x “ I N Ei HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. \1ay Unchomg N ne 20, 1906. 7 ee RETTET! | ! | 1 | DE a ei i 15 DENKSCHRIFTEN DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. ERSTER BAND. ÄWIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. AKA 0424 m D:. Denksechriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften erscheinen nach Ver- schiedenheit der beiden Classen, von welchen sie ausgehen, in zwei gesonderten Reihen von Bänden. Jeder Band zerfällt in zwei Abtheilungen, deren erste den Abhandlungen der Mitglieder der Akademie gewidmet ist, die andere aber jene Original-Arbeiten von Nicht- Mitgliedern enthält, welehe der Akademie vorgelegt und von derselben der Aufnahme würdig befunden worden sind. Die Verspätung der Herausgabe der dem Publieum nunmehr vorliegenden Bände, womit beide Reihen ihren Anfang nehmen, findet in den Zeitverhältnissen , welehe kurz naeh der Eröffnung der Akademie eintraten, hinreichende Erklärung und Entschuldigung. Der Entwieklungsgang der Akademie erhellet aus den monatlichen Sitzungsberieh- ten ; diese werden dureh zeitweise Zusammenstellungen der Ereignisse den Stoff zu einer künftigen Geschichte der Akademie vorbereiten und auch die Nachweisung der Verwen- dung der Geldmittel enthalten. Eine Veränderung in der Akademie, welche bereits auf den Inhalt der Henkschriffen Einfluss nahm, verdient hier besonders hervorgehoben zu werden. Sie besteht in der mit Allerhöchstem Cabinetsehreiben vom 3. Juni 1848 genehmigten Erweiterung der Thätig- keit der Akademie durch Aufnahme der theoretischen Mediein unter die Fächer der mathematisch-naturwissenschaftlichen, dann der Philosophie und der Staatswissen- schaften unter die Fächer der andern Classe, die dem zu Folge ihre frühere Benennung M 3 IV „historiseh-philologische Classe” in die der „philosophisch-historisehen” umgeändert hat. Im Einklange damit wurde die Anzahl der wirklichen Mitglieder jeder Classe um Sechs vermehrt. Sehon vor dem wurde der Akademie gestattet, die früher festgesetzte An- zahl von 72 eorrespondirenden Mitgliedern auf 120 zu erhöhen. Ueber jede Abhandlung der Denksehriften findet sich in den Sitzungsberichten eine kurze, in der Regel von dem Verfasser herrührende Anzeige , welehe das Neue oder Wichtige der Leistung hervorhebt. Diese Berichte enthalten auch eine namhafte Anzahl anderer Aufsätze, sowohl von Mitgliedern der Akademie, als auch von Nieht-Mitgliedern : nebst den so eben genannten Drucksehriften hat die Akademie noch mehrere besondere Werke theils selbst herausgegeben , theils deren Herausgabe unterstützt, worüber das nachstehende Verzeichniss Auskunft gibt. Im Mai 1850. Druckschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.” Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften; Jahrgang 1848. 8° 5 Hefte Sitzungsberichte der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe . „, 1849. 8° 2 Bände + » philosophisch-historischen Classe . . 2 2 2.5.1849. 8° 2 Eirster Bericht über die zur Dampfschiff-Fahrt geeigneten Steinkohlen Englands. Von Sir Henry de la Beche und Dr. Lyon Plaifair. Auf Veranlassung der k. Akademie der Wissenschaften in Wien. aus den „Memoirs of the geological survey of Great Britain.” Vol. 1. P. II. übersetzt und von Ihr herausgegeben. Wien 1849; 8° Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kais. Akademie der Wissenschaften ; 8° Jahrg. 1848, 5 Hefte. Jahrg. 1849, 2 Bände. Fonles rerum austriacarum. Oesterreichische Geschichtsquellen. Herausgegeben von der historischen Commission der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Zweite Abtheilung : Diplomataria et aeta. 1. Band. Diplomatarium miscellum seculi XIII. (Urkunden zur Geschiehte von Oesterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Istrien, Tirol. Aus den Jahren 1246 — 1300. Aus den Originalien des k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archives herausgegeben von J. Chmel.) Wien 1849; 8° Auf Kosten der Akademie herausgegebene Werke: Arneth, Joseph. Die antiken Cameen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes in Wien. Mit 25 Kupfer- tafeln. Wien 1849; Fol. Diemer, JOSEPH. DEUTSCHE GEDICHTE DES XI. UND XII. JAHRHUNDERTS. AUFGEFUNDEN IM REGULIERTEN CHORHERRENSTIFTE ZU VORAU IN DER STEIERMARK UND ZUM ERSTEN MALE MIT EINER EINLEITUNG UND ANMERKUNGEN HERAUSGEGEBEN. MIT VIER NACHBILDUNGEN DER HANDSCHRIFT. WIEN 1849; 8° *) In Commission bei Wilhelm Braumüller, Buchhändler des k. k. Hofes und der kais. Akademie der Wissenschaften. VI Diesing, Car. Maur. Systema Helminthum. Volumen I. Vind. 1850; 8° Meiller, Andreas von. Regesten zur Geschichte der Markgrafen und Herzoge Oesterreichs aus dem Hause Babenberg. Aus Urkunden und Saalbüchern gesammelt und erläutert. Wien 1850; 4° Unger, F. Genera et species plantarum fossilium. Vind. 1850; 8" Unter der Presse: Arneth, Joseph. Die antıken Gold- und Silbermonumente des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes. Prokesceh-Osten. Geschichte des griechischen Befreiungskrieges. Mit Unterstützung der Akademie herausgegebene Werke: Diem er, JOSEPH. DIE KAISERCHRONIK NACH DER /ELTESTEN HANDSCHRIFT DES STIFTES VORAU AUFGEFUNDEN MIT EINER EINLEITUNG, ANMERKUNGEN UND DEN LESEARTEN DER ZUNÄCHST STEHENDEN HSS. HERAUS- GEGEBEN. THEIL I. — URTEXT. WIEN 1849; 8% Bergmann, Joseph. Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom sechzehnten bis zum neunzehnten Jahrhundert. In treuen Abbildungen mit lithographirten histo- rischen Notizen. Wien 1848—1849, bei Tendler; 4° Unter der Presse : Unger, F. Landschaftliche Darstellungen vorweltlicher Perioden. Mitglieder der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Mai 1850.) Inländische Ehrenmitglieder der Gesammt- Akademie. Ernennung vom 1. Februar 1848. Erzherzog Franz Carl. Freiherr Kübeck von Kübau, Carl Friedrich. 5 Ludwig. Fürst Metternich, Clemens. ; Graf Inzaghi, Carl. Graf Münch-Bellinghausen, Joachim Eduard. » Kolowrat-Liebsteinsky, Anton. Freiherr Pillersdorff, Franz. Mitglieder der mathematisch-naturwissenschaftlichen Glasse. Im Inlande. Wirkliche Mitglieder. Ernennung vom 14. Mai 1847. Baumgartner, Andreas . . . . 2. Wien. Prechtl, Johann Ritter von. . . . . Wien. Bordoni, Anton 0.32 20... 03, -Pava Redtenbacher, Joseph. . . . . . Wien. Carlini, Franz. . . 2 2.2.2020. Mailand. Santini, Johann . . . 2. 2.2.20. Padua. Ettingshausen, Andreas von . . . . Wien. Schrötter, Anton . 2... ....0%° Wien. Haidinger, Wilhelm . . . . 2.2. Wien. Stampfer, Simon . . . 2.2.2... Wien. Hyrtl, Joseph". . . 2... 5’ s0nÖ Wien. Unger, Binz . 2 un „eben Alien! DER. 2 1 2 Er 25 Bippe, Prams . 4... 70°»: ne Partsch, Paul... ur 22,0 257 sen: Ernennung vom 1. Februar 1848, Burg, Adam . ...... 2... sahsiriist Kolbrnemasa dB. - - » +. u... Wien Doppler, Christin . . . 2 2.2. Wien. Koller; Marian; 4. ...2.2 8.2.38 2. Wien. Konz Elnandiesse 6° 32 Seawien! Reuss, August Emanuel . . . . 2... Prag. Ernennung vom 26. Juni 1848. Pitaingen. Pl ..451 sdalohd India ea 5 Kar ee ee A a Ernennung vom 17. Juli 1848, Bous Am nee... en: Rochleder, Friedrich . . . ..... Prag. Diesins 0b. 020, 22 Bien, Rokitansky, Carl a en Heckel, Jacob . . -. . » „ 2..2..°2. Wien. Skoda,;Josephu. .. .. :. 20204 Aneim Wien: vu vi Brücke, Ernst . Ernennung vem 19. Juni 1849. Wien. | Petzval, Joseph Correspondirende Mitglieder. Belli, Joseph Hauer, Franz Ritter von Hauslab, Franz Edler von Hessler, Ferdinand Kunzek, August a Littrow, Carl Ludwig Edler von. Panizza, Bartholomäus Ritter von. Balling, Carl Freyer, Heinrich Fuchs, Wilhelm Gintl, Wilhelm Hruschauer, Franz Löwe, Alexander Moth, Franz . Barrande, Joachim Weisse, Maximilian Kner, Rudolph Brown, Robert . Buch, Leopold von. Faraday, Michael Gauss, Carl Friedrich Herschel, Sir John . Ernennung vom 1. Februar 1848. Pavia. Petrina, Franz Wien. Presl, Carl Borziwog . Wien. Redtenbacher, Ludwig Wien. Russegger, Joseph Wien. Schott, Heinrich Wien. Steinheil, Carl August . Pavia. Ernennung von 26. Juni 1848, Prag. | Purkinje, Johann . Laibach. Reichenbach, Carl Ofen. Reissek, Siegfried Wien. Salomon, Joseph Gratz. Wertheim, Theodor . Wien. Wertheim, Wilhelm Wien. Ernennung vom 19. Juni 1849. Prag. Wedl, Carl . Krakau. Fritsch, Carl Wien. Im Auslande. Ehrenmitglieder Ernennung vom 1. Februar 1848, London. Humboldt, Friedrich Heinrich Ale- Berlin. xander Freiherr von London. Liebig, Justus Freiherr von . Göttingen. Müller, Johann . Ernennung vom 19. Juni 1849. Correspondirende Mitglieder. Bunsen, R. ‚ Dumas, Jean Bapt. Elie de Beaumont, Leonce Encke, Johann Franz . Jacobi, Carl Gustav Jacob Martius, Carl Friedrich Philipp von Melloni, Macedonio Meyer, Hermann von Ernennung vom 1. Februar 1848, Marburg. Mitscherlich, Eilard Paris. Poggendorf, Johann Christian Paris. Quetelet, Lambert Adolphe Jacques Berlin. Rose, Heinrich Berlin. Tschudi, Jacob von München. Weber, Ernst . Neapel. Weber, Wilhelm Frankfurt a. M. Wöhler, Friedrich Wien. Prag. Prag. Wien. Wieliezka. Schönbrunn. Wien. Prag. Wien. Wien. Wien. Wien. Paris. Wien. Prag. Berlin. Giessen. Berlin. London. Berlin. Berlin. Brüssel. Berlin. Wien. Leipzig. Göttingen. Göttingen. en nn, Ernennung vom 26. Juni 1848, Agassiz, Louis. . . Neufchatel. Bischoff, Theodor Li Wil, . Giessen. Dove, Heinrich Wilhelm . . . . Berlin. Edwards, Henri-Mine . . . Paris. Mohl, Huso . . . Ehrenberg, Christian Gottfried . Berlin. Owen, Richard Esg. Fuchs, Johann Nep.. . » . . . München. Schleiden, J.J. Gmelin, Leopold Ernennung vom 19. Juni 1849. Euss; Paul Heinrich... . 8... 888 R au 20T or Mitglieder der philosophisch-historischen Glasse. Im Inlande. Wirkliche Mitglieder. Ernennung vom 14. Mai 184%; Arneth, Joseph. -. . . ...... „Wien. | Labus, Johann 5 Auen SAlOISre ee Se Deere Men. Litta, Pompeo Conte . Chmel, Joseph . . . . ....söWaen. Münch-Bellinghausen, Cittadella- -Vigodarzere, PER Freiherr von Gone ns e Meneditn Palacky, Franz Grillparzer, Franz . . . Wien. Schafarik, Paul Hammer-Purgstall, N Erei- Stültz, Jodok . . . herr: von ar, 2 2 RSNMIEIT: Teleky, Joseph Graf . Hügel, Carl Freiherr vn . . . Florenz. Weber, Beda . Jäger, Albert . . . 2... Innsbruck. Wolf, Ferdinand Kem£ny, Joseph Graf. 2... Klausenburg. Ernennung vom 1. Februar 1848, Bergmann, Joseph. . . . . Wien. Karajan, Theodor Georg von . . Wien. Pfizmaier, August Ernennung vom 26. Juni 1848, Diemer, Joseph Ernennung vom 17, Juli 1848, Exner, Franz. |... .«lhsheir® Wien. | Kudler, Joseph . Ernennung vom 19, Juni 1849. Springer, Johann Correspondirende Mitglieder. Ernennung vom 1. Februar 1848, Ankershofen, Gottlieb Freiherr von Klagenfurt. Filz, Michael . Blumberger, Friedrich . . . . Göttweig. Gar, Thomas. . . Boller,-Anfon.. . . 22... .. Won, Goldenthal, Jacob Cicogna, Emamel . . 2... Venedig. Hanka, Wenzel . Grunert, Johann August . Mädler, Johann Heinrich . Eligius IX Heidelberg. Greifswald. Dorpat. Tübingen. London. Jena. St. Petersburg. Mailand. Mailand. Wien. Prag. Prag. St. Florian. Klausenburg. Frankfurt a. M. Wien. Wien. Wien. Wien. Wien. Michelbeuern. Padua. Wien. Prag. b x Jäszay, Paul von Keiblinger, Ignaz Miklosich, Franz . . Seidl, Johann Gabriel . Bauernfeld, Eduard Edler von Birk, Ernst a Prokesch, Anton Freih. v. PETER Bonitz, Hermann Czörnig, Carl Grimm, Jacob . . e Guizot, Franz Wilhelm 1 Mai, Angelo Pertz, Georg Heinrich . Rau, Heinrich Pesth. Toldy, Franz Matzelsdorf. Wartinger, Joseph Wien. Wolny, Gregor . Wien. Ernennung vom 26. Juni 1848. Wien. Reme&le, Johann Nep. . Wien. Schlager, Johann Evang. Berlin. Schuller, Johann Carl Ernennung vom 19. Juni 1849, Wien. Hye, Anton Wien. Im Auslande. Ehrenmitglieder Ernennung vom 1. Februar 1848, Berlin. Reinaud, Jos. Toussaint . Paris. Ritter, Carl. . Rom. Wilson, Horaz H. Berlin. Ernennung vom 19. Juni 1849. Correspondirende Mitglieder. Sainz de Baranda, Don Pedro Böhmer, Johann Friedrich Burnouf, Eugene Cibrario, Giovanni Nobile Dahlmann, Friedrich Christoph Diez, Friedrich . . i F Higöh; Gustav Lebr Ben Gfrörer, A. Fr. Haupt, Moriz Bland, Athaniel. Creuzer, Friedrich. .. Fallmerayer, Jacob Philipp Gervinus, Georg Gottfried . Brandis, August ; Gachard, Ludwig Prosper Gerhard, Eduard Freiburg im Breisgau. Ernennung vom 1. Februar 1848. Madrid. Karadschitsch, Wuk- Stephano- Frankfurt a. M. wich Paris. Maelen, Philipp Yandar Turin. Michel, Francisque Bonn. Mohl, Julius von Bonn. Schmeller, Andreas . . Meissen. Stenzel, Gustav Ad. Harald. Leipzig. Ernennung vom 26. Juni 1848, London. Stälin, Christoph Friedrich . Heidelberg. Uhland, Ludwig . München. Wilkinson, J. ©... Heidelberg. Ernennung vom 19. Juni 1849, Bonn. Kerckhove, Jos, Vicomte . Brüssel Kopp; Eutychius Berlin. Ritter, Heinrich Thiersch, Friedrich Wilhelm . Pesth. Gratz. Brünn. Wien. Wien. Hermannstadt. - Wien. Paris. Berlin. Oxford. Heidelberg. Wien. Brüssel. Bordeaux. Paris. München. Breslau. München. Stuttgart. Tübingen. London. Brüssel. Luzern. Göttingen. = Zn Be Veränderungen seit der Gründung der Akademie. Mit Tode abgegangen. Im Inlande. Mathematisch - naturwissenschaftliche Classe. Wirkliche Mitglieder. Balbi, Adrian Edler von. . . . Venedig. Rusconi, Maurus . . . . . .. Mailand. Presl, Joh. Swatopluk . . . . Prag. Correspondirendes Mitglied. EUREN, BO Se ER Prag. Philosophisch - historische Classe, Wirkliche Mitglieder, Feuchtersleben, Ernst Freiherrv. Wien. Pyrker, Franz Ladislaus v. Felsö-Eör Erlau. Muchar, Albert vn . . . . . Gratz Wenrichz2@eousr > 2.2.2002, wien: Correspondirende Mitglieder. Frast, Johann von. . . . .. .. Zistersdorf. Spaun, Anton Ritter vn . . . Linz. Kiesewetter, Raphael Edler von . Wien. Im Auslande. Mathematisch - naturwissenschaftliche Classe. Ehrenmitglied Berzelius, Johann Jacob Freiherr von Stockholm. Philosophisch - historische Classe. Ehrenmitglied. Hermann, Johann Gottfried Leipzig. Correspondirende Mitglieder. Letronne, Anton Johann . . . Paris. | Orelli, Johann Caspar von . . . Zürich. Ausgetreten. historischen Classe. Endlicher, Stephan . . Wien, | wirkliche Mitglieder der philosophisch- Dessewffy, Emil Graf . Pesth, xl Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Mit 53 Tafeln. Ueber einen neuen allotropischen Zustand des Phosphors. Von A, Schrötter. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 9. December 1847.) Es ist eine seit langer Zeit bekannte Thatsache , dass der Phosphor, der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt, eine rothe Farbe annimmt. Man gibt an, dass diese Veränderung sowohl in luftleerem Raume als auch in allen gegen den Phosphor indifferenten Gasen erfolgt; in Stickgas soll der Phosphor jedoch , nach A. Vogel, nicht roth, sondern weiss werden. Ueber die Ursachen dieser interessanten Thatsache herrschen die verschiedensten Ansichten, und man ist darüber eben so wenig im Reinen, als über die näheren Umstände, unter welchen die obige Umänderung vor sich geht. Berzelius schreibt das Rothwerden des Phosphors dem Uebergange desselben in eine andere Modifieation zu; eine Ansicht, welche ganz besonders durch die wichtigen Thatsachen an Wahrscheinlichkeit gewann, die Berzelius beim Verhalten des Phosphors gegen Schwefel und den dadurch gebildeten Phosphor- sulfometallen entdeckte. Andere Gelehrte bezeichnen den rothgefärbten Phosphor geradezu als einen mit Phosphoroxyd gemengten, und L. Gmelin, der ebenfalls dieser Ansicht ist (s. dessen Handbuch I. p. 560), hält es für wahrscheinlich , dass der im Vacuum und in den sauerstofffreien Gasen durch die Einwirkung des Lichtes roth werdende Phosphor nicht ganz trocken sei, der Sauerstoff also von dem Wasser herrühren könne ‚ welches derselbe , bei gleichzeitiger Einwirkung des Lichtes, zu zer- setzen vermag. In der That muss man zugeben, dass, wenn man die Bildung des Phosphoroxydes als die Ursache des Rothwerdens annimmt, diess auch die einzige Quelle von Sauerstoff ist, welche bei dem heutigen Stande der Wissenschaft für wahrscheinlich gelten kann. Dieses war der Zustand unserer Kenntnisse in Bezug auf die Frage, welches die wahre Ursache des Rothwerdens des Phosphors sei, als ich, und zwar schon im Juni des Jahres 1845, veranlasst wurde, dieses räthselhafte Verhalten desselben näher zu studiren. Es schien mir vor allem nothwendig auszumitteln, ob denn wirklich die Gegenwart von Sauer- stoff, sei es des freien oder des z. B. an Wasserstoff gebundenen, zum Rothwerden des Phosphors nothwendig sei. Zu diesem Behufe brachte ich vollkommen reinen, farblosen, so gut wie möglich getrockneten Phosphor in eine Kugelröhre, und setzte diese mit einem Apparate in Verbindung, aus welchem sich Kohlensäure entwickelte. Vor dem Anlegen der Röhre, welche den Phosphor enthielt, liess ich so lange das Gas durch das zum Reinigen und Trocknen desselben bestimmte Röhrensystem strömen, bis dieses vollkommen von aller atmosphärischen Luft befreit war. Die Röhre, welche den Phosphor enthielt, war mit einer Chlorcaleiumröhre verbunden und dann erst mit Wasser abgesperrt. Ich leitete nun das Gas so lange bei gewöhnlicher Temperatur über den Phosphor, bis es von Aetz- kali vollständig absorbirt wurde, und erhitzte denselben dann nach und nach bis weit über 100°, um so alle Feuchtigkeit zu entfernen. Nachdem dieser Zweek vollkommen erreieht war, wurde die Röhre, ohne sie von dem Apparate zu nehmen, zuerst an der Seite abgeschmolzen, welche mit dem Röhrensysteme, durch das die Luft einströmte, in Verbindung stand, und dann wurde sie auch am anderen Ende 8 2 4A. Schrötter über einen neuen A zugeschmolzen. Nachdem der Phosphor auf diese Weise weder mit freiem Sauerstoffe noch mit Wasser in Berührung war, überliess ich ihn der Einwirkung des Lichtes. Schon nach kurzer Zeit fing derselbe an, roth zu werden, und zwar um so rascher, je intensiveres Licht auf denselben einwirkte. Aber auch im zerstreuten Lichte, bei einer Temperatur von —1%#" C und selbst wenn das Licht zuerst durch eine Wasserschichte gehen musste, war der Phosphor nach wenigen Tagen intensiv roth gefärbt. Es war hiebei ganz deutlich zu bemerken, dass der Phosphor nicht, wie man häufig meint, durch seine ganze Masse roth wird; sondern dass sich ein rother fester Körper in feinen Theilchen aus demselben abscheidet. Derselbe Versuch wurde, immer mit gleichem Erfolge, auch in Wasserstoffgas, das aufs sorgfältigste gereiniget und ganz geruchlos war; so wie mit Stickgas angestellt. Dieses letz- tere befand sieh in einem Gasometer und wurde, ehe es noch mit dem Phosphor in Berührung kam, über glühendes, feinvertheiltes Kupfer geleitet. Beim Oeffnen der den rothgewordenen Phosphor ent- haltenden Röhren war weder durch den Geruch noch sonst auf eine Weise das Vorhandensein eines fremden Gases zu bemerken, und diess war auch dann nicht der Fall, als der Phosphor in feuchtem Zustande angewendet wurde. Aus den angegebenen Thatsachen muss, glaube ich , der Schluss gezogen werden, dass die Ver- änderung, die der Phosphor durch die Einwirkung des Lichtes erleidet, von der Gegenwart des Sau- erstoffes gänzlich unabhängig ist, dass dieselbe also auf keine Weise durch eine Oxydation bedingt sein könne. Ich werde weiter unten zeigen, dass der sich hiebei absondernde rothe Körper wirklich nichts als reiner Phosphor ist, der sich jedoch in einem anderen allotropischen Zustande , und zwar in dem amorphen,, befindet. Es war nun zunächst zu untersuchen, ob die gedachte Veränderung des Phosphors nicht noch auf eine andere Art als durch die Einwirkung des Lichtes hervorgebracht werden könne. Sowohl durch mehrere Erscheinungen, die ich bei den obigen Versuchen zu beobachten die Gelegenheit hatte, als durch die Betrachtung , dass sich die Wärme in so vielen Fällen, wo es sich um chemische Wir- kungen handelt, wie das Licht verhält, wurde ich veranlasst, zu versuchen, ob sie sich nicht auch hier mit gleichem Erfolge dem Lichte substituiren lasse. Zu diesem Zwecke liess ich an dem Halse einer Retorte von hartem Glase eine Kugel aufblasen , und brachte dann sowohl in die Retorte selbst als in die Kugel getrockneten Phosphor. Mit dem Halse der Retorte wurde eine Röhre luftdicht verbun- den, deren verticaler , ungefähr 28 Zoll langer Schenkel in Quecksilber tauchte. Der Theil des Hal- ses zwischen der Kugel und dem Korke enthielt Chlorealeium, und in dem Tubulus der Retorte war ein Thermometer, dessen Cylinder ganz in den Phosphor tauchte , luftdicht eingekittet. Nachdem der Apparat auf diese Weise vorgerichtet war, erwärmte ich zuerst den in der kleinen Kugel befindlichen Phosphor soweit, dass er sich entzündete und auf diese Weise allen in dem Apparate enthaltenen Sauerstoff verzehrte. Um die allenfalls noch vorhandene geringe Menge von Wasser zum Chlorealeium zu treiben, erhitzte ieh nun den in der Retorte befindliehen Phosphor bis 100° und liess dann den Apparat erkalten. Das Quecksilber stieg in der Röhre in die Höhe und behielt seinen Standpunet un- verändert bei. Nun erst, wo man mit grosser Sicherheit annehmen konnte, dass der Phosphor der Re- torte sich in einer Atmosphäre von hinreichend reinem Stickgas und ausser aller Berührung mit Sau- erstoff befinde, wurde derselbe stärker erhitzt, aber die Temperatur hiebei nur sehr langsam gesteigert. Anfangs zeigte sich keine Veränderung , der Phosphor erschien ganz durchsichtig und sublimirte schon bei 150° C, floss aber in wasserhellen, das Licht stark zerstreuenden Tropfen wieder in den Bauch der Retorte zurück. Als jedoch die Temperatur auf 226° © gestiegen war und längere Zeit in dieser Höhe erhalten wurde , traten andere Erscheinungen ein, die wohl längst und oft bemerkt, aber bisher von Niemanden richtig gedeutet wurden, und welche vielleicht auch ich unbeachtet gelassen hätte, wenn ich nieht durch die vorher angeführten Thatsachen darauf vorbereitet gewesen wäre. Der Phosphor nahm nämlich bald die schöne, fast carmoisinrothe Farbe an, welche er durch die Einwirkung des Lichtes allotropischen Zustand des Phosphors. 3 erhält; wurde nach und nach dickflüssig, immer dunkler und zuletzt völlig undurchsichtig. Diese Ver- änderung des Phosphors fand jedoch nicht plötzlich sondern successive statt, und ich konnte auch hier sehr deutlich bemerken, dass sich zuerst am Boden feine rothe Theilchen abscheiden, deren Menge schnell zunimmt, und die sich dann durch die ganze Masse gleichförmig vertheilen. Wird der. Phos- phor längere Zeit, etwa durch 48—60 Stunden ununterbrochen bei einer Temperatur, die zwischen 240 und 250°C liegt, erhalten, so setzt sich am Boden des Gefässes eine feste, mehr oder minder dicke Schichte von amorphem Phosphor ab, während die obere Schichte noch ziemlich viel gewöhnli- chen Phosphor, aber auch mit einer beträchtlichen Menge amorphen gemengt, enthält. Bringt man in den Kolben, nachdem er erkaltet ist, Wasser von 50—60° C, so schmilzt nur die obere Schichte weg, und man kann aus derselben auf die gewöhnliche Weise Stangen formen, die durch die ganze Masse gleichförmig korallenroth gefärbt und weit härter und spröder als der gewöhnliche Phosphor sind. Zerbriceht man sie, was bei einiger Dicke derselben nur mit beträchtlicher Kraft geschehen kann, so zeigt sich im Momente der Trennung eine Lichterscheinung, und der Phosphor entzündet sich, wenn seine Temperatur auch einige Grade unter 0° war. Die Temperatur, bei welcher der Phosphor amorph wird, lässt sich nicht mit Genauigkeit bestimmen, denn innerhalb gewisser Gränzen bewirkt eine niedere Temperatur dasselbe in längerer Zeit, was bei einer höheren schon in kürzerer geschieht. Ich sah die Umwandlung bei 215° C eintreten, wenn der Phosphor lange genug dieser Temperatur ausgesetzt wurde; am raschesten geht sie indess, wie oben angegeben, zwischen 240 und 250° vor sich. Als ich den eben beschriebenen Versuch so anstellte, dass die Retorte zugleich vom Lichte ge- troffen wurde, zeigte es sich sehr deutlich, dass die Wirkung des Lichtes und die der Wärme sich gegenseitig unterstützen , so dass man sagen kann: erwärmter Phosphor wird durch das Licht viel schneller geröthet als kalter, oder vom Lichte getroffener Phosphor bedarf einer geringeren Tempera- tur-Erhöhung, um auf die oben angegebene Art verändert zu werden, als im Dunkel befindlicher. Diess beweiset zugleich, dass die Einwirkung der Wärme und die des Lichtes von gleicher Art sind. Ob es übrigens nicht eine Temperaturgränze gibt, bei welcher das Licht allein die Veränderung nieht zu bewirken vermag , sowie factisch für die Wärme eine solche Gränze wirklich verhanden ist, muss für jetzt dahingestellt bleiben. Der Phosphor kann also durch die Einwirkung der Wärme allein eben so modifieirt werden, wie durch die des Lichtes, und die Annahme, dass der sich hiebei bildende rothe Körper wirklich nichts anderes als reiner Phosphor in einem anderen allotropischen Zustande sei, erscheint im höchsten Grade wahrscheinlich. In dem Folgenden werde ich, und zwar wie ich hoffe, durch unwiderlegliche Thatsa- chen die Richtigkeit dieses Satzes ausser Zweifel setzen. Es wird sich nämlich herausstellen, dass der rothe Körper, welcher sich dem der Einwirkung des Lichtes oder der Wärme ausgesetzten Phos- phor beigemengt, nichts als amorpher Phosphor ist, der sich gegen den gewöhnlichen , das ist krystallisirten, wie die amorphe Kohle zum Demant oder Graphit verhält. Um diesen Beweis zu führen, war es nothwendig, entweder den rothen Körper zu isoliren und durch quantitative Bestimmungen zu zeigen, dass derselbe geeignete, wägbare Verbindungen in der- selben Menge liefert, wie gewöhnlicher Phosphor; oder die Bildung dieses Körpers unter Umständen zu bewerkstelligen, die jede Einmischung eines andern Körpers absolut unmöglich erscheinen lassen. und, wenn es angeht, unter Beobachtung derselben Vorsichten, auch rückwärts aus dem rothen Körper ohne alle Gewichtsveränderung, gewöhnlichen Phosphor darzustellen. Ich zog es vor, den letzteren Weg einzuschlagen, da die auf demselben erhaltenen Resultate sowohl von dem Werthe der Aequivalente als von den bei allen numerischen Bestimmungen unvermeidlichen Beobachtungsfehlern unabhängig sind. und daher ungleich schärfer beweisend sein müssen als die, welche quantitative Bestimmungen hätten geben können. Da es hiebei darauf ankommt, auch die geringsten störenden Einflüsse zu beseitigen, was nur durch eine zweckmässige Einrichtung der Apparate sowohl als der Methode des Versuches 1* 4 A. Scehrötter über einen neuen selbst erreicht werden kann; so muss ich beide hier ausführlicher beschreiben als dieses sonst nöthig wäre. Um jeden Einwurf zu beseitigen, musste die Art, wie der bereits beschriebene Versuch angestellt wurde, einige Abänderungen erleiden. Es wurde nämlich eine Röhre aus hartem Glase so vorgerichtet, wie die nebenstehende Figur zeigt. In die Kugel e brachte eng, SD Ve .. ich wohl getroekneten Phosphor und setzte dann bei «a die F Röhre mit einem Apparate in Verbindung, in welchem Koh- lensäure entwickelt und aufs sorgfältigste getrocknet und ge- reinigt wurde. Bei b war dieselbe etwas eingezogen und ihr verticaler, über 28 Zoll langer Schenkel mit Quecksilber abgesperrt. Ich leitete nun so lange Kohlensäure durch den Apparat, bis das bei % austretende Gas vollständig von Aetz- kali absorbirt wurde, also reine Kohlensäure war. Nach voll- ständiger Erreichung dieses Zweckes erwärmte ich den Phos- phor etwas über 100°, um alle Feuchtigkeit durch den fort- dauernden Gasstrom zu entfernen, eine Vorsicht, die noth- KH wendig ist, weil hiebei meistens noch Spuren von Was- ser bemerkt werden. Als die Röhre auf diese Weise voll- ständig getrocknet war, wurde sie bei # mit dem Löthrohre Im (NT m so weit erhitzt, dass dieselbe abgezogen, zugleich zuge- schmolzen und so von dem übrigen Apparate getrennt werden konnte, ohne dass sich im mindesten etwas an dem früheren Zustande derselben hatte ändern können. Nach dieser sorgfältigen Vorbereitung erhitzte ich den Phosphor bis zu der Temperatur, wo er roth zu werden anfängt, und erhielt ihn eine Zeit lang bei derselben. Hiebei fand nicht die geringste Gas-Entwieklung oder Absorption Statt, und diess war eben so wenig der Fall, als die Temperatur so weit gesteigert wurde, dass der Phosphor zu sieden und in die zweite Kugel überzudestilliren anfıng. Er sammelte sich in derselben als eine fast wasserhelle, nur etwas gelbliche, das Licht stark zerstreuende Flüssigkeit, während der rothe Antheil in der ersten Ku- gel zurückblieb. Ich behandelte nun den Phosphor in der zweiten Kugel d auf gleiche Art, indem ich denselben zuerst roth werden liess und dann den ungeändert gebliebenen Theil in die Kugel e über- destillirte. Die gleiche Behandlung erfuhr derselbe auch noch in der Kugel e, so dass zuletzt die Ku- geln ec, d und e nur rothen Phosphor enthielten , während der ungeändert gebliebene sich in der letz- ten Kugel befand. Nun ging ich wieder zur ersten Kugel e zurück und erhitzte dieselbe abermahls; als die Temperatur hinreichend gesteigert war, fing plötzlich auch der rothe Phosphor an zu verschwinden und setzte sich, ohne eine Spur zurück zu lassen, in dem kälteren Theile der Röhre in eben so reinen Tropfen wie der gewöhnliche Phosphor an. Auf gleiche Weise verfuhr ich auch mit den anderen Kugeln, so dass zuletzt aller Phosphor wieder in seinem gewöhnlichen Zustande in der letzten Kugel enthalten war. Hiebei hatte sich der Stand des Quecksilbers nicht weiter verändert, als insofern diess durch ab- wechselnde Erhöhung und Erniedrigung der Temperatur bedingt wurde. Es war also auf diese Weise der Phosphor in einer vollkommen indifferenten Atmosphäre aus der gewöhnlichen in die rothe und aus dieser wieder in die gewöhnliche Modifieation wiederholt übergeführt worden, und es ist einleuchtend, dass dieser Versuch, bei einer grösseren Anzahl von Kugeln, noch beliebig oft hätte wiederholt werden können; so dass endlich der ganze Phosphor in die rothe Modification umgewandelt worden wäre. Auf dieselbe Art und mit ganz gleichem Erfolge wurde die Umwandlung des Phosphors auch in Wasserstoffgas und Stiekgas bewerkstelliget, welche beide mit der serupulosesten Sorgfalt gereinigt und getrocknet waren. Der Versuch mit Stiekgas wird übrigens am einfachsten angestellt, wenn man sich statt, wie oben beschrieben wurde, einer Retorte, nur einer einzigen Röhre bedient, welche an ihrem allotropischen Zustand des Phosphors. 5 horizontalen, etwa 16 Zoll langen Schenkel mit 4 bis 6 Kugeln versehen ist. In die erste, am Ende der Röhre befindliche Kugel kommt der unzuwandelnde möglichst gut getrocknete Phosphor, und dann erst wird die Röhre hinter der letzten Kugel im rechten Winkel gebogen. Man erhitzt nun, während der etwa 28 Zoll lange Schenkel in: Quecksilber taucht, die Kugel mit dem Phosphor, dieser entzün- det sich und verzehrt so allen in der Röhre befindlichen Sauerstoff. Erhitzt man nun stärker, so desti- lirt der Phosphor in die zweite Kugel über, wo man dann weiter auf die oben angegebene Art verfährt. Zuletzt gelang es mir sogar, die Umwandlung in einer an beiden Enden zugeschmolzenen mit Wasserstofigas gefühlten Glasröhre zu bewirken. Der Phosphor wurde zuerst in einer etwas starken Glasröhre, von der nebenstehenden Figur, in einem Wasserstoffgasstrom getrocknet, und diese dann von dem Apparate und zuletzt von der mit — u Quecksilber abgesperrten Röhre abgeschmolzen. Der Phosphor war nun in einer etwa 12 Zoll langen, an beiden Enden zugeschmolzenen Glasröhre eingeschlossen und daselbst von einer verdünnten Wasserstoflgas-Atmosphäre umgeben. Gehörig erwärmt, wurde derselbe in die rothe Modification übergeführt; stärker erhitzt gerieth er ins Sieden und sam- melte sich im anderen Ende der Röhre, welche bei dem Versuche so gehalten werden muss, dass die beiden schiefen Schenkel nach abwärts geneigt sind, wieder als gewöhnlicher Phosphor in durchsichti- gen Tropfen an. Auf diese Weise wird die Ueberführung des Phosphors aus einer Modification in die andere ein Collegien- Versuch, und es ist mir kein Fall bekannt, wo das Vorhandensein verschiedener allotropi- scher Zustände auffallender und bestimmter den Augen der Schüler vorgeführt werden könnte, als eben dieser. Hiezu am geeignetsten ist indess der oben beschriebene Versuch mit der Kugelröhre, wo der Phosphor sich in einer Stickstoff-Atmosphäre befindet, da er ganz ohne Gefahr ist. Ich kann hier eine Thatsache nicht unerwähnt lassen, welche ich bei Anstellung der obigen Ver- suche mehrmals zu beobachten Gelegenheit hatte. Der aus einer Kugel in die andere öfter überdestil- lirte Phosphor, welcher fast ganz wasserhell erscheint und das Licht beträchtlich stark zerstreut, bleibt nämlich ungewöhnlich lange flüssig, und zwar auch wenn derselbe durch Klopfen an die Röhre stark erschüttert wird. Ich hatte einen solehen, der durch 36 Tage, bei einer Temperatur, welche während dieser Zeit mehrmals bis auf — 5°C sank, noch vollkommen flüssig war, und erst erstarrte, als er durch die Einwirkung des zerstreuten Lichtes, welches ihn entfernt vom Fenster traf, anfing roth zu werden. Der Phosphor besitzt also die Fähigkeit, bei geeigneten Umständen weit unter seinem Erstar- rungspuncte flüssig zu bleiben, in einem höheren Grade als irgend ein anderer Körper, und es ver- dient sehr untersucht zu werden, welche physikalischen Eigenschaften derselbe in diesem Zustande hat und welche Erscheinungen den Uebergang desselben in den gewöhnlichen, das ist den krystallinischen Zustand, begleiten. Als der Versuch mit der an beiden Enden zugeschmolzenen Röhre angestellt wurde, in welcher der Phosphor beim Erhitzen dem Drucke seiner eigenen und der Wasserstoffgas-Atmosphäre ausgesetzt war, schien es mir, dass die Umwandlung desselben langsamer erfolge, als bei den oben beschriebe- nen Versuchen in der Kugelröhre. Um zu sehen, ob eine Veränderung des Druckes wirklich von Ein- fluss auf die Erscheinung sei, brachte ich den Phosphor in eine T förmige Röhre, in deren horizonta- len Theil mehrere Kugeln angebracht waren, und der einerseits mit dem Gasentwicklungs-Apparate, anderseits mit einer Hand-Luftpumpe in Verbindung stand, während der verticale, über 30 Zoll lange Schenkel in Quecksilber tauchte. Die erste Kugel enthielt den Phosphor, der vor dem Auspumpen des Apparates auf die oben angegebene Art durch den hineingeleiteten Strom eines indifferenten Gases zu- erst getrocknet, und dann die Röhre sowohl von dem Gasentwieklungs-Apparate als von der Luftpumpe abgeschmolzen wurde. In dem verticalen Schenkel war das Quecksilber bis auf 27 Zoll gestiegen, der Phosphor befand sich also unter einem Drucke, der nur ungefähr '/,; des gewöhnlichen betrug. Er wurde 6 A. Se hrölter über einen neuen nun erhitzt, um in die rothe Modification übergeführt zu werden; allein diess war unter den gegebenen Umständen nicht zu erreichen. Der Phosphor blieb, auch wenn er mehr als zehnmal so lange erhitzt wurde, als unter gewöhnlichem Drucke hinreichend gewesen wäre um roth zu werden, immer vollkom- men klar. Die Ursache dieses auf den ersten Blick auffallenden Verhaltens konnte, wie es mir schien, nur in dem Umstande liegen, dass bei einem so stark verminderten Drucke der Phosphor schon früher überdestillirt, als er die zur Umwandlung in die andere Modification nothwendige Temperatur erreicht hat. Um mich von der Richtigkeit dieser Ansicht zu überzeugen, stellte ich die beiden folgenden Versuche an. Eine mit drei Kugeln versehene Röhre wurde mit einer rechtwinklich gebogenen Röhre verbunden, deren horizontaler, etwa 12 Zoll langer Schenkel Chlorealeium enthielt; der verticale, ungefähr 30 Zoll lange und etwa 5 Linien weite, tauchte in Quecksilber. Nachdem in die dem Ende der Röhre zunächst liegende Kugel etwas Phosphor gebracht war, verdrängte ich aus derselben die atmosphärische Luft, un- ter Beobachtung der oben angegebenen Vorsichten, durch Kohlensäure, und schmelzte dann die Röhre von dem Gasentwieklungs-Apparate ab. Nun liess ich etwas concentrirte Kalilauge in dieselbe treten, diese absorbirte sogleich die Kohlensäure, und das Quecksilber stieg bis zu einer Höhe von 740”® empor, während der Barometerstand 753 ”” betrug, so dass der Phosphor beiläufig einem Drucke von nur is des vorherigen ausgesetzt war. Derselbe konnte nun, ganz in Uebereinstimmung ‚mit dem vorigen Ver- suche, auf keine Weise durch Erwärmen in die rothe Modification übergeführt werden. Als ich etwas verdünnte Schwefelsäure zu dem Kali treten liess, entwickelte sich die vorher absorbirte Kohlensäure wieder, das Quecksilber sank bis nahe zum ursprünglichen Niveau zurück, und nun war es leicht den Phosphor in die rothe Modification überzuführen. Da die Einrichtung des Apparates jede fremdartige Einwirkung vollkommen ausschloss und sich nichts als der Druck auf den Phosphor geändert hatte, dieser aber nur auf den Siedepunet desselben einen Einfluss ausüben konnte, so war es nur noch nothwendig, diesen Einfluss dureh einen direeten Versuch zu erweisen, um über die Richtigkeit der obigen Erklärung keinen Zweifel zu lassen. Ich brachte zu diesem Behufe Phosphor in eine tubulirte Retorte, in deren Hals eine T förmige Röhre angebracht war, deren vertiealer, über 30 Zoll langer Schenkel in Quecksil- ber tauchte. Der horizontale Theil war mit der Luftpumpe und diese wieder mit einer Röhre in Verbin- dung, die zuerst zweifach kohlensaures Natron, dann eine Schichte Chlorcaleium enthielt. Das in dem Tubulus der Retorte eingepasste Thermometer reichte bis in den Phosphor. Es war so die Möglichkeit gegeben, den Apparat zuerst mit trockener Kohlensäure zu füllen, dann alle Feuchtigkeit zu entfernen, und endlich die Temperatur sowohl als den Druck, bei welehem das Sieden eintrat, beobachten zu kön- nen. Der Apparat wurde nun ausgepumpt, das Barometer stieg bis 746", während der äussere Baro- meterstand 754”” betrug. Es ergaben sich folgende Resultate: Druck in Entsprechender Millimetern. Siedepunct. 120 165° 173 170° 204 180° 266 200° 339 209° 359 218° 393 226° 514 230° Es lag für jetzt nicht in meiner Absicht, diesen numerischen Resultaten jenen Grad von Genauigkeit zu geben, welchen sie haben müssten, um daraus den Zusammenhang zwischen der Expansivkraft und der Temperatur der Phosphordämpfe abzuleiten, sondern nur zu zeigen, dass bei einem Drucke, welcher geringer als 393”” ist, der Uebergang des Phosphors in den amorphen Zustand durch Erwärmung nicht allotropischen Zustand des Phosphors. 7 stattfinden kann, weil dann die Temperatur, bei welcher er siedet, unter 226° liegt, diese aber minde- stens nothwendig ist, wenn die gedachte Umwandlung vor sich gehen soll. Es wäre allerdings von Inter- esse zu sehen, wie der Phosphor sich beim Erwärmen unter einem bedeutend stärkeren Drucke verhält; da derlei Versuche aber nicht ohne Gefahr sind und mir hiezu die Gelegenheit mangelt, so unterliess ich dieselben. Aus den angeführten Thatsachen geht nun mit aller Sicherheit hervor, dass die Umänderung des Phosphors, welche er sowohl durch das Licht als durch die Wärme erleidet, nicht dadurch bedingt sein kann, dass sich derselbe mit Sauerstoff oder irgend einem anderen Körper verbindet, sondern dass sie unter jene merkwürdigen Molecularveränderungen gehört, welche auch die verschiedenen isomerischen Zustände der zusammengesetzten Körper bedingen und die wir, wenn sie an Grundstoffen vorkommen, nach Berzelius, allotropische nennen. Es ist merkwürdig, dass der Kohlenstoff ein ganz ähnliches Verhalten zeigt. Wird nämlich der Demant eine Zeit lang stark erhitzt, so wird er ganz schwarz und un- durchsichtig, was nur von einem Uebergange in den amorphen Zustand herrühren kann. Diese Thatsache ist öfter beobachtet worden und zeigt sich besonders auffallend an einem geschliffenen Demanten, welchen das kaiserliche Mineralien-Cabinet besitzt und der diese Modification ebenfalls durch starkes Erhitzen er- litten hat. Es ist kaum zu bezweifeln, dass auch bei anderen Grundstoffen ein ähnliches Verhalten statt- findet, ein Gegenstand, auf welchen ich bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen werde. Um den amorphen Phosphor zu isoliren, versuchte ich zuerst den ungeändert gebliebenen Antheil durch Destillation von dem geänderten zu trennen. Diess lässt sich zwar allerdings bewerkstelligen, allein der amorphe Phosphor bleibt dann in Krusten an dem Glase hängen, die schwer davon zu trennen sind; auch verliert man einen Theil desselben wieder, wenn man die Temperatur so hoch steigert, als zum Abdestilliren des gewöhnlichen nothwendig ist, weil die Temperatur, bei welcher der Phosphor über- destillirt, nahe bei der liegt, bei welcher derselbe aus dem amorphen in den gewöhnlichen Zustand über- geht. Weit zweckmässiger ist es daher Kohlensulfid hiezu anzuwenden, welches merkwürdiger Weise den amorphen Phosphor gar nicht löst, während es doch ein so vortreffliches Lösungsmittel für den gewöhn- lichen ist *). Uebergiesst man daher den unter Wasser befindlichen rothgewordenen Phosphor mit Koh- lensulfid, so bleibt der amorphe Antheil desselben, wenn die Umwandlung bei möglichst niedriger Tempe- ratur vor sich ging und die Einwirkung der Wärme überhaupt nicht zu lange gedauert hatte, in Form eines zarten, rothen Pulvers ungelöst. Im entgegengesetzten Falle erhält man sehr harte, spröde Stücke, welche zuerst unter Wasser zu einem feinen Pulver gerieben und dann mit Kohlensulfid behandelt werden müssen. Man trennt den amorphen Phosphor durch "Filtration von der übrigen Flüssigkeit, muss aber dabei die Vorsicht beobachten, das Filter stets voll Flüssigkeit zu erhalten, weil, wenn ein Theil des- selben auch nur kurze Zeit mit Luft in Berührung ist, das Kohlensulfid verdunstet und der darin gelöste, in fein vertheiltem Zustande zurückbleibende, gewöhnliche Phosphor sich entzündet. Man beugt diesem Uebelstande vor, wenn man das Auswaschen mit Kohlensulfid ununterbrochen so lange fortsetzt, bis das Filtrat, auf dem Platinblech verdunstet, keinen Phosphor zurücklässt. Um den amorphen Phosphor voll- kommen zu reinigen, kocht man ihn mit Kalilauge von 1,30 und wäscht ihn zuerst mit reinem Wasser, dann mit solchem, dem etwas Salpetersäure zugesetzt ist, und endlich wieder mit reinem vollständig aus. Das Kochen mit Kalilauge kann auch wegbleiben, wenn man hinreichend lang mit Kohlensulfid ausgewa- schen und dieses dann durch starkes Erwärmen des amorphen Phosphors in einer indifferenten Gasart, am besten in Kohlensäure, entfernt hat. Die so erhaltene Modification des Phosphors erscheint, wie schon oben bemerkt wurde, nach dem Trocknen als ein vollkommen glanzloses, amorphes Pulver, dessen Farbe *) Dieses Verhalten des Kohlensulfides hatte ich zuerst, nämlich schon im Sommer des Jahres 1845, an einem durch das Licht gerötheten Phosphor, der sich im Laboratorium fand, beobachtet, und da ich darin ein so leichtes Mittel sah, den rothen Körper von dem übrigen Phosphor zu trennen, so wurde es gewissermassen der Ausgangspunct der vorliegenden Arbeit. 8 A. Scehrötter über einen neuen vom Seharlachrothen bis ins Dunkelcarmoisinrothe wechselt, und wie später gezeigt werden wird, sogar ins Dunkelbraune und Bräunlichschwarze übergehen kann. Dieselbe nimmt, wenn das Pulver von einer Flüssigkeit bedeckt ist, an Feuer bedeutend zu, wird es aber auf weisses Papier gerieben, so zeigt es eine ins Braunrothe gehende matte Farbe. Beim jedesmaligen Erwärmen erscheint die Farbe dunkelvio- lett. Die Dichte des amorphen Phosphors habe ich mit dem Piknometer bestimmt und bei 10° © gleich 1,96% gefunden. Da es indess kaum möglich ist, die Dichte eines so feinen, vom Wasser nur schwer be- netzbaren Körpers auf diese Weise genau zu erhalten, so habe ich noch gesucht, auf eine andere Art einen Anhaltspunet zur Beurtheilung der Richtigkeit dieser Zahl zu finden. Diese lag in dem Umstande, dass der amorphe Phosphor in geschmolzenem untersinkt, also dichter ist als dieser. Bringt man nämlich den durch Erhitzen roth gewordenen Phosphor, der, wie wir gesehen haben, ein Gemenge von amorphem und gewöhnlichem Phosphor ist, in eine Proberöhre, und stellt diese in ein anderes grösseres Gefäss mit warmem Wasser, so setzt sich nach und nach der grösste Theil des amorphen Phosphors zu Boden, wäh- rend die oberen Schichten, obwohl sie noch roth erscheinen, doch nach und nach durchsichtig werden, und nur wenig amorphen Phosphor mehr enthalten. Ich bestimmte nun die dichte des eben schmelzenden Phosphors ebenfalls mit dem Piknometer, und fand sie bei 45° C”*) annähernd 1,88, also in jedem Falle kleiner als die direet bestimmte Dichte des amorphen. Bei diesen Bestimmungen wurde das Gewicht des Phosphors in festem Zustande bei halbgefülltem Piknometer und dann das Gewicht des festen und geschmol- zenen Phosphors bei ganz gefülltem Piknometer bestimmt; es waren also auch die Daten für die Dichten- bestimmungen des festen Phosphors gegeben. Ich fand dieselbe bei 10° € zwischen 1,840 und 1,826 liegend, was zwar mit der Angabe von Böckmann nahe zusammenfällt, aber um ein Beträchtliches von der Dichte, welche Böttger gefunden hat, nämlich 2,089 bei 17° C abweicht. Der amorphe Phospbor bleibt an der Luft vollkommen ungeändert, ist in Kohlensulfid, Alkohol, Aether, Naphta, Phosphorchlorür unlöslich; 'Terpentinöl und überhaupt alle Körper, welche erst bei höhe- rer Temperatur sieden, nehmen während desselben etwas davon auf. Ich habe aber bisher keine Substanz gefunden, welche denselben beim Erwärmen löst, und aus der er sich beim Erkalten wieder unverändert nämlich in amorphem Zustande, abscheidet. Erhitzt man den amorphen Phosphor in einer im Oelbade befindlichen Kugelröhre, während vorher so lange trockene Kohlensäure durch dieselbe geleitet wurde, bis alle atmosphärische Luft daraus verdrängt war, so beginnt die Umwandlung desselben in den gewöhnlichen Phosphor erst bei 260° C; leitet man, während derselbe successiv erhitzt wird, atmosphärische Luft durch den Apparat, so erfolgt die Entzün- dung auch erst nahe bei der Temperatur, bei welcher derselbe in den gewöhnlichen Phosphor übergeht. Merkwürdig ist es, dass bei Anwendung von Sauerstoffgas die Entzündung auch erst bei 260° eintritt und die Temperatur bis 300° gesteigert werden muss, wenn die Verbrennung vollständig sein soll; indem ein Theil desselben durch die sich bildende Phosphorsäure vor der Einwirkung des Sauerstofles ge- schützt wird. Im Finstern leuchtet der amorphe Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur gar nicht, erhitzt man denselben aber bis nahe zu der Temperatur, wo er sich entzündet, so beginnt er schwach zu leuch- ten. Lässt man ihn jedoch, wenn er zu leuchten begonnen hat, erkalten, so hört er jedesmal wieder zu leuchten auf. Mit dem Schwefel verbindet sich der amorphe Phosphor bei der 'Temperatur, bei welcher der Schwefel schmilzt und noch gelb und dünnflüssig ist, also bei 112°, nicht, sondern bleibt in der Flüs- ») Der Schmelzpunct des Phosphors liegt nach den Bestimmungen, die ich schon vor längerer Zeit gemacht habe, genau bei 44,30 C. Erst viel später wurden die schönen Versuche von E. Desains (Compt. rend. XXIII. 149 oder auch Pag. v1 Nr. 70.315) bekannt, nach welchen der Schmelzpunet bei 44,20 C liegt. J. Davy gibt denselben zu 44,5° an, Man kann also wohl die Angabe von Heinrich, nämlich 46,25%, als zu hoch annehmen, rn me allotropischen Zustand des Phosphors. 9 sigkeit gleichmässig vertheilt. Erhitzt man hingegen den Schwefel bis zum Zähewerden, also ungefähr ‚bis 230°, so löst sich der Phosphor darin ohne irgend eine auffallende Erscheinung, und nach dem Erkalten ist der Schwefel, bei einer geringen Menge von Phosphor, wieder gelb wie zuvor. Chlorgas wirkt auf den amorphen Phosphor schon bei gewöhnlicher Temperatur und gibt damit zwar unter Erhitzung, aber, was sehr merkwürdig ist, ohne alle Liehterscheinung zuerst Phos- phorehlorür, dann Phosphorchlorid; hiebei bleibt, wenn aller Sauerstoff und alle Feuchtigkeit abgehal- ten worden, weder eine Spur irgend eines Körpers zurück, noch wird das Glas im mindesten ange- griffen. Nur wenn man den Phosphor erhitzt, tritt bei der Einwirkung des Chlors die Lichterscheinung ein, die Temperatur ist aber dann so hoch, dass der Uebergang in den gewöhnlichen Phosphor stattfindet. Hört man zu erhitzen auf, so verlischt der Phosphor wieder: man sieht also, dass nur dann Feuerer- scheinung eintritt, wenn sich gewöhnlicher Phosphor mit Chlor in Berührung findet. Ein ähnliches, so abweichendes Verhalten in den verschiedenen Modifieationen wurde, so viel mir bekannt ist, noch bei keinem Grundstoffe und selbst nur bei wenigen zusammengesetzten Körpern beobachtet. Es verdient daher alle Aufmerksamkeit, zumal da hiemit wohl die beim Erhitzen gewisser Oxyde eintretende Feuer- erscheinung, so wie die von H. Rose beim Uebergang mehrerer amorpher Körper in den krystal- lisirten Zustand, wie bei der Arsensäure, eintretende Lichterscheinung im Zusammenhange stehen mögen. In Chlorwasser löst sich der amorphe Phäsphios unter Bildung von Phosphorsäure und Hydrochlor schneller als der gewöhnliche, und diess gewiss nur, weil er als apa Körper dem Chlor mehr Berührungspuncte darbiethet. Chlorsaures Kali verpufft in einer auch sehr glatten Reibschale, mit demselben mässig zusammen- gerieben, mit grosser Heftigkeit und beträchtlicher Lichterscheinung. Werden beide Körper zusammen erwärmt, so erfolgt die Verpuffung weit weniger heftig und erst bei der Temperatur, bei welcher das Salz zu schmelzen beginnt. Lässt man, wie bei dem bekannten Versuche mit gewöhnlichem Phosphor, ceoncentrirte Schwefel- säure auf unter Wasser befindliches chlorsaures Kali wirken, das mit amorphem Phosphor bedeckt ist, so erfolgt eine heftige Reaction, der Phosphor wird gelöst, aber auch hier ohne alle Feuer- erscheinung. Brom und amorpher Phosphor verbinden sich schon bei gewöhnlicher Temperatur, wenn man sie in eine Proberöhre zusammenbringt, unter lebhafter Feuererscheinung. Hiebei entsteht, wie es scheint, je nach der Menge des Broms, ein Bromür oder ein Bromid, welche ich bei einer anderen Gelegenheit näher beschreiben werde. Jod wirkt bei gewöhnlicher Temperatur nicht auf den amorphen Phosphor. Lässt man aber beide Körper in einer Kugelröhre, die mit einem indifferenten Gase gefüllt ist, auf einander wirken, während man sie zugleich erwärmt, so verbinden sie sich unter Schmelzen der Masse, und zwar ohne alle Licht- erscheinung, zu zwei Verbindungen, einem pomeranzengelben Jodid und einem minder flüchtigen, schar- lachrothen, krystallisirten Jodür, die ich ebenfalls für sich beschreiben werde. Diese Verbindungen schei- nen nur mit amorphem Phosphor auf directem Wege gebildet werden’ zu können. Ich habe indess noch nieht untersucht, ob nicht das Jodür, welches Cauvy durch Auflösen von Phosphor und Jod in Phosphor- ehlorür dargestellt hat, mit den von mir erhaltenen rothen Krystallen zusammenfällt. Kalium und Natrium verhalten sich gegen den amorphen Phosphor wie gegen den gewöhnlichen, nur ist, um die Vereinigung mit demselben zu bewirken, eine höhere Temperatur nothwendig. Kalilauge löst den amorphen Phosphor beim Kochen , unter Entwickelung von nicht selbst ent- zündlichem Phosphor - Wasserstoffgase um so leichter , je eoncentrirter sie ist. Dabei erleidet insbe- sondere der fein vertheilte, amorphe Phosphor eine sehr auffallende Aenderung in seiner Farbe. Er wird nämlich so dunkel chocoladebraun , dass er fast ganz schwarz zu sein scheint. Diese Verände- 2 10 A. Schrötter über einen neuen rung tritt bei sehr concentrirter Lauge schon bei gewöhnlicher Temperatur, aber erst nach etwa 24 Stunden ein, bei verdünnter Lauge ist hierzu längeres Kochen nothwendig ; auch erleidet der amor- phe Phosphor die Veränderung um so schwerer , je weniger fein vertheilt er ist. Mischt man den so erhaltenen , fast schwarzen amorphen Phosphor, der sich übrigens, so weit ich bis jetzt sehen konnte , nieht wesentlich von dem rothen unterscheidet, zu gewöhnlichem geschmolzenen Phosphor, so kann man fast schwarze Stangen von Phosphor erhalten, die denen, welehe Thenard durch schnel- les Abkühlen des lange erhitzten Phosphors bekam, und die ich bei Dumas zu sehen Gelegenheit hatte, ähnlich sind. Ich muss indess gestehen, dass es mir auf keine Weise gelungen ist, lange und stark erhitzten Phosphor durch rasches Abkühlen von schwarzer Farbe zu erhalten, und zwar selbst dann nicht, als ich ihn in Kohlensäurebrei brachte. Ich halte es für sehr wahrschein- lich, dass sich bei den Versuchen von Thenard amorpher Phosphor bildete, der unter Um- ständen,, die bisher nicht näher ausgemittelt sind, seine dunkelste Farben - Nuance angenommen , und sich dem gewöhnlichen Phosphor beigemengt hatte, wodurch die ganze Masse desselben schwarz erschien. Die Chemiker , welche im Besitze von Thenard’schem schwarzen Phosphor sind , können jetzt die Frage durch Behandeln desselben mit Kohlensulfid leicht lösen. Schwefelsäure wirkt auch im eoncentrirten Zustande auf den amorphen Phosphor nicht; wird aber die eoncentrirte Säure bis nahe zum Siedepunete erhitzt, so löst sie denselben , unter Entwicklung von schwefliger Säure , vollständig. Salpetersäure oxydirt denselben , unter Aufschäumen und lebhafter Entwicklung rother Dämpfe , leichter als gewöhnlichen Phosphor ; hauptsächlich wohl nur, weil der amorphe Phosphor derselben ungleich mehr Berührungspuncte darbietet,, als der geschmolzene, Mit Salpeter erfolgt beim Zusammenreiben keine Reaction, beim Erwärmen hingegen brennt das Gemenge ohne Geräusch ab. Chromsäure wirkt in gelöstem Zustande nicht auf den amorphen Phosphor , wenn sie auch noch so concentrirt, anhaltend damit gekocht wird. Reibt man aber Chromsäure mit dem amorphen Phos- phor zusammen , so erfolgt die Oxydation desselben unter lebhafter Feuer - Erscheinung , jedoch ohne heftige Verpuflung. Wird hingegen das Gemenge beider Körper bis nahe zu der Temperatur erwärmt, wo der rothe Phosphor in den gewöhnlichen übergeht, so erfolgt die Reaetion mit noch grösserer Heftigkeit. Zweifach chromsaures Kali in trockenem Zustande mit dem amorphen Phosphor zusammengerie- ben brennt ohne Geräusch ab, beim Erwärmen geschieht dasselbe. Mit der Lösung des Salzes ge- kocht , findet keine Veränderung des amorphen Phosphors Statt, auch dann nicht, wenn Schwefelsäure zugesetzt wurde. Kocht man aber den mit amorphem Phosphor gemengten gewöhnlichen Phosphor anhal- tend mit einer Lösung von zweifach ehromsauren Kali, der etwas Schwefelsäure zugesetzt wurde, so wird der im gewöhnlichen Zustande gebliebene Phosphor wieder wasserhell, während die darüberste- hende saure Flüssigkeit grünlich und durch einen scharlachrothen Körper getrübt erscheint. Dieser Kör- per ist nichts als höchst fein vertheilter amorpher Phosphor, der sich nur durch die Farbe und jene Eigen- schaften , welche durch die feine Vertheilung bedingt werden, von dem durch Kohlensulfid abgesonder- ten unterscheidet. Bringt man die Flüssigkeit aufs Filter, so geht anfangs alles durch; erst nach wie- derholtem Aufgiessen derselben gelingt es, den rothen Körper, der sich dann leicht auswaschen lässt, zu erhalten. Die Ursache der Einwirkung der sauren Flüssigkeit auf das Gemenge der beiden Phosphor-Arten liegt wohl grossentheils in den verschiedenen Adhäsions- Verhältnissen beider Körper gegen die Flüssigkeit, indem der amorphe Phosphor leichter von derselben benetzt wird, als diess bei dem gewöhnlichen der Fall ist. Die hiebei stattfindende Desoxydation der Chromsäure, welche sich jedoch nur auf einen kleinen Theil derselben erstreckt, geschieht aber, wie es scheint, unter diesen Umständen auf Kosten des amorphen Phosphors. m allotropischen Zustand des Phosphors. 11 Mangansuperoxyd entzündet sich beim Reiben mit dem amorphen Phosphor nicht; beim Erwärmen verbrennt das Gemenge rasch und mit lebhaftem Lichte, aber ohne Geräusch. Bleioxyd,, aus dem Hydrate durch schwaches Erhitzen erhalten, verbrennt sowohl beim Zusam- menreiben als beim Erhitzen nur mit geringem Geräusche. Bei Anwendung von Glätte ist in beiden Fäl- len die Verbrennung langsamer. Mit Mennige erfolgt sie hingegen sowohl beim Reiben als beim Erwär- men leicht und ohne alles Geräusch. Mit Bleisuperoxyd zusammengerieben findet Feuer-Erscheinung mit schwacher Verpuffung Statt , beim Erwärmen des Gemenges hingegen ist die Explosion sehr heftig. Silberoxyd brennt beim Zusammenreiben ohne Geräusch rasch ab, beim Erwärmen ebenso. Kupferoxyd wirkt beim Reiben nicht auf den amorphen Phosphor, beim Erhitzen brennt er rasch aber ohne Knall ab. Mit Quecksilberoxyd erfolgt die Verbrennung ohne Geräusch, und zwar nur an den unmittelbar ge- troffenen Stellen; beim Erwärmen tritt plötzliche Verbrennung, aber ebenfalls ohne Geräusch ein. Mit Zucker oder anderen ähnlichen organischen Substanzen lässt sich der amorphe Phosphor , ohne eine merkliche Veränderung zu erleiden, in allen Verhältnissen, und ohne dass es nöthig wäre dabei irgend eine Vorsicht zu beobachten, zusammenreiben, ein Umstand, der vielleicht in medicinischer Hin- sicht Aufmerksamkeit verdient. Der amorphe Phosphor fällt weder das Kupfer noch andere Metalle aus ihren Lösungen metal- lisch , sondern verhält sich gegen dieselben ganz indifferent. Das hier angeführte Verhalten des amorphen Phosphors reicht hin, denselben vollkommen zu cha- rakterisiren, obwohl es weit entfernt ist, alle seine Beziehungen genügend darzustellen. Es geht daraus hervor, dass derselbe 1. im Ganzen weit indifferenter als der gewöhnliche Phosphor auftritt ; 2. dass er als soleher unlöslich ist, und 3. dass ihm als solchen, die Fähigkeit, sich mit anderen Körpern unter Lichtentwicklung zu verbinden , in einem weit geringeren Grade zukömmt als dem gewöhnlichen Phosphor ; 4. endlich, dass er sehr vielen Sauerstoffverbindungen sowohl beim Erwärmen als auch schon beim Zusammenreiben oder durch einen Stoss unter Feuer-Erscheinung den Sauerstoff entzieht. Von praktischem Interesse dürfte das eben angegebene Verhalten des amorphen Phosphors gegen einige Oxyde, vorzüglich gegen die Mennige sein, indem er dadurch mit grösstem Vortheile zum Ver- fertigen sowohl von Streichzündhölzchen als von Zündern für Gewehre und Geschütze ete. gebraucht werden kann. Hiebei wären alle bisherigen Mängel der Zünd-Präparate dieser Art, wie Anziehen von Feuchtigkeit, schädlicher Einfluss auf die Gesundheit der Arbeiter, Gefahr beim Transporte etc. wegen der Indifferenz des amorphen Phosphors vollständig beseitigt. Das einzige Hinderniss, welches dieser wichtigen Anwendung noch entgegensteht, ist der Mangel einer leicht im Grossen ausführbaren Methode , den amorphen Phosphor zu bereiten. Liesse sich der Apparat so einrichten, dass man den Phosphor, während er erwärmt wird, beständig umrühren könnte, um zu verhindern, dass er in feste Krusten zusammenbackt, so wäre dieses Hinderniss eigentlich schon beseitigt, denn alles andere hat keine Schwierigkeit, zumal da ich bei einem Versuche mit ungefähr 18 Loth Phosphor, nach fünf- zigstündigem Erhitzen 12 Loth amorphen Phosphor erhielt, welche Ausbeute bei derselben Dauer des Versuches in einem grösseren Verhältnisse zunehmen würde, als die Menge des angewendeten Phosphors. Schliesslich will ich hier nur noch anführen, dass wohl manche Körper, die sich jetzt in den Händen der Chemiker als Phosphor - Oxyd befinden , nichts als amorpher Phosphor sind. Auch halte ich die Substanz, welche Berzelius in Band I, S. 300 seines Lehrbuches , als Phosphorkohlenstoff 9 %“ - 12 A. Schrötter über einen neuen allotropischen Zustand des Phosphors. erwähnt, für nichts als ein Gemenge von Kohle mit amorphem Phosphor, dessen Bildung unter den bei der Bereitung des Phosphors stattfindenden Umständen leicht erklärlich ist. Ich werde der Akademie, sobald es mir die Umstände erlauben, die Resultate der Versuche vor- legen, welche sowohl zur Ausfüllung der Lücken in der vorliegenden Arbeit, als zur Beantwortung der Frage dienen sollen, ob nicht noch andere Grundstoffe,, insbesondere Schwefel, Selen, Arsen, Tellur und Jod auf eine ähnliche Art modifieirt werden können wie der Phosphor. 15 Beiträge zur vergleichenden Angiologie. Von Prof. Dr. J. Hyril. I. Ueber die. Nasalwundernetze der Wiederkäuer und Pachydermen. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe am 9. December 1847.) Die Nasenhöhle einzelner Säugethier- Ordnungen besitzt ausgezeichnete Wundernetzbildungen. Ich hatte schon vor längerer Zeit an den Nasenhöhlenschlagadern eines Kalbsfötus ein plötzliches Zerfallen des Hauptstammes in zahlreiche, der Fläche nach nebeneinander liegende und dicht gedrängte Aeste beob- achtet, die Sache jedoch bis zur Gegenwart nicht weiter berücksichtigt. Im Verlaufe einiger im vori- gen Sommer vorgenommener angiologischer Untersuchungen an Säugethierschädeln, sah ich dieselbe Einrichtung der Nasenschlagadern mit grosser Uebereinstimmung an mehreren Geschlechtern wiederkeh-- ren, verfolgte sie in der Hoffnung, ein allgemeines Bildungsgesetz zu finden, sorgfältig durch alle mir zugängigen Säugethier-Ordnungen, und kam hiebei zu folgenden Resultaten : 1. Arterien der Nasenhöhle. Die Nasenhöhlenschleimhaut erhält bei allen Wiederkäuern, und unter den Pachydermen beim Schweine, ihre Blutzufuhr aus zwei starken Arterien: der Art. ethmoidalis und sphenopalatina. Die ethmoidalis gehört dem vom Nervus olfactorius abhängigen "Theile der Nasenhöhle an; die Art. sphe- nopalatina hält sich an die Verästlungssphäre der Nasenäste des fünften Nervenpaares. Erstere ist eine Fortsetzung der Art. ophthalmica, welche sich an der inneren Augenhöhlenwand in die senkrecht auf- steigende, und das Stirnbein durchbohrende Art. frontalis, und in die durch ein Loch des grossen Keilbeinflügels in die Schädelhöhle tretende Art. ethmoidalis theilt, — letztere ist die unmittelbare Fortsetzung der Carotis. Die Art. ethmoidalis versorgt nur einen kleinen Bezirk der Nasenhöhle , und versendet ihre Zweige durch die Löcher der Siebplatte an die einzelnen gewundenen Knochenblättehen des Siebbeins. Ihr erster und ansehnlichster Ast geht zum obersten (vordersten) Knochenplättchen , welches, länger als die übrigen, und über der unteren Nasenmuschel gelegen, sich fast bis zum vor- deren Ende der letzteren erstreckt, und als obere Nasenmuschel bezeichnet wird. Bevor sie in die Nasenhöhle tritt, bildet sie auf der Gehirnfläche der Siebplatte ein ansehnliches Netz, dessen Maschen die Löcher der Siebplatte umschliessen, und Zweige in den Riechkolben, so wie in dessen Fortsetzun- gen zur Nasenhöhle abgeben. Die Verästlungen dieser Zweige an den gewundenen Blättchen des Sieb- 14 J. Hyrtl’s Beiträge beins bieten nichts Ausgezeichnetes dar, und besitzen die gewöhnliche dendritische Form mit spärli- chen Seitenästen. Die Art. sphenopalatina dagegen tritt als mächtiger, ungetheilter Stamm in die Nasenhöhle, und zerfällt fast plötzlich in eine zahllose Menge von starken, dichtgedrängten, wenig divergirenden , von rück- nach vorwärts laufenden Zweigen , welche sämmtliche Wandungen der Nasenhöhle,, mit Aus- nahme der Siebbeinzellen, überziehen, beide Flächen der Nasenscheidewand einnehmen, und durch ihre zahlreichen Anastomosen ein an diesen Knochenflächen sich hinziehendes, prachtvolles Wundernetz bilden, dessen Ausbreitung dem Umfange der Höhlenwände entspricht, und Nas alwundernetz benannt werden kann. %. Vorkommen der Nasalwundernetze. Die Thiere, welche diese arteriellen Wundernetze besitzen, sind sämmtlich Pflanzenfresser aus der Ordnung der Pachydermen und Ruminanten. Bei den Fleischfressern findet sich nicht einmal eine Andeutung zur Wundernetzbildung ; eben so wenig bei den Quadrumanen , Edentaten, Nagern und Ein- hufern. Die von mir untersuchten Ruminantengeschlechter sind: Antilope, Capra, Ovis, Cervus und Bos; von den Pachydermen: Serofa. Es sind dieses gerade diejenigen Geschlechter, an welchen Rapp) das carotische Wundernetz und jenes der Art. ophthalmica entdeckte **). Sehr überraschend war es für mich, die Nasenhöhlen - Wundernetze beim Pferde zu vermissen, dessen Lebensweise und Bau es den Wiederkäuern so nahe bringt. Das gleichzeitige Fehlen des carotischen Wundernetzes beim Pferde (Rapp) deutet auf eine innige Wechselbeziehung beider Gefässgebilde hin. Ich habe an den obgenannten Thieren die Wundernetze durch Injection dargestellt , und kann zugleich ganz bestimmt versichern, dass man auch an macerirten Schädeln erkennen kann , ob ihnen die Wundernetze zu- kommen oder nicht. Jener Theil des Wundernetzes nämlich, der sich über die Nasenmuschel hinzieht, deekt nieht bloss die eonvexe Oberfläche des Knochens , sondern nimmt auch die concave Fläche sei- ner Einrollung ein. Beide Wundernetzlagen sind somit durch die Dicke des Knochens von einander getrennt, und anastomosiren durch zahllose, äusserst feine Verbindungskanäle , welche den Knochen quer durchsetzen. Daher das ausgezeichnet feinporöse , wie wurmstichige Ansehen der Nasenmuschel, welches bei der Ziege (wo die Verbindungskanäle am dieksten sind) schon von Blumenbach mit dem zartesten Spitzengewebe verglichen wurde. Findet sich ein solches Durchlöchertsein an der Na- senmuschel eines skeletirten Thierkopfes, so darf man vermuthen,, dass er ein Nasalwundernetz be- sass. (Es kommen allerdings auch an den gewundenen Blättchen des Siebbeins der mit Wundernetzen versehenen Thiere, so wie an der unteren Nasenmuschel aller übrigen Säugethiere, und selbst des Menschen, mehr oder weniger zahlreiche Löcher vor, deren Grösse jedoch viel zu bedeutend ist, um sie mit den feinen Oeffnungen zu verwechseln , deren Gegenwart mit jener eines Wundernetzes eoineidirt. Diese Löcher dienen auch nicht zum Durchgang von Gefässen , sondern sind nur desshalb vorhanden, um der Nasenmuschel, welche die Faltungen der Nasenschleimhaut zu stützen und zu tragen hat, den erforderliehen Grad von Leichtigkeit zu geben). Wenn der auf die Gegenwart dieser Keinen Oeffnungen gegründete Schluss richtig ist, so dürfte das Nasalwundernetz auch dem Kameel (von welchem ich nur die Nasenmuschel eines jungen Thieres zur Hand hatte), so wie dem Moschus javanus und moschifer , an welchen ich die feinen Löcher der Nasenmuschel vorfand , zukommen. Da die einzelnen Stämme des Nasalwundernetzes eine nicht unansehnliche Dieke besitzen, und in der tiefsten Schicht der Nasenschleimhaut verlaufen , so lässt sich ferner erwarten, dass arterielle *) Meckel’s Archiv, 1847, pag. 1— 14. *=) Auch stimmen diese Geschlechter darin überein, dass bei keinem derselben die Art. vertebralis zum Gehirn geht, sondern mit einem Zweige der Carotis ext. anastomosirt, welcher durch das Foramen condyloideum ant. in die Schädelhöhle tritt. Die Anastomose beider Arterien findet ausserhalb der dura mater Statt. N _ zur vergleichenden Angiologie. 15 Sulei an der Oberfläche der Muschel, welche ihrer Längenrichtung folgen, und nur am hinteren Ende der Nasenmuschel strahlig divergiren, gleichfalls auf die Existenz eines Wundernetzes hinwei- sen. Solche Furchen finde ich an 3 alten Schädeln vom Pecari, vom Dicotyles labiatus und Sus . babirussa, welche Thiere somit sich durch die Gegenwart eines Wundernetzes ihrem nächsten Ver- wandten — dem Hausschweine — anschliessen dürften. Bei Hyrax capensis besitzt die äusserst schmale, nicht gewundene, einer geraden Leiste ähnliche Nasenmuschel nur einen einzigen Suleus arteriosus, welcher unverzweigt die ganze Länge des Knochens einnimmt, wesshalb das Wundernetz diesem Geschlechte, so wie wahrscheinlich dem ihm zunächst stehenden Hippopotamus , fehlen dürfte. Dem Pferde fehlen die langgestreckten Sulei arteriosi, und mit ihnen das arterielle Wundernetz ; dagegen ist die Nasenmuschel, der Vomer, selbst der Nasenscheidewandknorpel mit breiten , tiefen , zu einem dichten Netzwerk verbundenen venösen Furchen übersäet, welche die diesem Thiere eigen- thümlichen mächtigen, einem cavernösen Gewebe ähnlichen Venengeflechte aufnehmen, und sich auf den ersten Blick von den durch arterielle Wundernetze gebildeten Furchungen unterscheiden. 3. Ausbreitung der Wwundernetze., Die Arteria sphenopalatina gibt gleich nach ihrem Eintritte in die Nasenhöhle drei Aeste ab, welche die Erzeuger eben so vieler Wundernetze sind, während die Fortsetzung ihres Stammes ein viertes — das mächtigste von allen — bildet. «. Der erste Ast ist der schwächste von den vieren. Er wendet sich zur aufsteigenden Platte des Gaumenbeins, und krümmt sich gegen den oberen breiten Rand des Pflugscharbeins , an dessen Seitenfläche er wieder herabsteigt, um am Boden der Nasenhöhle mit dem zweiten Aste der Art. sphenopalatina (8) zu anastomosiren. Während des Laufes am Pflugscharbein hält er sich 2 Linien von dessen hinterem Rande fern, anastomosirt durch häufige Verbin- dungsäste, welche den hinteren Rand der Pflugschar umgreifen, mit dem gleichen Gefässe der anderen Seite, und schiekt nach vorn eine bei verschiedenen Geschlechtern verschiedene , aber immer sehr bedeutende Anzahl von Aesten ab, deren Dicke jener des Stammes nur wenig nachgibt. *) Diese Aeste laufen geschlängelt und parallel an der Seitenfläche der Pflugschar fort, bilden durch wiederholte Theilung und Vereinigung Inseln, deren Area so schmal ist, dass die Seitengefässe einer Insel sich fast berühren, und die nachbarlichen so nahe zusammen- rücken, dass der Knochen fast ganz von ihnen verdeckt wird. Die dadurch gebildeten engma- schigen Wundernetze setzen sich an den Seitenflächen des Nasenscheidewand - Knorpels fort , und treten nach vorn mit gleichgebildeten Netzen in Verbindung , welche vom zweiten Aste der Art. sphenopalatina erzeugt werden. Das Maximum der das Pflugscharwundernetz bildenden Ar- terienstimme beträgt 25 (beim Damhirsch) , das Minimum 12 (bei der Ziege). ß. Der zweite Ast geht zum Boden der Nasenhöhle. Er ist stärker als der erste, und hat einen weit grösseren Verästlungsbezirk. Seine ersten, nach rückwärts zu den Choan® laufenden Aeste sind unbedeutend. Er zerfällt in rascher Folge in 2, 4, 8, 16, 32 Zweige, welche, Stamm an Stamm anschliessend, dem Boden der Nasenhöhle entlang nach vorn laufen, sich theilen und neuerdings verbinden, dadurch an Volumen nicht viel verlieren, bis zur vorderen Nasenöffnung vordringen, wo die Gefässe kleiner und die Maschen weiter werden ‚ und zuletzt Anastomose mit den äusseren Kopfschlagadern eintritt. *) Bei den Fleischfressern und Nagern verlauft die einfache Arteria sepfi narium in der Mitte der Höhe der Nasenscheidewand nach vorwärts. Sie ist der ansehnlichste Ast der Art. efhmoidalis. Beim Pferde fehlt sie, und wird durch kleine Zweige der Art. ethmoidalis ersetzt, welche von den Seitenwänden der Nasenhöhle zur Scheidewand umbiegen. Auch die Art. pala- tina gibt bei letzterem Thiere einen schwachen Ast durch den Canalis ineisivus zur Nasenscheidewand. zug , der Einrollung die convexe blieb, zählte ich 124, an der concaven 93 parallele Gefässe, deren grösste 1/g Linie, deren kleinste nieht unter 1/5 Linie Durchmesser hatten. Die kleineren Elemente des Netzes — welches unter solehen Umständen auf den Namen eines Wundernetzes den giltigsten Anspruch hat — wurden nicht mitgezählt. J. Hyrtl’s Beiträge Das Wundernetz des Nasenbodens gibt zwei Seitenzüge ab, deren innerer sich zur Nasen- scheidewand aufschwingt, um mit den von = gebildeten Netzen zu anastomosiren ; während der zweite an der inneren Fläche des Oberkiefers bis zur Befestigungsstelle der Nasenmuschel auf- steigt, sich dort an letztere umschlägt , und mit den später zu erwähnenden Netzen der Muschel zusammenstösst. Man kann sieh von der Reichhaltigkeit dieses Netzes einen Begriff machen, wenn man sieht , dass beim Edelhirsch 83 parallele Schlagaderäste vom Boden der Nasenhöhle zum Septum na- rium übergehen , jeder derselben Insel auf Insel bildet, und jede Insel mit den seitlich angren- zenden sich durch Anastomosen verbindet. In den Canalis nasopalatinus setzt sich dieses Wundernetz nicht fort. Um den Eingang des Canalis nasopalatinus herum zieht sich eine grössere Insel des Netzes, von welcher aus die Aeste strahlig divergiren. Beim Schafe dringen nur 2 Zweige desselben in den genannten Canal, um mit der Art. palatina zu anastomosiren. Am wenigsten entwiekelt findet es sich bei Serofa domestica, wo es nur aus 6 Arterienzweigen , welche lange und spitzwinkelige Anastomosen bil- den, besteht. . Der dritte Ast geht hinter der Nasenmuschel an der Seitenwand der Nasenhöhle schief nach vor- und aufwärts, gibt Aeste in die Siebbeinzellen (welehe jedoch keine Wundernetze bilden) , und zerfällt in gleicher Höhe mit der Oeffnung der Highmorshöhle bei der Ziege in 5 Zweige, welche sich wiederholt gabelig theilen, und das über der Nasenmuschel gelegene längste gewun- dene Blatt des Siebbeins (obere Muschel) mit einem den früheren ähnlichen Wundernetze , an welchem auch der erste Ast der Art. ethmoidalis Antheil nimmt, einhüllen. Ein Ast dieses Netzes dringt in die Highmorshöhle , ein anderer in die Stirnhöhle ein; beide ohne Wunder- netze zu bilden. Beim Schwein und beim Hirsch ist dieser Ast am schwächsten, am stärksten bei der Ziege und beim Schafe. Das von ihm abhängige Wundernetz verlängert sich über die obere Nasen- höhlenwand bis zum Septum hin, wo es mit den durch « und ß gebildeten Netzen zusam- menstösst. ‚Die Fortsetzung der Art. sphenopalatina löst sich in das Wundernetz der Nasenmuschel auf, dessen lang gezogene Inseln der Länge des Knochens folgen, und sich durch ihre Regel- mässigkeit und meistens oblong sechseckige Gestalt auszeichnen. Der Hauptzug des Netzes hält sich an die innere (convexe) Seite der Muschel, von welcher aus es sich um die Rän- der der Muschel wirft, um auch ihre concave Fläche zu überziehen. Da die Muschel sich nach vorn zuspitzt, so müssen alle auf ihre umfangsreichen Flächen ausgebreiteten Strahlun- gen des Wundernetzes in einen schmalen Stiel zusammenlaufen, in welchem sie sich beim Hirsche zu 16, bei der Ziege zu 9, bei der Antilope zu 6 Stämmen vereinigen, welche am Umfange der vorderen Nasenöffnung mit den hieher gelangten Ausläufern der übrigen Wunder- netze anastomosiren, und in die. Schlagadern der äusseren Nase übergehen. Ich nahm mir die Mühe, beim Kalbe die Summe der Gefässe zu zählen, welche an den zwei wie ein Hobelspan eingerollten Blättern der Nasenmuschel vorkommen. Um dieses thun zu können, löste ich an einem injieirten Schädel die untere Nasenmuschel los, legte sie in sehr ver- dünnte Salzsäure, wodurch der Knochen in kurzer Zeit aufgelöst wurde, und nur der häutige Ueber- der sich leicht in eine Fläche auseinander rollen liess, übrig blieb. An der Fläche , welche bei zur vergleichenden Angiologie. 17 Niemals erstreckt sich eine Abtheilung des Nasalwundernetzes in den Ramificationsbezirk des Ner- vus olfactorius hinein, — der ausschliessliche Boden der Wundernetze ist jener Theil der Nasen- schleimhaut , welcher seine Nervenzweige vom ersten und zweiten Aste des fünften Nervenpaares erhält. *) 4. Verhältniss der Wundernetze zum Capillargefäss - System. Als ich das erstemal das Wundernetz an der Nasenscheidewand des Kalbes im injieirten Zu- stande sah, glaubte ich in ihm eine Modification des Capillargefäss- Systems zu sehen. Die Stämme des Netzes liegen so dicht aneinander, dass mit dem Verschwinden der Inselräume gar kein Platz für weitere Verästlungen von Capillaren übrig bleibt. Die Dicke der Stämme jedoch und die nirgends sichtbaren Venenanfänge sprachen gegen die Bedeutung eines Capillargefässnetzes. | Bei wiederholten feinen Injeetionen des Netzes zeigte sich der merkwürdige Umstand, dass das Capillargefässnetz der Nasenschleimhaut nicht durch allmälige Verjüngung der arteriellen Ramificationen entsteht, sondern plötzlich aus den Stämmen der Wundernetze sich entwickelt. Jeder Stamm des Wundernetzes gibt an der der freien Fläche der Nasenschleimhaut zugekehrten Seite eine Reihe der feinsten Capillargefässe ab, welche sich nur wenigmal theilen, und mit den anstossenden ein einfa- ches Netz bilden, dessen rundliche Maschen die Schleimfollikel umgürten. Am hinteren oberen Theile des Nasenscheidewandknorpels , wo das Wundernetz weitmaschiger wird, sind auch die Flächen der Maschen durch capillare Verästlungen eingenommen. An jenem Theile des Scheidewandnetzes, welcher zwischen die beiden Siebbeinlabyrinthe ein- dringt, finden sich nur gewöhnliche baumförmige Gefässverästlungen. Dasselbe ist beim Schweine in der ganzen Ausdehnung des weitmaschigen Wundernetzes der Fall. Es tritt also bei den mit Na- salwundernetzen versehenen Thieren das Blut aus den gröberen Stämmen unmittelbar in die eapillare Bahn, während es sonst den ganzen Stammbaum arterieller Ramificationen zu durchlaufen hat. Bei den Thieren ohne Nasalwundernetz kommen die Haupt- Arterien der Nasenschleimhaut aus der Art. eth- moidalis und aus untergeordneten Zweigen der äusseren Gesichtsschlagadern; die Art. sphenopalatina fehlt zwar nie gänzlich, ist jedoch immer sehr unansehnlich. 5. Verschiedenheiten der Nasalwundernetze und mit ihnen zusammenhängende Ganglia vasculosa. Die Wiederkäuer stimmen hinsichtlich der Anordnung ihrer Wundernetze ziemlich genau überein. Die einzelnen Zungen oder Wedel der Netze haben denselben vierfachen Ursprung aus den ersten vier Theilungszweigen der Art. sphenopalatina, und die Oertlichkeit ihrer Ausbreitung bleibt sich bei allen gleich. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass die Stärke der Nasalnetze mit jener des carotischen Netzes übereinstimmt. Zerfällt letzteres durch wiederkehrende Theilung seiner constitui- renden Stämme in viele untergeordnete Zweige, so sind auch die Nasalwundernetze mehr durch die Zahl als durch die Stärke ihrer Zweige ausgezeichnet — wie bei Bos und Cerveus; dagegen starke Zweige mit relativ verminderter Zahl bei Oris, Antilope und Capra vorkommen. Dasselbe gilt vom Jete mirabile ophthalmieum. Die Dieke der Art. sphenopalatina misst bei Cervus elaphus 13/4 Li- nien, bei Bos taurus 2 Linien, während beim Pferde trotz der grossen Geräumigkeit seiner Nasen- höhle dieselbe Arterie den Durchmesser einer Länie nicht erreicht. Bei der Gemse hält die Art. sphe- nopalalina ®/s Linien im Durchmesser, eben so viel beim Schafe und bei der Ziege. Erstere besitzt *) Die Verästlungen des fünften Nervenpaares in der Nasenhöhle des Schafes sind durch Bonsdorff genau genug bekannt ge- worden, um diese Behauptung mit Zuversicht auszusprechen. (Anatomisk Beskrifning af celebral nerverne hos füret. Hel- singfors. 1843. Abbildungen der Nasalnerven auf Tab. III, IV und V.) 3 18 J. Hyril’s Beiträge überdiess unter allen Thieren, die ich untersuchte, verhältnissmässig die (dieksten Wundernetzäste, deren zwei auf eine Linie gehen. Beim Hirsche entspringt der zum Wundernetze am Boden der Nasenhöhle gehende Ast der Art. sphenopalalina noch vor deren Eintritt in das gleichnamige Loch , — der zur oberen Nasenmuschel tretende Ast entsteht aus dem Wundernetze der unteren, — das Netz an der eoncaven Seite der unteren Nasenmuschel ist ein weites Maschennetz, während das an der convexen Seite liegende 265 lange spitzwinkelige Maschen bildet, — am hinteren Rande des Vomer und an den anstossenden hinteren Enden der Seitenflächen desselben rollen sich die zum Wundernetze gehenden Zweige ran- kenähnlich auf, winden sich um einander, und bilden ein mittleres und zwei seitliche Schlagadercon- volute von der Länge eines Zolles, welche die Schleimhaut in einen beweglichen Wulst aufheben. Die zwischen diesen Arterien ebenso gewunden verlaufenden dicken Venen zeigen beim Reh häufige Anastomosen und sinusartige Ausbuchtungen, woraus auf die ereetile Natur der fraglichen Wülste beim Hirschgeschlechte geschlossen werden könnte. — Beim Schafe schickt der zum unteren Nasenwunder- netze abgehende Ast der Art. sphenopalatina die Schlagader des weichen Gaumens ab, welche auf dem Boden der Nasenhöhle (ohne Netzbildung) nach hinten läuft; — der für das obere Nasalwunder- netz abgehende Ast ist doppelt. (Eine ähnliche aber verhältnissmässig unansehnliche Schlagader findet sich auch beim Pferde.) Beim Schweine sind die oberen und unteren Nasalwundernetze nur aus wenig Stämmen zusam- mengesetzt, — das obere aus 13, das untere aus 8. Das Netz der Muschel gibt jenem der Wieder- käuer nur wenig nach, — jenes der Scheidewand entspringt nicht durch Zerfallen eines Hauptstam- mes, sondern wird durch 22 Schlagadern gebildet, welche aus der oberen Peripherie eines am Bo- den der Nasenhöhle (dieht am Vomer) nach vorn verlaufenden Stammes entspringen, welcher selbst dureh eine lange Insel unterbrochen wird. Zwischen dem Canalis nasopalatinus und der vorderen Nasenöffnung liegt beim Schweine auf der oberen Fläche des Os intermawillare ein ähnlicher , aus zusammengeballten Arterien und buchtigen Venen gebildeter Gefässknäuel wie beim Hirschgeschlechte. Zwei aus dem unteren Nasalwundernetze hervorgehende Arterien senken sich in ihn ein, zertheilen sich unter steter Knäuelung in immer feiner werdende Zweige , welche die Stenson’schen Knorpelröh- ren mit einem dieken Gefässlager umschliessen, und am harten Gaumen mit den Verästlungen der Art. palalina zusammenmünden. Die Länge dieses ovalen und höchst wahrscheinlich ereetilen Ge- fässknäuels beträgt an dem jungen Thiere, welches ich vor mir habe, 1/2 Zoll, seine Breite 4, seine Dicke 3 Linien im durch Injection strotzenden Zustande. 6. Allgemeine Bemerkungen über die Nasalwundernetze. Die vier Nasalwundernetze der Wiederkäuer und Pachydermen sind, dem Gesagten zufolge, Theile oder Zungen eines einzigen grossen, unter der Schleimhaut der Nasenhöhle liegenden Wundernetzes, dessen Hauptstamm die Art. sphenopalatina bildet. Obwohl aus vier besonderen Aesten dieser Schlag- ader hervorgegangen , stossen sie doch an den vier Wänden der Nasenhöhle zusammen , und überzie- hen, als ein zusammenhängendes Ganzes, die der Berührung mit der eingeathmeten Luft ausgesetzte Fläche der Nasenhöhle, mit Ausnahme der eigentlichen Riechsphäre. — Jede der vier Zungen des Nasalwundernetzes bietet im Allgemeinen eine übereinstimmende Bildung ihrer Elemente dar: strahlige Wedel mit Zwischenanastomosen, und Ursprung von Capillargefässen aus den einzelnen Strahlen. Durch letzteren Charakter sind die Nasalwundernetze überhaupt von allen bisher bekannt gewordenen Wun- dernetzen unterschieden. — Das untere und obere Wundernetz , so wie jenes der Nasenscheidewand , deren strahlige Wedel sich nieht zu Einem einfachen austretenden Hauptstamme vereinigen, sondern in der Umgegend der äusseren Nasenknorpel mit den untergeordneten Zweigen der äusseren Nasenar- zur vergleichenden Angiologie. 19 terien anastomosiren, sind nach Müller’s *) Terminologie der Wundernetze:: Retia mirabilia diffusa s. unipolaria. Bei keinem der bekannten, in diese Kategorie gehörigen Wundernetze (mit Ausnahme der Choroideal- und Schwimmblasennetze) ist die Strahlung so sehr in die Fläche ausgebreitet, wie an jenen der Nasenhöhle. Die Zwischen - Anastomosen ihrer einzelnen Stämme lassen sie noch über- diess als Retia unipolaria reticulata bezeichnen. — Das Wundernetz der unteren Nasenmuschel da- gegen, dessen aus einem einfachen Wirbel entsprungene Stämme sich zu mehreren Austrittswirbeln am vorderen Ende der Nasenmuschel vereinigen , ist ein Pete amphicentrieum — Die den Arterien entsprechenden Venen sind zwar sehr ansehnlich und netzförmig verknüpft, allein diesen Netzen fehlt der eigentliche Charakter der Wundernetze , welchen sie nur dadurch erhalten können , dass sie den Arterien auf den Schritt nachfolgen. Das Nasenscheidewandnetz des Schweins ist ein Reie semi- pennatum. Uebersieht man einen vertical zersägten injieirten Schädel eines Wiederkäuers an der Schnittfläche, so zeigt sich auf den ersten Blick, dass die Wundernetze nur jenem Theile der Nasenhöhle ange- hören, durch welchen der stärkste Zug des eingeathmeten Luftstroms geht; — die Sinus und das Siebbeinlabyrinth sind ohne Wundernetze, und überhaupt sehr blutarm. Ich glaubte, als ich das er- stemal die Nasalwundernetze in strotzender Fülle sah, aus den örtlichen Verhältnissen ihres Vorkom- mens einen Schluss auf ihre Verrichtung machen zu können. Dieses Durchfurchen des Bodens der Nasenschleimhaut mit zahllosen Blutströmen , sollte es nicht die Gefahr der Vertrocknung von einer Haut abwenden, welche mit jedem Athemzuge einen Theil ihrer Durchtränkungs - Flüssigkeit an den rasch vorbeibewegten Luftstrom abgibt, während die schwierig zugänglichen Sinus und die gewunde- nen Gänge des Labyrinths einer so verschwenderischen Durchfeuchtung nicht zu bedürfen scheinen. Allein die Ansicht fällt, da die Nasenschleimhaut beim Ausathmen die Feuchtigkeit wieder reichlich erhält, welehe ihr durch das Einathmen entzogen wurde, indem die in den Lungen mit Wasserdäm- pfen geschwängerte und zugleich erwärmte Luft beim Ausathmen sicherlich einen Theil ihrer Dämpfe an die kältere Nasenschleimhaut wieder niederschlägt. Auch müssten, wäre Obiges der wirkliche Grund und Zweck der Wundernetzbildung , die Geruchsorgane aller Thiere mit diesen Präservativen ausgerüstet sein. Ein reichlicheres Material für die Absonderung des Nasenschleimes zu liefern, kann auch nicht die einzige oder vorzüglichste den Wundernetzen zu Grunde liegende Tendenz sein, da die Menge der Ab- sonderung wohl von der Capaeität der Art. sphenopalatina, aber nicht von der Mächtigkeit der aus ihr hervorgegangenen Wundernetze abhängig ist. Die genannte Arterie wird gewiss bei zwei Thieren, in denen sie gleich stark ist, und deren eines das Wundernetz besitzt, das andere nicht, dieselbe Menge Blut in das Capillar-System des letzteren wie des ersteren treiben. Das Blut wird zwar durch die Canäle eines diehten Wundernetzes mit geringerer Schnelligkeit strömen, indem mit der Vermehrung der vom Blute bespülten Gefässflächen sich die Reibung steigert, und an der Wiedervereinigungsstelle zweier Canäle, oder an der Einmündung einer Anastomose, hemmende Wirbel im Blute entstehen; allein diese Verzöge- rung des Blutlaufes im Wundernetze kann ebenfalls nicht der Absonderungsmenge zu Gute kommen, da nicht zunächst das Wundernetz, sondern das Capillargefäss-System den Stoff der Absonderung liefert, und die Hemmung der Blutbewegung im Wundernetze durch die Beschleunigung derselben in dem (nicht allmälig durch vorbereitende lange Verästlungen entstehenden, sondern plötzlich aus den groben Wunder- netzstämmen entspringenden) Capillargefäss-Netze compensirt wird. Wichtiger für das Absonderungsgeschäft scheint mir die qualitative Veränderung, welche das Blut in dem Labyrinth der Wundernetze durch die Einwirkung der inneren Gefässmembran erleidet, und auf diese scheint die Verlangsamerung der fortschreitenden Blutbewegung zunächst berechnet zu sein. °) Vergleichende Anatomie der Myxinoiden. Gefäss - System pag. 103. 20 Leider weiss die Physiologie über .die Art dieser Veränderung des Blutes durch die vitale Einwir- kung der Gefässwände viel zu wenig zu sagen, um darauf eine stichhältige Theorie der Wundernetz- bildungen in der Nasenhöhle zu basiren. Gibt es aber eine solehe Einwirkung, so ist sie jedenfalls dort am besten angebracht, wo sie, wie bei den Nasalwundernetzen, nahe am Capillargefäss-Systeme auftritt, und auf eine so bedeutende Gefässfläche übertragen wird. Alles dieses ist, so lange die Chemie den Be- weis der materiellen Mischungsänderung des Blutes durch Einwirkung der Gefässwände schuldig bleibt, eine blosse Annahme, während die mechanische Bestimmung des Wundernetzes, wenigstens für die Na- salnetze, darin gesucht werden muss, dass sie durch die in ihnen statthabende Verminderung der Schnel- ligkeit der Blutbewegung, für die auf eine bestimmte Grösse zu bringende Schnelligkeit im Capillargefäss- Systeme, dasselbe leisten, was ein langer und vielverzweigter Stammbaum der Art. sphenopalatina gethan haben würde. Bei den übrigen Säugethieren, welehe nicht mit Nasalwundernetzen versehen sind, und deren Nasen- schleimhaut weniger blutreich ist, ist die Art. sphenopalatina klein genug, um bei gewöhnlicher Ver- ästlungsweise bei Zeiten capillar zu werden; — auch dringen, wie ich wenigstens an einem Pferd- und Hundeschädel vor mir sehe, von den verschiedenen Zweigen der Gesichtsarterien, so wie von der Augen- höhlen- und Gaumenarterie, schon hinreichend kleine Schlagadern in die Nasenhöhle ein, um zu ihrer Capillarisirung nicht mehr weit zu haben. — Es liesse sich nun freilich noch die Frage stellen, warum denn gerade die Nasenschleimhaut der Wiederkäuer und einiger Diekhäuter so blutreich sein müsse, und bei anderen eine geringere Irrigation ihres Substrats genügt. Hierauf zu entgegnen wäre nur Jenem mög- lich, der in die Dynamik des Riechens tiefer eingedrungen, als die Physiologie unserer Tage. Vor der Hand bleibt es nur ein vereinzeltes, interessantes anatomisches Fiaetum, dass bei den Wiederkäuern und den borstentragenden Pachydermen an den zu den drei grossen Kopfhöhlen (Schädel-, Augen- und Na- senhöhle) tretenden Arterien Wundernetzbildungen vorkommen, und dass die Nasalwundernetze dem 'Ter- ritorium der Nasenäste des Trigeminus ausschliesslich angehören. Erklärung der Abbildungen. Taf. L Fie. 1. Rechte Hälfte der Nasenhöhle eines Kalbes. a. Fortsetzung der Carotis, jenseits der Abgabe der Art. ophihalmica. b. Art. palatina descendens. c. Art. infraorbitalis. d. Art. sphenopalatina. e. Stamm des Scheidewand-Wundernetzes. f- Wundernetz des Nasenbodens. 9. Wundernetz der unteren Nasenmuschel. h. Wundernetz der oberen Nasenmuschel. i. Highmorshöhle. k. Harter Gaumen. Fig. 2. Unteres, mittleres und oberes Nasalwundernetz einer Ziege. s Fig. 3. Wundernetz der Nasenmuschel einer Gemse, ° a. Eintretende, b. austretende Zweige. 21 1. Ueber die Carotiden des Ai (Bradypus torquatus). (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 17. Februar 1848.) Die Verästlungsweise der Kopfarterien der Faulthiere ist nicht weniger interessant, als die bisher bekannt gewordene Anordnung der grossen Gefässstämme an den Gliedmassen. Die Geflechte, welche an letzteren in so ausgezeichneter Weise vorkommen, finden sich in weniger entwickeltem Grade auch an gewissen, tief liegenden Zweigen der Carotiden. Eine eben vollendete Untersuchung eines glücklich injieirten Schädels vom Ai (Bradypus torquatus) gibt folgende Resultate: 1. Carotis communis. Anastomosen mit der Vertebralis. Vordere und hintere Wirbelsäulennetze. Die gemeinschaftliche Carotis entspringt rechterseits aus der Anonyma; — links ist sie, wie bei dem Menschen und den meisten Vierhändern, ein selbstständiger Zweig des Aortenbogens. Am Halse auf- steigend bildet sie mit der Art. vertebralis eben so viele Anastomosen, als Wirbel vorkommen (8 bei Bradypus toryuatus), und nimmt noch überdiess an der Bildung eines weitmaschigen Netzes Antheil, welches an der vorderen Fläche der Halswirbelsäule unter den mächtigen Muskeln derselben gelegen ist. Der ungetheilte Stamm der Carotis gibt nämlich in gleicher Höhe mit den betreffenden Intervertebral- löchern der Halswirbelsäule ziemlich lange und nicht unansehnliche Aeste ab, welche sich zwischen die Fleischbäuche des Zonyus colli und Reetus capitis anticus eindrängen, und bei ihrer ersten Besichti- gung von mir für Muskeläste gehalten wurden. Da aber selbst ein so regelmässiges Abtreten von Muskel- ästen aus der Carotis communis in der Säugethierwelt ohne Beispiel ist, so verfolgte ich diese Aeste weiter, und fand, dass sie allerdings die genannten Halsmuskeln mit Zweigen betheilen, aber sich nicht in ihnen auflösen, sondern zwischen je zwei Querfortsätzen, einwärts von den austretenden Stämmen der Rückenmarksnerven, in den Canal der Querfortsätze dringen, und mit dem Stamme der Art. vertebralis zusammenmünden. Kurz bevor die Anastomose stattfindet, erzeugt jeder dieser Aeste einen Nebenzweig, welcher an der vorderen Fläche des betreffenden Wirbelkörpers nach Innen gegen die Mittellinie des Halses lauft, und sich alsbald in zwei Zweige theilt, welche mit den entgegenkommenden der anderen Seite anastomosiren, und dadurch eine Reihe eben so vieler Inseln als Halswirbel bilden. Diese Inseln hängen durch auf- und absteigende Aeste feinen Calibers untereinander zusammen, wodurch ein ziemlich symme- trisches Arteriennetz der Halswirbelsäule gebildet wird, welches auch aus den Stämmen der Wirbelarte- rien contribuirende Zweigchen erhält. Es scheint sich das Netz an der ganzen Länge der Wirbelsäule herabzuziehen, da es sich in die obere Brusthälfte verfolgen liess, wo die zuführenden Stämmehen des- selben aus den Zwischenrippenarterien entstanden. — Da sich die Carotis communis am ersten Hals- wirbel in die Carotis facialis und cerebralis theilt, so ist es die letztere, welche den ersten Verbindungs- zweig zur Wirbelarterie absendet. — Die aus diesem Netze abgehenden Zweige sind äusserst fein und spärlich, und für die ligamentösen Verbindungen der Wirbel bestimmt. Das Netz kann somit kaum in einer Ernährungsbeziehung zu den von ihm aus mit Blut versorgten Theilen stehen. Auf der hinteren Fläche der Halswirbelsäule bildet sich ein ähnliches Netz, welches durch die austretenden Zweige der Wirbel- arterien eonstruirt wird, und aus ungleich stärkeren Gefässen besteht als das vordere. Es zieht sich nämlich am unteren Rande eines jeden Wirbelbogens ein starker, aus der Art. vertebralis entstandener Zweig hin, welcher mit dem begegnenden Gefässe der anderen Seite einfach anastomosirt, und einen Bogen bildet, der namentlich an den unteren Halswirbeln nicht viel schwächer als die Wirbelarterie selbst ist. Diese Gefässbogen hängen wechselseitig durch Verbindungscanäle zusammen, welche sich jedoch weder durch Regelmässigkeit ihrer Anordnung, noch durch die Stärke ihres Calibers auszeichnen. Jeder zum Axelnervengeflechte tretende Cervicalnerv erhält einen ansehnlichen Zweig aus diesem hinteren Wirbel- 22 J. Hyrtl’s Beiträge säulennetze, welcher ihn jedoch nicht auf seiner ganzen Wanderung begleitet, sondern in das Rete mira- bile der Armaterie übergeht. Der nächste Vortheil dieser Anastomosen zweier sonst so scharf von einander gesonderter Gefässe, und der mit ihnen zusammenhängenden Wirbelsäulennetze, kann wohl kaum ein anderer als ein mechani- scher sein. Bei einem Thiere, welches so energische und andauernde Kraftäusserungen vollbringt, und des- sen Blut dadurch unter sehr bedeutend wechselnden Druckgrössen strömt, dürften die mit seinen Kopf- schlagadern in Zusammenhang stehenden Gefässnetze die Function von Sicherheitsröhren übernehmen, was um so wahrscheinlicher ist, als die Entwicklung der Netze in grellem Contraste mit der Kleinheit und geringen Anzahl der von ihnen abgehenden Aeste steht. Was die Netze für die Blutströme beider Hals- seiten leisten, mögen die Anastomosen zwischen Carotis und Vertebralis für jede einzelne thun. 2. Verlauf und Netzbildungen der äusseren Carotis. Die Carotis communis gibt noch vor ihrer Theilung die Art. thyreoidea ab, welche lange, be- gleitende Aeste an die Luft- und Speiseröhre sendet *). Ueber dem ersten Halswirbel findet ihre Thei- lung in die interna und externa statt, zwischen welche Gefässe sich das grosse Zungenbeinhorn ein- schiebt. Die Carotis externa sendet zuerst eine in drei Zweige zerfallende Art. kyoidea für die Mus- kulatur des Zugenbeins ab, hierauf die starke Art. lingualis und die unbedeutende Art. palatina ascen- dens, welche Gefässe, so wie die Art. alveolaris inf. einfach bleiben, und nicht durch eingeschobene Netze unterbrochen werden. Nun folgt die Art. occipitalis, welche ein feinmaschiges Geflecht durch die grosse Austrittsöffnung des Communicans faciei in die Paukenhöhle schiekt (während nur kleine Zweige derselben zu den Nackenmuskeln abgehen), mit der Fortsetzung ihres Stammes in das schwam- mige Gewebe der Schläfenschuppe eindringt, diese von hinten nach vorn und oben durchsetzt, und in die Schädelhöhle gelangt, wo sie bogenförmig an der Seitenwand des Cranium bis zur Siebplatte des Siebbeins lauft, und sich auf diesem Wege in ein engmaschiges und zartes Netz auflöst, welches den ganzen Umfang der dur« mater einnimmt. Die Fortsetzung der Carotis externa begibt sich nun an die innere Seite des Unterkieferastes (könnte von hier aus Maxillaris interna genannt werden), und löst sich, nach Abgabe der Gaumen- arterie, welche keine Netze bildet, in folgende Geflechte auf: 1. Rete temporale. Es wird durch die tiefliegenden Schläfearterien gebildet. Diese entspringen mittelst eines kurzen gemeinschaftlichen Stammes aus der Carotis, während sie im unter- sten Raume der vereinigten Schläfen-Augengrube nach vorn verlauft. Der gemeinschaftliche Stamm theilt sich erstlich in zwei, sich bald wieder vereinigende Aeste, welche neuerdings divergiren, sich Verbindungsäste zusenden, und eine Folge von Anastomosen bilden, welche sich immer mehr verjüngen, und endlich in der tiefliegenden Portion des Schläfemuskels untergehen. 2. Rete ophthalmicum. Dieses Netz wird durch vier aufsteigende Aeste der Carotis gebildet, wel- che sich an die fibrös-zellige Scheidewand halten, durch welche die Augenhöhle von der Schläfen- grube abgesperrt wird. Die Ansicht dieses Netzes gleicht der bekannten Form der Mesenterialnetze. Die Hauptstämme bilden durch wechselseitige Anastomosen nach oben convexe Bogen, auf wel- chen eine zweite, dritte und vierte Gruppe von Arcaden aufsitzt. Die peripherischen Zweige des Bogennetzes sind theils für den Musculus iemporalis, theils für den Sehapparat, mit Ausnahme des Bulbus, bestimmt. Gegenüber dem Ursprunge des Rete ophthalmicum sieht man drei Arterien sich vom Stamme der Carotis abwenden, um die untere Gegend des Bulbus nach innen zu umgreifen. Die erste der- selben ist die Art. ethmoidalis inferior. Sie geht unter dem Bulbus zur inneren Wand der Augen- *) Auf der rechten Kopfseite folgt eine für die Unterkiefer-Speicheldrüse bestimmte Schlagader, welche linkerseils aus der Carotis externa stammt, zur vergleichenden Angiologie. 23 höhle, und theilt sich daselbst in zwei Zweige, deren jeder in ein an der Orbitälwand des Oberkiefers befindliches Loch eindringt. Der untere Zweig ist die Art. alveolaris superior, der obere die eigentliche Art. ethmoidalis inferior. Diese geht durch einen besonderen Canal des Oberkiefers in die Nasenhöhle, ohne den gewöhnlichen Umweg durch die Schädelhöhle zu neh- men. Sie versorgt die Schleimhaut der Nasenmuschel, und setzt sich nach rückwärts, über die Choana hinaus fort, um am Gewölbe des Rachens mit einem Zweige der Carotis interna zu anastomosiren. Der zweite, den Bulbus von unten umgreifende Ast versorgt die an der inneren Augenhöhlenwand gelegenen Weichtheile, während der dritte am Margo infraorbitalis sich nach innen und oben krümmt, und, vom inneren Augenwinkel an, als Art. frontalis verläuft. 3. Rete infraorbitale. Die Fortsetzung der Carotis dringt nun als Art. infraorbitalis in den gleich- namigen Canal, und bildet bei ihrem Austritte aus demselben ein bis in das Schnautzenende sich erstreckendes Netz, von welchem sich parallele Stämmechen auf den Nasenrücken erheben, um mit der oben erwähnten Art. frontalis zu anastomosiren. Dieses Netz ist schwächer als die bei- den früheren. 3. Verlauf und Netzbildungen der inneren Carotis und der Wirbelarterie. Die Carotis interna”) erzeugt vor ihrem Eintritte in den Canalis caroticus zwei schwache Aeste, deren unterer zur hinteren Wand des Pharynx geht, und die fehlende Art. pharyngea der äusseren Carotis ersetzt, deren oberer der früher erwähnte Verbindungsast zur Art. ethmoidalis inf. ist. Nebst diesen geht noch ein feines Geflecht in das Cavum iympani, um mit dem den Nervus communicans f«ciei umstrickenden Plexus zu anastomosiren. In die Schädelhöhle eingetreten, bleibt die Carotis interna eine Strecke lang zwischen der dura mater und dem Knochen, und anastomosirt daselbst mit einem feinen Aestchen einer Schlagader, wel- che von der Carotis externa (während sie an der inneren Seite des Unterkiefergelenks vorbeistreicht) entspringt, und durch das Foramen ovale des Keilbeins in die Schädelhöhle tritt, wo sie die starken Wurzeln des Quintus und die mittlere Partie der harten Hirnhaut mit Blut versieht. An der Seite der Hypophysis durchbohrt die Carotis die harte Hirnhaut, und zerfällt in einen vorderen und hinteren Ast. Die Verästlungen derselben stimmen auf beiden Seiten nieht miteinander überein. (Wenn dieses übrigens für alle Thiere gilt, so ist die Unsymmetrie des Cireulus Willisii bei Bradypus dem Grade nach viel auffallender.) Der erste Ast rechter Seite theilt sich, nachdem er die Art. ophihalmica abgab, in die Art. corporis callosi und in die Art. Sylvii. Die linke Art. corporis callosi anastomosirt mit der rechten nicht durch eine einfache Art. com- municans ant., sondern durch ein kleines Zwischennetz, aus welchem sich drei aufsteigende Zweige zum Balken begeben, um theils auf der oberen Fläche desselben, theils an der inneren Seite der Gross- hirnhemisphären, unter fortdauernder weitmaschiger Netzbildung sich zu verästeln. Die Art. Syleii umgreift mit ihren zahlreichen Aesten die Seitenwand der Hemisphären, bildet viele und grosse Inseln, und tritt mit ihren vorderen, dem Riechkolben angehörigen Zweigen mit jenem Netze in Verbindung, welches später als Rete eribrosum angeführt werden wird. Der zweite Ast rechter Seite geht nach rückwärts, erzeugt die zwei vorderen Profunde cerebri, und verliert dadurch so sehr an Volumen, dass er nur als unansehnliches Gefäss (einer Communicans posterior vergleichbar) sich hinter den Corpora mamillaria nach links hinüber krümmt, um mit der ganz der linken Seite angehörigen Fortsetzung der Wirbelarterie zu anastomosiren, und dadurch die hinteren unsymmetrischen Grenzen des Circulus Willisii zu bilden. *) Die linke ist merklich stärker als die rechte. 24 J. Hyrtl’s Beiträge Auf der linken Seite findet sich die merkwürdige, noch bei keiner Thiergattung beobachtete Abweichung, dass die Carotis inierna, welche die rechte fast doppelt an Umfang übertrifft, an der unteren Fläche des Vorderhirns bis zur Siebplatte des Siebbeins ausläuft, und sich daselbst in ein äusserst starkes , diekstämmiges Netz auflöst, welches ich Rete cribrosum nennen will”). Das Netz hat so viele Maschen als die Siebblatte Löcher zählt. Ausser der linken Carotis interna bildet nur noch ein dünner Ast der Art. ophthalmica dextra (welcher auf der linken Seite fehlt) einen unbe- deutenden Zufuhrcanal dieses Netzes, wodurch die früher erwähnte überwiegende Stärke der Carotis interna sinistra ihre Erklärung findet. Von dem Reie ceribrosum dringen Aeste mit den Zweigen des Olfactorius in die Nasenhöhle ein, und verästeln sich im Siebbeinlabyrinth und in der Nasenscheide- wand, ohne Wundernetze zu bilden. Während die Carotis sinistra den Weg zum Rete cribrosum einschlägt, gibt sie dieselben Aeste wie die rechte ab. Ihr Ramus communicans posterior ist so stark wie die Wirbelarterie, welche man desshalb als durch einfache Anastomose in die linke Carotis übergehend ansehen kann. Die Art. ophthalmiea ist ein äusserst feiner Zweig der Carotis interna, welcher an der inneren Seite des Sehnerven zum Augapfel geht, und sich, ohne die Muskeln zu versorgen (welche aus dem Rete ophthalmieum Blut erhalten) nur in zwei lange und zwei kurze Ciliararterien auflöst, welche letztere vor ihrem Eintritte in die Selerotica ein zartes Pete eiliare construiren. Von den beiden Wirbelarterien ist gleichfalls die linke stärker als die rechte. Die aus ihrer Vereinigung entsprungene Basilaris erweitert sich auf der Mitte der Varolsbrücke etwas, und nimmt gegen den vorderen Rand derselben wieder zusehends an Volumen ab. Ihre paarigen Seitenäste sind eben so unsymmetrisch angeordnet wie die Zweige der Carotiden. Ausser den bekannten Aesten, welche zum kleinen Gehirne, zum Rückenmarke und zum Gehörorgane treten, bildet die Basilaris, anstatt sich in zwei Profunde cerebri aufzulösen, am vorderen Rande der Varolsbrücke eine Suite von 12 rechten und eben so vielen linken Zweigen, welche parallel und dicht aneinander liegen, durch kurze Verbindungssehenkel communiciren, und eines der niedlichsten Wundernetze bilden, wel- ches sich um den Peduneulus cerebri (nach Art der Profunde) herumschlägt, und seine Stämmehen in verschiedenen Richtungen , gegen den Wurm, die Vierhügel und Sehhügel, und gegen die hinteren Grosshirnlappen auseinanderschickt. Dieses vom Cerebralwundernetze der Wiederkäuer und Schweine gänzlich abweichende Rete mirabile, welches als Rete peduneuli am besten zu bezeichnen wäre, passt in keine der bekannten Wundernetzformen, da es weder ein Rete uni- noch bipolare, weder fasciculatum noch pinnatifidum ist, und eigentlich nur den vervielfältigten Ursprung der Art. profunda cerebri darstellt, deren Aeste so zu sagen ohne Stamm entstehen. . Erklärung der Abbildungen. Taf. II. Fig. 1. Linke Seitenansicht der Halswirbelsäule mit den Anastomosen der Carotis und Vertebralis, und den vorderen Üervicalnetzen von Bradypus torguatus. a. Erster Halswirbel. b. Erster Brustwirbel. c. Gemeinschaftliche Carotis. *) Ich finde dieses Netz in verhältnissmässig noch stärkerer Entwickelung bei den Insectenfressern (Talpa, Sorex), bei den Flughäutern (Plecotus, Vespertilio) und in einer sehr reichen Form bei Dusypus novemeinclus. Es wird jedoch nur bei letzterem durch eine Fortsetzung beider Carotides interne, bei den übrigen durch einen Zweig der Carotis externa gebildet, zur vergleichenden Angiologie. 25 d. Wirbelarterie, schon den 8. Halswirbel-Querfortsatz durchbohrend. e. Carotis externa. f. Carotis interna, aus welcher der erste Verbindungszweig zur Wirbelschlagader geht. Fig. 2. Linke Kopfhälfte desselben Thieres mit dem Verlaufe der äusseren Carotis. Der Unterkiefer wurde gänzlich entfernt. a. Theilungsstelle der Carotis communis. b. Rete temporale. ; e. Rete ophthalmieum. d. Rete infraorbitale. e. Die drei den Bulbus von unten und innen umgreifenden Arterien. f. Die nach vorn geschlagene fibröse Scheidewand zwischen Augen- und Schläfengrube. Fig. 3. Untere Ansicht des Gehirns mit dem Reie mirabile pedunculi und dem Rete cribrosum. a. Linke stärkere, b. rechte schwächere Vertebralis. Dem Verlaufe der Basilaris folgend stösst man nach vorn auf die beiden flachen Wundernetze der Gehirnschenkel ee, und sieht hierauf sich die Basilaris ungetheilt nach links wenden, um mit der linken Carotis zu anastomosiren. Der Willis’sche Ring hat die Gestalt einer Acht, deren rechte Hälfte schwächer als die linke erscheint. d. Das Rete eribrosum, dessen zuführende Gefässe die Carotis sinistra, die Ophthalmica dextra und die Ausläufer der Art. Syleii sind. II. Ueber die Lymphherzen des Scheltopusik (Pseudopus Pallasi). (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe am 23. März 1848.) Die ausführlichste Schilderung des Schlangen-Lymphherzens gab E. H. Weber in Müllers Archiv 1835. Er fand es bei einem 7 Fuss langen Exemplare von Python tigris in einer Höhle (Nebenthorax) liegen , welche dureh die gespaltene letzte Rippe, den Querfortsatz des einzigen Len- denwirbels und des ersten Kreuzwirbels gebildet wird. Die zwischen den einzelnen Knochenspangen frei bleibenden Lücken werden durch platte Muskeln ‚ausgefüllt, welche den Raum des Nebenthorax vollkommen absperren. Das Lymphherz ist durch Zellgewebe an die Wände dieses Raumes angeheftet, vergrössert und verkleinert sich mit ihm. Die drei zuführenden Lymphgefässe kommen aus den zu beiden Seiten und dicht vor der Wirbelsäule verlaufenden grossen Lymphstämmen ; die zwei abfüh- renden stehen mit zwei ansehnlichen Venen in Verbindung , welehe mit der Vene des Rudiments der hinteren Extremität den Ursprung des zuführenden Vennenstammes der Niere jederseits zusammensetzen. Die Anordnung des Lymphherzens beim Scheltopusik weicht auf bemerkenswerthe Weise von diesem Vorbilde ab. Ich habe Gelegenheit gehabt, dieses auf der Grenze zweier Amphibienordnungen stehende Thier in mehrfachen Exemplaren todt und lebendig zu untersuchen, und mich dabei voll- Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 4 26 J. Hyritl’s Beiträge kommen überzeugt, dass die zu erwähnenden Differenzen keine zufällige Anomalie, sondern eine constante Eigenthümlichkeit bilden. Der Scheltopusik besitzt nach Cuvier 3 Halswirbel, 51 Rückenwirbel, 2 Kreuzwirbel und 100 (9) Schwanzwirbel. Diese Angabe ist für die Rücken-, Kreuz- und Schwanzwirbel unrichtig. An drei Exemplaren (ein jüngeres Weibchen , zwei ältere Männchen) beträgt die Zahl der Rückenwirbel 53. Auf diese folgen zwei Wirbel, welche Cuvier als Kreuzwirbel deutet. Versteht man unter Kreuzwirbel solche, welche miteinander mehr oder weniger vollkommen aneylosiren, und sich mit den Beckenknochen durch Fugen verbinden, so besitzt der Scheltopusik nur Einen Kreuzwirbel. Das Rudiment des Darmbeins verbindet sich nämlich nur mit dem zweiten der beiden fraglichen Wirbel, und zwar durch ein freies Gelenk, welches durch eine am breiten Ende des Querfortsatzes dieses entschiedenen Saecralwirbels angebrachte, diek überknorpelte und sehr mässig concave sphärische Gelenkfläche, und durch einen an der inneren Fläche des Darmbeins, nahe seinem oberen, breiteren Ende befindlichen , sehr wenig gewölbten Gelenkhügel gebildet wird. Das Becken- rudiment, dessen längere Hälfte unter, dessen kürzere über dem Gelenke liegt, erhält dadurch erstens die Beweglichkeit eines zweiarmigen Hebels nach vor- und rückwärts, und zweitens jene der Abduc- tion und Adduetion, für deren Ausführung ein besonderer und ungemein kräftig entwickelter Muskel- apparat sorgt, welcher an einem anderen Orte geschildert werden soll. Der diesem Saeralwirbel vorangehende Wirbel schickt von dem Ende und von dem hinteren Rande seines (uerfortsatzes Befestigungsbänder zum Beckenrudiment, und könnte sonach immerhin als 1. Saeralwirbel gelten, allein der Zustand seines Querfortsatzes würde ihn eher den Rückenwirbeln als den Kreuzwirbeln anreihen lassen. Der Querfortsatz, von welehem die Befestigungsbänder zum Beckenrudiment gehen, ist etwas (1 Linie) länger als die letzte Rippe, aber um eben so viel kürzer als der nächstfolgende Querfortsatz. Er übertrifft die letzte Rippe und den nächsten Querfortsatz dreimal an Dicke, ist aber nur halb so breit als letzterer. Er liefert überdiess den überzeugendsten Beweis der morphologischen Verwandtschaft von Rippen und Querfortsätzen, da er keine unmittelbare Fortsetzung des Wirbel- körpers ist, sondern durch eine bewegliche Symphyse (nicht durch Gelenk) auf einem seitlichen Höcker des Wirbelkörpers aufsitzt, somit eine Rippe vorstellt, und die Zahl der Rückenwirbel dem- nach eigentlich auf 54 steht. Der einzige Saeralwirbel ist es, der in der nächsten Beziehung zum Lymphherzen steht. Sein breiter, von oben nach unten zusammengedrückter viereekiger Querfortsatz , besitzt an seiner oberen Fläche in der Nähe des äusseren Randes einen staffelförmigen Absatz, in dessen Vertiefung sich das Lymphherz mit einem Theile seiner Oberfläche einpasst. Im tiefsten Punete dieses Staffels findet sich eine kleine (eirea 1/ıo Linie weite) Oeffnung, welche durch den sich überwölbenden Rand des Staffels ein wenig verdeckt wird. Die Oeffnung führt in einen schief nach vor- und abwärts gerichteten Canal, welcher die Dieke des Querfortsatzes durchbohrt, und an der unteren Fläche desselben endet. Durch ihn lauft der Einfuhrsgang des Lymphherzens. Es erinnert der eben erwähnte Staffel an die bei den Ophidiern vorkommende gabelartige Theilung der Querfortsätze der Lenden- und Sacralwirbel, zu welcher beim Scheltopusik der erste Versuch gemacht wird. Uebrigens sehe ich noch an dem jungen Weibchen auf beiden Seiten die Spuren einer früher bestandenen, halb verstrichenen Symphyse des Querfortsatzes mit dem Seitenhöcker des Körpers. Der nächst hinter ihm folgende Wirbel ist, seines unteren festsitzenden und durehbrochenen Dornes wegen , der erste Schwanzwirbel, deren ich am weiblichen Exemplare 94, und an dem eines Männ- chen, dessen Schwanz vollkommen unbeschädigt war, 98 zähle. Der erste Schwanzwirbel hat noch einen ziemlich breiten, am äussersten Rande ausgeschweiften oder in zwei Zinken gespaltenen Quer- fortsatz, so wie einen ihn durchbohrenden Canal. Allen dem Lymphherzen sind diese beiden Vorkommnisse fremd, da die Zacken am Ende des Querfortsatzes nicht über-, sondern hintereinander zur vergleichenden Angiologie. 27 liegen (desshalb den horizontal liegenden Lymphschlauch nicht umfassen können), und das Loch an der Basis des Querfortsatzes, sehr vielen folgenden Schwanzwirbeln zukommt, wo es nur zum Ver- laufe einer für die Rückenmuskeln bestimmten Arterie dient. Die beiden Lymphherzen liegen nun zu beiden Seiten vollkommen symmetrisch auf der oberen Fläche des Saeralwirbels in der früher erwähnten staffelartigen Vertiefung. Das Herz ist im gefüllten Zustande, wie ich es vor mir habe, vollkommen sphärisch, mit 11/2 Linie Durchmesser. Eine fibröse Kapsel umgibt es locker. Zwischen dieser Kapsel und dem Lymphherzen ist kein leerer Raum, sondern es hängt die innere Fläche der Kapsel, wie E. H. Weber bei Python tigris bemerkte, durch feinen und dehnbaren Zellstoff mit der Oberfläche des Herzens zusammen. Die Kapsel scheint jedoch kein selbstständiges Organ zu sein, sondern durch Spaltung jener Aponeurose zu entstehen, welche vom Rande des Staffels des Querfortsatzes zum oberen Ende des Beckenrudiments hingeht. Ich konnte am Lymphherzen des Scheltopusik nur ein zuführendes und ein ableitendes Gefäss wahrnehmen. Bei Python bemerkte Weber drei zuführende Lymphgefässe eines Herzens , welche aus den auf der unteren Fläche der Schwanzwirbelsäule zu beiden Seiten der unteren Dornfortsätze gelegenen Lymphstämmen entspringen , und sich in die obere Wand des Lymphherzens einmünden. Pseudopus besitzt nur Ein zuführendes Lymphgefäss , und dieses kommt nicht aus den Saugader- stämmen des Schwanzes, sondern nimmt seinen Ursprung aus dem mächtig grossen Sinus Iymphati- cus, welcher der Wirbelsäule entlang sich durch die ganze Bauchhöhle erstreckt, und nicht nur die Aorta als ein weiter Sack umschliesst, sondern auch die Gekrösarterie und jeden ihrer Aeste bis zum Mesenterialrande des Darmes mit einer im injieirten Zustande die Dieke eines Schreibfederkiels erreichenden Scheide begleitet. Das hintere Ende dieses grossen Lymphreservoirs nimmt zwei aus dem Schwanze herbeikommende Lymphgefässe auf, und sendet, über der Insertionsstelle dieser, zwei ungleich schwächere, fasst haar- feine Lymphgefässe ab, welche die Querfortsätze des Sacralwirbels mittelst der beiden oben berührten Canäle durchsetzen, und sich in den inneren Rand des Lymph- herzens inseriren. Von der äusseren und unteren Gegend des Herzens entspringt ein Ausführungscanal von stattlicher Dicke (!/g Linie im Durchmesser). Er steigt zwischen den Gabelzacken des Endes des Querfortsatzes nach abwärts, und entleert sich, nach einem kaum anderthalb Linien langen Verlaufe, in die Wurzelder Fena umbilicalis*). Während er zwischen den Endzacken durchgeht, wird er durch ein Querband fixirt. Der Ausführungsgang des Lymphherzens ist eine wahre Vene, da die Injeetion der Vena umbilicalis in ihn eben so leicht wie in jeden anderen Ast dieses Venenstammes übergeht, und erst am Austrittspuncte desselben aus dem Herzen durch zwei gegen- ständige halbmondförmige Klappen aufgehalten und am Uebergange in das Lymphherz gehindert wird. Hat man das Lymphherz blossgelegt und mittelst einer feinen Glasröhre mit Quecksilber gefüllt , so geht dieses unter keiner Bedingung in den grossen Lymphbehälter des Unterleibes über, was die Gegenwart von Klappen voraussetzt, welche bei der Feinheit des Zuführungseanals und der Zartheit des ganzen Pumpapparates nur schwer ein Gegenstand wirklicher Anschauung sein können. Der Klap- penschluss ist somit, wie bei den Blutherzen, vollkommen sufficient. Da das Lymphherz auf dem Querfortsatze des Sacralwirbels liegt, es somit durch die ganze Masse der Rückenmuskeln gedeckt wird, so ist seine Blosslegung im lebenden Thiere , dessen Schlangenform seine Befestigung noch überdiess sehr erschwert, äusserst umständlich. Es pulsirte *) Die Vena caudalis theilt sich nämlieh gleich bei ihrem Hervorkommen aus der Oeffnung des ersten unteren Dornfertsatzes in zwei Zweige (Venae ischiadicae), deren jeder sich neuerdings in zwei Aeste spaltet. Der obere von ihnen geht als Vena advehens Jacobsonii zur Niere, der untere lauft gegen die untere Bauchwand herab, um sich hier nach vorn zn wenden, und mit dem gleichen Aste der anderen Seite den Stamm der Vena umbilicalis zusammenzusetzen. 4 * 28 50mal in der Minute. Es steht diese Zahl gegen jene bei den Batrachiern beobachtete fast um die Hälfte zurück, was durch den Umstand erklärlich wird, dass die von mir untersuchten Thiere lange Zeit ohne Nahrung und desshalb sehr hinfällig waren. Trotz der Zartheit der Wände des Herzens liess sich doch eine zellige und muskulöse Schichte (animalische Fasern) unterscheiden , sammt Plattenepithelium. Das muskulöse Stratum lässt deutliche Längen- und Querfasern erkennen. Durch die äussere Zellhaut hängt das Lymphherz an die innere Oberfläche der fibrösen Kapsel an, in welcher es eingeschlossen ist. Es ist in hohem Grade über- raschend, ein contraetiles Organ mit den Wänden einer aponeurotischen Höhle, wenn auch locker, verwachsen zu sehen. Die Contraetion des Herzens ist durch diese Thatsache gehindert ihre ganze disponible Kraft auf die Austreibung des Contentum zu verwenden, indem ein Theil der- selben durch den Widerstand der straff gespannten fibrösen Wände absorbirt wird. Man sieht desshalb die Bewegungen des Lymphherzens sich erst dann frei entwickeln, wenn das vom Quer- fortsatze zum oberen Darmbeinende gehende sehnige Blatt abgelöst wurde. Allerdings wird das Bindungszellgewebe zwischen Herz und fibröser Hülse desselben ein sehr nachgiebiges und dehnbares sein, allein das winzige Herz, welches ohnediess nieht viel bewegende Kraft zu verlieren hat, dürfte für eine vollkommene Zusammenziehung und Entleerung durch die Anspannung seiner zelligen Verbindungsfäden eine nicht gleichgültige,, störende Hemmung seiner Bewegung erfahren. Es scheint mir desshalb eine ausgemachte Sache zu sein, dass die Lymphherzen der beschuppten Amphibien sich nicht wie jene der nackten, welche in keine fihrösen Kapseln eingeschlossen sind, bis zur vollkommenen Entleerung zusammenziehen, sondern nur einen Theil ihres Inhaltes austreiben , und sich nur um so viel contrahiren, als es ohne namhaften Verlust an bewegender Kraft angeht. Die Ueberführung der Lymphe in das Blut kann sonach nur eine sehr langsame sein. Der grosse abdo- minale Lymphraum eines ausgewachsenen Pseudopus benöthigt zu seiner und seiner Dependentien gänzlichen Füllung ein Quantum von dritthalb bis drei Unzen Wassers. Jedes Lymphherz hat kaum genug Capacität für einen Tropfen. Nimmt man an, dass es sich nur um den dritten Theil seines Volumens zusammenzieht, so ist leicht auszurechnen , wie lange die beiden Lymphherzen brauch- ten, um das ganze Reservoir des Unterleibes auszupumpen, und es wird sich daraus ergeben , dass der Umlauf der Lymphe in dem so weiten Canale eben so langsam wie ihr Umsatz und ihre Wiedererzeugung sein müssen. Die äusserst geringe Menge flüssiger Absonderungen und Aussonde- rungen bei den beschuppten Amphibien erklärt sich vielleicht hieraus. Erklärung der Abbildung. Tab. II. a. Lendenwirbel. Sein durch Symphyse aufsitzender Querforisatz ist abgetragen. b. Sacralwirbel mit der Oeffnung im Querfortsatze, durch welchen der Zuführungscanal des Lymph- herzens geht. ce. Erster Caudalwirbel. d. Lymphherz. Sein nach abwärts gerichteter Ausführungsgang entleert sich bei e in die aus der Spaltung der Vena caudalis (f) hervorgegangene Wurzel der Vena umbilicalis (4). h. Nieren. i. Lymphraum des Unterleibes. (Fortsetzung folgt.) 29 Zur vergleichenden Anatomie der Trommelhöhle. Von Professor Dr. J. Hyrtl. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe am 13. Jänner 1848.) 1. Ueber einen neuen Muskel in der Trommelhöhle bei Phoca vitulina. Taf. IV. Fig. 1. lit. d. An einer jüngst untersuchten Phoca vitulina fand ich einen bisher nicht angegebenen Muskel des Ambosses. Er liegt nicht in der Pauckenhöhle, wie die übrigen bekannten Muskeln der Gehörknochen, sondern gehört jener Ausbuchtung derselben an, welche von der oberen Wand der Pauckenhöhle ausgeht, und in den dieken unteren Theil der Schläfebeinschuppe eindringt. Diese Ausbuchtung, welche bei sehr vielen Säugethieren in verschiedenem Grade”) vorkommt, und bei einigen derselben einen verhältnissmässig viel bedeutenderen Umfang als bei Phoca besitzt, enthält den Kopf des Hammers und den Körper des Ambosses. Man könnte an ihr eine äussere, eine obere und eine innere Wand unterscheiden , welche durch abgerundete Kanten in einander übergehen. Die äussere Wand unterhält keine Verbindung irgend einer Art mit den genannten Theilen der beiden Gehörknochen. Die obere Wand besitzt ein senkrecht zum Körper des Ambosses herabsteigendes Aufhängeband, welches in einer Schleimhautscheide eingeschlossen ist, und ein Bündel von Blutgefässen zeigt, die für den häutigen Ueberzug des bei keiner anderen Säugethiergattung so umfangsreichen Ambosses bestimmt sind. Die innere Wand wird nicht bloss von der Schläfenschuppe, sondern nebenan von einem mas- siven, blattförmigen Anhange der Schläfenpyramide gebildet, welcher bei jungen Individuen durch Harmonie sich an den entsprechenden Rand der Schuppe anlegt, bei älteren spurlos mit ihm ver- schmilzt. An dieser Wand entspringt der fragliche Muskel mit feinen, strahlig nach abwärts convergi- renden Faserbündelehen , welche eine Area von zwei Linien Durchschnitt einnehmen. An dem mässig scharfen Rande, durch welchen die erwähnte Bucht des Tympanum von der Haupthöhle getrennt wird, krümmt sich der Muskel nach aussen und zugleich etwas nach rückwärts, um mit einer kur- zen, fadenförmigen Sehne sich in einer kleinen rauhen Grube zu befestigen, welche an der inneren Fläche des Körpers des Ambosses dicht unter seiner Gelenkfläche angetroffen wird. Der Muskel ist mit- einem Schleimhautüberzuge versehen, der viel dicker als er selbst ist, und ihn desshalb so lange unbekannt bleiben liess. Ich selbst verdanke seine Auffindung nur dem Zufalle. Ich hatte vor längerer Zeit das Schläfebein eines Seehundschädels, welcher mit feiner Harzmasse injieirt war, zur Maceration bei Seite gelegt. Als ich neulich nachsah, fand ich die Schleimhaut so weit zerstört, dass sie sich abwaschen liess. An der oben genannten Stelle wurde unter der Schleimhaut eine äusserst gefässreiche Schichte bemerkt, welche durch die balsamische Injeetionsmasse gegen die zerstörende Wirkung der Fäulniss in Schutz genommen zu sein schien. Ihre mikroskopische Untersuchung wies die Gegenwart _ *) Bei einigen Nagern und Edentaten ist sie durch eine häutige Scheidewand von dem Hauptraume der 'Trommelhöhle getrennt. Gewöhnlich entspricht ihr eine an der Basis eranii gegen die Schädelhöhle gerichtete Wölbung, welche jedoch bei Phoca fehlt, 30 J. Hyrtl. Zur vergleichenden Anatomie jener langgestreckten schmalen Maschennetze nach, welche nur dem Muskelsysteme zukommen. Ich untersuchte nun an einem Weingeist-Exemplare die Sache näher, und fand den eben erwähnten Muskel. — Die fast winkelige Biegung des Muskels an der Uebergangsstelle von der inneren Paucken- höhlenwand zur entgegensehenden Fläche des Kopfes des Ambosses rührt davon her, dass an dieser Stelle ein feines fibröses Bändchen über ihn weglauft, welches vom Periost des Felsenbeines gebildet wird, den Muskel knickt, und seine Richtung auf ähnliche Weise winkelig bricht, wie es eine ge- wöhnliche Muskelrolle zu thun pflegt. Jenseits dieses Bändchens lenkt der Muskel nach aus- und rückwärts ab, um sein Insertionsgrübehen zu finden. — Die Wirkungsart des Muskels ergibt sich aus Folgendem. Vergleicht man die Richtung des Muskels, nach seinem Durchgange unter dem fibrösen Stell- vertreter einer Rolle, mit jener des Tensor iympani, so findet man beide fast parallel. Unser Muskel des Ambosses wird somit letzteren nach innen ziehen, und, da er unter dem Gelenke desselben mit dem Hammer angreift, so wird sich vorzugsweise der lange Fortsatz des Ambosses nach einwärts begeben , wodurch im Amboss-Hammergelenke eine Drehbewegung veranlasst wird. Die Gestalt der betheiligien Gelenkflächen ist dieser möglichen Bewegung entsprechend. Der Amboss besitzt eine tiefe, einen einspringenden Winkel bildende Gelenkfläche. Die zwei schiefen Ebenen dieses Winkels sind unter 90° gegen einander geneigt. Die obere schiefe Ebene ist zugleich kugelig convex , die untere plan. Am Kopfe des Hammers bildet die Gelenkfläche einen ausspringenden Winkel mit oberer sphä- risch concaver, unterer ebener Fläche. Dreht sich die sphärische Convexität des Ambosses in der Vertiefung des Hammerkopfes nach innen oder aussen, so gleiten die planen, unter dem Kugelgelenke liegenden Flächen beider aneinander vor- und zurück. Die Gestalt der ineinander greifenden Gelenk- flächen des Hammers und Ambosses erlauben sonach eine isolirte Bewegung des letzteren nach innen. Diese Einwärtsbewegung des langen Fortsatzes des Ambosses treibt den Steigbügel tiefer in das ovale Fenster, spannt die Membran, welche die Basis des Steigbügels in diesem Fenster um- säumt, und es kann somit der Ambossmuskel die Dienste eines Regulators für die Verschliessungshaut des ovalen Fensters eben so gut übernehmen, wie der bekannte Tensor tympani dasselbe Geschäft für die Trommelhaut versieht. Eine isolirte Bewegung des Ambosses erscheint zwar nach Ed. Weber’s Ausmittlung der Bewegungs-Axe menschlicher Gehörknöchelchen nicht zulässlich, — es bedarf jedoch nur eines Blickes auf die Gestaltung der Artieulationsflächen an den Gehörknöchelehen der Seehunde, um die Ueberzeugung zu gewinnen, dass wenigstens bei dieser Familie das Weber'sche Bewe- gungsgesetz eine Ausnahme gelten lässt. Dieses wird um so wahrscheinlicher, wenn man auf die kleine, nur bei den Arten von Phoca, am Ursprunge des langen Fortsatzes des Ambosses vorkom- mende, auf einem niedrigen Knochenhöcker aufsitzende ebene Gelenkfläche Rücksicht nimmt, welche mit einer gleichgestalteten, am Halse des Hammers befindlichen, artieulirt, und auf eine Unabhängigkeit der Bewegungen beider Gehörknochen hinweist. Würden Hammer und Ambos sich immer gleichzeitig nach derselben Richtung bewegen, so müsste das relative Verhältniss des langen Ambossschenkels und des Hammerhalses dasselbe bleiben, und die Gegenwart eines Gelenkes zwischen beiden wäre nutzlos. Es wäre dem Gesagten zufolge der neue Muskel des Ambosses ein Tensor membranae fora- minis ovalis oder Intrusor stapedis zu nennen. Die queren Streifen seiner secundären Fasern charakterisiren ihn als einen animalen Muskel. Er scheint seine motorischen Nerven vom Communi- cans faciei zu erhalten. Ich sage „scheint”, da es mir unmöglich war, an dem Exemplare, welches ich untersuchte, Fäden dieses Nerven in das Fleisch des Muskels zu verfolgen ; vermuthe jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit ihreExistenz, da der Canalis Fallopiae nur durch eine, 1 Linie dieke Wand von der Ursprungsstelle des Muskels getrennt ist, und ein feines Knochencanälehen an macerirten Schädeln vom fallopischen Gange aus seine Richtung gegen diese einschlägt. der Trommelhöhle. 31 Die Richtung des mächtigen Musculus stapedius zur Längenaxe des Steigbügels ist eine recht- winkelige. Wird nun der Steigbügel durch den Intrusor tiefer in das ovale Fenster gedrückt, so muss der Stapedius nachgeben. Zugleich wird sein Insertionswinkel ein stumpfer. Lässt nun der Intrusor in seiner Wirkung nach, und tritt der Zug des Stapedius auf, so kann man die schiefe Richtung seiner Kraft erlaubtermassen in zwei Kräfte zerlegen, von welchen wenigstens die eine (auf dem Foramen ovale senkrecht stehende) den Steigbügel aus dem ovalen Fenster (um einen groben Ausdruck für eine der subtilsten Bewegungen zu gebrauchen) wieder herausziehen wird, woraus sich ein antagonistisches Verhältniss beider Muskeln ergibt. Bedenkt man ferner, dass jedes stärkere Eindringen des Stapes in das ovale Fenster einen Druck auf das Labyrinthwasser ausübt, der sich durch die Scala vestibuli und durch das Helicotrema auf die Scala Iympani und auf die Membrana iympani secundaria fortpflanzt, so muss letztere Membran durch die Wirkung des Intrusor stapetis nach aussen gestaucht, und gegen die 'Trommelhöhle convex vorgetrieben werden. Dieser Umstand dürfte ein ferneres Licht auf die Nothwendigkeit der Gegenwart unseres Muskels werfen. Die in der Trommelhöhle vorhandene atmosphärische Luft unterliegt bei einem tauchenden Thiere einer um so stärkeren Compression, je grösser die Tiefe ist, aus welcher er seine Beute holt. Eine bedeutende Compression der Luft in der Trommelhöhle könnte der zarten Verschliessungshaut des runden Fen- sters (welches bei den Seehunden das eiförmige Fenster wenigstens viermal an Grösse übertrifft) sehr gefährlich werden, wenn nicht durch das stärkere Eintreiben des Steigbügels das Labyrinth- wasser an die andere Fläche der Membrana tympani secundaria andrängte, und sie so viel nach aussen triebe,, ds sie durch die vermehrte Expansivkraft der comprimirten Trommelhöhlenluft nach innen gedrückt wird. Bei der Sicherstellung der Prämissen dieser Annahme dürfte somit der Zweck des erwähnten Muskelapparates die Aufrechthaltung eines gleichförmigen Spannungsgrades in der Membrana iympani secundaria bei bedeutenden Veränderungen in der Dichtheit der Trommelhöhlen- luft sein, und sich hieraus das nur auf ein tauchendes Säugethiergeschlecht beschränkte Vorkommen des Intrusor stapedis erklären. Ob in der Ordnung der Wale dieselben Muskelkräfte zur Bewältigung eines störenden Momentes in Anwendung kommen, kann ich aus Mangel an Untersuchungsmaterial gegenwärtig nicht ermitteln. Erklärung der Abbildung. Die Figur 1. auf Tab. IV. bietet eine Ansicht der hinteren (äusseren) Hälfte der Trommelhöhle eines rechten Seehund-Schläfebeins dar. a. Pars mastoidea des Schläfebeins. b. Promontorium der Trommelhöhle. ce. Obere Bucht der 'Trommelhöhle,, welche den Körper des Ambosses einschliesst. d. Der an der inneren Wand der Bucht entspringende, und unter einem feinen fibrösen Bogen durchgehende Intrusor stapedis. e. Die einen einspringenden Winkel bildende Artieulationsfläche des Ambosses, unter welcher eine zweite kleinere, runde und ebene Gelenkfläche auf einem niederigen Knochenhöcker f aufsitzt (zur Verbindung mit dem Halse des Hammers). g. Musculus stapedius, dessen Richtung jener des Intrusor diametral entgegenläuft. 2. Steigbügelarterie von Orycieropus und Myrmecophaga. Sesamknorpel im Tensor Iympani. Beim Cap’schen Erdferkel (Oryeteropus capensis),, dessen Gehörorgan mit jenem des zwei- zehigen Ameisenbären wesentlich übereinstimmt, befindet sich an der Communieationsöffnung zwischen der Trommelhöhle und der oberen Bucht derselben, ein starkes fibröses Diaphragma, welches beide 33 J. Hyrtl. Zur vergleichenden Anatomie Räume ganz genau von einander trennt. Der Hals des Hammers und der lange Fortsatz des Ambosses sind durch die häutige Querwand durchgesteckt, und erhalten durch sie ihre Befestigung. Jedes andere Aufhängeband der Gehörknöchelchen fehlt. Vom Promontorium, welches bei allen Edentaten nur wenig vorspringt, geht ein kurzes, breites und straffes Band zur fibrösen Scheide des in der Pauckenhöhle frei laufenden Nervus communicans faciei. Dieses Ligament geht zwischen den Schenkeln des weitgespaltenen Steigbügels durch, und theilt den Raum der Intereruralöffnung in zwei kleinere Löcher. Das obere dient zum Verlaufe einer Arterie, welche durch ein an der hinteren Wand des Pauckenknochen befindliches Loch in die Trommelhöhle gelangt, und auf dem Promontorium in einer ziemlich tiefen Rinne zum Stapes em- porsteigt, um zwischen seinen Schenkeln hindurch zur oberen Wand der Trommelhöhle zu gehen, und durch dieselbe in das Cavum eranii zu treten. So viel ich an dem äusserst übel zugerichteten Schädel, den ich vor mir hatte, ausmitteln konnte, scheint das Gefäss ein Seitenast der Art. ma- xillaris interna zu sein, weleher nicht in der Schädelhöhle bleibt, sondern mit dem zweiten Aste des Trigeminus aus ihr tritt, und sich zur Augenhöhle begibt, wo er als Art. infraorbitalis verlauft. Ob er in der Schädelhöhle einen Ast zum Gehirne gibt, und dadurch die Bedeutung einer Carotis cerebralis ansprechen könnte, war nicht zu ermitteln. Ein ähnliches Gefäss, aber bedeutend schwä- cher, fand ich bei Myrmecophaga tamandua, und es ist somit sichergestellt, dass eine sogenannte Steigbügelarterie nicht bloss bei den bekannten Arten der Chiropteren , Nager”) und Inseetivoren, sondern auch bei den beiden genannten Gattungen der Zahnlosen vorkommt. Die übrigen Genera besitzen sie ganz gewiss nicht, da sie entweder gar keine (Manis) oder eine so@feine Schenkel- spaltung des Stapes (Bradypus) besitzen, dass für den Verlauf einer Arterie von mehr als capillarem Durchmesser kein Platz vorhanden ist. Nur bei den Gürtelthieren, und namentlich bei Dasypus peba, ist die Intereruralöffnung des Stapes gross genug, um einer Arterie mässigen Calibers Raum zu geben ; worüber jedoch bestimmte Angaben fehlen. Der Tensor iympani des Orycteropus besitzt an der Uebergangsstelle seines Fleisches in die Sehne einen kleinen Sesamknorpel. Das von mir untersuchte Exemplar war so jung, dass eine in späterem Alter stattfindende Ossification des Knorpels sehr wahrscheinlich ist. Der Musculus stape- dius besitzt keinen Sesamknorpel. 3. Gehörknöchelehen seltener Marsupialia. Berichtigung der Angabe über Perameles. Grosser herzförmiger Knochen an der Sehne des Stapedius bei Phascolomys. Die Gehörknöchelehen und die Trommelhöhle der Marsupialien zeichnen sich durch einige auf- fallende Einrichtungen vor den übrigen Säugethieren aus. Ich konnte diese Abweichungen in meinem Werke über die Gehörorgane der Säugethiere nicht aufführen, da mir damals nur wenige Geschlech- ter dieser merkwürdigen Ordnung zu Gebote standen. Nach und nach in den Besitz des nöthigen Materials gelangt, kann ich nun erst die erforderlichen Ergänzungen liefern. Die Eigenthümlichkeiten in der Zusammensetzung der Trommelhöhle wurden bereits sehr um- fassend von R. Owen in dem Artikel „Marsupialia” in der Cyelopedia of Anatomy and Physio- logy geschildert, welchen Angaben ich nur Weniges beizufügen habe. Dass die Trommelhöhle nicht bloss von den Elementen des Schläfebeins , sondern grossentheils durch eine blasige Auftreibung der Basis des grossen Keilbeinflügels gebildet wird, ist eine Einrich- tung, welehe die Beutelthiere mit den Inseetivoren und mit einigen Gattungen der Edentaten theilen. E4 *) Ich kann diesen Arten nach meinen letzten Untersuchungen noch den Fiber zibethieus und den Meriones labradorius beifügen. Bei ersterem wird die Steigbügelarterie wie bei Georychus und Seiurus durch einen knöchernen Canal um- schlossen ; bei letzterem liegt sie frei. der Trommelhöhle. 33 Nur bei Phascolomys Wabot wird, nebst einem dem Keilbeinflügel angehörigen schalenförmigen Knochenblatte, welches die vordere Wand der Trommelhöhle bildet, noch ein besonderer, vom knöcher- nen Gehörgange getrennter Pauckenknochen (Bulla) zur Begränzung der sehr geräumigen Paucken- höhle verwendet. Bei einem sehr jungen Exemplare von Halmaturus Bruni tritt an der unteren inneren Wand der Trommelhöhle »ein besonderes und selbstständiges Knochenblatt auf, welches mit dem anstossenden Flügelstücke des Keilbeins die Oeffnung für die Eustachische Trompete bildet. An einem älteren Indivi- duum ist es mit dem vor den seitlichen Hinterhauptsbeinen sichtbaren Abschnitte des Felsenbeins ver- wachsen. Eine kennbare 'Trennungsspur beider finde ich noch bei einem gleichfalls jungen Exemplare von Perameles nasutus, wo das erwähnte Knochenblatt die kleine, hinter der eigentlichen Dulla gele- gene, accessorische Pauckenblase bildet, deren Rudimente auch bei Dasyurus ursinus und Maugei nieht zu verkennen sind. Alle Beutelthiere ohne Ausnahme besitzen eine kleine obere Nebenhöhle des T’ympanum, welche nur von dem Felsenbeine allein gebildet wird. Sie ist bei den Didelphys-Arten am kleinsten. Bei Halma- lurus besitzt sie eine, aussen am Schädel über dem knöchernen Meatus auditorius externus sichtbare Oeffnung, welche nur durch das darüber streichende Periost verschlossen ist. Der knorpelige Gehör- gang streicht bei Halmaturus elegans an dieser Nebenöffnung vorbei, wodurch es möglich ist, dass Schallstrahlen in das Tympanum gelangen, welche die eigentliche Trommelhaut nieht passirten. Die fibröse Verschliessungsmembran dieser Nebenöffnung steht mittelst eines kurzen von ihrer inneren Ober- fläche ausgehenden Bändehens mit dem Kopfe des Hammers und dem Körper des Ambosses in Verbin- dung. Bei Halmaturus Brunü sehe ich diese Verschliessungshaut nur durch eine feine Knochenbrücke von der eigentlichen Membrana iympani getrennt, so dass es scheint, als wäre ein doppeltes Trommel- fell vorhanden. Bei den fleischfressenden Beutelthieren bildet der knöcherne Gehörgang einen, weit in die Trom- melhöhle hineinragenden Trichter, dessen erweitertes Ende durch die stark convexe 'Trommelhaut ver- schlossen ist. Der Durchmesser der runden Trommelhaut beträgt bei Dasyurus Maugei 4 Länien, bei Thylacinus cynocephalus 5 Linien. In den pflanzenfressenden Geschlechtern ist das Trommelfell läng- lich oval und viel kleiner, und misst bei Phaseolomys Wabot 2 Linien in der Breite, 22/3 Linien in der Länge. Bei Didelphys Azare und virginiana wird es noch kleiner, und sinkt bei Didelphys myosura und cinerea selbst unter eine Linie Querdurchmesser herab. Eine Ausnahme findet sich bei Phalangista, dessen Trommelfell bei Ph. Cookii und lemurina nahe 4 Linien Durchmesser hat. Die fleischfressenden Beutler zeichnen sich überhaupt durch die Enge des Gehörganges, seine Richtung nach vorn und aussen, durch die Grösse und starke Convexität des Trommelfells, durch die Capaeität der eigentlichen Trom- melhöhle, durch die ‚Verkleinerung der Nebenhöhlen, durch die Kleinheit der Gehörknöchelehen, und die columellenartige Beschaffenheit des Stapes aus, während bei den Pflanzenfressern der Gehörgang weit und kurz, die Trommelhaut plan, die Nebenhöhlen des Tympanum bis in die Jochbrücke ausge- dehnt, die Gehörknöchelehen verhältnissmässig grösser, und der Stapes niemals eolumellenähnlich ge- troffen wird. Die Labyrinthfenster sind selbst bei den grössten Geschlechtern sehr klein — beim Riesenkanguroo kleiner als beim Eichhörnchen. Findet sich eine hintere Nebenhöhle des Tympanum, wie bei Pera- meles, so ist das runde Fenster in dieser gelegen (wie bei den Viverren). Die Gehörknöchelehen sind bei den Didelphys-Arten am kleinsten, bei den Phalangern am grössten. Hammer und Ambos zeigen bei allen Gattungen eine auffallende Aehnliehkeit mit den Inseetivoren (be- sonders Erinaceus), nur die Phalanger weichen davon ab, und nähern sich dem Typus der Quadrumanen. Der Hammer bietet die allgemeine Abweichung dar, dass sein Kopf nieht mittelst eines kurzen Halses, sondern durch ein langes, dünnes Knochenblatt mit dem Griffe zusammenhängt. Die Richtung Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 5 34 J. Hyrtl. Zur vergleichenden Anatomie dieses Knochenblattes (welches als ein in die Länge und Breite ausgedehnter Hals betrachtet werden muss) bildet mit jener des Griffes einen fast rechten Winkel*). Seine Länge steht jener des Griffes nicht viel nach. Am kürzesten ist es bei Halmaturus, am längsten bei Phascolomys, Phascolaretos und Perameles. Sein oberer Rand ist bedeutend dieker als der untere, welcher scharf schneidend zuläuft, und dem oberen Rande der 'Trommelhaut zur Anheftung dient. Am hinteren Ende des oberen dicken Randes befindet sich eine rundliche Auftreibung — der Kopf des Hammers — welche seine, einen tiefen einspringenden Winkel bildende Gelenkfläche genau nach oben kehrt, während sie bei allen übrigen, mit einem mehr geradelinigen Hammer versehenen Thieren nach hinten gewendet ist. Da der Kopf eines so gestalteten, wie geknickten Hammers weit vom Griffe nach vorn liegt, so ist es geschehen, dass man ihn für den mit dem Hammer verwachsenen Ambos nahm, und den Ambos, den man doch nicht wegläugnen konnte, für einen Theil des Stapes ansah. In diesen Irrthum ist R. Owen gerathen”*). Er bildet den Hammer von Perameles lagotis als verwachsenen Hammer und Ambos ab, und lässt den wahren Ambos mit dem Stapes zu einem Knochen verschmelzen. Es erscheint desshalb in der Owen-- schen Zeichnung der lange Fortsatz des Ambosses mit dem Köpfchen des Steigbügels spurlos ver- wachsen, während der kleine Fortsatz des Ambosses für den dem Musculus stapedius zugekehrten Insertionspunet dieses Muskels genommen wird. Ich besitze die Gehörknöchelehen von Perameles lagotis und nasutus, und finde in beiden nur die gewöhnliche von dem Typus der Marsupialien durchaus nicht abweichende Bildung (Taf. IV. Fig. 4.). Da die Gelenkflächen des Hammers und des Ambosses ihre gewöhnlichen Formen bei den Beutelthie- ren umtauschen — der Hammer eine einspringende, der Amboss eine ausspringend-winkelige Facette er- hält — so war der Irrthum, den Kopf des Hammers für den Körper des Ambosses zu halten, um so leichter möglich. — Der untere Rand des bindenden Knochenblattes zwischen Kopf und Griff des Ham- mers geht nach vor- und abwärts in einen langen, gekrümmten (nach hinten eoncaven) Fortsatz über, welcher sich an die vordere Halbscheid des Trommelfellrahmens genau anschmiegt, und mit ihr jenen Falz zur Einpflanzung der Trommelhaut bildet. (Man kann also sagen, dass die 'Trommelhaut mit der Hälfte ihres Contours an dem Hammer befestigt ist.) Der Griff des Hammers ist wie eine Säbelklinge gekrümmt, scharf schneidend, spitzig zulaufend, was im Allgemeinen für alle Beutelthiere gilt, mit Aus- nahme der so viele Abweichungen darbietenden Phalangisten, deren Hammer, durch Verkürzung des oben erwähnten langen und breiten Halsstückes, sich der menschlichen Form nähert, und einen rundlichen, conisch zulaufenden, am Ende spatelförmig erweiterten Hammergriff besitzt. Der Steigbügel von Pera- meles ist ein kleiner, der Vogelcolumella ähnlicher Knochen, welcher aus einem 1 Linie langen einfachen Stäbchen und einer elliptischen Fussplatte besteht. Das einfache Stäbchen verdickt sich etwas gegen die Fussplatte zu, und erhält ein kleines Grübchen, welches jedoch nicht durch und durch geht, und über- haupt nur auf der unteren Seite des Stapes sichtbar ist. — Der Ambos ist bei Perameles ein sehr wenig umfangreicher Knochen, und misst von der Gelenkfläche bis zum Ende seines langen Fortsatzes beiläufig 1 Linie. Seine Richtung ist (wie bei allen Beutlern) von den Lagerungsverhältnissen bei den übrigen Säugern gänzlich abweichend. Da der Hammer seine Gelenkfläche nach oben kehrt, so muss der Ambos die seine nach abwärts wenden. Bei allen übrigen Mammalien (mit Ausschluss der oben genannten Inseeti- vora, Chiroptera und Edenlata) kehrt er sie nach vorn. Der lange Fortsatz, welcher sonst mit der *) Es kommt diese Abweichung in gleieh hohem Grade auch bei den Gürtelthieren und Chiropteren vor. ##) Oyelopaedia. Marsup. pag. 296. Fig. 121. Im Texte heisst es: ‚this process (a) (long handle of the malleus) is bent upon itself at a right angle; the inner portion is broader and thicker, than that, which is attached to the membrana tympani, and it is anchylosed at its inner extremity by a thin plate of bone (b) to the side of the incus (ec). This little ossicle, which here appears as a process of the malleus, presents a notched artieular surface for the orbieular end (worunter der Ambos zu verstehen ist) of the stapes (e). This portion of the stapes gives of a short process for the attachment of the stapedius (d), and than is eontinued in the form of a moderately long and slender eolumelliform shaft to the elliptical and slightly expanded base, which closes the foramen ovale.” )- der Trommelhöhle. 35 Längenaxe des Trommelfelles parallel geht, beschreibt somit bei Perameles mit ihr einen rechten Win- kel, oder ist horizontal gerichtet. Der kleine Fortsatz — sonst der hintere — wird zum aufwärtsgehen- den, und hängt dureh ein Schleimhautband an die Decke der oberen Nebenhöhle des Tiympanum an. Der horizontal gerichtete lange Fortsatz des Ambosses biegt sich an seinem Ende plötzlich nach innen um, und erweitert sich zu einer kleinen, ovalen, mässig eoncaven Scheibe, welche auf dem Köpfchen des Steig- bügels aufliegt. Die beiden fleischfressenden Beutelthiere Dasyurus und Thylacinus besitzen, bei der stattlichen Grösse ihres Kopfes, nur sehr kleine Gehörknöchelehen, (Taf. IV. Fig. 2.) Bei Thylacinus eynocepha- lus besitzt der klingenförmige Griff des Hammers nur 3 Linien, bei dem grossen Dasyurus ursinus nur 21/aLinie Länge, das dünne Verbindungsglied zwischen Griff und Kopf erreicht kaum 1/3 Linie Breite, und der Kopf ist nicht grösser als ein Hirsekorn. Der Winkel, welchen Hals und Griff mit einander bilden, ist grösser als 90°. Der den Trommelfellrahmen bildende Fortsatz ist sehr schmal und nur 3 Linien lang. Die Trommelhaut ist stark nach innen eonvex (während sie bei den pflanzenfressenden Arten mehr plan gespannt ist), und der Hammergriff folgt nicht, wie gewöhnlich, der Längenaxe derselben, sondern weicht stark nach vorn ab. Der Stapes ist jenem der Monotremen täuschend ähnlich — ein einfaches Stäbchen mit querovaler Fussplatte. Die Fussplatte ist ihrer Länge nach gebogen, so dass ihre convexe Seite gegen das Tympanum sieht. (Bei den pflanzenfressenden Beutlern mit zwei- und einschenkeligem Stapes findet die entgegengesetzte Krümmung Statt, welche bis zu jener bei Phalangista Cookül von mir beobachteten Form ausartet, wo der Stapes statt seiner Fussplatte eine stark convexe Knochenblase besitzt, welche tief in das Carum vestibuli hineinragt) *). Ein kaum mit freiem Auge sichtbarer Fortsatz unter dem Köpf- chen des Stapes bezeichnet die Insertionsstelle des Musculus stapedius. Der längste Durchmesser der Fussplatte misst bei Thylacinus eynocephalus kaum ®/3 Linien, während er bei einem um die Hälfte klei- neren Hundeschädel das Doppelte beträgt. Von Phascogale peniecillata besitze ich nur ein höchst unvollkommenes, aus einem Balge genomme- nes Schläfebeinfragment, an welchem sich noch die beiden Fenster — (das ovale mit einem winzigen Deck- knöchelehen, mit einem bis auf einen kaum sichtbaren Höcker redueirten einfachen Schenkelrudiment) — eine offene, 21/g Windungen bildende Schnecke, und drei, durch eine geräumige, in der Säugethierwelt häufig vorkommende Höhle getrennte Bogengänge finden, von welchen, wie bei allen kletternden 'Thieren, der obere der grösste ist. Bei Phascolomys Wabot (Taf. IV. Fig. 3.) ist die Kleinheit der Gehörknöchelchen noch auffallender als an den vorausgehenden. Ein Wabotschädel von 7!/g Zoll Länge und 5 Zoll Breite besitzt nur einen kaum 3 Linien langen Hammer, dessen Griff einen geraden, etwas flachgedrückten Knochenstiel darstellt, dessen auffallende Kürze (nicht ganz 11/a Linie) mit der früher erwähnten eben so merkwürdigen Kleinheit der Trommel- haut übereinstimmt. Die winkelig einspringende Gelenkfläche am Kopfe ist besonders tief. Der Ambos ist im Körper ziemlich stark (obwohl nur 1/2 Linie breit). Sein langer Fortsatz, wel- cher bei Vergegenwärtigung der natürlichen Lage des Knochens horizontal nach hinten gerichtet ist, trägt auf einem eleganten, rundlichen Säulchen ein sogenanntes Sylvi’sches Beinchen als wahre Apophyse. Der Stapes hat zwar den Contour eines gleichschenkeligen Dreieckes, aber keine Intereruralöffnung. Die Stelle derselben ist nur durch eine leichte Depression angedeutet. Der mit einem abwärts gekrempten Rande versehene Kopf desselben sitzt nicht symmetrisch auf der Spitze des Dreieckes, sondern erscheint etwas vor die Axe gerückt. Der Muskelansatz des Stapedius ist durch ein sehr scharf vorspringendes *) Diese Blase habe ich seither auch an Phalangista lemurina (vulpina) und einer unbestimmten Art von den Molukken (viel- leicht Phalungista chrysorrhoa Temm.), von welcher ich nur ein Schädelfragment erhielt, aufgefunden. Bei letztgenanntem Thiere ist die hanfkorngrosse Blase durch eine Scheidewand in zwei Hälften getheilt. 5* 36 J. Hyrtl. Zur vergleichenden Anatomie dreieckiges Knochenblatt repräsentirt. Im Ganzen ähnelt der Steigbügel jenem des dreizehigen Faul- thieres, nur ist er kleiner, schlanker, und seine Fussplatte schmäler. Der Steigbügel des Koala ee jenem des Wabot, ist aber noch etwas schmächtiger als dieser. Der Tensor tympani besitzt keinen Sesamknochen, dagegen der Musculus stapedius einen sehr ausgezeichneten, welcher interessanter Weise viermal grösser als der ganze Steighügel ist. Er hat eine förmlich herzähnliche Gestalt. Die eingebogene Basis des Herzens dient den Bündeln des Stapedius zur Anheftung, die Spitze hängt mit dem Muskelfortsatze des Stapes durch eine fadenförmige Sehne zu- sammen. Der Musculus stapedius liegt frei in der Trommelhöhle; das Sesambein desselben stützt sich am Promontorium zwischen dem runden und ovalen Fenster. Die Fläche, mit welcher das Sesambein aufliegt, ist glatt, und wie die entsprechende Stelle des Promontorium flach, — die abgekehrte rauh und convex. Die Grösse des Sesambeins zur Kleinheit des Steigbügels und seines Muskels ist frappant. Das bekannte Sesambein im Steigbügelmuskel des Ochsen ist um die Hälfte kleiner, als jenes des Wabot, der kaum die Grösse eines mittleren Hundes erreicht. Der gegenwärtige Zustand der Physiologie des Gehörs erlaubt keinen Schluss über die functionelle Bedeutung dieser abweichenden Typen. Interessant ist nur das Factum, welches sich aus der relativen Stellung des Hammergriffes und des langen Fortsatzes des Ambosses ergibt, dass die Bewegungsaxe beider Gehörknöchelchen unmöglich die Weber'sche Linie sein kann, da diese bei den Beutlern fast senkrecht steht, und somit mit dem Hammergriffe, welcher den Einfluss der von aussen kommenden be- wegenden Kraft zuerst erfährt, parallel läuft. Es ist auch sehr schwer, oder geht eigentlich gar nieht an, sich zu denken, dass der Hammer, welcher mit einem die Hälfte des Trommelfellringes bildenden Fortsatze die Trommelhaut einrahmt, und desshalb mit der Trommelhaut Eins ist, eine andere Drehungs- axe haben könne, als eine Queraxe seines Halses, und dass die mögliche Bewegung des Hammers nicht den freien Schwingungen eines zweiarmigen Hebels, sondern einer foreirten Torsion um einen festsitzen- den Fortsatz seines Körpers gleichzuhalten sei. Ein Fingerzeig mehr, dass es allgemach unzulässig er- scheinen dürfte, die statuirten Excursionsschwingungen der Trommelhaut und der Gehörknöchelchen, von denen sich Niemand noch überzeugt hat, ferner gelten zu lassen, und dass die Gelenke der Gehör- knöchelchen nieht zur Fortpflanzung der supponirten Schwingungen dienten (weil es in diesem Falle ge- wiss besser wäre, wenn sie fehlten), sondern lediglich zur Vermittlung der isolirten Bewegung einzelner Gehörknöchelehen, und dadurch zur Erzielung von Spannungsänderungen in den häutigen Septis der Gehörmedien vorhanden seien. Erklärung der Abbildungen. Taf. IV. Fig. 2. Gehörknöchelehen von Thylacinus cynocephalus, fünfmal vergrössert. a. Das dünne Knochenblatt, welches den Kopf des Hammers c mit dem Griffe d fast rechtwinkelig: verbindet. b. Der lange sichelförmige gekrümmte Fortsatz dieses Knochenblättchens, an dessen concavem Rande sich die vordere Peripherie der 'Trommelhaut inserirt. Figur 3. i Gehörknöchelehen von Phascolomys Wabot, fünfmal vergrössert. a. Der gerade Hammersgrift. b. Der Fortsatz des Halses für die Trommelfellinsertion. + e. Der mit seiner Gelenkfläche direet nach oben sehende Hammerkopf. d. Der Ambos mit der scharfen Biegung seines langen Fortsatzes, auf welchem das breite Ossieulum Sylvü als Apophyse aufsitzt. der Trommelhöhle. 37 e. Der grosse herzförmige Sesamknochen des Museulus stapedius. f- Der Steigbügel mit fehlender Schenkelöffnung. Figur 4. Gehörknöchelchen von Perameles, fünfmal vergrössert. Die Uebereinstimmung mit den Formen des Wabot ist bemerkenswerth. Bei beiden ist der Hammer vollkommen rechtwinkelig geknickt. a. Griff. b. Trommelfortsatz des Hammers. ce. Der Steigbügel zeigt am unteren Ende seines senkrechten Stäbchens eine Grube, als erster Versuch einer beginnenden Spaltung. Figur 5. Ist eine Copie der aus der Cyclopedia of Anatomy and Physiology eitirten Abbildung der Gehör- knöchelchen von Perameles. a. Griff des Hammers. b. Verwachsungsstelle des Hammers mit dem Ambosse e. d. Muskelfortsatz des Steigbügels e. Figur 6. Die ganz von dem Typus der Marsupialien abweichenden Gehörknöchelchen von Phalangista (chry- sorrhoa?) dreimal vergrössert. 38 Ueber. den seraden, centralen Stoss zweier fester Körper. Von Adam Burg, k. k. Regierungsrath und Professor am polytechnischen Institute. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 17. Februar 1848.) 1. Um die Geschwindigkeiten zu bestimmen , mit welchen zwei gerade und central aufeinander stossende feste Körper, z. B. zwei Kugeln, nach dem Stosse fortgehen, nimmt man bekanntlich ent- weder vollkommen unelastische oder vollkommen elastische Körper an, und betrachtet auf diese Weise eigentlich nur die beiden äussersten Glieder oder Gränzen jener Reihe von Körpern, welche bezüglich ihrer grösseren oder geringeren Elastieität zwischen diesen Gränzen liegen und sich, so weit die Erfah- rung hierüber reicht, wohl diesen Gränzen mehr oder weniger nähern, diese jedoch nach keiner Seite hin vollkommen erreichen. Eben so bekannt ist es auch, dass man, um die Erscheinungen des Stosses erklären und der Rech- nung unterwerfen zu können, genöthiget ist, anzunehmen, dass alle und selbst die härtesten Körper bis auf einen gewissen Grad zusammendrückbar sind, und dass der Stoss, wodurch eben eine solche Zu- sammendrückung zwischen den beiden betreffenden Körpern stattfindet, nicht in einem untheilbaren Augenblicke vollendet sein kann, sondern dazu immer eine gewisse, wenn auch noch so kleine endliche Zeit erforderlich sei, eine Annahme übrigens, welche keineswegs mit der Erfahrung im Widerspruche steht, indem uns bis jetzt wenigstens keine absolut harten Körper bekannt sind, folglich eine auf solche imaginäre Körper angewandte Rechnung ohnehin nur eine fruchtlose Bemühung sein würde. Was nun aber die verschiedenen Methoden betrifft, deren man sich in den Lehrbüchern zu bedie- nen pflegt, um auf eine schulgerechte Weise die Geschwindigkeiten der beiden zusammenstossenden Körper oder Kugeln nach dem Stosse, und zwar als Funetion ihrer Geschwindigkeiten vor dem Stosse zu bestimmen, so sucht man entweder mit gänzlicher Ausserachtlassung der während des Stosses in beiden Körpern stattfindenden Formänderungen, indem man sich diese Körper als blosse materielle Punete vorstellt, den D’Alembert’schen Satz darauf anzuwenden, oder man denkt sich, um auf diese Formänderung , so weit es dabei nöthig, Rücksicht zu nehmen, die Zeit, welche auf diese Aen- derung, namentlich auf die Zusammendrückung während des Stosses verwendet wird, in unendlich viele gleiche Theile getheilt, bestimmt die Geschwindigkeitsänderung, welche die beiden Kugeln in die- sen aufeinander folgenden unendlich kleinen Zeit-Intervallen, durch Annahme von eben so vielen zwi- schen beiden Körpern wirkenden unendlich kleinen Druck- oder Spannkräften hervorbringen, und findet endlich durch Summirung dieser unendlichen Reihen die gesuchten Endgeschwindigkeiten der als voll- kommen unelastisch angenommenen beiden Körper. Die erste dieser Methoden, welche sofort von der Annahme ausgeht, dass die Grösse der Bewegung beider Körper nach dem Stosse eben so gross als vor dem Stosse, oder dass der Verlust an Grösse der Bewegung des einen Körpers dem Gewinnste an Grösse der Bewegung des andern Körpers gleich sein müsse, lässt bei Anfängern den ohne weitläufige Deductionen nicht leicht zu hebenden Zweifel über die absolute Nothwendigkeit dieses Gesetzes bestehen, * 39 [2 während die letztere Methode den mit der Differenzial- und Integralrechnung vertrauten Schüler minde- stens hinsichtlich der Eleganz und Präeision nicht vollkommen befriedigen kann. Es scheint uns daher, dass sich die nachfolgende Entwiekelungsart, welehe wir von diesen beiden Mängeln frei glauben, und nur auf den einfachsten Bewegungsgesetzen beruht, für den Vortrag am besten eignen dürfte. 2. Es seien nämlich m und m’ die Massen zweier homogener Kugeln , deren Mittelpunete sich auf ein und derselben geraden Linie nach einerlei Richtung mit den Geschwindigkeiten ve und v" so bewegen sollen, dass alle Punete der Kugeln mit dieser Geraden parallele Linien beschreiben (die Kugeln also keine rotirende Bewegung dabei annehmen), und zwar sei, wenn m die nachfolgende oder anstossende und m’ die vorausgehende oder gestossene Kugel bezeichnet, v>r, so dass im Augenblicke des Ein- holens oder Begegnens der beiden Kugeln ein Stoss der Kugel m gegen jene m ausgeübt wird, wel- cher so lange dauert , bis die vorausgehende Kugel m der nachfolgenden m kein weiteres Hinderniss mehr darbiethet. Durch die Wirkung und eben so grosse Gegenwirkung zwischen den beiden Kugeln werden die zunächst am Berührungspunete liegenden materiellen Theilchen verschoben oder die äusser- sten Schichten der beiden Kugeln an dieser Stelle so lange zusammengedrückt und dabei die voraus- gehende Kugel m’ beschleuniget und die nachfolgende m verzögert, bis die erstere an ihrer Geschwin- digkeit so viel gewonnen und die letztere an ihrer Geschwindigkeit so viel verloren hat, dass nunmehr beide Kugeln eine gemeinschaftliche Geschwindigkeit u besitzen. Sind nun beide Kugeln vollkommen unelastisch , so hört von nun an jede weitere Reaction zwi- schen denselben auf, und damit ist dann auch der Stoss selbst vollendet, so, dass sich hierauf beide Kugeln, an welchen die durch den Stoss entstandenen Eindrücke haften bleiben, wie eine einzige Masse m+ m’ mit dieser gemeinschaftlichen Geschwindigkeit « und zwar nach derselben Richtung fortbewegen. Sind dagegen die Kugeln vollkommen oder auch nur zum Theile elastisch , so entsteht, nachdem die grösste Zusammendrückung und dadurch die Ausgleichung in den Geschwindigkeiten eingetreten , durch das Bestreben, ihre ursprüngliche Form entweder vollkommen oder zum Theile wieder herzu- stellen, eine weitere Reaction zwischen den beiden Kugeln, in Folge welcher die vorausgehende m’ noch weiter beschleunigt und die nachfolgende m noch weiter und zwar so lange verzögert wird, bis diese Formherstellung , so weit diess nach ihrem Blastieitätsgrade möglich, vollendet ist, und die Kugeln sich von einander zu trennen oder zu entfernen beginnen, in welchem Augenblicke dann auch der Stoss selbst in diesem zweiten Falle zu Ende ist. Es treten daher bei allen Körpern , welche nicht absolut unelastisch sind, während des Stosses zwei bestimmt von einander zu unterscheidende Perioden ein, in deren erster die Körper so lange zusammengedrückt werden , bis sie einerlei Geschwindigkeit angenommen haben, und in deren zweiter eine eben so grosse oder geringere Ausdehnung zwischen den zusammengedrückten Theilchen oder Schichten beider Körper stattfindet, bis sie sich mit ver- schiedenen Geschwindigkeiten von einander entfernen. 3. Betrachtet man nun während der ersten Periode die beiden genannten Kugeln (diese mögen vor der Hand als elastisch oder unelastisch angesehen werden), nachdem die Zusammendrückung bereits durch die unbestimmte Zeit £ gedauert hat, und bezeichnet die Grösse der Kraft, welche man sich zwischen den beiden Kugeln in Folge des Zusammenstosses als wirksam denken kann, in diesem Augenblicke durch p, so wie die Geschwindigkeiten beider Kugeln m und m’ mit = und x, so er- scheint die variable Kraft », welche im Momente des Beginnens des Stosses am grössten und am Ende der ersten Periode Null ist, während der darauf folgenden unendlich kleinen Zeit d# als eon- stant, und es nimmt während dieser Zeit die Geschwindigkeit x um dx zu, dagegen jene x um dx ab. so dass nach bekannten Gesetzen de’ Fat Ar: Wr: PPPENREE gdt, . m m E23 40 Adam Burg. Ueber den geraden, centralen oder da 9 eine gewisse (wenn auch unbekannte) Function der von o bis Z wachsenden Zeit £ ist, wenn man nämlich die (uns durchaus unbekannte) Zeit, welche der ersten Periode des Stosses zu- kömmt, mit f bezeichnet, also p = g (f) gesetzt werden kann, auch de - I Hitundde-_I ed m m hat, wobei g die Beschleunigung der Schwere ist. Durch die Integration dieser beiden Gleichungen erhält man, wenn man sich erinnert, dass, ohne die Natur der Funetion 9 (Z) näher kennen zu müssen, das allgemeine Integrale von p (fd) di irgend eine neue Function 9 (Ü) von £ sein müsse , sofort : I’ O+CwWie-0_I m m wobei C und (© die Constanten der Integration sind; um diese zu bestimmen, gehen für -o, was wir durch 4, anzeigen wollen, die Geschwindigkeiten x und x’ in ihre ursprünglichen » und ©’ über, und man erhält sonach aus diesen beiden Relationen =" — Tg @) md C=r+ 4) m m so dass, wenn man diese Werthe für C und C substituirt, auch ER Pe e hl m = ud = v+T[P &)— 9 (H] wird. m Um die vollständigen Integrale zu erhalten, darf man nur bemerken, dass für =f beide Ge- schwindigkeiten = und «’ in jene « übergehen, wenn ? und « die angegebene Bedeutung haben; man erhält sonach aus diesen beiden letzteren Relationen: ur! + I Wr]... @ Mm undu=® + Bi Wr]... (& woraus sofort auch, wenn man die erste dieser beiden Gleichungen mit m’, die letztere mit m multi- plicirt und diese dann summirt BEBRR eb ei m-+ m 4. Um ferner auf den zweiten Theil oder die zweite Periode des Stosses überzugehen, wollen wir der grösseren Allgemeinheit wegen die beiden Kugeln nicht als vollkommen elastisch voraussetzen — in welchem Falle die ausdehnende Kraft p genau wieder der vorigen Function $ (f) in allen ihren Werthen von i=o bis t=t' gleich wäre — sondern annehmen , dass die zwischen den beiden Kugeln als wirksam auftretende ausdehnende Kraft durch np», d. i. durch ny(f) ausgedrückt werde, wobei n <1, immer so bestimmt werden soll, dass auch hierbei die Zeit # von Null bis 7 wachsen muss, um die Ausdehnung oder zweite Periode des Stosses zu vollenden, was z. B. für den Fall der voll- kommenen Elasticität für n—=1 stattfindet. Diess vorausgesetzt betrachten wir wieder die Geschwindigkeiten der beiden Kugeln m und m’ in einem Augenblicke, in welchem die Ausdehnung bereits durch die unbestimmte Zeit t gedauert hat, und nehmen an, dass diese beziehungsweise w und w’ sind, wobei wu ist; so werden diese im nächstfolgenden Zeit-Elemente df, erstere um dw verzögert, letztere um dw” beschleunigt, so dass man genau wieder wie in 3. erhält: (m+m) u=me-+m'v oder u= centralen Stoss zweier fester Körper. 41 dw’ 1, (d dt und dv = ae 2 (Hd 4 m m folglich wenn man integrirt: ar RE (Hd+C undv = e_—_ "Io. m m Um die Constanten der Integrationen zu bestimmen, hat man für ?=o sofort =w=u, folglich C=u— 6) ud O=u+ gl), m m also wenn man diese Werthe substituirt, und um die Integrationen vollständig zu machen, auch gleich i=t setzt, wodurch « und w’ in jene Geschwindigkeiten V und V’ übergehen, welche die Kugeln m und m’ am Ende dieser zweiten Periode, also auch nach gänzlich vollendetem Stosse annehmen, sofort: el en E40 Er ZUR) BEER und V=u+ le Ar] ---@ oder wenn man die eingeklammerten Binome aus den 4 Gleichungen «, ß, «, ß eliminirt, auch V=(n+1)u—v ud V=(n + 1)u—ne....(2 Für den Fall, dass die Kugeln vollkommen unelastisch sind, hat man, wegen n=o, V=V=u; dagegen bei Voraussetzung einer vollkommenen Elastieität, wofür n= 1 wird: V=2 u—v und V=2 u—v wobei « in der obigen Relation (1 bestimmt ist. Für unvollkommen elastische Körper kann der zwischen Null und der Einheit liegende Werth n leicht aus den Gleichungen (2 bestimmt werden, wenn die Geschwindigkeiten vor und nach dem Stosse durch Beobachtung gegeben sind. Schlüsslich folgen noch ganz einfach aus den Relationen « und f: m V=muund m V=mu, also (m+m) u=m V+mV oder mit Rücksicht auf die Gleichung (1: m+mv=mV+mV; ferner eben so einfach m V’+ m V?= mi? + mv? mm (v—v)? und mu? + mu”—= me’ + mu” — m-+ m woraus ganz ungezwungen folgt, dass durch den Stoss vollkommen elastischer Körper kein Verlust an lebendiger Kraft eintritt, während durch den Stoss von unelastischen Körpern immer ein solcher Verlust stattfindet, welcher mit der Grösse der Massen m, m’ und der Differenz der Geschwindig- keiten v und v zunimmt. Für unvollkommen elastische Körper ist dieser Verlust an lebendiger Kraft __ dn?)mm (v—v : 7. m-+ m : Denkschriften d. mathem, naturw. Cl. 6 dr «9 Ueber den Charakter der Insecten-Fauna von Südpersien. Von Vineenz Kollar, wirklichem, und Dr. Ludwig Redtenbacher, correspondirendem Mitgliede. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 17. Februar 1848.) Die nachfolgende Aufzählung und Beschreibung einer Partie Inseeten aus der südpersischen Provinz Farsistan, die unser um die Bereicherung der Flora und Fauna von Vorderasien und Ostafrika verdiente Reisende, Herr Theodor Kotschy, in dem Jahre 1842 daselbst gesammelt, hat den Zweck, dem Entomologen ein Bild der Fauna jener, in dieser Hinsicht fast ganz unbekannten, Gegend zu verschaffen, und die Kenntniss der geographischen Verbreitung dieser Thierelasse um einige Schritte zu erweitern. Die hohen Gebirgsthäler von Schiraz, Gere und Persepolis, obgleich unter demselben Breitengrade wie Cairo (29° N. Br.) gelegen, bieten gleichwohl einen ganz anderen Charakter der Fauna und Flora dar, als die Umgebung der letztgenannten Stadt und des dazwischen liegenden Ara- biens. Schon auf der in dem nördlichsten Winkel des persischen Golfes gelegenen kahlen und felsigen Insel Karak, von wo Kotschy seine Reise (2. Februar 1842) ins Innere von Südpersien antrat, und bei dem drei Tagreisen nordöstlich gelegenen Dalaki (270 Fuss über dem Meere) nimmt man Abschied von der bis dahin vorherrschenden Vegetation und Fauna Arabiens, und macht mit neuen Formen der Flora, und meist anderen 'Thierarten Bekanntschaft. Um Dalaki, berühmt wegen seiner Naphtha-Quellen, dehnt sich auf eine weite Strecke ein Wald von Dattel-Palmen aus, die hier ohne alle Pflege ge- deihen, und die trefflichsten Früchte tragen, mit welchen starker Handel nach Indien getrieben wird. Kotschy ist geneigt anzunehmen, dass hier das ursprüngliche Vaterland der Dattel sei. Wir wollen auf dem beschwerlichen Pfade Daschtestan (Land der Pässe), welcher über fünf Bergterassen vom persischen Meerbusen nach Schiraz führt, nicht lange verweilen, da Kotschy wegen der Eile der Reise mit einer Karawane und wegen Unsicherheit durch räuberische Anfälle auf dieser Tour keine Insecten sammeln konnte, und begnügen uns zu bemerken, dass der höchste Sattel des Gebirges Pir a Zan (das alte Weib), in dessen Nähe der See Deria liegt, sich nach Frasers Messung bis auf 7200 Fuss erhebt, und dass hier auf die, etwas tiefer gelegenen Citronen und Orangen - Pflanzungen bei Kazerun, auf der dritten Bergterasse, ein Wald von Eichen (Quereus persica Jaubert und Spach) folgt, gemischt mit niederem Ahorn und Amygdalus Gesträuch. Die Landschaft hatte noch ein winterli- ches Ansehen (Mitte Februars), ziemlich grosse Schneematten bedeckten den Boden und überraschten nicht wenig Kotschys Begleiter Ali und Hussein, die ihm treu aus Nubien gefolgt, und früher nie ein ähnliches Phänomen gesehen hatten. Von hier senkt sich der Pfad nach Deschti Arzehn, einem weiten Bergkessel, von mit Schnee bedeckten Felswänden eingeschlossen, von welchen zahlreiche Wasserfälle herabstürzen und an die schön- sten Schweitzer-Landschaften erinnern. Hier sollen in den nahen Eichenwäldern zu Sommerszeit Löwen hausen und den zahlreichen Heerden, so wie den vorüber ziehenden Reisenden lästig werden. Auf den 43 südlichen Abhängen des nord-östlich angrenzenden Gebirges befinden sich ausgedehnte Weinpflanzungen, mit grossen schwarzen und grünliehen Trauben, welche jedoch nicht zur Erzeugung des berühmten Schiraz Weines verwendet werden, sondern den Bewohnern, zu Rosinen getrocknet, als Zukost zum Brote dienen. Man passirt das letzte Karawanserai Char Zeniun an dem Bache Kara Agadsch, wo die höhere Vegetation einen andern Charakter annimmt: statt der Eichen tritt Prunus, Amygdalus scoparia und Pyrus Aronia auf. Nach einem Tagmarsch von ungefähr 9 Stunden gelangt man in die Ebene von Schiraz. Schiraz (d. h. Löwenbauch) liegt unter dem 29°, 37° N. Br. 50°, 20' 0. L. von Greenwich 4284 Fuss über der Meeresfläche und ist 33 geogr. Meilen von Abuschir oder der östl. Küste des per- sischen Meerbusen entfernt. Es ist ein hohes Thal, dessen Länge von Norden nach Süden 6—8 Stunden, die Breite dagegen von Osten nach Westen nur 3 Stunden beträgt, ringsum von 4000 — 6000 Fuss hohen fast ganz kahlen Bergen eingeschlossen, die nur theilweise mit niederem Gesträuch bekleidet sind. Die Thalebene hat eine kaum merkliche Senkung nach Süden hin, wo am äussersten Ende der Salzsee Nemek Deria von ungefähr 6 Meilen im Umfange liegt. Alles Land ist sorgfältig bebaut, und wird durch oft dreifach übereinander liegende unterirdische Canäle, Kerises genannt, während des regen- losen Sommers bewässert. Das Clima von Schiraz ist vom December bis Februar winterlich, zu- weilen sogar mit Schneegestöber, doch ohne Fröste. Die Citrone gedeiht nur noch in den kleinen Gärt- chen, die man in der Mitte eines jeden Hauses mit einer Rosenlaube und einigen Jasminbüschen und Weinreben bepflanzt antrifft. Im März, April und Mai ist die Temperatur angenehm und erquikend, vom Juni bis September ist die Hitze am Tage oft drückend, erst gegen Abend wird es kühler, am herr- lichsten sind die Morgen. Es regnet von Anfang März bis Ende October gar nicht, wesshalb auch schon Mitte Juni alles ein gelbes und verdorrtes Ansehen dort bekommt, wohin die wohlthätigen Wasserleitun- gen nicht reichen. Eine Ausnahme machen die Gärten von Schiraz, es sind die üppigsten, die Kotschy im ganzen Orient gesehen; sie liegen in der nördlichsten Spitze des Thales, am Fusse des pflanzenreichen Schneeberges Kuh Barfi, der mit seinen erfrischenden Alpenlüften eine zu seinen Füssen liegende, wahrhaft paradisische Vegetation anhaucht. Alle Arten von Obstbäumen, hohe Rosen- gebüsche- lauter Centifolien-, Reben, die wegen der grossen Hitze im Juli und August in zwei Fuss tiefen Gruben gezogen werden, Pappeln, Weiden, Cypressen, Maulbeerbäume, Granatbäume, und der persische Mandelbaum, Amygdalus persica, Fraxinus lentiscifolia Desf., Acer velutinum Boiss. und ein eingeführter Pinus machen den Haupttheil der höheren Baumvegetation aus. Als Kotschy in Sehiraz ankam (Mitte Februar) hatte noch alles ein winterliches Ansehen und es war für Sammeln von Pflanzen und Inseeten noch zu früh. Um keine Zeit zu verlieren, begab er sich nach dem etwas tiefer in südwestlicher Richtung gelegenen Thale Geri, wohin der Weg zuerst durch einen schmalen Gebirgspass am Flusse Kara Agadsch, dann über Tengi Lora und den Berg Boschum führt, drei Tagereisen von Schiraz, am Gebirge Saardo gelegen. Die Berglehnen um das Thal sind mit Ahorn, Mandelbäumen- diese eben in vollster Blüthe-, mit Myrthen und Eichen bedeckt, welche letztere vorzüglich gute Galläpfel liefern. In einem hohlen Mandelbaume fand der Rei- sende die Saturnia Pyri, den grössten europäischen Nachtfalter, welcher bekanntlich auch bei uns auf Pfirsich-, Mandel-, Birn- und Nussbäumen lebt und dort wahrscheinlich die südlichste, wie bei uns die nördlichste Grenze seines Verbreitungs - Bezirkes erreicht. Eine ihm nah verwandte Art Saturnia dasypygos Klir. haben wir so eben aus China kennen gelernt. Um Geri, welches wegen seiner tieferen und südlicheren Lage ein milderes Clima hat als Schiraz, sieht man wieder einzelne Dattelpalmen, deren Früchte aber nicht zur Reife gelangen. Besonders reich ist die Landschaft an Citronen, Apriko- sen-, Birn- und Apfelbäumen; im Freien wächst wild ein hoher Strauch von Zyziphus. Der er- wähnte Fluss Kara Agadsch fliesst raschen Laufes durch das Thal und vereinigt sich mit einem zweiten aus Süden kommenden bedeutendem Bache, der. laues salziges Wasser führt. 6 * 4 | Vincenz Kollar und Dr. Ludwig Redtenbacher Die verschiedenen Seitenthäler dieses Hügellandes sind wüst und öde, von einer Unzahl von Scor- pionen bewohnt und werden zur Sommerszeit von den Einwohnern gemieden, da der Stich dieser Thiere Hirtenkindern nicht selten den Tod verursacht. Die Flora um Geri hat eine überraschende Aehn- lichkeit mit jener von Aleppo und auch unter Inseeten kommen viele syrische Arten vor. Mit Ende März, wo die meisten Pflanzen verblüht hatten und zu welken anfingen, wurde der Rückweg nach Schiraz angetreten. Nach kurzem Verweilen (bis zum 10. April) wurde über Zergun (4800 Fuss über dem Meere) eine Exeursion zu den berühmten, zwei kleine Tagereisen in östlicher Richtung liegenden Ruinen von Persepolis unternommen. Diese historisch merkwürdige Gegend von dem Flusse Benamir (Araxes) durchschnitten, bietet dem Naturforscher eine karge Ausbeute; sie ist kahl und stellenweise sumpfig; aber in einem höheren Thale Tscha Mana (die schöne Weide) genannt, ist eine reiche Ve- getation, von vielen Insecten umschwärmt. ; Den 25. April kehrte man wieder in das Standquartier nach Schiraz zurück, von wo kleinere Ausflüge nach Nagsch hinter Gassera Bonazer in dem südlichen Theile der Schirazer Ebene unternommen wurden. Am vierten Mai wurde der Kuh Barfi, Schneeberg von Schiraz, den man auf 6000 Fuss über dem Meere schätzt, bestiegen. Er hat eine sehr üppige Vegetation; um die Schnee- behälter, von wo der Schnee nach Schiraz gebracht wird, wächst sehr häufig die Fritillaria impe- rialis und auf dem Gipfel wird man von einer, der europäischen sehr ähnlichen, Alpenflora überrascht. Ungefähr über dem ersten Viertel der Bergeshöhe, in einer wasserreichen Schlucht, durch welche der Fusspfad führt, wurden viele Schmetterlinge gesammelt. Die übrigen Ausflüge im Verlauf des Monats Mai erstreekten sich auf den Kuh Sabst Buschom, eine Tagereise südlich von Schiraz und auf den Kuh Ajub (Hiobs-Berg) nördlich hinter der Ebene von Persepolis. Anfangs Juni bestieg Kotsehy den Kuh Delu, dessen Höhe er nach seinen Vegetations-Verhältnissen auf 7500 Fuss schätzt. Ungefähr 500 Fuss unter dem Gipfel, in der Region der Astragali, in der Nähe halb-aufgethauter Schneefelder wurde das Zelt für mehrere Tage aufgeschlagen. Sowohl auf den Astragalen, als an den feuchten Stellen um die Schneefelder wurden mehrere Käfer-Arten gesammelt; Schmetterlinge zeigten sich nur in den niederen Schluchten. Sowohl Pflanzen als Insecten stimmten mit jenen von dem Kuh Barfi überein. Die letzte und zugleich beschwerlichste Tour unternahm Kotschy am 8. Juli nach der Alpe Kuh Däna im Lande der Bactrier, die er auf 10.000 Fuss und den höchsten Gipfel über der Tschischme Pias (Zwiebel-Quelle) sogar noch um 2000 Fuss höher schätzt. Der Weg dahin geht durch die Ebene von Persepolis, Beza, Dusekurd zu dem steilen Posan Pyr. Das letzte Lager wurde am 28. Juli in einer Höhe von 10.000 Fuss aufgeschlagen und der höchste Gipfel am 2. August erstiegen. Die Vegetation beschränkt sich daselbst auf reine Alpenformen und die Fauna besteht in einigen kleinen Carabieinen. Ein räuberischer Anfall der Bactrier nöthigte den Reisenden zu einer schnelleren Rückkehr als beabsichtigt war, gleichwohl wurden die Beschwerden der Reise und die bestandene Gefahr mit so manchen bis dahin nieht gesehenen Formen aus der Thier- und Pflanzenwelt gelohnt. Der Rückweg führte über Ardakum zu dem in Persien berühmten Weinbergen von Chollar: Stöcke von drei Fuss im Umfange heissen dort Dschemschid-Stöcke nach dem Erbauer von Persepolis (siehe von Köchels Beilage zur allgemeinen Zeitung 9. Februar 1844). Wir haben geglaubt, diese in Hauptumrissen skizzirte Schilderung von der physikalischen Beschaf- fenheit und den Veßetations-Verhältnissen des Landes, zu dessen Fauna wir diesen kleinen Beitrag lie- fern, vorausschicken zu müssen, damit der für die geographische Verbreitung der 'Thiere sich interes- sirende Leser einen Anhaltspunkt habe, nach welchem der Charakter dieser Fauna zu beurtheilen ist. Dass die Temperatur eines Landes einen wesentlichen Einfluss auf seine Erzeugnisse ausübe, ist eine ausgemachte Thatsache; dass aber die Temperatur -Verhältnisse nicht bloss von der grösseren oder ge- ringeren Entfernung der Länder vom Aequator, sondern auch von ihrer Erhebung über der Meeres- über den Charakter der Inseeien-Fauna von Südpersien. 45 fläche abhängen ist ebenfalls durch die Erfahrung erwiesen. Da Südpersien, ein über 4000 Fuss hohes Gebirgsplateau ist, mit einzelnen sich bis über 10.000 Fuss erhebenden Alpenkuppen, so war zu ver- muthen, dass es eine andere Fauna als die unter gleichem Breitengerade liegenden aber flachen Gegen- den des nördlichen Arabiens und Aegyptens haben müsse; diese Vermuthung ist nun durch die Erfah- rung bewährt worden. Nicht arabische und ägyptische Formen, welche der subtropischen Zone ange- hören, sondern syrische und südeuropäische Arten machen die Mehrzahl der daselbst vorkommenden Gliederthiere aus und sind daher der wärmeren gemässigten Zone zuzurechnen. Für die Erzeugnisse dieser Zone hat man, da sie sich hauptsächlich auf dem alten Continente über die Küsten des mittel- ländischen Meeres ausbreiten, den Namen von diesem Meere entlehnt, und nennt die dahin gehörige Fauna „Mediterran-Fauna” so wie die Flora „Mediterran-Flora.” Wir nehmen keinen An- stand die Inseeten Südpersiens zur Mediterran-Fauna zu rechnen, da von den 206 daher stam- menden und von uns untersuchten Arten 156 bereits bekannte und zu diesem Gebiete gehörige die übri- gen 50 zwar neue und dem Lande eigenthümliche Formen, aber demungeachtet den Arten der erwähnten Mediterran-Fauna zunächst verwandt sind. Coleoptera = 26. Calathus melanocephalus | 46. Acmaeodera cuprifera Carabiei. Fab apa abr. ory 1. Cymindis dorsalis Fischer. 27. Anchomenusprasinus Fabr.| #7. Capnodis miliaris Klug. 2. „ imperialis Zoub-| 28. yy levis Ziegler. 48. w porosa Klug. koff. 29. Amara trivialis Gyllh. 49. » anthracina Fal- 3. Brachinus Bayardi Solier.| 30. Acinopus ammophilusSteven. dermann. 4. ,, immaculicornis Dejean.| 31. Harpalus eribricollisSteven. 50. Chalcophora quadrimacu- 5. „ glabratus Dejean. 32. = subquadratus lata Redt. ©) 6. Scarites arenarius Bonelli. Dejean. 51. „ quadrioculata fr planus Bonelli. 33. Pr cneus Fabr. Kollar. 8. Ditomus cephalotes Dejean. | 34. „». mazillosus Steven. | 97. Polycesta egyptiaca Linne. 9. » distinelus Dahl. 35. Stenolophus discophorus 53. Anthazia ephippiataRedt.") 10 » talpa Redt. ©) Fischer. 54. „ angustipennis Klug. 11 a spheerocephalus. 36. Bembidium rupestre Fabr. 55. Sphenoptera derugata Olive. LE Redt. ©) 12. Carabus paphius Redt. RUE col. Syrie. 37. Trochalus lateralis Fabr. klateride. 13. Calosoma sericeum Fabr., 7° Laccophilus minutus Fabr. | 56. Cardiophorus rufipes Fahr. 14. Nebria Kotschyi Redt. ©) Staphylini. 57. Agriotes pilosus Fabr. 15... Heydenii Dejean. | 39. Aleochara nitida Grav. iuridan 16. Chlaenius spilotus Fabr. 40. Ocypus pieipennis Megerle. 17. $ festieus Fabr. 41. Philontus sanguinolentus 58. Condylops Krichsonü 18. m nigricornis Fabr. ER Redt. ©) 19. e vestitus Fabr. 42. Picderi Ritörälie’ Grav. 59. Malachius bipustulatus 20. " ceruleus Steven. Fabr. 28. r persicus Redt.©) Buprestide. 60. ® ephippiger Redt. 22. Sphodrus planus. Fabr. 43. Julodis euphratica Gory. col. Syrie. 23. » püeicornis Dejean.| 44. » punctato - costala | 61. Dasytes trifasciatus Redt.C) 24. Calathus eisteloides Illig. Audouin. 62. Anthodromius variabilis 25. ® fuscus Fabr. 45. „ globithorax Steven. Redt. ©) 46 Vincenz Kollar und Dr. Ludwig Redtienbacher Clerii. 96. Dorcus parallelepipedus 130. Cleonus anzius Schoenh. 63. Clerus mutillarius Fabr. Fabr. 131. Cleonus eretaceus Redt. str en Melasoma. 132. Larinus maculatus Fal- 64. Apate capucina Fabr. Palpicornia. 65. Helophorus grandis Illig 66. Hydrophilus caraboides Fabr. 67. Hydrous pieipes Fabr. Histeroides. 68. Hister sinuatus Paykull. 69. ,. semipunctatus Fabr. 70. Saprinus eneus Fabr. Fi. = metallicus Fabr. Lamellicornia. 72. Alteuchus pius Illig. 73. Gymnopleurus morbillosus Fabr. 74. Sisyphus Schefferi Fabr. 75. Onitis Menalcas Fabr. 76. Copris paniscus Fabr. 77. Oniticellus pallipes Fabr. 78. Onthophagus Schreberi Fabr. 79. wi, taurus Fabr. 80. »„ Auchenia Redt.Ü) 81. „» fissicornis Steven. 82. Trox sabulosus Fabr. 83. Aylotrupes monodon Fabr. 81. Er punctatus Fabr. 85. Rhizotrogus vulpinus Schoenh. 86. Anisoplia leucaspis Steven. 87. re syriaca Burm. 88. Amphicoma _bimaculata Redt. ©') 89. Glaphyrus Serratule Fabr. 90. » ozypterus Pallas. 91. » micans Falder- mann. 92. Cetonia armeniaca Man- nerh. 93. » Trojana Burm. 94. » quadrata Gory. 95. r cinctella Steven. 97. 98. 1235. 126. 127. 128. 129. Pimelia monilifera Solier. Thriptera persica Redt. ©”) . Adesmia enea Redt. (*) » tenebrosa Dejean. . Akis subtricostata Redt. (*) . Tentyria alpina Redt. ©) . Mesostena puncticollis Solr. . Hyperops parvus Solier. » . PygmeusBedt. (*) . Dlaps halophila Fischer. „ laticollis Redt. (”) Tenebriones. . Tenebrio molitor Fabr. . Boros elongatus Herbst. Cistelidae. . Cistela nigrita Fabr. » Omophlus lepturoides Fab. Bi picipes Fabr. Lagridae. . Lagria hirta Fabr. Meloidae. . Mylabris pallido-maculata Redt. €*) „ ezxcellens Redt. (”) » Klugü Redt. © „ maculata Oliv. » Trieingulata Redt.®) „ colligata Redt. ©”) » Husseinü Redi. ©) . Lytta syriaca Foabr. „ segetum Fabr. . Lydus preustus Redt. ©”) . Zonitis fulvipennis Fabr. Oedemeridae. Nemognatha chrysomelina Fabr. Curculionides. Bruchus sexsignatus Redt. col. Syrie. » Acacie Klug. Psallidium subaeneum Redit. ©) Cleonusleucopterus Fischer. | dermann. 133. a Cirsii Steven. 134. Sphenophorus piceus Fabr. Longicornes. 135. Prionus persicus Redt. €”) 136. Osphranteria suaveolens Redt. ©) 137. „ eoerulescens Redt.C) 138. Cartallum rufieolle Fabr. 139. Clytus siculus Gory. 140. Nyphona saperdoides Ziegler. 141. Phytoecia Euphorbie De- jean. 142. Agapanthia Asphodeli Latr. 143. Leptura bicolor Redt. °) Chrysomelinae. 144. Adimonia littoralis Fabr. 145. y% Absynthü Fahr. 146. Galleruea Nymphe® Fabr. 147. % quadrimaculata Redt. ©) 148. „ nigriventris Redt.€”) 149. Chrysomela graminis Fabr. 150. „ marginala Fabr. 151. Enitomoscelis Adonidis Fabr. 152. PlagioderaArmoracieFabr. 153. Colaphus tibialis Redt. €*) 154. Labidosiomis Taxiecornis Fabr. 155. Mr lineola Reedt. col. Syrie. 156. Macrolenes sexmaculata Fabr. Clavipalpi. 157. Lithophilus connatus Fabr. 158. Phalaerus corruscus Fabr. Aphidiphagi. 159. Coceinella hteroglyphica Fabr. 160. Seymnus marginatus Pay- | kull. über den Charakter der Insecten-Fauna von Südpersien. 4% Beschreibung der neuen Arten: 1. Ditomus talpa Redt. Niger, fortiter punctatus, thorace transverse-cordato, angulis postieis acu- tis, elytris punctato-striatis, interstitiiss parce subseriatim punctatis, antennis, palpis pedibusque brun- neis. Long. 5 Ditomo spherocephalo proxime accedens, sed thoraeis angulis postieis latis, acutis, elytrorumque interstitüs sub-biseriatim punctatis sat distinetus. 2. Nebria Kotschyi. Bedt. Pallide — testacea, coleopterorum disco nigro, interstitio secundo, tertio quartoque in medio, basi apiceque, interstitio sexto in medio pallide — testaceis. Long. 8 ‘ Nebrie arenarie statura simillima, elytris profunde punctatostriatis aliterque coloratis distineta. 3. Chlaenius persieus. Bedt. Capite thoraceque viride-eyaneis, illo obsolete punctato, hoc cordato, subtiliter rugoso, punetis sparsis majoribus impressis; elytris obseure caerulescentibus, pilis flavescentibus dense obtectis, punctato-striatis, interstitiis subplanis, subtilissime punctatis; antennis pedibusque testa- ceis. Long. 6 4. Chaleophora quadrimaculata. Redt. Nigra, thorace densissime rugoso-punctato, maculis qua- tor ante medium plagaque longitudinali media laevigatis; elytris subtiliter rugosis, maculis parvis nume- rosis, in medio et ad basin faseiatim dispositis, maculasque duas ovales nudas ad basin includentibus, ornatis. Long. 12'"— 16‘ 5. Anthazia ephippiata. Redt. Nigro-eaerulea, thorace untrinque postice impresso lateribus aureis; elytris aureis macula magna scutellari, aliaque obeordata cum seutellari cohaerente nigro eoeruleis. Long. 2% Colore Anthaxie candenti aflinis, statura autem, magnitudine elytrorumque sculptura Anth. salicis simillima. — 6. Sphenoptera derugata. Redt. Aenea, supra obscurior, capite thoraceque subtiliter punetatis, hoc foveola anteseutellari impressa; elytris apice integris, laevigatis, vix rugosis, striato-punetatis, interstitiis sub-tilissime punctatis. Long. 8 Sphen. coraeine Stev. affınis, elytris levigatis autem przeeipue distineta. Condylops. Redt. nov. gen. e fam. Malacod. Antennae distinete 11-artieulatae, ante oculos, ad marginem anteriorem capitis insertae, maris fla- bellatae, feminae peetinatae. Caput trigonum, oculis protrusis, fronte excavata in mare quinque-tuber- culata. Labrum transversum, antice rotundatum mandibulas obtegens. Clypeus longitudine labro zqualis, transversus, in medio transverse impressus. Palpi filiformes, maxillares artieulo quarto secundo dimidio, tertio plus duplo longiore, acuminato, apiee truncato. Labium ligula apice rotundata palpis paulo bre- vius. Segmenta abdominalia cornea, in medio membranacea. Tarsi quinque-artieulati, unquiculis appen- dice membranaceo angusto. — 7. Condylops Erichsonü. Redt. Supra niger, capite, thoracis marginibus, faseia media lata ely- trorum, sutura margineque laterali flavis, antennarum dimidio, pedibus elytrorumque apice rufo -Navis Long. 1% Femina prater antennas peetinatas, oculis minus protrusis, fronte non tuberculata, maecula ver- ticali bieuspi, thoraeisque limbo flavo, latiori cognoseitur. — 8. Dasytes trifaseiatus. Redt. Obscurus aeneus, antennis obtuse serratis, longe nigro-pilosus, elytris pilis griseis adpressis obteetis, faseiisque tribus denudatis, sutura interruptis. Long. 2 ‘ 48 Vincenz Kollar und Dr. Ludwig Redtenbacher Anthodromius Redt. nov. gen. e fam. Malacod. Antenne 11-artieulatae, artieulis quinque ultimis clavam breviter serratam formantibus, ad margi- nem anteriorem oculorum inserte. Caput inter thoracis marginem anteriorem retractum. Labrum cor- neum, transversum, antice rotundatum. Clypeus membranaceus, transversus, longitudine labro zqualis. Mandibulae simplices, apice bifidae. Maxille mala interiore angusta, exterioris basin parum superante, mala exteriore lata, submembranacea, brevi, apice rotundata; palpis quadriarticulatis, filiformibus: ar- tieulo primo minuto, sequentibus longitudine subz@qualibus. Labium ligula apice bisinuata, angulis rotun- datis, barbatis, palpis triartieulatis, filiformibus, articulo secundo tertio longitudine subequali. — Seutellum distinetum. Abdomen segmentis sex compositum, anali minuto. Tarsi quinque-artieulati, unqui- eulis bifidis, appendice membranaceo nullo. 9. Anthodromius variabilis. Redt. Niger, pilosus, capite thoraceque rarius subtiliusque, elytris forte, profunde punctatis; tibiis, tarsis elytrorumque margine laterali ferrugineis. Long 2 — 272 Var. Niger, elytrorum limbo laterali apiceque, antennis pedibusque ferrugineis. Var. Niger, elytris pedibusque flavo ferrugineis. 10. Onthophagus Auchenia Redt. Niger; tibiis antieis quadridentatis, dente primo quartoque minutis rotundatis; elypeo subemarginato, thorace subtiliter punetato nitido; elytris subtilissime striato punctatis, interstitiis planis, parce squamoso-punetatis, opaeis. Long. 472’ — 47a Mas. capite linea elevata transversa, utrinque cornu reeto terminata, thorace antice retuso, tri- tubereulato, tubereulo medio alto, apice rotundato. Femina capite linea transversa parum elevata, tritubereulata, tubereulis acutis, thorace inermi. Onthoph. Camelo affınis, sed linea elevata antefrontali nulla, thorace in mare tritubereulato, in femina inermi facile distinguendus. 11. Amphicoma bimaculata. Redt. Subtus nigra, densius albo-einerea supra parce pilosa, capite, thorace seutelloque violaceis, elytris nigro-aeneis, macula testacea ad humerum, pedibus viridi-@neis. Long. 5.‘ Amph. hirsute Burm. aflinis, sed paulo minor et pr&ter elytrorum colore, angulo suturali acuto, facile destinguenda. 12. Thriptera persica. Redt. Nigra, pilis brevibus, hispidis parce adspersa; capite thoraceque subtiliter denseque tubereculatis; elytris ovato-globosis, subtilissime tubereulatis, tubereulis magnis rotun- datis, seriatim dispositis a basi ultra medium ornatis. Lon. 6 — 7" 13. Adesmia aenea. Bedt. Nigro-aenea, eapite thoraceque subtilissime parceque punetulatis; ely- tris ovatis, costis duabus elevatis, laterali dupliei, interstitüs transversim tubereulato-rugosis; tibiis fortiter compressis. Long. 8‘ 14. Akis subtricosiata. Redt. Nigra, nitidula; thorace antice profunde emarginato, margine laterali lato, reflexo, plicato, angulis postieis spinosis; elytris elongato-ovatis, postice gibbis, dorso plano, tricostatis: ecosta prima abbreviata, post medium ineipiens et longe ante apicem desinens, costa se- eunda et tertia subapproximate, integr®, tertia basi apiceque parum abbreviata. Long. 11‘ 15. Tentyria alpina. Redt. Nigra, nitida; eapite fortius, thorace subtilissime punetulatis, hoc transverso, undique marginato, lateribus rotundato, postice vix angustato, margine basali subbisinuato, angulis obtusis; elytris oblonge-ovatis, convexis, subtilissime punetulatis, eorrugatis. Long. 9 — 10 16. Hyperops pygmaeus. Redt. Obseuro-brunneus; capite thoraceque dense punctulatis, hoc lati- tudine vix longior, subcordatus, foveola antescutellari impressa; elytris elongato-ovatis, striato-punctatis, interstitiis non punetatis. Long. 2 %'" 4 über den Charakter der Insecten-Fauna von Südpersien. 49 Hyp. parvo Solier affinis sed multo minor et thorace foveolato elytrisque brevioribus striato-puneta- tis bene distinguendus. 17. Blaps laticollis. Redt. Nigra, nitidula, subtilissime punctulata; thorace transverso, antice posticeque truncato, lateribus parum rotundatis, angulis posticis subreetis, apice rotundatis; elytris (in mare elongatis, eylindrieis in femina elongato-ovatis) apice acuminatis; femoribus antieis dentatis. long. g 16 9 13" 18. Mylabris pallidomaculata. Redt. Nigra, nitida, capite thoraceque fortiter denseque punetatis; eoleopteris flavo-testaceis, maculis novem pallidis, tribus suturalibus, sutura anguste nigricante inter- ruptis. Long. 8° 19. Mylabris ewcellens. Redt. Nigra, pilosa, capite thoraceque fortiter denseque punctatis ; elytris dense rugoso-punctatis, lineis tribus elevatis maculisque sex magnis stramineis : tribus subrotun- datis ad suturam, prima in basi, secunda ante medium tertia ante apicem, tribus ad marginem latera- lem cum illo connexis, magisque difformibus. Long. 14 20. Mylabris Klugü. Redt. Nigra, einereo-villosa; elytris glabris, rubris, maculis rotundis novem nigris, flavo-einetis: prima in medio basis, due ante medium, tres in medio, tres ante apicem, plus minusve confluentes; pedibus rubris, femorum basi, tibiarum apice, tarsisque nigris. Long. 12‘ Mylabris Argus Mus. Vindob. antea. 21. Mylabris trieingulata. Redt. Nigra, pubescens, elytris profunde retieulato-punctatis, lineis elevatis tribus, flavo-rubris faseiis tribus subundulatis nigris: prima angustior paulo post basin, mar- ginem lateralem non attigens, secunda fere in medio, tertia apicem oceupans. Long. 10‘ 22. Mylabris colligata. Redt. Nigra, pubescens, thorace dense punctato, in medio canalieulato ; elytris latis, ochraceis punctis duobus post basin, fascia lata, undulata, in medio apiceque nigris Long. 10‘ 23. Mylabris Husseinii. Redt. Nigra, pubescens, thorace parcius punctato, in medio earinato ; elytris angustis, ochraceis, maculis duabus rotundis post basin, faseia angusta undulata in medio apice- que nigris. Long. 8‘ N. B. Cum quibusdam varietatibus Myl. tripunetate valde convenit, sed elytris quidem densissime non vero granulato-punctatis, maculaque apicali in medio rotundata, nunquam exeisa bene distinguenda. 24. Lydus praeustus. BRedt. Niger, nitidus, parce pubescens, macula frontali maculaque laterali in thorace sanquineis, elytris rubro-testaceis , apice nigris. Long. 10 — 13 25. Psallidium subaeneum. BRedt. Nigrum, sub-@neum, corpore subtus argenteo-squamulato; ca- pite rostro suleato, fronte eonvexa; thorace latitudine paulo breviore, lateribus zequaliter rotundato, supra leviter convexo, in disco pareius, ad latera densius punctato; scutello triangulari, polito; elytris in mare elongato-, in femina oblongo-ovatis, profunde punctato-striatis, interstitüs dense granulatis, postice setis brevibus seriatis et in mare plerumque squamulis einereo-argenteis obsitis. Long. 4 ‘' 26. Cleonus crelaceus. Redt. Antennis artieulo secundo funiculi primo multo longiore ; rostro apice attenuato, supra acute carinato; oblongo-ovatus, squamositate densissima unicolori eretacea obteetus, elytris profunde punctato-striatis, striis hine inde einereo-maculatis; rostri apice, oculis, unquieulis tar- sorum tibiarumque apice atris. Long. 7 27. Prionus persieus. Redt. Nigro-piceus, punetulatus, subtus pubescens; thorace utrinque trispi- noso, spina media longa atque antica recurvis; elytris laevigatis, subtiliter punetulatis, lineis elevatis nullis; tibiis omnibus compressis, latis. Long. 16 — 18 A Priono coriario F. et brachyptero Fald. elytris subtiliter punetulatis, non rugoso-punctatis nee lineig elevatis instruetis, tibiisque latis, compressis pr&eipue distinetus. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 7 50 Vincenz Kollar und Dr. Ludwig Redtenbacher Osphranteria Redt. nov. gen. e fam. Cerambye. Mandibulae reetae, apice parum incurvae. margine interno edentato. Maxille mala interna brevi, barbata, externa longissima, cornea, mandibulas superante, apice penicillata, palpis labialibus multo minoribus, filiformibus, quadriarticulatis: artieulo primo longo, secundo tertioque brevibus, transversis, quarto duobus precedentibus paulo longiore, apice obtuso. Labium mento corneo, semi-rotundato, ligula profunde emarginata, apice longe barbata, palpis magnis, triartieulatis, artieulo seeundo tertioque lon- gitudine fere qualibus, hoc apice dilatato, oblique truncato. Antenne 11-artieulate, eorporis longitu- dine, artieulis eylindrieis, secundo brevissimo, tertio longissimo. Thorax longitudine parum latior, la- teribus rotundatis non, aut obsolete uni-tubereulatis, disco convexo, quali. Seutellum acute triangu- lare. Elytra latitudine baseos quadruplo longiora, apicem versus sensim angustata, apice singulatim rotundata. Pedes simplices, femoribus antieis parum clavatis, postieis elytrorum apicem vix longitudine superantibus. — 28. Osphranteria suaveolens. Redt. Capite thoraceque rufobrunneis, fortiter rugoso-punctatis, elytris subtiliter densissimeque punctatis, lineis duabus subelevatis, holosericeis , rufo-testaceis; pedibus brunneis, femoribus posterioribus fuscis; antennis rufotestaceis. Long. 12‘ Genus hoece ab affıini genere Aromia, mandibulis edentatis, maxillarum structura, mento semiro- tundato, thorace supra quali, lateribus vix tubereulatis bene distinguendum. 29. Osphranteria eoerulescens. Bedt. Nigro-coerulea, elytris subtiliter, capite thoraceque fortiter rugoso-punctatis, corpore subtus argenteo-holosericeo. Long. 8“ — 10“ Mandibulis edentatis, thoracis, corporis, pedumque structura cum Osph. graveolenti convenit, sed maxillarum mala externa articuloque primo palporum discedit. 30. Leptura bicolor. Redt. Nigra, pilosa, capite dense thorace parcius punctato, canalieulato, nitidulo; elytris apice truncatis, vage punetatis nitidis, pilis brevibus flavis vestitis, rufo-testaceis. Long. 8° Corporis partium structura feminae Lept. unipunctatae simillima, sed major, elytris unicoloribus apice trincatis non rotundatis facile distinguenda. 31. Galleruca quadrimaculata. Redt. Antenne sub 12- artieulatae: artieulo seeundo minuto, ter- tio quartoque longis, z»qualibus ultimo appendice articuliformi aueto; nigra, fortiter punctata; thorace transverso, postice rotundato, supra late canalieulato, foveolaque lata, profunda utrimque impresso ; elytris luride-viridibus, macula axillari alteraque apicali flavis notatis. — Long. 2%‘ 32. Galleruca nigriventris. Bedt. Flavo-testacea, oculis, peetore abdomineque nigris aut piceis, ano rufescente; antennis artieulo primo magno, secundo minuto, tertio quarto longitudine quali sequen- tibus paulo longiore; thorace transverso, postice angustato, undique marginato, in medio transverse biarcuatim impresso; impressione in medio latiore atque profundiore; elytris subtilissime punetulatis; pectore abdomineque serieeis. Long. 3° Raphidopalpa foveicollis ? Dejean cat. des col. 33. Colaphus tibialis. Redt. Aeneus vel viridis vel coeruleus, fortiter punetatus; elytris transver- sim profunde rugoso-punetatis; antennarum basi elytrorum summa apice, tibiis tarsisque flavo-testaceis. Long. 1% Colaph. Sophiae similis sed minor, elytris apiee minus acuminatis, transversim rugosis, di- stinetus. — über den Charakter der Insecten-Fauna von Südpersien. 51 Lepidoptera. Papilionides. Danaides. 38. Syntomis Persica Kllr. *”) 1. Papilio Alexanor Esp. |19. Danais Chrysippus L. Saturnides. Schiraz. Nymphalides. 39. Saturnia Pyri Borkk. 20. Limenitis Camilla Fabr. Pierides. 2a en Kir Chelonides. 2. Pieris Crataegi L. Schiraz. 22. a Frag u ) 10. wo = a L. a 23. ,„ Phoebe Fabr. AR nes % 4. ,„ Daplidicee L. TE. TREE 41. Agrotis Deleta Klir. \) 5. (Idmais fausta Klg. Boisd.) Bee Were. Amphipyrides. (insb. ame Baadai.) Satyrides. 42. Sphinterops Umbrifera 6. Rhodocera Rhamni L. 25. Sat Briseis. L, Kir. © 7. Colias Edusa L. Fe ee ® r 26. „ Telephassa. Klg. 43. Scotophile Tragopogonis L. Lycaenides. 27. ,„ Anthe O. Catocalides. 8. Thecla Sassanides Kir. )|28. ,, Parisatis Kir. \44. Ophiusa Singularis Kür. ”) 9. „ Rubi L. 29. „» KEudora Fabr. Noctuophalaenides. 10. Polyommatus Hafis Kr. © | 30. » Mandane Kür. ® | 45. Anthophila Amoena H. 11. „» Phloeas L. 31. ‚» Saadi Klir. © Wiliorhidös. 12. » Thersamon. Fabr. Hesperides. 46. Anarta Melaxantha Kllr.(” 13. Lycaena Boetica L. 32. Syrichthus Malvae Fabr. De 11. „ Agestis Esp. 33. 5; Lavaterae Esp. a 15. »; Zephyrus Kinderm. | 34. FF Tessellum ©. . Kir € Boisd. 35. Thanaos Rustan Kr. C) Bi 16. „ Alexis Fabr. Sphingides. Pyralides. 17. „» Anisophtalma 36. Deilephila Kotschyi Kür. ©) | 48. Pyrausta Scutalis H. Klir. © Zygaenides. Tinaeides. 18. „ Hypoleuca Klir. ® | 37. Zygaena Haematina Kür.) | 49. Eudorea Mercurella Lin. Beschreibung, der neuen Arten: 1. Thecla Sassanides Klir. Alıs supra furvis unicoloribus, postieis caudatis; subtus omnibus dilute einereis, striga communi alba, intus fusco marginata, serie punetorum nigrorum ocelliformium ante marginem externum; cauda longiore nigra, apice alba. — Expans. alar. 13‘ Statura Th. Acaciae, a qua tamen punctis marginalibus nigris in pagina inferiore strigaque alba latiore valde differt. 2. Polyommatus Hafis Klir. Alis integris supra fulvis, fuseo marginatis; antieis subtus costa mar- gineque externo einerascentibus, hoe serie dupliei punetorum nigrorum, illa maculis oblongis duabus punctisque totidem ejusdem coloris; postieis einerascente alboque nebulosis, punetis copiosis nigris seriatim dispositis. (Femina.) — Expans. alar. 1‘ Polyommato Ballo Fbr. valde affinis, a quo tamen alarum postiearum colore et pietura differt, cum in P. Ballo haecae alae subtus virides punetis nigris destitutae, in P. Hafis vero cinereae et manifeste nigro punctatae adpareant. Specimina tantum duo feminea Dm. Kotschy in Schiraz legit. 3. Lycaena Anisophtalma Klir. Alis supra unicoloribus fuseis, subtus albo einerascentibus; antieis stigmate medio oblongo, ocellis sex inaequalibus nigris albo-einetis; postieis stiate linriema 7» 52 Vincenz Kollar und Dr. Ludwig Redtenbacher punetisque ocellaribus decem aequalibus, strüs duabus albis cum totidem fuseis marginalibus alternan- tibus. (Femina.) — Expans alar. 9 Ad minores in hocce genere spectat; Lyc. Lysimon Hbr. affinis, sed ocellorum forma et disposi- tione in alis antieis omnino differt. Diseriptio ad specimen unicum facta. 4. Lycaena Hypoleuca Klir. Alis supra violaceo-coeruleis, margine externo nigro-eineto, fimbriis albis; subtus alis omnibus albis, postieis punetis aliquot dispersis nigris, basi viridi squamosis. — Ex- pans. alar. 13 Speeies omnino ab omnibus europaeis diversa, colore paginae superioris Lye. Jolas similis, a qua tamen colore paginae inferioris alba magnopere differt et Lye. Argiolo propius accedit. 5. Melitaea Casta Kllr. Alis supra fulvis, strigis costalibus anticarum, fascia submarginali re- panda communi margineque ipso nigris; antieis subtus fascia maculari, irregulari nigra; postieis pallide flavis. fasciis duabus obsoleto fulvis, striis repandis serieque punetorum marginalium nigrorum minus distinetis. — Expans. alar. 15 — 17 Proxime ad Melitaeam Didymam accedit, a qua tamen eo potissimum differt, quod alae in pagina superiore pauciores habeant maculas fasciasque nigras, et quod fasciae in alarum posticarum pagina inferiore fere evanitae sint. 6. Melitaea Persea Kliv. Alis supra fulvis; antieis faseiis macularibus nigris tribus, postieis dua- bus; illis subtus apice, his totis pallide flavis; faseiis maeularibus in antieis paginae superioris confor- mibus, in postieis fasciis duabus pallide fulvis, lunulis punctisque nigris. — Expans. alar. 17‘ Antecedenti aflinis sed pietura alarum posticarum in pagina inferiore, quae cum illa Melit. Didy- mae valde eonformis est, manifeste differt et Melit. Didymae propius accedit, a qua tamen ob de- fectum macularum nigrarum praecipue ad radieem alarum separari debet. 7. Satyrus Parisatis Klir. Alis supra nigris, late albo-marginatis, postieis dentatis; subtus omni- bus einereo-alboque marmoratis, fascia media communi angulata alba, ocellis singulae alae duobus ni- gris, flavo-einetis, albo pupillatis. — Expans. alar. 2 2 Species distinetissima, ab omnibus hujus generis valde diversa, Satyr. Faunae et Fidiae quodam- modo vicina sed margine latissimo albo longe tamen distans. 8. Satyrus Mandane Klir. Alis antieis integris, postieis acute dentatis, omnibus supra cinerascenti- fuseis, illis macula infracostali, transversa, oblonga holosericea, nigra; antıcıs subtus medio fulvis, fascia abbreviata alba, ocello ad angulum anticum nigro, flavieineto, albo pupillato; postieis einereis, fas- cia media arcuata alba, fuseo marginata, ocellis duobus ad angulum analem nigris, albo-einetis. — Expans. alar. 19‘ Statura et magnitudine Sat. Eudorae affınis, sed pietura alarum in pagina inferiore toto coelo di- versa. Speeimina tantum duo mascula e regione alpina Persiae meridionalis Dm. Kotschy attulit. Proxime vero haecce species accedit ad Satyr. Wagneri (Herrich-Schaeffer in Supplem. ad Lepidopt. europaea Hübneri Tab. 65. Fig. 311 — 313), a quo tamen differt alis supra unicoloribus cinerascenti- fuseis. 9. Satyrus Saadi Kilr. Alis integris, supra flavis; antieis ocello geminato nigro, coeco ad angu- lum posticum; subtus omnibus grisco nebulosis, faseia communi media alba, intus fusco marginata, stria areuata submarginali aurea; antieis ocello gemino coeco nigro, flavo-marginato ad angulum posticum ; postieis serie ocellorum nigrorum aureo pupillatorum. — Expans. alar. 16“ Colore et magnitudine Sat. Pamphilo et Sat. Amarilli accedens, ab utroque vero pietura valde differt. 10. Thanas Rustan Klir. Alis fuseis; antieis supra albido adspersis, fascıa media lineaque ex- teriore dentata nigris, puneto eostae albo; subtus alis unicoloribus fuseis, punetis infra marginem costa- lem tribus albidis. — Expans. alar. 13“ ZN über den Charakter :der Insecten-Fauna von Südpersien. 53 Simillimus Than. Tages L., a quo tamen defeetu punctorum alborum ante marginem externum quam maxime differt. 11. Deilephila Kotschyi Kliv. Alis omnibus concoloribus luride ochraceis, faseia anticarum ab apice versus medium marginem internum dueta obseuriore, obsoleta. Antennis longioribus, tenuibus, re- liquo corpori coneoloribus in latere superiore albo squamosis. — Expans. alar. 2 10 Specimen unicum injuriis longi itineris valde laesum Sph. Ceerops. Cr. (Sph. eapensis Hbr.) simi- lis, a qua tamen praeprimis colore alarum posticarum differt, quae in Sph. Cecrope rubrae sunt, in nostra specie vero anticis concolores. 12. Zygaena Haematina Kllr, Alis antieis nigro-viridibus, maculis quatuor rubris: basalı unica majore, disei duabus minoribus rotundatis, apieali oblonga subsemilunari; posticis rubris, nigro limbatis; eollari einguloque abdominis integro, rubris; pedibus flavis. — Expans. alar. 10“ Magnitudine et forma Zyg. faustinae 0. omnino affınis, sed maeulis rubris luteo non marginatis quam maxime distineta. 13. Syntomis Persica Kir. Alis antieis nigris, violaceo mieantibus, maculis quinque fenestratis albis, postieis albis nigro marginatis; thorace et abdomine nigro, hoe annulis tribus aurantiacis, poste- riore latissimo. — Expans. alar. 15‘ Syntomi fenestratae Boisd. aflinis, sed alarum posticarum disco albo, abdominisque eingulis tantum tribus manifeste diversa. 14. Agrotis Deleta Kllv. Alis antieis griseo testaceis, maculis ordinariis obliteratis, stria longitu- dinali a basi usque ad medium alae protraeta, interrupta nigra, postieis albis; eollari nigro; thorace abdomineque griseo testaceis. — Expans. alar. 16‘ Agr. Exelamationis magnitudine et forma affinis, sed stria tenuiori nigra ab alarum insertione in- cipiente et usque ad medium alae protracta ab hacce specie omnino distincta. 15. Sphinterops Umbrifera Klir. Alis antieis testaceis, punetis costae, macula reniformi strisque duabus transversis-exteriori dentata-fuseis; postieis basi albis, limbo lato nigro. — Expans. alar. 15 Sphinteropi (Amphipyra) dilueidae Tr. proxima, alis tamen angustioribus , dilutioribus satis distincta. 16. Ophiusa Singularis Klir. Alis antieis basi apiceque fuseonebulosis, faseia media lata testacea, utrinque striga nigra dentieulata marginata, medio maeula reniformi, fusca notata; posticis basi margi- neque externo albis, faseia media fusca, macula in medio marginis externi nigra; subtus alis omnibus albis, faseia marginali eommuni, superiorum bifida, fusca. — Expans alar. 16‘ Species ab omnibus hujus generis perquam diversa; Oph. singulari Tr. forma puodammodo acce- dens, sed colore et pietura valde discrepans. 17. Anarta Melaxantha Klir. Alis antieis. supra fuseo-flavoque varlis, strigis: altera ad basim, al- tera ante marginem externum irregulariter dentatis cum stigmate medio lineari brevissimo, nigris; postieis basi margineque externo nigris, fascia media latiore, irregulari, aurantiaca; subtus alis omnibus concolori- bus flavis. — Expans alar. 1‘ Specimina duo valde laesa in alpibus Persiae meridionalis in Astragali specie volitantia cepit Dm. Kotschy. Ob strigarum formam in alis antieis Oloanthe radiosae accedit, reliquis vero notis generi Anarta adnumeranda. 18. Phoradesma Graminaria Klir. Alis concoloribus viridibus. costa anteriarum flava, eilüis uni- eoloribus pallidioribus; eapite, pedibus, antennarum scapo flavis, his nigro peetinatis (in mare). — Ex- pans. alar. 14 Thoradesmati (Geometrae) smaragdariae magnitudine , eolore alarumque forma omnino affınis, de- feetu strigarum autem manifeste diversa. Et hujus speciei speeimen unicum valde laesum inter insecta a Dm. Kotschy leeta offendimus. Ueber die Berechnung periodischer Natur-Erscheinungen. Von Marian Koller. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 13. April 1848.) 1. Naturerscheinungen, die nach einer bestimmten Periode in derselben Ordnung und Grösse wieder- kehren, werden periodische Naturerscheinungen genannt. Sie können unter der Voraussetzung, dass sie stetig fortschreiten und keine plötzliche Störung erleiden, durch einen mathematischen Ausdruck dar- gestellt werden, welcher (wie Bessel in den astr. Nachr. Nr. 136 sagt) die Beobachtungen in con- eisester Form darstellt und am unmittelbarsten zeigt, was die Theorie an dieser Erscheinung zu er- klären hat. Die Anforderung, die man an diesen mathematischen Ausdruck stellt, ist daher, dass er nach Ablauf der einfachen, doppelten, ...n fachen Periode die Erscheinung in derselben Ordnung und Grösse wieder darstelle. 2. Setzen wir, es sei % der Umfang der Periode, z.B. k—= 24 Stunden; x eine Variable dieser Periode, z. B. eine bestimmte Stunde derselben; y die numerische Grösse der Erscheinung, die die- ser Variablen entspricht ; ist ferner die Kreisperipherie 2x = 360°, so kann y durch folgenden mathe- matischen Ausdruck dargestellt werden: D. y=a-+p, sin (w +5-2r) + p. sin (0” + Tin) + p, sin (v"+.62)+ ME Hier wird y in derselben Ordnung und Grösse wiederkehren, wenn der Werth von z um %k, 2k, ...nk vermehrt wird. Gesetzt, man habe die Stände des Luftdruckes an einem bestimmten Orte stündlich beobachtet und will den täglichen Gang dieser Naturerscheinung durch den mathematischen Ausdruck (I) darstellen, so hat man Setzt man ferner in dem angeführten Ausdrucke (I) nach einander z=0,.1, 2, 3,...23, und für y die aus den Beobachtungen bekannten, den Werthen der Variablen entsprechenden Grössen, so erhält man eine Reihe von Gleichungen, aus denen sich die Constanten: bestimmen lassen. a, Pı> ©, Pa, ©", Pa, ©" etc. 55 In dem Folgenden soll nun der Weg gezeigt werden, auf dem man die Werthe dieser Constanten mit der möglichsten Schärfe finden kann. 3. Die angeführte Gleichung (I) lässt sich unter eine einfachere Form bringen. Man hat nämlich: Be D . &£ pı sin (+-%) = p, sin v’ cos —-n+p, cos v’ sin Z—. 27 p, sin (+48) = p, sin v" 008. 4x +9, cos v" sin T ya u. Ss. f. Setzt man nun snv’—=u cosv’—b, 1 1 1 Pa sın © = da Pz cos vo" = Us . x Pr sin m = A Pa 605 y ab, und TE Ra =25 so geht die Gleichung (D) in folgende über MD) . . y=a+a,cosz+ b,sinz+ a, cos2z + b,sin 22 + a,cosdr+ b,sndz + ... Sind die durch die Beobachtungen gegebenen Werthe den Variablen y gleich &, &, ag &a5 +++ Auı und die ihnen entsprechenden Werthe der Variablen x gleich ©, X, &25 » + + ”a-1> und setzt man analog mit dieser Bezeichnung : x c E: In = ;ar=n; en ... pr M=2% so hat man die Gleichungen a =a+a,cos2%, +5 sin 2, +a, cos 22, +b,sin 22, + ..- a. —=Qa - dı cos 21 _ b, sin 21 ES [/P3 cos 22, E= b, sin 22, E= ... © .=a+ta, cos z,_1+ bı sin z,_1+ a, cos 22,_,+ db, sin 22,44 ++ +5 man wird also so viele Constanten a, Ay, Ag, Agy ++» bi, b., b;. ... der Gleichung (M) bestimmen, oder so viele Glieder derselben entwickeln können, als man Beobach- tungen in der Periode hat. Gewöhnlich ist die Reihe der Gleichung (I) eonvergent , so dass man um die gewünschte Ge- nauigkeit zu erhalten, nur weniger Glieder derselben bedarf und in der Regel mehr Gleichungen hat, als Constanten bestimmt werden sollen. Zur Bestimmung dieser Constanten wird daher am zweckmäs- sigsten die Methode der kleinsten Quadrate angewendet werden. 4. Die Beobachtungen der numerischen Werthe der periodischen Grösse y werden gewöhnlich in äquidistanten Zeitintervallen gemacht, so dass die Werthe von x in einer arithmetischen Reihe wachsen. Ist die Zahl der äquidistanten Beobachtungen während der Dauer einer Periode gleich n, so das k=n, so it: 2—=0,1, 2,3, ... »n—1, oder nach der Bezeichnung des vorausgehenden Paragraphes: 2=0, ,=1, =2,... u 41=n—1, mithin 2 R : a & 67 %=0, 2,= —, oder Kürze halber mit Weglassung des Index: = =, mithin 3,= =: —R2, = —32 und allgemein 24 sen —=(n—1)z, 56 Marian Koller über die Berechnung und die Gleichungen des vorigen Paragraphes gehen über in c= au + +9.» oo 00.. + a 4=a+acosz +bsnz +0@cos?2z + b,sin?z +... %=qa+ a, cos?z + b, sin 22 + a, cosäz + ),smAz +... %1 = a+ a, cos (n—1)z + db, sin (n—1)z + a, cos ?(n—1)2 + b,sin2?(n—1)z +... Aus diesen Gleichungen soll nach dem im $. 3 Gesagten U U > Du De, Dr so bestimmt werden, dass die Summe der Quadrate die übrig bleibenden Unterschiede der berech- neten und beobachteten Werthe von «, oder dass allgemein 2[— + @-+ a, cosmz + b, sin mz + a, cos 2mz + b, sin Qmz-+ ...] ein Minimum wird, wo m von m=0 bis m=n—1 zu nehmen ist. 5. Setzt man die Differenzial-Quotienten dieser Summe in Beziehung auf jede der zu bestimmenden Grössen 0 nn dr rd NE respective gleich 24, 2A,, 24,.:% 2B, Busse; so hat man die Gleichungen: A=%—o,.+0a+ a,cosmz + b, sinmz + a, cos 2mz + b, sin Qmz +...] A, = Zeosmz[— an + a + a,cosmz + b,sinmz + a, cos 2mz + b,sin Qmz +... .] A, = cos Zmz[— „+ a + a, cosmz + b, sin mz + a, cos 2mz + b,sin mz +. ..] B, = Zsin mz[— a, + a + a,cosmz + b, sinmz + a, cos Qmz + b, sin 2mz + .. .] B, = Zsin 2mz|— an + @ + a, cosmz + b, sin mz + a, cos mz + b, sin Qmz +. . .] etc. etc. etc. Die plausibelsten Werthe von is sind aber bekanntlich jene, für welche 4=0, 4,=0, %=0,...B=0, B=0...; wir haben daher zur Bestimmung dieser Werthe folgende Gleichungen: (MD .. . Z—an+@+ a,cosmz + b,sinmz + a, cos mz + b,sin 2mz +... 2 cos mz [— an + @ + a, cosmz + b, sinmz + a, cos 2mz + b, sin Qmz +... 2 sin mz [— @n+ @ + a, cosmz + b, sin mz + a, cos 2mz + b, sin Qmz +... 2cos 2mz[— an + @ -+ a, cosmz + b,sinmz + a, cos 2mz + b, sin 2mz +... Zsin 2mz |— «n+ a + a, cosmz + b, sin mz + a, cos Qmz + b, sin Qmz +... ete. etc. etc. I — om oe [0 I soo0oo wobei nicht zu übersehen, dass in allen diesen Gleichungen m von m =0 bis m=n—1 zu nehmen ist. 6. So weitläufig auch auf den ersten Anblick die Bestimmung der plausibelsten Werthe der Con- stanten aus diesen Gleichungen zu sein scheint, so wird sie doch sehr einfach, wenn man die darin vorkommenden Summenausdrücke der trigonometrischen Functionen näher ins Auge fasst. Sie redueiren sich alle auf folgende allgemeine Ausdrücke: periodischer Naturerscheinungen. 57 Ysinrmz; Xcosrmz; Yl(sin rm2)’; (eos rmz)? Y (sinrmz . sin pmz); X(sin rmz.cospmz) und X(cos rmz . cos Pmz), wo r und p ganze positive Zahlen nz —=?r, also (n—1)z = ?r—z ist, und m immer von m= 0 bis m=n—1 genommen werden muss. Für diese Bedingungen hat man aber X sinrmz Y(sin rmz. sin pmz) = 0 2 cos rmz L(sin rmz. cospmz) = 0 I vlswso © (sin rmz)’ = Y(cosrmz. cospmz) = 0. Y(eosrmz)’ = Demzufolge gehen die oben ($. 5) zur Bestimmung der Constanten gefundenen Gleichungen (IN) in folgende über: 1 A 0=%(—a, C08 m2) +4 ; 0=%(—.a, sin m2) +55, 0=X(—a, cos Amz)+,-4;; 0=%(—e, sin mz)+, b, und allgemein : 0—=%(—«, sın rmz2)+z- a,; O=L(—a, 608 rm2)+ b, 7. Die Richtigkeit der im vorigen Paragraphe angeführten Summenformeln kann auf folgende Weise gezeigt werden. Sie gründet sich auf die beiden nachstehenden Summenformeln : q 1 =. cos(p—)—cos[p+(2+z-) q] 1) Y%sın p+eN= 2 D4 2=0 2 sin 4 und für y=0: a=® cos I _005(2+2) 49 Zsin 2g= aL re Sr a Ba 0 2 sin 2 gg sin [p+ (@+ 7) N — sin (p— 4) 2) Lcos(pteg)= DREI £ | al a 2 sin 4 | und für y=0: | sin (2 + =) g+ sin Z Lcos 2y= ä | u 2sin-, Die Wahrheit dieser Gleichungen erhellt aus Folgendem. Es ist: v=W = a (p+2g)=sin p+sin p+N)+sin (p+2g) +... + sin (p+29) Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 8 58 Marian Koller über die Berechnung und wegen 2 sin „—?sin —— auch 2 sin Z Zsin (p+2y)=?2 sin > sin»--2 sin - sin (op+g) +... +2 sin - sin (y+42) ; es ıst aber bekanntlich 2 sin I sin p=cos (p—L) — cos +2) 2 sin sin (+ M=cos p+4) —cos p+- 2 sin S sin (»+2g) =cos D+3 g) —cos ee) 2 sin — sin [p+(@—1) g]=cos [p+@@— =) y] — cos [pe — =) gl 2 sin + sin [p-+xg] =cos p+@— 2) q] — eos[p+ (+ =) ql» mithin durch Addition: u ee 1 2 sin re ge P—)—eos P+@+ZIn: q 1 2—® es(p — —) —cos[p+(&+-)q] und (<) sin (p ir ehe nina van weh z=0 2 sin 2=® cos — cos (2+5)9 und für y=0: (8) Isny = - 0 2 sin Eben so hat man: ZN (pHag = eosp+ecosp+NM-teos(p +2N)+--...+cos(p + xy). mithin auch: 2 sin 2% cos pt) = 2 sin cos p+2sin esp--N)+-:.-+ 2sin 4 cos (p + xY)- c—=0 Es ist aber: 2 sin 4 cosp = — sin (p— 2) + sin P++) 2 sin I cos p-+ P=—sin(p+-) +sn@+29 2 sin L eos(p + %) = — sin (p+ n+inp+2y 2 sin cos p+@—Dg = — sin P+@-Hn+snp+@— gl g sin + cos [p + x9] -— sin [p+ @—Hgl+sin P+@+ Hg: periodischer Naturerscheinungen. woraus durch Addition folgt : ; ER ; 1 \ 2 sin Z Zeosp ta )=snp+@+ ZA nR—Z): r=0 ae 2—® sin [p + @@ +) 91 sin — 4) BER: (e) -» x.» Lecosptgo)= BE z—=0 2 sing 2—® sin (2+2) q+sind und für ay=0: (P) . .» . LZcosge= che 2 sind Anmerkung. Die angeführten Summenformeln können auch auf folgende Art abgeleitet werden: Man hat bekanntlich ia —ia in —ia & e—e e+e E BER sin a=——— und cos a= ‚wi=y-1; 2i 2 [23 daraus folgt e=isnateosa ». » :» 2 00.2... &) In Folge dieser Gleichung ist demnach: ip e = c0sp-+ isinp ip+N Er e=eospß+NHtiinp+N ip+29) Fe e = cospt-W)-+isin p +?) Üp+2g) S mithin e = op) Hip TEN: pp üp+N) Üp+2N) ip+29) e-+ e +e +..:.:+e = csp+tespß+N+ ...- +cs P+:N +ilsnp+sunpt N)... +p + =] =A+Bi, wo A=cosp+cosp+gN)+...-+cos(p+ xy) und B=sn p+-sinp ++... +sn +. Es ist aber auch pp) P+2N) ip+z) ip 2 zig aha ip ete +e+t...+e = ell+te+te-+:...+e =) e=8, e =4 oder vermöge der Gleichung (A) ‚g — (eos P +isinp) feos (e+1)g —1+isin(z+1)g] a cosg—1+ising e, und mit cos g—1—ising Zähler und Nenner multiplieirt: Ss __(eosp +isin p) (cos 9—1—isin g) [eos (e+1)g—1+isin(z+1) gl er (cos g—1)* +isin’g 3 59 60 Marian Koller über die Berechnung 5 Setzt man in dem Zähler dieses Bruches cosy—1 —— 2 (sinZ)°, so hat man (cos p+isinp) (cos g—1—isin g) = (cos p +isinp) (— (sin Hi sin 9), und wirklich multiplieirt: (cos p + isinp) (cos g—1—i sin g) = —2 (sin eos p — 2isin p (sin 2 — isingcosp-+-sinpsing =—? (sin DJ? eos p—2 isin p (sin 2? —2i0sp sin 4 cos? + 2 sinp sin 4 cos z | —=2sin . [sin p cost — cos » sin > — i (cos p cos I + sinp sin al —=2sin + [sin (p — — cos P— Il Da ferner im obigen Werthe von S (cos g— 1)’ + isin’g = 2 (1— cos g) = 4 (sin 4, ; [sin (p —L) — cos 1 [eos(x+1)g—1+isin (x +1)g] so hat man S — : 2 sin 4 oder wenn man diesen Ausdruck in seinen reellen und seinen imaginären Theil sondert: sin (p — rn) [eos (x +1) g—1] +08 (—H)sin(z +1)9 2 sin I sin (p— g)sin (x +1) 9 — cos @-H [eos (2+1) 9—1] el 2 sin. Ss — . im | Es ıst aber: sin (p — I) Teos@+N—1]+ 0 P—H) sin @+1)g = =sin (p—F) eos @ ++ eos p — sin @+1)9— sin p—) np + @ +1 no —H; und sin (p—g)sin (+1) 9—eos (p — I) [eos (@+1) 9 — 1] — sin (p—q) sin (@+ 1) g—eos(p —H eos(@ +1) g+ cos Pp—) = 005 pH) — esp+@+ Yu; sin[p + («+9 9) —sin(p —) cos(p — 7) — cos [p+ (x + ) q] demnach ds : B= D 2 sin I 2 sin 2 ar sin [p+(& + = q) — sin (p —.]) mithin cosp + cos (p-+g)-+...+ cos(p+2g)=Xeos (p+ 29) = = a n xc—=0 sın Py s | 4 1 | - : i a=r cos p—z)—eos[p+(z2+—g] : und: sn ay+sin(a + + ...+ snp-+zp)=Xsin (p-+ xy)= : ar —, 4 xc—=o0 sın — 2 ann nn ee ee periodischer Naturerscheinungen. 61 8. Wenden wir diese bewiesenen Summenformeln auf die im $. 6 angeführten Gleichungen an, so haben wir zuerst: X sin rmz=sinrz + sin ?rz—+ ...+ sin(n— 1) rz. Aus der Gleichung (3) hat man aber für g=rz und e=n—1: 1 1 c08 „73 — c08 M—;)r3 X sin rmz = ; 2 sin — r3 27 Da nun nach $. 6 x = nz = ?r, also (n zur =%ır—z P} b2 „mithin 1 1% (n—) r2—= ar — 5 und da r immer eine ganze positive Zahl: 1 1% cos (n —z) 13608, re x sin rmz =. Aus der Formel ($’) hat man: r 1 Ba. A 1 = sin (n— 5) 73 + sin 513 sin (2rz — 72) + sing rz Zcosrmz = z en n A 2 sin — T3 2 sin —T3 P) 2 also Y cos rmz =. Es ist ferner E (sin rm)’=(sin rz)’-+ (sin 2rz)’ +... + [sin (n— 1) re]”. Nun ist bekanntlich (sin rz)’ = = = & cos Arz (sin ?rz)’ = = _ 4 cos Arz [sin (na — 1) rz]’ = art — eos 2 (n— Drz, demnach % (sin rmz)? = — == = [eos2rz + cos 4rz+ ... + eos? (n—1) rz]- Nach der Formel («’) ist aber für p=g=?rz, und p+ge=? (n—1) rz, auch xz=n—?, also auch +5) =? Mrz, und Pp+@+ 91-2 a rz—Arr — rz, da nz=?r, FR in [Arz — r3] — si mithin cos rc + cosärz+...+ 0052 (m — Dr, rel" een: demnach % (sin rmz)? = 4 4-4 ; J Eben so ist E (eosrmz)’=1+ (eos rz)’ + (eos Irz)’ +... —+ [eos (n — Nrz] ne 62 Marian Koller über die Berechnung da nun (cosrz)’ = > + n cos Irz (cos 2rz)’ = + + Ei cos Arz En 1 [eos (n—1) rz]’ = = — = cos? (n— 1)rz, so hat man durch Addition: % (cosrmz)’—=1 + u + > [eos 2rz + cos4rz +... + c0os2(n — N)rz], Pe n—1 5.2902.4.3 oder I (cosrmz)’—=1-+ at X Wa 7 9. Es ist ferner bekamntlich : 2 E 1 1 sin rmz . sin gmx =. . c0s(r — p)mz — z . cos (r + p)mz;, also X sin rmz . sin emz = cos (r — e)mz — 4-Ecos (r + 2) mz. Nach dem im $. 8 Gezeigten ist aber cos (r—,)mz—=0, Lcos(r +?) mz=0, also auch sin rmz . sin pmz —= 0. 5 1: Ir, Eben so hat man sin rmz . cos pmz — z. m (r+)mz + 2. sin (r—p)mz, : 1 s 1 . daher sin rmz . C0S pmz = 5 Zsin(r+?)mz + < sin (r—?) mz, oder wegen Isin(r+,)mz=0, %sin (r—,)mz=0, auch X sin rmz.cos pmz—0. BE 1 1 Endlich ist cosrmz . C08 pm = . 008 (r--P)mr + 5. eos(r— P)mz, 1 1 und also cos rmz . cospmz — 32 cos (r--P)mz + = Z cos(r — P)mz, oder wegen Vcos(r+p)mz=0, Lcos(r+r)mz=0, auch | Z cos rmz . cos pmz—0. 10. Nach diesen Erörterungen wollen wir zu den Gleichungen (IV) $. 6. zurückkehren. kanntlich ist in allen m von m=0 bis m=n— 1 zu nehmen. Daraus ergeben sich folgende Werthe für die gesuchten Constanten: (MN. a - et +8» +%+ St + 1) a, — [at 2100854 200827 + + 1008 — 1) 2] b, m, sinz + %sin2z- ce. +, sin (a —1) 2] 2 d, = —fe + a e0s22 + %,cos4r +... 0, ,0082( m — 1)2] » = [msn + msinäct....... 4. sin (m— Del Be- periodischer Naturerscheinungen. 63 2 Az “IT a cos 32 + 00562 +... + u 608 (n — 1) 32] = [sinds + @sin 6.0.0... +, ,sin (n— 1) 32] und allgemein ad, = = [x + a, cosrz + a, cos rxz-+ .. +, 608 (n — 1) rz] [AR u [a sinrz + 3 sin®rz--....... + ,_, sin (n— Mrz]. 11. In $. 4 wurde angenommen, dass die Beobachtungen der Grösse y in äquidistanten Zeit- intervallen angestellt wurden. Wäre dieses nicht der Fall, sondern sind Unterbrechungen vorhanden, d. h. wurden nicht zu allen dieser Reihe entsprechenden Zeitintervallen Beobachtungen gemacht, so lassen sich die fehlenden Werthe der Grösse y auf folgende Weise ergänzen. Es seien die fehlenden Werthe a Rs so bestehen die in $. 10 angeführten Ausdrücke für - a Fe A EEE theils aus bekannten, theils aus unbekannten Gliedern. Bezeichnet man die Summe der bekannten « mit [a], die Summe der bekannten « in den Co- sinus oder Sinus des respectiven Vielfachen von z multiplieirt mit: [zeos2];, [esinz], [xcos22], [«sin2z] u. s. f., so hat man für die Constanten ee en folgende Gleichungen : RER RE a=--d+a+ataH+--] du= [fe cos 2] +, coshz + a cosiz+ ,coskz+...... ] b, — [I sin 2] + =,sin hr+ 2, sin + sin kat ...... ] 4, = 2 IE c0s22] + x, cos2hz + a; cos 2iz + a, cos ?kz +... ] b, = = [le sin 22] + =, sin 2hz + a, sin 2iz+ sin 2kx +... ] n ete. etc. etc. Man hat ferner, nach $. 4, für 4, %&; & » » . die Gleichungen 1 = a-- a, coshz + b, sinhz + a, cos2hz + b,sin2hz +... “ = a--a, cos iz + b, sin ix + a, cos iz + b, sin iz... = a+ a, coskz + b, sinkz + a, cos2kz + b,sin®kz +... ete. etc. etc. Setzt man in diese Gleichungen die Werthe für EEE aus den Gleichungen (VD), so erhält man so viele Gleichungen zwischen den Unbekannten GRAF ER Sr 64 Marian Koller über die Berechnung und bekannten Grössen, als es derlei Unbekannte gibt, aus denen man die Werthe für En findet. Diese Werthe in die Gleichungen (VI) gesetzt, geben endlich die gesuchten Grössen EEE u I a 12. Sind diese Constanten auf die nun gezeigte Art bestimmt, und will man y in der ursprüng- lichen Form seines mathematischen Ausdruckes darstellen, so hat man vermöge $. 3: aı a b, vn. Beedle =— = Or 5 Gb pi sin v’ cos v’ As A, b, tane vo" = — = — = 5 b, Po" cos v" d; a; b, tane 9’ —= — = — = 5 b, PT nen cos u” us f In welchem Quadranten die Winkel »’, ©”, »” ete. zu nehmen seien, bestimmt der Umstand, dass man die Grössen 25 Ps». Immer positiv setzt, mithin die Sinus der Winkel »’, v”, ®’”... immer EB 29 3 2 das Zeichen der a, und ihre Cosinus das Zeichen der 5 haben müssen, wie aus den oben angeführten Gleichungen für 9,, Ps, Ps. erhellt. Kennt man aber die Zeichen des Sinus und Cosinus eines Win- kels, so ist auch der Quadrant bestimmt, in dem der Winkel zu nehmen ist. Sind einmal die Grössen ar Pı> Pas Ps-.. und die Winkel ©’, ©”, ©”... gefunden, und setzt man 7; = 3,0 hat man für y die Gleichung : (VI). . y=a-+psin [a2x-+v] + p, sin [#.22 + 0”) + p; sin [8.32 +0”) +... 13. Setzt man in der so eben für y entwickelten Formel statt « den Werth eines innerhalb des Umfanges der Periode liegenden Zeitmomentes, so erhält man den diesem Momente entsprechenden Werth von y. Wie genau der Ausdruck für y die numerischen Werthe der periodischen Erscheinung gibt, er- kennt man dadurch, dass man für die äquidistanten Zeitmomente, für welche y durch Beobachtungen bekannt ist, die Werthe von y berechnet und ihre Unterschiede von den Daten der Beobachtungen sucht. Da die für y entwickelte Function in der Regel convergirt, so werden diese Differenzen desto kleiner, je mehr Glieder der Reihe für y man entwickelt, und die gewünschte Genauigkeit wird dann erreicht sein, wenn die Summe der übrig bleibenden Fehlerquadrate so klein geworden, dass man sie Fehlern der Beobachtung oder sonstigen Störungen der Regelmässigkeit zuschreiben darf. Man wird daher nach erfolgter Entwickelung von zwei oder drei Gliedern der Reihe y die Summe dieser Fehler- quadrate suchen und daraus erkennen, ob die Entwickelung eines nachfolgenden Gliedes der Reihe zur gewünschten Genauigkeit nothwendig sei oder nicht. Die Summe der übrigbleibenden Fehlerquadrate erhält man nun sehr einfach durch folgende Glei- chung, in welcher &, &, &5 &,... &,_, die Fehler bezeichnen, die den Zeitmomenten 0,-1, 2, 3,... n—1 zukommen, und wo le]. +9,44 +23... + as und kJ tun ta... + 41 ist. Die Gleichung für die Summe der Fehlerquadrate ist a a en Tr 2 [::] = [ee] na gi 5 bi 5% > Die Richtigkeit dieses Ausdruckes erhellt aus Folgendem: n n MR le 10 Zar Si periodischer Naturerscheinungen. 65 Wir haben nach $. # für die verschiedenen Werthe von « die Gleichungen «=a+.+%, +9%-+... a =a4+a,cosz + b,sinz—+ a, cos 22 + b,sin?z2 +... %, = a a, 05 2z+ b, sin2z + a, cos4z — b,sinäs +... 8 Big mithin die übrig bleibenden Fehler ee +a+4+@%+%-+... — a t+a+a,c0osz—+ b,sinz—+ a, cos 22 + b,sin 22 +... — — 9 +a-+ a, c0s2z + b,sin22 + a, cos4z + b,sin42 +... I a n S72 us 5, also se = — ad — al — ale — al, — ee: = 2 — a0 — 2,4, 608 3 — a,b, Sinz — a, 4, 005 22 — u, b,sin?s —... 9, = B — 4 — a1 608 22 — a,b, sin 23 — @,a, cos Az — a,b, sin 4% — ... mithin :] = feel — a let a +%-+ .-.) — a, (@a+ 0008240, c0s?2z2 +...) —b,(„sinz+ %,sin®z—+...) . — 4, (a+ 0, 008 22, + ©, cos42 +...) — b, (a, sin 22 + «sin 4x +...) EEE oder die Werthe der innerhalb der Klammern eingeschlossenen Reihen aus $. 10 in diese Gleichung gesetzt: hs te [= el nd id — ZH — Zi — Zi... Nach diesem Ausdrucke kann man für die entwickelte Anzahl von Gliedern die Summe der Fehler- quadrate bestimmen, so wie auch die Verminderung angeben, welche diese Summe durch Hinzufü- gung eines neuen Gliedes der Reihe für y erleidet. 14. Die am häufigsten vorkommenden Perioden sind jene, wo 1) n=?%4, also in der Gleichung (VIN) PR ER ET a RE n ist. Für diese Periode hat man zur Berechnung der Grösse na, &, Ay... Di, Br, Dy... aus den Gleichungen (V) $. 10, wenn man die in den Zeitmomenten 0, 1, 2, 3... 23 beobachteten Grössen mit O, I. I, IN... XXIH bezeichnet: BE 0. iin EU UL. 1 12, =(l +XXM—XI —XDeos15° 125,=(l +XI — XI — XXI) sin 15° + + XXI — X — XIV) cos 30° + 4X — XIV — XXI sin 30° (IE XXI —IX — XV) cos 45° AI 4HIX — XV — XXDsin 45° +(IV--XX — VII XVD cos 60° + (IV 4 VII — XVI — XX)sin 60° +(V XIX — VII — XVIDcos75° + (V 4 VIE — XVII — XIX) sin 75° +0. SR + VI — XVIl. 12a, = (I + XI + XII 4 XXI — V — VII — XVII — XIX) cos 30° + (I +-X + XIV 4 XXI — IV — VII — XVI — XX) cos 60° + O-+-XT— VI — XV Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 9 66 Marian Koller über die Berechnung 12,= (| +V +XI + XVII — VI —XTI — XIX — XXID sin 30° + +V +XV XV — VIE —X 0 —XX — XXI sin 60° +M +XV X —NXX. 2, =(d +VE 4X +XV LXVI-EXXIn u ER ee SHE — KT) 008 48° SE: Sl N 12,=-d+M 1X +X +XVI-Xx —V — VI — XI —XV — XXI — XXI) sin 45° E.5xX mw - url 088 2) Für eine zweite oft vorkommende Periode ist n= 12, also z—=30", und bezeichnet man die den äquidistanten Zeitmomenten 0, 1, 2%, 3...11 entsprechenden Werthe der periodischen Grösse mit O, I, I, II... XI, so hat man zur Bestimmung der Constanten die Gleichungen 12a =0O+I+U+-M4+... +M. 6, = (H-XI—V — VWMecos3 + MX — IV — VID c0s60’ +0 — VI. 6, = (I+V — VIE—XD sin 30° + (41V — VM—X) sin 60° + IT IX. 6,=0+VV -M—-X +d +V --VI-XT — I IV — VII X) cos 60°. 6,=(d4N HE +VM—-W —V X — sin 60. EM SE Be EVER ei ein 3) Endlich für eine dritte ebenfalls häufig vorkommende Periode ist n=8, also z=45". Bezeichnet man ebenfalls für die äquidistanten Zeitmomente 0, 1,2, 3... 7 die ihnen entsprechenden Grössen mit O, I, I, WM... VI, so hat man SsS=0O+I +0 +M:.;. Vu 4,—=0 —IV-+(l + VII— MI — V) eos 45°. 4,= U —VI+(d I —V — VID sin 45°. 4-0 EV —I —U. 12,1 4+V —M — VI. - 4a—=0 —V-+(M--V —I — VD eos 45°. 4,—= V—I (dl + —V— VID sin 45°. 15. Um ein numerisches Beispiel dieser Berechnungsweise zu geben, wollen wir den mathema- tischen Ausdruck für die monatlichen Schwankungen des Luftdruckes aus den Daten mehrjähriger an der Sternwarte in Kremsmünster angestellten Beobachtungen suchen. Die Beobachtungen geben die Schwankungen des Luftdruckes in den einzelnen Monaten des Jahres, wie folgt: Jänner 0.966 Mai 0.691 September 07670 Februar 0.971 Juni 0.574 October 0.801 März 0.912 Juli 0.509 November 0.886 Aprl 0.809 August 0.550 December 0.921. Diese Zahlen sind Pariser Zolle. Aus diesen Daten hat man 12a = 9'260, also «a = 07717. periodischer Naturerscheinungen. 67 Ferner : I-+X1— V— VII= 0.768; 1X — IV — VII= 0.437 log 0.768 = 9.885361 log 0.437 = 9.640481 log cos 30° = 9.937531 log cos 60°—= 9.698970 9.822892 . 9.349451 0.768 cos 30° = 0.665108 0.437 cos 60° = 0.218500 0 — VI = 0.457000 6a, = 1.340608 14V — VI— XI= 0.074; 1 + IV — VIT— X = 0.046 log 0.074 = 8.869232 log 0.046 — 8.662758 log sin 30° = 9.698970 log sin 60° = 9.937531 8.568202 8.600289 0.074 .sin 30°’ = 0.037000 0.046 .sin 60° = 0.039837 IT — IX = 0.008000 65, = 0.084837. IH V-VE+X —D-W-VU—-X=—0.144 II VO+ VI IV —-V—X — X=+0.031 log — 0.144 = 9.158362, log 0.031 = 8.491362 log cos 60° = 9.698970 log sin 60° — 9. 937531 8.857332, log 65, = 8.428893 — 0.144 cos 60° = — 0.072 0+V1—- I—-IX = — 0.135 R 6a, = — 0.207. Berechnen wir nun die Grössen 9,, ®’, P3; ©”, so haben wir log 6a, = 0.127301 log 6a, = 9. 315970, log 65, = 8.928585 log 65, = 8. 428893 log tang vo’ = 1. 198716 log tang ev’ = 0.887077, v = 862% hr ve" = RI 231 log sin 0 = 9.999132 log sin v0” = 9.996378, log cos v’ = 8.800416 log cos ce” = 9.109301 log 69, = 0 .. 128169 log 69, — 9.319592 log 6 = 0.778151 log 6 = 0.778151 log p, = 9.350018 log p, = 8.541441 Bezeichnet man demnach die dem Monate mit dem Index = entsprechende Schwankung des Luft- druckes mit y,, so hat man y—=0"7717+49.350018 sin [30% + 86°22' 7] —+8.541441 sin [60°= + 27723’ #]. 9% 68 Marian Koller über die Berechnung In dieser Gleichung sind die mit einer Querlinie überzogenen Zahlen Logarithmen. Um zu sehen, mit welcher Genauigkeit dieser Ausdruck die Werthe von y darstellt. wollen wir nach $. 13 Gleichung (IX) die Summe der übrigbleibenden Fehlerquadrate suchen. Man findet nun [x «]=7.454498 ne +za+,64+ +57 .453630, mithin [: <]=0.000868. Da die Scale des Barometers, das zu diesen Beobachtungen verwendet wurde, mittelst des Nonius 0:01 gibt, und man demnach die Hälfte davon, oder 0.005 noch gut schätzen kann, so wird der mögliche Beobachtungsfehler, in so ferne er von der Lesung abhängt, nicht 0.002 oder 0.003 über- steigen. Nimmt man ihn 0”0025, so dass jede Beobachtung um diese Grösse fehlerhaft wäre, so ist die Summe dieser Fehlerquadrate 0000072. Es muss daher das sich durch den Ausdruck von y erge- bende [ze] nahe auf diese Grösse gebracht werden. Wird demnach noch ein Glied des Ausdruckes für y entwickelt, so hat man nach $. 14 60,—=0 + IV VII—I — VI- X=0.02 6, = 14V -HX — II VII—-XI=0.066, demnach log 604,—8.301050 log 66,—=8.819544 log tang »"—9. 481486 ev" =16°51'30"2 log sin ve" —=9.462409 log cos v'"—9.980923 log 69,—=8.838621 . log 6=0.778151 log 9:=8. 060470. Man findet nun +: 30.000793 früher war [::]=0.000868, mithin die übrig bleibende Summe der Fehlerquadrate 0.000075, mit welcher Schärfe man sich begnügen kann. Wir haben daher für die monatlichen Schwankungen des Luftdruckes folgenden Ausdruck X): > 202020202. %=0"7717+9.350018 sin (30° + 86°22'7) + 8.541441 sin (60° 277°23 4) 48.060470 sin (90° 2 + 16° 515). 16. Die so eben gefundene Formel für y kann noch zweckmässiger ausgedrückt werden. Bei Zeiteinheiten (hier Monate), die selbst ein Complex kleinerer Intervalle (hier Tage) sind, er- hält man die Daten der Beobachtungen, die in Rechnung genommen werden (nämlich die numerische Grösse der periodischen Erscheinung, die den respectiven höhern Zeiteinheiten entspricht), indem man periodischer Naturerscheinungen. 69 das Mittel der in den kleineren Zeiteinheiten angestellten Beobachtungen nimmt. Diese Mittel entspre- chen demnach nicht dem Anfange, sondern der Mitte der höhern Zeiteinheit (hier der Mitte des Monates). Unsere oben entwickelte Formel schliesst also die Voraussetzung ein, dass das Jahr mit 15. Jänner beginnt. Will man das Jahr wie gewöhnlich mit dem 1. Jänner anfangen, so muss jedes = um > (da man nämlich jeden Monat von 30 Tagen nimmt) vermehrt, und die Winkel v’, »", v"', damit die Werthe von y, unverändert bleiben, um 15°, 30°, 45° vermindert werden, so dass man hat u OO 27NN18 < 1 u - KM... 0.0. = 0:771749.350018 sin [30 @ +5) + 7122 7] +8. 541441 sin [60° (@-+ 5) + 247° 23 8] TE 1 +3. 060470 sin [90° (+5) + 331051 5]. 17. Der mathematische Ausdruck einer periodischen Naturerscheinung setzt uns auch in den Stand die Zeiten zu bestimmen, zu welchen dieselbe in ihrem Maximum, Minimum oder in ihrer mittleren Grösse stattfindet. Wir wollen zu diesem Zwecke die Formel (VII) berücksichtigen. Soll y ein Maximum oder Minimum werden, so muss der Differenzialquotient von y, in Beziehung auf = genommen, gleich Null sein, oder 20. Differenzürt man wirklich den oben angeführten XL Ausdruck für y, so hat man Y- pız eos [az + 8] + 2p,2 eos [x.22 +0] + 3p,2 eos [x .32 +] +... mithin die‘ Bedingsgleichung für die Maxima und Minima der Function y AD . . 0=p, [eos &z + v'] + 2p, cos [&. 22 + 0”) + 3p, cos [a . 32 + e”] +... Die Auflösung dieser Gleichung, nämlich die Bestimmung von =, welches einem Maximum oder Minimum entspricht, geschieht am einfachsten nach der sogenannten indireeten Methode, welche wir hier der Vollständigkeit wegen näher betrachten und begründen wollen. 18. Schon aus dem .Gange der Erscheinung, wie ihn die unmittelbaren Beobachtungen geben, sieht man, zwischen welche zwei Werthe von «’' der Formel (VII) ein Wendepunet der Erscheinung, rücksichtlich ihrer numerischen Grösse, fällt. Für diese beiden Werthe von x, welche ich z=ce und 2=e' setzen will, berechnet man den Werth der Gleichung (XM). Wird für einen der beiden Werthe von , 2. B. für &—=e, diese Gleichung gleich Null gefunden, so ist ce der gesuchte genaue Werth des Zeit- momentes & für den fraglichen Wendepunet. Findet man aber für #—=ec den Werth dieser Gleichung gleich d, und für zu „ Mr is * „ d', so ist der Werth von &, der dem Wendepuncte entspricht f a d(e—e) _ d(d—e) _ d(c— ce) pt ee... d2T3 DE a ee pe Beer In der Regel findet man durch diese Rechnung den Werth von & schon in der ersten Decimale genau. Will man die Annäherung noch weiter treiben, so nehme man das so gefundene x für eines der obigen e, welches dann mit dem zweiten e verbunden, einen noch mehr genäherten Werth von x gibt, u. s. f. Der Grund dieser Methode beruht auf folgender Betrachtung: Marian Koller über die Berechnung Den $. 17 gefundenen Ausdruck pı cos [a2 + %’] + 29, cos [x . 22 + %"] + 39; cos [e . 32 +0" )+..., den ich gleich y setzen will, kann man in der ersten Annäherung als eine lineare Function von x betrachten , und RN y = A+Bx „ setzen, da nun für =e: y=d und für =e': y=d so hat man d=A+Be d=A+ be und daher d—d=Ble—e] und = E zu. ’ ee mithin auch A= d— Be! Für y=o hat man daher Zr 7 5 — et oder z=c+ et den oben angeführten Ausdruck. Anmerkung. Diese Annäherungsformel kann auch auf folgende Art gerechtfertigt werden : Ist y eine Function von x, und setzt man in selbe für x die Werthe so hat man bekanntlich ; d ee 2 d? also Y=y+c0-29.2 4.29 Tat = d RR en Euer d ea a ill 2.24 ze Y—y= Y—y —= d’ und y=0; demnach PET ae 00 een Cr Be BE ; d nn 2 d? le Da e—x und e'—x oder w und w' kleine Grössen sind, so kann man bei der ersten Annähe- rung die Glieder der Ausdrücke für d und d‘, welche höhere Potenzen dieser Grössen enthalten, weg- lassen, so dass man demnach hat: periodischer Naturerscheinungen. | also auch re d' d—x e(d’ —d)=cd' —e'd und ee d' —d oder z=c+ 2 er a 19. Wendet man diesen allgemeinen Ausdruck (XII) auf unser Beispiel an, so baben wir zur Be- stimmung der Zeiten der Maxima, und Minima der Luftschwankungen folgende Gleichung: PENIS 1 > 0-9. 350018 cos[30’(@-+4)+ 71227] +8. 842471 eos [60° (+5) + 247°23 4] +8.537591 eos [90°(@- 3) + 331°51 5]. Die im $. 15 angeführten Werthe der Schwankungen des Luftdruckes in den einzelnen Monaten des Jahres zeigen, dass das Maximum derselben innerhalb Jänner und Februar fällt; wir haben daher nach $. 18: u ee, und wenn wir, was hier genügt, bloss Logarithmen mit 5 Decimalen gebrauchen, so haben wir für w=e=0: log cos 86°22'7=8.80050 log cos 277°23 4—=9.10932 9.35002 8.842347 8.15052 \ 7.95179 log cos 16°51’5—=9.98092 8.553759 8.51851. Die diesen Logarithmen entsprechenden Zahlen sind 0.01444 0.00895 0.03300, mithin d=--0.05639 Ferner ist für Pe: log 11622 7=9.64767, log cos 33723 4—=9. 96527 9.35002 ; 8.84247 8.99769, s.80774 log cos 106°515—9.46241, 8.53759 8.00000, «2 Marian Koller über die Berechnung und die entsprechenden Zahlen: —0.09947 +-0.06423 +0.01000, mithin d'’= —0.04524. Aus diesen Daten erhält man die Gleichung (XI) z—=0.554. Will man die Annäherung fortsetzen, so hat man ce=0.54 c—=1.000. Damit findet man d=-+-0.00858, und früher fanden wir d' = — 0.04524 mithin d—d' =-+-0.05382, und daher g er — 0.071; da nun c=+-0.55#, so ist in zweiter Annäherung z=0.625—=0.62. Da man den Monat zu 30 Tage rechnet, so ist 0.62 Jänner = 18.6 Jänner. Indem aber nach dem ($. 16) Gesagten x mit der Mitte des Monats beginnt, so müssen 15 Tage dazugefügt werden, um die Tage vom 1. Monatstage angefangen zu erhalten, mithin fällt das Maximum der Schwankungen des Luftdruckes auf Jänner 33.6 oder Februar 3.6. Ebenso sieht man aus den in $. 15 angeführten Schwankungen des Luftdruckes, dass ein Minimum zwischen 2=6 und 2 =7% fällt. Auf dem so eben gezeigten Wege findet man nun x = 6.19. Setzt man die Annäherung fort, indem man ce=6.19 und e'= 6 annımmt, so erhält man x =6.189 = 6.19. Demnach fällt das Minimum der Luftschwankung auf Juli 20.7. Werden die den Wendepunkten entsprechenden Werthe von a, nämlich z=0.62 und 2=6.19 in die Gleichung (XD) gesetzt, so erhält man die Schwankung in ihrem Maximum und Minimum. 20. Aus der Gleichung (VIN) erhält man auch die Grösse des Mittels der numerischen Werthe der periodischen Erscheinung, und die Zeit, auf welche dieses Mittel fällt. Es kann nämlich leicht gezeigt werden, dass das arithmetische Mittel aller, durch diese Gleichung gefundenen Werthe von y dem ersten Gliede « derselben gleich sei. periodischer Naturerscheinungen. 73 Denn die Gleichung für y besteht ausser der Grösse a aus einer Reihe von Gliedern, deren jedes . ri A i i Ir 2 das Product einer constanten Grösse in einen Factor von der Form sin [e+ge]; wo . oder ein Vielfaches dieser Grösse ist. Bei der Entwieklung der einzelnen Werthe von y wird in jedem Gliede dieser Reihe x von x=0 bis &—1 genommen, so dass man für die Summe aller y hat a—=rc—1 z=rc—1 z=r—1 Yy=x.a+-p, Zsin (vo + g2) + pr sin (0 + 292) + pP; Zsin ("+ 32) + «:- r7=0 2=0 3 x=0 Es ist aber für was immer für eine ganze Zahl m ze. Ir ® jahr (e-+mgx)—=0, wenn a oder ge—=?%r. Denn nach $. 7 ist z=0—1 cos (d— =) — cos[v + (&—4) mg] sin (e-+ my) = 2 = - . 2=0 2 sin I 1 mg Da nun ay—=®r, meq—*%mr, also (—5) my— Im —, a 1 mithin e+(@—z)my—=2ma+ e-—) und cos [e + (e— mg) =c0s w—% , a—=c—1 so folgt sin (vo +mge)—0. x=0 Daher ist Iy=r.a, und daher a—= # TC mithin a dem arithmetischen Mittel der Werthe von y gleich. Aus dem Gesagten erhellt, dass zur Bestimmung der Zeit, wo die periodische Erscheinung ihren inittleren Werth hat, die Gleichung führt a=a—+-p, sin (v’ + &.2) + p; sin (0 + 2.22) + 9; sin (e" + 2.32) +... oder (XIV)... 0=p sin (@' + 2.2) + p, sin (0" + 2.22) + p; sin (0 +%.32)+... 21. Um auch diese Bestimmung in unserem Beispiele zu erläutern, haben wir aus der Gleichung (XD $. 16 zur Auflindung der Zeit der mittleren Schwankungen des Luftdruckes die Gleichung ann 1 RN 22022020. 0=9.350018.sin [80a +5)+ 717227] 5 1 +8. 541441.sin [60° (+5) + 247°23° 4] +8.060470.sin [90° (+2) +331°51 5]. Die Auflösung dieser Gleichung geschieht mittelst der indireeten Methode auf die im $. 18 gezeigte Art. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 10 74 Aus den im $.15 angeführten Beobachtungsdaten für y sieht man, dass die mittleren Werthe die- ser Grösse zwischen z=3 und z=4 und ferner zwischen z=8 und 2=9 fallen werden, und man findet, wenn man c=3 und ed =4 setzt, bei der ersten Annäherung z=3.17, und bei der zweiten z=3.32, mithin fällt der mittlere Luftdruck auf April 24.6. Eben so hat man für c=9 und € =8 bei der ersten Annäherung 2—=8.65 und bei der zweiten 2=8.70, mithin die Zeit, auf welche ebenfalls die mittlere Schwankung des Luftdruckes während des Jahres fällt: October 6.0. 75 Ueber Aufnahme . von Farbestoffen bei Pflanzen. Von Dr. F. Unger, wirklichem Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe am 25. Mai 1848.) In der königlichen Akademie der Wissenschaften in Paris wurde vor mehreren Jahren eines Versuches Erwähnung gethan, der nicht ohne Bedeutung für die Pflanzenphysiologie schien. Er betraf die Färbung weissblütiger Hyacinthen durch den rothen Saft der Kermesbeere (Phytolacca decandra Lin.) der denselben zur Aufsaugung dargebothen wurde. Bald nachdem mir von diesem Versuche eine Nachricht zukam, liess ich es mir, obgleich unbe- kannt mit dem Detail desselben und den näheren Bedingungen, die auf das Gelingen von Einfluss seyn mochten, angelegen seyn, denselben zu wiederholen. Es wurde im Herbste eine grössere Menge von Kermesbeeren gesammelt, den Winter hindurch an einem trockenen Orte aufbewahrt und im darauf folgenden März, als die Hyacinthen zu blühen anfingen, mit Zusatz von Wasser ausgepresst. Mit dem auf diese Weise erhaltenen dunkelrothen Saft wurden einige in Töpfen gezogene weissblühende Hyacin- then nach vorhergegangenem Trockenhalten zu wiederholten Malen genügend befeuchtet. Das Resultat war jedoch der Vermuthung nicht günstig, die weissen Blüthen der Hyacinthen nach wie vor unverändert, nur welkten sie etwas früher als sonst. So blieb ich demnach in Zweifel, ob die rothe Färbung bei den in Paris angestellten Versuchen in der 'That einer Aufnahme des Farbestoffes der Kermesbeere zuzuschreiben sei, obgleich ich die Möglich- keit in gewisser Beziehung nicht abzustreiten vermochte. Ich liess nun die Sache einige Jahre liegen, ohne dass ich weder von dieser noch von irgend einer andern Seite über diesen Gegenstand etwas Näheres in Erfahrung bringen konnte. Mit Beginn des Vorfrühlings dieses Jahres (1848) tauchte das Verlangen, hierüber ins Reine zu kommen, neuerdings in mir auf, und ich entschloss mich alsbald, jene Versuche etwas modifieirt zu wiederholen. Ich hatte freilich nicht für Kermesbeeren gesorgt, doch glaubte ich in Zuckerbäckereien und Apotheken die nöthige Quantität vielleicht auftreiben zu können. Zwar fand ich zu dieser Jahreszeit keine Früchte mehr, jedoch den im Herbste ausgepressten und in wohlverschlossenen Gefässen aufbewahrten Saft derselben, von dem ich mir sogleich ein hin- längliches Quantum verschaffte. Der Saft, mit dem ich nun folgende Versuche anstellte, war zwar von schöner dunkelrother Farbe, jedoch nicht mehr geruch- und geschmacklos, sondern roch nach Eröffnung des Gefässes säuerlich und hatte auch einen säuerlichen Geschmack. Auf Lacmuspapier reagirte er natürlich sehr deutlich sauer. Obgleich dieser Umstand, dass der Kermessaft schon zum Theil in sauere Gährung überging, ein nicht ganz günstiges Resultat des Versuches zu erwarten berechtigte, liess ich mich dennoch davon nicht abhalten. 10 ® 6 F. Unger über Aufnahme Es wurde am 24. Februar eine in einem gewöhnlichen Gartentopfe befindliche weissblühende Hya- einthe, an der sich etwa 25 Blüthen befanden, und von denen nur die obersten noch nicht vollkom- men entwickelt waren, ausgewählt. Der nicht ganz kleine Topf wurde am genannten Tage Mittags in ein flaches Gefäss (Tränker) gestellt, und dasselbe mit ungefähr 3 Unzen des zu °/, mit Wasser ver- dünnten Saftes der Kermesbeere angefüllt. Schon bis 5 Uhr Nachmittags war die ganze Flüssigkeit des Tränkers durch den in ihm befind- lichen Topf aufgenommen, die Erde dadurch feuchter geworden, aber weder an den Blättern noch an den Blüthen der Hyacinthe irgend eine Veränderung eingetreten. — Die aufgesogene Menge wurde durch eine gleiche Menge desselben Saftes wieder ersetzt. . Am folgenden Tage, d. ı. am 25. Februar, Morgens war wiederum alle aufgesogen; die Erde des Topfes noch etwas feuchter geworden, zugleich aber eine nieht ganz undeutliche Spur einer rothen Färbung des Perigoniums der Blüthen wahrzunehmen. Diese Röthung erschien bei näherer Betrachtung nicht über das ganze Perigonium verbreitet, sondern nur als sechs der Länge nach durch die Mitte der Lappen desselben verlaufende Streifen. Bis Mittag war die Röthung um vieles deutlicher geworden. Die erwähnten Streifen in der Mitte der Lappen waren nun breiter und dunkler, besonders an den untersten Blüthen der Traube, obgleich auch die obern Blüthen nicht ohne Färbung erschienen. Um dieses einigermassen zu versinnlichen, füge ich hier unter Fig. 1 Taf. V. eine Abbildung dieses ersten Zustandes der Färbung bei. Da bis zu dieser Zeit der Tränker wieder leer geworden war, so wurde dieselbe Quantität der gefärbten Flüssigkeit neuerdings zum Aufsaugen dargebothen, und als diess am Abend desselben Tages schon vollendet war, durch eine wiederholte Darreichung von 3 Unzen rother Kermesflüssigkeit ersetzt. Durch diese bedeutende Quantität von Flüssigkeit, die in so kurzer Zeit zur Tränkung der Pflanze verwendet wurde, gelang es endlich, die Erde, in der dieselbe stand, so zu durchnässen , dass die Aufnahme von Flüssigkeit auf einige Zeit stille stand. Indess trat bis zum Abend die Färbung der Blüthen immer deutlicher hervor, auch gewahrte man jetzt am Schafte und an der Spitze der Blätter mittelst der Loupe eine beginnende Röthung. Am darauffolgenden Tage, d. i. am 26. Februar, Mittags war die rothe Farbe der die Lappen des Perigoniums durchziehenden Streifen noch um vieles intensiver (Fig. 2), ja es hatte sogar den An- schein, als ob das ganze Perigonium schwach rosenroth gefärbt wäre, wenn man den Gegenstand auch nicht über die normale Seheweite entfernte. Bei genauerer Untersuchung aber durch ein Vergrösserungs- glas gab es sich ganz sicher zu erkennen, dass zwar die Lappen des Perigoniums so wie dessen Röhre mit rothen Streifen durchzogen waren, dass aber namentlich der Rand der ersteren sich durchaus nicht von der ursprünglich weissen Farbe entfernte. Eine nebenstehende ungefärbte weissblühende Hya- ceinthe, welche damit verglichen wurde, setzte diess ausser allen Zweifel. Die bis zu dieser Zeit wieder vollständig aufgesogene Flüssigkeit des Tränkers wurde in gleicher Menge und Beschaffenheit neuerdings ersetzt. Bis 5 Uhr Nachmittags war wieder alles aufgenommen. Erst jetzt traten Spuren der Verminde- rung des natürlichen Turgors der Blüthen hervor, obgleich weder diese, noch Blätter und Schaft nicht im mindesten schlaff wurden; die obersten Blüthenknospen hatten sich jetzt sogar erst ganz entfaltet. Noch an demselben Abend erhielt die Pflanze den Rest von 2 Unzen Kermesbeerensaft, diessmal aber nicht mit Wasser verdünnt, so dass sie, oder vielmehr der Topf, in dem sie sich befand, im Ganzen 5 Unzen aufgenommen hatte. | Aber schon am Morgen des folgenden Tages, d. i. den 27. Februar, war beinahe die ganze Menge des gefärbten Saftes aus dem Tränker verschwunden. Die Röthung des Perigoniums war jetzt um so mehr auffallend, als nun auch der Tubus desselben sechs deutliche rothe Streifen gewahr werden liess. von Farbesioffen bei Pflanzen. De Ausserdem bemerkte man auch noch am Grunde der Blätter, wo wegen geringerer Anhäufung des Chlorophylis alles durchsichtiger erschien, nach dem Verlaufe der Gefässbündel nicht undeutliche rothe Striemen. Auch jetzt verlor die Pflanze noch kaum etwas von ihrem gesunden Aussehen , alle Theile blieben beinahe so straff wie früher, und eben so war auch der Duft der Blumen Abends und Morgens nicht minder intensiv als sonst. Die Farbenveränderung, welche die Blüthe nunmehr erfuhr, ist Fig. 3 so treu als möglich dargestellt. Es war nun der vierte Tag des Versuches herangerückt. Obgleich am 28. Februar Morgens die zuletzt mitgetheilte Farbeflüssigkeit noch nicht vollständig auf- gezehrt war, so bemerkte man dennoch die Röthung der Blüthen um vieles intensiver, dabei hatte die Pflanze jedoch keineswegs an Frische verloren. Fig. 4 stellt diese Periode dar. Alles was früher nur schwach, nach und nach aber immer deutlicher ausgeprägt wurde, stand jetzt auf dem Gipfel der Er- scheinung und hatte das vollständigste Gepräge erhalten. Eine stärkere Verfärbung der Pllanze war kaum mehr zu erwarten und fand auch nieht mehr statt. Am 29. Februar Morgens war alle Flüs- sigkeit des Tränkers aufgesogen, aber die Färbung des Perigoniums erhielt keinen Zuwachs, im Gegen- theile hatte die Pflanze, namentlich aber die Blätter, einiges von ihrem früheren 'Turgor eingebüsst. Am 1. März wurde die Erde, in der die Pflanze stand, da ihre Feuchtigkeit bedeutend vermin- dert war. mit gewöhnlichem Wasser begossen. Das Bild, welches die Pflanze nun darboth, war fol- gendes: Die Blüthen schienen etwas welk, was jedoch nur daher rührte, dass das Blauroth der Ker- mesfarbe in ein Sehmutzigroth überging. Die Intensität der Farbe blieb fast unverändert. Die Spitzen der Blätter fingen an zu vergilben. Am 3. März. Die Färbung der Blüthen wie früher, nur deutlich braunroth; die Perigonien merk- lich schlaff, ihre Röhren und Lappen, besonders der untersten Blüthen, zusammengeschrumpft und runzelig. Die Blätter an der Spitze gelb und welk. Zur Erfrischung wurde neuerdings eine mässige Quantität Wasser dargereicht. Am 4. März Morgens keine weitere Veränderung, ausser dem Fortschritt des Verwelkens der Blüthen und selbst des oberen Endes des Blüthenschaftes. Die Blätter, noch aufrecht stehend und bei- nahe bis an die Spitze frisch. — Jetzt wurde die Pflanze behutsam aus der Erde gehoben dadurch, dass der Topf umgestürzt ward. Es zeigte sich die eine Hälfte der Zwiebel durch Fäulniss zerstört, an der andern frischen Hälfte hingen noch 8 — 10 wohlerhaltene Wurzeln. Diese letzteren zeigten durchaus keine Spur von Färbung. Nachdem die Zwiebel selbst der Länge nach auseinander geschnit- ten wurde, sah man, dass sowohl der Zwiebelkuchen nebst den daran befindlichen Knospen stellen- weise geröthet, als dass die Zwiebelhäute von senkrecht verlaufenden Streifen durchzogen waren. Hie- bei konnte nieht übersehen werden, dass gerade dort, wo die Zwiebel verletzt war, die rothe Fär- bung schon in einiger Entfernung verschwand. So weit die Verfolgung der Erscheinungen der Färbung, welche die zum Versuche gewählte Hya- einthe nach und nach dem freien Auge zur Beobachtung darboth. Ueberblieken wir dieselben noch einmal, und vergleichen sie unter einander, so ergibt sich hieraus als unzweifelhaft, dass in dem gan- zen Gange der Färbung der Pflanze die Gefässbündel die Hauptrolle spielen, und dass das übrige Parenchym der Pflanze, obgleich an Masse die sparsam vertheilten Gefässbündel weit übertreffend, hieran wenig oder gar keinen Antheil nahm. Es stellte sich ferner, bei Berücksichtigung der statt- gefundenen Umstände, so wie der den Gefässbünden zukommenden Struetur - Verhältnisse als wahr- scheinlich heraus, dass an dem ganzen Vorgange die Spiralgefässe am meisten betheiliget, und so- bald diess der Fall ist, die Aufnahme der gefärbten Flüssigkeit nur mehr passive als active genannt werden müsse. Diese Folgerung, die so wichtig schien, als irgend ein Corollarium eines mathematischen Satzes, liess indess noch anderen Vermuthungen Raum, die auf die Art und Weise der Ernährung der Ge- wächse im Allgemeinen, ein neues Licht zu werfen versprechen. 78 F. Unger über Aufnahme Wie ganz anders gestaltete sich die Sache jedoch, als das anatomische Messer in Verbindung mit dem Mikroskope sich des Gegenstandes bemeisterte. Nicht nur, dass die Elementar-Organe, welche bei diesem Färbungsvorgange intervenirten, auf das bestimmteste nachgewiesen und bezeichnet wurden, sondern dass sich hieraus zugleich bis zur Evidenz darthun liess, dass die Aufnahme des Farbestoffes in diesem Falle durchaus kein passiver Vorgang, sondern ein durch den Lebensprocess, durch den Chemismus der Pflanze bedingter sei. Folgen wir nun in Kürze den Ergebnissen dieser Untersuchungen, so weit dieselben zur Entschei- dung des fraglichen Punktes von Wesenheit sind. Um zu erfahren, welchen Antheil die Gefässbündel -bei der Färbung des Perigoniums der Hya- einthe, sobald dieselbe einiger Massen deutlich hervortrat, habe, trennte ich eine Blüthe von dem Blü- thenschafte, die ohngefähr das Aussehen von Fig. 3 hatte. Das horizontal durchschnittene, kurze Blumenstielehen nahm sich bei einer Vergrösserung von 40 im Durchmesser so aus, wie Fig. 5 zeigt. Das parenchymatische Zellgewebe, welches den bei weitem grösseren Theil einnimmt, war durchaus ungefärbt , dagegen zeigten sich die in einem Kreise stehen- den Gefässbündel mehr oder weniger vom Farbestoffe erfüllt. Hiebei schien es auffallend, dass derselbe mehr an dem innern, als an dem äusseren "Theile angehäuft war. Auf gleiche Weise nahmen sich auch die Gefässbündel der Lappen des Perigoniums aus, die im Grunde nur eine Fortsetzung der Gefässbündel des Blumenstielehens sind, mit dem einzigen Unter- schiede, dass die Färbung hier noch intensiver als dort auftrat. Der Querdurehschnitt eines kleinen Gefässbündels am Grunde eines solchen Lappens stellt, drei- hundertmal vergrössert, das Fig. 6 gezeichnete Bild dar. Es ergibt sich aus demselben, dass die Spiral- gefässe a nieht nur frei von allem Farbestoff geblieben, sondern wie gewöhnlich Luft enthielten, dass aber die dieselben unmittelbar umgebenden langegesteckten, dünnwandigen Zellen (Holzzellen) b fast durchaus von einer rothen Flüssigkeit erfüllt waren. Dasselbe fand auch bei vielen parenchymatischen Zellen, welehe dem Gefässbündel zunächst gelegen waren d in einem grösseren sowohl, als in einem geringeren Grade statt, nur über eine gewisse Gränze hinaus, welche durch das Vorhanden- sein von Luft führenden Intercellular- Gängen bezeichnet war, schien das Zellgewebe von jeder Fär- bung ausgeschlossen. Was endlich die sogenannten Vasa propria e betrifft, so blieben dieselben zwar nicht frei von Aufnahme des Farbestoffes, allein sie erfolgte hier viel später, als in den übrigen zum Gefässbündel gehörigen und an diesen angränzenden Elementar-Organen. Eine Vergleichung desselben Gefässbündels an tieferen und höheren Stellen gibt hierüber den besten Aufschluss. Was Fig. 6 auf dem horizontalen Durchschnitte erscheint, ist Fig. 7 auf dem entsprechenden vertiealen Schnitte anschaulich gemacht, worüber die gleiche Bezeichnung der Buchstaben ohnehin die nöthige Verständigung gibt. Schreiten wir nun von den äussersten Blüthentheilen nach abwärts durch den Schaft dem Zwie- belkuchen zu, ferner von den Spitzen der Blätter nach ihrem Grunde hin, und untersuchen wir ferner die Zwiebelschuppen, so wie die aus dem Zwiebelkuchen nach abwärts entspringenden Faserwurzeln,, so stellt sich uns bezüglich der Färbung der Elementartheile überall das gleiche Bild dar. An allen den genannten Organen ist das parenehymatische Zellgewebe von Färbung dureh rothen Färbestoff freige- blieben, und nur die Gefässbündel, und selbst diese mit Ausschluss der Gefässe, erscheinen als die einzigen Träger des von aussen aufgenommenen Farbestoffes. Durch Vergleiehung aller dieser Organe stellte sich übrigens die merkwürdige Thatsache heraus, dass die am tiefsten gelegenen Organe, die Faserwurzeln, vom Farbestoffe fast ganz frei blieben; der Zwiebeikuchen, der Grund des Schaftes und die Basen der Blätter, so wie die Zwiebelhäute den Farbestoff nur in geringer Menge, dagegen die höher gelegenen Theile des Schaftes und der Blätter denselben in grösserer Menge enthielten , und en cD DZ von Farbestoffen bei Pflanzen. 79 dass endlich die äussersten Spitzen der Blüthen und Blätter die grösste Anhäufung und damit die in- tensivste Färbung darbothen. Da im vorliegenden Falle der Farbestoff nothwendig durch die Wurzeln aufgenommen, durch die- selben dem Zwiebelkuchen und den aus ihm nach aufwärts entspringenden Organen mitgetheilt werden musste, so ist ersichtlich, dass mit der Aufnahme zugleich eine Weiterförderung verbunden war, denn nur auf diese Weise ist das Freiwerden der Aufnahmsorgane und die Anhäufung des Farbestoffes in den oberen peripherischen Theilen der Pflanze zu erklären. — Dass jedoch diese Weiterförderung des Farbestoffes keineswegs auf eine physikalische, sondern vielmehr auf eine organische Weise stattland, zeigt die Beschaffenheit der Elementarorgane, die sich bei diesem Processe betheiligten. Nicht die Spiralgefässe, sondern die in der Leitung der Zellflüssigkeiten am thätigsten eingreifenden Organe, die die Gefässe begleitenden Holzzellen sind es, welche sich hier als fördernde, leitende Theile am meisten bethätigten. Der rothe Farbestoff, durch die Zellen der Wurzelspitzen aufgenommen, wurde in Folge der Endosmose und Exosmose von Zelle zu Zelle weiter gefördert, bis derselbe an der Peripherie der Achse und seiner Anhangsorgane angelangt, sich hier nothwendig ansammeln und so diese "Theile noth- wendig färben musste. Wir haben in diesem Falle also einen organischen Process vor uns, und zwar einen Process, welcher von dem Processe der Assimilation in so ferne nicht durchaus zu trennen ist, als eine reine Durchlassung des Farbestoffes durch die Zellmembrane ohne theilweise Zersetzung oder chemische Umänderung nicht leicht denkbar ist. In wie fern ein Theil des Farbestoffes hierbei in der That verändert und vielleicht dadurch für das Auge ununterscheidbar gemacht wurde, lässt sich um so eher vermuthen, da selbst stiekstofffreie Farbestoffe, welche eine ganz indifferente Natur besitzen, schon durch die geringsten chemischen Eingriffe modifieirt und der Eigenschaft ihrer Farbe beraubt werden. Dass solche theilweise Zersetzung des Farbestoffes der Kermesbeere , die wir mit gutem Fug als einen nicht stiekstoffhältigen, ziemlich indifferenten Körper annehmen können , auf seinem Wege durch die Zellen erfolgt sein möge, lässt allerdings der Zustand mancher Zellen, die auf dieser Durchgangsbahn lagen, vermuthen. Untersucht man nämlich einen Gefässbündel am Grunde der Blätter, deren Spitzen reichlich mit Farbestoff versehen sind, so biethen seine Zellen einen ganz eigenthümlichen Zustand dar. Die Holzzellen, stets nur von Saft erfüllt, zeigen, mit Ausnahme der noch vorhandenen Zellporen, nur wasserhellen, flüssigen Inhalt, ohngeachtet derselbe kurz vorher noch gefärbt sein musste. Aehnlich verhält sich die Sache in den anstossenden Parenchymzellen, welche nebst den Zellkernen auch Chlorophyll enthalten. Während jedoch im normalen Zustande der Pflanze die kleinen Chlorophyllbläschen an der Innenseite der Zellwand nach allen Richtungen gleichmässig ver- theilt sind, sieht man sie durchaus am Grunde der Zelle angesammelt und somit von ihrem natürlichen Standorte entfernt. Noch mehr, auch die Zellkerne haben ein ganz verändertes Aussehen erhalten, ihr Kernbläschen ist grösstentheils unsichtbar geworden, so wie ihre Oberfläche ein eingefallenes run- zeliges Aussehen erhielt. Fig. 8, d. Diess deutet offenbar darauf hin, dass in der Saftbewegung der Zelle und somit auch in ihren chemischen 'Thätigkeiten wesentliche Veränderungen vorgefallen sein müs- sen, dass aber demungeachtet dieser Eingriff in den regelmässigen Gang der organischen Veränderun- gen nicht von der Stärke war, dass er nicht durch den Lebensprocess der Pflanze wenigstens zum Theile hätte überwunden werden können. Dieser Versuch war kaum zu Ende geführt, als ich mich durch ein zweites Exemplar einer weissblühenden Hyacinthe, die auf die gleiche Weise mit verdünntem Saft der Kermesbeere behan- delt wurde, von der Beständigkeit der daraus hervorgehenden Erscheinungen zu überzeugen suchte, und in der That auch überzeugte. Ich übergehe jedoch die Angabe der einzelnen Phänomene, die sich ergaben, da dieselben von jenen des früher detaillirten Versuches ganz und gar nicht abwichen. Es schien somit ausser allem Zweifel, dass der rothe Saft der Kermesbeere, von den Wurzeln des Hyacinthus orientalis aufgenommen, durch die Gefässbündel nach allen Theilen der Pflanze geführt 80 F. Unger über Aufnahme werde, und dieselben dadurch zu färben im Stande sei, was namentlich in den weissen Blüthen- theilen am auffallendsten hervortrete. Da überdiess noch erwiesen war, dass diese Aufnahme, Fort- führung und Ablagerung des Farbestofles keineswegs auf mechanische Weise erfolge, sondern durch den Vorgang der Endosmose und Exosmose der Zellthätigkeit vorzugsweise bewirkt werde, so schien die allernächste Frage die zu sein: Wie verhalten sich in dieser Beziehung andere Pflanzen? nehmen sie so wie die Hyacinthe den Farbestoff der Kermesbeere auf? und unter welehen Umständen erfolgt diess? Zwei Pflanzen, die zu dieser Zeit eben in Blüthe standen, schienen mir zur Erörterung dieser Frage nicht ungeeignet, und ich begann mit denselben sogleich nachstehende Versuche. Die eine Pflanze war Narecissus Tazetta Lin., die andere Calla aethiopiea Lin. Die Versuche wurden am 27. Februar begonnen und am 4. März beendet. Beide Pflanzen wurden vorerst etwas trocken gehalten, und ihnen sodann der verdünnte Saft der Kermesbeere in Tränkern und zwar in reichlicher Menge darge- boten, auch wurde die gefärbte Flüssigkeit jedesmal wieder ersetzt, sobald sie aufgesogen war. Indess entsprach das Resultat keineswegs der Erwartung, denn weder die eine noch die andere Pflanze zeigte selbst nach Verlauf von mehreren Tagen auch nicht die geringste Spur von Färbung, weder am Grunde der Blätter, noch an der Spathe und den weissen Blüthentheilen. — Es ging daraus hervor, dass in der Organisation und in den Stoffverhältnissen der Hyacinthe die Möglichkeit der Aufnahme und Assimilation des Farbestoffes liegen müsse, die anderen Pflanzen, selbst verwandten Formen, eben nicht zukommt. Von dieser Ansicht, welcher die vorstehenden Versuche offenbar das Wort sprachen, war nun die weitere Frage nicht mehr ferne: Wie verhalten sich ähnliche Farbestoffe, die den Pflanzen zur Aufsaugung dargeboten werden? Werden dieselben namentlich von der Hyaeinthe gleichfalls aufgenommen, und erfolgt diess auch vielleicht von andern Pflanzen? Zunächst kam es bei Beantwortung dieser Frage wohl auf eine glückliche Wahl der Farbe- stoffe an. Ich zog Farbestoffe, welche, von Vegetabilien herrührend, eine intensive Färbung darboten und frisch zu haben waren, allen anderen vor. Diess war der ausgepresste Saft der rothen Rübe (Beta vulgaris y rapacea Koch), und der rothe Saft der Beeren von Ligustrum vulgare, von denen der erstere eine schöne dunkelrothe Flüssigkeit, die sich an der Luft nicht änderte, darbot, und daher bei weitem tauglicher für den Versuch schien als letztere, die diekflüssiger war, und bald eine schmutzig-braunrothe Farbe annahm. Mit den genannten rothen Pflanzensäften wurden nun weissblühende Hyaeinthen auf dieselbe Weise getränkt, wie in den früher angegebenen Versuchen mit dem Safte der Kermesbeere. In beiden Fällen erfolgte aber nicht die mindeste Spur von Färbung, und da der Versuch durch mehrere Tage fortgesetzt wurde, so konnte ich sicher sein, dass eine Aufnahme des Farbestoffes der rothen Rübe und des Ligusters durchaus nicht statt finde. Um mich jedoch vor jedem Fehlschluss wo möglich zu sichern, und den Mangel der Aufsaugung nicht etwa in dem angewandten Farbestoffe zu suchen, während er vielleicht in der individuellen Beschaffenheit der Pflanze lag, wurde dieselbe Hyacinthe, welche nach mehrtägigem Versuche die Aufnahme des Rothrübensaftes verschmähte, mit dem Safte der Kermesbeere behandelt. Siehe da, schon nach der ersten Darreichung dieses Saftes trat eine Fär- bung der Perigonien ein, die sich fortwährend in dem Masse steigerte, als die Pflanze mit jenem hinlänglich versehen wurde. Es ging also daraus hervor, dass in jenem Falle der Mangel der Auf- nahme des Farbestoffes nicht in der Beschaffenheit der Pflanze, sondern vielmehr in der Beschaffenheit des Saftes gesucht werden müsse, und dass daher nicht jeder gefärbte Pflanzensaft von der Hyacinthe aufgenommen werde. von Farbestoffen bei Pflanzen. s1 Die weiteren Versuche, welche überdiess noch mit einer Abkochung der Krappwurzel und der Cochenille, ohne allem die Farbe verstärkenden Beisatze vorgenommen wurden, bestätigten diess auch, denn während die Cochenillelösung ganz und gar nicht aufgenommen wurde, hatte sich der Krappfärbestoff doch wenigstens zum "Theil einen Eingang verschafft. Ich erzähle den Versuch mit der Krappabkochung etwas ausführlicher, weil das Detail, der Vergleichung wegen, von Wichtigkeit ist. Es wurde eine reichblüthige weissblühende Hyaeinthe in den ersten Tagen des Monats März mit einer Abkochung von Krapp, die eine sehr intensive, braunrothe klare Flüssigkeit darstellte, und im chemischen Laboratorio des Joanneum bereitet wurde, behandelt. Der Tränker wurde um die Mittags- zeit das erste Mal mit ungefähr 3 Unzen dieser Flüssigkeit angefüllt, und dasselbe Abends wiederholt. Am andern Tage Morgens schienen sich 3 der untersten Blüthen in der Mitte der Lappen des Peri- goniums etwas gelblich gefärbt zu haben. Die gefärbte Flüssigkeit wurde nun in drei weiter aufeinan- der folgenden Tagen jedesmal, so oft es Noth that, in allem vier Mal, erneuert. Am dritten Tage des Versuches waren deutlichere Spuren der Färbung des Perigoniums der Blüthen zu erkennen. Dieselben zeigten nun unzweifelhaft blassgelbe Streifen nach dem Verlaufe der Gefässbündel , jedoch betraf diess nur die untersten Blüthen der Inflorescenz, während alle übrigen höher gelegenen weiss geblieben und auch sonst keine Veränderung wahrnehmen liessen. Diess dauerte noch zwei Tage so fort, bis nach Verlauf dieser Zeit die gefärbten Blüthen sichtbar welk zu werden anfingen. Sie wurden nun mikroskopisch untersucht. Es zeigten sich dabei die Gefässbündel fast ohne Spuren von Färbung, dagegen die begleitenden parenchymatischen Zellen hie und da von Farbestoff erfüllt; nur an der Spitze der Lappen des Perigoniums erscheint derselbe auch in den langgestreckten Holzzellen der Gefäss- bündel vorhanden. Es ergibt sich hieraus, dass der Farbestoff der Krappwurzel, wenn er auch in geringer Quantität von den Wurzeln der Hyaeinthe aufgenommen wird, dennoch zu fremdartig auf diese Pflanze ein- wirkt, als dass unbeschadet ihres normalen Zustandes eine Anhäufung und dadurch eine Färbung der- selben erfolgen kann. Stellen wir nun schliesslich das Resultat dieser letzteren Versuche mit jenem der früher erwähn- ten zusammen, so scheint der Schluss kaum zu voreilig, wenn wir behaupten, dass gewisse indiffe- rente Farbestoffe von einigen Pflanzen allerdings auf organische Weise aufgenommen werden, so wie dieser Process nicht anders als von dem chemischen Verhältnisse derselben zu den Farbestoffen abhän- gig gedacht werden könne. Erklärung der Abbildungen. Tafel V. Fig. 1, 2, 3 und 4. Eine der untersten Blüthen von Hyacinthus orientalis in vier auf einan- der folgenden Tagen vom 25. Februar an beobachtet; in natürlicher Grösse. Die ursprünglich weissen Blumen sind durch Aufnahme von Farbestoff der Kermesbeere immer mehr und mehr geröthet worden. Auch der Schaft zeigt diese Zunahme von Röthung. Fig. 5. Ein Blumenstielehen quer durchschnitten und 40 Mal vergrössert. Man bemerkt eine rothe Färbung nur an den 10 Gefässbündeln. Fig. 6. Ein Gefässbündel vom Grunde der Lappen des Perigoniums quer durchschnitten und 300 Mal vergrössert. a) Ein Bündel einfacher Spiralgefässe , luftführend. b) Die denselben umgebenden parenchymatischen Holzzellen, wovon die Mehrzahl mit Farbe- stoff erfüllt ist. c) Vasa propria, fast durchaus ohne Farbestoff. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 11 82 dd) Die den Gefässbündel begleitenden parenchymatischen Zellen, wovon die demselben am nächsten liegenden mehr oder weniger intensiv gefärbt sind. ee) Intercellulargänge mit Luft erfüllt. Fig. 7. Derselbe Gefässbündel der Länge nach durchschnitten. a) Einfache Spiralgefässe mit Luft erfüllt, und durch Aufnahme einer humusartigen Substanz, eine bräunliche Färbung zeigend. Die übrige Bezeichnung wie oben. Fig. 8. Längsschnitt aus der Basis eines Blattes durch ein Gefässbündel, wo eine Färbung fast unmerklich war. aa) Einfache Spiralgefässe. bb) Parenchymatische Holzzellen. In den dieselben begleitenden Parenchymzellen. d) Das Chlorophyll durchaus am Grunde der Zellen angesammelt, und die Zellkerne meisten- theils zusammengeschrumpft. In den anstossenden Zellen kein Chlorophyll. e) Luftführende Intercellulargänge. Fig. 9. Einige den Gefässbündel begleitende Parenchymzellen aus einer Zwiebelhaut mit aufge- nommenem Farbestoff und theilweise verkümmerten Zellkernen. 83 Beiträge Lehre von der Bodenstetiskeit gewisser Pilanzen. Von Dr. F. Unger, wirklichem, und Dr. F. Hruschauer, correspondirendem Mitgliede. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe am 25. Mai 1848.) Keine Pflanze kann wachsen, d. i. eine Vergrösserung oder Zunahme ihrer Blementartheile erlangen, ohne dass bei der Assimilation der von aussen aufgenommenen Nahrungsstoffe und der Umsetzung der bereits gebildeten näheren Bestandtheile ihres Organismus Verbindungen hervorgehen, die wir Pflanzen- säuren nennen. Die Beschaffenheit derselben, so wie ihre Menge, die sich bei diesen Processen bil- det, scheint zwar nach der Art der Pflanze verschieden, aber für jedwede derselben im nornalen Zu- stande ein bestimmtes Mass zu haben, über welches sie nie hinausgeht, und das daher derselben eben so gut als Charakter dienen kann, wie andere Eigenschaften, die eine gewisse Beständigkeit zeigen. Es gilt hier gleichviel, wann, d. i. in welcher Periode des Lebens, und wo, d. i. in welchen Organen diese Säurebildung vorzüglich vor sich geht. Das aber ist nothwendig, dass die gebildete Säure, wo und wann sie immer auftreten mag, an Basen gebunden, und so gleichsam für anderwei- tige Processe unschädlich gemacht werde, ebenso, dass die Form dieser Verbindung eine für jede Pflanzenart unabänderliche sei. Dieser Umstand, offenbar in dem Leben der Pflanze begründet, hat für sie natürlich wieder ei- nige Erfordernisse zur Folge, ohne welehe dasselbe unmöglich bestehen könnte. Dieses nothwendige Erforderniss ist die Bildung organischer Basen im Innern der Pflanze, oder, wo diess nach der Natur derselben nicht möglich ist, die Aufnahme einer gewissen Quantität mineralischer Basen zur Sättigung jener Säuren von aussen, und das Gedeihen der Pflanze hängt ohne Zweifel von dieser Aufnahme ab. Werfen wir einen Blick auf das Vorkommen der Pflanzen in Beziehung auf ihre Unterlage, so müssen wir erstaunen, welche Gesetzmässigkeit hierin herrscht, und wie das Moment der Bodenbe- schaffenheit unter allen Breitegraden, unter allen Elevationsstufen, unter den verschiedensten Gestal- tungen der Erdoberfläche, und der damit verbundenen Lufttemperatur , Feuchtigkeitszustand , Licht- einfluss u. s. w. sich auf die Vertheilung der jenen Zonen eigenthümlichen Gewächse sich geltend zu machen sucht. Ja, man kann behaupten, dass es keine einzige Pflanze gibt, die, von ihrem natürlichen Standorte versetzt, ohne Aenderung ihres normalen Zustandes fortbestehe, und dass aller Culturzu- stand, in die wir gewisse Pflanzen (sicher eine im Verhältniss zur gesammten Pflanzenwelt nur sehr kleine Menge) bringen, ein aufgedrungener, widernatürlicher Zustand ist, den sie augenblicklich ver- lassen, so wie dieser Zwang aufhört. Alle Culturgewächse sind daher Krüppel, die uns jedoch gerade in diesem Zustande meist nutz- barer werden, als sie es in ihrem ursprünglichen sind. Wollen wir die Pflanzen bei diesen nothwen- digen Umänderungen, die sie in der Cultur erfahren, nicht vollends ihrem Untergange Preis geben, so müssen wir trachten, alle jene alternirenden Einflüsse innerhalb gewisser Gränzen zu beschränken. , 11 * 84 F. Unger und F. Hruschauer Beiträge Alle Kunst der Zucht muss demnach darauf gerichtet sein, der Pflanze die natürlichen Bedingungen ihres Gedeihens so viel als möglich darzubiethen, und nur in so ferne, als wir dieses vermögen, lässt sich an eine Fortdauer derselben denken. Dass diess für die Temperaturs- und Feuchtigkeits- Verhältnisse, für Licht - Einflüsse u. s. w. vor allem gelten muss, versteht sich von selbst; aber auch der Boden muss der jeder Pflanzenart eigen- thümliehen Beschaffenheit nahe kommen, und wo das nicht der Fall ist, künstlich dazu vorbereitet werden. Nur auf solche Weise sind wir im Stande die Erhaltung der Pflanzen, auch an ihr sonst nicht zukommenden Oertlichkeiten zu erzielen. Der Gärtner und der Landwirth bezweckt diess theils durch eigene Vorrichtungen in der die Pflanze umgebenden Luftschichte, theils durch Veränderungen des Bodens selbst, ohne dabei bisher von einem sicheren Prineipe geleitet zu werden. Der einzige Leit- stern kann hier einerseits nur in der genauen Ermittlung der jeder Pflanze eigenen Temperatur- , Feuchtigkeit- und Licht -Bedürfnisse, anderseits in der Kenntniss der chemischen Beschaffenheit der- selben in ihrem Bedarfe gewisser Basen liegen, indem die eigentlichen Nahrungsstoffe der Pflanzen überall verbreitet sind, und ihnen daher nicht leicht irgendwo durchaus mangeln. Nach unsern bisherigen Erfahrungen ist es nur eine ganz geringe Anzahl von Alkalien und Erden, die in die Constitution der Pflanzen eingehen, und es wird daher begreiflich, wie beinahe jeder Boden ihnen das Nöthige darzubiethen im Stande ist. Anderseits liegt wiederum in den Pflanzen das Vermö- gen, sich den Aussenverhältnissen in der Art anzupassen, dass selbst ungünstige Einflüsse bis auf einen gewissen Grad ertragen, unschädlich gemacht, und selbst zum Gedeihen verwendet werden. Die meisten Pflanzen sind daher durch diese Eigenschaften nieht nur einer grossen natürlichen, sondern auch grossen künstlichen Verbreitung fähig, und es bedarf nur einer geringen Zuthat von Seite des Menschen, um sich an seiner Seite eine grosse Menge nutzbarer Pflanzen zu ziehen und zu erhalten. Davon macht jedoch eine, wenngleich geringe Anzahl von Gewächsen eine Ausnahme, in deren Bedürfniss es liegt, nur bestimmten Bodenarten zu folgen, weil sie nur von diesen die Bedingungen ihrer Existenz zu erlangen im Stande sind. Will man daher solche Pflanzen auf andere Bodenarten übertragen, so gedeihen sie schlechter- dings nicht, wenn man denselben nicht einigermassen andere Qualitäten zu ertheilen im Stande ist. Wir nennen solche Pflanzen bodenstet; ihre Anzahl ist verhältnissmässig sehr gering. Derjenige Boden, welcher vorzugsweise kohlensauren Kalk, schwefelsauren Kalk, kohlensaure Bittererde, Chlor- natrium, salpetersaures Kali u. s. w. enthält, zeichnet sich eben dadurch aus, dass er ganz eigen- thümliche Pflanzen ernährt; und da diese Erden und Salze häufig in weit verbreiteten Gebirgsgestei- nen auftreten, so sind es gewisse Gebirgsarten, die sich durch eine eigenthümliche Vegetation vor andern auszeichnen. Man hat bereits Verzeichnisse von Pflanzen entworfen, die dieser oder jener Bodenart, oder Gebirgsformation angehören *), und die Gesetzmässigkeit dieser Erscheinung geht so weit, dass von dem Vorhandensein solcher Pflanzen auf die Gebirgsart geschlossen werden kann. **) Indess finden wir auch hier merkwürdige Ausnahmen, welehe unser Interesse um so mehr in Anspruch zu nehmen verdienen, da gerade aus diesen natürlichen Vorkommnissen über die Bedürf- nisse gewisser Pflanzen, die von dem Boden abhängen, wichtige Folgerungen für die Ernährung der Pflanzen überhaupt gezogen werden können. *) F. Unger: Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Pflanzen. 8. 1835. — 0. Heer: Die Vegetationsverhältnisse des süd- östlichen Theiles des Canton Glarus, in Fröbel’s und Heer’s Mittheilungen aus dem Gebiethe der theoretischen Erdkunde, Th. I. — Hugo Mohl: Ueber den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Alpenpflanzen. Tübingen 1838. — F. Unger: Grätz, ein naturhistorisch - topographisches Gemälde ete. 1843, pag. 92. **) B. Cotta und Clason in der Zeitschrift für Mineralogie und Geognosie von Leonh. und Bronn, 1842 pag. 819. — Geologische Skizze der Umgebungen von Petersburg, aus dem Englischen von Strangways-Horner Fox, übersetzt von Trusson in den Schriften der k. russischen Gesellschaft für Mineralogie. 1842, pag. 1. zur Lehre von der Bodenstetigkeit gewisser Pflanzen. 85 Bei der Stetigkeit des Abhängigkeits - Verhältnisses gewisser Pflanzen von ihrer geognostischen Unterlage trifft es sich nämlich, dass in einzelnen Fällen Pflanzen, die in der Regel nur der Kalk- unterlage folgen, auch auf andere Gebirgsarten, wie z. B. auf’ Thonschiefer, Grauwakenschiefer, Gneiss, Granit, Basalt, 'Trachyt u. s. w übergehen, oder wohl gar, statt auf jener Gebirgsart, auf Gneiss, Granit u. s. w. erscheinen. Fälle der ersten Art sind nicht selten, und daher mehrfach beobachtet worden; von dem Vorkommen kalksteter Pflanzen auf Gneiss liefert Blytt *) aus den Gebirgen Nor- wegens ein merkwürdiges Beispiel. Eine dieser interessanten, und folgenreichen Anomalien hat einer von uns in Liebig’s Annalen **) aufzuklären gesucht. Eine in dem ganzen Gebiethe der Alpen durchaus nur auf Kalk vorkommende Pflanze, die Erica herbacea, erscheint in eben so grosser Verbreitung und Ueppigkeit in der Schlucht von Guttenberg in Steiermark auf glimmerschieferartigem Gneiss. Dieser Gneiss ist jedoch nicht bloss von einzelnen unbedeutenden Kalklagern durchzogen, sondern die Analyse wies in 100 Theilen 1,16 Kalk und 0,43 Bittererde nach, und selbst die geringe Menge dieser beiden Basen war, wie sich aus der Untersu- chung der Asche von Erica ergab, hinlänglich, dieser Gneisspflanze dieselbe Quantität beider "Basen zu liefern, welche diese Pflanzenart auf ihrem natürlichen Standorte, nämlich auf Kalkboden, erlangt. Ausser der Erica herbacea hatten sich auch noch andere kalkstete und kalkholde Pflanzen auf jenem Boden angesiedelt. Ich nenne hier blos Cyelamen europaeum, Arabis arenosa, Daphne Mezereum, Oynanchum vincetoxicum, Fagus sylvatica — so wie Sambucus Ebulus, Sedum Telephium und Lazula albida. ***) Alle sogenannten kalksteten und kalkholden Pflanzen zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen Kalkerde als Base in einer grösseren Quantität als bei andern Pflanzen zur Neutralisirung der theils von Aussen aufgenommenen, theils durch den Lebensprocess erzeugten Säuren vorhanden ist. Selbst grasartige Pflanzen, die durch das Vorwalten von kieselsauren Salzen so ausgezeichnet dastehen, ent- halten, so ferne sie zu den kalksteten Pflanzen gehören, nicht unbeträchtliche Mengen von Kalkerde, die in 100 Theilen Asche von 13 bis 20 'Theile gehen ‚ und gedeihen nicht, wo sie diese Base nieht im Boden finden. Es kann demnach wohl mit Grund vorausgesetzt werden, dass in allen Fällen, wo sich dergleichen Anomalien im Vorkommen kalksteter Pflanzen zeigen, dieselben dadurch möglich gemacht sind, dass die Gebirgsarten, auf denen solche Pflanzen wie fremdartige, oder vielmehr wie Eindringlinge erscheinen, den diesen Gewächsen nöthigen Antheil von Kalk und Bittererde nothwendig besitzen müssen, und dass daher aller Gneiss, Granit, Basalt u. s. w., der solehe Eindringlinge auf seinem Gebiethe nicht aufzuweisen hat, wenn anders dieses Eindringen durch nachbarliches Vorkom- men möglich wäre, — auch frei von jenen Basen ist, oder dieselben wenigstens nicht in jenem Zu- stande des Aufgeschlossenseins enthält, wodurch er allein von denselben zu Nutzen gebracht werden kann. Einen näheren Nachweis dieser Voraussetzung liefern nun folgende Untersuchungen, welche meh- rere Pflanzenarten aus der Abtheilung der sogenannten kalksteten betreffen, die in verschiedenen Thei- len von Steiermark nicht blos auf Kalk, sondern auch auf anderen Gebirgsarten wachsen. Es sind: 1. Orobus vernus auf Kalk und Trachyt; 2. Sedum Telephium auf Kalk, Trachyt, Gneiss und Basalt ; 3. Euphorbia Cyparissias auf Kalk, 'Trachyt und Basalt; 4. Fagus syleatica auf Kalk und Trachyt, und 5. Oynanchum vincetowieum auf Kalk, Trachyt und Grauwacke. *) Bot. Notiser, 1845, Nr. 1— 3, und Archiv für Naturgeschichte, 1846, Heft 6, pag. 327. **) Annalen der Chemie und Pharmacie, Band LIX, pag. 198. ”***) Von Hruschauer werden nur die letzten drei Pflanzenarten angeführt, was für das Jahr 1845 ganz richtig ist. Allein 9 Jahre früher, wo diese Gegend ein geschlossener Buchenwald war, fanden sich ausser Fagus sylvatica auch noch die andern obgenannten kalksteten Pflanzen. Nach dem Abtreiben des Waldes mussten sie verschwinden, da ihnen als Schattenpflanzen die nöthige Feuch- tigkeit mangelte, wer) A, a 0. 86 F. Unger und F. Hruschauer Beiträge Alle diese zur Untersuchung und Vergleichung benützten Pflanzen sind ohne Zweifel für obigen | | Zweck um so geeigneter gewesen, als sie ohne Ausnahmen solche Pflanzen waren, welche eine ganz | unbedeutende Humusschichte zur Unterlage hatten, meistentheils auf den nackten Felsen wuchsen, und | daher in einer viel innigeren Beziehung zur Beschaffenheit derselben standen, als wenn sie eine be- | deutende Humusschichte zur Unterlage gehabt hätten. Bei weitem nicht alle diese Pflanzen gediehen eben so gut auf Gneiss, Basalt, Granit, u. s. w. wie auf Kalk, wo sie ohnstreitig dem äusseren Ansehen nach ihre normale Ausbildung erfuhren. Insbesondere hatten Orobus vernus, und Euphorbia Cyparissias auf der Trachytunterlage ein mage- res, ja sogar verkümmertes Aussehen erhalten. Da unter solchen Umständen auch die Individuenzahl bedeutend beschränkter, als auf Kalkboden | war, so liess sich bei einer einmaligen Lese unmöglich jene Quantität zusammenbringen, die für eine | vollständige Analyse nothwendig gewesen wäre. Dieselbe musste sich daher für jetzt nur auf die Angabe der beiden wichtigsten charakteristischen Basen, nämlich der Kalk- und Bittererde beschränken. | Alle diese Felsarten beherbergten, wie leicht zu vermuthen, nicht bloss die obgenannten, sondern auch andere kalkstete Pflanzen; diese waren aber in einer noch bei weitem geringeren Anzahl vorhan- | den, so, dass sie selbst für diese Untersuchungen ausgeschlossen werden mussten. | Man sieht also daraus, dass in allen diesen Fällen, wo kalkstete Pflanzen auf andere Gebirgs- arten übergehen, ihre Individuenzahl bei weitem unter jener zurückbleibt, welche der Kalkboden zu | ernähren im Stande ist, und dass dergleichen Pflanzen immerhin als Eindringlinge betrachtet werden müssen, die nur durch besondere Umstände zu dieser Wanderung veranlasst werden. Es folgt hier nun das Detail der Aschen-Analysen für jede einzelne Pflanze, so wie die Analysen der Gesteinarten, worauf diese Pflanzen wuchsen. Orobus vernus. ' | Diese Pflanze wurde vom Kalkgebirge bei St. Gotthard unfern von Gratz gesammelt. Dieselbe | war bereits im Fruchtzustande mit entleerten Hülsen. Sie enthielt in 100 Theilen 6,05 Theile Asche. | Wurde nach Abzug der Kohlensäure, der Kohle und des Sandes die Schwefelsäure als schwefelsaurer Kalk, das Chlor als Chlornatrium berechnet, so ergibt sich folgende Zusammensetzung der Asche. | | In 100 Theilen derselben waren enthalten : N | ie a ni RE | Be Er RT RE Masnesla‘ 55 npdlaaach nor alla a demlor ges an iBenoryl ve ET ER 2,05 Schwefelsaurer Kalk. - . : 2 2 v2 nn. 351 Phosphonsaure hy. 1 Da ae ae 27,32 Kiss RE A FETT TE Chlornäteitee 0°. Fee N Rt 100,00 | Der Sauerstoffgehalt von Kalk und Magnesia beträgt 9,27. Dieselbe Pflanzenart wurde nun auch vom Trachyte bei Gleichenberg in Steiermark, wo sie nur sparsam vorkommt, und noch viel später gesammelt. 100 'Theile gaben 7,12 Theile Asche und in 100 Theilen derselben waren enthalten : RR je Jar hanger re ep Fe k re ee A Fr Fe welches einer Sauerstoffmenge von 10,10 gleichkommt. zur Lehre von der Bodenstetigkeit gewisser Pflanzen. 87 Sedum Telephium. Eine auf mancherlei Boden vorkommende, vorzugsweise aber dennoch auf Kalkunterlage gedeihende Pflanze. Sie wurde gleichfalls von den Kalkfelsen bei St. Gotthard, und zwar während ihrer Blüthe gesammelt. Verbrannt, lieferten 100 Theile 7,15 Theile Asche, und in 100 Theilen der Asche waren nach Abzug der Kohlensäure der Kohle und des Sandes enthalten : BT S,E, 00 te. EB TER SPOT DRS Nätton *; Sins. dem er ar Dr 2,89 1 ee EEE BEE a ae ae ie ae a PER = | an ma Eee N N ae: ; | Buessbese ee MEET RE TREE EN A ee Ne ee 100,00 Der Sauerstoffgehalt von Kalk und Magnesia beträgt zusammengenommen 12,57. Dieselbe Pflanze, welche bei Gleichenberg reichlich auf den Trachytfelsen hinter dem Bade wächst, wurde im Spätherbste in Früchten gesammelt. Sie 6,190/9 Asche, und in 100 Theilen derselben waren enthalten: BER ; en ea a Wera win UR Migkesia u u ee ne AIER was einer Sauerstoffmenge von 8,87 entspricht. Auf Gneiss, wo diese Pflanze in der Felswand unter dem Schlosse Herberstein ebenfalls nicht selien vorkommt, wurde sie gleichfalls in Früchten gesammelt. Sie gab 8,84 0/9 Asche, und in 100 Theilen der Asche war enthalten: 0 N was einer Sauerstoffmenge von 8,42 entspricht. Endlich wurde die gleiche Pflanze noch von Basaltfelsen nächst der Kirche von Klöch in Unter- steiermark im Spätherbste gesammelt. Sie gab 5,71 0/0 Asche und lieferte in 100 'Theilen desselben : I 2 a nn nn T F , welches einer Sauerstoffmenge von 9,64 entspricht. Euphorbia Cyparissias. Diese Pflanze auf den Kalkfelsen von St. Gotthard bei Gratz im Sommer gesammelt, wurde wie die beiden vorhergehenden behandelt. Sie enthielt in 100 Theilen 6,38 Asche, und in 100 Theilen Asche waren nach Abzug der Kohlensäure, der Kohle und des Sandes enthalten: 2 a - ,, DE ER N Dr Mi ee FE N me ee re 1,20 Echwelcksror Kalk. » 22.2... 255 0,7 8 N. Re Ba age |. | 50 N > ee 1,42 N ee 100,00 > Demnach betrug der Sauerstoffgehalt von Kalk und Magnesia 13,01. 88 F. Unger und F. Hruschauer Beiträge Dieselbe Pflanzenart vom Trachyte am Fusse des Gleichenbergerkogels im Herbste gesammelt, bot nur verkümmerte, nicht zur Blüthe gekommene Individuen dar. Sie gab 6,11°/9 Asche, und in 100 T'heilen derselben waren enthalten: Kalla.as 52:5: 5 2 Sue aa. Maike an ee oh ar ee was einer Sauerstoffmenge von 12,36 entspricht. Auf Basalt bei Klöch nicht viel üppiger gewachsen, gab dieselbe Wolfsmilchart 6,15°/o Asche, und 100 Theile Asche enthielten : 2 VE TEE 1; Fee. ee re ee er, Was einer Sauerstoffmenge von 12,37 entspricht. Fagus sylvalica. Das Holz dieser Pflanze von den Kalkgebirgen in den Umgebungen von Gratz lieferte nur 2,170/o Asche. In 100 Theilen derselben fanden sich: Beate Een eine en dr a RT He ne ee RR ae er en nen A Bas 2 en re ae ee Distnaıyil 2.4.4 a TE er AR Schwefelsaurer Kalk. u: barnels 46. em Pinsphorsänresid.. Sassmimes isn ellaulasie Hin WR Dale. ee ei ar Mn: 2: ee RE sea — 100,00 Davon enthalten Kalk und Magnesia 19,97 Sauerstoff. Das Holz der Buche auf Trachyt bei Gleichenberg gewachsen, wo dieser Baum ganze Wälder bildet, enthielt 2,900%/9 Asche und in dieser waren: ee N ER mit einem Sauerstoffgehalte von 16,09. Uynanchum vinceloxicum. Diese Pflanze auf dem Kalkgebirge bei St. Gotthard und Gösting nächst Gratz zum Theil in der Blüthe und zum Theile in der Frucht gesammelt, lieferte 6,6700 Asche. In 100 Theilen derselben fanden sich nach Abzug der Kohlensäure, der Kohle und des Sandes: na a a ea re Bin en se. ir meer... a 2 ee ER OT Bed et a Pate ee Schwofeleaurer Kalk. ......... 2. a sur a N rasen re Een 1,04 ee en 2,29 100.00 zur Lehre von der Bodenstetigkeit gewisser Pflanzen. s9 Dieselbe Pflanzenart auf Trachyt gewachsen, lieferte 7,45% Asche, und 100 Theile der letztern enthielten : en Baer nenne ae re ee was einer Sauerstoffmenge von 8,27 entspricht. Auf Grauwacke endlich gewachsen, hatte diese Pflanze 7,45 %/0 Asche und in 100 'Theilen waren enthalten : a a a ae ae Mapa SE a ee et mit einer Sauerstoflmenge von 9,87. Analyse der Gesteinarten. I. Trachyt von Gleichenberg. Bil: el ie ee Eier BERN, ts en U FR I. Basalt von Klöch. Klleii or bus. obwew „Ishnsirier: sah deiissiklinen A Magussiwinin. dir sem. wersw han erst Vergleicht man nun die Bestandtheile der auf verschiedenen Unterlagen gewachsenen Pflanzen unter einander, so ergibt sich Folgendes : 1. Alle diese sogenannten kalksteten und kalkholden Pflanzen zeichnen sich durch einen bedeu- tenden Gehalt an Kalk, häufig auch durch eine ungewöhnliche Menge von Magnesia aus. 2. Dieselbe Pflanzenart auf einem andern, als auf Kalkboden gewachsen, ist nicht minder durch den vorwaltenden Kalkgehalt charakterisirt, derselbe ist hier in der Regel sogar noch bedeu- tender, als bei den Pflanzen des Kalkbodens. 3. Dagegen bleibt sich der Sauerstoffgehalt beider charakteristischer Basen bei denselben Pflanzen auf verschiedenem Boden nicht gleich, sondern erleidet Schwankungen, die von 0,65 bis 4,1 vielleicht noch weiter gehen. Es vicariren sich also diese beiden Basen nicht, und wenn ja der Sauerstoffgehalt der an Pflanzensäuren gebundenen Basen sich nahezu gleich bleiben sollte, wie nicht zu zweifeln ist, so müssen diese Differenzen durch die übrigen Basen, als: Kalı, Natron ete. ausgeglichen werden. 4. Alle diese kalksteten und kalkholden Pflanzen haben auf den ihnen der Regel nach nicht zukom- menden Gebirgsarten nur darum existiren können, weil ihnen dieselbe die nöthige Menge von Kalk und Magnesia darzureichen im Stande waren. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 12 90 Bückbliek auf die versehiedenen Entwicklungsnormen beblätterter Stämme. Von Dr. FE Unger, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe am 25. Mai 1848.) Dass in der verschiedenen Art und Weise der Massezunahme vegetabilischer Körper eben so gute Merkmale zur Unterscheidung grösserer Gruppen derselben vorhanden sind, wie in der Gestalt des Embryo’s oder in der Ausbildung der Geschlechtsorgane ist eine unbestreitbare Thatsache. Wenn bisher nur diese letzteren fast ausschliesslich dazu verwendet worden sind, so liegt der Grund einzig und allein nur darin, dass dieselben leichter aufzufinden waren, und sich gleichsam wie von selbst zu die- sem Zwecke anbothen. Bei reiferer Ueberlegung und bei genauerer Bekanntschaft mit dem Organismus der Pflanze musste es sich jedoch als zweifellos darstellen, dass sowohl die Form und Ausbildung des Embryo im Pflanzeneie, so wie die Entwieklung, welcher der Geschlechtsapparat fähig ist, nur Folge eines allgemeineren Verhältnisses, das nähere oder entferntere Resultat eines tieferen, die Gesetzmäs- sigkeit der Gestaltung bedingenden Prineipes sei. Und wo konnte dieses anders zu suchen sein, als in den Gesetzen des Wachsthumes selbst. So lange die Anatomie der Pflanzen nicht viel mehr als eine mangelhafte, prineipienlose Hysto- logie war, konnte, wie es sich von selbst versteht, von einer Auffindung solcher Gesetze durchaus keine Rede sein. Eben so wenig konnten die ersten Versuche in diesem Theile der Forschung genü- gen, indem die Aufschliessung des inneren Baues vegetabilischer Körper durch das anatomische Messer nur die rohesten Umrisse erkennen liess, und die geringe Menge untersuchter Gegenstände weder einen hinlänglichen Grad von Mannigfaltigkeit darboth, noch den Blick zur Unterscheidung schärfte. Auf die- sem Grade der Entwicklung befanden sich jene Arbeiten, die ich zuerst in meinen Aphorismen, sodann in dem Werke ‚über den Bau und das Wachsthum des Dieotyledonenstammes” und später in den „Grundzügen der Botanik” veröffentlichte. Sie hatten sich zum Theil auf H. Mohl’s treffliche Unter- suchungen, zum Theil auf eigene Forschungen gestützt. So mangelhaft aber auch das bisher zu Ge- bothe stehende Material, welches kaum die Hälfte der ausgezeichneteren Formen darboth, war, so liess sich dennoch daraus eine gewisse Gesetzmässigkeit ableiten, welche bessere Merkmale zur Be- grenzung und Charakterisirung der grösseren Gruppen des Gewächsreiches versprachen, als die bisher übliche in der Form und Entwicklung des Embryo’s, so wie in der Ausbildung des Geschlechtsappara- tes begründeten Unterscheidungsmerkmale. Mein Freund Endlicher hat dieselben für sein grosses meisterhaftes Werk „Genera plantarum” benützt und ich habe sie in meiner „Synopsis plantarum fossilium” in mehrfacher Beziehung erwei- tert auch auf fossile Typen angewendet. Seit dem letzten Decennium, als, durch hinlängliehe Vorarbeiten vorbereitet, die Hystologie einen neuen Umschwung dadurch erhielt, dass die Pflanze als eine gesetzmässige Vielheit von Elementar- yı organen anerkannt und die Zelle als Nenner unendlich verschiedener Fractionen in seinem ursprüngli- chen Grundwerthe eingesetzt war, musste sich über die ganze innere Formenlehre ein neues Licht ver- breiten. Erst jetzt war eine exacte Methode in der Erforschung möglich geworden, und sowohl die äussere Gestalt als die innere Form mussten darnach als Ausdruck bestimmter unabänderlicher Gesetze anerkannt werden. Ist man in der Auflindung dieser Gesetze bis jetzt noch auf elementare Vorübungen beschränkt, so ist diess weniger der allgemeinen Anerkennung dieses Prineipes als der Schwierig- keit der Untersuchungen zuzuschreiben, die ihrer Natur nach nur Schritt für Schritt vorwärts gehen können. Die Untersuchung der einfachsten Gestalten muss der Untersuchung der complieirteren voraus- gehen; die da aufgefundenen Gesetze müssen in ihren verschiedenen Modificationen bei letzterer wieder erkannt werden u. s. w. — eine Aufgabe für ein Jahrhundert. Ist demnach, wie aus dem Bisherigen erhellet, an eine streng wissenschaftliche Auffassung sämmt- licher Wachsthumsgesetze als den Grundgesetzen der Verfassung vegetabilischer Elemente noch nicht zu denken, und auch sobald nicht zu erwarten, so lassen doch eine Menge neuerer Untersuchungen , die freilich mehr en gros angestellt sind, eine weitere Unterscheidung der bisher aufgestellten Wachs- thumsnormen zu, und der von Schleiden ausgesprochene glückliche Gedanke der verschiedenen Ent- wicklungsart der Gefässbündel bei den Gefässpflanzen nöthiget sogar an eine neue zweckmässigere Formulirung jener Normen. Was mich zunächst an diese Arbeit zu gehen veranlasst, ist die vortreffliche Abhandlung C. Nägeli’s „über das Wachsthum des Gefässstammes,” im 3. und 4. Hefte der Zeitschrift für wissen- schaftliche Botanik p. 129—152, die, obgleich sie den Gegenstand schärfer, als ich es zuvor that, ins Auge fasste, sich meines Erachtens doch nicht von mannigfaltigen Einwendungen frei hält, und mich nieht blos dieselben auszusprechen nöthiget, sondern zugleich zu einer genaueren Darstellung meiner Ansichten veranlasst. Um mich nicht zu sehr zu zerstreuen, will ich, wie es Herr Nägeli that, bei dem beblätter- ten Gefässstamme stehen bleiben, und meine Darstellung eben so wie er mit dem am einfachsten ge- bauten Lycopodiaceen - Stamm beginnen. Was Herr Nägeli über die anatomischen Bestandtheile des ausgebildeten Stammes, so wie über die in der Entwicklung begriffene Spitze desselben, d. i. über den Bau der Terminalknospe angibt, ist grösstentheils mit meinen Untersuchungen übereinstimmend. Nur in wenigen Bunkten möchte ich dem Gesehenen eine andere Deutung geben, in dem wichtigsten Punkte aber muss ich von seiner Ansicht ganz abweichen. Nachstehendes soll das nöthige Detail hierüber enthalten. Durchschneidet man einen ausgewachsenen Stamm von Zyecopodium elavatum der Quere nach, Taf. VI. Fig. 1, so findet man, wie bekannt,, einen Rindenkörper, welcher mit Einschluss der Bastschichte (Fig. 1, a. db. c.) zwei Drittheile desselben beträgt, und einen von diesem umschlossenen Holzkörper , welcher das letzte Drittheil bildet, und genau in der Mitte des Stammes liegt. Sowohl in dem einen wie in dem andern Theile lassen sich noch mehrere Schichten und Einzelheiten unterscheiden, und zwar in der Rinde eine aus kleinen diekwandigen Zellen bestehende Schichte, die äussere Rinde AR dann die innere Rinde 5, aus weiten dünnwandigen, nach aufwärts schief stehenden Zellen gebildet, und endlich an den Holzkörper anstossend eine Zone diekwandiger prosenchymatischer Zellen e, die Bastschichte. Durch alle diese Theile finden sich einzelne Gefässbündel zerstreut, die mehr oder weniger hori- zontal oder schief vom Schnitte getroffen wurden. g. g- Den Mittelpunkt nimmt, wie gesagt, der Holzkörper ein. Hier fallen zunächst zwei Theile auf, ein aus unregelmässigen einfachen oder verzweigten Streifen gebildeter Theil, welcher ausschliesslich aus Gefässen, und zwar mit Ausnahme der äussersten Punkte, wo sich einfache Spiralgefässe befinden, ganz aus Treppengängen besteht, e, der andere, welcher aus langgestreckten parenchymatischen Zellen, 1 92 F. Unger Rückblick auf die die Herr Nägeli für vasa propria erklärt, nach Corda’s Bezeichnung Markstrahlen der Gefäss- schichte genannt werden müssten, die ich aber als Holzzellen bezeichnen will, f, zusammengesetzt ist. Diese Schichte drängt sich nieht blos allenthalben zwischen den Streifen der Gefässbündel ein, sondern umgibt sie auch von aussen, und bildet so gleichsam eine Scheide, durch welche der Holzkörper an die Bastzone der Rinde grenzt, d, und die man Markscheide nennen könnte. Die Holzzellen des Holz- körpers sind untereinander nicht vollkommen gleich, sondern die in der Mitte der Streifen liegenden sind grösser als die übrigen, und diese letzteren sind es auch, welche nach aussen in die eben ge- nannte Markscheide übergehen und dieselbe bilden. Fig. 3, d. Alle die bisher unterschiedenen 'Theile bleiben sich in der Form sowohl als in allen Dimensio- nen durchaus gleich, man mag den Stamm etwas höher oder tiefer und zu was immer für einer Zeit durehschneiden, nur wechselt im Rindenkörper die Zahl und Stellung der gesonderten Gefässbündel, im Holzkörper die Zahl und Lage der Gefässtreifen in den auf einander folgenden Schnitten. Abgesehen von diesem letzteren Umstande, der eben so constant wie das Stellungsverhältniss der Blätter an der Aussenseite des Stammes ist, mit dem es unzweifelhaft im Zusammenhange steht, ob- gleich es noch nicht im Detail nachgewiesen ist, so muss man als eine besondere Eigenthümlichkeit dieses Stammes erkennen, dass er, einmal in seinen Theilen ausgebildet, keiner weiteren Veränderung (Vergrösserung , Ausdehnung u. s. w.) unterworfen ist. Gehen wir nun aber bei diesen Querschnitten nach aufwärts, der Spitze des Stammes entgegen, so ändert sich die Sache in so ferne, als wir das fertig Gebildete und Unveränderliche des tieferen Theiles hier auf allen Stufen seiner Ausbildung zu verfolgen im Stande sind, je näher wir an das Ende gelangen. Diese Vergleichungen der auf einander folgenden Veränderungen der Form sind um so wich- tiger, weil sie uns einen Bliek in den Bildungsvorgang selbst erlauben, und dadurch allein das Ver- ständniss des Gewordenen möglich machen. Gelangt man nun durch die folgenden Querschnitte an die Terminalknospe, Fig. 2, so kann man zwar noch Holz- und Rindenkörper deutlich von einander unterscheiden, allein das relative Verhältniss beider ist ein anderes und jedweder in der Zusammensetzung seiner Theile von dem früher beschrie- benen Zustande verschieden. Statt dass wie dort der Rindenkörper über ?/3 des Stammdurchmessers beträgt, überwiegt hier der Holzkörper sogar den Rindenkörper, welcher nur zwei Zonen, eine gleich- förmige äussere und eine radiär gestreifte innere zeigt, dabei aber keine Spur von durchschnittenen Gefässbündeln darbietet. Weniger abweichend von dem obbeschriebenen Zustande erscheint der Holzkörper. Gefässe und Holzzellen sind bereits in Bündeln getrennt, allein beide als solche in ihrer ersten Ausbildung begriffen, was sich daraus zu erkennen gibt, dass letztere noch wenig von der Form gewöhnlicher parenchymatischer Zellen differiren, Fig. 3. e, erstere zwar durch die Länge und Breite ihrer Elemente von jenen abwei- chen, dagegen kaum noch irgend eine Streifung ihrer Wände, wodurch sie später die Gestalt der Treppengänge annehmen, zeigen, und zuweilen sogar noch einen grünlichen, schleimigen Inhalt führen. Fig. 3. a. Nur an den der Peripherie zugekehrten äussersten Theilen hat sich ein Bündel ganz kleiner ein- facher Spiralgefässe bereits ausgebildet. Fig. 3. b. Dieser Durchschnitt nimmt eine noch viel mehr veränderte Gestalt an, so wie man der Spitze der Terminalknospe näher rückt. Fig. 4. — Hier ist Holz- und Rindenkörper kaum mehr zu unterscheiden. Die den letztern auszeichnenden radiären Streifen sind weniger deutlich und zahlreich und reichen bis an den äussersten Rand. Mit diesen stehen nach einwärts etwas dunklere und mehrbegrenzte Stellen in Verbindung, die offenbar schon dem Holzkörper angehören, und nichts anders als die Anfänge der Gefässbündel darstellen, die hier noch gesondert in einem Kreise stehen und sich erst später nach ein- wärts fortbilden, sich mit einander vereinigen, und so den Gefässtheil des Holzkörpers darstellen. Fig. 5. 6. Auf dieser Stufe der Ausbildung sind Gefässe und Holzzellen noch weniger von einander unterschieden, verschiedenen Entwicklungs-Normen beblätterter Stämme. 93 wie Fig. 6 in einem Längenschnitte deutlich macht, wo aa die jungen Gefässe 5655 die Holzzellen darstellen. Gelangen wir endlich an die äusserste Spitze der Terminalknospe zu jener Stelle, wo die ersten Anfänge der Blätter als kleine warzenförmige Erhebungen an der Oberfläche der stumpfen kegelförmigen Axe hervortreten, so ist in allen Theilen schon eine solche Gleichförmigkeit der Elementar-Organe ein- getreten, dass wir keinen Unterschied mehr zwischen Zellen und Gefässen zu machen im Stande sind, ebenso ist die Vertheilung derselben so gleichförmig, dass man vielleicht mehr durch den Inhalt als durch die Form eine äussere Zone, Fig. 7. a von einem Centraltheil Fig. 7. 5 zu unterscheiden vermag. Die Membran der Zellen ist äusserst zart, das Lumen sehr klein, und der Inhalt ein grünlich gefärbter Schleim, der in Kugeln zusammengeballt, den Raum bis auf ?/3 ausfüllt (Fig. 7 und 8.) Mit dieser Darstellung stimmen die Angaben Nägeli’s durchaus überein, wenigstens betrifft das Abweichende nur ausserwesentliche Dinge. Ganz anders verhält sich jedoch die Sache, wenn wir aus diesen Thatsachen Schlüsse für die Art und Weise des Entwicklungsvorganges deduciren wollen, und namentlich den Antheil zu bestimmen suchen, welchen das Gefässbündel-System daran nimmt. Hierin weichen meine Ansichten von jenen des Herrn Nägeli wesentlich ab. Nägeli stellt sich die Sache so vor, dass die am Umfange des Holzkörpers entstehenden Gefässbündel denselben verlassend, sich durch den Rindenkörper bogenförmig nach aussen wenden, um, an der Grenze des Stammes angelangt, sofort in die Blätter zu treten. An der Biegungsstelle des Gefässbündels setzt sich der darauf folgende Gefässbündel für das zunächst darüber stehende Blatt an u. s.f., so dass also der Lycopodien-Stamm nach dieser Vorstellung aus lauter auf einander folgenden Stücken von Gefässbündeln, die sich zu den Blättern wenden, und für diese gleichsam gebildet sind, besteht. Das Blatt wird hier nicht zu einem von dem Stamme abhängigen, sondern umgekehrt, der Stamm zu einem von dem Blatte abhängigen Organe gemacht, also gerade das Entgegengesetzte von dem, was die erste Entwicklung der Blätter an der Axe lehrt. Verfolgt man auf einem glücklich geführten Längenschnitte durch die 'Terminalknospe diese Ent- wicklungsweise, Fig. 9, so kann natürlich die Art des Vorrückens der ersten Anlage der Gefässbil- dung weniger sichere Anhaltspunkte geben, als der Fortschritt der ferneren Ausbildung und namentlich die Verfolgung der Gefässe. Hier findet sich denn nun entschieden, dass die Ausbildung des Gefäss- stranges nicht in der Art fortschreitet, dass von der Ausbiegungsstelle des Gefässbündels zu einem tiefer liegenden Blatte der zu dem nächst obern Blatte laufende Gefässbündel auf einmal, und diess eben so für die darüber befind- A B lichen jüngeren Blätter in derselben Weise erfolgt, sondern dass Ri sich erst ein unteres, senkrechtes Stück ausbildet, dieses sich an ces g f- der bezeichneten Biegungsstelle gabelförmig theilt, und während . der innere senkrecht fortlaufende Ast sich nach und nach ausbildet, gleichzeitig auch der nach aussen sich zu dem Blatte kehrende Ast s; seiner Verholzung entgegen geht. Wollte man diesen Vorgang gra- a; phisch versinnlichen, so müsste man das Wachsthum der Gefäss- bündel ungefähr nach dem Typus A ausdrücken, nicht aber wie Nägeli will, nach dem Typus 3. Diess ist es auch, was sich a a sehr deutlich in dem Längenschnitte, Fig. 9, offenbart, der eine noch wenig entwickelte Terminalknospe nach längerer Unterbrechung der Vegetation während eines trockenen Sommers darstellt. Nach dieser Theorie besitzt der Lycopodienstamm sein eigenes ihm nur allein zukommendes Gefäss- bündelsystem. Die Gefässbündel der Blätter sind nur Abzweigungen desselben, und stehen also im Abhängig- keitsverhältnisse von der Axe, wie die ersten parenchymatösen Anlagen der Blätter, die sie endlich versorgen. 94 F. Unger Rückblick auf die Herr Nägeli meint, dass die von ihm aufgestellte Ansicht des Wachsthumes noch besonders durch die Equisetaceen bekräftiget werde, was mir durchaus nicht so erscheint, indem hier ausser den kleinen Modificationen einer doppelten Theilung der Gefässbündel weiter nichts von dem Typus des Lycopodiaceen-Stammes Abweichendes vorkommt. Etwas länger müssen wir jedoch bei der Erklärung des Wachsthumes der Gefässbündel des Mono- cotyledonen-Stammes verweilen. Die Vegetation der Gefässbündel des Monoeotyledonen-Stammes ist mit der Vegetation des Gefäss- bündels des Lycopodiaceen-Stammes einerseits so nahe verwandt, andererseits von demselben wieder so verschieden, dass dadurch nothwendig die Bildung des Monocotyledonen-Stammes als der Ausdruck dieser Vegetationsweise eine Modification erleiden muss, die uns mehr oder minder wesentlich verschie- den von der Form des Lycopodiaceen-Stammes erscheint, je nachdem wir die Abweichung als mehr oder minder wesentlich erachten. Der Gefässbündel der Monoeotyledonen ist zwar eben so wie jener der Lycopodiaceen und der Gefässkryptogamen überhaupt im Sinne Schleiden’s geschlossen, d. i. keiner seitlichen Fortbildung fähig, er ist aber überdiess auch noch rücksichtlich des Längendurch- messers als geschlossen zu betrachten, d. h. keiner Verlängerung fähig. Dieser in allen Richtungen geschlossene Gefässbündel differirt also wesentlich von dem Gefässbündel des Lycopodiaceen-Stammes, den wir als der Länge nach fortwachsend oder als sprossend betrachteten. Nur der in die Blätter tretende Seitenast des Gefässbündels war hier vollkommen geschlossen. Im Grunde ist aber die Diffe- renz beider Vegetationsweisen nieht so auffallend, als sie erscheint, und denkt man sich bei den Mono- eotyledonen den Gefässbündel, der in die Blätter tritt, von dem Gefässbündel des Stammes ausgehend, der wie dieser geschlossen ist, und sich nicht weiter nach aufwärts fortsetzt, so haben wir hier nur eine unbedeutende Modification eines für beide gleich giltigen Gesetzes. Der Unterschied liegt dann nur darin, dass sich in einem Falle Stamm und Zweige in ihrer Fortbildung ungleich, im andern Falle gleich $ verhalten. Der Typus des Gefässbündelwachsthumes wäre demnach im Monoeotyledonen- Stamme auf nebenstehende Weise auszudrücken, wo x dem Gefässbündel des Stammes x seine mögliche Fortsetzung, die jedoch nie zur Entwicklung gelangt, und y dem nach dem Blatte tretenden Aste entspricht. In der Vereinigung mehrerer Gefässbündel dieser Art zur Bildung des Stammes, kann durch das vollkonımene Abschliessen des Gefässbün- dels bis zum Horizont des Blattes für jedes folgende Blatt und für das zwischen zwei Blättern fallende Internodium nur durch eine Production von Gefässbündeln Genüge geschehen. Diese neue Anbildung muss aber gesondert von den früheren Bündeln, und wie alle Vegetation centrifugal d. i. nach der Aussen- seite der bereits vorhandenen Gefässbündel erfolgen. Mit dem neuen Gefässbündel muss aber nothwendig auch der Stamm in die Dicke zunehmen, sich gleichsam vervielfältigen und der von demselben abtretende Ast für das neue Blatt kann der Stammbildung nur untergeordnet sein, und somit nur als Aceidens erscheinen. Der Fortschritt in der Entwicklung der allgemeinen Vegetationsnormen liegt hier offenbar in der unvollendeten Ausbildung des Stammes, und es wäre demnach irrig, in dieser Vegetations- weise ein Ueberwiegen der Blattbildung, ja sogar ein anderes Verhalten derselben zur Axe desshalb anzunehmen, weil sämmtliche Gefässbündel in die Blätter auslaufen. Der Typus der Vegetation des Monocotyledonen-Stammes lässt sich demnach am anschaulichsten auf beifol- gende Weise versinnlichen. Auf demselben Grundgesetze beruht auch die Bildung des Dicotyle- donen-Stammes. Auch hier ist das Wachsthum des Stammes in die Dicke als das hervorste- chendste Phänomen des Processes zu betrachten, allein dasselbe wird nicht auf die näm- liche Weise wie bei dem Monoeotyledonen-Stamme bewerkstelliget, sondern dadurch, dass den Gefässbündeln ein unbeschränktes Wachsthum in die Breite zukommt , die Anord- nung der Gefässbündel selbst ist eben so wie im Stamme der Gefässkryptogamen und der Monoeotyledonen, ja mit jenen noch viel näher als mit diesen verwandt. verschiedenen Entwickelungsnormen beblätterter Stämme. 95 Im Diecotyledonenstamme sind die Gefässbündel, wie bei Zycopodium, sprossend, sie sind aber auch zugleich nachwachsend und können sich in die Breite der Anlage noch ins Unendliche ausdehnen. Die in die Blätter tretenden Zweige sind wie überall auch hier begrenzt, allein diese Begrenzung be- zieht sich nicht blos auf die Längenausdehnung, sondern auch auf jene der Breite. Es sind also die in die Blätter abgehenden Zweige hier so gebaut. wie bei dem Lycopodiumstamme, während der eigentliche Gefässbündelstamm ein in jeder Beziehung unbegrenztes Wachsthum zeigt. Es lässt sich hiernach der Typus des Dieotyledonen-Stammes durch nebenstehendes Dia- gramm darstellen. Die Erklärung des Wachsthumes des Dicotyledonenstammes würde nach der Voraussetzung Nägeli’s in der Anlage der Gefässbündel (Fig. 2.) unübersteig- Fi liche Hindernisse darbiethen, da ein und derselbe Gefässbündel zugleich ein begrenztes und ein unbegrenztes Wachsthum in zweien ganz nahe liegenden Theilen haben müsste, was durchaus aller Erfahrung widerspricht. Es liesse sich freilich dagegen einwenden, dass der in die Blätter abbiegende Theil des Gefässbündels der Anlage nach eben- falls mit unbegrenztem Wachsthume versehen sei, es bleibt jedoch bei weitem natür- licher, diesen Theil nicht als Stück eines grösseren Ganzen, sondern als einen davon verschiedenen Zweig zu betrachten, an welchem sehr wohl eine Verkümme- &.uh? rung des Breitewachsthumes regelmässig eintreten kann. Damit hätten wir nun die drei am auffallendsten von einander zu unterscheidenden Vegetations- weisen beblätterter Stämme, welche in den „Grundzügen der Botanik” p. 89—94 näher auseinander- gesetzt und mit graphischen Darstellungen begleitet sind. Zu diesen drei Typen kann nun allerdings ein vierter 'T'ypus hinzugefügt werden, um so mehr, als bei der gegenwärtigen Darstellung und Begrenzung der ersteren jener vierte Typus nicht füglich untergebracht werden kann. Es betrifft das Wachsthum der Nyetagineen, Piperaceen u. s. w., Pflanzen, die allerdings an der Grenze der Mono- und Dicotyledonen stehen. Das Wesentliche der Vegetation ihrer Gefässbündel besteht darin, dass nicht alle sich auf die gleiche Weise ausbilden. Ein Theil der Gefässbündel ist blos sprossend zu nennen, während ein anderer Theil nicht blos endsprossend, sondern zugleich nachwachsend ist. Die ersteren versorgen mit ihren Seitenästen die Blätter, während die an- dern blos zur Verdiekung des Stammes beitragen. Das Schema für diese Wachsthums- norm wäre das beifolgende. Dadurch entsteht ein doppeltes Gefässbündelsystem, ein centrales und ein peripherisches, von welchen das letztere durchaus nicht mit den ce c Blättern im Zusammenhange steht, sondern wie die Gefässbündel der Monoeotyledo- nen blos zur Verdiekung des Stammes beitragt. Dieses Nachwachsen ist oft sehr beschränkt und geht nur bis auf einen gewissen Grad, daher solche Stämme durch ihre vielen unter einander ziemlich ähnlichen Gefässbündel den Stämmen der Mono- Pas cotyledonen auf einem Querschnitte ziemlich gleich sehen. Nach allem diesen lassen sich also die vier von einander unterschiedenen Ve- Ba getationsweisen des Stammes auf folgende Art charakterisiren: Form. I Alle Gefässbündel des Stammes sprossend (an der Spitze ungeschlossen, unbegrenzt), mit seit- wärts nach den Blättern abgehenden geschlossenen Zweigen. Hieher gehören Lycopodiaceen, Equisetaceen u. a.m. Form. II. Alle Gefässbündel des Stammes geschlossen, an ihrer Spitze ein eontinuirlich in das Blatt verlaufender Zweig. Monoecotyledonen. F. Unger Rückblick auf die Form. III, Ein Theil der Gefässbündel des Stammes sprossend, ein anderer durchaus ungeschlossen , erste- rer nach Form. I. Nyctagineen, Piperaceen u. s. w. Form. IV. Alle Gefässbündel des Stammes ungeschlossen (nachwachsend und sprossend); die zu den Blät- tern verlaufenden Zweige geschlossen (weder sprossend noch nachwachsend). Diecotyledonen. Nennen wir nun Form. I. vegetatio terminalis, so können wir die Form. Il. vorzugsweise vege- tatio peripherica, und die Form. Il. und IV. als vegetatio peripherieo-terminalis bezeichnen, bis eine weitere Erforschung dieser Verhältnisse eine zweckmässigere Nomenelatur möglich machen wird. Von diesen vier Hauptformationen ergeben sich vielfache Abweichungen, von denen wir nur die Hauptsächlichsten hier kurz berühren wollen. Bei Form. I. kommt es nicht selten vor, dass die seitlich abtretenden Gefässbündelzweige statt zu den Vegetationsblättern zu den Fruchtblättern verlaufen, wie diess bei den Farnen die Regel ist, oder dass statt ein einziger Kreis von Gefässbündeln mehrere eoncentrisch in einander eingeschlossene Kreise von Gefässbündeln mit übrigens gleichen Eigenschaften erscheinen, wie das bei den Marattiaeen, denen auch die Psaronien der Vorwelt untergeordnet werden müssen, der Fall ist, oder endlich, dass statt einem Gefässbündelkreise ein einziger centraler Gefässbündel erscheint (Hymenophylleae). Von weit mehr untergeordneter Bedeutung ist die grössere oder geringere Entfernung der Gefäss- bündel des Stammes von einander und das theilweise seitliche Verwachsen derselben, wodurch grössere oder kleinere Markstrahlen entstehen. Auch hier trifft es sich schon, dass nicht der ganze Gefässbün- del, sondern nur ein Theil desselben an die Blätter abgeht, dass diess aber stets der innerste Theil desselben ist. (Sigillarieae, Lepidodendreae, Diplonyleae, Stigmarieae, Calamiteae.) Schon durch diesen Umstand, noch mehr aber durch ein bis zu einer bestimmten Ausdehnung erfolgtes Nachwachsen der Gefässbündel an ihrer Aussenseite gehen Modifieationen hervor, welche diese Wachsthumsnorm mit jener des Dicotyledonenstammes auf eine merkwürdige Weise verbinden. Hieher gehören vor allen andern die Cycadeen. Auf gleiche Weise finden sich auch in der Wachsthumsnorm der Monoeotyledonen mehrfache Ab- weichungen, die jedoch innerhalb des beschriebenen Haupttypus fallen. Das erste ist das Nähertreten und wohl auch Verschmelzen mehrerer Gefässbündel unter einander, wodurch ein Schein von Holz- eylinder und Mark, also gleichfalls eine Annäherung zum Dieotyledonenstamm, gebildet wird, — an- derseits wieder die Reduction der Gefässbündel auf ein eentrales Bündel oder auf einen Complex von centralen Bündeln, welches Zweige nach den Blättern abgehen lässt, von denselben aber den Bast- theil zu einzelnen zerstreuten Bündeln abtrennt. (Posidonia Caulini König.) *) Wie in diesem Falle gleichsam eine theilweise Vereinigung gesammter Gefässbündel erfolgte, scheint bei andern Najadeen diese Vereinigung in Form eines Cylinders zu erfolgen, was natürlich eine ebenso bedeutende Abweichung bildet. (Zostera.) ”*) Noch kennen wir die anatomischen Verhältnisse von viel zu wenig Pflanzen, als dass wir die zahlreichen Modifieationen , die hier noch möglich sind, anzugeben im Stande wären. Auch von der dritten Vegetationsnorm lassen sich mehrere Unterabthei- lungen machen, je nachdem bei den peripherischen Gefässbündeln ein beschränkteres oder mehr un- beschränktes Anwachsen vorkömmt, oder je nachdem dieselben mehr oder weniger an einander rücken und unter einander verschmelzen. *) Chloris protogaea, p. 52 1. 17 f. 4. 5. 6. **) Chloris protogaea, p. 49 t. 171.7. & verschiedener Entwickelungsnormen beblätterter Stämme. 97 Noch viel zahlreicher werden endlich die Modificationen in dem Dieotyledonenstamme, je nachdem die Gefässbündel und ihre Elemente diese oder jene Ausbildung erlangen. Die grösste Abweichung von dem normalen Typus lässt bei theilweiser Verkümmerung einzelner Stellen andere Partien des Holzkörpers sich übermässig fortbilden, was zu den sonderbaren Gestalten gewisser Bignomaceen-, Sapindaceen- u. S. w. Stämme Veranlassung gibt. Am räthselhaftesten erscheint mir bisher noch das Rhizom von Nymphaea. Dasselbe scheint sich wenig zu verdicken, dagegen rasch in die Länge zu wachsen, was ihm, da es überdiess oft dicht mit Blattnarben bedeckt ist, ein dem Farnstamme ähnliches Ansehen gibt. Die Gefässbündel sind zer- streut, kaum dass man in ihrem unregelmässig scheinenden Gewirre mehrere concentrisch gestellte Kreise wahrzunehmen im Stande ist. Sie erscheinen ferner grösstentheils geschlossen , vielleicht nicht einmal sprossend. Alles diess lässt vermuthen, dass man es hier mit einer Bildung zu thun hat, die einerseits an die der Monocotyledonen, anderseits an jene der Nyetagineen erinnert, ohne jedoch ent- schieden einer von beiden gleich zu kommen. Noch schwerer zu entwirren sind diese Verhältnisse dadurch, dass die an den Bastbasen entspringenden Adventivwurzeln durch eigene aus den Gefässbündeln des Stammes entspringende Gefässbündelzweige versorgt werden, ferner dadurch , dass auch die Blu- menstiele, welche in der Phyllotaxis hier ganz die Rolle einfacher Blattstiele spielen, von daher ver- sehen werden. Eine nähere Auseinandersetzung dieser so merkwürdigen anatomischen Verhältnisse will ich indess auf eine andere Gelegenheit versparen, da dieselbe ohne Beigabe einer grösseren Menge erläuternder Zeichnungen nicht wohl leicht zum Verständniss gebracht werden kann. Erklärung der Abbildungen. (Tafel VI.) : Fig. 1. Querschnitt eines vollkommen ausgebildeten Theiles des Stammes von Zycopodium elavatum, 20 Mal vergrössert. a. Aeussere Rinde; b. Innere Rinde; c. Bastscheide; d. e. f. Holzkörper, und zwar: d. Markscheide, e. bandförmige Gefässbündel, und f. der aus Holzzellen bestehende Holzkörper im engern Sinne ; g. im Rindenkörper und in der Bastzone zerstreute Gefässbündeln. Fig. 2. Querschnitt desselben Stammes aus der Basis der Terminalknospe, 20 Mal vergrössert. a. Radiäre Streifen im Rindenkörper; b. Holzkörper mit einer deutlichen Anlage von Gefässbündeln. Fig. 3. Ein Stück davon, 300 Mal vergrössert. Der Stamm schien durch lange vorhergegangene Tro- ckenheit etwas saftleer. aa. Bündel von Treppengängen, mit b. einem Bündel einfacher Spiralgefässe am Rande; c. Holzzellen ; d. Markscheide. Fig. 4. Querschnitt desselben Stammes über der Mitte der Terminalknospe, gleichfalls 20 Mal vergrös- sert. Der Rindenkörper mit radıären Streifen, der Holzkörper mit der ersten Anlage der Ge- fässbündel. die, 12 an der Zahl, im Kreise stehen. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 13 98 Fig. 5. Derselbe Querschnitt stark vergrössert. a. Rindenkörper ; b. die ersten Anfänge der Gefässbündel im Holzkörper. Fig. 6. Längenschnitt aus diesem "Theile der Terminalknospe, in welchem die erste Anlage der Gefässe a und der zwischen denselben liegenden Holzzellen 5 ersichtlich ist. Vergrösserung 300 Mal. Fig. 7. Querschnitt aus der Spitze der Terminalknospe über der ersten, warzenförmigen Anlage der Blätter. Vergrösserung 300 Mal. Man unterscheidet kaum zwei verschiedene Regionen, eine äussere a, die der Rinde, und eine innere centrale 5, die des künftigen Holzkörpers, der hier so wie die Rinde ganz aus parenchymatischen Zellen besteht. Fig. 8. Die Spitze der Terminalknospe der Länge nach durchschnitten und 300mal vergrössert. a. a. b. Die ersten Anlagen der Blätter auf verschiedenen Stufen ihrer Ausbildung. Fig. 9. Längenschnitt des Stammes mit der Terminalknospe. a. a. a. Aeltere Blätter des Stammes ohne ihre Spitze; b. Terminalknospe mit den jungen Blättern; e. Rinde; d. Bastscheide ; ee. Bündel der einfachen Spiralgefässe ; ff. durchschnittene Gefässbündelstreifen ; &&. Höhe, auf welcher der Querschnitt der Terminalknospe, Fig. 2, gemacht wurde. Fig. 10. Längenschnitt der Spitze der Tierminalknospe, stärker vergrössert. aa. Anlage der Blätter; bb. Rindenkörper mit seinen Streifen. Im lichten Theile noch kein verlängertes Zellgewebe. € c. Durchschnittene Gefässbündelstreifen. 99 Pflanzen-Missbildungen beobachtet von Dr. F. Unger, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Vorgelegtin der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 25. Mai 1848.) B. Missbildung der Blüthen von Hydrophyllum virginicum Lin. An einem im botanischen Garten des Joanneums zu Grätz eultivirten Stocke von Hydrophillum_vir- ginieum Lin. wurde Anfangs Juli des Jahres 1847 eine sehr in die Augen fallende Missbildung wahr- genommen, deren genaue Beschreibung in Begleitung von Abbildungen Taf. VW. Fig. 1—5 hier folgt. Die meisten Stengel dieser Pflanze waren regelmässig gebildet, nur an einem einzigen derselben bemerkte man Afterdolden, in denen zwei und mehrere Blüthen in die gleich näher zu bezeichnende Prolifieation übergingen. Eine solche Afterdolde ist Fig. 1 in natürlicher Grösse dargestellt. Die Pflanze hatte schon lange verblüht, die meisten Blüthen setzten keine Früchte an, nur bei wenigen waren dieselben bis zur Grösse eines Hanfkornes entwickelt. An den monströsen Blüthen fiel vor allem schon der Blüthenstiel auf, welcher um die Hälfte länger und beinahe so dick als der ge- meinschaftliche Blüthenstiel der ganzen Afterdolde war. Der Kelch, Fig. 2. a, zeigte sich regelmässig fünfspaltig, mit linienförmigen an der Spitze nach auswärts gekrümmten Lappen versehen. Darauf folgte eine ganz vergrünte röhrenförmige Blumenkrone mit 5lappigem Rande, Fig. 2. d. Die mit dem Kelche alternirenden Lappen hatten ausserhalb eine deutliche Mittelrippe, und zeigten innerhalb die angewachsenen schwielenförmigen Schuppen und an der Spitze eine Ausrandung. Eben so waren die Stauborgane regelmässig ausgebildet, und ragten mit ihren langen Staubfäden “weit über den Rand der etwas ausgebreiteten Blumenkrone hervor. Fig. 2. ce. Statt des Fruchtknotens erhob sich nun aus der Achsel zweier gegenüberstehender linienförmiger, unten in eine Scheide verwachsener Blätter, Fig. 2. d, ein neuer Blüthenstiel von der Länge eines halben Zolles, fast eben so diek als der erste und an der Basis braunroth gefärbt. Nahe dem obern Ende befand sich ein kleines Deckblättchen, Fig. 2. x, und am Ende selbst ging aus einer knoten- förmigen Erweiterung eine zweite Blüthe hervor; die Theile derselben waren aber viel grösser und grüner gefärbt als die der ersten Blüthe. Sie bestanden erstens aus einem ötheiligen Kelche mit langen linienförmigen ganzrandigen und etwas nach auswärts gekrümmten Zipfeln, Fig. 2. a‘, zweitens aus einer fünftheiligen ganz grün ge- färbten Corolla, deren Lappen, Fig. 2. 4, verkehrt eiförmig, nach Innen concav, an der Spitze ein- gekerbt und in der Regel nach aufwärts gerichtet waren. Mit diesen wechselten drittens fünf, zwar ganz grün gefärbte, aber in der Gestalt nicht von der Regel abweichende Stauborgane, Fig. 2 ce‘, mit deutlichen Loculis, in welchen Pollen enthalten war. 13 * 100 F. Unger über Pflanzen-Missbildungen. Statt des Fruchtknotens, der nun hierauf folgen sollte, waren gleich den beiden Blättern d wie- der zwei einander gegenüberstehende Blätter d‘ d‘ gebildet, dieselben waren aber viel stärker ent- wickelt, linienförmig - lanzetförmig und mit einigen tiefeingeschnittenen Sägezähnen versehen. Fig. 4 ist eines dieser Blättchen um den vierten Theil vergrössert abgebildet. Die Aehnlichkeit dieser Blätter mit den Theilschnitten der Stengelblätter ist in die Augen sprin- gend, um so mehr, als sie auch viel stärker behaart denn die übrigen hlattartig veränderten Blüthen- theile waren. Damit war die Achse geschlossen. In dem Fig. 3 beigefügten Diagramme lässt sich der ganze Kreis dieser interessanten Metamor- phose leicht überblicken. Die Bezeichnung ist wie oben. Die andere durchwachsene Blüthe Fig. 1. 5 war fast eben so gebaut. Die erste Blüthe derselben bestand aus dem Kelche, der Corolla, den Stauborganen und aus zweien einander gegenüberstehenden Blättern, den verwandelten Karpellen entsprechend. Von Samen- knospen war nirgends eine Spur zu entdecken, und selbst die Zähne der zweiten Karpellarblätter zeig- ten kaum eine Verdickung, die darauf hinweisen konnte. Ausser diesen Anomalien waren noch andere, obgleich minder auffallende zu bemerken. Die nie- deren Stufen der Metamorphose beschränkten sich nur auf Vergrünung sämmtlicher Theile, ohne ihre Form und sonstige Beschaffenheit zu ändern. Nur der Fruchtknoten war hierbei in eine mehr oder weniger lange hülsen- oder balgförmige Anschwellung übergegangen. Auf einer weiteren Stufe theilte sich der Fruchtknoten an der Spitze, und es gingen daraus allmählich zwei Blätter (Karpellblätter) hervor. Auf einer noch höheren Stufe der Umwandlung, wobei sich zugleich alle Theile vergrösserten, trat aus den beiden scheidenförmig verbundenen Blättern, den völlig veränderten Karpellen, ein Blüthen- stiel als Fortsetzung der Achse hervor. Dieser Blüthenstiel trug die Anlage zu einer neuen Blüthe, die aber noch in einer sehr einfachen Form als ein verkehrt eiförmiger, etwas zusammengedrückter und mit einer Spitze versehener Balg erschien. Fig. 5. Bei genauerer Analyse zeigte es sich, dass dieser Balg nichts anderes als die 4 Kelchblätter der zweiten Blüthe darstellte, die hier in einen Schlauch verwachsen waren, in dessen Innern jedoch schon die Anlage zu der Blumenkrone und den Karpellen vorhanden war. Die letzte Stufe endlich bildete das, was wir anfänglich beschrieben haben, und sich somit als eine blüthenzeugende Mittelsprossung darstellte. ER. Missbildung der Blüthen von Scabiosa ochroleuca Lin. Im Spätsommer und im Herbste des Jahres 1847 wurden mir von verschiedenen Seiten Miss- ' bildungen der Blüthen von Scabiosa ochroleuca Lin. zur Untersuchung überbracht. Sie hatten alle Aehnlichkeit unter einander, und zeichneten sich im Allgemeinen dadurch aus, dass die ganze Pflanze meist einfach und ohne alle Verzweigung blieb, der Stamm dabei kurz und die Blätter mehr gedrängt als sonst waren. Am auffallendsten aber erschienen die bis auf einen halben Zoll und noch mehr verkürzten Stiele der Inflorenscenzen, die stärkere Entwicklung der Blättehen des Involuerums, so wie der Schuppen des Capitulums bei fast bis zur Unkenntlichkeit fortgeschrittener Verkümmerung der Blüthen selbst, was der ganzen Pflanze daher ein büschelförmiges Ansehen gab, welches natürlich gar sehr von der normalen Form abwich. 4 Würde an einigen Individuen sich nicht zuweilen der eine oder der andere Blüthenast doch etwas mehr ausgedehnt, und an der Infloreseenz einzelne Blüthen sich deutlicher entwickelt haben, so würde man auf den ersten Bliek und bei oberflächlicher Untersuchung kaum hinter dieser Missgestaltung die Pflanze erkannt haben, von der dieselbe ausging. In einigen Fällen waren dagegen mit dieser über- F. Unger über Pflanzen-Missbildungen. 101 mässigen Ausbildung des Involucrums und der Schuppen auch die in der Regel auf ein Minimum ver- kürzten Blüthenstiele ungemein verlängert und trugen eine Blüthe oder gingen in ein zweites, jedoch sehr mageres Köpfchen über. Was nun die Umstaltung der einzelnen Theile betrifft, so mag Folgendes angeführt werden: Was zuerst die Blättehen des Involuerums betrifft, so sind dieselben zwar wie im normalen Zu- stande einfach geblieben, allein sie wurden mehr als um die Hälfte länger, verhältnissmässig auch breiter, und glichen daher in der Form den oberen Stängelblättern ganz und gar, selbst der Substanz nach, die bei denselben viel zarter als im normalen Zustande ward. Ganz dieselbe Gestalt und Beschaffenheit boten auch die "übrigen Deckblättchen der Inflorescenz dar; sie blieben nicht kürzer, hatten die normale schuppenförmige Gestalt gänzlich verloren, und konn- ten so füglich mit einem Blattbüschel verglichen werden, bei welchem die verkümmerten Blüthen nur einen ausserwesentlichen Antheil nahmen. Die äussersten Blüthen waren bis zur Länge einer halben Linie reducirt. Auf einem verhältniss- mässig langen Blüthenstiele sass ein fünftheiliges Involucellum, mit ungleich langen etwas behaarten Theilschnitten,, welches den mit einem fünftheiligen Kelche gekrönten Fruchtknoten einschloss. Auch die Blumenkrone war in allen ihren Theilen ausgebildet, ja selbst die Antheren, die nicht grösser waren, als drei der Länge nach an einander gereihte Pollenzellen von normalen Blüthen. Natürlich fehlte in jenen der Pollen. Der Fruchtknoten war für die Untersuchung zu klein. Alle diese Blüthentheile waren von blassgrüner Farbe und sehr zart. In der vierten und fünften Reihe nach einwärts waren die Blüthen schon um Vieles grösser, beson- ders verlängerten sich die Blüthenstiele gar sehr, jedoch blieben die Blüthentheile bei der vorigen Stufe ihrer Ausbildung stehen, es wollte mich jedoch bedünken, das Ovarium unterscheiden zu können. Noch weiter gegen den Mittelpunkt der Inflorescenz waren die Blüthen noch deutlicher entwickelt. Sie standen auf langen Stielen, und man konnte ausser dem Involucellum noch Kelch, Blumenkrone, Stauborgane, Stengel und Fruchtknoten deutlich unterscheiden. (Taf. VI. Fig. 7.). Das Involucellum war aber auch hier in der rückschreitenden Entwicklung allen übrigen Organen vor. Es war viel weiter als im normalen Zustande aufgeschlitzt,‘ und der radförmige Saum in vier ungleiche Zipfel ausgewachsen, wovon zwei grösser als die andern waren. In Fig. 7 ist der Saum eines solehen missbildeten Involucellum aufgeschlitzt und auseinander gebreitet dargestellt. Schon mehr der normalen Form näherte sich der Kelch (Fig. 8), besonders fand diess aber an der Blumenkrone und den Stauborganen statt, die ausser der grünlichen Farbe und der mehr blattartigen Substanz, wenig oder keine Abweichung von dem normalen Typus zeigten. Desto mehr wich jedoch der Fruchtknoten oder vielmehr die von den Fruchtblättern eingeschlossene Samenknospe von der normalen Beschaffenheit ab. Statt dass aber, wie sonst das Pericarpium ein umge- wendetes Ei enthielt, war dasselbe hier in eine aufrecht stehende Knospe verwandelt (Fig. 9), das den Raum beinahe erfüllt. An verschiedenen Individuen konnte man mit nicht grosser Mühe verschiedene Ent- wicklungs-Stadien dieser Knospe verfolgen, welche in Figuren 10 bis 13 in einer 40maligen Vergrös- serung gezeichnet sind. Man wird bemerken, dass an dieser Knospenbildung, Achse und Blattorgane Antheil nehmen, und dass erstere bald einfach bleibt, bald in Haupt- und Neben-Achsen zerfällt. Eine genaue mikroskopische Untersuchung liess die geringe Menge des mir zu Gebote stehenden Gegenstandes nicht zu. Ein solches sprossendes Blüthenköpfehen, wie es hier beschrieben wurde, ist bereits an Scabiosa columbaria von Boivin (Moquin-Tandon’s Pflanzen-Teratologie, pag. 366) beobachtet worden, nur mit dem Unterschiede, dass dort bloss die Blüthenstiele sich verlängert und zuweilen wieder Köpfchen trugen, aber die Blüthen selbst keine Veränderung erfuhren. 102 F. Unger über Pflanzen-Missbildungen. Der von mir hier beschriebene Fall bietet also eine Complication dar, wobei Sprossung der Inflorescenz (Prolificatio inflorescentiae), von Moquin-Tandon auch Seitensprossung (Prolificatio lateralis) - genannt, mit Vergrünung (Chloranthia) und Mittelsprossung (Prolificatio mediana) oder Durchwach- sung (Diaphysis Emgelm.) vereinigt vorkommt. [II Vergrünung (Chloranthia) der Blüthen von Potentilla umbrosa Steven. Diese Potentilla in 'Taurien einheimisch, welche seit mehreren Jahren im botanischen Garten zu Gratz im freien Lande eultivirt wurde, bot im Juni des Jahres 1847 eine sehr merkwürdige Monstrosität ihrer Blüthe dar, die einer genauen Beschreibung und Analyse werth scheint. Der Stock war nicht sehr mächtig, demungeachtet zeigten alle vorhandenen Stengel, der Zahl nach 5—6, keine einzige normale Blume. Der grössere Theil derselben war zwar weniger von der Norm abweichend, allein auch dieselben zeigten das Phänomen der Vergrünung in dem Masse, dass es nicht übersehen werden konnte. In der Regel waren auf einem Stengel immer die Abweichungen bis zu einem und demselben Grade gediehen, allein, alle Stengel unter einander verglichen, liessen eine Stufenfolge dieser Abnormitäten nicht verkennen. Wir machen mit der Beschreibung der einfachsten Formen den Anfang. Bei diesen (Fig. 14”) waren ausser der etwas kräftigeren Entwicklung der Blüthenstiele der Kelch fast normal, die Blumenblätter dagegen obgleich der Zahl und Stellung nach unverändert, doch sichtlich stärker und dabei auch zugleich gelbgrün geworden. Bei vielen hat sich der Rand sogar tutenförmig zusammen- gerollt, bei andern wellenförmig gebogen. Die Epidermis der Oberseite bestand aus ziemlich geradwandigen tafelförmigen Zellen, dagegen waren die Epidermis-Zellen der Unterseite mit buchtigen Wänden versehen, und schlossen überdiess zahlreiche Spaltöffnungen ein. Das mit Ausnahme der Epidermis nur aus vier über einander liegenden Zellschichten bestehende Mesophyll hatte nach oben eylindrische, nach unten ellipsoi- dische mehr oder weniger unregelmässige Zellen mit zahlreichen Lufthöhlen und luftführenden Inter- cellulargängen. Die Zellen selbst enthielten zahlreiche Chlorophylibläschen, und so wie die der Blätter Amylum, so dass die Blumenblätter demnach nicht bloss durch die Farbe sich den gewöhnlichen Blättern näherten, sondern auch durch ihre Structur und die Beschaffenheit ihres Inhalts mit denselben übereinkamen. Auch an den Antheren blieb die Sache nicht bei dem regelmässigen Zustande stehen. Das Con- neetivum vergrösserte sich, einzelne Zellen der Oberfläche enthielten rothen Farbestoff und die Pollen- zellen bildeten sich sparsam und mangelhaft aus. Am meisten zeigten sich indess die Karpelle verändert. Sie waren vergrössert, erhielten lange Stiele und Griffel von der Länge des Fruchtknotens, der überdiess noch etwas gewunden war. An der innern Naht nach oben war das aufrechte Eichen angeheftet. Dasselbe glich einem eiförmigen zuge- spitzten Schlauche, dessen Spitze etwas eingerollt und dann zugleich aufgeschlitzt war. Figur 15 stellt ein unverletztes Karpell 8 Mal vergrössert dar, und Figur 16 dasselbe der Länge nach aufgeschnitten mit dem unverletzten Eichen. Figur 17 ist zur genaueren Orientirung noch der Querschnitt desselben Karpells am obern Ende mit dem durchschnittenen Eichen, und Figur 18 ein Eichen der Länge nach durchschnitten mit dem Nucleus. Die weiter fortgeschrittene Missbildung der Blüthen (Fig. 20) liess fünf äussere kleinere und fünf innere grössere Kelchlappen von normaler Beschaffenheit erkennen; darauf folgten die fünf Blumen- blätter, welche oval, eingekerbt und ganz und gar vergrünt waren. Dabei zeigten sich am nagelför- migen Ende zu beiden Seiten deutliche Stipeln. Stauborgane, 30 an der Zahl, waren regelmässig *) Eine Blüthe der Länge nach halbirt, in natürlicher Grösse gezeichnet. F. Unger über Pflanzen-Missbildungen. 103 geformt, auch fand sich in den Antheren Pollen. — Ganz zu Blättern umgewandelt waren indess die Karpelle. Grössere und kleinere Blätter wechselten dabei unregelmässig, ebenso ihre Form, nur war diese gegen den Mittelpunkt der Blüthe etwas ausgebildeter. Die Hauptform dieser umwandelten Blätter, wovon Fig. 19 einen Ueberbliek gewährt, war lanzettförmig oder länglich-lanzettförmig mit einer deut- lichen Zuspitzung. Grund und Spitze waren etwas nach aussen gebogen, daher dieselben gekrümmt aussahen, während der Rand nach einwärts gerichtet war. Ihre Figur näherte sich somit dem tutenför- migen. — Am Grunde sah man zuweilen eine oder die andere Stipel entstehen (Fig. 19, e), nach oben traten unregelmässige, zahnförmige Fortsätze hervor, die sich so weit vergrösserten, dass die Blättchen dadurch fast dreispaltig wurden. (Fig. 19, f.) Von Samenknospen war keine Spur zu erkennen, dagegen bemerkte ich in der Achsel dieser Karpellblättchen zuweilen eine Anthere (Fig. 19, d). Farbe und Substanz, so wie der innere Bau war ganz jener der gewöhnlichen oder der Laubblätter, es fehlte sogar der Haarüberzug nicht. IV. Missbildung der Blüthen von Desmodium marylandicum DI. An einem Stocke von Desmodium marylandicum DI., welcher seit mehreren Jahren im botani- schen Garten des Joanneums zu Gratz eultivirt wird, fanden sich im Jahre 1847 zur Zeit der Blüthe, d.i. Anfangs Juli Monstrositäten, wie sie früher nie beobachtet wurden. Derselbe Stock hatte Triebe mit ganz normalen Blüthen und Früchten, daneben andere, an welchen jede Blüthe eine krankhafte Veränderung in ihrer Ausbildung erfuhr. Der geringste Grad der Missbildung war eine übermässige Entwicklung des Kelches, der, statt röhrenförmig mit vierzahnigem Rande, klein, von röthlicher Farbe und behaart zu sein, in eine glockenförmige Gestalt mit vierlappigem Rande überging, an Grösse bedeutend zunahm und zugleich eine ganz grüne Farbe erlangte, überdiess beinahe glatt wurde. Auf der ersten Stufe der Missbildung fanden sich dabei noch die vier Blumenblätter fast von normaler Grösse, aber bereits theilweise oder ganz vergrünt, die Stauborgane normal, das Ovarium verlängert, mehr blattartig, unregelmässig gekrümmt und gefaltet und ohne Spur von Samenknospen. Auf einer höheren Stufe waren Blumenblätter und Stauborgane sehr verkümmert, jedoch so, dass man die einzelnen 'Theile noch zu unterscheiden vermochte. Dabei war der Fruchtknoten zwar ver- grössert, aber in seiner Struetur unverändert, und dasselbe galt auch von der Samenknospe. Auf der dritten Stufe endlich der Missbildung war die Corolla auf ein Minimum redueirt, die Staub- organe gleichfalls sehr klein, die Staubfäden gesondert (Fig. 22), der Fruchtknoten gekrümmt und klein, die Samenknospen eylindrisch, jedoch deutlich ausgebildet (Fig. 23, in 15maliger Vergrösserung). Ein Theil dieser missbildeten Pflanze ist Fig. 21 in natürlieber Grösse abgebildet, wobei nur zu bemerken, dass an der mit * bezeichneten Blüthe der Kelch aufgeschlitzt wurde, um die inneren Theile besser zu sehen. An Fig. 22, welche eine Blüthe sechsmal vergrössert gibt, ist Kelch und Corolla entfernt. Vv Missbildung der Blüthen von Trifolium repens Lin. und Trifolium montanum Lin. Schon im Jahre 1842 machte ich auf eine das Jahr zuvor beobachtete merkwürdige Anomalie von Trifolium repens, welches im botanischen Garten des Joanneums beinahe alle Grasplätze bedeckt. aufmerksam. (Regensb. Bot. Zeitung 1842 p. 369 t. 2.) Der damals beobachtete missbildete Stock 104 F. Unger über Pflanzen-Missbildungen. wurde bald darauf in einen Gartentopf versetzt und unter besonderen Augenmerk gehalten. Jedes Jahr konnte man dieselbe Vergrünung, welche ich am a. O. beschrieb, wahrnehmen. Im Juli 1847 waren dagegen die Blüthen der Art missbildet, dass zwar die Blumenkronen und Staubgefässe fast regelmässig und gefärbt erschienen, allein die Kelehzähne sich in eben so viele einzelne Blättehen, bei welchen indess nur das Endblättchen, keineswegs aber auch die Seitenblättchen zur Ausbildung gelangten, um- wandelten; ebenso dass statt des Fruchtknotens ein verkümmertes Blatt zum Vorschein kam. In andern Blüthen fehlten Blumenkrone und Stauborgane fast ganz, oder waren doch kaum zu bemerken, da- gegen die peripherischen und centralen Theile wie oben entwickelt. Eine ähnliche Missbildung liess sich in demselben Sommer (Juli 1847) auch an Trifolium mon- fanum, welches da eultivirt wurde, wahrnehmen. Während an dem Kelche, der Corolla, so wie an den Staubgefässen keine Abnormitäten wahrzunehmen waren, zeigte die Frucht sich zu einem Blatte umgewandelt. Dieses Blatt war aus den oberen Blüthen der Aehre, einfach und am Grunde noch mit einer Scheide versehen (Fig. 24. a), in den untern Blüthen von dem einfachen tutenförmigen (Fig. 2%. 5) nach und nach in das Gefiederte übergehend, so dass Fig. 24. e nur ein Seitenblättchen, Fig. 24. d. e. f zwei Seitenblättchen, und zwar nach und nach immer vollständiger ausgebildet, erhielten. Am meisten waren die obersten Blüthen der Aehre verändert. Eine solche Blüthe ist, so weit sich die einzelnen Theile erkennen liessen, Fig. 25 dargestellt. v2. Missbildung der Blüthen von Medicago carstiensis Jacq. Gleichfalls an einem eultivirten Exemplare des botanischen Gartens am Joanneo beobachtete ich im Juli 1847 eine nieht uninteressante Metamorphose, die, weil sie mit der zuvor beschriebenen zu- sammenhängt, hier ihre nähere Erläuterung finden soll. Die Pflanze hatte mehrere Wurzeltriebe, wovon die untersten mehr liegenden normal, die Mehrzahl aber aufgerichtet und so verändert waren, dass man statt der Blüthen nur einen Büschel kleiner, grüner Blätter gewahr wurde. Ein Stück eines solchen Zweiges ist Fig. 26 in natürlicher Grösse abgebildet. Bei näherer Untersuchung zeigte es sich, dass der Kelch sich ausser einiger Vergrösserung wenig von der normalen Form und Beschaffenheit entfernte. Von der Blumenkrone war bis auf wenige mit dem unbewaffneten Auge kaum zu erkennende Spuren alles verschwunden. Unter gehöriger Vergrösse- rung liessen sich jedoch einige schuppenförmige der Corolla entsprechende Theile und ebenso einige wenige freie Staubgefässe mit ausgebildeten Antheren und Pollen wahrnehmen. Fig. 27. «a stellt eine solche Blüthe in natürlicher Grösse, und 5 sechsmal vergrössert dar, so wie zur Vergleichung eine normale Blüthe Fig. 28 in natürlicher Grösse beigefügt ist. Der Fruchtknoten war klein, trat kaum über die Blumenblätter hervor, und hatte eine lanzet- förmige Gestalt mit eingerollter Spitze. Von Samenknospen waren kaum die ersten Rudimente zu er- kennen. Diese, so wie die Fruchtknoten selbst, entwickelten sich nieht weiter, sondern irockneten bald ein, während der Kelch allein fortvegetirte. In einem höheren Grade der Missbildung waren Kelch, Blumenkrone und Stauborgane zwar eben so beschaffen, allein der Fruchtknoten war nun von der gewöhnlichen Form sehr abweichend gebildet. Er war nämlich in ein gestieltes Blatt verwandelt, welches sich von den Stängelblättern in nichts unterschied, als dass es um ?/, bis */, kleiner erschien. Nur bei einigen wenigen waren statt drei Blättchen nur ein einziges, und zwar das Endblättchen ausgebildet. 105 Begründung eines eigenthümlichen Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der reellen Wurzeln der Gleichungen mit numerischen Coöflicienten. Von Fr. Moth D) correspondirendem Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe am 8. Juni 1848.) Die Auflösung einer grossen Anzahl Probleme der reinen Mathematik und der mathematischen Physik ist in letzter Instanz von der Bestimmung der Werthe der Wurzeln einer Gleichung abhängig. Ist diese Gleichung vom ersten Grade, so bedarf man, um zur Kenntniss ihrer Wurzeln zu gelangen, nur der rationalen Operationen. Dieselben aber reichen im Allgemeinen nicht mehr hin, sobald die Gleichung den ersten Grad übersteigt. In diesem Falle muss zu den Operationen des Addirens, Sub- trahirens, Multiplieirens und Dividirens die Operation der Radieation (Wurzelausziehung) hinzutreten. Indessen sind es unter den Gleichungen höherer Grade nur die des zweiten, dritten und vierten Gra- des, deren Wurzeln sieh mittelst der gedachten fünf Operationen aus den Coöfficienten der Gleichung herleiten lassen; während die Wurzeln der Gleichungen höherer Grade, sobald sie den vierten über- steigen, im Allgemeinen nicht auf die Art, wie bei den Gleichungen der genannten Grade, durch eine geschlossene Formel, in der die Coöflicienten der Gleichung durch die rationalen und irrationalen Ope- rationen unter sich verknüpft wären, darstellbar sind, wie diess schon Ruffini und Abel zu zeigen suchten. Aber selbst unter der Voraussetzung der Möglichkeit einer allgemeinen Auflösung der Glei- ehungen eines jeden Grades in dem Sinne, in welchem man dergleichen Auflösungen für Gleichungen bis zum vierten Grade besitzt, wird man wohl in den seltensten Fällen, und etwa nur mit Ausnahme der quadratischen, von einer solehen mit Vortheil Gebrauch machen können, um zur Kenntniss der Wurzeln dieser Gleichungen zu gelangen. Ungleichwichtiger für die Anwendung sind daher jene Me- thoden, welche die Werthe der Wurzeln annäherungsweise bestimmen lehren. Soll aber eine solche Methode an die Stelle einer strengen Auflösung der Gleichung treten können, so muss dieselbe nicht bloss jeden möglichen Grad der Genauigkeit erreichbar machen; es ist auch noch nothwendig, dass man sichere Kennzeichen zur Beurtheilung des jedesmal erreichten Grades dieser Genauigkeit besitze. Die von Fourier vervollkommnete lineare Annäherungsmethode, welche zuerst von Newton in min- der vollkommnerer Form angewandt worden ist, die reellen Wurzeln der Gleichungen mit numerischen Coöffieienten zu erhalten, entspricht nieht nur jenen Forderungen, sondern empfiehlt sich auch durch Einfachheit des zu führenden Caleüls. Kennt man nemlich den Werth einer reellen Wurzel einer gege- benen Gleichung mit numerischen Coöfficienten bis zu einem bekannten Grade der Genauigkeit, alsdann liefert eine zwei- oder mehrmal wiederholte Anwendung der Operationen, welche die genannte Methode Denkschriften d. mathem. naturıw. Cl. 14 106 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen vorschreibt, immer mehr und mehr Stellen von dem in Decimalbruchform ausgedrückten Werthe der Wurzel, die dem wahren Werthe angehören, wobei die Menge dieser Stellen mit der Anzahl dieser Wiederholungen in einer geometrischen Progression wächst und zugleich über den erlangten Grad der Genauigkeit der Wurzel mit befriedigender Vollständigkeit Rechenschaft gegeben werden kann. Nach dem gegenwärtigen Stand der Theorie der Gleichungen mit numerischen Coöflieienten zerfällt deren Auf- lösung in zwei wesentlich von einander verschiedene Theile, deren einer sich mit der Trennung der Wurzeln einer Gleichung, der andere aber mit der numerischen Berechnung der getrennten Wurzeln beschäftigt. Die von Sturm, Fourier und Cauchy entdeckten Lehrsätze setzen uns in den Stand, in jedem besonderen Falle einer Gleichung mit numerischen Coöfhieienten, sofern dieselben nur reelle Zahlen sind, folgende Fragen entscheidend zu erledigen: Hat eine vorgelegte Gleichung reelle Wurzeln oder besitzt sie keine derselben? Wenn reelle Wurzeln vorhanden sind, wie gross ist die Menge dersel- ben? Zwischen welchen Grenzen liegen diese reellen Wurzeln insgesammt, und zwischen welchen jede einzelne von ihnen ? Welche sind nämlich die einzelnen Intervalle, die so beschaffen sind, dass jedes von ihnen nur eine einzige Wurzel enthalte? Da man übrigens die Mittel kennt, die Auflösung einer Gleichung, wenn solche vielfache Wurzeln besitzt, von der Auflösung einer andern abhängig zu machen, deren sämmtliche Wurzeln nur einfache sind, so sieht man sich mittelst der erwähnten Lehrsätze in den Stand gesetzt, die reellen Wurzeln einer Gleichung dergestalt von einander zu trennen, dass für jede aus ihnen zwei Grenzwerthe angegeben werden können, zwischen denen nicht mehr Wurzeln liegen, als eben nur diese eine. Bezüglich der reellen Wurzeln einer Gleichung ist daher der erste Theil der Aufgabe von der Auflösung der Gleichungen mit numerischen Coöffieienten als vollständig gelöst zu betrachten. Kennt man nun zwei Grenzen, zwischen welchen eine reelle Wurzel einer bestimmten Gleichung liegt, und ist man versichert, dass in diesem Intervalle keine andere Wurzel dieser Gleichung mehr liegt ; alsdann ist es noch erforderlich, Werthe zu bestimmen, denen sich die Wurzel immer mehr und mehr nähert, um zur Kenntniss aller Ziffern zu kommen, durch welche dieselbe ausgedrückt wird, wenn die Anzahl dieser Ziffern begrenzt ist, oder doch so viele genaue Ziffern, als man will zu finden, d.h. es ist erforderlich, den Werth der Wurzel annäherungsweise zu berechnen. Dieser Zweck kann durch ver- schiedene, mehr oder weniger weitläufige Rechnungen erfordernde Verfahrungsarten erreicht werden. Ein erstes Mittel bietet die bereits erwähnte Newton’sche oder lineare Annäherungsmethode dar. In seinem berühmten Werke über die Auflösung der numerischen Gleichungen hat Lagrange bereits angezeigt, dass diese Methode in der Form, wie sie von Newton gegeben worden ist, unvollständig sei, indem sie kein Merkmal darbietet, woran sich die Richtigkeit der Annäherung jedesmal mit Gewissheit er- kennen lasse, und hat hinzugefügt, dass es sehr schwer, vielleicht selbst unmöglich sei a priori ein Merkmal zu finden, wornach sich beurtheilen liesse, ob die Bedingung der Convergenz der Operation erfüllt sei oder nicht. Diese wichtige Frage ist jetzt durch Fourier’s Bemühungen vollständig gelöst, so dass die lineare Approximation immer anwendbar ist und eine vollständige Kenntniss des gesuchten Werthes einer reellen Wurzel erreichen hilft. Diesem Geometer verdanken wir aber nicht bloss diese wichtige Vervollkommnung der Newton’schen Methode; er bereicherte die Wissenschaft auch durch bedeutende Verbesserungen an dem numerischen Caleül, welchen die Bestimmung der reellen Wurzel fordert. Allein! dieser Vorzüge ungeachtet trägt, wie ihr Vorbild, die Newton’sche, auch diese Fourier’sche in so fern noch nicht das Gepräge der Vollkommenheit an sich, indem diese, wie jene, bereits auf einen gewissen Grad genäherte Grenzwerthe voraussetzt, um sogleich zur Anwendung des approximativen Verfahrens fortschreiten zu können. Diess wird nämlich nur dann der Fall sein können, wenn für die beiden Grenzwerthe a, 5 einer Wurzel der Gleichung, die wir mit f(&) = 0 vor- stellig machen wollen, noch die besondere Bedingung: erfüllt ist, dass, während diese Gleichung zwi- schen « und 5 nur eine reelle Wurzel liegen hat, die beiden Gleiehungen f’ (2) = 0 und f"’ (2) = 0 in eben demselben Intervall keine Wurzel haben. Man muss daher, wenn dies noch nicht der Fall mit numerischen Coöffieienten. 107 wäre, das Intervall @..5 so lange durch eine oder mehrere Mittelwerthe theilen, bis man zu zwei Grenzwerthen gelangt, für welche die erwähnten Bedingungen erfüllt sind. Von diesen aus beginnt hierauf das geregelte Verfahren der approximaliven Bestimmung der in diesem Intervall liegenden reel- len Wurzel. Diesem Uebelstande ist von Cauchy durch zwei allgemeine Methoden, deren eine am 22. und 29. Mai 1837, und deren andere am 4. September desselben Jahres der Akademie der Wis- senschaften zu Paris vorgelegt worden ist, begegnet worden, indem durch deren Anwendung aus je zwei, wenngleich noch so entfernten Grenzwerthen « und 5 einer Wurzel allezeit nähere Werthe der- selben erhalten werden, während die Anwendung des Fourier’schen Verfahrens, wenn die oben er- wähnten Bedingungen für die beiden Grenzwerthe « und d noch nicht erfüllt wären, eine solche Bestim- mung dadurch unsicher machen, dass man sich, anstatt dem wahren Werthe der Wurzel näher zu kommen, zuweilen von ihr auch wieder entfernt. Zur Erreichung desselben Zweckes lassen sich auch noch die mannigfaltigen Formeln der Mathematik gebrauchen, als die eontinuirlichen Brüche, die reeur- venten Reihen, die Produete mit unendlichen Factorenfolgen, insbesondere die der binomischen Factoren von der Form (1 +7) (1 5 (1 um) ..., worin &, ß, y, ++. einzifferige Zahlen bedeuten, und mehrere andere, und sind zum Theil in der That dazu verwendet worden, wie die ersten von Lagrange, die zweiten von Euler. Aber alle bisher genannten Methoden lassen, wenngleich sie den streng wissenschaftlichen Anforderungen ein Genüge leisten, von der practischen Seite betrachtet, noch Mehreres Zu wünschen übrig, insbesondere in Hinsicht auf den Umstand, dass bei Anwendung einer jeden dieser Methoden, nachdem ein Näherungswerth der Wurzel gefunden worden ist, jedesmal der Grad der Genauigkeit, mit welchem der gefundene Werth den der Wurzel gibt, für sich bestimmt werden muss, welche Bestimmung selber wieder einer bald mehr bald weniger complieirten Berechnung bedarf. Die nachfolgenden Untersuchungen haben die Entwicklung einer Methode zur Berechnung der reellen Wurzeln einer Gleichung mit numerischen Coöfficienten zum Zwecke, welche von diesen Mängeln frei ist. Im Wesentlichen besteht diese Verfahrungsart in der Anwendung eines geregelten Verfahrens, die einzelnen Ziffern , mit denen der wahre Werth der Wurzel geschrieben wird, suecessive und in ähnlicher Weise zu erhalten, auf welche man die Ziffern eines Quotienten zweier dekadischer Zahlen, oder die Ziffern der Quadrat- und Cubikwurzeln aus dekadischen Zahlen mittelst der bekannten Rechnungsmechanismen nach und nach zum Vorschein bringt. Diese letztern enthalten mehrere überflüssige Rechnungen. Die Anwendung unserer Methode auf den Fall, da die vorgelegte Gleichung eine reine Potenzgleichung ist, d. h. die Form x" = a hat, wobei a eine gegebene dekadische Zahl bedeutet, wird auch für die Aus- ziehung der Wurzeln eines jeden Grades aus dekadischen Zahlen zu einem, von überflüssigen Rechnun- gen freien Rechnungsmechanismus führen, der in Vergleichung mit demjenigen, dessen man sich bei der Ausziehung der Wurzeln aus den dekadischen Zahlen zu bedienen pflegt, das Gepräge grösserer Voll- kommenheit an sich trägt. « Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen g. 1. Entwicklung allgemeiner Formeln. - [= Ha HEHE... +0, 1r0ta, eine ganze Function, und (2) . . . . . . . . = A, — A,z — A + A,2° 4 eine Reihe, welche in die Function (1) für = substituirt werden soll. Das Resultat ist ein Ausdruck von der Form IE a worin die Coefficienten Br a a Me re en von den Coöffieienten der Formen (1), (2), d. i. von den Zahlen a 0,0 5 Bet ei Aare at 2 EEE EFT EUR 4 abhängen werden. Bringt man das Polynom (2) unter die Form A+2.(A,+A2+ A;2°+....), und setzt abkürzend R=A+ Ag+ Art... inch ae ee ei R=0,+03-+02+.... us.f. so ist z=A, +R.z und f(e)=f(4+R.2). Nach der Taylor’schen Formel hat man FAHREN EAN ze R°: i Pe ( A,) 3 1.2.3 2’ + etc. Bringt man in diese Entwicklung für R, R’, R°,... die Ausdrücke (7), so hat man endlich (8) - f@)=f(4) —+4..f (A,)-2+ A,.f (A,) Die Vergleichung dieser Entwicklung (8) mit (3) führt daher zu den Formeln Br: in er ee mit numerischen Coöffieienten. 109 Z=f (A,) ‚As; Z=f (A) At gl A) Bi; 1). (A=f(A)-Atzaft A)-Betzg af" A- 0: Zf (A) Atzaf A) Bit gal" A): ta. af" A-Di; u.sf Um ferner abzukürzen, setze ich ee RIP Er = A; K=M,B; ER Me a K,—M, B+M,C;: MA); K,=M,B-+M,C-+M,D;: Alsdann lassen sich die Coöflicienten Z, Z,, Z,, ... durch folgende Formeln darstellen: Z,=M.A; 2Z,=M.A;-+K,; Ba)... 06. 5 ne en Z,=M. 4;,+ K,; Z,=M.A-+K&;; Zur Berechnung der Werthe von K,, K,, K,, ... lässt sich ein leichter Rechnungsmechanismus finden, durch welchen die Werthe der Formeln B,, B,, Ba; ..- Cu, Or, O5; ».. Du D;, D;, ... erhalten werden können. In dieser Absicht wollen wir die Entwicklung des Produetes A). UF FAT LH.) Bet Br + + Bir’t.. ), welche wir durch 19) .... eur BHPAatPFI Ber. +Pz"+.... andeuten wollen, näher betrachten. Es ist nämlich P=UB,; P=UBHAUB; dry 3.328, P-UBHWBENMDB: P-UBUBNBHNDB; Aus der blossen Ansicht dieser Formeln ergibt sich ein sehr einfacher Rechnungsmechanismus für die Bestimmung der Coöflieienten P,, P, Pa Pas - + Pas »-- Man schreibe nämlich die Coöffieienten des einen Polynoms unter die entsprechenden des andern, so zwar, dass immer zwei Üoöflicienten gleich hoher Potenzen von z unter einander zu stehen kommen, auf folgende Art: FREE le Aue Se SM CA Bil: er 110 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Solche Reihen, deren Glieder nach dem in den Formeln (17) ausgedrückten Gesetze zu ver- binden sind, werde ich producirende Zahlenreihen, und wenn die einzelnen Glieder blosse Ziffern sind, producirende Zifferreihen nennen. Mehrere, in gehöriger Ordnung unter einander gesetzte Reihen dieser Art heissen wir ein System producirender Reihen, welche ich noch überdiess nach ihrer Folge, wie sie unter der ersten, von oben nach unten, stehen, durch die Ausdrücke: Reihe der ersten, zweiten, dritten,... Ordnung unterscheiden will. Wenn nun irgend einer der Coöfficienten, im Allgemeinen P,, berechnet werden soll, so ver- wendet man zur Bildung desselben von jeder der beiden Reihen (z), (8), m-+1 Glieder, um aus ihnen m-+-1 Partialproducte zu bilden, von denen einer der Factoren aus der Reihe (x), der andere aus der Reihe (8) genommen wird, so zwar, dass die Summe ihrer Anzeiger stets derselben Zahl m gleich bleibe. Nimmt. man also U Us Ui Ui rs An der Reihe nach zu den ersten Faetoren an, so sind Da! Baı) Dans Bass ren: BB, die respeetiven zugehörigen zweiten Factoren dieser Producte. Werden hierauf diese m+1 Partial- produete in eine Summe zusammengezogen; so ist dieselbe der Werth von P.. Ich werde eine aus zwei Zahlenreihen nach dem eben besprochenen Gesetze hergeleitete Zahl schlechthin nur eine produeirte Summe nennen. Wir wollen nun diese Sätze zur Berechnung der verschiedenen Potenzen von R anwenden, wo- ‚ bei es offenbar hinreicht, nur den Fall, da f(«)—=x=" angenommen wird, zu betrachten. Da nun (A+RYV=A+Hl)ER.2+G)AR PH) RR. +....; so hat man, wenn man R=R.R; R=R:.R;... setzt, und der Abkürzungen (7) sich bedient (A+R.2"=A+ (1) A. 42+ß$)4°4%2°+(6)A° 42H... +) AA+LA2+AF+... )A+AS+ALH...). 2 +6) (3 +B.2+B,2 +...) A+A2+ 42 +...).2 +) +092+0, 24...) A+L2S+AFH+...). +usf Wird dieser Ausdruck noch weiter entwickelt, und werden hierauf alle erhaltenen Glieder nach Potenzen von 3 geordnet, so findet man 18)... . AtHRV=43+{)A Art) +8] 2 mar at]. + AarR]r B= mit numerischen Coöfficienten. 111 worin abkürzend gesetzt ist N\. 4 &=6)A"[%]; )A 14] + 6) HEHE ) rat lt DAT: 2 Jana t Dt Bel + 3 ae 4... 1 et. und die durch Klammern dargestellten Symbole producirte Summen aus den innerhalb dieser Klammern stehenden producirenden Reihen bedeuten. Stellt man, um noch mehr abzukürzen, durch die Zeichen I 1: a gerri ET ERBEREE LA! die produeirten Summen vor, welche aus der Verbindung der Reihe 21) ». 2. 000000 As As As Ars As; Ass -++.5 A,-i5 mit den Reihen der verschiedenen Ordnungen : l. 4,5 4,5 454,5 A, 5 As 3... +5 Ay 5 1. 0 ; Bi; B,; B,; B,; B,;....; B,_25 UM. .0;:0350, 303035 0,5....50, VW. 0;50;0;D;D;D;;....;D_.5 v.0;50;50;50; 6; B;:....;:8-5 u.sf hervorgehen; so hat man im Allgemeinen : ee IE a ER EHE ln AP al DE EEE AUEN u Han m+1 (22) Die Ausdrücke für A), K,, K;,.... lassen sich durch ähnliche Formeln darstellen. Hierzu dient die Bemerkung, dass die Zahlen a,, az, az,...a, auf die Werthe der Glieder, woraus die produeirenden Reihen (22) bestehen, durchaus keinen Einfluss haben; nur treten hier an die Stelle der Multiplieatoren a A A die Faetoren 1 1 1 1 ü 2) A a A mt AN) welche wir in (12) durch die Zeichen bee ae a vorstellig gemacht haben. Die Formeln (14) zeigen, dass jeder der Coöflieienten Z,, Z,, Z,,.... aus zwei Theilen bestehe, von denen der erste den unveränderlichen Faetor M enthält. Die zweiten Theile X, K,, K;,... sind Summen, deren Summanden Produete aus den Multiplieatoren M,, M;, M;, ... in die Ausdrücke A,, Ay, Ay; ...- BB; B;, ... O,, O,, O;,,... D, D;, D,, ... sind. Hiernach würde sich das Schema zur Berechnung von K, auf folgende Weise zur Darstellung bringen lassen: Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Multiplieatoren ; ie Ze DE: Aa, Hs: Tarkh zgeer Tunah aa, TEhb- ads hate, Taken Az: I ia mut Dach Se ae FE ee A a ee a a a et he aa - wobei die Anzahl der Reihen =» — 1. Man hat nun im Allgemeinen : RI Se er en u + worin Kam th Hit Hin Die Berechnung der produeirten Summen tat dab» dab oneee im) nimmt nun folgenden geregelten Gang. Aus den Gliedern der Reihe (21) und (22)1. suche man die producirten Summen BD, B, B,..., welche man neuerdings als Glieder einer produeirenden Reihe annimmt, und sie auf die Art, wie (22) I. zeigt, ansetzt. Eben so leite man aus den Gliedern der Reihe (21) und (22) II. die produeirten Sum- men 0, 0, C;... her, die wieder als Glieder einer produeirenden Reihe angenommen, und auf die Art (22) IN. hingeschrieben werden. In gleicher Weise verbinde man die Glieder der Reihe (21) mit denen der Reihe (22)III, um aus ihnen die produeirten Summen D, D, D,... abzuleiten; und schreibe dieselben, sie wieder als Glieder einer produeirenden Reihe betrachtend, in der Art hin, wie (22) IV. zeigt, u. S.f. Aus diesen gefundenen Werthen setzen sich alsdann nach (13) die Werthe von K,R,K,... zusammen, durch deren Verbindung mit MA,;; MA,; MA,; ... nach (14) die Werthe von ,2,2,... erhalten werden. Nachdem ich die allgememen Formeln entwickelt habe, auf denen die Berechnung des aus der Substitution des Polynoms (2) in die ganze Funetion (1) für & hervorgehenden Polynoms (3) beruht, will ich sie durch Anwendung auf die einfachsten Fälle, dn=?2,n=3 und n=#4 gesetzt, noch erläutern, wobei 4, = = a3... = m,= 0 angenommen werde. Entwicklung der zweiten Potenz eines Polynoms. Wenn n=?2; so hat man EN . 2... eh t+A-2 +4 Pt A- FH...) Zur Berechnung der Coöffieienten der verschiedenen Potenzen von 3 in dieser entwickelten Potenz kommt mit der produeirenden Reihe (21) nur eine einzige produeirende Reihe der ersten Ordnung, mit numerischen Coefficienten. 113 nämlich die Reihe I. aus den Reihen (22) zu verbinden. Der dieser Reihe entsprechende Multiplieator ist () Ar”—=1; und das Schema der Rechnung wird sein: Multiplicator ee ae er er ee 1 a A re Hieraus folgt also nach dem Gesetze der produeirten Summen: K=-AA=-A4}; R=A, 4% A, A, = 2A, As; K=44+44+4A=2AA-+ 4; 8 (30) woraus man endlich hat: use... (31) Z Entwicklung der dritten Potenz eines Polynoms. Wenn 2 = 3; so hat man ’ 3) .» nn Feier Zur Berechnung der Coöffieienten der verschiedenen Potenzen von 2 in dieser entwickelten Po- tenz kömmt mit der produeirenden Reihe (21) eine producirende Reihe der ersten Ordnung, nämlich die Reihe I. aus den Reihen (22), und eine produeirende Reihe der zweiten Ordnung, nämlich die Reihe II. aus den Reihen (22) zu verbinden. Die diesen Reihen entsprechenden Multiplicatoren sind 3A, und 1; und das Schema der Rechnung wird sein - Multiplieatoren u. er Te Br UT Am u a ER 1 0 B, B, B; B, weeoe.o Hieraus folgt nach dem Gesetze der produeirten Summen R=34.44%+44A)+1:(A-Bı+ 4-0) 1 =654 AA +A; KR=34.44A+4 %+4:-4)+1.(4B,+4Bı+ 4:0) — 64, A, A434, 424 343 4, ek (K=saha aa tt.d (33) Denkschriften d. mathem. natur. Cl. 15 11% Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen woraus man endlich hat 2, =38.4,; Z7,=34.4,-+K; BB -.. - 2.2 wre ei Al: 27, =34.A+K; Entwicklung der vierten Potenz eines Polynoms. Wenn 2=4, so hat man I... Niere. In diesem Falle kömmt mit der producirenden Reihe (21) aus den Reihen (22) die der ersten. zweiten und dritten Ordnung zu verbinden, also die Reihe I., I. und II. Die diesen Reihen ent- sprechenden Multiplicatoren sind 645; 44A,; 1, und das Schema der Rechnung wird sein Multiplicatoren | A 4% 4 A, 4, Ad, 4A, 0 B, Bb P} B; B [3 1 er Hieraus findet man K= 6%. 4,4,=644 R,—= 64.(4,4-+ 4,4A,) +44,.4, B=1243 4,4, + 44,4}; (6) . KR 64.4,4;+ 44, +44A)+344-.4B+4B)+1.4,0, =1RR%.4,4+64% +124,4%+ 4; u. sf. woraus man endlich hat Z,=4A}.A, Z=4A. A, + KR; EEE RER Z,=443.4;-+ KR; Z,=44,. A, + KR; Wir wollen endlich noch die Fälle, da n=2, n=3, n=H4 angenommen wird, unter der Voraus- setzung betrachten, da @,, @,, @3,... a, nicht sämmtlich verschwinden. Den oben aufgestellten allgemei- nen Formeln zu Folge wird sich die Berechnung der Coöffieienten des Polynoms (3) von der Berech- nung der Coöflicienten der Potenzen des Polynoms A +A42-+4,2°-+... nur in den Multipliea- toren unterscheiden. Wenn also n=?, di. [a)=’+uxc 40; so findet man 88) . » 2.2 .202.. MA440; M- Hier kömmt also mit der produeirenden Reihe (21) nur (22) I. zu verbinden. Das Schema der Rechnung ist Multiplicator | A, A, A, A, 4, ii A ah mit numerischen Ooöfficienten. 115 und Z=M.A; Z3=M.A+K; 7,=M.A,-+ 8; worin RE EEE nach den Formeln (30) berechnet werden. Wenn n=3, d.i. fe) =’ +,” +mCc+ a; so findet man 89) . : : 2... M=343+?%«w4,+%; M=34,+a; M=1. Hier kommen mit der produeirenden Reihe (21) nur I. und II. aus (22) zu verbinden. Das Schema der Rechnung ist Multiplieatoren | A, % 4 A, 4; 2er par Br und Z,=M.A,; 2,=M.A+K; 2, =M.4,-+K&,;;... worin Bi Me Mar 4 nach den Formeln K=(04A,+4). A,A,; en (A, 4%+4%A)-+1: A,B —-ß84A,+ 4). (A,A,—+ A,A, +4; ni. (A, B,-+-A,B 3 u. s. f. zu berechnen sind. Wenn 4, di fe) ta +, +m;Cc+a; so findet man (40) M=44; +3, %+2, +0; M=-64+3,4,+0;5 M=-44+0; M=1. Hier kommen mit der produeirenden Reihe (21) nur L, II. und II. aus (22) zu verbinden. Das Schema der Rechnung ist Multiplicatoren g Fa. Fe a. Fe. Fe +) 0 BB B B, a und Z,=M.A,; Z,=M.A,+K; Z,=M.A,-+R;;... worin | K,=(645 —+3a,4,—+ a,). A, A, ’ 1) ) R=(6454+ 3444). AA+AA)+ GA +a) AB); K,—=(64, +3a, 4-4): (A, A,—+ 4,4, +44)+ Aa) CA B.+ 4, B)-+1. A, Ch; 28 L 116 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Nachdem wir die Gesetze betrachtet haben, Potenzen und ganze Functionen von Ausdrücken, welche nach der Grundform der Algebra gebaut sind, in eben solche Formen wieder zu entwickeln, wollen wir im Folgenden weiter untersuchen , wie diese Ausdrücke benützt werden können um für die Radication und für die Auflösung der höhern Gleichungen einen entsprechenden Rechnungsmechanismus zu erhalten. au Entwicklung eines eigenthümlichen Rechnungsmechanismus für die Radication. Bei der Radieation d. i. bei der Ausziehung der Wurzel irgend eines Grades aus einer vorgelegten dekadischen Zahl, oder aus einem nach Potenzen einer Hauptzahl fortschreitenden Polynom wird eine Zahl oder ein Polynom von derselben Form gesucht, so zur Potenz des gegebenen Wurzelexponenten erhoben die vorgelegte Zahl oder das gegebene Polynom zum Vorschein bringt. Wenn das vorgelegte Polynom kein Erzeugniss einer wirklichen Potenzirung eines andern Polynoms von geschlossener Glie- deranzahl ist, so lässt sich keine Summe von Gliedern in geschlossener Form angeben, welche potenzirt das vorgelegte Polynom zum Vorschein brächte. In einem solchen Falle kann man immer nach einem Polynom fragen , dessen Glieder bis zu einem gegebenen Grade aufsteigen, und welches die Be- schaffenheit besitzt, zu einer vorgeschriebenen Potenz erhoben, ein Resultat darzubieten, das mit dem vor- gelegten Polynom in allen seinen Gliedern, vom Anfangsgliede an, bis zum Gliede von jenem beliebigen _ Range hinauf, übereinstimmen. Und diese Frage, so gestellt, kann auf diejenige zurückgebracht wer- den, bei der angenommen wird, dass das vorgelegte Polynom eine wirkliche Potenz eines andern Polynoms von geschlossener Gliederzahl sei. Wir wollen nun zuvörderst die einzelnen Fälle betrach- ten, da der Wurzelexponent 2, 3, 4 oder 5 ist. 4A) Entwicklung eines Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der Quadratwurzeln aus Polynomen und dekadischen Zahlen. Wenn ein vorgelegtes Polynom: l) - . 2220200200. 4+242+2 +2. -+..... als ein wirkliches Erzeugniss der Multiplication des Polynoms Be. 00 Se; mit sich selbst betrachtet wird, d. h. wenn man annimmt, dass Z +22 + Z+ZF°+.. = A+Ar ++ AF+....); so hängen die Coäfficienten en, ea ae MEERE ER von den Coöfficienten MM) een As Az Ads Ass ern. und umgekehrt diese von jenen nach Gesetzen ab, welche im vorhergehenden $. entwiekelt worden sind. Diese Abhängigkeit wird uns dazu dienen, um alle Glieder des Radicals I) :- 22... VA+ ZZ HZ FH ...), sobald dasselbe in der Gestalt (2) ausgedrückt werden soll, d. h. um alle Coöffieienten (4) successive aus den gegebenen Coöfficienten (3) zu finden. mit numerischen Coöffieienten. 117 Die Gleichung Z,—A}, welche ausdrückt, dass das niedrigste (oder höchste) Glied des Quadrates mit der zweiten Potenz des niedrigsten oder höchsten Gliedes seiner Wurzel zusammenfällt, gibt unmittelbar nun sek, Man ziehe also dieselbe Wurzel, welche aus einem, nach der Hauptform der Algebra gebauten Polynome gezogen werden soll, bloss aus dem ersten Gliede dieses Polynoms, so gibt diese Wur- zel das erste Glied des Polynoms, welche die zweite Wurzel des vorgelegten ist. Aus diesem so er- haltenen Gliede, und mittelst der gegebenen Coöflicienten Z,, Z,, Zy... lassen sich nun sofort auf eine sehr einfache Weise die Werthe der Coöffieienten A,, Ay, A,... finden, wozu es blosser Divisionen be- darf. Das System der hiezu nöthigen Operationen erhält nun einen gleichförmigen und geregelten Gang. I. Wenn man die zweite Potenz A2—=Z, des gefundenen ersten Gliedes der Wurzel von dem vor- gelegten Polynom abzieht, so erhält man als ersten Rest R=Z,..2+2,.°+2.27°+.... worin Z,=24,.4. Hierbei hat man nicht nöthig, stets alle Glieder des vorgelegten Polynoms herabzusetzen; es reicht hin, diess nur mit dem Hauptgliede Z,.z zu thun. Wenn man nun dessen Form D,=24,. Aız betrachtet, so wird es klar, dass, wenn man dasselbe durch den Divisor 2A,, d. i. durch den dop- pelten schon gefundenen ersten Theil der Wurzel dividirt, das zweite Glied A,z der Wurzel erhalten werde. Dieses Glied werde wieder mit dem Divisor 2A, multiplieirt, und von jenem Reste abgezogen ; und im neuen Reste bleiben alle jene Glieder des gegebenen Polynoms stehen, welche auf das zweite Glied folgen. I. Mit Hinweglassung des ersten Gliedes aus dem vorigen Reste bleibt als zweiter Rest stehen: R,=2,.°+ Z,. 2-4. = worin = 2A: A,-+K, und K, =A, . 4. Es ist hinreichend, von den Gliedern dieses Bestes bloss das erste Hauptglied Z,.2° zu be- trachten, weil aus diesem Gliede allein das folgende Glied der Wurzel gefunden werden kann. Die Form dieses Gliedes lässt erkennen, dass, wenn man den Theil K,z? abzieht, ein partieller Dividend D eu 24, 4,2? übrig bleiben werde, der die Beschaffenheit besitzt, dass er, durch 2A, dividirt, das dritte Glied A,2°” der Wurzel gibt. Der abzuziehende Theil 2 2 2 K,z = 41,2 9 welchen ich die erste Correetion nennen werde, wird erhalten, wenn man aus den bereits bekannten Gliedern A,z A,z die produeirte Summe nimmt, welche hier mit dem Produete der beiden Glieder einerlei ist. 118 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen II. Als neuen Rest setze man das nächst folgende Hauptglied R,=Z, + Fe herab, um nach ähnlicher Regel aus ihm das folgende Glied der Wurzel abzusondern. Es ist aber klar, dass, wenn man von der Form Z’=24,A®+ Kr, worin KR, Pa == 2A, A, Fa 9 das Glied %,2° absondert, ein partieller Dividend 8, — 244,2 übrig bleiben werde, der die Beschaffenheit besitzt, dass er, durch 2A, dividirt, das vierte Glied A,2° der Wurzel gibt. Der abzuziehende Theil K,2°, den ich die zweite Correetion nennen werde, wird erhalten, wenn man aus den schon bekannten Gliedern A#, AR A die produeirte Summe nimmt. IV. Der neue Rest besteht aus den folgenden Gliedern des vorgelegten Polynoms. Es ist hin- reichend , bloss das nächste Glied Z,z* zu betrachten, da aus ihm allein das nächst folgende Glied der Wurzel erhalten werden kann. Wenn man daher aus diesem Reste worin 7 und den Theil X,2* hinwegnimmt, so bleibt ein partieller Dividend 9, SE 2A, . Ar * übrig, der die Beschaffenheit hat, dass er, durch 2A, dividirt, das fünfte Glied A,z* der Wurzel gibt. Der abzuziehende Theil X,2*, den ich die dritte Correetion nennen werde, wird erhalten, wenn man aus den schon bekannten Gliedern die produeirte Summe sucht. Aus dem unveränderlichen Gange der bisherigen Schlüsse wird die Art und Weise klar, wie sich alle Glieder der Wurzel des zweiten Grades aus einem gegebenen Polynom, dessen Glieder nach Po- tenzen einer Hauptzahl fortschreiten, suecessive entwickeln lassen. Jedes Glied des vorgelegten Polynoms, im Allgemeinen Z,.2”, wird nämlich das entsprechende Glied in seiner Wurzel, das von eben demselben Range ist, nämlich A,. 2” geben, indem man an N jenem die Correetion K,_, 2” anbringt, d. h. von ihm ein Glied abzieht, das als eine produeirte Summe aus zwei producirenden Reihen erhalten wird, aus den Reihen mit numerischen Coöfficienten. 119 { 2. ; ; ir ER Er a Be Brit Zn! . u m \ a; re 1 Hy a RE I ER deren Glieder sämmtlich bekannt sind. Der Rest gibt den partiellen Dividend Dass Adi", der nun die Beschaffenheit hat, dass er, durch 2A, dividirt, das nächste Glied A,.z” der Wurzel gibt. Wenn das gegebene Polynom ein wirkliches Erzeugniss der Potenzirung eines andern Polynoms von eben derselben Form mit % ist; so gelangt man einmal zum Reste 0, und das so erhaltene Polynom von geschlossener Gliederzahl ist alsdann die gesuchte Quadratwurzel des gegebenen Polynoms. Will man die successiven Glieder der Quadratwurzel aus einem, nach Potenzen einer Hauptzahl fortschreitenden, Polynom finden; so wird sich zu deren Bestimmung wohl kaum eine bequemere und kürzere Regel angeben lassen. Aus ihr lässt sich ohne Mühe ein leichter Rechnungsmechanismus her- leiten. In der Absicht darf man nur, nachdem das erste Glied A, durch eine partielle Quadratwurzel- ausziehung aus dem ersten Gliede Z, des vorgelegten Polynoms gefunden worden ist, das doppelte desselben, also 2A,, welches ich den assignirten Divisor nennen will, von den übrigen Gliedern der Reihe zu trennen, und die, allmählig durch die Division der ersten Glieder der verbesserten Reste mit 2A, erhaltenen, partiellen Quotienten neben das erste Glied A, der Wurzel in eben derselben Ordnung hinschreiben, so wie sie durch die partiellen Divisionen der verbesserten Reste durch 2A, all- mählig hervorgehen; die auf das Glied A, folgenden Glieder aber, Behufs der Berechnung der Correc- tionen, darunter noch einmal wiederholen, weil so die Glieder der Quadratwurzel sogleich als Glieder derjenigen produeirenden Reihen verwendet werden können, welche in ihren produeirten Summen sogleich die Correetionen der betreffenden Reste darbieten. Diese Anordnung der Rechnung wird sich nun in folgendem Schema zur Darstellung bringen lassen: vVI4+Z:.2+2.°+2.°+2.27°+...]=4% A & 2 3 % BEN EEHBETTN 3a, AMEAHSAT Auy re ; x ‚ “ "A3+AP+ APHAF+ a 24,A,z na ee +0@44+K)2+... I. Correction K,z—= ME ae a — er n RETTET 2A, 4,2? TERN TORIUT FRQAAFKIFH ae I. Correetion ?= ...... (AHA) ..... EN m w) 2AAF-.... 24,4;2° Kern. her ee I@AAHK)S HL... ge gnisuih, Bl:Correetin K,+= 2... u N 9% (AA+4A %+44) 2°... ne ern 1A >) 2AA +... 2A, Aız* Bei al a Fa ab Ah rl a Ne I@AA-K)s+... nu 120 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Beispiel. vA—Ar+6°+4r°—z')—1 1 orte ++ TH +.. ee - a pe PEST = +62°+.. I. Cor... . +4? +22’ + +27? +u3—.. I:sEmei: 2 ea +82? — +87? EEE z* er, 0 +142* +143* 0.2. Die gesuchte Wurzel ist also 1—2z +? + +7" + 107° + 57°... Dieses Schema der Rechnung lässt sich noch bequemer auf folgende Art zusammenziehen: vua-k+6° +4 — 2)'-1 1 — 2:34? ++ +10 +5 +... Se ” — +24 + TH 10F +5 Hr... — 467° +’ | — 0. 0.2° 0.2’ Correetinen . . . +42? er eet rt — 1 etc. +22? | +82” | +14r* | +207° | + 10° Aus den vorhergehenden Formeln entwickelt sich ohne Mühe der Rechnungsmechanismus für die Ausziehung der Quadratwurzeln aus dekadischen Zahlen. Wenn A, und Z, ganze -dekadische Zahlen, ferner Ay, Aız Ayy... Zu, Zu, Zus... einzifferige Zahlen sind, und Z=-; so drücken die Polynome Aa+Az +++... ud ,+2Z.2+2.°+2Z.°-+... dekadische Zahlen mit angehängten Decimalbrüchen aus. es sich darum handelt, um aus den successiven Ziffern einer vorgelegten dekadischen Zahl, aus der man die Wurzel des zweiten Grades ziehen soll, nach und nach die Ziffern zu finden, mit denen diese Wurzel geschrieben wird. Man suche die Grenzen der Wurzel auf die bekannte Weise, die kleinere derselben, welche mit einer oder mehr Ziffern geschrieben sein kann, wird die mit A, bezeichnete Zahl sein. Um nun die auf dieses erste Glied A, folgenden Ziffern der Wurzel zu erhalten, ziehe Der im Vorhergehenden erklärte Rechnungsmechanismus bleibt im Wesentlichen derselbe, wenn mit numerischen Coöffieienten. 121 man die zweite Potenz von A, von der gegebenen Zahl gehörig ab, stelle das Doppelte dieses schon gefundenen Theiles der Wurzel als den assignirten Divisor auf, den man neben dem ersten Rest rechter Hand anschreiben, und von diesem durch ein Zeichen trennen kann, und dividire hierauf jenen Rest durch ihn. Die nach und nach auf eine geregelte Weise zu erhaltenden Ziffern der Wurzel kann man über einen horizontalen, neben den Divisor gezogenen Strich ansetzen, und sie unter demselben, Behufs der Berechnungen späterer Correctionen wiederholt anschreiben. Dividirt man hierauf den, nach bewerkstelligter Subtraetion der zweiten Potenz von A, von der vorgelegten Zahl erhaltenen Rest, nachdem man früher zu ihm aus der gegebenen Zahl eine Ziffer, die nächste nämlich, die von jener Subtraetion noch unberührt geblieben ist, herabgesetzt hat, durch den assignirten Divisor 2A,, so gibt der ganzzahlige Theil die- ses Quotienten jene Ziffer, welche in der Wurzel auf den Theil A, folgt. Dieselbe werde nun über den horizontalen Strich, und wiederholt unter demselben, zunächst nach A, zur Rechten hingeschrie- ben. Das Product aus ihr in den assignirten Divisor werde hier auch von jenem Reste abgezogen, und diesem neuen Unterschiede werde rechts die nächste Ziffer aus der gegebenen Zahl angehängt. Endlich werde an der so erhaltenen Zahl die erste Correction angebracht. Von hier aus nimmt nun die Rechnung einen gleichförmigen und geregelten Gang, um Zäffer für Ziffer der Wurzel aus den nachfolgenden einzelnen Ziffern der Zahl zu finden. Für diese nachfolgenden Rechnungen dient zur allgemeinen Regel, dass allemal, als man im Laufe der Rechnung zu dem, durch die vorausgegangene Operation der Subtraction erhaltenen, Reste eine neue nächstfolgende Ziffer aus der vorgelegten Zahl herabgesetzt hat, an der so erhaltenen Zahl eine Correetion anzubringen sei. Sie bildet sich im Allgemeinen nach dem Gesetze der produeirten Summen aus zwei produeirenden Reihen, wozu die bereits gefundenen, auf den Theil A, folgenden, über und unter dem horizontalen Striche angesetzten Ziffern die respectiven Glieder liefern. Diese Correetion kann, als eine nach einem bestimmten Gesetze aus schon bekannt gewordenen Ziffern der Quadratwurzel herleitbare Zahl stets nur eine bekannte Zahl sein. Jeden auf diese Art verbesser- ten Rest (partiellen Dividend) dividire man sofort durch den assignirten Divisor. Der ganzzahlige Theil dieses Quotienten liefert eine neue Ziffer der Quadratwurzel, die man den durch die frühern Opera- tionen schon gefundenen Ziffern über und unter dem horizontalen Striche weiter anzureihen hat, um sie so zur Bildung der Correetionen nachfolgender Reste wieder verwenden zu können. Das Produet aus einer solchen letztgefundenen Ziffer der Wurzel in den assignirten Divisor von dem letzten verbes- serten Reste abgezogen gibt einen neuen Unterschied, dem man rechts die nächstfolgende Ziffer aus der gegebenen Zahl anzuhängen hat, um, nach angebrachter Correetion an demselben, durch partielle Division des verbesserten Restes mit dem assignirten Divisor eine neue Ziffer der Quadratwurzel zu erhalten. Mittelst dieses Rechnungsmechanismus lässt sich die Quadratwurzel aus einer vorgelegten Zahl so genau als man nur immer will finden. Wir wollen, um diese verschiedenen Regeln durch ihre Anwendung in einem besondern Falle zu erläutern, den Werth von Y 86 in acht Ziffern suchen, von welchem wir wissen, dass er zwischen den Grenzen 9 und 10 liege. Nachdem man die untere Grenze 9 hinter dem Gleichheitszeichen angesetzt, und deren Quadrat 81 von 86 abgezogen hat, hänge man dem Reste 5 eine Null an, trenne von dieser Zahl 50 das Doppelte der untern Grenze, d. i. die Zahl 18 durch einen kleinen verticalen Strich, und setze neben diesen assignirten Divisor 18 einen horizontalen Strieh. Man dividire hierauf 50 durch 18, setze den partiellen Quotienten 2 über und unter jenen horizontalen Strich, und ziehe das Produet aus 2 und 18, d. i. die Zahl 36 von 50 ab. Dem Reste 14 hänge man wieder eine Null an, bringe an 140 die erste Correetion 4 an, und dividire den ersten partiellen Dividend 136 durch den assignirten Divisor 18. Den erhaltenen partiellen Quotienten 7 setze man über und unter dem horizontalen Striche hinter 2 an, ziehe das Produet aus 7 und 18, d. i. 126 von 136 ab, und setze dem Reste 10 wieder O bei, u. s. f Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 16 122 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Die Rechnung gestaltet sich hiernach folgendermassen : I. Correetion I. part. Divid. . II. Correetion Il. part. Divid. . Ill. Correction . II. part. Divid. . IV. Correction . IV. part. Divid. . V. Correetion . V. part. Divid. . VI. Correction . VI. part. Divid. . V 86=9 a 2736185 so | 18 2736185... 36 = 18.2; 140 4=2.2 aus (5); 136 126 = 18.7; 100 28=2.7-+7.2 aus (2); 72 54 —=18.3; 180 61=2.34-7.743.2 aus(5}}); 119 108 — 18.6; 110 _66=2.64+7.34+3.7+6.2 aus (2730); 44 18=18.1; 260 j 97=2.147.643.346.7+1.2 aus (7301), . 163 144 — 18.8; 190 | 82=2.847.143.646.3+1.748.2 aus 108 90 — 18.5; 180 us f Hiernach ist V S6 = 9,2736185 ... 27361 | 2 273618 273618 ) mit numerischen Coöfficienten. Um zu sehen, mit welcher Einfachheit der Rechnungsmechanismus die Ziffern will ich noch einige Beispiele hieher setzen: der Wurzel gibt, Vv53=-7 V129—11 = 0 dr | 3578166 a rg 2801098... u RR 5 er 40 so | 227 sc 28 2801098... 66 3578166 ... 120 160 140 170 1 4 V 16 I 9 IV. ..118 116 144 131 52 3 126 110 22 40 160 210 300 1l 32 Er 5: V 135 80 124 180 165 II. 64 112 154 132 16 120 260 330 14 ER In. .67 VL. ...158 20 193 172 WR. 28 176 132 16 17 400 Se Hiernach ist V 53 = 7,2801098... Hiernach ist V 129 = 11,3578166 ... Um V 71a finden, wollen wir annehmen, dass man einen zweizifferigen höchsten Theil, 8, #, kenne. Um die folgenden Deeimalziffern der Wurzel zu erhalten, führe man die Rechnung auf folgende Art: Vvı=8,ı baue 2614976724 a 2 201 18 336 | 2614976724 1040 280 sso | 1680 | 1400 | 1290 | 1380 620 980 670 4 24 40 28 85 144 142 186 I 1036 256 840 | 1652 | 1315 | 1146 | 1238 434 739 1008 168 672 | 1512 | 1176 | 1008 | 1176 336 672 28 88 168 140 129 138 62 98 67 Hiernach ist V 71 = 8,42614976724 ... Wenn man zur Bildung des ersten Theils der Wurzel A,, somit auch zur Bildung des assig- nirten Divisors 2A, eine zu geringe Anzahl von Ziffern anwendet, so kann es geschehen , dass eine Correction grösser wird, als diejenige Zahl ist, an der man sie eben anzubringen hat. In einem sol- chen Falle muss man die zuletzt gefundene Ziffer der Wurzel um eine, zuweilen um zwei Einheiten erniedrigen, damit eine solche Correetion angebracht werden könne. Mit einer solchen Aenderung einer zu hoch angesetzten Ziffer der Quadratwurzel ist nothwendig eine Wiederholung der Rechnung ver- knüpft. Indessen kann das Eintreten solcher Fälle vermieden werden, wenn man dafür sorgt, dass der assignirte Divisor eine drei- oder vierzifferige Zahl werde. Es ist daher zweckmässiger, gleich anfäng- lich einen hinlänglich grossen Divisor zu verwenden. Dieser Zweck kann im Laufe der Rechnung selber durch Aenderung des assignirten Divisors erreicht werden, sofern man nur die Regel beobachtet, die Correctionen um eine eben so grosse Anzahl zu vermehren, als die Ziffern in A,. 16* 124 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen So z. B. kann die Berechnung des Werthes von y 86 auch noch in folgender Weise geschehen: ys6=9 $1 i 501182 36 140 ne 361850 1360 181 1288 7361850.. 720 Pe 440 9-7.7; / 1,.98-17.64+3.346.7; 671 347 352 184 1190 1630 42=7.343.7; 50=7.143.64+6.3-+1.7; 1148 1580 110% 1472 hu — ı 1080 _ 154=7.84+3.14+6.6+1.34+8.7; 932 90 120 us f Dessgleichen kann der Werth von Y29 auf die eine oder die andere der nachfolgenden Arten erhalten werden: v29=5 25 —— 851648... orol106 8 S48 851648... 620 | 740 | 1000 64 41 125 556 |699 | 875 530 |636 | 848 260 630 260 80) 106 u.sf. 180 | 524 106 | 424 74 | 100 v29=5 u 1010 30 100 9 91 80 110 48=3.8+8.3; 620 5560|1076 5380 1800 | 6990 | 5240 | 8750 ı 180 25 10 61 2A lusf. 1775 | 6980 | 5179 | 8626 1076 | 6456 | 4304 | 8608 699 | 524 | 875 18 Hiernach ist Y29=5,3851648.. 51648. . 91648.. mit numerischen Coeffieienten. 125 Es ist eine bemerkenswerthe Eigenschaft unseres Reehnungsmechanismus, dass der assignirte Divisor im Laufe der Rechnung mehreremal geändert werden könne, und dass es gestattet sei, wieder zu einem der frühern Divisoren zurückzukehren, sofern man nur in eben dem Verhältnisse, als man die Anzahl der Ziffern des Divisors vermehrt oder vermindert, gleichzeitig auch die der Correetionen vermehre oder vermindere, wie die Vergleichung der drei Arten, den Werth von y 72 zu finden, zeigt: vr=8 | Vr2=8 yr2=8 80 16- 8016, 8016, 64 a 160 160 160 16 16 " 16 144 1210| 108° 144 128 198 ABB 160 960 160 64 64 Mn 96 896 960 168 — ee, 840 En 160 560 896 104 ne so A 840 560 168 15001606 32 560 480 4775 4800 1696 —- 336 3392 25 a 1440 1983 1082 4775 57 1344 Be 3392 1383 3016 13830 1344 4, 20 390 230 13810 148 156 Mio 2a 13568 242 7u0|168 % 2420 168 RR er 8% re Fa N 740 640 23360 16970, 100 504 32 ; 640 1360 23328 504 90 16970 be 1360 1270 6358| 1096 0 1176 5088 ° aan 1270 940 1270 10er 1176 Me ) 1176 2 940 940 us f. 0 85 a Hiernach ist V72=8,48528137... Wir wollen unser Verfahren zur Berechnung des Werthes von Yr anwenden, wobei x die Zahl 3,1415926535897932..., d. i. das Verhältniss des Durchmessers eines Kreises zu seinem Umfange bedeutet. Dasselbe stellt sich alsdann in folgendem Schema dar: 126 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen V 3,1415926535897932.... —1 : T 91.1.9 pr 14 74 19 251 | 34 238 ? 135 Een: | 24538509055 869 354 —_—— 708 24538509055 ... 1612 1405 1895 3349 2139 732 4 36 81 129 166 ot 1608 1369 1814 3220 1973 1416 1062 1770 3186 1770 1926 3073 448 347 2033 16 52 114 134 190 1910 3021 334 213 1843 1770 2832 N) v 1770 120 | 189 334 213 73 Hiernach ist VYr=1,7724538509055 ... Die Methode zur Berechnung der Quadratwurzeln aus Polynomen, deren Glieder nach Potenzen einer Hauptzahl fortschreiten, und aus dekadischen Zahlen hat sich durch einfache Betrachtungen des Baues der zweiten Potenzen der Polynome entwickelt. Es lässt sich ohne Mühe im Vorhinein über- sehen, wenn man die Entwickelungen der dritten, vierten und höheren Potenzen solcher Polynome be- trachtet, dass man im Verlaufe der, Behufs der Bestimmung von Correctionen anzuwendenden Opera- tionen der zweiten, der dritten oder der höheren Potenzen schon gefundener Theile der Wurzeln, so wie sie allmählig hervortreten,, benöthigen werde. Es wäre das Verfahren ein sehr unvollkommenes, dergleichen Potenzirungen auf dem Wege der wirklichen Multiplieation vorzunehmen, und diess um so mehr, als man zu gedachtem Zwecke nur einer gewissen Menge von den Anfangsziffern der Potenzen bedarf. Auf die Formeln (18) bis (23) $. I. lässt sich indessen ein sehr einfacher Rechnungsmecha- nismus gründen, um die anfänglichen Ziffern, mit denen die Potenzen gegebener dekadischer Zahlen geschrieben werden, zu finden. Wir wollen die Zahl, welche zu einer Potenz zu erheben ist, im Allgemeinen durch das Polynom 4 +A2: + +AF®°+... vorstellen. Die Coöffieienten dieses Polynoms, d. i. die Zahlen A); A, As; Ay... zwei produeirende Reihen annehmen, um aus ihnen suecessive produeirte Summen zu bilden. Wenn wir nun den Stoff zur Bildung dieser verschiedenen Summen in Klammern einschliessen, und nach- stehende Abkürzungen festsetzen: wollen wir als mit numerischen Coöfficienten. 127 A A,A A, A, A, A, Aı A, A; (5) (aa) | la) aa A AA, A HALA 4=(j)) 4=(4.4) »=-( 4.4) = 14,4) Iu.%f1 A A A,Ay A ir =) |) | a | aaa, nr | so wird man mittelst dieser Summen die Glieder der Polynome bestimmen können, welehe aus der Entwicklung der zweiten Potenzen jener Polynome hervorgehen, und welche aus dem vorgelegten dadurch entspringen, dass man sich bloss auf die zwei, drei vier, ... überhaupt auf eine bestimmte Anzahl von Anfangsgliedern desselben beschränkt. Zur bequemen Berechnung dieser Glieder kann man sich die produeirten Summen nach folgendem Schema anordnen: PP ER p. BE EP RE: Pan ner. "Eee A/i:A TA, 4 ee vo mal | | | Gr... (<) | db BE SEE Far (2) oo al @ ll & ++. () DR de een ( ee a (=) Wenn man sieh nun bei der Annahme der Grundform, die zur zweiten Potenz erhoben werden soll, auf eine bestimmte Anzahl von Anfangsgliedern, namentlich auf die zwei, drei. vier,.... ersten Glieder dieses Polynoms beschränkt; so wird man erhalten : (A-+ 4, 2) = [+ a2] + b,2”; A+A2: +4, N-[. + a: +2) +4 +0: (4+A3 +2 +4), +2 + r°+ 02°] +b,"+,°+dz: 0.8. 8. Aus diesen Formeln wird sich nun ohne Mühe der Rechnungsmechanismus für die Entwicklung der zweiten Potenzen der dekadischen Zahlen organisiren lassen. Zur vollständigen Berechnung der zweiten Potenzen gegebener Zahlen bedarf man der Kenntniss aller, im Schema mit (=), (?), (N): (2). (9), ».. bezeichneter Reihen. Will man hingegen bloss eine bestimmte Menge der, die höchsten Stellen besetzenden Ziffern der zweiten Potenz haben, wie diess zur Bestimmung von Correetionen in der Folge nöthig sein wird, so ist hierzu die Kenntniss der Zahlen der einzigen Reihe (<) allein hinreichend. l. Beispiel. Es sei 7231682568 eine vorgelegte Zahl. Man soll die zweiten Potenzen der Zahlen 12; 723; 7231; 72316; 723168; 7231682; ete. nach und nach bestimmen. Man bilde aus den Ziffern dieser Zahl zwei produeirende Reihen, und suche aus ihnen suecessive die produeirten Summen , die man in folgende Tabelle bringe: Zur Bildung der Reihen («), (£), (y); --- Zahl in folgender Weise: für (z) die Ziffern Er 2 »(d) » „ ’ ER) (Y) ” » ( u. 5 von denen man allmählig eine, zwei, drei, ... Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen - (@) -(d) © . 0) 0 © 6) .@&) verwendet man nämlich die Ziffern der vorgelegten a 31682568 yererr 31682568 we 31682568 ke... Anfangsziffern wählt, um aus ihnen, nach dem Gesetze der produeirten Summen, das erste, zweite, dritte, ... Glied jeder dieser Reihen («), (8), )- --- zu bilden, als: 7.749; 7.242.728 ; 2.2= 4; 2.3+3.2=12; 3.3= uER 3.1+1.3—= 6; Aus den Gliedern dieser Reihen («), (ß), -.- 7.342.243.7=46; u = f. 2.14+3.3+1.3=13; u. = f. 3.6+1.1+6.3=37; u. s. f. U.38. 8, wird man nun die zweiten Potenzen der Zahlen 72, 723, 7231, u. s. f. durch nachstehende Rechnungen bestimmen : 49 49 49 49 us w 28 28 28 28 y®* 46 46 46 5184 129 * 26 26 es 522729 1361 * 97 (72)° = 52287361 33856 * (723)? — 5229603856 (7231)? — (72316)? mit numerischen Coöffieienten. 129 Die mit einem Sternchen bezeichneten Zahlen des vorstehenden Schema werden bloss aus den Reihen (P), (Y), --. gebildet, und zwar in folgender Weise: 12. 13... 30... 9 6 37 u. Eh 139 5 12. 1361 36 33856 Wollte man sich bloss darauf beschränken, die anfänglichen Ziffern der zweiten Potenzen der Zahlen 72, 723, 7231, ... zu finden, so gestattet die Rechnung eine wesentliche Verkürzung. Die- selbe lässt sich nämlich alsdann auf folgende Art führen: 49 28 518 (72) = Br: 46 5226 (723) = 52.. 236 52286 (7231) — 522.. 97 522957 (72316)? — 5229.. 142 5229712 (723168)? = 52297... 97 52297217 (7231682)? — 522972 ...... 138 522972308 (72316825? = 5229723..... 168 5229723248 | (723168286 = 52297232.... 266 52297232746 | (7231682568)? = 522972327 .... 250 522972327710 | (72316825686)? = 5229723277 ... us Bordle Re Der Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der Ziffern, womit die anfänglichen Stellen der zweiten Potenzen der dekadischen Zahlen geschrieben werden, lässt sich endlich noch enger auf fol- gende Art zusammenziehen: 49 286 217 746 28 97 138 u. 8 f. 518 957 308 46 142 168 2236 212 248 26 97 266 286 217 746 worin die unterstrichenen Zahlen schon die gesuchten sind. I. Beispiel. Man sucht die Anfangsziffern der zweiten Potenzen der aus den Ziffern 9133965076622 entspringenden Zahlen, wenn man von ihnen die zwei, drei, vier, ... Anfangsziffern beibehält. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 17 130 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Man suche zuerst aus den Ziffern dieser Zahl, dieselben als Glieder zweier produeirenden Reihen betrachtend, die produeirten Summen auf die Art, wie das folgende Schema zeigt: 1 3 3 9 6 5 0 7 6 6 2 1 3 3 9 6 5 0 7 6 6 2 2 R 9 9 s1 | 18 | 55 00 | 177 | 144 | 165 | 100 | 273 | 200 | 285 | 156 | 205 | Aus diesen produeirten Summen erhalten wir nun allmählig: -81 2770 773 923 18 144 260 US RK 828 914 990 55 165 288 335 305 80188 60 100 186 410 4150 2066 177 Bir: 263 277 773 0923 Hieraus findet man nun: (91) = Be (913)? = 8%.‘ (9133)? — S3h... (91339)? = 8342 .. (913396 = 83429 .. (9133965)? = 834293 .. Es erübriget noch, für die spätern Rechnungen, ähnliche Rechnungsmechanismen anzugeben, durch welche sich die anfänglichen Ziffern der dritten, vierten, fünften und höhern Potenzen erhalten lassen. Zu diesem Zwecke, und um eine bequemere Ausdrucksweise zu gebrauchen, nenne ich die aus den ursprünglich gegebenen Gliedern bestehende produeirende Reihe A, 4, 4A, 4; A, eine Reihe der I. Ordnung; ferner die Reihe 0; 55m... deren Glieder die einzifferigen Zahlen bedeuten, wie sie aus dem kurz vorher angezeigten Rechnungs- mechanismus als Anfangsziffern der zweiten Potenzen der in Rede stehenden Zahlen erhalten werden, und welche wir die effeetiven Ziffern nennen wollen, eine Reihe der Il. Ordnung. Bildet man ebenso aus den Gliedern der Zifferreihen der I. und Il. Ordnung, sie als neue produeirende Reihen betrachtend, die produeirten Summen, und leitet aus ihnen die effeetiven Ziffern nach einem ähnlichen Rechnungsmechanismus ab, so liefern dieselben die Anfangsziffern für die dritten Potenzen der in Rede stehenden Zahlen. Wir werden sie durch die Zeichen Ar Rn FE @,; ... vorstellig machen, und die Reihe 05:0: rt eine Reihe der Il. Ordnung nennen. ee len ch M en mit numerischen Coöffieienten. 131 Zur Bildung der vierten Potenzen der in Rede stehenden Zahlen tritt wieder ein ähnlicher Rechnungsmechanismus in Anwendung; nur bleibt hier die Wahl unter den produeirenden Reihen, die man zu dem gedachten Zwecke verwenden will, völlig frei, indem es gleichgiltig ist, ob man die Reihe der I. Ordnung mit der Reihe der II. Ordnung, oder die Reihe der II. Ordnung mit sich selber verknüpfen will. In dem einen wie im andern Falle erhält man eine Reihe produeirter Summen, aus denen man neuerdings die effectiven Ziffern %; %; %; 2; 5 ... erhalten wird. Die Reihe 0ER m bee werde ich, den frühern analog, die Reihe der IV. Ordnung nennen. Diese Ziffern sind alsdann eben diejenigen, mit denen die vierten Potenzen der in Rede stehenden Zahlen in ihren anfänglichen Stellen besetzt sind. Zur Bildung der Reihe der V. Ordnung kann man wieder entweder die der I. und IV., oder die der I. und Il. Ordnung verbinden. Man suche aus der einen oder der andern dieser Ver- bindungen die produeirten Summen, und aus denselben auf frühere Weise die efleetiven Ziffern. Diese sind alsdann die Anfangsziffern der fünften Potenzen der in Rede stehenden Zahlen. Es ist leicht begreiflich, wie sich derselbe Rechnungsmechanismus auch auf die höheren Potenzen erstrecken lasse. Um ihn durch die Anwendung auf einen bestimmten Fall zu erläutern, sei wieder 7231682568 .... I. eine ursprünglich gegebene Zahl. Man bilde hieraus, wie vorher, die Reihe 0522972327 .... I. Diese beiden Zifferreihen nehme man als zwei produeirende Reihen an, und bilde aus denselben die produeirten Summen, indem man von beiden immer gleichviel Anfangsziffern verwendet; so dass man habe 7 2 3 1 6 5 2 5 6 | .L 0 5 2 2 9 7 2 3 2 7 1 0,8 | 24 | 33 | 78 11081109) 3 |132 [282] Aus den Gliedern dieser letzten Reihe entwiekeln sich nun sofort die Anfangsziflern der dritten Potenz der Zahl I. Man hat nämlich 35 185 24 109 374 959 33 93 7173 683 78 132 808 962 105 222 185 2 uf. und hieraus Ger =3.. (223). = 37... (723168256)? = 37819698 ..... (7231). 378, Re 17% 132 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Zur Reihe der dritten Ordnung haben wir nunmehr 0037819698... II. Diese verbinde man wieder mit der ursprünglichen Zäfferreihe I, und bilde aus ihnen die Reihe der producirten Summen, wie folgt: =17.921:8 1 Gt: BI BIST Bi 0 0 3 2 8 1 9) 6 9 Bi 2 21 200 0 0 a7 114 137 | 213 55 | 79 Aus den Gliedern dieser letzten Reihe entwickeln sich weiter die Anfangsziffern der vierten Potenz der Zahl I. Man hat nämlich: 21 337 us. f. Ä 55 114 265 484 79 :137 729 : 977 a7 213 337 ::983 :::200 500030 folglich (7231682568)* = 2735000 ... Wollte man die Glieder der produeirten Summen, woraus sich die effeetiven Ziffern bilden, aus zwei Reihen von der I. Ordnung herleiten, so würde man zu demselben Resultate gelangen. In der That hätte man 1) 5 = 2 9 7 2 3 2 is m 0 5 2 2 9 7 2 3 2 7), I 0) 0 25| 20| 24| ss to] 137 | 166 | und hieraus endlich } 25 338 u. Sschk 20 110 270 490 En 8 724 :984 98 : 7147 338 ::987 :::166 500036 Die Zäfferreihe der IV. Ordnung ist also wie vorher dieselbe, nämlich 002735000... IV. Die Anfangsziffern der fünften Potenz kann man durch Verbindung entweder der Reihen der I. und IV., oder der I. und Ill. Ordnung erhalten, wenn man aus denselben in dem einen, oder dem mit numerischen Coefficienten. 133 andern Falle die Reihe der produeirten Summen ableitet, und die Glieder dieser Reihe zur Bildung der effeetiven Ziffern verwendet. In der That erhält man durch Verbindung der Reihe I und IV ee ee ee er a ei TE | Die | 0 | 0/0) | 53 | 47 | 64 | 38 | 76 83 + und aus den Gliedern dieser Reihe 14 971 778 EN SSR 53 64 76 193 774 .. 856 41 38 s3 971 EB 643 Wollte man die Reihen II und IN verbinden, so fände man in ähnlicher Weise: 0 5 2 2 9 7 2 3 2 EI 0 0 3 7 8 1 9 6 9 #7. 0 0 0115 | 21 | 60 | 02 147 1m 1160 | ge und hieraus: 15 970 767 ni ai. 41 62 177 191 762 847 60: + 147 160 so dass also: i (7231682568)’ = 197786... und die effeetive Zifferreihe der fünften Ordnung sein wird: 0000197786 .. V. B. Entwicklung eines Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der Gubikwurzeln aus Polynomen und dekadischen Zahlen. Wenn man annımmt, dass TI E (A+42+4,2+42°+..3- Zt Zt zit zer... so hängen die Coöfficienten Z,, Z,, Za, . .. von den Coöfficienten Ay, Ay, A,,... nach Gesetzen ab, welche $. I. entwickelt worden sind. Diese Gesetze können umgekehrt wieder dazu dienen, um von den Werthen der Coöffieienten Z,, Z,, Z,, . . . auf die Werthe der Coeffieienten Ay, Ay, Ag, - . . zurückzu- schliessen, so, dass man die Gleichung habe: re VA+Ze+ ze tZzEHt...) = AtAzt+ARr+AF +... Aus diesen Gesetzen lässt sich mittelst sehr einfacher Betrachtungen ein ähnliches Verfahren zur Berechnung der Cubikwurzeln aus gegebenen Polynomen und aus dekadischen Zahlen herleiten, wie wir es im Vorhergehenden für die Quadratwurzeln gefunden haben. 134 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Eine nähere Betrachtung des Gesetzes, nach welchem die Coöffieienten Zu, Z, , Zu, . .. von den Coefli- eienten Ag; Ay; Ag; - - . bei der Gl. (1) abhängen, zeigt, dass sich jene aus Theilen zusammensetzen, deren jeder als ein Produet zweier Factoren sich darstellt. Von diesen Faetoren ist der eine nur von A, abhän- gig, der andere aber dependirt bloss von A, A, Ay... > und stellt sich immer als eine producirte Summe zweier producirenden Reihen dar, deren Glieder von den gedachten Coöflicienten nach bestimmten Ge- setzen abhängen. Diese Gesetze sprechen sich in folgenden Gleichungen aus: Zu, = 4; eh DL Var var var Ba ur or ur or Dur u Doc Bu Dur Dur Sur Br Zur Ser Zur Br u Zur ur Zur Zu Zur Zu Zu Zur In diesen Ausdrücken bedeuten K,, K,, Kz,... die producirten Summen aus den Reihen (MA Ar As...) 4a Ah: und X, K;, K,,... die producirten Summen aus den Reihen: (AA: Ar Ar As...) 0 B,B,B,B.... worin die Art der Abhängigkeit der mit B, B,B,... bezeichneten Glieder von A, A, Ay... durch die Gleichung (A+42+42°+..%=-B+Bz+Br+....; i 4 ö A A,A A,AzA gegeben ist, d.h. B,, B,, B,,... gehen successive als produeirte Summen aus ( 4) R (“ 1) R (“ aa) u. s. f. hervor. Hieraus lässt sich nun leicht der Rechnungsmechanismus organisiren, mittelst dessen aus einem, nach der Grundform der Algebra gebauten Polynom ,+Z,2+Z2,2°+ ... die Cubikwurzel gefunden werden kann. ß Der erste Theil der Wurzel bestimmt sich nach der Formel A, —YVZ. Von diesem aus lassen sich sofort alle folgenden Glieder der Wurzel aus den respectiven Gliedern des gegebenen Polynoms ent- wickeln, so zwar, dass sich wieder, wie bei der Ausziehung der Quadratwurzeln, A,z bloss aus Z,2; ferner A,z nur aus Z,2, u. s.-f. ableiten lässt. Die Regeln, welche man bei diesen Entwieklungen an- zuwenden hat, sind nicht wesentlich von denen verschieden, welche für die Ausziehung der Quadrat- wurzeln angegeben worden sind. Die dritte Potenz des gefundenen ersten Theils A, der Wurzel wird von dem gegebenen Polynome abgezogen, und das dreifache Quadrat desselben (die Zahl 3A}) zum assignirten Divisor ange- nommen. Aus den einzelnen Gliedern des gegebenen Polynoms findet man successive die einzelnen Glie- der der Wurzel auf eine gleichförmige Weise mittelst blosser Divisionen. a Man nehme also das Glied der ersten Ordnung 34.4, und dividire dasselbe durch den Divisor 3 A}; so gibt der Quotient A,z das Glied der Wurzel von eben dieser Ordnung. mit numerischen Coefficienten. 135 Man nehme hierauf das Glied der zweiten Ordnung. Dasselbe besteht aus zwei Theilen; es ist nämlich 34%:.4,°+34A. Kr, worin 3A, K;z? das Produet aus dem Multiplieator 3A, in den Ausdruck Az? ist, welcher als produ- eirte Summe aus den Gliedern 42 A, hervorgeht. Dieser mit 3.A3. A,z° verbundene Theil 3A,. K,2°” ist daher aus lauter schon bekannt ge- wordenen Zahlen berechenbar. Zieht man ihn daher von dem Gliede der zweiten Ordnung, d. i. von Z,2? ab, so bleibt zum Reste oder ersten partiellen Dividend das Produet 3.45. A,z” übrig, das durch 3 43 dividirt, sogleich das Glied der zweiten Ordnung der gesuchten Wurzel, d. i. A,z” darbietet. Das Glied der dritten Ordnung des gegebenen Polynoms ist 34.4,2°+3A.K,2°+1 .K,.2°. Um aus ihm das Glied derselben Ordnung in der Wurzel abzuleiten, darf man nur beachten, dass mit demselben noch zwei Theile verbunden sind, deren jeder aus schon bekannt gewordenen Gliedern der Wurzel zusammengesetzt ist; namentlich ist A, 2° die produeirte Summe aus den Reihen Az; A ER Au und X; 2° ist die produeirte Summe aus den Reihen A,z ; 4,2” (o y FR Die Zahlen 3A, und 1 sind beziehungsweise die Multiplieatoren dieser zwei produeirten Summen. Wenn man diese aus zwei Theilen bestehende Correetion am Gliede der dritten Ordnung, d. i. an Z, 2° anbringt, so wird man den Ausdruck 34%. A,2° erhalten, der sodann durch den assignirten Divisor 34% dividirt, das Glied der dritten Ordnung von der Wurzel, nämlich A; 2° geben wird. Das Glied der vierten Ordnung des gegebenen Polynoms ist 343.4,2°+34,.K, +1 rer: Um aus ihm das Glied derselben Ordnung in der Wurzel abzuleiten, darf man nur wieder über- legen, dass mit demselben noch zwei Theile verknüpft sind, deren jeder aus schon bekannt geworde- nen Gliedern der Wurzel besteht; namentlich ist A; 2* die produeirte Summe aus den Reihen und X, z* ist die produeirte Summe aus den Reihen ei sr: a er Are € Die Zahlen 3A, und 1 sind wieder die unveränderlichen Multiplieatoren dieser beiden produeirten Summen. Wenn man diese aus zwei Theilen bestehende Correetion am Gliede der vierten Ordnung von dem gegebenen Polynom, d. i. an Z,2* anbringt; so wird man das Product 34}.4A,2* erhalten, das sodann durch den assignirten Divisor 3A} dividirt, das Glied der vierten Ordnung von der Wur- zel, nämlich A,2* geben wird. 136 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen In ganz ähnlicher Weise findet man aus Z,.2° das entsprechende Glied A,2°; aus Z,2° eben so p. PP Ba 9 Im Wesentlichen besteht das so eben beschriebene Verfahren der Ausziehung der Cubikwurzel aus einem gegebenen Polynome, dessen Glieder nach Potenzen einer Hauptzahl fortschreiten, wie man sieht, in der Aussonderung aller Theile der Wurzel aus den entsprechenden Theilen des gegebenen Polynoms mittelst der Division derselben durch einen sich gleichbleibenden Divisor 3A5, nachdem man vorher an dem betreffenden Gliede eine, aus bereits bekannt gewordenen Gliedern der Wurzeln be- rechenbare Correetion angebracht hat. Dieselbe setzt sich aus zwei Haupttheilen zusammen, von denen der eine erhalten wird, indem die producirte Summe aus den Reihen Az: Az: Az: ( 135 27 5 nn R 2 3. ® IE A ee deren Glieder bis zum letztgefundenen der Wurzel fortzusetzen sind, mit 3A,, multiplieirt, und der andere die producirte Summe aus den Reihen (a ee a, Bee Br: a ist. Der hierbei anzuwendende Rechnungsmechanismus liesse sich in folgendem Schema zur Darstel- lung bringen: vIZ+ Z,.2+2,.2°+2Z,.2+... J=4+ 4 BA. ae „ +tAst+ AP AFP... | Multiplieatoren BR AR) 34, Az A Ar. 8A, 34,.A12 0+B,£+B, 2 + ... 1 2,2(—=342. 424 K,2)+... K, (=34A, . K,z”) 1. Correetion wobei K, 2’= (A 5), A,2 383.42+ ... 38.Ae 2,2 343.4, 2+ R,2)+ ... ee, a I. Correction Rz’(=34A,.K,z’+1.K,r) wobei R’- ver 2) K; ef 2 B.5); 34.4; 2° -+ 322. A,2° Zu,2* (= 34% . A, z’+K,2*)+ ... Il. Correetion R,z'(=3A4°. K,2°+1.K;z*) wobei K,z* 32... 3A}. A,2* Zz= us f . 2. 3 . 2. 3 (ae a) Renee) Wir wollen diesen Rechnungsmechanismus auf den Fall anwenden, da man aus der unendlichen Reihe 1 1 | 3 4 en 42472 tr attıaaa rt Hr die Cubikwurzel ziehen solle. mit numerischen Coeffieienten, 137 3 1 1 1 v( Be at ne (42475: ee m Rd ) 1 ' hai zehhagene U nnd N 2 ii a + 18°? + TA 7 5833 !-+.. | Multiplicatoren Ze FH au Enz 1 1 uns 1 ch Er ee > . BE DE Se 2 26 19 Hai in Mr Re 2% 2 Lie 1,5 nzeid | ding I. Corr =, 52 Te 120? w .. Bi fi 9° BET us f. q „ILc. j .„|NLC. gals, 2 3 Fi 4° +37? ar 1 3 1 # F7% 1944 1 3 1 4 7% 1984 Die gesuchte Cubikwurzel ist also I + FE ! + = + 1 +... 5 3? T je? 1 102° 1 5882 3 z | et 1 Be 1 h ; In der That ist, wegene —=1 Fer 7133? or 1334? +... 3, 2 EraE i u 1 ERS: 1 an: auch Ve'— e -1432 47562) +73362) tm sa) + = 1 ee we — 1432475? +78? + 5835? m. we Lässt man Z,, Z,, Z,,... positive einzifferige Zahlen, x den Bruch 10° und Z, eine dekadische ganze Zahl bedeuten, so stellt das Polynom + Z,2+Z,2°+ ... eine dekadische Zahl mit einem angehängten Deeimalbruch vor. Damit die Cubikwurzel aus dieser Zahl wieder in Form einer solchen Zahl erhalten werde, bedarf der eben beschriebene Rechnungsmechanismus für die Ausziehung der Cubik- wurzel aus systematischen Polynomen nur einiger Modificationen, um A,, Ay, As. - als positive einzif- ferige Zahlen zu erhalten. Man suche also zuerst ein Paar Grenzen der Wurzel, die sich in der höchsten Stelle oder in den zwei, drei, .. ersten Ziffern von einander nieht unterscheiden, und nehme diese übereinstimmenden Ziffern für den ersten Theil der Cubikwurzel an, d. h. man suche mittelst einer partiellen Cubikwurzel- ausziehung aus einem höchsten Theil der gegebenen Zahl den höchsten Theil der Wurzel, wodurch man eine oder zwei genaue Ziffern der gesuchten Wurzel findet. Dieser Theil ist hier das, was beim allgemeinen Polynome das Glied A, ist. Man ziehe die dritte Potenz desselben vom höchsten Theile der Zahl ab, setze die nächstfolgende Stelle aus der gegebenen Zahl herab, und nehme das dreifache Quadrat des gefundenen Theiles A, zum assignirten Divisor an. Neben demselben ziehe man einen horizontalen Strich, um die nun zu bestimmenden Ziffern der Wurzel über, und die zur Berechnung der Correctionen nothwendig werdenden zwei produeirenden Reihen unter denselben zu schreiben. Die erste dieser Reihen besteht genau aus denselben Ziffern, als die über dem Striche stehende, daher man ihre Ziffern gleichzeitig mit denen der Cubikwurzel gewinnt. Die Ziffern der zweiten Reihe, welche 0 in der ersten Stelle stehen hat, ergeben sich aus den Anfangsziffern der Zahlen, die man aus den bereits gefundenen Ziffern der Cubikwurzel über dem Striche nach und nach erhält. Bei der allmäh- Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 18 Ta Er eu une nahen Aaenenenneennenntn nnen nienseeEE 138 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen ligen Bildung der zweiten Potenzen, somit zur allmähligen Bildung der Ziffern, aus denen die zweite producirende Reihe zu bestehen hat, wird man das im Vorhergehenden bereits auseinandergesetzte Verfahren zur Bildung der Reihen der Il. Ordnung in Anwendung bringen. Die Multiplieatoren dieser zwei Reihen sind, für die erste 3A, d. i. das Dreifache des schon gefundenen Theiles der Wurzel; für die zweite die Zahl 1.10 d. i. 10, indem man (BA, z + B,+B,-+...).z fü B’+B,z° +B; +. . setzt. Dividirt man nun den ersten Rest durch den assignirten Divisor, so wird der partielle Quotient die erste auf den bereits gefundenen Theil A, folgende Ziffer sein, die man sogleich neben den Divi- sor über und unter den horizontalen Strich hinschreibt. Das Produet aus ihr und dem Divisor wird hierauf vom vorigen Reste abgezogen, und dem Unterschiede die folgende Ziffer aus der gegebenen Zahl angehängt, in deren Ermanglung 0 an deren Stelle tritt. An dieser neuen Zahl wird sofort die Correetion angebracht, welche hier noch aus einem einzigen Theile besteht. Der weitere Verlauf der Operationen wird aus der Betrachtung der folgenden Beispiele klar werden. I. Beispiel. Man sucht die Cubikwurzel aus der Zahl 29000, von der wir wissen, dass sie zwischen 30 und 31 liegt. Die untere Grenze 30 werde also für A, angenommen. Der erforderliche Rechnungsmechanismus lässt sich alsdann in folgendem Schema darstellen: 3 2900030 z7|ı 2| 3) ıl 6| 8| 2] 5| 6] 8| Muktipl. 27000 7 2| 3) 1 6) 8| 2| 5 6) 8... 20000/2700 (=3.30%) 49| 28] 46] 26] 97]142| 97|138]168]266] (90 18900 =2700.7; IRRE EA n 11000 0| 35| 24) 33] 781105]109| 93]132]222| (10 . hi 1. Corr. 4410=49. 90; *) Die Ziffer der vierten (höchsten) Stelle in (72)?. 6590 2 a) vo. © str 97.90-109.10 e 11900 Fr u N 4 he Ge j li. Corr. 2870—28.90-+ 35.10; Ms By 8, ln 9030 a; = | | 8100—2700.3; 33800 2>0 BE: ''M a VII. Corr. 13500 138.90+93.10; 26 | I II. Corr. 4380—=46.90+24.10; 20450 286 I In) 16200—=2700.6; 97 4920 2700—=2700.1; 42500 957 RX. k 440 — f .10; er Corr. 16440— 168.90 + 132.10 142 | IV. Cor. 2670—26.90+33.10; ee RR en I 19530 ER EN | Bes ch N 16200—2700.6; Zu ki an \ 33300 .« VOTT. » = —— 2 ° ii V. Corr. . 9510=97.90+78.10; 18440 etc. Hlade Mi 23790 Fr | ol 21600=2700.8; u | | 21900 ee | VI. Corr. . 13830—142.90+ 105.10; 246 wi 8070 us f. IN N 5400—2700.2; Die unterstrichenen Ziffern bilden die Glieder der Reihe Il. 3 2670 Hiernach ist V 29000 = 30,7231682568 ... mit numerischen Coöfficienten. 139 3 I. Beispiel. Man sucht den Werth des Radicals V 761332, welcher zwischen den Grenzen 90 und 100 liegt. V 761332 —9 nn ı| s| 1] ı| 3| 3| 5] 5| .. Muk 323243 | FRE TER Yelersan ss o1| sjnılıslı3|26|5| | @7 . 0 | *0da] 7 Re I. 01 729 o| o| 1J1ojes|20[s3] | co 6 472 *) Die Zifter der vierten Stelle in (13)°. — 162 = 310 243 ar were 718 670 | 1200 | 1550 | 2400 | 2830 Aa 307 | 316 | 581 | 902 | 1375 = 363 884 | 969 | 1498 | 1455 - 96 233 | 729 | 729 1215 1215 — 120 155 | 240 | 283 | 240 etc. = 3, Hiernach ist V 761332 = 91,3113355 .... Im Laufe der Rechnung kann es sich ein- oder auch mehrmal ereignen, dass man die eflectiven Ziffern in der Reihe der I. Ordnung dergestalt zu ändern habe, dass vorhergehende Ziffern erhöht und die Stellen der nachfolgenden mit Nullen besetzt werden müssen. Um die Rechnung den neuen effectiven Ziffern der Reihe der I. Ordnung anzupassen, treten in solchen Fällen neue Correetionen ein, die ich, zum Unterschiede der vorigen, seeundäre nennen werde. Diess wird aus den nach- folgenden Beispielen ersichtlich. 3, I. Beispiel. Man sucht den Werth des Radicals V 1256684, der zwischen 107 und 108 liegt. 3 V 1256684107 9| 1) 3j|3| 9 6) 5] 7| 6) 6| 2] 2| 5jMultipl. 1225043 9 1313| 9 65 5 0| 7 6 6 2 2 —| 1. 316410 34347 81 [18 | 55 | 60 |177|144|165|100|273|260|288 186,263) — | (321 309123 0| si 3/la|l 2 Ss! al ıl 77 I —I—I|—|— 72870 | | | 0 1 —ı—|- I. I. 26001 81.321 2 0 9) — 46869 0172 3563| 55|1761129|13911571269| — | — | — | — ee | ee ve 192/252) — = 125220 — 1. 6498—18.321-+72.10; 118722 81 103041 18 15681 828 93 nn IV. II. Fr. Moih. Auflösung der Gleichungen VI. vn. AZIIE RX. XI. Hiernach ist V 1256684 — 107,91339650766225... 156810 828 18005=55.321+35.10; | 55 138805 335 103041 Kü 357640 410 19890—60.321+63.10; 177 337750 277 309123 144 286270 914 57367—177.321+55:10; 165 228903 305 206082 100 228210 150 47984 —144.321+ 176.10; 273 180226 773 171735 :260 84910 : 990 54255—165.321-+129.10; : 1288 306550 80188 33490— 100.321+139.10; :186 273060 2066 240429 263 326310 923 89203 —273.321-+157.10; us f. 237107 206082 310250 86150—260.321-+269.10; 2241 £ Bee 9) 157 | 166 Er 269 | 189 „ | 1839— 1849 — — 10 sec. Corr. 100 (*) (—10).10-— 100 179180 94408—288.321+ 196.10; 84772 68694 16078° |C) 196-202 = —6 sec. Corr. 60.) (—6).10=—60 160180 61626=186.321-+-192.10; 99554 68694 308600 86943 263.321-- 252.10; 221657 mit numerischen Coöffieienten. 141 7 II. Beispiel. Man sucht den Werth von V 95166,5 bis auf sechzehn Decimalstellen. JRR I RR: 1 Pr : mel TR cd ca: RR TREE SE ee 1 NS | 3 | “a5 er ar m 1. A, 36] 60| 85]122]157 202 ]250]272|276]272]291]266 313. | .. |_(135 N En m — IT Ta 404156075 e 36450 1. 39650 mr 4860=36.135 0) 24) 32] salı27l175[233]| — | — | — | I|— ||| — 34790 133|126| 139/156 |210| — | — | — | — | — | — (10 30375 162|161/170|180 1162|) — | — | — 48150 1681133 8340 —=60.135+24.10; 36 900172 35810 60 276 30375 420 :996 54350 85 a 11795—=85.135-+32.10; 285 20232 42555 122 291 36450 972 611 61050 157 266 17310—122.135+84.10; 877 376 43740 ‚204 :313 36450 : 974 4073 72900 : 250, u.sf 22465—157.135+127.10; ::990 50435 11272 42525 900172 — 79100 29290— 204.135 + 175.10; 49810 42525 72850 36080—250.135-+233 .10; 36770 30374 Secundäre Correctionen. 6395 — 160 &) () 127 133 62350 175 126 38280272 .135+-156.10; 233 139 24070 a a 58450 (—16).10= — 160 39360 —276..135+ 210.10; 19090 12150 6940 142 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen 6940 = 1009 Br I, 68300 384120 =272.135+ 170.10; 1770 — 1781 29880 x 41 (—11).10=—110 24300 55800 41085=291.135+180.10; 14715 6075 86400 37530—=%266.135-+ 162.10; 48870 42525 6345 E*) 162 — 168=—6 60. *) | (—6).10=— 60 62850 43585 —=313.135-+133.10; 19265 3 Hiernach ist V 95166,5 —45,65566775324172.... C) Entwicklung eines Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der Wurzeln des vierten Grades aus Polynomen und dekadischen Zahlen. Wenn die Gleichung (A+A,2+4%,2°+42°+..)=-Z+42+Z,°+Z, +... statuirt wird; so hängen die Coöfficienten Z,, Z,, Z,, Z,... von Ay, A,, Ay, A,... nach Gesetzen ab, welche durch nachstehende Formeln ausgedrückt sind: Z,=44 Zu —=4 A}.A,; Z,—=4 43.4,+64A;.K,; Z,—=4 A}. A, +64; . K,4-4A,.K;; Z,=h 4}.4,+64).K;+4A,.K;+1.K,; 2, —=4 A}.4,+645).K,+44A,.K,+1.K,; u.sf In diesen Formeln bezeichnen die Factoren X,, A, ... producirte Summen, als: ’ A, A A, Ar: . ) K,KK K,... die produeirten Summen aus G Pe 1 2 3 1 EL ZE EEE 4,4, A, K, KR; KR; K, wu te 9 el ” 27 ee 1° Ud u u. LE} A . Be u. % mit numerischen Coöfficienten. 143 wobei die Gesetze der Abhängigkeit der Zahlen B,, B,, B;,... CO), ©,, O5, ... von den Coöffieienten A,; Ay, A;, ... durch die Gleichungen (4,+4,2+4,2?+.. ”=B,+B,2+B,2’+ ... (A+4A,2+A;2°+ ...)(B+B2+B, + ...=0,4+02+ GH... ausgedrückt sind. Setzt man also M-—-hA}); M=64A}; M'—=4A,; und K,=M.kK,; R,=M.K,+M'.K,; K,—=M.K;+M'.K,+1.K,; K,=M.K,+M'.K,+1.K,; erssle so ist Z,=M.A; Z,=M.4A,+K,; Z,=M.A+k,; Z,=M.A+K;; u s f. Aus diesen Formeln entwickelt sich wieder sehr leicht das Verfahren zur Bestimmung der Coeffi- cienten Ay, Ay, As, Az, ..., wenn die Coöfficienten Zu, Z,, Z,, Z,,... gegeben sind. Das erste Glied A, bestimmt sich unmittelbar aus dem ersten Gliede Z’ nach der Formel 3 AN; Die folgenden Glieder werden sämmtlich mittelst blosser Divisionen aus den respectiven Gliedern des gegebenen Polynoms, also A,z aus Z,2; A,z aus Z,2; u.s.f. gefunden. Die Vorschriften, nach denen diese Rechnungen zu geschehen haben, sind im Wesentlichen nicht von denen unterschieden, durch welche die 'Theile der Quadrat- und Cubikwurzeln erhalten werden. Jedes Glied gibt, nach vorher an ihm angebrachter Correetion durch den assignirten Divisor 4 A; dividirt, das entsprechende Glied der Wurzel von ebendemselben Range. Die in Rede stehenden Correctionen aber sind immer aus schon bekannt gewordenen Gliedern der Wurzel berechenbar. Das Glied der ersten Ordnung, Z,z, wird unmittelbar durch den assignirten Divisor 4 A} divi- dirt, und gibt im partiellen Quotienten das Glied eben dieser Ordnung von der Wurzel. Das Glied der zweiten Ordnung, Z,2”, wird mittelst der ersten Correction K, 2°, die ein Produet aus dem Multiplieator M, = 6A, in die producirte Summe (2) ist, redueirt. 1 Das Glied der dritten Ordnung, Z,z°, wird mittelst der zweiten Correction K,z° reducirt. Dieselbe setzt sich aus zwei Theilen zusammen, von welchen der erste ein Produet aus dem Multiplieator M =64,) in die prod. S. er Be und =. 2 der zweite „, ” „ „ ” Mz=4A2, » » „ (art er): ist. Das Glied der vierten Ordnung, Z,z°‘, wird mittelst der dritten Correetion K;2* reducirt. Dieselbe setzt sich aus drei Theilen zusammen, von welchen ® m 3. der erste‘ ein Produet aus dem Multiplieator M_ —=64A, indie prod.S. rt =. es; 10% 2 ” . } A,s; A,2°; A,’ der zweite „, ” ” E) » M'z =4A 2 » ”».» ( 0 I: 8.2); und i Az; AP; Az - der dritte . ; n 1.2? ( ul Eee ) ist. „ „ ” E) “7 I Be 1. be ” 0 r 0 = 02 ce nn EEE et TE stur en ren 144 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Jede der nachfolgenden Correetionen, die an den Gliedern Z,2°; Zez’;... anzubringen sind, besteht, wie die für das Glied Z,z* aus drei Theilen, von denen jeder ein Product aus einem Mul- tiplicator in eine produeirte Summe zweier Reihen, zu denen bereits gefundene Theile der Wurzel die resp. Glieder liefern. Der Rechnungsmechanismus, der hieraus für die Ausziehung der Wurzeln des vierten Grades entspringt, lässt sich in folgendem Schema zur Darstellung bringen. 4 v4, +42: +2 r+Z#°+..)=% Multiplicatoren en: AM AAE: n.. M =-64 l. Cor. Kız’ REIT 2 2 SEE SERREEN er Ber Bern... M'z—=hA,z Di; 1. Cor. Ra(=- Manz: +M Kr) MA,’ ENG BR. A; 2” SEEN ZEH+..: I. Core. _ Ks(=M As! + M Ki +1.K,) MA=-+. Die Anwendung dieser Formeln zur Ausziehung der Wurzeln des vierten Grades aus dekadischen Zahlen ergibt sich, wie bei den vorhergehenden Graden, von selbst. Der hierzu dienliehe Rechnungs- mechanismus ist aus nachstehendem Beispiele ersichtlich, in welchem der Werth von Vx bestimmt wird. ak V3,14159265358979....— 1,3 28561 ! | 28549 | 8788 | al 8] 8 5) 8] 6| 3] 8|.. | Multiplicatoren 26364 a . 21852 9| 6) 19] 24] 45| 46| 81] 78j133|.. | (1014 l. Corr. . 9126 0 0 See Pr 5 a en ee en 1 BE o] 0) 27] 33| 38] 76 en rl 57 EEE K250 Base an 39386 | SG FERNEN 79| 81/109 (520 3302 Ban EEE ER JE a Im. K2. «| 0| 6) 9) 3) 30) 3%] 66] 65]... | (100 ur ) Die vierte Stelle in (31)? 29: , ie vierte elle in S M. Corr. ,.... ‚33306 28) Die neunte Stelle in (313)2. 36079 26364 97158 mit numerischen Coefficienten. 145 97153 09 27 IV. Corr. 42396 6 33 54757 096 303 43940 19 Be 108175 979 068 V. Corr. . 65690 24 76 42485 814 756 26364 45 3 (=79— 76) 161218 185 31 VI. Corr. 89164 46 67 72054 896 Fund 52728 81 819 19326 9041 3 (=112—109) -130%) | 7-79-—-=3 78 115 177669 (—3).520 = — 1560 8 335 VI. Corr. . 127654 "133 u.s.f 50015 5013 26364 u. f. 236517 VII. Corr. 142372 94145 70304 23841 — 1560 (**) | 9) 109-112 — 3 IX. Corr. . 222819 (3).520—= — 1560 201162 21657 u. f. Tabelle zur Berechnung der Correctionen. I. Correetin = 9.1014 + = 9126; I. — 6.1014 0.520 — 6084; IH. — 19.1014 + 27.520 + 0.100 33306 ; a er — 24.1014 + 33.5204 9.100= 42396; re — 45.1014 + 38.520-+ 3.100= 65690; u. = 46.1014 + 76.520 +4+30.100- 89164; 2 — 81.1014+ 81.520 4 34.100 — 127654; ; — 78.101% + 109.520 + 66 . 100 — 142372: > — 133. 1014 + 115.520 + 65.100 — 201162. 4 Hiernach ist Vz — 1,3313353638 .... D) Allgemeine Darstellung des Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der Wurzeln jedes Grades aus gegebenen Polynomen oder aus dekadischen Zahlen. Wenn man die allgemeine Gleichung hat: 1)... A+tA2r+A+ArF+.. so werden die Co@flicienten Z,. Z,, Zu. Zu... Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. .Yy‘_ 7 + Z2+ ZEHZEH....; aus den Coöfheienten A,. A,. A,, As. ... nach Gesetzen ab- 19 146 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen hängig sein, welche durch die Formeln (27) 28) $. I ausgedrückt sind, und dazu dienen werden, wenn Z, Zu Zu; Zu - - - als gegeben vorausgesetzt werden, die Werthe von A, Ay, Ay Az. ... zu finden. Statuirt man die Gl. (7) $. I, bis Re R-"=-L+Lbz:+Lb°+L?”°+...-; verbindet man hierauf die Coöfhicienten 8) mit jeder der Reihen: dd 2 D dd K;R;RKR;RKR,; K,;.. 0; RK: KR; KR; RK; .. (Li hd [23 0 Eee re 5 . e IV. V. A 0 I 0 ’ K, b} 5 6} © . . N) . setzt man ferner ().M=-()4°; und un .K; .K+M".K;'; ; Ki MY.K®; . und überhaupt 8) ...K8=M.K,+M.K,+M".K,-+ 1 MOD Ko, wobei erst K, 4; Ku; Ku}; -. vollständig aus n—1 Theilen bestehen , endlich DEE RED ENTE I EU 3 so hat man: (10). 4,= 4; = A, A; Z,=A.A+K; Z,= Ay. A+K;; 7,= A, A+Kı; IR Diese Formeln dienen nun, wenn Z,, Z,, Zu, . . . gegeben sind, A, Ay, Ay, ... zu finden. mit numerischen Coefficienten. 147 Nachdem man aus der ersten der Gl. (10) ee 7 gefunden hat, bilde man nach (9) den Ausdruck A, den man zum assignirten Divisor annimmt. Aus der zweiten der Formeln (10) ergibt sich A, mittelst unmittelbarer Division von Z, durch A. Aus A, erhält man sofort K,, folglich nach der ersten der Gl. (7) die erste Correetion X,. Zieht man diese, in Ge- mässheit der dritten der Formeln (10), von Z, ab; so gibt der Unterschied, durch A dividirt, den Werth von A,. Aus A, und A, ergibt sich ferner B,, und hieraus X, und K,, woraus mittelst der zweiten der Formeln (7) die zweite Correetion K, gefunden wird. Zieht man diese, in Gemässheit der vierten der Formeln (10), von Z, ab; so gibt der Unterschied, durch A dividirt, den Werth von A,. u. s. f. Bei der numerischen Berechnung der Wurzeln aus dekadischen Zahlen stimmen die Ziffern an den mit den Zeichen besetzten Stellen mit jenen überein, welche in den respeetiven Zahlen (A, 4,)’; (A, A, 4;)°; (A, A, A; Sy ET Pe A A die vierte, neunte, sechzehnte, ..... H (n—1)?te Stelle einnehmen, wobei A,; Ay; As; . . - . die einziffrigen Zahlen bedeuten, mit denen der auf A, folgende Theil der dekadischen Zahl, aus der die Wurzel gezogen werden soll, geschrieben wird. g. II. Entwicklung des Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der reellen Wurzeln der numerischen Gleichungen eines jeden Grades. Es sei eu +4, .2=a, irgend eine Gleichung des n ten Grades, worin a, Q3 Ay ++ - An, An beliebige reelle Zahlen bedeuten, welehe die Form dekadischer Zahlen haben. Von dieser Gleichung sei es bereits bekannt, dass sie zwischen den reellen Zahlen a, 5 eine einzige Wurzel liegen habe, von der man unbeschadet der Allgemeinheit voraussetzen kann, dass sie positiv sei. Von diesen Grenzen a, 5 werde ferner vor- ausgesetzt, dass sie in dekadischer Zahlform dargestellt seien, und bereits so nahe an einander ge- bracht wären, dass die erste. Ziffer, oder die zwei oder drei ersten Zaffern von a schon dem wahren Werthe der Wurzel angehören. Alsdann lassen sich, mittelst eines auf gleichförmige Weise fortschrei- tenden Rechnungsmechanismus, der sich von dem im vorigen Paragraphe erklärten zur Ausziehung der Wur- zeln des nten Grades im Wesentlichen nicht unterscheidet, alle nachfolgenden Ziffern der zwischen « und 5 liegenden Wurzel der Gleichung (1) successive, und so weit als man will, finden. Stellt man nämlich die gesuchte Wurzel durch die Formel Br ei piee dar, und nimmt man A, für den gefundenen Theil der Wurzel, wie er aus der untern Grenze a erhalten wird, so sind A,, Ay, Ay - . » . die nachfolgenden Ziffern , welche mittelst des Rechnungsmechanismus be- stimmt werden sollen. Das Polynom (2) muss nun so beschaffen sein, dass es, für = in den ersten 19 * 148 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen Theil der Gleichung (1) substituirt, denselben auf a, redueire. Diese Substitution gibt für den in Rede stehenden ersten Theil der Gleichung (1) ein Polynom von der Form (3) das mit der gegebenen Zahl a, zusammenfallen muss. Im $. I. sind für diese Entwicklung des Polynoms (3) die allgemeinen Formeln angegeben worden. Dieselben enthalten die Gesetze für die Bestimmung der Coöffieienten Z,, Z,, Z,, Z,, .. . aus den Coöflicienten «,, 4,, 4, . .. und A, Ay, Az, . . . , mittelst deren um- gekehrt aus den Coöfficienten @,, a,, a3,... und Z,, Z,, Zu, . .. die Coefficienten A, A, .. ., indem A, als schon bekannt vorausgesetzt wird, gefunden werden können. Es ist bereits $. I. angemerkt worden, dass sich die Berechnung der Coöffieienten Z,, Z,, Zu : - » in dem Falle, da das Polynom (2) in den Ausdruck substituirt wird, nicht wesentlich von dem unter- scheidet, da man die Entwicklung der Potenz x" zu suchen hat, und dass nur in den Multiplieatoren M', M', M'",... dieser Unterschied liege. Da nämlich die Zahlen a,. a, a,,... auf die producirenden Reihen, welche bei diesen Entwicklungen in Betracht kommen, durchaus keinen Einfluss haben; so blei- ben sie in beiden Fällen die nämlichen, es mag sich um die Entwicklung des Ausdruckes (1) oder nur der Potenz handeln. Nur die im vorigen Paragraphe mit A, M’', M", M'",.... bezeichneten Grössen er- leiden eine entsprechende Aenderung, indem man den Formeln (11) und (12) gemäss hat, wenn f(&) den ersten Theil der Gleichung (1) bezeichnet: ei er 6) M=- fa): M=-—1 fra); MT= 1 f" (A); et; MeD<1 1.3 12:8 1.2.3.4 welche an die Stelle der Formeln (9) und (6) zu treten haben, sobald es sich um die Entwicklung von f(x) handelt. Hieraus ist es klar, dass auch die Bestimmungsweise der Werthe der reellen Wur- zeln einer numerischen Gleichung des zweiten, dritten, vierten, ... Grades nicht wesentlich von dem Verfahren verschieden sein werde, dessen wir uns bei der Auflösung der reinen Potenzgleichungen,, d.i. bei der Ausziehung der Wurzeln des zweiten, dritten, vierten, .... Grades aus Polynomen und aus dekadischen Zahlen bedient, und $. Il. bereits zur Darstellung gebracht haben. Zur Erreichung unsers Zweckes bedarf es also nur einer blossen Vertauschung des assignirten Divisors und der Mul- tiplicatoren gegen die aus den Formeln (4), (5) hervorgehenden Zahlen. Wir wollen nun diese allgemeinen Vorschriften auf die besondern Fälle anwenden, da n—2 und n=3 gesetzt wird, und die Rechnungsmechanismen zur Darstellung bringen, durch welche die Wur- zeln von Gleichungen des zweiten und dritten Grades gefunden werden können. A) Rechnungsmechanismus zur Auflösung der Gleichungen des zweiten ‘Grades. Für n=2 redueirt sich die Gleichung (1) auf die Gleichung +2 =0. Daraus findet man, wegen f@)=.’+a,2; f (a) 22a; f"(&)=?, und wenn bekannt ist, dass A, die untere Grenze der positiven Wurzel dieser Gleichung ist, 1 2=-fA)=-2A+a; M=z.f'A)-1. l. Beispiel. Die Gleichung &°— 20x. = — 71 hat eine reelle Wurzel, welche zwischen 15 und 16 liegt. Da hier „= — 20; ,= — 71; 4=15; so hat man A=30 -—W=10; M =1. ’ mit numerischen Coeffieienten. 149 Da hier der assignirte Divisor 10 ist, so kömmt das Schema der Rechnung zur Bestimmung der auf 15 folgenden Ziffern der Wurzel dieser Gleichung auf folgende Weise zu stehen: — 711 FIT 3851648 40 | 10 uns 30 | 3851648.. 100 120 140 1. Corr. 9-=3.3 IM. Corr. 9—=3.5+8.8-+5.3 V. Corr. .77 91 26 63 s0 10 40 110 160 230 I. Corr. 48=3.8+8.3 IV. Corr. 86=3.14+8.5+5.8+1.3 VI. Corr. 130 62 74 100 50 60 s0 12 14 20 US Die gesuchte Wurzel ist also 15,3851648... Wollte man diese Wurzel auf eine grössere Anzahl von Deeimalstellen haben, so wäre es vor- theilhafter, den assignirten Divisor, wie $. II. A, zu ändern, oder gleich anfänglich ,—15,3 zur unteren Grenze der Wurzel zu wählen. Alsdann wäre A=10,6; f(15,3)=—71,91; und die Rech- nung käme folgendermassen zu stehen: —M 71,91 910 | 106 848 620 64 556 530 260 Bu 180 106 740 m 41 699 636 63 851648071345040 .. 851648071345040 .. 630 IV. 106 524 424 1000 V. 125 875 848 270 VI. 180 900 VI. 124 776 742 34 Hiernach ist = 15,3851648071345040... vM. RX. X. xl. 340 176 164 106 580 198 —. 382 318 640 136 504 424 800 244 556 530 26 XI. XIV. 150 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen II. Man habe die Gleichung ©°+5x2=4, welche eine zwischen O0 und 1 liegende Wurzel hat. Da hier f(a)=a°+5; f()=2r+5; A=0; A=f (0)=5; so kömmt die Rechnung auf folgende Weise zu stehen: 4 “| ar 40 | 5— ur. 50 a | 01562118 RE od 10.00 108 01562118 199 64 37 _ 360 85 320 N 400 190 1 64 399 126 3854 64 150 620 10 58 140 562 128 512 12 500 us £ Hiernach ist z=0,701562118... B) Rechnungsmechanismus zur Auflösung der Gleichungen des dritten Grades. Für n=3 redueirt sich die Gl. (1) auf die Gleichung ta. +n,r—=0, Wenn A, die untere Grenze der einen reellen Wurzel dieser Gleichung ist; so hat man A=343 +2, 4+%; M=3A+a; M—1; I. Beispiel. Man sucht die Wurzel der Gleichung 2° — x” — 1067—=800 , welche zwischen 21 und 22 liegt. Man setze A,=21; alsdann ist fd= #— —-4062; f(@RN)=29 ; f = —30 —406 ; FRD=A-875; Vf) =3r —2 ; Vf @D=M=1; \f@)=1; j nn mit numerischen Coöffieienten. 151 Das Schema der Rechnung zur Bestimmung der auf 21 folgenden Ziffern der Wurzel dieser Gleichung käme nun folgendermassen zu stehen: 2 Multipl. IV. 4970 8550 VI. 670% 1826 875 9510 vn. 7210 2300 1750 5500 u.s.f. Hiernach ist die gesuchte Wurzel —21,55617112... I. Beispiel. Es sei =’ — 200 = 5000 die gegebene Gleichung, deren eine reelle Wurzel zwischen 20 und 21 liegt. Da hier f (@)= "— 200%; f. = #—-20 1 / > — . Fi (2) = 32 ; ft) =1 A, = 20; ; A = 1000 M = 60 M=1 f@0) = 4000; so kömmt das Schema der Rechnung zur Bestimmung der auf 20 folgenden Ziffern der Wurzel auf folgende Art zu stehen: 152 Fr. Moth. Auflösung der Gleichungen 5000 4000 | 10000 | 1000 9000 10000 l. 4860 5140 | 4000 11400 1. 5040 6360 | 5000 | 13600 17400 IM. 7490 XI. 12290 81 6110 5110 12 5000 3000 882 11100 21100 106 IV. 8830 16650 926 2270 4450 130 1000 2000 390 12700 2450 83 = nr. B us f. 983 5940 vos 180 4000 960 19400 21 v1. 9650 Ch 9750 „02 8000 242 17500 219 u 14750 639 2750 210 | 1000 600 | 17500 „160 | VII. 10350 160 | 7150 | RB. 5000 826 21500 us f IX. 15620 5880 4000 18800 X 15060 3740 | 2000 | 1740 | Hiernach ist x = 20,9455148154232 ... | Il. Beispiel. Die Gleichung =’ +32°— 47x = 67% hat eine reelle Wurzel, welche zwischen | den Grenzen 9 und 10 liegt. Um die übrigen Ziffern dieser Wurzel zu finden, nehme man 4, =9; | alsdann findet man A= 250; | =30; M' =1. mit numerischen Coöfficienten. Das Schema der Rechnung wird dann sein: 674 549 4727574077116.. | Mult. 1250 | 250 1000 4727574077116... (80 2500 I. 480 022349956654... (10 2020 1750 2700 | 10700 I. 1760 | IX. 7740 940 | 2960 500 | 1750 4400 | 12100 I. 2170 x. 10780 2230 1320 1750 250 4800 10700 IV. 2820 XI. 9300 1980 | 1400 1250 | 250 7300 11500 V. 4810 | Xn. 3750 2490 2720 1750 1500 7400 12200 v1. 5560 3 1840 1000 8400 vn. 7490 910 0 9100 VI. 6280 2820 1750 1070 | Hiernach ist die gesuchte Wurzel © = 9,472757407716.... $. V. 153 Darstellung des Systems der Formeln zur Berechnung der Wurzeln der höheren Gleichungen. Wenn die Gleichung (1) . 22.2. 24a Hs I, tr... 412-0: in welcher Denkschriften d. mathem, naturw. Cl. 154 Fr. Moih. Auflösung der Gleichungen Be 0, 8 „= 4, +42: +2 +Zr°-+ .... angenommen wird, eine einzige positive Wurzel zwischen den Grenzen a..b liegen hat, welche bereits so nahe an einander liegen, dass die erste Ziffer, oder die zwei bis drei ersten Ziffern, womit die dekadische Zahl a geschrieben wird, dem wahren Werthe der Wurzel angehören; und wenn man die untere Grenze a für den ersten Theil A, der Wurzel ansieht, alsdann kann man den Werth die- ser Wurzel unter der Form N al Te REN, darstellen, worin die Coöfficienten A,, Ay, As; - . . im Allgemeinen einziffrige Zahlen sind. Im vorigen Para- graphe ist gezeigt worden, wie man mittelst eines geregelten Verfahrens nach und nach zur Kenntniss dieser Ziffern gelangen könne, welche in der Formel (3) durch A,, A,, A,,.... vorgestellt sind. Der hierzu angegebene Rechnungsmechanismus setzt aber voraus, dass auch die gegebenen Coöflicienten Ayslys gs. Ay, bereits die Form dekadischer Zahlen haben, eine Voraussetzung, durch welche der Anwendbarkeit unserer Methode in sofern Schranken gesetzt werden könnten, als in dem Falle, da die in Rede stehenden Coöffieienten beliebige gebrochene Zahlen sind, entweder durch Reduction der vorgelegten Gleichung mit gebrochenen Coöffieienten auf eine andere, worin die sämmtlichen Coöfli- cienten ganze Zahlen sind, oder durch vorgängige Verwandlung der gebrochenen Coöflieienten in Decimalzahlen, die Rechnungen weitläufig und beschwerlich werden. In diesem Falle kann man es vorziehen, die Rechnung zur Bestimmung der Zahlen A,, A,, Az, ... unmittelbar mittelst derjenigen Formeln zu führen, welche auf den $. IV. angegebenen Rechnungsmechanismus eben geleitet haben. Wir wollen daher die besondern Fälle, dn=?2,n=3 undn=# ist, nochmals in Betrachtung ziehen, und für dieselben die Systeme von Formeln anzeigen, welche zur Bestimmung der einzelnen Ziffern Ay; As, Ay, .. . zur Anwendung zu kommen haben. Jedes solche System zerfällt in zwei Abthei- lungen. Die Formeln der ersten Abtheilung bleiben für die Berechnung der Wurzeln der Gleichungen bei jedem Grade dieselben. Die der zweiten Abtheilung sind diejenigen, welche zur Berechnung der Correetionen anzuwenden kommen, und welche sich von Grad zu Grad ändern. Wenn also 4) . 2...) erta, et’, + u RE und A, der schon bekannte Theil der Wurzel der Gleichung (1) ist, so hat man in Gemässheit der allgemeinen Formeln $. V. (2), 5): 6) :-:-.- fd=-4+.4"'+,. 4’, AM’... + 4,1 Au; 6) . A=-nAttaN)a AH), A’ Hm I); A "+ ...:- +45 u a4) AH Tate Han 9) mit numerischen Coöfficienten. 155 I. Formeln zur Berechnung der Ziffern A,, Ay, Az,» »- R= Z,-—f(4) R= 9, — 4-A R= 9, —4.A us f S,=10R,+Z, S, =10R, + Z, S, =10R, + Z, = ıS = KR = S—K A =. BD, rA) A= 6(D:A) A;= 6(9:&A) In den letzten Formeln, aus denen A,, A,, A;,... gefunden werden, bedeutet der Buchstabe © vor den Quotienten (D,:A);5 (D,:A); (D5:A)5 -.., dass man aus denselben bloss den ganzzahligen Theil auszusondern und für den Werth von A,, A,, A;, ... anzunehmen habe. Il. Formeln zur Berechnung der Correetionen. .. RB=M.K-+M'.K;; k; = es vr; a = &- = s% £ (A: A, Ar); U. . B=M.RK+M".K-+ M".K;; Kal aaeeereeeee V . K=-M.K+M.Ki+ Me. RU -M".K©; uses Formeln zur Auflösung der Gleichungen des zweiten Grades. Die gegebene Gleichung habe die Form + a, = a,. Hier ist fA)= At 4; A=24, +0; M—=1. folglich K=-K;:;R=R: R=-R: K=&K: usf. Beispiel. Die gegebene Gleichung sei +40 = 1848: also a, -; ;@%,= 1848 = Z,. Eine Wurzel dieser Gleichung liegt zwischen 42 und 43. Es sei daher ,—=42; so ist f(A,) = 1778: Ne 9 3 =” | BR-% Bun a. R,— 5 3 760 62 S,— 700 s,-% S— n S,— 60 0} ©, = 700 2-7. = ©, — 24 2100 568 524 4 R=-7 R=7- R,= u.%1. | s-7 19 | -°7 u 4-66) =2 A=-6@)=6 K,— 36 K, = 104 Hiernach ist x = 42,822026 ... Formeln zur Auflösung der Gleichungen des dritten Grades. Die gegebene Gleichung habe die Form +,’ +,x2=a,: Hier st f(A)=Ata A-+ 0,4; A=3A-4 2a, +0; M=34,=.a ; Mtı=1; K=M.K; R=M.R-+K;K=-M.K-+k; K=M.K=K;usf Formeln zur Auflösung der Gleichungen des vierten Grades. Die gegebene Gleichung habe die Form +, +,’ +,2=a,. Hier ist fAa)=A+a.A+0,A+4,4A; A= 443430, A+ 20, + 0; M=64+3a4,+0a; M'=4A,+a ; M"=1; K=M.K; RB=-MW.K+MK; B=M.K-+M.K+K;'; = M.K,+M'.K)+K,; u ss I. 157 Versuch einer auf rein mechanische Prineipien sich stützenden Erklärung der galvano-elekirischen und magnetischen Polaritätserscheinungen. Von Christian Doppler, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe am 8. Juni 1848.) Se Ziu den wundervollsten Erscheinungen im gesammten Bereiche der anorganischen Natur darf man wohl ohne Zweifel das Phänomen der galvano-elektrischen und magnetischen Polarität zählen. Wie es aber auffallenden Erscheinungen, deren Endursachen für uns noch in ein geheimnissvolles Dun- kel gehüllt sind, von jeher erging — so wurde auch der Begriff, oder richtiger gesagt, der Name der Polarität sehr bald vielfach ausgebeutet, und als ein willkommenes Mittel betrachtet, die Mangelhaftig- keit und Unzulänglichkeit mancher anderen vorgeblichen Erklärung, meistentheils zwar ganz unabsicht- lich, damit zu verhüllen. Und so ist es denn gekommen, dass wir nieht etwa bloss in Werken, welche von Elektrieität und Magnetismus handeln, sondern auch in solchen, die der Chemie, der Optik, der Wärmelehre, der Physiologie, der Psychologie, dem thierischen Magnetismus, der Naturphilosophie und noch fremdartigeren Gebieten des menschlichen Forschens angehören, den Ausdrücken: Polarität, polares Ver- halten, polare Gegensätze u. a. m. allerwärts begegnen. Ein Begriff aber, der ohne sonderlichen Nutzen zu stiften, sich den verschiedenen Anforderungen so fügsam erweist, kann, so dünkt es mich, unmög- lich zu den sehr klar und scharf aufgefassten gehören. Es kann wohl nicht in meiner Absicht liegen, den Polaritätsbegriff in dieser unbestimmten und unbestimmbaren Ausdehnung zu erfassen, und ihn zu einem Gegenstand einer wesentlichen mathematischen Untersuchung machen zu wollen, und diess um so weniger als mir in den meisten Fällen jene Uebertragungen im hohen Grade willkürliche und un- gerechtfertigte zu sein scheinen, oder doch bei genauerem Eingehen in dieselben sich jedenfalls ein bedeutend modifieirtes Sachverhältniss herausstellen würde. Das Ziel, das ich meinen gegenwärtigen Betrachtungen gesetzt habe, darf ich wohl als ein bescheideneres bezeiehnen, da ich mich innerhalb der Grenzen derjenigen Wissenschaft zu bewegen gedenke, welcher eben jener Polaritätsbegriff ursprüng- lich entstammt. $. 2. Ich befürchte nicht, Widerspruch zu erfahren, wenn ich zu behaupten wage, dass die Pola- ritätserscheinung, selbst in dieser engern Bedeutung, vielfacher Bemühungen ungeachtet, bis zur Stunde noch nicht eine den strengeren Anforderungen der Wissenschaft völlig genügende Erklärung gefunden habe. — Gleichwohl dürfte es vielleicht nicht am unrechten Orte sein, in Kürze den Standpunkt näher zu beleuchten, welchen gegenwärtig die Naturforschung der gesuchten Erklärung des Polaritätsphäno- mens gegenüber einnimmt. Gestützt auf die Symmer’sche oder dualistische Elektrieitätshypothese, scheint man sich nämlich gegen- wärtig, so gut als es angeht, mit der Annahme zufrieden zu stellen, dass allen Körpern eine gewisse Kraft (die elektromotorische) inwohnt, durch welche bei einer statthabenden Berührung mit andern 158 C. Doppler. Erklärung der galvanis materiell verschiedenen Körpern wechselseitig eine Zersetzung und Trennung ihrer latenten und neu- tralen Elektrieität in der Weise bewirkt wird, dass die entgegengesetzten Elektricitäten an den me- tallenen Berührungsflächen sich wechselseitig anziehen und sich daselbst anhäufen. Allen anderwärtigen Erfahrungen in der Elektrieitätslehre und einem sonstigen vernünftigen Dafür- halten nach, sollten sich nun zwar diese einander gegenüberstehenden entgegengesetzten Elektrieitäten, da ihrer Vereinigung nichts entgegensteht, ja dieselbe durch das gute Leitungsvermögen, der sich be- rührenden metallischen Flächen vielmehr im hohen Grade begünstigt wird, sofort augenblicklich wieder vereinigen, sich wechselseitig neutralisiren, und die beiden sich berührenden Körper demnach im frü- heren unelektrischen Zustande zurücklassen. Ein solcher Erfolg aber, wiewohl er aus jenen Voraus- setzungen mit Nothwendigkeit zu erwarten steht, wird durch die offenkundige Erfahrung nicht bestä- tigt, und man sieht sich demnach zur Behebung dieser Schwierigkeit genöthigt, dieser elektromoto- rischen Kraft nebst der zersetzenden Eigenschaft auch noch eine völlig analogielose bindende oder bannende Kraft beizulegen, vermöge welcher die angehäuften elektrischen Fluida in ihrem natürlichen Bestreben nach Ausgleichung gehindert und genöthigt werden, statt sich zu Null-Elektrieität zu neu- tralisiren, sich an den Berührungsflächen bleibend anzuhäufen und sich daselbst wechselseitig festzu- halten. Da ferners die verschiedenen Körper dieser Zersetzung der latenten Elektrieität in ihre beiden Bestandtheile einen sehr ungleichen oft bedeutenden Widerstand entgegensetzen, wie diess namentlich bei den magnetischen Erscheinungen ersichtlich wird: so sieht man sich noch zur Annahme einer weiteren Kraft genöthigt, die dieser Trennung entgegenwirkt und Coöreitivkraft genannt wird. Diess ist nun der Erklärungsapparat, mit welchem ausgerüstet man sich sofort an die Enträthse- lung der verschiedenen galvano-elektrischen und magnetischen Erscheinungen machet, und es lässt sich daraus wohl schon ermessen, wie wenig man sich am Ende darauf zu Gute thun darf, wenn die ver- suchten Erklärungen sodann von einem mehr oder minder günstigen Erfolg begleitet werden. Unter solchen Umständen nun scheint es mir kaum einem Zweifel unterworfen zu sein, dass ein Versuch, das galvano-elektrische und magnetische Polaritätsphänomen nach rein mechanischen, oder richtiger gesagt, nach rein aörostalischen und aörodynamischen Prineipien zu erklären, auf eine bereit- willige Aufnahme rechnen darf, und dass demselben sofort auch diejenige wünschenswerthe Würdigung und prüfende Beurtheilung nieht entstehen wird, welche mir jedes aufrichtige Streben nach Wahrheit an sich zu verdienen scheint. $. 3. Eine jede Erklärung einer physikalischen Erscheinung hat von gewissen Voraussetzungen aus- zugehen, und diese Voraussetzungen sind entweder bereits allgemein anerkannte, auch in anderen Thei- len der Naturlehre schon adoptirte, — oder aber solche, die noch einer weiteren Rechtfertigung, einer noch begründeteren Darlegung ihrer Statthaftigkeit bedürfen. In letzerem Falle scheinen nun allerdings bestimmte Vorschriften der angewandten Logik es zu verlangen, vor allem Andern diesen hypothetischen Annahmen die volle Anerkennung der Beurtheiler zu erwerben, und dann erst auf die Erklärung sel- ber, welche man als den Complex der daraus fliessenden Folgerungen betrachten kann, überzugehen. Allein sehr oft ist es bekanntlich aus Gründen der Darstellung gerathener, den verkehrten , übrigens gleiche Ueberzeugung gewährenden Weg einzuschlagen, und die Erklärung unter vorläufig bedingter Anerkennung den Voraussetzungen zu geben, die letztgenannten aber erst schliesslich gründlich zu rechtfertigen, — ein Verfahren, dessen sich im vorliegenden Falle zu bedienen der Verfasser gegen- wärtigen Aufsatzes keinen Anstand nimmt. Indem ich mich nunmehr anschieke, dem wissenschaftlichen Publikum im Nachfolgenden einen Erklärungsversuch des galvano-elektrischen und magnetischen Polaritätsphänomens zur Beurtheilung und Würdigung vorzulegen, kann ich wohl nicht anders als des subjektiven Dafürhaltens sein, dass es mir, wie mangelhaft und unvollständig auch immer die Durchführung und Darstellung desselben sein mag, gleichwohl gelungen sei, auf einen bisher noch ganz unbetretenem Wege eine befriedigende Erklärung al iin u nenne er und magnetischen Polaritätserscheinungen. 159 gefunden zu haben, die geeignet sein dürfte, Licht über eine Erscheinung zu verbreiten, welche man bisher zu den räthselhaftesten und geheimnissvollsten zu zählen gewohnt war. Die oben erwähnten Voraussetzungen, deren weitere Rechtfertigung schliesslich folgen soll, sind nun folgende: 1. Sämmtliche Körper , ihre absolute Grösse und Form mag welche immer seyn, sind in ihrem natürliehen Zustande mit einer Atmosphäre des elektrischen Fluidums umgeben. 2. Diese elektrischen Atmosphären, welche den verschiedenen Körpern in ihrem natürlichen Zustande eigenthümlich sind, — sind nicht unbegrenzt, d. h. sie erstrecken sich nicht ins Unendliche, sondern sie sind in bestimmter Weise begrenzt, und haben demnach eine gewisse Höhe. 3. Die Höhe dieser Atmosphäre ist zwar unabhängig von der absoluten Ausdehnung der Körper, gleichwohl aber ist sie nicht bei allen Körpern dieselbe, — sondern sie hängt ab von der materiellen Beschaffenheit des betreffenden Körpers, und ist somit beim Kupfer z. B. eine andere als beim Zinke, u. s. w. Mit Unrecht würde man die so eben namhaft gemachten drei Voraussetzungen eben so vielen‘ Hilfshypothesen, im gewöhnlichen Sinne genommen, gleichsetzen, da sie selber wiederum nur, wie die Folge zeigen wird, sich als untereinander zusammenhängende Folgerungen einer andern naturgemässen Annahme herausstellen. $. 4. Es seien Taf.X. Fig. 1 Zund Ä zwei Körper von verschiedener materieller Beschaffenheit und von beliebiger Form und Grösse. Zugleich denke man sich dieselbe vor der Hand so weit von einan- der entfernt, dass ihre wechselseitige Einwirkung ausser Betracht bleiben kann. Werden diese beiden Körper in einen mit ungebundenem elektrischen Fludum erfüllten Raum gebracht, so wird sich sogleich jede derselben eine Atmosphäre dieses elektrischen Fluidums , falls er eine solche nicht bereits schon mitgebracht, in einer Weise aneignen, dass z. B. der Körper A angenommen, er habe eine stärkere Anziehung zu besagtem Fluidum wie Z auch eine Atmosphäre von grösserer Höhe um sich bilden wird. An den Grenzen dieser Atmosphären hat bei beiden Körpern das elektrische Fluidum einen gleichen Grad von Spannung und somit auch von Dichte, welche jedoch bei beiden gegen ihre respektiven Oberflächen zunimmt, und bei Ä begreiflich einen höheren Grad erreicht, als bei Z, dergestalt, dass von & und P gegen Innen zu gerechnet gleichen Entfernungen gleiche Dichtigkeiten entsprechen, wäh- rend umgekehrt von den Oberflächen aus gegen # und zu, in einem gleichen Abstande bei A ein ungleich dichteres Fluidium als bei Z sich vorfindet, dem also auch eine ungleich grössere Spannkraft entspricht, die Dichte der Schichte bei 9 wird also, falls « y—= P n ist, jener unmittelbar an der Ober- fläche von Z gleichkommen. — Die ausserhalb den beziehungsweisen Entfernungen « m und B n, d. h. ausserhalb der angedeuteten Begrenzung liegenden elektrischen Atome stehen in keinem weiteren Rap- port mehr zu A und Z und gehören demnach auch nicht mehr zu ihren Atmosphären. Sie werden zwar noch immer beziehungsweise von K und Z angezogen, aber mehr noch abgestossen von den die Kör- per K und Z umgebenden und ihre Atmosphäre bildenden elektrischen Atomen, und somit im Ganzen genommen, abgestossen, wie ich diess schliesslich strenge nachweisen werde. — Während demnach sämmtliche die Atmosphäre bildenden Atome bei einer allenfallsigen Bewegung von A und Z an dersel- ben Theil zu nehmen genöthigt werden, entziehen sich die erstgenannten ganz und gar jedem Antheile an derselben, — ja wenn das elektrische Medium, in dem sich X und Z befinden, nieht von aussen her, etwa durch einen schlecht leitenden Einschluss an seiner weiteren Ausbreitung gehindert wird, so müsste es sich in dem unendlichen Raum zerstreuen und X und Z mit ihren respektiven Atmosphären zurücklas- sen. Die Körper K und Z befinden sich in Bezug auf das elektrische Fluidum in einem gesättigten oder neutralen Zustande, und würde man sie leitend mit der Erde, als dem allgemeinen unerschöpflichen Reservoir für Elektrieität verbinden, — so würden sie weder an diese Elektrieität abgeben, noch auch aus ihr welche aufnehmen, da weder zu dem Einen noch zu dem Andern irgend ein Grund vorhanden ist. 160 C. Doppler. Erklärung der galvanischen Es befinden sich demnach sämmtliche Atome jener Atmosphären ganz eigentlich in dem Zustande eines stabilen aörostatischen Gleichgewichtes. Wird nun einem Körper ein Theil dieser Atmosphäre bei irgend einer Veranlassung entzogen, so muss er ein Bestreben zeigen, sich diesen Abgang wieder zu ersetzen, d.h. er wird als negativ-elektrisch sich erweisen. Wird ihm dagegen ein grösserer Antheil an Elektrieität zugemessen , als er sich nach Obigem anzueignen vermag, so wird sich dieser Theil der Elekirieität bei jeder sich darbietenden Gelegenheit zu entfernen suchen, und der betreffende Körper demnach als positiv-elektrisch sich erwähren. In Fig. 2 ,,y ist derselbe Körper X in seinen drei Zuständen, näm- lich als neutral, als negativ und als positiv-elektrisch dargestellt. — Noch ist hier ausdrücklich zu bemer- ken, dass die Höhen dieser Atmosphären, wie schon erwähnt wurde, von der absoluten Ausdehnung der Körper nahezu unabhängig sind, und dass alle Erfahrungen dafür sprechen, dass dieselben an und für sich genommen im hohen Grade niedrig seien. In den Zeichnungen aber wurden diese hier, begreiflicher- weise nur desshalb unverhältnissmässig gross dargestellt, um die Aenderungen, die sie sofort zu erfahren haben werden, noch ersichtlich graphisch darstellen zu können. Die Lehre von der bestimmten Begrenzung der elektrischen Atmosphären der Körper ist nicht bloss desshalb von so hoher Wichtigkeit, weil erst dadurch der Begriff von entgegengesetzten elek- trischen Zuständen einen festen Halt gewinnt, und alle weiteren Deductionen den Charakter ciner vollkommenen Bestimmtheit und Klarheit dadurch annehmen, — sondern insbesondere, weil diese Grundansicht,, wenn ich nicht sehr irre, als der Ausgangspunkt einer Atomenlehre betrachtet werden kann, deren möglicherweise tief eingreifende Wichtigkeit ich im gegenwärtigen Augenblicke mehr zu ahnen als nachzuweisen vermag. $. 5. Man denke sich nun beide Körper X und Z mit ihren Atmosphären in ein nicht leitendes, oder wenn man lieber will, in ein schlechtleitendes Medium, wie etwa in troekne Luft gebracht, und nähere dieselben mittelst isolirter Handhaben einander dergestallt, dass ihre Seitenflächen AB und ab zusammenfallen, wie in Fig. 3 dargestellt ist. Die nächste und unausbleibliche Folge dieser Annähe- rung und Berührung ist die theilweise Vertreibung desjenigen Theiles ihrer Atmosphären, welcher sich über den Zusammenstossungsflächen AZ und ab befindet. Es möge erlaubt sein, für einen Augen- blick es ununtersucht zu lassen, wohin sich dieser Theil des elektrischen Fluidums wendet, doch ist es jedenfalls ersichtlich, dass derselbe keinen eigentlichen Bestandtheil weder der einen noch der an- dern Atmosphäre mehr bilden könne, da diese beziehungsweise nur bis « und ß reichen, sondern dass er als freie ungebundene Elektrieität auftreten muss, die sich augenblicklich von dem Doppelkörper KZ entfernen würde, wenn sie nicht das schlechtleitende umgebende Mittel daran hinderte. Nach dieser Nebenbemerkung will ich zu den unausbleiblichen Hauptfolgen, welche eine solche Berührung zweier heterogener Körper K und Z stets begleiten, übergehen, und ihnen die, wie ich glaube, wohl- verdiente Aufmerksamkeit widmen. Ein Bliek auf Fig. 3 zeigt ganz augenscheinlich, dass sich die jedenfalls schwächere elektrische Atmosphäre des Körpers Z, welche mit ihren Begrenzungsflächen ap und bp an dem dichtesten Theile der elektrischen Atmosphäre von K anstehet, gegen das Ausdehnungsbestreben eben dieser untern Schichte von viel grösserer Spannung nicht zu erhalten vermögen wird. Der Gleichgewichtszustand der Atmosphären ist unter diesen Verhältnissen aufgehoben, und ganz aus demselben Grunde, wess- halb die zusammengedrückte und daher verdichtete atmosphärische Luft aus der Düsenöffnung eines Gebläses tritt, wird sofort ein Theil der elektrischen Atmosphäre von X nach Z überströmen, wo- bei zugleich die Höhe der Atmosphäre von « bis ö herabsinkt (siehe Fig. # und 5), während jene von Z von ß bis e steigt. — Hier ist der Ort zu bemerken, dass auch das von den Begrenzungs- flächen vertriebene obenerwähnte Fluidum, welches bei ungestörter Gleichgewichtslage der Atmosphären offenbar sich über die Gesammtoberfläche als freie Elektrieität verbreitet haben würde, sich gleich- falls nach Z zu begeben gezwungen wird. — Dieser Uebertritt erreicht, insoferne K und Z isolirt und magnetischen Polaritätserscheinungen. 161 sind, sein Ende dann, wenn die Resultirende der Expansivkraft der zwar dünneren, aber um desto grösseren Atmosphäre auf der Seite von Z, der zwar niedrigeren aber um so dichteren Atmosphäre von K das Gleichgewicht hält. — Nach zu Stande gekommener Ausgleichung tritt zwar Gleichgewicht ein, aber nicht mehr, wie früher bei den einzelnen unverbundenen Körpern X und Z ein stabiles, sondern so zu sagen ein labiles in ärostatischer Beziehung, — wie in Folgendem gezeigt werden soll. $.- 6. Da nämlich dem Körper K die Kraft zugesprochen wurde, sich das ungebundene, elek- trische Fluidum, wenn es ihm dargeboten wird, bis auf die Entfernung & (siehe Fig. 4 und 5) als eigenthümliche Atmosphäre anzueignen, d. h. es seiner Selbstständigkeit und freien Beweglichkeit zu entkleiden, so ist klar, dass der Körper A nach seiner Vereinigung mit Z, wodurch seine Atmo- sphäre von « auf ö herabsinkt, das Bestreben zeigen muss, Elektrieität in sich aufzunehmen und zu bilden, d. h. er muss sich als entschieden negativ erweisen. — Andererseits ist es ebenso unläugbar, dass die von K nach Z überströmte Elektricität, daselbst nicht als Theil der Atmosphäre von Z, die nun einmal nach dem Früheren nieht weiter als bis ß reichen kann, sondern im freien ungebun- denen Zustande vorkömmt, und es müsste dieselbe augenblicklich von dem Körper Z sich hinwegbe- geben, wenn sie nicht durch das schlechtleitende umgebende Medium daran gehindert würde. Sie bleibt demnach auf der Seite Z, und wirkt, sich gleichsam an das schlechtleitende Medium anstem- mend, durch ihre Expansivkraft rückwirkend auf die Atmosphäre von Z und K ganz so, als ob sie einen Theil der Atmosphäre von Z selber bildete. Da aber dieser Theil der Elektrieität frei und un- gebunden ist, so entweicht er durch jeden sich ihm darbietenden bessern Leiter, und der Körper Z erweiset sich daher bei jeder Untersuchung als positiv elektrisch. — Endlich ist ersichtlich, dass bei jedem solehen Doppelkörper KZ an der Oberfläche desselben (siehe Fig. 4 und 5), und zwar rings um denselben herum, sich eine schmale, neutrale Zonne nn’ vorfinden muss, die sich weder als po- sitiv, noch als negativ elektrisch erweiset, und deren geometrischen Ort die Curve bezeichnet , in der die neue Atmosphäre die frühere durchschneidet. Das hier Gesagte gilt natürlich auch für alle nachfolgenden Fälle. $. 7. Bevor ich zu weiteren Erscheinungen, welche sich unter verschiedenen Umständen an dem Doppelkörper ZK vor und nach der Trennung wahrnehmen lassen, übergehe, liegt es mir ob, dar- zuthun, dass das im vorhergehenden Paragraphe nachgewiesene Sachverhältniss, bei jedem relativen wie absoluten Grössenverhältnisse und bei jeder Form der beiden sich berührenden Körper K und Z in ganz gleicher Weise, und aus denselben Gründen, wie im früheren Falle , stattfindet. — Es werde nun zuerst angenommen, der mit der höhern Atmosphäre umgebene Körper, d. i. K, sei kleiner als jener mit der niedrigeren begabte Z, wie diess als zweiter der Wechselfälle in Fig. 5 und Fig. 6 dar- gestellt ist. — Was wieder zuvörderst geschieht, bestehet in dem Verdrängtwerden desjenigen Theiles der Atmosphären, welcher früher die nunmehrigen Berührungsstellen bei AB umgahb. Er wirft sich als freie Elektrieität auf die Oberfläche, da am völligen Entweichen ihn das umgebende Medium hin- dert, und begibt sich nachher auf diejenige Seite des Doppelkörpers X Z, der ihm, zufolge der sogleich zu erörternden neuen Gleichgewichtslage der Atmosphären angewiesen wird, d. i. nach Z. — Um sich die unausbleiblichen weiteren Folgen möglichst klar zu veranschaulichen, nehme man für einen Augen- blick an, dass sowohl Z wie K zwar anziehend auf die Atome ihrer eigenen Atmosphäre, nicht aber zugleich auch anziehend auf jene der fremden Atmosphäre wirken sollen, und dass ferners die Atome der beiderseitigen Atmosphären aufeinander durchaus keine abstossende Wirkung ausüben. — Unter diesen beiden, mit der Wirklichkeit allerdings in Widerspruch stehenden Voraussetzungen würde der Raum ngmaAp (und ebenso wg m b.B'p’) von beiden Atinmosphären zwar erfüllt und daher auch dichter sein, wie die Umgebung , allein da unter den obigen Voraussetzungen keinerlei Zuwachs an Repulsivkraft stattfände, so fehlte es auch an jedem Grunde für eine Bewegung, und demnach auch für eine neue Formgestaltung der Atmosphäre. Ganz anders dagegen verhält es sich, wenn man obige Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 21 162 C. Doppler. Erklärung der galvanischen Voraussetzungen , wie es die Natur der Sache erheischt, wieder aufhebt, d. h. wenn man annimmt, dass nicht nur die Atome der beiderseitigen Atmosphären abstossend auf einander einwirken, sondern dass auch die Körper K und Z die elektrischen Atome beider Atmosphären in ganz gleicher Weise anziehen. Durch erstere Annahme allein schon erwächst der innerhalb des genannten Raumes befind- lichen dichteren Atmosphäre eine bedeutende Spannung, welche durch den zweiten Umstand noch sehr vermehrt wird. Die unmittelbare Folge in zweiter Beziehung ist ein stark vermehrter Zug und eine dadurch bedingte grössere Verdichtung gegen die Körperfläche am, aA und Ap hin. Dieser ursprüng- lich freilich senkrecht auf die genannten Seitenflächen wirkende Zug pflanzt sich aber, wie bei expan- 'siblen und tropfbaren Flüssigkeiten überhaupt, auch in seitlicher Richtung mit gleicher Stärke fort, und es muss sich demnach nothwendig diese erhöhte Spannung längs mg, insbesondere bei m, wo dieser Spannungsunterschied am grössten ist, offenbaren. Die schwache Atmosphäre von Z vermag sofort der überwiegenden Expansivkraft des in Apngma angehäuften elektrischen Fluidums das Gleich- gewicht nicht mehr zu halten und es strömt dasselbe, den Weg des geringsten Widerstandes einschla- gend, in die Atmosphäre von Z über. Da indess die Ursache dieser Verdichtung fortbesteht,, so ersetzt sich dieser Abgang augenblicklich wieder aus der Atmosphäre von K, der ebenso schnell wieder nach Z sich ergiesst, wobei in dem Masse, als die Atmosphäre von Ä sinkt, jene von Z zunimmt. Dieses Ueberströmen währt nun so lange fort, bis der Druck, welchen die hiedurch erhöhte Atmosphäre von Z durch ihre Expansivkraft auf mg ausübt, der daselbst herrschenden Spannkraft das Gleichgewicht zu halten vermag. — Dass das im genannten Raume befindliche elektrische Fluidum nothwendig an der Stelle bei m, als dem Orte des kleinsten Wiederstandes nach Z, und nicht bei p nach % überzutreten genöthigt wird, lässt sich, wenn es ja noch nothwendig erscheint, auf folgende Weise darlegen. Be- zeichnet man durch K und Z die beziehungsweisen Spannkräfte zunächst an den Oberflächen der Körper K und Z, welche demnach auch die Grösse der Anziehungen an diesem Orte ausdrücken, — mit k und z dagegen die Spannungen oder Anziehungen an den Grenzen ihrer Atmosphären; so ist offenbar K>Z, während k=z. Es ist demnach K+z>Z-+k. Nun ist aber K-+z die Kraft, welche dem Entweichen des Fluidums bei p und, Z-+% jene, welche ihm bei m entgegenwirkt, woraus un- mittelbar das folgt, was zu beweisen war. Dass endlich der mehrerwähnte Raum von Elektrieität grösserer Spannung als die Umgebung erfüllt wird, folgt schon daraus, dass die elektrischen Atome dem com- binirten Einflusse der von K und Z ausgehenden Anziehungen unterworfen sind, deren Resultirende, da diese Ziehkräfte senkrecht auf einander stehen, demnach stets grösser ist, als selbst die stärkere ‚der beiden Componenten. Diese Resultirende ist aber zugleich das Mass des an diesem Punkte statt- -findenden nach allen Seiten hin sich fortpflanzenden Druckes und der daselbst stattfindenden Spannung. Wenn aber die Resultirende unter solehen Umständen auch nur die kleinere der beiden Seiten-Zug- kräfte übertrifft, so ist begreiflicher Weise das Entweichen eines expansiblen Fluidums nach eben dieser -Seite hin gar nicht zu verhindern. Nach zu Stande gekommener Ausgleichung hat sich die gemeinschaftliche Atmosphäre in einer Weise angeordnet, wie diese in Fig. 7 dargestellt ist. Obgleich nun aber Ruhe eingetreten ist und Gleich- gewicht herrscht, so ist dieses letztere keineswegs ein stabiles, sondern gleichsam nur ein labiles. Denn -da K das Bestreben und die Kraft besitzt, sich eine bis « reichende Atmosphäre anzueignen, welche ‘sich zu erhalten das angrenzende, so vielmal dünnere Fluidum von Z ihm zwar nicht gestattet, — während die Aneignungsmacht des Z nur bis 5 reicht, der ganze übrige Theil der elektrischen At- mosphäre von Z demnach als ungebundenes Fluidum auftritt, welches sich augenblieklich von Z ent- fernen würde, wenn das schlechtleitende umgebende Medium es nicht daran verhinderte: so folgt hier- aus mit Nothwendigkeit, dass sich K stets negativ, Z dagegen stets positiv elektrisch zeigen muss. $. 8. Es werde endlich als dritter und letzter Wechselfall angenommen, dass (S. Fig. 8) der mit der höhern Atmosphäre umgebene Körper, d. h. K, grösser sei, als jener mit der kleineren Atmosphäre und magnetischen Polaritätserscheinungen. 163 umgebene Z — Zunächst kann hier übergangen werden, was schon zweimal in Betreff desjenigen 'Theiles der beiderseitigen Atmosphären gesagt wurde, welcher in Folge der vor sich gehenden Berüh- rung der beiden Körper von seinem früheren Platze verdrängt wurde. Was den übrigen Theil der Atmosphäre anbelangt, so lässt sich leicht zeigen, dass ein Fortbe- stehen des Gleichgewichtes zwischen den beiden Atmosphären unter den vorliegenden Umständen, und zwar aus ganz denselben Gründen, wie oben, unmöglich ist, und somit eine neue Anordnung des elektrischen Fluidums einzutreten hat. Denn betrachtet man den parallelopipedischen Raum, dessen Seitenansicht mbpn ist (S. Fig. 8), so ist klar, dass falls man wieder für einen Augenblick dieselben Voraussetzungen, wie im vorigen Falle gelten lässt, d. h. annimmt, dass die Körper X und Z bloss anziehend gegen die elektrischen Atome der eigenen, nicht aber zugleich auch auf jene der fremden wirken, während die Atome der beiden Atmosphären wechselseitig auf einander keine Abstossung äussern sollen, und sofort als für einander gleichsam gar nicht vorhanden zu betrachten sind: so ist klar, dass der Raum mbpn, wohl zwar von den Antheilen der beiderseitigen Atmosphären, und somit von einem dichteren elektrischen Fluidum erfüllt ist, als früher, — sich jedoch nichts desto weniger keine grössere Spannung zeigen kann. Nimmt man dagegen jene Voraussetzungen wieder zurück, so muss sich sofort augenblicklich aus einem doppelten Grunde eine sehr vermehrte Spannung einstellen, einmal, weil nunmehr die elektrischen Atome der beiden Atmosphären wechselseitig sich abstossen und dadurch die Summe der schon vorhandenen Repulsivkräfte sich erhöht, sodann aber weil jedes der- selben der combinirten Anziehung von K und Z zugleich ausgesetzt ist, welche unter einem rechten Winkel auf dasselbe einwirkend, eine Resultirende erzeugt, die jedenfalls selbst die grössere der bei- den Seitenkräfte übersteigt. Aber diese Resultirende ist zugleich das Mass des sich nach allen Seiten gleichmässig verbreitenden Druckes, woraus folgt, dass ein Entweichen des in erhöhte Spannung ver- setzten elektrischen Fluidums aus mbpn auf dem Wege des geringsten Widerstandes unvermeidlich ist. Dieser Ort des geringsten Widerstandes ist aber bei m. Denn behält man wieder die frühere Be- deutung von K, Z, k und z bei, so ist wieder wegen K>Zuwdk =z offenbar K-z > Z-+k, d. h. der Widerstand (K--z), welcher einem Entweichen bei p sich entgegenstellt, ist jedenfalls grösser, wie jener (Z+k), der bei m sich wirksam zeigt. Was hier in Bezug auf die beiden Punkte m und p nachgewiesen wurde, gilt auch wiewohl im abnehmenden Grade von allen anderen Punkten der Linie mn und pn, und nur im Punkte » selber sind die Widerstände für ein Entweichen nach K und z gleichgross. Man könnte daher vielleicht auch für einen Augenblick die Ansicht hegen, dass das Entweichen an diesem Orte vor sich gehe. Aber angenommen selbst, es geschehe diess im ersten Augenblicke, und zwar in der Weise, dass sich das elektrische Fluidum theilweise auch nach K ergösse, so ist es doch gewiss, dass sich ein anderer Theil bei n und längs der ganzen Linie nm nach Z wirft, in Folge dessen die Atmosphäre von K in eben dem Masse sinkt, als jene von Z steigt. Die Spannung der Atmosphäre von K an ihrer äussersten Grenze nimmt aber mit dem Sinken ihrer Höhe zu, während jene von Z mit deren Stei- gen sich vermindert, woraus sofort ganz unläugbar folgt, dass, wenn ja eine solche Tendenz des elektrischen Fluidums nach K überzugehen beim Beginne dieses Entweichens vorhanden gewesen sein sollte, diese im nächsten Augenblicke schon wieder aufhören musste. — Da nun die Ursache dieser Verdichtung und somit auch jene des Uebertrittes des Elektricums nach Z die gleichzeitig wirksame, aber ungleich starke Anziehung der Körper X und Z zum elektrischen Fluidum ist, so muss auch die Wirkung hievon fortdauern und der Abgang nach Z augenblicklich wieder aus AK ersetzt werden. Diess währet so lange fort, bis ganz so wie in den früheren Fällen, die nunmehr niedrigere, aber diehtere Atmosphäre von K mit der ungleich höheren von Z im ärostatischen Gleichgewichte stehet. Aber auch hier wieder (S. Fig. 9) tritt kein stabiles, sondern so zu sagen, nur ein labiles Gleich- gewicht ein, da die Atmosphären bildende Kraft des K bis « reicht, und doch nur eine solche bis y 21 * 164 C. Doppler. Erklärung der galvanischen sich zu erhalten vermag, während hinwieder jenes Vermögen bei Z nur bis 8 reicht, und gleich- wohl den Forderungen des ärostatischen Gegendruckes gemäss eine solche bis & reichende auf sich nehmen muss. Und so wird sich denn daher auch X stets negativ, Z dagegen stets positiv elektrisch erweisen. $. 9. Wie wenig die hier besprochene neue Anordnung der elektrischen Atmosphären im We- sentlichen von der Form und relativen Grösse der sich berührenden verschiedenartigen Körper abhängt, dürfte wohl am besten der nachgewiesene Erfolg einer stattfindenden Berührung zweier Kugeln von verschiedener materieller Beschaffenheit und Grösse zeigen. Handelte es sich hier nicht bloss um einen Nachweis des Vorganges überhaupt und im Allgemeinen, sondern um die genaue Ermittlung des quan- titativen Ergebnisses desselben: so würde man allerdings mit der gegenwärtigen, der obigen analogen Darstellungsweise keineswegs ganz ausreichen, — die indess hier, wo nur ersteres beabsichtigt wird, für diesen Zweck genügen dürfte. — Es sei daher X, wie in Fig. 10 und Fig. 11 dargestellt, die grössere und zugleich stärkere anziehende Kugel mit der kleinern und schwächer anziehenden Z in Berührung, oder aber man nehme in Uebereinstimmung mit Fig. 12 und 13 das gerade Gegentheil davon an, so wird das, was sofort in beiden Fällen geschieht, in Folgendem bestehen. — Denkt man sich wie früher K und Z nur als anziehend auf die Atome ihrer eigenen Atmosphäre, und die Atome der beiden elektrischen Hüllen als für einander indifferent, so wird zwar bei einer stattfindenden Berührung, nachdem mgp und ngr entweichen, der Raum mpng (und ebenso psrg) mit Elektrieität von grösse- rer Dichte, aber nicht von erhöhter Spannkraft erfüllt werden. Unter so bewandten Umständen entfiele demnach auch jeder Grund für irgend eine einzutretende Bewegung. — Nimmt man dagegen jene zwei unstatthaften einstweiligen Voraussetzungen wieder zurück, so muss sich in diesem Raume eine sehr gesteigerte Repulsivkraft bemerkbar machen, veranlasst theils durch die auftretende wechselseitige Abstossung der sich durchdringenden elektrischen Atmosphären, theils und insbesondere aber durch die gleichzeitige Anziehung der Kugeln X und Z auf jedes einzelne elektrische Atom derselben. — Denn auch hier wieder leuchtet es ein, dass durch die resultirende Wirkung der von K und Z ausgehenden Anziehungen ein gegen das Innere des Raumes »pmg gerichteter Zug entstehen muss, der in einer zwischen X und Z liegenden Curve oder eigentlich krummen Fläche sein absolutes Maximum erreicht, und in diesem Falle jede der beiden Seitenkräfte übertrifft. Der hiedurch bedingte Druck aber pflanzt sich mit gleicher Stärke nach allen Richtungen fort, und veranlasst das elektrische Fluidum jenes Raumes, auf jenem Wege sich aus npmg zu entfernen, welcher ihm den geringsten Widerstand entgegensetzt. Dieser Ort des geringsten Widerstandes ist die Linie mp. Jedenfalls lässt sich zeigen, dass längs dieser Linie der Widerstand kleiner ist, als jener, welcher in der Linie mp sich offenbart. Denn behält man wieder die frühere Bezeichnung bei, so ist im Punkte m die Grösse des Widerstandes, da jene Kräfte beinahe senkrecht auf einander wirken, nahezu (K--Z), und jene in Bezug auf den Punkt n, ebenso gleich (Z+ K), und da wegen K 1 I 1 1 Tride re 2m 1 r or EEE nan! u Fra em fächeye erh maictünenhit re) p ß ß p 1 zIP — 0]; wobei P und O die obigen durch das Minuszeichen verbundene Hauptglieder vorstellen. — Das Zei- chen des Gesammtausdruckes, d. h. jenes von D hängt, da die beiden Hauptbestandtheile des Aus- druckes P und Q für jeden Werth von ß bleibend positiv sind, lediglich von dem Grössenverhältnisse dieser Werthe ab. Lässt sich nun nachweisen, dass diese Differenz D bei einem zwar beliebig grossen, aber doch endlichen und eonstanten Werth von n, für alle zwischen 0 und © liegenden Werthe von P stets negativ ausfällt, so ist auch bewiesen, dass die Repulsivkraft von einer Entfernung — na an, und magnetischen Polaritätserscheinungen. 175 bleibend die Oberhand gewinnt über die von A ausgehende Anziehungskraft und dass demnach jedes elektrische Atom, welches man sich etwa zur Vergrösserung der bis 3 reiehenden Atmosphäre hinzuge- fügt denkt, bleibend und bis ins Unendliche von dieser Atmosphäre abgestossen wird. Ein Blick auf die Ausdrücke P und O zeigt, dass beide mit dem Wachsen von ß gleichfalls eontinuirlich zunehmen, der- gestalt, dass jedem grösseren Werthe von E auch ein grösserer Werth von P und O entspricht. Für P=0 und P = © geht P beziehungsweise in 0 und M über; O dagegen nimmt unter denselben Voraussetzun- gen die Werthe 2m und 2m (n+ 1) an. Während demnach P bei einem Wachsen des ß von 0 bis 00 stetig wachsend alle Werthe von 0 bis M durchläuft, — wächst gleichzeitig @ und geht von 2m in 2m(n-+1) über. — Die Werthausdrücke von P und Q stellen demnach Curven vor, von der Be- schaffenheit, dass die eine wie die andere sich geraden Linien asymptotisch nähern, welche mit der Achse X parallel laufen, und zwar (S. Fig. 30) die eine in einem Abstande = M, die andere in jenem —2m(n+-1). Die dem P entsprechende Curve geht durch den Ursprung, jene dem Q zu- gehörige schneidet dagegen die Ordinatenachse in einem Abstande — 2m. Ist demnach 2m (n +1) >M, d. h. nimmt man die willkürliche Grösse n so an, dass: ern ist, so nähert sich die Curve P asymptotisch der Parallelen AB, jene von @ dagegen der Parallelen CD. Von zwei solchen Curven kann, selbst ohne ihren weiteren Verlauf näher zu kennen, wenigstens so viel mit voller Bestimmtheit behauptet werden, dass dieselben von einem gewissen endlichen Werthe der Abseissen- achse 2 —=B an, wenn diess überhaupt geschähe, sich nieht weiter mehr durchsehneiden können, und demnach für alle von da an bis ins Unendliche steigenden Werthe von ß, stets P0, sondern für B, TA Fi “ Alganerde: u, und A Di Schwarugtäner Thom tr tn ARE 16,43 Durch Säuren aufgelöster Stoff . . ........0,02 Flüchtige bituminöse Bestandtheile und Verlust . 1,89 100,00 1) Grundriss der Geognosie und Geologie. Seite 128. ?) Naturwissenschaftliche Abhandlungen. Tübingen. 1826. I. Bd. 1. Heft pag. 189. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 24 186 W. Haidinger. Auch für das hier beifolgende nach Quenstedt’) genau orientirte Profil bin ich Herrn Schmid verpflichtet, welches Herr Vicar Fraas in Bahlingen, ein Schüler Quenstedt’s, nach der Natur ent- worfen hat. z ' EM Nagelkalk von Schömberg, Rosswangen, Dürrwangen. Ammonites opalinus (Opalinusthon). ‘runeig an — v— en vu Ammonites Turneri (Turnerithon) Bahlingen. Sand und Thon. Ammonites Bucklandi (Arietenbänke). Schwarzer Thon. NN Nagelkalk von Degerloch oder Kaltenthal, Waldhausen, Wellendingen. Thalassites coneinnus. Ammonites psilonotus. inf JAZIeMmy9Sg "w Der Nagelkalk kommt daselbst in drei verschiedenen Thonschichten vor. Die oberste Schicht in dem Opalinusthon ist regelmässig geschichtet und etwa einen Zoll mächtig. Die zweite Schicht wird von den Herren Fraas und Schmidt mit Recht als besonders merkwürdig bezeichnet, weil sie in dem 'Turnerithon einen gangartigen Lauf hat. Sie ist 1 bis 2 Zoll mächtig. Die dritte endlich, von 1 bis 3 Zoll Dicke wechselnd, liegt gleichförmig in den Schichten des schwarzen 'Thones, unmittelbar über dem sogenannten Bonebed. Herr E. Schmid fand selbst eine der Nagelkalk -Bildung ganz analoge und ähnliche Schieht in dem Wellenkalk bei Horgen, anderthalb Stunden von Rottweil. 18. Dutenkalk. Ich habe im Vorhergehenden nebst der Aufzählung der einzelnen Angaben der Forscher, die sich mit dem Gegenstande beschäftigten , oder auch denselben mehr und weniger ausführlich berührten, auch gerne die von denselben mitgetheilten Beschreibungen wieder gegeben, da ich sie sonst fast nur mit den nämlichen Worten neu zusammensetzen müsste. Ich wünschte dadurch das Verdienst derjenigen anzuerkennen, welche schon vor langer Zeit die schwierige Aufgabe nicht von sich gewiesen haben. Auch sind die Ansichten über die Bildung an dem gleichen Orte angeführt. Die Angabe der Varietäten, welche ich nun zu vergleichen Gelegenheit hatte, wird mir die Veranlassung darbieten, wo sie vorkommen, auf denjenigen Eigenthümlichkeiten zu verweilen, welche etwa einen Fingerzeig in Beziehung auf den Gang erkennen lassen, den die fortschreitende Bildung derselben genommen hat. Vorerst sei es erlaubt, einige Andeutungen über den möglichen Vorgang bei der Bildung dieser Gestalten anzuführen. Der Dutenkalk erscheint lagerartig zwischen Schichten von Mergel, besitzt aber eine fasrige, gewissen gangartigen Bildungen analoge Struetur. Man wird ohne grosse Schwierigkeiten die Eigen- thümlichkeiten der einzeln vorkommenden Varietäten erklären können, wenn man folgenden Vorgang annimmt. 1) Classifieation der Flötzgebirge Württembergs, pag. 539. u. s. w. Ueber den Dutenkalk. 187 1. Das schichtenweise gebildete sedimentäre Gestein wird von Gebirgsfeuchtigkeit durchzogen, die in einem zwischen zwei Schichten vorhandenen Raum eine Lage von pulverigem kohlensauren Kalk absetzt. Die Feuchtigkeit dringt zu gewissen Punkten aus der untern Schicht heraus, welche später den Mittelpunkt der Basis der Duten oder Kegel ausmachen. 2. Erst wird das Kalkpulver als Material zu einer dünnen ziemlich gleichförmigen Lage von Kalk- spath abgesetzt, nur da nicht, oder doch dünner, wo der Ausfluss von unten entgegen spannt. 3. Eine zweite dünne Schicht, unter der ersten gebildet, lässt einen etwas grösseren Raum um den eintretenden Strom der Gebirgsfeuchtigkeit frei, die nächste tritt an den Rändern noch mehr zurück. 4. Fortwährend wird kohlensaurer Kalk aus der Gebirgsfeuchtigkeit gefällt, und eben dieses Pul- ver wird in die kegelförmige Dutenöffnung eingepresst. 5. Das Pulver erhält nach und nach eine grössere Festigkeit, schliesst zu Fasern, endlich zu Krystallindividuen zusammen , aus welchen man die festen Dutenkalk - Varietäten gebildet antriftt. 1. Banat. Nicht alle Varietäten lassen die gleichen Zwischenstufen erkennen, noch seltener aber ist es möglich, eine Reihe derselben wahrzunehmen, wie insbesondere an der Eingangs erwähnten Varietät von der Grube Johann von Nepomuk bei Steierdorf, von Herrn Hofrath M. Layer mitgetheilt. Sie zeigt in einer Dieke von etwa einem Zoll zu oberst einen bräunlich -rauchgrauen kleinkör- nigen Kalkstein, bei einseitiger Beleuchtung mit Spuren von durch grössere Partien hindurchgehenden unterbrochenen Theilungsflächen,, dem Grundrhomboeder von 105° 5 entsprechend, das senkrecht auf der obern horizontalen Begrenzungsfläche der Dutenkalkschicht steht. Hin und wieder in der Mitte dieser Parthie beginnen die Duten 1 bis 1'/, Zoll von einander entfernt, erst dünn, wie das Ende auf der breiten Fläche liegender Trichter, eine Linie, bis anderthalb Linien im Durchmesser. Zwei Zoll Länge derselben steekt ganz im festen dunkelfarbigen Gestein. Die Dicke ist bis auf einen hal- ben Zoll angewachsen, die kegelförmigen schön längsgestreift und quer wellenförmig gereiften Ablö- sungsflächen gut ausgesprochen und stellenweise etwas dunkler gefärbt. Nun nimmt der Winkel der Aus- biegung zu, der Stein ist lockerer, die von glänzenden Kegelflächen eingeschlossenen Duteneinsätze bestehen nach und nach fortschreitend aus staubigem kohlensauren Kalk, die Schalen berühren und begrenzen sich, so dass mehrere zurückbleiben müssen. Die untersten sind von pulverigen, flachen, unter 90° etwa kegelförmigen Pfropfen erfüllt, die an der untern Lage der Schicht endigen, aber selbst immer noch abwechselnde festere dunkler gefärbte Lagen enthalten. Die Farbe des Kalkpulvers ist gelblichweiss. Zwischen den festen und den ganz pulverigen Theilen bemerkt man im Querbruche der Schicht, d. h. im Längenbruche der Struetur derselben, dass der pulverige Kalk schon nach und nach eine immer deutlichere fasrige Anordnung besitzt, so wie er zu mehrerer Festigkeit gelangt; die Rich- tung der Fasern aber hat im Ganzen deutlich die Lage senkrecht auf die Schichtflächen, übereinstim- mend mit derjenigen, welche oben als an den Spuren der 'Theilungsflächen in dem festen Kalkstein stattfindend, angemerkt wurde. Eine Reihenfolge von Bildungszuständen ist hier unverkennbar, aber auch die Wahl ist nicht schwer, ob man annehmen soll, dass sie von dem festen bis zum pulverigen, oder gegentheils vom pulverigen bis zum festen stattfand. Nur das Letztere bleibt zulässig, die erste Ablagerung geschah in Pulverform, sodann ordnete sich fasrige Structur, endlich trat die Krystallisation ein, und mit ihr die grössere Festigkeit der Masse. Aber auch die festen concentrischen Kegelschalen mit Längen- und Querstreifen lassen sich mit den verschiedenen Zuständen in aufeinanderfolgende Bildungsperioden zusammen reimen. Der Obertheil, die Alveole ist ganz fest, die untere in dieselbe eingeführte Masse ist erst ganz pulverig und muss durch den pulverigen und den fasrig geformten Zustand hindurchgehen, bevor sie sich an den ganz festen anschliesst. Während dieser Zeit ist aber ein Bewegen durch den steten 24 * 188 W. Haidinger. Zutritt von Materie, und ein nachmaliges Zusammenziehen durch die Faserung und Krystallisation nicht abzustreiten. Der Fortschritt von pulveriger erster Ablagerung durch die fasrige Anordnung bis zur vollkom- menen Krystallisation darf hier wohl als in der Natur gegründet angenommen werden. Er hat sein vollkommenes Ebenbild in dem Vorgange bei der Entstehung gewisser Kalkstalaktiten , so wie ich sie bei einer frühern Veranlassung ') der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorlegte, veranlasst durch eine Einsendung aus der Galmei- und Frauenhöhle bei Neuberg durch den damaligen Ober- verweser, den k.k. Herrn Bergrath Hampe. Ein anderes ähnliches Vorkommen möge ebenfalls hier erwähnt werden, das gewiss häufig vor- kommt, aber ebenfalls noch nicht in seiner ganzen Wichtigkeit gewürdigt ist, die Bildung des Kalk- sinterüberzuges auf Knochen, von Höhlenbären u. s. w., dessen erste Form ebenfalls Bergmilch ist. In der Hermaneezer Höhle bei Neusohl sah ieh mehrere Knochen, Kiefer u. s. w. ganz eingebettet in feuchte, schwammige Bergmilch. Mehrere sollten ganz abgewaschen und gereinigt werden. Aber die unterste Schicht zunächst denselben war hin und wieder, wenn auch ganz in unmittelbarem Zusam- menhange und Uebergang, doch ganz fest, und besass eine fasrige Structur, senkrecht auf die Ober- fläche des Knochentheils. Mehrere der darauf bezüglichen Stücke bewahrt das k. k. montanistische Museum. Ich verdanke Herrn A. von Morlot die Mittheilung der folgenden Resultate der chemischen Analyse von den ganz festen und von den pulverigen Theilen der hier beschriebenen Dutenkalk - Varietät von Steierdorf. Fester Kalkstein. Kalkpulver. Kahlensaurer Kalk. „ur“ ae BE 15 'Thonerde mit etwas Eisen- und Manganoxyd 34 6-3 In Salzsäure wlöieh . . 2 2.2.2... %6 14-8 Wasser und organische Materie als Glühverlust 42 6-4 Ki 0 Der in Salzsäure unlösliche Rückstand enthält Kieselerde und Thonerde in dem Verhältnisse von ungefähr 12:11, ist also nahe Al, 0,+8i0,;. Keine Spur von schwefelsaurem Kalk. Man sieht, dass das erst abgelagerte Kalkpulver, was aus seiner nicht rein weissen Farbe er- hellt, fremdartige Stoffe enthält, aber auch dass es weniger rein ist, als der wenn auch dunkel ge- färbte, schon fest gewordene Kalkstein. Die Krystallisation nahm begreiflich vorzugsweise das Gleich- artige auf, wenn auch noch der nahen Stellung der Theilchen wegen manches Fremdartige nicht aus- geschlossen werden konnte. Die von Herrn v. Kölösväary eingesandte Varietät vom Breunnerschacht stimmt in der Farbe sehr nahe mit der vorhergehenden überein. Aber wie oben bemerkt, sind die Kegel viel grösser. Die Masse ist zu oberst ganz fest, zu unterst ist sie wohl auch zusammengebacken, aber lässt sich doch noch mit dem Nagel schaben. 2. Dutenkalk von Calvaria in Galizien, von Herrn Director L. Hohenegger an das k. k. montanistische Museum eingesandt. Bruchstück, längere Zeit an der Luft gelegen. Die kegelförmigen Eindrücke ganz ausgewittert, so dass die Reste der Schalengrenzen aus der Masse als Schärfen her- ausragen. Farbe reiner grau, Structur deutlich faserig, aber dabei die Masse krystallinisch - körnig , mit den nahe übereinstimmend liegenden Theilungsflächen - Spuren. Die weichern Theile sind heraus- gewittert. Herr Hohenegger hat noch mehrere neue Fundorte namhaft gemacht ?). Woykowitz un- weit der Strasse zwischen Friedeck und Teschen; Oberlischna, südöstlich von Teschen, am Fusse des 1) Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Sitzung vom 13. April 1848. S. 202. ?) Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften. III. Band. S. 144. rn Ueber den Dutenkalk. 189 Ostriberges; Kameschnitza in Galizien an der schlesischen Grenze; angeblich auch Löschen bei Mese- ritsch in Mähren. Bisher fanden sich bloss Bruchstücke, deren Anstehendes nicht aufgedeckt worden ist. 3. Hildesheim. Durchaus ganz feinkörnig-krystallinisch. Gelblichgrau, die Masse dunkel. Die Duten auf der Oberfläche gelb, rostfarbig beschlagen. Bruchstück eines Geschiebes. Die obere Fläche der Schicht mit den Spitzen der Duten mehr eben, die untere mehr abgerundet und mit rundlichen undeutlichen Vertiefungen versehen. 4. Görarpsmölla in Schonen. Gelblich-braun, mit einem röthlichen Ton. Eine 3 Zoll dicke Schicht. Die obere Seite, etwa 1 Zoll, etwas unregelmässig, im Ganzen parallel - faserig, dann erwei- tern sich die Triehter, begrenzen und verlängern sich; die unterste Lage zeigt halbzolltiefe kegelför- mige ausgewitterte Räume. Die Masse ist hoch-krystallinisch, die Theilungsflächen gehen deutlich in grösserer Ausdehnung durch die Duten hindurch, mit der Lage, dass die Axe der Rhomboeder mit der Axe der Kegel übereinstimmt. 5. Württemberg. Nagelkalk von Degerloch, Kemnath, Waldstetten. Grau, nur an der Ober- fläche bräunlich, mit der Farbe des Eisenoxydhydrats. Sehr krystallinisch, vorzüglich die zwei ersteren. Man verfolgt die nahe parallel liegenden Theile der Theilungsflächen über Räume von mehr als einem Zoll Breite. Die untere Fläche, vorzüglich der ungefähr fünf Viertel-Zoll dicken Lagen von Degerloch, sind wie mit flachen, vier Linien breiten, runden Nagelköpfen bedeckt, die ganz wenig hervorragen. Die Oberfläche ist übri- gens ganz abgewittert, so dass die Nagelköpfe gut hervortreten. Gewiss war hier nicht, wie bei den Varietäten die hohlen Kegel oder Eindrücke zeigen, eine pulverige Masse übrig, sondern der ganze krystallinische Körper vollendet, als die Auswitterung begann. Das Stück von Kemnath, einen halben Zoll dick, das von Waldstetten, einen Zoll dick, weniger regelmässig ausgebildet; besonders in letz- terem sind grössere Hervorragungen und kleine ganz warzenförmige untereinander vermischt. Aus der Gegend von Stuttgart: Rauchgraue zwei- bis dritthalb Zoll dieke Lage. Die Köpfe stehen mit in Stufen immer abnehmender Breite bis einen Viertel-Zoll über die ebene Schicht hervor. Ganz ausgezeichnet , und ebenfalls durch Abwitterung ganz rein herausgelöst. Die entgegengesetzte — obere — Seite besteht aus ganz dichtem mergeligen Kalkstein. Aus den anderweitig gemachten Beob- achtungen darf man wohl annehmen , dass es die obere Seite sei, und dass die Köpfe der Nägel, um es so auszudrücken, wie von unten hineingeschlagen erscheinen. Indessen liegt in dem k. k. montanisti- schen Museum auch ein Stück von dem nämlichen Fundorte vor, worin die Anordnung der einzelnen Theile höchst sonderbar ist. Es ist diess eine doppelte Dutenkalkschicht, dunkel, ebenfalls grau mit einer Lage von dunkelgelblichgrauem dichten Kalkmergel in der Mitte zwischen beiden, letzterer einen halben Zoll, das Ganze drei Zoll dick. Beide äusseren Flächen sind nun, wie mit Nägeln beschlagen, an bei- den liegen die breiten Grundflächen der Kegel, die Spitzen gegen die innere diehte Kalkmergelschicht, und also gegen einander gerichtet. Diese beiden äusseren Flächen sind jedoch nicht parallel, son- dern schliessen einen Winkel von etwa 25° ein. Hier kann nun freilich nicht die Rede davon seyn, dass die Nagelköpfe, die Kegelbasen, alle an der untern Seite der Schicht, vorkommen müssen. Während die bisherigen Beobachtungen in der Natur, wo sie immer gemacht worden sind, diesen Schluss erlaub- ten, zeigt dieses ein Handstück, dass noch eine ganz andere Lage wenigstens möglich sei, und ich muss die Mineralogen und Geologen Württembergs auf das Dringendste bitten, dieses in ihrer Nähe in der Natur vorliegende Verhältniss ja baldigst einer genauen Untersuchung zu würdigen, die gewiss im Zusam- menhange mit der Zusammensetzung und dem Zustande des umgebenden Gesteines wissenswerthe Auf- schlüsse über Festwerdung der Schiehten durch Krystallisation, das ist über Gebirgs - Metamorphose geben muss. 6. Chilieote. Die schöne nordamerikanische Varietät von hell-aschgrauer Farbe, eine zwei Zoll dicke Schicht, die Grundmasse dicht, die Kegel gestreckt und gleichförmig geneigt unter etwa 40°, sehr regelmässig stärker längs- als quergestreift; an der untern Fläche abgewittert, einige Kegel vertieft, 190 W. Haidinger. andere eine concentrisch gestreifte Grundfläche zeigend, in der Mitte mit einer vorspringenden Erhöhung wie am Nagelkalk. Das k. k. montanistische Museum erhielt das Stück von Hrn. Dr. Tamnau in Berlin. Die Masse ist fest, aber muss mehr dicht als krystallinisch genannt werden. Die Bildung dieser Varietät hat gewiss unter Verhältnissen stattgefunden, die einen sehr langen Zeitabschnitt hindurch gleichför- mig: fortgedauert haben. HEE. Faserkalk. Hätte man nur Dutenkalk in den Mineraliensammlungen oder auf den natürlichen Lagerstätten angetroffen, man würde Grund haben, die oben gegebene Darstellung des Bildungsvorganges als richtig vorausgesetzt, zu fragen: Was wird für ein Körper entstehen, wenn anstatt eines pulverigen Kalknieder- sehlages zwischen zwei Sedimentärschichten, der später erst ein krystallinisches Gefüge annimmt, ohne diesen Zwischenzustand die Kalkmaterie unmittelbar krystallisirt? Als Antwort auf diese Frage darf wohl der so häufig zwischen abgesetzten Schichten vorkommende Faserkalk benannt werden. Die Be- trachtung einiger merkwürdigen Varietäten desselben möge hier der Aufzählung der Verhältnisse am Dutenkalk angereiht werden. 1. Faserkalk mit Mergelkegeln von Radoboj. Herr Professor Studer hat die hier den eigentlichen Dutenkalken angereihte Varietät schon vor vielen Jahren an ihrem Fundorte beachtet, und eine treffliche Beschreibung‘) davon geliefert, die ich hier gerne wörtlich wiedergebe. Insbesondere ist darin die Spitze des Mergelkegels nach unten, also entgegengesetzt der Lage in dem Hauptvorkommen des Dutenkalks , genau bezeichnet. „Zwischen beiden Schwefel-Lagern und im Hangenden derselben liegt ein grauer ziemlich fester Mergelschiefer, der sich in sehr dünne und grosse, ganz ebene Tafeln spalten lässt. Derselbe enthält im Hangenden dünne Zwischen -Lager von weissem faserigen Kalkspathe, wenige Linien bis 1 Zoll diek, welche eine Erscheinung darbieten, um deren Erklärung man anfangs verlegen sein dürfte. In der oberen Fläche des herausgebrochenen Faserkalkes stecken nämlich kleine Kegel von '/, bis 1'/, Zoll Durchmesser, bei etwa halb so grosser Höhe die Spitze nach unten gekehrt, die Seitenflächen treppen- förmig aus Faserkalk bestehend, dessen mit der Basis parallele Stufen mit einem grünlichen Thon überzogen sind. Bei näherer Untersuchung findet man, dass die Kegel ihrer innern Hauptmasse nach aus demselben Mergel bestehen , der den Faserkalk bedeckt, und sichtbar durch ein Eindringen dieses Mergels in die untere Spathmasse entstanden sind; der Kalkspath hat diesem Eindringen nur allmälig nachgegeben, und seiner senkrechten fasrigen Structur wegen sich treppenförmig abgestuft. Wegen des festen Anhängens des Faserkalkes an den Mergel brechen nun beim Auslösen der Zapfen die Spath-Treppen eher mitten entzwei, als sich vom Mergel zu trennen, und so entstehen die auffallen- den Seitenflächen der Kegel. Man wird kaum die grosse Aehnlichkeit dieser Bildungen mit dem schwe- dischen Dutenmergel verkennen.” Die Vergleichung eines Stückes in dem k. k. montanistischen Museo erlaubt in Bezug auf die Erklärungsart der auf einander folgenden Vorgänge bei der Bildung einige Bemerkungen beizufügen, die zum Theil genauer mit der sich jetzt immer mehr ausbildenden Lehre des Metamorphismus sich in ein Ganzes ordnen lassen. Der Faserkalk in dieser Varietät selbst ist eigentlich ein Gemenge von Kalkspath und Aragon. Er besitzt eine parallel- aber etwas gekrümmt -faserige Structur; man nimmt auf dem den Fasern parallelen Bruche die deutliche Längen - Theilbarkeit des Aragons wahr, auch ist der eigenthümliche Seidenglanz ziemlich kenntlich , aber im Querbruche erscheinen bereits zahlreiche einzelne Flächentheile des Kalkspathes an der Lage und der. viel deutlichern Theilbarkeit unverkennbar. Es ist nicht 1) Cari Caesar v. Leonhard, Zeitschrift für Mineralogie. 1829. pag. 776. Ueber den Dutenkalk. 191 unmöglich, dass ursprünglich reiner fasriger Aragon sich bildete, der nun bereits in einen beginnenden Zustand der Pseudomorphose eingetreten ist, aber man hat dafür keinen Beweis, wenn wir auch nach so vielen andern ähnlichen Vorkommen vorbereitet sind, diess vorauszusetzen. Ober- und unterhalb der Kalklage ist der Mergel ziemlich grob geschichtet. Innerhalb der staffel- förmig abgesetzten Kegel erscheint eine sehr gleichförmige, aber doch gröblich gemengte Masse mit einzelnen Kalkspathkrystallen. Von der Seite her senken sich die Mergellagen in den Körper der Kegel; so ist an einer Stelle sogar unterhalb einer solchen Erhebung kohlensaurer Kalk eingedrungen , und dort krystallisirt, nämlich gleichfalls als Faserkalk mit den senkrecht auf die Schichtung stehenden Fasern. Die Bildung dieses Stückes erforderte unzweifelhaft mehrere auf einander folgende Zeiträume, um das zu zeigen, was nun beobachtet werden kann. Die sedimentäre Bildung des Mergels ging durch alle Lagen hindurch, unter und ober dem Faser- kalk, der Bildung des letztern voran. Der gegenwärtig von den Staffelkegeln aus dem Faserkalk aus- gefüllte Raum war damals durch eine einfache Trennungs- und zwar eine sedimentäre Auflagerungs- fläche bezeichnet. Die Gebirgsfeuchtigkeit führte kohlensauren Kalk aufgelöst mit sich, der zwischen der obern und untern Mergelschieht eine dünne Lage von fasrigem Kalke absetzte. Zufällig löste sich hier und da von der obern Mergellage, bei dem steten Anwachsen der Faserschicht, ein kleines scheibenförmiges Theilchen ab, das in dieselbe bei weiterer Bildung eingeschlossen wurde. Unter jedem Kegel liegt ein solches abgerissenes Blatt. Aber nun war bereits die Gleichförmigkeit des Fortschrittes gestört. Aus den etwas vertieften 'Theilen, gegenüber diesen Scheibehen, trat die Gebirgsfeuchtigkeit leichter heraus, während sich der Faserkalk mehr an den ruhigen Stellen ansetzte. Die Spannung blieb durch das Nachrücken der Mergel- theilchen, zum Theil die Schichten biegend, zum Theil ganz formlos, durchaus unverändert. Es musste aber bei jedem neuen Zuwachsen das mechanische Element der Pressung durch die zerstörte untere Fläche der oberen Mergelschicht die Oberhand über die Kraft des ruhigen krystalli- nischen Zuwachses in einem grösseren Kreise überwinden, daher auch nun die Mergelkegel mit staffel- artiger Oberfläche eine immer breitere Basis annehmen. Die Kegel sind im Ganzen nahe rechtwinklig, übereinstimmend mit Studer’s Beobachtung. Stücke des Faserkalkes ohne Mergelkegeln, in dem k. k. montanistischen Museo, bestehen aus Kalk- spathfasern, abwechselnd mit Aragonfasern. Die erstern haben eine nahe parallele Stellung, so dass die geneigte Theilungsfläche ziemlich ausgedehnt gleiche Lage halten. Dasselbe ist der Fall mit dem ebenso beschaffenen Faserkalk des Monte paterno bei Bologna. Die Kalkspath-Theilungsflächen der einzelnen Fasern sind fast in jedem Winkel um die Axe gleich gegen dieselbe geneigt, aber man sieht auch auf der Axe parallelen Flächen deutlich den seidenartigen Schimmer der Aragontheilchen. 2. Faserkalk an der Porta Westphalica. Hausmann) hat vorlängst den Faserkalk des Jakobsberges an der Porta Westphalica unweit Minden erwähnt und davon angeführt, dass Stromeyer darin einen geringen Gehalt von schwefel- saurem Kalk aufgefunden habe. Ob dieser aber ein Bestandtheil oder nur ein Gemengetheil des Faser- kalkes ist, bleibt noch zweifelhaft. Hausmann erwähnt gleichfalls Professor Bouterwek’s genauere Beschreibung*). Schon damals erkannte Bouterwek die faserigen Lagen als Aragon, während er aber doch auch das Vorkommen von wirklichem körnigen Kalkstein, selbst von krystallisirtem Kalkspath bezeichnet. Man findet Lagen regelmässig zwischen den Mergelschichten eingeschlossen , höchstens einen Zoll dick, wenn es Aragon ist, aber von körnigem Kalksteine bis über einen Fuss stark. 4) Handbuch der Mineralogie. 1813. S. 907. 2) Leonhard’s Taschenbuch. 1810. IV. S. 350. 192 W. Haidinger. Die unzweifelhafte schichtenweise Abwechslung von Mergel und körnigem Kalkstein, der selbst dem grobkörnigen Kalksteine vom Fichtelberge im Baireuthischen gleicht, war Bouterwek besonders aufgefallen. Bouterwek deutete auf einen Uebergang von Aragon in Kalkspath hin, der möglicherweise stattfinden konnte, aber man war wohl damals nicht darauf vorbereitet, einen solchen wirklichen Uebergang durch Pseudo- oder Metamorphose in der Zeit zu ahnen, der in den letzteren Jahren von Gustav Rose durch Versuche nachgewiesen worden ist, und sich in anderweitigen Varietäten der beiden Species so häufig in der Natur gefunden hat. 3. Der Sericolith aus Derbyshire. Der schöne seidenartig glänzende Faserkalk aus Derbyshire ist den Mineralogen längst unter der englischen sehr ausdrucksvollen Bezeichnung Satinspar — Atlasspath — bekannt. Hausmann’) hat dafür kürzlich den Namen Sericolith vorgeschlagen. Es ist Aragon, mit einem wenige Procente be- tragenden Gehalte an kohlensaurem Manganoxydul, gerade so wie dieselbe Spezies anderwärts eine kleine Menge von kohlensaurem Strontian enthält. Der Aragon ist zwischen den Schichten eines schwar- zen Thonschiefers abgesetzt, aber später im Verlauf der Festwerdung des Gesteines mehr zusammen- gedrückt, so dass die einzelnen Fasern in paralleler Richtung theils gleichförmig gekrümmt, theils nur geknickt erscheinen, und zwar so, dass sich deutlich die Richtung des in schiefer Stellung gegen die Schiehtungsfläche stattgefundenen Druckes nachweisen lässt. An dem Schiefer an, und gleichfalls die katogene, reduetive Natur des Fortschrittes beurkundend, ist zu beiden Seiten des. Sericoliths Schwe- felkies in dünnen Lagen gebildet. Auch hier würde übrigens das Studium der natürlichen Lagerstätte gewiss manchen Schluss auf die gegenwärtige Beschaffenheit der Stücke begründen. IV. Duten=- Thonschiefer. Im Zusammenhange in Bezug auf Bildungsgeschichte, wenn auch abweichend an chemischem Bestande möge hier noch eines dem eigentlichen Dutenkalke ganz ähnlichen Vorkommens gedacht werden, welches von Nöggerath in der Nähe von Saarburg entdeckt und von demselben beschrieben worden ist?). Er nennt diess Gestein der Aehnlichkeit wegen Tuten-Thonschiefer. Die Aehnlich- keit ist so gross, dass Nöggerath Hausmann’s Beschreibung des Dutenkalkes von Görarp wört- lich anführt, indem er ihn nicht besser zu beschreiben im Stande sei. Leicht zu unterscheiden ist er jedoch schon dadurch, dass auf den Absonderungsflächen sich überall ein zarter Ueberzug von Eisen- rahm findet. Nöggerath weist bei dieser grossen Uebereinstimmung der Texturverhältnisse auf die unver- kennbar gleichartige Bildung beider hin. Ob diese stalagmitischer Art ist, wie Hausmann für den Dutenmergel annimmt, will er gerade nicht in Ahrede stellen, aber die Sache werde doch durch das Auffinden dieses Thonschiefers von ganz ähnlicher Textur etwas mehr problematisch. Der ‚‚Tuten- Thonschiefer” fand sich indessen leider nicht anstehend, sondern nur in grossen Stücken am Gehänge eines Thonschieferberges, zwischen vollkommen geradschiefrigen 'Thonschieferfelsen und Brocken, daher Nöggerath billig vermuthete, dass er Lager in diesem geradschiefrigen Thonschiefer bildet. 1) Handbuch. 2. Aufl. IL. S. 2) Karstens Archiv. 1824. III. p. 197. Leonhard’s Zeitschrift für Mineralogie, 1825. I. p. 366. Enhalt. Vorwort I. Literatur 11. Dutenkalk 1. Banat 2. Calvarıa in Galizien . . Hildesheim . . Görarpsmölla . Württemberg . Chilieote II. Faserkalk nn le ww 1. Faserkalk mit Mergel 2. Faserkalk von der Porta Westphalica . 3. Der Sericolith aus Derbyshire. IV. Dutenthonschiefer . Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. kegeln von Radoboj 0 [11 193 195 Ueber eine neue Varietät von Amethyst. Von Wilhelm Haidinger, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Mit einer Figurentafel.) (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 6. Juli 1848.) Die Entdeckung eines neuen Fundortes von so manchen Mineralien gibt oft Veranlassung zur Beobachtung neuer Erscheinungen. In dem gegenwärtigen Falle erhält die Beobachtung durch den Um- stand einen neuen Reiz, dass die Species selbst eine der wichtigsten für das Studium optischer Ver- hältnisse, die Varietät aber eine der schönsten ist, welche man bisher irgendwo gefunden hat, noch dazu aber ein vaterländisches Vorkommen. Schade dass bis jetzt es noch nicht gelang, die Krystalle in grösseren Mengen aufzufinden. Herr Alois Senoner in Hadersdorf am Kamp hatte einen Krystall von Amethyst an die „Freunde der Naturwissenschaften” eingesandt , über welchen der Bericht ') Folgendes enthält: „Amethyst, ein grosser Krystall, schön gefärbt mit pseudomorphosenähnlicher Structur, mit weissem Quarz über- zogen, findet sich auf den Aeckern am Manhartsberge, eine Viertelstunde von Meissau rechts von der Poststrasse, die nach Horn führt.” In der That hatte der Krystall in jeder Richtung einen Durchmesser von zwei bis drei Zoll. Ge- gen die eine Seite zu erschien die freigebildete sechsflächige Spitze des Quarzoides, gegen die andere waren hin und wieder getrennt durch schmale Prismenflächen, die Zusammensetzungsflächen sichtbar, so dass man annehmen kann, der Krystall sei aus einer Druse herausgebrochen , endlich zu unterst Bruch- flächen, den Theilungsflächen nach dem Quarzoid parallel. Aber eine andere Bruchfläche , welche un- gefähr der Axe parallel durch den Krystall hindurch ging, zeigte eine gar merkwürdige Anordnung der Theile, von einander deutlich unterscheidbar im Innern dessen, was man ein Individuum zu nennen vorbereitet war. Der Längenschnitt Fig. 1, wobei jedoch die Abmessungen gleich gehalten sind, gibt ein Bild davon. An der Oberfläche bemerkt man zwei dünne Lagen von weissem Quarz, jede etwa eine Linie dick, die äussere durchscheinend weiss, von mattem Glanze wie Chalcedon, die untere porös, zwar auch farblos, aber in unmittelbarem Uebergange mit der nun folgenden Lage eines schön gefärb- ten Amethysts. Bei diesem Theile, gegen die Spitze zu, ist der Krystall immer ganz klar, tiefer unten bemerkt man aber die dem Amethyst so eigenthümliche, ziemlich diekstängliche Zusammensetzung aus einzelnen Theilen. die sämmtlich nahe senkrecht auf den sechs Flächen des Quarzoides stehen , wel- chen sie zunächst liegend angetroffen werden. Die Querstreifung der Zusammensetzungsfläche, senk- recht auf die einzelnen Zusammensetzungsstücke ist daher auch parallel den Quarzoidflächen, und ent- spricht der Lage, in welcher die färbende Materie beobachtet wird, derjenigen Lage auch, in welcher die Blättchen von rechten und linken Individuen in der regelmässigen Zusammensetzung gewisser Amethyste mit einander abwechseln, während doch die Abwechslung der kleinsten Theilchen gleich- zeitig auch parallel der Axe auf die Art stattfindet, wie es in der Fig. 2 dargestellt ist. 1) Versammlung vom 29. October 1847. Berichte. Bd. III. S. 345. 196 W. Haidin ger. Gegen die Mitte zu zeigte sich der Amethyst überhaupt durchsichtiger. Um die Verhältnisse der Zusammensetzung besser studiren zu können, liess ich senkrecht auf die Axe einen Querschnitt machen, und parallel demselben Platten von drei bis vier Linien Dicke abschneiden. Es erschien nun, wie in Fig. 3 ein wahrer Kern von schön durchsichtigem Amethyst, vollkommen krystallisirt, gegen aussen umgeben von sechs Abschnitten stänglich zusammengesetzter Struetur, die selbst wieder in den Flä- chen, welche den Linien von dem innern gegen das äussere Sechseck entsprechen, scharf aneinander abschneiden. In einem der Schnitte war die stängliche Rinde drei Viertelzoll, der Kern fünf Vier- telzoll diek. Dieser Kern ist indessen nicht durchaus von gleicher Ausdehnung; in dem oberen "Theile des Krystalls hatte er ungefähr anderthalb Zoll im Durchmesser, während die äussere faserige Ame- thystschichte ganz zurücktrat. Hier war es insbesondere, dass die eigenthümlichen Farbenverhältnisse des Amethysts beobachtet werden konnten. Doch weichen die Erscheinungen einigermassen von jenen ab, welche Brewster in seiner elassischen Abhandlung über den Amethyst") beschrieben hat, und die so vorzüglich deutlich an den brasilianischen Amethysten hervortreten, die lagenförmige Abwechslung nämlich von Thei- len reehter und linker Individuen, parallel dreien der den krystallographischen Flächen des sechs- seitigen Prismas OR, so wie sie im Querschnitte Fig. 2 dargestellt sind. Die Farbenerscheinungen des Amethystkrystalls von Meissau schliessen sich indessen genau an diejenige Austheilung derselben an, welche ich. in einer Versammlung von Freunden der Naturwissenschaften am 8. Juni 1846 mitge- theilt habe ?). Sein vereinigen in mancher Beziehung, die von Brewster entdeckte Struetur mit den aufgefundenen Farbeneigenthümlichkeiten, und erweitern diese noch, und das zwar mit einer so wun- dervollen Farbenpracht, dass eine Amethystplatte dieser Art ein wahrer Schatz für ein optisch-physi- kalisches Cabinet genannt werden muss. Die reinste Platte, welche ich untersuchen konnte, ist in ihrer natürlichen Gestalt und Grösse in Fig. & abgebildet. Sie hat drei Linien Dieke. Die Fläche P ist eine natürliche gegen die obere Spitze geneigte Quarzoidfläche. Der ganze Raum f ist von einem gleichförmigen ziemlich lichten, aber schön- farbigen Violblau. Es erscheinen beim Durchsehen in der Gegend d die Streifen, welche von der oben erwähnten Zusammensetzung in Stängeln senkrecht auf die 7° Fläche herrühren. Die in demselben Amethystgrunde f gewissermassen keilförmig hineinragenden Zwickel a, b und e sind von einer viel dunkleren und gesättigtern Farbe. Jeder Theil für sich ist wieder sehr gleich- mässig gefärbt, und anscheinend durchaus homogen, aber es erscheint beim Hindurchsehen in der deutliehsten Seheweite ein sehr auffallendes Wechseln der Farben von dunkelviolblauen, lichtrosenrothen, schiefergrauen und indigblauen Tönen, der unmittelbar einladet, die Untersuchung so fortzusetzen, dass man die Platte ganz nahe vor das Auge nimmt, und gegen einen gleichförmig gefärbten hellen, weissen oder graulichen Grund hinsieht. Ein weisser Papierbogen, das helle Grau eines gleichfärbigen Wol- kenhimmels sind am vortheilhaftesten. Man sieht nun eine Erscheinung, welche genau an die schwarzen hyperbolischen Balken erinnert, die bei der Untersuchung zweiaxiger Krystalle im polarisirten Lichte entstehen, wenn die Polarisations- Ebenen senkrecht auf einander stehen, aber mit der Ebene der optischen Axen Winkel von 45° ein- schliessen, wie man diess so schön am Salpeter, Aragon u. s. w. sieht. Ich glaube auf sie, wenn mir auch die Angabe nicht durchaus ganz klar geworden ist, die folgenden Stellen in Brewster's Abhandlung beziehen zu sollen: ‚In vielen Stücken von Amethyst sind. diese Adern (die parallel der Axe aneinander liegenden Platten rechter und linker Individuen) so ausserordentlich dünn, dass die zwei eireulär-polarisirenden Strueturen beinahe vollständig verschwinden, und die Krystalle dann ein Ring- 1) On circular polarisation as exhibited in the optical structure of Amethyst. Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. IX. 1821. pag. 139. 2) Ueber den Pleochroismus des Amethysts. Naturwissenschaftliche Abhandlungen u. s. w. 1847. Bd. I. 8.41. Ueber eine neue Varietät von Amethyst. 197 system mit dem schwarzen Kreuz hervorbringen können. In jenen Platten, in welchen die circulären Farbentöne beinahe ausgelöscht sind, zeigt der Amethyst auf das deutlichste zwei resultirende Axen, welche gegen einander um einen Winkel zwischen drei und vier Grad geneigt sind.” „Wie gewöhnlich in zweiaxigen Krystallen erschienen die schwarzen hyperbolischen Balken bei einem Azimuth von 45°, und verschiedene Farbentöne, analog denen absorbirender Krystalle, wurden innerhalb und ausserhalb dieser Balken bemerkt. Die Töne zwischen den convexen Scheiteln der hyperbolischen Balken waren zuweilen von einem dunklen Purpur, in andern Platten rosenroth; während die Farbe innerhalb der eoncaven Scheitel schieferblaue oder röthlich-weisse Töne besass. Die Ebene der resultirenden Axen stand jederzeit senkrecht auf dem Radius des Sectors, der die zwei Axen zeigte ').” Brewster hat keine Zeichnung davon gegeben. Die beifolgenden Skizzen Fig. 6, 7 und 8 zeigen mehrere der Erscheinungen, so wie ich sie an der obigen Platte beobachtet habe. Die Fig. 6 stellt die Lage der Hyperbeln in den sämmtlichen drei dunkelgefärbten Keilen eines zusammengesetzten Krystalles dar, der Letztere ist dabei auf eine gleiche symmetrische Ausdehnung in allen Dimensionen gebracht. An dem Krystalle Fig. 4 besteht der untere Keil aus zwei Theilen « und «. Auf gleiche Ausdehnung gebracht, ist er in Fig.7 mit den zwei Hyper- beln dargestellt, welche in den beiden Theilen eine abweichende Lage haben. Endlich stellt Fig. 8 die Hyperbeln des einfachen Keiles A in der gleichen Stellung vor, um die Lage der Farben darin etwas deutlicher anzeigen zu können. Die Entfernung der Hyperbelscheitel fand ich bei jenen Platten Fig. A im Keile ce etwa 14°, doch ist die Messung keineswegs eine genügende zu nennen, da man keine festen Puncte zum Einstellen hat, sondern vielmehr die Farbentöne ganz in einander verschwimmen. Man bemerkt nun leicht, dass die Schenkel der Hyperbeln die Lage der Balken des zu einem einzigen Ringsystem gehörigen Kreuzes haben, welches, so nahe es die Schätzung zu urtheilen erlaubt, sich in der Richtung CD, der Seite des regelmässigen Sechseckes # F', der Basis des Quarzoides vom Amethyst, und senkrecht auf dieselbe in der Richtung A BD ausbreitet. Die Erscheinung selbst ist aber derjenigen ganz analog, welche der Andalusit, der Cordierit, der Epidot darbieten, nur dass man bei den letzteren die hellen und dunklen Räume zunächst an jeder der zwei Axen sieht, während hier das Ganze eigenthümlich durch die mit der Cireulärpolarisation verbundene Farbenabsorption modifieirt ist. Diese Erscheinungen zeigen sich im gewöhnlichen, nicht polarisirten Lichte. Die hyperbolischen Bal- ken sind dunkler als der Grund, auf dem sie sich darstellen. Der Grund zwischen den Scheiteln bei ® Fig. $S ist von dem schönsten röthlichen Violblau, das sich gegen beide Seiten P und Q zu in ein blas- ses Rosenroth verläuft. Die Räume innerhalb der Schenkel der Hyperbeln bei /v sind selbst blass rosen- roth. Der Farbenton verdunkelt sich wenig gegen Aussen zu, so dass er zuletzt ganz gleich wird mit dem hellergewordenen aus der Richtung r vr zwischen den beiden Hyperbel-Bogen. Diese Bogen selbst sind an den zwei Enden, oben und links bei 5 dunkelblau, an den zwei Enden unten und rechts bei ®, sind sie dunkelviolet; die Farbentöne mischen sich an der dunkelsten dünnsten Stelle zunächst der Axe und der stärksten Krümmung. Der Uebergang aus dem Blau und Violet der Schenkel gegen die Räume innerhalb derselben geschieht durch blau 5, b, b, b,, der Uebergang gegen die Räume ausserhalb der Schenkel an der Seite der Scheitel durch Violet x, », 23 v.. 1) In many speeimens of Amethyst these veins — are so extremely thin, that the two eircularly polarizing structures almost entirely disappear, and leave the erystal with the power of produeing a system of rings with the black eross distinetly traversing them. In those specimens where the eirceular tints are nearly extinguished, the amethyst exhibits in the most distinet manner, two resul- tant awes, inclined to one another between three and four degrees. The black hyperbolie branches appear as is usual in erystals with two axes, in an asimuth of 45°, and different tints, analogous tho those of absorbing erystals, were seen within and without these branches. The tints between the convex summits of the hyperbolice branches, were sometimes of a deep purple, and in other specimens of a pink hue; while the tints within the same concave summils, were of a slaty blue or a reddish-white colour. The plane of the resultant axes was always perpendieular to the radius of the sector which exhibited the two axwes. A. a. O. p. 142. 198 W. Haidinger. Die Richtung der Polarisation stimmt ganz damit überein, dass durch den Centralpunkt » die einzige Axe der doppelten Strahlenbrechung geht. An jedem Punkte der Figur nämlich ist ein Theil des Lichtes in der Richtung des Hauptschnittes durch die Axe,, also ordinär, ein anderer senkrecht darauf, also extraordinär polarisirt. Die einzelnen Farbentöne, welche man aufsuchen kann, sind so ungemein pracht- voll zu nennen, dass sie sich gewiss an die glänzendsten anreihen, die man in dieser so reichen Ab- theilung wissenschaftlicher Genüsse aufgefunden hat. Wenn man sie nach einander in der Ordnung der beigefügten Zahlen, gerade in den um 45° von einander abliegenden Radien durch die dichroskopische Loupe untersucht, so findet man die folgenden Farbentöne. Das nach Innen zu gezeichnete Bild stellt den ordinären Strahl O, das nach Aussen ge- zeichnete Bild stellt den extraordinären Strahl Z vor. 1. Oberer Schenkel . . . . . Ovidet 2 2 2.2.2. E bla. 2. Oberer rechter Axensector . . © dunkelviolet, in’s Blaue . E hell rosa. Rechter Schenkel . . » » .Owvidet . 2. 2 2... E karminroth. Unterer rechter Queraxensector O hell rosa . . . . . E dunkelviolet, ohne Blau. . Unterer Schenkel . . . » . Owilet . . 2 2... E karminroth. Unterer linker Axensector . . © dunkelviolet in's Blaue . EZ hell rosa. Linker Schenkel . . . . .Owolt » 2 2 2.2. E blau. Oberer linker Queraxensector . O hell rosa . - . . . E dunkelblau, ohne Violet. Es muss hier angemerkt werden, dass man am vortheilhaftesten diese Farbentöne so untersucht, dass man die Amethystplatte unverwandt vor dem Auge fest hält, und durch sie hindurch die in der zu beobachtenden Richtung gestellten zwei Bilder der dichroskopischen Loupe betrachtet. Die Gegensätze der Farben sind auf diese Art ungemein leicht aufzufassen. Man erhält freilich nur die Erschei- nung an einzelnen Puncten, aber an diesen sind sie gerade höchst auffallend. Will man die ganzen entgegengesetzten Bilder übersehen, so muss man die Turmalinzange oder ein Polarisationsinstrument überhaupt anwenden, aber dann erhält man nebstbei noch den Einfluss der zerlegenden Apparate selbst, welche die Farbenerscheinung noch complieirter machen, indem sich die Farben der Ringe dazugesellen. Die Betrachtung einer in der Richtung senkrecht auf die Axe der Hyperbeln linear-polarisirten Fläche durch den Amethyst gibt das Bild ungefähr so , wie die Betrachtung einer nicht polarisirten Lichtfläche, dunkle Hyperbeln in hellerem Grunde, nur dass man schon, so zu sagen, Einschnürungen in den dunkeln Schen- keln von rötherer Farbe wahrnimmt, die den Ringen entsprechen; noch mehr geschieht diess bei einer um 90 Azimutalgrade veränderten Stellung. In dem obigen Verzeichnisse erscheinen 1 und 7, oder die beiden auf der obern linken Seite der Axe der Hyperbeln MN von ganz gleicher Farbe, .O violet, X blau, eben so sind die beiden Schenkel 3 und 5 an der untern rechten Seite der Axe unter einander ganz gleich, O violet, # karminroth, aber von den vorhergehenden verschieden. Eben so wie die Doppelhyperbel von der Queraxe PO der Gestalt nach in die zwei einzelnen Hyperbeln getheilt wird, eben so wird sie durch die Axe MN der Farbe nach in zwei entgegengesetzte einzelne Theile abgesondert, die Schenkel ö und 5 sind blau, die Schenkel v und v violet. Der Gegensatz der beiden Seiten erscheint besonders auffallend in der Zerlegung der anscheinend ganz gleichen hellrosafarbenen Töne #4 und 8, das O ist in beiden ganz gleich hell rosa, aber das dunk- lere E ist in 4 dunkelviolet ohne blau, und in $ dunkelblau ohne violet. Das Blau erscheint ganz gegen die Seite P zugedrängt, während das Violet sich auf Q zurückschlägt. In den beiden extraordinären Far- bentönen von 2 und 6 findet keine Verschiedenheit Statt, sie sind beide blaulich violet, die ordinären hell rosa. In der mit Fig. 8 oder Fig. 6 parallelen Stellung untersucht erscheint eine Platte in einer Richtung, | etwa der Krystallfläche BA Fig. 6, deren Projection hier gezeichnet ist, entsprechend betrachtet, ein dunkles Blau, welches in ein ordinäres Violet und ein extraordinäres Indigblau, immer bei senkrecht gehaltenem Hauptschnitte durch die dichroskopische Loupe zerlegt wird. Senkrecht auf die Krystallfläche auemnm: Ueber eine neue Varietät von Amethyst. 199 betrachtet, ist die Farbe violet. Sie wird auf dieselbe Weise zerlegt in ein oberes ordinäres Violet und in ein unteres extraordinäres Karminroth. Zugleich bemerkt man aber eine lagenweise Verdunklung der Farbe, so dass die Lagen der Fläche des Quarzoides selbst parallel sind; senkrecht auf die Schichten erscheint Blau, in der Richtung derselben Violet. Bei den brasilianischen Varietäten, welche ich früher beschrieb, hatte gerade das Entgegengesetzte stattgefunden, in der Richtung der Schichten waren die Krystalle mehr blaulich, zusammengesetzt aus O violet und # blau, senkrecht auf die Schichten und die P-Fläche waren sie mehr röthlich, zusammengesetzt aus O violet und Z rosenroth (bis karmin- und kermesinroth). An den Krystallen von Meissau bemerkt man in den Theilen der Krystalle BRS parallel den grössern oder P- Flächen gar kein schichtenweises Gefüge, sie erscheinen durchaus gleichförmig oder homogen. Nichts- destoweniger zeigen sie wie die brasilianischen Krystalle senkrecht auf die P-Flächen das röthliehe in der Richtung der P-Flächen das bläuliche Violet. Wenn also in einem solchen wie mosaikartig zusammenge- setzten Krystalle die ungleichen Theile BRS und BEF einander gegenüberliegen, so erscheint doch die Farbe, wenn auch dunkler in dem letztern Theile als in dem erstern, doch in ganz gleicher Richtung durch das Ganze hindurch, so dass man z. B. in einem Durchschnitte, wie Fig. 9, in jeder der TU parallelen Richtung, 7, U), T, U, u. s. w. röthlich violet, in jeder der VW parallelen blaulich violet beobachten wird. Auf diese Art haben dennoch die lichtern Theile der österreichischen Krystalle, wenn man auch darin die Farbenschichten nieht erkennt, doch genau die Lage und Geltung wie die gleichnamigen Haupt- theile, aus welchen die brasilianischen bestehen. Nebst der schiehtenweisen Anordnung, parallel der Fläche P, sind aber die brasilianischen auch parallel der Axe sichtbar schichtenweise zusammengesetzt „ so wie diess oben bei der Fig. 1 bemerkt wurde. In der Richtung des Hauptschnittes stimmen also die Haupttheile der Krystalle wie BR S, und die mo- saikartig eingefügten Keile, wie BEF' in Bezug auf die angeführte Farbenaustheilung überein. Anders ist es, wenn man sie senkrecht auf die Richtung AB, also in der Richtung CD, oder RS untersucht. Es stelle Fig. 10 eine Platte aus dem Theile des Krystalls RF', Fig. 6, geschnitten vor. Die Untersuchung in der Richtung RR, gibt für die Farbe genau dasselbe Resultat, wie die Richtung SS,, man bemerkt nicht den geringsten Unterschied. Die Farben sind rein violblau, und da das Ganze nicht stark gefärbt ist, ohne besondere Kraft. Auch die dichroskopische Loupe zeigt wenig Verschie- denheit, bei grösserer Neigung in der Ebene RSR,S, sei es, auf welche Seite immer, wird das extraordinäre Bild etwas dunkler als das ordinäre, welches durchaus seine Färbung beibehält. Ganz verschieden davon zeigt Fig. 11 in der Richtung DD, begreiflich die Farbe des linken Hyperbelschenkels der Fig. 8 oder blau, während CC, die Farbe des rechten Hyperbelschenkels oder röthlich violblau darbietet. Wendet man eine dünne Platte an, etwa nur drei Viertel-Linien dick. so sind die Farbentöne natürlich viel schwächer, aber man gewinnt einen grösseren Gesichtskreis, indem man eine solche Platte viel stärker gegen die Sehaxe neigen kann, während sie doch noch ihre Durehsichtigkeitsfarbe zeigt. Vorzüglich ist diese Verschiedenheit auffallend, wo ein solcher Keil oft symmetrisch in der Mitte zusammenstossend aus einem rechten und einem linken Theile besteht, wie bei dem Ausschnitte Fig. 7. Hier ist ein Rechts und Links in einem mächtigen und glänzenden Farbengegensatz ausge- drückt. Wenn nun auch diese keilförmig eingeschobenen, dunkler gefärbten Theile aus übereinander lie- genden Platten bestehen, so müssen diese Platten doch wohl nothwendig aus lauter gleichnamigen . nämlich entweder bloss aus linken, oder bloss aus rechten bestehen. Gegentheils muss eben die Beobachtung an der Fig. 10, dass die Farben AR, und SS, einander gleich sind, darauf hindeuten, dass die aufeinanderliegende Platte linke und rechte übereinander sind, die sich nahe das Gleichgewicht halten. Die Keile von homogener Natur zu dreien oder zu drei Paaren mit einem Hauptkörper von schichtenar- tiger Zusammensetzung wurden bereits von Brewster bei den brasilianischen Amethysten trefflieh un- 200 unterschieden, und bis in mannigfaltige weniger symmetrische Verwachsungen, wie sie so gewöhnlich nur in der Natur vorkommen, verfolgt. Die Natur der hyperbolischen Balken und ihrer Farbentöne hat er damals nieht weiter verfolgt. Auch bei meiner späteren Darstellung der pleochromatischen Verhältnisse des Amethysts fehlte noch die höchst anziehende Erweiterung der Beobachtungen, welche es möglich war, an der schönen Varietät von Meissau anzustellen. Ihre Gestalt selbst ist, in Verbindung mit der Farbenerscheinung, nicht die, welehe sich auf zwei- axige Krystalle zurückführen lässt, im Gegentheile zeigt sie, wie es Fig. 8 unzweifelhaft beweist, ge- nau den Charakter der circulären Polarisation des Quarzes, oder den gyroidischen Charakter aller optischen und krystallographischen Erscheinungen, welche diese höchst eigenthümliche Species darbietet. Man hat also hier rechte, man hat linke Individuen, welche aber soll man durch Rechts, welche durch Links bezeichnen? Ist das eine angenommen, so ist das andere klar, aber man muss jenes erst willkürlich. festgesetzt haben. Dasselbe ist mit den rechten und linken Bergkrystallen selbst der Fall. Aber auch bei diesen haben sich schon die Autoritäten getrennt. Hier, wo ich nur die Erschei- nungen der neuen Varietät von Meissau zu beschreiben beabsichtigte, kann wohl eine weitere Aus- einandersetzung, obwohl sie schon recht wünschenswerth ist, übergangen werden. Die Ursache der Erscheinung ist jedenfalls dieselbe wie die, welche als Erklärungsgrund für die ganz übereinstimmende, durch die drei Theile der brasilianischen Krystallen Fig. 2, welche den Haupt- theilen wie RSX Fig. 6 an den Meissauer Amethysten entsprechen, wahrzunehmende in der Mittheilung : „Ueber den Pleochroismus des Amethysts ?)” gegeben wurde, nämlich die Polarisation und Zerlegung der Farben durch die gleichzeitige Wirkung der eireulären Einwirkung des Krystalls selbst und der schichtenweisen Struetur der einzelnen Theilchen, das letzte von Biot „Polarisation lamellaire” ge- nannt. Dort erscheinen, wenn man linearpolarisirte Lichtflächen betrachtet, symmetrische blaulich- violette Kreuze mit blassröthlichen Räumen oder röthliche Kreuze mit etwas dunkleren blaulich-violet- ten Räumen, das Ganze höchst zart in verschwimmenden Tönen ausgeführt, hier werden bei dunklerer Färbung nach Farbe und Gestalt dunkle gyroidische Kreuze, aber schon im gewöhnlichen Licht viel stärker hervortretend beobachtet. Die Schichten, welche jene hervorbringen, bestehen aus abwech- selnden rechten und linken Individuen, die Schichte , welche diese hervorbringen, bloss aus rechten oder bloss aus linken Individuen. Wenn es mir auch bis jetzt einiger Versuche ungeachtet noch nicht gelungen ist, eine grössere Menge von Kıystallen beizuschaffen, so zweifle ich doch nicht an einem späteren günstigen Erfolge. Ohne Zweifel kommen sie auf Gängen vor, und zwar nach den darüber eingezogenen Erkundigungen in Granit, aber der grösste Theil der anzutreffenden Stücke zeigt nur die schalenartige Ueberlagerung von Schichten von weissem Quarz und von Amethyst in unscheinbarer stänglieher Zusammensetzung. Die grösseren Krystalle müssen aus Drusen in den Gängen stammen, die daher aufzusuchen wären. Der Amethyst von Meissau ist ein neuer Fund, aber schon Stütz ') kannte einen ganz Ähnlichen Amethyst von Eggenburg, von dem sich Stücke im k. k. Hof-Mineralienkabinete finden. Eggenburg liegt nördlich von Meissau, beide im Gneissgebirge, aber es kommt eine Granitpartie zwischen beiden vor. Aus der Verlassenschaft des Grafen Razoumoffsky kam durch die freundliche Gabe des Herrn L. v. Seala eine schöne Amethystvarietät in den „‚fortifieationsartig gebrochenen” Farbenzeichnungen, angeschliffen in das k. k. montanistische Museum. Der Fundort ist Namiest in Mähren, wenn auch ent- fernter, doch in einem zusammenhängenden Gebirgszuge mit den vorhergehenden. Man sieht, dass eine zweckmässig eingeleitete Nachforsehung gute Aufschlüsse über das Vorkommen geben könnten, die indessen hier nur angedeutet werden mögen. 1) Naturwissenschaftliche Abhandlungen. I. Band S. 9. ?) Oryktographie von Unterösterreich. S. 295. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. Von Joh. Jac. Heckel, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 11. Jänner 1849.) Abhandlung 1. (Chirocentrites — Pimelodus.) CHIROCENTRITES. Ord. Physostomi. — Fam. Halecidae. Drei fossile Teleostier, welche wir hier, nach sorgfältiger Untersuchung, der wissenschaftlichen Welt als bisher unbekannte Arten vorlegen, bilden einer ganz eigenen Combination von Characteren zu Folge eine besondere Gattung, die wir mit dem Namen Chirocentrites bezeichnen, über deren Verwandtschaft mit anderen Gattungen und Stellung im Systeme wir einige wenige Worte voranzu- schicken uns genöthigt sehen. Jeder Palaeontologe, der, ohne Zoologe zugleich zu sein, sich bei seinen Bestimmungen bloss durch eine oberflächliche Anschauung leiten liesse, würde unsere Fische, im glücklichsten Falle als zur Gattung Thrissops Agass. gehörige betrachten. Durch die Tafel 65. a. des zweiten Bandes der Poissons fossiles verleitet, könnte eine solche Ansicht noch dazu als sehr verzeihlich entschuldiget werden, denn Thrissops formosus aus dem Solenhofer- und unser Chirocentrites mierodon aus dem Lesinaer-Kalkschiefer dürften, obschon generisch verschieden, immerhin noch nahe genug mit einander verwandt sen, um über die G@anoiden-Natur des Ersteren, besonders da man dessen Wirbelkörper als vollkommen knöchern ansehen muss, ernstliche Zweifel zuzulassen, welche auch Müller (Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden, Pag. 27—28.) zu theilen scheint. Dem sei aber wie ihm wolle, unser Chirocentrites ist nun einmal und zwar hauptsächlich durch die merk- würdige Gliederung seiner Flossenstrahlen, fundamental von Thrissops verschieden und stellt sich nach allen erfasslichen Characteren als wahrer Teleostier dar. | Merkwürdig dabei bleibt es aber, dass unsere beiden Arten, Chirocentrites Coroninii und Chi- rocent. gracilis, aus dem bituminösen Kalkschiefer des Karstes, gerade einem rezenten Fische, dem Chirocentrus Dorab Cuv. sehr nahe stehen, der sowohl durch seine Spiralklappe ') im ganzen Ver- 1) Nach einer späteren freundschaftlichen Mittheilung meines verehrten Collegen Herrn Professor Hyrtl, bildet der Klappenapparat im Mittel- und Afterdarme des Chirocentrus Dorab keine Spiralklappe, sondern besteht in einer Folge von 61 ringförmigen, sehr niedrigen Schleimhautfalten, welche aber nicht wagerecht in die Höhle des Darmrohres vorspringen, sondern die Achse desselben in schiefer Richtung schneiden. Jeder Ring bildet sonach ein Oval. Die schiefen Linien, die man bei äusserer Besichtigung des durchscheinenden Darmkanals bemerkt, und die für Anheftungsstellen einer fortlaufenden Spiralklappe gehalten wurden, kehren an denselben Punkt zurück, von welchem sie ausgingen (Mesenterialrand des Darmes). Zuweilen hängen zwei Nachbarringe durch eine senkrechte Schleim- hautlalte unter einander zusammen, oder es theilt sich ein Ring gabelförmig und nimmt in der Oeflnung der Gabel seinen eigenen Anfangspunkt auf, oder die Gabel geht durch Convergenz ihrer Aeste wieder in eine einfache Falte über, oder es bleibt Anfang und Ende eines Ringes weit von einander entfernt, wodurch die Ringfalte zur halbmondförmigen wird. Ich sehe an einem eben vor mir Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 26 202 Joh. Jac. Heckel. dauungskanale, als durch die zellige Schwimmblase an die Familie der Amiaden grenzt, eine kleine Abtheilung der Ganoiden, zu welchen gegenwärtig Thrissops salmoides gerechnet wird. Chirocentrus Dorab ist jedoch kein Ganoid; dazu fehlen ihm, nach eigener Untersuchung die Klappenreihen in dem noch dazu nicht muskulösen Arterienstiel des Herzens und wahrscheinlich auch das eigenthümliche Chiasma der Sehnerven. Valeneiennes (in seiner Histoire naturelle des poissons Tome 19) erkannte bereits in der Gattung Chirocentrus den Typus einer noch vereinzelt stehenden kleinen Familie. Wir theilen hierin vollkommen seine Ansicht und glauben auch nebst unserer Gattung Chirocentrites die mit ihr ver- wandten fossilen Fische, unbedenklich dahin rechnen zu dürfen, zunächst dürfte aber noch diese Fa- milie ein natürliches Bindeglied zwischen den Hauptordnungen der Teleostier und Ganoiden abgeben; nur lassen sich bei den Fossilen leider nicht jene von Müller angegebenen fundamentalen Unterschiede benützen, welche die lebenden Repräsentanten dieser Hauptordnungen so scharf charakterisiren. Was die Aufstellung der Familie der Amiaden in Giebel’s Fauna der Vorwelt (Leipzig 1848) betrifft, worin Fische, die sämmtlich älter sind als die Kreide, mit einer jetzt lebenden Art zusammen- gestellt werden, so bemerken wir nur gelegentlich, dass nach den bisherigen Beobachtungen es noch nicht vorgekommen ist, eine in einer der älteren Schichten unserer Erdrinde untergegangene natürliche Familie mit Uebergehung aller nachfolgenden Perioden erst in der Jetztwelt wieder auftauchen zu sehen. Die natürliche Familien- Verwandtschaft der mit unserer jetzt lebenden Amia vereinigten fossilen Fische dürfte daher sehr in Zweifel gezogen werden. Ferner dürfte der dort eingeschaltete Thrissops formosus (vielleicht noch einige andere nahe Arten) mit unserem verwandten Chirocen- irites und dem rezenten Chirocentrus Dorab in die, letzterem von Valenciennes angewiesene, Zwischenfamilie, oder eigentlich in die Agassizische grosse Familie der Haleeiden, mithin noch zu den Teleostiern gehören; die eigentlichen Amiaden dagegen (nämlich Amia und Albula oder Butirinus) nur der Jetztwelt eigen sein. Man müsste in diesem Falle dann freilich zugestehen, dass einige Te- leostier etwas früher auftraten als die Kreide und bereits im oberen Juragebilde ihr Grab fanden. Es sind diess indessen nur bescheidene Ansichten, welche keinesweges weit umfassenderen und aner- kannten Erfahrungen entschieden entgegen treten sollen. ; Unsere Chirocentrites-Arten reihen sich, wie gesagt, zunächst an die jetzt lebende Gattung C’hiro- eentrus Cuv. an, allein auch Zlops ist mit ihnen wesentlich verwandt. Ersterem gleichen sie an Körper und Mundform, in den Suborbitalknochen, in der Wirbelsäule und in Gestalt und Stellung der Flossen, letzterem in der Kiemenstrahlen-Anzahl, in dem merkwürdigen unpaaren Knochen vor denselben, in der Gestalt des Vordeckels und in der so ausgezeichneten gezähnten Gliederung der einfachen Flossenstrahlen, welehe uns noch von keinen anderen Fischen der Jetzt- und der Vorwelt bekannt ist. Unter den fossilen Fischen gleicht Chirocentrites unstreitig dem Thrissops, und zwar dem Thrissops formosus in Körper und Mundform , in dem Mangel blinder Flossenträger zwischen den oberen Dornfortsätzen in der Gestalt der Wirbelkörper und der Basis ihrer Vertikalapophysen, in den Umrissen und der Stellung der Schuppen und Flossen. Ein eigenthümlicher Charakter, welcher ferner Chirocentrites von Chirocentrus, Elops und Thrissops zugleich unterscheidet, liegt in der Anheftung einiger grösserer oberer Randstrahlen der Schwanzflosse an die Unterhälfte der vorletzten Schwanzwirbel. Wir stellen nun folgende Charaetere als Gattungskennzeichen auf und berücksichtigen, um für jetzt unnöthige generische Trennung zu vermeiden, Unterschiede im Zahnbau erst später, als ein bloss specifisches Merkmal. liegenden Darme einer Alausa finta dieselben ringförmigen vollständigen oder unvollständigen Falten, und lese in Stannius (Lehrb. d. vergl. Anat. pag. 92), dass bei Clupea gleichfalls Ringfalten im Darmkanale vorkommen — somit die von Valenciennes (Histoire nat. des poissons T. 19 Pag. 151) bemerkte Bildung bei dem Chir. Dorab weder etwas Besonderes noch üherhanpt etwas Neues ist. Im Bulbus der Kiemenarterien fehlen die mehrfachen Klappenreihen und finden sich nur die gewöhnlichen zwei Valvulae semilunares der Knochenfische. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 203 CHIROCENTRITES. Galtungs-Character. Gestalt langgestreckt (wie an den Gattungen Chirocentrus, Thrissops. ') Mund aufwärts gespalten; Oberrand S-förmig gebogen, durch einen kleinen Zwischenkiefer- und säbelförmigen Kieferknochen gebildet. ; Zähne konisch, in eine einfache Reihe gestellt, die vorderen länger, die hinteren sehr klein. Kiemenstrahlen zahlreich, zart; vorn mit einem, an die Symphyse des Unterkiefers angehängten unpaaren Knochenstäbehen in Verbindung (wie an den rezenten Gattungen Elops, Megalops, Amia). Suborbitalknochen gross und sehr dünne, die ganzen Wangen bedeckend (wie an Chirocen- irus, klops). Vordeckel rückwärts dreieckig, gezähnelt. Wirbelsäule schlank; die Wirbelkörper kurz zahlreich (5% bis 6%), mehr abdominale als cau- dale, mit langen Vertikalapophysen ohne Träger vor der Rückenflosse; langen dünnen, von einer Furche durchzogenen Rippen und sehr vielen langen Muskelgräthen. Ungetheilte Flossenstrahlen sehr schief und sehr kurz gegliedert; alle Gliederungsränder mit vielen regelmässigen Zähnchen versehen, die genau in einander greifend, gleichsam eine Naht bilden (wie an Klops). Brustflossen tief unten stehend, mit wenigen breiten Strahlen (wie an Thrissops). Bauchflossen mitten stehend, sehr kurz (wie am Chirocentrus, Thrissops). Rückenflossenbasis kurz, weit hinten über der Analflosse stehend (wie an Chirocentrus, Thrissops). Afterflossenbasis sehr lang, die vorderen Strahlen einen Lappen bildend (wie an Thrissops). Schwanzflosse tief gespalten, ungleichlappig; die längeren oberen Randstrahlen auf der Unterseite der vorletzten Schwanzwirbel angeheftet. Schuppen mässig gross, zart, abgerundet, ohne Radien. Chirocentrites Coroninii. Taf. XIII. u. XIV. Kopf siumpf, '1/ der Fischlänge. Zwei Mittelzähhe des Zwischenkiefers lang und vorwärts gestreckt (wie an Chirocentrus), starke Fangzähne am Unterkiefer. 33 Abdominal- und 28 Caudalwirbel. Rückenflosse mit 5 ungetheilten und 10 getheilten Strahlen. Afterflosse mit 5 ungetheilten und 29 getheilten Strahlen. Bauchflossen mit einem breiten Knochenstrahl. Beschreibung. Der Kopf, dessen sanft ansteigendes Stirnprofil beinahe schon am Hinterhaupte die grösste Höhe der wagrechten Rückenfirste erreicht, ist siebenmal in der ganzen Länge des Fisches,. wenn man sich die Schwanzlappen als gerade ausgestreckt denkt, enthalten. Zugleich ist diese Kopflänge der !) So oft von der Gattung Thrissops die Rede ist, ist jedesmal nur der Typus derselben: Thrissops formosus Agass. darunter ver- standen. 26 * 204 Joh. Jac. Heckel. grössten Körperhöhe, über den Bauchflossen, gleich. Der dicke Unterkiefer mit vorragendem Kinne trägt auf seinem Rande eine Reihe starker spitz-konischer Zähne, wovon die mittleren beiden, der Symphyse zunächst stehenden kürzer, die an jeder Seite zunächst folgenden aber viel länger sind. Letztere (Fangzähne) nehmen dann bei geschlossenem Munde die oberen noch grösseren und vorwärts gestreckten Mittelzähne des Zwischenkiefers zwischen sich auf und ragen über den oberen Maxillar- rand nach aussen hervor. Nach den Fangzähnen folgen zwar kürzere aber ebenfalls starke Zähne. Die Zähne am Oberkiefer sind durchgehends schwächer als am Unterkiefer, bis auf die beiden langen Mittelzähne des Zwischenkiefers, welche beinahe eylindrisch und vorwärts gerichtet sind; gleich hinter ihnen scheinen kleine Zähnchen zu fehlen, denn sie beginnen erst da wo der eigentliche Kiefer- knochen den S-förmigen Mundrand zu bilden anfängt, nehmen allmälig bis zum siebenten Zahne, der nach der Mitte des convexen Bogenrandes steht, an Grösse zu, werden am nachfolgenden concaven Rande kleiner, mit dem abermals convexen wieder etwas grösser und verschwinden darnach am abge- rundeten unteren Rande in unmerklicher Kleinheit gänzlich. In Allem sind 29—30 Zähne am Ober- kiefer sichtbar, wovon die stärkeren auffallende Anschwellungen des Kieferknochens zur Basis haben. Die ovale Augenhöhle, deren Länge-Diameter %, der Kopflänge gleicht, liegt hoch am Kopfe, so dass ihr Oberrand beinahe das Stirnprofil berührt, während der Hinterrand nicht bis auf die Mitte der Kopflänge zurückreicht. Gewöhnliche Rudimente vom Os sphaenoidum und pterygoideum sind darin zu erkennen. Von den Unteraugenknochen sind nur äusserst zarte Eindrücke mit Mühe noch erkenntlich, ihre bestimmte Anzahl lässt sich daher nicht angeben; so viel ist aber deutlich, dass sie die ganze Wange bedeeken und an ihrem unteren Rande sehr fein gezähnelt sind. Der Erste legt sich an den ganzen Hinterrand des Maxillarknochens an und überdeckt ein wenig das untere Ende desselben. Der Zweite nimmt den grösseren Theil der Wange ein und berührt zugleich den Vordeckel. Zwischen dem abgerundeten unteren Rande des Ersten und dem mehr zugespitzten des Zweiten tritt ein Theil des ziemlich starken, flach gefurchten Quadratbeins hervor, an welches der Unterkiefer sich in ge- wöhnlicher Weise anlenkt. Noch sieht man auf den Wangen mehrere kurze Leisten aus der Fläche der Suborbitalknochen hervorireten, die in paralleler Richtung sämmtlich schief aufwärts laufen; wir ver- muthen, dass sie von langen knöchernen Zähnen der äusseren Kieme herrühren mögen, die dann eben so stark sein müssten wie an Chirocentrus. An der nachfolgenden Species wenigstens findet sich diese Vermuthung bestätiget. Der Vordeckel liegt mit seinem Vorderrande im zweiten Drittheile der Kopfläuge und bildet einen sehr stumpfen Winkel. Aus seiner hinteren Hälfte wendet sich ein flacher zarter Flügel, in Gestalt eines gleichseitigen Dreieckes mit der Spitze nach rückwärts; sein hinterer Rand, vom Vordeckel zur Spitze ist concav; sein unterer wagrechter Rand, durch scharfe vorwärts gerichtete Zähnchen, fein gesägt. Der Deckel ist gross, oben unter dem Zitzbeine etwas einwärts gebogen, hinten abgerundet und am unteren Rande, wie noch deutliche Spuren in dessen Mitte beweisen , sehr zart gefurcht und gezähnelt. Der kleinere Unterdeckel setzt die Rundung des Deckels fort, seine Grenze gegen den Zwischendeckel aber ist nicht zu erkennen. Unter der Mitte des Unterkiefers werden zarte Eindrücke zahlreicher dünner Kiemen- strahlen bemerkbar, wovon die vordersten sehr kurz sind und die weiter hinten befindlichen sehr aneinander liegen. Es müssen an jeder Seite wenigstens über 20 Kiemenstrahlen gewesen seyn, die gerade wie bei der Gattung Elops hinter jenem so eigenthümlichen unpaaren Knochen, der sich gleich einem dritten und mittleren Schenkel des Unterkiefers, an dessen Symphyse anhängt, beginnen. Wir gestehen, dass es uns nicht möglich gewesen wäre, diesen merkwürdigen unpaaren Knochen an ge- genwärtigem Exemplare mit genügender Bestimmtheit zu erkennen, wenn derselbe nicht an einer der vielen Platten unseres nachfolgenden Chirocentrites mierodon so rein und deutlich erhalten wäre. PE== Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 205 Die oberen Kopfknochen sind sehr zerbrochen und nicht ganz in ihrer ursprünglichen Lage erhal- ten. Die offenbar schmale Stirne wurde während Erhärtung der Steinmasse, die sie umgibt, etwas nach links umgewendet, daher jetzt eine weit rückwärts reichende Randleiste des rechten Stirnbeins scheinbar das Hinterhauptprofil darstellt und wie der Kamm des Os impar an Scombriden aussieht. Vom linken Os oceipitale externum ist der Bogen des oberen Schulterblattstückes herabgerutscht und als Rudiment deutlich kennbar. Die starke Scapula aber mit dem oberen Theile des Humerus ist vorzüglich wohl erhalten; erstere überdeckt den dritten und vierten Wirbel, von dem letzteren und dem Elbogenbeine bemerkt man die hinterlassene Vertiefung, die, obschon sehr seicht, eine dreieckige Fläche darstellt, deren gegen die Kiefer-Einlenkung vorgeschobene Spitze von den hinterlassenen Eindrücken der dünnen Kiemenstrahlen gefurcht erscheint. Die Wirbel reihen sich nach dem Vordeckelrand, hinter welehem noch ein Theil der seitlichen Hinterhauptsbeine hervortritt, an den Schädel an; sie sind im Allgemeinen mässig stark und etwas höher als lang. Die ersten sind die kürzesten und die folgenden nehmen nur sehr allmälig an Grösse und ebenso an verhältnissmässiger Länge und Höhe zu. Ueber dem Anfange der Analflosse, wo sie ein Fünftel der Unterkieferlänge erreichen, werden sie am grössten; gegen das Schwanzende nehmen sie eben so all- mälig wieder ab, nur mit dem Unterschiede, dass sie dabei verhältnissmässig länger werden als hoch. Im Ganzen besteht die schlanke Wirbelsäule aus 61 Wirbeln, wovon die 33 abdominalen jederseits der Länge nach mit zwei Hauptleisten, dann die 28 caudalen, an denselben Stellen, mit nur einer Hauptleiste versehen sind. - Alle oberen Dornfortsätze, mit Ausnahme der 5—6 letzten, welehe mehr in der Mitte stehen, sitzen am Anfange jedes Wirbelkörpers; sie sind lang, schlank und erreichen die Rückenfirste. Die vorderen neigen sich in einem Winkel von beiläufig 45 Grad rückwärts, die nachfolgenden verlän- gern sich bei einer allmälig mehr geneigten Richtung, werden dünner und nehmen von der Rücken- llosse sogar jene an Clupeen bekannte etwas S-ähnliche Biegung an. Nach der Rückenflosse nimmt ihre Neigung rasch zu, sie werden dabei immer geradliniger und die letzten legen sich, wie an Lepto- lepis Knorrii, beinahe der Länge nach an die Wirbelkörper an. Die unteren Caudalapophysen sind über der ganzen Länge der Analflossenhasis länger als die entsprechenden oberen und auch mehr S-förmig gebogen als diese, nach der Analflossenbasis dagegen kürzer als die oberen und noch mehr an die Wirbelkörper anliegend. Die Anheftung sowohl der oberen als unteren Dornfortsätze an die Wirbelkörper geschieht auf dieselbe Weise, wie sie bereits Agassiz bei seinem Thrissops formosus darstellte. Die oberen Apophysen haben nämlich an ihrer Basis zwei kurze wagrechte Spitzen (Gelenk- fortsätze), wovon die eine nach vorn über die Gelenkanschwellung des vorhergehenden Wirbels, die andere rückwärts reicht. An den unteren Apophysen fehlen die hinteren Gelenkfortsätze. Wir zählen 30 Paar Rippen (die ersten 3 Wirbel haben keine), welche sämmtlich mit Ausnahme der hintersten vier, ein wenig kürzeren Paare, bis zum Kiele des Bauches reichen; sie sind schwach wie an allen aleeiden; was sie auszeichnet ist eine Längsfurche, die sie auf beiden Seiten durchzieht, so dass sie wie doppelt aussehen. Ueber jeder Rippe sitzen am Vorderrande des Wirbels ein Paar lange Muskelgräthen, an den vordersten Wirbeln sind es sogar zwei Paare; alle sind schief aufwärts gewen- det, so dass sie sowohl durch ihre Lage als durch ihre Menge die Basis der Rückenapophysen , bis über die Bauchflossen hin, gänzlich überdecken. Die Brustflossen sitzen, wie gewöhnlich bei dieser Familie, ziemlich weit unten am starken Schultergürtel an. Unser Exemplar zeigt leider nur Rudimente der linken Flosse, die jedenfalls nicht länger als der Kopf gewesen zu sein scheint; ihre Spitze fehlt, weder Gliederung- noch Strahlen- anzahl lassen sich mehr erkennen , in Allem sind fünf übereinander geschobene Strahlenrudimente be- merkbar, deren erstes ungetheiltes stark und flach ist. Von dem der Gattung Chirocentrus eigenen Kno- chenstücke, welches gleich einer Beiflosse an der Achsel der Brustflosse sitzt, ist hier keine Spur vorhanden. 206 Joh. Jac. Heckel. Die Bauchflossen sind in der Mitte des Fisches (ohne der Schwanziflosse), senkrecht unter dem 29. Abdominalwirbel, an ein kurzes dreieckiges Becken angeheftet und stehen der Afterflosse um die Hälfte näher als den Brustflossen; ihre Strahlen dürften (sie sind nicht ganz erhalten) nicht länger als der eigentliche Deckel im engeren Sinne, gewesen sein. Was sie aber vorzüglich auszeichnet, ist die Gestalt und die Zertheilung der vorderen Strahlen. Jeder derselben (die Platte zeigt uns sowohl den ersten Strahl der linken als der rechten Flosse) ist sehr breit, besonders nach seiner Mitte hin, wo die Zertheilung an seinen hinteren zwei Drittheilen stattfindet. Keine Spur einer Gliederung, die ganz sicher erst gegen das leider erloschene Ende eintrat, ist bis hierher auf der glatten Fläche sichtbar und die Zertheilung selbst ist so fein und dicht, dass der ganze Strahl dem freien Auge wie eine breite ungetheilte Klinge erscheint, die selbst unter der Lupe durchaus keine eigentliche Diehotomie wahrnehmen lässt. Die Anzahl der nachfolgenden Strahlen bleibt einst- weilen unbestimmbar, denn es ist an der Flossenbasis nur noch das Rudiment eines einzigen bemerkbar. Die Rückenflosse beginnt mit dem letzten Fünftheile der Fischlänge (ohne Schwanzflosse) senkrecht über dem 15. Caudalwirbel und wird von 14 Trägern getragen. Der erste derselben nimmt zwei sehr kleine Strahlen auf, ist kurz, dick und ragt wie ein kleiner Dorn beinahe wagrecht nach vorwärts; die folgenden längeren und schwächeren schieben sich kaum etwas zwischen die Dornfortsätze von vier Wirbeln ein, so dass der Dornfortsatz des 14. Caudalwirbels schon der letzte ist, welcher die Rückenflosse unterstützt. Die Flossenbasis ist daher kurz, sie gleicht nicht ganz einem Drittheile der Kopflänge oder 3%, Wirbellängen unter ihr; der obere Flossenrand ist schief abgestutzt, die längsten Strahlen sind um ein Drittheil länger, die letzten um %, kürzer als die ganze Flossenbasis, Diese enthält im Ganzen 15 Strahlen, davon liegen die fünf ersten dieht aneinander, verlängern sich stufenweise und sind ungetheilt, die zehn nachfolgenden dagegen wie gewöhnlich vielfach diehotom. Die eigenthümliche Gliederung des längsten ungetheilten Strahles verhält sich genau so, wie sie nachfolgend an dem vorzüglich gut erhaltenen Strahle der Analtflosse angegeben wird. Hier fängt diese Gliederung über dem ersten Drittheile des Strahles an und bildet ungefähr 12 einzelne Glieder bis zu dessen Ende, Die Basis der Afterflosse enthält ein Viertheil der Gesammtlänge des Thieres (ohne Schwanz- flosse), sie fängt mit dem letzten Drittheile dieser Länge, senkrecht unter dem sechsten Caudalwirbel an und endigt um etwas weniger als eine halbe Kopflänge vor der Schwanzilosse, senkrecht unter dem 22. Caudalwirbel. Ihre Träger sind schwach und ebenso gefurcht wie die Rippen. Die längsten rei- chen bis über die Hälfte an den Wirbelapophysen hinauf, nehmen aber gerade so wie ihre entsprechen- den Flossenstrahlen selbst bedeutend an Länge ab. Es sind 33 Träger, von welchen nur der erste zwei Strahlen stützt; sie verbinden sich mit den Apophysen von nur 21 Wirbel, indem die vorderen längeren sich zu zwei zwischen zwei Apophysen einschieben. Der untere Flossenrand ist so ausgeschnitten, dass die vorderen Strahlen, oder das vordere Fünftheil, der aus 34 Strahlen bestehenden Flosse, einen spitzen Lappen bildet, welcher der halben Kopflänge gleicht und dreimal länger ist als die Strahlen der übri- gen vier Fünftheile, die den geradlinigen Flossenrand ausmachen. Die fünf vordersten Strahlen, wovon der erste sehr kurz ist, liegen gedrängt an einander und verlängern sich stufenweise, der vierte erreicht erst die halbe Länge des fünften, dieser ist der längste und so wie sie ungetheilt. Eine besondere Aus- zeichnung dieses fünften Strahles, der übrigens ganz flach ist, liegt in der merkwürdigen Art seiner mit dem zweiten Längedrittheile beginnenden Gliederung. Dieser gegliederte Theil besteht nicht wie ge- wöhnlich aus transversal abgeschnittenen rechtwinkeligen oder mit etwas S-förmigen Rändern aneinander gelügten Gliedern, sondern aus 12 sehr spitzwinkelig geschnittenen, welche noch dazu so dieht auf- einander folgen, dass der Strahl wie von gedrängten sehr schiefen Furchen durchzogen scheint und manchesmal besonders an Stellen, wo sein vorderer Rand etwas abgerieben ist, das Ansehen erhält, als wäre er wirklich mit Schindeln, Fulera, besetzt. In der That erblickt man unter der Lupe an der Zusammenfügung jedes einzelnen Gliedes eigentlich einen Z-förmigen Rand, dessen längere Seite mit kleinen Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 207 scharfen Zähnchen versehen ist und in den ebenso gezähnten des anstossenden Gliedes regelmässig eingreift, sich daher gleichsam durch eine in einer Furche liegende Naht mit demselben ver- bindet. Unter lebenden Fischen ist uns eine solehe merkwürdige Strahlengliederung bisher nur an dem einzigen Elops Saurus vorgekommen und scheint allen bisherigen Beobachtern entgangen zu seyn, obschon sie an anderen Species der Gattung Zlops, die uns nicht zu Gesichte kamen, sich gleichfalls vorfinden dürfte. An drei oder vier der nachfolgenden vielfach diehotomen Strahlen der Afterflosse ist eine ähnliche Gliederung bemerkbar, aber minder schief geschnitten, ohne alle Winkelbiegung und durch grössere Zwischenräume weit längere Glieder bildend. Die Sehwanzflosse ist sehr tief ausgeschnitten, der obere Lappen übertrifft etwas die Kopf- länge, der untere ist noch um ein Viertheil länger; beide sind zugespitzt und enthalten eine gleiche Anzahl von Strahlen, nämlich ein jeder neun ungetheilte und eben so viele getheilte. Im Ganzen sind es daher 36 Strahlen, welche die Schwanzflosse bilden. Der längste der stufenweise verlängerten ungetheilten Randstrahlen ist von seinem zweiten Drittheile an auf dieselbe ausgezeichnete Weise ge- gliedert wie in der Rücken- und Analilosse. Die Glieder, ohngefähr 25 am oberen und 30 am unteren Strahle, werden gegen die Flossenspitze zu immer kürzer und schiefer zugeschnitten, so dass zuletzt ihre gesägten Theilungsfurchen beinahe mit dem äusseren Strahlenrande parallel laufen. An den diehoto- men Strahlen ist diese, etwas später beginnende Gliederung, besonders an der breiten Strahlenfläche vor Anfang der Zertheilung, nicht minder schief und Z-förmig, nur werden umgekehrt die einzelnen Glieder immer länger, je näher sie dem Strahlenende stehen. Selbst an einigen kürzeren Stützenstrahlen, seit- wärts der ungetheilten Hauptstrahlen, ist diese Gliederung noch siehthar. Die Anfügung der 36 Schwanz- flossenstrahlen an die letzten Schwanzwirbel hat darin etwas Besonderes, dass sich ihre Mehrzahl mit der unteren Seite dieser Wirbel verbindet, ohne desshalb äusserlich eine Asymetrie zu veranlassen. Die sechs letzten Wirbel stützen nämlich mit ihren unteren Apophysen den unteren Schwanzlappen, ausserdem aber wenden sich aus der Unterseite der vier vorletzten Wirbel kurze Fortsätze nach auf- wärts, zwischen welche sich ganz dicht fünf, an den ungetheilten oberen Hauptstrahl nach aussen anliegende Stützenstrahlen einschieben, während die oberen Apophysen des fünften und sechsten Wir- bels, von rückwärts gezählt, keinen Antheil mehr an einer Strahlenverbindung nehmen. Die Schuppen haben über den Vorderrücken hin einige Spuren hinterlassen. Diesen nach zu urtheilen waren sie äusserst zart und dünne. Ihre Breite gleieht einer Wirbelhöhe, und der hin- tere freie Rand ist stark abgerundet. Unter günstigem Einfallen des Lichtes und unter einer guten Lupe lässt sich die Textur noch vollkommen rein erkennen, sie besteht aber nur aus äusserst feinen und dicht aneinander gedrängten eoneentrischen Ringen, deren Mittelpunkt beinahe von den vorhergehen- den Schuppen überdeckt wird. Die ausgezeichnet schöne Platte, nach welcher sowohl die beigefügte Tafel angefertigt als obige Beschreibung entnommen ist, wurde auf dem Karst-Gebirge bei dem Dorfe Goriansk, drei Stunden von Görz gefunden, und befindet sich nebst ihrer Gegenplatte seit langen Jahren im Besitze des Herrn Johann Baptist Grafen von Coronini-Cronberg, k. k. Kämmerers in Görz, eines Mannes, dessen eifriges anspruchloses Forschen im Gebiete der Natur der gelehrten Welt beinahe unbekannt geblieben. Als wir vor einem Jahre den 87jährigen Greis in seinem Hause besuchten und die seltene Gunst genossen von ihm selbst in sein stilles Heiligthum, sein kleines Museum eingeführt zu werden, war der Anblick vieler prachtvoll erhaltener fossiler Fische im schwarzen bituminösen Kalkschiefer, aus einer Gegend wie die obige, woher bisher noch gar nichts bekannt war, ein wahrhaft überra- schender. Notizen darüber und Federzeichnungen wurden aus einem eigenhändigen voluminösen Ma- nusceripte (Mineralogisches Lexicon) hervorgeholt. Sowohl diese als die vorzüglichsten jener Platten kamen bald darauf und zwar nach dem plötzlichen Hinscheiden des Herrn Grafen, durch die Güte seines Sohnes, des Herrn k. k. F. M. Lieutenantes, Grafen Johann in unsere Hände und wir erfüllen nur eine 208 Joh. Jac. Heckel. heilige Pflicht, indem wir dem Manen des liebevollen Greises und frühesten Entdeckers der Goriansker fossilen Fische, eine seiner schönsten Arten weihen. Taf. XII. Ohirocentrites Coroninü Heck. — Im schwarzen bituminösen Kalkschiefer der Kreideformation von Goriansk bei Görz. Natürliche Grösse. — Schwanziflosse fehlerhaft dargestellt. Taf. XIV. Fig. 1. Kopf desselben, durch vervollständigte Linear-Zeichnung deutlicher dargestellt. Fig. 2. Schwanzflosse verbessert dargestellt. a) Ein Theil des ungetheilten Hauptstrahles in der Schwanzflosse, stark vergrössert, die einzelnen, durch eine schiefe gezähnte Naht verbundenen Glieder darstellend. b) Ein Theil aus den gespaltenen Strahlen des Afterflossenlappens, eine ähnliche Gliede- rung darstellend; gleichfalls stark vergrössert. c) Scehuppe, aus der Rückengegend über den Bauchflossen; stark vergrössert. d) Einer der mittleren Caudalwirbel mit der Basis der Dornfortsätze; etwas ver- grössert. Chirocentrites graeilis. Taf. XV. Kopf stumpf, beinahe 1/9 der Gesammtlänge. Zähne wie an der vorhergehenden Art (?). 37 Abdominal und 27 Caudalwirbel. In der Rückenflosse 5 ungetheilte und 7 getheilte, in der Afterflosse 4 ungetheilte und 33 getheilte Strahlen. Es ist eine der vorhergehenden sehr nahe verwandte Species, die sich vorzüglich durch einen gestreckteren Körper, kleineren Kopf, wenigere Strahlen in der Rücken- und mehr in der After- llosse, dann mehr Wirbel in der Abdominal- und weniger in der Caudalregion unterscheidet. Die Rückenflosse sitzt ein wenig weiter rückwärts; die Bauchflossen haben nichts Ausgezeichnetes. Beschreibung. Der Kopf ist mehr als 81/3 mal in der ganzen Länge. des Thieres (die Schwanziflosse mit- inbegriffen) enthalten und kürzer als die grösste Körperhöhe über den Bauchflossen, die nur 1/7 jener Gesammtlänge ausmacht. Die Spitze des Kopfes, vorzüglich des vorragenden Unterkiefers ist abge- brochen und fehlt; überhaupt ist die Erhaltung des ganzen Kopfes weit weniger vollständig als an dem Exemplare der vorhergehenden Art. Ein Stück aus der Basis der wagrechten Zähne am Zwischen- kiefer lässt vermuthen, dass sie stärker waren als an Chirocentrites Coroninü. Am Vorderrande des S-förmig gebogenen Oberkiefers sind gleichfalls noch Spuren, aber nur von kleinen Zähnen erkennbar. Die Knochenplatten des eigentlichen Kiefers, jene des breiten Unteraugenringes nebst allen die Wange ausfüllenden sind gänzlich verschwunden. An ihrer Stelle bemerkt man deutlich das aufwärts geho- bene Vorderende des Zungenbeines, mit einem Theile des äusseren, allen Haleciden eigenen, langen Kiemenbogens und seines vorwärts gerichteten Rechens oder starken Knochenkammes; gerade wie an Forellen oder Häringen, die aus Mangel an Wasser mit weit geöffnetem Munde und aufwärts geboge- nem Kopfe sterben. Der Kiemendeckel ist gross, beinahe halb so lang wie der Kopf, in allen seinen Theilen aber zu sehr beschädigt um etwas Bestimmteres darüber sagen zu können. An Stellen, wo er gänzlich fehlt, treten ganz deutlich die Eindrücke der Kiemenblättchen hervor. Am starken Schultergürtel haftet tief unten eine diekstrahlige Brustflosse von der Länge des Kopfes. Die Wirbelsäule mit ihren Apophysen, Rippen, Muskelgräthen und Flossenträgern verhält sich ganz so wie an der vorhergehenden Art, nur besteht sie hier aus 36 Abdominal- und 27 Caudal- Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 209 wirbel, anstatt 33-28. Der erste Träger der Rückenflosse, welche senkrecht über dem 15. Caudalwirbel beginnt, legt sich vor den Dornfortsatz des 10. Caudalwirbels an; ihm folgen noch neun, so dass im Ganzen zehn Rückenflossenträger sich bis zum 14. Caudalwirbel mit nur vier Wir- belapophysen verbinden. Die ganze Flosse, deren Oberrand schief abgestutzt ist, besteht aus fünf ein- fachen und nur sieben getheilten Strahlen. Die vier ersten sind wie gewöhnlich stufenweise längere, gedrängt stehende Stützenstrahlen und der fünfte Hauptstrahl ist zwar wie an Chirocentrites Coroninü schief gegliedert, aber seine Glieder sind viellänger; wir zählen deren nur sechs, während es an jenem 12 waren. Die Höhe dieses Strahles erreicht 3'/, Wirbellängen unter demselben und die Gesammt- basis der Flosse ist um ein Drittheil kürzer. Die Länge der Afterflossenbasis ist über drei und ein halb mal in der Länge des Thieres (ohne Schwanzflosse) enthalten; sie beginnt senkrecht unter dem sechsten Caudalwirbel, besteht aus 4 ungetheilten und 33 getheilten Strahlen, die durch 30 oder 31 Träger mit den Apophysen von 20 Caudalwirbel in Verbindung stehen. Das Eingreifen der letzten Wirbel-Apophysen ist die gegabelte Schwanzflosse, die ausgezeiehnete Gliederung der Strahlen dieser und der Afterflossen verhalten sich genau wie an der vorherbeschriebenen Art. Dagegen ist an den kurzen Bauchflossen durchaus nichts Besonderes zu bemerken. Sie bestehen jede aus sechs, mehrfach dichotomen Strahlen von gewöhnlicher Stärke, sind senkrecht unter dem 28. Abdominal-Wirbel angeheftet und liegen dabei der Analflosse um die Hälfte näher als den Brustflossen. Die Schuppen mussten äusserst zart und leicht abfallend gewesen sein, denn es ist kaum so viel einer merkbaren Spur von ihnen hie und da hinterblieben, dass sich daraus ihre mässige Grösse und ihr abgerundeter Umriss entnehmen lässt. Das einzige uns bekannte zwei Schuh lange, in der hier angefertigten Abbildung aber beinahe auf die Hälfte seiner natürlichen Grösse reducirte Exemplar, wurde in Volzhji-Grad bei Comen, im Görzer Kreise bei Gelegenheit der Ausgrabung und Sprengung eines Kellers in dem schwarzen bitu- minösen Kalkschiefer gefunden und befindet sich gegenwärtig, sammt der Gegenplatte des Schwanz- theiles, in dem landesständigen Museum zu Laibach; dessen Curatoren wir uns, für die gefällige Zusendung und Benützung sowohl dieses schönen Ichthyolithen, als noch anderer bisher unbe- kannter Fische der Vorwelt, zu tiefem Danke verpflichtet fühlen. Die Gegenplatte des Kopftheiles aber bildet bis heute noch einen Bestandtheil des an dem Fundorte errichteten Hauses, zu dessen Grund- mauer sie leider unbemerkt verwendet wurde. Chirocentrites mierodon. Taf. XVI. XVIL. Kopf '/, der ganzen Fischlänge. Zähne sehr kurz, die vorderen im Zwischenkiefer und alle im Unterkiefer etwas länger. 34 Abdominal-, 27 Caudalwirbel. In der Rückenflosse 4 unge- theilte und 10 getheilte, in der Afterllosse 4 ungetheilte und 33 getheilte Strahlen. Vordere Brustilossenstrahlen einseitig gespalten. Beschreibung. Der Kopf, dessen Länge der grössten Körperhöhe über den Bauchflossen oder den eilf ersten Caudalwirbeln gleich kommt, ist siebenmal in der ganzen Länge des Thieres (mit Inbegriff der Schwanzflosse) enthalten. Das grosse längliche Auge nimmt ein Viertheil der Kopflänge ein und liegt um einen Augendiameter hinter der Nasenspitze nahe am Profilrande. Die Stirnbreite zwischen beiden Augen erreicht nur ein Drittheil des grössern Augendiameters. Der Mund ist klein, stark aufwärts gespalten und beide Kiefer mit einer einfachen Randreihe kurzer, an der Spitze kaum merkbar Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 27 210 Joh. Jac. Heckel. rückwärts gekrümmter Zähnchen besetzt. An der Symphyse des kurzen einwärts gebogenen Zwischen- kiefers sind diese Zähnchen am längsten, das heisst halb so lang als die Breite des nachfolgenden säbelförmig gekrümmten Kieferknochens; längs dem Rande dieses letzteren werden sie nach unten zu allmälig kleiner und verschwinden, oder gehen vielmehr in das strahlig feingefurchte Kieferende über. Die Zähnchen des Unterkiefers sind durchgehends so lang als jene des Zwischenkiefers; einige etwas stärkere darunter werden gleich Fangzähnen an den Seiten bemerkbar. Senkrecht unter dem vorderen Augenrande geschieht die Anlenkung des Unterkiefers an das Quadratbein; letzteres hat eine eigenthümliche Gestalt, es schiebt (wie bei Zlops) einen Dorn nach rückwärts zur Auflage des Vor- deckels. An einer Stelle zeigt sich auch ein Theil des Gaumenbeins, das ganz zahnlos zu sein scheint. Die Unteraugenknochen müssen breit aber ungemein zart gewesen sein, wenigstens las- sen sich die einzelnen Platten derselben nirgends mehr unterscheiden; es zieht sich bloss ein kaum bemerkbarer, aus sehr zarten strahlig gestellten Furchen gebildeter Rand unter den Gaumenbeinen S-förmig über die Wange herab, bis zur vorderen Spitze des Vordeckels. Andere gröbere Furchen, welche ihrer Stellung nach wahrscheinlich dem grösseren der Suborbitalknochen angehören, ziehen sich vom untern Augenrand schief gegen den Winkel des Vordeckels. Dieser Knochen ist stark, sehr breit und bildet einen sehr stumpfen Winkel; die vertikalen Mittel- leisten zeigen Porenöffnungen ; hinten setzt sich ein sehr dünner Flügel an, mit weit rückwärts reichen- dem spitzen Winkel. Der hintere zarte Rand dieses dreieckigen Flügels ist zusammt seiner Spitze eben so fein und strahlig gefurcht wie der Unterrand des Oberkiefers oder der Suborbitalknochenrand. Aus der Mittelfurche zwischen den Leisten des Vordeckels kommen sieben bis acht vertiefte Strahlen, wovon die hinteren und längeren nach rückwärts, die vorderen stufenweise kürzeren aber nach vorwärts gerichtet sind. Unter dem spitzen Flügel des Vordeckels befindet sich ein schmaler, gleichfalls in einem spitzen Winkel endender Zwischendeckel. Ihm folgt ein beinahe dreiseitiger Unterdeckel. Der Haupt- deckel scheint eben so zart und dünn wie die vorhergehenden Deckeltheile gewesen zu sein; seine Länge beträgt den dritten Theil der Kopflänge, der hintere freie Rand ist glatt abgerundet, der untere gerade aber, in seiner Mitte wenigstens, fein gezähnelt. Die obere Fläche des Deckels hat ziemlich starke strahlige Rippen wie an Olupeen. Die oberen Kopfknochen bieten, da sie an allen unseren Exemplaren, wie gewöhnlich zu sehr zerquetscht sind, nicht Wesentliches dar; dagegen fand sich an einem besonders wohlerhaltenen Kopfe der merkwürdige unpaare Knochen der Klops und Amien zwischen den Aesten des Unterkie- fers entschieden hervortretend. Er nimmt daselbst die halbe Kieferlänge ein und hinter ihm folgt, zum Theile noch von den Deckelrändern überdeckt, eine Anzahl von beiläufig 20 zarten Kiemenstrahlen. Der Schultergürtel ist verhältnissmässig stark; seine Flosse, die Brustflosse, sitzt wie gewöhnlich weit unten an, ist breit abgerundet und erreicht °/,; der Kopflänge. Sie enthält sieben starke Strahlen, welche nach einem die untere Fläche derselben darstellenden sehr schönen Abdrucke von ganz eigenthümlicher, bei den jetzt lebenden Fischen an Plalypterus aspro einigermassen erin- nernden Beschaffenheit sein mussten, wovon wir auch an den übrigen Flossen noch analoge Spuren bemerken. Jeder der vier ersten Strahlen besteht aus einer starken Haupt-Rippe, die nach ihrer halben Länge rückwärts in eine dünne Spitze ausläuft und aus den nachfolgenden ein- oder zweimal gespaltenen Zweigen. Diese gespaltenen Zweige entspringen aber aus der Hauptrippe selbst, wie die Lamellen eines Federbartes aus dem Schafte. Bei den nachfolgenden kürzeren Strahlen tritt die viel kürzere Rippe in die Mitte eines flachen fächerförmigen Blättehens ein, dessen Zertheilung in Zweige von der Spitze der Rippe ausgeht. An den kürzesten Strahlen endlich hört die Rippe ganz auf und die Theilung der dünnen flachen Strahlen erfolgt erst gegen ihr Ende. Noch ist zu bemerken, dass an dem ersten Strahle ein Theil des Vorderrandes aus 12 —13 flachen schiefen und durch Zähnelung verbundenen — —————. . ____ Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 211 Gliedern besteht, welche nach der Spitze der Hauptrippe das flache stumpfe Strahlenende ausmachen. Alle Strahlen scheinen sich bei dem Anlegen der Flosse beinahe wie die Blättchen eines Frauenfächers übereinander geschoben zu haben, da man an Exemplaren mit geschlossener Flosse nur allein ihre dicht aneinander liegenden Haupirippen erblickt. Die Wirbelsäule ist schlank und besteht aus 61 mässig starken Wirbeln, wovon 34 der Abdo- minal- und 27 der Caudalregion angehören. Alle haben eine gleiche Höhe oder Dieke; die vorderen sind dabei kürzer als hoch und die nachfolgenden verlängern sich nur so allmälig und unbedeutend, bis erst in der Nähe der Schwanzflosse ihre Länge der Höhe gleich kommt oder dieselbe ein wenig übertrifft. Die oberen Dornfortsätze sind lang und schlank, alle, mit Ausnahme der 5—6 vordersten , die ein wenig kürzer und stärker sind, erreichen die Rückenfirste, indem sie sich erst stark rückwärts und dann nach aufwärts krümmen, mithin einen concaven Bogen darstellen; nach den Bauchflossen aber fangen sie allmälig an, sich in eonvexem Sinne zu biegen, und endlich vor der Schwanziflosse , wo sie schon viel kürzer sind und sich noch weit mehr gegen die Wirbelsäule neigen, werden sie ganz gerade. Die unteren Dornfortsätze der Caudalwirbel sind kaum länger als die darüber stehenden, dabei aber etwas S-förmig gebogen. Sowohl die oberen als die unteren sitzen genau in derselben ausgezeichneten Weise am Anfange jedes Wirbelkörpers wie bei Chirocentrites Coronini. An dem ähnlichen Thissops formosus aber sitzen, wie auch die Abbildung in den Poissons fossiles zeigt, die oberen Fortsätze in der Mitte jedes Wirbels, was hier erst bei den acht letzten Caudalwirbeln der Fall ist. Die Rippen sind lang und dünn, haben der Länge nach eine seichte Furche und reichen bis zum Kiele des Bauches hinab. Wir glauben 32 Paare unterscheiden zu können, die an kurzen starken Quer- fortsätzen ansitzen. Nach ihnen scheinen noch zwei Abdominalwirbel zu folgen, deren abwärts verlängerte Querfortsätze sich einfach, ohne Rippen zu tragen, verbinden; diese Fortsätze sehen aber ebenfalls wie Rippen selbst aus, nur sind sie kürzer. Die Bauchflossen stehen senkrecht unter dem 26. Abdominalwirbel und sind der Afterflosse um die Hälfte mehr genähert als den Brustflossen. Jede besteht aus sieben Strahlen, deren vordere starke Längsrippen besitzen, die sich bei dem Schliessen der Flosse dicht aneinander legen. Ihre Länge gleicht kaum '/, der Kopflänge. Eine Dichotomie der zarteren Theile ist, wegen Mangel hinreichender Erhal- tung derselben, nirgends mit Bestimmtheit zu sehen. Das Becken der Flosse ist schwach und noch kürzer als die Strahlen. Die kurze schief abgestutzte Rückenflosse steht durch 13 schwache Träger mit vier Caudal- wirbel in Verbindung, vom 9. oder 10. bis zum 13. oder 14.; dabei beginnt sie senkrecht genommen über dem 14. Caudalwirbel. Die Höhe ihrer vorderen Strahlen und ebenso die Länge ihrer ganzen Basis erreichen jede nur drei Wirbellängen unter letzterer, oder ein Drittheil der Kopflänge. Sie ent- hält vier stufenweise verlängerte ungetheilte Strahlen, wovon jedoch der letzte flache und wie ge- wöhnlich kurz und schief gegliederte rückwärts an seinem Ende ein wenig zerspalten ist; diesem folgen zehn stufenweise kürzere tief getheilte Strahlen. Von den 13 Trägern streckt sich der vor- derste beinahe wagrecht vorwärts, was an den vorstehenden Dorn mancher Scombriden erinnert, ohne jedoch wie an diesen aus der Hautbedeckung hervor zu treten. Die Basis der Afterflosse nimmt beiläufig den vierten Theil der ganzen Fischlänge (die Schwanzflosse inbegriffen) ein. Sie fängt senkrecht unter dem fünften Caudalwirbel an; ihre kurzen schwachen Träger schieben sich im Ganzen wenig zwischen die langen S-förmigen Fortsätze von 18 Wirbeln ein, nur die vorderen Träger sind länger. Der erste reicht an der Vorderseite seiner entsprechenden Apophyse, die nicht stärker als die übrigen ist, beinahe bis zum Wirbelkörper selbst hinauf. Die letzten Träger, am Ende der Flosse, gelangen dagegen kaum zwischen die Spitzen der schon sehr schief auslaufenden Dornfortsätze hinein. Vorne bildet ein kurzer Theil der Flosse durch verlängerte Strahlen einen Lappen, welcher, da diese fünf Wirbellängen erreichen, länger oder ver- 27 * 212 Joh. Jac. Heckel. gleichsweise höher ist als die Rückenflosse. Alle nachfolgenden Strahlen sind sämmtlich sehr kurz, und bilden einen langen geradlinigen Rand. Die ganze Analflosse enthält 4 ungetheilte und 33 getheilte Strahlen, die sich auf 35 Träger stützen. Die drei ersten ungetheilten Strahlen sind sehr kurz und scheinen gemeinschaftlich nur einen Träger zu haben; der vierte ist gerade so wie der Hauptstrahl der Rückenflosse beschaffen und besteht wie dies aus acht schief getheilten, durch eine Zahnnaht ver- bundene flache Glieder. Nach den 18 Wirbeln der Afterflosse, wovon wie gesagt vier sich nach oben mit der Rücken- flosse verbinden, folgen noch 9, deren letztere aber sehr kurz werden. Die sechs vorletzten Wirbel stützen mit ihren stärkeren unteren Apophysen unmittelbar den unteren längeren und die fünf vor- letzten Wirbel, mit ihren oberen schwächeren Apophysen den oberen kürzeren Lappen der tief aus- gebuchteten Schwanzflosse. Der letzte Wirbel endlich empfängt die Gabeln der mittleren Strahlen nebst jener des oberen ungetheilten Hauptstrahles; der entsprechende untere Hauptstrahl aber verbindet sich noch mit der Apophyse des vorletzten Wirbels. Die mittleren kurzen Strahlen erreichen kaum drei jener Wirbellängen am Ende der Analflosse, sind breit und vielfach bis an ihre Basis gespalten. Der untere Schwanzlappen gleicht wenigstens 14 Wirbellängen,, der obere schwächere aber enthält um zwei weniger. Die Strahlenanzahl, aus welcher die ganze Schwanziflosse besteht ist 33; davon gehören der oberen Hälfte 8 getheilte und 8 ungetheilte, der unteren Hälfte 8 getheilte mit 9 unge- theilten Strahlen an. Der längste von den stufenweise verlängerten ungetheilten Randstrahlen oder der breite Hauptstrahl in jedem Lappen ist mittelst einer Z-förmigen fein gezähnelten Naht eben so schief, nur dabei noch kürzer gegliedert wie in den vorhergehenden Flossen. Die ausgezeichnete Gliede- rung fängt erst mit dem zweiten Drittheile seiner Länge an. Sowohl an den jedem Hauptstrahle nach aussen anliegenden ungetheilten, als an den nach innen zu ihm folgenden getheilten Strahlen findet zum Theile eine ähnliche Gliederung Statt, nur dass an letzteren die Glieder länger sind, stets näher dem Strahlenende zu anfangen und immer weniger schief abgeschnitten werden , je mehr sie sich den kürzesten Mittelstrahlen nähern, bei welchen man erst ganz am Ende eine wie gewöhnlich rechtwinklige stumpfe Gliederung wahrnimmt. Die Schuppen sind sehr zart, ein wenig eiförmig zugerundet und auf der unbedeckten Fläche, wie Elops-Schuppen beinahe ohne Textur, nur am freien Rande ist ein etwas erhabener Saum zu bemerken. An der inneren Seite der Schuppen sind gleichfalls weder Radien noch Kreise sichtbar, ihr vorwärts gewendeter in der Haut sitzender Rand ist jedoch mehr flach abgerundet. Es befinden sich ohngefähr zehn horizontale Schuppenreihen über dem Anfange der Afterflosse. Wir hatten die Gelegenheit, diese Species nach einer Anzahl von zwanzig, mehr oder weniger vollständig erhaltenen und in verschiedener Lage comprimirten Exemplare zu untersuchen, die sämmt- lich auf der Insel Lesina in Dalmatien in einem rostgelben lithographischen Kalkschiefer gefunden wurden, wovon der grösste Theil im städtischen Museum zu Zara aufbewahrt ist. Sehr schöne Platten befinden sich ferner im hiesigen k. k. Mineralienkabinette und einige verdanken wir selbst der Gefälligkeit des Herrn Professors Carara in Spalato. Nach allen erreichte Chirocentrites microdon niemals ganz die Grösse der beiden vorher beschriebenen Arten des Karst-Gebirges, er wurde höchstens 20 Zoll lang und scheint die am häufigsten in den dortigen Steinbrüchen vorkommende Art zu sein; eine vordere Hälfte desselben, mit ihren 34 Abdominalwirbeln ist sogar im Tempel des Volksgartens in Zara eingemauert. Taf. XVI. Fig. 1. Chirocentrites mierodon Heck. — Kopf mit der Wirbelsäule bis über die Bauch- flossen. Im lithographischen Kalkschiefer mit rostgelben Flächen der Insel Lesina (Kreide- formation). Doppelplatte des k. k. Mineralienkabinettes. Fig. 2. Caudalwirbel mit der Rücken- und Afterflosse (Eigenes Exemplar). ) Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 213 Fig. 3. Schwanzflosse. Im k. k. Mineralienkabinette aufbewahrt. Fig. 4. Schuppen von der Innenseite gesehen. Taf. XV. a) Kopf mit der Brustflosse durch Beihilfe mehrerer Exemplare möglichst vollständig gezeichnet. b) Mund mit den Zähnen vergrössert. c) Quadratbein, etwas vergrössert. d) Ein Stück aus dem Hauptstrahle der Schwanzflosse , dessen schiefe gesägte Glie- derung darstellend; stark vergrössert. e) Sehuppen mit ihrer Oberfläche und ihrem hinteren freien Rande; aus der Rücken- gegend über der Afterflosse genommen. f) Sehuppen mit ihrer Unterfläche und dem vorderen bedeckten Rande; aus der Bauch- seite entnommen. g) Restaurirtes Skelet des ganzen Fisches; verkleinert. PIMELODUS LACEP. Ord. Physostomi. — Fam. Siluridae. Pimelodus Sadleri. Taf. XIV. Fig. 3. Die Welse oder Siluroiden bilden eine jener grossen natürlichen Familien, die die ichthyolo- gische Fauna der Gegenwart vorzüglich charakterisiren. Man findet sie beinahe in allen Süsswasser- gebieten des gemässigten und heissen Erdgürtels. Sie bewohnen Bäche und Seen selbst auf den höchsten Gebirgen des tropischen Amerikas, so wie Flüsse und Ströme bis zu den Stellen herab, wo ihnen das Weltmeer seine salzigen Wogen entgegensendet. Kein einziger Repräsentant aus dieser weit verbreiteten Familie tauchte bisher unter den Fischen der Urwelt auf und man betrachtete sie bereits als einen ausschliessenden Typus der heutigen Thierwelt. Wir waren daher nicht wenig über- rascht und erfreut in einer kleinen uns zur Bestimmung übermachten Sendung fossiler Fischreste, welche Herr Professor Sadler in Pest in einem tertiären Sande des Bihärer Comitates fand, die ersten Fragmente eines Siluroiden zu erbliecken, wodurch der Beweis des Vorhandenseins dieser Familie in früheren Zeiten unläugbar vor uns lag. Zugleich knüpfte sich an diesen wichtigen Fund eine Folgerung von nicht minderem Interesse. Es kommen nämlich in demselben Sande häufig kleine Pycnodonten-Zähne aus der Gattung Sphaerodus vor; da nun kein einziger Siluroid im salzigen Meerwasser wohnt, so dürfte es wohl Pyenodonten gegeben haben, welche Süsswasserfische waren. Hierzu kommt noch, dass wir einmal vom Professor Nordmann aus Odessa die Schlundzähne eines zu Scardinius gehörigen Cypriniden nebst grossen Pyenodus-Zähnen erhalten .haben, die gleichfalls bei- sammen im jüngsten tertiären Gebilde gefunden wurden. Wenn wir nun die Fauna der fossilen Fische durchgehen, so ist es auffallend, wie wenige Fische für ehemalige Süsswasserbewohner gehalten werden ; vielleicht gab es aber deren mehr als man ahndet, besonders unter den @anoiden ; denn was von letzteren, das heisst Ganoiden mit eckigen Schmelzschuppen , heut zu Tage lebt, hält sich wenig- stens ohne Ausnahme in Flüssen auf und liebt den schlammigen Boden. Die Ueberreste der Siluroiden, von welchen wir hier sprechen, bestehen zwar nur aus unschein- baren Stückchen der Flossenstrahlen, die aber darum einen so wichtigen Aufschluss zu gewähren ver- mochten, weil sich an ihnen gerade jener Theil erhalten fand, welcher den harten Knochenstrahl 214 Joh. Jae. Heckel. in der Rückenflosse mancher Arten aus allen Strahlen anderer Fische so leicht erkennen lässt. Wir meinen den Wurzeltheil des Strahles mit seiner Gelenkanschwellung und dem gewissen darin befind- lichen kleinen Loche, dureh welches ein Halbring aus dem Trägergehäuse geht, der dann den Strahl gleichsam wie das Glied einer Kette beweglich an seinen Träger fesselt. Diese merkwürdige Art der Strahleneinlenkung wurde von Müller und gleichzeitig auch von uns!) beschrieben und ab- gebildet. Unsere fossilen Strahlen stimmen vorzüglich mit jenen Formen überein, welche sich an einigen Arten der Gattungen Dagrus und Pimelodus Cuv. finden. Da es aber wohl unmöglich ist, diese beiden Gattungen und noch weniger alle später damit vorgenommenen generischen Spaltungen an Silu- roiden der Vorwelt, wenn solche auch wirklich noch so gut erhalten wären, zu erkennen, so glauben wir bei diesen bisher einzelnen und einzigen Strahlen um so mehr berechtiget zu sein, die alte Gattung Pimelodus, so wie sie vor Cuvier La Cepede verstanden hatte, hier annehmen zu dürfen. Die Strahlenüberreste des Pimelodus Sadleri stammen also aus der Rückenf losse, und zwar eines wahrscheinlich kleinen, 6 Zoll langen, vielleicht auch jungen Fisches, wo sie den zweiten unge- theilten, das ist den knöchernen Hauptstrahl bildeten. Sie sind schlank, ungezähnt, an der Vor- derseite abgerundet, rückwärts wie eine Rinne ausgehöhlt und haben über der erweiterten Basis das kleine charakteristische Loch. Wenn man sie mit den entsprechenden ebenfalls ungezähnten Strahlen des recenten Arius Cous ?) (Pimelodus Cous Valene.), dem sie sehr ähnlich sehen, vergleicht, so findet man, dass sie weniger eomprimirt sind, einen runderen Rücken haben, vorzüglich aber rückwärts viel breiter ausgehöhlt sind, wobei die Basis minder breit und mehr ausgebuchtet ist. Die beiden, durch die Rinne entstandenen rückwärts gekehrten Kanten sind stumpf, wahrscheinlich aber nur durch die Bewegung des Wassers nach Zerstörung des Thieres abgerollt. Denn dass die damalige Ablage- rung des Biharer Sandes während starker Strömungen geschah, erhellt schon daraus, weil man dort alle festeren animalischen Ueberreste nur sehr zerstreut, ganz getrennt und sehr beschädigt findet. Aus demselben Sande kam uns zugleich noch ein ganz kurzes Fragment eines anderen Strahles mit diekem schiefem Gelenkkopfe zu, welchen wir für den Knochenstrahl aus der Brustflosse desselben Thieres, nur eines etwas grösseren Individuums halten. Dieser schiefe Gelenkkopf kann, wie bekannt, durch den Willen des Thieres eine solche Stellung einnehmen, dass man den aufgerichteten Strahl, bei dem Versuche ihn niederzulegen, ohne einer gewissen Wendung eher abbrechen würde. Taf. XIV. Fig. 3. a) Zweiter Rückenflossenstrahl des Pimelodus Sadleri in natürlicher Grösse. b) Derselbe vergrössert von vorne. c) Derselbe vergrössert von rückwärts. d) Fragment des ersten Brustflossenstrahles in natürlicher Grösse. e) Dasselbe vergrössert. 1) Heckel. Fische Syriens. Pag. 105. Taf. 13. (In Russeggers Reise I. Band, 2. Theil. Stuttgart 1843,) ?) Heckel.L ce. en nn Ei ii _®» Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 215 SAURORHAMPHUS. Cohors. Gaunoidei. — Ord. Holostei. Der Monte-Bolca besitzt seinen merkwürdigen Blochius, der Karst einen noch weit ausgezeichne- teren Fisch. Es scheint ein Stör zu sein mit dem Kopfe eines Sauriers und der homocerken Schwanz- flosse einer vollendeteren Fischgestalt. Wir hatten schon einmal Gelegenheit, eine interessante Ueber- gangsform der Acipenseriden zu den Loricarien zu beschreiben, nämlich den Scaphirhynchus, einen gegenwärtigen Bewohner des Ohio '). Das vorliegende fossile Thier aber ist noch weit merk- würdiger, denn es lässt sich eigentlich in gar keine der bisher bekannten natürlichen Familien unter- bringen. Dass es zu der wundervollen Abtheilung der Ganoiden gehöre, wird schon dem ersten Anblieke nach niemand in Zweifel stellen. Wäre diess aber auch der Fall, da nach Müller ein fossi- ler Ganoide streng genommen, nur an emaillirten rhomboidalen durch Fortsätze artikulirten Schuppen, oder an Schindeln (Fulera) der Flossenstrahlen, oder an der Heterocerkie des Schwanzes bei einer knorpligen Wirbelsäule und vorhandenen Kiemendeckeln zu erkennen ist und alle diese Merkmale hier wirklich fehlen, so haben wir noch ein viertes nicht minder untrügliches Kennzeichen aus Agassiz Poissons fossiles, Tome II. Pag. 162 hinzu zu fügen, welches, da es nur selten vorkommt, oder, wenn gleich vorhanden, selten bemerkbar ist, nicht weiter beachtet wurde. Dieses besondere Kennzei- chen besteht in dem Dasein von Zwischenträgern. Agassiz nennt sie: Osselels surapophysaires und gibt eine Darstellung derselben /. c. Taf. D. in dem restaurirten Skelete seines Platysomus gibbosus. Es sind diess kleine Stäbchen, die in der Rücken- und Afterflosse, gleich einer zweiten Reihe von Trägern, die Strahlen mit den wahren Trägern verbinden. Sie wurden bisher unter den vorwelt- lichen Ganoiden mit Bestimmtheit an den zur obigen Gattung Platysomus gehörigen Arten und unter den lebenden G@anoiden an den Stören beobachtet. Fischen, die nicht G@anoiden sind, fehlen sie durch- aus, daher alle jene, welche sie besitzen, und wäre es auch nur in einer Flosse allein, wie es bei dem gegenwärtig zu beschreibenden fossilen Fische des Karstes der Fall ist, eben so sicher Ganoiden sind als alle jene, deren Flossenränder Fulera tragen. Wir haben eben gesagt, dass an unserem vorlie- genden fossilen Fische nur eine Flosse, die Afterflosse nämlich, Zwischenträger besitzt. Es scheint als ob diese Eigenthümlichkeit mit dem Uebergange einer Chorda zur gegliederten Wirbelsäule zusam- menhinge, da in den Gattungen Platysomus und Acipenser, bei welchen Zwischenträger in der Rücken- und Afterflosse vorhanden sind, die Wirbelsäule aus einer wirklichen Chorda besteht, während sie hier ohne wahrhaft ossifieirt gewesen zu sein, wie diess die nähere Beschreibung zeigen wird, bereits ge- gliedert erscheint. Nicht so einfach entschieden ist die Ordnung und noch weniger die Familie in der Ganoiden- Cohorte, zu welcher unser merkwürdiger Halb-Stör gehören dürfte. Die beiden Ordnungen der Holosiei 1) Heckel. Die Gattung Seaphirhynchus, in den Annalen des Wiener Museums 1836. 216 Joh. Jac. Heckel. und O’hondrostei Müllers haben zwar in Beziehung auf die fossilen Arten, wenn man bloss die Verknöche- rung der Rückenwirbel berücksichtigen wollte, etwas unbestimmte Grenzen, indessen spricht hier die ent- schiedene Gliederung einer, wenn auch unvollständig ossifieirten Wirbelsäule, das ausgebildete Zahnsystem und selbst die gleichtheilige Schwanzflosse mehr für die Ordnung der Holostei als der Chondrostei, wenn gleich die allgemeine äussere Form oder der Total-Habitus sich zu den Sturionen unter den letz- teren hinneigt. Wir fügen noch hinzu, dass diesen der Vordeckel (Praeopereulum) fehlt, den alle Holostei und auch unser Fisch besitzen, und bringen ihn somit, bis weiter vorgeschrittene Ent- deckungen im Skeletbaue der fossilen G@anoiden eine vielleicht ganz andere Eintheilung erlauben wer- den, in die Ordnung der Holostei. Was ferner die Familie anbelangt, so lässt sich darüber nichts weiter sagen, als dass man unseren Fisch nach Agassiz zu den Sclerodermen rechnen müsste, aus welchen, nachdem Müller die wahren Selerodermen aus den Ganoiden entfernt hatte, Giebel’s Fa- milie der Rostrati entstand. Allein hier erinnert gleich der berühmte Dlochius, sowohl seiner, wie es scheint, auf der ganzen Innenfläche mit feinen Zähnchen besetzten schnabelförmiger Kiefer und selbst den Flossen nach, vorzüglich aber wegen der manchen Scombroiden so eigenen Strahlenanheftung in der Schwanzflosse, als durch die unter wahren Ganoiden sonst nicht vorkommenden langgestreekten Wirbel, eher an die Formen der Aiphioiden, welche uns in weiter Ferne liegen. Auch die beiden anderen, ihrer Hackenreihen wegen unserem Fische scheinbar näher stehenden, aber noch sehr unvollkommen bekannten Gattungen Dercetis und Rhinellus eben daselbst, möchten wir gleichfalls lieber unter die Teleostier zählen. Da nun unser ausgezeichneter Bewohner der Vorwelt unter allen bisher bekannten Ganoiden keine näheren Anverwandten findet, so stellen wir ihn als eine eigene Gattung, Saurorham- phus, auf, welche es verdient, der Typus einer besonderen Familie zu werden. a4 Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 217 SAURORHAMPHUS. Galtungs- Charactere. Körper gestreckt, fünfeckig. Kopf viereckig, hechtartig vorgeschoben, die Stirne flach, mit strahligen Schildern bedeckt. Mund wagerechte gespalten, Unterkiefer vorstehend. Zähne klein, spitz, in eine Reihe gestellt; vorne im Oberkiefer starke Fangzähne. Deckel strahlig, am hinteren Rande doppelt ausgebuchtet. Schultergürtel stark, unter jeder Brustflosse mit einem schildförmigen Vorsprunge nach rückwärts versehen, auf der Brust von zwei breiten Schildern bedeckt. Wirbelsäule knorplig, gegliedert, mit ossifieirten Apophysen, mehr abdominale als eaudale Wirbel enthaltend; die vorderen Wirbel ohne Dornfortsätze und ohne blinde Träger. Rücken- und Afterflosse mässig lang, erstere mitten, letztere weit rückwärts beginnend und allein auf Zwischenträger gestellt. Schwanzflosse homocerk. Bedeekung: eine Reihe strahliger Knochenschilder auf der Rückenfirste, zwei an den Seiten, wahr- scheinlich noch zwei am Bauche; die drei ersteren vom Kopfe bis zur Schwanzflosse reichend. Saurorhamphus Freyeri. Taf. XVII. XIX. Beschreibung. Der Kopf bildet ein Drittheil der ganzen Länge des Thieres (ohne Schwanziflosse) und über- trifft dreimal die grösste Körperhöhe hinter dem Schultergürtel. Er ist hechtförmig verlängert, nach vorne zu etwas schmal und zugespitzt, nach hinten viereckig, mit flachen Seiten und einer flachen, zwischen den Augen über einen Augendiameter breiten Stirne; unten war er, nach einem noch übrigen unteren Schultergürtelschilde zu urtheilen, viermal breiter als die Stirne. Der hintere "Theil des Oberkopfes wird von zwei länglich viereckigen Platten oder Schildern bedeckt, deren feinkörnige Erhabenheiten sich strahlenähnlich gegen einen, über jeden hinteren Augenrand gelegenen, etwas er; höhten Mittelpunkte hinziehen. Rückwärts bilden beide Schilder gemeinschaftlich einen Ausschnitt. in welchen sich das nachfolgende einzelne Rückenschild einschiebt; vorwärts dürften sie jedenfalls über den vorderen Augenrand hinaus gereicht haben, was sich aber gegenwärtig nicht mehr bestimmt erkennen lässt. Ueberhaupt musste der ganze Oberkopf, bis zu seiner Spitze, mit strahligen gekörnten Schildchen bedeckt gewesen sein, wenigstens sind überall noch Spuren gekörnter Eindrücke an demsel- ben bemerkbar. Das Auge liegt mit seinem Hinterrande gerade im Anfange des letzten Kopfdrittheiles, berührt oben die Stirnplatte und unten beinahe den Maxillarknochen , sein Durchmesser ist zehnmal in der ganzen Kopflänge enthalten. Es wird von einem Ringe aus feinkörnigen Erhabenheiten eingeschlos- sen, der rückwärts breiter ist und in zwei ungleiche Spitzen ausläuft. (Vor dem Auge sind die Knochen ausgebrochen.) Die Mundspalte nimmt über zwei Drittheile der Kopflänge ein, ist wagerecht und wird erst unter dem Auge bis zur Kiefereinlenkung etwas abwärts gezogen. Diese Stelle, wo auch Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 28 218 Joh. Jac. Heckel. keine Zähne mehr sichtbar sind, scheint mit einer dichten Spannhaut bedeckt gewesen zu sein, so dass die eigentlichen Mundwinkel sich unter dem Auge befanden. Ueber diesem abwärts gebogenen Rande wird der hinterlassene Eindruck eines schmalen aber starken Maxillarknochens sichtbar , der wenigstens rückwärts den Mundrand gebildet hat. Der Unterkiefer ist stärker als der Oberkiefer, ragt mit sei- ner stumpfen Spitze vorne über denselben hervor und zieht sich bei der Einlenkung in einem kurzen abgestumpften Winkel abwärts. Der ganze hier theils im Abdruck, theils wirklich sichtbare Kieferrast ist aussen eben so chagrinartig rauh wie die Kopfschilde; am Zahntheile laufen die gekörnten Reihen mit dem Mundrande parallel, am Gelenktheile entspringen sie strahlig aus dessen vorderem Ende. Beide Kiefer sind am Rande mit einer einfachen Reihe spitzer Zähnehen besetzt, wovon jedoch meistens bloss die Eindrücke im Steine erhalten sind. Am Oberkiefer treten nach gewissen Zwischenräumen abwechselnd etwas stärkere Zähne hervor, noch grössere sitzen vorne unter seiner Spitze, wo sie ein wenig hakig gebogen sind und diesen zur Seite sitzt der grösste Zahn von allen, ein flacher Fang- zahn, dessen scharfer rückwärts gekrümmter Haken weit über den Unterkieferrand hinabreicht. Der Stand der Nasenlöcher ist leider nicht bemerkbar. In der Mitte zwischen dem Auge und dem äussersten Deckelrande zieht sich der starke Vordeckel mit einer breiten Knochenleiste beinahe senk- recht herab, und endet nach kurzer Wendung vorwärts wie gewöhnlich bei der Kieferanlenkung. Aus seinem inneren Winkel entspringen vier, an der Basis verbundene Dornspitzen, wovon drei längere sich wie Strahlen über die scheinbar nackte Wange ausbreiten. Es sind jedoch diese Strahlen oder Dorn- spitzen nicht selbst mehr sichtbar, sondern nur ihre tiefen Eindrücke auf der wahrscheinlich von ihrer Epidermis entblössten dieken Wangenhaut. Der Deckel besteht aus einem Stücke mit drei Spitzen, zwischen welchen der Aussenrand in sanft einwärts gehenden Bögen zierlich ausgeschnitten ist. Zwei erhabene Rippen wenden sich vom äussern Winkel des Vordeckels etwas bogenförmig zu den beiden untern Spitzen und deuten einigermassen den Zwischen- und Unterdeckel an. Der dadurch gebildete weit grössere obere Theil, welcher die Stellung eines Hauptdeckels einnimmt, wird, von dem durch Vordeckelrand und Rippe gebildeten Winkel aus, mit zarten strabligen Reihen gekörnter Punkte bedeckt, die in sanften Bogenlinien den Aussenrand erreichen. Zwischen den beiden Rippen nehmen die Bogen- reihen der Punkte eine mit dem äusseren Deckelrande parallele Richtung, unter der zweiten Rippe aber haben sie keine so bestimmte Stellung mehr. Der Schultergürtel ist stark und hat sowohl über als unter der Brusiflossenanlenkung einen schildförmigen strahlig punktirten Vorsprung, wovon der untere noch einmal so gross ist als der obere, sich weiter als die schiefe Brustflossenbasis zurückzieht, zugespitzt ist und von einer erhabenen Mit- telrippe durchzogen wird. Zwischen diesen beiden unteren Vorsprüngen , wovon hier nur der linke sichtbar ist, musste jener Theil des Schultergürtels, welcher einigermassen die Stelle von Schlüssel- beinen vertritt, so breit gewesen sein wie an Stören. Diess geht aus einem auf derselben Steinplatte nur 11/5 Zoll vom Rumpfe entfernt liegenden Schilde hervor , welches offenbar den linken Humerus von unten bedeckt hatte. Dieses isolirte Schild liegt gegenwärtig so, dass man nur dessen innere dem Knochen zugewandte und etwas concave Seite sieht. Es ist dreieckig und jede Seite enthält über zwei Augendiameter oder vielmehr zwei Stirnbreiten in der Länge. Aus seinem nach vorne liegenden zweimal ausgebuchteten Rande kommt eine gebogene Rippe, die sich aber hier an dem umgekehrten Schilde als schmale Rinne zeigt, verläuft sich in die rückwärts stehende Spitze und theilt das Schild in zwei ungleiche Felder. Das äussere schmälere Feld ist am Aussenrande etwas einwärts, das innere breitere etwas auswärts gebogen. Aus der gemeinschaftlichen Mitte kommen strahlig gestellte flache Furchen, deren bedeutendste gegen den Winkel des breiteren Feldes, der an jenen des rechten Humeral- Schildes anstösst, hinzieht. Die Gestalt des Rumpfes musste, seiner Bedeckung nach, wie bei Stören, ein fünfseitiges Prisma gewesen sein, das allmählig abnehmend vor der Schwanzflosse nur noch ein Drittheil seiner x Beiträge zur Kenniniss der fossilen Fische Oesterreichs. 219 Höhe hinter dem Schultergürtel hatte. Es ziehen sich drei Reihen von Knochenschildern über die ganze Länge des Rumpfes hin; eine aus grösseren ovalen Schildern deckt die Rückenfirste und zwei aus unregelmässig fünfeckigen bilden an den Seiten die Linea lateralis. Wahrscheinlich gab es auch noch zwei Bauchreihen, die aber nicht mit Bestimmtheit nachzuweisen sind. DieRückenreihe beginnt mit einem schmalen auf seiner Oberfläche gekörnten halbmondförmigen Schilde, dessen convexe Seite die Ausbuchtung der hinteren Kopfschilde ausfüllt. Das nächstfolgende erste ovale Schild ist, als das grösste von allen, vier und ein halbmal in der Kopflänge enthalten und wird der Länge nach von einer schmalen Kante durchzogen, die in der Mitte etwas höher, nach hinten zu aber gespalten ist ; der äussere Schildrand hat zwischen den Gabelspitzen der Kante einen Einschnitt. Auf dieses Haupt- schild folgen bis zur Rückenflosse noch sechs allmälig kleinere, vollkommen ovale Schilder, wovon aber hier drei losgetrennt und bis auf die Wirbelsäule herab geschoben wurden, so dass ohne jenem halbmondförmigen Zwischenschilde sieben an den Enden sich etwas dachziegelartig überdeckende Schil- der den Vorderrücken besetzen. An den sechs letzten ist jedoch die Mittelkante einfach und ver- schwindet nach und nach gänzlich auf der vorderen Hälfte der kleineren Schilder. Alle Schilder sind auf ihrer Oberfläche mit feinen erhabenen Puncten oder Körnern besetzt; diese Körner reihen sich zu schönen dichten Strahlen, welche aus dem Mittelpunkte jedes Schildes gegen dessen Peripherie hinziehen. Hinter der Rückenflosse beginnt die Schilderreihe von neuem, aber auch zu beiden Seiten derselben dürfte sie, wie einige Spuren vermuthen lassen, bestanden haben. Die Schilderreihe hinter der Rückenflosse scheint aus fünfzehn , jedenfalls viel kleineren ovalen Schildchen zu bestehen , die sich bis zur Schwanzflosse hin noch bedeutend verjüngen. In ihrer gegenwärtigen, umgestürzten. theils von der Wirbelsäule und ihren Apophysen überdeckten Lage, lässt sich aber nichts weiter daran erkennen, als dass jetzt ihre nach oben gewendete Unterfläche glatt ist und von einer Längsfurche mitten durchzogen wird ; woraus sich schliessen lässt, dass sie oben, gleich jenen des Vorderrückens eine erhabene Kante und vermuthlich auch strahlige Körnerreihen hatten. Die gleichfalls sich etwas überdeckenden und nach rückwärts allmälig an Grösse abnehmenden Schilder der Seitenreihe (36 bis 37) beginnen hinter dem oberen Vorsprunge des Schulter- gürtels, der gleichsam das erste Schild darzustellen scheint. Ihre wahre Gestalt lässt sich erst an jenen nach den Bauchflossen stehenden mit voller Bestimmtheit erkennen; die vordersten Schilder befinden sich in einem zu sehr beschädigten Zustande, um ihre breitere nach und nach in die Umrisse der Nach- folgenden übergehende Form ganz genau angeben zu können. Sie scheinen indess mehr oval gewesen zu seyn, rückwärts mit drei, durch eine doppelte Ausbuchtung des Randes entstandenen Spitzen, gegen welche sich aus dem Mittelpunkte eben so viele erhabene Rippen hinzogen. Die oberen zwei Drittheile waren strahlig gekörnt, das untere glatt. Die wohlerhaltensten Seitenschilder unter der Rückenflosse, die ?/3 eines Augendiameters lang sind, haben im Allgemeinen eine dreieckige Gestalt, obschon sie in fünf Spitzen auslaufen. Zwei dieser Spitzen sind nach vorwärts, drei nach rückwärts gewendet, der obere Rand ist wagrecht, der untere aber läuft nach hinten zu schief abwärts. An jeder Spitze endet eine der fünf Rippen, welche sämmtlich aus dem im oberen Drittheile des Schildes gelegenen Mittel- punkte kommen. Zwei dieser Rippen, nämlich die vorwärts in die untere und die rückwärts in die mittlere Schildspitze eindringende, liegen in einer und derselben horizontalen Linie; die beiden, über diesen schief aufwärts divergirenden enden in wahre Dornspitzen und die unterste längere und schwächere Rippe durchzieht den bei weiten grösseren abwärts gehenden stumpfen Lappen des Schildes. Die beiden etwas aufwärts gehenden Rippen mit den Dornspitzen und die mittlere rückwärts laufende bilden, als die stärksten, einen längs der ganzen Schilderreihe sich erhebenden Kamm. Zwischen den drei hinteren Spitzen ist die tief ausgeschnittene Schildfläche strahlig gekörnt, auch über den wagrechten Rippen ist sie rauh allein die grösste Fläche zwischen der wagrecht vorwärts gestreckten, den Rand nicht ganz erreichenden und der unteren langen rückwärts gehenden Rippe ist, bis auf 3—4 kurze Strahlenrudimente, ganz 28 * 220 Joh. Jac. Heckel. glatt. Alle Schilder, sowohl die des Rückens als der Seitenreihen scheinen im Verhältnisse wenigstens eben so stark und dick gewesen zu seyn wie die analogen der Störe. Nach dem unteren grösseren Vorsprunge des Schultergürtels zeigen sich Spuren eines zertrümmerten Bauchschildes, auf welches ein dreiseitiges Schild über den Bauchflossen selbst, gleichsam wie eine Achsel- schuppe folgt. Es scheint daher sehr wahrscheinlich zu seyn, dass auch Bauchreihen von Schildern, wie bei Stören, vorhanden waren, wovon aber gegenwärtig, hinter den Bauchflossen wenigstens, nicht das Mindeste mehr zu sehen ist. Die Wirbelsäule trägt, obschon sie gegliedert ist, die unverkennbaren Merkmale ihrer ehemals cartilaginösen Beschaffenheit, denn: erstens, treten die Anlenkungsränder der einzelnen Wirbelkörper durch keine peripherische Anschwellung hervor: zweitens wurden alle Wirbel durch die belastende Steinmasse mehr zusammen gedrückt als die ursprünglich ohne Zweifel weit dünneren, aber auch knöchernen Rückenschilder: drittens, ist auf den Wirbeln selbst ein, den Dornfortsatz tragender Sattel, oder vielmehr der Anfang einer in den Dornfortsatz übergehenden Verknöcherung weit erhabener ge- blieben, als selbst der Kern der Wirbel, wo die sonst so starken Wände der von der Chorda durch- zogenen trichterförmigen Aushöhlungen, bei vollständiger Ossifieirung am meisten Widerstand leisten. Die Wirbelsäule ist übrigens doch noch weit vollkommener ausgebildet als die blosse Chorda der Störe, denn sie besteht aus 39 einzelnen Wirbelkörpern, an welchen wenigstens ein Uebergang zu jenen gewöhnlichen trichterförmigen bis gegen die Mitte reichenden Vertiefungen zu bemerken ist. Von diesen Wirbeln gehören 22 der abdominalen und 17 der caudalen Region an. Die vorderen sind etwas länger als hoch und scheinen beinahe noch weicher gewesen zu seyn als die mittleren die Rücken- flosse tragenden, welche zwar von gleicher Länge (zwei Wirbel erreichen einen Augendiameter), aber stärker, das heisst eben so hoch als lang sind. Nach dem Anfange der Afterflosse nehmen sie ziem- lich rasch, aber mehr an Höhe als an Länge ab, so dass die letzten Wirbel um die Hälfte niedriger sind als jene höchsten unter der Rückenflosse. Eine andere Eigenheit, wodurch sich die Wirbel auszeichnen, besteht darin, dass die vorderen derselben, obschon auch an ihnen der mehr verknöcherte Rücken bemerkbar ist, keine Dornfortsätze tragen. Die oberen Dornfortsätze beginnen erst vom siebenten Wirbel an sich sehr allmälig zu erheben; anfangs kaum bemerkbar klein, sind sie selbst später unter dem Anfange der Rückenflosse noch weit entfernt den Trägern derselben zur Stütze dienen zu können; unter dem Ende der Flosse verlängern sie sieh mehr und erreichen erst hinter ihr ihre grösste Länge mit 1'/, Wirbeldurchmesser. Alle Dornfortsätze sitzen rückwärts auf einem, jedem Wirbelkörper gleichsam aufgesattelten länglichen Knochenstück, das weiter nichts zu seyn scheint als ein ossifieirter Theil des unausgebildet gebliebenen Wirbels oder der Anfang zu einem Knochen- ringe. Sie sind dünne, gerade und spitz wie Nadeln und neigen sich, mit Ausnahme der hintersten, mehr anliegenden, in einem Winkel von 45 Grad nach rückwärts. Die unteren Dornfortsätze der Cau- dalwirbel entspringen dagegen im Anfange der Wirbel, sie gleichen den oberen, stützen die Träger der Analflosse und legen sich hinter derselben mehr an die Wirbelsäule an. Die Rippen scheinen auf sehr kurzen, gegenwärtig von den Seitenschildern überdeckten Querfortsätzen, welche erst an den 3 — 4 letzten Abdominal-Wirbel, wo sie bereits abwärts gerichtet und vereinigt sind, hervor- treten, angeheftet gewesen zu seyn; sie sind mässig lang und stark, an der oberen Hälfte etwas breit und flach. Von sehr wenigen sind noch Eindrücke ihrer ursprünglichen Lage sichtbar, viele sind abge- brochen, andere unter die Wirbelsäule geschoben, welche sie verdeckt, die meisten aber ganz um- gewendet, so dass sie jetzt über der Wirbelsäule und unter den Rückenflossenträgern liegen. Ihre An- zahl scheint mit jener der Abdominal-Wirbel ziemlich gleich gewesen zu seyn. Die Brustflosse sitzt, wie bereits erwähnt, zwischen den beiden schildförmigen Verlängerungen des Schultergürtels, nicht so weit unten wie bei Stören, hat auch keinen Knochenstrahl, sondern besteht nur aus einem dünnen ungetheilten und 12 getheilten Strahlen , wovon die mittleren zugleich Beiträge zur Kenniniss der fossilen Fische Oesterreichs. 221 die längsten sind, und die Basis der Bauchflossen erreichen. Letztere liegen unter dem 9.—10. Wirbel, haben keine Verbindung mit dem Schultergürtel, sind etwas kleiner als die Brustilossen und enthalten , wie es scheint, sechs getheilte Strahlen. Die Rückenflosse fängt mit dem vierten Fünftheile der Körperlänge, senkrecht über dem 15. Abdominal-Wirbel an und endigt über dem 20.5 ihre Basis enthält daher fünf Wirbellängen. Der obere Flossenrand ist anfangs gerade, dann rückwärts abgerundet, so dass der letzte Strahl nur mehr die halbe Länge des ersten hat, welcher niedergelegt der ganzen Basislänge gleichen würde. Alle Strahlen sind schlank, einmal gespalten und lang gegliedert. Die Anzahl der Träger, nämlich 13, gleicht jener der Strahlen. Keiner derselben erreichte, in seiner früheren natürlichen Lage, die kurzen Dornfortsätze unter ihnen, obschon sie jetzt durch gewaltsame Verschiebung mit ihren Spitzen die Wirbelkörper selbst berühren. Die vorderen sind etwas schwertförmig, flach, mit einer zarten Mittel- rippe und beinahe so lang als zwei Wirbel; die hinteren allmälig etwas kürzeren gleichen den runden spitzen Dornfortsätzen der Wirbelsäule. Alle Träger, besonders die vorderen, sind an den Anlenkungsstellen wie die Lilie im altfranzösischen Wappen, aber ohne das Mittelblatt, gestaltet und ausgeschnitten ; sie empfangen in diesem Ausschnitte den vor- und rückwärts mit zwei kleinen Fortsätzen versehenen Gelenkkopf des Strahles. Der erste Träger ist übrigens gespalten und schiebt einen Schenkel nach vorwärts. Die Afterflosse ist etwas länger als die Rückenflosse , ihre Basis erreicht ?/r der Kopflänge, beginnt mit dem letzten Fünftheile der Körperlänge und sitzt senkrecht unter dem 4.— 11. Caudalwirbel. Sie enthält 14 getheilte Strahlen, welehe etwas weiter auseinandersitzen als in der Rückenflosse und viel kürzer zu seyn scheinen ; vor ihrem ersten etwas stärkeren Strahle legen sich ganz dicht zwei ungetheilte wie kurze Knochenstrahlen an. Eine sehr merkwürdige Erscheinung an dieser Flosse ist das so seltene Auftreten von Zwischenträgern (Osselets sur apophysaires Agass.), und zwar um so mehr, da sich solche in der Rückenflosse durchaus nicht nachweisen lassen. Wir haben bereits auf die Zwischenträger in der Gattung des fossilen Platysomus Agass. und der Störe, als ein ausschliessendes Kennzeichen der Ganoiden aufmerksam gemacht und bemerken nur noch, dass uns kein Fall bekannt sei, wo diese eigenthümlichen Stäbehen nur an einer Vertikalflosse vorkommen, während sie an der andern gänzlich fehlen. Die eigentlichen Träger sind jenen an der Rückenflosse ziemlich ähnlich, schieben sich aber sehr zwischen die unteren Wirbelapophysen ein, sind unten, wo sich die Zwischen- träger anlenken , gerade abgestutzt und fein gezähnelt. An dem ersten vorwärts liegenden Träger, der viel kürzer und breiter ist als die zunächst folgenden lanzenförmigen , lenken sich noch unmittelbar die beiden vordersten kurzen ungetheilten Strahlen der Flosse selbst an; unter dem Zweiten scheint sich der Anfang eines Zwischenträgers, als ein kleines Körnchen zu zeigen, das unter dem nachfolgenden . Träger grösser, unter dem fünften zum ordentlichen Würfel wird. Nach dem fünften Träger geht die Gestalt der Zwischenträger in eine stufenweise längere und gestrecktere über , verdünnt sich in der Mitte, bekommt Längefurchen und an den beiden breiteren Anlenkungs-Enden feine Zähnchen. Ge- gen das Ende der Flosse verändert sich diese Form allmälig wieder und die schlanken Stäbchen wer- den beinahe eylindrisch; das letzte von allen, unter welchem der gewöhnliche Doppelstrahl sitzt, ist kürzer und dieker. Die Strahlen haben dieselben Gelenkköpfe wie jene der Rückenflosse und schei- nen nur einmal, aber bis gegen die Basis gespalten zu seyn, dabei ist ihr vorderer Zweig stärker als der hintere; übrigens ist hier an keinem einzigen das Ende vollkommen erhalten. Nach den Ueberresten der leider sehr beschädigten Schwanzflosse lässt sich mit Gewissheit zwar angeben, dass sie homocerk gewesen sei, allein die ehemaligen Umrisse bleiben uns einstweilen verborgen. Alles was daran noch zu bemerken ist, sind die Ueberreste von 5—6 gegliederten zweimal gespaltenen Strahlen im oberen "Theile, welchen einige zerbrochene Stützenstrahlen voran gehen. Vom unteren Theile der Flosse ist keine deutliche Spur mehr zu entdecken. 222 Joh. Jac. Heckel. Die einzige bisher bekannte Platte dieses so höchst merkwürdigen Fisches stammt aus dem schwar- zen bituminösen Kalkschiefer der Kreideformation von Comen im Görzer Kreise und befindet sich gegenwärtig im Landesständischen Museum zu Laibach, dessen um die Wissenschaft vielfältig verdientem Custos Heinr. Freyer, wir uns für die Herbeischaffung dieser und so mancher anderen neuen interes- santen Art fossiler Fische zu vielem Danke verpflichtet fühlen. Taf. XVII. Saurorhamphus Freyeri in natürlicher Grösse, in schwarzem bituminösen Kalkschiefer des Karstgebirges bei Comen. a) Unteres linkes Schultergürtel-Schild, vom Körper getrennt und mit der Innenseite nach oben gewendet. Taf. XIX. Fig. 1. Saurorhamphus Freyeri. Etwas vergrösserte Linearzeichnung ; wobei alle Theile als in der im Leben inne gehabten Lage gedacht und durch genaue Vergleichung ihrer Bruch- stücke soweit als möglich ergänzt dargestellt sind. a) Knochenschilder der Seitenlinie über der Brustflosse , eine Uebergangsform zu der normalen Gestalt der 0) Knochenschilder nach den Bauchflossen, beide nach einzelnen Bruchstücken ergänzt und vergrössert gezeichnet. c) Das auf der Steinplatte Taf. VI. isolirt liegende, der Brustfläche des linken Schulterkno- chens angehörende Schild a. — Auf einer Seite ist das rechte Brustschild, auf der anderen der linke grosse Vorsprung des Sehultergürtels punctirt angedeutet. Alles im Verhältnisse zur Fig. 1. des ganzen Fisches vergrössert dargestellt. d) Zwei vergrösserte Wirbel aus der Gegend zwischen Rücken- und Afterflosse genommen; ihre untere Seite ist, da sie nirgends von den Seitenschildern entblösst zu sehen war, bloss nach durchscheinenden Spuren gezeichnet. e) Träger des dritten Rückenflossenstrahles. PD Unterer "Theil des dritten Rückenflossenstrahles, beide vergrössert. 9) Afterflosse mit ihren Trägern und Zwischenträgern in normaler - Stellung vergrössert. h) Siebenter Träger aus der Afterflosse, mit seinem i) Zwischenträger und dem k) achten Flossenstrahle. Stark vergrössert. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 223 AMPHISYLE HEINRICHI. Ord. Acanthopteri. — Fam. Fistulares. IRLTRN,,: Zuu einer der seltensten Erscheinungen in der fossilen Welt gehört ohnstreitig die merkwürdige Gattung Ampbhisyle; kleine sehr zarte hornartig durchsichtige Fischehen, von höchst ausgezeichneter messer- förmig comprimirter Gestalt. Man kennt seit langer Zeit nur zwei Arten derselben: Die eine lebt gegen- wärtig in den ostindischen Meeren und wurde von Linne&e als Centriseus scutatus beschrieben; die andere, aus den Niederschlägen urweltlicher Fluthen, welche die bekannten fischreichen Schichten der Vestena, eines Hügels des Monte Bolca bilden, kam bis jetzt bloss durch ein einziges Individuum, das selbst später wieder verloren ging, zur Kenntniss der Naturforscher. Aber auch diese Kenntniss beruht bis heute nur auf einer schlechten Abbildung, mit einer eben so unvollständigen Beschreibung, in der Ittiologia veronese, unter dem Namen Centriscus velitaris Pallas. Später nannte Blainville, welcher die Ver- schiedenheit dieser fossilen und der Pallasischen recenten Art erkannte, erstere Centriscus longirostris und nachdem Cuvier die Gattung Amphisyle Klein angenommen hatte, stellte Agassiz, in seinen Poissons fossiles, den graphischen Ueberrest aus der Ittiologia veronese unter dieselbe, konnte aber, da sich das Original in der nach Paris gebrachten ehemaligen Veronesischen Sammlung nieht mehr vor- fand, leider nichts Näheres darüber sagen. Statt dessen theilte er uns die Beschreibung des Skeletes der jetzt lebenden Amphisyle scutata mit. ' Der Pallasische Centrisceus velitaris, für welchen ursprünglich die fossile Art des Monte Boleca gehalten wurde, gehört aber keineswegs der Gattung Amphisyle, wie sie. Cuvier verstanden hatte, an, obgleich ihn letzterer selbst, in seiner II. Edition du regne animal, unglücklicher Weise dazu gerechnet. Centriscus velitaris ist, so wie ihn Pallas beschreibt und abbildet, ') ein eigent- licher Centriscus, mit dem gewöhnlichen Centriscus scolopax Linn. nahe verwandt. Beide Gattungen Centriscus und Amphisyle kommen übrigens in einer sehr merkwürdigen, bisher wie es scheint unbeachtet gebliebenen Eigenheit überein. An Centriscus nämlich haben die vier letzten, an Amphisyle alle Strahlen in der ersten Rückenflosse keine Träger, sie verlängern sich nach unten zu und schieben sich unmittelbar selbst zwischen die Dornfortsätze der Wirbel ein, können sich daher ohne Artieulation auch nicht nieder legen. Uebrigens sind die beiden Genera in ihrem sehr interessanten Skeletbau so weit von einander unterschieden, dass eine ausführliche Vergleichung derselben hier, wo es sich bloss um Gattungs-Charaetere handelt, unsere Grenzen überschreiten würde. Wir führen daher nur noch an, dass bei Centriscus, dem besonders auch die Kielrippen (eotes sternales Agass.) fehlen, der vordere starke lange Knochenstrahl in derselben ersten Rückenflosse, auf einem gleichfalls langen starken Träger über dem Anfange der Afterflosse, steht und sich bei einer gewissen Wendung so weit nieder legen lässt, dass er die nachfolgenden steifen gelenklosen Strahlen zum Theile unter seine rinnenförmige Aushöhlung aufnehmen kann. Ferner wird der sehr schief liegende Träger dieses Strahles, welcher sich zwischen die Dornfortsätze der vorderen mitsammen verwachsenen Wirbelkörper einschiebt, durch eine feste Membrane mit einem voranstehenden noch stärkeren Träger verbunden. Diese letztere Hauptstütze, auf !) Pallas, Spicilegia zoologiea, Fasciculus VIII. Pag. 36. Tab. IV. Fig. 8. 224 Joh. Jac. Heckel. welcher auch der sehr kleine erste Rückenflossenstrahl sitzt, dient zugleich dem beinahe leistenförmigen Rückenschilde als Auflage, wird aber selbst wieder an jeder Seite von zwei kräftigen Endspitzen fest- gehalten, welche ein, mit den drei ersten breiten Querfortsätzen verwachsenes aufrechtes Gerüste, gleich Strebepfeiler ihm entgegen sendet. An Amphisyle dagegen fehlt der starke Rückenflossenstrahl sammt den Trägern und dem stützenden Gerüste; seine Stelle vertritt, sonderbar genug, ein analoger runder Dorn, der unmittelbar an der Spitze des letzten wagrechten, über das darunter abwärts gebogene Schwanz- ende hinaus verlängerten, Rückenschildes ansitzt und daher nicht dem Skelete, sondern vielmehr der hornartigen Hautbedeckung angehört, durch welche beinahe der ganze Fisch wie in einer glatten halb durchsichtigen Scheide eingeschlossen ist. An Centriscus besteht die Bedeckung durchaus aus Dorn- schuppen, die wie gewöhnlich in einer weichen Haut sitzen. Unsere fossile Amphisyle gleicht, der Länge ihrer Mundröhre nach, jener Darstellung in der Ittiologia veronese; was denn aber auch alles ist, was sich aus letzterer entnehmen lässt. Andererseits berechtiget sowohl die Entfernung des neuen Fundortes als der Umstand, dass von den bisher dort vor- gefundenen Ichthiolythen keiner mit jenen des Monte Boleca übereinkömmt, und endlich auch die jüngere Formation dieses neuen Fundortes, unsere Amphisyle für eine eigene noch unbekannte Art zu halten; wenigstens in so lange bis sieh nicht durch Wiederentdeckung eines zweiten Exemplares in der Vestena die Identität beider Arten und somit auch das gleiche Alter ihrer Lager heraus stellt. Wir bemerken nur noch, dass der wesentlichste Unterschied unserer Amphisyle Heinrichi von der lebenden Amphisyle seutata darin liegt, dass an jener, ausser der verhältnissmässig längeren Mundröhre, jede Bauchflosse nur aus zwei Strahlen besteht, und dass der Endstachel am letzten Rückenschilde länger ist als der Fortsatz, welcher ihn trägt. Beschreibung. Die Länge des Kopfes gleicht beinahe der Entfernung vom Kopfe bis zum Ansatze des End- stachels , mithin derselben Körperlänge, von welcher die grösste Körperhöhe, bei der Einlenkung der Brustflossen genommen, kaum mehr als den vierten Theil ausmacht. Nasenloch und Augenhöhle sind ziemlich gross, liegen nahe neben einander unter dem Stirnprofile, so dass zwischen letzterer und dem äusseren Deckelrande nur eines Augendiameters Raum bleibt. Der schmale Vordeckel zieht sich. schief vorwärts, bildet unter der Mitte des Auges einen rechten Winkel und geht in die lange Mundröhre über, welche, bis zum Auge gerechnet, mehr als ein Drittheil der ganzen Fisch- länge, ohne den Endstachel einnimmt. Die beiden Kiefer sind hier leider zerstört und nur in einzelnen Fragmenten vor der Mundröhre bemerkbar, deren abgebrochenes Ende nur einen halben Augendiame- ter an Höhe erreicht. Der untere Rand des Vordeckels geht in jene so zarte, an der jetzt lebenden Art glasartig durchsichtige Schneide über, welche den Anfang einer eben solchen , den ganzen Kiel des Bauches einnehmenden überdeckt; von letzter ist jedoch hier, vom Kopfe bis zur Afterflosse, nicht die mindeste Spur bemerkbar , selbst die des Vordeckels ist nur schmal. Deckel und Unter- deckel sind beinahe gleich gross; ersterer ist parabolisch abgerundet und wird von vielen strahlen- förmigen feinen Furchen,, welche unter und hinter dem Auge entspringen, durchzogen. Letzterer ist glatt und scheint unten eine Fortsetzung der transparenten Schneide des Vordeckels zu bilden. Vor dem Nasenloche ist die Oberseite des Kopfes mit äusserst zarten Längefurchen geziert , hinter dem Auge dagegen, so wie auch am ganzen Hinterkopfe mit feinen Pünctehen dicht besäet. Betrachtet man diese Pünetchen durch die Lupe, so stellen: sich sechseckige Grübchen dar, die beinahe wie Zellen einer Honigwabe aussehen. Aehnliche Grübchen, doch nicht so regelmässig gestaltet, aber in weit grösserer Menge, bedecken die Brust hinter dem Schultergürtel, wo sie durch einige sehr feine Furchen in unregelmässige Felder getheilt werden. Der Schulter gürtel selbst ist schmal und zieht sich unter dem Anfange der Rückenschilder weit rückwärts. Die Anzahl dieser letzteren lässt sich Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 225 nicht mehr bestimmen, sie sind lange nicht so breit wie an Amphisyle seutata, und so viel noch aus dem feingefurchten Abdrucke des letzten verlängerten Schildes zu ersehen, dürften sie über den ganzen Rücken hin ebenso mit zarten Grübchen oder sechseckigen Zellchen besetzt gewesen sein, wie der Hinterkopf. Die Verlängerung des letzten Schildes, welches vor dem Stachelansatze noch einen halben Augendiameter breit ist, liegt mit der Rückenfirste in einer geraden wagrechten Linie, von welcher selbst der nachfolgende Stachel nur sehr wenig nach unten zu abweicht. Dieser ist rund, scharf zugespitzt, halb so lang als die Mundröhre vom Auge an bis zur Kieferspitze und der Länge nach regelmässig gefurcht, besonders von der Basis oder Ansatzstelle aus, wo diese zierlichen Furchen unter der Lupe, wie die Hohlkehlen gewisser Säulen aussehen. Es ist bemerkenswerth, dass dieser Stachel, welcher an der jetzt lebenden Amphisyle seutata so leicht abfällt oder abbricht, hier gerade der einzige Theil ist, der sich nicht als blosser Abdruck, sondern in der Wirklichkeit erhalten findet. Von den Brustflossen bis zur Afterflosse liegen sieben Seitenschilder, welche noch an den Ein- drücken der sie durchziehenden unten spatelförmig ausgebreiteten Kielrippen zu erkennen sind. Vor den Brustflossen dürften noch drei, mit den oben beschriebenen Puneten oder Grübchen versehene Seitenschilder die Brust bedeckt haben, so dass es im Ganzen zehn, wie an Amph. scutala waren. Mit Bestimmtheit lassen sich im Ganzen nur 15 Wirbel nachweisen; es dürften jedoch deren 17 oder 18 gewesen sein, da wahrscheinlich 2 bis 3 der sehr kleinen Endwirbel mit der Schwanzflosse verloren gingen. Die ersten vier Wirbel sind sehr lang und nehmen zusammen mehr als die halbe Länge der ganzen Wirbelsäule ein, der vierte und fünfte Wirbel wird bedeutend kürzer; beide liegen noch mit den vier ersten unter den Rückenschildern und nehmen die lange Abdominalregion ein. Hierauf folgen von keinem Schilde mehr bedeckt neun sehr kleine Caudalwirbel, die alle mit einander nicht länger sind als der vierte und fünfte Wirbel zusammen genommen. Von den Dornfortsätzen, welche hier erst mit den unbedeekten Caudalwirbeln siehtbar werden, sind die oberen stark nach hinten zu, die unteren dagegen etwas nach vorwärts gerichtet. Besonders merkwürdig ist hier die Brustflosse, welche um einen Augendiameter hinter dem Kiemendeckel, unter dem langen Fortsatze des Schultergürtels, eingelenkt ist. Sie besteht nur aus zwei Strahlen , die im Gegensatze zu den völlig ungetheilten Strahlen der Amphisyle scutata gespalten und so lang sind als die halbe Mundröhre vom Auge angefangen. Von den kleinen Bauchflossen bemerkt man unter dem Ende der zurückgelegten Brustflossen kaum eine Spur. Eben so kann man unter dem verlängerten Rückenschilde nur mit Mühe noch zwei Strahlen aus der ersten Rücken- flosse wahrnehmen , welche sich ohne Träger nach einwärts gegen den sechsten Wirbel hin verlän- gern. Die Strahlen der zweiten Rückenflosse sind beinahe gänzlich verschwunden und noch mehr ihre Träger. In der Afterflosse dagegen lassen sich noch 13 bis 14 sehr kurze zarte Strahlen sammt ihren eben so kurzen Trägern zählen. Das schöne Exemplar, nach welchem obige Beschreibung entworfen wurde, verdanken wir, nebst anderen Arten fossiler Fische desselben Fundortes, der gefälligen Mittheilung des Herrn Professors Albin Heinrich zu Brünn. Er erhielt dieselben bei Gelegenheit eines Schürfungsschachtes von Krako- wiza nächst Imwald im Wadowitzer Kreise in Galizien, aus einer Tiefe von 8 Klaftern. Das umgebende Gestein ist bituminöser Mergelschiefer, die Formation wahrscheinlich eine jüngere tertiäre. Taf. XXI. Fig. 1. Amphisyle Heinrichi Heck. in natürlicher Grösse. Im bituminösen Mergelschiefer von Galizien. Fig. 2. Amphisyle Heinrichi, in vergrösserter Linearzeichnung und mit etwas schärferer Angabe der sechs ersten Rückenwirbeln. a) Die zellenförmigen Poren am Hinterkopfe stark vergrössert. b) Basis des kannelirten Dornes, am Ende des letzten Rückenschildes, stark vergrössert. Denkschriften d. mathem. naturw, Cl. 29 296 Joh. Jac. Heckel. MELETTA VALENC. Ord. Physostomi. — Fam. Clupeidae. Aus der Familie der Clupeiden, wie sie Cuvier aufgestellt hatte, wurden in der neuesten Zeit durch Valeneiennes die mit Kielrippen versehenen Arten als Olupeen im eigentlichen Sinne hervorge- hoben und diese auf Grundlage des Vorkommens oder Mangels von Zähnen an den verschiedenen Knochen der Mundhöhle, in mehrere Gattungen eingetheilt '). So vortrefflich auch solche Charactere sich erweisen, wenn es bloss darauf ankömmt, jetzt lebende in Weingeist aufbewahrte Fische ihren Gattungen zuzuweisen, so trostlos erscheinen sie dem Palaeontologen, da weder diese Zähnchen, ja nicht einmal der Knochen, worauf sie sitzen sollen mit Ausnahme jener des Mundrandes an unseren fossilen Exemplaren, wie leicht zu denken, ersichtlich sind. Wir suchten daher nach anderen auch im fossilen Zustande der Fische noch kenntlichen Anhaltspuneten, um wenigstens nur einige Eintheilung im Sinne der Histoire nat. des poiss. unter jenen mit Kielrippen versehenen Olupeen zu ermöglichen. Der erste Anhaltspunct. ergab sich aus einer genauen Vergleichung der Schuppentextur, der andere besteht wie bisher in dem nackten oder gezähnten Rande der Kieferknochen. Es liegt nicht in unserer Aufgabe, hier eine vollständige Abhandlung über die oft sehr verschieden gestaltete Textur sämmtlicher Olupeen- Arten zu geben, wir werden daher nur ganz kurz nur jene Resultate unserer Untersuchungen berühren, die zu dem gegenwärtigen Ziele führen. Die Textur der Schuppen aller mit Kielrippen versehenen wahren Clupeen unterscheidet sich wesentlich von jener anderer Fische dadurch, dass sie seltsamer Weise eine doppelte ist: nämlich eine besondere für die untere und eine andere für die obere Fläche derselben Schuppe. Erstere be- steht aus den gewöhnlichen feinen Kreisen oder concentrischen Ringen, die hier aber in geringer Anzahl und minder scharf vielmehr im verkleinerten Masse wie die kreisförmigen Wellen aussehen, welche auf glattem Wasserspiegel durch einen hinein geworfenen Stein entstehen, nur mit dem Unter- schiede, dass hier die äusseren Ringe am erhabensten scheinen. Die obere Textur lässt sich am besten mit den äussert zarten parallelen Linien vergleichen, wodurch man heut zu Tage häufig Münzen und andere halberhabene Gegenstände so täuschend auf flachem Papiere darstellt (Guillochis); nur laufen diese feinen dieht gedrängten Furchen an unseren Schuppen mehr geradlinig quer über die Fläche. Sie nehmen immer den weit grösseren von den vorhergehenden Schuppen überdeckten Theil ein, der unbedeckte Theil bleibt glatt und lässt seine unteren eoncentrischen Ringe durchschimmern. Bei vielen dieser Clupeen sind die Schuppen sehr zart und dünne, bald ohne Radien, bald mit feinen strahlig gestellten oder auf der unbedeckten Fläche netzförmig verbundenen versehen. Andere Clupeen, wozu auch unsere fossilen Arten gehören, haben dickere beinahe hornartige Schuppen, deren Radien gleich tief gezogenen 1) Weit entfernt diese, nach der Stellung eines einzelnen hier nichts weniger als vorherrschend ausgebildeten Organes angenommene, offenbar willkürliche Eintheilung tadeln zu wollen, nach welcher die grosse Anzahl ähnlicher unter einander schwer zu unterscheidender Arten einer natürlichen Familie mit mehr Präeision unseren Systemen eingereiht werden können, bedauern wir bloss, dass in dem früheren XVII. Bande desselben Werkes, unsere bereits auf dieselben Ansichten basirte Eintheilung der noch weit artenreicheren und schwierigeren natürlichen Familie der Cyprinen (Fische Syriens, in Russeggers Reise), bei welcher noch dazu ein dort so vorherr- schend ausgebildetes Organ wie die Schlundzähne benützt wurde, geradezu verworfen ward. Beiträge zur Kenniniss der fossilen Fische Oesterreichs. 227 Furchen in geringer Anzahl, höchstens bis sechs Paare, die Schuppen beinahe senkrecht und ein- ander parallel durchschneiden, so dass die feinen Querlinien der oberen Textur und die tiefen Radien einerlei Richtung folgen. Die ersten zwei Radien oder eigentlich nach hinten zu die letzten vereinigen sich zu einer geraden Querlinie, welche den hinteren freien Theil der Schuppe von dem grösseren bedeekten zart durchfurchten scheidet. Die übrigen der Schuppenbasis mehr genäherten Radien stehen, wenn sie nicht in ebenfalls zu geraden Linien verbundenen Paaren parallel den ersten folgen, um einen mitten in der Sehuppe befindlichen elliptischen Raum, der nicht von ihnen durchzogen wird; gewöhn- lich sind dann die der Schuppenbasis mehr genäherten Radien weniger senkrecht gestellt. Die dieken Schuppen zerklüften bei einiger Maceration sehr leicht in eben so viele Feldehen als sie durch ihre Radien getheilt wurden, was an Peters Ansicht über die Struetur der Fischsehuppen ') erinnert: manchesmal fällt, wenn nur ein Paar zu einer Grenzfurche verbundene Radien vorhanden ist, der unbedeckte Theil von dem übrigen auch ganz allein ab. Im fossilen Zustande ist diese Zerklüftung der Schuppen nach dem Verlaufe ihrer Radien besonders auffallend und lässt zugleich das Dasein einer doppelten Textur mit schlagender Gewissheit hervortreten, denn während an Schuppen, deren äusserst zart durchfurchte Oberfläche gerade dem Auge zugewendet ist, ein oder einige durch die gespaltenen Radien isolirte Feldchen vom Steine abgesprungen sind, zeigt ihr hinterlassener Eindruck die concentrischen Ringe der unteren Schuppenfläche auf das Bestimmteste und eben so umgekehrt zeigt die plastische Masse den Abdruck der zart gefurchten Oberfläche, wenn der übrige Theil der Schuppe mit seiner unteren concentrischen Textur nach oben liegt. Diese diekeren mit einer zweifachen Textur versehenen Schuppen, welche durch tiefe beinahe vertikale Radien leicht zerklüften, finden sich, so weit unser Materiale reicht, unter jetzt lebenden Clupeen in den Gattungen Sardinella, Harengula, Kowala und Meletta V alenc. Darunter besitzen bloss Sardinella und Meletta einen vollkommen zahnlosen Kieferrand. Wir erlauben uns nun die nachfolgen- den Reste fossiler Olupeen, welehe den Schuppen und dem Kieferrande nach ganz dieselben Charactere wie Sardinella und Meletta tragen, diesen beiden Gattungen näher zu stellen. Da aber ferner ein definitiver Unterschied zwischen Sardinella und Meletta an fossilen Resten nicht denkbar ist, so ent- scheiden wir uns hier dem allgemein übereinstimmenden Habitus nach für letztere Gattung, indem wir bemerken, dass die Gestalt unserer so häufig vorkommenden ersten Art, der Meleita sardinites, jener der jetzt lebenden Meletta vulgaris Valenc. ausserordentlich ähnlich ist, und die Schuppen der ebenfalls recenten Meletta Thrissa Valence. (Chotoessus Thrissa Cuv.) als Typus der eben be- schriebenen Schuppen angesehen werden können. ?) Meletta sardinites. Taf. XXI. u. XXIV. So wie sich aus den Schriftzügen vergangener Zeiten auf ihr relatives Alter schliessen lässt, je ähn- licher diese Züge unseren heutigen sind, ebenso erkennen wir in der antiken Schrift der Natur, in den Zeugen jener vorweltlichen Periode, in der sich die unsere Meletta häufig enthaltenden Mergelschichten von Radoboy in Croatien gebildet hatten, dass diese der unserigen ziemlich nahe voraus gegangen sein 1) Müllers Archiv 1841. ?) Costa hat in seiner Fauna napolitana eine solche Schuppe als einer von ihm beschriebenen Seopelinen Art, Seopelus elongatus, auge- hörig auf Taf. 35 ziemlich gut abgebildet; sie rührt aber sehr wahrscheinlich von einer Meletta mediterranea Valenc. her, denn die Schuppen der Scopelinen haben eine ganz verschiedene mit Schuppen von Salmoniden und Characinen übereinstimmende Textur. 29.* 228 Joh. Jac. Heckel. musste; denn beinahe alle Fische aus diesen Schichten sind jetzt lebenden, heut zu Tage die Meere gemässigter Zonen bewohnenden sehr ähnlich. Es bedurfte daher besonders bei vorliegender Art einer genauen und sorgfältigen Vergleichung um characteristische Unterschiede zu erfassen, wodurch diese sich von zunächst verwandten Formen der Gegenwart wirklich unterscheiden. Eine Aufgabe, die um so schwieriger ward, als gerade diese Reste sich meistens in einem sehr zersprengten und übel erhaltenen Zustande befinden, der von stattgefundenen stürmischen Bewegungen der Fluthen zur Zeit jener Ablagerungen zeugt. Es ist uns zwar gelungen das Skelet des Fisches, dessen Beschreibung hier folgt, mit Ausnahme einiger oberer Kopfknochen als vollständig hergestellt darzustellen, allein es be- durfte hierzu einer bedeutenden Anzahl von Exemplaren, die wir aus 172 dieselbe Art enthaltenden und auf einmal uns vorliegenden Platten auswählen konnten; eine Gelegenheit, die wir um so gewissen- hafter benützt haben, da sie sich so bald nicht wieder darbieten dürfte. Beschreibung. Die allgemeinen Formen des ganzen, höchstens 51/» Zoll lang werdenden Fischehens haben durch- aus nichts Auffallendes, ja selbst die einzelnen Theile des Skeletes sind nicht wesentlicher von jenen unserer heutigen Meletta vulgaris verschieden, als es bei nahe verwandten jetzt lebenden Arten über- haupt der Fall ist. Ausser einer grösseren Anzahl der Wirbel (46 = 3% + 14) und einer geringeren Strahlenanzahl (13 bis 14) in der Rüzken- und Afterflosse, bieten die Gestalt der Suborbitalknochen, des Deckels und Vordeckels, dann der strahligen Furchen am Winkel dieses letzteren, nebst den weit dickeren stärkeren Schuppen die besten Unterscheidungs -Kennzeichen dar. Zur bequemeren Verglei- chung finden sieh desshalb auf beigefügter Tafel, ausser den fossilen Kopfknochen der Melelia sardi- nites, in so weit sie auf den vorliegenden Platten isolirt und erkennbar vorkommen, die entsprechen- den von Meletta vulgaris unter den bei Cuvier und Agassiz gebrauchten Zahlen dargestellt. Die grösste Körperhöhe zwischen dem Kopfe und der Rückenflosse ist sechsmal in der Länge des ganzen Fisches (sammt der Schwanzflosse) enthalten. Dieselbe Höhe gibt ein und ein halbmal ge- nommen die Kopflänge , welche mithin den vierten Theil der ganzen Fischlänge einnimmt. Die Form des Kopfes ist etwas stumpf und die Spitze des Unterkiefers kaum vorstehend. Der Mund ist, wie ge- wöhnlich, nicht bis zum vorderen Augenrande gespalten, die Kieferstücke haben beinahe dieselbe Gestalt wie an Meletta vulgaris, doch ist die Hauptplatte des Maxillarknochens (18) mehr gekrümmt und mit einem längern dünnern Stiele versehen, der Zahntheil des Unterkiefers (3%) nach vorne zu mehr ausgebuchtet und sammt dem Gelenktheile (35) etwas schwächer. Der obere Rand des Quadratbeines (26), woran noch ein Stückehen des Querbeines hängt, ist in der Mitte mehr convex. Der Vordeckel (30) weicht seiner ganzen Form nach etwas mehr ab, er ist breiter, die untere wagerechte Hälfte länger als die obere senkrechte, letzterer fehlt auch bei der Anlenkung der schiefe Abschnitt des Hin- terrandes; der Winkel, in welchem die Hauptleiste gebogen, ist weit stumpfer. Die ganze hinter der Hauptleiste liegende Fläche des Vordeckels wird von sehr zarten mit dessen Hinterrande parallel lau- fenden Linien durchfurcht; um den äusseren Winkel der Hauptleiste entspringen 6— 8 stärkere Fur- chen, welche die vorhergehenden durchschneidend strahlenähnlich nach dem Hinterrande zu divergiren, denselben aber nicht erreichen. Der Deckel (28) läuft nach unten viel spitzer zu und die Hauptrun- dung reicht weiter rückwärts; beinahe seine ganze Oberfläche ist wie jene des Vordeckels fein ge- furcht, allein diese zarten mit dem Aussenrande parallel laufenden Furchen erlöschen allmälıg gegen den Vordeekel hin und bilden nicht wie an Meletta vulgaris durch nach innen zu stärker ausgeprägte Furchen einen bandartigen Streif um den Hinterrand. Dem Unterdeckel (32) mangelt ebenfalls dieser gebänderte Rand und der Zwischendeckel (33) hat eine mehr dreieckige, lang gestreckte Form, ohne den kleinen Aussehnitt an seinem Vorderrande. Von den Kiemenstrahlen fanden sich nur zwei und zwar die hintersten und grössten (43) ganz erhalten, sie sind verhältnissmässig viel länger und schmä- Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 229 ler; der letzte Kiemenstrahl ist gleich breit mit einigen zarten Querfurchen, der Vorletzte am Ende schmä- ler und etwas säbelförmig gebogen. Von den Stirnbeinen sind bloss unförmige Rudimente, vom Keil- beine (6) die vordere kaum verschiedene Hälfte nur übrig. Von den Knochen des Schultergürtels finden sich in vereinzelter Lage das obere Sehulterblattstück (46) und der Humerus (48) erhalten. Beide sind etwas kräftiger wie an Mel. vuly., besonders bietet letzterer einen starken Vorsprung zum An- satze der Handwurzelknochen dar. Die schlanke und wie an Olupeen gewöhnlich schwache Wirbelsäule enthält 46 Wirbel (Meletta vulgaris hat deren 47), die in der ersten Hälfte des aus 32 Wirbeln gebildeten abdominalen Antheiles eben so hoch als lang sind; in der zweiten dagegen und besonders in dem aus 14 Wirbeln gebildeten Schwanzantheile werden sie gerade nicht länger, aber etwas niedriger. Häufig sind alle Wirbelkörper gänz- lich verschwunden und man gewahrt bloss ihre im Steine hinterlassenen Abdrücke, oder es haben sich die von der Chorda durchzogen gewesenen trichterförmigen Aushöhlungen mit weissem Kalksinter ausgefüllt und zeigen sich nun wie eine Schnur kleiner Perlen. Hier wie an lebenden Clupeen sind diese Höh- lungen verhältnissmässig gross und eommunieiren durch ziemlich weite Oeffnungen. Wo die Wirbel er- halten sind, tragen sie nur seiehte Furchen; die Gelenkfortsätze hingegen finden sich um so mehr aus- gebildet und reichen bis gegen die Mitte jedes vor- und nachfolgenden Wirbels. Die Dornfortsätze sind schwach und lang, entspringen im Anfange jedes Wirbelkörpers, krümmen sich bei den ersten Wirbeln etwas vorwärts, werden in der Mitte des Fisches am längsten, beinahe fünf Wirbellängen lang und neigen sich über der Afterflosse, wo sie am kürzesten sind, beiläufig um 45 Grad gegen die Wirbelsäule nach rückwärts. Die unteren Dornfortsätze der Schwanzwirbel entsprechen ganz den oberen, nur sind sie etwas weniger geneigt. Die allen heterocerken Schwanzflossen, welche unter Knochenfischen vorkommen, ganz eigenthümlichen durch den oberen Schwanzlappen hinziehenden Verlängerungsstücke des letzten Schwanzwirbels finden sich sowohl hier, als an allen wahren C/lupeen überhaupt, vorzüglich ausgebildet. ') Die Rippen sind wie gewöhnlich lang, zart und schieben sich unten zwischen die entgegenstehenden Kiel- rippen ein, es dürften 26 bis 28 Paare vorhanden sein. Die Kielrippen bestehen aus ziemlich starken rückwärts etwas stumpfen Schildchen, wodurch die Bauchschneide wahrscheinlich nieht sehr gesägt er- scheinen konnte; ihre Anzahl lässt sich, da nur selten einige erhalten sind, nicht angeben. Die Brustflossen sind spitz, kurz, kaum über 1/3 der Kopflänge lang und bestehen aus 15 Strahlen, wovon der erste ein ungetheilter ist. Die noch kürzeren Bauchflossen enthalten jede einen ungetheilten und acht getheilte Strahlen; sie entspringen vor der Mitte des Fisches (ohne der Schwanzilosse) unter dem 19.—20. Abdominalwirbel. Die Rückenflosse beginnt noch weiter vorne über dem 16. Abdominal- wirbel und reicht mit ihrer einem Drittheile der Kopflänge gleichenden Basis bis über den 21. Der obere Rand ist schief abgestutzt, so dass der dritte und längste der ungetheilten Strahlen den letzten der nachfolgenden zehn getheilten um das Doppelte übertrifft. Die 12—13 Träger, worauf die ganze Flosse ruht, sind sehr kurz, dringen daher nur wenig zwischen die Endspitzen von sechs Dornfortsätzen ein. Den Vorderrücken stützen blinde Träger. Die Afterflosse liegt sehr weit rückwärts, denn ihre Basis, welche nur eine halbe Kopflänge enthält, reicht, senkrecht genommen, vom zweiten bis unter den eilften der 14 Schwanzwirbel, so dass der hinterste Afterflossenstrahl beinahe die Stützenstrahlen der Schwanzilosse erreicht. Die Anzahl der Träger sowohl, als der Strahlen gleicht jener der Schwanz- wirbel, nämlich 14; Träger und Strahlen sind beide sehr kurz, von letzteren sind die zwei vorderen ungetheilt. Die Schwanzflosse ist wie gewöhnlich an C/upeen tief ausgeschnitten und besteht aus 14 getheilten Strahlen, über und unter welchen, ausser dem Hauptstrahle, sechs ungetheilte stufenweise kürzere Stützenstrahlen sich befinden. 4) Wir verweisen, um Wiederholung zu vermeiden, bei dieser Stelle, welche jetzt noch etwas undentlich oder unrichtig scheinen dürfte, auf unsere später nachfolgende, in der Einleitung zu den Pyenodonten aufgestellte Ansicht, über die Bedeutung von heterocerk und homocerk, so wie über die Verbreitung dieser Formen unter vorweltlichen und jetzt lebenden Fischen. 230 Joh. Jac. Heckel. Die Schuppen scheinen etwas dicker und stärker gewesen zu seyn als an der recenten Meletta vulgaris, deren Skeletbau bisher zur Vergleichung diente, und erinnern an jene jedoch noch stärkeren Schuppen von Meletta Thrissa. Sie sind ziemlich kreisförmig und kleiner als ein Augen- diameter; sieben horizontale Reihen, wovon die mittleren vom Kopfe bis zur Schwanzflosse beiläufig 45 Schuppen enthalten, liegen zwischen der Rückenflosse und den Bauchflossen über einander. Die concentrischen Ringe an der Unterseite der Schuppen sind spärlich und schwach, dem ungeachtet aber auf der äusserst fein gefurchten Oberseite, besonders an deren unbedeckten Theile bemerkbar. Drei bis fünf Paare Radien, selten ein Paar mehr oder weniger, durchziehen die Schuppen, ohne sich gegenseitig zu vereinigen, selbst das hinterste zuweilen etwas bogenförmige Paar bleibt mitten noch etwas getrennt. Die 172 Exemplare aus dem grauen Mergelschiefer von Radoboy in Croatien, nach welchen die hier gegebene Beschreibung entworfen wurde, befinden sich zum Theile im k. k. Hof-Mineralien- eabinette, zum Theile in den Sammlungen des k. k. montanistischen Museums, dann des ungarischen National-Museums zu Pesth, ferner als Privat-Eigenthum im Besitze des Herrn Grafen Breuner in Wien, des Herrn Professors Unger in Gratz, des Edlen von Rosthorn in Klagenfurt und des Herrn Custos Freyer zu Laibach. Das Vorkommen unserer Meletia sardinites dürfte sich aber nicht auf Radoboy allein beschränken, denn wir erhielten vom National-Museum zu Pesth auch ein Exemplar, angeblich aus Neusohl, welches sich durchaus, selbst nicht einmal durch die umgebende Steinmasse von jenem aus Radoboy unterscheidet. — Einzelne in der Gegend von Ofen in einem mehr dunkelgrauen und zarter anzufühlenden Mergelschiefer aufgefundene Schuppen scheinen ebenfalls hieher zu gehören. Exemplare davon befinden sich in der Sammlung des Herrn Professors Sadler zu Pesth und durch dessen gütige Mittheilung auch bei uns selbst. Taf. XXI. Fig. 1. Meletta sardinites Heck. nach einem im k. k. Hof-Mineraliencabinette befindlichen Exemplare. Fig. 2. Dieselbe, nach einem Exemplare des Herrn Prof. Unger. Fig. 3. Ein jüngeres Individuum, ganz in Profil, gleichfalls vom Herrn Prof. Unger. Fig. 4. Ein noch jüngeres, woran die Kielrippen erhalten sind, aus dem k. k. Mineralien-Cabinette. Fig. 5. Ein Stück Haut mit noch unverrückten Schuppen; darunter andere zerstreut liegende Schuppen. Aus dem National-Museum zu Pesth. Taf. XXIV. «) Meletta sardinites, aus den Bruchstücken sämmtlicher 172 Exemplare vollständig dargestellt. b) Deren Skelet nach diesen vollständig restaurirt dargestellt. ce) Einzelne Kopf- und Schultergürtel-Knochen, etwas vergrössert gezeichnet. d) Dieselben Knochen von Meletta vulgaris aus der Nordsee, beide mit den bei Cuvier und Agassiz gebräuchlichen Zahlen bezeichnet , nämlich: 6. Keilbein, 18. 18. Der grössere den Mundrand bildende und der kleinere im Lieben auf demselben liegende Oberkieferknochen. 19. 19. Zwei Unteraugenknochen (Jochbein Agass.). 26. Quadratbein. 28. Deckel. 30. Vordeckel. 32. Unterdeckel. 33. Zwischendeckel. 34. Zahntheil des Unterkiefers. 35. Gelenktheil des Unterkiefers. u _ Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. “ 231 43. 43. Vorletzter und letzter Kiemenstrahl. 46. Obertheil des Schulterblattes. 48. Humerus. e) Einzelner Schwanzwirbel mit Gelenk- und Dornfortsätzen ; vergrössert dargestellt. D Drei einzelne Schuppen von oben, mit 3, # und 5 Paar Radien ; vergrössert. 9) Einzelne Schuppe von unten gesehen. Meletta longimana. Taf. XXV. Wir kennen die fossilen Reste dieses Fisches, nach welchen wir die gegenwärtige Art aufstellen, aus acht vorliegenden Platten, worauf sich ausser den Schuppen ein Theil der Wirbelsäule mit der Schwanzflosse den Bauch- und Brustflossen, dann einigen Rudimenten des Schultergürtels erhalten finden. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden Art vorzüglich durch die Länge ihrer Brustflossen und die lederartige Dicke ihrer zerklüfteten Schuppen. Beschreibung. In der wie gewöhnlich schlanken, hier aber unvollständigen Wirbelsäule ist sowohl aus den hinterlas- senen Eindrücken als aus den Rudimenten der Dornfortsätze das ehemalige Vorhandenseyn von 26 schwa- chen Wirbelkörpern ersichtlich; wenn man aber die Stellung der Bauchflossen berücksichtiget, so dürfte die ganze Wirbelsäule bei 40 Wirbel enthalten haben. Länge und Höhe der Wirbel sind beinahe gleich; die schwachen Dornfortsätze erreichen kaum drei Wirbellängen, die oberen mit vielen Mus- kelgräthen überdeckten stehen über den Bauchflossen beinahe aufrecht, jene der letzten zehn Schwanz- wirbel aber neigen sich in einen Winkel von 45 Graden und ebenso die unteren etwas längeren. So viel noch von den Rippen nach den Bauchflossen zu sehen ist, waren sie sehr zart und fein; Kielrippen haben sich jedoch gar keine erhalten. Die Brustflossen, wovon zwar nur noch einige Strahlen übrig sind, waren ohnstreitig sehr lang, sie enthielten die Länge von 9 — 10 Abdominalwirbel und reichten bis zur Basis der Bauchflossen, ihre Strahlenrudimente sind dabei zart und schwach. Die Bauchflossen bestanden dagegen aus stärkeren, aber auch viel kürzeren Strahlen, ihre Anzahl lässt sich gleichfalls nicht angeben. Das Ende der Schwanzflosse ist abgebrochen, der Dichotomie des noch vorhandenen Theiles nach war sie, wie gewöhnlich, tief ausgebuchtet; ihre Randstrahlen verbinden sich mit den Dornfortsätzen der beiden vor- letzten Wirbel, und erreichen beinahe die Wirbelkörper selbst. Die Schuppen zeichnen sich vorzüglich durch ihre Dicke und verhältnissmässige Stärke aus, scheinen dabei aber doch leicht abfallend gewesen zu sein. Ihr Umriss ist bald kreisförmig, bald ein in die Länge, bald in die Breite gezogenes Oval; letztere lagen ohne Zweifel an den Seiten, die länglichen auf der Schwanzfirste und die runden vor der Schwanzilosse des Fisches. Die allermeisten befinden sich in einem rudimentären Zustande, oder wenn sie auch noch vollständig sind, nach dem Verlaufe ihrer Radien in einzelne Feldehen zerklüftet und zertheilt. Da wo Radien nicht bis in die Mitte einer Schuppe reichen und somit die Trennung der Feldehen, woraus sie besteht, nicht vollständig den Nähten nach ge- schehen konnte, blieb mitten ein ovaler Theil, gleich einem abgerissenen Schildehen, stehen. Häufig findet man einzelne Feldehen einer Schuppe vom Steine abgesprungen und auf der blossliegenden Stelle erscheint dann im Abdruck die Textur der entgegengesetzten Seite mit vollster Klarheit. Es ist diess hier um so mehr überraschend, da die Schuppen ihrer Dicke wegen die eoneentrischen Ringe der unteren Textur, an der Oberfläche, die freie Stelle ausgenommen, wo sie ein wenig durchschimmert, gar nicht bemerken 2332 : Joh. Jac. Heckel. lassen; noch weniger ist die viel zärtere Textur der Oberseite dann zu entdecken, wenn eine einzelne Schuppe umgekehrt mit den concentrischen Ringen nach oben liegt. Bemerkenswerth ist es, dass hier die Radien an der unteren Fläche nur bisweilen den Rand der Schuppe, die Mitte derselben aber niemals erreichen. An der oberen Fläche dagegen, wo sie jedesmal bis an den Seitenrand auslaufen, stosst das letzte. den unbedeckten Raum absondernde Radienpaar mitten zusammen und bildet eine Querfurche über die ganze Schuppenbreite. Vor dieser Querfurche gegen den Insertionsrand der Schuppe zu trifft man an gewöhnlichen Seitenschuppen drei andere Radienpaare an, die mit der Querfurche parallel laufen, aber in der Mitte nicht zusammen hängen; sie durchschneiden zugleich die zwischen ihnen liegenden haarfeinen Texturlinien ein wenig schief, die unteren concentrischen Ringe dagegen beinahe im rechten Winkel. Gegen die Schwanz- flosse zu mehren sich die Radien oder Nähte bis auf fünf Paare und nehmen eine mehr strahlenartige Stellung an; bei den länglichen Schuppen, welche wahrscheinlich die Firste bedeekten, verbinden sich alle Radien paarweise längs der Mitte unter einem stumpfen Winkel. Das hier beschriebene und abgebildete Exemplar kam aus einer über sechs Schuh mächtigen Schichte bituminösen Mergelschiefers des 10 Klafter tiefen Schürfungsschachtes von Krakowiza bei Imwald, im Wadowitzer Kreise in Galizien und befindet sich im Besitze des Herrn Professors Albin Heinrich zu Brünn. Ausser diesem Fundorte kamen uns einzelne Schuppen und Stücke der Wirbelsäule, welche wir mit den eben beschriebenen für identisch halten, aus folgenden Localitäten in Mähren zu: Aus dem Schieferthone von Mautnitz und aus einem Brunnen am Karlshofe, beide in der Nähe von Selowitz. Aus bituminösem Mergel in dem Hoffnungsschachte des Turoldberges bei Nikolsburg. Taf. XXV. Fig. 1. Meletta longimana, Heck. aus der tertiären Mergelschichte von Krakowiza in Galizien. a) Eine zerklüftete Schuppe vergrössert gezeichnet, zwei Feldchen fehlen und liessen die Textur ihrer unteren Fläche als Abdruck im Steine zurück. b) Oberseite, c) Unterseite einer gewöhnlichen Seitenschuppe, vergrössert dargestellt. d) Oberseite, e) Unterseite einer Rückenschuppe. f) Oberseite, g) Unterseite einer Schuppe aus der Nähe der Schwanzilosse. h, i) Ober- und Unterseite einer gewöhnlichen Seitenschuppe der jetzt lebenden Meletta Thrissa Valene. zum Vergleiche unter derselben Vergrösserung dargestellt. Anmerkung. Es kam uns soeben durch die Herren Franz Ritter von Hauer und Dr. Hörnes eine Sendung der auf ihrer geognostischen Reise bei Krakowiza nördlich von Imwald gesammelten fossilen Fischreste zu, worunter, nebst vielen vereinzelten Schuppen dieser Art, die sich sämmtlich durch eine gewisse Dicke auffallend von jenen vorhin beschriebenen des grossen Rodoboyer Sardellenlagers unterscheiden, auch der grössere obere Maxillarknochen derselben, den wir hier nachträglich beschreiben und auf der nämlichen Tafel XIN., - unter Fig. 2 in natürlicher Grösse, in 7 aber vergrössert darstellen, gleichfalls vereinzelt vortrefllich erhalten war. Er ist mehr winkelig gebogen als jener an der vorhergehenden sowohl, als der nachfolgenden Art, von der oberen Anlenkungsstelle bis zur Hälfte herab schr schmal, dann auf einmal nach vorwärts springend sehr breit. Sein vollkommen unversehrter Rand zeigt nicht die mindeste Spur von Zähnen. Die glänzend glatte Oberfläche des breiteren und dünneren Theiles wird gleichsam von einem rippenartigen erhabenen Fortsatze des oberen schmäleren Theiles schief durchzogen und enthält am abgerundeten Ende zwei kurze dem Vorderrande parallel laufende Furchen. > Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 233 Meletta erenata. Taf. XXVI. Obschon uns eine Anzahl von Steinen oder vielmehr von Sandschollen vorliegen, worin nur zerstreute Fragmente eines Fisches dieser Gattung vorkommen, so waren wir doch sehr erfreut an einigen derselben, die sich als festere Theile in dem kaum hart gewordenen feinen Sande minder zerstört erhalten hatten, oder an den theilweise hinterlassenen Eindrücken derselben, characteristische Merkmale zu finden, wodurch sie sich als einer eigenen von den beiden vorhergehenden verschiedenen Art angehörige darstellen. Diese Merkmale bestehen vorzüglich in der Einkerbung des äusseren Vordeckelrandes, in der Schmäle des grossen Maxillarknochens und in der noch grösseren Dicke der Schuppen. Beschreibung. Der grosse Maxillarknochen (18), welcher seitwärts den oberen Mundrand bildet, ist stark gebogen und im Vergleiche zu jenem der Meleita sardinites an seiner unteren Hälfte schr schmal, an seiner oberen aber oder an dem Stiele etwas breiter. Der kleine, in seiner natürlichen Lage den vorher- gehenden überdeckende Maxillarknochen (18) ist dagegen kaum verschieden. Der Zahntheil des Unterkiefers (34), der getrennt von seinem Gelenktheile für sich allein einen schönen Eindruck hinterliess, bietet keinen anderen Unterschied dar, als dass er vorne mehr abgestutzt oder stumpfer ist. Am wesentlichsten ist jedoch der Vordeckel (30) verschieden. Der vertikale Theil seiner den inneren Winkel bildenden Leiste ist länger als der horizontale und der vertikale hintere Rand des ganzen Deckel- stückes, wendet sich, bevor er die Rundung am äusseren Winkel erreicht, in sanfter Biegung nach ein- wärts. Diese Rundung ist gross und bildet einen weiten Bogen. Die Oberfläche des ganzen Vordeckels ist zwar glatt, wird aber gegen den Hinterrand zu von äusserst zarten mit demselben parallel laufenden Bogenlinien kaum bemerkbar durchzogen. Diese Bogenlinien durchsehneidend ziehen sich ziemlich starke Furchen, wir zählen hier eilf, von der äusseren Rundung nach dem Winkel der inneren Leiste, doch ohne dieselbe zu erreichen, und bilden am Rande der äusseren Rundung, woselbst sie am tiefsten und breitesten sind, kleine Buchten, so dass dieser abgerundete Theil des Vordeckels zart gekerbt erscheint. Der Hauptdeckel (28) selbst ist seinem Umrisse nach kaum von jenem der Meletta sardinites ver- schieden, nur wird er gegen seinen Hinterrand zu von feinen Parallellinien gleich jenen des Vordeckels durchzogen, und aus seinem oberen Insertionswinkel verbreiten sich bloss zwei Strahlenfurchen über die Fläche nach abwärts. Ein Kiemenstrahl (43), der sich ebenfalls ganz erhalten vorfand, und der letzte oder vorletzte war, besitzt nichts Ausgezeichnetes. Das Quadratbein (26) ist kaum etwas breiter, hat aber vorne, wo es sich mit dem Querbeine verbindet, einen kleinen Ausschnitt. Ueber das Keilbein lässt sich, wie auch über einige andere Knochen, die zwar öfters, aber in einem zu sehr zersplitterten Zustande, vorkommen, gar nichts sagen. So häufig auch ferner Stückchen von Dornfortsätzen und Wirbelkörpern angetroffen werden, gelang es doch nur einmal einen ganzen Wirbel beinahe unversehrt zu erhalten. Es ist en Schwanzwirbel von gewöhnlicher Gestalt, etwas länger als hoch, mit spitzen Gelenkfortsätzen nach vor- und rückwärts und schwachen vorne ansitzenden Dorn- fortsätzen. Flossen sind noch weniger vorhanden, höchstens trifft man einige unbedeutende Strahlen- rudimente zerstreut an, um so besser findet man dagegen einzelne Schuppen erhalten. Was an diesen zuerst auffällt, ist ihre Dieke, welehe jene der Schuppen von Meletta longimana noch übertrifft. sie sehen zuweilen an ihrer Obertlläche sogar wie faltig aus, als hätten sie früher aus einer weichen jetzt zusammengeschrumpften Masse bestanden; dabei verhält sich aber die Textur ganz wie an den vorbe- schriebenen Arten, und man trifft die Radien eben so zerklüftet an, nur beläuft sich die Anzahl derselben zuweilen bis auf sechs etwas bogenförmige Paare. Im Ganzen dürften die Schuppen verhältnissmässig auch grösser gewesen sein. 30 Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 34 Joh. Jac. Heckel. Herr Professor L. Zeuschner in Krakau, in dessen Besitze unsere hier beschriebenen Exem- plare sich befinden, fand dieselben an einem nördlichen Abhange der Karpathen, Na Bykowea genannt, bei Zakliezyn zwischen Mogilany und Myslenica in einem weichen tertiären Sandstein ‘(Karpathen-Sandstein), und hatte die Gefälligkeit sie uns zur Ansicht mitzutheilen. Einzelne Schuppen aus Ungarn, welche in einem thonigen Sandsteine zwischen Mauth und Krikehai im Neutraer Comitat gefunden werden, und wovon im k. k. Montanistischen Museum mehrere Exemplare aufbewahrt sind, scheinen uns gleichfalls hieher zu gehören. | a. ‚Taf. XXVI. Fig. 1 und 2. Meletia erenata Heck. im Karpathen-Sandstein von Zakliezyn. Fig. 3. Einzelne gut erhaltene Theile der Meleita erenata ein wenig vergrössert dargestellt. 18. Der grosse und der daraufliegende kleine Maxillarknochen. 26. Quadratbein. N 28. Haupt-Deckel. E 30. Vordeckel. 34. Zahntheil des Unterkiefers. 43. Letzter oder vorletztier Kiemenstrahl. a) Caudal-Wirbel, vergrössert. b) Schuppe in natürlicher Grösse. c) Dieselbe vergrössert. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 235 CLUPEA VALENC. Ord. Physostomi. — Fam. Clupeidae. Die Gründe, welche uns bewogen hatten die vorangehenden Clupeiden der Gattung Meletta Valene. anzureihen, schliessen die gegenwärtige Art davon aus, denn hier sind die Schuppen, welche auch nie zerklüftet angetroffen werden, äussert dünne ja selbst noch durchscheinend, ihre unbedeckte Fläche strahlig und am Rande gekerbt. Sie, wie die ganze dem Anscheine nach robuster gewesene Gestalt des Thieres lassen jene Abtheilung oder Gattung der Clupeen erkennen, deren Typus unser allbe- kannter Häring ist. Uebrigens wird es wie schon früher bemerkt worden stets eine schwierige Aufgabe bleiben, die verschiedenen Gattungen, in welche die mit Kielrippen versehenen O/upeen ihren Zähnen nach zerfallen, im fossilen Zustande durch andere ersichtliche Kennzeichen hinreichend zu charakterisiren. Clupea Haidingeri. Taf. XXI. Als vereinigte Hauptmerkmale, wodurch die vorliegende neue und schöne C/upea Haidingeri sich von bisher bekannten Clupeen-Arten leicht unterscheiden lässt, führen wir vorzüglich die Stellung der Bauch- flossen hinter der Rückenflosse, die Strahlen auf dem Vordeckel, die grossen Schilder derKielrippen und endlich, in Beziehung auf Fische aus derselben Localität, die Farbe an. Beschreibung. Die allgemeine Gestalt des Fisches gleicht einer häringsartigen, dürfte aber im Leben nicht sehr comprimirt gewesen sein. Ihre grösste Höhe vor der Rückenflosse ist sechs und ein halbmal in der Ge- sammtlänge enthalten; die Kopflänge, etwas weniger als ein Viertheil dieser letzteren, beträgt ein und eine halbe, die Schwanzflosse eine ganze Körperhöhe. Der etwas vorstehende Unterkiefer bildet die stumpfe Spitze des Kopfes; weder an seinem noch an des Oberkiefers Rand ist, vielleicht auch in Folge der sehr lockeren grobkörnigen Steinmasse, nicht die mindeste Spur kleiner Zähnchen bemerkbar. Von den drei übereinander liegenden Theilen des oberen Maxillarknochens ist nur der grössere oder zwi- schenliegende erhalten, und zwar an seinem oberen Ende ganz, an seinem unteren breiteren aber bloss als ein beschädigter Abdruck. Der ganze Oberkieferrand war säbelförmig gebogen und scheint nur vier Wirbellängen enthalten zu haben, die Mundspalte daher klein gewesen zu seyn. Die Augenhöhle liegt mitten im Kopfe, ihr Diameter gleicht drei Wirbellängen. Senkrecht unter ihrem vorderen Rande bemerkt man Ueberreste des Quadratbeines, worauf die Spitze des wagrechten Vordeckeltheiles liegt. Der Vordeckel ist an einem unserer Exemplare ganz vorirefflich erhalten, sein horizontaler Längedurch- messer ist dem diagonalen vom Schläfenbein bis zum Quadratbeine ganz gleich und enthält den Zwischen- raum von sieben Abdominalwirbeln. Die Leisten, welehe den inneren sehr stumpfen Winkel von beiläufig 150 Graden bilden, sind sehr wenig erhaben; der vertikale Hinterrand wendet sich ohne Einbuchtung etwas rückwärts, der wagrechte untere Rand beschreibt in seiner hinteren Hälfte einen weiten Bogen und verbindet sich durch eine kurze Rundung mit dem vorigen. Die ganze Oberfläche des Vordeckels wird, so weit ihr unterer Bogenrand reicht, von zwölf erhabenen aus dem Winkel der Leisten divergirenden Strah- len durchzogen; diese Strahlen verlängern sich allmählig von den vordersten an, werden stärker und bis zu 30 * # 2536 Joh. Jac. Heckel. dem siebenten gegen den Aussenrand des Vordeckels breiter, nach dem siebenten spalten sie sich und durch- ziehen als einfache Gabeln den breiteren Theil der Fläche bis zum Anfange des vertikalen Randes. Der eigentliche Deckel enthält fünf Wirbellängen in der Höhe und drei in der Breite, ist in der oberen Hälfte des Hinterrandes etwas einwärts gebogen und wird von wenigen, drei bis vier kaum bemerkbaren, aus dem Schläfenwinkel kommenden Strahlen durchzogen. Wir können bis acht Kiemenstrahlen zählen, wovon die letzten wie gewöhnlich breit und bei ihrer Anlenkung winklig sind, sonst aber nichts Aus- gezeichnetes bieten. Die übrigen Kopfknochen haben zu sehr gelitten, um Einzelnes darüber anführen zu können, doch sieht man ganz deutlich, wie an jetzt lebenden Olupeen, die an den äusseren Hinter- hauptbeinen festsitzenden Sehnenbüschel, welche den beiden grossen Rückenmuskeln zur An- heftung dienten. Besonders ist dieses bei einem dem Herrn Doctor Jemelka gehörigen Exemplare der Fall, wo ein ziemlich langer und zart zertheilter Büschel, strahlenähnlich an einem Rudimente des rechten äusseren Hinterhauptbeines entspringt. Wir werden später bei der Gattung Picnodus auf die unter den Fischen seltene Erscheinung verknöcherter Sehnenbüschel zurückkommen, die unter fossilen Fischen manche Täuschung veranlasste. Die Wirbelsäule besteht aus 46 Wirbeln, wovon 30 dem abdominalen und 16 dem caudalen Theile derselben angehören. Die beiden ersten Wirbel sind auffallend kurz und zusammengenommen gerade so lang wie jeder einzelne der nachfolgenden Abdominalwirbel, deren Höhe und Länge sich gleichen; sie werden von fünf zarten Leisten, die sich an den nachfolgenden auf vier, und an den Caudalwirbeln auf drei reduciren, an jeder Seite der Länge nach durchzogen. Die Gelenkfortsätze sind stark, die oberen Dorn- fortsätze wie gewöhnlich lang und schwach; ein Theil dieser letzteren biegt sich vor der Rücken- ilosse, von zahlreichen Muskelgräthen umgeben, in einem concaven Bogen nach aufwärts, andere nach derselben, in convexem Bogen nach abwärts. Die unteren Dornfortsätze entsprechen den oberen, sitzen gleich ihnen im Amfange jedes Wirbels und neigen sich vor der Schwanzflosse in einem Winkel von 45 Graden gegen die Wirbelsäule Die Rippen sind eben so zart und noch um ein Drittheil länger als die vorderen Dornfortsätze; wir können 22 Paare zählen, die sich unten mit den Kielrippen verbinden, die nachfolgenden werden allmählig kürzer und nehmen eine schiefere Richtung an. Auf- fallend gross sind die Schilder der Kielrippen, sechzehn bilden bis zu den Bauchflossen den wahr- scheinlich ziemlich scharf gewesenen Kiel und hinter denselben bis zur Afterflosse, wo sie nicht mehr zählbar sind, dürfte sich eine kaum geringere Anzahl befunden haben. Sie gleichen, von der Seite gesehen, rechtwinkeligen Tafeln, deren Länge (etwas über eine Wirbellänge) zweimal in der Höhe enthalten ist, scheinen aber unten keine vorspringenden Spitzen, wodurch die Bauchschneide gewöhnlich wie gesägt aussieht, gehabt zu haben. Zehn bis eilf blinde Träger, die sämmtlich kürzer aber stärker sind als die Dornfortsätze des Vorderrückens, finden sich daselbst zwischen ihnen vertheilt. Darauf folgen 16 etwas schiefere Träger, welche die Rückenflosse tragen; der erste von ihnen ist kurz und etwas vorwärts gestreckt, der zweite längere schiebt sich zwischen die Dornfortsätze des 13. und 14. Abdominalwirbels ein, die nachfolgenden nehmen allmählig an Länge wieder ab und der letzte tritt zwischen die Dornfortsätze des 20. und 21. Wirbels ein, so dass die ganze Rückenflosse durch 15 Flossenträger mit sieben Abdominalwirbel in lockerer Verbindung steht. Die Träger der Afterflosse nehmen die zwölf ersten Caudalwirbel ein, alle, besonders die hintersten sind kürzer als die vorigen und viel schiefer gestellt. Die Träger der Schwanzflosse sind wie gewöhnlich flach aber nicht zählbar. Die Brustflossen würden zurückgelegt bis senkrecht unter den Anfang der Rückenflosse rei- chen und bestehen aus 17 weit unten ansitzenden Strahlen. Die Stellung der Bauchflossen ist vor- züglich bemerkenswerth, sie sitzen nicht wie gewöhnlich senkrecht unter der Mitte der Rückenflosse, sondern noch um zwei Wirbellängen hinter deren Basis, zwischen dem Schultergürtel und dem Schwanz- ende in der Mitte; sie sind an unseren Exemplaren unvollständig erhalten, scheinen aber jedenfalls kürzer gewesen zu sein, als die Brustilossen. Die Rückenflosse beginnt mit dem zweiten Viertleile des Rumpfes Beiträge zur Kenniniss der fossilen Fische Oesterreichs. 237 senkrecht über dem 16. Abdominalwirbel und endiget über dem 21., ihre Basis nimmt daher die Länge von sieben darunter liegenden Wirbeln ein; sie enthält 17 Strahlen, wovon der erste sehr kurze mit dem zweiten gleichfalls ungetheilten aber längsten auf einem gemeinschaftlichen Träger sitzen. Der obere Flossen- rand war schief abgestutzt, die letzten Strahlen sind nur halb so lang als die vorderen, deren Höhe jedenfalls die Länge der Flossenbasis übertrifft. Die Afterflosse, welche leider an keinem Exemplare vollständig ist, beginnt mit dem fünften Siebentheile des Rumpfes senkreeht unter dem fünften Caudalwirbel und endet unter dem 13., ihre Basis erstreckt sich daher über acht Wirbellängen und über- trifft jene der Rückenflosse ; sie enthält 16 bis 17 Strahlen, die sämmtlich sehr kurz waren. Die Schwanz- flosse ist wie gewöhnlich tief eingebuchtet; zwischen ihren beiden Hauptstrahlen befinden sich 15 getheilte, nach aussen über und unter denselben vier bis fünf kurze Stützenstrahlen, die sich mit den Dornfortsätzen der drei letzten Wirbel verbinden, so dass zwischen der After- und Schwanzflosse nur einer der unteren Dornfortsätze ausser Verbindung bleibt. Die Schuppen sind sehr dünne und ihre Textur äusserst zart; man kann in der grössten Kör- perhöhe unter der Rückenflosse sieben parallele Schuppenreihen wahrnehmen , deren mittleren beiläufig 50 Schuppen enthalten mögen. So vortrefflich aber auch und mit allem Glanze die Schuppen erhalten zu sein scheinen, so unendlich schwer fällt es doch, einzelne Schuppen genau zu unterscheiden, woran vorzüglich ihre rauhe Unterlage Schuld trägt, in deren lockerem, aus zerriebenen Muscheln und Korallen bestehenden Gefüge der äusserst zarte Schuppenrand verschwindet; auch zeigen hier beinahe alle Schuppen ihre Unterseite, nur jene in der Nähe des Körperumrisses oder ausser demselben befindlichen, sind von oben sichtbar. Der Diameter einer mittleren Schuppe übertrifft etwas eine Wirbellänge, ihr Umriss ist beinahe kreisrund am freien Rande ungleich gekerbt. Die einfachen Radien, welehe aus der Längenachse der Schuppe rechtwinklig gegen den oberen und den unteren Rand hin divergiren, sind etwas rückwärts gekrümmt und sehr zart, gewöhnlich bilden sie fünf Paare, wovon das letzte, zuweilen auch das vor- letzte, jedes nur eine weite Bogenlinie ausmachen und die bedeckte von der unbedeckten Fläche scheiden; die übrigen der Schuppenbasis näher liegenden Radien sind stets in der Mitte getrennt. Nur unter einer starken Lupe und bei einer gewissen Wendung des Steines gegen das einfallende Licht ist es möglich, die äusserst fein guilloschirte Oberfläche des bedeckt gewesenen Theiles mit voller Gewissheit zu erkennen. An dem unbedeekten Theile zeigen sich dabei zarte strahlige Furchen, die aus den kleinen Kerben des freien Randes gegen das letzte vereinigte Radienpaar hinziehen, ohne dasselbe zu erreichen. Die gewöhnlichen eoneentrischen Ringe der unteren Schuppenfläche sind nirgends wahrzunehmen. Es mag immerhin befremden, bei der Charakteristik fossiler Fische die Farbe derselben in die Reihe der übrigen Charaktere aufgenommen zu sehen. Gleichwohl dürfte sie vom chemischen wie vom zoologischen Standpunkte aus betrachtet, wichtig genug sein, ihr eine höhere Bedeutung zueignen zu kön- nen als bisher der Fall war. Dass hierbei nicht von der Färbung des lebenden Fisches, sondern nur von der durch chemische Veränderung im fossilen Zustande erzeugten die Rede sein kann, versteht sich wohl von selbst. In welcher Art übrigens diese erzeugt worden, diess zu erforschen, bleibt Gegenstand che- mischer Untersuchungen. Uns genügt vor der Hand die Thatsache, dass in den allermeisten Fällen die Färbung des Skeletes oder der Sehuppen mit dem Grundtone des sie umschliessenden Gesteines über- einstimmt, wobei die erstere gewöhnlich intensiver und meistens dunkler hervortritt. Diese correspondirende Färbung bleibt sich zudem bei allen Fischen, mögen sie nun einer oder mehreren Gattungen oder Familien angehören, in derselben Localität immer gleich. So wenigstens verhält es sich unseren bisherigen Beobach- tungen zu Folge, mit Ausnahme der im weissen Grobkalke des Leitha-Gebirges eingeschlossenen Fische, allenthalben. Bei diesen tritt nämlich mit einem Male eine von der sie umgebenden Steinmasse versc hie- dene Färbung nicht bloss ihres Skeletes und ihrer Schuppen, sondern auch oft noch der diese Theile zunächst begrenzenden Schiehten der ersteren, ja noch mehr eine den einzelnen Arten und vielleicht selbst ganzen Familien ganz eigenthümliche auf. So erscheint das Skelet der Pleuronectiden sammt der nächsten 238 Joh. Jac. Heckel. Umhüllungsschichte hochroth, das der Labriden schwarz mit hochrothem Lager, das der Pereiden röthlichgelb mit weissem Unterlager, das der Scombriden intensiv schwarz, gleichfalls auf weissem Grunde. Dieser Beobachtung zu Folge kann man mit ziemlicher Sicherheit selbst ohne vorläufige nähere wissenschaftliche Untersuchung die betreffende Familie, zuweilen selbst die Art der im Grobkalke des Leitha-Gebirges befindlichen, später von uns zu besehreibenden Fische bestimmen. Bei der gegenwärtigen Olupea Haidingeri aus derselben Loealität ist die Farbe abermals eine eigene. Das Skelet ist schwarz oder vielmehr wie dunkle Chocolade gefärbt, was vorzüglich dem Kopfe, wenn seine Knochen erhalten sind, ein sehr auffallendes Aussehen mittheilt. Die Schuppen, die gewöhn- lich den ganzen Rumpf unverrückt überdecken, haben eine helle gelblichbraune Färbung, welcher vor- züglich durch die von der grobkörnigen Unterlage hervorgebrachten Wellenbiegungen ein schöner mu- schelartiger Glanz verliehen wird. An Stellen wo Schuppen abgesprungen sind, ihr Eindruck aber sich noch auf einer sehr dünnen ursprünglich, wie es scheint mit Schleim imprägnirt gewesenen Schichte erhal- ten hat, gleicht dieser dem Email aus weissem Porzellain. Jene zarte Schichte, welche Knochen und Flossenstrahlen zunächst umgibt, sieht daselbst rothbraun aus, was aber nur dann zu erkennen ist, wenn letztere nicht mit dieser Schichte zugleich abgesprungen sind. Wir fühlen uns dem Herrn Bergrath Haidin ger im k. k. montanistischen Museum dem hochver- ehrten von jedem Freunde der Naturgeschichte gefeierten Beförderer der Wissenschaften so tief zu Dank verpflichtet, dass wir unter allen Ichthyolithen zwar nur die allerausgezeichnetste neue Form mit seinem Namen zu zieren wagen sollten, allein wir erbaten uns denselben darum für die gegenwärtige schöne Chipea aus dem Steinbruche von Margarethen, weil sie der erste fossile Fisch war, den wir seiner Güte, als Vorläufer von hunderten, die aus den verschiedensten Gegenden nachfolgten, zu ver- danken hatten. Taf. XXI. Fig. 1. Clupea Haidingeri Heck. Nach einem Steine des k. k. montanistischen Museums, welcher die Ueberreste von vier Individuen enthält. a) Zeigt den Rumpf ohne Kopf und Schwanzende auf dem Rücken liegend, beide Brustflossen sind sichtbar, die Rippen nach oben und unten vertheilt, die unteren Dornfortsätze mit der Afterflosse, so weit beide vorhanden sind, über der Wirbelsäule nach aufwärts gewendet. b) Der Fisch, woran die Spitze des Kopfes und das Schwanzende fehlt, liegt seitwärs, an ihm ist der Vordeckel vorzüglich gut erhalten. ec) Kopf mit einem verschobenen Theile der Abdominalwirbel. d) Rudimente des Augenringes, der Kiemendeckel und der Brustflossen nebst einigen tiefer unten liegenden Wirbeln. Fig. 2. Clupea Haidingeri Heck. Nach einem dem Herrn Med. Doctor von Jemelka in Oedenburg gehörigen Steine aus dem Steinbruche von Margarethen, zwei Individuen ent- haltend: «) Seitwärts liegender Fisch, woran der Anfang des Kopfes fehlt; die Schwanz- flosse aber nebst der Rückenflosse vollständig erhalten sind; unter letzterer am Bauche bemerkt man deutlich die Abdrücke von Kielrippenplatten, und am Ende des Hinter- hauptes den wagrecht liegenden, verknöcherten Sehnenbüschel, so wie auch die beiden ersten sehr kurzen Wirbel. 5) Die hintere Hälfte eines jüngeren Exemplares. Fig. 3. Der Vordeckel allein vergrössert dargestellt. Fig. 4. Die beiden vorderen Wirbel, gleichfalls vergrössert. Fig. 5. Kielrippen vor den Bauchflossen, vergrössert. Fig. 6. Eine Schuppe, etwas stärker vergrössert, 2 nn Beiträge zur Kenhtniss der fossilen Fische Oesterreichs. 239 LEPIDOPIDES. Ord. Acanthopieri — Fam. Scombridae. Nachdem wir uns überzeugt, dass die bei Krakowiza in Galizien und Nikolschitz in Mähren vorkom- menden Reste eines Clupeiden sammt und sonders unserer Meletta longimana angehören, dürfen wir es wohl wagen auch die fossilen Reste eines anderen, an diesen beiden Orten gleichfalls vorkommenden, dem Anscheine nach mit der Gattung Anenchelum Blainv. zusammenfallenden Fisches, als zu einer und derselben Art gehörige zu betrachten. Aus Nikolschitz erhielten wir nämlich Theile des Rumpfes , aus Krakowiza einen Oberkiefer mit Zähnen und dem Anfange des Stirnprofiles. Die Rumpfstücke glichen voll- kommen jenen der aus dem älteren Glarner-Schiefer bekannten Anenchelum - Arten; das Oberkieferstück hingegen mehr den jetzt lebenden Trichiurus und Lepidopus-Arten aus der Familie der Scombriden, die beiläufig bemerkt, uns näher mit den Zuenioiden als mit letzteren verwandt scheinen. Nun zeigten aber alle zu Trichiurus und Lepidopus gehörigen Arten mit den fossilen Anenchelien und unseren aus den benannten Localitäten stammenden Resten eine so wesentliche Uebereinstimmung im Skeletbaue des Rumpfes, dass bezüglich dieser letzteren an einer gleichen oder wenigstens annähernden im Baue ihres Kopfskeletes nicht zu zweifeln ist, und zwar um so weniger, als eine solche Uebereinstimmung bereits im Schädelbaue der Anenchelum-, Trichiurus- und Lepidopus- Arten unter sich erwiesener Massen Statt findet. Bei dem Umstande, dass der Glarner-Schiefer einer weit älteren Formation als der Nikolschitzer und Krakowizer angehört, lässt sich als beinahe gewiss voraussetzen, dass die aus diesem letzteren stammenden Rumpfskelet-Reste keiner Anenchelum-Art, sondern einer andern mit Trichiurus und Lepidopus vielleicht “ näher stehenden Gattung angehören. Bei dem Umstande ferner, dass die Formationen beider gedachten Localitäten der Tertiär- Bildung angehören, und wie bereits gesagt. Reste einer und derselben Clupeiden- Art einschliessen, so liegt, mit Berücksichtigung des früher über die analoge Uebereinstimmung des Ske- letbaues von Rumpf und Kopf dieser Reste mit jenen Scombriden-Gattungen die Annahme ihrer Identität der Gattung, wie selbst der Art nach, ziemlich nahe. Spätere Funde vollständigerer Exemplare werden aller- dings allein nur über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Annahme endgültig entscheiden. Vor der Hand mag aber immerhin eine solche Supposition erlaubt und schon aus dem Grunde räthlicher sein, als das Rumpfskelet für sich allein, ohne aller näheren Bedeutsamkeit weder zur Einreihung in eine der genannten noch zur Aufstellung einer eigenen Gattung, genügende Charaktere bietet. Was nun die Aufstellung unserer auf diese Reste basirten Gattung Lepidopides betrifft, so müssen wir allerdings gestehen, dass sie bei dem Mangel des zur Vergleichung mit den Gattungen Trichiurus und Lepidopus so sehr erwünschten Schwanzendes, wie der Bauchflossen Anenchelum gegenüber, nur auf den abweichenden Zahnbau gegründet werden konnte. Diese Abweichung besteht nämlich darin, dass der Oberkiefer unseres Fischrestes einfach zugespitzte zweischneidige Fangzähne trägt, während dieselben in den Gattungen Trichiurus und Lepidopus halbpfeilförmig zugeschnittene Spitzen zeigen, in der Gattung Anenchelum aber gänzlich fehlen. Einstweilen muss man sie daher wohl nur zweifelhaft zwischen Anenchelum und Lepidopus stellen. 240 Joh. Jac. Heckel. Lepidopides leptospondylus. Taf. XXI. Beschreibung. Wir kennen wie gesagt nur einen Theil des Vorderkopfes bis über die Nasenlöcher, woran man im schwachen Eindrucke noch den Umriss des Stirnprofiles, das sich sanft gebogen nur wenig erhebet, bemerkt. Die Stelle der Nasenlöcher bezeichnet jetzt eine gemeinschaftliche längliche Grube, vom Umrisse der grossen Augenhöhle sind über dem Mundwinkel ebenfalls noch leichte Spuren kennbar. Der Maxillar- knochen hinterliess der ganzen Länge nach einen deutlichen Abdruck; vor und unter ihm liegt characteristisch dicht anschliessend das Zwischenkieferbein , von welchem die vordere Hälfte mitsammt den Zähnen selbst erhalten, die hintere aber in einem sehr deutlichen Abdrucke sich zeigt. Der Rand des ziemlich breiten etwas bogenförmigen Zwischenkiefers ist in kleinen Zwischenräumen mit einer einfachen Reihe starker Zähne besetzt. Vom Mundwinkel an bis in die Mitte des Zwischenkiefers nehmen diese Zähne allmählig an Grösse zu, bis ihre Länge der grössten Breite des Zwischenkiefers gleichet. Von der Mitte aus bis gegen die Symphyse werden sie wieder kleiner und zwar viel kleiner als gegen den Mundwinkel. Hinter diesen kleinen Zähnen steht vorne eine zweite Reihe aus drei sehr grossen rückwärts gekrümmten Fangzähnen, deren vorderster am meisten gebogen, deren zweiter aber am längsten und stärksten ist, nämlich doppelt so lang als die geraden Zähne aus der Mitte des Zwischenkiefers. Alle Zähne sind an der Basis etwas com- primirt, dann gegen die sehr scharfe Spitze zweischneidig und der Länge nach mit schwachen Kanten durchzogen. Der Unterkiefer hinterliess eine völlig gestaltlose Spur, ebenso die Deckelstücke, auf welchen sich, wie auch auf der Nase, Eindrücke zeigen, die wahrscheinlich von einzelnen verschobenen Bruch- stücken der Dornfortsätze herrühren. Die Wirbelsäule ist dünn und sehr lang; ihre Theile mussten eben so zerbrechlich und spröde gewesen sein, wie an den heutigen verwandten Arten; denn sie hinterliessen zwar scharfe Eindrücke, aber sowie Dornfortsätze, Rippen, Träger und selbst die Strahlen, nichts von der Knochenmasse selbst. Unser längstes Stück der Wirbelsäule aus Nikolschitz enthält nur 24 Wirbel, die kaum ein Viertheil der ürsprünglichen Gesammtanzahl derselben ausmachen dürften. Im Durchschnitte ist die grösste Dicke an den Enden eines einzelnen Wirbels zweimal in dessen Länge enthalten, die Mitte ist um die Hälfte dünner und tief gefurcht. Die Länge von vier und !/s Wirbel gleicht der Körperhöhe im Anfange der Caudalregion Bei den Abdominalwirbeln steht der Anlenkungsrand, wie gewöhnlich im rechten Winkel mit der Wirbel- achse, bei den Caudalwirbeln aber ist er ein wenig schief geschnitten. Die Dornfortsätze entsprin- gen nach der Mitte jedes Wirbels, sind sehr zart und erreichen zwei Drittheile der oberen Körperhälfte. In Verbindung mit den gleichfalls zarten Trägern stellen sie etwas verschobene Vierecke dar, deren Länge zwischen dem 4. und 5. Wirbel, vom ersten Caudalwirbel nach vorwärts gezählt, zwei und ein halbes Mal und zwischen dem 10. und 11. von eben da aus nach rückwärts gerechnet zweimal in der Höhe enthalten ist. Die kaum längeren unteren Dornfortsätze sitzen den oberen gerade entgegen, liegen aber etwas schiefer und bilden daher mit ihren Trägern stärker verschobene Vierecke. Die Neigung der oberen Dornfortsätze und Träger gegen die Wirbelsäule beträgt gewöhnlich 70, jene der unteren meistens 50 Grade. Soviel noch an den sieben hier erhaltenen Rippenpaaren zu sehen ist, sind sie stärker und zweimal so lang, als die Dornfortsätze, sie konnten daher die Bauchhöhle vollständig umfassen. Die Träger besitzen ganz dieselbe eigenthümliche Form, wie in den verwandten Gattungen und bei Tweni- oiden überhaupt. Oefters verbinden sich zwei Träger mit demselben Dornfortsatze, wodurch jedes- mal eine Störung in der regelmässigen Neigung derselben eintritt. Auf dem Scheitelpunkte der Träger, da wo zugleich der horizontal aufliegende Ast des vorhergehenden Trägers endet, sitzen die einfachen spitzen Strahlen der Rückenflosse und erreichen eine halbe Körperhöhe. Die Träger, welche die unteren Fortsätze der Schwanzwirbel verbinden, tragen, so weit wir sie kennen, keine Flossenstrahlen, auch überdeeken sich ihre Queräste nicht ganz bis zum Scheitelpunete. Beiträge zur Kenniniss der fossilen Fische Oesterreichs. 241 Taf. XXI. Fig. 1. Ein Theil des Oberkopfes mit dem vollständigen Zwischenkiefer von einem älteren Thiere. Im bituminösen Mergelschiefer eines Schürfungsschachtes zu Krakowiza bei Im- wald in Galizien. Gegenwärtig im Besitze des Herrn Professors Albin Heinrich in Brünn. Fig. 2. Der mittlere Theil des Rumpfes eines jüngeren Thieres. Im Saugschiefer von Neuhof bei Nikolschitz in Mähren. Belindet sich im k. k. Hof-Mineralienkabinette. Fig. 3. Drei Caudalwirbel mit ihren Dornfortsätzen und Trägern eines älteren Indivi- duums aus Nikolschitz, im Schieferthon. Befindet sich gleichfalls im k. k. Hof-Mineralien- kabinette. a) Zwei Caudalwirbel mit Träger und Rückenflossenstrahlen, vergrössert. 5) Zweiter Fangzahn vergrössert dargestellt, seine hohle Wurzelhälfte ist gespalten. c) Dessen Querdurchschnitt in der Mitte. Lepidopides brevispondylus. Taf. XXVI. In den tertiären Gebirgsschichten um Ofen findet sich gleichfalls ein Anenchelum-artiger Scombride, welchen wir, da uns bloss ein Theil seines Rumpfes ohne Kopf und Schwanzende bekannt ist, in Ermang- lung aller generischen Kennzeichen einstweilen in unserer, derselben Formation angehörige Gattung Lepi- dopides aufnehmen. Er ist wesentlich von der vorhergehenden Art verschieden. Die Höhe des Körpers nämlieh, welche bei Zepidopides leptospondylus im Anfange der Caudalregion höchstens einer Länge von vier 7; Wirbeln gleichet, enthält hier, bei einerlei Grösse, mindestens die Länge von sechs Wirbeln; letztere sind daher bedeutend kürzer und auch verhältnissmässig dicker, ferner haben die oberen Dorn- fortsätze samnıt den mit ihnen verbundenen Trägern eine mehr senkrechte Stellung. Beschreibung. Unsere Platte enthält einen grossen Theil der Wirbelsäule mit 60 Wirbeln, davon 19 der Abdominal- und 41 der Caudalregion angehören, was wohl die Hälfte der ganzen ehemaligen Wirbelanzahl des Fisches ausmachen dürfte. So weit wir sie hier sehen, sind alle Wirbel beinahe von gleicher Länge, denn die all- mählige Verlängerung der hintersten ist ganz unbedeutend. Ihre grösste Dicke ist zweimal in der Länge ent- halten ; ihre Dornfortsätze bilden an den vordersten abdominalen Wirbeln, wo sie etwas mehr liegen, einen Winkel von 70, von der Caudalregion angefangen aber einen Winkelvon 80 Graden, stehen also beinahe senkrecht. Bei den verschobenen länglichen Vierecken, welche durch die Verbindung der Träger mit den oberen Dornfortsätzen entstehen, ist die Länge derselben zwischen dem 16. und 17. Wirbel, vom ersten Caudalwirbel nach vorwärts gezählt, zwei und ein halb mal, und zwischen dem 39. und 30., von eben da nach rückwärts gerechnet, ein und ein halb Mal in ihrer Höhe enthalten; was allein nur in der allmä- ligen Abnahme der Körperhöhe selbst liegt. Die unteren Dornfortsätze haben dieselbe Neigung gegen die Wirbelachse wie an der vorhergehenden Art, die Rüekenflossenstrahlen aber und die Rippen scheinen etwas kürzer zu sein. Professor Sadler in Pesth entdeckte das hier beschriebene Exemplar, wovon uns ein kleiner Theil der Gegenplatte zukam, im weissen dünnblätterigen Kalkmergel in der Gegend von Ofen, und besitzt es noch gegenwärtig in seiner Sammlung. In der Sammlung des k. k. Mineralien-Cabinettes befinden sich noch kleine Bruchstücke von einer ebenfalls zu der Gattung Lepidopides gehörigen Wirbelsäule, welche wir zu keiner der beiden eben be- schriebenen Arten zu rechnen wagen, sie scheinen vielmehr einer dritten Art anzugehören, die mit den kurzen Wirbelkörpern der Zweiten die schiefer liegenden Dornfortsätze der Ersten verbindet. Wir bezeichnen sie indessen mit dem Namen Lepidopides dubius. Der Fundort ist im Schieferthon von Mautnitz bei Selowitz in Mähren. Denkschriiten d. mäüthem. naturw. Cl. 31 euer 242 LEPIDOTUS SULCATUS. Cohors: Ganoidei — Ord. HHolostei. — Fam. KLepidotini. Taf. XX. Fig. 3. Wi. kennen von dieser Art nur ein Fragment, das beinahe aussieht wie ein blosses Conglomerat von Schuppen, die aber so ausgezeichnet sind, dass sie mit anderen, von bisher bekannten Arten dureh- aus nicht verwechselt werden können. Sie sind, wie alle Lepidotus-Schuppen, sehr dick und rhomboidal. Die glänzend-schwarze glatte Oberfläche wird von drei bis vier Furchen oder vielmehr Hohlkehlen durch- zogen, deren Zwischenräume mit ihnen von gleicher Breite sind und im Gegensatze zu den Hohlkehlen erhabene abgerundete Leisten darstellen. Merkwürdig ist vorerst die Riehtu ng dieser Furchen, welche weder mit einem Rande der Schuppe gleich laufen, noch von einem Centralpunkte aus gegen den freien Rand hin divergiren, sondern mit der grösseren Diagonal-Linie des Rhombus parallel liegen. Dabei sind sie anfänglich, das heisst, an dem vorderen ganz schmal überdeekten Rande der Schuppe tiefer und ver- flachen sich vor Erreichung des hinteren freien Randes in einer kurzen Ebene. Diese Ebene, oder vielmehr der hintere unbedeckte Rand der Schuppe hat abermals fünf bis sechs kurze, mit den Hohlkehlen nieht zusammenhängende, wellenförmige Vertiefungen, wodurch er gleichsam wie gezähnelt erscheint, ohne es wirklich zu sein. An jenen Schuppen, die wahrscheinlich der Schwanzflosse näher standen und nur drei diagonale Furchen haben, convergiren merkwürdigerweise diese Furchen gegen den unteren, weiter rückwärts geschobenen Winkel des Rhombus. An beiden Seiten unseres hier abgebildeten Fragmentes liegen Schuppen und zwar so, dass von einigen die wirklichen Oberflächen, von andern abgesprungenen die Abdrücke der Unterseite sichtbar sind. Letztere zeigen schwache Spuren concentrischer, mit dem äusseren Schuppenrande parallel laufender Linien, deren vertiefter Mittelpunet gegen das vordere Drittheil zu liegt. Ein am oberen Rande jeder Schuppe sein sollender Verbindungsnagel ist aber nirgends sichtbar, er scheint, wie es sehr oft der Fall ist, bloss nicht erhalten zu sein. Unter allen, in den Poissons fossiles abgebildeten Lepidotus-Arten ist es einzig Lepidotus radiatus Agass., aus einem unbekannten Fundorte, dessen Schuppen einige, obschon noch sehr entfernte Achnlich- keit mit unseren gegenwärtigen kärnthnerischen haben. Der einzige bisher bekannte leider sehr unvollstän- dige Ueberrest dieses schönen Ganoiden wurde in einem Kalksteine bei Raibl gefunden und befindet sich gegenwärtig in der reichen Sammlung des Herrn Franz v. Rosthorn zu Klagenfurt. Taf. XX. Fig. 3. Fragment von Lepidotus suleatus, in natürlicher Grösse. Aus einem wahrscheinlich dem Lias-Gebilde angehörigen Kalke von Raibl in Kärnthen. a) Einzelne Schuppe von oben, mit vier parallelen Querfurchen und drei erhabenen Zwi- schenleisten ; vergrössert. b) Einzelne Sehuppe von oben, mit drei parallelen Querfurchen und zwei erhabenen Zwi- schenleisten ; vergrössert. c) Abdruck der unteren Fläche einer Schuppe mit den eoncentrischen Kreisen und deren nach vornezu liegendem Mittelpuncte; ebenfalls etwas vergrössert dargestellt. —.—m—————— nn [. —_ 243 Zur Anatomie des Kropfes Vom Professor BRokitansky. Taf. XXVM. Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 19. April 1849. Ich habe im Jahre 1847 der Gesellschaft der Aerzte einige Mittheilungen über den Kropf gemacht, welche sich im Auszuge in dem Sitzungsprotokolle der Gesellschaft (Zeitschr. d. G. d. Aerzte III. J. CXLI.) finden. Seitdem haben mich ausgedehntere Forschungen über die Cyste und ihre Grundlage veranlasst, den Kropf neuerdings zu untersuchen. Diese Untersuchung führte zu den Resultaten, welche ich hiemit abgesondert veröffentliche, indem ich sie an jene Mittheilungen anknüpfe. Unter den Erkrankungen der Schilddrüse nimmt diejenige, welche man gemeinhin Kropf (Iym- phatischen Kropf, Hypertrophie der Schilddrüse) nennt, den ersten Rang ein; sie ist einerseits sehr häufig, und dabei mit Ausnahme der seltenen Fälle von akuter Eiter produeirender Entzündung und von Krebs (als Medullarcareinom) wohl die alleinige Krankheit des Organs, andererseits bietet sie nicht nur dadurch, dass sie bei der leichten Nachweisbarkeit der Neubildung der Elemente das Wesen der Hypertrophie drüsiger Organe sehr erläutert, sondern auch durch ihre Beziehungen zur Cystenformation und deren Grundlage ein hohes Interesse. Indem ich vom Kropfe in dem eben angedeuteten Sinne handle, so bekenne ich, dass mir keine der vielerlei andern Strumaarten je als besondere selbstständige Form vorkam, und dass ich sie sämmt- lich nur als eonseeutive Complicationen des eigentlichen Kropfes deuten kann. Ob es einen sogenannten aneurysmatischen Kropf v. Walthers als Erweiterung der grossen Arterien gebe, kann ziem- lich gleichgiltig sein. Aber ich kann selbst die von Eeker auf die Erweiterung und die stellenweisen Ausbuchtungen der kleinen und capillaren Arterien im Kropfe — jenen gleich, welche Kölliker und Hasse, Bruch in encephalitischen Heerden, in entzündet gewesenen Schleim- und serösen Häuten sahen — hin aufgestellte besondere Form eines Gefässkropfes nicht als etwas Wesentliches anerkennen. Jener anomale Zustand betrifft nämlich, wie sich zeigen wird, einen Gefässapparat neuer Bildung und kommt eben nur immer in dem einen Kropfe vor, von dem ich als dem alleinigen eigentlichen Kropfe handle. Ja sogar vom Cystenkropfe kann ich nicht als von einer besonderen Form, sondern als einem Zu- stande handeln, der in einem unzertrennlichen Nexus mit dem Kropfe steht und wohl einen constanten höheren Entwicklungsgrad der Erkrankung darstellt. Es ist nöthig, zuvörderst der normalen Schilddrüsentextur zu gedenken: Die völlig normale Sehilddrüse, wie man sie bei der Häufigkeit der den Kropf constituirenden Abweichungen am Ende nur beim Kinde und jüngeren Individuen vorfindet ,‚ besteht aus einem für das freie Auge fast homogenen, kaum granulirten , blassröthlichen Parenehyme. Die mikroskopische Unter- suchung ergibt nebst Gefässen zwei Bestandtheile: a) ein auf verschiedenen Stufen vom amorphen, hyalinen kernhaltigen Blastem bis zur Zellgewehsfaser stehendes Lager oder Gerüste, b) in diesem 31 * 244 Professor Rokitansky. eingebettet runde oder ovale Hohlgebilde von etwa ?/, — '/ Mill. Durchmesser mit einer structur- losen hyalinen Wand — Drüsenblasen (Ecker). Diese enthalten, in der Regel in ansehnlicher den Raum der Drüsenblase ganz oder doch zum grössten Theile einnehmender Menge, granulirte Kerne von durch- schnittlich etwa '/,s; Mill. Durchmesser; daneben in sehr variirender Menge freie Körnchen,, durchaus nur sehr selten Zellen. Sie sämmtlich befinden sich in einer albuminösen Feuchtigkeit und nur in der an der Innenwand der Blase liegenden Schichte scheinen die Kerne inniger zu einem Epithelium der Drüsen- blase aneinander gehalten zu sein. Eine gewisse Anzahl dieser Drüsenblasen von einer gemeinschaftlichen ansehnlicheren Zellgewebs- faserschichte aufgenommen bildet das, was als ein Korn, ein Acinus der Drüse erscheint. Eine weitere derlei Agglomeration vom Acinis zu Läppchen und Lappen ist in der normalen Drüse gemeinhin nicht deutlich. Nach diesen Angaben wende ich mich zum Kropfe: Aus der Uebersicht einer Reihe von Kröpfen abstrahirt man leicht zwei Typen der Anomalie, welche jedoch bei weitem nicht immer scharf gesondert vorkommen. 1. Einmal ist die Schilddrüse gleichförmig, mit Beibehaltung ihrer Normalgestalt vergrössert, das Parenchym zeigt auf dem Durchschnitte eine ebenso gleichmässig vertheilte Anomalie. Diese be- steht darin: Statt des röthlichen oder röthlichbraunen Aeinus sind Läppchen zugegen, welche aus einem Aggregat von Mohnkorn-, Nadelkopf- oder Hirsekorn-grossen hellen, durchscheinenden Bläs- ehen bestehen, welche in einem zarten weissen Zellgewebs-Maschenwerke eingelagert sind. Dabei hat das Organ eine eigenartige wachsähnliche Consistenz, ist blassgelb, blutleer, und enthält eine klebende farblose oder blassgelbliche, d. i. die sogenannte colloide Feuchtigkeit. — Häufig sind neben den vor- genannten Bläschen hie und da grössere, hanfkorn-erbsengrosse eystenartig gesonderte, mehr oder weniger helle Körper zugegen, welche bei näherer Besichtigung die vorgenannte Feuchtigkeit frei ein- schliessen, oder dieselbe in einem überaus zarten Maschenwerke enthalten. Hiemit ist ein Uebergang zu dem folgenden Typus gegeben. 2. Das anderemal, und zwar ohne Vergleich häufiger, ist das Organ vergrössert mit gleichzeitiger Missstaltung, indem es an der Oberfläche knollig, gelappt ist, auf dem Durchschnitte von Erbsen- bis Wallnuss- und Hühnerei-grossen und noch grösseren rundlichen, in eine faserige Kapsel eingehülsten, aus- schälbaren Lappen durchsetzt erscheint, oder geradezu ein Aggregat solcher darstellt. Ja, diese Lap- pen enthalten sofort wieder derlei secundäre Lappen. Das ursprüngliche Parenchym der Drüse, in welcher diese Lappen eingebettet sind, sieht bald normal aus, bald ist es in der erstgenannten Weise erkrankt oder es ist, wie später erörtert wird, anderweitig anomal. Diese letztere Vergrösserung der Schilddrüse erreicht bekanntlich enorme Grade, sie eonstituirt die grossen, höckerigen, gelappten Kröpfe. In Betreff der Richtung, welche die Vergrösserung nimmt, ist nebst der gewöhnlichen, wobei sich der Kropf mehr oder weniger symmetrisch zu beiden Seiten der Luftröhre am Halse lagert, die Luft- röhre zumal seitlich zusammendrückt, nach oben den Schildknorpel einbiegt, besonders jene von In- teresse, bei welcher die Schilddrüse in ihrem Wachsthume den Oesophagus nach hinten zu umfassen strebt, und jene, wobei die Massenwucherung nach abwärts hinter dem Manubrium Sterni in die Brusthöhle herab stattfindet. Auch die asymmetrische Erkrankung der einen Schilddrüsenhälfte ist be- achtenswerth. Neben diesen Vergrösserungen beobachtet man nicht selten als eine höchst merkwürdige Erschei- nung in der Nähe der Schilddrüse accessorische Schilddrüsen ‚ in Form von meist länglichrunden , walzen- förmigen, in eine zarte Fascia gehüllten Geschwülsten, welche höchst wahrscheinlich als neugebildete und nicht als angeborne anzusehen sind. Ihr Parenchym ist meist in der ersten der vorgenannten Formen erkrankt, und so werden sie gewöhnlich obenhin als colloidhaltige Cysten angesehen. Zur Anatomie des Kropfes.. 245 Untersucht man nun das Parenchym der ersten Form näher, so findet man im Präparate Fig. 1 zuvörderst Drüsenblasen, welche über die obenangegebene Normalgrösse zu "/, ®%/s "/, Mill. heransteigen, an welche sich sofort die mit freiem Auge wahrgenommenen hellen Bläschen anreihen. Einige sind mit Kernen angefüllt, in andern beschränken sich diese auf eine die Innenwand der Blase bekleidende Schichte, während sie nach innen hin immer undeutlicher werden oder ganz fehlen; einige Blasen sind endlich bezüglich hierauf völlig steril. Zuweilen nimmt ihre Stelle zum Theile eine feinkörnige Masse ein. Bei a ist die ein Epithelium darstellende Kernschichte von der Blasenwand abgelöst und faltig zusammengeschoben. Die Blasen sind rund, oval, oft aber zeigen sie auch von wechselseitiger An- einanderlagerung abweichende Gestalten. Sie sind von einer ansehnlichen Schichte Zellgewebsfasern umhüllt. Neben diesen erweiterten Blasen finden sich weiters im Präparate nicht nur Blasen von Normal- grösse, sondern auch viel kleinere bis zu solchen herab, die sich von den Kernen nur dadurch unter- scheiden, dass sie eben merklich grösser sind, strotzender aussehen, sehr gewöhnlich minder granulirt, auch wohl ganz hell sind, opalisiren. Sie enthalten Kerne in verschiedener Menge, viele, nur sehr wenige, zwei, selbst nur einen, viele gar keinen. Diese kommen mit den vorerwähnten sterilen Cysten überein. Ueberdiess kommen, theils mit den ebengedachten Gebilden in einem jungen amorphen, von ovalen Kernen durchsetzten oder in Faser-Entwickelung begriffenen Stroma eingebettet, theils frei in der ausgetretenen Feuchtigkeit schwimmend ringsum das Präparat, die Gebilde Fig. 2 vor — runde, ovale, walzenförmige glatte oder ausgebuchtete, helle, opalisirende, gegen Essigsäure bald sich indifferent verhaltende, bald im Innern zu einer feinkörnigen (ehagrinirten) Masse eoagulirende Gebilde. Sie sind einfach und gleichen den sterilen Blasen, oder sie enthalten einen oder mehrere Kerne, andere bestehen aus mehreren concentrischen Sehiehten, zwischen welche wohl ein oder der andere Kern eingeschoben ist. (Fig. 2 a.) An manchen haftet das Rudiment einer Schichte von Kernen (Fig. 2 5), von manchen andern lässt sich durch Druck und’ Rollen eine oder die andere Fa- serzelle des Stroma ablösen; ersteres lässt um so mehr schliessen, dass das Gebilde in der Kern- masse einer grösseren Blase lagerte, als man häufig eine endogene Entwicklung dieser Gebilde wie bei b in Fig. 1. beobachtet und überhaupt alle sehr gewöhnlich in dem Inhalte von Oysten vor- kommen. Obgleich ich in Anbetracht dieses letzteren Umstandes in eine nähere Erörterung derselben als Gebilden von einem umfassenderen Belange hier nieht eingehe, so muss ich doch von ihnen so viel be- merken: Ich halte sie für Gebilde, welche gleich den Drüsenblasen den Kern zur Grundlage haben, aber in ihrer Entwicklung abweichen. Es sind herangewachsene, aufgeblähte Kerne, deren Wand mit dem Inhalte, zumal nachdem dieser die Umstaltung zu dem sogenannten Colloid erlitten, verschmolzen ist, womit eine jede weitere Entwieklung, jedes weitere Wachsthum aufzuhören scheint. Ihr endogenes Erzeugniss beschränkt sich meist auf einen eentralen — seeundären — Kern. Dieser hat sich aber in man- chen in derselben Weise wie der primäre vergrössert, in seinem Innern einen tertiären, dieser sofort einen vierten erzeugt u. s. w. Hieraus ist ein eoncentrisch geschichtetes Gebilde — Fig. 2 a — hervor gegangen, welches die eigentliche Grundlage der sogenannten Zielleninerustationen abgibt — deren ich in der Zeitschrift d. Ges. d. Aerzte 5. Jahrg. 1. Heft mit Hinweisung auf eine andere Gelegenheit er- wähnte, deren genauere Erörternng ich auch hier nochmal auf ein Späteres verweise. Dort sollen so- dann nebst vielen anderen auch die Formen Fig. 2, e, d, in welchen eine drusige Sonderung der Colloid- Masse stattfindet. zur Sprache kommen. Ich muss ausdrücklich bemerken, dass es nicht diese Gebilde sind, die mich zu der in der Ein- gangs erwähnten Mittheilung über den Kropf behaupteten endogenen Vermehrung der Drüsenblasen veranlassten. 246 Professor Rokitansky. Nach dem Gesagten beruht somit in Wesentlichen der erste Typus des Kropfes: a) auf Erweiterung, einer eystenartigen Entwicklung der Drüsenblasen, b) daneben auf einer gleiehzeitigen Entwieklung neuer Drüsenblasen neben den ursprünglichen — exogene Neubildung. Geht man an die nähere Untersuchung des zweiten Kropftypus und zwar der hier vorfindigen Lappen, so überzeugt man sich zuvörderst schon mit freiem Auge sowohl, wie mittelst des Mikroskops, dass dieselben aus Schilddrüsenparenchyme bestehen. Es entsteht aber die weitere Frage nach der Ent- stehung dieser Lappen: Ist ein solcher dadurch zu Stande gekommen, dass ein durch eine bestimmte Anzahl von Drüsenblasen eonstituirter Aeinus durch Entwicklung neuer Drüsenblasen neben den ursprünglichen an Volumen zunahm, und dabei das denselben umschliessende Faserlager erweitert und zugleich hypertrophirt wurde — oder liegt einem solchen Lappen eine zu einer Cyste erweiterte Drüsenblase zu Grunde, in welcher die Entwieklung, d. i. eine endogene Neubildung von Drüsenpa- renchym Statt fand? Ich will nicht in Abrede stellen, dass der erstgenannte Vorgang zuweilen vorkomme, bin aher überzeugt, dass der zweite Regel sei. Obgleich man sich durch den eystenartigen Habitus dieser Lappen leicht zu der Annahme dieses Vorganges bestimmen lassen könnte, obgleich diese Ansicht nach dem, was an endogener Neubildung in Cysten überhaupt vor sich geht, höchst plausibel erscheint, so kann doch nur die direete Beob- achtung darüber entscheiden. Besieht man die Durchschnitte eines jüngern in Entwicklung von Lappen begriffenen Kropfes, so findet man gewiss, zumal beim Untersuchen unter Wasser, eine oder mehrere meist Erbsen-, Bohnen- oder selbst Haselnussgrosse Cysten, in welchen man nach Ausspülen des colloiden Inhalts folgende Er- scheinung wahrnimmt: Es erheben sich an einer Stelle von der Cystenwand in einer Gruppe beisammen zarte, einfache glatte oder verästigte mit winzigen Ausbuchtungen besetzte, hohle durchscheinende Kölbehen und Zotten Fig. 3, a, b. Untersuebt man diese unter dem Mikroskop, so wird man einer Bildung gewahr, welche eben so überraschend als lehrreich ist: Es liegen ausgebuchtete mit einer Schichte Kerne als Epithelium bedeckte oder auch nackte durchsichtige Hohlgebilde vor, welche in ihrem Innern nebst freien Kernen die Drüsenblasen des Schilddrüsenparenchyms auf den mannigfachsten Stufen ihrer Entwieklung enthalten. Fig. 4. In ihnen verlaufen meist sehr ansehnliche Gefässe in grossen Schlingen und Bögen, von denen Aeste nach einwärts abgehen. Sie sitzen auf einem Stiele, welcher gleich ihnen aus einer hyalinen structurlosen oder auch aus einer streifigen Membran oder aus zarten > Zellgewebsfibrillen besteht. — Die Cystenwand selbst besteht aus Zellgewebsfaser und ist innen mit einer Schichte Kerne als Epithelium bekleidet. An solche Cysten reihen sich einerseits eine Cyste, welche nichts von einer derlei endogenen Produetion enthält, andererseits solche Cysten, in denen die Neubildung immer mehr an Masse zunimmt, bis sie den Raum der Cyste mit Verdrängung ihres ursprünglichen colloiden Inhalts ganz ausfüllt. Man findet Cysten, in welchen das Neu-Parenchym von einem bestimmten Abschnitte der Cystenwand hereinwächst, wie in Fig. 3 bei @ und 5; andere, in welchen es ringsum auf der Cystenwand wuchert und so weit herangewachsen ist, dass nur noch ein centraler von colloider Feuchtigkeit gefüllter Rest des Cystenraumes erübrigt. Endlich ist wie bemerkt die ganze Cyste ausgefüllt und zu einem neuen Schilddrüsenlappen , ja zu einer neuen in die ursprüngliche eingeschalteten Drüse geworden, in der sich der Process von Lappenbilduug wiederholen kann. Das junge Parenchym ist sehr zart, durch- scheinend , besteht aus Drüsenblasen, welche in einem hyalinen structurlosen oder streifigen Fach- werke lagern; in nieht völlig ausgefüllten Cysten erheben sich von seiner dem Cystenraume zu- gewendeten Fläche fortan die ursprünglichen hohlen Kolben und Zotten, welche in der Tiefe zu jenem Fachwerke geworden sind (Fig. 3, b). Später erleidet es mancherlei Veränderungen, die e Zur Anatomie des Kropfes. 247 mehr oder weniger ins Bereich der Pathologie gehören, deren. ich später nach der folgenden Be- merkung gedenken will. Nachdem ich mir jeden Einwurf gegen diese Beobachtung, namentlich den, dass die Neubildung ein von aussen hereinwachsendes die Cystenwand durchbrechendes Parenchym sei, wiederlegt habe, ist eine endogene Production in den zu Cysten herangewachsenen Drüsenblasen ausser Zweifel gestellt, als das Wesen des zweitgenannten Kropftypus. Diese 'Thatsache erläutert es wohl, wie ich zu der in den Eingangs erwähnten Mittheilungen aus- gesprochenen Behauptung einer endogenen Entwicklung neuer Drüsen-Elemente in den älteren erweiterten Drüsenblasen veranlasst werden konnte. Ich trete diessfalls Prof. Eeker bei, welcher sagt, sie sei ihm nieht vorgekommen. Bei der Unkenntniss des nunmehr erkannten Vorganges kamen mir natürlich Prä- parate vor, in denen ich Drüsenblasen in anschnlichen Hohlräumen enthalten sah, welehe wohl nichts anderes als Abschnitte jener Hohlkolben waren. Die Veränderungen, welche das junge Parenchym der neu entstandenen Lappen eingeht, sind mannigfach; ich will versuchen, sie in Folgendem zu gruppiren: 1. Es nimmt an Masse mit Erweiterung und gleichzeitiger verhältnissmässiger Verdiekung seiner Hülse (der Uystenwand) zu. Es wird dichter und dabei opak, homogen schwammig, auf dem Durch- schnitte oder dem Risse filzig, oder es nimmt eine feinkörnige Beschaffenheit an. Dabei ist es häufig sehr gefäss- und blutreich, dunkelroth, oder man findet es blassröthlich , schmutzig bräunlich, fahl, weisslich fein punktirt, wie von einem weisslichen feinen Sande durchstreut. Der elementare Vorgang besteht in der fortgesetzten Entwicklung neuer Drüsenblasen, welche in überwiegender Anzahl reichlich mit körniger Masse und Kernen gefüllt sind, wobei die Entwicklung ihres Lagers zu einem faserigen Stroma und die Anordnung dieses letzteren nach dem Typus der nor- malen acinösen Struetur bald gehemmt, bald mehr oder weniger ausgeprägt ist. Zwischen den Drüsenblasen liegt, oft in ungemein grosser Menge, rothbraunes, rostgelbes Pigment in Form von disereten oder agglomerirten, gelappten Körperehen. Um die Drüsenblasen lagert ein fein- körniges Pigment, ja selbst die Körnermasse in den Drüsenblasen scheint Pigment zu sein. Diess gibt dem Neuparenchym die obbemerkte schmutzigbräunliche Färbung. Untersucht man ein Parenchym von fahler Färbung, welches gemeinhin matsch und teigig ist, eine trübe, schmutzig gelblichweisse Feuchtigkeit enthält, so findet man als Grundlage dieses Verhaltens ein moleeulares Zerfallen des Inhalts der Drüsenblasen mit gleichzeitiger Fettmetamorphose. Die Drüsenbla- sen füllen sich mit Fettmolekeln, platzen und lassen die Körnchen austreten. Die einfachen Drüsenblasen, zumal die kleinen, gleichen so den bekannten Körnchenzellen (Fig. 5, @). Auch in den Blasen mit auf- geblähtem secundärem Kerne (8. S. 245) findet diese Umwandlung Statt (Fig. 5, 5). Nebst den Fettmolekeln sind in dem Präparate auch die Kerne des Stroma in ansehnlicher Menge frei geworden und schwimmen in der umgebenden Feuchtigkeit herum ; sie haben grossentheils ein geschrumpftes, verkümmertes Ansehen (Fig. 5, c). — Ich habe häufig das ganze Parenehym eines Lappens so beschaffen gefunden ; bisweilen war es besonders die peripherische Schichte desselben. Das weisslich feinpunetirte Parenchym von einem Ansehn, wie wenn es von einem weissen Staube bestreut wäre, rührt von einer Entwieklung von Kalkkörnehen im Inhalte der Drüsenblasen her, wo- durch sie opae werden und bei durchscheinendem Lichte schwarz aussehen (Fig. 6). (Bei * liegen in dem Stroma rostbraune Pigmentkörperchen.) 2. Es zeigt das neue Parenchym den Habitus des Parencehyms der ersten Kropfform, es ist strotzend, hell durchscheinend, farblos oder blassgelblich. Das Mikroskop zeigt Erweiterung der Drüsenblasen und als Grundlage gleichzeitiger Dichtigkeits- zunahme die fortgesetzte Entwicklung neuer, jedoch in überwiegender Anzahl steriler, eolloidhältiger Drüsenblasen, woraus die grosse Menge der Fig. 2 verzeichneten Gebilde hervorgeht, von denen mir 248 Professor Rokitansky. hier insbesondere noch die Formen c) und d), eine Sonderung der Colloidmasse in Drusen bedeutend, . vorkamen. 3. Eine häufige Erscheinung ist die Hämorrhagie in und aus dem ineystirten Neuparenehyme. Sie fin- det in den verschiedensten Stadien des Ausfüllungsprocesses der Cyste mit Parenchyme, namentlich aber in nicht völlig ausgefüllten Cysten, z. B. in einen noch übrigen centralen, ringsum von Parenchym um- schlossenen Raum der Cyste herein, Statt. Sie setzt häufig eine ausgebreitete Zertrümmerung des Paren- chyms, und liegt dem so häufigen hämorrhagischen Contentum der Schilddrüsen-Cysten, der Pigmenti- rung ihres Parenchyms so wie ihres colloiden Inhaltes zu Grunde. Sie ereignet sich, der im Vorigen hervorgehobenen Bedingung gemäss, vorzüglich aus den grosse Bögen und Schlingen beschreibenden, von einem sehr zarten, structurlosen Gebilde getragenen Gefässen in den Hohlkolben und Zotten, welche in eine den Cystenraum einnehmende Feuchtigkeit hereinragen. Sie veranlasst mich zu nachstehenden Bemerkungen : a) Der Grad der Vascularisation des neuen Parenchyms hängt ohne Zweifel von der Menge der vor- genannten Hohlgebilde und von der Anzahl ihrer Ausbeugungen ab. b) Diese Gefässe des neuen ineystirten Parenchyms sind es, an denen die von Ecker hervorgehobenen blasigen Erweiterungen vorkommen, welche ich allerdings auch, aber bei weitem nicht so häufig, gesehen habe. Beiderlei halte ich in Ansehung der den Kropf eonstituirenden Vorgänge für unwesentlich und durch- aus zu untergeordnet, als dass ich eine hierauf gegründete Aufstellung eines besondern Gelässkropfes im Sinne Eckers billigen könnte. c) Das ineystirte Neuparenchym ist nieht selten von zarten weissen, verästigten Streifen durchsetzt, welche besonders auf einem gefässreichen, hyperämirten rothen Grunde auffallen. Diess sind ineru- stirte verödende Gefässe; häufig sind neben ihnen auch die Drüsenblasen mit Kalkkörnchen ange- füllt, von innen her inerustirt. (Fig. 7.) %. Sehr wichtige Veränderungen erleidet das ineystirte Neuparenchym durch Entzündung und ihre Produkte. Sie sind ungemein häufig, ja so gewöhnlich, dass man sie bei länger bestehenden Kröpfen kaum je vermisst. Diess steht mit der Seltenheit der Entzündung im ursprünglichen Parenchyme -—- der Entzün- dung der normalen Schilddrüse — in einem auffallenden Contraste. Das Parenchym der Lappen ist gemeinhin von faserstoffigem in verschiedenem Grade erstarr- ten, bald durchscheinenden, bald opaken, graulichen, grauröthlichen, häufig hämorrhagischen, rost- braun gesprenkelten oder gestriemten Exsudate gleichförmig infiltrirt, oder bei reichlicherem Ergusse von streifigen oder klumpigen Massen durchsetzt, im frischen Zustande davon vielfach zerwühlt, zer- trümmert. Es ist in Folge dessen häufig völlig unkenntlich geworden. Das Exsudat entwickelt sich allmälig zu einem resistenten fibroiden Gewebe, in welehem die Drüsenblasen nach und nach ver- schwinden (Fig. 8), das mit der verdickten Hülse des Lappens verschmilzt und sofort mit dieser zu einem schwieligen Knoten schrumpft, womit der Lappen verödet ist. Diese Schwielen werden sofort häufig von Knochenerde inerustirt und stellen bald ziemlich glatte, bald rauhe knorrige Knochen- coneretionen dar. — Uebrigens beobachtet man hier eben auch wie andernorts ein Zerfallen des Exsudats mit Fettumsatz, eine Verkreidung desselben. Diess sind die wesentlichsten Veränderungen, welche das incystirte Neuparenchym erleidet. Unter ihnen sind mehrere, welche die Bedeutung einer Involution, einer Verödurg der Neubildung haben. Hieher gehört die Fettmetamorphose des Inhalts der Drüsenblasen, ihre Inerustation, die Veränderung im Gefolge von Hämorrhagie und von Entzündung. Sie sind als eben so viele Heilungsweisen der Kropfwucherung anzusehen. Sehr oft findet man mehrere dieser Zustände in einem und demselben Lappen beisammen, einander eoordinirt, sich wechselseitig durchdringend. vum _ Zur Anatomie des Kropfes. 249 So sehr auch dem Gesagten zufolge der Kropf überhaupt Cystenkropf ist, so verdient doch immer- hin die in Bezug auf die endogene Produelion von Parenchym sterile Cyste, an und für sich sowohl, wie auch besonders in praetischer Rücksicht, Erwähnung. Das Vorhandensein einer oder mehrerer sol- cher Cysten macht den Kropf im Sinne der eingebürgerten Anschauungsweise und Terminologie zum Cy- stenkropfe. — In praetischer Rücksicht kann man den Begriff dahin erweitern, dass man auch eine Cyste hieher zählt, welche nur sehr wenig neuen Parenchyms produeirt, indem sich dieses auf eine an irgend einer Stelle der Cystenwand aufsitzende Insel oder eine selbst die ganze Innenwand der Cyste überkleidende Sehiehte von unerheblicher Dicke beschränkt; den überwiegenden freien Raum nimmt ein flüssiger Cysteninhalt ein. Diese Cysten wachsen gleich den ineystirten Lappen häufig zu bedeutendem Umfange, zu Wallnuss-, Hühnereigrösse und weit darüber heran, wobei die Cystenwand ebenmässig an Masse (Dicke) zunimmt. Sie weichen in Bezug auf die Construction ihrer Wände wie auch auf ihren Inhalt nicht ab von dem Verhalten, welches die Cysten überhaupt darbieten. Ihre Wand besteht aus Zellgewebefasern und einer Schichte Epithelium , später ist sie häufig bei beträchtlicher Dieke schwielig und die Stelle des Epi- theliums nimmt eine Schichte durchseheinenden, Blastems ein, welches mehr oder weniger deutlich in Faserbildung durch Spaltung begriffen ist. Ihr ursprünglicher Inhalt besteht in einer eiweisshaltigen serösen, farblosen oder blassgelblichen, in einer dicklicheren klebenden, einer Gummilösung ähnlichen — sog. colloiden — meisthin gelben, braungelben, grünlich schillernden Feuchtigkeit. Häufig ist aber der Inhalt ein ganz anderer, indem die Cyste im Gefolge von Hämorrhagie, von Exsudation sehr häufig Blut im frischen Zustande oder in Form eines chocoladefarbigen, rostbraunen, hefengelben, fettig- glutinösen Breies oder Fluidums, Faserstoffexsudat in Form von peripherer Gerinnung an der Cystenwand, von grösseren klumpigen oder zu einem Striek- und Fachwerke angeordneten, den Cystenraum zum grössten Theile oder völlig ausfüllenden Massen, Eiter (Jauche) enthält. Die Cystenwand aequirirt dabei eine beträchtliche Dieke und Dichtigkeit, sie kann so gut wie die zu Schwiele umstalteten Fi- brinmassen im Cystenraume verknöchern. Häufig folgt mit Verwachsung beider eine Verödung der Cyste. Bisweilen wird sie vom jauchigen Inhalte corrodirt, ja es kömmt zu ulceröser Perforation, zu völliger Vereiterung derselben. Noch ist am Schlusse das Verhalten des ursprünglichen Drüsenparenchyms neben den so eben besprochenen ineystirten Lappen und Cysten überhaupt, und im Besondern sein Verhalten ringsum diese Gebilde bemerkenswerth (S. S. 244). In ersterer Rücksicht findet man das Parenchym gemeinhin in einem Zustande von Welkseyn mit bräunlicher Färbung, Zähigkeit; das Zellgewebe beginnt hie und da augen- scheinlich das Uebergewicht über die Drüsen-Elemente zu bekommen, — Atrophie. In ‘der Umgebung der neuen Lappen oder der Cyste erleidet es auf verschiedene Dieke eine schichtenartige Sonderung; die Läppehen desselben werden durch den Druck zu Lamellen plattgedrückt, welche vielfach unter einander zusammenfliessen und spaltähnliche Lücken zwischen sich lassen. All- mälig schwinden darin die Drüsen-Elemente und es bleibt endlich ein weisses aus Zellgewebe be- stehendes Fachwerk zurück, dessen Lamellen miteinander und mit der Cystenwand verwachsen und dieselbe verstärken. — In soleher Weise geht neben der Hypertrophie ein Schwund des originären Parenchyms einher, wobei häufig ein namhafter Antheil des Organs in Folge seiner Massenvermehrung untergeht. Diess im Vereine mit den im Vorigen angedeuteten Verödungsweisen des neuen Parenchyms und der Cyste und mit dem so eben noch Folgenden mag erklären, warum bei dem so gewöhnlich wuchernden Processe der Kropfbildung die Kröpfe doch nicht zu einem viel grösseren Umfange her- anwachsen. Grosse Kröpfe sind gewöhnlich in eine mehrblätterige Faseie gehüllt, deren Blätter hie und da mittelst strangförmiger Säulchen und Brücken zusammenhängen. Dabei werden sie von grossen Venen durchsetzt, deren Wände mit der Faseie verwachsen sind und den Venensinus der h. Hirnhaut einiger- 32 Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. ii vR Ih \ | | | | 250 Professor Rokitansky. massen gleichen. Diese Blätter sind. wie die weissen Lamellen ringsum die neuen Lappen und Cysten durch Atrophie des ursprünglichen Parenchyms zu Stande gekommen, ihre Venen gehören ursprünglich dem peripheren Schilddrüsenparenehyme an. Untersucht man ein Stückchen einer solchen Lamelle oder eines der ebengedachten Säulchen, so sieht man nach Figur 9 ein aus Zellgewebsfibrillen, nebstdem auch aus Kernfasern (elastischen Fasern), einem zarten anastomosirenden Fasernetze u. dgl. bestehendes Gewebe, in welchem verkümmerte, schwindende Drüsenblasen eingebettet sind. Bei der Wichtigkeit der über das Wesen des Kropfes erhobenen Thatsachen haben diese noch. wie Eingangs erwähnt worden, von einem allgemeinen Standpunkte aus betrachtet, ein weiter aus- greifendes Interesse. Es bezieht sich diess auf die Grundlage der Drüsenblase und ihre Entwicklung, sowohl in ihren die Norm wiederholenden so wie besonders in anomalen Verhältnissen, auf die Hypertrophie drüsiger Organe, und auf die vielfache und innige Verwandtschaft, welche zwischen den elementaren Bildungsvorgängen der Drüse und der Cyste obwaltet. Die Drüsenblase der Schilddrüse entwickelt sich augenscheinlich aus einem Kerne, durch Wachsthum desselben mit folgender endogener Entwiekelung neuer Kerne, — wie man diess und folgendes in Fig. 1 übersieht, — wobei sich diese letztere auf die Herstellung einer Epithelial-Kernschichte an der Innen- wand der Blase beschränkt, oder bis zur Ausfüllung der Blase mit Kernen excedirt. Eine anomale Entwickelung kommt in mehrfacher Weise vor: a) Der Kern wächst zu einer in Bezug auf die endogene Kernbildung sterilen Blase heran. b) Er wächst über die normale Grösse der Drüsenblase bis zu einem '/, Mill. Durchmesser haltenden Bläschen und sofort zu einer mit selbstständiger aus Zellgewebsfasern bestehenden Wand be- gabten Cyste heran. ec) Der zur Drüsenblase heranwachsende Kern degenerirt mit Identifieirung seiner Hülle mit dem Inhalte und Umstaltung des letzteren zur Colloidmasse zu einem kugeligen oder ausgebuchteten Gebilde Fig. 2, dessen Masse bei c) und d) eine drusige Sonderung eingegangen ist. d) In der sterilen Blase entwickelt sich ein sekundärer eentraler Kern, welcher nicht selten heranwächst, einen dritten und dieser einen vierten u. s. w. erzeugt, woraus ein eoncentrisch geschichtetes Gebilde hervorgeht Fig. 2, a), welches gleich jenem einer weitern Entwiekelung unfähig ist und gemeinhin der Incrustation unterliegt. Ich begnüge mich hier mit diesen Andeutungen; sie erweisen die hohe Bedeutung des Kernes als Grundlage sowohl des einfachen Drüsenelementes der Schilddrüse — welches die Textur dieser Drüse so wie jene der verwandten Nebennieren gegenüber den andern acinösen Drüsen als eine rudimentäre Bildung erscheinen lässt — wie auch des complieirten secundären ausgebuchteten Gebildes, welches den Acinus anderer Drüsen constituirt, die sich eben auch nur durch Entwiekelung von neuen derlei Drüsenblasen hypertrophiren. Vor Allen sind Untersuchungen der hypertrophirten Prostata, in deren Nähe sich zuweilen in ähnlicher Weise wie bei der Sehilddrüse (S. S. 244) gesonderte neue Prostata-Körper entwickeln, in dieser Hinsicht instruetiv. — Eine hiemit zusammenhängende Erscheinung ist die, dass man in der hypertrophirten Prostata öfters, in der Thymusdrüse aber in der Regel, zwischen die Acini eingeschaltet, die vorerwähnten eoncentrisch geschichteten Kerngebilde (Fig. 2, a) wahrnimmt. Gleichwie einerseits die Drüsenblase der Schilddrüse im Kropfe zur Cyste degenerirt, welche alle die der Cyste als Neubildung zukommenden Bedingungen wiederholt, so gleicht andererseits der Entwicke- lungsvorgang der Cyste jenem, dessen Resultat die Drüsenblase selbst ist. Man ist hier an die Schwelle eines an Analogien zwischen Normal- und Afterbildung sehr reichhaltigen Gebietes versetzt, aus dem ich nur die nachstehenden Fragmente hervorhebe: Eines der häufigsten Objeete zu vergleichender Untersuchung bietet unter vielen Anderen die gemeinhin im Gefolge der Bri sht’schen Krankheit in wuchernder Menge in der Corticalsub- stanz der Nieren vorkommende Cystenneubildung. In exquisiten Fällen ist die Niere, zumal ın Zur Anatomie des Kropfes. 251 den Niederungen zwischen den drusig vorspringenden Resten der einschwindenden Rindensubstanz neben ansehnlicheren Cysten wie von einem krystallinischen Griese übersäet und durchwebt. Dieser erweist sich als Cysten, welche, in einem auf verschiedenen Entwickelungsstufen stehenden Zell- gewebslager eingebettet, je nach ihrer Grösse eine solche Achnlichkeit mit den normalen oder den anomal gross gewordenen Drüsenblasen der Schilddrüse haben, dass man zwei entsprechende Prä- parate nicht zu unterscheiden im Stande ist, — eine Aehnlichkeit, welche auch Simon in s. Abhand- lung on subaeute Inflammation of the Kidney (Transact. of the med. chir. Society Vol. AXX) hervorhebt. Diese Aehnliehkeit geht sofort weiter, indem auch die in der Schilddrüse wahrgenommenen Entwiekelungsstufen der Drüsenblasen, ja auch alle der obgenannten Anomalien ihrer Entwiekelung sich im Nierenpräparate wiederfinden. — Bezüglich des Inhaltes der Uysten bemerke ich nur, dass derselbe sehr gewöhnlich eine colloide Substanz ist und sehe im Uebrigen von andern durch darin vor- kommende Elemente bedingten Analogien ab. Es erbeischt aber doch die endogene Wiederholung des Parenchyms in der Sehilddrüseneyste einen Hinblick auf gewisse, in den Cysten so häufige endogene Produetionen: Auf der Innenwand der Cysten kommen sehr oft vaseularisirte Wucherungen vor, welehe mit den S. 246 erörterten Exerescenzen auf der Innenwand der Schilddrüseneyste in formeller Hinsicht völlig übereinkommen. So wie in diesen, d. i. den ausgebuchteten schlauechartigen , kolbigen Hohlgebilden auf der Innenwand der Schilddrüsen- eyste die Entwickelung der die Schilddrüse constituirenden Elemente Statt findet, welche selbst wieder eine anomale Fortbildung nehmen und namentlich zur Cyste heranwachsen können, so kömmt in jenen, d. i. in den gleichgestaltigen Wucherungen auf der Innenwand anderer Cysten die Entwickelung von Gebilden vor, welche, der Drüsenblase der Schilddrüse in formeller Hinsicht gleich, bei einer mit einem Afterparenehyme eombinirten Cyste die neben (ausserhalb) dieser bestehenden Elemente als eben so viele Grundlagen von Cysten wiederholen und selbst auch — innerhalb ihrer Muttereyste — zu einer sekundären oder Tochtereyste heranwachsen können. Ich breche hier ab, indem ich es für zweckmässiger halte, sich mit den vorstehenden Andeu- tungen zu begnügen, als sich weiter einzulassen in ein weitläuliges Gebiet, auf welchem die Ergeb- nisse bei ihrer Verwandtschaft mit dem vorliegenden Thema sich dieses leicht so unterordnen könn- ten, dass ich am Ende meine Aufgabe verfehlt hätte. Was schliesslich den Inhalt der strumösen Schilddrüse, die colloide Substanz, das Colloid be- trifft, über dessen Vorkommen ich das Wesentlichste in meinem Handbuche der pathologischen Ana- tomie (B. 1. S. 305) beigebracht habe und worunter das Colloid als Inhalt von Cysten und ceysten- artig erkrankten Hohlgebilden den ersten Rang einnimmt, so ist dasselbe in den slerilen Drüsenbla- sen und in den zu Üysten herangewachsenen Drüsenblasen enthalten und füllt diese letzteren je nach Um- ständen ganz oder nur zum Theile aus, indem es in jenen, welche eine neue endogene Parenchymbildung enthalten, den von dieser erübrigten Raum einnimmt. Es ist eine farblose oder gewöhnlicher eine ho- nig- oder weingelbe, braune, braungrünliche, einer Gummilösung ähnliche, klebende, durchscheinende Feuchtigkeit, welche hie und da zu einer leimartigen durch Druck mit Bruchflächen auseinanderweichen- den Substanz eingediekt erscheint. In dieser Gestalt stellt es in den Cysten häufig rundliche, schollenar- tige, schwachfacettirte Klumpen von verschiedener Grösse dar. Farbig erscheint es gemeinhin in den Cy- sten, in welchen eine Neubildung von Parenehym Statt findet; in den sterilen Drüsenblasen ist es als eine farblose Feuchtigkeit enthalten. In den aufgebläheten Kernen ist es als eine consistentere mit der Kern- wand verschmolzene Masse zugegen, welche häufig eine schollenartige oder drusige Sonderung ein- geht. (Fig. 2.) Das Schilddrüsen-Colloid stimmt, wie leicht anzustellende Vergleiche lehren, in physikalischer Hin- sicht und auch in so ferne in seinem chemischen Verhalten mit dem Colloide anderer Cysten überein, als es überhaupt in der Deutlichkeit seiner Reactionen vielfache Variationen darbietet: destillirtes Was- 32» 252 ser nahm kalt und kochend etwas davon auf, wobei es trübe wurde; Essigsäure veranlasste in dieser wässerigen Lösung eine im Ueberschusse sich lösende Trübung, Weingeist eine weisse Trübung, welche bei Zusatz von Wasser verschwand. Salzsäure lösste es kalt nur langsam, kochende dagegen rasch auf mit Lilafärbung; Kaliumeisen-Cyanür gab eine Fällung. Aetzkali lösste dasselbe kalt sehr langsam, rasch dagegen in der Kochhitze. In dieser Lösung gab Essigsäure einen im Ueberschusse löslichen Niederschlag mit Entwickelung von Schwefelwasserstoff, Alcohol auch hier eine Fällung, die sich im Wasser auflösste. Höchst wünschenswerth sind gründliche vergleichende Untersuchungen des Colloids aus verschiedenen Erzeugniss-Stätten und aus verschiedenen Stadien seiner Bildung. Anmerkung. Eine besondere Erklärung der beigegebenen Tafel scheint überflüssig. Fig. 3 gibt die natürliche Grösse, die übrigen Figuren sind bei einer 400 maligen Vergrösserung gezeichnet. 253 Nova quaedam genera et species plantarum vascularium auctore Eduardo Fenzl. Gelesen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe vom 18. Januar 1849. ÖORCHIDEAE. Trib. Vandeae. MORMOLYCA. Perigonium in alabastro basi haud gibbum, sub anthesi ringens mente nullo, foliolis omnibus perfecte liberis; exteriorum postieum majus ereetum oblongum concavum, apice calloso fornicato- mucronatum, lateralia labello supposita parallele deflexa linearia convergenti-subfalcata; interiora linearia angustiora basi obliqua, ante posticum parallele ereeta, marginibus retro columnam longitudi- naliter subeontiguis revolutis. Labellum liberum ecalearatum sessile, cum columnae basi artieulatum eaeque parallelum adscendens, oblongum trilobum, lobis lateralibus obsoletis dentiformibus, medio majore apice integerrimo uneinato-reflexo, disco subcalloso, callo plano ovato. Columna semiteres ineurva, basi subdilatata, ultra germinis vertieem haud produeta, apice elavato haud marginato oblique truncata. Anthera opereularis convexa bilocularis. Pollinia 4 ellipsoidea solida incumbentia per paria con- nata, postica minora, caudieula obsoleta medio dorso glandulae hippocrepicae apieibus deorsum spec- tante affıxa. 1. Mormolyea lineolata. Tab. XXIX. Acaulis; pseudobulbis caespitantibus ovatis v. ovalibus aneipitibus basi vaginatis monophyllis. Folia sessilia eoriacea lanceolata acuta canalieulato-depressa bası subtus argute carınata, caeterum ener- via, plus minusve recurva, laete viridia. Scapi radicales erecti uniflori, vaginis remotis aretis fusco- scariosis acutis tunieati. Perigonium laevissimum, sordide flavum; foliolorum exteriorum posticum subnavieulare ecarinatum, lineolis 7 v. 11 saturate sanguineis transversim anastomosantibus pietum; lateralia ejusdem longitudinis cum interioribus subminoribus consimilibus apice marginibusque subrevo- lutis plana, purpureo -5—7-striata. Labellum perigonii foliolis externis subdimidio brevius carnosum oblongum subvelutinum, parum infra medium utrinque unidentatum (inde trilobum), dentibus acutius- eulis patulis, lobo medio ovato obtuso, nune integerrimo, nune suberenato, purpureo-venoso, a calli apice 25 Eduard Fenzl. ulterius cum eo et basi carnosula triangulari atropurpureo, reliqua parte flavo; eallo ovato basi semi- lunari deeurrente medio depresso edentulo haud suleato. Columna perigonio dimidio brevior puberula basi intus macua purpurea pieta. Polliniarum glandula testacea. Hab.: in terra mexicana tropica prope Mirador, unde retulit hortulanus C.Heller anno 1847. — Vidi stirpem florentem in ealdario Lib. Baronis de Hügel, prima vice mense Novembris, altera Aprilis. Pseudobulbi plures caespitosi, %—1” longi, ovati s. ovales ancipites, marcescentes compresso-tetragoni, basi vaginis 2—4 aequitantibus scariosis fuseis acutissime carinatis, interioribus bulbum aequantibus v. parum exsuperantibus tunicati. Folia sessilia, adulta 5— 8” longa ac % —1”;” lata, basi ad distantiam 3—6”’ eximie complieato-carinata. Scapi radicales in stirpe culta solitarii, in fera (Hellero testante) plures erecti teretes firmi 6—8” longi ae '/z”’ erassi virides, vaginis 4 scariosis ochreaeformibus A—5” longis ac 1—2'%" ab invi- cem distantibus acutis superne carinatis adstrietis fuseis vestiti. Perigonii foliolum postieum lineari-oblon- gum, 6—10” longum 2'%—3 7” latum, erectum subnavieulari-concavum ecarinatum, apice in mucronem fornicatum acutissimum coaretatum; lateralia externa postico aequilonga linearia subfalcata calloso-mueronata, 1'/ — 242” lata, labello supposita, parallele deflexa, apice convergentia ac fere contingua, basi omnino libera menti vestigio plane nullo; interiora consimilia parum minora ante posticum collocata parallele erecta, apice marginibusque retro columnam fere contiguis recurva. Labellum oblongum perigonii foliolis externis subdimidio brevius, —2Y/z'’ latum carnosulum, areola basilari triangulari inerassata usque ad callum producta instruetum, disco et apieem versus atropurpureum ; lobis lateralibus dentiformibus ?/” longis acutiusculis antrorsum patulis libero margine adseendentibus; callo parum incrassato plano, medio depresso, ovato acuto, basi semilunari decurrente nitido. Germen rectum v. curviusculum eylindrico-clavatum, sub anthesi 4” longum ac °4” apice crassum, subtiliter 6-sulcatum laevissimum. Columna semiteres ineurva, medio 1” fere lata, sursum deorsumque sensim magis inerassata, basi tamen ultra germinis verticem haud producta, nec apice marginata ibique verticaliter truncata ac profunde triangulari-excavata, viridi-flava, intus basi ad insertionem labelli macula purpurea transversa pieta. Anthera opereularis convexa bilo- eularis. Pollinia 4 ellipsoidea solida per paria connata incumbentia, postica minora, ope caudiculae obsoletae medio glandulae hippocrepicae dorso affixa, Glandula fuscescens, apieibus columnae basim respieiens. Fructus desideratur. Unsere Gattung gehört zur Gruppe der Maxillarideen — wie sie Lindley im Bot. Reg. 1843. Miscell. p. 12. näher bezeichnet — und reiht sich unmittelbar an Maxillaria an. Sie unterscheidet sich, wie ich glaube, sehr natürlich: erstens durch den völligen Mangel des charakteristischen Kinnes am Grunde des Peri- gons im Knospen- und Blüthenzustande; zweitens durch das am Grunde zwar verbreitete, aber keineswegs nach vorne fussförmig vorgezogene Säulchen; drittens durch die am Grunde vollkommen freien äusseren Perigonial- Blättehen und die in der Art modificirte Blüthen -Configuration,, dass selbe von vorne angesehen eine von den Seiten her zusammengedrückte schmale langgestreckte Ellipse bildet, während bei allen anderen Mazillaria-Arten eine um die Spitzen der Perigonial-Blättchen projieirte Linie eine entweder dreieckig-eiförmige, oder fast kreis- runde Figur darstellt. Diese Configuration der ganzen Blüthe resultirt aus der Richtung der beiden äusseren und inneren Seitenblättchen derselben, deren erstere, statt wie bei Maxillaria bald fast eylindrisch aufrecht, bald glockenförmig, bald ausgespreitzt - auseinandertretend mit dem unpaarigen hinteren jeder Zeit einen Winkel zu bilden, sich beinahe perpendiculär und parallel herabschlagen und mit dem letzteren fast in eine verticale Ebene fallen, während die zweiten, sich eben so verhaltend, aufrecht hinter dem Säulchen vor der Wölbung des hinteren Perigonial-Blättchens neben einander zu liegen kommen. Sie nähert sich in dieser Beziehung einigen Arten der Gattung Govenia'), andererseits dureh ihr unge- mein kurzes gemeinschaftliches Pollinarien-Schwänzchen der Gattung Bifrenaria und durch den einblüthigen be- scheideten Wurzelschaft der Gattung Colax. Govenia unterscheidet sich aber, abgesehen von dem ganz verschie- denen Habitus und Blatibaue noch ganz besonders durch die mützenförmige, in eine gekrümmte Spitze auslaufende Anthere, die dreieckige Pollinar-Drüse und das an der Spitze beränderte Säulchen; Bifrenaria durch die beinahe 1) Die Achnlichkeit im Baue des Perigoniums mit Govenia superba ist so gross, dass ich mich anfänglich verleiten liess, Mormolyca näher mit dieser Gattung als mit Mazxillaria verwandt zu halten. Siehe Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. Januar- Heft 1849. p. 53. —E Ey Zu Nova quaedam genera et species plantarum vascularium. 255 kammförmig gebildete Anthere und die beiden freien Pollinar-Schwänzchen; Colax endlich durch ihr beinahe ku- gelförmiges Perigon, berändertes Säulchen, die kammförmige Anthere und den Mangel der Pollinar-Drüse; Alle insge- sammt, nebst Maxillaria durch die Verwachsung der beiden unteren Perigonial-Blättchen am Grunde mit dem Säulenfusse und die dadurch schon im Knospenzustande bedingte Kinnbildung des Perigons. — Will man Mormolyca neben den genann- ten nicht als eigene Gattung gelten lassen, so wird man sie jeden Falls als Repraesentanten einer eigenen Abtheilung von Maxillaria bestehen lassen müssen, der sich zunächst Maxillaria rufescens Lindl. (B.Reg.t.1848), acutifolia Lind]. (o. ce. 1839. Mise. n. 148) und picta Hook. (B. Mag.t. 3154; B. Reg. t. 1502) anschliessen dürften. Explicatio iconis Tab. XXIX. Mormoiyea lineolata. Fig. 1. 2. 3. Flos situ vario. 4. Columna cum anthera et labello, demtis perigonii foliolis reliquis, aucta, 5. Labellum explanatum. 6. Columnae pars superior aucta facie anteriore, polliniis demta anthera cum glandula hippocrepica situ naturali residuis. 7. Pollinia cum glandula aucta. S. Eadem demta glandula a latere visa. 9. Antherae facies interna demtis polliniis. 2. Notylia Hügelii n. sp. Pseudobulbi lineari-oblongi eompressi minuti. Folia solitaria coriacea linguaeformia pla- niuscula, subtus basi carinata. Racemus radicalis pendulus multiflorus, pedicellis braetea subulato-setacea triplo, flore triente longioribus reeurvo-patulis. Perigonii viridi-flavi foliola externa lateralia labello supposita in unum apice integerrimum coalita, cum superiore sublongiore lineari-lanceolata acuta ecarinata navieularia apice recurvaz; interna subbreviora ac dimidio angustiora lineari-subfaleata acu- minala medio superposite aurantico-bi-v. quadripunctata. Labellum porreetum unguieulatum truellae- forme integerrimum acutum apice subincurvum. Hab: in regno mexicano prope Jalappa. — V. v. in horto Lib. Bar. de Hügel. Pseudobulbi caespitosi, %—1“ longi ac 2—4“' lati, basi vaginis 1—3 squamaeformibus acutis tunicati, apice folium solitarium alentes. Folia linguaeformia obtusissima recurvo-mueronulata, 2—5“ longa ac %— 1" lata, erecto-patula demum subtorta, supra modice canaliculato-depressa. Racemus glaberrimus 3—4 pollicaris. Perigonii foliola bina externa 3—4‘ longa ac 1“ lata cum racemi axi parallela; interiora albida infra medium punctis aurantiacis superpositis duobus s. quatuor geminis transversim confluentibus pieta. Labellum foliolis externis basi parum augustius ac brevius. Columna teres labello subbrevior reeta summo apice nonnihil inclinata. Flores melleo-suaveolentes, nee aromatici. Es ist diess die einzige mir bekannte Art mit bis an die äusserste Spitze vollkommen in ein Blättchen ver- wachsenen seitlichen Perigonial-Blättern des äusseren Wirtels. Man unterscheidet sie dadurch leicht von den bei- den sonst ihr sehr nahe stehenden Arten, der N. sagittifera Klotzsch (in Ic. pl. hort. Berol. p. 43. 1. 18 — N. multiflora ei punctata Lindl.) und der N. aromatica Barker (in B. Reg. 1841. Misc. n. 77). 256 Eduard Fenzl. URTICACEAE. 3. Pilea hyalina n. sp. Annua ereeta brachiato-ramosa. Caulis succulentus (in vivo Ahyalino-aquosus) obtuse tetrago- nus purpureo - striatus cum petiolis floribusque glaberrimus, ramis simplieissimis patentibus. Folia exvstipulata patentissima; lamina in petiolum semiteretem eam aequanteın v. '/, — 3plove superantem haud attenuata, elliplica v. rhombeo-ovata acuta trinervia costato-venosa, nervis venisque simplieis- simis depressis, marginibus grosse arguteque serrata, basi integerrima, supra stimulis innocuis sparsis hirsuta subtus glabra, tenuissima. Florum glomeruli edraeteati semel v. subiterato di-trichotome cymose- paniculati, eymulis awillaribus 3 — 7 spurie vertieillatis, petiolis '/, — 4plove brevioribus; glom. alares saepe pedicellati, reliqui 2—5 interrupte spieati sessiles, minutissimi. Floris staminigeri perigonium 2—3-partitum, lacinüis obovatis eucullatis. Stamina 2—3. Floris pistilligeri perigo- nium 3-partitum, lacinia majore germen semiampleetente eumque exsuperante navieulari - fornicata obtusa, reliquis binis obsoletis ovatis. Stigma sessile aspergilliforme. Achenium perigonio exsertum ovoideum,, Zuberculis copiosis muricatum, fuseum ('/,"' longum). Urtica arvensis Poeppig Coll. n. 1539 B.; Diar. n. 1608! Hab. in Brasilia prope Rio Janeiro (Schüch!); in Peruvia subandina prope Cuchero ad fossas eultorum (iPoeppig — Dec. 1829!) — V. v. cult. et s. sp. Radix fibrillosa alba. Caulis 2—12” longus ac 1—4” basi crassus, pellueide aquosus, angulis faciebus- que lineis S—10 purpureis longitudinalibus elegantissime pietus, pyramidato-ramosus, internodiis infimis duobus v. tribus in stirpe proceriore saepe 2—%2’/,-uncialibus, reliquis sensim imminutis 17>3’’ longis, nodis planis; rami longiores tune 6>4#” longi, speciminum minutorum nulli v. brevissimi. Folia juniora patentia, explicata horizon- talia, demum modice recurva; maxima cum petiolo semitereti supra canaliculato 4>%2’ longa, lamina 12>%" lata; reliqua ac speeiminum humiliorum sensim minora; omnia aequabiliter serrata, serraturis utroque margine 9>5, terminali submajore, laete viridia nitidula, exsiccata atroviridia v. nigricantia cellulisque tunc incrassatis pro- minulis fusiformibus albis plerumque dense strigillosa, facie superiore in stirpe viva propter nervos et venulas valde depressas subbullata. Flores monoici minutissimi sessiles ac brevissime pedicellati, 7—17 in glomerulos ebrac- teatos globosos diametro 1—%” coacervati. Glomerulorum eymulae tota caulis ac ramorum logitudine pseu- dovertieillatim dispositae horizontales, ad nodos infimos nee non supremos fascieulorum brevissimorum indolem, ad nodos intermedios panieulae irregularis di- trichotomae faciem praebent, cujus rami longiores semel v. bis bifurcati demumque spieiformes longitudinem 4—9” attingunt. Flores staminigeri, in glomerulis paucissimi ac fuga- eissimi quandoque defieientes, perigonio gaudent 2—3-, numquam A-partito, laciniis obovatis eueullatis. Flores pi- stilligeri, plerique subpedicellati, perigonium offerunt 3-partitum, lacinia ad glomeruli axim externa reliquis mi- nutissimis 3plo longiore (> Ig.), sub anthesi germen exsuperante, in fructu maturo eo subdimidio breviore. Stamina ejus rudimentaria 3, perigonii laciniis opposita, primum obsoleta, post anthesim inerescentia, linearia aequilonga, laeinia majore subbreviora, minores perfecte occultantia. Germen ovoideum viride, serius album, stigmate exiguo aspergilliformi. Achenium *,” longum suboblique ovoideum fuscum ad lentem tuberculis copiosis muricatum. Diese zu physiologischen Untersuchungen und Experimenten über Saftbewegung ihrer durchsichtigen Sturgel- beschaffenheit wegen sehr zu empfehlende Art pflanzt sich schon seit mehreren Jahren von selbst durch zerstreute Früchtehen im Sande des warmen Hauses unseres Universitätsgartens fort, dem sie, aus brasilianischer, mit an- deren aus Rio Janeiro eingesandten Pflanzen gekommener Erde entkeimend, durch Herrn Gartendireetor Schott zu Schönbrunn freundlichst mitgetheilt wurde. So leicht sie sich übrigens in der Art fortpflanzt, so eigen- sinnig widerstreben ihre Samen bei künstlicher Aussaat im Topfe dem Keimen. — Ans der Zahl der zur Gattung Pilea gehörigen Arten steht ihr zunächst bloss P, pumila (Urtica pumila Zinn; Dubreuilia pumila Gaudich. in Freycin. p. 495), die von Canada durch die Staaten Pensylvanien, Ohio, Missouri und Louisiana bis nach Mexico herabreicht. Sie unterscheidet sich aber von unserer Art durch ihre 4-theiligen Staubblüthen, Nova quaedam genera et species plantarum vaseularium. 257 welche unvermischt mit Fruchtblüthen in kleine kurze büschelförmige Trugdöldchen zusammengedrängt zwi- schen den in Scheinquirlen gestellten längern bald büschel-, bald rispenartig-verzweigteren Trugdolden der letzteren sitzen; ferner durch die beinahe gleichlangen Zipfel der 3-theiligen Blüthendecke der Fruchtblüthen und durch die zweikantig zusammengedrückten spitzig-eiförmigen, mit linealen Würzchen besetzten, mehr als doppelt so grossen grünen Früchtchen. Pilea repens (Urtica repens Se. fl. Ind. occid. 1. 294), in Mexico, Guatemala und auf St. Do- mingo einheimisch, nähert sich unserer Art einzig nur der Blattgestalt und Verzweigungsweise des blühenden Stengeltheiles nach; unterscheidet sich jedoch auffallend durch die am Grunde niederliegenden und allenthalben wurzelnden Stengel, durch das Vorkandensein eiförmiger abgerundeter achselständiger häutiger Nebenblätter und die lang gestielten achselständigen unregelmässigen knäuelblüthigen Trugdolden mit ährenförmigen, traubig- oder rispenartig - zusammengeselsten Aesten. Der Gattungscharakter von Pilea, wie ihn Endlicher in seinen generibus plantarum p. 284 gegeben, bedarf zu Folge meiner Untersuchungen, die sich über die Hälfte der von Gaudiehaud zu seiner synonymen Gattung Dubreuilia gezogenen Arten ausdehnten, einiger geringen Verbesserungen. Erstens muss es heissen: Flores.......in eadem panicula nune bracteati, nunc ebraeteati; zweitens: Florum stamini- ferorum perigonium 2—3- v. 4-partitum. Stamina 2,3 v. A. CHENOPODEAE. Ehagodia Eschscholtziana n. sp. C aulis basi suffruticosus (verosimillime distorte ramosus), ramis hornotinis adseendentibus v. erectis herbaceis patule ramulosis. Folia alterna tenue petiolata orata basi subtruncata v. subrkombea sinuato- dentata v. subhastato-Iriloba, lobis paucidenlatis v. inlegris; eaulina majora subdimidio v. triente latiora quam longa glauca ; ramulorum minora parum longiora quam lata purpureo-farinosa; omnia apice oblusissima v. rotundalta mucronata, dentibus inaequalibus latis obtusis v. acutiuseulis, saprema subintegra v. integra rhombea v. oblonga obtusa v. euspidato-mueronata. Florum glomeruli minuti, dense spicati, spieis copiosis racemose v. paniculatim eompositis omnino aphyllis. Perigonii laeiniae dense farinosae fructiferae vix carinatae. Styli duo basi coaliti perigonio duplo longiores, stigma- tibus papilloso-kirtis. Pericarpium perigonio omnino inclusum carnosulum dense ac grosse papil- losum semini adhaerens. Semen depressiuscule globosum, integumento erustaceo ruguloso atro nitidulo. Hab. in insula Owahu Sandwicensium. (Eschscholtz.) Suffrutex incertae altitudinis, cujus ramos duos florigeros, alterum 8-pollicarem basi ad distantiam pol- lieis lignosum annotinum, alterum pedalem hornotinum vidi in herbario cl. Ledebour. Rami perennan- tes (saltem quoad id ex indole et direetione inferioris partis speciminis brevioris concludere fas est) patentissimi, verosimillime distorti, erassitie fill emporetiei medioeris, ramulorum consumtorum eicatrieibus residuis approximatis torrulosi, cortice testaceo transversim dissiliente tunicati; hornotini florigeri viridi-purpureo- angulato-striati cum caeteris partibus farinosi inferne calvescentes, ramulis sterilibus 4>1” longis ereeto -patulis simplieissimis v. ramil- losis aueti. Folia glauca, juniora dense purpureo-farinosa, petiolis tenue filiformibus laxis 1>#” longis instrueta; caulinorum majorum lamina late ovata basi subtruncata v. subrhombea, 6—9” longa ac 9—1#”” lata, obtu- sissima v. rotundata distinete mueronulata plus minusve manifeste biloba, lobis lateralibus terminali subminori- bus marginibus 3—7 dentatis, dentibus plerisque obtusis v. rotundatis inaequalibus, majoribus latioribus quam longis, minoribus diametro aequalibus; foliorum minorum, praesertim ramulorum, lamina manifestius rhom- beo-ovata saepe subhasto-triloba paucidentata v. integra obtusa v. acuta; supremorum nonnulla oblonga v. lan- ceolata cuspidato-mucronata. Florum glomeruli viridi-flavescentes v. purpureo-farinosi plerumque 3—5flori den- sissime spicati, spieis copiosis simplieibus v. basi subeompositis 9> 3" longis nunc per racemum 1. pollicarem Denkschriften d mathem. naturw. Cl. 33 58 Eduard Fenzl. angustum, nunc per paniculam 2 %suneialem latius pyramidatam aphyllam dispositis. Flosculi omnes perfeecti 1, > "/" longi. Perigonii 5-partiti laciniae ovatae obtusae apice anguste membranaceo-marginatae subcarina- tae fructum perfeete ineludentes. Staminum 5 filamenta basi in disecum obsoletum coalita. Styli 2 (rarius 1) basi coaliti perigonio fere duplo longiores recurvo - patuli purpurei, stigmate ad lentem papilloso-hirto. Peri- carpium papuloso-carnosulum semini arcte adhaerens. Semen globosum depresciusculum '/s" latum, integu- mento crustaceo atro nitido dense ac subtiliter ruguloso. Albumen farinosum. Embryo cyelieus. Diese neue, von allen übrigen bisher nur in Neu-Holland und auf Van Diemensland gefundenen Rha- godien, im Blattbaue und Fruchtgrösse abweichende Art bildet ein interessantes Mittelglied zwischen dieser Gat- tung und Chenopodium. Die auffallend langen Griffel, die fest am Saamen hängende blasig - fleischige Frucht- hülle und der bloss auf die Spitze der Hauptäste und nicht zugleich auch auf die der kleineren und kleinsten Nebenäste wie bei den meisten Chenopodium-Arten beschränkte Blüthenstand reihen sie an die übrigen Aihagodien, wäh- rend die langgestielten buchtig-gezähnten Blätter und ibre ungemein kleine von der Blüthenhülle ganz einge- schlossene, nicht wie bei allen anderen Rhagodien diese fast sternförmig auseinander treibende Frucht sie den mit Chenopodium opulifolium verwandten Arten zugesellen. Unter den letzteren dürfte sie sich am meisten dem Che- nopodium sandwicheum Moqu. Tandons (Chenop. p. 28) nähern, das hinsichtlich der Beschaffenheit seiner Fruchthülle näher untersucht zu werden verdiente, von dem mir aber leider kein Exemplar zu Gebote steht. Unter den Rhagodia-Arten zeigen Rhagodia Billardieri, Candolleana und parabolica dem Blüthenstande, Ah. hasiata allein der Blattform nach einige Verwandtschaft mit dieser neuen Art. COMPOSITAE-ASTEROIDEAE. Subtrib. Buphthalmeae. — Divis. Eubuphthalmeae. — Subdivis. Neilreichieae: (Capitula radiata, heterochroma. Pappus pilosus, simplex, 1-seriatus , pilis capillaribus.) Neilreichia. Capitula multiflora, heterogama, floribus radii pistilligeris 3—Aserlatis ligulatis heterochromis, disci paucioribus perfeetis tubulosis. Involueri eylindriei squamae triseriatae, lineares adpressae in- aequilongae, intimae discum aequantes. Receptaculum haemisphaericum, paleaceum, paleis persisten- tibus tenue scariosis, apice fissis v. fimbriato -laceris, flores singulos aequantibus. Corollae radıı filiformes, plurimae, ligulatae, albae, tubo tenue filiformi, ligula minuta angustissima, heteromorpha, nune integerrima, nunce 2—3dentata, nunc biloba v. bipartita; disei subelavato-tubulosae, flavae, limbo 5-dentato. Antherae subexsertae, apice appendieulatae, basi sagittato-caudatae, caudieula minuta subu- lata, demum nigricantes. Stylus filiformis glaberrimus, fl. perfeetorum supra diseum tubulosum basi globoso-inerassatus, ramis stigmatieis semiteretibus exacte linearibus obtusis exappendiculatis revolutis, radii extus glabris, disei tota longitudine dorso papilloso-glandulosis, seriebus stigmatosis marginalibus angustissimis apice eonfluentibus. Achenia teretia anguste fusiformia glabra. Pappus pilosus simplex uniseriatus, pilis plurimis liberis rectis scabris. 5. Neilreichia eupatorioides. Tab. XXX. Frutex elatus, superne scandens, eaule erasso obsolete tetragono, supra medium brachiato-ramoso villoso, inferne calvo. Folia opposita petiolata horizontalia demum reflexa, petiolis canaliculatis in annulum connatis; lamina ampla late ovata, basi cuneata, apice cuspidata, supra basim 3 — Önervis, jova quaedam genera et species planlarum vascularium. 259 grosse mucronato-dentata, margine inferiore ae cuspide integra v. subdentata, utrinque subadpresse villosa, juniorum dense holosericea. 'Thyrsus brachiato-ramosus foliosus, obovatus v. eylindrieus amplus, ramulis eymigeris corymbose confertis villosis, peduneulis capitulo aequilongis v. brevioribus. Capitula 55 — 7öflora, disei flosculis perfeetis 11—17. Involueri squamae adpressae lineares obtusae 5—-7nerves glabrae, margine anguste scarioso versus apicem ciliato-villosulae, extimae intimis 2 —3plo breviores, demum ceireinato-reeurvae. Receptaculi paleae involuerum aequantes v. subaequantes tenue scariosae anguste lineares concaviusculae, nunc apice, nunc semi-, nune ultra medium 2—5fidae sive lacerae, fimbriarum una caeteris 2—3plo longiore. Florum radii ligula minuta v. obsoleta alba, seriei primae plerumque euneata bi- tridentata, reliquarum saepe angustissime linearis, nune bi-trifida sive partita, lobis tune plerumque valde inaequilongis, nune integerrima, tubo ore barbellato; fl. disci corollae ore subeonstrietae, dentibus extus tuboque inferne hirsutiuseulis. Styli florum radii longe exserti, disei usque ad bifureationem inclusi. Pappus sordide albidus corollam aequans demum horizontalıs. Hab: in Peruvia subandina prope Cuchero (Poeppig Coll. in Addendis n. 74. — Eupatorium fl. flavis), nee non in Brasilia prope Rio Janeiro. — E terra cum Orchidearum messi ante triennium advecta enata, in tepidario horti universitatis Vindobonensis mensibus Decembris ac Januarü 1848—49 primum flores elegantissimos explicavit. Truncus stirpis triennis floridi biorgyalis erassitie digiti majoris, inferiore triente lignosus reliqua parte subherbaceus medullosus, usque ad medium strietissime erectus, ulterius flaceidus seandens, radiculis aereis tubereuliformibus erebris superiore parte munitus, obsolete tetragonus faciebus late laeviterque inferius sulcatus viridis ibique calvus, foliorum labentium eieatrieibus angustis prominulis annulatus, foliata parte molliter hirsutus, versus apicem ramorum dense villosus. Internodia infima 5—8 eireiter 1—1”", reliqua 4—6” longa. Rami superiore caulis triente enascentes oppositi inaequilongi, altero semper multo breviore, validiores 3— Apedales flaceidi penduli, steriles gemma foliipara terminali purpureo-hirsuta ornati. Folia membranacea opposita petio- lata, primum horizontalia, serius flaceide reflexa, magna; juvenca dense holosericeo-villosa, adulta villo copioso, attamen rariore, brevi incurvo simpliei viridi, exsiecato flavidulo, utrinque vestita, majora eum petiolis 7— 10” longa ac 5—7’ lata: petioli %—17z-pollieares, 1—%” lati, semiteretes supra canaliculati villoso-hirsuti, decurrente laminae basi marginati, basi in annulum connati: lamina ovata cuspidata, basi cuneata nunc aequi- latera, nune marginum inferiorum altero magis rectilineo, altero concavo-curvilineo plus minusve inaequilatera, supra basim 3- v. 5-nervia nervorumque his longe subtiliorum pari uno v. altero submarginali in angulos petioli inferius decurente aucta, venosa, nervis venulisque subtus valde prominentibus anastomosi erebra areolas valde irregulares spatiosas (1— 3” TI) eflormantibus rugosa, margine subinaequaliter dentata, basim versus remote ser- rata v. integra, dentibus utrinque 40 >27 obtusiuscule cuspidato-mueronatis, 1—3” latis, terminali abruptius producto 3— 6” longo ac 2—#” basi lato integerrimo v. hine v. utroque margine 1-dentato munita. Thyrsus Y,— 1-pedalis foliosus, eymarum corymbose compositarum paribus 3—7 internodiis longitudine 5>1” versus apicem sensim decrescentibus remotis conflatus; ramis omnibus praeter infimorum parium aphyllis (his solum uno v. altero foliorum pari 17% — 1-pollicari instruetis), a 5” ad 2” longitudine imminutis strietis patentibus, supremis quandoque alternis, cum peduneulis viridi- v. purpureo-villoso-hirsutis ae pube glandulosa imixta viscidulis. Cy- mae 1—5-cephalae pedunculatae plerumque ternatim v. quinatim subverticillatae, nunc per paria 1—3, nunc sub- alternatim, apice ramorum confertissimae in corymbum diametro 1—%-pollicarem dispositae, braeteatae. Bracteae herbaceae, infimae majores lanceolatae saepe semipollicares,, reliquae lineares breviores plerumque incurvae eiliato- villosae. Peduneuli ac pedicelli filiformes % — '/ erassi; horum plurimi capitulum aequantes v. subaequantes, cymae thyrsum terminantis tamen plerumque longiores, Y,—1-pollicares. Capitula glabra ante anthesim ovoideo- oblonga, sub anthesi eylindrica, 4” longa ac 2— 2/"” lata, fructifera ac in usum herbariorum exsiecata campanu- lata 4— 5’ apice lata. Involueri quamae plerumque 20 triseriatae chartaceae, extimae 5 lineari-oblongae 1— 1; longae trinerves, reliquae exacte lineares 2/,—4#” longae viridi-7-nerves, omnes %,—1” latae, margine praeser- tim vero apice obtuso anguste scariosae ciliolatae sub anthesi eximie adpressae (exsiccatae patulae), disseminatio- nis periodo patentissime recurvae v. revolutae, dorso pallide virides, margine sordide albicante v. flavescente pellueidae, apice quandoque purpurascentes. Receptaculum haemisphaericum faretum,, paleis tenue membrana- ceis scariosis persistentibus involuerum aequantibus v. subaequantibus sordide albidis nitidis lineari-subulatis Y," plerumque latis concaviusculis apice laceris onustum, laeinulis 2--5 capillaribus rectis valde inaequilongis, una v. 33 * 260 Eduard Fengzl. media caeteris longe produetiore. Flores in capitulis 55—75, heterogami, omnes fertiles; marginales pistil- ligeri 3—4seriati involuero subbreviores v. aequilongi extimi omnes brevissime ligulati, interiorum pauciores quan- doque mere tubulosi limbo oblique truneato; disci 11—17 perfeeti. Corolla fl. pistilligerorum tenuissime filiformis, pilis horizontalibus raris adspersa, rarius omnino glabra , ore barbellata, ligula alba % — longa ac 7 — 5" lata, ejusdem capituli varia, nune cuneato-linearis apice 2—3dentata, quandoque purpureo-bi-v. trilineolata, nune 2—3fida sive partita lacinulis exacte linearibus aequalibus v. frequentius valde inaequalibus altera prope basim sita saepe dentiformi patula, nune lineari-filiformis integerrima, nune, quod rarius, obsoletissima ovata integra; fl. disei perfeetorum involuero sublongiorum tubus infra medium anguste filiformis, ab hinc subelavato-ampliatus, ore subeonstrietus, pilis raris plerumque adspersus, limbus quinquedentatus aureus, dentibus horizontalibus subrecurvis triangularibus acutis dorso barbellatis caeterum nudis eglandulosis. Stamina 5, filamentis capillaribus glaberrimis ima corollae tubi parte dilatata insertis. Antherae in tubum primum flavum demum nigrum filamentis aequilongum corollae fere semiexsertum coalitae, apice appendiculatae, appendiculis triangulari-subulatis, basi sagittato-subeau- datae, caudieulis subuliformibus brevissimis glabris. Pollinis granula ellipsoidea muricata, obsolete trisulcata, suleis medio uniporosis, Discus epigynus, florum radii nullus, disei tubulosus, ore obsoletissime Acrenatus carnosus, laevissimus. Stylus filiformis glaber, florum pistilligerorum longe exsertus, ima basi subeylindrico-intumescens ; perfectorum praeter apicem inelusus, attennuata basi disci tubulo immersus, parte globoso-incrassata tubuli orificio ineumbens; rami stigmatiei lineares semiteretes, fl. radii %%”” longi, eximie revoluti extus glabri, disei %"’ longi extus papilloso-glandulosi cumque illis apiee obtusi exapendiculati, seriebus stigmaticis marginalibus angustis- simis apiee confluertibus. Achenia teretia v. mutua pressione obsolete biangulata fusiformia 1” longa ac Y,’ apice lata, basi in callum obliquum inerassata, vertice areola annulari (disei residuo) alba munita, ad lentem longitudinaliter subtilissime striata opaca atra laevissima. Pappus corollam aequans uniserialis sordidus pilosus, pilis subtilibus strietiusculis 24—30, parum inaequilongis omnino liberis ad lentem antrorsum scabriuseulis demum horizontalibus. Semen achenio conforme, integumento cum endocarpio cohaerente. Embryonis cotyledones radiculam aequantes plano-convexi, omnino recti, plumula inconspieua, Diese ausgezeichnete meinem durch die Herausgabe einer vortrefflichen Flora Wiens und seiner Umgebun- gen um die nähere Kenntniss der Vegetations-Verhältnisse Nieder-Oesterreichs hochverdienten Freunde August Neilreich gewidmete Gattung bildet ein interessantes Mittelglied zwischen den Euputoriaceen und Asteroideen, in soferne nämlich alle Vegetations-Charaktere jener, alle Fructifications-Charaktere dieser Abtheilung der Compo- siten genau entsprechen. — Die beinahe strauchartige Stengelbildung, die gegenständigen mit ihren Stielen am Grunde verwachsenen handgrossen eiförmigen bloss einfach gezähnten über dem Grunde 3—5nervigen Blätter, der lockere reiche Blüthenstrauss und die anscheinend strahlenlosen Köpfchen mit ihrer vollkommen eylindrischen Hülle und ihren breit-linealen stumpfen während der Anthese scharf aneinander liegenden Blättchen erinnern so sehr an viele Eupatorium-Arten Brasiliens, dass, befremdete einem nicht sogleich die goldgelbe Färbung der Blümchen, man ohne nähere Untersuchung kaum anstehen möchte, sie für eine solche zu halten. Aber selbst dieser Eindruck wird durch die Berücksichtigung des Umstandes, dass sämmtliche Eutussiagineen gleiche Färbung der Corollen zeigen, durch die ungemein grosse Uebereinstimmung in der Zahl der Strahlenblümehen , Bildung derselben, Bau der Antheren und einiger Massen selbst der Griffeläste — in soferne nämlich die Gattung Phania (aus der eigent- lichen Eupatorieem-Gruppe) und Tussilago bis an deren Spitze reichende Narbenlinien zeigen — wie selbst der Federkrone des Pappus so sehr geschwächt, dass man unter dem Gewichte der bereits angeführten Vegetations- Charaktere kaum Anstand nimmt, diese Gattung als Repräsentanten einer durch ihren spreublättrigen Blüthenbo- den ausgezeichneten Unterabtheilung der Tussilagineen-Tribus anzusehen. Ich selbst habe diese Ansicht lange ge- hegt und sie bei der ursprünglichen Vorlage dieser Abhandlung in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften am 18. Januar ausgesprochen, wie diess aus den Sitzungs-Berichten derselben (Januar-Heft 1849. p. 55) zu ersehen ist. Erst später, nachdem der Bericht bereits abgedruckt war, begannen mir Zweifel über die Richtigkeit dieser meiner ursprünglichen Ansicht aufzusteigen und bestimmten mich zu einer abermaligen Erwägung der Werthe ihrer Cha- vaktere und wiederholten vergleichenden Untersuchung mit Gattungen und ‚Arten aus den verschiedenen Abtheilungen der Asteroideen, deren Resultat ich hier folgen lasse. Entschieden abweichend von allen im Habitus und Blattbaue verwandten echten Eupatoriaceen stellte sich aus- ser der gelben Färbung der Blüthen vor Allem das Verhalten der Hüllblättchen zur Zeit der Fruchtreife heraus. Es krümmen sich nämlich bei Neilreichia letztere bald nach dem völligen Verblühen aller Blüthen eines Köpfchens, oder bei dem Trocknen von Exemplaren für das Herbarium zuweilen selbst die der aufblühenden, ringförmig mit der Spitze gegen ihren Grund zurück, wodurch die Hülle zuletzt halbkugel- oder völlig kugelförmig erscheint. w— Nova yuaedam genera et species planlarum vascularium. 261 Ein Verhalten, das bei den Asteroideen keineswegs zu den ungewöhnlichen, bei den Eupatoriaceen gewiss zu den seltensten Erscheinungen gehört; denn bei der Mehrzahl der letzteren breiten sich die Hüllblättehen ent- weder horizontal aus, oder schlagen sich ihrer ganzen Länge nach längs des Blüthenstieles zurück, wobei ihre vertrockneten Spitzen sich bald nach innen, bald nach aussen krümmen, bald gedreht nach verschiedenen Seiten sich richten, oder fallen wie an Ooclinium , Conoclinium und nicht wenigen Eupatorium-Arten völlig auseinander, oder bleiben wie bei anderen und noch mehreren Mikania-Arten sogar schlaff aufrecht stehen. — Die zahlreichen, langen, nach dem Ausfallen der Achenien noch am Blüthenboden stehenbleibenden Spreublättchen von Neilreichia erinnern durch ihre tief zerschlitzte Spitze schon einigermassen an die den Alveolarrand der inneren Blüthen meh- rerer zur Abtheilung Fünbrillaria gehörigen Arten von Conyza (wie C. scabrida D C. und besonders C. ivaefolia Cass.) krönenden Fimbrillen, nur mit dem Unterschiede, dass sie entschieden blattartiger ausgebildet, weder am Grunde in feine Spreuborsten zerschlitzt sind, noch den ganzen Alveolarrand umsäumen, noch den äussersten Dis- eusblümehen wie bei diesen fehlen. Mehr nähern sie sich schon ihrer Textur nach den ungetheilten Spreublättchen bei Amellus Cass., Corethrogyne DE. und Chiliotrichum Cass. aus der Amelleen-Gruppe, am meisten aber den an ihrer Spitze gezähnelten von Telekia unter den Buphthalmeen und Blainvillea unter den Eclipteen. Von den Eupatoriaceen besitzen nur die Gattungen Carphephorum, Decachaeta und Chromolaena ein receptaculum palea- ceum, allein ihre Spreublättchen sind vollkommen ungetheilt und fallen mit den Achenien zugleich ab. Was die Zahl und Bildung der Strahlenblümchen betrifft, so stimmen erstere allerdings mit der bei Tussi- lage , letztere, bezüglich der Länge und Mannigfaltigkeit der Theilung des Strahles, vollkommen mit der bei Pe- tasites überein; allein wir begegnen auch unter den Asteroideen bei Erigeron einer mindestens sehr ähnlichen, nur lange nicht in einem und demselben Köpfchen so auffallend wandelbaren Strahlenbildung, wie bei Neilreichia. Der ungetheilte lineale Strahl vieler Blümchen sowohl der äussersten wie der zweiten und zuweilen selbst der dritten inneren Reihe derselben gleicht nämlich vollkommen dem an der Röhrenmündung ebenfalls gebärteten bei Erigeron canadense und anderen zunächst stehenden Arten; der der innersten Reihe der Stempelblüthen sehr dem Strahlenrudimente jener von Erigeron petiolare (Conyza petiolaris Wall., Deless. ic. IV. t. 22°), mit dem einzigen Unterschiede, dass das Läppchen ganzrandig, bei dieser Art aber gefranzt ist. Der ausgebildete Strahl mancher Randblümehen der ersten und zweiten Reihe gleicht dagegen dem der von €. H. Schultz Bip. (in Walper's Repert. II. p. 953.) zu den Euconyzeen gestellten Gattung Schizogyne Cass. (Weeb und Berthel. Fl. d. Canar. t. 83). Die Rückenfläche der Corollen-Läppchen ihrer Scheibenblüthen zeigt ferner dieselbe Art der Behaarung wie Conysa caffra DC. und andere. Die schwarze Färbung der Antheren nach dem Verstäuben ihres Inhaltes hat unsere Gattung mit den Eelip- teen und den damit verwandten Senecionideen, die ungemein kurze Schwan zbildung an ihren unteren Enden sowohl mit den echten Conysa- als Buphtalmum-Arten gemein. Die Richtung der Griffeläste und Beschaffenheit der Narbenlinien ist genau die von Schyzogyne. Sie nähert sich, bezüglich der ersteren, mit dieser Gattung zu- gleich offenbar den Senecionideen mehr als den Asteroideen und EHupatoriaceen, in soferne ein auffallend haken- förmiges Zurückkrümmen oder Rollen der Griffeläste, wie diess bei beiden zur Zeit der Anthese der Fall ist, bei weitem häufiger in jener Tribus der Compositen als in diesen stattfindet. Für ihre Stellung unter den Asteroi- deen hingegen sprechen entschieden die schmalen Narbenlinien, der Mangel eines besonderen Büschels von Drüsen- haaren oder Fortsatzes an der Spitze der Griffeläste, ihr abgerundetes Ende und bei jenen der Scheibenblüthen die Bekleidung ihrer ganzen Aussenfläche entlang mit Sammelhaaren. — In der Bildung und Beschaffenheit der Achenien wie des Pappus stimmt Meilreichia gleichfalls mehr mit den Conyzeen als mit den Tussilagineen über- ein, indem ihre, bloss eine Linie langen, schmal spindelförmigen, kaum merklich gestreiften Achenien einen schmut- zig weissen Pappus zeigen, während die zwei- bis dreimal grösseren, tiefer gefurchten der Zussilagineen eine schneeweisse lange Haarkrone besitzen. Aus dieser comparativen Untersuchung aller wesentlichen Blüthentheile von Neilreichia geht demnach hervor, erstens: dass sie ungeachtet ihrer überraschenden Aehnlichkeit mit vielen Eupatorium-Arten dennoch eine echte Asteroidee ist; zweitens, ein mit den Zuconyseen durch Corollen-, Antheren- und Papus-Bildung, mit den Eu- buphthalmeen durch den mit ausgebildeten Spreublättchen besetzten Blüthenboden zunächst verwandtes Zwischen- glied bildet; drittens, als ein von allen Gattungen beider Abtheilungen durch fremdartigen Habitus, polymorphe Strahl- bildung und schwärzliche Färbung der Antheren wesentlich verschiedenes Genus, eine eigene einer der beiden genannten Gruppen einzuverleibende Unterabtheilung für sich begründet. Bezüglich dieses Punetes nehme ich, dem !) Diese Art, glaube ich, muss ihrer ungeschwänzten Antheren wegen, im Sinne €. H. Schultz’s (conf. Webb und Berthel. Fl. Canar. p. 205. sqgq. t. 217.) zu Erigeron gebracht werden. 262 Eduard Fengzl. Eintheilungs-Prineipe meines verehrten Freundes €. H. Schultz Bip. folgend, ungeachtet ihrer natürlich näheren Verwandtschaft mit den Euconyzeen, dennoch keinen Anstand, Neilreichia dessen Buphthalmeen zuzugesellen, und zwar desshalb, weil bei mehr künstlichen als natürlichen Unterabtheilungen einer Ordnung mir es immer von Nach- theil für die Systematik zu sein scheint, wenn man die Schärfe der Seetions-Charaktere einem nicht ganz klar ausgesprochenen Verwandtschafts-Nexus zum Opfer bringt. Ich halte ein solches Aufgeben zumal dann für ganz unnöthig und sogar schädlich, wenn sich mit Benützung eines mehrere die Einheit des Charakters einer oder der anderen Hauptabtheilung einer grossen natürlichen Ordnung störende Glieder künstlich verknüpfenden charakteri- stischen Merkmales eine Ausscheidung und Vereinigung derselben zu einer dritten collateralen Hauptabtheilung bewerkstelligen lässt, die in derselben Weise wie jene gegliedert, lauter kleine natürliche Gruppen umfasst, die sich zu jenen der ersteren als vollkommene Analoga verhalten. Der aus einer solchen Eintheilung resultirende Gewinn ist zudem kein eingebildeter, die natürliche Anordnung der einzelnen Gattungen beeinträchtigender; denn für’s erste tritt die natürliche Verwandtschaft der in jenen Abtheilungen verbliebenen Gattungen unter sich uur um so Schärfer hervor; für’s zweite lassen sich die entfernteren Affinitäts - Verhältnisse der einzelnen weit sicherer und leichter als zuvor ermitteln; drittens lassen sich später neu entdeckte oder durch genauere Untersu- chung ihrer Arten schärfer bestimmte Gattungen natürlicher einschalten; viertens gewinnt die ganze Eintheilung an grösserer Uebersichtlichkeit. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend muss ich daher unbedingt die bereits mehr- fach erwähnte Eintheilung der Asteroiden-Tribus meines Freundes Schultz der De Candollescheu vorziehen und insbesonders die von ihm vorgenommene Auflösung der Tarchonantheen-Abtheilung billigen, die in gar man- cher Hinsicht eben so wenig natürlich als rein künstlich gebildet gutzuheissen war. Durch die Vertheilung der dar- unter begriffenen Gattungen mit nacktem Blüthenboden unter die Conyzeen-Gruppen nach Verschiedenheit ihrer Pappus-Bildung, der mit spreublättrigen unter die Buphthalmeen und Verweisung der mit ungeschwänzten Anthe- ren in letzterer Abtheilung befindlichen Gattungen „Cervana und Anvillaea” zu den Amelleen haben die erstere und letztere dieser Abtheilungen ungemein an Natürlichkeit, die Buphthalmeen in dieser Beziehung nichts verlo- ren aber auch nichts gewonnen, indem die Gruppe seiner Cylindroclinen und Evaceen den Vegetations-Charak- teren nach unter sich eben so wenig, als beide zusammen mit den eigentlichen Buphthalmeen natürlich verwandt sind. Dieser Uebelstand verliert übrigens bei näherer Betrachtung der Affinitäts-Verhältnisse dieser Gruppen zu jenen der Micropeen und Enconyzeen einer- und der echten Amelleen andererseits in soferne ungemein an seiner Bedeutsamkeit, als durch die Einbeziehung der Cylindroclinen und Evaceen zu den früheren Buphthalmeen diese bisher wie vereinzelt dastehende Abtheilung nunmehr nach allen Seiten hin verzweigte Verwandtschaften zeigt und gerade dadurch an Natürlichkeit das wieder gewinnt, was sie durch (an und für sich betrachtet) künst- liche Zusammensetzung eingebüsst zu haben scheint. Am schwächsten, der Anzahl der Gattungen und Arten nach, ist die Verwandtschaft der Buphthalmeen den Enconyzeen gegenüber durch Cylindrocline mit einer einzigen Art, als Analogon von Conysa und Laggera, vertreten, erhält aber gegenwärtig durch den Eintritt von Neilreichia, als Analogon von Sichizogyne, eine Verstärkung. In jeder Hinsicht gleich stehen die Evaceen den Micropeen aus der Subtribus der Conyzeen, in etwas geringerem Grade die echten Buphthalmeen, durch die Gattungen Buphihalmum und Pallenis repräsentirt, den echten Amelleen, die Eudontospermeen und Chrysophthlameen, durch Ithantherium, Telekia, Dontospermum (Asteriscus) und Chrysophthalmum den eigentlichen Inuleen und Geige- rieen gegenüber. Neülreichia verhält sich vermöge ihrer capitula radiata zu Cylindrocline mit capitulis discoideis genau so, wie die Eudontospermeen zu den Chrysophthalmeen, und muss daher folgerichtig als eine eigene kleine Unterab- theilung vor der der Cylindroclineen eingereiht werden. Die ganze Subtribus der Buphthalmeen erhält demnach folgende Gliederung mit nachstehendem Differential-Charakter: ASTEROIDEARUM Subtribus: BUPHTHALMEAE. (©. H. Schultz Bipont. in Walp. Repert. II. 955.) Receptaculum paleatum, paleis apice integerrimis, dentatis v. fimbriatis. Antherae caudatae. Divisio I. EUBUPHTHALMEAE Schultz. (Analogon Conyzearum et Amellearum.) Antherarum caudiculae subulatae v. setiformes, 17 VEEREESENEIRPR: — u Bez Nova quaedam genera el species plantarum vascularium. Subdivisio 1. NEILREICHIEAE. (Analogon Schizogynes.) Capitula radiata heterochroma. Pappus pilosus simplex 1-seriatus pilis capillaribas. Gen: Neilreichia Fenazl. Subdivisio 2. CYLINDROCLINEAE Schultz. (Analogon Tessariae et Monarrheni.) Capitula discoidea. Pappus pilosus simplex 1-seriatus pilis paleaeformibus axi corneis. Gen: Cylindrocline Cass. Subdivisio 3. EVACEAE Schultz. (Analogon Mieropearum.) Capitula discoidea. Pappus nullus. Gen: Diaperia Nutt. — Psilocarpha Nutt. — Stylocline Nutt. — Evax Gaertn. Subdivisio 4. PALLENIEAE. (Buphthalmeae legitimae Schultz. — Analogon Amellearum legitimarum.) Capitula radiata. Pappus brevis coroniformis, piloso dentatus, Gen: Buphthalmum Neck., DC. — Pallenis Cass. Divisio I. DONTOSPERMEAE Schultz. (Analogon Inulearum.) Antherarum caudieulae lacerae. Subdivisio 1. EUDONTOSPERMEAE Schultz. (Analogon Geigeriearum et Inulearum legitimarum.) Capitula radiata, homochroma. Gen: Rhanterium Dest. — Telekia Baumg. — Dontospermum Neck. (Asteriseus Moench, DC.) Subdivisio 2. CHRYSOPHTHALMEAE Schultz. (Analogon Jasoniearum.) Capitula discoidea. Gen: Chrysophthalmum C. H. Schultz Bip. Explicatio iconis Tab. XXX. Neilreichia eupatorioides. Fig. 1. Capitulum auctum. 2. Idem verticaliter sectum. 3. Idem post disseminationem, receptaculo paleis onusto. k. Flos radii pistilligerus. 5—10. Florum radii corollae variae, demtis stylis. 11. Flos disei perfectus, palea stipatus. 12. Idem verticaliter sectus cum tubo stamineo, inferiore parte cum stylo resecta. 263 264 13. Anthera facie interna. 14. Pollinis granula sicca valde aucta. 15. Pollinis granulum humeetatum, poris tribus inter murices superficiem occupantes conspicuis. } 16. Styli pars superior floris radii aucta, 17. Styli pars inferior floris radii corollae tubo diseisso inelusa, germini insidens, demto pappo. 18. Styli pars superior floris disei aucta. 19. Styli pars inferior basi in bulbum incrassata, attenuato apieulo disco tubuloso excepto. | 20. Achenium parum auctum. 21. Idem verticaliter sectum, pappo inferiore parte abseisso. 22. Embryo cotyledone altero resecto. Ueber den KBinlluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. Vo Carl Kreil, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe am 26. Mai 1849.) Es ist schon von vielen Physikern wahrgenommen worden, dass die magnetische Kraft der Erde sich nicht an allen Puncten so äussert, wie es von der Theorie vorgeschrieben wird; sondern dass sie von der Beschaffenheit der Erdrinde abhängt und dass insbesondere vulkanische Massen störend auf sie einwirken. So bewirkt, um nur einige der in der letzteren Zeit bekannt gewordenen Beispiele aufzu- führen, der bei Colerain im nördlichen Irland liegende, aus unzähligen Basaltsäulen bestehende Riesen- damm (Giants Causeway) eine Aenderung der magnetischen Inclination um 50 Minuten (S. Report on the magnetie Isoclinal and Isodynamic lines in the british islands by M..Sabine S. 114). In der Nähe eines Basaltberges bei Göttingen wurde eine Aenderung der horizontalen Inten- sität um 10 Procente ihres Werihes beobachtet (S. Resultate des magnetischen Vereins 1840 S. 68). Dass die Basaltmassen im nördlichen Böhmen, welche sich an den beiden Ufern der Elbe aus- breiten, gleichfalls einen sehr bemerkbaren Einfluss ausüben, wurde aus den dort ausgeführten Beobachtungen nachgewiesen (S. Magnet. und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen S. 90). Wie Serpentin oft magnetische Polarität besitze, ist eine bekannte Thatsache, und hat sich neuerlich auf der von mir ausgeführten Reise durch eine in-der Nähe von Bellagio am Como See gemachte Wahr- nehmung bestätigt, wo dieses Gestein so mächtig auf die Magnetnadel einwirkte, dass sie in den ver- schiedensten Richtungen einspielte, und ein Schwingungsmagnet die Schwingungen um den neunten Theil ihrer Dauer vergrösserte (S. Magnet. und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate 1. Bd. S. 110). Wenn gleich solche vereinzelte Fälle auf die Gesammtwirkung der Erde nur einen unbedeutenden Einfluss haben können und in verhältnissmässig kleinen Entfernungen ihre Wirksamkeit schon unmerk- lich wird, so sind sie doch auch bei der Bearbeitung einer allgemeinen Theorie nicht ganz aus dem Auge zu verlieren, denn erstlich muss jede Theorie zu ihrer Vollendung die Beobachtungen zur Hilfe rufen, hängt daher mehr oder weniger von ihnen ab, und muss selbst unvollkommen sein, wenn Beobachtungen unter dem Einflusse störender Ursachen ausgeführt worden sind. Ueberdiess kann in manchen Gegenden eine Anhäufung solcher Störungsursachen stattfinden, und ihre Gesammt- wirkung kann einen Grad erreichen, dass sie sich über einen beträchtlichen Theil der Erdoberfläche ausdehnt, so dass sie auch bei einer allgemeinen Untersuchung nicht mehr vernachlässigt werden darf, wenn diese ja sich den Zweck vorsetzt, ihre Ergebnisse mit den Beobachtungen in Uebereinstimmung zu bringen. Denkschriften d. mathem, naturw. Cl. 34 266 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Da einerseits aus den bisherigen Wahrnehmungen hervorgeht, dass die Produkte der vulkanischen Thätigkeit des Erdkörpers einen vorzüglichen Einfluss auf den Magnetismus äussern, anderseits die Gebirgszüge höchst wahrscheinlich durch derartige Prozesse hervorgebracht worden sind, so liegt der Schluss nahe, dass in Gebirgsgegenden die kräftigsten Störungsursachen der regelmässigen Vertheilung des Erdmagnetismus zu suchen sind, und dass, wenn solche Störungen wirklich beobachtet werden, es wohl nicht zu gewagt ist, sie dem Einflusse der Gebirge als nächste Ursache zuzuschreiben, ohne desswegen behaupten zu wollen, dass dieser Zusammenhang ein nothwendiger sei, oder dass nicht auch in flachen Gegenden, vielleicht sogar auf der See ähnliche Erscheinungen wahrgenommen werden könnten. Die vorliegende Abhandlung untersucht diesen Gegenstand für jenen Theil der Alpen, welcher dem österreichischen Kaiserstaate angehört, kann also schon aus diesem Grunde ihn nichts weniger als erschöpfen, sondern im Gegentheile die Untersuehung nur anbahnen, weil zu einer erschöpfenden Erörterung auch die Durehbeobachtung des Central-Gebirgsstockes und seiner westlichen und südlichen Ausläufer erforderlich wäre, ein Unternehmen, das schon in dieser Beziehung als sehr wünschenswerth erscheint, da wohl von Niemanden geläugnet werden wird, dass die Kenntniss unseres Erdkörpers immer eine sehr unvollkommene sein müsse, so lange eine der wichtigsten Kräfte, mit denen ihn die Natur ausgestattet hat, kaum ihren ersten Grundgesetzen nach bekannt ist, eine Kraft, welche nach ihrer genaueren Erforschung uns allein vielleicht erlaubt, über die unzugänglichen Schichten der Erd- rinde einige Schlüsse zu ziehen, und deren häufigere Anwendung zu praktischen Zwecken gewiss auch erfolgen wird. Dass die Alpen nieht der einzige Gebirgstock sind, der einen so erkenntlichen Einfluss auf die magnetische Kraft der Erde ausübt, sondern dass sich in den östlichen Karpathen eine nicht minder kräftige Störungsquelle vorfindet, hat diese Untersuchung mit Entschiedenheit herausgestellt, aber die geringe Anzahl der Beobachtungen in jenen Gegenden erlaubt in Hinsicht der übrigen Eigenheiten der- selben noch weniger einen Schluss zu ziehen, als diess in den Alpengegenden der Fall ist. Da die Bereisung der österreichischen Monarchie noch nicht vollendet, sondern ein grosser "Theil derselben, nämlich Mittel- und das südliche Ungarn mit Croatien, Slavonien und zum Theil Galizien erst noch zu bereisen ist, so kann die vorliegende Abhandlung nur als ein erster Theil der Unter- suchung angesehen werden, und es wird zweckmässig sein, die Beantwortung mancher mehr ins Be- sondere gehenden Fragen z. B. über den Einfluss der Höhe des Beobachtungsortes auf die Inten- sität der Gesammtkraft, über die Anwendung der magnetischen Beobachtungen zu Längenbestimmun- gen u, dgl. bis zur Vollendung der ganzen Unternehmung zu verschieben. auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 267 3. Horizontale Intensität. Wenn ich meine Untersuchung über die Aeusserungen der magnetischen Kraft der Erde in dem von mir durchreisten Gebiete des österreichischen Kaiserstaates mit der Intensität der horizontalen Componente beginne, so geschieht diess, weil ich glaube, dass bei dem dermaligen Zustande unserer Beobachtungs- mittel dieses Element dasjenige ist, welches die schärfste Bestimmung zulässt, denn die Fehlerquellen , welche bei den Messungen der Richtung der Kraft eine so störende Rolle spielen, nemlich die Drehung des Fadens bei der Declination und die Art der Aufhängung oder des Auflegens bei der Inclination kommen bei den Intensitälsmessungen gar nicht oder nur in untergeordneter Weise in Betracht, und es ist wahrscheinlich diesem Umstande grösstentheils zuzuschreiben, dass diese Messungen mit wenigen Aus- nahmen eine Genauigkeit und Uebereinstimmung ihrer Ergebnisse gewähren, welche man bei den übrigen beiden Elementen noch nicht erreichen kann. Die Messungen wurden während der ganzen Reise mit zwei Theodoliten von Lamont vorgenom- men, von denen der erste (Nr. I) drei Auflegmagnete besitzt, der zweite (Nr. I) zwei; und gewöhn- lieh wurden mit Nr. I drei Bestimmungen in jedem Beobachtungsorte, nämlich mit jedem Magnete eine, mit Nr. II vier Bestimmungen, mit jedem Magnete zwei, ausgeführt. Das Verfahren hiebei, so wie eine genauere Erörterung der Apparate und ihrer Leistungen wird man in den verschiedenen Bänden der „Magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiser- staate” finden. Hier genügt es, den Grad der Genauigkeit zu kennen, welcher bei diesen Bestimmungen erreicht wurde, und der nach jeder Reise aus der Gesammtheit der angestellten Beobachtungen abgeleitet worden ist. Der wahrscheiliche Fehler einer einzelnen Bestimmung wurde gefunden für Theodolit I, für Theodolit I EEE a En ERROR EEET _ E aus der Reise 18346 . - - : .» 0.0010 . » 2» .0.0007 erg Are re AAO ie RE le ne EEE: erh a a Ace Da, wie bereits erwähnt, an jedem Orte durchschnittlich 7 Messungen veranstaltet wurden , so kann die nach absolutem Masse bestimmte horizontale Intensität bis auf 5 Einheiten der vierten De- cimale genau angesehen werden, was kaum den tausendsten Theil ihrer Grösse beträgt. Das bei allen Beobachtungen möglichst gleichmässige Verfahren gewährt auch den Vortheil, dass sie untereinander vergleichbar sind, ungeachtet sie mit verschiedenen Apparaten und zu verschiedenen Zeiten ausgeführt wurden. Verschiedene Apparate, ja selbst verschiedene Auflegmagnete desselben Ap- parates geben oft Resultate, welche unter sich einen wenn auch kleinen doch erkennbaren und con- stanten Unterschied zeigen. So gaben die Magnete 2 und 3. des Theodoliten Nr. I schon auf den Reisen durch Böhmen den Unterschied der mit ihnen gemessenen Intensitäten. (Siehe „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen” S. 41.) Magnet 3— Magnet 2 = + 0.004337. Derselbe Unterschied war auf der Reise et a Le Bee Eee ee er —= + 0.00168 LARaeL, I RE ae LE Ba a caLı 01 —= + 0.0005 a Ba 1eytcn Besser art Ms a Dre a Se echte —= + 0.0012 34 * 268 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Der Unterschied in den mit beiden Apparaten gefundenen Resultaten ist nach den Beobachtungen der Reise 1846 . » . . H—1= + 0.0040 1847 . 2... H-I= —.0.0004 183458... . D-I= + 0.0012 Diese Unterschiede wurden wie man sich aus dem 1. Bande der „Magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen” $. 15 u. f. überzeugen kann, gehörig berücksichtigt. Ein zweiter Grund, wegen welchem eine Correetion an die Beobachtungen angebracht werden sollte, ist die von der Tageszeit abhängige Aenderung der Intensität. Diese Correclion würde aber fortgesetzte Beobachtungen an einem zweiten Orte erfordern, wozu auf der Reise die Zeit und die Mittel mangeln. In Prag wurde wohl von Stunde zu Stunde die Intensität an dem Variations- Apparate aufgezeichnet, und diese Aufzeichnungen sind den veröffentlichten Beobachtungen beigesetzt, allein da sie mit ihnen nicht genau gleichzeitig sein können, so ist dadurch für diesen Zweck wenig gewonnen. Glücklicher Weise betragen sie einen so geringen Theil des Gesammtwerthes der Intensität, dass sie ohne eine merkliche Entstellung der Ergebnisse befürchten zu dürfen, vernachlässigt werden können. In Prag beträgt nämlich diese Aenderung während den Tagesstunden, binnen welchen die Beobachtungen auf der Reise ausgeführt wurden, selbst in den Sommermonaten, wo sie am stärksten sind, durchschnittlich nicht mehr als den 0.002" Theil der Intensität. Da aber die Beobachtungen in jeder Station zu verschiedenen Tageszeiten angestellt und ihre Ergebnisse zu einem Mittel vereinigt worden sind, so ist der Einfluss bedeutend kleiner. Dasselbe ist in noch höherem Grade der Fall, mit der Aenderung der Intensität von einem Jahre zum andern, welche sehr unregelmässig zu sein scheint, und in manchen Jahren kaum merklich ist. So geben die Prager Beohachtungen, welche mit den Theodoliten Nr. I ausgeführt worden sind für: 1843. 6 horizontale Intensität = 1.88119 1844. 7 H = = 1.8725% 1845. 7 n R = 1.87808 1846. 8 n E: = 1.87830 1847. 2 5 5 = 1.897843 1848. 3 E = = 1.883050. Zu ähnlichen Ergebnissen sind auch andere Beobachter gelangt (S. „Resultate des magn eti- schen Observatoriums in München” von Lamont $. 27), so dass sich auch in dieser Bezie- hung aus Mangel an Gesetzmässigkeit eine Correction nicht gut anbringen lässt. Die Mittel der Intensitätsbestimmungen an den verschiedenen Beobachtungsstationen sind in der folgenden Tafel enthalten. Sie sind in zwei verschiedenen Maassen ausgedrückt, nämlich in dem abso- luten Maasse und in dem willkürliehen, welches man aus jenem durch Division mit dem Reductions- factor 3,4941 erhält. Tafel I. Beobachtete Werthe der horizontalen Intensität. Horizontale Horizontale Intensität Intensität Beobachtungs- | Länge von . Beobachtungs- | Län ErTeeN - gevon a ort. Ferro. Breite. willkür- willkür- absolutes ches ort. Ferro. absolutes| j;ches ‚ ı 9 a } 0 ? Mök. . ..133 052/48 13 57 Brunecken. . 29 34 19 .5718 Kremsmünster |31 48 0/48 3 1.9559 Botzen . „ . 128 57 58 . . .5740 Lietzen. . . |31 54 37|47 34 1.9901 Meran . . .|28 48 10 h .5709 Radstadt . .|31 8 — (4723: 1.9929 Trient . . .|28 46 22 R E .5791 Hofgastein. . |30 45 21)47 10 1.9980 Riva. : . .|28 30 — .5831 Gamskarkogel |30 46 — |47 6 h 1.9958 Brescia. . . 127 50 39 i 5 ß .5842 Böckstein.. .|30 42 — |47 0 A 2.0000 Verona . . .|28 37 16 5 ’ x .5875 Gmünd... .|31 9 41 |46 54 Bo 2.0121 Mantua . . .|28 27 14 j 0.5898 Lienz... . .|30 24 23)46 50 0| 7.— 8. „ |2.0049 Cremona . .|27 40 50 . .0569 | 0.5887 w— Beobachtungs- ort. Mailand. . Bi Payıa ı Isola bella Como... . Sondrio. . Bormio ,„ . SEMArIas. 21, Stilfserjoch . | Mails 2". | Landeck, . . 1 Bludenz, . . 1 Bregenz, . . S. Christoph . imst.. || Innsbruck „ Brenuer.! Ws j| Rattenberg. . || St.Johann . . | Salzburg 1 Golling. . Ischl , 0. 1% N Vöcklabruck . | Altheim. . . 1 Scherding. . ib 21 ENHR, . . » Ihwien. und || Schottwien Bruck || Allenz . Eisenerz Polsterberg . | Erzberg. Admont, Kallwang . . S.Lambrecht „ Klagenfurt. „ | Bleiberg. . . 1 Dobracz. .„ . ||Kreith . . . 1IS.Paull. . „ || Marburg. . Gratz. . I| Gleichenberg. Cilly. Laibach.. Neustadtl . | Adelsberg . Grotte . 1 Görz. ... N Udine, . . . Bellune, . . Conegliano. . Vicenza. . B.Verena.. ...... || Padua . Rovigo . . . Nebst 32 32 32 Länge von Ferro. 1| 1.— 5.Aug. 43511 —|6.— 7. ,„ 45 53 19| 9. — 10. „ 45 48 20/11. — 12. „ 46 10 0/15. — 16. „ 46 30 — |18. — 19. „ 46 31 — 120. — 23. „ 46 32 — |23.— 24 „ 46 41 1325. — 26. „ 47 8 —|28.— 29. „ 47 9 26 |31.Aug.—2.Spt. 4730 1| .— 5, 41 8—|9. n 47 14 12/10. — 11. „ 47 15 4215. — 17. „ 47 015/18. —19. „ 47 26 35 |22. — 23. „ 47 31 32 | 26. — 27. „ 47 48 9 |30.Spt.—4.0et. 47 3: 47| 5.— 7. „ 47 42 40|10.— 11. „ 48 0 41|13.— 14 „ 48 15 13 | 16. — 17. „ 48 27 6/18.—19. „ 48 17 53 | 23.01.—2.Nov. 1847. 48 13 57| 3.— 5.Mai 48 12 35| 7.— 12. „ 47 389 — |15.— 16. „ 47 24 3917. — 19. „ 47 32 2119. — 23. „ 47 32 29 |23. — 27. „ 47 28 — |2. Fr 47 30 — | 26. ® 47 34 36 |27.— 29. „ 47 27 — | 30.Mai—2.Juni 4 3583| 4.— 5. „ 46 37 23) 5. — 14 „ 46 36 4/10.— 13. „ 46 32 — | 11. % 46 36 — | 12. = 46 43 9/15. — 18. „ 46 35 — |21. — 22. „ 47 3 42|23. — 30. „ 46 5226| 1.— 2.Juli 46 13 41 | 4.— 6. „ 46 2142| 7.— 14 „ 45 48 5/10. — 12. „ 45 46 13 | 16. — 20. „ 45 47 — | 17. s 45 56 12120. — 26. „ 46 3 32 | 26.Juli—1.Aug. 46 8 6|4— 6, 45 52 40| 8 — 10. „ 45 32 27/10. — 12. „ 4526 9/13. — 16. „ 45 24 2/17. — 19 „ 45 359121.— 22. „ auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. absolutes bi Maass. 2.0375 0.5831 2.0455 | 0.5854 2.0011 0.5727 2.0119 | 0.5758 1.9981 | 0.5719 1.9904 | 0.5696 1.9963 | 0.5713 1.9939 | 0.5707 1.9878 | 0.5689 1.9741 | 0.5650 1.9658 | 0.5626 1.9468 | 0.5572 1.9651 | 0.5624 1.9619 | 0.5615 1.9699 | 0.5638 1.9863 \ 0.5685 1.9678 | 0.5632 1.9677 | 0.5632 1.9549 | 0.5595 1.9778 | 0.5661 1.9595 | 0.5608 1.9557 | 0.5597 1.9438 | 0.5563 1.9429 | 0.5561 1.9579 | 0.5603 1.9672 | 0.5630 1.9797 | 0.5666 1.9986 | 0.5720 2.0069 | 0.5744 1.9997 | 0.5723 2.0005 | 0.5725 2.0007 | 0.5726 1.9958 | 0.5712 1.9958 | 0.5712 2.0023 | 0.5731 2.0098 | 0.5739 2.0339 | 0.5821 2.0342 | 0.5822 2.0240 | 0.5793 2.0266 | 0.5800 2.0359 | 0.5827 2.0444 | 0.5851 2.0291 | 0.5807 2.0368 | 0.5829 2.0688 | 0.5921 2.0623 | 0.5902 2.0763 | 0.5942 2.0711 | 0.5927 D 0 2 0 2 0 2 0 2 0 2 0 2 0 2 0 8 .0716 .0592 .0488 .0370 .0485 0573 .0500 0663 .0767 | 0.5944 Horizontale Intensität .5929 .5893 .9864 ‚5830 .9863 .5888 .5867 .5914 Beobachtungs- | Länge von ort. Ferro. Venedig, . 45 Triest „ . .}31:-25 32| 45 Pola. . . .[31 27 25| 44 rer 6 45 Zara, 2.2.1982 50 31146 Cattaro.. . „136 18 47 | 42 Cettigne. .„ .}36 23 — | 42 Ragusa. . .|35 41 5142 Spalato. . . Sebenico. . .|33 26 12|43 Mali Hallan „|33 23 — | 44 Agram . . .|33 35 3/45 Warasdin „ . 133 58 — | 46 Steinam Anger | 33 56 47 Senftenberg . [34 6 5050 Chlumetz „ . 133 733150 Iglu. . ...|]833 18 28|49 Znaim „ ..[33 45 2|48 Brünn . . .„[34 16 53/49 Olmütz . . .|34 54 3849 Troppau. . .|35 33 28|49 Teschen, . .]36 17 2/49 Trentschin, .|35 43 — |48 Pressburg . . |34 43 56 | 48 Komern, „. „|35 52 23|47 Ofen... .|36 42 45147 Bilau; .', .1838 8 9147: Losonez. . .|37 21 39 | 48 Schemnitz . . 136 34 56 | 48 S.Miklos „ .„ |37 19 57|49 Leutschau . .|38 19 2|49 Kesmärk.- sr; Kaschau, . . 138 59 29 | 48 Unghvar. . .|40 146148 Munkacz . .)40 27 12|48 Szathmar . .|40 35 46 |47 Nagy Banya . |41 18 13 | 47 Bistritz. . .|42 12 3747 Mar. Vasarhely | 42 17 46 | 46 Schäsburg.. . |42 31 53 | 46 Fogaros. . .|42 42 35 | 45 Hermannstadt, | 41 53 14 | 45 Karlsburg . .)41 19 10 46 Klausenburg . |41 19 51 46 Jakodeny . .|43 2 3647 Suczawa . „|43 59 13|47 Czernowitz .|43 40 51 |48 Siry ol 3902820 Przmysl. . .|40 29 43 | 49 Rzeszow . .139 40 — |50 Nisko. . . .|39 49 15) 50 Tarnow. . .138 40 40 | 50 Wiliezka. . .|37 4% 10.|49 Bergwerk . . [37 44 — |49 Krakau . . .|37 37 2% | 50 Senftenberg . | 34 6 50 |50 Breite. sw oo ee est we on ” 269 Horizontale Intensität Zeit. E Maass. 1847. 23. — 27.Ang.) 2.0627 | 0.5903 28.Ag-— 3.Spt.) 2.0752 | 0.5939 4.— 6. „ [2.1069 | 0.6030 8. — 10. „ 12.0925 | 0.5989 16. — 17. „ |2.1423 | 0.6131 22. — 30. „ |2.2686 | 0.6493 25. — 27. „ 12.2669 | 0.6488 1.— 2}. 0ct.| 2.2523 | 0.6446 7.— 9. „|2.1822]| 0.6245 11. — 12. „ |2.1674 | 0.6203 15. » |2.1375 | 0.6117 19. » |2.0877 | 0.5975 20. — 21. „ 12.0709 | 0.5927 24.— 25. „ 2.0221 |0.5787 8. — 11.Nov.| 1.8961 | 0.5427 1SAS. 26. — 27. Apl.| 1.8845 | 0.539% 28. — 30. „ 11.9220 | 0.5501 1. — 3. Mail 1.9537 | 0.5591 4.— 7. „ |1.9256 | 0.5511 8.— 10. „ [1.9221 | 0.5501 11.— 13. „ [1.9244 | 0.5508 14. — 16. „ [1.9423 | 0.5559 19. — 21. „ [1.9655 | 0.5625 23.— 25. „1.9953 | 0.5711 4. — 5. Juni) 2.0202 | 0.5782 8.— %. „ |2.0359 |0.5827 22. — 24. „ 12.0398 |0.5838 26.— 27. „ |2.0054 |0.5739 30.Juni—5.Juli) 2.0028 | 0.5732 7.— 8. „ 1.9740 | 0.5650 10. — 15. „ |1.9855 | 0.5682 12. — 13. „ |1.9716 | 0.5643 17. — 19. „ |2.0035 | 0.5734 20. — 21. „ 12.0235 | 0.5791 22. — 23. „ |2.0250 | 0.5796 25. — 26. „ |2.0533 | 0.5876 28. — 29. „ |2.0879 | 0.5975 1. — 4. Aug.) 2.1008 | 0.6012 5.— 7. „ \2.1223 | 0.6074 8.— 9. „2.1513 | 0.6157 12.— 13. „ 2.1635 | 0.6192 14. — 17. „ 2.1708 | 0.6213 19. — 21. „ |2.1560 | 0.6170 23. — 25. „ 2.1049 | 0.6024 30.Aug.—3.Spt.| 2.0980 | 0.6005 9.— 6. „ |2.0889 | 0.5977 7.— 9 „12.0634 | 0.5905 14. — 17. „ [2.0087 | 0.5749 21. — 22. „ |1.9745 | 0.5651 25. — 30. „ |1.9567 [0.5600 28.— 29. „ 1.9360 0.5541 1. — 3. Oct.) 1.9447 | 0.5566 5.— 7. „ 1.9467 | 0.5571 6. „ [1.9365 | 0.5542 9.— 11. „ 11.9312 | 0.5527 18. — 20. „ 11.8939 | 0.5420 diesen Beobachtungen können auch noch die auf den Reisen durch Böhmen gemachten, welche aus den „Magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen in Böhmen” genommen und in der folgenden Tafel enthalten sind, zu dieser Untersuchung verwendet werden. 270 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Tafel II. Beobachtungen in Böhmen. Horizontale Horizontale E Intensität. R: Intensität Beobachtungsort. Ve san Breite. | absolu- | willkür- Beobachtungsort. m 2 Breite. | absolu- | willkür- tes liches u tes liches Maass. Maass. Esihomischlan 61. 8... .| 330 59° | 499 53° | 1.9030 |0.5447 | Chiesch. ... . . “1 300 55’ | 500 6’ 11.8683 10.5347 Czaslau. sep gr il Be 49 57 11.8915 |0.5414 1 Komotau „... 20 0.%. 3 5 50 27 |1.8468| 0.5286 Seelauı ges n hs ne er oe Di 49. 32 1:1:9003 10.5439 | Teplitz, ou 4. 2.0106 31 27 50 39 |1.8428 |0.5274 NMeuhäns ac. arte . ie 190 49 8 |1.9172|0.5488 | Bodenbah. . . .. ...]| 31 52 50 A6 11.8436 |0.5277 Ondäzeni ein, "Eee DT 48 48 |1.9232|0.5504 | Leipa. . ..... I re 50 41 |1.8509 0.5297 Steinberg „u... 3... ...]| 33:20 |,48 35 |1.9354|0,5539 | Reichenberg „. , . ....... 32 44 ! 50 46 11.8508 |0.5297 Süberhangen 31. sim in2a182 88 48 38 |1.9858|0.5540 | Hohenelbe . . 2.2... 33 16 50 37 |1.8595 | 0.5322 Bedweis ges nl... Bi... 48 49. :0 1149312 0.5527 | Nachod ‚.ı u 4 . 2 oo 33 48 50 25 11.8732 | 0.5361 BISeolen senarar, 3 2 - att 49 19 |1.90433|0.5450 | Kwasnei.... : 2.2. .% 33 55 50 12 |1.8850 | 0.5395 Tolabtan ein re. 5,2 an u 49 24 |1.8953|0.5324 |Reichenu . . 2.2. ....} 33 56 50 11 |1.8862 | 0.5399 Bilpen area zer» Fin, ms "30 49°" 45 111881810.5986 1 Pag 5 .v.50 9%... 0% 32 5 50 5 |1.8805 | 0.5382 Wenn es auch meine Absicht ist, in dieser Abhandlung nur die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft in dem Alpendistriete der österreichischen Monarchie darzustellen, so habe ich in der vor- stehenden Tafel doch sämmtliche bisher besuchten Beobachtungsstationen zusammengefasst, weil auch die in den anderen Provinzen liegenden zur Erreichung dieses Zweckes beitragen können. Man muss nun zuerst sehen, ob die Werthe der Intensität, welche die Beobachtungen geben, solche Aenderungen zeigen, die sich mit der Verschiedenheit ihrer geographischen J,age in Uebereinstimmung bringen lassen, oder ob sich für manche Beobachtungsorte Unregelmässigkeiten herausstellen, welche örtlichen Störungsquellen zuzuschreiben sind. Solehe Unregelmässigkeiten lassen sich am Besten durch Vergleichung mit den aus der Theorie geschöpften Ergebnissen erkennen, weil diese auf örtliche Störungen keine Rücksicht nehmen. Man wird also zuerst untersuchen, ob die Beobachtungen mit jenen Werthen übereinstimmen, welche den aufgeführten Orten nach der Theorie zukommen , oder ob Unterschiede vorhanden sind, und wenn sich solche finden, ob sie ein erkennbares Gesetz einhalten. Diese Vergleichung lässt sich am Besten durch die Tafeln ausführen, die nach der „Allgemeinen Theorie des Erdmagnetismus” von Gauss entworfen, für jede geographische Lage die ent- sprechenden magnetischen Elemente angeben, und welche dem von Gauss und Weber herausgegebe- nen „Atlas des Erdmagnetismus” beigefügt sind. Von diesen Tafeln wurde jener Theil herausgehoben, welcher das durchreiste Gebiet in sich fasst , und durch das im angeführten Werke S. 27 gegebene Interpolationsverfahren so ergänzt, dass er die horizontale Intensität von Grad zu Grad sowohl in Länge als Breite gibt. Auf diese Weise entstand die folgende Tafel. Tafel II. Gerechnete Werthe der horizontalen Intensität, Länge von Greenwich ® e 5 = 2.059 6° 70 80 90 10° 11° 12% 13° 140 17° | 51°| 0.5347 | 0.5389 | 0.5430 | 0.5471 | 0.5511 | 0.5552 | 0.5592 | 0.5631 | 0.5670 | 0.5709 | 0. 0.5786 | 0.5824 [510 50 | 0.5469 | 0.5512 | 0.555% | 0.5596 | 0.5637 | 0.5678 | 0.5719 | 0.5760 | 0.5800 | 0.5850 0.5919 | 0.5958 150 49 | 0.5591 | 0.5635 | 0.5678 | 0.5721 | 0.5763 | 0.5804 | 0.5846 | 0.5888 | 0.5930 | 0.5971 0.6052 | 0.6091 |39 48 | 0.5713 | 0.5758 | 0.5802 | 0.5845 | 0.5888 | 0.5930 | 0.5973 | 0.6016 | 0.6059 | 0.6101 0.6184 | 0.6224 |48 47 | 0.5835 | 0.5880 | 0.5925 | 0.5969 | 0.6013 | 0.6056 | 0.6100 | 0.6144 |,0.6187 | 0.6230 0.6315 | 0.6357 |47 46 | 0.5956 | 0.6002 | 0.6048 | 0.6093 | 0.6138 | 0.6182 | 0.6227 | 0.6271 | 0.6316 | 0.6360 0.6447 | 0.6489 |46 5 | 0.6077 | 0.6124 | 0.6171 | 0.6217.| 0.6263 | 0.6308 | 0.6353 | 0.6393 | 0.6444 | 0.6489 0.6578 | 0.6621 [45 4+ | 0.6198 | 0.6246 | 0.6293 | 0.6340 | 0.6386 | 0.6433 | 0.6477 | 0.6523 | 0.6570 | 0.6616 0.6706 | 0.6750 [44 43 | 0.6319 | 0.6368 | 0.6415 | 0.6463 | 0.6509 | 0.6558 | 9.6601 | 0.6648 | 0.6695 | 0.6742 0.6834 | 0.6879 |43 42 | 0:6440 | 0.6489 | 0.6537 | 0.6585 | 0.6632 | 0.6682 | 0.6725 | 0.6773 | 0.6821 | 0.6868 0.6960 | 0.7006 |42 41 | 0.6561 | 0.6610 | 0.6659 | 0.6707 | 0.6755 | 0.6804 | 0.6849 | 0.6897 | 0.6945 | 0.6993 0.7086 | 0.7132 |#1 40 | 0.6681 | 0.6731 | 0.6781 | 0.6829 | 0.6878 | 0.6926 | 0.6973 | 0.7021 | 0.7069 | 0.7117 0.7212 | 0.7258 |40 22039! 6 123039/6 |24039/ 6 125039! 6 ‚26039! 6 |27039! 6 |28039! 6 |29039' 6 [3003916 1310396 320396 133039! 6 1340397 6 Länge von Ferro. — -— 10°) —r m auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. Lärge von Greenwich. .6298 |51° .6414 150 .6562 |49 .6708 |48 .6854 147 .6999 [36 .7143 145 ‚7281 [44 .7142% 145 ‚755% |32 .7690 |#1 .7820 140 .6236 .6382 .6529 .6674 .6819 .6963 .7106 .7244 .7334 .7516 .7650 7789 =) .6140 .6285 .6430 .6572 n .6714 | 0.6749 .6355 | 0.6891 .6995 | 0.7032 .7133 | 0.7170 .7270 | 0.7308 .7402 | 0.7440 .7530 | 0.7570 .7658 | 0.7699 6040 6179 .6318 .6457 .6596 .6735 .6872 . 7008 .7141 .1273 .7401 .7528 0.5899 | 0.5936 0.6034 | 0.6071 0.6169 | 0.6208 48 .626 0.6304 | 0.0344 47 0.6439 | 0.6480 0.6573 | 0.6615 0.6706 | 0.6749 .6789 0.6838 | 0.6882 .6924 0.6969 | 0.7014 | 0.7055 0.7098 | 0.7144 | 0.7187 0.7224 | 0.7270 | 0.731& 0.7350 | 0.7396 | 0.7440 .5972 .6197 .6243 .6379 .6517 .6655 S 6675 .6815 .6954 .7091 .1227 .1359 1487 7615 45 34 SO 9° 090009 42 41 40 SO SS! SO OO O0 909009 SOS>SSSscoh 9909 sss>>=ssss>ss 5-2 -#-5-5-2-5—-4- 24-8 sss>>>s>>>s> SSSSSS SS SS SO OS SOOS 5990909095959 SOSSOSOSOO9O 350 39'.6 | 36039..6 | 370 39.6 | 380 39°.6) 93039'.6) 400 39,6 | 41039..6 | 420 39.6 | 430 39°,6 | 44039..6 | 450 39'.6 | 46 0396 | 470 39.6 Länge von Ferro. In dieser Tafel sind die Längen, so wie in dem „Atlas des Erdmagnetismus” von Greenwich ausgerechnet, welches 17° 40° östlich von Ferro liegt, daher wird, weil in den meisten Werken über den Erdmagnetismus dieser Meridian als erster angenommen wird, auch die Länge unserer Beobach- tungsorte in Zukunft auf ihn bezogen werden. Es ist jetzt nur nöthig, aus dieser Tafel die Werthe der Intensität für die Beobachtungsorte durch eine einfache Interpolation zu suchen und sie mit den in der vorigen Tafel gegebenen zusammen zu stellen. Diess ist in der Tafel IV geschehen, welehe jedoch in Hinsicht auf die Vertheilung der Orte eine eigene Einrichtung erhalten hat. Statt nämlich jeden Ort einzeln in Rechnung zu ziehen, wird es zweck- mässiger sein, die Gesammtzahl derselben in Zonen abzutheilen, so dass die irgend einem ganzen Breitegrad zunächst liegenden zu derselben Zone gehören, welehe Zone dann wieder nach der ver- schiedenen Länge der Beobachtungsstationen in Gruppen zerlegt wird. So haben die Zonen des 50. und 49. Breitegrades jede zwei Gruppen, die Zonen des 48. und #7. und 46. Breitegrades jede vier Gruppen‘, jene des 45. Breitegrades zwei Gruppen. Demnach erhält diese Tafel folgende Gestalt: Tafel IV. Unterschied zwischen den beobachteten und berechneten Werthen der horizontalen Intensität. Berech- 3eoh- Berech- | Beob- Länge | Breite nal ächtete Länge | Breite A anikle Beobachtungsort. Beobachtungsort. von Greenwich. horizonlale Intens.tät. + Zone 50°, Gruppe 1. : Zone 50°, Gruppe 2. is . Teschen . . . a EE .6050 0.0391 Pilsen. . N 19 57 .6078 0.0551 Komotau.. . Wiliezka . . 20 .6075 0.0504 Teplitz . Bergwerk .. . .» 20 .6076 0.0534 Bodenbach . TOLHOWET sarinn oe iorzesy a | WE .6107 0.0541 u AR Rzeszow, . no .6134 0.0534 Leipa . . Nisko 2! prare ß ..122 .6067 Przemysl.. . 22 .6200 von Greenwich. ES ES TEE 'S ao gar ee) 9299999895 az g SSOSSSoOooo Reichenberg Seelau. . za Czaslau . Chlumetz. . Hohenelbe . Nachod Kwasnei . Er . Reichenau . . > 0.5900 Pr . rn zo! ahl Dan ; dr ee 2 2 ner me 14 Senftenberg. . 65) 942 A 26 3 Zone 50°, Gruppe 2. iolan | ea. ’ 15 iallar sun Bi e i s 0.6015 0.5: z ae) Siege a re Proppati, sr ie» ‘ > 10.5995 | 0.5: .048 Brünn... ae Ri) SSO SS 00009 Zone 49°, Gruppe 1. Klaktan ! zen. hf Any 13 Piseck. . Aare 14 Budweis, . .» or | Ieh Stoinberee Han. pet en DE Silberhberg ex. rı.. an «| 1% .5889 .5930 .5984 .6047 .6042 .6022 .6021 .9978 .6068 .6056 . DOT ST SG .5395 .9399 gar aan SOSSS SS S SS SO SO O9 9 59 Pas sts RE EEE F—T—) SS S soSso} oo >> 272 Beobachtungsort. Zone 49°, Gruppe 2. Trentsohin 5,7: .-%%.0n4 Mid, 4 re Käsmark . . . Leutschau Kaschaun.., 5 Biss 8:3 Baur. Zone 48°, Gruppe 1. HIohran: u 3 urn ee Bein 5, ae wu BoHisie Ta ie ee Altheim Ba VoBlabruck „u 3 0... Zone 4S', Gruppe 2. Kremsmünster . Lietzen Br ek rg Eisenerz . EN er Pe a Polskerboue . , + 5 + Aflenz Mölk Pr Se er Br” ES eye ee a Dr Won EN Zone 48, Gruppe 3 Pressburg Komorn ar a Zr ELSE HIRTEN a ER Zone 4S', Gruppe %. Munkacz Szätmar lach se En Nagy Ban ... Czernowitz Suczawa ER TEE DER Ser: Zone 47°, Gruppe 1. Bregenz Bludenzi37,r,72 72 S, Christoph ;; ... S.-Merin.an u Blilfaorjoch, . 2... % De en mISch. Se, Imst Botzen . . Innsbruck Brennemee 4: a Rattenberg Brunnecken ER Lienz Gasem Gamskarkogl . . Radstadt. ; ; , Gmünd Kreith. „ Dobraez . Bleiberg u > Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Br eite von Greenwich. horizontale Intensität. 180 3'| 48052’ |0.6147 | 0.5625 19 40 20 29 20 39 21 19 22 22 23 53 12 20 12 59 13 8 13 11 13 24 i3 33 13 36 14 8 49 4 49 8 49 1 48 41 48 37 49 15 47 4% 47 48 48 27 47 43 48 1 32 48 35 15 48 3 47 48 4% Era 47 47 47 48 47 48 418 9 47 48 47 48 47 48 47 47 48 47 47 17 9 478 46 46 46 47 8 47 46 46 47 470 47 46 46 470 47 476 47 46 46 46 46 36 0.6184 |0.5650 .6207 |0. .6219 | 0.5682 .6299 .6346 .6312 SOSOO© .6086 | 0 .6080 | 0. .6114| 0. .6030 | 0.5563 .6013 .6114 6078 SOSSSc—coßo .6095 .6161 6068 .6169 | 0. .6193 10. .6199 | 0.5712 .6204 |0. .6208 | 0.5723 .6121|0. .6219 10. .6165 SOSSo oo 9990909 .6202 |0. .6302 | 0.5782 .6239 | 0. .6374 | 0.5827 .6288 .6374 SOSOoS©o9O .6387 6481 .6525 .6525 .6629 0.5796 0.5576 0.5976 0.5905 0.5977 SOO99O9©9 ‚5980 .6026 6049 .6133 .6133 .6117 .6062 .6055 .6146 .6174 6078 .6115 .6068 .6162 9.5572 0.5626 0.5624 0.5713 0.5707 0.5689 0.5650 0.5615 0.5710 0.5740 0.5638 0.5685 0.5632 0.5718 sS3 9999999990909 .6194 .6184 .6164 .6174 .6154 .6217 .6262 .6272 0.6264 0.5738 0.5724 0.5718 0.5712 0.5704 0.5758 0.5800 0.5793 0.5822 SO! OO 909909 Beobachtungsort. Zone 47°, Gruppe 3. Klagenfurt, a! sin. S. Lambrecht. . . .. Kallwangı. ax 4 158. Sa Pauls" } 0.0522 0.0534 0.056% 0.0537 0.0565 0.0555 0.0563 0 2 Gleichenberg . . x... Stein am Anger. 0.0454 | 0.0485 } 0.0453 | 0.0467 | 0.0452 | 0.0506 | 0.0481 | Zone 47°, Gruppe 4. Klausenburg Dializr zen Maros Väsärhely. . . . Jakobeny. . . . ae Zone 46°, Gruppe 1. | Isola bella Como 0.0497 0.0465 0.0465 0.0457 0.0468 0.0487 0.0478 0.0485 0.0491 0.0499 0.0499 a ae Kr a a a BB 0 a A Dr BE Er Zone 46°, Gruppe 2. Belluno a EEE Er ee? Be Ye Ce Er 0.0491 0.0520 0.0507 0.0547 0.0549 | 0.0536 Zone 46°, Gruppe 3. Adelsborg . .»-» » Grotte. 4.» Lalbeoh... . a x, “ya Nenstadtlr 2 | Cilly Dt 1 DEE ER Warasdin. . a ie 0.0591 0.0605 | 0.0549 0.0620 0.0642 | Zione 46°, Gruppe A. A E Bermannstadt. . ...» Schäsburg . . Fogaros . ... 0.0408 | 0.0400 | 0.0425 0.0420 0.0426 0.0428 0.0412 0.0440 0.0436 0.0434 0.0440 0.0430 0.0436 0.0444 Zone 45°, Gruppe 1. Borie-n - unn nn melland , . . Cremona Mantua Verona. . . Zone 45°, Gruppe 2. Rovigo. . Paluar. Venedig Bolsa 6 "Ba fh I sBiumei, 2. | Mali Hallan. . rei, 0.0456 0.0460 0.0446 0.0462 0.0450 0.0459 0.0462 0.0479 0.0442 DalmatinischeiBeob- ach tungsorte. Zar ui iR Cattaro ei Battigne u u Saas Ragusa Spalato SEbenInd sr, von Greenwich. horizontale Intensität. 14018 | 46037’ | 0.6287 14 14 14 15 18 45 54 17 15 28 15 42 15 16 23 24 24 25 13 13 57 16 40 33 38 23 32 4 52 11 21 50 6 32 13 18 15 38 46 14 14 32 12 18 55 18 47 47 46 47 47 46 46 47 46 47 46 47 45 45 46 45 46 45 46 45 46 45 46 45 45 45 45 46 45 46 45 46 46 45 46 45 45 45 45 45 45 45 45 45 44 45 44 E2: 42 42 42 43: 43 4 27 43 25 4 35 52 12 46 7 32 26 33 48 10 He wa a Er 7) Ssoarw0 werde snow 0.6229 0.6199 0.6300 0.6225 .6266 .6352 .6325 .6295 S>009 .6639 .6634 .6720 .6640 SOO9©S9 .6130 .6164 .6155 .6249 .6135 .6235 .6223 6307 SO O9 99099 6260 .6296 .6313 .6347 .6389 SSSOSOO9 .6393 .6392 .6371 .6433 .6381 .6439 .6438 OS 99999 .6746 .6808 .6772 .6833 SOS0©O .6247 .6210 .6293 .6326 .6295 soo .6376 .6339 .6354 .6490 .6458 6640 SO OO 90909 .6656 .7028 .7038 .6972 .6784 SO OS59©9 SOSSS9o9o9 SOO90909 SO oO 9900909 SO9OS909O SS SS! SO 99099 O9 SSOSSOOO SO SOS9O0©0 SOooO909 .5821 | 0.0466 .9739 9731 .5827 5744 .5807 .5851 .9829 9787 .6024 .6012 .6074 6005 5727 .9758 .5719 .5842 .5696 .5831 .5791 .5888 ‚9830 ‚9963 „5864 .5893 .5939 .5927 .9920 .5902 ‚9942 .5921 ‚5975 .5927 6170 .6213 .615% .6192 ‚5854 ‚5831 .9887 .5898 .5871 .5944 .5914 .5903 6030 .5989 6117 .6131 .6493 .6488 .6446 . 6245 0.6731 | 0.6203 SOoO9©9 SOoo9S 999 SoOo9o SSOS>90 SO9OO9S© SOSSSSSO SOSO99 SSOSOSSO0O© auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 273 Nimmt man nun für jede Gruppe einen Punet an, ‘auf welchen die in ihr vorkommenden Orte bezogen werden, welcher der Normalpunet heissen soll, so lässt sich jede derselben nach der Methode der kleinsten Quadrate behandeln und wird für den Unterschied zwischen dem beobachteten und berechneten Werthe der Intensität am Normalpunete den wahrscheinlichsten Werth geben. Dieses Verfahren wird den Vortheil darbieten, dass die Unregelmässigkeiten, welche sowohl von Beobach- tungsfehlern als auch von nachtheiligen Einflüssen aus den nächsten Umgebungen herrühren, dadurch unschädlicher gemacht werden, als wenn man jede Beobachtung für sich allein in Betracht gezogen hätte, es wird dagegen den Nachtheil mit sich führen, dass störende Ursachen von geringerem Belange, deren Bereich sich nur über einen kleinen Theil des Gebietes der ganzen Gruppe erstreckt, ver- schwinden, also nicht erkannt werden können. Allein das Dasein solcher kleineren Störungsursachen wird in vielen Fällen schon durch die blosse Ansicht der Ergebnisse der einzelnen Beobachtungs- orte, wenn nicht erwiesen, doch angedeutet, und es steht uns noch ein Weg offen, sie ans Licht zu bringen, den wir später einschlagen werden. Für den ersten Zweck ist es im Gegentheile wünschens- werth, den Einfluss soleher untergeordneten Störungsursachen möglichst auszuscheiden, so wie viele Beobachter, um die tägliche Aenderung der magnetischen Elemente in dem Monatmittel desto richtiger darzustellen, die Störungstage wegzulassen pflegen. Aus jeder Beobachtungsstation wird man demnach eine Bedingungsgleichung für den Normalort der zugehörigen Gruppe erhalten, und diese Bedingungsgleichungen nach der Methode der kleinsten Quadrate behandelt, geben den wahrscheinlichsten Werth des Unterschiedes A am Normalorte. Ist dieser Werth — 9, ist 7 dessen Aenderung für die Längenänderung einer Bogenminute, 5 dessen Aen- derung für die Breitenänderung einer Bogenminute, ist ferner die Beobachtungsstation x Minuten westlich und £ Minuten südlich vom Normalorte und A die ihr zuständige Differenz aus Tafel IV, so ist die Bedingungsausgleichung dieser Station GeER+ I: UBS Auf diese Weise hat man für die einzelnen Gruppen folgende Gleichungen erhalten und aus ihnen die beigeschriebenen Ergebnisse gefunden, von welchen F' den aus jeder Gleichung übrig bleibenden Fehler bedeutet, wenn man in ihr die gefundenen Werthe von 7 und 5 setzt, so wie R der aus der Quadratsumme dieser F’ gerechnete wahrscheinliche Fehler von ö, und r jener für eine einzelne Station ist. Z bedeutet die Länge des Normalpunetes von Greenwich aus, seine Breite ist jene der Zone. Für A sowie wie F' wird, um unnöthige Ziffern zu vermeiden, die vierte Dezimalstelle als Einheit angesehen. Zone 50°, 1. Gruppe, L=15°. Zone 50°, 2. Gruppe, L=19°. lissehr= ... ee Pr = hk7 + 1051 — 6b... .F= +10 | Teschen Er Dr Se 4910, DSL Aus: .„ . Fein Bilden ui PR E59 be FERT Rrlan a. Ua e=551— HTI— kb... F=—32 Ban a K—h69ar O5 Le OR bh cr HM Ile || Wiliczka 0: 0 0 nu and 00h DELL 1b 0 Se Kr 1 Pe ee BD 40694. WI BID I SE n6 Al Epigwerkn . - ER: Stsebsk— bul—- 1b, . . Fa —lh Bodcsbanl.. .% 0 5 ä7: BT u6h 3% rt Hartow. a, Wie = — 1211 0b. , Dr I 2 ee DE Buhl 50... F—= + 7 |iReeszow m.» 45 = 534 — 1Sul— 3b... F=+ 4 Leiva.. 9... SERIE EB U A TIER NEO: Sr ER 8 —= 526 — 189 1-- 34h... Dun, 6 Bäichenhar , .. . Aue... = 480 Hl -- A6b .F=+1 Proemysl iu. . sa an... 0—= 549 — 2291 + 135. =—5 Sale, de RE PA +28... Pu = 511.2, R + 3.9, 1 = + 0.16149, b= —0. 28144, 7 = 12.6 Tr PR > Be... Pie Oblunetzu,n,..... safe 9=418 — 71l— 95 ‚F=+l1l Zone 49°, 1. Gruppe, L= 15°. Banenalbe .. 0 24.5 6=494— 3EI— 7b... Fo — 1 ” ; h Nach. het ihre Klaltan', u. on e=M65 + Bl—-2ıb...F=—%0 EI ae le a nr d=480 + 5il—19b...F=— 18 EU Te Eee, BR po |Bldwelsn E90. 09 ,,% = 47 + 321 05 a Eestonfächbu, s Sa. * 6=49ı— 791+ 7b... mean Besinbarr, Yan 9,7 = 508 + Ber nt Er er ie 2 a BSH En N ee SiRhorbeif 4+. +3, . .95=502 + 171+225. ...F!=+% Senftenberg = 501 81 55 F 42 ee BEE NEE ri ie ee 6= 482.2, R=1.3, 1= + 0.23852. b = — 0.04628, r = 5.5 Neuhaastt u... 80 &, Ver il— 8b... fe Iglu, u), +28 der — Bl—ab...F=— 4 Zone 50°, 2. Gruppe, L=19°. EU ES. de ya Hr Ib. Fer N ee aa ee Mag STE ee ee ee ee 6-54 MIN... F=—4 Tori ee e=487 + 671+ 4b... F= +1 6=499,4, R=17. 6, 1= + 0.207607, D= — 1.4207, r=%.1 Denkschriften d. mathem, naturw. Cl. 35 274 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Zone 49°, 2. Gruppe, L=21°. Zone 47°, 3. Gruppe, L=15°. Mronischn „ . . .., . - 6e=522 1714 8b... F=+6 Klagenfurt . ..2. 2... 6 = 466 +: BT + 233U...F= +5 N A ER e=534 + SY9I—- Ab...F=+ 5| 8. Lambrect ...... 6=40 + MiI—- 4b.,.F=_2 a ee s=56r II Shan I TE Rallvang. 2.2.2.4 = 468 4 151 07. Br % Die I ATRTE , geb3laal lee DEIRTIEREI HI, HEldrR in . VERS PETER .F=+6 N A °=565 — 191+195...F=— 12 0481 _. 101: 26. , ‚Ko 1} never. ARE DH ABER, BR ICE IC Val Er 6=459— 38I— ıb...F=+13 Siyneskit in 2 BT — 15 br ar ebE Marburg, ER 0 eehaiehere 6=501— MIrBbb...F = 9 2 eo I= +0.1989, 5 = —0. 08564 89 Gleichenberg . . 2... Geiye- DIL 280 Te Be 14 7 Stein am Anger . . . .6=508-— 61-12... F=—1ı Zone 4SP, 1. Gruppe, L= 13°. >—479.3, R=2 = RN w SI TORanEn. INREFERL =454+ WI+2Sb...F=—16 £ 798 8, I= + 0.2475, = — 0.10805, r = 8.4 Salburae u u 20.20. % 6=485 + 1l+128b...F=—18 dä N A ea 06-4534 8l+Bb...F=+27 BEER RER N Altheim... Aulsamänun: 150% 6—=467 — 11—-155...F=+ 9 | Kauenbuwg....... 6=65 + WOl+1kb..F=r+H1ll Schanding 7 u mine ih 459 Saul 9b... Bi + 10 | Basbatz., na 6622,33. —- 05,2... = +18 LI WERT TIERE 8=506— 331+17b...F=—16 | Märos Väsärkely. .... o=646— 354280... F=—48 Vöcklahruck, u... % e=481— 361 - 1b...F= D% |, Jalcchenyasr ie Bin = — B3lI—-%Ub...F= +7 0—=462.3, R=5.3, 1= + 0.588343, b = — 0.52158, r— 14.1 °= 639.4, R 18.5, T= - 0.21491, b= + 1.1914, r— 37.0 Zone &S?, 2. Gruppe, L= 15°. $ Kremsmünster . 2: ..06=497 + Rl— 3b...F=—2% Zone %6°, 1. Gruppe, L=110. TIEREN ee ae 0 16a rar Se Tools. nelia’, 2. . rn. Eee A ee Eee | Umzet. AH 04 „MN; Bee erste. rate REEL °=4u06 1 EI. IF Ni Aue er o—= 457 + 321-+ 255. Be + 34 4 80ndr3o 0 ein en DIE 0 ro EIREZ a ee Ne, SEES Febrestia, Ir Are 6=407 4 II +28... F=— 2 LE ae A er o=487 + 31+305. re Bonmige, un 6489. eh. ed Polsterberg u... m. % 0=478 + 214325. A EN. Me a © Ar ON mon 18 Atenzeinieo,.f, al. yl. Beer Beni... Bee ge erbte 3b. Een 29 MOIN 3.5 wen DEN FR IR DE EL ERIF en Vürenzan ie na Geu19r Bol rose Pig . ES u Dr EN = R # DEE une. Far g| 0-26. B=2a, I= +0.11808, = + 0.00831, r = 6.8 = 484.8 R= 4.8, I= + 0.21978, 5b = + 0.2692%6, r = 15.8 Zone 480, 3. Gruppe, L= 190. Pressburg 7, EMUING. x o=491 + 1161— 95...F=+10 Rn ET =520 + BILI5b.... F=—13 Schemnz, vo. ‚HH eryreraTbe rPZ +32 TI re sehn — 314 3156... Fe— 3 En Mir Be 6=549 — 121—-195...F=— 1 Er N a o—=556—- SI Fur, 20 6—=52%6.6, R= 8.0, 1! = + 0.%556, b = + 0.48722, r = 19.6 Zone ASP, 4. Gruppe, L= 24°. ERSTNEZ a ner 100065 Vehiire 73r- 26h... ie Buntmiära durch Asenee. 6=605+ 6kl+ 3b...Ff= —-% Nass Baya.. »#,..% a ER I FE N il) Czernowitz; . 145 4%. 278 =620 121 F—-175 . P—ı218 SRIOZ ER Re 6=b42 — 1391 + 225. FF = —-% $—= 596.0, R= 14.0, [= +0.25065, b= +0. 41685, + 31:8 Zone 47°, 1. Gruppe , L= 11°. Biiegenz; ! ala..uilainle e=408 + 791 —-305...F=+1 Dünlenze a: ee ae 6=400 + 751 — 95. .F=+1l Se Chrielophl, Sri o—=425 + AYI— 8b. ‚F=-—-6 8: Maria, . . ad 3 29 ee) Stilfserjoch, „.. '. 2... o—=42%6 + 341 + 2856. a, 2 nit .0=428 1 301x195. ‚F--—- 4 Landeck R .s=41R + 291— 8b. Ra il) Immer Mena e—440 + 20T— 145. ie DET ö e=436— 81+05. Ra = 8 ee er en A o—=434— 181+305. ee) nut re o—4mW= 191-166... F=—-1 VE ER 0—230 —- All Bamendere 0... 00h SHl— Mb... ; Beunnecken . ....» ..0—mhih— 5414125. . F=—1 6=430.6, R=0.6, != + 0.265535, db = — 0.04016, r— 2.1 Zone 477, 2. Gruppe, L= 13°. Bienzi „u. 3 2 Sr...10 -456345.16.1+ 106... „2.17 Bookstein 4. : A203 . o=460— 21 0.02: 4 a GaBamı m. 2 2a Bu Sehks— 51I-105...F=r9 Gamskarkogel . . . 2... o=462— 61— 6b...F=—5 Radstadt... +. 4.1. 0=450— 28I—-235b.. .F= 10 Coanda ar. a oD- e=459— 301+ 6b...F=—- 6 Eusith, ı une 2 G=h6t — 391 + 2b... F=— 4 Dobyaon: 4... 326. e=479— 41l+28b.. —. 80 Blerhore -.i. , ade G6=4ua — WII +2ab.. ie 15 = 462.1, he = — 0.3863, b= — 0.417474, r=9.4 Zone 46°, 2. Gruppe, L=13°. Beenden. 2 Oo u30 al Rab 2 Coneglan HAI - EHI Ge RAT DR, VW ZUBE, Mater 2 Ze OD uhg il en, ang Ey Re a ah sa Fi ae Priese 5, 5 ee e—=450— k4l+21lb...F= 1 0—443.4, R= 0.9, 1= + 0.267583, b= + 0.191285, r= 1.9 Zone 46°, 3. Gruppe, L= 15°. NESlcheng u aeg sehe Mer =a66 + Hurt ilıb.o... = — 53 ale ee we o—463 1 46.2.1935. ,..8>= 0 Taibachy. . TEREHERReN AN IE RENTE EFE BEN. RE 58 Nenebdth ee GS—=497— 1212 100, „Am 16 CHPERRIEHTR. WE. NE Be YES A er INNERE ER G—Abk = HH B......BD—r.23 ee G=sM.— HL 80.2.0 .—20 0=473.1, R=4.7, I= + 0.23695, db = — 0.09059, r = 12.6 Zone 46°, 4. Gruppe, L=2%°. Kalebarea ne: Be 0 1 1 Ne Hermannstadt . . 2 2... BE Een a ee, Schashnertk., .„ „un =. e=615 — 521 -13b...F=+ 4 EEE Re Pe e=641— 6851 +10b...Ff=—13 = 587.6, R= 8.6, != + 0.69247, b = — 0.38943, r = 17.1 Zone 45°, 1. Gruppe, L=11°. Dauer ge ne BAER 0=393 + 1101!—-11b...F=- 4 Mailand ne 6=379 +1091-28b...F=+ 3 Cemonai I ser A 6=406 + 591—- 8b... F=+ 4 Mina 2.8 ehr I1IT— 95... Fe ti Vena sh Ear o6=h24 + 31-—-%b...F= 2 = 434.6, R=1.4, != + 0.37160, db = — 0.44801, r—= 3.2 Zone 45°, 2, Gruppe , L=13°. ya 7 Ar RE Me LE a ee ee ed, F: e=425+ 6SI—2b...F=+ 4 Venedig . .... on delr+ uU... F=—15 VE le ge 6=m0— 48l-+ 8b., .‚2=.12 IBRGENer 7... ne ea e=469— 81—-195b...F=+5 MOSE. Et e=523 —1631+38b...F=—8 = 456.1, R=3.5, 1= + 0.28917, db = — 0.31595, r =8.4 auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 275 Aus den gefundenen Werthen von 5 kann man nun die einem jeden Normalpunete zukommende Intensität 7/ finden, wenn man die in Tafel III gegebenen Werthe, die mit @ bezeichnet werden sollen, um den Betrag von 5 verkleinert. In der folgenden Tafel V wurden nebst dem Werthe von @ und H auch die aus jeder Gruppe gefundenen Resultate zur besseren Uebersicht zusammengestellt. Tafel V. Horizontale Intensität an den Normalpuncten. Diese Tafel bietet manche Punete dar, die einer näheren Erörterung werth sind. 15° 19 5880 603% 6012 6243 6059 6143 6304 6498 6100 6187 6273 6636 6227 6316 6404 6775 6353 6444 je - ve oa vr mo ou” Do De se oro%0 sm oo sımmn S Saw w anw 20.0 bare > m— I|+l+ +4+++ ++ ++ ++ ++++ Oo So So SSOO9OO SO9O0O0O0° © En re ME Ii++ +1 11 sss>s Il ss Anzahl der Orte. Paooo Poor re Man sieht zuerst, dass in allen Beobachtungsstationen für die Intensität ein kleinerer Werth gefunden wurde, als ihr nach der Theorie zukömmt. Man bemerkt ferner, dass diese Unterschiede, oder nach der Tafel die Werthe von & in jeder Zone mit der geographischen Länge wachsen, woraus folgt, dass die beobachteten Intensitäten weniger zunehmen als es nach der Theorie der Fall sein sollte. Das Wachsen der & geht jedoch keineswegs gleichmässig oder nach einem einfachen Gesetze vor sich, daher auch nicht jenes der Intensität. Man findet nämlich durch Vergleichung der in der Spalte @ und 77 der vorstehenden Tafel enthaltenen Zahlen, dass für einen Längengrad die Intensität zunimmt bei der Breite 50° und Länge 15°— 19" DS b) 2 ” n N n br Bu n n n ” N ” n n n b2] » EI" 3 33,8 49 Fe - a - ” ” 15 — 21 13 — 15 15 — 19 19 — 24 11 — 13 13 — 15 15 — 24 11 — 15 13 — 15 15 — 24 11 — 13 nach der Beobachtung u en ı 0E nach der Theorie FE u ws [0 6) ww [e >) sıwso ua wo su 38. 42. Fe a u sim << Man sieht unter dem 47. Breitegrade zwischen 11° und 15° eine sehr starke Störung, welche ver- ursacht, dass die Aenderung der ö in ein schnelles Wachsen und weiter gegen Osten in ein desto rascheres Abnehmen übergeht, so dass letzteres die nach der "Theorie vorgeschriebene Abnahme um 35? 276 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen mehr als das Afache übertrifft. Die grössten Abweichungen finden sich aber in den östlichen Gegenden des 48. und 47. Breitegrades, daher sich auch dort eine mächtig wirkende Störungsursache vermuthen lässt. Ebenso ist die Aenderung nach der Breite mancher Unregelmässigkeit unterworfen. Man findet näm- lich die Aenderung f nach der Beobachtung nach der Theorie I) Ten Ne mt bei der Länge 13° und Breite A’ — 47° . . . 2 ..2...138 2. 2» 2.2.2...128 (hands ee N ee ee a I Be na, ee are ae a a apa 5 FR N ee u er a Bar N RT ET u ee ee ee Er ee SR al ee see, en ee 3 FREE 3 Eee Brei en a a RB een Ge a ln ic Me BF ee", Mi ET ei ie 4 SIR a au Auch in diesen Zahlen lässt sich die früher angedeutete Störung deutlich erkennen, tritt aber hier schon bei dem 49. Breitegrade hervor. Die störende Ursache der östlichen Gegenden zeigt sich bier noch augenfälliger als in den vorigen Zahlen. Die nächsten beiden Spalten der Tafel V geben die aus den übrigbleibenden Fehlern F' gerechneten wahr- scheinlichen Fehler R und r von ö und jeder einzelnen Bestimmung einer Gruppe. Es wird auffallen, dass diese Fehler so gross sind in Vergleich mit dem früher (Seite 267) angegebenen Grade der Sicher- heit, mit welehen die Intensität in jeder Station gefunden wurde. Nach dieser Angabe ist der wahr- scheinliche Fehler derselben — 5 im absoluten, also nicht einmal 2 im willkürlichen Masse, während der wahrscheinliche Werth von r, wenn man ihn aus allen Bestimmungen der Tafel V rechnet, mehr als 11 beträgt, und selbst jener von Z sich noch fast auf 5 erhebt, also immer noch mehr als das Doppelte jener Angabe erreicht. Demnach gewähren alle in eine Gruppe vereinigten Stationen für die Bestimmung der Intensität am Normalpunete eine geringere Sicherheit, als die an einem einzigen Orte ausgeführten Beobachtungen für die Intensität dieses Ortes. — Die Ursache ist nicht schwer aufzufinden, wenn man bedenkt, dass die Sicherheit der Bestimmungen für die Normalpunkte von den Störungsquellen abhängig ist, welche auf verschiedene Stationen verschieden, auf die Beobachtungen derselben Station aber gleichmässig einwirken; und die Zahlen der obigen Tafel, verglichen mit den wahrscheinlichen Fehlern aus den Beobachtungen einer Station, ohne Rücksicht auf den Einfluss örtlicher Störungen, sagen nur aus, dass dieser Einfluss um vieles grösser ist, als der von den gewöhnlichen Beobachtungsfehlern herrührende. Etwas Aehnliches lehrt auch der blosse Anbliek der Werthe von R, welche in der vorher- gehenden Tafel enthalten sind; denn sie hängen nicht bloss von der Anzahl der Orte ab, welche zu ihrer Auffindung in Rechnung gezogen werden, weil man öfters, wie in Zone 46° Gruppe 2, und Zone 45° Gruppe 1, auch bei einer geringen Anzahl von Beobachtungsstationen kleine Werthe von R findet. Sie sind im Gegentheile in jenen Gegenden am grössten, wo schon aus den vorhergehenden Betrachtungen sich die kräftigsten Störungsursachen vermuthen lassen, namentlich unter dem 24. Längengrade. Um aus den Werthen für die horizontale Intensität, welehe in der vorigen Tafel enthalten sind, eine andere zu entwerfen, die diese Werthe für jeden Längen- und Breitengrad, oder für noch engere Entfernungen gibt, wird man sich der Interpolation bedienen, wobei die neue Tafel nur bis zu dem 19. Längengrad ausgedehnt werden soll, was aus dem Grunde räthlich scheint, weil in den Gegenden zwischen dem 19. und 24. Längengrade abwärts von der Breite von 47 Graden noch zu wenige Beobach- tungen angestellt worden sind, und weil es mir bei dieser Untersuchung überhaupt mehr darum zu thun war, den Einfluss der Alpen auf die magnetische Kraft der Erde zu erkennen, daher die Ebenen Ungarns und die Gebirgszüge der Karpathen nur nebenher in Betracht kommen. Bei dem unregelmässigen Gange auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkrafl. 277 der Werthe von H wäre es zwar wünschenswerth, ein anderes, als das einfache Interpolationsverfahren in Anwendung bringen zu können, vorzüglich für die Breitengrade unter den 48°. Allein es sind dort noch zu grosse Lücken in den Beobachtungen, als dass dadurch ein merklicher Gewinn zu hoffen wäre. Jedenfalls kann, wenn diese Lücken durch spätere Reisen ausgefüllt werden sollten, diese vorläufig gerechnete Tafel noch berichtigt und ergänzt werden. Da aber die Normalpunete in den nördlichen Zonen gegen Westen nur bis zur Länge von 15, in den südlichen bis zur Länge von 11° reichen, die Beobachtungsstationen aber weiter zurück gehen; so wurden aus den westlichen Beobachtungsorten folgende Hilfspuncte eingeführt. Für München ist nach den „Resultaten des magnetischen Observatoriums', $. 26: bei der Länge = 11036:5, Breite = 480 8.8 die Intensität = H = 0,55354 ; diess gibt für Z = 11°5, Breite =480 . 2.2.2.2... H = 0,55525 Die drei Orte ©. 2. , Piviarı a... 2 910, Das. 1l, H=0;5854 Mailand ...Z= 911, B=45 28, H= 0.5831 Isola bela . „L= 832, B=45 53, H= 0.5727 Mitte ....L= 858, B=45 31, H= 0.5804 ERST ee Be ee L= 9.0, B=1.5, H= 0.5807 Die drei Orte . ... .Sondio....L= 952, B=46 10, H= 0.5719 Brescia... .L=10 11, B=45 32, H= 0.5842 Cremona ...L=10 1, B=45 8, H= 0.5887 Mittel... .L=10 1, B=45 37, H= 0.5816 soheni fir Fi et L=-1.0, B=45.5, H= 0.5829 Die-vier: Orte}... Sondrio. ...L= 952, B=46 10, H= 0.5719 Bormi,...L=1W21, B=46 30, H= 0.5696 Ss. Maria. ..L=1024, B=1 3l, H= 0.5713 RR TIETIN NT L=10 30, B=46 41, H= 0.5689 Mittel L=-10 17, B= 28, H= 0.5704 a A A rn L=-10.5, B=1.5, H= 0.5690 Die drei Orte ..... Landeck .. .L=10 31, B=47 8, H= 0.5650 Bludenz ...L= 94, B=47 9, H= 0.5626 Bregenz .. .L= 941, B=47 30, H= 0.5572 Mittel ....L= 959, B=47 16, H= 0.5616 PDC DE 00 ee L=10.0, B=47.0, H=0.5651 In den beiden nördlichen Zonen, wo die Störungen weniger sichtlich hervortreten, wurde die Tafel nach der aus Tafel IV genommenen Aenderung gegen Westen erweitert. Tafel VI. Horizontale Intensität aus den Normalpuneten gerechnet. Länge von Greenwich. | | | 10%0 | 1095 | 11°0 | 1195 | 12:0 | 1295 | 13°0 | 1305 0.5308 0.5366 0.5424 0.5483 0.5555 0.5627 0.5693 0.5759 0.5830 0.5902 oO a [2 = [0 +] «0 0 .d 0 0 0 .d 0 .0 0 I) v 0 0 .5 0 0 0 .d N) A) 0 278 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Länge von Greenwich. 16°0 | 10:5 | 170 5005 | 0.5308 | 0.5324 | 0.5341 | 0.5855 | 0.5372 | 0.5383 | 0.5404 | 0.5420 | 0.5435 | 0.5452 | 0.5468 50.0 | 0.5366 | 0.5382 | 0.5398 | 0.5413 | 0.5429 | 0.5444 | 0.5460 | 0.5476 | 0.5491 | 0.5507 | 0.5523 49.5 | 0.5424 | 0.5440 | 0.5455 | 0.5471 | 9.5486 | 0.5501 | 0.5516 | 0.5532 | 0.5547 | 0.5562 | 0.5578 49.0 | 0.5483 | 0.5495 | 0.5513 | 0.5528 | 0.5543 | 0.5558 | 0.5573 | 0.5588 | 0.5603 | 0.5618 | 0.5633 48.5 | 0.5555 | 0.5570 | 0.5585 | 0.5601 | 0.5615 | 0.5631 | 0.5646 | 0.5661 | 0.5676 | 0.5691 | 0.5705 48.0 | 0.5627 | 0.5642 | 0.5658 | 0.5673 | 0.5688 | 0.5703 | 0.57i8 | 0.5733 | 0.5748 | 0.5763 | 0.5777 27.5 | 0.5693 | 0.5709 | 0.5726 | 0.5739 | 0.5752 | 0.5765 | 0.5778 | 0.5791 | 0.5804 | 0.5816 | 0.5829 47.0 | 0.5759 | 0.5776 | 0.579& | 0.5804 | 0.5816 | 0.5827 | 0.5838 | 0.5349 | 0.5859 | 0.5870 | 0.5882 46.5 | 0.5830 | 0.5846 | 0.5862 | 0.5875 | 0.5887 | 0.5900 | 0.5912 | 0.5925 | 0.5937 | 0.5949 | 0.5963 46.0 | 0.5902 | 0.5916 | 0.5931 | 0.5946 | 0.5959 | 0.5973 | 0.5987 | 0.6001 | 0.6015 | 0.6029 | 0.60%* 45.5 — _ _ _ a ii si % = = u 45.0 _ _ _ = _ = = _ = - Diese Tafel kann fü die weitere Untersuchung zu mancherlei Zwecken dienen. Wenn man nemlich aus ihr den Werth der Intensität für jeden einzelnen Beobachtungsort sucht, und ihn mit dem durch die Beobachtung unmittelbar gefundenen Werthe vergleicht, so erkennt man, an welchen Orten sieh eine speciell störende Ursache geäussert habe, d. i. eine solche, welche sich nur auf diesen Ort und seine nächste Umgebung, nicht aber auf die ganze Gruppe erstreckt. Diesen Zweck suchte man in der Tafel VII zu erreichen, welche die aus den Normalpuneten gerechneten und die beobachteten Intensitäten enthält, so wie den Unterschied zwischen beiden. Tafel VI. Vergleichung der beobachteten Intensität mit der aus den Normalpuneten gerechneten. “ Beob- j Beob- Normale Normale [Sormate| achtele | Unterschied achtete | Unterschied Beobachtungsort, Beobachtungsort. Länge. r N-B N—-B Intensität, Intensität. Zone 50°, Gruppe 1. Zone 48, Gruppe 1. Chiesch 50% 6’| 0.5331 | 0.5347 | Altheim 130 11’ | 48015’ | 0.5566 | 0.5563 | + 0.0003 3 149 45 | 0.5372 | 0.5386 Schärding 13 24 |48 27 | 0.5543 | 0.556i | — 0.0018 E 50 27 | 0.5296 | 0.5286 | Ischl 47 43 |0.5649 | 0.5608 | — 0.0041 Denl2..... . late 50 39 | 0.5284 | 0.5274 48 1 |0.5613 |0.5597 | — 0.0006 Bodenbach 50 46 | 0.5285 | 0.5277 ; 150 5 | 0.5371 | 0.5376 50 41 | 0.5305 | 0.5297 Reichenberg. . . . .» 50 46 | 0.5313 | 0.5297 re E.. 49 32 | 0.5459 | 0.5439 Czaslau 49 57 | 0.5415 0.5414 Chlumetz 1 50 9 )0.5393 | 0.5394 Hohenelbe 50 37 | 0.5346 | 0.5322 Nacknd cıns a) HL + 50 25 | 0.5368 | 0.5361 50 12 | 0.5414 |0.5395 50 11 | 0.5416 49 53 | 0.5452 50 5 |0.5432 + oO | Zone 4S?, Gruppe 2. | Kremsmünster, . . . 48 3 10.5624 |0. .0026 | 47 34 |0.5688|0.: .0008 48 18 |0.5592 | 0.56 ‚0011 47 35 | 0.569710. .0015 i 47 32 |0.5719|0. .0006 | Erzberg i 47 30 |0.5725|0. } .0013 Polsterberg .. 2.» 47 28 | 0.5729 | 0.5726 .0003 : 47 32 | 0.5729 |0. .0006 48 14 |0.5635 | 0.56% .0005 47 39 | 0.572910. -0009 48 13 |0.5669|0. > 06003 +++ ++++++++ | + sssss>=>>sss>>s Zone 480. Gruppe 3. 49 5 : ; Pressburg ER 48 0.5698 | 0. 0013 Troppau 49 i 5 a Komorn 47 0.5782 0. -0000 Teschen 49 A F 3 48 0.5710 |0. .0022 47 0.5832 0. .0005 49 N F a Zone 47°, Gruppe 1. 49 F R Bregenz P 47 0.5581 | 0.5572 49 Ä E $ 47 0.5627 | 0.5626 Steinberg 48 0. s H Are 3 147 0.5640 | 0.5624 Silberberg Urs} = R 5 46 0.5716 |0.5713 48 „558 ‚Hi R 3 46 0.5716 | 0.570% 49 ; r % 46 0.5698 | 0.5689 49 5 A| a 5 ar 47 0.5643 | 0.5650 48 0.5567 0. H 47 0.5631) 0.5615 49 0.5543 |0.i ’ 46 0.5714 0.5710 Botzen 46 0.5740 | 0.5740 Zone 4S?, Gruppe 1. Innsbruck 47 0.5643 | 9.5638 .0005 St. Johann 47 32 | 0.5637 | 0.56 2 Brenner 47 0.5680 | 0.5685 .0005 Salzburg ; 47 48 | 0.5622 | 0. Rattenberg BES 47 0.5628 | 0.5632 | — 0.0004 Golling . 47 35 | 0.5655 0. Brunnecken | 46 48 |0.5722|0.5718| + 0.0004 .0008 0001 .0016 .0003 .0009 .0009 0007 .0016 .0004 .0000 I|+ ++1 ++++++ SOSSoS SO SO 90 9 9909 ie auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 279 Beob- r Beob- f | . Normale | hier Unterschied a 5 Normale | achtete Unterschied || N Beobachtungsort. Länge. N-B Beobachtungsort. Länge. | Breite. ne Intensität. Intensität. Zone 7, Gruppe % Zone 46°, Gruppe 2. Lienz. 222202. 112044 |46050' 10.5743 10.5738 | + 0.0005 | Beituno . . . . . . |12013'|46% 8|0.5826 | 0.5830 | — 0.0004 Böckstein. 2... .118 247 0 10.5726 |0.5724| + 0.0002 | Conegliano . . . . .|12 18 |45 53 [0.5863 |0.5863| 0.0000 | Gastein . 2. .......118 5 147 10 [0.5707 0.5718) — 0.0011 | väine......../18 15 |46 4 |0.5870 |0.5864| + 0.0006 Gamskarkogel . . . .|13 6 |47 6 |0.5715 | 0.5712| + 0.0003 | Görz . . 2... .|13 38 |45 56 |0.5902|0.5893| + 0.0009 |} Radstadt... . .....|18 28 [47 23 | 0.5691 | 0.5704 | — 0.0013 | Triest . . .|13 46 \45 39 [0.5945 |0.5939 | + 0.0006 Gmünd... .......|13 30 |46 54 |0.5756 | 0.5758 | — 0.0002 Kreith.. 2.2... ..113 39 |46 36 |0.5806 | 0.5800 | + 0.0006 | Zone 46%, Gruppe 3. Dobraez . . .......|13 41 |46 32 |0.5815|0.5793 | + 0.0022 | Adeısberg ... . . .|1& 14 |45 46 10.5941 |0.5927 | — 0.0014 Bleiberg . . 2... .)18 42 |46 36 |0.5807| 0.5822 | — 0.0015 | Grotte... . .|14 14 |45 47 [0.5939 | 0.5929 | — 0.0010 Laibach . ....... .[14 32 |46 3 [0.5910 |0.5902| — 0.0008 |} || Zone 470, Gruppe 3. | Neustadtl. . . . . .|15 12 |45 48 | 0.5965 | 0.5942 | — 0.0023 Klagenfurt .. ..... .|14 18 |46 37 |0.5822| 0.5821 | + 0.0001 | cmy .........|15 18 |46 14 [0.5908 |0.5921 | + 0.0013 S. Lambrecht . . . .|14 18 |47 4 |0.5762|0.5739| + 0.0023 | Agram. . . . . . .|15 55 |a5 49 [0.5982 | 0.5975 | — 0.0007 Kallwang. . ....|14 45 |47 27 10.5724, 0.5731 | — 0.0007 | warasdin... . . . .!16 18 |16 8 [0.5950 | 0.5927 | -- 0.0023 Ss. Paul ......|14 54 |46 33 |0.5829 | 0.5827 | + 0.0002 Bruck. . 2.2... 0.)15 17 |47 25 0.5745) 0.5744 | + 0.0001 | Zone&50, Gruppe. Grat. 222.2. .|15 28 |47 4 10.5794 | 0.5807) — 0.0013 | Pavia. 2.2.2.0. .| 9 10 [45 11 |0.5849 | 0.5854 | — 0.0005 Marburg . 2... .!15 42 146 35 10.5869 | 0.5851 | + 0.0018 | Mailand . . ....1 911 |45 28 |0.5815 | 0.5831 | — 0.0016 || Gleichenberg . . . . |15 57 |A46 52 |0.5834|0.5°29| + 0.0005 | Cremona . . » ...)10 1145 8S [0.5874 |0.5887 | — 0.0013 |} | Stein am Anger. . .|16 16 |47 12 |0.5792| 0.5787 | + 0.0005 | Manwa . ....... .|10 47 |45 9 |0.5893 |0.5898| — 0.0005 Verona. 2 2.2. 2.110 5% |45 26 |0.5865 | 0.5871 | — 0.0006 | Zone 46°, Gruppe 1. | Isola bella . . . . .I 8 32 |45 53 | 0.5751 0.5727 | + 0.0024 | Zone 450, Gruppe 2. | | Como 2. 2 .2.2...19 4 |A5 48 |0.5784| 0.5758) + 0.0026 | Rovigo. . . . ...|11 46 |45 4 |0.5940 | 0.5944 | — 0.0004 | Sondrio 2.2.2.2. .| 9 52 |46 10 |0.5746| 0.5719 | + 0.0027 | Padua... . . . .|11 52 |45 2% [0.5901 |0.591& | — 0.0013 || Brescia 2 2... . .|10 11 |45 32 |0.5829| 0.5842 | — 0.0013 | Venedig... ... . .|12 19 [45 26 |0.5914| 0.5903 | + 0.0011 || Bormio.. 2.2... .|10 21 |46 30 |0.5717| 0.5696 | + 0.0021} Porn... ......[13 48 |44 52 [0.6029 | 0.6030 | — 0.0001 |I Rivaoo 2222. .)10 50 |45 53 |0.5807 | 0.5831) — 0.0024 | Fiume . . . [14 23 |45 19 [0.5999 | 0.5989 | + 0.0010 Trient. 2.2....[11 6 |46 3 |0.5797| 0.5791 | + 0.0006 Vioenza . ......|11 32 |45 32 |0.5873 | 0.5888 | Die speciellen Störungsquellen, welehe in der vorstehenden Tafel angedeutet sind, können hier nicht E weiter berücksichtigt werden; sie sind vielmehr Gegenstand eigener Untersuchungen, welche auf eine grössere Anzahl von Beobachtungen begründet werden müssen, als während der gemachten Reisen aus- geführt werden konnten. Immerhin mag es aber bemerkt werden, dass manche Umstände, denen man einen kräftigen Einfluss auf die Stärke der Magnetkraft zuzuschreiben geneigt ist, wenigstens auf dieses Element nicht erkenntlich einwirken. So geben die in Eisenerz, und selbst die in einem der ergiebigsten Schachte des dortigen Bergwerkes im St. Michaelstollen ausgeführten Beobachtungen keine grössere Abweichung zu erkennen, als man den gewöhnlichen Beobachtungsfehlern zuschreiben kann. Es hat sich jedoch bereits gezeigt, und wir werden auch später noch sehen, dass sich die Wirkung der in diesen Gegenden aufgehäuften Eisenlager auf eine grossartigere Weise zu erkennen gibt. Ganz unmerklich scheint der Einfluss der Höhe der Beobachtungsorte zu sein. Es wurden nemlich, um einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu liefern, ob die magnetische Kraft mit der Entfernung vom Mittelpunete der Erde abnehme, auf mehreren Höhenpuneten Beobachtungen angestellt. So hat der Gamskar- kogel 1248 Toisen Seehöhe, der Hieronymus-Stollen auf dem Rathhausberge zu Böckstein 976, Bormio 688, S. Maria 1273, das Stilfserjoch 1399, S. Christoph auf dem Arlberge 932, der Brenner 693, der Polster- berg bei Eisenerz 972, der Dobraez oder die Villacheralpe 1101. Alle diese Puncte geben keine Abnahme der horizontalen Intensität zu erkennen, sondern gewähren eine eben so gute Uebereinstimmung, als | andere, obschon auf den meisten von ihnen während eines zwei- oder dreistündigen Aufenthaltes die Beobachtungen nur in Eile, also nieht mit derjenigen Sicherheit ausgeführt werden konnten, wie die in den gewöhnlichen Stationen. Auch die im Innern der Erde, in der Adelsberger Grotte, in den Berg- | werken zu Eisenerz, Kreith und Wiliezka gemachten Beobachtungen geben keine auflallenden Resultate . Die Aenderungen in der Entfernung, zu welchen man auf die Weise gelangen konnte, sind also zu unbeträchtlich, um in den gebrauchten Apparaten einen erkennbaren Unterschied ihrer Angabe hervor- zubringen. 280 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Eine andere Anwendung, die man von der Tafel VI machen kann, ist d’e Auffindung des Laufes der Linien gleicher Intensität (Isodynamen), indem man durch einfache Proportionen die Länge und Breite sucht, in welcher die Intensität einen gegebenen Werth hat. Die folgende Tafel gibt diese Zahlen, und nach ihnen wurde der Lauf der Isodynamen in den beiliegenden Karten graphisch dargestellt. Tafel VI. Isodynamen der horizontalen Intensität. Isoiynamen— 0.510 | 0.550 | 0.500 | 0.570 | 0.580 Länge von Greenwich. 18050’ 16 36 14 14 12 6 9 30 Fer BIER BE. Enelination Die Beobachtungen über die Inclination wurden zwar immer mit demselben Apparate, einem sehr schön gearbeiteten Inclinatorium von Repsold, ausgeführt, besitzen aber nichts destoweniger einen verschiedenen Grad von Genauigkeit, weil die unvermeidiiche Abnützung mancher zarten Bestandtheile des Instrumentes, die auf Reisen und bei so häufigem Gebrauche schnell vor sich geht, der Sicherheit der gewonnenen Resultate merklichen Eintrag that. Dieses war besonders mit den Achsenkegeln der Fall, welche ursprünglich nur durch Reibung in den in der Nadel ausgedrehten Löchern hafteten, und durch das oftmalige Herausnehmen und Hineinstecken eine Erweiterung dieser Löcher hervorbrachten, so dass schon während der zweiten Reise im Jahre 1847 viele Vorsicht angewendet werden musste, um nicht bei der häufigen Auslockerung der Achse zu ganz unbrauchbaren Messungen zu gelangen. Nach dieser Reise wurden die Nadeln an Herrn Repsold zurückgeschickt, und von ihm die Achsenkegel so eingerichtet, dass sie fest an die Nadeln angeschraubt werden konnten. Aus der Gesammtzahl der Reisebeobachtungen wurde der wahrscheinliche Fehler einer einzelnen Bestimmung gefunden: im Jahre 1846 . . . . 2:7 (S. Ortsbestimmungen 1. Bd. S. 14.) Ben. IE = 000 ee n 2. Bd. S. 5.) RS a > % 3. Bd. S. 4.) Aus dem angeführten Werke kann man sich auch überzeugen, dass dort, wo eine hinreichende Anzahl von Beobachtungen mit den verschiedenen Nadeln, oder mit derselben Nadel bei verschiedenen Lagen der Achse vorhanden war, um über die davon herrührende Verschiedenheit der Ergebnisse einen sicheren Schluss ziehen zu können, man diesen Einfluss nicht unbeachtet liess. Die folgenden Tafeln IX und X enthalten die beobachteten Werthe der Inclination, von denen die in der Tafel X vorkommenden Zahlen aus den „Ortsbestimmungen in Böhmen” S. 86 genommen sind. nn 2 inch Beobachtungsort. Kremsmünster BRSBR eur RE u ne aan Gamskarkogel. Böckstem „u... Bauinl . . -. “ar Be, Kir: ae | Bei di MEDEURH 1, AUUEN 1 WNORBE. 5 +. + u» 0 ng DB ia are es 1 DM: ei a be ae Buöganz WIE. IN 8, Ohristeph '.. . >. er SESHREL Ey oe Batlenbarg‘, ." . ı= Mann. 4 2.0. ee DAL RT Mr 1 Vöcklabruck „. . . . ans u. Ei: nina BODEN Es res, si. . « BRISTBTDEREE 4 a Aust 458, Ns, gang St. Lambrecht ,„. ., Klagenfurt . BA SEs Beikspenns:. s.. . TWorder Bin. 3. ee Gleichenberg . . . . yo Beine Leibe Simis, ei... Natalibact.r0g Alelsberg .i...... + 31 30 31 34 32 32 31 33 32 48 13 57) 3.— 5.Mai| 64 a1. 48 1235| 7.— 12. „ |64 22. 47 39 —|15.— 16. „ |64 1. 47 24 39|17.— 19. „|63 56. 47 32 21\19.— 23. „|64 0 47 32 29\23.— 27. „|64 0. 1 5 6 47 28 — | 25. „)64 Schäsburg . . . . . |42 31 53 47 30. —|26. „64 FW u, 42 42 35 47 34 36 | 27. — 29. „64 Hermannstadt, . . „|41 53 14 auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. Tafel IX. Beobachtete Werthe der Inelination. Inclina- tion. 48 3 2416. — 20.Juni) 64 45.8 | Grotte 31 54 47 34 — |22.— 23. „64 16.8 | Görz 31 17 45 4723 5/25. —2%6. „|64 19.1 Be OBER 47 10 — |28.— 29. „164 7.O|Beluno ......1|29 53 13 47 6 — 30 » )63 54.9 | Conegliano. . . . .12958 0 470-—|1 Julil 68: 54,61] Visenza). u... .-[29 2 87 36 5413| 24.— 5. „|63 50.9| Verona ..... 0.128 39 43 36 50) 0] 7.—. 8. .,..1:68 .56s74] Patase: | ... . ....PRI BDA 46 47 51/10.— 11. „ |63 58.7 | Rovigo . ..... 29 25 39 46 29 53113. — 14. „ |63 55.1| Venedg. . .... 29 599 46 39 49 | 15. 0 Te, rer 31 25 32 A u30R8 17. — 18.. „ 1.68 80. 0a Polasawe.. ..n . 31 27 25 953 — |19. >] 63: 24.2 | Finmes9n. 02% . le 4532 — |21.— 22. „ |63 17.2 | Zara... 20... . 32 50 31 45 25 58123.— 25. „|63 16.7 | Cattaro . . . 2... 36 18 47 45 9 12/27. — „163 3.0] Cettigne.. ....136 28 — 45 8 27129. — 1583: 8.8] Raguss . .. 2,2. 9 45 28 1| 1.— 5.Aug.) 63 15.4 | Spalato . . . ...|33 59 11 45 11 — | 6.— 7. „|63 15.6 | Sebenico. . . . . .|33 26 12 45 53 19) 9.— 10. „|63 52.8| Mali Hallan ... . .133 23 — 5 48 20 11.— 12. „ |63 47.5| Asram . ..... 33 35 3 46 10 0/15.— 16. „|63 57.3] Warasdin . . ...|33 58 — 46 30 — | 18. — 19 2 64 3.1| Stein am Anger. „ „|33 56 — 46 31 —|20. — 23. „|6% 4.61 Senftenberg . . . .|34 6 50 46 32 — |23.— 24. „|64 5.2 46 41 13125. — 26. „|64 8.3] Chiumelz . . ... 337833 498 55 [28:29 niet „a 33 18 28 47 9 26 | 31.Ag.—2.Spt.| 64 37.2 | Zuaim.. . ... 345 2 4730 1| 2.— 5. „164 56.11 Brünn... 2... 34 16 53 47 °8—| 9 » 16% 23.2] Omütz . . ... ..|34 54 38 47 14 12|10.— 11. „ |64 30.9] Troppau.. . . . . .|835 33 28 47 15 42 | 15. — 17 ße 59 Ehen. ii, 36 17 2 27 015|18.—19. „|6% 5.8] Trentschin. ... . .|385 43 — 47 26 35122.— 23. „6% 30.3 | Pressburg . . . . .|34 43 56 47 31: 38126, >27, 5 68-31,.91 Komorn... „=. 3.32 680 47 48 9|30.Spt.—4.0ct.| 6% 40.01 Ofen . . . 2...[836 42 45 47 3447| 5. — 7 „16432,.2| Brlu.. ....:.188 8 9 47 42 40 | 10. — 11. en 63 34.31 Lose. . . 37 21 39 48 0 41|13.— 14. „16% 45.1 Schemnitz . . . . .|36 34 56 48 15 13|16.— 17. „ |6% 51.81 8. Miklos .. .. . 21967 48 27 6/18. — 19. 368.51, Plattschun nr ET 48 17 53|23.— 2.Nov.) 6% 45.6] Kesmark. , 38916 1847. KWARcHBW JE je, Dachrar.oa. u N Mpm%a277 7777,72 702772102 Söatmar, ii, , .„ „A086 Nagy Banya ,„ . „41.18.13 Beten TH, Se. 5213281288 Maros Vasarhely. . . |32 17 36 Kart '; SE, 41 19 10 AUT Ei! 5 ER N Klausenburg . . . .)41 19 51 46 3723| 5. — 14 ” F VER E FIRE 432 36 46 36 4,10. — 13. „ |63 30 Skriwall. .„ 2% 43 59 13 46 32 — 111 „ | 63 32 Ezeräowil, . 2. % 43 40 51 46 36 — !12 » 163 29 iv . , 41 33 25 46 43 9|15.—18. „|63 27.2 | Przemysl. . .... 40 29 43 46 35 — |21. — 22 168.18 Babstowii, „. . ..1390 ' — 47 3.4223. — 30. „|63 35. BEER 3a. ch 39 49 15 46 52 26| 1.— 2. Juli] 63 33 a ae SO Wiiekosiit rn 37 44 10 46 242| 7.— 14. „ |62 58 BerewErEn it, 37 44 — 45 48 5/10.—12. „!62 44 ne are 37 37 24 er} = = eu u an > HOSISWWDI TOD U DT N DE mon Sehltenberg .. ..... Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 17: Juli 29. — 2%. 26.Jul.—1.Ag- | 2.— 6. „ 8.— 10. „ 10.— 12. „ 13.— 16. „ 17.— 19. „ 21.— 22. „ 29.Ag.—3.Spt. 8—10. „ 16. — 17. „ 22. — 30. % 23.— 27. „ 1.— 2.0ct. Hu I 11. 12. „ 15. » 19. Mr 20.— 21. „ N Es . 24.— 25. „ 8. — 11.Nov. 18SAS. 26. — 27.Apr. 28. — 30. „ 1.— 3.Mai 4.— 7.y 8— 10. „ 11, — 13. 14. — 16. „ 19. — 21. „ 23. — 2. y Hm. 8— 20. „ 22. — 2%. „ 26. — 27. 5 30.Ini.—5.Jul. I. = Buy 10.— 15. „ 12.— 13. „ 17.— 19. „ 20.— 21. „ 2er, 35.26: , 18. — 29. „ 1.— 4.Aug. I ER BE-20.: 5 12.— 13. .„ 14. — 17. „ DES.:, BB: 05, 30.Ag.—3.Spt. 3.— 6. „ 20.1, 14. — 17. 21 DR In 25. — 30. „ 28.— 29. 5 1.— 3.0ct 3.— 17. y 6. Pr 9. — 11. „ 18.— 20. „ 36 281 NSW WBEPNBEOWAURB ANSFFAROBARURDNWRWOANOUrFO vwOonlbvuwmomsousunornurmsanunnmnn 282 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Tafel X. Beobachtungsorte in Böhmen, Länge Breite Beobachtungsort. Zeit. er Beobachtungsort. Zeit. — von Ferro. ö von Ferro. & 1843. Leitomischl. . . . . ... 1 33059’ | 49053’ | 25. — 29.Juni) 65036’ | Chiesch. .... 2... 7.In.— 9. Juli| 65057’ N ....133 -2 | 49 57 | 80:.30.—3.Julil 65 36 | Komotau, .. . ...» \ 4.— 6. „ | 66 16 SEE re < 32 64.1.4932 | 9-.-— 8: „1:68.29 Ti Topktz, ic, ea eh 2.— 3. „ | 66 29 Neuhaus, !. . ku 32 39 |49 8| 9.—10. „65 11 | Bodenbach. .. .... & 28. — 30. Juni| 66 33 Gratzekaitist 2: 0.36% 32 27 |4848 115. —20. „|65 1 | Lem. . 22.2 22.2. 26. — 27. „ | 66 24 Steinbengp !;.. MW... MR 32 20 | 48 35 | 17. 1.63% 57 | Reichenberg . ..... 32 44 | 50 46 |24.— 25. „ | 66 22 Silberberg . . . . ... .| 32 23 | 48 38 | 18. » 16450 | Hohenelbe. .. . 2... 21.— 22. „ | 66 17 NWS. eh 32 8|49 0 21. 1. 658264] INachodER 1... BE 18.— 19. „ | 65 56 IS, ar RR ERTTROT 14. — 15. „ | 65 43 RE ER 1 31 49 | 49 19 114. — 15. Juli| 65 15 | Reichenau... .... 11.— 12. „| 65 44 Ketten, .: ee 31 2) 49 24 |11.— 12. „ | 65 u 1SAS. Bulsen, 23%. „. Mt. ni Bee 4910. 1.608590 TPFaBE. 95 1... A 3. —6. . 66 2 Die wegen der säculären Aenderung der Inclination erforderliche Verbesserung ist unbeträchtlich, weil die Abnahme der Inclination selbst sehr gering zu sein scheint, wenn sie nicht schon ganz aufge- hört hat. Die Prager Beobachtungen, seitdem sie mit dem genaueren Instrumente von Repsold angestellt werden konnten, gaben hierüber folgendes 66°2:25 (VI. Bd. S, VII) I 1845 7. — 11. August. . . .. .. Inclination 1846 30. März — 28. Mai . . . . R = 66 0.68 (VIt. Ba. S. III.) 1847 16. März — 12. April . . . x — 66 2.59 (VII. Bd. S. VI.) 1888| BEER AT | - em, . = 66 1.85 1849 13. April— 2.Mi . ... z = 66 1.34 Aus diesen Zahlen lässt sich keine entschiedene Abnahme erkennen, sie mag vielleicht von den Einflüssen der Beobachtungsfehler, welchen man immerhin auf ein Paar Minuten annehmen kann, und von manchen theils durch Abnützung theils absichtlich hervorgebrachten Aenderungen in den Bestandtheilen der Nadel verdeckt werden. Da aber dieselbe in früheren Jahren unbezweifelt Statt fand, von manchen Beobachtern als noch bestehend angenommen wird, und ich auch die in den Jahren 1842 — 45 in Böhmen gemachten Messungen zu dieser Untersuchung beiziehen wollte, so habe ich die jährliche Abnahme zu 1’ angenommen und mit dieser sämmtliche Ergebnisse auf das Jahr 1848 zurückgeführt. Sie sind in der folgenden Tafel XI zusammengestellt. Tafel Xl. Inelination nach den Beobachtungen auf das Jahr 1848.0 redueirt, Inelina- Inclina- Inclina- Beobacht 3 B . g eobachtungsort Beobachtungsort, Beobachtungsort kon; Beobachtungsort bh tion. Cremona Brenner Polsterberg, Mailand Rattenberg Erzberg Radstadt S. Johann Gastein ) Salzburg Kollwang Gamkarkogel ) Golling S. Lambrecht, . Böckstein „ EM Klagenfurt Gmünd . Sr in Vöcklabruck Bleiberg 3 Altheim Dobraez Bregenz P > ) Gleichenberg ‘ S. Christoph e ) cilly Laibach Eisenerz. . . TR Neustadtl auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 283 Beobachtungen in Böhmen. Inclina- i Inclina- Beobachtungsort. ; 3 Beobachtungsort. Kon Thchna R n Beobachtungsort. , Beobachtungsort. tion. Adelsberg . Grotte...» Görz Udine . Belluno . Conegliano . . Vicenza . . Verona . Padua. . Rovigo Venedig . Triest. . Pola Fiume. . Zara . Cattaro Cettigne. - - Ragusa . Spalato . . Sebenico. . Mali Hallan Agram. . Warasdin Stein am Anger. Chlumetz, . I: 2%. Znaim, . Brüan. si. Olmülz Troppau.. ...'., Teschen . Trentschin . Pressburg . . Komorn . . Ofen . Erlau. -. Losonez . Schemnitz . S. Miklos Leulschau . Kesmark, . Kaschau . Munkacz. . Nagy Banya Bistritz . Maros Väsärhely. . . Schäsburg . Fogaros . Hermannstadt . Rarlanurg WE, 1 Me Klausenburg Jakobeny Suczava Czernowilz. . Stry Przemisl. « Rzeszow. . Nas, . % Tarnow .„ . Wiliezka. : Bergwerk || Leitomischl . | Czaslau . Seelau Neuhaus . Gratzen „ Steinberg Silberberg Budweis Piseck Klattau Pilsen ji Chiesch . Komotau, Teplitz E Bodenbach . Leipa . “ Reichenberg . Hohenelbe Nachod Kwasnei . Reichenau Prag . Um die in der Abhängigkeit der Inclination von der geographischen Lage des Beobachtungortes etwa vorkommenden Unregelmässigkeiten zu erkennen, wird es am zweckmässigsten sein, die Beobachtungen, so wie es bei der Intensität geschah, mit den aus der Theorie folgenden Werthen zu vergleichen, und hiezu die von Gauss und Weber im „Atlas des Erdmagnetismus” gegebenen Tafeln zu benützen. Die Tafel XI gibt die gerechneten Werthe der Inclination, welche durch Inter- polation aus jenen Tafeln erlangt wurden. Tafel XII. Gerechneie Werthe der Inclination, Länge von Greenwich. 22039.'6 | 230396 | 24039.’6 | 250396 | 260396 | 27039.’6 | 28039.'6 | 29039.’6 | 30039.’'6 | 31039.’6 | 32039.’6 | 33039.’6 Länge von Ferro. 284 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Länge von Greenwich. I 190 | 200 | 210 220 930 240 250 64° 15’ 63 63 19 62 62 23 61 46 3 61 25 60 60 27 59 59 26 38 58 25 57 57 22 56 56 16 55 55 8 54 53 58 53 53 52 47 52 51 51 36 33039'6 | 34039'6 | 35039'6 | 36039’6 | 370396 | 380 39’6 | 39039’ 6 | 40039'6 | 41039’ 5 | 42039’ € | 43039’6 | 44039'6 Länge von Ferro. Zur Vergleichung wurden die aus der Tafel XII für alle Beobachtungsorte durch einfache Inter- polation gefundenen Werthe mit den Beobachtungswerthen aus Tafel XI zusammengestellt und ihre Unter- schiede beigesetzt, was in Tafel XIII geschehen ist. Tafel XI. Unterschied zwischen den beobachteten und berechneten Werthen der Inelination. Beob- achtete Berech- nete Berech- | Beob- nete achtete A Beobachtungsort. BER Beobachtungsort. Länge. ge Inclination. Inclination. Zone 50°, Gruppe 1. Chester wa . „| 13015'|509 6’ |64057'|65057°| — 10 O’ | wnttu . 2. 2.2.2. . 13022’ 64022' | 65020'| — 0056’ Balen.. Aan. Ben 13 23 [49 45 |64 39 |65 39 | — ı O J Piseck 2 2 2... 14 9 6 8515| — 1 7 KOnDtAUs 5,00 -)13 25 |50 27 |65 10 |6 16 | — 1 6 Bodwiats; 0. 0,5 14 28 6349165 6| — 117 Teplitz- 13 47 |50 39 |65 16 |66 29 | — 113 | Steinberg . . 2... 14 40 63 26 |64 57 | — 131 Bodenbach . sa au + 14 12 |50 46 ]65 16 166 33 | — 117 | sitberberg . . . 2... 14 43 63 27 16450 | — 123 1 Pe FT 14 26 150 5 |64 42 166 2| — 120 | oratzen. . 2.2.2... 14 47 6335165 1 | — 76 | 11 SERIE Ede SENERRRAREN 14 32 150 41 165 9166 241 — 115 | Neuhaus. . . ... .|14 59 854855 — 123 Reichenberg „. . ../15 23|5046|65 7|66 21 — 1135 | im... 2.2. . 15 38 63 53 165 20 | — 1 27 NIE 15 17 149 32 |64 21659 | — 1235 | zum . 2 2 22... 16 5 63 20 |64 52 | — 1 32 CosanaihR . .)15 22 |49 57 |64 24 |65 36 | — 112 | Brünn. . 2. 2 2... 16 37 63 30 |65 8 | — 138 CHrulheizua, ; EL.38, 15 27 150 91643165535 | -— 1% Hohenelbe . . ..... 15 36 |50 37 |64 53 |66 17 | — 1 24 | Zone 49°, Gruppe 2. Nach 29, , BE.HiE. 16 8 |50 25 |642°38 165 56 | — 118 | Trentschin. . 2 2... 18 3 62 57 |6443 | — 146 Kyassteriau, .), SE.SE % 16 15 150 12 |64 26 |65 43 | — 117 | S.Micklos. . . . .. 19 40 62 47 164 38 | — 1 51 Weichensun,. . U :..28 16 16 |50 11 |64 25 |65 44 | — 119 | Kesmark. . 2 2... 20 29 62 41 |6aı3 | — 2 2 Leitomishl . ....» 16 19 |49 53 |64 9 165 36 | — 127 | Leutshu . . 2... 20 39 62 3/6 3| — 2 0 Senftenberg . . ... 16 27 150 5 |64 18 165 51 | — 133 | Kashu. . . 2... 21 19 2 7I\6 11) — 2 4 Upewan. 2. 3E...08 22 22 61 53 |63 50 | — 1 57 Zone 50°, Gruppe 2. Stry x . 23 53 62 1116415 | — 2 4 Olmiie. 70... RT 17 15 |49 36 |63 44 |65 22 | — 1 38 Bhofpan aä... Bi Di 17 53 |49 56 |63 54 |65 25 | — ı 31 | Zone 48°, Gruppe 1. Mesähen #4. ). Bi .e8 3 18 37 [1945 |68 355 |65 0| — 125 | S.Johann . .. ... 12 20 63 6 |64 30 | — 1 24 15 RE Be -. .,19 57 |50 4|63 37 |65 27 | — 150 | saunburg. . 2. 2... 12 59 63 10 164 38 | — 128 liodka 3... 20 4 149 59 163 31 |65 16 | — 145 | Golling . 2 2 co. 13 8 62 57 |64 30 | — 133 EN 20 4 |49 59 |63 31 |65 19 | — 1 48 | Altheim . . 2 co... 13 11 63 29 |64 50 | — 121 Tarpap au | aid 21 1/50 0/63 22 165271 — 2 5 | Scherding . 2 2 2. . 13 24 63 36 |64 49 | — 113 Bzeszow. . . . 2. .:/22 0150 3165815 65 6 | — 151 J Ischl... .. .- . „186 38 62 57 164 32 | — 135 Nskor sn eg 22 9 |50 34 |63 40 |65 19 | — 1 39 | Vöcklabruck . . . . .|13 36 63 12 |64 43 | — 131 Berne 208 22 49 149 47162 52 16452 | — 2 0 z | auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 285 Beob- achtete Berech- | Beob- nete achtete Berech- nete Beobachtungsort. Länge. | Breite. Beobachtungsort. Breite. Inclination. Inclination. Zone AS’, Gruppe ?2. Zone 47°, Gruppe %. Kremsmünster . . . .|140 8’|180 3°1630 7° | 64044’ | — 1037’ | Klausenburg .... . . Net ne . .|14 15 |47 34 |62 40 |64 15 | — 135 | Bistritz .. 2... rn: A, ..114 16 |48 18 163 17 |64 44 | — 1 27 | Maros Vasarhely. . Admont . . 2 2... .|14 28 |47 35 |62 38 |6& 5 | — 127 | Jakobeny Eisenerz. . . . 2. .|14 53 |47 32 162 29 |64 0 | — 131 Babes... inne, 00067 1000 108 86 | Oh Fe 900, Grusne Polsterberg . . . . » 14 58 |47 28 |62 24 |6% 0 | — 136 | Isola bella, . Alone 4 +. Sao 1 2052 168, 159 | — 1 man. oe Dale ak... ....)15 21 |48 14 |62 59 |64 40 | — 141 | Sondrio . . Schottwien. . . . . . 15 52 |47 39 |62 22 |6& 0 | — 138 | Brescia . TE u RT AR 16 23 |48 13 |62 A& |64 22 | — 138 | Bormio . . Zone 48, Gruppe 3. zer Pressburg . . . . . .|17 2 |418 9 |62 31 |6& 3 | — 132 | Vicnza. ..... Komom. . 2... .118 12 |47 45 |61 56 |63 Aa | — 1 48 Schemnitzi. . ...a - [i&55 [A827 |02 88 |6& 7 |..1.A4 |] ne 869, Biruppe 2. Dia, u 519 3 147 29 |61 30 |63 20 | — 1 50 | Belluno . . Losonez. 2... ..1/1942 |48 19 |62 %7|64 11 | — 2 4 | Conegliano. . Diben. 4: 4, x) su cher 20 23 |47 53 |61 35 |63 35 | — 2 0 | Udine. „ Zone AS, Gruppe 4%. ae Me Mankass. „ o + . ° 22 47 |48 26 161 7|83|1| —- 2 6 ee. 22 56 |47 47 |60 59 |63 21 | — 2 22 | Zone 46°, Gruppe 3. Nas Bay) #48. 23 38 |47 39 |60 43 |62 55 | — 2 12 | Adelsberg . Czernowitz . 2... 26 1 |48 17 |60 5& |63 24 | — 2 30 | Grotte. . Suczawa: . u 26 19 |47 38 !60 14 |62 47 | — 2 33 | Laibach . Zone 470, Gruppe 1. ze Buogenar fl. + 2b r6- 9 41 |47 30 163 43 |64 5% | — 111 | Agram Dinden2.#, .,.s5 USE 945 47 9163 %6 64 35 PR, Ur; Warasdin St: Cheistph ,„ „Aus: 10 13 |47 8163 17 |621 | — i 4 St. Maria 2 2... .|10 24 |46 31 |62 45 |64 3 | — 1 18 | Zone 46°, Gruppe &. Stilfserjoch . . - . .)10 26 |46 32 |62 45 |64 3 | — 118 | Karlsburg . ME AO BP DD < . ...110 30 \46 41 |62 51 |64 6 | — 115 | Hermannstadt. . Landack... 2... .110 81.187 8168.18 16227 | — 1.187] sanäsbwg.. ... «+ Imst 22.2.0... 0.510 40 |47 14 |63 16 |64 29 | — 113 | Fogaros Meran 2 2.2 ....]|11 8 |46 40 16241 |64 0 | — 119 Botzen „2.2... .[11 18 |46 30 [62 31 |63 53 | — ı 22 | Zone 45%, Gruppe 1. Innsbruckü.. . . 2% „1119.14 16 163 58 | 64 20.5.4 12 para... Brennewek, .)11 24 |47 062 54 |6& 4 | — 110 | mailand. . Rattenberg. . . .» .» 11 37 |47 27 |63 12 |64 23 | — 116 | Oremona. » Brunnecken . . . . .[11 54 |46 48 162 35 |63 57 | — 1 22 | Mantua . . Zone #70, Gruppe 2. Voerde u. Moped ar hg 12 44 |46 50 |62 25 |63 55 | — 130 | Zone 450, Gruppe ?. Böckstein . . 2... .)13 2 |47 0162 30 |63 35 | — 123 | Rovigo GBsleins tt. .. BE .113 5 |a7 10 |62 37 |6& 5 | — 128 | Padua Gamskarkogel. . . . .|13 6 |47 6 |62 33 |63 53 | — 120 | venedig Bodstadt IR send 0... [18528..147 23-162. 439 [64 17.1.2—,1,35] lEptıa= 3. 2.0: Gmünd . 2... .2..113 30 |46 54 |62 17 |63 49 | — 1 32 I Fiume. . . Kreth 2. 2.2.2.0. .1)13 39 |46 36 |61 59 |63 29 | — 1 30 | mali Hallan Dobraez. . : . .. ./13 41 |46 32 |61 55 |63 31 | — 1 36 Bleiberg. . 2... ../13 42 |46 36 |61 58 |63 30 | — 1 32 | palmatinische Beob- Zone 47°, Gruppe 3 achtungsorte. Magenta: . - Eu 14 18 |46 37 161 50 163 29 | — 1 39 a a St. Lambrecht. . . . . 114 18 |47- 4 |62 14 |63 53 | — 1 39 | Cattaro . 2 Kallwang . . .. . .[14 45 |47 27 |62 27 |63 54 | — 1 27 | Cettigne. . St.Paul. . 2.2.0. 0.1)1% 54 |46 43 |61 46 |63 26 | — 1 40 | Ragusa . Bruck. . 300% ,11934%. 84:25 162 18 163.56 11-...33 Spalte, 2. 28. Gratz.. 2... 2. .11528 |4a7 4 |61 57 163 34 | — 1 37 | Sebenico. . . Marburg. . . 2... .[|15 42 |46 35 161 37 |68 17 | — 140 Gleichenberg . » . . . |15 57 |16 52 |61 39 |63 32 | — 153 R R ; nisor verlässlich Stein am Anger. . . . 6 rn lı3 85 | — 2 2 Anmerkung. Die Beobachlung in Zara ist wenige als die übrigen. Wenn man nun den schon früher betretenen Weg auch jetzt einschlagen, und die nach Zonen und Gruppen vertheilten Beobachtungen auf dieselben Normalpunete beziehen will, welche für die Intensität gewählt wurden, so erhält man folgende Systeme von Bedingungsgleichungen, aus welchen, wenn 286 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen man sie nach der Methode der kleinsten Quadrate behandelt, die beigesetzten Ergebnisse folgen. Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung, welche ihnen S. 273 angewiesen wurde. Zone 50°, 1. Gruppe, L=15°. Chiesch = — 1?00 + 1051— 65.. .F= — 00095 Pilsen. = —1.00+ 971+155...F=- 0.106 Komotau . 6=--110+ B1—-27b...F= —0.014 Teplitz 6=—1.22+ 731—395...F= + 0.069 Bodenbach = —1.28+ 1BI—4ub...F= + 0.080 Prag . Oz —lds BAU Hu: 2a 201 Leipa . i = —1.25 + 238l—uHb.. .F= + 0.088 Reichenberg . o=—125— Al—4ub...F=—0.023 Seelau (=. — 171 tr 280... F=.-+:0484 Uzaslau De, FEINE 50... F= —0.0% Chlumelz . = —-133 —- W71— 9b... .F= + 0.08% Hohenelbe ee eher... . F= 0007 Nachod = —1.13 — 881 —-235b...F= - 0.243 Kwasnei . oa Arte 12b:. :. -. Fe 0410 Reichenau = —132— 7161—-11b...F = —0.07 Leitomischl . = —1.45 — 791+ 7b...F= —0.038 Senftenberg . = —155— 81— 55b...F=+0.151 Man findet hieraus h d= — 1 15.7, R=1.1, T= — 0.00159, b= — 0.00011, r= 4.6 Zone 50°, 2. Gruppe, L=19°, Olmütz = —1%3 +1051 +25... F= — 00078 Troppau . = —1.52 + 671+ 4b...F=—0.061 Teschen . = —-1.BE BIEISB.... . Fer0,323 Krakau = -—-1.83— 57I— 4b...F—= +01 Wiliezka . a Re + 0.012 Bergwerk = —-1.80— 641+ 15...F—= +0.062 Tarnow ee 0b...F= + 0.272 Rzesezow. = — 1.85 —1801— 35b...F= —0.014 Nisko . = — 1.65 —1891—34b.. .F= + 0.053 Przemysl. = —2.00— 2291 +13b...F= — 0.077 Mzn findet hieraus ö=— 1038.'3, R=2.'5, I= — 0.00139, b= + 0.00897, r— 7.2 Zone 490, 1. Gruppe, L=15°, Klattau .6=—0!9% + Bl—24b.. .F= — 0'049 Piseck o= — 1.12 + 511-195 «F = — 0.023 Budweis . 0 231.28 53531] 0b...F= —.0.007 Steinberg. (= —-152+ @I+255...F= +0.082 Silberberg = —-138+ MI+2Rb...F= —0.053 Gratzen . o= 143 BI 12b...F= 0:03 Neuhaus . 6=—1.38+ 11— 8b...F= +0.037 Iglau , = —1.45-—- 381—24b...F— + 0.063 Znaim o6=—-153—- 66l+ 95...F= 0.089 Brünn. = —-1.65— 7I—-11ldb -F = + 0.006 Man findet hieraus 6= — 1023.0, R= 0.8, I= — 0.00307, 5= + 0.00463, r—= 2.5 Zone 49°, 2. Gruppe, L=21%. e Trenischin .. .6= — 17 +1711 8b... .F= —-0005 S. Miklos .9=—1.855+ 801— 4b...F=—0.185 Kesmark . I6=—2.8B + 811-189 PR. 031 Leutschau =, 3.00 I ET 1b: 20 10,018 Kaschau . = — 2.07 — 191+19b...F= + 0.127 Ungvar = —1.95— 821+235b...F—= + 0.060 Stry .0= — 2.07 —1731—155b.. .F= + 0.230 Man findet hieraus o=— 10581, R=2.5, 1=— 0.00078, 5 = — 0.00060, 7 —=6.'7 Zone 48, 1. Gruppe, L= 13°. S. Johann = —140 + 4101+2835b...F= — 0096 Salzburg . = —147-+ Bo .F= + 0.027 Golling o=—155— 81+255b...F—= — 0.009 Altheim o=—135—- N1l-155b.. :F= + 0.045 Scherding = — 1.22 241—27b...F= — 0.050 Ischl . . = —1.58— 331+175b...F=—0.01 Vöklabruck e= — 1.50 — 361— 15...F= +0 017 Man findet hieraus ö= — 10 22.0, R=0.9, I= — 0.00342, b= + 0.00665, r—=2.5 Zone 48, 2. Gruppe, L=15°, Kremsmünster. .d=— 162 + 521— 35.. .F= + 00086 Liezen . . . .d6=—1.58+ 415l+265b.. .F= +0.0%0 Linz . ...0d=—145+ 441—18b...F= 0.09 Admont 6=—145 + 2Bl+2B55b...F= -0.10 Eisenerz , = —1.52+ 71+2385b...F= - 0.055 Erzberg . = —1.65+ 31+305...F= + 0.072 Polsterberg . = —1.60+. 217+32b...F= +0.021 Aflenz = —-1.57— 141+28b...F= —0.0%4 Mölk . = —1.168— 311l—14b.. .F= + 0.080 Sehottwien = —168— 521+215b...F= + 0.00 Wien . 6=—1.68— 831—13b.. .F= —0.08%6 Man findet hieraus = — 134.3, R=0.9, I= — 0.00093, d = — 0.00003, r—=3.'0 Zone ASP, 3. Gruppe, L=19°. Pressburg 010584 1160 95... .. . Zar Komorn . .d$=—1.80+ 4Bl+15b...F= + 0.07 Schemnitz Der 1,78 2751-375... „Fsr202093 Ofen .9=—-1.83— 31+31b...F=-—0.031 Losonez . .9=—2.07— 421—-195...F= + 0.127 Erlau , = —2.00— 831+ 7b...F= —0.049 Man findet hieraus 6=— 150.7, R=2.2, I= — 0.002851, d= + 0.00032, r— 4.3 Zone 48°, %k. Gruppe, L= 240. Munkaez . = - 2710 + 731—-%5b...F= — 0078 Szatmar . . . = —2.37 4 6414 35...F—=+10.158 Nagy Banya. = —2.20 + WI 215. - -F=e—0!101 Czernowitz . = — 2.50 —- 1211-175... .F= + 0.0823 Suezawa , = —2.55—-1391+225b...F= + 0.017 Man findet hieraus = — 20188, R=2.5, [= — 0.00154, b= + 0.00100, r—=5.8 Zone 47°, 1. Gruppe, L= 11°. Bregenz . DS PIE 47797 29008 - > SP =8200079 Bludenz . . De el —- 9 . ee S. Christoph. = 9.07 27 I— 85. - -Fe05 S. Maria . °— —- 1.30 473614 29%... Fe 086 Stilfserjoch . 6= —1.30 + 341+285b.. .F= + 0.018 Mais =. 3, o—= —1.25+7801+195. . .Fz=r=07019 Landeck . = 192% 2391-285... E= 10.015 Imst = —1.2%2+ 201— 14b.. .:F= + 0.08% Meran, =. 8912905. .- "Po e0l0l1 Botzen = —1.37— 181+305...F= + 0.035 Innsbruck 6= —1.20 — 191—165.. .F= -—0.032 Brenner . = —1.17— 241 0b...F+ 0.073 Rattenberg . = — 1.7 —- %371—-%7b...F=+0115 Brunnecken . . „6=—1.37— 5ıl+12b...F= +0.135 Man findet hieraus = — 10 15.0, R=0.'8, T= — 0.00097, b= + 0.002332, r—=3.1 Zone 47°, 2. Gruppe, L= 13°, Lienz . .d$=—1%50 + 161+105.. .F=— 0.106 Böckstein 6= 1:38 —-' 27 0b...F= —0.067 Gastein 6=—1.47— 51-105... .F= 0.018 Gamskarkogel = —1.33— 61— 65. -F= — 0.125 Radstadt . = —1.58— 2381 — 235 «F= +0.075 Gmünd = —1.53— 301-+ 65 -F = + 0.015 Kreith = —1.50— 391 + 245 .F = — 0.040 Dobraez . ? = — 1.60 — 411 + 285 -F= + 0.054 Bleiberg . . % = —1.53— 4214245 -F = — 0.018 Man findet hieraus 6=— 126.5, R=1.1, I= — 0.00242, b= + 0.00018, r=3.' Zone 4%, 3. Gruppe, L= 15°. Klagenfurt . .6=—1%65 + 4214235... .F= + 0°081 St. Lambrecht 6=—165+ A2l-- Ab... .F= + 0.117 Kallwang o=—1.45+ 151—-%75b...F=—.0.119 St. Paul . .6=—1.67+ 61+175.. .F= + 0.001 EZ ze Rn in. rn auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 287 Zone 470, 3. Gruppe, L=15°. Bruck, . 20er Le -mb.. . 2 — 0.08 Gratz . = 1.62 281 4b .F = — 0.109 Marburg . = — 167 — 2»Bl+2BSb...F=—0.147 Gleichenberg 1 ee de vb... .,E—=+ 0,050 Stein am Anger, = —- 2.03 —- 761 —12b -F = + 0.181 Man findet hieraus ‘= — 139.5, R=1.6, I= — 0.002384, b= + 0.00177, r—=5.'3 Zone 57°, 4. Gruppe, L= 24°. Klauseuburg.. = —253 + 20! +14b.. .F=c- 00081 Bistritz = —2.58— 331— 7b...F= +0.063 Maros Väsärhely = — 2.897 — 331+285...F= + 0.009 Jakobeny. (= —2.45— B3l— 5b... F= —0.032 Man findet hieraus ö—= — 20 29/1, R=1.6, [= — 0.00300, b= + 0.00967, r—=3.1 Zone 46°, 4. Gruppe, L= 11°. Isola bella o=—=112 + 1481475. . -F= — 00042 Como . &= —1,.23.4.1161+12%58.2:.E= +:0:029 Sondrio = —1.32 + 681-105. ..F= +0.080 Brescia = —1235+ 497238557. PF= = 0.034 Bormio = —1.27 + 391-305. .:.F= -—.0.09% Riva = — 1727 + 100 7b, .,.. 7 = 0.044 Trient = —1r.23= 61.80). F==0106 Vicenza = — 1.18 — 321+2855 4. f= + 0.107 Man findet hieraus = — 1019.3, R=1.'3, I= — 0.00110, b= + 0.00055, r—3.'"7 Zone 46°, 2. Gruppe, L= 13°. Balun „. -» - 6 Ge: 148 4 171 — 855 £.2 = —00056 oonegllns- 2. at 1.8 4 19T 78, . Km 1005 Beine. ., 2 "ok 1253 151 4b, Hi = 05017 er... 2 .89-- 1.88 — 387 +7 HE . 2 = 10.035 Triest. . 2... .d=—162— Klr+zidb...F=— 0.015 Man findet hieraus = — 131.6, R=1.2, = — 0.00169, b= + 0.001428, r—2.'6 Zone 46°, 3. Gruppe, L= 15°. Adelsberg . „ „= — 178 17 5651 7 156... 2 = — 02008 rer NIEREN 91306 Laibach ,...... Ge — 1,68 22381 - 35, «F= — 0.032 Neustädtl. u He TD Bat RU N Ben 0 en. re ısi—ı14b.. .F= — 0.037 Anm ....0-— 1.0 bob io, ee or Warasdin,. . 2. .d= 1.98 781 8b .F= + 0.09 Man findet hieraus 6= — 10462, R=1.1, != — 0.00176, 5b= + 0.00250, r— 3.'0 Zone 46°, 4. Gruppe, L= 24°. Karlsburg ; ..„ge —350 + Zi 4b,. . ‚,F= 1.08008 Hermannstadt .d=—9258— 131 +13 db...F= —0.008 Schäsbug . . .d= —2.2— 5231-135.. .F= --0.003 Fogaros N Ve tr IV F = 40,00 Man findet hieraus = — 233.5, R=0.2, I= — 0.003083, b = — 0.00066, r=0.'5 Zone 45°, 1. Gruppe, L= 11°. Para u artnet ild, „Fe 0096 Mailand’. .. ..,.de — 1.00 FIOIE- 385... F= — 0.033 Cremon. .. ...6= —1.33 + 591— 8b...F=—. 0.053 Mäntus ;:. .,.0= —-152 4, BI 9,7 .2= =9.010 vn. u een FTeiur - F= + 0.033 Man findet hieraus 6= — 139.2, R= 1.0, I= — 0.00340, b= + 0.00871, r—= 2.3 Zone 15°, 2. Gruppe, L=13°. Rovigo oa — ib + Tal— ıb,.. nF —00037 Padua. 6e= —1.53 +'681—2ıb.. .F= 0.007 Venedig . = —1# 1,2411 —-%5b.. .„F= +0,08 Pola be - EI Er 85... +0082 Fiume = — 1,5 2831-195, -. „FE = 0502 Mali Hallan e=—2.20 -1631+385.. .F= + 0.009 Man findet hieraus de=— 1'448, R=0.2, I= — 0.00205, 5b = + 0.00311, r—=1.'5 Für die dalmatinischen Beobachtungsorte, die wegen ihrer zu geringen Anzahl nicht in Zonen ein- gereiht wurden, findet man den Unterschied zwischen der gerechneten und beobachteten Inelination in Tafel XII. Wenn man nun aus Tafel XI die gerechneten Werthe der Inclination für die Normalpunete (G) sucht und sie um die entsprechenden Werthe von ö vergrössert, so findet man die Inclination (J) an den Normalpuneten, wie sie aus der Gesammtheit der Beobachtungen hervorgeht, und welche man so wie die andern Ergebnisse der vorhergehenden Rechnungen in der folgenden Tafel zusammengestellt hat. Tafel XIV. Inelination an den Normalpuneten. son | 1 159 | 264081772 1097 65° 2 19 63 44 — 138.3 a00 | 1 15 63 42 — 1 23.0 65 2 21 62 28 —158.1 64 | g 13 63 20 — 1 22.0 64 „go! 2 15 62 52 —1 34.9 64 3 19 61 59 — 1 50.7 63 | 4 24 61 0 —2 18.8 63 1 at 630 —1 15.0 64 y70!\ 2 13 62 30 —1 26.5 63 3 15 62 0 — 1 39.5 63 | 4 24 co 2 —2 29.1 62 1 11 62 10 — 1 19.3 63 460!) ? 13 61 38 — 1 31.6 63 3 15 61 7 —1 46.2 62 4 24 59 2 —2 33.5 61 a0 | 1 11 61 19 — 1 39.2 62 2 13 60 45 — 144.8 62 30 1.1 +: — 0.00159 — 0.0011 2.5 7.2 — 0.00139 + 0.008397 0.8 2.5 — 0.00307 + .0.00463 2.5 6.7 — 0.00078 — 0.000650 0.9 2.5 — 0.0034% + 0.00665 0.3 3.0 — 0.000935 — 0.000053 IR 4.3 — 0.00251 + 0.00032 2.5 3.8 — 0.00154 + 0.00100 0.8 3.1 — 0.00097 + 0.00232 141 3.4 — 0.00242 + 0.00018 1.6 5.3 — 0.00284 + 0.00177 1:6 3.1 — 0.003500 + 0.009657 1.3 3.7 — 0.00110 + 0.00055 1.2 2.6 — 0.060169 + 0.00142 1.1 3.0 — 0.00175 + 0.002500 0.2 0.5 — 0.003053 — 0.00065 1.0 2.3 — 0.003340 + 0.008711 0.2 1.5 — 0.00205 + 0.008311 288 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Da die Inclination mit der horizontalen Intensität in enger Verbindung steht, so müssen sich aus dieser Tafel ähnliche Folgerungen ableiten lassen, wie aus der entsprechenden der horizontalen Inten- sität ($. 275) mit dem Unterschiede, dass, wo diese wächst, jene abnimmt und umgekehrt. Wirklich sehen wir die beobachtete Inelination grösser, als sie nach der Theorie sein sollte, und der Unterschied nimmt mit der geographischen Länge zu, die Inclination nimmt also gegen Osten hin weniger ab, als es die 'T'heorie erfordert, ganz übereinstimmend mit dem Gange, den die horizontale Intensität befolgt. Doch scheinen die Aenderungen der Inclination etwas regelmässiger vor sich zu gehen, als jene der Intensität, es zeigen sich wenigstens keine so auffallenden Sprünge. Man findet nämlich aus obiger Tafel die Abnahme der Inclination für einen Längengrad nach der Beobachtung nach der Theorie N Du Le bei der Breite 50° und Länge 15°— 19 . N Er 11:7 BER, » 439 3» 5—21 6.5 12.3 Be; » 383 »„ „ 123—15 7.3 14.0 D) ” „ 435 „ ” 15 — 19 9.2 13.2 nn ne 08, nn am ar 6.2 11.8 nn » 47° 3,» 1-1 9.5 15.0 >». » #% „ ».183—15 8.5 15.0 nn.» » MM 3» B— 24 7.6 13.1 9 „36 „„ 1-1 9.5 16.0 Na „46 „ „ 13—15 8.5 15.5 ee, „ 6 „ „ 13—- 2% 8.7 13.9 »» +». ,. „ NW 14.0 17.0 In diesen Zahlen scheint sich keine bedeutende Störungsursache zu äussern, höchstens kann ‚man eine solche unter dem 48. Breitegrade vermuthen, wo die Zahlen, statt abzunehmen, wachsen und dann desto rascher abnehmen, und unter dem 45., wo sie in Vergleich mit den höheren Breiten sehr gross werden. Die Aenderung nach der Breite stellt sich folgendermassen dar: nach der Beobachtung nach der Theorie NE ee nn ke NL —/ Länge 18° Breite 8° U . 2.2.2. U. 220. 050 7 I ee ae a en re. PSEBER }: = NASROMA ;’0e ©; US RRE UNE: SEE SMERREREENRE: © Eee Kon N a ame 2 er Bee ae | Ei Repe EEE 1 "Pr wre ee, Re een ER a ee En VE BEER ZUE ee Ernie a UWE Ey et Bea Be a re In diesen Zahlen offenbarte sich ebenfalls eine Störungsquelle unter dem 48. Breitengrade, so wie auch die östlichen Längen eine solche verrathen. Aus der Tafel XIV lässt sich durch Interpolation eine andere entwerfen, welche für jeden halben Längen- und Breitegrad die Inclination so gibt, dass sie der an den Normalpuneten gefundenen entspricht, also auch die Beobachtung jedes einzelnen Ortes darstellen würde, wenn nicht örtliche Störungen darauf Einfluss hätten, welche sich aber eben wieder durch Vergleichung ‚der Beobachtungsergebnisse mit dieser Tafel werden erkennen lassen. Sie wurde etwas über die Normalpunete ausgedehnt, damit sie alle Stationen umfasse. < | ——— auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. Tafel XV. Inelination aus den Normalpuncten gerechnet. 10°0 | 10°5 Länge von Greenwich. 11°0 | 11°5 65° 65 47" 26 4 43 19 54 29 4 40 16 259 Diese Tafel kann dienen, um die an irgend einer Station beobachtete Inelination mit jener zu vergleichen, welche für diese Station aus den Normalpuneten folgt, und dadurch die örtlichen Störungs- quellen aufzufinden. Die Vergleichung ist in Tafel XVI ausgeführt. Tafel XVI. Vergleichung der beobachteten Inelination mit der aus den Normalpuneten gerechneten. Beobachtungsort, Zone 50°, Gruppe 1. Chiesch . Pilsen. Komotau. h Terz. , Bodenhach . Prag ,.. Leipa.. Reichenberg Seelau Czaslau . Chlumetz Hohenelbe . Nachod . Kwasnei. . Reichenau . Leitomischl Senftenberg Zone 50°, Gruppe ?2. Olmütz Troppau . . Teschen .„ . 49 50 50 50 50 50 50 49 49 50 50 50 50 50 49 50 49 49 49 500 6’ Normale Beob- achtete Inclination. 45 36 56 45 Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. Unter- schied N-B STHUDDO SITDWASQSI SF 90 - ++ | AR won Beobachtungsort. Zone 49°, Gruppe 1. SEN 2 ee: Pisek . Budweis. Steinberg Silberberg . Gratzen „ Neuhaus, Iglau . Znaim . Brünn Zone %S', Gruppe 1. 9 -SORBBN.; 2... ur, Salzburg, .„ . Golling . Altheim „ . Scherding . iM. u), Vöcklabruck Länge 13022! 14 14 14 14 14 14 15 16 16 9 28 40 43 47 59 38 5 37 Breite 49024’ 49 49 48 48 48 49 49 48 49 u9 6 35 38 Li) 8 24 51 181 Normale Inelin achtele 37 SIPDSs www x ıw NISurw 390 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Beob- 2 Normale ick Unter- Normale herren Beobachtungsort Länge Breite schied Beobachtungsort Breite Inclination. N—B Inclination. Zone 48?, Gruppe 2. Zone 47, Gruppe 3. Kremsmünster... ... . | 140 8'| 480 3/| 64035 | 64044/| — 9’| Kallwang „2 2... .| 14045’ | 2g0a77 | 640 37 | 63054 +9. Lietzen . 2.0. [1415 | 47 34 | 66 11 | 615 | — A|S.Ppul.......]14 56 |A6 43 | 63 987 | 63 36 +1 Linz . 2» 2.2.0.0..[1416 | 48 18 | 64 44 | 64 44 Of Brause, una EZ 57753 897| 8565| +1 N --)1428|4735|6410|64 5| + 5| en. .2......58| 7 2) 7 | 3| + 3 Bisanenz Ares 14 53 | 47 32 | 64 5|64 01 + 5 | Mabug. . .... 152 5) 812|6817| —-5 Erzberg. . 2... ..,1457|4730|64 3|64 5| — 2| Gleichenberg. ....|)Br7 Is 3a) — 9 Bolsterbers, 20 tr 14 58 | 47 28 | 64 2|64 O| + 2 | Stein am Anger. . . .| 16 16 | 47 12 | 63 36 63 55 | — 19 En 15 14 | 4732 | 64 2)6859| + 3 BIulEE ce - [1521 | 48 14 | 64 33 | 64 40 | — 7 | Zone 46°. Gruppe 1. Schottwien. . ...../1552 14739 | 64 1164 0| + 1 Ems, „eh _—2:>553 8590| 8585| -—- ı se ee 16 23 | 48 13 | 64 24 | 6422 | + 2 | Com. ....2.2.. g A SEI 5 | — A|! Nora Er: Be 92 65610 87|1|85 1 — 8 Zone SP, Gruppe 3. BRESR, 2. a RER 01152) 83/6815| +8 Ei Dresshbung u #5 , 28% 17 A |48 916413 |64 3| +10 | Bomio ...2..2...J1021 | 1630 | 6856 | 64 1 5 N bern 211190 EB 1832| 75|)98 35|1|68 44| + ı BvR... it 10 501553 ra 165 29 eschennilz 2... = + .. +1,18 98 | a8 1 02 19 08 4 aan. ee 116)4 316830|6824| + 6| Da er Re 19 3] 47 29 | 63 24° 63207) °+ # | via. . ..5.:. 11.32)3532|68 7|68 7 0 | Zone 47°, Gruppe 1. Zone 46°, Gruppe 2. || Bregenz. . . 20...) 941 | 4730 |64 44 | 6454| —10 | Beiuno . . 22... 2323| 8) 8 a8 3| +1 || Bludenz... ..0..j 945 |47 9 | 6433 | 6435 | — 2. | Conegliann. . .. » .| 12 18 | 425 53 | 63 12 | 63 12 0 (| S. Christoph . - . + -| 1013 | 47 8|6428 | 6421| + 7] wäne. .......1315|46 A| 6811 | 63 10 1 S. Maria! 2»... 004.110 2214631 | 68 566 64 3 | - 7 | arm... Fr. 1338| 556|68 2168 2 0 Stilfserjoch. . » ©». +1 1026 | 46 3216856 | 64 3| — 71 Triest. . . 2 2 2 2. 13 46 | 45 39 | 62 49 | 62 45 + & Mies, ee NN AR A| 6016, Landeck... +. -/ 10531 |47 8 | .64 25 | 64-97 | — 2 Zone 46°, Gruppe 3. Imst . 2 0. 2. + «| 1040| 47 18 | 64 26 | 6429 | — 3 | Aadelsberg . ©... . 14 14 | 45 46 | 62 49 | 62 49 0 Meran. 40. 0 4 01 1178 146.40°| 63:57 | 64 0 | #5 I otte, . 1.2.0.0. (rl n5eay2 6 500 6 5 en || Botzen . ......j1118 546301848168 53 | — 5 Laibah. ......| 1432 |26 3/63 0|62 58 +2 | Innsbruck . . . . » » |) 11 19 | 47 16 | 64 22 | 6420 | + 2 I Neustadll . . . 2... 52 |) 5418| @ 4141| 2 44| — 3 fl Brenner... 7 2.2.17 1124 477.07) 64 17 964 ar ey... ee 0 62 58 +2 || Rattenberg. . . » + .| 11 87 | 4727 | 6429 | 6428| + 1| Agram . 2..2.2...11555 | 45 49 | 62 34 | 62 30 + 4 | Brunnecken . . » ..)1154 | 416 418 | 6856 1 6357 | — 11 Warasdin . . 2... 118 )16 8 &® 5 | R56| —1 || Zone 470, Gruppe 2. Zone 45°, Gruppe 1. Lienz. 2.2 ..0...[1244)41650 1635016855 | — 5 | Pevia. 2. 2 22 2 0 910 |45 11 | 6327 | 63 14 | +13 Böcksteim,;. ....: 0» -115 2)37 0|6356|6353| + 3 | Mailand... 2...1 9112528 | 63 34 | 63 13 +21 Gastein eo. 0...) 13 5|4710|64 364 5| — 2 | Cremonm.......)wmıls s|815|68 23 +13 Gamskarkogel. . - » - 13 6)37 6164 0|85 | + 7 | Manu .2..:...l0 21539985681 + 4 Badetadi, c +. u. .+| 1328 | 4723 |64 9|6417 | — 8 | Veronn ..... - .| 1057| 45 26 | 63 10 | 63 10 0 Gmünd . 2» .2....:.11330|) 46518 46|68 91 — 3 Kreith . 2.2...) 13 39 | 46 36 | 63 33 | 63 29 | + A | Zone 45°, Gruppe 2. Dibrabzyu 22408, 1, 13 41 | 46 32 | 6328 | 63 31 | — 3 | Rovigo . . 2... .. 14)|235 4129| 9243| +6 Bleiberg.. 2... .)1342 | 46 36 | 6331 |63 30 | + 1 | Padua... ...../1152 | 45 24 | 62 59 | 62 57 +2 verlegen 9195er Zone 47°, Gruppe 3. Boläs , 277 N slunent1»1348-] 48 BO 22 18 + Kapenturb.. 3... 14 18 | 4637 1 68277|6829| — 2 | Fiume. .. 2.2.2... 1423)59122353|18230| — 5 S. Lambrecht... .|1418|47 4116348|6353 | — 5 | Mali Hallan . . . .. 15 43 | 44 22 | 61 35 | 6137| — 2 Auch zur Aufsuchung des Laufes der Linien gleicher Inclination (Isoklinen) kann die Tafel XV dienen, indem man für die in die Tafel aufgenommenen Breiten durch Interpolation die Länge sucht, auf welche eine gegebene Isokline fällt. Diese Längen sind in der Tafel XVII aufgeführt, und nach ihnen wurden in den beigegebenen Karten die Linien verzeichnet. Um den Lauf dieser Linien auch ausserhalb dem Gebiete der Tafel wenigstens anzudeuten, wurden die an den einzelnen Beobachtungs- orten gefundenen Inclinationen zu Hilfe genommen. Man sieht, dass sie einen ziemlich regelmässigen Gang darbieten, nur in Böhmen scheint nach den früheren Beobachtungen eine Einbiegung gegen Süden, in der Lombardie, in der Gegend von Vicenza eine Convexität gegen Norden, und in Sieben- bürgen und der Bukowina ebenfalls eine solche einzutreten. Diess sind aber gerade die Puncte, an denen auch die mit den andern Apparaten angestellten Beobachtungen stark wirkende Störungs- ursachen verrathen. auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 291 Tafel XVIL Isokliven, 50 0° | 64° 30’ 199 10° 15 40 13 0 | ; 190 30 17 6 15 0 13.0 HER. Entensität der Gesammitkraft. Um den numerischen Werth der gesammten Magnetkraft aus den Beobachtungen zu erhalten, wird man die aus den Tafeln IV und XIll genommenen Werthe der beobachteten horizontalen Intensität und Inclination in die Formel | m H SER substituiren, in welcher 7" die Intensität der Gesammtkraft, 4 die horizontale Componente und 7 die Inelination bedeutet. S Die hierdurch gefundenen Werthe von 7’ sind in folgender Tafel XVII zusammengestellt, welche nach Zonen und Gruppen geordnet ist. | | Beobachtungsort. Länge | Breite 2 Länge | Breite | 4 ä : Ä Zone 49°, Gruppe 1. Zone48', Gruppe 2. nad 13151509 61-121 | wiaau .. .. ... . [13022 100841 1.2007 | Kremsmünster . . |13° 8/1480 3] 1.3115 | len ER 13 2550 27 1.3134 a) EEE RETTET Be Re 1.3111 | || Teptitz a 13 47 50 39 1.3218 Budweis 717.97 9%,0uRo8 49 014:8127 E Linz .Sase 2... AIG IB 1 | Bodenkach Bkred0g Yz 14 1250 46 1.3261 Steinberg . . . . 14 40148 35 |1.3082 | Admont . „ . . . )14 28|47 35 |1.3069 Pra 2 a 14 26 505 1.3235 Silberberg. . . . |14 43|48 38|1.3028 | Eisenerz. . . . . 114 53|47 3232| 1.3060 LE Ba En nr. 14 3250 41 1.3231 Gratzen. . . . . 114 47/48 48|1.3082 | Erzberg. . . . . |14 57|47 30|1.3069 | 2 I el in 15 4|50 46 1.3213 Neuhaus. . . . . )12 59|49 8/1.3075 | Polsterberg . . . |14 58|47 28|1.3062 an ER 2 f Iglauib,.. .. 223.25 3849124 1173181 | Atenz ti: ae. ı Hlasrdal ar 3.30 | Beelau): u... 1012, 1 a ra Zuai 5/48 5ı 1.316 Artı 15 o1 48 14 315 | ee 15 22|49 57 | 1.3106 LEN ee Se ER 2; S1 .s 61 BEREIT 5 > 21 31 1.3157 | : 4 e BrunnRUR. N en 16 37|49 11)1.3104 | Schottwien. . . . [15 52|47 391|1.3048 | Chlumetz . ... . |15 2750 91.3202 Wien 16 23| 48 13 | 1.3097 4 ; I 2 : | Hohenelbe re ae > a 37 1.3232 Zone 490, Gruppe 2. a ae 15120 73 11:3062 | meentsenin. . ... 118 3|48 52] 1.3167 | Zoneass, Gruppes. ne ar 2 H Is S. Miklos . ..... 119 4049 4|1.3186 | Pressburg . . ... |17 4 “8 9|1.3052 Yolleatiesli,... .. . 146 19| Buna] 2. Bine] Domiee.2 „10 \C. Bi ZERO: DB EESSBER T Bakapeb SUPREE 1. || 00082007 ABTE AU Senttenbers . . . 116 27\50 5|1.3248 Leutschau . . . . )2039)49 1 1.3220 Schembitz „0. !, [18°551 48 27 4.3131 ” Kaschaus., aaO IDRASEH FNSLEZI Die. Ze | HD 2948.29 Zone 50°, Gruppe 2. Ongvaı .L I Car 22 22|48 37 |1.3134 | Losonez.. ... 119 42|48 19 |1.3176 Gimkte ARSET.. 17.15| 495861 1,3201. | Istey 4 1ER 23 535 |49 15|1.3233 | Erlau. . .. .. .]20 23147 53|1.3118 | EEONDEn iu, 17 53 |49 56 11.3238 | Teschen .. . . . 118 37|49 45 11.3153 | Zone 4S?, Gruppe 1. Zone 48, Gruppe A. Krakau, 7,9% 19 57150 4/|1.3303 | S. Johann... . ‚12 20|)47 32|1.3082 | Munkacz. . . . . |22 47)48 26 |1.3084 N Wiliezka . . . . |20 4|49 59|1.3315 | Salzburg . . . . 12 59|47 48|1.3060 | Szatmar. . . . . 122 5647 47| 1.3100 > Bergwerk . . . . |20 4)49 59|1.3269 | Golling . . . . . :13 8[|47 35|1.3149 | Nagy Banya . . . |23 38 )|47 39 | 1.3128 ) ee 21 1/50 0/1.3390 | Altheim... . . |13 11/48 15|1.3082 | Czernowitz. . . . |26 1/48 17|1.3184 ) BauszoW, 5 22 0/50 3|1.3301 | Scherding . . . . 13 24/48 27|1.3068 | Suczawa. . . . . |26 19/47 38 | 1.3068 Na Er 229/50 34 11.3267 | Ischl . . . .. » 13 33 |47 43 |1.3043 Przemysl „ . . . |22 49|49 47|1.3307 | Vöcklabruck „.. . |13 36|48 1|1.3105 B* & 292 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen = . - . en Länge | Breite Beobachtungsort. von Greenwich. il Zone 47, Gruppe. ! Bregenz . ri Biudenzer , S. Christoph . S. Maria. . Stilfserjoch Botzen Innsbruck ,& 4% Rattenberg. . . . Brunnecken | Zone #70, &ruppe2. Böckstein . . . EL ER Gamskarkogel, . Badrladt. , 2 Gmündt. . Bleiberg. . . . Zone 470, Gruppe 3. Klagenfurt... S, Lambrecht. „ Kallwang Die Werthe der Intensität der Gesammtkraft, welche aus der Theorie folgen, sind so wie früher aus den Tafeln des „Atlas des Erdmagnetismus” genommen und in der folgenden Tafel enthalten. .3928 .3847 .3764 .3680 .3594 .3505 .3415 .3323 .3229 .3133 .3035 .2934 Perkpßekeprpme NE Sn: Su Bee nn 1 1 1 1 1 1 1 l; 1 1 1 1 22039.'6 | 23039.’6 Paaren BEE EEE N ei Sy Inten- sität. 1.3131 1.3108 1.2992 1.3056 1.3042 1.3025 1.3100 1.3035 1.3024 1.3039 1.3017 1.3000 1.3066 1.3020 1.3051 1.3003 1.3083 1.2973 1.3145 1.3049 1.2991 1.2990 1.3048 1.3038 1.3035 1.3027 1.3029 1.3072 1.3045 Beobachtungsort. Zione 47, Gruppe 3. Marburg... 0. Gleichenberg . . Stein am Anger. . Zone 7, Gruppe 4. Klausenburg . Maros-Väsärhely, . DakoDenyis. ı...., Zone 46°, Gruppe. Isola bella „ Sondrio „ Brescia Bormio Vicenza ,. ic, Zone 46°, Gruppe 2. Belluno Zone 46°, Gruppe 3. Adelsberg . . „ . Grotte Laibach Neustadtl Breite von Greenwich. 15042'’| 460351. 15 57|46 52 |1. 16 16|47 121. 23 40 | 46 46 24 33|47 7 24 38|46 32 25 23147 26 45 53 45 48 46 10 45 32 46 30 45 53 46 3 45 32 a u u BI RT Se ER re 46 45 46 45 45 45 45 46 45 46 14 Beobachtungsort. Zone 46°, Gruppe 3. Agram Warasdin .„ . Zone 46), Gruppe A. Karlsburg u. : Hermannstadt. . Schäshurg un Fogaros. „. Zone 45°, Gruppe. Pavmiai: s Mailand Mali Hallan. . Dalmatinische Be- obachtungsorte Cettime. . . Ragusa . een Spalaia . . 24% Sebenico\, 2... . Tafel XIX. Gerechnete Werthe der Gesammtkraft. a Länge von Greenwich. me 2 0 re Perrasenkee nn ET Zus aa Er a ar Et Länge von Ferro. Pre pRkRn Rn a a 5 FE 2 KRresrereen en RE DE 7 von Greenwich. 15055’) 45049'| 1. 46 811. 16 18 23 39 24 13 24 52 235 8 10 11 1 47 97 46 52 19 48 23 43 PABbPprpe ne BF re ER 5.6, Sa wage 46 45 46 45 45 45 45 45 45 45 45 45% 44: 45 34 24039.'6 | 25039.'6 | 26°39.6 27039.'6 28030.6 | 290 39.6 | 30030. | 31039.’6 | 32039.’6 Penn EEE 2 330396 auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 293 Länge von Greenwich. .3736 3630 .39520 .3408 .3294 .3178 .3058 .2938 .2817 .2694 .2569 ‚2442 1.3740 1.3631 1.3518 1.3404 1.3286 1.3167 1.3046 1.2922 1.2796 1.2670 1.2541 1.2410 1 1! L, be 1. 1; Bf: 1. 1% 1 1. 1. ab fe pi pe fa Je De je feed nd ©. 0 ee Ed ee a u ey ER TEE EN e a je ff je pi je PeEENEE ENGE EN EN Ey ee u ce BE re ec Pu je Fe Fi je a ee er er fd ed je je jun je eb je Fb a De fe a 33030.6 | 34030.6 | 35039.6 36039.6 | 370396 0039.6 | 41930.6 | 4239.6 43039/6 | 44030.6 Länge von Ferro. Statt, wie es in den vorhergehenden Absehnitten geschehen ist, aus den nach Zonen geordneten Beobachtungen die Intensität der Gesammtkraft an den Normalpuneten zu rechnen, kann man die an diesen Puneten gefundenen Werthe der horizontalen Intensität und Inelination in den obigen Ausdruck für 7 substituiren, wodurch die Zahlen folgender Tafel entstanden sind, welche auch den Unterschied zwischen dem gerechneten (@) und beobachteten Werthe (7), so wie in der letzten Spalte, dessen Aenderungen (dö) für einen Längengrad enthält. Tafel XX. Unterschied zwischen den gerechneten und beobachteten Werthen der Gesammikraft an den Normalpuneten. oo — 0.0031 oo — 0.0026 — 0.0027 — 0.0007 — 0.0014 — 0.0010 — 0.0030 — 0.0002 SO:0900©0 SoSso — 0.0032 — 0.0020 — 0.0008 o00°9 Kb te tue so + 0.0002 Man sieht aus den Zahlen dieser Tafel, dass die in den früher betrachteten Aeusserungen der Magnetkraft bemerkten Abweichungen von dem Gange, welcher in der Theorie festgestellt ist, auch hier zum Vorschein kommen. Die Werthe von ö nämlich nehmen in allen Zonen, in denen sich die Beobachtungen über eine grössere Ausdehnung erstrecken, mit der wachsenden Länge ab, nur in der 29% Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen letzten Zone, jener des 45. Breitegrades, welche bloss zwei Längengrade begreift, ist diese Abnahme nicht mehr erkennbar. Sie geschieht aber nichts weniger als regelmässig, wie man sich aus den Zahlen der letzten Spalte überzeugen kann, sondern es scheint in der Nähe des 15. Längengrades eine Störungsursache zu bestehen, welche sich über den 48. und 47. Breitegrad erstreckt. Es wird übri- gens sehr schwierig sein, den ganz scharfen Gang der Intensität der Gesammtkraft in dieser Länder- strecke aufzufinden, weil, wie man aus den Zahlen der Tafel XIX sieht, innerhalb derselben die In- tensität zu einem Minimum herabsinkt, in dessen Nähe sich ihr Werth durch mehre Längengrade kaum merklich ändert, also auch durch die geringste Störungsursache bedeutend entstellt werden muss. Die in der Karte eingetragenen Linien gleicher Stärke (Isodynamen) wurden nach der Tafel XX näherungsweise entworfen. AV. Deelination. Zur Bestimmung der Abhängigkeit der Declination, sowohl von der geographischen Lage als von anderen Einflüssen, ist es vor allem nöthig, die beobachteten Declinationen auf dieselbe Epoche zurück- zuführen, für welche der Anfang des Jahres 1848 angesehen wurde; hiezu muss man das Monat- mittel der Deelination des December 1847 und des Jänner 1848 kennen, deren halbe Summe die gesuchte Declination für den Anfang des Jahres geben wird. Da aber zu Prag in diesen beiden Monaten nieht zu allen Nachtstunden beobachtet wurde, und das richtige Mittel doch nur aus dem Durchsehnitte der stündlichen oder wenigstens zweistündlichen Beobachtungen gefunden werden kann, so muss zuerst untersucht werden, welche die Tagesstunden sind, in denen die beobachtete Deelination dem Tages- mittel am nächsten kömmt. Da in Prag vom Mai 1840 bis April 1841 von zwei zu zwei Stunden, auch während der Nacht- stunden beobachtet wurde, so können die Monatmittel dieses Zeitraumes zu dem erwähnten Zwecke dienen. Sie sind in Tafel XXI enthalten, deren letzte Zeile die aus allen zwölf Stunden gerechneten Tagesmittel gibt. Tafel XXI. Zweistündige Monatmittel der Deelination vom Mai 1840 bis April 1841. 150 45° 45”) 44° 7”) 217 58”) 21’ 21”) 39° 40°| 377 16”| 37 2400| gy0 32’ 36’ 16”) 37’ 17 45 51 | 43 15 | 41 39 57 | 40 42 | 37 34 40 | 38 4 36 45 | 40 17 45 12 | 41 45 | 41 29 23 | 39 3)|40 7 35 | 39 15 59 | 38 10 41 55 | 39 58 | 39 42 44 | 40 2|39 31 29 | 40 13 35 | 38 2 42 16 | 40 50 | 40 53 39 | 38 53 | 38 19 31|1|20 2 2 | 37 24 ss ı1ı|)5 9)|5 7 10 | 43 31 | 41 43 21 | 41 4 d 18/41 5 54 13 | 51 17 | 50 50 34) 49 2823| 45 59 22 | 44 22 35 | 46 0 53 28 | 52 11 | 51 32 30 | 18 35 | 45 50 32 | 413 37 5 12 | 45 30 49 45|49 13| 47 35 15 | 43 34 | 41 36 20 | 41 3 13 | 41 41 17 2a |A6 8| Ak 39 32 | 39 40 | 40 38 19 | 39 56 32 | 38 55 46 47 | Ak 52 | 413 54 48 | 38 44 | 38 30 öl | 38 19 Ä 40 | 38 12 45 47 | 44 45 | 18 22 7| 38 38 | 37 35 59 9| 36 8 Mittel 150 47’ 22”) 41’ 45” 39’ 31”| 39° 53” Der blosse Anblick der Zahlen dieser Tafel lehrt, dass die Stunden 22", 6" und 8" jene sind, in denen die Declination der mittleren des ganzen Tages am nächsten kommt. Um zu entscheiden, welche derselben den Vorzug verdiene, und ob nicht etwa eine Combination von ihnen sich noch besser eigne, wurde die Tafel II gerechnet, welche die Unterschiede zwischen einzelnen Stundenmitteln (näm- lich von 22*, 6", 8° und den Combinationen rar und = 7 ) und dem Tagesmittel M enthält. auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 295 Die letzte Spalte dieser Tafel gibt die Summen aller in derselben Zeile enthaltenen Unterschiede, 2 aus welchen Summen man sogleich erkennt, dass von den einzelnen Stunden 6" diejenige ist, in welcher durchschnittlich die grösste Annäherung der Declination stattfindet, dass aber diese Bedingung noch mehr von der halben Summe der Declinationen um 22" und S" oder um 22" und 6" und am genaue- sten von der Combination '/, [2 (22°) + 6"+ 8"] erfüllt wird. Tafel XXIL Unterschiede zwischen einigen Stunden- und den Tagesmitteln. Sum- Septbr. | October | Novemb.|Decemb. | Jänner | Februar | März '| April nen. M — 22" h -1757”|—1’ 41”|- 1 12) 07 38” M—-6 : +2 5|+0 4 |-0 13 M—8 51 +0 33 |+1 41 |+1 48 su|+ rar [+1,13 M — ;(22°+ 8°) 5/-0o42| 0 0 +0 32 49 |+0 15 |+0 38 +0 4 |-0 48 +0 4 M— [2 (22°) +6°4 8°] —0 19 |-0 24 |+0 2 +0 21 Um zu sehen, ob die einjährigen Prager Beobachtungen, die in den Nachtstunden nur alternativ, nämlich an einem Tage um 14" am folgenden um 16" u. s. f. ausgeführt wurden ‘), in dieser Beziehung ein verlässliches Resultat geliefert haben, wurden die Monatmittel dreijähriger Münchner Beobachtungen, welche Lamont in seinen „Resultaten des magnetischen Observatorium in München während der dreijährigen Periode 1843 — 1844— 1845” bekannt gemacht hat, zu derselben Untersuchung benützt. Die Unterschiede zwischen den aus allen geraden Stunden gerechneten Tagesmitteln und den Monat- mitteln der Stunden 22", 6", 8" sowie den Combinationen '/,(22' + 8), ',@"+ 6), ,L@e2) + 6" + 8] sind in Minuten und ihren Bruchtheilen ausgedrückt, in Tafel XXII enthalten, welche diese Unterschiede in Minuten und ihren Bruchtheilen gibt. In der letzten Spalte sieht man die Summen der Unterschiede, die derselben Stunde oder Combination angehören, und welebe das durch die Prager Beobachtungen gefundene Resultat vollkommen bestätigen. Tafel XXI. Münchener Beobachtungen. Jänner | Februar April | Mai Juni Juli August | Septbr. October | Novbr. Dechbr. | Summen. 1 N a Er 1844... . M-2%. 1845... . M-a8. Mittel , . 1843... . Mu 1844... . M-6: 1845... . M-o MalteR . .: ; 1883... M-® 1844... M-®& 1845... M-8 Mittel‘, 1554 .92 2yı 48h M—-=I ... |+0.10|+0.20| +0. .35 22h + 66 | M-77— .... \-0.32|-0.27| +0.57| +0.30| 0. .31|—0. .22) 0.08 ° m_2ar)+R+® R —0.11| +0.07| +0.68| +0.68 .0% .09| —0.17| +0.12 . +0.06| +0.15 #) In den übrigen Nachtstunden wurde täglich beobachtet. 296 | Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Man ist nun im Stande die mittlere Declination der Monate December 18%7 und Jänner 1848 bis auf eine halbe Minute genau zu finden. Für das erste Monat ist in Scalentheilen ausgedrückt („Pra ger Beobachtungen.” VII. Bd. Seite 192) > das Mittel um 22: — 20.50 2» Hrn 822.10 a En ng daher ”/ [2 (22) + 6* + 8] = 19.93 = M Für Jänner 1848 ist das Mittel um 22" — 19.55 EEE ZEIT » ,n»» 9=15.10 daher ”; [2 (22°) + 9 + $'] = 18.94 = WM I I Es ist demnach die Declination zu Anfange des Jahres 1848 %(M + M’) = 19.435 Scalentheilen. Um diese Zahl im Bogenwerthe auszudrücken, muss bemerkt werden, dass der Werth eines Scalentheiles 297026 beträgt, und dass nach den in den Jahren 1847 und 1848 im Freien angestell- ten Beobachtungen dem Nullpunete der Scala die Deelination 14° A1’54 entsprach, wobei die Declination wächst, wenn die Sealentheile grösser werden. Da also in Minuten ausgedrückt '»(M + M') = 9:40, so ist die mittlere Declination zu Anfang des Jahres 1848 in Prag 14° 53:9. Bei der Reduction der an den verschiedenen Stationen gemessenen Declinationen wurde auf fol- gende Weise verfahren. Da auf der Reise die meisten Bestimmungen in den Vormittagsstunden bis gegen zwei Uhr ausgeführt worden waren, so wurde auch in Prag Vormittag von Stunde zu Stunde beobachtet, und es sind die der Zeit nach nächstgelegenen Prager Beobachtungen den in den ver- schiedenen Stationen gefundenen Declinationen beigesetzt. Von diesen Prager Beobachtungen wurde das Mittel genommen, davon die Normaldeclination 14° 53.9 abgezogen, und der Rest als Reduction für die gleichzeitige Reisebeobachtung angesehen und von dieser abgezogen, wenn die Beobachtung vor der Epoche 1848.0 gemacht wurde, bei späteren Beobachtungen aber hinzugegeben. Man sieht, dass durch dieses Verfahren auch der Einfluss des täglichen Ganges ausgemerzt wird. Es setzt voraus, dass die Aenderung von Jahr zu Jahr in den verschiedenen Stationen so vor sich gehe, wie in Prag, eine Voraussetzung, die im Allgemeinen innerhalb der Ausdehnung des durch- reisten Gebietes wohl als giltig angesehen werden darf, da sie sich selbst innerhalb der Grenzen von Mitteleuropa, so weit nämlich hierüber Erfahrungen vorliegen, wenigstens nahezu bestätigt. So ist z. B. für Göttingen die mittlere Deelination am 1. October 1834 = 18°33'47°5 (Result. des magn. Ver. 1836, Seite 57) am 10. December 1848 = 17 19 19.6 (Astronomische Nachr. 28. Bd. Seite 174.) 74’ 27:9 ir % = 9'14.6 also die jährliche Abnahme durchschnittlich Dass aber die jährliche Aenderung in raschem Wachsen begriffen sei, ergibt sich aus der Ver- gleichung derselben in der ersten Hälfte der erwähnten Periode mit jener der zweiten Hälfte. Da näm- lich nach den „Resultaten” 1841, Seite 107, die mittlere Deelination für 1. October 1841 = 18° 9 19.6 a —— N: IN auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 297 war, so findet man die jährliche Abnahme 34'279 2 in vom 1. October 1834 — 1. October 1841 = RE 329.7 und vom 1. October 1841 — 10. December 1848 = Fee = — 6 56.7 also in der zweiten Hälfte beinahe doppelt so gross als in der ersten. Für München ist (Resultate des magnetischen Observatoriums während der drei- jährigen Periode 1843 — 1844 — 1845 von Lamont, Seite 26) die jährliche Abnahme von 1841 — 42 = 6.48 1842 — 43 1843 — A4 = 6.35 1844 — 45 = 6.78 6 I Il (er) . 50 27 4. 5 50 39 2, 3:5 Fr . Bodenbach . . .. 50 46 |28. — 30. Juni Leitomischl . . . . 49 53 |25.—29. Juni z Reichenberg. . . . 50 46 [24.—25. „ Czaslau 49 57 130.10.—3 Jul. P Hohenelbe. . . . . 50 37 121.—22. „ 49 3% 9.— 8, n Reichenau. . . .. ) 5011 |11.— 12. „ Um das Verfahren bei der Reduction durch ein Beispiel zu zeigen, wähle ich die Declinations- beobachtungen in Brünn am 5. und 6. Mai 1848, welche in folgender Tafel enthalten sind. Tafel XXV. Deeclination in Brünn. Mittlere Variat. Declinirt Apparat Zeit von Apparat Brünn in Prag Mittlere Brünner Zeit 13 59.60 . 14 47 18 13 55.90 1. 14 53 38 14 10.01 $ 14 53 55 14 58 39 13 59.02 } 14 51 12 14 8.58 . 14 51 46 14 54 57 15 439 Die mit Apparat II gemessenen Deelinationen, zu welchen die fünf letzten Prager Bestimmungen gehören, sind jene, welche zur Berechnung der mittleren Deeclination benützt wurden. Das Mittel der fünf Prager Ablesungen ist = 14° 56.2 Mittlere Prager Declination 1848.0 — 14 53.9 Redübtion: x. -..,.:., em. E Ser ke BE 2 or See Mittel der Brünner Beobachtungen . . = 14 5.9 Mittel der Declination in Brünn 1848.0 = 14 3.6 welches die Zahl der Tafel ist. Die Beobachtungsorte in Böhmen, welche aus den „Ortsbestim- mungen in Böhmen” S. 86 genommen sind, wurden durch Verminderung der Declination nur 15.3 auf die Epoche 1848.0 zurückgeführt. Es bedarf wohl nicht erst meiner Erinnerung, um wahrzunehmen, dass diese Zurückführung auf dieselbe Epoche aus mehreren Gründen keine ganz strenge sein kann, und dass man also auch an Orten, wo in verschiedenen Epochen beobachtet wurde, nicht genau denselben Werth für die Decli- nation von 1848.0 erhalten wird; denn erstens sind die zur Reduction verwendeten Prager Beob- achtungen nicht gleichzeitig angestellt, dann wurden viele Beobachtungen an Störungstagen ausgeführt, während welchen sich die Deeclination in kurzen Zwischenzeiten bedeutend ändert, und endlich war in den ersten beiden Jahren kein Mittel vorhanden, die Torsion des Fadens scharf zu bestimmen. Es wurde daher an Orten, wo zweimal beobachtet wurde, und der Unterschied nicht zu gross war, wie z. B. in Kremsmünster und Senftenberg das Mittel beider Ergebnisse den ferneren Untersuchungen zu Grunde 38 * 300 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen gelegt. In dem letzteren Orte ist vielleicht die durch eine Mauer beschränkte Umgebung der Sternwarte, welche nicht erlaubt, eine Mire in grösserer Entfernung zu wählen, zum Theil die Ursache des Unter- schiedes. In Verona, wo im Jahre 1846 auf’ einer der die Stadt umgebenden Bastionen, im Jahre 1847 aber in dem nicht sehr grossen Garten des Liceums beobachtet wurde, muss die sehr erhebliche Differenz von 33 Minuten jedenfalls auf Rechnung eines nachtheiligen Einflusses in der Umgebung ge- setzt werden. Da aber nicht herausgebracht werden konnte, in welchem dieser beiden Orte ein solcher Einfluss bestand, so ist wohl nichts zu thun, als auch hier das Mittel beider Bestimmungen als der Wahrheit am nächsten anzunehmen. Ueberhaupt findet sich der Beobachter über Erdmagnetismus in den italienischen Städten bei der Wahl eines geeigneten Beobachtungsortes in grosser Verlegenheit, denn die Ausdehnung dieser Städte so wie der Mangel an Gärten in ihrem Umfange und gewöhnlich auch in ihren Umgebungen sind Ursache, dass man sich meistens mit einem nicht sehr günstigen Aul- stellungsplatze begnügen muss. Tafel XXVI. Redueirte Declinationen. Declina- Declina- Declina- Beobachtungsort. Beobachtungsort. : Beobachtungsort. Beobachtungsort. R tion. tion. Kremsmünster, .„ „ [| 140440 | S. Johann. . . , 4 Conegliano . . , : S.Miklos . Mezem>. » Serena Sehmen. ... ; F Vieenza 2.9 R Leutschau . Radstadt . . .„ „. PIE B.2 [] Sum .%,..,; R Verona . . 7 i Kesmark Gasen + ern] Bm |. 5X 2m, } 5 Pad ut 2,7083 i s Kaschau SE Be TE Ä Vöcklabruck . . . 4 Kovigor.!‘., 02.821,15 15, Ungvar Brenn se wet s Altheim . . F 3 va: .,. „5% . Munkacz Brunnecken , . . ’ Scherding . . . . A en RE R Szathmar . re NE a FE a ar e Poa . . m 5 Nagy Banya . BR ie 5 ns BE Paup D 5 SE h Fiume . . h BistritzI . BE R Wie ie eh ei , x BO 1.08 3 3 Bistritz I. . -» Brest, 0: u, 5 Schottwien . . .„ |! Rx RU er B Maros Väsärhely „ a ee a . Bruck ,. . . » Ragusa. . er > Schäsburg , Manu 214°: 4 Hl ö RE Tr en RE i Sao. 9 r Fogaros Cremona . ... N Eisenerz . . . 4 Sebenico . AR 5 Hermannstadt.. Bam .,.,, r EN PER A Agramı, . ... x Karlsburg . Baar sn." 50,0 « Kallwang . . : 3. Senftenberg . . . a Klausenburg , Isola bella . . . e: 8. Lambrecht . . „ ä Gamez...’ 3% fi Jokobeny . . De = Klagenfurt ie TR e BE N F Suczawa a e Buben ,„ , ,„, ’ Znaim . . ne a Czernowitz Bono... so. , . Buet, 77 .:, ’ Brunn# N, I BELye u En Marla: , . , h Rarbure ., .. . » h Ur Przemisl er 5 Balz. ee 5 Be 0,5, i Rzeszow . Landeck . . .. . Gleichenberg , . 4 Teschen . . f Nisko . Binden . ... F Bir A b Pressburg ,„.. .5, Tarnow . Deasenz 2. ©, : ERMACh, 0 0, . Komon . . . F Wiliczka . 2 ER x Neustadl , . 5, r I Pe A £ Krakau '. Imssbruck . . . . ; Adelsderg‘,, , , , 3 a a r Senftenberg Brenner , . 2 h PTR a 3 Losoncz i Rattenberg . . . N Belung4se 20% 5 Schemnitz . Da die Beobachtungen in Böhmen sehon auf die Epoche 1848.0 zurückgeführt sind, so wurden sie nicht mehr in diese Tafel aufgenommen. In diesen Zahlen sind ausser den Beobachtungs- und Instrumentalfehlern auch noch die Einflüsse örtlicher Störungen enthalten, deren Grund in der Bildung der Erdoberfläche zu suchen ist. Die folgende Tafel enthält die aus den Tafeln von Gauss und Weber genommenen Werthe der Declination. 13 N .o- auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 301 Tafel XXVIl. Gerechnete Werthe der Deelination. Länge von Greenwich. 100 | 11° 120 130 | 130 150 2 220 2 20%: 20025’ i 18% 45’ 170 38’ 23 22 30 51 20 27 9: 2 18 49 18 16 17 43 17 23 22 21 31 20 29 19 18 53 18 21 17 48 17 23 0 2 22 21 32 20 31 19 28 18 56 18 25 17 52 17 22 59 i 22 21 32 : 20 32 19 31 19 0 18 29 17 5% 17 22 57 22 21 33 20 34 19 34 19 3 18 32 18 2 17 22 55 22 21 33 20 36 19 36 19 6 18 36 18 7 17 22 55 22 21 34 2 5 20 38 E 19 40 19 10 18 41 18 12% 17 22 51 22 21 34 20 40 19 44 19 15 18 46 18 17 17 22 49 22 21 35 p 20 42 19 47 19 20 18 51 18 22 17 22 47 22 21 35 20 44 19 51 19 24 18 56 18 27 17 22 45 22 21 36 20 46 20 19 54 19 27 19 0 | 18 32 18 22 43 21 36 2 20 48 20 19 57 19 31 19 4 | 18 37 18 nn. 22039.6 | 23039.'6 | 23030. 6 | 25°39.6 26039.'6 | 27039.’6 | 280396 | 29039.’6 | 30039.'6 | 31939.6 | 32030. 6 33039.’6 BB 9 9 joe je eh ” - Ss Länge von Ferro. Länge von Greenwich. Breite 160 170 180 210 | 220 | 230 179 4 16030’ 1505 15027’ 14014 13040'| 130 6 19 16 36 16 15 29 14 21 13 47 13 15 17 15 16 42 16 15 36 14 28 13 55 15 21 12 14 11 17 20 16 47 16 15 15 42 15 14 36 14 2 13 29 12 22 11 49 11 16 17 25 16 53 16 21 15 49 15 16 14 44 14 10 13 37 12 30 11 57 11 23 17 30 16 59 16 27 15 55 15 23 14 50 14 17 13 44 13 11 12 38 12 5 11 32 17 175 16 34 16 2 15 30 14 57 14 25 13 52 13 20 12 47 12 11 42 17 17 11 16 40 16 9 15 37 15 4 14 32 14 0 13 28 12 56 12 11 52 17 17 17 16 46 16 15 15 44 15 12 14 40 14 8 13 36 13 4 12 & 12 1 17 17 23 16 52 16 22 15 51 15 20 14 48 14 17 13 45 13 13 12 12 10 17 17 29 16 59 16 29 15 58 15 27 14 56 14 25 13 53 13 22 12 12 19 18 17 35 17 5 16 36 16 6 15 35 15 4 14 33 14 2 13 31 13 12 29 18 17 41 17 12 16 43 16 13 15 43 15 13 14 42 14 11 13 40 13 12 39 330 39.6 34039. | 35039.'6 | 36° 39.6 | 379396 | 35°39.6 | 390396 | 40°39.6 41039.6 | 42030.6 | 430396 | 440396 Länge von Ferro. Wenn man aus dieser Tafel die Werthe der Deelination für jeden Beobachtungsort durch ein- fache Interpolation sucht, und von ihnen die Werthe der reducirten Declination aus Tafel XXVI ab- zieht, so erhält man die Differenzen (A), welche in der folgenden Tafel zusammengestellt sind. Diese Differenzen sind nach der geographischen Breite der Beobachtungsorte in Zonen geordnet, so wie es bei den vorhergehenden Elementen geschehen ist. Die Werthe der A sind sämmtlich positiv, das heisst, die gerechneten Deelinationen sind grösser als die beobachteten. Tafel XXVIIL Unterschiede zwischen den gerechneten und beobachteten Declinationen. Breite, Beobachtungsort. Länge. | Breite. en Beobachtungsort. Länge. | Breite, Beobachtungsort, Länge. Zone = 50°. Zone = 50°. Zone = 49°. Chiesch . . . . | 13015’ | 500 6'| 3010’ | Olmütz . 17015’ | 49036’ Klattau . Komotau. . . .|13 25 | 50 27 | 3 16 | Troppau. 17 53 | 49 56 Pisek Prag. - -» » 11426 150 5 | 313 | Teschen. 18 37 | 49 45 Gratzen . Seeau . - . - 115 17 | 49 32 | 3 14 | Krakau . 19 57 |50 4 Neuhaus . Gzaslau.. . . . 11522 | 4957 | 3 18 | Wiliezka. 20 4 | 49 59 Iglau. Chiumetz . . - )11527|50 9| 3 14 | Tarnow . 21 1!50 © Znaim Reichenau . . .|1616 |50 11 |3 3 | Rzeszow. 22 0|50 3 Brünn . Leitomischl . . . | 16 19 | 49 53 | 3 11 | Przemisi, 22 49 | 49 47 S. Miklos Senftenberg. . . | 16 27 150 5 | 3 20 302 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen A Beobachtungsort, Länge. Beobachtungsort. Länge. | Breite, A Beobachtungsort. Länge. | Breite. A Zone — 490. Zone = 47°. Zone = 46°, Kesmark. . . „| 20029'| 490 g’| 3014’ | Ss. Maria. 10024’ | 46031’ | 4048’ | Vicenza . . . . | 11099 45032’ | 3031’ Leutschau . . .12039|49 ı| 316 | mas. . 10 30 | 46 41 | 448 | Belluno. . . . 112 13 | 46 s|43o Kaschu, . „ „2119| 48 41 | 3 14 | Landeck . 10 31 |47 8| 443 | Conegliann. . .J12 18 | 35 51/4 09 Ungvar .. 4-2 ..1 2222 | 48.37.| 3 16 | Inst .-. 10 30 | 47 14 |A46 | Go. . ..,J1338|45 56 | A 36 Stey.. ..2 2.123 53 | 49 15:| 3 20. |. Meran 11 8/4640 |426 | Triest ....I36|l5 39 |410\ Botzen 11 18 | 46 30 | 4 32 Adelsberg . .. . | 1414| 45 46 |4 27 Zone = 480. Innsbruck 1119| 47 16 | 443 | Laibach . . . „| 14 32 46 314 9 S. Johann . . . | 1220| 4732| 446 | Bremer. . . .Jı1 %A|47 0|4 42 | Neustadti . . .| 1512 | 45 48 4 30 Salzburg . . „| 1259| 47 48 | 4 28 | Rattenberg . . . | 11 37 |are7 |a 19 ely. 2... 0.[1518|46 14 |4 2 Golling... . .113 8| 4735| 435 | Brunnecken, . 11 54 | 46 48 | 4 37 | Agram . . . .|15 55 | 25 49 3 57 Altheim . . . „1311| 4815| 427 | Lin. . .. 12 44 | 46 50 | a 31 Karlsbug . . .|2339|46 4 |3 34 Scherding . . . | 13 24 | 48 27 | 4 21 | Gastein . 13 5) 47 10 | 4 38 | Hermannstadt , . | 24 13 | 45 47 |3 99 Isch. . . .„ „[1333 | 4743 | 418 | Radstadt. 13 28 | 4723 | 433 | schäsbug . . „| 24 52 | 46 13 | 2 24 Vöcklabruck . . 11336 | 48 1|427 | Gmünd . 13 30 | 46 54 | 4 21 | Fogaros. . . . 25 3145501221 Kremsmünster . .|14 8| 48 3| 341 | Bleiberg . 13 42 | 46 36 | 4 52 Liezen . . . „| 1415 | 47 3% | 4 20 | Klagenfurt , 14 18 | 46 37 | 3 52 Zone = 450. Ins 116) 48-18-1953 S-Bombreckt 1418 |47 4|337 | Pavia. . ...| 9910| 11 |4 28 Admont . . . „| 1428 | 47 35 | 3 50 | Kallwang 14 45 | 4727 |3 54 | maitana. . . .| 9ılasaslıy 20 Eisenerz. . .„ „| 1453 | 4732|345 | S.Pau . 14 54 | 46 43 | 3 57 | Cremona. , . :-110 i|425 8|452 Allen . . „ .I11514|47 32 | 346 | Bruck 15 17 | 47 25 | 3 45 | Mantua . . ..11047|45 915 93 Mölk ..... ..-....1.15.21.|).48 14 | 3 35 4 Grete 5 15 28|47 4|345 | Verona . . - 1 1057|45 26 | 4 36 Schottwien. . „1155214739135 Marburg. . 1542 |4635|4 ı Rovigo . . . .[1146|45 4|4 32 Wien. . ...[1623 | 48 13 | 3 20 | 6leichenberg 15 57 | 36 52 | 358 | pa . . . .„Jı152|a5 24 | 19 Pressbug . . .|17 1Ja8 9|315 loıeın. . . 0.129 3]4729|3 18 Venedig. . . .[1219]4526 412 Komorn . . . „| 1812| 4745 | 3 34 | Klausenburg 2340 |4646 | 316 | Porn... .. 113 48 44 52 | 4 928 Schemnitz . . „11855 | 48 27 | 3 16 | Bistritz . 24 33 Fiume . . ..]1423 [4519 |3 54 Losonez , , . ‚„‚J19422|4819|3 9 Erlu.. . ....12023 [4753| 3 3 | Maros Väsärhely 24 38 | 46 32 Zone = 440, Munkacz. . . „2247| 48 26 | 3 10 | Jakobeny 25 23 | 47 26 Zaa. ..0.0./1510|)44 6|486 Szatmar . . . „| 2256 | 47 47 | 3 10 Sebenio. . . .|15 46 | 13 44 |ı 6 NagyBanya. . „| 23 38 | 47 39 |-3 13 Zone = 46°. Czernowitz. . .|26 1|48 17 |2 16 | Isolabena . . .| 832 |45 53 | a 26 Zone = 430. Suezawa. . . .126 19 | 47 38 | 2 46 | Como. . . 9 4| 4548| 448 | Spalte. . . .Jı6 9 | 23 30 | 4 5 Sondrio . „ , 952 |43610|5 5 | Rau... . Is ılaa 38 | 423 Zone = 470, Brescia . . , 10 11 | 45 32 | 4 42 Bresenzi, =) , 9 41 |47 30 | 451 | Bormio . . . „J1021|)46 30 |4 22 Zone = 420. Bludenz . . .,. 945 |47 9|AA7 | Teint . . . .Jı1ı 6|a6 3) 438 | Cattaro ....2...751839 | 4225 | 420 Die in dieser Tafel enthaltenen Werthe von A sind allerdings manchen Schwankungen unterworfen, welche in Beobachtungsfehlern und örtlichen Störungen, deren Einfluss sich nicht über den Beob- achtungsort hinaus erstreckt, ihren Grund haben können; man sieht jedoch auf den ersten Blick, dass auch eine andere Ursache vorhanden ist, deren Wirkung sich in grösserer Ausdehnung bemerkbar macht, und welche die Werthe von A in die westlichen Gegenden bedeutend vergrössert, in den öst- lichen hingegen abnehmen lässt. Diese Wirkung ist in dem 50. und 49. Breitegrad noch wenig bemerk- bar, desto mehr aber in den tiefern, und erstreckt sich bis zum 45°, sie würde sich vielleicht nach der in den dalmatinischen Beobachtungen noch einigermassen ersichtlichen Spur, bis in noch kleinere Breiten verfolgen lassen, wenn hier nicht der Mangel an Beobachtungsdaten jede Untersuchung vereitelte. Um diese Wirkung genauer zu erforschen, wurde der schon früher betretene Weg wieder eingeschla- gen, es wurden nämlich die Beobachtungsorte in Zonen und Gruppen getheilt, und aus jeder derselben der wahrscheinlichste Werth des Unterschiedes zwischen der beobachteten und berechneten Deelination gefunden. Aus der ganzen Anzahl der Beobachtungsorte wurden zwei ausgeschlossen, bei denen der erste Anblick so mächtige örtliche Störungen zeigt, dass eine nachtheilige Wirkung auf die ganze Gruppe zu besorgen stand. Es sind diese Orte Vicenza und Brünn. An den ersten liegt die störende Ursache in den ausge- dehnten Basaltlagern der Umgebung am Tage, in Brünn konnte sie bisher nicht aufgefunden werden. Auch einige im nördlichen Böhmen gelegene Orte wurden ausgelassen, weil sie zu wenig zahl- reich sind, eine eigene Zone zu bilden, und weil die dort aufgehäuften Basaltmassen grosse Unregel- mässigkeit vermuthen lassen. Folgende sind die Bedingungsgleichungen nach Zonen und Gruppen geordnet, und die aus jeder Gruppe gezogenen Ergebnisse, so wie die übrigbleibenden Fehler (7). — auf die Aeusserungen der magnetischen Krdkraft. 303 Zone 50°, 1. Gruppe, L= 150. | Zone 47°, 3. Gruppe, L=15°. chiesch = 2... d=eBU7 +05 6b. ...P= + 01216: | Vosme . nn... 0=3.418— 21-1965. . . F=—0.206 Komotau. . ...0=3.27+ 9l—2Tb. . F= +0.064 | Elu.. 0... 6=3.05— 831+ 7b. . .F= +2.%%4 j 11. eis lb. -.-F= + 0:37 Man findet daraus SBBN FE En 6e=3.14— 171+285b. . . F= + 0.097 5—=3019.0, R=5. Er ET ge ereie a ET ar a a IA 50, 0.048, db = — 0'031, r=11/1 Chlumetz ee 9ID..2.:..2= —- 07 Zone 480, 4. Gruppe, L= 240. Reichenau . 6=3.05— 76T —11db. -. - F= +0.020 | Munkau. .... 6=3017 + 731265 z .- F= — 0089 pi ee 0m 8.10% 791 + 7b ei F= — 0.084 Saalmarı." °=3.17 + HI 205 enftenberg es rl 5b. u... Fe — 0.268 || Nagy Banya .'. b=eI +IRT FR... Fl Man findet daraus ee: > ar Er Abir Dr. .. Pie er ee = 9131 Bol au 2 ."100, d= — 0.101, -— 7.0 RD —2, tg Be N je —= —0.18 E a Ä [rt ' Man findet daraus Zone 500, %. Gruppe, L — 190. d— 30 3.'0, R=3.5, l= — 0.275, b = — 0.579. r—=1.9 mie} 7... red. oe 002 Zone 470, 1. Gruppe, L=-110. Troppau. ....0=3.2983+ 7l+ ab... .F=—0.19 | E 3 40 — 301 u: ” Teschen. ee RT a ee Krakau . . a ee a ee Ir el he Wilierka. — BE name sa a. Sl SE Ze > 1, Ener u. une wa rn = 3.05 — 1211 0b. . - F= +0,169 Landeck. 0=472 + 291— 8b 5 ; ; F- Fr 0.038 Rzeszow. = 3:30 103 - Sb nn fe 0 | m: . 5 eh WILL. % j F---0.00 Przemysl 8=3.67—- 22914136... . F=— 0.136 | Meran. . 0=4.13— 814205... F=+0.211 Man findet daraus Botzen 0=4.53 —- 181+30b... . F= + 0.07 EL RN ER et Bir og ee Rattenberg. . - Se — SIE... ‚6 Bm 04073 Zone 49°, 1. Gruppe, L= 150. Ba eken 8—=4.6 et nr —4.62 — 541 -+125b. - F= — 0.007 oe at dr Pa we auireche ar rn Man findet daraus ise ee A —_ A =—l. FE E* Er 5 2 a, a a Is: Bis+Bb. rel °—4042./4, R=1/1, 1= — 0.063, b = + 01%, r = 4/0 Neuhaus. . . » = 3.22 EA - f= + 0.106 Zone 470, 2. Gruppe, L= 130. zn Dan u: nz FREUEN? 0—=4052 + 1614106. . . F= + 00033 Et E EEE VUN EEE « F=—0.07 | gasten . ... . d=468— 51-106. . .F=—0.05 Man findet daraus Radstadt... . . d6=a55— BI -233b.. .F=+0.07 = 3221.66 R=ill, 1= .o a 9.7 needs. - - Fea—0.17 = 391.6 ee ee Bleiberg. . .. . d=3.897— Mi+ib... . F=+0.01 Zone 490, 2. Gruppe, L=?2i10. Man findet Ecke ; S:Miklos . . ». d=3W5 "907 u. FE 0088 = 32.7, R= 1.1, 1= — 0474, b= + 0/14, r = 3/8 Kesmark. . = a he ri Leutschau . 6=3.7+ al— 1b. . .F=—0.023 re 47V, 3 Gruppe, L=15°. Kan. 5 ea bir lebt. Fe Bo TR BI+B3b.. -«F=— 01055 Ungyarı 397 9119301... . K-0:08 S. Lambrecht . 0=3.62 + Rl— 5b... 2-00 er 83.33 -1731-155. . . F=—0.010 | Kallwang e=23.90+ 151-270 . F= —0.!81 SPaul „7. 6=3.95+ 61+176 . F= — 0.081 Man findet daraus Beuckt „a 6=3.75— WI—-Bb. . F= + 0.039 530 16.5 Bei 0.021, db = + 0.068, r=1.0 ER WR er DB. 2 er Marburg. ...d=4.@®8— BI BSb.. .F=—0.0831 Zone 480, 1. Gruppe, L=130. Gleichenberg . . . 06 =3.97— 571+ 8b. . - F=—0.00% S.Johan ..2.d=4N7 + MiI+BBb.. -F=+0.08 Man findet daraus Salzburg 6=447 + 11+12b. . .F++0.07 3 —3099/8, R= 1.7, 1= + 0.10%, b = — 0.19, r =4.'9 En el En Mae. ee < nr bhueiai kan en Altheim. . + - 6=h.15— 1l—-155b. . .-F=—0.085 Zone 470. 4. Gruppe, L= 240. Scherding . . - 9=u.35— Hl b. . .. F=—0.0%8 | Kiausenbug . . . 6=3097 + WI+14b. . . F= — 009 Ischl . . a =. Bi BET ec 00 Bistri® -.. 2 E 0658303 81 — 245:% « F= + 0.270 Vöcklabruck eereeuear — Hl nid. 2 3. PH 0.005 | MarosVäsärhely. ; Ge MU 331+238b. . -» F= + 0.30 | Man findet daraus Jakobeny. . eret 0=3.30— BI—%b. « F= + 0.104 5— 130.6, R=1.0, 1=— 0.391, b= — 0.055, r= 25 Man findet daraus | = 30192, R=17.9, 1= — 0.255, b= + 0.961, r — 15.8 | Zone 4S!, 2. Gruppe, L= 15V. @ ae . . Zone 0, 4. Gruppe, 11°. Kremsmünster 6=368 + BI-u3b. » » Zur Il \ b Ki Lietzen . . . 6=433 + bBbl+2W6b. . -» F=— 0.419 Isolabella. . . . as- Fi KB I1E8EH Fb. s.. Er 00189 Kt 0=3.884 A4l_ 185 F- 0.007 Comoi . „ZI SROE IE PH. . . fe —0.1H | Fr EEE 1 a ET ee a a He ya aa | Eisenerz. Ba ort Zoaalayr . . na. RT net ee iu. Allen... . 8=3.7— 14114385. . « F=— 0.086 | min, . np fie + Ball Yen Mölk . » Gesell ab „ern — 0.051 = “7 n ee: £ Schottwien. - se a RE A Diane Fü 4.0.0588 Man findet daraus a ee RR 54:1 Zah 777 Be 1 5 RER ee = 10485, R=4.', I= + 0.093, b= + 0.'070, r = 10.'9 Man findet daraus Zone 46°, 2. Gruppe, L=130. $=3040.0, R=23.2, I= — 0.246, b— — 0.136, r = 9.7 Belunors eu snde Er BI — 8 bie inne E=— 0,089 Conegliann. .. . 0=4.0+ 421+ 7b. . .F=+0.071 L Zone 4S!, 3. Gruppe, L=19°. GEAR NS sehn — Blr 2b... 1.2 = + 0.069 { reiben arme. ee gzieie,n; °=4.17— 461l+21b. . . F=— 0.064 a ee nn an 100. ee 0 Man findet daraus schen 8, ET ARE AU, PEN 0.037 = 4034./6, R=2.9, 1I=+ 0.354, b= + 1.920, r=5.'8 | | | |» | | 304 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Zone 46°, 3. Gruppe, L=15°. Zone 550, 1. Gruppe. L=110. Adelsberg . . .. o=445 + A6l+14b. . . F= +00 | Paria...... d6=4147 +1101—11b. . . F= — 00044 Laibach. . ... 6=415 + 381— 3b... .F=+0.11 | Mailand... . . 6—=4.33 +1091—28b. . . F= +0.%07 Neustadtl ... .. 6=450— 121+125. . „.F=—0.234 | Cremona. .... 6=4.87 + 591— 8b... F= 0.254 Elllys os... epußh 8=4.07— 181 —14b. . . F=—0.069 | Manta... .. d6=5.08+ 131— 9. . .F=—0.238 | ER Er 6=3.5— 5l+115. . . F=+0.160 | Verona... .. 9=4.60+ 31-65. - F= + 0.338 | Man findet daraus | Man findet daraus 6—=411.6, R=3.5, = — 0/26, b = — 0.563, r=r.8 | 9=447/2%, R=6/7, I= + 0.235, b= + 0.381, r= 15.1 ? Zone 450, 2. Gruppe, L=130,. Zone 46°, 4%. Gruppe, L= 240, Bono. u.a 6=453 + 7al— 4b... F=ıo Karlsburg .. . . 6—=3057 + 21l— Ab. - F= + 00094 Br a EEE os de a Hermannstadt. . . 6=3.48— 131+135b. } E— Nele 6—= 4.20 411—236b. . ..F=-—.0.018 Schäsbug . . . . 0=2.410— 521—-13b. . .F=—0.0% Ei = ee re 4Bl+ 8b... ae Fogaros. . .. . 6=2.35— 6814105. . . F= +0.118 Kiumeo 2°, 8; 5 6=3.90— 8831—195b. . . F= +0.088 Man findet daraus Man findet daraus = 30223, R=2.2%, 1I= — 0.99, b = — 0.854, r—=8.7 = 217.9, R=1./3, I= —0.166, b = — 0.876, r— 2.8 Von den dalmatinischen Beobachtungsorten konnten wegen ihrer zu geringen Anzahl keine Gruppen gebildet werden. Es ist nun leicht, für die Normalpuncte auch die Werthe der aus den Beobachtungen abgeleiteten Declination zu finden, indem man aus Tafel XXVN die diesen Puneten entsprechenden Zahlen (@) nimmt, und sie um die zugehörigen Werthe von ö verkleinert. Die auf diese Weise gefundenen Declinationen (D) finden sich in der folgenden Tafel, in welcher auch die Ergebnisse der vorhergehenden Rechnungen zusammengestellt sind. Tafel XXIX. Declinationen an den Normalpuneten. Breite. | Gruppe, ww” mw u 2 oQ Se ueovo ru [3 SCH I sow® wow 0 Re .7 0 2.5 9.7 1.1 7.9 4.0 1 3.8 4.9 5.8 9 8 8 7 m joa “. ww. vuor onSh 3 wa je N ES X m [3 va a Faro Le sus I} muosn CoK-7) je oT} a - = u we PO vwor Jemm Man kann aus dieser Tafel mehrere Thatsachen erkennen, welche einer näheren Beleuchtung werth sind. Es wurde schon früher bemerkt, dass der Unterschied (5) zwischen der gerechneten und beobach- teten Declination von Westen gegen Osten abnimmt, und die letzte Tafel zeigt, dass diese Abnahme sich zwischen den 13. und 15. Längengrad und unter den 48. und 47. Breitegraden grösser zeigt, wäh- rend sie in den beiden höhern Breitegraden zwar auch besteht, aber in viel geringerem Grade. Eine Folge davon ist, dass sich zwischen den erwähnten Längengraden die Deelination von Westen nach Osten sehr wenig ändert, dass also die Isogonen sehr weit von einander rücken müssen ‚ während zwischen .— a nd auf die Aeusserungen der magnetischen Krdkraft. 305 dem 11. und 13. Längengrad das entgegengesetzte der Fall ist. Aus der Tafel wird ersichtlich, dass zwischen dem 13. und 15. Längengrad die Declinationsänderung für einen Grad unter dem 48. Breite- grad nur 6, unter dem 47. Breitegrad nur 9 Minuten beträgt, während sie unter denselben Breiten zwischen der Länge 11° und 13° sich auf 26° beläuft. Nach der Theorie soll sie in jenen Gegenden ungefähr einen halben" Grad, betragen, und diess ist auch ihr Werth dort, wo man sich mehr dem Flachlande nähert. Wir finden nämlich unter der Breite 48° die Deelinationsänderung vom 19. bis 24. Längengrad gleieh 30° für jeden Grad, unter der Breite 47° zwischen dem 15. und 24. Längengrad gleich 29°. Da also in diesen Gegenden die Aenderung der Deelination durch irgend eine noch unbe- kannte Ursache so verkleinert wird, dass sie selbst im Mittel auf den 5. Theil derjenigen herabsinkt, welehe sie ohne dieser Ursache sein würde, so ist sehr wohl möglich, dass sie für manche dieser Ursache näher liegende Orte sogar in eine entgegengesetzte übergehen kann, wie wir diess z. B. in Tafel XXIV sehen, wo für Triest eine grössere Declination gefunden wurde, als für das westlich davon gelegene und in Breite wenig verschiedene Görz. So wie die Unterschiede ö für dieselbe Breite gegen Osten abnehmen, so nehmen sie für die- selbe Länge gegen Süden zu. Es geben z. B. ihre Werthe für die Länge von 15 Graden folgende Reihe: Breite: 50%, 49°, 180, 17%, 46°, ° 3°13', 3°22', 3°40', 3°50', A’18'. Es wird also zwischen beiden Richtungen eine geben, worin diese Unterschiede einen eonstanten Werth haben. Diese Zunahme der ö von Norden gegen Süden geschieht aber auch nicht gesetzmässig, sondern in Sprüngen, es wird daher auch die Linie der constanten Werthe von 5 nach keinem ein- fachen Gesetze fortlaufen. Aus den Zahlen der Tafel XXVI ist ersichtlich, dass die Declination bei 7’ Länge von Greenwich von Norden gegen Süden ab-, bei 8° Länge zunimmt, dass also zwischen beiden Längegraden (bei 7°20‘ oder 25° von Ferro) die Linie gleicher Deelination (Isogone) nach der Theorie dem Meridiane parallel sein soll. Tafel XXIX zeigt, dass dies in der Wirklichkeit auch bei 15° ‚Länge noch nicht der Fall ist, sondern dass auch hier noch die Deelination mit der Breite abnimmt. Das Zusammenfallen der Isogonen mit dem Meridian tritt daher noch weiter gegen Osten ein. Wahrscheinlich ist auch dieses mit der Verrückung des ganzen Curvensystems veränderlich. Um aus den für die Normalpunete gegebenen Werthen der Deelination auch jene der dazwischen liegenden Punete zu finden, wird es am zweekmässigsten sein, eine Interpolationsformel zu wählen, welche auf den Ort der Normalpunete keine Rücksicht nimmt, weil dieselben nicht gleichweit von ein- ander abstehen. Bekanntlich hat man, wenn y eine Function von x bedeutet, und A, B, €, D, ... ge- gebene Werthe von y sind für die entsprechenden Werthe z=ab od ..., für jeden Werth von y, zu welchem der Werth = gehört. „_AE=-HE-HE-H... ZBE-AE-IE-N. .. “r A b)(a—e)(a—d)... r =. b—e)(b—d)... E-)E-b)E-A...- E-VE-HE-N... riet er BF Bay TE? ame 37 Barıya Diese Formel wurde überall angewendet, wo sich auf einem Breitengrade vier Normalpunete be- fanden. Wo deren nur zwei waren, musste einfach interpolirt werden. In der Breite 47° kam zu den in der vorhergehenden Tafel gegebenen Normalpuneten noch der Punet Länge — 19° hinzu, wo nach den in Ofen angestellten Beobachtungen die Deelination = 12'37' gesetzt wurde. Auf diese Weise wurden die Werthe der Deelination für die ganzen Grade gefunden , jene für die halben Grade aber durch Interpolation abgeleitet. Dieses Verfahren gab die Tafel XXX, welche die aus den Beobachtungen gefundenen Werthe der Deelination enthält. Da diese Tafel aus den Bestimmungen der Normalpunete abgeleitet wurde, so hat sie auch dieselben Gränzen, sie reicht nämlich gegen Westen in die nördlichen Breiten bis Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 39 306 Carl Kreil. Ueber den kinfluss der Alpen 15° Länge, in den südlichen bis 11°. Für den Zweck, zu welchem sie entworfen wurde, nämlich zur Vergleichung der Declinationen der einzelnen Beobachtungsstationen mit ihr, ist sie daher zu beschränkt. weil einige südliche kaum die Länge von 9°, einige nördliche kaum 13° erreichen. Eine Ausdehnung der Tafel durch die Interpolationsformel war nieht ausführbar, weil sich gerade an den westlichen Grenzen die Hauptursachen der Störungen zu befinden scheinen. Es wurden daher einige Hilfspunete angenommen, durch welche diese Ausdehnung in Ausführung gebracht werden konnte. So gab Mün- chen für die Breite 48° und die Länge 115 die Deelination = 16°10‘, und die zwischen diesem und dem nächsten Normalpunete derselben Breite liegende Tafelgrössen wurden durch die obenerwähnte Interpolationsformel gefunden. Die Beobachtungsorte Pavia. Mailand und Isola bella gaben für die Länge = 90, Breite = 455 die Deelination = 16°42‘; die Orte Sondrio, Brescia und Cremona gaben für die Länge = 10°0, Breite = 45°5 die Deelination —= 15°43°. Die Orte Sondrio, Bormio, S. Maria und Mals gaben für die Länge = 100, Breite — 46°5 die Declination = 15°43°; endlich gaben die Orte Landeck, Bludenz, Bregenz für die Länge = 10°0,. Breite 47°0 die Deelination — 15°46‘. Mittels dieser Hilfspunete und einer Erweiterung durch einfache Interpolation in dem nördlichen Theile konnte der Tafel XXX die hinreichende Ausdehnung gegeben werden. um alle Beobachtungsstationen bis 19° Länge mit Ausnahme Dalmatiens zu umfassen. Tafel XXX. Deelination für 1848.0 aus den Beobachtungen. Länge von Greenwich. Breite 900 | 905 | 10°0 1005 | 1100 | 1105 | 1200 | 1205 | 1300 | 1305 1400 5100 us 5 & o£ ”s de = FA 15040° | 15025 | 15010 50.5 ri = ni ei E = u = se |se| sr 50.0 Pr A ie al RR r ü a 55 | Se0| 155 49.5 I: a 2 Z: ni re . 2 »3| 5ı | 13 49.0 = = a ae je 27 Ps BL je 28 15 0 48.5 a N eE rr = e & e u “ 14 45 | 48.0 ie en au 5 nz 16010 | 150 8 | 1m | 1220 | 128 | 129 | 47.5 ” = r er Fr »s”-|u9| u: | a0 | a2 | a3 47.0 z = 15046° | 1503 | 1502 | 15 & | 1250 | 1230 | 130 | aa | 1209 46.5 1 x 5s3 | 582 | 52 | 5: | ns | no | mol me | 116 46.0 = = s8| 5ı1ı|5s8s | 5»: | sel zul zsı l nal u 45.5 | 102 | se | 58 | 535 | 50 | 15 05 | 150 | 150 | aM = = 45.0 ee nn ss Il s2 | se I 55 |u rl solas AR me Länge von Greenwich. Breite |——————— 0000000000000 1400 | 1405 | 1500 | 1505 | 16:0 | 1605 | 1700 1705 | 1800 | 1805 | 19°0 ER 5 Ad er ae Air A wech. ar Ten EB ee ae A ee \ 5100 | 15010 | 14055 | 120207 | was | 120g. 2 = x & ie en 5 | 5 Ju | ur | um | mic 2” be BE u w Pr 50.0 | 15 5 | 1250 | 1435 | 1290 | 1% % | 1g0n0r | 13034 | 13019 | 130 2 | ag0ng | 903g. 5 | 5153| ue8| u | um | une ls | sa Il su | Bol RA ln 38 0 | 50) 25 | 20 | 25 | no| sa | ss I nel 25 I ne | m | 5 | 25 | 234 | mn | ae | se | a8 Il sa Il su | Bo| ne | Rn | 80| u | ua | um | us | se | se | na | ur | u a | mr | 29 7275| 43 | un | nu | a3 | Ss | Bm | u | ni ls allem I mn 0 | un | un | me | mw | we | sr | Bl us IB al as | mr 46.5 | 216 | 29 | % | 83 | 38 | na I aa | su I sales il mi 0 | 22 | a3 | 835 | Bm | ae | Bo I sel nel nılrs5 | Rs 45.5 ee bi nö - z “> 2 ni = ex u 45.0 > = e) > en it 2 & er er ER Der neu eingeführte Beobachtungsort München bietet unserer Betrachtung einen sehr interessanten Gegenstand dar. nämlich die ungemein schnelle Aenderung der Declination in der Breite von 48° und zwischen 11° und 12° Länge, welcher in den nächsten Längengraden gegen Osten ein fast gänzliches { Verschwinden dieser Aenderung folgt, so dass die Declination hier sich zwei Längengrade durch, nur ganz unmerklich ändert. Die Extreme liegen also hier unmittelbar an einander, und durch diesen n = = 7 3 = #. auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 307 Contrast wird die Sache nur um so auffallender. Da es die Pflicht eines jeden Beobachters ist, den Grund einer ihm aufstossenden Unregelmässigkeit zuerst in sich selbst zu suchen und zuzusehen, ob nicht etwa eine verunglückte Beobachtung oder eine seine Wahrnehmungen entstellende Fehlerquelle die Veranlassung sei, so wollen wir auch hier nach diesem Grundsatze verfahren, um so mehr, da wirklich der Verdacht, dass bei den Beobachtungen sich mehrere Unrichtigkeiten eingeschlichen haben können, nicht ganz ungegründet ist. Denn erstens sind viele derselben während Störungen ausge- führt, bei denen sich wie bekannt die magnetische Declination so schnell und um einen so bedeutenden Betrag ändert, dass man oft einen von der mittleren Declination sehr verschiedenen Werth finden kann, ohne sieh einen Fehler in der Beobachtung zu Schulden kommen zu lassen. Man kann wohl den Ein- fluss der Störung durch gleichzeitige Ablesung in kurzen Zwischenzeiten, welche während der Beob- achtung an einem anderen Orte angestellt werden, grösstentheils unschädlich machen. Allein der Be- obachter selbst hat kein Mittel, die Störung wahrzunehmen, ausser nachdem die Ergebnisse sämmtlicher Beobachtungen gefunden worden sind, und während jeder Beobachtung auch noch durch einen zweiten Beobachter Hilfsbeobachtungen anstellen zu lassen, wie man an wohleingerichteten festen Observatorien zu thun pflegt, würde zu viel Aufwand an Zeit und Hilfsmitteln erfordern. Was von den Störungen gesagt wurde, gilt auch von den täglichen Aenderungen der Deelination, von welcher schon S. 29% u. f. gesprochen worden ist. Eine dritte Fehlerquelle, welche ebenfalls bereits (S. 295) erwähnt wurde, hier aber genauer erörtert werden soll, ist der Mangel einer strengen Correction des in den Jahren 1846 und 1847 gebrauchten Theodoliten wegen der Torsion des Fadens. Aus den mit diesem Instrumente in Prag angestellten Beobachtungen ersieht man zwar, dass eine solche nur nöthig ist, wenn man die grösste Genauigkeit verlangt, begnügt man sich aber, die Declination bis auf ungeführ eine Minute zu kennen, so ist es hinreichend, die Torsion durch ein nieht magnetisches Torsionsgewicht vor der Beobachtung so klein als möglich zu machen, und sie dann als nieht vorhanden zu betrachten. So wurde mehrere Jahre hindurch bei den Beobachtungen im Freien zu Prag verfahren, und die S. 297 angeführten Resultate zeigen eine befriedigende Uebereinstimmung mit den an anderen Orten ausgeführten. Diess war der Grund, aus welchem ich glaubte, auch auf der Reise auf dieselbe Weise vorgehen zu können. Es scheint aber auf derselben die Torsion grösseren Veränderungen unterworfen gewesen zu sein, als im Ruhestande des Apparates, und obschon sie an mehreren Orten durch das erwähnte Verfahren hinweggebracht wurde, so mag vielleicht doch die Declination hiedureh zuweilen um mehrere Minuten unriehtig sein. Um den Einfluss derselben im uneorrigirten Stande des Fadens kennen zu lernen, habe ich auch auf der Reise im Jahre 1848, wo der neue Theodolit Nr. I. bereits mit einer Vorrich- tung zur scharfen Messung der Torsion versehen war, und diese daher auch bei den Beobachtungen in Rechnung gebracht werden konnte, an den meisten Stationen mit dem früheren Theodoliten Nr. I beobachtet , jedoch absichtlich ohne den Faden jemals auf der ganzen Reise durch das Torsionsgewicht von der Drehung zu befreien, nur in Prag vor der Reise, geschah diess, und habe folgende Unter- schiede zwischen der mit ihm und mit Nr. II gemessenen Deelination gefunden. Tafel XXX Unterschied zwischen den mit Theodoliten I und Il gemessenen Declinationen. um—1I 1m—1ı + a => kr et > Be 1.7 Pressburg 7.0 Muskapsl. Ei :,3C0%6 11:3 BERN. — U. 6. * 5.3 Iglau 4,5 Kolben»... 28 2.485 14.0 Santmar EB. 21,1,,45 9,0 Bichavs..., ie 29.5 Zuaml.Er #3,.1,.0% 8% 4.5 BONMaR En 10 0 see 5.0 Nagy Banya...., . UL 19,7 Czernowitz . .... 15,7 Braun, HE Fi a 4.0 Sinn ec. 80 Maros Väsärhely . . . 14.0 Proemyilıts RES 15.0 Fr 2,5 ET 17.0 Kogarde 7.3, 12.0 Baessew 5 Zugirzid, e 23.5 1 EEE 2 DR FZEN 7.5 Leutschau . . . 16.3 Korlsburb! Ai. CE & 15.5 Wiliezka . . 10.5 Teschmo FI 1% 6.0 Unghvär.. - 13.0 Klausenburg 8.8 EN. 3 ENGE RE 14.0 eranninien tn En 308 Carl Kreil. Ueber den Einfluss der Alpen Da man mit zwei verschiedenen Apparaten auch aus gleichzeitigen und mit grösserer Sorgfalt, als es auf Reisen möglich ist, angestellten Beobachtungen selten genau dieselben Resultate findet, so darf man sich nicht wundern, in den Zahlen dieser Tafel bedeutende Sprünge zu erkennen, wenn man bedenkt, dass die Beobachtungen zu verschiedenen Zeiten, unter verschiedenen Umständen , und oft auch von verschiedenen Beobachtern ausgeführt worden sind. Bei einigen derselben, namentlich in Suezawa, mag auch ein gröberes Versehen eingetreten sein. Da aber die Zeichen der Unterschiede dieselben bleiben, da also 'Theodolit II stets eine grössere Declination gibt als Theodolit I, so kann eine constante Fehlerquelle, die nur in der 'Torsion des Fadens zu suchen ist, nieht in Zweifel gestellt werden. Sie ist in der ersten Station noch klein, und wächst allmälig, scheint sich aber dann auf einer ziemlich gleichen Höhe zu erhalten. Rechnet man den wahrscheinliehen Werth derselben, so findet man dafür 8.9 einen Betrag, welcher die Grösse der täglichen Aenderungen nicht erreicht, und da in den früheren Jahren die Torsion, wie schon bemerkt wurde, öfters durch Anhängen des Torsionsgewichtes hinweggebracht wurde, so ist ihr Einfluss bedeutend geringer anzuschlagen. Er stellt sich daher in keinem Falle als so gross heraus, dass man ihn als Grund der aus der Tafel XXX ersichtlichen unregel- mässigen Aenderung der Deelination annehmen könnte, welche demnach in der Beschaffenheit der Erdrinde selbst begründet zu sein scheint. Für diese Annahme spricht auch der Umstand , dass es mehrere Puncte gibt, in denen sich eine solehe Unregelmässigkeit erkennen lässt. So sieht man aus der Tafel XXX bei der Breite 45°30° und 9° Länge eine Declinationsänderung von 5% in einem Längengrad, also doppelt so gross, als sie nach der Theorie sein sollte, während sie unter derselben Breite bei 12° Länge nur 19‘, also wenig über die Hälfte der von der Theorie gegebenen beträgt. Geht man auf die Tafel XXVI zurück, so bemerkt man zwischen Czernowitz und Stry, Orte, welche doch um mehr als 2 Längengrade von einander ent- fernt liegen, gar keine Aenderung der Declination. während sie zwischen Rzeszow und Tarnow in der Entfernung eines Grades 49‘ beträgt. Diese Unregelmässigkeit kann auf keine Weise der Drehung des Fadens zugerechnet werden, weil sie im Jahre 1848 gehörig untersucht und von ihr Rechnung getragen worden ist. Man muss also annehmen, dass es wirklich Gegenden gibt, in denen die von der geographischen Lage abhängende Aenderung der Declination, also auch diese selbst störenden Einflüssen unterworfen ist, dass daselbst eine Kraft auftritt, welche die des Erdmagnetismus merklich abändert, und gleichsam einen Nebenpol bildet, der den Hauptpol an einigen Orten verstärkt, an andern schwächt. Wenn man für die einzelnen Beobachtungsorte die Werthe der Declination aus der Tafel XXX nimmt. und sie mit den beobachteten Deelinationen zusammenstellt, so erhält man die Tafel XXXII, welche den Unterschied zwischen der beobachteten und der aus den Normalpuneten gerechneten Declination darstellt. | Tafel XXXIL Vergleichung der beobachteten Deelination mit der aus den Normalpuneten gerechneten. Beob- Normale chtäie Beobachtungsort. Breite. Zone 49°, Gruppe 1. YA 50 E 0:38 ‚ 0% DE ’ Bee‘. .T 4° 51.2.7775 55 tun 2... IBeleaalse|ıs 36] — 14 Chiesch . . ...11315|50 6|1528 | 15 38 | — 10 e 14 29 1 1458 l15 6 Keen \. 0; „Bas | ar el 5 + ee PIE aE le ee Y Gratzn . . 2 ...[1447 | 41848 | 14 322 | 1235| — 3 | ee 106 1700 7D | VE DO Nesha, 1 59|49 slız so lıa39| — 9 | Badlat .!. eb | AB 12] Bauer — Me te | Er : Iglau . - 2 2. .]15 38149 23 | 1213114 9 | + & Czaslau - 0... j-15-92 [49 57 | 18.24 1.14-18-| + 6 BR 16 5lassılız 58 | 13 a8 10 Chlumez .....I152|50 soJmaılmıs| + af em... 0. . ® Reichenau... „121686 | 50-11 | 13 57. 1 hg Zone 4S?, Gruppe 1. Leitomisch . . . .|16 19] 43953 | 1354 113553 | + 1ı S.Johann. . .» . .| 1220 | 47 32 | 1440 | 1436| + 4 Senftenberg . . . .|1627|50 5| 1350/1340 | + 10 | Sanburg . . . . .|1259 | 47 a8 | 14 29 | 14 392 | — 3 Golling . 20% we] #75 1425,14 22. Zone 50%, Gruppe 2. Altheim . . .....51311|4815 | 1429 | 1426| + 3 Olmütz. . 2 ..:...[17 15 | 49 36 | 13 23 | 13 19 4 | Scherding. . . . .11324|4827| 14230 |)142353| + 5 Troppaun . . 0. .[|1755 |4956 513 8/1259 | + lich .„ . 2... ..h18833 | 27 43 | 14 97 | 151 +02 | Teschen .„ . „ » .„[ 18 37] 49 45 | 12 50 | 1248 2 | Vöcklabruck . . . .11336|48 1] 1428] 1415| + 13 | Le auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. 309 Beob- Beob- achtete Normale | achtete | Unter- Beobachtungsort. Länge. schied Beobachtungsort. schied Declinationen. N—B Deelinationen. N—B Zone 4S?, Gruppe 2. we er Fe DB h Zone 47°, Gruppe3. | 5 , Aa, ER est, : Kremsmünster. . . . .|14 8|48 3 | 1426 | 14 44 | — 18 | S.Paul .„ . 14 54 |A6 43 | 13 9|1210| — 1 LEI Be 14 15 | 47 34 | 14 21 | 14 3 | + 18 | Bruck. . 15.12.1,.47'25 | 14 7 | 1 5| +2 Base 201 13 ER Een 15 28 |47 3|11359| 14 2| — 3 Bmentr,..... aaa a 35 118 19 IE R6H He Marburg... . .. . 154214635113 39| 1341| + 8 mean. ‚Ber. 14 53 | 47 32 | 14 15 | 14 22 | + 7 | Gleichenberg. . 537) 9%2113351133542| + 1 Auenzu tr... m a So Tas Asse Takes | 14. el | DEE. ; » . „1815 21 | 48714 [14 12 | 14 10) #22 Zone 46°. Gruppe 1. Sehottwien. ... 2. .1715.:5941,47139,] 28, 56 |.14:56. | -— 10 ‚fı Isola bella; '.\. zı.0r | 18.39. J45 155.1 — | — = Wien... 2.2 =... 1160,88: | EA Com „ar. 9 4| 45 48 | 16 38 | 16 15 | + 23 BORREE: BE E - 952 | 46 10 | 1550| 1535| + 15 Zone 480, Gruppe 3. Bresca.. ....../j1011|35 32) 153911550 | — 11 Pressburg . . » . . .[17.4|48 9139711335 | — 8 | Bomio . . 2 ....751021)\)46 30 | 1535| 1543 | — 8 Comom . +. 2 2.141842; 47, 86.4 12: 58 | 32 43 | + Ich Tenban a5 Tags ht 1 6/4 3151511525 | — 10 Schemnitz . . » + « »] 18.551148. 27.112 2 1223| —- 4 Zone 46°, Gruppe 2. Zone 47, Gruppe 1. DAB .:. .|. wu20h 1213 |4ı6 8S| 1446 | 1449| — 3 Bremer Sir 9 41 | 47 30 — _ _ Conegliano. . . »..1|1218 | 45 57 | 14157115231 — 3 Blndete 2.2... 20.10 9545 473 9 1.1555 15.58. > 1 Pam rap: .[13 38 | 45 56 | 1419 | 1412 | + 7 S.Maria. 2 28. 2 1910.25 1.46:31 | 15 32 | 5 5.1 — 1 DIOR. yHrakı. Meonıra 1346135 39|143)1435| — 2 Male... A. an 10 50 ART 153355115 32. Landeck. . .....11031|27 81153: 11536 | — 2 Zone 46°, Gruppe 3. Imsti. hr a OO 1159 1 1 Adelsberg . .z...[1212 | 4546 | 14 5/14 3| + 2 Memdiit. „Meran Ba] 15 are 18 ana 7, RESP T Bolsen rs: 0% 5101824630 1 17155283 re ee ar 1 ae rue 2 1 TE 12120 oT 1 ae, 0 ie. 1518 |46 1411353 | 13 54 | — 1 ET I ARTE A EN I 12alı7 0|lı5 8|1510|— 2] Agsam .2.2..:...155 |) 5249| 13 19 | 13 2144| — 5 Rattenberg. . . . . . | 11 37 | 47 27 | 15 24 | 14 56 | + 28 Brunnecken . .... 11 54 | 46 18 | 1454 J15 2| — 8 Zone 45°, Gruppe 1. Dalai een 910 2351| 1621 163| — 1 Zone 470, Gruppe 2. Mailand sera : .| 911 |45 28 | 16 31 | 1640| — 9 Idonz..w%. 10 280. SINE 500 1 35T 40 Cremona..2..:.|)0 15 8|5 2 | 1546| — 4 ee REED FAT TO EUER SU 1120 SB Manta 9. 0 Me 1047 |35 9157/15 9| +18 Badsmdlst anne 13 28 | 4723 | 1226 | 1215 | + 11 VelaBn iu, Sa hr 10571435 236| 15211153 | — 12 Gmünd . . 2... .1]13 30 | 46 54 | 14 24 | 1427| — 3 Bleiberg. . . . ...1[1342 | 46 36 | 14 20 | 1451 | — 31 Zone 45°, Gruppe 2. | Bovigo in Ze se AG A511 4 Zone 470, Gruppe 3. REED N IREIREN. 0. .|1582|352%+|15 5|1523| — 18 KiApenbirEp 2 14 18 | 46 37 | 14 12 | 14 33 | — 21 | venedis. . .....)13219 | 4526 | 15 0 15 16 | — 16 || S. Lambrecht. . . . . 1a 181 47 2 142 a7 | 1246| — 29] Pol. . ..0. 0. .11348 | 4258 1 1% 50 11420.) 730 | Kallwang . 2.2... 14 45 | 4727 | 1216 | 1413 | + 3 | Fiume. . 0... nr | 1413|59| — | — Nr i j Man erkennt aus dieser Tafel den Einfluss rein örtlicher Störungsursachen, nämlich solcher, deren Wirkung sich nieht über die ganze Gruppe erstreckt. sondern auf einen engeren Raum, meistens nur auf den einen Beobachtungsort allein beschränkt ist. In den beiden nördlichsten Zonen 50° und 49° finden wir keine bedeutende Abweichungen, weil jene Orte, wo höchst wahrscheinlich solche eingetreten wären, nämlich jene des nördlichen Böhmen, nicht in die Untersuchung einbezogen wurden. In der Zone 48° ist Kremsmünster und Lietzen am meisten abweichend. und zwar in entgegengesetzter Rich- tung, so dass am ersten Orte eine zu grosse, am zweiten eine zu kleine Deelination gefunden wurde. Unter dem 47. Grade ist Rattenberg sehr abweiehend, so wie die drei naheliegenden Orte Klagen- furt, Bleiberg und S. Lambrecht. Es zeigt sich also hier eine Störungsquelle, deren Wirksamkeit sich schon etwas weiter erstreckt. Die Zone 46° zeigt in Como eine starke Abweichung, wovon der Grund wohl nicht schwer aufzufinden ist. weil am Como-See bei Bellagio ein Lager Serpentin mit eingesprengtem Magneteisenstein aufgedeckt wurde. (Siehe magn. und geogr. Ortsbestimmungen I. Bd. S. 110). Eine noch mächtigere Störung scheint in Conegliano Statt zu finden. Vielleicht wirken die um Vieenza aufgefundenen Basaltlager bis dorthin. Wahrscheinlich wird man auch die in Mantua und Padua bemerkten Abweichungen auf ihre Rechnung setzen können. Alle diese örtlichen Störungen müssen Gegenstand specieller Untersuchungen sein, welche die näheren Umstände aufklären und dadurch hoffent- lich manchen Blick in die Tiefe erlauben werden, welcher ohne der Magnetnadel uns nicht vergönnt wäre. Wahrlich auch dieser Zweig wird unsern Nachfolgern noch unabsehbaren Stoff zu Forschungen darbieten. 310 Carl Kreil. Ueber den Kinfluss der Alpen Aus der Tafel XXX lassen sich auch sehr leicht die Linien gleicher Deelination (Isogonen) berech- nen, welche in der folgenden Tafel und in den beiliegenden Karten, diesen Zahlen gemäss, einge- tragen sind. Tafel XXXII. Isogonen. Isogone — 15030° | 15°0° | 14030. | 1400° | 13030° 1300: Breite | Länge von Greenwich. x 14020° 15020 50.5 13 15 14 15 15 14 50.0 13 10 14 10 15 10 160 8 170 8 180 8 49.5 13 5 14 6 15 6 16 4 17 4 18 0 49.0 _ 14 0 15 0 16 0 16 56 17 51 48.5 -. — 14 42 15 58 16 58 18 0 48.0 11 50 12 % 12 45 15 51 16 58 18 8 47.5 11 36 11 59 12 55 15 39 16 54 1358 47.0 10 40 11 38 13 0 15 26 16 48 18 10 46.5 10 35 11 39 13 0 15 12 16 42 18 12 46.0 10 32 11 39 13 0 14 42 16 30 18 12 45.5 10 32 11 5% = —_ _ _ 45.0 10 35 12 30 — nr = 2 Auf der Karte, welche den Lauf dieser Linien verzeichnet enthält, sind auch die nach der Theorie von Gauss gerechneten Isogonen eingetragen, und durch die punctirten Linien dargestellt. Die Beob- achtungslinien wurden für die Gegenden, welche ausserhalb des Bereiches der Tafel XXXIH liegen, nach den Ergebnissen der einzelnen Stationen fortgeführt. Es zeigen sich in ihnen die Unregelmässig- keiten, welche schon aus den vorhergehenden Tafeln XXX und XXXI erkannt wurden, auf eine sehr augenfällige Weise, wie z. B. das Zusammenrücken derselben unter dem 48. Breite- und 12. bis 13. Längengrade, und die gleich darauf gegen Osten erfolgende Erweiterung des Curvensystems, welche durch eine Ausbeugung der westlichen Curven gegen Westen, den östlichen gegen Osten hervorgebracht ist. Dadurch entsteht ein von Curven gleichsam entblösster Raum, in dessen Mitte Steiermark mit seinen aus- gedehnten Kisenlagern liegt, deren Einfluss sich auf diese Weise grossartiger herausstellt, als es die Ergebnisse der einzelnen Beobachtungsstationen, namentlich die Intensitätsbeobachtungen (Seite 279) vermuthen liessen. Gegen Norden scheinen die Linien einen regelmässigeren Gang anzunehmen, jedoch haben die in Böhmen ausgeführten Beobachtungen schon früher gezeigt (Siehe Ortsbestimmungen in Böhmen S. 90), dass im nördlichen Theile dieses Landes grosse Abweichungen vorkommen, und die Isogonen eine Wendung gegen Osten annehmen. Im nördlichen Ungarn und in Galizien scheint ebenfalls eine sehr merkliche Krümmung der Linien einzutreten. Sie wenden dort ihre Convexität gegen Westen, und weichen unter dem 47. und 46. Breite- grade gegen Osten aus, nehmen jedoch in den tiefern Breiten wieder eine gegen Westen gekehrte Krümmung an, wie sich aus den dalmatinischen Beobachtungsorten ergibt. Die stärkste Störung scheint aber im östlichen Galizien, in der Bukowina und in Siebenbürgen Statt zu finden, wo leider der Beob- achtungsorte zu wenige sind, um den Gang der Linien mit Entschiedenheit verfolgen zu können. Nur von der Isogone — 9°30° konnte wenigstens annäherungsweise die ganze Ausdehnung angedeutet wer- den, und sie bietet eine hinreichend auffallende Figur dar, um daraus auf mächtige Störungsquellen schliessen zu lassen, welche vielleicht in den Metalladern,, an denen jener Landestheil so reich ist, ihren Sitz haben. Die in der Gegend von Jakobeny befindlichen Eisenminen streichen von Ost nach West, und sind sehr ausgedehnt, so dass sie sich bis tief in die Moldau erstrecken. Die nächsten von den in Angriff genommenen sind '/, Meile vom Orte entfernt, und liegen gegen Südost. Das Mineral ist Kieseisenstein, und 18 pCt. hältig. In einer Entfernung von 5 Stunden an der Bistritz befindet sich ein Lager von Magneteisenstein, das 40 pCt. hältig ist. u Di ae 2 ni a EEE at Ee I Br 311 Die Pflanzenrestie im Salzstocke von Wieliezka. Von Prof. Dr. F. Unger, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 26. Mai 1849. Unter die Substanzen . welehe zur Erhaltung organischer Körper der Vorwelt, wenn nicht m der Regel, so doch wenigstens ausnahmsweise. beitrugen. gehört vor allen der Bernstein und das Steinsalz. Wenn jener bei seiner ursprünglich flüssigen Beschaffenheit selbst die zartesten Theile von Pflanzen und Thieren zu umhüllen und zu schützen vermochte. wirkte das im Wasser aufgelöste Steinsalz weniger umhüllend und schützend, also mehr in der Art wie andere im Wasser aufgelöste oder demselben mecha- nisch beigemengte Mineralsubstanzen. daher die von demselben eingeschlossen organische Körper im All- gemeinen in der Beschaffenheit angetroflen werden, wie Thier- und Pflanzenreste zwischen Kalk-. Thon- und Sandschichten erscheinen. Es gibt viele Salzlager, in denen wir nicht die geringste Spur organischer Einsehlüsse wahrnehmen. Davon ist auf eine merkwürdige Weise das Steinsalzlager von Wieliezka in Galizien ausgenommen. In diesem grossen Salzstocke finden sich sowohl im grauen Salzthone als im festen krysfallinischen gran- lichen oder wasserhellen Steinsalze an gewissen Stellen mehr oder minder bedeutende Anhäufungen, sowohl vegetabilischer als animalischer Körper. beide auf eine Weise erhalten, dass ihre Bestimmung häufig recht gut möglich ist. Insbesonders ist man kürzlich m der Spizasalzaufdeckung der Kammer „Hrdina”, 97 Lachter unter der Oberfläche des Bodens auf ein Lager gestossen, wo sich in Begleitung von Molluskenschalen. zahlreichen Foraminiferen. Cytherinen') und emer Koralle, der Oyathina sa- linaria Reuss?). Trümmer von Holz. Zapfen von Nadelhölzer. Früchte einiger Cupuliferen und Juglan- deen u. s. w. in einiger Vermengung vorfanden. Was die Pflanzenreste. welche durch Herm Bergrath Russegger an das montanistische Museum in Wien, und von dort durch Herrn Bergratii W. Haidinger in meine Hände gelangten, betrifft. so sind dieselben alle ohne Ausnahme dunkelbraun gefärbt. von Aussehen der Braunkohle, fest. und na- mentlich das Holz im Gefüge so gut erhalten. dass man die einzelnen Gefässe und Zellen. aus denen es zusammengesetzt ist, mikroskopisch recht wohl zu erkennen und zu unterscheiden vermag. Die meisten Früchte und Zapfen besitzen eine gut erhaltene Aussenseite und smd wenig gequetscht, die Holztrümmer, theils Stamm-. theils Aststücke. haben scharfe Bruchkanten , letztere nieht selten noch ihre Rindenbekleidung, und nur bei wenigen findet man einige. wiewohl zweifelhafte Spuren von Ab- reibung und Abrundung. Früchte und Holztrümmer sind häufig durch ein geringes Bindemittel von 1) Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. 1847, II. p. #17. Die Cytherinen gehören dem Salzthone an. Es sind 19 Arten, wovon fünf ihm eigenthümlich. sieben dem Leithakalke.. zwei dem Tegel und sechs Arten beiden letzteren des Wiener Beckens gemeinsam sind. 2) Naturwissenschaftliche Abhandlungen , herausgegeben von W. Haidinger, Bd. II. p. 15 1. 2 1. 1—#. 312 F. Unger. krystallinischem Steinsalze aneinander gekittet und brechen nicht selten eher als sie sich von diesem lösen lassen. | Unter den Holztrümmern gibt es selbst faustgrosse Stücke, welche ganz und unzerklüftet erschei- nen und nur von feinen Haarspalten durchsetzt werden, die jedoch von feinen Salzkrystallen ausgefüllt eben dadurch schon dem freien Auge erkenntlich werden. Diese Haarspalten verlaufen nieht immer längs den Holzfasern, sondern durchschneiden dieselben ebenso oft der Quere nach ‚ was darauf hindeutet, dass sie erst nach der Einschliessung des Holzes in den Salzstock entstanden. Alles Holz vom Wieliezkaer Flötze schwimmt anfänglich auf dem Wasser, ist dieses aber durch sein Gefüge gedrungen, was oft in wenigen Stunden erfolgt, so sinkt es in demselben unter. Dasselbe erfolgt noch viel früher , wenn das Wasser erhitzt wird, indem dadurch die in den leeren Gefässräu- men enthaltene Luft um so rascher herausgetrieben wird. Wird das untergesunkene Holz wieder aus- getrocknet, so schwimmt es wie zuvor, braucht aber jetzt viel weniger Zeit um neuerdings im Was- ser unterzusinken, was sich nur durch die erhöhte Hygroskopieität der Zell- und Gefässwände erklä- ren lässt. Gewöhnlich sind die Holztrümmer, wie sie in der zur Untersuchung erhaltenen Sammlung vorla- gen, theilweise mit einem körnigen , durchsichtigen , wasserhellen Steinsalze bedeckt, in dem sie ursprünglich eingehüllt waren. Auf dem Hirnbruche (senkrecht auf die Achse des Stammes) hingegen findet man nicht selten einen schneeweissen Ueberzug, der genauer betrachtet aus haarförmigen krum- men Nadeln besteht, und keine Aehnlichkeit mit der früher erwähnten Salzkruste hat. Die Untersu- chung zeigt indess, dass auch diese haarförmigen Krystalle weder Gyps noch Haarsalz, sondern nichts anders als Chlornatrium sind, nur können sich dieselben nicht von aussen an das Holz angelegt haben, sondern müssen aus demselben durch Auswittern gebildet worden sein. Auf etwas ähnliches machte mich im chemischen Laboratorio des Joanneums in Gratz, Herr Prof. Pless aufmerksam, indem er mir krystallisirtes Jodkalium vorwies, das ausser den grösseren untereinander verbundenen Krystallen noch Büschel haarförmiger Nadeln enthielt, die aus den Fugen grösserer Krystalle später, hervorge- treten waren. Ein anderer Ueberzug, welcher sich an den Wieliezkaer Holztrümmern noch zuweilen vorfindet,, ist firnissglänzend. Auch dieser besteht aus Chlornatrium. Alle diese Salzüberzüge werden durch Wasser sogleich aufgelöset, und es erhält dann das Holz das Aussehen einer gewöhnlichen Braunkohle, an der man die Holztextur noch wahrzunehmen im Stande ist. Um sich davon zu überzeugen, dass das Salz nicht bloss die Aussenseite der Holztrümmer über- zieht, sondern auch, wenn nieht ganz, so doch wenigstens theilweise das Innere derselben erfüllt, muss man aus der Mitte eines grösseren Holzstückes, das von Haarspalten nicht stark durehdrungen ist, solche Stücke zur Untersuchung ‚wählen, an denen man wenigstens mit freiem Auge keine Salzkrystalle wahr- zunehmen im Stande ist. Bringt man dergleichen Stücke in destillirtes Wasser, so verräth auch hier im Kurzen schon der Geschmack einen nicht unbedeutenden Salzgehalt , zugleich aber noch eine Beimischung , die denselben sehr ekelhaft macht, und nach faulen Rüben schmeckt. Dieser Geschmack dauert auch nach dem erfolg- ten Kochen noch ungeschwächt fort. Mit diesem sonderbaren Geschmacke hat offenbar der Geruch, der beim Zerreiben des Salzes entsteht, einerlei Quelle. Die wässerige Lösung ist stets wasserhell , reagirt aber etwas sauer. Auf salpetersaures Silber- oxyd erfolgt ein so reichlicher Niederschlag, dass man anzunehmen genöthiget ist, das Chlornatrium müsse in der Substanz des Holzes, ungeachtet es das Auge nicht wahrnimmt, dennoch in nieht unbedeu- tender Quantität vorhanden sein. Alles Holz aus dem Salzstocke von Wieliezka ist spröde und lässt sich nicht schneiden. Für die mikroskopische Untersuchung muss es also gewisser Massen erst vorbereitet werden. Verschiedene Ver- Die Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliezka. 313 suche haben gezeigt, dass man sich am besten durchsichtige oder doch wenigstens durchscheinende Partikelchen zu verschaffen im Stande ist, wenn man dergleichen Holzstückchen durch längere Zeit im Wasser kocht. Das auf diese Art von seinem Salzgehalte befreite, und überdiess in seinen Membranen aufgeweichte Holz ist nun der Behandlung mit Schneidewerkzeugen zugänglich. Es lassen sich nun- mehr sowohl Längen- als Querschnitte in einer Grösse von einer Quadrat-Linie und mehr verfertigen, was für die mikroskopische Untersuchung hinlänglich ist. Die Frage, ob das Chlornatrium den Innenraum der Zellen und Gefässe erfüllt, ja ob dasselbe wohl auch die Zell- und Gefässwände selbst durchdringe, kann nach den auf obige Art gewonnenen mikro- skopischen Präparaten, wo alles Salz früher weggeschaflt wurde, nicht wohl ermittelt werden. Ein Zuschleifen des unveränderten Holzes mit Oel zu dünnen Blättchen hat eben so wenig zu einem sicheren Resultate geführt. Indess ist die Frage auf eine andere Weise mit Sicherheit entschie- den worden. Unter den Hölzern von Wieliezka ist ein unserem Buchenholze ziemlich ähnliches Holz das ge- wöhnlichste , nämlieh Fegonium salinarum Ung. Auf dem Längenbruche dieses Holzes erhält man sehr reine, ebene Flächen, die mit der Loupe betrachtet, die Gefässe von den Prosenchymzellen und diese von den Parenchymzellen der Markstrahlen recht leicht unterscheiden, zugleich das Lumen der Gefässe so gross erscheinen lassen, dass man den Inhalt derselben noch hinlänglich deutlich gewahr wird. Es zeigt sich nun bei dieser Untersuchung, dass das Chlornatrium durchaus nicht in den Gefässen und im Innern der Zellen abgelagert ist, sondern dass dasselbe in feinen Blättchen und punetgrossen Partikelehen stets nur die feinen Spalten des durch und durch zerklüfteten Holzes erfüllt. An eine Durchdringung dieses Salzes durch die Zell- und Gefässwände ist daher nicht zu denken. Sehr in die Augen springend lässt sich diess durch einen Versuch mit salpetersaurem Silberoxyd darstellen. Betupft man nämlich auf dem Längenbruche dieses Holzes jene Stellen, die sich früher durch die Loupe als Salz- frei erkennen liessen, so erfolgt durchaus kein Niederschlag; trifft das salpetersaure Silberoxyd aber eine Stelle, welche auch eine noch so geringe Menge von Chlornatrium, die selbst durch die Loupe nicht mehr erkenntlich ist, enthält, so erfolgt augenblicklich ein milchweisser Ueberzug. Anders ist es auf dem Querbruche, wo nicht die kleinste Stelle frei von Haarspalten und daher von Salzanhäufungen ist, daher bei Berührung mit obigem Reagens stets milchweiss wird. Dieser Umstand, dass bei dem Holze des Salzstockes von Wieliezka (und diess gilt von allen da vorkommenden Holzarten) stellenweise keine, stellenweise wieder die kräftigste Reaetion auf die salpetersaure Silberoxydlösung erfolgt, lässt mit Sicherheit den Schluss zu, dass das Chlornatrium in demselben nicht gleichförmig vertheilt ist, weder den Inhalt der Gefässe und Zellen ausmacht, noch ihre Membranen erfüllt, sondern lediglich auf Haarspalten abgesetzt ist. Eine andere Frage ist nun, wie die Haarspalten entstanden und das Chlornatrium in dieselben eingedrungen ist. Die Beantwortung dieser Frage hängt zunächst von der Vorstellung ab, die man sich von der Beschaffenheit der Pfilanzensubstanz macht, die vom Salze eingeschlossen wurde. Hier ist nur ein zweifaches möglich, es kann dieselbe entweder im recenten Zustande oder in jenem Zustande der Veränderung gewesen sein, den wir in den Ligniten und in der Braunkohle wahrnehmen. Betrachten wir den Zustand der Pflanzenreste in Wieliezka, so spricht einmal die dunkelbraune Farbe, die etwas spröde Beschaffenheit derselben selbst nach Entfernung des sie durchdringenden Salzes offenbar für die Natur der Braunkohle. Diess wird überdiess noch durch folgende Wahrnehmungen be- kräftiget. Das specifische Gewicht derselben ist in der Regel bedeutender als das entsprechende recenter Pflanzentheile, und nähert sich dem der Braunkohle sehr. Herr Prof. Pless hat dasselbe von Fego- nium salinarum, So wie es mit Salz impregnirt vorkömmt, auf 1,18, im ausgelaugten Zustande auf 1,16 bestimmt, während das dichteste Holz der Braunkohle, das Taxoxylum Aykei Ung. (Tawites Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 40 314 F. Unger. Aykei Göpp.) aus Artern nicht mehr als 1,21 beträgt’), und das specifische Gewicht des mit F'ego- nium salinarum zunächst verwandten recenten Holzes. nämlich der Buche, zu 1,119 ?) ange- nommen wird. Beim Verbrennen macht sich derselbe bituminöse Geruch bemerklieh wie beim Verbrennen der Braunkohle, so wie dieses unter ähnlichen Erscheinungen erfolgt. Zwar verbrennt das Holz von Wieliezka nur sehr langsam und unvollkommen; wird es aber vom Salzinhalte befreit, so erfolgt es viel schneller. Was endlich den Gehalt an unverbrennbaren Bestandtheilen betrifft, so zeigt sich hier dasselbe Ver- hältniss wie in der Braunkohle, d. i. der Aschengehalt ist eben so gross, ja noch grösser als der Aschen- gehalt der Braunkohle. Nach der Untersuchung des Herrn Prof. Pless beträgt die Menge der Asche bei Fegonium sali- narum, nachdem dasselbe mit Sorgfalt ausgelaugt wurde 2, 7 p. c., während der Aschengehalt von Tar- oaylum Aykei sich auf 0,6 p. c. beschränkt. Werden endlich Stücke von Holz und andere Pflanzentheile dieser Loealität durch längere Zeit in eine schwache Auflösung von kohlensaurem Kali gethan, so färbt sich diese wie bei gleicher Behandlung der Braunkohle braungelb. Die Lösung enthält Humussäure und Chlornatrium, dabei wird das sonst ziem- lich feste Holz weich, schmierig, und die mikroskopische Beobachtung zeigt, dass es bis auf einige Spuren von Prosenchymzellen und Markstrahlenzellen in eine amorphe braune Masse verwandelt ist. Andere Pflanzentheile werden dadurch teigartig aufgeweicht, ohne dass ihre Textur dadurch verloren geht. Alles diess zusammengenommen lässt keinem Zweifel Raum, dass das Holz und die übrigen Pflanzenreste von Wieliezka in wirkliche Braunkohle verwandelte und nur durch Ehlornatrium erfüllte Substanzen seien. Es liegt nun die Vermuthung sehr nahe, dass die fraglichen Pflanzensubstanzen früher in Braunkohle verwandelt, und erst dann von der Salzmasse eingehüllt und von ihr durehdrungen wurden. Nehmen wir an, die genannten Pflanzensubstanzen würden eher in Braunkohle verwandelt worden sein. bevor sie in die Salzmasse eingeschlossen wurden, so macht diess die Voraussetzung nothwendig, dass dieselben einem Vorkommen entnommen wurden. unter welchen wir ausschliesslich eine Braunkohlenbildung wahrnehmen. nämlich gewisse Gesteinsschichten, die wir als Braunkohlenlager bezeichnen. Diess setzt aber einmal das Vorkommen von Holz, Früchten u. s. w. in ausgezeichnet guter Erhaltung, ferner die Zerstörung solcher Lager, und endlich den Transport jener Gegenstände voraus, und zwar in einer Weise, dass ihre Ober- fläche dadurch nicht im mindesten verletzt und abgerieben werden konnte. Alle diese Voraussetzungen sind aber schon einzeln genommen kaum denkbar, viel weniger aber im Zusammenhange wahrscheinlich. Wir kennen zwar Braunkohlenlager , in denen Holz, Früchte u. s. w. in gut erhaltenem Zustande vorkommen, aber diess ist äusserst selten und meines Wissens bisher nur in den Wet- terauer Braunkohlenlagern beobachtet worden. Aehnliche Lager und ihre Zerstörung wären wohl möglich. allein die Fortschaffung ihrer Theile, ohne dass sie durch Abreibung von aussen leiden würden, selbst unter den günstigsten Umständen kaum möglich. abgesehen davon, dass in den Lagerungsverhältnissen dieser Pflanzentrümmer im Salzstocke von Wieliezka nicht das mindeste zu "Gunsten einer solchen Annahme, viel- mehr dagegen spricht. Es muss also jedenfalls der Gedanke aufgegeben werden, dass die fraglichen Pflanzenreste schon im verkohlten Zustande vom Steinsalze eingehüllt wurden. Diess führt aber nothwendig auf die Annahme, 1) Die Bestimmung des mit Salz impregnirten Fegonium salinarum wurde in absoluten Alkohol vorgenommen. Das specifische Gewicht wurde überall dadurch am genauesten ermittelt, indem man die genannten Substanzen in einer Schale mit ausgekochtem Wasser unter eine Luftpumpe brachte, und die Luft wechselweise auspumpte und hinzutreten liess. ?) Das ist im nassen Zustande, indess das Buchenholz im trocknen Zustande, je nach der mehr oder minder vollkommenen Trocknung, von 0,5422 bis 0,75 schwankt. a a EEE scene Die Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliezka. 315 dass dieselben im recenten Zustande vom Salze eingeschlossen wurden, und erst in demselben ihre Verwandlung in Braunkohle erfuhren. Prüfen wir diese Annahme näher, so ergibt sich keineswegs irgend ein Widerspruch in derselben. — Wir sind zwar keineswegs über den Vorgang der Braunkohlenbildung durchaus im Reinen, jedoch kennen wir wenigstens die Bedingungen derselben und wissen so viel, dass sie nur unter Einfluss von Feuchtigkeit und mit Ausschluss der atmosphärischen Luft, und häufig auch bei bedeutendem Drucke erfolgt. Umstände, die bei den im Salzstocke von Wieliezka eingeschlossenen Pflanzenresten eben so gut wie in den eigentlichen Braunkohlenlagern stattfanden. Es liegt daher durchaus nichts Widersprechendes in der Annahme, dass Pflanzenreste in Schichten ven Steinsalz eingeschlossen sich in Braunkohle ver- wandeln können. Es lässt sich dabei allerdings vermuthen, dass die Braunkohlenbildung unter diesen Umständen Modificationen erleiden mag. allein dieses genauer zu erforschen , wird eine besondere Aufgabe der Chemie bilden, die sich mit dem Gegenstande der Braunkohlenbildung im Allgemeinen beschäftiget '). Es ist also so viel als gewiss, die Pflanzenreste in Wieliezka sind im recenten Zustande vom Stein- salze eingeschlossen worden. Diess setzt aber einen flüssigen, gelösten Zustand desselben eben so noth- wendig voraus, wie jeder organische Einschluss die flüssige oder fein zertheilte Beschaffenheit des einschlies- senden Mittels, seien diess auch feste Gesteinsmassen. Es redueirt sich demnach unsere ganze Erörterung auf die Nothwendigkeit der Annahme, dass die Wieliezkaer Pflanzenreste im frischen Zu- stande in eine mehr oder weniger saturirte Kochsalzlösung geriethen und sich erst dort in Braunkohle verwandelten. Die Beschaffenheit des Holzes rücksichtlich ihrer Durchdringung von Salzsubstanz gibt uns Aufschluss, wie der ganze Process im Allgemeinen stattgefunden haben muss. Würden die Pflanzenreste längere Zeit in der Salzsole verweilt haben, so mussten sie endlich in allen Theilen von ihr durchdrungen worden, sodann zu Boden gefallen, und endlich von der krystallisirenden Substanz nieht bloss eingehüllt, sondern 1) Einige nicht uninteressante Andeutungen dieser Modificationen liefern Herrn Prof. Pless vergleichende Analysen des Wieliezkaer Fegonium salinarum und der Braunkohle von Artern (Taxoxylum Aykei) , die ich hier mit seinen Worten wiedergebe. Aether nimmt aus dem gepulverten Holze von Fegonium salinarum eine geringe Menge eines Harzes auf, das nach dem Ver- dampfen des Aethers als schmierige braune Masse zurückbleibt und sauer reagirt. Nimmt man die Säure mit kohlensaurem Natron weg, versetzt es mit Wasser und filtrirt es, so zeigt die Lösung beim Versetzen mit Schwefelsäure einen Geruch, wie ein Gemenge von Buttersäure und Essigsäure. Ameisensäure, die man hier allenfalls vermuthen könnte, ist hier ausser Spiel. Die Menge der Asche beträgt bei diesem Holze, nachdem es mit Sorgfalt ausgelaugt wurde, 2,7/,. Sie besteht aus Kieselsäure, Kalk, schwefel- sauerm Kalk, schwefelsauerm und kohlensauerm Natron und Chlornatrium. Ein Theil des letztern rührt ohne Zweifel davon her, dass es schwer möglich ist, das Holz vollständig auszulaugen. Die Gegenwart des kohlensauern und schwefelsauern Natron unterscheidet diese Substanz von den bisher bekannten Braunkohlen. Die Elementaranalyse zeigte nach zwei übereinstimmenden Versuchen und nach Abrechnung des Aschengehaltes Kohlenstoff 71,67 Theile, Wasserstoff 3,97 „ Sauerstoff und Stickstoff 22,3 5% 100, Theile. Das zur Vergleichung untersuchte fossile Holz von Artern, nämlich Taxoxylum Aykei, lieferte nur 0,6 %, Asche und diese enthält eben- falls eine geringe Menge Natronsalz; der Hauptbestandtheil war aber Aetzkalk und Gyps. Kali konnte weder hier noch bei Fegonium salinarum nachgewiesen werden. Die Elementaranalyse zeigte nach zwei übereinstimmenden Versuchen Kohlenstoff 60,26 Theile, Wasserstoff 3,63 Pr Sauerstoff und Stickstoff 34,11 ” 100, Theile. Glüht man das eine so wie das andere der fossilen Hölzer in einem Platintiegel mit aufgelegtem Deckel, und entfernt man das Feuer in dem Augenblicke, wo das Leuchtgas fortzugehen aufhört, so gibt das Fegonium einen Rückstand von 54 ge das Taxoxylum aber von 36 %,. Diese Methode, die gewöhnlich von Leuchtgaslabriken zur Werthbestimmung ihrer Kohlen angewendet wird, kann als unge- fähres Erkennungsmittel für das Alter einer Kohle dienen, oder wenigstens für den Grad des Verwesungsfortschrittes. Das Wieliczkaer Holz ist nach der Analyse augenscheinlich weiter fortgeschritten in seiner Verwesung, daher sein grösserer Rückstand von Kohle. 10 ® 316 F. Unger. auch im Innern der Elementarorgane erfüllt worden sein. Da letzteres nun nicht der Fall ist, so muss die Einschliessung in die krystallinische Masse viel rascher vor sich gegangen und jedenfalls früher erfolgt sein, als eine völlige Durchdringung möglich wurde. So plötzlich in die Salzmasse eingeschlossen erfolgte nun sehr allmälig und in langen Perioden die Umbildung in Braunkohle. Die biegsamen Pflanzentheile wurden nach und nach spröde, zogen sich unre- gelmässig zusammen und erhielten dabei Klüfte und Haarspalten. Erst jetzt drangen die noch nicht kry- stallisirten Kochsalztheile in die Oeffnungen und Klüfte der Pflanzensubstanz, gestalteten sich zu festem Steinsalz und impregnirten dieselbe auf solche Weise durch und durch. Dabei mussten natürlich die wäh- rend der Braunkohlenbildung erzeugten flüchtigen Verbindungen von dem Steinsalze aufgenommen werden, _ und dieses erhielt dann jenen Antheil von ölbildenden und Sumpfgas'), der es so sehr auszeichnet und vielleieht zum Theile den fremdartigen Geschmack, den dasselbe besitzt, bedingt. So viel über die Aufschlüsse, welche die Untersuchung der im Wieliezkaer Salzstocke eingeschlossenen Pilanzenreste einer Seits gewähren kann. Es knüpfen sich hieran jedoch noch einige geologische Folge- rungen, die füglich nicht übergangen werden können. Aus dem am Schlusse angeführten Verzeichnisse der Wieliezkaer Pflanzenpetrefaete ergibt es sich, dass man es hier mit einer Flora der Tertiär-Zeit zu thun hat”). Wenn auch ein Theil derselben bisher anderwärts noch nicht aufgefunden wurde. so ist doch die Hälfte derselben auch andern Localitäten eigen, und diese erweisen sich durchaus als mittel-tertiär. Es muss also das Salzlager zu Wieliezka, das diese Reste einschliesst , und wie nachgewiesen, gleichzeitig mit dieser Vegetation entstanden war, von dem- selben Alter sein. Das in dem Trahitgrünsteine bei Schemnitz in Ungarn, so wie im Wieliezkaer Salz- stocke eingeschlossene Holz von Taxoxylum Göpperti gibt zugleieh über die Entstehungszeit jener Gebirgsmasse Aufschluss, die nothwendig mit der des Salzstockes von Wieliezka in ein und dieselbe Periode fällt. Die gut erhaltene Aussenseite der Früchte, deren Artenzahl mit Einschluss der Zapfen 10 Species. also ?/, sämmtlicher Pflanzenreste betragen, ferner die frischen und scharfen Bruchflächen des Holzes, wie sie bei zum Theil verrotteten Baumstämmen und Aesten vorkommen, so wie das Vorhandensein der Rinde am letzteren, lassen mit Grund vermuthen, dass sie unmöglich weit hergeführt sein können. Aus der Beschaffenheit und den Lagerungsverhältnissen des Wieliezkaer Salzflötzes selbst geht her- vor, dass dasselbe ursprünglich ein Salzsee war, der nicht bloss durch Salzquellen seine Nahrung erhielt, sondern in dem sich zu verschiedenen Zeiten verschiedene theils schlamm-. theils sandführende Gewässer ergossen. Allerdings wäre es sehr wohl denkbar, dass die dieses Salzbassin umgebenden Wälder ihre Er- zeugnisse unmittelbar in den See fallen liessen. allein man müsste unter diesen Umständen leichte Theile, wie: Blätter, Blüthen u. s. w., viel häufiger als schwere. wie: Früchte, Holztrümmer u. s. w., im Salz- stocke eingeschlossen finden, was durchaus nicht der Fall ist. Der Mangel an Blättern und blattartigen Pflanzentheilen deutet hier eher auf einen weiteren, jedoch ruhig vor sich gegangenen Transport hin, wie er z. B. durch ein in den Salzsee mündendes Flüsschen am leichtesten bewerkstelliget werden konnte. So in den Salzsee angekommen sanken diese schweren Pflanzentheile früher zu Boden als sie von der Salzlösung durchdrungen werden konnten. Es erfolgte diess unter besonders günstigen Umständen während der Ablagerung des Spizasalzes, aber auch zeitweise noch später während des Absatzes von Grünsalz und des ihn begleitenden Salzthones. Bis uns nähere Aufschlüsse über die Lagerungsverhältnisse der vegetabilischen Reste von Wieliezka neue Anhaltspunete liefern, möge diese Ansicht als die sich gegenwärtig zunächst darbietende vorläufig als Basis für weitere Nachforschungen dienen. 1) Ueber das Kniestersalz von Wieliczka von H. Rose, Pogg. Ann. Bnd. 48, pag. 353. ?) Die von einigen angeführten Reste von Fucoideen, Farn und Cycadeen (Raumeria Reichenbachiana Göpp) scheinen mir unrichtig bestimmt zu sein. RR Die Pflanzenreste im Salzsiocke von Wieliczka. 317 | Ueber die Art und Weise der Verdampfung und der dieselben bedingenden Umstände, wodurch die | mehrerwähnte Salzlösung in festes Salz überging, mag aus dem früheren so viel entnommen werden, dass derselbe ziemlich rasch erfolgt sein dürfte. Ob aber dabei heisse, aus dem Innern der Erde hervordrän- gende Dämpfe einwirkten, oder diess auf eine andere Weise bewerkstelliget wurde, darüber mangeln noch alle Beobachtungen. Nur das gleichzeitige Vorkommen eines Holzes in der erwähnten Trahitformation in nicht zu grosser Ferne von diesem Herde, möchte zur Vermuthung führen, dass heisse Dämpfe, wie sie bei Trahithebungen nothwendig stattfanden. auch hierbei eingewirkt haben mögen. Flora des Salzstockes in Wieliezka. . Vorkommen Namen der Pflanzen. i in Wieliezka. in anderen Localitäten. Coniferwe. Pinites Salinarum. Partsch häufig. Peuce silesiaca. Ung. selten, mitgetheilt von Prof. Endlicher Dirschel in Schlesien. Steinhauera subglobosa. Sternb nicht selten Altsattel in Böhmen. Taxoxylum Göpperti. Ung. ein kleines Stück Im Trahitgrünsteine bei Schem- nitz in Ungarn. Betulacew. Betulinium parisiense. Ung häufig, mit der Rinde erhalten Umgebungen von Paris. Cupulifere. Quercus limnophila. Ung. in wenigen Exemplaren. Stein in Krain. glans Saturni. Ung. Mi = fe Stein in Krain. Casianea compressa. Ung 5 F = - is salinarum. Ung v „ ee = Fegonium salinarum. Ung das vorherrschendste Holz. Sr e vasculosum. Üng, seltener Ungarn, Steiermark, Oesterreich. Inglande«e. || Juglans ventricosa. Brong nicht selten Wetterau, Arzberg in Baiern, Franzensbrunn bei Eger, Stein in Krain. | salinarum. Ung selten. = costata. Ung nicht selten Wetterau, Altsattel in Böhmen, | | Re Stein in Krain. N Papilionacew. Cassia grandis. Ung ? — 318 F. Unger. Beschreibungen und Abbildungen der neuen Arten fossiler Pflanzen von Wieliczka. 1. Pinites Salinarum. Parisch. Fig. 28. 29. P. strobili ovati utrinque obtusi (3” —1'/,") squamis apophysi depresso-plana, margine superiore q I /s semiorbieulari juventute rugoso, umbone mamilari conico. Pinites salinarum Partsch. manuse. Endl. syrops Conif. p. 288. In salinis Wielicensibus. So häufig Zapfen dieses Nadelholzes unter den Petrefakten von Wieliezka vorkommen, so selten sind sie wohlerhalten zu finden. Gewöhnlich sind die Enden der Schuppen abgebrochen, so dass man von der schildförmigen Apophyse wenig oder gar nichts zu entdecken im Stande ist. Die zwei schönsten Exemplare, welche sich in der Sammlung des Museums der Hofkammer in Münz- und Bergwesen in Wien befinden, sind hier Fig. 28 und 29 abgebildet. Ganz richtig bemerkt Göppert (Ueber veget. Reste im Salzstocke von Wieliezka. — Uebersicht d. Arb. d. schles. Gesellsch. f. Nat. Kunde im Jahre 1847. Bresl. 1848, p. 73), dass diese Zapfen mit jenen von Pinus Pallasiana Lamb. grosse Aehnlichkeit zeigen. 2. Peuce silesiaca. Ung. P. ligni stratis distinetis (3 m. m. et ultra latis), vasis omnibus subleptotichis strata inchoantibus amplissimis, sensim angustioribus, poris uni-rarissime biserialibus sparsis, radıiis medullaribus uni-biseria- libus e cellusis 1 — 30 aequalibus amplis, duetibus resiniferis simplieibus copiosissimis. In salinis Wielicensibus. Stücke dieser der Holzkohle ähnlichen Braunkohle aus dem Salzstocke von Wieliezka erhielt ich durch Prof. Endlicher, dem sie in Krakau mitgetheilt wurden. Es ist offenbar eines der 3 Coniferen-Hölzer, deren Göppert a. a. O. Erwähnung thut. Die genauere Bestimmung war durch die gute Erhaltung der Struktur möglich. Dieses Holz stimmt genau mit einem fossilen Holze überein, welches ich in dem naturhistorischen Museum zu Troppau fand, und welches nach Angabe des Museums-Vorstandes Hrn. Prof. Ens, aus Dirschel in Oberschlesien, stammt. Da ich dieses Holz früher untersuchte als das Holz von Wieliczka und dasselbe von den bisher bekannten fossilen Hölzern specifisch verschieden fand, so bezeichnete ich es mit dem Namen Peuce silesiaca. 3. Steinhauera subglobosa. Siernb. St. strobilo ovali subgloboso, squamis oblongis obtusis enerviis, semmibus subglobosis (?) Sternberg Vers. II. p. 202. t. 49. f. 4. t. 57. £. 1—4 Enol. Synops. Conif, p. 302. In salinis Wielicensibus. Auch diese kleinen runden Zapfen kommen nicht sehr selten im Salze von Wieliezka vor, jedoch meistens so verletzt und verstümmelt, dass man sich nur durch Vergleiehung mehrerer Exemplare von der Art des Fossils zu überzeugen im Stande ist. 4. Taxoxcylum Göpperti. Ung. T. ligni stratis concentrieis (1—2 m. m.) distinetis, vasis poroso-spiralibus angustis pachytichis ad strati limitem paulatim angustioribus, poris diseiformibus minutis raris latera versus inter strias spirales Eu Dan nn ae were _— Zn Die Pflanzenreste im Salzsiocke von Wieliczka. 319 uniserialibus, radiis medullaribus simplieibus e cellulis 1 — 10 superpositis formatis, ductibus resinife- ris nullis. Taxitis scalariformis Göpp. Arch. f. Min. 15. p. 727 t. 17 1. 1—7. In salinis Wielicensibus. Unter den mir zur Untersuchung übergebenen Petrefacten von Wieliczka fand sich nur ein kleines Stück dieses ausgezeichneten Nadelholzes. Bisher war dieses Holz nur in einigen wenigen Trümmern, die im Trahitgrünstein eingeschlossen vorkommen, bekannt. Der Fundort für dieses, nämlich Schemnitz in Ungarn, ist nicht zu sehr von Wieliezka in Polen entfernt. 5. Betulinium parisiense. Ung. B. radiis medullaribus e cellulis triserialibus eonflatis, vasıs vaeuis (?), eorum septis scalarıformibus, eellulis ligni subpachytichis. In salinis Wielicensibus. Wir besitzen dreierlei fossile Birkenhölzer. Betulinium tenerum in Oesterreich vorkommend, Betulinium stagnigenum aus dem Kieselkalke von Tuchorzitz in Ungarn, und Betulinium parisiense aus dem Becken von Paris, von wo ich es unter der Bezeichnung „Enogenites” im Handel erhielt. Mit keiner von diesen Holzarten stimmt das Wieliezkaer Holz so überein, als mit der Pariser Art. Es ist meist in kleinen Stücken, vorzugsweise in Asttrümmern vorhanden, und besitzt noch häufig eine wohl- erhaltene Rinde, die jedoch keineswegs von lichter Farbe wie jene unserer Birke ist. 6. Quercus limnophila. Ung. Fig. 1—4. 0. nueula oblonga apieulata sesquipollicem longa, pollicem fere lata. apice rugoso-suleata caeterum laevi. eupula brevi, squamis latiusculis erenatis adpressis imbricatis. In salinis Wielicensibus. In Wieliezka kommen unter den nussartigen Früchten anderthalb Zoll lange und beinahe Einen Zoll in der Breite betragende Früchte vor, welche allerdings mit einigen Palmenfrüchten Aehnlichkeit haben, die jedoch einer- seits durch das Fehlen aller dergleichen Früchten angehörigen Hüllen, dafür aber durch das gleichzeitige Vorkom- men von dazu passenden Becherhüllen für nichts anders als für Eicheln gehalten werden müssen. Eine solche Eichelfrucht stellt Fig. 1 von der Seite, und Fig. 2 von oben angesehen dar, und ohne Zweifel gehört, was die Grösse betrifft, Fig. 3 als Cupula zu diesem Nüsschen. Unter den jetzt lebenden Eichen steht die Frucht von Quercus is obigem Fossile am nächsten, unterscheidet sich aber durch die nicht gekerbten Schuppen der Cupula auf- a palustr fallend von dieser Art. In Fig. 4 ist eine Ergänzung dieser fossilen Frucht versucht worden. 7. Quercus glans Saturni. Ung. Fig. 1—8. 0. nucula oblonga apieulata 1'/, pollices longa 3/, pollices lata, cupula brevi e squamis rotundatis arte imbricatis, embryonis cotyledonibus duabus erassis longitudinaliter striatis. In salinis Wielicensibus. Kleiner als die vorhergehende Art, zugleich auch durch die Schuppen der Cupula verschieden, die hier mehr dünn und abgerundet sind und keine Spur von Kerbung zeigen. Fig. 5 stellt eine Eichel von oben gesehen dar mit verletzter Spitze; Fig. 6 zeigt die Bruchfläche einer in der Mitte abgebrochenen Eichel, in welcher die zwei dieken, nur am Rande aneinander schliessenden Cotyledonen des Embryos ersichtlich sind. Der zwischen beiden befindliche Raum ist durch krystallinisches Salz ausgefüllt. Es sind also hier die beiden Cotyledonen seitlich etwas gekrümmt, was zur Entstehung eines zwischen ihnen befindlichen Raumes Veranlassung gibt, wie das bei den Cotyledonen der gegenwärtig existirenden Bichenfrüchte der Fall ist. Fig. 7 ist dieselbe Eichel nach der Seite und ergänzt dargestellt, versteht sich gleichfalls ohne der Schale, so dass die beiden Cotyledonen des Embryos ersichtlich sind. Figur zeigt die zu dieser Frucht gehörige Cupula von unten gesehen. Ei I ı' I li Ill il I Ihn 'M 320 F. Unger. Ss. Castanea compressa. Ung. Fig. 9— 10. C. fructu eapsulaeformi (?) nuculis duabus foeto, nuculis ovatis obtusis eompressis basi areola parva orbi- eulari instructis. In salinis Wielicensibus. Eine 11 Linien lange, 10 Linien breite und 6 Linien dicke nussartige Frucht von eiförmiger Gestalt etwas nach den Seiten zusammengedrückt. Eine von der Spitze bis zur Basis verlaufende Zusammenfügungslinie lässt vermuthen, dass man hier die fleischigen Cotyledonen befreit von der Samenhülle, vor sich hat, wenn die an die Basis befindliche, kreisrunde und etwas hervorragende Areola die Stelle andeutet, wo diese Nuss in der Fruchthülle befestiget war. Solche Fruchtformen kommen den Cupuliferen zu, und es ist namentlich die Gattung Castanea, welche unserer fossilen Frucht zunächst zu stehen scheint. Hiefür spricht nicht blos die ovale etwas zusammengedrückte Gestalt, sondern überdiess noch der Umstand, dass ein seitlicher Eindruck vorhanden ist, der nicht zufällig entstanden, sondern vielmehr durch die Anwesenheit eines zweiten Nüsschens in derselben Fruchthülle bedingt zu sein scheint. 9. Castanea Salinarum. Ung. Fig. 11 — 13. €. fructu capsulaeformi nucula solitaria foeto,, nucula globosa apice impressa, basi areola magna or- bieulari praedita. In salinis Wielicensibus. Von dieser Kastanienart sind hier zwei Exemplare, Fig. 11—12, das eine von unten und von der Seite, und Fig. 13 das andere von der Seite dargestellt. Diese Nüsschen sind klein, fast kugelig, aber an der Spitze, die im frischen Zustande wahrscheinlich weich war, und beim Eintrocknen eine Grube bildete, etwas eingedrückt und mit Salzmassa ausgefüllt. Die Areola ist deutlich, ‚aber weniger hervortretend als in der vorhergehenden Art und bildet eine grössere Kreisfläche. An Grösse und Form gleicht diese Art sehr den Früchten der Castanea pumila von Nordamerika, und es stoht zu vermuthen, dass sie wie diese nur einzeln in einer stachligen Fruchthülle sich entwickelte. 10. Fegonium salinarum. Ung. Fig, 23 — 2%. F. ligni stratis saepius vix lineam latis, radiis medullaribus cellulis minimis eompositis, vasis ra- rioribus. In salinis Wielicensibus. Dieses Holz, welches am häufigsten in Wieliczka vorzukommen scheint, trägt in der Beschaffenheit seiner Markstrahlen einen so auffallenden Character, dass man es auf den ersten Blick für Buchenholz erklären muss. Indess weicht dasselbe von dem Holze der jetzt lebenden Bäume dieser Gattung so wie vom bisher bekannten fos- silen Buchenholze so merklich ab, dass man es füglich als eine bisher noch nicht bekannte Art bezeichnen kann. Von dem Fegonium vasculosum unterscheidet sich die vorliegende Art, die ich demnach Fegonium salinarum nennen will, durch die Sparsamkeit der Gefässe und durch das kleinere Lumen sowohl der Holzzellen als jener der Markstrahlen. Aus Fig. 24, die den Querschnitt darstellt und durch einen Jahresring geführt ist, erkennt man wie zerstreut in den der Masse nach vorwiegenden Holzzellen die Gefässe vorkommen. Vergleicht man diesen Querschnitt mit dem Querschnitte von Fegonium vasculosum (Chlor. protag. t. 27. f. 7), so ist an der Artver- schiedenheit beider wohl nicht zu zweifeln. Ein zweiter Unterschied liegt in dem geringen Lumen sowohl der Holz- zellen als der Zellen der Markstrahlen. Eine sehr starke Vergrösserung der Holzzellen auf dem Querschnitte Fig. 26 zeigt jedoch keine von der Gattung Fegonium abweichende Struktur. Leider sind die Gefässe so wenig gut erhalten, dass man auf dem Längenschnitte parallel der Rinde Fig. 25 kaum ihre Zusammensetzung, viel we- niger aber die Beschaffenheit ihrer Wände zu erkennen im Stande ist. a a nme. — Te > ae RER Die Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliezka. 321 11. Fegonium vasculosum. Ung. F. ligni stratis ultra lineam latis, radiis medullaribus e cellulis pachytichis sat amplis compositis, vasis subcontiguis. Fegonium vaseulosum Ung. Chlor. prot. t. 27 f. 7—9. Diese in der Tertiärformation der österreichischen Länder sehr häufig vorkommende Art ist nur in einem faustgrossen Stücke aus dem Salzstocke von Wieliezka gleichfalls bekannt geworden. Es unterscheidet fossile Holz durchaus nieht von jenen meist verkieselt vorkommenden Hölzern. sich dieses 12. Juglans ventricosa. Brong. Fig. 14 — 16. I. nuce ovata ventricosa laevi dissepimento prominente acuminata, seminis lobis simplicibus, — foliis... Diese vorzugsweise der Wetterauer Braunkohle eigene Nuss kommt auch in Wieliezka vor, allein gewöhnlich etwas kleiner als dort. Fig. 14 ist ein grösseres Exemplar von der Seite, Fig. 15 dasselbe von oben gesehen, dargestellt. Fig. 16 ist ein kleineres Exemplar. Die zu dieser Nuss gehörigen Blätter finden sich nur unter den Wetterauer Pflanzenabdrücken, 13. Juglans salinarum. Ung. Fig. 17 — 18. I. nuce subglobosa v. ovata laeviter stiata dissepimento prominente acuminata, organisatione interna ignota. Juglandites salinarum Sternb. Vers. I. 4. p. 40. In salinis Wielicensibus. Obs. Nuce Inglandis regiae omnino similis sed paulo minor (Sternb.). Von dieser Nuss, welche Sternberg a. a. 0. beschrieb, befindet sich bisher noch keine Abbildung. Unter den mir bekannten Wieliezkaer Früchten befindet sich indess eine, welche mit der von Sternberg gegebenen Beschrei- bung am meisten übereinstimmt, daher ich keinen Anstand nehme, sie als die Art zu bezeichnen, welche Sternberg schon seit Langem beschrieb. Auch mir stand zur Untersuchung nur die Hälfte einer Schale zu Gebothe, die aber so gut erhalten ist, dass sie über die Form der ganzen Nuss hinreichenden Aufschluss gibt. Dieselbe ist, nach dem Bruchstücke Fig. 17 zu urtheilen, fast kugelig; — Sternberg hatte wahrscheinlich eine mehr eiförmige Form vor sich, — ist nach der Länge gestreift ohne zugleich mit Runzeln versehen zu sein und nur wenig zugespitzt. Am Rande, wo sich die beiden Hälften der Schale an einander fügen, bildet sie eine scharf hervorstehende Rippe (wie diess bei unserer Wallnuss der Fall ist), welche zu beiden Seiten von einer zweiten weiter nach innen liegenden und ungleich schwächeren Rippe begleitet ist. Die Grösse der Nuss übertrifft nicht 10 Linien und ist daher viel kleiner als unsere Wallnuss, mit der sie sonst die meiste Aehnlichkeit hat. In Fig. 18. wurde der Versuch gemacht, diese Nuss ergänzt darzustellen. 14. Juglans costata. Ung. Fig. 19 — 22. 1. fruetu suborbieulato compresso longitudinaliter acute costato apice retuso pevicarpio laevi apice retuso et stellatim nervoso, seminis laevis compressi dorso obtuse eristrati lobis approximatis parallelis apice inerassatis, folis..... Juglandites costatus Sternb. Vers. II. p. 207 t. 58 f. 7—13. Diese ist die in Wielicezka am häufigsten vorkommende Nuss und zwar in verschiedenen Grössen, mit und ohne Schale. Fig. 19. ist der Same von der Seite gesehen, wobei die Eindrücke der A Lappen nur ander Spitze bemerk- bar werden. Die Oberfläche erscheint runzlich gestreift. Fig. 20 ist derselbe Same von oben gesehen ; Fig. 21 ein anderer in eben dieser Stellung. Fig. 22 eine halbe Schale von innen gesehen und mit Salzmasse ausgefüllt, Fig. 23 eine grössere Schale, nur an der Spitze verletzt. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 41 322 15. Cassia grandis. Ung. Fig. 24. C. Legumine eylindrico subcompresso transverse striato plicatoque lignoso pollicem crasso bivalvi, suturis parum prominulis. In salinis Wielicensibus. Von diesem Petrefakt liegt mir nur ein unvollkommenes, wahrscheinlich kaum der Hälfte nach erhaltenes Stück vor. Dass es eine Hülsenfrucht ist, ist kaum zu bezweifeln, da ausser der länglichen cylindrischen etwas zusammengedrückten Form noch Spuren der Nähte beider Klappen vorhanden sind und die Querstreifung und Fal- tung ebenfalls dafür spricht. Unter den Hülsenpflanzen besitzt die Gattung Cassia ähnliche Früchte, die sich durch die holzartige Be- schaffenheit auszeichnen. So lässt sich z. B. Cassia brasiliensis mit unserem Petrefakte recht wohl vergleichen. Leider ist von der inneren Struktur durchaus nichts erhalten, wodurch der Vergleichnng ein etwas sicherer An- haltspunkt gegeben wäre. nu we M wii pr a u en we Tr er EEREEETER> 7 ininEEITEEIEREDEEITESTEEIHENEREENEREREEE nehmen nee 323 Ueber die Gyste Vom Professor Rokitansky, wirklichen Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Taf. XXXVI— XL. (Vorgelegt in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 9. Juni 1849.) Ungeachtet mancher achtungswerther Arbeiten ist im Bereiche der Neubildungen doch kein Thema einer gründlichen Durchforschung mehr bedürftig geblieben, als das der Cyste. Namentlich hat Hodg- kin bei richtiger Ahnung eines sehr weitläufigen Gebietes dessen Grenzen in der Richtung, welcher er sich in seinen Studien hingab, verkannt, und Joh. Müller hat seine Mittheilungen im Wesentlichen auf ein Referat der Arbeiten Hodgkin’s und einige Angaben über das Cystosarcom beschränkt und dieselben auf einem Punkte abgebrochen, wo Detailuntersuchungen folgen sollten. In Beziehung auf die Genesis der Cyste begnügte man sich, nach Erörterung der fertigen Cyste die Entwickelung der- selben beiläufig zu construiren, wobei man insbesondere der der Entwickelung mancher anomalen Schleimbeutel entnommenen Idee der Entstehung der Cyste durch Auseinanderweichen der Zellgewebs- schichten (Velpeau, Henle) Beifall schenkte, oder man liess sie aus einem faserstoffhältigen Exsu- dat durch Ausscheidung des Faserstofls entstehen (Vogel). Ich habe in meinem Handbuche der pathologischen Anatomie auf die Weitläufigkeit des Gebietes der Cystenformation aufmerksam gemacht, ich habe daselbst auf die vielfache innige Berührung der Cyste mit physiologischen Bildungen, so wie auf die bezüglich ihrer Natur verschiedene Bedeutung der Cyste hingedeutet, endlieh auch über die Grundlage der Cyste, d. i. das ihr zum Grunde liegende Element und seine Fortbildung gehandelt. Dieses vielfache Interesse des Gegenstandes, nebstdem aber auch die Verdächtigungen, welche über die Begründung der in den Grenzen eines Handbuches gehal- tenen Lehre erhoben wurden, haben mich aufgefordert, neue Untersuchungen anzustellen. Sie haben meine Einsichten allerdings, wie schon die der Akademie vorgelegte Arbeit über den Kropf nachweist, erweitert, sie haben auch meine Ansichten in einer, wie ich glaube, versöhnlichen Weise berichtigt. Indem ich die Cyste als eine substantive Neubildung mit bestimmter elementarer Grundlage zum Gegenstande der folgenden Erörterungen mache, so sind natürlich alle zufälligen Balgbildungen, d. i. die ringsum fremde Körper, Extravasat, Entozoen (z. B. Cysticereus) entstandenen Kapseln und Hülsen ausgeschlossen. Es gilt dasselbe auch im Allgemeinen von den cystenartigen Erkrankungen verschiede- ner hohler Organe, welche diese nebst andern in Folge von Obturation und Obliteration ihrer Ausführungs- gänge und Ostien erleiden, z. B. Gallenblase, Tuba und Uterus, Wurmfortsatz, Talgdrüsen , Schleim- drüsen; im Besondern jedoch wird die Erweiterung gewisser Drüsenelemente, vor Allen jener der Schilddrüse, um so mehr eine Rücksicht erheischen, als diese Hohlgebilde in der That ein Stadium in dem Entwickelungsvorgange der Cyste darstellen, indem sie einerseits mit dieser dieselbe elemen- tare Grundlage haben, andererseits sich unter gewissen Umständen zur Cyste fortbilden. Ich gehe zunächst an die Schilderung dessen, was die Untersuchung der fertigen Oyste mit freiem Auge ergibt; sie ist vorzüglich den so häufig im Ovarium vorkommenden exquisiten Exemplaren ent- nommen, 41° EEE ne er kn m in ng nn ans nun nn une un mann en mn en m nn inne nn FEN 324 Carl Rokitansky. Die Cyste kömmt als einfache (einkämmerige) und als zusammengesetzte Cyste (Müllers zusammengesetztes Cystoid) vor. Jene ist mit der Bezeichnung zur Genüge charak- terisirt. Die zusammengesetzte Cyste beurkundet sich als solche durch Erscheinungen , welche Hod g- N kin zur Eintheilung derselben in zwei Categorien veranlassten. Die Typen beider kommen jedoch sehr gewöhnlich zugleich in demselben Gebilde vor. Die erste begreift ein Cystengebilde, wo in der Wand einer meisthin durch ihr Volumen ausgezeichneten (Mutter-) Cyste sieh Cysten einer zweiten Ordnung, in der Wandung dieser sofort Cysten einer dritten Ordnung u. s. w., secundäre, tertiäre (Tochter-) Cysten eingeschaltet finden. Diese ragen an der Muttereyste mehr nach aussen, weniger nach innen hervor, sind hier vielmehr abgeplattet; die Wandung der Muttereyste ist oft dem Anscheine nach aus- einander gewichen, und nimmt die secundäre Cyste gleichsam in einer Spalte auf. Ein solches Gebilde ist zu unterscheiden von einer Gruppe nahe nebeneinander entwickelter ein- facher Cysten, von denen eine oder die andere an Volumen hervorragt und die anstossenden kleineren abplattet. Insbesondere kann eine solche Gruppe kleinerer Cysten in einem Ovarium dadurch zur Ver- wechselung veranlassen, dass man sich verleiten lässt, die fibröse Hülse des Ovarıums als Cystenwand anzusehen, und sodann die zwischen ihr und der Wandung einer anstossenden grösseren Cyste vorhan- denen kleineren Cysten für secundäre zu halten. Aus der Wiederholung jenes Processes der secundären Cystenformation geht häufig, wie zu erwar- ten , ein sehr eomplexes Cystengebilde hervor, in welchem sich jedoch in der Regel eine durch Volu- men hervorragende Cyste als die ursprüngliche (Mutter-) oder primäre Cyste kundgibt, in deren Wand sich die Cysten zweiter Ordnung entwickelten. Zuweilen ist die Entwickelung der secundären Cysten in der Wand der primären so wuchernd, dass diese dadurch eine namhafte Dicke erhält, ja stellenweise förmlich zu einem Tumor degenerirt , wobei sie aus einem Aggregat von Cysten besteht, welche sich nicht selten in Form facettirter Schläuche in der Richtung des Diekendurchmessers der Cystenwand zu ‚einem polyedrischen Fachwerke aneinandergelagert haben, in und auf dessen Wandungen sofort wieder | kleinere Cysten sitzen. Eine so beschaffene Cystenwand degenerirt zuweilen weiters in Folge einer Eröff- nung (Dehiscenz) der Cysten in einander, und nach dem Raume der primären Cyste herein zu einem | vielfach durchlöcherten Zellenwerke — zu einem Striekwerke. | Es ist natürlich, dass jede secundäre Cyste u. s. w. in Bezug auf die nächstfolgende in ihr statt- | findende Cystenproduction als primäre auftreten und als solche angesehen werden kann. | Die zweite Categorie begreift Cysten, wo sich von der Innenfläche einer (Mutter-) Cyste | seeundäre Cysten erheben und in den Raum der ersteren hereinwachsen. Sie sitzen breit oder ge- wöhnlicher mit einem Halse oder gestielt auf, und bilden im letzteren Falle meist birn- oder keulen- förmige Geschwülste. Sie wuchern häufig in so grosser Menge und wachsen zugleich zu so bedeu- tendem Volumen heran, dass sie eine Muttereyste von namhaftem Umfange, z. B. von 1° im Durch- messer, nahezu ausfüllen. — In seltenen Fällen wächst eine vereinzelte solche Cyste so heran, dass sie allein den Raum der Muttereyste ausfüllt, — die Cyste besteht dann bis zur Basis der Tochtereyste hin aus zwei einander berührenden l,amellen. Diese secundären Cysten entwickeln sich in der innersten Schichte der Wand der Muttereyste || und haben einen Ueberzug von deren inneren Auskleidung, von dem man die seeundäre Cyste mit Vorsicht entkleiden kann. An den gestielten, birnförmigen Cysten bildet er in einem Zustande von Ineinandergefaltetsein den Stiel, in welchen die schlauch- oder keulenartige Cyste mit einem conisch zugespitzten Ende hereinragt. Sie sind selbst einfach oder nach einem oder dem anderen Typus zusammengesetzt: Es sitzen nämlich in ihrer Wand Cysten einer weiteren, d. i. einer tertiären Formation, welche bald mehr nach aussen bald mehr nach innen wachsen, wodurch jene eine seicht gelappte, in kleinem Masstabe brombeer- artige Gestalt erlangen und innen gefächert erscheinen. Die birnförmigen Cysten bestehen in soleher Ueber die Cyste. 325 Folge gemeinhin aus mehreren nebeneinander lagernden Schläuchen von verschiedener Länge. Neben diesen finden sich auf der Innenfläche der Muttereyste in verschiedener Menge die kleinsten, eben mit freiem Auge wahrnehmbaren Bläschen vor. — Einmal war neben solchen die Innenfläche einer umfänglichen Ovarien-Cyste mit mohnkorn- bis hirsekorngrossen grösstentheils nackten gelblichen Inerustationen besetzt. Augenscheinlich ist wohl der Unterschied zwischen diesen beiden Typen der zusammengesetzten Cyste kein wesentlicher , indem er nur von der Entwickelungsstätte der secundären Üyste abhängt, — wesshalb denn auch die beiden Typen so gewöhnlich nebeneinander vorkommen. Ausserdem kommen auf der Innenfläche der Cysten und zwar sowohl auf der Innenfläche der Muttereyste als auch auf der der secundären Cyste sehr gewöhnlich bald platt, bald pilzartig oder gestielt aufsitzende verästigte blumenkohlartige Exereseenzen, vereinzelt oder in Gruppen beisam- men, ja zu ansehnlichen Massen zusammengeballt vor. Sie wuchern in und neben den vorgedachten secundären Uysten bisweilen so heran, dass sie dieselben und sofort auch in grosser Masse die Mut- tereyste ausfüllen und endlich durchbrechen, — worauf sie, im Falle das Cystengebilde , wie häufig, im Ovarıum sitzt, in das Peritonäaleavum hereinwachsen. Oft sieht man an den durchbrochenen secun- dären Cysten, wie sich die Cystenwand über die blumenkohlartig entfaltete Wucherung zurüekzieht und dabei sich einfaltet und einrollt. An und neben diesen Excerescenzen bietet sich nebst den ebengedachten Verschiedenheiten noch vielerlei anderes Bemerkenswerthes dar: 1. Sie selbst bestehen aus einem im Stiele der Exerescenzen zusammengefalteten , eingerollten, an und zumal über demselben vielfach ausgebuchteten, zu zahlreichen zotten- und kolbenartigen Fort- sätzen verästigten, zu einer gefranzten Krause zu entfaltenden, sehr zarten membranösen Gebilde. An jenen Fortsätzen sitzen wiederum kleine zarte villöse Flocken. Sie sind, wie ihr von Blut strotzendes Ansehen lehrt, sehr gefässreich. 2. Oft tragen sie hie und da, zumal an den Enden ihrer Zweige, ein eben wahrnehmbares, mohnkorngrosses, helles oder mit einem trüben Inhalte gefülltes Bläschen, hie und da selbst eine hanfkorn- bis erbsen- und bohnengrosse Cyste. 3. Noch öfter tragen sie an ihren Zweigen solide, jedoch weiche, weissliche, rundliche oder von wechselseitigem Drucke schwach facettirte Körperchen,, oder viel derbere, weisse opake Knötchen, meist von Hirsekorn- oder Hanfkorn-Grösse. — Dabei ist gemeinhin die ganze Exerescenz weiss, die kleinen breit aufsitzenden ähneln feindrusigen hornigen Warzen, die grösseren bilden, in ansehnlieheren Grup- pen beisammenstehend, eine derbe, auf dem Durchschnitte von faserigen Strängen (den Stielen) durch- setzte, besonders auf ihrer Oberfläche drusige, mit den vorgenannten in der peripheren Zottenmasse sitzenden Knötchen besetzte Geschwulst, in welcher die Gefässe untergegangen sind. 4. Ausser den ansehnlieheren Exereseenzen finden sich gemeinhin kleinere vor, ja man entdeckt solche, welche einem Anfluge von höchst zarten Villis oder feinen gestielten Knötchen gleichen. 5. Hiebei hat die innerste Schiehte der Cystenwand oft an ausgebreiteten Stellen ein sehr feinge- striektes Ansehen, oder man entdeckt sehr feine spaltähnliche Grübchen oder Ritzen in ihr. Manche von diesen sind von einer wallartig vorspringenden Leiste umgeben. Hie und da erhebt sich deutlich eine zarte einfache oder verästigte Excrescenz aus ihnen. An andern Stellen ist die innere Schichte der Cystenwand zu einem flachen Bläschen emporgehoben, welches nebst jenen Grübehen oft mehrfache feine spaltähnliche Oeffnungen darbietet (Taf. XXXVI, Fig. 1). Im Innern sieht man zuweilen deutlich ein Convolut von kolbigen Exerescenzen, oder ein sehr zartes Fachwerk. An diese reihen sich Blasen, die sich höher, bis zu gestielten, keulenförmigen und dergl. Beu- teln erheben, welche in ihrem Inneren ein sehr zartes Fachwerk enthalten, häufig ansehnliche, rundliche, eckige, spaltähnliche Oeffnungen zeigen, aus welchen zuweilen deutlich zarte, villusähnliche Eserescenzen hervorragen (Taf. XXXVI, Fig. 2). 326 Carl Rokitansky. ‘Die Grösse der Cysten ist ungemein verschieden von der eines eben wahrnehmbaren Bläschens bis zu der’eines 1'— 2‘ im Durchmesser haltenden Sackes. Die zusammengesetzten Cysten bringen es natürlich zu den bedeutendsten Grössen, wovon immer ein namhafter Antheil auf die Muttereyste kömmt. Den freien Raum der bisher geschilderten Cysten nimmt gemeinhin eine seröse, synoviaähnliche oder eine dicklichere glutinöse, fettigglutinöse, sogenannte colloide Feuchtigkeit ein. — Ein Weiteres über den Inhalt glaube ich im Interesse der Tendenz dieses Aufsatzes auf ein Späteres verweisen zu müssen. Untersucht man mit dem Mikroskope, so ergänzt sich der bisher erhobene Befund in folgender Weise: Die-Cystenwand besteht aus dicht gewobenen Zellgewebsfasern, die innere Schichte bildet ein aus Zellen oder Kernen bestehendes Epithelium. In grossen Cysten mangelt dieses sehr gewöhnlich, und die innere Schichte bildet ein meist kernhaltiges, formloses oder streifiges, von aussen her in einer der Richtung nach der längeren Achse vorhandener ovaler Kerne folgenden Spaltung zu Fasern begriffenes Blastem. Untersucht man einen Abschnitt der innern Schichte einer Cystenwand, aus einer Partie, wo man kleine Bläschen (secundäre Cysten) entdeckt, so bekommt man im Wesentlichen eine Ansicht, wie sie ein aus der an Cystenbildung erkrankten Corticalsubstanz der Niere entnommenes Präparat (Fig. 6, A) darbietet — dessen Erläuterung ich hier unterlasse, weil diese Cystenbildung bald zur Sprache kommen soll. Zuweilen lagern in demselben Bette zugleich Inerustationen, welche in einem Falle zum Theile durch ihre Grösse und Gestaltung ausgezeichnet waren (Taf. XL, Fig. 27). Die Untersuchung der Exerescenzen ergibt: Die Excerescenz erscheint als ein aus einer hyalinen, structurlosen, meist mit runden und ovalen Kernen besetzten, oft, zumal im Stiele, streifigen, zu zarten Zellgewebs-Fibrillen zerfallenden Membran bestehendes Hohlgebilde mit zahlreichen rundlichen Ausbuchtungen, welche sich zu ansehnlichen, an ihrem Ende gewöhnlich kolbig aufgeblähten Schläuchen entwickeln, und, indem diese selbst wieder zu seeundären Ausbuchtungen und Schläuchen auswachsen,, die Aeste und Zweige der Exerescenz darstellen. Sie sind mit dem Epithelium der Cystenwand bekleidet (Taf. XXXVI, Fig. 4. B.), oder auch nackt. Sie haben ansehnliche Gefässe, welche, den Ausbuchtungen folgend, in grossen Bogen und Schlingen verlau- fen, häufig der Sitz aneurysmatischer Ausweitungen und die Quelle der hämorrhagischen Ergüsse in die Cysten sind. In ihrem Innern enthalten sie in verschiedener Menge Kerne, und nebst diesen, besonders in den kolbigen Enden ihrer Zweige, Gebilde, welche, wie sich ergeben wird, junge Cysten sind. In Fig. 4, A trägt eine Exerescenz zwei solche Cysten, von denen die eine eine deutliche mehrfache Schich- tung darbietet. Diese jungen Cysten wachsen zu den oben erwähnten, mit freiem Auge wahrnehmbaren Bläs- chen heran. Die feinsten Excrescenzen erscheinen als einfache, glatte oder ausgebuchtete Hohlkolben. Unter- sucht man die innere Schichte einer Cystenwand. welche das oben (5) beschriebene gestrickte Ansehen darbietet, so erscheint dieselbe, wie Taf. XXXVI, Fig. 3 zeigt, in Form von länglichen, runden, eckigen Maschen auseinander gewichen, in deren Räume solche einfache glatte Kolben hereinwachsen. Das in den eben dort erwähnten Bläschen enthaltene Fachwerk besteht aus einer hyalinen, structurlosen, mit Kernen besetzten Membran, und ist ohne Zweifel aus der Verschmelzung der Kolben unter einander entstanden. Die sub 3 beschriebene Beschaffenheit der Exerescenz rührt von Entwickelung von Zellgeweben aus einem reichlich von Kernen durchsetzten hyalinen Blasteme in der Höhle derselben her. In ihm lagern zuweilen in grosser Menge einfache und geschichtete, opalisirende,, inerustirte Gebilde von der Grösse eines Elementarkörnchens bis zu !/25 Mill. Durchmesser, d. i. zu dem den inerustirten Cysten sehr ge- wöhnlich zukommenden Umfange (Taf. XXXVI, Fig. 5). Die Exerescenz wird hiebei selbst faserig, und schrumpft mit Dichtigkeitszunahme des aus und in ihr entwickelten Fasergewebes zu den oben geschilderten soliden Massen zusammen. BAER Ueber die Cyste. 327 In diesen Erörterungen sind es vor allen andern zwei Erscheinungen, welche die ganze Aufmerk- samkeit des Beobachters in Anspruch nehmen, nämlich : die Entwickelung der secundären Cyste und die auf der Innenwand der Cyste wachsenden Hohlgebilde. Sie haben mich zu ausgedehnteren Untersuchungen ver- anlasst, welche zunächst eben die Lösung der beiden Fragen über das der Cyste überhaupt — also auch der seeundären — zu Grunde liegende Elementar-Gebilde und dessen Fortbildung, und über die Bedeutung jener Hohlgebilde zur Aufgabe hatten. Ich lasse sie hier folgen: A. Am geeignetesten zu den einschlägigen Untersuchungen schienen junge, kleine, für das freie Auge eben wahrnehmbare Cysten,, in Gruppen beisammen stehend; es liess sieh nemlich vermuthen , dass noch kleinere bis zu einem ihnen zu Grunde liegenden Elemente herab vorhanden sein werden. Ein Objeet dieser Art gaben vorzüglich die so häufig vorkommenden Cysten in der Niere, nächstdem die eben auch häufigen kleinen Cysten auf den Ligamentis latis, auf dem Peritonäum der Tuben und der Ovarien ab. 1. In der Cortiealsubstanz der Nieren kommt, zumal im Gefolge einer retrogaden Bright- schen Krankheit, häufig eine wuchernde Cystenbildung vor. In den grubigen Niederungen auf der Oberfläche der atrophirten höckerigen Niere sitzen in ganzen Nestern neben und über einander zarte, eben wahrnehmbare, mohnkorn - hirsekorngrosse Bläschen, welche in einem grauröthlichen oder weiss- lichen Lager eingebettet sind. Zuweilen ist die Niere förmlich zu einem Aggregate von Cysten von dem verschiedensten Umfange degenerirt. Legt man ein Stückchen jenes Nestes unter das Mikroskop, so erblickt man (Taf. XXXVIL, Fig. 6, A und B), neben Trümmern des Nierengewebes — Harnkanälchen, Malpighische Kapseln in einem Zustande von Collapsus, Faltung, jene von ihren Epithelien entkleidet, hie und da auch mit Fettmoleeüle gefüllt — zunächst eine Menge von Cysten, welche dem freien Auge entgingen. Diejenigen, welche zuerst auf- fallen, haben eine aus Fasern bestehende, ‘von längsovalen, besonders in den inneren Faserlagen nach der Peripherie der Cyste gebogenen Kernen durchsetzte Wand, und sind von granulirten Kernen, seltener von runden oder polyedrischen Zellen ausgefüllt, zu denen in einzelnen eine moleculäre Masse, welche sich zum Theile durch braune Färbung als Pigmentkörnchen kundgiht, hinzutritt (Fig. 6, A a). In einigen nimmt diese die Stelle in der Mitte der Cyste ein, in welcher die Kerne undeutlich werden und ver- schwinden. In manchen Cysten sind die Kerne (oder Zellen) auf eine die Cyste auskleidende Epithelial- Formation redueirt. In noch anderen fehlen wohl auch diese, und die sterile Cyste ist ganz von einer hellen oder opalisirenden klebrigen Feuchtigkeit ausgefüllt (Fig. 6, B a). Sie haben eine sehr verschie- dene Grösse von '/, bis zu '/, Mill. und darunter Durchmesser, an welche ersteren sich sofort die mit blossem Auge deutlich wahrnehmbaren Bläschen anreihen. Nebst diesen finden sich Cysten vor, welche bei gleichem Verhalten ihres Inhaltes in ihrer Wand blos aus einer structurlosen, hyalinen Membran bestehen; sie liegen in einem eben so structurlosen von ovalen Kernen durchsetzten Stroma, welches sich allmählig zu einer die Cyste rings umkreisenden Faserung entwickelt (Fig. 6, B b). Ueberdiess sieht man in dem Präparate, und zwar gemeinhin in einer Anhäufung von runden, kern- artigen Körpern Gebilde von den verschiedensten Grössen bis zu jener herab, die eben merklich jene des Kernes übersteigt, welche ganz mit den letzterwähnten structurlosen Blasen übereinstimmen. Die kleinsten enthalten eine helle Feuchtigkeit, oder sind leicht granulirt; sofort erscheint in den grösseren ein eentraler Kern, zu diesem treten ein zweiter, ein dritter, vierter und sofort mehrere hinzu, welche die gleichmässig grösser gewordene Blase ausfüllen (Fig. 6, A b). — Dieser Befund enthält die Entwickelungsgeschichte der Cyste, sie ist in günstigen Fällen in einem Präparate zusammen- gedrängt; augenscheinlich ist es der Kern, weleher zur Cyste heranwächst, die selbst in Bezug auf endogene Produktion Brutkerne erzeugt, oder als sterile erscheint. Neben den Kernen sieht man aber auch noch kleinere Körperchen von allen Grössen, von der des Kernes bis zu jener des sogenannten Elementarkörnchens herab, welche, je grösser sie sind, desto mehr 328 Carl Rokitansky. in ihrem ganzen Verhalten mit dem Kerne übereinkommen. Es ist also, wie gleich hier bemerkt werden muss, der Kern aus einem Elementarkörnchen durch selbstständiges Wachsthum (nicht durch Agglomeration mehrerer) hervorgegangen. Endlich sieht man in dem Präparate concentrisch ge- schichtete Gebilde von eben auch sehr variabler Grösse; Gebilde, welche aus ineinander geschachtelten Blasen in verschiedener Anzahl bestehen. Diese Blasen selbst. sind steril, oder es enthält zunächst die innerste (centrale) einen oder mehrere ihren Raum ausfüllende meist granulirte Kerne. Sie ist bisweilen selhst eben durch einen Kern dargestellt. Ausserdem liegen auch in einer oder mehreren der äussern Schichten Kerne, und zwar ovale der Schichtung paralell gekrümmte Kerne. Auch sind die Schichten in manchen leicht ausgebuchtet, wellenförmig gekräuselt (Fig. 6, Ac, B c). Oefters sind daneben Incrusta- tionen dieser Gebilde vorhanden , ja es kommen wohl zuweilen Nieren vor, bei denen eine sonst ziemlich normal aussehende Corticalsubstanz von ihnen. wie von zarten, gelblich durchscheinenden Sandkörnern, durchsäet ist. Diess ist der Befund, auf welehen ich oben (S. 326) bei der Schilderung des zusammengesetzten Cystoids verwiesen habe. Ein gleiches Resultat gibt die Untersuchung einer Cystengruppe an dem obenerwähnten Sexualabschnitte des Peritonaums. 2. Das Nierenpräparat hat auf den ersten Anbliek eine solche Aehnlichkeit mit der Textur der Schilddrüse und insbesondere mit der Textur der strumösen Sehilddrüse — des Kropfes, — dass man beide nieht unterscheiden kann, worauf auch Simon (in Transact. of the med. chir. Society Vol. AX A) aufmerksam gemacht hat. Es ist nicht nur die normale Drüsenblase der Schild- drüse mit einer ihr an Grösse entsprechenden Cyste identisch, sondern es ist auch einerseits die Ent- wickelung neuer Drüsenblasen im Kropfe der Entwiekelung der Eyste, und andererseits die Erweiterung der Drüsenblasen über ihre Normalgrösse — ihre sogenannte Degeneration zu Cysten — dem die mikros- kopischen Grössenverhältnisse überschreitenden Wachsthume der Cyste völlig gleich. Ja, es zeigt die Drüsenblase in ihrer Entwickelung auch dieselben Anomalien, welche die Cyste in ihrer Entwickelung als sterile Blase, als geschichtete Cyste, als Degeneration zur Colloidkugel, Inerustation, darbot. — Ich verweise in Bezug dessen und mancher andern später zu erörternden Punkte auf den der Akademie am 19. April 1849 mitgetheilten Beitrag zur Anatomie des Kropfes. 3. Dieselben Verhältnisse und Beziehungen bietet die Cystenbildung in Schleimhäuten dar. Bekanntlich kommt auf gewissen Schleimhäuten, wohin besonders die Schleimhaut des Magens, des Dick- darmes, des Uterus gehört, ein pathologisches Gebilde vor, welches Zell- oder Blasenpolyp ge- nannt wird. Es besteht aus einem Aggregat von hirse- oder hanfkorn- bis erbsengrossen Cysten,, welches breit, jedoch in. der Regel mit einem Halse aufsitzt. oder sehr gewöhnlich das kopfförmige freie Ende einer walzenförmigen Verlängerung der Schleimhaut darstellt. Diese Cysten entwickeln sich im Gewebe der Schleimhaut, wachsen wohl kaum je über das bemerkte Volumen heran, sondern platzen und ent- leeren ihren klebrigen, gallertartigen: Inhalt auf die Schleimhaut-Oberfläche. Ihr Schicksal im Gefolge dieser Dehiscenz und Entleerung ist mir bisher unbekannt geblieben, es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie. veröden und durch neu entstandene ersetzt werden. Man begegnet hier den gemeinhin in den Kreis der Physiologie einbezogenen, so oft. an einem Schleimhautstiele prolabirten sogenannten Orulis Nabothi im Cervix uleri, welche in der That eine fortgesetzte, von Zeit zu Zeit dureh Dehiscenz und Entleerung untergehende Cystenformation darstellen. Auch in der Schleimhaut der Nierenbecken und Harnleiter kommen sie vor und es ist in Taf. XXX VII. Fig. 14. A eine Gruppe mikroskopischer Cysten in der Beckenschleimhaut gezeichnet. Ich habe aber auch zu wiederholten Malen hirse- und hanfkorn-, ja fast erbsengrosse Cysten in wuchernder Menge in der Schleimhaut dieser Harnwege beobachtet. Sie enthielten zum Theile eine klumpig eingedickte colloide Feuch- tigkeit;, in einem Falle ward ich durch das Vorhandensein nackter kleiner rundlicher Colloidklümpchen in der Harnblase auf deren Anwesenheit aufmerksam gemacht. Ueber die Cyste. 329 4. Wie in physiologischen Geweben, so entwickelt sich auch die Cyste in pathologischen Paren- chymen, in dem Gewebe der Sarcome und Carcinome, woraus die Familie der Cysto-sarcome und Cysto-careinome hervorgeht; ja das sog. Care. alveolare besteht im Wesentlichen in Cystenbildung. Die Krebs-Cyste variirt in Bezug ihrer Grösse von der microscopischen bis zum Umfange der colossalen Cysten im zusammengesetzten Cystoid, wie denn namentlich nicht selten die Alveoli des Alveo- larkrebses, d. i. die kleinen, den Alveolarkrebs constituirenden Cysten, und zwar vor Allem die peri- pheren, zu umfänglichen Cysten heranwachsen. Sie enthält eine serös-albuminöse Feuchtigkeit, eine gallertartige (colloide) Masse, öfters schliesst sie Krebsparenchym ein. Es ist nämlich nicht selten , dass man in einem Krebse eingebettet, oder auch frei, entfernt von einem durch sein Volumen sich als den eigentlichen Heerd der Krebsproduetion kundgebenden Aftergebilde, Geschwülste findet, welche augen- scheinlich aus einem ineystirten Krebsparenchyme bestehen, — Krebsknoten,, welche, deutlich in eine oft ansehnlich dicke, fibröse Kapsel eingehülst, sich auf den ersten Anblick von andern nackten Anhäu- fungen der Krebsmasse unterscheiden. In dem ineystirten Parenchyme lagert bisweilen wiederum eine kleinere Tochter -Cyste. Hierüber und über die Entwickelung der Krebs-Cyste gibt die mieroscopische Untersuchung vielfache Aufschlüsse. Das geeignete Materiale zur Untersuchung geben besonders solche Krebsmassen , an wel- chen man neben vorhandenen grösseren Cysten, oder ohne solche, mit freiem Auge feine helle Bläschen oder eine acinöse, drüsige Structur wahrnimmt. In derlei Krebsgebilden entdeckt man mit dem Mieroscope nebst den gewöhnlichen, allerdings oft durch sehr bizarre Formen ausgezeichneten, kernhaltigen Zellen: 1. Zellen von beträchtlicher Grösse, bis zu '/,, Mill. Durchm., in welchen der Kern sehr gross, zu einer an die Zellenwand grenzenden, ja dieselbe nahezu berührenden hellen Blase herangewachsen ist. (T. XXXVII. Fig. 7.) In manchen dieser aufgeblähten Kerne hat sich ein Kernkörperchen zu einem zweiten centralen Kerne entwickelt, in welchem wieder ein Kern- körperchen sitzt (Fig. 7 a). In manchen Zellen finden sich zwei solche herangewachsene runde (kuglige) oder gegenseitig abge- plattete Kerne (Taf. XXXVIH Fig. 12 A a, b), auch mehrere, ohne oder mit einem Kernkörperchen, welches wohl auch wieder zu einem Kerne heranwächst. Andere Zellen enthalten neben einem aufgeblähten Kerne einen oder mehrere andere gewöhnliche granulirte oder helle glatte, runde, auch oblonge Kerne (Fig. 7, b. Fig. 12 Ab, ec). 2. Nackte Kerne, welche, gleich dem in der Zelle eingeschlossenen Kerne (Zellenkerne) zu grossen hellen structurlosen Blasen heranwachsen. An ihnen beobachtet man nach dem Vorigen: a) Sie bleiben sterile Blasen (Taf. XXXVIL, Fig. 11 5). b) Es entwickeln sich in einer solchen seeundäre Kerne in verschiedener An- zahl bis dahin, dass die Blase ganz von ihnen ausgefüllt ist. Solche Blasen glei- chen oft vollständig der Drüsenblase der Schilddrüse, der Nebenniere. Sie werden zuweilen sehr gross, Fig. 9 ce stellt eine solehe von '/,, Mill. Durchm. aus einem medullaren Aftergebilde auf der D. Mater, Fig. 8 e eine '/, Mill. grosse aus einem sog. Epidermidalkrebse dar. Von diesen secundären Kernen wächst bisweilen einer oder mehrere zu einer Blase heran, welche steril bleibt (Fig. 9 d), oder sich mit Brutkernen füllt (Fig. 8 e bei «), oder auch die im Folgen- den auseinandergesetzte Erscheinung darbietet (Fig. 9 e). Fig. 8 bei d sind vier von wechselseitiger Anlagerung abgeplattete Kerne beträchtlich herangewachsen und enthalten wieder je einen Kern. c) Es entsteht in der Blase ein centrales Kernkörperchen und dieses wächst zu einem secundären Kerne heran. Dieser Kern vergrössert sich, wie der primäre, zu einer Blase, in welcher sofort eine Kernformation dritter Ordnung Statt findet. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 42 330 Carl Rokilansky. Aus der mehrfachen Wiederholung dieses Processes gehen concentrisch geschichtete, oder aus mehreren ineinander geschachtelten Blasen bestehende Gebilde hervor, welche sich auch hier durch ihre Neigung zur Inerustation aus- zeichnen. (Fig. 8. ce. Fig. 10. ec.) Manchmal entwickeln sich in einer der sekundären Blasen auch mehr als ein centraler Kern, z. B. zwei (Fig. 8. c‘.); hier kann sich aus beiden oder nur aus einem ein geschichtetes Gebilde entwiekeln, während im letzteren Falle in dem anderen gewöhnliche Brutkerne entstehen (Fig, 9, f). Die innerste Blase bleibt bald steril, bald enthält sie einen centralen Kern oder mehrere ihren Raum ausfüllende Kerne. Vgl. Fig. 8. ec. ce. ec. ce. ec‘. e‘. — Bisweilen mögen unstreitig auch hier geschichtete Gebilde vorkommen , in welchen die Schichtung von wandständigen Kernen ausgeht. Alle diese Gebilde lagern in einem seiner Zusammensetzung und der Entwickelungsfähigkeit seiner Elemente nach verschiedenen Parenchyme von Kernen, Zellen, geschwänzten Zellen, Fasern u. s. w. ein- gebettet. Diese Elemente ordnen sich hiebei so, dass sie jene Gebilde kapselartig einschliessen, wobei die Zellen, ja selbst die Kerne eine Verlängerung zu einer bandförmig gestreckten, geschwänzten Zelle, zum oblongen Kerne mit einer entsprechenden Krümmung zeigen. (Alveolare Gewebsanordnung. Vgl. mein Handbuch B. 1. S. 321.) Jedoch gibt vor Allem das Vorhandensein von eigentlichen Fasern die Bedingung ab, unter welcher die Blase heranwächst und unter Aneignung der umspinnenden Fasern sich zu einer in ihrer Wandung faserigen widerstandsfähigen Cyste heranbildet. Die hiemit zunehmende Entwickelung der oberwähnten Brutelemente der Blase macht, dass die Cyste sofort ein eigentliches Parenchym enthält, welches jenem ausserhalb der Cyste gleicht. In diesem kann es zur Entwickelung einer Tochtereyste kommen. Fig. 8. e bei a. Die aufgeführten structurlosen Blasen bieten nun noch nebst dem oben Gesagten mancherlei dar, was Erwähnung verdient: a) Häufig fällt eine Verschiedenheit des Inhaltes der einfachen Blasen sowohl, wie auch der einzelnen Schichten der ineinander geschachtelten Blasen auf: so beobachtet man in einigen einen hellen, farblosen, in andern einen röthliehschimmernden Inhalt, in noch andern ist derselbe dichter , opali- sirend, in noch anderen trübe, leicht granulirt. Manche enthalten Körnchen in verschiedener Menge (Fig. 7. c.), welche sich bisweilen als Fett erweisen, — Umsatz der Kernmasse zu Fett. 5) Bisweilen ist von zwei ineinander geschachtelten Blasen die innere unregelmässig collabirt, gefaltet oder auch ziemlich regelmässig eingekerbt. (Fig. 9. g. Fig. 11. ce. Fig. 7. d.) Es rührt diess wahr- scheinlich von einer consecutiven Verschiedenheit der Dichtigkeit des Inhaltes beider, und zwar einem durch Verdichtung des Inhaltes der äussern Blase veranlassten exosmotischen Austreten des dünnern Inhaltes der inneren Blase her. c) Die ineinander geschachtelten Blasen sind bis auf die innerste gemeinhin steril; jedoch kommen häufig genug zwischen deren Schichten eingeschobene oblonge gekrümmte Kerne vor. Fig. 8. ec‘ c’ ec‘, dazu Fig. 9. e. h. d) Die Schichten sind gemeinhin glatt, oft genug sind sie aber auch ausgebuchtet, wellenförmig gekräuselt. Fig. 9. f. Die Entwickelung dieser Cysten aus dem Kerne durch Wachsthum desselben ist auch hier am nackten Kerne erweislich, sie wird aber durch das Wachsthum des Zellenkernes (des in der Zelle eingeschlossenen Kernes) ausser allem Zweifel gestellt. Auch hier lässt sich übrigens weiters das Elementarkörnchen als die letzte formelle Grundlage erkennen, indem sich der Kern augenschein- lich ganz einfach dureh Wachsthum aus dem sogenannten Nucleolus — einem Elementarkörnchen — entwickelt. Demungeachtet möchte es hier immerhin Schwierigkeiten geben, in so lange, als die bisherige Theorie der Zellenbildung besteht, d. i. die Zelle etwas vom Kerne nach Genesis und Bedeutung Verschiedenes gilt. Soferne es nämlich eine Mutterzelle gibt, so möchte es bei der Aehnlichkeit der Formen, welche u. Ueber die Cyste. 331 die heranwachsenden Kerne mit den Zellen haben, und bei der häufigen Aechnlichkeit des Verhaltens beider gegen chemische Agentien u. s. w. öfter um so schwieriger sein, sich über die Bedeutung einer Blase zu entscheiden, als Mutterzelle und Mutterkern nebeneinander vorkommen, — es hätte in specie seine Schwierigkeit, bei einem geschichteten Gebilde sich über die Coneurrenz einer Zellenmembran zu entscheiden, d. i. zu bestimmen, ob der äusserste Contour eines solchen einer Zellen- oder einer Kernwand angehöre. Aus dem Gesagten kann man übrigens entnehmen, dass es eine Krebseyste, d. i. eine aus den eine Krebsmasse constituirenden Elementen entwickelte und Krebselemente in ihrem Innern produci- rende Cyste gebe. Jedoch ist nicht jede neben einem Krebse vorkommende Cyste krebsiger Natur, indem der Krebs recht wohl ein complieirendes, zufällig juxtaponirtes Aftergebilde sein kann. In Cystosarcom walten dieselhen Verhältnisse in Bezug der Entwicklung der Cyste ob. Taf. XXXVII, Fig. 13. B. In Bezug auf die auf der Innenfläche der Cysten vorkommenden Exerescenzen ergaben ausgedehntere Untersuchungen die folgenden Thatsachen : 1. Auf Schleimhäuten, und zwar vor Allem auf der Schleimhaut der Harnblase kommt ein kreb- siges Aftergebilde vor, welches ich in meinem Handbuche der path. Anatomie (Band I. p. 383) unter der Bezeichnung Zottenkrebs aufführte — als ein zum Medullarkrebse gehöriges Gebilde, welches in einem zottig-membranösen vaseularisirten Stroma einen medullaren (enkephaloiden) Krebssaft enthält, Neuere Untersuchungen ergaben Resultate, welche mich bestimmen, das Aftergebilde hier zu erörtern. Es besteht als eine wallnuss- bis faustgrosse Geschwulst aus einer Menge dicht zusammenge- drängter Exerescenzen, welche über einem strangförmigen, längeren oder kürzeren Stiele sich zu zarten Membranen entfalten, dabei in zahlreiche Aeste und sofort in immer feinere Zweige zerfallen, welche sämmtlich mit zarten Villositäten dicht besetzt sind. Zahlreiche Endzweigelchen haben ein traubiges Ansehen, indem ihre Zotten mohnkorn- bis hirsekorngrosse, helle oder opake weisse Bläschen tragen. Grössere Cysten sitzen in der primären Entfaltung und Verästigung. Viele Exerescenzen stellen über- diess hohle geschlossene oder am freien Ende weit eröffnete Schläuche dar. In einem Falle be- stand das ganze Aftergebilde aus polyedrischen , grossentheils am freien Ende weit mündenden, am Rande der Oeffnung dicht mit Villositäten besetzten Schläuchen. Das ganze Aftergebilde strotzt von einem weisslichen rahmähnlichen, medullaren Safte; öfters ist es eine consistentere, markähnliche Sub- stanz, welche dessen Räume ausfüllt, und dann bietet die Aftermasse eine namhafte Dichtigkeit und Resistenz dar. Das Aftergebilde ist gemeinhin ausserordentlich gefässreich, und turgeseirt im frischen Zustande mit einer tiefen, blaäurothen Färbung, blutet sehr leicht. An der Basis, von welcher sich das Aftergebilde gemeinhin mit einem Halse erhebt, finde ich in einem Falle einen ansehnlichen venös constituirten Sinus, auf dessen Innenfläche sich zahlreiche nadelstich- und mohnkorngrosse Oeffnungen vorfinden, welche zu Gefässen führen, die in den Stielen der Exerescenzen heraufsteigen, und der Ramification derselben folgen. In der Umgebung des Aftergebildes, oder auch entfernt von ihm, stehen kleinere Gruppen, oder auch ganz vereinzelte Excrescenzen; die jungen sind sehr zart, so dass sie unter Wasser einem zarten Byssus gleichen. Die mieroseopische Untersuchung ergab: In dem bei leichtem Drucke hervorquellenden rahm- oder markähnlichen Safte finden sich mannigfach gestaltete Zellen mit einem oder mehreren, zum Theile blasig aufgeblähten Kernen Taf. XXX VII, Fig. 12, A, nackte, gewöhnlich grosse und grössere, mit einem ansehnlichen Kernkörperchen versehene Kerne «. 3.. von denen insbesondere einer bei , gross ist, und im Inneren eine matte seeundäre Kernzeichnung darbietet. Dieser Saft ist in den vorgenannten schlauchartigen Fächern enthalten. Die Gruppe Kerne bei «, ist Epi- thelialstratum, welches die Excreseenzen äusserlich bekleidet. 42 * 332 Carl Rokitansky. Das die Exerescenz constituirende häutige Gebilde erscheint als eine sehr zarte, hyaline, structur- lose, hie und da streifige, von oblongen Kernen durchsetzte, an den Stielen in zarte, wellenförmig gekräuselte Fibrillen zerfallende Membran. Sie ist mit einer einfachen Lage granulirter Kerne als einem Epithelium bekleidet, welches übrigens häufig fehlt. Ein traubiges Endzweigelchen erscheint als ein über einem zartfaserigen Stiele vielfach ausge- buchtetes Hohlgebilde, in dessen Ausbuchtungen, wie Fig. 12. B bei einer 50maligen Vergrösserung zeigt, structurlose Blasen, junge Cysten sitzen. Man sieht hier und noch deutlicher in Fig. C bei einer stär- keren 295 maligen Vergrösserung zwei Contouren, von denen der äussere der Ausbuchtung, der innere der jungen Cyste angehört; zwischen beiden streichen ausgezogene Kerne hin. Die Cyste ist mit runden, mit einem Nucleolus versehenen Kernen angefüllt. Einzelne Cysten, wie in Fig. 12. B bei « erscheinen nach dem Stiele des sie enthaltenden Endkolbens eröffnet. In einigen dieser Blasen sind nebstdem in verschiedener Menge bis zur völligen Anfüllung Fett- kügelchen bis zu namhafter Grösse vorhanden, was denselben das oben erwähnte weisse, opake An- sehen verleiht (Fig. 12. B und C). Die grösseren, d. i. die dem freien Auge etwa hirsekorngross erscheinenden Bläschen enthalten eine farblose klebrige Feuchtigkeit, in welcher die gedachten Kerne schwimmen. Ein Stückchen einer membranösen Endausbreitung der Exerescens erscheint bei einer 50maligen Vergrösserung (Fig. 12. D) deutlich aus zwei Lamellen bestehend, und ist allenthalben,, besonders aber am Gipfel, mit zahlreichen kolbigen Ausbuchtungen besetzt, welche selbst wieder secundäre Ausbeugun- gen zeigen, nach denen allen ansehnliche Gefässe heraufziehen. Hie und da sitzen im Inneren Gruppen von Fettkügelchen. Die Zusammensetzung aus zwei Lamellen macht es mehr als wahrscheinlich , dass diese Lamellen in Folge reichlicher Production und Anhäufung der Krebselemente zu den Schläuchen auseinander weichen, von denen oben die Rede war, und welche sich in eben derselben Folge auch an ihrem freien Ende eröffnen. Fig. 12. E stellt eine Endzotte bei 295maliger Vergrösserung dar; sie enthält mehrere dicht neben und übereinander sitzende junge Cysten. In Guy’s Hospital hat mir Hodgkin im Jahre 1842 eine Harnblase gezeigt, auf da Innenfläche zahlreiche ansehnliche kolbige Cysten, gefüllt mit den in Rede stehenden Excrescenzen, sitzen. Die bedeutende Entwickelung der Cysten in einer Schleimhaut ist schon an und für sich sehr merkwürdig, ob sie mit den Exerescenzen krebsiger Natur sind, weiss ich nicht. Auf der Schleimhaut des Nierenbeckens habe ich neben theils vereinzelt, theils in Gruppen beisammen in deren Parenchyme sitzenden jungen Cysten Taf. XXXVIH, Fig. 14. A (Vergl. S. 328) kleine pfriemenförmige und kolbige, glatte und villöse, rothe, blutreiche Exerescenzen gesehen. Sie sassen theils vereinzelt, theils in Gruppen beisammen , manche trugen ein eben wahrnehmbares helles Kügelchen an ihrem freien Ende, welches die mieroscopische Untersuchung als eine junge Cyste auswies. Fig. 14. B zeigt das freie Ende einer vielfach ausgebuchteten Excrescenz ; stellenweise hafteten an ihr nebst rund- lichen auch eylinderförmige Epithelien. 2. Aufserösen Häuten, und zwar auf dem Bauchfelle sind mir neben wucherndem medul- laren Cystocareinom der Ovarien medullare Vegetationen vorgekommen, von denen es mir dem äusseren Habitus und der Gefäss-Anordnung nach sehr wahrscheinlich ist, dass sie hieher gehören. Ich habe jedoch mich zu überzeugen in neuerer Zeit keine Gelegenheit gehabt. Dagegen gehören, wie mich die Untersuchung der im hiesigen pathologischen Cabinette vorfindigen Präparate belehrt, allerdings die dendritischen Vegetationen hieher, welche auf Synovialhäuten., zumal der des Kniegelenkes, oft in so grosser Menge wuchern, dass die Gelenkkapsel wie mit einem dichten zottigen Pelze ausgekleidet erscheint. Im Innern der sie constituirenden Hohlgebilde findet die Ent- u in ar rn Ueber die Cyste. 333 wickelung von Zellgewebe — in gleicher Weise wie in den Cysten der Adergeflechte, von welchen später die Rede sein soll — Statt; sie werden endlich völlig davon ausgefüllt. Sehr häufig werden die ansehn- lichen Endkolben ihrer Aeste und Zweige so abgeplattet, dass sie unter Anderen eine Leinsamen- und Me- lonenkern-ähnliche Gestalt erhalten (Majo); die ganze Exerescenz erhält, wenn derlei in grösserer Anzahl daran sitzen, und sich auch wohl dachziegelförmig decken, das Ansehen eines Laubwerkes. Einmal sah ich auch Fettzellen in denselben, womit die Entwickelung und Bedeutung des von Joh. Müller sogenannten Lipoma arborescens aufgeklärt wird. — Endlich zweifle ich nicht, dass sie auch die ursprüngliche Erzeugnisstätte der oft zu einem sehr ansehnlichen Volumen heranwachsenden, an der Innenfläche der Synovialsäcke sitzenden, rundlichen, glatten oder knorrigen, facettirten Knorpel- und Knochenmassen, und, soferne derlei sich zuweilen augenscheinlich ablösen, auch einer bestimmten Art von freien Körpern in Synovialsäcken sind. 3. Auf der Innenwand der Krebseyste (Vergl. S. 329), kommen Excrescenzen vor, welche mit den S.325 erörterten völlig übereinstimmen. Taf. XXXIX, Fig. 15 A stellt eine solche kleine pilzähnliche, mar- kige Excerescenz von der Innenwand einer grossen Cyste eines medullaren Cystocareinoms des Ovariums dar; Fig. B ist ein abgelöstes Stück einer Exerescenz, an welcher die in den Ausbuchtungen liegenden Cy- sten sammt ihrem Inhalte deutlicher erscheinen. Das ineystirte Parenchym (Vergl. S. 329) ist oft frei in dem Cystenraume enthalten, zuweilen aber ist ein von der Innenwand der Cyste ausgehendes Maschenwerk zugegen, dessen Räume die Medullar- Masse ausfüllt. Dieses Stroma besteht aus einem hyalinen, von zahlreichen runden und oblongen Kernen besetzten, streifigen, zu Fibrillen zerfallenden Blasteme, und ist hier insbesondere merkwürdig, wenn, wie in Fig. 15 C, von den Balken desselben sich einfache Hohlkolben erheben , welche in die Räume des Maschenwerkes hereinwachsen. Ueber die Entwickelung dieses Stroma lässt sich zweierlei aufstellen. a) Es könnte durch ein fortgesetztes Auseinanderweichen der inneren Schichte der Cystenwand zu Stande kommen in der Weise, wie es oben S. 326 angeführt und T. XXXVI, Fig. 3 dargestellt ist; b) viel wahrscheinlicher ist es aber, dass es so, wie das Stroma des alveolaren Gallertkrebses, und wie das Stroma des ineystirten Schilddrüsenparenchyms neuer Bildung im Kropfe aus den von der Innenwand der Cyste hereinwachsenden Exerescenzen durch wechselseitige Verschmelzung der- selben hervorgeht. Es kommen zuweilen scharf begrenzte, rundliche Krebsknoten vor, an denen sich keine Cystenwand, wohl aber im Innern ein Ähnliches Stroma vorfindet; hier ist es dem Gesagten nach sehr wahrscheinlich, dass solehe Knoten ehedem incystirte Krebsmassen waren, an denen jedoch die Cyste in Folge eines durehgreifenden Auseinanderweichens bei wuchernder Produetion jener Exerescenzen verschwunden, d. i. zu einem Theile des Stroma geworden ist. Die wiederholte Untersuchung des sogenannten Alveolar-Krebses (Gallertkrebs in alveolarer Form) ergab mir höchst merkwürdige, die endogene Vermehrung seiner Cysten bestätigende Resultate. Neben der exogenen Vermehrung kommt auch eine endogene vor, als deren Vermittler wieder die in Rede stehenden Exerescenzen auftreten , wobei sie sich zugleich allmälig zu dem Gerüste umstalten,, in dessen Räumen (Alveolis) später die kleinen Cysten eingebettet sind. Fig. 16 stellt ein Präparat bei 400maliger Vergrösserung dar, der tieferen Schichte eines Alveo- larkrebses des Reetum’s entnommen, wo dasselbe aus einem Aggregat diekwandiger Follikel bestand, von denen die oberflächlichen nach der Darmhöhle hin offen standen und von einer feinkörnigen frosch- laichähnlichen Gallertmasse überwuchert waren. Von der Innenfläche eines diekwandigen Follikels (Al- veolus) wachsen zahlreiche einfache kolbige Schläuche herein, so dass sie denselben durchbrechen. Ein anstossender anderer Alveolus ist von einem jungen, zarten Alveolarparenchym ausgefüllt. Im Innern jener Hohlkolben sieht man die jungen Cysten zu einer, auch zu zweien enthalten. — Oft kann man in solchen proliferen Alveolis die Entwickelung des alveolaren Faserlagers für die jungen Cysten beob- 334 Carl Rokitansky. ächten, sie geht von der Basis der Excrescenzen aus nächst der Innenwand des Mutterfollikels vor sieh. — Gluge hat jene kolbigen Schläuche auch bei einem Rectumkrebse gesehen und gezeichnet (Atlas d. path. A. 8. Lief. Collöid p. 6. Tafel I. Fig. 5); er hat aber in Folge unzweckmässiger Präparätion ihre Beziehüng zu den Alveolis, so wie ihr Wesen überhaupt nicht erkannt; er hält sie für veränderte und hypertrophirte Schleimdrüsen. Hiemit ist der ineystrte Alveolärkrebs in gleicher Weise begründet und erläutert, wie das iney- Stirte Medullar-Carcinom. 4. Aufder Innenwand der Cysten der Cysto-Sarcome kommen bei dem sogenannten Cysto- sarcoma proliferum bekanntlich warzenähnliche, blätterige, kolbige Wucherungen, auch gestielte Cysten vor. Jene erreichen oft eine ansehnliche Grösse, so dass sie den Raum der Cyste ausfüllen, und haben ein fleischartiges Aussehen. Sie entstehen aus den in Rede stehenden Excrescenzen, indem sich in deren Inneren Zellgewebe entwickelt und bis zur Ausfüllung derselben zunimmt, wobei sie zugleich erwei- tert werden und an Volumen zunehmen. Man erkennt diess beiläufig schon an der seicht gelappten, buchtigen Form der ganzen Wucherung, noch mehr an den mieroseopischen Ausbuchtungen derselben. Soferne bei dem sogenannten O’ystosarcoma phyllodes Joh. Müller’s der von den fleisch- artigen das parenchymatöse Lager wiederholend en Exerescenzen ausgefüllte Hohlraum, wie mir nun höchst wahrscheinlich ist, nicht eine Cyste ist, deren Wände in Folge der Wucherungen untergegangen sind, so müss er durch ein Ausemänderweichen der Aftermasse in grossem Masstabe zufolge der wuchernden Produetion jener Exerescenzen gegeben sein. 5. Im Kropfe kommen nebst anderen vorzüglich solehe Cysten vor, welche von Schilddrüsen- parenchym neuer Bildung ausgefüllt sind. Oft hat man Gelegenheit, den Process dieser endogenen Pro- duction in seinen ersten Anfängen zu beobächten: Es erheben sich von der Innenwand der Cyste zarte hyaline, kolbige, ausgebuchtete, vascularisirte Exerescenzen, in deren Inneren die Neubildung von Drüsenblasen Statt findet. Indem jene Exerescenzen fortan neue Kolben treiben, wird endlich die Cyste von ihnen ausgefüllt. Aus ihnen entwickelt sich sofort ein fäseriges Siroma, in welchem die in ihrem Inneren erzeugten Drüsenblasen lagern. — Ich beziehe mich auf die der Akademie vorgelegten Bei- träge zur Anatomie des Kröpfes, in welchen ich auf die weite Verbreitung und auf die Bedeutung jener Exerescenzen vorläufig hingedeutet habe. 6. Endlich findet sich auf physiologischem Gebiete in den sogenannten Haver s’schen Syno- dialdrüsen und an den Adergeflechten in den seitlichen Hirnventrikeln eine Bildung, welche, wie vergleichende mieroseopische Untersuchungen lehren, mit den in Rede stehenden Exereseenzen völlig über- einstimmf. Ich willweitläufiger nur von den letzteren handeln. Aufden seitlichen Adergeflechten sitzen bekanntlich zarte, rothe, vascularisirte Zotten in grosser Menge. Diese bestehen unter einer Decke der bekannten Epithelien aus einem hyalinen, vielfäch ausgebuchteten, einer Krause ähnlichen Hohlgebilde, in dessen Ausbuchtungen ansehnliche Gefässe in Bögen verlaufen. Man vermisst in ihrien, zumal in Individuen von reiferen Jahren kaum je zahlreiche kleine Cysten (Fig. 17 a), welche vorzüglich in jenen Ausbuch- tungen lagern. In der Regel wachsen sie nicht über ein'gewisses Maass, die Grösse von etwa '/,, Mill. Durch- messer, hinaus zu einer für das freie Auge wahrnehmbaren — von den gemeinliin sogenannten Cysten des Adergeflechtes verschiedenen — Cyste; die meisten werden in Folge eier wiederholten Entwickelung centraler Kerne zu concenfrisch gesehichteten Gebilden, welche inerustirt werden. Fig. 17 B e. Die so gewöhnlichen sogenannten Cysten des Adergeflechtes sind nicht eigentliche Cysten; ich muss sie nach vielfachen Untersuchungen für Erweiterüngen des die Zotte des Aderge- flechtes constituirenden Hohlgebildes halten. Diese Erweiterung betrifft vor Allem jene Zotten , welche in der Nähe der vielfach geschlängelten auf der Convexität des vom Adergeflechte beschriebenen Bogens verlaufenden Gefässtämme aufsitzen. Dem entsprechend sind es vielfach ausgebuchtete und ein- geschnürte , dureh die Einschnürungen in mehrere Loculi geschiedene Bläsen von traubigem Ansehen. Ueber die Cyste. 335 Oefters kann man auf ihnen kleine Reste der Zotte wahrnehmen. Ich habe mehrmal die Erweiterung der Zotte in ihrem Beginne beobachtet. Auf diese Weise kommen die sogenannten Cysten der Aderge- flechte demnach mit den Schläuchen überein, zu welchen sich die den sogenannten Zottenkrebs consti- tuirenden Exerescenzen ausweiten; so ferne sie nebst anderen auch Ziellgewebe, zuweilen bis zur voll- ständigen Ausfüllung enthalten, kommen sie auch mit den Exerescenzen auf der Innenfläche der Cysten, insbesondere mit den durch Zellgewebsbildung im Innern parenchymatös gewordenen Exerescenzen in der Cyste des Sarcoms überein. Der Inhalt der sogenannten Cysten des Adergeflechtes kömmt mit dem Inhalte der eigentlichen Cysten im Wesentlichen überein. Er besteht in einer wässerigen, albumenhaltigen Feuchtigkeit, welche bei einer gewissen Menge und Beschaffenheit der in ihr enthaltenen körperlichen Elemente trübe, dieklich, der Kalkmilch ähnlich erscheint, durch Zellgewebsentwickelung grossen Theils ver- drängt wird. Diese Elemente sind: a) feine, '/g Mill. grosse Elementarkörnchen,, frei oder in ansehnlicher Menge durch eine klebrige Bindemasse zu einem Aggregate zusammengehalten. Fig. 18. a, a, a; b) grössere, die Grösse eines Kerns erreichende, runde, bisweilen auch etwas ablonge Bläschen, Fig. 18.b.b,b, welche sofort bis zur Grösse von '/,, Mill. heranwachsen. Fig. 18. ce. ce. c. c. — Aus- serdem finden sich auch gewöhnliche, granulirte, runde und oblonge Kerne, (bei x) Pigment- körnchen (bei x x) vor. ec) Die ansehnlicheren Blasen sind einfach oder durch Ineinanderschachtelung zusammengesetzt. Einige zeigen zwei Contouren, von welchen der der inneren Blase öfters so nahe dem der äusseren liegt, dass er leicht übersehen werden kann. Fig. 18. e‘. In anderen stehen beide merklich von einander ab, zuweilen ist der innere leicht gefaltet, gekräuselt, Fig. 18. ce“. Fig. 19. a. In noch andern ist zwischen den beiden Contouren an irgend einer Stelle ein von einfachen Contouren begrenz- ter Raum zugegen, welcher zuweilen einem seichten Kugelausschnitte gleicht und besonders dann auffällt, wenn der hier zusammengedrängte Inhalt der äusseren Blase granulirt, und dadurch von dem hellen Inhalte der inneren Blase verschieden ist. Fig. 18. ce‘. In einigen ist die innere Blase noch klein und sitzt im Centrum der äusseren, Fig. 18. d., oder sie ist wandständig. Fig. 18. e. Letzteres bedingt wohl die so eben gedachten Formen. Fig. 18. ec‘. Andere dieser Blasen bestehen aus dreien, vieren, von denen sich die inneren secundären, . tertiären, abwechselnd central oder wandständig entwickeln. Fig. 18. f. Eine solche Einschachtelung findet schon in sehr kleinen '/,, Mill. grossen Bläschen Statt. Fig. 18. g. — In einigen der einfachen Blasen findet sich statt eines wandständigen, seeundären, runden Bläschens ein oblonger, wandständiger Kern vor. Fig. 19. b. d) Hieran reihen sich vielfach geschichtete, glatte oder leicht ausgebuchtete Blasen, zwischen deren Schichten häufig oblonge Kerne eingeschoben sind, welche in der innersten Blase zuweilen eine ganze Menge der verschiedensten primären und seeundären Gebilde — Elementarkörnchen (Nu- cleoli), runde, oblonge Kerne, einfache und zusammengesetzte Blasen, Inerustate solcher letz- tern — enthalten Fig. 19. ec. Diese geschichteten Gebilde unterliegen gemeinhin einer von den centralen Schichten ausgehenden Inerustation. Fig. 18. h. Fig. 19.d. e) Ausserdem findet man in den sogenannten Cysten des Adergeflechtes, gewöhnlich in Form einer in der Feuchtigkeit gleichsam sedimentirten, schleimartigen, meist von feinen Sandkörnchen durehfilzten Substanz, ein von runden und oblongen Kernen durchsetztes, hyalines Blastem, wel- ches sich allmälıg zu Zellgewebe entwickelt, mit Verdrängung der Feuchtigkeit endlich den ganzen Raum der Cyste einnimmt, in dessen Maschenräumen die sämmtlichen vorgenannten Gebilde lagern. Fig. 19. Hier sieht man, wie sich an die in dem structurlosen Blastem lagernden 336 Carl Rokitansky. Bläschen die eben daselbst befindlichen oblongen Kerne mit entsprechender Krümmung anschmie- gen (alveolare Gewebsanordnung)). Solche Cysten schrumpfen allmälig um diesen ihren Inhalt und veröden endlich. Die oben gedachten Blasen sind sehr zart, gemeinhin hell, durchsichtig; manche brechen das durchgehende Licht mit einem weisslichen Schimmer, opalisiren, ihr Inhalt scheint etwas dichter, andere haben einen röthlich schimmernden Inhalt. In noch andern ist derselbe fein granulirt, wie geronnen, Fig. 18. i, in noch andern besteht er aus einer Menge von scharf con- tourirten Körnchen, Fig. 18. k. Hieher gehören insbesondere f) runde, kugelige Körper, Fig. 18. l., an welchen der Contour einer Blasenwand fehlt, und die eine in ihrer Substanz leicht granulirte Kugel darstellen. 9) Endlich enthalten die Adergeflechteysten öfters eine weissliche kalkmilchähnliche F euchtigkeit, welche fast ganz aus Fettkügelchen besteht, die sich allmälig zu einem fettigen Kalkbrei ein- dickt, um den sofort die Cyste schrumpft und verödet. Die in ihrem Inhalte granulirten Blasen und Kugeln, so wie die Inerustate, die Zellgewebsbil- dung, die Fettkügelchen machen den Inhalt der Adergeflechteyste mehr oder weniger opac. C. Endlich habe ich in begründeter Erwartung von Aufschlüssen über die Entwickelung der Cyste auch den flüssigen Inhalt der Cysten untersucht. Ich habe hiezu besonders den Inhalt klei- ner (junger) Cysten, zumal der an den breiten Mutterbändern, oder der in der Corticalsubstanz der Nieren vorkommenden, geeignet gefunden, so fern ihr Inhalt besonders ergiebig ist an sehr mannig- fachen formellen Gebilden. Diese sind, wie sich erwarten lässt, im Wesentlichen gleich jenen, welche sich in den sogenannten Cysten der Adergeflechte finden — sie kommen ja auch ausser der Cyste vor. Der flüssige, halbflüssige Inhalt der Cysten besteht aus einer albumenhältigen Feuchtigkeit, deren Albumen mancherlei Modifieationen darbieten mag, dessen vorzüglichste jedoch jene ist, in der es das sogenannte Colloid constituirt. In ihr sind die formellen Gebilde enthalten ‚ welche hier von besonderem Interesse sind. Bei ihrer Aufführung ist von dem, was bereits im Vorigen an parenchymatösen Inhalte erörtert worden, so wie von allen dem, was durch Hämorrhagie oder Exsudation in den Cystenraum produeirt worden, abgesehen. Nebst den Trümmern einer gemeinhin aus granulirten, mit einem Kernkörperchen versehenen Ker- nen bestehenden epithelialen Schichte Taf. XL, Fig. 20. a.a., finden sich vor: a) Derlei freie Kerne; manche enthalten 2, 3. 4 Kernkörperchen, Fig. 21. a. Manche übersteigen merklich die gewöhnliche Kerngrösse , Fig. 21. b. Daneben hie und da ein Gebilde, von dem es problematisch ist, ob es eine kernhaltige Zelle, oder ein herangewachsener Kern mit einem secundären Kerne sei. Fig. 21. b‘. b) Körnchen, von denen die grösseren von '/z Mill. Durchmesser augenscheinlich Bläschen sind. Fig. 20. b. Fig. 21. c. ec) An beide reihen sich Bläschen und Blasen an, welche von der Grösse der vorgedachten Körnchen bis zu '/, Mill. und, wie sich ergeben wird, noch weiter heranwachsen. Diese Blasen selbst bieten Mannigfaches dar: «) Sie sind einfach, Fig. 21. d., Fig. 22. a., oder zusammengesetzt durch Einschachtelung. In Betreff der letzteren sieht man zunächst einfache Blasen, in deren Inneren, und zwar im Centrum ein Körn- chen als Kernkörperchen sich entwickelt hat. Fig. 20. c. Dieses wächst allmälig zu einer Blase heran. Fig. 21. e., in welcher sich derselbe Vorgang wiederholen kann u. s. w. Oft sitzen in einer Blase 2, 3, 4 und mehrere secundäre Körnchen, Kerne, Blasen, in welchen sich selbst wieder der Einschachtelungsprocess wiederholt; hieher gehören Fig. 22. b. Fig. 21. i. h‘. g‘. Fig. 20. d. —— Ueber die Cyste. 337 ß) Ihrer Gestalt nach sind sie gemeinhin rund, oft genug auch von wechselseitiger Anlagerung abge- glattet, Fig. 20 e. Manche sind höchst wahrscheinlich in Folge der weiter unten zu erwähnen- den Verdichtung ihres Inhalts gefaltet, eingebuchtet, mehr oder weniger regelmässig eingekerbt; diess betrifft sowohl die einfache Blase, so wie die zusammengesetzte, und zwar bei dieser die sämmtlichen ineinander geschachtelten Blasen in verschiedenem Grade, oder bloss eine, zumal die innere. Fig. 21. f. Fig. 20. f. Oefters kommen solche vor, welche in verschiedenem Grade ausgebuchtet, zu ansehnlichen walzenförmigen Fortsätzen erweitert sind, die selbst wieder Ausbuchtungen und Einschnürungen zeigen, diess betrifft sowohl eine einfache Blase, Fig. 21. g. Fig. 24. a., wie auch eine zusammengesetzte, und zwar die sie zusammensetzenden Schichten in congruenter Weise, Fig. 20. h. Zuweilen sind die Ausbuchtungen augenscheinlich durch endogene Entwickelung von mehrfachen Kernen und Blasen bedingt. Fig. 20. d. Fig. 21. h. 7) Merkwürdige Verschiedenheiten bietet ihr Inhalt dar: Zunächst besteht der Inhalt einfacher und zusammengesetzter Blasen in einer klebrigen Feuchtigkeit, welche in einigen wasserhell und farblos ist, in anderen einen röthlichen Schimmer darbietet. In zusammengesetzten Blasen alternirt oft eines mit dem anderen. Manche enthalten in und nebst dieser Feuchtigkeit Körnchen in verschiedener Menge bis zur völligen Ausfüllung, Fig. 22. b. Fig. 21. i.. einige neben diesen helle, röthlich schimmernde Bläschen von der Grösse eines Kernes, Fig. 22. b‘. Andere enthalten granulirte, Fig. 21. h’. Der flüssige Inhalt mancher Blasen erscheint dichter, minder durchsichtig, opalisirend, z. B. Fig. 21.f., in anderen noch dichter, matt durchscheinend , wobei derselbe zugleich eine wol- kenartige Sonderung darbietet, Fig. 20. d. e. Fig. 23. in noch anderen ist die Dichtigkeit noch grösser und damit zugleich die Sonderung schärfer und bestimmter, z. B. Fig, 20. f. Diese Sonderung besteht bald in einer Scheidung der Inhaltsmasse zu rundlichen Körper- chen und schollenartigen Klümpehen von verschiedener Grösse, welche jedoch in einer bestimm- ten Blase ziemlich gleichförmig scheint, Fig. 20. f. f, oder sie besteht in einer radienartigen Furchung von der Peripherie gegen das Centrum der Blase hin. Fig. 20. i. Fig. 25 bei x. Bei zusam- mengesetzten Blasen ist die Sonderung ihrem Grade und der Grösse der Portionen nach in den einzelnen Blasen verschieden , oft mehr in der äussern, oder mehr in einer der inneren Blasen entwickelt, oft in einer derselben gar nicht vorhanden, Fig. 20. f. f. Die Furehung insbesondere bietet mancherlei Beachtenswerthes dar: In einfachen Bläschen oder Blasen greift sie von der Peripherie aus in das Centrum, wo die Radien oder die Spitzen der von ihnen begrenzten Keile der Inhaltsmasse zusammenstossen. Bei zusammengesetzten Blasen begrenzt sich eine in der äusseren Blase stattfindende Furchung entweder an dem Contour eines vor- handenen Nucleolus, eines Kerns oder der seeundären Blase, in welchen keine oder eine nach einem anderen Systeme vor sich gehende Furchung Statt findet, Fig. 20. i. k bei x. Fig. 25 bei x, oder es entsprechen einander die Furchungslinien der Blasen, d. h. die in der äussern Blase stattfindende Furchung greift durch die sekundäre Blase hindurch mit eongruentem Radiensystem bis auf eine tertiäre Blase. durch diese hindurch auf eine von Viertformation u. s. w. Diess letztere wird durch die nachstehende Metamorphose der Blasenwand ermöglicht. Mit der Verdichtung der Inhaltsmasse verschwindet allmälig die Wandung der Blase, indem sie sich mit dem Inhalte zu einer gleichartigen Masse zu verwandeln scheint; die ganze Blase ist, wie diess schon oben an den Blasen in den sogenannten Adergeflechteysten Taf. XXXIX, Fig. 18. 1, vorkam, zu einer matt durchscheinenden opalisirenden, resistenten, unter dem Drucke des Deck- gläschens zerklüftenden, einfachen oder zusammengesetzten Colloidkugel, Fig. 20. k. Fig. 23, runde, ovale Kerne, Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 43 338 Carl Rokitunsky. einer rundlichen, länglichrunden, walzenförmigen, ausgebuchteten, colloiden Masse umstaltet. — Vgl. Zur Anatomie des Kropfes. (Denkschriften der kais. Akademie S. 243. Fig. 2.) Hieher gehören ohne Zweifel auch die nach Vogel (Path. A. p. 212) von Kohlrausch in einer Nieren- cyste gesehenen problematisch gebliebenen Körperchen. Dieses Verhalten der Blasenwand bedingt weiters, dass die nach vollendetem Sonderungs- processe zu einem Aggregate schollenartiger Drusen reducirte Inhaltsmasse auseinander weicht, und in Form rundlicher, opalisirender Klümpchen von verschiedener Grösse zerfällt, Fig. 20, f* 1. Immer sind schadhafte kugelige Massen zugegen, von denen sich eine Anzahl jener Klümpehen abgelöst hat, Fig. 20. 1. Dieses Verhalten der Blasenwand bedingt die Erscheinung, dass die durch Furchung geschie- dene Inhaltsmasse spontan oder durch Druck in Form schaliger oder keilförmiger Bruchstücke zerfällt, wie diess namentlich an incerustirten Exemplaren oft der Fall ist. Fig. 20 f‘. k bei x. Fig. 25 + x, dass auch schon die glatte, zusammengesetzte Colloidkugel durch Druck geradlinig durch mehrere Schichten hindurch auseinander weicht. Fig. 20.k. Diese Gebilde sind zuweilen zugleich mit dem übrigen formlosen Colloidinhalte der Cyste bräunlich oder gelb gefärbt von imbibirtem Pigmente. Fig. 25. Eine weitere hieher bezügliche Abänderung dieser Gebilde ist die Inerustation derselben mit phosphorsaurem und kohlensaurem Kalke. Sie betrifft gemeinhin die zusammengesetzten, geschich- teten Blasen, jedoch oft genug auch die einfachen, sowohl die umfänglicheren, wie auch die klei- nen, die glatten sowohl wie auch die ausgebuchteten. Fig. 21. g. Fig. 20. h. Sie geht immer vom Centrum, d. i. vom Mittelpunete der einfachen Blase, von der centralen Schichte der zusammen- gesetzten Blase aus, es mag diese in einem einfachen Kerne oder einer Gruppe von Kernen, in einem blasig herangewachsenen Kerne u. s. w. Fig. 23. Fig. 21. g. Fig. 20. h., bestehen. Die in einer einfachen oder zusammengesetzten Blase nebeneinander vorhandenen secundären (zu- sammengesetzten) Blasen werden unabhängig von einander und von den Schichten der Mutterblase inerustirt. Fig. 20. d. Die von Incrustation betroffenen Blasen sind, wie eine Musterung derselben lehrt, solche, in denen ein gewisser Grad der obengedachten Verdichtung des Inhalts Platz gegriffen. Manche enthalten endlich Körnchen und Kügelchen, welche sich als Fett ausweisen — die Blase gleicht gewissermassen einer colossalen Körnchenzelle. Endlich ist nebst den bisher aufgeführten primären und secundären Gebilden in den Cysten sehr häufig eine farblose, wasserhelle oder farbige Colloidmasse in Gestalt von rundlichen , plattrundli- chen, facettirten, mohnkorn-, hirsekorn-, linsengrossen Klümpchen und Schollen, von grösseren unförmlichen Massen zugegen. Sie ist als Cysteninhalt mit dem opalisirenden, sich sondernden Inhalte der vorgenannten mikroskopischen Cysten (Blasen) von gleicher Bedeutung. Fig. 24. b. zeigt eine solche durch Druck auseinander gewichene rissige Colloidmasse, auf welcher mikros- kopische Colloidkügelchen lagern; Fig. 20. m. sind kleinere derlei Colloidschollen. Das Vorhandensein aller der matt durchscheinenden und opaken Gebilde macht den Cysten- inhalt weisslich, gelblich trübe; oft hat sich dieser Antheil des Cysteninhaltes in der Cyste in Form eines Sedimentes abgeschieden. Hiemit beschliesse ich die Aufführung der an den Cysten erhobenen Thatsachen. Obgleich ich schon hiebei, zu dem Zwecke, um die Wichtigkeit einzelner Erscheinungen zu markiren und eine richtige Auffassung derselben zu veranlassen, Manches über deren Bedeutung und Zusammenhang unter einander beigebracht, und selbst in der Aneinanderreihung der 'Thatsachen auf die Ermöglichung naturgemässer Folgerung Bedacht genommen habe, so halte ich doch eine übersichtliche Zusammenstellung der Thatsachen und der durch sie verbürgten Folgerungen als zur Aufgabe gehörig. Ich will selbe in dem Folgenden versuchen: — Br .. Ueber die Cyste. 339 1. Die Cyste ist ein nach Organisation und (secretorischer) Funetion in sich abgeschlossenes Hohl- gebilde, dessen wesentliche Grundlage ein bestimmtes substantives Element ist. 2. Sie besteht auf dem charakteristischen Wendepunete zwischen einem primären (embryonalen) und einem secundären, ein Wachsthum über die mikroskopischen Grössenmaasse bedingenden Zustande, im Wesentlichen aus einer structurlosen Blase von etwa '/,, — '/, Mill. Durchmesser , und einem die- selbe umgebenden, seinen Elementen nach auf verschiedenen Entwickelungsstufen stehenden Faserlager. Zu diesen tritt als endogene Production eine auf eine Epithelialformation besekränkte Kern- oder Zellen- bildung hinzu. — Die Cyste gleicht hier vollständig der Drüsenblase der Schilddrüse, der Nebenniere; das umgebende Faserlager gibt für die Aufnahme der structurlosen Blase einen Alveolus ab. 3. In Bezug des der strueturlosen Blase zum Grunde liegenden Elementargebildes ergibt sich aus den eoordinirten Erscheinungen im anatomischen Präparate, dass es der Kern, ja, dass es, so ferne sich dieser augenscheinlich aus einem Elementarkörnchen entwickelt, das Elementarkörnchen sei- Dieses wächst nämlich durch Intersusception zum Kerne, und dieser auf dieselbe Weise sofort zu der strueturlosen Blase heran. Der aus dem Elementarkörnchen hervorgegangene Kern behält die Charaktere des ersteren als ein glattes, glänzendes, mit scharfem Contour versehenes Bläschen, oder er aequirirt die bekannte granulirte Beschaffenheit. Jener ist es besonders, welcher augenscheinlich sich zur structurlosen Blase entwickelt; aber auch der granulirte Kern geht ohne Zweifel diese Entwiekelung ein, wobei sich sein Inhalt oft aufhellt, um allenfalls später wieder eine granulirte Beschaffenheit anzunehmen. Diese Entwiekelungsgeschichte der Cyste erhält eine wesentliche Begründung durch die — wegen der Identität der Entwiekelung der normalen Drüsenblase mit der der Cyste nun nicht mehr heteroplastische — Vergrösserung der Zellenkerne, wie sie so oft, aber durchaus nicht ausschliesslich , in Krebszellen vor- kommt; eine Vergrösserung, welche in präeiser Weise zuerst Virchow zur Oeffentlichkeit gebracht hat. Sie besteht in der Entwickelung des Zellenkernes zu einer umfänglichen Blase, welche der aus dem nackten Kerne entwickelten gleich ist. Diese Begründung wird erschöpfend durch die Beobachtung, dass ein in dem aufgeblähten Zellenkerne vorhandenes Elementarkörnchen als Nucleolus zu einem Kerne heranwächst. in seinem Innern wieder einen Nucleolus erzeugt, und sofort zu einer zweiten Blase wird. Ein nach meinem Dafürhalten wichtiger Nachweis für die Bläschen-Natur des Kernes und seine Entwiekelung aus dem Elementarkörnchen dureh einfaches Intussusceptions-Wachsthum, was Reinhardt an den Chylus-. Lymph- und Eiterkörperchen (Ueber die sogenannte Spaltbarkeit der Kerne, Virchow’s Archiv. B. I, Hft. 3) erforscht hat. 4. Zu der Cyste in ihrem primitiven Zustande. als einer structurlosen Blase, tritt von Aussen her eine mehr oder weniger ausgeprägte Fasertextur hinzu, und verschmilzt mit ihr. Die Cyste besteht sodann in diesem seeundären Zustande aus einer Wand von einem bestimmten Gewebe, innen von einem Epithe- lium bekleidet. und ist sofort eines bis zum Monströsen heransteigenden Wachsthums fähig. Die strueturlose Blase entwickelt sich in einem starren, structurlosen, gemeinhin von runden und oblongen Kernen durchsetzten Blasteme, oder in einem Lager von Zellen. geschwänzten Zellen. In jenem stellt sich vor Allem rings um die Blase, den dieselben umkreisenden oblongen Kernen folgend, eine Faser- bildung ein; vorhandene Zellen nehmen in der nächsten Umgebung der Blase eine gestreckte. bandartige, geschwänzte Form an, und legen sich in eoncentrischer Schiehtung an und um dieselbe. Eine auffallende Geneigtheit, in diese Beziehung zu der Cystenblase zu treten, zeigen die so viele krebsartige After- gebilde constituirenden geschwänzten Zellen, indem sie sich vereinzelt ganz kleinen jungen Blasen an- schmiegen, und sich sofort um solche in einer unverhältnissmässigen Anzahl herumlagern. Ja selbst oblonge Kerne klammern sich mit entsprechender Krümmung an derlei junge Bläschen, wie Taf. XXXIX. Fig. 19 zeigt. 5. Diese Anordnung der Elemente eines Gewebes, welche durch das Vorhandensein von jungen Cysten bedingt ist, und darin besteht, dass ein wesentlicher Antheil jener Elemente zur Bildung von Kapseln, Alveolis, für die Aufnahme der Cysten zusammentritt, habe ich die alveolare Gewebs- 43* 340 Carl Rokitansky. anordnung, den alveolaren Gewebstypus genannt, und ihm einen weit über die Grenzen eines speciellen Aftergebildes greifenden Bereich zugewiesen. Damit ist denn auch der Unterschied der alveo- laren Gewebsanordnung von mancherlei, zum Theile sehr ähnlichen, auf verschiedene andere Weisen ent- standenen Maschenwerken, cavernösen Strueturen u. dgl. begründet, und mancher Einwurf gegen meine Lehre vom alveolaren Gewebstypus für den Kenner erledigt. 6. Die Cysie in ihrem primitiven Zustande als strueturlose Blase und ihre Entwieklung kommt mit der einfachen Drüsenblase, z. B. der Schilddrüse und mit ihrer Entwieklung , wie vor Allem die Hypertrophie der Schilddrüse lehrt, vollkommen überein, ja beiden kommen sogar dieselben in Hemmung und Involution bestehenden Anomalien der Entwicklung zu. Andererseits bildet die an den normalen Bestand der in ihrem faserigen Alveolus gebetteten Drüsenblase sich unvermerkt anknüpfende krankhafte Fortbildung derselben zur Cyste einen Vorgang, welcher mit dem seeundären Entwieklungsstadium der Cyste vollkommen Eins ist. 7. Die Cysten entstehen vereinzelt oder in grösserer oft wuchernder Anzahl neben einander; sehr häufig entstehen neue Cysten in der faserigen Wand einer respectiven Muttereyste, und wachsen mindestens vorwiegend bald nach Aussen, bald dagegen nach Innen in die Höhle der Muttereyste herein. Ausserdem gibt es auch eine endogene Vermehrung der Cysten; es entwickeln sich nämlich in dem flüssigen oder in einem parenchymatösen Inhalte einer Cyste neue Cysten. In dem ersteren reichen sie in ihrer Entwickelung nicht über den primitiven Zustand hinaus, indem das zu der structurlosen Blase hinzutretende, ihre Fixirung und sofortige weitere Fortbildung zur Cyste bedingende Element fehlt. 8. Die Cyste hat, wie schon aus dem unter 6 erörterten Umstande erhellt, bei gleicher Form eine verschiedene Bedeutung. Sie beurkundet diess besonders durch die Beschaffenheit der in ihr sehr häufig durch Vermittlung der Exerescenzen auf ihrer Innenwand erzeugten Gewebselemenie. Sie wieder- holen bald normale, bald Afterparenchyme, z. B. jenes des Careinoms. — Man erinnert sich hier der Idee Hodgkin’s, über die man hie und da viel zu rücksichtslos und voreilig den Stab gebrochen. 9. Die Cysten sind sehr gewöhnlich perennirende, oft zu monströsem Umfange heranwachsende Gebilde; es gibt aber auch Cysten, welche nicht oder höchst selten über ein gewisses Volumen — bei- läufig Hirsekorn- bis Erbsengrösse — heranwachsen, indem sie hier angelangt platzen, ihren gläsernen schleimartigen, colloiden Inhalt entleeren, und hierauf dem Anscheine nach veröden und von anderen ersetzt werden — dehiseirende Cysten, zu denen die den sogenannten Blasenpolypen, die Naboth- schen Bläschen constituirenden Cysten gehören. Auch die Cyste in ihrem primitiven Zustande als strue- turlose Blase scheint zuweilen zu platzen, und ihren Inhalt an Brutelementen austreten zu lassen; es kommen wenigstens dann und wann eröffnete Blasen vor, welche allem Anscheine nach nicht Kunst- producte sind. (Vgl. S. 332 mit Taf. XXXVII, Fig. 12. B. «, nebstdem Fig. 8 bei =). 10. Auf der Innenfläche der Cysten kommen einfache, kolbenförmige oder dendritische Excrescenzen vor, welche ein aus einer hyalinen, strueturlosen, von runden und ovalen Kernen durchsetzten Membran bestehendes, einfaches kolbiges, schlauchartiges, oder ein vielfach ausgebuch- tetes, verästigtes, zu secundären, tertiären Schläuchen auswachsendes Hohlgebilde darstellen. Sie wachsen auf der Innenfläche ansehnlicherer Cysten vereinzelt oder in Gruppen beisammen, bald aus der innersten, bald aus einer tieferen Schiehte der Cystenwand aus feinen Ritzen, oder grösseren durch Auseinanderweichen der Cystenwand gegebenen Lücken nackt hervor, oder sie heben, aus der tieferen Schichte kommend, das innere strueturlose oder streifige Stratum der Cystenwand zu einer Blase empor, welche sie später durchbrechen, mit der sie auch, indem sie unter einander zu einem Maschenwerke verschmelzen, verwachsen. Auf kleinen Cysten heben sie das Epithelium der - Cyste empor, und sind von demselben überkleidet. 11. Sie enthalten eine albuminöse Feuchtigkeit, oder sie produciren aus dieser vorwiegend die Elemente, sowohl physiologischer Textur, wie auch jene von Afterparenchymen. Durch Anhäufung in un — Ueber die Cyste. 341 derselben werden sie zu ausgebuchteten oder zu schlauchartigen Säcken, welche letztere sich häufig an ihrem freien Ende eröffnen (Vergl. S. 331). Ueberdiess entwickelt sich in ihnen öfter ein Faser- gewebe, womit sie bald zu ansehnlichen, fleischartigen, seicht gelappten (eondyloma-ähnlichen) Ge- schwülsten — z. B. in der Cyste des Cysto-Sarcoms — werden, oder aber zu fibroiden Gebilden schrumpfen und veröden. Vor Allen produeiren sie häufig in den Endkolben ihrer Zweige junge Cysten, und vermitteln auf diese Weise die endogene Production von (secundären) Cysten. 12. Sie gehen häufig die endliche Umstaltung zu einem Stroma von faseriger Textur ein, welches die Elemente von Parenchymen verschiedener Natur in einem Maschenwerke oder in Alveolis aufnimmt. 13. Sie kommen nebst den Cysten auch auf serösen und Synovialhäuten, auf Schleimhäuten vor, wo sie überall nach den respeetiven Cavitäten hereinwachsen. Ueberdiess mögen sie auch, was schon ihre Entwickelung aus öfters tiefgreifenden Ritzen in der Cystenwand wahrscheinlich macht, in der Tiefe von parenchymatösen Aftermassen entstehen, so dass sie endlich in grössere durch Auseinanderweichen des Gewebes gegebene Räume hereinwachsen, — Cysto-Sareoma phyllodes (Vergl. S. 334). 14. Sie erscheinen allenthalben als Keimstätte und Träger bestimmter Textur-Ele- mente. In der Cyste haben sie namentlich die Tendenz, den Cystenraum auszufüllen , indem sie die endogene Production physiologischer und pathologischer Parenchyme , insbesondere aber die endogene Vermehrung der Cyste selbst vermitteln. — An den Adergeflechten und in den sogenannten Havers’schen Drüsen kommen sie als physiologische Gebilde vor. 15. Hiemit ist endlich auch ihre Natur verschieden, sie haben bald die Bedeutung einer gutarti- gen, bald die einer bösartigen Neubildung. Die Verwandtschaft der Chorion -Zotten und der in ihnen vorkommenden Cystenbildung in Form der Akephalocystis racemosa Leennec’s mit dem Gegenstande vorliegender Erörterung ist wohl nicht zu bezweifeln, ich habe aber in neuerer Zeit kein frisches Materiale zur Untersuchung bekommen können. 16. Die Cyste wird in ihrem primitiven Stadium von mehrfachen Anomalien betroffen, welche eine Hemmung ihrer Fortbildung , eine Involution der Cyste begründen. Soferne diese Anomalien zum grossen Theile wesentlich als Veränderungen des Inhaltes der jungen Cyste auftreten, so ist es angemessen, vorerst das Wichtigste über den Inhalt der jungen Cyste überhaupt zu erledigen. Vor Allem fällt bei einschlägigen Untersuchungen das Vorhandensein von zarten, hellen, meist einfachen oder auch einen Kern enthaltenden Blasen auf, von denen die einen einen röthlich schimmern- den, die anderen einen farblosen wasserhellen Inhalt einschliessen. An Gebilden, welche aus mehreren ineinander geschachtelten Blasen (aufgeblähten Kernen) bestehen, ist es sehr gewöhnlich, dass eine oder die andere einen röthlichen Inhalt einschliesst, während die anderen eine farblose, helle oder leicht opalisirende Feuchtigkeit enthalten; bisweilen alternirt dieser verschiedenartige Inhalt mehrere Male. Diese Blasen variiren von der Grösse eines Elementarkörnchens (Nucleolus) , eines Kernes bis zu der von Blasen von '/,, Mill. Durchmesser und darüber. Die kleinen kommen wohl in allen plasmahältigen physiologischen und pathologischen Feuchtigkeiten — im Blute, Humor Morgagni, in Exsudaten, in dem Safte der verschiedensten Afterbildungen, in dem die Stelle des atrophirten Nervenmarks im Gehirne, im Rückenmarke einnehmenden graulichen Blasteme vor, die grösseren kommen insbesondere dort, wo Cystenbildung Statt findet, somit auch im Cysteninhalte selbst vor. Die Blasenwand verhält sich. bei einem und dem andern Inhalte gleich der Hülle des Kernes, sie widersteht der Einwirkung der Essigsäure, oder diese bewirkt eine Verdichtung der Membran, und damit einen schärferen Contour. des Bläschens. Die Prüfung des Inhaltes wird wesentlich erleichtert durch folgendes Vorkommniss : In den oben summarisch angegebenen Feuchtigkeiten findet sich wohl immer eine röthlich schimmernde, flüssige, zähe Substanz sowohl in kleinen Kügelchen, als auch in grösseren in die verschiedensten Formen sich schmiegenden , bei Hindernissen in der Strömung in kleinere Portionen sich zertheilenden Massen frei, in. Suspension vor, — sie wird durch Essigsäure 342 Carl Rokitansky. rasch aufgelösst. So gut wie Kerninhalt bildet sie auch Zelleninhalt, indem sie z. B. sehr gewöhnlich den Inhalt der die Brutkerne der Drüsenblase der Schilddrüse, der die Brutkerne junger Cysten auf- nehmenden Zellen, bisweilen den Inhalt der Eiterzellen und junger Zellen überhaupt ausmacht, — sie wird hier sammt der sehr zarten Zellenwand von Essigsäure gelöst. In ähnlicher Form beobachtet man aber auch, zumal im Cysteninhalte,, oft eine farblose zähe Substanz, welche sich gleichfalls in Essigsäure löst, und welche wohl mit dem gewöhnlichen farblosen Zelleninhalte identisch ist. Diese beiden Substanzen sind allem Anscheine nach unwesentliche Modifieationen desselben Stoffes. Wenn man erwägt, dass farblose Elementarkörnchen und Kerne im Gefolge von Abdunstung des sie umgebenden wässerigen Mediums, in Folge der Einwirkung verdünnter Aetzkalilösung sich mit Annahme eines röthlichen Schimmers aufblähen, so dürfte man glauben, dass zunächst eine verschiedene Dich- tigkeit der Modifieation zu Grunde liege, und in Specie eine Diehtigkeitsabnahme die röthlich schim- mernde Form bedinge. Der farblose (dichtere) Inhalt geht häufig und meist mit einer merklichen weiteren Verdichtung, wobei er an Durchsichtigkeit einbüsst und opalisirend wird, eine auffallende Veränderung darin ein, dass er durch Essigsäure coagulirt wird. An diese Veränderung reiht sich die Umstaltnng desselben zu der eigentlichen sogenannten colloiden Substanz an. Zuweilen geht derselbe einen Umsatz zu Fett ein. Hiernach wende ich mich zur Aufführung jener Schicksale der Cyste als structurloser Blase, welche oben als Anomalien ihrer Entwickelung aufgefasst wurden: a) Vorerst werden ohne Zweifel zahlreiche Cysten in ihrem primitiven Zustande als strueturlose Bläschen und Blasen so aufgelöst, wie die so häufig in ihnen enthaltenen Brutkerne und Zellen. Bisweilen geht eine Dehiscenz und Entleerung der Blase voraus, worauf diese in einem Zustande von Collapsus einer Auflösung anheimfällt. In anderen Fällen geht ein Umsatz des Cysteninhaltes zu Fett, eine Umstaltung der Cyste zu einem der Körnchenzelle ähnlichen Gebilde voran. b) Die in einer Feuchtigkeit z. B. in flüssigem Cysteninhalte entwickelten Cysten gelangen, indem es an Fixirung und an bestimmten von Aussen her an die strueturlose Blase tretenden Gewebs - Ele- menten mangelt, nicht über den primitiven Zustand hinaus; sie verfallen den vorgenannten Rück- bildungsprocessen, oder sie gehen die im Verfolge zu erörternden Umstaltungen ein. c) Eine merkwürdige Hemmung des Wachsthums der Cyste knüpft sich an die endogene Ent- wickelung secundärer, tertiärer Blasen u. s. w., woraus die mehrfach besprochenen, gemeinhin sehr bald der Incrustation unterliegenden geschichteten Cysten-Gebilde hervorgehen. Die Schichtung beschränkt sich bald auf ein System von ineinander geschachtelten Blasen, die sich entweder aus centralen oder aus wandständigen (excentrischen) Kernen Tab. XL. Fig. 27. a. entwickelt haben, oder es treten mehrfache Schichtensysteme , gewöhnlich innerhalb eines gemeinsamen, peri- pheren auf, indem mehrere in einer secundären, tertiären Blase u. s. w. zugleich oder nachein- ander entwickelte Kerne zu Blasen heranwuchsen, und diese sofort ihre besonderen centralen oder mehr excentrischen Kerne erzeugten. Hieraus lassen sieh mindestens viele der verschiedenen von der gewöhnlichen runden oder ovalen Form abweichenden Gestalten erklären, wie sie z. B. Fig. 27. b. an mit Salzsäure behandelten Incerustationen zeigt. — Die Grösse dieser Gebilde ist sehr verschieden; einerseits kommen Kerne vor , in welchen ein Kernkörperchen zu einem an den Con- tour des Kernes gränzenden Bläschen aufgebläht ist, andererseits die Grössen von '/, Mill. Durch- messer, wie sie Fig. 27. b. und auch Taf. XXXVI. Fig. 4.nachweiset. — Hieher gehören die concen- trischen Körperchen, welche auch Hassal im Blute und in einer Thymus (Vgl. meine Beiträge zur Anat. des Kropfes p. 250), und der geschichtete Körper, den Wittieh im Arachniden-Bie (Müller’s Archiv 1849, Tleft 1.) beobachtet hat. -- Ueber die Cyste. 343 d) Eine andere Hemmung der Entwickelung der Cyste, ja ein endliches Zerfallen derselben hat die colloide Umwandlung ihres Inhaltes zur Folge; die Cyste wird zu einer hüllenlosen Colloidmasse, welche, wenn sich in ihr ein Sonderungs- oder Furchungsprocess eingestellt hat, nach dessen Typus in verschieden - gestaltige Fragmente zerfällt. In geschichteten Blasen betrifft diese Umwandlung die sämmtlichen Blasen gleichförmig oder ungleichförmig, öfters eine derselben, zumal die innere, welche sodann keinen weiteren Kern mehr erzeugt, so, dass damit die weitere Schichtenbildung abgebrochen ist Taf. XXXVI. Fig. 6. B. c‘, — sie bedingt allenthalben der Cyste. Die Erstarrung zu Colloid betrifft nicht nur den Inhalt der Cyste, sondern auch den Inhalt ihres Grundgebildes, des Kerns, des Elementarkörnchens (Nucleolus) mit demselben Erfolge. Man beobachtet diess nicht nur an derlei Gebilden neben Cysten, welche die genannte Umwandlung eingegangen sind, sondern auch unter Umständen, wo etwa ausser einer unbedeutenden Auf- blähung des Kernes über seine gewöhnliche Grösse keine Cysten-Entwickelung Statt findet. So finden sich derlei umstaltete Elementarkörnchen und Kerne in Medullarkrebsen, so eben finde ich sie in einem blenorrhoischen Secrete der Magenschleimhaut , in dem graulichen das Nervenmark der Med. spinalis stellenweise vertretenden Blasteme, und ein exquisites Exemplar gibt ein Stück eines mattgrauen, markleeren (atrophirten) N. opticus Taf. XL. Fig. 26 ab. In diesem sieht man neben Zellgewebe ein amorphes matt durchscheinendes Blastem, in weichem einfache und auch geschichtete Kerne (bis zu '/,; Mill. Durchmesser) zu opalisirenden, unter dem Drucke zerklüften- den Colloid-Kugeln umwandelt sind; bei * geht der Riss durch die äussere Kugel, so, dass sie sich von der inneren schalig ablöst. (Die auf dem Oysticercus und auf Tenia solium sitzenden Kalkkörperchen kommen, abgesehen von ihrem Gehalt an kohlensaurem Kalk, auch ihrer Ent- wickelung nach mit den in Rede stehenden Colloidkugeln völlig überein. e) Mit der colloiden Umwandlung in naher Beziehung steht die Inerustation der Cyste und ihrer Grundlage (des Kernes, des Elementarkörnchens) mit phosphor- und kohlensaurem Kalke. Sie betrifft sowohl einfache, wie auch und zwar ganz besonders die durch Schichtung zusammengesetzten Cysten. An Grösse variiren die inerustirten Gebilde demnach von der des Nucleolus, des Kernes bis zu '/, Mill. Durchmesser (Vergl. S. 326, Fig. 27. b.), ja ich habe welche von '/, — 1 Mill. Durchmesser gesehen (Vergl. S. 325), die gewöhnlichsten sind die von "/a; — "/so Mill. Durchmesser. Der Form nach kommen sie eben auch mit der der einfachen und geschichteten Cysten überein; sie sind rund, oval, glatt oder ausgebuchtet, gelappt,, spindel-, walzenförmig, zuweilen mit Einschnürungen (Vergl. die, welche Harless in s. Abhandlung über die Ablagerung unorg. Subst. auf den Pl. chor., Müller’s Archiv, Jahrg. 1845, pag. 35%, Taf. X. Fig. 13, verzeichnet hat), wo viele über und neben einander liegen, auch herz-, trefflörmig , facettirt u. Ss. w. Beim Drucke weichen sie oft in regelmässigen , schaligen oder keilförmigen Kugelaus- schnitten aus einander, was ohne Zweifel mit der Spaltungsfähigkeit der colloiden Weichge- bilde nach bestimmten Radiensystemen zusammenhängt. Ein anderes Mal zerfallen sie zu klei- neren, rundlichen Drusen oder keilförmigen Fragmenten, was in der in der Colloidmasse Statt gehabten Sonderung begründet ist (Vergl. S. 337). Die Inerustation beginnt in der Regel bei den geschichteten Cystengebilden in den innersten Schichten, was mit dem ebenmässig hier beginnenden Vorgange der colloiden Erstarrung des Inhaltes übereinkommt. Von hier schreitet sie nach den äusseren Schichten vor; sehr gewöhnlich sind Inerus- tate, an welehen die äusserste Blase (Schichte) noch frei ist, und die dann das Incrustat von oben angesehen in Form eines hellen Saumes umgibt. Bei Blasen mit mehreren neben einander bestehen- den Tochterblasen inerustiren diese — wenn sie selbst geschichtet sind, wieder von ihren innersten Schiehten — während die Mutterblase und ihre Schichtung frei bleibt und erst später incrustirt wird. 3hh Carl Rokitansky. Sie tritt ursprünglich bald in Moleeular-Form Fig. 20, bald in Krystallform Fig. 23 auf, die voll- endete Incrustation zeigt bald eine drusige, bald eine erystallinisch-blätterige Aggregation. Wenn ich hier schliesse, so sehe ich recht wohl, wie viel auf dem Gebiete der Cyste noch zu erforschen übrig bleibt; ich möchte daher nicht mehr als das Verdienst in Anspruch nehmen, dass ich den Anstoss zu vervielfältigten Untersuchungen auf diesem Gebiete überhaupt gegeben, und vielleicht eine nachahmenswerthe Richtung befolgt habe. Es zeigt sich, dass meine bisherigen Grundansichten über die Cyste zu berichtigen waren; die eine erleidet darin eine Modification, dass nunmehr an die Stelle der Zelle als Grundlage der Cyste der Kern tritt, welcher selbst sich aus einem Elementarkörnchen (Nueleolus) durch Intussusceptions-Wachsthum entwickelt, — die Behauptung einer selbstständigen Texturentwiekelung in der structurlosen Cystenwand muss ich nunmehr zurücknehmen. Die Grösse der Schuld wird nur derjenige, welcher durch eigene Forschung die Aufgabe erkannt hat, richtig beurtheilen. Zu den Tafeln Die angewendeten Vergrösserungen sind bei den Figuren angegeben. Taf. XXXV1. Fig. 1.2.3.4. Zusammengesetzte Cyste des linken Ovariums einer 80 J. a. Weibsperson. An der Stelle des 1. Ovariums ein den Bauchwänden grösstentheils adhärirender, bei 16” Durchmesser haltender, aus einem grossen, einem kleineren, etwa den 12. Theil des Ganzen betragenden, und vielen noch kleineren Loculis bestehender diekwandiger , fibröser Sack. An einer Stelle war die Wand auseinandergewichen und schloss ein Aggregat von polyedrischen, schlauchförmigen, eine blassgelbliche Gallert enthaltenden Cysten ein. Die grösseren Räume enthielten eine braune, glutinöse, blutige, die kleineren eine gelbliche klebrige Flüssigkeit. Auf der Innenfläche wachsen hie und da dicht beisammen bis Kirschengrosse, meist gestielt aufsitzende, meist vielfach durchbrochene , im Innern ein zartes Fachwerk einschliessende Beutel, nebst diesen feine, grauliche Villositäten, von denen zahlreiche län- gere ein durchscheinendes Bläschen oder ein weisses opakes Kügelchen tragen, endlich stellenweise in Form vorsprin- gender Plaques ein grober kolbigzottiger Filz, dessen Zotten verästigt sind; sie sind grossentheils dunkelroth und vom Blute strotzend. Ueberdiess sah man auf der Innenfläche zahlreiche feine Poren und Ritzen, aus denen sich deutlich die grösseren Exerescenzen erhoben. Fig. 1. Natürliche Grösse: Ein Stück der schichtbaren Cystenwand mit feinen hie und da in Reihen angeordneten Ritzen auf der Inneniläche, was ihr ein feingestricktes Ansehen gibt. Nebstdem kleine , vielfach durchbrochene wallartig umfasste Bläschen — die durch zarte Exerescenzen hervorgedrängte, aufgehobene innerste Schichte der Cystenwand. Fig. 2. Natürliche Grösse: Ein Stück der Cystenwand mit den obbemerkten Beuteln besetzt. Oben wieder feine Poren und eine Gruppe zarter kolbiger Exerescenzen. Fig. 3. Ein Stück von Fig. 1. 400mal vergrössert. Die zu einem Maschenwerke auseinandergewichene innere Schichte der Cystenwand , bestehend aus einem von Kernen durchsetzten in Faserung begriffenen Blasteme. Von den Balken des Maschenwerkes wachsen kolbige Exerescenzen in dessen Räume herein. Fig. 4. A) Eine zarte auf einem gespaltenen Stiele zwei kaum mohnkorngrosse Knötchen tragende Excrescenz. Sie ist vielfach ausgebuchtet und verästigi, die Knötchen sind geschichtete Cysten. 5) Ein Abschnitt einer grösseren kolbigen Exerescenz. Sie zeigte runde Ausbuchtungen, an denen das beklei- dende Kern-Epithelium angedeutet ist. \ Fig. 5. Beide Ovarien einer an Pleuritis verstorbenen Weibsperson von mittleren Jahren waren zu mehr als hühnereigrossen, blumenkohlartigen, nackten, zum Theile von Resten einer mehrfach durchbrochenen Cystenwand bekleideten Geschwülsten verwandelt. Die Geschwülste bestanden aus einem Aggregate meist parenchymatöser Excerescenzen mit ansehnlichen facettirten Endkolben. Ein Stückchen eines parenchymatösen Endkolbens, ausgefüllt mit Zellgewebe, welches zahlreiche einfache und geschichtete junge Cysten mit opalisirendem, colloiden Inhalte, von der Grösse eines Nucleolus bis zu so Mill. Durchmesser, daneben Incrustate ähnlicher und grösserer Uysten einschliesst. Aeusserlich haftet ein Kern-Epithelium daran. Taf. XXXVI. Fig. 6. A. B. Nieren-Cysten — sind $. 327 zur Genüge erläutert. Fig. 7. Ein Medullar - Carcinom des Pylorusabschnittes des Magens mit Medullarknoten im grossen Netze — von einem 44 Jahre alten Manne. Vorzüglich die letzteren hatten eine drüsenartige Struetur und bestanden Be De Ueber die Cyste. 345 nebst kleinen hellen Cysten aus den verzeichneten Elementen: Kerne mit 1—2 Kernkörperchen, verschieden gestal- tete ansehnliche Zellen, deren Kerne zum Theile zu grossen hellen Blasen herangewachsen sind, in denen sich wieder ein Kern erzeugt u. s. w. Fig. 8. Ein sogenannter Epidermidalkrebs einer grossen Schamlefze von körnig-drüsigem Ansehen. Ausser den in die Länge gezogenen Zellen rechts a und 5, sind wohl fast alle übrigen zellenartigen Gebilde als vergrösserte Kerne mit secundärem Kerne zu deuten. Fig. 9. Ein auf der Dura Mater über der rechten Augenhöhlendecke sitzendes, wallnussgrosses, in seiner äusseren Schichte röthliches vaseularisirtes, in der Tiefe weisses medullares Aftergebilde von körnig-drüsigem An- sehen — von einem 56 J. a. Manne. — Nebst den geschwänzten Zellen a, den Kernen 5, und anderen bereits im Texte besprochenen Gebilden möchten einer näheren Angabe bedürfen: A. enthält nebst andern ein inerustirtes Kerngebilde; g. enthält eine collabirte secundäre Blase, zwischen ihr und der äusseren sind oblonge Kerne eingeschoben; d. enthält eine sterile und eine von Brutkernen strotzende secundäre Blase. Fig. 10. Ein medullarer Reetovaginalkrebs von feindrüsigem Ansehen von einer 48 J. a. Frauensperson, — Kerne, c’ ein geschichtetes Cystengebilde, an dem die innere Blase zwei aufgeblähte Kerne, einen hellen und einen granulirten enthält. Fig. 11. Ein von mohnkorn- bis erbsengrossen Cysten durchsetzter Medullarkrebs des 1. Schilddrüsenlappens eines 40 J. alten Schuhmachers, von beinahe Kindskopfgrösse, welcher in das vordere Mediastinum herabstieg, mit der Trachea verwachsen war, sie comprimirte und in dieselbe hereinwucherte. Bei @ fanden sich nebst granu- lirten Kernen und kernhaltigen Zellen und Mutterzellen auch zarte geschwänzte Kerne. In den Körnchenzellen waren die Körnchen zum Theile Pigment. Taf. XXX VI. Fig. 12. Krebsige Zottengeschwulst (Zottenkrebs) der Harnblase einer 63 J. a. an Pneumonie verstorbenen Weibsperson; hinter dem Trigonum sass eine wallnussgrosse, und gleich neben ihr eine um die Hälfte kleinere sehr gefässreiche zartzottige Aftermasse. S. 331. Fig. 13. Cystosarcom der Brustdrüse: eine etwa faustgrosse, grauliche, theils gallertartig , theils weisslich opak, faserig, hie und da feindrüsig aussehende Aftermasse, in welcher sich Hanfkorn-, Haselnussgrosse, eine klebrige Feuchtigkeit enthaltende, von rundlichen kolbigen parenchymatösen Exereseenzen ausgefüllte Höhlungen finden. a. Eine junge Cyste aus dem gallertartig aussehenden Antheile; d. die in dessen Safte enthaltenen Elemente, von denen % ein Stück Cysten-Epithelium ist. Der weiss, faserig aussehende Antheil bestand aus wellenförmig gekränselten Zellengewebsfibrillen. Fig. 14. Cysten und Excrescenzen auf der Schleimhaut der Nierenbecken und Harnleiter einer 69 J. a. an Pneumonie verstorbenen Weibsperson: die linke Niere klein (atrophirt), das Becken und die Kelche erwei- tert; im ersteren sass lose ein etwa 1” langer, eines kleinen Fingers dicker walzenförmiger Stein. Die Schleim- haut hatte ein schwammig-zottiges Ansehen, war sehr vaseularisirt. Die Zotten stellten hie und da helle durch- scheinende Kolben dar. Nebstdem sassen in der Schleimhaut vereinzelt oder in Gruppen beisammen feine etwa mohn- korngrosse Cysten. A. Eine Gruppe solcher Cysten, B. eine ansehnlichere Zotte, auf der theils rundliche, theils keulenförmige Epithelien sassen. Taf. XXXIX. Fig. 15. Medullares Cysto-Careinom beider Ovarien einer 55 J. a. Weibsperson mit Medullarknoten in den Lungen, auf der Lungenpleura, in der Leber, einem am Ileum, einem in der vorderen Uteruswand und mit einer Entenei-grossen knotigen von Cysten durchsetzten Aftermasse an der Bauchwirbelsäule. In dieser, so wie in dem Ovariumkrebse rechter Seite (der linke war durch Ulceration grösstentheils destruirt) gab es Cysten, welche von Medullarmasse ausgefüllt waren, beide waren überhaupt hie und da von fibrösen Häuten, d. i. Resten durchbrochener Cystenwände durchsetzt. A. Exerescenz aus einer der grösseren (bis Hühnerei-grossen) Cysten des Ovariumkrebses, bei @ eine grössere geschichtete Cyste. B. Bruchstück einer Exerescenz, in welcher die Jungen kernhaltigen Cysten sehr deutlich waren. €. Ein Stück aus dem in einer haselnussgrossen Cyste des Ovariums enthaltenen (incystirten) Aftermasse: ein Maschenwerk, von dessen Balken sich junge Exerescenzen in Form einfacher Hohlkolben erheben. D. a. Elemente des Medullarparenchyms; sie waren jenen der Medullarknoten in den Lungen, der Leber u. s. w. gleich; 5. Inhalt einer der kleineren hellen Cysten im Ovarium, Fig. 16. Alveolarer Gallertkrebs des Rektum’s bei einem 76 J. a. Manne, bei dem sich im rechten oberen Lungenlappen ein taubeneigrosser Medullarknoten vorfand: Von den Wänden eines Alveolus in grosser Menge her- vorwuchernde, denselben durchbrechende kolbige Exerescenzen, in denen junge Cysten sitzen, — daneben ein Alveolus mit einem jungen aus Exerescenzen hervorgegangenen Parenchyme gefüllt. S. 333. Fig. 17. Ein Stück einer Adergeflecht-Zotte; sie enthält in ihren Ausbuchtungen bei a. eine einfache kern- haltige junge Cyste, bei b. ein geschichtetes, bei c. ein solches inerustirtes Cystengebilde. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. Ev 346 Fig. 18. Inhalt sogenannter Cysten des Adergeflechts S. 335. Fig. 19. Item: Ein von Kernen durchsetztes zu Zellgewehe sich entwickelndes Blastem, in welchem Cysten lagern: Beachtenswerth sind links die oblongen Kerne, wie sie sich mit entsprechender Krümmung an die Jungen Cysten klammern (vgl. S. 335) und bei c. die geschichtete Cyste, deren innerste Blase die verschiedensten zur Sache gehörigen Gebilde enthält. Taf. XL. Fig. 20. Inhalt von weisslich- und gelblichtrüben hanfkorngrossen Cysten am Lig. latum. Fig. 21. Item. Fig. 22. Item. Fig. 23. Item. — beginnende Incrustation. S. 338. Fig. 24. Item. S. 337 und 338. Fig. 25. Inhalt einer erbsengrossen eine schmutzig-bräunliche , glutinöse Feuchtigkeit enthaltenden Cyste aus der Corticalsubstanz der Niere. Fig. 26. Ein Stück eines atropbirten graulich durchscheinenden N. optieus S. 343. Fig. 27. Beispiele von durch ihre Grösse ausgezeichneten Incerustationen, welche in grosser Menge, in ganzen Nestern, zum grössten Theile nackt in der innern Schichte eines Mannskopf- grossen, ein bräunliches trü- ‚bes, fettig-glutinöses Fluidum enthaltenden Ovarium-Cyste sassen. Von einer 73 J. a. an Peritonitis verstorbenen Weibsperson. le au I hie In 347 Naturgeschichte der herr-Kichen-Saummücke, (Lasioptera Cerris), eines schädlichen Forstinsectes. Von Vineenz Kollar, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Taf. XLI. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 9. Juni 1849.) Die Zierr-Eiche, eine der bei uns vorkommenden vier Eichenarten, ist alljährig mehr oder weniger der Beschädigung durch ein kleines Inseet ausgesetzt: man sieht sowohl in Eichenbeständen als an ein- zeln stehenden Bäumen und Sträuchern von Ende Mai’s an auf der Unterseite der Blätter warzenähn- liche Auswüchse mit einem dichten, anfangs weisslichen, später gelblichen oder braunen Haarfilze bedeckt. Diesen haarigen Auswüchsen oder Gallen der Unterseite entsprechen kleinere oder grössere konische, aber glatte, in der Mitte zuweilen mit einem anfangs weichen Zapfen, später mit einer kurzen dornähnlichen Spitze versehene Erhöhungen auf der Oberseite des Blattes. Solche Auswüchse trifft man sowohl einzeln, als in Mehrzahl, zuweilen so viele, dass die ganze Fläche des Blattes damit bedeckt ist, und sogar einer auf dem andern sitzt. Dadurch verliert nun das Blatt die natürche Form: seine Ränder biegen sich nach abwärts, oder das ganze Blatt rollt sich, wodurch der Baum, da oft kein Blatt von diesem Auswuchse frei bleibt, ein ganz fremdartiges Ansehen bekommt. Durch das Saugen vieler Tausende, wenn auch noch so kleiner Maden des Insectes an dem Diachym der Blätter, und durch die in Folge der krankhaften Auswüchse gestörte Function derselben leidet natürlich der ganze Baum. In einem aus den verschiedenen Eichenarten gemischten Bestande zeigt ein flüchtiger Blick schon, weleh’ ein Unterschied zwischen den einzelnen Arten obwaltet. Während, namentlich die Stiel- und Stein- Eiche (Quereus pedunculata und O. sessiliflora) veich belaubt, mit geschlossener Krone dasteht, und dichten Schatten wirft; die Blätter, völlig entwickelt, dunkelgrün und saftig aussehen; — erscheint eine von dem Inseete angegriffene Zerr-Eiche viel spärlicher belaubt, und da die Blätter in Folge der Auswüchse meist an beiden Seitenrändern nach abwärts gebogen und daher an Umfang kleiner sind, so wird die Krone um so lichter , als auch viele Aeste dürr und blätterlos bleiben. Kurz, man sieht, dass der Baum kränkelt. In wie weit dieser krankhafte Zustand in quantitativer und qualitativer Hinsicht auf die Holzbildung einwirkt, muss der Prüfung rationeller Forstwirthe überlassen bleiben. Die oft wiederholte Untersuchung dieser Auswüchse oder Gallen zeigte, dass die anfangs weiche und saftige Masse derselben nach und nach erhärtet, dass sie, wenn sie völlig ausgebildet und nicht in zu grosser Zahl auf dem Blatte gehäuft, die Grösse einer Linse erreichen, und inwendig wie ein Schnecken- Gehäus gebildet sind: es läuft nämlich um eine Säule ein hohler Gang, jedoch nur mit einfacher Win- dung. In diesem Gange fand ich bald nur eine, bald zwei bis drei kleine wurmähnliche Maden. Ich glaubte anfangs, dass es Gallwespen-Larven wären, und hoffte durch Aufbewahrung der Blätter seiner Zeit das vollkommene Inseet, nämlich eine Gallwespe (Cynips) zu erhalten, wie diess bei anderen Auswüchsen der Eichen der Fall war; indess meine Hoffnung war trotz mehrjähriger Versuche vergeblich ; 44 ® 348 Vincenz Kollar. aus den auf diese Art aufbewahrten Gallen entwickelten sich nur einige Schlupfwespenarten, die ich keineswegs für die Erzeuger der Gallen, sondern für Feinde dieser Erzeuger halten musste. Als ich endlich im vergangenen Herbste (1848) wieder eine Anzahl Eichenzweige in einem hohen Glaseylinder über feuchter Erde aufbewahrt, bemerkte ich, dass die Larven sich durch die konischen Erhöhungen auf der oberen Seite der Blätter durchgefressen, und in die Erde gegangen seien, wo ich sie theils noch als solche, theils bereits als Puppen beim Nachgraben gefunden habe. Ich untersuchte nun den Boden unter den Eichen im Freien, von wo ich die Zweige genommen, und fand ebenfalls eine Menge dieser Thiere einige Linien tief in der Erde in demselben Zustande, wie in meinem Glascylinder. Die Nach- forschungen wurden bis in den Spätherbst mehrmals wiederholt, und ich fand endlich nur noch Puppen, die also erst im nächsten Frühjahr zur Entwickelung kommen sollten. Die im Herbste aus den Auswüchsen erhaltenen Larven sind höchstens eine Linie lang, walzenförmig, nach beiden Enden etwas zugespitzt, fusslos, deutlich aus 13 ringförmigen Segmenten zusammengesetzt, deren zweites mit ein Paar fühlerartigen Spitzen versehen ist. Ihre Farbe ist blassroth, am Kopfende scheinen zwei schwärzliche Flecke durch die Haut: es sind wahrscheinlich ein Paar Kauorgane (?), welche die Larve ausstrecken und einziehen kann, denn sie sind von fast hornartiger Consistenz; ihnen ‚gegenüber auf der unteren Seite des Kopfendes befindet sich eine ebenfalls festere bräunliche Leiste, nach vorn gabelförmig gespalten. Die vorderen und hinteren Segmente können nach Belieben der Larve eingezogen und vorgeschoben werden. Die Puppe hat die Gestalt eines Tönnchens, ist an beiden Enden abgerundet und ebenfalls blass- röthlich von Farbe. Die Verpuppung findet gleich Statt, nachdem die Larve in die Erde gelangt: ist, was im Monat September zu geschehen pflegt. Das Insect bringt nun den Winter im Puppenzustande zu, und verwandelt sich erst im Frühjahr zur Fliege; es bedarf also fast eines ganzen Jahres zur Entwicklung vom Ei bis zum vollkommenen 'Thiere. In der Gefangenschaft ist es mir nicht gelungen, die Puppen zur Verwandlung zu bringen, sie vertrockneten während des langen Winters in der Erde; dagegen fand ich sie im Frühjahre ganz wohlerhalten unter den Bäumen, wo ich sie im Herbste beobachtet hatte; es hat ihnen weder die strenge Kälte des Winters von 185, die mehrere Tage in solcher Heftigkeit anhielt, dass das Queck- silber bis 18° Reaumur unter Null fiel, noch eine Ueberschwemmung im Frühjahr, während welcher ‚sie mehrere Tage unter Wasser in unserem Prater lagen, im Geringsten geschadet. Anfangs Mai, wo die Eichen anfingen auszuschlagen,, liess ich die Puppen nicht aus den Augen, weil sich um diese Zeit auch das Erscheinen der Fliege voraussetzen liess, und es gelang mir auch am sechsten dieses Monats in den Morgenstunden, das Insect sowohl in dem Augenblicke, als es die Puppenhülle verliess, wie auch schwärmend zu beobachten. Tausende tummelten sich bei ganz wind- stiller, warmer Witterung im Sonnenschein zwischen dem Grase um die Eichenstämme herum, ein- zelne sassen ruhig auf den Grashalmen, es waren Weibchen, um welche die Männchen in weit über- wiegender Zahl herumschwärmten, oder bereits in der Paarung begriffen waren ; einzelne erhoben sich zwischen die eben ausschlagenden Zweige der Eichen. Unter jeder Zerreiche, die ich besuchte, wieder- holte sich dieselbe Erscheinung: es wimmelte bei jeder von diesen geflügelten Gästen, während keine Spur davon unter einem anderen Baume oder auf der offenen Wiese zu finden war: ein Beweis, dass nur hier ihre Brutstätte war, und dass sie nur wieder dieser Eiche ihre Nachkommenschaft anver- trauen wollten. Bei der flüchtigen Betrachtung dieser Dipteren durch eine einfache Loupe, glaubte ich es mit einer wahren Gallmücke (Ceeidomyia) zu thun zu haben, die nähere Untersuchung unter einem zusammengesetzten Mikroskope zeigte, dass die Fliege zu der den Gallmücken zunächst verwandten Gattung: Lasioptera Meigen gehöre, die bisher arm an Arten und in biographischer Beziehung noch fast gänzlich unbekannt war. Nach vorausgeschickter Betrachtung der Entwiekelung lasse ich die Be- schreibung des vollkommenen Insectes folgen. a ee Naturgeschichte der Zerr - Eichen- Saummücke. 349 Beschreibung des vollkommenen Insectes. Lasioptera Cerris : Antennis in utroque sexu aequalibus, 12 articulatis, submoniliformibus, artieulis vertieillato pilosis, pallide fuscis; capite thoraceque nigro brunneis, hoc angulis postieis scutel- loque pallide rubris; abdomine earneo, dorso fusco adsperso: maris apice forficato, feminae ovipositore triarticulato munito ; alis concoloribus , hyalinis, margine ciliatis; pedibus dilute > v fuseis. — Long. corp. °// ; alar. expans. 1°/,”. Habitat in foliorum Querc. Cerris gallis tomentosis, sublentiformibus. Der Körper der Fliege misst im Leben ”% Wien. Linie; die Flügelweite beträgt 1°/, Linie. Der Kopf ist rund, an Umfang kleiner als der Mittelleib, schwarzbraun; die Augen rund und schwarz; die Fühler 12gliedrig, kaum von halber Körperlänge, bei beiden Geschlechtern gleich, fast perlschnurförmig ; die unteren Glieder etwas länger und dicker, fast eylindrisch, die oberen unter sich gleich, kuglig, alle wirtelartig behaart, etwas lichter bräunlich als der Kopf. Der Mittelleib oder Rumpf stark gewölbt, glatt, nach vorn etwas verschmälert, schwarz; hinten an den Ecken, so wie das Rückenschildchen , blassröthlich, Hinterleib fleischfarbig; die einzelnen Segmente auf dem Rücken bräunlich bestäubt. Die Beine schlank, fast so lang als der Körper, lichtbraun. Die Flügel sind einfärbig, glashell und durchsichtig, am Aussen- und Hinterrande lang befrans’t. Sie haben eine ovale, nach der Wurzel allmählig verschmälerte Form und sind längs dem Vorderrande von einer einzigen deutlichen Ader durch- zogen, von deren Wurzel eine kürzere und schwächere unter einem spitzigen Winkel entspringt und in einem sanften Bogen vor der Mitte des hinteren Randes sich mit diesem vereinigt. Männchen und Weibchen sind in allen Theilen einander gleich, bis auf den Hinterleib, der bei den letzteren von Eiern strotzend , und darum dicker ist und am Ende mit einer aus drei Gliedern bestehenden Legeröhre ver- sehen, die wie ein Perspectiv durch Einziehen und Ausstrecken kürzer und länger gemacht werden kann. Beim Männchen ist das Aftersegment mit einem aus zwei Haken bestehenden Zangenfortsatze versehen, der bei dem Paarungsgeschäfte nöthig zu sein scheint. Die Paarung findet nicht im Fluge, sondern im Sitzen auf den Grashal- men und andern niederen Pflanzen Statt. Wie bereits erwähnt worden, schwärmt die Mücke nur bei ganz ruhigem und warmen Wetter, an trüben und windigen Tagen ruht sie einzeln zwischen dem Grase. Nie konnte es mir gelingen, sie im Act des Eierlegens zu beobachten oder Eier frei auf den Blättern abgesetzt anzutreffen, so dass ich nicht mit Gewissheit angeben kann, wie dieser Aet vor sich geht: ob das Weibchen seine Eier äusserlich auf das Blatt absetzt, oder sie mittels des feinen Legestachels in die Blattsubstanz selbst einsenkt. Bei der zur verwandten Gattung gehörigen, dem Waitzen so sehr schädlichen Hessenfliege (Cicidomyia destructor), sah ich das Weibchen seine Brut äusserlich an die Halme absetzen. Uebrigens ist unsere Zerreichen - Saummücke ziemlich fruchtbar, denn ich zählte in dem geöffneten Hinter- leibe eines Weibchens über 50 Eier, die eine länglich ovale Gestalt haben. In der zweiten Hälfte des Monats Mai war das Inseet nicht mehr zu sehen, aber an den Eichenblättern zeigten sich schon Spuren der neuen Beschädigung ; man bemerkt zuerst dunklere, ein wenig angeschwollene Stellen ; später kommen auf der Unterseite kleine weissbehaarte Wärzchen zum Vorschein, die endlich im Verlauf des Sommers die oben erwähnte Form und Grösse erreichen. Als natürliche Feinde dieses allerdings bedeutend schädlichen Forstinsectes lernte ich 5 Arten Schlupfwespen, aus der natürlichen Familie der Pteromalinen kennen; sie gehören zu den kleinsten Formen aus den Gattungen: Pteromalus und Eulophus; ich erhielt sie aus den zur Beobachtung aufbewahrten Auswüchsen während des Winters und im Frühjahre. Indess diese natürlichen Feinde sind nicht im Stande, die Saummücke zu bewältigen ; ich finde seit 8 bis 10 Jahren die Zerreichen in derselben Gegend alljährig gleich stark mit den Blattauswüchsen besetzt. Es bleibt daher dem Forstwirthe kein anderes Mittel, Eichenbestände vor diesem Uebel zu bewahren, als bei frischen Anpflanzungen den andern Eichenarten: Quercus pedunculata , sessiliflora und pubescens, den Vorzug zu geben; es müsste denn Boden, celimatische und andere forstwirthschaftliche Verhältnisse trotz dieses Moments dennoch für die Bevorzugung der Zerreichen sprechen. 350 Erklärung der Abbildungen. Taf. XLI. Fig. 1. Die vollkommene weibliche Saummücke bedeutend vergrössert; Fig. 2. die letzten Segmente des weiblichen Hinterleibes mit der Legeröhre ; Fig. 3. die letzten Segmente eines männlichen Hinterleibes mit den zangenförmigen Fortsätzen: Beide noch stärker vergrössert; Fig. 4. die Larve; Fig. 5. die Fliege, nachdem die Puppenhülle geplatzt ;- Fig. 6. die Puppe selbst, alles bedeutend vergrössert; Fig. 7. ein ganzes Eichenblatt mit den daran befindlichen Auswüchsen, mit der Ansicht von unten und zum Theil von oben, in natürlicher Grösse ; Fig. 8. ein Stück des Blattes mit theils geschlossenen ‚ theils geöffneten Gallen, in denen die Larve liegt, mit der Ansicht von unten und mässig vergrössert ; Fig. 9. ein ähnliches Stück, mehr vergrössert, mit der Ansicht von oben, wo theils bereits durch die Larve geöffnete, theils noch geschlossene Gallen zu sehen sind. en 351 Beiträge zur Insecten-Fauna von Neu-Granada und Venezuela. Von Vineenz Kollar, . wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Taf. XLI—XLV. Vorgetragenin der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 21. Juni 1849, Im Jahre 1843 übergab der Fürst Maximilian Sulkowsky dem k. k. Hof-Naturaliencabinette beiläufig 400 Arten Insecten, die er von seiner kurz vorher beendigten Reise durch Neu- Granada und Venezuela mitgebracht hatte. Der Vergleich dieser Gegenstände mit den reichen Vorräthen, die wir aus Brasilien besitzen, zeigte, dass bei einer grossen Uebereinstimmung der Formen im Allgemeinen dennoch die Fauna diesseits des Aequators manches Eigenthümliche besitze, dass gewisse Familien hier viel artenreicher auftreten, als auf der andern Seite des Aequators und umgekehrt, dass endlich unter der, in Rücksicht des ausserordentlichen Reichthums Südamerika’s, so kleinen Anzahl von Arten dennoch manches Unbe- kannte sich vorfand, was frühere Reisende, namentlich Humboldt, aus jenen Gegenden nicht mitge- bracht hatten. Diese Umstände veranlassten mich nun den Fürsten zur Bekanntmachung seiner erbeuteten Naturproducte aufzufordern. Da der Reisende sich ohnehin vorgenommen hatte, einzelne Reiseskizzen zu veröffentlichen, so ging er auf meinen Vorschlag ein, diesen Skizzen eine Uebersicht der gesammelten Naturalien nebst Beschreibung und Abbildung der ausgezeichnetesten neuen Arten anzuschliessen. Diesen naturhistorischen Theil der Arbeit sollte ich und Herr Doctor Redtenbacher übernehmen und heftweise erscheinen lassen. Der Fürst hatte auch in der That eine Anzahl von interessanten Gegenständen unter unserer Leitung abbilden lassen, als er plötzlich von Wien verschwand und auf das Unternehmen verges- sen zu haben schien. Sein im verflossenen Jahre erfolgter Tod entbindet uns denn der Verbindlichkeit, un- sere Arbeiten seinen Reiseskizzen, die auch schwerlich mehr erscheinen dürften, anzuhängen, und wir benützen dankbarst die uns von der kaiserlichen Akademie zugestandene Erlaubniss, unsere zum Theile schon vor mehren Jahren verfasste Arbeit in ihren Denkschriften niederzulegen. A. LEPIDOPTERA. — Schmetterlinge. Papilionidae. 1. Papilio Columbus. Klir. Taf. XLU. Fig. 1— 2. Alis antieis basi, fascia abbreviata maeulaque semilunari flavis; faseia media obliqua, altera subapi- cali abbreviata margineque externo late fusco-nigris; alis postieis caudatis, flavis, nigro limbatis, lunula anali einnabarina. — Expans. alar. 3" 6”. Habit. in Venezuela ad ripas fluminis Meta. Dieser ausgezeichnete Falter nähert sich in der Form dem Pap. Protesilaus, ist aber grösser als die grössten Exemplare des letzteren. Seine Vorderflügel sind am Aussenrande ziemlich tief ausgeschnitten, ihr erstes Drittel, 352 Vincenz Kollar. von der Wurzel an, ist grünlichgelb, worauf eine breite schwarzbraune Mittelbinde folgt, die sich vom Vorder- rande bis zum hinteren Winkel erstreckt, in ihrem Verlaufe aber mit dem breiten, gleichfarbigen, äusseren Saume in einiger Entfernung unter der Mittelrippe zusammenfliesst. Durch diese Vereinigung wird ein Dreieck gebildet, welches von einer kurzen gelben, einer noch kürzeren schwarzen Binde und endlich von einem fast halbmondför- migen gelben Flecke ausgefüllt ist. — Die Hinterflügel sind am Aussen- und Hinterrande unregelmässig gezähnt, laufen in einen langen Sporn aus, sind von der Wurzel his über die Mitte grünlichgelb, am Aussen- und Hinter- rande schwarzbraun. Am inneren Winkel steht ein zinnoberrother, fast halbmondförmiger Bogen, darunter ein dreieckiger, ziemlich spitziger gelber Fleck, auch die äusserste Spitze des Spornes ist gelb. In der schwarzen Einfassung bemerkt man, vorzüglich in der Gegend des inneren Winkels, und da wo der Sporn seinen Ursprung nimmt, bläuliche Atome in halbmondförmigen Gruppen. Die Unterseite entspricht im Wesentlichen der Oberseite, nur haben hier die schwarzbraunen Stellen einen röthlichen Schimmer; auch die gelbe Farbe schillert perlenmutter- artig. Die dunkle Einfassung an den Hinterflügeln erstreckt sich auch längs dem ganzen Innenrande. — Der ganze Körper ist behaart, schwarzbraun, ebenso die Fühler, welche verhältnissmässig kurz, kaum halb so lang als der Körper sind und eine schwache gelbbraune Kolbe haben. Der Fürst hat nur ein einziges Exemplar mitgebracht, und zwar von den Ufern des Meta. 2. Papilio Protesilaus. Linn. Alis subhyalino-albis, basi virescentibus; antieis margine externo fasciaque in angulo postico cum illo eonfluente , faseiis insuper brevioribus quinque nigris; posticis caudatis, macula anali sanguinea arcu- busque marginalibus in tripliei serie nigris; his subtus vittis duabus nigris, externa rubro marginata. — Expans. alar. 3" 5". Habit. in Nova - Granada ad ripas fluminis Magdalena. Linn. Syst. Nat. 2..p. 752. Nro. 39. Fabr. Ent. syst. T. 3. pars 1. p. 23. Nro. 69. Ence. meth. T. 9. p. 50. Nro. 73. Boisd. Spec.,gen. des Lepid. T. 1. p. 262. Nro. 85. Dieser Falter ist über eine weite Strecke von Südamerika verbreitet; wir besitzen ihn aus verschiedenen Gegenden von Brasilien, nach Boisduval kommt er in Guiana vor und der Fürst Sulkowsky fand ihn in Neu-Gra- nada am Magdalena-Strome. Das einzige Exemplar, welches wir aus der letzteren Localität vor uns haben, zeich- net sich nur durch seine bedeutendere Grösse vor den brasilianischen aus. 3. Papilio Eurymas. God. Alis atris: antieis faseia abbreviata coeruleo-viridi; posticis dentatis, supra maculis quatuor cher- mesinis, oblongis, subtus quinque pallidioribus. — Expans. alar. 3'/,”. Habit. in Nova-Granada, in Laspalmas. God. Encye. IX. p. 34. Nro. 27. Boisd. Suites a Buff. Lepidopt. T. 1. p- 284. Nro. 110. Pap. Lysander. Cram. 29. C. D. Der einzige Unterschied zwischen den Exemplaren aus Cayenne und Surinam, nach welchen die Beschrei- bungen und Abbildungen bisher gemacht wurden, und dem unsrigen, welches aus Neu-Granada stammt, besteht darin, dass bei dem letzteren nebst den vier grossen rothen Flecken auf der Oberseite der Hinterflügel neben dem ersten Flecke noch ein rother Punet erscheint. 4. Papilio Agathokles. Klir. Alis nigris: antieis acuminatis, maeulis tribus griseo-viridibus ad marginem postieum ; postieis dentatis, macula disci 5-partita rubra. — Expans. alar. %” 8. Habit. in Amer. merid. Venezuela. Dieser Falter ist sehr nahe verwandt mit Pap. Eurymedes Cram., Boisd., ist aber etwas kleiner als dieser und seine Vorderflügel mehr gespitzt. Alle Flügel schwarz, die vorderen gegen die Spitze lichter, wie abgewischt. \ 4 } „ur Beiträge zur Insecten-Fauna von Neu-Granada und Venezuela. 353 An ihrem hinteren Rande stehen drei graulichgrüne Flecke unter einander, die zwei unteren fast zu einem ver- schmolzen, nur nach innen gespalten; auf der Unterseite kein Fleck sichtbar. Die Hinterflügel stumpf gezähnt mit einem rothen Mittelfleck, welcher durch die Flügeladern gespalten ist und fünftheilig erscheint, so zwar, dass vier längliche Flecke neben einander und der fünfte, von allen der kleinste, vor ihnen in der Spitze der Flügelzelle liegt. Die Ausschnitte zwischen den Zähnen sind kaum sichtbar, blassroth gefärbt. Hals und Brust unten roth ge- fleckt, auch auf den drei vorderen Hinterleibringen eine schwache Spur von rothen Flecken und ein ähnlicher feiner Bogen um die Afterklappen. | Die Fühlhörner betragen etwas mehr als die halbe Körperlänge, sind dünn und gegen die Spitze schwach verdickt. Der Fürst brachte ein einziges männliches Exemplar aus Venezuela von den Ufern der Orinoco. 5. Papilio Arbates. Cr. Alis nigris coneoloribus: postieis dentatis, puncto maculisque sex chermesinis per fasciam diges- tis. — Expans. alar. 3”. Habit. in Venezuela. Cram. 386. C. D. Boisd. Suites & Buffon Lepidopt. T. 1. p. 296. Nro. 118. Pap. Anchises. God. Encyel. T. IX. p. 36. Nro. 31. Nach Boisduval’s Angabe ist das Vaterland dieses Falters Cayenne und Surinam; Fürst Sulkowsky traf ihn in Venezuela. 6. Papilio Erithalion. Boisd. Alis nigris, apice dilutioribus: anticis fascia media abbreviata alba; posticis transversa rubra, sub- tus nervis divisa; margine externo in his obtuse dentato, in omnibus albo maculato. — Expans. alar. 3” 3. Habit. in Amer. merid. Venezuela. Boisd. Suites & Buffon Lepidopt. T. I. p. 295. Nro. 125. Herr Boisduval beschreibt unter dem vorstehenden Namen eine Art aus Columbien und Jamaica, welche wir mit unserem Falter für identisch halten. Er ist nahe verwandt mit den brasilischen Arten: P. Dimas und P. Nephalion Godart; hat aber auf den Vorderflügeln statt eines runden weissen Fleckes eine solche kurze Querbinde, die unmittelbar unter dem Vorderrande beginnt, die Spitze der Mittelzelle ausfüllt und bis zum dritten Ast der Mittelrippe (von der Wurzel an gezählt) hinabreicht. Die Grundfarbe dieser Flügel sowohl als der hinteren ist schwarz, gegen die Spitze lichter, wie abgewischt. Durch die Mitte der Hinterflügel zieht eine breite blass - zinnoberrothe Binde, von welcher auf der Oberseite nur die äusserste Spitze durch eine Flügelader getrennt erscheint, während auf der Unterseite die ganze Binde durch fünf Flügeladern in sechs grössere Flecke getheilt ist, und ein siebenter die Spitze der Mittelzelle auf beiden Seiten ausfüllt. Die Hinterflügel sind stumpf gezähnt und die Ausschnitte weiss, auch bei den vorderen sind die Fransen weiss gefleckt. Auf der Brust und den drei ersten Leibringen stehen rothe Flecke, ebenso erscheinen auch die Palpen und der After. Der Herr Fürst Sulkowsky fand den Falter in Venezuela in der Gegend von Angustura. 7. Papilio Phaenon. Rllr. Taf. XLI. Fig. 5 — 6. Alis velutinis nigris: antieis supra macula subtriangulari griseo -viridi ad marginem posticum: po- stieis obtuso-dentatis supra maculis tribus inaequalibus ovatis einnabarinis, subtus quinque dilute roseis, fimbriis omnium albo maculatis. — Expans. alar. 3”. Habit. in Nova -Granada,, in Provineia Cuendina marca. Dieser Falter gehört in die Nachbarschaft von Pap. Rhesus Kig. und Pap. Proteus Boisd. ( Osymanduas Hüb.). Auf der Oberseite sind alle Flügel schwarz, sammtartig, die hinteren gegen den Innenrand in einer gewissen Richtung lebhaft schillernd. Vom Hinterrande der Vorderflügel erstreckt sich bis nahe zum Mittelnerven derselben ein graugrüner, fast dreieckiger Fleck, dessen Spitze bis fast zur Flügelwurzel reicht. Die Hinterflügel sind gleich- förmig grobgezähnt, mit einem tiefen Ausschnitte vor dem Innenwinkel; ihr innerer Rand ist gerollt und mit Denkschriften d. mathem, naturw. Cl. 45 354 Vincenz Kollar. weissen Haaren bekleidet. Fast in der Mitte derselben stehen drei zinnoberrothe, eiförmige Makeln, von denen die äussere die kleinste, die mittlere die grösste ist; sie sind durch schmale Zwischenräume von einander getrennt und verbreiten, in schiefer Richtung gesehen, einen lebhaften violettfarbigen Schiller. Auf der Unterseite ist die Färbung. bräunlichschwarz; die Vorderflügel ohne alle Zeiehnung, die hinteren mit fünf blassrothen Flecken, von denen drei jenen auf der Oberseite erwähnten in ihrer Lage und Grösse völlig entsprechen. Die Fransen sind sehr deutlich weiss gefleekt. Der Körper ist schwarz und behaart. An der Basis des Rüssels, an den Seiten des Halses, der Brust und des Hinterleibes stehen zinnoberrothe Flecke. Das einzige Exemplar, nach welchem die Beschreibung entworfen, ist ein Männchen, und wurde von dem Herrn Fürsten Sulkowsky in Neu-Granada, der Provinz Cundina marca entdeckt, 8 Papilio Varus. Killr. T. XL. Fig. 3 — 4. Alis antieis nigro fuseis, basi et ad marginem posticum obscure viridibus, macula media magna rotundata flava; postieis dentatis obseure viridibus , metallice nitentibus, stria concolori submarginali repanda, macula ad marginem antieum flava; his subtus serie macularum rubrarum, adjacente altera e punetis flavis. — Expans. alar. #”. Habit. in Nova- Granada ad ripas fluminis St. Magdalena. In Gestalt, Grösse und Farbe mit Pap. Crassus Boisd. und Hüb. zunächst verwandt. Die Vorderflügel am Aussenrande fast geradlinig, die Spitze stumpf. Ihre Farbe schwarzbraun, gegen die Wurzel und am Innenrande dunkel olivengrün, sammtartig schillernd; in der Mitte ein grosser eitronengelber rundlicher, aber nicht scharfbe- gränzter Fleck. Die Hinterflügel am Aussenrande stumpf gezähnt, dunkelgrün von mettallischem Glanz mit einem ähnlichen Zikzakstreifen vor dem Aussenrande, der Rand selbst matt und fast ganz schwarz. Am Innenrande ein länglicher gelber Fleck. Die Fransen zart weiss gesäumt und nur an den Spitzen der Zähne durch Schwarz unterbrochen. An den Vorderflügeln bemerkt man nur gegen den hinteren Winkel an den Fransen gelbliche Linien. — Auf der Unter- seite erscheinen alle Flügel russig-braun, die hinteren mit Seidenglanz und einer Reihe von sieben halbmondför- migen rothen Flecken vor dem Aussenrande; vor diesen rothen Flecken eine Reihe von sechs gelben Puneten. Auf den Vorderflügeln scheint der gelbe Fleck von der Oberseite durch. Kopf und Brust schwarz, behaart, ersterer mit einigen weissen Puncten. Der Hinterleib auf dem Rücken dunkelgrün, metallisch glänzend, an den Seiten gelb und auf dem Bauche mit zwei Reihen weisser Flecke. Die Fühlhörner etwas kürzer als der Körper, ganz schwarz gegen die Spitze kolbig. Vom Magdalenen-Strom in Neu-Granada nur ein Stück erhalten. 9. Papilio Polydamas. Linn. Alis dentatis, supra virescenti-fuseis, faseia maeulari flava: postieis subtus maculis m arginalibus rubris, tribus argenteis adjectis. — Expans. alar. 3'/,'. Habit. in America merid. et septentr. Linn. Syst. Nat. 2. p. 747. Nr. 12. God. Encyc. IX. p. 39. Nr. 44. Boisd. Suites & Buffon Lepidopt. T. I. p. 321. Nr. 162. Soll, nach Boisduval, von der südlichsten Gränze Brasiliens bis nach Georgien vorkommen. Fürst Sulkowsky fand ihn in Venezuela. 10. Papilio Americus. Kllr. Alis antieis nigro -fuscis, fasciis duabus macularibus maculisque duabus subcostalibus fulvis ; po- stieis caudatis, basi serieque macularum marginali fulvis, limbo lato, nigro-coeruleo adsperso, ocello auranliaco ad angulum analem. Expans. alar. 2” 9. Habit. in Nova - Granada ad ripas fluminis Orinoco. Papilio Americus stimmt in Gestalt mit Pap. Actenias, Fabr. Boisd. völlig überein, erinnert aber zugleich durch die Färbung der Hinterflügel an unseren Pap. Machaon. Die Vorderflügel sind schwarzbraun und haben zwei Beiträge zur Insecten-Fauna von Neu-Granada und Venezuela. 355 Reihen ockergelber Flecke, welche bindenartig vom vorderen Rande nach dem hinteren verlaufen; die innere Reihe ist breiter, und besteht aus acht Flecken; die äussere steht unmittelbar vor dem Aussenrande und enthält neun Flecke; vor der inneren stehen überdiess nicht weit vom Vorderrande, und zwar unter einander zwei ähnlich ge- färbte Flecke, von denen der untere halbmondförmig ist. Auf den Hinterflügeln erstreckt sich von der Wurzel bis über die Mitte ein ockergelber Spiegel, wie bei Pap. Machaon, ebenso wie bei diesem durch schwarze Adern getheilt; dann folgt ein breiter schwarzer Saum, welcher zunächst eine Reihe aus blauen Atomen bestehender Flecke, dann unmittelbar vor dem Aussenrande sechs ockergelbe Halbmonde enthält. Am Innenwinkel steht ein orangefar- bener Augenfleck mit schwarzem Kerne. Die Fransen sind abwechselnd gelb und schwarz, aber die gelbe Farbe ist daran die überwiegende. An den Hinterflügeln ist der Aussenrand schwach gezähnt und mit einem kurzen stum- pfen, ganz schwarzen Sporne versehen. Der ganze Körper ist schwarz behaart. Auf dem Hinterhaupte stehen zwei gelbe Puncte, auf dem Rücken zwei solche Streifen und am Hinterleibe vier Reihen gelber Flecke. Die Fühlhörner ganz schwarz, wit starken Kolben und etwas mehr als halb so lang wie der ganze Körper. Die Unterseite entspricht der oberen, nur ist die gelbe Färbung, vorzüglich auf den Hinterflügeln lebhafter und feuriger. Dieser Falter fliegt ebenfalls an den Ufern des Orinoco bei Angostura, wo ihn der Fürst Sulkowsky entdeckte. 11. Papilio Thoas. Linn. Alis supra nigris, faseia communi lunulisque submarginalibus flavis: postieis caudatis: his subtus macula discoidali ferruginea. — Expans. alar. #'/, — 5'/2". Habit. in America meridionali et septentrionali. Linn. Mant. Alt. p. 536. God. Eneye. IX. p. 62. Nr. 105. Boisd. Suites ä Buflon Lepidopt. T. I. p. 355. Nr. 197. Nach Boisduval’s Angabe kommt dieser Falter von Paraguay bis Georgien vor. Wir besitzen viele Exem- plare aus Brasilien. Fürst Sulkowsky brachte ihn aus der Provinz Venezuela aus den feuchten Wäldern am Flusse Meta mit, und zwar kleinere Exemplare als die Brasilischen. 12. Papilio Cleotas. Gray. Alis nieris, fascia media communi, maculari flava, serie marginali macularum in antieis 8, in ’ ’ ’ & postieis 4 flavis, 3 in his rubris; margine postiearum dentato subbicaudato. — Expans. alar. 4" 4". Habit. in Brasil. Uruguay, Venezuela, Gray, Animal Kingdom Lepidopt. tab. adj. Boisd. Suites & Buffon T. I. p. 364. Nro. 207. Wir besitzen diesen seltenen Falter aus Mattogrosso in Brasilien. Fürst Sulkowsky traf ihn auch in Vene- zuela bei Angostura. Bei den brasilischen Exemplaren besteht die mittlere Binde der Hinterflügel sowohl auf der Ober- als Unterseite aus deutlich von einander getrennten gelben Flecken; auf dem Exemplare aus Venezuela sind die Flecke auf beiden Seiten zu einer nur nach aussen gezähnten Binde zusammengeflossen. Morphidae. 13. Morpho Sulkowskyi. Kllr. Taf. XLIM. Fig. 1— 2. Alis supra argenteo-margaritaceis, eyaneo nitentibus, apice antiecarum anguloque anali posticarum nigris, hoc rubro maeulato; subtus alis omnibus margaritaceis, strigis ocellisque concatenatis fusco griseis. Expansio alarum 3°”. Habitat in Nova-Granada ad Pacho. Sowohl in Ansehung der Gestalt als der Farbe zunächst mit Morpho Adonis Cram. verwandt. Die Flügel sind ausserordentlich zart, auf der Oberseite mit einem perlmutter- und silberartigen, blass-himmelblau schillernden Schmelze überzogen bis auf die vordere Flügelspitze und den Innenwinkel der Hinterflügel, welche schwarz sind, letzterer mit drei röthlichen Flecken. 356 Vincenz Kollar. Auf der Unterseite verschwindet der Metallglanz, alle Flügel sind matt-perlmutterfarben mit vielen kürzeren und längeren, graubraunen Strichen und einer unterbrochenen Kette von acht grösseren Augen, wovon vier auf den Vorderflügeln, alle zusammenhängend, und ebenso viel auf den Hinterflügeln stehen, wo jedoch das erste Auge von den übrigen getrennt ist. Der Fleck am Innenwinkel der Hinterflügel ist hier weniger schwarz, mehr grau bestäubt mit drei schwarzen Bogenstrichen; die rothen Flecke daran sind hier deutlicher. Die Fransen an allen Flügeln sind schwarz. Der Fürst brachte nur zwei Exemplare dieses schönen Falters aus Pacho in Neu- Granada mit. 14. Morpho Peleides. Klir. Alis supra eyaneo nitentibus, limbo nigro; antieis maculis duabus dissitis ad costam punctisque sex seriatim dispositis in limbo albis; posticis punctis obsoletis limbi, maculis duabus manifestis ad angulum analem rubris; subtus alis omnibus obseure rufo-fuseis, illis ocellis tribus, his quatuor, strigis virescentibus. — Expans. alarım 4'%”. Habit. in Nova-Granada. Unser Falter gehört mit Morpho Achilles Linn., God., M. Helenor God., M. Achillaena und Leonte Hüb. zu einer und derselben Gruppe, und ist von den genannten Arten ebenso verschieden, als diese unter sich selbst. Ob übrigens diese eben genannten Arten wirklich als Arten oder nur als climatische Varietäten anzunehmen sind, wage ich nicht zu entscheiden, nachdem noch zu wenig Data über das Vorkommen und die Verbreitung der einzelnen Formen vorliegen und über die ersten Stände so viel als nichts bekannt ist. Morpho Peleides ist dem M. Achilles Hüb. (Potamis conspieua Achilles. M. 1. 2.) zunächst verwandt, aber sowohl auf der Ober- als Unterseite von ihm wesentlich verschieden. Oben ist die ganze Flügelfläche gleich- förmig himmelblau von metallischem Glanze bis auf einen 3—4 Linien breiten äusseren Saum, welcher schwarz ist. Auf den Vorderflügeln steht unmittelbar am Vorderrande, etwas über seine Mitte hinaus, ein kleiner weisser, nicht scharf begränzter Fleck, und etwas weiter gegen die Flügelspitze hin, aber noch im blauen Felde, ein zweiter noch kleinerer von derselben Farbe; längs dem Aussenrande in dem erwähnten schwarzen Saume befindet sich eine Längs- reihe von sechs weissen Puncten. Auf den Hinterflügeln stehen in diesem Saume 4—5 undeutlich ausgedrückte rothe Puncte, am inneren Winkel dagegen zwei rothe längliche Flecke. Die Fransen sind wie bei allen den verwandten Arten weiss gefleckt. — Auf der Unterseite ist die Grundfarbe dunkel-rothbraun, wie in der ganzen Gruppe. Fast durch die Mitte der Flügelfläche zieht sich eine Reihe von Augen: drei auf den Vorderflügeln und vier auf den hinteren; auf jedem Flügel steht das erste Auge von den andern etwas entfernt, alle sind dunkler als die übrige Flügelfläche, mit einer röthlichen Pupille und einem weissen Kern in der Mitte; ihr innerster Kreis ist gelb, worauf ein schwarzbrauner und endlich ein grünlichgrauer folgt. An diese Augenreihe lehnt sich nach innen eine unregel- mässig gezackte grünliche Binde, fast genau auf dieselbe Art, wie bei M. Leonte Hüb.; weiter gegen die Wur- zel der Flügel sind nur noch zwei sehr kurze grünliche Binden ebenso wie bei Leonte sichtbar. Vor dem Aussen- rande sind noch drei schmälere Binden zu erwähnen, von denen die äusserste gelblich, die zwei inneren auf den Vorderflügeln weisslich und mit grauer Bestäubung bedeckt sind; auf den Hinterflügeln ist die mittlere dieser Binden dunkelroth, an den Flügeladern grünlichweiss unterbrochen. Der Fürst Sulkowsky brachte von diesem Falter drei Exemplare, worunter eines ein Weibchen; übrigens alle miteinander in Farbe und Zeichnung völlig übereinstimmend. 15. Morpho Atreus. Klir. Taf. XLIV. Fig. 1— 2. Alis fuseis, antieis violaceo splendentibus , lunulis tribus ad apicem albis, faseia obsoleta pallidiore in postieis ochracea latissima ; subtus alis omnibus nigro, ochraceo alboque marmoratis, faseia communi pallide flava, ocello anticarum unico, posticarum duobus. — Expans. alarım 5Y — 6Yr. Habitat in Nova-Granada, Gehört zu den grössten Arten in dieser Gattung und überhaupt unter den Tagfaltern, übertrifft sogar die grössten Exemplare des Morpho Eurylochus, dessen nächster Nachbar er rücksichtlich der Form seiner Flügel ist, während er sich nach der Zeichnung auf der Unterseite seiner Flügel mehr an den Caligo Arisbe Hüb. anreiht. Die Flügel sind oben dunkelbraun, die vorderen mit dem seinen Verwandten eigenthümlichen sanft-violetten Dufte überzogen, gegen den vorderen Aussenwinkel mit drei weissen Mondflecken und in der Mitte mit einem breiten lichteren bindenartigen Scheine versehen. Ihr äusserer Rand ist mässig ausgebuchtet und schwach wellenförmig er Be r © Beiträge zur Insecten-Fauna von Neu-Granada und Venezuela. 357 gezackt. Auf den Hinterflügeln vermisst man den violetten Schimmer; dagegen sind sie durch eine breite licht- ockergelbe Binde am Aussenrande ausgezeichnet, hinter welcher nur in der Mitte dieses Randes etwas von der herrschenden braunen Farbe zum Vorschein kommt. Auf der Unterseite ist die innere Hälfte, oder, wenn man beide Seiten betrachtet, das Centrum schwarz, ockergelb und weiss marmorirt; bei den Hinterflügeln bilden diese Farben mannigfaltig ineinander verfliessende Wellen, auf den vorderen dagegen grössere unregelmässige Zacken, vorzüg- lich in dem Raume zwischen dem Vorderrande und der Mittelrippe. Auf dieses marmorirte Mittelstück folgt eine lichtgelbe Binde von nicht durchaus gleicher Breite; diese Binde leuchtet, wie bereits erwähnt, bei den Vorderflügeln auf der Oberseite schwach durch, während sie bei den hinteren auf der dem Lichte zugekehrten Fläche viel leb- hafter ist als unten. Auf diese Binde folgt gegen den Aussenrand hin wieder diese marmorirte Färbung, deutlicher und breiter auf den Vorderflügeln als auf den hinteren, woselbst, nämlich auf den vorderen, auch ein schwarzer, gelbgesäumter Augenfleck und dahinter abermals eine lichtgelbe allmälig ins Braune übergehende und endlich schwarzbegränzte Randbinde erscheint; der äusserste Flügelsaum ist gelbbraun; gegen die Spitze des Vorderrandes ein allen verwand- ten Arten eigenthümlicher schwarzer Fleck, davor ein weisser Halbmond, und unter diesem noch zwei ähnliche schwächere. Die Hinterflügel sind mit zwei Augen geziert, beide in dem marmorirten Mittelfelde: ein kleineres am Vorderrande, braun, schwarz gesäumt mit einem weissen Halbmondflecke in der Mitte, und ein grosses etwas unter der Mitte mit schwarzem Kerne von einem lichtgelben Ringe eingefasst, worauf noch ein schwarzbrauner nicht ganz geschlossener Kreis folgt. Von den zwei Exemplaren, nach welchen diese Beschreibung und die betreffende Abbildung gemacht ist, ist das eine ein Weibchen, dem anderen fehlt der Leib, gleichwohl deutet die übereinstimmende Färbung und Zeichnung auf Identität des Geschlechtes. Der übrige Körper ist braun behaart; die Fühler einfärbig braun. Der Herr Fürst Sulkowsky traf diesen Falter nur in den Urwäldern von Neu-Granada, wo erhoch zwischen den Bäumen schwärmt und schwer in reinen Exemplaren zu bekommen ist. 16. Morpho Prometheus. Kill. Taf. XLII. Fig. 3 — 4. Alıs undato sinuatis: anticis supra medio livido-flavidis ad margines externos fuseis ; postieis fusco coerulescentibus , certo situ azureis; subtus omnibus fusco, albido flavoque marmoratis, illis ocellis tribus minoribus, his totidem majoribus. Expans. alar. 5’. Habitat in Nova-Granada. Ein auch nur flüchtiger Vergleich unserer Abbildung von diesem Falter mit den Bildern, die Sibylla Merian, Cramer, Herbst und Esper von Papilio (Morpho) Teucer Linn. geben, dürfte hinreichend die Verschiedenheit der beiden allerdings sehr nahe verwandten Falter darthun; völlige Gewissheit wird aber erst die Kenntniss der ersten Stände unseres Falters liefern, in wie fern sie von jenen des M. Teucer, die uns S. Merian kennen lehrt, abwei- chen, oder damit übereinstimmen. — M. Promotheus bildet mit M. Teucer, Ilioneus, Eurylochus, Beltrio (Hüb.), unserem vorhergehenden Atreus und noch einigen andern Arten eine eigene Gruppe in diesem Genus, die sich durch eine düstere Farbe der Oberseite der Flügel, die jedoch in einer gewissen Richtung meist einen sammtartigen, bald lichteren, bald dunkleren Glanz haben, und durch eine marmorartige Zeichnung auf der Unterseite auszeichnet. Die Vorderflügel unseres Falters sind von der Wurzel bis über die halbe Fläche hinaus blassgelb , und stellen- weise wie von blauen Striemen unterlaufen, was jedoch nur von den durchscheinenden braunen Wellenlinien der Unterseite herrührt. Ihr äusserer Rand in einer Breite von 9—10 Linien ist gleichfärbig dunkelbraun. Die Hin- terflügel erscheinen bei senkrechter Richtung des Auges darauf dunkelbraun, bei schiefer Richtung dagegen azur- blau mit grünlichem Schimmer gegen den Innenrand hin. Der Aussenrand beider Flügelpaare ist sanft wellenförmig ausgezackt, mit einem weisslichgrauen Scheine in den Einschnitten. Die untere Fläche aller Flügel ist marmorirt: auf einem bald weisslichgrauen, bald gelblichen Grunde sieht man bald schwarze, bald braune Wellenlinien, die hier und da durch stärker markirte Zacken oder augenähnliche Flecken ersetzt werden. Auf den Vorderflügeln ist das Mittelfeld gelblichweiss, vorzüglich über der Mittelrippe und stellenweise mit unregelmässigen braunen Zacken bedeckt. Gegen den hinteren Winkel ist der Raum weissgrau und von der Flügelspitze bis zum zweiten Aste der Mittelrippe ist der Flügelgrund mehr gelbbraun; hier bemerkt man auch zunächst dem Aussenrande zwei schwarze Zickzacklinien in paralleler Richtung gegen den hinteren Winkel hinablaufen, ohne ihn zu erreichen. Ganz nahe am vorderen Winkel oder der Flügel- spitze stehen zwei tiefschwarze längliche Flecke von weissen Halbmonden nach innen begränzt; ein dritter solcher Halbmond steht etwas tiefer, und unter diesem ein schwarzer Augenfleck in einem gelbbraunen Ringe mit einigen 358 Vincenz Kollar. weisslichen Atomen an seinem Innenrande. In etwas schiefer Richtung gegen den Innenrand bemerkt man ein klei- neres ähnliches Auge zwischen dem zweiten und dritten Aste der Mittelrippe, und gerade in der Mitte zwischen diesen Augenflecken entdeckt man ein drittes, sehr kleines Auge von einem kaum sichtbaren Ringe eingeschlossen. Die ganze Gegend, in welcher diese Augenflecken stehen, ist dunkler als die übrige Flügelfläche. Die hinteren Flügel sind mehr gleichförmig schwarz, weiss und braun marmorirt; ihr wesentlichstes Merkmal ist ein grosser runder schwarzer Fleck etwas unter der Mitte gelegen; in diesem Flecke ist ein gelber nach aussen braun angelaufener Ring , welcher eine tiefschwarze Scheibe einschliesst,, die nach oben mit einem zarten Halbmonde aus weissen Atomen versehen ist. Am Innenrande befindet sich ein zweiter Augenfleck, der aber in der Mitte braun, mit einem weisslichen Halbmonde und in seiner Peripherie schwarz ist Zwischen beiden genannten Augenflecken steht ein dritter länglicher, in der Farbe dem letzterwähnten ähnlich. Die Gegend um das grosse Auge, vorzüglich nach innen, ist dunkelgelbbraun. Der Fürst fand diesen schönen Falter in den Urwäldern von Neu-Granada und konnte nur zwei Exemplare erhal- ten, wovon eines stark beschädigt war. 17. Morpho Teucer. Linn. Alis subdentatis: antieis supra lividiuseulis; postieis supra basi eoerulescente, subtus ocellis tribus dissitis, postremo maximo. Expans. alar. 4'/,". Habitat in Nova-Granada, Linn. Syst. Nat. 2. p. 753. Nro. 44. Godart Eneycl. T. IX. p. 448. Nr. 26, Obschon dieser Falter nach Godart über einen grossen Theil von Südamerika verbreitet sein soll, so erhielten wir doch kein einziges Exemplar aus Brasilien. Der Herr Fürst Sulkowsky brachte nur ein einzelnes Männchen aus Neu-Granada. 18. Morpho Anazxarete. Cram. Alis integris fuseo-nigris: antieis utrinque ad apicem albo maeculatis ; postieis subtus griseo rufes- eentibus, ocellis duobus oblongis silaceis, tertio semilunari livido. Expans. alar. 41,7 — 5", Habitat in Nova-Granada. Papilio Anaxarete. Cram. pl. 95. A. B. (J') pl. 374. A, B. (2). Godart. Enceyel. T. IX. p. 452. Nro. 35. Nach Godart in Brasilien und Surinam einheimisch; wir besitzen mehrere aus Brasilien und ein Stück aus Neu-Granada durch Herrn Fürsten Sulkowsky , welches mit den brasilianischen völlig übereinstimmt. Pieridae. 19. Euterpe Leucodrosime. Kilr. Taf. XLIV. Fig. 3 — A. Alis nigris basi albo adspersis; antieis utrinque faseia media obliqua miniata; postieis subtus basi maculis duabus rubris. — Expansio alarum %' 10”. Habitat in Nova-Granada ad Pacho. Mit Euterpe Antodyca, noch mehr aber mit E. Charops Boisd. verwandt. Alle Flügel vollkommen ganz- randig und schwarz. Auf den vorderen zieht sich eine mennigrothe Binde von der Mitte des Vorderrandes schief gegen den hinteren Winkel, ohne ihn zu erreichen; diese Binde ist auch auf der Unterseite dieser Flügel sichtbar. Ferner sind sowohl Vorder- als Hinterflügel oben an ihrer Wurzel sehr zart weiss bestäubt; diese Bestäubung nimmt jedoch auf den hinteren einen grösseren Raum ein. Ueberdiess bemerkt man eine zarte weisse Linie von der Wur- zel des Vorderflügels bis zu der erwähnten rothen Binde längs dem Vorderrande sowohl auf der Ober- als Unter- seite. Jeder Hinterflügel hat auf der Unterseite unmittelbar an seiner Wurzel zwei blutrothe Flecke. Fühler, Beine und Körper sind ebenfalls weiss bestäubt und sehen wie gepudert aus. Auf dem hinteren Theile der Brust und den ersten Hinterleibs-Ringen ist die Behaarung schwarz, mit einigen gelben Büscheln gemischt. Beiträge zur Insecten-Fauna von Neu-Granada und Venezuela. 359: Der Herr Fürst Sulkowsky traf diesen schönen Falter in Neu-Granada bei dem Orte Pacho, und brachte zwei männliche Exemplare mit. 20. Euterpe Radialta. Klir. Taf. XLV. Fig. 3 — 4. Mlis omnibus fuseis flavido radiatis maculatisque; radiis fusco adspersis; postieis subtus basi rubro- maculatis. Expans. alar. 17 7” — X. Habitat in Venezuela. Diese Art bildet mit mehreren in Mexico vorkommenden, als: Eut. Nimbice, Polydamna , Bithys eine eigene Gruppe, — bei Boisduval Groupe II., — in welcher die einzelnen Arten verhältnissmässig kürzere und breitere Flügel haben, die meistens schwarz oder schwarzbraun und mit gelblichen Pfeilstrichen versehen sind. — Bei un- serer E. radiata ist der Grund aller Flügel braun; auf der Oberseite breiten sich von der Wurzel nach den Aussen- rändern hin gelbliche Strahlen aus, erreichen jedoch den Rand selbst nicht. Da, wo die Strahlen aufhören, folgt auf den Vorderflügeln eine Querreihe von gelben Flecken und am äussersten Saume feine Pfeilstriche. Bei den Hinterflügeln ist bloss der Aussenrand gelbgefleckt. Sowohl bei den Strahlen als Flecken stehen die gelben Schup- pen so weit auseinander, dass der braune Grund durchleuchtet. Auf der Unterseite ist die Zeichnung lebhafter, die Pfeilstriche am Aussenrande der Vorderflügel, so wie die stark unterbrochenen, eigentlich nur angedeuteten Strahlen auf den Hinterflügeln sind grünlich gelb, auch tragen die letzteren Flügel unmittelbar an der Wurzel Spuren von rother Färbung. Fühler und Körper sind schwarz, letzterer unten mit einzelnen weisslichen Haaren und gelblichen Schuppen. Der Fürst Sulkowsky brachte nur zwei Exemplare mit, von denen das kleinere auf der Unterseite weisse und grünlichgelbe Zacken hat. 231. Euterpe Exclamatltionis. Klir. Taf. XLV. Fig. 5 — 6. Alis nigris: antieis basi signo (!), medio maculis pluribus flavis; postieis fascia flava venis nigris in- terrupta; his subtus basi rubro maculatis. — Expans. alar. 1’ 7". Habitat in Venezuela. Flügel schwarz; die vorderen am Aussenrande ausgebuchtet; von ihrer Wurzel bis nicht ganz zur Mitte ein feiner gelber Strich und dahinter ein rundlicher Fleck, so dass es wie ein liegendes Ausrufungszeichen aussieht; in der Mitte eine Gruppe von grösseren und kleineren mehr oder minder deutlichen gelben Flecken, und auf den Hinterflügeln als Fortsetzung davon eine schmale Mittelbinde, die mehrfach von schwarzen Adern durchschnitten ist. Auf der Unterseite ist die Grundfarbe lichter, die Zeichnung auf allen Flügeln dieselbe, auf den Vorderflügeln die gelben Flecke grösser, und der Aussenrand mit einem blassen orangegelben Streifen, welcher auch auf die Hinter- flügel übersetzt. An der Basis haben die Hinterflügel einen rothen und zwei orangefarbige längliche Flecke. Die Fühler und der Körper sind schwarz, letzterer unten, so wie die Palpen schwarz und gelb behaart. Der Halskragen oben mit einem rothen Haarbüschel. 22. Euterpe Chrysolopha. Klir. Taf. XLV. Fig.7 — 8. Alis nigris faseia media communi e maeulis pallide flavis, subsequente arcu e punctis flavi- dis; antieis subtus basi nigris medio albido-, apice sulfureo maculatis; postieis nigro , albido sulfureoque variegatis; eapite collarique nigro pilosis, faseieulis aureis. — Expans. alar. 1” 5. Habitat in Venezuela. Gehört zu den kleineren Arten in dieser Gattung. Die Flügel sind aufder Oberseite schwarz, und haben eine aus mehr oder weniger regelmässig viereckigen sehr blassgelben Flecken bestehende Mittelbinde, die vom vorde- ven Rande der Vorderflügel schief nach dem Innenrande der Hinterflügel herabzieht, und in der Mitte dieser letz- teren Flügel einen grossen okergelben Fleck führt. Ausser dieser Binde zieht sich vor dem Aussenrande eine 360 Vincenz Kollar. gemeinschaftliche Bogenreihe,, aus kleineren blassgelben Punkten bestehend; auch der Innenrand der Hinterflügel ist blassgelb. Auf der Unterseite sind die Vorderflügel von der Wurzel bis über die Mitte schwarz, führen eben- falls die auf der Oberseite erwähnte Mittelbinde und ausserdem noch vor dem Aussenrande eine doppelte Reihe halbmondförmiger und länglicher Striche, von denen die obersten schwefelgelb sind. Auf den Hinterflügeln wechseln schwarze, sehr lichtgelbe und schwefelgelbe Flecken, Striche und Halbmonde mit einander ab; gegen ihren Aussen- rand läuft die Zeichnung in Zähnen oder Zacken aus, und an ihrer ‚Basis, hart am Körper, steht von feinen weiss- lichen Härchen beschattet ein hochorangefarbiger Fleck. Der Kopf und Halskragen sind schwarz behaart, mit goldgelben Büscheln unter den schwarzen Haaren. Die Palpen gelb, an der Spitze schwarz. Fühler schwarz mit einer breiten flachgedrückten Kolbe. Der Fürst brachte nur ein einziges Stück dieses schönen Falters mit. 23. Leplalis Nemesis. Latr. Alis antieis subelliptieis, ad apieem angustato-acuminatis, supra nigris, flavo maculatis ; postieis subovalibus , fusco-brunneis, ad extimum flavis. Expans. alar. 2'/,". Habitat in Nova-Granada. Boisduval. Suites a Buffon, lepidopt. T. I. p. 421. Nro. 10. Pieris Nemesis. Humb. et Bonpl. recueil d’observ. de zoolog. et d’anatom. comp. T. II. p. 78. Nr. 121, pl. 35. 7. 8. 24. Leptalis Casta. Killr. Taf. XLV. Fig. 9 — 10. Alis antieis angustioribus supra nigris, fascia media abbreviata, maculis duabus apicis lineolaque in margine postico flavis; postieis fascia transversa flava, limbo nigro ; subtus alis omnibus flavis ferrugineo maculatis. Expans. alar. 2. Habitat in Nova-Granada. Flügelform von Zept. Melite Boisd., Lin., in der Zeichnung ähnlich der Lept. Crisia Boisd. Vorderflügel schmäler als die hinteren, am Aussenrande abgerundet und schwach ausgebuchtet, schwarzbraun mit einer schmalen zitronengelben Mittelbinde, welche vom Vorderrande nach dem Aussenrande hinzieht, ohne den letzteren zu errei- chen, zwei eben solche Punkte nahe der Spitze und einen kurzen Strich in der Mitte des Hinterrandes. — Hin- terflügel breit, beim Manne auf der oberen Hälfte blassgelb, glasig glänzend mit einem matten Schattenflecke in der Mitte dieser glänzenden Fläche; dann eine zitronengelbe Querbinde in der Mitte des Flügels und ein breiter schwarzbrauner Saum am Aussen- und Innenrande. Dem Weibchen fehlt die glashelle Stelle, dafür die gelbe Mittelbinde bis an den Vorderrand reichend. — Die Unterseite aller Flügel zitronengelb; die vorderen mit einer rostfarbigen Binde vor der Spitze und einem langen Striche längs dem Vorderrande von ihrer Wurzel bis zur Mitte; gegen den Hinterrand glashell (bei dem Manne) mit einem matten Schattenflecke, gerade so wie die Hinterflügel auf der Oberseite. Hinterflügel mit einem grossen unregelmässigen rostfarbigen Flecke fast in ihrer Mitte und einigen solchen Atomen vor dem Aussenrande. Körper oben schwarzbraun, unten gelb; Fühler schwarz, mit sehr kleinen gelben Puncten. Nur ein Paar aus Neu-Granada erhalten. / 25. Leptalis @) Penthica. Kiir. Taf. XLV. Fig. 11 — 12. Alis albis, nigro limbatis: antieis macula apieis quadrangulari alba; postieis subtus totis, anticis apice margaritaceo nitentibus; costa fimbriisque sulfureo adspersis. Expans. alar. 1” 7”. Habitat in Nova-Granada. Vermöge der Flügelform nähert sich dieser Falter der Gattung Pieris Dalm. und gehört vielleicht sogar dahin, Der Mangel an ganz vollständigen Exemplaren erlaubte keine gründliche Untersuchung, und so muss es einer spä- teren Zeit überlassen werden, zu bestimmen, wo diese Art ihren wahren Platz habe. — Die Flügel sind verhält- nissmässig kürzer als bei den meisten Leptalis-Arten, die hinteren sanft abgerundet. Auf ihrer Oberseite ist die weisse Farbe vorherrschend, und reicht bei den Vorderflügeln von der Wurzel bis zur Mitte; ihr Vorder- und Aussenrand ist schwarz; am vorderen Aussenwinkel bildet die schwarze Färbung ein grosses Dreieck, in dessen Beiträge zur Inseeten-Fauna von Neu-Granada und Venezuela. 361 Mitte ein länglich viereckiger weisser Fleck steht. Bei den Hinterflügeln ist ebenfalls der Saum ringsherum schwarz, aber grösstentheils mit weissen Schuppen bedeckt, so dass dann die Fläche ein bläulichgraues Ansehen bekommt; nur der mittlere Aussenrand ist von den erwähnten Schuppen entblösst und erscheint rein schwarzbraun. — Auf der Unterseite ist bei den Vorderflügeln die Basis weiss und die Spitze weiss, letztere perlenmutterartig glänzend; durch die Mitte zieht eine breite unregelmässige Binde, in welcher der auf der Oberseite erwähnte weisse Fleck steht. Von dieser Binde aus erstreckt sich auch längs dem Vorderrande bis zur Flügelwurzel die schwarze Fär- bung. Die Hinterflügel erscheinen auf ihrer unteren Fläche durchaus weiss mit Perlenmutterglanz, nur ihre Adern sind schwarz. Die Fransen aller Flügel, der Vorderrand bei den vorderen und eine kleine Stelle an der Wurzel der hinteren sind schwefelgelb, wie bestäubt. — Der Körper oben schwarz, unten weisslich, behaart. Die Fühler schwarz, weiss punktirt, Der Fürst brachte nur zwei Exemplare aus Neu-Granada mit. 26. Pieris Lypera. Klir. Taf. XLV. Fig. 1 — 2. Alis medio albis, limbo nigro ; postieis subtus nigris , fasciis duabus transversis, abbreviatis flavis, tertia interjacente miniacea. Expans alar. %' 4”. Habitat in Nova-Granada. Die Flügel sind auf der Oberseite in der Mitte weiss, an den Rändern schwarz, so zwar dass bei den vor- deren mehr als ein Drittel — von dem vorderen Winkel bis gegen die Mitte — ein schwarzes Dreieck darstellt und auch der ganze Vorderrand diese Farbe führt. Bei den Hinterflügeln bildet die schwarze Farbe einen breiten Saum am Aussen- und Hinterrande. Auf der Unterseite verhalten sich die Vorderflügel wie oben, die hinteren sind aber ganz schwarz, nur zieht von der Wurzel längs dem Vorderrande bis ungefähr zur Mitte dieses Randes ein zitronengelber Streif, und tiefer unten vom Innenrande nach aussen ein zweiter bindenartiger von gleicher Farbe, welcher jedoch den Aussenrand nicht erreicht; zwischen beiden befindet sich ein kurzer münnigrother Streif. Der Körper ist oben schwarz, der Brustrücken von schwarzen und gelblichweissen Haaren rauh; unten — auf der Brust — wechseln schwarze und gelblichweisse Streifen von Haaren. Der Kopf ist schwarz behaart mit weissen Randstreifen; Fühler und Beine schwarz. Wir besitzen nur ein Stück, welches der Fürst aus Neu-Granada mitgebracht hat, 37. Pieris Phuloe. Godart. Alis subobloneis, intererrimis albis; antieis utrinque apiee nigro; postieis subtus fasciis duabus 8185 ; 8 fuseis , transversis: altera brasilari strigaque alba divisa, altera media abbreviata. Expans. alar. 2°/,". Habitat in Nova-Granada. Eneyel. meth. T. IX. p. 156. Nro. 131. Boisduval. Suite ä Bufl. lepid. T. 1. p. 532. Nro. 138. Wird von Godart und Boisd. als in Brasilien einheimisch angegeben; der Fürst brachte diesen Falter aus Neu-Granada. 28. Pieris Calogramma. Kllr. Alis flavescenti-albis: antieis utringue margine externo apiceque nigro maculatis striolatisque; po- stieis versus angulum analem obtuso-dentatis, subtus venis strigaque repanda nigris. Expans. alar. 17 9". Habitat in Nova-Granada. Mit Pieris anguitia God. nahe verwandt, — wenn nämlich diese Godart’sche Art mit dem Falter identisch ist, welchen Hübner, ebenfalls unter diesem Namen, in seinen „Beiträg. z. Samml. exot. Schmett. Fig. 889 und 890” abbildet. Unser Falter ist indess bedeutend grösser, als irgend ein Exemplar der erwähnt Pier. anguitia, wovon wir eine grosse Anzahl aus Brasilien besitzen. Dann sind seine Hinterflügel gegen den hinteren Winkel sehr deut- lich stumpf gezähnt. Soviel als wesentlichster Unterschied zwischen diesen nahe verwandten Faltern- Unsere P. catogramma erscheint auf der Oberseite der Flügel weiss mit einem Stich ins Gelbliche; der Aussenrand seiner Vorderflügel, so wie der vordere Aussenwinkel sind schwarz gefleckt; die Flecke laufen gegen die Flügelfläche in feine Pfeilstriche aus, und ander Flügelspitze selbst stehen einige schwarze Bogen oder eine kurze Zickzack-Linie Denkschriften d. mathem,. naturw. Cl. 56 362 Vincenz Kollar. vor diesen Flecken. Die Hinterflügel sind auf der Oberseite ungefleckt. Auf der Unterseite sind alle Flügel mit blassafrangelben Schuppen schitter bestreut; auf den vorderen ist die schwarze Zeichnung am Aussenrande und an der Spitze eben so wie auf der Oberseite, nur sind hier die Flecke in feine Striche verwandelt. — Bei den Hinterflügeln sind alle Flügelnerven schwarz, und es läuft überdiess eine ähnlich gefärbte Zickzacklinie parallel mit dem Aussenrande. Der Körper ist oben schwarz mit weisslichen Haaren, vorzüglich auf dem Rücken des | Thorax, dicht bekleidet. Auf dem Kopfe und den Palpen stehen schwarze und gelbliche Haare vermischt unter einander; am Halskragen bemerkt man zwei hochgelbe Haarbüschel. Unten ist der Körper weiss behaart. Die Fühler sind schwarz, ihre Kolbenspitze gelblich. Beine weissbehaart und beschuppt. Der Fürst brachte nur ein Stück (Männchen) aus Neu-Granada mit, ac tn 29. Pieris Hlaire. God. Alis nitenti-albis : antieis costa apiceque nigricantibus; postieis subtus costa basi fulva. Expans. alar. 21,7 — My”. Habitat in Brasilia, Nova-Granada. Eneyclopedie method. T. IX. p. 142. Boisduv. Suites & Bufl. Lepid. I. p. 491. Mylothris Margarita. Hübn, Samml. Exot. Schm, Mylothris Molpadia. Hübn. Zuträge 259 — 260. 30. Pieris Monuste. Linn. Alis albis extus nigro radiatis: postieis subtus basi macula minore erocea. Expans. alar. 1°/,7 — %/y'. Habitat in America callida et temperate: Brasilia, Georgia. | Boisd. Suites a Buffon. I. p. 495. | Mancipium vorax Monuste Hüb. Samml. Exot. Schmett. Dieser Falter, wovon der Fürst nur ein Exemplar aus Neu-Granada mitgebracht hat, stimmt nicht mit den ! brasilianischen, sondern mit jenen aus Cuba überein. Die Flügel sind auf beiden Seiten weiss, nur die vorderen mit kurzen schwarzen Randstrahlen versehen. 31. Pieris Elodia. Boisd. i Alis utrinque albis: antieis supra faseia marginali nigra, intus sinuata; postieis subtus basi ma- eula erocea, puncto medio nigro. Expans. alar. 1” 8”. Habitat in Nova-Granada , Mexico. Boisduval Suites a Buffon I. p. 529. Von den in Mexico vorkommenden nur dadurch verschieden, dass der schwarze Punet am Rande der Mittel- - | zelle von den Hinterflügeln fast ganz verloschen ist. 32. Callidryas Argante. Autor. | Alis supra fulvis, margine externo ferrugineo punetatis, subtus atomis pluribus ferrugineis ad- spersis ; antieis puncto disei unico, postieis duobus subocellaribus. Expans. alar. 21/ — %°/y". Habitat in America meridionali, Brasilia, Nova-Granada. Das einzige Exemplar, welches wir aus Neu-Granada vor uns haben, unterscheidet sich von den brasilianischen durch geringere Grösse. | 33. Callidryas Eubule. Boisd. Alis supra eitrino-flavis, immaeculatis , subtus saturatius flavis; antieis macula subocellari gemina | in apice cellulae diseoidalis ; postieis ocellis duobus argenteis ferrugineo einctis, striis omnium obsoletis < undatis ferrugineis (mas.). Expans. alar. 2!/,7 — 23/,, Alis aurantiaco-flavis, omnibus interrupto ferrugineo marginatis; antieis supra macula disei ferru- Beiträge zur Insecten-Fauna von Nova-Granada und Venezuela. 363 ginea; subtus singula ocellis duobus argenteis ferrugineo einetis, strigis undatis obsoletis ejusdem co- loris (femina). Expans. alar. 2. Habitat in Nova-Granada. Boisduval Suites ä Buffon Lepidopt. I. p. 613. Phoebis Eubule. (femina) Hüb. Samml. Exot. Schmett., Die wenigen Exemplare, welche der Fürst aus Neu-Granada mitgebracht hat, stimmen mit den brasilianischeu ziemlich überein. 34. Colias Eryihrogrammus. Kir. Taf. XLV. Fig. 13 — 14. Alis anticis supra fulvis, puncto medio margineque externo lato, obseure brunneis, hoc striis flavidis obsoletis; postieis viridi - flavis stria abbreviata media fulva; subtus alis omnibus viridi-flavis, fimbriis omnium, stria interrupta punetisque posticarum incarnatis, ocello medio argenteo. Expans. alar. 1” 5". Habitat in Nova-Granada. Mit Col. Chrysotheme in Form, Grösse und dem übrigen Habitus zunächst verwandt. Die Vorderflügel von der Wurzel bis über die Mitte röthlichgelb wie bei der erwähnten europäischen Art. Der Aussenrand hat einen breiten bindenartigen, schwarzbraunen Saum, welcher nach innen in mehre Zackenlinien ausläuft, gegen die Flügel- spitze aber mit drei mehr oder weniger deutlichen gelblichen Strichen gezeichnet ist; fast in der Mitte jedes Flügels steht ein kleiner schwarzer Punet und der Vorderrand erscheint schitter braun beschuppt. Die Hinterflügel sind grün- lich gelb mit einem kurzen, orangegelben Längsstriche in der Mitte und einigen braunen Schuppen am Aussenrande. Auf der Unterseite sind die Vorderflügel grünlichgelb mit etwas dunkleren Schuppen besetzt ; der schwarze Punet in ihrer Mitte erscheint weniger deutlich als auf der Oberseite und von dem dunkelbraunen Saum ist keine Spur vorhanden. Die Hinterflügel haben dieselbe Grundfarbe, sind aber mit dunkelgrünen Schuppen dichter bekleidet als die Vorderflügel. Durch ihre Mitte zieht ein unterbrochener carminrother Längsstrich, in dessen Mitte ein silber- farbiger Punet steht. Vor dem Aussenrande stehen fünf rothe Punete in einer Bogenreihe. Die Fransen aller Flügel, der Kopf und die Beine sind ebenfalls carminroth. Die Palpen und der Halskragen sind gleichfalls mit rothen Haaren bekleidet, erstere jedoch an den Seiten gelb. Der übrige Körper mit dunkelgrünen und gelben Schuppen und Haaren dicht besetzt. Der Fürst brachte ein einziges weibliches Exemplar aus Neu-Granada. 35. Terias Proterpia. Fabr. Alis supra fulvis; antieis costa, radiisque tenuioribus ad marginem externum nigris; poslicis angulatis, venis nigris; subtus omnibus pallidioribus coneoloribus, his stria interrupta , obsoleta ex atomis brunneis. Expans. alar. 1°/,. Habitat in Nova-Granada, in Insulis Ind. oceidentalis. Mit den Exemplaren aus St. Domingo vollkommen übereinstimmend. 36. Terias Xantochlora. Killr. Alis eitrino-flavis; antieis supra fascia marginali intus sinuata nigra; postieis subangulatis, imma- eulatis; illis subtus costa apiceque nigro-ferrugineoque punctatis, his undique atomis, margine anteriore nee non interiore macula, fusco-ferrugineis. Expans. alarum. 1” 7”. Habitat in Nova-Granada. Dieser Falter stimmt in Grösse und Gestalt mit Ter. Arbela Boisd. und Hüb. überein, Auf der Oberseite sind seine Flügel grünlich oder eitronengelb; die vorderen am Aussenrande schwarz gesäumt; der Saum am vorderen Winkel breiter, nach innen durchaus zikzakförmig ausgebuchtet. Die Hinterflügel laufen am hinteren Theile des Aussenrandes in eine unmerkliche Spitze aus, sind durchaus rein citronengelb ohne Flecken, nur an den Fransen mit einigen kaum bemerkbaren schwarzen Puncten versehen, Auf der Unterseite ist die Farbe intensiver gelb, aber durchaus gleich. Bei den Vorderflügeln ist Vorderrand und Flügelspitze mit schwärzlichen Atomen und einzelnen rostfarbigen sehr feinen Strichen gezeichnet, während auf den Hinterflügeln beinahe über 46 * 364 die ganze Fläche kleine bräunliche Atome ausgestreut sind, dann am Vorderrande, ungefähr in seiner‘ Mitte, und dann nahe dem Innenrande je ein grösserer solcher Fleck steht. Vor den Fransen erscheint am Ende jeder Flügelader ein schwarzer Punet. Die Fühler sind schwarz mit gelben Puncten. Der Fürst brachte nur ein einziges weibliches Exemplar aus Neu-Granada mit. 37. Terias Deflorata. Kilr. Alis supra albis; antieis flavido tinetis, apice nigris; postieis striis aliquot marginalibus obsoletis nigricantibus; his subtus albis, litura submarginali ex atomis ferrugineis; illis basi eitrinis, apice ferru- gineo adspersis. Expans. alarum 1” 6. Habitat in Nova-Granada. Gehört in die Nachbarschaft von Ter. Albula Boisd., ist auf der Oberseite weiss; die Vorderflügel zeigen indess einen gelblichen Anflug und sind am vorderen Aussenwinkel schwarz. Diese schwarze Färbung stellt ein ziemlich grosses Dreieck vor, dessen innere Seite unregelmässig ausgezackt erscheint. Auf den Hinterflügeln zeigen sich nur längs dem Aussenrande, und zwar an seinem oberen Theile einige — 3 bis 4 — schwärzliche Striche. Unten sind die Vorderflügel an der Wurzel citronengelb, am Aussenwinkel schwach rostbräunlich be- stäubt; die Hinterflügel haben einen kaum merklichen gelben Anflug und vor dem Aussenrande einen aus bräun- lichen Atomen bestehenden Strich, welcher jedoch sehr schwach hervortritt. Wir erhielten nur ein einzelnes weibliches Exemplar, welches ebenfalls in Neu-Granada gefangen wurde. 35 Terias Elathea. Cram. Alis antieis supra flavis, apice late nigro striaque (mas) longitudinali ejusdem coloris ad marginem posticum, luteo tinetum ; alis postieis fere albis limbo nigro, intus irregulariter dentato; subtus his grisescenti albis, punctis duobus disei nigris, illis flavidis apiee rufescente. Expans. alar. 15” — 16”. Habitat in America meridionali nee non centrali. Boisduval Suites & Buffon. Lepidopt. T. I. p. 664. Cram. 99. C. D. Dieser durch ganz Süd- und Centralamerika bis nach Virginien reichende Falter ändert in dem Verhältnisse der schwarzen Farbe der Ränder zur gelben der Flügel-Mitte vielfältig ab. Bei den Exemplaren, welche der Fürst Sulkowsky aus Neu-Granada mitgebracht hat, ist die schwarze Einfassung nicht so breit als bei den brasilianischen. (Fortsetzung folgt.) fer 365 Neue Foraminiferen aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. Beschrieben von Dr. August Em. Reuss, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Taf. XLVI— 11. Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 26. Mai 1849. Trotz der sehr bedeutenden Anzahl von Foraminiferenspecies, welche durch d’Orbigny und Czizek aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeekens bekannt geworden sind, gelang es mir doch, bei Gelegenheit meiner Untersuchungen über fossile Entomostraceen dieses Beckens noch eine nicht geringe Zahl neuer Formen zu entdecken. Sie dürften für den Geognosten sowohl als für den Paläon- tologen nicht ohne Interesse sein, schon aus dem Grunde, weil sie zur Vervollständigung unserer Kenntniss der so reichen Fauna dieses Tertiärbeckens beitragen ; noch mehr aber, weil sie zum Theile Gattungen angehören , welche bisher noch niemals fossil, oder doch wenigstens noch nirgends in den Tertiärschichten aufgefunden worden waren. Zu den ersteren sind die Gattungen Cassidulina und Robertina, zu den letzteren Gaudryina und Verneuilina zu zählen. Ja selbst einige Formen kommen darunter vor, welche sich keiner der bekannten Gattungen des künstlichen d’Orbigny’schen Systemes unterordnen lassen, sondern zur Bildung der neuen Gattungen Fissurina, Ehrenbergina, Chilosto- mella und Allomorphina nöthigten, — ein neuer Beweis des ungemeinen Formenreichthums so kleiner und anscheinend so unbedeutender Organismen, wie die Foraminiferen sind. Die letzten zwei der genannten Gattungen, welche mit einander sehr verwandt sind, unterscheiden sich durch ihren Schalenbau so auf- fallend von allen übrigen Foraminiferengattungen, — lebenden sowohl als fossilen —, dass ich mich ge- zwungen sah, sie als den Typus einer besonderen Gruppe aufzustellen, welche die Charactere der Polymorphinideen und Textularideen in sich vereint, sich aber durch mehrere Merkmale wesentlich von beiden unterscheidet. Es wird dadurch ein neuer Beweis für den Satz geliefert, dass jede Lücke in dem Reiche der geschaffenen Wesen nur eine scheinbare sei und dass es der Forschung mit der Zeit immer gelingt, dieselbe durch Entdeckung der fehlenden Zwischenglieder auszufüllen, sei es in der lebenden, sei es in der fossilen organischen Welt. i Auf den folgenden Blättern will ich nun die neu aufgefundenen Arten kurz beschreiben und durch naturgetreue Abbildungen erläutern. 366 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen A. Wonostegia dOrl. Fissurina m. Eine Gattung , welche der Gattung Oolina d’Orb. zunächst steht. Sie besteht ebenfalls nur aus einer einzigen mehr weniger eiförmigen Kammer. Ihr oberer Theil ist aber immer von vorne nach hinten zusammengedrückt, so dass die an der Spitze stehende Mündung nicht rund, sondern eine feine Querspalte ist. Auch ist die Schalensubstanz nicht glasig, wie bei Oolina, sondern fast stets von sehr feinen Oeffnungen durchbohrt. Ich kenne bisher 5 Arten, welche sich alle durch ihre ausnehmende Kleinheit auszeichnen. Vier derselben gehören dem Salzthone von Wieliezka an, die fünfte stammt aus dem Tegel von Grinzing bei Wien. 1. F. laevigata m. testa minima, ovali, supra attenuata, infra rotundata, compressa, convexa, margine acutangula, laevigata; apertura transversa parva, lineari. — Long. = 0,3 mm. (T. XLVI. F. 1.) Unterscheidet sich von den übrigen vier Arten durch die glatte, nicht punctirte Oberfläche. Das Gehäuse ist eben- falls sehr klein, oval, oben zu einem kurzen stumpfen Schnabel verschmälert, unten breit gerundet, zusammengedrückt, gewölbt, am Rande scharfwinklig, aber nicht gekielt. Die quere Mündung klein, spaltenförmig. Sehr selten im Tegel von Grinzing. B. Polystegia. l. Stichostegia d'Orb. Glandulina d’Orb. 1. Gl. rotundata m. testa minima, ovata, superne acuta, infra rotundata, laevigata; loculo ultimo maximo, reliquis minimis; suturis complanatis; apertura radiata. — Long. = 0,4 mm. (T. XLVI. F. 2.) Das sehr kleine Gehäuse ist eiförmig, oben zugespitzt, unten gerundet, glasig glänzend. Aeusserlich sind nur zwei Kammern zu unterscheiden; die letzte sehr gross, den grössten Theil des Gehäuses einnehmend, die zweite sehr klein, nur durch eine sehr feine, bei starker Vergrösserung wahrnehmbare Linie angedeutet. Die Mündung gestrahlt. Unterscheidet sich von @l. laevigata d’Orb. durch das viel kleinere, unten nicht zugespitzte, sondern breit gerundete, regelmässig eiförmige Gehäuse, durch die geringe Zahl der Kammern und durch das unverhältnissmässige Vorwiegen der letzten Kammer. Sollte die Gl. rotundata vielleicht nur die junge Brut einer andern Species, etwa der Gl. laevigata sein? Sehr selten im Tegel von Grinzing. 2. Gl. disereta m., subeylindrica, superne obtusa, basi acuminata; loculis superioribus latis, con- vexiuseulis , inferioribus complanatis; apertura eirculari magna, breviradiata. — Long. = 0,6 mm. (T. XLVI. F. 3.) Walzenförmig, oben stumpf, unten zugespitzt, glatt. Die oberen Kammern hoch und schwach gewölbt, durch deut- liche, wenn auch seichte Näthe gesondert; die unteren niedrig und ganz flach, ihre Näthe nur durch dunklere Linien angedeutet. Mündung verhältnissmässig gross, von sehr kurzen feinen Strahlen umgeben. Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. Nodosaria d’Orb, 1. N. stipitata m., testa elongatissima, gracili, laevi; loculis convexis, elliptieis, profundissime strangulatis, stipilatis, primo mucronato; apertura....? (T. XLVIL.F. 4.) Diese sehr zierliche Species, von der ich bisher nur Bruchstücke auffand, ist der N. semirugosa d’Orb. (1. c. p. 34, T. I. F. 20—23) verwandt, unterscheidet sich aber ausser der ganz glatten Schalenoberfläche noch wesentlich. Das Gehäuse ist sehr verlängert und schlank, die Kammern gewölbt, elliptisch, durch tiefe und sehr lange, die einzelnen um aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 367 Kammern selbst an Länge übertreffende Einschnürungen gesondert, gleichsam gestielt. Die erste Kammer ist unten mit einer kurzen Spitze versehen. Die Mündung wurde an den Bruchstücken noch nicht beobachtet. Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 2. N. venusta m., elongata, superne rostrata, basi brevissime apieulata, tenuissime sex-costellata ; Long. = 0,6 mm. loeulis 4 inaequalibus, ovatis, convexis, primo apieulato, ultimo longe rostrato. (T. XLVL. F. 5.) Verlängert, oben in einen langen dünnen Schnabel ausgezogen, unten sehr kurz zugespitzt, mit 6 entfernten, sehr dünnen und niedrigen Längsrippchen; A ziemlich gewölbte, ovale ungleiche Kammern: die letzte am grössten, elliptisch und oben in einen langen dünnen Schnabel, der die einfache runde Mündung trägt, verlängert. Die dritte langgezogen- eiförmig, wenig gewölbt; beide durch tiefe Näthe gesondert. Die zwei ersten Kammern von gleicher Grösse, kugelig, nicht sehr tief eingeschnürt. Die erste mit einer sehr kurzen centralen Stachelspitze. — Im Tegel von Grinzing bei Wien. Dentalina d’Orb. 1. D. trichostoma m., elongata, gracilis, parum arcuata, infra attenuata, laevigata; loculis oblon- = ? ’ fo} gis, planiuseulis; suturis complanatis; Joeulo primo paullulum majore, obtuso; ultimo in siphonem tenuis- simum produeto. — Long. = 2,0—2,5 mm. (T. XLVI. F. 6.) Ist der D. Boueana d’Orb. (l. ec. p. 47. T. 2. F. 4—6) sehr ähnlich. Das Gehäuse, wie bei dieser, verlängert, schlank, sehr wenig gebogen, nach unten sehr allmälig verschmälert, glatt. Die Kammern ebenfalls länglich, die letzten viel höher als breit, aber mit Ausnahme der letzten noch weniger gewölbt, als bei D. Boueana, fast eylindrisch, mit sehr seichten linienförmigen Näthen. Die erste Kammer etwas grösser als die zunächst gelegenen, unten stumpf. Der Hauptunterschied von D. Boueana liegt aber darin, dass die letzte Kammer sich oben sehr schnell zusammenzieht und in eine lange haardünne Röhre ausläuft, welche die äusserst feine Oeflnung trägt. Selten im Tegel von Möllersdorf bei Wien. 2. D. scabra m., elongata, magis minusve gracilis, arcuata, longitudinaliter subtilissiine seabra ; loculis 12—13 vel sphaerieis, profunde constrietis, vel depressis approximatis, anguste strangulatis, primo mi- nimo caudato vel bicaudato, ultimo convexo acuto ; apertura nuda. — Long. = 2—3 mm. (T. XLVI. F. 7, 8.) Ist in der Form so veränderlich, dass man die Extreme sehr leicht für zwei verschiedene Speeies halten könnte. Jedoch werden sie durch viele Mittelformen mit einander verbunden. Stets ist aber die Oberfläche der Schale mit fei- nen länglichen Rauhigkeiten bedeckt, welche in unterbrochenen Längsreihen stehen. Das Gehäuse ist lang, mehr weni- ger schlank, etwas gebogen. Die zahlreichen (12—13) Kammern sind bald kugelig und durch tiefe Einschnürungen gesondert, wo dann das Gehäuse durch die mehr von einander entfernt stehenden Kammern ein schlankeres Aussehen erhält: bald sind sie gleichsam niedergedrückt, breiter als hoch, näher an einander gerückt und weniger tief einge- schnürt, wodurch das ganze Gehäuse etwas dicker, gedrängter erscheint. Die erste Kammer ist die kleinste und trägt unten an der Seite der Concavität des Gehäuses eine lange dünne schwanzartige Spitze, zu der sich an der convexen Seite manchmal noch eine zweite kürzere gesellt. Die letzte Kammer ist kugelig und oben in eine kurze centrale Spitze ausgezogen, welche die nackte Mündung trägt. Ziemlich häufig im Tegel von Baden bei Wien. 3. D. seminuda m., elongata, gracilis, areuata; loeulis 10—12 oblongis subobliquis, supremis convexiusculis, laevigatis, inferioribus subplanis,, longitudinaliter 10— 12 — costulatis; eostulis tenuis- simis; loeulo primo acuminato; apertura breviradiata. — Long. = 2 mm. (T. XLVI F. 9.) In der Form ähnlich der D. inornata d’Orb. (1. ce. p.44. T.1. F.50, 51), stark verlängert, ziemlich schlank , gebo- gen; 10—12 längliche Kammern; die obersten zwei glatt, mässig gewölbt und durch deutliche, wenn auch wenig tiefe Näthe geschieden; die unteren fast flach, höher als breit, mit 10—12 sehr feinen, oben ganz flachen, nach unten allmä- lig schärfer werdenden Längsrippchen besetzt; die erste Kammer nicht angeschwollen, aber mit einem ziemlich langen feinen Stachel; die letzte eiförmig, gewölbt, oben zugespitzt und die mit sehr kurzen Strahlen umkränzte Oefl- nung tragend. Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien. 4. D. bifurcata d’Orb., elongata, arcuata, longitudinaliter 10—13 costata; costulis obtusis, inter- ruptis; loculis cireiter 10, ovatis, convexiuseulis ; suturis parum profundis: loculo ultimo acuto; apertura subradiata. — (T. XLVI. F. 10.) D’Orbigny 1. ce. p. 56. T. II. F. 38, 39. 368 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen Schale verlängert, nicht sehr schlank , mässig gebogen, mit 10—13 stumpfen, oft abgesetzten und einge- schobenen Längsrippchen. Beiläufig 10 Kammern, oval, höher als breit, wenig gewölbt, mit nicht sehr eingeschnürten Näthen. Die letzte Kammer oben gegen den Rücken hin zugespitzt, mit der von einem schwachen Strahlenkranze umgebenen Mündung. Die genaue Zahl der Kammern und die Beschaffenheit der ersten Kammer ist bisher unbekannt, da es mir noch nicht gelang, ein vollständig erhaltenes Exemplar aufzufinden. Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien, von Rudelsdorf in Böhmen und von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 5. D. acuticosta m., elongata, gracilis, parum arcuata, deorsum parum attenuata, longitudinaliter 6-costata; costis continuis acutis; loculis oblongis, parum convexis, primo submaiore apiculato; ultimo.....? (T. XLVI. F. 11.) Von dieser Art habe ich bisher noch kein vollständiges Exemplar aufgefunden; sie unterscheidet sich aber von den übrigen Arten so bedeutend, dass ich mich bewogen fand, sie mit einem eigenen Namen zu belegen. Sie ist ziemlich schlank, sehr wenig gebogen und verdünnt sich nach abwärts nur wenig und langsam. Es zieren sie 6 ziemlich hohe und scharfe Längsrippen, welche sehr regelmässig über alle Kammern verlaufen. Diese sind länglich, die oberen zweimal so hoch als dick, wenig gewölbt und nur durch schwache Einschnürungen getrennt. Die erste Kammer ist wenig grösser als die nächstfolgende und unten mit einem kurzen Stachel versehen. Die Beschaffenheit der letzten Kammer ist mir un- bekannt, da sie an keinem der vorgefundenen Bruchstücke erhalten war. Unsere Art ist der Nodosaria oligogona m. aus dem Salzthone von Wieliczka verwandt, unterscheidet sich aber von ihr durch grössere Dicke, die grosse Regelmässigkeit der Kammern und Rippen und durch den Stachel an der ersten Kammer. Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien. Frondicularia Defr. 1. Fr. tricostulata m., elongatissima, anguste lanceolata, compressa, erassiuscula, superne brevi- acuminata, infra attenuata, utrinque tricostulata, lateraliter truncata, eanaliculata; loculis numerosis (15—18) angustis angulatis. — Long. 0,8 — 1,2 mm. (T. XLVL F. 12.) Langgezogen und schmal lanzettförmig, oben kurz zugespitzt, nach unten sich allmälig verschmälernd, zusam- mengedrückt, aber im Verhältniss zur Breite ziemlich dick, am meisten in der Mitte, gegen die Ränder hin sich etwas verdünnend. Der Rand abgestutzt und mit zwei schmalen Längsleistchen besetzt, die eine Furche zwischen sich lassen. Ueber jede der Flächen des Gehäuses verlaufen drei schmale, aber scharfe und deutliche Längsripp- chen. Die zahlreichen (15—18) Kammern sind sehr niedrig und stumpfwinklig. Nur die oberen werden durch seichte Näthe gesondert. Die übrigen verrathen nur bei durchfallendem Lichte ihre Begrenzung. Die unterste Kammer ist mit einer sehr kurzen feinen Spitze versehen. Selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 2. Fr. tricuspis m., elongato-ovata, valde compressa , tenuis, superne acuminata, basi subtruncata, trieuspis ; radiatim striata, lateribus truncata et eanalieulata; loculis 8 acutangulis, angustis; primo elliptico, convexo, mucronato. — Long. 0,6 mm. (T. XLVI. F. 13.) Verlängert-eiförmig, sehr stark zusammengedrückt, dünn, oben zugespitzt, unten abgestutzt, dreispitzig; auf bei- den Flächen mit nach oben divergirenden feinen Streifen; am Rande abgestutzt und der Länge nach hohlkehlenartig aus- gehöhlt. 8 Kammern, die erste elliptisch, stark gewölbt und unten in eine kurze Stachelspitze auslaufend; die nächstlie- gende halbumfassend und unten jederseits in eine kurze Spitze endigend, alle oben spitzwinklig und niedrig. Aeusserst selten im Tegel von Baden bei Wien. 3. Fr. monacantha m., ovalis, valde compressa, superne acuta, infra in spinam brevem de- sinens , margine attenuata : loculis angustissimis; primo minimo, globuloso. — Long. = 0.8 — 1 mm. (T. XLVI. F. 14.) Im Umrisse fast regelmässig oval, sehr stark zusammengedrückt mit schneidigem Rande, oben zugespitzt, unten in einen kurzen Stachel verlängert. Zahlreiche (10—12) sehr niedrige, spitzwinklige Kammern mit kaum bemerkbaren Nä- then. Die erste Kammer bildet eine sehr kleine kugelige Hervorragung. Aeusserst selten im Tegel von Baden bei Wien. ui een EEE en aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 369 I. Melicostegia dort. 1. HEL. MONOSTICHA m. a. Hel. nautiloidea d’Orh. Cristellaria Lamk. 1. Cr. variabilis m., ovata aut ovato-oblonga, elongata aut involuta, supra acuta, infra rolundala, compressa, margine lamelloso-carinata; loculis 6 triangularibus subareuatis, parum convexis; ultimo magno, ejus faeie antica lanceolata, exeavata; apertura radiata. — Long. = 0,6 — 0,7 mm. (T. XLVL. F. 15, 16.) Im Umriss sehr ähnlich der Cr. intermedia Rss. aus dem böhmischen Pläner. Eiförmig oder eiförmig-länglich, mehr weniger eingerollt, oben kurz zugespitzt, unten breit gerundet, stark zusammengedrückt, am Rande scharf gekielt und schmal geflügelt. 6 dreieckige, wenig gebogene und sehr schwach gewölbte Kammern mit sehr seichten Näthen. Die letzte Kammer verhältnissmässig gross; ihre Mundfläche schmal, lanzettförmig, seicht ausgehöhlt. Die Mündung anf einem kleinen Höcker sitzend und von einem Strahlenkranze umgeben. Oberfläche glänzend glatt. Selten im Tegel von Baden bei Wien. 2. Or. lenticula m., orbieulato-convexa, margine acutangula, laevigata; loeulis 10 angustis, arcuatis, B) g 5 9 g 9 ra . complanatis, ultimo superne convexo; apertura radiata. Long. = 0,5 — 0,6 mm. (T. XLVL. F. 17.) Linsenförmig, gewölbt, im Umfange scharfwinklig, glatt, glänzend, ungenabelt. 10 schmale, bogenförmige, ganz llache Kammern, deren Grenzen nur durch Linien angedeutet werden, Die Mundfläche der letzten Kammer schmal ver- kehrt-herzförmig, gewölbt. Am Rückenwinkel derselben sitzt auf einem kleinen Höcker die sehr fein gestrahlte Mündung. Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. Robulina d’Orb. 1. R. oblusa m., orbieulata, convexa, margine obtuse angulata, subrotundata, laevigata; disco eentrali parvo obsoleto; loculis 8— 9 valde arcuatis, fraetiflexis; apertura radiata. — Diam. = 0,6 — I mm. (T. XLVI. F. 18.) ' Kreisförmig, gewölbt, glänzend glatt, mit sehr stumpfwinkligem, fast gerundetem Rücken und kleiner sehr fla- cher, undeutlicher, oft verschwindender Nabelscheibe. 8—9 schmale, sehr stark gebogene, unweit ihres innern Endes fast winklig gebrochene Kammern, von denen die letzten etwas gewölbt sind und schwach vertiefte Näthe besitzen, während die älteren ganz flach sind. Die Mundfläche der letzten Kammer ist pfeilförmig, durch das rückkehrende Ge- winde sehr tief ausgeschnitten, zunächst demselben etwas vertieft oder auch gauz gewölbt mit spaltenförmiger gestrahl- ter Mündung. Aehnelt der R. imperatoria d’Orb. (1. c. p. 104, T. 5, £. 5, 6), unterscheidet sich aber schon beim ersten An- blicke durch den nicht gekielten, sondern fast gerundeten Rücken und die weniger gebogenen, fast gebrochenen Kammern. Ziemlich häufig im Tegel von Baden bei Wien. Polystomella d’Orb. 1. P. Ungeri m., discoidea, compressa, centro paullulum depressa, externe angulosa, loculis 12 flexuosis latiuseulis, eonvexiusculis, ultimo superne cordato, triangulari, convexo; suturis depressis, foveolis 12 — 14 brevibus ornatis. — Diam. = 0,5 — 0.7 mm. (T. XLVII. F. 2.) Gehäuse kreisförmig, ziemlich zusammengedrückt, im Centrum etwas eingedrückt, ohne genabelt zu sein; am Rücken scharfwinklig. 12 gebogene, etwas gewölbte und breite Kammern mit schmalen vertieften Näthen, welche mit 12—14 kurzen länglichen Grübchen verziert sind. Die Mundfläche der letzten Kammer ist herzförmig-dreieckig, mässig gewölbt, am Rande rings von einer Reihe feiner runder Mündungen eingefasst. Denkschriften d, mathem. naturw. CI. 47 370 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen Von P. obtusa (Orb. (1. c. p. 124. T. 6. F. 5, 6) unterscheidet sie sich durch die geringere Zahl und grössere Breite der Kammern, den winkligen Rücken, die tieferen Näthe und die kürzeren zahlreicheren Grübchen; von P. flexuosa d’Orb. (1. ce. p. 127. T. 6. F. 15, 16) durch die geringere Zahl der Kammern, die schmäleren Näthe, die kürzeren Grübehen und den Mangel des Centraldiskus; von P. Listeri d’Orb. (l. e. p. 128. T. 6. F. 19—22) durch den winkligen Rücken, das eingedrückte Centrum, die schmäleren Näthe und kürzeren Grübchen; von der an den Küsten von Cuba lebenden P. Poeyana d’Orb. (Foraminif. de Vile de Cuba, 1839. T. 6. F.25,26) durch den winkligen Rücken, die mehr gebogenen Kammern und die glatte, nicht punetirte Oberfläche. Nicht selten im Leithakalke von Wurzing in Steiermark. Vom Herrn Professor Unger in Gratz gefälligst mitgetheilt. 2. P. fleeuosa d’Orb. (T. XLVIH. F. 3.) d’Orbigny 1. e. p. 127., T. 6. F. 15—17. Die im Tegel von Grinzing bei Wien häufig vorkommenden Exemplare weichen von der Orbigny’schen Beschrei- bung und Abbildung der Exemplare aus dem Tegel von Baden und dem sandigen Leithakalke von Nussdorf bei Wien etwas ab. Sie sind kleiner (haben nur 0,4—0,9 mm. im Durchmesser), mehr zusammengedrückt, weniger bauchig, besitzen nur 12 gebogene, breitere, stärker gewölbte Kammern und in jeder der tiefen Nathfurchen 9—10 läng- liche Grübchen. Operculina d’Orb, 1. O. angiyyra wm., discoidea, compressa, centro concava, margine late truncata, laevigata; anfrac- tibus numerosis, angustissimis, minime inereseentibus. — Diam. = 0,4 mm. (T. XLVL F. 19.) Das Gehäuse ist, wie bei allen andern Operculinen, scheibenartig, niedergedrückt, dabei auf beiden Flächen ziem- lich vertieft, am Rande senkrecht und breit abgestutzt. Die Umgänge sehr zahlreich und schmal, zweimal so hoch als breit, an den Seiten ganz eben abgestutzt und scharfkantig, durch deutliche aber schmale Näthe geschieden. Sie nehmen nur äusserst langsam an Breite zu und setzen gegen das Centrum hin treppenartig ab. Die Oberfläche des milchweissen Gehäuses ist glatt; die Mündung halbmondförmig, schmal. Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien. 2. O. involvens m., discoidea, valde compressa, centro concava, margine subrotundata , laevigata; anfraetibus numerosis, planis , subinvolventibus, rapide inereseentibus , internis angustissimis, extimis latis. Diam. = 1 — 2 mm. (T. XLVL F. 30.) Zeichnet sich vor allen andern Arten schon beim ersten Anblick durch die Beschaffenheit ihrer zahlreichen (10—12) Umgänge aus. Diese sind nämlich ganz flach, am Rücken sehr wenig gewölbt und umfassen jedesmal einen Theil des vorhergehenden Umganges. Ueberdiess nehmen sie sehr rasch an Breite zu. Die innersten sind sehr schmal, der letzte dagegen sehr breit, so dass er beinahe den 4.—5. Theil des Gesammtdurchmessers des Gehäuses einnimmt. Dieses ist überdiess an beiden Flächen stärker eoncav, als es bei andern Arten zu sein pflegt, indem die Umgänge nach innen hin treppenartig absetzen. Die Mündung fand ich an keinem meiner Exemplare wohlerhalten. Die Schalenober- fläche ist glatt. Von der an den Küsten von Cuba und Martinique lebenden O. incerta d’Orb. unterscheidet sich unsere Species schon bei flüchtiger Betrachtung durch die ganz flachen, sehr ungleichen, theilweise umfassenden Umgänge. Selten im Tegel von Baden bei Wien. 3. O. punctata w., minima, discoidea, tenuissima, subconcava, margine rotundata, punctata; anfractibus 8 angustis, parum inerescentibus, planiuseulis; apertura semilunari parva. — Diam. = 0,3 —0,4 mm. (T. XLVI. F. 21.) Gehäuse sehr klein und dünn, scheibenförmig, an beiden Flächen seicht concav, am Rücken gerundet, fein punectirt. 8 Umgänge, schmal, nur sehr allmälig an Breite zunehmend, eben, durch ziemlich deutliche, aber schmale Näthe geschie- den. Mündung sehr klein, halbmondförmig. Stimmt im Umriss sehr mit der an den Küsten von Cuba und Martinique lebenden sehr seltenen O. incerta d’Orb. (histoire physique, politique et naturelle de l’ile de Cuba par R. de la Sagra. Foraminiferes par A. d’Orbigny. 1839. p. 49. T. 6. F. 16, 17) überein, unterscheidet sich aber von ihr durch die nicht cylindrischen, sondern mehr flachen Um- gänge und die punctirle Oberfläche. om aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 371 b. Hel. turbineidea d’Orb. Rotalina d’Orb. 1. R. patella m., suborbieularis, trochiformis, superne planiuseula; regione umbilicali cancavius- eula, non suleata; spira conica, apice rotundata; margine acute earinato; superlicie subtilissime punetata; anfraetibus 3 obsoletis; loculis 7, subtus arcuatis, planis, contabulatis, superne subtriangularibus, subreetis, ultimo latissimo; suturis baseos centrum versus dilatatis, profundis. Diam. = 0,5 — 0,6 mm. (T. XLVI. F. 22.) Eine ausgezeichnet schöne Art, welche sich in Beziehung auf ihre Form an R. trochidiformis Lmk, R. squamulam. u. 5. w. anschliesst. Sie ist ziemlich rund, kreiselförmig, oben flach, gegen die Mitte hin selbst etwas vertieft; im Um- fange scharf gekielt; an der Oberfläche dicht und sehr fein punctirt. Das Gewinde ist niedrig kegelförmig, mit gerunde- ter Spitze. Drei undeutliche Umgänge, der letzte mit 7 Kammern. Diese sind auf der unteren Fläche schmal, gebogen, ganz flach, so enge an einander schliessend, dass sich ihre Grenzen nur bei starker Vergrösserung durch undeutliche feine Linien verrathen. Auf der Oberfläche des Gehäuses dagegen sind sie ziemlich breit und gerade, fast dreiseitig; die letzte sehr ausgedehnt, fast ein Drittel der ganzen Oberseite einnehmend. Die Näthe beginnen schmal und seicht an der innern Seite des scharfen Randkieles und werden nach innen zu immer breiter und tiefer, bis sie, ohne das Centrum zu erreichen, sehr tief eingedrückt plötzlich endigen, so dass eine rundliche ziemlich grosse Fläche in der Nabelgegend gänzlieh frei davon bleibt. Um diese etwas eingedrückte Nabelfläche bilden sie eine Art siebenstrahligen Sternes. Uehri- gens sind die Kammern auch auf ihrer obern Seite fast flach; nur die letzte zeigt eine schwache Wölbung. Sehr selten im Tegel des Leithakalkes von Kostel in Mähren und von Steinabrunn in Oesterreich. 2. R. nana m., minima, utrinque convexa, punctata, superne disco umbilieali tenui instrueta; peri- pheria lobatula, aeute carinata; anfractibus tribus; loculis sex latiuseulis parum areuatis. — Diam. — 0,2 — 0,3 mm. (T. XLVI. F. 23.) Sehr klein, fein punetirt, glasig glänzend, kreisförmig, beiderseits gewölbt (die Oberseite etwas stärker als die untere), im Umkreise etwas gelappt und scharf gekielt. Drei fast gleichbreite, hart an einander schliessende, kaum zu unterscheidende Umgänge. Der letzte mit 6 ziemlich breiten, wenig gebogenen, ganz flachen Kammern. Nur auf der mit einer schwachen centralen Nabelscheibe versehenen Oberseite sind die Näthe ganz wenig vertieft, besonders gegen die Peripherie hin. Die Mündung eine feine Spalte auf der Unterfläche des Gehäuses mitten zwischen Kiel und Nabelscheibe. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien, nicht selten im Salzthone von Wieliczka in Westgalizien. 3. R. spinimargo wm., subrotunda, depressa, subtus parum, superne magis convexa, extus carinata et remote spinosa, subtiliter punctata; anfractus tres, planiuseuli; loculi 7, extus carinati et spinosi, subtus arcuati, planiuseuli, superne reecti, triangulares, convexi; umbilieus angustus. — Diam. — 0,5. — 0,6 mm. CT. XLVI. F. 1.) Rundlich, niedergedrückt, unten sehr wenig, oben stärker gewölbt und sehr enge genabelt; im Umfange scharf gekielt und an jeder Kammer mit einem breiten flachen Dorn besetzt, auf der Oberfläche fein punctirt. Drei kaum ge- wölbte, ziemlich breite Umgänge. Der letzte mit 7 aussen scharf gekielten und je mit einem Dorn besetzten Kam- mern, welche unten schief, bogenförmig und sehr wenig gewölbt, oben gerade, dreieckig, gewölbt und — die letzten — durch tiefe Näthe gesondert sind. Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 4. R. eryptomphala m., orbieulata, valde depressa, subtus subplana, superne modice eonvexa et disco centrali ornata, dorso angulata, punetata; anfraetus tres; loculi 10 planiuseuli, subtus parum ar- euati, superne recti, triangulares. — Diam. —= 0,4 — 0,5 mm. (T. XLVIL F. 2.) Scheibenförmig, stark niedergedrückt, unten fast ganz eben, in der Mitte zuweilen selbst etwas eingedrückt, oben mässig gewölbt, mit winkligem Rücken, punetirt. Die Oberfläche mit einer ziemlich grossen, flachen, glänzenden Nabel- scheibe. Drei ziemlich breite Umgänge; der letzte mit 10 sehr wenig convexen, unten wenig schiefen und durch sehr schwache Näthe gesonderten, oben geraden, dreiseitigen,, stärker gewölbten Kammern. Auf den inneren zwei Umgängen sind selbst bei starker Vergrösserung äusserlich keine Kammern zu unterscheiden. Die Mündung eine kleine halbmond- förmige Spalte am Rücken des Gehäuses. Schr ähnlich der Rotalina Ungeriana d’Orb. (l. ec. p. 157. T. 8. F. 16—18), unterscheidet sich aber von ihr durch die fast geraden Kammern und die Nabelscheibe. Ei 47 372 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen Selten im Tegel von Grinzing bei Wien und im Salzthone von: Wieliezka in Galizien ; häufig im Tegel von Rudels- dorf in Böhmen. 5. R. scaphoidea m., elongato-ovata, extus carinata, subtus planiuscula, superne eonvexa; an- fraetus duo; loculi 8, subtus arcuati, planiuseuli, superne triangulares, convexi; ultimus superne dilatatus, et in processum linguaeformem, umbilicum obtegentem productus, superlicies laevis nitida. — Diam. — 0,8 — 0,9 mm. (T. XLVM. F. 3.) Der R. Brongniarti d’Orb. (l. ec. p. 158, T. 8, i. 22 — 24) verwandt, aber doch hinreichend von ihr verschieden. Verlängert-oval, am Rande scharf gekielt, unten sehr wenig, oben stärker gewölbt. Zwei Umgänge, der erste sehr klein, der zweite schr schnell an Breite zunehmend, mit 8 Kammern. Diese sind unten bogenförmig, sehr wenig convex, mit verstrichenen Näthen, oben dagegen fast dreiseitig, gerade, gewölbt, mit vertieften Näthen. Die letzte Kam- mer ist oben sehr ausgedehnt, so dass sie mehr als das halbe Gehäuse einnimmt. Am inneren Ende verlängert sie sich in einen gerundeten zungenförmigen Fortsatz, der den Nabel verdeckt. Unter diesen Fortsatz senkt sich auch die sehr schmale spaltenförmige Mündung ein. Oberfläche glatt, glänzend. Sehr selten im Tegel von Möllersdorf bei Wien. Siphonina m. Die einzige bis jetzt bekannte Art dieser Gattung wurde von Herrn Czizek unter dem Namen: Rotalina reticulata beschrieben. Sie stimmt in ihrem Baue wohl insofern mit den Rotalinen überein, als die Anordnung der Kammern die- selbe ist. Diese sind nämlich ebenfalls nach einer spiralförmig in einer schiefen Ebene eingerollten Linie an einander gereiht, wodurch das Gehäuse die den Rotalinen eigenthümliche kreiselförmige Gestalt erhält. In dieser Beziehung also würde unsere Species unzweifelhaft der Gattung Rotalina eingereiht werden müssen, wenn sie sich nicht in Hinsicht auf die Bildung ihrer Mündung weit davon unterschiede. Diese ist nicht, wie bei allen Rotalinen, eine einfache Spalte, welche am inneren Rande der letzten Kammer zwischen dem Rücken des Gehäuses und dem Mittelpuncte der oberen oder Nabelfläche, bald näher dem einem, bald dem andern, und zwar in einer gegen den Rand des Gehäuses queren Rich- tung liegt; sondern sie tritt in Form einer kleinen, etwas niedergedrückten, am Ende mit einem Wulste umkränzten töhre an dem Rücken des Gehäuses selbst aus der letzten Kammer hervor und ihr grösster Durchmesser ist parallel dem äussern Rande des Gehäuses, — also in Beziehung auf die Rotalinenmündung gerade die entgegengesetzte Richtung. Dieser ganz verschiedene Bau kann wohl den Typus einer gesonderten Gattung abgeben, eben so wie die Verschiedenheit der Mündung allein die Gattungen Textularia Defr., Sayrina d’Orb. und Grammostomum Ehrb., die Gattungen Uristel- laria Lamk. und Zobulina d’Orb., die Gattungen Zriloculina und Cruciloculina d’Orb. und mehrere andere unterscheidet. Der Gattungs-Charakter lautet daher: Siphonina testa libera, inaequilatera, trochoidea, depressa, carinata ; loculi spiraliter involuti; apertura in siphunculum depressum produeta, dorso testae parallela. 1. 8. fimbriata m., subeireularis, lobata, depressa, utrinque convexa, extus acute carinata et sub- tiliter fimbriata, non umbilicata, tubereulato-perforata; anfraetus tres latiuseuli; loculi 5 fimbriati, ca- rinati, subtus parum convexi, arcuati, superne convexi, reetiusculi, subtrigoni; siphuneulus, aperturam gerens, depressus, eireumlabiatus. — Diam. = 0,4 — 0,5 mm. (T. XLVIL F. 6.) Rotalina retieulata Czizek. Beitrag zur Kenntniss der fossilen Foraminiferen des Wiener Beckens. P. 9, 10. T. 13. F. 7—9. Gehäuse rundlich, niedergedrückt, oben und unten gewölbt (oben etwas stärker), ohne Nabel, im Umfange scharf gekielt und fein gefranst und gekerbt; an der Oberfläche mit kleinen Höckern und gegen den Mittelpunct hin mit ver- hältnissmässig ziemlich grossen Grübehen bedeckt. Drei breite Umgänge; der letzte mit 5 Kammern. Diese sind nieder- gedrückt, aussen schwach gekielt und gefranst,, unten wenig gewölbt, bogenförmig und durch sehr undeutliche Näthe ge- sondert; oben gewölbt, fast gerade und dreiseitig, mit deutlich vertieften Näthen. Die Mündung horizontal, länglich, parallel dem Rückenkiel des Gehäuses, am Ende eines kleinen, aus dem äussern Eck der letzten Kammer hervortreten- den, niedergedrückten, am freien Ende mit einem schmalen lippenartigen Wulste eingefassten Röhrchens sitzend. Ziemlich häufig im Tegel von Baden bei Wien; schr selten im Leithakalke von Wurzing in Steiermark. Rosalina d’Orb. 1. R. arcuata, orbieulata, depressa, subtus vix convexa et punctata, superne umbilicata, externe carinata; anfractus 3 celeriter inereseentes; loculi 7 subtus angusti, valde arcuati, superne triangulares subrecti, in umbilico appendiculati. — Diam. = 0,35 — 0,45 mm. (T. XLVIL F. 4.) \ te U Pa nn aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 373 Kreisförmig, niedergedrückt, unten sehr wenig, oben stärker gewölbt und genabelt, am Rücken scharf gekielt. Drei deutliche, schnell an Weite zunehmende Umgänge. Der letzte mit 6 Kammern, welche unten schmal und sehr schief bogenförmig, oben dreiseitig, fast gerade, stärker gewölbt und durch tiefere Furchen gesondert sind. Die letzte Kammer ist oben stark gewölbt. Im Nabel verlängert sich jede in einen kleinen zungenförmigen Fortsatz, welche zusammen den fe) je} fe) , Nabel zum grössten Theile bedecken. Die Näthe sind seicht, besonders auf der unteren Fläche des Gehäuses. Diese ist Oo m in ihrer eanzen Ausdehnung punctirt, während auf der Oberseite die Punctirung nur auf den letzten drei Kammern und fe} fe} ? fe} gegen die Peripherie hin sichtbar, die übrige Oberfläche aber glatt ist. Ziemlich häufig im Tegel von Felsö-Lapügy in Siebenbürgen; häufig im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 2. R. complanata d’Orb. Var. (T. XLVH. F. 5), d’Orbignyl. ce. p. 175. T. 10. F. 13—15. Von der typischen Form, wie sie von d’Orbigny beschrieben und abgebildet wird, unterscheidet sich unsere Va- rietät durch die grössere Zahl (9) der auf der Oberseite des Gehäuses sichtbaren, nieht umfassenden Kammern, das nicht oder sehr wenig erhabene Centrum der Spira und das viel grössere, den ganzen Nabel verdeckende Ohr der letz- ten Kammer. Sie findet sich häufig im Tegel von Grinzing bei Wien; sehr selten im Tegel von Mölleredorf bei Wien und von Felsö-Lapügy in Siebenbürgen und im Steinsalze von Wieliezka, Globigerina d’Orb. 1. Gl. regularis d’Orb. Var. — (T. XLVN. F. 7), d’Orbigny 1. e. p. 162. T. 9. F. 1—3. Die sehr seltenen Exemplare aus dem Tegel von Baden unterscheiden sich von denen des sandigen Leithakalkes von Nussdorf bei Wien und des Salzthones von Wieliezka durch einige Merkmale, obwohl sie in der Hauptsache mit ihnen übereinstimmen. Die Kammern sind nämlich auf der unteren Fläche viel schiefer, auf der oberen, mit Ausnahme der letzten, weniger gewölbt. Auch im inneren Umgange sind, wenn auch nur bei starker Vergrösserung, 5 Kammern zu erkennen, so dass das ganze Gehäuse deren 9 zählt. 2. Gl. coneinna m., regularis, suborbieulata, depressa, subtus eonvexa, superne late et profunde umbilicata, grosse punetata; anfractus 3, ultimus maximus, conflatus e loculis 5 globosis; aperturae 2—3 in umbilico. — Diam. = 0,5 — 0,6 mm. (T. XLVM. F. 8.) Zeichnet sich vor den übrigen Arten des österreichischen Tertiärbeckens durch die Regelmässigkeit ihrer spiralen Aufrollung aus und steht in dieser Hinsicht der @!. eretacea d’O. aus der französischen und böhmischen Kreideformation nahe. Das Gehäuse ist kreisförmig, niedergedrückt, breiter als hoch, im Umfange gerundet, unten mässig eonvex, oben weit und tief genabelt, grob punctirt. Drei Umgänge, von denen die ersten sehr kleinen auf dem Centrum des letzten sehr grossen aufsitzen. Dieser besteht aus 5 in einer Ebene liegenden, kugelig gewölbten, durch tiefe Näthe einge- schnürten Kammern, von denen die letzte besonders gross ist. Die beiden letzten Kammern, mitunter auch die drittletzte, tragen auf der Oberfläche im Nabel eine halbrunde Mündung. Ziemlich selten im Tegel von Grinzing bei Wien. 3. Gl. diplostoma m., convexa, punctata, superne subumbilicata; anfraetus 3 parum distineti; loculi anfraetus ultimi 4 magni, sphaeriei, distineti, reliquorum minimi obsoleti; apertura ad umbilicum duplex. Diam. = 0,5 — 0,7 mm. (T. XLVI. F. 9, 10; T. XLVII. F. 1.) Gehäuse breiter als hoch, gewölbt, oben genabelt, punctirt, mit 3 wenig deutlichen Umgängen. Der letzte mit 4 grossen, kugeligen, durch tiefe Näthe gesonderten Kammern, welche meistens in einer Ebene liegen und dann eine seichte nabelartige Vertiefung im Mittelpunete zwischen sich haben. Doch liegen zuweilen zwei einander gegenüber ste- hende Kammern etwas tiefer, wo dann der Nabel beinahe verschwindet (T. XLVIH. F.1). Die Kammern der andern zwei Windungen, welche auf dem Mittelpunete der letzten Windung aufsitzen, sind sehr klein und wenig deutlich geschieden. Gewöhnlich zählt das ganze Gehäuse 9 Kammern. Die zwei letzten Kammern tragen jede eine grosse Mündung, welche auf der Oberseite im Nabel hart an einander liegen und oft zu Einer zusammenfliessen. Doch sind sie, wenn die Kam- mern der letzten Windung nicht in einer Ebene liegen, stets getrennt. Die Mündung der letzten Kammer ist viel grös- ser als die der vorletzten. Unsere Art stimmt im Habitus vollkommen mit @l. bulloides d’Orb. (1. c. p. 163. T. 9. F. 4—6) überein, unter- scheidet sich jedoch durch 3 (statt 2) Windungen, 9 (statt 7) Kammern, 2 grosse Mündungen (statt einer kleinen). Es wäre jedoch sehr leicht möglich, dass beide Arten zusammenfielen, indem die grössere Anzahl der Kammern und Um- gänge wegen ihrer Undeutlichkeit sehr leicht übersehen, und die zwei oft zusammenfliessenden Mündungen leicht für 374 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen eine einzige angesprochen werden konnten. Es ist diess um so wahrscheinlicher, da es mir nicht gelang, die von d’Or- bigeny bei Nussdorf als häufig angeführte @I. bulloides dort zu finden; die dort wirklich zahlreich vorfindigen Exem- plare wiesen sich alle als @I. diplostoma aus. Häufig im Leithakalke von Nussdorf, im Tegel von Baden, Möllersdorf und Grinzing bei Wien, im Leithakalke von Wurzing und im Sande von Rohitsch in Steiermark, im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen und im Salz- thone von Wieliezka in Galizien. 4. Gl. triloba m., convexa, subovata, punctata; anfractus tres, parum distineti; in ultimo loculi tres sphaerici, distineti; apertura duplex. — Diam. = 0,4 — 0,6 mm. (T. XLYIL F. 11.) Gehäuse gewölbt, eiförmig, vertieft punctirt, mit drei wenig deutlichen Umgängen. Der letzte Umgang besteht aus drei grossen, kugeligen, durch deutliche Näthe gesonderten Kammern, von denen die letzte besonders gross ist (sie übertrifft das ganze übrige Gehäuse an Grösse), und zwei Mündungen zeigt, eine grosse auf der obern, eine kleine auf der untern Seite, beide zunächst der seichten nabelartigen eentralen Vertiefung. Die übrigen zwei Windungen bestehen jede ebenfalls aus drei Kammern, welche aber im Vergleich zu denen der letzten Windung sehr klein und undeutlich sind, denn die ganzen zwei Umgänge liegen auf der unteren Seite der drittletzten Kammer. Sehr gemein im Tegel von Felsö-Lapügy in Siebenbürgen, nicht selten im Salzthone und Steinsalze von Wieliezka in Galizien. Ueberdiess im Tegel von Baden, Möllersdorf und Grinzing bei Wien, im Leithakalke von Wurzing in Steier- mark und von Steinabrunn in Oesterreich und im Sande von Rohitsch in Steiermark. Kommt endlich auch häufig im gel- ben Subapenninensande von Castell-arquato bei Parma vor. Verneuilina d’Orb. 1. V. spinulosa m., acute pyramidata, triquetra, tricarinata, superne convexa, punctata; carinae spinulosae; spirae anfractus 7—8; loculi areuati; suturae complanatae; apertura ad internum marginem loculi ultimi semilunaris, brevis. — Altit. = 0,3 — 0,4 mm. (T. XLVILF. 12.) Die erste in den Tertiärschichten aufgefundene Verneuilina. Sie stellt eine sehr regelmässige dreiseitige, unten scharf zugespitzte Pyramide mit gewölbter oberer Fläche dar. Die Seitenflächen sind eben, nur sehr wenig ausge- schweift; die Seitenkanten scharf gekielt, an jeder Kammer mit einem feinen, abwärts gerichteten Stachel versehen. Die Spira besteht aus ”—8 Windungen, jede mit 3 bogenförmigen Kammern, welche nach drei der Axe des Gehäuses pa- rallelen Linien auf einander gesetzt sind. Die bogenförmigen Näthe sind kaum vertieft. Die letzte Kammer gewölbt, spitz-herzförmig. An ihrem inneren ausgeschnittenen Rande liegt die kurze halbmondförmige Mündung. Die Oberfläche des Gehäuses ist fein punctirt. Selten im Tegel von Grinzing bei Wien und von Rudelsdorf in Böhmen, im Leithakalke von Nussdorf bei Wien und von Wurzing in Steiermark. Sehr selten auch im gelben Subapenninensande von Castell-arquato bei Parma, Bulimina d’Orb. 1. BD. aculeata Czitek, obovata, supra obtusa, subtus acuta et irregulariter spinosa; laevigata; an- fraetus 5 convexiusculi, irregulares; loculi tres convexi; apertura subvirgularis. — Longit. = 0,4 — 0,5 mm. (T. XLVI. F. 13.) Verkehri-eiförmig, oben stumpf; das untere Ende zugespitzt und mit unregelmässigen längeren und kürzeren Sta- cheln besetzt; Oberfläche glatt, glänzend. 5 unregelmässige Umgänge, jeder mit drei Kammern. Die oberen Kammern ge- wölbt, mit tiefen Näthen. Mündung kommaförmig. Vom Herrn Czizek zuerst im Tegel des Wiener Bahnhofes der Südbahn entdeckt. Später von mir aufgefunden: häufig im Tegel von Grinzing bei Wien, selten im Tegel von Baden bei Wien und von Rudelsdorf in Böhmen, sehr selten im Salzthone von Wieliezka in Galizien. Sehr vereinzelt auch im selben Subapenninensande von Castell- arquato bei Parma. Gaudryina d’Orb. 1. @. badenensis m., obeonica, supra dilatata, inferne acuta; spira partis inferioris rotundata, anfrae- tibus 5—6 obsoletis,, loculis ternis angustis, suturis obsoletis; pars superior conflata e loculis alternis, latis, transversis, convexis, extus rotundatis, per suturas profundas separatis; loculus ultimus convexus; apertura angustissima transversa, infra labiata; superficies parum rugosa. — Long. = 0,4 — 0,5 mm. (T. XLVI. F. 14.) —. — aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 375 Obwohl unsere Species in einigen Merkmalen von der durch Orbigny aufgestellten Diagnose der Gattung Gaudryina abweicht, so stimmt sie doch in der Hauptsache damit überein, so dass ich nicht zögere, sie dieser Gattung beizuzählen. Sie ist die erste tertiäre Species dieser seltenen Gattung. Das Gehäuse ist verlängert, verkehrt-konisch und verschmälert sich von dem oberen breiteren Ende abwärts sehr allmälig bis zur stumpfen Spitze. Die Oberfläche ist nur mit sehr feinen Rauhigkeiten bedeckt. Im unteren Theile, der beiläufig den 4.—5. Theil der Gesammtlänge des Gehäuses einnimmt, sind die Kammern, wie bei der Gattung Clavu- lina, zu einer kreiselförmigen Spirale aufgerollt. Die Spira ist aber nicht dreikantig, sondern zugerundet, mit 5—6 Umgängen, jeder mit 3 sehr niedrigen Kammern und undeutlichen Näthen. Der obere Theil des Gehäuses ist von vorne nach hinten mässig zusammengedrückt, an den Seiten breit gerundet. In ihm stehen die Kammern in zwei regelmässig alternirenden Reihen über einander. Sie sind viel niedriger als breit, vollkommen quer, ziemlich gewölbt und durch tiefe Näthe gesondert. Die letzte Kammer ist oben stark gewölbt. Die Oeffnung eine quere sehr feine Spalte, die aber nicht, wie bei den übrigen Gaudryinen, unmittelbar an der nächstvor- hergehenden Kammer anliegt, sondern durch eine schmale, unter der Oeffnung liegende Brücke — eine Art Lippe — davon getrennt ist. Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien. 2. HELICOSTEGIA DISTICHA S. ENTOMOSTEGIA d’Orb. Da bei den Gattungen dieser Abtheilung die Kammern ebenfalls in einer regelmässig gewundenen Spirale stehen, so müssen sie jedenfalls in die Classe der Helicostegier, deren wesentlicher Charakter eben in der spiralen Anordnung der Kammern besteht, versetzt werden. Nur bilden sie eine eigene Un- ter-Abtheilung derselben, denn während bei den einfachen — einreihigen — Helicostegiern die Kammern in einer einfachen Spirale stehen, nur nach einer spiral gewundenen Axe an einander gereiht sind, sind sie bei den Entomostegiern nach zwei Axen geordnet, stehen in zwei meistens regelmässig alternirenden Reihen, welche mit einander zugleich spiral eingerollt sind. Sie zerfallen wieder in zwei Gruppen. a. Robertinidae m. Die Kammern stehen in zwei spiralen Reihen, welche nicht alterniren, sondern einander gerade ent- sprechen, so dass jedesmal zwei Kammern auf einander liegen und gleichsam eine durch eine Quer- scheidewand in zwei Hälften getheilte Kammer darstellen. Die Aufrollung geschieht um eine verlängerte Axe, wodurch das Gehäuse thurmförmig wird. Die Doppelkammern sind nicht, wie bei Amphistegina und Asterigerina auf der obern oder Mundseite, sondern auf der untern oder Spiralseite des Gehäuses sichtbar. Robertina d’Orb. 1. R. austriaca m., ovata, superne rotundata et compressiuseula, subtus breviter apieulata, laevi- gata, nitens; anfraetus duo (?), ultimus maximus; loeuli terni oblongi, convexi; suturae profundae; aper- tura virgularis ad internam partem loeuli ultimi. — Diam. = 0,5. (T. XLVI. F. 15.) Unsere Speeies zeigt zwar nur sehr wenig Aehnlichkeit mit der von Orbigny beschriebenen bisher einzigen Art der seltenen Gattung Robertina (R. arctiea d’Orb. 1. e. p. 203, T. XXL. F. 57, 38); ihren generischen Kennzeichen nach kann sie aber nicht wohl einer andern Gattung angehören, so dass wir uns bewogen fühlen, sie für die erste fossile Species von Robertina anzusehen. Das Gehäuse ist eiförmig, oben wenig zusammengedrückt und zugerundet, unten eylindrisch und in eine sehr kurze Spitze auslaufend. Anscheinend nur zwei Umgänge, von denen der letzte fast das ganze Gehäuse einnimmt, der erste nur die erwähnte kleine Spitze bildet, an der sich übrigens selbst bei starker Vergrösserung keine Abtheilung in Kammern wahrnehmen lässt. Der letzte Umgang besteht aus 3 Kammern. Sie sind länglich- oval, gewölbt, von tiefen Näthen begrenzt und jede durch eine schmale, ziemlich seichte Quernath in zwei Abtheilungen geschieden. An der in- neren Seite der letzten Kammer, hart über der Quernath, angrenzend an den oberen Theil der drittletzten Kammer, steht die stark bogenförmige, mit der Convexität abwärts gerichtete schmale Spaltöffnung. Die Oberfläche des Gehäu- ses ist glatt, glasig-glänzend. Bisher ein einziges ganz wohl erhaltenes Exemplar im Tegel von Grinzing bei Wien gefunden. 376 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen b. Entomostegia enallostegia m. Die Kammern der zwei mit einander gleichmässig spiral eingerollten Reihen stehen nicht gerade über einander, sondern alterniren regelmässig mit einander. Sie vereinigen also die Charaktere der Heliko- stegier mit denen der Enallostegier und bilden ein Verbindungsglied zwischen beiden. «) Asterigerinidae d’Orb. Die Kammern alterniren nur auf einer Seite — der oberen oder Mundseite des Gehäuses, während auf der untern Seite nur einfache Kammern sichtbar sind. Diese Abtheilung entspricht den Turbinoiden bei den einfachen Helikostegiern, indem die Axe in einer schiefen Ebene aufgerollt, das Gehäuse daher ungleichseitig ist. Hieher gehören die Gattungen Asterigerina und Amphistegina. Bei beiden sind auf der obern Seite des Gehäuses zwei Arten von Kammern wahrnehmbar, die gewöhnlichen äussern und die mit ihnen alternirenden innern, welche in Form eines Sternes oder einer Rose zusammengestellt sind. Die untere Seite des Gehäuses bietet nur eine Art von Kammern — die gewöhnliche — dar, welche aber bei Asterigerina schief aufgerollt und in ihrer Gänze sichtbar, bei Amphistegina aber umfassend sind, wie bei den Nautiloiden. Sie bilden daher schon den Uebergang von den Turbinoiden zu den Nautiloiden, deren beider Charaktere sie theilweise in sich vereinigen. ß) Cassidulinidae d’Orb. Die alternirenden Kammern sind nicht nur auf einer, sondern auf beiden Seiten siehtbar. Bei ihnen ist der Charakter der Entomostegier am deutlichsten und vollkommensten entwickelt, indem statt einer Kammerreihe zwei regelmässig alternirende Kammerreihen spiral eingerollt sind. Die Einrollung findet in derselben Ebene statt; das Gehäuse ist daher gleichseitig. Sie entsprechen ganz den Nautiloiden aus der Abtheilung der einfachen Helikostegier. Bisher ist nur eine Gattung — Cassidulina — als hie- her gehörig bekannt. Gassidulina d’Orb. C. punetata m., minima, orbieulata, compressa, acutangula, subtilissime punctata, disco umbilicali depresso instrueta; loculi utrinque 5 planiuseuli, elongato-heptagoni, alternatim sibi interpositi. — Diam. — 0,2 mm. — (T. XLVII. F. 4.) Sehr klein, kreisrund, linsenförmig, im Umfange scharfwinklig, mit einer ganz flachen Nabelscheibe verschen und auf der ganzen Oberfläche äusserst fein punetirt. Auf jeder Seite des Gehäuses 5 verlängert - siebenseitige flache Kam- mern, deren äussere Enden jedesmal zwischen die Enden zweier Kammern der entgegengesetzten Seite durchgreifen und so an der Peripherie des Gehäuses gleichsam in einander geflochten erscheinen. Die Näthe wenig vertieft. Die Mündung auf der inneren Seite der etwas gewölbten Mundfläche der letzten Kammer stellt eine in der Mitte stumpfwinklig ge- brochene Längsspalte dar. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien und von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen; weniger selten im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 2. C. oblonga m., ovata, convexa, dorso subrotundata, laevis, nitens, absque disco umbilieali; utrin- que loculi 4, eonvexiuseuli. — Diam. — 0,2— 0,25 mm. (T. XLVI. F. 5, 6.) Sehr klein, eiförmig, ziemlich gewölbt, am Rücken gerundet, glänzend glatt, ohne Nabelscheibe, in der Mitte, wo die Kammern zusammenstossen, kaum vertieft. Auf jeder Seite des Gehäuses 4 etwas gewölbte, verlängert-sechs- seitige, durch ziemlich tiefe, aber sehr schmale Näthe gesonderte Kammern, die am Rande nur wenig (als sehr kleine Dreiecke) zwischen je zwei Kammern der anderen Reihe eingreifen. Die Oeffinung eine einfache Längsspalte an der inneren Seite der etwas concaven Mundfläche der letzten Kammer. An denselben Fundorten mit der vorigen Art. Diess sind die ersten beschriebenen fossilen Arten der Gattung Cassidulina. Eine dritte Art — C. earinata m. — kenne ich aus dem gelben Subapenninenmergel von Castell’ arquato bei Parma. aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 377 Ehrenbergina m. Testa libera, irregularis, aequilateralis, antrorsum compressa, lateraliter dilatata, inferne spiraliter involuta, superne subrecta, conflata e loculis compressis alternis, obliquis; apertura lunata, fissa ad par- tem internam marginis superioris loculi ultimi. Eine neue Gattung aus der Gruppe der Entomostegier. Wie bei allen dorthin gehörigen Gattungen sind auch bei dieser zwei parallele Reihen regelmässig alternirender Kammern spiral eingerollt. Die Einrollung geschieht in einer Ebene; das Gehäuse ist daher gleichseitig und unsere Gattung kommt dadurch den Cassidulinen zunächst zu stehen. Sie unterscheidet sich aber von Cassidulina bedeutend. Bei dieser ist das Gehäuse von einer Seite zur an- dern zusammengedrückt, daher mehr weniger linsen- oder scheibenförmig; das Gehäuse der Ehrenbergina ist aber von vorne nach hinten zusammengedrückt und desshalb unregelmässig. Bei Cassidulina sind alle Kammern spiral ein- gewunden, bei Ehrenbergina nur die unteren, während der obere Theil der Schale sich gerade ausstreckt. Ehrenbergina verhält sich daher in dieser Beziehung zu Cassidulina. wie die Cristellariae projeetae zu den Cr. rotatae. Endlich ist die Lage der Mündung bei Ehrenbergina eine ganz andere als bei Cassidulina. Gen. Char: Gehäuse frei, unregelmässig, gleichseitig, von vorne nach hinten zusammengedrückt, seitwärts aus- gebreitet, im unteren Theile spiral eingerollt,. im oberen gerade gestreckt: zusammengesetzt aus zwei an einander lie- genden Längsreihen regelmässig alternirender Kammern. Mündung eine verlängerte Spalte an der vorderen Seite der letzten Kammer, zunächst dem oberen inneren Rande derselben. Oberfläche der Schale glatt, glänzend. 1. E. serrata m., late obovata, antice eonvexiuseula, dorso eonvexa, lateraliter acute carınata serra- taque, laevigata. Loculi compressi. obliqui. dorso arcuati, complanati, antice dilatati, reeti, convexiusculi, margine gradati. Apertura elongata, semilunaris. transversa. — Diam. — 0,4 — 0,5 mm. (T. XLVII. F. 7.) Das Gehäuse breit, verkehrt-eiförmig, von vorne nach hinten zusammengedrückt, an der Bauchfläche wenig convex und von oben nach unten etwas ausgehöhlt; am Rücken von oben nach unten und von einer Seite zur andern stark ge- wölbt; am obern und an den Seitenrändern scharf gekielt, an den letzteren grob gesägt; an der Oberfläche glatt. Der untere Theil des Gehäuses in eine kurze kugelig gewölbte Spirale eingerollt, welche mehr als ein Drittheil der gesam- ten Schalenlänge einnimmt. Die Kammern, welche regelmässig alterniren, sind von vorne nach hinten zusammengedrückt und sehr schief, indem sie auf der Bauchseite in viel grösserer Ausdehnung sichtbar sind, als auf der Rückenseite. Auf letzterer sind sie niedrig, bogenförmig und schliessen enge an einander, so dass ihre Näthe nur als feine Linien auftre- ten. Auf der Bauchseite dagegen sind sie mässig gewölbt, unten gerade abgeschnitten und durch deutliche Näthe geson- dert. Sie setzen daselbst treppenförmig ab und ragen an beiden Seiten mit den scharfen Ecken ihres unteren Randes vor, wodurch die Seitenränder des Gehäuses gesägt erscheinen. Die Oberfläche glatt, glänzend, Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien. M. Enallostegia dort. 1. POLYMORPHINIDEA D’ORB. Globulina d’Orb. 1. Gl. minuta Römer., elongato-ovata. convexa, supra acuta, infra rotundata; loculi suturaeque complanati; apertura radiata. — Long. = 0,8 — 1 mm. (T. XLVII. F. 8.) Polymorphina m. Römer. Die Cephalop. d. norddeutsch. tert. Meeressandes in Leonh. u. Bronn’s Jahrb. 1838, p. 386. T. 3. F. 35. Langgezogen oval, gewölbt, oben zugespitzt, unten regelmässig zugerundet, glatt, glänzend. Die Kammern flach; die Näthe nur durch feine Linien angedeutet. Die Mündung mit einem feinen Strahlenkranze. Selten im Leithakalke von Wurzing in Steiermark. 2. Gl. inaequalis w., ovata, subobliqua, parum compressa, superne acuta, infra rotundata, laevis, nitida; loculi oblongi, complanati; suturae complanatae; apertura radiata. — Long. = 0,6 — 1 mm. (T. XLVIM. F. 9.) Etwas schief eiförmig, wenig zusammengedrückt, oben zugespitzt, unten breit gerundet, glatt, glänzend. Die läng- lichen Kammern flach, die Näthe nur durch Linien angedeutet. Die Mündung gestrahlt. Häufig im Leithakalke von Wurzing, selten in dem von Freibühl in Steiermark; im Tegel von Grinzing bei Wien und im Salzthone von Wieliezka in Galizien. Denkschriften d. mathem. naturw, Cl. 48 378 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen 3. @l. disereta m., late ovata, compressa, superne acuta, infra rotundata, laevis, nitida; loculi con- vexi; suturae impressae; apertura radiata. — Long. = 1,3 — 1,7 mm. (T. XLVII. F. 10.) Breit-eiförmig, zusammengedrückt, oben zugespitzt, unten breit gerundet, glatt, glänzend. Kammern eiförmig, mässig gewölbt, mit deutlich vertieften Näthen. Die Mündung mit einem groben Strahlenkranze. Nicht selten im Leithakalke von Wurzing in Steiermark. Guttulina d’Orb. 1. @. dilatata m., ovato-subdeltoidea, dilatata, superne acutiuscula, infra subtruncata, compressa, laevigata. Loculi 5 oblongi, convexiuseuli. Suturae excavatae. Apertura radiata. Long. = 0,5 — 0,7 mm. (T. XLVII. F. 11.) Breit dreiseitig-eiförmig, eben so breit als hoch, ein beinahe gleichseitiges Dreieck mit gerundeten Seiten und Winkeln darstellend; oben stumpf zugespitzt, unten sehr breit und flach zugerundet, fast abgestutzt; mässig zusammen- gedrückt, glatt, glänzend. 5 längliche ziemlich gewölbte Kammern, welche zum Theil durch tiefe Näthe geschieden sind. Die runde Mündung mit einem groben Strahlenkranze eingefasst. Selten im Tegel von Grinzing bei Wien. 2. ENALLOSTEGIA CRYPTOSTEGIA M, Orbigny theilt die Enallostegier in zwei grosse Abtheilungen, die Polymorphinideen und die Textu- larideen ein. Die zweite dieser Gruppen ist in ihren Charakteren so scharf begrenzt, dass über die ihr an- gehörigen Gattungen kein Zweifel obwalten kann. Diess lässt sich aber keineswegs von der ersten Gruppe behaupten. Die von Orbigny ihr einverleibten Gattungen haben zum grossen Theile von den Textulari- deen so verschiedene Charaktere, dass man eben so gut, ja theilweise mit grösserem Rechte, eine eigene Classe daraus bilden könnte. Ich will nur auf das mehr weniger vollkommene Umfassendsein der Kammern der Globulinen und Guttulinen und endlich auf die von der Mündung der Textularideen so ver- schiedene Beschaffenheit der Mündung und ihrer Stellung bei den Polymorphinideen hindeuten. Dann weichen aber auch die Charaktere der einzelnen Gattungen dieser Abtheilung wieder unter einander so sehr ab, dass diese vielmehr als eine Art Lückenbüsser, als ein aus der Noth helfendes Behältniss für Gattungen erscheint, die man nirgend anders wohl unterbringen kann. Bei genauerer Prüfung fehlt es aber doch nicht an einem leitenden Faden, der durch alle anschei- nend so heterogenen Gattungen der Polymorphinideen hindurchgeht, nicht an einem wenn auch mitunter sehr lockeren Bande, das sie wirklich mit den typischen Gattungen der Enallostegier verknüpft. Beginnen wir mit den Gattungen, die diese Verwandtschaft am deutlichsten zeigen. Die Gattung Virgulina umfasst Arten, die beinahe regelmässig zweizeilig sind, wie V. punetata d’Orb., nur dass die Kammern sich auf einer Seite mehr bedecken als auf der andern, wodurch das Gehäuse etwas ungleich- seitig wird; während bei Andern, wie bei V. Schreibersana Cziz., sich eine solche Zweizeiligkeit wohl auch nachweisen lässt, die zwei Axenlinien aber, nach welchen die Kammern über einander gesetzt sind, sich mehr weniger spiralförmig um einander drehen. Dadurch muss natürlich die Ungleichseitigkeit des Gehäuses sehr auffallend werden. Zunächst an die Virgulinen schliessen sich die Polymorphinen an. Diese sehr artenreiche Gattung wechselt aber in ihren Charakteren bei den verschiedenen Arten wieder sehr. Während manche, wie P. spiralis m., eine deutliche spirale Anordnung der Kammern aufzuweisen haben und dadurch sich manchen Helicostegiern, besonders den Pyrulinen sehr nähern, stehen andere, wie P. ovata, aeuta, complanata d’Orb u.a.m. durch die deutlich zweizeilig alternirenden Kammern den echten Enallostegiern weit näher. Andere, bei denen die Kammern mehr ohne Ordnung zusammengehäuft sind, so dass sich manchmal nur mit Mühe eine Spur von zweizeiliger oder auch spiraler Anordnung derselben herausfinden lässt, bilden den Uebergang zu den Guttulinen. Diese verrathen mitunter durch die letzten — obersten — zwei Kam- mern, welche stets gegenüberstehend sind, ihre Verwandtschaft mit den Enallostegiern, während von der andern Seite ihre Annäherung an die Helicostegier sich nicht verkennen lässt. Von beiden unterscheiden ini N» ig, fr, IUB 0. aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 379 sie sich aber wesentlich dadurch, dass ihre Kammern nach drei entgegenstehenden Ebenen sich ordnen und sich mehr weniger vollkommen umfassen. Diese Charaktere sind in noch viel höherem Grade bei den Globulinen entwickelt, bei denen nur drei in verschiedenen Ebenen liegende Kammern sichtbar, die übrigen aber vollkommen umfasst und verborgen sind. Betrachtet man sie für sich allein, würde man sich gewiss nicht versucht fühlen, sie zu den Enal- lostegiern zu stellen, wenn man nicht ihre vollkommenen, ununterbrochenen Uebergänge durch die Gut- tulinen zu den Polymorphinen verfolgen könnte. Die Gattung Dimorphina endlich kann nur insoferne eine Stelle unter den Enallostegiern finden, als der untere Theil ihres Gehäuses ganz mit den Guttulinen übereinstimmt, während sie durch den obern einen Uebergang zu den Stichostegiern bilden. Wir sehen also, dass die Abtheilung der Polymorphinideen keine einzige scharf begrenzte Gattung enthält, sondern lauter vermittelnde Uebergangsformen, denen aber desshalb auch schwer eine bestimmte Stellung angewiesen werden kann. Zugleich gewinnen wir aber dadurch die Ueberzeugung, dass die ein- zelnen Ordnungen und Gruppen des künstlichen Orbigny’schen Systems keineswegs eine regelmässige fort- laufende Reihe bilden, sondern unter einander nach allen Richtungen durch sich mannigfach durchkreuzende Fäden zusammenhängen und daher nur jene schematische Darstellung des Systemes richtig sein könne, welche die zahlreichen Gaitungen in einer strahlenförmig auseinander laufenden und durch viele Querfäden netzförmig verbundenen Gruppirung verknüpft. Ein neues solches verknüpfendes Mittelglied zwischen in ihren Extremen sehr verschiedenen Formgrup- pen bilden zwei neue Gattungen, welche ich aufzufinden und zu untersuchen so glücklich war. Sie haben einen so auffallenden , von andern Gattungen so verschiedenen Bau, dass sie sich nirgends anreihen lassen. Wegen ihrer Annäherung von der einen Seite an die Globulinen, von der andern Seite an die Enallostegier glaube ich am naturgemässesten zu verfahren, wenn ich daraus eine eigene Unterabtheilung der Enallostegier im weitern Sinne bilde, welche ihre Stellung zwischen den Polymorphinideen und Textularideen einnimmt. Enallostegia eryplostegia: Testa libera, irregularis, inaequilatera, conflata e loculis perfecte am- pleetentibus, alternantibus, ad axes vel duos oppositos vel tres in triangulo positos. Contextura testae vitrea, pellueida, nitens. Gehäuse frei, unregelmässig, ungleichseitig. Die Kammern sind nach zwei oder drei parallelen Axen geordnet, alternirend und umfassen sich vollkommen, so dass äusserlich nur zwei entgegenstehende oder drei im Dreieck neben einander stehende Kammern sichtbar sind. Das Gehäuse ist glasig glänzend, durchscheinend, stets sehr dünnschalig. Mündung eine quer gelippte Spalte an der inneren Seite der letzten Kammer. Diese Gruppe umfasst nur zwei Gattungen : Chilostomella m. und Allomorphina m. Chilostomella m. Testa libera, inaequilatera, transverse elliptica vel ovoidea, convexa, vitrea; con- flata e loculis ad axes duos parallelos alternantibus seque invieem perfeete ineludentibus. Apertura ad in- ternum marginem loeuli transversa, anguste semilunaris, labio prominulo tenui munita. Das Gehäuse frei, ungleichseitig, quer elliptisch oder eiförmig , gewölbt, glasig glänzend. Die Kammern sind nach zwei parallelen, neben einander stehenden Axen geordnet, alterniren und umfassen sich vollkommen, so dass äusserlich nur zwei Kammern sichtbar sind. Die erste Kammer umschliesst vollkommen die ihr parallele dritte, diese die fünfte u. s. w., die zweite aber die parallele vierte, diese die sechste u. s. f. Die zweite Kammer dagegen wird von der ersten, zu der sie in verwendeter Stellung ist, nur zum Theil umschlossen, so die dritte von der zweiten, die vierte von der drit- ten u. s. w. Die Mündung steht immer am inneren oberen Rande jeder Kammer, quer gegen die Längsrichtung der Kammer, so dass an der Oberfläche des Gehäuses stets nur eine Mündung wahrnehmbar ist. Die Mündungen zweier zunächst auf einander folgenden Kammern (z. B. der ersten und zweiten, der zweiten und dritten u. s. w.) stehen also einander gegenüber — um die Hälfte eines Kreisbogens, um 180° auseinander, — stets aber auf der oberen Seite des Gehäuses. Die Mündung bildet eine lange, aber sehr schmale halbmondförmige Spalte, welche von einer scharfen, dünnen, schmalen Oberlippe schirmförmig bedeckt wird. Die Gattung Chilostomella verbindet also mit den Charakteren der Textularideen, mit denen sie in Beziehung auf die Alternanz der Kammern nach zwei parallelen Axen und auf die Stellung der Mündung übereinkommt , das 48 * 380 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen vollkommene wechselseitige Umschlossensein der Kammern, wodurch sie mit den Globulinen eine gewisse Verwandt- schaft verräth. Jedoch ist diese nur entfernt, da die ganz verschiedene Beschaffenheit und Stellung der Mündung die Chilostomellen von den Globulinen auffallend und wesentlich unterscheidet. 1. Ch. ovoidea m., testa transverse ovata, utrinque rotundata, inflata; sutura inferior parum arcuata; apertura latissima angustissimaque, transverse semilunaris. — Long. = 0,5 — 0,6 mm. (T. XLVII. F. 12.) Gehäuse quer breit-eiförmig, sich nach beiden Seiten rasch verschmälernd und abgerundet, aufgeblasen. Die letzte Kammer nimmt auf der oberen Seite des Gehäuses drei Viertel, auf der unteren zwei Drittel der Länge des Gehäuses ein. Die sehr schmale linienförmige Nath bildet auf der unteren Seite nur einen flachen Bogenausschnitt. Die Mündung sehr lang und schmal, quer halbmondförmig. Oberlippe schmal, scharf. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien und im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 2. Ch. Crzizeki m., testa transversa, anguste elliptica, subeylindrica, utringue rotundata; sutura inferior profunde sinuosa; apertura angusta, transverse semilunaris. — Longit. = 0,5 — 0,7 mm. (T. XLVIM. F. 13.) Gehäuse quer, schmal elliptisch, beinahe walzenförmig, an beiden Enden gerundet. Die letzte Kammer nimmt auf der oberen Fläche des Gehäuses drei Viertel der Länge desselben ein. Die flache linienföormige Nath bildet auf der unteren Fläche eine einspringende zungenförmige Bucht, welche bis hinter die Hälfte des Gehäuses zurückreicht. Die Mündung eine sehr schmale halbmondförmige Querspalte. Die Lippe schmal, scharf, Nicht selten im Tegel von Baden und Möllersdorf bei Wien, wo sie zuerst von Herrn Cziäek entdeckt wurde. Sehr selten auch in dem eocänen Septarienthone von Hermsdorf bei Berlin. Allomorphina m. Testa libera, inaequilatera, trigona, depressa, vitrea; eonflata e loeulis ad axes tres parallelos spira- liter alternantibus, se invicem perfecte ampleetentibus. Apertura ad internum loculi marginem transversa, anguste semilunaris, labio tenui munita. — Gehäuse frei, ungleichseitig, dreiseitig, niedergedrückt, glasig glänzend. Die Kammern sind nach drei neben einan- der im Dreieck stehenden, parallelen Axen geordnet, so dass äusserlich nur drei Kammern sichtbar sind. Die erste Kammer wird von der zweiten,'die zweite von der dritten, die dritte von der vierten theilweise umschlossen. Zugleich ist die vierte zu der ersten, die fünfte zu der zweiten, die sechste zu der dritten u. s. w. in paralleler Stellung und wird von ihr ganz umhüllt. Die Kammern alterniren also in drei Richtungen mit einander, während sie zugleich eine Art spiralförmiger Anordnung zeigen, wobei jeder Umgang dieser Spirale 3 Kammern enthält, deren Axen von einander um den dritten Theil eines Kreises — um 120° — abstehen. Dieselbe Lage haben natürlich die Mündungen der drei Kam- mern eines Umganges gegen einander. Jede Mündung steht auf der oberen Fläche am inneren Rande — dem breiteren Binde — einer jeden Kammer, quer zur Längsaxe derselben und bildet eine schmale halbmondförmige Spaltöffnung, welehe, wie bei Chilostomella, von einer schmalen scharfen Lippe schirmförmig überdeckt wird. Die Gattung Allomorphina hat also in der Anordnung der Kammern eine gewisse Aehnlichkeit mit der Gattung Verneuilina, bei welcher die Kammern ebenfalls spiralförmig nach drei nebeneinander stehenden parallelen, um 120° von einander abstehenden Axen geordnet sind und bei der die Mündung ebenfalls am inneren breiten Rande jeder Kammer, quer gegen ein Eck des Gehäuses steht. Nur liegen bei Verneuilina alle dreikammerigen Umgänge über einander. Es sind also alle Kammern sichtbar, während bei Allomorphina die Umgänge in einander eingeschachtelt sind, daher nur ein Umgang — 3 Kammern — an die Oberfläche des Gehäuses treten. Die Gattung Allomorphina hat mithin einen sehr eomplieirten Bau, indem sie Charaktere der Helicostegier, Enallostegier und Globulinen in sich vereint. 1. A. trigona m., testa trigona, angulis obtuse rotundatis, depressa, convexiuscula, margine rotun- data, vitrea; suturae complanatae; apertura transversa, semilunaris, angusta, tenuilabiata. — Long. = 0,4 — 0,45 mm. (T. XLVII. F. 14.) Gehäuse dreiseitig, mit gerundeten Ecken und Seitenrändern, niedergedrückt, länger und breiter als hoch, oben und unten mässig gewölbt, glasig glänzend. Die letzte Kammer nimmt mehr als drei Viertel des ganzen Gehäuses ein; von der drittletzten Kammer ist nur ein sehr kleiner Theil sichtbar. Die Näthe sind ganz flach und schmal, nur bei starker Vergrösserung sichtbar. Die Mündung eine kleine schmale halbmondförmige Querspalte, von einer schmalen scharfen Lippe schirmförmig überragt. Selten im Tegel von Baden, Möllersdorf und Grinzing bei Wien; ziemlich häufig im Salzthone von Wieliczka in Galizien. N aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 381 3. TEXTULARIDEA D’ORB. Bolivina d'Orb. 1. B. dilatata w., euneata, superne dilatata, infra acuta, compressa, punetata, margine acutan- gula. Loculi numerosi, angusti, reeti, parum obliqui; apertura simplex. — Long. = 0,3 — 0,4 mm. (T. XLVII. F. 15.) Schmal-keilförmig, oben breit, unten zugespitzt, zusammengedrückt, doch in der Mitte verhältnissmässig ziemlich dick, gegen die scharfwinkligen Ränder hin sich allmälig verdünnend, auf der Oberfläche punetirt. Die Kammern zahl- reich (11—12 jederseits), niedrig, nicht gebogen, wenig schief, kaum gewölbt;; die Näthe fast flach. Mündung einfach. Unterscheidet sich von der ähnlichen B. antiqua d’Orb. (l. e. p. 240, T. 14, F. 11—13) durch das breitere, mehr scharfwinklige Gehäuse und die viel weniger schiefen Kammern. Selten im Tegel von Grinzing bei Wien und von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. Textularia Deir. 1. T. acuta wm., euneiformis, superne dilatata, infra acuminata, valde compressa, margine acutan- gula superneque erenulata; loculi numerosi subhorizontales; suturae angustissimae ; superfieies subtilissime aspera; apertura angusta. — Alt. = 0.8 mm. (T. XLIX. F. 1.) T. praelonga (Rss.) Czizek 1. e. p. 13. T. 13. F. 2830. Diese seltene Species wird von Herrn Czizek mit T. praelonga m. aus der mittleren Kreide Böhmens ver- einigt. Diese unterscheidet sich aber durch die fast in ihrer ganzen Höhe gleiche Breite, das stumpfe untere Ende , die schieferen Kammern und bei alten Individuen rippenartig vorragenden Scheidewände. Auch ist sie stets grösser. Unsere Species ist keilförmig, bleibt bis zur Hälfte ihrer Höhe erst gleichbreit, verschmälert sich dann in der unteren Hälfte allmälig zu einer meist scharfen Spitze. Das Gehäuse ist stark zusammengedrückt, am Rande scharfwink- lig und im oberen Theile gekerbt. Die zahlreichen Kammern (15 — 20) sind fast horizontal, nur die obersten etwas schräg, niedriger als breit, ganz flach und werden durch sehr schmale und seichte Nathlinien gesondert. Die obersten Kammern sind wenig gewölbt. Die Mündung schmal. Die Oberfläche nur mit sehr feinen Rauhigkeiten bedeckt. Sehr selten im Tegel von Baden und im Leithakalke von Nussdorf bei Wien und im Leithakalke von Steinabrunn in Oesterreich. 2. T. peclinata w.., euneiformis, superne truncata, infra acuminata, valde compressa, margine acu- taneula. peetinato-serrata, sublaevis. Loculi numerosi, angustissimi, subhorizontales, eonvexiuseuli, ulti- | ’ B) mus superne truncatus. — Alt. = 1.2 — 1,5 mm. (T. XLIX. F. 2, 3.) Klein, keilförmig, bald breiter, bald schmäler, oben abgestutzt, unten zugespitzt, stark zusammengedrückt, in der Mitte der Breite am dicksten, an den Rändern scharfwinklig, schneidig, kammförmig gesägt; sehr wenig rauh. Kam- mern zahlreich (24—30), sehr niedrig, fast horizontal, wegen der breiten ausgehöhlten Näthe fast rippenartlig vorragend. Jede endet am Rande in eine verschieden gestaltete, bald kürzere, bald längere, mehr weniger regelmässige, gerade nach auswärts gerichtete Spitze. Die letzte Kammer ist oben nur sehr wenig gewölbt, fast abgestutzt. Selten im Tegel von Baden, Möllersdorf und Grinzing bei Wien; gemein im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 3, T. delioidea wm., deltoideo-cuneiformis, compressa, supra dilatata et convexiuseula, infra acuta, margine aeutangula, subtiliter aspera; loeuli obliqui subareuati, plani; suturae complanatae. — Alt. = 0,6 — 0,7 mm. (T. XLIX. F. 4.) Steht der T. abbreviata d’Orb. (1. e. p. 249, T.15, F. 9—12) nahe, unterscheidet sich aber durch die constant ge- ringere Grösse, den mehr dreiseitigen Umriss, die ganz flachen ebenen Kammern, die verstrichenen Näthe und die mit nur sehr feinen Rauhigkeiten besetzte Oberfläche. Gehäuse dreiseitig-keilförmig, oben breit, eben so breit als hoch, unten zugespitzt, an den Seiten wenig gewölbt, in der Mitte am dieksten, gegen die scharfwinkligen Ränder allmälig abfallend. Die Kammern wenig zahlreich, 6 — 7 auf jeder Seite, ganz flach und eben, schräge und etwas bogenförmig. Die Näthe gar nicht vertieft, nur durch feine Linien angedeutet. Die letzte Kammer oben mässig gewölbt. Die Mündung eine ziemlich lange enge Querspalte. Die Oberfläche des Gehäuses nur mit feinen Rauhigkeiten bedeckt. Selten im Tegel von Grinzing bei Wien; sehr selten im sandigen Leithakalke von Steinabrunn in Oesterreich. 382 F. August Em. Teuss. Neue Foraminiferen IV. Agathistegia d'Or). 1. MILIOLIDAE D’ORB. Biloculina d’Orb. 1. B. amphiconica m., suborbieulata, compressa, superne subtruncata, infra apieulata; extus cari- nata; loculi subconiei; apertura latissima et angustissima, subreeta; dens latissimus brevissimusque rec- tus. — Diam. = 0,8 — 1,3 mm. (T. XLIX. F. 5.) Fast kreisförmig, wenig gewölbt, oben beinahe abgestutzt, unten mit einer kurzen Spitze versehen, im Umfange sehr scharf gekielt. Die Kammern niedrig kegelförmig, mit zugerundeter höchster Wölbung. Die Näthe sehr wenig ver- tieft. Mündung sehr breit, fast gerade, äusserst niedrig, beinahe spaltförmig, mit einem sehr breiten und kurzen, geraden, abgestutzten Zahne. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien und im Salzthone von Wieliezka in Galizien. Auch im gelben Sub- apenninensande von Castell’arquato bei Parma. 2. B. cyelostoma m., ovato-globulosa, superne angustata, extus rotundata; loculi inflati, ultimus maximus; apertura maxima subeireularis, dentata, limbo tumido eircumeineta; dens minimus tubereulifor- mis. — Long. = 0,6 mm. (T. XLIX. F. 6.) Eine der ausgezeichnetsten Formen dieser artenreichen Gattung. Das Gehäuse ist eiförmig, sehr gewölbt, aufgebla- sen, von vorne nach hinten dicker als von einer Seite zur andern, oben etwas verschmälert, unten breit zugerundet, am Rande gerundet. Kammern stark gewölbt, die letzte sehr gross, unten die vorletzte Kammer noch theilweise umfassend. Näthe schmal, jedoch deutlich. Von allen andern Arten unterscheidet sich aber unsere Art durch die Form der Mün- dung. Sie ist sehr gross, fast kreisrund, rings von einem dicken wulstigen Lippensaum umgeben und mit einem nur sehr kurzen höckerförmigen Zahne versehen. — Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien. Spiroloculina d’Orb. 1. Sp. rostrata m., anguste ovato-rhomboidea, tenuissima , superne longe rostrata, infra obtusius- eula, margine truncata, plana; loculi utrinque 5 angusti, plani, longitudinaliter suleati, primus conve- xiuseulus; suturae conspicuae; apertura parva, dentata; dens brevis, simple. — Long. = 0,6 mm. (T. XUX. F. 7.) Schmal oval-rhomboidal, sehr dünn, oben sich in einen langen dünnen vierkantigen Schnabel verlängernd, der an der Spitze die kleine, mit einem kurzen einfachen Zahne versehene Mündung trägt; unten stumpf, an den Seitenflächen schwach vertieft. Der Rand abgestutzt, eben. Jederseits 5 schmale, durch deutliche Näthe geschiedene, an den Seiten ganz flache Kammern. Die äussersten zwei auf den Seitenflächen mit einer schmalen Längsfurche versehen, die innerste schwach gewölbt. — Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 2. MULTILOCULIDAE D’ORB. Triloculina d’Orb. 1. T. decipiens m., late ovata, convexa, superne subtruncata, infra late rotundata, margine ro- 'tundata, laevigata. Loeculi lati, convexi. Suturae conspieuae. _Apertura magna semielliptica.. Dens elon- gatus, simplex. — Long. = 0,5 — 0,6 mm. (T. XLIX. F. 8.) Beim ersten Anblick einer stark gewölbten Biloculina ähnlich. Breit - oval, stark convex, unten breit gerundet, oben schräg abgestutzt, im Umfange gerundet, glatt. Kammern breit, gewölbt. Die Centralkammer ziemlich breit, aber kurz, in der Regel durch wenig deutliche Näthe begrenzt. Mündung gross, halbelliptisch, mit einem langen, aber dünnen einfachen Zahne. — Ziemlich häufig im Tegel von Grinzing. 2. T. mierodon m., oblonga, superne truncata, infra rotundata, compressa, extus late rotundata, laevigata; Loculi parum areuati, lateraliter convexiusculi, medius parum prominulus. Suturae subexea- vatae, limbatae. Apertura magna rotunda, dentata. Dens parvus teniusque, apice bifurcus. — Long. = 0,5 — 0,6 mm. (T. XLIX. F. 9). Steht der Tr. consobrina d’Orb. nahe, unterscheidet sich aber schon beim ersten Anblick durch die Beschaffen- heit der Mündung und des Zahnes. h Alle Ale age I, = aus den Schichlen des österreichischen Tertiärbeckens. 383 Das Gehäuse ist länglich, zusammengedrückt, aber ziemlich diek, wenig gewölbt, oben beinahe abgestutzt, unten abgerundet, am Rande breit gerundet, glatt, porzellanartig glänzend. Die Kammern sind wenig gebogen, in ihrer gan- zen Länge beinahe gleichbreit, an den Seiten wenig gewölbt. Die Centralkammer nur schmal und wenig vorragend. Die Näthe mässig vertieft und schmal gesäumt. Die Mündung gross, mit einem verhältnissmässig sehr kleinen und dün- nen, an der Spitze zweispaltigen Zahne. — Nicht gar selten im Tegel von Baden bei Wien. 3. T. nitens m., oblonga , superne angustata, infra rotundata, inaequaliter eompressa, margine sub- rotundata, eburneo-nitens. Loculi flexuosi, eonvexiuseuli; Suturae planissimae. Apertura parva rotun- data, dentata. Dens brevis, apiee dilatatus. — Long. — 0,7 — 0,9 mm. (T. XLIX. F. 10.) Verlängert-oval, oben verschmälert, unten gerundet, ungleich zusammengedrückt, auf der einen Seite fast flach, am Rande ziemlich gerundet, elfenbeinartig glänzend, blendend weiss. Die gebogenen Kammern sind kaum gewölbt. Die Näthe gar nicht vertieft, selbst bei starker Vergrösserung nur als feine, wenig deutliche Linien sichtbar. Die Mündung sehr klein, rund, mit einem kurzen, an der Spitze seitlich ausgebreiteten Zahne. Stimmt im Baue fast ganz mit der T. consobrina d’Orb. (l. ce. p. 277, T. 17, F. 10 — 12) überein, so dass ich sie damit vereinigt haben würde, wenn nicht der verschieden gebildete Zahn dagegen spräche. Auch sind die Näthe noch viel flacher. Aehnlich ist sie auch der an der Küste von Cuba lebenden T. eburnea d’Orb. Ziemlich gemein im Tegel von Grinzing bei Wien. Selten auch im gelben Subapenninensande von Castell’arquato bei Parma. 4. T. anceps m., testa subelliptica, superne oblique rostrata, infra rotundata, valde et inaequaliter compressa, dorso acutangula, laevigata. Loeuli lati, subeoncavi, penes suturas convexiusculi. Suturae conspieuae. Apertura parva, rotunda, edentula. — Long. = 0,35 mm. (T. XLIX. F. 11.) Gehäuse elliptisch, oben in einen schiefstehenden kurzen dünnen Schnabel verlängert, unten gerundet, stark und ungleich zusammengedrückt, am Rücken scharfwinklig, an der Oberfläche glatt. Kammern breit, gebogen, seicht concav, neben den deutlichen, wenn auch schmalen Näthen aber etwas wulstig erhaben. Mündung sehr klein, rund, zahnlos. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien. 5. T. dichotoma m., ovata, compressa, superne subtruncata, infra rotundata, dorso carinata, longi- tudinaliter plicata. Plieae arcuatae argutae, subdiehotomae. Lioeuli latı, arcuati, lateraliter convexius- culi, penes carinam excavati. Apertura oblonga, dentata. Dens tenuis, simplex. — Long. = 0,9 — 1. mm. (T. XLIX. F. 12.) Eine durch die Beschaffenheit ihrer Längsfalten sich von allen übrigen unterscheidende Art. Das Gehäuse ist breit-eiförmig, oben schräg abgestutzt, unten gerundet, im Umkreise scharf gekielt, der Länge nach gefaltet. Die Fal- ten sind fein, scharf, gebogen, zum Theile gegen das der Mündung entgegengesetzte Ende hin zweispaltig und lassen den dem äusseren Rande zunächst liegenden Theil der Kammerfläche frei. Die Kammern sind breit, gebogen, an den Seiten mässig gewölbt, dem Kiele zunächst seicht ausgehöhlt. Die Näthe schmal, wenig tief. Die Mündung nicht sehr gross, länglich, mit einem dünnen einfachen Zahne. — Sehr selten im Tegel von Baden bei Wien. Articulina d’Orb. 1. A. suleata m., late ovata, compressa, longitudinaliter striata. — Long. = 0,5 — 0,69. (T. XUIX. F. 13 — 17.) Von dieser Species, welche nur sehr selten im Tegel von Felsö - Lapugy in Siebenbürgen und im Salzthone von Wieliezka in Galizien vorkommt, wurden bisher nur jugendliche Exemplare aufgefunden. Keines besass noch eine der in gerader Linie aufgesetzten Kammern. Sie ähneln also vollkommen den Triloculinen. Ich ziehe sie aber zur Gattung Artieulina wegen ihrer Mündung, welche von der der Triloculinen abweicht, mit der der übrigen be- kannten Articulinen aber ganz übereinstimmt. Das Gehäuse ist mehr weniger breit, oval, stark aber ungleich zusammengedrückt, am Rücken fast winklig. Die Näthe sind sehr seicht. Die Oberfläche ist mit feinen Längsfurchen bedeckt, wodurch sich unsere Art von den drei anderen bekannten Arten der Gattüng Articulina, welche alle der Länge nach gerippt sind, genügend unterscheidet. Die zusammengedrückte lange, schmal elliptische Mündung ist mit einem angeschwollenen glatten Lippensaum umgeben. Bei einzelnen Exemplaren von Felsö-Lapugy (F. 17) sind die Ränder der Seitenkammern fast gerade und dann tritt am untern Ende des Gehäuses auch die Mündung der vorletzten Kammer mehr weniger hervor. Zuweilen ist sie selbst in ihrer ganzen Ausdehnung sichtbar. — — 384 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen Quinqueloculina d’'Orb. 1. Q. regularis m., regulariter elliptica, eonvexa, utrinque aequaliter rotundata. Loculi areuati, an- gusti, dorso subtruncati, lateraliter subplani. Suturae profundae. Apertura angusta, transversa, virgula- vis, edentula.. — Long. = 0,5 — 0,6 mm. (T. L. F. 1.) Ausgezeichnet durch die vollkommen regelmässig elliptische Gestalt des Gehäuses, welches oben und unten ganz gleichmässig zugerundet und ziemlich gewölbt ist. Die schmalen Kammern sind stark gebogen, am Rücken fast abge- stutzt, an den Seiten beinahe eben. Die Centralkammern in grosser Ausdehnung sichtbar, stark vorragend. Die Näthe schmal, aber tief. Die Mündung eine schmale kommaförmige Querspalte ohne Zahn. Selten im Tegel von Grinzing bei Wien und im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 2. 0. coneinna m., elliptica, subregularis, convexa, utrinque dorsoque rotundata, laevigata. Loculi angusti, arcuati, dorso rotundati; centrales late exserti, convexi, anguste marginati. Apertura subrotunda, dente magno rotundato fere elausa. — Long. = 0,4 — 0,5 mm. (T. L. F. 2.) Beinahe regelmässig elliptisch, oben und unten gerundet, gewölbt, rundrückig, auf der Oberfläche glatt. Die schma- len gebogenen Kammern am Rücken gerundet, durch schmale, aber tiefe Näthe gesondert. Die Centralkammern in weiter Ausdehnung sichtbar, convex, von einem sehr schmalen Saume eingefasst. Mündung halbrund, von einem löffelförmigen Zahn bis auf einen hufeisenförmigen schmalen Spalt geschlossen. — Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien. 3. Q. pygmaea m., oblonga, angusta, compressa, superne truncata, infra rotundata. Loculi angusti, parum arcuati, dorso rotundati, lateraliter eonvexiusculi. Suturae conspicuae. Apertura parva, subrotunda. dentata. Dens simplex , subtilis. — Long. = 0.4 — 0,5 mm. (T. L. F. 3.) Gehäuse sehr klein, schmal, verlängert, im Umriss der Triloculina consobrina ähnlich, aber noch schmäler, mit fast geraden und parallelen gerundeten Seitenrändern; zusammengedrückt, oben fast abgestutzt, unten gerundet. Kammern schmal, rundrückig, an den Seiten wenig gewölbt mit deutlichen schmalen Näthen. Die Centralkammern in grosser Aus- dehnung sichtbar. Mündung klein, rundlich, mit einem sehr feinen einfachen Zahne. Selten im Leithakalke von Kostel in Mähren, im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen und im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 4. Q. angustissima m., lanceolata, superne acuminata, rostrata. infra obtusa, dorso subangulata, parum convexa, laevigata; loculi angustissimi, subreeti, convexiuseuli. Apertura marginata, eircularis, dentata. Dens apice dilatatus. Long. = 0,6 — 0,7 mm. (T. XLIX. F. 18.) Die schmälste Quinqueloculina des grossen österreichischen Tertiärbeckens, wohl fünfmal so hoch als breit. Lan- zettförmig, oben in einen dünnen, am Ende etwas trichterförmig erweiterten Schnabel verlängert, unten stumpf, wenig gewölbt, am Rücken winklig. Die Kammern sehr schmal; die seitlichen fast gerade, an den Enden schnell umgebogen. Näthe schmal und wenig tief. Oeffnung verhältnissmässig gross, kreisrund. mit einem verdiekten Saume umgeben, ge- zähnt. Der Zahn am freien Ende sich ausbreitend. Oberfläche glatt. Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 5. O. lenticularis m., subrotunda, superne oblique subtruncata, infra rotundata, compressa, lenti- cularis, dorso acutangula, laevigata. Loculi lati areuati; planiuseuli. Suturae complanatae. Apertura an- gusta, elongata, dentata. Dens longus, tenuis, bifurcus. — Long. = 0,4 — 0,5. (T.L. F. 4.) Fast kreisrund, beinahe eben so breit als hoch, oben schräg abgeschnitten, unten breit zugerundet, auf beiden Seiten stark und gleichmässig zusammengedrückt, linsenförmig, am Rücken scharfwinklig. Kammern breit, gebogen, sehr wenig gewölbt, mit ganz flachen, nur durch Linien angedeuteten Näthen. Die Mündung schmal und lang, dreiseitig, mit langem. dünnem, am Ende gabelspaltigem Zahne. Oberfläche der Schale glatt. — Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien. 6. Q. foeda m., late ovalis, maxime compressa, utrinque subacuta, dorso rotundata, superfieie as- perrima. Loeculi lati, complanati. Suturae parum conspicuae. Apertura subrotunda, dentata. Dens elon- gatus, apice dilatatus. Long. — 0,8 — 1,3 mm. (T. L. F. 5, 6.) Mehr weniger breit oval, sehr stark nach Art der Spiroloculinen zusammengedrückt, so dass die mittleren Kam- mern über die äusseren gar nicht vorragen, oben und unten wenig zugespitzt, am Rücken gerundet. Die Oberfläche mit groben Rauhigkeiten dicht besetzt. Die Kammern breit, an den Seiten beinahe flach, am Rande gerundet, durch wenig deutliche Näthe gesondert. Die Mündung klein, rundlich, mit einem ziemlich langen, an der Spitze sich nach beiden Sei- ten ausbreitenden Zahne. TE — aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 385 Häufig im Tegel von Baden, Möllersdorf. Grinzing bei Wien, im Salzthone von Wieliezka in Galizien; selten im Leithakalke von Steinabrunn in Oesterreich. 7. O. notata m., ovata, compressa, utrinque obtusa, dorso rotundata, transversim suleatula. Loculi arcuati, lateraliter econvexiusculi; centrales vix prominuli. Apertura subovalis, dentata. Dens elongatus,. simplex. Long. = 1,5 —2 mm. (T.L. F. 7.) Im Umrisse stimmt unsere Species beinahe ganz mit der ©. pauperata d’Orb. (l. e. p. 286, T. 17, F. 22 — 24) überein. Sie ist, wie diese, eiförmig, oben etwas abgestutzt, unten gerundet, zusammengedrückt, am Rücken gerundet. Die Kammern sind ziemlich breit, gebogen, an den Seiten mässig gewölbt: die Näthe vertieft. Die Centralkammern ragen über die Seitenkammern nicht hervor. Dagegen unterscheidet sie sich durch die seichten wellenförmigen Querfur- chen, welche die Oberfläche der Kammern zieren, und durch die grosse verlängert-ovale Mündung, die mit einem langen, aber einfachen Zahne versehen und von einem schwach verdickten Randsaume eingefasst ist. Selten im Leithakalke von Kostel in Mähren. 8. O. tenuis Cziz., elongato-ovata, maxime compressa, tenuis, supra acuminata, infra obtusa, dorso rotundata. Loeuli angusti, lateraliter subeoncavi. margine parum rotundati; interni prominuli. Apertura parva subrotunda, dentata. Dens brevissimus, simplex. Long. = 0,4 — 0,5 mm. (Tab. L. F. 8.) Czizek 1. c. p. 13. T. 13. F. 31—354. Verdient ihren Beinamen vollkommen. denn sie ist sehr stark zusammengedrückt, dünn, manchen Spiroloculinen ausnehmend ähnlich. Das Gehäuse ist lang-oval, oben zugespitzt, in eine kurze Röhre auslaufend, unten mehr stumpf, am Rücken mässig gerundet, glatt. Die Kammern schmal, am Rande wenig gerundet, an den Seiten flach, seicht ausge- höhlt. Die Centralkammern sind sehr schmal, schwach gewölbt und ragen etwas vor. Die Mündung klein, rund, mit einem sehr kurzen einfachen Zahne. Gemein im Tegel von Grinzing. selten in dem von Baden und Möllersdorf bei Wien und im Salzthone von Wie- liezka in Galizien. 9. ©. suturalis m., late ovata, utrinque rotundata, infra obliqua, convexa, dorso subtruncata. Loculi parum areuati, lati, margine subtruneati, lateribus subplani. Suturae profundae. Apertura magna, subrotunda, dentata. Dens elongatus, bifureus. — Long. — 0,4 mm. (T. L. F. 9.) Breit-oval, diek, beiderseits gerundet, unten schief gewölbt, am Rücken beinahe abgestutzt, glatt. Die Kammern wenig bogenförmig, breit, an den Seiten beinahe eben, am Rande fast abgestutzt, jedoch nicht winklig. Von den Cen- tralkammern die eine gross, gewölbt, die andere sehr wenig sichtbar. Die Näthe sehr deutlich, tief. Mündung gross. rundlich, mit langem, an der Spitze zweispaltigem Zahne. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien, weniger selten im Salzthone von Wieliezka in Galizien. 10. ©. siriolata m., ovata, compressa. utrinque obtusa, dorso angulata, longitudinaliter lineata. Loculi areuati, convexiuseuli. Suturae eonspieuae. Apertura elongata, dentata. Dens longus. simplex. te- nuis. — Long. = 2 mm. (Taf. L. F. 10.) Der Q. Boueana d’Orb. (1. c. p. 293, T. 19, F. 7—9) ähnlich. Gehäuse oval, zusammengedrückt, auf einer Seite fast flach, auf der anderen gewölbter; an beiden Enden stumpf, am Rücken ziemlich scharfwinklig. Oberfläche mit ge- drängten sehr feinen, aber scharfen, mitunter diehotomen Längsstreifen bedeckt. Kammern gebogen, wenig gewölbt. Die Centralkammern in grosser Ausdehnung sichtbar. Mündung lang-oval, mit einem langen einfachen dünnen Zahne. Sehr selten im Leithakalke von Steinabrunn in Oesterreich und von Kostel in Mähren. Sehr vereinzelt auch im gel- ben Subapenninensande von Castell’ arquato bei Parma. 11. O. signata m., elongato-ovata, superne acuminata, infra obtusa. dorso truncata, bicarinata et oblique suleata. Loculi quadrangulares, lateribus plani, margine truncati. Apertura parva rotunda, eden- tula. — Long. = 0,6 — 0,7 mm. (T.L. F. 11.) Verlängert-oval, oben zugespitzt. unten stumpf, am Rücken abgestutzt und mit zwei seitlichen Kielen versehen. Die Kammern vierkantig, an den Seiten eben und glatt, am Rande abgestutzt, doppelt gekielt und mit 5— 6 kurzen schrägen Furchen geziert. Die letzte verlängert sich oben in einen kurzen Schnabel, der die kleine runde zahnlose Mündung trägt. Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. 12. O. Grinzingensis m., oblonga, laevigata, dorso truncata, supra acuta et sulcata, infra obtusa. Loculi quadrangulares, non eontorti, dorso lateribusque plani. Apertura rotunda, dentata. Dens apice dila- tatus. — Long. = 1,5 — 1,8 mm. (T. LI. F. 1.) Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 49 386 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen Gehäuse verlängert-oval, oben zugespitzt, unten stumpf, am Rücken abgestutzt, an der Oberfläche glatt. Kammern vierkantig, an den Seiten und am Rücken eben, nicht verdreht; die letzte sich oben in einen kurzen, an den Seiten’ schmal längsgefurchten Schnabel verlängernd. Die Mündung rund, mit einem an der Spitze sich beiderseits ausbrei- tenden Zahne. q ; Von der ähnlichen @. contorta d’Orb. (l. e. p. 298, T. 20, F. 4—-6) unterscheidet sich unsere Art durch das schmä- lere oben zugespitzte Gehäuse, die nicht verdrehten Kammern, den längsgefurchten Schnabel und den an der Spitze aus- gebreiteten Zahn. Selten im Tegel von Grinzing bei Wien und im Leithakalke von Kostel in Mähren. 13. Q. latidorsata m., subelliptica, utrinque obtusa, dorso late truncata, laevigata. Loculi quadran- gulares, arcuati, lateraliter concavi, dorso late truncati, plani, bicarinati. Suturae profundae. Apertura subrotunda, dentata. Dens brevis, apice dilatatus. — Long. = 0,6 mm. (T. L. F. 12.) Aehnlich der @. contorta d’Orb., aber hinlänglich davon verschieden. Breit - elliptisch, oben und unten stumpf, an den Seiten ausgehöhlt, am Rücken breit abgestutzt. Kammern vierseitig, gebogen, an den Seiten concav, am Rücken breit und eben abgestutzt und beiderseits gekielt. Näthe tief. Mündung rund, mit kurzem, am Ende sich quer ausbrei- tendem Zahne. Sehr selten im Tegel von Grinzing bei Wien und im Leithakalke von Kostel in Mähren. 1%. O. concaea m., ovata, compressa, utrinque acutiuscula, lateribus subeoncava, dorso late trun- eata, bicarinata. Loculi lateraliter eoncaviusculi, parum distineti. Apertura magna, Iabiata, transversim elliptica. Dens brevis, apice dilatatus. — Long. = 0,5 — 0,6 mm. (T. LI. F. 2.) Sich durch ihre Form von allen verwandten Arten unterscheidend; oval, oben und unten wenig spitz, zusammen- gedrückt, an den Seiten seicht ausgehöhlt, am Rücken breit abgestutzt, an der Oberfläche glatt. Die Kammern sind von einander undeutlich geschieden, an den Seiten vertieft, am Rücken breit abgestutzt und an jeder Seite von einem schma- len erhabenen Kiel eingesäumt, zwischen welchen er hohlkehlenartig vertieft ist. An der letzten Kammer ist der Rücken am unteren, an der vorletzten im oberen Theile am breitesten. Stets ragen aber die Seitenkiele des Rückens über die Seitenflächen der Kammern vor und werden — vom Rücken angesehen — von den Centralkammern nur wenig überragt. Die Mündung ist von einem verdiekten Lippensaum umgeben, quer-elliptisch, mit einem kurzen, an der Spitze sich aus- breitenden Zahne versehen. — Sehr selten im Tegel von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen. Sphaeroidina d'Orb. Orbigny begreift unter dem Namen Sphaeroidina Foraminiferen von kugeliger Form, deren ein- fache Kammern sich nach vier verschiedenen Ebenen über einander wickeln, so dass an der Oberfläche des Gehäuses jederzeit nur vier solche Kammern sichtbar sind; bei denen übrigens die Mündung mit einem einfachen Zahne versehen ist. Er kannte bisher nur zwei Species, deren eine noch im adria- tischen Meere lebt und bei Siena fossil vorkömmt, die andere (Sph. austriaca d’O.) den miocänen Schichten des Wiener Beckens eigenthümlich sein soll. Bei Aufstellung der letzteren Art können Orbigny nur wenige Exemplare zu Gebote gestanden haben, und diese müssen zufällig gerade von besonderer Regelmässigkeit gewesen sein. Die Untersuchung einer zahlreicheren Reihe hieher gehöriger Formen würde ihn ohne Zweifel zu ganz verschiedenen Resultaten geführt haben. Die Ergebnisse einer solchen Untersuchung waren es, welche Cziäek (in Haidinger’s Abhandlungen I. Band, p. 149, 150) überzeugten, wie wenig die Charaktere der Orbigny’schen Gattung Sphaeroidina auf obige Speeies passen und ihn daher bewogen, die neue Gattung Sexloeulina darauf zu gründen. Ich hatte Gelegenheit, dieselbe auch ausser dem Tegel von Baden und Möllersdorf noch in dem sandigen Leithakalke von Nussdorf, im Tegel von Grinzing bei Wien und von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen, vor Allem aber in überraschender Menge im Salzthone von Wieliezka in Galizien aufzufinden. Ueberall fand ich die Beobachtungen Cziäek’s zum grossen Theile bestätigt, indem beinahe stets 6, selten nur 5 Kammern an der Oberfläche des Gehäuses sichtbar sind. Anders verhält es sich aber bei einer neuen Species, welche ich in dem eoeänen Septarienthon von Hermsdorf bei Berlin zu entdecken so glücklich war. "Bei dieser ist die Form des Gehäuses und die An- ordnung der Kammern zwar dieselbe (nur ist das Gehäuse eonstant kleiner und die Näthe weit tiefer) ; a aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 387 die Zahl ‚der an. die Oberfläche tretenden Kammern ist aber sehr verschieden. ‘Bei der Hälfte der zahl- reich aufgefundenen Exemplare sind nur vier Kammern sichtbar — entsprechend der Orbigny’schen Gat- tung Sphaeroidina —, bei der anderen Hälfte aber zählte ich constant fünf Kammern; ja bei einigen Exemplaren konnte ich selbst sechs Kammern unterscheiden, wie bei Czizek’s Sexloculina.. Dadurch wird .der offenbare Beweis geliefert, dass sowohl die Orbigny’schen Sphaeroidinen, als auch Czizek’s Sexloeulinen zu einer und derselben, aber in ihrem Baue sehr veränderlichen Gattung gehören; dass mithin weder die Zahl vier, noch die Zahl sechs als Norm gelten und deshalb weder die Gattung Sphaeroidina in Orbigny’s Sinne, noch die Gattung Sexloculina fortbestehen könne. Aus diesem Grunde sehe ich mich genöthigt, sämmtliche Arten in eine Gattung zusammen zu fassen, für welche ich natürlich den Namen Sexloculina — als in offenbarem Widerspruche mit dem Bau des Gehäuses in vielen Fällen — nicht beibehalten kann. Weit passender scheint mir der alte Name Sphaeroidina, durch welchen die alle hieher gehörigen Arten auszeichnende kugelige Gestalt ganz gut bezeichnet wird. Nur muss die Diagnose der Gattung eine Aenderung erleiden, einen weiteren Umfang erhalten, da die Orbigny’sche Charak- teristik nur auf einzelne Arten, ja nur auf einzelne Individuen dieser Arten passt. Die Diagnose der Gattung Sphaeroidina wird also nun lauten: Gehäuse frei, unregelmässig und sehr veränderlich, ungleichseitig, auf jeder Altersstufe kugelig, gebildet aus einfachen, mehr weniger kugeligen, in 4—6 verschiedenen Ebenen aufgerollten Kammern, welche sich so be- decken, dass an der Oberfläche des Gehäuses stets nur A—6 derselben sichtbar sind. Mündung am Rande der letzten Kammer, mit einem einfachen in der Grösse sehr wechselnden Zahne, mitunter fast ohne Zahn. Ich ‚habe die Gattung Sphaeroidina nach Orbigny’s Vorgange noch bei den Agathistegiern stehen gelassen, muss aber hier meine Ueberzeugung offen aussprechen, dass sie ihrem ganzen Baue nach dieser Abtheilung der Foraminiferen keineswegs angehören könne. Denn Orbigny schreibt den Agathistegiern folgende Merkmale zu: „loges pelotonnees sur deux, sur trois, sur quatre ou sur eing faces, autour d’un axe commun faisant chacune dans leur enroulement la longueur totale de la coquille ou la moitie de la eirconferenee; par ce moyen l’ouverture se trouve alternativement & une extremite ou & Tautre.” (Foraminif. du bass. tert. de Vienne, pag. 244). Diese passen aber auf die Sphacroidinen ganz und gar nicht. Ueberdiess ist auch die Beschaffenheit der Schale eine ganz andere; diese ist nämlich dünn, gla- sig glänzend, durchscheinend, während sich alle ‚Agathistegier durch eine diekere, sehr dichte, porzellan- oder elfenbeinartige, milchweisse Schale auszeichnen. Auf der andern Seite lassen sich die Sphaeroidinen auch weder den Stichostegiern, noch den Heli- costegiern, noch den Enallostegiern anreihen , so dass man sie vielmehr als den Typus einer besonderen Abtheilung betrachten müsste. Am nächsten dürften sie noch den in. der Anwendung ihrer Kammern eben- falls sehr veränderlichen und unregelmässigen Polymorphinideen (den Globulinen und Guttulinen) stehen, obwohl sie sich auch von diesen sehr wesentlich unterscheiden. 1. S. austriaca d’Orb., subsphaerica, laevis, nitida. Loculi sex semiglobosi. Suturae profundae. Aper- tura transversa, semilunaris; subdentata. Dens brevis simplex. Diam. — 0,4 — 0,6 mm. (T. LI. F.3— 19.) D’Orbigny foram. foss. du bass. tert. de Vienne p. 284. T. 20. F. 19—21. Sexloculina Haueri CziZek Beitrag z. Kenntn. d. foss. Foram. des Wiener Beckens in Haidinger’s naturwiss. Abhandl. II. p. 149, 150. T. 13, F. 35—38. Das Gehäuse ist mehr weniger kugelig, glatt, glasig glänzend. In Beziehung auf die Anordnung der Kammern findet eine solche Mannigfaltigkeit Statt, dass selten ein Exemplar dem andern vollkommen gleicht. Selbst die Zahl der sichtbaren Kammern bleibt nicht beständig, indem man äusserlich nicht gar selten nur fünf Kammern wahr- nimmt. (F. 6, 14, 18.) Die Grösse der Kammern ist fast nie gleichförmig. Fast stets erreichen nur drei Kammern eine bedeutendere Grösse, während die übrigen viel kleiner, ja oft sehr klein sind. Besonders eine Kammer wird mitunter so klein, dass man sie leicht übersehen kann. (F. 11, 12, 16, 19.) Selten ist die Anordnung der Kammern einigermassen regelmässig. Am meisten findet diess noch bei den letzten drei Kammern Statt. Diese, von denen die letzte die grösste ist, stehen nämlich auf der obern Seite des Gehäuses in einer Ebene im Dreieck, indem die zwei vorletzten Kammern neben einander liegen, die letzte grösste 49 * 388 August Em. Reuss. Neue Foraminiferen aber quer vor denselben liegt. Die übrigen drei, oft auch nur zwei, fast stets viel kleineren, sitzen nun ohne Ordnung auf die verschiedenste Weise neben einander oder auch auf einander gehäuft, unter den ersterwähnten drei Kammern. — Nicht selten ist auch zwischen diese drei Kammern noch eine vierte — meistens viel kleinere — eingeschoben, wodurch das Gehäuse eine vierlappige Gestalt annimmt. (F. 4, 8, 9, 13, 1%.) Sehr selten ist die Anordnung der Kammern regelmässig, indem in der Mitte zwischen vier ziemlich gleich grossen Kammern sowohl auf der obern als auch auf der untern Fläche des Gehäuses symmetrisch eine Kammer eingefügt ist. (F. 7.) Mitunter lässt sich aber auch in der Anordnung sämmtlicher Kammern fast gar keine Regelmässigkeit entdecken. Die Kammern sind beinahe immer gewölbt, halbkugelig oder oval und durch ziemlich tiefe Näthe geschieden. Nur wenn die ersten Kammern sehr klein sind, werden sie gewöhnlich auch flach und ihre Näthe undeutlich. (F. 15, 16, 18, 19.) Die Mündung hat eine sehr veränderliche Stellung. Sie sitzt bald auf der obern, bald auf der untern (F. 14, 15, 16, 17, 18, 19), bald auf einer Seitenfläche des Gehäuses (F. 9, 10), stets aber am innern Rande der letz- ten grössten Kammer. Am häufigsten befindet sie sich in der Mitte der obern Fläche des Gehäuses, da wo die letzten drei Kammern mit einer nabelartigen Vertiefung zusammenstossen, wobei sie aber bald mehr rechts, bald mehr links gerückt ist. Sie ist gewöhnlich quer-halbmondförmig, bald breiter, bald schmäler, bald grösser, bald enger. In sie ragt von der Basis ein grösserer oder kleinerer, gerader oder schiefer, gewöhnlich kurzer, gerundeter Zahn hinein. Zuweilen sinkt er zu einem kaum merkbaren Höcker herab oder verschwindet auch ganz. (F. 11, 13.) Die glasig-glänzende Oberfläche des Gehäuses lasst bei starker Vergrösserung doch zerstreute, sehr fein vertiefte Punete wahrnehmen. Die Species ist in den Tertiärschichten des österreichischen Beckens ziemlich verbreitet. Sie ist gemein im Salzthone von Wieliezka in Galizien ; seltener im Tegel von Baden, Möllersdorf und Grinzing bei Wien und von Felsö-Lapugy in Siebenbürgen und im Leithakalke von Nussdorf bei Wien. Erklärung der Tafeln. Tafel XLVI. Fig. 1. Fissurina laevigata m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, 5. obere Ansicht. »„ 2. Glandulina rotundata m., ebendaher. we a disereta m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy. »„ %&. Nodosaria stipitata m., ebendaher. KIHTR ö venusta m., aus dem Tegel von Grinzing. » 6. Dentalina trichostoma m., aus dem Tegel von Möllersdorf. et scabra m., aus dem Tegel von Baden; 5. die letzte Kammer stärker vergrössert. & Wr “ seminuda m., ebendaher. „ 10. ” bifurcata d’Orb., ebendaher. Ra: 39 & acuticosta m., ebendaher. „ 12. Frondieularia tricostulata m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy; a. vordere, b. seitliche Ansicht. „18. * trieuspis m., aus dem Tegel von Baden; a. vordere, b. seitliche Ansicht. „1%. ne monacantha m., ebendaher; «a. vordere, b. seitliche Ansicht. „ 15,16. Cristellaria variabilis m., ebendaher; a. seitliche, 5. vordere Ansicht. sa. Bi lentieula m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy; a. seitliche, d. vordere Ansicht. „ 18. Robulina obtusa m., aus dem Tegel von Baden; a. seitliche, d. vordere Ansicht. „ 19. Opereulina angigyra m., ebendaher; «a. obere, b. seitliche Ansicht. „ 20. ü involvens m., ebendaher; «. obere, b. seitliche Ansicht. 9 “ punctata m., aus dem Tegel von Grinzing; «a. obere, 5. seitliche Ansicht. „ 22. Rotalina patella m., aus dem Tegeld. Leithakalkes von Kostel; a. obere, b. mittlere, e. seitliche Ansicht. 98: 5 nana m., aus dem Salzthon von Wieliezka; «. untere, 5. obere, c. seitliche Ansicht. a a a er —— — aus den Schichten des österreichischen Tertiärbeckens. 389 Tafel XLVII Fig. 1. Rotalina spinimargo m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy; a. untere, b. obere Ansicht. = > = eryptomphala m., aus dem Salzthon von Wieliezka; «a. untere, b. obere, ce. seitliche Ansicht. | = A scaphoidea m., aus dem Tegel von Möllersdorf; a. untere, 5. obere, c. seitliche Ansicht. „ &. Rosalina arcuata m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. untere, b. obere, c. seitliche Ansicht. Pas $ ö complanata d’Orb.. Var. aus dem Tegel von Grinzing; a. untere, b. obere, ce. seit- liche Ansicht. » 6. Siphonina fimbriata m., aus dem Tegel von Baden; a. untere, d. obere, c. seitliche Ansicht. „ 7. 6Globigerina regularis d’Orb., Var. ebendaher; a. untere, b. obere Ansicht. Bee N = coneinna m., aus dem Tegel von Grinzing; a. untere, b. obere Ansicht. ey ee diplostoma m., aus dem Salzthon von Wieliezka; «a. obere, 5. untere Ansicht. 1 d triloba m., ebendaher; «a. obere, 5. untere, ec. d. seitliche Ansicht, e. ein Stückchen der Oberfläche, stärker vergrössert. | „ 12. Verneuilina spinulosa m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, 5. hintere, e. obere Ansicht. „13. Bulimina aculeata Cziz., ebendaher; «a. vordere, b. hintere Ansicht. „ 14. Gaudryina badenensis m.. aus dem Tegel von Baden; a. vordere, 5. obere Ansicht. „ 15. Robertina austriaca m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, b. hintere Ansicht. Tafel XLVIII. Fig. 1. Globigerina diplostoma m., aus dem Salzthon von Wieliezka; von oben. »„ 2. Polystomella Ungeri m., aus dem Leithakalk von Wurzing; a. seitliche, db. vordere Ansicht. u R“ flexuosa d’Orb. var.. aus dem Tegel von Grinzing; a. seitliche, 5. vordere Ansicht. » 4. Cassidulina punctata m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. seitliche, 5. vordere Ansicht. u * ® oblonga m., ebendaher; a. b. seitliche Ansicht. u - ai ebendaher; a. seitliche, 5. vordere Ansicht. „ 7. Ehrenbergina serrata m., aus dem Tegel von Baden; a. vordere, 5. hintere, e. seitliche Ansicht. „ 8. Globulina minuta Röm., aus dem Leithakalk von Wurzing; a. seitliche, 5. obere Ansicht. we ® . inaequalis m.., ebendaher ; «a. seitliche, 5. obere Ansicht. as (\R e disereta m.. ebendaher; a. vordere, 5. obere Ansicht. „11. Guttulina dilatata m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, 5. hintere, c. obere Ansicht. „ 12. Chilostomella ovoidea m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. obere, 5. seitliche, e. untere, d. vordere Ansicht, e. ideeller Querschnitt. „13. z Cziä. m., aus dem Tegel von Baden; «a. obere, b. untere, c. seitliche, d. vordere Ansicht. „14. Allomorphina trigona m., aus dem Salzthon von Wieliezka, a. obere, Ö. untere, c. seitliche d. vordere Ansicht, e. ideeller Querschnitt. „ 15. Bolivina dilatata m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, 5. seitliche, c. obere Ansicht. Tafel KLIX. Fig. 1. Textularia acuta m., aus dem Leithakalk von Nussdorf; a. vordere, d. seitliche, e. obere Ansicht. 8. z peetinata m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. vordere, b. seitliche; e. obere Ansicht. .% 2 deltoidea m.. aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, b. seitliche, c. obere Ansicht. „ 5. Biloculina amphiconica m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. vordere, 5. seitliche, ce. obere Ansicht. Be - eyelostoma m., aus dem Tegel von Grinzing;; a. seitliche, 5. vordere, ce. obere Ansicht. ‚390 Fig. 7. Spiroloculina rostrata m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy; «a. vordere, d. seitliche Ansicht, ” ” b>] ” ec. Mündung. 8. Triloculina deeipiens m., aus dem Tegel von Grinzing;; a. hintere, d. vordere, c. obere Ansicht. 9. 10. 11. 12. 13-16. 17. 18. Fig. 1. ” ” BZ] ” ” p2] 12. 1. 2. 3. N ” ” ” ” mierodon m., aus dem Tegel von Baden; a. hintere, d. vordere, c. obere Ansicht. «nitens m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, d. ‚hintere, ce. obere Ansicht, d. Mündung, stärker vergrössert. anceps m., ebendaher; a. vordere, b. hintere, c..obere Ansicht. dichotoma m., aus dem Tegel von Baden ;«@. hintere, b. vordere, ce. obere Ansicht. Artieulina suleata m., aus dem Salzthon von Wieliezka; «a. vordere, d. hintere, ce. obere Ansicht. sulcata.m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy ; vordere Ansicht. Quinqueloeulina angustissima m., ebendaher; a. hintere, b. vordere, c. obere Ansicht. Tafel L. Quinqueloculina regularis m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. vordere, b. hintere, c. obere ” ” Ansicht. coneinna m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere, d. hintere, c. obere Ansicht. pygmaea m., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. hintere, d. vordere, c. obere Ansicht. lenticularis m., aus dem Tegel von Grinzing; a. vordere. b. hintere, e. obere An- sicht, d. Mündung, stärker vergrössert. foeda m., aus dem Salzthon von Wieliezka ; «a. hintere, d. vordere, c. obere Ansicht. „ aus dem Tegel von Möllersdorf; «. hintere, b. vordere, c. obere Ansicht. notata m., aus dem Leithakalk von .Kostel; «. hintere. 5. vordere, ce. obere Ansicht. tenuis. Cziz., aus dem Tegel von Grinzing; «. vordere, b. hintere, c. obere Ansicht. suturalis m., aus dem Salzthon von Wieliezka; «. vordere, 5. hintere, c. obere Ansicht. striolata m., aus dem Leithakalk von Kostel; a. hintere, b. vordere, e. obere Ansicht, d. ein Stück der Oberfläche stärker vergrössert. signata m., aus dem 'Tegel von Felsöo-Lapugy; a. hintere, db. vordere, c. seitliche. d. obere Ansicht. latidorsata m., aus dem Tegel von Grinzing; a. hintere, b. vordere, ce. obere Ansicht. Tafel LI. Quinqueloculina grinzingensis m., aus dem Tegel von Grinzing; «a. hintere, b. vordere, e. obere ” Ansicht. coneava m., aus dem Tegel von Felsö-Lapugy; a. hintere, 5. vordere, e. d. seitliche, e. obere Ansicht. Sphaeroidina austriaca d’Orb., aus dem Salzthon von Wieliezka; a. untere, b. obere, c. seitliche Ansicht. 4,6,7,8,9,11, 12, 13, 14. Sphaeroidina ausiriaca d’Orb., ebendaher; «a. obere, b. untere, c. seitliche Ansicht. 5, 10. Dieselbe, ebendaher; «. untere, 5. obere Ansicht. 15, 16, 18. Dieselbe, ebendaher ; untere Ansicht. » 17, 19. Dieselbe, ebendaher; «a. untere, b. seitliche Ansicht. I) e 391 Beiträge zur Morphologie der Urogenital-Organe der Fische, (Taf. LII und LII.) Von Prof. Dr. Joseph Hyrtl, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 12. Juli 1849.) I. Veber das angebliche Fehlen der Harnblase bei mehreren Fischen. Uebereinstimmenden Angaben zufolge fehlt die Harnblase bei Cobitis und Clupea. Cuvier (Lecons d’anatomie comparee, tom. 7. pag. 604) bezweifelt ihr Vorkommen auch bei Boops vulgaris, Calliodon, Sillago acuta, Platycephalus insidiator, Pogonias faseiatus und Maeguaria australasica. Nach Owen (Leetures on the Comparative Anatomy and Physiology of Fishes. London, 1846. pag. 283) vertritt ein erweiterter einfacher Ureter die Stelle der Harnblase bei G@ymnotus eleetrieus. — Ich habe bei diesen Geschlechtern theils ein Rudiment der Harnblase, theils eine vollständig entwickelte Blase aufgefunden, welche entweder der ausserordentlichen Zartheit ihrer Wandungen oder ihrer abwei- chenden und versteckten Lage wegen, leicht übersehen werden konnte‘). a) Bei Cobitis fossilis (in beiden Geschlechtern) erstreeken sich die Nieren von den knöchernen Kapseln der Schwimmblasen bis in den Canal der unteren Schwanzwirbeldornen, wo sie bis zum 14. Schwanzwirbel reichen. Fast in der Mitte der unteren Fläche jeder Niere verlauft ein feiner, an seiner weissen Farbe leicht kenntlicher Ureter. Verfolgt man beide vorsichtig nach hinten, so kommt man am Ende der Bauehhöhle (nicht am Nierenende) zu einer Vereinigungsstelle beider, welche sich zu einer 3 Linien langen, und im injieirten Zustande über 1 Linie weiten Höhle (Rudiment einer Harnblase) erweitert, die sich gegen den After herabkrümmt, noch zwei kleinere Ur eteren von dem im unteren Canal der Schwanzwir- belsäule verborgenen Nierenstücke aufnimmt, und sich hierauf zu einer haarfeinen Urethra verengert, die in einer seiehten Grube hinter dem After mündet. — Bei Oobitis barbatula und Acanthopsis finde ich das- selbe Blasenrudiment in verhältnissmässig sehr verkleinertem Masstabe. b) Bei Alausa finta (Weibchen, Tat. LI. Fig.1) entwickelt sich aus der hinteren Endspitze der ver- wachsenen Nieren, welche noch 15 Linien vom hinteren Ende der Bauchhöhle entfernt ist. ein einfacher Ureter, welcher während seines Laufes nach hinten sich zusehends erweitert, und über der kurzen gemein- schaftlichen Geschlechtshöhle sieh bis auf 2 Linien Querdurchmesser ausdehnt. Man kann diese birnför- mige Endparthie des Ureters immerhin eine Harnblase nennen. Ihr hinteres, breites Endstück krümmt sich !) Es ist überhaupt befremdend, wie viele Unrichtigkeiten von den besten Autoren über Formen der Harnblase verbreitet wurden. Man beschrieb die Blase nach ihrem durch die Wirkung des Weingeistes verzerrten und verkleinerten Zustande, während doch nur eine vollständige Füllung derselben mit Quecksilber oder erstarrenden Injectionsstoffen ein richtiges Bild ihrer Grösse und Gestalt geben kann. Ja ich werde an einem anderen Orte beweisen, dass man sogar die nach der Laichzeit entleerten, dünnwandigen und zusammengezogenen Rierstöcke mit ihrem Porus genitalis für zweihörnige Harnblasen (vessie bifurquee, vessie divisee en deux longues cornes) gehalten hat. 392 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie im Bogen gegen den After herab, und geht plötzlich in eine sehr feine Harnröhre über, welche in der After- grube (so nenne ich die hinter dem After befindliche, die Urogenitalmündungen enthaltende Vertiefung‘) auf der Spitze einer fadenförmigen, dreikantigen, über 1 Linie langen Papille mündet, vor deren Basis die verhältnissmässig weite Oeffnung des Geschlechtsorgans liegt. — Ebenso bei Clupea pilchardus, sprattus. nilotica, und Engraulis encrasicholus. Bei Odontogna- thus aculeatus ist das Blasenrudiment im gefüllien Zustande über 1 Linie weit (bei einer Länge des Fisches von nur 3'/, Zoll), während bei Elops salmoneus von 1°/, Schuh Länge, das Blasenrudiment gleichfalls nur 1 Linie weit ist. Andere Clupeiden haben ganz selbstständige, nicht bloss als Erweite- rungen der Ureteren auftretende, und ziemlich umfängliche Harnblasen. So sehe ich bei Chirocentrus Dorab von 1 Schuh 3 Zoll Länge. eine 5 Linien lange und 2 Linien weite Blase, welche über dem Ovarium und dem hinteren Ende der spindelförmigen Schwimmblase liegt, und 1'/, Linien hinter ihrem vorderen abgerundeten Ende die beiden Ureteren aufnimmt. Sie ist mit allen benachbarten Organen so genau verwachsen, dass man ihrer nur im aufgeblasenen Zustande (von der Urethra aus) ansichtig wird. Bei Erythrinus unitaeniatus senken sieh die Ureteren noch weiter hinter dem vorderen Ende der Blase ein. Die Blase selbst ist elliptisch,. und von der Mittellinie weg nach der linken Bauchwand disloeirt. c) Boops vulgaris und Boops salpa zeigen eine so grosse und zugleich so dünnwandige Harnblase, dass die Vermuthung sehr nahe liegt, sie sei bei B. vulgaris zufällig übersehen worden, um so mehr als bei keiner der zahlreichen von mir untersuchten Gattungen der Sparoiden ein Mangel der Harnblase vorkam. Die Blase von Boops salpa und vulgaris liegt ausser der Mittellinie, links vom linken Hoden, ist eylindrisch, mit einem vorderen abgerundeten, und hinteren mehr flachen Ende. Bei Weingeistexemplaren ist sie häufig an die linke Bauchwand angeklebt, und kann, ihrer Zartheit und Durchsichtigkeit wegen, bei eilfer- tiger Einsichtnahme leicht übergangen werden. Ihre Länge beträgt im aufgeblasenen Zustande 12 Linien, ihre grösste Weite hinten 5 Linien. Die Ureteren senken sich in ihre Rückenfläche, nahe am hinteren Ende und gegenüber dem Abgange der Urethra ein, welche letztere 2 Linien lang ist, und auf der Spitze einer dicken kegelförmigen, in der Aftergrube sitzenden Papilla uro-genitalis dicht hinter der Geschlechts- öffnung ausmündet. d) Bei den Scarusarten, deren ich 3 untersuchte (wohin auch der von Cuvier eitirte Calliodon gehört), liegt die Harnblase so versteckt, dass, wenn man sie am gewöhnlichen Orte sucht, man sie gewiss nicht findet. Sie liegt nämlich nicht unter, sondern über der Schwimmblase (wie bei Mormyrus und Chiro- centrus), und ist allenthalben durch flaumiges Zellgewebe so umstrickt, dass man ihrer nur durch sorg- fältige Präparation ansichtig werden kann. Sie ist übrigens oval, 3'/, Linien lang und 2'/, Linien weit, und ihre Urethra mündet hinter der Geschlechtsöffnung auf einer für sie allein bestimmten, sehr schmäch- tigen Papilla urethralis. Auf Taf. Lil. Fig. 2 ist das Verhältniss der Harnblase zur Schwimmblase bei Scarus Guacamaja Cuv. dargestellt. e) Bei Sillago acuta ist das Rudiment einer Harnblase am wenigsten entwickelt, aber dennoch | kenntlich. Die beiden Harnleiter vereinigen sich über der Schwimmblase zu einem gemeinschaftlichen Ca- nal, welcher zwischen den beiden hinteren Zipfeln der Schwimmblase (die sich in eine durch gabelförmige | Spaltung der unteren Dornen der vorderen Schwanzwirbel gebildete Furche einbetten) zum After herab- | steigt, sich auf diesem Wege spindelförmig erweitert (erste Andeutung einer Blase), und auf einer nie- | drigen Urogenitalpapille mündet. f) Bezüglich des @ymnotus eleetrieus sagt Owen: „in the Gymnotus the common ureler is so wide, „as to serve as a receptacle, and it is directed forwards to reach its termination immediately behind „the advanced vent.” \ Ich habe zwei Exemplare von Gymnotus eleetrieus untersucht, und finde in beiden eine vollkom- men selbstständige, nicht als Erweiterung des Ureters auftretende Harnblase. (Siehe Taf. LI. Fig. 3.) Das hintere, dicke Nierenende lässt nämlich einen einfachen, kurzen und weiten Ureter aus sich heraustreten, der Urogenital-Organe der Fische. 393 welcher sich nach ab- und vorwärts krümmt,, sich aber nicht zu einem Harnbehälter erweitert, sondern an der unteren Fläche des hinteren Endes einer 21 Linien langen. elliptischen, horizontal nach vorn zum Anus gerichteten Blase eine Strecke weit vorwärts geht, um nach schiefer Durchbohrung ihrer Häute in die Höhle derselben (4 Linien von ihrem hinteren Endpunete entfernt) einzumünden. Die Mündung ist mit einer Klappe versehen, welche dem Harne den Rückweg in den weiten Ureter versperrt. Die Harn- blase liegt in ihrer ganzen Länge auf der unteren Bauchwand, und rechts vom Mastdarme. — Die bei Gymnotus angeführte Einmündung des Ureters in die untere Wand der Blase ist der einzige Fall dieser Art, obgleich hinter dem After gelegene Harnblasen bei Conger, Muraena und Ophisurus vorkommen. Es ist diese Lage der Blase der gewöhnlich bei Fischen zu beobachtenden gerade entgegengesetzt. g) Bei Platycephalus insidiator ist eine sehr auffallend gebildete Harnblase vorhanden. (Taf. LU. Fig. 4.) Sie liegt rechts vom gemeinschaftlichen Ausführungsgange beider Ovarien, mit welchem ihre hintere Hälfte innig verwachsen ist, während ihre vordere, frei in die Bauchhöhle, zwischen dem rechten Eierstock und der rechten Bauchwand, zu Tage liegt. Sie hat eine Länge von 7 Linien. Ihre Weite ist ungleichförmig, indem sie durch drei Einschnürungen in vier hinter einander liegende Abtheilungen zer- fällt. Die beiden mittleren sind nur halb so gross wie die hintere, und diese wieder kleiner als die vor- derste, welche retortenförmig nach hinten umgebogen ist. In den hinteren Abschnitt entleeren sich die beiden Ureteren, welche zu einem äusserst kurzen Stämmehen zusammen fliessen. (Die hinteren. zu einem abgerundeten Lappen verschmolzenen Nierenenden reichen bis zur Rückenfläche dieser vierten Blasenabtheilung, und die Harnleiter gehen somit fast unmittelbar von den Nieren in die Blasenwand ein, zwischen deren Häuten sie das kurze nur '/, Linie lange gemeinschaftliche Canälchen bilden.) — Der zweite Blasenabschnitt ist mit einem sehr dieken muskulösen Beleg versehen, welcher am dritten schwä- cher erscheint, am ersten und vierten auf die gewöhnliche gegatterte Muskelhaut reduzirt wird. Wird die Blase stark aufgeblasen, oder, noch besser, mit Quecksilber gefüllt. so erweitern sich die eingeschnürten Stellen, ohne jedoch ganz zu verstreichen. Die sehr kurze und enge (fast haarfeine) Harnröhre, und der anfangs ziemlich weite (1'/, Linie), vor seiner Mündung aber plötzlich sich verengernde Geschlechts- weg, münden am hinteren Saume des Afters, welcher wulstig verdickt ist. — ohne eine eigentliche Pa- pila uro-genitalis zu bilden. h) Pogonias fasciatus und die so seltene Maeguaria australasica habe ich nieht zur Hand. Da alle Fische, denen Cuvier eine Harnblase absprach, eine solche besitzen. dürfte den beiden genannten ebenfalls eine zukommen, was man um so gewisser erwarten kann, als alle von mir untersuchten Seiae- nidae mit einer ganz deutlichen, aber abnorm oder sehr versteckt gelagerten Harnblase versehen sind. Ich habe folgende Arten auf das Vorkommen der Harnblase untersucht: Seiaena umbra, Corvina nigra, Umbrina eirrhosa mit zwei, Haemulon elegans, Pristipoma hasta und Diagramma punetatum wit einer Rückenflosse, und die Harnblase entweder in der Medianlinie über dem Geschlechtsweg und mit diesem verwachsen, oder asymmetrisch, zwischen dem Eierstock (oder Hoden) einer Seite und der Bauchwand angetroffen. — Da die Harnwerkzeuge der Fische den Inhalt einer besonderen Abhand- lung bilden, mit deren Vollendung ich gegenwärtig beschäftigt bin, so will ich hie nur der Harnblase von Mieropogon Natlereri, welcher dem Pogonias zunächst steht, und dessen Untersuchung mir die so oft bewährte freundschaftliche Bereitwilligkeit meines geehrten Collegen Heckel gestattete, mit wenig Worten erwähnen. — Sie liegt in der Medianlinie über dem Porus genitalis communis, mit wel- chem sie wenig zusammenhängt. Sie ist sehr klein, nur 2 Linien lang. und 1'/, Linien weit, äusserst dünnwandig, so dass sie nur, wenn sie von der Urethra aus aufgeblasen wurde. deutlich zu Gesicht kommt. Ihr vorderes Ende verlängert sich in ein schief stehendes Horn, welches die Mittellinie verlässt, und zwischen dem rechten Eierstock und der rechten Bauchwand zu liegen kommt. Das Horn hat auf ?/, Linien Weite eine Länge von 2'/, Linien, und unterscheidet sich durch seinen Bau von der eigentlichen Harnblase, indem es ein weisses und feinkörniges Drüsenstratum besitzt, welches der Harnblase fehlt. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 50 394 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie Rathke hat auch bei Blennius eine drüsige Schichte, welche sich um das Ende des Samenganges und den Ausgang der Harnblase herumlegt, beschrieben. (Ueber die Geschlechtstheile der Fische , in den neue- sten Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. I. Bd. 3. Heft. pag. 131.) Die kurze und sehr enge Harnröhre mündet an der hinteren Wand der Aftergrube auf einem winzigen Knötchen,, wel- ches man mit der Pinzette fasst, anzieht und abträgt, um mit einer feinen Glasröhre Luft auf die Schnitt- fläche zu blasen, und die Blase sofort schwellen zu machen, was ohne dieser Vorsicht kaum gelingt: Die Harnröhrenöffnung auf dem Knötchen ist nämlich kaum mit freiem Auge zu sehen, während das Harnröhrenlumen auf der Schnittfläche gross genug ist, um Aufblasen oder Quecksilberinjeetion zu gestatten. II. Einige Varianten der Urogenital - Mündungen. Nicht bei allen Fischen münden Harn- und Geschlechtsorgäne mit getrennten Oeffnungen aus: Oefters wird die Harnröhre zum Ausfuhrskanal männlicher und weiblicher Genitalien, oder der Geschlechts- weg nimmt die Harnröhre auf. Mit Hinweisung auf die angekündigte Abhandlung über die Harnwerk- zeuge der Fische, sollen hier nur einige Beispiele abweichender Verhältnisse der Urethral- und Geni- talmündungen ausführlicher geschildert werden. a) Bei Oyelopterus lumpus (Tat. LI. Fig. 5.) mündet der gemeinschaftliche Duetus ejacula- torius in die Harnröhre, nahe an ihrem Ursprunge aus der Blase. Das Exemplar, welches ich unter- suchte war sehr gross, anderthalb Schuh lang, und die betreffenden Canäle so weit, dass man vor Selbsttäuschung hinlänglich gesichert war. Die Urethra hatte eine Länge von 5 Linien, und eine Weite von 1 Linie. Die Einmündungsstelle des Duetus ejaeulatorius befand sich an ihrer vor- deren Wand, und hatte nur die Grösse eines Nadelstiches, obwohl der Ductus selbst bei einer Länge von nur 3 Linien, fast einen halben Zoll Querdurchmesser hatte. (Das Thier war eben in der Laichzeit gefangen.) Die Urethra durchlauft die Axe eines 5 Linien langen, und an seiner Basis 3 Linien breiten, kegelförmigen Penis, an dessen abgerundeter Spitze sie mit feiner Oeffnung mündet. b) Bei Malthaea vespertilio bilden die Ovarien zwei cylindrische, 11 Länien lange, 2’/, Linien weite Säcke, welche rechts und links an die Seitenflächen des Mesorectum geheftet sind. Von ihren vorderen abgerundeten Enden erstrecken sich ziemlich feste, sehnige Bänder zur Rückenfläche des Oesophagus hinauf. Ihre innere Oberfläche zeigt nur an der unteren Wand einen anderthalb Linien breiten, mit fast mikroskopischen Zöttchen besetzten Streifen, als Stroma der Eibildung. Beim Auf- blasen des kurzen gemeinschaftlichen Ausführungsganges beider Ovarien füllten sich zwei gerstenkorn- grosse häufige Nebensäckehen, welche zu beiden Seiten des Afters, dicht unter der Haut liegen. (Taf. LU. Fig. 12, lit. bb.) c) Bei Chromis castanea (Weibchen) findet sich eine ansehnliche, rückwärts gerichtete, fleischige, 1'/, Linien lange Papilla uro-genitalis. Diese Papille trägt an ihrer unteren Wand ein kleines, run- des, napfähnlich gehöhltes, nur '/, Linie breites knöchernes Scheibchen. d) Bei den Lophobranchii münden Harn- und Geschlechtsorgane in das untere Ende des Mastdarms ein, welches somit eine wahre Amphibienkloake vorstellt. Die Mündungen beider Organe befinden sich an der hinteren Mastdarmwand, dicht über dem Afterrande, und sind so fein, dass man sie nur dann entdeckt, wenn man Harnblase und Geschlechtsschläuche durch künstliche Oeffnungen mit verschieden gefärbten Flüssigkeiten füllt, und behutsam bis zum Hervorquellen derselben durch die betreffenden Ausmündungen drückt. Bei männlichen und weiblichen Individuen fehlt jede Spur von Knötchen oder Papillen, welche an den Urogenitalmündungen der Fische so häufig vorkomnien. Die von mir untersuchten Arten sind Syngnathus aequoreus, ophidium , iyphle und. Hippo- campus antiquus. — Nach Cuvier (Anatomie comparee, tom. 7. pag. 605) soll bei Oblata sich gleichfalls die Harnröhre in das Rectum einmünden. Mir kam diese Angabe schon desshalb der Urogenital-Organe der Fische. 395 unriehtig vor, weil bei keinem Fische aus der Familie der Sparoidei eine solche Einmündung beobachtet wurde. An zwei jüngst untersuchten Exemplaren von Oblata melanura konnte ich das Irrthümliche der Cuvier’schen Bemerkung nachweisen. Es findet sieh nämlich bei diesem Geschleehte (wie bei so vielen andern) hinter dem kleinen, und durch überragende Schuppenränder theilweise verdeckten, und von Cuvier offenbar übersehenen After, eine weitere Grube vor, welehe die Mündungen der Harn- und Geschlechtsorgane enthält. Am Grunde dieser Grube (welehe ich als Forea retroanalis bezeichne) ragt eine niedrige konische ‚Papille hervor. welehe sich der hinteren Wand der Grube entlang herab- zieht, und an ihrer Spitze die Urogenitalöffnungen besitzt. Diese sonst blinde Grube wurde von Cuvier für den After angesehen. und daher die irrige Behauptung: dans loblade lurethre se termine dans le rectum, tout pres de l’anus. e) Bei Zoarces viviparus befindet sich hinter dem Alter, statt des bei den Blennioiden überhaupt vorkommenden penisähnlichen Organs, nur ein unansehnliches. niederes Tubereulum mit einer einfachen Oeffnung für Harn- und Geschlechtsorgane. Die Vereinigung beider Systeme geschieht wie bei Cyclopterus in der Harnröhre, aus welcher eine sehr feine. an ihrer vorderen Wand befindliche Oeffnung in die Höhle des bei dieser Gattung einfachen, unpaaren Eierstockes führt. Von der Eierstockhöhle aus gesehen, befin- det sich die Oeffnung auf einer warzenförmigen. flachen Hervorragung am tiefsten Puncte der Böhle. f) Bei Aulopyge Hügelü (Tat. LU. Fig. 6.). deren ?/2 Zoll lange Urethra in der hinteren Wand der mit der Afterflosse verwachsenen Afterröhre herablauft, um am hinteren Rande des Afters zu münden, sah ich gleichfalls die Vasa deferentia (welche ihrer Kürze wegen kaum diesen Namen verdienen) in den Anfang der Urethra einmünden. Während ihres Laufes in der Afterröhre erweitert sich die Harnröhre zu einer kleinen, elliptischen Blase. 9) Bei Chirocentrus Dorab öflnet sich der gemeinschaftliche Geschlechtsweg ziemlich weit in einer dicht hinter dem After gelegenen Vertiefung. An der hinteren Wand dieser Grube zieht eine stark vorspringende Crista herab. an deren unterem Ende die Harnröhre mündet. — Folgendes führe ich nur mit einiger Zurückhaltung an. Beim Aufblasen der Urethra vor der Eröffnung des Fisches bemerkte ich, dass sich die Bauchhöhle mit Luft füllte. Ich machte in das Abdomen eine Oeflnung, um Quecksilber einströmen zu lassen, welches dann bei senkrechter Stellung des Fisches, durch zwei vor der Crista urethralis und zu beiden Seiten der Geschlechtsöffnung befindliche schlitzähnliche Oeffnungen abfloss.. Da der Fisch im schlechten Zustande eingesandt war, und es möglich ist, dass bei dem gewaltigen, und nicht immer dieselbe Richtung einhaltenden Zublasen auf die Harnröhren- mündung mit einer feinen Röhre. der Luftstrom sich einen Weg durch die äusserst dünnen und mürben Weichtheile der Analgegend in den Unterleib bahnte,. so will ieh den Gegenstand nicht als constatirtes Factum der Gegenwart von Peritonealeanälen ansehen, halte aber die Sache doch für wichtig genug, sie nicht gänzlich mit Stillschweigen zu übergehen. h) Papilla urethralis und urogenitalis. Die penisähnliche Papilla urogenitalis wird bei mehreren Fischarten durch Versetzung der Geschlechtsöffnung in den Raum zwischen Papille und Afteröffnung zu einer Papilla urethralis. Dieses ist der Fall bei Olupea, Monocentris, Gymnotus, Scarus und bei mehreren Acanthopterygiü cataphraeti, besonders schön bei Prionotes und Trigla ') zu sehen, wo man die Geschlechtsöffnung erst zu Gesichte bekömmt. wenn man die Papilla urethralis nach hinten anzieht. und die zwischen ihr und dem After befindliche Brücke anspannt. auf welcher die Geschlechtsöffnung als Querschlitz klaffend erscheint. — Bei Exocoetus finde ich hinter der Geschlechtsöffnung eine feine, fast fadenförmige Papilla urethralis, und eine diekere, kürzere und nicht perforirte, zwischen Geschlechts- öffnung und After. Letztere möge Papilla spuria genannt werden. — Jede Spur von Papille oder Knöt- 1) Nach Owen (I. c. pag. 287) soll bei Trigla gurnardus, bei Salmo und Clupea das gemeinschaftliche Vas deferens in die Urethra münden, was ich nicht bestätigt fand. 80° 396 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie chen fehlt bei den Pleetognathen; — bei Lota vulgaris liegt die Geschlechtsöffnung noch innerhalb des Afters, die Harnröhrenöffnung dicht hintenan; — bei Tinca und Orthagoriscus mola liegen Harn- und Geschlechtsöffnung in einer Grube hinter dem After, deren Entfernung vom After bei Orthagoriscus über 1/, Zoll beträgt; — bei Sillago acuta, Periophthalmus Schlosseri (wo sie mit einem breiten, häutigen Saume verbrämt ist, Taf. LI. Fig. 8), Lepadogaster, Gobiesox, Corieus Lamarkü, Platyptera trigono- | cephala und Uranoscopus finden sich sehr stattliche, penisähnliche Papillae urogenitales, welche bei letztgenanntem Genus an der dieken Spitze mit Fransen besetzt, und bei Platyptera mit seitlichen flügel- | förmigen Anhängseln versehen ist. (Taf. LI. Fig. 13.) — Bei @obius jozzo, dessen samenerzeugende Or- gane sich eben im Zustande des höchsten Strotzens befanden, fand ich in der stattlichen Papilla uroge- nitalis eine zweite kleinere eingeschlossen, welche sich bei näherer Untersuchung als ein pyramidenför- miges Anhängsel des linken Hoden erwies, welches sich in den Samengang hineindrängte, und bis zur Mündung desselben an der Spitze der Papilla urogenitalis reichte. Die Wand des erweiterten Samen- ganges bildete eine förmliche Vorhaut um diesen Körper, welcher genau dieselbe Structur, wie der übrige Hode besass. Das für alle Fische geltende Gesetz, dass die Geschlechts- und Harnöffnungen hinter dem After liegen, erleidet eine constante Ausnahme bei den Schollen. Bei Solea vulgaris ist die Geschlechtsöffnung von der Harnröhrenöffnung vollkommen getrennt — beide liegen an entgegengesetzten Leibesseiten. Die kurze, rückwärtsgerichtete und mit einem beschupp- ten Hautüberzuge versehene Papilla urethralis (Taf. LIN. Fig. 2. lit. b.) liegt auf der Augenseite (rechten Seite) des Fisches hinter der Bauchflosse , welche sie, wenn sie an den Körper des Fisches angelegt ist, bedeckt. und 1'%— 2 Linien über der unteren Leibeskante. — Die Geschlechtsöffnung befindet sich, so wie der After auf der linken Seite des Fisches (Taf. LIN. Fig. 1. lit. &.), und zwar nicht gerade hinter sondern zugleich etwas über dem hinteren Rande des Afters. Die Eierstöcke sind in den hinteren blin- den Verlängerungen der Bauchhöhle untergebracht (Rathke), von denen die rechte zugleich zwei lange Schlingen des Darmcanals, die linke dagegen das hintere, breite, dreieckige Endstück der verwachse- nen Nieren und die grössere Hälfte der Harnblase enthält. Die kurzen, an ihrer inneren Fläche noch mit Eiern besetzten Ausführungsgänge beider Eierstöcke verbinden sich vor dem ersten Flossenträger der Pinna analis zu einem gemeinschaftlichen, eiwas weiteren Gang (Biergang, Rathke), welcher 6—8 Linien lang, und im gefüllten Zustande 2 Linien weit ist. Dieser Eiergang liegt vor und etwas rechts von dem in der Bauchhöhle hefindlichen Stücke der Harnblase, mit dessen rechter Seitenfläche er innig verwachsen ist. In der Gegend des Afters verengert er sich plötzlich zu einem nur °/, Linien langen, sehr feinen Canal, der über die Urethra weg nach links geht, und sich an der oberen Hälfte des hinteren Afterrandes, ohne Papille mündet. Der weite After selbst liegt an der linken Leibesfläche etwas über dem unteren Körperrande. Bei den Männchen findet sich dieselbe Versetzung der Harn- und Geschlechtsöffnung auf die beiden Seiten des Leibes. Bei Bothus podas, wo die linke Seite die Augenseite ist, liegt der After an der rechten Kör- perseite, oberhalb der ersten Afterflossenstrahlen, während die Urogenitalmündung an der linken Seite, dem After gegenüber steht. k) Bei Platessa passer mündet die nur °/, Linien lange Urethra an der rechten Seite (Augen- seite) des Fisches, 2 Linien über und etwas hinter dem After (welcher sich auf der unteren Leibes- kante öffnet) auf einem kleinen, rundlichen Knötchen. Die beiden langgestreckten, dreieckigen Hoden, welche allein die hinteren Verlängerungen der Bauchhöhle ausfüllen, lassen ihre weiten Ausführungs- gänge zu einem rundlichen Behälter zusammenfliessen, dessen Porus excretorius, nicht hinter dem | After, sondern an dessen rechtem Rande mündet. der Urogenital-Organe der Fische. 397 III. Doppelte Samenbläschen bei Mullus und Gobius, einfache bei Cobitis fossilis. a) Bei Mullus barbatus (Taf. LI. Fig. 11) sind die grossen, unregelmässig gelappten Hoden durch kurze Aufhängebänder an die Basis des Mesenterium befestigt. Sie spitzen sich nach hinten allmälig zu, und gehen in sehr feine Ausführungsgänge über , welche nach einem 3 Linien langen Verlauf sich zu klei- nen, elliptischen Blasen erweitern. Diese liegen an der unteren Wand des hinteren Abschnittes der gros- sen, 10 Linien langen und 2'/, Linien weiten Harnblase, convergiren mit ihren Längendurchmessern, und gehen in einen sehr kurzen, gemeinschaftlichen Ausführungsgang über, der hinter dem After, ohne Pa- pille, mündet. b) Rathke (Ueber die Geschlechtstheile der Fische, im 3. Hefte des 1. Bandes der Schriften der Dan- ziger naturforschenden Gesellschaft, p. 201. seq.) hat bei @oböus niger besondere Hilfsorgane der Ge- schlechtstheile beschrieben. Sie bestehen aus einem paarigen und einem unpaarigen Körper, welche durch eine Anhäufung von Zellen gebildet werden, in denen sich eine milchige, sehr zarte Kügelchen enthaltende Flüssigkeit befindet. Ich habe den @obius niger nicht untersucht, dagegen bei @obius jo220, minutus und paganellus, welche gerade in der Laichzeit gefangen wurden, die fraglichen Organe in ihrer höchsten Entwicklung angetroffen. (Taf. LIL. Fig. 7.) Sie sind wahre Samenbläschen. Das linke ist durch einen tiefen Einschnitt bis auf seine Basis gespalten, wodurch ein Lappen von ihm abgeschnitten wird, der sich ge- sen die Mittellinie zu nach abwärts schlägt, und das von Rathke erwähnte, unpaarige Hilfsorgan dar- stellt. Durch Füllung mit Quecksilber überzeugt m an sich, dass der sehr kurze Ausführungsgang dessel- ben in jenen der linken Samenblase einmündet, mit welcher die Structur dieses scheinbar unpaaren Organs vollkommen übereinstimmt. Die kleinen Bläschen .„ aus welchen die Vesiculae seminales bestehen, und welche mit jenen der beiden Hoden identisch sind, ragen in eine Menge querliegende Canäle hinein, welche sich unter rechten Winkeln in den Ausführungsgang des Hodens entleeren. Die Hoden selbst sind nur durch ihre Schmalheit und dreikantig prismatische Gestalt von den genannten Organen verschieden, sie sind nicht einmal völlig von ihnen getrennt, sondern hängen so vollkommen mit ihnen zusammen, dass die Samenbläschen eigentlich nur den hinteren. breiten und flach gedrückten Theil der Hoden darstellen. Sie strotzen jedoch in der Laichzeit immer mehr als die Hoden selbst, und besitzen an ihren äusseren Rändern viele zackige Einkerbungen, welche nach der Laichzeit verschwinden. Auch fand ich sie während dieser Periode so stark in die Quere ausgedehnt (verflacht), dass sie sich um sämmtliche Contenta des hinteren Abschnittes der Bauchhöhle herumlegen, und mit ihren Aussenrändern an der unteren Wand des Bauches fast zusammenstossen. ce) Bei Cobitis fossilis (Tat. Li. Fig. 10) liegen die paarigen Hoden an der Seitenwand des Abdo- men, an welche sie durch ein kurzes Mesorchium geheftet werden. Sie sind 22 Linien lang und unregel- mässig gelappt. Von dem rechten wird an seinem vorderen Ende durch einen bis auf das Mesorchium reichenden Einschnitt, ein 3 Linien langes Stück fast völlig getrennt. Nach hinten spitzt sich jeder Hode zu, und verlängert sich in ein feines Vas deferens, an welchem hie und da noch kleine Klümpcehen Hoden- parenchym anliegen. Die Länge eines solchen Vas deferens beträgt 5 Linien. Seine Feinheit ist so gross, dass auch die feinsten Injeetionsröhrchen nicht eingebracht werden können. Beide Vasa deferentia ergies- sen sich in eine über dem Afterende des Darmes liegende, und mit seiner Rückenseite verwachsene, dick- wandige, fleischige, birnförmige Blase von 1'/, Lin. Länge und 1 Lin. Breite (einfache Vesieula seminalis), welche sich in einen 1 Linie langen Duetus ejaculatorius fortsetzt, der auf einem an der hinteren Wand des Afters befindlichen niederen Nodulus uro-genitalis mündet. Die Samenblase zeigt die besondere Merkwürdigkeit,, dass sie keinen einfachen hohlen Raum einschliesst, sondern durch eine Unzahl feiner Faden und Bälkchen ein sehr fein genetztes vielzelliges Maschenwerk enthält, welches auch im aufge- blasenen Zustande keine grössere Höhle zum Vorschein kommen lässt. 398 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie Das von Owen bei Solea angegebene, aus dem gemeinschaftlichen Vas deferens gebildete Samen- Reservoir (Comparative Anatomy of Fishes, pag. 287) konnte ich nicht wiederfinden. Die Vasa defe- rentia bleiben bis unmittelbar vor ihrer Mündung getrennt, und der vermeintliche Samenbehälter ist nichts anderes als die Harnblase, mit deren vorderen Wand die beiden Samengänge sehr innig ver- wachsen sind. IV. Getrenntbleiben der rechten und linken männlichen Zieugungsorgane, bei Blennius gattorugine, _ Samenbläschen, Appendices prostaticae und Penis spurius desselben. Bei Blennius gatlorugine (Taf. LU. Fig. 9) liegen die Hoden rechts und links von der Harnblase, an deren Seitenränder sie durch Peritonealfalten geheftet sind. Die Harnblase, welche sehr lang ist (2 Zoll), besteht aus einer vorderen, eylindrischen, 3 Linien weiten, und einer hinteren , mehr sphärischen , und 4 Linien weiten Abtheilung. In letztere münden die Ureteren. Die Hoden liegen nur zur Seite der ersteren. An der Einschnürung, die die beiden Harnblasenabtheilungen trennt, hängt jeder Hode mit einem häutigen, dünnwandigen, 7 Linien langen und 2 Linien weiten Sacke (Samenblase, Tab. LI. Fig. 9. lit. b. b.) zusammen. Beide Säcke legen sich an der unteren Fläche der hinteren, sphärischen Harnblasenabtheilung aneinander, uud verschmächtigen sich plötzlich in der Nähe des Afters zu kleinen Canälen, welche nicht zusammenfliessen, sondern getrennt an der rechten und linken Wand einer En hinter dem After liegenden Grube münden, in deren Spitze sich die Harnröhre einsenkt. Es ist dieses der einzige bisher hekannte Fall von Getrenntbleiben der recht- und linkseitigen Zeugungsorgane der Fische. (Die Eileiter dagegen fliessen bei den Blennien. wie ich wenigstens bei Blennius tentacularis, ocellatus und Yarrelli vor mir sehe, zu einem kurzen gemeinschaftlichen Gange zusammen, welcher an der hinteren Wand des erwähnten Triehters mündet.) In die getrennt bleibenden Ausführungsgänge beider Samenbläschen münden noch beiderseits 2 lange und ausserordentlich dünnwandige Schläuche ein. welche eine Länge von mehr als 1 Zoll erreichen, nur ’/, Linie Durchmesser haben, hin und wieder mit blinden. einfachen oder ästigen Divertikeln besetzt sind. und eine trübe, milchige Flüssigkeit absondern, deren mikroskopische Untersuchung ich während mei- nes Aufenthaltes an der See leider nicht vornehmen konnte. Diese Schläuche (Taf. LII. Fig. 9. lit. e. e.) sind schlangenförmig gewunden, und erstrecken sich an den Seitenwänden des Abdomen bis über die Mitte der Hoden hinaus, wo sie mit blind abgeschlossenen Enden aufhören. Sie sind so merkwürdig zartwandig, dass man sie bei Weingeistexemplaren der grössten Art nur äusserst schwer auffindet, während sie im fri- schen Zustande, ihrer Füllung wegen, leichter zu entdecken sind. Ich will sie einstweilen mit dem Namen Appendices prostalicae bezeichnen. Bei den Weibchen findet sich nichts Aehnliches. — Das penisartige Organ der Blennü (welches auch Owen (l. ce. pag.287) durch die Harnröhre durch- bohrt werden lässt) steht sonach bei den eben erwähnten Mündungsverhältnissen der Harn- und Geschlechts- organe in gar keiner Beziehung zu den Sexualfunetionen, und stellt durch sein Seelet (erster, von den fol- genden losgerissener Strahl der Afterflosse); und die daran befestigten Muskeln, welehe genau dieselben, wie bei den übrigen Flossenstrahlen sind, nur einen getrennten. mit besonderer Hülle versehenen und selbstständig gewordenen Analflossenstrahl dar. dessen Form allein die Benennung als Penis veranlasste. (Taf. LI. Fig. 9. lit. g.) Uebrigens findet sich dieser Penis spurius in beiden Geschlechtern vor‘), kommt aber nicht allen Arten zu, da ich ihn bei Blennius Yarrelli und ocellatus vermisse. V. Geschlechisorgane von Anableps. a) Weibliche Geschlechtsorgane von Anableps tetrophthalmus. Duplicität derselben. Cuvier schreibt den Anableps einen unpaaren Eierstock zu. Ich lese im 8. Bande der Lecons d’anatomie comparee, pag. 67: Cet organe (l’ovaire) est egalement impair chez la plupart des especes 1) Bei Gobius paganellus finde ich die penisähnliche Papille des Weibchens um die Hälfte kleiner als jene des Männchens. # der Uroyenital-Organe der Fische. 399 vivipares; cela est incontestable pour la blennie, l’anableps, les poecilies, parmi les poissons osseux. Diese Angabe ist bezüglich der Anableps unrichtig. Die Eierstöcke sind entschieden paarig, und liegen symmetrisch zu beiden Seiten der Wirbelsäule unter den Nieren, jeder durch ein besonderes kurzes Aufhängeband befestigt. Die Länge des Eierstoekschlauches misst 7 Linien, seine Weite nur 1'/, Linien. Beide vereinigen sich zu einem 5 Linien langen gemeinschaftlichen Canal, welcher mit der unteren Wand der kleinen, « birnförmigen und äusserst diekwandigen Harnblase innig verwachsen ist, und 2 Linien hinter dem After, in einer longitudinalen, von beiderseitig convergirenden Sehuppenrändern überdeckten Furche, die sich bis zur Basis der Afterflosse erstreckt, ohne Papille mündet. Dicht hinter der Oeffnung des Geschlechts- systems liegt die Harnröhrenmündung. Beide sind so fein, dass man Mühe hat, sie aufzufinden. — Die Afterflosse ist regelmässig gebildet, 2'/, Linien an ihrer Basis breit, und enthält 9 biegsame geglie- derte Strahlen. — Die oben erwähnte Blase nimmt an ihrem nach vorn gekehrten, breiten Grunde die beiden Harn- leiter, welche am äusseren Rande jeder Niere nach hinten laufen, auf. Sie wurde von Valenciennes, welcher ganz willkürlicher Weise die Ureteren in das Ende des Oviduets einmünden lässt, übersehen (Hist. nat. des poissons. Tom. 18. pag. 259). b) Männliche Geschlechtsorgane von Anableps teirophthalmus. Mündung der Samengänge in die Harnblase. Während bei den Weibchen Harn- und Geschlechtsorgane vollkommen unabhängig von einander sind, findet bei den Männchen die Vereinigung beider Systeme schon in der Harnblase Statt. (Siehe Taf. LIH. Fig. 3.) Die Hoden liegen symmetrisch, rechts und links vom Mesenterium des Afterdarmes, an dessen Basis jeder durch ein 3 Linien breites Aufhängeband befestigt ist. Ihre Länge beträgt 13 Linien, ihre Breite nur 1'/,. Sie sind jedoch nicht geradegestreckt wie die Ovarien, sondern mehrfach geknickt oder zusammengefaltet, da die Breite ihres Aufhängebandes ihrer Länge nicht entspricht. Sie spitzen sich nach hinten allmälig zu, und verlängern sich in sehr feine. nur '/, Linie weite und 1 Linie lange Gänge, welche spitzwinkelig zusammenfliessen , und einen noch kürzeren, nur */; Linie langen Ausführungsgang bilden , welcher, so wie die beiden Gänge vor ihrer Verschmelzung, an die untere Wand der Harnblase angewachsen ist, diese schief nach vorn durchbohrt, um in der Höhle der Blase zu münden. (Man erinnert sich hierbei an die Einmündung der Sexualorgane in die Ureteren bei Acipenser, und an die von Bidder bei den nackten Amphibien aufgefundene Insertion der Hodenausführungsgänge in die Capseln der Malpighischen Körperchen, welche eine noch weiter von den Mündungen entrückte Communication der Harn- und Geschlechtswege darstellt.) Dass diese Blase keine Vesicula seminalis ist, wie Valen- ciennes (Histoire naturelle des poissons, Paris, tom. 18. pag. 259) behauptet, sondern eine wahre Harnblase darstellt, ergibt sich schon daraus, dass sie in derselben Form. obwohl nicht so gross, auch beim Weibchen vorkommt. Die Harnblase (Taf. LI. Fig. 3 lit. b.) ist so diekwandig, dass sie beim Eröffnen nicht zusammen- fällt. Ihre Gestalt ist birn- oder fast herzförmig, ihre Spitze nach hinten, ihre in der Mitte stark ein- gekerbte Basis nach vorn gekehrt. In dieser Kerbe münden die beiden Harnleiter mit isolirten Oeffnungen. Die grösste Breite der Blase am Grunde misst nur 2°/, Linien, ihre Länge 3'/, Linien. Ihr Hals durchbohrt die äusserst feste und derbe fibröse Auskleidungshaut der Bauchhöhle, welche unter dem schwarz pigmen- tirten, sehr zarten Peritoneum liegt. und nur im hintersten Abschnitte des Abdomen sieh durch die er- wähnte Dicke auszeichnet. Jenseits dieser Auskleidungshaut geht der Blasenhals als ein 1 Linie weiter und 2'/, Linien langer Canal gegen die rechte Seite des ersten Afterflossenträgers, wo er durch Zugabe eines dicken muskulösen Beleges zu einem 2 Linien langen, und eben so weiten Bulbus anschwillt. (Taf. LIM. Fig. 3. lit. e.) Aus diesem geht eine sehr dünnwandige, '/; Linie weite Urethra hervor, welche sich 400 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie von der rechten Seite des ersten Flossenträgers, an dessen hintere Fläche wendet, und so fort in eine Rinne zu liegen kommt, welche durch die von rechts nach links gehende Einrollung der Afterflosse zu einer mit der Spitze nach unten gekehrten Düte (die ihres konischen Aussehens und ihrer Länge wegen den Na- men eines Penis erhielt), zu Stande kommt. In der Rinne verlauft sie bis gegen die Spitze der zu einem faserigen Büschel zusammengedrehten Enden der Afterflossenstrahlen, erweitert sich daselbst plötzlich, und mündet in einen von den freien Spitzen der Flossenstrahlen umgebenen Infundibulum nach aussen aus. Es ist somit Valenciennes fernere Angabe, dass sich die Harnröhre des männlichen Anableps als haar- . feiner Canal münde, gleichfalls unrichtig (1. ec. pag. 260). Ebensowenig konnte ich die Muskeln wiederfinden, welehe auf die vermeintliche Samenblase die Wirkung eines I/schio-cavernosus haben sollten, wenn hierunter nicht jene gemeint waren, welche längs des ersten Flossenträgers herablaufen, auf die Harnblase jedoch keine Wirkung äussern können, da sie von ihr durch die oben erwähnte fibröse Membran getrennt sind. VE. Penis von Anableps. eine modifieirte Afterflesse. Die knöchernen Elemente der zu einem Penis umgewandelten Afterflosse des Männchens sind so eigenthümlich gebildet, dass sie eine ausführlichere Schilderung verdienen. (Siehe Taf. LIN. Fig. 5. A. u. B.). Flossenträger finden sich acht. (Valenciennes sprichtnur von Einem, op. eit. pag. 259: ce corps (l’in- terepineux de l’anale) porte en arriere la nageoire entiere, qui se trouve ainsi cachee entre l’organe mäle et le dessous de la queue, quand l’os n'est pas redresse.). Der erste (lit. a) ist länger und dicker als die folgenden, und besteht eigentlich aus vier mit einander verwachsenen Trägern. Die Spaltung seines oberen Endes in vier, hinter einander stehende Spitzen, die Furchen und Kanten, welche longitudinal an seinem dicken Körper herablaufen, die Zahl der Muskelfortsätze an seinem aufgetriebenen unteren Ende (4 auf der linken, 3 auf der rechten Seite), und seine Verbindung mit den drei ersten und theilweise mit dem vierten. Flossenstrahle, sprechen für seine Zusammensetzung aus vier ursprünglich getrennten (?) Flossenträgern. — Der erste Flossenträger sitzt auf keinem unteren Dornfortsatze auf, und steht überhaupt in keiner Verbindung mit dem Scelete, sondern liegt mit schräge nach hinten und unten gehender Richtung vor dem letzten Bauchwirbel, dessen Processus costariüi sich zwar zu einem sehr dünnen und flachgewölb- ten unteren Bogen vereinigen, auf welchem jedoch kein Dornfortsatz vorkommt. Der ganze Flossenträger steckt zwischen den unteren seitlichen Rumpfmuskeln, und wird nur dadurch einigermassen in seiner Lage erhalten, dass letztere theilweise von ihm entspringen. Während der erste Flossenträger die ansehnliche Länge von 8'/, Linien hat, ist der zweite nur 1'/, Linie lang, und zugleich sehr schwach. Der dritte, welcher mit der Spitze des ersten unteren Schwanzwirbeldornes zusammenhängt, hat eine Länge von 6 Linien. Die folgenden nehmen an Länge allmälig ab, und stehen mit Ausnahme des letzten, welcher nur 2 Linien misst, mit den betreffenden unteren Dornfortsätzen durch Bänder in Verbindung. Der 4., 5. und 6. sind überdiess, obwohl nicht unter einander verwachsen. doch nur auf schwer trennbare Weise zusammengelöthet. Die unteren Enden der Flossenträger sind zu Köpfchen aufgetrieben, auf welchen kleine tellerförmige Grübchen für die Basen der Flossenstrahlen, und seitwärts hakenförmig gekrümmte Fortsätze vorkommen, welche nicht zu Muskel-Insertionen bestimmt sind, sondern als Rollen wirken, über welche die Muskeln der Afterflossenstrahlen hinweglaufen.: Diese finden sich jedoch auf der linken Seite der letzten drei Träger nicht vor, während sie an der rechten Seite bei allen zu finden sind. An der vorderen Seite des unteren dieken Endes des ersten Flossenträgers sitzt ein bewegliches Knöchelchen (A. lit. b.) als Sesambein für die vordersten Muskeln des Penis. — Flossenstrahlen kommen eilf vor. Der erste ist nur rudimentär, und liegt an der linken Seite des zweiten, viel stärkeren an. Jeder derselben besteht aus einem sehr kleinen rundlichen oder herzförmi- gen Basaltheile (B. lit. b.), und aus paarigen, durch einen weiten Spalt von einander getrennten Seiten- der Urogenital- Organe der Fische. 401 stücken. Der Basaltheil (welcher am zweiten Flossenstrahle am entwickeltsten ist, A. lit. c.), passt entweder in die kleinen Vertiefungen am unteren Ende der Träger, oder reitet, wie bei den vorde- ren Strahlen, mittelst eines Einschnittes auf einer vorspringenden Leiste desselben, und besitzt an seiner unteren Seite zwei winzige, runde Gelenkhügel, welche in entsprechende Ausschnitte am oberen Ende der paarigen Seitentheile der Flossenstrahlen einpassen. Dicht neben diesen Ausschnitten findet sich beiderseits ein stumpfer niedriger Muskelfortsatz (B. lit. c. e.) Der erste Flossenträger trägt 3 Flossenstrahlen (von denen der erste nur rudimentär entwickelt ist) und einen kleinen Antheil des vierten, dessen Rest auf den zweiten Träger fällt. Jeder folgende Träger tützt nur einen Strahl, mit Ausnahme des fünften, auf welchen deren zwei kommen. Keiner von den 8 vorderen Flossenstrahlen ist gerade. Jeder erscheint in seiner Mitte geknickt und zugleich besonders san seiner unteren Hälfte wie um seine Axe von rechts nach links gedreht, so dass durch das Anein- anderschmiegen dieser gedrehten Strahlen ein hohler Zapfen gebildet wird, der für einen Penis gilt. Oberhalb der beginnenden Drehung besteht jeder Seitentheil eines Strahls aus einem festen, ungeglie- derten Knochenstücke, welches unterhalb der Kniekungsstelle plötzlich in 40—50 sehr niedrige Seg- mente getheilt wird, und dadurch einen hohen Grad von Biegsamkeit erhält. In dem kegelförmigen Raum, der zwischen den um einander gewundenen biegsamen Strahlenenden sich befindet, mündet die Urethra, und der Name Penis kann somit immerhin beibehalten werden, obwohl der bis an die Spitze reichende Schuppenüberzug dieses Organs, sowie die Kleinheit der weiblichen Geschlechtsöffnung seine Einführung in den weiblichen Geschlechtsweg, der Richtung der Schuppen wegen, geradezu unmöglich macht, und der Same bei der in diesem Geschlechte nothwendigen inneren Befruchtung (Anableps ist lebendig gebährend) dennoch nur auf die äussere Sphäre der weiblichen Genitalien gebracht werden kann. — Die eben berührten knöchernen Grundlagen des Penis und ihre freien Gelenkverbindungen geben dem Penis einen ziemlichen Grad von Beweglichkeit nach allen Seiten, ja sogar eine geringe Drehbarkeit um seine Axe. Die Muskeln desselben (Taf. LIN. Fig. 4), sind sehr stark entwickelt, und es finden sich ausser den gewöhnlichen, langen, an den Flossenträgern entspringenden und mit ihnen parallel zu den Flossenstrahlen herablaufenden, ungemein kräftigen Muskelbündeln, noch eine ganze Suite von kleineren, welche von dem unteren Rande der seitlichen Stammmuskeln in fast querer Richtung zu den Muskelfort- sätzen der Flossenstrahlen treten, und da ihre Richtung die Richtung der letzteren fast senkrecht trifft, ganz vorzüglich zur kräftigen Seitenbewegung dieses vielleicht bloss als Reitzmittel zu verwendenden Gliedes beitragen. vEl. Peritoneal- Canäle und Rudiment des rechten Ovariums bei Mormyrus oxyrhynchus. Peritoneal-Canäle mit gleichzeitig existirenden Ausführungsgängen der Eierstöcke sind unter den Kno- chenfischen bisher nur bei Lepidosiren annectens durch R. O wen gefunden worden. (Die von mir unter- suchte amerieanische Lepidosiren paradoxa besitzt sie nicht). Bei Mormyrus oxyrhynchus, welcher nur ein vollkommen entwickeltes, Ovarıum mit langem röhrenförmigen Oviduct besitzt, habe ich gleichfalls an 2 Exemplaren ziemlich weite Peritoneal-Canäle aufgefunden. (T. LI. Fig. 6. lit. d. d.). Sie münden, nicht wie bei Zepidosiren und den Plagiostomen seitwärts vom After, sondern in dessen Höhle, unmittelbar über dem Afterrande aus. Jede Oeffnung bildet einen, 1 Linie langen Schlitz. Beide liegen an der hinteren Peri- pherie der Afteröffnung, und convergiren derart, dass ihre hinteren Enden sich sehr nahe kommen. Eine kleine Schleimhautfalte, deren Rand nach unten sieht, überragt die Oeffnung, und schützt sie vor möglichem Eindringen von Fäcalstoffen. Da der After eine auf der schmalen unteren Leibeskante des Fisches befind- liche Längenspalte bildet, so muss diese nach vorn aufgeschlitzt werden, um die Mündungen der Peritoneal- Canäle, durch welche man das Abdomen wie eine Trommel aufblasen kann, zu sehen. Die Länge der Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. 51 402 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie Canäle ist sehr unbedeutend, und beträgt nur 1 °/, Linien, — ihre Weite etwas über '/, Linie. — Ueber die functionelle Bedeutung der Peritonealcanäle bei Fischen, deren Ovarien mit gehörig entwickelten Eilei- tern versehen sind, kann man nicht einmal eine Vermuthung hegen. Sie haben desshalb gegenwärtig bloss zoologischen Werth. — Es findet sich nur der linke Eierstock (beim Männchen gleichfalls nur der linke Hode). Der Eier- stock liegt an der linken Bauchwand, zwischen ihr und der Schwimmblase. Seine Gestalt ist birnförmig. Er geht nach hinten in einen 1’, Zoll langen, nicht ganz 2 Linien weiten Oviduet über. Im aufgeblasenen Zustande beträgt sein Längendurchmesser 11 Linien, sein Querdurchmesser 6 Linien. Er ist an seiner ganzen inneren Oberfläche mit niedrigen und spärlichen Falten besetzt, welehe in weiten Spiraltouren gegen den Oviduet herabsteigen. Die Harnblase ist beim Männchen klein, elliptisch, 3 Linien lang, und nur 1’/, Linie weit, sehr diekwandig, beim Weibchen grösser, 6 Linien lang und: 2”, Linien weit '), und liegt — ein sehr merkwürdiger Ausnahmsiall einer für alle Fische, ausgenommen die Scari, geltenden Regel — nicht unter, sondern über dem hinteren Ende der Schwimmblase. Ein °/, Zoll langer einfacher Ureter entleert sich in ihre Rückenwand, nicht weit vom Ursprunge der Harnröhre. Er ist ‘/, Linie weit, und theilt sich erst am hinteren Nierenende in zwei divergirende Aeste. Geschleehts- und Harnröhrenöffnung liegen frei hintereinander, ohne Papillen oder Knötehen. — Das Rudiment des rechten Eierstockes (Taf. LIIL. Fig. 6. lit. b.), erscheint nun sub forma eines kleinen siumpfen Divertieulum von 1 Lin. Länge, welches vom Oviduet nach rechts abgeht, und sich in die Furche zwisehen reehter Bauchwand und Schwimmblase legt. Seine Spitze verlängert sich in einen soliden, feinen, zelligen Faden, welcher als Rest eines früheren, vollständigen Zustandes perennirt, und in dem fetthältigen Zellgewebe am Rande der Schwimmblase spurlos verschwindet. Bei Mormyri dor- salis finde ich statt des Divertikels, nur eine mässige Ausbuchtung des Eileiters an der genannten Stelle. Valtige Vorsprünge fehlen in beiden. Bei einem Männchen von M. oxyrhynehus war der gleichfalls unpaarige, linkseitige Hode, 3 Zoll lang, aber nur 1'/, Linie breit, sehr dünn, bandförmig, und lag in demselben Winkel zwischen Schwimmblase und linker Bauchwand. Ein Rudiment des rechten Hoden war nieht zu entdecken. In der Histoire naturelle des poissons, 19. Band, pag. 223 wird den Mormyri im Allgemeinen ein paariger Geschlechtsapparat zugeschrieben, dagegen pag. 249 von Mormyrus Rume aus dem Sene- gal bemerkt, dass das linke Ovarium viel stärker als das rechte sei. Von Mormyrus Caschive Hassel- yuist, heisst es: Cette portion de l’organe genitale (l’ovaire gauche) &tait tres facile A observer; mais je ne puis mettre en doute, qu’il n’y ait dans I’'hypocondre droit un second sac ovarien, ä la verite moins developpe. Die Worte sac ovarien und hypocondre droit bezeugen, dass sie nicht auf das von mir gesehene höchst unvollständige und aller Vorrichtungen für Eientwicklung entbehrende Rudiment eines rechten Ovarium passen, wie denn überhaupt die anatomischen Angaben besagten Werkes leider nicht immer richtig sind. V2IE. Rudiment des rechten Eierstockes hei Auxis vulgaris. Auzis besitzt nur ein vollkommen entwickeltes linkes Ovarium (Taf. LIIL Fig. 7). Dieses liegt an der linken Bauchwand, an welche es durch eine lange aber schmale (niedrige) Bauchfellfalte befestigt wird. Es besteht aus einem 26 Linien langen und 8 Linien weiten, elliptischen, diekwandigen Sacke, welcher unmittelbar über dem After in einen nur 1 Linie langen und sehr engen Ausführungsgang übergeht. Seine innere Fläche ist mit äusserst zahlreichen, dieht gepressten, in Longitudinalreihen geordneten Lappen, als Trägern der Eier besetzt. Bläst man diesen Sack auf, so füllt sich, von der Stelle an, wo der Oviduct 1) Die Messungen gelten nur für den unaufgeblasenen Zustand. Es wäre allerdings möglich, dass der verschiedene Grad der Zusammenzie- hung der Blase in Weingeistexemplaren an dieser Grössendifferenz Antheil habe, | der Urogenital-Organe der Fische. 403 beginnt, ein überaus dünnwandiges, durchaus faltenloses, 1 Zoll langes, aber kaum 2 Linien weites Rudiment eines rechten Eierstockes (lit. b.), welches an die innere Wand des linken sehr innig adhärirt, ein vorderes und hinteres zugespitztes Ende und einen etwas geschlängelten Verlauf besitzt. Seine innere Oberfläche ist vollkommen glatt und ohne alle Vorriehtungen zur Entwieklung von Eiern, welche im linken Ovarium in ihrer Ausbildung schon weit vorgeschritten waren, und einen Durchmesser von einer halben Linie hatten. — Die Oeffnung, durch welche es mit dem Anfange des Eileiters eommunizirt. ist faitig zusammengezogen, und gibt für einen kleinen Sondenknopf hinlänglich Raum. Dieses ziemlich wohl erhaltene Rudiment eines rechten Ovarium grenzt nach innen an die Harnblase, welehe 5 Linien Länge auf 2 Linien Weite besitzt, und sich nach vorn in zwei, an den äusseren Rändern der Nieren verlaufende Harnleiter spaltet. Urethra und Oviduet münden , dieht hintereinander, auf der abgerundeten Spitze eines kleinen, in der Aftergrube versteckten Nodulus uro-genitalis, welcher vom Anfange der Afterflosse #'/, Linien entfernt ist. — An einem zweiten Exemplare, welches kurz vor der Laichzeit gefangen wurde, war das linke Ovarium um ein bedeutendes grösser, und hatte seine linkseitige Lage mit einer medianen, bis zur Berührung der rechten Bauchwand, gewechselt. Das Rudiment des rechten Eierstockes war dureh die Ausdehnung der mit ihm verwachsenen rechten Wand des linken, in die Länge gezogen, und um die Hälfte seiner Breite geschmälert. Es war vollkommen leer, und überhaupt nur im aufgeblasenen Zustande sichtbar. IX. Paariger Eierstock und Hode hei Ammodytes tobianus. (Tab. LIN. Fig. 8.) Um eine befriedigende Untersuchung der Geschlechtsorgane des Sandaals (Ammodytes tobianus) an- stellen zu können, ist vor Allem nöthig, die Zergliederung derselben an laichenden Exemplaren vorzu- nehmen. Lange vor oder nach der Laichzeit sind die Geschlechtsorgane bei Männchen und Weibchen auf ein so kleines Volumen redueirt, und zugleich einander so täuschend ähnlich, dass man das Geschlecht des vorliegenden Thieres kaum mit Bestimmtheit angeben kann. Der Ausführungsgang der Geschlechtswerkzeuge ist ferner um diese Zeit so enge, und das Parenchym der Hoden oder Eierstöcke, so compact, dass man die zur Entscheidung der Frage über Einfachheit oder Duplieität der Sexualorgane unentbehrliche Füllung der Geschlechtswege mit Quecksilber durchaus nicht vornehmen kann. Alle Autoren stimmen mit Rathke’s Angabe!) überein, dass Ammodytes nur einen einfachen, unpaarigen Eierstock besitze. Owen (l. ec. pag. 286) schreibt ihm auch einen einfachen Hoden zu. Auch Stannius bemerkt, dass der rechts gelegene Eierstock dieser Gattung durch eine Scheidewand in zwei Hälften getheilt wird. — Allerdings bildet der Eierstock eine scheinbar einfache Masse, an welcher ein weisser, schmaler, in der Mitte verlaufender Längenstreifen, für den Ausdruck einer inne- ren Scheidewand genommen werden kann. Bei vorsichtiger Untersuchung stellt sich jedoch eine ent- schiedene Duplieität des Ovariums in folgender Weise heraus. Man findet das breite und von oben nach unten eomprimirte Ovarium ?) durch ein kurzes, rechts von der Wirbelsäule an der oberen Bauchwand angeheftetes Aufhängeband fixirt. Die Insertionsstelle dieses Bandes ist in eine tiefe Furche an der Rückenfläche des Eierstockes eingesenkt, welche letzte- ren in zwei vollkommen gleiche Hälften theilt, — ein beachtenswerther Umstand, indem bei einfachen Bierstöcken das Befestigungsband sich nie an die Mittellinie einer breiten Fläche, sondern immer nur an einen Seitenrand einpflanzt. Die Furche erstreckt sich nicht durch die ganze Länge des Eierstockes, und hört am vordersten Fünftel desselben auf. An der Bauchseite des Eierstockes findet sich eine ähn- 1) Meckel’s Archiv, 6. Band, 4. Heft, ®) Das untersuchte Exemplar von Ammodytes batte 11 Zoll Länge. Das Ovarium war 5 Zoll lang und 10 Linien breit. Sein vorderes Ende war zungenförmig abgerundet; sein hinteres Ende in zwei stumpfe, konische Zipfe gespalten, welche sich einen halben Zoll weit hinter den After erstreckten. ö1 * 404 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie liche, der vorigen parallele Längenfurche, welche sich aber weiter nach vorn erstreckt als sie. Beide Furchen greifen so tief in das Parenchym des Eierstockes ein, dass die beiden Hälften desselben nur durch ein dünnes, durchsichtiges, 1'/, Linien breites Band mit einander zusammenhängen. In der Wesen- heit dieses Bandes verlaufen nun zwei von einander unabhängige Oviducte, welche nach hinten allmälig an Dicke ‚zunehmen, und dicht über dem After zu einem gemeinschaftlichen, kaum 1 Linie langen und 2 Linien weiten Sinus verschmelzen, der sich in einen 1'/, Linie langen Ausführungsgang fortsetzt, um auf einer niedrigen, in einem hinter dem After befindlichen Grübchen sitzenden Papilla urogenitalis mit sehr feiner Oeffnung zu münden. Gegen das vordere abgerundete Ende des Eierstockes hin, und zwar am obenerwähnten Ende der Längenfurche an der Bauchseite gehen beide Oviducte in Einen zusam- men, welcher rechts und links Aeste für die vordersten, mit einander verschmolzenen Abschnitte der beiden Ovarien abgibt. — Ebenso verhält es sich mit dem Hoden, welcher dem Ovarıum täuschend ähnlich ist. (Tab. LIN. Fig. 8.) Ammodytes besitzt somit zwei Eierstöcke , welche‘ bis auf ihr vorderstes Fünftel gänzlich von einander getrennt sind, und ebenso zwei Eileiter, welche aber an ihren vorderen und hinteren Endpunc- ten zu einfachen, unpaarigen Canälen verschmelzen, und somit eine lange und schmale Insel zwischen sich einfassen, welche nur durch den Bauchfellüberzug beider Ovarien ausgefüllt wird, und bei bloss äusserer Besichtigung leicht für ein Septum eines supponirten einfachen Eierstockes genommen werden konnte. X. Rudimente von Eileitern bei Cobitis fossilis und Acanthopsis Taenia. Ich erwähne die schon von Raihke sehr genau beschriebenen Geschlechtstheile dieser beiden Fische nur aus dem Grunde, weil bei ihnen wirkliche Rudimente von Eileitern vorkommen, welche namentlich bei Cobitis taenia von Rathke nicht angeführt werden. — Jeder Eierstock besteht bei Cobitis fossilis aus einer einfachen Hautplatte, welche ihrer Länge nach zu einer Rinne eingebogen ist. — Die convexen Seiten beider Rinnen sehen einander zu, und liegen an der ganzen Länge des geradelinigen Darmcanals an. An der concaven, nach aussen sehenden Seite jeder Rinne sitzen die zahlreichen Laminae oophorae auf. Die beiden Ränder jeder Rinne sind an die Seitenwand des Abdomen angewachsen, wodurch die Rinne zu einem Canal umgewandelt wird, in welchen die Eier nach ihrer Lostrennung vom Bierstocke fallen. (Es stimmt diese Anordnung mit jener ganz genau überein, welche Rathke bei Salmo eperlanus nachwies.) Am hinteren Ende des erwähnten Canals, welches knapp über dem After liegt, verlängert sich seine in- nere, sehr zarte Auskleidungshaut, zu einem nur 1 Linie langen und ebensoweiten Oviduct, welcher mit dem der anderen Seite zu einem sphärischen, 2'/, Linien weiten Uterus verschmilzt, der, ohne sich zu einem Ausführungscanal zu verengern, an einem hinter dem After befindlichen niedrigen Tuberculum mit weiter Oeffnung mündet. In dem Bereiche dieser Oeffnung und zwar über dem hinteren Saume dersel- ben mündet die Urethra, welche durch den Zusammenfluss beider Harnleiter (ohne Dazwischen- kunft einer wahren Blase, aber dennoch mit einer Andeutung derselben als spindelförmige Erweiterung) gebildet wird. Wenn man ein Thier dieser Art in der Mitte quer durchschneidet, kann man an der Durchschnitts- fläche sich genügend überzeugen, dass die Höhle der beiden Ovarien einerseits von der die Eier tragenden Hautplatte, andererseits von der Bauchwand gebildet wird. Bei Acanthopsis taenia ist der Bierstock unpaar, aber symmetrisch über dem Darmkanal gelegen, welcher in einer tiefen Rinne seiner untern Wand verläuft und fest mit dieser verwachsen ist. Von der oberen Wand des Ovarium erheben sich die Laminae oophorae, welche aber nicht von einer besonderen Eierstocksmembran umschlossen werden, sondern frei in die Bauchhöhle gegen die Wirbelsäule zu ragen. Das Peritoneum, welches von beiden Rändern des Darmcanals zur Bauchwand, und an dieser bis zur Wirbelsäule geht, umschliesst somit das Ovarium, und nimmt die losgetrennten Eier auf, um sie durch eine feine und dünne, röhrenförmige, einfache Verlängerung hinter dem After nach aussen zu leiten. der Urogenital- Organe der Fische. 405 Man überzeugt sich sehr leicht von der Richtigkeit dieser Thatsache, wenn man, wie früher bei Cobitis fossilis bemerkt wurde, das Thier quer durchschneidet, und am Querschnitt zwischen den frei hervor- ragenden Eierstocksplatten und der Wirbelsäule Quecksilber einströmen lässt, welches bei senkrechter Stellung und mässigem Fingerdrucke durch eine kleine Papille hinter dem After im feinen Strahl hervor- quillt. Auch die kurze, röhrenförmige Verlängerung des Peritoneum, welche als Tuba functionirt, lässt sich bei dieser Manipulation sehr deutlich nachweisen. Es steht demnach A. Zaenia auf derselben Bildungs- stufe eines einfachen Eileiters, welche von Rathke beim Stinte zuerst für den doppelten nachgewiesen wurde. XI. Uebergänge von unpaaren zu paarigen Eierstöcken. Von den entschieden paarigen Eierstöcken der meisten Fische zu den entschieden unpaarigen und einfachen der Perea fluviatilis, Zoarces viviparus und Centronotus gunnellus finden, nebst den früher genannten Auwis und Mormyrus, noch bei mehreren anderen Geschlechtern Uebergangsstufen statt, von welchen ich folgende — als die ausgezeichnetsten — hervorhebe. a) Balistes tomenlosus. Den ersten Schritt zum Doppeltwerden der Ovarien finden wir bei Balistes. An einem hochträch- tigen Weibehen von Balistes tomentosus aus Puerto cabello, war der einfache Eierstock 8 Linien lang und 4 Linien weit, und wurde mit Harnblase und Reetum in derselben Bauchfellsfalte eingeschlossen. Das vordere abgerundete Ende besass eine Kerbe, durch welche eine rechte und linke Bucht getrennt war, von denen die erste weniger als die linke ausgesackt erschien. Im Inneren des Bierstockes fehlte jede Spur einer Scheidewand. Der Ausführungsgang des Ovarium mündete mit einer '/, Linie weiten Oeffnung in die hintere Wand der Afterhöhle, dicht über der Harnröhrenöffnung, welche selbst unmittelbar über dem hinteren Rande des Anus gefunden wurde. Die Mündungen sind ohne alle erhabene Um- randung — eine Erinnerung an die Amphibienkloake. b) Cobitis barbatula. Bei Cobitis barbatula ist der Eierstock allerdings unpaarig. Er liegt rechts vom Darmcanal, und -ist durch sein Aufhängeband an der rechten Seite der Wirbelsäule angeheftet. An seiner Bauchfläche besitzt er eine Rinne zur Aufnahme des Darmeanals, und die Venen dieser Fläche entleeren sich alle in die Pfortader. Die Tendenz zum Doppeltwerden ist durch Spaltung seines vorderen Endes angedeutet, wodurch zwei konische, dieke Verlängerungen entstehen, welche über der Leber bis zum Zwerchfell reichen, und den Magen zwischen sich nehmen. Die Eier sitzen nur auf der untern Wand des Eierstockes auf, — die obere Wand trägt keine Zamin®e oophore. Die Hoden dieser Art sind paarig, und liegen beide, wie das Ovarium, auf einen Klumpen zusam- mengeballt auf der rechten Seite des Darmeanals. Sie lassen sich vollständig von einander isoliren, und ihre Ausführungsgänge verschmelzen erst dicht vor ihrer Ausmündung zu einem kurzen einfachen Ductus efferens. Die äusseren Mündungen der männlichen und weiblichen Genitalien verhalten sich wie bei Co- bitis fossilis. c) Trachypterus iris. Bei Trachypterus iris, von welchem Geschlechte ich ein Prachtexemplar von 3'/, Schuh Länge zu untersuchen bekam, findet sich eine fernere Uebergangsform vom doppelten zum einfachen Ovarium. (T. LI. Fig. 9.). Das 7'/, Zoll lange, scheinbar einfache Ovarıum liegt über dem Darmcanal in der ver- tiealen Durchschnittsebene. An seinem vorderen Ende ist es in zwei, 1 Zoll lange Hörne gespalten» von denen das rechte etwas kürzer, dünner und schmächtiger als das linke ist. Obwohl von der Spaltungs- 406 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie stelle beider Hörner angefangen, das Ovarium einfach erscheint, so ist es dennoch im Innern durch eine vertikale, 1'/, Zoll lange Scheidewand in zwei Fächer getheilt, welche erst am Ende der Zwischen- wand zu Einer Eierstoekshöhle verschmelzen. Diese Höhle verengert sich nach hinten allmälig, und geht 1 Zoll vor dem After in. den zarten, durehsichtigen, nur 1/, Linien weiten Eileiter über. Die ganze in- nere Oberfläche des einfachen Ovariums und seiner Hörner ist mit zahlreichen , dicht gedrängten,, und am freien Rande gekerbten Sehleimhautfalten besetzt. welche erst im Oviduete fehlen, und letzteren da- durch als solehen kenntlich machen. Der Oviduet verengert sich zu einem haardünnen Gange, der-sich mit der Harnröhre unter einem sehr spitzigen Winkel verbindet, und zuletzt auf einer winzigen Papille dicht hinter dem Anus mündet. — Die Harnblase ist aussergewöhnlich lang und schmal. Ihre Länge misst 4"), Zoll; ihr grösster Querdurchmesser (am hintern Blasenende) nur 2°/, Linien. Sie liegt in-ihrer ganzen Länge unterhalb der Wirbelsäule '), und krümmt sich nur mit ihrem hinteren Ende nach abwärts ‚gegen den Anus, wo sie sich in eine 4 Linien lange, anfangs 1 Linie weite Urethra fortsetzt, welche mit dem Rileiter sich verbindet, dann plötzlich sich verengernd an der oben erwähnten Papille mündet. d) Fistularia serrata. Bei Fistularia serrata sind Hoden und Eierstoek scheinbar einfach. Sie liegen am äusseren Rande der linken Niere und sind, ohne ein besonderes Aufhängeband zu besitzen, ihrer ganzen Länge nach an die untere Fläche jener Membran befestigt, welche die Bauchseite der Nieren überzieht, und bei:der ge- nannten Species ausserordentlich dünn ist. Bei einem 16 Zoll langen Exemplar, welches ich untersuchte, war der Eierstock 3'/, Zoll lang, aber nur '/, Linie breit. Vorsichtig geöffnet und aufgeblasen , stellte er einen eylindrischen 1'/; Linie weiten Schlauch dar, der durch eine vertieale Scheidewand in zwei gleich grosse Hälften geschieden war. Die Scheidewand erstreekt sich bis # Linien vor der äusseren Mündung der Geschleehtsorgane. Das einfache Endstück erweitert sich mässig in der Nähe des Afters, rücktin die Mittellinie der Bauchhöhle, und nimmt, unmittelbar vor seiner Ausmündung, die beiden Harnleiter auf, welche beim Aufblasen des Eierstocksehlauches sich ebenfalls füllen, und somit klappenlose Ostia besitzen. Die Urogenital-Oeffnung besitzt weder Wulst noch Papille, und ist so fein, dass sie kaum mit freiem Auge gesehen wird. Sie liegt '/, Linie hinter dem After. Der Hode zeigt dieselben Verhältnisse. Bei Oblata melanura sind die vorderen Hälften beider Eierstöcke getrennt, die hinteren zu einem einfachen, ungetheilten Behälter verschmolzen, welcher dieselben eitragenden Vorsprünge. besitzt, wie erstere. e) Poecilia Schneideri. Der von Cuvier als einfach angegebene Eierstock der Poeeilia ist interessanter Weise durch eine Querwand in eine obere und untere Hälfte getheilt. Er liegt in der Medianlinie der Bauchliöhle über dem Afterdarm. Nur die untere Abtheilung steht mit dem 3 Linien langen und 1 Linie weiten Eileiter in Verbindung; — die obere ist vollkommen abgeschlossen. Beide Abtheilungen enthalten eitragende Vorsprünge, welche auch an den Seitentheilen der Querwand vorkommen. Die Zahl der Eier belief sich nur auf 24 grössere und 16 kleinere. Erstere sind für die Kleinheit des Thieres (2/, Zoll) sehr‘ gross, und besitzen über 1 Linie im Durchmesser. Da Poeeilia lebendig gebährend ist, muss die Grösse der Eier noch bedeutend zunehmen. Ihre geringe Anzahl ist somit erklärlicher. Offenbar können die Embryo- nen des oberen abgeschlossenen Faches nur durch Dehiscenz der Scheidewand in das untere, und so fort nach aussen gelangen. In der Mitte der Querwand verlauft eine ansehnliche Vene, welche am. hinteren 4) Da die unteren Bogenschenkel (Processus costarii) schon an den 17 hintern Bauchwirbeln zu einem Canal zusammenfliessen, so liegt die lange Harnblase eigentlich unter den Spitzen der unteren Wirbeldornen. der Urogenital- Organe der Fische. 407 Ende des Eierstocks in die rechte Nierenvene einmündet. Die winzige, elliptische, 1'/, Linien lange und °/s Linie weite Harnblase liegt zwischen dem rechten Rande des Eierstockes und der rechten Bauchwand. XI. Einfaches, scheinbar paariges Ovarium bei Ophidium barbatum. Bei Ophidium barbatum sind dieHoden entschieden paarig, — das Ovarium dagegen einfach. (Taf. LI. Fig. 10.) Die beiden Hoden sind zwar mit ihren inneren Rändern so aneinander gewachsen, dass sie nur Ein Organ auszumachen scheinen, allein bei genauerer Untersuchung stellt sich entschieden heraus, dass ihre Verwachsung nur scheinbar ist. indem das Mesoreetum zwischen beiden durchgeht. und die Höhle des einen Hoden mit jener des anderen, wie bei allen übrigen Fischen mit paarigen Hoden, nur kurz vor ihrer äusseren Mündung zu einem gemeinschaftliehen einfachen Ausführungsgang verschmilzt. Der einfache Eierstock ist nur 8 Linien lang, und liegt in der Medianebene des Bauches über dem Afterdarme. An seiner unteren Fläche verlauft eine tiefe Längenfurche (Fig. 10. D.), welche durch Ein- stülpung der äusseren sehr festen und derben Umhüllungshaut des Ovariums entsteht. Die obere Fläche ist durchaus glatt (man glaubt desshalb bei oberer Ansicht nur einen, bei unterer zwei Eierstöcke vor sich zu haben). Am besten lässt sich die Gestalt des Ovariums mit einer Kaffeebohne vergleichen, deren glatte Seite derLänge nach gefurcht, deren eonvexe glatt ist. Aus dieser Furche geht eine ansehnliche Vene zur Pfortader hinauf. Der Furche entsprechend erhebt sich im Inneren eine einfache Längenleiste, als Falte der unteren Eierstockswand. (Fig. 10. A und B.) Bei Exemplaren, welche lange vor oder nach dem Laichen gefangen wurden, ist der freie Rand der Falte scharf, die Falte selbst niedrig. Während der Laichzeit dagegen, treten die beiden Blätter der Falte auseinander. und die Kante wird zur Fläche, welche wellenförmig auf- und niedergebogen erscheint. Auf dieser Falte sitzen nun keine Laminue oophorae, sondern umgekehrte Kegel auf, welche ihre Spitze der Falte, ihre Basis der Umhüllungshaut des Eierstockes zukehren. Macht man auf die Längenaxe des Eierstockes einen senkrechten Durchschnitt. so sieht sich die Schnittfläche wie ein entfalteter Fächer an. an welchem die eigentlichen Ovula sitzen. Sämmtliche Kegel, deren ohngefähr 150 sein mögen (Fig. 10. B.), drücken sich gegenseitig platt, hängen jedoch niemals unter einander zusammen, so dass man jeden einzelnen mit der Nadel- spitze umgehen und bis auf seine Anheftungsspitze von den Nachbarn isoliren kann. Häufig sind die Kegel an ihrer Basis auf eine gewisse Tiefe gespalten. — Die Eier entwickeln sich nun sowohl an der Basis, als an den Seitenflächen dieser Kegel, und zwar in so grosser Zahl, dass der mit BKiern besetzte Kegel einer Traube gleicht. Jedoch sind die Eier an der Basis immer grösser, als an den Seitenflächen. Die Kegel erscheinen desshalb am reinsten und schärfsten in Eierstöcken, welche ihre Eier schon vor längerer Zeit entleerten. — In der Axe eines jeden Kegels verlauft eine Arterie, welche von der in der unteren Längenfurche eingebetteten Schlagader (die ein Ast der Mesenterica ist) abgegeben wird. Die Axenarterie löst sich an der Oberfläche des Kegels in ein ausserordentlich feines, aber sehr weitgestricktes Netz auf, dessen Maschen immer nur ein Ei als Kranz umgeben. — Die Umhüllungshaut des einfachen Eierstockes ist bedeutend weiter als der Inhalt, und verlängert sich nach hinten in einen ebenfalls ziemlich weiten Eileiter, der am hinteren Rande der Afteröffnung mit '/, Linien Weite ausmündet. Merkwürdig ist noch der Umstand, dass die Harnblase des Männchens zweihörnig ist, während jene des Weibchens nur elliptisch erscheint. Bei Ophidium Vassalli derselbe Bau. Die Hoden beider Arten sind entschieden paarig, und ihre langen und feinen Vasa deferentia ver- einigen sich erst kurz vor ihrer Ausmündung. 408 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie Erklärung der Abbildungen. Tafel LIE. Fig. 1. Aftergrube von Alausa finta mit der After-, Geschlechts- und Harnröhrenmündung , zweimal a. b. C f- vergrössert. Mastdarm. Eierstock. Einfacher Ureter, welcher sich zum Blasenrudiment d erweitert, und auf der langen und feinen Papilla urethralis e mündet. Afterflossenanfang. Fig. 2. Lagerung der Harnblase über der Schwimmblase bei Scarus Guacamaja Cuv. 0. b. C d. Mastdarm. Geschlechtsöffnung. Schwimmblase. Hinteres, verwachsenes Ende beider Nieren, aus welchem 2 Ureteren hervorkommen, die sich zu einem einfachen Stämmchen verbinden, und an der hinteren, oberen Wand der Harnblase einmünden. ; Harnblase, über der Schwimmblase liegend. Mündung der Urethra auf der niedrigen Urethralpapille. Afterflosse. Harnwerkzeuge des @ymnotus electrieus in natürlicher Grösse. Mastdarm. Lange, mit dem Grunde nach rückwärts gerichtete Harnblase. Mündung derselben. Einfacher Ureter. Hinteres Nierenende. Herz, dessen Pericardium mit dem Mastdarm zusammengrenzt. Harnblase von Platycephalus insidiator ; zweimal vergrössert. a. Vorderer, — b. zweiter, stark muskulöser, — ce. dritter, — d. vierter Blasenabschnitt, in welehen sich die beiden Ureieren entleeren. Fig. 5. Urogenitalorgane von Cyelopterus lumpus , in natürlicher Grösse. a. b. c d. Harnblase. Oviduct, welcher bei « in den Anfang der Urethra einmündet, Lange, konische Urethralpapille. After. ; Fig. 6. Längendurchschnitt der am vorderen Rande der Analflosse herabsteigenden Afterröhre von Au- a. b. c. lopyge, um die Hälfte vergrössert. Afterröhre , — vordere Wand derselben. Harnblase. c. Die beiden Vasa deferentia, welche in die Harnröhre münden. d. Elliptische Erweiterung der Harnröhre, vor ihrer Mündung am hinteren Afterrande. der Urogenital-Oryane der Fische. 409 Fig. 7. Männliche Geschlechtsorgane von Gobius jo220, zweimal vergrössert. | a. a. Hoden. E b. b. Rathke’s Nebenorgane (Samenbläschen). | . Rathke’s unpaares Organ, als "Theil der linken Samenblase. . Penisartige Urogenitalpapille. . Urogenitalsystem von Periophthalmus Schlosseri, in natürlicher Grösse, von unten gesehen. . Harnblase. . b. Eierstöcke mit ihren Ausführungsgängen. . After. . Lange, in der Aftergrube wurzelnde, mit einem häutigen Saume eingefasste Papilla uro-genitalis. c d 8 a b e d Fig. 9. Männliche Geschlechtsorgane von Blennius galtorugine , zweimal vergrössert. a b d e r 9 . a. Hoden. . b. Häutige Samenblasen, deren jede mit zwei ästigen Appendices prostatieae e € zusammenhängt. . After. . Harnröhrenmündung. . f. Doppelte Geschlechtsöffnungen. . Häutiger, gefranzter Ueberzug des ersten Analflossenstrahls (bisher als Penis angesehen). aufge- schnitten und auseinander gelegt. Fig. 10. Männliche Genitalien von Cobitis fossilis , dreimal vergrössert. a. a. Unsymmetrisch gestaltete Hoden. b. b. Vasa deferentia. | ce. Einfache Vesieula seminalis. d. Ductus ejaculatorius. Fig. 11. Männliche Genitalien von Mullus barbatus, um die Hälfte vergrössert, von oben gesehen. a. Harnblase. | b. b. Hoden. ce. c. Paarige Vesiculae seminales. Fig. 12. Urogenitalmündungen von Malthaea vespertilio. a. After. bh. b. Zwei, in die Geschlechtsöffnung sich entleerende Säckehen. c. Geschlechtsöffnung. Papille der Harnröhre. Penis von Platyptera trigonocephala. | a. After. | b. Der durch eine Längsfurche getheilte, in einer tiefen Aftergrube wurzelnde, an den Seiten- | rändern mit flügelföormigen Anhängseln versehene Penis. Fig. 14. After und dreikantiger Penis von Gobius paganellus. | Tafel LIIE. Fig. 1. Linke, augenlose Körperseite von Solea vulgaris. a. Einfache Niere, welche sich mit ihrem hinteren dreieckigen Endtheile in das linkseitige Diverti- culum der Bauchhöhle « fortsetzt. b. Harnblase, in deren obere Wand sich ein einfacher Ureter inserirt. ce. Linkseitiger Eierstock, ein wenig nach aufwärts disloeirt. d. Magen. e. Leber. Denkschriften d. mathem. naturw. Cl. nm u 1 mE tere 410 Joseph Hyrtl. Beiträge zur Morphologie f. After, links über der unteren Leibeskante gelegen. g. Geschlechtsöffnung, seitwärts am Afterrande liegend. Fig. 2. Rechte Seite (Augenseite) von Solea vulgaris. a. Rechte Bauchflosse. b. Die hinter der rechten Bauchflosse befindliche Papilla urethralis. Fig. 3. Männliche Zeugungsorgane von Anableps tetrophthalmus, zweimal vergrössert, von unten gesehen, a. a. Nieren. b. Harnblase, in deren untere Wand sich die Ausführungsgänge beider Hoden ce. e. entleeren. d. Fibröse Auskleidung des Unterleibes. e. Muskulöser Bulbus urethrae, rechts vom ersten Afterflossenstrahl g gelegen. f. Die hinter dem ersten Afterflossenstrahl herabsteigende Urethra. Fig. 4. Penis von Anableps, mit seinen Muskeln. a. Penis, von welchem der beschuppte Hautüberzug gegen die Spitze zu abgezogen ist. b. Längenmuskeln. c. Von der Haut entspringende Quermuskeln des Penis. Fig. 5. Knöcherne Elemente des Penis von Anableps. A. Die Gesammtheit der Analflossenträger und Flossenstrahlen, auseinander gedreht und in einer Ebene liegend dargestellt. a. Der erste Flossenträger, durch die Verwachsung von vier Trägern entstanden. b. Kleines Knöchelchen an der vorderen Seite seines unteren Endes. ec. Zwischenknochen zwischen dem ersten Träger und dem ersten, zweiten und dritten F lus- senstrahl. d. Erster rudimentärer Flossenstrahl. e. Zweiter Flossenstrahl, welcher, wie alle folgenden um seine Axe gedreht, an seiner oberen Hälfte aus zwei soliden, nicht gegliederten knöchernen Stäben, an seiner unteren Hälfte aus einem einfachen, gegliederten Strahle besteht. B. Ein Afterflossenträger, vergrössert, a. a. seine paarigen Seitenstücke. . Das herzförmige Knöchelchen seiner Basis, welches die beiden Seitenstücke mittelst Ge- lenke trägt. | c. Muskelfortsätze der Seitentheile. . Einfaches Ovarium und Peritonealeanäle von Mormyrus oxyrhynchus. Einfaches, linkes Ovarium, mit dem Rudimente des rechten b. c. Aufgeschnittener After. d. Mündungen der Peritonealeanäle innerhalb des Afterrandes. Oeffnung des Oviduetus. Oeffnung der Urethra. = = Ic e) Ovarium von Auzis vulgaris. Linkes einfaches Ovarium. Rudiment des rechten, als dünnwandige, glatte Höhle, welche bei e in den Anfang des Eileiters mündet. . Hode von Ammodytes tobianus. . a. Paarige Hälften des Hodens, welche an ihrem vorderen Ende bei 5 in einander übergehen, und an ihrem hinteren Ende in zwei Zipfe ce. ce. divergiren. d. d. Vasa deferentia, durch einen, der äusseren Längenfurche des scheinbar einfachen Hoden (und Eierstockes) entsprechenden Raum «. von einander getrennt. PR MENT RS = ey R @ Fig. der Urogenital-Organe der Fische. 411 e. Vordere Vereinigung beider Vasa deferentia zu einem einfachen Gange. f. Hintere Vereinigung und Mündung. g. After. | Fig. 9. Eierstock von Trachypterus iris. | a. Linkes, b. Rechtes, kleineres Horn des Eierstockes. e. Eröffnete Höhle des linken Hornes, in welche bei d das rechte einmündet. e. Fadenförmiges Ende des Eierstockes. Fig. 10. Einfacher Eierstock von Ophidium barbatum. A. Senkrechter Durehschnitt desselben, um den Einbug der untern Wand und die auf ihn auf- sitzenden eitragenden Coni zu sehen. B. Derselbe Durchschnitt nach der Laichzeit, mit den fächerförmig gestellten Coni oophori. €. Obere Ansicht des Ovarium, bei welcher es einfach erscheint. D. Untere Ansicht, wo die daselbst befindliche Längenfurche ein doppeltes Ovarium vorspiegelt. 7 Denkschrilten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe. Erster Band. Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nieht-Mitgliedern. Mit fünf Tafeln. Ueber den Haarwechsel bei Thieren und Menschen. Mikroskopische Beobachtungen. Von Dr. Carl Langer, Prosector an der Universität in Wien. Zum Drucke bestimmt in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe vom 5. October 1848. Die Beobachtung von runden, pigmentirten, zellenartigen Körpern unter der Haarwurzel im Rehbalge, die ich Professor Czermak verdanke, und die richtige Auffassung ihres Verhältnisses zu dem Hä- rungsprocesse, sind die Veranlassung gewesen, diesen Gegenstand vom vergangenen Herbste bis nun an mehreren Thierspecies und durch alle Phasen seiner Entwicklung zu verfolgen. Die Analogie ver- anlasste mich auch beim Menschen mit gleicher Tendenz die Haare zu untersuchen, und führte mich auch hier zu günstigen Resultaten, so dass ich bei Repräsentanten der meisten Säugethiergeschlechter und dem Menschen über den Verlauf dieses Vorganges ins Reine gekommen bin. Die Resultate dieser Untersuchungen veröffentliche ich hier mit der Hoffnung, dass dieser Gegenstand nicht nur für den Physiologen, sondern auch für den Dermato-Pathologen von Interesse sei. Wiewohl bei ältern Schriftstellern über die Anatomie der Haare sich einzelne Veränderungen an- gegeben finden, die bei dem Härungsprocesse beobachtet werden, so sind doch die ersten Erschei- nungen desselben bisher gänzlich übersehen worden, und der Zusammenhang einzelner Veränderungen hiebei unbekannt geblieben. Heusinger ') erörterte am genauesten diesen Process und suchte die organische Aufeinanderfolge der Veränderungen zu ergründen; er studierte die Regeneration der Haare an Hunden , bei denen er durch Ausrupfen der Tasthaare diesen Process künstlich einleitete. Das zu- fällige Auffinden zweier Haare in einem Follikel veranlasste ihn, den natürlichen Härungsprocess bei Ratten, Reutmäusen u. s. w. zu verfolgen. Er sagt hierüber: ‚Kommt die Zeit heran, wo ein Haar durch ein anderes ersetzt werden soll, so wird die Zwiebel ganz blass; darauf bildet sich dicht neben ihr ein schwarzes Kügelchen, welches kurze Zeit darauf nach oben eine kleine Hervorragung zeigt, die sich dann schnell in den Haareylinder verwandelt; dieses neue Haar wächst dicht auf dem alten liegend, und kommt ganz dieht neben dem alten nach aussen zum Vorschein, —.” Er kommt dann zu dem Schlusse, dass ein neuer Keim an der Seite des alten, nun schwindenden entsteht. Kohlrausceh ?) hat bei Eichhörnchen, die sich in der Herbstmauser befanden, das Verhalten der Wurzelscheide und die Veränderungen des Haarknopfes beim Haarwechsel beobachtet; wie Heu- singer, so hat auch er die beiden Haare noch im Follikel befindlich getroffen; er sagt, dass, nach- dem der Haarknopf die zwiebelartige Form verloren, seine Ernährung ganz aufhört, keine Zellen mehr in ihn eingehen und das Blastem zur Bildung eines neuen Haares verwendet werde. Da er im Grunde 1) Meckel’s Archiv für Physiologie, 1822, pag.558 u. s. f. ®) Müller’s Archiv, 1846, pag. 311. Denkschriften der mathem. naturw. Cl. Abhandl. von Nichtmitgliedern. 1 2 Carl Langer. des Haarbalges einen besondern Hügel, als specielles Blastem, als Continuum des Follikels in Abrede stellt, so ist ihm der Follieulargrund der Erzeuger des Blastems für das ausgebildete und das neu werdende Haar. Beim Menschen hat Kohlrausch die den Haarwechsel begleitenden Veränderungen nicht beobachtet. Meine Untersuchungen über diesen Gegenstand lehren, dass der Wiederersatz von demselben Haarkeim ausgehe, der auch das ausgefallene Haar bildete, dass dieselbe Papille es sei, die das Zellenmateriale für das neu entstehende Haar liefere. So lange durch Apposition von Seite der Papille neue Zellen an das wachsende Haar sich an- schliessen, ist der Haarknopf (das untere, breitere Haarende, Henle) dunkel pigmentirt und napfförmig gestaltet, um die im Grunde des Follikels sitzende Papille in sich aufzunehmen. Ist nun, wie bei den meisten Thieren, typisch dem Wachsthum der Haare eine bestimmte Grenze gesetzt, geht hiemit keine Zellenapposition weiter vor sich, so ist nun das Verhältniss der Zellen producirenden Partie des Fol- likels zum vollendeten Haare aufgehoben und ihr inniger Zusammenhang gelöst. Von diesem Momente, dem Vollendetsein des Haarwuchses, datiren sich nun die weitern Veränderungen, die sowohl am pro- ducirten Haare und zwar an seinem Knopfe, als am produeirenden Organe, dem Follikulargrunde mit der Papille vorgehen. Das wachsende Haar, nach unten offen, um sich der Papille zu adaptiren, und dunkel pigmen- tirt, ist an diesen Merkmalen gleich als solches zu erkennen und von dem ausgewachsenen Haare leicht zu unterscheiden. Letzteres nämlich, mag man es ausgefallen oder noch innerhalb des Follikels in Hautschnitten betrachten, ist immer an seinem Ende zugespitzt, ganz durchsichtig und nur aus Cortiealsubstanz selbst bei solchen Haaren bestehend, deren Medullarsubstanz am Schafte überwiegend ist, z. B. beim Hirschgeschlechte. Es hat sich somit der Napf am Haarknopfe geschlossen, sich gegen die Papille zu abgegrenzt, die pigmentirten Haarzellen zu Corticalsubstanz (Fasern) ausgebildet und letztere, verhornter und trockener Epidermis gleich, in ihre histologischen Elemente aufgelöst, d. i. zer- fasert. Ausgefallene Menschen- und Thierhaare zeigen stets ein zerfasertes, helles, nicht pigmentirtes, dabei zugespitztes unteres Ende, wie es bereits Leuwenhoek angegeben. ') Auch innerhalb der Follikel ist dieses eben beschriebene Ansehen lockerer Haare gut wahrzunehmen. (Fig. 1, 2, 5, 6, 7, 8, 9, 10.) Heusinger bemerkt ganz richtig, dass die Zwiebel blass sei, glaubt aber, das Haar schwünde von unten nach aufwärts, und sei es bis an die äussere Oeffnung des Balges geschwunden, so falle dann der äussere Rest ab, was dann erfolge, wenn das neue Haar seine gehörige Länge und Stärke erhalten hat. ?) Henle °), dem diese abweichende Form des untern Haarendes nicht entgangen ist, und das er eben seiner Form willen Haarkolben benennt, hat auch die richtige Ansicht über die Bedeutung dieser Anomalie geäussert; das Haar werde nicht mehr ernährt, wachse nicht und falle aus. Gleiches hat Kohlrausch*) bei Eichhörnchen gesehen und genau hervorgehoben, dass die Ver- änderungen des Haarknopfes die ersten seien, die das Ausfallen der Haare einleiten. Mit Recht be- zeichnet er die verschiedenen Formen der Haarwurzel als Altersverschiedenheiten. Das wachsende Haar hat somit die Form eines langgezogenen Kegels, ausgewachsene Haare eine spindelförmige Gestalt, wo beide Enden in Corticalsubstanz ausgehen und die Medullarsubstanz ziem- lich entfernt von den Spitzen endiget. Bei den meisten im freien Zustand lebenden Thieren, deren Balg der Jahreszeit sich anpasst, ist der Haarwuchs und der Haarwechsel an bestimmte Zeiten typisch 1) Cum evulsi erines, antea fixi, crassas ordinario habent radices, hi contra profluxum minantes, tenuem acutulamque habent radicem. Anat. et contempl, pag. 35 in oper. omnib. Lugd. Bat. 1722. 2) 1. ce. pag. 559. 3?) Allgemeine Anatomie pag. 303. *) l. c. pag. 312. Ueber den Haarwechsel bei Thieren und Menschen. 3 gebunden und allgemein. Bei den Haussäugethieren verliert dieser Typus an Regelmässigkeit, und beim Menschen, bei dem das Wachsthum der Haare im Allgemeinen ein stätes ist, ist der Haarwechsel ein unregelmässiger und nicht allgemeiner. Gleiehen Schrittes mit diesen Veränderungen des untern Haarendes und seiner Ablösung von der Papille, schiekt sich letztere an zur Production des neuen Haares. Zunächst muss, um für die vom alten Haare losgelöste Papille Raum zu schaffen, der Follikel abwärts knospenartig sich verlängern. Diese untere, die Papille enthaltende Follikularpartie sondert sich durch eine kleine Abschnürung von der obern, das Haar enthaltenden Partie ab, so dass sie oft mit letzterer einen stumpfen Winkel bildend zur Seite abweicht. (Taf. I. Fig. 1, 5, 6, 8,9.) So lange die neue Zellenapposition behufs der Bildung des neuen Haares noch nicht weit gediehen ist, hat man Gelegenheit, die Papille als einen selbstständigen, kugeligen Körper im Grunde des Follikels zu betrachten. Beim Aguti ist dieselbe besonders deutlich wahrzunehmen gewesen, sie zeigt concentrisch liegende blasse Kerne, wie man sie in Follikeln, die mit Essigsäure behandelt werden, stets findet, und an ihrer dem Panniculus zugewendeten Seite faserige mit Kernen versehene Gebilde, die ein- und aus- tretenden Gefässe. (Fig. 8.) Ist einmal die Papille gelöst, so schreitet sie zum Ersatz des ausgewachsenen Haares durch neue Zellenproduetion an ihrer Oberfläche. Die Papille ist in diesem Stadium mit einem Aggregat von Pigmentkörnern überkleidet, die das erste Auftreten der neuen Haar- entwicklung bezeichnen. Die Zwischenräume zwischen der Papille und dem pinselartig zerfallenen Haar- kolben des reifen Haares ist mit Epithelialzellen, Produeten der Follikularwand ausgefüllt. (Fig. 1.) Bei oberflächlicher Ansicht gelungener Schnitte scheint es dann, als ob helle, dunkelgeränderte Körper unterhalb des Haares gelegen seien, die mit dem Follikel nicht in Verbindung ständen ; eine genauere Ansicht ergibt das nähere Verhältniss. Dieses Stadium war es, dessen richtige Erkenntniss mich zum Verfolgen des Härungsprocesses veranlasste, diess auch das schwarze Kügelchen, welches Heusinger dieht neben dem Zwiebel beobachtete, aus welchem zwar ganz richtig der Haarcylinder sich ent- wickelt, das aber kein neuer, sondern der alte Haarkeim (Papille) ist. Der Umstand, dass ich dieses Stadium, wie es Fig. 1 von der Gemse abgebildet ist, durch den ganzen Winter hindurch bis Anfangs März beim Rehe, dem Hirsch und der Gemse gefunden, be- rechtigt mich zu der Ansicht, dass im ausgebildeten Winter- und Sommerbalge die Haare bereits alle von der Papille gelöst sind, demnach nicht weiter mehr wachsen, analog den Federn, die auch durch die Dauer des Winter- und Sommerkleides gänzlich vom Keime abgelöst, ohne Verwundung von Ge- fässen ausgerupft werden können. Die so getrennten Haare fallen aber aus, wenn im Frühjahre und im Herbste die dureh Monate stillgestandene Neuproduetion der Ersatzhaare beginnt und so weit der Vollendung entgegengeht, dass das neue Haar das alte aus seiner Nische herauszuheben im Stande ist. Im Frühjahre beginnt nun die Bildung des Ersatzhaares, denn nun ist die Zeit des Haarwechsels eingetreten. Sie geht jetzt, nachdem sie durch Monate ausgesetzt, so raschen Schrittes vorwärts, dass binnen der kürzesten Zeit der Haarwechsel vollendet ist. Leuwenhoek be- wunderte die Länge der nachwachsenden Haare an seiner stark behaarten Hand, die sie binnen 24 Stunden erlangten. Die Neubildung geschieht auf die von Simon bei Schweinsembryonen beobachtete Weise. Das dunkelpigmentirte Körner - Aggregat, das die Oberfläche der Papille überkleidet, verlängert sich auf- wärts spitzig zulaufend und repräsentirt das neu werdende Haar. (Fig. 2, vom Reh.) Dieser Haar- embryo liegt mit seinen später zu beschreibenden Scheiden in einer längern Aussackung des Follikels, die bis zu einer gewissen Grenze hin durch Zurückweichen der Papille immer länger wird, bis das Härchen sich bei fernerem Wachsthum an die Seite des alten Haares anlegt und endlich das alte Haar, nachdem dieses vollkommen gelockert ist, ausstösst. (Fig. 7, vom Hasen, Fig. 2, vom Reh.) be 4 Carl Langer. In diesem Haarembryo geht die histologische Gliederung, die Entwicklung der Haarsub= stanzen vor sich. So viel ich an Rehhaaren beobachten konnte, glaube ich, dass die Pigmentkörner Ziellenkerne, nuclei seien jener Zellen, aus denen die Substanzen sich entwickeln; sie verschwinden bei der weitern Ausbildung der Zellen, woraus erklärlich, dass Haare, je näher gegen die Spitze zu sie beobachtet werden, desto weniger pigmentirt sind. Ich glaube, dass dieser Process ganz analog sei jenem in der Entwicklung der Epidermis und insbesondere der Epidermis des Negers,, wie dies Krause ') beschrieben. Ein in diesem Stadium der Entwicklung befindliches Rehhaar ist Fig. 3 abgebildet. Bestand anfänglich das kleinere konische Härchen ganz aus Nucleis, und ist die Metamorphose dieser in Zellen in der ganzen Länge des Haares vor sich gegangen, so geschieht die fernere Zel- lenentwickelung bei dem schon entwickelten aber noch wachsenden Haare bloss an der der Papille zunächst liegenden Partie des Haares, wobei das Haar innerhalb des Follikels eine mehr eylindrische Form angenommen. (Fig. 4.) Bemerken muss ich auch, dass ich manchmal an den neugebildeten Härchen, besonders beim Hasen, einige Schlangenwindungen an der Wurzel beobachtete, gewiss nur ein geringer Grad jener spiraligen Zusammendrehungen des Haares, dessen freier Durchbruch verhindert wird. Das Verhältniss der beiden Wurzelscheiden zu dem kleinen Härchen und ihre Ent- wicklung bei fortschreitendem Wachsthum der Haare sind nun insbesondere zu berücksichtigen. . Schon innerhalb des Follikels kann man einen das kleine konische, dunkelschwarze (Reh-) Här- chen. umgebenden hellen Hof beobachten, dessen Form gleichfalls die konische ist. Dieser Hof, den Simon als Wurzelscheide im Allgemeinen bezeichnete , ist die innere Wurzelscheide (Henle), welche somit diesen Haarembryo, sei er noch so klein, einer enganliegenden Kapsel gleich umgibt. (Fig. 2.) Am wachsenden Hirsch- und Rehgeweih , an dessen Enden stets neue Haare sprossen , ist die Entwicklung neuer Härchen auch leicht zu verfolgen ?), und schon im frühesten Stadium dieser Bildung ist das Pigmentaggregat am Follikulargrunde mit einem hellen doch nicht genau begrenzten Hofe umgeben, der als innere Wurzelscheide gedeutet werden muss. Hier so wie am nachwachsenden Haare im mausenden Rehbalge ist dieser helle Hof von einem zweiten, granulirten, aus gekernten mehr runden Zellen bestehenden, dadurch weniger transparenten umgeben, der als Epithelium der Folliku- larwand zu bezeichnen ist. Ist das Pigmentaggregat noch klein, so ist der ganze übrige Raum des Follikels mit diesem Epithelium ausgefüllt. Wächst das Härchen und bekommt es die konische Form, so adaptiren sich beide Scheiden der Form des Haares und es ist nun zwischen dem Härchen und dem Follikel ein doppeltes Epithelialstratum zu beobachten, d. i. eine innere und eine äussere Wurzelscheide. Ich benützte zu meinen Untersuchungen Bälge, die in Essig durch einige Zeit gelegen, dadurch einen leichten Grad von Maceration eingingen und dann getroeknet wurden. Die mit concentrirter Essig- säure aufgeweichten Schnitte sind so mürbe, dass man durch gelinden Druck oder mit einem Pinsel leicht die einzelnen Bälge mit ihren Haaren isoliren kann, auch einzelne blos an ihrer innern Wur- zelscheide umgebene Härchen bieten sich der Beobachtung dar. Bei diesem Verfahren sind die grö- beren Verhältnisse des Haares genau und deutlich zu beobachten, und auch die Strueturverhältnisse der einzelnen Bestandtheile verlässlich zu ermitteln. Ein so präparirtes kleines Härchen blos von sei- ner innern Wurzelscheide umgeben und unten theilweise aus derselben herausgetreten, benützte ich zu dieser Untersuchung. Die innere Wurzelscheide zeigt sich als eine helle Membran, in der läng- liche, der Haarlänge gleichlaufenden spaltenartige Oeffnungen deutlich zu sehen sind, an ihrem Rande 1) Artikel: Haut, in R. Wagner’s Wörterbuch. 2) Ueber diesen Gegenstand wird Herr Professor Czermak demnächst seine Beobachtungen veröffentlichen. Er Ueber den Haarwechsel bei Thieren und Menschen. 5 theils abgelöst, theils noch mit ihr zusammenhängend, erkennt man zarte nur äusserst selten Kerne enthaltende rhombische Epithelialschüppehen, deren Contouren in die Spalten und Risse der Membran übergehen und dieselben aus Epithelialschüppehen hervorgegangen erweisen, die feinen Spalten be- zeichnen somit unvollkommen die Grenzen der einzelnen Epithelialblättehen. (Fig. 11 oben.) Dies das Aussehen und die Zusammensetzung der inneren Wurzelscheide, entfernter vom Keime. Betrachtet man diese Membran näher dem Keime, so zeigen sich die Contouren der einzelnen Epithe- lialblättehen deutlich, und hat man sie vom Haarknopfe gelöst, so sind an ihr die noch runden Zellen- elemente mit ihren Kernen ganz deutlich auszunehmen, die Membran hat ein zellig granulirtes Aus- sehen , ist daher weniger transparent. (Fig. 11 unten.) Ich glaube, dass durch die Maceration in Essig die hier noch nicht innig verschmolzenen Epi- thelialblättehen auf gleiche Weise sich von einander trennen, wie die Elemente des Haares durch Ein- wirkung der Schwefelsäure, woher diese spaltartigen Oeflnungen in denselben zu erklären sind. Der verschiedene Entwicklungsgrad der Epithelialzellen ergibt zugleich die Geburtsstätte dieser Membran; sie ist nieht die innere, älteste Schicht des die Follikularwand überkleidenden Epitheliums, also gleichen Ursprungs mit der äussern Wurzelscheide, sondern ein Produet des der Papille zunächst liegenden Theiles des Follikulargrundes; sie wird in dem Masse, als das Haar durch Apposition von unten wächst, gleichfalls durch Nachschub von unten erzeugt und mit dem Haare aufwärts geschoben; die histologische Entwicklung der innern Wurzelscheide geht demnach wie die des Haares von unten nach aufwärts vor sich; sie ist die ur- sprüngliche Scheide des Haares in seiner ersten Entwieklung und begleitet dasselbe bei seinem Durchbruch auch an die Oberfläche. wo sie mechanisch von demselben losgelöst wird. Sie ist somit ein selbstständiges Gebilde, das mit dem Wandepithelium des Follikels in keiner weitern genetischen Beziehung steht, und gerechtfertigt ist, daher auch der Unterschied einer äussern und innern Wurzelscheide. Auch Kohlrausch hat diese verschiedenen Entwicklungsstadien der Epithelialzellen in der innern Wurzelscheide beobachtet, sie aber doch als ältere innere Schichte des Wandepitheliums be- trachtet. Er sagt"): „In den Zellen der innern Wurzelscheide zeigt sich von Kernresten keine Spur, nur in der untersten Partie zeigen sich die Zellen etwas feinkörnig, weniger transparent und mit Kernen versehen. Noch tiefer in der Nähe der Endzuspitzung werden die Zellen denen der Umgebung, also denen der weichen Epidermisschicht immer ähnlicher, und so endet die innere Wurzelscheide ohne bemerkbare Grenzen zwischen den umgebenden Zellen.” Dass ein Irrthum hier stattfinden könne mit Zellen, die sich etwa vom Haarknopfe abgelöst und an der innern Wurzelscheide haften sollen , ist schon aus dem Grunde nicht zulässig , weil die von Kohlrauseh entdeckte Schichte von Zellen am Haarknopfe aus denen das Schuppenepithelium. des Haares entsteht. und die ich deutlich wahrge- nommen, für die Integrität des Haarknopfes bürgt. Sollte diese Struetur der innern Wurzelscheide nicht hinreichenden Beweis für meine Ansicht von der Abkunft der innern Wurzelscheide sein, so gibt das Verhältniss dieser Scheide zum neuentstehenden Härchen hierüber volle Gewissheit. Wie der Haarknopf die frei in den Follikel hineinragende Papille umfasst, so umfasst unten die innere Wurzelscheide den Haarknopf, wird nun das Haar von der Pupille gelöst, so bekommt auch die innere Wurzelscheide keinen Zuschuss mehr an Zellen, und wie die letzt angesetzten Zellen am Haarknopfe gänzlich verhornen und den festen faserig- zersplitterten Haarkolben bilden, dessen Ele- mente sich von denen der übrigen Cortiealsubstanz in nichts unterscheiden, so gehen auch die Zellen der Wurzelscheide ihre letzte Metamorphose ein, die man an schon lockeren Kopfhaaren, wie sie am Kamme haften bleiben, beobachten kann. Eine Trennung der Epithelialblättchen durch Spalten 1) 1. c. pag. 305. 6 Carl Langer. und Risse ist um so weniger auffallend, als auch die Elemente des Haares unter sich zerklüften und pinselartig aus einander weichen. Dass Zusatz von Essigsäure diese Spalten deutlicher hervortreten lässt, ist gewiss. Es erübrigt nur noch, theilweise das Verhältniss dieser Scheiden beim Härungs- processe anzugeben. Hat sich das Haar mit seiner innern Wurzelscheide von der Papille gelöst , und gehen beide die eben erörterte Metamorphose ein, so fallen sie, wenn das neue Haar bereits so weit entwickelt ist, aus, und mit dem neu keimenden Haare entwickelt sich zugleich eine neue innere Wurzelscheide. Beim Menschen und dem Wildschweine ist die innere Wurzel- scheide am ausfallenden Haar oben deutlich wahrzunehmen gewesen (Fig. 5, 9, 10), innerhalb des Follikels waren aber ihre Contouren um den Kolben herum nicht zu ermitteln. Die äussere Wurzelscheide, das Produet der Follikularwand, erfüllt alle Zwischenräume im Follikel und adaptirt sich beiden Haaren. Der Theil des Epitheliums, der in der obern Abtheilung des Follikels das alte Haar umgibt, fixirt das, wenn auch schon von der Papille gelöste Haar im Follikel; ist die Zeit des Haarwechsels herangekommen , so löst sich ein Theil dieses Epitheliums ab, wodurch das Haar gelockert wird und dann mit seiner innern Wurzelscheide begünstigt von mechanisch wirkenden Anlässen ausfällt. Der abgelöste Theil des Wandepitheliums wird mit dem Haare zugleich ent- fernt, so dass bei dem Härungsprocesse zugleich eine Häutung des Follikels vor sich geht. Die wesentlichen Momente des Vorganges beim Hären der Thiere lassen sich kurz in Folgen- dem zusammenfassen : Das reife Haar löst sich sammt seiner innern Wurzelscheide von der Papille los, zerfällt an seinem Ende in die der Cortialsubstanz eigenthümlichen Fasern; die Papille zieht sich in eine Aus- sackung des Follikels zurück und überkleidet sich mit Pigmentkernen. Dieses Stadium währt durch die ganze Dauer des Winters. Bei herannahendem Frühjahre gewinnt die Zellenproduetion der Papille neue Kräfte, die dunklen Körner mehren sich und bilden ein aufwärts zugespitztes embryonales Här- chen, das in einer Schicht, gleichfalls am Boden des Follikels entstandenen Epitheliums, der innern Wurzelscheide eingeschlossen ist, durch Zellenentwicklung in sich, in seinen Substanzen sich gliedert, später durch neue Apposition von Seite der Papille wächst, endlich an der Seite des alten Haares die Oberfläche der Haut gewinnt. Durch Häutung des Follikels, Ablösen seiner Epidermis, ver- liert das alte Haar seine Befestigung und fällt mit seiner Wurzelscheide, begünstigt durch mechanische Anlässe aus. Am vollständigsten verfolgte ich diesen Process am Rehbalge und bei der Gemse; traf aber ein- zelne Stadien noch beim Hirsche, dem Wildschweine, dem Hasen, Aguti, beim Schafe und Rind. A priori lässt sich aus den Ergebnissen der Untersuchung von Thierbälgen ein gleicher Vorgang beim Menschen vermuthen, und oft wiederholte Beobachtung der Kopfhaut im Alter verschiede- ner Menschen ergab gleiche Resultate und einen kaum verschiedenen Modus der Regeneration. Ein regelmässiger Haarwechsel beim Menschen wird wohl bezüglich seines Haupt- und Bart- haares gänzlich vermisst, und nur vom übrigen Körperhaare berichtet Leewenhoek'), dass er alle Frühjahr seine dichte Behaarung verlor, die in der kürzesten Zeit wieder nachwuchs. Dass aber auch das Kopfhaar zu Zeiten theilweise ausfalle und wieder nachwachse, lehrt die tägliche Erfahrung und mikroskopische Untersuchungen von Hautschnitten. Ein vollständiger Wechsel des Haupt- haares nach schweren Krankheiten gehört nieht unter die Seltenheiten. Zu diesen Untersuchungen empfehle ich solche Leichen, die ein schwarzes Haar besitzen, indem hier die dunklen Pigmentablagerungen schon die ersten Momente der Neubildung anzeigen, indess ich bei blondhaarigen nicht alles nachzuweisen im Stande war. 1) Anatom. et contempl. pag. 35. Ueber den Haarwechsel bei Thieren und Menschen. 7 Die Veränderungen des Haarknopfes nach vollendeter Reife des Haares sind ganz dieselben; auch beim Menschen ist das Haar am untern Ende in seine Fasern zerklüftet und mit der losgeirenn- ten innern Wurzelscheide überkleidet. (Fig. 9, 10.) Die Papille zieht sich gleichfalls in eine Aus- sackung des Follikels zurück und setzt bei Schwarzhaarigen eine Gruppe dunkler Pigmentkörner ab. (Fig. 9.) | | Bei der Bildung des newen Haares verlängert sieh der Follikel niederwärts, das Pigmentkörner- I aggregat hat sich verlängert und repräsentirt das rudimentäre neue Härchen, in welchem sich gleich- | falls dureh Zellenentwicklung die beiden Substanzen ausbilden. Eine feine Contour um diese Pigment- | körner bestätiget auch hier die Gegenwart der neuentstandenen innern Wurzelscheide. (Fig. 10.) Ist das Haar so präparirt, so wird durch Apposition von unten aus sein ferneres Wachsthum vollendet. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1 stellt das erste Stadium der Neubildung von der Gemse dar. Das untere Haarende ist spitzig zulaufend, pinselartig zerklüftet, marklos, die Papille geschieden und mit Pigmentkörnern über- kleidet. Dieses Stadium habe ich den ganzen Winter hindurch getroffen. Daran schliesst sich Fig. 2, 3, 4 vom Reh. In Fig. 2 ist das Verhältniss des neuen mit seiner innern hellen Wurzelscheide umgebenen Här- chens zu dem alten Haare angegeben. Das Epithelium der Follikularwand, die äussere Wurzelscheide füllt alle Zwischenräume aus. Das neue Härchen liegt in einer Aussackung des gemeinschaftlichen Follikels. Fig. 3 zeigt das neue Härchen nach dem Ausfallen des alten Haares bereits in seinen Substan- zen gegliedert , konisch. Fig. # ist ein im Wachsthum weiter vorgeschrittenes Rehhaar von eylindrischer Form. Fig. 5. Abbildung des ersten Stadiums des Haarwechsels aus der Haut des Wildschweines, die innere Wurzelscheide deutlich zu erkennen. Fig. 6 und 7 sind Haare von Feldhasen. Fig. 6 zeigt die erste Bildung des Ersatzhaares ; Fig. 7 die Lagerung beider Haare in einem Follikel, die Wurzel ist leicht geschlungen. Fig. 8 gibt das erste Stadium des Haarwechsels vom Aguti. Die im Grunde der Aussackung des Balges sitzende Papille ist hier deutlich als ein selbstständiges Gebilde wahrzunehmen. ‘Fig. 9 und 10 zeigen den Modus des Haarwechsels in der Kopfhaut des Menschen; in beiden ist das zersplitterte untere Haarende mit der innern Wurzelscheide zu sehen; in Fig. 9 ist die Papille mit den ersten Pigmentablagerungen deutlich zu sehen gewesen; Fig. 10 gibt eine weiter fortge- schrittene Bildung. Fig. 11 ist ein Haar vom obersten Ende eines wachsenden Hirschgeweihes. Die innere Wur- zelscheide ist beiderseits zurückgeschlagen, in ihr die verschiedenen Grade der Zellenbildung ausgedrückt. Der Haarknopf ist mit den Zellen für das Schuppenepithelium des Haarschaftes überzogen. — — 9 Neue Formen von Infusorien. Von Ludwig K. Schmarda. (Zum Drucke bestimmt in der Sitzung der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe vom 1. Februar 1849.) Pyramimonas. Pyramiden - Monade. (Taf. II. Fig. 1. 1 —8.) Animal e Monadinorum familia, pyramidale, lateribus quatuor, in pyramidis basi flagellis instructum. Dieses Thierehen, welches seiner Form nach einer vierseitigen Pyramide mit schwach ausgeschweil- ten Flächen gleicht, zeigt einen ganz eigenthümlichen Typus und wird nur so lange in der Familie der Monadinen bleiben, bis die Organisations -Verhältnisse näher ermittelt. oder neue ihm verwandte Formen entdeckt sein werden, welche jene mehr aufhellen. Bis jetzt verweisen die negativen Charak- tere die Pyramiden -Monade in die erste Familie der polygastrischen Infusorien. Gegenwärtig ist die Organisation dieses Geschlechtes in folgender Weise ermittelt: Die an der Basis der Pyramide stehenden Rüssel bezeichnen den Vordertheil, die Spitze den Hintertheil des Thierchens. Kleine blasenartige Zellen im Innern des Thieres scheinen den Verdauungs- apparat zu bilden (Mägen); ein dieselben verbindender Schlauch oder Darmkanal wurde nicht be- obachtet, eben so wenig Magen-Contenta. Der übrige Theil des Körpers ist mit einer grünen Masse, die aus kleinen Körnern (Eiern) besteht, erfüllt. Davon umgeben schimmerte bei mehren Exemplaren im vorderen Theil des Körpers eine contractile Blase durch (Samenblase). Weder Theilung noch sonst eine andere Fortpflanzungsart wurde beobachtet. Von Bewegungsorganen wurden vier Rüssel deutlich wahrgenommen: sie sind peitschenförmige Fäden, dem Körper an Länge gleich oder etwas länger; sie bewegen sich nach allen Richtungen äusserst lebhaft. In wie ferne sie zugleich in einer Beziehung zur Ernährung stehen ist durch die Beobachtung nieht direet nachgewiesen; der Analogie nach ist eine solche jedoch sehr wahrscheinlich. Pyramimonas Tetrarhynchus. Vierrüsselige Pyramiden -Monade. (Taf. IT. Fig. .1—8.) Pyramimonas expansa pyramidalis '/o—"/s lineae partem aequans, in basi flagellis quatuor instructa, corpore viridi. Dieses Infusorium wurde den 12. April 1846 auf dem Galizienberge bei Wien gefunden. Die Bewe- gung desselben war rasch, theils rotirend, theils in gerader Richtung schwimmend; mitunter eontrahirte sich dasselbe und glich dann einem kugelähnlichen Körper, indem die Kanten sich wölbten. Ich glaubte es daher anfangs unter die Astasien stellen zu müssen; fortgesetzte Beobachtungen liessen aber keine der eharakteristischen Formveränderungen wahrnehmen, wie sie in der Familie der Aenderlinge vorkommen. Abbildungen. Taf. IH. Fig. 1. 1bis4 zeigt die Pyramiden-Monade bei 300 facher Vergrösserung in der Seitenansicht. 5 die contractile Blase. 7 zeigt das Thier contrahirt, bei . 5 mit nach ‚aufwärts gekehrtem Vordertheile bei 300 facher Vergrösserung. 6 mit nach aufwärts gekehrtem Hintertheile S in der Seitenansicht, bei 500 facher Vergrösserung. ” Denkschriften der mathem. naturw. Cl. Abhandl. von Nichtmitgliedern. niendnersenen: - _ ui | | | 10 Ludwig RK. Schmarda. Cryptomonas flava. Gelbe Panzer -Monade. (Taf. II. Fig. 1. 1 — 4.) Cryptomonas corpore sphaeroideo turgido "fa —'f lineae partem aequante flavo, lorica diaphana. Der Körper des Thierchens ist rundlich, parallel der Längenaxe von einer Seite zur andern etwas abgeplattet. Die Farbe dieser Panzermonade ist gelblich von einer körnigen Masse (Eierstock), welche zwar den ganzen Körper, den hintern Theil jedoch so dicht erfüllt, dass -in diesem keine anderen Organe sichtbar sind; in der vorderen Körperhälfte befinden sich zwei grosse helle Blasen mit deutlicher Wandung (Sexualblasen?). Als Bewegungsorgan ist ein fadenförmiger Rüssel erkannt, der den Körper an Länge übertrifft, mit dessen Hilfe das Thierchen einen Wirbel erregt. Der Panzer ist durchsichtig, schliesst aber nicht unmittelbar an den Körper an; der Zwischenraum, der hierdurch entsteht, stellt sich als durchsichtige farblose Zone dar. Am vorderen Ende des Panzers, dort wo der Rüssel durch- geht; befindet sich eine seichte Vertiefung, die bei der Seitenansicht als eine Einkerbung erscheint. Die Bewegung der gelben Panzer-Monade ist lebhaft nach allen Richtungen; zuweilen bleibt sie auf einer Stelle, und rotirt um ihre Axe. Die Fortpflanzung wurde nicht beobachtet. Ich fand dieses Thierchen im brackigen Meerwasser von Sauli in der Nähe von "Triest, den 28. Juli 1846 und den folgenden Tagen. Taf. II. Fig. I. 1, 2, 3 stellt die gelbe Panzer-Monade bei 200 facher, 4 bei 500facher Vergrösserung dar. Lagenella acuminata. Zugespitzte Flaschen- Monade. (Taf. IM. Fig. II. 1— 4.) Lagenella corpore viridi ventrieoso, collo brevi truncato, flagello simpliei filiformi, lorica ventri- cosa in medio coarclata, in postica parte in apicem attenuata, '/)y— '/» lineae partem aequanle , flavescente , diaphana. Die zugespitzte Flaschen-Monade ist ganz mit grünen kleinen Körnern erfüllt, von denen der Kör- per seine grüne Farbe erhält; sie ist flaschenförmig, in der Mitte eingeschnürt, am hinteren Ende bauchig erweitert; der vordere Theil bildet einen Hals, der in einen einfachen peitschenförmigen Rüssel, welcher die Körperlänge nieht übersteigt und dem Rüssel ähnlich ist, den Werneck bei Lagenella eu- ehlora beobachtet hat, endet. Unter dem Halse befindet sich ein karminrother Pigmentfleck (Auge). Der Panzer ist von heller bräunlichgelber Färbung, durchsichtig, nicht glasartig und hart, sondern mehr papierartig und zähe; er umschliesst das Thierchen nicht enge, daher bleibt ein Zwischenraum zwischen beiden, der nach der stärkeren oder geringeren Contraction des eingeschlossenen grünen Theiles wechselt, und am Hintertheile, wo der Panzer in eine Spitze ausgeht, am grössten ist. Ver- dauungsorgane wurden nicht entdekt, da die grünen Körner (Eier) die Einsicht in die innere Orga- nisation hindern. Ausser dem Rüssel wurden auch keