte aus den botanischen Instituten in Wien (von der Novara- Expedition) und in Tokio und aus dem Wiener Hofmuseum. Tracheiden mit einer Tüpfelreihe, in den Frühzellen des Schaft- holzes auch ab und zu Doppeltüpfel. Tangentialtüpfel je nach der Podocarpus-Art in nngleicher Grösse und Häufigkeit vorhanden. Holz- parenchym oft Stärke oder Harz führend. Markstrahlgewebe reich- lich, nur aus Parenchymzellen bestehend, einschichtig, ohne Harz- sang; einzelne Strahlen bei P. dacrydioides bisweilen über 20, bei P. ferruginea über 30 Zellen hoch. Eigentümlich ist, dass relativ viele Markstrahlen nur eine Zellreihe hoch sind (am Tangential- schnitt somit einzellig erscheinen), besonders bei P. spinulosa. Mark- strahlzellen sehr düunwandig, bei den einzelnen Arten von ver- schiedener Höhe (0,015—0,020 mm), häufig Harz führend, mit 1—2 scheinbar behöften Tüpfeln in der Zellweite. Araucaria. Uber den Holzbau von Araucaria fand ich folgende Literatur- angaben. SCHACHT berichtet (Botan. Zeitg., 1862, S. 409) über den Stamm von Araucaria brasiliensis: „Das Holz besteht aus stark ver- dickten Holzzellen, welche an den Radialwänden nur eine (kursiv gedruckt) Reihe kleiner Tüpfel besitzen, und aus sehr schwach ver- diekten, einreihigen Markstrahlen, welche 1- 6 Zellen hoch sind und kleine Tüpfel mit schief gestelltem Spaltenporus zeigen.“ Diese An- gaben sind aber selbst für Astholz, welches SCHACHT offenbar vorlag (bekanntlich hat H. VON MOHL darauf hingewiesen, dass die „jüngeren tammstücke* der von SCHACHT untersuchten Coniferen in Wirklich- keit Aststücke waren) nicht zutreffend. Ich selbst habe Schaft und auch Astholz von Araucaria brasiliensis mikroskopisch geprüft und gesehen, dass an der radialen Tracheidenwand die Tüpfel im Schaft- holz in 1—4, im Astholz in 1—2 Reihen stehen; die Markstrahlen sind in ersterem bis 20 Zellen, in letzterem bis 6 Zellen hoch. WILHELM gibt in seiner Bearbeitung des Abschnittes „Hölzer“ in WIESNER’s „Rohstoffen des Pflanzenreiches*, II. Aufl., II. Bd., S. 145, folgende Charakteristik der „Araucariaceae“: Harzgänge fehlen. Markstrahlen typisch einschichtig, nur aus Parenchym bestehend. Wände der Markstrahlzellen dünn, ohne deutliche Tüpfelung. Hof- tüpfel der Holzstrangtracheiden einander meist berührend und oft segenseitig abflachend, nicht selten zu zwei bis drei nebeneinander. Holzparenchym höchst spärlich oder fehlend. Zu dieser Charakteristik, von der nicht angegeben ist, auf welche Art oder Arten sie sich bezieht, habe ich auf Grund meiner Unter- suchungen von Araucaria Bidwillii Hook. Ar. brasiliensis A. Rich, — 198 A. BURGERSTEIN: Zur Kenntnis der Holzanatomie einiger Coniferen. Ar. Cunninghamii Sweet, Ar. excelsa. R. Br., Ar. imbricata Pav. und Ar. Rulei F. Muell. (alle aus dem naturhistorischen Hofmuseum in Wien) nur wenig beizufügen. Die Holzstruktur der Gattung Arau- caria wäre nach WILHELM’s und meinen Beobachtungen die folgende: Frühtracheiden im Stammholz weitlumig, 0,04—0,06 mm und darüber; Hoftüpfel an der Radialwand in 1—4 Reihen, und V mehrreihig, dann gegenseitig polygonal abgeflacht; Tangentialtüpfel ebenfalls reichlich, stellenweise auch zweireihig. Holzparenehym nicht ausgebildet. Markstrahlen nur aus Parenchym bestehend, kr schichtig, ohne Harzgang. Markstrahlzellen je nach der Spezies n: Provenienz (Ast, Schaft) 0,024—0,032 mm hoch, dünn bis sehr dünn- wandig, mit 1—10 kleinen, scheinbar behóften Tüpfeln in der Zellweite. Durch die mehrreihigen, polygonalen Tracheidentüpfel und die hohen, zart- und glattwandigen Markstrahlzellen ist die Hen von Araucaria jener von Dammara sehr ähnlich. Zum Unterschiede fand ich, dass bei Dammara die Tüpfel an der Radialwand der Tracheïden sehr oft gekreuzt sind und dass der innere Hof der Tracheïdentüpfel fast die Länge des Durchmessers des äusseren Tüpfelhofes erreicht. Libocedrus, Frenela, Fitzroya. In einer übersichtlichen Zusammenstellung der anatomischen Merk- male der Hölzer der nordamerikanischen Coniferen hat H. MAYR) für die Gattungen Cupressus, Taxodium, Sequoia, Chamaecyparis, Thuja, Libocedrus und Juniperus eine kurze Generalcharakteristik gepi Auf Grund meiner Untersuchungen vieler (auch südonropäiathan mE japanischer) Arten der genannten Gattungen, zu denen noch a und Thujopsis hinzukommt, kann ich nur bestátigen, dass die Kei pressineen einen im wesentlichen so übereinstimmenden histologise T Bau des Holzes zeigen, dass hier die generelle Unterscheidung Ee möglich ist. Nur das obengenannte (übrigens zu den Taxon gehörige) Taxodium distichum weicht einigermassen ab: durch die ( Stammholze) bedeutende Weite (0,06—0,07 mm) der Frühtrachelehl der Ausbildung von zumeist zwei- und dreireihigen Tüpfeln an T selben, der mächtigen Wanddicke (0,02 mm) der Spättracheiden un ) der bei Cupressineen nicht vorkommenden Höhe (0,023 —0,024 mm, der Markstrahlzellen. Cu- on den vielen, von mir mikroskopisch durchmusterten V5 pressineenhölzern führe ich hier nur Labocedrus decurrens Torr»; T tetragona Endl., Frenela (Callitris) cupressiformis Vent. und Te patagonica Hook. f. an, deren nähere Untersuchung mir wünschen P. wert schien. Für diese vier Arten ergibt sich: 1) Die Waldungen von Nordamerika usw. München (RIEGER) 1890. de Fremdlündische Wald- und Parkbäume für Europa, Berlin (PAREY) 1906. E R. EWERT: Zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanze, 199 Tracheiden an der Radial- und Tangentialwand einreihig und reichlich getüpfelt. Holzparenehym (meist reichlich) entwickelt, mit Harz erfüllt. Markstrahlen nur aus Parenehymzellen bestehend, ein- schichtig, ohne Harzgang (bei Libocedrus tetragonus und Fitzroya kaum über 10, bei Frenela meist nicht über 15, bei Libocedrus decurrens bis 20 Zellreihen hoch). Markstrahlen dünnwandig, bei Frenela und Libocedrus 0,021 bis 0,022 mm, bei Fitzroya nur 0,015— 0,016 mm hoch, mit 1—5 kleinen, elliptischen, einfachen oder scheinbar behöften Tüpfeln in der Zellweite. Vergleicht man mit dem Vorstehenden den anatomischen Holzbau der Gattungen Thuja, Thujopsis, Biota, Chamaecyparis, Cupressus und Juniperus, so ergibt sich, dass die ganze Abteilung der Cupressineen eine so übereinstimmende Holzstruktur besitzt, dass eine spezielle xylotomische Gattungsdiagnose kaum möglich ist. Schliesslich erfülle ich eine angenehme Pflicht, wenn ich den Herren Prof. Dr. M. MIYOSHI und Prof. Dr. R. VON WETTSTEIN, sowie dem Abteilungsvorstande des naturhistorischen Hofmuseums in Wien, Dr. ALEX. ZAHLBRUCKNER, für das mir zur Verfügung ge- stellte Untersuchungsmaterial meinen besten Dank ausspreche. 32. R. Ewert: Zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanze. (Eine Entgegnung auf den gleichbetitelten ' Aufsatz von Geheimrat ; Dr. R. ADERHOLD, Heft 2, 1906, in diesen Berichten). Eingegangen am 18. März 1906. Zunächst danke ich Herrn Geheimrat ADERHOLD, dass er meiner Anregung nachgekommen ist und seinen Standpunkt zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanze klargestellt hat. i s ist psychologisch wohl zu verstehen, wenn ADERHOLD, der sich in Wort und Schrift für eine begünstigende Reizwirkung der Kupferkalkbrühe stark engagiert hat, sich nieht gleich meiner gegen- teiligen Auffassung anschliesst. Aber eine gerechtere Kritik meiner diesbezüglichen Arbeiten hatte ich eigentlieh von seiner Seite er- Wartet. Besonders erstaunt bin ich darüber, dass nach seiner Beur- teilung sich die Ergebnisse meiner Vegetationsversuche mit Kar- toffeln fast in ihr Gegenteil verkehren. Das Resultat meines I. Vegetationsversuches mit Kartoffeln vom Jahre 1902, der lediglich einen kleinen Vorversuch mit fünf Pflanzen Teprüsentierte und bei welchem die gekupferten Pflanzen stürke- reichere Knollen geliefert hatten, wurde drei Jahre hindurch durch 200 | B. EWERT: eine Reihe von neuen Vegetationsversuchen auf seine allgemeine Gültigkeit geprüft, und dabei auf alle diejenigen Massregeln Rück- sicht genommen, welche speziell ADERHOLD und SCHANDER zur Er- höhung der Wirksamkeit der Brühen empfohlen haben: Eisenzusatz, Anwendung konzentrierter Brühen, nachträgliches Bespritzen borde- laisierter Pflanzen mit Regenwasser. Es wurden ferner zur Erhöhung der Genauigkeit der Versuche nicht allein grössere und daher für die Entwickluug der Kartoffelpflanze geeignete Vegetationsgefässe gewählt, sondern auch mit einer viel grösseren Anzahl von Pflanzen operiert. Der V. Vegetationsversuch ist z. B. mit 132 Pflanzen durchgeführt worden; nichtsdestoweniger spielt ADERHOLD denselben gegen den I. Vegetationsversuch (mit 5 Pflanzen durchgeführt) als gleichwertig aus. Wird letzterer als ein Versuch hingestellt — was ich doch nur der zeitlichen Anordnung wegen getan habe — 80 be- deuten meine Versuche mit Kartoffeln in den Jahren 1903, 1904 und 1905 auf diese Einheit bezogen mindestens eine 17fache Wieder- holung des I. Versuches; denn es sind in diesen drei Jahren 116 ge- kupferte in 5l Gefässen mit 84 unbehandelten Pflanzen in 39 Grefässen in Vergleich gestellt worden, wobei nur einmal 3 gekupferte gegenüber 3 unbehandelten Kartoffelstauden einen Mehrertrag ergeben haben’). Nehme ich aber, wie man es gewöhnlich zu tun pflegt, 3 gegen 3 Vegetationshäfen als Versuchseinheit an, so sind entsprechend den obigen Zahlen 7,7 pCt. aller Versuche für ADERHOLD, dagegen 92,3 pCt. derselben für EWERT ausgefallen. CE Gegenüber diesem Tatsachenmaterial haben daher die Sätze ADERHOLD’s: „Es zeigen aber auch EWERT’s Versuche selbst“ F nämlich die Ungeeignetheit der Kartoffel als Versuchspflanze — UN „Diese Gegensätze trotz der anerkannten Sorgfalt in der Durch- führung der Versuche!“ sachlich wohl nur eine sehr geringe Bedeutung Noch günstiger für meine Auffassung —- und die Ergebnisse der Vegetationsversuche mit Kartoffeln bestätigend — sind die Versuche mit Buschbohnen, mit 240 Pflanzen durchgeführt, und die Versuche mit Radieschen, mit 160 Pflanzen durchgeführt. Letztere hat ADER- HOLD überhaupt vergessen zu erwähnen, trotzdem auch hier die 8°- kupferten Pflanzen ganz nach seinem Sinne zeitweilig dem Regen ausgesetzt oder mit Wasser bespritzt wurden. 1) Bei dem VI. Vegetationsversuch mit Kartoffeln hat ADERHOLD abert dass die 2 gekalkten Pflanzen als kränklich bezeichnet waren und das Saatgut die 2 mit Gipswasser behandelten Pflanzen besonders kräftig ausgefallen war, wm ebenfalls ausdrücklich bemerkt worden ist, Es war also in diesen beiden Fällen tatsächlich nicht die genügende Gleichheit in den Versuchsbedingungen vorhanden und daher der ungleiche Erfolg. Dagegen war dieses Erfordernis bei den 14 sn > kupferten und 6 unbehandelten Pflanzen hinlänglich erfüllt und bei ersteren au ein Minderertrag zu verzeichnen. Zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanze. 201 Ich habe von meiner Seite mich wohl hinreichend bemüht, um eine reelle Basis für meine Behauptungen zu schaffen. Wenn ich aber einmal kurz darauf zurückgreife, was ADERHOLD getan hat, um mit Hilfe des Vegetationsversuches die Reizwirkung der Kupferbrühe auf die Pflanze zu erweisen, so finde ieh nur einen Feldversuch mit Buschbohnen, der ausfállt, weil ein frühzeitiger Frost die Ernte ver- niehtet hat. Das ist alles! Nichtsdestoweniger hat ADERHOLD den Eisenzusatz zur Bordeauxbrühe ganz allgemein empfohlen. Da die kritischen Bemerkungen ADERHOLD's über meine At- mungsversuche in ühnlichem Sinne wie diejenigen zu meinen Vege- tationsversuchen gehalten sind, so gehe ich nicht näher auf dieselben ein zumal ADERHOLD ja die Richtigkeit des Grundsatzes zugibt, dass die Atmung von der Assimilation abhängig ist. Deutelungen an diesem Satz haben ohne experimentellen Beweis kaum einen Wert. Meine Versuche mit halbseitig bordelaisierten Blättern, die voll- ständig im Einklange mit den Ergebnissen meiner Vegetations- versuche und Atmungsversuche stehen und aus denen deutlich hervor- geht, dass die Stärke in bordelaisierten Blattteilen langsamer gebildet und langsamer abgeführt wird, ignoriert ADERHOLD ganz. Indem ich ADERHOLD bewog, sich zu der Kupferfrage zu äussern, hatte ich eigentlich erwartet, dass er seine gegenteilige Anschauung auf irgend welchem neuen, positiven Material stützen würde; denn Assimilationsversuche mit gekupferten Pflanzen waren schon seit längerer Zeit von der biologischen Anstalt angekündigt worden. Meine Annahme, dass Vegetationsversuche mit Kartoffeln in Dahlem angestellt seien, hat sich nach ADERHOLD’s Richtigstellung als irr- tümlich erwiesen, da am genannten Orte nur beobachtet worden ist, dass bei einigen Kartoffelsorten die Kupferwirkung sich dadurch geltend machte, dass das Laub intensiver grün war und auch länger grün blieb. ADERHOLD beruft sich daher auf die Literatur oder gibt sich rein theoretischen Spekulationen hin. An der Hand der Literatur sucht ADERHOLD speziell nachzu- weisen, dass die Kartoffel deswegen kein geeignetes Versuchsobjekt sei, weil Vegetationsversuche auf freiem Felde bald für, bald gegen eme begünstigende Reizwirkung der Kupferkalkbrühe sprechen. Die Geschiehte des Felddüngungsversuches lehrt aber ganz das Gleiche selbst für Düngemittel, über deren gute Wirksamkeit man heute nicht mehr im Zweifel ist, und selbst für Pflanzen, welche viel weniger empfindlich gegen geringe Differenzen der Bodenbeschaffen- heit sind wie die Kartoffel‘). Erst die von WAGNER eingeführten Ensure EE , _1) Die Ergebnisse der Feldversuche sind auch deswegen schon unsicher, weil der Einfluss des in den Boden gelangenden Kalkes der Bordeauxbrühe gar nicht *rmessen werden kann. ` Ber, der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 15 202 B. EWERT: Vegetationsversuche in besonderen Vegetationsgefässen gaben hin- längliche Sicherheit für die Beurteilung eines Düngemittels. Das ist es ja gerade, was ich ADERHOLD und anderen, die sich mit der Kupferfrage beschäftigt haben, vorwerfen muss, dass sie sich gar nicht einmal die Mühe gegeben haben, durch exakte Vege- tationsversuche festzustellen, ob durch das Kupfern der Pflanzen wirklieh ein Mehrertrag zu erzielen ist. Der Feldversuch — dieses gróbste physiologische Experiment! — hat tatsächlich die Unterlage für die Behauptung gebildet, dass zeitweilig in bordelaisierten Blättern vorgefundene Stärkeanhäufungen als der Ausdruck einer erhöhten Assimilationstätigkeit zu betrachten sind. Es ist kein Wunder, dass auf einem so unsicheren Fundament Trugschlüsse in einer Mannigfaltigkeit und Vollendung sich auf- bauten, wie sie die Pflanzenphysiologie so leicht nicht wieder er- leben wird. i ADERHOLD sagt ferner, er habe gegen den ersten Teil meiner Vegetationsversuche mit Recht den Vorwurf erhoben, dass meme Versuchspflanzen der Einwirkung des Regens entzogen seien und somit meine Versuche nicht den natürlichen Verhältnissen ent- sprächen. Dagegen will ich nochmals ausdrücklich hervorheben, dass die physiologische Wirkung der Brühen (Stärkeanhäufungen in den Blättern und stärkeres Ergrünen derselben) ja ganz vorzüglich em- getreten ist, trotzdem die bordelaisierten Pflanzen nicht vom Regen getroffen worden sind. Gerade im regenarmen, aber auch sehr sonnigen Sommer 1904 sind meine diesbezüglichen Experimente aU bordelaisierten Blättern ausgezeichnet gelungen. Wenn ADERHOLD sagt, er stimmt mit mir darin überein, dass das Eindringen winziger Spuren von Kupfer in die Pflanze die physiologische Wirkung in der Pflanze hervorruft, so habe ich doch dagegen einzuwenden, dass ich stets auch die Schattenwirkung der Kupferkalkkruste als integrierenden Teil der physiologischen Wirkung betrachtet habe, wenngleich ich in derselben — entgegen ui SCHANDER’schen Auffassung — einen Faktor erblicke, der immer nur einen verzógernden Einfluss auf den Stoffwechsel der Pflanze auszuüben vermag. Seine frühere Behauptung, dass der zufällige Eisengehalt der eigentliche wirksame Bestandteil der Kupferkalkbrühe sei, hat ADER- HOLD nunmehr, wenn auch erst nach hartnückigem Rückzugsgefecht; fallen lassen, weil er, wie er schreibt, aus der neuen Literatur €r- sehen hat, dass auch ohne Eisenzusatz die Bordeauxbrühe ihre be". kannte physiologisehe Wirkung auszuüben vermag. Er hätte aber ebenso gut aus der neuen Literatur — siehe die SCHANDER sche? und meine Publikationen — entnehmen kónnen, dass auch ohne Kupfer, z. B. durch Bedeckung des Laubes mit Kalk, Papier usw- Zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanze. 203 intensiveres Ergrünen, lüngeres Grünbleiben des Laubes sowie Stürke- ‚anhäufungen in den Blättern hervorgerufen werden können. DERHOLD wiederholt auch jetzt die Behauptungen, dass ge- wisse, sehr geringe Mengen Kupfer ein Reizmittel für die höheren chlorophyllführenden Pflanzen sein können, weil sich andere Gifte bei submersen Pflanzen oder weil Kupfersalze bei gewissen Pilzen sich als solche erwiesen haben. Diese Zitate aus der Literatur würden aber erst einen Wert für die vorliegende Frage erlangen, wenn der mit ihrer Hilfe bewerkstelligte Analogieschluss dureh ein entsprechend angestelltes Experiment auf seine Richtigkeit geprüft worden wäre‘). Das ist aber bisher von ADERHOLD’s Seite nicht geschehen. Die MIANT’schen Untersuchungen über die Keimung von Pollen- kórnern in Kupferwasser, welche ADERHOLD zur Stütze seiner Auf- fassung anführt, hat SCHANDER nachgeprüft und hat eine Reizwirkung des Kupferwassers nicht feststellen kónnen. Aber auch dieses Argu- ment als Tatsache genommen, besässe keine Beweiskraft, da vom besseren Wachstum der Pollenkórner bis zur Erhöhung der Assimi- lationstätigkeit chlorophyllhaltiger Blätter noch ein weiter Weg ist. ADERHOLD hat auch wohl selbst herausgefühlt, dass diese und andere Einwände, auf die ich hier nicht näher eingegangen bin, nicht stichhaltig sind, und es hat sich bei ihm das Bedürfnis, selbst zu experimentieren, herausgestellt. Er hat daher neue Untersuchungen in der Kupferfrage in Aussicht genommen, und wenn ich zu diesem Entschlusse etwas beigetragen habe, so ist das ein Erfolg, mit dem ich mich vorläufig vollständig zufrieden gebe. Wenn ich es für „angebracht“ gehalten habe, dass sich ADER- HOLD zu der vorliegenden Frage äusserte, so lag mir nichts an der Wiederholung seiner schon an anderer Stelle ausgesprochenen Hypo- thesen, sondern dieses „angebracht“, das ADERHOLD offenbar miss- verstanden hat, bezog sich weniger auf mich, als auf die Praxis, die ein Interesse an der wissenschaftlichen Aufklärung der physio- logischen Wirkung der Kupferkalkbrühe hat. Es hatte nach ADER- HOLD’s mündlichen Äusserungen wieder den Anschein, dass die Praxis mit einer neuen Vorschrift, wie die physiologische Wirkung der Bordeauxbrühe am besten hervorzurufen sei — nämlich durch nach- trägliches Bespritzen der gekupferten Pflanzen mit Regenwasser — bedacht werden sollte. Diese Massregel, die im Verein mit der sonst noch empfohlenen Anwendung eisenhaltiger oder sehr kon- zentrierter Brühen ganz danach angetan wäre, unser bestes Fungizid nn re U Ich habe. in. meinen Veröffentlichungen derartige Zitate aus der Literatur deswegen auch absi chtlich nicht gebracht, sie können nach meiner Auffassung nur verwirren, nicht klären. 15* 204 E. LOEW: in Misskredit zu bringen, kann ADERHOLD aber nicht befürworten, da irgendwelche diesbezügliche beweiskräftige Versuche von seiner Seite überhaupt nicht vorliegen. Nach Feststellung dieser Tatsache halte auch ich eine weitere Polemik für unnötig. Proskau, den 24. April 1906. 33. E. Loew: Der Saisondimorphismus von Typha minima Funk. Eingegangen am 26. April 1906. In der Sitzung des Botanischen Vereins der Provinz Branden- burg vom 12. Mai vorigen Jahres!) habe ich eine Variationsform von Typha minima vorgelegt, bei der — ähnlich wie bei der von JORDAN aufgestellten Typha gracilis — das dicht unter der Infloreszenz stehende, in normalem Fall nur scheidenartig entwickelte Laubblatt eine lange, den Blütenstand überragende Lamina ausgebildet hatte. Diese Form war von Herrn Dr. HARZ bei Rheineck in der Schweiz am 13. Mai 1898 gesammelt worden und gelangte mit anderen nor malen Exemplaren gleicher Art, durch Tauschverbindung mit Herm O. LEONHARDT in Nossen in meine Hände. Das betreffende Exem- plar erschien mir bei meiner Bearbeitung der deutschen Typha-Arten für die , Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mitteleuropas* so wichtig, dass ieh es in dem genannten Werke?) kurz beschrieb und auch durch eine Abbildung erlüuterte. Ich erblickte in der von mir auf- gefundenen Variation den deutlichen Hinweis auf einen hier schon von anderer Seite?) vermuteten Saisondimorphismus, infolgedessen - aus der Stammart Typha minima sich die später blühende Typha gracilis abgezweigt hat. Aus Interesse für diese Frage wendete ich mich an den Sammler der von mir beschriebenen Variation, Herrn Realschuldirektor Pro- fessor Dr. HARZ in Bamberg, mit der Bitte um Auskunft sowohl über die nähere Beschaffenheit des Standortes von Typha minima bei 1) Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XLVII (1905), S. XL—XLI. 2) KIRCHNER, LOEW und SCHROTER, Lebensgeschichte der Blütenpflanze? Mitteleuropas. Bd. I (Stuttgart 1906), Lief. 4, S. 368—369. 9) Vergl. P. ASCHERSON und P. GRAEBNER, Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Bd. I (1896—1898), S. 277. — Auch M. CH. GODRON sagt in seiner Flore de Ja Chaine Jurassique (Paris 1865) S, 813 von der Herbstform serotina (= Typha er gracilis Jord.): „Ce m'est certainement qu'une floraison accidentelle et automnale ; des fascicules foliaires du type.“ 3 Der Saisondimorphismus von Typha minima Funk. 205 Rheineck, als auch über sonstige Wahrnehmungen bezüglich des Auf- tretens der Variationsform. Durch das liebenswürdige Entgegen- kommen des genannten Herrn bin ich jetzt imstande, meine früheren Mitteilungen hier in einigen wesentlichen Punkten ergänzen zu können. Herr Direktor HARZ war so gütig, mir Belegexemplare einer von ihm gefundenen Typha minima-Form zu übersenden, die er schon vor geraumer Zeit an dem in Rede stehenden Standort bei Rheineck — und zwar Mitte August 1888 — gesammelt hatte. Er hatte schon damals die ihm monstrós erscheinende Lünge der subfloralen Laubblätter richtig wahrgenommen und die auffallend verspätete Blütezeit sich durch den Umstand erklärt, dass die Pfanze an ge- nannter Stelle teilweise abgemäht und dadurch das Austreiben der Infloreszenz verzögert worden sei, wie dies eine den Exemplaren zur Zeit des Einsammelns beigefügte, handschriftliche Notiz erkennen lässt. Auf die Beziehungen der von ihm aufgefundenen monströsen Form zu der JORDAN’schen Typha gracilis und auf die damit zu- sammenhängende Frage eines möglichen Saisondimorphismus der Typha minima ist Herr Direktor HARZ erst durch meine darüber veröffentlichten und ihm übersendeten Mitteilungen aufmerksam ge- macht worden. Die mir übersendeten, Mitte August gesammelten Exem- plare des Herrn Direktor Dr. HARZ gehören zweifellos der- selben Variationsform von Typha minima an, die ich früher beschrieben habe. Das obere subflorale Laubblatt hat an diesen Exemplaren eine Lamina von 28—38 cm entwickelt, die den Blütenstand um 11—27 cm überragt, während die Länge der rudimentären Lamina an den subfloralen Scheidenblättern der Typha minima nach Angabe der mitteleuropäischen Synopsis!) in seltenen Ausnahmefällen höchstens 2 cm beträgt. Das von mir abgebildete Exemplar der Variationsform besass an dem subfloralen Laubblatt eine Spreite von 26 cm an einer etwa 15 cm langen Blattscheide. Auch die sonstigen Merkmale ausser der späten Blütezeit und der stark verlängerten, subfloralen Blatt- Spreite sprechen dafür, dass die von Herrn Direktor HARZ auf- gefundene Herbstform der JORDAN'sehen Typha gracilis mindestens sehr nahe steht oder vielleicht mit ihr identisch ist. So beträgt z. B. das zwischen der münnlichen und der weiblichen Infloreszenz liegende, blütenlose Zwischenstück an den mir vorliegenden Exemplaren der Herbstform 3—3,4 cm, während es bei normaler Typha minima in der Regel kürzer zu sein pflegt. Auch stimmen die an den mir ‚vorliegenden Exemplaren gemessenen Längen der männlichen und weiblichen Infloreszenz mehr mit den für Typha gracilis angegebenen en i 1) A.a.0, S. 276. 206 E. LOEW: Der Saisondimorphismus von Typha minima Funk. Masszahlen überein, als mit denen von Typha minima, bei der sie grösser zu sein pflegen. Doch will ich die Frage nach der voll- kommenen Identität der bei Rheineck aufgefundenen, herbstblütigen Variation. mit der JORDAN schen Typha gracilis noch als eine offene bezeichnen, da ich reichliches und vollkommen frisches Material von letzterer zu untersuchen bisher keine Gelegenheit hatte"). n dieser kurzen Mitteilung mag es genügen, die bisherigen Er- mittelungen über das im Titel genannte Thema nach den mir zu- gegangenen wertvollen Mitteilungen des Herrn Direktor HARZ in folgender Weise zusammenzufassen: Typha minima tritt unweit der Einmündung des Rheins in den Bodensee bei Rheineck in drei deutlich verschiedenen Formen auf, nämlich: i a) Einer im Mai blühenden normalen Frühjahrsform mit rudi- ` mentär bleibender Lamina der subfloralen Blätter. b) Einer ebenfalls im Mai auftretenden Variationsform mit stark entwickelter Lamina der subfloralen Blätter. Diese Form wurde bisher nur in dem einzelnen, von mir a.a. O. be- schriebenen und abgebildeten Exemplare nachgewiesen. c) In einer von Herrn Direktor HARZ im August 1888 beob- achteten Herbstform, die nach Ansicht des Sammlers wahr- scheinlich durch di teilweise Abmähen der betreffenden Exemplare beeinflusst ist. Herr Direktor HARZ erklürt es ausdrücklich für ausgeschlossen, dass etwa das von mir unter der Normalform aufgefundene ab- weiehende Exemplar versehentlieh zwischen die im Mai gesammelten Exemplare geraten sein könnte. Jedenfalls bedürfen daher die näheren Umstände, unter denen die in Rede stehende Variation bei Rheineck auftritt, sowie auch das Verhalten der echten JORDAN ’schen Typha gracilis am Originalstandort bei Lyon noch weiterer Auf- klärung, zu der ich im Laufe des nächsten Sommers weitere Bei- | träge zu gewinnen hoffe. 1) Der Vollständigkeit wegen ist zu erwähnen, dass die von mir gemessenen Dimensionen der Pollenzellen — und zwar sowohl an der herbstblütigen, als der Frühjahrsform von Rheineck — nicht genau mit den von KRONFELD in der € graphie der Gattung Typha Tourn. [Zool.-Bot. Ges. Wien, Bd. XXXIX (1888), S A angegebenen Werten übereinstimmen. Derselbe gibt nämlich für Typha minima Durchmesser der einzelnen Pollenzellen 26 y und für Typha gracilis (= Typha a Mar- tini) 26—83 u an, während ich als Durchschnittswert von je 10 Messungen van p) rühjahrs- und Herbstform nur 20, — also die nach KRONFELD für 79p^ Shuttleworthi, gefundene Dimension — festzustellen vermochte; ich habe diese Werte durch direktes I der Pollentetraden und Division durch 2 erhalten. Mög- licherweise hat KRONFELD ein anderes Messungsverfahren angewendet, so dass si hieraus die Kbireichinig des Mittelwertes erklären würde, aus S 3 ” Da der Vorsitzende der ii kir E P ‚Sitzungen im Jahre 1906, Herr Geheimrat Engler, in a ersten Tag es Mai von seiner Reise zurückerwartet werden die Herren Autoren aret alle wissenschaftlichen Zusendungen unter genauer Angabe tel Adresse des poteris dti fortan an denselben, Steglitz bei Berlin, Neuer botanischer Garten, zu rich Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme en Monate August und September am letzten Freitag donis Monats Abends 7 Uhr s UP Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 em) — ein- ereicht werden. ‚Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang. von ekseiten nicht überschreiten. (Re lement $ 19.) Die Aufnahme = Mitteilungen, Vends in unrichtigem Deutsch abgefasst sind, muss wegen daraus entstehenden Unzutrüglichkeiten beanstandet werden. Die ite ae betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu entier ei und am Kopfe des- selben die Anz der gewünschten Sonderabdrücke anzugebe Die Verantwortliehkeit für ihre Mitteilungen tragen die "V efidbdé selbst. Alle auf die Veróffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Prof. . Müller, Steglitz bei A Zimmermannstr. 15, IT. ou unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und Druckerei findet nicht s Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1906. Tür d Generalversammlung: Schwendener, Präsident; Haberlandt, Stell- v Für die vissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: Engler, Vorsitzender; Kny, erster oda rn Wittmack, zweiter Stellvertreter; O. Reinhardt, onur Schrift- öhne, twelter Schriftführer, Lindau, dritter Schriftführe debole: 0.Mü ller. Redaktions-Kommission: A. Engler, O. Reinhardt, Köhne, Lindau, Ascherson, Kolkwitz, Gilg. Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. Alle Geldsendungen, sowie die auf das pr der Jahresbeitráge bezüglichen Schriftstücke, werden franko „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse inn ! die m Miren Gebr. Borntraeger, Berlin SW. 11, Dessauerstr. 99, » 2 chten. Adressen ie all i : den „Be- = b A ä ud we alle Mitgliede: richtigun ige hàüftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. EM Müller, Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, II, zu senden. Ass E TURIN Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 8 ee 1. Jeder Autor erhält 50 Sonderabdrücke init iiia broschiert t kost tenfrei geliefert. m 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Baetens der Überzahl vor der letzten zc. Korrektur er erfolgt, die Berechnung nach Jelgendem, Tarif dur urchgeführt Me l. für jeden verwandten Bogen Papier zum ge 0C 2. für jede schwarze Tafel einfachen Pormaten .— : 5 Won gs ac .$. bei It Tafeln für er Farbe FN le. Tafel m 4. bei Dei pro. Tafel m 3 xs - po 5. Buchbinderlohn für jeden Abdruck . ae dis ee x für jeden Umschlag. ? 22 ^ ue e . für einen besonderen Titel ud dk Umschlag, s ein solcher gewünscht wird . ne falls mn meo welche durch 5 nicht teilb u ai t gerundet, _ Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin swn is Dessauer Strasse 29 Die Heimatkunde in der Schule Grundlagen und Vorschläge zur Förderung der naturgeschichtlichen und geographischen Heimat- - kunde in der Schule von H. Conwentz | Zweite, vermehrte Auflage ee d 208 Seiten. Gr. Oktav. Eleg. in Leinen geb. 3 Mk. 50 Pfg. — Das bemerkenswerte Buch. von Pr of. Conwentz b. : schäftigt sich eingehend mit der Art, wie den Schülern x m. 2o, dhre Heimat durch den Unterricht und die Unterricht as - « mittel, insbesondere durch. die Lese- und. Lehrbücher, a nahegebracht werden soll. Der Verfasser legt seü Beobachtungen nich: den verschiedenen Lehr- und X en ogliedert vor. Die Mahnunger gin um die et de | Verständnisses für Heimat und Heimatschutz hochverdienten Gelehrten wirken so ‚eindrucksvoll, dass man. dem. Buche: die weiteste ye — breitung bei Behórden, Anstaltsleitern und Lehrern = 2 „znschen, MUSS, | an Mo jenden zweiten: ‚Auflage ist jt gegenüb dem der ersten Autage um mehr als ein Drittel es s ‚Bernburger sir. 30. BAND XXIV. JAHRGANG 1906. HEFT 5." ERICHT DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, Inhaltsangabe zu Heft 5. Seite Sitzung vom 25. Mab806.,. 5.557 3 51.352. c Mitteilungen: 94. Arthur Meyer: Über Alfred Fischers a der Bakterien . . . 208 35. Werner Kegel: SER NN Elodeae, ein Wassen mit auffallender Konidienbildung. (Mit drei Abbildungen) 213 36. A. Ursprung: Über den NL adétiechaniemus des Trichia- .. Capilitiums . . 216 91. F. G. Kohl: Die ch olio D: Efedi : und das zweite Assimilationsmaximum bei F. (Mit einer Abbildung) . . $ 222 38. A. Móller: Bora und Sticksiofornährung E , 999 39. M. Tswett: Zur Ultramikroskopie . . . en 234 40. M. Tswett: Zur Kenntnis der Phäeöphyesönfärbstoffe c0. 4l. A. Sehulz: Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.) . . 245 42. Ernst Küster: Über den Einfluss wasserentziehender Lösungen auf die Lage der Chromatophoren. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit zwei Abbildungen) . 255 2 43. Bruno Schröder: Zur Charakteristik da Phytoplanktons D temperierter Meere. . . 260 e 4. W.Z opf: Zur Kenntnis der Sekrete der Varne. ori einer M u E ; b . . LI AI Nächste Sitzung der Gesellschaft in Berlin: E abends x Uhr, m 1 Hörsaale des Botanischen i Museums, Grunewaldstr. 6 a Sitzung vom 25. Mai 1906, 207 Sitzung vom. 25. Mai 1906. Vorsitzender: Herr A. ENGLER. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen Fräulein Rose Stoppel, in Charlottenburg, Schlossstr. 51 (durch S. SCHWENDENER und E. BAU sowie die Herren Buder, Johannes, stud. phil. in Berlin, S. 59, Fichtestr. 24 (durch S. SCHWENDENER und E. BAUR Ludwig, Dr. Alfred, aus Potsdam, z. Z. in Strassburg i. Els., Illring 4 (durch H. Graf ZU SOLMS-LAUBACH und E. HANNIG), Mücke, Manfred, cand. rer. nat. in Strassburg i. Els., Züricher Str. 28 (durch H. Graf ZU SOLMS-LAUBACH und E. HANNIG), ‚ Dr. E., z. Zt. im Berninahospiz im Kanton Graubünden, (durch © SCHRÖTER und M. RIKLI), ; Dr. E, Hilfsassistent am Königl. Botanischen Museum zu Berlin (durch L. DIELS und H. HARMS). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Buscalioni, Dr., Professor in Catania, Krause, Dr. Kurt, in Berlin, Schander, Dr., in Bromberg, Hillmann, Dr., in Berlin. Ber. der deutschen Bot. Gesellsch, XXIV. 16 208 ARTHUR MEYER: Mitteilungen. 34. Arthur Meyer: Über Alfred Fischers Plasmoptyse der Bakterien. Eingegangen am 26. April 1906. Ich habe in einer kurzen Abhandlung, welche in dieser Zeit- schrift (1905, Heft 8, S. 349) erschien, den Nachweis geführt, dass „Plasmoptyse“ im Sinne FISCHER’s bei Bakterien nicht vorkommt, dass vielmehr die von FISCHER als Produkte der Plasmoptyse an- gesehenen kugelförmigen Bakterienzellen durch eine Schwellung der Bakterienstäbchen entstehen, welche unter eigentümlichen Form- änderungen zustande kommt. Meine Darstellung der Verhältnisse ist völlig richtig, und jeder mit der Materie genügend vertraute Wissen- schaftler muss eigentlich bei Anerkennung oder Wiederholung meiner Versuche und bei genauem Studium der Arbeit von BLAU (1905) und meiner Abhandlung erkennen, dass durch meine Mitteilung die An- schauung FISCHER’s widerlegt, die Entwicklungsgeschichte der Kugeln klargelegt sei. ALFRED FISCHER ist anscheinend anderer Meinung. Er bringt in diesen Berichten (1906, Heft 2, S. 55) eine meiner Meinung nach die Sache verdunkelnde Entgegnung, so dass ich leider etwas eingehender zeigen muss, dass in der betreffenden Ent- gegnung mindestens alles das, was gegen meine Abhandlung U geführt wird, unrichtig ist. Da FISCHER S. 55 (1906) seiner Ent- gegnung sagt, er habe keine Veranlassung, seine „letzte Darstellung der Plasmoptyse“ zu korrigieren, muss ich nochmals zeigen, W% FISCHER zuletzt unter Plasmoptyse verstand. Ich verweise auf mee Zitate (1905, S. 350—353) und kopiere hier nur einen Satz ie FISCHER's Vorlesung (1903, S. 47) noehmals: ,Jetzt handelt es sich nur um den zellmorphologischen Vorgang und um sein Äquivalent, die Plasmoptyse, die in den Cholerakulturen bald schneller, bald | langsamer auftritt und schon in 24 Stunden alten, bei 32° gehaltene" Kulturen auffallend häufig sein kann. Zwischen den schlanken Vibrionen finden sich zahlreiche, genau kugelige Gebilde mit matten! Inhalte, in dem oft ein glänzendes Körnchen schärfer hervortritt (Fig. 27 a).‘) Diese Plasmoptysekugeln sind in 1—2 Tagen alten ; i h 1) Die genaue Kopie der Fig. 27 ist in meiner Fig. 2 (1905, Taf. XVI, Fig- 2 s gegeben. en Über Alfred Fischers Plasmoptyse der Bakterien. 209 Kulturen zum Teil noch gut beweglich und tragen eine Geissel (Fig. 27 d) wie der Choleravibrio —; sie haben eine besondere Zell- wand und protoplasmatischen Inhalt. Fast gleichzeitig mit der Be- wegung der unveränderten Vibrionen erlischt auch die der Kugeln, ebenso werden sie permeabler, und schliesslich sterben sie ab —. An geeigneten Dauerpräparaten überzeugt man sich davon, dass die Kugeln nicht etwa einfach durch kugelige Aufblähung der Vibrionen entstehen, sondern dadurch, dass der Inhalt des Vibrio am geisseltragenden Ende hervorquillt und hier wie anderes aus der Hülle ausgestossenes Protoplasma eine Haut abscheidet.“ Sieht man sich dazu noch die Figuren 27 a und c und ihre Erklärungen an, so wird es zweifellos, dass FISCHER den Verlauf der Plasmoptyse „zu- letzt“ folgendermassen auffasste: Die Membran der Cholera- vibrionen reisst an einer Stelle, an welcher eine Geissel sitzt, auf, der Protoplast tritt aus der Membran als Kugel aus. Die sofort nach dem Austritte runde, nackte Proto- plasmakugel umgibt sich mit einer Membran und bleibt kugelförmig, bis sie der Lösung anheimfällt Wie aus dem Mitgeteilten hervorgeht, leitete FISCHER seine Auf- fassung der ,Plasmoptyse* wesentlich aus Bildern ab, die er an an- getrockneten und gefärbten Bakterien der Deckglasprüparate sah. Nachdem ich jetzt aus der Entgegnung FISCHER’s (1906, S. 61) weiss, dass dieser an den Bakterienstäbehen hängende, vom Deckglas her- rührende, tropfenförmige Verunreinigungen für ausgespucktes Proto- plasma halten konnte, bin ieh wohl nun berechtigt auszusprechen, was ich früher schon vermutete, aber nicht glauben mochte, dass nämlich die Fig 27 e, in welcher der Austritt des Protoplasmas aus der Stübehenmembran dargestellt sein soll, meist oder allein aus- getrocknete Stäbchen mit zufällig den Enden anhängenden, mit an- getrockneten, mehr oder weniger weit degenerierten Kugeln abbildet. Es ist selbstverständlich, dass ich zur Nachprüfung der Plas- Moptysefrage bessere Methoden zu benutzen suchte, als die waren, welehe FISCHER angewandt hatte. Da FISCHER (1906, S. 56) eine mindestens sehr unkritische Bemerkung über meine Methode der Beobachtung macht, gehe ich auf dieselbe nochmals etwas genauer ein. Ich habe zuerst die „Plasmoptysekugeln“ der Cholerabakterien, die FISCHER beschrieb, mit denen von Bacillus cylindricus verglichen. Nachdem ich beide gleichwertig gefunden, habe ich Bacillus cylin- drieus allein weiter untersucht. Es ist selbstverstándlich, dass die ersten Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der „Plas- moptysekugeln“ von BLAU und von mir an Agarkulturen und Kölb- ehenkulturen in Nährflüssigkeiten gemacht wurden. Die Eruierung der Tatsachen über die Entwicklung von Bacillus cylindricus auf Agar und Nährlösungen, die bei BLAU (1905, S. 26—31) zu finden 16* 210 ARTHUR MEYER: sind, erforderten ja an sich schon die fortgesetzte Untersuchung áusserst zahlreicher Kulturen; es wurden aber ausserdem eine ganze Reihe von Kulturen wesentlich so untersucht, wie es von FISCHER jetzt (1906, S. 56) mit Vibrio proteus geschehen ist. Nur wurden nieht die sehr unzweckmässigen Hängetropfen der Bakterio- logen benutzt, sondern es wurden die herausgenommenen Proben sorgfältig unter Deckglas auf dem Objektträger, unter Zwischen- legung mehr oder weniger feiner Glasfädchen beobachtet. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich mit dieser Methode nicht der ganze Entwicklungsgang der Plasmoptysekugeln feststellen liess. Das gleich- zeitige Auftreten lebhafter Schwärmer, grosser Kugeln, abgestorbener Stäbchen, bald auch degenerierter Kugeln und deren Zerfalls- produkte usw., das relativ seltene Vorkommen von als Zwischen- glieder zwischen Stäbchen und Kugeln zú deutenden Formen in den grossen Kulturen, liess eine Sicherheit über den Entwicklungs- gang nicht gewinnen. Klar wurde jedoch jetzt schon, dass von einem Austreten der Protoplasten niemals etwas gesehen werden konnte, dass alle Bilder, welche einen derartigen Vorgang vortäuschen könnten, eine andere Erklärung fanden. Als ganz wahrscheinlich er- schien es aber schon hiernach, dass aus den Stäbchen zuerst ziemlich grosse und glatte Kugeln entständen, die bald abstürben und lang- samer Schrumpfung und zuletzt dem Zerfall anheimfielen. Es fehlte also vorzüglich die direkte Beobachtung der Entstehung der Kugeln aus den Stäbehen und die Beobachtung des Verlaufes der Verkleine- rung und des Zerfalls der Kugeln an mindestens einer kleinerem Anzahl besser kontrollierbarer Kugeln. Deshalb wurden nun Tropfenkulturen in einer feuchten Kammer ' teilweise möglichst kontinuierlich bis zum Zerfall der Kugeln, teilweise von Zeit zu Zeit beobachtet. Ich benutzte, wie ich nachträglich be- sonders hervorheben will, sorgfältig gereinigte Deckgläser, auf denen der Tropfen möglichst ausgebreitet wurde, so dass kein eigentlicher Hängetropfen entstand. In vielen meiner Versuche teilten sich die Stäbchen des gut genährten Impfmaterials anfangs sehr lebhaft 1 den guten Nährflüssigkeiten, bildeten sich dann oft ziemlich gleich zeitig zu Kugeln um (unter den von mir beschriebenen Formände- rungen), und diese Kugeln schrumpften dann und zerfielen schliess- lich, wie ich es angegeben habe. Die Beobachtungen der Tropfen- kulturen schlossen also alle Lücken, welche nach den Beobachtungen an Agar- und Kölbehenkulturen blieben. Nur weil ich das weitere Verhalten der fertigen Kugeln nicht an einem einzigen Individuum verfolgt habe, habe ich mich in meiner Abhandlung S. 356 kritisch zurückhaltend so ausgedrückt: „Aus der Vergleichung des Aussehens der verschiedenen Kulturen (ich meinte auch die Tropfenkulturen) 23 möchte ich schliessen, dass die gebildeten Kugeln in der Kolonie Über Alfred Fischers Plasmoptyse der Bakterien. 211 spüter weiter (durch Fermente?) bearbeitet werden, schrumpfen und schliesslich zu blassen Massen und Körnchen zerfallen.“ Man wird nach dem Gesagten auch einsehen, dass für die folgende Bemerkung FISCHER’s (1906, S. 56) kein Grund vorlag, und sie wird für jeden unverständlich erscheinen, der die tatsächlichen Verhältnisse berück- sichtigt. FISCHER sagt: „Um die Kulturplasmoptyse zu sehen, muss man selbstverständlich die Bakterien in der von ihnen veränderten Nährlösung lassen und untersuchen, aber darf sie nicht in bessere Bedingungen bringen. Diesen Fehler begeht aber A. MEYER, wenn er (S. 355) eine Öse Bakterien in einen Tropfen von frischer Nähr- lösung versetzt und nach dieser Bodenmelioration meine Phantasie demonstrieren will. Er hätte gründlich den Verlauf in der Kultur verfolgen sollen.“ Ich habe übrigens nicht nur in der unzureichenden Weise wie FISCHER, also, wie gesagt, in Kölbehenkulturen und in der von mir in der Abhandlung angegebenen Weise, sondern auch noch in sehr ver- schiedener anderer Weise die Entwicklung der Kugeln kontinuierlich zu verfolgen gesucht. Ich sagte in meiner Abhandlung (1905, S. 355): »Nach einer grossen Reihe von Vorversuchen wurde folgender- massen verfahren.“ Diese Vorversuche habe ich, weil es mir un- nötig erschien, nicht beschrieben. Hier will ich nur noch nach meinen Notizen je ein Beispiel aus zwei der Versuchsreihen anführen. Bei der einen Versuchsreihe wurden ebenfalls flach ausgebreitete Tropfenkulturen in feuchter Kammer beobachtet. Dabei wurde auf das Deckglas ein kleines Trópfehen Wasser und ein minimales Stückchen Agar aus verschieden alten Agarkulturen der Spaltpilze gebracht. Das Wasser nahm dann Nährlösung aus dem Agar auf, es begann eine lebhafte Teilung der Stäbchen und die Teilprodukte verwandelten sich in Kugeln. Die Notiz über den mitzuteilenden Versuch sagt: Agar + Dextrose, Kultur 24 Stunden alt. Die Stäbchen verwandelten sich innerhalb 48 Stunden fast alle in Kugeln, leere Oidienmembranen waren nicht vorhanden; weiter wurden die Kugeln kleiner, nach drei Tagen waren viele zerfallen. E Bei einer anderen Versuchsreihe wurde statt des Agars eine Öse Von verschieden altem Materiale in ein Wassertrópfchen gebracht. Auch hier begann zuerst meist lebhafte Teilung der Oidien; der Tropfen wurde dann wieder mit den Exkreten der Bakterien gefüllt, und es begann dann mehr oder weniger bald die Kugelbildung. Die Notiz über einen der Versuche sagt: Kultur auf !/, Agar + Dextrose, 24 Stunden alt. Nach 12 Stunden noch keine Kugeln, dann bis zu 30 Stunden nur grosse Kugeln entstehend, die bis zu 50 Stunden teilweise kleiner geworden sind, von jetzt ab mehr und mehr schrumpfen und zerfallen. Versuch nach vier Tagen eingestellt. Nun zu FISCHER’s Entgegnung. FISCHER verwendet jetzt (1906, 212 ARTHUR MEYER: Über Alfred Fischers Plasmoptyse der Bakterien. S. 56) Vibrio proteus zu neuen Versuchen; als Kulturmedium Fleisch- wasser mit Zusatz von 1 pCt. Pepton und 1 pCt. Rohrzueker. Er impft die Bouillon mit dem Spaltpilze und entnimmt der Kultur stundenweise die zur Herstellung eines Hängetropfens nötige Menge. Am Hängetropfen studiert er den jeweiligen Zustand der Kultur. Zugleich scheint er wieder (S. 59, Fig. 8, 9, 10) angetrocknete und gefärbte Deckglaspräparate für seine Schlüsse verwendet zu haben. Er findet nun bei derartiger Beobachtung folgendes: Nach 12 Stunden gedunsene Vibrionen — nach 13 Stunden diese, ferner breit-eiförmige und vollendet kugelige Vibrionen — nach 14 Stunden neben den bei 13 Stunden vorkommenden Gebilden noch Kugeln mit kurzen Stiel- chen und solche mit „zwei kurzen spreizenden Beinchen* — nach 15 und 16 Stunden die ein- und zweibeinigen Kugeln zahlreicher — nach 20 Stunden die Kugeln betrüchtlich vergróssert. Es ist selbstverständlich, dass man aus diesen an Massenkulturen gemachten Beobachtungen nichts sicheres über die Entstehung der Kugeln aus den Stäbchen erschliessen kann, und es ist hervor- zuheben, dass auch die Methoden der gewóhnlichen Hüngetropfen- beobachtung und der angetrockneten Präparate möglichst geeignet zur Hervorrufung von Täuschungen sind. Aber über die Schwäche der Methode hilft auch in diesem Falle die Phantasie hinweg. FISCHER behauptet einfach (S. 56) folgendes: Die Kugeln, welche sich bis zur 13. Stunde in der Kultur bilden, entstehen nicht durch „Plas- moptyse“, sondern durch Aufblähung und Abrundung der gedunsenen Vibrionen. Aber nach 14 Stunden entstehen die Kugeln dure „Plasmoptyse“; die Kugeln mit den Beinchen sind die Zeichen für echte Plasmoptyse. Direkt gesehen hat FISCHER von dem Vorgange der ,Plasmoptyse* nichts. Die Behauptung, dass die Kugeln auf zweierlei Weise entstehen, ist gänzlich unbewiesen. Seine Bilder in Fig. 6—11, die Kugeln an Stübchen darstellen und von ihm will- kürlich als Phasen | der Plasmoptyse -gedeutet werden, sind höchst wahrscheinlich meistens mehr oder weniger degenerierte Stäbchen, an denen mehr oder weniger alte Kugeln kleben, also Gebilde von der Beweiskraft der an den Stäbchen sitzenden Schmutztröpfehen x die FISCHER früher als Beweise für die Plasmoptyse auffasste; einige wenige, z. B. das Bild in Fig. 6 oben links, mögen meiner Fig. 134, kaum eine mag meiner Fig. 11 entsprechen. In Fig. 5 bildet FISCHER sicher Stäbehen ab, die ohne Veründerung der Form starben un durch die Kolonie bearbeitet wurden. Sie sind keinesfalls Mem- branen von Stäbchen, die der „Plasmoptyse“ verfielen. | Bei seinen Versuchen mit Ammoniak und mit Alkohol, die 8 niehts über die Frage entscheiden können, ob die Kugeln d „Plasmoptyse“ oder in der von mir direkt beobachteten Weise €^ stehen, handelt es sich vielleicht um Unterschiede zwischen be ~ WERNER KEGEL: Varicosporium Elodeae. 213 entstandenen und älteren, völlig abgestorbenen und stark angegriffenen Kugeln. Würde FISCHER irgend eine Verbesserung an der Methode an- gebracht haben oder irgend etwas gezeichnet haben, was mir nach meinen Versuchen unverständlich wäre, so hätte ich seine Beob- achtungen wiederholt. So möchte ich FISCHER empfehlen, die von mir mit besseren Methoden ausgeführten Untersuchungen nachzu- machen. Die Bakterienspezies, welche ich benutzte, steht ihm jeder- zeit zur Verfügung. 35. Werner Kegel: Varicosporium Elodeae, ein Wasserpilz mit auffallender Konidienbildung. Mit drei Abbildungen. Eingegangen am 29. April 1906. In meinen Untersuchungen über den Einfluss von Chloroform und Ather auf die Assimilation von Elodea canadensis im Sommer. 1904°) fand ich ziemlich regelmässig in den von mir benutzten und dann allmählich absterbenden Trieben dieser Pflanze einen Pilz, der mir durch seine eigentümliche Konidienbildung auffiel und mich da- dureh veranlasste, ihn etwas näher zu studieren. Der Pilz durchwächst zunächst als Saprophyt die absterbenden und abgestorbenen Blätter und Stengel von Elodea canadensis, tritt dann aus der Oberfläche hervor und hüllt den ganzen Trieb in ein zartes, leicht bewegliches Mycel ein, um zuletzt in eine reiche Konidienfruktifikation überzugehen. Diese Konidien lösen sich leicht los und treten in solcher Menge auf, dass sie mit blossem Auge als kleine weisse, auf der Wasseroberfläche schwimmende Häufchen er- kannt werden können. Es gelang mir, den Pilz rein zu kultivieren, und zwar zunächst auf sterilisierten Zlodea-Trieben in feucht gehaltenen Röhrchen; später zog ich ihn auf Gelatine, und als sich herausstellte, dass er diese verflüssigt, auf Agar-Agar in PETRIschen Schalen oder auf schräger Oberfläche in Probierróhrchen. Als Nährsubstanzen benutzte ich Elodea-Dekokt, zum Teil auch unter Zugabe von Elodea-Frag- menten, ferner Pflaumendekokt, Bierwürze und Pepton 4- Fleischextrakt. Alle diese Substrate erwiesen sich in der Hauptsache als günstig für das Gedeihen des Pilzes. 1) Göttinger Dissertation, 1900. * 214 WERNER KEGEL: Das zunächst auftretende vegetative, septierte Mycel bietet keine Besonderheiten, nur zeigt es bei Erschöpfung des Substrates Neigung, sich zu rhizomorphenühnlichen Strängen zusammenzulegen. Auf ste- rilen Elodea-Trieben erhielt ich nur dies Mycel, das sich während längerer Zeit (4—6 Monate) weiter entwickelte. Auf ‚Gelatine und Agar-Agar breitet sich das Mycel ziemlich langsam rasenförmig aus und zeigt nach 6—12 Tagen eine zunächst hellgrüne, später tief dunkelgrüne intensive Färbung in den älteren Teilen der Kultur. Auf diesem Substrat tritt nun zuletzt die Koni- dienfruktifikation ein, und zwar makroskopisch daran erkennbar, dass sich auf der Oberfläche des Mycelrasens ein rein weisser, flockiger Überzug bildet, der nur aus Konidien besteht. Besonders reichliche Konidienentwicklung bekam ieh, wenn ich genügend Nührsubstanzen enthaltende, vom Pilz völlig durchwachsene Würfel von Agar-Agar in destilliertes Wasser brachte. Der Pilz wuchs dann ebenso wie aus den Zlodea-Trieben auch hier aus dem Würfel heraus ins Wasser, und nach 6—10 Tagen erhielt ich die Konidien in grosser Menge. Die Konidien entstehen an einfachen Konidientrügern, die sich nur wenig von dem gewóhnlichen vegetativen Mycel unterscheiden. Es sind einzelne, zum Teil über die anderen hinaus hervorragende Mycelfäden, die beim Austritt aus dem Substrat etwas dicker und straffer werden; sie zeigen sich am Ende häufig etwas übergebogen, sind in der Regel unverzweigt, und nur die kräftigsten treiben ganz zuletzt einen oder höchstens zwei kurze Seitenzweige. Die Konidien treten nur an den letzten Zellen eines solchen Trägers auf, und da sie sich nun ihrerseits sehr schnell und reichlich verzweigen, 50 geben sie dem ganzen bei schwacher Vergrösserung etwa das Aus- sehen von kleinen Baumkronen, mit einem Durchmesser von 0,2 bis 0,8 mm, die dem blossen Auge als kleine weisse Flocken erkennbar sind. Die Konidien entstehen stets an dem oberen Ende einer Zelle; sie haben die Form von vier- bis achtzelligen, meist etwas gebogenen Stäbchen, die mit stark eingeschnürter Basis auf dem Träger auf- sitzen. Charakteristisch ist für sie, dass sie stets unter fast genau einem rechten Winkel von ihrem Träger abstehen. Diese zunächst einfachen, unverzweigten Konidien (vgl. Fig. 1, a) lassen aber sehr bald aus einer oder aus zwei, selten aus mehr Zellen der mittleren Region neue Konidien hervorsprossen, die gleichfalls stäbehenförmig sind, mit schmaler Basis aufsitzen und wieder von ihren Mutter- konidien rechtwinklig abstehen. Diese Sprossung setzt sich in akro- petaler Reihenfolge fort, wie es ähnlich bei Cladosporium, Alter- naria usw. bekannt-ist. Dadurch, dass nun aber die einzelnen Koni- dien immer fast genau senkrecht von den nächstälteren abstehen, dass sie ferner ziemlich diek und nur wenig oder zum Teil gar nicht : gebogen sind, entsteht ein äusserst auffallendes, sparriges Verzweigung®” Varicosporium Elodeae, ein Wasserpilz mit auffallender Konidienbildung. 215 system, wie es sonst an Pilzen nicht beobachtet wird. Die ganze Anordnung der Konidien an ihrem Träger zeigt etwas schematisch Fig. l, nur muss man sieh die Verzweigung nach allen Richtungen des Raumes, nicht in der Ebene allein statthabend denken. Diese Sprosssysteme von Konidien beginnen nun sehr bald von ihren Trügern abzufallen und auch selbst auseinander zu brechen, so dass die Stäbchenkonidien zuletzt entweder ganz einzeln liegen oder, was meist der Fall ist, noch zu 2—5 verbunden bleiben. Der- artige Konidienverbünde (vgl. Fig. 2), wie sie etwas ühnlich LAGER- HEIM bei Selenotila nivalis*) beschrieben hat, haben offenbar den Heo gen Zweck, als Sehwebevorrichtung die Verbreitung des Pilzes im Wasser zu erleichtern. Sie erinnern unwillkürlich an chinesische Schrift- zeichen und haben, da sie als das eigentliche Charakteristikum des Pilzes zu bezeichnen sind, demselben seinen Namen gegeben. Der Inhalt der Konidien besteht normalerweise aus einem fein- kórnigen, gleichmässig verteilten Protoplasma;. in jeder einzelnen Zelle zeigt sich ein hellerer Fleck (vgl. Fig. 3). Die Grösse der Konidien schwankt beträchtlich, jedoch ist bemerkenswert, dass die an der Luft gebildeten Konidien im allgemeinen bei gleicher Dicke erheblich lànger waren als die in Wasser. Die Dicke betrügt überall 4—5 u, die Länge der ältesten Konidien beträgt in Luft bis zu 0,17 mm, im Mittel etwa 0,12 mm, im Wasser dagegen höchstens 01 mm und im Mittel nur etwa 0,075 mm. Unter ungünstigen Nahrungsverhältnissen, bei Erschöpfung des Substrates wird das Plasma grobkörniger, es treten zuerst grössere Vakuolen, später Ol und Fetttropfen in den Zellen auf, und diese selbst beginnen etwas kugelig anzuschwellen. 1) ENGLER-PRANTL, Die natürlichen Pflanzenfamilien I, 1**, S. 421. 216 A. URSPRUNG: Ähnlich war das Verhalten der Konidien bei der Keimung. Ich verfolgte dieselbe im hängenden Tropfen in der feuchten Kammer und erhielt im Elodea-Dekokt und in Bierwürze die günstigsten Re- sultate. Bereits nach drei Stunden sind dann die ersten Stadien der Keimung zu erkennen. An allen freien Enden der Konidienverbände entstehen zunächst noch sehr kurze Keimfäden; sie sind dünner und zarter als die Mutterkonidien und mit hellem, hyalinen Plasma ge- füllt. Schon sehr bald treten sie aber in ein reges Wachstum em, sie verzweigen sich überaus reichlich, vereinzelt sprossen nachtrüglich auch noch einige mittlere Zellen der Konidien zu Keimfäden aus, und nach 48 Stunden ist bereits ein kugeliger Mycelrasen von 1—2 mm Durchmesser entstanden. Die Mutterkonidien, die anfänglich nur wenig angeschwollen waren, werden allmählich torulöser und fallen zuletzt gänzlich in die einzelnen Zellen auseinander. Fruktifikation erhielt ich bei diesen Versuchen nicht. S Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass in einigen meiner ersten Kulturen noch Pykniden mit äusserst kleinen Pyknosporen auftraten. Da es mir zunächst schien, dass dies eine zweite Frucht- orm meines Pilzes sei, so nahm ich auch dies Material in Kultur. Ich machte auf Agar-Agar Strichkulturen mit den Pyknosporen und erhielt ein ziemlieh sehnell wachsendes Mycel, auf dem schon nach 5—7 Tagen an der Impfstelle neue Pykniden auftraten. Da es mu jedoch trotz mannigfacher Variation der Kulturmethoden nicht gelang, direkt aus diesen Pyknosporen Konidien oder umgekehrt aus Koni- dien Pykniden zu erhalten, so muss ich es dahingestellt sein lassen, ob ich es mit zwei Fruktifikationsarten ein und desselben Pilzes oder mit zwei verschiedenen Pilzformen zu tun hatte. 36. A. Ursprung: Über den Bewegungsmechanismus des | Trichia- Capillitiums. Eingegangen am 10. Mai 1906. Die eingehenderen Untersuchungen über die Bewegungsmechr nismen haben gezeigt, dass diese Erscheinungen viel komplizierter sınd, als man früher glaubte. Zu dem hygroskopischen Mechanismus, den man lange in toten Organen als allein wirksam angesehen hatte, ist der ar sionsmechanismus hinzugekommen. Die Erkenntnis der Wichtigk des neu gefundenen Kohäsionsmechanismus, wie auch das leicht hect zeihliche Bestreben nach Vereinheitlichung mögen dann dazu $ Über den Bewegungsmechanismus des Trichia- Capillitiums. 217 haben, dass die wirkliche Bedeutung des hygroskopischen Mecha- nismus längere Zeit unterschätzt wurde. Meine Untersuchungen!) er- gaben, dass in allen diesen Bewegungsapparaten neben dem Kohäsions- auch der hygroskopische Mechanismus vorhanden ist, und dass äusserlich sehr ähnliche Apparate einen recht verschiedenen Mecha- nismus besitzen können; das Equisetumsporangium lieferte sogar ein Beispiel dafür, dass in ein und demselben Gewebe bei den einen Zellen die Kohäsion mitwirkt, während bei den anderen nur die Hygroskopizität beteiligt ist. ei diesen verwickelten Verhältnissen muss besonders auch das Studium des Mechanismus solcher Apparate von Interesse sein, die in morphologischer Hinsicht nahe verwandt sind. Ein Beispiel für diesen Fall liefern uns die Elateren der Lebermoose und die Ca- pillitien der Trichiaceen. Nachdem für die Lebermooselateren durch KAMERLING?) das Vorhandensein des Kohäsionsmechanismus fest- gestellt worden war, hätte man leicht geneigt sein können, für die Trichia- Capillitien denselben Bewegungsmodus anzunehmen. Die folgenden Untersuchungen werden jedoch zeigen, dass bei den näher geprüften Trichien die Kohäsion nicht im Spiele ist. Es zeigt dies aufs Neue, wie sehr man sich gerade auf diesem Gebiete vor vor- eiligem Generalisieren zu hüten hat. Die mir zur Verfügung stehenden Trichia-Capillitien (Trichia persimilis, fallax, Botrytis) zeigten beim Befeuchten mit Wasser und beim Austrocknen Torsionserscheinungen an den einzelnen Capilli- tinmröhrchen. Zum genaueren Studium des Mechanismus diente- Trichia persimilis Karst. Die Capillitiumróhren besitzen hier eine dünne Wand, in welche in der Regel drei oder vier schraubenfórmige, rechtsläufige Verdickungsleisten eingelagert sind. LISTER?) gibt für unsere Art vier bis fünf „Spiral bands“ an; im übrigen stimmt seine Diagnose mit der untersuchten Art überein. Die untersuchten Capillitien waren vor drei Jahren gesammelt worden und hatten seitdem trocken gelegen. Bringt man die Capillitien auf einen trockenen Objekttrüger, so. sieht man schon mit schwacher Vergrösserung, dass sie beim An- hauchen Torsionsbewegungen ausführen; diese Torsionen sind in der Weise gerichtet, dass dadureh eine Abrollung der schraubenfórmigen Leisten erzielt wird. Bei Zusatz von Wasser bleibt die Erscheinung 1) A. URSPRUNG, Der Öffnungsmechanismus der Pteridophytensporangien. Jahrb. für wiss. Bot. 1903, S 635. — A. URSPRUNG, Beiträge zum Bewegungs- Fremen einiger Pteridophytensporangien. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. ‚8.78, 2) KAMERLING, Der Bewegungsmechanismus der Lebermooselateren. Flora. 1898, S. 157. 3) LISTER, Guide to the British Mycetozoa. 1908. 218 A. URSPRUNG: qualitativ dieselbe. Es ista priori klar, dass die Bewegungen, welche die Capillitien beim Anhauchen oder beim Einlegen in einen Wasser- tropfen ausführen, auf Hygroskopizität beruhen und dass der Ko- häsionsmechanismus dabei in keiner Weise in Betracht kommt. Was die quantitative Seite der Bewegung betrifft, so sind natürlich alle möglichen Intensitäten erzielbar, je nachdem schwach oder stärker gehaucht oder das Capillitium völlig unter Wasser getaucht wird, entsprechend der Stärke der Wasserimprägnation der Wand. Lässt man das Wasser verdunsten, so zeigen die Capillitium- rühren beim Austrocknen die entgegengesetzten Bewegungen, die Schrauben rollen sieh wieder zusammen. Dies kann man sich nun auf zwei Arten entstanden denken, da die genannte Bewegung als Wirkung sowohl des Kohäsions-, wie auch des hygroskopischen Mechanismus a priori mechanisch möglich ist. In Anlehnung an die von KAMERLING erhaltenen Resultate bei Lebermooselateren wird man selbstverständlich in erster Linie Kohäsionsmechanismus ver- muten. Zur Entscheidung der Frage nach der Natur dieser Einrollungs- bewegung beobachten wir dieselbe etwas genauer. Wir finden, dass auch das Einrollen gleichwie das Abrollen allmählich geschieht, ohne jeglichen Ruck oder Stoss. Hierbei sehen wir natürlich von jenen diskontinuierlichen Bewegungen ab, die durch Reibung zwischen den einzelnen Capillitienróhren oder zwischen diesen und dem Objekt- träger bedingt werden und nie vollständig zu vermeiden sind. Gegensatz hierzu beobachtet man bei den Elateren ruckweise Ver- ünderungen, indem die mit Wasser gefüllte Elatere beim Austrocknen plötzlich ihre frühere!) Gestalt wieder annimmt; da hierbei häufig eins der beiden Enden kräftig auf die Unterlage aufschlägt, so kann ein Fortspringen stattfinden, ähnlich wie bei isolierten Polypodiaceen- sporangien. Es war nun früher vielfach üblich, aus dem F ehlen ruckweiser Bewegungen auf das Nichtvorhandensein eines Kohäsions- mechanismus zu schliessen, wonach also die Capillitienbewegungen hygroskopiseher Natur wären. Ich habe aber nachgewiesen’), dass die Zuekungen, obschon sie gewöhnlich bei Kohäsionsmechanismen vorkommen, doch keine notwendige Begleiterscheinung sind, und dass somit aus dem Fehlen ruckweiser Bewegungen durchaus nicht auf die Abwesenheit des Kohäsionsmechanismus geschlossen werden darf. 1) Hierunter hat man natürlich nicht den völlig laftleeren Zustand zu ver- stehen, da sich die Elateren in dieser Hinsicht zweifellos ähnlich verhalten werden wie der Annulus des Polypodiaceensporangiums. (Siehe URSPRUNG, Beiträge ZU — gsmechanismus einiger Pteridophytensporangien, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch, 1904, S, 151) Do 2) Der Öffnungsmechanismus der Pteridophytensporangien, 1. c. Über den Bewegungsmechanismus des Trichia-Capillitiums. 219 Im folgenden sollen nun einige Beobachtungen angeführt werden, die über die Natur der Bewegung eine eindeutige Auskunft geben. Würde Kohäsionsmechanismus vorhanden sein, so müssten sich auffallende Unterschiede in der Einstülpung der dünnen Membran beim Übergang aus dem wassergesättigten in den trockenen Zustand nachweisen lassen. Solche Differenzen in der Einstülpung konnte ich aber an dem untersuchten Material nicht beobachten. Während das Fehlen der Einstülpungen einen Beweis für die Abwesenheit des Kohäsionsmechanismus liefert, so darf aus ihrem Vorhandensein nicht. auf die Anwesenheit des Kohäsionsmechanismus geschlossen werden. Ich habe früher nachgewiesen, dass bei Equisetum solche Einstülpungen auch dann vorkommen, wenn Kohäsion völlig ausgeschlossen ist; sie sind in diesem Falle durch Kontraktion der dünnen Membran in Richtung der schraubenförmigen Verdickungen zu erklären. Wenn also an Capillitien auch die genannten Einstülpungen beobachtet. werden sollten, so wäre damit das Vorhandensein des Kohäsions- mechanismus noch nicht erwiesen. Kohäsionsmechanismus ist ferner vollständig ausgeschlossen, wenn die Einrollungsbewegung auch statt- findet, ohne dass das Lumen des Capillitiumrohres vorher mit Wasser gefüllt war. Dass dieser Fall tatsächlich vorhanden ist, lässt sich durch vorsichtiges Anhauchen ‚feststellen. Wenn in dieser Weise operiert wird, so gewahrt man, dass der Blasenraum ständig erhalten bleibt, sowohl während des Ab-, als während des Einrollens. Es muss endlich auch möglich sein, aus dem Verhalten verletzter Capillitien unzweideutige Aufschlüsse zu erhalten. Durch Zerreissen mit den Nadeln oder Zerreiben unter dem Deckglas ist es leicht möglich kurze, an beiden Enden offene Bruchstücke von Capillitium- röhren zu erhalten. Diese Stücke führen beim Eintrocknen deutliche ` Bewegungen aus, trotzdem eine Einwirkung der Kohäsion natürlich ausgeschlossen ist. Die angeführten Tatsachen zeigen zur Genüge, dass der Kohäsionsmechanismus bei der Einrollungsbewegung ent- weder gar nicht oder doch jedenfalls nur in so untergeordneter Weise beteiligt ist, dass er vernachlässigt werden kann’). Es ist somit sowohl das Ab-, als auch das Einrollen (letzteres unter der in der Anmerkung ausgesprochenen eventuellen Einschränkung) durch hygroskopische Kräfte bedingt. s ist nun unsere weitere Aufgabe, näher auf den Sitz und die 1) Es ist ohne weiteres klar, dass ein absolutes Fehlen des Kohäsionsmecha- nismus nur durch genaue quantitative Messungen nachgewiesen werden kann. Bei der Seringen Grösse und vor allem der speziellen Beschaffenheit des Objektes sind aber ganz exakte Bestimmungen ziemlich umständlich. Da es mir jedoch im wesentlichen nur darauf ankam, zu wissen, ob die Bewegung der Hauptsache nach durch den hy groskopischen oder den Kohäsionsmechanismus hervorgerufen wird, so habe ich le exakte quantitative Methode hier nicht zur Anwendung gebracht. 220 A. URSPRUNG: Wirkungsweise dieses hygroskopischen Mechanismus einzugehen. A priori sind verschiedene Möglichkeiten vorhanden. Denkt man sich die Verdickungsleisten der Capillitiumröhren isoliert und nimmt man an, dass die konkave Seite der Leisten in Richtung der Leisten stärker quellbar ist als die konvexe Seite, so würde notwendiger- weise die Zahl der Windungen bei der Quellung vermindert werden müssen, was eine Torsion des ganzen Organs zur Folge hätte. Es ist aber leicht ersichtlich, dass es nicht angeht, die Aktivität in dem eben genannten Sinne einzig auf die Verdickungsleisten zu be- schränken, da hierdurch die dünnen Membranpartien Dehnungen er- leiden müssten, die faktisch nicht vorkommen. Den direkten ex- perimentellen Nachweis lieferte das Verhalten isolierter, einfacher Wandstücke, die mit Hilfe des Mikrotoms erhalten wurden. Diese Wandstücke zeigten dieselbe Vergrósserung des Abstandes der Ver- diekungsleisten, trotzdem eine aktive Betütigung derselben in diesem Falle natürlich vollständig ausgeschlossen war. p In einem zylindrischen Organ findet bekanntlich infolge der Quellung eine Torsion statt, wenn die kleinsten Teilehen der Mem- bran in schraubenförmigen Reihen angeordnet sind und die Quellungs- intensität in Richtung der Schraubenlinie eine andere ist als senk- recht dazu‘). Da man in Hinsicht auf dasselbe Verhalten bei anderen ähnlich gebauten Membranen wird annehmen dürfen, dass die kleinsten Teilchen der Capillitiumwand in schraubenförmigen, der Richtung der Verdiekungsleisten entsprechenden Linien angeordnet sind, da ferner in der Regel bei ähnlich gestreiften Wänden die Quellung senkrecht und parallel der Streifung eine andere ist, so ist a priori für die Capillitiumröhren eine solche hygroskopische Torsionsbewegung wahr- scheinlich. Dass senkrecht zur Richtung der Verdickungsleisten eme Quellung stattfindet, folgt aus der Zunahme des Durchmessers der Capillitiumróhren bei der Übertragung von Luft oder absolutem lkohol in Wasser und konzentrierte Schwefelsäure?) und aus dem Sinne der Torsion?). Den Zahlenangaben sind als Einheiten die Mikrometerteile zugrunde gelegt: I) ZIMMERMANN, Über mechanische Einrichtungen zur Verbreitung der je und Früchte mit besonderer Berücksichtung der Torsionserscheinungen. Jahrb. für wiss. Botanik, Bd. XII, 1881. ^: 2) Die Anwendung dieses starken Quellungsmittels hatte den Zweck, die 8% ringen Veränderungen kurzer Rohrstücke deutlicher sichtbar zu machen. Mit Hilfe einer einfachen Konstruktion des Quellungsvorganges an der ab- gerollten Zylinderfläche lässt sich ohne Weiteres zeigen, dass die Durchmesser Über den Bewegungsmechanismus des Trichia-Capillitiums. 221 I. 11.') Aiecabs. 205215990 Rp Taf 43». 7450 Beiden eoi». xd MO cuisse sur ue HSO, conti: Ss c2 H,30, eóhc. ; 4. 5 Dass bei dieser Übertragung eine Torsion stattfand, zeigen die folgenden Beobachtungen an zylindriséhen Bruchstücken desselben Capillitiumrohres, bei welehen die Anzahl der Windungen in den verschiedenen Flüssigkeiten bestimmt wurde: I. | II. BE NE . 2o 18 | EU ED |. —— 1 | BU... p BEBO, ome . . . 19 HBU ale... . . H Die Länge des Rohrstückes blieb annäherd dieselbe: I. II. | III. Ax Abe . . l4 T1 20 m Iu s «o 99 1 — e Hg. 2 MIHMO com H,SO, cone. . 14 H,SO, conc. . 28 | H,80, cone. . 35 Das Fehlen einer Verlängerung kann natürlich nicht auffallen, da eine starke Quellung sehr häufig sogar mit einer Verkürzung verbunden ist?). Mit stärkerer Vergrösserung wurde dann der Abstand zweier be- nachbarten Verdiekungsleisten gemessen; derselbe betrug Dh c iue danois. uiis quio in kon. H,80, . . . . . . . 155 bis 2 Einheiten. . Was das Verhältnis der Quellungsintensität der dünnen und dieken Membranpartien betrifft, so muss dasselbe in Richtung der Schraubenlinien aus mechanischen Gründen gleich Eins sein’), da sonst entweder Faltungen auftreten müssten, die nicht vorkommen, oder Spannungen sich einstellen würden, die eine gleichmässige Dehnung zur Folge hätten“). Dagegen sind Quellungsdifferenzen zwischen den verschieden dieken Membranstellen senkrecht zur Rich- tung der Schraubenlinien möglich und scheinen auch vorzukommen. 1) In der Beobachtungsreihe II wurde ein anderes Linsensystem benutzt. 2) SCHWENDENER, Über Quellung und Doppelbrechung vegetabilischer Mem- branen, Sitzungsber. der Berl. Akad. 1897, 3) Wenigstens soweit es sich um unverletzte Capillitien handelt; sind dagegen die dünnen Membranstellen von den Verdickungsleisten auf eine gewisse Strecke isoliert, so kann sich eine verschieden starke Quellung geltend machen, während natürlich im Membranverbande höchstens ein verschiedenes Quellungsbestreben vorhanden sein kann " 4) Da aber in Wirklichkeit nur Verlüngerungen oder Verkürzungen gemessen werden, so würde hierdurch eine gleiche Quellung vorgetäuscht. 222 F. G. KOHL: Es hat jedoch keinen Zweck, an dieser Stelle nüher auf diese De- tails einzugehen, da im wesentlichen nur festgestellt werden sollte, ob es sich um einen hygroskopischen oder einen Kohüsionsmecha- nismus handelt. Die wenigen Andeutungen zeigen aber, dass auch bei diesen scheinbar einfachen Apparaten die Erscheinungen noch lange nicht bis auf die Einzelheiten verfolgt sind. Freiburg (Schweiz), Botanisches Institut. 37. F. G. Kohl: Die assimilatorische Funktion des Karotins und das zweite Assimilationsmaximum bei F. Mit einer Abbildung. Eingegangen am 11. Mai 1906. An der Cladophora-Zele fand ENGELMANN ») innerhalb der primären Assimilationskurve ein zweites Maximum bei der Linie F. Die Assimilationsenergie ergab sich innerhalb dieser Region an- nähernd gleich der bei D !/, E. Ebenso lassen die 1883 von dem- selben Autor publizierten Zahlenwerte zunächst für grüne Versuchs- objekte aller Art, sowohl im Prismenspektrum, als auch besonders Normalspektrum, dieses Maximum bei F deutlich erkennen. In der auf S. 7—8 unter I für Sonnenlicht angeführten Reihe figuriert diese Spektralregion F mit 86,1 im Normalspektrum, mit 24,6 (—38) im Prismenspektrum, sodass sich beim Vergleich mit den Leistungen der übrigen Strahlen des sichtbaren Spektrums in derselben Tabelle eine assimilatorische Leistung der F-Strahlen ergibt, die grösser ist als die der Strahlen D'/, E (Prismenspektrum). Auch aus der Zahlen- reihe auf S. 11—12 ist in der Umgebung von F eine auffallende Hebung der Assimilationskurve zu erkennen. Eine wesentliche Diffe- renz zwischen den ENGELMANN'schen Untersuchungsergebnissen und den 1884 von REINKE?) publizierten bestand darin, dass REINKE eben dieses zweite Assimilationsmaximum bei F nicht nachzuweisen in der Lage war. Da dieser Forscher jedoch weder in der speziellen Qualität der von ihm benutzten Apparate, noch in Eigentümlichkeiten 1) TH. W. ENGELMANN, Über Sauerstoffausscheidung von Pflanzenzellen IM Mikrospektrum. Bot, Zeitg , 40. Jahrg., Nr. 96, 1882. d - 2) J. KE, Untersuchungen über die Einwirkung des Lichtes auf de 2 Sauerstoffausscheidung der Pflanzen. Bot. Zeitg., 49. Jahrg., Nr. 1—4, 1884. ; Die assimilatorische Funktion des Karotins. 223 der angewandten Versuchsobjekte einen hinreichenden Grund für die abweichenden Ergebnisse seiner Untersuchungen glaubte erblicken zu können, hielt er es nicht für ausgeschlossen, dass dieses Maximum bei F in den ENGELMANN’schen Beobachtungen hervorgerufen sei ‚durch eine spezifische Wirkung der F-Strahlen auf die Bewegungs- energie der benutzten Bakterien, ähnlich etwa der, welche blaues Lieht mässiger Konzentration auf die Bewegung mancher Zoosporen ausübe. Es liegt auf der Hand, dass die Stichhaltigkeit dieses Ein- wurfes experimenteller Prüfung unterzogen werden kann und muss, will man endlich zur Klarheit über diese Angelegenheit, die weiteres Interesse beanspruchen darf, als man zunächst vermutet, gelangen. Ich werde unten eine Reihe diesbezüglicher Versuche ausführlich mitteilen. Vorher möchte ich jedoch noch darauf hinweisen, dass die Abweichungen zwischen den Angaben der genannten beiden Forscher doch viel bedeutender und tiefer einschneidend sind, als es auf den ersten Blick erscheint. Während nämlich ENGELMANN (1883, 8. 11—12) den Absorptionsbändern des Chlorophyllspektrums ent- sprechende Assimilationsmaxima konstatierte, áusserte sich REINKE (S. 51): „Dagegen entsprechen den sekundären Absorptionsmaximis der weniger brechbaren Spektralhälfte II und III keine sekundären Maxima der Sauerstoffausscheidung.“ Nicht nur die Absorptionen in der blauen Hälfte, sondern auch die im übrigen Spektrum, ausser derjenigen zwischen B und C, bleiben demnach bei REINKE für die Assimilation ohne Bedeutung; für den die blauvioletten Strahlen des Sonnenlichts absorbierenden Anteil des Chlorophylls nimmt REINKE die PRINGSHEIM’sche Liehtschutzfunktion in Anspruch, wobei er es vorläufig dahingestellt sein lässt, wie man sich etwa die Wirkung dieses Lichtschutzes vorstellen will. Es wäre ja möglich, dass schäd- liche Oxydationsvorgänge, wie etwa bei der Assimilation entstehender Aldehyde zu unbrauchbaren Säuren, die dureh das blauviolette Licht induziert werden kónnten, infolge der Absorption dieser Strahlen im Chlorophyll verhindert würden usw. Eine solehe Vorstellung der Wirkungsweise des Chlorophylis im Blau und Violett wäre unnötig und überflüssig, wenn sich den Absorptionen im Chlorophyll ent- sprechende Hebungen der Assimilationskurve nachweisen liessen. Eine diesbezügliche Prüfung wird sich naturgemäss zunächst am besten auf die besonders starke Absorption bei F beziehen müssen; das punetum saliens ist dabei die Entscheidung der Frage: Sind die als Indikatoren der Sauerstoffentwieklung bei Anwendung der Bakterienmethode benutzten Bakterien in merkbarer Weise reizbar durch die F-Strahlen? : Wäre experimentell mit Sicherheit nachzuweisen, dass eine Ein- Wirkung der F-Strahlen in bezeichnetem Sinne nicht vorhanden ist, 5o würde die Sauerstoffausscheidung bei F aufs Neue zu kontrollieren Ber. der deutschen bot. Gesellsch, XXIV. 17 294 F. G. KoHr: sein. Erwiese sich letztere als unanfechtbar, dann wäre, da diese Absorption allein auf Kosten des Karotins gesetzt werden muss, dieser Farbstoff der Chromatophoren als ein an der Assimilations- tütigkeit der Chloroplasten partizipierender legitimiert. Dann würden logischerweise auch etiolierte Blätter, deren Gelbfärbung und Licht- absorption, wie ich in meinem Karotinbuche*) nachgewiesen habe, in erster Linie auf ihrem Karotingehalt basiert, zu assimilieren im- stande sein, wobei es vorläufig ganz irrelevant sein kann, welehe Höhe diese Beteiligung an der keskeitläkich im einzelnen Falle er- reicht. Unter Anwendung der ENGELMA ANN'schen Suecedanmethode habe ich zuerst die beiden Fragen zu beantworten versucht: 1. d sauerstoffhungerige ruhende: Bakterien im sauerstofffreien Raume dure F-Strahlen zu Bewegungen veranlasst und 2. wird eine schon - handene Bewegung der Bakterien bei gleichbleibender Sauerstoll- zufuhr durch irgendwelche Lichtarten, Insbesondere durch F-Strahlen gesteigert? Ich bediente mich bei den Versuchen der von mir ZU meist bei Assimilationsuntersuchungen angewandten Bakterien, erstens eines Fleischfäulnis-Bakteriums (Bacterium termo) und zweitens eines ioc wg das man fast regelmüssig bei der Füulnis von Maissamen erhäl Versuch (am 9. Februar 1904). Eine Luftblase wurde in der Bakterienflüssigkeit unter das mit Vaseline nach aussen abgeschlossene Deckglas "gebracht und das Ganze so lange sich selbst überlassen, bis die Bakterien infolge des vollständigen Verbbauches des in dr Luftblase enthaltenen u = stoffes zur Ruhe gekommen waren. Nunmehr wurde das Präparat mit den Strahlen verschiedener Spektralregionen mit Hilfe des T | schen Mikrospektralapparates beleuchtet. 1. B—C Bakterien bleiben bewegungslos, 2. BON » » » 3. D—E T « ^ 4 E'AF » » ^ 5. F » Versueh (am 10. Februar 1904). n Die in der Umgebung der Luftblase in Bewegung pefindlicie £ Bakterien wurden rasch ER wie im vorigen Versuch P den Strahlen der Spektralregionen 1—5 beleuchtet. Eine pv : der Bewegung konnte ich in keinem Falle beobachten. Die €7 - zelnen Versuche wurden selbstredend öfters wiederholt. Lo 1) F. G. KoHr, Untersuchungen über - Karotin und seine physiol k. Bedeutung in er Pflanze. Leipzig 1902, S. 1 Die assimilatorische Funktion des Karotins. 225 Hieraus geht demnach mit Evidenz hervor, dass die F-Strahlen des Sonnenspektrums an sich weder eine Bewegung sauer- stoffhungeriger Bakterien induzieren, noch eine bei Sauer- stoffsegenwart bereits vorhandene Bewegung derselben zu steigern vermógen. Nunmehr schritt ich (am 11. Februar 1904) dazu, die Sauerstoff- ausscheidung grüner Zellen im Lichte der F-Strahlen zu kontrollieren, was ich hier nur deswegen anführe, weil ich dabei auf besonders deutliche Weise den assimilatorischen Effekt der verschiedenen Strahlen sichtbar machte. Ich brachte nämlich unter das Deckglas zwei Partien von Algenzellen bezw. zwei Algenfäden (Vaucheria usw.) so nebeneinander, wie es beifolgende Skizze vergegenwärtigen soll. n den Figuren a—c sind nur die sich bewegenden Bakterien eingezeichnet, die in Ruhe verharrenden dagegen sind weggelassen. ährend in a alle zwischen den Algengruppen befindlichen Bak- Miei sich bewegten, blieb in 5 eine breite Mittelstrasse derselben in Ruhe, während in c die Sache wie in a lag. Ich unterlasse es dex. QNOD P > MR TUS, -O z SIERT X "S CES IM OPI MET hi N ^ amm t WS T. - — 4^ hier, weiter auszuführen, wie man aus dem gegenseitigen Maximal- abstande der Algengruppen, bei dem eben noch alles Bakterien- material zwischen den Sauerstoffentwicklungsherden sich in Bewegung mp einen Rückschluss auf die relative Wirksamkeit der die wegung hervorrufenden Lichtart machen kann. Indem man die E deis der Algengruppen resp. Fäden als Ordinaten auf er Wellenlängenskala als Abseissenachse errichtet, kann man ohne weiteres eine Assimilationskurve konstruieren. Ich kann diese Methode besonders deshalb empfehlen, weil sich verhältnismässig leicht die Entfernung der Algen bestimmen lässt, welche nötig ist, um eine zwischen den letzteren sich hindurchziehende Zone un- bewegter Bakterien zum Verschwinden zu bringen. Es handelt sich, ie man sieht, nur um eine Modifikation der ENGELMANN’schen Methode. Mit Hilfe des eben geschilderten Verfahrens gelang es mir, aufs Neue zu sehen, dass yollkommen in Ruhe befindliche Bakterien in der Umgebung der mit F-Strahlen beleuchteten grünen Algen in deutliche Bewegung gerieten. Pin propo: Resultat erhielt 1t V s 226 F. G. KoHr: ich, wenn ich anstelle der Algen Blätter resp. Blattstücke von £lodea,. Lemna usw. oder von etiolierten Keimpflanzen von Pisum sativum, von Dunkelpflanzen von Scorzonera hispanica, Brassica oleracea usw. anwandte. Ich will nieht unerwühnt lassen, dass, sowie man mit Blattstücken und nicht intakten Pflanzenorganen arbeitet, der Verdacht gerechtfertigt ist, die beobachteten Bewegungen der Bakterien könnten chemotaktische sein und durch Stoffe veranlasst werden, welche aus den angeschnittenen Zellen in die Flüssigkeit austreten. In der Tat kann man nicht selten solche nicht hierhergehórige Bakterienbewegungen beobachten; sie lassen sich aber von den durch Sauerstoff hervorgerufenen dadurch leicht unterscheiden, dass sie noch bei einer solehen minimalen Belichtung fortdauern, bei der die Sauerstoffbewegung längst erloschen ist. Zudem ist es leicht,. vollkommen unverletzte Zellen der Beobachtung zu unterwerfen. Hiernach liegt kein Grund vor, an der zuerst von ENGELMANN, später von mir nachgewiesenen „Zweigipfeligkeit“ der Assimilations- kurve grüner Pflanzenorgane zu zweifeln und die zweite maximale Erhebung der Kurve im Blau bei F mit der daselbst stattfindenden Absorption durch das Karotin in kausalen Zusammenhang zu bringen. ie Frage nach der Beteiligung des, wie ich nachgewiesen habe, wohl in allen Chromatophoren enthaltenen Karotins am der assimilatorischen Tätigkeit der Chloroplasten wird sich noch auf verschiedenen Wegen der Entscheidung nahe bringen lassen. So z. B. auf. Grund folgender Überlegung. Fange ich alle Strahlen des Sonnenlichtes, welche vom Karotin absorbiert werden und also allein für seine Assimilationsarbeit verantwortlich gemacht werden können). vor dem Auffall auf ein grünes Blatt oder eine Algenzelle dureh eine geeignete Karotinlösung ab, so wird sich die Assimilationskurve ändern müssen, wenn das Karotin an der Assimilation beteiligt ist- Behält die Kurve aber trotz Anwendung des Karotinfilters ihren bestimmten Verlauf bei, so wäre man berechtigt, dieses Chloroplasten- pigment als assimilatorisch nicht tätig zu bezeichnen. : Zu gleiehem Zwecke bot sich noeh ein anderer Weg, den ieh wie hier in Kürze mitgeteilt werden soll, mit Erfolg betreten habe. Ich betrachte mit TIMIRIASEFF und anderen die Chromatophoren" pigmente als Sensibilisatoren, die sich von denen der pliotogr phischen Platte nur dadurch unterscheiden, dass sie nicht wie deat 7 nur eine im Chlorsilber bereits vorhandene Fähigkeit steigern. sondern einen ohne sie nicht zustandekommenden Prozess direkt, veranlassen. Während in der mit Chlorophyll sensibilisierten Platte — schicht die roten langwelligen Strahlen in kurzwellige umgewandelt c werden müssen, dürften die Strahlen verschiedener Wellenlänge iM Tm Stroma, dem Organ der Kohlensäurereduktion, letztere ohne Trans“ formation hervorzurufen imstande sein. Trotz dieser und andere Die assimilatorische Funktion des Karotins. 991 Abweichungen vermag ich nicht einzusehen, weshalb man die Chloro- phyllpigmente nicht als Sensibilisatoren auffassen sollte, ihre Rolle ist wie bei jedem Sensibilisator eine indirekte, sie absorbieren Licht und übertragen dessen Energie ebenso auf das Stroma wie dieselbe in der lichtempfindlichen Platte vom sensibilisierenden Farbstoff ab- sorbiert und auf die Silbersalze übertragen werden. Wie ich nun eine Jodsilberplatte durch verschiedene Farbstoffe für verschiedene Spektralregionen empfindlich machen kann, so bringen die ver- schiedenen Chloroplastenpigmente verschiedenes Licht zur Ausnutzung, das Chlorophyll hauptsächlich das rote, Karotin und Xanthophyll das blauviolette. Es ist daher nur eine logische Konsequenz, wenn wir etiolierte Blätter für fähig halten zu assimilieren, voraus- gesetzt, dass das vom Karotin absorbierte Licht ausreicht, um die nötige Energie zu liefern. Wie wir gesehen haben, lässt sich mit Hilfe der Bakterienmethode nicht nur erkennen, dass etiolierte Blätter Sauerstoff entwiekeln, sondern die auffallende Erhebung der Assimilationskurve bei F spricht sogar dafür, dass es sich dabei um einen nicht unbeträchtlichen assimilatorisehen Effekt handelt. Bei Untersuchungen über die Chlorophyllbildung in der Pflanze, mit anderen Worten über das „Ergrünen“, mit denen ich seit längerer Zeit beschäftigt bin, hatte ich Gelegenheit, mich davon zu überzeugen, «dass Chlorophylibildung, wie bekannt, an die Gegenwart von Sauer- stoff gebunden ist. Im Vakuum, in Wasserstoff usw. unterbleibt das Ergrünen, auch in reiner Kohlensäure. Und dennoch ist Ergrünen etiolierter Blätter ohne Sauerstoff möglich. Dass in reiner Kohlensüure Ergrünen micht erfolgte, konnte seinen Grund in der zu hohen Partiärpressung dieses Gases haben, sind doch die Pflanzen einem äusserst geringen Kohlensäuregehalte in der Umgebung aus- gesetzt und an einen solchen gewöhnt. Ich liess deshalb in das voll- ständig bis zu der für die betreffende Temperatur ermittelten Tension des Wasserdampfes evakuierte Gefäss, in welchem die etiolierten Blätter in Nährlösung standen, kleine Mengen von reiner Kohlen- säure eintreten, schloss luftdicht ab und beliehtete mehrere Tage hindureh. Ich will das Protokoll über ein paar meiner Versuche hier anführen: Versuch a) (am 15. Februar 1906). Scorzonera hispanica. Etiolierte Blätter in KNOP’scher Nähr- lösung + Spur Traubenzucker, Temperatur 15,7? C. Druck 14,5 mm. Am 27. waren die Kontrollblätter normal ergrünt, die Vakuum- blätter unverändert gelb. 4 228 F. G. KOHL: Versuch b) (am 1. März 1906). Scorzonera hispanica. Etiolierte Blätter wie oben. Temperatur 15° C. Druck 13,5 mm. Dazu sauerstofffreie Kohlensäure unter allen Vorsichtsmassregeln gelassen, bis der Druck 55 mm betrug; schon am nächsten Tag trat deutliches Ergrünen ein; viel grósser darf, soweit ich jetzt übersehen kann, der Partialdruck der Kohlensäure nicht sein, denn als ich ihn bis 61 mm steigerte, unterblieb das Ergrünen wieder. Dass es aber bei niedrigerem Druck möglich ist, wurde ausser allen Zweifel gestellt. Etiolierte Blätter können also unter bestimmten Verhältnissen assimilieren und dabei den zur Chlorophyll- bildung nötigen Sauerstoff selbst erzeugen. Die mit Hilfe der Bakterienmethode gewonnenen Resultate erhalten durch vor- liegende Versuche eine willkommene Bestätigung. In der Natur wird die Pflanze, wie ich in einer besonderen Abhandlung über das „Ergrünen“ mitteilen werde, von dem mit Hilfe der Karotinassimilation produzierten Sauerstoffe zur Chlorophyllbildung selten Gebrauch zu machen haben, weil ihr meist genügend Luftsauerstoff zur Verfügung steht. Wenn sie aber, wie aus obigem Versuche hervorgeht, vor der Chlorophyllbildung bloss mittels Karotins Kohlensüure zu zerlegem und Sauerstoff abzuspalten vermag, so liegt kein Grund dafür vor, ihm diese Fähigkeit auch später nach der Chlorophyllbildung ab- zusprechen. Nun könnte man freilich annehmen, dass im etiolierten Blatt ein anderer Farbstoff die Assimilation verrichte; allein ich habe schon früher die Ansicht vertreten, dass die etiolierten Blätter ihre Farbe in der Hauptsache dem Karotin verdanken. Ich habe diesen Gegenstand nochmals bearbeitet und komme wieder zu dem Resultate, dass neben viel Karotin nur relativ geringe Mengen von Xanthophyl) im etiolierten Blatte enthalten sind, sonst nichts an Farbstoff. Reime Lösungen des Farbstoffs etiolierter Blätter, die niemals einen Licht- strahl empfangen haben, weisen bei spektroskopischer und chemischer Hs Untersuchung keinen anderen Farbstoff auf. Das Absorptionsspektrum : ist das Karotinspektrum mit seinen drei Streifen im Blauvioletb über das sich ein leichtes Xanthophvllal ti ktrum legt. Ich 4 LÀ E habe diese Prüfung im grossen Massstab, d. h. mit reichem Material Ü unternommen (Auszüge aus den Blättern von etwa 120 etiolierten P5. Pisum-Pflanzen, aus 65 grossen etiolierten Blättern von Scorzonera — hispanica usw.), immer mit demselben Erfolg; da ich mich der besten 2 Spektralapparate bei meinen Untersuchungen bedienen konnte (ZEISS, 2 SCHMIDT und HAENSCH) und die Beobachtungen oft wiederholte, — kann von einem Irrtume kaum die Rede sein. Es ist mir da Die assimilatorische Funktion des Karotins. 229 unerklärlich, wie MONTEVERDE') zu seinem komplizierten Etiolin- spektrum mit Streifen beiderseits von D kommen konnte. Ich komme auf diesen Gegenstand ausführlich an anderem Orte zurück. Etiolin gibt es nicht, und, wie ich sehon in meinem Karotin- buche behauptete, verdanken die Chromatophoren der etiolierten Blätter ihre Farbe ausschliesslich dem Karotin und dem Xanthophyll. Sollte sich bewahrheiten, was TSCHIRCH?) neuerdings behauptete, dass nämlich Xanthophyll aus Karotin hervorgehe oder Karotin sich in Xanthophyll (mit blasser Endabsorption in der blauen Spektral- hälfte) umwandle, was ich nach eigenen Beobachtungen nicht für unmöglich, ja sogar für wahrscheinlich halten möchte, so würde sich die Sachlage noch wesentlich vereinfachen. Soviel aber ist sicher, dass die gelben Farbstoffe im etiolierten Blatt nichts weniger sind, als etwa Vorstufen oder Muttersubstanz für das Chlorophyll, als welche man doch irrtümlicherweise das hypothetische Etiolin immer und immer wieder hinzustellen versucht hat. Das Chlorophyll entsteht neben den gelben Farbstoffen, die, wie ich ermitteln konnte, während des Ergrünens zunehmen können, während sie doch quantitativ abnehmen müssen, wenn sie gleichsam das Material für Chlorophyll darstellten. Gegen eine solche Vorstellung, der, wie ich glaube, schon meine früheren Untersuchungen den Boden geraubt haben, spricht auch die total verschiedene chemische Konstitution - von Chlorophyll und Karotin, über die wir freilich noch längst nicht alles wissen, so viel aber doch, um den soeben bezeichneten genetischen Zusammenhang mehr als unwahrscheinlich erscheinen zu lassen. Die Karotinforschung wird mit Phytosterin- forschung, das Ohlorophyllproblem mit dem Lecithinproblem auf immer verbunden sein und Protochlorophyll (MONTEVERDE) oder Protophyllin (TIMIRIASEFF), die so sehnlichst gesuchten Vorstufen des Chlorophylls, wird man anderswo zu suchen haben, als im nun endlieh zu Grabe getragenen Etiolin und in dem an seine Stelle serückten Karotin und Xanthophyll Es liegt kein Bedenken, wohl aber mancher Hinweis dafür vor, die direkte Vorstufe des Chloro- phylis für farblos zu halten. 3 1) N. A. MONTEVERDE, Über das Protochlorophyll. Acta Horti Petropolitani, Vol, XIII. No. 11. 1894. 2) A. TSCHIRCH, Vergleichende spektralanalytische Untersuchungen der natür- lichen und künstlichen Farbstoffe mit Hilfe des Quarzspektrographen. Ber. der D. Bot. Gesellsch. Bd. XXII. 1904, S. 414. 230 A. MÖLLER: 38. A. Möller: Mykorhizen und Stickstoffernährung. Eingegangen am 15. Mai 1906, Im Jahre 1903. veróffentlichte P. E. MÜLLER in der ,Tidskrift for Skovbrug^ einen Aufsatz über das Verhältnis der Bergkiefer zur . Fichte in den jütländischen Heidekulturen Es wird darin die viel- fach bestätigte Beobachtung mitgeteilt, dass reine Fichtenkulturen in den alten, jedenfalls in den westjütländischen Heideflächen in der . Regel misslingen, weil die Fichten nach kurzem Jugendwachstum, sobald sie Manneshöhe erreichen oder noch eher, bei jährlicher Ver- kürzung ihrer Höhentriebe, immer kürzerer Nadellänge und gelb- licher Nadelfarbe dahinsiechen, dass sie dagegen auf den gleichen Standorten gesund und grün bleiben, wenn sie in Mischung mit der Bergkiefer erzogen werden. Nach Erörterung aller Gründe, welche möglicherweise diese Tatsache erklären könnten, bei genauerem Zu- sehen sich aber als stichhaltig nicht erweisen, kommt der Herr Ver- fasser auf die Frage zu sprechen, ob nicht in dem Verhältnis der genannten Baumarten (Picea excelsa Link und Pinus montana Miller) zu ihren Mycorhiza-Pilzen der Schlüssel zum Verständnis der auf- fallenden Erscheinung könnte gegeben sein. Er teilt sodann seine Beobachtungen über die Mykorhizen der Bergkiefer und der Fiehte mit; bei der Bergkiefer unterscheidet er traubenförmige oder race- móse und gegabelte oder dichotome Mykorhizaformen. Beide finden sich, wo die Bergkiefer auf humushaltigem Boden wächst; wo aber der Boden reiner Sand ohne humose Beimischung ist, da verschwinden die racemösen, und die dichotomen machen beinahe die einzig VOI- kommende Form aus. Bei der Fichte kommen nach MÜLLER die diehotomen Mykorhizen überhaupt nieht oder hóchstens als seltene Ausnahmen vor, sie hat nur traubenfórmige Mykorhizen. MÜLLER schliesst nun aus dem Umstande, dass die Bergkiefer in völlig humus- freien Medien, welche älle Nährstoffe mit Ausnahme des Stickstoffs enthalten, sich gut und kräftig grün entwickelt, ohne dass irgend em anderes Organ von wirklicher Bedeutung für die Nahrungsaufnahme aus dem Boden, als eben die knollenfórmigen Mykorhizen vorhanden würe, dass diese letzteren hóchst wahrscheinlich den freien Stickstoff ; der Luft zu assimilieren vermöchten. Und hieran schliesst sich die | mit aller Vorsicht geäusserte Vermutung, dass die Bergkiefern dank | ihrer diehotomen Mykorhizen Stickstoffsammler seien, und dass dery von ihnen assimilierte Stickstoff den Fichten in irgend einer Weise zugute komme. P. E. MÜLLER sagt, dass er mit seiner Abhandlung — — die Absicht verfolgt habe, das Interesse der Pflanzenphysiologen and Mykorhizen und Stickstoffernáhrung. 231 Mykologen für fortgesetzte Untersuehungen dieser Gegenstünde zu gewinnen. Diese Anregung des hochgeschätzten Verfassers der Studien über die natürlichen Humusformen habe ieh mit um so grósserer Freude aufgenommen, als ich ohnehin seit Jahren mit Versuchen beschäftigt bin, welche sich auf die Bedeutung der Kiefernmykorhizen beziehen '). Der Herr Oberforstmeister P. E. MÜLLER hat die Güte gehabt, mir Samen und einjährige Pflanzen der Bergkiefer aus dem jüt- làndischen Heidegebiete für die Versuche zu senden, wofür ich ebenso wie für die erhaltenen Anregungen auch hier meinen ver- bindlichsten Dank ausspreche. Ich füllte drei unglasierte Blumentöpfe von je 25 cm Durch- messer und 40 cm Höhe mit ausgewaschenem Quarzsande aus Freien- walde. Die Topfscherben und der Sand waren nach einer von Herrn Prof. Dr. RAMANN in München ausgeführten Untersuchung frei von Stickstoff. Dem Sande mischte ich auf je 1 kg je 2g zweibasisch- phosphorsauren Kalk bei. Am 17, April 1905 bepflanzte ich jeden Topf mit sieben Stück einjähriger Bergkiefern, welche ich im Jahre 1904 aus jütländischem Samen in meinem Versuchsgarten im Walde auf schwach humosem sandigen Boden erzogen hatte. Die Wurzeln dieser Pflanzen waren reich besetzt mit den von: MÜLLER näher beschriebenen Mykorhizen beiderlei Form, ganz be- sonders aber mit den diehotomen oder Gabelmykorhizen, auf die es in unserem Versuche ja besonders ankommen musste. Die Wurzeln wurden unter der Wasserleitung von anhaftenden Bodenteilehen befreit, und die Pflanzen wurden dann durch ent- sprechendes Einstutzen der Wurzeln auf gleiches Frischgewicht ge- bracht. Eine grössere Anzahl so hergerichteter Pflanzen wurde ge- trocknet und zu späterer Untersuchung aufbewahrt. Von den drei Versuchstópfen wurden zwei wührend der Vege- tationsperiode 1905 nach Bedarf -täglich oder jeden zweiten Tag begossen mit einer Lösung von 1,25 g Chlorkalium und 2,5 g schwefelsaurer Magnesia in 100 Z stickstofffreiem destillierten Wasser. Der dritte Topf wurde ebenso begossen, nur waren dem Wasser auf 100 7 je 20 g salpetersauren Natrons zugesetzt. Die Töpfe standen in meinem Garten, der Luft von allen Seiten frei zugänglich, aber durch ein Glasdach vor Regen sicher geschützt. Eine Versuchspflanze in einem stickstofffreien Topfe wuchs nicht an und verwelkte schon im Juni; alle anderen Pflanzen wuchsen gut nn 1) Vergl. Zeitschrift für Jagd- und Forstwesen 1902, Heft 4: „Über die Wurzel- bildung ein- und zweijähriger Kiefern im märkischen Sandboden,* mit 2 Tafeln, und in derselben Zeitschrift 1903, Heft 5: „Untersuchungen über ein- und zwei- jährige Kiefern im märkischen Sandboden,^ mit 2 Tafeln. a 232 A. MÖLLER: Mykorhizen und Stickstoffernährung. an, doch zeigten sie bis Ende Juli keinerlei Unterschied. Von An- fang August an hoben sich die mit salpetersaurem Natron versehenen Pflanzen durch kräftigere, dunkler grüne Farbe erst wenig, dann immer stärker ab; am 25. Oktober konnte man auf den ersten Blick bei ihnen eine erheblich dunklere Nadelfarbe und eine kräftigere . und längere Benadelung überhaupt feststellen, als an den stickstoff- frei erzogenen Pflanzen. Am letztgenannten Tag wurden die Pflanzen genau gemessen. Siehe Tabelle Tabelle I. die Lànge der die Stammdicke Pflanze bis zur die Nadellànge |unter den untersten i Gipfelknospe Nad Es war ; wur im Durch- im Durch- | im Durch- cm schnitt cm schnitt mm | Schnitt cn. em | nm | | bei den N-frei er- | | 9 zogenen Pflanzen | 4-6 4,9 4—1.| 55 25—30 | 8 | | bei den mit N ver- | | * B Pm 97T 32 sorgten Pflanzen 5-8 6,1 5—10 | 1,7 27—40 | | Nun wurden zwei Töpfe, der eine stiekstofffrei behandelte und der mit Stickstoff versorgte, entleert, die Pflanzen wurden sauber abgespült und getrocknet und dann nebst den vorerwähnten Ver- gleichspflanzen vom April des Jahres nach München gesendet, W0 Professor RAMANN die Analyse ausführte. Das Ergebnis zeigt die Tabelle II auf S. 233. : Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass eine Bindung von Luftstick- stoff dureh die mit Gabelmykorhizen reichlich versehenen Bergkiefern nieht stattgefunden hat. Die Differenz von 1,lg zwischen dem Stickstoffgehalt einer Pflanze vor und nach dem Versuche kam dieses Ergebnis nieht erschüttern. Diese Differenz ist unzweifelhaft auf andere Umstände zurückzuführen. Erstens ist die Bestimmung von 0,0108 g um viermal genauer als diejenige von 0,0119, sodann sind die Analysenfehler zu berücksichtigen, endlich war es währen der langen Dauer des Versuches unter dem Glasdach unvermeidlich, dass öfter Fliegen, Mücken und Spinnen auf den Versuchstopf fielen die zwar stets entfernt wurden, wenn sie bemerkt waren, die aber dennoch eine minimale Stickstoffzufuhr erklären könnten. pr Vor allem aber spricht die hohe Differenz des Stickstoffgehaltes Y zwischen den stickstofffrei erzogenen und den mit salpetersaurem Natron regelmässig versorgten Pflanzen, das sichtliche Zurückbleiben der ersteren in ihrer Wachstumsleistung und ihre deutlich blasser? — Farbe dafür, dass die Mykorhizen nicht imstande sind, die Stiekstot — versorgung der Pflanze zu bewirken. ue. Mykorhizen und Stickstoffernährung. 233 Tabelle II. Es war g verwendete lufttrockene Menge der Stickstoffgehalt einer Pflanze die zur Trocken- t bestimmung ver- wendete Menge verwendeten Menge die zur N-Bestim- die ‚darin gefundene Stickstoffmenge die der zur Stickstoff- deten Menge entspr. bestimmung verwen- Pflanzenzahl Untersuchung ver- wendeten Pflanzen Verlust der zur *« Trockenbestimmung dieser Verlust in pCt. die Anzahl der zur = deren Gewicht Ss mun Q api den einjähri- flanzen i dem Ver- 30 13,26| 4,2119 | 0,3007 | 7,1 | 2,0528 | 0,0497) 4.6 | 0,0108 hei yol zwei- | | jährige = | frei erzogenen flanz | | 6 10,80 3,0592 | 0,9714 | 7,6 | 2,0469 | 0,0136 1,14 | 0,0119 bei "t zwei- | | | J rige n, mit | | i Stickstoff ver- | l | | vig Pflan- | | | | ine T 19,99 4,1030 | 0,2920 | 7,1 | 2,6628 | 0,0392) 1,9253 | 0,0295 [5 | | Diese Tatsache gewinnt an Bedeutung, wenn man sie in Ver- bindung betrachtet mit den durch ähnliche während des Jahres 1902 ausgeführte Untersuchungen für die gemeine Kiefer und die Eiche gewonnenen Ergebnissen. Ich habe diese im Juni 1903 a. a. O. in der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen ausführlich beschrieben. Es wurde damals festgestellt, dass auch die mit Mykorhizen reichlich besetzte einjährige gemeine Kiefer und die mykorhizentragende ein- jährige Eiche nicht imstande sind, ihren Stiekstoffbedarf aus der Luft zu decken, dass sie allmählich unter deutlichen Stickstoff-Karenz- erscheinungen dahinsiechen, während sie unter denselben Vegetations- bedingungen normal gedeihen, wenn eine zweckmässige Zufahr von salpetersaurem Natron gegeben wur Herr Professor RAMANN in Maschen hat diesen Versuchen, ebenso wie den auf die Feststellung der Karenzerscheinungen bei der Kiefer!) gerichteten, seine Teilnahme und Hilfe von Anfang an geliehen. Er hat die Vorschriften für die Art und Menge der zur V erwendung kommenden Nährstoffe auf Grund seiner diced Er- fahrungen gegeben und die Analysen ausgeführt. Ich danke ihm herzlichst auch an dieser Stelle. Eberswalde, Mykologisches Laboratorium der Forstakadeniie. nn 1) Siehe Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1904, Heft 12, mit 1 Tafel. 234 M. TSWETT: Zur Ultramikroskopie. 39. M. Tswett: Zur Ultramikroskopie. Eingegangen am 16. Mai 1906. In Betracht des regen Interesses, welches die neuerdings er- sonnenen Ultramikroskope erwecken, scheint es mir angemessen, daran zu erinnern, dass ich bereits im Jahre 1901 in der „Zeitschrift für physikalische Chemie“ einen Apparat beschrieben habe, welcher ein Vorläufer von SIEDENTOPF’s und SZIGMONDY’s Ultramikroskop genannt werden kann und welcher auch jetzt in manchem Falle dasselbe zu ersetzen vermag'). In meiner Vorrichtung, welche ich als Luminoskop bezeichnen will wird ein starker Lichtkegel durch das in einem Dunkelkasten disponierte, die zu untersuchende Flüssigkeit enthaltende Probier- róhrehen in axialer Richtung geschickt, wobei die Lichttrajektorie durch einen seitlichen Okulartubus in senkrechter Richtung beob- achtet wird. Ist die Flüssigkeit fluoreszenzfähig oder sensu stric- tiori nicht optisch leer, so sieht man in dem Sehfelde einen leuch- tenden Fluoreszenz- bezw. Opaleszenzkegel?) Ein in der Okularöffnung angebrachtes Polarisationsprisma erlaubt zwischen Fluoreszenz- und Opaleszenzlieht zu unterscheiden, denn letzteres, welches polarisiert ist, lässt sich durch Drehung des Prismas auslóschen. Mein Lumino- skop erlaubt zwar nicht, diskrete ultramikroskopische Teilchen anzublicken und zu zählen, es verrät aber deren Anwesenheit, und in allen Fällen, wo man nur eine qualitative Untersuchung anstrebt und über wenigstens ein paar Kubikzentimeter Flüssigkeit verfügt, kann somit mein Apparat als leicht zu handhabendes Ultramikroskop mit Vorteil fungieren. Bei physiologisch-chemischen Untersuchungen, z. B. der Chlorophyllpigmente, wo man sich beständig über Reinheit oder Echtheit der Lösungen oder über die etwaige spurweise An- wesenheit von fluoreszierenden Stoffen zu unterrichten hat, dürfte mein Apparat nicht zu entbehren sein. Näheres wolle man ın der zitierten Mitteilung nachlesen. 1) M. TSWETT, Vorrichtung zur Beobachtung von Fluoreszenz- und Opaleszenz- erscheinungen. L.c. 36, S. 450. Auch in „Constitution physico-chimique du [om] de chlorophylle* (Trav. de la Soc. des Naturalistes de Kazan 35), p. 58 et planche ^ Reinstes destilliertes Wasser oder reinste organische Lósungsmittel zeigen sich als nicht absolut optisch leer, wie dies schon von SPRING (Acad. Roy. Belg. 97. p. 174) hervorgehoben worden. Angeblich zuverlässige Methoden zur Erhaltu " von absolut leeren Flüssigkeiten sind von BATTELLI und PANDOLFI ausgearbeite worden (Nuovo Cimento 9 [1899], S. 321. M. TSWETT: Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe. 235 40. M. Tswett: Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe. Eingegangen am 16. Mai 1906. Gelegentlich der letzten von MOLISCH (I) stammenden Arbeit über die Farbstoffe der Braunalgen habe ich am Ende des ver- flossenen Jahres (TSWETT II) eine ganz kurze Übersicht meiner diesbezüglichen Kieler Untersuchungen gemacht. Jetzt will ich eine weitere Darstellung und Begründung meiner Resultate geben, wobei zugleich auf die Antikritik MOLISCH's (lI) geantwortet werden soll. Zunächst werde ich die Frage über das sogenanute Phykophaein be- leuchten und dann die echten Chromatophorenfarbstoffe der Braun- algen behandeln. Das Phykophaein. Dureh Abkochen oder durch langdauernde Mazeration in Wasser liefern bekanntlich Braunalgen gelbbraune Aufeüsse, welche man sich durch ein besonderes Pigment, Phyko- phaein genannt, gefärbt vorstellte. Es wurde zugleich hypothetisch angenommen, dies Phykophaein sei ein genuiner Chromatophoren- farbstoff und verursache die spezifische Färbung der betreffenden Algen. HANSEN erblickte eine Stütze dieser Annahme in der Tat- sache, dass „Phykophaein“ ein Absorptionsband zwischen b und F FRAUNHOFER's aufweist (negiert von SCHÜTT, photometrisch von GAIDUKOY [I und II] konstatiert, auch von mir gesehen), an welcher Stelle auch im Spektrum des lebenden Fucus ein Absorptionsband zu sehen ist. Es ist aber niehts weiter als ein zufülliges Zusammen- treffen, und in dem betreffenden Spektralbezirke besitzen bekanntlich auch rote und grüne Algen und Phanerogamenblätter ein Absorptions- band. Durch REINKE's (II) Beobachtungen und Experimente wurde die von ihm vermutete postmortale Entstehung des ,Phykophaeins* sehr wahrscheinlich gemacht. Doch blieb die alte Lehre aufrecht. Die neuen Befunde wurden, wie es leider so oft vorkommt, von der kontemporänen Wissenschaft nicht assimiliert. Ein neuer Angriff auf das Phykophaeindogma wurde neuerdings von MOLISCH (I) vor- genommen. In meinen ,Kritisehen Bemerkungen“ habe ich die Versuche des Prager Forschers gewürdigt, doch vermochte ich nicht dieselben als die Frage entgültig entscheidend anzuerkennen. In Betracht der Antikritik MOLISCH's (II) muss ich darauf von neuem zurückkommen. Mein Einwand, die Behandlung mit Säure könnte in MOLISCH’s Versuchen das bereits vorhandene „Phykophaein“ zer- stören, ist nicht widerlegt durch die Tatsache, dass unter Umständen auch bei der Behandlung mit 2 pCt. KOH kein Phykophaein an — 236 M. TSWETT: scheinend zutage trat. Es sollte denn die sich dabei bildende grüne alkalische Lósung auf das Vorhandensein des ,Phykophaeins* geprüft werden, was indessen nicht geschah. Ein kleiner Anteil von gelbbraunem Farbstoff konnte sehr wohl in dieser Lösung durch die grünblaue Farbe des alkalischen Chlorophyllinderivates maskiert werden. Weiter werden tiefgefärbte Phykophaeinlósungen tatsüch- lich unter Säurezusatz nur teilweise entfärbt und ein Teil des Farb- stoffes selbst niedergeschlagen, es fragt sich aber eben, ob nieht der zerstörte Farbstoffanteil in der Zelle präformiert lag. Es ist auch nach den Versuchen DECKENBACH's, welcher aus Braunalgen an der Luft braunwerdende Chromogene erhielt, daran nicht zu zweifeln, dass jedenfalls ein Teil des Farbstoffes einer Phykophaeinlósung seine Entstehung einer postmortalen Oxydation verdankt. Ob nicht aber ein zweiter Teil, und würe es nur ein geringerer, doch als genuin zu betrachten ist? Und nun zu meinen Versuchen. Ich stellte mir zuerst die Aufgabe, näher die Umstände zu be- stimmen, unter welchen Phaeophyceen braune Absude liefern. Leitungswasser oder destilliertes Wasser wurde in kleinen ERLEN- MEYER’schen Kolben zum Sieden gebracht und die zerschnitteneu Algen (Fucus vesiculosus, Laminaria saccharina) in kleiner Menge hinein geworfen. Die Flaschen wurden sofort mit Pfropfen verschlossen, durch welche eine sich engverjüngende Glasröhre steckte, und das Aufsieden wurde fortgesetzt. Die kräftig ausweichenden Dämpfe sollten den Luftzutritt in den Kolben verhindern. Es zeigte sich nun, dass im Leitungswasser (welches bekanntlich etwas alkalisch ist) sofort eine schön gelbe Lösung entstand, welche mit ein paar Tropfen Salzsäure vollständig zu entfärben war, die aber, abgegossen und an der Luft kalt werdend, sich in eine typische braune „Phyko- phaeinlösung“ verwandelte und nun durch Säure nur gebleicht, nicht aber vollständig farblos wurde. In der gelben Lösung war ein Ab- sorptionsband zwischen 480 und 500 uu sehr deutlich zu beob- achten. Dagegen lieferte die Abkochung der Algen in destilliertem Wasser, selbst während 15 Minuten fortgesetzt, kaum gefärbte schmutzig-gelbliche Lösungen, welche, abgegossen, durch NaOH mo- mentan gelb wurden und sich weiter an der Luft bräunten. Eine zwar langsame Bräunung stellte sich auch ohne Alkalizusatz eH Aus diesen Versuchen sehen wir, dass das ,Phykophaein* voll- ständig auf eine durch alkalische Reaktion des Extraktionswassers sehr gefórderte Oxydation von farblosen Chromogenen zurückzuführen ist. Diese Chromogene nehmen übrigens bereits in alkalischer Lösung und auch ohne Oxydation eine gelbe Farbe an, welche durch Sáure — zerstórt wird. a Folgende Versuche bestätigen unsere Schlussfolgerungen. ' y wurden Thallusstücke von Fucus vesiculosus in verschlossenen Kolben Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe 237 aufgehängt, in welche einige Kubikzentimeter Äthyläther eingegossen waren. Da 1 Teil Wasser 0,8 Teile Äther aufzulösen vermag, so tritt infolge der Auflösung der Ätherdämpfe im Gewebewasser, wie auch teil- weise durch Turgoraufhebung und durch Aufquellung der Zellenlipoide, eine reichliche Wasserabgabe seitens der Pflanze auf. Es bilden sich grosse Tropfen, welche zuerst farblos oder kaum gelblich erscheinen, später aber, auf dem Grunde der Flasche sich ansammelnd, braun werden. Die postmortale Herkunft des „Phykophaeins“ wird auch durch folgende Experimente dokumentiert. Phykophaein ist bekannt- lich in wässerigem Alkohol löslich. Nun habe ich zerkleinerte Fucus sogar mit nur 50 pCt. Alkohol extrahiert und dabei gefunden, dass keine Spur eines wasserlöslichen Farbstoffes in die Lösung übergeht. Werden die Extrakte, dem Vorgange MOLISCH's nach, unter eventuellem Wasserzusatz mit Chloroform ausgeschüttelt (um die Ausscheidung der Phasen zu erleichtern, setze ich einige Tropfen NaCl-Lösung zu), so bleibt die alkoholwässerige Phase vollständig farblos, bräunt sich aber allmählich an der Luft. Wenn GAIDUKOV (I 537) be- richtet, dass selbst starker Alkohol, auf frischen Fueus serratus ein- wirkend, Phykophaein aufnimmt, so sind wohl seine wirklichen Beob- achtungen anders zu deuten, denn der wasserlösliche braune Farb- stoff trat nur nach der Abdampfung des Menstruums vor, das heisst unter Umständen, welche die Oxydation der tatsächlich aufgenom- menen Chromogene ermöglichten. Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass ich durch andauernde Abkochung der zerkleinerten Fucus-Thallome zuerst in 50 pCt. und nachträglich in 80 pCt. Alkohol, dieselbe vollständig farblos er- hielt, während die Auszüge, mit CHCl, ausgeschüttelt, keine Spur Phykophaein aufwiesen. Die gebleiehten Thallomstücke, der Mazera- tion im Leitungswasser an der Luft ausgesetzt, brüunten sieh sehr stark. Somit halte ich die Frage nach dem Phykophaein für er- ledigt. Die Chromatophorenpigmente. Zur Erforschung der ge- nuinen, alkohollósliehen Farbstoffe der Algen verwendete ich sowohl die von KRAUS und SORBY eingeführte Entmischungsmethode (diffe- rentiale Verteilung in zweiphasigen Systemen), wie die von mir Ausgearbeitete Adsorptionsmethode (TSWETT II). Chemische Ein- wirkungen wurden prinzipiell ausgeschlossen und durch Schnelligkeit der Operationen, durch möglichst rasche Überführnng der Farbstoffe in passend gewählte Menstrua wurde der Einwirkung der bereits in "er Pflanze vorhandenen chemischen Agentien vorzubeugen an- gestrebt. 1) Über diese Methode (welche mit GOPPELSROEDER's Kapillaranalyse nichts zu schaffen hat) habe ich bisher nur in russischer Sprache publiziert. Eine deutsche Veröffentlichung folgt in nächster Zeit. A 238 M. TSWETT: Zuerst prüfte ich Fucus und Laminaria auf das Vorhandensein des Karotins. Dasselbe wurde bei diesen Algen von TAMMES mikrochemisch nachgewiesen. Nach den Angaben GAIDUKOV’s (I 538) soll aber Fucus serratus kein eigentliches Karotin enthalten, wodurch er die Befunde DECKENBACH's zu bestätigen glaubt. Das Zitat ist jedoch irrtümlich; DECKENBACH sagt, er habe das Karotin bei Rhodophyceen, nicht aber bei Phaeophyceen vermisst. . Es sei schon hier hervorgehoben, dass man als Karotin nur das bezeichnen darf, was mit dem von ARNAUD studierten Kohlenwasser- stoff aus der Möhre vollständig in seinen Haupteigenschaften zu- sammenstimmt. Als leicht zu prüfende charakteristische Eigen- schaften führe ich folgende an: 1. Karotin ist viel leichter löslich in Petroläther (auch in Benzin und in CS,) als in selbst starkem Alkohol. Deswegen bleibt bei dem Ausschütteln einer Petroläther- lösung des Karotins mit 80 pCt. Alkohol die untere alkoholische Phase völlig farblos. Die Xanthophylle aber und das weiter unten zu besprechende Fucoxanthin zeigen, ihrer Löslichkeit nach, ein entgegengesetztes Verhalten.) — 2. Karotin wird aus seiner Petrol- ätherlösung von pulverförmigem CaCO, nicht adsorbiert, während alle anderen mir bekannte Chromatophorenpigmente dadurch nieder- geschlagen werden. — 3. Karotin wird weder in Kristallform, noch in seiner alkoholischen Lösung durch HCl gebläut, während einige Xanthophylle, zum Beispiel mein Xanthophyll A. (SORBY's „gelbes Xanthophyll^) wie auch das Fueoxanthin, es tun. — 4. Karotin weist in alkoholischer. oder in Petrolätherlösung drei Absorptionsbünder auf, deren zwei erste sehr leicht zu bestimmen sind: 492—475 und 460—445 uu; Xanthophylle haben abweichende Absorptionsbünder. Um nun das Karotin bei Fucus und Laminaria darzustellen, verfahre ich in folgender Weise: Die Algen werden mit Schmerge und etwas CaCO, (behufs Abstumpfung der Säuren) zerrieben und der Brei weiter unter alkoholhaltigem (10 pCt.) Petroläther verrieben« Hat man eine tief gefärbte Lösung erhalten, so wird sie abgegossen und die Extraktion mit weiteren Mengen Lösungsmittel fortgesetzt. Die erhaltenen Petrolätherlösungen werden nun im Seheidetrichter mit dreimal erneuertem doppeltem Volumen Wasser sorgfältig um“ geschüttelt, um die letzten Spuren Alkohol zu entfernen, was für die 1) Diese wiehtige Tatsache, welche wohl auf eine fundamentale chemische Differenz zwischen Karotin und einige andere, spektralanalytisch ähnliche Pigmente — hindeutet, wird von KOHL (I, II) vollständig ignoriert. Leider vermisst man m KoHr’s Karotinbuche eine genügende Berücksichtigung der zusammengestellten Literatur, und so geschah es, dass die schon von verschiedenen Forschern 5€ ES unterschiedenen Farbstoffe unter der Bezeichnung Karotin kritiklos zu einem ey SENS wirrbaren Haufen zusammengeworfen werden (cf. z. B. S. 151. des angeführteD — Werkes). i o Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe. 939 folgende Operation sehr wichtig ist. Nun wird die Farbstofflösung filtriert und mit pulverfórmigem CaCO, (im Überschuss) geschüttelt, welcher alle Farbstoffe, ausgenommen Karotin, adsorbiert, und man erhält eine optisch reine Lösung des Farbstoffes, welcher die typischen Eigenschaften des Möhrenkarotins aufweist. Das ist der Kern meiner adsorptionsanalytischen Methode, welche ich auch zum Studium des Chlorophylis der höheren Pflanzen verwende. Man kann sich übrigens Fucus-Karotin auch in der Weise bereiten, dass man die zerriebene Alge mit heissem starken Alkohol auszieht, die Lösung mit NaOH versetzt und nach einiger Zeit mit Petroläther ausschüttelt. Die erhaltene Petrolätherlösung wird endlich behufs Reinigung mit 80 pCt. Alkohol ausgeschüttelt. Wie gesagt, werden aus der Petrolätherlösung alle Pigmente, ausgenommen Karotin, durch CaCO, (und auch durch andere fein- pulverige Körper) niedergerissen. Aus dieser Adsorptionsverbindung, welche mit reinem Petroläther gut ausgewaschen ist, werden nun die festgehaltenen Farbstoffe durch alkoholhaltigen Petroläther befreit und die Lösung nach KRAUS mit 80 pCt. Alkohol entmischt. In die obere, sich grünlichblau fárbende Phase geht das Chlorophyllin a?) über, welches mit dem Hauptpigmente der höheren Pflanzen voll- ständig übereinstimmt. Sein der direkten Beobachtung zugängliches Spektrum zeigt die vier bekannten Absorptionsbänder der linken Hälfte und zwei Bänder an dem blauvioletten Ende (hinter 450 uu). Das erste Absorptionsband ist aber vollständig einheitlich und besitzt nicht den in den Chlorophylllósungen der höheren Pflanzen bei ge- wisser Dilution auftretenden schattigen Anhang, welcher durch Chloro- phyllin £ (SORBY's „gelbes Chlorophyll“, MARCHLEWSKI's Allochloro- Phyll) bedingt ist. Es fehlt auch das Band hinter F, welches eben- falls dem Chlorophyllin £ eigentümlich ist. In der unteren alkoho- lischen Phase der hóher erwühnten Entmischung bleibt hauptsächlich ein gelbes Pigment, welches schon vor SORBY entdeckt und von ihm Fueoxanthin genannt wurde. Der Farbstoff ist löslicher in Alkohol (selbst unter 80 pCt.) als in Petrolüther. Natürlich wird er bei weit- gehender Verdüunung des Alkohols in die Petrolátherphasen verjagt, es liegt aber darin kein Grund dasselbe für „letzte Mengen Karotin“, wie KOHL (II, 134) es thut, zu halten. Die alkoholische oder Petrol- äther-Lösung des Fucoxanthins zeigt drei Absorptionsbänder, deren zwei erste bei 485—470 und 455—440 uu liegen. Die alkoholische Lösung, mit HCl versetzt, nimmt, wie dies schon SORBY erkannte, mM—Ó— _ . 1) Als Chlorophyll bezeichne ich nur das Gesamtpigment der Chloroplasten; diese Definition ist rationell und übrigens kaum auszurotten. Natürlich darf Teilpigment des Chlorophylis nicht mit demselben Namen belegt werden wie das Ganze; darum bezeichne ich die fluoreszierenden Komponenten des Chlorophylis als Chlorophylline. VET Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. : 18 E 240 M. TSWETT: eine prüchtige blaue Farbe an, und Alkalien rufen dann wieder eine gelbe, der ursprünglichen (mehr bernsteingelben) nieht gleiche Färbung hervor. Anstatt der zwei angeführten Bänder sieht man jetzt nur ein einziges dunkleres, zwischen 445 und 460 uu auf- treten. Ich habe ausserdem gefunden, dass Fucoxanthin direkt von Alkalien angegriffen wird (von NH,OH nur langsam), wobei das erwähnte Band sofort erscheint. Fucoxanthin zeigt sieh somit als von den anderen gelben Chromatophorenpigmenten stark abweichend. Vielleicht ist es mit dem von ZOPF bei Haematococcus pluvialis beschriebenen „roten Karotinin^ verwandt. Letzteres vermag mit Alkalien Verbindungen einzugehen, und dasselbe gilt wohl vom Fueoxanthin, welches aus seiner alkalischen Alkohollösung mittels Petroläthers nicht ausgeschüttelt werden kann. Das feste, auf Filtrierpapier oder auf CaCO, niedergeschlagene Fucoxanthin besitzt keine gelbe, sondern eine rotbraune Farbe, un wir werden sehen, dass eben diesem Pigmente die natürliche braune Färbung der Phaeophyceen zu verdanken ist, wie dies schon SORBY (462) vermutete. ch muss hier gleich erwähnen, dass ich ausser Karotin und Fucoxanthin in den Fucus-Extrakten noch einen anderen gelben Farbstoff in kleiner Menge gefunden habe, welcher mit Fucoxanthin in seinen Löslichkeits- und Spektralverhültnissen ziemlich nahe zu- sammenfällt, auch dureh HCl angegriffen wird, jedoch durch NaOH optisch unverändert bleibt und aus seiner alkalischen wässeris- alkoholischen Lösung mit Petroläther ausgeschüttelt wird. Im festen Zustande ist der Farbstoff nicht braun, sondern gelb. Näheres über dieses Pigment, welches ich vorläufig als Fuco- xanthophyll bezeichnen will, soll einer späteren Publikation reser viert werden, da eine ausführliche Bekanntmachung meiner adsorp- tionsanalytischen Methode vorausgesetzt wird. Mittels alkoholhaltigen Petroläthers werden, wie oben erörtert, Karotin, Chlorophyllin, Fucoxanthin und Fucoxanthophyll der Alge entzogen. Es bleibt jedoch ein Farbstoff zurück, der in Petrolia vollständig unlöslich ist, mittels Alkohols oder Äthers aber pi genommen werden kann. Um denselben darzustellen, extrahiere 1° mittels Alkohols den zuvor reichlich mit alkoholhaltigem Petroläther ausgelaugten Algenbrei, und das Alkoholat, mit Wasser stark ver- dünnt, wird mit Petroläther ausgeschüttelt, welcher die letzten Spuren der anderen Pigmente aufnimmt. Es folgt eine Ausschüttelung Äthyläther, welcher sich nun gelbgrün färbt und einen neuen Far stoff, den ich als Chlorophyllin y bezeichne, enthält. zeigt in ätherischer Lösung, bei passender Konzentration, Absorptionsbänder (III > I > II). l mit Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstofte. 241 I I III 638—622 uu 588—575 465—440 (und Endabsorption). In alkoholischer Lösung werden die Bänder, besonders das dritte gegen das linke, ultrarote Ende des Spektrums verschoben. Säure und Alkalien modifizieren den Farbstoff. Das Chlorophyllin y, zuerst von HÖRNER in einer Aktinie ge- funden, wurde später bei den Braunalgen von SORBY (454) entdeckt, welcher dasselbe Chlorofucin benannte. Über die von SORBY benutzten Methoden wolle man die zitierte Arbeit konsultieren. Chlorophyllin y wurde auch von REINKE (T) und DRUDE in Alkohol- extrakten verschiedener Phaeophyceen beobachtet, und zwar in seiner Mischung mit Fucoxanthin, welche als Phykoxanthin bezeichnet wurde. Ein solches Gemisch hatte offenbar auch ASKENASY unter den Händen. Die von den drei letztgenannten Autoren verwendeten Prozeduren können auch sehr gut zur Darstellung von Chlorophyllin y und Fucoxanthin führen. Erwärmt man Fucus oder Laminaria in starkem oder besser in 65 proz. Alkohol, so erhält man zuerst braun- gelbe Lösungen, welche wenig Karotin und Chlorophyllin a, aber viel Fueoxanthin und Chlorophyllin » enthalten und von den zwei erst- genannten Farbstoffen mittels Petroläthers gereinigt werden können. Weitere Ausschüttelung mit Petroläther unter reichem Wasserzusatz erlaubt die beiden Farbstoffe getrennt zu erhalten. Fucoxanthin geht in den Petroläther über, und Chlorophyllin » bleibt in dem wässerigen Alkohol suspendiert, woraus es mit Äthyläther aufgenommen werden kann. Meine spektroskopischen Beobachtungen über das Chlorophylliny stimmen mit denen SORBY’s (ef. das von ihm gegebene Spektrogramm in Benzol) und auch mit denen REINKE’s und DRUDE’s, betreffs der zwei ersten Bänder ihres Phykoxanthins überein. In der mehr brech- baren Hälfte des Spektrums sahen die genannten Forscher vier Bänder auftreten, deren drei letztere offenbar durch Superposition der Fuco- Xanthin- und Chlorophyllinbänder entstanden. Das erste der vier erwähnten (540—510 uu bei Halidrys) konnte ich aber in meinen Lösungen nicht auffinden. Ebensowenig gelang es mir im Spektrum der lebenden Laminaria das von REINKE angegebene Band 535—515 uu zu konstatieren. Dagegen konnte ich daselbst die von REINKE gesehenen, von dem Chlorophyllin y (REINKE’s Phyko- Xanthin) herrührenden zwei ersten Bänder sehr schön unterscheiden Auch bei dem lebenden Fucus fand ich das erste dieser Bänder schön ausgeprägt. Es fragt sich jetzt, ob die von mir unterschiedenen Phaeophyceen- farbstoffe, in der Annahme ihrer einfachen physikalischen Mischung im Chromatophorenstroma, genügend die natürlichen Färbungen der Algen zu erklären vermögen, oder ob es nötig ist, etwa im Sinne MO- LISCH’s (I) anzunehmen, dass einer oder einige derselben im natür- 249 M. TSWETT: lichen, genuinen Zustande chemisch und optischanders gestaltet sind und bei Abtótung der Pflanze modifiziert werden? Behufs Prüfung dieser Angelegenheit extrahierte ich fein zerriebenen Fucus mit absolutem Alkohol; die erhaltene grüne Lósung wurde abgedampft, der braun- grüne Rückstand mit Äther aufgenommen und damit Filtrierpapier durchgetränkt. Nach Abdampfung des Äthers hatte das Papier etwa die braungrüne Farbe der lebenden Algen angenommen, wurde aber momentan lebhaft grün, bei Abtupfung mit Äther und auch mit Olivenöl getränkt. Der Farbenumschlag ist offenbar durch Auflösung des im festen Zustande rotbraunen, in Lösung aber gelben Fuco- xanthins bedingt. Wie ist nun das Grünwerden der Braunalgen unter Einfluss der Hitze oder anderer Faktoren zu erklären? Diese Frage unterwarf ich ebenfalls einer experimentellen Prüfung. Die in Stücke zerschnittenen Fucus-Thallome wurden in ver- schiedene giftig wirkende Flüssigkeiten untergetaucht, und ihre Fähigkeit darin zu ergrünen oder nach längerem Verweilen m denselben im kochenden Wasser den genannten Farbenumschlag zu zeigen, festgestellt. Ein rasches Grünwerden geschah in Äther, Chloroform, Alkohol, Essigüther, konz. Formaldehyd, Acetylaldehyd, alkoholhaltigem Petrol- äther, wässerigen (10—100 pCt.) Resoreinlösungen, Natronlauge und Essigsäure. Unter Wirkung der letzteren wurden die Objekte zuerst lebhaft grün, dann gelb und später blaugrün. In den fol- genden Flüssigkeiten behielten die Objekte ihre natürliche braun- grüne Farbe, wurden dann aber grün unter Einfluss des kochenden Wassers oder des Äthers. 1. Destilliertes Wasser im Vakuum (3 Tage), — 2. Dest. W. mit etwas Jodwasser versetzt (4 Stunden), = 3. Thymolwasser (1 T.), — 4. Dest. W. mit Amylalkohol gesüttigt (3 T), — 5. Verdünnte Formalinlösung (15 Min.) — 6. Spiritus 10 pCt. (2 T.), — 7. Ammoniakalisches Wasser (1 T.), — 8. Petrol- äther (3 T.), — 9. Benzol (2 St. — es trat ein schwaches Grün- werden ein), — 10. Sehwefelkohlenstoff (1 T.) — 11. Glyzerm (2 T.). Es ist zu erwähnen, dass die Flüssigkeiten 4. und 7. am Ende des Versuches gebräunt erschienen; die Flüssigkeit 1. war farblos, als sie aber abgegossen wurde und an der Luft stehen ge^ lassen wurde, fárbte sie sich langsam braun. In diesen Versuchen ist jedenfalls die wirkliche Abtötung des Materiales keinem Zweifel zu- günglich. Wir sehen somit, dass nur in solchen Medien Grünwerden | eintritt, welche auf das Fucoxanthin auflösend oder modifizierend (NaOH, Essigsäure) wirken können.') 1) Dass Resorein Fücoxanthin anflöst, habe ich durch spezielle Versuche f — gestellt. l und Schwefelkohlenstoff sind in Wasser sehr wenig löslich. $97 äther (ohne Alkoholzusatz) vermag den Chromatophoren keine nennenswerten Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe, 243 Das Grünwerden der Braunalgen unter dem Einfluss der Hitze ist aber als eine Folge der Auflósung der Pigmente in den anwesenden Fettölen zu betrachten. Tatsächlich habe ich in den Petroläther- extrakten aus Fucus und Laminaria reichliche Mengen fetter Öle gefunden. Mit dem Vorhergesagten übereinstimmend zeigt die spektroskopische Beobachtung der unter dem Einfluss der Hitze grün ‚gewordenen Algen, dass die Absorptionsbänder nach rechts verschoben werden und zugleich der grüne, augenscheinlich durch Fucoxanthin beschattete Spektralbezirk stark aufgehellt wird. Es ist nun Zeit, die Ergebnisse meiner Untersuchung in einigen Thesen zusammenzufassen. Lebende Phaeophyceen enthalten kein wasserlösliches Pigment („Phykophaein“). Ihre Chromatophoren sind dureh Chlorophylin a und y, Fucoxanthin, Karotin und Fuco- xanthophyll tingiert, deren Mischung die natürliche braungrüne Färbung der Algen bedingt. Das Grünwerden der Algen unter ver- schiedenen Einflüssen beruht auf der Auflösung oder Zerstörung des in festem Zustande rotbraunen, in Lösung aber gelben Fucoxanthins. Es wurde wohl bisher allgemein angenommen, dass das „Phyko- phaein“ in den Braunalgen als ein Analogon des Phykoörythrins und des Phykocyans physiologisch fungiert. Nachdem aber dies Phyko- phaein sich als ein wenig interessantes postmortales Artefakt ent- Puppt hat, muss die Frage aufgeworfen werden, wie es mit der augenscheinlichen Adaptation der Braunalgen an das Leben in der Tiefe, im Sinne ENGELMANN's, steht. Wir haben zuerst an das Chlorophyllin y mit seinen Absorptionen in den mittleren Spektral- bezirken zu denken. Sollte auch nicht das merkwürdige Fucoxanthin em direkt durch seine Lichtabsorption an der Photosynthese be- teiligter Farbstoff sein? Vergleichende quantitative pigmentanalytische Untersuchungen von Braunalgen verschiedener Provenienz werden gewiss diese interessante Frage beleuchten, und wahrscheinlich wird sich das von ENGELMANN und GAIDUKOV bei den Oseillarien ent- deckte chromatische Adaptationsvermögen auch hier wiederfinden. Eine spektralanalytische, von mir versäumte Untersuchung des Chloro- Phyllins y und des Fucoxanthins im festen, dem physiologischen ent- Sprechenden Zustande würe sehr wünschenswert. Ich habe mich bisher mit den Diatomeenfarbstoffen nicht experi- mentell beschäftigt. Auf Grund der in der Literatur zerstreuten Angaben ist zu schliessen, dass hier wahrscheinlich ähnliche Ver- hältnisse wie bei den Phaeophyceen obwalten. : Die Lektüre der Farbstoffe (Karotin ausgenommen) zu entreissen. Obgleich Äther- und Chloroform " den Versuchen keinen direkten Zutritt zu den Chromatophoren haben, so lósen sie sich doch im Gewebewasser und diese „Dämpfe“ können durch die Pigmente und Lipoide absorbiert werden und dieselben zur Auflösung bringen. 244 M. TSWETT: Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe. letzten Publikation KOHL’s (II) scheint mir diese meine Vermutung nieht zu entkráften, sondern zu bestürken (cf. das oben, gelegent- lich des Karotins Gesagte). Ich erlaube mir vorauszusagen, dass eine erneute, an der Hand der von mir angegebenen Methoden ausgeführte Prüfung der Frage ähnliche Verhältnisse wie bei den Phaeophyceen zutage fórdern wird. Am Ende dieser Mitteilung ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Dr. REINKE für die liebenswürdige und liberale Weise, in welcher er mir die Mittel seines Institutes zu Gebote stellte, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Literaturverzeichnis. ASKENASY, E. (1869), Beiträge zur Kenntnis der Gattung Ectocarpus. (Bot. Zeit. 85 DECKENBACH, & (1893), Über das Chlorophyll der braunen und roten Algen. (Arb. der Naturf.-Ges. in Petersburg. Botanik 98, S. 7.) GAIDUKOY, N., L (1903). Über den braunen Algenfarbstoff. (Diese Berichte 21, 72.) — I. (1903. Über den Einfluss farbigen Lichtes > = Färbung lebender Oscillarien. (russisch.) (Seripta Botanica Petrop. . 22.) HANSEN, A. (1888), a Chlorophyllgrün der Fucaceen. E de Bot. Inst, Würz- burg III. 2 KOHL, F., I. (1902), oH Ra cU über das Karotin. (Leipzig, Borntraeger). — IL. (1906). Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren. (Diese Berichte 124. 24, S. 1: MOLISCH, H., I. (1905), Über den braunen PAARE der Phaeophyceen und Dia- tomeon (Bot. Zeit. 63 (I). S. 131). . (1905). Erwiderung auf die Kritik M. TSWETT’s. (Bot. s 63 m ^ : 369). REINKE, J., r (1816). v zur Kenntnis des Phycoxanthins (PRINGSH. de S. 399.) — II. (1886). Photometrische Untersuchungen über die or orptioh des Lichtés in den Assimilationsorganen (Bot. Zeit. 44, 8. 1 : ScHÜTT, T , (1887), Über das Phykophaein (diese Berichte 5, S. 259). Bot. SORBY, H., 0773; On eme Vegetable Chromotalogy. (Proceed. Roy. 7? London 21, S. 4 T TAMMES, T., (1900), Über die Verbreitung des Karotins im Pflanzenreiche (F 7, S. 204). . TSWETT, M., L (1903), Über eine neue Kategorie von Adsorptionserschein no und ihre Anwendung in der biochemischen Analyse (Arb. vat Naturf. sellschaft Warschau, XIV. Jahrg) — II. (1905). Kritische Bemerk m zu MOLISCH's Arbeit über die Phaeophyceen-Farbstoffe Ee. Zeit. [II] S. 273). ui ZOPF, W., (1895), COHN's Haematochrom, ein Sammelbegriff. (Biol. Centralbl. ^9 S. 417). A. SCHULZ: Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.). 245 4l. A. Schulz: Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.). Eingegangen am 16. Mai 1906. , In einer im 26. Bande") des Biologischen Centralblattes er- schienenen Abhandlung: „Bemerkungen zu W. BURCK’s Abhandlung über die Mutation als Ursache der Kleistogamie*, hat E. LOEW die im vorigen Jahre unter diesem Titel veröffentlichte?) Abhandlung BURCK’s einer Kritik unterzogen. In seiner Abhandlung behandelt LOEW auch das Blühen von Stellaria. pallida (Dum.), welches er schon in einer früheren Abhandlung: „Die Kleistogamie und das blütenbiologische Verhalten von Stellaria pallida Piré,?) ausführlich beschrieben hat. Ich habe das Blühen dieser Art sowohl vor als auch nach dem Erscheinen der zuletzt genannten Abhandlung in der Umgebung von Halle a. S. untersucht und nicht unwesentlich anders gefunden als LOEW, der diese Art — im April — an den Havelufern bei Potsdam und Spandau beobachtet hat, es beschreibt. In der zuletzt genannten ‚Abhandlung sagt LOEW über das Blühen von Stellaria pallida folgendes: Die Blüten dieser Art enthalten meist nur je ein Staubgefüss. Dieses ist zu der Zeit, wenn sich der Kelch der be- treffenden Blüte öffnet, mit seiner — geöffneten, mehr oder weniger verschrumpften — Anthere durch die Schläuche ihrer Pollenkórner — die allem Anschein nach bereits in dem vorausgehenden Knospen- zustande der Blüte die Befruchtung bewirkt haben — fest an die Narbenpapillen des zunächst benachbarten — von seiner Basis aus zu- rückgekrümmten — Griffels angeheftet; sein Filament steht zu dieser Zeit nicht wie bei geöffneten Blüten von Stellaria media frei vom Var ab, sondern liegt diesem in seiner ganzen Länge an. In dieser Stellung verharrt das Staubgefäss während der nur wenige Stunden langen Dauer des Geöffnetseins des Perianthes, welch letzteres sich auch bei Sonnenschein nicht wie das von Stellaria media sternförmig, sondern nur halb*) öffnet, so dass die — ganz unbedeutende Anschwellungen am Grunde der Filamente bildenden — Nektarien, die abweichend von denen von Stellaria media keinen ie 1) Nr. 5—7, 1906. .. 9) In: Recueil des Travaux Botan. Néerlandais. Vol. 1, 2 (1905), S. 1—128, zitiert nach LOEW, a. a. O. 3) Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, 41. Jahrg. (1900), S. 169—183. 4 Nach LoEW: „Die Kleistogamie usw.“, a. a. O., S. 171, ist bei Sonnen- schein der Blütendurchmesser von Stellaria pallida fast um die Hälfte kleiner als der von Stellaria media, dessen Länge etwa 4 mm beträgt, also etwas über 2 mm lang. 246 A. SCHULZ: Honig absondern, nicht wie bei dieser Art sichtbar sind") Viel seltener enthält die Blüte zwei oder drei Staubgefásse. Die — reife — Anthere mindestens eines dieser Staubgefässe ist bei Beginn der Öffnung des Perianthes dieser Blüte nicht an eine von deren Narben angeheftet, sondern noch geschlossen; sie springt erst auf während sich das Perianth öffnet.) Die Blüte von Stellaria media enthält meist drei, selten vier oder fünf Staubgefässe, deren Antheren zu der Zeit, wenn das Perianth am weitesten geöffnet ist, entweder sämtlich oder — bisweilen — mit Ausnahme von einer geöffnet und niemals durch Pollenschläuche an die Narben angeheftet sind.") LOEW ,scheint*) Stellaria pallida ein teilweise oder völlig kleistogam gewordener Abkómmling einer Stammform zu sein,°) die ähnlich wie die nahverwandte Stellari ia media unter bestimmten äusseren Be- dingungen wie Lichtmangel, pseudokleistogame Blüten zu produzieren vermochte. Durch fortgesetzte Autogamie wurde dann die Bestäubung in geschlossener Knospe allmählich zu einem erblich übertragbaren Charakter, der jedoch auch bei den jetzt lebenden Descendenten noch nicht völlig fixiert ist, so dass Übergangsbildungen zu der ur- sprünglich chasmogamen Stammform hin noch vorhanden sind. Die 1) Die Kronblätter von Stellaria pallida sind gelblich oder eti weiss, höchstens 1 mm lang, kürzer als das Ovar und besitzen schmale Zipfel: die Kron- blätter von Stellaria pda sind schneeweiss, etwa 2,8 - 3 mm lang, länger als das Ovar und besitzen breite Zipfel. e In seiner Abhandlung: „Bemerkungen usw.^, a. a. O., S. 172, sagt LoEW . da in manchen Blüten nicht nur ein einziges, idade noch 1—2 weitere Pridie zur Ausbildung kommen können, die erst später — kurz vor oder während der Blütenöffnung — ausstäuben und in der Regel auch — dh aus- keimende Pollenschlàuche ihre Antheren an den Narbenpapillen fixiere 3) Bei Stellaria media „tritt die Bestäubung in geschlossener Blüte nur unter dem Zwange äusserer Umstände, wie vor allem Lichtmangel ein, die Kronblátter erfahren dabei keine Verkümmerung, und die Bestäubung erfolgt auf normalem Wege nach Ausfall der Pollenkórner, die auf der Narbe ihre Schlüuche beer ohne die Anthere dauernd an dieselbe zu —: Die notwendige Berührung der Antheren und Narbenpapillen wird in diese m Fall wie auch sonst, often durch den Blütenschluss bewirkt, der n. gleich sou Pau Bestüubungsorgane dicht aneinanderdrückt. . . . ... Es ist ja denkbar, dass auch in den pse kleistogamen Blüten von Stellaria my unter Umständen der Pollen direkt P | der Anthere aus seine Schläuche zu den dicht benachbarten Narbenpapilen 7 treiben und die Antheren in ähnlicher Weise an der Narbe zu befestigen a möchte, wie dies bei Stellaria pallida in der Mehrzahl der Fälle geschieht“; LOE „Die Po usw.“, a. a. 0., S. 179— 4) LOEW: „Die ciue usw.“, a, a. 0, S. ex 5) Nach seiner Meinun „Bemsikungen: usw.*, a. a. 0.8. 173 — liefert 3 ) Stellaria pallida ,auch einen as Beweis für die Richtigkeit des von K. GOEBEL zuerst mit Schärfe betonten Satzes, dass die kleistogamen Blüten Hemmung bildungen mit frühzeitig — hier schon in der jugendlichen Knospe — eintre Selbstbestäubung sind“, Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.). 941 unvollkommene und nachträglich eintretende Öffnung bereits be- stäubter Blüten, sowie das wechselnde Verhalten der Antheren und des Pollens beim Ausstäuben geben hierfür einen deutlichen Fingerzeig.“ Nach meinen Beobachtungen verhält sich Stellaria pallida in der Umgebung von Halle a. 8.*) folgendermassen: Sie wächst hier in diehten, sehr schattigen Gebüschen und — häufiger — an vollkommen schattenlosen Stellen, sowie — vorzüglich — an Örtlichkeiten, welche hinsichtlich des Grades ihrer Beleuchtung zwischen diesen Ortliehkeiten stehen. An völlig unbeschatteten, stark besonnten Stellen verläuft das Blühen der Mehrzahl der Blüten der hier wachsenden Individuen in den Monaten Mai und Juni?) in folgender Weise: Bei heiterem, warmem Wetter öffnet sich der Kelch der meisten derjenigen Blüten, welche an dem betreffenden Tage mit dem Blühen beginnen, zwischen 7—7'/, und 9—9/, Uhr vormittags; nach 10 Uhr blühen nur noch einzelne Blüten auf. Die Kelchblätter bewegen sich — und zwar die sämtlichen der Blüte gleichzeitig und gleichstark — meist recht schnell soweit nach aussen, dass sie einen Stern mit einem Durchmesser von — je nach ihrer Länge?) — 3 bis 6mm bilden.*) Wenn das Wetter heiter und warm bleibt, so verharrt der Kelch derjenigen Blüten, welche sich bis gegen 9'/, Uhr vormittags geöffnet haben, meist mindestens bis gegen 1 Uhr nachmittags in dieser Stellung. Dann bewegen sich die Kelchblätter dieser Blüten — und zwar die sämtlichen der Blüte gleichzeitig und gleichmässig — einwürts, bis sie, die sich während ihrer Auswürts- und Einwärts- bewegung etwas vergrössert haben, die gleiche Stellung besitzen wie am Abend des vorigen Tages. Diejenigen Kelche, welche ihre Schliessbewegung bald nach 1 Uhr begonnen haben, sind meist schon um 2 Uhr vollkommen geschlossen; die Kelche der übrigen Blüten folgen in kürzeren oder längeren Abständen, um 4—4'/, Uhr Pflegen die Kelche aller dieser Blüten geschlossen zu sein.) Die . 1) Sie ist in dieser weit verbreitet, Ihre Blütezeit beginnt gewöhnlich im April und dauert in kühlen, feuchten Jahren ungefähr bis gegen die Mitte des August, in heissen, trockenen Jahren weniger lang. . _ 2) Ich habe die Blüten von Stellaria pallida hauptsächlich in der Zeit vom 15. Mai bis zum 15. Juni untersucht, Im April habe ich nur zweimal, und zwar an sehr heiteren, ungewöhnlich heissen Tagen — am 23. und 27. — Gelegenheit gehabt, sie zu beobachten. Sie verhielten sich an diesen Tagen wie im Mai 3) Die Blüten weichen — auch an derselben Örtlichkeit — recht bedeutend in der Grösse voneinander ab. ) Die Nektarien — vergl. S. 250, Anm. 5 — sind zu dieser Zeit von oben her deutlich sichtbar. : ’ Die Kelche derjenigen Blüten, welche sich nach 9/, Uhr öffnen, schliessen sich später; um 9!/, Uhr pflegen aber die Kelche aller Blüten geschlossen zu sein. 248 A. SCHULZ: Kelche der überwiegenden Mehrzahl dieser Blüten óffnen sieh nieht wieder. In der Mehrzahl der Blüten steht im Beginne der Auswärts- bewegung der Kelchblätter der untere Teil der Filamente der beiden — in den meisten Blüten allein vorhandenen") — vor den ganz ge- deckten Kelehblüttern stehenden Staubgefässe senkrecht zu der”) Blüten- ebene.?) Der obere Teil dieser Filamente befindet sich entweder in der- selben Richtung oder ist — häufiger — in ganz flachem Bogen nach aussen geneigt*). In der Minderzahl der Blüten sind die — entweder geraden oder im oberen Teile ein wenig nach innen konvex ge- krümmten — Filamente dieser Staubgefásse im Beginne der Öffnungs- bewegung des Kelches ein wenig nach aussen geneigt. Die Fila- 1) Bei Halle a. S. besitzen an der Mehrzahl der Wohnstätten von Stellaria pallida — im Mai und Juni — die meisten Blüten zwei, die übrigen Blüten ein oder drei episepale Staubgefüsse. An einer bedeutend geringeren Anzahl Örtlichkeiten dieser Gegend sind Blüten mit drei episepalen Staubgefássen ebenso zahlreich wie solche mit zwei episepalen Staubgefässen, Blüten mit einem episepalen Staubgefässe da- gegen nur spärlich vorhanden. Und an einer ungefähr ebenso grossen Anz Örtlichkeiten derselben herrschen Blüten mit drei episepalen Staubgefässen VOY- Nur selten — am häufigsten an denjenigen Örtlichkeiten, an denen Blüten mit drei episepalen Staubgefüssen vorherrschen — treten Blüten mit vier oder sogar fün episepalen Staubgefüssen auf. Wenn zwei episepale Staubgefässe vorhanden sind, so sind dies fast stets die vor den beiden ganz gedeckten Kelchblättern stehenden; wenn drei episepale Staubgefásse vorhanden sind, so sind dies meist jene beiden - sich allerdings vielfach nicht zu öffnen scheinen — besitzen. Reste der nicht normal ausgebildeten Staubgefässe sind meist nicht vorhanden; am häufigsten treten Reste von — ein bis zwei — Gliedern des epipetalen Kreises, und zwar meist in Gestalt winziger, antherenloser Spitzchen, auf. In manchen Jahren — - 1899 — traten allerdings, vorzüglich im April und im Anfang des Mai, stellenweise zahlreiche Blüten auf, deren — meist zwei — episepale Staubgefässe sümtlich oder teilweise recht kurze Filamente und mehr oder weniger verkleinerte Antheren be- sitzen. Die Pollensäcke der kleineren von diesen Antheren öffnen sich garnicht; spät und nicht weit oder sogar unvollständig. In anderen Jahre Blüten an denselben Stellen garnicht oder nur in unbedeutender Anzahl vorhanden: Auf das Andröceum von Stellaria media will ich nicht eingehen; vergl. Mere FR. REINÓHL, Die Variation im Andröceum der Stellaria media Cyr., Bot. ume 61. Jahrg. Abt. 1 (1903) S. 159 u. f. 2) Senkrecht zur Längsachse der Blüte stehenden. : '3) Je nach der Länge der Träger der Staubgefässe liegen die unteren Teile der Filamente entweder dem Fruchtknoten an oder stehen etwas von diesem p ; 4) In der Knospe werden die Staubgefüsse durch die Kelchblätter gegen od e Gynäceum gedrängt. a Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.). 249 mente der ausser den vor den ganz gedeckten Kelchblättern stehen- den etwa vorhandenen episepalen Staubgefässe, welche in der Regel etwas kürzer als die dieser beiden Staubgefässe sind, sind im Be- ginne der Óffnungsbewegung des Kelches meist ein wenig nach aussen geneigt. Die — geraden — Filamente der etwa vorhandenen epipetalen Staubgefässe sind noch kürzer‘) und zu dieser Zeit noch ein wenig mehr nach aussen geneigt. Die Pollensäcke der Antheren der episepalen Staubgefässe öffnen sich in der Regel?) entweder kurz nach oder — wenigstens teilweise — kurz vor dem Beginne der Aus- wärtsbewegung der Kelehblütter?). Wenn ausser den vor den ganz gedeckten Kelchblättern stehenden noch andere episepale Staub- gefässe in der Blüte vorhanden sind, so pflegen sich deren Pollen- säcke nach den der ersteren zu öffnen. Die Antheren der epise- palen Staubgefässe befinden sich zu der Zeit, wenn sich ihre Pollen- säcke öffnen, meist noch in ihrer ursprünglichen introrsen Stellung, seltener haben sie durch schwache Torsion der Filamente nach links ihre ursprüngliche Innenseite ein wenig nach rechts gewendet. Die episepalen Staubgefässe verharren in der beschriebenen Stellung einige Stunden. Dann, und zwar meist bevor die Kelch- blätter der Blüte ihre Einwärtsbewegung beginnen, strecken sich ihre Filamente, falls diese gekrümmt sind, gerade und bewegen sie sich, falls sie etwas nach aussen geneigt sind, in eine zur Blütenebene senkrechte Stellung, und darauf bewegen sie sich, während sie sich ungefähr entsprechend der Oberfläche des ungefähr konischen oder halbellipsoidischen Fruchtknotens, an den sie sich meist mehr oder weniger weit anlegen, krümmen, soweit nach innen, dass sich — je nàch ihrer Lünge und der Länge ihrer Träger — entweder die oberen Enden ihrer Filamente kreuzen oder ihre Antheren unterein- ander berühren oder diese an die Griffel — und zwar meist in den Winkel zwischen zwei Griffelbasen hinein — legen‘). Bei dieser a NE 1) Die Antheren der epipetalen Staubgefässe pflegen — vergl. S. 248, Anm. 1 — kleiner zu sein als die der episepalen Staubgefässe. E 2) Wie bei den anderen von mir untersuchten Alsinaceenarten mit kurzlebigen Blüten öffnen sich auch bei Stellaria pallida bei heiterer, warmer Witterung in seltenen Fällen vereinzelte Staubgefässe schon im Laufe des der Kelchöffnung vor- ausgehenden Tages. . 8) Die Wandungen der inneren Pollensäcke nähern sieh nach der Öffnung dieser Säcke soweit, bis sie fast vollständig aneinanderliegen. Die Wandungen der äusseren Säcke nähern sich soweit und krümmen sich in der Weise, dass sie mmen eine flachere oder tiefere, nach aussen konkave Schale bilden. Dadurch, dass das Schaltstück — vergl. hierzu SCHULZ, Diese Berichte, 20. Bd. (1902), 8. 527 — kurz vor oder wührend der Bewegung der Pollensücke kollabiert, erhält die Anthere einen hohen Grad von Beweglichkeit. 4) Am Nachmittag drängen die Staubgefässe so kräftig gegen den Frucht- knoten an, dass sie sich, wenn dieser abgetragen wird, weit — manchmal fast bis zur Horizontalen — einwärts neigen. 250 A. SCHULZ: Einwärtsbewegung der episepalen Staubgefässe, welche beendet ist, bevor sich der Kelch geschlossen hat, kommen die mit Pollen be- deckten Partien ihrer Antheren stets mit Narben!) in Berührung und bestäuben diese?). Die Narben sind vielfach auch schon vorher be- stäubt worden. Und zwar findet eine frühzeitige Bestäubung der Narben meist zu der Zeit statt, wenn die Antheren der vor den ganz gedeckten Kelchblättern stehenden episepalen Staubgefässe aufspringen, welche in dieser Zeit?), in der sie noch nicht geschrapt sind, in der Regel*) sich dicht neben den Narben befinden oder diese sogar be- rühren*). Die Narben sind zu dieser Zeit bereits konzeptionsfähig. Der untere Teil des Griffels ist meist schon zur Zeit der Kelch- öffnung mehr oder weniger weit nach aussen geneigt. Der obere Teil dol Griffels ist zu dieser Zeit entweder kreisbogig oder mehr oder weniger stark hakenfórmig — mit nach oben gerichteter Kon- vexität — gekrümmt; die Ktiimuug des Griffels ist oft schon s0 bedeutend, dass seine Spitze in STE Höhe mit seiner Basis ps Darauf neigen und krümmen sich die Griffel noch stärker, sear oft so stark, dass ihre Spitzen auf den Fruchtknoten aufstossen. Vielfaeh tordieren sie mehr oder weniger weit nach rechts. 1) Die Innenseite des im Querschnitt ovalen, sich nach oben hin iia schmälernden Griffels trägt von der Basis ab Narbenpapillen; ungefáhr im 0 n : Drittel oder in der oberen Hälfte des Griffels sind auch dessen Seitenflanken Bh Aussenseite mit Papillen bedeckt. Die Papillen imm recht dicht und nehmen -der Griffelbasis nach der Griffelspitze hin an Länge i bige Es haftet zu wes e stets noch Iren Ei Pollen für eine ausgie Bestüubung an den Anther i vend 3) Zu dieser Zeit t e Kelch vielfach noch geschlossen oder ers geöffnet. : üglich 4) Wenn die Antheren nach der Öffnung des Kelches aufspringen, VOT? E odit in dem Falle, dass die Filamente senkrecht zur Blütenebene stehen und W enig 0 garnicht gekrümmt sind. Fällen 5) Bestäubung der Narben durch Insekten findet wohl nur in seltenen does statt; ich habe wenigstens, obwohl ich in verschiedenen Jahren zahlreiche wenig bei heiterem, ganz windstillem Wetter stundenlang beobachtet habe, nur sehr Besucher — kleine Fliegen, kleine Schlupfwespen und kleine Bienen $0 uchten, Individuum der Honigbiene — gesehen. Die meisten dieser Insekten bes während ich sie beobachtete, nur je eine Blüte von Stellaria pallida U dann zum Besuche von Blüten anderer Gewächse der betreffenden Örtli Es ist dies nicht wunderbar, da die Blüten von Stellaria pallida infolge d Reduktion ihrer Kronblätter — deren Reste ich aber ebenso wie LOEW m Ihre untersuchten Blüten fand — äusserst unauffällig und ausserdem duftlos sin amd — ektarien sondern allerdings bei günstiger Witterung stets verhältnismäseig 5 du Honig ab. Dieser tritt zunüchst als winziger Tropfen vue ‚der Honiggrube Em meist das gatise Nektarium in Gestalt eines Tropfens ein uid flies di ‚auch auf die Basis des benachbarten Kelchblattes hinab. LOEW hat hes pe von Stellaria pallida, die er für honiglos erklärt, offenbar nur bei un Witterung untersucht. Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.). 251 Die epipetalen Staubgefässe verharren länger als die episepalen Staubgefässe in derjenigen Stellung, welche sie während der Auswärts- bewegung der Kelchblätter eingenommen haben. Sie bewegen sich entweder kurz vor oder gleichzeitig mit diesen — selbständig — ein- wärts, oder sie werden sogar erst durch diese einwärts gedrängt. Die Pollensäcke ihrer Antheren öffnen sich entweder einige Zeit vor der Einwärtsbewegung der Kelchblätter oder sind zur Zeit der Ein- wärtsbewegung dieser noch geschlossen. Vielfach scheinen sie sich überhaupt nieht zu öffnen‘), obwohl die Antheren normale Grösse, Gestalt und Färbung besitzen’). Wenn dagegen am Morgen das Wetter sehr trübe ist, und vor- züglich, wenn es zu dieser Zeit regnet, und wenn diese Witterung während des ganzen Tages anhält, bleiben die Kelche aller derjenigen Blüten, welche an dem betreffenden Tage mit dem Blühen beginnen, — an diesem Tage — geschlossen®). Dennoch öffnen sich — wenn auch später als bei heiterer, warmer Witterung — die Pollensäcke- der Antheren der episepalen Staubgefässe*) und führen darauf diese- letzteren ihre hyponastische Bewegung aus, in deren Verlaufe sie sich,. wie vorhin dargelegt wurde, fest an das Gynäceum anlegen. Wenn am folgenden Tage das Wetter günstiger — heiterer und wärmer — als am ersten Tage ist, dann öffnen sich die Kelehe der Mehrzahl dieser Blüten, und zwar ebenso weit wie die Kelche derjenigen Blüten, welche an dem betreffenden Tage zu blühen beginnen. Zur Zeit der Kelchöffnung liegen die geöffneten Antheren der episepalen Staubgefässe an den Narben. In einem grossen Teile dieser Blüten bleiben sie mit den Narben während der ganzen Dauer des Geöffnet- seins des Kelches in Berührung — und die Staubgefässe in ihrer hyponastischen Endlage —, da sie sich an diese während des vorigen Nachmittags und der auf diesen folgenden Nacht durch die sowohl in das Griffel- als auch in das Antherengewebe eindringenden Schläuche- 1) Vgl. S. 248, Anm. 1. 2) Das Blühen von Stellaria media weicht bei gleicher Witterung an denselben oder ähnlichen Stellen nur unbedeutend und unwesentlich von dem — soeben ge- schilderten — von Stellaria pallida ab. Ich werde es an einer anderen Stelle aus- führlich behandeln. 3) Wenn sich das Wetter im Laufe des Vormittags — bis gegen 12 Uhr hin pad bessert, so öffnen sich die Kelche dieser Blüten bald, Bei stürkerem Regen dringt sehr häufig Regenwasser zwischen den Spitzen der Kelchblätter hindurch in das Innere der Blüte ein und erfüllt dieses oft vollständig. Wenn der Regen bis. gegen Mittag aufhört und das Wetter heiter wird, dann öffnen sich die Blüten bald — und zwar bei sehr heiterem, warmem Wetter weit —, ihr Inneres trocknet, und die Pollensäcke ihrer Antheren springen auf, falls sie sich noch nicht vorher geöffnet haben. . .*) Die Antheren der etwa vorhandenen epipetalen Staubgefässe öffnen sich vielfach überhaupt nicht oder erst am folgenden Tage, falls sich an diesem der- Kelch öffnet, 208 A. SCHULZ: ihrer Pollenkörner fest angeheftet haben‘). In den übrigen Blüten dagegen ist die Verbindung zwischen den Griffeln und Antheren weniger fest”). Infolge davon lösen sich die letzteren gleich im Be- ginne der Auswärtsbewegung der Kelchblätter oder etwas später von den Griffeln ab. Dennoch verharren in einem Teile dieser Blüten die Staubgefässe — mit nach aussen konvexen Filamenten — in der hyponastischen Endlage; in den übrigen Blüten jedoch nehmen sie während der Auswärtsbewegung der Kelchblätter entweder eine solche Stellung an, wie sie die entsprechenden Staubgefässe der an warmen, heiteren Tagen blühenden Blüten während der Auswärtsbewegung der Kelehblätter annehmen, oder sie neigen sich noch etwas weiter nach aussen und krümmen sich noch etwas stürker als diese?). Nach wenigen Stunden — bevor die Kelchblütter ihre Einwürtsbewegung beginnen — bewegen sich diese Staubgefässe in derselben Weise einwärts wie die Staubgefüsse derjenigen gleichzeitig blühenden Blüten, deren Kelche sich an diesem Tage zum ersten — und einzigen — Male geóffnet haben*) Bei weniger trübem Wetter óffnen sich zwar die Kelche der an 1) Die von LOEW untersuchten Blüten waren wahrscheinlich idit deren Kelche sich an dem Beobachtungstage — ihrem zweiten Blühtage — zum ersten Male oder wieder geüffnet hatten. Am Beobachtungstage herrschte offenbar, wie schon gesagt wurde, wenig günstiges Wetter, infolgedessen sich die Kelche dieser pmi nicht weit óffneten und ihre Nektarien keinen Honig absonderten. Die von beobachteten bei Beginn der Kelchöffnung noch geschlossenen Antheren panda entweder epipetalen Staubgefüssen oder solchen episepalen Staubgefässen, e Antherenöffnung sich verzögert hatte — vgl. hierzu S. 248, Anm. 1 — an. 2) Es sind dies wohl meist solehe Blüten, deren Antheren sich erst spät ge öffnet haben oder deren Pollenschläuche sich infolge von sehr ungünstiger Witterung nur sehr langsam entwickelt haben oder deren Pollenkörner — durch Rege enwasser — grösstenteils zerstört worden sind. Diejenigen Staubgefüsse, deren Antheren xe nicht geóffnet haben oder deren Pollenkórner — durch Regenwasser — sämtlie zerstört worden sind, haben sich natürlich nicht an das Gynäceum angeheftet. ; 3) Die etwa veikundinen epipetalen Staubgefüsse pflegen sich ebenfalls, UN zwar meist stärker als die episepalen, nach aussen zu neigen 4) Auch bei einigen anderen der von mir Mitbdtsdeliton Alsinaceen-Arten — z. B. bei Stellaria media — bleibt das Perianth bei kühler oder trüber Witterung geschlossen, doch heften sich nur bei einem Teile dieser Arten die Staubgefünse = fest an das Gynäceum wie bei Stellaria pallida. Bei Stellaria media lösen sich die Staubgefässe, wenn sich am zweiten Blühtage das Perianth öffnet, meist vom Gynäceum ab. Dagegen findet eine feste Anheftung der yum Gynäceum sehr häufig — noch häufiger als bei Stellaria pallida — zu den Spergulaceen gehörenden Gattungen Spergula und ER stall Perianth bei trübem Wetter geschlossen bleibt. Von den deutschen Arten Gattungen scheint Spergularia salina Presl in dieser Hinsicht am zu sein, doch óffnet sich auch bei dieser Art bei heiterem, warmem Ww Kelch regelmässig. Vergleiche hierzu SCHULZ, Diese Berichte, 21. Bd. S.119 u.f. In dieser Abhandlung habe ich shot (S. 126, Anm. 2) auf das pec Verhalten von Stellaria pallida hingewiesen. n an ei Arten der deren dieser Das Blühen von Stellaria pallida (Dum.). 258 den betreffenden Tagen mit dem Blühen beginnenden Blüten, doch mehr oder weniger später und auch nicht so weit wie bei heiterem, warmem Wetter. Sie bleiben aber länger geöffnet als bei solchem Wetter. Ihre Staubgefässe führen dieselben Bewegungen aus wie die der bei heiterem Wetter blühenden Blüten, doch erfolgt die Ein- wärtsbewegung ihrer Staubgefässe in der Regel später als die der Staubgefässe dieser Blüten. Bei einem Teile jener Blüten öffnen sich die Kelche am nächsten Tage — vorausgesetzt, dass an ihm das Wetter ebenso wie am ersten Tage oder heiterer als an diesem ist — noch einmal. Die Staubgefässe, welche in einem Teile dieser Blüten durch Pollenschläuche an die Griffel angeheftet sind, verhalten sich wie die der soeben behandelten Blüten. Auch im übrigen gleichen diese Blüten den letzteren')?). n stark beschatteten Stellen verhalten sich die Blüten wesent- lich anders als an unbeschatteten Ortlichkeiten?). An jenen bleiben selbst an den heitersten und wärmsten Tagen der Monate Mai, Juni und Juli‘) die Kelehe der blühenden Blüten dauernd geschlossen *). Die Staubgefüsse, welche dureh die Kelchblätter gehindert werden, sich so weit wie in den geöffneten Blüten nach aussen zu bewegen, legen sich wie die der Blüten der unbeschatteten Örtlichkeiten im Laufe des Tages fest an das Gynüceum und verharren dauernd in dieser Lage, in welcher sich ihre Antheren früher oder später in der ge- schilderten Weise an die Griffel anheften. An weniger stark beschatteten Stellen öffnen sich bei heiterer, warmer Witterung die Kelehe, doch weniger weit und später als an unbeschatteten Stellen bei solcher Witterung, und zwar um so weniger weit und um so später, je geringer die Beleuchtung der betreffenden Ortliehkeit ist 5). Dafür bleiben die Kelche dieser Blüten aber lànger . 1) Auch von denjenigen Blüten, deren Kelche sich, weil das Wetter erst gegen Mittag günstig wurde, erst in den ersten Nachmittagsstunden geöffnet haben, öffnet sich ein Teil am nächsten Tage noch einmal. 2) Vergl. hierzu S. 253, Anm. 6. 3) Holosteum umbellatum L. verhält sich an solchen Stellen — wie auch an unbeschatteten Stellen — ähnlich wie Stellaria pallida. 4) Nur in diesen Monaten habe ich Stellaria pallida an solchen Örtlichkeiten untersucht. 5) Ich habe früher — vor 1890 — die Blüten von Stellaria pallida nur an solchen Örtlichkeiten untersucht und deshalb diese Art, die ich damals als Varietät Yon Stellaria media ansah, für „stellenweise vollständig kleistogam“ erklärt. Vergl. SCHULZ, Beiträge zur Kenntniss der Bestäubungseinrichtungen und Geschlechts- vertheilung bei den Pflanzen. II. (1890), S. 55. i 6) Die Blüten solcher Örtlichkeiten scheinen durch trübes Wetter wemger stark beeinflusst zu werden als die Blüten ganz unbeschatteter Örtlichkeiten. Ich habe nieht selten bei sehr trübem Wetter an ersteren eine Anzahl von Blüten mit offenen Kelehen beobachtet, während sich an benachbarten ganz unbeschatteten ` Stellen der Kelch keiner einzigen Blüte geöffnet hatte. 954 A. SCHULZ: geöffnet als die der Blüten der Individuen unbeschatteter Stellen’). Bei einem Teile von ihnen öffnen sich die Kelche am nächsten Tage, falls an diesem günstiges Wetter herrscht, noch einmal. ‚Die Staub- gefässe verhalten sich am ersten Tage wie die der gleichzeitig blühenden Blüten unbeschatteter Örtlichkeiten, nur beginnt ihre Ein- wärtsbewegung später und verläuft langsamer als bei diesen. In denjenigen Blüten, deren Kelehe sich noch einmal öffnen, sind die Staubgefässe zur Zeit der Kelchöffnung meist an das Gynäceum mehr oder weniger fest angeheftet. Sie verhalten sich nach der Kelch- öffnung wie sich die derjenigen Blüten unbeschatteter Örtlichkeiten, deren Kelche sich am zweiten Tage noch einmal oder überhaupt erst öffnen, an diesem Tage verhalten ?). Es sind also bei Stellaria pallida die Blühdauer, die Anzahl und Grösse der Bewegungen der Kelchblätter sowie die Anzahl der Be- wegungen der Staubgefässe von dem Grade der Beleuchtung der Blüten abhängig). Bei starker Beleuchtung entwickeln sich die Pollenschläuche schnell, und es erfolgt die Befruchtung der Eizellen frühzeitig, entweder schon am Nachmittag des ersten — einzigen — Blühtages, oder in der auf ihn folgenden Nacht. Mit dem Eintritte der Befruchtung erreicht das Blühen der betreffenden Blüte sein Ende. In diesem Falle óffnet sich der Kelch also nur einmal und führen seine Blätter ebenso wie die Staubgefässe der betreffenden Blüte nur eine epinastische*) und darauf eine hyponastische Bewegung aus. Bei schwacher Beleuchtung entwickeln sich die Pollenschläuche lang- samer, und es erfolgt die Befruchtung der Eizellen später. In diesem Falle dauert das Blühen meist länger als einen Tag (nebst der nach- folgenden Nacht). Wenn die Beleuchtung am ersten Blühtage sehr schwach ist, so öffnen sich die Kelche der an diesem Tage zu blühen beginnenden Blüten gar nicht an ihm, und wenn die Beleuchtung am folgenden Tage ebenso schwach ist, so öffnen sich die Kelche dieser Blüten überhaupt nicht. In diesem Falle führen die Staubgefüsse am ersten Blühtage eine — ganz unbedeutende — epinastische Be- wegung^) und darauf eine hyponastische Bewegung aus. Nach dieser 1) In lichten Gebüschen, die aber von der Nachmittagssonne nicht getroffen werden, sind an sonnigen, warmen Junitagen häufig noch zwischen 7 und 8 Uhr abends offene Kelche vorhanden. 2) Auch an diesen Örtlichkeiten sondern die Blüten bei günstiger Witterung Honig ab. 3) Auch bei zahlreichen anderen Phanerogamen ist dies der Fall; vergleiche z. B. SCHULZ, Diese Berichte 20. Bd. (1902) S. 554 - 556. : 4) Diese ist, vorzüglich bei den var den ganz gedeckten Kelchblátter. stehenden Staubgefüssen, ganz unbedeutend. Sie findet im Beginne der Auswärts bewegung der Kelchblätter statt. 5) In sehr vielen Fällen wird diese durch den geschlossenen Kelch wW ganz oder vielleicht sugar ganz verhindert. ohl fast KÜSTER: Einfluss wasserentziehender Lösungen auf die Chromatophoren. 255 werden sie meist durch Pollenschläuche unbeweglich an das Gynä- ceum angeheftet. Wenn jedoch die Beleuchtung am zweiten Blüh- tage stärker als am ersten ist, so öffnen sich die Kelche dieser Blüten, und deren Staubgefüsse machen, falls sie sich vom Gynäceum ablósen?), noch eine zweite epinastische und eine zweite hyponastische Bewegung?) Wenn die Beleuchtung schon am Morgen des ersten Blühtages weniger schwach ist und sich an diesem und dem folgenden Tage in gleicher Höhe erhält, so öffnet sich der Kelch, doch weniger weit als bei starker Beleuchtung, bleibt aber länger geöffnet als bei dieser und öffnet sich in sehr vielen Füllen am zweiten Tage noch einmal. Die Staubgefässe dieser Blüten verhalten sich am zweiten Blühtage wie die der soeben behandelten Blüten an diesem?). 42. Ernst Küster: Über den Einfluss wasserentziehender Lösungen auf die Lage der Chromatophoren. Vorläufige Mitteilung. Mit zwei Abbildungen. Eingegangen am 19. Mai 1906. Die Bewegungen der Chromatophoren, durch welche diese an die Aussen- und Seitenwände der Zellen in Flüchenstellung oder Profil- stellung gebracht werden und über welche ich mich kürzlich in diesen Berichten geäussert habe,*) sind nicht die einzigen, die sich durch Behandlung mit Lösungen verschiedener Konzentration be- 1) Oder falls sie sich infolge Zerstörung des Pollens durch in die Blüte ein- gedrungenes Regenwasser oder wie die der weiblichen Blüten — vergl. S. 248, Anm. 1 — gar nicht angeheftet haben. 2) Die gleichen vier Bewegungen führen auch die Staubgefässe der anderen der Yon mir untersuchten Alsinaceen-Arten aus, und zwar bei dem einen Teile dieser Arten in allen Blüten, bei dem anderen Teile derselben nur in denjenigen Blüten, in denen die Entwieklung der Pollenschläuche und die Befruchtung der Eizellen sich verzögert oder ganz unterbleibt. Ich werde hierauf an einer anderen Stelle näher eingehen. ) Die Blüten von Stellaria pallida weichen somit von den der echten kleisto- di he Phanerogamen wesentlich ab. Ich will deshalb auf LOEW's Ansichten über s is edeutung der Blüten von Stellaria pallida für die Frage nach dem Wesen nd der Entstehung der Kleistogamie nicht eingehen. DUE Uber den Einfluss von Lósungen verschiedener Konzentration anf die Tientierungsbewegungen der Chromatophoren. Ber. d. D. Bot. Ges. 1905, Bd. XXII, 8. 254. Ber. der deutsehen bot, Gesellseh. XXIV. : i 19 256 ERNST KÜSTER: einflussen lassen. Als zweite Gruppe der hierher gehórigen Be- wegungserscheinungen und Lagerungsverhältnisse sind diejenigen Fälle zu nennen, in welchen die Chromatophoren zum Zellkern hin oder von ihm fortwandern. SENN*) hat in einer Arbeit, die sich namentlich mit dem Einfluss chemischer Agentien auf die Dunkel- stellung der Chlorophylikörner beschäftigt, auch auf die „Systrophe“ der Chromatophoren einzelliger Organismen (Ströatella, Eremo- sphaera) hingewiesen und darauf aufmerksam gemacht, dass die Häufung der Chlorophyllkórner um den Kern vielleicht auf die Fähigkeit der Chromatophoren zu chemotaktischer Einstellung und auf die Ausscheidung chemotaktisch wirksamer Substanzen zurückzu- führen sei. Ob diese wichtigen Fragen zu bejahen oder zu ver- neinen sind, soll hier nicht geprüft werden, um so weniger, als SENN demnächst in einer ausführlichen Publikation auf diese Probleme zurückzukommen gedenkt. In diesen Zeilen möchte ich nur davon sprechen, dass Bewegungen der Chromatophoren zum Zellkern hin und von ihm fort durch bestimmte äussere Bedingungen ausgelöst werden können, und dass im besonderen jene Bewegungen abhängig von der Konzentration. der die Zellen umspülenden Flüssigkeiten und von dem Grad des Turgors der Zellen erscheinen können. Auch bei höheren Pflanzen ist der Fall keineswegs selten, dass _ sich die Chromatophoren — Chlorophyllkórner sowie Leukoplasten — um den Kern scharen. Das Beispiel, mit dem wir uns M folgenden beschäftigen wollen, sind die Epidermiszellen von Blatt und Achse der verbreiteten Orchidee Listera ovata. Besonders schön zeigen die Zellen der unterseitigen Blattepidermen Kern un Chromatophoren, — die letzteren rings um den Kern geordnet oder nur zum Teil an ihn gelagert und im übrigen regellos in der Zelle verteilt. Meine Versuche, die den Einfluss des Turgordruckes auf die Verteilung der Chlorophyllkórner zeigen sollten, bestanden 1n folgendem: : Epidermisfetzen, in deren Zellen die Chlorophyllkórner keine Anhüufung um den Kern erkennen lassen, werden in Rohrzucker- lösungen verschiedener Konzentration übertragen — 2,5, % 10 und 20 pCt. Nach 15 Stunden werden die Objekte untersucht: in 2,2 und 5 prozentiger Lösung werden die Zellen nicht plasmolysiert, die Stellung der Chlorophyllkórner bleibt so gut wie unverändert. In 10 prozentiger Lösung tritt mässig starke Plasmolyse ein und die Chromatophoren erscheinen um den Kern geordnet; in 20 prozentiger Lösung ist der Protoplast in den meisten Fällen stark zusammen- 1) Die Dunkellage der Chlorophylikörner. Vortrag gehalten auf der 81. Eoi versammlung der Schweiz. Naturforsch. Ges. in Winterthur. Bd. VII bis k s 1904. Winterthur (J. KAUFMANN’s Wwe.) 1904. S. 11 fi. Einfluss wasserentziehender Lósungen auf die Lage der Chromatophoren. 257 gezogen und zur Kugel abgerundet, die Chromatophoren liegen durch- weg um den Kern gehäuft und das Netz von Plasmafäden, das den Zellsaftraum durchzieht, ist sehr deutlich geworden. Naeh der Untersuchung wurden weiterhin die Objekte, deren Chromatophoren unter dem Einfluss der konzentrierten Zuckerlósungen ihre Anordnung verändert hatten, direkt oder nach vermittelndem Aufenthalt in schwächeren Lösungen auf einige Stunden in Leitungs- wasser übertragen; nach etwa 7 Stunden waren an den aus 10 pro- zentiger Rohrzuckerlósung stammenden Hautfetzen die Chlorophyll- kórner wieder gleichmässig durch die Zelle verteilt und der Kern Fig. 1. Einfluss einer 10 prozentigen Fig. 2. Zelle eines ähnlichen Präpa- Kohrzuckerlösung auf die Verteilung rates nach Übertragung aus Rohrzucker der Chlorophylikörner. (10 pCt.) in Leitungswasser. seines grünen Belages in vielen Zellen wieder so gut wie ganz be- raubt. Die nebenstehenden Figuren illustrieren das Gesagte. — Die Chlorophylikörner der Schliesszellen, die viel kräftiger gefärbt sind als die blassgrünen Chromatophoren der anderen Epidermiszellen, verhalten sich auch hinsichtlich ihrer Verteilung anders als diese und bleiben auch bei längerem Aufenthalt der Präparate in 10 pro- zentiger Rohrzuekerlósung gleichmässig in den Zellen verteilt. ie Wanderung der Chlorophyllkórner zum Kern und von ihm fort erfolgte zu langsam, als dass der ganze Vorgang unter dem Mikroskop hätte verfolgt werden können. Wenigstens die Annähe- Tung der Chlorophyllkórner an den Zellenkern lässt sich hingegen leicht an Objekten verfolgen, die mit der Zentrifuge vorbehandelt sind. Stückchen von dem farblosen Achsenteil der Listera, in deren | o wo 258 ERNST KÜSTER: Epidermiszellen die fast farblosen Chloroplasten um den Kern ge- häuft sind, wurden fünf Minuten lang mässig stark zentrifugiert (in der Sekunde 22 Umdrehungen, Radiuslänge etwa 14 em). Dabei werden die Chloroplasten an das Ende der langgestreckten Epi- dermiszellen befördert; gleichzeitig mit ihnen häuft sich eine an- sehnliche Menge Cytoplasma in dem Zellenende an; der Kern wird auf diese Weise seiner Chlorophyllkórner beraubt, bleibt aber zu- nächst noch in normaler Lage. Interessant ist es nun, an Flächen- schnitten die Wiederherstellung des status quo ante zu beobachten. Man braucht sich nicht allzulange zu gedulden, um die Rück- wanderung der Chloroplasten zum Kern oder besser gesagt, ihren Rücktransport. dorthin verfolgen zu können. Vom Kern nach der erwähnten Cytoplasmaanhäufung hin verlaufen oft Plasmastränge von ansehnlicher Dicke, in welchen zahlreiche Chloroplasten eingebettet sind. An diesen sieht man zuerst die Rückbewegung beginnen: das Cytoplasmanetz streckt sich, und die im Plasma eingebetteten Chloroplasten werden — truppweise entsprechend ihrer Lagerung und ruckweise — dem Kern zugeführt. An diesem angelangt, Ver- teilen sie sich regelmässig um ihn, nicht anders als etwa schwim- mende Korkstücke, die sich um einen grösseren ebensolchen gruppieren. Die Art und Weise, wie sieh die Chloroplasten dem Kern nähern, macht durchaus den Eindruck, dass sie passiv dem Kern zugeführt werden; die Form der Chlorophyllkórner bleibt wührend der Verlagerung die gleiche, und niemals habe ich wühren des geschilderten Vorganges die Chlorophyllkórner Pseudopodien aus- strecken sehen,') obschon gerade bei Listera unter bestimmten Be- dingungen sich an den Chloroplasten allerhand Formveründerungen beobachten lassen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. — Der Rücktransport der Chloroplasten zum Zellkern naeh der Zentrifugenbehandlung ist daher nach meiner Ansicht ursächlich auf den Ausgleich der im Cytoplasma herrschenden Spannungsverhältniss® zurückzuführen und darf nicht als aktives Hinstreben der Chloro- plasten zum Kern hin gedeutet werden. i Der Einfluss von Lösungen verschiedener Konzentration auf T Stellung der Chromatophoren und ihr Lagerungsverhältnis zum m. kern lässt sich auch an anderen Objekten erweisen. Wohlbekann sind die Leukoplasten der Tradescantia-Blätter: in den farblosen Epidermen — z. B. von Tr. discolor — liegen um den Kern he mehr oder minder zahlreich leicht zersetzliche farblose Kügelehen- Freilich lässt sich dieses Bild im allgemeinen nur in den Epidermen älterer ausgewachsener Blätter wiederfinden; bei jungen Blatter 1) Vgl z. B. KÜSTER: Zur Physiologie und Pathologie der Pflanzenzelle E (Zeitschr. f. allg. Physiol. Bd. IV. 1904, S. 221) und SENN a. a. O. a Einfluss wasserentziehender Lósungen auf die Lage der Chromatophoren. 259 liegen nur wenige Leukoplasten dem Zellkern an, die meisten liegen irgendwo im wandstündigen Plasma oder in einem der Plasmafäden, welche den Zellsaftraum durchziehen. Ebenso habe ich in der Epidermis der Achsenteile die Leukoplasten meist gleichmässig in der Zelle verteilt gefunden. Die oberseitige Epidermis junger, noch nicht völlig erwachsener Blätter von Tradescantia discolor ist als geeignetes Objekt zur Prüfung der an Listera gewonnenen Resultate zu nennen: die Leukoplasten sind nicht so empfindlich wie die der älteren Blätter und ihre Stellung dureh äussere Faktoren leicht zu beeinflussen. Vier- bis fünfstündiger Aufenthalt in 5 prozentiger Rohrzuckerlósung hat keinen nennenswerten Effekt; in 10 prozentiger Lósung sind die Zellen nach vier Stunden ein wenig plasmolysiert, und ihre Leuko- plasten haben teils an der Oberfläche des Kernes, teils in seiner Nähe Aufstellung gefunden, so dass in denjenigen Zellen, deren Kern an der Aussen- oder der gegenüberliegenden Innenwand liegt, dieser von einem breiten Hof Leukoplasten um- geben erscheint. In vielen Zellen haben alle Leukoplasten in der Nühe des Kerns sich eingefunden, in anderen liegen noch einige Naehzügler irgendwo an den Seitenwänden der Zelle; nur vereinzelt finden sich Zellen, deren Leukoplasten ihre gleichmässige, vom Kern anscheinend nicht beeinflusste Verteilung in der Zelle beibehalten haben. Die Plasmafäden der Zellen sind nach Behandlung mit 10 pCt. Rohrzuckerlösung meist sehr deutlich geworden und nament- lich in der Nähe des Zellkerns gut zu sehen. 20 pCt. Rohrzuckerlösung ist bereits zu stark; die Zellen werden in ihr schnell und stark plasmolysiert. Die Leukoplasten bleiben zwar zunächst noch unzersetzt, doch bleibt auch ihre Verteilung in der Zelle im allgemeinen dieselbe. Halle a. S., Botanisches Institut der Universität. 260 BRUNO SCHRÓDER: 43. Bruno Schröder: Zur Charakteristik des Phytoplanktons temperierter Meere. Eingegangen am 19. Mai 1906. Die Florenreiche der Hochsee lassen sich auf Grund ihrer Flora im allgemeinen unschwer in zwei Gebiete trennen, nämlich in das Kaltwasser. und das Warmwassergebiet. Beide gehen durch Grenzgebiete in einander über. Das Phytoplankton des Nörd- lichen Eismeeres und das der kälteren Teile des Atlantischen Ozeans war wiederholt Gegenstand hydrobiologischer Untersuchungen und Erörterungen, die uns eine eingehendere Kenntnis des Flora- charakters dieser kalten Gewässer vermittelten. Dagegen ist über die Eigenart der Flora des Phytoplanktons subtropischer und tropischer Meere nur wenig bekannt. Über das Warmwassergebiet des Atlantik hatSCHÜTT (1), und über das westliche Mittelmeer haben PAVILLARD (2) und der Verfasser (3) Angaben gemacht. Seitdem sind eine Anzahl spezieller systematischer Arbeiten über Schwebepflanzen des Warm- wassergebietes erschienen, besonders von CLEVE (4), OSTENFELD und SCHMIDT (5—7), LEMMERMANN (8), OKAMURA und NISHIKAWA (9) und andere. : Herr Professor Dr. C. SCHROTER in Zürieh hatte die Güte, eme gróssere Anzahl Planktonproben aus temperierten Meeresteilen von seiner Reise um die Erde 1898/99 mir zur Bearbeitung zu überge - Weiteres Material erhielt ich ausserdem von Herrn Dr. HUNDHAUSEN in Zürich, das er 1901/04 auf seinen Reisen nach Japan und - Neu-Seeland gesammelt hatte. Proben aus der nórdlichen Adria - Isola Brioni unweit von Pola überliessen mir 1905 Herr Professo Dr. W. KÜKENTHAL und Herr Dr. C. ZIMMER aus Breslau, ine ich selbst 1897 bei Rovigno auf Istrien Plankton gesammelt hatte, das mit dem übrigen erhaltenen zur Untersuchung kam. Unter Berücksichtigung der Angaben der genannten ym über Schwebepflanzen des Warmwassergebietes und an der Hand is Ergebnisse meiner eigenen Beobachtungen will ich versuchen, ge kleinen Beitrag zur Charakteristik des Phytoplanktons temperie i Meere zu geben, der allerdings nach Lage der Dinge zurzeit gi manche Lücken aufweist. Eine ausführliche Abhandlung über : von mir bearbeiteten Planktonproben ist im Druck un erscheint demnächst in der Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellseh? zu Zürich. ge Das Phytoplankton des Warmwassergebietes muss als vorwiege? ia Zur Charakteristik des Phytoplanktons temperierter Meere. 261 polymiktes Plankton. bezeichnet werden, denn es weist fast aus- schliesslich viele Arten auf, von denen aber meist nur wenige Indi- viduen vorhanden sind, so dass man nur in gewissen Füllen von dem Dominieren einer Art oder von dem massenhaften Vorkommen meh- rerer Arten sprechen kann. Wie gross mitunter die Artenzahl inner- halb einer Florenprovinz ist, geht am besten aus meinen Proben aus dem Indischen Ozean hervor, welche sich aus 118 Arten zusammen- setzen, während sich die japanischen Gewässer mit sogar 147 Arten noch reicher erwiesen. Dabei ist es auffallend, dass in diesen Proben entweder die Peridiniaceen vorherrschen und die Bacillariaceen gegen sie weit zurücktreten oder umgekehrt; niemals fand ich beide in einigermassen gleicher Artenanzahl. Die Pyrocysteen, Schizophyceen und Halosphaereen traten in den zur Durchsicht gelangten Proben immer nur ganz vereinzelt auf, oder sie fehlten gänzlich. Von den Fällen eines massenhaften Vorkommens von Arten im Warmwassergebiete seien folgende erwähnt. SCHÜTT (10, S. 96) und ich (l. e. 3, S. 34) haben bereits früher das reichliche Auftreten von Chaetoceras Schüttii Cleve (syn. Ch. angulatum Schütt) in den Herbstmonaten im Golfe von Neapel festgestellt. Das Dominieren von Chaetoceras curvisetum Cleve. im l’etang de Thau beschreibt PAVILLARD (2, S. 41). In der nördlichen Adria bei Triest wies schon 1872 SYRSKI (9) auf von ihm gefundene schleimige Diatoma- ceenmassen („masse glutinose“) hin, ohne indessen die Art der be- treffenden Bacillariacee genauer anzugeben. Ebenso fanden CORI und STEUER (10) im Winter 1899/1900, dass Chaetoceras im Golf von Triest eine „flockige, dickliche, gelbe Masse“ bildete, die von den Marinaris als „limonata“ bezeichnet wurde. Ein ähnliches massenhaftes Vor- kommen von Ceratium volans Cleve und anderen Ceratien bemerkte ich im Indischen Ozean. Ich schrieb. seinerzeit an HUNDHAUSEN, der dort gefischt hatte, dass seine Proben (namentlich die vom 1.—4. November 1901) reich an Ceratien seien, worauf er mir brief- lieh mitteilte, dies sei im Indischen Ozean ,nach den grossen, braun- purpurigen Flecken, mit denen die Oberfläche seines schwarzblauen Wassers ununterbrochen bedeckt war, zu erwarten“, wiesen doch auch die in Formol fixierten diesbezüglichen Planktonproben HUNDHAUSEN s eine dunkelbraune Farbe auf.*) Durch diese Tatsachen ist der Nach- Weis gegeben, dass auch im Warmwassergebiete zu gewissen Zeiten ausnahmsweise ein monotones Plankton von Bacillariaceen oder von Peridiniaceen auftreten kann. Von Schizophyceen, z. B. von Tricho- desmium. erythraeum (Ehrb.) Gomont, ist dies aus dem Roten Meere 1) Weitere Angaben über massenhaftes Vorkommen von Peridiniaceen (Gony- aular, Peridinium sanguineum, | Glenodinium rubrum), die die Farbe des Seewassers abnorm verändern, finden sich bei NISHIKAWA, Annot. zool. japon. Vol. IV, Part 1, pag. 31— - 262 | BRUNO SCHRÓDER: (SCHÜTT 1, S. 63) und durch CLEVE aus dem Atlantischen Ozean vom 28? s. Br. und 42? w. L. (Cleve 4d, S. 367) und aus dem In- dischen Ozean (Cleve 4c, S. 12) nachgewiesen, ebenso von der Chlorophycee Halosphaera viridis Schmitz durch FALKENBERG (13). Als häufige und teilweise charakteristische Pflanzen des Warm- wasserplanktons sind zu nennen: a) aus dem warmen atlantischen Ozean und dem Mittelmeer z. B. Bacteriastrum varians Lauder, Chaetoceras coarctatum Lauder, Ch. diver- sum Cleve, Ch. furca Cleve, Ch. longierure Ostenf., Ch. Lorenziamum Grun., Ch. peruvianum Btw., Climacodium Frauenfeldii Grun., Coscino- discus gigas Ehrb., Hemiaulus Hauckii Grun., Planktoniella Sol. (Wall.) Schütt, Rhizosolenia imbricata var. Shrubsolii (Cleve) Schröder, Rh. robusta Normann, Rh. Stolterfothii Perag., Thalassiothrix Frauenfeldii (Grun.) Cleve und Grun., Ceratium arcuatum Gourr., C. candelabrum (Ehrb.) Stein, C. contortum (Gourr.) Cleve, C. eurvicorne (Dadey) Cleve, C. flagelliferum Cleve, C. tripos var. gracilis Schröder, C. volans Cleve, Dinophysis homunculus Stein, Pyrophacus horologicum Stein. : b) aus dem indo-malayischen Meere z. B. Biddulphia chinensis Grev., B. mobilensis Bail, Chaetoceras diversum Cleve, Ch. laeve Leud.- Fortmor., Ch. Lorenzianum Grun., Cl. Schüttii Cleve, Ditylium Pernotu Schröder, D. Sol van Heurck, Stephanopyis turris (Grev.) Ralfs, Thalas- siosira monile Cleve, Thalassiothrix nitzschioides Grun., Amphisolenia biden- tata Schröder, Ceratium volans Cleve, C. vultur Cleve, Dinophysis miles Cleve. j c) aus dem westlichen pacifischen Ocean (Süd- und ostehinesisches Meer und japanisches Meer), z. B. Chaetoceras compressum Lauder, C^. denticulatum Lauder, Ch. furca var. macroceras Schröder, Ch. Loren- zianum Grun., Ditylium Sol van Heurck, Eucampia zodiacus forma, Hemiaulus chinensis Grev., Rhizosolenia alata var. cochlea (Brun.) Ostenf. et var. indica (Perag.) Ostenf., Rh. crassispina Schröder, Rh. styliformts var. latissima Btw., Stephanopyzis Palmeriana Grev., Ceratium filiforme (Okam.) Schröder. Bemerkenswert ist ausserdem, dass manche Arten, die auch ım Kaltwassergebiete vorzukommen pflegen, im temperierten Wasser E wisse Abweichungen zeigen, die sie als Warmwasserformen charakter- sieren. Eucampia zodiacus Ehrb. und Climacodium Frauenfe eldianum Grun. weichen in würmeren Meeren dadurch vom KaltwassertyPU* ab, dass ihre Zellen weit grósser werden und viel weitere Fensterehe? bekommen. Ein ähnliches luxurierendes Wachstum weisen einzelne Rhizosolenia-Arten auf. Die oben aus dem pacifischen Ocean ge nannten Chaetoceras furca Cleve und Ch. diversum Cleve bilden m Warmwassergebiete nicht nur ein Paar starke Stacheln an der Bein sondern deren mehrere Paare. Schärfer noch tritt das luxurier d. Wachstum der Warmwasserformen bei den Peridiniaceen auf, m sonders bei der Gattung Ceratium. Eine Form mit sehr weis © Zur Charakteristik des Phytoplanktons temperierter Meere. 263 gebreiteten Hörnern wird bei CHUN (14, S. 71 Fig. a) abgebildet; eine derselben nahe verwandte Form beschreiben OSTENFELD und SCHMIDT als Ceratium patentissimum aus dem Roten Meere (5, S. 169). Andere verwandte Formen aus dem Indischen Ocean sind die von mir gefundenen: Ceratium elegans, C. Hundhausenii und C. zeylanicum mit abnorm langen Antapicalhórnern. Ungewöhnlich verlängerte Apicalhörner zeigen C. japonicum Schröder und C. pacificum Schröder. Auch Ceratium volans.Cleve bringt es mitunter zu recht erheblich verlängerten Hörnern, je wärmer das Wasser wird; das gleiche gilt von C. extensum (Gourr.) Cleve. Hinsichtlich weiterer Warmwasser- formen der Gattung Ceratium möchte ich auf meine früheren Dar- legungen verweisen (l. c. 3, S. 35), sowie auf meine demnächst er- scheinende ausführlichere Arbeit über dieses Gebiet. Die wunder- barsten luxurierenden Peridiniaceen sind jedenfalls die gänzlich dem Warmwassergebiete angehórenden Arten Amphisolenia, Ornithocereus . und. Histoneis, von der Histoneis Dolon Murr. et Whitt. am kompli- ziertesten ist. Literaturnachweis. SCHÜTT, d Das Kilsssenleben der Hochsee. Leipzig und Kiel. 1893. PAVILLARD,J Niarlonz eod B., Das Porn ud des Golfes von Neapel, in: Mitt. d. zool. Station Neapel, Bd. 14, Leipzi . CLEVE, P. T., Plankton from the re Atlantic and the Southern Indian Ocean, in: Öfv. K. Sv. Vet.-Akad. Förhandl. 1900, No. 8. Stockholm 1900; b) Plankton from the Red Sea, in: Ebenda No. 9; c) Plankton from the Indian Ocean and the Malay Archipelago, in: K. Sv. Vet.-Akad, Handl. Bd. 35, No. 5. Stockholm 1901; d) Seasonal distribution of atlant. plankton or- ganisms. Göteborg 1901; e) Derselbe, Additional notes, Göteborg 1902; f) Report on Plankton coll. b. Mr. THORILD WULFF during a voyage to and from Bombay, in: Arkiv fór Zoologi utgif. af K. Sv. Vet.-Akad. Bd. I, Stockholm 1903. OSTENFELD, C. und SCHMIDT, J., Plankton fra det Róde Hav og Adenbugten, in: Vidensk. Meddels. fra d. naturh. Foren. i Kjóbenhavn 1901. 6. SCHMIDT, J., Peridinales. Flora of Koh. Chang. Part IV, in: Bot. Tidsskrift, Vol 24, Copenhagen 1901. T. OSTENFELD, C., Marine Plankton Diatoms. Flora of Koh. Chang. Part VII, in: Ebenda, Vol, 25. 1902. 8. LEMMERMANN, E., Die Alpen. der Sandwichs-Inseln, in: ENGLER, Bot. i ahrb. Bd. XXXIV, Berlin 1904. 9. OKAMURA, K. and eg T., A list of the species of uv in Japan, in: Annotationes Zoologicae Japonenses, Vol. V, Part 3, 10. SCHÜTT, F., Analytische Plankton-Studien, Kiel u. Leipzig 1 iod. 11. SYRSKI, Sulle masse glutinose (Diatomee) oss. n. part. settentr. dell' adriatico. 12. mr P ct 12. CORI, J. C., und STEUER, A., Beobachtungen über das Plankton des onn Golfes in den Jahren 1899 und 1900, in: Zoolog. Anzeiger XXIV, 1 13. FALKENBERG, P., Die Algenflora des Golfes von Neapel, in: Mitt. d. sol. Station Neapel, Band 1, Leipzig 1879] M. CHUN, C., Aus den Tiefen des Weltmeeres, Jens 1900. 264 : W. ZOPF: 44. W. Zopf: Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. I. Drüsensekrete von Gold- und Silberfarnen. Mit einer Abbildung. Eingegangen am 24. Mai 1906. Bekanntlich sind die Wedel der Gattungen Gymnogramme, Noto- chlaena, Cheilanthes dadurch ausgezeichnet, dass sie an ihrer Unter- seite zierliche Drüsenhaare bilden, deren kopfförmige Enden krystallinische Ausscheidungen erzeugen.?) i Je nach den Spezies sind diese Abscheidungen gelb oder weiss. Da nun die Drüsen selbst massenhaft und dicht gedrängt auftreten, so nehmen die unteren Blattflüchen ausgesprochen gelbe oder weisse Färbungen an, ein Umstand, der den Gärtnern Veranlassung gab, von Goldfarnen und Silberfarnen zu reden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte die. Anschauung, dass es sich bei den genannten Sekreten um wachsartige Sub- stanzen handele. - Ihr trat in einer im Jahre 1851 vor der Berliner Akademie $°- lesenen Mitteilung?) KLOTZSCH mit der Behauptung entgegen, e$ lägen kampferartige, in heissem Wasser lösliche Körper von Me- derem Schmelzpunkt vor: Pseudo-Stearoptene, wie er sie nannte. Etwa 25 Jahre später bezeichnete DE BARY (Anatomie 8. 105) diese Ausscheidungsprodukte als harzartige Körper und die KLOTZSCH’schen Angaben „als jedenfalls revisionsbedürftig.“ STRASBURGER dagegen (Lehrbuch, siebente Aufl. S. 87 die weissen oder goldgelben Überzüge der Gymnogrammen Körnchen oder Schüppehen einer ,fettartigen^ Substanz be- stehend auf, während WIESNER (Elemente der Anatomie und Phy- siologie S. 85) sagt: „Die Beschläge auf den Gold- und Silberfarnen sind kristallinische Efflorescenzen einer und derselben gelbe" seidenglänzenden, aber gewiss nicht zu echten Fetten (Glyceriden) gehörigen Substanz.“ E ENGLER in der letzten Auflage seines Syllabus (S. 65) herein die Sekrete der Gold- und Silberfarne, auf alte Anschauungen zurück“ greifend, als „Wachsüberzug“. CZAPEK (Biochemie der Pflanzen I, 182) drückt die Verm" ) fasst als aus tung 1) Vergl die Abbildung in DE BARY’s Anatomie, S. 105. ir 2) Über Pseudostearoptene, welche auf der Aussenseite der Pflanzen 7 kommen. Monatsberichte der Berliner Akademie, Dez. 1851. d | Zur Kenntnis der Sekrete der Farne, 265 aus, dass „die Sekrete der Haare der Gold- und Silberfarne wohl nichts mit Wachs zu tun“ haben. BLASDALE (JUST’s Jahresber. 1893, Bd. I, 317) fand das Sekret von Gymnogramme triangularis bestehend aus einem Ceropten ge- nannten, hellgelbe Kristalle von 135° Schmelzpunkt bildenden, nach ;;H,,0, zusammengesetzten Körper und einer amorphen, farblosen Substanz. Aus diesen historischen Daten ersieht man, wie sehr die An- sichten über die Natur der in Rede stehenden Ausscheidungsprodukte geteilt sind. Der Grund für diese Verschiedenheit liegt darin, dass noch niemand, mit Ausnahme von BLASDALE, diese Stoffe in unver- änderter, reiner Form zur Darstellung brachte und sie in diesem Zustande einer nüheren Untersuchung unterwarf. Ich habe in den letzten Jahren in dieser Richtung Versuche angestellt; deren Resultate im folgenden teilweise mitgeteilt werden len. Die benutzten Farne sind: Gymnogramme chrysophylla, sulfurea, tartarea und calomelanos. Wie Vorversuche zeigten, sind die Sekrete durchaus nicht reichlich vorhanden. Hieraus ergab sich die Notwendigkeit, von jeder Spezies eine grössere Anzahl von Töpfen heranzuzüchten, was im Laufe von drei Jahren erreicht wurde. *) Um die Sekrete in iniitéskal onion Zustande zu erhalten, wurde zum Ausziehen der übrigens ganz frischen Wedel ein voll- kommen indifferentes Mittel, nämlich Äther, verwandt. Um nun nicht noch etwa andere Stoffe aus den Wedeln mitzubekommen, tauchte ich die Wedel, einen nach dem andern, nur einen Moment in den in einem grossen Becherglas befindlichen Äther ein. Die Sekrete sind an den Drüsen in sehr fein verteiltem Zu- stande vorhanden und daher so leicht löslich, dass sie schon bei jenem. kurzen Eintauchen vollständig weggelóst werden. Von dem filtrierten ätherischen Auszuge wurde das Lösungsmittel abdestilliert, wobei man einen kristallinischen, gelb oder rot- gefärbten oder einen farblosen Rückstand erhält, je nachdem man die eine oder die andere Gymnogramme verwandt hat. Aus diesem Rückstand sind nun die Sekrete in geeigneter Weise zu isolieren. 1. Gymnogramme chrysophylla Kaulf. Die Wedel dieser Spezies sind auf der Unterseite bekanntlich intensiv goldgelb. Im ganzen standen mir 80 Töpfe mit nahezu 1000 Wedeln zur Verfügung. u rr miei do LED . 1) Der Inspektor des botanischen Gartens, Herr HEIDENREICH, hat sich dieser Kulturen in dankenswerter Weise angenommen. 266 W. ZOPF: In dem Destillationsrückstande des ätherischen Auszugs liessen sich zwei Körper nachweisen: ein chromroter kristallisierender und ein nahezu farbloser, wachsartiger. Der chromrote Körper (Gymnogrammen). Um ihn aus dem genannten Gemisch zu isolieren, empfiehlt es sich, letzteres in nicht zu viel kochendem Benzol zu lösen, die dunkel goldgelb gefärbte Lösung heiss zu filtrieren und im bedeckten Kolben ein paar Tage stehen zu lassen. Hierbei scheidet sich die Haupt- menge des Gymnogrammens in Form von rosettenartigen Aggre- gaten glänzender Nadeln resp. Blättchen aus, die auf dem Filter gesammelt, mit kleiner Menge kalten Benzols von den Mutterlauge- resten befreit und auf dem Wasserbad getrocknet chromrot er- scheinen und bei etwa 165° schmelzen. Man reinigt den Körper am besten durch Auskochen mit Petrol- üther, sowie wiederholtes (4—5 maliges) Umkristallisieren aus kochendem Benzol, bis zur Konstanz des Schmelzpunktes (159°) Bei dieser Temperatur schmilzt das Gymnogrammen ohne Gas- entwickelung zur gelben Flüssigkeit. À Beschaffenheit der Kristalle. Die Gymnogrammenkristalle werden aus allen Lósungsmitteln nur dann in roter Farbe erhalten, wenn sie langsam auskristallisieren, also relativ gut ausgebildet sind. Sobald sie aber in mikroskopiseh feinsten Nüdelchen auftreten, er scheinen sie in Masse rein gelb (goldgelb oder zitronen- bis selbst schwefelgelb), und das ist auch der Fall bei den an der Oberflüche der Drüsen befindlichen Nüdelchen. Zertrümmert man wohl- ausgebildete Kristalle in der Reibschale, so sieht das ‚Pulver e falls goldgelb, auf weissem Papier durch Verreiben sehr fein verte sogar schwefelgelb aus. m besten ausgebildet zeigten sich die aus ätherischer Lösung gewonnenen Krystalle. | io Herr Prof. Dr. BUsZ (Münster) hatte die Güte, sie krysta graphisch zu untersuchen und mir folgendes darüber mitzuteilen: | „Die Kristalle treten in plattenfórmigen, intensiv gefärbten Pe. d men auf. Sie gehóren wahrscheinlich dem monoklinen Krist : system an, zu krystallographischen Messungen aber sind sie yi winzig. Vorherrschend war die bei A und D abgebildete Form e nach einer Richtung verlüngerten Sechseckes, an wele e d rundliche, aber auf der Platte nicht senkrecht stehende Fläc : beobachtet wurden. Be- v Die Symmetrieebene steht senkrecht auf der Längsrichtung- aii p trachtet man die Fläche a, nach der die Krystalle tafelfórm!8 Et m hem auch — gebildet sind, als Orthopinakoid oo P co (100), so kann man ^, —— schief dazu gelegene schmale Randflüche c als Basis oP (001) Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. 961 fassen und die beiden dachförmigen Flächen P als negative Pyra- mide -P (111). Die Auslóschungsrichtungen liegen auf oo P co (100) parallel und senkrecht zu der Längsrichtung (bei A durch das Kreuz bezeichnet). Die Krystalle sind vollkommen spaltbar nach der Symmetrie- ebene und nach der Basis (in B ist s ein Lüngsspalt, s' ein Querspalt). Mitunter kommen Platten vor, die seitliche Rundung annehmen und nach den beiden Enden zu allmählich dünner und schmäler werden, was von der hohen Kante aus deutlich zu sehen ist (C). Fig.1. Aus Äther langsam auskrystallisierte Formen des Gymnogrammens, 540fach. Die Platten zeigen starken Pleochroismus: liegen sie nämlich mit ihrer Längsrichtung parallel dem Hauptschnitt des Polarisators, 80 erscheinen sie schwefelgelb, in der darauf senkrechten Richtung sind sie rotbraun. : Im konvergenten Lichte bieten etwas dickere Platten hübsche zweiachsige Interferenzfiguren. Die Ebene der optischen Achsen ist parallel der Längsrichtung des Krystalls. Die erste Mittellinie steht senkrecht auf dem Orthopinakoid.* . Wie Herr Geheimrat H. SALKOWSKI festzustellen die Güte hatte, ist das Gymnogrammen in der Chloroformlösung optisch inaktiv. Löslichkeit. Das Gymnogrammen ist in Wasser, selbst .. Kochen, völlig unlöslich, in kaltem Aceton leicht, in kaltem absoluten 268 W. ZOPF: Alkohol mässig leicht, in heissem leicht, in kaltem Äther schwer, in kochendem etwas weniger schwer, in kaltem Chloroform schwer, in heissem ziemlich leicht, in kaltem Eisessig schwer, in heissem leicht, in kaltem Benzol sehr schwer, in kochendem schwer, in kochendem Benzin nicht löslich. Von kaltem wässerigen Natriumbikarbonat wird es nicht gelöst, von wässeriger Sodalösung schwer und unter Zersetzung; von Ammo- niak leicht mit orangegelber Farbe unter Zersetzung, die beim Er- wärmen sehr schnell auftritt (an dem Verschwinden der orangegelben Farbe zu erkennen); von Kalilauge leicht und mit orangener bis roter Farbe, ebenfalls unter Zersetzung. Nach dem Gesagten trägt das Gymnogrammen nicht den Charakter einer Säure. Konz. Schwefelsäure löst mit intensiv goldgelber Farbe. Elementaranalyse. Ein durch fünfmaliges Umkrystallisieren aus heissem Benzol von mir gereinigtes, bei 159° schmelzendes Prä- parat gab bei der von Herrn Dr. P. RAVE (Münster) ausgeführten Elementaranalyse folgende Werte: I. 0,1438 g lieferten 0,3607 CO,, entsprechend 0,09837 C und 0,0703 H,O, entsprechend 0,0078 H IL 0,0983 g lieferten 0,2471 CO,,. entsprechend 0,06739 C und 0,0453 H,O, entsprechend 0,005033 H Berechnet für Gefunden : 0, H0, I II Mittel O 08/09 68,41 68,48 68,44 H 573 5,43 5,13 5,28 Die Molekulargewichtsbestimmung nach der Siedepunktsmethode ergab folgendes Resultat: Als Lósungsmittel wurden angewandt 25,7351 g Aceton. Das hundertteilige "Thermometer stellte sich ein adf 2,7911 keen Substanz geben 0,051? Erhóhung; 0,4981 g Substanz geben 0,09 Erhóhung. A Molicetifgowithi für I 343 für II 364,4. Obige Formel verlang M = 314. Sonstige Eigenschaften. Das Gymnogrammen hat einen angenehmen aromatischen Geruch. Die alkoholische Lösung reagi i neutral und wird durch Spuren von Eisenchlorid weinrot bis braunrot. Schon durch blosses Lösen in kaltem Ammoniak, Barytwasseh wässerigem Ätznatron wird das Gymnogrammen gespalten, wie pu cd schon an der Entfärbung der ursprünglich gelben Lösungen si | Wird Gymnogrammen mit absolutem Alkohol am vm kühler andauernd gekocht, z. B. 0,15 go mit 40 cem m Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. 269 2 Stunden lang, so blasst die ursprünglich intensiv goldgelbe Lósung fast bis zur Farblosigkeit aus, und bei allmählichem Eindunsten in breiter Krystallisierschale entstehen hübsche, aus langen feinen Nadeln bestehende Rosetten eines völlig farblosen Körpers, den ich Gymnogrammidin nennen werde. Er lässt sich durch Um- krystallisieren aus heissem 70 proz. Alkohol reinigen und schmilzt bei 114—115? ohne Gasentwicklung. Er zeigt keinen aromatischen Geruch. In schwachem heissen Alkohol ist er leicht löslich, fällt aber beim Erkalten zum Teil aus. Was endlich den Gehalt der @. chrysophylla an Gymnogrammen betrifft, so ist er trotz der intensiv goldgelben Färbung der Wedel- unterseite gering, denn bei einem Versuche, bei dem 228 grössere und kleinere Wedel verwandt wurden, erhielt ich nur 2,06 g Roh- Gymnogrammen. Der wachsartige Körper. Wird die benzolische Mutterlauge, aus der das Gymnogra mmen ausfiel, sehr stark eingeengt, so scheidet sich beim mehrtügigen Stehen in der bedeckten Krystallisierschale ein Substanzgemisch aus, das, dureh Absaugen an der Wasserluftpumpe von den dunklen har- zıgen Schmieren befreit, schmutzig rotgelb erscheint. Behandelt man dieses Gemisch mit kochendem Petroläther, so lässt es sich in zwei Anteile zerlegen. Der eine Anteil bleibt als i Petroläther unlöslich zurück und stellt Gymnogrammen dar; der andere dagegen geht leicht in Lösung und kann abfiltriert werden. In dem Filtrat entsteht beim Erkalten noch eine sehr schwache Trübung, die man abfiltriert. Engt man nun das fast farblose Filtrat stark ein, so gewinnt man einen nahezu farblosen órper. Durch nochmaliges Umkrystallisieren aus heissem Petroläther gereinigt, schmolz er schon bei 63—64°. Sein Ansehen und seine Konsistenz sind wachsarti g, d. h. dem Bienenwachs ähnlich. Lässt man seine Lösung im Benzol an der Luft allmählich eindunsten, so bildet sich an der Oberfläche der Flüssigkeit eine aus fettartig glän- zenden Blättchen bestehende dicke Haut. Unter dem Mikroskop er- scheinen die Blättchen farblos und zeigen keine bestimmte Form. Ich war daher zweifelhaft, ob man den Körper als kristallinisch oder als amorph bezeichnen soll. Allein die Blättchen erwiesen sich als Optisch anisotrop. | In Äther, absolutem Alkohol, Petroläther ist der Körper in der Kälte sehr schwer, in der Wärme leicht löslich. Kaltes Benzol löst etwas besser als jene Mittel. Die alkoholische Lösung reagiert neutral und gibt mit Spuren von Eisenchlorid keine besondere Fürbung, W.. ZOPF: (2 -1 e 2. Gymnogramme sulphurea Desv. Bekanntlieh ist die Unterseite der Wedel auch hier mit gelben Drüsen versehen. Zu der Untersuchung wurden etwa 300 Wedel benutzt. Es ergab sich, dass auch dieser Farn Gymnogrammen erzeugt und daneben Wachs. Das Gymnogrammen war aber nicht so reichlich vorhanden wie bei @. chrysophylla. Zur Identifizierung des Gymnogrammens diente neben Schmelzpunkt, Löslichkeit und Kristall- form die Darstellung des farblosen Gymnogrammidins. 3. Gymnogramme calomelanos Klfs. Die Wedel scheiden auf der Unterseite ein silberweisses Drüsensekret ab. Zur Untersuchung dienten 219 Wedel, welche von 42 ziemlich kräftig entwickelten Pflanzen stammten. Zur Gewinnung des Drüsensekretes wurde Äther benutzt und wie bei @. chrysophylla und sulphurea verfahren. Der ätherische Auszug erschien fast farblos, kaum grünlieh. Beim Abdestillieren erhält man eine weisse Kristallmasse, die dureh eine gelbliche Substanz kaum verunreinigt ist. ; Sie zeigt einen schwach kampferartigen Geruch. Durch wieder- holtes Umkrystallisieren aus heissem Benzol, aus welchem sie beim Erkalten der Hauptmenge nach wieder ausfällt, liess sie sich von den anhängenden gelben Verunreinigungen befreien, wobei der Schmelzpunkt von 140? bis auf 141—142? hinaufging. Bei dieser Temperatur schmilzt die Krystallmasse ohne Gasentwickelung. Aus heissem Benzol allein sowie aus Benzol plus Áther erhält man sie in winzigen Nädelchen. . : In Äther ist der Körper sehr leicht löslich, desgleichen 17 Alkohol. Kochender Petroläther sowie kaltes Benzol lösen sehr schwer; von heissem Benzol wird die Krystallmasse besser gelöst. Die alkoholische Lösung rötet nicht Lakmuspapier und poe durch Spuren von Eisenchlorid rot bis rotbraun. Konz. Schwefel- säure löst mit gelber Farbe. ES Die Substanz erwies sich als stickstofffrei. Ein Präparat, welches durch fünfmaliges Umkrystallisieren auf heissem Benzol gereinigt worden war und bei 141—142° puces gab bei der von Herm Dr. P. Rave (Münster) ausgeführte Elementaranalyse folgende Werte: a 5 und — l. 0,1765 g gaben 0,4340 CO, entsprechend 1,11836 C, . 0,1020 H:O entsprechend 0,011333 H. 2. 0,2000 g gaben 0,4873 CO, entsprechend 0,1329 0,1100 H:O entsprechend 0,012222 H. P E Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. 971 Berechnet für Gefunden Cu: Hu Oy I II Mittel C 6104 67.06 66,45 66,75 H 6,14 6,42 6,11 6,26 Ich werde die Substanz als Calomelanen bezeichnen. Mit Wasser erhitzt spaltet sie sich, und es geht mit den Wasser- dämpfen ein Spaltungsprodukt über, das ähnlich kampferartig riecht wie das Calomelanen selbst. Ich habe indessen dieses Spaltungsprodukt noch nicht näher prüfen können, da ich nur sehr wenig davon erhielt. Resultate vorstehender Untersuchungen. Durch momentanes Eintauchen der Wedel von Goldfarnen (Gymnogramme chrysophylla und sulphurea) sowie von Silberfarnen (@. ealomelanos) in ein völlig indifferentes Lösungsmittel (Äther) lassen sich die Drüsensekrete dieser Farne sofort hinweglösen und aus dem Destillationsrückstande leicht rein gewinnen. Aus dem Destillationsrückstande des ätherischen Auszuges von Gymnogramme chrysophylla und sulphurea isolierte ich zwei Substanzen; die eine stellt einen schön roten (etwa chromroten, in feiner Ver- teilung mehr gelb aussehenden), gut kristallisierenden, aromatisch riechenden Körper, das Gymnogrammen, dar, welches bei 159° schmilzt und nach C,,H,,O, zusammengesetzt ist; die andere re- präsentiert ein bei 63—64° schmelzendes, neutral reagierendes Wachs. ymnogramme calomelanos dagegen ergab einen farblosen, kri- stallisierenden, bei 141—142° schmelzenden, schwach kampferartig _ riechenden Stoff von der Zusammensetzung (,,H,,0,, den ich Galo- melanen nannte. : Auf dem roten bezw. gelben Gymnogrammen beruht zweifellos die gelbe Färbung der Drüsen von Gymnogramme chrysophylla und sulpkurea, auf der Gegenwart des farblosen Calomelanens ebenso zweifellos die weisse Farbe der Drüsen von Gymnogramme calomelanos. Das Gymnogrammen ist von dem nach C,, H,O; zusammen- gesetzten, hellgelbe Kristalle vom Schmelzpunkt 135° bildenden Ceropten BLASDALE’s, welches von den Drüsen der gelben @ymno- gramme triangularis abgeschieden wird, durchaus verschieden. Die Annahme WIESNER’s, nach welcher „die Beschläge von Gold- und Silberfarnen von einer und derselben gelben, seiden- glänzenden Substanz“ herrühren sollen, ist demnach nieht mehr haltbar. . Dagegen hat WIESNER durchaus Recht, wenn er behauptet, dass die in Rede stehenden kristallisierenden Sekrete nicht zu den echten Fetten (Glyzeriden) gehören. Sie machen auf Papier weder 212 W. ZOPF: Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. bleibende Fettflecke, noch geben sie mit Ätzalkalien schüumende Seifen. Die gegenteilige Annahme STRASBURGER’s ist demnach hin- fällig. Das KLOTZSCH'sche Verfahren, die Sekrete der Gold- und Silber- farne durch Überdestillieren mit Wasser zu gewinnen, muss als durchaus verfehlt bezeichnet werden; denn bei diesem gewaltsamen Eingriff werden die oben genannten Körper vollständig zersetzt. Man darf sich daher nicht wundern, wenn KLOTZSCH dabei Substanzen vom Schmelzpunkt 50° erhielt, während die mit indifferenten Mitteln (Äther, Benzol) gewonnenen und gereinigten Sekrete bei 159° (Gymnogrammen) und bei 141—142? (Calomelanen) schmelzen. Die Auffassung DE BARY’s, wonach die gelben und weissen Sekrete der Gold- und Silberfarne „harzartige Körper“ darstellen sollen, ist, wenigstens für die von mir untersuchten drei Spezies, un- haltbar. 2 Dass das bei 63— 64? schmelzende Wachs, das ich bei der Ather- behandlung von Gymnogramme chrysophylla und sulphurea mitbekam, wirklich den Drüsen dieser Farne angehört, wäre zwar möglich. Ich habe es indessen mikroskopisch nicht mit Sicherheit an den Drüsenkópfehen nachweisen können. Daher bleibt für mich einst- weilen noch die andere Mógliehkeit, dass es von den Epidermiszellen abgeschieden wird. An Menge steht es dem Gymnogrammen nach. Weitere Untersuchungen über den Gegenstand hoffe ich spáter mitteilen zu können., Münster, Botanisches Institut der Universität. CIE PEN Er EHE ER rc Rc app er Da der Vorsitzende der wissenschaftlichen ign trii im Jahre 1906, Herr Geheimrat Engler, von seiner Reise zurückgekommen ist, werden die ra Autoren ersucht, alle wissenschaftlichen Zusendurgen unter genauer Angabe der Adresse des rtan an denselben, Steglitz bei Berlin, Hau botanischer Garten, zu richten Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme E Monate August und September am letzten Freitag des Monats Abends 7 Uhr s IMP" Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tag vor der Sitzung , für welche sie be ves t sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- icht w erden. Die Mitteilungen mo e iR nach den Umfang von ris étistthenden Unzuträglichkeiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auc beiten, welche Diamon in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu araa und am Kopfe des- selben die Anzahl der gewünschten epa aia anzugebe Di Ux Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Valider selbst. auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- sin d zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, IT. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1906. rw LR Sentnitiakytithiug: Schwendener, Präsident; Haberlandt, Stell- Für die wissenschafichen nionem in Berlin: Engler, Vorsitzender; Enz, erster Aikuthe, Wittmack, zweiter Stellvertreter; O. Reinhardt, ds r Schrift- (óhne, hs Schriftführer. Lindau, dritter Schriftführe Schatzmeister: O0. Müller — up rre i Engler, O0. Reinhardt, Köhne, Lindau, Ascherson, 0 Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. Alle Geldsendungen, sowie die auf das “pge der Jahresbeiträge wen Eua, werden franko „An die ‚und Neumärkische Darlehnskasse —— ET Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin erlin W. A "Mk. 20 für. 6*, Viene dar. er Beitrag beträgt für ordentliche Berliner are — . di der innerhalb sechs Monate nach Abschluss de ger anl enn Bandes unmittelbar die Verlagshandlung, Gebr. Herihosgen., Berlin SW. 11, s richten. Adressenünderungen sowie alle das Mitgliederverzei erzeichnis betreffenden” T I Tchtigungen onstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herm e v C Müller. Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. zu sende en. d oo © - : ah | Sonderabdrücke aus unseren ‚Berichten. is unterliegen folgenden Bestimmungen: u oh L Jeder , Anèn sheli TS A x os e mit Un Sere enr die Berteihläß! ieröbe ahlv or derle Korrektur erfolgt, die Berechnung nach hge . für jeden verwandten Bogen Papier zum Tex kr für Jede schwarze Tafel einfachen. Formates Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Dessauer Strasse 29 Neue Erscheinungen: Die mikroskopische Analyse der Drogen- pulver . Ein Atlas für Apotheker, Drogisten und Studierende der Pharmacie von Dr. L. Koch, Professor der Botanik an der Universität Heidelberg. Dritter Band: Die Kräuter, Blätter und Blüten, Mit 23 lithogr. Tafeln. Quartformat. Geheftet 20 Mk., in Moleskin gebunden 24 Mk. 50 Pfg. je Jahresbericht der Vereinigung der Vertreter der angewandten Botanik. Dritter Jahrgang 1904— O5. Mit 2 Tafeln und 10 T abbildungen. Geheftet 10 Mk. Früher erschien: Erster Jahrgang 1903. Geheftet Zweiter Jahrgang 1903—04. Geh. 5 Mk. 2» Ex aedi bs Prov Brandenburg. i ET Band: a i von c. . Warnstort. Mit 42 06 Textabbildungen. Gehe t In Karee erscheint: uod JAHRGANG 1906. HEFT 6. BERICHTE DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG. | HEFT Tr f MIT TAFEL uw. RERUM — et GEBRÜDER BORNTREGE Inhaltsangabe zu Heft 6. Seite Hung Yon. 29. Juni 1908 s erae a 0o 0 DB Mitteilungen: 45. W. Palladin und S. Kostytschew: Anaörobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. (Vorläufige Mitteilung) . . 273 46. W. Zaleski: Über die Rolle der Raxynie bei dut Um: ; wandlung organischer Phosphorverbindungen in keimenden 2 Samen. (Vorläufige Mitteilung) . . .285 47. W. Zaleski: Zur Frage über den Tinius der Tempersint auf die Eiweisszersetzung und PERSHITP der Samen = während der Keimung) 292 48. A. Burgerstein: Zur Hrihdaibtomle ddr S adlel Fichte : Ad DNA 2 5 ooo o Ee l ME 49. Otto Saame: , Über Kernverschmelzung bei der karyo- kinetischen Kernteilung im protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Fritillaria imperialis. (Mit Tafel XIV) 300 . 90. A. Schulz: Die Bewegungen der Staubgefüsse und Griffel sowie der Perianthblätter der einheimischen Alsinaceen- — Arm während des Blühens. . 303 : 51. Wa T swett: Physikalisch- RR Studien über die E "3 2 Chlorophyll. Die Adsorptionen . 316 | 52 Leo Betere; Zor] opti seo Wurzelbrandes der Zucker- P rübe . e a RUE Reinhold Euke er: Zum eibündelverlanfe v von ‘Convallaria ue | Arthur Meyor: Notiz ber. eine. die. supramasimale pw Tótungs | bO ~ e je Sitzung vom 29. Juni 1906, Sitzung vom 29. Juni 1906. Vorsitzender: Herr À. ENGLER. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Brunn, Julius, cand. rer. nat. aus Altona, z. Z. in Leipzig, Botanisches Institut der Universität (durch W. PFEFFER und C. CORRENS), Peters, Dr., technischer Hilfsarbeiter in der Kaiserlichen Biologischen Anstalt in Dahlem (durch R. ADERHOLD und W. BUSSE). Zum ordentlichen Mitgliede ist proklamiert Herr: Brunnthaler, Josef, in Wien. Der Sekretär Herr CARL MÜLLER gab als Schriftführer der in der Pfingstwoche in Marburg i. H. abgehaltenen Generalversammlung emen kurzen Bericht über den Verlauf derselben. Näheres bringt das demnächst erscheinende Generalversammlungsheft. Die auf der Versammlung gehaltenen wissenschaftlichen Vorträge sind zum Teil in dem vorliegenden Heft zum Abdruck gelangt. Mitteilungen. 45. W. Palladin und S. Kostytschew: Anaérobe Atmung, Alkoholgárung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. (Vorläufige Mitteilung). Eingegangen am 25. Mai 1906. . Jeder von uns ist zu verschiedener Zeit und auf Grund ver- schiedener Erwägungen zu einem und demselben Schluss gekommen: Ber. der deutschen Bot. Gesellsch, XXIV. w Die typische anaërobe Atmung ist mit der Alkoholgärung (Zymase- d 914 W. PALLADIN und S. KOSTYTSCHEW: gürung) nicht identisch". Da nun diese unsere Anschauung mit der laufenden Vorstellung von dem Wesen der anaeroben Atmung in offenbarem Widerspruch steht, so ist es geboten, die Frage des Chemismus der anaöroben Atmung einer neuen experimentellen Untersuchung zu unterwerfen. Die Resultate dieser Untersuchung bilden den Inhalt der vorliegenden Abhandlung. Dass voreingenommene Ansichten bei der Entwickelung der Lehre von der anaéroben Atmung der Pflanzen eine sehr wichtige Rolle gespielt hatten, scheint kaum zweifelhaft zu sein: diese Tat- sache wird am besten dadurch erläutert, dass die Identität der anaöroben Atmung mit der Alkoholgärung im Verlauf von 25 Jahren (1872—1897) durch keinen einzigen direkten Versuch nach- geprüft und trotzdem von allen Fachgenossen als festgestellt be- trachtet wurde. So haben z. B. PFEFFER?) und WORTMANN?) ihre wohlbekannten Theorien auf der Annahme gegründet, dass der Dissociationsprozess der Kohlenhydrate bei der anaéroben Atmung genau nach der Gleichung der Alkoholgärung erfolgt. Auch DIAKONOW?*) hat sich folgendermassen ausgesprochen: „Ohne Sauer- stoffatmung oder die sie vertretende Alkoholgärung findet zm Leben statt“. Derselbe Gedanke lag den Versuchen CHUDIAKOW s) zugrunde. Nur durch die trefflichen Untersuchungen von GODLEWSKI und POLZENIUSZ*) wurde zuerst der Nachweis dafür geliefert, dass die anaérobe Atmung der Erbsensamen in allen wesentlichen Punkten mit der Zymasegärung übereinstimmt, denn das Verhältnis CO, : C, H,OH bei der anaéroben Atmung der Erbsensamen entspricht der Gl 0,H,,0, = 200, + 2C,H,OH. Es ist aber den genannten Forschern nicht gelungen, die Anwesenheit eines gärungserregenden Enzyms m Erbsensamen festzustellen. Späterhin hat GODLEWSKI?) nachgewiesen, dass die mung der Lupinensamen ebenfalls mit der Alkoholgärung i Die Untersuchungen von GODLEWSKI und POLZENIUSZ von NABOKICH®) wiederholt und fortgesetzt. Dieser Forse anaérobe At- dentisch ist. wurden 1) KOSTYTSCHEW, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. 22, 1904, 8. 201. = ‚— PALLADIN KOSTYTSCHEW, Centralbl. für Bakt., II. Abt., Bd. 15, 1904, S. 4% Zeitschrift für physiol. Chemie, Bd. 47, 1906, S. 407. 2) W. PFEFFER, Landwirtsch, Jahrbücher, Bd. 7, 1818, S. 805. 3) WORTMANN, Arb. des bot. Inst. zu Würzburg. Bd. 2, 1880, S. 500. 4) DIAKONOW, Ber, der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. 4, 1886, S. 1. 5) CHUDIAKOW, Landwirtsch. Jahrb., Bd. 23, 1894, S. 333. 6) GODLEWSKI und POLZENIUSZ, Bulletin de l'Académ ` Cracovie, 1897, S. 267, und 1901, S. 227. 1) GODLEWSKI, Ebenda, 1904, S. 115. ET 8) NABOKICH, Ber. der Deutschen Bot, Gesellsch., Bd. 21, 1903, S. Bi. NABOKICH, Journal für experim. Landwirtschaft, Bd. 4, 1903, S. 696, uM ... 1904, S. 305 (russisch). F eichung her hat | ie des sciences * Anaörobe Atmung, Alkoholgárung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. 275 gefunden, dass die anaërobe Atmung nicht immer mit der Alkohol- gärung übereinstimmt. So schwankt z. B. €C0,: C, H,OH bei der anaéroben Atmung der Rieinus-Samen von 100 : 50 zu 100 : 80. Auch bei Erbsensamen wird der Gärungsquotient dureh Einwirkung stark saurer Lösungen bis auf die Hälfte herabgedrückt. Nach den Unter- suchungen STOKLASA's') ist auch die anaërobe Atmung der Zucker- rübe mit der Alkoholgärung identisch. Dieser Forscher hat ausserdem die wichtige Tatsache hervorgehoben, dass ihm die Darstellung der Zymase .aus verschiedenen pflanzlichen und tierischen Objekten ge- lungen sei. Da aber eine ganze Reihe von Beobachtungen ver- schiedener Forscher den Angaben STOKLASA's widerspricht und schlagende Einwände gegen die Methodik des böhmischen Forschers seitens MAZE?) und PORTIER?) geltend gemacht worden sind, so kónnen wir die Frage von der Darstellung der Zymase aus Samen- pflanzen und Tiergeweben noch nicht für abgeschlossen halten. Schliesslich sei noch erwähnt, dass HAHN*) im Presssaft von Arum maculatum eine starke Glykolyse ohne gleichzeitige Alkoholbildung beobachtet hat. Das zuckerspaltende Agens von Arum, maculatum ist also mit der Zymase nicht identisch. Unsere eigenen Untersuchungen sind zum grössten Teil mit Hilfe der unlängst von einem von uns?) ausführlich beschriebenen Gefrier- methode ausgeführt worden. Gefrorene Versuchsobjekte wurden in geräumige V-Röhren gebracht; alsdann wurde ein konstanter Strom von reinem Wasserstoff durch die Röhren geleitet*). Die von dem Versuchsmaterial ausgeschiedene CO, wurde in Barytwasser auf- gefangen. War eine detaillierte Kenntnis des Ganges der enzyma- tischen Atmung wünschenswert, so wurde CO, direkt in PETTEN- KOFER’schen Röhren absorbiert; sonst wurde die Hauptmenge der CO, in einem grossen, mit 500 cem Barytwasser beschickten Kolben zurückgehalten; das PETTENKOFER' sche Rohr diente dann nur zur Kontrolle: fia einer Verdunstung des Alkohols vorzubeugen, wurde Zwischen dem V-Rohr und den Absorptionsgefässen eine in schmel- zendes Eis getauchte und mit Wasser gefüllte Waschflasche ein- geschaltet. Ein vollständiges Sterilbleiben des Versuchsmaterials wurde dadurch gesichert, dass letzteres möglichst locker im Rezipienten 1) STOKLASA, JELINEK und VITEK; HOFMEISTER’s Beiträge, Bd. 3, 1903, . 460, — STOKLASA und CERNY, Ber. der Chem. Gesellsch. 1908, S. 622. — STOKLASA, PFLÜGER's Archiv 1904, S. 311; Centralbl. für Physiologie 1903, Bd. 16, 8. 652, Bd, 17, 1903, S. 465 2) MAZE, Annales de Institut PASTEUR 1904, S. 378, 535. 3) PORTIER, l. c. 1904, S. 633. 4) HAHN, Ber, der Deutschen Chem. Gesellsch. 1900, 8. pn 5) PALLADIN N, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1905, S. 240. 6) Die Wassersoffäurchleitung wurde auch während der Nachtstunden nicht . unterbrochen 20” 216 W. PALLADIN und 8. KOSTYTSCHEW: verteilt und mit einer mit Toluol getränkten Watteschicht bedeckt wurde; es befand sieh folglieh in einem fortwührend mit Toluol- dämpfen gesättigten Gasstrome. Die Wasserstoffdurchleitung dauerte bis zum vollständigen Einstellen oder wenigstens bis zu einer sehr starken Unterdrückung der Kohlensäurebildung. Alsdann schritt man zur Bestimmung des gebildeten Alkohols. Zu diesem Zwecke wurde das Versuchsmaterial samt dem Wasser der Waschflasche in einen geräumigen Rundkolben gebracht, mit noch etwa 500 ccm destillierten Wassers versetzt und alles mehrfacher Destillation unterworfen, wobei jedesmal nicht weniger als die Hälfte der Flüssigkeit in die Vorlage überging. Bei der ersten Destillation wurde immer eine gewisse Menge Toluol in der Vorlage gefunden; dasselbe liess sich aber von der übrigen Flüssigkeit im Scheidetrichter leicht abtrennen. Die zweite Destillation erfolgte aus schwach saurer und die dritte aus schwach alkalischer Lösung. Zur Ansäuerung des ersten Destillates wurde Weinsäure, zur Alkalisierung des zweiten wurde Natrium- karbonat verwendet. Ohne Berücksichtigung dieser Vorsichtsmass- regel wird man schwerlich ein ganz neutrales Destillat erhalten; meistens enthält es dann eine auf Kongorot alkalisch reagierende und durch Phosphorwolframsäure fällbare Substanz. Die Menge des gebildeten Alkohols wurde aus dem spezifischen Gewichte des vierten bezw. fünften Destillates ermittelt. Das spezifische Gewicht wurde mit Hilfe eines genauen, mehr als 30 ccm fassenden Pyknometers be- stimmt. Sümtliche Füllungen des Pyknometers wurden bei 15,5^ C. ausgeführt. Zur Identifizierung des Äthylalkohols dienten folgende Reaktionen: . 1. Die Reaktion von BERTHELOT"), die folgendermassen aus- geführt wird: Man schüttelt die zu untersuchende Flüssigkeit mis einer ganz geringen Menge von Benzoylehlorid und überschüssiger Natronlauge bis zum Verschwinden des stechenden Geruehs M Benzoylehlorids. Bei Gegenwart des Äthylalkohols entwickelt sich der charakteristische Geruch des Benzoesäureäthylesters. Diese Probe hat den Vorzug, dass sie nur mit Áthylalkohol positiv aus Empfindlichkeit lässt nichts zu wünschen übrig. 2. Die Jodoformprobe. Diese Reaktion haben wir imm fallt; ihre der Modifikation von MÜNTZ?) ausgeführt, die, unseren Erfahrung — nach, die empfindlichste ist. 10 cem des Destillates werden mit 29 Natriumkarbonat und 0,1 g Jodpulver versetzt und dann à Wasserbade bei 60° bis zur vollständigen Auflösung des Jods wärmt. Nach dem Erkalten scheiden sich die charakteristische® 1) BERTHELOT, Comptes rendus 73, 496, (NEUBAUER und VOGEL, AUT des Harns. 10. Auf., 1898.) : 2) MONTZ, Annales de chimie et physique. 5. série, tome 13, 1818, P TN er pach ; Anaérobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. 277 Kristalle des Jodoforms aus. Diese Probe ist zwar empfindlich, doch nieht ganz zuverlüssig: sie fállt mit verschiedenen Substanzen positiv aus, von denen in erster Reihe Aldehyde und niedere Ketone in Betracht kommen, die sich auch im Destillat vorfinden können. Ist aber die Abwesenheit flüchtiger Aldehyde und Ketone im Destillat festgestellt, so eignet sich die Jodoformprobe zum Nachweis des Äthylalkohols in ganz ausgezeichneter Weise. Wir haben das Destillat jedesmal mit fuchsinschwef liger Säure geprüft, wodurch sich minimale Spuren von Aldehyden und Aceton entdecken liessen. Aus der nach- folgenden Darlegung wird ersichtlich sein, dass die Jodoformprobe allein für den Neobieels des Äthylalkohols ganz und gar belanglos ist. Nun gehen wir zur Beschreibung der einzelnen Yarsuche über. Versuch I. 20 g Zymin wurden mit so viel destilliertem Wasser versetzt, dass sich ein zähflüssiger Brei bildete. Mit diesem Brei wurden Fliesspapierstreifen laian, welche sodann in einem geräumigen V-Rohr möglichst locker verteilt und mit einer mit Toluol getränkten Watteschicht bedeckt wurden. Durch das Rohr wurde dann ein konstanter Wasserstoffstrom geleitet. Zeitdauer in Stunden CO, in mg : CO, pro 1 Stunde in my 2 116,8 98,4 2), 243,0 97,2 6 511,2 N 85,2 14 419,4 29,9 8), 131,2 15,4 14 73,2 5,2 2 6,0 : 3,0 49 1500,8 Seca Die Menge des gebildeten Alkohols war 1511,8 mg. Da das Destillat nicht anbtonitei war*), so wurde es noch einmal mit Natrium- bisulfit abdestilliert. Im letzten Destillat, das keine Acetonreaktion aufwies, war die Menge des Alkohols gleich 1500,3 mg gefunden. Folglich war der dunk die Anwesenheit des Acetons verursachte Fehler ganz ehe O, : C,H,O = 1500,8 : 1500,3 = 100: 100. 1) Das Aceton war im lufttrockenen Zyminpräparat reichlich vorhanden 278 W. PALLADIN und S. KOSTYTSCHEW: Aus diesem Versuche ist ersichtlich, dass durch unsere Versuchs- anstellung eine ganz genaue Bestimmung des gebildeten Alkohols ermöglicht wird; trotzdem, dass in diesem Versuche die Bedingungen zur Verdunstung des Alkohols sehr günstig waren, fand dennoch kein Verlust des Alkohols statt. Versuch II. 213 g frische etiolierte Stengelgipfel von Vieia Faba wurden mit einer beträchtlichen Menge destillierten Wassers versetzt und mehrfacher Destillation unterworfen. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen: i 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure negativ. 2. Jodoform- probe nach MÜNTZ positiv. 3. Reaktion von BERTHELOT positiv. Die quantitative Bestimmung ergab: C, H,O = 58,2 mg (25,9 mg auf 100 g der Frischsubstanz). Aus diesem Versuche in Übereinstimmung mit den Unter- suchungen von MAZÉ') und POLOWZOW®) folgt, dass frische Pflanzen eine gewisse Menge Äthylalkohol enthalten. Daher ist eine quanti- tative Bestimmung des Alkoholgehaltes frischer Versuchsobjekte für unsere Zwecke unentbehrlich. Versuch III. 209 g etiolierte Stengelspitzen von Vicia Faba wurden ure und in den PETTENKOFER' schen Apparat gebracht. Temperatur 19 - Erfrorene Gipfel von Vicia Faba. Wasserstoffstrom.) - a Zeitdauer in Stunden CO, in mg CO, pro 1 Stunde in mg RE BE ui; 3 100,4 33,5 6 194,8 20,8 18 82,0 45 Fj; 6,4 4,3 E RE ee 281); 313,6 pus : ha h2 Alkoholbestimmung: Reaktionen des Destillates wie 1m Vereue Die quantitative Bestimmung ergab: C,H,O = 83,7 mg. C,H; ee 209 g frischer Gipfel = 57,1 mg. Also von den erfrorenen Gip wurde gebildet C, H,O — 26,6 mg. CO, : C, H,O = 313,6 : 26,6 = 100 : 84. n 1) MazÉ, Comptes rendus 198, 1899, S. 1608. Annales de l'Institut P APIS. 1902, S. 195. HU 2) POLOWZOW, Untersuchungen über die Pflanzenatmung, 1901 ( A Anaérobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. 279 Durch diesen Versuch wird der Nachweis dafür erbracht, dass die anaërobe Atmung erfrorener etiolierter Stengelgipfel von Vicia Faba keine Alkoholgärung ist. Die von dem Versuchsmaterial ge- bildeten unbedeutenden Mengen Alkohol bleiben beinahe in den Grenzen der Versuchsfehler. Es darf nämlich nicht ausser acht ge- lassen werden, dass die zum-Kontrollversuch benutzten Keimlinge nieht gleichzeitig mit den übrigen gezogen wurden. Versuch IV. Samen von Lupinus luteus wurden im Verlauf von zwei Tagen unter einer dünnen Wasserschicht erweicht, dann abgeschält und in zwei Portionen geteilt. Die erste Portion (a) Made zur Alkohol- bestimmung unmittelbar, die zweite (b) nach vorhergehendem Er- frieren verwendet. DU Portion a. 400 frische Lupinensamen (88 g) wurden zur Alkohol- bestimmung verwendet. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen: l. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure negativ. 2. Jodoformprobe nach MÜNTZ sehr schwach. 3. Reaktion von BERTHELOT sehr ‚schwach. Das spezifische Gewicht der Flüssigkeit war gleieh 1,0000. Die Menge des Alkohols war also unmessbar: gering. Portion b. 400 Lupinensamen (87 g) wurden ARE und dann zur Alkoholbestimmung verwendet. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure negativ. 2, Jodoformprobe nach MÜNTZ sehr schwach. 3. Reaktion von BERTHELOT zweifelhaft. Die quantitative Bestimmung ergab, dass die Menge des Alkohols unmessbar gering war. Versuch V. Samen von Lupinus luteus wurden im Verlauf von zwei Tagen unter einer dünnen Wasserschicht geweicht, dann abgeschält und in zwei Portionen zu je 500 Samen geleik Die eine "Portion wurde unmittelbar in den PETTENKOFER’ sahen Apparat gebracht. Die zweite Portion wurde erst erfroren, dann ebenfalls in den PETTENKOFER- schen Apparat gebracht. Temperatur 20°. Wasserstoffstrom. a) lebende Samen. Versuchsdauer 24 Stunden. CO, — 192,0 mg. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure neh mind 2. Jodoformprobe nach MÜNTZ positiv, 3. Renktion von BERTHELOT positiv. Die quantitative Be- stimmung ergab: C,H,O — 174,0 mg. ! CO, : C,H,0 = 192:174 = 100 : 90,6. Dieses Resultat stimmt mit den Angaben GODLEWSKI's') voll- Sasse 1) GODLEWSKI, Bulletin de l'Académie des sciences de Cracovie, 1904, 8. 115. 280 W. PALLADIN und S. KOSTYTSCHEW: kommen überein, der für die lebenden Samen von Lupinus luteus CO, : C, H,O = 100 : 96 gefunden hat. b) Erfrorene Samen. Versuchsdauer 25 Stunden. CO, = 84,0 mg. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure sehr schwach. 2. Jodoformprobe naeh MÜNTZ positiv. 3. Reaktion von BERTHELOT zweifelhaft. Die quanti- tative Bestimmung ergab, dass die Menge des Alkohols unmessbar gering war (spezifisches Gewicht — 0,99998). 00, ^O, HOSBEBE: 0. Versuch VI. Achttägige Keimlinge von Lupinus luteus (Länge des Hypokotyls 5—9 cm) wurden in drei Portionen geteilt. Die erste Portion (200 Keimlinge — 125 g) wurde unmittelbar zur Alkoholbestimmung verwendet. Die zweite Portion (220 Keimlinge — 140.9) wurde un- mittelbar in den PETTENKOFER' schen Apparat (Wasserstoffstrom) ge- bracht. Die dritte Portion (350 Keimlinge — 217 g) wurde erst er- froren und dann ebenfalls in den PETTENKOFER'schen Apparat (Wasserstoffstrom) gebracht. Temperatur 20°. a) Kontrollportion. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure negativ., 2. Jodoformprobe nach MÜNTZ positiv. 3. Reaktion von BERTHELOT positiv. Die quantitative Bestimmung ergab jedoch, dass nur Spuren von Alkohol im Destillat vorhanden waren. b) Lebende Keimlinge. Versuchsdauer 23 Stunden. C0, = 336,0 mg. Die quantitative Bestimmung ergab, dass die Menge des Alkohols gleich 240,1 mg war. Da aber das letzte Destillat eme sehr starke Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure gab, so wur - eine abgewogene Menge der Flüssigkeit mit Natriumbisulfit ab- destilliert; das erhaltene Destillat wurde mit Natriumkarbonat neutrali- siert und wieder abdestilliert. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure negativ: 2. Jodoformprobe nach MÜNTZ positiv. 2. Reaktion von BERT positiv. Die quantitative Bestimmung ergab: C H,O = 212,1 mg CO, : C,H,O = 336 : 212,1 = 100 : 63,1: à c) Erfrorene Keimlinge. Versuchsdauer 23"/, Stunden. vie — 46,0 mg. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Rea h tion mit fuchsinschwefliger Säure positiv. 2. Jodoformprobe miae MÜNTZ positiv. 3. Eine abgewögene Menge der Flüssigkeit W" ai erst mit Natriumbisulft und dann mit Natriumkarbonat abdestillieT" Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion 1 i2 d fuchsinschwefliger Säure negativ. 2. Jodoformprobe nach M de . negativ. 3. Reaktion von BERTHELOT negativ. Das spezifische Anaérobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. 281 wicht der Flüssigkeit war gleich 1,0000. Folglich war kein Alkohol im Destillat. CO, : C, H,O. — 46: 0. Aus den Versuchen mit Lupinensamen und Lupinenkeimlingen lässt sich folgendes schliessen: Die anaörobe Atmung lebender Lupinensamen ist mit der Alkoholgärung beinahe identisch. Die anaérobe Atmung lebender Lupinenkeimlinge ist zwar keine typische Alkoholgärung, doch entstammt auch in diesem Falle mehr als die Hälfte der CO, dem Prozess der Alkoholgärung. Die anaörobe Atmung erfrorener Lupinensamen und Keimlinge hat da- gegen mit der Alkoholgärung nichts zu tun, da in diesem Falle überhaupt keine Alkoholbildung stattfindet. Versuch VII. Im Wasser geweichte Weizenkeime. 247 g davon wurden un- mittelbar zur Alkoholbestimmung verwendet. Eine andere Portion (100 g) wurde erfroren und in den PETTENKOFER’schen Apparat ge- bracht. Temperatur 19°. Erfrorene Weizenkeime. (Wasserstoffstrom). Zeitdauer in Stunden CO, in mg CO, in 1 Stunde in mg 5 181,8 31,6 2 16,0 38,0 2s 56,4 22,6 6 100,8 16,8 14 118,8 85 5! 72,8 85 138,0 6,9 23 94,4 41 16 56,4 | 3,5 TE ln E AaS 91 901,4 Alkoholbestimmungen: . 8) Kontrollportion. Das erhaltene Destillat gab folgende Reak- üonen: 1. Reaktion mit fuehsinsehwefliger Sáure positiv. 2. Jodo- formprobe nach MÜNTZ positiv. 3. Reaktion von BERTHELOT positiv. Die quantitative Bestimmung ergab: C,H,O = 104,9 mg. Eine ab- Sewogene Menge der Flüssigkeit wurde erst mit Natriumbisulfit, dann | mit Natriumkarbonat abdestiliert. Das letzte Destillat gab folgende. i Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure negativ. 282 W. PALLADIN und S8. KOSTYTSCHEW: 2. Jodoformprobe nach MÜNTZ positiv. 3. Reaktion von BERTHELOT positiv. Die quantitative Bestimmung ergab: C,H,O = 106,1 mg. Die mit fuchsinschwefliger Säure reagierende Substanz war also in minimaler Menge vorhanden. i b) Versuchsportion. Das durch Destillation mit Natrium- bisulfit und Natriumkarbonat gereinigte Destillat gab folgende Reak- tionen: 1. Reaktion mit füchsinschwefliger Säure negativ. 2. Jodo- formprobe nach MÜNTZ positiv. 3. Reaktion von BERTHELOT positiv. Die quantitative Bestimmung ergab: C,H,O = 879,2 mg. C,H, O in 100 g frischer Keime = 42,5 mg. Also von den erfrorenen Keimen wurde gebildet: C,H,O = 836,7 mg. CO, : C,H,O = 901,4 : 836,7 — 100 : 92,8. Die anaörobe Atmung erfrorener Weizenkeime ist also mit der Alkoholgärung beinahe identisch. Der Rückstand der unter Zusatz von Natriumbisulfit ausge- führten Destillation wurde mit Natriumkarbonat zerlegt und wieder abdestilliert. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Mit fuchsinschwefliger Säure rote Färbung. 2. Mit Nitroprussid- natrium in schwach alkalischer Lösung rote Färbung (LEGAL'sche Reaktion). 3. Mit Jodtinktur und NH, in der Kälte Jodoformbildung (GUNNING’sche Reaktion). 4. Mit Jodjodkalium und Natronlauge ausgiebige Jodoformausscheidung in der Kälte (LIEBEN'sche Reak- tion). Durch diese Proben wird die Anwesenheit des Acetons im Destillat festgestellt. Die Acetonbildung in erfrorenen Weizenkeimen erfolgt auch bei Sauerstoffzutritt. ie Acetonbildung bei der Atmung ist eine in der tierische Physiologie schon längst bekannte Tatsache") In der letzten Lei wurde u.a. eine nieht unwahrscheinliche Vermutung ausgesprochen ” dass Aceton bei der Oxydation des Leueins abgespalten Wine CH, CH, CH, CH, CH co 6H, - + | CH, n ees HNH, UMOR 00H 1) Eine gute Zusammenfassung der Literatur über das Aceton findet màn me WALDVOGEL, Die Acetonkörper. Stutt 1903. u DIN. NOORDEN und EMBDEN, Centralblatt für die gesamte P ER D Pathologie 1906, S. 9. — EMBDEN, SALOMON und SCHMIDT, non träge zur chem. Physiologie 1906, S Anaérobe Atmung, Alkoholgárung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. 283 | Versuch VIII. Samen von Pisum sativum wurden im Verlauf von 24 Stunden unter einer dünnen Wasserschicht erweicht, dann abgeschält und in zwei Portionen zu je 250 Samen geteilt. Die erste Portion (180 g) wurde zur Kontrolle verwendet, die andere (185 g) wurde erfroren und in den PETTENKOFER’schen Apparat gebracht. Temperatur 19°. Erfrorene Erbsensamen. (Wasserstoffstrom). Zeitdauer in Stunden CO, in mg | CO, pro Stunde in mg 1!/ 392 26,1 9r. 92.0 36,8 31, 108,2 30,9 121, 186,4 15,0 3 43,2 14,4 21], 272 10,9 Feen 30,0 8,0 17 80,4 4,8 7 36,8 5,2 21 79,6 3,8 22 56,4 2,6 21 48,0 2, 117 827,4 a) Kontrollportion. Die quantitative Bestimmung ergab: C,H,O = 106,4 mg. b) Versuchsportion. C,H,O = 728,3 mg. C,H,O in 250 frischen Samen — 106,4 mg. Von den erfrorenen Samen wurde ge- bildet: C, H,O = 621,9 mg. C0,:€,H,0 = 827,4 : 621,9 = 100 : 75,2. Also die anaérobe Atmung erfrorener Erbsensamen ist zum grössten Teil Alkoholgärung. Das Verhältnis CO, : C,H,O entspricht jedoch nicht demjenigen, das von GODLEWSKI und POLZENIUSZ") bei lebenden Erbsensamen gefunden wurde. Es scheint also nicht ganz unwahrscheinlich zu sein, dass durch die Einwirkung niedrigerer Temperatur eine totale Zerstörung der Erbsenzymase bewerkstelligt werden könnte. Derartige Versuche (unter Anwendung der flüssigen Luft) beabsichtigen wir zu unternehmen. Obschon das in unseren Versuchen ausgeführte Erfrieren für die Zerstörung der Erbsenzymase (und Weizenkeimzymase) unzu- 1) GODLEWSKI und POLZENIUSZ, 1. c. 1901, S. 227. 284 PALLADIN und KOSTYTSCHEW: Anaörobe Atmung bei den Samenpflanzen. reichend war, waren die Samen dennoch getótet; ein Zeugnis dafür ist die Tatsache, dass das Verhältnis CO, : C, H,O erfrorener Samen bei Sauerstoffzutritt dasselbe ist wie bei Sauerstoffabschluss. Bei der Sauerstoffatmung lebender Sameu wird im Gegenteil eine nur unbedeutende Menge Alkohol gebildet. Überblieken wir die Ergebnisse unserer Versuche, so ersehen wir eine vollkommene Bestätigung der von einem von uns bereits vor zwei Jahren ausgesprochenen Voraussetzung"): „Wenn so häufig von der Identität der anaéroben Atmung mit der Alkoholgärung ge- sprochen wird, so lässt sich dies wahrscheinlich dadurch erklären, ass . . . . eine Anzahl von Übergangstypen existiert, die gleichzeitig mit der anaöroben Atmung .. .. eine mehr oder weniger typische Alkoholgürung hervorzurufen imstande sind.“ Auch der andere von uns hat sich folgendermassen ausgesprochen?): „Der in gefrorenen Blättern sieh abspielende anaérobe Prozess der Kohlensäurebildung hat nichts mit der Alkoholgürung gemein, da jener Prozess am ener- gischsten in denjenigen Blättern verläuft, die keine Kohlenhydrate enthalten, ja sogar durch Einführung von Saccharose nur abgeschwächt wird.* Die Hauptresultate unserer Untersuchung sind folgende: l. Bei der anaéroben Atmung lebender Lupinensamen: und Lupinenkeimlinge wird eine betrüchtliche Menge Alkohol gebildet. Die anaérobe Atmung dieser Objekte ist also im wesentlichen mit der Alkoholgürung identisch. Bei der anaöroben Atmung erfrorener Lupinensamen und Lupinenkeimlinge findet überhaupt keine Alkohol- bildung statt; auch bei der anaöroben Atmung erfrorener Stengel- gipfel von Vicia Faba wurden keine nennenswerten Mengen Alkohol gebildet. Die anaörobe Atmung erfrorener Lupinenkeimlinge und Stengelgipfel von Vicia Faba hat also mit der Alkohol- gürung nichts zu tun. : 2. Bei der anaéroben Atmung lebender und erfrorener Eros samen und Weizenkeime findet eine beträchtliche Alkoholbildung statt. Die anaérobe Atmung dieser Objekte ist also zum grössten Teil Alkoholgürung. Durch das bei unseren Versuchen in Anwen- dung gebrachte Gefrieren wurden die genannten Pflanzen getötet, die in ihnen befindliche Zymase wurde jedoch nicht zerstört. Qu 3. Die Meinung MAZ£'s, GODLEWSKI's und STOKLASA's bezüg- ; lich der Anwesenheit der Zymase bei Samenpflanzen wird Tul | unsere Versuche bestätigt. Es bleibt noch freilich dahingestellt, và die Zymase der Samenpflanzen mit der Hefezymase identisch ist. 1) KosTYTSCHEW, Centralblatt für Bakteriologie. II. Abt., 1904, pe |. 2) PALLADIN, Zeitschrift für physiologische Chemie. 47, 1906, S. 4L - W. ZALESKI: Enzyme in keimenden Samen. 285 4. Bei der normalen und anaéroben Atmung lebender und er- frorener Pflanzen werden unter Umstünden Aceton und andere mit fuchsinschwefliger Sáure reagierende Substanzen gebildet. Eine ausführliche Arbeit wird in der Zeitschrift für physio- logische Chemie veröffentlicht. St. Petersbu rg, Pflanzenphysiolog. Institut der Universität. 46. W. Zaleski: Über die Rolle der Enzyme bei der Umwand- lung organischer Phosphorverbindungen in keimenden Samen. e) Vorläufige Mitteilung. Eingegangen am 12. Juni 1906, Untersuchungen verschiedener Forscher und hauptsächlich die von IWANOFF') und ZALESKI”) haben gezeigt, dass sich die orga- nischen Phosphorverbindungen während der Keimung der Samen unter Bildung von freien Phosphaten zersetzen. Später hat IWANOFF?) einen Versuch ausgeführt, der seiner Meinung nach für die enzymatische Natur der obengenannten Pro- zesse spricht. Zu diesem Zwecke hat der Verfasser vier Portionen von den an der Luft getrockneten und fein gepulverten dreitägigen Vicia-Keimlingen in Kolben gebracht, mit Wasser unter Thymolzusatz. versetzt und drei Tage der Autodigestion bei 25° unterworfen. Zur Kontrolle wurden zwei Gefässe vorläufig eine Viertelstunde lang im Wasserbade erhitzt. Nach beendigtem Versuche wurde P,O, der Eiweissstoffe und Phosphate bestimmt. So z. B.: Eiweiss-P,0; Phosphat-P,0, Gékornd -a -n s. Maid 0,148 Ungekocht.. . ... 0,44 0,550 IWANOFF hat daraus den Schluss gezogen, dass sich Nukleo- albumine und die lóslichen organischen Phosphorverbindungen durch inzyme unter der Bildung von Phosphaten zersetzen 4). Metu pe e I 1) IWANOFF, diese Berichte, Bd. XX, 1902. 2) ZALESKI, diese Berichte 1902. 3) IWANOFF, Über die Umwandlungen des Phosplors s der Pflanze im Zu- sammenhange mit der Eiweissverwandlung (russische Arbeit), 1905 4) HARLAY hat vor IWANOFF beobachtet, dass Enzyme der keimenden Samen die Nukleoalbumine, z. B. das mae zersetzen. Compt. rend. 1900, p. 9286 W. ZALESKI: IWANOFF löst die Frage über die enzymatische Zersetzung der organischen Phosphorverbindungen nur dureh einen einzigen Versuch, ohne zweifache Bestimmungen zur Kontrolle zu machen. Weiter spricht IWANOFF die Voraussetzung aus, dass die Lecithin- zersetzung, die wührend der Keimung der Samen vor sich geht, eben- falls durch Enzyme verursacht ist. Zugunsten dieser Ansicht führt IWANOFF einen Versuch an, der seiner Meinung nach für die Zer- setzungsfühigkeit des Lecithins durch Enzyme spricht. Es wurden 50 Kotyledonen von Phaseolus multiflorus im W asserdampf sterilisiert, und dann wurden 25 von diesen mit Sporen von Aspergillus niger besät, die anderen aber getrocknet und zur Lecithin- und Gesamt- phosphorbestimmung benutzt. Nach zehn Tagen wurde auch die erste Portion der Kotyledonen samt dem gewachsenen Mycel des - Aspergillus getrocknet und analysiert: . . -P,0 in Gesamt- Lecithin- ee n PO; P,05 Gesamt-P;0; Kotyledonen ohne Aspergillus. . 0,95 pCt. 0,064 pCt. 6,7 » mit » Qu ji 1 » 0,054 » 3,0 IWANOFF hat daraus den Schluss gezogen, dass Aspergillus Lecithin enzymatisch zersetzt hat. à Es war ganz unnötig, die Fähigkeit des lebenden Organismus Lecithin zu zersetzen, durch einen neuen Versuch zu beweisen, da dies schon lüngst bekannt ist. In keinem Falle gewinnt die Yoran- setzung der enzymatischen Lecithinzersetzung während der Keimung der Samen mehr an Beweiskraft, wenn wir eine solche für Asper- gillus vermuten. , Um die enzymatische Natur der Leeithinzersetzung durch Aspergillus oder keimende Samen zu begründen, wäre e* n gewesen, die Wirkung des: getöteten, nicht aber des lebenden Orga- nismus zu studieren. Wenn es a priori sehr wahrscheinlich ist, Prozesse im Organismus durch Enzyme verursacht werd doch nieht zulässig, ohne entsprechende Versuche über tische Natur irgend eines Prozesses nur aus dem Grunde 2 weil er im lebenden Organismus vor sich geht. = Die Voraussetzung der enzymatischen Natur der Lecithinzersetzung E wührend der Keimung der Samen hat früher schon SCHULZE’) er ut gesprochen, indem er sagt: ,Man darf vermuten, dass in den RUE die Lecithine, ebenso wie im Tierkórper, durch Enzyme 8e* werden.* de s Es war ausserdem nicht erforderlieh von seiten IWANOFF B x us ns durch um dass die chemischen en, so ist e$ die enzyma- u reden, Beweis für die enzymatische Zersetzungsfähigkeit des Leeithi . "n i 1) SCHULZE und WINTERSTEIN, Zeitschr. für physiolog. Chemie, Bd. 40,8 Enzyme in keimenden Samen. 281 noch dazu nicht beweiskräftigen Versuch erbringen zu wollen, da dies schon KUTSCHER'), CORIAT?) und WALDVOGEL?) gezeigt haben. Vor kurzem hat auch MAYER*) nachgewiesen, dass Steapsin und einige pflanzliche Enzyme Leeithin zersetzen können, aber zum Be- dauern finden wir in dieser Mitteilung keine näheren Hinweise über die Enzyme, welche der Verfasser zu seinen Versuchen genommen hat. Es ist der Zweck vorliegender Arbeit, die Natur der Verwand- lungen, welche die organischen Phosphorverbindungen während der Keimung der Samen erleiden, zu studieren. Zu diesem Zweck wurden die Keimlinge von Lupinus angusti- folius in verschiedenen Altersstadien bei 37—39° C. getrocknet, ge- pulvert und das so erhaltene Mehl dann zu Autodigestionsversuchen genommen. Es wurden die abgewogenen Mengen des Präparates in Gefässe eingeführt, mit sterilisiertem Wasser und Toluol versetzt und auf bestimmte. Zeit bei 38—39? C. stehen gelassen. Zur Kontrolle wurden einige von diesen Gefässen eine Viertelstunde lang im Wasserbade erhitzt und nach Toluolzusatz wie jene bei denselben Bedingungen gestellt. Nach beendigtem Versuche wurden die Eiweissstoffe durch 10 bis 15 Minuten langes Erhitzen im Wasserbade durch 0,2 pCt. Salzsäure ausgefällt, auf das Filter gebracht, mit derselben Säure gut aus- gewaschen, getrocknet und zur Bestimmung des Eiweiss- und Leeithin- phosphors zusammen benutzt. Parallel wurde der in oben be- schriebener Weise aus einem anderen Versuchsgefässe erhaltene Niederschlag zur Leeithinentfernung 20mal mit kochendem absoluten Alkohol ad 10mal mit Äther ausgewaschen, um den Eiweissphosphor allein zu bestimmen. Die Differenz im Phosphorgehalt zwischen dem ersten und zweiten Niederschlage weist auf die Menge des Lecithinphosphors hin. In einem weiteren Falle (Versuch IV) wurde Sas Lecithin aus dem in oben beschriebener Weise erhaltenen Niederschlage, der Eiweissstoffe und Leeithin enthält, nach SCHULZE's Methode?) extrahiert und. nach Verdunstung der Lósung bestimmt. Es ist richtiger, statt von Leeithin von Phosphatiden zu reden, wie dies WINTERSTEIN®) neuerdings tut. Die Bestimmung des Eiweiss- nnd Phosphatidenphosphors ge- 1) KUTSCHER und LOHMANN, ibidem, Bd. 2) CORIAT, Americ. Journ. Physiol, Vol. XII, 2 zitiert nach CZAPEK, Bio- chemie der Pflanzen, Bd. II, S. 956. 3) WALDVOGEL, Zeitschrift für Pese seg une. Bd. 43. 4) MAYER, Berliner meret Wochenschrift 5) SCHULZE und STEIG , Zeitschrift für sped Chemie, Bd. 13, und SCHULZE und FRANKFURT, pid scum Versuchsstat., Bd. 45. 6) WINTERSTEIN, Zeitschrift für physiolog. Chemie, Bd. 47. 288 W. ZALESKI: schah nach NEUMANN’s') Verfahren durch Verbrennung mit Schwefel- und Salpetersäure in KJELDAHL's Kolben, worauf die ganz farblose Lösung mit destilliertem Wasser verdünnt, filtriert, mit Ammoniak neutralisiert und dann nach Salpetersäurezusatz nach der Molybdän- methode bestimmt wurde. Das Filtrat des Eiweissniederschlages wurde in zwei Hälften geteilt. In einer Portion dieser brani wurden die anorganischen Phosphate nach Ammoniakzusatz mit Magnesiamixtur ausgefüllt, auf dem Filter in Salpetersüure gelóst und nach der Molybdünmethode bestimmt. Die zweite Hälfte der oben genannten Lösung hatte, nachdem sie in KJELDAHL's Kolben eingedampft wurde, zur Be- stimmung aller in salzsüurehaltigem Wasser löslichen Phosphor- verbindungen gedient. Die auf organische wasserlösliche Phosphor- verbindungen fallende Einspliärnnenze wurde aus der Differenz bestimmt. Der Phosphor aller bestimmbaren Verbindungen wurde als P,0; oder als P aus Mg,P,O, berechnet und dann in Prozenten der ur- sprünglichen Substanz (des Präparates) ausgedrückt. Versuch I. Präparat aus zwei- bis viertägigen Keimlingen: Eiweiss-P,0, Eiweiss-P,0,-Verlust in us Autodigestionsdauer gekocht — der anfänglichen Eiweiss- pCt. pCt MK 9 I Tage. chocs TR 0,4000 D e bh ae Eh — 66 Versuch II. : tar ee je igestions- Präparat aus drei- bis viertägigen Keimlingen. Autodigestio dauer 13 Tage. -Ve Just in Prozen Gekocht Ungekocht der aufaglichen ARA pCt. pct. pCt. Eiweiss-P,O, . . . . 0,7498 — 0,431 wii Phosphatiden-P,O, . . 0,1051 0,0520 en Phosphat-P,O, . . . 0/2208 0,8258 "- Versuch III. Präparat aus zwei- bis viertägigen Keimlingen. Autodigestton®“ ; dauer 14 Tage. utt Eiweiss-P,O, . . . . 0,8001 0,3012 —62 Phosphaliden-P, 0, - . 0,1250 0,0603 ao Phosphat-P,O, . . . 0,2005 0,8158 un 1) NEUMANN, ibidem, Bd. 37. Ag al ein MN AIO ERE I E x A E j | Enzyme in keimenden Samen. 289 Versuch IV. Präparat aus zwei- bis viertägigen Keimlingen. Autodigestions- dauer 13 Tage. Gekocht Ungekocht à pCt. pCt. RBB PO, o. o. QURE el co. DR 00540 0,1141 . 0,0480 Versuch V. j Präparat aus gequollenen Samen. Autodigestionsdauer 12 Tage. P,O, in organischen wasserlöslichen Verbindungen 0,4203 0,3584 Feb E ET - nie HINTS 0GB Versuch VI. Präparat aus gequollenen Samen. Autodigestionsdauer 13 Tage. P,O, in organischen wasserlöslichen Verbindungen 0,4020 0,3210 KEP O .. 2.45, 1 €... 00199. 0,0820 Aus den angeführten Versuchen ist zu ersehen, dass die phos- phorhaltigen Eiweissstoffe und Phosphatide (hauptsüchlich Lecithin) sich durch Enzyme unter der Bildung anorganischer Phosphate zer- setzen, da sie im ungekochten Prüparate keine Veründerung erfahren. Die löslichen organischen Phosphorverbindungen fallen einer enzymatischen Zersetzung anheim, da die Menge von Phosphaten, die bei der Autodigestion der Keimlinge sich ansammeln, etwas grösser ist, als die Menge der Phosphate, die durch Zerfall nur der Eiweissstoffe und Phosphatide entstehen könnte. In den Versuchen (V und VD wurde die Zersetzung dieser Verbindungen direkt nach- gewiesen. Es gehen also auch bei der Autolyse der Keimlinge solche Phos- phorumwandlungen vor sich, wie sie von IWANOFF!) und ZALESKI*) während der Keimung der Samen beobachtet wurden. : . Es ist weiter interessant zu untersuchen, bis zu welcher Grenze die enzymatische Zersetzung der phosphorhaltigen Eiweissstoffe geht. Zu diesem Zweck müssen wir Keimlinge der späteren Altersstadien der Autodigestion unterwerfen, da bei der Autolyse der drei- bis Yiertägigen Keimpflanzen noch eine bedeutende Menge des Eiweiss- phosphors unzersetzt bleibt, was durch Zerstórung der Enzyme oder durch Anhäufung autiproteolytisch wirkender Stoffe erklärt werden könnte, nn 1) IWANOFF, L. c. Le Ber, der deutschen bot, Gesellsch. XXIV. 21 | 390 : W. ZALESKI: Versuch VII. Präparat aus 20- bis 22tägigen Keimlingen. Autodigestionsdauer 15 Tage. Präparat Gekocht Ungekocht pCt pCt. pCt. : GEHE... . 0/000 — iet libb .o.0. u: 01004 0,1302 0,0151 Vom Gesamtphosphor fallen auf: Eiweiss- P >. =. er 17 2 Versuch VIII. Präparat aus 20tägigen Keimlingen. Autodigestionsdauer 13 Tage. Gekocht Ungekocht Gessmi-P. . . :37.9325508025 -—— Ewo. | vL 04214 0,0200 Vom Gesamtphosphor fallen auf: a .—. a. po 2,5 Versueh IX. Präparat aus 25tügigen Keimlingen. Autodigestionsdauer 13 Tage. DENE 1. s. O "m Een... . '. 101984 0,0155 Vom Gesamtphosphor fallen auf: Eiweiss- iui 15,6 1,9 Die phosphorhaltigen Eiweissstoffe fallen unter Wirkung der Enzyme einer sehr starken Zersetzung anheim, da nur 2 pêt. dei : Eiweissphosphors unzersetzt bleiben. Ob sie noch weiter sich auto- — lytiseh zersetzen können, bleibt zu erforschen. EU Die phosphorhaltigen Eiweissstoffe der Samen sind hauptsächlie Reservestoffe und haben allem Anscheine nach die Natur von Nukleo- albuminen (Phytovitellinen), was sehr wahrscheinlich geworden ist, seit WIMAN?) Pseudonuklein im Legumin nachgewiesen hat. Ver Die Eiweissabspaltung geht weit rascher vor sich, als die e wandlung des Eiweissstickstoffes in andere Verbindungen. piere "a . LJ . * . ^ n 2 | in Prozenten des anfänglichen Eiweiss-N bestimmen, 80 bekom ; wir Zahlen (—47 pÜt.), die weit geringer sind als solche m ei > Eiweiss-P-Verlust (— 88 pCt.). e Ei wei Man kónnte meinen, dass die Keimlinge verschiedene audi stoffe enthalten, deren Zerfall mit verschiedener Intom i "o Enzyme bewirkt wird, was zur allmählichen Verminderung t 1 WIMAN, MALY's Jahresbericht XXVII, 1897. Enzyme in keimenden Samen. 291 samteiweisses an Phosphor führt. Es scheint mir aber wahrschein- licher, dass die Phosphorabspaltung aus Eiweissstoffen und die proteo- lytische Zersetzung derselben unabhängig voneinander stattfinden können, was aus folgenden Experimenten zu ersehen ist. Versuch X. Präparat aus Achsenorganen 30tägiger Keimlinge. Autodigestions- dauer 14 Tage. 7 Eiweiss-P-Verlust in Prozent Gekocht Ungekocht des anfänglichen Eiweiss-P pCt. pCt. pCt. Eiweiss-P . . . . 0,0748 0,0185 — 15,2 Eiweiss-N 77.075 "1^ (1:977 1.216 "us Versuch XI. Präparat aus Achsenorganen 32tägiger Keimlinge. Autodigestions- dauer 13 Tage. Eiweiss-P . . . . 0,0820 0,0240 — 70,7 Ewoeme-N . o o , 19684-..5987 Versuch XII. Eiweis-P . . . . 0070 0,0175 — 15,0 KEiweiss-N iuo 1 „285 1,289 He In den angeführten Versuchen wurde nun eine enzymatische Phosphorabspaltung aus Eiweissstoffen ohne Zersetzung der Stickstoff führenden Bestandteile derselben beobachtet, da die Menge derselben nur in der Fehlergrenze der Analyse schwankt. Man kann vermuten, dass die Keimlinge ein besonderes Enzym enthalten, dessen Wirkung sich in der Eiweissabspaltung äussert, da proteolytische Fermente, z. B. Pepsin und Trypsin, bei dem Zerfall von phosphorhaltigen Eiweissstoffen einen Rest mit höherem Phos- phorgehalt zurücklassen. Man kann sich aber auch vorstellen, dass es die Wirkung eines und desselben Enzymes ist, das je nach Umständen nur eine Phosphor- abspaltung aus Eiweissstoffen ohne die Zersetzung der stickstoff- haltigen Teile derselben ausführen kann. , Es ist die weitere Aufgabe des Verfassers, die Enzyme, welche die Umwandlungen der organischen Phosphorverbindungen wührend der Keimung der Samen bedingen, näher zu studieren. Charkow, Pflanzenphysiologisches Kabinet. 292 W. ZALESKI: 47. W. Zaleski: Zur Frage über den Einfluss der Temperatur auf die Eiweisszersetzung und Asparaginbildung der Samen während der Keimung. Eingegangen am 12. Juni 1906. ZASKOWSKY!') hat zuerst eine Abhängigkeit zwischen Asparagin- bildung und Temperatur nachgewiesen. Nach seinen Untersuchungen nimmt die Energie der Asparaginbildung mit der steigenden Tempe- ratur zu. Später studierte PRIANISCHNIKOW °) den Einfluss der Temperatur auf die Eiweisszersetzung und Asparaginbildung in Erbsenkeimlingen. Aus seinen Versuchen, die fünf Tage dauerten, ist zu ersehen, dass Eiweissabnahme und Asparaginzunahme mit der steigenden Temperatur zunehmen. So z. B.: bei 22,5°C. bei 28°C. bei 35—36° C. Eiweissverlust 14,01 20,98 22,00 Asparaginbildung 0,40 3,06 4,85 Nach Meinung des Verfassers existiert kein Temperaturoptimum für die oben genannten Prozesse, sondern die Energie derselben nimmt bis zur Tótungstemperatur zu. : PRIANISCHNIKOW hat aber schon gekeimte Erbsenkeimlinge si nommen, es waren auch seine Versuche von zu kurzer Dauer un schliessen deshalb die Möglichkeit einer Reizwirkung, die mit im Temperaturwechsel eintreten konnte, nicht aus. Es ist deshalb wünschenswert den Gang der Eiweisszersetzuns und der Asparaginbildung vom Beginn der Keimung be! den u” schiedenen Temperaturen zu verfolgen, da wir in diesem Falle E Temperaturwirkung auf die oben genannten Prozesse weit em gehender studieren können. : ole Zu unseren Versuchen wurden Samen von Lupinus angustifo 2o m in mit Wasser gewaschenen und dann geglühtem Sande pe E schiedenen Temperaturen gezogen. Zu diesem Zweck wurde de Sand locker in die mit einer Anzahl Öffnungen versehenen Kästen eingeführt, um den Keimlingen bessere Aöration zu schaffen. E Vor der Aussaat wurden die Samen in sterilisiertem Wa ah t iiio m en s 4 i a 1) ZASKOWSKY, Die Keimung der Kürbissamen in chemischer Beziehung, 2d uod (russ, Arbeit). PRIANISCHNIKOW, Über den Einfluss der Tempe Eiweisszerfales. Diese Berichte 1900. ratur auf die Energie - ; Einfluss der Temperatur auf die Eiweisszersetzung der Samen. 293 von entsprechender Versuchstemperatur bis zum Austritt der Wurzel quellen gelassen. Nach der Samenaussaat wurden die Kästen in den Eisschrank, in Zimmer und sehr geräumige Thermostaten bei Abschluss des Lichtes gestellt, und dann wurden die Keimpflanzen während des Versuches mit sterilisiertem Wasser von entsprechender Tempe- ratur begossen. Nach gewissen Intervallen wurden Keimlinge von gleicher Grösse aus dem Sande genommen, sorgfältig von diesem befreit und bei 60—70°C. getrocknet. Im getrockneten RI wurde der Stickstoff der nach STUTZER’s Methode ausgefällten Eiweissstoffe und der des Asparagins nach SACHSSE’s Methode bestimmt und in Prozenten des Gesamt- stickstoffes berechnet. Die SACHSSE’sche Methode der Asparagin- bestimmung liefert ganz brauchbare Resultate bei Anwendung auf die Keimpflanzen vón Lupinen, wie schon SCHULZE und MERLIS gezeigt haben. Das Alter der Keimlinge gilt vom Momente der Befeuchtung der Samen. Versuch I. Die Samen wurden im Eisschrank bei 3—4? C. gezogen. Tage der Keimung en ues ie T 94,5 1,8 9 93,3 24 15 85,3 6,2 25 15,4 13,0 21 11,5 16,5 32 62,9 23,3 Yersuch II. Die Samen wurden im Eisschrank bei 5—6? C. gezogen. 32 50,9 34,0 33 49,1 36,2 38 36,6 46,2 39 34,8 49,7 44 ; 26,8 53,7 51 20,2 59,4 Versuch III. Die Samen wurden im Zimmer bei 16—18° C. gezogen. 3 93,4 1,5 5 84,2 7,5 7 642 26,1 204 ZALESKI: Einfluss der Temperatur auf die Eiweisszersetzung der Samen. Tage der Keimung ran Asp pris 8 56,2 31,4 10 46,4 35,4 11 42,3 42,0 12 39,2 45,6 17 26,1 — 20 20,0 59,6 24 20,1 64,5 Versuch IV. Die Samen wurden in Thermostaten bei 35—36° C. gezogen. 2 8,17 7,8 4 66,1 22,0 6 40,0 ` 44,3 7 32,9 52,8 10 20,6 59,5 12 17,0 65,5 Aus den angeführten Versuchen geht hervor, dass die Temperatur einen Einfluss nur auf die Geschwindigkeit der Eiweisszersetzung und Asparaginbildung ausübt, ohne dabei den Charakter dieser Prozesse zu ändern. Im ganzen zersetzen resp. bilden sich die gleichen Quantitäten der Eiweissstoffe und des Asparagins während der Keimung der Samen C bei den verschiedenen Temperaturen nur mit dem Unterschiede, dass (d diese Prozesse für die betreffenden Temperaturen mit verschiedener d Geschwindigkeit verlaufen. So z. B. wurden je 75 pCt. der Eiweissstoffe : unter Bildung von 58 pCt. Asparagin zersetzt und zwar bei 5°0. nach | 50, bei 17°C. nach 20 und bei 36° nach 10 Tagen der Keimung- Wenn wir aus diesen Zahlen die täglichen Schnelligkeiten des Hiec verlustes und der Asparaginzunahme berechnen, so sehen wir, €? sie untereinander in den Beziehungen 1:25:5 stehen, was "m i VAN'T HoFF'schen Regel für chemische Reaktionen entspricht, 17 26 weleher die Reaktionsgeschwindigkeit bei chemischen Vorgängen — dureh eine Temperaturerhóhung von 10? C. verdoppelt bis verdrel- — facht wird. Demgegenüber hat die Temperatur keinen qualitativen auf die Eiweissumwandlung wührend der Keimung der Samen, das Verhültnis der Eiweissstoffe zum gebildeten Asparagi B verschiedenen Temperaturen nahezu das gleiche bleibt. em kommt auf 20 pCt. Eiweissstickstoffe bei Keimlingen, die bei € verschiedenen Temperaturen gezogen wurden, dieselbe Einfluss Menge des . Asparaginstickstoffs, nämlich 50—65 pCt. Wenn im Versuche bel A. BURGERSTEIN: Zur Holzanatomie der Tanne, Fichte und Lärche. 295 der Eiweissstickstoff in den Keimlingen bis auf 17 pCt. gesunken ist, so erklärt sich dies augenscheinlich durch Eintritt eines krankhaften Zustandes. Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Asparaginbildung gleich der Eiweisszersetzung einen enzymatischen Vorgang darstellt, Die proteolytische Zersetzung der Eiweissstoffe liefert ein Material, das in unbekannter Weise zur Asparaginbildung verbraucht wird. Unsere Versuche zeigen, dass diese Umwandlung der Zerfallsprodukte von Eiweissstoffen in Asparagin, wenigstens in den letzten Stadien _ der Keimung, ohne gleichzeitige Eiweisszersetzung, was schon MERLIS') nachgewiesen hat, unabhängig von verschiedenen Tempera- turen stattfindet. Es ist die weitere Aufgabe des Verfassers, die Natur des Aspa- raginbildungsprozesses eingehender zu studieren. Charkow, Pflanzenphysiologisches Kabinet. 48. A. Burgerstein: Zur Holzanatomie der Tanne, Fichte und Lärche. Eingegangen am 12. Juni 1906. Jüngst fand ich im Botan. Jahresb. (Jahrg. XXX, 2. Abt., S. 737) ein mit „W.G.“ signiertes Referat über meine Abhandlung: „Mikro- skopische Untersuchungen prähistorischer Hölzer des k. k. naturhisto- rischen Hofmuseums in Wien“ (Annal. des k. k. naturh. Hofm. XVI., Bd. 1901, S. 170), das mit den Worten schliesst: „Seite 172 wird eine anatomische Bestimmungstabelle für Taxus baccata, Abies Pectinata, Juniperus communis, Picea excelsa, Larix decidua, Pinus silvestris, P. Laricio und P. Cembra gegeben, die indes mehrere Un- richtigkeiten enthält, namentlich betreffs Picea und Lariz.* a ich auf Grund langjähriger Literaturstudien und eigener Be- obachtungen den anatomischen Holzbau der genannten acht Coniferen zu kennen glaube, über die mikroskopische Holzstruktur von Picea excelsa und Lariz europaea als Ergebnis sehr eingehender Unter- suchungen sogar eine förmliche Monographie veröffentlicht habe’), so t 1) MERLIS, Landwirtschaftliche Versuchsstationen XLVII, 1897. —— 2) Vergleichend-anatomische Untersuchungen des Fichten- und Lürchenholzes 893). fn . (Denkscehr. d. Kais. Akad. der Wissensch. Wien, 60. Bd. 189: 296 À. BURGERSTEIN: war ieh begreiflicherweise über das angebliche Vorkommen mehrerer Unriehtigkeiten in meiner kleinen, einem speziellen Zwecke dienen- den Bestimmungstabelle sehr verwundert, und ich schrieb daher an den Rezensenten ,W. G.*, Herrn Dr. WALTHER GOTHAN in Berlin, mir gefälligst alle jene Unrichtigkeiten mitzuteilen. Nach dem In- halte seines Antwortschreibens sind es angeblich die folgenden zwei: 1. Bezüglich der Markstrahlen von Abies pectinata sage ich in meiner Tabelle unter anderem: „Leitzellen (Parenchymzellen) mit den Tracheiden durch viele hoflose Tüpfel verbunden.“ Darauf be- merkt Herr GOTHAN: „Eine solche Hoflosigkeit kann man bei Abies pectinata nur im typischen Frühholz konstatieren, und auch hier ist sie lange nicht so typisch, wie bei den holzparenehymführenden, nüchstverwandten Cedrus und Pseudolarix.“ Zunächst konstatiere ich, dass ich in meiner von GOTHAN rezen- sierten Abhandlung nirgends behauptet habe, dass eine solche Tüpfe- lung der Markstrahlzellen, wie sie die Tanne zeigt, nicht auch bet anderen Nadelhölzern vorkommt, wie es mir auch vollkommen fern lag, eine xylotomische Bestimmungstabelle sämtlicher Coniferen- gattungen zu geben. Nach einer kurzen, mikroskopischen Prüfung der mir damals vom Hofmuseum übergebenen Holzproben von Ge- brauchsgegenstünden aus dem Hallstüdter Salzbergwerke wusste ich, dass es sich rücksichtlich der Coniferen nur um die Gattungen: Abies, Picea, Lariz, Taxus, Juniperus und Pinus aus den Sektionen Pinaster und Strobus handeln könne. : Was übrigens Cedrus betrifft, so ist diese Gattung holzanatomiseh . von sümtliehen anderen Coniferen durch die fein ausgezackten Tüpfelschliesshäute der Strangtracheiden leicht und sicher zu unter- scheiden. Ausserdem haben bekanntlich Cedernhólzer an den Kanten der Markstrahlen Quertracheiden und sind also auch durch dieses Merkmal von Tannenhölzern unterscheidbar; dass Pseudolarix ma anatomisch der Gattung Abies sehr nahe steht, habe ich erst unlängst (im 4. Hefte dieser Berichte) gezeigt; dass aber die Keltischen Berg- leute Hallstadt's das Holz dieses, 1845 von FORTUNE in China ent- eckten Baumes irgendwie technisch verwendet hätten, ist ganz a geschlossen. Es muss indes jeder, der die anatomischen Verhä Holzes von Abies kennt, zugeben, dass in den Markstra z Quertracheiden, sondern nur Parenchymzellen vorkommen, ^ ge ; den Radialwünden entweder rein hoflose Tüpfel, oder schein? ue behófte Tüpfel besitzen, d. h. ebenfalls einfache, i. € h Tüpfel, die dureh das gleichortige Vorkommen der „ di renden“ Strangtracheidentüpfel scheinbar wie behöfte Hüpfel a sehen. Von einer Unrichtigkeit meinerseits kann also $% Rede sein. jnisse des — hlen keine — — :e an oflose ^ . korrespondie- i Zur Holzanatomie der Tanne, Fichte und Lärche. 991 2. Die Gattungen Picea und Larix habe ich in meiner schon | erwähnten Bestimmungstabelle zusammengefasst und als Fussnote beigefügt: ,Die.Frage, ob eine vorliegende Holzprobe Fichten- oder Lärchenholz sei, lässt sich mit Sicherheit in einzelnen Fällen leicht, in anderen wieder nur schwer entscheiden; letzteres insbesondere dann, wenn nur ein kleines (substanziell vielleicht schon veründertes) Holzfragment vorliegt und die Provenienz, ob Wurzel-, Schaft- oder Astholz, ob älteren oder jüngeren Jahresringen angehórig, nicht be- kannt ist.“ Herr GOTHAN schrieb mir, Picea und Larix seien unter allen Umständen durch das bei Larix am Ende jedes Jahresringes auf- tretende Holzparenchym leicht zu unterscheiden. In GOTHAN's Ab- handlung‘): „Zur Anatomie lebender und fossiler Coniferenhölzer“ heisst es auch S. 61: „Larix ist ähnlich Picea gebaut, hat aber am Ende des Jahrringes (als Endzellen) ständig schmales Holz- parenchym. Die Spiralen des Spätholzes sind etwas locker; die Markstrahlen sind im älteren Holze stellenweise zweireihig. Nach dem Gesagten sind die Unterschiede zwischen Larix und Picea ganz einfach und handgreiflich*. Zur Erheiterung des Lesers fügt GOTHAN bei: „Für die fossilen Hölzer ist es ein Glück, diis sich die Unterach merkmale zum Teil am Spätholz erkennen lassen, das meist am besten konserviert ist.“ Was die Streifung der Spätholztracheiden der Fichte und Lärche betrifft, so jme. ich auf Grund von Hunderten mikrosko- pischer Schnitte, die ich sah, folgendes konstatiert: Im Schaft- und Astholz beider Nadelhólzer ist die Streifung der Tracheidenwand in der Regel nur bis in den 10.—20. Jahresring deutlich bemerkbar; in später gebildeten Jahreszuwüchsen wird sie schwücher und ver- liert sich endlich, je nach der Provenienz des Holzes, früher oder später ganz. Im Làrchenholze ist die Streifung im allgemeinen stärker (derber) und setzt sich von der Markscheide aus durch eine grössere Zahl von Jahresringen fort als bei der Fichte. Für Wurzel- holz hat sich ergeben, dass die Strangtracheiden in der Regel über- haupt nicht gestreift sind. Bei 47 von mir untersuchten Jahres- zuwächsen verschiedener Fichten bemerkte ich nur in vier, und bei 41 Jahresringen von Lürehenwurzeln nur in drei Jahresringen eine sehr schwache Streifung in den innersten Jahresringen. Daraus er- gibt sich, dass die feinen Wandspiralen des Spächolzes, selbst wenn diese bei der Lärche „etwas lockerer“ wären, als diagnostisches Merkmal nicht benützt werden können. g.Diss. der Univers. Jena 1905; ferner Abhandl. der Kgl. Preuss. x 1) Ina Geolog. bistuadaim 1905, Heft 44 298 A. BURGERSTEIN: i Was die Markstrahlen betrifft, so ist es allgemein bekannt, dass bei der Fichte ebenso gut wie bei der Lärche neben einschich- tigen Markstrahlen auch solche auftreten, die in der mittleren Region in der Tangentialansicht zweireihig (partiell zweischichtig) erscheinen. Es bliebe demnach als xylotomischer Unterschied zwischen Fichte und Lärche nur das ständige Vorkommen von Holzparenehym am Ende des Jahresringes bei der Lärche. x GOTHAN lehnt sich hier an GÖPPERT an, was aus der folgenden Stelle in GOTHAN’s Abhandlung hervorgeht: „Weit unsicherer und komplizierter werden diese Verhältnisse jedoch noch dadurch, dass gewisse Hölzer am Ende des Jahrrings (d. h. als Endzellen) auch noch innerhalb der Spätholzzone ständig abwechselnd mit den Hydrostereiden, Holzparenchym besitzen. Von Larix und Cedrus war das schon GÖPPERT (Monogr. der foss. Coniferen, S. 48) bekannt.“ An der betreffenden Stelle der GÖPPERT’schen Monographie heisst es: „Seltener sind sie (die „einfachen Harzgefässe*) in der nächsten Umgebung der Harzgänge; bei Cedrus und Larie ausserdem in der äussersten Zellschicht jeder Jahreslage, hier aber nur ver- einzelt und so klein, dass man sie im fossilen Zustande wohl kaum nachzuweisen imstande sein wird“. Auf Tafel 3 (Fig. 2) bildet GÓPPERT einen Querschnitt dureh Lariz-Holz ab, in welchem em solches „einfaches Harzgefäss“ mitten im Spätholz (also nicht als äusserste Zellschicht oder am Ende des Jahresringes) erscheint. Auf afel 5 (Fig. 5) sieht man auf einem Radialschnitt von Laris zwei Reihen von „Harzgefässen“ etwa an der Grenze zwischen Früh- und Spätholz desselben Jahresringes; sie enthalten weder Harz noch Stärke, und ihre Wände sind genau mit denselben Hoftüpfeln (die, nebenbei bemerkt, GÖPPERT mit 3 bis 4 konzentrischen Kreisen zeichnet) bedeckt, wie die der übrigen Frühtracheiden. Man sieht allerdings Querwände; das Ganze macht etwa den Eindruck von Strangtracheiden mit Balkenbildung, keineswegs aber den von Holz- parenchym. Wie hoch übrigens GOTHAN selbst verschiedene Beobachtunge? von GÖPPERT taxiert, zeigen bespielsweise folgende zw GOTHAN (S. 56): „Schon die Durchsicht der Coniferen, die GOPPERT in seiner Tabelle als gleichgebaut angibt, muss den Wert seiner Angaben ins richtige Licht setzen.^ Ferner (S. 44): ed „GÖPPERT’s Figuren wage ich nieht anzuführen, da die Zeich- nungen unverlässlich und oberflächlich sind.“ Bei KLEEBERG (Botan. Ztg. 1885, S. 725) finde ich Lärche die kurze Bemerkung: „Holzparenchym selten“. Es ist nun gewiss merkwürdig, dass sonst keiner Autoren, welche sich mit der Holzanatomie von Picea unt befasst haben, von MOHL angefangen bis TAssI, welch letzterer für die _ ei Stellen bei — Zur Holzanatomie der Tanne, Fichte und Lärche. 299 vor einigen Wochen eine analytische Bestimmungstabelle der Coni- ferengattungen nach xylotomischen Merkmalen veröffentlicht hat,") diesen nach GOTHAN so leichten und handgreiflichen Unterschied zwischen Picea und Lariz (in dem konstanten Vorkommen von Holz- parenchym am Ende des Jahresringes bei der Lärche) gefunden hat. Mir selbst ist nach Durchsieht überaus vieler Schnitte weder im Schaft-, noch im Ast-, noch im Wurzelholz der Lärche irgend ein den Strangtracheiden parallel verlaufendes Holzparenchym unter- gekommen. (Um die die Markstrahlharzgänge auskleidenden paren- chymatischen ,Epithelzellen* kann es sich hier nicht handeln.) Ich muss deshalb die Behauptung von GOTHAN, „dass meine eingangs zitierte Bestimmungstabelle mehrere Unrichtigkeiten ent- hält, namentlich betreffs Picea und Larix“ als den Tatsachen nicht entsprechend ebenso hóflich als entschieden zurückweisen. Ich schliesse noch eine Berichtigung an: GOTHAN spricht 8. 54 von den spiraligen Verdickungen der Tracheiden der Taxeen und bemerkt, dass dieselben bei Taxus und Cephalotaxus gleich gebaut sind; dann heisst es wörtlich: „Torreya zeigt, wie auch MAYR (l, c. S. 425 T. IX) angibt, (als Einziger!) die Spiralen zu mehreren zu- sammen gruppiert^ — das Zitat bezieht sich auf das Buch von HEINRICH MAYR: „Die Waldungen von Nordamerika“ (München, 1890). Darauf bemerke ich, dass in Europa vielleicht niemand den äusseren und inneren Bau fremdländischer, insbesondere nordamerikanischer und ostasiatischer Coniferen so genau kennen dürfte, wie Prof. H. MAYR in München, dass jedoch die derben Spiralverdickungen der Tracheidenwände von Taxus, Cephalotaxus und Torreya NAKA- MURA?) schon sieben Jahre, SAPORTA?) schon 15 Jahre vor MAYR richtig beschrieben haben. 1) Bullet. del peg ed orto botan. R. università di Siena. 1906. 2) YAROKU' NAK A, Über den anatomischen Bau des Holzes der vichtögten en Coniferen (Unters. a. d. forstbotan. Inst. München, III. 1885). ES TA, Sur l'ornementation des fibres ete. dans le bois de certains. Be 2 en, (Compt. rend. de l'acad. des sc. Paris, 80. Bd., 1875, D. 300 OTTO SAAME: , 49. Otto Saame: Über Kernverschmelzung bei der karyoki- netischen Kernteilung im protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Fritillaria imperialis. Mit Tafel XIV. Eingegangen am 19. Juni 1906"). Gelegentlieh des Studiums von Mitosen an dem von STRASBURGER angegebenen klassischen Objekt, den Embryosäcken von Fritillaria 4mperialis, fiel es mir auf, dass neben Kernen von gewöhnlicher Grösse solche vorkommen, die eine doppelte, dreifache sogar vierfache Grösse aufwiesen. Ausserdem zeigten diese auch eine von der all- gemeinen Form abweichende Gestaltung. Oft konnte ich Kerne von amoebenartigem Habitus beobachten, die nach allen Seiten feine Protoplasmafortsätze ausstreckten, die sich des öfteren durch nichts von Pseudopodien der Amöben unterschieden und häufig wie die letzteren Vakuolen erkennen liessen. Aus der Anwesenheit dieser Gebilde kann man den Schluss ziehen, dass man es hier mit Kernen zu tun hat, welche befähigt sind in der gemeinsamen Plasmamasse ihren Ort zu veründern. An anderen Stellen kamen Kerne vor, die durch eine Plasmabrücke mit einander in Verbindung standen, unter denen viele eine grosse Ähnlichkeit mit kopulierenden Gameten be- sitzen. Meiner Ansicht nach sind diese Gebilde als Versehmelzungs vorgänge von Kernen mit einander aufzufassen. Man kann deutlich die einzelnen Phasen des Vorganges an beifolgenden Abbildungen, die nach den vorgelegenen Präparaten mit Hilfe des Zeichenapparates hergestellt sind, erkennen. Fig. 1, a, b, c, zeigt Zellkerne von ume boider Gestalt, l,c im Kern eine Vakuole. Die mit a bezeichneten Kerne des Embryosackes Abb. 2, vergrössert dargestellt in F BÍ c zeigen je einen feinen Protoplasmafortsatz, die beide aufeinander zuzustreben scheinen (2 b, //, 0", b”, b und 0" stärker vergrössert i Fig. 4 und 5), stellen Kerne dar, welche bereits im Zusammenhang stehen, an 1d und 6 sieht man wie der Inhalt beider Kerne gewis massen in einander fliesst, und endlich in 1e und f scheint die Ver“ schmelzung vollendet; 1 f macht den Eindruck, als ob es sich um eine Verschmelzung von 3 Kernen handele. konnte an vielen anderen Präparaten noch des öfteren beo bachtet werden. 1) Vorgetragen auf der Generalversammlung in Marburg i. H. am 6. Jui} Diese Erscheinung — Über Kernverschmelzung im Embryosack von Fritillaria imperialis. 301 Das Merkwürdige bei allen diesen Verschmelzungsvorgängen scheint mir ein gesetzmässiger Zusammenhang dieser mit der Ver- mehrung der Kerne auf mitotischem Wege zu sein. Letztere erfolgt im Embryosack von Fritillaria schubweise, sodass man in einem Präparat oft sämtliche Teilungsstadien der Karyokinese in ihrer natürlichen Reihenfolge, sozusagen in kinematographischer Anordnung erblickt, indem auf der einen Seite die ruhenden Kerne, auf der andern die Tochterkerne zu liegen kommen. Vor den ruhenden Kernen nun beobachtet man ausserdem noch die erwühnten Verschmelzungs- vorgänge, die der Teilung auf karyokinetischem Wege zeitlich voran- gehen, gewissermassen diese vorbereiten; conf. Abb. ]. Nach der Teilung scheint der ganze Inhalt des Zellkerns durch die Arbeits- leistung bei der Karyokinese mehr oder weniger reduziert zu sein, die Kerne scheinen in einen Zustand der Erschöpfung zu geraten. Vielleicht lässt sich der Verschmelzungsvorgang als eine Auffrischung der Substanz des Zellkerns deuten, als eine Vorbereitung zur weiteren Teilung. Da durch Verschmelzung der Kerne die Chromosomenzahl not- gedrungenerweise auf das Doppelte vermehrt wird, so muss man nach dem Gesetz der Konstanz der Chromosomen, falls die Weiterteilung eine normale sein soll, auf die Verschmelzung eine Reduktionsteilung unter Ausstossung eines Richtungskörpers erwarten. Ich habe mich nun bemüht derartige Reduktionsvorgänge an besagtem Objekt nach- zuweisen und Stadien gefunden, die vielleicht eine Deutung als solche zulassen. Untersucht man eine Reihe von Kernen, welche mitein- ander in Verbindung stehen, mit einem Immersionsobjektiv, so lassen sich diese nach ihrer feineren Struktur von einander in zwei Gruppen scheiden. Während bei den einen der ganze Inhalt der Kerne eine feine körnige Masse darstellt, kann man bei den andern ganz deutlich feine Chromatinfäden erkennen, deren Längsaxe mit der Richtung der in Zusammenhang stehenden Kerne zusammenfillt. Diese letzteren Formen weisen mutmasslich darauf hin, dass es sich bei diesen um wesentlich andere Vorgänge handelt als bei ersteren. Möglicherweise können diese Stadien als Reduktionsteilungen ange- sprochen werden. Neben diesen Vorgängen habe ich auch Kerne gefunden und lebend beobachtet, die im Innern eine Zentralspindel enthielten, welche grosse Ähnlichkeit hatte mit der Richtungsspindel, welche SOBOTTA bei der Reifung des Eies der weissen Maus beob- achtete; conf. Fig. 7. Das zur Untersuchung genommene Material entstammt ausserordentlich kräftigen und schön entwickelten Garten- pflanzen. Zur Fixierung wurden, um dem Einwande, dass jene Vor- gänge durch Fixiermittel hervorgerufen seien, vorzubeugen, die ver- schiedensten Reagentien verwendet. Mit gutem Erfolg bediente ich mich eines Gemisches von Chloroform, Alkohol und Eisessig, (40: 300 OTTO SAAME: 49. Otto Saame: Uber Kernverschmelzung bei der karyoki- netischen Kernteilung im protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Fritillaria imperialis. Mit Tafel XIV. Eingegangen am 19. Juni 19065. Gelegentlich des Studiums von Mitosen an dem von STRASBURGER angegebenen klassischen Objekt, den Embryosücken von Fritillaria 4mperialis, fiel es mir auf, dass neben Kernen von gewöhnlicher Grösse solche vorkommen, die eine doppelte, dreifache sogar vierfache Grösse aufwiesen. Ausserdem zeigten diese auch eine von der all- gemeinen Form abweichende Gestaltung. Oft konnte ich Kerne von amoebenartigem Habitus beobachten, die nach allen Seiten feine Protoplasmafortsätze ausstreckten, die sich des öfteren durch nichts von Pseudopodien der Amöben unterschieden und häufig wie die letzteren Vakuolen erkennen liessen. Aus der Anwesenheit dieser Gebilde kann man den Schluss ziehen, dass man es hier mit Kernen zu tun hat, welche befähigt sind in der gemeinsamen Plasmamasse ihren Ort zu veründern. An anderen Stellen kamen Kerne vor, die durch eine Plasmabrücke mit einander in Verbindung standen, unter denen viele eine grosse Ähnlichkeit mit kopulierenden Gameten be- sitzen. Meiner Ansicht nach sind diese Gebilde als Verschmelzungs- vorgänge von Kernen mit einander aufzufassen. Man kann deutlich die einzelnen Phasen des Vorganges an beifolgenden Abbildungen, die nach den vorgelegenen Präparaten mit Hilfe des Zeichenapparates hergestellt sind, erkennen. Fig. 1, a, b, c, zeigt Zellkerne von amo- boider Gestalt, l,c im Kern eine Vakuole. Die mit a bezeichneten Kerne des Embryosackes Abb. 2, vergrössert dargestellt in Fig. 3, zeigen je einen feinen Protoplasmafortsatz, die beide aufeinander zuzustreben scheinen (2 b, b’, b”, b”, b und 0" stärker vergrössert im Fig. 4 und 5), stellen Kerne dar, welche bereits im Zusammenhang stehen, an 1d und 6 sieht man wie der Inhalt beider Kerne gewisser massen in einander fliesst, und endlich in 1e und f scheint die Ver- schmelzung vollendet; 1 f macht den Eindruck, als ob es sich um eine Verschmelzung von 3 Kernen handele. Diese Ersohamm aa konnte an vielen anderen Präparaten noch des öfteren beobachte werden. 1) Vorgetragen auf der Generalversammlung in Marburg i. H. am 6. Juni Lue Über Kernverschmelzung im Embryosack von Fritillaria imperialis. 301 Das Merkwürdige bei allen diesen Verschmelzungsvorgängen scheint mir ein gesetzmässiger Zusammenhang dieser mit der Ver- mehrung der Kerne auf mitotischem Wege zu sein. Letztere erfolgt im Embryosack von Fritillaria schubweise, sodass man in einem Präparat oft sämtliche Teilungsstadien der Karyokinese in ihrer natürlichen Reihenfolge, sozusagen in kinematographischer Anordnung erblickt, indem auf der einen Seite die ruhenden Kerne, auf der andern die Tochterkerne zu liegen kommen. Vor den ruhenden Kernen nun beobachtet man ausserdem noch die erwähnten Verschmelzungs- vorgänge, die der Teilung auf karyokinetischem Wege zeitlich voran- gehen, gewissermassen diese vorbereiten; conf. Abb. 1. Nach der Teilung scheint der ganze Inhalt des Zellkerns durch die Arbeits- leistung bei der Karyokinese mehr oder weniger reduziert zu sein, die Kerne scheinen in einen Zustand der Erschöpfung zu geraten. Vielleicht lässt sich der Verschmelzungsvorgang als eine Auffrischung der Substanz des Zellkerns deuten, als eine Vorbereitung zur weiteren Teilung. Da durch Verschmelzung der Kerne die Chromosomenzahl not- gedrungenerweise auf das Doppelte vermehrt wird, so muss man nach dem Gesetz der Konstanz der Chromosomen, falls die Weiterteilung eme normale sein soll, auf die Verschmelzung eine Reduktionsteilung unter Ausstossung eines Richtungskörpers erwarten. Ich habe mich nun bemüht derartige Reduktionsvorgänge an besagtem Objekt nach- zuweisen und Stadien gefunden, die vielleicht eine Deutung als solche zulassen. Untersucht man eine Reihe von Kernen, welche mitein- ander in Verbindung stehen, mit einem Immersionsobjektiv, so lassen sich diese nach ihrer feineren Struktur von einander in zwei ruppen scheiden. Während bei den einen der ganze Inhalt der Kerne eine feine kórnige Masse darstellt, kann man bei den andern Sanz deutlich feine Chromatinfäden erkennen, deren Längsaxe mit der Richtung der in Zusammenhang stehenden Kerne zusammenfällt. Diese letzteren Formen weisen mutmasslich darauf hin, dass es sich bei diesen um wesentlich andere Vorgänge handelt als bei ersteren. Möglicherweise können diese Stadien als Reduktionsteilungen ange- Sprochen werden. Neben diesen Vorgängen habe ich auch Kerne gefunden und lebend beobachtet, die im Innern eine Zentralspindel enthielten, welche grosse Ähnlichkeit hatte mit der Riehtungsspindel, welche SOBOTTA bei der Reifung des Eies der weissen Maus beob- achtete; conf. Fig. 7. Das zur Untersuchung genommene Material entstammt ausserordentlich kräftigen und schön entwickelten Garten- Pflanzen. Zur Fixierung wurden, um dem Einwande, dass jene Vor- S"nge durch Fixiermittel hervorgerufen seien, vorzubeugen, die ver- schiedensten Reagentien verwendet. Mit gutem Erfolg bediente ich mich eines Gemisches von Chloroform, Alkohol und Eisessig, (40: 302 OTTO SAAME: Kernverschmelzung im Embryosack von Fritillaria imperialis. 100:80 Vol), ferner 5prozentiger Chromsäure, 80 cem 96 prozentigen Alkohols mit 20 cem 40prozentigen Formols, 12prozentiger wässeriger Formollósung, 12,5 prozentiger Sublimatlósung mit 0,7 Kochsalz sowie absoluten Alkohols. Das Resultat war, was die Kernbilder betraf, stets das gleiche, nur zeigte es sich, dass beim Fixieren mit der Alkoholformolmischung der protoplasmatisehe Wandbeleg am widerstandsfühigsten wurde und sich trotzdem gut von dem übrigen Gewebe abpräparieren liess, wührend den übrigen Fixierungsmitteln mehr oder weniger der Nach- teil anhaftet, dass sie den Einbiryosnélé etwas brüchig machen. Gefärbt wurde mit Hämalaun nach DELAFIELD und BÖHMER, wobei beide Lösungen annähernd gleich gute Färbungen gaben. Mit Vorteil bediente ich mich auch der kfärbung, die aus- gezeichnete Bilder liefert. Nach einiger Übung gelingt es ; aneli diese Vorgänge mit der nötigen Geduld lebend im Embryosack zu beob- achten. Physiologische Kochsalzlösung erwies sich als unbrauchbar, da die Zellkerne regelmässig in dieser keine Bewegungsfühigkeit mehr zeigten. Mit gutem Erfolge kann man sich des "ausgepressten und filtrierten Zellsaftes diussibcn Pflanze bedienen, dem man noch zweckmässig 19pOCt. Traubenzucker oder Frucktzucker zusetzt. Die oben mitgoteiltén Vorgünge sind mir schon seit Jahren bei Fritillaria bekannt. Mit vorliegender Mitteilung, die auf der Generalversammlung der deutschen botanischen Gesellschaft in Marburg veröffentlicht wurde, möchte ich veranlassen, weitere Kreise auf die Untersuchung dieser so interessanten Vorgänge zu lenken, um zu sehen, wie weit sich diese verallgemeinern lassen. Aidaan os vielleicht möglich werden aus vielen Ei beobachtungen an verschiedenen Objekten Klarheit in diese Prozesse zu bringen. nzel- ý " : ]áe- Zum Schlusse lasse ich eine Zusammenstellung der einschläg lichen Literatur, soweit sie mir bekannt ist, folgen. STRASBURGER, Zellbildung und Zellteilung, Seite 26. Über Are verschmelzung bei Corydalis cava. — Ebenda $. 340—4 "TISCHLER, Verhandlungen des Naturhist. Med. Vereins, Heidelberg. | B. VI. 1900, 1. c., S. 351. E B. NEMEC, Über ungeschlechtliche Kernverschmelzung. Sitzuns® berichte der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1902, 59. Mitt. II. Ebenda 1903. 27. Mitt. à = BLAAK, Oolivu benzolu na deleni bünek rostliunyeh. AW. i böhm. Akad. Bd. XI, kl. II, Nr. 17, Prag 1902. B. NĚMEC, 1903, l.c. S. 9. B. NĚMEC, 1902, 1903, 1. c. A. SCHULZ: Staubgefüsse und Griffel der einheimischen Alsinaceen. 303 Archiv für Anatomie, Bd. XVIII, S. 162, 1880. CIENKOWSKI, Arch. für mikr. Anat, Bd. IX, S. 56, 1873. Ich möchte nieht versäumen, an dieser Stelle Herrn Professor HANSEN, der diesen Untersuchungen lebhaftes Interesse schenkte, sowie mir die neueste Literatur auf dem Gebiete der Zellforschung zur Verfügung stellte, meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Für die liebenswürdige Überlassung des Untersuchungsmateriales, welches aus dem Garten des Herrn CHR. AUG. ISHEIM II. in Grüningen bei Giessen stammt, sage ich Genanntem an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank. 50. A. Schulz: Die Bewegungen der Staubgefässe und Griffel sowie der Perianthblätter der einheimischen Alsinaceen-Arten während des Blühens. Eingegangen am 21. Juni 1906. Diejenigen einheimischen Alsinaceen-Arten!), deren Blühen ich beobachtet habe, lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen. Die erste dieser Gruppen umfasst diejenigen Arten, deren Staubgefüsse*) ın allen Fällen während des Blühens der Blüte vier spontane Nutationsbewegungen machen: Zuerst eine epinastische, darauf eine hyponastische, dann eine zweite epinastische und endlich eine zweite hyponastisehe?) Bewegung. Die zweite der beiden Gruppen umfasst diejenigen Arten, deren Staubgefässe*) während des Blühens der Blüte meist nur zwei, viel seltener vier spontane Nutations- bewegungen machen; diese entsprechen den vier Nutationsbewegungen nn 1) Mit Ausschluss der Spergulaceen, die meines Erachtens eine selbständige, den Alsinaceen gleichwertige Familie bilden; vergl. hierzu SCHULZ, diese Berichte, 21. Bd. (1903, S. 119 u. f ?) Die normale Blüte der Arten dieser Gruppe enthält stets 10 — 5 episepale und 5 epipetale — Staubgefässe, 3) Diese Bewegung fällt in der Regel mit dem Verwelken der Krone und mit der Schliessbe Teil ewegung des Kelches zusammen und ist infolge davon in einem grossen à e der Blüten nicht ganz selbständig, sondern wird in ihnen zum Teil durch >< Sich einwürts bewegende Perianth veranlasst. Sie ist bei den meisten Arten nicht in allen Blüten ganz gleichartig. ) Nur bei einem Teile der Arten dieser Gruppe enthält die normale Blüte LC e n — 5 episepale und 5 epipetale — Staubgefässe; bei den übrigen Arten ält sie meist oder sogar fast stets oder stets weniger als 10 Staubgefässe. 304 A. SCHULZ: der Staubgefässe der Arten der ersten Gruppe, jene den beiden ersten von diesen vier Bewegungen. Ausser den Nutationsbewegungen machen die Staubgefässe der Arten beider Gruppen, vorzüglich die der Arten der ersten Gruppe, während des Blühens auch Torsionsbewegungen'). Wie die Staubgefässe, so führen auch die Griffel, vorzüglich die der Arten der ersten Gruppe, während des Blühens spontane Nuta- tions- und Torsionsbewegungen aus. Bei den Arten der zweiten Gruppe führt die — einzige oder die erste — hyponastische Bewegung der Staubgefässe’) regel- mässig zu einer Berührung der — zu dieser Zeit — konzeptions- fähigen Narben durch die Antheren, deren Pollensäcke sich vorher geöffnet haben, an denen zu dieser Zeit aber meist noch recht reich- lich Pollen haftet, und damit stets zu einer für die normale Samen- produktion ausreichenden Bestäubung der Narben?)*) Bei den Arten der ersten Gruppe dagegen führen die Bewegungen der Staubgefässe und Griffel nur selten*) zu einer Berührung®) von konzeptionsfähigen Narben durch pollenbedeckte Antheren*)*). 1) Die Staubgefässe tordieren stets nach links. : ) Bei den meisten dieser Arten führt auch die Bewegung der Griffel zu emer Berührung von Narben und Antheren. Ich werde hierauf an einer anderen Stelle näher eingehen. 3) Hàufig findet auch schon kurz vor oder bei Beginn der Perianthöffnung we vor Beginn der ersten epinastischen Bewegung der Staubgefässe — durch Berührung der — schon zu dieser Zeit — konzeptionsfähigen Narben durch geöffnete, pollen- bedeckte Antheren — reichliche — Bestüubung der ersteren statt. ; . 4) Eine spontane Selbstbestäubung ist bei diesen Arten durchaus notwendig, da ihre Blüten — zum Teil sehr — wenig von Insekten besucht un werden und ihre Individuen fast in allen Fällen — eine Ausnahme machen nur Sagina procumbens L. und ein Teil der Individuen von Cerastium triviale Kk. — nur einmal blühen. " 5) Eine solche Berührung findet fast nur bei Malachium aquaticum 7 i auch hier nicht häufig — statt, welches von den Arten dieser Gruppe die kürzeste Blühdauer hat. ; 6) Freilich kommen die oberen Enden der Staubgefässe bei der zweiten piot nastischen Bewegung, während welcher sich auch die Perianthblätter einwärts : wegen, sehr häufig mit Narben in Berührung, es haftet jedoch zu dieser Zeit me kein Pollen mehr an den Antheren — falls diese noch nicht von den Aue 2 abgefallen sind —, und ausserdem verwelken in der Regel die Griffel + X es sich bei den meisten Arten zu dieser Zeit ebenfalls einwürts bewegen — ° der während oder bald nach der Berührung, so dass, selbst wenn eine Bestäubung i Narben stattgefunden hat, doch keine Befruchtung der Eizellen erfolgt; verge hierzu S. 315, Anm. 5. : Nec 7) Spontane Selbstbestäubung ist für diese Arten überflüssig, da die ud ihrer Blüten von Insekten besucht und bestäubt werden. Ausserdem sind sie lich ausdauernd. i ohne Bec 8) Dennoch sind diese Bewegungen auch bei diesen Arte deutung für das Zustandekommen der Bestàubung der — bei diesen Arten, Fon Staubgefässe und Griffel der einheimischen Alsinaceen während des Blühens. 305 Das Perianth der Blüte der Arten der ersten Gruppe, welches normal aus 5 Kelchblättern und 5 — bei den meisten Arten diese an Länge übertreffenden — Kronblättern besteht, ist während der ganzen — meist mehr als 24 Stunden dauernden — Zeit des Blühens der Blüte, welches mit der Öffnung des Perianthes beginnt und mit dessen Schlusse endigt, geöffnet; während der Nacht") und bei trübem Wetter, vorzüglich Regen, zieht es sich etwas zusammen?). Das Perianth der Blüten der meisten Arten der zweiten Gruppe — ab- gesehen von Sagina procumbens L. und S, apetala Ard., welche ein tetrameres Perianth haben?) — besteht ebenfalls — normal — aus Kelchblättern und 5 Kronblättern, doch sind letztere bei den meisten Arten — bei Stellaria pallida sehr bedeutend — kürzer als die Kelch- blütter; nur bei Moehringia trinervis (L.) sind in sehr vielen Blüten, die aber wie die übrigen Blüten der Art 5 Kelchblätter haben, weniger als 5 Kronblätter vorhanden. Bei keiner Art dieser Gruppe, ausser Moehringia trinervis, ist das Perianth aller Blüten während der sanzen Dauer des Blühens — welche in derselben Jahreszeit bei gleicher Witterung viel kürzer ist als die der Arten der ersten kürzere oder längere Zeit nach dem Aufspringen der Pollensäcke zur Reife ge- langenden — Narben, weil durch sie die Antheren zu der Zeit, wenn ihre Aussen- seiten reichlich mit Pollen behaftet sind — der Pollen fällt sehr bald nach dem Aufspringen der Pollensäcke von den Antheren ab —, an solche Stellen gelangen, dass sie von den die Blüte besuchenden Insekten — abgesehen von ganz winzigen, vorzüglich Blasenfüssen — regelmässig, und zwar mit denselben Körperteilen, mit welchen diese Insekten in den älteren Blüten die ganzen Narben oder deren obere, ^E diehtesten und mit den làngsten Papillen besetzte Partien, die sich infolge der jün à kten an der Berührung der konzeptionsfühigen Narben hindern 77 vergl. hierzu S. 307, Anm. 4 —, noch den Pollen von dem Körper jener abstreifen. Die Torsionsbewegung der Staubgefüsse hat weder bei den Arten der ersten, noch bei denen leui ‚ dass sich die Antheren fast ringsherum mit Pollen bedecken. em erhält die Anthere dureh das Kollabieren des Schaltstückes — welches seh vor: dem Aufspringen der Pollensäcke beginnt und bald nach diesem beendet x de emen so hohen Grad von Beweglichkeit, dass sie durch die die Blüte be- Suchenden Insekten nach allen Seiten gedreht werden kann. 1) vergl. S. 306, Anm. 3. : 2) Gleichzeitig neigen sich die Blüten, die bei hellem Wetter ihre Öffnung Serade oder schräg aufwärts richten, mehr oder weniger nach der Seite. ae pont aus 4 Kelehblüttern und 4 — bei Sagina apetala sehr kleinen — Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 99 306 A. SCHULZ: Gruppe — oder überhaupt — während des Blühens — geöffnet; es ist vielmehr bei einer — bei einigen der Arten sehr bedeutenden — Anzahl der Blüten entweder während eines Teiles der Blühzeit oder sogar während der ganzen Blühzeit geschlossen. Die erste Gruppe, auf die ich im folgenden allein eingehen will, lässt sich in vier Untergruppen zerlegen. Es gehört zu der ersten Untergruppe z. B. Cerastium arvense L., zu der zweiten Untergruppe z. B. Stellaria graminea L., zu der dritten Untergruppe z. B. Alsine verna (L.), und zu der vierten Untergruppe z. B. Malachium aqua- ticum (L.). | 1. Die meisten Blüten von Cerastium arvense haben bei heiterer, warmer Witterung eine Blühdauer von 52— 76 Stunden"). Die Staub- gefüsse?) bewegen sich anfänglich zusammen mit dem sich auswärts bewegenden Perianth?), dem sie anliegen, langsam nach aussen. Doch meist schon bald, bevor sich das Perianth weit geöffnet hat, stellen die beiden unteren episepalen Staubgefüsse oder, falls die eine Seite des Andróceums gefördert ist, zuerst das untere episepale Staubgefáss der gefórderten und dann das der anderen Seite, die Auswürts- bewegung ein und bewegen sich wieder einwürts, und zwar soweit, bis sie senkrecht zur Blütenebene*) stehen. Nach den unteren be- wegen sich die übrigen episepalen Staubgefässe in aufsteigender Folge und dann die epipetalen Staubgefässe in derselben Reihenfolge bis zur senkreehten Stellung einwärts®). Im Verlaufe der beiden ersten Bewegungen®) tordieren die Staubgefässe normal um 180°, sodass ihre ursprünglich introrsen Antheren vollkommen extrors werden. Sehr bald nach Beendigung der Torsion öffnen s 1) Bei trübem Wetter dauert das Blühen länger. : Teil 2) Die 5 Staubgefässe jedes der beiden Kreise, sind zu dieser Zeit zum de oder sämtlich ungleich lang. Ihre Länge nimmt — im episepalen Kreise — im epipetalen — in aufsteigender Folge ab (betreffs des Diagrammes der Alsinact Blüte vergl. EICHLER, Blüthendiagramme, 2. Teil [1878], S. 105 u. f); die — sind entweder gleich lang oder infolge Fórderung der einen Seite des Andróce e ungleich lang. Das kürzeste episepale Staubgefäss pflegt länger als des läng epipetale zu sein. i ; 3) Das Perianth kann sich in jeder Stunde des Tages — als Tag beni, ich die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang — Öffnen; bei der M der Blüten óffnet es sich aber in den Morgenstunden bis gegen 10 Uhr. 4) Diese steht senkrecht zur Längsachse der Blüte. : egung 5) Es ist also sowohl die epinastische, als auch die hyponastische u der beiden oberen epipetalen Staubgefässe wesentlich grösser als die der ? unteren episepalen Staubgefässe, welche letzteren sich nicht selten sehr wenig "" wegen. 6) Die Torsion pflegt schon einige Zeit bevor das Staubgefäss a gin —— beendet zu sein. Die unteren episepalen Staubgefässe beendigen jedoch ihre nicht di häufig erst in der senkrechten Stellung; nicht selten tordieren sie aber u DR oder doch um weniger als 180°. i ich die — pt stebt — Staubgefässe und Griffel der einheimischen Alsinaceen während des Blühens. 307 Pollensäcke der Antheren. Die Staubgefässe verharren nur kurze Zeit in der senkrechten Stellung — in der ihre Filamente in der Regel ganz oder fast ganz gerade sind —, dann bewegen sie sich wieder nach aussen‘), und zwar soweit, bis sie das Perianth, welches sich unterdessen bedeutend weiter geöffnet hat, berühren. Es sin am Schlusse dieser Bewegung meist die Filamente der episepalen Staubgefässe?) im unteren und — viel längeren — oberen Teile ge- rade oder fast gerade, an der Verbindungsstelle zwischen beiden Teilen aber ziemlich scharf, oft fast winklig, nach innen konvex ge- krümmt?)*, die der epipetalen Staubgefässe?) aber. schwach nach aussen konvex gekrümmt oder gerade. Nachdem alle 10 Staub- gefässe zusammen eine Zeitlang in der Endstellung ihrer zweiten epinastischen Bewegung verharrt sind, machen sie ihre zweite hypo- nastische Bewegung). Anfänglich bewegen sich sämtliche Staubgefässe gleichmässig — und zwar langsamer als der Kelch und die verwelkende und sich unregelmässig zusammenziehende und zusammenrollende Krone, denen sie anliegen — einwürts. Dann pflegen sich aber die epipetalen Staubgefässe schneller als die episepalen zu bewegen; sie entfernen sich meist ein wenig vom Perianthe, während die epise- palen in der Regel mit diesem in Berührung bleiben. Entweder schon, wenn sie ungefähr senkrecht zur Blütenebene stehen, oder erst, wenn sie sich etwas — oft soweit, dass sie sich mit ihren oberen Enden untereinander berühren — einwärts geneigt haben°), 1) Das Staubgefäss bezw. Staubgefässpaar beginnt die zweite epinastische Be- Vegung entweder schon etwas eher als das folgende Staubgefüss bezw. Staubgefüss- paar seine erste hyponastische Bewegung beendet hat oder — seltener — kurz n deren Beendigung; mehr als 4 Staubgefüsse befinden sich bei heiterem Wetter meist nicht in vollständig senkrechter Stellung. Die Staubgefässe jedes Kreises sind zu dieser Zeit noch — in derselben Weise wie vorher — ungleich lang. 2) Sie weichen jetzt in der Länge meist nur wenig von einander ab; sie sind während der Bewegungen sehr bedeutend gewachsen. hi : 3) Die episepalen Staubgefässe: drängen sich häufig zwischen den Kronblättern indurch und legen sich an die Kelehblätter an. dir = "s ist von grosser Bedeutung für das Zustandekommen der Bestäubung à arben, dass sich — bei Cerastium arvense ebenso wie bei den anderen Arten tige Gruppe — die episepalen Staubgefässe in der angegebenen Weise "I Wenn sie sich in der Weise wie die epipetalen Staubgefässe krümmen ei so würden die die Blüten besuchenden Insekten nicht oder nur mit Mühe a. an der Aussenseite ihrer Basis befindlichen Nektarien und dem an diesen nden oder von diesen auf die Kelchbasen hinabfliessenden Honig gelangen kónnen. ù 5) Zu dieser Zeit hat in der Regel ein grosser Teil von ihnen ihre Antheren 'erloren, pale 6) Die Staubgefässe jedes Kreises sind zuletzt ungefähr gleich lang; die epise- pflegen deutlich länger zu sein als die epipetalen. Die Filamente sind zu *r Zeit an der Basis entsprechend der Fruchtknotenoberfläche etwas nach aussen d: gekrümmt, oben etwas nach innen konvex gekrümmt oder — meist — ganz 22* 308 A. SCHULZ: stellen die Staubgefässe ihre Bewegung ein und verwelken'). Gleich- zeitig zieht sich der Kelch soweit zusammen, wie die Staubgefässe und die zu kleinen Ballen zusammengeschrumpften Kronblätter es gestatten °). Zur Zeit der Perianthöffnung ist jeder der 5 — episepalen — Griffel stark, oft fast winklig, nach aussen konvex gekrümmt; sein oberer, mit Ausnahme der schwach zurückgekrümmten Spitze gerader Teil steht parallel zur Blütenebene oder ist etwas gegen diese ge- neigt; sein gerader oder etwas nach aussen konvexer, unterer Teil ist meist etwas nach aussen geneigt und ausserdem so tordiert, dass die oberen Teile der 5 Griffel sich kreuzen. Nach einiger Zeit richten sich, während die unteren Teile der Griffel zurücktordieren, die oberen Teile der Griffel soweit auf, bis sich die 5 Griffel nur noch mit ihren Spitzen berühren. Dann strecken sich die Griffel gerade, während sie sich gleichzeitig meist etwas mehr nach aussen neigen. Darauf krümmen sie bd im oberen Teile — kreisbogig oder mehr hakig — nach innen konvex, während sich ihre unteren Teile, die gerade bleiben oder sich nur schwach krümmen, weiter nach aussen neigen, oft soweit, dass die Spitzen aller Griffel der Blüte oder eines Teiles derselben die — benachbarten — Kronblätter, welehe zu dieser Zeit ihre stürkste Neigung besitzen, oder die — benachbarten — Staubgefässe, diese aber nur unterhalb ihrer Spitzen, von denen übrigens zu dieser Zeit schon vielfach die An- theren, an welchen bereits zu dieser Zeit kein Pollen mehr zu haften pflegt, abgefallen sind, berühren. Während dieser Auswürtsbewegung: während welcher die Narben *) — früher oder später‘) — konzeptions- fähig werden, tordieren die Griffel nicht selten mehr oder weniger 1) Vergl. S. 304, Anm 2) Nur bei sehr ee Witterung — im letzten Teile des Mai Juni — machen in denjenigen Blüten, deren Perianth sich am Morgen öffnet, í Staubgefisse am ersten Blühtage die drei ersten Bewegungen. Meist haben Sigal n den Morgenblüten — so will ich diese Blüten nennen — dieser r Jahreszeit um ehe sich mehrere epipetale Staubgefässe noch nicht ganz bis yen Perianthe bewegt oder sogar 1-2 epipetale Staubgefüsse die erste hyponastiseh® Bewegung noch nicht ausgeführt. (Während der Nacht findet bei dieser uet den übrigen Arten keine Staubgelüssbewegung statt) Die zweite hyponast sit wegung führen die Staubgefässe der Morgenblüten meist am dritten, seltener am vierten oder sogar schon am zweiten Blühtage aus. besetzt, : r Griffel ist unten nur an der Yinerécito mit Narbenpapillen Griffel- weiter ieee stehen diese auch an den Seitenflanken des Griffels, und die ehmen spitze ist rings herum mit Papillen er Diese stehen recht dicht a 7 nach der Spitze des Griffels hin an Länge 4) In einem Teile der Morgenblüten iplis im Verlaufe des zweiten in der Mehrzahl der Morgenblüten aber erst am dritten Blühtage. EV Blübtagé — Staubgefüsse und Griffel der einheimischen Alsinaceen wührend des Blühens. 309 stark nach rechts"). Wenn sich am Schlusse des Blühens das Perianth zusammenzieht, so bewegen sich die Griffel ebenfalls nach innen, und zwar in der Regel soweit, dass ihre unteren Teile sich berühren oder fast berühren. Ihre oberen Teile sind dann, oft fast hakig, nach aussen umgebogen. 2. Die meisten Blüten von Stellaria graminea haben bei heiterem, warmem Wetter?) eine Blühdauer von 30—36 Stunden. Zur Zeit des Beginnes der Perianthöffnung sind die epipetalen Staubgefässe gleich lang?) die episepalen Staubgefüsse aber zum Teil ungleich lang; und zwar sind von diesen die beiden vor den ganz gedeckten Kelch- blättern stehenden gleich lang und länger als die übrigen, von denen meist das vor dem halbgedeckten Kelchblatte stehende das längste, das obere, unpaare das kürzeste zu sein pflegt‘). Die Staubgefässe führen ihre erste epinastische Bewegung recht schnell aus?) Die epipetalen Staubgefässe neigen sich gleichweit nach aussen und zwar soweit, dass sie mit der Blütenebene einen Winkel von 30—45° ilden. Die episepalen Staubgefässe neigen sich dagegen zum Teil ungleichweit; in der Regel neigen sich die beiden längsten am wenigsten weit, das kürzeste, unpaare am weitesten — doch nur un- gefähr halb soweit als die epipetalen Staubgefässe. Sie tordieren meist genau um 90°, selten um mehr‘). Die Torsionsbewegung be- gmnt während der Perianthöffnung oder kurz vor dieser und ist stets am Schlusse der epinastischen Bewegung beendet. Gleich nach Be- endigung der Bewegung öffnen sich die Pollensäcke der Antheren. Die epipetalen Staubgefässe tordieren dagegen während der ersten Ppinastischen Bewegung und nach deren Beendigung um 180°. Erst — , D Wenn bei sehr heiterem, warmem Wetter die Narben sehr bald nach dem Beginne ihrer Konzeptionsfühigkeit reich bestüubt werden, so sterben vielfach die Griffel schon ab, bevor sie sich stärker gekrümmt haben. Durch heftige Berührung der ‚Griffel — etwa durch ein grosses Insekt — wird das Absterben beschleunigt. Gleichzeitig mit dem Absterben der Griffel beginnt das Welken der Krone und die Schliessbewegung des Kelches. Bei trübem und kühlem Wetter, vorzüglich wenn eine oder nur spärliche Bestäubung erfolgt, sind die Griffel nicht selten noch während des ganzen vierten Blühtages frisch. In diesem Falle tordieren die Griffel oft sehr bedeutend. ) Die meisten Blüten beginnen — ebenso wie bei den beiden folgenden — am Morgen mit dem Blühen. 3) Sie sind kürzer als die episepalen Staubgefässe, ihre Antheren sind gleich 5) Gleichzeitig mit den Staubgefässen bewegt sich auch das Perianth auswärts; Pipetalen Staubgefässe pflegen den Kronblättern anzuliegen. aD on feuchter Luft, wenn sich die Öffnung der Pollensücke verzögert, tor- jedoch "de Staubgefüsse nicht selten um mehr, hin und wieder um 180°; wenn sich Re ei sehr trockener Luft die Antheren sehr frühzeitig öffnen, bleibt die Torsion - ganz unbedeutend oder fehlt ganz. 310 A. SCHULZ: dann — also nach den Pollensäcken der episepalen Antheren — öffnen sich die Pollensäcke ihrer Antheren. Bald nach Beendigung der epinastischen Bewegung bewegen sich die episepalen Staubgefässe einwärts, und zwar die drei längsten soweit, dass sich ihre Antheren berühren‘), die beiden anderen meist nur bis in eine zur Blüten- ebene senkrechte Stellung?). Einige Zeit nach den episepalen Staub- gefässen beginnen auch die epipetalen Staubgefässe ihre erste hypo- nastische Bewegung; sie bewegen sich alle fünf soweit, dass ihre Antheren etwas ausserhalb eines durch die Insertionsstellen ihrer jetzt schwach nach aussen konvex gekrümmten Filamente gelegten Kreises stehen. Nachdem alle 10 Staubgefässe eine Zeitlang in ihrer hypo- nastischen Endlage verharrt sind?), beginnen die episepalen und bald darauf auch die epipetalen Staubgefässe sich wieder auswärts zu be- wegen. Die letzteren holen die ersteren bald ein und bewegen sich dann mit diesen, die jetzt gleiche Neigung und gleiche oder fast gleiche Länge besitzen, zusammen noch etwas weiter nach aussen. Zuletzt^) besitzen die 10 Staubgefässe eine ähnliche Lage und Krümmung wie die von Cerastium arvense am Schlusse ihrer zweiten epinastischen Bewegung. Nach einiger Zeit beginnen die Staubgefásse, von denen unterdessen vielfach die Antheren abgefallen sind, und zwar meist alle 10 gleichzeitig, ihre zweite hyponastische Bewegung; es pflegen aber früher oder später die episepalen den epipetalen etwas voraus zueilen. Alle 10 bewegen sich soweit, bis sie sich mit ihren oberen Enden kreuzen*) Während der zweiten hyponastischen Bewegung der Staubgefässe beginnen auch die Kelchblütter, welche wührend der letzten Stunden ungefähr senkrecht zur Blütenlängsachse standen, sich einwärts zu bewegen. Während die Staubgefässe ihre Bewegung beenden, schliesst sich der Kelch soweit, dass nur noch die ver schrumpften Enden der Kronblätter®), welche letzteren bereits vor dem Beginne der zweiten hyponastischen Bewegung der Staubgefásse zu welken, sich zusammenzurollen und sich einwärts zu bewegen an- 1) Zuerst berühren sich die Antheren der beiden längsten Staubgefüsse. it 2) Es sind zu dieser Zeit die Filamente der drei längsten Staubgefüsse me iE : ganz gerade, die der beiden anderen ebenfalls gerade oder ein wenig nih m konvex. Uhr " 3) In den Morgenblüten erreichen sie diese Stellung zwischen 12 und ? mittags. eiten 4) Diese Bewegung pflegt in den Morgenblüten erst am Vormittag des t" Blühtages beendet zu sein, JA 5) Die Filamente sind zuletzt an der Basis schwach nach aussen pulp p oberen Teile gerade oder schwach nach aussen konvex; die der epipetalen ro d gefässe sind zuletzt ungefähr ebenso lang wie die der episepalen Staubgefis cn i 6) Die Kronen der Morgenblüten pflegen gegen Mittag — des zweiten h E : — zu verwelken beginnen; an heissen Tagen sind um 3 Uhr nur T wenigen Morgenblüten die Kronen unverwelkt. = Staubgefässe und Griffel der einheimischen Alsinaceen während des Blühens. 311 fangen — sie stehen bis dahin sehr schräg —, zwischen seinen Spitzen hervorragen. Zur Zeit der Perianthöffnung sind die — drei — Griffel in der Regel ösenförmig eingekrümmt, und zwar meist so stark, dass ihre Spitzen ungefähr bis zur Mitte des in der Regel etwas nach aussen geneigten, geraden oder schwach nach aussen konvexen, unteren Teiles hinabreichen und .ihn berühren’). Einige Zeit nach der Perianthöffnung beginnen die Griffel sich gerade zu strecken; gleich- zeitig neigen sich ihre unteren Teile etwas — weiter — nach aussen. ann die Griffel — mit Ausnahme ihres verdickten, etwas abgebogenen äussersten Endes — gerade sind, sind sie ungefähr so stark geneigt, dass sie mit der Blütenebene einen Winkel von ungefähr 60? bilden?). Dann senken sich die oberen Teile der Griffel soweit nach aussen, bis sie ungefähr parallel mit der Blütenebene stehen, und krümmen sich mehr oder weniger stark nach oben konvex. Gleichzeitig tor- dieren die Griffel nach rechts, und zwar so stark, dass am unteren, längeren Teile des Griffels, welcher meist gerade bleibt, der Papillen- streif^) der ursprünglichen Innenseite sich schräg nach der Blüten- peripherie hin wendet und dass der obere, gekrümmte Teil des Griffels, essen — nach oben gerichtete — Konvexität die Narbenpapillen trägt, ungefähr parallel mit der Blütenperipherie wird*) Hin und wieder tordiert der obere Teil des Griffels noch weiter, bis seine konvexe Seite ungefähr parallel zur Blütenperipherie steht, seine Spitze also einwärts gerichtet ist. Dann verwelken und vertrocknen die Griffel. 3. Bei heiterem, warmem Wetter — in den Monaten Juni bis August — dauert^) das Blühen der meisten Blüten von Alsine verna ungefähr ebenso lange wie das der meisten Blüten von ‚Stellaria gra- minea. Die erste epinastische Bewegung wird wie bei Stellaria gra- minea von allen 10 Staubgefässen gleichzeitig, und zwar schnell, ausgeführt. Es gelangen hierdurch die untéreiainder gleichlangen Pipstaleı Staubgefässe®) soweit nach aussen, dass sie mit der Längs- 1) Die Ösen sind meist ungefähr kreisförmig oder elliptisch, seltener unregel- mässig gebogen. Die Ösen der si Griffel der Blüte sind entweder untereinander Versehlungen oder berühren sich nu ie 2) zo. Zustand pflegen sie in den Morgenblüten im Laufe des Nachmittags rreiche 3) Dui Papillenstreif beginnt erst weit oberhalb der Griffelbasis, reperi Sich nach oben hin und tritt etwas auf die Seitenflanken des Griffels über; das oberste Ende des Griffels ist rings herum mit Papillen besetzt und bildet einen ellipsoidischen Körper. Die Papillen nehmen am Griffel nach oben hin an Länge = 4) In diesem Zustande, in den die Griffel der Morgenblüten meist am Vor. vd ue zweiten Blühtages gelangen, sind die Narben konzeptionsfähig. - Auf dem Zechstein unweit Kónnern bei Halle 5 D Sie sind zu dieser Zeit wenig kürzer oder ebenso lang oder sogar ein wen T: 312 A. SCHULZ: achse der Blüte einen Winkel von ungefähr 50—60° bilden, die meist ebenfalls untereinander gleichlangen episepalen Staubgefässe aber in eine bedeutend weniger geneigte Stellung‘). Die d Staubgefässe tordieren während der Bewegung?) meist um 90? — weiter —; gleich nach Beendigung der epinastisehen Dove springen die Pollensäcke ihrer Antheren auf. Die epipetalen Staub- gefässe tordieren ebenfalls meist um 90°, doch in der Regel erst, nachdem sie ihre erste epinastische Bewegung beendet haben. Sehon nach kurzer Zeit beginnen die episepalen Staubgefüsse ihre erste hyponastische Bewegung; sie bewegen sich soweit einwärts, dass sich die oberen Enden ihrer — zu dieser Zeit meist gleichlangen und, mit Ausnahme der Basis, geraden — Filamente etwas kreuzen. Einige Zeit nach den episepalen Staubgefässen beginnen auch die epipetalen Staubgefässe ihre Einwärtsbewegung. Sie gelangen nur soweit, dass ihre Filamente im unteren Teile mit der Blütenlängs- achse einen Winkel von ungefähr 45° bilden; im oberen Teile krümmen sich ihre Filamente meist so stark nach aussen konvex, dass deren Enden ungefähr senkrecht zur Blütenebene stehen?) Die epi- petalen Antheren, deren Pollensäcke entweder erst während dieser Bewegung oder — häufiger — schon während der epinastischen Endlage ihre Filamente aufspringen, stehen nun in gleicher Höhe mit den episepalen Antheren oder etwas tiefer als diese. Nach einiger Zeit erfolgt die zweite epinastische Bewegung der Staub- paai, Auch diese wird meist von den episepalen Staubgefässen begonnen, welche bald mit den sich nur langsam auswärts bewegenden epipetalen Staubgefässen in einem Kreise stehen und sich dann mit diesen zusammen noch etwas weiter nach aussen bewegen. Die epi- petalen Staubgefässe gehen in der Regel soweit bis sie, deren meist schwach nach aussen konvexe Fileménte zu dieser Zeit vielfach die der episepalen Staubgefüsse in der Lünge etwas übertreffen, mit der Blütenlängsachse ungefähr einen Winkel von 60° bilden. Die epi- sepalen Staubgefässe neigen sich meist soweit nach aussen, dass sich ihre nach innen konvexen Filamente*) mit den der epipetalen Staub- länger als die episepalen Staubgefässe. Ihre Antheren sind — wie bei imet aquaticum — meist deutlich kleiner als die der episepalen Staubgefässe er Winkel beträgt meist ungefähr 30°. Hin und wieder neigen alle Staubgefässe gleich weit, sondern in der Weise wie bei Stellaria graminea, am unbedeutender als bei dieser, ungleichweit — das obere, unpaare neigt Ho meisten, die vor den ganz gedeckten Kelchblättern stehenden neigen sie "- wenigsten —. In diesem Falle weichen auch, in der Weise wie bei Stel llaria gn minea, die Staubgefässe zum Teil in der Länge von einander ab. 2) Die Torsion beginnt oft schon vorher. Uhr ı d 3) In den Morgenblüten pflegen sie diesen Zustand zwischen 11 und 1 us erreichen. 4) Diese sind ähnlich gekrümmt wie die von Cerastium arvense am Ende il Staubgefásse und Griffel der einheimischen Alsinaceen wührend des Blühens. 313 gefässe oben kreuzen. Nach längerer Zeit") beginnen meist alle 10 Staubgefässe gleichzeitig ihre zweite hyponastische Bewegung. In der Regel eilen aber bald die epipetalen Staubgefässe den episepalen voraus. Jene neigen sich in der Regel soweit, dass sich ihre Enden kreuzen; die episepalen dagegen verharren entweder in aufrechter Stellung oder — häufiger — legen sich von aussen an die epipetalen Staubgefüsse an. Die Perianthblütter beginnen entweder gleichzeitig mit den Staubgefüssen oder erst etwas nach diesen sich einwürts zu bewegen?) Wenn sie sich ungefähr in einer zur Längsachse der Blüte parallelen Stellung befinden, pflegen die Kronblätter noch frisch zu sein. Dann welken und vertrocknen diese und der Kelch schliesst sich. Zur Zeit der Perianthöffnung stehen die unteren, geraden Teile der — drei — Griffel entweder senkrecht zur Blütenebene — dicht aneinander — oder sie sind ein wenig nach aussen geneigt. Die oberen, bedeutend kürzeren Teile der Griffel sind — vielfach soweit, dass sie parallel mit der Blütenebene stehen — nach innen geneigt”). Die Griffel verharren in der Regel ungefähr so lange in dieser Stellung, bis die Staubgefässe ihre zweite epinastische Bewegung be- Sinnen. Dann neigen sich ihre unteren Teile etwas — weiter — nach aussen, während sich ihre oberen Teile soweit aufrichten, bis sie in der Richtung der unteren stehen*). Darauf senken sich die oberen Teile?) nach aussen, und zwar meist soweit, bis -sie parallel xar Blütenebene stehen, also mit den unteren Teilen einen stumpfen Winkel bilden. Gleichzeitig pflegen sich die oberen Teile etwas — oit sehr wenig — nach oben konvex zu krümmen. Während ihrer Nutationsbewegung tordieren die Griffel in der Regel — doch nicht immer —, und zwar nach links, manchmal bis um 90°; im letzteren Falle stehen ihre oberen Enden zuletzt ungefähr parallel mit dem äusseren Rande des Perianthes. Die Narben der Morgen- zweiten epinastischen Bewegung. Die zweite epinastische Bewegung pflegt in den Morgenblüten erst am Vormittag des zweiten Blühtages beendet zu sein. - D In den Morgenblüten im den letzten Vormittagsstunden oder in den ersten Nachmittagsstunden des zweiten Blühtages. . .?) In den Morgenblüten stehen zur Zeit der Konzeptionsfähigkeit der Narben die Kronblätter ungefähr senkrecht zur Blütenlängsachse; die Kelchblätter sind etwas weiter nach aussen geneigt. ! . . 9) Wenn die unteren Teile ungefähr senkrecht stehen oder nur wenig geneigt sind, so kreuzen sich die oberen; wenn jene etwas stärker nach aussen geneigt Sind, so berühren sich diese nur mit ihren Spitzen. x 4) In den Morgenblüten erhalten sie diese Stellung in der Regel am späten Nachmittage. | 9) Diese sind ringsherum mit Narbenpapillen bedeckt; vom oberen Teile her hi an der Innenseite des Griffels eine kurze Strecke weit ein sich nach unten - in verschmälernder Papillenstreif hinab. de 314 A. SCHULZ: blüten pflegen am Vormittage des zweiten Blühtages konzeptions- fähig zu werden. 4. Die Blüten von Malachium aquaticum haben eine wesentlich kürzere Blühdauer als die der übrigen Arten dieser Gruppe. Bei heiterem, warmem Wetter hat das Blühen der meisten derjenigen Blüten, die am Morgen mit dem Blühen beginnen, schon bei Sonnen- untergang sein Ende erreicht. Entsprechend der kurzen Blühdauer verlaufen die Bewegungen der Staubgefässe und Griffel schnell. Die Nutationsbewegungen der Staubgefässe gleichen fast vollständig denen der Staubgefässe von Alsine verna; die meisten Abweichungen sind nur unbedeutend und unwesentlich +). Nur die zweite hyponastische Bewegung, die in den Morgenblüten am Nachmittage des ersten Blühtages stattfindet, weicht etwas mehr ab. Bei dieser eilen in der Regel — doch nicht immer — nach einiger Zeit die episepalen Staubgefässe den epipetalen voraus; jene bewegen sich soweit, bis sich ihre Enden kreuzen, diese meist nur soweit, dass sie jene — die etwas länger sind — aussen berühren, seltener soweit, dass sie sich untereinander berühren. Die Filamente beider Kreise sind zu dieser Zeit unten entsprechend der Oberfläche des Fruchtknotens gekrümmt, oben entweder gerade oder mehr oder weniger nach aussen oder innen konvex’). : Abweichend von Alsine verna pflegen die epipetalen Staubgefässe eine Torsion um 180° zu machen; diese beginnt meist schon kurz vor der Öffnung des Perianthes und ist bald beendet. Bei feuchter, 1) Die epipetalen Staubgefässe sind am Schlusse der ersten epinastischen Be- wegung wesentlich kürzer als die episepalen Staubgefässe. Diese weichen in der Knospe hinsichtlich ihrer Länge meist in derselben Weise wie bei Stellaria m 2 seltener in unregelmässiger Weise von einander ab. Ihre Lüngenuntersc v P schwinden aber meist während ihrer epinastischen Bewegung. Hin und wieder pu jedoch zu dieser Zeit die Unterschiede noch deutlich; in diesem Falle bewegen "n die Staubgefüsse — wie bei Alsine verna — ungleichweit nach aussen, sonst ist (IP erste epinastische Bewegung allen episepalen Staubgefässe gleichgross. Der -— Teil ihrer Filamente neigt sich nur wenig nach aussen oder bleibt in der ursprüng lichen Stellung. Der obere, längere Teil der Filamente dagegen krümmt sich in tlachem Bogen — mit nach innen gerichteter Konvexitüt — etwas nach aussen. Schlusse der ersten hyponastischer Bewegung bilden die epipetalen Staubgefásse» deren Filamente gerade sind, mit der Blütenlängsachse einen Winkel von un Re 45°. Am Schlusse der zweiten epinastischen Bewegung sind sie meist etwas pmi als die episepalen Staubgefüsse und entweder ganz gerade oder schwach na aussen oder innen konvex gekrümmt. Ein- 2) Die Krone fängt in der Regel schon einige Zeit vor dem Beginne der Die wärtsbewegung der Staubgefässe an, sich zusammenzuneigen und zu verwelken. = Kelchblätter dagegen stehen häufig noch senkrecht oder fast senkrecht zur gon ie längsachse, wenn die Kronblätter ganz welk sind und sich die Staubgefässe , - die seit einiger Zeit einwärts bewegen. Der Kelch schliesst sich erst, nachdem sich Ce Staubgefässe bereits untereinander berühren. du Staubgefässe und Griffel der einheimischen Alsinaceen während des Blühens 315 kühler Luft, bei der sich das Aufspringen der Pollensäcke verzögert, seltener bei heiterem, warmem Wetter, machen auch die episepalen Staubgefässe eine so bedeutende Torsion; meist bleibt deren Torsion aber wesentlich kleiner. Zur Zeit der Perianthöffnung stehen die wenig oder garnicht gekrümmten unteren Teile der recht stark nach rechts oder links tordierten — 5, seltener 3 oder 4 — Griffel!) ungefähr senkrecht zur Blütenebene und dicht aneinander. Die oberen, kürzeren Teile der Griffel sind — vielfach bis in eine zur Blütenebene parallele Lage — nach innen geneigt, in der Regel — mit Ausnahme der zurück- gebogenen Spitze — etwas nach öben konvex gekrümmt und unter- einander gekreuzt. Nach einiger Zeit tordieren die Griffel zurück, bis ihre Torsion ganz geschwunden ist; ihre unteren Teile neigen sich etwas nach aussen, und ihre oberen Teile richten sich soweit auf bis ihre gerade aufwärts gerichteten, etwas verdickten Enden aneinanderliegen. Darauf strecken sich die Griffel gerade?) und neigen sich gleichzeitig noch etwas weiter nach aussen, meist soweit, dass sie mit der Blütenebene einen Winkel von 45— 50? bilden. ^) Entweder erst, wenn sich die Griffel in dieser Endlage befinden, oder bereits etwas früher, krümmen sich ihre oberen Teile nach innen — oben — konvex, und zwar entweder halbkreisförmig oder noch stärker — sodass die Spitze einwärts gerichtet ist —, während sich ihre untersten Teile, welche meist gerade bleiben und später häufig mehr oder weniger — in der Regel nach links — tordieren, gleich- zeitig nach aussen neigen, häufig soweit, dass die Sehne des Griffel- bogens ungefähr parallel mit der Blütenebene steht*)9. In dieser Stellung verharren die Griffel, deren Narben®) wohl schon konzep- mu. 1) Diese stehen vor den epipetalen Staubgefässen. 2) Ihre Enden bleiben eın wenig abgebogen. Hin und wieder haben schon vor der Perianthóffnung die Griffel zurück- zutordieren, ihre unteren Teile sich zu neigen und ihre oberen sich aufzurichten begonnen. Zur Zeit der Perianthöffnung berühren sich in diesem Falle die nur noch wenig oder gar nicht mehr tordierten Griffel nur noch mit ihren Enden. ; Manchmal neigen und krümmen sie sich so bedeutend. dass ihre Spitzen ungefähr in der Höhe ihrer Basen liegen. 5) Es findet hin und wieder eine Berührung von Narben durch Antheren der epipetalen Staubgefässe statt, und zwar entweder schon gegen Schluss der Aus- wärtsbewegung der Griffel, während sich die epipetalen Staubgefässe in ihrer epi- nastischen Endlage befinden, oder erst während der zweiten hyponastischen Be- wegung der Staubgefässe. Zu dieser Zeit haftet an den Antheren auch bei heiterem Wetter hin und wieder noch Pollen, so dass eine Bestäubung der Narben, die noch konzeptionsfähig sind und auch noch einige Zeit in diesem Zustande verharren 77 also vielleicht auch eine Befruchtung —, stattfinden kann. 6) Die Narbe ist der von Cerastium arvense sehr ähnlich. 316 M. TSwETT: tionsfähig werden, wenn sich ihre oberen Teile noch nicht oder erst wenig gekrümmt haben‘), bis sich das Perianth zusammenzieht. Dann bewegen sich ihre unteren Teile nach innen, meist bis in eine aufrechte oder fast aufrechte Stellung, wührend die Krümmung ihrer oberen Teile geringer wird. Darauf verwelken sie. 5l. M. Tswett: Physikalisch-chemische Studien über das Chlorophyll. Die Adsorptionen. Eingegangen am 21. Juni 1906, Es ist eine schon längst bekannte Tatsache, dass die verschiedenen als Lösungsmittel des Chlorophylls geltenden organischen Flüssigkeiten ‚sich in sehr ungleichem Masse zur Extrahierung des Blattgrüns aus Blättern eignen. Während Alkohol oder Äther intensiv sattgrüne Auszüge liefern, geben andere Lösungsmittel, wie die Kohlenwasser- stoffe der aliphatischen oder der eyklischen Reihe, auch Schwefel- kohlenstoff, mehr gelbliche und überhaupt chlorophyllärmere Extrakte, selbst wenn der Extraktion getroeknetes Material unterworfen wird. Am meisten charakteristisch erweisen sich in dieser Hinsicht Petrol- äther und Petroleumbenzin, welche mit frischen oder bei niederer Temperatur getrockneten Blättern zusammengebracht, meistens mehr oder weniger reingelbe, durch Karotin gefärbte Auszüge geben, auf welcher Eigenschaft bekanntlich ARNAUD sein Verfahren zur Dar- stellung dieses Farbstoffes aus Blättern gründete. : Wenn das integrale Chlorophyll in Petroläther vollständig und reichlich löslich ist, wie allgemein angenommen, warum wird es nie : von dem genannten Lösungsmittel aus frischen oder getrockneten Blättern aufgenommen? Warum wird nur ein gelber Bestandteil . herausgelóst? ; ; iih Dieses für die Frage naeh der physikalischen Konstitution und Lm chemischen Zusammensetzung des Chlorophyllapparates nichts wenige! — - als belanglose Problem bleibt aber bisher ungelöst. Dank t glänzenden Entwicklung der Chemie der Chlorophyllderivate hat - viele physiologisch weit interessantere Fragen in Vergessenhe! d ~ 1) In den Morgenblüten werden sie im Laufe des Nachmittags konzeptione : fähig, Wenn bei heiterem, warmem Wetter die Griffel frühzeitig reichlich bestäubt . Werden, so beginnen sie häufig bereits zu welken, wenn sie sich erst ganz U bedeutend, oft kaum merklich gekrümmt haben. Gleichzeitig mit dem M xt . ihres Welkens beginnen die Staubgefässe ihre zweite hyponastische und der & m ~ seine Schliesbewegung. — — — : | \ Physikalisch-chemische Studien über das Chlorophyll. Die Adsorptionen. 317 geraten lassen. Die wenigen Forscher, welche ihre Aufmerksamkeit auf die uns beschäftigenden Erscheinungen lenkten, haben ver- schiedene, sich widersprechende Erklärungen vorgeschlagen, unter welchen keine als eine auf einer breiteren experimentellen Basis stehende bezeichnet werden kann. WIESNER (1874) war wohl der erste, welcher über die abweichen- den Eigenschaften des Benzols, des Toluols, des Terpentins, des Schwefelkohlenstoffes als Lösungsmittel des Chlorophylls berichtete. Der eminente Wiener Physiologe machte zugleich die Beobachtung, dass grünes Gewebe, welches mit Benzol usw. unmittelbar bearbeitet, nur eine gelbliche, schwach fluoreszierende Lösung gibt, in demselben Lösungsmittel eine prächtige Auflösung liefert, wenn es mit Alkohol durchgetränkt wird. WIESNER erklärt sich das in der Weise, das Protoplasma sei für Benzol impermeabel und das Chlorophyll demnach diesem Lösungsmittel unzugänglich. Alkohol mache nun das Protoplasma für Benzol permeabel. Coneordante Beobachtungen machte später SACHSSE (1877, S. 9) „Da Benzol, Schwefelkohlenstoff und ätherische Öle“, bemerkte er dazu, „in Wasser unlöslich oder fast unlöslich sind, so hat die ge- nannte Massregel (Durchtränkung des Materials mit Alkohol) nur den Zweck, diesen Lösungsmitteln den Zugang zu den Chlorophylikörnern durch Verdrängung des darin enthaltenen Wassers zu bahnen. Aus absolut trockenen Pflanzenteilen würde vermutlich die Auflösung des Blattgrüns mit Hilfe der genannten Lösungsmittel ebenso gut von- statten gehen wie mit Alkohol.“ KARL KRAUS (1875) bemerkt gleichfalls, dass Benzin aus frischen | oder trockenen Blättern nur Spuren Chlorophyll auflöst; das genuine | Chlorophyll sei demnach unlöslich in Benzin. Wenn das mittelst | Alkohols ausgezogene Chlorophyll sich (in der GREGOR KRAUS'schen , Entmischung) als in Benzin löslich erweist, so deute das auf eine chemische Veründerung des Farbstoffes unter Einfluss des Alkohols. . GUIGNET (1885) vermutet, das Chlorophyll sei in den Blättern in für Petroläther unlöslichen Hüllen eingeschlossen. ARNAUD (1885) glaubt die elektive Herauslösung der Blätter- farbstoffe mittelst Petroläthers (aus getrocknetem Material) durch eine- Art Dialyse erklären zu können, wobei das Karotin frei diffundiere, die „grüne Komponente“ aber durch die zuvor im Zellsaft zur Lösung gebrachten Eiweissstoffe nach der Art der Fürbereiprozesse zurück- gehalten werde. Eine der KRAUs'schen analoge, chemische Auffassung der Sache finden wir wieder bei MANN (1891) und bei MONTEVERDE (1893). Der letzte Autor erblickt das modifizierende Agens in dem Spiritus — . und will eine Stütze seiner Ansicht in der Tatsache finden, dass die 318 M. TSWETT: grünen BORODIN'schen Kristalle, welche er für das genuine ,Chloro- phyll“ hält, in Petroleumbenzin (und Petroläther) unlöslich sind.') Soweit mit den unser Problem betreffenden Literaturangaben. Indem ich zu der experimentellen Bearbeitung der Frage schritt, galt es mir zuerst die Einwirkung. der verschiedenen indifferenten organischen Lösungsmittel auf die Blattfarbstoffe in situ näher zu prüfen. Unter den zahlreichen benutzten Objekten erwiesen sich be- sonders Plantago-Arten und Lamium album als empfehlenswert. Die Zartheit der Lamium-Blätter und die annähernde globale Neutralität ihres Gewebesaftes stempelt dieselben zu einem überaus günstigen Objekt. (Cf. MOLISCH 1904). Ihrem Verhalten gegen die Blattfarbstoffe nach ur die ge- prüften Lósungsmittel in drei Gruppen verteilt werden 1. Alkohole (Methyl-, Äthyl-, Amyl-), ABE Acetaldehyd, Äther, Chloroform. Diese Lösungsmittel, auf frische (zerriebene) oder trockene Bläter wirkend, lösen alle Farbstoffe gleichmässig und reichlich aus. 2. Petroläther und Petroleumbenzin. Frische, mit Sand oder Schmirgel fein zerriebene und“unter dem Lösungsmittel weiter verriebene Blätter liefern mehr oder weniger reingelbe Auszüge, welche hauptsächlich durch Karotin gefärbt sind, aber auch Spuren von den anderen Farbstoffen enthalten. Das Karötin kann in dieser Weise vollständig ausgezogen werden. Getrocknete Blätter (bei niederer Temperatur!) geben ebenfalls dem Lösungsmittel ihr Karotin ab, und zwar in etwas reinerem Zustande. Gekochte oder nur bei höherer Temperatur erwärmte Gewebe liefern aber, mit den genannten Lösungsmitteln zusammengerieben, grüne Auszüge, was seine Er- klärung weiter unten finden wird. : 3. Benzol, Xylol, Toluol, Schwefelkohlenstoff. Sie zeigen sich in iier Wirkung auf die Blattfarbstoffe als zwischen den T der zwei ersten Gruppen intermediür Wie gesagt, werden durch Petrolüther ausser Karotin nur Spuren der anderen Farbstoffe aufgelöst. Es genügt aber dem Lösungsmittel etwas abs. Alkohol (10 pCt. für frische Blätter, für trockene) zuzusetzen, um sofort eine reichlich gefärbte, schön 1) Ich habe gezeigt (1901 I, III), dass diese Kristalle keinen genuinen i stoff, sondern ein eben unter andauernder Mitwirkung des Alkohols entstehendes Derivat der Chlorophylline darstellen, wie dies BORODIN (1882) selbst vermutete. Für diesen Farbstoff habe ich die Bezeichnung Metachlorophyllin wn Es sei hier nochmals betont, dass ich als Chlorophyll konsequenter e . das gesamte grüne Pigment der Blätter bezeichnen will und die mehr oder wenige us i grünen fluoreszierenden Komponenten desselben als Chlorophylline endete à .. Ee ist ist unerlässlich endlic 'h zu | wissenschaftlichen Definition en zu P Physikalisch-chemische Studien über das Chlorophyll. Die Adsorptionen. 319 grüne Lösung zu erhalten. Aceton oder Äther haben eine analoge Wirkung. Durch alkoholhaltigen Petroläther kann das gesamte Chlorophyll ausgezogen werden. Worauf beruht nun diese „lösbarmachende* Wirkung des Alkohols? Da durch den reinen Petroläther die eine Komponente des Chlorophylls, das Karotin, ganz gut ausgezogen wird, so ist an die Unzugänglichkeit des Lösungsmittels zu dem Chlorophyll nieht zu denken. Eine chemische Einwirkung des Alko- hols ist hier ebenfalls ausgeschlossen, wie aus den folgenden Ver- suchen erhellt. Frische Blätter werden mit Schmirgel zerrieben und der erhaltene Brei mit etwas 40prozentigem Spiritus versetzt. Wird nun das Material sogleich mit Petroläther behandelt, so gibt es eine grüne Lósung ab, wird es aber bei 45? getrocknet, so erhült man mittelst Petroläthers nur die gewöhnliche gelbe Karotinlösung. Der Alkohol muss demnach einfach durch seine Anwesenheit wirken, physikalisch, und nicht chemisch. Und tatsächlich lassen sich die betreffenden mittelst Alkohols ausgezogenen, in reinem Petroläther nachweisbar - lösliehen Farbstoffe von neuem in diesem Lösungsmittel unlösbar machen. Meine ersten diesbezüglichen Versuche (1901, III) gestalteten sich folgendermassen. Alkohol - Petrolätherlösung des Chlorophylis wurde in Kolben gegossen, mit einigen Streifen Filtrierpapier be- schiekt und das Lösungsmittel in vacuo abdestilliert, wobei das Pigment dem Papier einverleibt wird. Dies trockene grüne Papier verhält sich nun den Lösungsmitteln gegenüber ganz wie das grüne Blatt, und reiner Petroläther nimmt nur Karotin auf, während eine Zugabe von Alkohol eine sofortige Entfärbung des Papieres bewirkt. Die im Anfange dieses Aufsatzes erwähnten, bisher rätselhaft gebliebenen Erscheinungen beruhen demnach auf der Adsorption der Farbstoffe, auf der mechanischen, molekularen Aftinität der Stoffe zum Chloroplastenstroma, welche wohl durch Alkohol, Äther beet nieht aber durch Petroleumkohlenwasserstoffe überwältigt wird, Tritt aber das Pigment ausser dem Bereich der Molekularkräfte, wie z. B. beim Abkochen oder Erwärmen der Gewebe — wobei be- kanntlich aus den Chloroplasten kleine grüne Tropfen hervorquellen (ef. TSWETT 1900), so löst sich der Farbstoff leicht in Petroläther, und man erhält dabei sattgrüne Auszüge. : . Aus dem Vorhergesagten folgt, dass das Chlorophyll unmöglich ın Form von mikroskopisch definierbaren Grana in Chloroplasten ein- gelagert sein kann, es müssten denn die Grana selbst ein unlös- liches adsorbierendes Substrat besitzen. Übrigens ist die Grana- theorie auch mikrographisch nicht zureichend begründet (ef. TSCHIRCH — 1884, TSWETT 1896, 1901, IIT). | Es war oben gesagt, dass die dem Filtrierpapiere einverleibten — 320 M. TSWETT: Chlorophyllfarbstoffe (Karotin ausgenommen) von dem Substrat in Petroläther adsorptionsartig festgehalten werden. Umgekehrt werden, wie zu erwarten war, durch Filtrierpapier die betreffenden Farbstoffe ihrer Petrolätherlösung entrissen. Nicht nur aber Cellulose, sondern allein Petrolkohlenwasserstoffen unlöslichen festen Körper adsorbieren das Chlorophyll, und wenn in feinem pulverförmigen Zustande angewandt, entfärben dessen Petrolätherlösungen teilweise oder vollständig (TSWETT 1903). Ich habe in dieser Hinsicht mehr als hundert den verschiedenen Gruppen des chemischen Systems an- gehörende Substanzen untersucht und immer mit prinzipiell gleichem Resultat. Ich lasse hier eine kurze Übersicht der geprüften Körper folgen. Einfache Körper (S, Si, Zn, Fe, Al,:Pb, Sb); Oxyde ($i0,, MgO, MnO, PbO, Sb,O,, Fe,O, Ag,O, HgO, U,0,); Hydroxyde (B(OH), NaOH, Ba(OH),,, Al(0H)); anorganische Chloride (Na, K, NH,, Ca, Mg, Al, Fe, Co, Cu, Hg); Chlorate (K, Ba); Kaliumbromid, Kaliumjodat; Nitrate (K, Ca, Ba, Pb, Ag, Cu, U); Phosphate (K, Na, NH,, Fe); Sulfide (K, Hg); Sulfite (Na); Sulfate (K, Ca, Mg, Ba, Zn, Fe, Mn, Cu); Carbonate (Na, K, Ca, Mg, Fe); Silikate (K, Asbest), Ammoniummolybdat, Kalium- permanganat, Ferricyankalium und Ferrocyankalium, Oxal- säure, Weinsteinsüure, Zitronensäure, Chinasäure, Gerb- säure, Harnsäure, Pikrinsäure, Phenolphtalein, Ox alate (NH,, Mn); Acetate (Pb, Cu); Amide (Harnstoff, Asparagin), höhere Alkohole und Kohlenhydrate (Mannit, Duleit, Saccharose, Galaktose, Inulin, Dextrin, Amylose); Protein- stoffe (Ovalbumin, Pepton, Hämoglobin), Trioxymethylen, Chloralhydrat, Hydrochinon, Resorein, Pyrogallol, Anilin- farbstoffe (Gentianaviolett, Chrysoidin u. a.), endlich eine Reihe chemisch nicht definierter Substanzen (Knochen- und Blut- kohle, Ackererde, Kieselguhr). Von den angeführten Substanzen vermögen einige auch das Karotin aus seiner Petrolätherlösung niederzureissen (HgÜ],, CaCl,, PbS u. a). Viele Körper wirken auf die von ihnen adsorbierten Farbstoffe zersetzend. Einige z. B. (MnO,, KMnO,, U,0,) zerstören — vollständig das Chlorophyll, offenbar durch Oxydation. Wieder andere wirken auf die Chlorophylline nach der bekannten Art der Säuren; das sind zuerst natürlich die meisten angeführten Säuren, saure Salze und viele neutrale Salze, deren wässerige Lösungen aber hydrolytisch eine saure Reaktion annehmen. Es ist hier nicht ar Ort, auf die Art und Weise dieser chemischen Einwirkungen au : einzugehen. Es soll aber die Methodik der Adsorptionsversuche UN - deren analytische Verwendung näher besprochen werden. pin | eine Petrolätherlösung des Chlorophylls zu verschaffen, verführt en Physikalisch-chemische Studien über das Chlorophyll. Die Adsorptionen, 32] am besten folgendermassen. Frische Blätter (am besten Lamium) werden im Mórser mit feinem Schmirgel zerrieben und weiter mit alkoholhaltigem Petroläther (10 pCt.) ausgezogen. Die grüne Lösung wird mehrmals mit dem doppelten Volumen Wasser im Scheide- triehter unter fortwährendem Umrühren ausgewaschen. Da Alkohol grössere Lösungsaffinität für Wasser als für Petrol- äther besitzt, so kann er auf diese Weise praktisch vollständig aus der Chlorophylllösung entfernt werden. Die ausgewaschene, für ge- wöhnlich etwas trübe grüne Lösung wird nun durch Zentrifugieren oder mittelst Filtration geklärt und eignet sich jetzt zu den Ad- sorptionsversuchen.!) Als passendste Adsorptionsmittel sind gefälltes Caleiumcarbonat, Inulin oder Saccharose (Zuckerpuder) zu empfehlen. Wird nun die petrolätherische Chlorophylllösung mit dem Ad- sorptionsmittel zusammengeschüttelt, so reisst das letztere die Farb- stoffe nieder, und bei einem gewissen Überschuss desselben bleibt nur Karotin in der Lösung, welches der Adsorption entgeht. Man erhält in dieser Weise einen grünen Niederschlag und eine rein- gelbe, fluoreszenzlose Karotinlösung (Prüfung der Fluoreszenz in meinem Luminoskop [1901, II und 1906]). Diese Karotinlösung zeigt in ihrem Spektrum die Absorptionsbünder 492—475 und 460 —445 uu. Wird sie mit S0prozentigem Alkohol ausgeschüttelt, so bleibt die untere, alkoholisch-wässerige Phase vollständig farblos. Der grüne Niederschlag wird nun auf das Filter gebracht und mit Petroläther behufs Entfernung der letzten Spuren Karotin sorg- fältig ausgewaschen. Die abfiltrierende gelbe Flüssigkeit kann man momentan mittelst Knochenkohle regenerieren. Jetzt wird der Niederschlag mit alkoholhaltigem Petroläther behandelt, worin er sich vollständig entfärbt, und man erhält eine schön grüne Lösung, welche nun nach KRAUS mit SÜprozentigem Alkohol entmischt werden kann. Die petrolätherische Phase, blaugrün tingiert, enthält hauptsächlich die Chlorophylline, während in den unteren gelben hasen vornehmlich die Xanthophylle enthalten sind. v Wird der Petrolätherlösung des Chorophylls das Adsorptions- mittel nicht im Überschuss, sondern portionsweise bis zum Ver- schwinden der Fluoreszenz zugesetzt, so bleiben dann in Lösung neben Karotin auch‘ Xanthophylle. Dieselben können von dem Karotin befreit werden, indem man die abgegossene Lósung wieder mt dem Adsorptionsmittel behandelt und aus der sich bildenden a, ki 1) In etwas einfacherer Weise kann man sich eine passende Lösung bereiten “adem man die Blätter zuvor auf einige Minuten in warmes (70—80°) Leitungs- . . Es xi aber dann in den Lösungen einige hier nicht zu erörternde Derivate der —— Chlorophylline auf, cud i Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXIV. : 98 824 LEO PETERS: sind noch geteilt, doch herrscht darüber wohl ziemlich Einigkeit, dass vorwiegend pflanzliche Parasiten eine Rolle als Erreger spielen, wenn auch jedenfalls äussere Umstände wie Witterung und Boden- beschaffenheit von grossem Einfluss sind. Da für eine rationelle Bekämpfung die gründliche Kenntnis der Krankheit unerlässlich ist, war mir in erster Linie daran gelegen, über Ursachen und Verlauf der Wurzelbranderkrankungen Klarheit zu gewinnen. Zunächst wurden Pythium de Baryanum Hesse und Phoma betae Frank, zwei Pilze, die allgemeiner als Erreger des Wurzelbrandes angesehen werden, auf ihre ursächliche Bedeutung für die Entstehung dieser Krankheit untersucht. RUDOLF HESSE') hatte 1872 gefunden, dass Pythium de Barya- num die jungen Keimlinge von Camelina sativa, Trifolium repens, Spergula arvensis und Panicum miliaceum zum Absterben bringen und diejenigen von Zea Mays wenigstens krank machen kann. Bei Camelina sativa beobachtete er auf dem Objektträger im Wasser das Eindringen des vegetativen Mycels und der Keimschläuche der Zoosporen und Conidien in kräftige junge lebende Pflanzen, bei den anderen Arten scheint er sich auf die Infektion mittels kranker Erde und auf den mikroskopischen und kulturellen Nachweis des Pilzes im erkrankten Gewebe beschränkt zu haben. Da HESSE die Rübe nur im Titel erwähnt, hat er sie vermutlich zu spät in den Kreis seiner Untersuchungen gezogen, um noch im Text über sie berichten zu können. Aber auch für den Fall, dass seine Untersuchungsmethode hier dieselbe gewesen ist, wie die bei Camelina sativa angewandte, HESSE also bei der Rübe nicht nur den Parasiten mikroskopisch und kulturell im Gewebe der erkrankten Pflanze nachwies, sondern auch das Eindringen des Pilzes in die Rübenpflänzchen beobachtend verfolgte, schien es mir doch wichtig zu sein, unter natürlichen Bedingungen Infektionsversuche mit Reinkulturen des Pilzes zu machen. Währen ieh noeh versuchte, nach dem von TROW?) angegebenen Verfahren aus kräftig entwickeltem Luftmycel des Pilzes zu Reinkulturen ZU gelangen, wurde ich dureh Herrn Professor G. BERTHOLD auf die Erfolge, die er nach der Methode von G. KLEBS?) mit der Kultur verwandter Saprolegnieen auf Neutralgelatine erzielt hatte, aufmerk- n Geweben derer land- a. S. 1814. 1) Pythium de Baryanum, ein endophytischer Schmarotzer in de der Keimlinge der Leindotter, der Rüben, des Spergels und einiger an wirtschaftlicher Kulturpflanzen. (Inaug.-Diss. von Göttingen.) Halle = * Vgl. a. LOHDE in Tageblatt der 47. Naturforscherversammlung 1874 und DE BAR p f. in Botan. Zeitg. 1881, S. 528f. 2) A. H. TROW, Observations on the biology and eytology of Pythium ee n. sp. Annals of Botany 1901, S. 269. 3) G. KLEBS, Zur Physiologie der Fortpflanzung einiger Pilze. Jahrb. f. wiss“ - Bot, Bd. 33, 8.514. Zur Kenntnis des Wurzelbrandes der Zuckerrübe. 325 sam gemacht und fand bald, dass die Reinkultur nach diesem Ver- fahren überraschend gut gelingt. Bringt man ein kleines Stück eines Pythium enthaltenden Rübenpflünzchens auf neutrale Fleischpepton- gelatine, so wächst der Pilz so kräftig, dass er schon nach einem Tage aus dem Bereich der sich gleichzeitig bildenden Bakterien- kolonien herausgewachsen ist. Durch wiederholtes Überimpfen lässt sich dann eine von Bakterien vollkommen freie Kultur erhalten. Die mikroskopische Untersuchung solcher Kultur zeigt ferner, dass sie auch frei von Pilzen mit septiertem Mycel ist; nur bleibt die Möglichkeit bestehen, dass ein gleich schnell wachsender verwandter Pilz mit unseptiertem Mycel als Verunreinigung in der Kultur vor- handen wäre. Pythium de Baryanum fruktifiziert nämlich weder direkt auf neutraler Fleischpeptongelatine, noch bildet es dann normale Früchte, wenn ein den Pilz tragendes Stückchen dieses Nährbodens ins Wasser gebracht wird. Dagegen bildet es sehr bald, nach drei oder vier Tagen, normale Conidien, Oogonien mit Antheridien und Oosporen, wenn der auf sterilisierten Rübenblattstielen kul- üvierte Pilz in Wasser gebracht wird. Durch Isolation einer so ge- wonnenen Conidie oder durch die Verdünnungsmethode auf Gelatine- platten, gelangt man dann leicht zu einer Reinkultur des Pilzes. le meine Infektionsversuche wurden in Blumentópfen aus- geführt, die 7—8 kg Erde des Dahlemer Versuchsfeldes enthielten und mit Inhalt an 2—83 auf einander folgenden Tagen etwa eine Stunde auf ca. 120° ©. im Autoklaven gehalten waren. Die Sterili- sation des Saatgutes, von dem nur grössere Knäule verwandt wurden, geschah in der Weise, dass die Saat !|, bis */, Stunde in einem gė- schlossenen Glasgefässe mit 25prozentiger Salzsäure behandelt, dann a sterilisiertem Wasser ausgewaschen, der anhaftende Rest der Säure mit sterilisierter Kalkmilch abgestumpft und diese mit sterili- Siertem Wasser sorgfältig ausgewaschen wurde. +) Zur Infektion mit Pythium wurde eine zahllose Conidien und Oosporen enthaltende Reinkultur in sterilem Wasser aufgeschwemmt = hiermit Mitte Februar dieses Jahres ein Teil der im ge- do wer geheizten Vegetationshaus befindlichen Töpfe am Tage Aussaat gegossen und andere gleichzeitig mit Mycel geimpft. as Wachstum in den 6 Kontrolltöpfen war gut; es wurden am ae Tage im Mittel 87 gesunde Pflanzen pro Topf gezählt. PUn tdi lief auf allen acht infizierten Töpfen überhaupt keine uw auf, und die Untersuchung zeigte, dass die Rübensamen zum ereits in den Knäueln, bei einer Länge der Radieula von etwa tj /ą m zu Grunde gegangen waren. Drei der Kontrolltöpfe wurden id D Vgl. A, MAASSEN, Über Gallertbildungen in den Säften der Zuckerfabriken. a. d. Biol, Abt. f. Land. u. Forstwirtsch. am K, Ges.-A., Bd. V, Heft 1, S. 28. — 3926 LEO PETERS: an diesem Tage mit frisch gezüchtetem Mycel geimpft, worauf noch ein grosser Teil der Pflanzen ebenfalls zu Grunde ging. Zwei weitere Reihen von Topfversuehen wurden Anfang Mai und Anfang Juni im Freien, also unter mehr normalen Verhältnissen, angestellt. Beide bestätigten das zuerst erhaltene Resultat, dass Pythium de Baryanum Hesse junge Rübenpflänzchen vor dem Auflaufen abzutöten und auch noch bei späterer Infektion junge kräftig ent- wickelte Pflanzen zu infizieren und einen Teil zu Grunde zu richten vermag. Als zweiter Erreger des Wurzelbrandes wurde zuerst von FR. KRÜGER!) Phoma betae Frank aufgeführt. KRÜGER zeugte die Anwesenheit dieses Pilzes auf wurzelbrandigen Rübenpflanzen da- dureh, dass er auf ihnen, nachdem sie längere Zeit auf feuchtem Fütrierpapier gelegen hatten, Phoma-Pykniden nachwies. Da der von ihm beschriebene Infektionsversuch?) mit Roh- kulturen und nicht mit Reinkulturen, auch nieht mit sterilisiertem Saatgut angestellt worden war, die Gegenwart von Phoma betae - auf wurzelbrandigen Rübenpflanzen aber sehr oft festgestellt werden kann, erschien es angebracht, auch mit Reinkulturen von Phoma betae Infektionsversuche auszuführen. Dieser Pilz lässt sich leicht aus Sporen auf sauren Gelatinenährböden in Reinkultur erhalten und bildet nach Verlauf von etwa 14 Tagen auf ausgewachsenen sterili- sierten Rübenblattstielen zahllose Pykniden mit reifen, gut keimungs- fähigen Sporen. Der erste Infektionsversuch wurde Mitte März im geschlossenen Vegetationshause in der Weise durchgeführt, dass gleichzeitig mit der Aussaat reichhaltige Aufschwemmungen von Sporen auf die Erde gegeben wurden. Für diese erste Versuchs- reihe wurden vier Kulturen verschiedener Abstammung benutzt, YO" denen zwei aus Pykniden stammten, die 1905 auf trockenfaulen Rüben verschiedener Herkunft gefanden waren, eine weitere VOR Blattflecken und die letzte endlich von einem wurzelbrandigen Keim- pflänzchen gewonnen war. Der Erfolg der Impfung war, o feuchter Atmosphäre, besonders unter der Glasglocke, die dc Ur zwar meist aufliefen, aber im Verlauf einer weiteren Woche unter vollständiger Fäulnis zu Grunde gingen. Im Juni wurden diese Topfversuche unter natür keits- und Temperaturverhältnissen im Freien wiederholt. n ging zwar nur eine geringe Zahl der Pflanzen kurz nach dem ME laufen zu Grunde, die übrig bleibende Mehrzahl aber wies emè me n Wurzelbrand 1) FR. KRÜGER, Phoma betae (Frank) als einer der Erreger ms Deutsche? lichen Feuchtig — Hierbei — Monte TET der Rübenpflanze. Zeitschr. des Vereins f. d. Rübenzuckerindustrie Reiches 1893. : Zucker- 2) Derselbe, Weitere Untersuchungen über die neue Krankheit uc aee rübe, verursacht. durch Phoma betae (Frank). Ebenda 1893. 3 Zur Kenntnis des Wurzelbrandes der Zuckerrübe. 337 l em lange, meist mit Einschnürung verbundene Bräunung des untersten nicht aus der Erde ragenden Teils des Hypocotyls, also eins der typischen Krankheitsbilder des Wurzelbrandes auf. Die Kontroll- pflanzen waren ausnahmslos gesund. : Dieses Resultat steht also in Übereinstimmung mit den von LINHART*) erhaltenen Ergebnissen, nach welchen im Keimbett, also bei grosser Feuchtigkeit, die jungen Rübenpflünzehen dureh Phoma betae zu Grunde gehen können. HILTNER und PETERS”) waren da- gegen zu anderen Resultaten gelangt, die allerdings bei wesentlich verschiedener Versuchsanordnung gewonnen waren. Welche Um- stánde diese entgegengesetzten Resultate hervorgerufen haben, lässt sich nachträglich im Einzelfalle kaum noch feststellen. Aus den eben beschriebenen neuen Versuchen geht jedenfalls mit Sicherheit ervor, dass Phoma betae Frank als ein obligater Wurzel- branderreger anzusehen ist. Bei der kulturellen Untersuchung von hier eingelaufenen wurzel- brandigen Pflanzen fand ich bei einer nicht unbeträchtlichen Anzahl weder Pythium de Baryanum, noch Phoma betae, dagegen einen der Saprolegnieengattung Aphanomyces angehörigen Pilz. Es gelang mir, diesen im Vergleich mit Pythium auf Gelatine- und Agar-Nährböden ziemlich langsam wachsenden Pilz auf schwach saurer Fleischpepton- gelatine nach der für Pythium beschriebenen Methode in Reinkultur zu gewinnen. Der Pilz, dessen Lebensbedingungen noch nicht ge- nauer untersucht sind, wächst am besten auf neutralen Nährböden und hält sich wie Pythium am längsten in dem ebenfalls schon von KLEBS?) für Saprolegnien benutzten Erbswasser. Zu der von DE BARY*) aufgestellten Gattung Aphanomyces werden fünf Arten gerechnet, von denen zwei für Algen parasitär sind, 4. phycophilus de Bary und A. norvegieus Wille,*) während die andern drei bis jetzt nur als Saprophyten bekannt sind. Vier dieser Arten haben Oogonien mit höckeriger oder stacheliger Oberfläche, nur eine, 4. laevis hat vollkommen glatte Oogonien. In Aussehen und Grósse der Oogonien, dem einzigen von DE BARY angeführten Bestimmungs- _ 1) LINHART, Krankheiten des Rübensamens, Österreichisch-Ungarische Zeit- schrift f. Zuckerindustrie und Landwirtschaft XXVIII, 1899, S. 15. LINHART und HEGGI, Krankheiten des Kübensamens. Ebenda S. 145. HILTNER und PETERS, Untersuchungen über die Keimlingskrankheiten der Zucker- und Runkelrüben. Arb. aus d. Biolog. Abt. des Kais. Ges.-Amtes, Ba. IV, 1904, S. 240. Siehe auch PETERS, Zeitschr. des Vereins der D. Zucker- industrie 55, S. .165 i 2 iger KLEBS, a. a. O. ANTON DE BARY, Einige legnieen, Jahrbücher für wissen- wii Beha TL d o o o o a | i - 9) N. WILLE, Om nogle Vand oppe. Skrifter udgivne af Videnskapselskabet i -Christiania 1899 No. 3, d guion vy uis A 328 LEO PETERS: merkmale, stimmt diese Art mit dem von mir aus wurzelbrandigen Rüben isolierten Pilz überein, sodass ich, da auch sonst Unterschiede bisher nicht zu konstatieren waren, nicht zögere, ihn als Aphano- myces laevis de Bary anzusprechen. Im Juni unter den erwähnten Kautelen mit Reinkulturen des Pilzes angestellte Infektionsversuche hatten positiven Erfolg. Bei Impfung am Tage der Aussaat ging ein beträchtlicher Teil der Pflanzen im jüngsten Entwickelungszustande, noch bevor die Kotyledonen aus der Samenhöhle herausgekommen waren, ähnlich wie bei Pythium-Infektion zugrunde. Ein anderer Teil starb noch ab, nachdem die Pflanzen ihre Kotyledonen entfaltet hatten, und nur ein kleiner Rest überstand die Krankheit. Ebenso führte eine kurz vor dem Auflaufen der Rübenpflänzchen bewirkte Impfung noch zu einer Erkrankung, die vielfach den Tod zur Folge hatte. Die Kontrolltöpfe zeigten nur gesunde, üppig entwickelte Pflanzen. Aus den Ergebnissen dieser Versuche und dem häufigen Vorkommen des Pilzes im Gewebe kranker Rübenpflänzchen muss daher geschlossen werden, dass auch Aphanomyces laevis de Bary zu den Erregern des sog. Wurzelbrandes der Zuckerrüben zu zählen ist. Der mikroskopische Nachweis der pilzlichen Parasiten in den dem Boden frisch entnommenen kranken Pflanzen gestaltete sich bisher, da Fruktifikationsorgane sehr häufig nicht aufzufinden sind, das Aus- sehen der Mycelien aber brauchbare Handhaben zur Bestimmung der Pilze nicht liefert, meist recht unsicher. Dagegen gelingt es leicht, die genannten Pilze in verhältnismässig kurzer Zeit zur Bildung ihrer charakteristischen Fruktifikationsorgane zu veranlassen, indem man die kranken Pflanzen für einige Zeit mit Wasser bedeckt hält. Nach verschiedenen Vorversuchen erwies sich das folgende Verfahren, wird je eine Pflanze, wenn nötig, nach Kappen der Blätter, 1 sterilisierten Petrischale mit sterilem Wasser eben bedeckt. ; Pythium de Baryanum pflegt bei dieser Versuchsanordnung bereits nach 3—4 Tagen auch ausserhalb des Gewebes Conidien, Oogonien mit Antheridien und Oosporen, selten aber Zoosporangien mit ms sporen zu bilden. Bei Gegenwart von Phoma betae finden sich = Jungen Pflanzen schon nach einigen Tagen, auf älteren oft erst ar 2—3 Wochen Pykniden. Aphanomyces laevis ist oft schon m 24 Stunden, bei älteren ausheilenden Pflanzen meist nach einiger. Tagen an der Bildung zahlreicher ins Wasser ragender Zoosporangiet mit ruhenden, ausschwärmenden oder keimenden Zoosporen zu € Zur Kenntnis des Wurzelbrandes der Zuckerrübe. 329 kennen, wührend im Gewebe des Hypokotyls, seltener in anderen Teilen der Pflanze, Oogonien und reife Oosporen naehzuweisen sind. Da an eingesandten Pflanzen Mischinfektionen mehrfach zur ‚Beob- achtung kamen, wurden natürlich die nass gelegten Rüben so lange Zeit beobachtet, bis über das Vorhandensein oder Fehlen jedes der drei Erreger Klarheit geschaffen war. Nach diesem Verfahren sind im Mai und Juni d. J. in dem Herrn Regierungsrat BUSSE unter- stellten Labóratorium über 800 aus den verschiedensten Teilen Deutschlands stammende Rübenpflanzen untersucht und zwar mit dem befriedigenden Ergebnis, dass bis auf wenige Ausnahmefälle der Erreger der Krankheit festgestellt werden konnte. Zur Beurteilung dieser Ausnahmefälle ist zu bemerken, dass sie sich entweder auf Paiton bezogen, deren geringfügige Krankheits- sypmtome die Zugehörigkeit zum Wurzelbrand ohnehin zweifelhaft er- scheinen liessen, oder auf sichtlich in Ausheilung begriffene Pflanzen, die das kranke Rindengewebe bereits zum grossen Teil abgestossen hatten. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass mit den hier ge- nannten drei Pilzen die Liste der Wurzelbranderreger -nicht abge- schlossen ist, und dass noch andere Parasiten in Frage kommen, die sich bisher der Beobachtung entzogen haben." Es mag noch bemerkt werden, dass die hier genannten drei Parasiten bisweilen auf einem und Wanicllyod Felde neben und miteinander ihre schädlichen Wirkungen ausübten, während an anderen Orten nur zwei von ihnen oder gar nur einer ds Wurzelbranderreger in Kraft treten. Die Untersuchungen über die Wurzelbranderkrankungen der Zuckerrübe und die Versuche zu ihrer Bekämpfung werden von seiten unseres Laboratoriums fortgesetzt und eine ausführliche Arbeit» über die Gesamtergebnisse wird in den „Arb. aus der Kais. Biol. Anst.“ erscheinen. Kais. Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft. Dahlem, Juni 1906 En EURER ne being, its des betteraves, Extrait du bullet. de l'Acad. des seiences "t LL Cl. des sciences mathém. et nat. Séance du 5 5 mars 1906) die Ansicht aus, dass die von ihm gefundene Myromonas betae nov. sp. der alleinige Erreger des Wurzelbrandes und auch der Herz- und Trockenfäule der Zuckerrübe sei uud dass die: ander eren, bisher als Erreger angesprochenen Pilze nur als „Schwächeparasiten* aufzufassen seien, : 330 REINHARD EUKER: 53. Reinhard Euker: Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. Eingegangen am 3. Juli 1906.) Mit Tafel XV. Die vorliegende kleine Arbeit entstand auf Anregung und unter Leitung von Herrn Professor Dr. A. MEYER. Er wünschte zum Zwecke der Aufnahme in sein „Erstes mikroskopisches Prakti- kum“ die genaue Untersuchung eines Achsenstückes von Convallaria majalis L. mit besonderer Berücksichtigung der Leitbündelverbindung zwisehen den Wurzeln und Laubblüttern, welehe auch vom physio- logischen Gesichtspunkte aus betrachtet werden sollte. Zur Untersuchung des Leitbündelverlaufes wurde ein Rhizom- stück in 15 u dicke Querschnitte mittelst des Mikrotomes zer- legt, die Querschnitte mit dem ABBE’schen Zeichenprisma ge- zeichnet und die Bilder dann kombiniert. Es wurde auch ein Modell des Leitbündelverlaufes in der Weise hergestellt, dass ein Querschnitt aus jedem Knoten vergróssert auf starker Pappe dar- gestellt wurde, und die vorher genau mit bestimmten Farben und Zahlen bezeichneten denselben Leitbündeln angehörigen Bündel- quersehnitte durch hindurchlaufende Drähte verbunden wurden. Dieses Modell diente wesentlich der Klärung der komplizierten Ver- . hältnisse. Convallaria majalis besitzt bekanntlich Ausläufer mit langen Internodien, deren Spitze sich nach ein oder zwei Jahren, von dem Auswachsen des Ausläufers an gerechnet, aufrichtet und dann nar kurze Internodien bildet. Während der Ausläufer und die auf ihn folgenden Regionen von unten her allmählich absterben, wächst die jetzt senkrecht stehende Achse Jahr für Jahr oben weiter, ohne jedoch vor der Blütezeit aus dem Erdboden hervorzutreten. Uber die morphologischen Verhältnisse hat wohl TH. IRMISCH (1854) die eingehendsten und grundlegenden Untersuchungen angestellt. Ferner finden sich Angaben über sie bei A. BRAUN (1876), GUILLAUD | (1878), MANGIN (1882), SCHOLZ (1888), SCHULZE (1899) und I neuerer Zeit bei H. MÜLLER (1906). Der Leitbündelverlauf von Convallaria majalis ist dagegen von diesen Autoren entweder gar nicht oder nicht eingehend untersucht worden. 2 Laubblätter trägt die Pflanze nur an den senkrecht stehenden B Vorgetragen in der Generalversammlung zu Marburg i. H. am 6. Juni 1906. Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. 3831 Achsen. Daher beschränkte sich meine Untersuchung nur auf sie und hielt sich im wesentlichen an das in Fig. 1 dargestellte Achsen- stück. Dieses gehörte einer am 11. Mai 1905 dem Boden ent- nommenen Pflanze an. Es zeigt unter dem Niederblatt, welches die auf der Abbildung querdurchschnittene eben aufgebrochene Knospe für das Jahr 1905 umschliesst, noch zwei ganze Jahresproduktionen, die von 1904 und 1903, sowie das obere Ende der Jahresproduktion von 1902, an dem eine Laubblattnarbe zu sehen ist. Die Jahres- produktion von 1904 hatte drei Laubblätter (7) und vier Nieder- blätter (n), die von 1903 dagegen nur zwei Laub- und drei Nieder- blütter. Auf dem schematisch gezeichneten Längsschnitte durch dieses Achsenstück, von Fig. 4, sind die Narben der Laubblätter mit | 1—3 bzw. 2. die der Niederblütter mit n, 1—4 bzw. 3, be- zeichnet. Nebenwurzeln finden sich bei dem in Fig. 1 abgebildeten Achsenstücke nur an der Jahresproduktion von 1903 und weiter ab- wärts, während die von 1904 noch frei von ausgewachsenen Wurzeln ist. In den Achseln einiger Laubblätter sind Knospen zu sehen, die sämtlich noch in jungen Stadien sind. Geblüht hatte die Pflanze noch nicht. Die ungefähr 13 Spurstränge eines jeden der stengelumfassenden Laubblätter von 1904 treten bei dem abgebildeten Achsenistücke in einem Winkel von 45 —55? gegen die Horizontalebene geneigt in die Achse ein und dringen durch die Endodermis verschieden tief in das Innere des Zentralzylinders. Dabei sind die Medianbündel weder durch Grösse noch durch tieferes Eindringen vor den ihnen gegen- über in den Zentralzylinder eintretenden seitlichen ausgezeichnet, im Gegensatz zu ihrem Verhalten bei vielen anderen Monokotyledonen. 90 pCt. der Laubblattspurstränge bleiben bis zur oberen Grenze der nächst unteren Jahresproduktion im Innern des Zentralzylinders. Erst in. der Höhe des ‘obersten Knotens der Jahresproduktion von 1903 wenden sie sich gegen die Peripherie und verlaufen dort, sich in Äste spaltend und mit den Ausstrahlungen der Wurzelstränge verbunden, weiter nach abwärts, um sich schliess- lich an die Spurstränge älterer Blätter anzusetzen. Schon während ihres Verlaufes im Innern des Zentralzylinders kamen Spaltungen der Bündel und Verschmelzungen der Laubblattspur- stränge untereinander, sowie mit den sich im allgemeinen ebenso Wie sie verhaltenden, aber bedeutend kleineren Spursträngen der Niederblätter vor. Bemerkenswert ist, dass einige der letzteren blind in der Rinde endigten. Die Blattspuren der Jahresproduktion von 1903 konnte ich nur bis unterhalb des obersten Laubblatt- knotens von 1902 verfolgen. Bis dahin verhielten sie sich jedoch ähnlich wie die von 1904. Sie unterschieden sich nur dadurch von 332 REINHARD EUKER: ihnen, dass von ihren Laubblattspursträngen statt 10 pCt. 33 pCt. bis zur oberen Grenze der nächst unteren Jahresproduktion an die Peripherie des Zentralzylinders zurückgekehrt und dort mit Wurzeln in Verbindung getreten waren. Ergänzt wird diese Lücke in der Beobachtung des Verlaufes der Spurstränge der Blätter von 1903 jedoch einigermassen dadurch, dass die unteren peripheren Teile der Blattspurstränge von 1905, die in der Jahresproduktion von 1904 verlaufen, untersucht werden konnten. Diese verhielten sich ebenso wie die entsprechenden in der Jahresproduktion von 1903 ver- laufenden Stücke der Blattspuren von 1904. ies Verhalten der Leitbündel ist schematisch auf Fig. 4 dar- gestellt. Die linke Seite dieser Figur soll den Ansatz der Blattspuren an die Nebenwurzeln, die . rechte ihren Zusammenhang mit den Blättern zur Anschauung bringen. Daher sind links die in der Rinde befindlichen Stücke der Blattspurstränge, rechts die Wurzeln weggelassen. Die Grenzen der Jahresproduktionen sind dureh die gestrichelten Linien in der Rinde angedeutet. Wie jeder derartige schematische Längsschnitt leidet die Figur daran, dass 'nur Re- präsentanten der Blattspurstränge ganz eingezeichnet werden konnten. Die für die an der Peripherie des Zentralzylinders herablaufenden Spurstränge eingezeichnete Verjüngung nach unten soll einmal das tatsächliche Dünnerwerden der peripheren Leitbündel, dann aber auch die starke Abnahme ihrer Anzahl und damit der Gesamtsumm? ihrer Elemente durch Ansatz der Stränge aneinander zum Ausdru bringen. Der tangential schiefe Verlauf vieler Leitbündel ist auf Fig. 4 dadurch angedeutet, dass von einigen von ihnen nur Teile eingezeichnet wurden. Die Abweichung eines Stranges in der Richtung der Tangente von dem Punkte an, wo er in den Zentral- zylinder eintrat, bis zu dem, wo er tiefer unten seine Oberfläche wieder erreicht, kann bis zu 180° steigen. In diesem Falle kant der betreffende Straug einfach quer durch den Zentralzylinder hin- durchlaufen. Ein solehes Durchtreten eines Leitbündels durch das Zentrum der Achse, wie es ein Ast des Medianbündels des obersten Laubblattes von 1904 (auf Fig. 4, Bündel 4, a, æ) zeigt, begegnete | mir in dem auf Fig. 1 abgebildeten Achsenstücko zweimal FALKENBERG gibt ein derartiges Verhalten beim Leitbündelverlauf von Nidularium rigidum an (1876, Tf. 1, Fig. 5). Stammeigene Leitbündel neben den Blattspuren sind bei Convallaria majalis nicht vorhanden. o Was die Verbindung der Leitbündel untereinander petrii © — kann man viererlei Arten unterscheiden. Einmal die einfache bet 3 schmelzung zweier konzentrischer Leitbündel im Innern des Zen ue zylinders. Ich fand, als ich ihren Verlauf von der Spitze der Achse : nach der Basis hin verfolgte, diese Art der Verbindung M ' Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. 333 Jahresproduktion von 1903 ungefähr 50 mal, ausserdem noch un- gefähr 20 mal an Verzweigungsstellen der hinablaufenden Leitbündel. Bei zwei basipetal sich vereinigenden Spurstrüngen z. B. sieht man an höheren Querschnitten zunächst die einander zugekehrten Seiten der Tracheenteile verschmelzen. An etwas tiefer liegenden schwindet die Tracheenreihe, welche noch die Siebteile trennte, worauf das zunächst im Querschnitt noch elliptische Leitbündel sich abrundet. Sehr eigentümlich ist die zweite Art des Ansatzes der Leit- bündel aneinander. Sie tritt jedesmal beim Eintritt eines Blatı- spurstranges in das Innere des Zentralzylinders auf, wofern an den betreffenden Stellen peripher verlaufende Leitbündel vorhanden sind, in der Jahresproduktion von 1903 etwa 65 mal. Diese Art der Ver- bindung besteht darin, dass die an der Peripherie des Zentral- zylinders hinablaufenden unteren Teile der Spurstränge höherer Blätter einen Teil ihrer Elemente an die neu in ihn eintretenden Blattspurbündel abgeben, wie es in Fig. 4 angedeutet ist. Besonders ist es dort an der Stelle des Eintrittes des vom 3. Laubblatt (1) von 1904 herrührenden Spurstranges angedeutet. In Fig. 2 habe ich diese Art der Leitbündelverbindung noch einmal dureh ein Schema von sechs suecessiven Querschnitten erläutert. Die Fig. 2, I zeigt die Endodermis als Strich und auf ihrer äusseren konkaven Seite (oben) einen kurz über dem betreffenden Querschnitt in die Achse eingetretenen Blattspurstrang. Auf der inneren Seite der Endo- dermis verlaufen zwei Stränge, die unteren peripheren Teile der Spurstränge höherer Blätter, welche wie alle peripheren Leitbündel ebenso wie die neu in die Achse eingetretenen Blattspurstränge kollateral sind. Die Tracheenteile der Leitbündel sind auf den Querschnitten von Fig. 2 kariert, die Siebteile punktiert angegeben. In dem der Fig. 2, II entsprechenden Querschnitte ist der neu ein- getretene Strang bereits in das Innere des Zentralzylinders ein- gedrungen. Etwas weiter abwärts treten dann die peripheren Leit- bündel mit ihm in Verbindung, wobei die gleichnamigen Teile ein- ander berühren (Fig. 2, III). Darauf kommt es in den peripheren Bündeln zu einer Spaltung derart, dass (Fig. 2, IV) der eine Teil emes jeden von ihnen als kollateraler Strang an der Peripherie Zurückbleibt, ihre anderen Teile dagegen sich an das neu ein- getretene Bündel ansetzen (Fig. 2, V), und zwar an seiner äusseren der Peripherie der Achse zugekehrten Seite, allmählich die Tracheen nach aussen, das Siebgewebe nach innen wendend, so dass gleichsam die ersteren dieses auf den successiven Querschnitten zu um- wachsen scheinen. Auf diese Weise wandelt sich das neu ein- Setretene kollaterale Leitbündel in ein konzentrisches um (Fig. 2, VD. Konzentrisch bleibt es im ganzen Innern des Zentralzylinders auch "Ach Vereinigung mit anderen ebenfalls konzentrischen Leit- 334 REINHARD EUKER: bündeln und nach Verzweigungen. Erst wenn es wieder die Peripherie erreicht, wird es kollateral wie die übrigen an der Peripherie des Zentralzylinders verlaufenden Leitbündel, indem sich einfach an seiner äusseren Seite der Tracheenring öffnet. Von den eben in das Innere des Zentralzylinders eingetretenen, schon konzentrisch gewordenen Leitbündeln gehört daher eigentlich nur der nach der Mitte der Achse hin gelegene Teil, der sich von dem äusseren mit Tüpfeltracheen versehenen durch seine Spiralfaser- verdiekungen unterscheidet, zu dem Blatte, aus dem der Strang als Spurstrang herrührt, der ganze äussere der Peripherie der Achse zu- gekehrte dagegen zu irgend welchen viel weiter oben sitzenden Blättern. Dies Verhältnis kommt auch darin zum Ausdrucke, dass der innere in das ältere Blatt direkt auslaufende Teil, wie bereits ; WILHELM SCHULZE (1899, S.33) angibt, früher als der äussere aus- gebildet wird, zu einer Zeit, in der der betreffende Achsenteil noch Umwandlungen unterworfen ist, wodurch sich die Spiralfaserver- diekungen erklären. Fig. 3 zeigt das mit dem ABBE’schen Zeichen- apparate entworfene Stück eines Querschnittes, der einen eben ın den Zentralzylinder eingetretenen Blattspurstrang gerade an der Stelle getroffen hat, wo sich die Tracheen zum Kreise um den Siebteil schliessen (entsprechend Fig. 2, VD. Die Grenze zwischen den älteren spiralig verdickten Tracheen und den jüngeren getüpfelten ist bei diesem Bündel durch eine Linie g schematisch angedeutet. Dass auf Fig. 3 statt zweier drei an der Peripherie zurückbleibende Leitbündel zu sehen sind, hat seinen Grund darin, dass der auf dem Bilde obere periphere Strang den kleineren mittleren während des Durchtritts des neu eintretenden Bündels abschnürte. Ebenso kam es andererseits vorkommen, dass sich nach der Trennung von dem neu eintretenden Blattspurstrange die peripher bleibenden Bündel zu einem einzigen vereinen. Die geschilderte Art der Verbindung an der Oberfläche des Zentralzylinders verlaufender Leitbündel durch Zweige von ihnen mit neu eintretenden Blattspursträngen, welche " regelmässig auftritt, erinnert an bei den Dikotylen herrschende vr hältnisse, und es würde vielleicht eine dankbare Aufgabe sein, ma! . derartigen Verbindungen auch bei anderen Monokotylenrhizomen um suchen. - ae Bedeutend seltener wie die beiden genannten Arten der Deit- * bündelverbindung kommt die dritte Art vor. Ich habe sie in der ar Jahresproduktion von 1903 der in Fig. 1 abgebildeten Pflanze mn - 20 mal beobachtet. Sie besteht darin, dass sich der Peripherie “ Zentralzylinders wieder nähernde konzentrische Leitbündel, wenn P an der Peripherie auf dort verlaufende kollaterale stossen, mit a sich vereinigen. Auch hier legen sich wie bei der an erster Die genannten Art der Leitbündelverbindung zuerst die Tracheen Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. 335 aneinander, worauf die die Siebteile noch trennende Tracheenreihe schwindet. Dadurch wird die Verschmelzung vollkommen und das neue Leitbündel läuft als kollaterales an der Peripherie hinab. Sehr selten, von mir nur einmal gesehen, ist die vierte Art der Leitbündelverbindung. Bei dieser verschmelzen schon länger an der Peripherie des Zentralzylinders verlaufende kollaterale Leitbündel seitlich miteinander, indem sie sich nähern und zunächst die ein- ander zugekehrten Stücke der auf Querschnitten hufeisenförmigen Tracheenteile verschmelzen, worauf sich durch Verschwinden der trennenden Tracheenreihe auch die Siebteile vereinigen. Häufiger ist eine seitliche Verbindung der peripher verlaufenden kollateralen Leitbündel durch von den Wurzelsträngen ausstrahlende anastomosen- artige Leitbündel. Die Wurzeln sind nämlich in der Weise mit dem Leitungs- systeme der Achse verbunden, dass sich ihre Tracheen und Siebteile strahlenförmig über die Oberfläche des Zentralzylinders verbreiten und sich an die gleichnamigen Teile der an seiner Peripherie verlaufenden Blattspurstränge ansetzen. Dadurch entsteht ein Netz an den Inser- tionsstellen der Wurzeln, das sich über den ganzen Umfang des Knotens zu verbreiten scheint. Doch sind die einzelnen Aus- strahlungskreise, wie ich fand, deutlich von einander getrennt. Über die Entwicklungsgeschichte des Wurzelnetzes bei Convallaria majalis finden sieh genaue Angaben bei MANGIN (1882, S. 254 ff, 294 ff) der jedoch, wie es scheint, eine viel zu enge Verbindung zwischen den von verschiedenen Wurzeln ausstrahlenden Leitbündelteilen an- nimmt (S. 295). Die aus den Axillarknospen in die Hauptachse eintretenden Bündel treten gar nieht oder nur wenig in das Innere des Zentral- - zylinders ein. Sie bleiben an der Peripherie der Seite, an welcher die Axillarknospe sitzt und setzen sich dort an die an der Peripherie des Zentralzylinders verlaufenden Blattspurstränge der Hauptachse an. Dabei biegen die in seinem Inneren verlaufenden Leitbündel vor den eintretenden Achselknospensträngen nach der entgegen- gesetzten Seite hin aus, wodurch ein stark tangential schiefer Verlauf derjenigen Leitbündel hervorgerufen wird, welche um '/, des Achsen- umfanges von der Knospe entfernt in der Nähe der Endodermis im Zentralzylinder der Hauptachse verlaufen. Für die Arbeit der assimilierenden Laubblätter ist eine direkt Verbindung derselben mit den Nebenwurzeln des Rhizoms von grosser Bedeutung. Betrachten wir uns im Hinblick auf diese Ver- bindung zunächst die Spurstränge der Laubblätter von 1904 des in Fig. l abgebildeten Achsenstückes etwas näher. Bei ihrem Eintritte ın das Innere des Zentralzylinders streifen sie die Tracheen der Wurzelanlagen, wobei sie sie jedoch kaum berühren. Sodann setzen — 336 REINHARD EUKER: sich naeh der zweiten oben beschriebenen Art der Leitbündel- verbindung Äste der in der Jahresproduktion von 1904 an der Peripherie des Zentralzylinders verlaufenden Spurstränge der Blätter von 1905 an sie an. Die an der Peripherie zurückbleibenden Teile dieser Blattspurbündel stehen mit den an der Jahresproduktion von 1904 sitzenden Wurzelanlagen (auf Fig. 4 mit Wa bezeichnet) in direkter Verbindung. Dadurch wird auch eine Verbindung der Blattspuren von 1904 mit diesen Wurzelanlagen gleich bei ihrem Kintritte in den Zentralzylinder hergestellt. Diese Verbindung ist jedoch keine direkte, da die Tracheen und wohl auch die Siebteile dieser Blattspurbündel sämtlich in das Innere des Zentralzylinders treten, und von ihnen keine Elemente an der Peripherie verbleiben. Daher könnte Wasser, welches aus den Wurzelanlagen der Jahres- produktion von 1904, wenn diese noch zu Lebzeiten der Laubblätter von 1904 ausgewachsen wären, in diese Blätter gelangen sollte, an den Verbindungsstellen zwischen den an der Oberfläche des Zentral- zylinders verlaufenden Leitbündeln und den neu eintretenden Blatt- spursträngen von 1904 nur durch die Seitenwände der Tracheen treten, weil die Tracheenlumina dieser beiden Arten von Leitbündeln nicht direkt verbunden sind. Dieser Weg ist für das Wasser sicher gangbar, jedoch schwieriger als der gewöhnliche in der Längsriehtung der Tracheen. Direkt stehen mit den Wurzelanlagen der Jahresproduktion von 1904 nur 10 pCt. der Spurstränge der Laubblätter desselben Jahres in Verbindung, welehe noch innerhalb der Jahresproduktion YO" 1904 an die Peripherie des Zentralzylinders zurückkehren. Die übrigen 90 pCt. sind erst mit den Wurzeln der Jahresproduktion von 1903 nach ihrer Rückkehr an: die Peripherie direkt dure Tracheen verbunden. Nach diesen letzteren sind auch auf dem Schema in Fig. 4 die beiden Repräsentanten gezeichnet. Die Tatsache, dass bei dem in Fig. 1 abgebildeten Exemplare die Laubblätter von 1904 mit den an der Jahresproduktion von 1904 sitzenden Wurzeln fast garnicht direkt verbunden sind, steht damit im Zusammenhange, dass die Wurzeln der Jahresproduktion von 1904, obwohl sie (MANGIN 1882, S. 256) gleich am Vegetationspunkte an- gelegt wurden, am 11. Mai 1905 sieh noch nicht fertig entwickelt hatten. Sie ist leicht verständlich, denn die nicht ausgewachsenen Wurzelanlagen konnten ja die Laubblätter von 1904 nicht versorgen. Sie würen, wenn die Pflanze sich selbst überlassen geblieben wäre, erst 1905 zu tätigen Wurzeln ausgewachsen und hätten dann die Laubblätter von 1905, mit denen sie direkt durch Tracheen ve” — bunden sind, mit Wasser und Nährsalzen versorgt. Ebenso m . Stündlieh ist die direkte Tracheenverbindung zwischen din cm blättern von 1904 und den an der Jahresproduktion von 1903 be- Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. 337 findlichen Wurzeln. Denn diese Wurzeln sind spätestens im Mai 1904, also zu Anfang der Tätigkeit der Laubblätter von 1904 ausge- wachsen und ihre Leistungen waren für diese Laubblätter sicher von ebenso grosser Bedeutung wie es die der Wurzeln der Jahres- produktion von 1904 für die Laubblätter von 1905 geworden sein würden, wenn die Pflanze im Boden verblieben wäre. Bei einem Teile der von mir im Mai 1905 ausgegrabenen Pflanzen waren die Wurzeln der Jahresproduktion von 1904 bereits zum Teile entwickelt, und Ausgrabungen im November 1905 bestätigten, dass die Wurzeln an der Niederblattregion einer Jahresproduktion bereits im Herbste des Jahres auswachsen können, in dem die Laub- blätter derselben Jahresproduktion assimilierten. Diese Laubblätter würden daher noch gegen Ende ihrer Vege- tationsperiode von den erwähnten Wurzeln bedient werden können, wenn der Leitbündelverlauf durch eine korrelative Änderung danach eingerichtet würde. Ich konnte daraufhin leider keine im Herbste dem Boden entnommenen Pflanzen untersuchen. Jedoch scheint auf diese korrelative Änderung des Leitbündelverlaufes hinzudeuten, dass bei der in Fig. 1 abgebildeten Pflanze von den Laubblattspur- strängen von 1903, die sich bei ihrem Eintritte in die Achse ebenso verhalten wie die von 1904, ein Drittel bereits in der Niederblatt- region der Jahresproduktion von 1903 an die Peripherie zurückkehrt und sich dort auch mit Wurzeln direkt verbindet. Es ist möglich, dass diese Wurzeln bereits im Herbste von 1903 ausgewachsen waren. Herr Professor MEYER hält diese Korrelationserscheinung einer eingehenden Untersuchung für wert. Auf eine ähnliche Korrelation zwischen der örtlichen Verteilung der Wurzeln und dem Leitbündelverlaufe scheinen auch die Angaben FALKENBERG's (1876) über Fritillaria imperialis, Hedychium Gardnerianum u. a. hinzudeuten. In den oberirdischen Teilen dieser Pflanzen, die natürlich keine Wurzeln tragen, verlaufen die Leitbündel, nach unten konvergierend, nach der Mittellinie der Achse hin, zum Teil mit einander ver- schmelzend, ohne die Tendenz zu zeigen, an die Peripherie des Zentralzylinders zurückzukehren. Dies tun sie erst in der mit Neben- wurzeln besetzten Zwiebel bezw. dem Rhizome, in denen auch die dort neu eintretenden Blattspurstränge einen Bogen durch das Innere des Zentralzylinders beschreiben, um dann an seine Peripherie zurück- zukehren und sich mit den Wurzelstrüngen zu verbinden. Im Vorhergehenden ist die Existenz einer Verbindung der Laub- blätter einer Jahresproduktion mit den an der nüchst unteren sitzen- den Wurzeln durch Leitbündel nachgewiesen worden. Diese Ver- bindung ist direkt durch Tracheen gebildet und sehr stark. Aber auch mit den Wurzeln der zweitunteren Jahresproduktion und den unter dieser liegenden sind die Blätter direkt verbunden. Diese Ber. der deutschen bot, Gesellsch. XXIV. 24 338 REINHARD EUKER: Verbindung kommt einmal dadurch zustande, dass die Blattspur- stränge einer Jahresproduktion, noch wenn sie sich im Inneren des Zentralzylinders befinden, an der oberen Grenze der nächst unteren Jahresproduktion Äste an die in dieser in die Achse eintretenden Blatt- spuren abgegeben. Auf diese Weise werden z. B. die Blätter der Jahresproduktion von 1904 der in Fig. I abgebildeten Pflanze, wie es Fig. 4 zeigt, mit Hilfe ihrer Spurstränge, des Astes d und der Blattspuren von 1903 mit den Wurzeln der Jahresproduktion von 1902 in Verbindung gesetzt. Dasselbe wird dadurch erreicht, dass in der oben geschilderten zweiten Art der Leitbündelverbindung die an der Peripherie des Zentralzylinders verlaufenden unteren Teile der Blattspurstränge Äste an die neu eintretenden Leitbündel ab- geben. Die Verbindung der Blätter von 1905 mit den Wurzeln der zweitunteren Jahresproduktion, also von 1903, ist für die in Fig. 1 abgebildete Pflanze wiċhtig, weil dort im Anfange der Vegetations- periode von 1905 die Wurzeln der Jahresproduktion von 1904 noch nicht ausgewaehsen waren, also die Versorgung der jüngeren Blätter, die sieh zum Teile schon ausgebreitet hatten, allein den Wurzeln der Jahresproduktion von 1903 und vielleieht den noch tiefer stehen- den oblag. Die Verbindung der Blätter einer bestimmten Jahres- produktion mit den Wurzeln bedeutend tiefer liegender kommt aber wohl kaum in Betracht, weil nach H. MÜLLER (1906, S. 2) die Wurzeln höchstens drei Jahre am Leben bleiben, und an den älteren Pflanzenteilen in der Regel keine neuen gebildet werden. des diese Verbindungen und durch die mannigfachen Vateria gm ai entral- Spurstränge und deren Ausbreitung über die Oberfläche des Z zylinders wird jeder Blattnerv mit mehreren Wurzeln direkt ver- bunden. Ich will noch erwähnen, dass man den Leitbündelverlauf vo Convallaria majalis noch mit dem MOHL'schen Palmentypus 1 Loi bindung bringen kann, von dem er jedoch einmal durch die ersten beiden obengenannten Arten der Leitbündelverbindung abweicht o zweitens durch das Verweilen der Blattspuren im Innern des Zentral zylinders innerhalb der Jahresproduktion, an der die zu ihnen Pd hórenden Blätter sitzen. Durch die letztere Eigentümliehkeit ‚näher sich der Leitbündelverlauf von Convallaria majalis dem für Fritillaria und Hedychium von FALKENBERG (1876) angegebenen. Wie mir sorgfältige Zählungen gezeigt haben, war pai Fig. 1 abgebildeten Pflanze am oberen und am unteren Ende h Jahresproduktion von 1904 die Anzahl der Tracheen ungefähr er Am Knoten des zweiten Laubblattes fanden sich nämlich auf 354k Quersehnitte 3562, an dem des zweituntersten Niederblattes E Tracheen. Es war also, obwohl aus den Blättern in dem dazwise er liegenden Achsenstücke etwa 1200 Tracheen in den Zentralzylin wi eingetreten waren, die Anzahl der Trachealelemente nur me me bei der in Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. 339 lich (um 82) gewachsen. Es muss daher in der Jahresproduktion von 1904 zwischen den erwähnten Querschnitten eine Reduktion der Tracheenanzahl um 1118: (1200 + 3562) = etwa 23 pCt. eingetreten sein. Eine Reduktion habe ich verschiedentlich bei basipetalen Ver- schmelzungen von Leitbündeln sowohl im Inneren des Zentralzylinders als an seiner Peripherie feststellen können, bei denen oberhalb der Vereinigungsstelle die Gesamtanzahl der Piköhben grösser war als unter ihr. Ob die Verminderung der Tracheen nur an den Ver- einigungsstellen von Leitbündeln stattfindet, habe ich nicht festgestellt. Literaturverzeichnis. THILO IRMISCH, Beiträge zur vergleichenden Morphologie der Pflanzen, Halle 1854. 9. Abteilun AL. BRAUN, Über herdhnierande Pflanzen n.it zweigliedriger Entwicklung der Sprosse. Verhandlungen des Bot. Vereins der Provinz Brandenburg. 16. d. 18. P. FALKENBERG, Vergl Untersuchungen über den Bau der Vegetationsorgane der Monokotyledonen. Stuttgart 1876. A. GUILLAUD, Recherches sur l'anatomie comparée et le développement des tissus = de la tige dans les Monocotylédones. Ann. des sc. nat., 6. ser. tome V. 18. L. MANGIN, Origine et insertion des racines adventives et modifications corrélatives de la tige chez les Monocotylédones. Ann. des sc. nat., Br ser. tome XIIT. Ep. SCHOLZ, Morphologie der Smilaceen mit besonderer Diele ihres Sprosswochsels und der Anatomie der Vegetationsorgane. Jahresbericht w. es Landesrealgymnasiums zu Stockerau (Niederösterreich) 1887/88. Be Morphologie und Anatomie der Convallaria majalis L. Dissertation von Basel. Bonn 1899, H. MÜLLER, Über die Metakutisierung der Wurzelspitze und über die verkorkten Scheiden i in den Achsen der Monokotyledonen. Botanische Ztg. 1906. Heft 4. 340 ARTHUR MEYER: 54. Arthur Meyer: Notiz über eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmässigkeit. Eingegangen am 14. Juli 1906.5 Die Anschauung, dass die Zelle einer Maschine vergleichbar sei, ist schon von DESCARTES vorbereitet worden. Die weitere Bestimmung, dass die Zelle als eine Flüssigkeitsmaschine, als ein maschinen- ähnliches, flüssiges materielles System zu betrachten sei, ist vorzüg- lich durch BERTHOLD (18856?) vertreten worden, welcher den ganzen Protoplasten als eine Emulsion von mehr oder weniger flüssiger Konsistenz auffasst. Die Flüssigkeitsnatur der Bestandteile der Maschine erklärt die Wachstumsfähigkeit und Teilungsfähigkeit des ganzen Systems. Einen weiteren Fortschritt in der Betrachtungs- weise der Zelle finde ich in der Betonung der kolloidalen Natur der Flüssigkeiten, welche die wesentlichen Teile dieser Maschine aufbauen. Ich habe diese Anschauung schon 1895°) in folgender Weise gelegentlich einer allgemeinen Erörterung über die Natur der Proto- plasten ausgesprochen: „Die Fähigkeit dieser Flüssigkeiten, welche wohl häufig Eiweisskörper enthalten mögen, bei Wasserentziehung ihre Form beizubehalten und dichter zu werden, macht es mir wa scheinlich, dass sie wesentlich so aufzufassen sind wie die amylosige Wasserlósung, also als mehr oder weniger zühe Lösungen von er. wenig Wasser in einem Körper, dessen verflüssigter Zustand sic nicht mit Wasser mischt.“ Ich betrachte also diese Art der kolloidalen Lösungen OT ischer Verbindungen als die wichtigsten Bausteine des F lüssigke! ds systems, welehes wir Protoplast nennen und will sie zum eame à von anderen kolloidalen Gebilden als Hydrohyle bezeichnen. Per " wird vielleicht jetzt,*) wo die Kolloide vorzüglich infolge der adi führung der ultramikroskopischen Untersuchungsmethode vie Mx untersucht werden, nicht ohne Interesse sein, wenn ich meine sc Vorgetragen in der Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesell schaft in Marburg am 6. Juni 1906. 2) BERTHOLD, Studien über Protoplasmamechanik, Leipzig 1886. — g. 308. 3) ARTHUR MEYER, Untersuchungen über die Stärkekörner 189% dernteils Übrigens hat schon GRAHAM 1862 von den Kolloiden gesagt: „Aber hemisch® scheint ihr eigentümlicher physikalischer Aggregatzustand wie auch ihre chem!” Indifferenz gerade für Substanzen erforderlich zu sein, welche an den or | Vorgüngen lebender Wesen Anteil nehmen.* . iy 1908, und ~ 4) Man siehe ARTHUR MÜLLER, Die Theorie der Kolloide, Leip?!E -* E ZSIGMONDY, Zur Erkenntnis der Kolloide, FISCHER, Jena 1905. T Eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmässigkeit. 341 1895 ausgesprochene Ansieht über die kolloidalen Lósungen der Amylose referiere und zugleich in diesem Referate den Begriff des Hydrohyls klarlege. Meiner Meinung nach ist die Substanz der ge- wóhnliehen Stärkekörner, die Amylose, wie das Amylodextrin, krystallisierbar. Bei 138° bildet die Amylose mit Wasser eine „homogene“ kolloidale Lösung, in der die Moleküle sicher grösser sind als die Moleküle des keine Siedepunktserhöhung bewirkenden Amylodextrins (ARTHUR MEYER 1895, 8.35). Aus dieser Lösung scheiden sich nun beim Erkalten kleine zähflüssige Trópfchen einer Lösung von Wasser in Amylose ab, die ebenso beim Behandeln von Stärkekörnern mit kochendem Wasser aus den Trichiten der Stärke- körner direkt entstehen. Die Lösung von Wasser in der krystalli- sierbaren Amylose nenne ich das Hydrohyl der Amylose. Sowohl die Lösung der Amylose bei 138° als dieses Hydrohyl sind einphasige Gebilde. Ich mache also besonders darauf aufmerksam, dass die Hydrohyletrópfehen homogen sind. ZSIGMONDY sagt (S. 92): „Der- artige Strukturen (feinwabige Mikrostruktur, Schaumzellenstruktur), aber noch viel feiner und vielleicht anders gestaltet, müssen wir wohl in jedem Hydrogeleteilchen annehmen, selbst wenn es kleiner als die Wellenlänge des Lichtes ist.“ Verdünnt man die bei 138? ent- stehende Lösung mit viel heissem Wasser oder schüttelt man Kleister mit heissem Wasser, so erhält man eine Aufschwemmung feinster Hydrohyletrópfchen verschiedener Grósse, die teilweise durch fein- porige Filter hindurchgehen und mikroskopisch nicht mehr wahr- nehmbar sind, wohl aber Opalisieren dieser „Stärkelösung“ veran- lassen. Es ist diese kolloidale Lösung ein zweiphasiges Gebilde. Nach der gebräuchlichen Nomenklatur könnte man sowohl die Stärkelösung bei 138° als auch diese Hydrohyleaufschwemmung als Hydrosol bezeichnen. Wenn man eine bei 138° hergestellte Amyloselösung erkalten lässt, so scheiden sich Hydrohyletröpfchen aus und verkleben mit- emander, fliessen wohl auch teilweise zusammen, so dass eine poröse, eventuell netzförmige Masse aus Hydrohyletröpfchen und Fädchen entsteht. Die gleiche Struktur besitzt der Kleister. Nach der ge- bräuchlichen Nomenklatur würde man den Kleister, der ein zwei- phasiges Gebilde ist, als Hydrogel bezeichnen; aber es ist wohl auch das Hydrohyl ein Hydrogel genannt worden. | . Beim Trocknen verliert das Hydrohyl sein Wasser und geht in einen hornartigen Zustand über. Nach meiner Meinung bestehen nun die protoplasmatischen und 3lloplasmatischen Organe des Protoplasten*) durchaus aus solchen zäh- p. p I) Siehe ARTHUR MEYER, Die Plasmaverbindungen und die Membranen von : T olvoz globator, aureus und tertius, mit Rücksicht auf die thierische Zelle. Botanische Zeitung 1896, S, 212, 342 ARTHUR MEYER: flüssigen Hydrohylen, also mikroskopisch nicht strukturierten Lösungen von Wasser in krystallisierbaren Kolloiden (z. B. Eiweissstoffen), die in einem Organe zu mehreren, stofflich verschiedenen, nebenein- ander liegen können, ihrer Natur nach zu einer Mischung unfähig, eventuell in morphologisch verschiedener Weise den Organen des Protoplasten die wesentliche, teilweise mikroskopisch sichtbare Struktur gebend. In dieser aus einphasigen, homogenen Hydrohylen aufgebauten Grundmasse, dem eigentlichen organisierten Teile der Organe, liegen dann in Vakuolen verschiedenster Grösse ergastische Gebilde ver- schiedenster Art in fester, zühflüssiger oder leichtflüssiger Form. Ich habe diese meine Anschauung über die physikalisehe Natur der Zelle deshalb hier erwähnt, weil ich vermute, dass die von mir aufgefundene, nachher zu beschreibende Gesetzmässigkeit mit der kolloidalen Natur der Organgrundmasse zusammenhängt. Ich glaube, dass eine genauere Untersuchung der Hydrohyle noch mancherlei Wichtiges für das Verständnis der Zelle zutage fördern wird. Die Zellmaschine hat eine unbegrenzte Arbeitsdauer, wenn siè unter günstigen Einflüssen von Stoff- und Kraftzufuhr steht und den durch ihren Bau gegebenen Bewegungsrhythmus fortgesetzt durch- führen kann. Der Protoplast ist dann unsterblich. Kann ein Teil dieses Rhythmus nicht durchlaufen werden, so verfällt die Maschine nach einer gewissen Zeit. Kann z. B. die Kernteilung nicht eintreten, so lebt der Protoplast nicht ewig. Bei dem Zellteilungsprozess und Kernteilungsprozess spielen sich Verjüngungsvorgänge ab, mit denon vielleicht eine Anpassung der sich energisch umlagernden Maschinen- teile an die neuen Verhältnisse ihrer Umgebung verbunden sind. Wir sehen vermutlich in dem komplizierten Vorgange der ver direkten Kernteilung den Verjüngungsvorgang am dotia in Erscheinung treten, nicht einen Vorgang, der dazu führen wt, eine besonders gleichmässige Teilung des Kernes durchzuführen.) Wie gesagt, wird der sich nicht teilende Protoplast nicht alt; Zellen der er stirbt wahrscheinlich aus inneren Ursachen. Die Pflanzen werden wohl kaum älter als 100 Jahre. Allerding Samen 140 Jahre lebend geblieben sein. DE CANDOLLE) i darüber: „On a vu en Virginie des graines de Nelumbium pes lever aprés avoir été enfouies pendant un siecle (LYELL, ds visit to the United States II, S. 328), et M. R. BROWN m'a dit avor 1) Ähnlich wie mit dem Befruchtungsprozess sehr häufig der Vermeh zu 2 prozess der Individuen verkoppelt ist, so ist anscheinend mit dem YEN v prozess immer die Kernteilung oder Protoplastenteilung (oft auch die Le c . verkoppelt. : . . .9) DE CANDOLLE, Géographie botanique 1855, S. 542. Eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmüssigkeit. 343 fait germer des graines de Nelumbium speciosum, extraites par lui de lherbier de SLOANE; c'est à-dire ayant moins 150 ans“. Man sollte meinen, dass man in den Stämmen der Bäume, die ja sehr alt werden kónnen, sehr alte Zellen finden kónnte, aber SCHORLER !) konnte doch nur 80 Jahre alte (diese bei Sorbus torminalis) beobachten. Die Ganglienzellen des Menschen, welche sich nicht teilen, werden auch niemals älter als 100 und einige Jahre.?) Diese maximale Lebensdauer einer Zelle kann bekanntermassen durch viele Momente verkürzt werden; die Zelle kann vorzeitig sterben. Man kann die Ursachen, welche zum frühzeitigen Tode führen, zum Zwecke ihres Studiums in einige Kategorien teilen. Der Tod kann eintreten: 1. durch Mangel eines für die betreffende Zelle nötigen Nährstoffes oder einer nötigen Nährenergie (z. B. Licht bestimmter Wellenlänge) oder inframinimaler Zufuhr dieser Dinge (z. B. einer zur Erzeugung einer bestimmten Temperatur nicht genügenden Energiemenge); 2. durch Zufuhr von Nährstoffen und Nährenergie in supramaximaler Konzentration oder Intensität; (z. B. zu starke Zufuhr von Energie, die eine zu hohe Temperatur des Protoplasten erzeugt); 3. durch Zufuhr von Nichtnährenergien oder Nichtnährstoffen, welche in bestimmter Konzentration oder Intensität Störungen im Betriebe der Zelle bewirken. Für letztere Stoffe könnte man vielleicht den Namen Zellgifte reservieren. Es ist mir selbstverständlich bewusst, dass die Feststellung, was Nährstoff, was Nährenergie einer bestimmten Zellspezies genannt werden muss, nicht leicht ist; aber es wird dem Physiologen doch nicht erspart werden können, sich über diese Frage Klarheit zu verschaffen, wenn er die Mechanik des Lebensprozesses erforschen will. Das Studium der Wirkung der Tötungsmittel auf die Zelle ist geeignet, um Ein- blick in die Arbeitsweise der reizbaren Zellmaschine zu gewähren, wie uns in besonders instruktiver Weise die schönen Untersuchungen von HANS MEYER und von E. OVERTON über die Prinzipien der narkotischen Wirkung der Stoffe zeigen. In der folgenden Mitteilung glaube ich einen kleinen Beitrag zur Beantwortung der Frage, wie ' dst die tötliche Wirkung supramaximaler Temperaturen auf die Zelle zu verstehen, zu geben. i Als Objekte für die Untersuchung dienten Bakteriensporen. Diese Zellen bieten für die Untersuchung der Wirkung supra- 1) SCHORLER, Untersuchungen über die Zellkerne in den stärkeführenden Zellen der Hölzer, Jena 1883, Dissertation. Lob ?) Die Lebensdauer des Menschenindividuums hängt vielleicht von der ensdauer der sich nicht teilenden Zellen ab, die in seinem Körper vorkommen. as Individuum einer Sagusia gigantea hat dagegen eigentlich eine unbegrenzte Borah er. Es würde noch älter als 4000 Jahre werden können, wenn nicht | iligkeiten seinem Leben ein Ende machen würden, 344 ARTHUR MEYER: maximaler Temperaturen ein relativ gleichmässiges, präzis reagierendes Material. Sie sind stets von Wasser durchtränkt und befinden sich doch, auch wenn sie in Wasser liegen, in einem gleichmässigen Ruhezustande, aus dem sie allerdings bald erwachen, wenn man dem Wasser Spuren von geeigneten Nährstoffen zusetzt In dem Ruhe- zustand können die von mir benutzten Sporen mehr als zehn Jahre lebend bleiben, auch wenn sie feucht gehalten werden. Die be- nutzten Bakteriensporen besitzen dabei die für unsere Versuche un- erlässlich nötige Eigenschaft auch im durchfeuchteten Zustande äusserst widerstandsfähig gegen höhere Temperaturen zu sein. Trockene Sporen würden sich schon deshalb weniger gut für der- artige Versuche eignen, weil der Wassergehalt der einzelnen ge- trockneten Sporen nicht sicher gleichartig zu machen sein würde. Ich will übrigens nebenbei bemerken, dass es mir unwahrschein- lich dünkt, dass die oft sehr grosse Steigerung der Widerstands- fähigkeit der Sporen und Samen gegen supramaximale Temperaturen durch das Austrocknen eine Folge der geringeren Reaktionsfähigkeit der den Protoplasten zusammensetzenden Stoffe in konzentrierteren Lösungen ist; ich glaube vielmehr, dass es sich dabei auch um eine komplizierte Reizwirkung handelt, - deren Mechanismus wir nicht durchschauen. Ich‘) habe nun eine Reihe von Sporen verschiedener Spezie der Gattung Bacillus zuerst auf die Zeit hin untersuchen lassen, die. zur Abtötung der in Wasser liegenden Sporen bei zwei bestimmten supramaximalen Temperaturen, bei 100 und 80°, nötig ist. Ferner sind auch die Wachstumsmaxima der Temperatur für die gleichen Spezies untersucht worden. Die Resultate dieser Untersuchungen teile ich in den beiden Tabellen auf Seite 345 mit. Aus den Resul- taten der Untersuchung liess sich folgendes schliessen: l. Die Zeit, welche zur Abtötung der Sporen einer Spezies -— einer bestimmten supramaximalen Temperatur nótig ist, ist für ge Spezies innerhalb der Grenzen der individuellen Variation konstant; für verschiedene Spezies aber sehr verschieden. Sie variiert, w? die Tabelle zeigt, bei den untersuchten Spezies zwischen 2 Minuten. und 20 Stunden. | ?. Die Tótungsgeschwindigkeit wächst stets mit der pue co 3. Das Verhältnis der Tötungszeiten bei 100 und 80° ist- ii verschiedenen Spezies sehr verschieden. Es schwankt in der Tabelle zwischen 1:25 und 1:200. zies 1) Man siehe: OSKAR BLAU, Über die Temperaturmaxima der Sporenkeiml und der Sporenbildung, sowie die supramaximalen Tötungszeiten der Spon — a Bakterien, auch derjenigen mit hohen Temperaturminima. Dissertation M 1905; ferner die dort zitierten Arbeiten von ELLIS und NEIDE. d Eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmässigkeit. 345 I. Maximale Sporentótungszeiten it. P'eniperatür- maxima für das ns r^ „2 u Verhältnis | Oidienwachstum Minuten Stunden Bacillus Ellenbachensis. . 2—2,5 1—15 1:200 95 — 40 e mp. 8,5—4 2,75—-3 1:46 40—45 » fusiformis 4—45 10—10,5 1:147 40 - 45 »' ruminaus ... i25 9—10 1:127 45—50 ». tumescens. . . . 4—4,5 5-6 1:78 45 - 50 p Cohaerens. . 5—951!/, 8-85 1:94 35—40 =: ruorin. . .ı 55-6 9,5—10 1:102 40—45 & ua 6—1 1—8 1:63 45—50 1 Pa ee.) 7-75 1:62 45—50 » asterosporus . . 1—'55 4,5—5 1:39 35—40 » — Sphaericus . 8—9 9—10 1:67 40—45 » mycoides 9—10 7,5—8 1:49 80—35 » graveolens 10—10,5 10- i1 1:61 45—50 E BEEN Ls. 11— 12 10 - 11 1:59 45—50 E putei. ... 14-15 19 20 1:19 50—55 t a, 14—15 15—16 1:64 35-40 E Megatherium 15 — 16 16—17 1:64 45—50 » silvaticus. . 17—18 15—16 1:53 45—50 » lacticola 19—20 15—16 1:48 40 45 > ee 34-35 29-30 1:50 40-45 ee 34—35 25-27 1:45 35 —40 » subta. S S 115—180 14—15 1725 55—60 » Tobustus 450—480 — — 65—67 - calidus, . . . . 450—480 — 10—13 » cylindricus 1140 -1200 RE cem ; 13-74 » "AM S. u.s 1140 — 1200 | -— — 14-15 | i 4. Sporen von Spezies mit relativ gleichem Wachstumsmaximum aben oft sehr verschiedene Sporentötungszeiten. So z. B. Ellenbachensis bei 100° 2—2,5’, teres 14—15', robur 34—35". Aus diesen Erfahrungen ergibt sich für die Frage nach der ee des Absterbens der Sporen bei höherer Temperatur und . den Grad der Widerstandsfühigkeit der Sporen gegen die Tempe- Fáturen folgendes: ~ À. Mit der Membranbeschaffenheit der Sporen hat die Wider- : standsfähigkeit und deren Verschiedenartigkeit nichts zu tun; denn — 346 ARTHUR MEYER: Spezies mit gleicher morphologischer Membranbeschaffenheit besitzen sehr ungleichartige Tötungszeiten. B. Die Protoplasten der verschiedenen Spezies haben danach eine konstante, dureh die Tótungszeit zu messende, verschiedenartige und oft sehr grosse Widerstandsfühigkeit gegen hóhere Temperaturen, deren innere Ursache eine andere zu sein scheint als die, welche der Beschleunigung des Wachstums durch die Temperatursteigerung zu Grunde liegt. C. Die innere Ursache für die tötende Wirkung einer be- stimmten höheren Temperatur, an welcher die Wärme angreift, kann nicht ganz gleich bei allen Spezies sein, das zeigt sich eben einmal aus der verschiedenen Tötungszeit bei 100° und aus der Verschieden- Tötungszeit 80° T - Tötungszeit 100° ` Man: kaai A stellen, es sei die innere Ursache für das Sterben durch höhere . Temperatur eine ganz verschiedene, es würden in den verschiedenen Kolloidmaschinen ganz verschiedene morphologische Elemente oder ganz verschiedene chemische oder physikalische Vorgánge direkt be- troffen, deren Zerstórung oder Stórung den Tod herbeiführten, oder man kónnte sich auch denken, dass überall ein gleiches nur graduell verschiedenes Moment direkt beeinflusst und die direkte Ursache des Todes würde. ; Für letztere Meinung spricht nun die Tatsache, dass be! allen Spezies die Tötungszeit stets um so kürzer wird, je höher die Tempe- ratur liegt. E. Man könnte daran denken, dass das in Betracht kom gleiche Moment die Beschleunigung der Reaktionsgeschwind irgend eines der chemischen Prozesse sei, die sich fortgesetzt mM der lebenden Zelle abspielen; aber dagegen spricht die Tatsache, dass das kleinste der beobachteten Zahlenverhältnisse zwischen der Tötungszeit bei 80° 1:25 ist und dass selbst das Verhältnis iu gefunden wurde. Denn da eine Erhöhung der Temperatur um x bei chemischen Reaktionen ungefähr eine Verdoppelung der = tionsgeschwindigkeit bewirkt, genauer gesagt nach den vore physikalisch-chemischen Erfahrungen das Verhältnis zwischen de — Tötungszeiten bei 100° und bei 80? nur 1:4 bis l: 9 bros 5 kónnte, wenn es sich um die Beschleunigung eines chemischen Et zesses handelte; so kann die Ursache der Tötung nicht !n duco schleunigung der chemischen Prozesse durch Wärme gesucht we E e würde es BUB — beim Am artigkeit des Quotienten mende igkeit F. Für die Gleichheit der inneren Todesursache W weiter sprechen, wenn die Verkürzung der Tötungszeit wachsen der Temperatur um eine bestimmte Höhe bei : üm mte ein und demselben Gesetze folgen würde. Dieser Gedanke bes" rden. — Eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmüssigkeit. 347 mich der Frage nach einer derartigen Gesetzmässigkeit nachzu- gehen. Die einzige etwas genauere und brauchbare Anzahl über die Tótungszeiten bei verschiedenen supramaximalen Temperaturen, welche die Literatur uns bietet, ist folgende, welche von GLOBIG herrührt. GLOBIG (Zeitschrift für Hygiene 1881, Bd. III, S. 322) fand für seinen roten Kartoffelbazillus folgende Tötungszeiten. Die Erhitzung fand im übersüttigten Wasserdampfe statt: 100° 330" bis 360" 109—118 mehr als 45’ 118—116 25’ 112—123 . 10" 10 2 mr S 130 sofort. Diese Zahlen lassen erkennen, dass die Tötungszeit vielleicht annähernd in einer geometrischen Progression mit der Temperatur wächst. Wenn wir aus dem ersten Gliede (a) der Progression, welches wir für 100° auf 350’ ansetzen wollen, und aus dem zweiten, welches wir'für 110° zu 50’ annehmen wollen, q der Progression — = 7 berechnen, so können wir die übrigen Glieder nach der Formel ‘=ag"”! finden. Wir erhalten dann folgende Zahlen 100 = 350’ 110-50 J20- I 1909. 1 7 l, 140 — 4 : Um diese Frage weiter zu prüfen wurden nun eine Reihe von Versuchen mit 2 Spezies, die sich besonders gut dazu eigneten, unter meiner Leitung von meinem Assistenten Herrn BREDEMANN sorg- fältigst angestellt, mit Bacillus subtilis und Bacillus robur. Es handelte sich also darum Sporen der beiden Spezies bei den Temperaturen 110, 120, 130, 140? zu halten und zu bestimmen, nach weleher Zeit Abtótung der Sporen eingetreten sei. j Als Wärmeapparat benutzte ich einen mit Paraffin gefüllten Aluminiumtopf, der aussen durch Asbest isoliert war und in welchem urch einen Rührer des PEFFER'schen Thermostaten das geschmolzene Paraffin fortgesetzt gemischt wurde. Das Paraffin wurde auf die ge- wünschte Temperatur erhitzt und mit eingestellter Flamme dann 348 ARTHUR MEYER: eine Zeitlang genau auf der gewünschten Temperatur erhalten. Ein kurzes ganz in das Paraffin eingetauchtes, von der Reichsanstalt geprüftes Thermometer diente zur Bestimmung der Temperatur des Paraffins. Die Sporen wurden mit Wasser aufgeschwemmt und in Kapillaren eingefüllt, welche beiderseits DES DEE wurden. Um zu sehen, nach wieviel Zeit die Durchwärmung der Wand und des Inhaltes dieser Kapillaren beendet sei, wurden verschie Kapillaren .mit Harnstoff angefüllt und in das auf 140° erwärmte Paraffinbad eingetaucht. Es ergaben 12 Versuche, dass es im Mittel 5,13” dauerte, bis der ganze Harnstoff einer Kapillare ge- schmolzen war. Die 12 Versuche ergaben folgende Einzelresultate: 4,5". 4 4,5”; 5"; 4”; ; 5"; rir 5 8.5": an; 5s ari Es schwankten also die Resultate zwischen 4 und 7 Sekunden, betrugen meist 5", im Mittel wie gesagt 5,13". Die Verschiedenheit der Zahlen ist wohl hauptsächlich dureh die etwas verschiedene Wandstärke der Kapillaren verursacht worden. Die Sporen, welche zu den Versuchen benutzt wurden, wurden verschiedenen, mindestens 3 Monate alten Kulturen entnommen. Es war also das Sporenmaterial sehr annähernd, aber nicht völlig gleich für die verschiedenen Versuche. Je eine mit aufgeschwemmtem Sporenmateriale gefüllte, ‚geschmolzene Kapillare: wurde, an einem sehr feinen Messingdraht be- festigt, in das auf die gewünschte Temperatur erwürmte Paraffinbad eingetaucht. Die Zeit, welche die Kapillare im Paraffinbade verblieb, wurde mittels eines Chronoskopes genau bestimmt. Sofort nach dem Herausnehmen aus dem Bade wurde die Kapillare in ein 25—40 ccm einer passenden sterilen Nährlösung (Nährlösung I) ") enthaltendes Kölbehen geworfen und mittels einer sterilen Pinzette zerbrochen. Das Kölbehen wurde dann gelinde erwärmt, um den flüssigen Inha der Röhrenbruchstücke durch die in den zugeschmolzenen Enden der Kapillaren sitzende Luft auszutreiben, und dann 14 Tage lang des 28° in den Brutschrank gestellt. Nach 14 Tagen wurden die Kulture ‚daraufhin, ob Wachtum eingetreten sei, genau untersucht. Auch wurden mit den Kulturen, welche aufgegangen d j Agarröhrehen geimpft und die entstandenen Kulturen dann ana auf ihre Reinheit untersucht, um zu vermeiden, dass Verunreinigunge der Kulturen mit anderen Bakterien zu Täuschungen führten. Als Fingerzeig für die Ausführung der Versuche zu- 1) Siehe ARTHUR MEYER Praktikum der botanischen " akterienkunde . GUSTAY FISCHER, Jena, 1908, 8. 94. Do wurden 808 Eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmässigkeit. 349 den Tötungszeiten bei 80? und 100°, die bekannt waren, die Tótungs- zeiten bei höheren Temperaturen berechnet. Für Bacillus subtilis hatte BLAU eine zwischen 175° und 180’ liegende Tötungszeit für 100°, für 80° eine zwischen 74 und 75 Stunden liegende gefunden. Ich nahm danach die Zahlen 100° = 180’ 80? = 4500’ an, die eigentlich etwas zu hoch sind, denn sie könnten vielleicht auch in Wirklichkeit in der Mitte liegen, also vielleicht sein 100° — 170,5 80° — 4470' oder z. B. für 100° noch mehr nach 175' zu. Für Bacillus robur fand BLAU 100? zwischen 34 und 35'; 80? zwischen 25 und 27 Stunden. Ich habe der Berechnung die Zahl 100° = 34^5 80° — 1560" zu Grunde gelegt. Für Bacillus subtilis berechnen sich danach folgende Zahlen, da q = 0,2 aus folgender Berechnung hervorgeht: a — 4500' (80°) t — 180' (1009) n—1 2 _ qae WIS 1=y $ | Ya 0? Berechnete Tótungszeiten bei 80° = 4500 90° — 900 100°— 180 110*— 36 120°= 7% i” Dom a 140* — 0,28 — 17° 150* 2€ 0,056" —"3,4" Zieht man die Durehwürmungsdauer von 5" hinzu, so stellen sich die kleineren Zeiten, nach welchen in der Kapillare die Tötung eintritt, folgendermassen: 120? = 437" 180? — 89” 140° — 22" 150° = 8,4” 350 ARTHUR MEYER: Die Schwankungen, welche zu erwarten sind, da die Tötungs- zeiten bei 80° und 100° nicht absolut genau festgelegt sind, lassen sich schätzen, wenn man die Berechnung der Zahlen in das Auge fasst, die bei extremen Abweichungen von den angenommenen Zahlen sich ergeben: u= 80° = 4300 t = 100° = 170 110? — 330 190*— 6,7 = 4102. 130*— 1,35'— 18” 140° — 0,27 = 16" Die Versuche ergaben nun folgende Resultate: Versuch L) 110° 30° + 35 — 40' — 120° 5' + 8 — 130° 7’ + 3 — 140° 15” 2307 — Versuch IL. 110° 32' +34 +37 +39 — 1076 — T — 130° 2 - 25 — 140° 25” + Versuch III. 110° 37 + 35 +38 - Bo wg Lr 130015 4 2' + 140° 20" + 25" + Versuch IV. 110° 36 +37 +38 — mr T 130*1,5 + 2 +25 — 140° 25" + 30" — 35" — Versuch V. 110° 37' +38’ + 39 — 1200 6 +8’ + ; ; Versuch VL. 120° 7,0 17,5 - 80 — 8,5/ —9,0 — 100 — 7 Danach liegen die 'l'ótungszeiten folgendermassen: Berechnet Bei 110? zwischen. 38 und 39" 367 = d 43 » 120° t5 780 | We » 130° ne, 2519040190008. „ 140° ». 39 080^ 22 noch 1) Das heisst also, 30' auf 110° erhitztes Sporenmaterial entwickelt? 1 sich (+), 85° auf 110° erhitztes war tot, ebenso 40' auf 110° erhitztes. Eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmüssigkeit. 351 Für Bacillus robur wären die berechneten Tötungszeiten: q — 0,1487 a— 80° = 1560 90° — 232" 100"— 34,5’ 110°= 5,13 120° 2 976^ 2- 45,8" 130?— 0,113’ = 6,80" 140? = ' 0,169" = 1,01” 150°= 0,0025’ = 0,15" Die Versuche ergaben: Versuch I. : 110? 4^4: 9/ — 120? 40" +50” — 180° 5” + s". RER. DO s E Vi 120° 44” -—- 50" — 130° 6” + 8” + wh HL 110 5 7 . 120° 46" -- 48" ı Meme IV. 110 5° - $— 120? 46" + 50" — 130? a^. + s^ un 10” — TERN no EL u. 120? 46” + 48” + 50" — 130? 7" + 12” + awuh VL HO D — T — BM 1 150° 12" + 14" — 16" — Danach liegen die Tötungszeiten folgendermassen: Berechnet Bei 110? zwischen 7’ und 8 5,2” 353 1 20° » 48 " „ 50 E 50,8 x uv 130° 5 I o HM 11,8^ Danach sind in beiden Versuchen die Zahlen annühernd den berechneten ähnlich, meist wenig höher. i Wenn sieh das Verhalten, welches wir für B. robur und B. sub- tilis feststellen konnten, annähernd auch bei anderen Spezies zeigen Würde, so würde diese Gesetzmüssigkeit dafür sprechen, dass dem Sterben durch die hóhere.Temperatur bei allen Sporenspezies der sterien eine gleiche innere Ursache zu Grunde liege. Die Frage nach der Natur dieser Ursache würde dann weiter zu verfolgen sein. 352 A. MEYER: Die Vicente: Tótungszeiten betreffende Gesetzmässigkeit, Die bubidrielesfiohe Praxis kann aus dem, was wir festgestellt haben, den praktischen Vorteil ziehen, dass sie nur die Tótungs- zeiten für zwei supramaximale Temperaturen nach meiner Methode festzulegen braucht, die Tótungszeiten für die übrigen Temperaturen dann danach annähernd berechnen kann. Selbstverständlich kann man in dieser Weise auch das Ultra- maximum für jede Spezies berechnen. ENGELMANN hat Ultra- maximum den Temperaturgrad genannt, bei welchem der Protoplast „momentan“ stirbt, was in der Tat aber nur bedeuten kann, „in einem für uns praktisch nicht mehr messbaren kleinen Zeitraume"; diesen würden wir vielleicht zweckmässiger Weise zu 1” annehmen. Für die Sporen von Bacillus robur könnte man danach z. D. 140° als Ultramaximum bezeichnen, da bei dieser Temperatur die Sporen in einer Sekunde getötet werden. Jat KIV Fr j Bd XA Bot. Gesellsch Deutschen r * Tat EV 4 Berichte d. Deutschen Bot. Gesellsch. Bd. XXIE - Da der Vorsitzende S AR en Sitzunge ahre 1906, Herr . Geheimrat Faris, von seiner R Zuxäck, SERITUR ist, werden die Herren Autoren ersucht, alle wissenschattlichen Vuseidinigeh i nter genauer Angabe der Adresse des Absenders, fortan au denselben, Steglitz bei Berlin, Neuer botanischer Garten, zu richten, Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme ice e August und September am letzten Freitag zn Monats Abends 7 Uhr s UP Sämtliche Mitteilungen für die Berichte pen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden a anna druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Permat (12/18 cm) — ein- i g üns n. ie PEN rtlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veróffentlichung der Be ehe hezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw, sind zu senden an Herrn f. Mü Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, IL -x aair i ok het, den Autoren und der Druckerei findet nicht sta Vorstand und PAANS TEN der Gesellschaft für das Jahr 1906, Für M» S Generalversammlung: Schwendener, Präsident; H aberlandt, Stell- ve Für die wissenschaftlich Sitzungen in Berlin: En ngler, saaier I Kny, nu Stellvertreter, Wittmack, zweiter Stellvertreter; O. Rei rr a r Sc führer, im Mabel Schriftführer, Lindau, dritter Sehriftführe Sehatzmeister: 0. Müller Redaktion us-Konmission: i Engler, O. Reinhardt, Köhne, Lindau, Ascherson, Kolkwitz, Gilg. Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. EN Alle Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen . Sehriftstücke, en franko ,An die Kur- und Ne h E : e d = Deutsche (remain Gesellsch aft, Berlin W ei beträgt für ordentliche Berliner Mitglieder ordentliche Mk. 15, ch lehten, m EMEN sowie alle das Mitgliederverzeichnis De CE ustige geschäftliche Mitteilungen EA oan ian, Hamy Prof, Müller, Sterlitz bei eia, Zimmermannstr. ead zu dioses dum een aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält 50 Son "dorsbäräcke mit Umschlag. broscl id nfrei geliefert. VOTER, Che POLLS P n E Korrektur $ erfolgt, die Berechnung nach. pidas Tarif d ..... L für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 9 Pf " für jede schwarze Tafel ML Hbilächent Hiettap.:ih 3. bei mehrfarbigen Tafeln "je Farbe Tafel mehr . es = ie bei i Doppeltafeln pro T Tafel mekt, Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Dessauer Strasse 29 Neue Erscheinungen: Die mikroskopische Analyse der Drogen- pulver . Ein Atlas für Apotheker, Drogisten und Studierende E der Pharmacie von Dr. L. Koch, Professor der Botanik an der Universität Heidelberg. Dritter Band: Die Kräuter, Blátter und Blüten, Mit 23 lithogr. Tafeln. Quartformat. Geheftet 20 Mk., in Moleskin gebunden 24 Mk. 50 Pfg. Jahresbericht der Vereinigung der Vertreter der angewandten Botanik. Dritter Jahrgang 1904—05. Mit 2 „Tafeln und 10 Text- abbildungen. Geheftet 10 Mk. Früher erschien: Erster J ahrgang 1903. Geheftet 4 Mk. Zweiter Jahrgang 1903—04. Geh. 5 Mk. 20 P um Kryptogamentlora der Mark Brandenbur | >? e und angrenzender- Gebiete, herausgegeben vom i Verein der Provinz Brandenburg. Zweiter Band: von c. Warnstorf. Mit 426 Textabbildungen. Geheftet P M E. T von 1 Dr. L. Diels, Privatdocenten an der Universi i E Tety guren. ; Get 8 Mk- 80 Pig. Gaii T 80 BAND XXIV. JAHRGANG 1906. HEFT ji bERICHTE DER | DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAF' GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, FR: UC HANSER En © og BEA EE BZ SEE SEE I OD Na Rap o e eee ER D LLL NM 2 te T v] DE Bann Se 3747 [2 a Ehe Aal a re BEE SAU RR ne ua Sb RUE TENIS E HS ER Are Alien le re a ea ART T S E a RESET REO Se EN oT. Inhaltsangabe zu Heft 7. Sitzung vom 29. Juk 1906.1 E Fa ELLE. . 2 5 59. D Mitteilungen: Franz Muth: Über die Verwachsung der Seitentriebe mit der Abstammungsachse bei Salvia pratensis L., sowie über einige andere teratologische Erscheinungen an derselben. (Mit Taal a... am HL... e G. Haberlandt: Ein experimenteller Beweis für die Be- deutung der papillösen Laubblattepidermis als Lichtsinnes- organ . V. Grafe find K. E befedori en die kotele Bé- einflussung von Nicotiana Tabacum und N. affinis bei der Promin oo SS D E A. Schulz: Beiträge zur Kenntnis des Blühens der ein- heimischen Phanerogamen . . Wehmer: Die Büduur hear EEF "doen h Asper gillus niger. (Mit Tafel XV A. Methode. bait acis id die Dhene des am (Mit Tafel XVIID) . es W. Ruhland: Über Arabinbildung durch Bakterien und deren Beziehung. zum Gummi der Amygdaleen re, P. TE Über eine Erkrankung des Welsiockes a. Näeme Sitzung der Gesellschaft in Berlin: Freitag, den 26. Oktober 1906, - abends 7 Uhr, : | gm 2 d m 9c Seite 353 353 361 366 Sitzung vom 27. Juli 1906. 358. Sitzung vom 27. Juli 1906. Vorsitzender: Herr A. ENGLER. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen: Fräulein Kinschewsky, Dr. Olga, in Marienfelde bei Berlin, Emilienstr. 10 (dureh P. ASCHERSON und P. GRAEBNER), Herr Leschnitzer, Dr. 0., Apothekenbesitzer in Posen, Wilhelm-Platz 13 (durch CARL MÜLLER und OTTO APPEL). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert: Fräulein Rose Stoppel, in Charlottenburg, und die Herren Buder, Dr. Johannes, in Berlin, Ludwig, Dr. Alfred, in Strassburg i. Els., Mücke, Manfred, in Strassburg i. Els., Rübel, Dr. E., im Berninahospiz, Ulbrich, Dr. E., in Berlin. Mitteilungen. 55. Franz Muth: Über die Verwachsung der Seitentriebe mit der Abstammungsachse bei Salvia pratensis L., sowie über einige andere teratologische Erscheinungen an derselben. Mit Tafel XVI. Eingegangen am 10. Juni 1906). g In meiner Arbeit über die angewachsenen Achselsprosse von ymphytum officinale?) habe ich bezüglich des Zustandekommens der Ze LEE D Vorgetragen vom Verfasser auf der Generalversammlung in Marburg i. H. am 6. Juni 1906, Veróffentlichung wegen Herstellung der Tafel verzógert. d 2) FRANZ MUTH, Untersuchungen über die Entwickelung der Inflorescenz und er Blüten, sowie über die angewachsenen Achselsprosse von Symphytum officinale. Flora 1902, Ergänzungsband, S. 56—114. Ber, der deutschen bot, Gesellsch. XXIV. 25 354 FRANZ MUTH: Extraxillation im Gegensatz zu SCHUMANN!) und KOLKWITZ^*) den Standpunkt vertreten, dass die Annahme von anatomisch nicht nach- weisbaren interkalaren Hebungszonen oder Hebungskurven mit den Beobachtungen an den in Frage stehenden Objekten häufig nicht in Einklang zu bringen ist. Ich habe in dieser Beziehung bemerkt: „Besondere interkalare Hebungszonen, wie sie SCHUMANN und KOLK- WITZ annehmen, waren nirgends zu konstatieren. Dagegen beob- achtet man häufig deutlich eine Differenz der Gewebe des Achsel- sprosses und der Mutterachse, sowie, dass die „Anwachsungstiefe“, wenn dieser Ausdruck gestattet ist, verschieden ist. Es kommen Fälle vor, bei denen der Seitenspross auf weitere Strecken nur mit seiner äussersten Partie mit der „Abstammungsachse zusammenhängt“ und die der KOLKWITZ’schen Hypothese der gebogenen, interkalaren Zonen direkt widersprechen.“ Es wurde dann weiter darauf auf- merksam gemacht, dass die Extraxillation ausserordentlich unregel- mässig auftritt, dass sie mitunter auch vollständig ausbleibt, sowie, dass ch alle Übergänge von der normalen Stellung der Seitentriebe bis zu den extremsten nungen beobachten lassen. Bezüglich der Erklärung dieser Tatsache habs ich der Meinung Ausdruck ge- geben, dass es mechanische Faktoren seien, die das eigentümliche Phänomón bedingen; in erster Linie wurde der Druck, den die ersten, im Wachstum rasch vorwärts schreitenden Laubblätter auf die jungen, in der Entwicklung begriffenen Teile ausüben, in dieser Beziehung verantwortlich gemacht. Ich habe nun, von dem Standpunkt ausgehend, dass derartige „Anwachsungserscheinungen“ ausnahmsweise ich bei anderen, ge- eigneten Pflanzen vorkommen können und dass die Verhältnisse bei passenden Objekten vielleicht übersichtlicher sind wie bei Symphytum, Anchusa usw., mich in dieser Beziehung umgesehen und gefunden, dass speziell Salvia pratensis ein sehr günstiges Objekt dafür ist. Bei Hesperis matronalis und Chrysanthemum Leucanthemum habe ich, nebenbei bemerkt, auch hin und wieder Verwachsung der Achsel- sprosse mit der Müttötachse beobachtet, aber lange nicht so häufig wie bei Salvia pratensis. An dieser Labiate sind "bereits zahlreiche teratologische Erscheinungen bekannt. (Vergl. Dr. O. PENZIG, P pues teratologie, II. Bd., S. 239—240). Angaben über die häufige Ver wachsung der Bedenitobs mit der Abstammungsachse habe ich aber in der Literatur nieht gefunden. PENZIG bemerkt auf Seite 239 1) K. SCHUMANN, Neue Untersuchungen über den Blütenanschluss. Leipzig 1890, S. 300—319; ferner: „Über die angewachsenen Blütenstände bei den Bora- ginaceae*. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1892, S. 63—68; , Morphologische Studien*, 1899, Heft II, S. 207—214. 2) R. KOLKWITZ, Über die Verschiebung der Axillartriebe bei gehen | officinale. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1895, S. 280—289. pv Verwachsung der Seitentriebe mit der Abstammungsachse bei Salvia pratensis. 355 nur: ,CAMUS fand bisweilen die Spitze der Infloreszenz leicht ver- bändert.“ In der Umgebung von Oppenheim findet man in diesem regen- reichen Sommer recht häufig Exemplare des Wiesensalbei mit mehr . oder weniger weitgehender Verwachsung der Achselsprosse mit der Abstammungsachse. Es seien einige Fälle näher beschrieben. Die Fig. 1 stellt einen Salbeistengel dar, bei dem die Seitentriebe teil- weise eine nur geringe Anwachsungshöhe zeigen. Die Zeichnung wurde zur klaren Darstellung der Verhältnisse insofern etwas schema- tisiert, als das zweite und vierte Blattpaar ebenfalls als rechts und links am Stengel sitzend dargestellt ist. Wir sehen an dieser Zeich- nung, dass die Seitensprosse d und e in gewöhnlicher Weise in den Achseln der Blätter b und c stehen; beim nächsten Blattpaare f und g sind die Axillartriebe % und ¿ an ihrer Basis bereits eine kleine Strecke mit der Abstammungsachse a verwachsen. Beim dritten Blattpaare k und / weist der kräftige Seitentrieb m eine gerade noch sichtbare Anwachsung an seiner Basis auf, während der gegenüber- stehende kleine Spross » eine sehr deutliche Extraxillation zeigt; dabei ist der mit der Abstammungsachse verbundene Teil desselben nur als kleiner, schwach gewölbter Längsstreifen zu erkennen. Beim letzten Blattpaar o und p ist der Seitentrieb r in kaum merklicher Weise an die Abstammungsachse mit seinem untersten Teile an- gewachsen; der Seitentrieb g ist dagegen von allen Seitentrieben die längste Strecke mit der Mutterachse vereinigt. Es sei bei diesem Salbeistengel noch darauf hingewiesen, dass stets der Spross, welcher der Achsel des rechten Blattes der einzelnen Quirle entstammt, die stärkere Verwachsung mit der Abstammungsachse aufweist, sowie dass die Anwachsungshöhe der einzelnen Triebe dem Schluss der Hauptachse zu grösser wird. Die Fig. 2 stellt einen Teil der primären Hauptachse a dar, deren Seitensprosse c und ó mit ihrem unteren Teile eine kleine Strecke mit ihr verwachsen sind. 4 Weiter gehende Anwachsungen der Seitentriebe sowie alle Über- VEN bis zur Verbindung der Axillarsprosse mit der Mutterachse ni zum nächsten Blattquirl sind in den Figuren 3—11 dargestellt. ei ren geben Fälle wieder, bei denen wir alle Übergänge, bei d bei Symphytum officinale beobachten, feststellen kónnen. Auch Pte n va pratensis ist bei der Verwachsung der Axillarsprosse mit iln ren Shia „die Anwachsungstiefe“ sehr verschieden. So ERA Fig. 5 die Hauptachse a einer Pflanze dar, mit der der hom leb b nur „ganz locker“ durch seine äusserste Zellenschicht rəunden ist. Inniger ist die Verbindung bei der Verwachsung, welche die Fig. 4 darstellt. Ein interessanter Fall ist in der Fig. 9 reproduziert; leider war 356 FRANZ MUTH: die Photographie nicht sehr scharf, so dass eine ergänzende Be- schreibung nótig ist. Die den Achseln des untersten, durch die Photo- graphie wiedergegebenen Blattpaares « und 5 entsprossenen Triebe c und d sind weit hinauf mit der Abstammungsachse À verwachsen. Erst eine kleine Strecke unter dem nächsten Blattquirl (e und f), der von dem vorhergehenden auffallend weit entfernt ist, werden die Seitensprosse in verschiedener Hóhe frei. Der rechte derselben ist inniger mit der Mutterachse verwachsen wie der linke, früher frei werdende. Die beiden Seitensprosse haben in den Achseln ihres untersten Blattpaares ebenfalls Seitensprosse hervorgebracht. Von diesen ist der rechts stehende wiederum mit seiner Mutterachse eine grössere Strecke verbunden geblieben. Der vorliegende Fall zeigt dann weiter die beachtenswerte Eigentümlichkeit, dass das rechte Blatt des untersten Quirles einen kürzeren Blattstiel hat wie das linke; auch in anderen Fällen wurden analoge Verhältnisse konstatiert. Es besteht demnach auch bei den Verwachsungen der Seitentriebe mit der Abstammungsachse bei Salvia pratensis eine Beziehung zwischen der Anwachsungshöhe der Axillarsprosse und dem Verhalten der Tragblätter. Bei Symphytum officinale lässt sich unschwer feststellen, dass im allgemeinen mit dem Kürzerwerden der Blattspreite die An- wachsungshöhe zunimmt. Bei Salvia pratensis lässt sich somit bei charakteristischen Fällen wenigstens ein analoges Verhalten kon- statieren. Bezüglich des in Fig. 9 wiedergegebenen Objektes sei noch be- merkt, dass die in den Achseln des Blattpaares e und f befindlichen Seitentriebe g und ? ebenfalls mit der Hauptachse verwachsen sind, jedoch nur auf eine kurze Strecke. Fälle, wo die Verwachsung von Mutterachse und Tochterspross eine sehr innige ist, zeigen die Fig. 7 und 8. Während bei der ersteren abwechselnd nur der eine Seitentrieb (c und 9) extraxilliert ist, sind bei der letzteren beide Sprosse eines Blattquirls mit der Abstammungsachse verwachsen. Speziell die Fig. 8 stellt emen Salbeistengel dar, bei dem die Axillartriebe e, d, g und A, wie die Photographie deutlich zeigt, ein ganz analoges Verhalten aufweisen wie diejenigen von Symphytum officinale in den extremsten Füllen; die beiden den Achseln der Blätter e und f entstammenden Seitensprosse 9 und A sind’ bis zum Blattpaar m und n mit der Achse / verwachsen. Auch im vorliegenden Falle sind die höher an der Achse stehenden Axillartriebe weiter hinauf und inniger mit derselben verwachsen box die tiefer stehenden. Der mit der Stammachse verbundene Teil - extraxillierten Sprosse ist als verhältnismässig schwacher, n uy Achsel der Tragblätter herablaufender Gewebestreifen zu erkennen. Mitunter sind die Seitentriebe nicht mit einer Flüchenseite - der Abstammungsachse verbunden, sondern mit der äusseren Gewebe- Verwachsung der Seitentriebe mit der Abstammungsachse bei Salvia pratensis. 357 partie einer Kante. Ein derartiger Fall ist in der Fig. 5 illu- striert Die Ursachen der Anwachsungs- oder Verwachsungserscheinungen kónnen wohl zweierlei Art sein; erstens kónnen Verletzungen durch Tritte von Menschen und Tieren oder auch solche durch Schädlinge die Verwachsungen eingeleitet haben. Bei einem grossen Teile der Fälle. dürfte es sich aber ausschliesslich um die Druckwirkung der unteren, grossen, kräftig entwickelten Laubblätter auf die unver- letzten jungen, in der Entwicklung begriffenen Anlagen handeln. Ich glaube dies besonders deshalb, weil ich die typischen und am weit- gehendsten Extraxillationen am häufigsten in der Nähe des Rheines auf gutem Boden an sehr üppig entwickelten Pflanzen von Salvia pratensis beobachtet habe. An trockenen Plätzen mit magerem Boden habe ich solche Anwachsungen bisher nur ganz vereinzelt finden können. Einige Pflanzen z. B., die bezüglich der Anwachsung der Seitensprosse alle Übergänge von der kaum sichtbaren bis zur weit- gehendsten aufweisen, waren sehr kräftig und üppig entwickelt. Ihre durehschnittliche Höhe betrug etwa 60 cm; die untersten Blätter Waren mit Stiel bis zu 30 em lang, ihre Spreite über 10 cm breit. Die Pflanzen zeigten in jeder Beziehung eine ganz normale und ge- sunde Entwicklung und Gestalt. Irgendwelche Beschädigungen der- selben sind unter den obwaltenden Umständen kaum anzunehmen. Bei den Fällen, wo eine solche eventuell in Frage kommen kann, weisen die Pflanzen meistens auch deutliche Anzeichen, wie auf- fallende Knickungen des Stengels usw., dafür auf. Dass diese unteren, grossen, üppig entwickelten Laubblätter sehr starke Druckwirkungen auf die von ihnen eingeschlossenen jüngeren Organe ausüben können, dafür spricht auch die Erscheinung, dass bei den Pflanzen mit typischer Extraxillation der Seitensprosse die Stengel der unteren Lateraltriebe häufig nicht die normale vier- kantige Gestalt aufweisen; sie haben vielmehr nicht selten eine mehr oder minder flache Gestalt; dabei weisen sie Vertiefungen und Leisten auf, die mit den. entsprechenden Erhöhungen und Einsenkungen ihrer Hauptachse korrespondieren. Ein solcher Fall ist in der Fig. 1 dargestellt. Der in der Achsel des Tragblattes 5, das dem zweiten irl einer primären Hauptachse angehört, stehende Seitentrieb c weist in seinem oberen Teile eine ganz flache, in der Mitte hohle Gestalt auf. Von seinen beiden Seitentrieben zeigt der eine (7) eine ziemlich der 358 FRANZ MUTH: sprosse seien noch einige andere teratologische Vorkommnisse an Salvia pratensis erwähnt, die ich beim Suchen nach den ersteren be- obachtet habe. Die Fig. 11 stellt einen Salbeistengel mit einem an seiner Basis mit der Hauptachse À verwachsenen fasciierten Seitentrieb d dar; dieser zeigt an seiner Basis eine Verwachsung von zwei Tragblüttern; der betreffende Knoten hat somit einen dreigliederigen Blattquirl, eine Erscheinung, die an sich, wie PENZIG in seiner bekannten Teratologie (II. Band, S. 239) bemerkt, nicht besonders selten ist. Verwachsung von zwei Blättern eines solchen Quirls habe ich aber nur bei dem in Rede stehenden Exemplar beobachtet. Die Mittel- oder richtiger die Hauptnerven der beiden Blätter b und c verlaufen nahe nebeneinander. Der Seitentrieb d stellt somit eine Verwachsung zweier Seitentriebe dar; in seinem oberen freien Teile zeigt er zu- nächst eine starke Kniekung, um schliesslich nach mehreren mehr oder weniger grossen Knickungen und Drehungen in ein breites, stark verbündertes, mit einem dicken Blütenschopf gekröntes Ende überzugehen. Eine interessante teratologische Erscheinung ist in der Fig. 13 dargestellt. Die primäre Hauptachse A der grossen und kräftigen flanze mit auffallend üppig entwickelten Grundblättern ist bis zum vorletzten in der Zeichnung wiedergegebenen Blattquirl (a und b) normal; von diesem bis zum letzten Blattpaar e und f zeigt sie eme innige Anwachsung der beiden Achseltriebe c und d, von welchen Je zwei mit der Annäherung an das letzte Blattpaar stärker hervor- tretende Leisten sehr deutlich ins Auge fallen. Die beiden Seiten- triebe e und d werden aber am obersten Blattpaare noch nicht frei, sondern sind noch einmal eine kleine Strecke abwärts mit dem mit der Hauptachse verbundenen Teile ihrer eigenen Achse verwachsen, um jetzt erst eine ganz normale Blütenachse mit zwei in gewöhn- licher Weise in den Achseln der Tragblätter stehenden Seitentrieben auszugliedern. Die primäre Hauptachse der Pflanze selbst schliesst mit zwei gleich langen, in gleicher normaler Weise entwickelten Blütenzweigen ab, die in den Achseln von kräftig ausgebildeten Tragblättern sitzen; eine Fortsetzung der Hauptachse fehlt; auch ‘nieht eine Spur einer Anlage lässt sich in den Achseln der beiden Tragblätter nachweisen. Die Verhältnisse am Schlusse der Haupt- achse machen den Eindruck, als wenn die beiden Sprosse 9 und Å einer diehotomieartigen Teilung der Hauptachse ihre Entstebung verdanken würden (vergl. S. 359). Indess ist es auch möglich, dass das eine Tragblatt steril ist und der eine ausgegliederte Seitentrieb seine Abstammungsachse in der Entwickelung eingeholt hat. — Eigentümliche, mir nicht ganz klare Verhältnisse finden wir be! der Salbei, die in der Fig. 12 dargestellt ist; bei dieser sind sámt- c | Verwachsung der Seitentriebe mit der Abstammungsachse bei Salvia pratensis. 359 liche Blattquirle mit Ausnahme des untersten, normal zweigliederigen viergliederig. Die Pflanze hat im ganzen vier Blattquirle; zwei derselben sind in der erwühnten Figur reproduziert; der obere derselben zeigt die vier Blätter e, f, g und A mit den sechs Trieben k, l, m, n, o und p; diese Verhältnisse scheinen, wie man nach den Kanten des Zwischen- knotenstückes wohl annehmen muss, auf einer innigen Verwachsung zweier längerer Axillarsprosse (ähnlich den in der Fig. 13 wieder- gegebenen) mit der Hauptachse À zu beruhen. Die angewachsenen Seitentriebe / und o. haben nun wieder in den Achseln ihrer untersten Blattquirle f und g, e und i die Axillartriebe k und m, n und p ausgegliedert. Der Trieb o zeigt in seinem mittleren Teile bei r eine Kniekung, wobei die aufeinander liegenden Teile der Achse mit einander verwachsen sind. Die Hauptachse schliesst mit zwei Blüten ab; von diesen hat die in der Mitte stehende q bereits verblüht, während die andere, links neben dieser stehende noch in der Blüte begriffen ist. Vor diesen beiden Blüten an der Basis des Triebes » befindet sich ein Srünes Blüttchen. Die beiden anderen viergliederigen Blattquirle tragen in den Achseln sämtlicher Blätter kleine Seitentriebe. Wie die beiden zuletzt besprochenen Fälle zeigen, kommen bei Salvia pratensis Abweichungen von dem normalen Ausgliederungsmodus àm Ende der Achsen vor; dies gilt in erster Linie für die Haupt- achse. Für gewöhnlich schliesst diese mit einer terminalen, die ^ Seitentriebe bedeutend an Lünge überragenden Infloreszenz ab. Häufig kommt es aber vor, dass diese Seitenzweige ihre Ab- stammungsachse in der Grösse erreichen oder überholen. Ein oder beide Blätter des Quirls bleiben nicht selten steril. lm ersten Falle kann dann der Axillartrieb wieder die gleiche oder eine stärkere wie der Mutterspross aufweisen. Schliesslich findet man an Stelle des letzteren eine oder mehrere Blüten, ähnlich wie bei der dichasialen Verzweigung, und endlich kann am Schluss der Achse ein grünes Blättchen stehen, wie dies die Fig. 14 zeigt. Uber- haupt scheint der Wiesensalbei eine sehr zur Variation neigende 7e zu sein. Allgemein bekannt ist, dass die Farbe der Blumen- krone häufig weiss oder rot ist. Ich möchte aber doch noch be- merken, dass es geradezu auffallend ist, wie sehr oft dicht neben- omander stehende Pflanzen in der Farbe und der Behaarung von tengeln und Blättern verschieden sind. Oft sind diese ganz hell- ‚ dann wieder ganz satt dunkelgrün oder rötlich grün, selbst S^"? intensiv rot. Einzelne Pflanzen sind beinahe ganz kahl, Während andere durch eine sehr intensive Behaarung ganz weiss er- scheinen, Auch die Form der Blätter variiert. An diesen beobachtet man hin und wieder eine Erscheinung, die hier noch erwähnt sei. 360 FRANZ MUTH: Seitentriebe und Abstammungsachse bei Salvia pratensis. Sie zeigen nämlich mitunter auf ihrer Oberseite krausenartige Aus- wüchse; dabei pflegt die Spreite eine oder mehrere oft bis zum Mittelnerv gehende Einbuchtungen aufzuweisen. Die Lappen sind in normaler Weise gekerbt, so dass der ursprüngliche Verdacht, dass es sich um direkte Frassbeschädigungen oder um mechanische Verletzungen handeln könnte, sich nicht als zutreffend erwies. Vermutlich sind die erwähnten Vorkommnisse an den Blättern dureh die gleichen Ursachen bedingt, die oben (S. 357) für die Anwachsungen der Seitentriebe an die Mutterachse herangezogen wurden. Auch hier wird es sich wohl entweder um Beschädigungen irgend weleher Art während der ersten Entwickelung der Blätter als einleitende Ursache oder aber ausschliesslich um energische Druck- wirkungen der ersten, grossen Blätter auf die nach ihnen entstehenden, in den jüngsten Stadien handeln. Zu den Variationserscheinungen kann man solehe Vorkommnisse deshalb nicht rechnen, weil sie nur an einem, zwei oder wenigen Blättern einer Pflanze auftreten. Zum Schluss möchte ich nochmals auf die angewachsenen Axillartriebe zurückkommen. Ich glaube, es wird bei diesen niemand zu besonderen Hebungszonen seine Zuflucht nehmen. Schon der Umstand, dass der eine der beiden Seitensprosse eines Knotens in weitgehender Weise extraxilliert sein kann, während der andere in normaler Weise in der Achsel seines Tragblattes stehen bleibt, schliesst deren Annahme aus. Wir haben bei den Axillartrieben von Salvia pratensis Verhältnisse angetroffen, die denen von Sym- phytum offieinale analog sind. Was bei ersterer als Ausnahme auf- tritt, ist bei letzterem Regel geworden. Ich bin der Ansicht, dass die bei Salvia pratensis beschriebenen Vorkommnisse meine ber Symphytum offieinale ausgesprochene Meinung bestätigen, dass die extraxillierten Seitensprosse der Boraginaceen und Solanaceen unter die Kategorie der Anwachsungs- oder Verwachsungserscheinungen gehören, deren bedingende Ursache in dem Druck der unteren Laub- blätter auf die jungen, in der Entwickelung begriffenen Teile zu suchen ist. : Die Erklärung der Figuren der Tafel findet sich im Text. Die Figuren sind nach Photographien und Zeichnungen, die m natürlicher Grösse ausgeführt wurden, verkleinert im stab von 1:2. Die Originale der Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 10, 13 und M wurden von ROSA MUTH nach der Natur gezeichnet, die der Fig. 6, 7, 8, 9, 11 und 12 von A. RATHGEBER photographiert. Oppenheim a. Rhein, Grossh. Wein- und Obstbauschule. G. HABERLANDT: Papillóse Laubblattepidermis als Lichtsinnesorgan. 361 96. G. Haberlandt: Ein experimenteller Beweis für die Be- deutung der papillósen Laubblattepidermis als Lichtsinnesorgan. Eingegangen am 7. Juli 1906. Nach der von mir ausführlich begründeten Auffassung") ist die papillóse Epidermis der Oberseite des transversalheliotropischen Laub- blattes ein Liehtsinnesorgan, welches die Wahrnehmung der Licht- richtung seitens der Blattspreite ermöglicht. Die papillósen Epi- dermiszellen repräsentieren lichtkonzentrierende Sammellinsen: in der Mitte der Innenwand jeder Zelle, die von der lichtempfindlichen Plasmahaut bedeckt ist, entsteht bei senkrechtem Lichteinfall ein helles Mittelfeld, das von einer dunklen Randzone umgeben ist. Bei schrägem Lichteinfall rückt das helle Mittelfeld zur Seite, die dunkle Randzone wird einerseits schmäler, andererseits breiter. Diese Ände- Tung der Intensitätsverteilung des Lichtes wird als tropistischer Reiz empfunden, der jene Bewegungen des Blattstieles auslöst, welche die Spreite in die günstige fixe Lichtlage wieder zurückführen. Der Beweis für die Richtigkeit dieser Auffassung wurde von mir auf doppelte Weise geführt. .. Zunächst wurde gezeigt, dass die optischen Voraussetzungen für die Perzeption der Lichtrichtung in den subepidermalen Geweben der Blattspreite höchst ungünstige sind, wogegen die obere Epidermis emen in optischer Hinsicht vortrefflich konstruierten Apparat zur Wahrnehmung der Lichtriehtung darstellt. Daraus folgt mit logischer Konsequenz, dass die obere Epidermis als Sinnesorgan der Licht- Perzeption fungiert. Bei dieser anatomisch-physiologischen Beweis- führung spielt neben der ausgedehnten anatomischen Beobachtung auch das Experiment eine wichtige Rolle, und zwar in Form jenes Physikalischen Versuches, den ich als „Linsenversuch“ beschrieben habe. Durch diesen wird nämlich die optische Eignung der papillösen Epidermis zur Perzeption der Lichtrichtung vollkommen sichergestellt. Ausser dieser allgemeinen, durch den Gang der ganzen Unter- suchung gegebenen Beweisführung habe ich aber für die Funktion der papillósen Epidermis der Blattoberseite als Lichtsinnesorgan auch Er einen direkten experimentellen Beweis erbracht. Durch emeishahoes der Blätter unter Wasser wurde die Funktion er papillösen Epidermiszellen als Sammellinsen aus- á 1) G. HABERLANDT, Die Perzeption des Lichtreizes. durch das Laubblatt. "m der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XXII, 1904. — Die Lichtsinnesorgane der bblätter, Leipzig 1905. 362 G. HABERLANDT: geschaltet, die Entstehung eines die Orientierung ermöglichenden hellen Mittelfeldes und einer dunklen Randzone auf den Innenwänden der Epidermiszellen unmöglich gemacht‘). Waren bei diesen Ver- suchen die Blattstiele, welche eventuell zufolge ihres positiven Helio- tropismus die grobe Einstellung in die fixe Lichtlage vermitteln konnten, auf geeignete Weise verdunkelt, so zeigten die schräg beleuchteten, untergetauchten Blattspreiten nicht die ge- ringste Neigung, in die günstige fixe Lichtlage einzu- rücken, sie konnten die Lichtrichtung nicht perzipieren. Damit war erwiesen, dass die Linsenfunktion der Epidermiszellen zur Wahrnehmung der Lichtrichtung unentbehrlich ist. Auf die nähere Ausführung dieser mit den Blättern von Humulus Lupulus, Ostrya vulgaris, Begonia discolor und Tropaeolum majus angestellten Versuche brauche ich hier nicht einzugehen. Ich verweise in dieser Hinsicht auf meine ausführliche Arbeit. Der nahe liegende Einwand, dass durch das Untergetauchtsem der Blätter unter Wasser möglicherweise ihre Lichtempfindlichkeit, mag dieselbe in der Epidermis oder sonstwo im Blatt ihren Sitz haben, geschädigt oder sogar ganz aufgehoben wurde?) ist deshalb nicht zutreffend, weil untergetauchte Stengel und Blattstiele positiv heliotropische Krümmungen anstandslos ausführen. Hier kommt es aber nur auf den Helligkeitsunterschied zwischen Licht- und Schatten- seite des Organs an, der natürlich auch unter Wasser vorhanden ist. Wenn aber die Lichtempfindlichkeit positiv heliotropischer Organe unter Wasser keine Schädigung erfährt, so ist nicht einzusehen, wes- halb die Liehtempfindliehkeit transversalheliotropischer Organe sich anders verhalten sollte. Niehtsdestoweniger musste es, um jeder Kritik standzuhalten, erwünscht sein, den soeben besehriebenen Versuch in der Art zu modifizieren, dass nur die Oberseite der Blattspreite benetzt wird, die Unterseite und der Blattstiel dagegen nach vene vor nur von atmosphärischer Luft umgeben sind. In diesem Falle befindet sich das Blatt gewiss unter ganz natürlichen Be- dingungen, denn eine viele Tage lang andauernde Benetzung der Blattoberseite kommt beispielsweise im tropischen Regenwalde oft genug vor, ohne das Blatt im geringsten zu schädigen. ; Die abgeänderte Versuchsmethode bestand also im wesentlichen darin, dass die Spreite des betreffenden Laubblattes auf ihrer Ober- seite mit Wasser benetzt und die Wasserschicht mit einem ent- sprechend zugeschnittenen dünnen Glimmerblüttchen bedeckt wurde. RER tt- 1) Vgl. Die Lichtsinnesorgane der Laubblätter; das Verhalten submerser Bla spreiten mit papillóser Epidermis. S. 86ff. : ) Dieser Einwand ist von FrTTING in seinem Referate in der Botanisch = Zeitung, 1905, S. 201, geltend gemacht worden. ; Bedeutung der papillósen Laubblattepidermis als Lichtsinnesorgan. 363 Bei der annühernden Gleichheit des Brechungsvermögens des Wassers und des Zellsaftes der Epidermiszellen wurde die Linsenfunktion der letzteren ausgeschaltet und eine annähernd gleichmässige Beleuchtung der Epidermisinnenwände herbeigeführt. Die derart benetzten Blätter wurden zu Beginn des Versuches in der heliotropischen Kammer aus ihrer fixen Lichtlage herausgebracht und schräger Beleuchtung aus- gesetzt. Ihr weiteres Verhalten lieferte dann die Entscheidung. Bei der Ausführung dieses Experimentes handelte es sich vor allem um ein geeignetes Versuchsobjekt mit möglichst flachen, leicht benetzbaren und genügend kleinen Blattspreiten. Ich wählte dazu noch jugendliche Pflänzchen von Begonia semperflorens Lk., die in einem Blumentopfe aus Samen gezogen waren. Das erste Laubblatt der Keimpflanze besitzt im ausgewachsenen Zustande eine flach aus- gebreitete, rundliche, vom Blattstiel scharf abgegrenzte Spreite von —10 mm Länge und Breite, mit ganzem oder nur andeutungsweise ` gekerbtem Rande. Der Blattstiel ist nur 4—5 mm lang. Das nächst- folgende Laubblatt ist schon bedeutend grösser; seine Spreite ist noch immer genügend flach ausgebreitet, ihre Asymmetrie bereits angedeutet, der Blattrand deutlich gekerbt. Länge und Breite der Spreite betragen 15—19 mm. Der Blattstiel ist 14—16 mm lang. Die obere, grosszellige, spaltöffnungsfreie Epidermis der Spreite be- sitzt beim ersten wie beim zweiten Blatte in ihrer ganzen Aus- dehnung stark papillös vorgewölbte Aussenwände. . Per Topf mit den Begonia-Pflänzchen wurde zunächst in der Mitte einer heliotropischen Kammer aufgestellt, deren vordere Schub- wand Sanz entfernt war. Die Kammer stand auf einem Tische vor nem Nordwestfenster des botanischen Institutes, so dass die Pflänz- chen in schräger Richtung von diffusem Tageslichte beleuchtet Wurden. Der Boden der Kammer war von einer Wasserschicht be- deckt, Nachdem sich die auf die Kotylen folgenden ersten Laub- blätter mit ihren Spreiten in die fixe Lichtlage eingestellt hatten, Wurden zwei derselben auf die oben besprochene Weise mit Leitungs- Wasser benetzt und mit je einem Glimmerblättehen bedeckt. Von ®t zu Zeit wurde das verdunstete Wasser mit Hilfe eines nassen Pinsels ersetzt, mit dem man den Blattrand berührte. Das Wasser wurde sofort kapillar eingesogen, und so konnte das Blatt den ganzen èg über benetzt erhalten werden. Abends deckte man die helio- tropische Kammer mit einem schwarzen Tuche zu, worauf am nächsten orgen unmittelbar nach Entfernung des Tuches die Blattoberseite aufs neue benetzt wurde, id - Beginn des ersten Versuches am 15. Mai (Temperatur 19* C.) No em Topfe, der an einem Stativ befestigt war, eine derart se eigte Stellung gegeben worden, dass das Licht die Blattspreiten er Pflänzchen unter einem spitzen Winkel traf. Von den beiden 364 G. HABERLANDT: mit Wasser benetzten Blättern zweier Pflänzchen befand sich im Hinblick auf die Richtung des einfallenden Lichtes das eine in der Flankenstellung, das andere in der Medianstellung mit nach hinten gekehrter Blattspreite. Die nicht benetzten Blätter der übrigen Pflünzchen befanden sich zum Teil in eben denselben, zum Teil natürlieh aueh in verschiedenen anderen Stellungen, bei allen aber war die Blattspreite anfánglich schrüg beleuchtet. Die benetzten und die unbenetzten Blütter zeigten nun im Laufe der nächsten Tage ein ganz verschiedenes Verhalten. Während die Blätter mit unbenetzten Blattspreiten am vierten Tage nach Beginn des Versuches dureh Drehungen bezw. Krüm- mungen ihrer Blattstiele mehr oder minder vollständig in die neue fixe Lichtlage eingerückt waren, machten die beiden benetzten Blätter auch nicht den geringsten Ver- such, in die transversal-heliotropische Stellung bezw. in die günstige fixe Lichtlage zu gelangen. Ihre Blattspreiten zeigten nach vier Tagen noch dieselbe Lage wie zu Beginn des Versuches. Nun wurden sie trocken gelegt und waren dann nach weiteren vier Tagen, wenn auch nicht vollständig, in die neue fixe Lichtlage em- gerückt. In der zweiten Junihälfte wurde dann derselbe Versuch mit den inzwischen herangewachsenen nächstfolgenden Laubblättern mehrerer Pflänzchen wiederholt. Die Temperatur betrug jetzt 21—23° C. Das Ergebnis war dasselbe. Wieder zeigte sich vollständige Unfähigkeit der Blätter mit benetzten Blattspreiten, die Lichtriehtung zu perzi- pieren und in die neue fixe Lichtlage einzurücken, wogegen die Blätter mit trockenen Spreiten längstens nach vier Tagen mehr oder minder vollständig die transversal-heliotropische Stellung aufwiesen. Wurden die benetzten Spreiten am vierten oder fünften Tage dauernd trocken gelegt, so gelang es ihnen nunmehr, durch entsprechende Blattstielbewegungen, wenn auch verspätet, die neue fixe Lichtlage ziemlich vollkommen zu erreichen. Wenn dabei die entsprechenden Bewegungen nicht so prompt und exakt verliefen wie bei den trocken gebliebenen Blättern, so ist dies vielleieht darauf zurückzuführen, dass sich infolge der mehrtägigen Benetzung die lichtempfindliehen Plasmahäute der Epidermisinnenwände bis zu einem gewissen Grade an die gleichmüssige Beleuchtung gewöhnt hatten. Doch das ist Nebensache. Entscheidend ist, dass durch die Benetzung der Blatt- oberseite die transversal-heliotropische Empfindlichkeit der Lam?" nicht aufgehoben wird, so dass ihre Bewegungslosigkeit während der Dauer der Benetzung nur auf dem Ausfall der optischen Voraussetzung für die Perzeption der Lichtrichtung beruhen kann. Diese Voraus- setzung ist die Sammellinsenfunktion der papillösen Epidermiszellen- | Die vorstehend mitgeteilten Versuche lehren auch, dass " Bedeutung der papillósen Laubblattepidermis als Lichtsinnesorgan. 365 Blattstielen von Begonia semperflorens die Fähigkeit zu selbst- ständigen heliotropischen Bewegungen vollkommen abgeht. Die Blattstiele sind selbst nicht im geringsten heliotropisch empfindlich; sie können heliotropische Bewegungen nur unter dem dirigierenden Einfluss der Spreite ausführen. Das gleiche Verhalten der Blattstiele habe ich schon früher für Begonia discolor festgestellt"). Es ist jetzt noch dem Einwande zu begegnen, dass bei den be- netzten Versuchsblättern das Gewicht der Wasserschicht und des Glimmerblättehens möglicherweise so gross war, dass der Blattstiel in seinen auf Erreichung der fixen Lichtlage abzielenden Bewegungen gehemmt wurde. Demgegenüber haben bereits VÖCHTING?) und KRABBE?) festgestellt, dass selbst eine Steigerung des Spreiten- gewichtes auf mehr als das Doppelte auf die Blattstielbewegungen ohne Einfluss ist. Bei der von mir angewandten Versuchsmethode wurde aber das Spreitengewicht der Begonia-Blätter kaum verdoppelt. In einem bestimmten Einzelfalle wog die trockene Spreite 0,058 o, die benetzte und mit dem Glimmerblättchen bedeckte Spreite 0,112 g, das Glimmerblättchen für sich allein 0,02 g. Um nun zu sehen, ob der Blattstiel eine in gleichem Masse belastete, aber trockene Spreite zu heben vermag, wurde folgender Versuch angestellt. Eine durch Wendung des Topfes aus der fixen Lichtlage herausgebrachte Blatt- spreite, deren Gewicht, wie die spätere Wägung ergab, 0,091 g be- trug, wurde in horizontaler Lage mit einem 0,115 g schweren Deck- gläschen bedeckt und dieses mittels dreier kleiner Gummitropfen am Blattrand festgekittet. Das Blatt befand sieh in der Medianstellung, die horizontale, schräg beleuchtete Spreite war nach rückwärts ge- kehrt. Das Einrücken in die neue fixe Lichtlage konnte also nur durch Krümmung des Blattstieles gegen das Licht zu bezw. durch Hebung der belasteten Spreite erfolgen. Diese Hebung ging nun Sanz prompt und ebenso schnell vor sich wie bei Blättern mit nicht belasteten Spreiten. Der Erhebungswinkel betrug am Abend des zweiten Tages bereits etwa 40°, die Spreite mit dem Deckgläschen befand sich wieder ziemlich genau in transversal-heliotropischer Stellung. — Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass das Ergebnis der mit- geteilten Versuche eine wichtige Stütze der von mir schon früher “usgesprochenen Ansicht ist, wonach die kegelförmigen Epidermis- re dor „sammetblätterigen“ Pflanzen eine Anpassung an dauernde M Nnm Ide 1) Vgl. G. HABERLANDT, Die Lichtsinnesorgane der Laubblätter, S. 17, 18. 5. bu E cs Über die Lichtstellung der Laubblätter. Bot. Zeit. 1888, 3) G. KRABBE, Zur Kenntnis der fixen Lichtlage der Laubblätter. Jahrb. für Botanik, 20, Bd., S, 229, 366 V. GRAFE und K. LINSBAUER: Benetzung vorstellen‘), die an den natürlichen Standorten dieser Pflanzen, im tropischen Regenwalde, so häufig eintritt. Indem die abgerundeten Kuppen der Zellen aus der Wasserschicht gleich Inseln hervorragen und nach wie vor als Samellinsen fungieren, ist auch das dauernd benetzte Sammetblatt imstande, die Lichtriehtung zu perzipieren. 57. V. Grafe und K. Linsbauer: Über die wechselseitige Beeinflussung von Nicotiana Tabacum und N. affinis bei der Pfropfung. Eingegangen am 19. Juli 1906. Das Verhältnis, in welches Unterlage und Edelreis bei der Pfropfung treten, findet in der Regel lediglich in einem wechsel- seitigen Austausch von Nährstoffen seinen Ausdruck, ohne dass dabei einer der beiden Komponenten in auffallenderer Weise verändert würde. In anderen, vereinzelten Fällen macht sich hingegen eine soweit gehende Beeinflussung geltend, dass das Resultat einer Hybridi- sation vorzuliegen scheint. Zwischen diesen beiden extremen Er- scheinungsformen der Pfropfung liegen zahlreiche Fälle, in welchen sich eine mehr oder minder weit reichende Veränderung eines oder beider Komponenten nachweisen lässt, die aber doch nicht so tief ın die Organisation eingreift, dass man ohne weiteres berechtigt wäre, in einem der beiden Symbionten einen Pfropfhybriden zu vermuten. Derartige Einflüsse, welche sich in der Regel in einer Anderung der Vitalität, der morphologischen oder der chemischen Eigentümlich- keiten eines der beiden Komponenten äussern, wurden von VÖCHTING ) als Ernährungs-, korrelative und Infektionseinflüsse zusammengefasst. Ob diese Einteilung aufrecht zu erhalten ist, soll hier nieht näher diskutiert werden und lässt sich überhaupt nicht bestimmt entscheiden, so lange nicht eine genauere Analyse der einzelnen Er- scheinungen vorliegt. Es sei nur darauf hingewiesen, dass 2. Be FRUHWIRT?) die Vermutung äussert, dass auch die korrelativen Ein- tlüsse im Sinne VÖCHTING’s als ernührungsphysiologische aufzufassen sein könnten; in gleicher Weise könnten aber auch die sogenannten 1) Vgl. Die Lichtsinnesorgane der Laubblätter, S. 60, 65. 2) Über Transplantation am Pflanzenkörper. Tübingen 1892. 3) Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. I. Bd, Allgeme" — . Züchtungslehre, IT. Aufl., 1905, S. 81. Wechselseit, Beeinfluss. von Nicotiana Tabacum und N. affinis bei der Pfropfung. 367 Infektionseinflüsse, wobei in erster Linie an die Übertragung des Panachements zu denken ist, in dieselbe Kategorie zu stellen sein. Ein tieferer Einblick in den Vorgang der wechselseitigen. Be- einflussung wird sich am ehesten dort gewinnen lassen, wo in einem der beiden Komponenten chemische Veründerungen naehweisbar sind. Aber auch in derartigen Fällen stellen sich oft unüberwindliche Hindernisse der eindringlicheren Analyse der Erscheinung in den Weg. Es sei hier nur auf den anscheinend so einfach liegenden Fall der „metaplastischen Farbstoffübertragung^") von Edelreis auf Unterlage hingewiesen, wie ihn z. B. LINDEMUTH?) an Kartoffel- stengelpfropfungen erhielt. In welcher Weise diese Farbstoffüber- tragung zu denken ist, ist völlig unaufgeklärt. KÜSTER weist mit Recht darauf hin, dass wir nicht berechtigt sind, eine einfache Wanderung von Anthokyan oder etwa eines unbekannten Leukofarb- stoffes anzunehmen, so nahe auch eine derartige Annahme zu liegen scheint. Dass die Farbstoffbildung in der Unterlage ein Ausdruck einer Hybridisation ist, erscheint ebensowenig glaubhaft. KÜSTER vermutet daher, dass die Anthokyanbildung in diesem Falle über- haupt nicht direkt vom Edelreis verursacht wurde, vielmehr mit der die Pfropfung begleitenden Verletzung zusammenhänge. Schon der Hinweis auf diese verschiedenen Erklärungsmöglichkeiten, deren übrigens noch manche andere angeführt werden könnten, beweist unsere geringe Einsicht in den Vorgang dieser ,Beeinflussung*. In ganz ähnlicher Lage befinden wir uns, trotz der ausgezeichneten Untersuchungen von BEIJERINCK, LINDEMUTH, BAUR?) u. a., bezüg- lich der Übertragung der „infektiösen Chlorose*, da wir über die Natur des postulierten ,Virus* ebenso im Unklaren sind wie über die bei der Panachüre auftretenden chemischen Veründerungen. . Die Hoffnung, zu einem befriedigenderen Ergebnisse zu gelangen, Ist jedenfalls grösser, wenn es sich um Übertragung einer chemisch wohl definierten und mit Sicherheit nachweisbaren Substanz handelt. Hierher gehört in erster Linie der von STRASBURGER*) beschriebene Fall des Auftretens von Atropin in der Knolle einer Kartoffel, welche "Ir Datura als Unterlage diente. STRASBURGER weist mit Recht darauf hin, dass die Untersuchung dieses Falles ein Licht auf die F rage der Übertragung der Panachüre zu werfen geeignet sei. Eine eingehendere experimentelle Untersuchung dieses Falles ist nur des- halb misslich, weil sich in der Kartoffel nur minimale Spuren an RE 1) Siehe KÜSTER, Pathologische Pflanzenanatomie. Jena, Verlag FISCHER, 1908, 8, 59. | 2) Landw. Jahrbücher 1878, Bd. VII. 3) Diese Berichte 1904, S. 453. — Vgl. auch KÜSTER, l. c., 8. 37. 4) Diese Berichte, III. Bd., 1885, S. XXXIX. 2368 V. GRAFE und K. LINSBAUER: — schätzungsweise einige Milligramm in 800g Knollen — nach- ‚weisen liessen. Die Erwartung, eine grössere Menge eines sicher nachweisbaren Alkaloids zu erhalten, um dadurch ein geeigneteres Material für weitere Untersuchungen zu erlangen, veranlasste uns, nikotinhaltige Tabaksorten auf nikotinfreie oder wenigstens nikotinarme Arten zu pfropfen. Die Pfropfung und Kultur wurde unter unserer Kontrolle in der Wiener Biologischen Versuchsanstalt durchgeführt, wofür wir deren Leitern, insbesondere den Herren Dr. W. FIGDOR und L. VON PORT- HEIM, zu bestem Danke verpflichtet sind. Überdies gebührt unser Dank dem Entgegenkommen der k. k. Tabakregie, welche uns die Erlaubnis verschaffte, Tabak zu kultivieren und uns entsprechendes Samenmateriale zur Verfügung stellte. Die Pfropfung erfolgte durch „einfache Kopulation“, wobei die Pfropfstelle, welche in üblicher Weise verbunden und mit Baum- wachs verschmiert wurde, etwa 8—10 cm über den Boden zu liegen kam. Die Pflanzen wurden einzeln in Tópfen kultiviert und im Ge- wüchshause mit gutem Erfolge überwintert. Die zur Dlüte gelangten Edelreiser zeigten keinerlei Abweichung gegenüber den nicht ge- pfropften Exemplaren. Im allgemeinen schien nur die schwach- wüchsige Nicotiana affimis im allen Teilen robuster, wenn ihr Nico- tiana Tabacum als Unterlage diente. Die Blätter der Unterlage gingen ausnahmslos bald nach dem Pfropfen zugrunde. Indessen ent- wickelten sich bei einer Anzahl von Exemplaren von der Unterlage ausgehende Seitentriebe, deren Blätter zur Untersuchung verwendet wurden. Zunächst wurden derartige Seitensprosse einer nicht ge- pfropften Pflanze auf Nikotin geprüft. Die Probe ergab ein nega- tives Resultat, so dass wir uns zur Annahme berechtigt glauben, dass die Achseltriebe unserer im Topfe kultivierten Nicotiana affinis tatsächlich nikotinfrei waren. Nach vorläufigem Abschluss unserer Untersuchungen hatte Herr Dr. PREISSECKER die Freund- lichkeit, uns darauf aufmerksam zu machen, dass nach seinen Er- fahrungen auch Nicotiana affinis Nikotin enthielte. Der Nikotingehalt wäre jedoch, obwohl möglichst grosse „reife“ Blätter untersuch wurden, sehr gering und betrage 0,048 pCt. (bezogen auf Trocket- gewicht) bei ungeköpften, 0,078 pCt. bei geköpften Exemplaren ) Eine Nachprüfung an kräftigen Freilandexemplaren bestätigte dio Richtigkeit dieser Angaben. Es muss daher unentschieden bleiben, ob die Achseltriebe unserer Topfpflanzen tatsächlich völlig nikotin- frei waren oder doch so geringe Quantitäten des Alkaloids enthielten, dass sie der chemischen Untersuchung, zu welcher nur verhältnis“ 1) K. PREISSECKER, Nicotiana alata Link et Otto. Fachl. Mitt. der E E — österr. Tabakregie Wien, 1902, Heft 1. p Wechselseit, Beeinfluss. von Nicotiana Tabacum und N. affinis bei der Pfropfung. 369 mässig wenig Substanz zu Gebote stand, entgingen. Jedenfalls steht die für die Beurteilung unserer Versuche wichtige Tatsache fest, dass der Nikotingehalt unserer affnis-Pflanzen die obigen Werte keinesfalls erreichte, falls sie nicht überhaupt völlig nikotinfrei waren. Die qualitative Untersuchung der Axillartriebe derjenigen Exem- plare, welche der Nicotiana Tabacum (var. Palatinum oder auricu- latum) als Unterlage dienten, ergab unseren Erwartungen entsprechend stets einen deutlichen Nikotingehalt. Desgleichen enthielt Nicotiana affinis zweifellos stets Nikotin, wenn sie als Edelreis einer Nicotiana Tabacum aufgepfropft worden war. Der qualitative Nachweis von Nikotin wurde in der Weise vor- genommen, dass das zerquetschte Blattmaterial mit durch einige Tropfen HCl angesäuertem Wasser am Rückfluss durch drei Tage ausgezogen, das Exträkt mit 4 pCt. NaOH versetzt und die alkalische Flüssigkeit abdestilliert wurde; das Destillat wurde hierauf mit Äther geschüttelt, im Scheidetrichter geschieden und die ätherische Lösung auf einem Uhrglas bei Zimmertemperatur eindunsten gelassen, wobei emige stark nach Tabak riechende braune Tröpfehen zurückblieben, die sich beim Erhitzen über der Flamme in dichten, weissen, be- täubend riechenden Nebeln verflüchtigten. Ein anderer Teil der Atherlösung wurde mit gesättigter ätherischer Jodlösung in einem kleinen Becherglase versetzt. Allmählich schied sich eine kleine Menge einer rötlichen Harzmasse aus, die darüber stehende Lösung sonderte nach einigen Tagen die charakteristischen roten ROUSSIN- schen Kristallnadeln aus. Nachdem die qualitativen Proben das Vor- handensein von Nikotin in den Nicotiana affinis-Unterlagen ergeben hatten, wurden diesbezügliche quantitative Versuche unternommen. Diese wurden genau nach der Methode KISSLING’s'), welche eine Modifikation der SCHLÖSING’schen darstellt, durchgeführt. Die Blätter Ton Seitentrieben der Unterlage wurden klein zerschnitten, drei Tage eb im Trockenschrank getrocknet, zu Pulver zerrieben und mit a scher Kalilösung sorgfältig imprägniert, hierauf durch drei ‚cen im KISSLING'sehen Extraktor am Wasserbad mit Äther ex- un der Ather abgetrieben und der Rest mit etwa 50 ccm einer itc nnten Kalilósung der Destillation im Wasserdampfstrome unter- 100 SR, Es wurden stets 400 cem abdestilliert und von diesen je kii. für sich mit t/o N.-H,SO, titriert, wobei ein Tropfen alko- ahi ar Rosolsäurelösung als Indikator verwendet wurde. KISSLING ib t mit einer H,SO,-Lösung, welche im Liter 6,6912 80, Palla. aiiis l ccm = 0,0271 g Nikotin entsprach. Da in unserem Ri, e Säure "hio normal war, entsprach nach einer einfachen ng l ccm dieser Säure — 0,0162 g Nikotin. a EN | e Zeitschr, für anal. Chemie, Bd. XXI, S. 75. = „ OF der deutschen Bot. Gesellsch. XXIV. : 5 370 V. GRAFE und K. LINSBAUER: Die Resultate der quantitativen Untersuchungen sind in nach- stehender Tabelle zusammengestellt: = Š : Nikotingehalt HW EE x = 3858. baolil in Prozent 54E | Egg | absolute | der 9o annala 2 22 |5- | Menge | Trocken- T j que g substanz À. Untersuchungen der Unterlage: I. Nicotiana Tabacum paniculatum auf Nico- P SENE Tul. oic uai + are 0,678 | 0,7 0,01134 1,67 II. Nicotiana Tabacum auriculatum auf Nico- s bang EE. 4. o. l a a 0,678 | 0,35 | 0,00567 | 0,84 III. Nicotiana Tabacum auf Nicotiana affinis; x Edelreis im Absterben . ....... 145621 3,2 0,05184 3,56 IV. Nicotiana affinis auf Nicotiana Tabacum | 0,9696| 2,4 0,03888 401 B. Untersuchung des Edelreises: V. Nicotiana affinis auf Nicotiana Tabacum 98 SENE 1... 2,480 1,5 0,0243 0, Aus dieser Tabelle ergibt sich: i 1. In den Blättern von Nicotiana affinis lässt sich regelmässig Nikotin nachweisen, sowohl wenn sie auf Nico- tiana Tabacum gepfropft wird, als auch wenn sie dieser als Unterlage dient. 2. Die unter diesen Umständen in Nicotiana affinis auf- tretende Nikotinmenge ist verhältnismässig bedeutend und übertrifft selbst die unter günstigsten Umständen in don Blüttern nicht gepfropfter Exemplare auftretende Quantität beträchtlich, während sie nach Versuch IV zu schliessen den Nikotingehalt von Nicotiana Tabacum nicht erreicht"). Eine weitere Frage ist es, ob das Nikotin aus Nicotiana Tabacum einfach in den ursprünglich nikotinfreien oder -armen Kompott übergeht oder ob die Nikotinbildung in diesem auf einem kompt- zierterem Vorgange beruht. Trifft die erste Eventualität zu, 80 mus offenbar der Nikotingehalt der Nicotiana affinis-Unterlage 1m — gewissen Abhängigkeit von der Blattmenge des Edelreises stehen. 1 Zugunsten dieser Möglichkeit könnte auf den hohen er gehalt der Unterlage in Versuch III hingewiesen werden, der 1) Der Nikotingehalt von Nicotiana Tabacum schwankt bekanntlich innerhal) weiter Grenzen, selbst bei Sorten derselben Provenienz. So ergab 2. B. 125 pCt, Elsässer 1,91—0,92 pCt. — Siehe auch F. KRASSER in WIESNER un Rohstoffe des Pflanzenreiches. II. Aufl., Leipzig, ENGELMANN, 1908, Bd. 1, ee s Wechselseit. Beeinfluss. von Nicotiana Tabacum und N. affinis bei der Pfropfung, 371 Deutung zulässt, dass gerade aus den absterbenden Blättern eine grössere Nikotinmenge in die Unterlage abgeleitet worden sei. Andererseits muss es auffallen, dass der Nikotingehalt in den Blättern von Nicotiana affinis stets hinter dem der Nicotiana Tabacum-Blätter zurückbleibt. Um die aufgeworfene Frage zu entscheiden, gingen wir in folgender Weise vor. In einer Anzahl von Exemplaren, welche an der Unterlage noch keine Seitensprosse entwickelt hatten, wurde das Edelreis unterhalb der Pfropfstelle abgeschnitten (9. April) und das Auswachsen von Seitentrieben an der Unterlage abgewartet. Am 15. Mai waren diese hinreichend entwickelt, um ihren Nikotingehalt prüfen zu können. Lag bloss ein Auswandern des Nikotins aus dem Edelreise vor, so mussten die nach dessen Entfernung ausgetriebenen Sprosse nikotinfrei befunden werden oder konnten nur die minimale Menge des Alkaloids aufweisen, welche in dem Stamme der Unter- lage angehäuft war. Es wurden die beiden nachstehenden Versuche durchgeführt: I. Nicotiana Tabacum auf Nicotiana affinis als Unterlage ge- pfropft. Die Axillartriebe wurden in der oben beschriebenen Weise behandelt. 6,4000 g des Trockengewichtes verbrauchten 1,3 cem ! ,, N.-H,SO,. Das entspricht einer absoluten Nikotin- menge von 0,02106 g = 0,33 pCt. - Nicotiana affinis auf Nicotiana Tabacum auriculatum als Unter- lage gepfropft. 1,0002 g des Trockengewichtes verbrauchten 1,8 cem */,, N.-H,SO,, entsprechend einer absoluten Nikotin- menge von 0,02916 g — 2,92 pCt. Aus I ergibt sich, dass in den nach Entfernung des nikotin- haltigen Reises neu an der Unterlage entwickelten Blättern noch eme verhältnismässig beträchtliche Nikotinmenge vorhanden ist. Da kaum anzunehmen ist, dass in dem wenige Zentimeter langen Stummel des Nicotiana affinis-Stämmchens eine so reichliche Nikotinmenge angehüuft sein konnte, so liegt die Vermutung nahe, dass die Be- fähigung der Unterlage zur Nikotinbildung durch die Wir- kung des nikotinreichen Edelreises gesteigert wird. Ob diese vorläufig nur mit aller Reserve geäusserte Vermutung zutreffend ist, sollen weitere Versuche in der kommenden Vegetations- Periode entscheiden. Ebenso wird noch an reichlicherem Materiale zu prüfen sein, ob bei vegetativer Vermehrung der affinis-Komponente die gesteigerte Fähigkeit zur Nikotinbildung dauernd erhalten bleibt, een Falle ein Analogon zur infektiósen Panachüre vorliegen e. — E Wien, Pflanzenphysiologisches Institut der k. k. Universität. 26* 372 A. SCHULZ: 58. A. Schulz: Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. IX. Arenaria serpyllifolia L. und Moehringia trinervis (L.). = Eingegangen am 20. Juli 1906. Wie ich dargelegt habe"), lassen sich die einheimischen Alsi- naceen- Arten nach der Anzahl der von ihren Staubgefässen während des Blühens der Blüte ausgeführten — spontanen — Nutations- bewegungen in zwei Gruppen zusammenfassen. Bei den Arten der ersten Gruppe machen in allen — normalen — Blüten die Staub- gefässe während des Blühens der Blüte vier Nutationsbewegungen: zuerst eine epinastische, dann eine hyponastische, darauf eine zweite epinastische und endlich eine zweite hyponastische Bewegung. Bei den Arten der zweiten Gruppe dagegen machen die Staubgefässe nur in einem kleinen Teile der — normalen — Blüten während des Blühens vier, in der Mehrzahl der Blüten aber nur zwei Nutations- bewegungen; jene entsprechen den vier Nutationsbewegungen der Staubgefässe der Arten der .ersten Gruppe, diese den beiden ersten dieser Bewegungen. Arenaria serpyllifolia und Moehringia trinervis gehören zu. der zweiten Gruppe. Die — normalen — Blüten beider Arten haben 3, selten 4 Griffel, 5 episepale und 5 epipetale Staubgefässe sowie 5 Kelchblätter. Während aber die Blüte von Arenaria serpyllifolia fast stets 5 — den Kelchblättern in der Länge nachstehende — Kronblätter enthält, enthält eine sehr bedeutende Anzahl der Blüten von Moehringia trinervis weniger als 5, ein Teil von diesen sogar gar keine Kronblátter?). Arenaria serpyllifolia L. In den Monaten Mai, Juni und Juli öffnet sich bei heiterem, warmem Wetter das Perianth der weitaus meisten derjenigen Blüten, 1) Vgl. diese Berichte, 24. Bd. (1906), S. 303, : 2) In den ersten Wochen der vom März bis in den August dauernden Blüte- zeit haben die meisten Blüten 5 normal ausgebildete — häufig aber nicht ra gleich grosse —, den Kelchblättern in der Länge nachstehende Kronblätter; Re enthalten auch schon zu dieser Zeit einige Blüten einzelne sehr kleine Ku Im Verlaufe der Blütezeit nimmt die Anzahl solcher Blüten zu. Bald treten u Blüten auf, deren Kronblätter sämtlich sehr klein oder sogar teilweise oder ep lich vóllig verschwunden sind. Gegen Ende der Blütezeit, im Juli und August, js . die Anzahl der Blüten ohne normale Kronblätter sehr gross; stellenweise nre 3. der Umgebung von Halle a.S. zu dieser Zeit fast nur noch solche Blüten vorhanden- — am — Beitrüge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. 313 die an dem betreffenden Tage blühen, am Vormittag vor 10 Uhr?). Die Perianthblütter bewegen sich schneller oder langsamer soweit nach aussen, bis sie ungeführ senkrecht zur Lüngsachse der — ihre Öffnung aufwärts richtenden — Blüte stehen. Gleichzeitig mit der Auswärtsbewegung des Perianthes neigen sich die episepalen Staub- gefässe meist?) ein wenig nach aussen, die epipetalen Staubgefässe aber regelmässig soweit nach aussen, dass sie mit der Blütenlängs- achse einen Winkel von 45? oder etwas mehr Graden bilden. Die untereinander gleichlangen, den der episepalen Staubgefässe in der Lünge und Dicke recht bedeutend nachstehenden Filamente der epi- petulon Staubgefässe der Blüte sind zu dieser Zeit entweder schwach nach aussen konvex gebogen oder wie meist die ebenfalls unter- einander gleichlangen Filamente der episepalen Staubgefässe gerade. ' Die episepalen Staubgefässe, deren Pollensäcke RER ER bei Beginn der Perianthöffnung oder kurz zuvor oder kurz nachher aufspringen oi verharren nur kurze Zeit in dieser Stellung, dann bewegen sie sich alle 5 gleichzeitig einwürts. Bei dieser Besser und zwar meist schon bevor sich die Staubgefässe in einer zur Blütenebene senk- rechten Stellung befinden*), berühren drei oder — viel seltener — nur zwei von ihnen, in der Regel mit ihren Antheren, die zu dieser Zeit konzeptionsfähigen N eben so vieler?) Griffel”) und be- Phen sie‘). Die — 3, selten 4 — Griffel sind zu dieser Zeit schräg 1) Bei trübem oder regnerischem Wetter öffnet sich das Perianth später, und je geringer die Beleuchtung und je stärker der Regen ist, desto w weniger weit. Dennoch füllt sich bei Regen das Innere der Blüte mit Wasser an, Wenn S Ya o des Vormittags — des ersten Blühtages — der Regen aufhórt und sich eiter x : k einem kleinen Teile der Blüten bewegen sie sich nur soweit, dass sie senkrecht zur Blütenebene stehen. 3) Die e Wandungen der Pollensäcke verhalten sich nach dem Aufspringen wie die von Stellaria pallida; vgl. diese Berichte, 24. Bd. (1906), S. 249, Anm. 3. +) Vgl. Anm. 2. In diesem Falle berühren die Antheren die Griffel in der Regel sehon vor dem Beginne der hyponastischen Bewegung ihrer Staubgefässe. ie Narben sind den von Moehringia trinervis — vgl. S. 378 Anm, 4 — ähnlich, doch trägt der unterste Teil des Griffels keine Papillen. zu der Griffel lang, weit tordiert und stark gekrümmt ist, so berührt er hin und wieder zwei rasen am peer sten ist dies bei dem rechten seit- lichen Griffe] der Fall, der t mit seinem Ende — das rechte obere e A Und — mit einer less Nine — das rechte untere seitliche Staubgefäss 7) Da die Anthere durch Kollabieren des Schaltstückes sehr beweglich ge- worden ist, so. kommt nicht selten, während sich das betreffende Staubgefäss an einem Griffe] vorbei bewegt, ihre ganze pollenbedeckte Oberfläche mit dessen Narbe, an die sie sich anlegt, in Berührung und gibt fast ihren gesamten Pollen an diese ab. 9) Zu dieser Zeit haftet noch viel Pollen an der Oberfläche der Anthere. — 374 A. SCHULZ: nach aussen geneigt. Der untere Teil des Griffels ist gerade oder ganz schwach nach innen konvex gekrümmt; der obere, bedeutend längere Teil des Griffels ist so gekrümmt und — nach links — tor- diert, dass er seine Konvexität unten nach rechts") und ein wenig nach dem Blütengrunde hin, oben aber mehr oder weniger nach der Blütenperipherie hin wendet und sein oberes Ende schräg, selten fast gerade aufwärts richtet?). Die episepalen Staubgefässe pflegen schon nach kurzer Zeit von den Griffeln abzugleiten?) und sie darauf soweit naeh innen zu bewegen, dass sich ihre oberen Enden kreuzen*)*. Schon zu der Zeit, wenn sich die episepalen Staub- gefüsse soweit einwürts bewegt haben, dass sich ihre Antheren be- rühren?), haftet an diesen letzteren meist sehr wenig oder gar kein Pollen mehr; vielfach fallen die Antheren bald darauf von den Fila- menten ab. : zwar auch alle 5 gleichzeitig, sich ebenfalls einwärts zu bewegen. Die Pollensácke ihrer Antheren?) sind in der Regel schon einge Zeit vorher aufgesprungen, nachdem ihre Filamente, meist genau um 90°, nach links tordiert haben?) Bei dieser hyponastischen Be- wegung, welche langsamer als die der episepalen Staubgefüsse ver- läuft, kommen sehr häufig einige der Antheren mit den oberen 1) Von der Blütenmitte aus gesehen. 2) Infolge ihrer Neigung, Krümmung und Torsion erhalten die beiden unteren, den unteren seitlichen epipetalen Staubgefüssen opponierten Griffel eine solche Stellung, dass sie — entweder an dem ringsherum mit Papillen besetzten Ende oder, seltener, etwas tiefer an dem jetzt seiner ganzen Länge nach an der rechten Seitenflanke liegenden Papillenstreif der ursprünglichen Innenseite —; d zwar Je nach ihrer Lünge, Neigung und Krümmung entweder von dem linken unteren seit- lichen und dem rechten oberen seitlichen oder — seltener — von den beiden unteren seitlichen — episepalen — Staubgefässen berührt werden. Der dritte, dem oberen — unpaaren — episepalen Staubgefüsse opponierte Griffel berührt regelmässig dieses Staubgefäss. Griffel 3) In manchen Füllen gleitet jedoch das Staubgefäss nicht von dem 9 pe ab, der infolge davon durch das kräftig einwärts drängende Staubgefäss gehind® wird, sich in normaler Weise weiter zu neigen und zu krümmen. Ober- 4) Ihre Filamente sind zu dieser Zeit im unteren Teile entsprechend der í fläche des stumpf-konischen Fruchtknotens, der sie anliegen, gekrümmt, im obere Teile gerade oder schwach nach aussen konvex gekrümmt. peur 5) Falls die Staubgefüsse lang sind, so berühren sie zu dieser Zeit hin wieder einen der gegenüber stehenden Griffel. 6) In vielen derjenigen Blüten, welche sich vor 8 Uhr geóffnet haben, diese Berührung schon zwischen 9 und 10 Uhr statt. ; iese sind etwas kleiner als die episepalen Antheren. ‘cht oder 8) Die episepalen Staubgefässe tordieren bei normaler Witterung - nur unbedeutend. | findet Beitráge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. 375 Enden einiger Griffel in Berührung‘). Die Berührung findet manchmal bereits, wenn die Staubgefüsse noch ein wenig nach aussen geneigt sind, meist jedoch erst, wenn sie senkrecht zur Blütenebene stehen?) oder etwas einwürts geneigt sind, statt. Die Berührung wird dadurch ermöglicht, dass die Griffel seit ihrer Berührung durch die epise- palen Staubgefässe sich mehr oder weniger verlängert, sich stärker nach aussen geneigt°), etwas weiter tordiert und sich im oberen Teile mehr gekrümmt haben, wodurch ihr oberer Teil sehr häufig eine solche Stellung erhält, dass er von der Anthere eines sich ein- wärts bewegenden epipetalen Staubgefässes berührt werden muss. Fast ebenso häufig haben sich die Griffel jedoch so stark geneigt, dass ihre oberen Enden tiefer stehen als die Antheren. In diesem Falle kommen die Enden natürlich mit keiner — epipetalen — An- there in Berührung*)°). Aber auch in dem Falle, dass eine Narbe durch eine — epipetale — Anthere berührt wird, erfolgt durchaus nicht immer eine Bestäubung jener, da bei normaler Witterung zu dieser Zeit häufig kein Pollen mehr an den Antheren haftet. Es ist aber selbst das Ausbleiben der Bestäubung aller Narben der Blüte — durch epipetale Antheren — ohne Bedeutung für die Blüte, da die Narben bereits von den sie regelmässig berührenden episepalen Antheren eine für die Befruchtung der Eizellen der meist 20 bis 25 Samenanlagen des Fruchtknotens mehr als ausreichende Pollen- menge empfangen haben). m— 1) Es berührt der obere Griffel meist die Anthere des linken oberen seitlichen Staubgefässes, der rechte untere Griffel meist die des rechten unteren seitlichen Staubgefässes, der linke untere Griffel meist die des unpaaren, unteren oder die des linken unteren seitlichen Staubgefässes, hin und wieder aber gleichzeitig die Antheren der beiden zuletzt bezeichneten Staubgefässe. 2) Zu dieser Zeit sind ihre Filamente schwach konvex nach aussen t und stehen ihre Antheren etwas tiefer als die der sich über der Blütenmitte be- rührenden episepalen Staubgefässe. 3) Vgl. hierzu S. 374, Anm. 3. .,, Auch in dem Falle berühren die Griffel häufig die epipetalen Staubgefässe nicht, dass S i *pisepale Staubgefässe nach innen gedrängt werden und hierdurch so stark ver- stehen kommen. Hin und wieder findet deshalb keine Berührung statt, weil der Griffel sich nur wenig geneigt hat und sein oberer Teil steil auf- steigt. In allen diesen Fällen findet jedoch nicht selten eine Berührung des unteren, Papillenfreien oder nur mit wenigen Papillen besetzten Teiles des Griffels durch die wi; Enden der epipetalen Staubgefüsse zu der Zeit statt, wenn diese ihre hypo- Deere Endlage erreichen. Dann haftet jedoch meist kein Pollen mehr an ihren ntheren, falls diese noch nicht abgefallen sind. à Gr 5) Hin und wieder werden später, wenn sich das Perianth zusammenzieht, die rta weit aufgerichtet, dass ihre Enden die Enden der epipetalen Staubgefüsse n, 6) Nur recht selten werden die Narben durch Insekten bestüubt, da die recht 316 A. SCHULZ: Meist schon bevor sich die epipetalen Staubgefässe bis in eine vóllig senkrechte Stellung aufgerichtet haben, beginnen die Perianth- blätter sich einwärts zu bewegen. An heiteren, heissen Tagen schreitet ihre Bewegung schnell fort; an solehen Tagen befindet sich häufig schon um 12 Uhr in recht vielen, um 1 Uhr fast in allen Morgenblüten *) der betreffenden Stelle der Kelch in derselben Stellung wie am Tage vor dem Blühbeginne?) Nicht selten bewegt sich das Perianth schneller einwärts als die epipetalen Staubgefässe; infolge davon werden diese durch jenes einwärts gedrüngt?) Zuletzt sind die epipetalen Staubgefässe soweit einwärts geneigt, wie es das Gynäceum und die episepalen Staubgefässe gestatten. Das Perianth der Morgenblüten heiterer, warmer Tage öffnet sich nicht wieder; nur das Perianth einzelner von den an solchen Tagen in den späteren Vormittagsstunden aufblühenden — wenigen — Blüten öffnet sich am folgenden Tage noch einmal. Dagegen öffnet sich das Perianth eines Teiles der Morgenblüten*) trüber, vorzüglich regnerischer Tage am folgenden Tage noch einmal. In den sich zum zweiten Male öffnenden Blüten bewegen sich die 10 Staub- gefüsse, die meist schon teilweise oder sämtlich ihre Antheren ver- loren haben, gleichzeitig mit den Perianthblättern nach aussen, und zwar häufig soweit, dass sie mit der Blütenlängsachse einen Winkel von ungefähr 60° bilden®). Während und nach dieser Bewegung krümmen sich in der Regel die episepalen Staubgefässe im unteren Teile mehr oder weniger stark nach innen, die — den episepalen Staubgefüssen auch jetzt noch in der Länge nachstehenden — ep" petalen Staubgefässe schwach nach aussen konvex‘). Die Griffel verlängern sich nach der Perianthöffnung noch recht bedeutend und neigen sich noch etwas weiter nach aussen; ihre Enden krümmen unscheinbaren — die Kronblätter sind weiss gefärbt — und duftlosen Blüten, die bei günstiger Witterung allerdings verhältnismässig viel Honig absondern, nur ig recht wenigen — kleinen — Insekten besucht werden. An solchen Tagen gibt es fast nur Morgenblüten, d. h. Blüten, deren Perianth sich vor 10 Uhr geöffnet hat. ET. 2) An etwas beschatteten Stellen — im stärkeren Schatten wächst diese 2 nicht — bleibt das Perianth etwas lünger geóffnet. An weniger heissen : agen schliesst sich an unbeschatteten Stellen das Perianth der meisten Blüten In der Regel erst zwischen 2 und 2'/, Uhr. | lches 3) Noch am Nachmittage bewegen sich häufig nach Abtragung des Ke c " die epipetalen Staubgefässe bis in eine ungefähr aufrechte Stellung und die Kro 4 blätter bis in eine zur Längsachse der Blüte senkrechte Stellung zurück. Die ht sepalen Staubgefüsse neigen sich zu dieser Zeit nach Abtragung des Fruchtknote weit nach der gegenüberliegenden Seite hinüber. 4) Und ebenso das später aufblühender Blüten. Tage — 5) Kelch und Krone bewegen sich vielfach nicht soweit wie am ersten Wo o . 6) Hin und wieder bleiben sie jedoch ganz gerade. Ig Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. 377 sich, bis zu einer Windung, steil aufwärts spiralig*). Nach einiger Leit bewegen sich die Staubgefüsse wieder einwürts. Das Perianth pflegt sich früher zu schliessen als das derjenigen Blüten derselben Örtlichkeit, deren Perianth sich an dem Morgen des betreffenden Tages zum ersten und einzigen Male geöffnet hat?) Moehringia trinervis (L.). In den Monaten Mai und Juni óffnet sich das Perianth der meisten Blüten am Vormittag. Wie bei Arenaria serpyllifolia be- wegen sich die — zu dieser Zeit meist geraden — Staubgefässe zu- sammen mit dem Perianthe, welches sich nieht soweit ausbreitet wie das dieser Art, nach aussen, und zwar die epipetalen Staubgefüsse soweit, dass sie mit der Blütenlängsachse einen Winkel von 45° bilden, die episepalen Staubgefässe nur ungefähr halb soweit?). Nach einiger Zeit beginnen die episepalen Staubgefässe, deren Pollensäcke bald nach Beginn der Perianthöffnung aufzuspringen pflegen, sich nach innen zu bewegen; ‚die Bewegung schreitet soweit fort, bis die unteren Teile der Filamente an der Oberfläche des ungefähr kugeligen Fruchtknotens — entsprechend gekrümmt — anliegen, die oberen, üngeren — geraden oder schwach nach aussen konvexen — Teile sich mehr oder weniger weit kreuzen. Einige Zeit nach den epi- ——Ó— MÀÀ 1) Der Griffel beginnt seine Spiralkrümmung schon am Nachmittag des ersten tages, Blüh 2) erbste — in der zweiten Hälfte des September und im Oktober — verhalten sich die Blüten wesentlich anders als in den obengenannten Monaten. Sowohl bei heiterem, em, als auch bei trübem, nebeligem, regnerischem oder weit sepalen Staubgefässe meist, oft sehr bedeutend, nach innen konvex, die der epi- petalen Staubgefässe hin und wieder — schwach — nach aussen konvex; häufiger bleiben letztere jedoch gerade. Im Verlaufe dieses Tages oder erst am dritten ge machen die Staubgefässe ihre zweite hyponastische Bewegung. Während oder ich das Perianth dauernd. 3) Die untereinander meist gleichlangen Filamente der episepalen Staubgefüsse R sind bedeutend länger und dicker als die ebenfalls meist gleichlangen ilamente der epipetalen Staubgefässe. Auch die epipetalen Antheren sind kleiner ‚die episepalen Antheren: häufig sind die 5 epipetalen Antheren der Blüte un- gleich gross, ; 318 A. SCHULZ: sepalen Staubgefässen beginnen auch die epipetalen Staubgefüsse!), deren Filamente vorher meist ungefähr um 90? — nach links — tordiert haben?), sich einwürts zu bewegen; ihre Pollensäcke haben sich meist schon vor Beginn der Bewegung geóffnet?^) Ihre Be- wegung schreitet soweit fort, wie der ungefähr kugelige Frucht- knoten es gestattet. Da dieser meist recht gross ist, die epipetalen Staubgefässe in der Regel aber sehr kurz sind, so können sich diese sehr häufig nicht soweit nähern, dass sich ihre Antheren berühren. Die Filamente sind zuletzt entsprechend der Oberfläche des Frucht- knotens, der sie anliegen, nach aussen konvex gekrümmt. Während der hyponastischen Bewegung der Staubgefässe kommen fast stets die Antheren von 1 oder 2 oder — seltener — von 3 episepalen Staub- gefässen, und meist auch die Antheren von 1 oder 2, selten von 3 epi- petalen Staubgefässen mit den — zu dieser Zeit konzeptionsfähigen — Narben einer entsprechenden Anzahl Griffel in Berührung‘). Die — 3, selten 4 — Griffel sind in sehr vielen, strichweise fast in allen Blüten bei Beginn der Auswärtsbewegung der Perianthblätter kurz und wenig entwickelt. Sie stehen entweder senkrecht zur Blüten- ebene oder — häufiger — ein wenig nach aussen geneigt; sie sind entweder ganz gerade, oder es ist ihr oberes Ende bogig oder hakig so weit nach aussen hinabgekrümmt, dass es ungefähr parallel zur Blütenebene steht. Ihre Spitzen liegen entweder in der Höhe der episepalen Antheren oder — oft recht bedeutend — tiefer, viel seltener ein wenig höher als diese. Die Griffel entwickeln sich nun langsamer oder schneller weiter. Der Griffel neigt sich mehr oder weniger weit nach aussen, tordiert nach links bis um 90° und sein — in der Länge wechselnder — oberer Teil krümmt sich entweder bogig oder hakig, und zwar in der Weise, dass sein Ende entweder schräg nach der linken Seite oder direkt — ungefähr parallel zu dem den oberen in der Länge übertreffenden, wenig gebogenen, unteren Teile des Griffels®) — abwärts gerichtet ist. In den übrigen Blüten sind die Griffel bei Beginn der Perianthöffnung schon mehr oder weniger weit entwickelt. Wenn die Entwicklung des Griffels nach der Perianthöffnung schnelle Fortschritte macht, oder wenn der 3) Hin und wieder jedoch verspätet sich das Aufsprin eines Teiles der Antheren oder sämtlicher Antheren der Blüte mehr oder wenige” Hin und wieder bleiben einige — äusserlich ganz normale — Antheren d geschlossen. 4) Der Griffel trägt von der Basis ab Narbenpapillen. Diese stehen unten nUr an der Innenseite, treten weiterhin auch auf die Seitenflanken über und bedecken = Griffelende rings herum. Die Papillen nehmen nach der Griffelspitze MEX änge zu. : S 5) Häufig tordieren und krümmen sich nicht alle Griffel der Blüte gli Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. 379 Griffel schon bei Beginn der Perianthöffnung weit entwickelt ist, so berührt sein oberer Teil, und zwar entweder mit seinem rings herum mit Papillen besetzten Ende oder mit einer papillenbesetzten Seiten- flanke etwas unterhalb des Endes, die Anthere des entsprechenden — episepalen — Staubgefüsses!') in der Regel schon, wenn dieses ungefähr senkrecht zur Blütenebene steht oder sogar noch ein wenig nach aussen geneigt ist. Falls die Entwicklung des Griffels aber langsamer verläuft, so findet die Berührung in der Regel erst statt, wenn sieh die episepalen Staubgefüsse einwürts neigen, und zwar vielfach, vorzüglich wenn die Griffel sehr kurz sind und sich wenig krümmen, erst dann, wenn sich ihre oberen Enden bereits kreuzen?)?). Zu dieser Zeit pflegt kein Pollen mehr an den Antheren zu haften, so dass keine Bestäubung der Narben, die sonst bei der Berührung dureh episepale Antheren regelmässig stattfindet, erfolgt. Im weiteren Verlaufe ihrer Entwicklung neigen sich die Griffel, wenn sie nicht durch anliegende episepale Staubgefässe daran gehindert werden‘), sehr häufig so weit nach aussen, dass ihre oberen Enden in gleicher Höhe mit den Antheren der, wie schon gesagt wurde, recht kurzen epipetalen Staubgefässe stehen 5) Gleichzeitig krümmen sie siceh*) meist in der Weise, dass einer oder zwei von ihnen, selten sie alle drei — häufig allerdings nur mit ihren unteren Teilen — eine ent- sprechende Anzahl dieser Antheren berühren?) Die epipetalen taubgefässe sind zur Zeit der Berührung entweder noch ein wenig auswärts geneigt oder stehen schon aufrecht oder haben sich sogar mn ..„ Entweder die Anthere des oberen und die Antheren der beiden unteren seitlichen Staubgefässe oder — seltener — die Anthere des oberen sowie die des rechten oberen seitlichen und die des linken unteren seitlichen Staubgefässes oder die Antheren der beiden letzteren Staubgefässe und die Anthere des linken oberen seitlichen Staubgefässes. ., In der Regel berühren in diesem Falle die Anthere nur die unteren, nur spärlich mit Papillen besetzten Teile der Griffel. ‚..® Vielfach findet aber auch am Schlusse der Bewegung keine Berührung der Griffe] — vorzüglich wenn diese sehr kurz sind — durch die Antheren statt. Auch solche Griffel, welche bei Beginn der Perianthöffnung schon weit entwickelt sind, kommen hin und wieder erst sehr spät — und häufig nur mit dem unteren, spär- lich mit Papillen besetzten Teile — oder gar nicht mit den episepalen Staubgefässen — Oder wenigstens nicht mit deren Antheren — in Berührung, vorzüglich wenn sie Sich sehr stark geneigt oder gekrümmt haben. Manchmal sind sie schon bei Be- ginn der Perianthöffnung so stark geneigt oder so gebogen, dass ihre Enden tiefer als die Antheren stehen. 4) Vgl. S, 375, Anm. 4, 5) Häufig neigen sie sich aber viel mehr. : "€ Ti Falls sie nicht durch anliegende episepale Staubgefässe daran gehindert und 7) In der Regel mit den Antheren der beiden unteren seitlichen Staubgefässe "d der Anthere des linken oberen seitlichen Staubgefässes. 980 A. SCHUIZ: schon mehr oder weniger weit einwärts geneigt"). In recht vielen Fällen haftet zur Zeit der Berührung noch Pollen an den Antheren, so dass eine Bestäubung der Narben stattfinden kann?) Zur Zeit der Berührung der Narben durch die episepalen Antheren haftet stets noch reichlich Pollen an den Antheren. Entsprechend dem Grade der Beleuchtung der Blüte verläuft die vorstehend geschilderte Entwicklung ihrer Teile schneller oder lang- samer. Bei heiterer, warmer Witterung haben in den Morgenblüten der Individuen lichter Wälder und Gebüsche?) am Spätnachmittage die Staubgefässe sämtlich ihre — erste — hyponastische Bewegung beendet. In den meisten dieser Blüten machen die Staubgefässe keine weiteren selbständigen Bewegungen. Sie werden aber in der Regel sehr bald durch den sich schnell vergrössernden Fruchtknoten etwas nach aussen gedrängt. Hierbei verwelken sie und dann vertrocknen sie samt den Griffeln, die sich an diesem Tage noch etwas verlängert und stärker gekrümmt und dabei wieder mehr oder weniger weit einwärts bewegt haben. In den übrigen — wenigen — von diesen Blüten machen die Staubgefüsse am nächsten Morgen‘) eine zweite epinastische Bewegung, durch welche sie meist in eine mehr oder weniger stark nach aussen geneigte Stellung gelangen?) Nach einiger Zeit bewegen sich die Staubgefässe, oft sehr ungleichmässig, wieder einwürts. Die Griffel wachsen wührend dieser Bewegung weiter. Sie 1) Eine spüte Berührung findet vielfach auch in dem Falle statt, dass der Griffel durch ein fest anliegendes episepales Staubgefäss nach innen gedrüngt wird. 2) Während es bei Arenaria serpyllifolia ganz gleichgültig ist, ob die Narben durch epipetale Antheren bestäubt werden, da stets schon eine ausreichende Be- stäubung derselben durch episepale Antheren stattgefunden hat, ist es bei Moehringia trinervis nicht so gleichgültig, ob eine Bestäubung durch epipetale Antheren statt- findet oder nicht, da bei ihr meist nicht alle drei Griffel, nicht selten sogar "t einer, ja selbst gar keiner der Griffel mit episepalen Antheren in Berührung kommen und durch diese bestäubt werden. Es reicht bei Moehringia trinervis allerdings €M? geringere Anzahl Pollenkörner zur Befruchtung der Eizellen sämtlicher Samen- anlagen des Fruchtknotens aus als bei Arenaria serpyllifolia, da die Anzahl ed Samenanlagen jener Art nur ungeführ halb so gross ist als die dieser Art, nämlie 10—12 bei jener, gegen 20—25 bei dieser. Kai Bestäubung der Narben durch Insekten findet bei Moehringia trinervis PA seltener statt als bei Arenaria serpyllifolia, da die unscheinbaren — die Krallen sind ebenfalls weiss —, duftlosen, aber ebenfalls honigabsondernden Blüten noc spärlicher von Insekten besucht werden als die von Arenaria. We 3) Ich konnte leider nur iu Gebüschen und Wäldern wachsende Indivane! untersuchen. : bei 4) Das Perianth der Blüten von Moehringia trinervis schliesst sich wei d Nacht, noch bei trübem Wetter, und ist auch im dichtesten Schatten währen à ad ganzen Dauer des Blühens geöffnet. Auch am Schlusse des Blühens zieht sich Kelch nur so weit zusammen, dass er ungefähr eine zylindrische Gestalt : ilt. Pos 5) In manchen Blüten neigen sie sich allerdings nur wenig nach aussen om gehen sie sogar über eine zur Blütenebene senkrechte Stellung nicht hinaus. ^. Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. 381 neigen sich mehr als vorher, ihr oberer Teil krümmt sich stärker — er macht nicht selten eine bis anderthalb schräg aufsteigende Spiralwindungen — und auch ihr unterer Teil krümmt sich in der Regel mehr oder weniger stark konvex nach innen. Sie werden von den sich einwärts bewegenden Staubgefässen in sehr verschiedener Weise berührt. Mit dieser Berührung ist aber wohl nur selten eine Bestäubung ihrer Narben verbunden, da entweder die Antheren schon ‚von den Filamenten abgefallen sind, oder, falls sie noch an den Filamenten sitzen, doch an ihnen in der Regel kein Pollen mehr haftet. Hierauf verhalten sich diese Blüten wie sich die vorhin ge- schilderten am zweiten Tage verhalten. An. stärker beschatteten Stellen dagegen beenden in den Morgen- blüten die Staubgefässe ihre erste hyponastische Bewegung vielfach erst am Vormittag des nächsten Tages. In einem Teile dieser Blüten führen die Staubgefässe eine zweite epinastische und hyponastische Bewegung aus. In denjenigen Blüten, deren Perianth sich erst in den späteren Vormittagsstunden oder am Nachmittag öffnet, verschieben sich die einzelnen Phasen der Entwicklung des Andröceums und Gynäceums in entsprechender Weise. 59. C. Wehmer: Die Bildung freier Oxalsáure durch Aspergillus niger. Mit Tafel XVII. Eingegangen am 20. Juli 1906. Nachdem ich bei früheren Studien?) über die Oxalsüurebildung durch Aspergillus niger stets reichliche Abspaltung freier Säure kon- statiert hatte, wollten die einige Jahre später”) angestellten Versuche nicht gelingen, die Versuchskolben wiesen nur undeutliche Säure- bildung Die ersten Versuche waren in Leipzig, die späteren in Hannover angestellt; der verschiedene Ausfall hat vermutlich seinen Grund in irgend einer ungleichen Beschaffenheit der verwendeten Chemischen Präparate. Anscheinend unbedeutende Änderungen in or Nährlösungszusammensetzung beeinflussen das Säuerungsvermögen dieses Pilzes bekanntlich schon erheblich. Vosa P MEUS Nr ling der Oxalsäure im Stoffwechsel einiger Pilze. Bot. Zeitung 1891, 9) Zur Oxalsüuregürung durch Aspergillus niger. Centralbl. für Bakter. II, MONUI o o oo o0 889 .' C. WEHMER: Neuerdings habe ich diese Versuche zwecks Aufklürung wieder aufgenommen und nunmehr auch ganz wieder die zuerst erhaltenen Resultate erzielt. Der Pilz säuerte sehr lebhaft, Congopapier wurde schon nach wenigen Tagen von der Kulturflüssigkeit tief blau gefürbt und zugesetztes Caleiumkarbonat unter Aufbrausen zersetzt. Es wurde die gleiche mineralische Nährlösung wie früher be- nutzt, also: Amnmoniutunitral.c 1 oues oe tel oA LR Kaliumphosphat (KH, PO,). . . . . 0,5 Teile Magnesiumsulfat, kriste . . . . . . 025 , In den weiteren Versuchen mit Kreidezusatz wurden ausserdem 5 pt. chemisch reines Caleiumkarbonat (kristallinisch) verwendet. Mög- licherweise liegt in der unreinen Kreide der früheren Versuche der | Grund des Misserfolges (grösserer Eisengehalt?) Im Übrigen gilt auch hier Zimmertemperatur (+ 18°) und 0,5—1 pCt. des Nährsalz- gemisches bei 10—15 pCt. Dextrose. Impfung nach vorhergehender Sterilisation im Dampfzylinder. Nach Ausbildung der Decke erscheinen zunächst feine glänzende Kriställchen an den in der Flüssigkeit flottierenden Hyphen der - Deckenunterseite; ihre Zahl vermehrt sich rasch und schliesslich sind sie in soleher Grösse vorhanden, dass man sie unschwer mit blossem Auge wahrnimmt, in der an das Licht gehaltenen Kultur im ERLEN- MEYER-Kolben glitzern sie lebhaft. Nicht selten erreichen sie eme Grösse von '/, mm (400—500 u Länge). Die Unterseite der Pilz- decke ist schliesslich dicht mit diesen oft schön ausgebildeten Kri- ställchen verschiedener Grösse bedeckt; in mikroskopischen Prapa- raten sieht man einzelne Hyphen allseitig ganz von ihnen eingehüllt, man hat ein Wirrnis von Kristallen vor sich, die bei ihren Diman- sionen die zarten Hyphen nahezu verdecken. Weiterhin erscheinen dann Caleiumoxalatkristalle auch auf dem Kreidebodensatz des Kolbens, seine oberflüchlichen Schichten wandeln sich in Oxalat um, und hier hat man schliesslich auch die Haupt- menge desselben; der an der Decke haftende Anteil ist der peus nicht selten sinken von ihm noch gróssere Kristalle einzeln oder mi den sie tragenden Hyphen zu Boden. iu Die Form dieser Oxalatbildungen (s. Abbildung) ist weder f sogenannte Oktaëder (tetragonale Doppelpyramide), noch die Do oder Nadelform; es sind mehr oder minder gut ausgebildete Einze j kristalle und Zwillinge, anscheinend dem monoklinen System s gehörend‘). Monokline neben quadratischen Formen sind ! 1) Eine einwandfreie Bestimmung des Kristallsystems soll noch vorgenom r werden. : ur Die Bildung freier Oxalsáure durch Aspergillus niger. 383 Phanerogamen bekanntlich sehr verbreitet, bei Pilzen scheint bislang die quadratische Form vorwiegend beobachtet worden zu sein, so in den Sklerotien von Penicillium (BREFELD), auf Gelatineplatten, in Decken und Kulturflüssigkeiten verschiedener Arten, in Hefekulturen, speziell auch bei Bakterien auf Gelatineplatten, insbesondere von Essigbakterien (ZOPF, SLATER, BANNING); sicher tritt das Oxalat hier aueh in anderer Gestalt auf, wenn auch die bisherigen Angaben über Vorkommen in — vielleicht monokliner — Nadelform nicht gerade notwendig auf Kalkoxalat zu beziehen sind?). Es ist nicht ohne Interesse, zu sehen, dass die Kristallgrósse in den Kulturen bis '[, mm erreichen kann; die monokline Form steht vielleicht u.a. in Verbindung mit der Art der Entstehung aus freier Oxalsüure und einem unlöslichen Kalksalze. Allerdings sind schon so manche Versuche zur Bestimmung des Einflusses der Bildungs- bedingungen auf die resultierende Form des Caleiumoxalats gemacht (KNY u.a.), dass man sich da nur reserviert äussern kann. Jeden- falls entsteht hier aber die Säure in freiem Zustande nnd nicht in Salzform, so dass doppelte Umsetzung von Oxalaten mit Kalksalzen nicht in Frage kommt. Diesen gleichen Prozess haben wir meines Erachtens vielfach bei Phanerogamen vor uns, so beim Oxalatauftreten in Begleitung sklerotischer Prozesse, in Flechten und am auffälligsten im Gewebe mancher Cacteen, wo überall zweifelsohne freie Oxalsäure das mit dem Bodenwasser zugeführte Caleiumkarbonat zersetzt?) und das Oxalat sich jedenfalls oft in grossen, deutlich monoklinen Einzel- kristallen oder Kristallaggregaten abscheidet. . Auch das gelegentlich beobachtete Mineral Whewellit?) ist mono- klines Caleiumoxalat (CaC,O, + H,O) in riesigen Kristallen, es verdankt vielleicht gleichfalls freier Oxalsäure seinen Ursprung. Dass solche stets monokline Formen ergeben muss, ist damit selbst- verständlich nicht gesagt, auch andere Faktoren spielen dabei eine Rolle, vielleicht sind diese sogar wichtiger als gerade die freie Oxal- “sure; zur Erzielung grosser Kristalle ist ruhige ungestörte Entwick- nn EN D So die Angaben von DE BARY über Sphärokristalle in den Hyphen von nallus caninus und Kristallnadeln bei Agaricus campestris (vgl. Morphologie der ER 1884, S. 12); der Entscheid, ob da Oxalat oder beispielsweise Caleiumeitrat Mm ist nieht leicht. Sphärokristalle und Rhaphiden bei Phanerogamen z. B. alte ich nieht gerade für Oxalat, sondern für Citrat, wie ich das auch schon früher 2) Auch die lokalisierten Oxalatanhäufungen in Knospen und Trieben, wie ich s ov anerzeit z. B, für Crataegus Ozycantha beschrieb (diese Berichte 1889, Bd. VII, : 216), darf man wohl in dieser Weise erklären. 3) Nach ZIRKEL, Mineralogie. 3. Aufl., 1898, S. 767 und 781. 384 M. TSWETT: lung natürlieh das erste Erfordernis. Bei überschüssiger Oxalsüure lässt übrigens auch schon HAUSHOFER!) das Salz monoklin kristalli- sieren. Erklürung der Abbildungen. Calciumoxalatkristalle von der Deckenunterseite einer Kultur des Aspergillus niger auf Zuckerlósung (Dextrose) in ERLENMEYER- Kolben bei Kreidezusatz. Präparat in Glyzerin-Essigsäure; zwischen den Kristallen ein Konidientrüger. Ver- grösserung etwa 100. SE m 60. M. Tswett: Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. Anwendung auf die Chemie des Chlorophylls. Mit Tafel XVIII. Eingegangen am 21. Juli 1906. In dem vorigen Heft dieser Berichte habe ich die merkwürdigen Adsorptionen, welche die Chlorophyllfarbstoffe aus ihren Petroläther- oder Schwefelkohlenstofflösungen durch feste Körper erfahren, be- kannt gemacht. Es wurde dort gezeigt, wie man durch fraktionierte Adsorption wichtige Trennungen, z. B. die quantitative Scheidung des Karotins, erreichen kann. Weitere Anwendungen der Methode werden in späteren Arbeiten veröffentlicht werden. Hier soll aber näher eine zweite, prägnantere Form der Adsorptionsanalyse aus einandergesetzt werden, welche ich als die chromatographische Me thode bezeichnet habe. Anhangsweise werde ich auch die Kapillar- analyse besprechen und dieselbe, ihrem Wesen und ihrer Leistungs fähigkeit nach, mit der neuen Methode vergleichen. Prinzipien. Viele Farbstoffe (und selbstverständlich auch farb- lose Verbindungen), welehe in Petrolüther, Benzol, Xylol, Tetra- chlorkohlenstoff, Sehwefelkohlenstoff löslich sind, werden aus den entsprechenden Lösungen durch pulverförmige Körper physikalisch niedergeschlagen, indem eine Menge des gelösten Körpers an der Oberfläche der festen Partikelehen adsorbiert, d. h. kondensiert wird. Die Verteilung des Stoffes zwischen dem Lösungsmittel und dem »Adsorbator* gehorcht nicht dem HENRY’schen Gesetz, wie auch sonst für viele Adsorptionen bekannt (vgl. z. B. VAN BEMMELEN), und der du . Verteilungskoeffizient ist von der Konzentration abhängig. Für einige yt 1) Mikroskopische Reaktionen, Braunschweig, 1885, S. 36. Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. 385 gelöste Stoffe und Lösungsmittel wird dieser Koeffizient unendlich klein und der gelöste Stoff wird dann vollständig niedergerissen und kann durch das reine Lösungsmittel nicht ausgewaschen werden. Es bilden sich wahre undissoziierbare Adsorptionsverbindungen. Ausser dieser festgehaltenen Menge des gelösten Stoffes kann der Adsorbator davon noch weitere Quantitäten kondensieren, wobei vielleicht das HENRY’sche Gesetz zur Geltung kommt. Das über- schüssige „Adsorbat“ lässt sich aber mittels des reinen Lösungs- mittels vollständig entfernen. Aus ihren Adsorptionsverbindungen lassen sich die Stoffe durch Alkohol, Äther, Aceton, Chloroform oder durch Zusetzen dieser Flüssigkeiten zu den vorerst erwähnten Lösungsmitteln befreien. Ein Adsorbator, welcher mit einem Körper gesättigt ist, vermag noch von einem zweiten eine kleine Menge aufzunehmen, wobei Substitutionen auftreten können. Ein Körper B kann durch einen Körper A, nicht aber umgekehrt aus seiner ge- sättigten Adsorptionsverbindung herausgelöst werden. Es gibt eine Adsorptionsreihe, nach welcher sich die Körper substituieren lassen, welche aber von dem Lösungsmittel abhängig ist. Aus dem Vorhergesagten folgt: Wird eine gemischte Lösung (z. B. eine Chlorophylllösung in CS,) durch eine Säule eines Adsor- bators filtriert, so werden die Farbstoffe adsorptionsweise nieder- geschlagen, verjagen sich aber gegenseitig und ordnen sich der Ad- sorptionsreihe gemäss in der Richtung des Stromes. Stoffe, welche mut dem angewandten Adsorptionsmittel keine undissoziierbaren Ad- sorptionsverbindungen eingehen, wandern mehr oder weniger schnell durch die Säule ab. Nachträgliche Filtrierung des reinen Lösungs- mittels wird begreiflicherweise. die Trennung der Stoffe noch voll- ständiger machen. Es kann aber gedacht werden, dass zwei Stoffe n nem Lösungsmittel den gleichen Adsorptionsrang behaupten. Relative Konzentrationsdifferenzen der beiden Stoffe würden aber Sewiss die Bildung einer einheitlichen gemischten Zone nicht ge- statten. Auch lässt sich die Äquipotenz zweier Stoffe in ver- schiedenen Lösungsmitteln kaum vorstellen. Trotz alledem, ob- gleich die Zahl der Adsorptionszonen der Zahl der Stoffe entsprechen ‚rd, kann es geschehen, dass irgend eine Zone nicht absolut rein ist, wie aus dem oben Gesagten zu schliessen ist. Durch Extraktion 4 Stoffes einer Zone und erneute Adsorption wird man den ge- wünschten Reinigungsgrad erreichen. si Wir sehen somit, dass die Gesetze der mechanischen Affinität wis u den vollkommensten physikalischen Trennungen der in ge- sen Flüssigkeiten löslichen Stoffe anwenden lassen. M hromatographische Vorriehtungen. Um im Laufe einiger > areg über die Zusammensetzung einer Farbstofflösung Aufschluss eres iten, empfiehlt sich die auf der Taf. XVIII, Fig. 1 abgebildete - der deutschen bot, Gesellsch, XXIV. a 386 M. TSWETT: Vorrichtung. Die mit dem Manometer M versehene Dreiliterflasche R dient als Druckreservoir, in welchem durch die Röhre D mittels der Gummibirne P ein gewisser Luftdruck hergestellt werden kann. P ist mittels des Quetschhahnes Q von dem Rest des Apparates luft- dicht abschliessbar. Die Röhre D dient als Druckdistributor; sie ist mit einer Anzahl röhrenförmiger Ansätze versehen, an welche die eigentlichen Filtrationsvorrichtungen zu befestigen sind. Fig. 2 der Tafel stellt eine solche Vorrichtung dar‘). Diese besteht aus einem zylindrischen oder amphoraförmigen Reservoir (r), welches in einen zylindrischen (30—40 mm Länge, 2—3 mm Durchmesser) Teil f aus- läuft. Der Ansatz f wird an seinem unteren Ende etwas ein- geschmolzen, damit die Öffnung verengt und eine Unterlage für das oben zu disponierende Adsorptionsmittel gebildet sei. Das Filtrations- trichterchen wird mit dem Druckdistributor D mittels eines fest- schliessenden Pfropfens, diesen durchziehender Glasröhre und Gummi- röhre in zweckmässige bewegliche Verbindung gesetzt (Fig. 9) Quetschhahn q erlaubt jedes Trichterchen von dem Apparat zu iso- lieren. : Die soeben beschriebene Vorrichtung eignet sich sehr gut sur raschen Entmischung kleiner Mengen von Pigmentlösungen. Will man aber grössere Mengen der Farbstoffe in Form von Adsorptions- verbindungen erhalten, um die Farbstoffe jeden für sich weiter zu studieren, so ist die Anwendung einer anderen Versuchsanordnung Vor zuziehen. Es wird nun ein grósserer Adsorptionstrichter (10—20 mm Durchmesser) angewendet, welcher, wie in Fig. 4 ersichtlich ist, in den Hals einer Vakuumflasche adaptiert wird. | Teehnik. Als Adsorptionsmittel kann jeder in dem betreffenden Lösungsmittel unlósliche pulverfórmige Körper dienen. Da aber sehr viele Körper nicht ohne chemischen Einfluss auf die adsorbierten Stoffe bleiben, so wird die Wahl des Analytikers im allgemeinen auf solehe Kórper fallen, welche chemisch indifferent sind und zugleich sich in eine möglichst feine Form bringen lassen. Zu stark adsorbierende Stoffe sind aueh zu verwerfen, da sie, um Differenzierungen 7 liefern, enorme Pigmentquantitäten fordern. Feinheit des Adsorption- pulvers ist sehr wichtig; grobkórniges Material liefert verschwommen® Chromatogramme, weil darin Adsorption und Diffusion in den en weiten Kapillarräumen interferieren. Unter den Adsorptionsmitteln kann ich vorläufig gefülltes CaCO, empfehlen, welches die schöns as Ohromatogramme liefert. Auch Saccharose lässt sich ziemlich leich in den erforderlichen Zerteilungszustand bringen und bietet die : grösste Garantie der chemischen Pässivität. Zu besonderen Zwecken x =» ~ . .1) Es können dazu bequem die Helme der in der Bakteriologie aplichen | . FREUDENREICH'schen Kulturgläser verwendet werden. ie Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. 381 wird man aber gerade zu chemisch (hydrolisierend, reduzierend, oxy- dierend) einwirkenden Adsorptionsmitteln greifen. Darüber anderswo. Um seine volle Adsorptionskraft zu entwickeln und eine regel- mässige Diffusion der Stoffe zu gestatten, soll das Adsorptionsmittel möglichst trocken sein. Das von mir im allgemeinen benutzte CaCO, trockene ich .zwei Stunden bei 150° ab und bewahre es in gut schliessenden Flaschen auf. Am Grunde der Adsorptionsröhre wird zuerst ein dichter Wattepfropfen zusammengepresst, dann wird das Adsorptionspulver hineingestreut und mit einer genau passenden Glas- oder Knochenstange sorgfältig festgestampft. Die homogene Textur der adsorbierenden Säule ist sehr wichtig, sonst gestalten sich die verschiedenen Adsorptionszonen zu sehr unregelmässigen Ge- bilden, was deren mechanische Trennung höchst erschwert. Hat die Adsorbatorsäule die gewünschte Höhe") erreicht — ich verwende meistens 20—30 mm für die kleinen und 40—50 mm für die grossen Filtrationstrichter —, so wird ein zweiter Watteverschluss gepresst und nur ein Wenig des weiter in Anwendung kommenden Lösungs- mittels zugegossen, was die Durchtränkung der Adsorptionssäule be- zweckt. Der Watteverschluss kann jetzt entfernt werden. Wird die genannte Durchtränkung nicht vorgenommen, so kann es oft geschehen, dass bei dem nachträglichen Zugiessen der zu untersuchenden Flüssigkeit sich die oberen Schichten des Adsorptions- Pulvers — wahrscheinlich unter Mitwirken der bei dem Benetzen auftretenden POUILLET’schen Wärme — abheben, durch die sich darunter bildende Luftblase umgeworfen werden und deren Trümmer den regelmässigen Gang der Chromatographie beeinträchtigen. x Das Filtrieren der zu untersuchenden Lósung lasse ich unter einem Überdruck von 250—300 mm geschehen, beim Arbeiten mit grossem Ad- sorptionstrichter unter voller Saugwirkung der Wasserstrahlluftpumpe. at man eine gewisse Menge der Flüssigkeit durchsickern lassen, so Wird ein Strom des reinen Menstruums hergestellt, wobei die ver- schiedenen Adsorptionszonen sich etwas ausbreiten und ihre end- gültige, maximale Differenzierung erhalten. Unadsorbierbare Stoffe werden ganz fortgeschwemmt, und Stoffe, welche mit dem angewandten Pulver merklich dissoziierbare Adsorptionsverbindungen bilden, wan- m langsam ringweise hindurch und können an der Mündung des Filtrationsrohres jeder für sich aufgenommen werden. at sich das Chromatogramm (es wird sich ja im allgemeinen nm gefärbte Stoffe handeln) endgültig differenziert, so wird das Präparat mittels positiven oder negativen Druckes von dem Uber- 1) Grosse Höhen verlangsamen die Filtration. Bei zu kleinen Höhen kann es (wenn viel Pigmentlösung darchfiltriert) geschehen, dass einzelne gefärbte hindurchgehen, was übrigens unter Umständen gerade erzielt werden sollte. a 9T* d eco Aber = 388 M. TSWETT: schuss des Lósungsmittels befreit und kann nun, ohne zu zerfliessen, aus der Róhre hinausgeschoben und mit dem Messer zielbewusst fraktioniert werden. Anwendung auf die Chlorophyllanalyse. Das grüne Pig- ment der Blätter, das Chlorophyll, ist bekanntlich ein Farbstoff- gemisch, dessen Komplexität von verschiedenen Forschern verschieden hoch angeschlagen wurde. Die chromatographische Analyse ist be- rufen, den Grad dieser Komplexität endgültig festzustellen. Sie verhält sich zu den anderen Methoden wie die Spektralanalyse einer Körperfarbe zu der Analyse mit Farbglüsern. Zur Darstellung passender Lösungen eignen sich folgende Verfahren: 1. Extrahieren des mit feinstem Schmirgel zerriebenen und mit etwas MgO oder CaCO, neutralisierten Materiales mittels alkohol- haltigen Petroläthers (1: 10) und Entfernen des Alkohols durch sorg- fältiges Auswaschen mit destilliertem Wasser (vgl. TSWETT MD. Dieses Auswaschen muss hier besonders gründlich geschehen, sonst bilden die zurückgebliebenen Spuren des Alkohols (und Wassers) besondere Phasen auf der Oberfläche der adsorbierenden Partikeln, und man erhält getrübte Chromatogramme. 2. Extraktion der zerriebenen, vorerst während einiger Minuten in Wasser aufgekochten Blätter mittels reinen Petroläthers. Es bilden sieh zwar dabei etwas Zersetzungsprodukte. 3. Extraktion der zerriebenen und neutralisierten Blätter mittels C,H,, CCl, oder mittels reinen CS,. Alle Farbstoffe werden auf- genommen. Am meisten empfiehlt sich CS,. eeu 4. Extraktion der zerriebenen und neutralisierten Blätter mittels Alkohols, Acetons, Àthers oder Chloroforms; Abdestillieren des Men- struums im Vakuum, Auflósen des Rückstandes in Petroläther oder CS,. Chemische Zersetzungen sind dabei schwer zu vermeiden. Man kann auch die Farbstoffe aus dem Alkoholat (unter Wasserzusatz) direkt in Petroläther überführen. Nachträgliches Auswaschen m Wasser. : : Selbstverständlich soll die Chromatographie unter möglichstem Lichtabschluss geschehen, besonders beim Arbeiten mit C,H,- oder CS,-Lósungen. Das aus einer CS,-Lósung erhaltbare Chromatogramm i besitzt folgende Gestalt: f L (oberste) Zone. Farblos. Der diese Zone behauptende Sto” (oder Gemisch) ist in der KRAUS'schen Entmischung „hypophasisch (bleibt vorwiegend in der unteren Phase). E- II. Zone, von der folgenden zumal wenig scharf dud Gelb, vom Xanth ophyll $ herrührend'). Dieser Farbstoff ist 1n E Ex | 1) Mein Xanthophyll £ (mit SORBY's „gelbem Xanthophyll* augenscheinlich c identisch) hat mit dem von KOHL (I, 140) sehr unzweckmüssig ebenso gen" Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. 389 KRAUS’schen Entmischung hypophasisch. Charakteristische Absorp- tionsbänder der alkoholischen Lösung: 475—462 und 445—430 uu. Die alkoholische Lösung wird selbst durch wenig HCl rasch gebläut. Man kann den Farbstoff unter anderem isolieren, indem man durch das Chromatogramm in situ einen Strom 1prozentigen alkohol- haltigen Petroläthers ziehen lässt. Alle Farbstoffe ausser Xantho- phyll £ werden rasch fortgeschwemmt; der letztere wird aber leicht dureh 10 pCt. Alkohol-Petroläther befreit. II. Zone. Dunkelolivgrün. Chlorophyllin f. In KRAUS'scher Entmischung epiphasisch. Hauptabsorption der Petrolätherlösung 450—465 uu, in alkoholischer*Lósung rückt dieselbe auf 460—475. Dem Grade nach zweite Absorption bei 640—650 uu (Petroläther); eine dritte bei 580—600 uu. ! Chlorophyllin 8 wurde bereits von SORBY (1873) und nicht von MARCHLEWSKI und C. A. SCHUNCK entdeckt, wie irrigerweise von einigen neueren Autoren angegeben wird!) (CZAPEK, KOHL I, 139, STRASBURGER 656). Auch SACHSSE (S. 332) (welcher nach KRAUS’ Methode arbeitete) hatte das rote Absorptionsband dieses Chlorophyllins bemerkt, schrieb es aber dem Xanthophyll zu. Ich habe meinerseits SORBY’s Versuche im Jahre 1901 kontrolliert. (TSWETT ID). SORBY's Beweisführung war eine korrekte; MARCHLEWSKI und SCHUNCK haben nur seine Experimente sowie die chemischen HARTLEY's wieder- holt, und betreffend SORBY unglücklich wiederholt, da diese Forscher keine genügend reinen Substanzen erhielten und die wirklichen Ab- sorptionsverhältnisse der Chlorophylline a und f in der blauvioletten Hälfte des Spektrums ihnen entgingen. Ein zweiter, betreffend das Chlorophyllin B akkreditierter Irrtum ist, dass dieser Farbstoff in relativ sehr geringer Menge vorhanden ist und auf das Absorptions- Spektrum einer Rohchlorophylllösung keinen merklichen Einfluss ausübt (MARCHLEWSKI und SCHUNCK II, 258, KOHL I, 139). Ein lick auf meine Chromatogramme zeigt, dass Chlorophyllin £ in keiner ead Menge das Chlorophyllin a begleitet. Andererseits ist das Absorptionsband an der blauvioletten Hälfte des Spektrums einer Te RER Pigment nichts zu schaffen, da letzteres überhaupt der Xanthophyligruppe nicht an- En sondern ein wasserlösliches Kunstprodukt von der Art des „Phykophaeins“ l. Dagegen dürfte teilweise mit meinem Xanthophyll # KOHU's Xantho- 1) Diese Angaben beruhen wohl auf der Darlegungsweise MARCHLEWSKI's CHUNCK's in ihrer deutschen Mitteilung (II). Der Leser, welcher SORBY's musterhafte Arbeit nicht kennt (dieselbe war bis vor kurzem allgemein vergessen), kann leicht den Eindruck bekommen, man habe nur nach SORBY’s Entmischungs- methode gearbeitet, SORBY’s Arbeit wird nicht einmal zitiert! Keine neuen Be- ~se für die Existenz oder Prüexistenz des Chlorophyllins # sind indessen von den ee Autoren erbracht worden. In der englischen Mitteilung (I) derselben brigens die Angelegenheit sachgemässer dargestellt. T2 7 590 M. TSWETT: Chlorophylllösung eben hauptsächlich dem Chlorophyllin f zu ver- danken, wie dies aus der PREYER'schen Alkaliprobe (S. 50) und den schönen Fluoreszensversuchen HAGENBACH’s zu folgern ist. Wenn das blaue Absorptionsband des Chlorophyllins £ im Alkohol bei 460—415 uu liegt, so ist anzunehmen, dass es im lebenden Blatt auf die Linie F fallen wird, und diesem Farbstoff, nicht aber dem Karotin, ist das von ENGELMANN und neuerdings von KOHL (MI) konstatierte zweite Assimilationsmaximum bei F zu vindizieren. IV. Zone. Dunkelblaugrün. Vom Chlorophyllin a (SORBY's blauem Chlorophyll) herrührend. Etwas Xanthophyll a beigemengt und nach KRAUS zu entfernen. Epiphasiseh. Besitzt keine Ab- sorption im Blau, aber ein Band bei 440-430 uu (Petroläther) und ein zweites am violetten Ende des Spektrums. Absorptionen der linken Spektrumhälfte allgemein bekannt. Von SORBY 1873 zuerst genügend rein erhalten‘). Von mir (I) 1900 kristallisiert dar- gestellt. CZAPER’s (S. 464) Bemerkung, meine Kristalle kónnten Phyllocyanin sein, ist völlig unberechtigt. Phyllocyanin ist bekannt- lich nur in HCl-Lösung blau; in Alkohol, Äther, Petroläther hat es ein Chlorophyllanspektrum. Es ist merkwürdig, wie das Vorurteil festgewurzelt ist, dass im Chlorophyll ein grüner Komponent vor- handen sein muss. V. Zone. Gelb (Xanthophylle a’ und a”). VI. Zone. Farblos. VII. Zone. Orangegelb (Xanthophyll a). : Ob die VI. Zone durch einen farblosen Körper bedingt oder Án folge des Wandervermógens der VII. (siehe oben unter Prinzipien) entsteht, kann ich vorläufig nicht angeben. Lässt man durch das Chromatogramm C,H, durchströmen, so wandert die VII. Zone schnell ab und kann an der Mündung des Trichters aufgefangen werden. Die V. Zone wandert aber langsam und zerfällt dabei zu einem doppelten Ring. Es sind darin hiernach zwei Stoffe vorhanden. Alle diese Xanthophylle schlage ich vor mit dem Buchstaben a mit In- dices zu registrieren. Die zwei ersten, gut ausgeprägten Absorptions- bünder des Xanthophylls a liegen bei 485—470 und 455—440 un (Alkohol oder Petrolüther) Die Bänder der Xanthophylle a' und a sind sehr wenig nach dem Ultraviolett verschoben. ScHUNCK Pe WSKI und 1) Wenn KoHL (I, 156) im Vertrauen auf MARCHLE als neu be — ihre Methode zur Reindarstellung des ,Chlorophylls^ (Chlorophyllin c) zeichnet, so ist es unrichtig. Diese Methode ist, mit unbedeutender ree die alte SORBY’sche, Übrigens haben MARCHLEWSKI und SCHUNCK ke ^i. Chlorophyllin « unter den Händen gehabt. Durch das Vorhandensein des Chl € | sorptionsbandes hinter F dokumentiert sich das Präparat als noch vom 77^ ~ phyllin £ verunreinigt. -o Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. 391 Xanthophylle a sind hypophasisch und ihre alkoholische Lösung wird dureh wenig HCl nicht gebläut, sondern gebleicht. War die zur Chromatographie verwendete Chlorophylllösung von einer Säure berührt, so sieht man im Chromatogramme noch eine VII. Zone, grau gefärbt, durch C,H, rasch fortgeschwemmt, von dem Säurederivate des Chlorophyllins a (Chlorophyllan a) herrührend. Endlich findet man die während der Chromatographie durchfiltrierte Flüssigkeit (in unserem Falle handelt es sich um CS,) durch Karotin orangerot gefärbt. Karotin ist exquisit epiphasisch. Seine alko- holische Lösung wird selbst durch konzentrierte HCl-Lósung nicht gebläut‘). Spektralbänder der CS,-Lósung: 525—510; 490—472 und ein sehr schwaches bei 460--455 uu. In Petroläther liegen die die ersten Bänder bei 492—475 und 460—445 uu. Es lässt sich jetzt die Frage aufwerfen, ob die chromatographische Methode sich nicht zu einer chromatometrischen potenzieren lässt. Es wäre ja bestechend, die Quantitäten der Farbstoffe einfach in Volumina des von ihnen gesättigten Adsorptionspulvers aus- zudrücken. Die Versuche, welche ich aber in dieser Richtung an- gestellt habe, haben bisher zu keinem befriedigenden Resultate ge- führt. Infolge der Wechselwirkungen zwischen den sich nieder- schlagenden Farbstoffen erreichen alle Zonen nicht den gleichen Sättigungsgrad; am günstigsten verhält es sich mit Chlorophyllin a. Näheres über die von mir unterschiedenen Chlorophyllfarbstoffe sowie über deren Derivate werde ich im Laufe des Jahres in einer grösseren Arbeit mitteilen. Kapillaranalyse. Es ist angemessen, hier einige Worte der von GOPPELSROEDER so genannten Kapillaranalyse zu widmen, um $9 mehr, als dieser Autor dieselbe neuerdings (II, 239) auch als Ad- sorptionanalyse bezeichnen will. Die Kapillaranalyse ist bekanntlich die empirische, sehr weit durchgeführte Anwendung der zuerst von SCHÓNBEIN beobachteten Eigenschaft der Komponenten einer Lósung, mit verschiedener Geschwindigkeit in einem Streifen Filtrierpapier Mporzusteigen. Wie OSTWALD (S. 1097) behauptet, sind dabei Adsorptionsvorgänge tätig; es sind aber auch Diffusionsfaktoren an- zunehmen (FISCHER und SCHMIDMER) und, bei Kapillarisation alko- holischer Lösungen, noch andere Momente: Anhäufung der gelösten Stoffe infolge der Verdampfung des Menstruums, Fällungen infolge der durch Absorption von Wasserdämpfen aus der Luft oder (bei Md iin, 1) Konr's (II, 128) entgegengesetzte Angabe beruht auf einer Verwechselung des wirklichen Karotins mit Xanthophyllen, Eine Karotinlösung in 7Oprozentigem Alkohol wird durch Benzin vollständig entfürbt. Was hier KOHL als Karotin be- edite, war und konnte (dem Darstellungsverfahren gemäss) nur ein Gemisch von arotin mit sämtlichen Xanthophyllen sem, welche aber eben, wie gesagt, hypo- . Phasisch sind, 392 . M. TSWETT: Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. nicht wasserfreien Lösungen) durch prävalente Ausdampfung des Alkohols bedingte Abnahme der Alkoholkonzentration. Letztere Momente sowie auch chemische Wirkungen (Oxydationen, Säure- wirkung) könnten Rechenschaft von der von GOPPELSROEDER bei Kapillarisation von Alkoholextrakten aus verschiedenen Pflanzen- organen beobachteten farbigen Differenzierungen geben. Ich habe Kapillarversuche mit alkoholischen Extrakten grüner Blätter an- gestellt. Wasserfreie Lösungen liefern keine Differenzierungen (vgl. dazu MÜLLER). Wasserhaltige lieferten mir aber folgendes: Oben eine farblose Zone, dann ein gelber Saum, eine grüne Zone, eine gelbe (mit Stich ins Grün) und: dann nahe der Basis des in die Chlorophylllósung tauchenden Papierstreifens eine blassgrüne Zone, wie man sie erhalten kann beim Herausnehmen eines in die Lösung untergetauchten Papierstückes. Beim Abdrücken des Streifens auf blauem Kobaltchloridpapier erwiesen sich die oberen Zonen, ein- schliesslich des gelben Saumes, als stark wasserhaltig. Beim Ein- legen des abgetrockneten Streifens in Petroläther erwies sich der gelbe Saum als durch Xanthophylle tingiert, da er nicht entfärbt wurde (so wie die grüne Zone); die untere gelbe Zone wurde da- gegen zum Verschwinden gebracht (Karotin). Die Erklärung der genannten Kapillardifferenzierungen bietet keine Schwierigkeit. Nahe der Oberfläche der Chlorophylllósung stellt sich die prävalente Ver- dampfung des Alkohols ein, d. h. die progressive Abnahme der Alkoholkonzentration im Menstruum, und die verschiedenen Farb- stoffe werden nach dem Grade ihrer -Unlöslichkeit in schwachem Alkohol präzipitiert; zuerst das Karotin, dann die Chlorophylline zu- sammen und endlich die Xanthophylle. Wir sehen demnach, dass die Kapillaranalyse der alkoholischen Lösungen nicht auf Adsorption beruht, und es ist geboten, um nicht Verschiedenes zu verwechseln, die Bezeichnung Adsorptionsanalyse für die von mir ausgearbeiteten Methoden zu reservieren. Übrigens wird durch dieselben der Kapillar- analyse der Boden nicht geraubt, da die chromatographische Methode nur auf solche Stoffe anwendbar ist, die in bestimmten Flüssigkeiten, wie Petroläther, C,H,, CCl, CS, u. a., löslich sind. Zitierte Literatur. BEMMELEN, J. M. VAN, Zeitschr. für anorg. Chem. 23 (1900), S. 321. CZAPEK, FR., Biochemie der Pflanzen, I (1905). FISCHER, E. und SCHMIDMER, ED., LIEBIG's Ann. 272 (1893), S. 151. s GOPPELSROEDER, FR, I. Verhandl der Naturf. Gesellsch. Basel 14 (IM). i II. Anregung zum Studium der Kapillaranalyse. Basel 1906. 3 . HAGENBACH, ED. POGGEND. Annalen 141 (1870), S. 245. TLEY, W. N., Journ. of Chemie. Soc. 59 (1891), S. 106. W. RUHLAND: Über Arabinbildung durch Bakterien. 393 KOHL, F., I. Untersuchungen über das Karotin. Leipzig 1902. — II. Diese Be- richte 24 (1906), S. 194. — III. Ibid. 94, S. 222. MARCHLEWSKI, L. und SCHUNCK, C. A, I. Journ. Chem. Soc. 27 (1900), p. 1081. — II. Journ. für prakt. Chemie 62 (1900), S. 247. MÜLLER, N. J. C., PRINGSH. Jahrb. für wiss. Botanik 7 (1869), S. 200. OSTWALD, W., Lehrbuch der allgem. Chemie I (1903). PREYER, W., Die Blutkristalle, Jena 1871. SACHSSE, R., Chemie und Physiologie der Farbstoffe usw. Leipzig 1811. SORBY, H., Proceed, Roy. Soc. London 21 (1813), p. 442. STRASBURGER, ED., Das botanische Praktikum, IV. Aufl. (1902). TSWETT, M., I. Comptes rendus 131 (1900), p. 842, — II. Ibid. 132 (1901), p. 149. — III. Diese Berichte 24 (1906), S. 316. 6. W. Ruhland: Über Arabinbildung durch Bakterien und deren Beziehung zum Gummi der Amygdaleen. Eingegangen am 25. Juli 1906. . Über die Natur der bei Bakterien so verbreiteten Schleim- und Gummibildungen?) wissen wir bisher so wenig Befriedigendes, dass jeder auch kleine Beitrag zu unseren Kenntnissen hier als will- kommen begrüsst werden dürfte. Die wenigen einschlügigen Zitate findet man z. B. bei CZAPEK?) und LAFAR?) Kurz hervorzuheben wäre hier nur, dass SCHEIBLER das fadenziehende, von Streptococcus Pésenterioides produzierte Gummi zuerst als Dextran erkannte. ANDRLIK studierte einen in der Zuckerfabrikation auftretenden Spalt- pilz, Welcher ebenfalls Dextran in grossen Mengen lieferte, MAASSEN*) emen ebensolehen, der Lävulan produzierte. Interessant sind die funde von SCHARDINGER, welcher in seinem Bakterienschleim auch eine Hemicellulose, Galactan, nachwies, zugleich aber zeigte, dass neben diesem in Hauptmasse auftretenden Stoff noch Mucin, also ein OR 1) Die Begriffe „Schleim“ und „Gummi“ werden im allgemeinem homonym gebraucht, Eine strenge Unterscheidung ist auch nicht durchführbar. Immerhin dürfte es sich empfehlen, den Ausdruck „Gummi“, übereinstimmend mit dem all- gemeinen Sprachgebrauch, für die klebrigen, fadenziehenden Kohlenhydrate zu reser- vieren; als Schleim würden demgemäss die übrigen nicht fadenziehenden, aber stark quellenden membranartigen Stoffe und die eiweissähnlichen Mucine usw. zu Zeichnen sein, 2) Biochemie der Pflanzen. Bd. I, 1905, S. 555ff. dent 3) Handbuch der technischen Mykologie, Bd. I, Abschnitt III. Die chemischen Bestandteile usw., bearbeitet von HUGO FISCHER; besonders $$ 59 und 60. à m 4) Über Gallertbildungen in den Säften der Zuckerfabriken. Arbeiten der biol. t. des Kais. Gesundheitsamtes, V, 1905, S. 16. 394 W. RUHLAND: N-haltiger Körper, als Träger der fadenziehenden Eigenschaft vor- handen ist. Die kurze Übersicht deutet bereits auf eine grosse Mannigfaltig- keit der Schleime und Gummi hin, die auf eine ebenso grosse Mannigfaltigkeit der Bedingungen des Entstehens schliessen lässt. ie Frage nach der Entstehung und chemischen Natur gewisser Bikterichumnmi hat durch die Beziehungen, in die man sie zu den als Ganini tuss bezeichneten Erscheinungen verschiedener höherer Pflanzen zu bringen versucht hat, neuerdings besonderes Interesse erhalten, dem auch die folgenden Zeilen ihre Entstehung verdanken. Die mitgeteilten Beobachtungen über Bakterien- und Amygdaleen- gummi wurden im Laufe eingehender, noch nieht veröffentlichter Untersuchungen gemacht, welche Verfasser gemeinsam mit Herrn Geheimrat Dr. ADERHOLD über eine durch Bakterien hervorgerufene und unter Gummifluss verlaufende, neue Krankheit des Steinobstes angestellt hat. Es wird in der ausführlichen Arbeit auch von den hier kurz mitgeteilten Daten nochmals eingehend die Rede sein. Wegen der oben hervorgehobenen Beziehungen wird es-zweck- mässig sein, bei unserer Betrachtung der Bakteriengummibildung von den Eischöinungen des Gummiflusses bei den Amygdaleen auszugehen. Wie schon ADERHOLD!) hervorgehoben hat und später BELIE- BINCK und RANT?) bezw. letzterer allein?) nachwiesen, kann der Gummifluss durch verschiedene äussere Anlässe hervorgerufen werden, besonders auch durch solehe Wundreize, bei denen eine Mitwirkung von Mikroorganismen nicht stattfindet. In neuerer Zeit hat man dem Studium der hierbei in Frage kommenden Bakterien besondere Aufmerksamkeit geschenkt, und einige Forscher sind sogar so weit gegangen, den G mifluss schlechthin als durch Bakterien veranlasst hinzustellen. Die Frage, wie weit bei den in der Natur so ungemein ver- breiteten Gummiaustritten den Bakterien eine Rolle zufällt, wird auf rund einer grösseren Reihe von Verwundungen, Impfungs- W Isolierungsversuchen Gegenstand einer besonderen Mitteilung von ADERHOLD und mir bilden. Hier interessiert uns besonders die Auffassung jener Fo dass das aus der Rinde austretende Gummi nach seiner physio- logischen Herkunft das Stoffwechselprodukt spezifischer rscher , 1) Über Clasterosporium carpophilum (Lév.) Aderh. und Beziehungen rerom zum Gummiflusse des Steinobstes. Arbeiten der biol Abt. des Kais. Gesundhei amtes, Bd. II, 1902, S. 515—559. Vgl. besonders Abschnitt V, S. 542 ff. 2) Wundreiz, Parasitismus und Gummifluss bei den Amygdaleen. Centralbl, 2. Abt., Bd. XV, 1905, S. 366—3875. bei 9) De gummosis der Amygdalaceae. Dissertation. Amsterdam 1906, J. H. DE BUSSY, 91 Seiten mit 7 Tafeln. 2E Bakteriolog- : Über Arabinbildung durch Bakterien, 895 Gummiflussbakterien sei, deren Ausgangssubstrat man in den Nührmaterialien der betreffenden Amygdalee.zu suchen habe. Es ist vor allem einer ganzen Reihe Einzeluntersuchungen von GREIG SMITH zu gedenken, welche unter dem Gesamttitel: „The bacterial origin of the gums of the arabin group^") für eine grössere Zahl von Beispielen den Nachweis erbringen sollen, dass das von den höheren Pflanzen ausgeschiedene Gummi in Wahrheit von bisher übersehenen Bakterien herrühre. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, erwähne ich nur, dass auf diesen Ursprung z. B. das Gummi der Acacia penninervis (wattle gum), von Cedrela australis, Sterculia diversi- folia, Eucalyptus Stuartiana, des Pfirsichs und anderer Amygdaleen zurückgeführt wird. GREIG SMITH bleibt nun zwar den Nachweis (der nur auf dem Wege vergleichender Impfversuche zu erbringen gewesen wäre) dafür, dass die von ihm aus gummiflüssigen Zweigen isolierten Organismen in der Tat auch im Baume die ihnen zugeschriebene Wirkung aus- zuüben vermóchten, durchaus. schuldig und begnügt sich vielmehr damit, die Identität, wie er glaubt, der von seinen Bakterien auf verschiedenen künstlichen Substraten inReinkultur erzeugten Produkte mit den natürlichen Gummistoffen auf chemischem Wege darzutun. Er unterwarf die in Kulturen erzogenen Bakteriengummi einer Hydrolyse und ermittelte, dass sie hierbei, wie das natürliche Gummi, ein Gemisch von Arabinose und Galaktose ergeben. Dass jedoch hiermit ein Beweis für die wirkliche Übereinstimmung der betreffenden Substanzen in keiner Weise erbracht ist, bedarf aum einer näheren Begründung. Wir wissen, dass auch Gummi sehr verschiedenen Ursprunges fast allgemein diese Verseifungs- Produkte ergeben. Man vergleiche z. B. die Zusammenstellung bei ÜZAPEK ?), Es ist mithin auf diesem Wege überhaupt nieht möglich, emen Beweis für Identitäten zu erbringen, zumal in derartigen Ver- bindungen auch quantitativ die Galaktose- und Arabinoseanteile nicht unbeträchtlichen Schwankungen zu unterliegen scheinen. ; Auffallenderweise vernachlässigt der genannteForscher anderer- seits beträchtliche Unterschiede, die die Bakteriengummi von den entsprechenden natürlichen Produkten aufwiesen. So betrug z. B. die spezifische Drehung des Akaziengummi (Wattlegum) [a]p = + 0,9°, während diejenige des auf Nährböden erzogenen Bakterienschleimes sich auf [a] = + 43° belief’). Auch BRZEZINSKI*) führt als besonders wichtig für seine angeb- Teeraa a 1) Proceedings of the Linnean Society of New South Wales. 1902—1904. 2) Biochemie der Pflanzen I, 1905, S. 555ff. L c., 1902, S. 393. . 9) Le chancre des arbres, ses causes et symptómes (Anzeiger der Akad. der Wiss. in Krakau, Math.-naturw. Klasse, 1903, S. 95—142; vgl. besonders S. 141) 396 W. RUHLAND: lich den Gummifluss erzeugenden Bakterien die Eigenschaft an, dass sie auch auf künstlichem Substrate gleiches Gummi produzieren. Der Verfasser scheint sich der weittragenden Bedeutung einer solchen Behauptung gar nicht bewusst zu sein, da irgend ein Beweis für die Identität des Gummi nicht erbracht und auch nicht versucht wird. ie bereits in einer vorläufigen Mitteilung") angegeben, ist es ADERHOLD und mir gelungen, aus kranken Kirschentrieben einen Spaltpilz, Bacillus spongiosus Aderh. et Ruhl., zu züchten, welcher bei der Verimpfung in Kirschenteilen einen unter intensivem Gummifluss verlaufenden Krankheitsprozess hervorruft. Im Zusammenhange mit den obigen Literaturangaben erschien besonders die Eigenschaft des interessanten Organismus bemerkens- wert, auch seinerseits auf mehreren künstlichen Nährböden einen stark fadenziehenden, also gummiartigen Schleim zu bilden. Gummibildende Kolonien auf festen, namentlich Agar-Nährböden, erscheinen deshalb erhaben-tropfenförmig. Das Gummi ist glasklar oder weisslich-trübe, niemals gelblich. Im Folgenden teile ich nun- mehr einiges Nähere über ihn mit, soweit es im Zusammenhange mit den obigen Fragen steht. Zur: Prüfung der zur Gummibildung führenden Stoffe wurden unter den in Beitacht kommenden C-Quellen folgende Zucker geprüft: Arabinose, 1. Pentosen . . . .! Xylose, Rhamnose. d d Glukose, : a) Aldosen Mannose, 2. Hexosen : | | Galaktose. Fruktose, | b) Ketosen . ENPA Rohrzucker, 3. Disaccharide . ./ Milchzucker, Maltose. 4. Trisaccharide . . Raffinose. Die Zucker wurden zu 2 pCt. dem Bouillon-Agar zugesetzt; ferner auch ein Zusatz von 5 pCt. Glyzerin, Ammoniumlactat bezw. Manni zum Agar erprobt. Eine Schleimbildung trat sofort besonders on auf Rohrzucker zutage, ux später, um ebenfalls sehr schön, au Raffinose. und: Etiologie du chanere et de la gomme des arbres fruitiers. (Comptes rendis, Paris 1902). w 1) Über ein durch Bakterien veranlasstes Kirschensterben. epo E Baktriloie, I. Abt., Bd. XV, 1905, S. 3161f. Über Arabinbildung durch Bakterien. 397 Raffinose gibt durch Inversion bekanntlich zunächst d-Fruktose und „Melibiose“, welche dann weiter zerfällt zu Galaktose und d-Glukose. Es treten also d-Fruktose- und d-Glukosegruppen so- wohl im Rohrzucker, als im Raffinosemolekül auf, und es liegt die Vermutung nahe, dass gerade hierin die Quelle für die Gummi- bildung liegt. Erwähnenswert ist, dass als alleinige Zuckerquelle Dextrose nicht, Lävulose (2—5 pCt.) nicht oder nur überaus wenig Gummi ergibt. Ganz unwirksam sind auch Dextrose-Lävulosemischungen, wie sie der Zusammensetzung des invertierten Rohrzuckers entsprechen'). Da auch die Verarbeitung des Rohrzuckers durch den Bacillus, soweit ich bis jetzt übersehe, ohne Inversion verläuft, sind für das Zustandekommen von Gummi offenbar gewisse Bindungsverhältnisse (die Art der Bindung) der zu kondensierenden Gruppen wichtig. Ähnlich wie Lävulose verhält sich auch Mannit. Hier tritt meist eine, wenn auch nur sehr schwache Schleimbildung ein. Diese Ahn- liehkeit bietet nichts Auffallendes, da Mannit bekanntlich durch schwache Oxydation leicht in Lävulose übergeht. Die optimale Zuckerkonzentration des Agarbodens scheint ausser- ordentlich hoch zu liegen. Bei einem Gehalt an Rohrzucker z. B. von 30 pCt. findet jedenfalls intensivere Schleimbildung statt als bei 5—20 pCt. Auch der Schleim selbst hat auf hochkonzentrierten Böden eine festere, zähere Beschaffenheit als auf solchen niedrigeren Zuckergehaltes, wo er schliesslich sogar oft ziemlich dünnflüssig werden kann. Um für eine chemische Untersuchung des Schleimes genügendes Material zur Verfügung zu haben, wurde deshalb folgendermassen verfahren: In einer grösseren Anzahl PETRUSCHKY’scher Flaschen für Flächenkulturen wurde ein 20 pCt. Rohrzueker enthaltender Bouillon- Agar ausgegossen und nach dem Erstarren durch Übergiessen mit Bouillonkulturen des Bacillus spongiosus geimpft. aeh etwa achttägigem Wachstum wurde der in üppigster Weise gebildete Schleim geerntet, indem mit dem Spatel die Agaroberfläche unter Vermeidung von Verletzungen derselben abgeschabt wurde. Letzteres verdient besonders betont zu werden, weil der aus Galaktan bestehende Agar bei der Hydrolyse Galaktose ergeben würde, ein ER 1) Ein ähnliches a priori nicht zu erwartendes Verhalten beobachtete z. B. auch MAASSEN (l. c.) insofern, als seine Lüvulan bildenden Semiclostridien wohl hrzucker, nicht aber aus Trauben- und Fruchtzucker die Gallerte erzeugten. Nach einer neuerlichen Mitteilung von GREIG SMITH (Bakt. Centralbl, Bd. XV, 1903, S. 38) liegen die Verhältnisse für dessen Bacterium Acaciae ganz ähnlich, das beson schön auf Lävulose und Rohrzucker, dagegen nicht auf Raffinose, Invert- Wacker oder Dextrosemischungen Gummi bildete. 398 W. RUHLAND: Umstand, der, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird, zu den schwerwiegendsten Irrtümern Anlass geben würde. ; as Gummi wurde darauf in destilliertem Wasser unter Um- rühren gleichmässig verteilt, wobei sehr leicht eine trübgraue, etwas klebrige Lösung entstand. Es lag also jedenfalls keine Hemicellulose vor, die bekanntlich erst beim Kochen mit verdünnten Säuren löslich wird. Die Lösung musste, um alle Spuren von Agar zu entfernen, noch durch ein Haarsieb gegeben werden. Die saure Reaktion der Lösung rührt von-den gleichzeitig mit dem Schleim gebildeten organischen Säuren her (vor allem Essig- säure, daneben noch Ameisensäure, inaktive Milchsäure, viel Buttersäure und- Spuren von Propionsäure). Die gereinigte Gummilósung dagegen reagiert neutral. Die Reinigung wurde erzielt durch mehrmaliges Ausfällen mit absolutem Alkohol und Wiederauflösen in destilliertem Wasser. Der zunächst in zäh-kleiigen, klebrigen, grauweissen Klümpchen fallende Niederschlag wird bei Wiederholung des Ausfällens schliesslich weiss und nach wiederholtem Begiessen mit Alkohol absol. spróde-brüchig. Beim Zerreiben der hartbröckeligen Masse ergab sich ein. hygro- skopisches, weissliches Pulver, das, in Wasser leicht lösbar, hier eme bei auffallendem Lichte etwas trübe und zwar opaleszierende, weiss- liche Lósung ergab, auch nachdem die Flüssigkeit durch eine Chamber- landkerze filtriert worden war, also mikroskopisch Bakterien in ihr nicht mehr nachweisbar waren. Bei durchfallendem Licht ist sie dagegen klar. . Von dem so erhaltenen pulverigen Produkt wurde eine Portion in 50 cem 5prozentiger Schwefelsäure gelöst und unter dem Rückfluss- kühler 5—6 Stunden lang gekocht, darauf mit Baryumkarbonat oder noch besser mit Schlemmkreide neutralisiert, mit Aluminiumhydroxyd geklärt und mit Tierkohle entfärbt. Selbst bei Zusatz eines sehr grossen Überschusses von Alkohol entstand nur selten noch pue schwache, kaum merkliche Trübung dureh unverseiftes Gummi; dieses wurde durch Klärung beseitigt und der Alkohol wieder abdestilliert. Das in der übrig bleibenden Flüssigkeit enthaltene Hydrolyse- produkt reduzierte FEHLING’sche Lösung und ergab nach Einengung auf dem Wasserbade einen Sirup. Wurde eine Probe desselben mit etwa 50prozentiger Schwefelsäure behandelt und destilliert, so konnte in der Vorlage leicht mit Anilinacetat durch dunkelrote Färbung reichliches Furfurol nachgewiesen werden. Diesen Nachweis einer Pentose bestätigte die genauere Untersuchung des Sirups. : . Dieser wurde mit Salzsüure-Phenylhydrazin und Natriumacetat 2 im Verhältnis 2:3 versetzt. Es entstand erst nach längerem Erhitzen * (Abwesenheit von Mannose!) über dem Wasserbade ein aus sehen Nadeln bestehendes schönes Osazon, welches zwischen F iltrierpapiet — Über Arabinbildung durch Bakterien. 399 ausgepresst, vorsichtig getrocknet und mit Äther von einer dunkel- raunen, amorphen, harzigen Substanz befreit sowie durch mehr- maliges Umkristallisieren aus Alkohol gereinigt wurde. Der Schmelz- punkt schwankte vor dem Umkristallisieren zwischen 151 und 154° und stieg nachher auf die konstante Höhe von 158°. Es lag also reines Arabinosazon vor, und das von Bacillus spongiosus gebildete Gummi war ein Pentosan, und zwar Arabin ohne Beimischung anderer Polysaccharide. Angesichts der oben hervorgehobenen Resultate und Hypothesen von GREIG SMITH u.a. erscheint dieses Resultat bedeutungsvoll. Es war hierdureh nachgewiesen, dass ein Gummiausflüsse unter Krank- heitserscheinungen hervorrufender Spaltpilz ein chemisch von dem der Wirtspflanze weitabweichendes Gummi bildet. Während ersteres ein Arabin-Galaktingemisch darstellt, besteht letzteres aus reinem Arabin. Infolge der Wichtigkeit dieses letzteren Punktes schien es wünschenswert, die Abwesenheit des Galaktins noch besonders dar- zutun. Für diese Abwesenheit sprach in Anbetracht der Tatsache, dass das erst bei 188—191? schmelzende Galaktosazon in heissem Wasser fast unlöslich ist, zunächst der Umstand, dass das mehr- fach mit heissem Wasser ausgezogene Osazon vor und nach dem Umkristallisieren nie einen höheren Schmelzpunkt als 158° ergab. Einen besonderen Weg, der zu demselben Ergebnis führte, bot ferner die mehrfach bewährte, auch quantitativ verwertbare Methode von KENT, RISCHBIETH und ÜREYDT'), nach welcher das Bakterien- gummi einer Oxydation mit Salpetersäure von 1,15 spez. Gew. unter- worfen wurde. Nach dieser Methode gelingt es, wie mehrfache vergleichende Versuche lehrten, leicht, im Kirschgummi (durch wiederholtes Aus- fällen mit Alkohol von Zuckern usw. gereinigt) den reichen Galaktose- anteil in Form von Schleimsäure (Schmelzpunkt 208°) nachzuweisen. Auch Kirschgummi, welches infolge einer gelungenen Impfung mit Bacillus spongiosus gebildet war, zeigte dieses - Verhalten. Wurde eine Portion des Bakteriengummi mit der 2'/,- bis 3fachen Menge Salpetersüure (spez. Gew. — 1,2) behandelt und letztere verjagt, so ergab sich im Rückstande eine Säure, die in asser gelöst, mit CaCO, gekocht und heiss filtriert wurde. Nachdem das Kalksalz mit Oxalsäure zersetzt worden war, konnte die Säure m reinem Zustande in Form mikroskopischer Blättchen erhalten nn RR RR Ñ 400 W. RUHLAND: werden. Der Schmelzpunkt lag bei 127°. Es handelte sich um l-Trioxyglutarsäure C, H,(OH),(CO, H),. Dieser selbe Körper konnte nach der obigen „Salpetersäure- methode“ bei hinreichend weitem Eindunsten in Form von Blättchen erhalten werden. Diese sind auf den ersten Blick von den Einzel- kristallen oder Aggregaten der Schleimsäure in Form von schiefen rhombischen Säulen unter dem Mikroskope zu unterscheiden, sowie ferner durch ihre ausserordentlich leichte Löslichkeit in Wasser, im Gegensatz zu der schwerlöslichen Schleimsäure. Auch dieser Befund beweist also die Abwesenheit einer Galaktosegruppe in unserem Bakteriengummi und die völlige Verschiedenheit desselben vom Kirschengummi. Vielleicht rührt z. B. auch die im Vergleich mit letzterem weit leichtere Löslichkeit des Bakteriengummi von der beschriebenen Zusammensetzung her. Weitere Reaktionen dieses Bakteriengummi sollen später an anderer Stelle ausführlicher beschrieben werden. In diesem Zu- sammenhange sei indessen noch hervorgehoben, dass das von dem- selben Bacillus auf Raffinose (5 pCt. Raffinose in Bouillonagar) produ- zierte Gummi von gleicher Zusammensetzung ist. ; Am Sehlusse der Besprechung unseres Bakteriengummi u— noch einige Bemerkungen über den N-Gehalt desselben und seine eventuelle Eiweissnatur mitgeteilt Schon die reichen, leicht durch Osazonbildung auffindbaren Pentosemengen sprachen zunächst da- gegen, dass hier etwa eine jener komplizierten N-Verbindungen vorlag, welche zum Teil Furfurolreaktionen ergeben, wie 2. B. Leci- thin usw.*). Viel näher noch lag, namentlich angesichts der Resultate SCHARDINGER’s, die Vermutung nach einem Mucin. Wie andere Glykoproteïde hätte jedoch dieser Stoff durch Kochen mit Säuren ein Glukosamin ergeben müssen. Dieser Körper gibt mit Hydrazın dasselbe erst bei 201—204° sehmelzende Osazon wie die nicht am- dierte Hexose. Mit diesen Erwügungen übereinstimmend ergab sich in der Tat, dass das Gummi nach viermaligem Ausfällen mit Alkohol nur noch Spuren von N enthielt, also praktisch stickstofffrei war. Dagegen schäumte eine nur einmalig mit Alkohol gefüllte Gummiprobe beim Oxydieren mit HNO,, was auf einen gewisse? Eiweissgehalt hindeutete. Diese Probe ergab dann in der Tat. bel der Bestimmung nach KJELDAL einen N-Gehalt von 1,5 pCt. m 100° getroeknetes, pulverisiertes Gummi berechnet. Indessen rüh dieser Gehalt von den noch reichlich im Gummi vorhandenen Bar — : 1) Vgl z. B. E. WINTERSTEIN und O. HIESTAND, Zur Kenn 1906, - Lecithine. HOPPE-SEYLER’s Zeitschrift für physiologische Chemie XLVII, iv SINE B tnis pflanzlicher a Über Arabinbildung durch Bakterien. 401 terienleibern her. Bei weiteren Auflösungen in Wasser und nach- folgenden Ausfällungen mit Alkohol bleiben die Bakterien in letz- terem suspendiert. Der Unterschied des über dem Gumminieder- schlag stehenden Alkohols in den einzelnen Fällungen, vom völlig trüben bis zum ganz klaren, ist sehr augenfällig. Es steht also nichts im Wege, das Gummi als reines, polymeres Zuckeranhydrid aufzu- fassen. Bezüglich weiterer Einzelheiten über die Gummibildung dieses und anderer bakterieller, die Rinden von Pomaceen bewohnender Mikroorganismen verweise ich auf die späteren eingehenderen Dar- stellungen von ADERHOLD und mir. Zum Schluss fasse ich die wichtigsten Punkte nochmals kurz zusammen: l. Bacillus spongiosus Aderh. et Ruhl. bildet ein Gummi, welches aus reinem Arabin, ohne Beimischung von Galaktin oder von Hemi- cellulosen und stickstoffhaltigen Bestandteilen besteht. Die Gummi ergebenden Zuckerquellen sind vor allem Rohr- zucker und Raffinose. Dextrose allein gibt keine, Fruktose allein keine oder nur überaus geringe Gummibildung. Etwas günstiger wirkt Mannit. Mischungen beider Zucker, wie sie der invertierten Saecharose entsprechen, sind ganz unwirksam. Wie bereits in einer vorlüufigen Mitteilung von ADERHOLD und dem Verfasser gezeigt wurde‘), vermag Bacillus spongiosus in Kirsehenrinden sehr starke Gummiflusserscheinungen und damit im Zusammenhang stehende Krankheitsprozesse hervorzurufen. Das von der Kirsche gebildete Gummi ist dureh seineu bedeutenden Gehalt an Galaktosegruppen als Arabin-Galaktingemisch chemisch deutlich von dem Bakteriengummi verschieden. Der bakterielle Ursprung des Gummi der von GREIG SMITH untersuchten Phaneroganıen ist nicht bewiesen und höchst unwahr- scheinlich. - A priori lässt sich sehr wohl denken, dass in ausfliessenden zuckerreichen Säften höherer Pflanzen Gummistoffe durch hinzutretende terien erzeugt werden. Dieser Fall würde besonders bei solchen Phanerogamen in die Augen 'springen, welche weder unter gewöhn- lichen Verhältnissen, noch bei Verwundungen sonst Gummi oder ähnliche Substanzen hervorbringen. Bei den Amygdaleen jedenfalls aben wir ein in besonderen, anatomisch wohl charakterisierten Or- Sanen, den Gummilaeunen, aus den Kohlenhydraten der Rinde von dieser selbst gebildetes Produkt vor uns. 1) Vgl. oben. ; Ber. der deutschen bot. Gesellsch, XXIV. a -H 402 P. MAGNUS: 62. P. Magnus: Üher eine Erkrankung des Weinstockes. Eingegangen am 27. Juli 1906. Von Herrn EW. H. RÜBSAAMEN, dem Oberleiter der staatlichen Reblausbekümpfung im Bezirke Remagen a. Rhein und von der Mosel, erhielt ich seit einigen Jahren ein weisses, stark verzweigtes, Rhizomorpha ähnliches Pilzmycel, dessen äusserste Verzweigungen sehr dünn und zart sind, während die älteren Stämme bis 2 mm Dicke erreichen. Sie waren von ihm und Herrn W. J. LANGEN häufig auf Weinbergen, namentlich bei der Mosel gefunden worden. Nach den eingesandten Stücken wächst diese Rhizomorpha in morschem Holze, sowie zwischen den auf und in dem Boden liegenden faulen Blättern und Pflanzenteilen und umspinnt die Wurzeln und Basal- teile des Weinstockes selbst. Herr RÜBSAAMEN sandte mir die Basalteile von Weinstockpfählen, die von der Rhizomorpha umsponnen waren, nebst den Basalteilen der benachbarten Weinstöcke, welche von den Rhizomorphen umsponnen waren. Ausserdem zeigten sich an vielen der eingesandten Exemplare morsche, im Boden liegende Zweig- oder Achsenstücke von den Rhizomorphen umsponnen. Es lag zunächst nahe, an die Rhizomorphen von Armillaria mellea (Vahl) Fr. zu denken. Nach den Mitteilungen von SCHNETZLER, DUFOUR (Compte rendu des travaux présentés à la 69° session de la Société Helvétique des sciences naturelles, séances à Geneve les 10, 11 et 12 aoüt 1886, p. 101) und G. WAGNER (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten, IX. Bd., Heft 2) tritt der Hallimasch mit seiner Rhizomorpha am Weinstocke auf. Aber schon der äussere Anblick der Rhizomorpha von den Weinbergen an der Mosel und am Rhem lässt sie als ganz verschieden von der Rhizomorpha der Armillaria mellea (Vahl) erkennen, da letztere in der Erde (Rhizomorpha sub- terranea) stets schwarz ist, während die Rhizomorpha in den Wein- bergen ein blendend weisses Aussehen hat. Auch ist sie im all gemeinen weit dünner, da die stärksten Äste nur bis 2 mm Durch- messer haben. Vollends bestätigt wird diese Verschiedenheit durch Ja char teristische pseudoparenchymatische Rinde fehlt. Eine Art Rinde wird bei ihr nur dadurch gebildet, dass sich die englumigen pet” — . pherischen Hyphen der Rhizomorpha-Stränge etwas dichter ond m . aneinander legen, als die medullären, etwas weiteren Hyphen. pcm . . weicht daher in ihrem Bau sehr ab von der Rhizomorpha der Armillart | Über eine Erkrankung des Weinstockes. 403 So lange ich keine Fruchtkörper erhielt, konnte ich wohl eine Ahnliehkeit mit den mir von mancherlei Pilzen bekannt gewordenen Rhizomorpha-ühnliehen Pilzsträngen mancher Basidiomyceten, wie z. B. mancher Poria-Arten (P. Vaillantü, P. vaporaria) oder Phallus, konstatieren, vermochte eber nieht anzugeben, zu welchem Pilze sie gehören mögen. Doch hatte ich schon 1905 einen von Herrn W.J. LANGEN bei Mehring a. Mosel gesammelten kleinen Agaricus- Fruchtkörper erhalten, der die Zugehórigkeit zu einer Agaricinee für die grosse Mehrzahl dieser Rhizomorphen unzweifelhaft machte. Aber erst in diesem Jahre erhielt ich von Herrn RÜBSAAMEN so viele schön entwickelte Hüte dieser Agarieinee im Zusammenhang mit der weissen Rhizomorpha, dass ich sie beschreiben konnte und nicht daran zweifeln kann, dass der bei weitem grösste Teil der be- schriebenen weissen Rhizomorphen zu dieser Agaricinee gehört. Ich bestimmte sie zunächst für ein Tricholoma, mit welcher Gattung die weisse Farbe der Sporen, die buchtige Ausrandung der Lamellen bei ihrem Ansatze am Stiele und der in das Hutfleisch übergehende Stiel stimmen. Aber ich konnte in dieser Gattung keine mit ihr gut stimmende Art finden. Und erst durch die charakteristische Ab- bildung in COOKE, lllustrations of British Fungi (Hymenomycetes), Vol. II (London 1881—1883), Pl. 128, erkannte ich sie als Collybia platyphylla Fr. (= Agaricus grammocephalus Bull. 1792, welcher Name unbedingt die Priorität hat, wie schon SCHROETER in: „Die Pilze Schlesiens, Erste Hälfte, S. 645, ausführt, der ihn aber bei der Gattung Agaricus Sect. . Collybia belässt. Ich wende hier den all- gemeiner bekannten Namen an). Schon FRIES, der die Gattung Uybia ausser durch die oben von mir für die Stellung zu Tricho- - loma hervorgehobenen Charaktere noch hauptsächlich durch die Orpelige Beschaffenheit des Stieles charakterisiert, sagt in seinen ymenomycetes Europaei (1874), S. 109 hinter der Charakteristik der Sectio Collybia: Stipes in quibusdam v. e. A. platyphyllo, pullo ete. mollior, sed vegetatione, loco et habitu a Tricholomatibus facile dignoseuntur, — Wenn ich mich auch nach meiner subjektiven ng der letzteren Meinung nicht anschliessen kann und im Gegenteil finde, dass Collybia platyphylla Fr. manchen Tricholoma- n, z. B. Tricholoma boreale Fr., recht nahe steht, so mag hier doch die FRIES'sche Bezeiehnung beibehalten werden. . Von dieser Collybia platyphylla Fr. ist bekannt, dass sie von poppy Rhizomorpha-artigen Mycel im Boden entspringt. FRIES unter- scheidet l c. eine Subspecies. „repens Fr.“, charakterisiert “durch: Pileo carnosiore, depresso; stipite eavo, compresso, apice pruinato; | alió loriformi repente (quod Rhizomorpha zylostroma Ach.). — ue Ich muss betonen, dass die von Herrn RÜBSAAMEN eingesandten, - . aus der weissen Rhizomorpha entsprungenen Hüte meist nicht einen - 404 P. MAGNUS: hohlen, sondern einen soliden Stiel hatten, der häufig an der Spitze nieht bereift war, auch war der Hut meist nicht niedergedrückt. Ich kann daher die Exemplare von Lieser a. d. Mosel nicht für die var. repens Fr. erklären, trotzdem sie aus der Rhizomorpha entspringen. Ich habe schon oben kurz den anatomischen Bau der weissen Rhizomorpha von den Weinbergen besprochen und den Unterschied von der Rhizomorpha der Armillaria mellea hervorgehoben. Nachdem ich die aus ihr entspringende Agarieinee als Collybia platyphylla Fr. erkannt hatte, fand ich, dass V. FAYOD bereits eine anatomische Be- schreibung dieser Rhizomorpha gegeben hat in seiner ausgezeichneten Arbeit: Histoire naturelle des Agarieindes (Ann. des sciences natur. Bot., VIIme Serie, Tome 9), p. 201, die mit meinem Befunde gut stimmt. Auch CH. BOMMER hat in seiner schönen Studie: Selerotes et cordons myeeliens (Mémoires couronnés, publiés par l’Academie des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique, Tome LIV, 1894), p. 14—16, die Rhizomorphen von Collybia platyphylla Fr. be- schrieben. Er beschreibt und bildet ab im Marke Bündel eng- lumigerer Hyphen zwischen den weitlumigen Hyphen. Ich habe zwar im Marke auch weitere und engere Hyphen gefunden, aber nicht so häufig, wie BOMMER sie beschreibt und abbildet. Es wurde schon oben erwähnt, dass die Weinpfähle stark von der weissen Rhizomorpha angegriffen werden und von dort auf die Wurzeln der Rebe übergehen. Herr RÜBSAAMEN schildert die Er- scheinung so. treffend in einem Schreiben, dass ich die bezügliche Stelle hier wörtlich wiedergebe. Er schreibt: „Tatsache ist, dass auch noch lebende Wurzeln der Weinrebe oft von den Pilzfäden umsponnen sind, und dass dort, wo der Pilz vorkommt, die Wein- stöcke krank werden und eingehen. Derartige Stellen im Weinberge machen fast den Eindruck von Reblausherden, sodass eine gründliche dig Art der Weinbergsausbesserung, die vulgär als „Ausflicken“ 5€ zeichnet wird, ist an der Mosel überall im Brauche, während man sie am Rhein nicht kennt. Das massenhafte Vorkommen des Pilzes') an der Mosel ist ohne Zweifel auf diese Art des Ausbesserns zurück- zuführen.“ — Man sieht daher, dass es dringend geboten ist, die alten Pfähle, die man weiter gebrauchen will, gründlich zu desinfi- M zieren, bevor man die alten kränkelnden Weinstöcke durch neue — — jüngere ersetzt. Solches geschieht schon regelmässig in F rankreMo _ . namentlich in der Champagne, zum Schutze vor den ampelophage? — .. Mikrolepidopteren, wie J. DEWITZ im Centralblatt für Bakteriolog!: E s by 1) Damit sind zunächst die weissen Rhizomorphen gemeint. Über eine Erkrankung des Weinstockes. 405 Parasitenkunde und Infektionskrankheiten, IL Abteilung, XV. Bd., 8. 458 eingehend beschreibt. : Diese Erkrankung durch die Rhizomorpha der Collybia platy- phylla Fr. ist von den Herren EW. H. RÜBSAAMEN und W. J. LANGEN viel an der Mosel und auch am Rhein beobachtet worden, so bei Mehring a. Mosel, Lieser a. Mosel, Kosten a. Mosel, Graach a. Mosel und bei Langenlonstein. — Aber auch anderwärts scheint sie auf- zutreten. So teilte mir Herr Dr. VOLKART in Zürich, bei dem ich an- fragte, ob ihm diese Erscheinung aus der Schweiz bekannt sei, brief- lich mit, dass Herr Dr. H. SCHELLENBERG in Zürich schon oft solche Rhizomorphen an Rebpfählen aus Fichtenholz, freilich ohne Frucht- körper, angetroffen habe. Und Herr Dr. VOLKART teilt mir ferner mit, dass in der Sammlung des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich eine meiner weissen Rhizomorpha vollständig gleiche Rhizo- morpha sich befindet, die Dr. J. DUFOUR bei Regensburg im Kanton Zürich am 21. Juli 1886 gesammelt hat und die kleine Fruchtkörper einer Agaricinee trägt, die freilich nicht sicher erkennen lassen, ob wirklich die Armillaria mellea vorliegt. Es scheint demnach diese Erkrankung auch in der Schweiz öfter aufzutreten. Auch könnte sie wohl für Armillaria mellea öfter angesprochen worden sein. Ich wies schon oben darauf hin, dass ähnliche rhizomorphoide Pilzstränge auch anderen Basidiomyceten eigen sind. Herr RÜB- SAAMEN hat zwei solche Basidiomyceten in den Weinbergen bei Lieser a. Mosel gesammelt. Der eine wurde in zwei Stücken ge- sammelt und ist eine Poria, deren nähere Bestimmung ich bisher noch nicht wage. Der andere ist Ithyphallus impudieus (L.) Fr., dessen Mycelstränge wir durch die Untersuchungen von DE BARY, CH. BOMMER und GY. DE ISTVANFFI genau kennen und dessen Para- sıtismus auf dem Weinstocke letzterer in einer meisterhaften Unter- suchung beschrieben hat (Annales de l'Institut central ampélologique royal Hongrois, Tome III, Livraison 1, 1904). Aueh dieser lag nur m zwei kleinen Stücken von den Weinbergen bei Lieser a. Mosel : Te Den bei weitem gróssten Teil bildeten schon 1905 die weissen Rhizomorphen der Collybia platyphylla Fr. und 1906 dieselben mit zahlreichen Hüten der Collybia platyphylla Fr. Ausserdem fanden sich unter den Sendungen des Herrn RÜB- SAAMEN noch zwei Basidiomyceten, die unmittelbar aus dem Wein- stocke hervorgewachsen sind. Der eine ist Collybia velutipes (Curt.) Fr., der In einer rasigen Gruppe von sieben kleinen Hüten aus der Basis eines Weinstockes hervorgebrochen ist, die ebenfalls von der weissen Rhizomorpha der Collybia platyphylla Fr. umstrickt ist. Dass = bes weissen Rhizomorpha-Stränge nicht mit dem Rasen der Collybia 2 m pes zusammenhängen, lehrte leicht die Untersuchung. Collybia ~ "lutipes (Curt.) Fr. tritt bekanntlich an sehr vielen Bäumen auf, wie 406 P. MAGNUS: Über eine Erkrankung des Weinstockes. HENNINGS in Hedwigia, Bd. XLII (1903), S. (235), D angibt, wo übrigens der Wenistock nicht erwähnt ist HENNINGS scheint nach seinen Beobachtungen an Quercus palustris und am Salicetum des Berliner Botanischen Gartens Collybia velutipes wenigstens für einen Wundparasiten zu halten, was seine Beobachtungen auch nahe legen. Über den hier vorliegenden Fall kann ich in bezug auf diesen Punkt kein Urteil abgeben. Jedenfalls tritt Collybia velutipes, wie bekannt, oft saprophytisch an alten toten Baumstrünken auf. Und so mag es sich auch hier verhalten. | er zweite in zwei Stücken vorliegende Basidiomycet ist nach der gefälligen Bestimmung des Herrn Prof. P. HENNINGS der Maras- mius borealis (Bull.) Fr. Er tritt auf abgefallenen oder noch hängenden abgestorbenen Zweigen von Laub- und Nadelholz auf, nach SCHROETER: Pilze Sehlesiens, Erste Hälfte, S. 559. Er ist demnach nur als Sapro- phyt anzusehen. Zum Schlusse sage ich noch Herrn EW. H. RÜBSAAMEN meinen besten Dank für sein mehrere Jahre ausdauerndes Interesse an dieser Frage. M "9s N T : NA 3 76 d Ñ Ba. g A Gesellseh M^ EN d.Deutschen Bot. AX Bot.besellsch. Bd. d. Deutschen Y: Berichte d. Deutschen Bot. Gesellsch. Ba XL" CP EEE STIR ARDEN HET 7 J^ n: ENTER rn Da der Vorsitzende der Mieres cipi Sitzungen vs Jahre 1906, Geheimrat Engler, von seiner Reise zurückgekommen ist, werden die Herren Autre ersucht, alle wissenschaftlichen utili eter gt unter i oeio er kotabi e der Adresse des Absenders, fortan an denselben, Steglitz bei Berlin, Neuer botanischer Garten, zu richten Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme id Monate August und September am letzten Freitag pors Monats Abends 7 Uhr s 6S u Ed pari eie. a für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, id welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vo ollständig druckreif im Man en = pm Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- ereicht werden. Die Miltellehgen sollen der Regel naeh den Umfang von Druekseiten nicht überschreiten. (Reglement 6 19.) Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefasst sind, muss foren der daraus entstehenden Unzutrüglichkeiten beanstandet se "Die Beanstandung etrifft auc rbeiten, welche € in fehlerhaftem Latein ehthálten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe des- selben die Anzahl der gewünschten den derabdrücke an gen ie Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen e Verfasser selbst. Alle auf die lectus grin. der Berichte bezü ele Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, Ein ge Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1906. ge boe Generalversammlung: Schwendener, Präsident; Haberlandt, Stell- Für die e isenschaftlichen Pg Ne in Berlin: Engler, Vorsitzender; Kny, e Stellvertreter, Wittmack, r Stellvertreter; 0. Rei nhardt, image Kin führer, ib. Aweiter Schriftführer. Lindau, dritter Schriftführe She O. Mülle — is AM A. Engler, O. Reinhardt, Kóhne, Lindau, Ascherson, ? Gadbbfsfübvendsr Sekretär: C. Müller. _ „Alle Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeitráge bezüglichen für die Dow: werden frank lie Kur- un eumürkische Darlehnskasse . Der i ; H tglied r ee Mk. 5, für pim ausserordentlichen Mitglieder Mk. 10. event. er Berichte und So drücke betr. eklam re n, die Versend: Sonderabdrü sind S see koiil nach A are ss des betreffenden Band b ie Verlagshandlung, Gebr eh el Berlin SW. auerstr. 29, essenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis b. Be- E eg Ä A c tigungen oder s onstige häftliche Mitteil DUREE uw Rae SG rich geschäftliche Mitteilungen bittet man los Herrn Prof. Dr C. Miller. Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, II, zu senden. — — Sn — a R unterliegen folgenden Bestimmungen: 1, Jeder Autor erhält mit WV Went ostenfre i xl 2, Pi Md irre geliefert. ee Korrektur erfolgt, die Berechnung na l. für jeden verwandten Bo. eiiis zum Text 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates. | 3. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe FEE : Tafel mehr . ge xh rug telung derÜberzah vor de etzte * 4 bei ‚Doppetafein = Tatal mehr Tes Verlag von Gebrüder Bortraeger in Berlin — SW 11 Dessauer Strasse 29 P Neue Erscheinungen: | i? Horde Tabulae Botanicae ue Mitwirkung von A.J. Blakeslee (Cambridge, Mass.), A. Guilliermond (Lyon) redigiert | von Privatdozent Dr. E. Baur (Berlin) und Dr. E. Jahn (Berlin). Das Tafelwerk soll die gesamte Anatomie ind Entw geschichte der Pflanze umfassen; — ers sollen auch die nie anzen mehr berücksichtigt werder In Farbendruck aus haben die 7 ein Format von 150:100 em. Jeder Tafel Erklärung in drei Sprachen beigegeben. — gn Si fras je fünf Tafeln zum Prei ısgabe; zeln bezogen erhöht er d. eh der i au; Tafel, nh afyon n auf Leinwand mit Stäben sin Preis meng sich dann um 3 Mk: " | nsn ist proe ce ge I: Mycobacteriaceae, Entwie yangium fuscum; Tafel II: Fri to Hiepet von Ch Polya Myxococcus. Sporenbidung von Myxococcus : Berlin. [^u 30 Venen. Geheftok. 3 Mk. 80 Ts z gi P Mk. 80 Pf. HEFT $. DEUTSCHEN ANISCHEN GESELLSCHAF GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, Inhaltsangabe zu Heft 8. Silzung vom: 29. Oktober 1906 nor Mitteilungen: Palla: Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. Borde in. . lg eue 20 R. Ewert: Die Parthenokarpie der Obstbäume. (Vor- läufige Mitteilung) . Erwin Baur: Weitere Mittsilnngen über "iie infektiüse Chlorose der Malvaeeen und über einige analoge Er- scheinungen bei Ligustrum und Laburnum . : H. Lindemuth: Über angebliches Vo von Atropin in Kartoffelknollen infolge von Transplantation und über die Grenzen der Verwachsung nach dem er schaftsgrade jg " Kontriesitew Bar De. über die Wassoreioll . ausscheidung bei der Atmung der Samenpflanzen. . > A Bohak: Über die Entwickelungsgeschichte der gegen- würtigen phanerogamen Flora und Pflaüzendecke Mittel- deutschlands . . . . A. Ernst: Das Keien iler dimorphen Früchtchen ' von . LH Um Synedrella nodiflora P? Grtn. (Mit drei Abbildungen im Text) E ee Die Veg: ‚der Gesehlechisformen bei T Seite den gynodiöeischen Pflanzen . . E wis P. Magnus: Auftreten eines siähälmischen Rostpilzes a auf b : einer. neuen aus Amerika. een Miu ju 4 de Sitzung vom 26. Oktober 1906. 407 Sitzung vom 26. Oktober 1906. Vorsitzender: Herr A. ENGLER. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Dennert, Dr. E., in Godesberg a. Rh. (durch K. GOEBEL und K. GIESEN- HAGEN), Wehrhahn, W., Lehrer in Hannover, Asternstr. 29 (durch H. CONWENTZ und CARL MÜLLER), Gassner, Dr. Gustav, Hilfsarbeiter in der Kaiserl. Biologischen Anstalt in Dahlem (durch R. ADERHOLD und O. APPEL), Rehsteiner, Dr. Hugo, Apotheker in St. Gallen (durch O. APPEL und P. MAGNUS). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert: Fráulein Kinschewsky, Dr. Olga, in Marienfelde, Herr Leschnitzer, Dr. 0., in Posen. In gewohnter Weise fanden in der Sitzung die Wahlen der in Berlin tätigen Vorstandsmitglieder statt. Auf Antrag fanden die Wahlen durch Zuruf statt. Vom 1. Januar 1907 werden sein: Herr L. KNY erster Vorsitzender, ENGLER erster Stellvertreter desselben, WITTMACK zweiter Stellvertreter, REINHARDT erster Schriftführer, KOEHNE zweiter » LINDAU dritter » OTTO MÜLLER Schatzmeister, P. ASCHERSON Mitglieder der Redaktions- , E. GILG k dot » R. KOLKWITZ erg Als Sekretär wird Herr CARL MÜLLER die Amtsgeschäfte der Gesellschaft fortführen. Cp 49 $9 4 4 3$ Y 9 Herr DIELS teilte das Ergebnis der vom Verein Deutscher Ingenieure eingeleiteten Beratungen über die „Rechtschreibung der maturwissenschaftlichen und technischen Fremdwörter“ mit. Es liegt Tühmehr ein Verzeichnis der aufgestellten Regeln sowie derjenigen Ber, der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 29 : 408 E. PALLA: Worte vor, welche entweder allein der wissenschaftlichen Sprache angehóren uid besonderer Rechtschreibung unterliegen, oder welche in ilisischaftlichen Werken anders als in volkstümlichen Schriften zu schreiben sind. Die Deutsche Botanische Gesellschaft wird den aus den Beratungen hervorgegangenen Beschlüssen beitreten, welche übrigens im grossen und ganzen der Rechtschreibung entsprechen, welche seit dem Erscheinen des XXI. Bandes unserer Berichte bereits befolgt worden ist. Mitteilungen. 63. E. Palla: Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. Mit Tafel XIX. Eingegangen am 15. August 1906. L - In meiner Arbeit „Beobachtungen über Zellhautbildung an des Zellkernes beraubten Protoplasten“ (Flora, 1890, S. 314—331) habe ich den Nachweis zu erbringen gesucht, dass kernlos gewordenem Plasma die Fähigkeit der Membranausscheidung erhalten bleiben kann. Die Versuche, die ich zur Erhürtung dieser Tatsache an- gestellt hatte, sind seither von zwei Seiten nachgeprüft worden. C. ACQUA, der ausschliesslich mit Pollenschläuchen operierte, konnte in seiner ,Contribuzione alla conoscenza della cellula vegetale* (Malpighia, V, 1891, 8.1-39) das Hauptergebnis meiner niet- suchungen, dass Plasma auch nach dem Verluste seines Zellkernes noch lenia bilden kann, bestütigen, wie aus folgend: seiner Arbeit folgt: „Per ciò che riguarda il valore del nucleo. ii formazione di una nuova parete io ebbi a confermare aleuni dei am trovati dal PALLA, e la possibilità che masse di plasma non nucleate possano rivestirsi di cellulosi (a. a O., 8. 37); -+> osi me erac. come dall altro lato delle masse di questo (nämlich — quantunque non nucleate, siano capaci di compiere date ES s come di formare una nuova parete e forse anche di acerescers! d a. O., S. 38). CH. O. TOWNSEND dagegen, der zu seinen ^ comm : : M bloss Pollenschläuche, sondern auch Rhizoide und andere "E . Zellen benützte, bestreitet in seiner Arbeit „Der Einfluss des Be 4 kerns wor die xov der Zellhaut“ RE für — Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. 409 liche Botanik, XXX, 1897, S. 484—510), dass die kernlosen Plasma- teile, welche bei meiner Versuchsanstellung Zellhaut bildeten, dem Einflusse des Zellkernes entzogen waren, und behauptet, dass in allen solchen Fällen das kernlose Plasma mit dem kernhaltigen durch dünne, von mir übersehene Verbindungsfäden im Zusammen- hange stand; er kommt zu dem nachfolgenden Hauptergebnis: „Nach allen Erfahrungen ist zur Zellhautbildung der Einfluss des Zellkerns erforderlich. Dieser Einfluss kann auch nach kernfreien Cytoplasma- massen durch verbindende Plasmafäden übermittelt werden, und es bedarf erst der Zerstörung dieser, um Hautbildung an kernfreien Plasmaportionen zu sistieren“ (a. a. O., S. 506-507). Ich gebe ohne weiteres zu, dass ich in meiner Arbeit bei den plasmolytischen Ver- . suchen auf die tatsächlich in den allermeisten Fällen vorhandenen Verbindungsfäden zwischen den einzelnen Teilprotoplasten keine Rücksicht nahm und deshalb den Einwürfen TOWNSEND’s gegen meine Resultate in diesen Fällen eine Berechtigung nicht abzusprechen ist; aber TOWNSEND hätte unmöglich die oben zitierten Sätze aussprechen können, wenn er jenen Teil meiner Arbeit aufmerksamer durch- gelesen hätte, in welchem die Beobachtungen an Pollenschläuchen mitgeteilt sind, namentlich den Absatz über Galanthus nivalis, den ich deshalb hier wörtlich anführen will: „Die rasch wachsenden Pollenschläuche platzten sehr häufig an ihrer Spitze, wobei gewöhn- lich sowohl der generative als auch der vegetative Zellkern mit aus- gestossen wurden. In den meisten Fällen erhielt sich der im Schlauche verbliebene Protoplasmarest am Leben, auch wenn er ganz kernlos geworden war, und schloss sich gegen den verletzten Scheitel hin durch eine Cellulosekappe ab. Dann zerfiel er gewöhnlich in mehrere Teile, deren Länge häufig dem Abstande je zweier der hier, wie bekannt, typisch auftretenden Cellulosepfropfen entsprach; diese Teile kapselten sich oft sämtlich ein, das heisst, sie umgaben sich mıt einer Zellhaut, oder es umkleideten sich wenigstens die der Schlauchspitze zunächst gelegenen Teile mit einer Cellulosemembran. te ausgestossenen Plasmapartien gingen sofort zu- grunde, mochten sie den einen oder beiderlei Zellkerne enthalten oder nicht“ (a. a. O., S. 318; in der Originalarbeit ist der hier hervorgehobene letzte Satz nicht gesperrt gedruckt). Leider sind die früher angeführten Schlussfolgerungen TOWNSEND's seither in mehrere botanische Handbücher übernommen worden, so dass sich m der Literatur der Satz, ohne Kern keine Zellhautbildung, bereits fest einzubürgern beginnt. Diesem Irrtum durch Veröffentlichung neuer, einwandfreier Versuche zu begegnen, ist der Zweck der nach- folgenden Mitteilung. Als Versuchsobjekte dienten die Rhizoide von Marchantia polymorpha und die Brennhaare von Urtica dioeca; die "gebnisse, die ich bei wiederholter Kultur mit Pollenschläuchen i 99* i : 410 E. PALLA: verschiedener Monokotylen gewann, übergehe ich hier, denn sie gleichen vollständig denen, die ich in meiner früheren Arbeit mit- geteilt, und ich halte die sich an sie anknüpfende Frage für in meinem Sinne erledigt, da den negativen Ergebnissen TOWNSEND's meine und ACQUA's positive Resultate gegenüberstehen.*) II. Marchantia polymorpha. Dieses Lebermoos bietet in seinen Rhizoiden ein überaus günstiges Material dar für Experimente zur Entscheidung der Frage, ob die Zellhautbildung an die Anwesenheit des Kernes gebunden ist oder nieht. Kultiviert man die Pflanze in sehr feuchtem Raume, so sind die Spitzen der Rhizoide so empfindlich gegen Feuchtigkeits- schwankungen, dass die meisten sofort kollabieren, auch wenn man das Objekt noch so rasch aus dem feuchten Raume herausnimmt und in Wasser untertaucht. In sehr vielen Rhizoiden stirbt dann auch gleichzeitig das Plasma der Spitze ab, und da dieses Plasma stets auch den Kern führt, erhält man zahlreiche Rhizoide, in denen zwar noch der grösste Teil des Plasmas am Leben ist, die aber nur mehr einen toten Zellkern enthalten. Es ist klar, dass unter solchen Umständen die Rhizoide ein geradezu ideales Versuchsobjekt darstellen. Ex- perimentiert wurde in folgender Weise. Ein Marchantia-Stück mit hinreichend langen Rhizoiden wurde rasch in eine zehnprozentige Rohrzuckerlösung übertragen, der wie schon in meinen früheren Ver- suchen 0,01 pCt. Kongorots und 0,01 pCt. doppelt-chromsauren Kalis zugesetzt waren. Dann wurden sofort mit einem scharfen Messer die Rhizoide möglichst nahe ihrer Basis von dem Pflanzenkörper ab- getrennt und mikroskopisch durchsucht. Die geeigneten, nämlich solehe mit lebendem Plasma, aber totem Zellkern, wurden isoliert und einzeln auf Objektträgern unter Deckglas in der Rohrzucker- lösung weiter belassen, welche den Protoplast bald in eine Anza von meist durch Verbindungsfäden miteinander im "Zusammenhange stehenden Portionen zerteilte. In zahlreichen Fällen umgaben sich diese Plasmateile mit einer neuen Zellhaut (Fig 1). Hiermit ist also der exakte Beweis erbracht, dass die Anwesenheit eines lebenden Zellkernes, und das ist zunächst das Wichtigste an der Frage, zur Zellhautbildung nicht erforderlich ist. Zu den Ver- 1) Erwähnt sei hier nur, dass ich an Pollenschläuchen von Fritillaria imperialis und Meleagris, die ich in zehnprozentiger, mit Kongorot versetzter Rohrzucker wed kultivierte, in überaus zahlreichen Fällen freiwilliges Platzen der powe spitze beobachtete, wobei sowohl der vegetative Kern wie die generative Zelle pe ausgeworfen wurden; der vegetative Kern starb sofort ab, die generative — . hielt sich eine Woche und darüber lang am Leben, ihre Leukoplaste erg? inb zur Bildung einer Membran um die generative Zelle herum kam es me; der 8t rative Kern vermochte also hier nicht einmal die eigene Zelle zur Membr .. Scheidung zu veranlassen. Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. 411 suchen wurden nur solche Rhizoide benützt, bei denen höchstens eine Viertelstunde seit dem Abtrennen von der Mutterpflanze ver- strichen war; der tote Zellkern ist als solcher leicht zu erkennen, da er im Gegensatze zu dem lebenden scharf kreisfórmig umschrieben ist und sich samt dem ihn umgebenden toten Plasma bald durch das Kongorot zu färben beginnt. Das Auftreten der neuen Zellwand wurde 6 bis 24 Stunden nach Einleitung des Versuches beobachtet. Um die Frage zu entscheiden, ob das Plasma imstande ist, auch nach vollständiger Entfernung des Kernes eine Zellwand auszuscheiden, wurde in folgender Weise vorgegangen. Geeignete Rhizoide wurden nach ihrer Abtrennung von der Marchantia-Epidermis sofort je nach ihrer Länge in drei oder vier Teile zerschnitten, und jeder Teil nun für sich allein auf einem eigenen Objektträger in Zuckerlösung weiter kultiviert. Es ergab sich, dass bei einer ganz stattlichen Anzahl der Versuchsfälle auch das Plasma solcher Rhizoidstücke, welches gar keinen Kern führte, eine Zellhaut bildete (Fig. 2). Das Experimentieren in dieser Richtung ist naturgemäss etwas schwieriger als das vorher beschriebene Verfahren, da infolge des Zerschneidens des Rhizoids in mehrere Stücke häufig das Plasma aller erzielten Rhizoidteile sofort gänzlich abstirbt oder nur die Vakuolenwände lebend bleiben, welche aber niemals eine Zellhaut ausscheiden. Urtica dioeca. Die Brennhaare dieser Pflanze sind für Versuche, von einer Zelle eine kernhaltige und eine kernlose Hälfte zu erhalten, sehr geeignet, da hier der Kern bekanntlich in dem unteren Teil des Haares sich befindet, welcher in dem von den benachbarten Epidermis- zellen gebildeten Napf steckt. Die Versuche wurden folgendermassen angestellt. Das Brennhaar wurde an der Basis des Napfes mit einer Pineette gepackt und konnte nun von dem Stengel oder Blatte leicht abgerissen werden. Das isolierte Brennhaar kam sofort in die Zuckerlósung und wurde zunächst mikroskopisch daraufhin unter- sucht, ob der Kern der eigentlichen Brennhaarzelle vollständig in dem in dem Napfe verborgenen Fussstück lag, was meistens der Fall war; in den wenigen Fällen, in denen der Kern etwas über den Napf hervorragte, wurde selbstverständlich von der weiteren Ver- Wendung solcher Brennhaare Abstand genommen. Nun wurde die Brennhaarzelle oberhalb des N apfes mit einem Skalpell durch- schnitten und der obere, kernlose Teil, falls er lebend geblieben War, in Zuckerlósung auf einem Objekttrüger unter Deckglas weiter "Ultiviert: vorsichtshalber wurde nur dann zu einem Kulturversuche geschritten, wenn der mikroskopische Befund zeigte, dass auch das . Tlasma des Fussstückes lebend geblieben war und den Kern un- : verändert zeigte. Die Versuche wurden anfangs mit Brennhaaren 412 E. PALLA: vorgenommen, die von ganz erwachsenen Stengeln und Blättern ab- genommen waren; in keinem der zahlreich angestellten Ver- suche konnte ich eine Neubildung der Zellwand um den kernlosen Protoplast herum feststellen. Anders jedoch, als ich Brennhaare von noch stark jugendlichen Blättern verwendete; bei diesen traten an dem der Schnittseite zu- gekehrten Teile des kernlosen Plasmas nicht selten Kappen auf, die bisweilen eine recht beträchtliche Dieke erreichten (Fig. 3 und 4). Die neugebildeten Membranen wurden hier und ebenso bei Marchantia durch das Kongorot der Zuckerlösung schon bei ihrer Entstehung schön rot gefärbt. 111. Die in II. angeführten Versuche, die mit allen Kautelen an- gestellt wurden, erweisen also klar, dass Plasma auch nach voll- ständigem Verluste seines Zellkernes eine Membran bilden kann. Diese Erkenntnis kann wohl nach dem, was wir heutzutage bereits über die Differenzierung des Plasmakörpers und die Verteilung einiger Hauptfunktionen auf seine einzelnen Organe wissen, nicht überraschend sein; eher müsste uns ein gegenteiliges Ergebnis be- fremden, wenn ohne den Kern eine Zellhautbildung nicht möglich wäre. Die Ausscheidung einer Membran erfolgt um den Protoplast herum, und es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass sie eine uralte Eigenschaft des Plasmas darstellt. Deshalb, glaube ich, be- friedigt es unser Kausalbedürfnis besser, wenn wir die äussere Haut- schicht .als ein selbständiges, an und für sich vom Zellkern : abhängiges Organ für Zellhautbildung betrachten, als wenn wir eme, wie aber meine Versuche zeigen, tatsüchlich nieht vorhandene voll- ständige Abhängigkeit der Zellhautbildung von der Kerntätigkeit an- nehmen. Allerdings gibt es Beziehungen zwischen der Membran- bildung und der Zellkerntätigkeit, wie dies die bekannten Unter- suchungen HABERLANDT’s") erweisen; aber diese Beziehungen können nach der nun festgestellten Möglichkeit einer Zellhautbildung ohne Anwesenheit eines Zellkernes nur indirekte sein und dürften wohl jener Kategorie angehören, die der Zellkern als ein Zentralorgan des Protoplasts mit allen übrigen Organen desselben unterhält, d dem es je nach Bedürfnis die selbstündige Funktionstätigkeit eines Organes enorm steigert oder unter Umständen auch gänzlic sistiert. b Wie das Experiment zeigt, gelingt es nur bei bestimmten Ob- .. 4) „Über die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkernes bei = Pflanzen“ (Jena 1887). — „Über Einkapselung des Protoplasmas mit spo ar | Mire x pedi des Zellkernes* (Sitzungsber. der k. Akad. der W.in Wien. Bd. XCV^- Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. 4i3 jekten leieht, an kernlos gewordenem Plasma Zellhautbildung zu beobachten, und ich will es hier in Kürze versuchen, eine plausible Erklärung für diese Erscheinung zu geben. Die Zellen, bei denen man mit einer gewissen Bestimmtbeit auf ein positives Ergebnis rechnen kann, sind in mehr oder minder lebhaftem Längen- oder Diekenwachstum begriffen. Wenn nun solche Zellen isoliert werden und ihr Plasma trotzdem, sogar nach dem Verluste so wichtiger Organe, wie es der Zellkern ist, fortfährt, Zellhaut auszuscheiden, so spricht das nach meiner Meinung entschieden dafür, dass in diesen Zellen in mehr oder weniger diehter Anhäufung ein Stoff enthalten ist, aus dem das periphere Plasma die Zellhaut bildet.‘) Verschiedene Tatsachen geben dieser Ansicht hinreichende Stütze. Die reichlichste Kapselbildung seitens isolierter Plasmamassen erzielt man bei Pollenschläuchen; das Wachstum der Pollenschläuche erfolgt aber in Kulturen wohl ausschliesslich auf Kosten der so reich- lich im Pollenkorn gespeicherten Reservesubstanzen, und diese selbst wieder werden grösstenteils zur Bildung der Wand aufgebraucht. An isolierten Marchantia-Rhizoiden kapselt sich nach meinen Be- Obachtungen meist nur das Plasma des Spitzenteiles ein; hier also, an dem Orte des ausgiebigsten Längen- und Diekenwachstums, findet eine lokale Speicherung des zur Zellhautbildung verwendbaren Stoffes statt. An Wurzelhaaren dagegen, die im Zusammenhange mit ihrer Wurzel der Plasmolyse in Zuckerlösung unterworfen wurden, konnte ich die Wahrnehmung machen, „dass gerade der am Grunde der Zelle befindliche und bei hinreichender Länge des Wurzelhaares stets kernlose Teilprotoplast am häufigsten die Erscheinung der Ein- kapselung zeigte und eine verhältnismässig dieke Membran aus- bildete“ (a. a. O., S. 324), während die übrigen Plasmaportionen sich nicht einkapselten oder nur dünne Membranen ausbildeten; in diesen Fällen haben wir eine während des Experimentes fortdauernde Ein- Wanderung der zur Membranbildung verwendeten Substanz aus dem Wurzelkörper in die Basis des Wurzelhaares anzunehmen. Bezüg- ich Urtica dioeca habe ich darauf hingewiesen, dass ich mit Brbnn- haaren ausgewachsener Blätter und Stengel keine Resultate erzielen konnte, wohl aber mit solehen jugendlicher Blätter. Als ich in tesem Frühjahr ein grosszelliges Oedogonium in grösserer Menge in Zuckerlösung legte, zeigten am nächsten Tage alle Zellen mit Ring- "dung ausgiebige Einkapselungserscheinungen, während die kontra- erten Protoplaste der nieht in Teilung begriffenen Zellen noch membranlos waren. Diese Beispiele dürften genügen, mit einer ge- oh Nissen Berechtigung folgenden Satz aussprechen zu kónnen: Isolierte ; e EUR 1) Die Jugend der Zelle allein für die Erscheinung verantwortlich zu machen, | M keinen Sinn; auch künnen alte Zellen unter Umstünden Membran aus- neiden, er 1 ur 2 vornehmlich N die eventuelle ldentität von Be 414 R. EWERT: Plasmapartien werden stets auch dann noch, wenn sie kernlos geworden sind, eine Zellhaut ausbilden können, wenn sie zur Zeit ihrer Isolierung einen zur Membran- bildung verwendbaren Stoff als Reservesubstanz ent- halten. Graz, Botanisches Institut der Universität. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1 und 2: Rhizoide von Marchantia polymorpha. Vergr. 110. 1. Ende eines Rhizoids mit eingekapseltem Plasma. Zellkern (2) gleich am Anfange des Versuches abgestorben. Beginn der Kapselbildung etwa 12 Stunden nach der Einleitung des Versuches. Das End- (I) und Mittelstück (II) eines in drei Teile geteilten Rhizoids, mit Kapseln; jeder Teil für sich auf einem eigenen Objektträger kultiviert (Das nicht eingezeichnete Basalstück, das so lang war wie I und II zu- sammen, bildete keine Kapseln aus). Der in dem Endstück sitzende Zell- kern schon beim Beginn des Versuches abgestorben. » 9 und 4: Brennhaare junger Blätter von Urtica dioeca. 90. Kernloses Teilstück, das sich gegen das abgestorbene Plasma der Wund- stelle durch eine dünne Kappe (k) abschloss; nach Ausbildung der Kappe kontrahierte sich das Plasma unter dem Einflusse der Zuckerlösung und zerfiel in mehrere durch Verbindungsfäden im Zusammenhange stehende Teile, die aber keine Zellhaut mehr ausbildeten. Kernloses Teilstück mit dicker Kappe. Die Fig. 3 und 4 nach Präparaten mit noch lebendem Plasma gezeichnet, die Fig. 1 und 2 nach solchen, bei denen auch schon das eingekapselte Plasma ab- gestorben war und sich nun von der Wand abhob). » u Ro 9o 3 to e Sun R. Ewert: Die Parthenokarpie der Obstbäume. Vorläufige Mitteilung. Eingegangen am 21. August 1906. In meiner in den Landwirtschaftlichen Jahrbüchern im Jahre Hs publizierten Arbeit: ,Blütenbiologie und Tragbarkeit der me habe ich bereits ausgesprochen, dass die WAITE'sche Ei unserer Obstbäume in selbstfertile und selbststerile Sorten einer Revision bedürfe, da aller Wahrscheinlichkeit nach wie " Gurke und anderen Pflanzen auch bei den Obstbäumen Fruchtansa ohne yorangegangene Bestäubung vorkäme. INA, Bei meinen neuesten Versuchen vom Jahre 1906 lag m iat und Die Parthenokarpie der Obstbüume. 415 Parthenokarpie festzustellen. Das geschah bei Äpfeln und Birnen in der Weise, dass ich bei ein und derselben Sorte l. die Fremdbestäubung verhinderte, 2. jede wirksame Bestäubung ausschloss, 3. die Fremdbestäubung ermöglichte. Ich erhielt nun bei meinen Versuchen mit der Apfelsorte Cellini in den ersten beiden Fällen kernlose*) Früchte, welche zum Teil über 100 g wogen, wührend ich im dritten Falle kernhaltige Früchte erzielte, die etwas flacher gebaut waren wie erstere. Ein in gleicher Weise angestellter Versuch mit der Birnsorte Clairgeau ergab ganz ähnliche Resultate, doch zeigte sich bei den im Falle 1 und 2 ent- standenen Früchten anfangs noch ein Wachstum der Samenknospe, das schliesslich aber nur zur Bildung verkümmerter Samen führte, während im Falle 3 auch hier Früchte mit Kernen von normaler Grösse geerntet wurden. einer ganzen Reihe freistehender Apfel- und Birnbäume wurden auch verschiedene andere Sorten auf ihre Fähigkeit, „Jungfern- früchte* zu bilden, geprüft. Bei den Äpfeln verliefen die entsprechend angestellten Versuche nicht immer ganz glatt; so enthielten z.B. bei er Winter-Goldparmäne im August abgenommene Probefrüchte zum Teil Kerne. Dass in letzterem Falle Parthenogenesis vorliegt, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, wohl aber ist nicht ausgeschlossen, dass bei manchen Apfelsorten wie bei den Birnen auch ohne Be- frachtung noch ein anfängliches Wachstum der Samenknospen statt- finden kann. Inwieweit Zufälligkeiten mitgespielt haben, lässt sich vorläufig noch nicht übersehen. Bei den Birnen, bei welchen ich die Befruchtung in derselben Weise wie bei den Äpfeln verhinderte, erhielt ich nach Untersuchung der ebenfalls im August in grösserer Zahl abgenommenen Probe- Tüchte nur Früchte mit verkümmerten Kernen, wührend die Ver- gleiehsbàume derselben Sorte, bei denen die Befruchtung nicht aus- geschlossen war, stets Kerne von normaler Grósse enthielten. : Die Ausbeute der in ziemlichem Umfange angestellten Versuche lst 80 gross, dass es einiger Zeit bedarf, um das ganze Material zu sichten, Soviel darf aber schon jetzt als sicher angenommen werden, " die verschiedenen Apfel- und Birnsorten bei Verhinderung der äubung 1. überhaupt keine Früchte, 2. verkümmerte oder missgestaltete Früchte, 9. Früchte von normaler Grösse zu liefern vermögen. Ve RR ., D Nach den bisherigen zahlreichen Probenahmen enthielt nur eine Frucht du n Kern, und zwar im Falle 0. 416 ERWIN BAUR: Ob es neben der Parthenokarpie noch Selbstfertilität gibt, be- darf noch einer näheren Untersuchung. Jedenfalls stimmen meine ohne Bestüubung erzielten Früchte sowohl in der Form, als auch bezüglich ihres Kerngehaltes so sehr mit den Früchten, die WAITE bei seinen selbstfertilen Sorten unter Ausschluss der Fremdbestáubung erhielt, überein, dass anzunehmen ist, dass Parthenokarpie und Selbstfertilität sich in den meisten Fällen deckt. Neben dem wissenschaftlichen Interesse, welches die Partheno- karpie unserer Obstbäume bietet — dieselbe erstreckt sich nach meinen bisherigen Versuchen auch auf das Steinobst — kommt auch eine praktische Frage in Betracht, nämlich die Beurteilung der abso- luten Fruchtbarkeit der Obstsorte. Aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es eine grosse Anzahl von Apfel- und Birnsorten, die ohne. Be- stäubung einen ebenso guten oder fast ebenso guten Fruchtansatz aufweisen können wie mit Bestäubung, und gerade solche Sorten würden in Frage kommen, wenn man z. B., wie man jetzt allgemein bestrebt ist, einige wenige Sorten in grösseren Massen anbaut, da in solehen Fällen die Fremdbestäubung sehr erschwert ist. Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass die Ergebnisse der WAITE- schen Untersuchungen keine allgemeine Gültigkeit beanspruchen können, weil bei denselben das jeden Organismus beherrschende Ge- setz von der Korrelation seiner Teile nicht berücksichtigt worden ist, da WAITE meines Wissens immer nur mit einzelnen Teilen eines Baumes operiert hat. Dieses wichtige Gesetz verdient hier besonders deswegen Beachtung, weil die kernlosen Fruchtanlagen gegenüber den kernhaltigen am aidtohoti Baum beim Kampf um die organische Nahrung die EDER sind. und schon aus diesem Grunde häufig abfallen. Bei meinen Versuchen sind daher alle Blüten eines Baumes stets den gleichen Bedingungen unterworfen worden, sofern ich nieht absichtlich die Wechselwirkung zwischen kernlosen und kernhaltigen Fruchtanlagen feststellen wollte. 65. Erwin Baur: Weitere Mitteilungen über die tese Chlorose der Malvaceen und über einige analoge Ers bei Ligustrum und Laburnum. Eingegangen am 2. Oktober 1906. Meine Untersuchungen - RH dà durch Pfropfung von einem Individuum auf ein anderes übertragbare „Panaschierung“ wo | Malvaceen hatten ergeben, dass, wie schon früher vasis. vos mor BAUR, Über die infektiöse Chlorose- der Malvaceen. m S pos nm pts Akad. d. Wissensch. . 1906, 8. u. bo RE Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen. 417 Autoren vermutet hatten, diese Buntblätterigkeit völlig verschieden ist von den anderen, äusserlich ähnlichen ee die man als Variegatio, Albteatio usw. zu bezeichnen pfleg ine Pflanze kann das Merkmal, die ee haben, weiss- oder gelbgefleckte, -gestreifte, -gerandete oder ganz gelbe Blätter zu produzieren, die Buntblätterigkeit ist dann ein Sippenmerkma so gut wie jedes andere, wie Blattform, Blütenfarbe usw. Derartige buntblätterige Sippen können, wie z.B. manche „Aurea“-Formen, völlig samenbeständig sein, in anderen Fällen wieder tritt auch nach sorgfältiger Reinzüchtung die Buntblätterigkeit stets nur bei einem gewissen Prozentsatze der Individuen der fraglichen Sippe in Er- scheinung. Diese Buntblätterigkeit, für die ich weiterhin vorläufig die fiecinbnndg Albica atio g gebrauchen werde, tritt als neues Merkmal in sonst rein grünen Bingen ziemlich häufig in Form von Knospen- oder Sämlingsmutation auf. Die von mir als infektiöse Chlorose dieser Albieatio gegenüber- gestellte Art der Buntblätterigkeit ist kein Sippenmerkmal, die be- treffenden Pflanzen sind und bleiben nur deswegen buntblätterig, weil in den bunten Stellen ihrer Blätter im Lichte ein vorläufig noch nicht näher bekannter Stoff entsteht, der die sämtlichen embryonalen Blätter der betreffenden Pflanze und auch anderer mit ihr in Pfropfsymbiose lebender Pflanzen so affiziert, dass sie später ebenfalls zu buntfleckigen Blättern werden, die dann — aus- gewachsen — auch ihrerseits denselben eigenartigen Stoff produzieren. Also nur deshalb, weil die jungen, sich entwickelnden Blätter be- Ständig von den schon vorhandenen alten aus infiziert werden, bleiben diese infektiös chlorotischen Pflanzen selber und in ihrer vegetativen Nachkommenschaft buntblätterig, sie bilden aber grüne Blätter aus, sobald man durch Verdunkeln der alten, ausgewachsenen, bunten Blätter oder durch eine andere gleichsinnige Methode?) die Infektion der jungen Blätter verhindert. Eine durch eine derartige Kur grün- b ätterig gemachte Pflanze bleibt dauernd grün, kann aber durch Pfropfsymbiose mit einer bunten wieder bunt gemacht werden. ährend es sich also bei der Albieatio um ein Sippenmerkmal, um eine der betreffenden Pflanze inhärente, erblich fixierte Eigenschaft handelt, ist die infektióse Chlorose ein Zustand, in den jedes be- en pu 1 Es kann dies aber nur eine ganz vorläufige Zusammenfassung sein, in reel handelt es sich auch bei dieser „Albicatio* noch um eine Gruppe von Y sich völlig verschiedenartigen Erscheinungen. Die gelbbunten Amarantus- pea die Aurea-Varietäten von Pupaver Rhoeas, die weissrandigen Sippen von cer Negundo repräsentieren z. B. schon drei ganz verschiedenartige Typen, ver- bei ia Faktoren, in bezug auf ihre Vererbbarkeit usw. Ich werde auf diese Fragen bei einer T reged Gelegenheit zu re kommen, Vgl. BAUR, 1. c. 1906, 8.20. en sowohl anatomisch, als vor allem in bezug auf ihre Beeinflussbarkeit "dureh p 418 ERWIN BAUR: liebige Individuum der dafür empfänglichen Spezies jederzeit ge- bracht werden kann, in dem es dann selber und in seiner vegetativen Nachkommenschaft, sich selbst überlassen, dauernd verbleibt, von dem man aber auch durch geeignete Behandlung jederzeit jedes Individuum wieder befreien kann. Über einige neue mit solchen infektiös chlorotischen Pflanzen im vergangenen Sommer angestellte Versuche möchte ich im Folgenden vorläufig kurz berichten. 1. Eine immune Sippe von Abutilon striatum Dicks. In meiner letzten Mitteilung habe ich schon kurz erwähnt, dass gelegentlich auf infektiós chlorotischen Malvaceen ohne erkennbaren Grund rein grüne Sprosse sich entwickeln, die trotz des Zusammen- hanges mit dem bunten Mutterstocke dauernd grün bleiben. Ein derartiger Fall war mir im Sommer 1904 vorgekommen. Zwei im uli an einem ins Freie ausgepflanzten, stark buntblätterigen Exem- plare von Abutilon striatum Dicks. (A. T'hompsoni hort.) austreibende Knospen waren von vornherein rein grünblätterig und blieben es bis zum Herbste, während die übrigen Zweige der Pflanze, die ‚sehr sonnig stand, nur intensiv bunte Blätter entwickelten. Von einem solchen vergrünten Aste machte ich mir zwei Stecklinge und arzo mir weiterhin daraus durch Stecklingsvermehrung eine Reihe kräftiger grüner Striatum-Pflanzen. Diese sämtlichen so gewonnenen Exem- plare sind immun gegen die infektiöse Chlorose, während sonst grüne Striatum-Pflanzen stets stark empfänglich sind. Ich habe Zweige dieser immunen Exemplare auf verschiedene infektiös ‚ehloro- tische Malvaceen gepfropft, ohne dass eine Ansteckung erfolgt wäre. e Wir haben danach in den Abkómmlingen der genannten vergrum*" = Zweige eine neu entstandene Sippe vor uns, die sich durch. B Immunität gegen die infektióse Chlorose von dem gewöhnlichen. : A. striatum unterscheidet. Ob diese Sippe samenbeständig ist, ae ich nicht prüfen können. Die sämtlichen Exemplare von A. 57020777 — des Berliner Universitätsgartens mit Einschluss der buntem 4 Aomp — Pflanzen setzen, miteinander befruchtet, niemals Samen an, ob = sie, wie Bastardierungsversuche zeigen, vollkommen seg e ; wiekelte, funktionsfähige Eizellen und Pollenkörner haben. ^77 sämtlichen Exemplare sind wohl durch vegetative Vermehrung Sr einem und demselben Stocke gewonnen, und Sexualzellen, die H » gleichen Mutterpflanze entstammen, befruchten sich nach F ‚MÜLLER n Beobachtungen bei den meisten Abutilon-Arten nieht Mir _ 1873. “Die Befruchtung der Blumen durch Insekten. Leip Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen, 419 2. Die Immunität von Lavatera arborea L. Dureh die Versuche früherer Autoren, vor allem LINDEMUTH's, ist festgestellt worden, dass zwar eine grosse Anzahl von Arten und Gattungen der Malvaceen auf dem Wege der Pfropfinfektion mit der infektiósen Chlorose angesteckt werden kónnen, dass es aber auch andererseits viele Arten gibt, die trotz langdauernder Pfropfsymbiose mit bunten Pflanzen die Buntblätterigkeit nieht annehmen, also immun sind. Ich selbst habe dann darauf hingewiesen, dass diese Immunität verschiedener Art sein könne. Sie kann entweder darauf beruhen, dass aus irgend welchen Gründen das Virus nicht in diese Pflanzen eindringt, oder das Virus dringt zwar ein, wird aber durch eine Art Antitoxin im weitesten Sinne des Wortes unwirksam ge- macht, drittens schliesslich kann das Virus zwar eindringen, wird auch nicht irgendwie neutralisiert, aber dafür verhalten sich die be- treffenden Pflanzen ganz indifferent, wie das Huhn z. B. gegen Tetanustoxin. Für die immunen Sippen von Abutilon arboreum trifft, wie ich durch einen einfachen Versuch hatte feststellen können, die unter 3. genannte Möglichkeit zu: Pfropft man nämlich auf einen immunen A. arboreum ein buntes Reis, z. B. von A. Thompsoni, und auf einen anderen Zweig der gleichen Unterlage ein Reis von A. indicum, so Wird das Indicum-Reis durch die immune und deshalb grünbleibende Arboreum-Unterlage hindurch von dem Thompsoni-Reis infiziert. Genau ŝo wie immune Arboreum-Pflanzen leiten auch die oben unter 1. er- wähnten immunen Striatum-Pflanzen das Virus weiter; ich habe im vergangenen Sommer die entsprechenden Versuche gemacht. Aber nicht alle immunen Malvaceen scheinen sich so zu ver- halten Eine immune Sippe von Lavatera arborea L. liess wenigstens m drei Versuchen, wo ich auf einen Zweig A. Thompsoni, auf einen anderen A. indicum aufgepfropft hatte, das Virus nicht passieren, auch bei einer anderen Versuchsanordnung, als ich das TAompsoni- s das Indieum-Reis auf denselben Lavatera-Zweig aufpfropfte, so CASS nur ein ] em langes Stück Lavatera zwischen die beiden Reiser eingeschaltet war, blieb das /ndicum-Reis, solange ich die Pflanze beobachten konnte (11 Monate lang), völlig unbeeinflusst. 3. Der Einfluss des Lichtes auf die Entstehung des Virus Url dd in den Blättern. x. Meine letztjährigen Versuche hatten ergeben, dass nur in be- 4. liehteten bunten Blüttern das Virus produziert wird, das die neu- : entstehenden Blätter bunt macht. Verdunkelt man die alten bunten Vr einer infektiós chlorotischen Malvacee, so entstehen an den "Setationspunkten nach einiger Zeit nur noch rein grüne Blätter, — einerlei, ob die Vegetationspunkte selber im Licht oder im Dunkeln sieh befinden. Durch alleinige Verdunkelung der neuentstehenden Blätter wird dagegen ihre Infektion nicht verhindert. an kann die Entstehung von neuem Virus auch schon ver- hindern, wenn man die Versuchspflanzen nieht vóllig dunkel stellt, sondern nur sehr gedümpftes Licht einwirken lässt. Ich verwendete für meine Versuche eine mit einem schwarzen Tuchvorhange ver- schliessbare, grosse Holzkiste; auch wenn ich in dem Vorhang einen Spalt offen liess, so dass die Versuchspflanzen noch eine gewisse Lichtmenge empfingen, die so gross war, dass die jungen Blätter gerade eben noch ergrünten und etwas assimilierten, wurde die Virusproduktion schon verhindert, die betreffenden Pflanzen wurden ebenso rasch rein grünblätterig, wie wenn sie völlig verdunkelt ge- wesen wären. Hält man infektiös chlorotische Malvaceen lange Zeit im Schatten, im Freien unter dichtem Gebüsch oder im Gewächshaus im Schatten. dichtlaubiger Pflanzen, wo aber immerhin noch soviel Licht zutritt, dass die Pflanzen noch kräftig wachsen und nur wenig etiolieren, $0 sind die gelben Flecken auf den neu entstehenden Blättern all- mählich immer kleiner und spärlicher, die Blätter zeigen schliesslich nur noch ganz vereinzelte gelbe Fleckehen, und im Laufe einiger Monate kann man sogar rein grüne Pflanzen erhalten. Je kurz- lebiger an den Versuchspflanzen die Blätter sind, desto rascher geht das Vergrünen vor sich; bleiben die noch unter dem Einfluss der früheren besseren Belichtung intensiv bunt gebildeten ältesten Blätter lange in Tätigkeit, so werden auch die weiterhin entstehenden Blätter noch lange relativ stark bunt gebildet, ein Fortschritt HD Vergrünungsprozess erfolgt bei gleichbleibender Helligkeit erst mit. dem Abfallen der stark bunten ältesten Blätter. Daraus folgt wohl, dass die Menge des in einer bunten Pflanze entstehenden Virus‘) Le abhängig ist erstens von der Belichtungsintensität und zweitens von der Grösse der gelben Flecken in den tätigen Blättern. ib: s war danach von Interesse, festzustellen, ob man ‚sr entsprechend durch gesteigerte Beleuchtung die Virusprodukt! elb- steigern kann, dass schliesslich die neuen Blütter nicht bloss dns fleckig, sondern ganz gelb gebildet werden. Einige ganz ros gestellte Versuche ergaben, dass in einer Reihe von A Pflanzen, von denen eine erste Gruppe nie Sonne, aber sonst YO etwa ein Viertel des Himmels zerstreutes Licht, eine zweite nur vormittags Sonne, sonst von etwa der Hälfte des Himmels ? streutes Licht, und eine dritte Gruppe endlich den LM. Sonne und fast vom ganzen Himmel zerstreutes Licht bekam, 7". And 1) Messbar sbar durch den Grad der Buntheit as 26 OMM ‚roduktion 89 - Grp —- Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen. 491 erste Gruppe zwar deuilich weniger bunt wuchs als die beiden letzteren Gruppen, aber schon zwischen diesen beiden selbst war kein Unterschied mehr erkennbar. Die Versuche waren dabei zwei Monate, Juni und Juli, im Gang; Versuchspflanze war Abutilon Thompsoni. Es gibt wohl ein für jede Malvaceensippe verschiedenes bestimmtes Maximum von Buntheit; wenn das erreieht ist, dann be- wirkt aueh eine noch weiter gesteigerte Belichtung keine weitere Verschiebung im Verhältnis zwischen den gelben und den grünen Blattpartien. Einigermassen klare Resultate ergaben auch Kulturversuche in blaugrünem und in gelbrotem Lichte. Ich verwendete für diese Zwecke kleine nach dem Muster der von KLEBS!) beschriebenen an- gefertigte Glashäuschen, . eines aus rotem Überfangglas, ein anderes aus blaugrünem Glase. Die Gläser stimmen nach dem spektroskopi- schen Befunde ungefähr mit den von KLEBS verwendeten überein. Das blaue Glas lässt zwar einen kleinen Teil des Gelb mit durch, aber so wenig, dass er vernachlässigt werden kann. Die Häuschen standen im Universitätsgarten, so dass sie vormittags für einige tunden besonnt wurden, im übrigen im Schatten von Bäumen waren. Im roten Hause wuchsen die Adutilon-Pflanzen sehr stark etioliert und rasch, im blauen Hause war die Form der Pflanzen fast die gleiche wie bei Kultur in weissem Lichte, die Pflanzen wuchsen aber beträchtlich langsamer. Bunt blieben die Pflanzen in beiden täuschen auch nach dreimonatlicher Kultur, aber im blauen deut- lieh weniger als im roten. Danach findet also die Virusproduktion in beiden Spektralhälften statt, denn das Buntbleiben der Versuchs- pflanzen im blauen Häuschen kann nicht auf Rechnung der geringen Menge gelben Lichtes gesetzt werden, die das verwendete blaugrüne Glas noeh durchliess; Pflanzen, die in einem eutsprechenden schwachen, rotgelben Lichte gehalten wurden, verhielten sich ganz so wie völlig verdunkelte, _ Cn Darüber, ob und wie die Virusproduktion mit dem C O,-Assimi- lationsprozesse irgendwie zusammenhängt, wie es der Einfluss des ichtes wahrscheinlich macht, habe ich nichts feststellen können. Der naheliegende Versuch, bunte Abutilon-Pflanzen lange Zeit in C0,-freior Luft zu kultivieren, liess sich nicht ausführen. Die Versuchspflanzen warfén stets schon nach wenigen Tagen die Dlátter ab, und damit war der Versuch jeweils auf den alten Zurück- Schneidungsversuch zurückgeführt, sein Ausfall konnte für die jetzige Frage nichts entscheiden. ..D Kress, Jahrbücher für wissensch, Botanik, 42, 8. 197. 499 N ERWIN BAUR: 4. Versuche über die Samenbeständigkeit der infektiösen Chlorose. Alle bisher, vor allem wieder von LINDEMUTH, gemachten Beob- achtungen an Sümlingen bunter Malvaceen ergeben übereinstimmend, dass eine Infektion der Embryonen von der Mutterpflanze her nie vorkommt. Auch bei einer Aussaat von Samen einer bunten Kitaibelia vitifolia, die etwa 300 Keimpflanzen ergab, fand ich kein infiziertes junges Pflänzchen. Ebenso erhielt ich von etwa 10 Samen eines sehr stark bunten Exemplares von Abutilon indicum, der für die infektiöse Chlorose wohl am meisten empfánglichen und dureh sie am meisten geschüdigten Malvacee, nur grüne Keimlinge. Die Samen keimten dabei rasch, genau wie die von grünen Mutter- pflanzen, erwiesen sich aber nicht alle als keimfähig, ich erhielt im Ganzen nur etwa 50 Keimpflanzen. 5. Infektiöse Chlorosen in anderen Pflanzenfamilien. Darüber, ob die zahllosen panaschierten Varietäten von sonst grünblätterigen Pflanzen, die wir in Gärtnereien und Baumschulen, aber auch wildwachsend beobachten können, wirkliche albikate Sippen sind, oder ob es sich nieht auch vielfach um infektiöse Chlorosen handelt, wissen wir sehr wenig. Es sind zwar, nament- lich in der gärtnerischen Literatur, eine grosse Zahl von gelegent- lichen Beobachtungen mitgeteilt, dass von einem bunten Edelreise aus eine bis dahin grüne Unterlage mit der Buntblátt igkeit an- gesteckt worden sei. Aber leider ist es durchweg nieht möglich, mit Sicherheit festzustellen, auf welehe von den mancherlei schon äusserlich verschiedenen panaschierten Varietäten der betreffenden Pflanze sich die Angabe bezieht, und dann vor allem handelt es sich Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen. 423 Um derartige Fälle, wo das Austreiben eines bunten Zweiges aus einer veredelten Unterlage nur ganz zufällig mit dem Auf- pfropfen eines bunten Reises zusammenfiel, handelt es sich wohl bei manchen der in der Literatur mitgeteilten Beispiele von Pana- schierungsübertragungen. Z. B. gilt das wohl sicher für die Ent- stehung des Cornus alba Spaethi Wittmack, einer gärtnerisch sehr wertvollen Varietät von Cornus alba Wangh. mit breit ge e- randeten, oft rein gelben Blättern. Cornus alba Spaethi Wittmack ist im Jahre 1884 in den SPATH'schen Baumschulen in Baumschulen- . weg bei Berlin entstanden, und zwar in der Weise, dass eine grün- blätterige Unterlage von Cornus alba Wangh., auf die eine weiss- bunte Varietät, nämlich Cornus alba foliis argenteovariegatis elegans hort. gepfropft war, ein Reis austrieb, das von vornherein die für Cornus alba Spaethi bezeichnende Färbung aufwies’), Das Reis wurde eifrig vegetativ vermehrt, und von ihm stammen alle die zahllosen Exemplare von Cornus alba Spaethi ab, die man heute in allen Gärten findet. Nun ist aber seither Cornus alba foliis argenteovariegatis elegans hort. tausendfach wieder auf Cornus alba gepfropft worden, ohne dass die Unterlage infiziert worden würe, und ebensowenig hat bisher trotz der zahllosen entsprechenden Pfropfungen Cornus alba Spaethi selbst seine Buntblätterigkeit auf andere Individuen übertragen. Eine infektióse Chlorose liegt also hier nieht vor. Damit stimmt überein, ass es mir nicht möglich war, durch Dunkelkultur die Pana- schierung zu unterdrücken ». . Ob die Buntblütterigkeit von Cornus alba Spaethi samenbestündig ist, weiss ich nicht. In anderen Fällen von Panaschierungsübertragungen dagegen, über die wir in der Literatur berichtet finden, lagen doch wohl infektiöse Chlorosen vor. m in dieses so dunkle Gebiet etwas mehr Licht zu bringen, habe ich im Herbst 1904 mit einer grossen Anzahl von panaschierten arietäten verschiedener Bäume und Sträucher selbst zu experimen- rn u D Ich bin der Leitung der SPiTH'schen Baumschulen für die mir hierüber 8'Eebene Auskunft sehr zu Dank verpflichtet. 2) Selbstverständlich darf man aber andererseits allein aus dem Umstande, . dass eine panaschierte Pflanze durch Dunkelkultur oder eine andere gleichsinnige : Methode nicht dauerhaft grün gemacht werden kann, nicht schliessen, dass keine .. Wüektióse Chlorose vorliege. Diese ganze Kur beruht ja nur darauf, dass bei der Uhtersuchten Malvaceenchlorose die Reservestoffe, mit deren Hilfe im Dunkeln oder nach der Entblätterung die neuen Blätter gebildet werden, länger ausreichen als . "** vorhandene freie Virusmenge. Das Virus reicht nur zur Infektion einiger j , Weniger Blütter pro Trieb, die Reservestoffe aber für etwa dreimal so viele. m Es ist nun durchaus nicht gesagt, dass bei allen infektiósen Chlorosen dieses Verhältnis zwischen Virusmenge und Reservematerial das gleiche sei. 2 Ber, der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. ; 30 424 ERWIN BAUR: tieren begonnen. Abgeschlossene Versuchsergebnisse habe ich erst von wenigen Arten, manche Versuche werden sich wohl noch über Jahre hinziehen, aber es scheint mir doch zweckmässig, jetzt schon einige der Beobachtungen wenigstens auszugsweise zu ver- öffentlichen. Es lässt sich schon jetzt sagen, dass infektiöse Chlo- rosen, die derjenigen der Malvaceen völlig analog sind, in einer ganzen Reihe von Pflanzenfamilien vorkommen. Ich berichte zunächst über Versuche mit Ligustrum vulgare L. Panaschierte Varietäten sind mir hiervon drei bekannt: 1. Ligustrum vulgare glaucum foliis albomarginatis hort., mit einer typischen Weiss- , randpanaschierung, 2. Ligustrum vulgare aureum hort., eine typische Aurea-Form, und schliesslich 3. Ligustrum vulgare foliis aureovariegatis hort. mit gelbgefleckten Blättern. Mit der weissrandigen Varietät habe ich keine Pfropfversuche gemacht; diese Art der Panaschierung ist nach meiner bisherigen Erfahrung mie infektiós, sondern hat sich bei allen untersuchten Pflanzen immer als ein mehr oder weniger samenbeständiges Sippen- merkmal erwiesen. ; Von der Aurea-Form dagegen pfropfte ich im Mai 1906 zehn Reiser auf ebensoviele grüne Ligustrum-Sträucher. Die Reiser wuchsen im Laufe des Sommers kräftig heran und blieben unverändert gleichmässig gelbblätterig, wie ihre Stammpflanze; ebenso blieben aber auch die sämtlichen Unterlagen in allen ihren Trieben rem dunkelgrün‘). Eine Übertragung der Buntblätterigkeit fand hier also nicht: statt. i Anders war das Ergebnis der Versuche mit Ligustrum vulgare foliis aureovariegatis. Ich hatte zwar nur drei Pfropfsymbiosen von solchen gelbfleckigen auf rein grünen Exemplaren hergestellt, zwei durch. Okulieren aufs schlafende Auge, eine durch Ablaktieren, "Aber B allen dreien wurde die grüne Unterlage von dem bunten Reis infiziert, bildete zwar im Anfang des Triebes noch rein grüne, später aber gelbfleckige Blätter, genau wie die der Varietät. aos Um zu prüfen, ob auch diese infektióse Panaschierung durch r die von mir für Abutilon angewandte Behandlung zum Verschwinden gebracht werden könne, entfernte ich von einem stark bunten Busche j im Juni alle Blütter und hielt ihn unter einer darüber gestülpten Tonne im Dunkeln. Die ersten neu entstehenden Blätter wurden | . ebenfalls noch entfernt und dann nach vier Wochen der Busch. wieder allmählich belichtet und schliesslich wieder dem vollen rn lieht ausgesetzt. XEr litt unter der Behandlung sehr, ein grosser pes der etiolierten Zweige starb ab, aber einige blieben am Leben = I) Ich belasse in allen derartigen Versuchen stets auch der Unterlage not ee Weitere Mitteilungen über die infektiöse Chlorose der Malvaceen. 495 wuchsen im Laufe des Sommers kräftig heran, und zwar rein grün- blátterig. Eine Anzahl alter Augen, die im Laufe des August auszusehlagen begannen, erwiesen sieh dagegen ausnahmslos noch in- fiziert. Ich entfernte alle diese letzteren Triebe, ehe die Blätter richtig entfaltet waren, bis Anfang September sorgfältig, übersah aber Mitte September einen davon, und von ihm aus wurden auch zwei der schon ganz grün gewordenen Triebe wieder infiziert, wiesen auf den letzten an ihrer Spitze in der diesjährigen Vegeta- tionsperiode gebildeten Blätter wieder einige gelbe Flecken auf. Damit ist wohl erwiesen, dass die Buntblätterigkeit von Ligustrum vulgare foliis aureovariegatis hort. auf einer infektiósen Chlorose be- ruht, ganz analog derjenigen der Malvaceen. Ligustrum vulgare aureum hort. blieb in einem Kontrollversuch bei einer entsprechenden noch 14 Tage lünger ausgedehnten Dunkel- . kur unverändert gelb. Darüber, ob aueh von Ligustrum vulgare foliis aureovariegatis die Sämlinge, wie bei den infektiös chlorotischen Malvaceen, nicht von der Mutterpflanze her infiziert werden, habe ich noch keine Be- obachtungen anstellen können, habe aber in diesem Herbst von bunten Pflanzen Samen geerntet. Ebenso habe ich auch Versuche, ob sich diese infektiöse Chlorose auch sauf andere Ligustrum-Arten und auf verwandte Gattungen übertragen lässt, erst begonnen. Da- gegen habe ich bereits im vergangenen Sommer feststellen können, dass von Ligustrum vulgare foliis aureovariegatis aus auch Ligustrum vulgare aureum infiziert wird. Es treten dann auf den sonst gleich- mässig hellgelben Blättern der Aurea-Form die etwas dunkler gelben charakteristischen Flecken der infektiösen Chlorose ebenfalls auf, sind aber nur auf den jugendlichen Blättern gut sichtbar. —. Woher das infektiöse ‘Ligustrum vulgare foliis aureovariegatis unserer Baumschulen stammt, ist heute nicht mehr festzustellen. . Ein weiteres Beispiel einer infektiösen Chlorose findet sich in der Gattung Laburnum. Ich besitze von Laburnum vulgare zwei buntblätterige Varietäten 1. Laburnum vulgare chrysophyllum Späth‘) und 2. Laburnum vul- gare foliis aureis hort."). Beide sind sich sehr ähnlich, bei beiden ist die Blattspreite statt rein grün, wie bei der Stammform, intensiv gelb, besonders die jungen Blätter haben fast genau dieselbe Farbe Wie die Blüten der Art. Ältere Blätter werden meist etwas mehr Brün. Bei Laburnum. vulgare foliis aureis ist das Gelb etwas weniger E: Intensiv, ausserdem sind die Blütter etwas anders geformt als bei : Durnum vulgare chrysophyllum. du D Unter diesem Namen von SPATH's Baumschulen, Baumschulenweg-Berlin, Ru 2) Von BEHNSCH, Dürrgöy bei Breslau, bezogen. en 426 ERWIN BAUR: Beide Sorten werden ausschliesslich durch Pfropfen auf grüne Sümlinge vermehrt. Bei derartigen Pfropfungen mit Laburnum vulgare chrysophyllum ist in den SPÄTH’schen Baumschulen wiederholt beobachtet worden, dass auch die vorher grünblätterigen Unterlagen derartiger Veredelungen gelb austrieben, genau wie das Edelreis. Einen solehen Fall hat LINDEMUTH, dem er bei einem Besuche der SPATH'schen Baumschulen gezeigt wurde, in einer kurzen Notiz in Gartenflora 1897, S. 3 erwähnt. Ich selbst habe mit Laburnum im Sommer 1905 zu experimen- tieren begonnen. Die Versuche ergaben, dass unter sechs Füllen, in denen ich Laburnum vulgare chrysophyllum auf den gewöhnlichen grünblätterigen Laburnum vulgare im Sommer 1905 durch Ablaktieren oder Oculieren transplantiert hatte, die Unterlagen in vier Fällen im Frühjahr 1906 gelb austrieben. Stets waren dabei die ersten Blätter der Unterlagentriebe noch rein grün, die weiteren Blätter waren aber schon schwach gelblich, teilweise auch ganz verwaschen grün und gelbgrün marmoriert, und auf diese folgten rein gelbe Blätter, genau wie die des Edelreises. In dem einen der beiden Fälle, in denen eine Infektion der Unterlage nicht stattgefunden hatte, war das bunte Auge mit einer ganz ungewöhnlichen Üppigkeit in einigen Monaten zu einem l'/, m langen Triebe aufgeschossen, während die Unterlage selber nur schwache, langsam wachsende Triebe entwickelt hatte. Dass in diesem Falle die Unterlage nicht infiziert wurde, ist mir nicht überraschend, ich habe auch bei den Malvaceen gelegentlich beobachten können, dass von derartigen ungewöhnlich energisch wachsenden Edelreisern aus die Unterlage nur sehr langsam infiziert wird. Es hängt dies wohl damit zusammen, dass von einem selbst sehr rasch wachsenden Zweige kaum Assimilate in die Mutterpflanze und die anderen Zweige überwandern, dass ihm vielmehr von diesen her noch Assimilate zuströmen, und mit den Assimilaten zusammen scheint ja nach den früher beschriebenen Ringelungsversuchen zu schliessen, das Virus zu wandern"). In; dem zweiten Falle, in dem keine Infektion vorläufig erkennbar ist, ass das bunte Auge ganz unten am Stamme der Unterlage, wuchs sehr kümmerlich zu einem kurzen Triebe mit fünf Blättern aus und war völlig im Schatten der üppigen grünen Zweige der Unterlage. ‚Auch hier ist also das vorläufige Ausbleiben der Infektion verständlich. Ausser auf grünes Laburnum vulgare habe ich auch auf Labur- num alpinum und Laburnum ramentaceum, sowie auf Cytisus hirsutus 1) Ein im Frühjahr 1905 gepfropftes und geringeltes Bäumchen vn indicum ist heute noch (1. 10. 1906) am Leben. Alle diesseits der Ri | . gehenden Zweige sind wie das auf einen von ihnen gepfropfte Reis von A M 1 B Thomson? t m : stark bunt, alle jenseitigen rein grün. ? Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen. 491 Chrysophyllum-Reiser gepfropft, eine Infektion dieser Arten ist aber bisher nicht erfolgt. Durch eine Dunkelkur, entsprechend der für Ligustrum an- gewandten, liess sich bisher Laburnum chrysophyllum nicht dauerhaft grün machen. Ich brachte zwar zwei Exemplare soweit, dass sie zu- nächst nach der Wiederbelichtung rein grünblätterig zu sein schienen, aber die im Laufe des Sommers neu gebildeten Blätter waren von Blatt zu Blatt wieder mehr gelb. Die scheinbar rein grünen ersten Blätter waren demnach doch wohl noch nicht ganz »gesund“. Laburnum chrysophyllum ist für derartige Versuche wenig geeignet, weil bei ihm die bunten, das Virus produzierenden Blatt- partien nicht leicht erkennbare, scharf umschriebene Flecken in dem sonst grünen Blatte darstellen, wie bei Abutilon und Ligustrum, sondern hier äussert sich die infektiöse Chlorose als eine gleich- mässige Gelbfärbung des ganzen Blattes. Ein nur noch schwach infiziertes Blatt von Abutilon ist als solches leicht von einem ge- sunden zu unterscheiden, die Flecken sind immer, auch wenn sie schliesslich ganz klein sind, noch zu sehen, dagegen ist es nicht möglich ein Laburnum-Blatt, das noch einen minimalen Einschlag von dem für die infektiöse Chlorose charakteristischen gelben Farb- stoffe enthält, von einem rein grünen zu unterscheiden. Immerhin ergeben auch diese beiden nicht ganz gelungenen, weil zu früh abgebrochenen, Verdunkelungsversuche, dass auch diese infektiöse Chlorose derjenigen der Malvaceen analog ist. Vor allem das stufenweise Gelbwerden von ‚Blatt zu Blatt der vorher im Dunkeln fast völlig vergrünten Pflanzen scheint mir beweisend. : aburnum vulgare chrysophyllum ist nun im Jahre 1889 in den SPÁTH'schen Baumschulen entstanden, und zwar, wie sich mit der grössten Wahrscheinlichkeit feststellen liess’), als Trieb einer bis ahin grünen Laburnum-Unterlage, auf die ein Reis von Laburnum "ulgare foliis aureis hort. gepfropft worden war. T Es ist danach die Buntblütterigkeit der beiden gelben Laburnum- arletäten ein und dieselbe infektiöse Chlorose, die sich nur auf verschiedenen Sippen von Laburnum vulgare verschieden äussert, ebenso wie ja auch die infektiöse Chlorose der Malvaceen auf den verschiedensten Arten und Gattungen sehr verschieden aussieht. Es bleibt natürlich durch bereits von mir eingeleitete Versuche zu be- weisen, dass tatsächlich auch Laburnum vulgare foliis aureis infektiós ist und grüne oder künstlich wieder grün gemachte Exemplare der- LI : Mauer e MN o für er Ich bin dem Herrn Obergärtner FROST der SPATH'schen Baumschulen x kun Pd Mühe, die er sich durch Nachschlagen in den Büchern und durch Er- - "gungen beim Personale gegeben hat, sehr zu Danke verpflichtet. i Num 428 ta H. LINDEMUTH: selben Sippe, der Laburnum chrysophyllum angehört, zu Laburnum chrysophyllum macht. Eine Infektion von vorher grünen Pflanzen mit der infektiösen Chlorose auf anderem Wege als dem der Pfropfung ist weder bei Laburnum, der doch tausendweis in vielen Baumschulen kultiviert wird, noch bei Ligustrum einmal beobachtet worden. Berlin, Botanisches Institut der Universität. 66. H. Lindemuth: Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffelknollen infolge von Transplantation und über die Grenzen der Verwachsung nach dem Verwandtschaftsgrade. Ä cum und N. affinis bei Pfropfung. Sie meinen, dass die Hoffnung, eine Beeinflussung durch Transplantation nachzuweisen, . grösser sei, wenn es sich um Übertragung einer chemise definierten und mit Sicherheit nachzuweisenden Substanz handele. Hierher gehöre in erster Linie der von STRASBURGER") beschriebene Fall des Auftretens von Atropin in den Knollen einer Kartoffel, welche einer Datura als Unterlage diente. STRASBURGER Welse 7 nach den Herren Autoren — mit Recht darauf hin, dass die Pater: suchung dieses Falles ein Licht auf die Frage der Panaschüre zu werfen geeignet sei. 5 Mit- Die bereits im Jahre 1885 gemachte STRASBURGER sche sd teilung habe ich schon öfter angeführt gefunden. Ich fühle veranlasst, hier mitzuteilen, was ich über Atropin in den Knolle gepfropfter Kartoffelstöcke in Erfahrung bringen konnte. dod den Jahren von 1875 bis 1882 habe ich schon in Poppels 2 zahlreiehe Pfropfversuche ausgeführt, auch an Kartoffelpflanzen, - ieh mit Hyoscyamus, Datura und anderen Solanaceen kopulierte. je stellte mir damals schon die Frage, ob durch den Em "s fremden, giftigen Krautes sich in den Kartoffelknollen gewisse / d: loide würden nachweisen lassen, die Knollen selbst giftige Eig 20204906 p.366. — | . . 9) Diese Berichte, IIT. Bd., 1885, S. XXXIV. Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffelknollen. 429 sehaften annehmen kónnten. Professor KREUSLER, dem ich damals diese Frage vorlegte, erklürte, dass der Naehweis von Atropin in Kartoffelknollen auf chemisch-analytischem Wege nicht möglich sei. — Weihnachten 1884 suchte mich Herr Professor STRASBURGER in Berlin auf. Ich hatte vorher eine Arbeit veröffentlicht: „Über vege- tative Bastarderzeugung durch Impfung.“") Er sagte, nach meiner Erinnerung, dass er sich für meine Untersuchungen interessiere, weil er vermute, dass der Zellkern beim Zustandekommen von Pfropf- hybriden eine ähnliche Rolle spiele, wie bei den auf generativem Wege erzeugten Bastarden. Auf ganz andere Fragen sei sein Augen- merk gerichtet, als auf die von mir verfolgten Ziele. Ich habe ihm damals mitgeteilt, was ich wusste und was ich vorhatte, auch meine Vermutung, dass die mit Atropa und mit Atropin enthaltenden Solanaceen veredelten Kartoffelpflanzen in ihren Knollen vielleicht dieses Alkaloid enthielten. STRASBURGER hat darauf Versuche im botanischen Garten in Bonn angestellt und über dieselben in der Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft im September 1885 in Strassburg vorgetragen. In den Berichten desselben Jahres erschien ein Artikel von ihm über Pfropfungen zwischen Kartoffeln und anderen Solanaceen, mit der Überschrift: „Über Verwachsung und deren Folgen.* Es ist darin von ganz gleichartigen Versuchen, wie ich sie ausführte, und auch von Atropin in den Knollen der mit Datura veredelten Kartoffelstöcken die Rede. Nach STRASBURGER fand Dr. KLINGER in 800 g Kartoffeln, die an mit Datura gepfropften Stöcken gewachsen waren, geringe Mengen, kaum einige Milligramm Atropin. Herr Professor L. LEWIN batte die Freundlichkeit, die Kartoffel- knollen von drei meiner Versuchspflanzen vom Jahre 1896, Nr. 137, Nr. 176 und Nr. 90, zu untersuchen. Es móge kurz die Beschreibung dieser Versuche in der Tabelle auf S. 430 wiedergegeben werden. Alle Pflanzen trugen nur vollkommene, regelmässig gebaute, keine verbildeten Knollen. — Durch die Knollenbildung wurde die ildung von Stechapfelfrüchten nicht benachteiligt. An einer Ver- suchspflanze fand ich 3 reife und 6 unreife Früchte. Die Knollen dieser drei Versuchspflanzen, — im Gewichte von Zusammen 835 g — übergab ieh Herrn Professor LEWIN zur Unter- suchung, i Das Gewicht der Knollen muss in Anbetracht der verhältnis- mässig kurzen Entwicklungsdauer der verbundenen Stöcke — in dem . men Falle vom 18. Juni bis 10. Oktober, in dem anderen vom . D Landwirtschaft. Jahrbücher 1878. H. LINDEMUTH 430 : gpg * x * Surioqn i m. 6 69% ° ' uouurmsng — OD ^ TEL “ e . . [L3 8 X “ 0g acc “ Y Lj “ 8 NE 1 “ L : g9 ear “ e : “or * "3201 9 epouy op d 06 $19 A. b arc Se1jq[) wog" a T ?roux uosqo*a (paag o310g) "OUONIT ouosso1joou*? c j9U9I) SIOI 9681 -134 m8 968T 968T wnso42qng | wnrmoumuargı -[opzg 'ueppouy g «ors uopug sy -'ueqoqo3sn*? i2q0340 Lg | f '0c — puouryqosuy | tung ^» p | mung "TE | wmuojog DNW "j[9utureso 8 jqouf pàn yyza3 3qoru uopina uoqoppouy uogızura eT : CZ ' ' ueururesn7z * v, PU CR A e : e k « A6 4o 4 - P A B YOT * ' oo e Bora T opfouy (ppoe 'epig Ip ur qoou qors uəpuy uoqo[[Quy -[9q91A Z 9LT '819A oqoreipqez qoou pun uo[[ouy 985018 e "uopioA uossoiJos : 93108) -qe uexoeuqgog qornp FPA purs ayyonıy pun uejn[q 968I 968I U9sqovA 968T 9681 ungo4oqnj | wmuowvyg "jesuvjqonijg ueurox j9rez sro:[op;p 'ueqouqossne 1oqoppo ')c | HUL $c | uf oT | -oa pmo | me TI | "f c utnupjog oanp '"j[93593)89] 1940410 "EZ WEL 519 PMA PIMI N SEA 6 168 ue3era ouy ay — P ara‘ '" Seq LI I . LI : L “ * GI . . “ T “ F . . 9 - “ GG . . “ e “ * YT C o'3801A G ouy vbt 6 (wnuog Bac c Benq) Ê egl ' Bo T eppouy wnufopy | 1gp'819A "uoqopgouy c pun uej[oux G qors uopuy opiq iop uf aMog) ‘qonag ojtex eure jeu ‘Dur wo 01 SIPPY "(UHNYAOS 968T 9661 uosqouA 968T 9681 umso4agn; | unmoumargı 10ss9jorq uiro] sop j1eAuoser) ut) usgoyassne roqojXo 'OT | mnf ‘og | tunp '62 -33 m9 nmmnf'oc | unf 'sT | wnunjog vano] 313593 Ta ue uie e3wprojug | sesreupopq sa uspdes Zunsg Tp sep g QT yvu 3 TE TA -sny e! Teqpojjrurum TC TP sorzodg pun | sorzodg pun sep up | ora pan qo | PUIA] PA snuop snuop) Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffelknollen. 431 2. Juli bis 27. Oktober, und in dem dritten vom 11. Juni bis 27. Ok- tober — seiner Höhe wegen auffallen. Die Veredelung wurde relativ spät ausgeführt, war aber nicht viel früher möglich, da die Datura-Pflanzen erst aus Samen in Töpfen herangezogen und stark genug werden mussten, um zur Veredelung geeignet zu sein. Von den an der Luft gelegenen Kartoffelknollen brach ich die ‚Jungen, zarten Triebe, sogen. Keime, ab, pflanzte sie in Töpfe, liess sie fest einwurzeln und im Kalthause oder im Freien kräftig wachsen. Die Veredelung erfolgte durch Kopulation im Warmhause, weil für den beabsichtigten Zweck diese Methode den besten Erfolg versprach. Die Reiser wurden nur mit Bast festgebunden. Ein Verschmieren mit Baumwachs ist hier vollkommen überflüssig. Nach 6—10 Tagen ist die Verwachsung erfolgt. Die veredelten Pflanzen müssen jetzt zur Abhärtung in das Freie, etwas schattig gestellt und bald aus- gepflanzt werden. Ein längeres Verweilen im Warmhause ist mit Gefahr verbunden, da die weichen Unterlagen und Edelreiser in der feuchten, warmen Luft des Warmhauses leicht durch Fäulnis oft in wenigen Stunden zugrunde gehen. Herr Professor LEWIN teilte mir Folgendes mit: Es würde ihm von grossem Interesse sein zu wissen, auf welchem Wege Herr Dr. KLINGER das Atropin isoliert hat. Atropin che- misch nachzuweisen, sei absolut unmöglich. Auf einem sehr umständlichen Wege liess sich dartun, dass in den Kartoffeln nach Abtrennung reichlichen Solanins, eine nieht isolierbare Substanz in winzigen Spuren zurück- blieb, die das. durch Muscarin zum Stillstand gebrachte Frosehherz wieder in Bewegung setzte. .. Zu dem Versuche der Herren GRAFE und LINSBAUER erlaube ich mir noch zu bemerken, dass, um einen vollgiltigen Beweis für die Übertragung von Nicotin durch Transplantation zu erbringen, als Unterlage oder Edelreis, meines Erachtens, eine nicotinfreie Solanacee hätte gewählt werden müssen. In dem erwähnten Artikel von STRASBURGER findet sich auch eine Mitteilung, die als eine neue Tatsache zuweilen in der botanischen Literatur zitiert wird. STRASBURGER veredelte nämlich gegen Mitte August Schizanthus Grahami auf Solanum tuberosum und glaubt, dass trotz der vorgerückten Jahreszeit die Verwachsung in den zwei aus- Seführten Versuchen gelungen sei, obgleich der Impfling sich auf der Kartoffelunterlage nur schwach entwickelt hatte. Er glaubt dadurch einen positiven Nachweis der Verwachsung zwischen Pflanzen verschiedener Familien erbracht zu haben. Aber trotz dieses scheinbaren Beweises steht es bis jetzt nach H. LINDEMUTH 432 ‘ıaoıındoy '3[n9j -104 oeg Mf "26 | Guayyy "quiejsodyoninz snvqgsqoua | uosuovA OS) -9H sep ur Adopoım A I -194 m3 tunsosaqn} snuwny? pun jxpo4 ozuwpgq :rung ® o3ug, IF pes tunf py cm Wuf "ee |pueursqosuy | rung p | rung "IT| wnuvjog -0400F 'Q6 ‘andoy "yosııy purs iojjv[g Pusprugososqe 9eQJIeH 1nz PAZ 3807 PPS stoop 'uoqornos q4qoru jeu 'osneqsqouAaor) uir IOU (19]10p q3[9g :ımp ^» — "apo3893 UOSiov Ad9A -819X[9 A) sneqsqomAor)sep ur Iopoera qnt or | -194 m3 WNSOLIQNI snuumy *uopi0493 yoM :runp 'ST | 28er Te — mn); fm II — pueuromosuy | runt *yp | tunp "TI | wnunjog -04QDII] '68 (peog eq108) "uomndoy "Unis qoou sIo][ umnso429n] snuumy) ^j[nejzoA o3eproyuf) neZ | 288] 9 >s am = tunf er E er tunf "9 wnupjog | -0490H "LL puo2)18383] unopq T, Snuum '[opeze4 uoSo[ry yomg | Pe], 9p — -— qne Tc — sioapopgp | unf FI | ıunp ^9 | Dunmoa | -ogor ‘OL uogqarı -93 SUIA "rop uro ‘JOSM -I19A 'uoqdxojsooqe seo pH *uosq9vA o8 :punf'og 'ueqorngos runf ‘IT -ug puouroqos| DINSNL num} ure :j[oporoa uodopuy wqoinq | 08e FF — anf T | tnp ‘og -— -ue stoxjopy | tune *)p | mung ^9 | vuvyony | -osgo "I8 puoz31882] D21$n4 snuuny? ‘yopora uoSo[uy yomg | 93e], 9P = — Qf 'cc — sippy | unf pr | tung 9 | vuvugoowN | -04q09H ‘TL Sunpurq in um stoapopg oov sapuuqio A uir a aseo SoSo , : -19ju[] səp 1op sop "TO A a | 31193593 | | Sunsg’f 104 usun uye M die qzuvpdo5 Mr ieqpojiramm sofa? y[pp? ity a -sny sep u[ uoqi0js509qy er ges pueqioA | -19A soredg pun snuox) 433 Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffelknollen. | (ferog1exuos jj uosqovA -ongp neg) 'yiorndoyv -194 m3 wnso42qng snuutpyy [nejio4 oSe[rju() :ımp ‘zg | 999r 6I me v — nf Gc |pueureqosuy| mnp 'ec | uf e | wnuvjog | -o4qv]I "coc. ‘porndoy ‘IIRA uogueso3 epunıdnz stu -ugg qo1unp 3qoiu o3v[193u ( orp uuoA *uojpeqos xo3uv[ you jqprop[ori qos opu ; pun uosunps uodun[opo Uosti[)V A. (uosung) enuumn -I9 A - Snuvemy701gDJ7 WAJE -194 m3 win$o42qn) | _, E uoa u2jsoq we 1v A me 'cc | 99eL 6I = — — mmf "ec [pueureqosuy | quf "9p | me'e unung | = juosqova Yıoıındoy -19A q5 umsgoa42qng enuump "nejro4 oeu :ımp "cc | 99€L6I _ E — quf "zc |pueuromosny | inf "op | qne e unupjog -0.Qq0H "CIE PAIA Josrod[opsp *j[nvjioA oser -I0ju[] mf "ET 'uoqoLQo5s UƏSYIVA (uosug) ypu q20N :tunf'og 31o1:nd -I9A mi ; WUNn8BOLIQNI snuum? -07 ossoidg rag :unp ‘IT | 99v] ce _ — — mf ‘gg [pueureqosuy | tunf ‘og | tune yg | wnupjog | -o4qppI ‘OGT (19]y10p "ost UOSUIEMIOA -819X[9 M) qQ90u :Iunf ‘Zg 'gior[nd E m3 yər urz umso439n3 snuumy) -oj ossoidg Paz :1unf ‘ff | 99e] FC — ıunf gg [asn2ny 3 — pueureqosuy | tunf '0g | runf *Tp | wmumyog -04Q0H] '6cI "regpudos /— 'uüoq[vjo3 -Qv pun 3x[9A194 SIO1[9D/[ (poeg HUNf OS 'uoqred) nz uouuro uosqoeAa -eqoraz) -0q uoZneuojrog uoproq IP -19A 3807 unso423gng enuumyy :ozydg ouyo sroq[opr] :unf oc | Oer or | runt yc =- ranp 0e — j[pueuroqosuy | mp og | unf "TT | wnupjog | -04qQvH "SEI Sunpurq ur ure SIOTOPT | es ou dod gud ure uim oPenen pM TIDA 41197503 | IR Sun i 10A TE = x noa QUEEN SNC ER NNI sc : Uo UnurmqoudquA, ioy gzuv[jdo3 bag v^ aeqjoyiurun 150198 a[opo 1oneq -sny sep u] uoqi0]s98qy U9Sq9UA04 | bud I0A E somodg pun snuox) ora pun q0 434 H. LINDEMUTH: unserem Wissen und unseren Erfahrungen fest, dass zwei Individuen aus zwei wirklich verschiedenen Pflanzenfamilien durch Transplantation sich nieht dauernd miteinander vereinigen lassen. Wie weit aber die Möglichkeit der Verwachsung zwischen Gattungen und Arten innerhalb . einer Familie reicht, ist bisher noch in keiner einzigen natürlichen Pflanzengruppe durch Experimente hinreichend festgestellt worden. Die vorgerückte Jahreszeit war der Verwachsung nicht hinderlich. Mitte August ist im Gegenteil einer Pfropfung von Kartoffeln sehr günstig. Das Schizanthus-Reis entwickelte sich aber auf der Kartoffel- unterlage nur schwach. Wie stark es austrieb, ob überhaupt ein Zuwachs erfolgte, wie lange es lebte, wann es zugrunde ging, ob zuerst das Reis oder die Unterlage abstarb, oder beide Teile zugleich verdarben, wird nicht gesagt. Die Erscheinung, die mir in hunderten von Fällen ent- gegengetreten ist, dass aufgepfropfte Reiser ohne wirk- liche Verwachsung längere Zeit am Leben und frisch bleiben und auf Kosten ihrer Reservestoffe selbst aus- treiben, ist bisher nicht genügend beachtet worden. Ein anderer, beiläufig erwühnter, aber hier nicht in Betracht kommender Fall ist der, dass mit ihren Unterlagen fest verwachsene Edelreiser auf der durch irgend eine Ursache später abgestorbenen, vollkommen toten Unterlage noch längere Zeit frisch und grün bleiben. Ich habe zu meiner Überraschung oft solche, durch die tote Unterlage genügend mit Wasser versorgte Pflanzen, noch mehrere Monate vegetieren sehen. : Es ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass in dem STRASBURGER'schen Versuche eine Verwachsung zwischen Schizanthus und Solanum überhaupt nicht stattgefunden hat. T Ist Schizanthus die rechte Pflanze für den beabsichtigten Beweis’ STRASBURGER stellt diese Gattung ohne weiteres zu den Serophu- larineen. — Wenn auch die Cestreen und Salpiglossideen den Über- gang zu den Serophulariaceen vermitteln,') so ist Schizanthus, zu den Salpiglossideen gehörend, immerhin eine Solanacee, und es könnte die Verwachsung zwischen Schizanthus und Solanum — wenn sie gelungen wäre, — nicht als Beweis der Möglichkeit einer dauernden Verbindung zweier Arten aus zwei wirklich verschiedenen Pflanzenfamilien durch Transplantation angesehen werden. id Dass Phytophthora infestans auf Schizanthus vorkommt, wie STRA RURGER nach DE BARY angibt, scheint doch auch darauf hinzudeuten, dass Schizanthus eine Solanacee ist. Im Universitätsgarten befindet sich ein alter Habro (= Cestrum). Aus dem Jahre 1896 besitze ich Notizen über thamnus Pfropf- a .. 1) ENGLER, Die natürlichen Pflanzenfamilien. IV. 3. 6. 8.9. UE d Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffelknollen. 435 versuche mit dieser Pflanze. Ich pfropfte zwei Nicotiana und zehn Solanum tuberosum mit Habrothamnus. Die Resultate zeigt vor- stehende Tabelle. Wirft man einen Blick auf die ‘vorstehende Tabelle, so fällt in mehreren Fällen die lange, bis zu 54 Tagen bestehende Verbindungs- dauer der durch Transplantation vereinigten Pflanzen auf. — Störend mischt sich oft Fäulnis ein, die namentlich krautartige Unterlagen, — auch Edelreiser, — in warmen, feuchten Räumen ohne erkennbare Ursache und sichtbare Veranlassung ergreift und schnell dahinrafft. — So ist die Unterlage von Versuch 77 nach 6, sind die Unterlagen von Versuchen 128, 215, 225 und 252 nach 19 Tagen verfault. Der Grad der Verwandtschaft zwischen Unterlage und Edelreis zeigt sich meist schon durch das Verhalten des aufgesetzten oder an- gesetzten Reises an. Bei vollständigem Mangel an Affinität verwelkt und stirbt das Edelreis bald nach der Übertragung. Bei naher Verwandtschaft wächst das Edelreis bald fest. Die Triebkraft ist so stark, der Zuwachs so bedeutend, dass eine innige Verwachsung nicht bezweifelt werden kann. Ein geringer Grad von Affinität scheint das lange Festsitzen und Frischbleiben des Edelreises auf der Unterlage zu begünstigen. Ich habe vielfach versucht, Angehörige aus den Familien der Tiliaceen, Stereuliaceen, Bombaceen, die doch die nächste Verwandt- schaft zu den Malvaceen zeigen, mit Repräsentanten dieser Familie und namentlich mit Abitulon, durch Transplantation zu vereinigen. Es haben sich bei diesen Versuchen die Reiser in einigen Fällen noch viel länger frisch erhalten, als Habrothamnus auf Nicotiana und Solanum tuberosum. Die Edelreiser sassen nach Lösung des Verbandes meist fest, trennten sich aber, oft noch belaubt, gesund und frisch, Dach einer gewissen Zeit von ihren Unterlagen. ur in einem Falle beobachtete ich ein festes Ver- wachsen eines auf Brachychiton populneum übertragenen Abutilon Thompsoni, vorausgesetzt, dass die aus Samen erzogene nterlage die genannte Stereuliacee wirklich war. Aus Mangel an flanzen von Brachychiton konnte ich den Versuch nicht wiederholen. Es sei hier noch bemerkt, dass innerhalb der Malvaceen die Arten mehrerer Gattungen sich durch Transplantation nach meinen zahlreichen, verschiedenzeitigen wiederholten Versuchen, nicht dauernd verbinden liessen. Wenn keine Verwachsung stattfindet, so kann das Edelreis doch nur durch Wasseraufnahme aus der Unterlage einige Zeit am Leben und frisch erhalten bleiben, und man sollte meinen, es könne hierfür ganz gleichgiltig sein, ob die Unterlage Verwandtschaft zum Edelreise besitze. Es müssen sich hier wohl Vorgänge vollziehen, sa noch unbekannt sind. 436 S. KOSTYTSCHFW: L] 67. S. Kostytschew: Zur Frage über die Wasserstoff- ausscheidung bei der Atmung der Samenpflanzen. Eingegangen am 11. Oktober 1906. Bereits HUMBOLDT") und MARCET?) haben beobachtet, dass ver- schiedene Hutpilze unter gewissen Umstünden freien Wasserstoff aus- scheiden. Durch die Untersuchungen von MÜNTZ?) wurde „diese Tatsache vollkommen bestätigt und hat sich somit allgemeine An- erkennung erworben. MÜNTZ hat gefunden, dass die Wasserstoff- ausscheidung nur bei mannitführenden Pilzen und zwar bei Sauer- stoffmangel stattfindet. Die von MÜNTZ vorgeschlagene Erklärung dieser merkwürdigen Tatsache besteht darin, dass bei anaérober Atmung mannitführender Pilze eine Dissoziation des Mannitmoleküls unter Abspaltung freien Wasserstoffes und Bildung einer Hexose erfolgt; diese letztere wird dann sofort zu Kohlensäure und Alkohol vergärt. Späterhin hat DE LUCA*) gefunden, dass auch mannit- führende Samenpflanzen bei Sauerstoffmangel Wasserstoff produzieren. Die Untersuchungen MÜNTZ's und DE LUCA's wurden leider zu der Zeit ausgeführt, wo die Mikrobiologie noch in den Kinderschuhen lag; es lässt sich daher manches gegen die Versuchsmethodik beider Forscher einwenden; so hatte z.B. DE LUCA Blätter und Früchte ın geschlossenen und mit Wasser gefüllten Gefüssen mehrere Monate hindurch aufbewahrt. Die Gasentwicklung war bei diesen Versuchen so bedeutend, dass einzelne Versuchsgefässe durch den Gasdruck zersprengt wurden; die Gasanalysen ergaben, dass die ausgeschiedenen Gase Kohlensäure, Stickstoff und Wasserstoff waren (die Wasser- stoffbildung fand nur bei mannitführenden Pflanzen statt) Am qe der Versuche wurde meistens eine weitgehende Zersetzung bid Fäulnis des Versuchsmateriales wahrgenommen. Es ist 4 leuchtend, dass diese Versuche DE LUCA's nicht als ausschlaggeben betrachtet werden können. Meine eigenen in dieser Abhandlung beschriebenen wurden ausschliesslich mit Blättern und Zweigen mannitführende: Samenpflanzen ausgeführt. Frisch abgeschnittenes Versuchsma pn wurde mit sterilisiertem Wasser abgespült und dann in den mit ad oder Stickstoff gefüllten Gefässen luftdicht eingesperrt. Die Lutt- Versuche . 1) HUMBOLDT, Flora friburgensis, 1793. E TA : 2) MARCET, Annales de chimie et de physique, 2. sér., t. 40, P- 218. — |... 9) MÜNTZ, ebenda, 5. sér., t. 8, 1876, p. 67. ..4) DE LUCA, Annales des sciences naturelles, 6. sér., t. 6, 1878, a 5 Wasserstoffausscheidung bei der Atmung der Samenpflanzen. 431 periode dauerte 1—2'/, Stunden, die Stiekstoffperiode dauerte 20 Stunden. Die Versuchsgefässe enthielten kein Wasser, doch war die innere Atmosphäre immer vollständig dampfgesáttigt. Sämtliche Versuche wurden natürlich in Dunkelheit ausgeführt. Nach dem 20stündigen Verweilen in einer sauerstofffreien Atmosphäre blieben die Blätter vollständig frisch und derb; die Zellen hatten den Turgor nicht verloren. Von einer Mitwirkung der Mikroorganismen konnte bei der kurzen Dauer der Versuche selbstverständlich keine Rede sein. Die Gasanalysen wurden vermittelst des Apparates von POLOW- ZOW') ausgeführt. War die zu untersuchende Gasprobe sauerstoff- haltig, so wurde sie nach der Absorption der CO, in die Explosions- pipette überführt und mit einer entsprechenden Menge des Knall- gases verbrannt”). Blieb das Gesamtvolumen nach der Explosion unverändert (was auch immer der Fall war), so wurde schliesslich ' eine Sauerstoffbestimmung in der üblichen Weise vorgenommen. Die sauerstofffreien Gasproben wurden in der Weise geprüft, dass sie mit einem bestimmten Volumen Luft gemischt und dann mit Knallgas verbrannt wurden. Da auch in diesem Falle niemals Volumen- verminderung erfolgte, so erwies sich eine quantitative Wasserstoff- muig (durch Verbrennung mit reinem Sauerstoff) als über- üssig. Die Versuche wurden mit folgenden Objekten ausgeführt: l. Blätter von Syringa vulgaris, die bis 0,5 pCt. des Frisch- gewichtes an Mannit enthalten °). . Blätter von Fraxinus excelsior (Mannitgehalt etwa 0,25 pCt. des Frischgewichtes*). . Junge beblätterte Zweige von Ligustrum vulgare (Mannit- gehalt etwa 0,2 pCt. des Frischgewichtes?). - Junge beblätterte Zweige von Olea europea (Mannitgehalt etwa 1,5 pCt. des Trockengewichtes®). e bo H- Da sämtliche Versuche ein und dasselbe Resultat ergaben, so genügt es einige Beispiele anzuführen. E ia 1) PoLowzow, Untersuchungen über die Pflanzenatmung, 1901 (russisch). . 2) Es sei hier bemerkt, dass das Knallgas nicht nach dem Augenmass ab- sen werden darf (vgl. hierüber HEMPEL, Gasanalytische Methoden, 3. Auf- ond 1900, S. 112). Wird zu wenig Knallgas zugelassen, so gelingt die Explosion ; bei einem Überschuss des Knallgases wird dagegen ein Teil des Stickstoffes "u Stickoxyq verbrannt, wodurch bedeutende Analysenfehler entstehen können. 3) LUDWIG, Annalen der Pharmazie, Bd 91, 1857, S. 289. 4) GINTL, Journal für prakt. Chemie, Bd. 104, 1868, S. 491. 5) KROMAYER, Archiv der Pharmazie, Bd. 101, 1800, S. 281. —— 9) DE LUCA, Comptes rendus, t. 53, p. 380, und t. 55, p. 470 und 506. - 438. S. KOSTYTSCHEW: Versuch 1. 16 g frischer Blätter von Syringa vulgaris. Temperatur 23—24°. I. */, Stunde im Luftstrome. II. Luftperiode — 1 Stunde. Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 150,95 Nach Absorption der CO, . . . . 151,98 . Nach der Explosion mit Knallgas. . 151,98 Nach Zulassung von H, . . . . . 226,26 Nach der Explosion .... ...... . .145,15 III. 1*/, Stunde im Stickstoffstrome. IV. Stickstoffperiode = 20 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 12484 Nach Absorption der CO, . < . . 1145/5 Nach Zusatz von Luft . . Lo EB Naeh der Explosion mit féniloas: . 188,21 Versuch 2. 20 g Jep% Blätter von Syringa vulgaris. Stunde im pray II. IM — 1 Stu Gasanalyse. Anfängliches Volumen . ^ . 151,48 Nach Absorption der CO, . . . . 144,2 Nach der Explosion mit Knallgus. . 144,12 Nach Zulassung von H, . . 225,98 Nach der Explosion :. ... >o = 10h40 HI. 1 Stunde im Stickstoffstrome. IV. Stiekstoffperiode — 20 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 12241 Nach Absorption der CO, . . .^. 108,85 Nach Zusatz von Luft |... . . 155,41 Nach Zusatz von Knallgas . . . . 155,76 Versuch 3. 16 g frischer Blätter von Fraginus excelsior. Temperatur 23, ‘I. "/, Stunde im Luftstrome. IL. Luftperiode = 1 Stunde. CO, — 3,16 pet. H, e 0,0 » O, — 1722 , N, — 79,62 CO, —— 2? — 0,86. O, CO, = 7,1 püt. | H, — 0, | N, — 92,29 5—25". Wasserstoffausscheidung bei der Atmung der Samenpflanzen. 439 Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . .^. 147,30 Nach Absorption der CO, . . . . 138,65 Nach der Explosion mit Knallgas. . 138,68 Nach Zulassung von H, . . . . . 207,24 \ach der Explosion . . . . . . 168,08 II. 1 Stunde im Stickstoffstrome. IV. Stickstoffperiode — 20 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 117,19 Nach Absorption der CO, . . . . 103,68 Nach Zusatz von Luft aiaa. . . 100,28 Nach der Explosion mit Knallgas. . 160,33 Versuch 4. 18 g frischer Blätter von Fraxinus excelsior I. */, Stunde im Luftstrome. II. Luftperiode — 1 Stunde. Gasanalyse. Anfüngliches Sonnen ..... — . 19015 Nach Absorption der CO, . . . . 138,12 Nach der Explosion mit Knallgas. . 138,12 Nach Zulassung von H, . . . . . 204,02 Nach der Kul 7... . 30508 IM. 1 Stunde im Stickstoffstrome. IV. Stickstoffperiode — 20 Stunden. „ängliches Volumen =... 2 2..3149:08 > ach Absorption der CO, . . . . 130,20 E Zusatz von Luft . . ..... 11585 Nach der Explosion mit Knallgas. . 175,85 Versuch 5. CO, = 5,87 pCt. Eile: UD ag O, — 1000 , N; = 8418 eh 0,49. . Temperatur 24—24,5° CO, =. 8,01 pl. H, ien 0,0 » O = S N, = 8312 , 00, > o, = 08 CO, = 13,31 pCt. H, = 00 N, = 86,69 Zwei junge beblätterte Zweige von Ligustrum vulgare. Tempe- ratur 19,5— 21 -L Y, Stunde im Luftstrome. IL. Luftperiode = 1 Stunde Ce me der deutschen bot. Gesellsch, XXIV. 440 S. KOSTYTSCHEW: Wasserstoffausscheidung bei Samenpflanzen. Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 14470 | 00, = 1,76 ptt. Nach Absorption der CO, . .... 142,15 | H4 e 90 1%, Nach der Explosion mit Knallgas. . 142,415 09 = 19000 , Nack Zatlassung'von H4: ict. . .: 213,04 ^ so Ne i Nach der Explosion . . . . . . 130,53 | CO, 4 | gon 0,91. | 2 III. 1 Stunde im Stickstoffstrome. IV. Stickstoffperiode = 20 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen ... . . . 112,91 CO, = 5,08 pCt. Nach Absorption der CO, . . . . 106,7 H; nene o Nach Zusatz von Luft . s- rro E508 N,’ 29402 , Naeh der Explosion mit Küiallgao., . 155,16 Versuch 6. Junge beblätterte Zweige von Ligustrum vulgare. Temperatur 19,5 — 20,5°. I. '/, Stunde im Luftstrome. II. Luftperiode = 1 Stunde. Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 14538 | €C0,— 1,62 pCt. Nach Absorption der CO, . . . . 143,03 | H, = 00 » Nach der Explosion mit Knallgas. . 143,08 | Q, = INT s Nach „Zulassung-von H, . . . . . 21857 | N — 19,21» Mach der Explomon . . . . . . 129,90 | Ee = DUE III. 1 Stunde im Stickstoffstrome. t IV. Stickstoffperiode = 20 Stunden. Gasanalyse. Anfüngliehes Volumen . . . . . 11401 | CO, = 696p0t Nach Absorption der CO, . . . . 10607 | H, = 00.» Nach Zusatz von u ..... PhU er 9304 >» Nach der Explosion mit Knallgas. . 151,61 | Versuch 7. Junger beblätterter Zweig von Olea europaea. Temperatur 19—20 e jd Ke Ya Stunde im Luftstrome. : IE Luftperiode = 2'/, Stunden. A. SCHULZ: Phanerogame Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 44] Gasanalyse. Anfängliches Volumen . . . . . 14430 Nach Absorption der CO, . . . . 143,23 Nach der Explosion mit Knallgas. . 143,23 Nach Zulassung von H, . . . . . 217,76 CO, = 0,74 pCt. Nach der Explosion . . . . . . 130,90 Hw D S O, = 92006 , NO 4 T9 9g CZ 100 II. 1 Stunde im Stiekstoffstrome. i IV. Stiekstoffperiode — 20 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen o4 5c. MESDU CO, = 3,53 pCt. Nach Absorption der CO, . . . . 10482 Hn. ce BU y Nach Zusatz von Luft . . . . . 16880 | N, = 9647 , Nach der Explosion mit Knallgas. . 168,80 | Aus allen diesen Versuchen ist ersichtlich, dass bei der Atmung mannitführender Samenpflanzen eine Wasserstoffbildung stattfindet. Auch bei Sauerstoffabschluss wurde keine Spur Wasserstoff ausgeschieden, obschon die anaörobe Atmung der Versuchsobjekte eine sehr intensive war. Obige Versuche wurden mit Samenpflanzen ausgeführt. Versuche mit Pilzen, die vielleicht mehr Interesse gewähren, sind noch nicht sin abgeschlossen; sie werden den Inhalt einer anderen Abhandlung ilden. St. Petersburg, Botanisches Institut der Universität. 68. A. Schulz: Über die Entwickelungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. II. Drude's Steppenpflanzen. Eingegangen am 11. Oktober 1906. ; In einer im Februarhefte a. Jahrganges 1902 dieser Berichte’) erschienenen Abhandlung: „Über die Entwickelungsgeschiehte der Segenwürtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutsch- 1) 20. Bd., S. 54—81. o ; 91* 442 A. SCHULZ: lands“ habe ich die Ansichten DRUDE's über die Entwickelungs- geschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke dieses Gebietes!) eingehend behandelt und ihre Unrichtigkeit nach- gewiesen. Da DRUDE in seinem bald darauf erschienenen Buche: „Der Hercynische Florenbezirk“ °), seine bisherigen Anschauungen über die Entwickelungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands wieder vorträgt, meine Aussagen über diesen Gegenstand — wie schon vorher — unrichtig darstellt und sich sogar nicht scheut’), zu behaupten, dass ich meine „Grund- ideen“ vom Verlaufe der Entwiekelung der gegenwärtigen phanero- gamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands einem von ihm auf der 64. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Halle a. S. gehaltenen Vortrage*) entlehnt hätte, so will ich hier noch einmal auf einige Punkte dieser Entwickelungs- geschichte eingehen. In dieser Abhandlung werde ich mich ausschliesslich mit DRUDE's Steppenpflanzen?) bescháftigen. * Ebenso wenig wie in seinen früheren Schriften spricht sich DRUDE in seinem vorhin genannten Buche klar und bestimmt darüber aus®), wann sich nach seiner Meinung diejenigen Gewächse, die er als Steppenpflanzen bezeichnet‘), im Hercynischen Florenbezirke 1) Betreffs der Begrenzung dieses Gebietes vgl. SCHULZ, a. a. O. S. 54. 2) Leipzig 1902; 6. Bd. von ENGLER und DRUDE, Die Vegetation der Erde. 3) A. a. O. S. 166—167. k 4) Ein Referat — von DRUDE — über diesen Vortrag: „Bemerkungen über die Florenentwiekelung im Gebiet von Halle*, enthalten die Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, 64. Versammlung zu Halle a. S., 91.— 25. September 1891, 2. Teil (1892) S. 104—106. Wer die in diesem Referate ausgesprochenen Ansichten mit meinen Ansichten sorgfältig vergleicht, wird mir darin beistimmen, dass „eine Übereinstimmung in unseren Grundideen“ nicht be- steht; vgl. auch diese Berichte 20. Bd., S. 80. 5) Im Folgenden sind nur Phanerogamen behandelt. : 6) Namentlich der fünfte Abschnitt von DRUDE's Buch (S. 615 u. E) 5 dem die Entwiekelungsgeschichte behandelt ist, ist sehr unklar — stellenweise direkt verworren — und voller Widersprüche. UM 7) Eine Anzahl seiner Steppenpflanzen hat DRUDE auf 8. 193—195 seme? Buches zusammengestellt. Die weitaus meisten von diesen gehören zu TUE zweiten Elementegruppe; nur solche habe ich im Folgenden behandelt. (Die "e können garnicht als „Steppenpflanzen“ bezeichnet werden.) Betreffs der u mir unterschiedenen Gruppen der Elemente der phanerogamen Flora des nö idi der Alpen gelegenen Teiles Mitteleuropas — dieser Teil ist im Folgenden kurz ee Mitteleuropa bezeichnet — vgl. z. B. SCHULZ, Entwickelungsgeschichte ai gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke der Schweiz, Beihefte 20 ge Botanischen Centralblatt 17. Bd. (1904), S. 157 u. f, sowie SCHULZ, Über emg Probleme der Entwiekelungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen n d Pflanzendecke Süddeutschlands, ebenda 20. Bd., 2. Abteilung (1906), s. 19 x . (198—199). ues RES Entwickelung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 443 fest angesiedelt haben. Er scheint anzunehmen), dass ihre An- siedlung in diesem in sehr verschiedenen Zeiten: teils vor der ersten Eiszeit, teils in der Zwischenzeit zwischen den beiden von ihm angenommenen Eiszeiten, teils, und zwar hauptsüchlieh, nach der letzten Eiszeit, erfolgt ist. Sie kamen teils?) aus Bóhmen, teils — die meisten??) — direkt aus dem Osten, aus den Gebieten der Oder und Weichsel. Die ersteren wanderten‘) „teils im Flusstal (der Elbe] selbst nach Überwindung der waldbedeckten Elbsandstein- gehänge, teils ... entlang der ... Einsattelung zwischen dem öst- lichen Erzgebirge und westlichen Elbsandsteingehänge bei Hellen- dorf**)*.. Die anderen wanderten”) von der Weichsel und Oder her — mit Hilfe des strömenden Wassers®) — in den Flusstälern längs der beiden südlichen Stillstandslinien des nordischen Inlandeises der letzten Eiszeit, die — erst südlich, dann nördlich — das heutige Elbgebiet um Magdeburg umgeben?) nach der Gegend dieser Stadt. Von hier breiteten sie sich strahlig aus und gelangten dabei zum Teil „an der Mündung der Mulde vorbei in das Elbtal nach Meissen“ 1°). DRUDE nimmt eine solche Einwanderung deshalb an, um zu erklären"): 1. warum die von ihm als „Land der unteren Saale“ bezeichnete Landschaft des Hercynischen Florenbezirkes trotz ihrer westlicheren Lage so viel reicher an Steppenpflanzen ist als TM Í 1) Vgl. hierzu DRUDE, Der Hercynische Florenbezirk, S. 429, 1. Absatz, 631, 2. Absatz, 621, 1. Absatz, 623, 3. und 4. Absatz usw. 7?) Vgl. a.a. O., S. 633, 8. Absatz und S.499, 1. Absatz (viele Arten), sowie 8.441, 3. Absatz (zahlreiche Arten). 9) Vgl a.a. 0. 635: „Hierdurch würde es ferner verständlich, dass an der Elbe um Meissen herum eine gróssere Zahl pontischer Relikte [meist ,Steppen- pflanzen] sich findet als weiter stromauf, da der durch Bergländer erschwerte Ver- bindungsweg aus dem Böhmischen Mittelgebirge nach Dresden vielleicht weniger wirksam war als der eben bezeichnete stromauf gerichtete“. Dagegen S. 631: »Diese pontischen Bürger [d. h. die Steppenpflanzen] kamen selbstverstündlich von en, und sie werden ihren ersten Einzug vielleicht schon frühe in der Periode gehalten haben, als das nordische Landeis noch den pommersch-preussischen Land- rücken besetzt hielt und die vom Süden kommenden Flüsse mit der Weichsel be- „unend am Südrande dieser Gletscherlandschaft westwärts bis zum heutigen Elb- In das Herz Deutschlands geöffnet blieb.“ 4) Betreffs der Zeit der Wanderung, vgl. S. 445, Anm. 1 und 3. 5) DRUDE, a. a. O , S. 633. 6) DRUDE scheint aber auch anzunehmen, dass auch im Neissetale solche Gewächse aus Böhmen nordwärts vorgedrungen sind; vgl. a. a. O. S, 635, 3. Absatz. T) Vgl. S. 445, Anm. 4. 8) Vgl. S. 443, Anm. 3. . 9) A. a. O., S. 634—635, vgl. auch S. 631. 10) 4.2.0.8, 635. 11) A. a, 0., S. 632—635. ` 444 A. SCHULZ: der hereynische Osten und besonders das sächsische Elbhügelland, 2. warum sich an der Elbe um Meissen herum eine grössere Anzahl von Steppenpflanzen findet als weiter stromaufwürts*) und 3. warum?) im Neissegebiete der Oberlausitz — auf Basaltbergen — Steppen- pflanzen wachsen, „welche weiter westlich in Sachsen fehlen und dann erst an der Saale in Masse wieder auftreten“. Wie sich DRUDE das Verhalten der Steppenpflanzen in Mittel- deutschland nach ihrer Ansiedlung in diesem denkt, lässt sich aus seinem Buche nicht ersehen”). * * Es kann meines Erachtens nicht bezweifelt werden, dass während des Höhepunktes der letzten — der vierten — Periode bedeuten der Vergletscherung des nördlicheren Europas in der Quartärzeit Elemente meiner zweiten Elementegruppe und diesen in ihrer klimatischen Anpassung gleichende, gegenwärtig nicht mehr in Mitteleuropa wachsende Phállerojraidiéit nicht in "Mitteldeutschland leben konnten, ganz gleich, ob das damalige mitteleuropäische Klima einen konti- nentalen oder — was meines Erachtens sicher ist — einen ozeanischen Charakter hatte*). Aber auch wührend des Hóhepunktes der folgenden Vergletscherungsperiode, der Periode des Bühlvorstosses PENCK’s’), als weder das Gletschereis der Alpen, noch das nordische Inlandeis einen so bedeutenden Umfang hatte wie während der vorausgehenden N ergletscherungsperiode, herrschte meines Erachtens in Mitteldeutsch- land ein für die Elemente der zweiten Gruppe so ungünstiges Klima, dass hier solehe — und ähnlich angepasste Phanerogamen — nicht solehe Arten, ehr verbreitet Meissen ihre gl hierzu a. a. O., S. 635, sowie S. 441 „... dass gerade welche in der Flora des östlichen Thüringens und des Saalelandes s und charakteristisch simd, im nördlichen Elbhügellande auf Hügeln um einzigen Standorte besitzen.“ zolich von 2, Vgl hierzu aber 2.2.0. 8.457, wo von diesen Arten, vorzüglie qune Bupleurum falcatum, angenommen wird, dass sie in die Lausitz wahrscheinlich : " dem bóhmischen Miscleqin eingewandert sind, sowie en FM s bel wi 3) Aussagen wie: „War damals [d.h. früh in der a en das Ta gemisch [aus pontischen Steppenpflanzen und präalpinen Arten], sehr lan m allmählich, entstanden, so konnten sich die präalpin-pontischen € bei der Einkehr heutiger Verhältnisse an die Plätze begeben, WO teils zusammen, teils nahe bei einander finden* (S. 631), verstehe ich nicht. 4) Vgl.hierzuSCHULZ, Entwicklungsgeschichte der gegenwürtigen phaner "inte Flora und Pflanzendecke der oberrheinischen Tiefebene und ihrer Umgebung 203 gart 1906) S. 1—8 und 79 u. f. a 5) Vgl. hierzu SCHULZ, a. a. O. S. 9—11 und 91, Anm. 44, sowie SCHULZ, get = Schicksal der Alpenvergletscherung nach dem Höhepunkte der d Eisz Es E Contzalblait für onem seid und Paläontologie 1904, S. por Entwickelung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 445 zu leben vermochten"). Es lässt sich dies am leichtesten?) durch einen Vergleich der — gegenwärtigen — Verbreitung dieser Elemente in während des Höhepunktes der Periode des Bühlvorstosses be- deutend vereisten Gebieten des nördlicheren Europas, in Skandinavien und in dem mittleren und westlichen Teile der Nordalpen?), mit ihrer Verbreitung in dem wührend dieser Zeit nicht vereisten Teile des mittleren Europas erkennen. In jenen Gebieten kónnen diese Gewüchse ganz sicher nicht wührend des Hóhepunktes der Periode des Bühlvorstosses gelebt haben, sondern sich erst nach diesem Zeitpunkte angesiedelt haben, und zwar nur während eines Zeit- absehoittes, wo nieht nur in jenen Gebieten, sondern im ganzen nördlicheren Europa ein bedeutend trockneres und heisseres Sommer- ima und ein bedeutend trockneres und külteres Winterklima herrsehte als gegenwáürtig*). Im Verlaufe dieses — von mir als trockenster Abschnitt der ersten heissen Periode bezeich- neten — Zeitabschnittes müssen sich diese Gewächse auch in dem wäh- rend der vorausgehenden Vergletscherungsperiode nicht eisbedeckten Teile Mitteleuropas weit ausgebreitet haben. Nun enthält das Areal der meisten von ihnen in den bezeiehneten vordem vereisten Gebieten sehr grosse natürliche — d.h. nicht durch den Menschen ge- schaffene — Lücken. Diese können nicht ursprünglich sein, sondern ihre Entstehung nur einem Aussterben der betreffenden Gewächse auf dem Raume der Lücken während einer auf die Ansiedlungszeit dieser Gewüchse, in der deren Verbreitung in jenen Gebieten ohne Zweifel sehr gleichmässig war, folgenden ungünstigen Periode — mit kühlem und feuchtem Sommerklima — verdanken?) In dieser — von mir als erste kühle Periode bezeichneten — Periode müssen auch die zahlreichen grossen Lücken der Areale der Mehr- zahl der Elemente der zweiten Gruppe in dem in der Periode des Bühlvorstosses nicht eisbedeckten Teile Mitteleuropas — also auch 1) Es wuchsen damals in Mitteldeutschland allerdings nicht wenige solche Arten, die während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode wieder in Mitteldeutschland eingewandert sind, doch hatten ihre damaligen mitteldeutschen Individuengruppenreihen eine ganz andere klimatische Anpassung als diese neuen -JhWanderer. Von den ausschliesslich zur zweiten Elementegruppe gehörenden Arten war damals wohl keine in Mitteldeutschland vorhanden. 2) Auch auf andere Weise lässt sich dies nachweisen; ich will an dieser Stelle aber hierauf nicht eingehen. ü ) Vom Inngebiete (einschliesslich dieses) bis zum Rhonegebiete (einschliesslich leses), 4) Betreffs der Gründe für diese Annahme vgl. SCHULZ, Entwicklungs- geschichte der phanerogamen Pílanzendecke Mitteleuropas nördlich der Alpen, Stuttgart 1899) S. 80 u. f, Derselbe, Entwickelungsgeschichte der gegenwärtigen Phanerogamen Flora und Pflanzendecke der Schweiz, a. a. O. 8.170 u.f, und Der- — uo selbe, Uber einige Probleme usw., a. a. O., S. 199 u. f. b : 25 07 0 Vgl voee dide a eo T A. SCHULZ: in Mitteldeutschland — entstanden sein; sie lassen deutlich erkennen, dass ein bedeutender Teil der betreffenden Gewächse damals in diesem Gebiete dem Aussterben nahe war. Das Vorhandensein dieser Periode lässt sich im Alpengebiete geologisch sehr leicht nachweisen; es ist diese Periode nämlich der Zeitabschnitt des Gschnitzvorstosses der Alpengletscher PENCK’s, welch letzterer viel unbedeutender war als der Bühlvorstoss*). Wenn aber schon während des Zeitabschnittes des Gschnitzvorstosses das Klima Mitteldeutsch- lands so ungünstig für diese Gewüchse war, so muss das Klima der Periode des Bühlvorstosses?) deren vollständiges Verschwinden aus Mitteldeutschland herbeigeführt haben. Sie können sich also erst nach dieser Periode in Mitteldeutschland fest angesiedelt haben; und zwar muss ihre Ansiedlung in denselben durch kontinentales Klima ausgezeichneten Zeitabschnitt — den. trockensten Abschnitt der ersten heissen Periode — fallen, in dem sie sich in den während der Periode des Bühlvorstosses stark vereisten Gebieten angesiedelt haben. Während dieses Zeitabschnittes hielt das nordische Inlandeis nicht mehr den pommersch-preussischen Landrücken besetzt, und bestanden auch nicht mehr die Urströme längs den Stillstandslagen des ab- schmelzenden Inlandeises?), sondern es hatte schon bei Beginn dieses Zeitabsehnittes im nördlicheren Europa das perennierende Eis einen geringeren Umfang als gegenwürtig^*). In Mitteldeutschland sind die Elemente der 2. Gruppe wohl sämtlich ausschliesslich aus Ungarn und Südrussland, wo sie sich während des Höhepunktes der Periode des Bühlvorstosses erhalten hatten, eingewandert. Den ungarischen Einwanderern standen zur Einwanderung in Mitteldeutschland drei Wege zur Verfügung: Lv der Donau durch das Waag- und Marchgebiet nach dem oberen Odergebiete und von hier nördlich der nördlichen Randumwallung Mährens und Böhmens nach Westen, 2. durch das ósterreichiseh- 1) Vgl. hierzu z, B. SCHULZ, Die Wandlungen des Klimas, der Flora, ° Fauna und der Bevölkerung der Alpen und ihrer Umgebung vom letzten Eiszeit bis zur jüngeren Steinzeit, Zeitschrift für Naturwissenschaften, (1904) S. 41 u. f., sowie SCHULZ, Das Schicksal der Alpenvergletscherung USW., & a. 0. 2) Dieses muss denselben Charakter wie jenes, aber bedeutend ‚kühlere Sommer als jenes besessen haben; vgl. hierzu SCHULZ, Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke der oberrheinischen Tiefebene S. 79 u. f. 3) DRUDE's Annahme einer Einwanderung der Steppenp strömen ist somit ganz unbegründet. 4) Auf die natürlichen Verhältnisse Mitteleuropas während will ich hier nicht näher eingehen; vgl. betreffs derselben z. B. SCH lungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke rheinischen Tiefebene S. 11 u.f. Das, was DRUDE mir a. a. O., . &uschreiben scheint, habe ich, der ich zuerst die interglacialen und ~ Steppenzeiten scharf von einander geschieden habe, selbstverständli flanzen an den Ur- dieses Zeitabschnittes Z, Entwick- der ober- die postglacialen ch nie behauptet. S. 624, 3. Absatz au if - | Entwickelung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 447 mährische Donaugebiet und Böhmen!) und 3. durch das öster- reichisch-mährische Donaugebiet nach dem bayerischen Donaugebiete und von hier durch das Maingebiet nach dem Werragebiete und dem im Osten an dieses angrenzenden Elbegebiete. Der erste dieser drei Wege war ohne Zweifel der bequemste; die Mehrzahl der ungarischen Einwanderer ist sicher — ein grosser Teil davon ist sogar wohl ausschliesslich — auf ihm, von der Oder ab zu- sammen mit den südrussischen Einwanderern?), nach Mitteldeutsch- land gewandert. Der Weg durch Bóhmen war zwar der kürzeste, aber trotzdem ohne Zweifel der beschwerlichste?); auf ihm sind viel- leicht nur solche Arten nach Mitteldeutschland gelangt, die auch auf en beiden anderen Wegen oder auf dem einen von diesen dorthin gelangt sind*). Bei keinem einzigen der damaligen ungarischen Ein- wanderer lässt sich bestimmt sagen, auf welchem oder welchen von den beschriebenen Wegen er nach Mitteldeutschland gelangt ist; und nur bei recht wenigen der ungarischen Einwanderer kann einer dieser Wege als der wahrscheinlichste Einwanderungsweg hin- gestellt werden. Bei‘ sehr vielen der damaligen Einwanderer lässt es sich nicht einmal sagen, ob sie in Mitteldeutschland aus Süd- russland oder aus Ungarn oder sowohl aus diesem als auch aus jenem ande eingewandert sind?. Sowohl Schlesien als auch das König- reich Sachsen war am Schlusse der Einwanderungszeit dieser Ele- mente sehr reich an solchen, ohne Zweifel reicher als der weiter westlich gelegene Teil Mitteldeutschlands, vorzüglich der westliche Teil des Saalebezirkes und das Wesergebiet. Sie verdankten, wie schon angedeutet wurde, ihren Reichtum vorzüglich der Einwande- "ung aus Südrussland und der von der Donau her durch das Waag- und Marchgebiet. Diese beiden Einwanderergruppen drangen von der Oder her durch das sächsische und das märkische Elbegebiet nach der Saale und der Elbe unterhalb der Saalemündung vor*)?) : 1) In Bóhmen haben sich meines Erachtens ebensowenig wie in Mitteldeutsch- Br Base des Höhepunktes der Periode des Bühlvorstosses Elemente der 2. Gruppe rhal en. 2) Diese waren an die Oder aus dem Weichselgebiete in breitem Strome gelangt. 9) Obgleich diese Gewüchse damals hinsichtlich ihrer Anforderungen an den Boden sehr indifferent waren. 4) An den dritten dieser Einwanderungswege, der namentlich für den west- Teil Mitteldeutsehlands — bis zur Saale hin — grosse Bedeutung hat, scheint . . 9) Nüheres über die damaligen Wanderungen dieser Gewüchse in Mitteleuropa findet, Sich in meinen neueren Schriften über die Entwicklungsgeschichte der gegen- Wärtigen Phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteleuropas.. . . , 0) Sie wanderten — wie in den übrigen Gegenden Mitteleuropas — nicht nur zn Stromtälern; an ihren Wanderungen hatte das strömende Wasser nur einen ~ T geringen Anteil. ‘) Auf ihre Wanderungen in dem westlich von der Saale-Elbegrenze gelegenen 448 À. SCHULZ: Recht viele sowohl der russischen als auch der ungarischen Wanderer drangen durch Schlesien und das Königreich Sachsen hindurch in Böhmen ein‘). Vielleicht war die Anzahl der damals von Norden her nach Böhmen gelangten Elemente der 2. Gruppe bedeutender als die der gleichzeitig aus Böhmen in Schlesien und Sachsen ein- gewanderten?). Eine Umgehung von Schlesien und des Königreichs Sachsen durch eine grosse Anzahl Steppenpflanzen im Norden von der Weichsel her, die DRUDE nach LOEW's Vorgange annimmt’), fand nicht statt. Die Verhältnisse, die diese irrtümliche Annahme veranlasst haben‘), haben sich erst lange nach der Zeit der Ein- wanderung und Ansiedelung der Elemente der 2. Gruppe in Mittel- deutschland ausgebildet’); und zwar in der schon erwähnten, für diese Gewächse so ungünstigen ersten kühlen Periode, in der diese — soweit wie sie sich überhaupt erhielten®) — einen sehr grossen, die meisten von ihnen wohl den grössten Teil ihres mitteleuro- päischen Areals. einbüssten. Damals war für diese Elemente das Klima in den im Norden an die nördliche Randumwallung Mährens und Böhmens angrenzenden Landstrichen — in Schlesien und dem Königreich Sachsen — soviel ungünstiger als in den weiter nördlich gelegenen Strichen des Oder- und Elbegebietes und vorzüglich ım Saalebezirke?), dass Schlesien und das Königreich Sachsen einen bedeutend grösseren Teil ihrer Elemente der 2. Gruppe verloren als die märkischen Oder- und Havelgegenden — deren Boden- verhältnisse viel ungünstiger sind — und vor allem der — aller- dings durch sehr günstige Bodenverhältnisse ausgezeichnete — Saale- Teile Mitteldeutschlands will ich hier nicht eingehen. Das — Wenige — DRUDE über diese Wanderungen sagt, ist unrichtig. ]) Solehe Einwanderer sind z. B. Stipa Tirsa Stev., Astragalus arenarius L. und Jurinea cyanoides (DC.). Bei den bei auch PODPERA (Über den Einfluss der Glazialperiode auf die was Avena desertorum Less., den ersten nimmt Entwickelung der Botanischer Garten in Olmütz* (1905) S. 15), der ganz übersehen hat, dass i die Einwanderung soleher Elemente in Bóhmen von Norden her nac (vgl. SCHULZ, Entwieklungsgesch. der phan. Pflanzendecke Mitteleuropas, ** . »d an, dass sie nach Böhmen von Norden her gelangt sind. Die Einwan« erung die Elemente erfolgte vielleicht vorzüglich durch das Neissetal Es ist aber ganz ausgeschlossen, dass, wie es zunehmen scheint, sämtliche ,Steppenpflanzen^ Bóhmens von Nord gewandert sind. 3) A. a. O., S. 457, sowie die vorliegende Abhandlung, S. 443—444. 4) Vgl. hierzu die vorliegende Abhandlung, S. 443 - 5) Vgl. hierzu SCHULZ, Entwicklungsgesch. der phan. curopas, S. 122 u. f. À iode 6) Viele Einwanderer des trockensten Abschnittes der ersten heissen Peri verschwanden in der ersten kühlen Periode ganz aus Mitteleuropa. 240 dett x. .4) Vgl betreffs dieses SCHULZ, Grundzüge einer Entwicklungsgeschiell® tc Pflanzenwelt Mitteleuropas seit dem Ausgange der Tertiärzeit (Jena a an PoppkRA (a. a. 0.) an- en her em- Pflanzendecke Mittel- z Entwickelung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 449 bezirk, und dass nicht wenige Elemente aus dem Kónigreich Sachsen und vorzüglich aus Schlesien vollständig verschwanden, die sich in den märkischen Oder- und Havelgegenden und — oder — im Saalebezirke erhielten. Nur in klimatisch besonders begünstigten Strichen Schlesiens und des Königreichs Sachsen, hauptsächlich in solehen, die zugleich auch günstige Bodenverhältnisse darbieten, erhielt sich eine grössere Anzahl empfindlicherer Elemente der zweiten Gruppe. In Sachsen blieb die Elbegegend und in dieser besonders die Umgebung von Meissen — die damals das für die Elemente dieser Gruppe günstigste Klima hatte!) — am reichsten an solchen. Aber auch hier erhielten sich die meisten der überlebenden nur in sehr unbedeutender Ver- breitung. Viele von ihnen breiteten sich jedoch später, während des von mir als trockenster Abschnitt der zweiten heissen Periode bezeichneten Zeitabschnittes von ihren Erhaltungsstellen aus an der Elbe und am Unterlaufe von Zuflüssen derselben mehr oder weniger weit aus?), doch drangen wohl nur wenige bis in das Elbsandsteingebirge oder bis über die Gegend von Torgau hinaus vor. Von der Saalemündung her wanderten während dieses Zeit- abschnittes vielleicht gar keine Elemente dieser Gruppe in die Gegend von Meissen ein, und aus Böhmen gelangten damals in diese Gegend nur solche, die sich eine Stromtalanpassung erworben hatten und sich infolge davon mit Hilfe des strömenden Wassers ausbreiten konnten’). Die Areale der Elemente der 2. Gruppe verkleinerten sich später, während der zweiten kühlen Periode, noch einmal nicht me 1) Ihr Klima war für diese Gewächse günstiger als das der weiter oberhalb gelegenen Gegend von Dresden-Pirna-Schandau, die strichweise günstige Boden- verhältnisse (Plänerkalk, vgl. DRUDE, a. a. O., S. 160 u. f.) bietet. 2) Ihr sächsisches Areal (vgl. hierzu die Karte in DRUDE's Buche) macht in- folge davon den Eindruck, als sei es ein Teil ihres Einwanderungsweges in diese Landschaft längs der Elbe entweder aus Böhmen oder von der Gegend der Saale- nündung her. Ich halte es aber für recht wahrscheinlich, dass die meisten der heute ss Sachsen lebenden Individuen dieser Gewächse von Einwanderern abstammen, die nicht — während der ersten heissen Periode — an der Elbe in diese Landschaft gelangt sind. Auch die interessanteren Elemente der 2. Gruppe der Oberlausitz (Stipa „pennata L.“, Bupleurum falcatum L., Artemisia scoparia L. und Lactuca i .) sind wohl nur teilweise aus Böhmen eingewandert. Bupleurum falcatum hat sich sein heutiges Areal in der Nähe der Neisse, das den Eindruck eines Stückes eines Einwanderungsweges aus Böhmen längs der Neisse macht, erst nach der ersten kühlen Periode erworben. Wenn man diese meines Erachtens ganz ein- fachen und klaren Verhältnisse so wie DRUDE zu erklären versucht (vgl. a. a. O., 5. 634 und die vorliegende Abhandlung, S. 443—444), so wird allerdings „ein dunkles, hypothetisches Gebiet betreten“, in das DRUDE wohl kein denkender Forscher folgen wird. —. aq 9) Solehe sind z. B. Sisymbrium strictissimum L. und Tithymalus Gerardianus (aeq), sowie wohl auch Ranunculus illyricus L. Ausserdem sind damals wohl auch Mia Wie Lycopus eraltatus L. aus Böhmen eingewandert. em diese TP, 90. Be Tome 8.65. 450 A. ERNST: . unbedeutend, worauf eine nochmalige, aber nur unbedeutende Ver- grösserung der Areale während des trockensten Abschnittes der dritten heissen Periode folgte, an die sich eine erneute, ebenfalls nur unbedeutende Verkleinerung derselben während der dritten kühlen Periode anschloss, auf die die Jetztzeit folgte, in der nur eine sehr unbedeutende spontane Ausbreitung dieser Gewächse statt- findet!) 69. A. Ernst: Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodiflora (L. Grtn. -Mit drei Abbildungen im Text. Eingegangen am 13. Oktober 1906. Im Anschluss an Mitteilungen über einen Vererbungsversuch nit Dimorphotheca pluvialis bespricht C. CORRENS im Aprilhefte dieser „Berichte“ das Keimen der beiderlei Früchte der genannten hetero- karpen Komposite. Die angestellten Koimungevorsqehi ergaben, dass die Früchte der zwitterigen Röhrenblüten, die , ‚Scheibenfrüchte‘ j besser (in höherer Prozentzahl) und bare keimen. als die Früchte der weiblichen Strahlenblüten, . die „Randfrüchte*. CORRENS ist der Ansicht, dass die Differenz in der Keimdauer wohl zu einem grossen Teil durch die ungleiche Beschaffenheit der Fruchtschale, durch ungleich leichten Zutritt des Wassers zum Embryo babe werde; der Unterschied der Keimprozente da- gegen sicher in einer Verschiedenheit der Konstitution der Embryonen begründet liege. Von entwieklungsg eschichtlichen und cytologischen Untersuchungen ausgehend, über welche spüter an anderer Stelle berichtet werden wird, bin ich während meines Aufenthaltes in Buitenzorg auf Java dazu gelangt, Keimungsversuche mit den Früchtehen einer anderen Hetétokárpen Komposto: Synedrella nodiflora (L.) Grtn., Mer zunehmen. Da die angestellten Versuche zum Resultate ae son dass nicht bloss der Unterschied in den Keimprozenten, 1) Vgl. hierzu SCHULZ, Entwicklungsgesch. der gegenw. phan. Flora u. Planer decke der Oberrheinischen Tiefebene und ihrer Umgebung, S. 20 Lope Einteilung der Postglacialzeit (a.a. O., S. 694) ist falsch. Er h NEHRING, der die „Postglacialzeit“, d. h. die seit der ,Haupteiszeit Y . Zeit* — ohne jeden Grund — in drei Abschnitte: in eine Tundren-, eine peior | . und eine Waldzeit einteilte, vollständig missverstanden. Vgl hierzu SCHÜ? at ausserdem erflossene Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodiflora. 451 auch die Differenz in der Keimdauer in der Konstitution der Embryonen beruhen muss, sei es gestattet, an dieser Stelle über die Früchtehen von Synedrella nodiflora und die mit denselben an- gestellten Keimungsversuche einige Angaben zu machen. Synedrella nodiflora (L.) Grtn. ist eine krautartige Komposite (Heliantheae-Coreopsidinae, ENGLER-PRANTL, Natürl. Pflanzenfamilien IV. Teil, V. Abt, S. 229), welche im malayischen Archipel, vom Meeresniveau bis hinauf zu 1600 m ü. M., sehr verbreitet ist. Mein Untersuehungsmaterial stammt von Schuttplätzen zwischen Bahnhof und altem Hafen von Batavia sowie aus Kaffeegárten in der Um- Fig. 1. : Synedrella nodiflora. A Scheibenfrüchte mit 2, 3 und 4 borstenartigen Fortsätzen. Vergr. 10. p geflügelte Randfrüchte, æ von der konvexen Aussenseite, 5 von der konkaven Innenseite. Vergr. 10 gegend von Buitenzorg. Auf späteren Exkursionen begegnete ich der Pflanze noch vielfach, u. a. am Poentjak zwischen Buitenzorg und Sindanglaja, bei Garoet und Leles, in den Kaffeegärten bei Poespo im Tenggergebirge auf Java, in Kaffeepflanzungen bei Paja- 9mbo und am Meere von Manindjau in den Padang’schen Boven- landen auf Sumatra, bei Kuala Lumpur auf der malayischen Halbinsel. Die kleinen Blütenkópfchen von Synedrella sitzen zu 2—4 in den Achseln der sehmalen, gegenständigen Blätter; ausnahmsweise sind . einzelne Köpfchen kurzgestielt. Die Köpfchen sind wenigblütig. 452 A. ERNST: Zählungen an Material von Batavia (17. Oktober 1905) ergaben per Köpfchen 10—20 Blüten, wovon 3—8 Strahlen- und 7—12 Röhren- blüten. Die Gesamtsumme der Blüten von 20 Köpfchen betrug 294, nämlich 103 Strahlen- und 191 Röhrenblüten. 20 Köpfchen von Pflanzen aus einer Kaffeeplantage bei Tjiomas bei Buitenzorg (8. Februar 1906) enthielten zusammen 321 Blüten, von diesen waren 119 Strahlen-, 202 Róhrenblüten; auf das einzelne Kópfehen entfallen 9—20 Blüten, 4—8 Strahlen- und 5—13 Röhrenblüten. Die weibliehen Strahlenblüten und die zwitterigen Róhrenblüten sind gleichmässig fruchtbar. Die aus den Strahlenblüten hervor- gehenden „Randfrüchtehen“ sind plattgedrückt und auf der Schmal- seite geflügelt. Der Flügelrand ist ziemlich unregelmässig zerschlitzt und bildet meistens eine Anzahl vorwärtsgerichteter steifer Borsten. Der dunkel erscheinende Same ist langgestreckt-eifórmig. Die „Scheibenfrüchtehen“ sind walzenförmig, am Mikropylenende leicht zugespitzt; der Mikropyle gegenüber bildet die Fruchtschale eine scheibenförmige Schicht, von welcher die feingezähnten Borsten aus- gehen. Die Anzahl derselben beträgt 2—4, die grosse Mehrzahl der Scheibenfrüchtehen weist 2 Borsten auf. Von 393 Früchtchen waren 313 mit 2, 77 mit 3 und nur 3 mit 4 borstenartigen Fortsätzen. Die Gesamtlänge der Früchtehen schwankt zwischen 5 und 7,9 mm. Die Länge des Samens ist 4—5 mm; seine Breite in Randfrüchtehen 1—2 mm, in Scheibenfrüchtehen 1—1'/, mm. Das Gewicht der luft- trockenen Randfrucht beträgt 0,73 mg, der Scheibenfrucht 0,49 mj. (Mittel von 800 Stück). Die ersten im November 1905 angestellten Keimungsversuche ure Bei ; $ = x R ichte beiderlei Früchtehen in verschiedenem Masse vom Lich beeinflusst wird. : Von den äusseren Faktoren, welche als absolut notwendige a dingungen für die vollständige Entwieklung der Pflanzen bekannt sind, spielt bekanntlich das Licht bei der Keimung von Sporen et Samen, bei der Fortentwicklung von Knospen eine deus 3 Rolle. Für die Sporen der Laub- und Lebermoose, die Brutkuospe" | s ; ; : ner der der Marchantiaeeen, die Sporen der Farne') ist Belichtung ped £2 bedingenden Faktoren zur Einleitung der Keimung. Die m E. sowie dere ohne Lichtreiz gebildeten Knospen der Phanerogamen, Samen, die ja in der Natur meistens im Erdboden, also bel klung oder weniger grossem Lichtmangel keimen, beginnen die Ente wen zunächst auch ohne Lichtwirkung. Einige Phanerogamen m is = ch W. PFEFFER, Pflanzenphysiologie II, 8.105. Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodiflora. 453 hiervon eine Ausnahme Durch die Untersuchungen von WIESNER ") wurde festgestellt, dass die Lichteinwirkung unentbehrlich ist für das Keimen der Samen von Viscum album, während die Samen der tropischen "icum-Arten, V. articulatum und V. orientale, sowie der Loranthus- Arten auch im Dunkeln keimen. Auch auf die Keimung der Samen verschiedener anderer Phanerogamen, wie Poa nemoralis, pratensis, Agrostis stolonifera. Nicotiana macrophylla, Veronica peregrina?) übt das Licht zweifellos einen begünstigenden Einfluss aus. 700. 20 dp iE E wr 3 V £. Pre P d Ss is Hak 7? ye m y f. co 77 7 u AR d 32477 2 / E. ; . ! bat » "4 40 A : y pO iaaa 2 aar ues i x- et 3g A m d ; A 20 T eT ja KT T il T t3 La rz A dex kA: St 8| 2? 70 - 72 ,J T 7 [7 T ST 2 : 790. Fig. 2. Synedrella nodiflora. Keimungsversuch mit Rand- (R) und verni perius ^i vom 6. Dezember 1905. Auf der Abseissenachse sind die m Versuches an als Ordinaten die Zahlen der Früchtchen mit freien opidi n aufgetragen. $S, „Seheibenfrüchtchen“, R, „Randfrüchtchen“ in Glasdose am Fenster, S, und R, an der Hinterwand des Arbeitssaales, S, und R, im Dunkeln aufgestellt. : Bei den Keimungsversuchen mit Synedrella wurden die Früchtchen Jeweilen am Abend zwischen 4 und 6 Uhr zur Quellung in Wasser gelegt und am folgenden Morgen auf angefeuchtetem Filtrierpapier in ee 2-454 msi: Photometrische Untersuchungen auf pflanzenphysiologischem Gebiete. B. Versuche mit keimendem Vircum-Samen. Bitzu ungsber. der math.-nat. "Kl. der Akad. der Wiss Bd.102, II. Abt. Wien 1893. — Pflanzenphysiolog Mit- teilungen aus Buitenzorg. IV. Vergl. physiolog. Studien über die Keimung euro- Ascher nnd tropischer Arten von Viscum und Loranthus s. o. Bd. 103. I. Abt. 1894. Über die Ruheperiode und über einige a eR der Samen von vm rupe Ber. der Deutschen Botan. Ges. V. 1897. HEINRICHER, Ein Fall beschleunigender Wirkung des Lichtes auf. NM * s Ber. der Dus Botan. Ges. Bd. XVIII. 1899. S. 308. p 454 A. ERNST: Ta- Zahl S = Scheiben- Zahl der der früchtchen xd: - Frücht: RE Rand- -Delichtung 13. | it. 43 Im chen früchtchen Februar | 100 S am Fenster im gemischten ve | 44.90 100 R Lichte | m 14 | 100 S am Fenster unter der M. 18 100 R K-bichromat - Glasglocke is AR 9 100 S am Fenster unter der ER TP 12 R Cu-oxydammoniak-Glasglocke a = om A: : Völlig verdunkelt rore 100 R öllig verdunke s x | 1 i grossen Glasdosen zur Keimung ausgebreitet. Bei einem Versuche vom 6. Dezember 1905, dessen Ergebnisse in Fig. 2 graphisch dar- gestellt sind, kamen 300 Rand- und 300 Scheibenfrüchtehen zur Ver- wendung. Von den drei Glasdosen mit je 100 Randfrüchtchen und 100 Seheibenfrüchtehen wurde eine am Fenster, die zweite an der Hinterwand des Fremdenlaboratoriums (6 m vom Fenster entfernt), die dritte im Dunkelraume aufgestellt. An jedem der folgenden vierzehn Tage wurden morgens die Früchtehen mit ausgetretenem Dunkeln zu einem bedeutend höheren Prozentsatz keimen als Randfrüchtehen unter günstigsten Bedingungen. Während Licht- abnahme und gänzlicher Lichtmangel die Prozentzahl der ; Scheibenfrüchtehen von 85 pCt. im Lichte nur bis zu 72 pCt. m Dunkeln vermindern lassen, sinkt diejenige der Randfrüchtehen von 58 pCt. im Lichte auf 37 pCt. an der Hinterwand des Raumes P — auf 16 pCt. im Dunkeln. Die Prozentzahl der keimenden Rand — früchtehen ist also in viel höherem Masse von der Einwirkung er T Lichtes zu Beginn der Keimung abhängig als diejenige der Scheiben D früchtehen. Der Kurvenverlauf lässt ferner deutlich erkennen, dass | 2 die Keimung am raschesten an den belichteten Scheibenfrüchtehen erfolgt, dass Lichtabnahme und Lichtabschluss den Ein Keimung nur soweit verzögern, dass die unbelichteten früchtehen fast ebenso rasch keimen wie die belichte ten Rand- keimendn Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodiflora. 455 belle 1. Früchtchen mit freiem Würzelchen am: “a. | ais | 19. | 2o. |: | m |» | % | 25. | se. NO Hear) Aal Fl] 3l-l|ld 08.1.82 | 40| 4 | 506|-— | 60 | | 6 | — | 60 | | | i Eus E 6 uo Budon w +j W| — jow 19.| 26. 27 | 80 Ago iie ai | g — | 48 Bp x 9.5/-4M|L-|muididé Fa xg en 83 + | sl Aios | | | | | 18 | 8 | 50 Ala n 0 | + | Er jd a le dus od ily — | 14 l | | | | | | | früchtchen. Bei Verminderung der Lichtintensität und im Dunkeln Wird der Beginn der Keimung der Randfrüchtchen dagegen stark verzögert. Durch weitere Versuche wurde der Einfluss der Lichtstrahlen verschiedener Brechbarkeit auf den Keimungsverlauf festgestellt. Tabelle 1 enthält die Ergebnisse eines am 13. Februar 1906 be- gonnenen Versuches, bei welchem je 100 Rand- und 100 Scheiben- früchtehen im gemischten, gelben und blauen Lichte am Fenster sowie im Dunkeln zur Keimung in Glasdosen ausgelegt wurden. Die Ergebnisse sind durchweg eindeutig und stimmen, soweit es sich um dieselben Versuchsbedingungen handelt, mit denjenigen des zuerst mitgeteilten Versuches überein. Nach vierzehntägiger Versuchsdauer ist die Zahl der im Lichte keimenden Scheibenfrüchtehen 73, der im Dunkeln keimenden 53. Die Verminderung der Zahl der keimenden Randfrüchtehen von 60 im Lichte auf nur 14 im Dunkeln beweist wieder die Empfindlichkeit dieser Früchtchen für Licht- Mangel. Interessant ist der Vergleich der Keimzahlen von Licht- und Dunkelkultur mit den Ergebnissen der Aussaaten im homogenen, stark und schwach brechbaren Liehte. Im gelben Lichte ist die Anzahl der keimenden Rand- und Scheibenfrächtehen nur wenig kleiner als im gemischten Lichte, die Verzögerung im Eintritte der Keimung eine unmerkliche. Im blauen Lichte sinkt dagegen für beiderlei Früchtehen die Prozentzahl der Keimlinge sogar unter die- Jenige der Dunkelkultur; der Eintritt der Keimung wird zudem stark verzögert; Während also im wenig brechbaren Teil des Spektrums Keimfähigkeit und Raschheit der Keimung nur wenig vermindert werden, üben die stark brechbaren Lichtstrahlen nicht 7985 einen stark verzögernden Einfluss aus, sondern bedeuten für .. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. - | 32 -oo 456 A. ERNST: Ta- Zahl S = Scheiben- Zahl der der früchtchen 3 — Mücht- | B= Band: elichtung 13. | 14 | as. chen früchtchen Februar | 100 S am Fenster im gemischten - | et ze 100 R i Li 100 S am Fenster unter der eod = 100 R K-bichromat-Glasglocke o o NE dui 109 S Fenster unter der er un Bi 100 R Cu-oxydammoniakglasglocke Ber c po "tH : öllig verdunkel a xc 100 R Völlig verdunkelt ne pod a die Mehrzahl der Früchtehen eine direkte Verhinderung des Keim- prozesses. Weitere Ergebnisse zur Beurteilung des Einflusses von Licht- intensität und Lichtqualität auf den Verlauf der Keimung erhält man, wenn nicht nur der Zeitpunkt des Austretens der Keimwurzel, sondern z. B. auch derjenige der Ausbreitung der aus der Frucht- hülle herausgeschlüpften Keimblättehen notiert wird. Solche Zäh- lungen wurden einmal an den bereits besprochenen Kulturen auf Filtrierpapierunterlage, sodann auch an Topfkulturen vorgenommen. Bei den letzteren wurden die gequollenen Früchtehen in Blumen- töpfen auf gute Gartenerde ausgelegt und hierauf mit einer 2—3 mm hohen Schicht feiner Erde zugedeckt. Fig. 3 gibt wiederum die graphische Darstellung eines solehen, am 24. Januar 1906 begonnenen Versuches. Nach dem Austreten des Würzelchens aus der Samen und Fruchthülle erfolgt im Lichte im Verlaufe von ein bis drei weiteren Tagen die Streckung des Hypokotyls und die ptis der Kotyledonen. Auch bei dieser Art der Versuchsanstellung UN Zählung liefern die Scheibenfrüchtehen im Lichte, an der Hinter wand des Raumes und im Dunkeln das bessere Keimungsresultat- Die Keimung erfolgt rascher und die Prozentzahl der keimenden Früchtchen ist grösser. 3 Die Vergleichung der entsprechenden Kurven von Fig. 2 und * ergibt in der Hauptsache Folgendes: Die Randfrüchtchen liefern I den Topfkulturen ungefähr ebenso viele Keimlinge mit ausgebreiteten Kotyledonen wie die entsprechenden Filtrierpapierkulturen p^ : = gleicher Belichtung; Abnahme der Lichtintensität wirkt vr Lichtabschluss verzögernd und verhindernd. In stärkerem 7/7. . kommt nun der Einfluss von Lichtmangel und Lichtabsehluss : Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodiflora. 451 belle 2. Keimlinge mit freien Kotyledonen am: igih 18. | 19. |: 20..| 21... | T 29..] 24... |. 29. |. 26 1906 EL 9 oss d Iu a nz a Rd. Bks | Baar Sa cot Lori 9 P wisis. - al-Iis|-|s EJUETOMIL OE D -ip Wera —1] 9 —| 2 SOUS EU C EN E eo | BE ira d 5 1l au nud = 1 ES ALI 44 — 19 | — | 32 | — | 3 | im weiteren Keimungsverlauf der Scheibenfrüchtehen zum Ausdruck. Nach Fig. 2 und Tabelle 1 ist der Keimungsbeginn derselben fast unabhängig von der Einwirkung des Lichtes. Für die Streckung des Hypokotyls und die Ausbreitung der Keimblätter bedeuten Licht- abnahme und Lichtabschluss sowohl Verlangsamung wie Hemmung; der verzögernde und hemmende Einfluss des Liehtmangels äussert sich also auch bei der Keimung der Scheibenfrüchtehen, aber in einem Spüteren Stadium. Auch Zählungen an Kulturen auf Filtrierpapier in Glasdosen zeigen ähnliche Ergebnisse. Tabelle 2 gibt hierüber, sowie über den Einfluss der Strahlen verschiedener Brechbarkeit auf den weiteren Keimungsverlauf den notwendigen Aufschluss. Sie bezieht sich auf dieselben Kulturen wie Tabelle 1. Aus ihren Angaben geht zunächst hervor, dass die Scheibenfrüchtchen stets eine grössere Anzahl von Keimpflanzen liefern als die Randfrüchtchen. An. einer Anzahl Scheibenfrüchtehen mit hervorgebrochenen Würzelchen unterbleibt die Weiterentwickelung sowohl im gemischten'als im gelben Lichte, besonders aber im Dunkeln und im blauen Lichte. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, ist die Zahl der im Dunkeln und im stark brechbaren Lichte in Keimung tretenden Randfrüchtchen sehr klein. Von je 100 Früchtchen beginnen im blauen Lichte 24, im Dunkeln 28 zu eimen; die Weiterentwickelung wird durch den Mangel der wenig brechbaren Strahlen gehemmt, an keinem einzigen Keimling er- ne die Streckung des Hypokotyls und die Entfaltung der Keim- ätter, . Die Ergebnisse der besprochenen, sowie weiterer Versuche lassen Sich etwa folgendermassen zusammenfassen: l. Die Scheibenfrüchte von Synedrella nodiflora keimen auf Fil- 32* en 458 A. ERNST: Keimen der dimorphen Früchtehen von Synedrella nodiflora. trierpapier und auf Gartenerde besser (in höherer Prozentzahl) und rascher als die Randfrüchte. 2. Abnahme der Lichtintensität und völliger Lichtmangel sind ohne grósseren Einfluss auf die Einleitung der Keimung der Scheiben- früchtchen, verlangsamen dagegen die Streckung des Hypokotyls und die Entfaltung der Kotyledonen; die Prozentzahl der keimenden Randfrüchtehen dagegen wird bei Verminderung der Lichtintensität und bei Lichtabschluss stark herabgesetzt, der Eintritt der Keimung 04 A 20. 4d m 22 120 ca! f Ja Pp y u Et” +49 ja ut. L———c7K E uibs. "o -- ha Va" A et M K PEA > PAS 130 20 [ gi FIR 1 | vi Py L. dr E E d se 4 n yen 20 VP A ES i [E a ai D MERE "LH um T lico! dpt JUNE aiu c A g- Zu. t4 ie 271 24 29|) 30. 37 LX Y Nm J. 4 Fr é PR ; Fig. 3. Synedrella nodiflora, Keimungsversuch mit Rand- (R) und Scheibenfrüchtehen (8) vom 24. Januar 1906. Auf der Abscissenachse sind die Tage vom Beginn des = suches an, als Ordinaten die Anzahl der Keimlinge mit gestrecktem Hypokotyl un ausgebreiteten Kotyledonen an den aufeinanderfolgenden Tagen ae 5 un Scheibenfrüchtehen, R, Randfrüchtchen im Topf ausgesät am Fenster, Sə an der Hinterwand des Arbeitsaales, S, und R, im Dunkeln. erfolg verspütet und die weitere Ausbildung des Keimlings unter- bleibt. 9. Der fördernde Einfluss des gemischten Lichtes auf die ersten Keimungsstadien der Randfrüchtchen, sowie auf die Weiterentwicke- lung aller Keimlinge beruht auf der Wirkung der weniger breel ar Strahlen; die stark brechbaren Strahlen verzögern den Eintritt der Keimung und hemmen die weitere Entwiekelung der aus den Rand- früchtehen hervorgegangenen Keimlinge vollständig. Zürich, Pflanzenphysiologisches Institut der Universität. C. CORRENS: Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 459 70. C. Correns: Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiöcischen Pflanzen. Eingegangen am 24. Oktober 1906. Vor einem Jahr (ID) und vor zweien (I)?) habe ich an dieser Stelle über Versuche berichtet, die Vererbung der Geschlechtsformen der höheren Pflanzen, zunächst jene der Gynodiócisten, aufzuklären. Ich wurde zur Aufstellung zweier Gesetze geführt (IL, S. 462): dass jede Geschlechtsform Keimzellen hervorbringt, die die Tendenz haben, wieder dieselbe Geschlechtsform. hervorzubringen, und dass die Ten- denz der phylogenetisch jüngeren, eingeschlechtig gewordenen Formen über die der zwitterigen Urform dominiert. In einer weiteren Mit- teilung®) habe ich dann den experimentellen Beweis für die von vornherein wahrscheinliche Annahme gebracht, dass bei einer gyno- monöcischen Pflanze die Eizellen der zwitterigen und der weib- lichen Blüten Träger der gleichen Anlagen im gleichen Zustand sind. Kurz nach meiner zweiten Mitteilung ist eine von C. RAUNKIAER erschienen*), die über ähnliche, unabhängig begonnene Versuche mit ymus vulgaris und Knautia arvensis berichtet. Die Ergebnisse, die der dänische Forscher bei Knautia erhalten hat, stimmen zu den von mir formulierten Gesetzen hinreichend gut: 4 zwitterige Pflanzen gaben 73 zwitterige und 7 (= 9 pCt.) weibliche Nachkommen; 6 weib- liche dagegen 197 weibliche (= 72 pCt.), 44 zwitterige (= 16 pCt.) und 31 gynomonöeische (= 11 pCt.), — besonders wenn man an- nehmen dürfte, dass zwei der als weiblich bezeichneten Stammpflanzen eigentlich gynomonöeisch und nur zur Zeit der Bestimmung zu- ällig rein 2 gewesen wären. Bei meinen eigenen Versuchen mit »autia habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein zunächst als 9 bestimmter Stock nachträglich sich noch als X9 herausgestellt hat. ! Thymus stimmen RAUNKIAER’s Ergebnisse nur für die weiblichen En E IE E a e. Weitere Untersuchungen über die Gynodiócie. Diese Berichte, Bd. XXIII, :792 (1905). Im Folgenden mit II zitiert. Bà. vu aperimentelle Untersuchungen über die Gymodiöcie. Diese Berichte, WILLIS „ S. 506 (1904). Dort findet man auch die Versuche DARWIN’s und angeführt. Im Folgenden mit I zitiert. Bà 3) Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. Diese Berichte, * XXIV, S, 162 (1906). ; "s 4 C. RAUNKIAER, Sur la transmission par hérédité dans les especes hétéro- Fe Acad, Royale des Sciences et des Lettres de Danemark. Bull. de l'année 5, No 1, Die Arbeit gelangte erst kurz vor der Redaktion dieser Mitteilung in meine Hände, 460 i C. CORRENS: Pflanzen, hier aber recht gut: sie gaben unter 44 Nachkommen 42 weibliche. Die zwitterigen Pflanzen brachten dagegen unter 60 Nachkommen nur 21 Zwitter (= 35 pCt.) und 39 weibliche Indivi- duen (— 65 pCt.) hervor. Ich habe seinerzeit, als ich die Versuche begann, zwischen Thymus und Satureia geschwankt, dann aber aus verschiedenen Gründen das zweite Objekt gewählt und kenne also Thymus nicht aus eigenen Versuchen, kann aber nieht glauben, dass sich die beiden wirklich prinzipiell verschieden verhalten sollten. Es ist z. B. doch vielleicht möglich, dass ein Teil der von RAUNKIAER als weiblieh gezühlten Naehkommen eigentlich gynomonöeisch und nur im weiblichen Stadium war"). Diesen Fehler habe ich selbst bei meinen Satureia-Versuchen im Anfang begangen. Mir hat jeden- falls die letzte „Kampagne“ nur Bestätigungen der Gesetze für die beiden extremen Geschlechtsformen gebracht, bei den alten Ob- jekten sowohl wie bei einigen neuen (Silene dichotoma, Plantago lanceolata). Satureia hortensis. Diese Art kommt nur in gynomonóeischen („+ zwitterigen“) und in rein weiblichen Exemplaren vor (I, S. 458); reine Zwitter habe ich noch nicht gesehen. Die Versuche konnten heuer mit verschiedenartigem Material fort- gesetzt werden. 1905 waren unter anderem (II, >. 458) A: 39 Nach- kommen +zwitteriger Mütter und Grossmütter?) und B: 36 Nach- dingungen in Töpfen gezogen und von Anfang bis Blütezeit (Anfang Juli bis Ende September) i sodass ihr Verhalten witterig, +zwitterig waren. Von allen wurden Samen gesammelt; dabei waren die Exemplare der Gruppe A in zwei Haufen gebracht worden, ebe die weiblichen Exemplare der Gruppe B, wührend jedes der E gynomonócischen Exemplare dieser Gruppe für sich abgeerntet ga ei war. Im Ganzen konnten also sechs Aussaaten gemacht werden: y 1—10. Versuch 1: Samen der +zwitterigen Pflanzen von A, Exemplar 199. c Versuch 2: Samen der +zwitterigen Pflanzen von A, Exemplar I Versuch 3: Samen der +zwitterigen Pflanze 16 von B. | 1) A. SCHULZ hat freilich bei TA. Chamaedrys diese Form nur sehr qe er Y funden (Bibl botan Heft 10, S. 82, 1888), dagegen hat sie F. MOEWES n häufiger gesehen (ENGLER's bot. Jahrb., Bd. IV, S. 204 (1889. —— . &. die die ..9) Ich gebrauche die Bezeichnung „Mutter“ und „Grossmutter ` qpr Bin- Eizellen liefernde Pflanze, ohne Rücksicht darauf, ob sie 9 oder 9 1,5 7 — ~ fachheit halber. m Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 461 Versuch 4: Samen der +zwitterigen Pflanze 36 von B. Versuch 5: Samen der weiblichen Pflanzen von B, Exemplar 1— 15. Versuch 6: Samen der weiblichen Pflanzen von B, Exemplar 17—35. Bei Versuch 3 und 4, wo nur wenig Material da war, erfolgte die Aussaat je in einen Topf, bei Versuch 1 und 5 dagegen ausserdem noch ins Freiland, bei Versuch 2 und 6 endlich ausschliesslich ins Freiland. Aus allen Saattöpfen wurde eine Anzahl Keimlinge, wenn möglich 64, zu 4 und zu 12 in grosse Töpfe pikiert, die Saattöpfe selbst aber aufgehoben. So waren wenigstens bei zwei Versuchen (l und 5) dreierlei Pflanzen da: die weitläufig stehenden, gut er- nährten pikierten, die im Saattopf stehen gebliebenen, schlecht er- nährten (es kamen nach und nach bis zu 249 Individuen in einem Topf von 17 em lichter Weite zum Blühen) und die im Freien auf- gewachsenen. Die pikierten Pflanzen wurden, wie im Jahre zuvor, wiederholt einzeln genau untersucht, vom Anfang der Blüte ab bis in den Sep- tember jede Woche einmal. Nur diese Pflanzen sind absolut sicher bestimmt. Bei den übrigen Pflanzen war eine derartige Kontrolle nieht möglich; sie wurden, wenn immer möglich, jeden Tag revidiert, und jedes neu aufgeblühte Individuum ausgerissen und untersucht. Diese Art der einmaligen Untersuchung schien mir noeh die beste, sie gewährt aber auch keine volle Sicherheit. Die + zwitterigen Pflanzen bringen nämlich nieht nur stets gegen den Schluss der Blütezeit immer mehr weibliche Blüten hervor, zuletzt nur noch solche, auch die allerersten Blüten sind manchmal in grósserer Zahl weiblich, sodass die Zahl der weiblichen Pflanzen zu gross gefunden sein kann. In vielen Fällen konnte übrigens durch die Untersuchung der Knospen nachgewiesen werden, dass eine gerade nur weibliche Blüten zeigende Pflanze in der Nachkommenschaft einer + zwitte- rgen Mutter eigentlich + zwitterig war. Die Tabelle-1, S. 462, gibt die Resultate dieser sechs Versuche übersichtlich wieder. Es sind in ihr nur gynomonócische „+ zwitterige* "nd rein weibliche Individuen unterschieden; die verschiedenen Zu- stände der Antheren in den eigentlich zwitterigen Blüten, vom nor- malen bis zum verkümmerten, und deren mannigfaltige Kombinationen sind also zusammengefasst. Die Tabelle lehrt versehiedenes Interessante. Besonders auf- fallend wird, dass die 2048 Nachkommen der 34 im Vorjahr stets rem weiblich gefundenen Pflanzen B (Versuch 5 und 6) ausnahmslos weiblich gefunden wurden. Dabei ist zu beachten, dass der Pollen, er bei ihrer Entstehung mitgewirkt, teils von den zwei +zwitterigen Geschwisterpflanzen ihre Mütter, teils von den Pflanzen der Gruppe A, deren Mütter und Grossmütter schon Zwitter waren, herstammte. | 462 C. CORRENS: Tabelle 1. E Geschlecht 1906 = $ | der Samenträger | ES (Vorfahren) Pikierte | Saattopf | Freiland Zusammen 3 E a Pflanzen | P E E 1903 | 1904 | 1905 sew|e [=y] |+| ? |e | 9 |epoe| $^ nea uL. eus | +3 +3 143 66 | — | 151 | 11/1102) 54|1819| 65| 47 | 1384 IPE te ee | — | 784| 25| 784 o5| 31| 809 1w2|-vy +5 +F | 66) — 151 | 11 |1886|. 79|9108| 90| 41]|2195 | | 3 | 9 | 9:9] 64|- |129] 5| —|— [18] 5) 25] 18 £19. d Eg al-i—-i-|-j-]19,—)|? 35 ee 65 | — |949 | — | sər] — |1205 100 [1206 so or... 198 M 843 use ea f l6 — [am | — 174| — |2048 100 |2048 Í | | Ebenso auffällig ist die geringe Prozentzahl weiblicher Pflanzen unter den Nachkommen der +zwitterigen (Versuch 1 und 2): 4 pOt. Unter den 66 einzeln pikierten Pflanzen war nicht eine weibliche, und es ist sehr wahrscheinlich, dass die 4 pCt. noch sehr stark zusammen- geschrumpft wären, wenn jedes Korn sich unter günstigen Be- dingungen entwickelt hätte, und jede Pflanze wiederholt untersucht worden wäre; ganz verschwunden wären sie aber gewiss nicht. Wichtig ist endlich die Tatsache, dass die zwei + zwitterigen Pflanzen, deren Mütter und Grossmütter weiblich gewesen waren (Versuch 3 und 4), eher weniger als mehr weibliche Nachkommen hervor- brachten als jene +zwitterigen Pflanzen, deren Mütter und Gross- mütter schon +zwitterig gewesen waren (Versuch 1 und 2). Ausser diesen sechs Versuchen wurden heuer noch weitere acht angestellt. 1905 waren nämlich auch Freilandaussaaten (HER such, II, S. 455) gemacht worden mit Saatgut verschiedener Ab- : stammung. Einige der bei der Untersuchung ausgerissenen Pflanzen, = ie aus dem einen oder anderen Grunde aufgefallen waren, wurden in Töpfe gepflanzt und nebeneinander weiter kultiviert. Sie wurden noch zweimal revidiert; da aber diese Untersuchungen zu spät en genommen wurden, sind ihre Geschlechtsverhältnisse eigentlich m durch eine Untersuchung festgestellt worden. Auch lieferten sie bel der getrennten Ernte nur geringe Mengen reifer Früchtehen, pio | nur Topfaussaaten gemacht werden konnten. Wenn die e T "8 . dazu reichten, wurden je 36 in grosse Töpfe pikiert, immer 1% o . einen; der allenfalls vorhandene Rest blieb in den Saattópfen. — Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 468 Die pikierten Pflanzen wurden von Anfang der Blütezeit bis in den September allwóchentlich genau untersucht; die Bestimmung der Sexualverhültnisse jeder einzelnen ist also durchaus zuverlässig. Die Pflanzen der Saattópfe wurden nach der ersten Blüte, unter Hinzuziehung der ältesten Knospen, täglich bestimmt und dann aus- gerissen; hier kann trotzdem, wie bei den Versuchen 1 bis 6, die eine oder andere eigentlich gynomonöcische Pflanze als weiblich be- stimmt worden sein. Die Tabelle 2 gibt die Resultate dieser acht Versuche wieder; sie enthält zunächst die Angaben über die Vorfahren, dann das Ge- schlecht der Mutterpflanze mit der Nummer des Versuches vom Vor- Jahr, aus dem sie stammte, und das Datum der Untersuchung. Die verschiedenen Formen, in denen die +zwitterigen Pflanzen auftreten, sind zusammengefasst. Wo nichts anderes angegeben ist, stammen alle Individuen des Versuches von einer Pflanze ab. Tabelle 2. $ Geschlecht oet i 1906, 1V. Generation Š ; m py "» 1 L L -i L | 1f - Pikierte 3 EE: Gen.|Gen,| IH. Generation Pihi Saattopf Zusammen i EE 1903 1905 zes E ^d 3d t +38 |ez| e |*| e |p] à E ERTES] verkümmert — /161—- 1—-1— 6 | 100 6 T gy (12.7. Vers. I) 8 It$ y vak. uad 9 | 36 |—|— | — | 88, — | o | æ (26.7. Vers.I) TITSIS D QORT Ye ie 9$] abet] His ka verk. such II) | 10 |*9| 9 | % verkümmert 86 |—| 21| 8|297| 8| 26130 y (12.7. Vers. III) u tg 9 | 2 3 Pflanzen 3 |99 8 117] 11 |140| 93 151 (12.7. Vers IIL) | ' P[t9|9 | 2% 3 Pflanzen © | 38 |— |173: 1|911| 15} 7 |22% (26.7. Vers III) | 13 [£Y] 2 |Su_9 3 Pflanzen | 38 |—|15 | 5|190| 5| 2$6|19 (26.7. Vers. II) | TESS ARET ve] sw 5 x/-18- 016 such IV) | | | Auch diese Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht lehrreich. Die Versuche 7 und 9 zeigen schlagend, dass eine einmalige Revision Jer Pflanzen zu ihrer sicheren Bestimmung nicht ausreicht. Die Mutterpflanze von Versuch 9 war als weiblich bestimmt worden; 464 C. CORRENS: sie muss in der Tat +zwitterig gewesen sein und nur zufällig zur Zeit der Untersuchung keine offenen Zwitterblüten gehabt haben'). Die Mutterpflanze von Versuch 7 war als „zwitterig, aber völlig ver- kümmert“ bestimmt worden und war in der Tat weiblich gewesen. ‚Wenn man daraus den Schluss ziehen wollte, „verkümmert zwitterige* und echte weibliehe Blüten wären nicht zu unterscheiden, so wäre das durchaus irrig; Versuch 8 und 10 lehren das sehr deutlich, wie Versuch II des vorigen Jahres. Dass es zweifelhafte Fälle gibt, habe ich seinerzeit (II, S. 455, Anm.) hervorgehoben. Interessant ist auch der Vergleich von Versuch 12 und 13 mit Versuch 14: Die +zwitterigen Pflanzen, die unter ihren nächsten mütterlichen Vorfahren nur ein weibliches Individuum hatten, über- lieferten ihren zwitterigen Typus weniger streng als jene, die darunter zwei weibliche Individuen besassen. Das weist entschieden darauf hin, dass die verschiedenen Individuen eben ihr Geschlecht mehr oder weniger genau vererben, nicht abhängig davon, was für eine Geschlechtsform die Vorfahren besassen, sondern als ,Linien*- Charakter, wie ich schon in der zweiten Mitteilung (IL S. 459) an- deutete. Ich stelle, um das noch klarer hervortreten zu lassen, als Tabelle 3 aus den beiden vorangehenden Tabellen die Prozentzahlen der weiblichen Pflanzen unter der Nachkommenschaft der +zwitte- rigen zusammen für drei von den vier möglichen Fällen, wie sich die Mütter und Grossmütter verhalten können. Tabelle 3. Deere IV. Generation se [ar | me en. | Gen. | Gen. Nummer Prozentzahlen Ll 2m der ' der Maximum | Mittel?) | Minimum Versuche Q Pflanzen | | 3844821139 | 2389 | AQI 5 25 y +9 | ọ9|+ğ | 10, 12,13 | 35,13 1 4 : Q+] 34,24 | 3,0, 0 3 1 y Zum Schluss bringe ich in Form eines Stammbaumes die aë gebnisse aller vier Jahre; die Topfexemplare des Jahres 1905 PE dort, wo sie hingehören, eingefügt; ebenso sind einige Fehler korr giert, die sich in den seinerzeit (II, S. 458) gegebenen eingeschlichen hatten; es muss in seiner untersten Zeile 246 3 statt-4 und 152 statt 252 heissen. (Siehe Stammbaum l, 1) Voriges Jahr hatte ich noch nicht begonnen, ausser den offenen auch die Knospen zu untersuchen. dh. 3. 2) Das Mittel muss aus den Prozentzahlen und nicht aus den Zahlen ” d Jndividaen genommen werden. j Blüten au 465 Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 'Scp'g-Sppuqy. IT op ‘SA 155 uodıyyara ourox *puvjsnz uoqotpqro A *uo37)o[ urr uozuepq oqosroouourou&5 qor[ssorqossnv jsuvj sep uode s [uqv II OP I ! 104 'p p yərssory 4 sup a C91 ‘GT ‘ET S49 A) CPI 819A) CZI TT 819A) (OT ‘G $194) LS SS eSF e9 8655 GSF ‘ 95 roS- USF Bo —$5 OLST ANM —X M € —— —— ——— —— 88 $ 165 T$ mO 86% USF 9061 "t e€(55 m) 57 EOGT ö 2061 *"jvgur IUIS °F unvgumuugs : (8 “L 819A) (9 '$10 A) CQ "810 A) CP 'e 'c T 910A) 606 $966 Nr .—-5 858 MT ME 16$ 95:57 90 PS 865 WIF esse > 9r ó 158 LF Co6T -5 156 "5T Ro ma M I$ 8061 15 9r $ F $ &06T ö 'wjvpur IUIS Q umnvquiu)s "wjepur Iug "c unnvquuvjs ('9 ‘g "S10 A) CET ^p 'e $194) CTI $19 A) COT ‘ET ‘ZT 819A) (^L "819 A) C6 ‘8 Z 'T 819 A) 9061 sro — SF 9ó IF oró TMSF 866 8696F po ~ AF 166 POSF —————— —————— e o mn nn — MÀ MÀ 106 & TOF 16$ st Ò F 85 08857 C061 oss ò TI GFST 5 618 5 F FOGI 5 EF £061 *wpornjvs +7 unvquiumjs 466 C. CORRENS: Silene inflata. Zwei von den vier Versuchen des vorigen Jahres (II, S. 459) konnten vervollständigt werden, indem heuer noch eine beträchtliche Anzahl der vorjährigen Sámlinge zur Blüte kam. Daneben wurde eine ganze Anzahl neuer Versuche angestellt, bei denen Pflanzen aufgezogen wurden, die teils aus ganz bestimmten Bestäubungen her- vorgegangen waren, teils wenigstens von einzelnen Individuen stammten. Nur auf diese zuletzt genannten Versuche werde ich hier eingehen, einige von jenen sind am Schluss (S. 473) kurz erwähnt. Es war auch eine Anzahl von Pflanzen, die schon im Vorjahre auf ihr Geschlecht geprüft worden waren, aufgehoben worden und konnte so nochmals genauer untersucht werden. Da zeigten sich hie und da merkliche Unterschiede. Es wurden nämlich wiederholt Indivi- duen, die im ersten Jahre mehr oder weniger gynomonöeisch ge- funden worden waren, sogar „stark“ gynomonöeisch, im zweiten mehr zwitterig gefunden, selbst rein zwitterig; und ihre Nach- kommenschaft wich dann auch in nichts von der von Pflanzen ab, die schon im ersten Jahre nur zwitterige Blüten gezeigt hatten. Es ist das durch den Einfluss der Ernährung auf die Ausbildung der Zwitterblüte zu erklären. Das Gegenteil — dass sich eine zwitterig gefundene Pflanze später als weiblich herausstellte — kam nicht sicher vor‘); dementsprechend ist die Ernährung auch auf die Androeceumausbildung der echten weiblichen Pflanzen ohne Ein- fluss (oder es bedarf doch sehr viel einschneidenderer Eingriffe, als sie bei den Zwitterblüten zum Ziele führen). Tabelle 4, S. 467, bringt das durch die neuerblüten Pflanzen vervollständigte und durch die heurige Revision teilweise korri- - gierte Ergebnis der vier schon im Vorjahre veröffentlichten Versuche. Die Pflanzen dieser vier Versuche standen 1905 nebeneinander und wurden der freien Bestäubung überlassen. Heuer säte ich die getrennt geernteten Samen von je vier Pflanzen jedes Versuches m Töpfe aus, also 16 Nummern. Durch ein Versehen liessen sich jedoch später zwei Nummern (Versuch 11 und 12) nicht mehr aus- einanderhalten. Von den Keimlingen jeder Nummer wurde eine ge- wisse Zahl zu 7 in grosse Töpfe pikiert und während der Blütezeit einige Male revidiert; diese ist aber zuweilen im ersten Jahr 80 kurz, dass manche Pflanze doch wieder nur einmal blühend unter- sucht werden konnte?) Die Saattópfe wurden auch aufgehoben, und die Pflanzen, die in ihnen zur Blüte kamen, ebenfalls gezählt. W. : 1) Das Ergebnis von Versuch 13 der Tabelle 5 erklürt sich gewiss in anderer eise. .. Ihrer Blütezeit ziemlich sicher bestimmen. Silene inflata ist also hierin viel Xu. 4 2) Das Geschlecht einer Blüte lüsst sich hier übrigens meist noch lange nach = RS Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 467 Tabelle 4. Nummer| Vorfahren III. Gen. 1905 u. 1906 Ge- des t- Versuchs | I. Gen. |II. Gen. A us ab IME EE rae schwac 9$ [e pu | 1909 | 1903 que i$ g |QpCt 1j v y 96 1 = 9 = 019 2 9 9 1 1 16 9 | 16 | 89 8 3 9 jo 11 8 1 14 1 7 15 4 9 2 1 1 88 2 85 98 Tabelle 5, S. 468, gibt das Verhalten dieser vierten Generation wieder. Wenn die Pflanzen, die die Samen geliefert hatten, auf- gehoben und heuer nochmals untersucht worden waren, ist dies be- sonders bemerkt. Die Tabelle bestátigt die früher aufgestellten Vererbungsgesetze. Bei Versuch 13 ist jedoch ein unzweifelhaftes Versehen unterlaufen; das Exemplar der dritten Generation, das 83 pCt. weibliche Nach- kommen lieferte, kann keine Zwitterpflanze gewesen sein. Bei der Untersuchung des Vorjahres kann kein Irrtum passiert sein, er hat sich offenbar beim Einsammeln der Samen eingeschlichen. Leider war die Pflanze nicht aufgehoben worden. Ich wollte den Versuch aber dennoch nicht unterdrücken. Auch hier sind starke Schwankungen in den Prozentzahlen zu erkennen, mit der jede Geschlechtsform, neben der Hauptmenge von ihr gleichenden Individuen, die andere Form hervorbringt. Ein Teil, aber gewiss nicht alles, wird zufälliger Natur sein. Dafür, dass die Geschleehtsausbildung der Vorfahren die Ursache sei, liegen wohl keine Anhaltspunkte vor, wie mir aus der Tabelle 6, S. 468, hervorzugehen scheint, die genau so eingerichtet ist wie Tabelle 3 T Datureia. : Auf den ersten Blick werden die 27 pCt. weiblicher Nach- kommen bei einer Pflanze mit der Abstammung 99$ auffallen (Versuch 5). Eine andere derselben Abkunft (Versuch 6) hat aber 0 pCt. gegeben, und wie stark die individuellen und wohl teilweise erblichen Schwankungen sind, zeigt auch die Nachkommenschaft der 2 Pflanzen, deren Mütter und Grossmütter 9 gewesen waren. Sehliesslich habe ich noch die voriges Jahr gegebenen Stamm- ume korrigiert und weitergeführt, sie stehen auf S. 465. . Rein männliche Exemplare der Silene inflata habe ich noch immer nicht beobachten können. Sterilbleiben der Blüten ist noch kein Beweis für ihren männlichen Charakter: Meine Versuche mit 468 C. CORRENS: Tabelle 5. 4 Vorfahren IV. Generation, 1906 S Be SUB e +9 LU a ELI IIL Generati tg = = ,|Gen., Gen. pM mit ein-| c |a b und Q E E.S 1902/1903} 1905 und 1906 zelnen ver-|., | © zu- | pCt & z5 kümmerten | 9 9 |sammen $ Z Antheren |. TM S i| | 9 |1905: Die 1. Blüte 2, |22 8 >d 30-|1|.919 dann g. 1906: 5. 2| v | Y |1905: Die 1. Blüten mit | 77 9 1| ar 17 #78 zum Teil verkümmer- ten Antheren, dann 3 1906: y. t 3| 9 | o 1190: 5 31 8 1| 40. | 2 42 4 | Z | v |1905 und 1906: Y. |24 6 EB £u e 5| 9 | 9 |1905 und 1906: 2 28 1 1) 30 ul 27] 4 6| 9 | 9 |1905: 9, später ein- | 27 3 8| 39 |—| 0|95 zelne 9 Blüt EES Ou 15:79. 9 1 2| -12 122166] 9% 8 1900: Q: 4 2 1 1.131,84 | 4 9|9 | $ 1190 p 1906: w. |29 7 —| s |1.3[9 Nigg Blüten mit |32 2 1:3 |1,3IP Minden. verkümmer- ten Antheren, s später. 906: ©. x llw| 9 | 9 |1905: Y und einzelne | 64 8 = 1.712 3| 41% 12 Blüten 9. 13| 9 | 9 1106: St 3 1 i| 5 125/833 141| 9 | 9 1905: 5. 39 8 ol a 13 11% 15 | 2 | 9 |190: 9. M. —]| 2.186) 8 : 16 | 9 | 9 [1905 und 1906: 9. | 4 2 7 aj 86 | ^ Tabelle 6. AA a IV. Generation ri I. Gen. | II. Gen.| III. Gen rrt S ; Nummer der | pCt. Zahlen der fittel | Minim Q -Pflanze Mae iri +2 142354. £$,.| 5254 3,4,5,0 > Iob 4 d. oL 9, 10 1,142 3,3,4,4 2 mic 9:18.04 HAT P. > E Ss g 7, 8, 13, 15, 16 65, 84, 83, 95, 86 Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiöeischen Pflanzen. 469 der Andromonoecie verdächtigen Pflanzen ergaben, dass Individuen, die bei Selbstbestüubung nur áusserst schlecht ansetzten, mit fremdem Pollen gut fruchteten. Silene dichotoma. Die früheren Angaben über die Geschlechtsverhültnisse dieser Pflanze hat ASCHERSON?) zusammengestellt. Ich finde nicht nur zwitterige und weibliche Exemplare, sondern, wie WARNSTORF, auch gynomonóeische aber in sehr verschieden starker Ausbildung; wahrscheinlich gibt es auch andromonócische. on den Pflanzen, die ieh 1905 aus gekauftem Samen aufzog, wurden nur 211 — alle bis zu einem gewissen Zeitpunkt auf- blühenden — untersucht. 175 (also 83 pCt.) waren rein weiblich und 36 (also 17 pCt.) mehr oder weniger, meist ganz ausgesprochen zwitterig. Sie wurden sich selbst überlassen, aadi heuer konnte von sechsen die Nachkommenschaft aufgezogen werden. Das Ergebnis ist in Tabelle 7 zusammengefasst; sie zeigt, dass auch dieses Objekt sich den Gesetzen fügt. "d. Tabelle 7. " II. Generation, 1906 = 2 — -k:] I. Generation, 1905 Gesamt- ; E d zahl y Antheren Q 2 zl + ver- pCt. A Pflanzen kümmert 1 Y | | 2 15 13 bod 7 : y 968 | 248 gn gs 3 „2witterig, ganz kontabescent, od. Q ? 65 5 4 | 56 | 86 : g »9íi—i uu 3 2 31 -—Eo i Mou 1 - 187 2 )1.|14 |: 9 Plantago lanceolata. F. LUDWIG?) hat bei dieser Pflanze schon drei Formen unter- schieden: ausser der typischen Zwitterform mit weisslichen, herz- fórmigen Antheren und der eigentlichen weiblichen Form noch eine i 1) P. ASCHERSON, Verhandl. repe Bot. Verein, 35. Jahrg., S. 134. Dort auch die Beobachtungen WARNSTORF's, S. 122 2) F. Eo Über die Bintenformen von Plantago lanceolota und die Er- I r :Gynodioseie, “Zeitschr. für die ges. Naturw.,. ITL Folge, Bd. IV, 41 sro, Dort auch die ältere febr | 410 C. CORRENS: Form, deren grünliche oder sehwefelgelbe Antheren zum grossen Teil verkümmerte Pollenkórner enthalten. Noch ausführlicher und genauer sind die Angaben A. SCHULZ's?), auf die ich hiermit ver- weise. Er hat das Vorkommen der Gynomonócie festgestellt. Mein Material wurde aus Samen gezogen, die im Herbst 1904 an einem engbeschränkten Standort, einem Wegrain bei Leipzig, gesammelt worden waren, und bot trotzdem eine ausserordentliche Fülle der verschiedenen Antherenformen, von der normalen bis zu der ganz verkümmerten der weiblichen Blüten und darüber hinaus bis zur petaloiden, die schon LUDWIG sah, dazu die verschiedensten Kombinationen bei demselben Stock und in derselben Ähre. Diese Pflanzen der ersten Generation wurden 1905 neben- einander kultiviert und heuer die Samen von zehn Individuen aus- Tabelle 8. 1 I. Generation 1905 lI. Generation 1906 > (Stammpflanzen) | | = m OUT zusammen er E Alle Pflanzen, mit einer | x i 9 E $ hor T = E „ | Ausnahme (Versuch 5), 5 bei ganz | und | 9 | Y 9 = Z S | wurden 1906 nochmals verk |Y erk. Sel 9 3 E'S | +9 und al? E 5 untersucht. | 9 Pv o FEB DIET T...» T. Bn m Se | ga : | zum Schluss einzelne | e" eben taube Antheren | 23 belel- al er 25 Nur M WT- RN 3 | ©, ganz einzeln untaug- xs liche Antheren . . | 36 4|. |—|—Hk4li-c 1 40 ee 4 i g9|sl-—-|-j]|ad ex bMS EISE. 1 1 A. e| al — | — ilo] - | TERES 6 | 9 (unten) - > (oben) ii in ders iru. | 32 | 50 i ter c "ni 4i--l|i15|16]| 4 Ben verkümmert $ .. ..|19| 5| 1|14 |15|95 | M 11828 v 8 di seine grin der An- eren etwas stärker 27 9 als gewöhnlich. . T 1| — | — | — [261] 1| — 26 | 96 1 éi a H] 86 | ^ 10 9 Ww wol, W- -» ^ "» NW € 1 5 en re 37 E 1 ea a 1|— | 1 eni des pr ghe seinrichtungen md e zur Kenntniss der Bestäubungseinri ung bei den roe. Bibl. Botan, Heft 10, S. 90 hx Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 471 gesät, die Keimlinge, meist zu zehn, in genügend grosse Töpfe pikiert, und die einzelnen zur Blüte kommenden Pflanzen wiederholt untersucht. Tabelle 8 gibt das Resultat. Es sind fünf Typen unter- schieden: ausser (1.) Pflanzen, bei denen ich nur echte Zwitter- blüten sah, und (5.) echt weiblichen oder gefüllt blühenden solche (2), bei denen echte Zwitterblüten und Blüten mit mehr oder weniger verkümmerten Antheren in derselben Ähre vorkamen (auch beiderlei Antheren in derselben Blüte), solehe (3.), die nur Blüten mit mehr oder weniger verkümmerten (aber nicht wirklich rudimentären) Antheren besassen, und endlich solche (4.), bei denen zwitterige (oder eventuell mehr oder weniger verkümmert zwitterige) Blüten und echt weibliehe vorhanden waren. Es ist ganz deutlich, dass sich die 10 Pflanzen von 1905 naeh ihrer Nachkommenschaft in drei Klassen bringen lassen, wie sie nach ihrem Geschlechte auch in drei gebracht werden können: eine zwitterige (Versuch 1 bis 5), die sich selbst sehr genau reproduziert, eme weibliche (Versuch 8 bis 10), die das wenigstens annähernd tut, und eine vermittelnde, gynomonöcische bzw. verkümmert- zwitterige (Versuch 6 und 7), die nicht nur sich selbst, sondern auch, und zwar in grösseren Mengen, die beiden Extreme, die weib- liche und die echte zwitterige Form, hervorbringt. Dieser Typus ist uns noch nirgends so ausgeprägt entgegengetreten. Dass auch Scabiosa (Columbaria sens. latiss.) sich dem Gesetze zu fügen scheint, habe ich schon früher (IL S. 461) angegeben. Meine diesjährigen Erfahrungen bestätigen das; die verschiedenartigen ergangsformen zwischen zwitterigen und weiblichen Stöcken fordern noch weitere Untersuchung. Auch die Versuche mit Knautia arven- ss, über die inzwischen RAUNKIAER Beobachtungen veröffentlicht hat, müssen erst noch fortgesetzt werden, ehe ich darüber berichten kann. Nur eines sei schon bemerkt. Ich konnte ausser der gewöhn- lichen weiblichen Form mit rudimentären Antheren auch jene schon ange bekannte, gefüllte Form verwenden, die statt der Antheren- rüdimente Blumenblätter zeigt. Ihre Nachkommen waren genau ebenso gefüllt. s haben einstweilen erst 5 davon geblüht; soviel ist aber doch schon sicher, dass die bekannten, oft zitierten Angaben DE BARY’s und und MOLLIARD’s, nach der Peronospora violacea die Ursache der üllung sein soll, zum mindesten nicht allgemein richtig sein können,') . wahrscheinlich ganz irrig sind. — Knautia silvatica verhält sich ind brew: exakte Kenntnis des Einflusses, den der Pilz ausübt, werden wir ma- ae yas erhalten, wenn mit ihm Infektionsversuche an den verschiedenen *r Knautia angestellt sein werden. — ! : ; . Ber. der deutschen bot Gesellsch. XXIV. = — — — 33 LI . jn meiner ersten Mitteilung diese später von BURCK verwandte Bozer : t. + d js. 5 i Ad 472° C. CORRENS: ähnlich wie K. arvensis; einen Bastard zwischen diesen zwei Arten herzustellen wollte mir nicht gelingen, was mit Rücksicht auf jene Angaben, die eine Überführung der einen Art in die andere durch Kultur behaupten, von Interesse ist. l. Die Versuche dieses Jahres (mit Satureia hortensis, Silene in- flata, S. dichotoma und. Plantago lanceolata) haben also die beiden früher (IL, 462) aufgestellten Gesetze, dass a) jede Geschlechtsform Keimzellen mit der ihr eigenen Geschlechtstendenz") hervorbringt, und dass b) die Tendenz der phylogenetisch jüngeren, eingeschlechtig gewordenen Form über die Tendenz der phylogenetisch älteren, zwitterig gebliebenen Form dominiert, für die beiden Hauptformen, den Anfang und das Ende der Differenzierungsreihe, im wesentlichen bestütigt. Beide Gesetze zusammen bewirken, dass bei einer gynodiöcischen Art die Nachkommenschaft der zwitterigen Pflanzen nahezu ganz aus Zwittern und die Nachkommenschaft der weiblichen nahezu ganz aus Weibchen besteht. aneben wird meist eine grössere oder geringere, oft : geringe Prozentzahl der anderen Geschlechtsform hervorgebracht. ) Ob das darauf beruht, dass nicht ausschliesslich Keimzellen mit derselben Tendenz gebildet werden, oder darauf, dass die Dominanz nicht vollkommen ist, ob also das erste oder das zweite Gesetz nicht ganz streng gilt, bleibe einstweilen dahingestellt. à Eine wirkliche Ausnahme scheinen bei Plantago lanceolata die Zwischenstufen zwischen zwitterigen und weiblichen Pflanzen zu bilden, die sich selbst, daneben aber auch die Endstufen, und zwar in grósserer Zahl, hervorbringen. Diese Ausnahme ist wohl nur scheinbar und wird noch ihre Erklürung finden. 2. Wenn die Sehwankungen in der Prozentzahl, in de Nachkommenschaft neben der Geschlechtsform des Mutter die andere Form auftritt, nieht rein zufälliger Natur sind — un s sind sie kaum —, so können offenbar als Ursache erbliche Ditle- eine sehr T bei der dividuum das Pup ich. z. B. 1) Um nicht falsch verstanden zu werden, wiederhole ich hier, dass kk ar bei einer gynodiöeischen Sippe in den Keimzellen aller weiblichen Stöck plüte nur die Anlagen für die weibliche Blüte, sondern auch jene für die ker 4 annéhme — und in den Keimzellen aller zwitterigen Stöcke genau diese: "s aber eine verschiedene Aktivität dieser Anlagen, so dass von ze n: Keimzellen der einen Geschlechtsform die einen, die der anderen die né ch. das lagen in einem entfaltungsfähigeren Zustande besitzen. Das soll ul , i anten Darin haben die Geschlechtsformen der Gynodiócisten mit jenen inkonstanten Sippen, für die DE VRIES den Ausdruck „Zwischenrassen* geschaffen hat, habe Ähnlichkeit. -Sie ist meiner Meinung nach nur eine rein üusserliche, chnung | hiinc MN Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen. 473 renzen einzelner „Linien“ in Frage' kommen, aber nicht die Ge- sehleehtsform der Grossmutter und Urgrossmutter.") Dass eine „witterige Satureia-Pflanze neben der Hauptmasse + zwitteriger Nach- kommen 0 pCt. oder 7 pCt. weibliche hervorbringt, hängt also nicht davon ab, dass ihre Mutter und Grossmutter auch schon + Zwitterpflanzen waren, oder dass sie ganz neu unter weiblichen Geschwistern auf- getaucht ist und eine weibliche Mutter und Grossmutter hatte; sie kann diese Eigenschaft aber von ihren Vorfahren — nicht blos den die Eizellen liefernden — überkommen haben — als „Linien“- charakter?) —, und in dieser Richtung wird dann die Zuchtwahl ein- greifen können. Ein Teil der Schwankungen in der Zusammensetzung der Nach- kommenschaft ist aber gewiss eine Folge davon, dass in den bisher besprochenen Versuchen die Bestäubung meist dem Zufall überlassen geblieben war. Bei Satureia, wo neben den rein weiblichen Stöcken nur noeh gynomonöcische in nicht sehr auffälligen Abstufungen vor- kommen, wird die Herkunft des Pollens von geringem Einfluss sein. Anders dagegen in den Fällen, wo neben weiblichen und gyno- monóeisehen Individuen noch rein zwitterige vorkommen, oder wo Sar, wie bei Silene inflata, die Entwicklung von der Zwitterform aus zwei Richtungen eingeschlagen hat, den, der zur männlichen, und en, der zur weiblichen Pflanze führt. Einschlägige Versuche sind im Gange, aus ihnen sei hier nur erwähnt, dass in der Tat eine weibliche Pflanze der Silene inflata mit dem Pollen zweier andro- monöeischer Pflanzen bestäubt eine Nachkommenschaft gab, wie sie die sich selbst überlassenen oder mit dem Pollen zwitteriger oder Synomonóecischer Pflanzen bestäubten Weibchen nie gaben, nämlich zwitterig: 14 + 9, zwitterig mit teilweise fehlgeschlagenen Antheren: 9-2, (stark) gynomonöeisch: 2 4-2, rein weiblich: 9-+ 10, also 34 + zwitterige und nur 19 rein weibliche Stöcke (= 35 pCt.). . Die eingeschlechtlich gewordene Form dominiert eben nur über die Awitterform, die ihr Ursprung gab. Sind Zwischenstufen vor- anden, so ist deren Dominieren über die Ausgangsform und das Dominieren der Endstufe über sie zu erwarten — ein vielleicht un- vollkommeneres Dominieren. Ist die Entwicklung in zwei Richtungen, auf eine männliche und eine weibliche Endstufe hin von der gemein- samen Zwitterform aus erfolgt, so gilt das Dominanzgesetz nur inner- ui 1) Dass die Tatsachen nicht mit der MENDEL’schen Spaltungsregel in Ein- {klang zu bringen sind, habe ich schon in der ersten Mitteilung (I, S. 514), gezeigt. ` .. 2) Die Existenz derartiger „Linien“ geht auch aus einer interessanten Arbeit R. €. PUNNET's hervor: Sex-determination in Hydatina (Proceed. Roy. Soc. B., Vol. $8, 1906, p. 223), die mir erst nach Einlieferung meiner Mitteilung zukam; dass bei dem Rüdertier die Fortpflanzung in diesen Linien parthenogenetisch war, kommt meines Erachtens erst in zweiter Linie in Betracht. T n inset Arten und andere een übergeht. 474 P. MAGNUS: halb jeder Reihe, nicht zwischen Gliedern der zwei Reihen unter- einander; ihr gegenseitiges Stärkeverhältnis wird ein bstimmtes, aber von vornherein unbekanntes sein. Auf je ähnlicherer Stufe in ihren Reihen dann die zu verbindenden Geschlechtsformen stehen, um s0 ähnlicher in ihrer Stärke dürften auch die entgegengesetzten Ten- denzen in den sich verbindenden Keimzellen sein und um so häufiger dürfte sowohl die eine als die andere Tendenz das zur Entfaltung notwendige Übergewicht in der Zygote erhalten. Durch immer noch orla done V ntersabiéd in der Stürke würde dann z. B. das ver- schiedene, aber für jede Sippe charakteristische durchschnittliche Zahlenverhültnis zwischen den beiden Geschlechtern bedingt sein, das wir bei den Diöcisten, den allein erhalten gebliebenen End- gliedern solcher doppelter Entwicklungsreihen, Anden; 3. Infolge der deutlichen Wirksamkeit äusserer und innerer Ernährungseinflüsse auf den Grad der Vollkommenheit, in der sich die Sexualorgane der Zwitterblüte ausbilden, kann die Genauig- keit in der Untersuchung der das Saatgut liefernden Pflanzen und der Nachkommenschaft kaum zu weit getrieben werden, ebenso die Sorgfalt, dieser Nachkommenschaft von der Keimung an gleichmässig gute Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Ein Hinweis darauf, was sich in dieser Riehtung erreichen lässt, bietet ein Teil der heurigen Satureia-Versuche, besonders Nummer 5 und 6, wo unter mehr als 2000 Nachkommen von 34 weiblichen Pflanzen nicht eine zwitterige gefunden wurde. Die Versuche werden fortgesetzt. Leipzig, Botanisehes Institut der Universität. 7l. P. Magnus: Auftreten eines einheimischen Rostpilzes auf einer neuen aus Amerika eingeführten Wirtspflanze. Eingegangen am 26. Oktober 1906. CK, J. SCHROETER, PLOWRIGHT, KLEBAHN, ED. FISCHER, JA jesen G. WAGNER, ERIKSSON, BUBAK und andere haben Bahn ed dass die bei weitem meisten Uredineen entweder nur Hm sedit. Wirtspflanze oder nur in diese und wenige ihr nahe verw d hl für die 9! Arten wieder einzudringen vermögen‘). Dies gilt sowo 1) Eine Ausnahme es wie ED. FISCHER und KLEBAHN — E: haben, bekanntlich: Cronartium asclepiadeum, das auf — : Ein einheimischer Rostpilz auf einer aus Amerika eingeführten Wirtspflanze. 475 einer Wirtspflanze ihre volle Entwicklung durchmachenden Arten, als auch namentlich für die zahlreichen wirtswechselnden Uredineen. Auf diese Beschränkung des Auftretens der von einer Wirtspflanze stammenden Uredinee auf eine oder weniger nahe verwandte Arten von Wirts- und Zwischenwirtspflanzen haben namentlich KLEBAHN und ED. FISCHER") viele Uredineen-Arten unterschieden und auf- gestellt. Unter diesen Umständen beansprucht eine in den Tiroler Alpen von mir gemachte Beobachtung einiges Interesse, dass die in den Alpen verbreitete Uredinee auf eine neue und erst in verhältnis- mässig wenigen Exemplaren eingeführte nordamerikanische Art über- gegangen ist. | A. DE BARY hatte nachgewiesen, dass die auf unseren Alpen- rosen Rhododendron hirsutum und Rh. ferrugineum lebende Chrysomyxa Rhododendri (DC.) de By. ihr Aecidium auf den Nadeln der Fichte Picea excelsa, bildet. Dieser Pilz ist in Tirol sehr verbreitet. Ab- weichend von unseren meisten Uredineen gelangen die Aecidien zur vollen Reife erst im August und September. Bei Madonna di Cam- piglio waren die Aeeidien Anfang September 1906 ausserordent- lich zahlreich auf den Fichten aufgetreten. In dem von Herrn kaiserlichen Rat Dr. MAX KUNTZE dort schr schön angelegten Alpen- garten waren auch drei junge Báumchen von der aus den Rocky Mountains in Nordamerika stammenden Picea pungens Engelm., und zwar die so beliebte var. glauca hort, gepflanzt. Im Garten waren auch Büsche von Alpenrosen und Fichten angepflanzt, von denen die Alpenrosen auf den älteren Blättern Uredolager der Chrysomyxa hododendri zeigten und die diesjährigen Nadeln der Picea excelsa reichlich das zur Chrysomyxa gehörige Aecidium abietinum Alb. et Schwein. trugen. Es erregte nun mein grosses Interesse, dass auch auf den diesjährigen Nadeln der Picea pungens var. glauca das Aeci- dium zahlreich zur Entwieklung gelangt war, wenngleich nicht so reichlich wie auf Picea excelsa. Hier ist offenbar die Chrysomyxa ododendri auf den neuen aus den Rocky Mountains stammenden Zwischenwirt Picea pungens Engelm. übergegangen. Dieser Fall ist um so interessanter, als Rhododendron hirsutum und RA. ferrugineum in Nordamerika vollständig fehlen nach ASA GRAY, Manual of the Botany of the Northern United States (5'^ Edi- ton 1867, p. 299—300), und mithin auch Chrysomyxa Rhododendri ehlt. In ihrem Provisional Host-Index of the Fungi of the United States (1888—1891) geben W. G. FARLOW und A. B. SEYMOUR redo minima S. und Melampsora Vaceiniorum (Lk.) Schroet. auf wore NR ,,, D Eb. FISCHER will neuerdings wieder morphologische Arten von diesen biologischen Arten unterschieden wissen. Doch betrifft meine Beobachtung nur die * der biologischen Arten. : 476 P. MAGNUS: Rostpilz auf einer aus Amerika eingeführten Wirtspflanze, zalea nudiflora L. und Caeoma (Uredo) Azaleae S. auf Azalea viscosa L. und Caeoma (Uredo) Vacciniorum Lk. auf Rhodora canadensis L. an. Diese könnten wenigstens zum Teil bei näherer Untersuchung sich als zu CUhrysomyza-Arten gehörend erweisen, die aber von Chrysomyxa Rhodo- dendri (DC.) de By. spezifisch verschieden sein möchten. Auch geben FARLOW und SEYMOUR l. c. Aecidium abietinum A. et S. oder Aut. Amer. pp. auf Picea Engelmanni und Picea nigra Lk. an, und ich muss gestehen, dass das Aecidium auf den Nadeln von Picea nigra, das ich gesehen habe, unserem Aecidium abietinum A. et S. auf den Nadeln von Picea excelsa sehr ähnlich ist und ihm jedenfalls sehr nahe steht. Es kónnte recht wohl zu einer der mutmasslichen Chryso- myxen gehören. Doch teilt W. G. FARLOW (Proc. of the Americ. Acad. of Arts and Sciences 1885, p. 320) mit, dass Herr FAXON auf den White Mountains im Juni und Juli 1884 eine Uredo auf Ledum latifolium gefunden hat in unmittelbarer Nähe von Picea nigra, auf der ein dem Aecidium abietinum A. et S. vollständig gleichendes Aecidium auftrat. FARLOW bestimmte die Uredo als Uredo ledicola Peck. und wies die dazu gehörige Chrysomyxa sowie kleinere em- gesenkte Uredohäufchen auf der Unterseite dieser Blätter nach. FARLOW lässt es dahingestellt, ob das Aecidium abietinum der Picea nigra zu dieser Chrysomyxa ledicola gehören möchte, während KLEBAHN geneigt scheint, diese Art als eine autöcische zu betrachten. Jeden- falls trat nach FARLOW keine Chrysomyxa auf Rhododendron m der Nähe dieses Aecidium abietinum auf Picea nigra auf. Der von mir beobachtete Fall des Übertritts der Chrysomya Hhododendri (DC.) de By. auf die eingeführte nordamerikanische Picea pungens Engelm. schliesst sich eng an das Auftreten des in den europüischen Alpen und dem nórdlichen Asien, Bibirien and nordöstlichen Europa heimischen Cronartium ribicola Dietr. auf nord- amerikanischen Ribes-Arten und der nordamerikanischen Pinus Strobus an. Diese Art ging von der hochalpinen und nordischen Pinus Cembra durch den Zwischenwirt Ribes auf die aus Nordamerika eingeführte Pinus Strobus über und hat mittels derselben eine weite Sere in der europäischen Tiefebene gewonnen. Und umgekehrt habe ts in den Schriften dieser Gesellschaft Bd. XVI (1898) S. 63—70 nae gewiesen, dass auf die in Nordamerika eingeführte Syringa eine nordamerikanische Microsphaera übergegangen ist, die auf derselben spezialisiert haben möchte. Jedenfalls ist es für viele uns heute bewegende Fr fachem Interesse solche Erscheinungen genau zu verfolgen. sich jetzt agen von viel- Kk L Jeder Autor erhält Fi) Na Nr: i "Rear erfolgt, die Berechnun D: der Vorsitzende der eunt qnit ec Sitzungen im Jahre 1906, Herr ura cR EUREN S - werden die Herren Autoren ersucht, alle wissenschaftlichen Tusen diogi d unter auer Angabe der Adresse des nders, fortan an denselben, Steglitz bei Beriis; Neuer botanischer Garten, zu richten, BD Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme EE Monate August und September am letzten Freitag dic Monats Abends 7 Uhr s im^ Sämtliche Mitteilungen für die We iwi müssen spütestens aeht T vor der Sitzung, für welche sie bestimm sind, dem Vo an „vollständig druckreif im Manuskript — die Tafe nr gonmu im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen er R nach dia Umfang von 8 Druckseiten nicht renea, aea $ 19.) Die Aufoslıme von daraus entstehenden Unzuträgliehkeiten exe det werden. ’Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enudlin. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe des- selben die Anzahl der mov f Sonderabdrücke anzugeben, ie Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezü lichen Schriftstücke, Korrek- furen usw. sind zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, IT. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und intii der Gesellschaft für das Jahr 1906. rude Generalversammlung: Schwendener, Präsident; Haberlandt, Stell- ter. Für die reroetataishen Sitzungen in Berlin: Engler, Vorsitzender; Kny, erster Stellvertreter, Wittmack, zweiter Stellvertreter; O. Reinhardt, erster Schrift- i "Ko An ne, biis S chriftführer, Lindau, dritter Sehriftführ eese: 0. Müll efr nemi A. Engler, O. Reinhardt, Köhne zindau, Ascherson, Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. ‚Alle Gel M a ei werden franko „An die Kur- má Der Beltna ache Botanische Gesellschaft, Berlin W. 8, ‘Wilhelmplatz 6“, erbeten. etra ordentliche a E nme. ^ Berliner Mitglieder. Mk. 20, für dsendungeu, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen ehnskasse event amationen, die V. Pen de Berichte‘ cx und Sonderabdrücke b si innerhalb sechs Monate nach Absehlu des bet des unm Si sind ri chen. Adressen Gebr. Borntraeger, Berlin SW.11, Dessauerstr. 99, zu — — sinere. rungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Be- — i un stige geschäftliche Mitlilungen eg man an Hora PM . Müller“ Steglitz Zy Berlin, Zimm mermannstr. 15, ; u senden. - RER aus unseren Berichten. unterliegen folgenden Bestimmungen: = ULIIGIL oY frei geliefert. ee - Für Mehrabzüge wird, sofern dis Bestellung der Überzahl vor der ] für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pi 2. für jede schwarze Tafel einfachen Forma $. bei Miehelirw, Tafeln für eis, Feier | ť emi tes Verlag von Gebrüder Bortraeger in Berlin SW 11 Dessauer Strasse 29 Neue Erscheinungen: Arten und Varietäten una ihre Entstehung (durch Mu- tation. An der Universität von Kalifornien gehaltene Vor- lesungen von Hugo de Vries. Ins Deutsche übertragen von Pro- fessor Dr. H. Klebahn. Mit 53 Textabbildungen. Geheftet 16 Mk., gebunden 18 Mk. Die Harze und die Harzbehälter mit Einschluss der Milchsäfte von Professor Dr. A. Tschirch. Zweite stark erweiterte Auflage mit 104 Textabbildungen. Zwei Grossoktavbünde. Geheftet 32 Mk , in Halbfranz gebunden 40 Mk. Tabulae Botanicae unter Mitwirkung von A.J. Blakeslee (Cambridge, Mass), A. Guilliermond (Lyon) redigiert von — Privatdozent Dr. E. Baur (Berlin) und Dr. E. Jahn (Berlin). In . . Serien von 5 Tafeln zum Preise von 25 Mk. pro Serie; auch Xd < einzeln. zum Preise von 7 Mk. pro Tafel. — Ausfohrliehen Pro- | dM aros bereitwilligst gratis und franko ah cit N | ER LIE AASE T ANT EEE YER = D M 1 . Sugendformenu und Blütenräifei im Pflanzen- reiche. von Dr. L. Diels, Privatdozenten an der- Universität | — Berlin. Mit 30, Textfiguren. Geheftet 3 Mk. 80 PL. gebunden 1 m n Mk, 80 Pf. 4 d Studien. über die REGENTE AAB. si von Profess r Dr. B. Némec. Mit 180 Tec Ans | et 9 Mk, 50 Pig. demie: 11 Mk. We 1 JAHRGANG 1906. HEFT 9. iE AA LUE Lg. ns ii | BERICHT DER "SENE EQ Fr Dei. ZN RENNER AC INA niet | 2 ub coss DRUTSOHBN: ==; oa soin BOTANISCHEN GESELL Dre aaa E eai na ur WE aaa DENE S DE RSEN ^S e" ( VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGA Inhaltsangabe zu Heft 9. Seite Sitzung vom 30. November 1906 . . . . . 2. o mS Mitteilungen: 12. Ludwik Garbowski: Plasmoptyse und Abinadi bei Vibrio Proteus. (Mit Tafel XX). AU 73. Helene Kränzlin: Über das Dikinedchstum der Palme Euterpe oleracea (Mit vier Abbildungen im Text) . . 483 74. A. Ursprung: Über die Dauer des primären Dickenwache- | tums. (Vorläufige Mitteilung) . . 489 75. A. Ursprung: Beitrag zur Erklärung ls RER A Diekenwachstums an Krantpflan : 498 76. F. E. Weiss: Die ai von Morsudalis-. (Mit = zwei Figuren im Text) . ecd acis cA Ws 77. H. €. Schellenberg: Über -Selerotinia Qori. - E Tafel XXI) 505 . A. Schulz: Über die Eutwickfangsgeschichte der gegen- würtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mittel- liuiscidands id . 512 : Ernst Küster: Noris T and bound kamaa Vil HT | Focus. (Mit einer Abbildung im Text) . . - - - ; I HE | 86 B. Némec: Über inverse T'idktbh SUNL Ide Iu uan P Nächste Sitzung der Gesellschaft in Berlin: dB i vM Freitag, den 28. Dezember 1906, ee abends. 7 Uhr, = c im Hürsale in Sehwenfeneschn Botanischen | | _ Dorotheenstr. | 5, L Sitzung vom 30. November 1906. 477 Sitzung vom 30. November 1906. Vorsitzender: Herr L. KNY. Der Gesellschaft wird die Mitteilung unterbreitet, dass unser korrespondierendes Mitglied Herr Professor Marshall H. Ward, D. Se., F. R. S., Professor der Botanik an der Universität in Cambridge (England) am 26. August d. J. verstorben ist. Seine Verdienste zu würdigen muss einem späteren Nachrufe vorbehalten bleiben. Bei der Verkündigung des Trauerfalles erhoben sich die in der Sitzung Anwesenden von ihren Plätzen. Herr OTTO ROSENBERG, Stockholm, demonstrierte mikroskpische Präparate über seine Untersuchungen der Embryobildung von Hiera- cium und der eytologischen Vorgänge bei der Pollenbildung des Bastardes Drosera rotundifolia X longifolia. Seine einleitenden Worte erläuterte er durch farbige Wandtafeln. Mitteilungen. 72. Ludwik Garbowski: Plasmoptyse und Abrundung bei Vibrio Proteus.) Mit Tafel XX. Eingegangen am 1. November 1906. Vibrio Proteus ist der berühmte Organismus, welcher zu der merkwürdigen Meinungsverschiedenheit über das Wesen seiner Ge- staltsánderungen zwischen Prof. ALFRED FISCHER in Basel und Prof. ARTHUR MEYER in Marburg Anlass gegeben hat. idea BE l) Die hier mitzuteilenden Ergebnisse bilden nur einen Teil der von mir im — chen Universitätslaboratorium in Basel ausgeführten Untersuchungen, deren weitere Resultate ich noch an anderer Stelle zu publizieren beabsichtige. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. | — ù ATS LUDWIK GARBOWSKI: Verfolgt man die Entwicklung von Vibrio Proteus in einem flüssigen Nährmedinm, z. B. in alkalischem Heuinfus mit Rohrzucker- zusatz, so bemerkt man, dass in einem gewissen Moment, welcher gewöhnlich mit dem Kulminationspunkt der Entwicklung (der maxi- malen Trübung) zusammenfällt, ein Umschlag der Reaktion eintritt, worauf sich die sauer gewordene Flüssigkeit zu klären beginnt. Die mikroskopische Untersuchung der Heuinfuskulturen zeigt in den Anfangsstadien der Entwicklung fast nur die gewöhnlichen Vibrionen- formen; aber schon nach einigen Stunden bemerkt man kugelige Gebilde, deren Grösse diejenige der Vibrionen deutlich übertrifft. Diese Kügelchen sind meist sehr beweglich, obwohl der Eindruck ihrer regen Beweglichkeit ganz bedeutend durch ihre Grösse im Gewirr der kleinen Formen gesteigert wird. Nicht selten bemerkt man an den Kügelchen kürzere oder längere Anhängsel, welche wie Schwänzchen an ihnen haften und mitschwimmen, ganz wie ein einheitlicher Organismus. Manchmal gelingt es wahre Monstrositäten zu beobachten, wie z. B. eine lange Kette, die an einer grossen auf- geblähten Kugel haftet, oder Kugeln mit zwei, drei und mehr An- hängseln zugleich (Fig. 1). Gleichzeitig fällt es auf, dass die anfangs geschlängelten Vibrionen jetzt mehr aufgeblähte Formen aufweisen. Die Zahl der letzteren nimmt immer mehr zu, und es treten noch immer öfter vollständig abgerundete Gestalten auf, die nicht mehr so beweglich sind. Noch später prüdominieren die ruhigen kugeligen Formen ganz bedeutend über die hier und da noch sichtbaren be- weglichen normal gestalteten Vibrionen, bis schliesslich keine be- weglichen Gestalten mehr, nur ruhig liegende Kügelchen und Vibrionen, die fast Stäbchenform besitzen, zu finden sind. : Es fragt sich nun, wie entstehen die kugeligen Gestalten aus der normalen Vibrionenform? Kommt hier eine Abrundung mit einer gewissen Aufblühung der Bakterienzelle zustande (Ansicht von Prof. ARTHUR MEYER), oder sind die runden Gebilde die von den Vibrionen ausgeschiedenen sogenannten Plasmoptysekugeln (Ansicht von Prof ALFRED FISCHER)? Die direkte Beobachtung im Hüngetropfen gibt keine Antwort i auf diese Frage. Die gut beweglichen Individuen lassen sich 1n den verhalten sich in dieser Beziehung absolut träge. Man muss also mit irgend welchen äusseren Mitteln in das Leben der Vibrionen eingreifen " ihr Verhalten dabei verfolgen. it = Da die Gestaltsänderungen von Vibrio Proteus anscheinend T der Säuerung seines Nährmediums in Beziehung stehen, $0 a zuerst die Wirkung verdünnter Ammoniak- und Essigsäured# 5 : auf den Organismus untersucht. Es wurden von den yerbis leuinfuskulturen (ohne Zucker, mit 0,1 pOt, 1 pCt- und Plasmoptyse und Abrundung bei Vibrio Proteus. 419 Zucker) in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung Hängetropfen angelegt und diese der Wirkung verschieden konzentrierter Lósungen der genannten Agentien in bekannter Weise durch den Spalt zwischen dem Deckgläschen und dem Objektträger ausgesetzt. Das allgemeine Ergebnis einer grösseren Anzahl von Einzelbeobachtungen ist folgendes: | In einer gewissen Wachstumsperiode, welche dem Zeitpunkt der maximalen Entwickelung (Trübung) vorangeht, wo noch fast nur die normal geformten gut beweglichen Vibrionen vorhanden sind, lässt sich durch eine längere Wirkung der Essigsäure- resp. Ammoniak- dämpfe eine deutliche, wenn auch nicht allgemeine Plasmoptyse hervorrufen. Dieser Zeitpunkt tritt z. B. in einer Heuinfuskultur mit 10 pCt. Zucker nach 16-20 Stunden!) (Temperatur im Brut- schrank 32°) ein. Die Konzentrationen der frisch bereiteten Säure- und Ammoniaklösungen, welche sich in der gewünschten Richtung erfolg- reich erwiesen, schwankten zwischen 0,1 pCt. bis 0,5 pCt. (als Ausgangsmaterial diente Acid. acet. glaciale und Liquor Ammon. caustici, welcher für 20 pCt. angenommen wurde), wobei allgemein me etwas stärkere Säure- (etwa 0,2 pCt.) als Ammoniak- konzentration (0,1 pCt.) nötig war. Nach 10—20 Minuten, manchmal aber erst nach '/s—”/, Stunde der Agenswirkung, nachdem schon fast alle im Hängetropfen vorhandenen Individuen unbeweglich ge- worden sind, kann man bemerken, dass an den Enden einiger weniggliedriger Kettchen entweder einseitig oder seltener von beiden | Seiten winzige Pünktchen auftreten, welche sich zu Kügelchen aus- bilden, deren Durchmesser 2,3 bis mehrmals die Stübchendicke .. Whersteigt. Diese Kugelbildung lässt sich dureh beide Agentien zu- Stande bringen, doch erwies sich in meinen Versuchen 0,2—0,5 pCt. Essigsäure am wirksamsten. Die beschriebene Wirkung von Essigsäure- bzw. Ammoniak- dämpfen ist aber nicht die einzige. Neben den gestreckten Formen, welche der Einwirkung von Säure und NH, widerstehen, gibt es im o Hängetropfen einer etwa 20 Stunden alten Kultur immer eine An- .. tahl etwas aufgeblähter Gestalten, welche noch deutlich ihre beiden Durchmesser erkennen lassen (Fig. 2). Diese sind es, welche nach der entsprechenden Wirkungszeit teilweise verschwinden und zu ab- Serundeten Kugeln werden mit einem oder noch öfter zwei an ihrer Oberfläche sich abhebenden Pünktchen (Fig. 3). Einen Gegen- satz in der Säure- und Ammoniakwirkung — Abrunden und wieder zum Vibrio regenerieren — wie es Prof. ALFRED FISCHER in diesen en 1) Die Entwicklung von Vibrio Proteus in einer flüssigen Nährlösung ist in 5 he m Masse von der Menge des Aussaatmaterials abhängig, daher haben die an- Seführten Zeitdaten nur relativen Wert. — — $a 2T : 480 - LUDWIK GARBOWSKI: Berichten, Bd. XXIV, S. 68, beschreibt, habe ich nicht konstatierem konnen. Prof. A. FISCHER berichtet über einen Versuch, wo er „innerhalb einer Stunde dieselben Individuen dreimal zu Kugeln und dreimal zu Vibrionen regeneriert hat — letzteres immer durch Ammoniak...*, und ieh konnte die Regenerierung der zur Auf- blähung gebrachten Individuen kein einziges Mal zustande bringen, trotzdem ich in dieser Hinsieht Kulturen in verschiedenen Ent- wicklungsstadien (12 Stunden bis 48 Stunden alt) untersuchte und auch die Konzentrationen der wirkenden Agentien — Essigsäure und Ammoniak — in ziemlich weiten Grenzen (von 0,01 pCt. bis 1 pCt.) variieren liess. Ich habe mich mehrere Male überzeugt, dass dieselben Gestalten bei saurer, wie auch bei alkalischer Reaktion des Hängetropfens auftraten. Einen Unterschied im Verhalten der Organismen von Heuinfus- und Zuckerbouillonkulturen habe ich auch nicht gefunden. Es drängt sich schon jetzt der Schluss auf, dass die beiden Vorgänge — Abrundung und Plasmoptyse — in den flüssigen Kulturen sich nebeneinander abspielen. Es entsteht somit die Auf- gabe, diese beiden Vorgänge voneinander zu „trennen“, um siè deutlicher verfolgen zu kónnen. Dies ist mir auch gelungen und zwar auf folgende Weise: . Nachdem ich mich überzeugt habe, dass eine Agarstrichkultur (gewöhnlicher Peptonbouillonagar) von Vibrio Proteus viel regel- mässigere Formen aufweist, als die flüssigen Kulturen, habe ich zu der folgenden Versuchsreihe nur die erste benutzt. Zu meinen Ver- suchen brauchte ich ein Material von möglichst einförmiger Gestalt, um die sich im Hängetropfen abspielenden Vorgänge nicht an den einzelnen Individuen, was bei der langen Beobachtungszeit leicht zu Verwechslungen führen kann, sondern an ihrer Gesamtheit verfolgen zu kónnen. Ein solches Material liefert eine im Brutschrank - 32? wührend 20 Stunden vorgezüchtete Agarstrichkultur, die er bei Zimmertemperatur gehalten wird. Die gleichmässig bora Oberfläche weist fast nur die normalen gekrümmten Vibrionen is Während einer ganzen Woche und länger hat man geelgn? Arbeitsmaterial vorrütig, nur ist zu beachten, da wuchsfläche nicht durch das Kondenswasser bespült wir die entstehen nàmlich bald ebenso, wie in einer flüssigen Kultur, Kugelgestalten, zunächst bewegliche, später unbewegli einen weissen Bodensatz. Stellt man sich aus einem 80 phe | eine Aufschwemmung im Wasser (destilliertes oder Leitungswasset/ und bewahrt sie eine längere Zeit in einer feuchten so bemerkt man, dass sich die anfangs gut geschlängelte .. Vibrionen immer mehr aufblähen, bis nach Verlauf Men E Y .... 24 Stunden eine ganz allgemeine Abrundüng ointritt.. Das Bie TT Plasmoptyse und Abrundung bei Vibrio Proteus. 481 gibt einen Teil des Hängetropfenrandes mit der Reihe von neben- einander liegenden Kügelchen wieder, deren einige auch die oft sicht- baren Körnchen aufweisen. Ausser den Kügelchen waren in der Wasseraufschwemmung keine anderen Formen zu finden, weder allein, noch mit den Kügelchen verbunden. Von Häuten, die sich in Wasser (das vor wie nach neutral reagierte) allerdings nicht auf- gelöst hätten, war absolut nichts zu sehen. Es ist mir auch gelungen, den Vorgang der Abrundung direkt zu beobachten unter Zuhilfenahme der Ammoniakwirkung auf die in Wasser einige Zeit liegen gebliebenen Vibrionen. Es wurde mittels einer kleinen Öse (1 mm im Durchmesser) etwas von dem Auf- schwemmungsmaterial in einen Hängetropfen aus destilliertem Wasser übergetragen. a und 5 (Fig. 5) stellen zwei Individuen dar, welche ieh im Auge hatte, als der Spalt zwischen dem Deckglüschen und dem Objektträger mit 0,2 pCt. NH,-Lösung geschlossen war. Nach 10 Minuten hat sich 5 etwas aufgebläht, während a sich träge ver- ielt. Es wurde die 0,2 pCt. NH,-Lösung durch eine 0,5 ersetzt, und es dauerte nicht lange, dass a, ruckweise zu a, geworden ist, und nach Verlauf von noch 15 Minuten kamen die einwandsfreien Ab- Tundungskugeln a, und b, zum Vorschein. Die Bilder geben zugleich Aufschluss darüber, auf welche Weise die über die Kugeloberfläche etwas herausragenden Körnchen entstehen. Nicht nur reines Wasser, sondern auch schwache Lösungen solcher Stoffe, die nieht sofort tötend auf den Vibrio wirken und ihn "ur unvollständig ernähren, wie z. B. eine 1 pCt. Glyzerin- oder Rohrzuckerlösung, führen zu einer Abrundung der immer schwächer werdenden Organismen. Es lassen sich diese Flüssigkeiten in eine Reihe nach ihrem Ernährungswert ordnen, wobei der Vibrio um so länger seine normale Gestalt behält, je besser die entsprechende Lösung seinen Nährbedürfnissen entspricht. Fig. 6 stellt den Rand "mes Hängetropfens von der Aufschwemmung in einer 1 pCt. Glyce- finlösung dar, welche gleichzeitig mit der oben erwähnten Wasser- aufschwemmung angelegt wurde. Man sieht hier neben den voll- ständig abgerundeten Kugeln und ziemlich unverändert gebliebenen . Stäbchen ovale Übergangsformen zwischen beiden. Die Zahl der letzteren war in der Zuckeraufschwemmung noch grösser mit gleich- Zeiger Abnahme der Kugeln. In allen Versuchen war von der Plasmoptyse nichts zu sehen. 5 lag aber nahe von den pessimalen Lebensbedingungen, wie sie em Hängetropfen aus destilliertem Wasser darbietet, zu den optimalen 7- einer alkalischen Peptonbouillonlösung oder noch besser einer solchen mit etwas Zuckerzusatz überzugehen. Es wurde wieder base Aufschwemmung von dem Agarmaterial, das im gewünschten : Entwickelungsstadium sich befand, in etwas Wasser gemacht und 482 L. GARBOWSKI: Plasmoptyse und Abrundung bei Vibrio Proteus. von hier in die entsprechenden Hängetropfen mit Hilfe der kleinen Ose eine Spur übertragen. Die Organismen, welche im Wasser ihre Beweglichkeit bald einbüssen und mehr Stäbehen- als Vibrionen- formen aufweisen, nehmen unter der Wirkung des zusagenden Nühr- mediums ihre normale Vibrionenform bald an. Während 2 bis 2'/, Stunden kann man an den gut beweglichen Vibrionen, die sich inzwischen deutlich vermehrt haben, keine Gestaltsänderung wahr- nehmen. Nach dieser Zeit aber gelingt es schon hier und da be- wegliche runde Gestalten zu bemerken. Bei genauer Beobachtung sieht man, dass jede von ihnen ein Anhängsel mitschleppt, eben das herabhüngende Häutehen des einzelnen Vibrio oder eines noch nicht geteilten Pärchens. Wird die Beobachtung in der rechten Zeit nach dem Einlegen des Hängetropfens vorgenommen, so ge- lingt es zuweilen, die Plasmoptyse an einer grossen Individuenzahl zu sehen. In meinen Versuchen begann sie im Hängetropfen von l pCt. Zuckerbouillon gewöhnlich nach Verlauf von zwei bis drei Stunden und war etwa zwei Stunden später vollendet. | Nach dieser Zeit lagen allerdings die plasmoptierten Vibrionen schon meist ruhig. Die Mehrzahl plasmoptiert in der Bewegung; bei diesen ist es un- möglich, die nach einander folgenden Stadien der Plasmoptyse ZU notieren. Mit Leichtigkeit kann man es aber bei den ruhig an einer Stelle Verbleibenden vornehmen. a, b und c (Fig. 7) stellen drei Stadien dieses Vorganges an einem Individuum, das ununterbrochen be- obachtet wurde, dar. Zwischen a und 5 verflossen 10 Minnten, ¢ ent- stand nach Verlauf von noch 15 Minuten. Der ganze Vorgang nimmt somit etwa !/, Stunde in Anspruch. Das Bild im Hängetropfen nach dem Eintritt der Plasmoptyse ist überaus charakteristisch: man sieht die geometrisch runden, kleineren und grósseren Kügelehen mit ihren meist etwas gekrümmten, zuweilen ganz dünnen Anhängseln zusammen mit den nicht plasmoptierten Individuen in dichtem Ge- dränge längs des Tropfenrandes liegen; hier und da trifft man ein längeres Stäbehen mit zwei Kügelchen, je einem an einem Ende, sehr selten sind die Formen mit zwei anhaftenden kurzen , Beinchen* (F ig.8). . Ausser diesen Gestalten sieht man keine anderen, weder lose liegende Kugeln, noeh ellipsoidisehe Aufblähungsformen. Kein einziges M konnte man ein „Abstreifen“ des anhüngenden Stübchens yen dem ausgepressten Plasmatröpfehen bemerken, und ich fühle mich daher 3 berechtigt, auf Grund aller dargelegten Beobachtungen die Ansicht von Prof. A. FISCHER, dass die in einer flüssigen Kultur von Proteus auftretenden anhangslosen kugeligen Gestalten mit den ie beschriebenen Plasmoptysegebilden in irgend welchem genetische Verhältnis stünden, als unrichtig aufzufassen. Prof. A. F IC HER 8 Zwei nebeneinder verlaufende und voneinander unabhüngi ie E : Sünge in einen grösseren gemeinschaftlichen Cyklus verbunden, à weleher de faeto nicht existiert. we Vibrio — ` Tp KRÄNZLIN: Das Dickenwachstum der Palme Euterpe oleracea. 483 Es bleibt noch übrig die Versuche über die Regenerierung des durch Plasmoptyse resp. Abrundung deformierten Materiales zu er- wähnen. Die durch längeres Liegen im Wasser abgerundeten Gestalten zogen beim Übertragen in einen Hängetropfen von Zuckerbouillon ihren Inhalt neumondförmig an einer Seite der Kugel zusammen und bekamen ein mehr Ebdrnelies Aussehen, zeigten aber sonst beim Übertragen in eine frische Nährlösung EEE Lebenserscheinungen mehr; die beweglichen konnte man noch einige Zeit umherschminmen E wobei die Anhängsel immer kleiner und dünner wurden, zur „Abstreifung“ aber nie gelangten (Fig 10); schliesslich werden sie auch sistiert, um scheinbar definitiv vom Leben Abschied zu nehmen. In der obigen Darlegung habe ich den Terminus ,Plasmoptyse* | gebraucht, weil die beschriebenen Erscheinungen so innig mit diesem Wort verbunden sind. Es braucht aber kaum besonders hervor- gehoben zu werden, dass diese ,Plasmoptyse eine Ausscheidung von Protoplasma aus dem Organismus, welcher deformiert noch einige Zeit am Leben bleibt, und nieht, wie Prof. A. FISCHER will, ein Aussehleudern des ganzen Protoplasten aus seiner Hülle, die, wie ein altes Kleid weggeworfen, ,abgestreift wird, darstellt. In der Erscheinung der „Plasmoptyse“ steht Vibrio Proteus gar nicht isoliert da. Auf rein osmotischem Wege konnte ich eine sehr auffallende momentane Plasmaausscheidung bei einem in Jauche lebenden Vibrio hervorrufen. Auch Spirillum volutans ist geneigt, in gewissen Kulturbedingungen Plasma körnig und fadenförmig aus seinem Leibe auszuscheiden, worüber an er Stelle berichtet werden soll. 73. Helene Kränzlin: Über das Dickonwachetum « der Palme Euterpe oleracea. Mit 4 Abbildungen im Text. : Eingegangen am 10. November 1906. p ad In einem Aufsatz „Sta. Catharina, Brasilien,“ Naturwissenschaft- liche Wochenschrift, Nr. 51, Band IX, macht ALFRED MÖLLER "nähere Angaben über die auffallend starke Umfangszunahme älterer, schon weit vom Vegetationskegel entfernter Stammteile von Euterpe oleracea. In Brusthöhe, 1'/, m unter dem untersten Blatte gemessen, zeigte ein Stämmchen: 484 HELENE KRÁNZLIN: am 26. Januar 1891. . . . 24,5 em Umfang x «T Other 1801: ;.. aoe. 95,1: y i s X. Jannar 1892. . vo: M69 y "5 ».206. Oktober 1892... . 4.99 » Ferner beobachtete MÖLLER, dass alte Exemplare stets viel dicker sind als junge. : Da diese Beobachtungen dafür sprachen, dass bei Euterpe doch vielleicht eine Art von sekundärem Diekenwachstum vorkommt, sammelte Professor MÖLLER geeignetes Material und hatte dann die grosse Liebenswürdigkeit, es dem Botanischen Institut der Universität Berlin zur Untersuchung zu überlassen. Er hat ferner dieses Material im Herbst 1906 durch eine Anzahl von je in 2m Abstand herausgesägten Stammscheiben alter Euterpe-Stämme ergänzt. H" Schon makroskopisch gewahrt man an einem jeden Stammquer- . ‚schnitt, dass die basthaltige Rindenregion sehr scharf von dem übrigen Stammkörper absetzt. Eslag nahe, hier nach einer Kambium- zone zu suchen, aber bei jungen wie bei alten Stámmen war das Resultat negativ. Vielmehr stellte sich heraus, dass auch Euterpe oleracea in der Tat nur durch Vergrösserung ihrer Gewebeelemente in die Dieke wächst. — Wenn ich mich trotzdem entschloss, 1m Folgenden eine kurze Mitteilung über den genannten Gegenstand zu machen, so hat das darin seinen Grund, dass der Modus des Dicken- wachstums bei Euterpe von dem bisher beschriebenen in einigen Punkten abweicht. a, wie oben bemerkt wurde, eine kambiogene Zone zwischen Rinde und Stamm bei Euterpe nicht zu bemerken war, so mussten sämtliche Komponenten des Palmenstammes auf ihre Wachstums- fähigkeit hin untersucht werden. Ich bespreche im Folgenden erst die Bündel und zum Schluss das Grundparenchym. Es sei bemerkt, . dass alle zur Besprechung gelangenden Gefässbündel Durchschnitts- grösse und -Beschaffenheit haben und von der Rindenschicht aus gerechnet etwa der zwölften Bündelzone (wenn man von einer solchen sprechen darf) angehören. Fig. 1 zeigt ein Bündel aus einem Stammteile von 3'/, em Durch- messer. An die grosslumigen und zahlreichen Gefässe schliesst sich an der der Peripherie des Stammes zugekehrten Seite ein stark ent- wickeltes Leptom an. Dieses ist von einer halbkreisfórmigen Zone kleiner dünnwandiger Zellen umgeben, deren öfters angetroffene A ordnung in radialen Reihen auf Zellvermehrung schliessen lässt. Wir haben hier den künftigen Sklerenchymbelag im embryonalen Zustand vor uns. Das Vorhandensein dieser jugendlichen Gewebe a 3 Besonderer Dank für verständnisvolle Auswahl und Transport des Materials . sei hiermit Herrn ERICH GÄRTNER in Blumenau (Brasilien) abgestattet. Über das Dickenwachstum der Palme Euterpe oleracea. 485 ist in einem so weichen Stammstücke, wie es das vorliegende ist (der Schnitt war mit dem Mikrotom gemacht), nichts Erstaunliches, wohl aber die Tatsache, dass sich ein sehr ähnliches Bild in einem Quer- schnitt wiederfindet, der durch ein völlig erhärtetes Stück von X. em Durchmesser gemacht wurde (Fig. 2). Die Härte dieses Stammteiles ist so gross, dass sowohl Mikrotom- wie Rasiermesser versagen und. man sich versucht fühlt, das Vorkommen embryonaler Gewebe darin a priori zu verneinen. Vergleicht man Fig. 2 mit 7 NYI E SEEN a AS A SES AES Sio*18/5 DZ EN TARSI TTL BATH E N ER FERNEN Af I 2% AI TEA) 2 e vi P M i. (A e OX L3 + A N AS v) LS DIN RN RE Sr pes Or EN QU 4 : fee EO v. 7 SAT ER VER REN Nennen IT Er» WRA EJ RER ERS EEE || d Nr NES 8 CA IS 7a RÄT, A NA XQ ui 4, N} ai (23 Ff A m OS LJ ( (7 20 IX r^ 97 =: OR us, [] ^ Y s y ` > Ta AN AR qu IR 9 SEE MAA LF RITENE HA SE ENT CR eo <= es: FAR X O BA "^, j Fig. 1, so fällt auf, dass der Sklerenchymbelag an Grösse bedeutend „genommen hat. Dem Leptom zunächst liegt eine Schicht eng- "miger echter Bastzellen, darauf folgen einige Reihen von Bast- zellen, die radial gestreckt sind und an ihrem dem primären Baste -ugekehrten Ende verdickte Wände zeigen, und über diesen wieder finden sich langgestreckte, noch völlig dünnwandige Zellen, bis schliesslich der Sklerenehymbelag in eine ziemlich breite Zone von *mbryonalen Zellen übergeht. Es ist deutlich, dass sowohl die sechs- eckigen bzw. rhombischen Bastzellen, sowie die darüberliegenden : langgestreckten, verdickten und unverdickten Zellen aus dem bei 1 486 HELENE KRÁNZLIN: noch völlig embryonalen Gewebe hervorgegangen sein müssen. Andrerseits drängt sich die Vermutung auf, dass auch der noch übrige Teil der dünnwandigen, ungestreckten Zellen zu solch radial- gestreckten, vom Bastteil her sich verdiekenden Zellen ausgebildet werden wird. Das Aussehen der Bündel in einem Stammstück aus einer Höhe von 3,6 m, das 9,2 cm Durchmesser aufweist, bestätigt = Ox d tm Rah \ UN | NIT SS N Rt L7 \ OU) N VEO 4 A >: {S DI = IS NC M Io: > — I IR = = Sr 33 > — AX LO NINY \ o NX CS WEY a N y E 3 N ge Ok EN d IE IS EI N = un E) SE E S x Y Bu » A pa 9 C CN NOS AN NS N VNS M nip a QA LIE N NY EY dy NES tS SS NC N N RN \ N ARREST CON III ORON N DOLLAR STE 000 il IS > Ed n ) UE uy k O TA HORY MKO SON ^ T. Le EU ER x : q N N IA ERON Tz : MY PRU C M rU Se NO: RA Si T D e iin de (| h OD Cx SA AALE ER er CUm - 9: [ y . dA RER Nr B Fig. 3. BR Se ETC HOT RUD OR TE URS EN S Bes N aeai E EAS o e EDT diese Annahme. Die Region der kleinlumigen Bastzellen dieht s Siebteil zeigt dieselbe Ausdehnung wie in jüngeren Stämmen, pic darüberliegenden, radialgestreckten Zellen jedoch weisen jetzt * - = Starke Wandverdiekungen auf, dass sie sich als besondere be . von den kleinen Bastzellen einerseits und von den aussenliegendel» . mur schwach verdiekten, länglichen Zellen abheben. Letztere :ertel- . an Zahl bedeutend zugenommen und umgeben jetzt im Deer ein kreisbogen das ganze Bündel. An der Aussenseite ist NUF chmaler Streifen des „embryonalen“ Gewebes geblieben. Am VU E eU E et A aA UE ER UE Über das Dickenwachstum der Palme Euterpe oleracea. 487 selben Palmenstamm, aber von einer in Brusthöhe, also 2 m tiefer, entnommenen Scheibe, stammt das Urbild von Fig 3. Hier ist von „embryonalem“ Gewebe nichts mehr vorhanden, der ganze Gefäss- bündelbelag besteht aus diekwandigen Zellen, die im Querschnitt je nach ihrer Lage zum Leptom kurz- oder radialgestreckt, eng- oder weitlumig sind. Es ist zu bemerken, dass sich an der Peripherie des Bündels ein bis zwei Reihen diekwandiger, im Querschnitt rundlieher Bastzellen finden. Endlich wurden Schnitte aus einer Stammscheibe von 17,5 cm Durchmesser untersucht. Sümtliche Zellen sind noch stärker verdickt als bei Fig. 3, und auch die peripherischen, mit vorher rundlichem Querschnitt haben längliche Gestalt an- genommen. Von jetzt an dürfte eine Grössenzunahme des Bündels und damit nach unserer Theorie auch der Gesamtdicke des Stammes kaum zu erwarten sein; und in der Tat gehören auch Exemplare, die die angegebene Durchmesserziffer überschreiten, wenigstens im Gebiete von Sta. Catharina in Brasilien zu den grossen Seltenheiten. Durch die eben geschilderten Vorgänge im Gewebe der Bündel ist natürlich eine bedeutende Grössenzunahme derselben bedingt. Sie ist ersichtlich aus den schematischen Darstellungen der Fig. 4, a—e, die sämtlich mit dem Prisma aufgenommen sind. (Siehe folgende Seite). Schema a Längsdurchmesser 3 cm (= Fig. 1) stammt aus einer Scheibe von 3 cm Durchmesser; » b Längsdurchmesser 4,5 cm (= Fig. 2) stammt aus -einer Scheibe von 5,5 em Durchmesser; » c Längsdurchmesser 8cm stammt aus einer Scheibe von 9 cm Durchmesser; » d Längsdurchmesser 10cm (= Fig.3) stammt aus einer Scheibe von 11,5 cm Durchmesser; » e Längsdurchmesser ll c» stammt aus einer Scheibe von 17,5 em Durchmesser. Vergleicht man die Durehmesserziffern der Stammscheiben, aus denen die Bündel stammen, und die verhültnismüssige Zunahme der Bündel, so ergibt sich, dass beide nicht im gleichen Verhältnis bleiben. Die Gefüssbündel erreichen trotz ihres ausserordentlichen Wachstums nicht die Grósse, die nach der Durehmesserzunahme des mmes zu erwarten wäre. Beginnt man den Vergleich der Ver- hältniszahlen bei 2, wo keine Neubildung von Bündeln im Grund- Parenchym mehr eintritt, so zeigt sich, dass der Stammdurchmesser bei e das 3,19 fache von b, die verhältnismässige Bündelstärke jedoch bei e nur das 2,44 fache von b erreicht hat. Diese Tatsache schliesst em, dass das Grundgewebe des Stammes die Dehnung in noch hóherem Grade erfahre als die Bündel. Das ist tatsächlich der Fall. — Zwar machen die markstrahlenartig zwischen den Bündeln liegenden, — — 488 H. KRÄNZLIN: Das Dickenwachstum der Palme Euterpe oleracea. parenchymatischen Zellen in ihrer länglichen Gestalt den Eindruck, als würen sie bei dem starken Wachstum der Bündel rein passiv geblieben, jedoeh beweist die Zühlung sowohl wie die Zeichnung mit dem Prisma, dass auch sie sich vermehrt und vergrössert haben. Genaue Zahlen über die Zunahme der parenchymatischen Bestand- teile des Stammes kann ich leider nicht geben, da selbst innerhalb C MT Lo HI rr EHE Fig. 4. Schematische Darstellung der Gróssenzunahme des Gefässbündelquerschnittes. Die ganz schwarzen Felder bedeuten die völlig verdickten Bastzellen. — Die punk- tierten Felder bedeuten gestreckte, teilweise verdickte Zellen Die karrierten Felder bedeuten gestreckte, unverdickte Zellen. — Die ganz weissen Felder bedeuten embryonales Gewebe. einer in der Region der zwölf Bündel konstruierten Zone " Zwischenräume zwischen zwei Bündeln zu verschieden sind, als dass sich Durchschnittszahlen aufstellen liessen. Das Resultat der vorliegenden Untersuchung ist also nach dem Gesagten folgendes: Der Euterpe-Stamm wächst, = andere Palmenstämme Regel ist, durch Vergrösserung der vorhandenen Gewebeelemente. Nur ein Neues tritt hinzu: Im Stamme der Euferpe der schon bei 5,5 cm Durchmesser holzig und eisenhart ist, findet A. URSPRUNG: Über die Dauer des primären Dickenwachstums. 489 sich in den Gefässbündelbelägen embryonales Gewebe, das fortfährt sich zn vermehren, bis eine Belagsstürke von annühernd 30 Zellen erreicht ist. Dieser Zustand tritt erst ein bei einer Stammdicke von etwa 10 cm Durchmesser. Schon wührend der Zellvermehrung und noch lange nachher findet vom Mestomteil nach aussen fortschreitend radiale Streckung und Wandverdickung dieser Zellen statt. Ist dieser Zustand bei der àussersten Zellreihe erreicht, so hat das Dicken- wachstum des Euterpe-Stammes ein Ende Uberbliekt man die über das Diekenwachstum bei Palmen be- stehende Literatur, so fällt auf, dass weder EICHLER in den Berichten der Berliner Akademie vom Jahre 1886, noch GREGOR KRAUS in den Verhandlungen der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würz- burg 1901 oder sein Schüler W. BARSIKOW ebenda diese Erscheinung bei Euterpe oleracea erwähnen, obgleich alle drei Autoren diese Palme als Beispiel für starkes Diekenwachstum heranziehen. Einzig H. VON MOHL in seinem Werke „De palmarum structura“ erwähnt das Vorhandensein dünnwandiger Gewebeteile im ausgebildeten Palmenstamm, allerdings ohne die Folgerung zu machen, dass hier ein von anderen Palmen abweichender Verdickungsmodus vorliege und ohne das Alter bezw. den Durchmesser des abgebildeten Palmen- stückes anzugeben. Es handelt sich hier nicht um Euterpe oleracea, sondern um die ebenfalls zu den Lepidocaryoideen gehörige Astro- caryum vulgare. Seine Abbildung entspricht meiner Fig.2. Im Text heisst es: Cellularum in media libri parte sitarum membranae tenues factae sunt, — fascieulorum versus centrum caudieis sitorum liber ex tenuibus formatur membranis, exceptis iis solum cellulis quae corpori lignoso adjacent. Berlin, Botanisches Institut der Universitüt. 74. A. Ursprung: Über die Dauer des primáren Dicken- wachstums. (Vorläufige Mitteilung). Eingegangen am 12. November 1906. Das primäre Diekenwachstum beruht darauf, dass die im Vegetationspunkt gebildeten Zellen sich vergrössern, zum Teil unter erneuter Teilung. Eine Folge hiervon ist die Gestalt des Vegetations- kegels und ganz allgemein die Diekenzunahme eines Organes vor 490 A. URSPRUNG: Ausbildung des Cambiums. Mit der Tütigkeit des Cambiums beginnt das sekundäre Dickenwachstum. Das Auftreten des Cambiums kann nun natürlich kein Grund dafür sein, dass die Gróssenzunahme der schon vorhandenen Zellen von jetzt an aufhören sollte. A priori ist also nicht anzunehmen, dass das primáre Wachstum sein Ende erreicht hat, wenn das sekundäre beginnt. Diese Annahme wird durch die Tatsachen voll- ständig bestätigt. Sehr schön lassen sich diese Verhältnisse an zwei Abbildungen verfolgen, die FRANK!) in seinem Lehrbuch der Botanik publiziert hat. Es handelt sich um zwei Querschnitte des Stengels von Helianthus annuus, von denen der eine nach Abschluss des Längenwachstums des Internodiums, der andere nach Abschluss des Diekenwachstums „desselben Internodiums*?) gezeichnet wurde. Aus diesen Abbildungen ist ohne weiteres zu ersehen, dass nach Beginn der Cambiumtätigkeit der Durchmesser des Markzylinders noch ganz bedeutend — um etwa das Fünffache — zugenommen hat. Solange zwischen den einzelnen Gefässbündeln noch breite, unverholzte, parenchymatische Gewebekomplexe liegen, ist die Fortdauer des primären Dickenwachstums leicht verständlich. Die Verhältnisse werden aber ganz andere, wenn einmal ein vollständig geschlossener Holzkórper sich gebildet hat und das Mark somit von einem un- unterbrochenen Ring verholzter Zellen umgeben ist. Die Möglich- keit einer weiteren Durchmesserzunahme des Markzylinders nach Ausbildung eines geschlossenen Holzzylinders musste, nach unseren bisherigen Kenntnissen, verneint werden. FRANK äussert sich (l. c.) hierüber folgendermassen: „Der Markkörper erweitert sich be- trächtlich, und entsprechend wachsen alle Zellen der Rinde und der Epidermis in peripherischer Richtung, unter gleichzeitiger Ver- mehrung. Bedingung für diese Streckung in der Querrichtung it natürlich, dass an oder unter der Oberfläche kein starrer Gewebe- mantel liegt.) Wenn daher, wie gewöhnlich, in der Nähe ve; Peripherie ein Festigungsring vorhanden ist, so ist derselbe hier W kurzen Zwischenräumen von dehnbaren Gewebestreifen unterbrochen. Dieses mechanische Prinzip ist besonders in die Augen springen an dieotylen Stengeln. Der Holzring wird hier solange nicht geschlossen als das primäre Dickenwachstum andauert:') das Strahlenparenchym, welches die einzelnen Fibrovasalstränge vol einander trennt und Mark und Rinde verbindet, gestattet durch 567 — . ; ildeten Wachsen das erforderliche Weiterwerden des aus Holz gobica | Rohres.“ Hiernach wäre also eine weitere Vergrösserung des Mar 1) FRANK, Lehrbuch der Botanik, Bd. 1, S. 376. 2) Es handelt sich hier natürlich um eine ungenaue Ausdrucksw it „dasselbe“, sondern ein entsprechendes Internodium verstanden ist. - Über die Dauer des primären- Dickenwachstums. 491 durehmessers unmóglich, sobald ein geschlossener Holzzylinder sich gebildet hat. Diese Ansicht FRANK's, die zwar nicht durch ent- sprechende Untersuchungen gestützt ist, scheint allgemeine Zu- stimmung gefunden zu haben, wohl deshalb, weil ihre Richtigkeit a priori selbstverständlich erschien und man es daher gar nicht für nötig hielt, diesbezügliche Beobachtungen anzustellen. Dies musste um so mehr überflüssig erscheinen, als ja die Zellwände des Holz- ringes verholzt waren, und daher nach den Untersuchungen von SCHELLENBERG +) u. a. nicht mehr in die Fläche wachsen konnten. An der Richtigkeit dieser Anschauung begann ich zu zweifeln, als ich vor einigen Jahren bei der Untersuchung von Tectona grandis" ) die Beobachtung machte, dass das Mark noch nachträglich in die Dieke wächst, nachdem bereits ein geschlossener Holzzylinder sich gebildet hatte. Es ist ohne weiteres klar, dass Grössendifferenzen im Durchmesser des Markzylinders dadurch hervorgerufen sein können, dass der Markzylinder vor Ausbildung eines geschlossenen Holzzylinders an verschiedenen Stellen verschieden weit ist Wenn auch das zur Verfügung stehende Untersuchungsmaterial nur gering war, so liess sich doch mit Sicherheit feststellen, dass der Mark- zylinder in dem jüngeren Sprosse noch nicht die endgültige Weite erreicht hatte, obschon der Holzzylinder bereits geschlossen war. In qualitativer Hinsicht war die Frage entschieden. Es liess sich da- Segen wegen des unzureichenden Untersuchungsmateriales nicht er- mitteln, wie stark dieses Wachstum des Markes ist. Dazu ist es natürlich notwendig zu wissen, in welchen Grenzen der Durch- messer des Markzylinders schwanken kann, bevor ein geschlossener Holzring ausgebildet ist. ; Etwas eingehendere Untersuchungen führte ich kürzlich an "5 nigra aus, einer Pflanze, die ja bekanntlich eine starke Ausbildung des Markes zeigt und die daher a priori zum Studium der fraglichen Wachstumserscheinungen geeignet erscheinen musste. às untersuchte Exemplar hatte baumähnlichen Habitus, war 4 m hoch und reich verzweigt; der Stammdurchmesser betrug in der Nähe des Bodens 8 cm. Die Untersuchung erfolgte Ende Oktober. In der folgenden Tabelle sind die Messungsresultate angegeben, die àm Stamm und dem ihn fortsetzenden Hauptspross erhalten wurden. Es wurden bestimmt der Durchmesser des ganzen Querschnittes, der Durchmesser des Markes und die Breite des Holzringes und zwar Jeweils in der Mitte der Internodien; ferner ist noch die Entfernung der Schnitte von der Sprossspitze angegeben Jahrb. f, wiss, Bot. 1896, Bd. 29, S. 258, 259. Zusammenstellung in , Pflanzenph | | ysiologie, Bd. II, 8.37. | ; a. * URSPRUNG, Zur Periodizitàt des Dickenwachstums in den Tropen. Bot. 1) SCHELLENBERG, Beiträge zur Kenntnis der verholzten Zellmembran. f. in PFEFFER geb 492 A. URSPRUNG: $8 Si E © ' R > ea 1288] $a- | n z 2 A $ n o u Un Lt A gso gs 2 M SERS I 545 am: o2 Bemerkungen eu gut ra Ad 55 ana S| 38A BR SH = ERI G A A cm mm mm mm dies 5 2,1 1,1 0,07 |Erstes Internodium, Zweig einjährig, Holt- zylinder vollständig geschlossen. i 4 2,6 Lt 0,17 ]|Zweites Internodium, Zweig einjährig, Holzzylinder vollständig geschlossen. . . . '* < hrig, 10 3,4 1,9 0,41 [Drittes Internodium, Zweig einjährig, : Holzzylinder vollstándig geschlossen. 19 4,6 2,1 0,48 ]|Viertes Internodium, Zweig einjáhrig, Holzzylinder vollständig geschlossen. " . : H jährig, 30 . 5,4 29 0,8 |Fünftes Internodium, Zweig ein) d ; : Holzzylinder vollständig geschlossen. 42 6,5 3,6 0,9 |Sechstes Internodium, Zweig — Holzzylinder vollständig gesch " " 91 17,7 2,9 1,2 Siebentes Internodium, Zweig Me Holzzylinder vollstándig geschloss i 10 8,5 3,9 1,5 |Achtes Internodium, Zweig ee Holzzylinder vollständig geschlossen. 8T 95 45 2 103 10 4,5 22 115 11 3,5 8 129 12,5 4 3,6 142 13,2 4,4 3,8 155 18 4 6,9 166 21 4 7,5 mobs ei 196 21,5 5,5 9,5 206 41,5 5,5 15,5 221 45 5,5 17 236 45 6,5 17 258 54 8 22 270 57 7,7 22 282 58 7 22,5 300 67 4,6 28 323 78 5 392 945 18 5,8 82 373 80 72 32 Aus dieser Tabelle geht hervor, dass an dem pier * der Durchmesser des Markzylinders zwischen 1,1 mm ii det aus- schwankt, nachdem bereits ein geschlossener Holzzy!m ge det ist. | * Über die Dauer des primären Dickenwachstums. 493 Zur Erklärung dieser Tatsache liegen a priori zwei Möglichkeiten vor. Die eine besteht darin, dass das Mark bereits in verschiedener Weite angelegt: wird; die verschiedenen Werte des Markdurchmessers in verschiedenen Entfernungen von der Sprossspitze würen hiernach darauf zurückzuführen, dass das Mark bereits vor der Ausbildung eines geschlossenen Holzzylinders in jeder Sprosspartie die oben an- gegebene Weite besitzt. Wenn diese Anschauung richtig wäre, dann müssten in den obersten Internodien, die eben gerade einen ge- sehlossenen Holzzylinder besitzen, Markdurchmesser bis zu 8 mm nachgewiesen sein. Nun ist es aber allgemein bekannt, dass die Durchmesser der ganzen Internodien in den obersten Sprosspartien bedeutend geringer sind, und dass daher das Mark unmöglich in definitiver Weite angelegt werden kann. Es kann also nieht mehr zweifelhaft sein, dass der Markdurch- messer nach Ausbildung eines geschlossenen Holzzylinders noch ver- grössert wird. Die nächste Aufgabe besteht darin, nachzuweisen, wie stark diese Vergrösserung sein wird und wie lange dieselbe un- gefähr andauert. Zu diesem Zwecke habe ich noch verschiedene andere Sambucus-Sprosse (auch hier wieder jeweils in der Mitte des Internodiums) gemessen. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle (siehe S. 494) zusammengestellt. Die Sprosse sind numeriert, damit sie nicht miteinander verwechselt werden. Hieraus geht nun hervor, dass der maximale Markdurchmesser, der in dem obersten Internodium beobachtet wurde, 2,8 mm beträgt. Der Markzylinder muss also noch um beinahe das Dreifache ver- Srüssert werden können, nachdem er bereits von einem vollständig geschlossenen Holzzylinder umgeben ist. Die eben angegebene Grösse des Wachstums gibt übrigens nur ein Minimum an, da ja für sewöhnlich der Markdurchmesser im obersten Internodium bedeutend weniger als 2,8 mm beträgt und da ich an käuflichem Mark Durch- messer bis zu 12 und mehr Millimetern gemessen habe. Was die Dauer dieses primären Wachstums des Markes betrifft, so muss es mehrere Jahre lang anhalten können, da in zwei- und dreijährigen Sprossen das Maximum noch nicht erreicht ist. , Es braucht wohl nicht eingehend ausgeführt zu werden, dass dieses nachträgliche primäre Wachstum des Markes mit einem ent- sprechenden nachträglichen primären Wachstum des Holzzylinders verbunden sein muss; es ist das schon deshalb nötig, weil sonst der Holzzylinder gesprengt werden müsste. | In welcher Weise das Wachstum des Markes und des Holzkörpers vor sich geht, darüber orientieren die folgenden Messungen (S. 495). Die beiden oberen horizontalen Reihen beziehen sich auf den Haupt- ross, und zwar auf die beiden Querschnitte mit dem kleinsten und .. Ber, der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. dd . 95 A. URSPRUNG: 494 u 5b ı 5b un Four dfc E di] 28 G=] [7] "~= aeS — a Sox — À— — "— un un 5p di ea Pu = n m : Er re 5 es R.k RB RE BERKER BE EERE ho ERR RR & t ER FR ER KERRRURRER : zs a Eb 1n a &K&K e aa oa e O e S a Kk R OR RR S $$ RF RF RF RR RE R RR RR *k X F.F ER FE > Ga z B eic ti o e ES GRIS NANA soSupZ[og sop oxouq Š au emi ade I Ela a 1d I3 PE IPT nn | s1oputp4z e || NNM t2 oo 00 i AN SAWA O a naar 0909 Ar NND ROUTE -Yıey sop dossourgoin(q E | —Ob OG Gioici----- ANNAN AANO Tr HN NN Mas NNN N rr rH HG Sojjtuqosaont) g | Gd t- CO CDO ooa ANNON AON i on Hi * Tiili] uozued sop lossouroan(T SZ Sa-+H-Hooomisan e$ c c Eaa 6101-4 ao od ON [o Enn) inni nm ozyıdsssordg 1op uoa œg s 5 pes d d DD eg re ale one ale.) Lan! TA, unl N C sojiuqog sop Sunuropgug Š cosctaordoge Fra 5909 mT ms "wv "S I EL IE I Puy99103 ozydg Top uoa e0-ua tBr-x OO onO)P Man 000a HAN MN MN Man nnn mn — swnıpoulo}uf sop adouuinN ish ! | — -—- b e Lem! Met = = - s o» o = S09I9A7 səp UWmN | H i Uber die Dauer des primären Dickenwachstums. 495 grössten Markdurchmesser. Die dritte Reihe stammt von einem ersten Internodium mit sehr weitem Mark. hl Durch- . Holzzellen, Maximaler Maximale Maximale | Maximaler messer des E s tangentialer | wv. adicke Zahl derauf| Durch- Perioh Durchmesser : einem Mark- 1 Mark- Peripherie : der innersten ' messer der : eines der innersten aurchmesser zylinders | schnittes des füssse Holzzellen | gelegenen | Markzellen Holzzylinders Markzellen | m liegen mm mm mm 1,1 etwa 500 0,028 0,0045 40 0,062*) 8 etwa 1300 0,08 0,001 80 0,21 *) 25 etwa 800 0,039 0,0045 50 0,1 *) Hauptspross. Schon im ersten Internodium sind die Zellen des Mark- und Holzzylinders verholzt. Diese Zahlen zeigen nun deutlich, dass die innere Durchmesser- zunahme des Holzzylinders auf einer Vermehrung der Zahl der Zellen des Holzkórpers beruht. Ebenso ist auch die Vergrósserung des Markdurchmessers auf eine Vermehrung der Zahl und dazu noch der Grüsse der Markzellen zurückzuführen. Da im Holzkórper auch die Wanddicke der Zellen zunimmt, müssen wir annehmen, dass verholzte Zellen sich teilen und ihre Membranen in die Fläche und ieke*) wachsen können. Für die Gefässe wurden in der obigen Tabelle nur die tangentialen Durchmesser angegeben; es ist dadurch die Frage offen gelassen, ob mit dem Alter eine Vergrösserung des Gefäss- quersehnittes oder aber nur eine Deformation bei gleicher Grösse *intrete, in der Weise, dass der maximale Durchmesser zuerst radiale, dann tangentiale Riehtung hat. Die diesbezüglichen Messungen er- gaben nun, dass im ersten Internodium dem maximalen tangentialen Gefässdurchmesser von 0,039 mm ein maximaler radialer von. 0,039 mm entspricht, während im Holzzylinder von 8 mm innerer Weite mit dem maximalen .angentialen Gefássdurchmesser von 1) Die Ausdrücke zellen“, Kürze wegen. In Wirklichkeit liegen die gemessenen Zellen innerhalb des Holz- also einige Schichten von der Peripherie entfernt. : ins Mark vorspringenden artien zu vermeiden und dadurch ene kreisförmige Schicht zu erhalten. ; d z? 2) Ob es sich hierbei um Intussusception oder um Apposition unverholzter Lamellen auf verholzte handelt, wurde nicht untersucht. ^ : MET .X0*. * 496 A. URSPRUNG: .0,08 mm ein maximaler radialer- von 0,06 mm verbunden ist. Bei dem Markzylinder von 2,5 mm Weite bildeten Gefüsse mit radialen und tangentialen Durehmessern von 0,039 mm ein nieht oft erreichtes Maximum, während bei dem Markzylinder von 8 mm Weite sehr häufig Gefüsse angetroffen wurden, die in radialer und tangentialer Richtung Durchmesser von 0,048 mm besassen. Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, dass mit dem Alter auch die Durch- * schnittsfläche der Gefässe bedeutend zunimmt. Eine solche Zunahme ist denkbar durch Wachstum oder Dehnung der Wand. Eine Dehnung in horizontaler Richtung ist möglich durch den Zug, den die benachbarten Zellen beim Wachstum ausüben. Da aber die Verdiekungsleisten bereits angelegt sind, so muss man zur weiteren Annahme schreiten, dass entweder die Leisten ebenfalls gleich stark gedehnt werden oder zerreissen. Die erste Annahme ist unwahr- scheinlich'), die zweite steht mit den Tatsachen im Widerspruch. Es bleibt jetzt noch die zweite Möglichkeit übrig, nach welcher die Vergrösserung der Querschnittsfläche auf Wachstum der Gefässwand beruht. Die genauere Untersuchung der Schrauben- und Ringgefässe des ersten Internodiums liess nun aber auch bei Anwendung der plasmolytischen Methode kein Plasma mehr im Innern erkennen, 80 dass wir annehmen müssen, dass die Wand der Gefässe auch dann noch wachstumsfähig bleibt, wenn der lebende Inhalt verschwunden ist. Dieses Resultat kann übrigens nicht so sehr überraschen. FrTTING?) zeigte, dass bei den Makrosporen von Selaginella em Flächen- und Dickénwachstum der ganzen Membran stattfindet, trotzdem das Plasma nur eine kleine Partie der Membran Ferner ist schon seit NÄGELI bekannt, dass das Membranwachstum auch in äusseren Schichten stattfinden kann, die nicht direkt an das Plasma grenzen. Wenn aber in einer lebenden Zelle das Wachstum in der äussersten Schicht der Membran noch möglich ist, 50 Nor mögen wir mit PFEFFER?) nicht einzusehen, warum es in der an* stossenden Wandung einer toten Zelle plötzlich unmöglich werden sollte. Ä Bei dieser Gelegenheit scheint es mir geboten, nachträgliche Lüngenzunahme der Schraubengefässe nae der Verdickungsleisten mit einigen Worten einzutreten. auch auf die h Ausbildung Die Zahl 1) Die Dehnbarkeit der Holzfaser bis zum Zerreissen beträgt -— SCHELLENBERG (Jahrb. f. wiss. Bot. 1896, S. 244) etwa 1pOt. Gegenüber gern (etwa 1 pro Mille) ist diese Dehnbarkeit allerdings gross, gegenüber der pem vorkommenden Verlängerung verholzter Leisten (man vergleiche Ei m Durchmesserzunahme der Gefässe, die 100 pCt. erreicht) ist diese bedeutend. | .. 9) FITTING, Bot. Ztg. 1900, S. 107. 3) PFEFFER, Pflanzenphysiologie II, S. 39. Über die Dauer des primáren Dickenwachstums. 491 der Sehraubenwindungen der Verdickungsleisten kann bei der Ver- längerung des Gefüsses entweder konstant bleiben oder kleiner werden. Bleibt sie koustant und sind die Verdickungsleisten weder stark dehnbar noch wachstumsfühig, so muss der Durchmesser des Schraubenzylinders kleiner werden, die Verdiekungsleisten müssen sich von der Wand loslósen. Wird die Zahl der Schraubenwindungen geringer und sind die Verdickungsleisten weder stark dehnbar noch wachstumsfähig, so kann zwar der Durchmesser des Schrauben- zylinders derselbe bleiben, er kann sogar zunehmen, aber das ganze Gefäss muss eine Torsion um die Längsachse erleiden, wobei die angrenzenden Zellen deformiert werden. Eine starke Dehnung der Verdiekungsleisten ist aber schon aus den früher angeführten Gründen äusserst unwahrscheinlich. Ferner hat die Kraft, die zu einer starken Dehnung dickerer Membranen nötig ist, bekanntlich eine bedeutende Grösse, während das Los- reissen der Verdiekungsleisten von der Wand — aus der häufigen Lostrennung bei der Anfertigung von Längsschnitten zu schliessen — leicht vor sich zu gehen scheint. Es ist somit eher ein Losreissen der Leisten als eine starke Dehnung anzunehmen. Eine starke Dehnung der Schraubenleisten müsste sich auch an Längsschnitten in einem starken Kontraktionsbestreben dieser Leisten bemerkbar machen. Am wahrscheinlichsten halte ich auch hier die Annahme, dass auch die verholzten Verdiekungsleisten wachstumsfähig sind. Zu demselben Schluss führte das Studium der nachträglichen Durch- messerzunahme der Gefässe. Die Resultate der vorliegenden Untersuchungen lassen sich folgendermassen zusammenfassen. l. Das primäre Diekenwachstum des Markzylinders hat mit der Ausbildung eines geschlossenen Holzkórpers kein Ende er- reicht. Der geschlossene Holzzylinder stellt also absolut nicht etwa einen starren Gewebemantel dar. 2. Verholzte Zellen sind fähig, sich zu teilen und ihre Membranen kónnen in die Flüche und Dicke wachsen. . Auch die Gefüsse können ihren Durchmesser noch ver- grössern, nachdem der lebende Inhalt verschwunden ist. Dieser Vorgang beruht höchstwahrscheinlich auf einem Wachstum der Gefässwand. w e Freiburg (Sehweiz), Botanisches Institut. 498 A. URSPRUNG: 75. A. Ursprung: Beitrag zur Erklärung des exzentrischen Dickenwachstums an Krautpflanzen. Eingegangen am 12. November 1906. ' Über das exzentrische Dickenwaehstum an Krautpflanzen ist noch verhültnismüssig wenig bekannt. Kürzlich erschien nun eine Arbeit von BÜCHER), in welcher die Resultate einer grossen Zahl inter- essanter Versuche über die künstliche Erzeugung exzentrischen Diekenwachstums an krautigen Stengeln niedergelegt sind. Diese Arbeit liefert einmal eine schöne Vermehrung des "Tatsachenmaterials, sie zeigt ferner auch, dass eine kausal-mechanische Erklürung zurzeit nicht móglieh ist. Die BÜCHER’schen Resultate lassen sich aber auch nach einer Seite hin verwerten, die in der erwähnten Arbeit unberücksichtigt blieb. Eine Frage, die sich ebenso stark aufdrängt als die nach den bewirkenden Ursachen der von BÜCHER konstatierten anatomischen Veränderungen, ist die nach der physiologischen Be- . deutung derselben. Im Folssnden werde ich versuchen zu zeigen, inwieweit der veränderte Bau aus der veränderten Funktion zu ver- stehen ist. Wir fassen an erster Stelle jene Erscheinungen ins Auge, die BÜCHER als Geotrophismus?) bezeichnet. Es wird hierunter der Reaktionserfolg verstanden, „der bei horizontaler Zwangslage in solchen erkhötrenen; krautigen Organen auftritt, deren mechanische Gewebe noch nicht die re Ausbildung erreicht haben; das Wesen des Geotrophismus besteht darin, dass im Vergleich zum gleichalterigen Normalspross die Kollenchym-, Bast- und ' Holzzellen der Oberseite stärkere Membranverdieckungen und meist geringere Zellweite, diejenigen der Unterseite dagegen geringere Membran- verdiekungen und relativ gróssere Zellweite erhalen Die Yemen anstellung war so zellen. dass die Sprosse horizontal gelegt hem durch eine in gleicher jo eh wirkende Zugkraft an der geotropise : Aufwärtskrämmung Re wurden. ei dem in borksonfaler Zwangslage gehaltenen Hypokotyl d Ricinus communis trat in der geolropisch reaktionsfähigen Z Zone va exzentrisches Diekenwachstum auf der Unterseite ein, wodurch nE ER Anatomische Veränderungen bei gewaltsamer em m geotropischer Induktion. Jahrb. für wissenschaftliche Botanik, 1906, Bd. 43, La ; 2, In bezug auf die Verwendung des Ausdruckes Trophismus kann nd p . das wiederholen, was ich anderswo gesagt habe. Die Erklürungsversuche 6€? © — ;. Meiritum IPDRPICHENUNE: 8.271. Biolog. Centralbl. Bd. 26, 1 Zur Erklärung des exzentrischen Dickenwachstum an Krautpflanzen. 499 ursprünglich runde Querschnitt elliptische Gestalt erhielt. Auf der Oberseite waren die mechanischen Zellen eng bei dicker Wand, auf der Unterseite besassen diese Zellen umgekehrt weites Lumen und dünne Membranen. Ähnliche Resultate wurden mit einer grossen Zahl anderer Pflanzen erhalten. Der horizontal gehaltene Spross hat natürlich das Bestreben sich in der reaktionsfähigen Zone negativ geotropisch aufzurichten. Damit dies möglich ist, muss der Spross auf der Unterseite stärker in die Länge wachsen als auf der Oberseite. Da die Oberseite mit der Unterseite in organischem Zusammenhange steht, so wird sie hierbei notwendig eine Zugspannung erleiden. Um die geotropische Aufkrümmung zu ermöglichen, wird diese Zugkraft um so stärker sein müssen, je stärker die Kraft ist, die den Stengel in der Zwangslage zu halten sucht. Die starke Ausbildung der mechanischen Elemente auf der Zugseite macht es der Pflanze möglich, gegen diese Zugspannung den nötigen Widerstand zu leisten und findet hierin ihre Erklärung. Um den in Zwangslage befindlichen Spross aufrichten zu können, muss nicht nur die Oberseite eine bedeutende Zugfestigkeit besitzen; es ist vor allem auch nötig, dass auf der Unterseite eine starke aktive Druckspannung durch Längenwachstum erzeugt wird. Es ist ferner notwendig, dass dieselbe Unterseite druckfest gebaut ist, da sie sonst infolge des Längsdruckes einknicken würde. Der durch Wachstum erzeugte Gesamtlängsdruck eines Organes ist nun — bei Konstant- erhaltung des Druckes pro Flächeneinheit — um so grösser, je grösser die Querschnittsfläche dieses Organes ist. Um dies deutlicher zu machen, können wir die wachsende Zelle mit einer Winde ver- gleichen. Wie durch die doppelte Zahl Winden caeteris paribus die doppelte Last gehoben werden kann, so wird auch durch die doppelte Zahl Zellen caeteris paribus ein doppelt so starker Längsdruck ent- stehen; hierbei vergrössert sich auch der Querschnitt des Organes =m das Doppelte. In gleichem Sinne wie eine Vergrösserung der Zahl der Zellen, wirkt caeteris paribus auch eine Vergrösserung der Querschnittsfläche der Zellen. Durch die Vergrösserung des Quer- - nittes des Stengels auf der Druckseite wird also die Herstellung emer stärkeren Druckspannung ermöglicht und damit der ersten Forderung entsprochen. Zugleich wird aber auch der zweiten Forderung Genüge geleistet, indem eben durch die Vergrösserung des Querschnittes selbstverständlich auch eine druckfeste Konstruktion hergestetlt wird. Es ist nun ohne weiteres klar, dass eine Steigerung der Druck- kraft und der Druckfestigkeit auch auf andere Weise als durch Ver- Srösserung des Organquerschnittes erreicht werden kann; so liesse | ; sich dies z. D. ermöglichen durch Verstärkung des Turgors und dureh mE . Üie Ausbildung von Kollenchym. Die Vergrösserung des Quer- —— 500 A. URSPRUNG: Exzentrisches Dickenwachstum an Krautpflanzen. schnittes scheint mir aber bei gleichem Materialverbrauch das bessere Mittel zu sein, weil durch die Querschnittsvergrösserung Druckkraft und Druckfestigkeit gesteigert und somit gleichzeitig beiden Bedürf- nissen genügt wird, während sowohl Turgorerhöhung wie Wand- verdickung jeweils nur ein Bedürfnis befriedigt. Bei der zwangsweisen Verhinderung der heliotropischen Krümmung zeigten sich ähnliche Erscheinungen wie bei der Verhinderung der geotropischen Krümmung. Auf der Lichtseite waren die Wände der mechanischen Elemente stärker verdickt. Die Erklärung ist dieselbe wie im vorigen Fall. Wurde ein wachstumsfähiger vertikaler Spross rechtwinklig ge- bogen und durch eine Zugkraft in dieser Stellung gehalten, so zeigten sich in der Krümmungszone die folgenden Veränderungen. Die mechanischen Zellen wurden auf der konvexen Seite bedeutend über- normal ausgebildet, während auf der konkaven Seite die Wandver- diekungen zurückblieben, die Zellweiten aber zunahmen. Dieses Verhalten erklärt sich in ähnlicher Weise wie in den früher be- sprochenen Fällen. Durch die künstliche Krümmung wird auf der konvexen Seite eine Zug-, auf der konkaven eine Druckspannung erzeugt Durch das exzentrische Diekenwachstum wird die konvexe Seite zugfest, die konkave druckfest gemacht und somit eine zweck- mässige Veränderung hervorgerufen. Der gebogene Spross hat aber zudem noch das Bestreben sich in die normale Lage zurückzukrümmen: wir haben also in der Krümmungszone dasselbe exzentrische Dicken- wachstum zu erwarten wie bei der horizontalen Zwangslage, und dies trifft auch tatsächlich zu. Es zeigte sich ferner, dass in der ümmungszone die anatomischen Differenzen zwischen konvexer und konkaver Seite meist grösser sind als in den Teilen der Objekte, in denen nur Geoperzeption stattfindet, oder in denen nur die ge- waltsame Krümmung‘) wirkt. Die Zweckmässigkeit dieses Ver- haltens leuchtet ein, indem eben die Steigerung der mechanischen Beanspruchung verbunden ist mit einer Steigerung der Einrichtungen zu ihrer Überwindung. °) Was die kausal-mechanische Erklärung der durch Kreuz : erzeugten Wachstumsveründerungen betrifft, so ist es interessant. : dass BÜCHER ohne meine vor sechs Jahren erschienene Arbeit B5. : kennen, zu denselben Schlussfolgerungen kam. — Da — nach pec suchungen von BALL,?) die zum Teil mit denselben Spezies ausgef à waren — eine Zugkraft allein keinen Einfluss auf die Wan 1) Die diesbezüglichen Versuche wurden an Klinostaten ausgeführt. für 2) Aus dem bisher Mitgeteilten crgibt sich auch von selbst die Brit das Verhalten der Ricinus-Sprosse, auf die ein Längsdruck ausgeübt int | | 3) BALL, Der Einfluss von Zug auf die Ausbildung von Festigungsg®™" " —- Jahrbuch für wiss, Bot. Bd. 39, 1904, S. 305, B. F. E. WEISS: Die Blütenbiologie von Mercurialis. 501 verdiekungen der mechanischen Elemente ausübt, so ist es nicht möglich, die Veränderungen der Zug- und Druckseite einfach auf Lüngszug bezw. Längsdruck zurückzuführen. „Wir müssen daher an- nehmen,“ schreibt BÜCHER, „dass beim Zustandekommen kampto- trophischer Reaktionen!) beide Spannungen (Zug- sowohl wie Druck- spannung) beteiligt sind, in welcher Weise wissen wir nicht.“ Beim exzentrischen Diekenwachstum von Stämmen und Ästen schrieb man von jeher dem Längsdruck eine grosse Rolle zu. Dass er zur Erklärung nicht ausreicht, habe ich kürzlich bei Besprechung der verschiedenen Erklärungsversuche auseinandergesetzt.”) Bereits vor sechs Jahren war ich zum Schluss gekommen), dass nicht speziell der Druck oder Zug es ist, welcher stärkeres oder schwächeres Diekenwachstum veranlasst, sondern die mechanische Beanspruchung im allgemeinen, d. h. eben die Biegung, die Vereinigung von Druck und Zug. Ein tieferer Einblick in den Zusammenhang zwischen den bewirkenden Ursachen und dem resultierenden Srönksischen Wacke- tum fehlt allerdings heute noch ebenso wie vor sechs Jahren, dagegen sehen wir jetzt deutlicher als damals ein, E physologische Be- deutung das exzentrische Dickenwachstum Freiburg (Schweiz), Botanisches Institut. 76. F. E. Weiss: Die Blütenbiologie von Mercurialis. Mit zwei Figuren im Text. = Eingegangen am 12. November 1906. Im Anfange dieses Jahres besprach MOEBIUS*) in diesen Be- richten die uns als nutzlos erscheinenden Eigenschaften der Pflanzen und erwähnte in seiner Abhandlung die Bemerkung HILDEBRAND's ^), dass der Duft der Blüten in einigen Fällen ganz nutzlos zu sein scheint. Als Beispiel hat HILDEBRAND Mardi annua angeführt, „einen n Windblätler, welcher nie von Insekten besucht wird.“ ) D. h h. bei Reaktionen, die durch eine gewaltsame Krümmung wachstums- tige Krautsprosse in der Krümmungszone hervorgerufen we erden. RSPRUNG, Die agency inae des exzentrischen Dickenwachstums. Biolog, Centralblatt, Bd. 26 (1906), S. 257. 3) URSPRUNG, Beiträge zur. Rapid und Jahresringbildung tropischer Holz- Arten. Dissert, Basel 1 $ i 4) Diese Berichte Bd. XXIV 1906, S. 5. 5) Über Ähnlichkeiten im Pflanzenreiche. Leipzig 1902, S. 65. 502 F. E. WEISS: Nun lässt sich aber die Frage stellen: Ist Mercurialis wirklich ein Windblütler? Allerdings haben die kleinen grünlichen Blüten ganz den Anschein, als würden sie dureh den Wind bestüubt, und Mercurialis wird demnach gewöhnlich als Windblütler bezeichnet, so z. B. in KNUTH's Blütenbiologie?). Trotzdem führt KNUTH an, dass ein Insektenbesuch der Blüten von Mercurialis annua beobachtet worden ist, und aueh die Blüten von M. perennis und M. ovata werden bisweilen von Insekten besucht. Allerdings sind solche vereinzelten Beobaehtungen nieht ausreichend, um Mercurialis als Insektenblütler anzusprechen, dazu müsste Anpassung der Blüte an Insekten- besuche vorhanden sein. In seiner Beschreibung der Blüten von Mercurialis in ENGLER’s Pflanzenfamilien?) erwähnt Pax die linealisch- : Fig. 1. Fig. 2. Figur 1. Blüte vor der Bestäubung. Die staminodienähnlichen Nektarien (Diskus- schuppen) reichen bis zur Höhe der Narbe und sondern reichlich Honig ab. Figur 2. Die Nektarien an einer befruchteten Blüte. pfriemlichen Diskusschuppen, welche auch in den meisten Lehr- büchern der systematischen Botanik beschrieben sind, die aber pus. genügend berücksichtigt worden sind. Da sie nieht immer auf eu Abbildungen von Mercurialis zu sehen sind?), so füge ieh dis Zeichnungen bei, auf welchen sie mit dem Buchstaben (n) bezeichnet sind. stehen d, und ocline e in Wie aus den obenanstehenden Figuren ersichtlich ist, diese sogenannten Diskusschuppen mit den Karpiden alternieren in derselben Stellung findet man bei der nahe verwandten Aden in den weiblichen Blüten recht deutliche Nektarien, die als Dis drüsen beschrieben werden. Ob die staminodienähnlichen Gebild 1) KNUTH, Blütenbiologie Bd IL, Th. 2;.8. 319. — ,, ,9) Für Abbildungen dieser Diskusschuppen siehe BAILLON: Dictionnar lantes, and SOWERBY, English Botany, Bd. VIII, Tafeln 1268 und 1270. — — 2) ENGLER und PRANTL: Pflanzenfamilien III. Teil, 5. Abt., S. 49. M i Tor eta Die Blütenbiologie von Mercuralis. 503 Mercurialis mit den Diskusdrüsen von Adenocline morphologisch identisch sind, mag dahingestellt sein. In Mercurialis dürften diese Fäden umgebildete Stamina sein, da SAUNDERS!) abnorme Blüten von Mercurialis perennis beschrieben hat, in welchen diese Diskusschuppen Antheren trugen und dementsprechend von ihm als Staminodien be- zeichnet werden. Eine mikroskopische Untersuchung dieser Stami- nodien lehrt, dass das freie Ende etwas drüsiger Natur und mit Wasserspalten versehen ist. Es lag also auf der Hand, dass sie Honig absondern könnten und soweit den Diskusdrüsen von Adenocline biologiseh wenigstens gleichstehen würden. Ich sammelte deshalb im Frühjahr eine Anzahl weiblicher Pflanzen von Mercurialis perennis und stellte sie zur Beobachtung ins Gewächshaus. Am nächsten Morgen war am Ende eines jeden Fäd- ehens ein Flüssigkeitströpfehen wie dies in Fig. 1 abgebildet ist und auch an Pflanzen, die im Laboratorium unter einer Glasglocke standen, waren solche zu sehen. Nun war zunächst zu untersuchen, ob diese abgesonderten Trópfchen auch Zucker enthielten, und diese Untersuchung übernahm freundlicher Weise Herr Professor K. FUJII, der zur Zeit in meinem Laboratorium arbeitete. Er wandte dafür eine eigens erdachte Methode?) an, die darin besteht, die kleinen Flüssigkeitströpfehen in eine Glaskapillare aufzusaugen und im ge- schlossenen Röhrchen mit essigsauerem Phenylhydrazin zu erhitzen. Beim Kühlwerden schieden sich dann auch die charakteristischen Krystalle von Glucosazon aus, ein sicheres Zeichen, dass die Tröpf- chen Zucker enthielten. s fragt‘sich nun, ob diese kleinen unscheinbaren Blüten auch imstande sind, Insekten zum Besuche anzulocken. Es wurde oben darauf hingewiesen, dass KNUTH mehrere Insektenbesucher anführt, und ich war selbst in der Lage, eine Fliege zu beobachten, die sich zufälligerweise im Gewächshaus befand und gierig an den Pflanzen herumsuchte. So oft ich sie verscheuchte, kehrte sie wieder zum Bingelkraute zurück, und ohne Zweifel muss ein zarter von der Fliege vernehmbarer Geruch sie wiederholt zu den honigabsondernden Blüten gelockt haben. Der Duft, den HILDEBRAND nutzlos nennt, hat atso wahrscheinlich einen Zweck ebenso, wie der anderer Insekten- blütler. | Um das Benehmen der Fliege auf männlichen Blüten zu be- 9baehten, brachte ich einen Strauss männlicher Pflanzen ins Gewächs- l) SAUNDERS, JAMES: Monoecious and hermaphrodite Mercurialis perennis. em of Bot, Vol. XXI, 1883, p. 181. — Ref. ‘Bot. Cenfralblatt XVI, 1 . 259. 2) K. FUJII, „Kleinere Beiträge zur Mikrotechnik: Anwendung der Glaskapillare : zur mikrochemischen Analyse.“ Compte rendu des séances du 6. Congrès intern. de =~ "ool. (Berne 1904). Geneve 1905, p. 531. e | J 504 F. E. WEISS: Die Blütenbiologie von Mercurialis. haus und setzte einige Fliegen darauf. Dem Anscheine nach waren die Blüten ohne Nektarien und wurden auch bald von den Fliegen verlassen, aber erst, nachdem sie gehórig mit Blütenstaub bedeckt waren. ‘ Denn als sie sich durch die steifen Staubfüden umher- bewegten, sehnellten dieselben, nachdem sie herabgedrückt waren, raseh empor, und bei jedem scharfen Emporspringen wurden zahl- reiche Pollenkórner auf das Insekt geschleudert. Diese Körner von ansehnlicher Grösse haften auch leicht am Insektenkörper fest, denn wie KNUTH angibt, sind sie dichtwarzig, wie es bei Insekten- blütlern gewöhnlich der Fall ist. Die männliche Blüte scheint also auch dem Insektenbesuche angepasst zu sein, wenn auch ein Nek- tarium zu fehlen scheint. Man dürfte also gewiss Mercurialis der Blüthenmorphologie nach unter die Insektenblütler stellen und zwar in die Kategorie der Blumen mit freiliegendem Honig. Freilich ist die Bestäubung dureh den Wind nicht ausgeschlossen; denn wie schon KERNER’) angibt, sind die Blüten mancher Rhinanthaceen und Erieaceen zuerst entomo- phil, später aber anemophil. Dasselbe Verhalten findet HILDEBRAND’) auch bei einigen Cyclamen-Arten. Da die weiblichen Blüten von Mercurialis anfangs unter den Laubblättern ziemlich versteckt liegen, und früh empfängnisfähig sind, so mag wohl auch hier die Be- stáubung durch Insekten sich in früheren Stadien des Blühens voll- ziehen als Bestüubung durch den Wind, falls letztere überhaupt noch zutreffen sollte. Die Vorgünger von Mercurialis werden wohl Windblütler gewesen sein, und vielleicht ist durch die Entstehung zweihäusiger Pflanzen Mercurialis auf Insektenbesuch angewiesen worden, ähnlich wie das für die Weiden der Fall ist, die gem auch von Windblütlern abstammen. Ein Vergleich mit den Blüten von Castanea wäre vielleicht mehr zutreffend, denn die Blüten diom? Baumes, obwohl von Insekten besucht und bestäubt*), sind ihrer Struktur nach nicht ausgeprägt entomophil. Du Ob der Insektenbesuch für die Bestäubung von Mercurialis € genügender ist, muss durch weitere Beobachtung festgestellt werden. Da bis jetzt das Bingelkraut als windblütig betrachtet worden ist, hat man wohl noch nicht genügend auf Insektenbesuch acht gogo Auch ist bei früh blühenden Pflanzen die Witterung nicht — für den Flug der Insekten günstig. So werden Beobachtios über Insektenbesuch bei Mercurialis mit der Zeit zunehmen. p .. Freund, Herr MACDONALD, hat in der Nähe von Stockport verschiedene . Behnaken (Culex usw.) auf den Blüten von Mercurialis beobachtet. /. 1) KERNER, A. Das Pflanzenleben Bd. II. S. 128. .. 2) HILDEBRAND, F., diese Berichte, Bd. XV, S. 292. a. 3 Siehe KNUTH, Blütenbiologie, Bd. II, S. 388. H. C. SCHELLENBERG: Über Sclerotinia Coryli. 505 Wohl ist es móglich, dass in manchen Species wie zum Beispiel bei Mercurialis annua der Insektenbesuch nicht ausreichend ist und diese Pflanze daher zur Parthenogenese neigt, wie es bei ihr der Fall sein soll. Wäre diese Pflanze Windblütler, so sollte doch wohl. Kreuzbefruchtung hinreichend oft stattfinden. Jedenfalls scheint es mir durchaus nicht bewiesen, dass Mercurialis ein Windblütler ist und höchst gewagt, den Blütenduft als nutzlos zu bezeichnen. Viel- mehr deuten die honigabsondernden Fäden der weiblichen Blüten auf ausgeprägte Entomophilie und die grobwarzigen Pollenkörner der männlichen Blüten ebenso auf Insektenblütigkeit. Ist dies wirk- lieh der Fall, dann wäre der Duft der Blüten eine zweckmässige und nicht eine nutzlose Eigenschaft der Pflanze. Universität, Manchester, England. 77. H. C. Schellenberg: Über Sclerotinia Coryli. Mit Taf. XXI. Eingegangen am 23. November 1906. Auf unseren Haselnusssträuchern sind neben den gesunden Nüsschen erkrankte eine häufige Erscheinung. Die vorläufige Unter- suchung dieser erkrankten Früchte führte mich zu der Vermutung, dass diese Erscheinung durch einen Vertreter der Pilzgattung Sele- "^i? hervorgerufen werde. In der Absicht, auf dem Boden unter den Haselstráuchern den gesuchten Pilz auf den abgefallenen kranken Früchten zu finden, suchte ich mit meinem Freunde Dr. O. SEMA- DINI in Poschiavo im Frühjahr naeh dem Apothecium der Sclerotinia. Statt des gesuchten Pilzes fand ich am Boden das Apothecium eines Diseomyceten, der mit dem Stiel mit den Resten der abgestorbenen Corylus-Kätzchen in Verbindung stand. Die Untersuchung zeigte dann, dass das Apothecium einem Sklerotium entspringt, das in der Achse des männlichen Kátzchens von Corylus gebildet wurde. a Dieser Fall ist besonders interessant, weil, soweit mir bekannt, bei keinem anderen Vertreter der Gattung Selerotinia die männlichen Kätzchen zerstört werden. Bei allen früchtezerstörenden Formen dieser Gattung wird nur die Frucht zerstört, während die männlichen Geschlechtsorgane nicht besonders angegriffen werden, selbst wenn bei der Wirtspflanze männliche und weibliche Blüten getrennt sind. Auch _ de bei den stengelzerstórenden Vertretern dieser Gattung werden die 506 : H. C. SCHELLENBERG: Sklerotien in der Rinde oder im Mark der Stengel gebildet, oder es werden die jungen Zweige zerstört. Auf Corylus Avellana ist zurzeit noch kein Vertreter der Sklero- tinien gefunden worden. Unter der nahe verwandten Gattung wäre die Ciboria bolaris Batsch zu zitieren, die auf Corylus vorkommt und auf toten Zweigen gefunden worden ist. Unser Pilz unterscheidet sich von dieser Form nicht allein durch Bildung der Sklerotien, sondern auch in Form und Grösse der Ascosporen. Als Nebenfruchtformen der Sklerotinien sind Monilia- und Botrytis-Formen bekannt, doch ist nach SACCARDO, Sylloge fungorum, bis heute keine von beiden Formen auf Corylus vertreten. In dem aufgefundenen Pilz scheint demnach ein Vertreter der Gattung Sclerotinia vorzuliegen, der ‚weder in seiner Ascusfrucht, noch in seinen Nebenfruchtformen näher bekannt ist. Auf den erkrankten Corylus-Kätzchen stehen die Apotheeien zu l bis 2, selten in mehr Exemplaren aus dem gleichen Sklerotium hervortretend (Fig. 1). Die Becherchen sind aussen hellbraun, auf der Innenseite noch etwas heller gefärbt. Sie breiten sich glocken- förmig aus, erreichen dabei einen Durchmesser von 10—12 mm und sind von wachsartiger Struktur. Der Rand wird bei der Reife des Apotheciums zurückgeschlagen, es bilden sich einige wenige radiale Risse bevor der Fruchtkörper eintrocknet oder sich zersetzt (Fig. 15). . Das Becherchen ist meist langgestielt. Die Stiele erreichen bis dem Länge bei einer Dicke von 2m im Mittel. Besondere Haare be- finden sich weder am Stiel noch an dem Becherchen. Auf dem Längschnitt zeigt das Apothecium die typische Struktur der Gattung Selerotinia. Unter der Ascusschicht befindet sich em gleichfórmiges Hyphengewebe bis zur Haut, die aus dichter gewobenen Hyphen besteht und pseudoparenchymatischen Charakter annimmt. Die Aseussehieht besteht aus Asci und Paraphysen und — i 150—160 u. Die Paraphysen sind einfach fädig, selten verzweigt, mit wenigen Querwänden versehen, 3—4 u breit, 140—160 p lang, manchmal am oberen Ende leicht angeschwollen (Fig. 5) Die Ae sind gleich lang wie die Paraphysen, 140—160 m, Mittel 150 4 schlauchförmig, 10—12 u dick, oben mit einem feinen Porus versehen (Fig. 4). In ihnen sind die Aseosporen schräg, einreihig angeordnet. Die ausgeschleuderten Ascosporen häuten sich, indem die Auen Haut abgestreift wird (Fig. 6). Die Spore selbst ist farblos, n lang und 8 u breit, oval bis eifórmig, an den beiden Enden zugespit? : Bei der Keimung in verdünnter Konfitüre bilden die Sporen e kräftigen, 4—6 A dicken Keimschlauch, der meistens seitlich an der Spore hervortritt (Fig. 7), seltener am spitzen Teil der Spore hart m. ~ bricht. In der Kultur zeigten die Fäden mannigfache Kopo ee | -~ erscheinungen, doch war es mir nicht möglich sie bis zur Chlamy Über Sclerotinia Coryli. 507 sporenbildung zu bringen. In reinem Wasser schreiten die Asco- sporen sehr leicht zur Conidien- oder Sporidienbildung, wobei an einer Spore bis vier oder sechs soleher Conidien entstehen (Fig. 9). Auch an den Keimschläuchen der Aseosporen tritt die Conidienbildung leicht ein, wenn sie in Wasser zurückversetzt werden (Fig. 10). Alle diese Verhältnisse der Sporenkeimung stimmen mit den Befunden bei den früchtezerstörenden Sklerotinien überein, wie sie dureh WORONIN!) zuerst für die Sklerotinien der Heidelbeeren in so vorzüglicher Weise bekannt geworden sind. Einzig die Grössen- verhültnisse sind andere, die Erscheinungen der Sporenausstreuung, Sporenkeimung stimmen bis in die Details überein. Wenn heute die dazu gehörende Chlamydosporenfruktifikation noch nicht bekannt ist, so ist man wohl berechtigt anzunehmen, dass als Nebenfruchtform zu diesem Pilz eine Monilia gehört, wie ja auch die früchtezerstören- den Sklerotinien Monilien als Nebenfruchtformen besitzen. Dieses Urteil wird nur noch bestärkt durch die Untersuchung des Sklerotiums. Wie bereits erwähnt, wird dieses in der Achse des männlichen Kätzchens gebildet. Die Stelle, wo das Sklerotium sich befindet, ist etwas angeschwollen, 2—3 mm diek, während die intakte Kätzchenachse nur 1,5—2 mm Durchmesser besitzt (Fig. 1a). Das Kätzchen ist an der erkrankten Stelle etwas verbogen, so dass die Kätzchenschuppen auf der einen Seite spreizen, während die intakten Teile des Kätzchens gleichmässig geschlossene Kätzchenschuppen aufweisen. Die erkrankten und abgefallenen Corylus-Kätzchen sind alle noch im Winterstadium; die Pollensäcke sind noch gefüllt, die Kätzchen- schuppen sind geschlossen, die Achse selbst hat sich noch nicht ge- streckt. Daraus schliesse ich, dass der Pilz das Kätzchen lange vor der Periode des Stäubens ergriffen hat. Ich vermute nach diesen Verhältnissen, dass die Kätzchen zur Zeit ihrer Bildung im Herbst von dem Pilz befallen werden, und dass bereits vor Eintritt der Winterruhe das Sklerotium in der Kätzchenachse fertig gebildet wird. Die erkrankten Kätzchen trocknen ein, sie werden während des Winters, und zum Teil im Frühjahr von den Sträuchern geweht und bleiben bis zum nächsten Frühjahr, wenn nicht noch länger, am Boden liegen, um dann erst zur Bildung der Apothecien zu schreiten. An dem Fundort des Pilzes in Poschiavo waren die Kätzchen denn auch unter dem Laub des vorhergegangenen Herbstes an- zutreffen, während gleichzeitig am 2. April noch vereinzelte erkrankte Kätzchen an den Sträuchern zu finden waren. Daraus folgt, dass die erkrankten Kätzchen schon vor dem herbstlichen Laubfall am HA WORONIN: Die Sklerotienkrankheit der Vaccinium-Beeren. Mém. de 1 TAcad. de St. Pétersbourg. Série 7. T. XXXVI. : ANUS 508 H. C. SCHELLENBERG: Boden gelegen waren, somit mindestens von einem Frühjahr bis zum nächstfolgenden am Boden gelegen sind, bevor sie auskeimten. Um die Verhültnisse der Sklerotienbildung zu verstehen, hat man sieh zu erinnern, dass die Kätzchenachse nicht allein das Trag- organ der Schuppen ist, sondern auch als Reservestoffbehälter fungiert, indem bei der Blüte, wenn die Kätzchenachse sich streckt, die auf- gespeicherten Stoffe wieder verbraucht werden. Es war mir‘) denn auch möglich, zu zeigen, dass die Hemicellulose, die sich in den Zellwänden des Markes und des Grundparenehyms der Rinde vor- findet, wieder aufgelöst wird. Ausser der Hemicellulose befinden sich aber noch Zucker und kleine Stärkemengen in diesen Geweben. Der Pilz bildet sein Sklerotium in dem Grundparenchym der Rinde hauptsächlich aus. Dort werden die Ansammlungen der ver- diekten Pilzfäden so stark, dass die äusseren Gewebe völlig abgehoben werden. Einzelne Fäden dringen aber bis zur Epidermis vor, indem sie zahlreiche Inseln von abgestorbenen Zellen einschliessen (Fig. 34). Desgleichen dringen die Pilzfäden gegen das Zentrum der Kätzchen- achse vor. Sie durchbrechen den schwach ausgebildeten Holzring, be- sonders in den zarten Markstrahlen und bilden im Mark auch wieder ein dichtes Sklerotium, das nur wenig Inseln abgestorbenen Gewebes einschliesst (Fig. 3c). Auf dem Querschnitt durch die sklerifizierte Kätzchenachse finden wir deshalb folgende Schichten: Zu äusserst die Epidermis intakt, nirgends von heraustretenden Pilzgeweben durch- brochen (Fig. 3a); daran anschliessend mehr oder weniger zahlreiche abgestorbene Zellen, umschlossen von Pilzfäden, dann die eigentlich sklerotiale Schicht ringförmig ausgebreitet um die Kützchenachse und ohne Inseln von abgestorbenem Gewebe (Fig. 35). Gegen den zarten Holzkórper wieder eine Schicht von abgestorbenen Teilen, die dieht von Hyphen durchsetzt ist, dann der Holzring mit zahlreichen Durchbrechungen von Hyphen und endlich das Mark, wieder aus zahlreichen Hyphen bestehend, das nur wenige Inseln abgestorbener Zellen zeigt (Fig. 3a). Alle Hyphen zeigen die den Sklerotien eigenartige Verdickung ihrer Wand. Nirgends ist auf dem Sklerotium die Spur eines früheren Chlamydosporenlagers nachzuweisen, wie z. B. von P. MAGNUS?) bei der Sclerotinia Crataegi P. Magn. beschrieben wurde, oder wie es Tu mässig bei der Sclerotinia fructigena gebildet wird. Es geht n due Kätzchenachse der Sklerotienbildung somit keine Chlamydosporer" bildung in diesem Organ voraus. . DH. C. SCHELLENBERG: Über Hemicellulosen als Reservestoffe bei U Waldbüumen. Ber. der Deutschen Bot. Ges. 1900, S. 41. . |... 9) P. MAGNUS: Über Sclerotinia Crataegi P. M Ber. der deutschen bot. Ges- Über Sclerotinia Coryli. 509 Besonders interessant ist noch das Verhalten der Membranen der Wirtspflanze innerhalb des Sklerotiums. Während an der gleichen Kätzchenachse, wo sie nicht von diesem Pilz errgiffen ist, in den Membranen der Reichtum an Hemicellulosen durch Auskochen in verdünnter Salzsäure leicht nachzuweisen ist, bemerkt man, dass in der Gewebepartie, die vom Pilz ergriffen wurde, diese Hemicellulose herausgelóst wurde. Durch zahlreiche Untersuchungen, besonders zuerst von DE BARY'), weiss man, dass die Sklerotinien die Mittel- lamellen der ergriffenen Gewebe zuerst lósen. Auch hier sind im Grund- parenchym der Rinde die Zellen dureh Lösung der Mittellamellen voneinander getrennt worden, desgleichen auch im Markparenchym, und die Pilzfäden dringen zwischen den einzelnen Zellen hindurch. Dann aber bemerkt man weiter, dass in diesen Membranresten die Membran der Wirtspflanze bedeutend dünner geworden ist, manchmal ist sie ganz verschwunden, und die Substanz der Membran zeigt ein anderes Verhalten zu den Jodreagentien. Während sie im intakten Zustand mit Chlorzinkjod eine schwach ziegelrote Farbe annimmt, zeigen die Membranreste im Sklerotium nichts mehr von dieser Reaktion, sondern werden mit Jod gelblich. Der Holzring der Kätzchenachse zeigt im Sklerotium die ge- ringsten Veründerungen. In den Markstrahlen brechen die Hyphen hindurch und dringen in das Mark vor, um dort wieder echtes sklerotiales Gewebe zu bilden. . Vergleichen wir das Sklerotium in der Kützchenachse von Corylus mit den Sklerotien der anderen Sklerotinien, so sehen wir, dass der Pilz sich auch hierin eng an die Verhältnisse der früchte- zerstörenden Sklerotinien anlehnt und nicht, wie man annehmen könnte, nähere Beziehungen zu den stengelzerstörenden Formen zeigt. Vor allem ist zu betonen, dass in dem Sklerotium alle Ge- webe der Wirtspflanze, mit Ausnahme der Epidermis, eingeschlossen werden, wie bei den früchtezerstörenden Sklerotinien. Reines Pilz- Sewebe, ohne Einschluss von Resten der Wirtspflanze, ist nur in einer “one in der äusseren Rinde, überall sonst Einschluss von Resten der Wirtspflanze. Das Sklerotium gehört darum zum Typus der Stromatinia-Formen im Sinne von BOUDIER. Dazu kommt, dass der Pilz keine besondere Oberhaut bildet, sondern von den Resten der Wirtspflanze bedeckt bleibt, in dem einzelne Pilzfäden mit der Pidermis verwachsen. Das Sklerotium selbst zeigt keine besonders hohe Differenzierung. Im Gegensatz zu diesem entstehen die Sklerotien in den Stengeln durch Verdrängung der Gewebe der Wirtspflanze. Sie schliessen keine Gewebereste des Wirtes in sich ein und zeigen in den weit- N ie 1) A. DE BARY: Über Sklerotinien und Sklerotienkrankheiten. Bot. Ztg. 1886. Ber. der deutschen bot. Gesellsch, XXIV. » 96 — ET 510 H. C. SCHELLENBERG: aus meisten Fällen die Bildung einer pseudoparenchymatischen Epidermis aus Pilzhyphen. Da nun das Sklerotium in der Achse des Corylus-Kätzchens eine Stromatinia-Struktur besitzt und nahe verwandt ist mit den Sklerotinien in den Früchten, so ist anzunehmen, dass dieser Pilz wie die anderen Sklerotinien in den Früchten als Nebenfruchtform eine Monilia besitzt und nieht eine Botrytis, wie das die Stengel zerstören- den Sklerotinien meist aufweisen. Wir kommen somit durch Untersuchung des Sklerotiums zum gleichen Resultat wie durch die Untersuchung der Ascusfrucht: Als Nebenfruehtform zu der Selerotinia Coryli muss eine Mo- nilia gebildet werden. ; Wenn nun auch nach SACCARDO, Sylloge fungorum, keine besondere Monilia auf Corylus beschrieben wurde, so liegt andererseits eine An- gabe von SORAUER!) vor, nach welcher auf absterbenden jungen Corylus-Früchten eine Monilia gebildet wird. Über die Spezies- zugehörigkeit macht SORAUER keine besonderen Angaben, sondern er beschreibt nur die Absterbeerscheinung und gibt als deren Ursache die Monilia an. Die Infektion „muss von der Spitze aus im jugend- lichsten Alter, vielleicht schon durch den Griffel in der Blüte er- folgt sein.“ — Die von mir eingangs erwähnten kranken Früchte des Hasel- strauches stimmen nach der Beschreibung mit denen SORAUER’S über- ein. Sie zeigen an der Basis der Cupula kleine Monilia-Rasen. Ihre Sporen sind grösser als die der Monilia fructigena und cinerea. Zu einer ausgeprügten Sklerotienbildung kommt es in den er krankten Haselnüssen nach meinen Beobachtungen nicht. Das Myeel durchzieht nur lose die abgestorbenen Gewebe, um sich bel der Bildung des Monilia-Lagers etwas zu verdichten. ^ Nach meinen Beobachtungen ist diese Krankheitserscheinung - den Alpen und Voralpen weit verbreitet. Auch in Poschiavo habe ich bei Anlass einer früheren Exkursion diese erkrankten Früchte gesammelt. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die beschriebene Sclero in den männlichen Kätzchen von Corylus die Ascosporenform Monilia in den Früchten ist. Leider war es mir nicht möglich er perimentell diese Frage weiter zu verfolgen, doch zeigen die Mycelien 1 den Früchten weitgehende Übereinstimmung mit den aus den Ascosporen erzogenen Mycelien. Wir haben somit in der Sclerotinia Coryli eme? Fall wo das Sklerotium und das Apothecium in den m Kátzchen, die Konidienbildung, die Monilia, wahrscheinlie weiblichen Organen, den jungen Früchten, gebildet wird. tinia der h in den um 1) P. SORAUER: Erkrankungsfälle durch Monilia. Zeitschr. für Pflanzen heiten. Bd. X, 1900, S. 152 u. f. ännlichen — Über Sclerotinia Coryli. 511 Damit stimmt auch das biologische Verhalten des Pilzes. Die Ascosporen werden nach der Blüte zur Zeit der Knospenentfaltung ausgestreut, und dann wird nach SORAUER die junge Frucht infiziert. Die Monilia-Produktion dauert aber an bis Juli oder anfangs August. Zu dieser Zeit bilden sich an der Haselstaude die neuen männlichen Kätzchen. Wie die Untersuchung des Sklerotiums zeigt, muss das Kätzchen im Herbst zur Zeit seiner Bildung von dem Pilz ergriffen worden sein. Die Übertragung der Monilia von den kranken Früchten auf die jungen Kätzchen kann somit sehr gut eintreten. Mit der Ciboria bolaris Batsch ist der beschriebene Pilz sicher nieht identisch. Nach SCHROÓTER!) bildet sich dieser Pilz auf ab- gestorbenen Zweigen von Cörylus und Carpinus, während der be- schriebene auf der Kätzchenachse sich bildet. Ausserdem sind die Grössenverhältnisse anders, wie folgender Vergleich zeigt: Ciboria bolaris Batsch ^s : nach SCHROETER Sclerotinia Coryli Sch. As. . 0... 180—200: 14-16 140—160 : 8—12 WO. S 1. 18-92. - 5—1 15—16 : 8 Sporenform . . 2—4 teilig ohne Teilung i Die Sclerotinia auf der Achse des männlichen Kätzchens von Corylus ist somit noch nicht beschrieben. Ich schlage vor sie Scle- rotinia Coryli zu nennen. Erklürung der Abbildungen. Fig. 1a, Ausgekeimtes Sklerotium der Kätzchenachse von Corylus. Die Kätzchen- schuppen sind entfernt. Nat Grösse. * 15, c, d, e, f. Apothecien auf verschiedenen Kätzchen. Nat. Grösse. » 2. Querschnitt dureh das Sklerotium in der Kätzchenachse von Corylus. ergr. 150, > » Partie eines gleichen Querschnittes, stärker vergrössert. a äussere Partie des Grundparenchyms, 5 reines sklerotisches Gewebe, c Siebteil der Gefäss- bündel, d Holzring. e sklerifiziertes Mark. Vergr. 400. » & Asci. Vergr. 700, » 5. Paraphysen. V 00. » 6 Ausgeschleuderte Ascosporen mit der abgeworfenen äusseren Haut. Vergr. 100. » 1. Gekeimte Ascosporen in Konfitüre. Vergr. 700. 8. Weiter fortgeschrittenes Stadium der Ascosporenkeimung. Vergr. 700. ^ = Ascosporen mit Conidienbildung bei der Keimung im Wasser. Vergr. 100. ^ 10, Conidienbildung an-Keimlingen, entstanden dureh Zurückversetzung der Keimungsstadien im Wasser. Vergr. 100. D J. SCHROETER: Kryptogamenflora von Schlesien. Bd. II, S. 62. FE 36* 512 A. SCHULZ: 78. A. Schulz: Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. III. Drude's Glazialpflanzen.”) Eingegangen am 23. November 1906. DRUDE ist der Ansicht, dass gegen den Schluss der letzten .Haupteiszeit^?) die Grenze des Fichtenwaldes (mit Birke und Eber- esche) zwischen Harz, Erzgebirge und Isergebirge etwa 300 - 500 m hoch lag, dass damals in diesem Gebiete in demselben Niveau und noch ein wenig hóher weite Bestünde von alpinen, arktisch-borealen und uralischen Hochmoorpflanzen, hereynischen subalpinen Berg- heidepflanzen und subalpinen Felspflanzen vorhanden waren*) und dass?) „damals Betula odorata und Picea excelsa als Repräsentanten der Waldbäume gemischt mit den Arten unserer heutigen Hoch- moore und des obersten Bergwaldes und vielen jetzt for Glazialpflanzen das hereynische Hügelland besonders in Gauen besetzt hielten, während im Südwesten ein reie von Wald- und Wiesenarten herrschte und hier vielleicht Tanne U Buche ihre damaligen Nordostgrenzen hatten. Die gesamte „„süd- östliche Genossenschaft““ aber wird sich damals viel weiter südw vielleicht von Kroatien-Bosnien und den illyrisehen Hochgebirgen a" zerstreut bis Niederösterreich, Mähren und Böhmen als äussersten Vorposten, zurückgehalten haben. Deren Zeit und Einwanderung n Umfang und die Zusammensetzung des mitteldeutschen Waldes „888 i Schluss der letzten Haupteiszeit^ vorzüglich auf die Anschauung® 1) Vgl. diese Berichte, 24. Bd. (1906), S. 441 u. f. 2) Als Glazialpflanzen oder glaziale Elemente — Der Hercynische Florenbezirk (1902) — diejenigen Gewächse, die rn Höhepunktes der „Haupteiszeiten“ in Mitteldeutschland zu wandern Im Stande W id und sich damals hier ansiedeln konnten, also die Elemente der ersten UntergrupP! | meiner ersten Gruppe (vgl hierzu diese Berichte a. a. O., S. 442, Aum. d flanzen: | bezeichn h arktisch-alpine Arten (vgl. hierzu aber a.a.0., S. 629, häufig (60 7 B. as 8. 630 und 650) rechnet er jedoch auch arktisch-alpine Arten zu den Arten. Vgl hierzu auch diese Abhandlung S. 514, Anm. 2. 9) Vgl. hierzu diese Berichte a a. 0 , S. 443. 9) Vgl. DRUDE. a.a. O., S. 626, nebst S. 225 u. f. d 9450,83. : l ; : ; à Worauf sich 3hlassung geben kann. ! Entwicklung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 513 von PARTSCH über die Höhenlage der Sehneegrenze im Riesen- gebirge zur zweiten „Haupteiszeit“'). In der ersten „Haupteiszeit“ war die Glazialflora weiter verbreitet als in der zweiten. Währen der „mit wärmerem Klima und arktotertiären Pflanzen wie Brasenia ausgerüsteten Interglazialzeit“ verschwanden aber die meisten Glazial- pflanzen wieder aus Mitteldeutsehland. Welche von den gegenwärtig in Mitteldeutschland lebenden Glazialpflanzen aus der ersten, welche aus der zweiten „Haupteiszeit“ stammen, lässt sich nicht sicher be- wrteilen?), Nach Mitteldeutschland gelangten die Glazialpflanzen in der zweiten „Haupteiszeit“ teils aus dem Norden, teils aus den Alpen. Die letzteren wanderten über den süddeutschen Jurazug, die Trias- kalke des Werralandes, der Leine und des Thüringer Beckens. Im Thüringer Becken breiteten sie sich aus. Sie vermochten aber über die Gegend der Weissen Elster nach Osten hinaus nicht vorzudringen, da östlich von dieser Kalkboden fehlt?). Als dann in der auf diese 1) A. a O., S. 621— 622. 2) Hoffentlich habe ich DRUDE richtig verstanden. Er sagt nämlich (a. a O. 8. 613, Anm. 1) bei Erwähnung meiner in diesen Berichten, 20 Bd. (1902), S. 54 u. f. veröffentlichten Abhandlung: Über die Fntwicklungsgeschichte der gegenwärtigen . nerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands: „Eine Discussion hierüber [d. h über meine Anschauungen, SCHULZ] muss einer anderen Gelegen- heit vorbehalten bleiben. Nur das sei von meinem Standpunkt hier betont, dass auch ich die Wirkung der (ersten) Haupteiszeit für viel grösser gewesen als die der letzten halte, dass ich aber immer nur von der letzten spreche, weil die (grössere) Wirkung der ersten durch die mit wärmerem Klima und arktotertiären Pflanzen Wie. Brasenia ausgerüstete Interglacialperiode als in der Gesamtwirkung aufgehoben zu betrachten ist und es sich nicht sicher beurteilen lässt, welche Elemente aus der ersten und welche aus der zweiten Haupteisperiode als Relikte heute erhalten sind.“ (An anderen Stellen — z.B. S 635, seheint DRUDE jedoch anzu- neamen, dass sich alle diese Gewächse in Mitteldeutschland erst während der letzten grossen Vergletscherungsperiode angesiedelt haben). Ich. will gleich hier bemerken, dass ich nicht weiss, auf welche Stelle meiner genannten Abhandlung er die soeben angeführten Worte DRUDE's beziehen sollen. In meiner Abhand- "ng ist von dem hier von DRUDE erwähnten Gegenstande gar nicht die Rede. Ebenso unverständlich ist mir DRUDE’s Äusserung auf S. 637 seines Buches; M OEURULA hat ein verwickeltes System von 4 solchen, mit wärmeren Perioden M selnden- Eiszeiten aufgebaut und bemüht sich, die Perioden der Einwanderung md den Weg der Besiedelung für die einzelnen Arten genau zu bestimmen. Das "rie mir unmöglich, und wir müssen zufrieden sein, wenn wir nur erst einmal te Hauptperioden des Zuzuges neuer Associationen und die klimatischen Verhält- nisse während derselben genauer kennen. Eines allzu bestimmten Urteils enthält ME Sich am besten noch so lange, als auch die Geologie mit der Beschaffung all- 2s gesicherter Unterlagen noch nicht fertig ist, — und das ist sie noch nicht.* S wäre mir sehr angenehm, wenn sich DRUDE darüber äussern würde Bahr: die vorstehenden Behauptungen gründen. In meinen °Ariften findet sich nichts, was zu solchen Behauptungen Ver- RUDE, a. a. O., S. 166, 630, 632, 635, 647, 61. Dd .: A. SCHULZ: „Haupteiszeit“ folgenden Steppenzeit — die schon früh in der letzten „Haupteiszeit“ begann, als das nordische Landeis noch den pommersch- preussischen Landrücken besetzt hielt") — Pflanzen aus pontischer Heimat (d. h. Steppenpflanzen) einwanderten, da rückten viele Glazialpflanzen, gefolgt vom Fichtenwalde, höher in die Berge hinauf an ihre heutigen Plätze und wanderten viele andere — präalpine — Glazialpflanzen wieder nach den Alpen zurück, während sich die übrigen mit den neuen Einwanderern mischten. „War damals das Hauptgemisch, sehr langsam und allmählich, entstanden, so konnten sich die präalpin-pontischen Genossenschaften bei der Einkehr heutiger Verhältnisse an die Plätze begeben, wo wir sie heute teils zusammen, teils nahe bei einander finden, und die merkwürdige Gruppe am Südrande des Harzes wird wohl seit jener Periode kaum vom Fleck gewichen sein. Wenn dabei von starken biologischen Anpassungen an veränderte Verhältnisse die Rede ist, so betrifft dies besonders die präalpinen Arten, welche die Steppenperiode über- dauern mussten. Und gerade in dieser Gruppe finden sich so auf- fallende Erscheinungen wie die der Parnassia und Pinguicula, welche als eigentliche Bewohner der Torfwiesen doch am Südrande des Harzes auf den trocknen Zechsteingypsen freudig leben.“ °) % In der Abhandlung über DRUDE’s Steppenpflanzen wurde gesagt, dass bis jetzt vier quartäre Perioden bedeutender Vergletscherung des nördlicheren Europas nachgewiesen worden sind.?) Während des kältesten Abschnittes der letzten von diesen Perioden breiteten sich zweifellos in dem nördlich der Alpen gelegenen Teile Mitteleuropas, der damals wohl auch in seinen niedrigeren Strichen nur wenig be- waldet war, die Elemente der ersten Untergruppe meiner ersten Gruppe‘) weit aus. Von diesen Wanderern haben sich in Mittel- 1) Vgl. auch DRUDE, a. a. O., S. 496. : 2) A. a. O., S. 631. Zu der erwähnten „merkwürdigen“ Gruppe „präalpiner Arten gehören (nach S 650, wo diese Arten ebenfalls als ,prüalpine* bezeichnet werden) ausser Pinguicula gypsophila und Gypsophila repens, die auch auf S. 631 als präalpine Arten bezeichnet werden, auch die auf S. 631- 632 und 204-:00 arktisch-boreale und arktisch-alpine (vgl. hierzu S. 489) Arten (Arealfigur AH) as zeichneten Rosa cinnamomea (die nach S, 200 aber ein boreal-uralisches Areal i4 haben soll), Arabis alpina, A. petraea und Soliz hastata!! Vgl. hierzu auch dies? Abhandlung S. 512, Anm. 2, Übrigens scheint es, dass DRUDE die einzelnen Arten an ihren verschiedenen Wohnstätten verschieden bezeichnet, denn er sagt: „Al® - af tragen die Signatur AH: es sind dies Saliz hastata, Arabis alpina und petraea AU hrem südharzer Standort, und Allium * sibiricum im Bodetal und südlicher L S. 204 — 905). i 3) Diese waren schon 1902 bekannt, DRUDE (vgl. a. a. O., S. 613, 621, 637 uw scheint dies nicht gewusst zu haben. de .. 4) Sowie gegenwärtig nicht mehr in dem nördlich der Alpen gelegenen Ted l Mitteleuropas vorkommende Gewächse mit derselben Anpassung an das Kime Entwicklung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 515 deutschland aber vielleicht nur recht wenige von jener Zeit bis zur Gegenwart ununterbrochen‘) erhalten?). In die lange — noch sehr wenig bekannte — Zwischenzeit zwischen dem Ende der letzten grossen Vergletscherungsperiode und der?) Periode des Bühl- vorstosses PENCK's fällt nämlich wahrscheinlich*) ein Zeitabschnitt, wo das Klima Mitteleuropas einen solehen Charakter hatte wie wührend der in die letzte Interglazialzeit fallenden Zeit der Ablage- rung der Hauptmasse des sogenannten jüngeren Lósses, wenn es auch nicht ganz so extrem kontinental war wie damals. Ist dies der Fall, hatte wirklich das Klima Mitteleuropas in jener Zwischenzeit eine eit lang eine solche Beschaffenheit, so ist wührend dieses Zeit- abschnittes sicher die Mehrzahl jener Wanderer aus Mitteldeutsch- land vollständig verschwunden. Und von denen, die sich während dieses Zeitabschnittes hier erhielten, haben sich zweifellos die meisten damals dermassen an das herrschende Klima angepasst, dass sie während der infolge dieser Neuanpassung klimatisch für sie sehr un- günstigen Periode des Bühlvorstosses zugrunde gingen. Dass diese beiden letzteren Annahmen zulässig sind, lässt die Untersuchung der heutigen Verhältnisse dieser Elemente in dem nördlich der Alpen gelegenen Teile Mitteleuropas deutlich erkennen. Obwohl sich näm- lich die Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe zweifellos während der Periode des Bühlvorstosses in diesem Teile Mitteleuropas sehr weit ausbreiteten, ist doch der grósste Teil von ihnen gegen- wärtig hier nur wenig verbreitet, und ausserdem haben zahlreiche von ihnen hier eine solche klimatische Anpassung, dass sie unter der Herrschaft eines Klimas, wie es Mitteleuropa in der Periode des Bühlvorstosses hatte, ohne Zweifel zugrunde gehen würden. Diese Verhältnisse können sich nur wührend der ersten heissen Periode, hauptsächlich während deren trockensten Abschnittes®) ausgebildet aben. War aber diese Periode imstande, so bedeutende Änderungen des Areales und der klimatischen Anpassung dieser Elemente herbei- zuführen, so muss ein Zeitabschnitt mit wesentlich extremerem Klima als es der trockenste Abschnitt der ersten heissen Periode besass din 1) D. h. es leben nur von recht wenigen der betreffenden Arten noch gegen- wärtig Nachkommen der damaligen mitteldeutschen Individuen in Mitteldeutschland. 2) Von den während des kältesten Abschnittes der vorletzten grossen Ver- Sletscherungsperiode in Mitteldeutschland eingewanderten Elementen dieser Unter- Suppe erhielt sich keins hier ununterbrochen von dieser Periode bis zum Ende der letzten grossen Vergletscherungsperiode, Betreffs der Gründe für diese An- nahme vg] SCHULZ, Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora "nd Pflanzendecke der oberrheinischen Tiefebene und ihrer Umgebung (Stutt- gart 1906), 8.5 u. f. | 3) Schon in der in Anm. 1 auf S. 512 genannten Abhandlung erwähnten. 4) Vgl. SCHULZ, a.a.0., 8.9 u. f. 5) Vgl. diese Berichte, 24. Bd. (1906), S. 445. 516 A. SCHULZ: noch viel weitergehende Änderungen des Areales und der Anpassung dieser Gewächse in Mitteleuropa herbeigeführt haben, auch wenn diese am Ende der letzten grossen Vergletscherungsperiode weiter verbreitet waren als man es für die Periode des Bühlvorstosses an- nehmen kann. Es ist somit recht wahrscheinlich, dass sich die Mehr- zahl der gegenwärtig in Mitteldeutschland lebenden Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe hier erst während der Periode des Bühlvorstosses angesiedelt hat.') Es ist zwar noch nichts Sicheres über das Klima dieser Periode bekannt,?) es lässt sich meines Er- achtens aber das mit Bestimmtheit behaupten, dass deren Klima, ebenso wie das der letzten grossen Vergletscherungsperiode,?) keinen kontinentalen, sondern einen ozeanischen Charakter hatte, dass es während des Höhepunktes der Periode für die Waldbäume so ungünstig war, dass damals weite zusammenhängende Striche vom Südrande des nordischen Inlandeises*) bis zum Nordrande der Alpen- vergletscherung völlig oder fast völlig waldlos waren.") und dass da- mals zahlreiche Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe auf diesen Strichen schrittweise und in kleineren Sprüngen von Norden und Süden her nach Mitteldeutschland vordrangen und sich in diesem ausbreiteten. Woher die einzelnen der noch jetzt in Mitteldeutschland lebenden von diesen Elementen hierhin gelangt sind, von Norden 1) Auch wenn das Klima des der letzten grossen Vergletscherungsperiode folgenden trockenen Zeitabschnittes nur dem des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode geglichen hätte, würden sich nur wenige der Einwanderer des kültesten Absehnittes jener Periode in Mitteldeutschland bis zur Gegenwart er- halten haben. 2 Vgl. SCHULZ, a.a. O., S, 10 n.f: und 8.79 u.f. : 3) DRUDE ist dagegen der Meinung, dass das Klima dieser Periode konti- nental war und dass während derselben — d.h. in einem frühen Stadium der Postglazialzeit — viele Striche Mitteldeutschlands Tundren waren, in welche Cha- rakterarten der osteuropäischen Steppen eindringen konnten (a. a. O., S. 631). — 4, Das nordische Inlandeis drang während dieser Periode wohl noch — Strecke weit über die sogenannte Baltische Endmoräne, die später, nach dem Höhe- punkte der Periode, während einer Pause im Rückzuge der Vergletscherung enti: standen ist, nach Süden vor. Betreffs des Umfanges der damaligen Alpenvergletsche- rung vgl. SCHULZ, a. a. O., S. 10. 5) Wahrscheinlich hatten damals Fichte, Tanne und Buche in Mitteleurop? eine viel geringere Verbreitung als es DRUDE annimmt. Aus den Ergebnissen von PARTSCH's Untersuehung der früheren Vergletseherung des Riesengebirges | sich auf den Umfang des Waldes und die Verbreitung der einzelnen Waldbaumarten wührend der von PARTSCH unterschiedenen Vergletscherungsperioden des excuse gebirges, die übrigens noch nicht sicher mit solchen der Alpen und des Nordens identifiziert worden sind, nicht schliessen. Die Kiefer hat sich nach DRUDE'S An- us nah me (a. a. 0. S. 638) in Mitteldeutschland erst in der Postglazialzeit angesiedelt. a In diese Zeit soll nach S 638 auch die Ansiedlung der Buche und Tanne fallen: — — "gl. hierzu aber diese Abh. S. 512! : Entwicklung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 517 oder von Süden‘), und auf welchen Wegen sie eingewandert sind, das lässt sich gegenwärtig nicht mehr feststellen. Es ist sehr wohl möglich, dass solche Arten, die gegenwärtig nördlich von Mittel- deutschland nicht vorkommen, dennoch — ausschliesslich oder auch — von dorther eingewandert sind, und dass umgekehrt Arten, die gegen- wärtig in dem Schweizer Jura, den Alpen und den Karpathen nicht wachsen, doch — ausschliesslich oder auch — aus diesen Gebirgen nach Mitteldeutschland gekommen sind. Denn es ist sicher, dass während der Periode des Bühlvorstosses sowohl die Flora-des nörd- liehen Europas (einschliesslich der skandinavischen Gebirge), als auch die der genannten südlich von Mitteldeutschland gelegenen Gebirge eine Anzahl ihrer bisherigen Arten verloren hat.? DRUDE nimmt, wie schon vorhin gesagt wurde, an, dass diejenigen Glazialpflanzen, die von Süden — aus den Alpen — her nach Mitteldeutschland vor- drangen, über den süddeutschen Jurazug sowie durch das Werra- und das Leinegebiet — über Gotha — nach dem Thüringer Becken wanderten,°) wo sie sich nach Osten bis zu der Saale und der Gegend der Weissen Elster ausbreiteten, über welch letztere hinaus sie aber nicht vordringen konnten, da östlich von ihr Kalkboden fehlt. Und er glaubt, dass zu dieser Einwanderungsgenossenschaft auch die vorhin erwähnte, auf dem Zechsteingipse des südlichen Harzrandes wachsende Gruppe‘) »prüalpiner* Arten gehört’). Früher nahm auch ich das en a a ABER ; 1) Auf die Einwanderung aus den anderen Himmelsrichtungen will ich nicht eingehen, 2 Ebenso können Arten, die gegenwärtig nördlich von Mitteldeutschland nur spärlich auftreten, südlich davon dagegen verbreitet sind, auch oder sogar aus- schliesslich von Norden her eingewandert sein, und umgekehrt können im Norden Weit verbreitete, dagegen im Süden seltene Arten auch oder ausschliesslich von Süden her eingewandert sein. -` .,, ©) Über die Art und Weise der Wanderung scheint DRUDE noch dieselben An- sichten zu haben (vgl. a. a. O. S, 166), die ich schon in diesen Berichten, a. a. O. - 69, als irrtümlich hingestelt habe. 4) Diese Arten, zu denen, wie ich nachgewiesen habe, auch Biscutella laevigata gehört, habe ich in meiner Schrift über Die Entwicklungsgesch. der phan. Pflanzen- des Saalebezirkes (1898) S. 24 u. f., eingehend behandelt. ^ 5) Auf 8.206 seines Buches jedoch sagt DRUDE betreffs fünf (vgl. S. 205 ten) von diesen Arten (gemeint sind wohl Salix hastata, Gypsophila repens, Arabis ^, A. petraea und Rosa cinnamomea): „Wie und wann diese Arten hier zu- bleibt natürlich hypothetisch und man braucht sich dieselben nicht rten einer gleichen Besiedelungskategorie vorzustellen, wie auch Coronilla vaginalis und Nepetæ nuda oder ähnliche Arten, Thesium alpinum 518 ; ] A. SCHULZ: letztere an^), ich bin jedoch jetzt der Meinung, dass nichts für diese Annahme spricht. Die Glieder dieser Gruppe können auch, soweit wie sie überhaupt aus dem Süden eingewandert sind, östlich vom Böhmer- und Thüringerwalde nach Mitteldeutschland vorgedrungen sein. Und zwar von den Alpen her durch Böhmen, vorzüglich durch dessen westlichen Teil?) nach dem Königreich Sachsen und der oberen Saalegegend, und von den Karpathen her über die Sudeten und das Erzgebirge sowie durch die an diese Gebirge angrenzenden niedrigeren Striche nach dem Saalegebiete. Dass auf diesen beiden Wegen Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe aus den genannten Hochgebirgen nach Mitteldeutschland vorgedrungen sind, darauf weist das Vorkommen einer recht bedeutenden Anzahl von solchen von diesen Gewächsen, deren Einwanderung von Norden her wenig wahrscheinlich ist, auf diesen Wegen hin?)*). Daraus, dass gegenwärtig im Küsige Sachsen nördlich von der böhmischen Randumwallung nur wenige solche Gewüchse vorkommen, darf man nieht schliessen, dass solche auch während des kältesten Abschnittes der Periode des Bühlvorstosses. hier nur in unbedeutender Anzahl vorkamen, und dass damals nur wenige oder gar keine von ihnen durch iehión nach dem Saalebezirke vordtatigen. Denn diejenigen von diesen Gewächsen, die während dieser Periode im Königreich Sachsen lebten, hatten meist vor dem Zeitabschnitte, wo sie in dieses einwanderten, lange in Gebieten mit kalkreichem Boden gelebt und sich mehr oder weniger fest an diesen angepasst. Während des klimatiseh für sie höchst ungünstigen trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode machte sich ihr Kalkbedürfnis wieder se geltend. Sie verschwanden infolge davon damals meist aus Sachsen, dessen Boden fast überall Kalkan ist, während sich im Saalebezirke an klimatisch begünstigten Örtlichkeiten mit kalkreichem Boden nicht wenige der südlichen Einwanderer des kältesten Abschnittes der Periode des Bühlvorstosses, die zum Teil durch Sachsen ge- 1) Vgl. SCHULZ, a. a. O., z. B. S. 30. 2, DRUDE nimmt eine Blawsadirung aus den österreichischen Nordalpen in den';Bóhmerwald an, glaubt aber, dass die Depression bei Cham-F urth-Taus ein weiteres Vordringen dieser Arten nach Norden gehemmt habe (a. &. 0. Letztere Annahme ist natürlich unrichtig 3) Auch im Innern Bóhmens, z. B. im Mittelgebirge und in a Gegend v0 Prag, kommen solche vor. 4) DRUDE nimmt (a. a. O. S. 600—651) an, dass Arten wie Polygala Chamae buzus aus dem Fränkischen Jura in das westliche Böhmen eingewandert seien. Nichts spricht für diese Annahme. Es fand vielmehr umgekehrt eine Einwand aus den Alpen und Karpathen durch Böhmen hindurch in den Fränkise statt; vgl. SCHULZ, Über einige Probleme der Entwicklungsgesch. der . phan. Flora und Pflanzendecke Süddeutschlands, Beihefte zum Botanischen un Bd. 2. Abt, ar S. 191—295 (275 u. f.). TEASER ae ENS lb e UE DU P pet Be ee en 1 ben Jum — : gegen" Entwicklung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 519 kommen waren, erhielten.) Diejenigen dieser Einwanderer aller- dings, die auf dem von DRUDE bezeichneten Wege nach Norden wanderten,?) sind vielleicht ostwärts, nicht über die Gegend der Weissen Elster vorgedrungen, da sie nicht nur aus Gebieten mit Kalkboden ausgewandert waren, sondern auch auf ihrer Nordwande- rung ständig kalkreichen Boden bewohnt hatten und infolge davon vielleicht nur auf solchem zu leben vermochten.?) Ich bin überzeugt, dass die Anzahl derjenigen Elemente dieser Untergruppe, die wührend der Periode des Bühlvorstosses aus dem Norden in Mitteldeutschland einwanderten, bedeutender war als die der damals aus dem Süden einwandernden*) Die interessante Gruppe des Brockengebirges®) stammt vielleicht ganz von dort®). Auch in das Königreich Sachsen gelangten damals zahlreiche von diesen Einwanderern*)5)?) In der Folgezeit verschwand die Haupt- masse der Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe 1) DRUDE sieht die gegenwürtige Verbreitung der Phanerogamen in Mittel- deutschland im wesentlichen als eine Folge ihrer Besiedlungsfähigkeit oder Be- siedlungskraft an; Entwicklungsgeschichte der Flora und Pílanzendecke eines Ge- bietes ist für ihn mit Besiedlungsgeschichte dieses Gebietes gleichbedeutend. Vgl. hierzu a. a. O. S. 160, 164, 165, 618 usw. 2) Auf diesem Wege ist — allerdings nicht als Waldpflanze — wohl auch leurospermum austriacum nach Mitteldeutschland gewandert, das DRUDE in dem- selben Absatze (S. 639, 9. Abs.) erst für einen nordischen und dann für einen süd- lichen Einwanderer (aus den Alpen) erklürt. Die Geschichte dieser Umbellifere habe ich in meiner Entwicklungsgesch. der phan. Pflanzendecke Mitteleuropas (Stutt- gart 1899), S. 54—57, ausführlich behandelt. 3) Die gegenwärtig in der Elstergegend nördlich von der Südgrenze von DRUDE's ,Land der weissen Elster* vorkommenden Individuen der Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe sind wohl sämtlich erst lange nach der Periode des Bühlvorstosses dorthin gelangt. . ® Auch die meisten südlichen Einwanderer stammen wohl aus dem euro- Püschen Norden oder sind doch über diesen aus den übrigen arktischen Gebieten Während einer der früheren grossen Vergletscherungsperioden in die südlich von tteldeutschland gelegenen Hochgebirge eingewandert, 5) Vgl. hierzu SCHULZ, Entwicklungsgesch. der phan. Pflanzendecke des Saalebezirkes, S. 41 u. f. 6) Selbst Pulsatilla alba Rchb., die DRUDE (a. a. O. S. 489) für ein „alpines“ Elem erklürt, RPG Auch von diesen Einwanderern haben sich im Saalebezirke mehr als im Onigreich Sachsen erhalten, da jener ihnen während des trockensten Abschnittes ersten heissen Periode günstigere Bedingungen bot als dieses. D 8) Es fehlten damals — „am Ende der Eiszeit^ — durchaus nicht, wie es RUDE (a, a, O. S. 627) glaubt, „westeuropäisch-boreale“ Arten wie Calluna vulgaris and Galium hercynicum, Dagegen lebten damals nicht, wie DRUDE (S. 623) es annimmt, alle Arten unserer heutigen Hochmoore in Mitteldeutschland. : im nördlichen Deutschland gefundenen fossilen Reste von Glazial. - pflanzen stammen wohl meist aus dem letzten Teile dieser Periode. - EE os 520 A. SCHULZ: wieder aus Mitteldeutschland'), und verloren diejenigen, die sich hier erhielten, den grössten Teil ihres mitteldeutschen Areals. Am un- günstigsten war für diese Elemente, wie gesagt, wohl der trockenste Abschnitt der ersten heissen Periode. Während dessen Höhepunktes gelang es jedoch den überlebenden mitteldeutschen Individuen- gruppen einer Anzahl dieser Elemente sämtlich oder teilweise sich an das damals herrschende Klima mehr oder weniger fest anzupassen und ihre Anpassung in entsprechender Weise zu verändern. Diese Individuengruppenreihen breiteten sich nach dem Höhepunkte des trockensten Abschnittes, je nach dem Grade ihrer neuen Anpassung früher oder später, mehr oder weniger weit aus.*) Sie verhielten sich hierauf teilweise vollständig wie die Elemente der zweiten 1) Ein Zurückwandern von Elementen dieser Untergruppe aus Mitteldeutsch- land in die Alpen, das DRUDE (vgl. oben S 514) annimmt, fand selbstverstündlich nicht statt. DRUDE's Behauptung: „War damals das Hauptgemisch, sehr langsam und allmählich, entstanden, so NERKA sich die präalpin-pontischen Genossenschaften bei der Einkehr heutiger Verhältnisse an die Plätze begeben, wo wir sie heute teils zusammen, teils nahe bei einander finden, und die merkwürdige Gruppe am Südrande des Harzes wird wohl seit jener Periode kaum vom Fleck gewichen sein. Wenn dabei von starken biologischen Anpassungen an veränderte Verhältnisse die Rede ist, so betrifft dies eda die präalpinen Arten, welche die Steppenperiode überdauern mussten. Und gerade in dieser Gruppe finden sich so auffällige Er- scheinungen wie die der Parnassia und Pinguicula, welche als eigentliche Bewohner der Torfwiesen doch am Südrande des Harzes auf den trocknen Zechstein-Gypsen freudig leben“ (a.a. O. S. 631), gründet sich wohl auf Ausführungen in meinen Sehriften — über Neuanpassung an Klima und Boden usw. —, die er vollständig missverstanden hat. Vgl, hierzu auch DRUDE, a a. O. S. 423, wo von Wanderungs- wegen und „Rückzugslinien in der jüngsten Florenentwicklung* die Rede ist. Rückzugslinien, die doch auch nur Wanderungswege sein könnten, hat es natürlich bei der Entwicklung der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteleuropas nicht gegeben 2) Aueh die Arten dit Gruppe der Zechsteingipszone des Südharzes haben sich in verschieden hohem Grade an das Klima — und ausserdem fest an den Gipsboden — angepasst und dann wahrscheinlich mehr oder weniger weit aus- gebreitet. Das grösste Areal hat Arabis petraea, es wird von DRUDE — im Texte und auf der Karte falsch dargestellt. DRUDE sagt: „Dass gerade diese Stellen auf den Zechsteinhóhen am Südrande des Harzes so " mancherlei Relikte dauernd erhalten konnten, liegt unzweifelhaft in der Natur des Gesteins und in der hier ziemlich wilden Form der Hügel mit begründet, hat aber wohl seine direkte Ursache in bestimmten Verhältnissen zur Besiedelungszeit, in die wir noch keine „bestimmten Verhältnissen zur Besiedelungszeit^ habe, ist durchaus unbegründet. Diese Arten waren während des kältesten Abschnittes der Periode des Bü ee, zweifellos in Mitteldeutschland weit verbreitet, haben sich aber nur auf a em Zechsteingipse erhalten, der ihnen während des frockoitstisi Abschnittes der Ds dia heissen Periode günstigere vinim aee bot als irgend eine and mitteldeutsche Örtlichkeit. Vgl. hierzu SCHULZ, Entwicklungsgesch. der phan. n des Saalebezirkes, S. 31. Phanerogame Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. 521 Gruppe. "Teilweise jedoch sind sie nicht in demselben Grade wie diese an Trockenheit und Hitze angepasst, aber imstande, grössere sommerliche Kühle und Feuchtigkeit zu ertragen als diese, stehen also den Elementen der dritten Gruppe näher als den der zweiten Gruppe.) Die in den höchsten Gebirgsregionen Mitteldeutschlands lebenden Elemente der erstem Untergruppe der ersten Gruppe er- fuhren während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode wohl meist nur eine unbedeutende Änderung ihrer bisherigen - klimatischen Anpassung.°) Sie breiteten sich wahrscheinlich während der ersten kühlen Periode und vielleicht, nachdem sie während des trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode wieder einen Arealverlust erlitten hatten, auch während der zweiten kühlen eriode — während dieser aber wohl nur ganz unbedeutend — in jenen Gebirgsregionen aus. Eine Einwanderung von Elementen der ersten Untergruppe der ersten Gruppe in Mitteldeutschland aus dem Norden oder aus den Hochgebirgen im Süden oder aus höheren Ge- birgen des übrigen nördlich des Juras, der Alpen und der Karpathen gelegenen Mitteleuropas fand damals nicht statt?). 1) Ich habe eine grössere Anzahl von solchen Gewächsen — sowie von Elementen der anderen Untergruppen der ersten Gruppe, die eine Änderung ihrer klimatischen Anpassung erfahren und sich dann von neuem ausgebreitet haben — i i Schriften behandelt; vgl. z. B. ausser den in den Anm. 4 auf S 517, 4 auf S. 515 und 2 auf S 519 erwähnten Abhandlungen: Entwicklungsgesch. der gegenw. phan. Flora und Pilanzendecke Skandinaviens (Stuttgart 1900), Studien über die phan. Flora und Pflanzendecke des Saalebezirkes I (Halle 1902 , und Studien über die en |. und Pflanzendecke Deutschlands I, Zeitschr. für Naturwiss., 78 Bd. (1906) M, L . . 2) Vielleicht passten sie sich aber mehr oder weniger fest an die besonderen Verhältnisse des Bodens ihrer Wohnstätten an; vgl hierzu SCHULZ, Entwicklungs- geschichte der gegenw. phan. Flora und Pflanzendecke der Schweiz, Beihefte zum Bot. Centralbl., 17. Bd. (1904), S. 157 u. f. ) DRUDE's Annahme, dass die „präalpiven“ Arten möglicherweise nach den Steppenpflanzen in Mitteldeutschland eingewandert sein könnten (a. a O. S. 631), ist ganz unhaltbar, 592 ERNST KÜSTER: 79. Ernst Küster: Normale und abnorme Keimungen bei Fucus. Mit einer Abbildung im Text. Eingegangen am 25. November 1906. Gelegentlieh einiger Protophytenuntersuchungen, die mich im August naeh der biologischen Station zn Helgoland führten, stellte ieh neben anderem eine Reihe von Versuchen an, mit welchen ich ROSENVINGE's Angaben!) über die Keimung befruchteter Fucus-Eier nachprüfen wollte. ROSENVINGE gibt an, dass auf die Richtung der ersten Querwand und die Ausbildung einer Polarität am keimenden Fueus-Ei verschiedene äussere Faktoren von Einfluss seien: Das Licht wirkt insofern bestimmend, als bei einseitiger Beleuchtung die erste Wand senkrecht zur Richtung der Lichtstrahlen steht, und die dem Licht zugewandte Seite des Eies den Sprosspol, die andere den Rhizoidpol liefert, „mais cela n'a pas toujours lieu, et il n'y a pas un rapport nécessaire entre l'orientation de la premiere cloison et celle de la polarité de la plantule.^ Ganz belanglos sei die Wirkung des Lichtes auf die Keimungserscheinungen von Fucus ser- ratus; Pelvetia canaliculata war diejenige Spezies, welehe am promp- testen auf einseitige Beleuchtung reagierte. Weiterhin gibt ROSEN- VINGE an, dass ungleiche Sauerstoffzufuhr von Bedeutung sei; an der nur schwach mit Sauerstoff versorgten Seite entstanden die Rhizoiden, an der entgegengesetzten entwickelte sich der Sprosspol. Neuerdings hat WINKLER?) durch seine Mitteilungen über Cys- tosira-Eier die Aufmerksamkeit von neuem auf ROSENVINGE’s Re- sultate und Folgerungen gelenkt: die Cystosira-Eier werden bei ein- seitiger Beleuchtung in der Ausbildung von Spross- und Rhizoidpol von der Riehtung der Liehtstrahlen bestimmt; von dem richtenden Einfluss ungleichmässiger Sauerstoffverteilung war nichts nach- weisbar. Meine eigenen Versuche, die ich in Helgoland anstellte und zum Teil im botanischen Institut zu Halle im Oktober mit künst- lichem Meereswasser wiederholte, beziehen sich auf Fucus serratus und F. platycarpus. 1) Influence des agents extérieurs sur l'organisation polaire et dorsiventrale - a des plantes. Rev. gén. de Bot., Bd. I. 1889, p.53ff. d M. 2) Über den Einfluss äusserer Faktoren aut die Teilung der Eier von Cystosira barbata. Ber. der Deutschen Bot. Ges., Bd. XVIII, 1906, S. 297. — Normale und abnorme Keimungen bei Fucus. 523 Im allgemeinen kann ich ROSENVINGE's Ergebnisse bestätigen. Bevor ich auf diese und meine eigenen näher eingehe, möchte ich vorausschicken, dass das mir zur Verfügung stehende Material von Fucus nieht das beste war, insofern als die Geschlechtsprodukte — von Fucus platycarpus und besonders von F. serratus — nur spärlich und lang- sam aus den Receptakeln austraten. Die Eier waren zwar durchaus befruchtungsfähig, und die Spermatozoen schwärmten meist lebhaft; aber die energische Wirkung der Geschlechtszellen aufeinander, wie sie von den Autoren meist geschildert wird, das lebhafte Getümmel der Spermatozoen und das passive Rollen der Eier blieben aus. Grosse Mengen von Geschlechtszellen erhielt ich dadurch, dass ich die fruktifizierenden Thallusabschnitte auf Löschpapier legte, welches mit verdünntem Meerwasser (z. B. 2:1 Süsswasser) oder gar mit süssem Leitungswasser getränkt war. Ebenso wie man z. B. die Tetrasporen von Florideen durch Behandlung mit hypotonischen ‚Lösungen zum Austreten bringen kann, gelingt es auch auf dem gleichen Wege Fucus-Eier und -Spermatozoen in grosser Menge zu gewinnen: sowohl auf der unteren, benetzten Seite, als auch auf der Segenüberliegenden, oberen treten schon nach wenigen Stunden Püekchen- und häufchenweise die Geschlechtszellen aus. Sie er- Wiesen sich ebenso befruchtungs- und bewegungsfähig, wie die ohne künstliche Hilfsmittel gewonnenen. Die Eier von Fucus platycarpus und noch mehr die von F. serratus haften sehr fest auf dem Objektträger und verändern auch bei kräftigem Schütteln der auf ihm stehenden Kulturtropfen nur aus- nahmsweise ihre Lagerung, so dass auch ohne Anwendung von Gelatine die Lagerung der Eier hinreichend fixiert schien"). Es stellte sich her- aus, dass das Licht sowohl bei Fucus serratus als auch bei F. platycar- pus die ersten Keimungserscheinungen in dem oben angeführten Sinn bestimmt. Wodurch es veranlasst sein mag, dass bei ROSEN- VINGE’s Versuche die Eier von Fucus serratus durch einseitige Be- leuehtung nicht beeinflusst wurden, vermag ich nicht anzugeben. Allerdings gilt für beide Arten, dass, wie schon ROSENVINGE angibt, nicht alle Exemplare in der Richtung ihrer Keimungsachse als vom eht bestimmt sich erkennen lassen. Viele Eier bilden ihre Rhizoidanlage nicht an dem beschatteten Pol, sondern die Anlage erscheint nach den vom Licht gestreiften Flanken hin verschoben, oder es bildet sich die zum Rhizoid auswachsende Papille an der ielichteten Hemisphäre aus. Dass eine unzureichende Methode in er Abblendung alles seitlich auffallenden Lichtes das unter- “chiedliche Verhalten der verschiedenen Eier bedingt habe, halte ich jn s WINKLER (a. a. O.) fixierte die Cystosira-Eier in dünner Gelatine. In 3 on "j ; iud mir in Helgoland angewandten gingen die Fucus-Eier fast durchweg zu- nde und kamen nur ausnahmsweise zur Keimung. TEM 524 ERNST KÜSTER: nicht für wahrscheinlich, da an achtundvierzigstündigen Kulturen die allmählich heranwachsenden Rhizoiden alle einander parallel von der Lichtquelle sich fortgewandt hatten Der richtende Einfluss auf das Wachstum der Rhizoids wirkt ausnahmslos an allen Exem- plaren; bei der Anlage des Rhizoids sind Abweichungen in vielen Kulturen sehr zahlreich, in anderen seltener. Vielleicht hat der Reifezustand der Eier Einfluss auf ihre Reaktionsfähigkeit. Dass bei Fucus-Eiern auch andere äussere Faktoren einen richtenden Einfluss auf die Anlage des Rhizoids haben, ist sehr wahrscheinlich. Wenigstens sprechen dafür ROSENVINGE’s Beobachtungen, nach welchen die in Gruppen zusammenliegenden Eier ihre Rhizoiden stets an der Innenseite anlegen. Nicht nur bei Dunkelkulturen, sondern auch bei belichteten beobachtete ich diese Art der Orien- tierung ; sehr oft bleiben die acht aus einem Oogonium stammenden Eier nahe bei einander liegen und entwickeln dann stets eine ein- wärts orientierte Rhızoidanlage, so dass von der Wirkung des sie einseitig bestrahlenden Lichtes überhaupt nichts mehr erkennbar ist. Auch dann, wenn gróssere, acht bis zehn oder mehr Eier enthaltende Gruppen gebildet werden, tritt dieselbe Erscheinung auf. dabei ungleiche Verteilung des Sauerstoffes eine Rolle spielt, wie ROSENVINGE will, oder ob es sich um die Wirkung von Stoffwechsel- produkten oder um die ungleicher Kohlensäureverteilung handelt, konnte ich mit den in Helgoland mir zu Gebote stehenden Mitteln nieht näher prüfen. Auf die Frage nach der Art der vom Lichte oder anderen äusseren Faktoren ausgehenden richtenden Wirkungen lässt sich zur Zeit nur mit verschiedenen Möglichkeiten antworten, die WINKLER auch gegen einander abwägt. Da auch im Dunkeln die Fucus- Eier keimen und in gleicher Weise wie belichtete Exemplare einen Rhizoidpol entwickeln, da ferner auch unter den oben geschil- derten einseitig belichteten Exemplaren sich solche fanden, die ihre Rhizoidpapillen nicht auf der beschatteten Seite anlegten, 80 darf gefolgert werden, dass irgend welche im Ei selbst liegende wirksame Faktoren dem ursprünglich wohl isotropen Ei eine Polarität aufnótigen. die in den bekannten Wachstumerscheinungen und bei der Anlage der ersten Querwand ihren Ausdruck findet. In diesem Sinne haben auch FARMER und WILLIAMS!) gefolgert. ROUX hat nun für das Froschei gezeigt, dass die erste Teilung des Furchungskernes in der Ko- pulationsrichtung erfolgt?) Es wäre sehr wohl möglich, dass die 1) Contributions to our knowledge of the Fucaceae: their life history Be: Bary (Philos. Transact. Roy. Soc. Bd. 190, 1898, p. 623); zitiert nach WINKUE a. a. O. ! : .2) Beiträge zur Entwicklungsmechanik des Embryo. Nr.4. Die Bestimt eu . der Medianebene des Froschembryo durch die K«pulationsriehtung des ju und des Spermakernes. (Arch. für mikrosk, Anatomie, Bd. 29, 1887, 8.107). — Normale und abnorme Keimuüngen bei Fucus. 525 Polaritát,die sich z. B. an den im Dunkeln pci Fucus-Eiern bei' ihrer Keimung äussert, mit diesen „inneren“ Faktoren zusammen: hängt, und die Kopulationsrichtung bestimmend für die Richtung der ersten Wand wird. Auch für die bei Belichtung keimenden Eier und auch für die von WINKLER studierten Fälle liesse sich dieselbe Annahme verteidigen, wenn wir weiterhin annähmen, dass der im befruchteten Ei enthaltene Kern vor seiner Teilung im Ei sich zu drehen vermöchte und bei seiner Drehung und Einstellung dem richtenden Einfluss äusserer Faktoren zugänglich wäre. Diese An- nahme wird nicht allzu kühn erscheinen, da solche Kerndrehungen von: AUERBACH!) am Ascaris-Ei direkt beobachtet und von Roux 8098 RANG für das Froschei auf Grund sicherer Argumente erschlossen worden sind; AUERBACH. beschrieb Drehungen des Zellkerns, die unter typischen Verhältnissen beobachtet Arden; wührend ROUX durch bestimmte experimentelle Eingriffe eine Einstellung des Kerns her- Vorrufen konnte. GIRSENHAGEN®) diskutiert bereits bei Besprechung der ROSENVINGE-WINKLER'schen Versuche, sowie der bekannten STAHL’schen Beobachtungen an Equisetum-Sporen?) die Möglichkeit einer Kerndrehung, und. ich glaube, dass die von ihm geäusserte Vermutung dee: ROUX' Beobachtungen und Experiniente gut ge- stützt wird. vu e IRE E» RR Studien 1874. © . 2) Studien über die Zellteilung im Pflanzenreiche. Stuttgart 1905. Vgl. be- ders m »3)-Eiufluss der Beleuchtungsrichtung auf die TIAE. der az Lm —. Ber. der Deutschen Botan. Ges. Bd. III, 1885, S.3 Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. ka T 526 i -- ERNST KÜSTER: Angenommen, dass wirklich zwischen der Kopulationsriehtung und der ersten Teilung im Fucus-Ei dieselben Beziehungen bestünden, wie sie ROUX für das Froschei festgestellt hat, so dürfte doch mur ein Teil der uns hier interessierenden Veränderungen am keimenden Ei mit dem Kopulationsvorgang in Verbindung gesetzt werden. Wir haben bisher nur von denjenigen Fällen gesprochen, in welchen die dureh das junge Rhizoid des keimenden Eies gelegte Achse des letzteren senkrecht auf der ersten Querwand steht. Dieses Verhültnis ist in der Tat das typische; es fehlt aber durchaus nieht an Ausnahmen von dieser Regel: sehr oft wird die Querwand des Eies schiefwinklig von der Keimungsachse geschnitten. Ich habe in meinen Fueus- Kulturen solche atypischen Keimlinge zwischen typischen in grosser Zahl vorgefunden (vgl. Textfigur 1; auch bei ROSENVINGE sind solche Fälle berücksichtigt, Fig. a. a. O. S. 58); sie beweisen, dass die Achse der Kernspindel (während der Membranbildung) nieht un- bedingt mit der Keimungsachse zusammenzufallen braucht, und führen uns dadurch zu der Annahme, dass die Faktoren, welche das lokale, zur Rhizoidbildung führende Wachstum bestimmen, nicht schlechter- dings dieselben sind wie diejenigen, welche der Kernspindel und der ersten Querwand ihre Richtung geben. erner: Beim typischen Verlauf der Dinge entsteht nur eine Rhizoidpapille am keimenden Ei. Auch von dieser Regel habe ich in serratus- und platycarpus-Kulturen zahlreiche Ausnahmen an- getroffen; es kann (vgl. Textfigur 2 bis 5) an jeder Hälfte des Eies — auf die erste Querwand bezogen — je ein Rhizoid entstehen, — oder es liegen zwei Rhizoidanlagen in einer Eihemisphäre neben- einander (Fig. 3 und 4), — oder es entstehen sogar drei Rhizoiden in beliebiger Verteilung an der Eioberfläche (Fig. 6 und 7). Bei den in Fig. 2 und 5 dargestellten Fällen‘) sind die durch die erste Querwand voneinander getrennten Eihälften einander gleich, jede Blastomere entwickelt einen Wurzelpol, und wenn es gelánge; die beiden Blastomeren voneinander zu trennen, so würde zweifellos aus jeder ein typischer Fucus-Keimling sich entwickeln?) Der m Fig. 5 dargestellte Fall lässt vermuten, dass Anteile beider Furchung® ; hälften zur Bildung des Sprosspoles sich vereinigen können. typischen Verlauf der Furchung verbindet sich mit der Bildung ie ersten Querwand die „Entscheidung“ über das Entwicklungsschieks® — der beiden Eihälften; in abnormalen Fällen aber sehen wir beide ir ‘/a-Blastomeren in gleichem Sinne nebeneinander sich en ickeln vs 3 : ` D Ihnen entsprechen die von ROSENVINGE (a. a. 0. S. 193) erwähnten ~ »plantules à deux rhizoides diamétralement opposés. puc 2: © 9) Vel. MORGAN: Half-embryos and whole-embryos from one of the first w^ tomers of the Frog's Egg. Anatom. Anzeiger, 1895, Bd. . oid n Normale und abnorme Keimungen bei Fucus. 591 und finden in ihnen den Beweis dafür, dass die Teilung als solche nach beiden Hälften die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten lassen kann. Die ,prospektive Potenz“ der Blastomeren (DRIESCH) oder ihr ,entwieklungsmechanisches Vermögen“ (ROUX) ist das gleiche, und das gefurchte Ei, mit DRIESCH zu sprechen, ein üquipotentielles System. Letzteres gilt auch wohl für das Ei in weiteren Furchungs- stadien: in den durch Fig. 6 und 7 veranschaulichten Fällen') wachsen drei Zellen zu Rhizoiden aus, und mehrere Male konnte ich Keim- linge finden, welche noch ein viertes, allerdings nur kurzes, stummel- ähnliches produzierten. Sie machen es in hohem Mass wahrschein- lich, dass auch in späteren Stadien der Furchung alle Blastomeren noch gleiche Potenzen haben. Es wäre nun von grossem Interesse zu erfahren, welche Faktoren beim typischen Verlauf der Keimlingsbildung die typische Ausbildung eines Rhizoids herbeiführen. Meine Untersuchungen haben nur be- scheidene Beiträge zur Lösung der Frage geliefert: es ist mir ge- lungen, den Prozentsatz der mit doppeltem oder dreifachem Rhizoid ausgestatteten Keimlinge bis auf 15 zu steigern. Das geschieht ein- fach dadurch, dass man die befruchteten, umbháuteten Eier leicht plasmolysiert; man überträgt sie in eine hypertonische Meersalzlösung oder lässt das Wasser der Kulturschälchen langsam eindunsten. Die Bier bleiben tagelang in der plasmolysierenden Lösung am Leben; es treten an ihnen keinerlei Wachstumserscheinungen ein. Ubertràü man die Keimlinge hierauf in Meerwasser von normaler oder unter- normaler Konzentration, so tritt binnen 24 Stunden Keimung ein; die meisten Exemplare fallen normal aus, gegen 15 vom Hundert zeigen die geschilderten Abweichungen. Alle anderen von mir ange- wandten Mittel — Licht und Dunkelheit, abnormale chemische Zu- sammensetzung des Meerwassers, Anwendung hypotoniscber Salz- lösungen, Anästhetica wie Äther und Chloroform u. am. — er- Wiesen sich als einflusslos auf die uns interessierenden Gestaltungs- Vorgänge. Das Ergebnis der Versuche besteht in der Feststellung, dass durch osmotische Störungen die Regulationen, welche beim „nor- malen“ Verlauf der Entwicklung einen typischen Keimling zustande kommen lassen, wenigstens stellenweise gehemmt oder aufgehoben werden und mehrere Blastomeren gleiche Entwicklung erfahren. Es ist möglich, dass auch beim normalen Entwicklungsgang osmotische erhältnisse im Ei bestimmend für den Ort der Rhizoidbildung sind, "nd die Annahme wäre mit dem für Fucus, Pelvetia und Cystosira er- ..., D Die Zeichnungen sind — wie schon die Länge der Rhizoiden verrät 2 c ES mehrtägixen Keimlingen angefertigt, deren Körper schon sehr zahlreiche | lungen erfahren hat, ve nn iu Be dpud .. 37° * E : ah e finden wird 528 B. NĚMEC: mittelten richtenden Einfluss des Lichtes wohl vereinbar. Die. Ver- suche, die ich in Helgoland anstellen konnte, reichten aber zur näheren Analyse des. Vorgangs nieht aus, so dass. eine Prüfung meiner soeben geäusserten Annahme nicht über die ersten Anfänge hinausgekommen ist. ! Halle a. S., Botanisches Institut der Universität. 80. B. Némec: Über inverse Tinktion. Eingegangen am 27. November 1906. Wir besitzen in der botanischen Mikrotechnik keinen Farbstoff, der auf die Dauer spezifisch die Stärkekörner tingieren würde und den man besonders ohne weiteres zur Färbung von Mikrotomschnitten, die in Paraffin eingebettet waren, benützen könnte. Zwar kann man bei dem FLEMMING’schen Safranin-Gentiana-Orange-G. (oder mit Gentianaviolett überhaupt) ziemlich gute 'Tinktionen der Stürkekórner bekommen, dieselben sind jedoch schwach und nicht immer scharf genug, um die Verteilung der Stärke in der Zelle auffallend zu machen. Ich habe vor zehn Jahren verschiedene Tinktionen probiert, um mieh über ihre Anwendbarkeit in der botanischen Mikroteehnik zu überzeugen. Da handelte es sich unter anderem auch um die Tinktion von plasmatischen Differenzierungen, die sich sonst nicht oder nur schwach färben. Ich hegte die Hoffnung, dass das RAWITZ sche Tannin-Brechweinstein-Verfahren zum Ziele führen könnte und pro- bierte es am botanischen Material mit mehreren Farbstoffen aus Doch musste das Verfahren modifiziert werden, um die Entstehung der lästigen Niederschläge zu vermeiden und den ganzen Prosew eventuell zu verkürzen. Seit jener Zeit benutze ich häufig ber inverse Tinktion, und zwar speziell zur Tinktion der Stárkekórner Zehn Jahre alte Präparate haben bis heute ihre wunderschüne, Tinktionen behalten, so dass sich die Tinktion auch als dauerhaf erwiesen hat. Ich teile das Verfahren mit, weil ich dazu xm mehreren Seiten aufgefordert wurde und weil ich der Meinung = cod . dass es zu bestimmten Zwecken auch bei anderen Botanikern Au 5 | Über inverse Tinktion. 529 RAWITZ benutzte zur Umkehrung der Tinktion eine Beizung der Präparate mit 20 pCt. wüsseriger Tanninlósung und nachherige Behandlung mit 1—2 pCt. Brechweinstein. Färbt man dann die Präparate mit alkoholischer Fuchsin- oder Safraninlösung oder mit Gentianaviolett, Smaragdgrün usw., so wird hauptsächlich das Plasma gefärbt, sowie das Linin der Zellkerne, das „Chromatin“ bleibt un- gefärbt. Es tritt tatsächlich eine umgekehrte Färbung ein (vgl. RAWITZ, Leitfaden der histol Unters., 1895, STRASBURGER, Das botanische Praktikum, IV. Aufl. 1902, S. 726). In der zoologischen Mikrotechnik fand dieses Verfahren keine grosse Verbreitung, ich las Klagen über seine Unsauberkeit. Es wurde durch die HEIDEN- HAIN'sche Beizungsmethode ganz unterdrückt. Ich habe inverse Tinktionen an Objekten vorgenommen, die ent- weder mit Pikrin-Eisessig-Schwefelsäure (das Quantum der Schwefel- säure sollte für jedes Objekt ausprobiert werden, man darf von der- selben nicht zu viel nehmen), oder mit Chromsäure oder schliesslich mit FLEMMING’scher Lösung (Chrom-Osmium-Essigsäure) fixiert wurden. Sie ergab gleich gute Resultate, doch ist zu bemerken, dass mit Osmiumsäure fixierte Präparate vorher sehr gut mit Terpentin oder Wasserstoffsuperoxyd zu behandeln sind. Die Mikrotomschnitte kommen (nach vorheriger Überführung in Wasser) zunächst in eine 2 pCt. wässerige Tanninlösung, wo sie 10 bis 60 Minuten verbleiben. Hierauf werden sie etwa eine Minute in Wasser gewaschen und kommen auf 5 bis 15 Minuten in 1,5 pCt. wässerige Brechweinstein- lösung. Sie werden dann in mehrmals gewechseltem Wasser gut ausgewaschen (1 bis 3 Minuten genügen) und kommen hierauf in die Farbstofflösung, z. B. in wässerige Gentianaviolettlösung. Das Auswaschen nach der Brechweinsteinbehandlung ist unbedingt nötig, da sonst im Präparate Niederschläge entstehen, die kaum mehr zu entfernen sind. In der Farbstofflösung verbleiben die Schnitte etwa 30 Minuten, doch schadet ihnen auch ein längerer Aufenthalt nicht. Sodann werden die Schnitte etwa 5 Minuten lang im Wasser ge- Waschen, durch Alkohole von steigender Konzentration in absoluten Alkohol gebracht, wo man sie solange lässt, bis keine auffallenden Farbstoffwolken mehr entweichen. Sie werden dann schnell in Terpentin, aus diesem in Xylol gebracht und in Canadabalsam ein- gebettet. Die Entfärbung im Alkohol geht meist schnell vor sich, Sie dauert kaum länger als 5 Minuten. Man kann somit etwa in einer Stunde mit der ganzen Färbung fertig sein; wenn man also Glaskästen zur gleichzeitigen Behandlung von mehreren Präparaten anwendet, so ist es eigentlich eine sehr schnelle und bequeme Methode. | Was erzielt man nun mit dieser inversen Färbung? Das Cyto- Plasma erscheint schwach grau oder violett gefärbt, ebenso die achro- . 530 B. NĚMEC: matischen Bestandteile der Teilungsfiguren. Die Kerne, sowie die Chromosomen bleiben ungefärbt. Die zellulösen Zellwände sind schwach violett gefärbt, stärker erscheinen verschleimte Zellwände tingiert. Was jedoch sofort an solchen Präparaten ins Auge fällt, das sind die sehr stark violett tingierten Stärkekörner. Die Leuko- plaste sind grau, kaum stärker wie das Cytoplasma gefärbt. Die Tinktion der Stärkekörner ist sehr rein, scharf und spezifisch, und da das Cytoplasma nur schwach grau gefärbt erscheint, so sind sie sehr auffallend, und ihre Verteilung in der Zelle lässt sich sehr bequem studieren. Keine andere Methode gibt so prägnante und spezifische Tinktion der Stärkekörner wie die inverse. Man kann auch Präparate erzielen, wo das Cytoplasma ganz un- gefärbt bleibt, wogegen die Stärkekörner leuchtend violett erscheinen, und zwar dann, wenn man bloss mit 2 pCt. Tannin beizt. Man kann etwa 30—60 Minuten die Schnitte beizen, hierauf in Wasser aus- waschen und auf 30—60 Minuten in wüsseriges Gentianaviolett über- tragen. Die Differenzierung im Alkohol muss vorsichtig geschehen, damit man nicht allzu viel entfärbe. Doch passiert dies selten. Es ist am besten, wenn man die schwächeren Alkohole rasch wechselt und die eigentliche Entfärbung im absoluten Alkohol sich voll- ziehen lässt. Will man hingegen das Cytoplasma stärker färben (wobei natür- lich die Tinktion der Stärkekörner nicht so auffallend wirkt), so muss man die Schnitte länger im Brechweinstein lassen. Für gewöhnlich bietet dies keine Vorteile, da das Cytoplasma einen mehr schmutzig- violetten Ton annimmt. Je länger die Präparate im Brechweinstein ver- bleiben, desto stärker wird das Cytoplasma (sowie die achromatischen Bestandteile der Teilungsfiguren) gefärbt. Man kann diese Methoden auch mit einer Tinktion der Zell- kerne sowie der Chromosomen verbinden. Man durchfärbt z. B. vor dem Einbetten in Paraffin die Objekte mit Parakarmin. Die Kerne behalten dann auch während der inversen Tinktion ihre schön rote Farbe. Oder man färbt Schnitte von ungefärbten Objekten mit Fuchsin-S und tingiert dann invers; da sich dann in Brechweinstein die Fuchsintinktion sehr schön differenziert, so dass fast nur Kerne tingiert bleiben, so bekommt man auf diese Weise sehr schöne Doppelfärbungen. Oder man färbt die Schnitte nach der HEIDEN- HAIN’schen Methode, hierauf tingiert man invers. Man bekommt schwarz strukturierte Kerne und schwarzgraues Cytoplasma, in ss sich leuchtend violette Stärkekörner befinden. Die schönsten Resultate gibt Gentianaviolett. Man kann aber = auch mit grossem Vorteil Safranin (wie es im FLEMMING’schen Ver- = fahren angewendet wird) benutzen. Nach einer successiven Beizung mit Tannin und Brechweinstein bekommt man selır schöne € m Über inverse Tinktion. 581 plasmatinktion, die achromatischen Figuren erscheinen äusserst klar und auffallend. Die Stärkekörner treten nicht ganz prägnant hervor, obzwar sie immerhin gut zu sehen sind. Beizt man hingegen tüchtig bloss mit Tannin, so bekommt man eine ebenso reine und exklusive Tinktion der Stärkekörner wie mit Gentianaviolett. Auch Smaragd- grün kombiniert mit Fuchsin-S gibt schöne Bilder. Mit Hilfe der eben beschriebenen Methode bekommt man un- übertrefflich klare Bilder der Verteilung von Stärke in der Zelle oder in einem ganzen Organ. Ich habe dieselbe bei meinen Stato- lithenstudien in der letzten Zeit mit einem grossen Erfolg benutzt, sie gibt überraschend schöne Bilder. Zweitens hat sie mir sehr gute Dienste beim Studium der Verteilung der Stärkekörner in der Zelle während der Kernteilung geleistet. Dieses Thema ist noch wenig studiert worden, und es wird uns manchen Aufschluss über die Um- lagerungen geben, die während der Kernteilung in der Zelle statt- nden. Ich verweise nur auf die Teilungen, welche in den Pollen- mutterzellen von Lari decidua vor sich gehen, wo die Stärke samt ihren Leukoplasten während der Teilung ganz gesetzmässige Um- lagerungen erfährt. Weiter lässt sich die Methode sehr gut da an- wenden, wo es sich um das Studium der Entstehung der Stärke in Amyloplasten handelt, denn die Stärke wird schon als ganz winziges Körperchen scharf und satt gefärbt. Schliesslich sei darauf hingewiesen, dass man mit Hilfe der in- versen Methode äusserst klar auch Pilzhyphen in den Zellen tingieren kann. Ihre Wände tingieren sich nämlich ebenso stark wie Stärke- körner, so dass sich ihr Verlauf sehr gut verfolgen lässt. Besonders gute Dienste hat mir diese Methode beim Studium der Mykorrhiza in Neottia-Wurzeln geleistet. Doch scheint es mir, dass sich nicht Pilzhyphen aller Arten werden so spezifisch tingieren lassen. An Uromyces pisi hat mir die inverse Methode nur mittelmässige Resultate ergeben, ebenso an Ustilago Tragopogonis. Die Präparate, welche ich von Neottia-Wurzeln hergestellt habe, sind jedoch überraschend klar. Prag, Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. böhm. Universität. iT aneri ta "] T C x LR Er Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für die Sitzungen im = Jahre 1907 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geh. Rat .. Prof. Dr. L. Kny, Wilmersdorf bei Berlin, p fnere 186/187, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme n Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats Abends 7 Uhr s mP- raeg Mitteilungen für die Berichte ug a spätestens acht Tage vor der Sitzu für welche sie bestimmt sin em —€— vollstän dig druckreif im NE Lonakript — die Tafeln genau im Ferset (12/18 em) — ein- i r Regel nae e Mi Trenton nieht NS (Reglement $ B Die Aufnahme von in unrie Es en, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und Kopfe des- . gelben in Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. E Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- . turen usw, sind zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Be rlin, E Zimmermannstr. 15, Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der . Druckerei findet nicht statt. . . Verstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1907. ; Us die Generalversammlung: anne, Präsident; Pfeffer, Stellvertreter. a die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: Kny, Vorsitzender; ngler, erster é: Stellvertrete er, Wittmack, zweiter Stellv artt. O. Reinhardt, — Schrift- 2 5 Köhne, ter. Schriftführer, Lindau, dritter Schriftführe * Schatzmeister ülle P res -Knmision I Engler, O. Reinhardt, Köhne, Lindau, Ascherson, | Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. | , 5 "NT eg sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen uw di De Pets franko „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskass Fo Deutsche Botenische Gesellschaft, Berlin W. 8, Wilhelmplatz 6*, erbeten. tlie ni : — S | Sonderabdrücke aus unseren Berichten. : ‚unterliegen folgenden ponas. creen Rea die berlellaar derÜberzahlv vor derlotzten — g nach folgendem Tarif durc! € . für jeden verwandten Bogen Papier zum Tet 2 Pfennige M für jede schwarze Tafel einfachen Formates er . bei Re Tafeln für pie Farbe m E Tafel mehr . eu bed Doppeltafeln pro Tafel mehr. 5. ao für jeden . T Fr. Grub, Verlag in Stuttgart " Soeben erschien in zweiter, umgearbeiteter Auflage: Die chemische Energie der lebenden. Zellen LJ ; j Professor der chemischen Pflanzenphysiologie an der kais. Universität in Tokio Preis geheftet M, 3,—, elegant gebunden M. 4,—. dem zunehmenden Interesse an chemisch-physiologischen Fragen und an der Chemie der Eiweisskórper wird diese Schrift, welehe die theoretische Chemie von h i finden, den Chemikern werden manche physiologische Vorgänge klarer werden. Auch Mediziner und Bakteriologen T m daraus schópfen Können. Durch jede Buchhandlung zu beziehen. Verg von Gebrüder Borntraeger in Berlin. i: : swi Dessauer Strasse 29. XXIV. JAHRGANG 1906. HEFT 10. BERICHTE E DER ; DEUTSCHEN TANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, Inhaltsangabe zu Heft 10. : Seite Sitzung vom 28. Dezember T906 7... | 2. 5 Mitteilungen: : 81. L. Marchlewski: Zur Abwehr . . . 534 82. E. Lemmermann: Beitrüge zur Konsti des Plagktoié algen . ei... 83. E. Jahn: MyxonryooltniddidK. (Mit Tafel XXII) . . . 998 84. Julius Stoklasa, Adolf Ernest und Karl Chocensky: Über die anaörobe Atmung der re und über die Isolierung der A tlddesauzyme 1 .Fyt ME j. Fr. Tobler: Zur Biologie der Piikit im Mei. nk JH 85 86. Friedrich Hildebrand: Über drei zygomorphe e . Blüten bei einer Begonie. (Mit drei Figuren im Text) . 598 87. Friedrich Hildebrand: Über die Fruchtstiele dr — on Cyelamenarten ; 559 2 2.88 A. Schulz: Über UM Flesh luosssesnhiehie der ze => wärtigen phanerogamen Flora und "Pfanzendecke Mittel- o qe s deutschlands. (Mit einer Karte) . $e : . . 89. W. Zopf: Biologische und BEER Beobachtungen Bu vr an Flechten. (Mit Tafel XXII) m 90. N. Gaidukov: Ultramikroskopische Unterneh i. der ~ = Stärkekörner, Zellmembranen und Protoplasten. . „$ LA Nestler: Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis : der Paprikafrucht. (Mit Tafel XXIV) M e 2. Eduard Strasburger: Zu dem Atropinnachweis. in E o p 5 Kartoffelkuollen p : T Verner Magnus und Hans Fri edenthal: Ein arpar menteller N cl | ft bei Pians w mE MOS E S a Sitzung vom 28. Dezember 1906. 533 Sitzung vom 28. Dezember 1906. Vorsitzender: Herr S. SCHWENDENER. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: | Kránzlin, Dr..Fr., Professor, in Berlin C., Klosterstr. (durch A. ENGLER und I. URBAN), . Boresch, Karl, Demonstrator am pflanzenphysiologischen Institut der k. k. deutschen Universität in Prag, Il, Brückengasse 55 (durch H. MOLISCH und A. NESTLER), Mrazek, August, stud. phil. in Prag, Ill, Wendische Gasse Nr. 346 (durch H. MoLISCH und A. NESTLER), Beccarini, Dr. Pasquale, Professor und Direktor des botanischen Gartens in Florenz, Reale Orto botanico, via Lamarmora Nr. 6'"* (dureh R. PIROTTA und MATTIROLO). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Dennert, Dr. E., in Godesberg a. Rh., Wehrhahn, W., in Hannover, Gassner, Dr. Gustav, in Dahlem bei Berlin, Rehsteiner, Dr. Hugo, in St. Gallen. Die Gesellschaft betrauert den am 3. Dezember 1905 erfolgten ~ Tod des seit dem Tage ihrer Gründung ihr angehórenden Mitgliedes d i Herrn Geheimen Hofrat Dr. E. Pfitzer, 5 P Tofessors der Botanik und Direktors des botanischen Gartens in t Heidelberg, Zu den bekanntesten Vertretern unserer Wissenschaft d “ählend, bedarf es an dieser Stelle keiner besonderen Hervorhebung “einer Verdienste um die Wissenschaft und um das Gedeihen unserer Gesellschaft. Seinen Lebenslauf zu schildern bleibt einem später zu Veróffentlichenden Nachrufe vorbehalten. : Zu Ehren des Dahingeschiedenen erhoben sieh die in der Sitzung Anwesenden von ihren Plätzen. _ Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 28 584 L. MARCHLEWSKI: Zur Abwehr. Mitteilungen. 8l. L. Marchlewski: Zur Abwehr. Eingegangen am 4. Dezember 1906. Aus Anlass der Bekanntmachung seiner Studien über die Ent- misehung roher Chlorophyllextrakte vermittelst seiner Adsorptions- analyse wird Herr TSWETT!) zu einer Bemerkung verleitet, die ich mit Stillschweigen nicht übergehen kann. Herr T. beklagt sich. dass einige Autoren die Entdeckung eines zweiten grünen Farbstoffs in rohen Chlorophylllósungen unriehtigermassen C. A. SCHUNCK und mir zuschreiben und glaubt diesen Umstand „wohl auf die Dar- legungsweise M.’s und Sch.’s in der deutschen Mitteilung zurück- führen zu müssen“. „Der Leser, (sagt Herr T.) welcher SORBY'S musterhafte Arbeit nicht kennt, kann leicht den Eindruck bekommen, man habe nur nach SORBY's Entmischungsmethode gearbeitet. SORBY's Arbeit wird nicht einmal zitiert! Keine neuen Beweise für Existenz oder Prüexistenz des Chlorophylls f sind indessen von den genannten Autoren erbracht worden. In der englischen Mitteilung derselben ist übrigens die Angelegenheit sachgemässer dargestellt." Diese Sütze beweisen nur, dass Herr TSWETT den Inhalt der veröffentlichten Arbeit falsch wiedergegeben hat. Zunächst muss ich hervorheben, dass SORBY's Name in unserer deutschen Ab- handlung?) nicht weniger als dreimal zitiert ist und dass an zwe! Stellen die Entmischung der Chlorophylllósungen mittelst CS, direkt als „Methode von SORBY“ gekennzeichnet wird.) Dies wird genügen, um die Auslassungen des Herrn TSWETT in dieser Angelegenheit ins richtige Licht zu stellen. e Ebenso falsch ist die TSWETT'sche Behauptung, ich und SCHUNCK hätten „nur die Experimente von SORBY und die chemischen von HARTLEY wiederholt, und betreffend SORBY unglücklich wiederholt, da diese Forscher keine genügend reinen Substanzen erhielten un die richtigen Absorptionsverhältnisse der Chlorophylline «@ und f m der blauvioletten Hälfte des Spektrums ihnen entgingen.“ Be Der wirkliche Sachverhalt ist folgender: HARTLEY versetzte pn alkoholische Rohehlorophylllósung mit Ba (OH), filtrierte von de 1. Diese Berichte, 19/6, p. 389. 2) Journ. für prakt. Chemie [2] 62 (1900), 247. 3) loc. cit, p. 254, 959, "IN ILESPUQUEERDEIOSI 507,5 0*2 72 EL X 4E. = | EUR E. LEMMERMANN: Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen. 535 bariumhaltigen Niederschlage ab und erhielt im Filtrate eine grünlich gelbe Lösung, die er als Lösung des „gelben Chlorophylls* auffasste. Diese Lösung enthält thatsächlich den zweiten grünen Chlorophyll- farbstoff, den ich später Allochlorophyll?) benannte, neben gelben Farbstoffen der Xanthophyligruppe. Die annähernde Reindarstellung dieses Farbstoffs gelang, indem die obigen „Filtrate einigemal mit OS, gewaschen wurden*, wobei ein Farbstoff resultierte, der nahezu ebenso grün war wie ein gewöhnlicher Chlorophyllextrakt, stark rot fluoreszierte und ein Band im Rot verursachte. Die Reindarstellung des Allochlorophylls (Chlorophyllins £) gelingt also nur, wenn man die HARTLEY'sche mit der SORBY'schen Methode kombiniert und zwar m Anwendung auf Lösungen, die gewöhnliches Chlorophyll überhaupt nicht mehr enthalten. Dies hat Herr T. aus mir unverstündlichen Gründen verschwiegen, obwohl das genannte Verfahren uns zum erstenmal in den Stand setzte, den zweiten grünen Farbstoff frei von Chlorophyll und den Xauthophyllfarbstoffen zu untersuchen. Bezüglich der .Prüexistenz des Allochlorophylis in Rohlösungen muss ich den folgenden Satz unserer Abhandlung in Erinnerung bringen: „Um zu zeigen, dass dieser neue Farbstoff nicht etwa als Produkt der Einwirkung von Ba(OH), auf das gewöhn- liche Chlorophyll anzusprechen ist, haben wir versucht, den ersten nach der SORBY’schen Methode wenigstens teilweise zu isolieren und die nach beiden Methoden erhaltenen Resultate zu vergleichen.“ Das Resultat darf ich als bekannt voraussetzen. Auf die durch keine experimentellen Beweise gestützten Be- mängelungen unserer Äusserungen betreffs des Spektrums des Allo- chlorophylls und seiner relativen Menge in Rohchlorophylllösungen emzugehen halte ich nicht der Mühe wert. Krakau, Chem.-medizinisches Laboratorium der Universität. 82. E. Lemmermann: Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen. Eingegangen am 5. Dezember 1906. XXI. Anabaena Levanderi Lemm. nov. spec. Synedra revaliensis Lemm. nov. spec. ; (Aus der botanischen Abt. des Städt. Museums in Bremen.) m Von Herrn Dr. GUIDO SCHNEIDER erhielt ich vor lüngerer Zeit itg Planktonprobe aus dem Obersee bei Reval’), die zahlreiche 1) Siehe Artikel ,Blattgrün*, ROSCOE, SCHORLEMMER-BRÜHL VIII. P. "n 2) G. SCHNEIDER, Der Obersee bei Reval (Medd. af geogr. Fören. Finnland E B 1905). | n a8* 536 E. LEMMERMANN: hübsche Planktonalgen enthielt, von denen zwei neu sind. Die genauere Liste der von mir konstatierten Formen wird Herr Dr. G. SCHNEIDER an anderer Stelle veröffentlichen. Ich gebe jetzt nur die Diagnosen der beiden neuen Formen. l. Anabaena Levanderi Lemm. nov. spec. Triehome einzeln, freischwimmend, fast gerade oder etwas gebogen, ohne Gallerthülle. Vegetative Zellen mit roten Kórperchen im Innern, abgerundet zylindrisch, 4—6 u breit und 11—33 u lang. Endzelle abgerundet. Grenzzellen elliptisch oder fast kugelig, hyalin, 7—8 u breit und 8—9,5 u lang. Dauerzellen einzeln oder zu zweien, stets von den Grenszeilen sntiamt liegend, anfangs fast kugelig, dann elliptisch und endlich abgerundet zylindrisch, 8—15 u breit und 19—45 u lang, mit glatter, hyaliner Aussenschicht. Fundort: Kies bei Reval (Plankton). Die Alge erinnert wegen der langen Zellen lebhaft an Apha- nizomenon, unterscheidet sich aber davon durch den Mangel der hyalinen, verlängerten Endzellen. Die nächstverwandten Formen sind Anabaena augstumalıs Schmidle') und var. marchica Lemm.?) wie folgende Übersicht zeigt. A. augstumalis A augstumalis A. Levanderi Lemm. Schmidle var. marchica Lemm. Trichome mit Gallerthülle ohne Gallerthülle ohne Gallerthülle Vegetative | abgerundetzylindrisch | rdg prs zylindrisch, | detzylindrisch, ge et re 33 u n Zellen oder tonnenfórmig, 4 u| 6 T u breit, 5,5 bis : breit, 4—6, lang, ohne | 9,5 u lang, ohne rote lang, mit je rote Kórperchen (?) Körperchen (?) Körpere Grenzzellen aneen, 6 u breit, | tonnenfórmig, 8— aga elliptisch, oder berg etwas länger als breit | breit, 11-14 u kug ER E MEE. Dauerzellen | ee rf dae. zylindrisch, 9,5—12 „| anfangs fast Tu u 25-56 u| breit, 41— 63 u lang | dan n elliptisch, ich a 2. Synedra revaliensis Lemm. nov. spec. Zellen zu 8-32 zu freischwimmenden, büscheligen, Kolonien vereinigt, 89—180 u lang. Vid varsoité linear, in der di schwach angeschwollen, 15—2 u breit, nach den Enden zu allmähll D Hedwigia 1899, S. 174, Taf. VII, Fig. Ee SEE der biol. Stat. in Pion, T Teil, S. 147. Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen. 531 auf 0,5 u verjüngt, an den Enden wieder auf 1 u verbreitert und abgerundet. Pleuraseite linear, 2 u breit, an den Enden verjüngt, quer abgestutzt, 1 u breit. Querstreifen sind weder auf der Valvar- noch auf der Pleuraseite erkennbar. Chromatophoren als mehrere lange, schmale Platten der Pleuraseite anliegend, wenig auf die Valvarseite übergreifend, zuweilen sind nur zwei nebeneinander- liegende schmale Platten vorhanden. Kern zentral. Fundort: Obersee bei Reval (Plankton); Loughs Conn and Cullin, Mayo (Irland)!). Die Form gehört zum Subgenus Belonastrum Lemm., unter- ' scheidet sich aber von allen bislang beschriebenen Formen durch die Grössenverhältnisse, die Gestalt nd das Fehlen der Streifung. Übersicht. L Valvarseite nach den Enden zu verjüngt. A. Enden der Valvarseiten etwas vorgezogen, zugespitzt a) Zellen gerade. a. Valvarseite 2,5—2,7 u breit, 44—45 u lang. 1 S. actinastroides Lemm.?) s V. 3,5 u breit, 34—44 u lang. var. opoliensis Lemm.") . K. 4 u breit, 58—64 u lang. var. lata Lemm.*) b) 7 etwas gekrümmt, 2,7—3,5 u breit, 16 u lang. var. curvata Lemm.*) B. Enden der Valvarseiten abgerundet, häufig erweitert. a) Querstreifen vorhanden, Pleuraseite gleichbreit. a. Enden kopfig, verbreitert. Valvarseite in der Mitte 2,5, an den Enden 1,3 u breit. 2. S. berolinensis Lemm.") B. E. nieht kopfig, nieht verbreitert. Valvarseite in der Mitte 2 u, an den Enden 1 u breit. var. gracilis Lemm.*) b) we fehlen. Pleuraseite nach den Enden zu ver- ds üngt. Valvarseite in der Mitte 1,5—2 u breit, kurz vor - Endon 0,5 u, an den Enden 1 u breit. 3. S. revaliensis Lemm. Vw, i Augen of the Irish Acad. Vol. XXXIII. Sect. B. Part II. S. 110; die von 2 iL i G. S. WEST gefundenen Exemplare waren 170—180 x lang, während die aus West ersee nur eine Länge von 89-95 u hatten; ich fand aber in den mir von Beate, Proben viele Exemplare von 112 u Länge. . ) Ber. der deutsch, bot. Ges. 1900 S. 30. 3) L e. S. 30. 4) 1. e. S. 30, 5) L e. 8. 81. ur 9 D Forschungaben le 6) L c. S. 91; ur -— bios. Stat. in Plön XI. Teit, S. 310 LE 16. pes : 538 E. JAHN: II. V. gleichbreit, an den Enden abgerundet, 1,5—2,5 u breit, 12—16.p lang. . 222 2.002 4. S. limnetica emm) Alle diese Formen sind sowohl im Potamoplankton als auch im Limnoplankton aufzufinden.*) Synedra actinastroides Lemm. scheint freilich im Flusswasser relativ häufiger aufzutreten als im Seewasser; es gilt das besonders für die var. opoliensis Lemm Die Anordnung der Zellen zu strahligen Büscheln ist wohl als Anpassung an das pelagische Leben aufzufassen. In ähnlicher Weise sind auch die Kolonien von Nitzschia asteriomelloides ©. Müller?) Tabellaria fenestrata var. asterionelloides Grun., Asterionella, Thalassiothrix usw. aufgebaut. 83. E. Jahn: Myxomycetenstudien. Mit Tafel XXII. Eingegangen am 10. Dezember 1906. 5. Listerella paradoxa nov. gen. nov. spec. Die Auffindung der hier beschriebenen sonderbaren Gattung ist den Herren O. JAAP in Hamburg und G. LINDAU in Berlin zu danken. Herr JAAP beobachtete am 2. November 1902 in Besenhorst bei Geesthacht in der Nühe von Hamburg auf Cladonia rangiferina (CL silvatica) kleine schwarze Punkte, die mit dem blossen Auge eben noch wahrnehmbar waren, und sandte die Flechten, falls etwa ein Parasit vorläge, zur r p an Prof. LINDAU. Dieser erkannte, dass es jedenfalls kein Pilz aus irgend einer der in Frage kommenden Gruppen sei, und schickte mir eine Probe zu mit der Anfrage, ob es sich nicht um einen Myxomyceten handele. Der Bau der Sporangien, das Aussehen der Sporen und das merkwürdige Capillitium zeigten sofort, dass die schwarzen Punkte die Fruchtkörper eines bleber unbekannten Myxomyceten seien. ; Auf dem Thallus der Cladonien sitzen die Sporangien, wie Fig. Zeigt, zerstreut; die meisten finden sieh an den unteren. diekeren Stengeln, einzelne aber auch oben an den letzten Auszweigunßl Die grössten haben noch nicht 0,5 mm Durchmesser. Zwischen en reifen Sporangien habe ich vereinzelt auch unreife, gelblich weissli gefunden. Sie waren vermutlich vor der völligen Reife eingetrocknet x Ihre Farbe macht es wahrscheinlich, dass das Plasmodium, aa Te e de 1) Ber. der deutschen hot. Ges. 1900, S. 275; Forschungsber. l. €. s. 310 Fig- m. 2) Ber. der deutschen bot. Ges. 1900, S. 27. Me d ENGLER, Bot. Jahrb. Bd. XXXVI, S. 175, Taf. II, Fig. 1. Myxomycetenstudien. 539 hervorgebracht hat, von gelblicher oder weisslicher Färbung ge- wesen ist. Wenn man ein Sperangium vorsichtig mit dem Rasiermesser vom Thallus der Cladonia abhebt und durch Quetschen von den Sporen und den anhaftenden Hyphen der Flechte zu befreien sucht, erhält man ein Bild, wie es ungefähr Fig. 2 zeigt. Die eine Hälfte des Sporangiums ist beim Quetschen zerstört An dem übrig gebliebenen Teil erkennt man zunächst, dass die Peridie jedes Sporangiums durch Klappen aufspringt. Wie man sieht, sind rechts und links je eine einzipfelige und in der Mitte zwei zweizipfelige Klappen vorhanden. Wahrscheinlich sind zwei zweizipfelige Klappen beim Präparieren entfernt worden, so dass insgesamt sechs Klappen aus- gebildet waren. Unter den Klappen kommen die merkwürdigen perlsehnurartigen Faden des Capillitiums hervor. . In der Fig. 3 ist eine zweizipfelige Klappe stärker vergróssert wiedergegeben. Eigentlieh hat sie, wie man sieht, sogar drei Zipfel. Es ist eine Aussenansicht. Die Membran der Klappe ist aussen von feinen Warzen und zahlreichen verklebten, schwärzlichen Aus- wurfstoffen bedeckt, die sich namentlich am Grunde zu dichteren Massen anhäufen und dort gleichsam eine zweite Aussenschicht der Haut bilden. Sie lóst sich aueh als solehe von der eigentlichen, Membran bisweilen ab. Gegen den Rand hin bleibt die echte Haut frei und durchsichtig. Hier erkennt man die Ansatzstellen des Capillitiums. Die Fäden sind bei der Präparation meist abgerissen. Man sieht jedoch, dass sie in regelmässigen Abständen unfern dem Rande entspringen. Ich glaube aus der Verteilung des Capillitiums 3 geöffneten Sporangien entnehmen zu dürfen, dass diese Stellen die einzigen sind, an denen die Fäden befestigt sind. Da die Klappen aber nur am Rande durchsichtig sind, so lässt sich nicht Genaues darüber ermitteln, ob nieht doch in der Mitte vereinzelte "àden entspringen. : Der Rand der Klappen ist ein wenig verdickt. An den drei Zipfeln erscheint diese Verdiekung als deutlicher Saum mit doppelter Kontur (vgl. Fig. 3). Die Färbung der Membran ist grau, mit schwachbräunlichem Tone. ie Fäden des Capillitiums bieten einen merkwürdigen Anblick, Bei schwacher Vergrösserung erscheinen sie, wie Fig. 2 beweist, als lange Perlschnüre. Sehr stark vergrössert zeigen sie sich aus lauter kelehförmigen oder birnfórmigen Gliedern zusammengesetzt. (Fig. 6.) Die Knoten sind am abgerundeten Ende ein wenig dunkler, die Stiele farblos. : Die beschriebene Skulptur hat der Faden nur in der Mitte und am Ende. Nahe der Ansatzstelle entwickelt sich die Gliederung erst allmählich, und zwar kommen hier Fäden von zweierlei Art 540 E. JAHN: vor. Entweder (Fig. 4) ist der Faden zunächst doppelt so diek wie die normalen und dunkel gefärbt. Es treten an ihm Einschnürungen auf, die sieh in helle Stiele und dunkle Knoten gliedern und ganz allmählich schmäler werden und die Kelchgestalt annehmen. Oder (Fig. 5) der Faden ist von Anfang an heller gefärbt, die Knoten entwiekeln sich ziemlich schnell aus kragenartigen Einschnürungen und erreichen sehr bald die Gestalt der Fig. 6. Nur solche Fäden, die an den Zipfeln der Klappen entspringen, besitzen zunüchst, so viel ich gesehen habe, die Skulptur der Fig. 5; die andern am Rande entstehenden sind breiter und am Grunde nach der Fig 4 skulpturiert. ie Sporen sind 7—8 u gross, von bräunlichgrauer Färbung. Die Sporenmembran ist fast ganz glatt, nur bei Anwendung sehr starker Linsen sieht man vereinzelte schwache Warzen. Wie bei vielen Myxomyceten ist sie an einer Stelle viel weniger verdickt als ringsum (Fig. 7). Hier reisst sie bei der Keimung der Sporen aus- einander. Zum Keimen habe ich die Sporen nicht bringen können. Sie waren schon vier Jahre alt, als ich sie in die Hände bekam. Ich gebe dieser Form, die zweifellos eine neue Gattung darstellt, den Namen Zisterella, zu Ehren ARTHUR LISTER’s in London, damit der Name dieses Mannes, der sich um die Naturgeschichte a Myxomyceten so grosse Verdienste erworbeu hat, auch ure Bezeichnung einer Gattung erhalten bleibt. Die Diagnose ist folgende: Listerella nov. genus. Sporangia sparsa, hemisphaerica, basi applanata, regulariter valvatım dehiscentia, atia, cc. 0,3 mm lata. Peridium simplex fuscescens tectum quasi altera membrana, quae ex eiectis granulis aliisque pl x purgamentis constituta est. Tubuli capillitii tenues, € margine valearum enascentes, cateniformes, medii ex membris calyciformibus composi. Sporidia pallide umbrina, fere laevia, 7—8 u diam. Ds Unicaspeeies: Listerella paradoxa. In thallo Cladoniae rangiferina®. . Sehwer ist die Frage nach der Verwandtschaft der — Listerella zu beantworten. Ein Capillitium, wie sie es hat, pep: bei keiner anderen Form vor. Nur finden sich verschiedentlich bei Physareen und Didymiaceen Knotenbildungen in den F epa i Capillitiums, die sich sehr gut mit den kelchförmigen cii den Fäden der Listerella vergleichen lassen. Bei pumarıt a LISTER in seiner Monographie ähnliche Bildungen des Capillitiut ; abgebildet; Verdickungen von verwandter Form finden sich auch ~ Didymium difforme. Die Knoten in den Fäden von Chondrioderr —. Treveljani sind von sehr wechselnder Gestalt, sind aber qma : pisweilen — deutlich kelehförmig. Se Myxomycetenstudien. 541 Durch die Färbung der Sporen und vor allem durch die Klappen- bildung erinnert Listerella andererseits sehr an Licea minima. Vor zwei Jahren erschienen in unserem Institut in einer Schale, in der Prof. REINHARDT altes Holz faulen liess, Sporangien von Licea minima in grossen Mengen. Ich habe eine der Klappen, mit denen die Sporangien dieser Art aufspringen, in Fig. 8 gezeichnet, weil sieh nirgends zutreffende Abbildungen ihrer eigentümlichen Skulptur finden. Man sieht, die Klappe hat rechts und links eine deutlich entwicklte Leiste, die von eigentümlichen Löchern durchsetzt ist. Sie wird nach vorn hin allmählich niedriger und geht in maschen- artige Verdickungen über. Die Klappenmembran ist auf der Ober- flache von Körnehen und ringartigen Verdickungen besetzt, die aber alle hellbräunlich gefärbt sind und nicht den Eindruck von Auswurf- stoffen machen. Wie bei Listerella ist auch hier in der Nähe des Randes eine glatte, durchsichtige Zone vorhanden. Man kann aber trotz dieser Ähnlichkeiten Listerella weder zu den Didymiaceen, noch zu den Liceaceen stellen. Am besten be- trachtet man sie als Vertreterin einer eigenen Familie, der Listerellaceen, deren einzige Art sie ist. Ich glaube nicht, dass sie als Parasit auf Cladonia lebt. Wenn man einen indétenbhit durch ein Sporangium macht, so sieht man, dass es zwischen den äusseren lockeren Hyphen der Flechte angelegt ist, ohne eine von diesen gebräunt oder beschädigt. zu haben. An einer Stelle sassen zwischen da Ästen der Cladonia trockene, braune Blattreste. Auch sie waren von Sporangien bedeckt. Wahrscheinlich lebt das Plasmodium in der Erde zwischen faulenden Blättern, wie das von Leocar pus fragilis, Physarum virescens, Badhamia foliicola und Vielen anderer Arten. Zum Zweck der Sporangienbildung ist es dann an den Stengeln der Flechte emporgekrochen, ebenso wie das Plasmodium von Leocarpus häufig an Gräsern und Baumstämmen emporkriecht. Wahrscheinlich wird Listerella auch gar nicht selten sein. Aber bei der Winzigkeit und Unéchiiuhsgked- der Sporangien gehört eine Häufung besonderer Glücksumstände zu ihrer Entdeckung. Berlin, Botanisches Institut der Universität. Erklärung der PIERRE Fig. l. Cladonia rangiferina. Sp.: die Sporangien von Listerella. Nat. Grösse, Fig. 2. Ein Sporangium auf den Hyphen der C/adonia 1. Fig. 3. Eine Klappe, stärker vergrössert. 1000:1. - Fig.4. Faden des Capillitiums nahe der Ursprungsstelle. 3000: 1. BED RN Ə, Typus. 3000: 1. 3 Fig. 6. E ^ ^ Mittlerer Teil 3000 : i Fig. 7. Sporen. 3000: 1. i Fig. 8. Klappe von Licea minima. 450:1 542 JULIUS STOKLASA, ADOLF ERNEST und KARL CHOCENSCY: 84. Julius Stoklasa, Adolf Ernest und Karl! Chocensky: Ueber die anaërobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme. Eingegangen am 14. Dezember 1906. L Vou meinen zahlreichen Untersuchungen über die anaérobe Atmung der verschiedenen Samenpflanzen, welche in unserer Ver- suchsstation unter Mitwirkung meiner Assistenten und Schüler binnen fünf Jahren ausgeführt worden sind, will ich heute Folgendes berichten: Bei allen Versuchen bedienten wir uus nur besonders kon- struierter Apparate!) und beobachteten alle Kautelen der Asepsis. berdies berücksichtigten wir nur diejenigen Resultate bei welchen wir mit untrüglicher Sicherheit uns durch Gelatineplattenguss, sowie durch Impfung mit der Platinóse in Zucker-Bouillon überzeugt haben, dass sie unter vólligem Ausschluss von Mikroben durch- geführt wurden und dass also die Zuckerrübenwurzeln (Beta vu garis), die Kartoffeln (Solanum tuberosum), Gurken (Cucumis sativus), Bohnen (Phaseolus vulgaris), Wicken (Vicia sativa) und Äpfel (Pirus Malus) sich in einem vollends bakterien- und hyphomycetenfreien Milieu befanden. Auch hinsiehtlieh der anaéroben Bakterien haben wir uns nach der Methode FRÄNKL-HUEPPE von ihrer völligen Ab- wesenheit überzeugt. Daher kónnen wir mit absoluter Bestimmtheit erklären, dass der Prozess der anaöroben Atmung der Pflanzenzelle eine unter Milehsáurebildung vor sich gehende alkoholische Gärung ist, deren Mechanismus in der Pflanzenzelle von der Art der in ihr vertretenen Kohlenhydrate abhängig ist. Aus all den gefundenen Resultaten geht sehr klar hervor, dass der anaörobe Stoffwechsel una 1) Sie ziehung zur alkoholischen Gärung von JULIUS STOKLASA, JOH. JELIN! her EUGEN ViTEK. Beiträge zur chemis:hen Physiologie und Pathologie, Zeitse für die gesamte Biochemie, herausgegeben von FRANZ HOFMEISTER, i e Heft 11, Braunschweig 1903“, ferner „Alkoholische Gärung im Tierorganismus i die Isolierung &ürungserregender Enzyme aus Tiergeweben* erster Teil | EN JULIUS STOKLASA, unter Mitwirkung von F. ČERNÝ, JOH. JELINEK, pem pre und EUGEN VÍTEK, Archiv für die gesamte Physiologie, Band I SÍMÁ Bonn 1 * Über die anaérobe Atmung der Samenpflanzen. 543 der Samenpflanzen im wesentlichen identisch ist mit der alkoholischen Hefegärung. Wir finden ferner dasselbe quantitative Verhältnis zwischen Kohlendioxyd und Alkohol wie bei der alkoholischen Hefegärung. Bevor ich noch zur Isolierung der glykolytischen Enzyme schreite, führe ich in übersichtlicher Zusammenstellung die Re- sultate der anaöroben Atmung der verschiedenen Organe der Samen- pflanzen an. Es ist hierbei zu bemerken, dass die Pflanzenorgane auf der Oberfläche sehr sorgfältig gereinigt wurden und durch 30 Minuten in einer 0,5 prozentigen Sublimatlösung sterilisiert, dann in sterili- siertem Wasser gewaschen, in sterilisierten Zylinder getan und die Eintragung derselben in die letzteren durch Verwendung der Flamme vor jeder Mikrobeninvasion möglichst geschützt wurden. Die Zylinder wurden mit sterilisierten, gut anliegenden Pfropfen, die mit den in meinen zitierten Arbeiten beschriebenen Apparaten verbunden waren, verschlossen und die Verschlussstelle samt den Pfropfen durch Übergiessen mit geschmolzenem Paraffin völlig undurchlässig gemacht. Durch die Zylinder wurde reines Wasser- stoffgas, und zwar zu 107 innerhalb 24 Stunden, getrieben. Was die analytischen Methoden zur Bestimmung von Milchsäure, Alkohol und ‚Kohlendioxyd anbelangt, so sind dieselben in meiner vor- liegenden Arbeit über die Isolierung der Enzyme beschrieben. Und nun gelangen wir dazu nachzuweisen, dass tatsächlich bei der anaöroben Atmung der Zuckerrübe usw. Milchsäure entsteht. Diese Versuche wurden mit grossen Quantitäten von Zuckerrüben, sowie Gurken, Kartoffeln und | Bohnen ausgeführt.) Die Pflanzenorgane wurden genau sterilisiert und in steriles destilliertes, durch Kochen von Luft befreites Wasser getaucht. Die flanzenorgane der genannten Samenpflanzen enthielten vor dem Versuche bloss minimale Mengen von Milchsäure. Nach starker Gärung in dem sterilen Medium — denn es wurden keinerlei Mikroorganismen in demselben konstatiert — wurde sowohl aus dem Wasser, als auch aus den Pflanzenorganen dureh Destillation Alkohol ausgetrieben. Zu dem Kolbeninhalt, bestehend aus dem Brei der Pflanzenorgane und aus dem Wasser, in welchem sieh die betreffenden Pflanzenorgane befanden, wurde Kalium- karbonat bis zur alkalischen Reaktion zugesetzt und hierauf der Alkohol abdestilliert. nn DEN 1) Die analytischen Daten, welche tabellarisch zusammengestellt sind, findet man in meiner ausführlichen Arbeit betitelt „Über die glykolytischen Enzyme im -'anzenorganismus* in HOPPE-SEYLER's Zeitschrift für physiologische Chemie .—. Bà. IV und y 1907. ( | 544 JULIUS STOKLASA, ADOLF ERNEST und KARL CHOCENSKY: Nach Austreibung des Alkohols wurde sodann die Lösung mit Phosphorsäure angesäuert und die flüchtigen Fettsäuren mit Dampf ausgetrieben. Nach Austreibung der flüchtigen Fettsäuren mit Dampf wurde hierauf in dem Kolbeninhalt die Milchsäure nach A. PARTHEIL bestimmt. Die Milchsäure wurde durch zwei Tage mittels reinen Äthers ausgeschüttelt, welch letzterer in einen frischen Kolben zusammen- ' gegossen wurde. Nach vollständiger Ausschüttelung der Milehsáure wurde der Äther abdestilliert. Der Rest wurde sodann mittels kalten Wassers über einem kleinen Filter in ein Fraktionskölbehen abge- schweift, durch KOH neutralisiert und bis zur Trockene im Wasserbade abgedampft. Hierauf wurde das Fraktionskölbehen mit einem Nitro- meter nach LUNGE (enthaltend eine 5 prozentige KOH - Lósung) verbunden, durch Hinzusetzung von konzentrierter H,SO, unter schwachem Anwärmen die Reaktion eingeleitet und das sich ent- wickelnde Kohlenoxyd im Nitrometer aufgefangen. Man wäscht das entwickelte Gas mit Kalilauge, um schweflige Säure und Kohlendioxyd zu entfernen, und liest nach erfolgtem Aus- gleich von Temperatur und Druck das Volumen des entstandenen Kohlenoxyds ab. Die auf 0° und 760 mm Druck reduzierten Kubik- zentimeter Kohlenoxyd ergeben, mit 0,0012507 multipliziert, das Gewicht des erhaltenen Kohlenoxyds, aus dem man die Milchsäure nach der Gleichung = 00 gefundene Menge: x durch Multiplikation mit 3,216 findet. Von der Gegenwart der Milch- säure haben wir uns in einem grösseren Versuche überzeugt, und zwar derart, dass wir die klare Lösung nach der Gärung mit Schwefelsäure ansäuerten und mit Äther ausschüttelten. - Der Rückstand liefert ein lösliches Bleisalz, welches sodann IN Zinklaktat übergetührt wird. Das Zinklaktat wird hierauf in ver- dünntem Alkohol umkristallisiert und dann analysiert. Durch die UFFELMANN’sche Reaktion wurde tatsächlich die Milehsáure nach- gewiesen. : Wir benützten weiters zum Milchsäurenachweis die vorzügliche Methode von H. BEHRENS, und zwar durch Bildung von voor d Baryumlaktat. Die Formel (C,H, O,), Zn + 3 aqua verlangt 21,99 Am und wir haben durch einige Versuche 21,0 bis 22,1 Zn gefunden. Bemerkenswert ist noch, dass die Destillate mit Alkohol me mehrfachen Destillation unterworfen wurden, wobei jedesmal = weder aus der sehr schwach sauren oder sehr schwach alkalischen . . Lósung die Destillation vorgenommen wurde. — . Zur Ansäuerung des Destillates wurde 1/ „-Normalschwefelsäure : Zur Alkalisierung dagegen Kaliumkarbonat verwendet. udi NES Über die anaörobe Atmung der Samenpflanzen. 545 Nach sechsfacher Destillation unter strenger Identifizierung wurde ca. bis 20—25 cem Aethylalkohol abdestilliert. Der Siede- punkt wurde mit 78— 719? C. und das spezifische Gewicht mit 0,792—0,198 bei 15? C. gefunden. Äusserst interessant erwies' sich die Verfolgung des Prozesses bei den verschiedenen Pflanzenorganen, wo überall die Milchsäure quantitativ, wie bereits erwähnt, nach der Methode von A. PARTHEIL bestimmt wurde. Ich betone hier nochmals ausdrücklich, dass wir vor der anaéroben Atmung in den Organen der Samenpflanzen bloss minimale Mengen von Milchsäure nachweisen konnten. Wir haben durch mehrere Versuche konstatiert, dass tatsächlich bei der anaöroben Atmung der verschiedenartigen Organe der Samen- pflanzen Alkohol und Kohlensäure Hauptprodukte sind und nebenbei sich immer eine gewisse Menge Milchsäure bildet. "- 1 kg Zuckerrübenwurzel, berechnet auf Trockensubstanz, ent- wickelt innerhalb 100 Stunden insgesamt bei anaörober Atmung bei einer Temperatur von 22? C.: CHEO = 98,229 CH OH = 10,32 „ CO, =. 9.96, welche Quantitäten sowohl in der Lösung als auch in der Wurzel gefunden wurden. Wir haben weiters konstatiert, dass 1 kg der Gurkenmasse in der Trockensubstanz binnen 100 Stunden der anaöroben Atmung nach mehreren Versuchen bei einer Temperatur von 20°C ergab: ,HQ0, = 85249 C,H,OH — 14,20 , CO, — 11,26 , Zum Sehlusse führe ich noch die gefundenen Daten der anaéroben Atmung der Erbsensamen an: 1 kg der Erbsensamen auf Troekensubstanz berechnet ergibt innerhalb 100 Stunden bei einer emperatur von 25? C.: (H, O; = 2,9209 C, H, OH = 15,68 „ CO, = 13,06 „ Es verdient ganz besonders erwähnt zu werden, dass die Ver- suche nur mit gut sterilisierten Gurken, Zuckerrüben und Erbsen- Samen angestellt worden sind und dass die Lösung in dem Zylinder, m welchem die anaërobe Atmung vor sich ging, immer rein und Niemals getrübt war. Die anaörobe Atmung der verschiedenartigen Organe der Samen- Pflanzen geht in der Weise vor sich, dass aus der aus den in " Hexosen gebildeten Milchsäure Alkohol und Kohlendioxyd entsteht. | 546 JULIUS STOKLASA, ADOLF ERNEST und KARL CHOCENSKY: Der Mechanismus der Gärung erfolgt nach der Gleichung: CH, OH (CHOH), - COH = 2 CH, - CHOH - COOH 2CH, - CHOH - COOH: = CH, - OHC0,C0,CH, CR, CH, - OH CO, — 48,9 C,H, OH = 51,1 Auf 100 Teile CO, entfallen 104,5 Teile Alkohol. Unsere gewonnenen Resultate sind wie folgt: Bei der anaéroben Atmung der Wurzel der Zuckerrübe fanden wir 113,4, 118,1, 107,9, 121,2, 101,7 und 98,5 gebildeten Alkohols. Die Mengen des gebildeten Alkohols bei der anaöroben Atmung der Kartoffel sind folgende: 81,9, 109,7 und 114,8. Bei der anaöroben Atmung der Äpfel konnten wir 122,2, 123,2, 18,9 und 90,2 gebildeten Alkohols konstatieren. Bei der anaöroben Atmung der Bohne waren nachstehende Mengen des gebildeten Alkohols vertreten: 106,7, 103,7, 88 und 98,9. Bei der anaéroben Atmung der Wicke 'konnten wir 109,8, 106,7 und 90,1 gebildeten Alkohols nachweisen. Aus den hier angeführten Resultaten geht in der Mehrzahl hervor, dass der anaörobe Stoffwechsel der verschiedenartigen Organe der Samenpflanzen im wesentlichen identisch ist mit der alkoholischen Gärung. IL. Um die Intensität der aéroben und anaöroben Atmung erfrorener Pflanzenorgane festzustellen, haben wir uns der Abtötungsmethode durch niedrige Temperatur von W. PALLADIN, S. KOSTYTSCHEW. Fräulein T. KRASNOSSELSKY etc. bedient. 1) In einen grossen Zylinder von 1/ Inhalt wurden die abge- wogenen, frischen, reinen, ganzen (nicht zerriebenen) Pflanzenorgane gebracht, mittelst Kautsehukpfropfen verschlossen und in ec Gefäss mit Kältemischung 24 Stunden belassen. Die durchsehnittliche Temperatur wührend der vorerwühnten Zeit betrug —18? bis —2 : Der Frierprozess verlief in einem kalten Zimmer einer Prager Eiaha Die erfrorenen Pflanzenorgane wurden sodann in andere ster : Zylinder von gleichem Inhalt geschafft und mit 15 g Toluol we Den hohen Zylinder von 7 bis 8 em Durchmesser uino ein gut diehtender Kautschukpfropfen, der 4 cm tief in den Zylinde hineinragt. i : MÀ nu 5 . D W. PALLADIN: Die Arbeit der Atmungsenzyme der Pflanzen unter eut . Sehiedenen Verhältnissen, HOPPE-SEYLER’s Zeitschrift für physiologische mer .. Bd. XLVII, Heft 4, 5 und 6, 1906 | i ae ? . Über die anaörobe Atmung der Samenpflanzen. 541 Durch den zweimal gebohrten Pfropfen führen zwei Glasröhren, von denen die zuleitende bis zum Boden des Zylinders reicht, während die ableitende des LIEBIG’schen Kühlers den unteren Rand des Pfropfens um 5 cm überragt. Die Gase passiren nach dem Austritt aus dem Zylinder zuerst einen WINKLER’schen Absorptionsapparat, welcher sich in einem eiskalten Gefäss befindet, um die Toluoldämpfe, welche sich in dem LIEBIG’schen Kühler nicht kondensiert haben, aufzufangen, ferner zwei 25 cm hohe, 2,5 cm weite U-Röhren mit Kupfervitriolbimsstein, weiters ein drittes U-fórmiges Rohr, welches Chlorcaleium enthält, das häufig erneuert wird. Das völlig getrocknete Kohlendioxyd passiert zuerst eine U-Röhre, welche mit ausgeglühtem Natronkalk gefüllt ist, sodann den mit Kaliumhydroxyd gefüllten GEISSLER’schen Apparat. Um die aus diesem entweichende ganz unbedeutende Menge Wasser und CO, aufzufangen, sind weiter mit festem Kalium- hydroxyd und Caleiumchlorid gefüllte U-Röhren vorgelegt. Weiter rückwärts befindet sich noch ein U-förmiges Schutzrohr, dazu be- stimmt, in der Luft enthaltenes Kohlendioxyd (und Feuchtigkeit) abzuhalten. Es ist mit Calciumchlorid und Kaliumhydroxyd gefüllt und mit dem Aspirator verbunden. Die oben erwähnten U-Röhren sowie der GEISSLER'sehe Apparat wurden vor und nach dem Durch- leiten der Gase gewogen. Natürlich wurde bei der anaöroben Atmung der Wasserstoff aus den Absorptionsapparaten durch CO,-freie Luft ausgetrieben. Die Pfropfen der Zylinder wurden durch Übergiessen mit ge- schmolzenem Paraffin völlig undurchlässig gemacht. , Um den Nachweis zu liefern, dass in dem Absorptionsapparat keine Toluoldämpfe vorhanden waren, wurde nach Abwiegen des- ‚selben CO,-freie Luft durch die "Absorptionsapparate durchgeleitet, und sodann die Apparate nochmals abgewogen. Durch den Zylinder wurde per Stunde 1 / keim- und kohlendioxydfreie Luft oder eventuell reiner Wasserstoff hindurchgeleitet. : Unsere hier deutlich beschriebenen Versuche wurden mit Zucker- Tübe (Beta vulgaris) und mit Kartoffel (Solamum tuberosum) aus- geführt, und zwar liessen wir separat die Wurzel und separat das Blattwerk gefrieren. Von den Kartoffeln benützten wir die Knollen. Zu diesen hier angeführten Versuchen ist noch zu bemerken, dass wir das ausgeatmete Kohlendioxyd so lange bestimmten, bis die Menge auf ca. 1 mg gesunken ist. Durch das Erfrieren erstreckt sich. der Atmungsprozess bloss | auf einige Tage. Wir fanden im aöroben Zustande die grösste In- | tensität der Atmung binnen 48 Stunden. Dann sinkt sie allmählich, Und nach 100 Stunden finden wir dann schon nur ganz minimale . Quantitäten ausgeschiedenen Kohlendioxyds. Bei anaérober Atmung , (t im zweiten Falle einen solchen M. — 0,63. 548 JULIUS STOKLASA, ADOLF ERNEST und KARL CHOCENSKY: sinkt die Intensität der Abscheidung des Kohlendioxyds viel rascher. Die grósste Energie fanden wir binnen 24 Stunden, sodann sinkt sie allmáhlich, und gegen 100 Stunden hórt sie vollstándig auf. ie wir weiter sehen werden, wird die Atmungsintensitüt bei der anaéroben Atmung neuerdings wieder hervorgerufen, wenn wir den Wasserstoffstrom durch Luftstrom ersetzen. Das Blattwerk der Zuckerrübe der ersten, sowie zweiten Ver- suchsreihe atmet in aérobem Zustande natürlich viel energischer als in anaörober Weise. Wir fanden, dass die Menge des Kohlendioxydes auf 100 g Troekensubstanz berechnet in einer Stunde durchschnittlich 19,8 mg beträgt. Im Wasserstoffstrom, also in anaörober Atmung konnten wir durchschnittlich in einer Stunde 7,8 mg Kohlendioxyd konstatieren. n der zweiten Reihe der Versuche betrug die Menge des Kohlendioxydes auf 100 g Trockensubstanz berechnet in einer Stunde im Luftstrom 14 mg, im Wasserstoffstrom 8,9 mg. Was die Atmung der Wurzeln anbelangt, so belief sich die Menge des Kohlendioxydes, auf 100 g Trockensubstanz berechnet, binnen einer Stunde bei der ersten Versuchsreihe im Luftstrom auf 5,2 mg. im Wasserstoffstrom auf 2,15 mg. Bei der zweiten Versuchsreihe betrug die Menge des Kohlen- dioxydes auf 100 g Trockensubstanz berechnet innerhalb einer Stunde im Luftstrom 13,4 mg, im Wasserstoffstrom 6,3 mg. Die oben angeführten Zahlen zeigen uns, dass das gefrorene Blatt- werk viel energischer atmet als die Wurzeln der Zuckerrübe, was überdies mit den ungefrorenen Organen der Zuckerrübe im vollen Einklange steht. Man möchte glauben, dass durch den Gefrierprozess der Organe der Zuckerrübe die Atmungsintensität der- selben ungemein sinkt, wie aber aus den hier angeführten Daten der Experimente zu ersehen ist, bestehen keine grossen Differenzen. Nur ist die Atmung sehr kurz! Die Atmungsintensität des Blattwerkes der nicht gefrorenen Zuckerrübe naeh 92 Vegetationstagen bei 22° C. auf 100 g Trocken- substanz berechnet bei aörober Atmung beziffert sich pro Stunde à 23 mg CO,, bei anaérober Atmung auf 11 mg CO,- Die Atmungsintensität der ungefrorenen Zuckerrübenwurzel auf 100 g Trockensubstanz berechnet bei 22? C. nach 92 VegetatioD* tagen bei aérober Atmung pro Stunde beläuft sich auf 11 mg, bei anaérober Atmung auf 6 mg CO,. 3d Bei der Atmung des gefrorenen Blattwerkes fanden wir m ersten Falle folgenden Quotienten: n 0,89 N N Au TU eni ges Mii Über die anaérobe Atmung der Samenpflanzen. 549 Bei den gefrorenen Zuekerrübenwurzeln finden wir nachstehende Verhältnisse: Bei der Atmung der Wurzel der Zuckerrübe ergab sieh im ersten Falle nachstehender Quotient: M — 0,41, im zweiten Falle ein soleher An = 0,47. Durch unsere zahlreichen Untersuchungen haben wir gefunden, dass das Verhältnis zwischen der anaëroben und aëroben Atmung der verschiedenartigen ungefrorenen Zuckerrübenwurzeln und zwar immer bei ein und derselben Wurzel bei drei verschiedenen Tempe- raturen 1—3°, 18—20° und 30—32° C. konstant bleibt. Bei allen Atmungsexperimenten mit frischer Rübe bei ver- : j An " schiedenen Temperaturen hat sich ein Quotient von N — 0,358 bis 0,6 erwiesen. Bei unseren Versuchen mit gefrorener Zuckerrübe ergab sieh An N Wir ersehen daraus, dass die anaërobe zu der aëroben Atmung fast in demselben Verhältnisse steht wie bei den nieht gefrorenen Pflanzenorganen. Das Konstantbleiben des Quotienten der anaéroben und aöroben Atmung hat sieh auch bei den gefrorenen Ürganen der Zuckerrübe erwiesen. Von grosser Wichtigkeit ist weiter, zu erforschen, ob sich bei der anaöroben Atmung der Organe der Samenpflanzen tatsächlich Alkohol gebildet hat. PALLADIN und KOSTYTSCHEW haben laut ihrer neuesten Arbeit, betitelt „Anaörobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen**) in der Tat Alkohol konstatiert. Sie äussern sich daselbst wie folgt: „Bei der anaöroben Atmung lebender und erfrorener Erbsen- samen, Ricinus-Samen und Weizenkeime findet eine beträchtliche Alkoholbildung statt. Die anaórobe Atmung dieser Objekte ist also um grössten Teil Alkoholgürung. Durch das bei unseren Versuchen » Anwendung gebrachte Gefrieren wurden die genannten Pflanzen getötet, die in ihnen befindliche Zymase wurde jedoch nicht zer- stört.“ : l ein Quotient von - — 0,89 bis 0,63. Die Ergebnisse der vorerwühnten Forscher kónnen wir in der Weise bestätigen, dass tatsächlich Zymase bezw. Laetacidase dureh das Gefrieren nicht zerstórt wird, aber 1) HoPPE-SEYLER's Zeitsehrift 1906, Heft 3 und 4. Ber, der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. 550 JULIUS STOKLASA, ADOLF ERNEST und KARL CHOCENSKY: ihr Bestehen in voller Aktivitüt nur so kurz ist, dass sie nicht mehr isoliert werden kann. Uns ist es bisher noeh nicht gelungen, aus den gefrorenen Pflanzenorganen das Rohenzym Zymase zu isolieren. PALLADIN und KOSTYTSCHEW bestimmten den Alkohol nach der anaéroben Atmung in den Pflanzenorganen in der Art, dass sie durch mehrfache Destillation und durch den Scheidetrichter das Toluol abtrennten. Die Menge des gebildeten Alkohols wurde aus dem spezifischen Gewicht des vierten bezw. fünften Destillates er- mittelt. Zur Identifizierung des Aethylalkohols bedienten sie sieh der Methode von BERTHELOT und der Jodoformprobe von MÜNTZ. Nun folgen die Resultate unserer Versuche: Zur Bestimmung des Alkohols haben wir die sechsfache Destillations- methode angewendet und den Alkohol in dem gut kalibrierten Pyknometer von REISCHAUER-AUBRY gesammelt. Um den Aethyl- alkohol qualitativ nachweisen zu können, benützten wir folgende Reaktionen: Es wurde die zu untersuchende Flüssigkeit mit H,S0, und K,CrO, in bestimmtem Verhältnis versetzt, destilliert und das Destillat in Fraktionen aufgefangen. Die Oxydationsprodukte sammelten wir sodann in mittels Eis gekühltem Wasser unter Đe- rücksichtigung der entweichenden Kohlensäure, welch letztere !? Absorptionsapparaten aufgefangen würde. i Die Produkte der Oxydation des Alkohols, und zwar Aldehy ; Essigsäure und Kohlendioxyd wurden sodann qualitativ nach- gewiesen. i Zur Bestimmung des Aldehyds verwendeten wir eine d kalisch-alkalische Silberlósung, welche schon von Spuren von Aldehy reduziert wird. i Wir benützten noch andere Methoden zum weiteren Nachweis des Aldehyds, und zwar: : 2 l. Die Bildung von Aldehydharz durch Erhitzen mit kon zentrierter NaOH. 2. Die Reaktion mit NESSLER’s Reagens nach CRISMER und 3. Die Jodoformprobe nach LIEBEN. d ir haben in der angegebenen Weise von PALLADIN en KOSTYTSCHEW die Versuche wiederholt und gefunden, dass Toluol sich ziemlich gut abtrennen lässt. i ch Ausserdem stellten wir aber noch weitere Versuche mit dur Sublimat sterilisierten Zuckerrübenwurzeln und Kartoffelknollen a- Die Zuckerrübenwurzeln und Kartoffelknollen wurden bei einer ~ - Paralar von — 25° in einer Kältemischung 24 Stunden stehen Lire . lassen. Hierauf wurden die Zuckerrübenwurzeln und Kartoffelkno = Über die anaörobe Atmung der Samenpflanzen. 551 im Wasserstoffsttom 48 Stunden belassen und mittels der hier bereits erwähnten Methoden sodann das Kohlendioxyd und der Alkohol bestimmt. Hier konnten wir nachstehende Resultate konstatieren. Bei der anaöroben Atmung in Toluoldämpfen: Blattwerk der Zuckerrübe im Gewichte von 159 g Zusgeatinstes Q0, „u imas E" 141,8 mg Menge des gebildeten Alkohols . . . . . 1298 , Zuckerrübenwurzel im Gewichte von . . . 60 g Ausgeatmetes 00, oi 2020s. odustani 50178,8-mg Menge des gebildeten Alkohols . . . . . 743 , Anaérobe Atmung der durch Sublimat sterilisierten Wurzel der Zuekerrübe: Bewicht der: Wurzel. i: salen ie eisen ABl gg Ansgenimetes OO, nn T dash TE Menge des gebildeten Alkohols . . . . . 298 , Gewicht der dureh Sublimat sterilisierten Kartoffel — 352 g Ausgeatmetes COT POR II TEE old TEES AG Menge des gebildeten Alkohols . . . . . . .-- 0,398 mg Es ist hier noch zu erwähnen, dass wir die kleinsten Mengen Alkohol, welche sich vor dem Versuche im Blattwerke, sowie in der Urzel der Zuckerrübe und Kartoffelknollen vorfanden, bei der anaéroben Atmung von der Gesamtmenge des Alkohols abgezogen aben. Im Blattwerke waren bloss Spuren von Alkohol vorhanden. In der Wurzel der Zuckerrübe wurde nach mehreren Bestimmungen pro 14g frischer Substanz 26 mg Alkohol gefunden. In den Knollen der Kartoffel konnten wir pro 1000 g frischer Substanz 14 mg Alkohol konstatieren. : Auf das Vorhandensein des Alkohols in den gefrorenen Rüben- Wurzeln haben schon STROHMER und STIFT?) aufmerksam gemacht: Sie sagen in ihrer Abhandlung Folgendes: „Dass die Tätigkeit der Enzyme der Rübenwurzeln durch das Gefrieren, wenigstens mnerhalb der in unseren Versuchen eingehaltenen Temperatur- Stenzen, nicht eingestellt wird, zeigt auch der Umstand, dass in allen Sefrorenen Rüben die Anwesenheit von Athylalkohol, dessen Bildung Ja mit Enzymtätigkeit in ursächlichem Zusammenhange Steht, nachgewiesen werden konnte.“ D i i f die Zu = 1) STROHMER und STIFT: „Über den Einfluss des Gefrierens auf i- . "Mümensetzung der Zuckerrübenwurzel“. Österr.-ungar. Zeitschr. für Zuckerindustrie : "nd Landwirtschaft, Heft VI, Wien 1904. i 552 FR. TOBLER: Die nachstehenden Zahlen zeigen uns die Verhültnisse zwisehen dem gebildeten CO, und Alkohol. Die Menge des Alkohols, wenn CO, — 100 ist, beläuft sich bei der anaöroben Atmung des Blattwerkes der Zuckerrübe auf . . . . 91,53 mg Alkohol bei der Zuckerrübenwurzel im ersten Falle auf . 94,89 . - bei der Zuekerrübenwurzel im zweiten Falle auf 90,45 . bei der anaéroben Atmung der erfrorenen Kar- .o 5 S 4 UM SUN US CEERLSEUS Aus den Resultaten unserer Beobachtungen erkennen wir, dass die anaörobe Atmung der erfrorenen Organe der Samenpflanzen, und zwar des M Blattwerkes sowie der Wurzel der Zuckerrübe und der Knollen der Kartoffel eine alkoholische Gärung ist. Wenn bei der anaéroben Atmung die Menge des ausgeschiedenen Kohlendioxyds auf ein minimales Quantum sinkt, wir sodann den Wasserstoffstrom durch Luftstrom ersetzen, so wird neuerdings Kohlendioxyd dureh die Oxydationsprozesse ausgeschieden. ho Wir haben die in unserer ausführlich erschienenen Arbeit in HOPPE-SEYLER’s Zeitschrift für physiologische Chemie in Tabelle XII und XIII spezifizierten Versuche mit Zuckerrübe in der Weise ergünzt, indem wir naeh der anaéroben Atmung Luft dureh die Versuchszylinder passieren liessen. Die Menge des ausgeatmeten Kohlendioxyds beim Blattwerk auf 100 g frische Substanz berechnet binnen 96 Stunden stieg auf 166,1 mg, bei der Wurzel auf 81,5 mg innerhalb derselben Zeit. . Wir sehen daher, dass sieh die Menge des ausgeatmeten Kohlen- dioxyds beim Blattwerk auf 100 4 Trockensubstanz berechnet pro Stunde auf 11,7 mg, bei der Wurzel auf 4 mg beziffert. Dieses Experiment bestütigte uns dieselbe Erscheinung, welche sich bei den ungefrorenen Organen abspielt. 85. Fr. Tobler: Zur Biologie der Epiphyten im Meere. Eingegangen am 18. Dezember 1906. Die BERTHOLD’sche Arbeit über die Verteilung der Algen im Golf von Neapel") ist für ein gewisses Gebiet mariner dence grundlegend gewesen. Während bis dahin fast nur systematische s » Mitteilungen der zool. Station zu Neapel, Band 3, 1882. ° Zur Biologie der Epiphyten im Meere. 553 und oft noeh dazu lückenhafte Verzeichnisse der Meeresflora an ein- zelnen Küstenstellen vorlagen, gab BERTHOLD die erste genügende Einsicht in die Gliederung solcher Vegetation und ihre physiologi- schen Grundlagen. Vor allem hob er die eigentümlichen, bisher übersehenen oder infolge falscher Analogisierung mit den Verhält- nissen des Festlandes missverstandenen Abhängigkeiten der marinen Flora von äusseren Faktoren als allgemeinen Gesichtspunkt hervor. Hieraus ergibt sich bei ihm schliesslich, dass sich der Begriff des Standorts bei den Meeresalgen?) offenbar weit mehr durch die Summe der in seiner Arbeit erörterten äusseren Faktoren (wie Licht, Temperatur, Wasserbewegung und so fort) als vom Substrat bedingt, erweist. Nun bringt aber die grosse Bedeutung des Lichtes vor allem be- kanntlich die starke Zusammendrängung der Flora hervor, und eine olge hiervon ist die erosse Zahl der Epiphyten. Ist nun aueh die leichte Wählbarkeit des Substrates, d. h. eben die geringere Beein- flussung dadureh, auch von wesentlicher Bedeutung für das Zustande- kommen derartiger Standortsgemeinschaften, so ist doch zweifelsohne das Vorkommen vieler Formen als Epiphyten für ihre Biologie ausserordentlich wichtig. Schon die häufige Wiederholung identischer Gemeinschaften (Polysiphonia fastigiata auf Ascophyllum nodosum) ist ein Merkmal ihres Wertes für die Teilnehmer, ganz abgesehen davon, dass wir viele Formen bisher nur als Epiphyten kennen. Auch BERTHOLD’s Arbeit geht, wenigstens in dem beigegebenen Verzeichnis der bisher im Golf von Neapel beobachteten Arten, auf den Epiphytismus ein und zählt bei einer grossen Formenreihe aüdere Formen als häufiges oder ausschliessliches Substrat auf. Da- Segen kommt meiner Meinung in dem Hauptteil der Arbeit des Seharfsinnigen Physiologen die Betrachtung der Epiphyteneigensehaft Und ihres Wertes in physiologiseher Hinsieht zu kurz. ieser kommt darin zum Ausdruck, dass jede Form durch ihren Charakter als Epiphyt in beträchtlich andere Bedingungen gerät, als wenn sie auch in nächster Nachbarschaft auf anderem Substrat bezw. dem gleichen wie die ihr zur Unterlage dienende Ihren Standort hätte. ... Eine derartige Betrachtungsweise der Vegetationen des Meeres halte ich num für eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe. Soviel ich weiss, liegen noch keine planmässigen Angaben dar- über vor, Von Wert können immer nur solche sein, bei denen statistisch zugleich die Häufigkeit des Vorkommens eines Epiphyten auf der gleichen Unterlage festgestellt worden ist. Ich habe nun 1) Natürlich ist hier nur von den festsitzenden die Rede. 554 FR. TOBLER: stets gelegentlich auch beim Sammeln von Algen mit darauf ge- achtet, sowie die Anlage eines Herbars solcher innigen Pflanzen- gesellschaften aus dem Meere unternommen. Denn nebenbei sind die Beobachtungen natürlich von floristischem Interesse, wie ja schon BERTHOLD's Angaben für das Sammeln gewisser Formen auf anderen einen nützlichen Anhalt bieten. Die Beobachtungen, die ich hier geben will sind lückenhafte, sollen aber nicht nur für mich selbst den Entwurf zu einer Untersuchung solcher Dinge in etwas präziser Form bilden, sondern vielleicht auch andere, die sich mit Meeres- algen biologisch oder floristisch beschäftigen, zu Angaben bezw. zum Sammeln von Epiphyten veranlassen. Für das Zustandekommen der Ansiedlung einer Alge auf einer anderen kenne ich mehrere Wege." Dass sich zunächst Keimlinge sehr häufig auf bezw. in Thallis anderer Formen, an die sie durch Strömung gelangen, ansiedeln, anfangs nur angeklebt oder in Astwinkeln festgehalten, später aber Rhizoiden oder andere Haft- organe bildend, habe ich mehrfach erwähnt anlässlich der Keimungs- geschichte von Florideen.?) Häufig zu beobachtende Beispiele sind die Ceramiaceenkeimlinge auf Ceramiaceen und Rhodomelaceen, Eetocarpus-Keimlinge auf Rhodomelaceen, Fucaceen und Cystoseiren. Eine andere Art der Besiedelung erfolgt mit Hilfe der ausser- ordentlichen Reproduktionsfähigkeit .der Algen vermittelst ab- gerissener Stücke von lappigen breiten Thallis. In dieser Weise finden sich Fetzen von Nitophyllum, Peyssonelia, Ulva u. a. angepresst dureh Strömung oder im Astgewirr festgehalten an grösseren ver- zweigten Formen wie Gelidium, Gracilaria, Cystoseira usw. Hieran schliesst sich die keineswegs stets unter Ablósung Tam Thallus eintretende und doch später dazu führende Anheftung xen Endpartien (Ästen oder Lappen) grösserer Thalli an anderen an. Derart vermógen die sogenannten „rankentragenden“ Meeresalgen (NORDHAUSEN?) sich mit ihren Spitzen anderen anzusetzen, wobe! Rhizoid- oder Haftscheibenbildung erfolgt (von mir beobachtet für Nitophyllum uneinatum). Aber auch sonst genügt ein Berührungsrez zwischen Thallis oder Thallusteilen*) gleicher sowohl als auch : 1) Die parasitischen Algen will ich ausser Betracht lassen, die Zahl = sicher nachgewiesenen ist gering. Da die Besiedlung durch Epiphyten — ni stärkere Schädigung, zum mindesten Degenerationserscheinungen der Unterlage o 3) Jahrb. für wiss, Botanik 34, 1899. UY | 4) Die Verwachsungen zwischen Teilen der Thalli gleicher Art ge | atom 3 Ac 4 u. gsg £i Ci E: M in Heft 9 des Bandes 97 der . 4 Zur Biologie der Epiphyten im Meere. 355 fremder Arten, um einen von beiden zur Bildung von Rhizoiden und ihrer Anheftung auf dem anderen Thallus zu veranlassen. So beob- achtete ich z. B. Verwachsung derart zwischen Rhodymenia ligulata und Chondriopsis tenuissima. Da einerseits in beiden genannten Fällen später eine Zerreissung gerade durch die sekundäre Fest- heftung an anderer Stelle erfolgen kann, damit aber keineswegs der Tod abgerissener Stücke ausgesprochen ist, so kann auch so ein regulärer Epiphytismus entstehen. Was die mir vorgekommenen Formen solcher Gemeinschaften und die in ihnen beobachteten oder häufigen Arten betrifft, so ist zunächst hervorzuheben, dass es manche Formen zu geben scheint, bei denen Besiedlung durch andere trotz enger Nachbarschaft und gedrängtem Vorkommen ausgeschlossen erscheint. So habe ich z. B. nie eine Dudresnaya oder Halymenia mit Epiphyten angetroffen und glaube, dass dies seinen Grund in der Beschaffenheit der Ober- fläche (schlüpfrig, sehr glatt) dieser zugleich schlaffen Typen hat. Eine harte und dadurch steife Form gewährt sicher viel leichteren Anhalt für angetriebene Bruchstücke oder keimende Sporen. Hierher wären die zwei am reichsten besiedelten Formen, Laminaria- und Üystoseira- Arten (sowie übrigens als Analogon auch die Vegetation der Posidonia-Blütter) zu stellen. An ihnen finden sich die ausser- ordentlich zahlreichen Epiphyten (BERTHOLD führt als namentlich auf Cystoseira-Arten im Verzeichnis mehr als ein Dutzend an) fast stets mit ausgeprägten Haftscheiben. Anders da, wo ein zwar kompakter, oberflächlich aber lockerer Thallus zur Unterlage dient; 30 besonders z. B. bei Codium elongatum u. a., bei denen ein Ein- dringen der Epiphyten mit langen Rhizoiden zwischen die „Bläschen“ der wie gepflastert erscheinenden Thallusoberfläche zu beobachten st (Callithamnion, Spermothamnion, Bryopsis, Dasya, Herposiphonia und andere). Des Weiteren ist die Art und Ausdehnung der Verzweigung . sowie ihr Verhältnis zu der Starre der strauchigen Formen mass- gebend für Möglichkeit und Reichtum der Besiedlung. Bevorzugt snd z.B. die Astwinkel, besonders bei geringer Grösse des Winkels, bevorzugt ferner. die Regionen des Thallus bei manchen Strauch- formen, die die buschigste Verzweigung haben, so bei ülteren Thallis mancher grösserer Ceramiaceen die oberen, da im unteren Teile der Büsche nieht selten die Áste abfallen. In Abhängigkeit von Grösse und Art der Besiedelten und der für den Epiphyten möglichen Ausdehnung entstehen nun öfter in r Form recht charakteristische Gemeinschaften. Viele der aller- häufigsten und derer, bei denen der Epiphyt grösseren Umfang er- Téieht, haben als Ganzes eine regelmässig wiederkehrende Gestalt. | eine ist z. B. die Klumpen- oder Ballenform, bei der der 556 FR. TOBLER: Epiphyt von einem Punkt aus ein diekes kurzes Büschel bildet, so z. B. die Nitophyllum auf Gracilaria und Gelidium, Corallina rubens auf Lomentaria und anderen, wobei die besiedelten Äste der be- treffenden Thalli oft stark unterdrückt und überwuchert werden. Sehr häufig findet man in Neapel Nitophyllum punctatum auf Enden der Äste von Gelidium eorneum und Lomentaria-Arten, und diese Thalluspartien fast ohne frische Ästchen, so dass wie ein Stiel der besiedelte Teil den Klumpen der fremden Alge trägt. Eine andere häufige Form ist die Strauchform, die dadurch gekennzeichnet ist, dass der Epiphyt die Verzweigung der besiedelten Alge fortzusetzen scheint, indem er sich nur auf ihren Enden an- findet. Dafür nenne ich zwei mir in vielen Exemplaren bekannte Beispiele von der norwegischen Westküste: Polysiphonia violacea auf Furcellaria fastigiata und Ceramium rubrum auf Cladophora rupestris. Welche Veränderung der Lebensbedingungen bedeutet nun die Ansiedlung in oder auf einem anderen Thallus für den Epi- phyten? Von biologischer Bedeutung können solche natürlich im allgemeinen nur dann sein, wenn sie sich wirklich häufig wieder- holen. Und so muss auch hier aufs Neue betont werden, dass alle erwähnten Beispiele in dieser Verbindung gerade sehr oft vor- kommen. Zunüchst handelt es sich um Beziehungen zum Licht; licht- bedürftige Formen können die erwünschte Stellung nahe der Meeres- oberfläche nur da finden, wo ihnen grössere andere Formen als Substrat dienen. Ein einleuehtendes Beispiel sind die Laminaru- tämme, an denen die liehtbedürftige Vegetation kleinerer Formen sozusagen heraufklimmt, dennoch freilich immer unter der Decke der flottierenden Blattlappen geborgen bleibt. Anders die Cystoseia- Stämme mit ihren spitz auslaufenden Kronen (barbata, granulata, ericoides), an denen sich die Folge grüner, brauner und roter Algen von der Spitze herab sehr gut erkennen lässt. Bei höheren Stämmen (grösseren Algen) wie den genannten ist an ihnen selbst Gelegenheit geboten für die Formen, die etwa unweit an senkrechter Felswand unter dem Niveau stehen, jede wünschenswerte Höhenlag® wie dort zu finden. Unter anderen Umständen dagegen, 7. pos flachem Wasser können die Algenbüschel lichtscheueren Formen als Epiphyten ein Unterkommen gewühren. So bergen besonders !" Zeiten starker Besonnung im Mittelmeer die alten Büschel vo" Cystoseiren und anderen in sich Florideen, die dort vor der starken Belichtung geschützt sind (vgl. S. 7 meiner oben zitierten Arbeit) So dürfte der Epiphytismus für die Übersommerung von gewissen Formen an bestimmten Standorten wichtig sein. ee ~ Ferner ist aber in ihm sicher auch eine enge Beziehun; — = zu der Gruppe von Lebensbedingungen, die man bei Age Zur Biologie der Epiphyten im Meere. 557 Wasserbewegung oder Wasserwechsel zusammenfasst. Zunächst zeigt sich, dass Formen von exponierteren Küstenstellen an ge- schützteren Orten nur als Spitzenepiphyten gedeihen. Ferner ist die Art der Befestigung mancher Formen (öfter beobachtet an Poly- siphonien) eine andere, je nachdem sie auf Felsen und ähnlichen Substraten (Muschelschalen usw.) oder auf anderen Algen stehen: im ersteren Fall weisen sie meist Haftscheiben, im letzteren dagegen einzelne Rhizoiden auf. Ich stehe nicht an, zu behaupten, dass die Besiedlung der Thallusspitzen von Furcellaria fastigiata mit ihrer geringen durch einige Rhizoiden erzielten Anheftungs- oder Ver- ankerungsfläche den Ansprüchen an Festigkeit am Substrat ebenso entspricht wie bei den auf Conchylien oder Stein wachsenden und mit breiter Haftscheibe versehenen Exemplaren von Polysiphonia. Wenn da im ersteren Fall sich die besiedelte Alge an der Bewegung im Wasser beteiligt, so ist der Stoss ein geringerer. Auf gleichem Wege bedeutet aber Ansiedlung auf beweglicher Unterlage für viele Formen sieher noch lebhafteren Wasserwechsel (bezw. Luftwechsel im Wasser) als ihre Eigenbewegung allein ihnen gestattet, falls sie auf festem Substrat sitzen. Denn der Ausschlag er Sehwingungen und die Menge des dabei durehstrichenen Wassers wird ja grösser. Dies wären nur einige der Gesichtspunkte, die ich aus bisherigen Beobachtungen zur Biologie der Epiphyten im Meere entnehmen kann. s wäre nun zu wünschen, dass bei floristiseher Arbeit, wie namentlich auch in den Herbarien diese Gesichtspunkte Berück- Sichtigung fänden. In Herbaren können über die Häufigkeit von typischen Verbindungen zwischen zwei Formen sehr leicht statistische ufsehlüsse gewonnen werden, wie ich selbst es, z. B. für die Poly- siphonia fastigiata getan habe, die sich im Berliner Herbar (wo mit bstrat) nie auf anderem, und in 16 Belegen verschiedenster Her- kunft auf Ascophyllum nodosum findet. Mein selbst begonnenes Ver- 2eichnis typischer Gemeinschaften und Anlage eines derartigen Herbars werden eine weitere Grundlage bilden. Vor allem aber Sind die reichst besiedelten grossen Algen, wie Laminaria und Cystoseira, eigens auf ihre Epiphytenflora, deren Elemente m ihrem Standort an der Alge und den dadurch gebotenen Bedingungen zu untersuchen, Zustandekommen und Entwicklung der Besiedlung eventuell auf dem Wege des Experimentes festzustellen. Dass da- durch auch die für alle physiologische Arbeit an Meeresalgen so be- deutungsvolle Kultur in Aquarien gefördert werden kann, indem man durch Klarlegung der besonderen in der Vergesellschaftung gebotenen Vegetationsbedingungen der Möglichkeit. der Nachahmung näher “ommt, ist ausser Frage. = Münster (Westf.), am 15. Dezember 1906. 558 FRIEDRICH HILDEBRAND: Zygomorphe männliche Blüten bei einer Begonie.. 86. Friedrich Hildebrand: Uber drei zygomorphe - männliche Blüten bei einer Begonie. Mit drei Figuren im Text. Eingegangen am 19. Dezember 1906. Während bei Pflanzen, deren Blüten zygomorph sind, nicht gar zu selten sich aktinomorphe Blüten, Pelorien, bilden, von denen neuer- dings die durch die Handelsgürten verbreitete pelorisehe Form von Antirrhinum majus als besonders interessant sich gezeigt hat, so ist es höchst selten, dass anstatt aktinomorpher Blüten sich zygomorphe ausbilden. Einen solchen Fall beschrieb ich schon früher von einer Fuchsia‘), und bei der grossen Seltenheit der betreffenden Fälle scheint es mir geeignet, eine Beobachtung zur allgemeineren Kenntnis zu bringen, welche ich diesen Herbst an einer Begonie machte, deren speziellen Namen ich jedoch nicht anzugeben weiss, was aber nicht von besonderer Bedeutung sein dürfte. Es ist eine Art mit Blättern, denen des Ricinus ähnlich, aber ungleich geteilten, und gehört 7" den strauchigen. Ihre hellrosa Blüten stehen in reichen, aufrechter Blütenstànden. An diesen ist, wie gewöhnlich bei Begonien, — Endblüte immer männlich und radiär gebaut, ebenso die nüchst- folgenden, und diese Blüten stehen immer ganz aufrecht, ihre Achse ist die ganz gerade Verlängerung ihres Stieles. i An drei Blütenständen verhielt sich nun aber die männliche Endblüte ganz anders. Der Stiel derselben war nämlich an seinem Ende, dieht unter dem Ansatz der Blütenblätter, umgebogen. und = hatten diese nicht eine horizontale Lage, sondern sie nahmen IM Laufe der Entwicklung eine vertikale Lage an und standen auf dem Blütenstiele etwa wie ein Orchideenperigon auf dem Fruchtknotel- —— 1) Bot. Centralblatt 1899, Nr. 5/6. FRIEDRICH HILDEBRAND: Über die Fruchtstiele der Cyclamenarten 559 Mit dieser veránderten Richtung stand es nun in offenbarem Zu- sammenhang, dass die Blüte zygomorph gewordeh war; ausserdem hatte sie sich aber auch, gegenüber den normalen mánnlichen Blüten, welche auf diese endstündigen folgten, in der Zahl und Form ihrer Blütenblätter sehr verändert, anstatt der vier normalen Blütenblätter, von denen zwei grösser, als die beiden anderen sind, hatte sie deren nur zwei, und das obere hatte eine helmartige Gestalt, das untere war löffelartig, am Ende schwach zweispaltig und bedeutend kleiner 8 das obere. Durch dieses Verhältnis fielen die interessanten Blüten sehr auf gegenüber den normalen, aktinomorphen, anderen männlichen Blüten derselben Pflanze. usser diesen Formverhältnissen zeigte das obere der beiden Blütenblätter im Laufe der Blütezeit noch eine sehr auffallende Eigentümlichkeit in seiner Richtung zum Horizont, indem es zuerst, Fig. 1, etwas geneigt lag, dann, Fig. 2, sich mehr aufrichtete und schliesslich, Fig. 3, ganz aufrecht stand. Dies hing damit zusammen, ass der Blütenstiel am Ansatz der Blumenblätter sich mehr auf- richtete, aber auch mit der selbständigen Aufrichtung des oberen Blütenblattes; das untere blieb dabei in seiner ursprünglichen Lage. Dureh diese Verhältnisse wurde bewirkt, dass die Antherenachse, welche ursprünglich von dem oberen Blütenblatt überdeckt und da- durch mehr verborgen lag, freier hervortrat und schliesslich im horizontaler Lage aus der interessanten Blumenkrone hervorsah. Die beschriebenen Blüten bilden einen interessanten Fall von dem Zusammenhang der Lage zum Horizont mit der allgemeinen Gestalt der Blüten, welcher hier ohne künstliche Eingriffe sich ge- bildet hat. 87. Friedrich Hildebrand: Über die Fruchtstiele der Cyclamenarten. Eingegangen am 19. Dezember 1906. Es ist längst bekannt, dass bei allen Cyclamen-Arten die Stiele der Früchte spiralig aufgerollt sind, wovon nur Cyclamen persicum eine Ausnahme macht; dass aber die Aufrollung der Fruchtstiele m verschiedener Weise zuwege kommt, darauf ist noch nirgends aufmerksam gemacht worden, und ich möchte daher dies letztere tun und dabei auch das Verhalten der Fruchtstiele von Cyclamen Persicum mit in die Betrachtung ziehen. : . Wenn bei diesem die Befruchtung eingetreten ist, so macht sieh dies, wie auch bei allen anderen Cyclamen-Arten, dadurch kenntlich, 560 FRIEDRICH HILDEBRAND: «lass die Blumenkrone durch die auf ihrer Aussenseite sich mehr als auf der Innenseite dehnenden Kelchblätter hervorgedrückt wird, worauf diese, welche nun ihren Spannungsverhältnissen folgen können, zum Schutz der jungen Frucht sich kegelig über derselben zusammenschliessen. Ist dies geschehen, so fängt der Stiel der sich bildenden Frucht an, sich umzubiegen, was nicht etwa, wie man sieh auch leicht denken kann, dureh Erschlaffung desselben geschieht, sondern dadurch, dass die eine Seite desselben stärker gespannt ist, als die andere, wobei die Umbiegungsriehtung des Stieles meistenteils eine derartige ist, dass der an den geschlossenen LE inda Kürvomitehende Griffel nach unten gerichtet ist. Die Span mm welche: durch das einseitige Wachstum des Fruchtstieles didis gebracht wird, ist eine so starke, dass dieser Stiel sehr leicht an seiner Basis abbrieht, wenn man ihn aufzurichten sucht. Der Erfolg dieser Spannung ist nun der, dass dureh dieselbe die Frucht dem Erdboden aufgepresst wird und so den Schädigungen entzogen. T noeh mehr dadurch geschieht, dass die Frucht mit ihrer Unterseite in den Erdboden hineingedrückt wird. Bei den anderen Cyelamen-Arten findet nun’ immer eine Auf- rollung oder Spiraldrehung der Fruchtstiele statt, von welcher man früher meinte, dass sie überall in gleicher Weise vor sieh ginge, wobei sich aber, wie schon oben gesagt wurde, zwei sehr interessante Verschiedenheiten zeigen. Der bis dahin als allgemein eintretend angesehene Fall pc sich am besten bei Cyclamen neapolitanum beobachten, zeigt sie aber auch bei Cyelamen africanum und den meisten andern in dieser Beziehung beobachteten Arten, nämlich bei Cyclamen europaeum. ilicicum, cyprium, hiemale, pseud-ibericum, Coum, ibericum, — creticum, balearicum und repandum. Wenn hier die Befruchtung statt- gefunden hat") so fängt der Blütenstiel an in der Richtung sich weiter umzubiegen, in welcher die Blüte an, seinem Ende sich umgebogen befand. Zuerst geschieht dies in Eloicher Ebene mit dem unteren Teil des Stieles, nach kurzem wird aber die Biegung eine solche. dass die sich bildende Frucht auf die eine oder die andere id des Stieles zu liegen kommt, was nun der Anfang zu der Spi vu «rehung dieses Stieles ist, welche bald eine reehts-, bald eine E läufige wird, je nachdem derselbe naeh der einen oder nach t anderen Seite aus der Ebene, welche er früher mit der Frucht t bildete, heraustritt. Bei diesen Drehungen wird nun die Fruch entweder vanz von den letzten Windungen ihres Stieles jacis an done oder sie steht nur ein Stück, oder nur bis zu ihrer Basis aus ei ‚selben hervor, niemals ist aber eine Strecke des Stieles — 1) Bot. Zeit. 1895, Heft I. 8. or, und Cyelamen-Monographie S. 1: 2: | | Über die Fruchtstiele der Cyclamenarten. 56T | der Frucht gerade und von den Windungen ausgeschlossen, welche immer ihrer ganzen Ausdehnung nach an einer und derselben Frucht entweder rechtsläufig oder linksläufig sind. In höchst interessanter Weise abweichend zeigt sich nun das Drehverhältnis bei den Stielen von Cyclamen pseudo-graecum, welches. ich kürzlich in all seinen Phasen verfolgen konnte, indem mir von dieser, früher mit Cyclamen graecum verwechselten, auf Kandia wachsenden Art, — von weleher ich kürzlich in der Gartenflora (1906, S. 629) die nähere Beschreibung gegeben habe — fünf | blühende Pflanzen zur Beobachtung vorlagen. | Wenn hier die Befruchtung stattgefunden hat, so biegt sich der H Stiel der Blüte zuerst seiner ganzen Länge nach gerade so um, wie bei Cyclamen persicum, dann tritt aber eine ganz merkwürdige Ab- weichung ein. Es bildet sich nämlich bald höher, bald tiefer am Fruchtstiel ein sogenannter toter Punkt, von welchem aus die nun Sich vollziehenden Spiralwindungen des Stengels in verschiedener Richtung verlaufen, von diesem toten Punkt aus nach der Basis des Stieles hin rechts, in der Richtung der Frucht zu links gewunden. sind, oder umgekehrt. Die Zahl der Windungen ist eine verschieden srosse, meistens sind es unterhalb des toten Punktes weniger, -als- oberhalb desselben. In einem Falle beobachtete ich nicht nur einen toten Punkt, sondern deren zwei, in einem andern sogar drei, und anr in einem war überhaupt kein toter Punkt vorhanden, sondern die Windungen am Fruchtstiel waren alle linksläufig. Aber gerade dieser Fall zeigte namentlich — neben den anderen — die grosse Abweichung von der von Cyclamen neapolitanum beschriebenen und längst bekannten Drehungsweise des Fruchtstieles. Es blieb näm- lich auch in diesem Falle, ebenso wie an den andern, nach zwei entgegengesetzten Richtungen gedrehten Fruchtstielen das Ende des- selben unterhalb der jungen Frucht immer mehrere, bis über 20 mm, fast ganz gerade, ganz ungewunden. Durch dieses Verhalten kamen : nun ganz eigentümliche, täglich aufgezeichnete Lagen der jungen E cht zuwege: zu gewissen Zeiten lag sie dem Boden horizontal _ ; auf, riehtete sich dann senkrecht in die Hóhe, um dann wieder auf .. “en Boden sieh zu legen. Dabei nahm das Ganze eine interessante ` Ahnlichkeit mit einer sich ringelnden Sehlange an, deren Kopf Manchmal sich senkrecht in die Höhe richtet, manchmal wieder auf dem Boden liegt. Diese Ähnlichkeit mit einer züngelnden Schlange wird dadurch hervorgebracht, dass aus den geschlossenen Kelehblüttern der Frucht der Griffel wie eine Zunge hervorsteht. er Beispiele für Mimiery im Pflanzenreich sucht, könnte diesen Fall herbeiziehen, aber dass jemand ernstlich daran glauben sollte, i dass diese Schlangenähnlichkeit für die jungen Früchte von Cyelamen - Pseudo-graecum von Nutzen sei, ist doch wohl kaum denkbar. 562 FRIEDRICH HILDEBRAND: Über die Fruchtstiele der Cyelamenarten. Sehliesslich kommt es bei diesem Auf- und Abschwenken des Fruchtstielendes dahin, dass die sich weiter ausbildende Frucht, wenn sie die horizontale Lage am Boden angenommen hat, sich nicht wieder in die Hóhe bewegt, uud dass nun durch die weitere Spannung des Stieles, in dem gleichem Sinn, die Frucht. so dem Boden an- gepresst wird, dass sie in diesen ein Stück hineingedrückt wird und nur mit einem Teil über dessen Flüche hervorragt. Ganz gleiche Erscheinungen, wie die soeben von Cyclamen pseudo-graecum beschriebene, beobachtete ich auch bei Cyclamen Miliarakisíi, einer Art, welche sich von Cyclamen graecum und C. pseudo-graecum ausser dem allgemeinen Habitus besonders durch das abgerundete Ende der Antheren auszeichnet; und auch bei Cyclamen graecum wird sich die Sache ebenso verhalten, indem ich mich erinnere, dass ich in früheren Jahren, wo die im Freiburger botanischen Garten kultivierten Exemplare dieser Art Früchte ansetzten, diese nie von Spiralwindungen ihres Stengels eingehüllt waren, sondern, eine Strecke von diesem entfernt, dem Erdboden aufgepresst lagen. Ferner ist als vierte der hierhergehörigen Cyclamen-Arten das Üyelamen_Rohlfsianum zu nennen, welches nach langem Bemühen endlich in diesem Herbst zur Blüte gebracht werden konnte und drei Früchte ansetzte, welche alsbald an ihren Stielen die von Cyclamen pseudo-graecum oben näher beschriebene Art der Drehuug zeigten. In dem besprochenen, nach drei Richtungen verschiedenen Ver- halten der Fruchtstiele der Cuclamen-Arten haben wir einen se interessanten Fall nutzloser Verschiedenheiten vor uns. Durch alle drei Arten der Bewegungen, welche die Stiele der Blüten machen, nachdem die Befruchtung dieser eingetreten ist, wird ein und dasselbe Endziel, nämlich die Früchte zu ihrem Schutz an den Erdboden zu bringen, erreicht, und es erscheint ganz gleichgültig, ob dies durch einfaches Umbiegen des Fruchtstieles geschieht — bei C clamen persicum — oder durch die zweierlei Art des Aufrollens dieses Stieles: bei Cyclamen graecum, Miliarakisii, pseudo-graecum und Rohif- sianum auf die eine Weise, bei allen anderen Cyclamen- Arten, welche bis jetzt bekannt sind, auf die andere. Eine Zuchtwahl hat mit diesen so verschiedenen Wegen, auf welchen der Schutz für die Cydamen- Arten hervorgebracht wird, sehwerlich etwas zu tun gehabt. E SA e C p 4. SCHULZ: Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora. 563 88. A. Schulz: Über die Entwicklungsgeschichte der gegen- wärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mittel- deutschlands. IV.‘) Die Unterunstrut-Helmegrenze. Mit einer Karte. Eingegangen am 21. Dezember 1906. In meinen Grundzügen einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzen- welt Mitteleuropas seit dem Ausgange der Tertiärzeit”) habe ich den nördlich des Schweizer Juras, der Alpen und der Karpaten gelegenen Teil Mitteleuropas?) in eine Anzahl floristischer Bezirke zerlegt, die sich mehr oder weniger scharf voneinander abheben.*) Einer der am schärfsten begrenzten von diesen Bezirken ist der Saalebezirk, der das Flussgebiet der Saale — mit Ausschluss des grössten Teiles des Gebietes der Weissen Elster — sowie angrenzende Striche des Flussgebietes der Elbe — mit Ausschluss des Saalegebietes — und es der Weser umfasst). Der Saalebezirk zerfällt, wie ich in der genannten Schrift!) dargelegt habe, in zwei ungefáhr gleichgrosse Unterbezirke, einen nördlichen, den Nord-Saaleunterbezirk, und “men südlichen, den Süd-Saaleunterbezirk. Die Grenze zwischen esen beiden Unterbezirken*) beginnt an der Ostgrenze des Bezirkes etwas südlich von Lützen, verlüuft von hier nach Burgwerben bei Weissenfels, fällt darauf bis zur Gonna (bei Sangerhausen) mit der Wasserscheide zwischen den Flussgebieten der Geisel und der Salzke einerseits, den der unteren Unstrut — von der Helmemündung èd — und der Helme andererseits zusammen und verläuft dann an der Norderenze der Zechsteingypszone des Südharzes bis zur West- grenze des Bezirkes. Ich habe?) diese Grenze als Unterunstrut- 1) Vgl. diese Berichte 24. Bd. (1906) S. 441 u. f, sowie S. 512 u. f. 2) Jena 1894, S. 116 u. f. Otra Gebiet ist im Folgenden kurz als Mitteleuropa bezeichnet; betreffs Srenzung vgl SCHULZ, a. a. O. S. 138. Bu i Mpes der Gründe für diese Einteilung und des Verhältnisses der einzelnen u einander vgl. SCHULZ, a. a. O. S. 116 u. f. : Plia Betreffs seiner Grenzen vergl. SCHULZ, Entwicklungsgesch. der phan. = end. des Saalebezirkes (Halle 1893) S. 1 Aum. 1, und Ders., Studien über * Phan. Flora und Pflanzendecke des Saalebezirkes I. (Halle 1902) Karte. 6) S. 119—190. HS Vergl. hierzu SCHULZ, Studien L, Karte, sowie die der vorliegenden Ab- : ng beigegebene Karte. 8) SCHULZ, Grundzüge S. 119. 564: A. SCHULZ: Helmegrenze, ilren östlichen Teil — bis zur Gonna nach W — als Unterunstrutgrenze, ihren westlichen Teil als Helmegrenze bezeichnet. Die beiden Unterbezirke haben zwar sehr viele gemeinsame Züge, durch die sie sich scharf von ihrer Umgebung abheben, und die dadurch die Vereinigung der beiden Unterbezirke zu einem einzigen Bezirke rechtfertigen, weichen aber in anderen Punkten recht bedeutend voneinander ab. Von den vier Elementegruppen der indigenen mitteleuropäischen Phanerogamenflora*) ist im Saalebezirke die zweite sehr reich entwiekelt; es wachsen in ihm mehr Elemente dieser Gruppe als in den im Osten, Norden und Westen an ihn angrenzenden Bezirken zusammen. Zahlreiche von seinen Elementen dieser Gruppe, darunter viele in den Nachbarbezirken fehlende oder nur sehr spärlich vorkommende, sind in ihm recht weit verbreitet. Die weitaus meisten Elemente der zweiten Gruppe des Saalebezirkes kommen sowohl in seinem südlichen, als auch in seinem nördlichen Unterbezirke vor; eine grosse Anzahl von diesen ist in beiden Unterbezirken weit verbreitet. Die im Süd-Saaleunterbezirke nicht vorkommenden Elemente der zweiten Gruppe des Nord-Saaleunter- bezirkes wachsen entweder nur im nordöstlichen Teile des Nord- Saaleunterbezirkes oder sind in letzterem, vorzüglich — oder aus- schliesslich — in seiner Osthülfte, weiter verbreitet; südlich von alle und im eigentlichen Harze kommt aber fast keins von diesen vor. Die meisten derjenigen Elemente dieser Gruppe, die im Süd- Saaleunterbezirke wesentlich seltener sind als im Nord-Saaleunter“ bezirke, kommen in jenem vorzüglich oder nur im nördlichen Teile, 2. T. sogar nur in der Nähe seiner Nordgrenze vor. Die meisten der nur im Süd-Saaleunterbezirke beobachteten Elemente der zweiten Gruppe wachsen ausschliesslich oder hauptsächlich in dessen var lichem oder nördlichem — vorzüglich nordwestlichem — "a Vorzüglich in diesen Gegenden kommen auch die Elemente Vol - àusser im nördlichen auch im südlichen Unterbezirke wachsen, = jenem aber weniger verbreitet sind als in diesem; im nördlichen Unterbezirke tritt ein Teil von diesen nur im Südosten auf. Infolge dieser Art der Verbreitung der Elemente der zweiten Gruppe 1 den beiden Unterbezirken des Saalebezirkes treten die geringen ner. schiede, die hinsichtlich dieser Gruppe zwischen den beiden ees bezirken bestehen, nur sehr wenig hervor. Der Saalebezirk ersche! " vielmehr hinsichtlich dieses Teiles seiner Flora durchaus als Einhe! und hebt sich als solehe scharf nieht nur aus seiner Umgebunb sondern auch aus ganz Mitteleuropa, vorzüglich aus dessen ee licherem Teile heraus. — oo e /—. 1) Vergl. SCHULZ, diese Berichte 24. Bd. (1906) S. 442. BB = ss TER > KA las, T 8 a Smg- Ne £4 quoszZ WW eu qv 9, m "$9. iS nio] IQUAO, : rE 8^.8 2 == : Mog ~ a n O) n © Na > MEC; VHF 5 ^ - E d e piypiso [A odd ER 2 3 uL Cn y| RRE Q b o 5 o : s)2pny. E DEP ge C | ON RN anc & * ha d & Ingwe, uasoy 2 38% = j SDD. AOS à. S = E 77 Nuuajoy > s D E E B . ISTM; 4 x : H € [>] & 3 - m2. 64ng12 3, ; N 22110]2$ jon apo E © "s ^ m 95 PU ES u ua "AG 9 DS fe = e , ` > “ » Q = 722} wei w DA [ NA S P? 2 Š I ER Tm 7 9J A. E P E - 1 Es 02. UE 2m "e - UREY, 75720 * Mo 15% RE), u à 4n aaa / INGOS | ed 2 / fi $275 s saapi vi 2 ILL ng. x : "USU: : b 2? et 1 A 2S 2) i id z s d á F> A o * T MS s i» PAON n \ o Var à S o zd a 19426 n EM NE. maj € e mr P E 7$ ADS" lm. x 1 : oe n o = >22 N Au > V N S dy S = ue 328 m Re NSN FE 10 VISAD WESA x Ep JR EE RS ~ i uegumoh| = © .2 ” is fgspup hrs 4 iq] 7 oss WV : ; *4 21 P 5 RE RT 7 s N 835 T q "Yom ». a sf RE ZI 2d, ? PW ! IE ee 3 Q Md 414j2, 3139/7 A REF A A: ec SA ^k : "$ $1 QS s Rz PISFIOHIE Bra? Bauan M d e & KA YEN ZAN M y £ j 2 "8 E S ; n 221512 Q7 — iz co2012D 1 LDMU IE ELE Y “oj A 3 E ^ = TUNU. UO, TE ri SWEN Wg ; ION o 5 JD MEN, e: AGA a, 25. 4 a -- 273 X 2 S UGS D I MA Lao eos? AW 7 so p 83 E'S 3 o6 sun ] f E n o S B. Ji tayoy ^s i N, Elan 7 gQ ESI 2 èp € yup, ! SQUE. Eng = = S sI 799 : e i j S C FRE = LEER Eo 3 Ls ) N SEET- «3 s mqueq ERFARRZO 73 » : de 3 ES "E Epod S rud 2 v t > R252079 5o gm = E dquen, (roa. "U0254208 S d NEE. Lo "ES. A I "ay, ugs. W> i f? Bi J " ) 2 =] D 5 LITST], OX quogoz fatio : en "235 Y 2 2922Y m. Tp AR X 4 23393 P. GG © 2 or 2 1 *£$ E 249? s: = M^ e [ N 75Q daoa A ; o Sg 2.0 " s e — on x L - Mistings nur unmittelbar südlich von der Grenze am südlichen Harzrande. " ^ 566 A. SCHULZ: Ganz anders als die zweite Gruppe sind die drei anderen Gruppen im Saalebezirke verbreitet. Von ihnen hat die vierte nur einen recht geringen Anteil an der Zusammensetzung der Flora des Bezirkes. Im Süd-Saaleunterbezirke kommen nur sehr wenige Elemente der vierten Gruppe vor. Der Nord-Saaleunterbezirk ist etwas reicher daran; die meisten seiner Elemente dieser Gruppe sind auf seine nördlichen Landschaften, z. T. sogar auf seine nörd- lichsten Grenzstriche beschränkt. Wesentlich abweichend verhalten sich die Elemente der ersten und die der dritten Gruppe. Von beiden Gruppen kommen im Süd- Saaleunterbezirke bedeutend mehr Glieder vor als im Nord-Saale- unterbezirke. Viele der Elemente dieser Gruppen sind in jenem Unterbezirke strichweise sehr häufig, und ein Teil von diesen hat einen grossen Anteil an der Physiognomie der Vegetation ganzer Landschaften desselben. Da jedoch die Nachbarbezirke hinsichtlich dieser Gruppen sehr bedeutend vom Süd-Saaleunterbezirke abweichen, so wird durch diesen Unterschied zwischen den beiden Unterbezirken die Einheit des Bezirkes diesen Bezirken gegenüber nicht aufgehoben. Zahlreiche Elemente beider Gruppen wachsen — teils nur mehr oder weniger zerstreut, teils jedoch wenigstens strichweise reichlich — in einem grossen Teile des Süd-Saaleunterbezirkes bis zu dessen Nordgrenze hin!) und treten z. T. in deren Nähe an vielen Stellen und an einer Anzahl davon in recht bedeutender Individuenanzahl auf, kommen aber nördlich der Grenze entweder gar nicht vor, oder treten doch hier nur spärlich oder höchstens in wenigen engbegrenzten Strichen oder nur in einem in grósserer Individuenanzahl auf. Durch diese Art der Verbreitung der Elemente der ersten und der dritten Gruppe im Saalebezirke wird die Unterunstrut-Helmegrenze zu einer der schärfsten und auffälligsten Florengrenzen Mitteleuropas. Von den Elementen der ersten Gruppe treten einige im Süd-Saaleunter- bezirke bis zu dessen Nordgrenze hin weitverbreitete und strichweise sehr häufige im Nord-Saaleunterbezirke entweder nur im Südosten — ? der zwischen der Uuterunstrutgrenze, der Ostgrenze des bezirkes von der Unterunstrutgrenze bis zur Fuhneniederung ! Norden, der Nordgrenze des Fuhne- und des Harzwippergebietes nach Westen bis zum Beginne des Schiefergebirges im Harze, - der Ostgrenze des Sehiefergebirges im Harze gelegenen, T -r Salzke-Saale-Florengebiet genannten Landschaft —, hier aber z. T. strichweise an recht zahlreichen Stellen und in gross 2j Individuenanzahl, oder hier — z. T. strichweise recht verbreitet — und ausserdem, doch in etwas anderer Anpassung an das Klima, 17 Unter- g nach 1) Eine Anzahl Elemente der ersten Untergruppe der ersten Gruppe wächs } Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora. 567 Harze auf. Andere im Süd-Saaleunterbezirke weiter verbreitete Elemente dieser Gruppe wachsen im Nord-Saaleunterbezirke nur im Harze. Im Harze kommt auch eine Anzahl Elemente-dieser Gruppe vor, die dem südlichen Unterbezirke fehlen. Diese haben im Nord- Saaleunterbezirke sämtlich aber nur eine unbedeutende Verbreitung; die Mehrzahl von ihnen wächst hier nur im Brockengebirge. Aus- schliesslich ausserhalb des Harzes kommen im Nord-Saaleunterbezirke keine im Süd-Saaleunterbezirke nicht wachsende Elemente der ersten Gruppe vor. Nur wenige dieser Elemente sind im Nord-Saaleunter- bezirke häufiger als im Süd-Saaleunterbezirke; sie wachsen in jenem vorzüglich im Harze. Diejenigen Elemente der dritten Gruppe, die im Nord-Saaleunterbezirke weniger verbreitet sind als im Süd- Saaleunterbezirke, wachsen in jenem vorzüglich im Harze und in en nördlich vom Harze gelegenen Berggegenden: im Huy, im Oder, auf der Asse und im Elm. Östlich von diesen Berggegenden kommen im Nord-Saaleunterbezirke nur wenige Elemente dieser Gruppe vor; an der Nordostgrenze dieses Unterbezirkes, in der Nähe der Elbe, wachsen aber zwei Elemente dieser Gruppe: Nasturtium pyrenaicum (L.) und Cytisus sagittalis (L.), die dem übrigen Unter- bezirke und dem Süd-Saaleunterbezirke fehlen‘). Ausser diesen beiden sind im Nord-Saaleunterbezirke nur noch sehr wenige’ im Süd-Saaleunterbezirke nieht wachsende Elemente der dritten Gruppe vorhanden. Auch kommen nur wenige Elemente dieser Gruppe im Nord-Saaleunterhezirke häufiger vor als im Süd-Saaleunterbezirke. * Die Ursache der soeben geschilderten Art und Weise der Ver- breitung der Elemente der vier Elementegruppen der mitteleuropá- Ischen Phanerogamenflora im Saalebezirke lässt sich leicht feststellen. Die Elemente der ersten Gruppe waren während der Periode des Bühlvorstosses®) ohne Zweifel im Saalebezirke recht weit verbreitet. Sie verloren ?) in der Folgezeit bis zum Höhepunkte des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode, soweit sie sich überhaupt im aalebezirke erhielten, den gróssten Teil ihres Areales in diesem. Die überlebenden vermochten sich wührend des Hóhepunktes nur an wenigen, ihnen besonders zusagenden Örtlichkeiten zu erhalten. ür die aus den Hochgebirgen südlich von Mitteleuropa ein- Sewanderten Elemente der ersten Untergruppe dieser Gruppe, die Meist mehr oder weniger fest an kalkreichen Boden angepasst waren, . D Cytisus sagittalis ist nur bei Aken, Nasturtium pyrenaicum ist dagegen en einer grösseren Anzahl Stellen beobachtet worden; vgl. SCHULZ, Studien über die d Phan, Flora und Pflanzendecke des Saalebezirkes I. S. 20 und 30. 2) Vgl. SCHULZ, diese Berichte 24. Bd. (1906) S. 516. 3) SCHULZ, a. a. O., 8. 519 u. f. 568 À. SCHULZ: gab es solche Örtlichkeiten fast nur im Süd-Saaleunterbezirke, und zwar vorzüglich in dem Zechsteingypsgebiete am südlichen Harz- rande, in den dem Thüringer Walde im NO vorgelagerten hóheren Berggegenden mit kalkreichem Boden und in dem z. T. zum benach- barten Oberweserbezirke gehörenden, das Eichsfeld, den Dün und das Ohmgebirge umfassenden Berglande. Die aus dem Norden ein- gewanderten Elemente dieser Untergruppe dagegen, die meist feuchte Orte bewohnten, konnten sich damals nur in der oberen Region der höchsten Gebirge des Bezirkes — des Fichtelgebirges, des Franken- waldes, des Thüringer Waldes und vorzüglich des Harzes — erhalten. Auch die meisten Elemente der zweiten und dritten Untergruppe der ersten Gruppe blieben damals nur in den genannten höheren Gegenden des Bezirkes erhalten. Nicht wenige der Elemente der ersten Gruppe erfuhren damals an allen ihren Erhaltungsstellen im Saalebezirke oder an einem Teile von diesen eine derartige Anderung ihrer bisherigen klimatischen Anpassung"), dass sie sich nach diesem Zeitpunkte, während des letzten Teiles der ersten heissen Periode, je nach dem Grade der Änderung ihrer klimatischen Anpassung früher oder später, wieder auszubreiten vermochten. Die an unbeschatteten oder schwach beschatteten Örtlichkeiten lebenden von ihnen?) wanderten von den Berggegenden im südlichen Teile des Süd-Saaleunterbezirkes her durch die Saale- und Ilmgegend nach Norden, drangen aus der Gegend der Ilm- und der Unstrut- mündung in die Gegend der unteren Unstrut und die im Süden an sie angrenzenden Striche ein und breiteten sich hier mehr oder weniger weit aus?) An der Unterunstrutgrenze ändert sich die Beschaffenheit des Bodens. Während in der Saale- und Ilmgegend von den Vorbergen des Thüringer Waldes bis zur Gegend der Unterunstrutgrenze hin fast ohne Unterbrechung kalkreicher ursprüng- licher (Fels- und Felsdetritus-) Boden vorhanden ist, finden sich nördlich von der Grenze im östlichen Teile des Nord-Saaleunter bezirkes nur noch kleinere Partien mit solchem Boden, die dur weite Flüchen mit kalkarmem ursprünglichem Boden und vorzüglich mit Diluvialboden voneinander getrennt sind. Infolge hiervon konnten diejenigen von diesen Gewächsen, die an ursprünglichen Boden, vorzüglich an kalkreichen angepasst sind*) und nur Bu weise und in kleinen Sprüngen zu wandern vermögen, — damals un 1) Vgl. SCHULZ, a. a. O. S. 590. 2) Vgl. hierzu SCHULZ, Studien über die phan. Flora und Pflanzendecke lands I., Zeitschr. für Naturw. 78. Bd. (1906) S. 51 u. f. (91 u. f). * -..8) Vgl. SCHULZ, a. a. O. S. 57. xu j CES um nach ihrer Neuanpassung auch immer waren, vgl. pu Deutsch- Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora. 569 später — nordwärts gar nicht oder nur sehr wenig weit!) über die Unterunstrutgrenze hinaus vordringen. Die mit grösserer Aus- breitungsfähigkeit ausgerüsteten von diesen Gewächsen, namentlich die, die zeitweilig hinsichtlich des Kalkgehaltes des Bodens indifferent waren, gelangten z. T. etwas weiter über die Grenze hinaus") Die neu- angepassten Elemente hatten während der folgenden. ersten kühlen Periode wieder zu leiden und erfuhren damals vorzüglich in den in weiterer Entfernung südlich von der Unterunstrutgrenze gelegenen — höheren — Gegenden eine Gebietsverkleinerung. Vielleicht noch bedeutender war diese bei einem Teile von denjenigen dieser Elemente, die die Unterunstrutgrenze überschritten hatten), nördlich von dieser während des Höhepunktes des trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode, wo hier ohne Zweifel ein sehr trockenes und heisses Sommerklima herrschte. Damals sind vielleicht einige dieser Gewächse wieder vollständig nördlich von der Unterunstrut- Srenze verschwunden. Später breiteten sich die neuangepassten Elemente der ersten Gruppe im östlichen Teile des Bezirkes — falls sie nördlich von der Unterunstrutgrenze lebten; meist auch nördlich von dieser — wieder ein wenig aus?). Das Vorkommen‘) von Neuangepassten Elementen der ersten Gruppe, vorzüglich deren erster Untergruppe, die die Unterunstrutgrenze von Süden her überschritten haben, aber nicht über die Harzwipper hinaus nach N vorgedrungen sind, im Salzke-Saaleflorengebiete ist der eine der Hauptcharakter- züge dieses Florengebietes, durch die es in einen scharfen Gegensatz zu den übrigen Florengebieten des Nord-Saaleunterbezirkes tritt und sich dem Süd-Saaleunterbezirke nähert. Westlich von der Ilm hinderte das Keuperbecken die Nordwanderung der an unbeschatteten oder schwach beschatteten Boden angepassten Elemente der ersten Gruppe mit veränderter Anpassung an das Klima. Erst in dem westlichen Grenzstriche des Bezirkes und westlich von diesem konnten Solche Gewächse wieder nordwärts vordringen. Es sind von hier aber nur wenige in den zum Saalebezirke gehörenden Teil des Harzes gelangt, da dieser durch ein für diese Gewächse wenig Sünstiges Gebiet von den — z. T. recht weit im Norden gelegenen — inia ei 1) Vgl. Anm. 2, 2) Zum Teil vielleicht erst während des ersten Teiles der zweiten heissen Periode, 3) Einige neuangepasste Elemente dieser Gruppe sind während der ersten und Pflanzendecke Deutschlands L, Zeitsch. für Naturw. 78. Bd. (1906), S. 59. 4) Manche davon, z. B. Ses varia (Jacq.) uud Helianthemum oelandicum ."Menbg. treten im Salzke-Saaleflorengebiete strichweise in bedeutender Indi- Yiduenanzahl auf. As . Gegenden eingedrungen. 510 A. SCHULZ: Erhaltungsgebieten und den Wanderungswegen dieser Gewächse getrennt ist). Eine Nordwanderung vom südlichen Harze her. wo sich zahlreiche Elemente der ersten Gruppe erhalten und neu- angepasst hatten, verhinderte der vorgelagerte höhere Harz, dessen Ver- hältnisse für diese Gewächse sehr ungünstig sind und es stets waren. Auch nach Osten, in das Salzke-Saaleflorengebiet hinein konnten die meisten der neuangepassten Elemente des Südharzes nicht vordringen, da sie sich fest an den Gypsboden angepasst hatten und diesen nieht verlassen konnten. Dagegen sind aus dem zum Nord-Saaleunterbezirke — und vielleicht auch aus dem zum Ober- weserbezirke — gehörenden Teile des Harzes?) einige Elemente in die vorliegenden niedrigeren Gegenden des Nord - Saaleunter- bezirkes eingewandert; darunter waren Arten, die von Süden her gar nicht oder nur bis zur Unterunstrutgrenze oder noch nicht so weit vorgedrungen sind?)*). Ahnlieh wie die an unbeschatteten oder wenigbeschatteten Örtlichkeiten wachsenden Elemente der ersten Gruppe verhielten sich auch diejenigen im Walde: wachsenden Elemente dieser Gruppe, deren klimatische Anpassung eine eni- sprechende Änderung erfahren hatte. Das Vordringen über die Unterunstrutgrenze hinaus wurde bei dieser vorzüglich -durch die Waldarmut des Salzke-Saaleflorengebietes verlangsamt oder verhindert. Die Waldarmut?) der dem Harze im Osten und Norden vorgelagerten niedrigeren Striche des Nord- Saaleunterbezirkes war auch die Ursache, dass vom Harze her nur wenige dieser Elemente weit m die niedrigeren Gegenden des Nord-Saaleunterbezirkes einwanderten und sich in ihnen ausbreiteten. Wahrscheinlich sind manche Elemente» die nach dem Höhepunkte des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode aus dem Harze in diese Striche eingewandert yap während des trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode; 1) SCHULZ, Studien über die phan. Flora und Pflanzendecke Deutschlands I. S. 66. 2.2. O. S. 66. 2) Ob auch aus westlich vom Harze gelegenen Berggegenden, etwa i Süntel, wo sich hóchstwahrscheinlich Elemente der ersten Gruppe erhalten U neuangepasst haben? is 3) Vgl hierzu SCHULZ, Studien über die phan. Flora und Pflanzendecke de Saalebezirkes I. S, 39 u. f.. wo eine Anzahl dieser Gewüchse bebandelt ist; interessanteste von ihnen ist Cotoneaster integerrima Med., a. a. O. S. 49. die 4) Umgekehrt haben manche Elemente dieser Gruppe sicher oder pei scheinlieh von S her die Unterunstrutgrenze überschritten, die nicht über ) Harzrand hinaus in das Vorland vorgedrungen sind, so z. B. Sesleria varia dem und Carlina acaulis L.; vgl. SCHULZ, Studien über die phan. Flora Deutse lands I. S. 66. sei 5) Sie hat ihre Ursache in den Bodenverbültnissen dieses Gebietes. sec : die Fichte, die sich vom Oberharze nach Nordwesten ausgebreitet hat, infolge der für sie ungünstigen Bodenverhältnisse nicht aus dem Harze 19 pd Entwicklungsgeschichte der gegenwürtigen phanerogamen Flora. 511 wo die Waldarmut dieser Gegenden noch bedeutender war und die vorhandenen Wälder sehr licht und trocken waren, aus ihnen wieder verschwunden. ie die Elemente der ersten Gruppe, so waren auch die Elemente der dritten Gruppe ehemals, und zwar wührend des ersten warmen Abschnittes der ersten heissen Periode, im Saalebezirke weit verbreitet. Während des trockensten Abschnittes dieser Periode verloren sie den grössten Teil ihres Areales im Bezirke. Während des Höhepunktes dieses Abschnittes lebten diejenigen von ihnen, die sich überhaupt im Bezirke erhielten, meist in den dem Thüringer Walde im Nordosten vorgelagerten höheren Berggegenden mit kalk- reiehem Boden und in den Berggegenden mit kalkreichem Boden im westlichen Teile des Bezirkes. Im Harze, sowie im Thüringer Walde, Franken Walde und Fichtelgebirge erhielten sich fast") nur Elemente ohne höheres Kalkbedürfnis. Nach dem Ausgange des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode breiteten sich iese Elemente auf denselben Wegen wie die neuangepassten Elemente der ersten Gruppe von neuem aus?) Noch weniger als diese waren sie imstande, von Süden her die Unterunstrutgrenze zu überschreiten und sich nördlich von ihr auszubreiten. Während des trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode war für sie das Klima nördlich von der Unterunstrutgrenze noch verderblicher als für die neuangepassten Elemente der ersten Gruppe. Damals ver- schwanden wahrscheinlich einige von ihnen wieder ganz aus diesem Landstriche. Auch schon vorher, während der ersten kühlen Periode, hatten diese Elemente, die ohne Zweifel während des trockensten Absehnittes der ersten heissen Periode gegen sommerliche Feuchtigkeit und Kühle empfindlicher geworden waren, eine Arealverkleinerung erfahren, an die sich aber während des ersten Teiles der zweiten heissen Periode eine neue Vergrösserung der Areale der einzelnen Elemente anschloss. Wie die Elemente der ersten Gruppe, so konnten auch die der dritten Gruppe bei ihrer Neuausbreitung nur m geringer Anzahl nach dem Südharze gelangen, und ebensowenig Wie jene konnten sie durch den Harz hindurch nach Norden vor- dringen. Vom Harze her breiteten sich einige Elemente der dritten Gruppe mehr oder weniger weit in den vorgelagerten Gegenden aus, doch konnten sie sich während des trockensten Abschnittes der Zweiten heissen Periode ausserhalb des Harzes fast?) nur in den höheren Berggegenden nördlich von diesem erhalten. l Auf dem Gypse des Südharzes erhielten sich wohl nur sehr wenige Elemente dieser Gruppe. 2: : 2) Vgl. hierzu SCHULZ, Studien über die phan. Flora des Saalebezirkes, S. 14 uf _3) Vgl. hierzu das in meinen Studien über die phan. Flora des Saalebezirkes I. 8 20-21 betreffs Nasturtium pyrenaicum (L), sowie das a. a. O. S. 30 betreffs Cytisus sagittalis (L.) und Helianthemum guttatum (L.) Gesagte. | 512 A, SCHULZ: Die Elemente der vierten Gruppe verschwanden wahrscheinlich während des trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode vollständig aus dem Saalebezirke. Während der zweiten kühlen Periode drangen sie von neuem aus dem nordwestlichen Deutschland nach Osten und Südosten vor, doch waren sie meist nicht imstande, über seine Grenzstriche im Norden: hinaus in den Bezirk ein- zudringen. Die Elemente der zweiten Gruppe des Saalebezirkes haben sich . fast sämtlich in diesem während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode fest angesiedelt. Sie sind in ihn teils aus Osten, von der Elbe und Havel her, teils aus Westen, von der Werra her, eingewandert. Am Ende jenes Zeitabschnittes waren sowohl der nordöstliche als auch der südwestliche Teil des Bezirkes etwas reicher an diesen Elementen als seine beiden anderen Teile. Die südwestlichen Einwanderer waren wahrscheinlich meist erst spät in jenem Zeitabschnitte in den Bezirk gelangt und selbst während ihrer Einwanderungszeit grösstenteils ziemlich stark kalkbedürftig. Viele von ihnen waren infolgedessen am Ende des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode im Bezirke wohl noch nicht weit von der Gegend ihrer Einwanderung in diesen, offenbar dem Striche zwischen dem Thüringer Walde und dem Harze, nach Norden — im Westen hinderte der Harz das Vordringen nach Norden — und Osten vorgedrungen. Die östlichen Einwanderer waren zum grossen Teil wohl recht frühzeitig in den Bezirk gelangt, doch hinderte viele von ihnen ohne Zweifel der Umstand, dass sie bis zum Bezirke auf kalkarmem Boden gewandert waren und hierdurch mehr oder weniger kalkfeindlich geworden waren, am Vordringen aus der Elbegegend, wo sie wohl meist Jh den Bezirk eingewandert waren, in den Süden und Westen des Bezirkes. Im Salzke-Saaleflorengebiete und in der Gegend der unteren Unstrut trafen die beiden Wandererstróme zusammen; diese Landschaft wurde hierdurch zur reichsten des Saalebezirkes an diese? Elementen. Sie blieb es auch, als der Bezirk in der ersten kühlen Periode den grössten Teil seiner Elemente der zweiten Grupp® a büsste, da sie damals von allen Landschaften des Bezirkes klimatisch am meisten begünstigt war. Bedeutend weniger begünstigt Ware? s pi nordwestliche Teil — westlich von der Unstrut — und die Mitte des Süd-Saalebezirkes, und vorzüglich sein Westen, Süden und One Auch der Nordosten des Nord-Saalebezirkes war damals weniger begünstigt als das Salzke-Saaleflorengebiet, und am ungünstigsten für diese Gewüchse war damals in diesem Unterbezirke das Klima seines nordwestlichen Teiles und vorzüglich das des Harzes. Abgesehen VoL diesem Gebirge, sowie dem Thüringer Walde, dem Franken Walde us dem Fichtelgebirge — nebst dem nördlichen Vorlande der beidenletztere" bis zum Zechsteinsaume — waren wührend der ersten kühlen Periode , t 3 i | à | Entwieklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora. 573 in allen Landschaften des Saalebezirkes, dessen Boden fast in allen seinen Strichen für die Mehrzahl dieser Gewächse sehr geeignet ist, die Verhältnisse günstiger als in den günstigsten Landschaften der Naehbarbezirke, so dass sich in ihnen mehr Elemente der zweiten Gruppe erhielten als in diesen. Während des trockensten Ab- schnittes der zweiten heissen Periode breiteten sich die Elemente der zweiten Gruppe von neuem aus, doch bei weitem nicht in dem Masse wie während des entsprechenden Abschnittes der ersten heissen Periode. Auch bei dieser Neuausbreitung drangen von Süden her manche Elemente nicht über die Unterunstrutgrenze'), andere nieht über die Nordgrenze des Salzke-Saaleflorengebietes nach Norden vor?. Das Vorkommen dieser letzteren, von denen manche im Süd-Saaleunterbezirke recht weit verbreitet sind, im Salzke-Saale- florengebiete — und zwar z. T. an zahlreichen Stellen — ist der andere der beiden Hauptcharakterzüge, durch die sich dieses Floren- gebiet scharf von den übrigen Florengebieten des Nord-Saaleunter- bezirkes abhebt und dem Süd-Saaleunterbezirke nähert?). * Ld DRUDE hat seinen Hereynischen Florenbezirk in vier Gaue ein- Seteilt*), in 1. den westhereynisehen Gau, 2. den mittelhereynischen Gau, 3. den osthereynischen Gau und 4. das hercynische Bergland. Der mittelhereynische Gau’) wird von ihm in drei Landschaften zerlegt, in 1. das Thüringer Becken, 2. das.Land der unteren Saale "nd 3. das Land der Weissen Elster. Die Grenze zwischen den beiden ersten von diesen drei Landschaft fällt fast vollständig mitmeiner Unterunstrutgrenze zusammen?) während — nach DRUDE's Karte — MeL 1) So z. B. Gypsophila fastigiata L. und Arabis auriculata Lmk., die in der Nähe der Grenze wachsen, sowie Peucedanum alsaticum L., das nicht so weit vor- gedrungen ist. 2) Z. B. Helianthemum procumbens Dun. und Hypericum elegans Steph. 3) Betreffs der weiteren Geschicke dieser Elemente vgl. SCHULZ, diese Berichte %4. Bd. (1906) S. 449—450. 4) DRUDE, a. a. O. S. 39— 9) Diesen Gau bezeichnet er auch als thüringischen Gau. Liese Bezeichnung aber ganz unzulässig, da der Gau auch den ganzen östlichen Teil des Nord- Saaleunterbezirkes nach Westen bis Halberstadt und Wanzleben — ausschliesslich des Harzes — umfasst. | de . 6) DRUDE sagt (a. a. O. S. 384) von dieser Grenze: „Die Hauptgrenze... ist ne orographische; der Kamm der im Nordosten die Unstrut zwischen Nebra und aumburg eindämmenden und grösstenteils aus Muschelkalk bestehenden Triasberge bildet bis Querfurt die Grenze, welche dann in gleicher Richtung an Eisleben vor- bei auf die Grafschaft Mansfeld am Ostrande des Harzes zulüuft.* Auf DRUDE's Karte verläuft die Grenze von der Saale bis Querfurt aber nicht auf dem ,Kamme* der ,Triasberge* — der aus Diluvium besteht — sondern auf den meist von Trias- Gesteinen gebildeten Hängen des Unstruttales und des Tales Steigra-Querfurt. 514 W. ZOPF: die Grenze zwischen dem Harze, einer der Landschaften des Gaues des hereynischen Berglandes, und dem Thüringer Becken fast ganz") der Helmegrenze gleicht. DRUDE hat dies vollständig mit Still- schweigen übergangen. Die Unterunstrutgrenze ist nach DRUDES Meinung eine orographische Grenze. Er bezeichnet sie’) als „Nord- grenze montaner Kalkpflanzen*, sagt?), dass „der Unstrut aufwärts — Verbindungen folgen, welche die floristische Landschaft der unteren Saale nicht kennt“, und führt*) von diesen, d. h. von den hier verlaufenden Nordgrenzen, einige auf. Die auf die Süd- grenze des Harzes bezügliche Angabe DRUDE's?) verstehe ich nicht. 89. W. Zopf: Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. Mit Tafel XXIII. Eingegangen am 21. Dezember 1906. H. 1. Über Ramalina kullensis n. sp. i einem mehrwöchentlichen Aufenthalte in Mölle auf der Halbinsel Kullen an der Westküste -Schwedens im August und Sep- tember vorigen Jahres, der den Zweck hatte, gewisse Flechten in Menge für Flechtensáureuntersuchungen zusammenzubringen, fan ich unter anderem Gelegenheit, die reiche Ramalinenvegetation i aus Granit bestehenden Klippen und Blöcke der Strandregion ein gehend zu beobachten. der | ——— 1) Aber nicht ganz, denn ein em des Gypsgebietes, der Alte Sue. gehört nach der Karte zum Harze. Im Texte freilich wird offenbar dep Gypsgebiet zum Harze gezogen. 2) Auf der Karte auf S. 53. 3) A. a. O. S. 382—383. der 4) Nach den Karten in meinen 1887 erschienenen en mgebung von Halle. . 5) A. a. O. S. 489 3, Abs. Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. 515 Hier trat mir ausser Ramalina angustissima (Anzi) (R. subfari- nacea Nyl), die ich in ZAHLBRUCKNER’s Cryptogamae exsiccatae Nr. 1252 herausgab, und ausser R. scopulorum (Dicks) noch eine andere Ramalina entgegen, die gestaltlich eine gewisse Ähnlichkeit mit R. scopulorum aufwies, aber auffälligerweise statt der Rotfärbung des Markes mit Kalilauge eine blosse Gelb- färbung zeigte, und hierdurch zugleich von R. cuspidata Nyl. abwieh, deren Mark bekannlich mit Kalilauge überhaupt keine Reaktion gibt. Es war daher zu vermuten, dass die in Rede stehende Form eine neue Art darstelle. Die nähere morphologische und chemische Untersuchung, über deren Resultate ich im Folgenden berichten will, sollte diese Vermutung als richtig erweisen. „Ich werde daher die neue Art bezeichnen als Ramalina kullensis. Der Thallus ist aufrecht oder etwas hängend, starr, meist dicht strauchig, in älteren Stadien bis über 15cm hoch, von schmutzig gelbgrünlicher oder graugrünlicher Farbe. Aus dem bis 1 cm breiten kräftigen Rhizoid entspringen mehrere bis zahlreiche Achsen. Sie sind meist vielfach dichotom verzweigt, schmal bandförmig, an len Enden gewöhnlich zugespitzt und häufig zurückgekrümmt, in der Breite sehr variabel (1—5 mm breit) in der Jugend meist sehr schmal, hin und wieder fast drehrund, bisweilen mit zahlreichen schmalen flankenständigen Adventivästehen, die mehr oder minder stark hakig zurückgekrümmt erscheinen. Rinde etwas glänzend, auf dem Querschnitt pseudoparenchymatisch und sklerotisch, an der Innenseite, ähnlich wie bei R. scopulorum,') mit starken unterbrochen angeordneten mechanischen Belegen, gebildet aus längsverlaufenden sklerotischen Hyphen mit stark gestreckten Zellen. Durchbrechungen der Rinde in Form von Soralen fehlen, doch kommen dann und wann schmale Atemporen vor. Algenzone ringförmig, dem zentrischen Bau des Thallus entsprechend aus kleinen Algengruppen gebildet. Mark locker, durch Kalilauge gelb (nieht rostrot oder rot- braun) gefárbt; Markhyphen frei von Kalkoxalat. Die älteren Thalli meist mit Apothecien und Spermogonien. Apothecien bis über 6 mm breit, lateral, mitunter scheinbar terminal. Paraphysen mehrzellig, wenig verzweigt; Endzelle bauchig (kugelig oder ellipsoidisch. Schläuche kurzkeulig. Sporen zu 8, zweizellig, etwa bohnenförmig gekrümmt, an den Enden abgerundet, seltener verschmälert, 12—15 u lang, 4—4,5 u breit, farblos, mens a d 1) Vgl TH. BRANDT, Beiträge zur anatomischen Kenntnis der Flechten- vw gattung Ramalina; Dissertation, Münster i. W. Abgedruckt in Hedwigia 1906. 516 W. ZOPF: Spermogonien einzeln in kleinen schwach warzigen An- schwellungen des Thallus sitzend, welche mehr oder minder dicht gestellt sind und den Thallusästen bisweilen ein mehr oder minder knotiges Ansehen geben. Form der Spermogonien ellipsoidisch bis eiförmig. Conidienträger wenig verzweigt, mit schlank flaschenfórmigen. einzelligen Sterigmen, welche winzige, gestreckt - ellipsoidische bis gestreckt - eiförmige Spermatien abschnüren, deren Länge 3—4 p, deren Breite 0,8 —1,3 u beträgt. Von der Spermogonienwand entspringen sterile, sich ver: zweigende und anastomosierende Hyphen, welche das Spermogonien- innere als ein feines Netzwerk durchsetzen. Der Geschmack.der Flechte ist ein stark bitterer. In besonders üppiger Entwicklung fand ich die Flechte an den steil zum -Meere abfallenden Granitwünden, wie sie sich z. B. in der Umgebung von Kullens Fyr (Leuchtturm), von Josefinelyst und von Djupadalen vorfinden. An diesen und anderen Stellen überziehen die Thalli in teils fertilem, teils sterilem Zustande oft weite Strecken. Nieht minder häufig siedelt sich die Flechte an den gerundeten Blöcken in unmittelbarer Nähe des Strandes an, z. B. dicht be! Mölle. d An den Felsen, Blöcken, Granitmauern, welche sich in einiger Entfernung vom Meere befinden und die Wege und Felder ein- rahmen, trifft man R. kullensis zwar auch noch an, aber im ganzen spärlich und fast stets ohne Apothecien. Noch weiter vom Meere zurück fand ich sie weder an den Granitmauern, noch an einzelnen Blóeken, noch auch an den Granitbergen vor. Aus diesen Beobachtungen folgt, dass die Flechte nur da be- sonders üppig gedeiht, wo sie den salzführenden Winden unmittelbar ausgesetzt ist. : Meine Beobachtungen an R. angustissima und scopulorum € zu demselben Ergebnis. Alle drei Ramalinen sind also salzliebenc Am weitesten gegen den Strand scheint auf Kullen R. scopul bei vorzugehen. Ich schliesse dies daraus, dass diejenigen Blöcke = Mölle, die unmittelbar am Strande liegen, an derjenigen Seite, s schon bei mässigem Winde vom Seewasser bespritzt wird, pos schliesslich mit den zierlich strahligen, immer fruktifizieren ar Thallusbündeln von R. scopulorum besiedelt erschienen. Ba wagten sich also R. angustissima und kullensis nicht vor. ANE T Auch in der Strandregion der Insel Bornholm scheint € R. kullensis auf Granit eine häufige Erscheinung zu sein, Was e aus den mündlichen Mitteilungen des Herrn Dr. G. BITTER und s ý . den Ramalinenmaterialien schliessen muss, die er dort in einige : Menge sammelte und mir zu überlassen die Freundlichkeit hatte. b Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. 577 Die grosse Mehrzahl der Thalli entsprach nach dem äusseren Baue wie nach dem Verhalten des Markes zu Kalilauge (Gelb- färbung) genau der R. kullensis; nur wenige Thalli von R scopulorum (Dieks.) (Mark durch Kalilauge rot) und R. angustissima (Anzi) waren zugegen. Letztere durch die flankenständigen Sorale aus- gezeichnet und im Mark mit Kalilauge ebenfalls rote Färbung an- nehmend. Man scheint bisher mit TH. FRIES (Lichenographia scandinavica P. 39) allgemein angenommen zu haben, dass die Ramalinenstrand- Vegetation von Bornholm, der Westküste Schwedens und der West- küste Norwegens ausschliesslich aus R. scopulorum (Dicks.) bestehe.) Diese Ansicht muss jetzt fallen gelassen werden. Auf Kullen über- Wiegt sogar ganz entsehieden R. kullensis, nicht bloss gegenüber der R. scopulorum, sondern auch der R. angustissima, und auf Bornholm scheint ähnliches der Fall zu sein. ch habe bereits hervorgehoben, dass ein wesentlicher Unter- schied zwischen R. kullensis und R. scopulorum darin besteht, dass erstere Flechte im Mark durch Kalilauge gelb (nicht rot), letztere dagegen ziegel- bis blutrot wird. Eine andere wesentliche Differenz liegt im Verhalten zu salz- saurem Alkohol. Kocht man nämlich einen zerkleinerten Thallus oder ein Thallusstück von R. kullensis, das man zuvor mit kochendem Benzol auszog, mit absolutem Alkohol aus, fügt dem Auszuge etwas Salzsäure zu und erhitzt ihn bis zum Eindampfen, so erhält man ein blaugrünes bis blaues Produkt. Unter den nämlichen Be- dingungen gibt R. scopulorum statt eines blauen einen rotbraunen Körper ! Es müssen also in den beiden Flechten zwei durchaus ver- schiedene Flechtensäuren vorhanden sein. Die nähere chemische Untersuchung, über die ich in meiner demnächst in LIEBIG’s Annalen erscheinenden 16. Mitteilung über Flechtenstoffe ausführlich berichte, hat diese Vermutung bestätigt. üs R. kullensis liess sich die farblose bittere Kullensissäure 0, H,,0,,, aus R. scopulorum die farblose bittere Scopulorsäure »H,,O, isolieren, Beide Stoffe unterscheiden sich wesentlich in folgenden Punkten: Kullensissäure: Seopulorsäure: l. Sehmilzt nieht, sondern ver- Schmilzt bei 260°. kohlt (über 260°). 2. Alkoholische Lösung durch Alkoholische Lösung durch Eisen- Eisenchloridspuren rot. chloridspuren violett. a AR . 1) Man vergleiche die Betrachtungen von E. WARMING, Dausk P lantevaekst, | Kopenhagen und Kristiania 1906, Teil I, referiert in ENGLER's Jahrbüehern 1906. . Handlingar, Bd. 16, Afd. III. Einen Abdruck derselben hatte Herr 578 W. ZOPF: Kullensissäure: Scopulorsäure: 3. Die Lösung in Kalilauge ist Die Lösung in Kalilauge ist erst gelb. gelb, dann mehr rot. 4. Die salzsaure alkoholische Lö- Die salzsaure alkoholische Lösung sung liefert beim Erhitzen einen liefert beim Erhitzen keinen blauen oder blaugrünen blauen Körper, sondern einen Körper. rotbraunen. 9. Beim Kochen mit Essigsäure- Beim Kochen mit Essigsäure- anhydrid am Rückflusskühler anhydrid entsteht ein kristalli- entsteht ein amorpher harz- sierender Körper vom Schmp. artiger Stoff. 235 — 236°. Nebenher sei bemerkt, dass ich aus beiden Flechten einen und denselben gelben Körper gewann, der sich als Dextro-Usnin- säure erwies. Wie ich bereits erwähnte, teilte mir Herr Dr. BITTER eine von Bornholm stammende Ramalina mit, welche in morphologischer Be- ziehung mit R. kullensis vollkommene Übereinstimmung zeigte. Bei der chemischen Untersuchung von 90 g jenes Materials erhielt ich nun ebenfalls eine kleine Menge von Dextro-Usninsäure und etwa 2 pCt. von Kullensissäure. Es scheint mir daher die Iden- tität der Flechte von Kullen mit der von Bornholm auch nach dieser Richtung vollkommen sicher gestellt. Zweifellos stellt auch das, was P. J. HELLBOM, ein genauer Kenner der Flechten Bornholms,") in Nr. 1087 von ARNOLD's Lichenes exsiecati unter dem Namen Ramalina scopulorum (Dieks.) Nyl. von . Felsklippen am Meeresufer bei Gudhjem auf Bornholm herausgab, nichts anderes als R. kullensis dar. Die mir zur Verfügung stehen den beiden Exemplare (ein grósseres, 13 cm hohes, fruktifizierendes und ein kleineres, steriles) stimmten habituell und anatomisch voll- kommen mit letzterer Flechte überein. Das grössere, 3,29 wiegende Exemplar wurde chemisch geprüft. Ich kochte es im gepulverten Zustande zunächst mit Benzol aus, um die Usninsäure wegzuschaffen und extrahierte hierauf mit siedendem absoluten Alkohol. Bein Erkalten der Lösung schied sich eine von Wachs herrührende Trübung ab, die abfiltriert wurde. Das Filtrat versetzte ich einigen Tropfen starker Salzsäure und dampfte es auf dem Wasser- bade allmählich ein. Hierbei erhielt ich keinen rotbraunen, sondern einen schön indigoblauen Körper, ein sicheres Zeichen, dass € sieh nicht um R. scopulorum, sondern um R. kullensis handelte. | MEE ab — 1) Vgl. dessen „Bornh j * Bihane ti . Svenska Vet. A = g rnholms Lafflora^, Bihang till K t ; 2 ng HANSEN in Kopenhagen die Güte, mir zur Verfügung zu stellen. laug (loc. cit) spricht nur von Gelbfärbung des Markes. Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. 519 Offenbar hat bereits WESTRING die Flechte auf den Klippen von Marstrand in Schweden beobachtet, denn was er in seiner „Svenska Lafvarnas Färghistoria“, Stockholm 1805—1809, auf S. 311 in Fig. B unter Ramalina scopulorum Ach. fruchtend abbildet, gleicht genau meiner R. kullensis. Man könnte fragen, ob nicht vielleicht A. kullensis identisch sei mit der in Frankreich am Meeresstrande wachsenden R. armorica NyL, da A. HUE in seinen Addenda ad Lichenographiam europaeam P.93 die Angabe macht, dass letztere Flechte mit Kalilauge im Mark ebenfalls gelb wird. Ich sandte daher meine R. kuilensis än Herrn Abbe HUE mit der Anfrage, ob er beide Flechten für identisch halte. Er schrieb mir darauf, dass meine Flechte mit R. armorica in der Kalireaktion übereinstimme, bedauerte aber, kein NYLANDER’sches Original von » armorica zu weiterem Vergleiche zu haben. Durch seine freund- liche Ermittlung erhielt ich jedoch ein solches, und zwar war Herr Dr. VIAUX GRAND MARAIS so gütig, mir dasselbe zur Verfügung zu stellen. Es stammte direkt von NYLANDER und hatte die Bezeichnung R. nigripes Weddell var. armorica Nyl. Bei der Prüfung desselben liessen sich folgende erhebliche Unterschiede gegenüber R. kullensis feststellen: Die Thallusachsen sind an der Basis, ganz wie bei R. Curnowii, schwarz gefärbt (daher auch die Bezeichnung nigripes), was bei lensis ebensowenig wie bei scopulorum der Fall ist. Der alkoholische Auszug einiger zertrümmerter, zuvor mit heissem Benzol (zur Erfernung der Usninsäure) behandelter Thallus- äste gab nach Zusatz von wenig Salzsäure beim Erhitzen auf dem Wasserbade nicht einen blaugrünen bis blauen Körper, sondern viel- Mehr einen rotbraunen.! Aus diesen beiden Beobachtungen ergibt sich bereits, dass R. kullensis und R. armorica zwei durchaus verschiedene Spezies repräsentieren. Was endlich die der R. kullensis gestaltlich ähnliche R. cuspidata Nyl. anbetrifft, so gibt diese im Gegensatz zu kullensis im Mark mit Kalilauge weder Rot-, noch Gelbfärbung, was darauf beruht, dass “`e nach HESSE (Journ. für prakt. Chem. [2], Bd. 62, S. 440) Üuspidatsüure erzeugt, die mit Kalilauge keine Farbreaktion auf- weıst. Diagnosis. . Thallus erectus vel subpendulus, 5— 16 em et ultra longus, rigidus, pallide stramineo-virens vel cinereo-virens aut livido-virens, rhizoido diseiformi valido instructus. Waren e. IRE R 1) Ich muss übrigens bemerken, dass das NYLANDER'sche Original mit Kali- e nicht gelb wurde, sondern rotbraun, nach vorheriger Gelbfärbung. HUE | 580 W. ZOPF: Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. Rami plerumque fascieulatim e rhizoido enati, taeniaeformes, 1—5 mm lati, dichotome ramosi, apice attenuati, conditionibus propriis ramulis lateralibus adventitiis brevibus tenuibus plerumque nutantibus ornati. Stratum corticale numquam soralibus hine inde autem poris pneumatieis (Atemporen, Durchlüftungsstellen) pervium, cellulis selerotieis pseudoparenchymatice conjunctis instructum, subnitens, latere interiore confirmatum fascieulis mechanieis, e cellulis valde elongatis sclerotieis constantibus. ona algarum concentrica. Stratum medullare laxe contextum, KHO flavescens, non rubescens, Calcium oxalatieum non gerens; rM acido kullens (Kullensissäure) incrustatae. Apothecia et spermogonia in thallis aetate provectis non rara. Spermogonia ellipsoidea vel ovoidea, ramorum partes apicales praesertim occupantia, protuberantiis hemisphaericis vel depressis thalli insidentia. Basidia parum ramosa, sterigmatibus lageni- formibus ornata. Spermatia recta, elongato-ellipsoidea vel ovoidea, 3—4 u longa 0,8—1,3 u crassa. d Apothecia lateralia (hine inde pseudo-terminalia) usque & 6 mm lata, sessilia vel vix stipata. Asci abbreviato-elavati, 8 spori. Sporae diblastae, fabae- formes, apice rotundatae vel (raro) attenuatae, 12—15 u longae, 4—4,5 u crassae, hyalinae. Sapor thalli valde amarus. Kallen Stationes. Ad scopulos marinos graniticos peninsulae &u i Sueciae occidentalis, et insulae danicae Bornholm abundanter € plerumque fertilis. Münster i. W., Botanisches Institut der Universität. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1—4. Ramalina kullensis von Granitklippen der Halbinsel Kullen (Wen schwede Fig. 1u.2. Jéngere sterile Thalli. Fig. 3. Ein älterer steriler Thallus. Fig. 4. Ein älterer mit rines verschener Thallus Fig. 5. armorica Nyl mit Apothecien, Originalexemplar d'You, Frankreich. von der Insel lle N. GAIDUKOV: Ultramikroskopische Untersuchungen der Stärkekörner. 581 90. N. Gaidukov; Ultramikroskopische Untersuchungen der Stärkekörner, Zellmembranen und Protoplasten. Eingegangen am 22. Dezember 1906. Dr. SIEDENTOPF sagt über die Prinzipien der ultramikro- skopischen Apparate Folgendes.' „Die Sichtbarmachung ultramikroskopischer Teilchen beruht nicht in erster Linie auf der Anwendung hoher mikroskopischer Vergrösserung, sondern auf Kontrastwirkung,°) welche ihr Maximum bei vollkommener Dunkelfeldbeleuchtung erreicht. Letztere verlangt, dass von den beleuchtenden Strahlen keiner im Okulargesichtsfelde des Mikroskops direkt wirksam ist; sondern die Abbildung lediglich durch Strahlen erfolgt, welche im Objekt abgebeugt werden. Dieses erscheint dann hell auf dunklem Grunde. Ist das Objekt ultra- mikroskopisch, d. h. kleiner als rg worin 4 die Wellenlänge des benutzten Lichtes, a, die numerische Apertur der wirksamen Be- leuchtung und a, die Apertur des abbildenden Objektivs bezeichnet, also kleiner als etwa 200 uu, so wird es abgebildet als rundes, helles Beugungsscheibehen, welches je nach der Intensität von einem 9der mehreren Beugungsringen umgeben ist, genau wie die Ab- bildung von Fixsternen im Teleskop erfolgt.* Man kann die verschiedenen möglichen ultramikroskopischen Methoden mit SIEDENTOPF?) nach dem Winkel einteilen, den die Hauptachse der beleuchtenden Strahlen mit der Hauptachse der ab- gebeugten Strahlen bildet und dem Verhältnis der wirksamen Apertur der Beleuchtungslinsen und des Beobachtungsobjektivs. Man kann Se aber auch nach charakteristischen Eigentümlichkeiten des "pparativen Arrangements einteilen, das getroffen werden muss, um eme Dunkelfeldbeleuchtung zu realisieren. Während die erstere Einteilung den Vorzug der geometrischen Anschaulichkeit besitzt, ist nd 1) In N. Garpvkov, Über die Anwendung des Ultramikroskopes mach SIEDENTOPF zu Untersuchung lebender Objekte. Verh. der Deutschen Zool. Ges. 1906, S. 250 — 253, . 2) E. ABBE, On the Estimation of Aperture in the Microscope. .Journ. R. Mier. Soc. Lond. (2) I, S. 388—423, 1881; vgl. insbes. S. 415 u. 416. Deutsche Übersetzung siehe in E. ABBE, Gesammelte Abhandlungen (GUST. FISCHER, Jena 1904) Bd, 1, S. 362— 3) H. SIEDENTOPF: Über die physikalischen Prinzipien der Sichtbarmachung "ültramikroskopischer Teilchen. Berl. klin. Wochenschr. 1904, Nr. 32. ~ Ber. der deutschen bot, Gesellseh. XXIV. Al 582 N. GAIDUKOY: die letztere da vorzuziehen, wo es sich darum handelt, die fertigen Apparate zu charakterisieren, ohne allzu nahes Eingehen auf den wirklichen Strahlenverlauf. „Von diesem mehr konstruktiven Gesichtspunkte aus haben wir drei Typen von Ultramikroskopen zu unterscheiden. 1. Das Ultramikroskop mit orthogonaler Anordnung der Be- leuchtungs- zur Beobachtungsrichtung nach SIEDENTOPF und ZSIGMONDY,') bei welchem durch Abbildung eines Spaltes in den mehrere Millimeter dicken festen oder flüssigen Präparaten. auf optischem Wege einen Dünnschnitt bis zu */, u Dicke herunter her- stellt (Ultramikroskop nach dem Prinzip des optischen Sehnittes). Es hat bereits eine sehr grosse Bedeutung für physi- kalische?) und chemische Untersuchungen, insbesondere über Farb- stofflösungen und kolloidale Objekte?) erlangt. 2. Das Ultramikroskop nach dem Prinzip der Total- reflexion. Hierbei wird die Dunkelfeldbeleuchtung dadurch erreicht, dass im Mikroskopfoeus die beleuchtenden Strahlen so verlaufen, dass sie sämtlich an der Oberfläche des Deckglases eine Total- reflexion erleiden und infolgedessen nicht in das Beobachtungsobjektiv (Troekensystem) treten können. Hierfür ist von SIEDENTOPF - Glasparaboloidkondensor angegeben, und von COTTON und MOUTON‘) ein Prisma. Das Paraboloid gestattet eine viel stärkere Sammel- wirkung als das Prisma und ermöglicht daher eine weit groepen? Sichtbarkeit kleiner Teilchen. Ein solches Paraboloid ist übrigens ' schon von WENHAM und STEPHENSON®) angegeben worden. Es ist aber von jenen durch den Anschliff einer Hohlkugelfläche entweder keine Totalreflexion im Focus erreicht, welche allein die Dunke eld- beleuchtung realisiert, oder es ist bei einer anderen Ausführung ohne diese Hohlkugelfläche die Wirkung nicht recht erkannt, indem fälschlich angenommen wurde, dass durch die Totalreflexion bor m Deckglase eine Beleuchtung von oben her stattfände und hierdure das Objekt sichtbar würde. Zu jenen Zeiten war eben von Beugung des Lichtes an mikroskopischen oder ultramikroskopischen ORjen noch nichts bekannt. Ferner ist an Stelle des Prismas von COTTO? 1) H. SIEDENTOPF und R. ZSIGMONDY: Über Sichtbarmachung und bye bestimmung ultramikroskopischer Teilchen mit besonderer Anwendung auf (50 rubinglüser. — Ann, d, Phys. Bd. 10, 1905, S. 1—39. ale ` 2) H. SIEDENTOPF: Ultramikroskopische Untersuchungen über Steins färbungen. Physikal. Z., S. Bd. 6, 1905, S. 855—866. , 1900. 3) R. ZSIGMONDY: Zur Erkenntnis der Kolloide. G. FISCHER, ada H. SIEDENTOPF: Ultramikroskopische Litteratur. Zeitschr. für Chemie und Indus! der Kolloide Bd. 1, 1906, S. 173—176. 4) A. COTTON et H. MOUTON: Nouveau procédé pour mettre les objets ultramieroseopiques. Compt. rend. Bd. 136, 1909, S. 1657-169 . — 9) W. B. CARPENTER: The Microscope. London 1891, S. 265 u. 8.368, E en évidence .. "À of ultramieroseopie bacteria. Journ. R. Mier. Soc. London ur OR EE Mr 3o pega port EM RA rs LA Ultramikroskopische Untersuchungen der Stürkekórner. 58 und MOUTON ein bequemeres Prisma angegeben worden, bei welehem die ursprüngliche Einfallsrichtung des Lichtes coaxial mit der Mikroskopachse stattfindet und nicht schräg gegen diese geneigt ist wie bei COTTON und MOUTON.“ Vor kurzem hat auch C. REICHERT einen ähnlichen Apparat (Ultramikroskop mit Spiegelkondensor) konstruiert.) 3. „Ultramikroskopische Einrichtungen nach dem Prinzip der Abble ndung. — Man kann schliesslich auch mit geeignet an- gesetzten Blenden eine Dunkelfeldbeleuchtung?) herstellen. Legt man sie unter den Kondensor, so blendet man zweckmässig das zentrale Lieht damit ab und beobachtet mit Objektiven von ge- ringerer Apertur, als die Strahlen besitzen, welche nach der Ab- blendung aus dem Kondensor treten kónnen. Hier ist es am besten, dureh eine zentrale Blende im Kondensor, num. Apertur 1,4, alle Aperturen der Beleuchtung von 0—1 abzublenden, den Objekttrüger mit einem Wasser- oder Öltropfen auf ihn zu legen und mit einem Trockensystem zu beobachten. Mit dieser einfachen Anordnung, die mit jedem Mikroskop ohne weiteres zu treffen ist, erreicht man das- selbe, wie mit der Anordnung nach COTTON und MOUTON. Zweitens ann man mit zentraler Apertur beleuchten, am besten mit Aperturen von 0—0,2, und diese Aperturen durch Abblendung am Objektiv vernichten, sodass sie im Okulargesiehtsfelde nicht zur Wirkung ge- langen. Am besten ist es hiernach, den Scheitel der Frontlinse von der Apertur 0—0,3 abzublenden. Man benutzt dann zur Beobachtung we die Randpartien des Objektivs, welche unabgeblendet bleiben. Bei Verwendung von homogener Immersion, num. Apertur 1,3, zur Beobachtung bleibt für die Abbildung noch das reichlich bemessene Intervall der Apertur von 0,3—1,3 zur Verfügung. Die Beleuchtung macht man passend mit einer geeigneten Lupenlinse, die man zweck- Mässig durch Scharnierbewegung mit dem gewöhnlichen ABBE’schen Sondensor auswechselt (Wechselkondensor) um einen bequemen "bergang von der gewöhnlichen mikroskopischen Beleuchtung zur Dunkelfeldbeleuchtung herzustellen. Eine derartige Einrichtung ist von SIEDENTOPF?) angegeben. Statt der Abblendung an der Front- nse kann man als Notbehelf auch eine entsprechende Schieber- oder Einhängeblende über dem Objektiv*) oder eine passende Blende . 1) CARL REICHERT: Österr. Chemiker-Zeitung, Bd. 10, 1907, 8.5—7. Neuer Spiegelkondensor zur Sichtbarmachung ultramikroskopischer Teilchen, 7 2) W. GEBHARDT: Über rationelle Verwendung der Dunkelfeldbeleuchtung. * f. wiss. Mikroskopie Bd. 15, 1898, S. 289-299. 3) H. SIEDENTOPF: On the rendering visible of ultramicroscopic particles 1903, 8. 573 - 518. 4) A, TÖPLER: Über die Methode der Schlierenbeobachtung als mikroskopisches Hilfsmittel, nebst Bemerkungen zur Theorie der schiefen Beleuchtung. POGGEN- DORF's Annalen der Physik und Chemie, Bd. 127, 1866, S. 556—580. 41* 584 N. GAIDUKOV: über dem Okular*) in der Austrittspupille des ganzen Mikroskops anbringen, oder man kann noch in primitiverer Weise eine Art Dunkelfeldbeleuchtung durch passende Stellung des Beleuchtungs- spiegels und der Irisblende unter dem Mikroskopkondensor her- stellen (schiefe Beleuchtung), wodurch man aber bei Anwendung des für ultramikroskopische Untersuchungen notwendigen Bogenlichtes stets sehr lästige Reflexe zwischen den vielen Linsenflächen, ab- gesehen von anderen Unvollkommenheiten, mit in den Kauf nimmt.“ usser der oben erwähnten Immersion, Apochromat 2 mm, num. Apertur 1,3, sind nach meinem Vorschlage von SIEDENTOPF auch die Tröckensystome Achromat D und Apochromat 4 mm mit fester Blende an der Frontlinse versehen. Mit diesen von der Firma CARL ZEISS in Jena hergestellten Einrichtungen *) sind die im folgenden beschriebenen Untersuchungen ausgeführt, und zwar mit Hilfe eines besonderen Spiegelstativs bei vertikalem Mikroskoptubus. Kürzlich hat Dr. SIEDENTOPF diesen Apparat folgendermassen vereinfacht und infolgedessen erheblich verbilligt: „Eine Zentrier- vorrichtung für Objektive”), einschiebbar in Kondensorschiebhülse, benutzt mit Achromat A zur Beleuchtung. Der positive Krater der in etwa 80 em Entfernung stehenden Bogenlampe oder die Sonne (Heliostat) werden mit Hilfe dieses Systems A, des planen Mikroskop- spiegels und mit Hilfe des Kondensortriebes in der Oberflüche des Objekttrügers abgebildet. Beobachtet wird mit System D mit fester Blende von ZEISS in Jena, welche die beleuchtenden Strahlen ab- sorbiert und die abgebeugteu zur Abbildung durchlässt.“ Bis jetzt ist die Meinung verbreitet, dass man mit Hilfe des Ultramikroskopes nur die kleinen Teilchen, die sich in einem homo- genen Medium, z. B. Wasser, Glas usw., befinden, untersuchen kann. Meine Arbeit*) hat aber den Beweis erbracht, dass man mit Hilfe des genannten Apparates die Struktur ganz grosser Zellen, ja sogar a. Gewebeschnitte untersuchen kann. 1) SIGM. EXNER: Ein Mikro-Refraktometer. Arch. für mikroskop. Anatomie Bd. 25, S. 97119, 18%. J. W. GORDON: Dark Field Illumination. Journ. E Mier. Soc. London, Bd. 171, 1906, S. 151—160. 2) CARL ZEISS, Jena: Beschreibung der Einrichtungen zur Untersuchung ultramikroskopischer Telichen, 1904, Druckschriften Sign. M. 164 m CARL ZEISS, Mikro- AME) 33. Ausg. 1906, 8. 82, f. 12. N. GAIDUKOY, le. S. 954—958. Über Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF (Ber. der Deutschen Botan. Ges. 1 Bd. " S. 107). Weitere Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDEN TOPF (ibid. S. 155). Über die brass een Eigenschaften der P rotoplaste" yes S. 193). Vgl. auch E. RAEHLMANN, Die ultramikroskopische Unters SIEDENTOPF und R. erts und ihre Anwendung zur cite pn : lebender Organismen (München. medizin. Wochenschrift Nr. 2, 1904). si, 1904 ft, 100 E topische sichtbare Blutbestandteile (Deutsche medizin. Wochense Nr. 29). Über Trachom (Beitr. zur Augenheilkunde, 62. Heft, 1909). Ultramikroskopische Untersuchungen der Stärkekörner. 585 Der Vorteil der ultramikroskopischen Untersuchung bei den zuerst genannten Objekten besteht darin, dass man mit Hilfe des genannten Apparates viel kleinere Teilchen sehen kann, wie beim gewöhnlichen mikroskopischen. Die Teilchen, die im ultramikro- skopischen Gebiet liegen, haben einen Durchmesser von 5 bis 200 uu. Natürlich sieht der Zellinhalt, der solche kleine Teilchen enthält, ganz anders aus wie bei gewöhnlicher Beleuchtung. Die kleinen ultra- mikroskopischen Teilchen sind die Ultramikronen genannt worden. Je nachdem die Ultramikrone sich sichtbar machen lässt oder nicht, wird sie sub- oder amikroskopisch genannt. Die aus Amikronen bestehenden Objekte sind überall leuchtend, aber nicht in einzelne Teilchen auflösbar. Die ganz dunklen Körper sind als optisch leer zu bezeichnen. Mit Hilfe des Heliostatenlichtes kann man viel mehr sehen als mit Hilfe des elektrischen Bogenliehtes. Bei sehr kleinen Teilchen sieht man nicht den Körper der Teilchen selbst, sondern nur die Beugungsscheibehen. Aber nach der Gestalt der Beugungsfigur ann man auch mitunter die Form der Teilchen beurteilen. So werden z. B. runde oder zylindrische Teilchen ganz regelmässige Beugungsringe zeigen, dagegen wird ein Sfórmiges Teilchen eine ünregelmássige Beugungsfigur zeigen. Die dieken Gewebeschnitte kann man aus folgendem Grunde ultramikroskopisch nicht beobachten. Die nicht im Focus liegenden Gewebeschnitte beleuchten so stark die im Focus liegende Schicht, dass die letztere ganz hell erscheint, man bekommt oft ein Bild dunkel auf hell wie bei gewöhnlicher Be- leuchtung. Diese interessante Erscheinung, nämlich das Fehlen der Dunkelfeldbeleuchtung bei dieken Objekten, habe ich sehr gut bei der Untersuchung der Gewebeschnitte der Vallisneria-Blätter sowie er der grossen Nitella-Zellen beobachtet. In ein und demselben Präparate erscheinen die letzteren je nach der Dicke des Objektes entweder auf hellem oder auf dunklem Felde. Der Unterschied zwischen den erst bei gewöhnlicher Beleuchtung und dann bei der Dunkelfeldbeleuchtung beobachteten Bildern ist ganz auftallend. Bei er Anwendung der stärksten Vergrösserung sieht man manchmal, 88 bei gewöhnlicher Beleuchtung das ganze Beobachtungsfeld leer ist. Dagegen sieht man bei Anwendung der Dunkelfeld- beleuchtung, dass das ganze Feld voll beweglicher Teilchen ist und "mem Sternenhimmel gleicht. Es ist noch zu bemerken, dass das einzige Ultramikroskop, mit Welehem die Struktur der Zellen, dünner Gewebeschnitte, Stärke- körner und auch der dünnen Schnitte der Gelkolloide, (Kollodium, Gelatine usw.) untersucht werden kann, das Ultramikroskop nach .. dem Prinzip der Abblendung nach SIEDENTOPF (mit dem Wechsel- . kendensor oder dem neuen vereinfachten Modell) ist. Mit dem - . scopiques, Paris, 1906, S. 123) wenden die Bezeichnung „Micellen 586 N. GAIDUKOV: Ultramikroskop nach dem Prinzip der totalen Reflexion sind diese Untersuchungen unmöglich. Den Unterschied in der wichtigen Präzision der Strahlenvereinigung im Focus sieht man z. B. sehr gut bei den Blutkörperchen. Bei der Anwendung des ersteren Ultramikroskopes (Abblendung) sieht man die Struktur genannter Objekte sehr gut, auch sind dieselben stark leuchtend, während bei der Anwendung des zweitgenannten Ultramikroskopes (totale Reflexion) dieselben ganz dunkel erscheinen. Die bis jetzt ausgeführten ultramikroskopischen Untersuchungen’) zeigen, dass die Kolloide Teilchen enthalten, die sich in einem optisch leeren Medium befinden. Dass bei den Kolloiden eine ultra- mikroskopische Struktur vorhanden ist, hat K. VON NÄGELI schon in seiner Micellartheorie angenommen.) Es ist deshalb wohl berechtigt, wenn wir die von NÄGELI gewählte Bezeichnung Micelle aueh für die ultramikroskopischen Teilchen anwenden.*) Auch meine ultra- mikroskopischen Untersuchungen der Stärkekörner und der Zell- membranen bestätigen die theoretischen Schlüsse von NÄGELI. Die Stärkekörner (Weizen und Kartoffel) bestehen ultra- mikroskopisch betrachtet aus konzentrischen oder exzentrischen Reihen der Micellen, zwischen denen sich optisch leere Reihen befinden. Der „Kern“ der Stärkekörner scheint meistens optisch leer oder amikroskopisch gebaut zu sein. Die Micellarreihen sind am besten an der Peripherie (Rinde) zu sehen. Beim Quellen (warmes Wasser oder Lauge) der Stärkekörner, resp. bei der Bildung des Kleisters sieht man Folgendes: Die ten- chen gehen mehr und mehr auseinander und die excentrische oder konzentrische Anordnung der Micellarreihen verschwindet sehr schnell. Wenn bei den gequollenen Körnern mikroskopisch die Schichtung noch prachtvoll zu sehen ist, sieht man ultramikroskopisch nur em* ganz unregelmässige Anordnung der Micellarreihen. Beim weiteren Quellen verlieren die Stärkekörner ihre Gestalt, und so bildet sich pag amorphes Gel, d. h. Kleister, das aber auch Teilchen enthält. Beim Quellen werden die Micellarreihen immer besser sichtbar und ipe leuchtender, weil die Abstände zwischen ihnen immer 8" , werden. Aus diesem Grunde sind auch die Micellen in den Risse 1) S. H. SIEDENTOPF, Ultramikroskopische Literatur, 1. c. 2) NÀGELI, Die Stärkekörner 1858, S. 424, Botanische Mittheil. 1 S. 1. Theorie der Gährung, 1879, S. 121. Theorie der Abstammungslehre, pens S. 35. NAGELI und SCHWENDERER, Das Mikroskop, 1877, S. 992. Vgl. PFEFFER, Osmotische Untersuchungen, 1877, S. 32. Vn .9) COTTON und MOUTON, Les ultramieroscopes et les objete, M n NÀGEM —— 869, S. 911, oskopischer Teilchen an, aber sie berücksiehtigen die Theorie Y? ues Ultramikroskopische Untersuchungen der Stärkekörner. 581 der getrockneten Stürkekórner sehr gut sichtbar. Im Kleister da- gegen erscheinen die Micellen sehr schwach leuchtend. Die Cellulose- Membranen (besonders gut die Ramie- Fasern und die leeren Zellen von: Oedogonium), die Holz- und Kork- membranen (Fichte, Linde usw.) bestehen aus mehr oder weniger parallelen Reihen der Micellen, zwischen denen optisch leere Reihen sich befinden. In den Cellulose-Membranen sind die Micellen sehr schwach leuchtend und klein, dagegen in den Holz- und Kork- membranen sehr stark leuchtend und gross. Meine Untersuchungen zeigen weiter, dass die Protoplasten vom ultramikroskopischen und vom kolloid-chemischen?) Standpunkt Folgendes darstellen. l. Das lebende Protoplasma bezw. Cytoplasma (ohne Plasmahaut) ist ein Hydrosolenkomplex*) Die Micellen in diesem Hydrosolenkomplex bewegen sich ebenso, wie in den Gold- und Silberhydrosolen (BROWN'sehe Bewegung, d. h. Oscillation, Wackeln, Zusammenstossen, Auseinandergehen, Schwingungen bei der Vorwärts- bewegung usw.). Auchbei den starken Protopl tró gen bleibt di Bewegung der Micellen der BROWN’schen vollkommen ähnlich. Wenn die Zahl der Micellen im Protoplasma gross ist und die Abstände zwischen ihnen klein sind, so ist die BROWN’sche Molekularbewegung wegen gegenseitigen Stossens der Micellen schwach, und der ganze Hydrosolenkomplex ähnelt einem Hydrogele. Ist dagegen die Zahl der Micellen des Protoplasmas klein, so ist die BROWN’sche Be- Wegung sehr stark. Die Zahl der Micellen des Protoplasmas hängt von der Ernährung der Zelle ab. Wenn z. B. eine Kultur von Spirogyra im Sonnenlicht steht, so ist die Zahl der Micellen sehr gross und die Bewegung kaum sichtbar. Steht dieselbe Kultur einen Tag im Schatten, so ist die schöne BROWN’sche und manchmal auch die Strömungsbewegung des Plasmas vorhanden. Dasselbe kann man auch bei den Oseillarien, Oedogonien, Vaucherien (wo die Be- Wegung am schwersten zu konstatieren ist) usw. beobachten. Die 1) Der Unterschied zwischen Hydrosole und Hydrogele, Reversibilitàt und - Irreversibilität usw. vgl. R. ZSIGMONDY, Zur Erkenntnis der Kolloide, Jena, 1905, 8. 10-76. W. PAULI, Wandlungen in der Pathologie durch die Fortschritte der allgemeinen Chemie, Wien, 1905. : . 9) Über den flüssigen Zustand des Protoplasmas vgl. G. BERTHOLD, Studien über Protoplasmamechanik, 1886, S. 6, 64. W. PFEFFER, Zur Kenntnis der Plasma- haut und der Vacuolen, Abh. math.-phys. Kl. k. sächs. Ges. Wiss. Leipzig, XVI, 1890, 8.253—955. Fm. ScHWARTZ, Die morphologische und chemisehe Zusammensetzung des Protoplasmas, Beitr. zur Biol. der Pflanzen, V.1892, S. 130. ARTHUR MEYER, Untersuchungen über die Stärkekörner, 1895, S. 308. Notiz über eine die supra- maximalen Tötungszeiten betreffende Gesetzmässigkeit. Diese Berichte, 24, 1906, MM 5. , Untersuchungen über mikroskopische Schäume und das ‚ Protoplasma, 1892, 8.75. M. VERWORN, Allgemeine Physiologie, 4. Aufl., S. 100 usw. 588 ; N. GAIDUKOV: sehnellste und stürkste Bewegung der Micellen findet in den Plas- modien der Myxomyeeten statt. Die Micellen der Protoplasma- Hydrosolen sind vorwiegend die Proteinmicellen, wie dies mikro- chemische Reaktionen zeigen.) 2.-Das Protoplasma (Hydrosolenkomplex) ist gegen Zellhaut, Wasser usw. und gegen Zellsaft dureh eine Hydrogelschicht (Plasmahaut) geschützt. Die Entstehung dieser Hydrogelschutzschicht ist folgendermassen zu erklären. Die im Medium, in dem Protoplasma sich befindet, sowie auch im Zell- saft vorhandenen Elektrolyte wirken auf die äussere Schicht des Plasmas, die mit denselben in Berührung kommt. Deswegen koa- gulieren die Micellen dieser Aussenschicht zusammen, und auf diese Weise entsteht eine festere Schicht, welche das innere Plasma vor schädlichen Wirkungen der Elektrolyten schützt Die Funktionen dieser Schicht sind höchst. wiehtig und von PFEFFER?) ausgezeichnet untersucht. Auch schützt diese Schicht den irreversiblen Teil der Protoplasma-Hydrosolen vor der Koagulation und den reversiblen Teil vor weiterer Lösung im Wasser. Der Unterschied dieser beiden Teile des Protoplasmas ist sehr gut in den Quetschpräparaten ZU beobachten. Beim Zerdrücken der Zellen sieht man, dass enge Klümpehen in einzelne Micellen zerfallen und dabei die letzteren sehr rasch und typisch in verschiedenen Richtungen mit starker BROWN’scher Bewegung auseinandergehen. Beim Zusammenstossen gehen diese Micellen wieder auseinander (reversibler Teil) Die anderen Micellen vereinigen sich dagegen bei Zusammenstossen, d.h. koagulieren (irreversibler Teil). Die Plasmahaut wird wahrscheinlich aus diesem irreversiblen Teile (Plastin) gebildet. Für das € handensein dieser zwei Teile spricht auch die mikroskopisch längs bekannte Tatsache?) dass das tote Plasma aus einem mehr festerem . peripherischen Teil und einem wenig festerem inneren besteht. Bei a Verniehtung der Membran*) des toten Plasmas bildet sein innerer Teil wieder ein Hydrosol. d Es ist auch leicht zu erklären, warum bei der Aufnahme ge Ausgabe ungelóster Kórper und bei der mit diesem Prozess du bundenen Verwundung die Plasmahaut*) so leicht geheilt wird: die 1) Vgl. GAIDUKOV, Verh. der Deutsch. zool. Ges. l. e., S. 255. th. Kl. 2) Osmotische Untersuchungen, S. 121, 123, 137 usw., Abh. p S 91. sächs. Ges. Leipzig, l. c.. S. 186, 244-251 usw., Pflanzenphysiologie, T, — " 10, Vgl auch NàGELI, Pflanzenphysiologische Untersuchungen, 1855, I» 5. am Mikroskop, S. 552, HOFMEISTER, Pflanzenzelle, 1867, § 4 und 8 und BOE" ; l. e. S. 165—167. 3) Vgl. PFEFFER, Osmot. Unters: S. 137. ie 4) Vgl. PFEFFER, Über Aufnahme und Ausgabe ungelöster Körpeh ot | Phys-math. Kl. k. sächs. Ges. Leipzig, 16. Bd., 1890, S. 149, 162 usw, ^" . Unters. S. 160, HOFMEISTER, Pflanzenzelle, S. 77. = | Ultramikroskopische Untersuchungen der Stärkekörner. 589 mit diesen festen Körpern eindringenden Elektrolyten wirken auf die zunächst liegenden Micellen der Protoplasmahydrosole. Diese Micellen koagulieren, vereinigen sich mit der zerrissenen Geleschicht und bedecken auf diese Weise die offene Wunde. Der mikroskopische Unterschied zwischen Hyalo- und Körner- plasma‘) ist ultramikroskopisch nicht zu sehen. Das ganze innere Plasma erscheint als ein Hydrosol. Die Plasmahaut ist dagegen sehr dünn und amikroskopiseh gebaut. 3. Beim Absterben des Protoplasmas entsteht ein Hydro- gelenkomplex, der aus einem irreversiblen und einem re- Versiblen Teile besteht (s. oben) Im allgemeinen kann man in den Zellen von Blumenstaubhaaren der Tradescantia folgende Anderungen des Plasmas beobachten: ; I. Junge zellsaftarme Zellen; die Micellen mit schöner BROWN’- scher Bewegung. I. Ältere grosse zellsaftreiche Zellen mit Protoplasmastrómungen. Ungeachtet der letzteren kann man auch die BROWN’sche Bewegung gut beobachten. | III. Absterbende Zellen mit mehr oder weniger geschrumpftem Protoplasma und ausgelaufenem Zellsaft. Bei den Micellen bleibt noch ziemlich starke BROWN'sche Bewegung. IV. Tote Zellen. Der Hydrosolenkomplex wandelt sieh in einen Hydrogelenkomplex um: das Protoplasma schrumpft zusammen und ® Micellen sind unbeweglich. 4. Der Zellkern besteht aus einem Komplex wasser- armer Hydrosolen. Die Chromatophoren ähneln mehr den Hydrogelenkomplexen. Die Mikrosomen bestehen aus mehreren Micellen und sind den „Micellarverbänden“ von NÄGELI vergleichbar. In der letzten Zeit wurden viele Analogien zwischen der toten und der lebenden Natur gefunden.) In der Kolloidehemie und in der Kristallographie sind mehrere biologische Ausdrücke eingeführt, wie Keimung, Schutz?) Lähmung, Erholung,* Regeneration, Kopulation, Selbstteilung, Vergiftung, Kreuzung usw.^. Man ann sagen, dass der Tod des Protoplasmas viel Ahnlichkeit 1) Vgl PFEFFER, Abh. k. sächs. Ges. Wiss. | c., S. 190. 2) Vgl. z. B. G. BREDIG, Anorganische Fermente, Leipzig 1901, S. 38, 61 usw., PAULI, 1. c. F. CZAPEK, Biochemie der Pflanzen, I, 1905, S. 18, 45—82. 3). Vgl. ZSIGMONDY, 1. e. S. 115, 128 usw. : | 4) Vgl. BREDIG, l.c. s. S: 54, 70, 71 usw. 5) Vgl. O. N, Fliessende Kristalle und Organismen, Arch. für Ent- Vickelungsmechan. 21. Bd., 3. H., 1906. | 590 A. NESTLER: hat mit der Umwandlung eines Hydrosol in ein Hydrogel („Tod des Hydrosol“). In beiden Fällen hört die Bewegung der Teilchen auf, und eine Koagulation findet statt. Es war schon längst gesagt, ') dass „die durch Platin bewerkstelligte Zerlegung des Wasserstoff- superoxyds das Urbild aller Gärungen ist“. Mit demselben Recht ann man sagen, dass die Funktion des Schutzkolloides Urbild der Funktion der Plasmahaut ist. In beiden Fällen wird die Hydrosole . vor dem schädlichen Einfluss der Elektrolyte geschützt. Ebenso ist diese Funktion das Urbild der Schutzschicht der Bakterien vor der Agglutination. Alles Mitgeteilte beabsichtige ich in einem grösseren Werke ausführlich zu besprechen. Die Bewegungssubstanz der Oseillarien und Diatomeen ist sogar ultramikroskopisch sehr schwer zu sehen. Nur einmal ist es mir gelungen, dieselbe bei den Oseillarien deutlich zu sehen. Ein dünner Faden von O. tenuis bewegte sich auf einem dicken Faden von O. limosa; dabei sah man, dass das Ende der Substanz, mit weleher der erste Faden an den letzten geklebt war, viel weiter lag als das Ende des hin- und herbewegten Fadens, und eine Spirale darstellte. Auf einer Navicula befand sich auf der Bewegungs- substanz ein Teilchen; bewegte sieh Navicula nach NW., so bewegte sich das Teilchen nach SO., zuerst auf dem Körper der Navicula, dann eine Weile im Wasser, bis ungefähr eine Entfernung von l'/, Längen des Körpers der Navicula, wo es still stand. Als Naw- cula sich wieder auf 1'/, Längen seines Körpers dem Teilchen näherte, fing das letztere wieder an, sich nach NW. zu bewegen. Aus dem Gesagten folgt nun, dass die Bewegungssubstanz fähig ist, sich zu verlängern und ‘zu verkürzen und vielleicht emem Muskel ähnelt. 91. A. Nestler: Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis ;; der Paprikafrucht. Mit Tafel XXIV. Eingegangen am 23. Dezember 1906. chaft Manche Paprikafrüchte lassen eine eigentümliche Eigens erkennen, wie sie meines Wissens bei keiner anderen Frucht, uD* ‚haupt bei keinem anderen Pflanzenorgan vorkommt: auf j der AMT : ? f 1) SCHÓNBEIN, Journ. prakt. Chem. 89, 315, cit. nach BREDIG, l. €- es Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. 591 epidermis der Fruchthaut sieht man schon mit unbewaffnetem Auge, deutlicher mit einer Lupe Linien, die scheinbar parallel zu einander und in der Regel wenigstens annähernd normal zur Längsachse der Frucht angeordnet sind. „Die Flüchenansicht sieht aus, als liefen über dieselbe zahlreiche Pilzfäden.“*) Bei stärkerer Vergrösserung erscheinen sie als Risse oder Rinnen, welche die Cuticula und mehr oder weniger tief die unter ihr liegenden, bei dieser Frucht be- kanntlich mächtigen Cutieularschichten durchsetzen; kleinere oder grössere Körnchen, möglicherweise Staubteilehen, mitunter auch Pilzfäden befinden sich in diesen Rinnen. Am Querschnitt er- scheinen sie in der Regel als gleichschenkelige Dreiecke. Diese merkwürdigen Linien sind seit langer Zeit den Pflanzen- anatomen bekannt; eine eingehende Untersuchung über dieselben wurde aber bisher nicht durehgeführt; in der Literatur über ange- wandte Botanik werden sie in der Regel nur mit wenigen Worten erwähnt mit Ausnahme des „Anatomischen Atlas“ von TSCHIRCH ( €), wo es unter anderem heisst, dass sie „keine Beziehungen zu den Epidermiszellen haben, über die sie auf weite Streeken hin- laufend zu verfolgen sind und nicht miteinander anastomosieren, sondern blind endigen“. Über die Ursache ihrer Entstehung habe ich nur eine einzige Andeutung und zwar bei H. ROSEN?) gefunden, der angibt, dass sie beim Trocknen der Ware sich bilden, eine Ansicht, die nicht richtig ist, wie ich später zeigen werde. Zum Studium über das Vorkommen, die Eigenschaften und die Entstehung dieser Rinnen habe ich ausser den verschiedenen Ent- Wicklungsstadien der Früchte zweier selbst kultivierten Rassen?) mit hängenden Früchten (,Rosenpaprika* und ,Cayenne*) noch käufliche Früchte verwendet, und zwar sowohl frische, die heuer in srossen Mengen und verschiedenen Arten und Rassen auf dem Markte erschienen, als auch vollständig trockene alte Früchte. Was zunächst im allgemeinen das Vorkommen dieser Rinnen anbelangt, so ist darüber Folgendes zu sagen: - Capsicum fastigiatum Blume: stets ohne Rinnen. 2. Capsicum baccatum L.: Rinnen fehlen oder sind doch sehr undeutlieh (TSCHIRCH 1. c.). | . Kleine, aufrechtstehende, 1,5 em lange und 0,5 em dicke Früchte einer nicht näher bekannten Art: stets ohne Rinnen. -—— T2 1) A. TSCHIRCH, Anatomischer Atlas 1900, S. 13. 2) Wandtafeln, Text S. 164. : J) Samen bezogen von W. MÜHLE, Temesvár (vgl. dessem Gartenbau-Anzeiger S. 26). Für die freundliche Überlassung eines Beetes zur Kultur von P l pflanzen im Versuchsgarten des pflanzenphys. Inst. der k. k. deutschen Universität — .. (Prag) spreche ich Herrn Prof. Dr. H. MOLISCH meinen besten Dank aus. À. NESTLER: en Ne) [e 4. ,Rosenpaprika* — hängend, konisch, ausgewachsen un- gefähr 12 cm lang, 2 cm Durchmesser an der Basis — und „Cayenne“'!) — hängend, konisch, ungefähr 9 cm lang, lem Durchmesser an der Basis — zeigten folgende Eigen- schaften: Vollkommen rote, reife Früchte waren teils mit Rinnen, teils vollkommen frei von denselben. Die Rinnenbildung kommt sowohl bei noch ganz grünen, jedoch bereits ausgewachsenen, als auch bei solehen Früchten vor, die sich an manchen Stellen eben erst zu röten be- ginnen. Sie ist ganz unabhängig davon, ob die Fruchthaut ganz glatt, scheinbar wie prall gespannt aussieht oder ver- schiedene grobe Eindrücke zeigt.) Die Rinnen finden sich sowohl an gekrümmten, wie an geraden Früchten, an kon- kaven wie an konvexen Stellen derselben; sie können ent- weder die ganze Frucht von der Basis bis zur Spitze ein- nehmen oder sich nur über einen Teil der Fruchthaut erstrecken. Am meisten fand ich sie an der Basis der Frucht und von da mehr oder weniger weit gegen die Mitte vorschreitend, seltener nur auf einer kleinen Fläche in der Mitte oder an der Spitze der Frucht. — : Von 30 untersuchten Früchten ,Rosenpaprika* waren 13 mit Rinnen; bei „Cayenne“ war das Verhältnis der Früchte mit und ohne Rinnen ungefähr ebenso. Beobachtungen an durch Kauf erworbenen Früchten: a) Frische, bereits rote Früchte, noch an der Pflanze; ‚alle aufrechtstehend, kegelförmig, Länge durchschnittlich 4 cm; Durchmesser an der Basis 1 cm: von 20 Früchten 6 mit + Rinnen und zwar an der Basis auf etwa 0,5 em Höhe sich erstreckend. b) Form der aufrecht stehenden Früchte wie bei a), jedoch grösser, 5,5 cm lang, 2 em Durchmesser an der Basis: unter 20 Früchten 16 mit Rinnen; davon 12 nur an der Basis, bei 4 über die ganze Frucht sich erstreckend. i c) Bereits vollständig trockene, dunkelbraune Früchte, kege" fórmig, 8 em lang, 2,5—3 em Durchmesser an der Basis: m i nd D Nicht zu verwechseln mit Capsicum fastigiatum Blume, dessen bedeute kleinere Früchte auch als Cayennepfeller in den Handel kommen * ; t Diese groben, unregelmässigen Eindrücke, die gegen die Spitze der gne zu, also oberhalb der Zentralplacenta auch bei noch vollständig grünen, cni js Früchten Vorkommen, scheinen dadurch zu entstehen, dass, wie einige ~ mittels Manometer zeigten, innerhalb der Frucht ein negativer Druck daher der. Luftdruck Deformationen der Frucht veranlassen kann. Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. 593. ungefähr die Hälfte mit Rinnenbildung in verschiedener Ausdehnung. d) Früchte, die gegenwürtig (Oktober 1906) in grossen Mengen auf den Markt kommen, im allgemeinen der Form der Kulturrasse „Rubi King*?) entsprechend, 7 bis 8 em lang, 4,5—5 cm Durchmesser an der Basis, das Ende nicht spitz, sondern mit 2—4 Höckern, hellrot ge- färbt, sich weich anfühlend: keine einzige Frucht zeigte Rinnenbildung, auch dann nicht, als dieselben vollkommen trocken geworden waren. Aus diesen Beobachtungen über das Vorkommen der Rinnen- bildung ist ersichtlich, dass das konstante Fehlen derselben für manehe Arten der Gattung Capsicum charakteristisch ist; wo sie aber bei einer Art oder Varietàt vorkommt, da ist sie keine allgemeine Eigenschaft jeder Frucht; sie er- streckt sich hier über verschiedene Teile der Epidermis und kann auch ganz fehlen. Allgemeine Eigenschaften der Rinnen: Die Rinnen scheinen, wenn man sie mit unbewaffnetem Auge oder mit der Lupe betrachtet, gerade, untereinander parallel und normal zur Längsachse der Frucht zu verlaufen; mitunter sind sie Selbst bei mikroskopischer Betrachtung wenigstens streckenweise serade und fast vollkommen parallel (Fig. 1); in der Regel zeigen sie jedoch Krümmungen und weichen mehr oder weniger von der Parallelen Anordnung ab. Ganz ausnahmsweire fand ich sie bei einer einzigen Frucht parallel zur Längsachse der Frucht angeordnet Sie endigen stets mit einer Spitze (Fig. 4). Von Bedeutung scheint mir die Beobachtung, die ich stets bei den lebenden Früchten „Rosenpaprika“ und „Cayenne“, ferner bei einigen trockenen, alten Früchten (S. 591: 5c) gemacht habe: die Rinnen stehen hier in der Regel normal oder nahezu normal zu den betreffenden Längswänden der Epidermiszellen (Fig. 1-5). — Weniger deutlich ausgeprägt, doch ebenfalls vorhanden war diese Anordnung bei den untersuchten lebenden, aufrecht stehenden Früchten (S. 591: 5a und 5b). | . Die Rinnen sind verschieden lang, bisweilen nur über zwei bis. ver Epidermiszellen sich erstreckend (Fig. 2, 3), in der Regel lünger; es gibt jedoch keine Rinnen, die etwa um die ganze Frucht erumgehen. Kommissuren benachbarter Rinnen kommen gewóhn- lich nicht vor; untersucht man jedoch grössere Flächenstücke einer mit Rinnen versehenen Epidermis, so findet man auch derartige 1) In W. MÜHLE's Gartenbau-Anzeiger 1906, S. 26, abgebildet. 594 A. NESTLER: Kommissuren (Fig. 5a). Dabei ist zu beachten, wie die im Bogen verlaufenden Rinnen annähernd normal zu den längeren Seiten- wänden der Epidermiszellen orientiert sind. Eine andere auffallende Tatsache, ebenfalls bei den lebenden Früchten „Rosenpaprika“ und „Cayenne“ und einigen trockenen Früchten beobachtet, ist folgende: jede Rinne ist stets an der Stelle, wo sie mit einer Längswand der Epidermiszelle sich kreuzt, deutlich breiter, als zwischen diesen Zellwänden; es wechseln also engere "und breitere Stellen ab (Fig. 1—5). Bei den untersuchten frischen, aufrechtstehenden Früchten, wo die Rinnenbildung in der Regel sich nur auf die Fruchtbasis erstreckte, war diese Eigentümlichkeit nur schwach oder gar nicht zu beobachten. Abgesehen von jenen breiteren Stellen beträgt die Breite der Rinne gewöhnlich 9—30 u, mitunter auch 50 u. Bisweilen erfährt eine schmale Rinne auf eine gewisse Strecke eine starke Erweiterung (Fig. 6); die unter solchen Erweiterungen und in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft liegenden verkorkten Zellen sind öfters (bei frischen wie bei trockenen Früchten) mit Luft erfüllt und erscheinen als graue Streifen. — Die Tiefe der Rinnen beträgt 7—10 u; an den breiteren Stellen, also dort, wo sie die Längswände der Epidermis- zellen („Rosenpaprika“ und „Cayenne“) kreuzen, dringen sie in der Regel tiefer in das Innere ein. Die Rinnen durchdringen in diesem Falle die ganze Dicke der Aussenmembran, so dass die darunter liegenden Längswände der Epidermiszellen blossgelegt werden (Fig. 7). In der Flächenansicht der Epidermiszellen und zwar am besten am Rande des Flächenschnittes, wo man gewöhnlich nur die Aussen- membran der Zellen abgelöst vorfindet, kann man auch ohne An- wendung von Tinktionsmitteln deutlich die scharfe Grenze der Cutieula an den beiden Aussenründern der Rinne erkennen; ebenso zeigen Querschnitte durch die Rinne, dass, wie nicht anders zu er- warten, die Seitenwände derselben nicht von der Cutieula bedeckt sind (Fig. 8). i Der Abstand zweier Rinnen von einander ist verschieden: ich zählte auf einem Flächenstück von '/, cm Länge 18 Rinnen, die einen durchschnittlichen Abstand von 269 u von einander hatten (Maximum 602 u, Minimum 51 u). Damit soll nicht gesagt sem, dass es nicht noch kleinere und grössere Abstände gäbe. Mitunter sieht man zwei Rinnen, die in derselben Gert liegen, also wahrscheinlich gleichzeitig entstanden sind, plötzlich að- brechen; ihre Endlinien laufen parallel (Fig. 55); es macht den . Eindruck, als ob die möglicherweise unter dem Einflusse der pe ub T wände (2) entstandenen beiden Rinnen durch die kleine Querwan d ) eine Unterbrechung erfahren hütten. — jd - 4 a į Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. 595 Um mir eine Vorstellung von der Entstehung dieser eigentüm- lichen Rinnen zu bilden, war ich darauf bedacht, solche Früchte zu untersuchen, bei denen diese Bildungen in den ersten Anfüngen siehtbar waren. Sehr brauchbares Material lieferten mir wieder die selbst kulti- Werten. Früchte „Rosenpaprika“ und „Cayenne“ auch unter alten, tockenen Früchten fand ich sehr geeignete Exemplare. Als Beispiel führe ich die Resultate der Untersuchung einer frischen, teilweise noch grünen Frucht von „Cayenne“ an, die sofort nach dem Absehneiden von der Pflanze untersucht wurde. An einer einzigen Stelle an der Basis der Frucht und zwar auf einer kleinen Fläche war bereits mit der Lupe eine Rinnenbildung bemerkbar, die Rinnen verhältnismässig kurz, doch alle zu einander parallel und normal zur Längsachse der Frucht, öfter nur über zwei oder vier Epidermiszellen sich erstreckend (Fig. 2, 3). Es kann kein Zufall sein, sondern muss mit der Bildungsursache im Zusammen- hange stehen, dass die kurzen Rinnen stets normal zu den betreffen- den Längswänden der Epidermiszellen stehen, die hier in der Richtung der Längsachse der Frucht gestreckt erscheinen: ferner dass sie dort, wo sie die Zellwand kreuzen, die grösste Weite zeigen und zu einander mehr oder weniger parallel angeordnet sind. Fig. 2 bis 4, letztere das spitzige Ende eines längeren Risses darstellend, zigen diese auffallenden Eigenschaften. — s ist, wie die direkte Beobachtung an noch nieht reifen, grünen Früchten und entsprechende Versuche zeigen, vollkommen ausgeschlossen, dass diese eigentümliehen Bildungen beim Trocknen der Ware entstehen. Eine frische, vollständig rote, reife Frucht kann wochenlang im Trockenschranke bei 40° C. liegen, ohne eine einzige Rinne zu erhalten, auch dann nicht, wenn sie endlieh voll- kommen trocken geworden ist. — Zahlreiche frische, reife Früchte lagen monatelang im Zimmer und wurden endlich vollständig trocken, ohne auch nur eine Spur einer Rinnenbildung zu erhalten. Das Resultat ist dasselbe, wenn man eine Frucht eine Zeit lang im asser liegen und dann vollständig trocken werden lässt. : . Die Ursaehe der Rinnenbildung muss also eine andere sein; sie 'st wahrscheinlich in dem Baue der Fruchthaut bezw. der äusseren Epidermiszellen derselben zu suchen, der nicht allein bei ver- schiedenen Arten, sondern auch bei Individuen derselben Art mehr oder weniger grosse Unterschiede aufweisen kann. i . Beachten wir zunächst die Unterschiede in dem Bau der äusseren Epidermis und der subepidermalen Schichten bei reifen Früchten verschiedener Arten mit und ohne Rinnenbildung. i Bei Capsicum. fastigiatum sind die Epidermiszellen stets uem in der Querriehtung der Frucht gestreekt. Ein Schnitt durch diese 596 A. NESTLER: rinnenlose Fruchthaut, normal zu der Fruchtachse geführt, zeigt uns die dicke Aussenmembran (Fig. 9, p), die kurzen Seitenwände (s) und die langen Innenwände (7), die Aussenmembran deutlich, die kurzen ‚Seitenwände schwach verkorkt, die Innenwand weder ver- diekt, noch verkorkt; ein subepidermales Korkgewebe fehlt. — Ganz anders der Querschnitt durch eine mit Rinnen versehene Epidermis, normal zu den Rinnen geführt (Fig. 8); hier die Innenwände stark verdickt und verkorkt; darauf folgt ein mehr- schiehtiges, collenehymatisch ausgebildetes und „hochgradig ver- korktes*') Hypoderm. Wenn die Frucht irgend einer Art oder Varietät, bei der Rinnenbildung vorkommt, noch in jenem Stadium sich befindet, wo die Seiten- und Innenwände der Epidermiszellen noch nieht oder nur schwach verdickt sind, so wird sie auch noe keine Rinnen zeigen. Man kann aber nicht umgekehrt schliessen: Wo diese Verdickungen der Epidermiszellen vorliegen, da müssen auch Rinnen sein; es scheint vielmehr, dass diese Verdiekungen einen gewissen Grad erreicht haben müssen, bis es zur Rinnen- ildung kommt. Es kann daher auch nur als möglich angenommen werden, dass allseitige Verdickung der Epidermiszellen und Rinnen- bildung in einem gewissen Zusammenhange stehen. Diese Wahr- scheinlichkeit wird sehr unterstützt durch die bei „Rosenpaprika“ und „Cayenne“ gemachten Beobachtungen; wir selten hier offenbar einen Zusammenhang zwischen Rinnen und Epidermiszellen bezw. den Längswänden derselben. — Die Epidermiszellen erscheinen hier grösstenteils in der Längsrichtung der Fruchtachse gestreckt; ihre Längswände werden von den Rinnen normal geschnitten (Fig. 1—5); die Kreuzungsstelle zwischen Rinne und Zellwand ist durch die Ver- breiterung der Rinne deutlich markiert. — Für die Früchte von „Rosenpaprika“ und „Cayenne“ we daher folgende Hypothese zur Erklärung der Rinnenbildung denkbar: : Die Rinnenbildung ist auf gewisse Veränderungen der Epidermis- zellen zurückzuführen, die nach vollendetem Flächenwachstum der- selben entstehen. Durch diese Veränderungen — Einlagerung zi Verdiekungsmassen unter gleichzeitiger Verkorkung — werden Spannungsverhältnisse geschaffen, die über den längeren Seiten- wünden der Epidermiszellen ein Zerreissen der nicht mehr ver änderungsfähigen Cutieula bewirken. Der positiven Spannung z den Längswänden der Epidermiszellen (Fig. 1, /) und der zu — . gehórigen Cuticularschichten der Aussenmembran steht die negativ? .. Spannung der Cutieula gegenüber. Halten sich die beiden entgegen“ DH. MOLISCH, Grundriss einer Histochemie der pflanzlichen Genuss" | rx: aerss | TN mE Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. 597 gesetzt wirkenden Kräfte das Gleichgewicht, so tritt keine Ver- änderung ein; überwiegt die positive Spannung, so muss in der Cutieula ein Riss entstehen, der normal zur Richtung der beiden Kräfte steht, eine gewisse Länge erreicht und mehr oder weniger tief in die mit ihr fest verbundenen Catieularschichten eindringt (Fig. 8, »). — Sind in denjenigen Zellen, welche den an der Riss- bildung zunächst beteiligten Zellen benachbart sind, ähnliche Spannungsverhältnisse, so werden sie, wenn einmal über einer Längswand ein Riss entstanden ist, gleichfalls ausgelöst, so dass ein längerer Riss entsteht, der in seinem weiteren Verlaufe auch über solche Zeilwände gehen kann, die bei der Entstehung der Spannung nicht aktiv beteiligt zu sein brauchen. — Wo die Epidermiszellen bezüglich ihrer Flächenausdehnung ungefähr isodiametrisch gebaut sind, da wird auch nach erfolgter Einlagerung der Verdickungs- massen keine einseitige Spannung möglich sein, daher die Rinnen- bildung hier unterbleibt. Wenn sich das wirklich so verhält — und es sprechen alle Beobachtungen dafür — dann würde diese Erklärung auch für jene Fälle geeignet sein, wo der Zusammenhang zwischen Epidermiszellen und Rinnenbildung nicht so deutlich siehtbar ist, wie bei den Früchten „Rosenpaprika“ und „Cayenne“. Ich habe schon früher auf die Rinnenbildung bei gewissen aufrechtstehenden Früchten (S. 591, Nr. 5a, b) hingewiesen. Hier gibt es keine oder sehr ge- ringe Verbreiterungen an den Kreuzungsstellen der Rinnen mit den Seitenwünden der Epidermiszellen; aber man kann deutlich beob- achten, dass die meisten Epidermiszellen wenigstens etwas in die Länge gestreckt sind, und dass namentlich dort, wo die Rinne einen Bogen macht, stets der Einfluss der Epidermiszellen erkennbar ist: man sieht hier Bilder analog der Fig.‘5a; die Rinnen stehen an- nähernd normal zu den längeren Seitenwänden der Epidermiszellen. Dass ein bestimmtes Flächenstück der äusseren Fruchthaut- epidermis in der zu den Rinnen normalen Richtung nach der : Rinnenbildung lünger ist als vor derselben, wo es noch von der un- verletzten Cuticula bedeckt war, also eine Streckung erfahren hat, ist sofort einleuchtend: es ist um die Summe der Rinnenbreiten lànger geworden. Auf '/, cm Flächenlänge zählte ich z. B. 26 Rinnen von ungefähr gleichmässiger Breite = 13 u. Für 26 Rinnen beträgt daher die Summe der Rinnenbreiten 338 u Auf 1 cm Länge kam somit in diesem Falle eine Verlängerung der Epidermis um ungefähr 5 mm. — ; 1) Dass die Cuticula bisweilen abgesprengt wird, weil sie nicht oder ‘nicht . Senügend wachstumsfähig ist, ist eine bekannte Tatsache (PFEFFER, Pflanzen- - . Physiologie, II. Bd., S. 37). m Ber. der deutschen Bot. Gesellsch. XXIV. ; 42 598 A. NESTLER: Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. Schliesslich móchte ich noch ein Beispiel anführen, das, wie ich glaube, meine Ansicht über den Zusammenhang der Epidermiszellen mit der Rinnenbildung zu stützen geeignet ist. Ich habe schon früher hervorgehoben, dass ich bei den zahl- reichen von mir untersuchten Früchten die Rinnen stets annühernd normal zur Längsachse der Frucht gefunden habe; in diesen Fällen war, wie schon gesagt, die überwiegende Mehrzahl der Epidermis- zellen in der Richtung der Längsachse der Frucht gestreckt. In einem einzigen Falle und zwar bei einer Frucht des Rosenpaprikas, die sich eben zu röten anfing, fand ich ungefähr in der Mitte der- selben auf einer noch ganz grünen, kleinen Fläche eine schöne Rinnenbildung, die zur Längsachse der Frucht nicht normal, sondern qarallel angeordnet war. Die mikroskopische Untersuchung der mit Rinnen versehenen Epidermiszellen ergab die auffallende Tatsache, dass hier die grosse Mehrzahl der Zellen in der Querriehtung der Frucht und nicht, wie sonst bei Rinnenbildung in der Längsrichtung gestreckt war. Die Rinnen standen also wieder annähernd norma zu den längeren Wänden der Epidermiszellen und zeigten die be- kannten breiteren Stellen an der Kreuzung mit diesen Zellwünden. Prag, Pflanzenphysiologisches Institut der deutschen Universität. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1—5. Flüchenansichten der üusseren Epidermiszellen der Fruchthaut (Früchte von ,Rosenpaprika* und ,Cayenne*) Die Rinnen (r) stehen normal er den Längswänden der Epidermiszellen (zy — Längsachse der Frucht) un sind dort, wo sie die Längswände krenzen, stets deutlich breiter als an anderen Stellen. Fig. 1 = Epidermiszellen mit parallel verlaufenden Rinnen, V. es — Fig.2 und 3 = sehr kurze Rinnen. — Fig.4 = das spitzige Ende - längeren Rinne. — Fig. 5a = Kommissuren zweier Rinnen. — Fig. * 1g. xo 92D = eine Rinne mit einer Unterbrechung über einer Querwand. — Fig. — Vergr. ungef. 150. Eine nach kurzem Übergang sehr breit werdende Rinne mit Stau Eine breite Rinne mit Löchern an jenen Stellen, wo sie die Län der Epidermiszellen kreuzt. Querschnitt durch die äussere Epidermis der Fruchthaut, norm Rinnen (7) also parallel zur Längsachse der Frucht geführt; c = » = Aussenmembran, s = Seitenwand, i = Innenwand. Querschnitt durch die äussere Epidermis der Fruchthaut von fastigiatum Blume. Fig. 6.—9 = Vergr. 360. bteilchen- gswünde 3 Dn al zu zwei Cuticula. E] e * 2 Capsicum n E. STRASBURGER: Zu dem Atropinnachweis in den Kartoffelknollen. 599 92. Eduard Strasburger: Zu dem Atropinnachweis in den . . Kartoffelknollen. Eingegangen am 26. Dezember 1906. Es handelt sich um eine Untersuchung, die vor 2] Jahren an- gestellt wurde*), so dass ich meine Gedanken sehr zusammennehmen muss, um mir ihren Gang zu vergegenwärtigen. Die in Betracht kommenden Kartoffelknollen entstammten einer Kartoffelkrautunterlage, auf der ich Datura geimpft hatte. Prof. H. KLINGER, damals in Bonn, stellte Spuren von Atropin in den Knollen fest, doch kaum einige Milligramm Atropin in 800 g Knollen. Gewöhnliche Kartoffelknollen der Sorte, die als Unterlage gedient hatte, enthielten weder Atropin noch ein atropinähnliches Alkaloid. V. GRAEFE und K. LINSBAUER?) erinnern neuerdings an diese meine Angabe, und das veranlasst H. LINDEMUTH?) Stellung zu ihr zu nehmen. Dabei wird in dem LINDEMUTH’schen Aufsatz die Frage aufgeworfen, auf welchem Wege Prof. KLINGER das Atropin PEN habe, di Atropin chemisch nachzuweisen absolut unmöglich sei. Wie Prof. H. KLINGER den Körper, den er weiterhin auf Atropin prüfte, isoliert hat, müsste er selber angeben. Wohl aber ist mir erinnerlieh, dass dessen Prüfung dann weiter auf physiolo- gischem W ege geschah, wobei die Eisenschaft des Atropins verwertet Wurde, in geringster Menge dem Auge geeigneter Versuchstiere ein- geträufelt, Pupillenerweiterung zubewirken s, emerkt sei, dass ich in dem genannten Aufsatze andererseits hervorhob, dass in keiner der geimpften Pflanzen ein Einfluss der —M— 1) Mein Aufsatz ,Über Verwachsungen und deren Folgen*, Ber. der deutschen bot. Ges. 1885 S. 39. 2) Über die wechselseitige Beeinflussung von Nicotiana Tabacum und N, affinis bei der Pfropfung, Ber. der deutschen bot. Ges. 1906, S. 366 3) Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffelknollen infolge Yon Transplantation und über die Grenzen der Verwachsung nach dem Verwandt- Schaftsgrade, Ber. der deutschen botan. Ges. 1906, S. 428. 4) In der Augenheilkunde werden zu diesem Zwecke 0,5 pCt. Lósungen an- Sewandt, doch genügen, um die Pupillen dauernd zu erweitern, ausserordentlich kleine Mengen, nach GRAEFE 0,0001 g, nach DE RUITER sogar 0,000005 y, . NOTHNAGEL und J. RossBACH, Handbuch der Arzneimittellehre, VIL Aufl. 1894, S. 169. — Ausser Atropin könnte für diese Wirkung im wesentlichen nur noch Hyoscyamin in Betracht kommen. 42* 600 E. STRASBURGER: Zu dem Atropinnachweis in den Kartoffelknollen. Unterlage auf die Merkmale des Impflings sich geüussert habe, und auch, dass die Gestalt der Knollen an der Kartoffoluntérispi nicht in merklicher Weise von dem Impfling beeinflusst war. Die häufige Verbildung- der-Kartoffelknollen unter den Daturen konnte denkbarer- weise durch die Atropinspuren verschuldet sein. ls ich vor 21 Jahren meine Impfversuche vornahm, stand in. meinem botanischen Garten Schizanthus Grahami unter den Serophu- lariceen'). Den Gedanken, ihn auf Kartoffelkraut zu impfen, fasste ich, weil Phytophthora infestans sich, wie auf der Kartoffelstaude, auch auf Schizanthus wohlfühlt. Ich weiss heute nicht mehr genau anzugeben, ob die Verwachsung zwischen Schizanthus und der Kartoffelunterlage als gut E PR konnte, nur erinnere ieh mich daran, dass der Impfliug, wenn auch Aat weitergewachsen war. Baus) durfte das als Beispiel der Verwachsung LRL Pflanzen: von zwel verschiedenen Familien gelten?), einige Zeit später nicht mehr. Heute figuriert REN Lg in den natürlichen Pflanzen- familien von ENGLER und PRANTL unter den Solanaceen. Dazu bemerkt R. VON WETTSTEIN”), der für jenes Werk die Solanaceen bearbeitet hat, dass die Cestreae und Salpiglonideae in den Blüten- merkinalen einen so allmählichen Übergang zu den Scrophulariaceae vermitteln, dass eine Grenze zwischen TERN und diesen nur ganz künstlich gezogen werden könne, dass andererseits aber ' bieollaterale Gefässbündel nur den Solanaceen, nicht aber den. Scrophulariaceen, eigen sind. Ich selber habe seit Jahren den Fall von Schizanthus in meinen Vorlesungen als interessantes Beispiel einer Pflanze angeführt, die, während sie noch unter den Scrophylariaceen + stand, den Forscher, durch ihr Verhalten bei Verwachsungen, darüber belehrte, dass sie zu den Solanaceen gehöre. Wie ich mich zu den Fragen verwandtschaftlicher Beziehungen bei Verwachsungen ver halte, habe ich im übrigen oingehend in meinem Aufsatze , Über annar vitri dungen pflanzlicher Zellen“ entwickelt‘). D So auch noch in dem 1888 erschienenen III. Heft des IX. Bandes von H. BAILLON, Histoire des Plantes, p. 415. 2) Die Angabe von H, LINDEMUTH (l. c. S. 434), dass aufgepfropfte xg ohne virkliche Verwachsung längere Zeit am "od und frisch bleiben, sogar ? Kosten ihrer Reservestoffe antreiben können, würde eine Wiederholung des Vete und eingehenden Prüfung auf Verwachsung honta ptwepdig machen. 3) IV. Teil, 3, Abt. b. 1895, 8.6, 9, 10 u 4) Jahrb. für wiss. Bot. Dd. XXXVI, 1901, S. 582 ff, WERNER MAGNUS und HANS FRIEDENTHAL: Experimenteller Nachweis, 601 93. Werner Magnus und Hans Friedenthal: Ein experi- menteller Nachweis natürlicher Verwandtschaft bei Pflanzen. Eingegangen am 28. Dezember 1906., Die Abstammungslehre hat der wissenschaftlichen Systematik ` ein ganz bestimmtes Ziel vorgeschrieben. Ihr fällt die Aufgabe zu, die Organismen so anzuordnen, dass ihre stammesgeschichtliche Ent- wieklung möglichst klar zum Ausdruck kommt. Um dieses Ver- wandtschaftsverhältnis der Arten zu gemeinsamen Ahnen aufzudecken, ist man, da die in Versteinerungen übermittelten Reste der Ver- gangenheit fast durchaus lückenhaft sind, auf vergleichende morpho- logische und anatomische Untersuchungen der lebenden Formen an- gewiesen, die sicherlich vielfach natürliche Gruppierungen ergeben haben. Es ist aber ebenso sicher, dass vielfach das heute geltende System nicht als der Ausdruck einer natürlichen Verwandtschaft be- zeichnet werden kann, da die Lücken in den Entwicklungsreihen dem subjektiven Ermessen einen weiten Spielraum lassen. Ist auch die Systematik der Pflanzen durch die Kenntnis der ungeheuren Fülle der neu aufgefundenen Formen eine immer natürliehere geworden, sind wir dennoch weit davon entfernt, die gebräuchliche Anordnung mit wissenschaftlicher Sicherheit als eine natürliche bezeichnen zu können.) — Nicht die Stellung mancher tten zu den Familien, besonders solcher mit durch Anpassung an spezielle extreme Verhältnisse reduziertem Bau ist eine sehr un- sichere. Ob die Wasserpflanze Ceratophyllum in die Verwandt- schaft der unter sich recht fernstehenden Nymphaeaccen oder Urticaeeen zu stellen ist, oder an welche Stelle die extremer Trockenheit angepasste Casuarina zu verweisen ist, wissen wir nicht. Die natürliche Gliederung einer so scharf begrenzten Familie wie der Gramineen ist eine recht unsichere. Die verwandtschaft- lichen Beziehungen ganzer Reihengruppen, wie der Sympetalen, sind keineswegs aufgeklärt, und es ist vielfach vermutet worden, dass sie polyphyletisch aus den Apetalen resp. Choripetalen entstanden wären. Selbst für die morphologisch anscheinend so scharf unterschiedenen Mono- und Dicotyledonen ist letzthin?) behauptet worden, dass sie m gewissen Familien sich verwandtschaftlich nahe ständen und somit 1) Vgl. hierzu: ENGLER, Prinzipien der systematischen Anordnung im Syllabus der Pflanzenfamilien 1904, 2) Vgl. HALLIER, der überhaupt ziemlich die gesamte Einteilung der höheren Pflanzen als eine unnatürliche ansieht. 2 49** 602 WERNER MAGNUS und HANS FRIEDENTHAL: die bisherige Einteilung als eine natürliche nicht zu bezeichnen ist. — Diesen Beispielen für die hóheren Pflanzen sind viele für die niederen anzureihen. Die Entwieklungsreihen von den niederen zu den höheren Pflanzen etwa Farne, Cycas, Araucaria sind viel- fach sehr problematisch; selbst für die physiologisch scharf ge- trennten Gruppen der Algen und Pilze wissen wir nicht, ob diese Trennungnatürlichen Verwandtschaftsverhältnissen entspricht und ob nicht etwa die verschiedenen Familien der Pilze aus ebensoviel ver- schiedenen Familien der Algen ihren Ursprung nehmen. o muss jedes Mittel als sehr erwünscht erscheinen, dass im- stande ist, über die natürlichen verwandtschaftlichen Beziehungen der Pflanzen Auskunft zu geben. Auf die Möglichkeit, einen solchen Weg ausfindig zu machen, wiesen uns eine Reihe von Entdeekungen der letzten Jahre. KRAUS!) zeigte, dass das Blutserum von Tieren, in deren Blut- bahn von Bakterien produzierte Eiweissstoffe gebracht waren, sich. nach einer gewissen Zeit veränderte. Abgesehen von seinem spezi- fischen, baktericiden und agglutinierenden Eigenschaften gab es Im Reagensglas auch mit dem gleichen Stoffe, der vorher eingespritzt war, Niederschläge, und diese Niederschläge waren spezifisch, traten also nur bei Stoffen der gleichen Bakterienart auf. Späterhin wurde zuerst von TSCHISTOWITSCH?) und BORDET?) ein gleiches Verhalten für tierische Eiweissstoffe und besonders für artfremde Sera festgestellt. — Diese Beobachtungen wurden dann nach zwei Richtungen ausgebaut. Einmal erhielten sie grosse Bedeutung für forensische Zwecke zur diagnostischen Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. » sich herausstellte, dass mit vorbehandeltem Serum schon sehr geringe Spuren eingetrockneten Blutes oder Blutes, selbst wenn es in stinke A Fäulnis übergegangen war, aber auch Speichel oder Sperma Nieder- schläge (Präeipitine) gäben.*) — Dann aber wurde eine weitere Eigenschaft dieser BORDET’schen Reaktion verwertet. Es zeigte sich nämlich, dass das mit einem fremden tierischen Blut behandelte Serum nicht nur mit dem gleichen artfremden Blut Niederschläge ergibt, sondern auch mit dem nahe verwandter Tierspezies, onare wie dies auch schon KRAUS für die Eiweisprodukte nahe verwandter Bakterien beobachtet hatte. — So schloss man umgekehrt, dass, wenn 1) KRAUS, Über spezifische Reactionen in keimfreien Filtraten aus Cholet Typhus- und Pestbazillenkulturen, erzeugt durch homologes Serum. Wiener : Wochenschrift, 1897, Nr. 32. 7 no 2) TSCHISTOWITSCH, Etudes sur l'immunisation contre le sérum d'anguill^ = Ann. Paste; — dizin, April ~ Amn, Pasteur 1899, S. 406. — .. ... .9) BORDET, Sur l'agglntination et dissolution des globules rouges. 5. 05 98, 8. 18. uM /.. 9 WASSERMANN, Verhandlungen des Kongresses für innere Me 8.501. UHLENHUT, Deutsche med. Wochenschrift, 1901 Nr. 1. — Ein experimenteller Nachweis natürlicher Verwandtschaft bei Pflanzen. 603 ein mit artfremdem Blut behandeltes Serum mit dem Blut derselben Tierspezies und ausserdem mit dem Blut anderer Niederschläge er- gebe, dieses auf eine genetische Verwandtschaft schliessen lasse. — NUTTALL') und sein Schüler stellten nicht weniger als 16 000 ver- gleichende Versuche an verschiedenen, fast ausschliesslich höheren Tieren an, bei denen sich eine sehr befriedigende Übereinstimmung mit der aus morphologischen Verhältnissen geschlossenen systematischen Verwandtschaft herausstellte. NUTTALL versuchte auch aus der Massigkeit des Niederschlags, den er in graduierten Capillaren mass, auf den Grad der Verwandtschaft der verschiedenen Tierspezies zu schliessen. Er fand weiter, dass der Ausfall der Reaktion um so weniger spezifisch ist, je länger die Vorbehandlung der Tiere an- dauerte, sodass er schliesslich Sera erhalten konnte, die ganz all- gemeine, z. B. „Säugetierreaktionen“, ergaben. — Indem der eine von uns?) so vorging, dass er den Beginn des Eintretens der Reaktion beobachtete, peron es ihm, die "erwdeiiseliufilicbdh Be- ziehungen des Menschen in der Affenordnung, der Nager, der Strausse und des Mammuths durch die BORDET'sche Reaktion klarzulegen. So war die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass auch gegen pflanzliche Säfte das mit ihnen vorbehandelte Serum entsprechend wie für Bakterien und höhere Tiere gegenüber den einzelnen resp. verwandten Arten reagieren würde, und wir hofften auf diese Weise einen wünschenswerten Fingerzeig über die natürlichen verwandtschaftlichen Beziehungen der Pflanzen zu ge- winnen. — Diese Versuche erschienen auch dadurch aussichtsreich, dass die Beobachtungen CZAPEK's?) gezeigt hatten, wie die Wirksamkeit gewisser Fermente resp. Antifermente um so geringer wird, je Weiter die Pflanzen systematisch entfernt stánden. — Dass pflanzliche Eiweissstoffe in die Blutbahn von Kaninchen eingeführt, Präeipitinreaetion geben, ist durch einige Mitteilungen ekannt geworden. JACOBY*) fand, dass nach Einführung des aus Ricinus-Samen gewonnenen eiweissartigen Giftes Ricin, nicht nur ein p RE 1) NUTTALL, Blood immunity and Blood Relationship, a demonstration of certain Bloodrelationships amongst animals by means of the precipitintest for blood, ern 1904, 2) FRIEDENTHAL, Nene Versuche zur Frage nach der Stellung des Menschen im zoologischen System. Sitzungsbericht der kgl. preuss. Akad. der Wiss. XXXV, 1902, S. 880. Über einen experimentellen Nachweis von Blutsverwandtschaft. ll Teil Über die Verwertung der Reaktion auf Blutsverwandtschaft. Arch. für - und Phys., Phys. Abt. 1 3) CZAPEK, Aste im De Diese Ber. XXI, 1908, S. 229. und Oxydative e" bei pflanzlichen Reizreaktionen. Jahrb. für wiss, Bot, Bd. XLIII, Heft 3, 1 um a JACOBY, Über Bicinimmanitt, 1901. Beiträge zur chemischen und physio- logischen Pathologie I. Wochenschrift, XXVIII, 1902. S, 809 604 WERNER MAGNUS und HANS FRIEDENTHAL: Atintoxin entstand, sondern das hpräeipiti le Eigenschaft gegen Riein bekam. — Zur Differentialdiagnose pflanzlicher Eiweiss- stoffe behandelte KOWARSKI*) Kaninchen mit aus Weizenmehl ge- wonnenen Albumosen und erhielt ausser mit der Weizenalbumose Niederschläge mit Albumosen von Gerste und Roggen, keine mit Hafer, sehr schwache mit der von Erbsen. Er schloss daraus, dass pflanzliehe Eiweisskörper nicht so verschieden wie tierische seien. SCHÜTZE?) legte sich die Frage vor, ob einzelne Hefearten etwa durch ihre biologische Reaktion unterschieden werden können. Er fand, dass das mit Saft verriebener Hefe behandelte Kaninchenserum wohl einen starken Niederschlag ergab, derselbe aber für ober- und untergärige, für Bäcker- und Kartoffelhefe derselbe war. s gelang uns nun vorläufig, für einen Spezialfall zu zeigen, dass sowohl die BORDET’sche Reaktion für pflanzliche Säfte spezifisch wirkt, als auch das den pflanzlichen Säften die gleiche für Beurteilung der Verwandtschaftsgrade höchst wichtige Eigenschaft zukommt, ebenso wie den tierischen Säften, bei intensiverer Behandlung Re- aktionen in immer weiterem Umkreis zu geben. Wir legten uns die Frage vor, ob die morphologisch und er- ‚nährungsphysiologisch so differenten Pilzformen der Hefe (Saechare- myces cerevisiae) und der Trüffel (Tuber brumale) wirklich als genetisch verwandt zu bezeichnen sind, ob also die endogene Sporenbildung in einer bestimmten Anzahl von Sporen (Ascus) wirklich als sicheres Merkmal einer nahen Verwandtschaft (Ascomyceten) anzusehen ist, da doch die sonstigen Wachstumsverhältnisse, Kopulation usw. kaum Analoga bieten. Zum Vergleich wurde dann noch ein Vertreter der Basidiomycetenreihe (exogene Sporenbildung in bestimmter A : ) der Champignon (Agaricus campestris) herbeigezogen, um seine eventuelle Verwandtschaft zu den Ascomyceten festzustellen. s Der Bau der pflanzlichen Zelle, die starre Zellmembran, der em zumeist dünner Protoplasmaschlauch anliegt, macht es schwierig: durch einfaches Zerreiben eine genügende Menge plasmatischer Inhaltsbestandteile zu erhalten. Wir benutzten daher die Methode, die von BUCHNER für die Herstellung des zymasehaltigen Hefepres saftes angegeben ist. Wir sind Herrn Prof. Ep. BUCHNER zu grossem Dank verpflichtet, dass er uns in liberalster Weise die Be- nutzung der Presse seines Instituts (Chemisches Institut der land- i wirtschaftlichen Hochschule) gestattete und uns auch einige Male - . Hefepresssaft selbst zur Verfügung stellte. Der Eiweissgehalt der ber nutzten Säfte betrug im Durchschnitt, gemessen mit dem Albam 1) KOWARSKI, Über den Nachweis von pflanzlichem Eiweiss auf biologischem Wege. Deutsche med. Wochenschrift XXVII, 1901, S. 442. P » Über weitere Anwendungen der Präcipitine. Deutsche P AT Ein experimenteller Nachweis natürlicher Verwandtschaft bei Pflanzen. 605 meter nach ESBACH, für Hefepressaft über 2 pCt., Trüffelsaft 0,025 pCt., Champignonsaft 0,1 pCt. Die Reaktion der Pflanzen- säfte gemessen mit der FRIEDENTHAL’schen Indikatorenmethode war allgemein 1x10 —6 H. Sie wurden durchgehend vor der Einspritzung mit Soda schwach alkalisch gemacht, wodurch ihre Giftigkeit sichtlich herabgesetzt wurde. Dass eine Reihe mit den Säften höherer Pflanzen vorgenommene Injektionen bald zu dem Tod der Versuchstiere führten, schieben wir zum grössten Teil dem Umstande zu, dass wir unterlassen hatten, die Säfte alkalisch zu machen. Die Einspritzung geschah subeutan. Folgende Tabelle gibt die Resultate für je ein mit Hefe, Champignon und Trüffel behandeltes Tier nebst des Kontrolltieres. | Hefe | Trüffel Champignon | Kontrolltier Anfangsgewicht . . .. 2400 g 2500 g 2000 g Gewichtbei Blutentnahme 1900 g 2500 g 1800 g Zeit der Behandlung . . 14 Tage 14 Tage | 12 Tage Summe des Saftes . . . 12 cem 13cem | 12cem 1 cem Serum + 0,02 Hefe- | ox CT RESUME ES rasch ein- leichte — | fast klar | dauernd fast tretende Trübung | bleibend klar starke | Trübung | Leem Serum +0,02 Trüffel- | | EN 1... 4 do. rasch ein- | do do. tretende | starke . | Trübung | IcemSerum +0,02 Cham- | dauernd klar| so gut wie | rasch ein- do. Pignomsaft ; iouis . bleibend, klar | tretende geringe | starke Flocken | Trübung Zur Kontrolle wurde auch stets Presssaft zu 1 ccm 1 pCt. Koch- salzlösung gefügt und ergab stets eine minimale, mit dem positiven Ausfall der Reaktion nicht in Vergleich zu setzende Trübung. — . Wir sehen also, dass ganz wie bei Bakterienprodukten oder tierischen Süften schon bei Zusatz sehr geringer Mengen des vorher injizierten Pflanzensaftes im vorbehandelten Serum alsbald ein Niederschlag ent- steht von einer Stärke, wie er im normalen Serum oder in der Kochsalz- lösung nie eintritt — Während diese Reaktion nun bei unseren drei Test- objekten: Hefe, Trüffel, Champignon für den Champignon durchaus spezifisch ist, und auch das Serum des Trüffeltieres nur mit Trüffel- saft ein Präcipitin ergibt, wird das Serum des Hefetieres auch von Trüffelsaft präcipitiert; wir müssen also schliessen, dass die Hefe in näherer verwandtschaftlicher Beziehung zu der Trüffel als zum = Champignon stebt, dass mit Recht die Hefe als Ascomycet be- 606 WERNER MAGNUS und HANS FRIEDENTHAL: traehtet wird, und dass die morphologischen Unterschiede der Ascus- und Basidien tragenden Pilze auch stammesgeschichtlichen Verschiedenheiten entsprechen. — Wir hatten schon gesehen, dass die Weite der Reaktion in Beziehung steht zu der Intensität der Vorbehandlung und müssen schliessen, dass die Vorbehandlung des Hefetieres, das mit Hefe- und Trüffelsaft Reaktion ergibt, eine inten- sivere war als die des Trüffeltieres, das nur auf Trüffelsaft reagiert. Da die Dauer der Behandlung und die Quantität des eingeführten Saftes die gleiche, werden wir dazu geführt, einen Unterschied in der Qualität der Säfte annehmen zu müssen. Es liegt nun nahe, diesen Unterschied in dem grossen Unter- schiede des Eiweissgehaltes (2 pCt. und 0,025 pCt.) zu sehen. In der Tat ist von mancher Seite der Gedanke ausgesprochen worden, dass die Reaktion durch jedes genuine Eiweiss und auch von manchen anderen Eiweisskörpern ausgelöst wird und auch für ver schiedene Eiweisskörper der gleichen Tierspezies spezifisch prie pitierende Substanzen gebildet werden.') Nachdem der eine von uns ) gezeigt hat, dass während der ganzen Entwicklung eines Tieres seine Organsäfte stets gleiche Reaktionen geben, ist er auch durch andere experimentelle Erwügungen dazu geführt worden, anzunehmen, dass ganz speziell Kernstoffe als wesentlicher Faktor bei der ver wandtsehaftsreaktion zu betrachten sind. Es ist hier nicht die Stelle, darauf näher einzugehen. Es mag nur darauf hie- gewiesen werden, wie dies in Übereinstimmung stünde zu den Arm schauungen, wie sie die moderne Cytologie begründet hat, die 1n ES Kern den Träger der Vererbungssubstanzen sieht. Gelingt es nun, zu zeigen, dass wirklich die chemischen Eigenschaften der Kernstoffe verwandter Arten sich nur wenig von einander unterscheiden, dann könnten wir wirklich in ihnen die materielle Grundlage des YO" NÄGELI theoretisch postulierten Idioplasmas sehen, das nur ei langsam und schwer Veränderungen einzugehen im Stande ist. Auf ein solches Resultat dürfen wir bei Abwesenheit eines scharfen Gegensatzes zwischen somatischen und generativen Zellen bet den Pflanzen um so eher hoffen, als selbst bei den Tieren mit ihrer weit- 1) L. MICHAELIS und C. OPPENHEIMER, Über Immunität gegen ehe körper, Arch. für Anat. und Physiol. (Phys. Abt.), Supplement 1902 L mde hrift Weitere Untersuchungen über Eiweisspräcipitine, Deutsche med. Wochense ei : 1904, 8.1240. Über die grosse diesbezügliche Literatur bis 1904 Vgl. R. KRAUS — Über spezifische Niederschlüge (Prücipitine) in KOLLE und WASSERMANN, buch der pathogenen Mikroorganismen, Bd. IV, T. 1, 1904, S. 532. | panes FRIEDEMANN und FRIEDENTHAL, Über Immunitätsreaktionen im : e, Beziehungen der Kernstoffe zu den Immunkörpern. Zeitschr: e und ie, 1% | en Ein experimenteller Nachweis natürlicher Verwandtschaft bei Pflanzen. 607 gehenden Zelldifferenzierung die Artspezificitàt jeder Körperzelle, wie oben erwähnt, von dem einen von uns hat nachgewiesen werden kónnen. Ausser diesen mehr praktischen Fragen über die Sicher- stellung der verwandtschaftlichen Beziehungen der Arten scheint also das nähere Studium dieser Verhältnisse bei Pflanzen berufen zu sein, Hesultate von weittragender theoretischer Bedeutung für die Zell- biologie und V ererbungslehre zu liefern. Aus dem Privatlabor 'atorium von HANS FRIEDENTHAL, Nicolassee bei Berlin. Taf XXI. Usch. Bd. EXIT- ESE. » Zi x dicte be. Berichte d. Deutschen Both Tafel XXIII. Bd. X XIV. Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Taf XXIV chte d. Deutschen: Bot. Gesellsch. Bd. XXIV. X E ne an . P B wird gebeten, alle wissenschaftlichen e ed for die Bei im P fire 1907 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Le Kny, Wilmersdorf bei Berlin, Taer Ale 186/187, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme cg Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats Abends 7 Uhr s | E x Seng gp ya p^ für die Berichte müssen spätestens acht Tage | vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vo) ündig =- druekreif im Manuskr ript — lo Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- 1 ms werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang e ea Druekseiten nieht überschreiten. (Reglement $ 19.) Die Aufnahme Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch BE t sind, muss wegen Pes . daraus entstehenden Unzuträglichkeiten beanstandet werden. ie Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehle diafisi Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe des- Me Ka Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben, e Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. ; Mlle a uf die Veröffentlichung der ee Jer a Schriftstücke, Korrek- | furen usw. sind zu senden an Herrn Prof. . Müller, Steglitz bei Ber Zimmermannstr. 15, II. n giier abi Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht sta Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1907. Für die Generalversammlung: Schwe nienth Prüsident; Pfeffer, Stellvertreter. "ür die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: Kny, Vomi ender; Engler, e Stellvertreter, Wittmack, zweiter Stellvertreter; O. Rein bariin oir Schrift- rer, Köhne, er Schriftführer, Lindau, dritter Schriftführ oe: O. Mülle Redaktions-Kommission: n Kny, O. Reinhardt, Kóhne, LINIEN: Ascherson, Kolkwitz, Gilg. AchMlatührender Sekretär: C. Müller. Alle Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Sehriftstücke, werdeu franko ,An die Kur- und Neu j die Deutsche Hotanische Gesellschaft, Be lla wW, 8, Wilhelmplatz 65, erbeten. i Der Beitrag beträgt für ordentliche Berliner n er k. 20, für “e o . 9rdentliehe Mk. 15, für alle ausserordentl Mitelieder Mk. 10. àle — . Svent. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr, sind — — innerhalb sechs Monate nach e n Bandes unmittelbar an die Verlagshandlung, denne Borntraeger, Berlin SW. 11, Dessauer Str. 99, zu — re res SAEC pe ne e alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Be | l i | der sehäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn. Prof. Dr © Mil ülle r, ee bei Berlin, Zimmermannstr. m5 zu s enden. | Sonderabdrücke aus unseren » Ber cht o unterliegen folgenden Bestimmungen: : * L Jeder Autor erhält 508 50 e mit Um i geliefe : eer rti zahlv ba E jv seti die re pars nate Tarif durel > 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text $ Premies u für jede schwarze Tafel einfachen Formates . iim en SRN für jede Farbe | pro Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin — 11 Dessauer Strasse 29 Tabulae Botanicae unter Mitwirkung von A. J. Blakeslee (Cambridge, Mass.), A. Guilliermond (Lyon) redigiert von h an Dr. E. Baur (Berlin) und Dr. E. Jahn (Berlin). Rrschienen sind ber eits: | Tafel |: Myxobacteriaceae, Entwicklung von Polyangium imm; Fruchtkürperv. Chondromyoes u. Myxococcus. Sporting. ” | Aerasieae. Seti. : Sporangien u. Pl: di M t : Stoma. Rhoeo discolor: XXIV. JAHRGANG 1906. BERICHTE DER GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. de P Aint fit (Mit 8 pores : Ko hlensáure- Assimilatio on und Chloropl niae dan uua ert MEET S s ER Ci METUS dE aoc fm = Die Einladung lautete: . Ber. der. Bericht über die am 5. Juni 1906 in Marburg in Hessen abgehaltene dreiundzwanzigste Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Zum ersten Male wurde die Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft losgelöst von der Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte und auch zeitlich auf die Pfingst- woche verschoben und zwar in Marburg an der Lahn abgehalten. Damit ist nun all den Wünschen Rechnung getragen, welche auf den vorangehenden Generalversammlungen wiederholt zum Ausdruck . und endlich zur Annahme gebraeht worden sind. Die hier zu be- sprechende Versammlung hat mithin in der Geschichte unserer Ge- sellschaft eine besondere Bedeutung. Die Wahl Marburgs ist, wie seinerzeit [vgl. Bd. XXIII, 1905, S. (4)] berichtet worden ist, in Meran mit besonderer Rücksicht darauf erfolgt, dass auch die -. Deutsche Zoologische Gesellschaft beschlossen hatte, ihre Jahres- versammlung in Marburg abzuhalten. So tagten nun im Jahre 1906 Zoologen und Botaniker gleiehzeitig am gleichen Orte. Die Vor- bereitungen für die Arbeiten unserer Gesellschaft waren dadurch wesentlich vereinfacht. Da die Herren ARTHUR MEYER und F. G. KOHL dem Präsidenten ihre Unterstützung zugesagt hatten und auch der Zoologe Herr MEISENHEIMER die Freundlichkeit hatte, als Obmann des Wohnungsausschusses für das Unterkommen der Teilnehmer an unserer Versammlung zu sorgen, wofür ihm auch an dieser Stelle gedankt sei, so konnte die Einladung zur Generalversammlung ordnungsmässig und rechtzeitig durch unsere Berichte erfolgen. ee d) (2) Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. Auf Beschluss der 1905 in Meran abgehaltenen Generalversamm- lung findet die diesjáhrige Generalversammlung in Marburg in Hessen, und zwar am Dienstag, den 5. Juni, vormittags 10 Uhr im Hörsaal des Botanischen Institutes der Universität statt. Die Mitglieder der Gesellschaft werden hiermit zur; Teilnahme an der Generalversammlung mit dem Bemerken eingeladen, dass auf derselben die nach $ 15 des Reglements zu erledigenden Punkte der Tagesordnung, insbesondere die Wahlen des Präsidenten, seines Stellvertreters und der 15 Mitglieder des Ausschusses zur Verhand- lung kommen werden. Sammelreferate haben freundlichst angemeldet: l. Herr Prof. Dr. F. KOHL (Marburg): Fortschritte auf dem Gebiete der Chlorophyllforsehung und der Assimilation. 2. Herr Dr. P. CLAUSSEN (Freiburg i. B.): Über neuere Arbeiten zur Entwiekelungsgeschichte der Ascomyceten. Ausserdem sind bis jetzt Vortrüge angekündigt von Herrn Prof. Dr. KOHL: 1. Neue Untersuchungen über das Ergrünen der Pflanzen, 2. Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren, 3. Demonstrationen. Den Mitgliedern wird überdies durch Herrn N. GAIDUKOV mM besonderem Vortrage: „Über die Anwendung des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF für die Untersuchung lebender Objekte" (piii Demonstration unter Benutzung der Apparate der Firma CARL ZEISS) Gelegenheit geboten, sich mit dem Ultramikroskop und seiner Ver- wendbarkeit bekannt zu machen. : Es wird darauf hingewiesen, dass gleichzeitig mit uns die Deutsche Zoologische Gesellschaft in Marburg tagen wird. Es empfiehlt sich daher, dass auch unsere Mitglieder sich bereits am Montag, den 4. Juni, abends 8 Uhr, zu gegenseitiger Begrüssung zwanglos im Hotel Ritter (Ketzerbach) vereinigen. Über die Abhaltung von Sitzungen am Mittwoch den 6. - wird sieh die Versammlung je nach der Zahl der zur Meldung 8" langenden Vorträge am Tage der eigentlichen Generalversammlung schlüssig machen. : Da die Beschaffung von Wohnungen für unsere Mitglieder Wege? der Pfingstzeit in Marburg auf Schwierigkeiten stossen dürfte, ii sich Herr Dr. MEISENHEIMER vom Zoologischen Institut qe ‚bach 63) in freundlicher Weise bereit erklärt, Bestellungen "S Zimmern unter Berücksichtigung besonderer Wünsche det 7 =` nehmer an der Versammlung entgegenzunehmen. Es empfiehlt 85^ — ma Dr. MEISENHEIMER möglichst bald Bestellungen und WH e Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. (3) bekannt zu geben. Ausser den durch Vermittelung zu erlangenden Privatzimmern werden folgende Gasthófe empfohlen: Hotel Pfeiffer, Elisabethstrasse, Ritter, Ketzerbach, „ Kaiserhof, Bahnhofstrasse, Bahnhofshotel am Hauptbahnhof, Hotel Freidhof, Universitätsstrasse. » LA Prof. Dr. CARL MÜLLER, Sekretär der Deutschen Botanischen 5 Gesellschaft. Dem Rufe war eine nicht allzu grosse Zahl von Fachgenossen gefolgt, die sich mit wenigen. Ausnahmen bereits am Montag den 4. Juni (dem zweiten Pfingstfeiertage) abends im Hotel RITTER mit einer freilich viel stattlicheren Zahl von Zoologen zusammenfanden, um mit einer gewissen Spannung die Frage zu erörtern, ob die bevorstehende Geschäftssitzung eine Beschlussfähigkeit bringen werde oder nicht. Die ordentliche Generalversammlung wurde am Dienstag den 5. Juni 1906, vormittags 10 Uhr, im Hörsaale des Botanischen Institutes im Botanischen Garten eröffnet. Die Anwesenheitsliste ergab nur 19 erschienene ‚ordentliche Mitglieder, deren Namen zu- nächst hier folgen sollen. Es waren zugegen die Herren: ADERHOLD-Dahlem (Berlin), MEYER (ARTHUR)-Marburg i. H., BAUR-Berlin, MÖBIUS-Frankfurt a. M., BRUCK-Giessen, MÜLLER (CARL)-Berlin, ÜLAUSSEN-Freiburg i. B., MUTH-Oppenheim a. Rh., GAIDUKOV-Jena, | OLTMANNS-Freiburg i. B., SCHENCK-Darmstadt, JOST-Strassburg iR SCHWENDENER-Berlin, KIENITZ- GERLOFF-Weilb urg, TISCHLER-Heidelberg, KOHL-Marburg i. H., |! WOLKENS-Berlin. KROEMER-Geisenheim, | Die Beschlussfähigkeit war mithin noch nicht erreicht. ? Als Güste nahmen an der Sitzung teil die Herren: BLAKESLEE (damals in Halle), OHRSTRÖM-Marburg i. H., BREDEMANN-Marburg i. H., MAGER-Marburg i. H. EUKER-Marburg i. H., . . Herr SCHWENDENER übernahm als Präsident der Gesellschaft die ihm zustehende Leitung der Versammlung, eróffnete die Sitzung | um 10'/, Uhr und begrüsste die erschienenen Mitglieder sowie g5 (4) Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. anwesenden Gäste unter Hinweis auf die Schwierigkeiten, mit welchen die Generalversammlung bezüglich des Besuches seit Jahren zu kämpfen habe. Daraus einen Schluss auf einen Rückgang des Interesses an unserer Gesellschaft zu ziehen, würde erfreulicherweise verfehlt sein, da die Mitgliederzahl sich alljährlich steigere und im Geschäftsjahre 1905 mit 459 Mitgliedern ihren bisherigen Höhepunkt erreicht habe. Aber auch unsere Berichte legen Zeugnis dafür ab, dass unsere Gesellschaft nach wie vor gedeiht, schliesse doch unser Band XXIII (1905) mit 516 Seiten Text und dem Generalversamm- lungsheft von 98 Seiten unter Beigabe von 21 Tafeln ab. Auch die Rechnungsablage des Schatzmeisters, über welche Anlage I [S. (9)] Auskunft bringt, lässt den Stand der Gesellschaft als günstig bezeichnen. Es müsse freilich in Rechnung gezogen werden, dass das laufende Geschäftsjahr durch Herausgabe des Register- bandes für die ersten 20 Jahrgänge unserer Berichte und die für das 25jährige Bestehen der Gesellschaft beschlossene Herausgabe einer Festschrift den Vermögensstand der Gesellschaft vermindern werde.') An Stelle des durch Krankheit heimgesuchten Schatzmeisters Herm OTTO MÜLLER gab der Sekretär Herr CARL MÜLLER den Kassenbericht auszugsweise zur Kenntnis, worauf dem Schatzmeister und damit dem Vorstande Entlastung erteilt wurde. Im Anschluss an den Kassenbericht stellte Herr ADERHOLD den Antrag, der Vorstand möge veranlasst werden, bei der Verlagsfirma GEBR. BORNTRAEGER dahin zu wirken, dass diese einen Teil der Kosten für die Herstellung des Registerbandes übernehme. Herr ARTHUR MEYER präzisierte diesen Antrag dahin, dass die Firma aufgefordert werden möchte, die Hälfte der Kosten für das General- register zu tragen. Die Versammlung stimmte dem einstimmig ZU. Es musste natürlich dabei berücksichtigt werden, dass dieser Beschluss nicht als ohne Weiteres für den Verleger bindend angesprochen werden konnte, da der Vorstand auf Grund der von den früheren Generalversammlungen gefassten Beschlüsse bereits einen Vertrag über den Registerband geschlossen habe.? i : Herr SCHWENDENER gedachte sodann der im Laufe des Geschäfts- jahres verstorbenen Mitglieder, denen zu Ehren sich die Anwesel! - von ihren Plätzen erhoben. Bedauerlicherweise lagen urschriftliche Nachrufe nicht vor, obwohl von mehreren Verfassern die Einsendung ~ 1) Der Registerband ist in der Weihnachtswoche 1906 den Mitgliedern kostenlos zugestellt worden. NT ee. er feed mitgeteilt werden, dass die Verlagsbuchhanālang lei pun Tre ereinbarung einverstanden erklärt hat, der Gesellschaft . mu ondas Registerbandes 400 Mk, zu überweisen. ^F Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. (5) solcher zugesagt war. Der Sekretär nahm hier Anlass, auf die sich dadurch ergebende Schwierigkeit in der Geschäftsführung, insbe- sondere bezüglich des Erscheinens unseres Generalversammlungs- heftes hinzuweisen. An der sich anschliessenden Diskussion beteiligten sich die Herren OLTMANNS, ARTHUR MEYER, ADERHOLD, MÖBIUS und TISCHLER. Aus diesen Erörterungen ergab sich der Antrag, dass die eingehenden wissenschaftlichen Arbeiten, welche auf der General- versammlung zum Vortrage gelangen, entsprechend ihrem Eingangs- datum in die laufenden Hefte unserer Berichte aufgenommen werden sollen. Das Generalversammlungsheft solle dann mit besonderer Paginierung veröffentlicht werden und zwar unter Voranstellung der Nekrologe in der Reihenfolge, wie diese einlaufen, bis dann das Schlussheft den Band beende Dieser Antrag wurde mit 12 Stimmen zum Beschluss erhoben. Es mag hierzu bemerkt werden, dass diesem Beschlusse entsprechend schon die Eingänge aus der Generalversammlung in Meran im Vor- jahre behandelt worden sind.?) Da die obwaltende Beschlussunfähigkeit den Vollzug der Wahlen uumóglich machte, so wurden diese zunüchst ausgesetzt. Sie kamen am Nachmittage des Sitzungstages zustande, da sich unser Mitglied Herr HESSE in Marburg trotz des Bevorstehens einer am gleichen Tage anzutretenden Amtsreise auf Grund einer ihm durch die Herren KOHL und CARL MÜLLER namens der Versammlung ausgesprochenen Bitte veranlasst sah, kurze Zeit der Versammlung beizuwohnen. Eine längere Verhandlung erheischte die Frage der Wahl des Ortes und der Zeit für die nächste Generalversammlung. Herr OLTMANNS wünschte wieder die Beziehung zur Versammlung der Zoologen gewahrt zu sehen. Dem gegenüber betonte Herr ADERHOLD, dass die Gesellschaft im Jahre 1907 ihr 25-jähriges Bestehen feiern könne. Aus diesem Anlasse müsse der Wunsch ausgesprochen werden, dass eine Feier veranstaltet werde, welche, wenn irgend möglich, so zu legen wäre, dass eine grössere Zahl von Teilnehmern mit Wahrscheinlichkeit sich einfinde. Es wäre ganz besonders zu erstreben, dass die Deutsche Botanische Gesellschaft wenigstens diesmal mit der „Vereinigung der Vertreter der angewandten Botanik“ sowie mit der „Vereinigung der Vertreter der systematischen Botanik“ am gleichen Orte in derselben Woche tage. Aus diesem Grunde empfehle es sich auch, dass man i tt i . 2) Auch in dem laufenden Geschäftsjahre wurde dem Rechnung getragen. Die In Marburg zum Vortrag gebrachten Arbeiten sind in den laufenden Heften ver- Offentlicht worden. Leider sind Nachrufe für die Berichte nicht eingegangen, wes- .. halb der Vorstand den Abschluss des Jahrganges mit dem vorliegenden Schlussheft . m 1. März d. J. angeordnet hat. (6) Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. die Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte be- rücksichtige, welehe im September in Dresden stattfinden werde. Da die oben genannten Vereinigungen vor derselben Frage ständen, so lasse sich nach unverbindlichen Zusagen ihrer Vorstände gern die wünschenswerte Lage herbeiführen. Nach den Erörterungen trat man diesem Antrage mit Vorbehalt bei. In erster Linie wurde Leipzig als Ort der im September 1907 abzuhaltenden Generalversammlung in Vorschlag gebracht und die Absendung einer darauf bezüglichen telegraphischen Anfrage ad Herrn PFEFFER-Leipzig beschlossen. Ausser Leipzig kam noch Jena in Betracht. Die später eintreffende telegraphische Mitteilung des Herrn PFEFFER lautete zustimmend, wies aber zugleich darauf hin, dass die Ahhaltung der Generalversammlung in Leipzig während der Messzeit (in der ersten Hälfte des Septembers) eine Unmöglichkeit sein würde. . Nach Kenntnisgabe eines eingegangenen Grusses unseres Mit- gliedes Herrn E. KLEIN-Luxemburg war der geschäftliche Teil der Generalversammlung bis auf die Wahlen erledigt. Für pol wurde die auf Nachmittag 3 Uhr anberaumte Sitzung bestimmt. Für den Vorsitz während der wissenschaftlichen Mitteilungen dieser Sitzung wurde Herr ARTHUR MEYER gewählt. 2 Da die Vormittagszeit den Beginn der wissenschaftlichen Tà en keit noch ermöglichte, so erbrachte Herr KOHL sofort sein m ce Einladung angekündigtes Sammelreferat [siehe oben, 5. © a Die Pause bis zur nächsten Sitzung vereinigte sämtliche T Generalversammlung erschienenen Mitglieder nebst einigen Gäs x zu einem gemeinsamen Mittagsmahle, dessen Veranstaltung der freun Hörsaale des Botanischen Instituts abgehalten. Da Herr er freundliehst erschienen und damit die Beschlussfähigkeit ai = sammlung erreicht war, so konnten nunmehr die Wahlen vollzog werden. Es wurden gewählt: Herr S. SCHWENDENER zum Präsidenten, ; > W. PFEFFER zum Stellvertreter des Präsidenten. Zu Mitgliedern des Ausschusses: Herr CORRENS-Leipzig, | Herr MEYER-Marburg i. H., |. > FÜNFSTÜCK-Stuttgart, | > MOLISCH-Prag, . . > HEINRICHER-Innsbruck, | » Norr-Bonm, &— 4 E KLEBS-Halle, | > OLTMANNS-Freiburg | : B, Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. (7) Herr SCHRÖTER-Zürich, | Herr STAHL-Jena, SOLEREDER-Erlangen, | > VON TUBEUF-München, SOLMS-LAUBACH, Graf ZU, VON VÖCHTING-Tübingen, in Strassburg i. E., | VON WETTSTEIN-Wien. “ v y y Unter dem Vorsitz des Herrn ARTHUR MEYER sprach sodann Herr BLAKESLEE über die geschlechtliche Trennung der Mucorineen- mycelien und ihre Bedeutung für die Entstehung ihrer Zygosporen. Darauf hielt Herr CLAUSSEN seinen als Sammelreferat angekündigten Vortrag [siehe oben, S. (2)]. Da beim Schluss des Vortrages (4 Uhr 50 Minuten) das er- wartete Telegramm aus Leipzig noch nieht eingetroffen war, so wurde bezüglich der nächsten Generalversammlung als Ort derselben Leipzig angenommen, für den Fall der Unmöglichkeit einer Tagung in Leipzig Jena in Aussicht genommen. Für die Zeitbestimmung ist es dem Präsidenten überlassen, sich mit den Vereinigungen für angewandte Botanik, sowie für systematische Botanik ins Einvernehmen Zu setzen und, wenn möglich, die zweite Hälfte des Septembers für die Tagung festzuhalten. Für die am Mittwoch, den 6. Juni, auf Nachmittag 3 Uhr ab- zuhaltende Sitzung wurde Herr OLTMANNS durch Zuruf zum Vor- sitzenden gewählt. Am Mittwoch Vormittag demonstrierte Herr GAIDUKOV die Ein- richtung des von der Firma ZEISS im Physikalischen Institut der Universität aufgestellten Ultramikroskopes unter Einschaltung von pflanzlichen Objekten, welche in den in unseren Berichten er- schienenen Arbeiten des Herrn GAIDUKOV behandelt worden sind. in grösserer Teil der Botaniker besuchte sodann den Vortrag des Herrn HERTWIG-München „Über die Geschlechterdifferenzierung bei den Embryonen und Larven der Batrachier.“ In der unter dem Vorsitz des Herrn OLTMANNS im Hörsaale des Botanischen Instituts am Nachmittag um 3 Uhr 25 Minuten eröffneten Sitzung sprach Herr KOHL-Marburg „Über die Assimilation der Kohlensäure durch das Karotin“. Der Inhalt des Vortrages ist in unseren Berichten (1906, S. 222—229) enthalten. Sodann sprach Herr KOHL über die Natur des Diatomins, an dessen Zusammen- setzung Xanthophyll und Karotin den wesentlichsten Anteil haben. Herr EUKER-Marburg behandelte hierauf den Gefässbündelverlauf in den Rhizomen von Convallaria majalis. Die Arbeit wurde in Heft 6, S. 330—339 dieses Jahrganges unserer Berichte veröffentlicht. Herr SAAME-Giessen hielt einen Vortrag über die eigenartigen Doppelkerne im Endosperm bezw. im Embryosacke von Fritillaria. Die Mitteilung ist in Heft 6, S. 306—309 dieses Bandes der Berichte, erschienen. ! (8) Bericht über die dreiundzwanzigste Generalversammlung. Herr MUTH-Oppenheim legte hierauf ein reiches Material von extraxillierten Sprossen von Salvia pratensis vor. Die Arbeit findet sich in Heft 7, S. 353—360 dieser Berichte, veróffentlicht. Herr ARTHUR MEYER hielt sodann einen Vortrag über die Vor- gänge und Erscheinungen beim Abtóten der Bakteriensporen. Der Inhalt des Vortrages bildet den Gegenstand der in Heft 6, S. 340 bis 352 gegebenen Mitteilung. Zum Schluss machte Herr CARL MÜLLER noch auf das Er- scheinen der neuesten KNY’schen Wandtafeln aufmerksam, welche wührend der Versammlung im Sitzungsraume ausgestellt waren. Es wurde besonders darauf hingewiesen, dass das Format der Tafeln gegen die bisher erschienenen der Sammlung wesentlich grósser ge- wählt worden sei, um die Verwendbarkeit der Tafeln auch in grösseren . Räumen zu ermöglichen. : Wenn nun noch kurz erwühnt wird, dass auch der gesellige Teil der Versammlung, dank der boebocincütitglidi der Marburger Fachgenossen zu seinem Rechte kam, so mag mit dem Danke an dieselben dieser Bericht seinen Ábsiblois finden. Berlin, im April 1907. S. SCHWENDENER CARL MÜLLER z. L. Präsident. als Schriftführer. | Rechnungsablage des Jahres 1905. (9) Anlage I. Rechnungsablage des Jahres 1905. Soll Haben M Pf. M A Pf ———————É— ER REUS ^8 — — iu ————— = I. Beiträge- Konto. | Im Jahre 1904 vorauf gezahlte Beiträge im Im Jahre 190 eingezahlte Beiträge 6863.54 „ | 1 456 04 Für Rechnung 1905 gezahlte Beitrüge | i4 Berliner à 20 M. . . . . . 1480,00 M | 366 Auswärtige à 1 DM i 5490,00 „ | 19 Auscerorddtliohe à 10.4 . 19000 , | i Meh gm. s 23,54 . | | 459 Mitglieder zahlten. . . . .. 1189 | 54 po Pe im er we vorauf gezahlte Beiträge Rs | DM I DW. S dec. 272 | 50 14566 | 04 | 145 | 04 II. Interessen-Konto. | | Zinsen aus dem Depót und dem Konto-Korrent x | à | BEE DUM. 71... ds 581 | 60 | HI. Gewinn - Konto. | | GEBRÜDER BORNTREGER zahlten 25 pCt. des D | Reingewinnes an Band XXII. . .. ... 921 | 00 | | | | | IV. Berichte - Konto. | | aa Vig xm 1905: + (98) + 2 = 616 Te Text; 21 Tafeln, | 931 ‚07 gem Holzschnitte usw. Entnommen | 467 Exemplare (459 für Mitglieder, 7 für Er i | Ehrenmitglieder, 1 für den Schriftführer) . 450 29 Ersatz für Farbentafel III . ........ . i bu Kosten des Bandes XXIII. . .. . .. . à: : 4531 | 6) 4577 | 95 | 45r | 95 V. Kosten- Konto. Porto für Korrespondenzen usw. . . 116,27 M Porto für Ver noce der Hefte . . 477,20 „ Spesen und "pe no os 32 , fuus wk... 5. s 170,00 „ Honorare. us. kata Y. RUE 116,50 „ DE EN ‚00 „ í Glückwunschschreiben E Qu d Lu 6,00 „ : : 19880 | 084. (10) Rechnungsablage des Jahres 1905. Soll Haben M | Pf ME | | VI. Kapital-Konto. | Am 1. Januar 1905 Vermögen im Vortrage: | Fester Bestand . . . . . 50 ,00 Flüasiges Vermogen . . . 602042 ^ 1069 | 4 I. Beitráge-Konto. . . . . .. is prega 7183 | 54 iL Intense Kos... 5 oye is a es 93 60 ML Geyimi- Konto s eer OES 9 : p 321 00 D Bidt Konto. .. .. deco 4591 | 65 Een 1610 | 64 Am 31. Dezember 1905 Vermögen im Übertrage: | ester Bestand .. ... 5000, | Lebenslängl. Mitglieder 600,00 „ E Flüssiges Vermögen . . . 691421 . 12514 |. 24 ii, ße nd 18656 | 56 | 18656 | 56 | MEN Voranschlag für 1906. | (Durchschnitt der letzten drei Jahre). | 1 Vortrag des Vermögens am 1. Januar . . . . 12514 2i BUE oo 4 79. MES Oo 0X. | 1 060 w BE QU Lu 17v LULA | 533 00 Gena ee a o Los 50 | 00 ENNMNE C C. dS Me 6 UL 1 630 00 u .. .— 12... 1... 5010 00 Festschrift und Generalregister . . . . . .. 8117 27 Vermögen am 31. Dezember 1906 im Übertrage | 5600 | 00 | | | — 90351 | 91 | 2357 | A t Die Einnahmen aus den Beiträgen betragen 7 183,54 M; die laufenden Ausgaben betragen 6142,29 #. Folglich sind 1041,29 M mehr eingenommen als ausgegeben. Bei 459 zahlenden Mitgliedern M Ausgabe. Die Herausgabe einer Festschrift und eines Generalregisters der ersten 20 Bände der Berichte ist beschlossen. Die Kosten für diese beiden Publikationen wurden im Voranschlage mit 8117,27 MN, vor behaltlich spezielleren Anschlages, eingesetzt. kommt auf jedes Mitglied 15,65 M Beitrag und 13,41 Berlin, Mai 1906. OTTO MÜLLER. Sammelreferate. . P. Claussen: Über neuere Arbeiten zur Entwickelungs- geschichte der Ascomyceten. Mit 7 Abbildungen. Im Jahre 1895 erschien in den Berichten unserer Gesellschaft eine kleine, aber wichtige Arbeit von HARPER (49) über die Ent- wiekelung des Peritheciums von Sphaerotheca Castagnei. Auf Grund von Untersuchungen, die im Bonner botanischen Institut mit Hülfe moderner Mikrotom- und Färbetechnik ausgeführt waren, nimmt der Verfasser Stellung zu den beiden damals üblichen Ansichten über den Entwickelungsgang der Ascomyceten, der DE BARY'schen und der BREFELD’schen. Beide Autoren suchen zum Verständnis dieses Ent- wiekelungsganges dadurch zu kommen, dass sie ihn mit dem der Phyeomyeeten vergleichen. Bei den Phycomyceten verläuft bekanntlich die Entwickelung so: An der Pflanze entstehen entweder männliche und weibliche Sexualorgane; sie erzeugen durch Copulation eine Spore; aus der Spore wird, direkt oder auf einem Umwege, die Pflanze; oder es bilden sich an der Pflanze Sporangien oder Konidienträger mit Sporangiosporen oder Konidien, die auskeimen und wieder die Pflanze liefern. Schematisch lässt sich der Entwiekelungsgang so darstellen, wie die Figur auf S. 12 zeigt. Auf die übrigen Arten der Fortpflanzung brauchen wir hier nicht einzugehen. Der Entwickelungsgang der Phycomyceten setzt sich also aus zwei Kreisläufen zusammen, einem geschleehtlichen und einem ungeschlechtlichen. Bezeichnen wir sie mit I und II, so läuft die Ansicht DE BARY’s darauf hinaus, dass derjenige Teil des Entwickelungsganges der Ascomyceten, in den die Asci eingeschaltet sind, mit I, die BREFELD's, dass er mit II übereinstimme. DE BARY) sagt selbst: „Vergleicht man den Gesamtentwickelungsgang der in bezug auf ihn vollständig bekannten Ascomyceten mit dem anderer 1) DE BARY, A.: Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze usw. Leipzig 1884, 8. 251. ne (12) P. CLAUSSEN: Pilzeruppen, so tritt ein Parallelismus deutlich hervor zwischen dem Eremascus und den mit Archicarpien und Antheridienzweig versehenen Ascomyceten auf der einen, und den Mucorineen, Peronosporeen, Saprolegnieen auf der anderen Seite. Aus den Carposporen (Asco- sporen, Oosporen) wird ein Thallus, der seine Entwickelung mit Bildung von Archiearp, Antheridienzweig und von diesen wiederum gebildeten Carposporen abschliesst. Hierauf beschränkt sich der ganze Entwickelungsgang in manchen Fällen, z. B. Eremascus, Pyro- nema, Ascobolus spec. einerseits, Pythium vexans, Artotrogus anderer- seits; in den meisten Fällen ist in denselben eingeschaltet die Bildung noch anderer Sporen, der Conidien.') Die Conidien*) sind teils alle von gleicher Beschaffenheit, z. B. Erysiphe, Peronospora, teils kommen bei einer Species mehrerlei vor. Der Parallelismus geht bis zu naher Geschlecht; Konidien o eT16ugt, tch der Spore A ah EL I Phycomycet II Jexual- Org. harang % oder 2 t "cd ient "ag Gestaltähnlichkeit der gleichnamigen Organe bei bestimmten Gruppen. Eremascus könnte, nach der Beschreibung EIDAM’s, fast zu den Mucorineen, speziell den Piptocephalideen gestellt werden; anderer- seits fehlt ihm nichts von den wesentlichen Entwickelungseigen- schaften eines Ascomyceten. Nach der Gestaltung seiner Archicarpien gleicht er Penicillium, Gymnoascus, Eurotium u.a. vollständig. Grosse Übereinstimmung ist weiterhin zwischen Thallus, Conidienbildung. Archicarp und Antheridienzweig der Erysipheen, zumal Podosphaer® einerseits und manchen Peronosporeen andererseits. Diese Gruppe? vermitteln daher einen näheren Anschluss der in Rede stehenden Ascomyceten an die Peronosporeen, eine bis zur Berührung gehence . Konvergenz beider Gruppen, welehe als phylogenetische Verwandt- schaft aufgefasst werden kann.“ Die „Vergleichungen ergeben, m oe Archicarpien, Antheridienzweige und die übrigen gleichnamigen Teile : ) DE BARY schreibt Gonidien. Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (13) aller hier verglichenen Pilze homolog sind. Die Homologien gehen bis zum Archicarp^. ,Erst') mit dem Nachweise der Homologie zwischen den Archicarpien von beiderlei Gruppen (Phycomyceten und Ascomyceten. Anm. d. Ref.) ist auch die Homologie aller jener Sporen festgestellt, welche im Vorstehenden Conidien genannt werden.* DE BARY hält sie für homolog mit denen der Peronosporeen. Die Anschauungen DE BARY's sind seinerzeit herrschend gewesen. Sie gingen in das weitverbreitete Lehrbuch von SACHS über und werden auch von GOEBEL in seiner Bearbeitung des systematischen Teils von SACHS’ Lehrbuch vertreten. Zuerst schloss sich auch BREFELD diesen Ansichten an, hat sie aber später aufs Heftigste (zuletzt 9) bekämpft. Er sagt auf Grund seiner Kulturversuche und Beobachtungen (8. IX. 8.55): „Von den sämtlichen vielgestaltigen Fruchtformen der Ascomyeeten kann also nun mit vollster Sicherheit ausgesagt werden, dass sie sowohl unge- schlechtlichen Ursprunges wie an sich ungeschlechtlicher Natur sind.“ „Der Aseus (8. IX. S. 72) stellt die höhere, typisch gewordene Form des Sporangiums dar, die Form, welche in Grösse und Gestalt und in der Zahl der Sporen bestimmt geworden ist und aufgehört hat, wie ein Sporangium nach äusseren Umständen beliebig in der Form- ausbildung zu schwanken.“ „Die Ascomyceten (8. IX. S. 86) gehen auf die Sporangientragenden niederen Pilze natürlich zurück, sie fruktifizieren ebenso in Sporangien wie diese, nur sind ihre Sporangien nicht mehr schwankend in Gestalt und Sporenzahl, sondern typisch und bestimmt geworden in der Formausbildung und in der Zahl der Sporen — mit einem Worte, ihre Sporangien sind zu „Ascen“ ge- worden. Und an der Stelle, wo diese Formvollendung sich vollzogen hat, an eben dieser Stelle liegt die Grenzscheide zwischen den höheren Ascomyceten und den einfacheren noch in Sporangien fruktifizierenden Pilzen.“ Die Entscheidung zwischen den beiden oben erwähnten Theorien konnte, da es sich darum handelte, die genaueren Einzelheiten der Entwickelung, und die Funktion vor allem derjenigen Gebilde, die DE BARY für Sexualorgane hält, festzustellen, am sichersten durch histologische Untersuchung erfolgen. Diesen Weg hat, wie schon erwähnt, HARPER betreten und nach meiner Meinung mit durchschlagendem Erfolg. Ich halte also die DE BARY’schen Anschauungen vom Entwickelungsgange der As- comyceten damit für bewiesen und die BREFELD’schen für falsch. Auf Grund der vorliegenden Untersuchungen will ich meine Meinung zu begründen versuchen.) MM 1) DE BARY, a. a. O. S. 222, 2) Ich beschränke mich auf die nach Ausschluss der Hefen und Flechten- - ascomyceten noch übrig bleibenden Formen und verweise für die Hefen auf JAHN, E., (14) P. CLAUSSEN: Zuerst bespreche ich die Organe, welche DE BARY für Sexual- organe hält. Unter den entwickelungsgeschichtlich gut bekannten Formen lassen sich mehrere Reihen unterscheiden. Ich beginne mit den am besten bekannten, den Erysibaeeae (95). Drei Gattungen sind sehr gut untersucht: Sphaerotheca durch HARPER (49), DANGEARD (14, 15), BLACKMAN und FRASER (6) und HARMS, Erysibe dureh HARPER (50) und Phyllactinia ebenfalls durch HARPER (54). Die Entwiekelung der mutmasslichen Sexualorgane verläuft überall im wesentlichen, wenn ich zunächst den Angaben HARPER’s (49, 50, 54) folge, gleich. Von zwei verschiedenen Hyphen erheben sich kleine Áste, die sich aneinanderlegen und nach kurzer Zeit durch je eine Wand von der Traghyphe getrennt werden (Fig. 1,1). Der eine, dickere (aseg.) wüchst etwas heran. Eine Teilung, wie im andern, dünneren findet nicht statt. Wie die drei so entstandenen Zellen zu deuten sind, zeigt das Studium der Entwiekelungsgeschichte nun sehr leicht. In der Wand zwischen der oberen Zelle des kleineren Astes (anth.) und der Zelle, die den grósseren Ast bildet (ascg.), entsteht eine Öffnung (o Fig. 3, f. Der Kern der kleineren Zelle (anth.) wandert durch sie hindureh, legt sich an den des grösseren Astes an und verschmilzt mit ihm (Fig. 3, 1, 2, v). Da die beschriebenen Organe eine gewisse Ähnlichkeit mit Sexualorganen niederer Pilze haben, da sie an derselben Stelle im Entwickelungs- kreislauf auftreten und da zweifellos eine Kernverschmelzung statt- findet, haben wir die beiden Zellen (anth. und ascg. Fig. 1, 1. 3, I als Sexualzellen, die eine, die ihren Kern abgibt (anth.) als männ- liche; Antheridium, die andere, in der die Verschmelzung stattfindet, als weibliche (Oogonium, Ascogonium, ascg.) aufzufassen. | Gegen HARPER hat DANGEARD auf Grund seiner Befunde geltend gemacht, dass die Durchlöcherung der Membran und die von HARP. beschriebene Kernverschmelzung nicht stattfänden (14, 15). Es uad also Behauptung gegen Behauptung. Die Kritik hat zu ungunsten DANGEARD's entschieden. BLACKMAN und FRASER (6) bestätigen in einer kurzen Mitteilung HARPER’s Angaben vollkommen. Ich selbst hatte schon vor mehreren Jahren Sphaerotheca nachuntersucht, aber mein Material war etwas zu alt. Vor 2 Jahren konservierte ich. . weitere mit Sphaerotheca infizierte Hopfenblätter und liess sie in unserm Institut von E. HARMS untersuchen. Das Resultat (nieht veröffentlicht) fiel durchaus zu gunsten HARPER’s aus. HARMS dus : , ünungen in der Membran und Kernverschmelzungen in allen Stadien. | a Protistenkunde, und für die Flechten auf das Sammelreferat he M. er i den Berichten der Deutschen Bot, Gesellsch. Man vergl feu EE Le v v s N Über neuere Arbeiten zur Entwiekelungsgeschichte der Ascomyceten. (15) X Die beste Bestätigung HARPER's früherer Angaben sehe ich in seinen neuen glänzenden Untersuchungen über Phyllactinia corylea (Pers.) Karst. (54) (Fig. 1, 2, 3. 3, 2). Für die untersuchten Formen der Erysibaceenreihe steht also fest, dass sie sexuell sind. Einkernige Sexualorgane besitzt, wie ich durch mündliche Mit- teilung erfahren habe, nach neueren, im Berliner botanischen Institut ME 1-7; ee Castagnei nach HARPER (49). Antheridium und Ascogon r Befruchtung. 1,2,3. Phyllactinia corylea nach HARPER (54). damaso iks zur Zeit der Befruchtung. 1,4. Gymnoascus Reessii uach DALE (19). Sexualorgane in Copulation. 1, 5. T REE candidus nach DALE (12). Antheridium umwickelt vom Ascogon. 1, 6. Monascus nach BARKER (1). Sexualorgane. Öffnung zwischen Trichogyne und Antheridium. 1, 7, 8. Dipodascus albidus nach JUEL (58). 7. Antheridium und Ascogon in Copulation. 8. Im Kopulationskanal hat eine Kern- «nth. Antheridium. «seg. Ascogon. o Öffnung zwischen Antheridium und Ascogon. tr Trichogyne. «a Ascogon und Trichogyne liefernde Zelle. s Sexualkern. s. m männlicher Sexualkern. s. w weiblicher Sexualkern. v durch Verschmelzung entstandener Kern. durch Fräulein STOPPEL ausgeführten Untersuchungen auch der von EIDAM entdeckte und beschriebene Eremascus. Die Sexualzellen verschmelzen an der Spitze. Der Zellverschmelzung folgt die Kern- kopulation. Beziehungen zu den Sexualorganen der Erysibaceae zeigen gewisse Organe der (16) P. CLAUSSEN: Plectascineae. Ob alle Formen, die man heute als Plectascıneae zusammenfasst, wirklich zusammengehóren, ist eine Frage, die erst in Zukunft wird entschieden werden kónnen. So untersucht, dass Sehlüsse über die Sexualität gezogen werden können, sind Gymnoascus Reessii und can- didus durch E. DALE (12). Am Mycel entstehen kurze Äste, die sich bei Gmnoascus Reessii schraubig in 2—3 Windungen um- einander wickeln (Fig. 1, 4) während bei Gymnoascus candidus einer von ihnen gerade bleibt und vom andern in 4—5 Windungen umwachsen wird (Fig. 1, 5).. In beiden Fällen sind die Äste ein- zellig und mehrkernig. Sie legen sieh mit ihren freien Enden an- einander, die Protoplasten verschmelzen sicher, die Verschmelzung der Kerne konnte wenigstens wahrscheinlich gemacht werden. Nahe verwandt mit Gymnoascus (62) sind ohne Zweifel Ctenomyces (82) und Penicillium (26, 63). In welcher Beziehung Aspergillus (26, 35 67) und Onygena (99) zu ihnen stehen, ist ohne genaue Unter- suchung der allerjüngsten Stadien nicht sicher zu sagen. insere entwickelungsgeschichtliche Kenntnis der erwähnten Pleetaseineen ist zwar sehr dürftig, aber dieselben Gründe, die ich für die Erysibaceae angeführt habe, zwingen auch hier zu der An- nahme, dass die schraubig gewundenen Organe bei Gymnoaseus Sexualzellen sind. DANGEARD (26) bestreitet die Sexualität von Gymnoaseus. Er findet keine Verschmelzung der Sexualzellen. Gegenüber den positiven Angaben von Miss DALE beweist aber sem Widerspruch nichts. An diese Formen schliesse ich den in letzter Zeit viel studierten Monascus (102), ohne damit sagen zu wollen, dass er etwa ver- wandtschaftliche Beziehungen zu den Plectascineen zeigt. Monascus liegen ausgedehnte Untersuchungen von BARKER (1) und KUYPER (64, 65) und kürzere Mitteilungen von DANGEARD (19), IKENO (57) und OLIVE (91) vor. Ich halte mich zunächst an BARKER (1). Die Gebilde, aus denen die Fruchtkörper entstehen, entwickeln sich in folgender Weise. Von einer aus dem Substrat hervorragenden Hyphe wird durch eine Querwand am Ende eine Zelle (Fig. 1, 6 anth.) abgeschnitten. Dicht unter ihr wächst em Ast hervor, der sie gleichsam zur Seite drängt, indem er sich recht- winkelig zur Traghyphe stellt. Der Ast (Fig. 1, 6a) wird durch eme Wand (Fig. 1, 6 unterhalb ascg.) abgeschnitten und tritt durch mr. Öffnung o mit der zuerst erwähnten Zelle (anth.) in Verbindung | Aus ihr wandern einige Kerne durch die Öffnung hindurch un " i : findet höchstwahrscheinlich Kernverschmelzung in der Zelle a statt, n Zelle a wird darauf nach BARKER'S Angaben zerlegt. Dieses sume Uber neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (17) ist in Fig. 1, 6 abgebildet. Nur der untere Teil aseg. entwickelt sich weiter. Treffen BARKER'S Angaben zu, so wäre die zuerst gebildete Zelle (anth.) das Antheridium, die, von welcher die Entwickelung ausgeht, das Ascogon (aseg.. IKENO (57) und OLIVE (91) halten Monascus auch für sexuell. IKENO hat genauere Untersuchungen nieht angestellt, dagegen gibt OLIVE an, dass nieht die von BARKER angenommene Zelle als Ascogon funktioniere, sondern die ihr be- nachbarte Endzelle, die BARKER Trichogyne (Fig. 1, 6 tr.) nennt. Das BARKER’sche Ascogon fasst OLIVE als eine Nährzelle auf. DANGEARD (19) und KUYPER (64, 65) leugnen Zell- und Kern- verschmelzung und damit Sexualität überhaupt. Ich glaube, man darf auf den Widerspruch der beiden Autoren nicht viel geben, denn wenn DANGEARD’s Technik nicht ausreichte, um bei einer Form wie Sphaerotheca, deren Untersuchung ungleich leichter ist als die von Monascus, die Sexualität aufzufinden, so ist es nur natürlich, dass sie bei der Untersuchufig von Monascus völlig versagte. Dass KUYPER’s Technik auch den geringsten Anforderungen nicht ent- spricht, zeigt ein Blick auf die Figuren. Für Monascus muss das Urteil also lauten: Sexualität ist nicht sicher erwiesen, aber sie ist wahrscheinlich. Welche Zelle das Ascogon darstellt, bleibt zu unter- suchen. Für alle bisher erwähnten Formen ist charakteristisch, dass die sämtlichen Kerne des Antheridiums und Ascogors mit einander paarweise kopulieren. Nach den Untersuchungen von JUEL (58) verhält sich der von V. LAGERHEIM (66) entdeckte Dipodascus albidus anders. Ohne Zweifel ist auch diese Form sexuell, aber von den zahlreichen Kernen der Geschlechtsorgane verschmilzt nur ein Paar (Fig. 1, 7,8. 3, 4), je einer aus der männlichen (anth.) und weib- lichen (ascg.) Zelle. Die genauer untersuchten sexuellen Formen mit Einzelascogonen sind damit erschöpft. Von denjenigen Spezies, bei welchen die Bildung der Asei eines Fruchtkörpers sich nicht auf eine Zelle zurückführen lässt, . Sind bisher bekannt: Pyronema (53) und Boudiera (11). : Die von mir studierte Boudiera ist von HENNINGS als neue Art beschrieben. Die Bestimmung ist aber neuerdings von CAVARA an- gefochten worden. Die Art soll zu der von VAN TIEGHEM auf- gestellten Gattung .Ascodesmis gehóren. Bis die Frage geklärt — AVARA ist mit der Bestimmung bescháftigt —, wende ich weiter den Namen Boudiera an. - * ei Boudiera nimmt der Fruchtkörper seinen Ursprung von einem sehr komplizierten System von Hyphen. Von einer Zelle eines Myeelfadens erhebt sich ziemlich senkrecht zum Substrat ein — — . Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. - : Ew : (2) po v fx LUN Ue NE dos EAE A ea om eR ade e Er T ME air DRE LE mt o Ro a ROC ACE Odi An^ EUR ud CR Rd a ih I TE TE Tee UE ROM dE EE E (18) P. CLAUSSEN: Ast, der bald sein Lüngenwachstum einstellt und sich wiederholt in einer dem Substrat nahezu parallelen Ebene verzweigt (Fig. 2, 1). Die Zahl der Dichotomien beträgt 2—5, doch werden nicht alle Verzweigungen regelmässig durchgeführt (Fig. 2, 1, 2). Es kann also ein Seitenast erster Ordnung sich öfter oder wenige 2, 1—3. Boudiera nach CLAUSSEN (11). 2, 1. Fruchtanlage mit den An lagen von 8 Sexualorganpaaren. 2,2. Öffnungen in den Wänden zwischen Trichogyne und Antheridium. 2, 3. Junge Anlage zweier Paare von Sexual- organen. 2,4—6. Pyronema confluens. 2,4. Original, 2, 5 und 6 nach HARPER (53). 2,4. Junge Anlage zweier Paare von Sexualorganen iot spricht 2, 3 bei Boudiera). 9,5. Antheridium und Ascogon, Schnittpräparat. Die Wand zwischen Antheridium und Trichogyne ist aufgelöst. vos - Trichogynkernen sind nur noch Reste sichtbar. 2, 6. Die Wand zwischen Trichogyne und Ascogon ist aufgelóst. Münnliche Kerne auf der Wanderung zum Ascogon. «nth. Antheridium. «seg. Ascogon. tr Trichogyne. «seg. h. — pen Hyphe. w Wand zwischen Trichogyne und Ascogon o, Öffnung een Antheridium und Triehogyne, o, Öffnung zwischen Trichogyne und — s Sexualkerne. s. m männliche, s. w weibliche Sexualkerne. fehlge- schlagener Ast. p hüllbildende Hyphen. r oft diehotomisch verzweigen als die anderen. Das Gleiche gilt von den üssigeT - ebene is. Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (19) sehr nahe liegenden Fadens ein oder mehrere Äste hinein, sie ver- zweigen sich mehrfach dichotomisch, und ihre Enden wickeln sich um die gekrümmten Endzweige des zuerst geschilderten Systems herum (Fig. 2, 3, 1 anth. a.). Die schraubig eingekrümmten Teile beider Systeme werden durch Wände abgeschnitten und die des ersten Systems! (aseg. a. Fig. 2, 7) in eine obere kleinere (tr Fig. 2, 2) und eine untere grössere Zelle (aseg. Fig. 2, 2) zerlegt, deren jede mehrkernig ist. Zwischen der kleineren (tr) und der ungeteilt ge- bliebenen (anth.) entsteht eine Verbindung (o, Fig. 2, 2). Die Kerne der kleineren Zelle tr degenerieren, die von anth. wandern in sie ein und nach dem Schwinden der Wand w in die ihr be- pachbarte untere ascg., wo sie mit den dort vorhandenen Kernen paarweise kopulieren (Fig. 3,6, 7 s und v). Die Kernverschmelzung ist zwar schwierig, aber deutlich nachzuweisen. Auch hier haben wir also Sexualität, und die Sexualzellen sind in bekannter Weise als Antheridium, Ascogonium und Trichogyne zu deuten. Wenn die Ansicht CAVARA's, dass die von mir untersuchte Art mit einer der VAN TIEGHEM' schen Ascodesmis-Spezies identisch ist, zu Recht besteht, hat meine oben vorgetragene Meinung Widerspruch erfahren. DANGEARD (21) beschreibt nämlich den Prozess der Bildung der Fruchtkörperanlagen sehr abweichend. Nach ihm soll sich der Antheridien bildende Ast aus dem Ascogone bildenden differenzieren. Seine Worte lauten: „Nos observations montrent que, des les premieres dichotomies du filament générateur, la branche qui fournira les anthéridies se differeneie de celle qui donnera naissance aux ascogones“. Dass die Antheridien und Ascogone auf verschiedenen Ästen aufsitzen, gibt er zu. Eine Kopulation zwischen den Sexualzellen soll nicht stattfinden, aber das Plasma im Anthe- tidium und in der Trichogyne schwindet (le cytoplasme se rarifie de bonne heure dans les anthéridies et disparait également au sommet de l'aseogone). Wo es bleibt, wird nicht gesagt, was mit den Kernen geschieht, ebenfalls nicht. Dagegen wird angegeben, dass die As- cogonkerne grösser geworden sind und einen grossen Nucleolus be- sitzen (mais ces derniers ont augmenté de volume et ils possèdent un gros nucléole) Wie die grossen Kerne und die grossen Nucleolen zu stande kommen, darüber sagt DANGEARD nichts. Nach der oben vorgetragenen Auffassung sind alle diese Beobachtungen ohne weiteres verstündlich. Neuere sehr eingehende Untersuchungen, die ich im letzten und vorletzten Jahre anstellte, haben mir gezeigt, dass die Ent- wiekelung der ersten Anlagen der Ascusfrucht von Pyronema genau so vor sich geht, wie die von Boudiera. Über diesen Punkt macht HARPER (53) in seiner vortrefflichen Arbeit keine Angaben. Er untersuchte die allerjüngsten Stadien nieht. Antheridien und Ascogone a» (20) P. CLAUSSEN: — ieh will sie gleich so bezeichnen — nehmen ihren Ursprung gleich von Anfang an aus völlig getrennten Hyphen. Von den homologen Teilen bei Boudiera unterscheiden sich die Sexualorgane nur in ihrer Form (Fig. 2, 4—6). Die Antheridien sind keulenfórmig, die Ascogone fast kugelig (Fig. 2, 5, 6 ascg.) und die Trichogynen (fr) sitzen diesen Kugeln in Form etwa eines Schwanenhalses auf. An günstigen Prüparaten kann man sich überzeugen, dass die Krüm- mungen, die bei Boudiera sehr deutlich sind, auch hier noch wenigstens andeutungsweise sich erkennen lassen, besonders an jüngeren Objekten. An älteren ist meist nur die Triehogyne schraubig gekrümmt, selten auch das Antheridium. Die Ergebnisse meiner weiteren Untersuchungen decken sich mit denen HARPER'S, vollkommen. (Vergl. hierzu 96, 84, 9). Die Sexualzellen sind viel- kernig (Fig. 2, 5, s). Zuerst werden die Kerne der Trichogyne auf- gelóst (Fig. 2, 5), dann. entsteht eine Verbindung der Protoplasten von Antheridium und Trichogyne (o, Fig. 2, 5, 6). Die Anther- idiumkerne wandern in die Trichogyne ein (Fig. 2, 6) und, wenn sie der Mehrzahl nach sich in der Trichogyne befinden (Fig. 2, 6), wird die Wand zwischen dieser und dem Ascogon gelöst (0), die Antheridium- und Ascogonkerne legen sich aneinander und ver- schmelzen paarweise (Fig. 3, 5). Das wirklich je ein Ascogon- und ein Antheridiumkern kopulieren, lässt sich direkt beweisen. Man kann die Kerne durch Färbung mit Hämatoxylin-Eisenalaun nach HEIDENHAIN und Gegenfärbung mit Orange G. kenntlich machen. An gut gelungenen Präparaten zeigen die weiblichen Kerne den be- kannten Hämatoxylinton, die männlichen haben einen Stich m8 Bräunliche, der vor der Kopulation noch deutlicher ist. Damit sind, glaube ich, die letzten Zweifel an der Sexualität von Pyronema be- seitigt. ` DANGEARD (20, 23) bestreitet sie sehr entschieden. Ich will deshalb mit ein paar Worten auf seine Argumente eingehen. Dass er in seiner ersten Arbeit (20) behauptet, die Membran zwischen Trichogyne und Ascogon verschwände nicht, und die Kerne des Antheridiums degenerierten, hat seinen Grund lediglich in unazi- reichender Untersuchung. DANGEARD wiederholt zwar in sane zweiten Mitteilung (23) seine Behauptung, aber die direkte Beob- achtung zeigt unwiderleglich das Verschwinden der Membran zwi ben Ascogon und Trichogyne. Man kann an günstigen Präparaten a Kerne auf ihrer Wanderung gerade an der Stelle wahrnehmen, en der die Wand liegen müsste. ` rna Aus der Beobachtung DANGEARD's, dass die Zahl der Kerne im — vu Antheridium und Ascogon nicht übereinstimmt, was übrigens 97 d e schon. von HARPER angegeben wird, kann ein Argument gegen de m xualität nicht hergeleitet werden, auch daraus nicht, dass etwa get Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (2 1) Aseogone durch Vermittelung ihrer Trichogynen mit einem Anther- idium in Verbindung treten, wie man in Kulturen häufig sieht. Was mit den Kernen geschieht, die in diesem Fall nicht kopulieren, ist eine offene Frage. Völlig einwandfreie Angaben kann ich darüber nicht machen, ich vermute aber, dass sie unbenutzt im Ascogon liegen bleiben. Die Behauptung DANGEARD’s, HARPER schreibe den Antheridien- und Ascogonkernen dieselbe Grösse zu, braucht nicht widerlegt zu werden, denn HARPER sagt ausdrücklich: „The nuclei of the antheri- 7 Fig. 3. 3,1,2. Sphaerotheca Castagnei nach HARPER (49). 3, 1. Óffnung zwischen -Antheridium und Ascogon. Sexualkerne nebeneinander. zwischen — er — wieder gebildet. Sexualkerne in Ver- schmelzung. 8,3. Ph a nach 4). Kernverschmelzung vollendet. 3, 4. Behand albidus nach JUEL (58). Zwei Erg sind zu einem verschmolzen. 3, 5. Pyronema confluens nach HARP Kernverschmelzung. 3,6, 7. Boudiera nach CLAUSSEN (11). Kawat schmelzungen in verschiedenen Stadien. anth. Antheridium. ascg. Ascogon. o Öffnung zwischen Antheridium und Ascogon. s Sexualkerne. v durch Verschmelzung gebildete Kerne. dium are of about!) the same size as those of the oogonium.* (53, S. 345). Die Struktur beider Kernarten — DANGEARD be- streitet das — ist im wesentlichen dieselbe, und beide sind sie Sexualkerne, wie oben schon nachgewiesen ist. Ein letzter Einwand DANGEARD's bezieht sich auf das von HARPER apple Häufungsstadium der männlichen und > 3) Von mir gesperrt. Ref. (22) .. P. CLAUSSEN: Kerne im Ascogon. Dieses Stadium existiert nach meinen Beob- achtungen. Seine Bedeutung liegt darin, dass während seiner Dauer die Kernverschmelzungen stattfinden. HARPER hatte also keinen Grund, auf die nun folgenden Vorgänge — die Kerne sind entweder einigermassen gleichmässig verteilt oder sie liegen peripher — be- sonderen Wert zu legen, da ihnen eine besondere Bedeutung kaum zukommt. Fig. 4. 4,1. Thelebolus stercoreus nach RAMLOW (93a). Ascogon mit 4 peur 4,2. Humaria granulata nach BLACKMAN und FRASER (6). Se Si durch ein junges Ascogon mit Kernen. 4,3. Dipodascus Ver ape JUEL (58). Junger Ascus mit 2 vom Fusionskern abstammenden gis 4, 4. Sphaerotheca Castagnei nach HARPER (49). Geteiltes — 3i Ascusmutterzelle. 4,5. Erysibe nach HARPER (50). Auswachsen er ascogenen Hyphen aus einer Zelle des zerlegten Ascogons. 4, 6. p ascus Reessii nach DALE (19) Mehrere Zellen des zerlegten AscoR bilden ascogene Hyphen. alle. aseg. Ascogon. odi. Antheridium. «seg. h. ascogene Hyphen. act az Ascusmutterzelle. ` st Fasst man das Vorgetragene kurz zusammen, so steht ue dass es eine Anzahl von Ascomyceten gibt, bei Mr Fruehtkórperbildung durch einen Sexualakt einge wird. | Mit ziemlicher Sicherheit dürfen wir zu den sexuellen Aser y myceten auch diejenigen Formen rechnen, welche durch den E : von Spermatien und Carpogonen mit Trichogynen ausgezeichnet sinc Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (23) Leider ist es bisher niemals gelungen, selbst einem so ausgezeichneten Forscher wie THAXTER (99) nieht, die Verschmelzung des Carpogon- und Spermatienkernes nachzuweisen. Ausser den Flechtenpilzen, die ich hier übergehe, und den Laboulbeniaceae ist in neuerer Zeit nur Poronia (28) untersucht. Im Zusammenhange möge hier das Wenige angeführt werden, was wir bisher über die Vorgänge bei der Kernverschmelzung wissen. Genauere Angaben liegen vor über Phyllactinia (54) (Fig. 1, 2, 3. 3, 3), Sphaerotheca (49, 50) (Fig. 3, 1, 2), Erysibe (50), Dipodascus (58) (Fig. 1, 7, 8. 3, 2), Pyronema (58) (Fig. 3, 5) und Boudiera (11) (Fig. 3, 6, 7). Die Ascomycetenkerne besitzen eine deutliche, aber ziemlich schwache Membran (Fig. 1. 3.6.7) — bei unvorsichtiger Fixierung reisst die Membran sehr leicht (IKENO 55, 56; DANGEARD 15) —, einen etwa linsenfórmigen Zentralkórper (Fig. 3, 3. 6, 4—7. T) — bei allen grösseren Kernen der Ascomyceten, z. B. den Ascuskernen, ohne besondere Schwierigkeit nachweisbar und höchst wahrscheinlich bei allen vorhanden —, mit dem das Chromatin in Form von Strängen oder in Netzform verbunden ist (54) (Fig. 3, 2v. 6, 4—7. 1, 1—2). Nucleolen finden sich fast regelmässig in Ein-, sehr selten in Mehr- zahl (Fig. 3, 4—6). Die Sexualkerne unterscheiden sich von den übrigen meist durch ihre bedeutendere Grösse (Fig. 1, 2,3. 2,5). Der Antheridienkern pflegt zuerst kleiner zu sein als der Ascogonkern (Fig. 1, 1,2). Kurz vor der Verschmelzung gleichen sich die Grössen- differenzen aus (Fig. 1, 3. 3, 1,2). Die Verschmelzung beginnt mit der Auflósung der Korsmimbren an der Stelle des Kontaktes (Fig. 3, 6v oben, 7, 2). Aus den zwei Kernhöhlen wird eine. Die beiden Nucleolen verschmelzen zu einem (Fig. 3, 7v unten) und die Zentral- körper legen sich zum mindesten aneinander, vielleicht verschmelzen sie auch. Eine genaue Feststellung war bisher nicht möglich. Höchst wahrscheinlich werden bei der Zusammenlagerung der Zentral- körper auch die Chromosomen, die mit ihnen verbunden sind, in gesetzmässiger Weise einander genähert oder gar mit einander ver- einigt. Ich will hier darauf hinweisen, dass diese Vorgänge sich in das BOVERT'sche Schema für die Kernverschmelzung beim Sexualakt der Tiere nicht wohl einfügen lassen. Sie scheinen, wie mir genauere Untersuchungen bei Saprolegnia gezeigt haben, weiter verbreitet zu sein. Auch bei Saprolegnia besitzen beide Geschlechtskerne bei der Vereinigung ihren Zentralkürper. Die Kernverschmelzung ist am genauesten von HARPER (49, 50, 94) bei den Erysibaceae studiert; die Angaben über die anderen oben erwähnten Formen sind weit weniger eingehend. Ich zweifle jedoch nicht an der Allgemeingültigkeit der gr HEN für alle Sexualkerne der Ascomyceten. (24) P. CLAUSSEN: Von Organen, wie wir sie oben kennen gelernt haben, geht bei allen Ascomyceten die Entwickelung der Asci aus. Nur sind sie nicht mehr überall als Sexualorgane tätig. Offenbar ist bei diesen Formen die Sexualität verloren gegangen, sie sind apogam geworden. Zu ihnen gehört der neuerdings von RAMLOW (93a) untersuchte Thelebolus stercoreus. Bei Thelebolus (Fig. 4, 1) konnte RAMLOW trotz eifrigen Suchens ein Antheridium nicht mehr nachweisen. Das ascuserzeugende Organ, das Aseogon, erweist sich als schraubig ge- wunden und ist anfangs einzellig und einkernig. Erst nach der Berindung mit Hyphen und mehrmaliger Kernteilung entstehen Querwände. Eine der gebildeten Zellen ist zwei-, die anderen sind einkernig. Mit Thelebolus stimmen höchst wahrscheinlich die von BARKER (2), DANGEARD (24) und TERNETZ (98) untersuchten Gattungen Rhyparobius, Ascophanus, Saccobolus und Ascobolus ziemlich nahe überein., Nur wird nicht eine Zelle des Ascogons direkt zum Aseus, sondern aus ihr sprossen ascogene Hyphen hervor. Die Formen ver- halten sich also zu Thelebolus ähnlich, wie .Erysibe und Phyllac- tinia zu Sphaerotheca. Genaueres kann ich nicht angeben. Die Arbeit von DARKER war mir nicht zugänglich, und aus den übrigen Mit- teilungen lässt sich eine klare Vorstellung nicht gewinnen. Dass die Auffassung der zuletzt erwähnten Gattungen als apo- gamer wirklieh gerechtfertigt ist, wird durch neuere Untersuchungen von BLACKMAN und FRASER (7) über Humaria (Fig. 4,2) weiter gestützt. Bei der untersuchten Species fehlt das Antheridium. Für die bei den normal sexuellen Formen nachgewiesene Ver- schmelzung von Antheridium- und Ascogonkernen tritt hier die paar- weise Verschmelzung der Ascogonkerne unter sich ein. BLACKMAN und FRASER sprechen von einem reduzierten Sexualprozess. Die Bezeichnung tut niehts zur Sache. Jedenfalls ist soviel klar, dass die Kerne sich wie Sexualkerne verhalten. Es liegen also hier Verhältnisse von die den von BLACKMAN bei den Uredineen entdeckten ühnlich sind. Ganz unklar ist die Beschaffenheit der Ascogone bei den Hel- vellineae (30) (Mitrula, Leotia, Morchella (33, 87, 94), @yromatra, Helvella), Peziza (88), Bulgaria (5), Tuber (10, 13, 34, 80), Amylo- carpus (68, 69), Amiviopsis (46), Eidamella (83), verschiedenen Pyrenomycetes (90). Eine Anzahl von ihnen wird apogam sem. i Ob man bei Éroascus (29), Taphrina (55, 56), Taphridium (59) und ähnlichen Formen (18) noch einmal Ascogone auffinden wird, — ist bisher nieht zu sagen. Wenn auch Anzeichen darauf hindeuten, ~ dass: hier die Reduktion noch weiter fortgeschritten ist als "- ur > bis zum völligen Verschwinden der Sexualorgane, 5°, eu xe P ugs den neueren Entdeckungen bei den Uredineen doch co ad Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (25) Die Bildung der ascuserzeugenden, der sogenannten ascogenen Hyphen geht stets — darin sind alle Beobachter einig — von be- stimmt gestalteten Organen aus, die wir eben als weibliche Sexual- organe oder deren Homologe kennen gelernt haben. Die Einzel- heiten sind sehr verschieden. Von aseogenen Hyphen kann man kaum sprechen bei Dipodascus (Fig. 4, 3), Eremascus und Sphaerotheca (Fig. 4, 4. Bei der zuletzt erwähnten Gattung streckt sich das Ascogon (49, 50), wird zuerst in zwei, darauf in mehrere (3—5) einkernige und eine zweikernige Zelle zerlegt. Sie ist die vorletzte der ganzen Reihe (Fig. 4, 4 az). Bei Erysibe (50) und Phyllactinia (54) findet die gleiche Zerlegung statt, nur wird nicht, wie bei Sphaerotheca, eine Zelle direkt zum Fig. 5. 5,1. Boudiera nach CLAUSSEN (11). Bildung der ascogenen Hyphen. 5, 2. Pyronema confluens nach HARPER (53). Auswachsen der ascogenen Hyphen und Bildung des Hymeniums. anth. Antheridium. «seg. Ascogonium. tr Trichogyne. ascg. h. ascogene Hyphen. asc Ascus. p Paraphysen. Hülle. Aseus, sondern aus ihr sprossen ascogene Hyphen hervor (Fig. 4, ó aseg. h.), und diese erst liefern die Sporenschläuche. Wachsen mehrere von den Zellen, in die das Ascogon zerlegt wird, zu asco- genen Hyphen aus, so bekommen wir Verhältnisse, wie sie bei Gymnoaseus (12) (Fig. 4,6 aseg. h.), Penicillium und Verwandten vorliegen.” Wie oft sich die ascogenen Hyphen verästeln, ist bisher nicht völlig klar. Die einzelnen Arten dürften sich in dieser Be- ziehung verschieden verhalten. Relativ einfach sind jedenfalls, soweit aus der Arbeit von Miss DALE Schlüsse zu ziehen sind, die ascogenen Hyphen von Gymnoascus. Bei Boudiera (11) wachsen die Ascogone nach vorhergehender Teilung in mehr gesetzmässiger Weise aus (Fig. 5, 1); die Enden der aseogenen Hyphen haben schliesslich fast alle annähernd dieselbe Richtung. Es entsteht ein Hymenium. Bei Gymmoascus: und Ver- wandten dagegen verlaufen sie völlig unregelmássig. (26) P. CLAUSSEN: Bei Pyronema (53) findet eine Zerlegung des Ascogons vor dem Auswachsen der ascogenen Hyphen überhaupt nicht statt. Die Hyphen werden durch Querwände zerlegt und verzweigen sich reichlich (Fig. 5, 2 aseg. h.). Die Seitenäste bilden später die wieder in einer Ebene palissadenartig angeordneten Sporenschläuche (Fig. 5, 2, aseg.). Ähnlich wie die oben erwähnten verhalten sich andere Formen. Monascus ist in die vorhergehende Übersicht nicht aufgenommen und zwar deshalb nicht, weil Zweifel darüber bestehen, ob er asco- gene Hyphen besitzt (BARKER 1) oder nicht (IKENO 57, KUYPER 64, 65). Fig. 6. 6,1. Acetabula leucomelas nach GUILLIERMOND (45) Bildung der Ascus- mutterzellen. 6, 2. Peziza Catinus nach GUILLIERMOND (45). Bildung der Ascusmutterzellen. 6,3. Peziza rutilans nach GUILLIERMOND (43). Bildung der Ascusmutterzellen. 6,4—7. Phyllactinia corylea nach HARPER (54). Verschiedene Stadien der Kernverschmelzung in der Ascusmutterzelle. m Kernmembran, n Nucleolus, chr Chromatin, c Zentralkörper. Die Entstehung der Asci an den ascogenen Hyphen oder, — ascogene Hyphen nicht gebildet werden, am Ascogon, hat man sich zuerst sehr einfach vorgestellt. Man glaubte, ihre einkernigen End- zellen gingen unter Anschwellung direkt in die Asci über. Bereits DE BARY?) weist indessen darauf hin, dass bei Tuber und Elapho- myces ein junger Ascus auf einer Einkniekung der sie tragenden 1) DE BARY, A. Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze USW. En en ogie der ig 1884, S. 212. runs mes Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (27) Hyphe sitze, derart, dass er gleichsam von zwei Stielen getragen werde, wie etwa der von Eremascus. Schon TULASNE stelle solche Bilder dar und neuerdings habe ihn ERRERA auf die Erscheinung aufmerksam gemacht. DANGEARD!) hat dann später die weitere Verbreitung der Er- scheinung und gleichzeitig die Zweikernigkeit der an der Knickungs- stelle liegenden Zelle nachgewiesen, ferner gezeigt, dass die beiden Kerne zu einem, dem primären Ascuskern verschmelzen (13—17, 20—22, 94— 26). Seine Angaben sind von HARPER (47—50, 53, 54) GUILLIERMOND (38, 39, 43, 45) und andern (7, 11, 30, 31, 77) be- stätigt und erweitert, so dass wir heute drei Typen der Ascus- anlage genauer kennen: l. der Ascus geht aus der Endzelle der ascogenen Hyphe hervor. Sie zeichnet sich, wie die ihr benachbarten, durch den Besitz von 2 Kernen aus. Die Kerne der Endzelle, über deren Ver- wandtschaft nichts Sicheres feststeht, sind anfangs getrennt, ver- schmelzen später zum Ascuskern (Fig. 6, 1a, b). Acetabula leuco- melas, Galactinia succosa, Phyllactinia corylea (45, TI, 54). der Ascus geht aus der vorletzten Zelle hervor, die zweikernig ist, während die Endzelle nur einen Kern enthält. a) die.vorletzte Zelle ist gerade; sie bildet einen Seitenast, in den die beiden Kerne einwandern und in dem sie später verschmelzen. Der Grad der Verwandtschaft der ver- schmelzenden Kerne ist nicht bekannt. (Fig. 6, 2a—d), Peziza Catinus (45). b) die vorletzte Zelle ist gekrümmt. Ihre beiden Kerne, die von zwei ihrer Verwandtschaft nach nicht näher bekannten, durch simultane Teilung sich herleiten, die also selbst nicht Schwesterkerne sind, verschmelzen zum primären Ascuskern. Fig. 6, 3a—c. Pyronema confluens usw. Zwischen den beiden zuletzt erwähnten Typen besteht kaum ein Unterschied. Sie scheinen durch Übergänge mit einander ver- bunden zu sein (MAIRE, cfr. GUILLIERMOND 45 S. 347). Überhaupt sind Abweichungen von der Regel nach FAULL (31) nicht selten und nach demselben Autor ist die Entdeckung weiterer Typen der Ascusanlage zu erwarten. Alle drei oben beschriebenen stimmen darin überein, dass der primäre Ascuskern stets durch Verschmelzung zweier Kerne sich bildet. Es entsteht die schwierige Frage: Wie haben wir diese Kernverschmelzung zu deuten? DANGEARD deutet sie als einen Sexualakt. Diese Deutung scheint mir nicht unbedingt nötig zu Sein, denn wenn auch jeder Sexualakt mit einer Kernverschmelzung 1) Le Botaniste. Ser. 4. 21—58. a . müssige Lage zueinander, sondern sie können an beliebigen (28) P. CLAUSSEN: verbunden ist, so braucht nicht umgekehrt jede Kernverschmelzung ein Sexualakt zu sein. Ich erinnere nur an die Verschmelzung der Polkerne zum sekundären Embryosackkern bei den Phanerogamen, die doch bisher niemand als Sexualakt gedeutet hat. Und nicht bloss unnötig ist DANGEARD’s Auffassung, sondern es spricht sogar Verschiedenes gegen sie. Die Ascomyceten werden phylogenetisch entweder von den Phycomyceten oder von den Florideen hergeleitet. Ob man das eine oder das andere annimmt, ist für die folgenden Betrachtungen gleichgültig. Bei beiden Gruppen kommt im Ent- wickelungsgange nur ein Sexualakt vor und zwar genau an der Stelle, an der wir ihn auch bei Sphaerotheca, Pyronema usw. fanden. Für die Annahme zweier aufeinander folgenden Sexualakte in einem Entwickelungskreislauf liegt aber bis jetzt überhaupt kein Analogon vor. Die Bedeutung der zweifellos festgestellten Kernverschmelzung im jungen Aseus wird also auf anderem Gebiete zu suchen sein. HARPER (54) glaubt, dass sie in Beziehung zur relativ beträcht- lichen Grösse des Ascus im Vergleich zur Grösse der übrigen Zellen steht. Die Untersuchungen von GERASSIMOFF, R. HERTWIG und BOVERI (zitiert bei HARPER 54) haben gelehrt, dass ganz allgemem ein bestimmtes Grössenverhältnis zwischen der Kernmasse und der Zellmasse besteht, insofern als grosse Zellen entweder grosse oder zahlreiche, kleine Zellen dagegen kleine oder wenige Kerne ent- halten. Wird das Gleichgewicht zwischen Kern- und Zellmasse ge- stórt, so besitzen die Organismen Mittel, es wiederherzustellen (Kern-Plasmarelation).') : : Der junge Aseus entwiekelt sich zu einer grossen, reich mit Nährstoffen versehenen Zelle. Damit im Zusammenhange steht seme Zweikernigkeit und das Heranwachsen des durch Verschmelzung 3°- bildeten einen Kernes im Ascus. Näher auf diese Frage einzugehen, verbietet der Raum; ich verweise auf HARPER (54 und die dort zitierte Literatur) HARPER. führt eine Reihe von Tatsachen an; die für seine Meinung sprechen. Die Verschmelzung der beiden Kerne in der jungen Aseus- anlage (Fig. 6, 4) ist von HARPER (54) genauer studiert. Ich will kurz seine Ergebnisse mitteilen. Zur Zeit der Verschmelzung ist an den Kernen sehr leicht die Membran (m), der Nucleolus (n) und der Zentralkörper (c), an dem die Chromosomen (chr) (bei Phyllactima 8) befestigt sind, nachzuweisen. Die Chromosomen bestehen aus ZWe! einander naheliegenden Fäden. Die Kerne haben keine gesetz- Stellen ~ miteinander verschmelzen, Fig. 6, 4. Die Membran wird ein Suck : 3) HzRTWIG, 0, Allgemeine Biologie. O ^ Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (29) weit aufgelöst; die Kernhöhlen fliessen zusammen. Die Kerninhalts- bestandteile bleiben anfangs getrennt, später legen sich die Nucleolen (Fig. 6, 6), die Zénirálkorper und. dann die Chromosomen an- . einander (Fig. 6, 7). Wie weit die Verschmelzung in jedem Fall geht,Zist schwer zu entscheiden. Die Nucleolen verschmelzen sicher. Les ee DR E mss Fig, 7. Frege corylea nach HARPER (54). Kernteilung und Br m Ascus. m Kernmembran. n XNucleolus. chr Chromosomen. p Polstrahlung. sch Schnabel. Æ Kern. c Zentralkórper Die weitere Entwickelung des Ascus und die Ascosporen- bildung verlüuft bei allen genauer untersuchten Formen (BERLESE 4; CLAUSSEN 11; FAULL 31, 32; GUILLIERMOND 40, 42, 43, 44, 45; HARPER 47, 48, dne 51, NICHOLS 89) wesentlich in eed Weise. ! (30) P. CLAUSSEN: Nur die Angaben von DANGEARD (22), KUYPER (64, 65) und die früheren von MAIRE (71—76) lauten anders. Meine eigenen Unter- suchungen haben mir gezeigt, dass die Ergebnisse von HARPER, GUILLIERMOND u. a. mehr Vertrauen verdienen. . Nach Beendigung der Kernverschmelzung entsteht ein Spirem- stadium (Fig. 6, 7). Das Chromatin erscheint gleichmässig über den Kern verteilt, bleibt aber stets mit dem Zentralkórper verbunden. Nach einiger Zeit wird es auf den Zentralkórper zusammengezogen; wir erhalten Bilder, die denen des Synapsisstadiums der höheren Pflanzen durchaus gleichen, und es ist wahrscheinlich, dass wir es hier mit einer wirklichen Synapsis zu tun haben (Fig. 7, f). Nach der Synapsis entsteht wieder ein Spiremstadium, wührend dessen Dauer bei Phyllactinia (54) die 8 Chromosomen sichtbar bleiben (Fig. 7, 2). Bei anderen Arten liegen bisher so genaue Unter- suchungen nicht vor. Die Verbindung der Chromosomen mit dem Zentralkórper bleibt deutlich. Vor der Kernteilung kontrahieren sie sich; die Zentralkórpermasse wird in zwei zerlegt, die sich beide als mit den Chromosomen (durch die Spindelfasern) verbunden er- weisen. Die Zentralkórper rücken auseinander (Fig. 7, 2), bis sie einander diametral gegenüberliegen. Ist so die bipolare Spindel fertig gestellt und haben sich die Polstrahlungen ausgebildet, dann pflegt bei einigen Arten die Kernmembran aufgelöst zu werden, sie kann aber auch nicht selten länger erhalten bleiben. Die nun folgende Kernteilung (Fig. 7, 4) halten HARPER (54), GUILLIER- MOND (45) und MAIRE (76, 77) übereinstimmend für eine hetero- typische, wenn der Beweis sich auch bis jetzt nicht hat mit aller Sicherheit führen lassen. Die Zahl der Chromosomen wechselt Je nach der Spezies, bei Phyllactinia sind 8 (Fig. 7, 5), bei anderen Arten 10, 12, 16 usw. vorhanden. Die Angabe DANGEARD’s (22) und die frühere MAIRE’s, die Zahl der Chromosomen sei bei der Mehrzahl der Ascomyceten gleich 4, beruht auf einem Irrtum, höchst- wahrscheinlich veranlasst durch schlechte Fixierung, bei der mehrere Chromosomen zu einem Klumpen zusammenfliessen können. Offenbar hat MAIRE, wie aus seinen früheren Arbeiten hervorgeht, dann und wann eine grössere Zahl von Chromosomen beobachtet. Er bezeichnet sie aber nicht als Chromosomen, sondern als Proto- chromosomen und gibt von ihnen an, sie bildeten durch Ver- schmelzung die 4 Chromosomen. HARPER und GUILLIERMOND stellen das Vorhandensein der Protochromosomen in Abrede, HARP sehr entschieden, während GUILLIERMOND (45) für Galactinia succosa ^ aber auch nur für diese Spezies — wenigstens die Möglichkeit ibrer Existenz zugibt. Doch scheinen mir seine Untersuchungen für. DIS lactinia nicht vollständig genug zu sein. Neuerdings hat sich MAIRE = der Ansicht von HARPER und GUILLIERMOND genähert (77). Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (31) Nach Ankunft der Chromosomen (chr) an den Spindelpolen ver- schwindet die Zentralspindel, während die Polstrahlen sich an der Bildung der Membran für die Tochterkerne beteiligen. Nach Neubildung eines Nucleolus entsteht in jedem Kern ein Spirem (Fig. 7, 6), und er tritt bald — ohne dass eine Synapsis vorhergeht — in (homotypische [GUILLIERMOND 45]) Teilung ein. Die Einzelheiten bei der zweiten Teilung sind im übrigen dieselben wie bei der ersten. Die Zahl der Chromosomen bleibt für jede. Spezies die gleiche. Die dritte Teilung stimmt genau mit der zweiten überein. Nach ihrem Ablauf fällt den Polstrahlen die Auf- gabe der Sporenausschneidung aus dem Protoplasma des Ascus zu (Fig. 7, 7). Sie biegen sich, nachdem der Kern einen schnabel- artigen, vom Zentralkörper gekrónten Fortsatz erhalten hat (sch. Fig. 7, 8) rückwärts, um sich schliesslich an der dem Schnabel ab- gekehrten Seite des Kernes zu vereinigen. Die Ascosporenmembran ist anfangs sehr dünn und mit dem Kern (K) verbunden. Später wird sie dieker und vom Kern gelöst, indem der Schnabel von ihr abreisst (Fig. 7, 9, sch.). Der Kern rundet sich ab, der Zentral- körper bleibt an ihm leicht nachweisbar. Aus der Entwickelungs- geschichte der Sporen ergibt sich, dass sie von Protoplasma (Peri- plasma) umschlossen sind. Gewöhnlich nimmt der Kern in der kugeligen oder ellipsoidischen Ascopore eine zentrale Lage ein. Die Spore führt reichlich Plasma und gewöhnlich Fett, Glycogen und metachromatische Körper, über deren Entwickelung und Verbreitung bei den Ascomyceten Unter- suchungen von GUILLIERMOND (36, 37, 42) vorliegen. Die Entstehung der mehrkernigen Sporen ist bisher entwickelungs- geschichtlich von FAULL (32 S. 97) und MAIRE (77) studiert. Der Kern der ursprünglich einkernigen Ascospore teilt sich mitotisch. Auf die Mitose kann Wandbildung folgen, sie kann aber auch aus- bleiben. GUILLIERMOND (42 S. 14) unterscheidet verschiedene Sporentypen, auf welche ich hier verweise. Aus der Schilderung der Entwiekelungsgeschiehte der Ascosporen geht klar hervor, dass irgendwelche Beziehungen der Ascosporen- bildung zur Sporenbildung in den Sporangien, mit der uns HARPER (52), SWINGLE (97) u. a. bekannt gemacht haben, nicht existieren. Bei den untersuchten Phycomyceten (Sporodinia, Pilobolus, Rhizopus, Phycomyces, Saprolegnia u. a.) wird das Plasma durch Furchen, die entweder von seiner Oberfläche oder von Vakuolen ausgehen, zer- klüftet. Die Bildung eines Epiplasma ist dadurch ausgeschlossen. Aus den mehr oder minder regelmässigen, mehrkernigen Plasma- klumpen gehen z. B. bei Sporodinia direkt die Sporen hervor; bei Pilobolus werden sie weiter zerlegt und besitzen schliesslich nur mehr einen Kern, der beim Heranwachsen der Spore sich teilt. Auf die LJ (32) P. CLAUSSEN: weiteren Vorgänge braucht hier nicht eingegangen zu werden. Die Untersuchungen über die Hemiasei (Ascoidea, Protomyces) von Fräulein PoPTA (93) sind meiner Meinung nach nicht ausreichend, die Kluft zwischen dem Aseus und dem Sporangium zu überbrücken. Weder die Kernteilungsvorgänge, noch die Sporenbildungsprozesse sind ausreichend studiert. JUEL's (58, 59) Untersuchungen haben auch keine Anknüpfungspunkte ergeben. Solange nicht wenigstens einige Übergänge zwischen den grundverschiedenen Teilungsarten im Sporangium und Aseus aufgefunden sind, kann von einer An- erkennung der morphologischen Gleichwertigkeit beider Gebilde nieht die Rede sein. Bisher liegen keinerlei Anzeichen dafür vor, dass sie existieren. Die Phylogenie des Ascus wird so lange unsicher bleiben, bis wir über die Phylogenie der Ascomyceten hinreichend aufgeklärt sind. Ieh will hier erwühnen, dass die Verschiedenheit der Sporen- bildungsprocesse im Sporangium und Ascus meiner Meinung nach kein Argument gegen die Verwandtschaft der Phycomyceten und Ascomyceten bildet, da Sporangium und Ascus nicht homolog sind. Die Asci liegen in den seltensten Fällen frei (z. B. Dipodaseus (58), Eremascus), meist sind sie von mehr oder minder weit differen- zierten Hüllen (h. Fig. 4, 5. 5, 1,2) umgeben, über deren Bau und Entwickelung im allgemeinen Übereinstimmung herrscht. Die Hüll- hyphen gehen niemals aus den Sexualapparaten oder ihren Homologen, sondern immer aus vegetativen Hyphen, vielfach aus den Traghyphen der Sexualzellen hervor. Die Einzelheiten sind alle von DE BARY in seinem Handbuch bereits beschrieben, können hier also über- gangen werden. Ziehen wir das Gesamtergebnis aus dem Vorgetragenen, $0 finden wir, dass nur DE BARY's Auffassung den Tatsachen gerecht wird. Be! allen Ascomyceten, soweit sie bis jetzt studiert sind, entstehen am Mycel Sexualorgane oder deren Homologe. Aus den weiblichen Sexualorganen oder ihren Homologen entwickeln 'sich direkt oder an ascogenen Hyphen zweikernige Asci. Durch eine Kernverschmelzung entsteht ein einkerniger Ascus und bei den meisten Arten werden durch dreimalige Teilung 8 Sporenkerne gebildet. | BREFELD's Theorie (8, 9) ist unhaltbar, weil mit ihr die durch Beobachtung unwiderleglich festgestellten Sexualvorgänge unvereinbar sind. Der Ascus ist als ein aus einer weiblichen Sexualzelle oder ihrem Homologon sich herleitendes Gebilde erwiesen. Übergänge zwischen dem typischen Sporangium und dem typischen Ascus SIM | | nieht bekannt. . . Die DANGEARD’sche Auffassung führt zusammen mit den Booh acatungen von HARPER und anderen bei einer Reihe von Ascomyeeten = und Annahme zweier Sexualakte in einem und demselben Entwick Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (33) lungskreislauf, für die kein zwingender Grund vorliegt, da bisher weder im Pflanzen-, noch im Tierreich ,doppelte* Sexualität be- kannt ist. Die Schwierigkeit der zweimaligen Kernverschmelzung für die Theorie von der Constanz der Chromosomenzahl glaubt HARPER in folgender Weise heben zu können. Durch die erste Verschmelzung erhalten die Kerne die doppelte Chromosomenzahl. Sind also in den Sexualkernen 8 Chromosomen vorhanden, wie wahrscheinlich bei Phyllactinia, so beträgt die Zahl 16. 8 Chromosomen sind aber nur nachweisbar, jedes von ihnen wird also bivalent sein. Nach der zweiten Verschmelzung sollte man 32 Chromosomen erwarten, nach- weisbar sind nur 8, jedes Chromosom wäre daher quadrivalent. Bei den höheren Pflanzen erweist sich die Chromosomenzahl nach den zwei Teilungen der Sporenmutterzellen wieder als normal. Bei den Ascomyceten müsste man eine Teilung mehr, also im ganzen drei erwarten, die ja auch, und zwar im Ascus, soweit bis jetzt bekannt ist, mindestens immer stattfinden, selbst bei solchen Formen, bei denen weniger als 8 Sporen zur Reife kommen (Erysibaceae, Tuber u. a.). Für den, der aus einem Wechsel in der Zahl der Chromosomen auf das Vorhandensein eines Generationswechsels zu schliessen geneigt ist, ergibt sich die Folgerung, dass bei den Ascomyceten zwei Gene- rationen zu unterscheiden sind, ein Gametophyt mit normaler (Spore, Mycel, Sexualorzane) und ein Sporophyt (ascogene Hyphen, Asci) mit verdoppelter oder vervierfachter Chromosomenzahl. Der ein- kernige Ascus entspräche der Pollenmutterzelle. Obwohl ich die Frage nach dem Zusammenhang der Zahl der Chromosomen mit dem Generationswechsel mit HARPER (54) keines- wegs für spruchreif halte, wollte ich sie doch hier erwähnen. Damit glaube ich die wesentlichsten Ergebnisse der Forschung über die Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten unter Ausschluss der Flechtenascomyceten und Hefen seit 1895 vorgeführt zu haben. Vollständig kann freilich meine Arbeit wegen der Kürze des zur erfügung stehenden Raumes nicht sein. Man sieht, ein Abschluss irgend welcher Art ist bisher nicht erreicht, alles befindet sich in Fluss. Die verschiedensten Forscher führen zum Teil erbitterte und wenig erfreuliche Kümpfe mit einander (9, 84 u. a.). Was uns in Zukunft vor allem not tut, sind möglichst lückenlose Unter- suchungen über zahlreiche Formen. Allseitig brauchbare und ein- wandfreie Resultate kann nur die Verbindung der Methoden der Reinkultur mit den modernen Methoden der Mikrotom- und Färbe- technik liefern. Viele Pilze (mistbewohnende, Schimmelpilze ke 5, 98, 35, 46, 62, 63, 67, 79, 80—82, 85, 86, 94, 98, 101) sind diesen Methoden ohne weiteres zugänglich. Für andere gilt es neue zu er- Ber. der deutschen Bot. Gesellseh. XXIV. (3) ie ae 1900. DANGEARD, P. A. La reproduction sexuelle des Champignons. (34) P. CLAUSSEN: . finden. Einzelne Gebiete sind schon erschlossen (60), hoffen wir, dass ihnen bald mehr folgen. Dann wird der Fortschritt in den nüchsten zehn Jahren ohne Zweifel ein noch bedeutenderer werden, als er in den vergangenen zehn gewesen ist, über die ich berichtet habe. Literatur. l. 1903. BARKER, B. T. P. The morphology and development of the Ascocarp in Monascus. Annals of Botany 1903. 17, 167-237. 2 Taf. 2. 1903. BARKER, B. T. P. The development of the Ascocarp in Rhyparobius. Report of the meeting of the British Association of the Adv. of Sc. Southport. Sept. 1903. Proofsheet of Report distributed at the meeting of Sect. K. British Ass. of the Adv. of Science of Cambr. 1904. . 3. 1898. BECK, G. VON. Sexuelle Erscheinungen bei höheren Pilzen. Verhand- | BEN der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft zu Wien. , 4—6. 4. 1900. BERLESE, A. N. Studi citologici sui funghi. Rivista di Patol. vegetale. 7, 5. 1901. BIFFEN, R. H. On the biology of Bulgaria polymorpha Wett. Ann, of ; 134. Bot. a 119- 6. 1905. BLACKMAN, V. H. and FRASER, H. C. J. Fertilisation in Sphaerotheca. 1. 1906. BLACKMAN, V. H. and vidc H. C. J. On the sexuality and de- ; velopment of the ascocarp of Humaria granulata Quél. 3 Taf. Pro-. ceedings of the Royal Society. Ser. B. Vol 77. Nr. B. 518, 354- 368. 8. 1891. BREFELD, O. Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mycologie. Heft IX und X. Münster 1891. 9. 1900. BREFELD, O. Über die geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Frucht- ` . formen bei den kopulierenden Pilzen. Jahresber. der Schles. Ges. für vaterl. Kultur. (Sitzung vom 18. XII. 1900). 78, II. Abt. Zool.-bot. Sekt. 84 11— 10. 1897. BUCHHOLTZ, F. Zur Entwickelungsgeschichte der Tuberaceae. Ber. der . Bot. Ges. 15, 911- 996 a Fee CLAUSSEN, P. Zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. Boudiera. Botanische Zeitung. 63, 1—27. 3 Taf, | 12. 1903. ange E. Observations on biisii. Annals of Botany. 17 5%. 29 T. TD ce 3 A. La Truffe, Recherches sur son développement, 52 weapon. sa reproduction sexuelle. Le Botaniste. 1894— 1895. 4 ser. Fi ig. 14. 1896. DANGEARD, P. A. La reproduction sexuelle dans le Sphaerotheca gnei. Le Botaniste. 5. ser, 27—31. 15. 1897. pasean, P. A. Second mémoire sur la reproduction sexuelle des nie (Sphaerotheca). Le Botaniste. 5. ser. 245- po eique P Botaniste. 7. sér. 89-130. .. Vi. 1901. DANGEARD, P. A. La reproduction sexuelle des Champignons pora T Hoe (edem a celle de l’Actinosphaerium. Le Botaniste. T. ser. ... Myeol. d. France. 17, 100—104. 18. 1903. . 1903. 2 Remar mycötes, Comptes rendus de la Société de Biologie. Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (35) DANGEARD, P. A. Sur le nouveau genre Protascus. Compt. rend. Acad. Se. Paris. 136, 627, Le Botaniste. 9. ser. 923—295. DANGEARD, P. A. La sexualité dans le. genre Monascus. Compt. rend. Acad. Se Peris, 136, 1281—1285. Le Botaniste. 9. ser. 28— 30. . DANGEARD, P. A. Sur le Pyronema confluens. Compt. rend. Acad. Se Paris. 136, 1835—1337. Le Botaniste, 9. ser. 30-32 . DANGEARD, P. A. Sur le P Ascodesmis. Compt. rend. Acad. Se. Paris. 137. le Botaniste, 9. ser. 83—35. . DANGEARD, P. A. No villes. considérations sur la Be nr sexuelle des Champignons supérieurs. Le Botaniste, 9. sór. . DANGEARD, P. A. A propos d’une lettre du Pioti HARPER relative aux fusions nucléaires du Pyronema confluens. Le Botaniste, 9. ser. 46 —51. ; . DANGEARD, P. A. Sur le développement du iX des Ascobolées. 223— 225. Comptes Shi de l’Acad. des Sciences de Paris. 138, AN! . DANGEARD, P. A. Sur le développement du "Atit chez les Asco- mycètes. Compt. rend. Acad. Sc. Paris. 138, 642—643. Ausführlich: Le 9. . DANGEARD, P. A. Observations sur les Gymnoascées et les Aspergillacées. 231. Compt. rend. de l'Acad. des Sciences de Paris. 138, 1235—1 . Davis, B. M. The relationships of sexual organs in plants. Botanical Gazette, 38, 241— 264. . DAWSON, M. On the biology of Poronia punctata. Ann. of Bot. 14, 2 Taf. 245—202. . DERSCHAU, VON. Über Exoascus deformans. Ein Beitrag zur Ent- wickelungsgeschichte des Parasiten. Landwirtschaftliche Jahrbücher 26, 891—901. . DITTRICH, G. Zur Entwickelungsgeschichte der Helvellineen. COHN’s 8, 17—52. 2 Taf. Beiträge zur Biologie der Pfl. 'AULL, J. H. Development of ascus and spore-formation in Ascomycetes. Proc. of the Boston Soc. of Nat. Hist. Boston. 32, 77—113. 5 T. . FAULL, J. H. A preliminary note on ascus and spore-formation in the Laboulbeniaceae. Science N. S. . FRON, G. Sur les conditions de ee T mycélium de la morille. Compt. rend. d Sc. Paris. 140, 1187 — GRAMONT DE LESPARRE, A. DE. Sur la aite et la fécondation hivernale de la Truffe. mbi rend. 126, 281— 285, 440, 599. GRIJNS, G. Die Ascusform des Aspergillus fumigatus. Centralbl. für Bacteriol, II. Abt. 9, 330—532. 6 Fig : GUILLIERM MOND, A. Contribution à l'étude de l'épiplasme des Asco- mycetes. id rend. Acad. Sc. Paris. 136, 253—2. . GUILLIERMO A. Nouvelles poches sur Tépiplasme des Asco- mycetes. sins rendus Acad. Se. Paris. 136, 1487—1489. GUILLIERMOND, "erwies à Pétude eres des Asco- mycetes. Comptes rend. Acad. Sc. Paris. 137, 988—939 ( 1088). GUILLIERMOND, A. Contribution à l'étude de l'épiplasme des Asco- mycétes et recherches sur les corpuseules métachromatiques des. Cham- pignons. Annales Mycologici. 1, 901—215. 2 Taf. . GUILLIERMO ND, A. Sur la karyokinese de Peziza rutilans. Compt. rend. de la Société de Biologie. 56, 412—414. ) ues sur la cytologie de quelques Asco- 56. "is 47. 1895. 48. 1895. HARPER 49. 18 51. 1897. m P. CLAUSSEN: . GUILLIERMOND, A. Contribution à l'étude de la formation des asques et de l’&piplasme be Ascomycétes Revue générale de Botanique. 16, 50— 68. . GUILLIERMOND, n Recherches sur la karyokinese chez les Asco- 2 Taf. mycétes. Levue générale de Botanique. 16, 129—145. . GUILLIERMOND, A. Sur le nombre des chromosomes chez les Asco- mycétes. C. R. Soc, Biol. Paris. 58, 273— . GUILLIERMOND, A. Remarques sur la karyokinese des Ascomyeetes. 3 Taf. Ann. Mycolog. 3, 343—361. . HANSEN, E. Chr. Biologische Untersuchungen über. mistbewohnende Pilze. Botanische Zeitung. 55, 111— 132. f. HARPER, R. A. Über Kernteilung und Sporenbildung im Ascus der Pilze. Bot. Centralblatt. 64, 206. ; R. Beiträge zur Kenntnis der Kernteilung und Sporen- bildung im Ascus. Berichte der deutschen bot. Gesellschaft. 13, 67—78. HARPER, R. A. Die Entwickelung des Peritheciums bei Sphaerotheca Castagnei. Ber. der d. bot. Ges. 13, 475. . HARPER, R. A. Über das Verhalten der Kerne bei der Fruchtent- wieklung einiger Ascomyceten. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. 606— 68 , wany . HARPER, R. A. Kernteilung und freie Zellbildung im Ascus. Jahrb. für wissensch. Bot. 30, 249—284. HARPER, R. A. Cell-Division in Sporangia and Asci. Ann. of Botany. Taf. . HARPER, R. A. Barual reproduction in Pyronema confluens and the morphology of the ascocarp. Ann. of Bot. 14, 321—400. 3 Taf. ARPER, A. Sexual n and the organisation of the nucleus in certain Mildews. 104 S. Washington D. C. Published by the Carnegie Institution of Washington ept. . IKENO, S. Studien über die Sporenbildung bei Taphrina Johansonii Sad. Flora. 88, 229—931. . IKENO, 8. Die Sporenbildung von Taphrina-Arten. Flora. 92, 1-31. a 9 Taf. . IKENO, S. Über die P deine und systemat. Stellung von Monaseus 21, 259— purpureus. Ber. der d. bot . JUEL, H. O. Über Zellinhalt, ee und Sporenbildung bei Dipod- 2 ascus. Flora. 91, 47—55. 59. 1902. JUEL, H. O. Taphridium, eine neue Gattung der Protomycetaceen. Bihang till k. svenska vet.-akad. handlingar. 27. 60. 1905. KLEBAHN, H. Untersuchungen über einige Fungi imperfecti and die zu- gehórigen — mern I. und II. 75 Textfig. Jahrb für wissensch. Botanik. 41, 485— 61. 1896. KLEBS, G. Die Bedingungen der en bei einigen MS ond Pilzen. Jena (G. Fischer) 543 S. 3 Taf. 15 Tex 62. 1905. KLÖCKER, A. Gymnoascus flavus, Bot. eng 25, 49—52. Hedwigia 41, 80-83. 1 Taf. 63. 1903. KLÖCKER, A. Sur la classification du genre Penicillium, et description d'une espéce nouvelle formant des asques. Comptes rend. des travaux du 02. Laboratoire de Carlsberg. Copenhague. 6, 92— 64. 1904. KUYPER, H. P. De peritheciumontwikkeling van Monascus purpure"? Went en Monascus Barkeri Dang. Kon. Akademie van ~ Wetenschappen, 13. 46. Inaug.-Diss. Utrecht. 148 pp. 1 Taf. Über neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. (31) 85. 1903. . 86. 1903. KUYPER, H. P. Die Peritheciumentwickelung von Monascus purpureus Went ind Monascus Barkeri Dangeard und die systematische Stellung vpn Pilze. Rec. d. Traveaux Bot. Neerland. 1904. 1, 225-303, mit 1 Taf. Annales mycologici 1905. 3, 31—81. 1 Taf. . LAGERHEIM, G. VON. Dipodascus albidus, eine neue geschlechtliche p egens 3 Taf. PRINGSHEIM's Jahrbücher für wissenschaftliche Bo- tanik. 24, 19. S. . LENDNER, A. Cultures comparatives de l' Aspergillus glaucus et de sa 362—363. variété ascogène. Bull. Herb. Boiss. . LINDAU, G. Bau und Entwickelungsgeschichte von Amylocarpus encepha- loides Curr. Verhandl. des Bot. Vereins der Provinz Brandenburg. 40, XXIV - . LINDAU, G. Über rfe und Ernährung von Amylocarpus . S 5 IM. encephaloides Curr. Hedwigia 1—1 LINDAU, G. Na eisen Wochenschrift 1904. 425. . MAIRE, R. La ae des asques chez les Pézizes et l'évolution nucléaire 402. des Ascomycétes, Compt. rend. de la Soc. Biol. 55, 1401—1 . MAIRE, R. Yachereikie a sur le Galactinia suecosa. Compt. rend. Acad. sc. Paris. 137, 769 - . MAIRE, R. Remarques 1 adde i cytologiques sur le Botryosporium pulchellum R. Maire (Cephalosporium dendroides Elb. et Kell.) Ann. 390—940. MAIRE, R. Sur les divisions nucléaires dans l'asque de la Morille et de quelques autres Ascomycetes, Compt. rend. de la Soc. de Biologie. 56, 1. 822—894. .-MAIRE, R. Remarques sur la cytologie de quelques Ascomycétes, C. —8i. rend. de la Société de Biologie. 56, 1. AIRE, R. La mitose hétérotypique chez les Ascomycetes. Compt. rend. Acad. Sc. Paris. 140, 950—902. MAIRE, R. Recherches eges s sur quelques Ascomycétes. Annales Mycologici. 3, 125— Taf. MASSEE, G. On the Vreienee of binucleate cells in the Ascomycetes. Ann. of Botany. 19, 325- 326. Textf. . MASSEE, G., and SALMON, E. S. Researches on Coprophilous Fungi. I. Annals of Botany. 2 Sg 8357. 2 Taf. MASSEE, G., and SALMON, E. S. Researches on Coprophilous Fungi. II. Annals of Botany. ic 1 Ta MATRUCHOT, L. Sur la culture artificielle de la truffe. Bulletin de la sg Mycologique de France. 19, 6 5. MATRUCHOT, L. et DASSONVILLE, CH. Sur le champignon de l'Herpés CIVEM et les formes voisines, et sur la classification des Asco- mycétes. Bull. Soc. Myc. de France. 15, 250. . MATRUCHOT, L. et DASSONVILLE, CH. Sur le Ctenomyces serratus Eidam, comparé aux Champignons des Teignes. Bull. Soc. Myc. de France. 15, 310. 305 — . MATRUCHOT, L. et DASSONVILLE, CH. Eidamella spinosa, dermatophyte 17, 123. produisant des peritheces. Bull. Soc. Myc. de France. 17, Ö Phycomyceten und Ascomyceten. Untersuchungen aus Bra- silien. Jens. MOLLIARD, M. Róle des bactéries dans la tapes ^g périthéces des Ascobolus. Compt. rend. Acad. Sc. Paris. 136, 8 MOLLIARD, M. Sur une condition qui favorise la wre des peri- theces chist dik Ascobolus. Bull. Soc. Myc. de France. 19, 146—149. (88) P. CLAUSSEN: Neuere Arbeiten zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. 87. 1905. MOLLIARD, M. Production expérimentale de l'appareil ascosporé de la Morille. Öomibt. rend. Acad. Sc. Paris. 140, 1146 —1148. 88. 1905. MUSCATELLO, G. Osservazioni "Mak Fi sulla Peziza ammophila et M. Atti Accad. Gioenia Sei. Nat. Cat 1-15. 1 Taf. 89. 1896. NICHOLS, M. A. b din in ur dite: " the ascospores in certain PHrcusiiybolas. Bot. Gaz 22. 90. 1896. NICHOLS, M. A. The ee and development of certain Pyreno- mycetous Fungi. Botanical Gazette. 22, 301—328. 3 Taf. 91. 1905. OLIVE, E. W. The morphology of Monaseus purpureus. Botanical 60. 92. 1901. OLTMANNS, F. Über die Sexualität der Pilze. Biologisches Central- blatt. n yo 442. 93. 1899. PoPTA, C. M. L. Beitrag zur Kenntnis der Hemiasci. Flora. 86, P Taf. 1 93a. 1906. RAMLOW, G. Zur podre dp von Thelobolus stercoreus Tode. 1 Taf. Botan. Zeitung I. 64, 85 - 99. 94. 1905. REPIN, Ch. La culture ur la morille. Compt. rend, de. Acad. Sc. Paris. 140, 1274—1275. 95. 1900. SALMON, E. S. A Mo onograph of the Erysipheae. Mem. of the Torr. Bot. Club. Vol. 9, 292. Supplement in: Bull. of the Torrey Bot. Club 29. 96. 1900. SOLMS-LAUBAOH, H. Graf zu. HARPER, R. A. Sexual reproduction in Pyronema recen and the inor Disk of the ascocarp. Bot. Zeitung. 58. II. 874- 97. 1903. SWINGLE, B. n Formation of the spores in the sporangia of E nigricans and of Phycomyces nitens. Bull. Bureau plant. industry. U. 8 dept. of agric. 37, 98. 1900. TERNETZ, CH. Protoplasmabewegung und Fruchtkörperbildung bei Asco- phanus tgo Pers. Jahrb. für wiss, Botanik. 25, 273—309. 1 Taf. 99. 1896. THAXTER, R. Contributions towards a monograph of the Laboul- beitia, Memoirs of Americ. Acad. of Arts and Sci. Philadelphia. " Taf. 12, 18; - 429, und Ergünzungen in Proceed. of the Amerie. Acad. f Arts and Sciences, 100. 1899. imis H. The sexuality of the Fungi. Annals of Botany. 13. 515—991. 101. 1899. W ‚ H. M. Onygena equina Willd., a horndestroying Fungus. Philos. Transactions, Ser. B. 175, 191, 269—291. 2 Taf. Bot. Gazette. 27, 493-495. Centralbl. für e und Parasitenk. II. Abt. 510—511. 102. 1895. WENT, F. A, F. C. Mon s purpureus, le Champignon de l'Ang- uac, une nouvelle Thélébolée. P Taf. Anm. des sciences nat. Botanique. Sér. 8. 1-18; UNIS Re FE CAS WIE aS aes udin I PB a A F. G. KOHL: Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (39) 2. F. G. Kohl: Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyll- funktion. Hochverehrte Anwesende! Es ist kein ganz leichtes Unternehmen, in so knapper Zeit, wie sie mir zur Verfügung steht, über die Fortschritte auf einem Gebiete zu berichten, welches wie das der ,Assimilation und Chloro- phyllfunktion* im letzten Jahrzehnt eine so extensive und intensive erfolgreiche Bearbeitung erfahren hat. Meine Aufgabe wird jedoch dadurch wesentlich erleichtert, dass bereits auf der Karlsbader General- versammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft (1902) CZAPEK über diese Materie referieren wollte und wenn auch nicht persönlich, so doch schriftlich referiert hat. Freilich geht meines Erachtens bei blosser Drucklegung eines Sammelreferates ein guter Teil seiner Vorzüge verloren, und ich halte es für eine allseitiger Unter- stützung werte Bewegung in der Deutschen Botanischen Gesellschaft, womöglich auf jeder Generalversammlung über die neuesten Errungen- schaften auf abgegrenzten Arbeitsfeldern zusammenfassend berichten zu lassen. Eine vollständige, lückenlose Behandlung des betreffenden Gegenstandes wird allerdings, schon aus äusseren Gründen, niemals zu erreichen sein; auch ich werde mich heute nur den prinzipiell bedeutungsvollen Erfolgen und Fragen auf dem bezeichneten Gebiete zuwenden können, besonders in diesem mündlichen Berichte, und bitte deshalb von vornherein um freundliche Absolution, wenn ich den einen oder anderen Autor oder die eine oder andere Publikation im Interesse der Übersichtlichkeit der Darstellung weggelassen habe. In den Parenthesen des Abdrucks werde ich eine grössere Voll- ständigkeit in dieser Richtung anstreben. Während des letzten Lustrums ist die Forscherarbeit nach drei sie hat das Gebäude der Assimilation wesentlich erweitert, an vielen Punkten innerlich ausgebaut und eine nicht unbeträchtliche Menge Schutt und Geröll beseitigt. Möchten wir den Spuren dieser dreifachen Tätigkeit auch in den Lehrbüchern begegnen, die leider zum Teil der heranwachsenden Jugend noch ein ziemlich mangelhaftes Bild dieses Baues vor die Augen stellen. Die Chloroplasten sind autonome Organe der photosynthetischen Assimilation, die ohne Mithülfe des Cytoplasmas und Kernes zu arbeiten vermögen (ENGELMANN, EWART, KNY u. a.), sogar Bruch- stücke der Chloroplasten verrichten noch ihre Funktion (BEYERINCK Richtungen tätig gewesen; . 1900, MoLIsCH 1904). Innerhalb des Chloroplasten herrseht Arbeits- (40) F. G. KOHL: teilung, durch allerhand chemische und physikalische Eingriffe, welche das Chlorophyll nieht alterieren, lässt sich das Stroma temporär in- aktivieren (Äthernarkose, Wasserstoff, abnorm hohe und niedrige Temperatur, verdünnte Säuren und Alkalien, intensive Belichtung, Plasmolyse) (PFEFFER und EWART 1896), aber nur, wenn beide Teile des Choroplasten zusammen arbeiten, kann assimiliert werden. Allein vermag der Ohlorophyllfarbstoff die assimilatorische Funktion nicht auszuüben. Sauerstoffabscheidung aus belichteten Chlorophyll- lösungen gibt es nicht (REGNARD 1885/86), und selbst der sinnreiche Versuch CZAPEK's mit der lebenden Zelle einverleibten durch Chloro- phyll grün gefärbten Oltrópfehen ergab ein negatives Resultat; und umgekehrt ist der Chloroplast ohne Chlorophyll wie in chlorotischen und panachierten Blättern nicht imstande, zu assimilieren, sondern nur aus zugeleitetem Zucker Stárke zu bilden. Obgleich manche Chloroplasten unter allen Umständen kein anderes als ein homogenes Aussehen darbieten, dürften doch bei den meisten pigmentierte Grana im farblosen Stroma eingebettet sein. Die Anwendung neuer Tinktionsmethoden (Methylen- und Toluidin- blaufärbung) hat keine wesentliche Erweiterung unserer Kenntnisse über den feineren Bau der Chloroplasten gezeitigt. Vielleicht ist eine solche zu erwarten von der modernen Dunkelfeldbeleuchtung bei Anwendung von Ölimmersion, die das Erkennen ultramikro- skopischer Teilchen und Strukturen ermöglicht. Hervorragend sind die Fortschritte der letzten Jahre betreffs der Chloroplastenpigmente gewesen. Das Pigment der Chloroplasten ist nicht einheitlich, sondern stellt in den weitaus meisten Fällen em Gemenge von Chlorophyll, Karotin und Xanthophyll dar. Das sieben- streifige Absorptionsspektrum des Rohchlorophylls setzt sich aus den vier Chlorophyll- und den drei Karotinstreifen zusammen, über welche letztere sich vom Violett her die allmählich abklingende breite Endabsorption des Xanthöphylis legt (KOHL 1900). Das Ab- sorptionsmaximum liegt nicht bei Band I, sondern zwischen F und -H (WOLKOFF 1876). j Die verbreitete Ansicht, die Chloroplastenpigmente seien inner halb der Grana in fettem Öl gelöst, scheint durch Beobachtungen IM Ultramikroskop widerlegt zu sein (GAIDUKOV 1906). Im Strom? des Mesocarpus-Chloroplasten fehlt die scharfe Grenze zwischen Stroma und Ohlorophyllteilehen, welche man bei dem wirklich in fettem öl gelösten Chlorophyll sonst stets erblickt. Vermutlich sind die Pigmen ^ der Grana kolloidal in phytosterinartiger Grundsubstanz ‚gelöst. Alkoholische usw. Lösungen von Chlorophyll und Karotin lassen im s Ultramikroskop nur rote, unauflösbare, strukturlose Kegel erblieken. Cs Band VI, das naeh KRAUS ein Kombinationsband sein soll, bonn da xs Teil dem gelben Farbstoff, dessen hinterer Teil dem eigen" m Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (41) lichen Chlorophyll angehören soll, ist das reine Karotinband II. .Karotinfreie Chlorophylllösung zeigt in der blauen Hälfte niemals ein Band, und lässt man unterm Spektroskop Chlorophylllósung zur Karotinlósung fliessen, so wird dieses Band weder breiter noch dunkler. Im Spektrum lebender Blätter sind bekanntlich die Chloro- phylistreifen nach dem roten Ende hin verschoben, eine Erscheinung, welche durch das Dispersionsvermögen des Lösungsmittels und anderer Einflüsse beim Blätterspektrum hervorgerufen werden mag. (LoMMEL 1871, KUNDT 1874). Zu berücksichtigen bleibt dabei je- doch immer, das auch dünne Schichten fester Chlorophyllprüparate (GERLAND 1871, KRAUS 1872) und dünne Schichten festen Karotins (KOHL 1902) eine Verschiebung der Bänder nach Rot zeigen. Ob der Chlorophyllstreifen IV, der dem Spektrum des lebenden Blattes ganz fehlt, dureh Säurewirkung beim Töten der Zelle entsteht, wird man erst einwandfrei beweisen kónnen, wenn man das Reinchloro- phyll kennt. Auf Grund der neuesten Untersuchungen mit Hülfe des Quarz- spektrographen und der Kapillaranalyse, welehe TSCHIRCH gemein- schaftlich mit OTTENBERG (1904) anstellte, muss es als sehr wahr- scheinlich gelten, dass das Karotin durch Behandlung mit verschiedenen Reagentien in Xanthophyll übergeht. Jeder, der sich einmal ein- gehender mit der Darstellung des Karotins beschäftigt hat, weiss, wie empfindlich dasselbe in gelöster Form ist und wie leicht es einem bei falscher Behandlung unter den Händen entwischen kann. Es geht in Xanthophyll über, und es wird der Gedanke nahe gelegt, dass das intakte normale Blatt Xanthophyll überhaupt nicht enthält, dass dieses vielmehr erst bei der Herstellung des Chlorophyllauszugs aus Karotin entsteht, wogegen das herbstlich gelbe Blatt schon infolge der Chloroplasten-Desorganisation Xanthophyll enthalten mag. Wäre dem so, so hätten wir im Chloroplasten nur zwei Pigmente, das Chlorophyll mit drei Absorptionsbinden in der roten, das Karotin mit drei in der blauen Hälfte des Spektrums. Die infraroten Strahlen werden nach DONATH (1896) vom Blattgrün nicht absorbiert, unter der Einwirkung blos dunkler Wärmestrahlen fehlt jede Kohlensäure- zerlegung (PFEFFER, CAILLETET), und dem Infrarot schliesst sich das Rot bis 4 — 700 uu an. Das ist bedeutungsvoll, denn nach LANGLEY enthält das Infrarot 80 pCt. der gesamten Sonnenenergie, und diese finden demnach bei der Assimilation keine Verwendung. STAHL (1906) legt in seiner vor kurzem erschienenen Abhandlung trefflich dar, wie die Atmosphäre. auf zweifache Art auf die durchgehende Sonnenstrahlung wirkt, einmal durch selektive Absorption und sodann durch diffuse Reflexion. Jene beraubt sie durch die in ihr enthaltene Kohlensäure und den Wasserdampf der ultraroten und angrenzenden roten Strahlen, lässt dagegen die leuchtenden Strahlen (42) F. G. KOHL: hindurch, durch diese, die diffuse Reflexion werden die Sonnenstrahlen nach allen Richtungen zerstreut, sodass die Amosphäre selbst zu einer Licht und Wärme strahlenden Hülle wird. Diese durch die Atmo- sphäre als trübem Medium verursachte diffuse Reflexion schwächt am meisten die blauen und violetten, am wenigsten die roten Strahlen. Da nun nach Lord RALEIGH's physikalischen Deduktionen die Zer- streuung der Strahlen in umgekehrtem Verbältnisse zur vierten Potenz der Wellenlänge erfolgt, muss bei einfallendem weissen Lichte das zerstreute Licht wegen des relativen Vorherrschens der kürzeren Wellenlängen eine bestimmte blaue Farbe besitzen (bläuliche Farbe des Rauchnebels, der Emulsionen, des Himmelsgewölbes). Das die Atmosphäre durchsetzende Licht ist reich an roten, arm an kurz- welligen Strahlen, und der Gehalt an letzteren verringert sich mit der Atmosphärendicke (ABNEY), das durch ein trübes Medium zer- streute Licht ist umgekehrt reich an kurzwelligen, arm an lang- welligen Strahlen. Die beiden Teilfarbstoffe des Blattgrüns teilen sich nun in die Ausnutzung des Lichtes, das OnletopkyN steht im Dienste der bei wachsender Atmosphärendicke dominierenden gelbroten Strahlen, das Karotin im Dienste des Lichtes, wie es der Pflanze vom blauen Himmelsgewölbe zufliesst, mit vorwiegenden kurzwelligen Strahlen. Die Pflanze ist nicht der Verarbeitung des direkten ungeschwächten Sonnenliehtes angepasst, sondern der bei ihrem Gange durch die Atmosphäre veränderten Strahlung; sie verzichtet auf die Ausnutzung des energiereichen gelben und grünen Lichtes; sie lässt die ihr bei diffuser Belichtung spärlich zugemessenen, bei direkter Insolation aber gefährlichen grünen Strahlen ungenutzt durch. In ähnlicher Weise ist das ablehnende Verhalten der Pflanze gegen die infra- roten Strahlen zu verstehen, die die Pflanze nicht absorbiert, weil sie bei hohem Sonnenstand die Gefahr zu starker Erwärmung bringen würden, bei niederem Stande der Sonne aber eine zu starke Ab- sorption in der Erdatmosphäre erleiden, um der Pflanze noch in aus- reichendem Masse geboten zu werden. Die Pflanze erzeugt, wie es scheint, in ihren Chloroplasten diejenigen Farbstoffe, welche die Strahlen zu absorbieren vermögen, die ihr am häufigsten im diffusen Tageslichte zur Verfügung stehen (STAHL 1906). Das von LOMMEL zuerst theoretisch geforderte Assimilations- maximum der grünen Pflanze im Rot äwisäheh B und C ist jetzt : allgemein anerkannt, dicke Chlorophylischichten können es natur- gemäss etwas nach Gelb verschieben (sekundäre Kurve), das von NGRLMANN ‚zuerst beobachtete, von TIMIRIAZEFF und mir p | bestätigte und verteidigte zweite Maximum in der bree a Ifte bei nn uu) ist nicht mehr zu leugnen. qut Kohlensáure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (43) miniert man im direkten Sonnenlicht die Dispersion, so beträgt die Wirkung der blauen Hälfte 54 pCt. von der der gelbroten, und setzt man die Pflanze unter gleichen Bedingungen dem blauen Himmels- licht aus, so ist es nach dem vorhin Gesagten nicht wunderbar, dass eine weitere Verschiebung zu Gunsten der blauen Hälfte eintritt, und schon bei blassblauem Himmel ist der assimilatorische Effekt der beiden Spektralhälften gleich! Da nun aber die Strahlen der blauen Spektralhälfte weniger Energie enthalten und doch Gleiches leisten, wie'die langwelligen der roten Hälfte, so gewinnen wir hier- dureh ungezwungen eine theoretische Bestütigung der Behauptung WOLKOFF's, dass die Lichtabsorption in der blauen Hälfte stärker ist als im Band I des Chlorophylls. | Die energetischen Untersuchungen, soweit solche heute vor- liegen, lehren, dass vom direkten Sonnenlicht nur 28 pCt. absorbiert und nur 0,5 — 0,7 pCt. für die Assimilation verbraucht werden (H. T. BROWN 1899, PFEFFER 1897), von diffusem Licht dagegen 95 pCt. der gelieferten Energie absorbiert und 2,7 pCt. bei gewöhn- lichem Kohlensäuregehalte der Luft assimilatorisch verwertet werden. Da nun die Energiemenge allein der BC Strahlen ausreichen würde, um 16,5 g Kohlenhydrat pro Stunde und (] m zu erzeugen, man aber selbst bei auf 0,164 pCt. gesteigertem Kohlensäuregehalt der Luft nur 3 g, also ca. 18 pCt. Kohlenhydrat zu erzielen vermochte, so sieht man, wie weit die empirisch gefundene Leistung hinter der theoretisch ` möglichen zurückbleibt. Es stehen also für die übrigen Zwecke der Pflanze enorme Energiemengen aus den sichtbaren Strahlen zur Ver- fügung; hierzu kommen noch die der infraroten Strahlen, die von den wasserreichen Organen der Pflanze ähnlich wie vom Wasser ab- sorbiert werden dürften, und endlich die von der Umgebung auf die Pflanze reflektierten dunklen Wärmestrahlen. Beteiligt sich, wie wir vorhin sahen, zweifellos das Karotin in bisher kaum geahnter Weise an der Assimilationsarbeit, so ist ihm doch noch eine wichtige Nebenfunktion übertragen, nämlich die des Enzymschutzes. Viele pflanzlichen Enzyme werden durch das Licht zerstört, wie ich in einer gesonderten Mitteilung ausführlicher be- handeln werde. Die nachteiligste Wirkung üben, wie alle bisher vorliegenden Untersuchungen erkennen lassen, die violetten und ultra- violetten Strahlen von etwa 4 — 420 uu an aus. Gerade diese Strahlen werden vom Karotin für assimilatorische Zwecke absorbiert. Ich konnte die enzymschützende Wirkung von Karotinlösungen inbezug - auf Diastase experimentell konstatieren. Es teilt sich also in dieser Beziehung das Karotin mit dem hüufig vorkommenden Anthokyan in dieselbe Rolle, nur dass letzteres noch erfolgreicher arbeitet, weil es zugleich auch die enzymzerstórenden grünen Strahlen versehluckt. Hierdurch erklärt sich die Beobachtung von BROWN und MORRIS. (44) F. G. KoHr: Das grüne Laubblatt enthült am Abend weniger Diastase als nach der nächtlichen Verdunkelung; die zerstörende Wirkung des Grün macht sieh geltend, allein der Diastasegehalt würde ohne das Karotin zweifellos tiefer sinken. Interessant ist, dass sowohl Anthokyan als auch Karotin die die Diasteseproduktion fórdernden roten Strahlen glatt durehlassen. Besonders klar und deutlich springt die Schutz- wirkung des Karotins in F. A. WENT’s interessanten Versuchen mit Monilia sitophila ins Auge, da dieser Pilz in Lichtkultur ausschliess- lich durch Karotin gefärbt ist. Wir haben also eine Lichtschirm- hypothese, nur in anderem Sinne, als es die früher oft zitierte KERNER’sche war, welcher der Boden in demselben Augenblicke entzogen wurde, in der man die Absorptionsverhältnisse des Antho- kyans erkannte. Es gehört keine besondere Prophetengabe dazu, um vorhersagen zu können, dass dem Anthokyan noch eingehendste Beachtung wird geschenkt werden müssen. In chemischer Beziehung haben OVERTON (1899), MOLISCH und WEIGERT (1894/95) die Anthokyanfrage in hervorragender Weise gefördert, wogegen in physiologisch-biologischer Beziehung die Untersuchungen von REYNOLD GRBEN (1897) und STAHL (1896) bahnbrechend gewirkt haben. Die Kurve, durch welche GREEN die Wirkung der verschiedenen Licht- arten auf die Enzyme darstellt, erlaubt vorläufig keine andere Inter- pretation als die: Anthokyan und Karotin einerseits vermindern die Enzymzerstörung durch das Licht, das Chlorophyll andrerseits drückt durch seine Absorption der Strahlen zwischen B und C die Enzym- produktion fördernde Wirkung des Lichtes herab. Die Beobachtungen von WENT und die von C. J. KONING und H. W. HEINSIUS (1903) brachten bereits willkommene Bestätigung und die seiner Zeit sehr skeptisch aufgenommene und auch jetzt noch von einzelnen Forschern (CZAPEK 1905) perhorreszierte Ansicht H. PICK's, dass das Anthokyan Strahlen absorbiere, welche die Lósung und Wanderung der Stárke behindern, dürfte damit ihre Auferstehung, nur in etwas veründertem Gewande, feiern. Wenn KNY (1893/94) und STAHL (1896) die bio- logische Bedeutung des Anthokyans in erster Linie in der durch dasselbe bewirkten Wärmeabsorption erblicken, so scheint mir keiner- lei Sehwierigkeit vorzuliegen, beide Leistungen nebeneinander be- stehen zu lassen. Im Gegenteil Indem das Anthokyan Licht- strahlen absorbiert und in Form von Wärme in den Dienst der Transpiration stellt, macht es dieselben unschädlich für die Enzyme, unschädlich für Stärkelösung und -transport. Obgleich Anthokyan und Karotin bei vollkommenem Lichtab- schluss entstehen können (LAURENT 1893, ZOPF 1886, KOHL 1902), . 80 äussert doch das Licht — eine scheinbare contradictio in adjecto — . einen fórdernden Einfluss auf ihre Bildung. Im Studium der Bildungs" — bedingungen dieser Pigmente schlummert der Keim für die Erkennt- | v. Kohlensáure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (45) * nis der Erscheinung, welche wir heute als komplementäre chro- matische Adaptation bezeichnen und von der wir jetzt wissen, dass sie die Pigmentierung der Chromatophoren in hohem Masse beherrscht. Wenn das Experiment zeigt, dass die Monilia sitophila sich nur rótet unter dem Einflusse kurzwelliger Strahlen, wenn wir in grösseren Meerestiefen nur rote Algen antreffen, wenn die Chloro- plasten des grünen Laubblattes neben dem an rotes Licht an- gepassten Chlorophyll das an das blaue Reflexlicht angepasste Karotin aufweisen, so sind das alles Erscheinungen der komple- mentären chromatischen Adaptation. Nicht nur sind später die zur Eigenfarbe eines Pflanzenorgans komplementären Lichtarten die hauptsächlich oder ausschliesslich wirksamen, sondern beide, Organ- farbe und komplementäre Lichtarten, stehen auch in genetischem Zusammenhang, insofern jene durch diese erzeugt wird. 5o wird Karotin bei Monilia nur gebildet bei Belichtung mit denjenigen Strahlen, welche es selbst absorbiert. Die bekannten ENGELMANN- GAIDUKOV’schen Versuche (1903) mit Oseillarien haben das in eklatanter Weise aufs Neue veranschaulicht. Freilich ist die Ent- stehung der in Rede stehenden Pigmente nicht strikte an die An- wesenheit von Licht gebunden, Chlorophyll, Karotin und Antho- kyan können auch im absoluten Dunkel entstehen, im Licht aber nehmen sie rasch an Menge zu, wenn die komplementäre, von ihnen absorbierte Lichtart vorhanden ist. In bezug auf die Algen haben die neueren Untersuchungen dargetan, dass auch bei ihnen die assimilatorische Funktion stets von distinkten Chromatophoren besorgt wird, dass es formlos, diffus im Plasma verteiltes Chlorophyll nicht gibt. Die Pyrenoide, die man auch am Anthoceros-'Thallus (SCHMITZ) und im Protonema mancher Laubmoose (HANSIRG) fand, fehlen den Characeen, Phaeophyceen und vielen Florideen. Sie enthalten meist Eiweisskrystalle, sie vermögen sich durch Teilung zu vermehren, können sich jedoch auch auflösen und neubilden. Die Beziehung der Pyrenoide zu den Stärkekörnern ist noch nicht aufgeklärt. Dagegen haben unsere Kenntnisse der Algenfarbstoffe wesent- liche Förderung und Klärung erfahren. Die Chromatophoren der Cyanophyceen, Peridineen, Diatomeen, Florideen, Phaeophyceen und Chlorophyceen enthalten. Chlorophyll und Karotin; zu beiden gesellen sich noch wasserlösliche Pigmente, das Phycocyan bei den Cyanophyceen, das Xanthophyll bei den Diatomeen und Chloro- phyceen (?), Phycopyrrin und Peridinin bei den Peridineen, das Fucoxanthin bei den Phaeophyceen, das Phycoerythrin bei ‚den Florideen und bei Bryopsis disticha, Taonia atomaria, Dictyota dicho- toma und Porphyra eruenta. (46) F. G. KOHL: Pliyeoeyan und Phyeoerythrin konnten in Kristallform erhalten und als proteinartige Substanzen erkannt werden. Durch den Weg- fall des Diatomins, das nicht existiert (KOHL 1900 und 1906), und des Rhodospermins, das sich als identisch mit dem Phyeo- erythrin erwies, konnte die Nomenklatur vereinfacht werden. Die Pigmente, die wasserlöslichen mit Proteinnatur, die alkohollöslichen mit Leeithinnatur, dürften überall gleich- mässig im Chromatophor verteilt sein, vielleicht in lockerer chemischer Verbindung als leeithoproteinartige Körper. Zu ihnen gesellt sich der wahrscheinlich in phytosterinartiger Substanz gelöste Kohlenwasserstoff, das Karotin. Die Zahl der chlorophyliführenden Bakterien ist um einige ver- mehrt worden (Bacterium chlorinum, Eubacillus multisporus, ENGEL- MANN, DANGEARD). Auch die von RAY LANKESTER entdeckten Purpurbakterien führen Karotin, das Bakteriopurpurin ist also sicher kein einheitlicher Farbstoff (BÜTSCHLI, KOHL). Die Ver- mutung CZAPEK's, es sei auch hier das Chlorophyll von Karotin be- gleitet, ist auf Grund der ENGELMANN'schen spektroskopischen Untersuchung als nicht zutreffend zu betrachten. Wodurch das Assi- milationsoptimum der Purpurbakterien ins Ultrarot verlegt wird, wissen wir noch nicht. Eine Fülle von Arbeiten hat das Studium der „äusseren Ein- flüsse^ auf die Assimilation in den letzten Jahren hervor- gebracht, und ein Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiet der Assimilation darf dieselben nicht unberührt lassen, wenn es sich da- bei auch oft um, ich móchte sagen, Kleinarbeit handelt, deren Re- sultate jedoch nicht selten für die spätere Forschung von besonderem Werte sind. In Bezug auf den Einfluss der Lichtintensität besteht nach den Untersuchungen von TIMIRIASEFF (1889) und PANTANELLI (1903) die proportionale Beziehung zwischen Assimilations- und Liehtintensität (WOLKOFF 1866, KREUSSLER 1885) nicht. Die Lage des Optimums, die für eine Anzahl Wasserpflanzen bei ungefähr ER der vollen Sonnenlichtintensität gefunden wurde (PANTANELLI), ver- ändert sich mit dem Kohlensäuregehalt des Mediums. Eine gewisse Trägheit der Einstellung des Prozesses beim Wechsel der Licht- intensität gibt zu Irrtümern leicht Anlass. Alle neueren Arbeiten haben das Vorhandensein spezifischer. Differenzen bezüglich des Temperatureinflusses auf die Kohlen- säurezerlegung bestätigt. Ob aber die unteren Grenzen, bei denen eben noch assimiliert werden kaun, so weit auseinanderliegen, wie aus den bisherigen Angaben hervorgeht, nämlich zwischen + 6 un . 40° C., darf wohl bezweifelt werden, es sind hierüber noch um- Er * fangreiche Untersuchungen unter Anwendung verschiedener Methoden. | Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (47) nötig. Mit steigender Temperatur nimmt die Assimilationstätigkeit rasch zu. Das Optimum scheint bei vielen Pflanzen zwischen 25 bis 30° C. oder höher zu liegen. (MATTHAEI 1904. 38° C. für Prunus Laurocerasus.) Die Versuche, mit Hülfe der Blasenzähl- methode den Einfluss höherer Temperaturen auf die Assimilation zu ermitteln, sind, wie ich nachweisen werde, vollkommen un- brauchbar, da die Blasen beim Ansteigen der Temperatur mehr und mehr und schliesslich fast ganz aus Atmungskohlensäure bestehen. Dem Studium des Einflusses des Salzgehaltes auf die Assi- milation hat man fortgesetzt eingehende Untersuchungen gewidmet. Die Erfahrung, dass ein vom normalen abweichender Salzgehalt des Wassers bei Wasserpflanzen die Assimilation meist ungünstig beein- flusst, hat sich durch neuere Beobachtungen bestätigen lassen. Die Zahl der in dieser Richtung untersuchten Substanzen ist wesentlich vermehrt, und die Minimaldosen darselben sind bestimmt worden (JACOBI 1899). Plasmolytisch wirksame Konzentrationen erwiesen sich nach TREBOUX (1903) dauernd schädlich, wogegen KLEBS (1887) und KNY (1897) bei Plasmolyse hervorrufenden Salzkonzentrationen unter geeigneten Verhältnissen Assimilationshemmung ausbleiben sahen. An der hemmenden Wirkung der Kalium- und Natrium- Ionen ist nicht mehr zu zweifeln. Über den Grad der Akkomo- dationsfähigkeit der Süss- und Salzwasseralgen an wechselnden Salz- gehalt des Mediums geben die Arbeiten von RICHTER (1892) und OLTMANNS (1891) einige Aufklärung. Da, wie PANTANELLI (1003) wohl mit Recht vermutet, von den Salz- und Ionenwirkungen vor- wiegend oder ausschliesslich das Chloroplastenstroma betroffen wird, sind von weiteren Untersuchungen auf diesem Gebiete wichtige Auf- schlüsse über das Zusammenarbeiten von Stroma und Farbstoff zu erwarten. Retardierend auf die Assimilation wirken Chinin, Anti- pyrin, Strychnin und andere Alkaloide, Phenol, Kupfersulfat, Zink- sulfat, Alkalien und konzentrierte Säurelösungen, beschleunigend sehr verdünnte organische und anorganische Säuren (1: 10000), kalt gesättigte Salicylsäurelösung usw. (WEYL 1881, PURIEWITSCH 1894, PANTANELLI 1903, TREBOUX 1903). Bei der durch Kupferpräparate (Bordeauxbrühe usw.) bewirkten Steigerung der Assimilationsintensität handelt es sich anscheinend um eine sekundäre Wirkung; gesteigertes Wachstum der Blattzellen und vermehrte Farbstoffbildung sind Reaktionen auf den chemischen, durch das Kupfer induzierten Reiz, und erst die Vermehrung des Assimilationsgewebes hat die Hebung des Assimilationsprozesses zur Folge. Die Frage, ob das Kupfer, wie nachweislich bei Pilzen (RAULIN 1760, RICHARDS 1897,. UNO und PULET) oder bei Pollenschläuchen (MIANI) eine ard beschleunigung bezw. eine Ertragssteigerung auch bei den ehlorophyll- führenden Pflanzen herbeiführt, ist trotz der Arbeiten von EWART, (48) F. G. KOHL: JACOBI, TRÉBOUX (1906), da häufig mit zu grossen Konzentrationen experimentiert wurde, die wie vorauszusehen, eine Herabsetzung der Assimilation zur Folge haben mussten, noch nicht konstatiert. Das von HÜPPE aufgestellte allgemeine biologische Gesetz, dass jeder Körper, ` der in bestimmten Konzentrationen die Protoplasten tötet, in geringeren Mengen die Entwicklungsfähigkeit herabsetzt und in noch geringerer Menge umgekehrt als Reiz wirkt und die Lebensprozesse steigert, . wird sich vermutlich auch hier als zu Recht bestehend erweisen. Narkotisierende Stoffe (Äther, Chloroform usw.) bewirken temporäre ‘Assimilationshemmungen (CLAUDE BERNARD 1878, BONNIER und MANGIN 1886, BELLUCI 1887, DETMER, EWART 1896). Durch Bewegung des umgebenden Wassers, wahrscheinlich infolge vermehrter Diffusion der Kohlensäure, wird die Sauerstoffausscheidung der Wasserpflanzen gesteigert, wie FR. DARWIN und PERTZ (1896) fanden; es bleibt noch zu beantworten, ob dabei noch andere Faktoren im Spiele sind. Verminderung des Diffusionsgefälles der Kohlenhydrate in der Zelle durch verlangsamte Ableitung oder gesteigerte künstliche Zu- fuhr von Kohlenhydraten hat bei normalem Kohlensäuregehalt der Luft Sinken der Assimilationstätigkeit zur Folge. In kohlensäure- reicher Luft kann die Kohlenhydratanhäufung hohe Werte erreichen, ehe die Kohlensäurezerlegung sistiert wird (SAPOSCHNIKOFF 1890, 1893, 1895). Noch immer stark divergierend sind die Angaben über den Einfluss der Partiärpressung der Kohlensäure auf die Assimilation. Unter Anwendung verbesserter Methoden erhielt man zuverlässigere Werte, nach denen man wohl anzunehmen berechtigt ist, dass erstens der Optimalkohlensüuregehalt für verschiedene Pflanzen ver- schieden ist, dass zweitens durch Steigerung des Kohlensäuregehalts der Luft bis 1 Volumenprozent sich die assimilatorische Leistung fast auf das Doppelte steigern lässt, und dass sich drittens die opti- male Konzentration der Kohlensäure mit der Lichtintensität nach aufwärts verschiebt. Nach dem Überschreiten dieser Optima sinkt die Sauerstoffausscheidung (PANTANELLI 1904). Dagegen scheint die von BROWN und ESCOMBE und von TREBOUX aus ihren V ersuchen gefolgerte ungefähre Proportionalität zwischen Hebung der Assimi- lationstätigkeit und Partiärpressung der Kohlensäure unter sonst günstigen Verhältnissen und innerhalb gewisser Grenzen durch das weitere vorliegende Beobachtungsmaterial nieht durchgehends be- stätigt zu werden. Die Beziehungen zwischen Assimilationsintensität und Pa druck des Sauerstoffs wurden von verschiedenen Seiten eingehend rtiär- untersucht. Direktem Sonnenlicht ausgesetzt können Pflanzen eben- — sowohl in reinem Sauerstoff als auch ohne jeden Sauerstoff gedeihen; Kohlensáure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (49) in letzterem Falle benutzen sie den durch Assimilation selbst produ- zierten Sauerstoff. Der Quotient a ^. bleibt immer nahezu gleich 1; nur die Intensität der Assimilation nimmt mit sinkender Partiär- pressung des Sauerstoffs gesetzmässig ab. Bei unzureichender Be- liehtung ruft sowohl in reinem Sauerstoff als in komprimierter Luft und in komprimiertem Sauerstoff Kohlensäureansammlung Schädigung der Pflanze hervor. Welche Fortschritte hat die Chlorophyllechemie gemacht? Das erstrebte Ziel, den Chlorphyllfarbstoff rein und kristalliniseh zu erhalten, ist auch heute noch unerreicht, aber die dahin gerichteten Bemühungen haben uns durch einen planmässig betriebenen Abbau des Farbstoffmoleküls einen nicht zu unterschätzenden Einblick in die Natur des Chlorophylls verschafft, und die herrschende Ansicht, dass es sich im nativen Chlorophyll um ein Lecithin handle mit zwei chromophoren Gruppen an Stelle der Fettsäureradikale, nicht erschüttert, folgender Formel entsprechend: CH, — 0— CO—Radikal der Chlorophyllansäure | CH—0—CO-—Radikal der Chlorophyllansäure | | CH,—0O—PO(OH) —0—CH, CH | AK y CH, —N OH Dureh Alkalien gelang es, die chromophoren Gruppen leicht ab- zuspalten und Alkachlorophyll frei von Cholin, Glycerin, Phosphor- säure und Magnesia, die bekanntlich stets im Chlorophyll gefunden wurde, zu erhalten. Weniger energiseh wirkt Sáurebehandlung, da das noch kontroverse Chlorophyllan und Phylloxanthin noch in- takte Leeithinkomplexe zu enthalten scheinen (BODE 1898/1899. KOHL 1898, MARCHLEWSKI 1900). Durch fortgesetzte Säurebehand- lung erhielten SCHUNCK und MARCHLEWSKI das gut charakterisierte und gut kristallisierende Phyllokyanin (Kupfersalz: Ces H;, N,O,, Cu), das Phyllotaonin (C,, Hio N,O,) und endlich das Phylloporphyrin (C, H,, N,O), zu dem man auch bei Alkalibehandlung über das Alka- ehlorophyll, Phyllotaonin und Phyllorubin, dessen neutrale 1 Lósungen bereits rot sind, gelangt. 1896 konnten SCHUNCK und MARCHLEWSKI, weiter NENCKI zuerst auf die frappante Ähnlichkeit der Zusammensetzung des Blutderivates Hämatoporphyrin und des Chlorophyllderivates Phylloporphyrin aufmerksam machen, und als es glückte, aus beiden Porphyrinen das Haemopyrrol (— Methylpropylpyrrol) Ber. der deutschen Bot. Geselisch. XXIV. (4) (50) F. G. KOHL: en 7 C, H; C- U NG, NH zu reduzieren, konnte NENCKI (ZALESKI, MARCHLEWSKI) im Verfolg seiner Resultate für beide Porphyrine die provisorischen Konstitutions- formeln aufstellen: Phylloporphyrin = C,,H,, N,O Hämatoporphyrin = C,, H,, N20; CH, CH, HC—H/ v(H0) (H0) &-cH n6 Ó OH m 6 (H S Cue wonaeh wir im Hámatoporphyrin ein Dioxyphylloporphyrin vor uns hátten. Da nun von E. FISCHER der Pyrrolidinring und von HOPKINS der Benzopyrrolring als im Eiweissmolekül vorgebildet angenommen werden, so sind damit Beziehungen sowohl für den Blutfarbstoff, als auch für das Chlorophyll zu Eiweissspaltungsprodukten gegeben. Dei dem Karotin liegen die Verhültnisse wesentlich anders. Wir haben hinreichenden Grund, das Karotin als einen ungesättigten Kohlenwasserstoff von der Formel C,,H,, aufzufassen (ARNAUD 1886, KOHL 1902). Bis zum Jahre 1875 waren gefärbte Kohlenwasser" stoffe gänzlich unbekannt. Das von DE LA HARPE und VAN DORP sowie später von GRAEBE (1892) hergestellte Dibiphenylenäthen war der erste rote Kohlenwasserstoff, zu ihm gesellte sich 1886 das Karotin als zweiter und 1900 das Fulven THIELE’s als dritter hinzu. Alle bis dahin als chromophore Gruppen erkannten Atom- verkettungen konnten nun beim Fulven ebensowenig wie beim Karotın in Frage kommen. Das Fulven hat die Formel C,H, CH, und die Konstitution: HC—CH EM HC CH NS Č Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (51) Es scheinen also die drei Doppelbindungen in der ringfórmigen Anordnung der Kohlenstoffatome zu sein, welche die Fürbung mit sich bringen und da im Dibiphenylenäthen derselbe Kohlenstoff- fünferring zweimal auftritt, wird man ihn auch im Karotin vermuten dürfen und sieht damit das Karotin mit den Substanzen in Beziehung treten, in denen der Pyrrolring am Aufbau teilnimmt, mit dem Chlorophyll, mit dem Blutfarbstoff und mit den Eiweisssubstanzen. Der sehwierigen Frage nach der physiologischen Funktion des Chlorophylls, des Karotins und aller Auxiliarfarbstoffe, welehe bekannt- lieh bei den Algen hinzukommen, hat man fortgesetzt volle Auf- merksamkeit geschenkt und angestrengte Tütigkeit gewidmet. Dem Schicksal der PRINGSHEIM’schen Lichtschirmtheorie verfielen auch diejenigen Assimilationstheorien, welche eine direkte chemische Beteiligung der Pigmentsubstanz heranzogen; als am besten fundiert hat sich weiter diejenige Theorie bewährt, welche die optischen Eigenschaften der Farbstoffe ins Auge fasst und die Pigmente als Sensibilisatoren wirken lässt. Der Vergleich mit den Sensibili- satoren der photographischen Platte ist freilich cum grano salis heran- zuziehen, da es bei ihnen wohl auf eine Transformation der ab- sorbierten Strahlen ankommen dürfte, im Chloroplasten dagegen wohl nur auf einen Energietransport. Bei allen Chloroplasten- pigmenten, deren Lösungen bisher Fluoreszenz vermissen liessen, liegen zwingende Gründe für die Annahme einer Transformation nieht vor. Dabei erscheint es mir als Widerspruch, dass wir allge- mein dem Chlorophyll die Fähigkeit zuschreiben, kurzwelliges Licht in rotes Fluoreszenzlicht umzuwandeln, während es als Sensibilisator der photographischen Platte gerade rotes Licht in kurzwelliges trans- formiert. Nach der Theorie ABNEY’s muss sich der sensibilisierende Farbstoff selbst zersetzen, er muss also in der Pflanze fortwährend regeneriert werden. Damit stehen viele Erscheinungen in Einklang, und der herbstliche Schwund der Chloroplastenfarbstoffe dürfte Folge der ausbleibenden Regeneration sein. Der durch die Energieeinfuhr auf Kosten der Luftkohlensäure im Stroma stattfindende synthetische Vorgang ist eine Synthese von Hexosen, die in den assimilierenden Chloroplasten erscheinende Stärke ist als Reservestoff -aufzufassen. Die Stärkebildung kann ausbleiben, wenn der Prozess so geleitet wird, dass es zu einem Hexosenüberschuss nicht kommt, oder wenn aus antochthon gebildetem Zucker statt der Stärke Öleinschlüsse sich zeigen wie bei Musa un Strelitzia, bei den Diatomeen und vielen Phaeophyceen, bei Vaucheria usw., weshalb sich die Stärkebildung (Stärkeprobe) nicht mehr als Argument für die primäre Formierung von Kohlenhydraten in den Chloroplasten benutzen lässt. Dabei ist es gleichgültig, welche der bekannten Hexosen zuerst entstehen, da sie leicht in einander über- | (4*) (52) : E. G. KOHL: gehen können, wie neben anderem aus den Arbeiten von SCHIMPER und A. MEYER hervorgeht. Die Stärkebildung in den Chloro- plasten ist unabhängig von der Kohlensäureassimilation, da viele Chloroplasten, obwohl sie kräftig assimilieren, keine Stärke aus zugeleitetem Zucker zu formieren vermögen. Der Stärkebildung geht stets Zuckerbildung voraus, und nur oberhalb einer meist spezifisch verschiedenen Grenzkonzentration der in der Zelle ent- haltenen Zuckerlösung -tritt Stärkebildung ein. Wird diese Grenz- konzentration im Leben der Pflanze nicht erreicht, so bleibt jede Stärkebildung aus, bei den meisten Pflanzen wird sie regelmässig erreicht, und Stärkebildung erfolgt. Bleibt sie in freier Natur aus, so kann sie experimentell durch Zufuhr geeigneter und hinreichend konzentrierter Zuckerlösung stets veranlasst werden, nur bei Allium Cepa ergaben diesbezügliche Bemühungen bisher stets negative Resul- tate. Bei künstlicher Zuckerzufuhr beginnt die Stärkebildung bei einem Zuckergehalt von 0,2 pCt. Saecharose, hat ihr Optimum bei wenig über 10 pCt., nimmt bei höheren Konzentrationen ab, um bei 30 pCt. ganz zu erlöschen. Die untere Grenztemperatur schwankt dabei zwischen 2—15? C.; bei 20° steigert sich die Intensität des Vorganges. Narkose hemmt oder verhindert die Stärkebildung, Sauer- stoffanwesenheit ist für sie unerlässlich. Sowohl die chlorotischen Chloroplasten, als auch die panachierter Blätter, desgleichen die Leukoplasten und Chromoplasten können durch Zuckerzufuhr zur Stärkebildung gebracht werden. Winterharte Blätter finden wir vom Dezember an stärkefrei, weil die vorhandene Stärke verzuckert und neue nicht gebildet werden kann, solange bei niederer Temperatur die Zuckerkonzentration unter die Grenzkonzentration sinkt, welche letztere mit der Temperatur steigt. Dass junge Blätter noch keine Stärke speichern, dürfte damit zusammenhängen, dass für sie die Lage der Zuckergrenzkonzentration eine andere ist, als für ältere Blätter. Zahlreiche Hypothesen sind im Laufe der Zeit aufgestellt worden, den Weg zu kennzeichnen, auf welchem die Hexosen aus Kohlen- säure und Wasser entstehen. Überblickt man die Fülle von Einzel- untersuchungen, so kommt man zur Überzeugung, dass die mehr oder minder modifizierte BAEYER'sche Formaldehydhypothese noch immer die meisten Anhänger zählt. Während die Einen den Vor- gang der Kohlensäurereduktion als Ersetzung von Hydroxylgruppen . dureh Wasserstoffatome unter direkter Formaldehydbildung auffassen, etwa der Gleichung OHCOOH + 4H = CH,O + 2H,O entsprechend, halten Andere auf Grund der Beobachtungen von LIEBEN (1895), LOSANITSCH und JOVITSCHITSCH (1897) und A. die intermediäre . Bildung von Ameisensäure für wahrscheinlicher. Dem beobachteten treten von Wasserstoffsuperoxyd im assimilierenden Blatte strebte Kohlensáure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. (53) A. BACH (1893, 1894, 1898), sichtlich im Verfolg des ERLENMEYER- schen Gedankenganges, durch seine Auffassung gerecht zu werden, nach der sieh neben Formaldehyd Perkohlensáure und Wasserstoff- superoxyd bilden, welchem letzteren der entweichende Sauerstoff ent- stammt, wogegen POLLACCI, wohl der enragierteste Verteidiger der Formaldehydhypothese, den bei der Assimilation im Blatte auf- tretenden kleinen Mengen von Methan und Wasserstoff Rechnung zu tragen sucht, indem er den Prozess nach der Gleichung 2H,00, + H, = CH,0 4- CH, + H,0 4- 20, verlaufen lässt. Dass im assimilierenden Blatt Aldehyde entstehen und dass es sich häufig um Formaldehyd handeln dürfte, ist nicht mehr anzuzweifeln. Der Aldehyd ist vorhanden, wenn das Blatt be- liehtet war, fehlt nach Verdunkelung oder Kohlensäureentzug; chloro- phylifreie Organe sind frei davon. Der Formaldehyd lässt sich leicht zu b-Prokcioso. (Akrose) kondensieren (BUTLEROW, LOEW, TOLLENS, E. FISCHER und PASSMORE), er wird, wenn auch ein Gift für die Pflanze, doch in hinreichender Verdünnung vertragen (TREBOUX 1903), und einzelne seiner Derivate (oxymethylsulfosaures Natron, Methylal) gestatteten bei Kohlensäureabschluss im Lichte Stärkebildung (LOEW und BOKORNY 1889—1892), ja BOUILHAC (1902) (BOUILHAC und GIRSTINIANI 1903) berichtet sogar über Versuche, welche zeigen, dass einzelne Pflanzen in Formaldehydkulturen besser gedeihen als sonst. Das sind der Hypothese günstige Momente. Nun muss aber betont werden, dass viele der eben genannten Beobachtungen dringend der Bestätigung bedürfen, dass man wird danach streben müssen, den Formaldehyd in Substanz zu fassen und quantitativ zu bestimmen, und dass von ihm dann immer noch dasselbe gelten könnte wie von den anderen meist in kleinen Mengen gefundenen Stoffen (Methan, Wasserstoff, Wasserstoffsuperoxyd usw.), dass sie nämlich ander- weitigen Stoffwechselvorgängen ihre Entstehung verdanken können (REINKE und CURTIUS 1897 usw.), welche im günstigsten Falle mit dem Assimilationsprozesse zusammenhängen. In dem regen Bestreben, dieses wichtigste aller biochemischen Probleme seiner Lösung ent- gegenzuführen, hat man begreiflicherweise auch die Gangbarkeit vieler anderer Wege untersucht; man ist dem Gedanken näher ge- treten, ob nieht die Kohlensäure selbst mit Reduktionsprodukten zur Bildung organischer Verbindungen in Reaktion treten könne, man hat die Frage aufgeworfen (VAN T’HOFF), ob nicht die Zymase bei Zufuhr von Lichtenergie aus Kohlensäure und Alkohol die Zucker- synthese bewerkstelligen könne, man hat endlich die Erregung elek- trischer Veränderungen im assimilierenden Blatt durch das Licht (WALLER 1900—1903) zur Erklärung herangezogen. Ich verzichte darauf, weitere von den zahlreichen Möglichkeiten in bezug auf die (54) F. G. KOHE: Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. Verarbeitung der Kohlensäure dureh die autotrophe Pflanze anzu- führen. Es wird in nächster Zukunft eine der gemeinsamen, der wichtigsten und dankenswerten Aufgaben der Chemie und Physio- logie sein, den Schleier zu lüften, der, wie Sie gesehen, noch immer diesen imposantesten aller endothermischen Prozesse in der Natur verhüllt. | 1 - j Verzeichnis der Pflanzennamen. Abies 195, 296. — Kaempferi 195. — pectinata T, 295, 296. Abietineen 195. Abutilon 418, 420, 421, 424, 427, 435. — arboreum 419 — ru 419, 499. 426. — striatum 418, 419. — Thompsoni 418, 419, 421, 426, 435. 417. Acetabula leucomelas (26), (27). Achnanthidium 125. — lanceolatum 125. Actinococcales T6. Actinococcus 71, 72, 74 — 16. — roseus 72. — peltaeformis T1, 12, 16, 11. Actinosphaerium (34). Adenia 181, 183. — abietinum 415, 416. ihe 64. — fuliginosa 69. — Montagnei var. waianaeana 10. Agrostis stolonifera 453. Aldrovanda 191. Algen 2, 4, 6, 936 — 941, 552, 602 Allium Cepa 134, 135 — sibiricum ne Alnus g lutinosa ; Mc 2m 2. 255, 308, 306, Bia. Alsine verna 306, 311, 314, Alternaria 214. Amarantus 417. Amphisolenia 263. — bidentata 262. Amygdaleen 393—395. 401. Amylocarpus (24). . — encephaloides (91. Anabaena augstumalis 536. — — var. marchica 536. — Levanderi 535, 536. Anchusa 354. Andropogon Ischaemum T. Antirrhinum majus 558. Apfel 50, 542. Aphanizomenon 536, Aphanomyces 327. — laevis 327, 328. — norvegicus 327. — phycophilus 327. Arabis alpina 514, 511. — auriculata 573, — petraea 514, 517, 520. Araucaria 196—198, 602. — Cunninghamii 198 — excelsa 198. — imbricata 198. — Rulei 198. Araucariaceae 196, 19. Archihieracieen 151. Arenaria 380. — serpyllifolia 312, 377, 380. Armillaria melica 402, 404, 400. Artemisia scoparia 419. pies (12). rum maculutum 275. pim Donaz 188. (56) Verzeichnis der Pflanzennamen. Arundo Phragmites 188 Ascobolus (19), (24), (91) peto E (19), (35). Ascoidea eda 604, (10) — (38). Ascophanus (24). — carneus (38). Ascophyllum nodosum 553, Asparagus plumosus 191. Aspergillus 286, (16). Aspergillus fumigatus (35). 86, Asprella hystrix 188. Aster Shortii 168. Asterionella 538. Astragalus arenarius 448. Astrocaryum vulgare 489. Atropa 429. Avena 187. — npm 448. — sativa 181 por ps B 416. 6. Azotobacter 22—26, 29, 31, 32. — chroococcum 22—25, 27, 31. Bacillariaceen 261. Bacillus | s, 8. — lacticola 345. — lactis 345. — Aegatherium 345. — mycoides 345. — parvus 345. — Petasites 345. — phytophthorus 119, 120. 345. — pumilus — ruminatus 345. — silvaticus 345, — sph icus 345 — robur 345, 341, 349, 351, 352. tus 345 Bacillus spongiosus 396, 397, 399, 401. — subtilis 61, 345, 347, 349 Bacteriastrum varians 262 Bacterien 55, 56, 120, 193, 208, 211, 393. Bacterium Acaciae 391. — chlorinum (46). Hartlebi 29, 31. — termo 224. Badhamia foliicola 541. Bambuseen 186, 188 Bangiales 4. Banksia 178. Basananthe heterophylla 179. Basidiomyceten 403, 405, 406. — discolor 862, 365. — ne 363, 965. Belonastr : iiie p Beta vulgaris 542, 541. Betula odorata 512. — verrucosa T. Biddulphia chinensis 262. — mobilensıs 262. Biota 198, 199. Biscutella laevigata 511. Blechnum 118. — brasiliense 13. Bodo 155. Bombaceen 435. Bostrychien 4 Bot tryorporium en (91). Botrytis 5 Boudiera dis sn, (23), (25), (34). Panel 435. — populne irakian à silvaticum 188. Brasenia ped Brassica oleracea 226 Braunalgen 236, "28. Bromelien 9 omus macrostachys 188. — racemosus 188 — unioloides 188. Bryonia 83, 84, 87, 92, 94, 95. — alba 84. — alba $ x Bryonia dioica g 96. — dioica 84, 9. Verzeichnis der Pflanzennamen. Bryopsis 555, (45). Buche 516. Bulgaria (24), (34). Bupleurum. falcatum 444, 449. Buschbohnen 200, 201. Caeoma Azaleae 476. — Vacciniorum 476.. Calendula 174. conceal chinensis 165, 112. Callithamnion 555 Callitris epreiformi 198. Calluna vulgaris Caloplaca Sie 141, 142, 144, 146. Camelina sativa 324. Capparis jamaicensis 179, 591. ues rever 591, 592, 595, 598. Carex 9. Carlina acaulis 570. Carpinus 18, 20, 21, 511: — betulus 7, 17, 22. Casuarina 601. Castanea 504. — cupressoides 9. — hypnoides 9. — Lycopodium 9. — sedoides 9. Cedrela australis 395. Cedrus 996, 998. Cephalotaxus 299. Ceramiaceen 554, 555. Ceramium rubrum 556. d arvense 306, 307, 310, 312, 315. iale 304. — f lagelliferum. 262. — Hundhausenü 263. — japonicum 263. — pacificum 263. (91) Ceratium patentissimum 263. — tripos var. M s 262. — volans 261- 263. Ceratophyllum 601. Cestreen 494, 600, Cestrum 454. Chaetoceras 261. — angulatum 261. — coarctatum 262. — compressum 262. — curvisetum 261. — denticulatum 262. — furca var. macroceras 262. — laeve 262. — er 262. — RESTE 262. num 262. — Z ehitti 961, 262. Chamaecyparis 198, 199 . Chara fragilis 133. Cheilanthes 264, Cheiranthus Cheiri 33. Chlamydomonas 155. Chlorophora tinctoria 179. Chlorophyceen 262. Chlorothecium saccharophilum 99. od 193. Chromulina 155, 156. Chrysanthemum Leucanthemum 354. — segetum = 166, 170. — — grandiflorum 169. Chrysomyza 475, 416. — ledicola 476. — Rhododendri 475, 416. Ciboria bolaris 506, 511. Cladonia 539, 541. — rangiferina 538, 540, 541. — silvatica 538. à Cladophora 64, 66, 69, 156, 222. — intertexta 61, 69. — Montagnei var. waianaeana 69, 10. — ophiophila 64. — rupestris 64, 65, 10, 006. (98), Cladophora Valonia 64. Cladophoraceen 69. Cladosporium 214. Clasterosporium carpophilum 394. Climacodium Frauenfeldianum 262. rauenfeldii 262 Clostridium gelatinosum 29. Codium elongatum 555. Collybia 403 — platyphylla 403—405. — platyphylla subsp. repens 403, 404. — velutipes 4 ag ‚aplenifoli 178. Conifere 195, ituri: ipd 330, 332, 335, 338. Corallina rubens 556 ae 71; a 423. — — nus argenteovariegatis elegans 423. — — Spaethi 423. Coronilla vaginalis 517. Egg cava 302. us 505 - 507, 509 -511 — oed i, 506. Coscinodiscus gigas 262 Cotoneaster integerrima 570. Crataegus Oxyacantha 383. Cronartium asclepiadeum 414. — ribicola 416 Cupressineen 198, 199. Cupressus 198, 199. ca Cyeadofiliceen 82. Cycas T , 602, — fesilida 18, 19. Cyclamen 504, "i 560, 562. — africanum 89, £ Verzeichnis der Pflanzennamen. Cyclamen ibericum 560. — Miliarakisii 39, 40, 42, 562. — neapolitanum 560, 561. — persicum 39, 559, 561, 562. — pseud-ibericum 560. — pseudo-graecum 561, 562. — repandum 560. — Rohlfsianum 562. Cynanchum en 474. Cystosira 522, 523, 527, 554—55 — barbata 522, 556. - — ericoides 556. — granulata 556. Cytisus Adami 87, 94, — hirsutus 426. — sagittalis 567, 571. 557. Dacrydium 196. — cupressinum 196. — Franklinii 196. Dammara 196, 198. Daphne striata 9. Dassa 555 Datura 361, 498, 499, 431, 599. — Stramonium 430 Daucus 8. Desmidiaceen 6, 9. 10. Diatomeen 6, 9, 10, 124, 125, 133, 193, 244, 261, 5%. Dictyota wipe (45). Didymiacee Didymium ffr 540. Didymaria 1 Dimorphothéra- 163, 171. 172, 452. — pluvialis 162, 164, 166— 168, 110, 173 bis 175, 450, 459. d ysis homunculus 262. 2 121, 131, Died (23), (25), (82), (86). — albidus (15), (17), (21), (22), (30. Discomyceten 505. T Pernotii 262. Drai 87, 189, 191. — rotundifolia 81. -— ehe x longifolia AT. Dryand Fiet dd. Verzeichnis der Pflanzennamen. Ectocarpus 244, 554. Edelkastanie Ep 1. 38, 48, 49, 233. En (24), (37). yes (26). leutherospora T6. Elodea 213, 214. 216, 226. — canadensis 213. Elymus propinquus 188. Epheu Tipwivetum 82, 219, 5 Eremascus (12), (15), emosphaera Ergaleium 190, 191. ad (21). (82). Eryngi comam a, iei (22)— (95). Erythrorrhiza 190. Eubacillus dise di (46). Eucalyptus Stuartiana 395. Eucampia zodiacus 262. Eucladophora 64. Eupatorium Senke 33, 94. Eurotium (12). Exoascus (24), (35). Farne 82, 178, 264, 452, 602. Fichte 230, 295, 297, 298, 475, 516, 587. "itzroya 198, 199. Florideen 4, 5, 10, 13, 16, 523, 554, 556. Tazinus excelsior A31— em. essiformis 198. an 301, 302, 338. — imperialis 300, 331, 410. 10 'ucaceen 244, 554. ucus 235, 237, 238, 240—243, 522—521. — platycarpus 522, 523, 526. — serratus 237, 238, 522, 529, 526. am wcellaria. fiie 556, 501. Galactinia succosa (27), 130), (91). Galanthus nivalis 409. Galium hercynicum 519. Gasparrini engen 504, 556. — corneum 556. ee Teedei 4. Gigartinaceen T1, 76 , 556. Gramineen 185, 186, 188, 601. Grünkohl 53. Gurken 542. Gymnoascus ur de (25). — candidus (15 — flavus (36). — Reessü (15), (16), (22). Gymnogramme 264, : — calomelanos pv 21 10. 271. — sulfu rea 303, 20 — norvegicus T1, 12 Gypsophila fastigiata 573. — ffi 7 Gyromitra (24). Habrothamnus 432—435. — UR pluvialis 240. Halidrys 2 Halimeda 9. Hallimasch Halosphaera viridis 262. Halosphaereen 261. Halymenia 559. Haselstrauch T, 510. Hedychium 338. — Gardnerianum 991. Heliantheae-Coreopsidinae 451. Helianthemum guttatum 571. (59) (60) Helminthocladien 4. Helvella (24). men 81, 92. a 81. Fee chinensis 262. 26 — Hauckii 262. Herposiphonia 555. Hesperis matronalis Heter eropteris chau lata 8. 60. Hieracium 157, 161, 477. auranliacum 157. — Lc Minn 151 —161. — excellens x aurantiacum 160. — flagellare 151—159, 161. — Pilosella 158. Himanthıdium pectinale var. curta 125. — pectorale var. curta 183. Histoneis 263. — Dolon 263. Holosteum umbellatum 253. Hordeum murinum 188 — propinquum 188. — sativum 188. Humaria (94). Hymenomycetes 403. Hyoscyamus 428. Hypericum elegans 578. Hyphomyceten 145. Ilex e 128. Isoëtes prar impudicus 405. Juniperus 198, 199, 296. — communis 295. Jurinea cyanoides 448, Kakteen 9. M 119, 115, 116, —201, 361. De 7, 233, 516. Kirsche 50. Kitaibelia vitifolia 422, Knautia 459, 471. — arvensis 459, 471, 472. — silvatica 471. Kommabacillus 56, 62, Laburnum 416, 495—498, . 496. * E api 118, 190, 121, Verzeichnis der Pflanzennamen. Laburnum chrysophyllum 427, 428. — ramentaceum — vulgare 425—5217. — — chrysophyllum 425 - 427. — — foliis aureis 425, 4 Lactuca quercina à Lärche 7, 195, 295, 291, 298. Lagenostoma Lomazi 82. Laminaria 238, 241, 248, 555 - 587. — saccharina 236. Lamium 318, 321. — album 318. Laricopsis om 195. Larix 295 —29 — decidua fes "81. — europaea T, 295. — Kaempferi 195. un an 95 — odor 1 Hive 452. Laurus 35. Lavatera wg 419. Lebermoose 452. Ledum * iin 476. Libocedrus 198, 199. — decurrens 198, 19. — tetragona 198, 199. Licea minima 541. Liceaceen 541. Ligustrum 416, 424, 425, 427, 428. — ovalifolium 21. — vulgare 21, 424, 491, 439, 440. — — aureum 424, 425 — — foliia Mirando. 424, 425. — glaucum foliis — 424. Liudinppiü 141, 144, 145 — Caloplacae 145, vis Linde 48, 581 Listera 251 — 259. — ovata 256. Listerella 540, 541. — paradoza 538, 540. Listerellaceen 541. Lithothamnion 76. Lomentaria 556. Loranthus 453. Lupinus angustifolius 287, 292. Verzeichnis der Pflanzennamen. Lupinus luteus 219, 280. Lycopus exaltatus 449. Lyginodendron 82. Malachium aquaticum 304, 306, 312, 314. — Malvaceen 416, 419, 420, 435 arasmius borealis 406. Marchantia 410, 411 - 413. — polymorpha 409, 410, 414 Marchantiaceen 452. Melampsora egt ics 475. Mercurialis — annua 8, 501, 502, 505. — ovata 502 — perennis 502, 509. Mesocarpus 111, 155, (40). Microsphaera 476. Mitrula (25). Möhre 238. Molin — u ri Monascus (15)—(17), (26), (34), (85)— (88). 511. Monilia 506, 507, 510, — cinerea 510 — sitophila (44), Monophyllaea [st 13. Morchella (24). Ec 145. Musa (51). Mykorhizen 230, 531. Myzomyceten 199 — 194, 588. Nasturtium pyrenaicum 567, 511. Navicula 125, Nelumbium 342. — speciosum 343. Nemalionales 76. Nepeta nuda 517. Nicotiana 435. — affinis 366, 368 - 371, 428, 599. 368 alata : — macrophylla 452. — rustica — Tabacum 366, 368—371, 428, 432, 599. — var. auriculatum 369 - 911. — var. Palatinum — var. paniculatum 910. E trinervis 305, 912, 373, 377, 380. a 186. er rigidum 332. Nitella 585. Seen 554, 55 — nn 556. — uncinatum 554. Nitzschia nio lonsliodii 598. Notochlaena 2 Nymphaeaceen 601. Oedogonium 413, 581. Olea europaea 437, 440. Onygena (16). (61) Oscillarien 1, 111, 155, 248, 241, 590. tiet limosa 5%. — tenuis 590. Gura pieres 362. Pachycarpus dilatatus 72. 1 Panicum miliaceum 324. Papaver Rhoeas 417. Parnassia 514, 520. Passiflora 183. — edulis 183. — palmatisecta 119. Passifloraceae 177, 179, 181, Pelvetia 527. 183. — canaliculata 522. Penicillium 388, (12), (16), (25), (96). ides 8 Peridinium sanguineum 261. j num TT Peronospora (12). Peronospora violacea #71. Petunien 171. bumper alsaticum 573. Peyssonelia 554. Peziza pe (98) — Catinus (26), (21) rutilans (26), (39). Pfirsich 113, 395. Pécoplgcam 124, 131, 133, 1 Phalaris 188. — arundinacea 188. 34, 238, 240, (62) Verzeichnis der Pflanzennamen. Phalaris canariensis 188. — paradoza Phallus 403. — caninus 383 Phaseolus multfru 286. ris — beta e 324, wd Ati Ferch 3; s (31), (88). Phycomyce Phyllactinia (14), (23)—(25), (28), (30). — eorylea (15), (21), (26), (27), (29). Phyllophora 4, 71. Physare Ph mta virescens 541. Phytophthora infestans 434, 600. Picea 295 —299. — gen 476 — excelsa 7, 230, ei 475, 476, 512. — iore 416. — mtm 415, 416. ungens var. glauca 475. Pi ilobolus (31). ange: 157. Pinaster 296. Pajviss 514, 520. — montana 230, — silvestris T, 196, 295. — Strobus 196, 476. — Thunbergi 196 — tropicalis 196. — uncinata 196. Pirus Malus 542. sum — sativum 226, 283. Plenktonielle Sol 262, er 318 — lanceolata 460, 469, 472, j 91 Poa nemoralis 453. — pratensis 181, 453. Podocarpus 196, 191. — dacr, yioida 196, 191. — ferrugine — oh 196, 191. — Nagaia — neriifolia 191. — nubigena 191. — spinulosa 19. Podosphaera (12). Polygala Chamaebuzus 518. Polyides 4. Polypodium 118. — Heracleum 13. — subauriculatum 13. Polysiphonia 551. — fastigiata 553, 501. — violacea 556. — fastigiaja 17, 22, 35. Poria 408, 405. — Vaillantii 409. — vaporaria 402. Poronia punctata (39). ' Porphyridium 4. eruentum 4. Posidonia 555. Protomyces (32). Prunus Laurocerasus (4i). — Pissardi : Pseudolariz 195, 296. — Fortunei 195. — Kaempferi 194, 195, Pteridospermeen 82. Ptyenostigma 189. Pulsatilla alba 519. — pratensis 011 Pyrenomycetes (24) Pyrocysteen 261. Pyronema (12), T end 20) re Rea 98). Pyrophacus horologicum 262. Verzeichnis der Pflanzennamen. (63) Pythium 325, 327, 328, (12). — de Baryanum 324—328. — ultimum — vexans (12). Quercus DR piu — palust — teniliflora 21. Radieschen 8, 200. Radiobacter 22, 23, 24. Ramalina 575, 576, 578. — angustissima 910—511. — armorica 519, 580. — QCurnowii 519. — Bee 575, 979. — kullensis 574 - 580. — nigripes var, armorica 579. — scopulorum 515—579. — subfarinacea 515. Ranunculus illyricus 449. y ctia a dca — frag — nn 408. — zylostroma 409. Rhizopus (31), (38). Rhizosolenia 262. — alata var. cochlea 262. — — var. indica 262. — crassispina 262, — imbricata var. Shrubsoli 262. — robusta ene Stolterfothi 262. — styliformis var. latissima 262. Rhododendron 41, 58, 416. — Gordoni ep 87, = 94. Rosa cinnamomea 514, 517, Rosskastanien th Saccharomyces cerevisiae 604. Saccobolus (24). Sagina apetala 305. — procumbens 304, 305. Sagusia gigantea 343. Salix hastata 514, 511. Salpiglossideen 434, 600. Salvia pratensis 353, 354, 356—360. Salvinia 82 Sambucus 493. — nigra 491. Sanvitalia 165. — procumbens 165 Pipay 327, 3), ( 31). Satureia 460, 465—467, 419, 414. — hortensis 162, 460, 472. Scabiosa 411 — columbaria 411. BONE 434, 600. mi 431, 600. De Keopigoh en 261. Schlechterina 177, 119, 182, Fig. 183. — REEL 177, 182. — — var. Holtzii 184. Sclerotinia 505, 506. oryli 505, 510, 511. — Re 508. — fructigena 508, 510. Scolopendrium 13, 15. — Scolopendrium 13. — — var. daedalea 16. — vulgare 18. Scorzonera hispanica 226— 228. Serophulariaceen 434, 600 Secale cereale 181. inella 496. Selenotila nivalis 215. Silberfarne 264, 272. Silene dichotoma 460, 469, 412. — inflata 162, 465—467, 412, 413. | Sisymbrium strictissimum 449. Solanaceen 428, 429, 431, 434, 600, Solanum 434. tuberosum 431, 433, 435, 542, 547, = 4i UN „Athene“ 432. — — „Blaue Riesenkartoffel“ 433. — — „Seed“ 430, 432. (64) Solanum tuberosum „Simson“ 433. — — x elkersdorfer** 432, 433. sius dins 430, 433. Sorbus torminalis 94 od is 32 24. Sperincen 252, 308. Spergularia 252. — salina 258 Spermothamnion 555. Sphaerotheca (14), (15), (17), 23)—(25), » C — Castopusi | ipa (21), (22), (34), (36). Sphagnaceen 1 Sphagnum 148, ej 155. — acutifolium 148, 150. cuspidatum var. falcatum 149. cymbifolium 148. — Duseni 150. — fimbriatum 148. fuscum 148. — medium 148—153. — molluscum x — papillos — AEE DES us, 150. — recurvum 148, 1 —152. Stenotaphrum glabrum 188. sn Palmeriana 262. s 262. Prts | 3%. Sterculiaceen 435 Stichospora TT. Stipa pennata 449. (00 r7 Tirso 448. -Strelitzia (51). .. ÉStreptocarpus 13. : ov netestucioides 393. Verzeichnis der Pflanzennamen. Striatella 256. Strobus 296 Stromatinia 510 Symphoricarpus racemosus 128. Symphytum 354. — officinale 353—356, 360. apod actinastroides 591, 538. — va 091. — — var. lata 537. — — var. opoliensis 031, 538. — berolinensss 591. — var. gracilis 537. — limnetica 588 — revaliensis 090—091. Synedrella 451 - 453. — boosts Mis 451, 453, 451, 458. ca 92, — vulgaris 9, 491, 498, 416 Tabak 368. Tabellaria fenestrata var. asterionelloides Tanne 195. 295, 516. Taonia atomaria (45). Taphridium (24), (86). Taphrina (24), (86). Taraxacum 158, 160, 161. T'axodineen 196, 198. Taxodium 198. — distichum 198. cá , Tectona un 491. Thalassiosira monile 262. Thalassiothrix 538. Fr eldii 262. — mniteschioides 262. Thalictrum purpurascens 161. Thelebolus (24). — stercoreus (22), (24), (38). um alpinum 517. T hija 198, 199. Thujopsis 198, 199. Tiliaceen 435. Tithymalus Gerardianus 449. Torfmoose 148 Verzeichnis der Pflanzennamen. Torr. — discolor 258, 259 Trianaea 156. Trichia 216, 211. Trichodesmium erythraeum 261. Tricholoma — bore Trichophyton (97). Trifolium repens : riticum durum 183, — monococcum 188. Tropaeolum majus 362. Tuber (24), (26), (33). , : — gracilis 204—206. — gracilis forma serotina 204. — Martini 206. — minima 204— — BShuttleworthii 906. Ulva 554. Umbelliferen 9, 519. Uredineen 474, 475. Uredo 476 — Azaleae 476. — Vacciniorum 476. Uromyces pisi 531. Urtica dioeca 409, 411, 413, 414. Urticaceen 601. Ustilago Tragopogonis 531. Utricularia 191. Utrieulariaceen 191. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. eya 299. Tradescantia 111, 156, 192, 193, 258, 589. Vaccinium 501. Vallisneria 155, 156, 585. D5. — spiralis Varicosporium Elodeae 213. Vaucheria 109—111, 225, (51). Verbesina encelioides 165. Veronica peregrina 459. Vibrio 59— 63, 481, 483. — aquatilis 61 — berolinensis 61. — cholerae 61. — cholerae asiaticae 63. — danubicus 60, 61, 63. — Proteus 56, 57, 59—63, 210, 212, 477 bis 480, 482, 483. Vicia Faba 98, 100, 101, 107, 278, 279, — sativa 542. — Te 453. — orientale 453 Volvox aureus 341. — globator 341. — tertius Weinstock 402. Weissbuchen 38. Wicken 542. Ximenesia 165. Zamia 79, 80. Mitgliederliste. (Abgeschlossen am 20. März 1907.) Ehrenmitglieder. Bornet, Dr. E., Mitglied des Institut de France in Paris, Quai de la Tournelle 27. Erwählt am 17. September 1884. Famintzin, A., emer. Professor der Botanik, Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Erwählt am 1. Dezember 1903. Hansen, Dr. Emil Christian, Professor und Direktor der physiologischen Abteilung des Carlsberg Laboratoriums in Kopenhagen. Erwählt am 24. September 1901. Hooker, Sir Jos., in The Camp, Sunningdale, Berkshire. Erwählt am 17. September 1883. Treub, Dr. Melchior, Direktor des botanischen Gartens in Buitenzorg (Java). Erwühlt am 24. September 1891. ; de Vries, Dr. Hugo, Professor der Botanik an der Universität 1n Amsterdam, Parklaan 9. Erwählt am 24. September 1891. Warming, Dr. Eugen, Professor der Botanik und Direktor des bo- tanischen Museums, Mitglied der kónigl. Akademie der Wissen- schaften in Kopenhagen. Erwählt am 24. September 1891. Korrespondierende Mitglieder. Balfour, J. Bailey, Professor der Botanik an der Universität in Edinburg. . Beccari, Odoardo, vordem Direktor des botanischen Gartens und botan. Museums in Florenz, z. Z. in Baudino bei Florenz, Villa Beccari. Bonnier, Dr. Gaston, Mitglied des Institut de France, Professor der . Botanik an der Universität in Paris, I Wer, F. 0., Professor der Botanik an der Universität in Glasgow, . l. Hillhead, St. Johns Terrace. Mitgliederliste. (67) Christ, Dr. Hermann, Oberlandesgerichtsrat in Basel, St. Jacobstr. 9. Darwin, Francis, M. B., F. R. S, F L. S, in Cambridge (England), 13 Müdinglay Road. . Farlow, Dr. W. G., Professor der Botanik an der Universität Cambridge, Mass. (Vereinigte Staaten). Guignard, Dr. Léon, Professor der Botanik an der Ecole supérieure de pharmacie, Mitglied des Institut de France, in Paris, 1 rue des Feuillantines. Henriques, Dr. J. A., Professor der Botanik und Direktor des bo- tanischen Gartens in Coimbra (Portugal). King, Sir George, vordem Direktor des botanischen Gartens in Calcutta, in London. Nathorst, Dr. Alfred G., Professor und Direktor des phytopaläonto- logischen Museums, Mitglied der kgl. schwed. Akademie der Wissenschaften, in Stockholm. Nawashin, Dr. S., Professor der Botanik in Kiew. Oliver, Daniel, Professor der Botanik, Mitglied der Royal Society, in Kew bei London. Prain, Dr. David, Direktor der botanischen Gärten in Kew bei London. Saccardo, Dr. P. A., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Padua. Thaxter, Dr. Roland, Professor der Botanik an der Harvard-Universität in Cambridge, Mass. (Vereinigte Staaten), 7 Scott Str. Van Tieghem, Ph., Professor der Botanik, Mitglied des Institut de France in Paris, 16 rue Vauquelin. Wittrock, Dr. V.B., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Museums, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften in Stockholm. (68) : Mitgliederliste. Mitglieder ^. Abromeit, Dr. Johannes, Privatdozent der Botanik an der Universität, Assistent am botan. Garten in Königsberg i. Pr., Tragheimer Kirchen- strasse 15. Allen, Charles E., Assistant Professor of Botany in the University of Wisconsin in Madison Wis., (U. S. A.), 810 St. Johns street. Ambronn, Dr. H., Professor an der Universität und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der optischen Werkstütte von CARL ZEISS in Jena, Engelstr. 18. Anderson, Dr. Alexander P. Railway TERN Building, American Cereal Co., in Chicago, HL; (U. S-A Andrée, Ad., Apothekenbesitzer in Hannover, Schiffgeraben 36. Anisits, Daniel, Professor an der Rüttóndlünfrenitdt- in Asuncion (Para- guay), z. Z. in Steglitz bei Berlin, Arndtstr. 1. Appel, Dr. Otto, Regierungsrat, Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem bei Berlin, Kónigin Luise-Str. Arcangeli, Dr. Giov., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Pisa. Areschoug, Dr. F. W. C., ehemaliger Professor der Botanik an der Universität Lund, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm, in Lund (Schweden). Arnim-Schlagenthin, Graf von, auf Nassenheide in Pommern, Station der Kleinbahn Stoeven-Stolzenburg. : Arnoldi, Dr. Wladimir, Professor der Botanik an der Universität in Charkow, Botanischer Universitätsgarten, Klotschkowskaja 52. Ascherson, Dr. Paul, Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik an der Universität in Berlin W., Bülowstr. 50, pt. Baccarini, Dr. Pasquale, Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Florenz, Reale Orto botanico, Via Lamarmora Nr. 6"is. Bachmann, Dr. E, Professor, Korektor am Realgymnasium in Plauen im Voigtlande, Leissnerstr. 1. Bachmann, Dr. Hans, Professor in Luzern. : 1) Die ausserordentlichen Mitglieder sind mit einem * bezeichnet. Mitgliederliste. (69) Ball, Dr. 0. Melville, Professor in charge, Botanist to the Department of Botany and Mycology, in College Station, Texas (U. S. A.). Baesecke, P., Apotheker in Marburg a. d. Lahn, Am Rudolfsplatz 3. Barnéwitz, A., Professor am VON SALDERN'schen Realgymnasium in Brandenburg a. H., Havelstr. 14, II. Barlke, R., Oberlehrer an der städtischen Realschule in Cottbus, Turn- strasse 7, pt. Baur, Dr. Erwin, Privatdozent für Botanik, Assistent am botanischen Institut der Universität in Berlin NW., Dorotheenstr. 5. Beck, Dr. Günther, Ritter von Mannagetta, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens der deutschen Universität, in Prag II, Weinberggasse 1965. Becker, H., Dr. med. in Grahamstown (Südafrika), Die Duveneck. Beckmann, Dr. Paul, in Steglitz bei Berlin, Miquelstr. 6, III. Behrens, Dr. Joh., Professor, Vorstand der landwirtschaftlichen Ver- suchsanstalt Augustenberg bei Grótzingen (Baden). Belajeff, Dr. W., Kurator der Volksaufklürung in Warschau, Krakauer Vorstadt (Russland). Benecke, Dr. W., Professor der Botanik an der Univertät in Kiel, Bartelsallee 7. Berthold, Dr. G., Professor der Botanik und Direktor des pflanzen- physiologischen Institutes in Güttingen. Bessey, Dr. Ernst A, B. Sc., M. A., Pathologist in charge, in Miami (Florida), Subtropical Laboratory. *Beyer, R., Professor, Oberlehrer in Berlin 0., Raupachstr. 13, I. Bitter, Dr. Georg, Direktor des botanischen Gartens in Bremen. Blasius, Dr. Wilhelm, Geh. Hofrat, Professor und Direktor des bota- nischen Gartens und des naturhistorischen Museums in Braunschweig, Gaussstr. 17. Blumentritt, Fritz, Gymnasialprofessor in Budweis. Boergesen, Fr, mag. sc., Bibliothekar am botanischen Museum in Kopenhagen, Rosenvængets hovedvej 19. - Bohlin, Dr. Knut, Lektor, Privatdozent der Botanik an der Universität, in Stockholm, Asógatan 81. Boresch, Karl, Demonstrator am pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag Ill, Brückengasse 55. Borzi, A, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des pflanzenphysiologischen Instituts der Universität in Palermo. Brand, Dr. Friedrich, in München, Liebigstr. 3. Brandes, W., Apotheker in Hannover, Prinzenstr. 12a. Brandis, Sir Dietrich, Professor in Bonn, Kaiserstr. 20, z. Z. Capel, Kew, England, Botan. Garten. Braungart, Dr. R., Professor in München, Fürstenstr. 18, I. (10) Mitgliederliste. Brendel, R., Fabrikant botanischer Modelle in Grunewald bei Berlin, Bismarck-Allee 37. Brick, Dr. C., Assistent am Botanischen Museum, Leiter der Station für Pflanzenschutz in Hamburg V, St. Georgskirchhof 6, I. Briosi, Dr. Giovanni, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Laboratorio erittogamico in Pavia. (Italien.) Bruck, Dr. Werner, Assistent am botanischen Institut der Universität in Giessen, Grüneberger Str. 17. Brunn, Julius, cand. rer. nat. in Leipzig, Beethovenstr. 11, IV r. Brunnthaler, Josef, in Wien IV. 2, Johann-Straussgasse 11. i Bruns, Dr. E., Apothekenbesitzer in Barmen-Wichlinghausen. . Bubák, Dr. Franz, Professor der Botanik und der Pflanzenkrankheiten an der landwirtschaftlichen Akademie in Tábor (Böhmen). . Bücher, Dr. Hermann, Versuchsanstalt für Landeskultur in Victoria (Kamerun). Bucherer, Dr. Emil, in Basel, Jurastr. 54. Buchwald, Dr. Johannes, Abteilungsvorsteher an der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Berlin W., Würzburger Strasse 14. Buder, Dr. Johannes, in Berlin, S. 59, Fichtestr. 24. Burchard, Dr. 0., Vorstand der agrikulturbotanischen Versuchsstation und Samenprüfungsanstalt in Hamburg, 17., Magdalenenstr. 22, z. Z. in Puerto de Orotava, La Paz Botanica, Teneriffa, Canarische Inseln. Sendungen an Otto J. Burchard in Hamburg, Immenberg 15B. Burgerstein, Dr. Alfred, ausserordentlicher Professor der Botanik an der Universität in Wien II, Taborstr. 75. Burtt, Dr. A. H, Director of the Botanical Laboratory and Scientific Department in York (England). Adresse: J. Backhouse and Son, London, The Nurseries. York. Buscalioni, Dr. Luigi, Professor der Botanik und Direktor des Bo- tanischen Gartens in Catania (Sicilien). Büsgen, Dr. M., Professor der Botanik an der Forstakademie in Hann. Münden, Bismarckstr. 606a. Busse, Dr. Walter, Regierungsrat, Privatdozent der Botanik an der Universität Berlin, in Friedenau bei Berlin, Kaiser-Allee 65. Campbell, Dr. Douglas H., Professor der Botanik an der Leland Stan- ford Junior University in Palo Alto, Kalifornien (U. S. A.). Cavara, Dr. Fridiano, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Neapel, Reale Orto botanico. Cavet, Dr. Louis, Königlicher Garteninspektor in Wiesbaden, Parkstr. 42. i Celakovsky, Dr. Ladislav, honor. Dozent der Botanik an der böhmischen o ` technischen Hochschule in Prag, Kgl. Weinberge, Kollárova ulice lT. a in, Dr. Charles, Associate in Botany, in Chicago, I., (U. S. A) — . University. — | if e ] ' ; i | Mitgliederliste. (71) Chodat, Dr., Professor der Botanik an der Universität in Genf. Christensen, Carl, mag. scient. in Kopenhagen. Claussen, Dr. Peter, in Berlin NW. 7, Dorotheenstr. 5, I. Colling, Dr. J. F., in Bonn, Weberstr. 26, I. Conwentz, Dr. H., Professor, Direktor des Westpreussischen Provinzial- Museums Staats-Unterkommissar für Naturdenkmalpflege in Danzig. Correns, Dr. Carl E., Professor der Botanik in Leipzig, Talstr. 6, IH. Czapek, Dr. Friedrich, Professor der Botanik an der Universität in Czernowitz (Österreich), Botanisches Institut der Universität. "Dalla Torre, Dr. von, Professor an der Universitit in Innsbruck, Claudiastr. 6, II. Dalmer, Dr. Moritz, Gymnasialoberlehrer in Tannenfeld bei Möbdenitz (Sachsen- Altenburg). Damm, Dr. Otto, städtischer Lehrer in Charlottenburg, Rückerstrasse 6. Darbishire, Dr. 0. V., in Manchester (England), Owens College. Davis, Dr. Bradley Moore, in Cambridge, Mass. (U. S. A.) 17 Felton Hall. Dennert, Dr. E., in Godesberg a. Rhein. Detmer, Dr. W., Professor der Botanik an der Universitüt in Jena, Gartenstr. 2. Derschau, Dr. Max von, in Auerbach an der Bergstrasse (Hessen). Diels, Dr. = Professor, Privatdozent der Botanik; z. Zt. in Marburg . i, Hess : *Dietel, Dr. P. Oberlehrer in Zwickau, Carolastr. 19. Dingler, Dr. Hermann, Professor der Botanik an der forapiikish Hoch- schule in Aschaffenburg (Bayern). Dohrn, Dr. A, Geheimer Regierungsrat, Professor und Direktor der botri Station in Neapel. Drude, D. Oskar, Geh. Hofrat, Professor der Botanik an dor Techni- schen Hochschule und Direktor des botanischen Gartens in Dresden, Botanischer Garten. Duggar, Dr. M. Benjamin, Professor der Botanik an der Missouri- Universität in Columbia, Mo. (U. S. A.). Dusén, Dr. P., in Berg bei Vreta Kloster, Ostergotland in Schweden. Eberdt, Dr. Oskar, Kustos und Bibliotheksvorstand an der Geologischen Landesanstalt zu Berlin, Grunewald bei Berlin, Lynarstr. 10. *Ebermayer, Dr. E, Geh. Hofrat, Professor in München. Edwall, Dr. Gustavo, in Sâo Paulo, E. U. do Brasil, Commissäo Geographica e Geologica. Engler, Dr. A, Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanisehen Gartens und Museums, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Dahlem bei Berlin, Neuer bota- nischer Garten, Altensteinstr. 4. (12) Mitgliederliste. Ernst, Dr. Alfred, Professor der Botanik und Direktor des botanisch- physiologischen Laboratoriums der Universität in . Zürich, IV, Sonneggstrasse 61. Escombe, Fergusson, Professor in Shawford, Winchester, England. Esser, P. HJ. (S. V. D), Lehrer der Anatomie und Physiologie der Pflanzen in St. Gabriel bei Módling-Wien. Esser, Dr. P., Direktor des Botanischen Gartens in Cöln, Ewert, Dr., Lehrer der Botanik und Leiter der botanischen Abteilung der Versuchsstation des pomologischen Instituts in Proskau (Ober- schlesien). Faber, Dr. F. C. von, Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem bei Steglitz. Falkenberg, Dr. Paul, Professor der Botanik und Direktor des botan. : Gartens in Rostock. Farmer, J. B., M. A., Professor der Botanik in London W., Claremont House, Wimbledon Common. Fedde, Dr. Friedrich, Oberlehrer in Wilmersdorf bei Berlin, Weimarische Strasse 3 Fedtschenko, Boris von, Oberbotaniker am botanischen Garten in St. Petersburg. ; Figdor, Dr. W., Privatdozent an der Universität in Wien II, Beatrix- asse 27. Fischer, Dr. Alfred, Professor der Botanik in Basel, Botanischer * Garten. Fischer, Dr. Ed., Professor der Botanik in Bern, Rabbenthalstr. 79. Fischer, Dr. Hugo, Privatdozent der Botanik, Vorsteher der bakterio- logischen Abteilung an der agrikultur-chemischen Versuchsstation in Berlin, in Charlottenburg, Marchstr. 15. Fischer von Waldheim, Dr. Alexander, kais. russischer Geheimer Rat, Exzellenz, emerit. ordentl. Professor der Botanik, Direktor des kaiserlichen botanischen Gartens in St. Petersburg. Fitting, Dr. Hans, Privatdozent und Assistent am botanischen Institut ` in Tübingen, Lisztstrasse 14, II. i Flahault, Dr. Charles, Professeur de l'Université, Directeur de l'Institut de Botanique in Montpellier. Focke, Dr. W. 0., in Bremen, Beim Steinernen Kreuz 5. Forti, Dr. Achille, in Verona, Via S. Eufemia. : Foslie, M., Direktor der botanischen Abteilung des Museums in Trondhjem in Norwegen. : Fritsch, Dr. Karl, Professor der Botanik und Vorstand des botanischen Laboratoriums an der Universität in Graz (Steiermark), Alberstr. l + Fritsch, Dr. E. F., Assistant Professor der Botanik an der Universität London (University College) in London NW., Prout Grove, Neasden. Mitgliederliste. (73) Fuchs, Dr. Coelestin Anton, Professor, Pater am Gymnasium in Komotau (Böhmen). Fünfstück, Dr. Moritz, Professor der Botanik an der Technischen Hoch- schule in Stuttgart, Ameisenbergstr. 7. Fürnrohr, Dr. Heinrich, Hofrat, Vorstand der botanischen: Gesellschaft in Regensburg. Fujii, Dr. K., Professor der Botanik in Tokio, Botanisches Institut der Universität. Botanischer Garten. Fynn, Dr. Enrique, Professor der Chemie an der Universität und Direktor der landwirtschaftlichen Abteilung des argentinischen Ministeriums in Buenos Aires, Granja Blanca, angilo 3270/80 y Laprida. Gaidukov, N., z. Z. in Jena, Jahnstr. 14, I. Gardiner, Walter, M. A., Chane College in Cambridge (England), St. Andrews, Hill Road. Gassner, Dr. Gustav, Professor der Botanik an der Universität in Montevideo. *Geheeb, A., in Freiburg i. Br., Baseler Str. 32, I. Geisenheyner, L; Gymäissialobörlehree in Kreuznach. Gibson, Dr. R. 1. Harvey, Professor der Botanik in Liverpool, Botanisches Institut, University College. Giesenhagen, Dr. Karl, Vralowor der Botanik, in München, Karlstr. 29, I. Giessler, Dr. Rudolf, Kustos am botan. Institut in Leipzig, Sidonienstr. 19. Gilg, Dr. Ernst, Professor der Botanik an der Universität, Kustos am botan. Museum, in Steglitz bei Berlin, Arndtstr. 34. Gjurasin, Dr. Stjepan, Professor am Müdchenlyceum in Agram (Croatien). agreh. Glück, Dr. Hugo, Professor der Botanik in Heidelberg, Brückenstr. 18, I. Gobi, Dr. Chr., Exzellenz, Professor der Botanik an der Universität in St. Petersburg, Wassilii Ostrow, 9. Linie, 46, Qu. 34. Goebel, Dr. K, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens, sowie des pflanzenphysiologischen Institutes in München, Luisenstr. 27, II. Goethart, Dr. J. W. Chr, Konservator am Reichsherbarium in Leiden (Niederlande), Rijn-Schiekade 78. Goodale, Dr. George Lincoln, Professor der Botanik an der Harvard- Universität in Cambridge, Mass. (U. S. A.). Graebner, Dr. P., Kustos am botanischen Garten in Dahlem, in Gross- Lichterfelde bei Berlin, Vietoriastr. 8. Grafe, Dr. Victor, Dozent der Botanik an der Universität in Wien, VIII, Hamerlingplatz 9. Gran, Dr. H., Professor der Botanik an der Universität in Christiania, Botanisches Institut. Grosser, Dr. Wilhelm, Direktor der agrikulturbotanischen Versuchs- station in Breslau X, Matthiasplatz 1. (74) Mitgliederliste. Grüss, Dr. A, Professor, Oberlehrer, in Friedrichshagen bei Berlin, Königstr. 5. Gürke, Dr. M., Professor, Kustos am botan. Museum, Herausgeber der Monatsschrift für Kakteenkunde, in Steglitz bei Berlin, Rothen- burgstr. 30, U. Gürtler, Dr. Friedrich, in Steglitz bei Berlin, Kieler Str. 4, II. Guttenberg, Dr. Hermann Ritter von, Assistent am botanischen Institut der Universität in Graz (Steiermark). Haacke, Dr. Otto, Realgymnasialoberlehrer in Plauen i. V., Streits Berg. Haberlandt, Dr. G., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Graz, Elisabethstr. 18. Hallier, Dr. Hans, Assistent am Hamburgischen Botanischen Museum und am Botanischen Laboratorium für Warenkunde in Hamburg, 24, Hohenfelder Strasse 17 I. Hämmerle, Dr. J, Oberlehrer an der höheren Staatsschule in Döse i bei Cuxhaven, Striehweg 29b. Hanausek, Dr. T. F., Professor, Gymnasialdirektor in Krems an der Donau. Hannig, Dr. E, Privatdozent der Botanik, Assistent am botanischen Institut der Universität in Strassburg i. Els, Botanisches Institut. Hansen, Dr. Adolf, Professor der Botanik, Direktor des botanischen Gartens in Giessen. Harms, Dr. H., Professor, wissenschaftlicher Beamter der kóniglichen Akademie der Wissenschaften, in Schóneberg-Berlin, Erdmann- strasse 3. Harper, R. A., Professor an der Universität in Madison, Wis. (U. S. A.), 423 N. Carroll Street. Hartwich, Dr. C., Professor der Pharmakognosie am Polytechnikum in Zürich. Haupt, Dr. Hugo, in Bautzen, Georgstr. 13. Hausrath, Dr. Hans, Professor an der Technischen Hochschule ın Karlsruhe, Kaiserstr. 12. Hecke, Dr. Ludwig, Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien XIX, Hochschulstr. 17. Heering, Dr. W., in Altona, Waterloostr. 14, 1. Hegi, Dr. Gustav, Privatdozent der Botanik an der Universität, Kustos am Botanischen Garten in München. Heinricher, Dr. E., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens der Universität in Innsbruck. Heinsius, Dr. H. W., in Amsterdam, Vondelkerkstraat 10. Hering, Dr. Georg, i in Zittau i. S., Pekssohesgente 9. MHerpell, Gustav, in St, Goar. | "nes E; ca Regierungs- und Forstrat in Langfuhr bei Danzig, . Kastanienweg 8. Mitgliederliste. - | (15) Hesse, Dr. Rud., Direktor der landwirtschaftlichen Winterschule in Marburg i. H., Darfüsserthor 26. Hesselmann, Dr. H., Dozent an der Universität in Stockholm, Högskola. Heukels, H., Lehrer an der Realschule in Amsterdam, Weesperzijde 81. Heydrich, F. Rentner in Wiesbaden, Lortzingstr. 4. Hieronymus, Dr Georg, Professor, Kustos am botanischen Müseum zu Dahlem, in Steglitz, Groan 21. Hildebrand, Dr. F., Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Freiburg in Baden. Hillmann, Dr. P., Vorstand der Saatzuchtabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin SW. 11, Dessauer Strasse 14. Hiltner, Dr., Regierungsrat, Direktor der agrikulturbotanischen Ver- suchsanstalt München-Schwabing, Osterwaldstrasse. 9 Hinneberg, Dr. P., in Altona-Ottensen, Flottbeker Chaussee 29. Hinze, Dr. G., in Zerbst, Markt 15. Hobein, Dr. M., Chemiker in München, Gabelsbergerstr. 76a. Hóck, Dr. Fernando, Professor am Realgymnasium in Perleberg, Pritz- walker Strasse 22. "Hoffmann, Dr. Ferd., Oberlehrer in Charlottenburg, Spandauer Strasse 6. Hoffmeister, Dr. Camill, Leiter der Versuchsstation für Flachsindustrie in Trautenau. Hóhnel, Dr. Fr., Ritter von, Proléssgr an der technischen Hochschule in Wien, IV, Karlsplatz 13. Hollrung, Dr. M., Professor, in Halle a. S., Kaiserstr. 7 Holtermann, Dr. Carl, Professor, Privatdozent der Botanik in Berlin NW., Dorotheenstr. 5. *Horn, Paul, Apotheker in Waren (Mecklenburg). Hosseus, Dr. Kurt, z. Z. auf Reisen. Sendungen an Herrn LUDWIG HOSSEUS, Bad Reichenhall. Hunger, Dr. F. W. T., Direktor der Algemeen Proefstation, Jalatiga (Java). ~ litis, Dr. Hugo, in Brünn, Franz Josephstr. 30. Jaap, 0., Lehrer in Hamburg, 25, Burgstrasse 52. Jahn, Dr. Eduard, Oberlehrer in Charlottenburg, Holtzendorffstr. 17. Japp, R. H., Professor am University College of Wales in Aberystwyth (England). Jensen, Hjalmar, in Buitenzorg auf Java, s Lands Plantentuin. Johannsen, Dr. W., Professor der Pflanzenphysiologie an der Universität in Képenhagen, Botanischer Garten. Johnson, Dr. T., F. L. S., Professor der Botanik am. Royal College of Science abd Kustos der botanischen Sammlungen des National: museums in Dublin. Charles E, B. Sc., Royal College of Science, South Kensington, London evite Imperial Institute. (16) Mitgliederliste. Jongmans, Dr. Wilhelm, in Leiden (Holland), Breetstraat 137. Botanisches Institut. Jónsson, Dr. Bengt, Professor der Botanik und Direktor des morpho- logisch-biologischen Museums in Lund (Schweden). Jost, Dr. Ludwig, Professor der Botanik in Strassburg i. Els., Ruprechtsau, Adlergasse 12. Issatschenko, Boris, Privatdozent der Botanik an der Universitüt, Vorsteher der Samenprüfungsstation in St. Petersburg, Kaiserl. Botan. Garten. *|stvánffi, Dr. Gyula von (Schaarschmid, J.), Direktor der ungarischen ampelologischen Centralanstalt, in Budapest IT, Törökvesz, Debrói üt 13. Kabát, Jos. Em., emeritierter Zuckerfabrikdirektor in Turnau 544 (Bóhmen). Kamerling, Dr. Z., in Weltevreden bei Batavia (Java). Kamberský, Dr. O., Vorstand der landwirtschaftlichen Versuchs- und Samenkontrollstation in Troppau. Karsten, Dr. George, Professor der Botanik an der Universität in Bonn, Arndtstr. 20. Katitsh, Dr. Danilo, Done; Gymnasialoberlehrer in Serbien (Serbien). Kegel, Dr. Werner, in Bremen, Mendestr. 22. Keller, Dr. Robert, Rektor in Winterthur, Trollstr. 32. Kienitz-Gerloff, Dr. F., Professor in Weilburg, Reg.-Bez. Wiesbaden. Knischewsky, Dr. Olga, in Marienfelde bei Berlin, Emilienstr. 10. Kirchner, Dr. 0., Professor der Botanik an der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim bei Stuttgart. Klebahn, Dr. H., Professor, in Hamburg 30, Hoheluftchaussee 124. Klebs, Dr. Georg, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Heidelberg. Klein, Dr. Edmund, Professor in Luxemburg, Äusserer Ring 20. Klein, Dr. Jul., Professor am Josephs-Polytechnikum in Budapest. Klein, Dr. Ludwig, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Technischen Hochschule in Karlsruhe in Baden, Kaiserstr. 2 (Botanisches Institut). Klemm, Dr. P., in Gautzsch bei Leipzig, Bauverein. Kneucker, A, Redakteur der Allgemeinen botanischen Zeitschrift in Karlsruhe i. B., Werderplatz 48. Kniep, Dr. Hans, in Freiburg i. B., Botanisches Institut der Universität. Knuth, Dr. Reinhard, Oberlehrer: in Wilmersdorf bei Berlin, Wilhelms- aue 12, IV. Kny, Dr. L, Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik, Direktor des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität und des ~= botanischen Institutes der Landwirtschaftlichen Hochschule zu . Berlin, Wilmersdorf-Berlin, Kaiser-Allee 186/187. Mitgliederliste. E Koch, Dr. Alfred, Professor, Direktor des landwirtschaftlich - bakterio- logischen Institutes an der Universität Göttingen, Herausgeber des Jahresberichtes über die Fortschritte in der Lehre von den Gärungsorganismen, in Göttingen, Schildweg 13. . Koch, Dr. L., Professor der Botanik an der Universität in Heidelberg, Sophienstr. 25. Koehne, Dr. E., Professor, in Friedenau bei Berlin, Kirchstr. 5. Kohl, Dr. F. G., Professor in Marburg a.L., Renthofstr. 12. Kolkwitz, Dr. Richard, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, wissenschaftliches Mitglied der Versuchs- und Prüfungs- anstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung, in Char- lottenburg, Schillerstr. 75. Koernicke, Dr. Max, Privatdozent der Botanik und Assistent am botan. Institut der Universität in Bonn, Bonner Talweg 45. Korschelt, Dr. P., Oberlehrer am königl. Realgymnasium in Zittau i. S., Königsstr. 21. Krasser, Dr. Fridolin, Professor, Privatdozent der Botanik in Kloster- neuburg bei Wien, Wiener Str. 54. Kraus, Dr. C., Professor an der Technischen Hochschule in München, Klinikstr. 12, I. Kraus, Dr. Gregor, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Würzburg, Luisenstr. 45, I. Krause, Kurt, Assistent am Königl. Botanischen Museum in Berlin. Kroemer, Dr. Karl, Dirigent der pflanzenphysiologischen Versuchs- station der Lebranabubé für Wein-, Obst- und Gartenbau. in Geisen- heim a. Rh. Krüger, Dr. Friedrich, Professor, Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt zu Dahlem, in Gross-Lichterfelde bei Berlin, Hobrecht- strasse 36. Krull, Rudolph, Apotheker in Breslau, Gneisenauplatz 9, II. Kuckuck, Dr. Paul, Professor, Kustos für Botanik an der Biologischen Anstalt auf Helgoland. Kuegler, Dr., Marine-Oberstabsarzt I. Kl. a. D. in Charlottenburg, Knese- beckstrasse 85. Kühn, Dr. Jul., Exzellenz, Wirklicher Geheimer Rat, Professor der Landwirtschaft und Direktor des landwirtschaftlichen Institutes der Universität in Halle a. $. Kumm, Dr., Professor an der Technischen Hochschule und Kesis am Westpredssiselión Provinzial-Museum in Danzig-Langfuhr, Haupt- strasse 89. *Kündig, Dr. J., Dozent an der — in Mikasa, Zollikon bei Zürich. (18) Mitgliederliste. Kurtz, Dr. Fritz, Professor der Botanik, Direktor des botanischen Museums an der Universität und Mitglied der Academia nacional de ciencias in Córdoba (Argentinische Republik). Küster, Dr. Ernst, . Privatdozent der Botanik an der Universität in alle a. S., Botan. Institut im Botanischen Garten, Bismarck- strasse Lagerheim, Dr. G. von, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Institutes in Stockholm N., Stockholms Högskola. Lakowitz, Dr. C., Professor, Oberlehrer in Danzig, Frauengasse 26. Landauer, Robert, Privatier in Würzburg, Gesundbrunnen. Lande, Max, cand. phil. in Berlin NW. 23, Händelstr. 3, z. Zt. in Zürich. Laubert, Dr. R., Botaniker an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, in Steglitz, Düppelstr. 39, IH. Lauterbach, Dr. C., Rittergutsbesitzer auf Stabelwitz bei Deutsch- Lissa. Laux, Dr. Walther, Apothekenbesitzer in Berlin C., Prenzlauer Str. 45a. Lehmann, Dr. Ernst, in Dresden-A., Seidnitzer Platz 7,1. Leiblinger, Dr. Gustav, in Czernowitz (Bukowina), Priestergasse 5. Leisering, Dr. Bruno, in Berlin S. 59, Grimmstr. 28. Lemcke, Dr. Alfred, Assistent an der landwirtschaftlichen Versuchs- station in Königsberg i. Pr., Köttelstr. 11. Lemmermann, E., Seminarlehrer, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Städtischen Museum in Bremen, Celler Str. 41 Leschnitzer, Dr. 0., Apothekenbesitzer in Posen, Wilhelmplatz 13. Liebenberg, Dr. Ad. Ritter von, Hofrat, Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien XIX, Hochschulstr. 24. Lindau, Dr. Gustav, Professor, Privatdozent der Botanik, Kustos am botanischen Museum zu Dahlem. Privatadresse: Gross-Lichter- felde W., Roonstr. 5, I. Lindemuth, H., kgl. Garteninspektor und Dozent an der Landwirtschaft- lichen Baleia in Berlin NW. 7, BSR mE: Universitäts- garten. Lindner, Dr. Paul, Professor in Berlin N. 65, See- und Torfstrassen-Ecke, . Institut für Gärungsgewerbe. Linhart, Dr. Georg, Prófoésot an der ungarischen landwirtschaftliehen Akademie in Ungarisch-Altenburg. Linsbauer, Dr. Karl, Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der . Universitát in Wien XIX, Hartückerstr. 26. Lloyd, L. G., The Lloyd Library, Cincinnati, O., (U. S. A.), 224 West | p Court Street. ai 3 . Loesener, Dr. Th, Kustos am botanischen Museum zu Dahlem, m DA. E Humboldtstr. 28. = Professor in Berlin SW., Grossbeerenstr. 67, IH. Mitgliederliste. (19) London, S., Privatier in Berlin W, 15, Fasanenstr. 53/54. Lopriore, Dr. Giuseppe, Privatdozent der Botanik an der Universität und Professor an der Scuola di Enologia in Catania (Sicilien), Piazza Cavour 8. : Ludwig, Dr. Alfred, in Strassburg i. Els., Illring 4. Luerssen, Dr. Chr., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Künigsberg i. Pr. Luxburg, Hermann, Graf zu, in Würzburg, Sanderglacisstr. 25. Mac Kenney, Dr. Randolph E. B., Professor, Pflanzenphysiologe am Department of Agriculture und Assistant-Professor an der Colum- bian University in Washington DC., Adresse: Philadelphia, Pa. (U. S. A), 3320 N., 15*^ Street. Mac-Owan, P., Professor, em. Governments Botanik in Grahmanstown (Südafrika). Mac-Leod, Professor der Botanik und Direktor des botan. Gartens in Gent (Belgien). Magnus, Dr. P., Professor der Botanik an der Universitüt in Berlin W., Blumes Hof 15. Magnus, Dr. Werner, Privatdozent der Botanik an der Universitüt und an der Landwirtschaftlichen Hochschule, Assistent am pflanzen- physiologischen Institut der Universität und am botanischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin W., Am Karlsbad 3. Maire, R., Préparateur de la Faculté des sciences de l'Université de Nancy. Marloth, Dr. Rudolf, in Kapstadt (Süd-Afrika), P. O. box 359. Marsson, Dr. Maximilian, Professor, in Berlin W. 30, Landshuter Str. 28. Mattirolo, Dr. 0., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Turin, Valentino. Mäule, Dr. C., Professor am Gymnasium in Cannstatt-Stuttgart, Ludwig- strasse 17. Maurizio, Dr. A., Privatdozent in Zürich, Weinbergstr. 116. Meyer, Dr. Arthur, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Marburg a. L., Biegenstr. 38. Mez, Dr. C., Professor der Botiik in Halle a. S., Botanisches Institut. Miehe, Dr. Hugo, Privatdozent der Botanik, Assistent am botan. Institute in Leipzig-Reudnitz, Oststr. 8, I. *Migula, Dr. W., Professor der Botanik an der Forstlehranstalt in Eisenach, Sophienstr. 7. Mikosch, Dr. C., Professor an der Technischen Hochschule in Brünn. Mildbraed, Dr. K., Assistent am botanischen Museum in Dahlem bei Berlin, Charlottenburg, Berliner Str. 106. Miliarakis, Dr. S., Professor an der Universität in Athen, Rue Didot 12A. Minks, Dr. Arthur, Arzt in Stettin, Deutsche Strasse 58, II. (80) Mitgliederliste. Miyake, Dr. Kiichi, in Kioto (Japan), Doshisha College. Miyoshi, Dr. Manabu, Professor der Botanik an der Universität zu Tokio, Botanisches Institut der Universität. - Móbius, Dr. M., Professor, Direktor des botanischen Gartens in Frank- furt a. M., Kónigsteiner Str. 52. Möller, Dr. Alfred, Professor, Oberforstmeister, Direktor der Forst- akademie in Eberswalde, Donopstr. 16. Moeller, Dr. Herm. Professor der Botanik in Greifswald, Brink- strasse 75. *Moeller, J. D., Präparator für Mikroskopie in Wedel, Holstein. Moewes, Dr. Franz, in Berlin $., Schleiermacherstr. 4, III. Molisch, Dr. Hans, Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen und Vorstand des pflanzenphysiologischen Institutes an der deut- schen Universität in Prag, Il, Weinberggasse 3a. Mrazek, August, stud. phil. in Prag, Ill, Wendische Gasse Nr. 346. Mücke, Manfred, cand. rer. nat. in Erfurt, Wilhelmstr. 36. Müller, Dr. Carl, Professor, Dozent für Botanik an der Technischen . Hochschule und Vorstand der pflanzenphysiologischen Abteilung der Gärtnerlehranstalt zu Dahlem, Sekretär der Deutschen Bota- nischen Gesellschaft, in Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, II. Müller, Dr. Julius, in Ziegenhals, 0.-S., Promenadenstr. 24, II. Müller, Dr. Otto, Schatzmeister der D. B. G., in Tempelhof bei Berlin, Blumenthalstr. 1. Müller-Thurgau, Dr. Herm., Professor und Direktor der deutsch-schweize- rischen Versuchsstation für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wádens- weil bei Zürich. Müller, Dr. Rudolf, Professor für Pharmakognosie an der Universität in Graz (Steiermark), Universitätsplatz 4. Muth, Dr. F., in Oppenheim a. Rh. Nabokich, Dr. A. J., Professor an der Universität in Odessa (Russland), gronomisches Laboratorium. Neger, Dr. F. W., Professor der Botanik an der Forstakademie Tharand in Sachsen. Uem Némec, Dr. Bohumil, Professor der Botanik an der bóhmischen Uni- versität in Prag, Slupy 433. : Nestler, Dr. A, Professor der Botanik, Oberinspektor der Unter- suchungsanstalt für Lebensmittel an der deutschen Universitát in Prag, Wenzelsplatz 53. | Nevinny, Dr. Joseph, Professor in Innsbruck. Niedenzu, Dr. F., Professor am Lyceum Hosianum in Braunsberg (Ost- preussen). : : Niemann, G.. Lehrer in Magdeburg. Nienburg, Wilhelm, in Friedenau bei Berlin, Hauffstr. 14, IL. — Nilsson, Professor in Svalöf (Schweden). | Mitgliederliste. (81) Nobbe, Dr. F., Geheimer Hofrat, emerit. Professor der Botanik und Direktor des forstakademischen Gartens in Tharand. Noll, Dr. F., Professor der Botanik an der landwirtschaftl. Akademie und ausserordentlicher Professor an. der Universität in Bonn, Endenicher Allee 32. Nordhausen, Dr. Max, Privatdozent der Botanik in Kiel, Botanisches Institut, Feldstr. 4. Oliver, Francis Wall, Professor der Botanik an dem University College in London, 2 the Vale, Chelsea, S. W. Oltmanns, Dr. Friedrich, Professor der Botanik, Redakteur der Botan. Zeitung II, in Freiburg i. B., Belfortstr. 26. Orth, Dr. A, Geheimer Betarin, Professor und Direktor des agronomisch-pedologischen Institutes der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin W., Ziethenstr. 6 b. Ostenfeld, Dr. C., Inspektor des Botanischen Museums in Kopenhagen, K. Aabenraa *Osterwald, Carl, Professor am Lessinggymnasium in Berlin NW. 92, Spenerstr. 35. Oven, Dr. E. von, in Berlin, W. 57, Yorkstr. 48, I. Overton, Dr. J. B., Professor am Botanical Department der Universität von Wisconsin in Madison, Wise. (U. S. A.), Science Building. Paeckelmann, Wolfgang, wissenschaftlicher Hilfslehrer in. Elberfeld» Brüningstr. 16. Palla, Dr. Eduard, CN an der Universitüt in Graz, Schubertstr. 21. Botanisches Institu i Pammel, L. H., M. S., " Agr., Professor der Botanik an dem Iowa College of Agriculture in Ames, Iowa (U. S. A.). Pantanelli, Dr. Enrico, in Rom, Via Panisperna 89B, Botanisches Institut. Paul, Dr. Hermann, Assistent an der bayerischen Moorkulturanstalt in München, Kellerstr. 22a. Pax, Dr. Ferdinand, Professor der Botanik an der Universitüt und Direk- tor des botanischen Gartens in Breslau. Pazschke, Dr. 0., in Dresden-N., Forststr. 29, I. Peirce, Dr. George James, Assistant Professor of Botany and Plant Physiology an der Leland Stanford Junior University in Palo Alto bei San Francisco in Kalifornien (U. S. A.). Penzig, Dr. Otto, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Genua, Corso Dogali Nr. 1. Perkins, Frl. Dr. Janet, in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Königin Luise- Strasse 6/8. Botanisches Museum. Perring, W., Inspektor des botanischen Gartens in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Botanischer Garten. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXIV. (6) (82) Mitgliederliste. Peter, Dr. A., Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Göttingen, Untere Karspüle 2. Peters, Dr., Leo, Botaniker an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, in Steglitz, Schlossstr. 41. Pfeffer, Dr. W., Geh. Hofrat, Professor der Botanik an der Universitàt und Direktor des botanischen Institutes und Botan. Gartens in Leipzig. Philippi, Federico, Professor der Botanik, Director del Museo Nacional in Santiago (Chile). Philipps, W. Reginald, M. A., D. Se., Professor am University College in Bangor (Wales), England. Pilger, Dr. R., Assistent am botan. Garten, in Charlottenburg, Harden- bergstr. 37. Pirotta, Dr. R., Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Institutes in Rom, Via Panisperna 89B. Pomorski, J., Professor der Agrikulturchemie, Direktor der landwirt- schaftlichen Versuchsstation in Dublany bei Lemberg. Porsch, Dr., Otto, Privatdozent und Assistent am Botanischen Institut der Universität in Wien, Ill, Botanischer Garten, Rennweg 14. Porsild, Morten, mag. sc., in Kopenhagen, Botanisk Have. Portheim, Leopold Ritter von, Leiter der Biologischen Versuchsanstalt in Wien VIl, Burggasse 100a. Potonié, Dr. H., Professor, Landesgeologe, Redakteur der ,Naturwissen- schaftlichen Wochenschrift“ in Gross-Lichterfelde- West bei Berlin, ‘ Potsdamer Strasse 35. Potter, M. C., M. A., Professor der Botanik am Durham College of Science in Newcastle upon Tyne, 14 Highbury, West Jesmond. Poulsen, Dr. Viggo A., Professor für pharmazeutische Botanik an der Universität in Kopenhagen, V., Rosenvængets hovedvej 29. Preuss, Hans, Lehrer in Danzig, Gartengasse 1. Pringsheim, Dr. Ernst, in Breslau, IX, Góppertstr. 6/8. Puriewitsch, Dr. Konstantin, Professor der Botanik an der Universität Kiew, Botanisches Institut. Raatz, Dr. Wilhelm, an der Zuckerfabrik Klein-Wanzleben bei Magdeburg. Raciborski, Dr. M. von, Professor der Botanik an der landwirtschaft- lichen Akademie und Direktor des botanischen Gartens 1n Dublany bei Lemberg (Österreich). Radlkofer, Dr. L., Professor der Botanik an der Universität, Vorstand des botanischen Museums (Herbariums), Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, Sonnenstr. 7, I. Rehder, Alfred, in Waldenburg in Sachsen. . Rehsteiner, Dr. Hugo, Apotheker in St. Gallen. | T Reiche. Dr. Carlos, Chef der botanischen Section des Museo Nacional . In Santiago (Chile), cas. 2105. | n. Mitgliederliste. (83) Reinhardt, Dr. M. Otto, Professor, Privatdozent der Botanik in Berlin N., Elsasser Strasse 31, Portal II *Reinitzer, Friedrich, Professor an der Technischen Hochschule in Graz (Steiermark). Reinke, Dr. Joh., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Kiel, Düsternbrook 17. Reinsch, Dr. P. F., in Erlangen. Remer, Dr. Wilhelm, in München, Prinzenstr. 13. *Richter, Dr. P., Oberlehrer in Lübben in der Lausitz. Richter, Paul, Oberlehrer in Leipzig, Talstr. 12b. Richter, Dr. Oswald, Privatdozent der Botanik und Assistent am pflanzen- physiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag, Il, Weinberggasse 3a. Riehm, Dr. Eduard, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, in Steglitz bei Berlin, Albrechtstr. 13. Riemerschmid, Anton, Guts- und Fabrikbesitzer in Pasing bei München. Rikli, Dr. Martin, Privatdozent und Konservator der botanischen Samm- lungen am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, Il, Piano- gasse em Rimbach, Dr. A., per Adr. Rickert y Ca., in Guayaquil (Ecuador). Rodewaid, Dr. Herm., Professor und Direktor des landwirtschaftlichen Institutes in Kiel, Bartels-Allee 20. Rompel, Dr. Josef, S. J., Professor der Naturgeschiehte am Jesuiten- gymnasium zu Feldkirch (Vorarlberg). Rosen, Dr. Felix, Professor der Botanik an der Universität in Breslau, Mariénstr. 4. Rosenberg, Dr. 0., Privatdozent der Botanik an der Universität in Stockholm, Tegnérlunden 4. Ross, Dr. H., Kustos am botanischen Museum in München, Richard- Wagner Biräsdo 18, IV. Rössler, Dr. Wilhelm, Oberlehrer in Charlottenburg, Cauerstr. 30. Rostowzew, Dr. S., Professor der Botanik in Moskau, Piivi: Rasumowskoe (Landwirtschaftliches Institut). *Roth, Dr. Ernst, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek in Halle a.S., . Lafontainestr. 32. Rothert, Dr. Wladislaw, Professor der Botanik an der Universität in Odessa. Rübel, Dr. E., in Zürich, Zürichbergstr. 45. Ruhland, Dr. W., Privatdozent der Botanik an der Universität und wisscunchaftlicher Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt in Dahlem, in Berlin W.30, Gossowstr. 9. Rumm, Dr. C., in Stuttgart, Moserstr. 8. Ruttner, Dr., Franz, Assistent an der RNE Station in. Lunz (Nieder-Österreich). (6*) (84) Mitgliederliste. Saccardo, Dr. P. A, Professor der Botanik an der Universität in Padua. Saida, Dr. Kotaro, Professor der Botanik in Tokio a). Koisnikawa Doshinmashi Nr. 1. Saupe, Dr. A., in Dresden, Kyff'häuserstr. 17. Schander, R., Vorstand des botanischen Laboratoriums der Landwirt- schaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Bromberg. Schellenberg, Dr. H. C., in Zürich, Hofstr. 40. Schenck, Dr. Heinrich, Professor der Botanik an der Technischen Hoch- schule und Direktor des botan. Gartens in Darmstadt, Nikolaiweg 6. Scherffel, Aladär, in Iglö, Zips, Ober-Ungarn. Schikorra, Dr. Georg, Assistent am Botanischen Institut der landwirt- schaftlichen Hochschule zu Hohenheim bei Stuttgart. Schilling, Dr. Aug. Jg., Privatdozent an der Technischen Hochschule in Darmstadt, wohnhaft in Grossgerau. Schinz, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen Museums der Uni- versität in Zürich V, Seefeldstr. 12. Schlechter, Dr. Rudolf, in Berlin S., Gräfestr. 33. Schmidie, W., Professor, Direktor des Lehrerseminars in Meersburg, Bodensee. Schober, Dr. Alfred, Professor und Schulinspektor in Hamburg-Eilbeck, Papenstr. 50. *Schönland, Dr. S., Curator of the Albany Museum in Grahamstown, Südafrika (Kapkolonie). Schorler, Dr. Bernhard, Institutslehrer und Kustos am Herbarium der Technischen Hochschule in Dresden-Striesen, Krenkelstr. 54. Schottländer, Dr. Paul, Rittergutsbesitzer in Breslau, Vietoriastr. 109. Schrenk, Hermann von, B. S., A. M., Ph. D., Botanical Garden in St. Louis, Mo. Schrüder, Dr. rene, Lehrer in Breslau, Sadowastr. 88, II. Schröder, Dr. Henry, in Bonn a. Rh., Meckenheimer Str. 150. Schrodt, Dr. Jul., Professor, Direktor der VII. Realschule in Berlin S0. 26, ee, 41, U. Schröter, Dr. C., Professor der Botanik am Polytechnikum in Zürich, ottin ngen-Zürich, Merkurstr. 70. Schube, Dr. Theodor, Professor, Oberlehrer in Breslau, Forckenbeck- strasse 10. Schultz, Richard, Oberlehrer in Sommerfeld, Pförtnerstr. 13. Schulz, Dr. A., Privatdozent der Botanik in Halle a. $., Albrecht- ~ .. strasse 10. Schulze, Dr. Hilmar, in Braunschweig, Petritorpromenade 26. -= Schulze, Max, in Jena, Marienstr. 3. Uu — Dr. Franz, Professor der Botanik an der Universität und Direk- | tor des botanischen Gartens und Museums in Greifswald. Mitgliederliste. (85) Schwabach, Frau Elise, in Berlin W., Am Karlsbad 1A. Schwarz, Dr. Frank, Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde. Schweinfurth, Dr. Georg, Professor in Berlin W., Potsdamer Strasse 75a. Schwendener, Dr. S., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Institutes der Universität, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Berlin W. I0, Matthäikirchstr. 28. Scott, Dr. D. H., F. R. S., ehedem Honorary Keeper of the Jodrell La- boratory, Royal Gardens, Kew, one of the Editors of the Annals of Botany, East Oakley House, Oakley, Hants (England). Seckt, Dr. Hans, in Buenos Aires (Argentinien). Seemen, 0. von, Rittmeister a. D., in Berlin NW. 40, Scharnhorststr. 42. Semadeni, Dr. 0., in Poschiavo (Graubünden). Senn, Dr. Gustav, Privatdozent der Botanik an der Universität in Basel. Sernander, Dr. Rutger, Privatdozent der Botanik in Upsala. Shibata, Dr. K., in Tokio (Japan), Botanisches Institut der Universität. Shull, Dr. Geo. H., Leiter der botanischen Arbeiten an der Station für experimentelle Entwickelungslehre, Carnegie Institution of Washington, Cold Spring Harbour, Long Island, N. Y. (U. St. A.). Simon, Dr. Friedrich, in Frankfurt a. M., Schwarzburgstr. 86. Simon, Dr. Siegfried, Assistent am Botanischen Institut in Leipzig, Simson- strasse 8, hpt. Singer, Dr. Max, Professor am Deutschen Gymnasium in Prag, König- liche Weinberge. Solereder, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Direk- tor des botanischen Institutes in Erlangen, Botanischer Garten. Solms-Laubach, Dr. H. Graf zu, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens, Redakteur der „Botan. Zeitung“ in Strassburg i. Els., Botanischer Garten. Sonder, Dr. Chr., in Oldesloe (Holstein). Sonntag, Dr. P., Oberlehrer an der Oberrealschule St. Petri und Pauli, in Saspe-Neufahrwasser bei Danzig, Villa Mövenblick. Sorauer, Dr. Paul, Professor, Privatdozent der Botanik .an der Universität, Redakteur der „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten“, in Berlin W., Martin Luther-Strasse 50. Spieckermann, Dr. A, Vorsteher der bakteriologischen Abteilung der Versuchsstation in Münster i. W., Plöniesstr. 5, I. Sperlich, Dr. Adolf, Professor, suppl. Lehrer an der Lehrerbildungs- anstalt in Innsbruck, Maximilianstr. 1 d. Spiessen, Freiherr von, königl. Forstmeister in Winkel im Rheingau. Stahl, Dr. Ernst, Professor dn Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Jena. Kyriak, Dozent der Botanik an der Universität zu Odessa, Pusch- kinskaja Strasse 8, Wohnung 15. (86) Mitgliederliste. Steinbrinck, Dr. C., Professor am Realgymnasium in Lippstadt. Steiner, Rudolf, Lehramtskandidat in Prag, Königliche Weinberge, Puchmajorgasse 1299. Steyer, Dr. Karl, Oberlehrer an der Ernestinenschule in Lübeck, Huextertor-Allee 23. Stoklasa, Dr. Julius, Professor und Direktor der chemisch-physiologischen . Versuchsstation der böhmischen technischen Hochschule in Prag, Karlsplatz 3. Stoppel, Frl. Rose, in Freiburg i. B., Rotlaubstr. 13. Strasburger, Dr. Ed., Geh. Regierungsrat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Bonn. *Strauss, H. C., Obergärtner am botanischen Garten in Berlin W., Potsdamer Strasse 75. Suringar, Dr. J. Valckenier, in Wageningen (Holland). Svedelius, Dr. Nils Eberhard, Privatdozent der Botanik an der Universitát in Upsala. Tansley, A. G., Assistant in the Botanical Department at the University College, in London W. C., Gower Street. Ternetz, Frl. Dr. Charlotte, in Basel, Feldbergstr. 118. Thaxter, Dr. Roland, Professor der Botanik an der Harvard-Universität in Cambridge, Mass. (U. S. A.), 7 Scott Str. Thomas, Dr. Fr. Professor, emerit. Oberlehrer am Gymnasium Gleichense in Ohrdruf, Hohenlohestr. 14. . Thoms, Dr. Hermann, Professor der pharmazeutischen Chemie an der . Universität in Berlin, Steglitz bei Berlin, Hohenzollernstr. 3. Thost, Dr. R., in Gross-Lichterfelde bei Berlin, Wilhelmstr. 27. Timpe, Dr. H., Oberlehrer in Hamburg-Eimsbüttel, Am Weiher 29. Tischler, Dr. Georg, Privatdozent der Botanik und Assistent am bo- tanischen Institut, in Heidelberg-Neuenheim, Ladenburger Str. 6. Tobler, Dr. Friedrich, Privatdozent der Hem und Assistent am botanischen Institut der Universität in Münster i. W., Wilhelmstr. 72a. Toni, Dr. G. B. de, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens, Lauréat de l'Institut de France, Herausgeber der „Nuova Notarisia“, in Modena. * Trail, Dr. James W. H, F. R. S, Professor der Botanik an der Uni- versität Aberdeen in Old Aberdeen, High Street 71 (Schottland). Trow, Dr. A. H., Lecturer in Botany am University College of South- Wales and Monmouthshire. in Cardiff (England), Penarth 50. Tschermak, Dr. Erich, Professor an der Hochschule für Bodenkultur, . in Wien XVIII, Anastasius Grün-Gasse 52. Tschirch, Dr. Alexander, Professor der Pharmakognosie, pharmazentischen | . und gerichtlichen Chemie, Direktor des pora Insti- a tutes dun Universität in Bern, Mitgliederliste. (87) Tswett, Dr. Michael, Privatdozent der Botanik an der Universitüt in Warschau, Krakowskie Predmiescie. 26. Tubeuf, Dr. Carl, Freiherr von, Regierungsrat, Professor der Botanik, in München, Habsburger Str. 1. Uhlworm, Dr. Oskar, Professor, Oberbibliothekar, Redakteur des ,Zen- tralblattes für Bakteriologie und Parasitenkunde* in Berlin W., Schaperstr. 2/3, I. Ulbrich, Dr. E., Hilfsassistent am Kgl. Botanischen Musem zu Dahlem, Botanischer Garten, Steglitz, Potsdamer Chaussee. Ule, Ernst, Botanischer Forschungsreisender. Adresse: Manáos, Consulado allemäo, Brasilien, zurzeit Dahlem bei Berlin, Königin Luisestr. 6/8. Urban, Dr. Ign., Geh. Regierungsrat, Professor, Unterdirektor des botan. Gartens und botan. Museums zu Berlin, in Dahlem bei Berlin, Altensteinstr. 4. Ursprung, Dr. Alfred, Professor der Botanik an der Universität in Freiburg (Schweiz), Botanisches Institut. Vüchting, Dr. H. von, Professor der Botanik an der. Universität und Direktor des botanischen Gartens in Tübingen. Vogl, Dr. August E., Ritter von Fernheim, Hofrat und Universitäts- professor in Wien VII, Josefstátter Str. 35. Voigt, Dr. Alfred, Professor, Assistent am botanischen Museum in Ham- burg VIL Bei dem Besenbinderhof 52. Volkart, Dr. A., Assistent an der eidgenóssischen Samenkontrollstation in Zürich. V, Hochstr. 99. Volkens, Dr. Georg, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität und Kustos am botanischen Museum in Dahlem bei Berlin, Königin Luise-Str. 6/8. Voss, Dr. W., Oberlehrer in Marne (Holstein). Votsch, Dr. Wilhelm, Oberlehrer in Delitzsch, Eilenburger Str. 58. Wächter, Dr. Wilhelm, Assistent des pflanzenphysiologischen Instituts der Gürtner-Lehranstalt zu Dahlem, in Steglitz, Florastr. 2 B. Wager, Harold, Inspector of Seience Schools for the Science and Art Department in London, in Leeds, England, Horsforth Lane, Far Headingley. Wagner, Dr. Adolf, Privatdozent der Botanik an der Universität und Assistent am botan. Institut in Innsbruck, Mühlau, Villa KLOTZ. Warburg, Dr. 0., Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität, Lehrer am orientalischen Seminar in Berlin W., Uhlandstr. 175. *Weber, Dr. C. A., in Bremen, Friedrich-Wilhelmstrasse 24. Weberbauer, Dr. A., Leiter der Versuchsanstalt für poenae in Vicloria (Kamerun). (88) Mitgliederliste. Wehmer, Dr. C., Professor, Dozent an der Technischen Hochschule in Hannover, Callinstr. 12. Wehrhahn, W., Lehrer in Hannover, Asternstr. 29. Weis, Fr., Professor der Botanik an der Landwirtschaftl. Hochschule in Kopenhagen. Weiss, Dr. Fr. E, Professor der Botanik und Direktor des Botanical Laboratory of the Owens College in Manchester. Weisse, Dr. Arth., Gymnasialoberlehrer in Zehlendorf bei Berlin, Anna- strasse 11. Went, Dr. F. A. H. C., Professor der Botanik und Direktor des botan. . Gartens in Utrecht (Holland). Wettstein, Dr. Richard, Ritter von Westerheim, Professor und Direktor des botan. Gartens und Museums der Universität Wien, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Herausgeber der Österröichiäches botan. Zeitschrift, in Wien III, Rennweg 14. Wiedersheim, Dr. Walter, in Grötzingen (Baden), Kirchstr. 1. Wieler, Dr. A., Professor, Dozent für Botanik an der Technischen Hochschule in Aachen, Nizza-Allee 71. Wiesner, Dr. Jul, Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Wien IX, Liechtensteinstr. 12. Wilhelm, Dr. K., Professor der Botanik an der Hochschule für Boden- kultur in Wien XIX, Hochsehulstr. 17 (Türkenschanze). Wilson, William Powell, Direktor of the Philadelphia Commercial Museum in Philadelphia (U. S. A.) Winkelmann, Dr. J., Professor, in Stettin, Pölitzer Str. 85, III. Winkler, Dr. Hans, Profestor der Botanik an der Universität in Tübingen, ` Waldhàuserstr. 13. Winkler, Dr. Hubert, Privatdozent der Botanik an der Universität, Assistent am botanisehen Garten in Breslau. Wirtgen, Ferd., Rentner in Bonn, Niebuhrstr. 55. Wittmack, Dr. L, Geheimer Regierungsrat, Professor an der Land- wirtschaftlichen Hochschule und an der Universität, Berlin N., ‚Platz am Neuen Tor 1. Wolff, H., Tierarzt in Berlin, Warschauer Strasse 57. Wortmann, Dr. J., Professor, Direktor der Versuchs- und Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rh, Wunschmann, Dr. E., Professor, in Friedenau bei Berlin, Schmargendorfer Strasse 26, Gartenhaus, III Tr. Zacharias, Dr. E, Professor der Botanik, Ditektor des botanischen ; Gartens in oaen: Sophienterrasse 15a: Dr. A., Leiter der botanischen Abteilung des natur- (histor. Hofmuseums in Wien I, Burgring 7. Mitgliederliste, i (89) Zander, A., Oberlehrer am Bismarck-Gymnasium in Halensee bei Berlin, Westfülische Strasse 59, III. Zenetti, Dr. Paul, Professor am Lyceum in Dillingen a. D. Zimmermann, Dr. Albrecht, Professor, Botaniker an der Biologischen Station Amani, Poststation Tanga (Deutsch-Ostafrika). Zopf, Dr. W., Professor der Botanik an der Universität und Direk- tor des botanischen Gartens in Münster i. W., Wilhelmstr. 2a. Zürnig, Dr., Assistent am pflanzenphysiologischen Institut in München, Josefplatz 9. Verstorben. Aderhold, Dr. Rudolf, Geh. Regierungsrat, Direktor der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem bei. Berlin. Verstarb am 17. März 1907. Buchenau, Dr. Franz, Realschuldirektor a. D. in Bremen. Verstarb am 28. April 1906. Ellis, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Botanischen Gesell- Mykologe in Newfield, N Y. (U.S. A.) Verstarb am 30. Dezember 1905. Hegelmaier, Dr. Fr., Professor der Botanik in Tübingen. Verstarb am 26. Mai 1906. Holzner, Dr. G., Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie in Weihenstephan. Verstarb am 18. Februar 1906. Kjellman, Dr. G. R., Professor der Botanik an der Universität in Upsala, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Botanischen Gesell- schaft. Verstarb im April 1907. Kraskovits, Guido, in Wien. Verstarb im März auf Ceylon. Kuntze, Dr. Otto, in San Remo. Verstarb am 28. Januar 1907. Oudemans, Dr. C. A. J. A., emeritierter Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Amsterdam. Verstarb am 29. August 1906. Pfitzer, Dr. F., Geheimer Hofrat, Professor der Botanik an der Uni- versität Und Direktor des Botanischen Gartens in Verstarb am 3. Dezember 1906. Rostrup, E, Lector an der Landbauhochschule in Kopenhagen. Verstarb am 16. Januar 1907. Ward, Marshall H., D. Sc., F. R. S., Professor der Botanik an der Uni- versität in Cambridge ( (England): Verstarb am 26. August 1906. Register zu Band XXIV. I. Gescháftliche Mitteilungen. Seite Bing vom 26. Jannar 1906. canre ea a 1 mW ue 38 Februar 1908. ooo oo coros aus DSL 55 "Me Tes 90 Mir 108.5 ca Ge une ox ee dre DA 123 SREE O SAVA 0B, u, ucl VIO. T. vw 185 Sitzung vom 25. Mai Reue. DUE ea alt IRA 207 DEGERE vom 29: JANE TON 0 0 gang 218 PI Ton-37, Juli 1906 una. en, 353 MEE vom. 26: Oktober 1906 -n -en u 407 Bu toni 30. Noyambar 19006, raso aa a a 1251 477 en THEM hr a ee 535 Bericht über die am 5 Juni 1906 in Marburg in Hessen abgehaltene dreiund- zwanzigste Generalversammlung s; s is oo no css (1) Rechnungsablage für das Jahr 1905 (Anlage I) .... cc (9) Dann. ee Be eg (11) Forzaichme dar Pilanzomamor. o ee en (55) Mitgliederliste. a ...:, o8 Vau LC UIN DO, VOTOS (66) 2. Wissenschaftliche Mitteilungen. a) In der Reihenfolge der Veróffentlichung geordnet. I. Sitzungsberichte. l. N.Gaidukov, Die komplementäre Adaptation bei Porphyra und Phormidium — 1 2. M. Móbius, Über nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der a NR V serio. Robes vob. ATRIIS een 5 9. W. Figdor, Über Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium. (Mit MA LS LS a t... LI. VAL 13 4. Hermann Dingler, Über das herbstliche Absterben des Laubes von Carpinus Betulus an geschneidelten Bäumen. . . cc cn 17 5. J. Stoklasa, Über die chemischen Vorgänge bei der Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. (Vorläufiger Ba na 22 39 =.” h2 pt -— Register. P. Sorauer, Die mechanischen Wirkungen des Frostes. (Mit Tafel II) . Alfred Fischer, Über Plasmoptyse der Bakterien. (Mit Tafel 1II) . . F. Brand, Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. (Mit Tafel IV) . F. Heydrich, Die systematische Stellung von Actinococcus Kütz. (Mit RM V) -- unio mare de v: ordi & AS torum o ND . K. Miyake, Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta. (Mit Tafel VD . G8. Tischler, Über die Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Bryosia-Bastard. ' (Mit Tafel VII). . =... 6% ss wu ied S d . W. Palladin, Bildung der verschiedenen NEN in Abhängig- keit von dem Entwicklungsstadium der Pflgson i iiot BN A . N. Gaidukov, Über Untersuchungen mit Hilfe ee Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF. (Vorläufige Mitteilung) . 2... : 2 2 2 2 2 200 . Rud. Aderhold, Zur Frage der Wirkung des Kupfers auf die Pflanze. . . Otto Appel, Zur Kenntnis des Wundverschlusses bei den Kartoffeln. (Mit Ele DD)... 208 13s duros» UUCI VICINO ua . F. 6. Kohl, Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren . . . . . .. . T. Krasnosselsky, Bildung der Atmungsenzyme in verletzten Zwiebeln von Allium Cepa, (Mit einer Abbildung ..............- . Alexander Zahlbruckner, Lindauopsis, ein neuer Flechtenparasit. (Mit TEM A) So eW ioo ooo ow eo een Cl wow ok aM Tr x S . L. Marehlewski, Über die chemischen Beziehungen zwischen Blatt- und BUE vo Aa doro X XE a» (a sod E . H. Paul, Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose. (Vorläufige Mit- MM. (i.e er IRA Roxio (ue abu dcus ceca S . N. Gaidukov, Weitere Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF. (Vorläufige Mitteilung) . . . i . . . . awns eski . €. Correns, Ein Vererbungsversuch mit Dimerphotheca pluvialis. (Mit ser Abbildung)... d ooo oO e ey od rin DEDE IRUR S €. Correns, Das Keimen der beiderlei Früchte der Dimorphotheca pluvialis. (Mit einer Abbildung) i 4 06 2a, u u u aa H. Harms, Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. (ME Tafel ZEN: 5:3 nou a Er a lae CUERO S Ernst Lehmann, Zur Kenntnis der Grasgelenke. . . . . .. ... 0. . L. Diels, Blattrhizoiden bei Drosera. (Mit Tafel XIII) . .. ou.. . N. Gaidukov, Über die en Eigenschaften der Proto- am (Mit zwei Figuren im Text) . ..... «err nee A. Burgerstein, Zur i gamin der Holzanatomie pies Coniferen . . E. Ewert, Zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanz PER a : Loew, Der Saisondimorphismus von Typha minima Fun . Arthur Meyer, Über ALFRED FISCHER's Plasmoptyse der Bakterien. Werner Kegel, Varicosporium Elodeae, ein Wasserpilz mit auffallender Konidienbildung. (Mit drei Abbildun gen) io. xU RON Miu. IAN HN . A. Ursprung, Über den Bewegungsmechanismus des Trichia- Capillitiums F. G. Kohl, Die assimilatorische Funktion des Karotins und das zweite Assimilationsmaximum bej F. (Mit einer Abbildung). . . s - * «> . A. Möller, Mykorhizen und —— Fue. pos (oe Dev . M. Tswett, Zur Ultramikroskopie.. . 4» « «ttt nt rn M. Tswett, Zur Kenntnis der Phetephysoeafürtaisdi Mer 1919 art 41. A. Schulz, Das Blühen von Stellaria pallida (Dum) . . vr... (92) Register. Ernst Küster, Über den Einfluss wasserentziehender Lósungen auf die Lage der Chromatophoren. (Vorläufige Mitteilung) (Mit zwei Abbildungen) . Bruno Schröder, Zur Charakteristik des Phytoplanktons temperierter Mino ninie cue. a SUM) oa LC UE Ad ORDER e . W. Zopf, Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. (Mit einer Abbildung) W. Palladin und S. Kostytschew, Anaörobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen. (Vorlàufige Mitteilung) . W. Zaleski, Über die Rolle der Enzyme bei der Umwandlung mé ere Phosphorverbindungen in keimenden Samen. (Vorläufige Mitteilung). . . W.Zaleski, Zur Frage über den Einfluss der Temperatur auf die Eiweiss- zersetzung und Asparaginbildung der Samen wührend der Keimung . . . A Burgerstein, Zur Holzanatomie der Tanne, Fichte und Lärche . . . . Otto Saame, Über Kernverschmelzung bei der karyokinetischen Kern- teilung im protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Fritillaria MM QUE TUN BIN) s ai a a a ne ee 50. A. Schulz, Die Bewegungen der Staubgefässe und Griffel sowie- der Perianthblätter der einheimischen Alsinaceen-Arten während des Blühens 51. M. Tswett, Physikalisch chemische Studien über das Chlorophyll. Die ANDE TUS vr no. auch ae aa 52. Leo Peters, Zur Kenntnis des Wurzelbrandes der Zuckerrübe . . . . - 53. Reinhold Euker, Zum Leitbündelverlaufe von Qoiíéalnbia majalis ` L. DETULIT. QU a REN 54. Arthur Meyer, Notiz über eine die supramaximalen Tötungszeiten be- treffende Gesstamässigköit ...... E a a eS A 55. Franz Muth, Über die Verwachsung der Seitentriebe mit der Ab- stammungsachse bei Salvia pratensis L., sowie über einige andere terato- logische Erscheinungen an derselben. (Mit Tafel XVI). ... -> 56. 6. Haberlandt, Ein experimenteller Beweis für die Bedeutung der papillösen Laubblattepidermis als Lichtsinnesorgan. . . . . s- ->> 57. V. Grafe und K. Linsbauer, Über. die wechselseitige Beeinflussung von Nicotiana Tabacum und N. a affinis bei der Pfropfumg . . . . - - « « -* 58. A. Schulz, Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen TINI. 1. 2D. te u sau I Ian e cad d 59. €. Wehmer, Die Bildung freier Oxalsäure durch Aspergillus niger. (Mit aaa XVID. -i V. eod Univer. RC EL ui luo damos JUN 60. M. Tswett, Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. An- wendung auf die Chemie des Chlorophylls. (Mit Tafel XVIII). . . - - 61. W. Ruhland, Über Arabinbildung durch Bakterien und deren Beziehung sum Gummi der Amygdalem. 55... uo aU» REN m 62. P. Magnus, Über eine Erkrankung des Weinstockes . . . . . « -> 63. E. Palla, Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. (Mit Tafel XIX). 64. R. Ewert, Die Parthenokarpie der Obstbäume. (Vorläufige Mitteilung). 65. Erwin Baur, Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen und über einige analoge Erscheinungen bei Ligustrum und Pbi esi ie ac dut ON ea Late e V ei ORE H. Lindemuth, Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffel- knollen infolge von Transplantation und über die Grenzen der Ver- wachsung nach dem Verwandtschaftsgrade. . . .... . er rer A Über die Entwi iwitkelungogeochiéhté der gegenwürtigen xe gamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands . . . . - - Seite 255 295 303 316 323 414 416 1. S. Kostytschew, Zur Frage über die Wasserstoffausscheidung bei der eger du Banenpihbin ua gem sob een imc A. Schulz, 444 ER EBBES $5 8 Register. . A, Ernst, Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodi- flora (L.) Grtn. (Mit drei Abbildungen im Text). . . . . 2.2 aiar Sia C. ree Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiöcischen EREMO SV... M3 utu AE. V APESUCE NA P. Haris Auftreten eines m Rostpilzes auf einer neuen aus Amerika eingeführten Wirtspllanze . < ........... 288... Ludwik Garbowski, Re und Abrundung bei Vibrio Proteus. QUE TMM XJ)... os urn Helene Krünzlin, Über das Dickenwachstum der Palme Euterpe oleracea. ANN Wer Abbildungen tá Tex) ca vare dret sea don E A. Ursprung, Über die Dauer des primären Dickenwachstums. (Vor- D DI. vo oen A ORTAUR ON INT WO DE ros dinde A. ROMAE: eu zur Erklärung des exzentrischen Dickenwachstums NMOEMBEENEN o. ul 4... rho IM ur E F. E. Weiss, Die Blütenbiologie von Mercurialis. (Mit zwei Figuren im TED. Go SERERE A 1 QA $57 ew Voie cede eiat d H. C. Schellenberg, Über Sclerotinia Coryli, (Mit Tafel XXI). . . .. . A. Sehulz, Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwürtigen phanero- gamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. . . . . . . . . .. Ernst Küster. Normale und abnorme Keimungen bei Fucus. (Mit einer BENE UM TED. v Loco oH kon EEUU En B. Nömee; Über inverse Linkin. . u. u.a o orn L.Merdlewski, Zur Abwehr eaea RR Roo bte ee E. Lemmermann, Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen . . . ... E. Jahn, Myxomycetenstudien. (Mit Tafel XXII) . . . . . . . . . Julius Stoklasa, Adolf Ernest und Karl Chocensky, Über die anaérobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme Fr. Tobler, Zur Biologie der Epiphyten im Meere. . . . . . . . . .- Friedrich Hildebrand, Über drei zygomorphe männliche Blüten bei einer Begonie. (Mit drei Figuren im Text)... ... «nnn Friedrich Hildebrand, Über die Fruchtstiele der Cyclamen-Arten. . A. Sehulz, Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwürtigen "pine rogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. (Mit einer Karte) W. Zopf, Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. Gn Taer BAHN. ..... s. 44. onvoreualatutt xu Pt 90. N. Gaidukov, Ultramikroskopische Untersuchungen der Stärkekörner, Zell- Ne) m $ 93: membranen und Protoplasten. . e > .. err t nt ng . A. Nestler, Die Rinnenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. MEN I | uu. vei en achte Eduard Strasburger, Zu dem Atropinnachweis in den Kartoffelknollen . Werner Magnus und Hans Friedenthal, Ein experimenteller Nachweis natürlicher Verwandtschaft bei Pflanzen. . . . . e «ce II. Generalversammlung. P. Claussen, Über neuere Arbeiten zur etes enden der Ascomyceten. (Mit 8 Textabbildungen . . > =- «c: cc F. G. Kohl, Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion . . . . . (93) Seite 598 (94) Begláter: b) Alphabetisch nach den Autoren geordnet. Seite Aderhold, Rud., Zur Frage der Wirkung des Kupfers auf die Pflanze . . . 107 Appel, Otto, Zur Kenntnis des Wundverschlusses bei den Kartoffeln. (Mit FLE NIV RAO Ed Y cix dri E s 118 Baur, Erwin, Weitere Mitteilungen über die infektióse Chlorose der Malvaceen d über einige analoge Erscheinungen bei Ligustrum und Laburnum 416 Brand, F., Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. (Mit Tafel IV) 64 id Sig ee Au Zur Holzanatomie der Tanne, Fichte und Lärche... . . 295 s der Holzanatomie einiger Coniferen . . . . . . .. . . .. 194 Chocensk f, Karl, siehe STOKLASA, Claussen, P., Über neuere Arbeiten zur Entwicklungsgeschichte der Ascomyceten. (Mit 8 Textabbildungen). . . o . ... . .. ... (11) Correns, C., Das Keimen der beiderlei Früchte der Dimorphotheca pluvialis. Rn. ES E. LI -174 — Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiócischen Pflanzen 459 — Ein Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. (Mit einer Abbildung) 162 Diels, L., Blattrhizoiden bei Drosera. (Mit Tafel XIII) . . . . . . . . .. 189 Dingler, Hermann, Über das herbstliche Absterben des Laubes von Carpinus Betulus an n Mrs ceca A agp C Tu. d Wi C 17 Ernest, Adolf, siehe STOKL Ernst, A., Das Keimen "m Suerrin Früchtchen von Synedrella nodiflora (L.) Grin. (Mit drei Abbildungen im Text). . . . .. 2.2.2... 450 Euker, Reinhold, Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. (Mit Lon icuc xim OM MEME MI PEL LE ir aue i Mp 330 Ewert, R., Die Parthenokarpie der ee (Vorläufige Mitteilung). 414 — Zur Frage der Kupferwirkung auf die Pflanze . .. .........-. 199 Figdor, W., Über Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium. (Mit PD... a RT a N 13 Fiseher, Alfred, Über gene dg der Bakterien. (Mit Tafel TID). . . . - 55 Friedenthal, siehe W. MAG Gaidukov, N., Die bendi: Adaptation bei Porphyra und Phormidium 1 — Über die ultramikroskopischen Eigenschaften der Protoplasten. cues zwei Tipus db Tab o1. PIS CDI STET QUEE 192 — Über Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF. ope MEINE 0-7... V. CTI 107 — Ultramikroskopische Untersuchungen der Stürkekórner, Zellmembranen und ETCTLSESTY./reresqiuvqid dis 580 — Weitere Untersuchungen mit Hilfe des Ultramikroskopes nach SIEDENTOPF. Vorläufige Mitteilune) <: ko cos. zio. 155 Garbowski, Ludwik, Pläsmöptyse nd: Abrtiiding bei Vibrio f (Mit AU EEUU a a a T 477 Grafe, V., und Linsbauer, K., Über die VécliseloMiqe Beeinflussung von Nicotiana Tabacum und N. affinis bei der Pfropfung . .. . ..- 366 Haberlandt, 6., Ein experimenteller Beweis für die Bedeutung der papillösen Laubblattepidermis als Lichtsinnesorgan .. ... 2:2... 361 Harms, H., Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee, (Mit NE AMI. a ees nn Te EN Cuebec MM 177 Heydrich, F., Die systematische Stellung von p Worms Kütz. (Mit Tafel V) 71 Hildebrand, Friedrich, Über die Fruchtstiele der Cyclamen-Arten . . . - - 559 = Über drei zygomorphe männliche Blüten bei einer Begonie. drei Figuren im ee so. 4 br er o e o» WM. ov Register. bei den Samenpflanzen. (Vorlàufige Mitteilung). .. +» + + +» Seite Hildebrand, Friedrich, Über eine eigentümliche Ersatzbildung an einem g von Cyclamen Miliarakisii und einem anderen von Cyclamen ereticum, : (Mit, einem Holzschnitt) ..... 4... 4. 4e ers 39 Jahn, E., Myxomycetenstudien. (Mit Tafel XXII). . . .. ...... 538 Kegel, Werner, Varicosporium Elodeae, ein Wasserpilz mit auffallender Konidienbildung, (Mit drei Abbildungen). . . .. . . . ur... 218 Kohl, F. 6., Die assimilatorische Funktion des Karotins und das zweite Assimilationsmaximum bei F. (Mit einer Abbildung) . . . . ... 222 — Die Farbstoffe der Diatomeen-Chromatophoren . . . s es ..-.-...-* 124 — Kohlensäure-Assimilation und Chlorophyllfunktion. . . . . . s . . sà (89) Kostytschew, S., Zur Frage über die Wasserstoffausscheidung bei der Atmung ar Bameéeplanzet-... e o see crew ee 436 — siehe IN Kränzlin, Helene, Über das Dickenwachstum der Palme Euterpe oleracea. vier Abbildungen im Text)... - «rr rne 483 Krasnosselsky, T., Bildung der Atmungsenzyme in verletzten Zwiebeln von Allium Cepa. (Mit einer Abbildung)... . e ss ss sso > 134 Küster, Erst, Normale und obnorme Keimungen bei Fucus. (Mit einer Ab- NE DAD s ne a. roo nomm a Sa 522 — Über dei Einfluss wasserentziehender Lósungen auf die Lage der Chro- matophoren. (Vorlàufige Mitteilung.) (Mit zwei Abbildungen) . 255 Lehmann, Ernst, Zur Kenntnis der Grasgelenke . . . rer rer 185 Lemmermann, E., Beitráge zur Kenntnis der Planktonalgen. . . . o>. 535 Lindemuth, H., Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffel- knollen infolge von Transplantation und über die Grenzen der Ver- wachsung nach dem Verwandtschaftsgrade . . . rer. > 428 Linsbauer, siehe GRAFE. oew, E., Der Saisondimorphismus von Typha minima funk. bu v 204 Magnus, P., Auftreten eines einheimischen Rostpilzes auf einer neuen aus Amerika eingeführten Wirtspflanze. . . . e s e ec snoert 412 — Über eine Erkrankung des Weinstockes. . . «rennt Magnus, Cota und Friedenthal, Hans, ar —Ó Nachweis ürlicher Verwandtschaft bei Pflanzen . . . er. GA dicen L., Über die chemischen Duichiiqus aieo. Blatt- und etubitelt 4. EEE M YS 146 ur Abwehr 2. 27.1 2 e EEE ER NONO DN CE 534 Meyer, hen Notiz über eine die supramaximalen Tötungszeiten betreffende sem ee ee 340 — Über ALFRED FISCHER’s Plasmoptyse der Bakterien . . e e e s= * * * 0 Miyake, K., Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta, (Mit Tafel VI) . 18 Möller, A., Mykorhizen und Stickstoffemährung. . . - «+ er. ++ Muth, Franz, Über die Verwachsung der Seitentriebe mit der Abstammungs- achse bei Salvia pratensis L., sowie über einige andere teratologische i Erscheinungen an "PS Mit Tarl XYD < «9 Hr 0» - © 353 Němec, B., Doa aroe Tinkion . » sur nn aeaa i a uu 528 Nestler, A., Die Rinnenbildung p der Aussenepidermis der Paprikafrucht. RONDE |... or eto T. 589 Palla, E., Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile, (Mit Tafel XIX) . . 40 porci Ma Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme in Abhängigkeit em Entwicklungsstadium der Pflanzen. . . . - - - 9i — und ee S., Anaérobe Atmung, Alkoholgärung und Acetonbildung s (96) * Register. ART S Paul, H., Zur Kalkfeindlichkeitsfrage der Torfmoose. (Vorläufige Mitteilung.) Peters, Leo, Zur Kenntnis des Wurzelbrandes der Zuckerrübe . . . .. . -» Rosenberg, 0., Über die Embryobildung in der Gattung Hieracium. (Mit TELE. 0.2. c. oL. QI rc. I US T FREU. eate Ruhland, W., Über Arabinbildung durch Bakterien und deren Beziehung zum ummi der AmygdaloeB. ooo i 05e 2 V. Se UST o Saame, M Über Kernverschmelzung bei der karyokinetischen Kernteilung m protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Fritillaria Miss OI Tabl AIMO S oS oir IAN Re Schellenberg, H» C., Über Sclerotinia Coryli. (Mit Tafel XXI). . . . . . . Schröder, Bruno, Zur Charakteristik des Phytoplanktons temperierter Meere Schulz, p: Nm zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanero- — pas Blühen : von Stellariá pallida (Dum): . ... .:.. oes — Die e der Staubgefüsse und Griffel sowie der — einheimischen Alsinaceen-Arten während des Blühens . . . . . — Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen eod Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. . . . . . 222er 00. — Über is Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora Pflanzendecke Mitteldeutschlands . . .......-....- — Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. (Mit einer Karte) . . . . - Sorauer, P., Die mechanischen Wirkungen des Frostes. (Mit Tafel II). . . Stoklasa, J., Über die chemischen Vorgänge 'bei der Assimilation des elementaren Stickstoffes durch Azotobacter und Radiobacter. (Vor- Bagger DAMM... o oor ow oec a Cra cas c oT COSE al — Ernest, Adolf, und Chocensky, Karl, Über die anaërobe Atmung der amenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme . . . Strasburger, Eduard, Zu dem Atropinnachweis in den Kartoffelknollen. Tischler, &, Über die Entwicklung der Sexualorgane bei einem sterilen Drynte-Hastard. (Mit Tail VII) Vue osos eret Tobler, Fr., Zur Biologie der Epiphyten im Meere . . . . . . . 2. .0* Tswett, M., Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. Anwendung auf die Chemie des Chlorophylls. (Mit Tafel XVIII)... . . . - - — Physikalisch chemische Studien über das Chlorophyll. Die Adsorptionen . — Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe — zur Ulbedkteskople 007 2 Laon a Reo vL IUS Rate e Ursprung, A., Beitrag zur Erklärung des exzentrischen Dickenwachstums an K — Über den Bewegungsmechanismus des Trichia-Capilli nins en — Über die Dauer des primären Diekenwachstums, (Voritulige Mitteilung) . Wehmer, > Die Bildung freier Oxalsäure durch Aspergillus niger. (Mit ERATIS 1201.1 NEN S PII O in Weiss, is "m Die Blütenbiologie von Mercurialis. (Mit zwei Figuren im Text) Wiesner, J., Zur Laubfallfrage. (Bemerkungen zu H. DINGLER's Abhand- lung: ,Versuche und Gedanken zum herbstlichen Laubfall*) . €— Alexander, Lindauopsis, ein neuer Flechtenparasit. nit C ZEN onc dom op boe a Rc eai: Mc Ri | Zaleski, W., po die Rolle der Enzyme bei der Umwandlung organischer s rverbindungen in keimenden Samen. (Vorläufige Mitteilung) 512 UM TUTTO MITTESM TNR RR ERE EPI E MT E NA Register. (91) Seite Zaleski, W., Zur Frage über den Einfluss der Temperatur auf die Eiweiss- zersetzung und Asparaginbildung der Samen während der Keimung 292 Zopf, W., Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. (Mit Ta fel Verzeichnis der Tafeln. Tafel I zu W. Figdor, Über Regeneration der Blattspreite bei Scolopendrium. Erklärung im Text, S. 13—16. Tafel II T P. Sorauer, Die mechanischen Wirkungen des Frostes. Erklürung im t, S. 49—04. Tafel III zu A. Fiseher, Über Plasmoptyse der Bakterien. Erklärung auf S. 62, Tafel IV zu F. Brand, Über die Faserstruktur der Cladophora-Membran. Erklürung auf 8.70. Tafel V zu F. cipis Die systematische Stellung von Actinococcus Kütz. Erklärung auf S. T Tafel VI zu K. Miyake, Über die Spermatozoiden von Cycas revoluta. Erklärung auf S. 85. Tafel un zu G. Tisehler, Über die Entwicklung der Sexualorgane bei einem erilen Dryonia-Bastard. Erklärung auf S. 96. Tafel vir m W. Palladin, Bildung der verschiedenen Atmungsenzyme in Ab- üngigkeit von dem Entwicklungsstadium der Pflanzen. Erklärung S. 107. Tafel IX zu um Appel, Zur e des Wundverschlusses bei den Kartoffeln, ürung im Text, S 22 Tafel X zu Alexander rr. Lindauopsis, ein neuer Flechtenparasit. Erklärung auf S. 1 Tafel XI zu 0. Rosenberg, Über die Embryobildung in der Gattung Hieracium. lärung auf S. 161. Tafel XII zu H. Harms, Über Heterophyllie bei einer afrikanischen Passifloracee. Erklärung im Text auf S. 177—184. Tafel XIII zu L. Diels, Blattrhizoiden bei Drosera. Erklärung auf S. 191. Tafel XIV zu Otto Saame, Über Kernverschmelzung bei der karyokinetischen Kernteilung im protoplasmatischen Wandbelag des Embryosacks von Fritillaria imperialis. Erklärung im Text auf S. 300-308. Tafel XV zu Reinhold Euker, Zum Leitbündelverlaufe von Convallaria majalis L. ärung im Text auf S. 330—359. Tafel XVI zu Franz Muth, Über die Verwachsung der Seitentriebe mit der Ab- stammungsachse bei Salvia pratensis L. Erklärung im Text auf 358 — 360. Tafel XVII zu €. Wehmer, Die Bildung freier Oxalsäure durch Aspergillus niger. Erklärung auf S. 384. Tafel pe zu M. Tswett, Adsorptionsanalyse und chromatographische Methode. A auf die Chemie des Chlorophyll.. Erklärung im Text auf Hi S. vin Tafel XIX zu E. Palin Über Zellhautbildung kernloser Plasmateile. Brem auf S. 414 Tafel XX zu Ludwig Grabowski, Plasmoptyse und Abrundung bei Vibrio Proteus. Erklärung im Text auf S. 477—483. Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXIV. —— (7) (98 ) Register. Tafel XXI zu H. €. Schellenberg, Über Sclerotinia Coryli. Erklärung auf Tafel XXII zu E. Jahn, Myxomycetenstudien. Erklärung auf S. 541 Tafel XXII] zu W. Zopf, Biologische und morphologische Bébbichtungen an Flechten. Erklärung auf S. Tafel XXIV zu A. Nestler, Die Binsenbildung auf der Aussenepidermis der Paprikafrucht. Erklärung auf S. 598. Verzeichnis der Holzschnitte und Figuren im Text. Seite Friedrich Hildebrand, Ersatzbildung an einem Keimling von Cyclamen. N TEE 41 C.. Correns, Vererbungsversuch mit Dimorphotheca pluvialis. A. Scheiben frucht. B. Gewöhnliche Randfrucht. C. Äussere Randfrucht. 64 €. Correns, Das Keimen der beiderlei Früchte der Dimorphotheca pluvialis, Kurventafeln I und II mit graphischer Darstellung der Keim- MEME V ek (Qeon ONCE Ea a re n | ue 115 H. Harms, nen bei einer afrikanischen Passifloracee. Blütenbau Eee ea te 82 N. Gaidukor, Direnak oak apishe Eigenschaften der Protoplasten. Fig. 1 ka capu Wc P LE INE a or D ES Ls 95 Werner Sena. Varicosporium | Elodeae, ein Wasserpilz mit auffallender ; Konidienbildung. Fig.1—3 .. .. . 2m cn... 215 F. G. Kohl, Assimilatorische Funktion des Karotins. Fig. a, b und c. ... 9295 Ernst Küster, Einfluss wasserentziehender Lösungen auf die Lage der Chromatophoren. Fig.1. Einfluss einer 10prozentigen Rohrzucker- lösung. Fig. 2. Zelle nach Übertragung aus Rohrzucker (10 pCt.) in ind a a ee 257 W. Zopf, Zur Kenntnis der Sekrete der Farne. Fig. 1. Aus Äther aus- kristallisierte Formen des Gymnogrammens. . . .. 2.2.2.2... 267 A. Ernst, Das Keimen der dimorphen Früchtchen von Synedrella nodiflora (L.) Grtn. Fig. 1. Synedrella. A. Scheibenfrüchte mit zwei, drei oder vier borstenartigen Fortsützen. B. Geflügelte Randfrüchte . . . . . 451 Fig. 2. Graphische Darstellung der Keimungsversuche mit Rand- "sud BONMEDBEDUNME.. o0 E Rus totes 458 Fig. 3. Graphische Darstellung eines 2 elg Keimungsversuches . 458 Helene pe Dickenwachstum von Euterpe acea. 1 und 2, Leitbündelquerschnitte . .. ......-.---*-* 485 Fig, 5. leiadelqueaw EE, oue o. ann ee 486 Fig. 4. cmt Darstellung der Grössenzunahme des Gefüss- ee i 5. 075 2 khoe e en LEE NUM. mre n 488 Ernst Küster, Normale und Med Keimung bei Fucus . . . . 025 Friedrich Hildebrand, Drei zygomorphe münnliche Blüten bei einer r Begonle 558 A. Sehulz, Entwicklungsgeschichte der gegenwürtigen pecu Flora —— Mitteldeutschlands. Karte des Saale-Unstrut-Gebietes . : . . . - - 560 Claussen, Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten (Sammelreferat) . (11) S. 511. Register. (99) Übersicht der Hefte. Heft 1 (S. 1—54) ausgegeben am 21. Februar 1906. Heft 2 (S. 55—122) ausgegeben am 28. März 1906. Heft 5 (S. 123—184) ausgegeben am 25. April 1906. Heft 4 (S. 185—206) ausgegeben am 23. Mai 1906. Heft 5 (S. 207—272) ausgegeben am 27. Juni 1906. Heft 6 (S. 203—352) ausgegeben am 25. Juli 1906. Heft 7 (S. 555—406) ausgegeben am 12, August 1906. Heft 8 (S. 407—476) ausgegeben am 28. November 1906. Heft 9 (S. 471—232) ausgegeben am 27. Dezember 1906. Heft 10 (S. 533—608) ausgegeben am 24. Januar 1907. Generalversammlungsheft (Schlussheft) [S. (1)—(100)] ausgegeben am April 1907, Berichtigungen. Seite 1 oben lies „Vorsitzender: Herr S. SCHWENDENER“ statt „Vorsitzender: Herr KNY » ” L. Seite i Zeile " von oben setze statt „auch“ die Worte „dass sie hingegen“. 12 und 13 von oben ersetze die Worte „weit mehr oder weniger tief auch entfernt von der Peripherie“ durch „auch mehr oder weniger weit entfernt von der Peripherie“. 12, „ 1 von oben lies „bestätigte“ statt „bestätige“. 49, E 8 von unten streiche die Worte ,mit dem*. 135, ., 0O von oben lies „aktiviert“ dd. ütherisiert*. 195, , 19 von oben lies ebenfalls aktiviert: statt „ätherisiert“. 196, . 18 von oben lies „Gesetzmässigkeit“ statt n 195, 75 1 von unten setze „Portion c^ statt „Porti i 199, ., 18 von oben setze „20 cem H,O, ke H Dy statt „20 cem H,0,“. 140, „ $8 von unten setze ,POLOWZEW* s „POLAWZEW“. 409, „12 von oben setze „bestimmen“ eher 406, 12 von oben setze „ramealis“ statt Ber. 439 fehlt iier p zweiten Gasanalyse die Angabe CO, = 11,58 die H,= 00 , N,= 8847 „ 441 muss es in dem gesperrt gedruckten Satze unter der letzten Gasanalyse heissen: „dass bei der Atmung mannitführender Samenpflanzen keine Wasserstoffbildung stattfindet“ statt „dass... . eine Wasserstoff bildung 460, Zeile 19 von oben setze „II, S. 458“ statt „I, S. 458%. 467 muss es in Tabelle 4 in der ersten Kolno unter UI Generation* heissen , i und schwach I Q* statt „Q und schwach 99 *. 468 muss in Tabelle 5 in der letzten Kolumne die Gesamtzahl bei Versuch Nr. 9 die Zahl „37“ statt „34* gesetzt werden. 475 ist E der untersten Zeile der Textanmerkung das Wort „Frage“ aus- 519, Zeile or von oben setze „vielleicht ostwärts nicht“ statt „vielleicht ost- wärts, nicht“; das Komma muss fortfallen. (100) Seite 569, Zeile 18 von oben setze „lebten, meist“, statt „lebten: meist“. „dieser“ 570 0, ?*? 599, . 600, ;; 600, 600, „ Register. n oben setze „diesen“ statt 5 die Textes von unten lies „Eigenschaft“ statt „Eisenschaft“. S von oben lies „Scrophulariaceen“ statt „Scrophularieeen“. 15 des Textes von unten lies „Salpiglossideae“ statt „Salpiglonideae“, 12 des Textes ren unten lies „Blütenmerkmalen“ statt „Blüten- merkinalen 1 d Textes von unten lies „Plasmaverbindungen“ statt „Plasmar- indungen*. erbi 600 ]ies in der letzten Zeile von Anm. 2 „eingehende“ statt „eingehenden“. 601, Zeile 15 im Textes von unten ist das Wort „nur“ hinter „Nicht“ einzu- 602, „ 11 n Textes von unten ist rm m Worte ,Tierblut* der neue Satz einzuleiten: „Zumal“ *, d. h. das Wort „Zumal“ einzufügen Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen adni für die Sitzungen im Jahre 1907 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geh. Rat Prof. Dr. L. Kny, Wilmersdorf bei Berlin, Kaiser:Allee 186/187, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats Abends 7 Uhr statt. DEE” Sämtliche Mitteilungen für die Berichte niten 5 cgo aeht Tage ind, dem dise vollständig vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sin 4ruckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format RER Ps — ein- e on gereicht werden. Di eilungen so. r en Umfang 8 Druckseiten nicht T (Regle 8 19 e ahme von Mitteilungen, w chtigem Deutsch abgefasst sind, — wegen der daraus entstehenden Unzuträglichkeiten beanstandet werden. e Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in ege eral lain enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu — und am Kopfe des- selben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke inel Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Nain selbst. Alle auf die Veróffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Prof. Dr. C. Müller, Steglitz bei Berlin, Zimmermannstr. 15, II. ^ unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nieht statt Vorstand und coniu der Gesellschaft für das Jahr 1907. ie Generalversammlung: Se hwendener, Prüsident; Pfeffer, Stellvertreter Für die wissenschaftlichen rue in Berlin: Kny, Vorsitzender; Baier, erster Dp Wittmack, z r Stellvertreter; [n Reinhardt, er Sehrift- ne, zweiter Schriftführer, Lindau, Schriftführer Schatzmeister: ülle nn L. Kny, O. Reinhardt, Köhne, Lindau, Ascherson, Kolkwitz, Geschäftsführender Sekretär: C. Müller. Alle Geldsen dungen, sowie die auf das Besanya der Jahresbeiträge bexüglichen Sehriftstücke, werden franko „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse die e Verlugshan —— sieht tigun; dlung, Gebr. Borntraet er, Berlin SW. 1] D. V e ler e sonstige pei In7 10 o. C. M E ‘Steglitz bei Berlin, Z om ten derabdrücke aus unseren Berich = unterliegen folgenden ke mit Um — "d 1. Jeder Autor erhält 50 Sonde mit ~ cioe b ahl vor der letzten e tellung dert erz 2. Für Mehra ehrabzüge wird, sofern die Bes jo : ERE erfolgt, die Berechnung nach N Ta K impar für jeden verwandten Bogen Papier zum : 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . : bei mehrfarbigen Tafeln für quet Farbe E Tafel mehr . 4. bei Doppeltafeln. pro Tafel mehr, 5. Buchbinderlohn für jeder bäruck : e T. JA sonde DW * wo toc . für jeden Umschlag für einen AEG Titel td it dom Uns Unschage _ falls ein solcher mes ir Verlag von Gebrüder Böpkräetjer in Berlin aed i . SW f Dessauer — 29 ete Botanicae ‚unter Mitwi ir Küng: von - al: Blakeslee (Cambridge, Mass. ), A. Guilliermond (Ly ei) JH uo iuit redigiert von Privatdozent Dr. E. Baur (Berlin) und Dr. E. Jahn n (Berlin), EotT E sind EN eits: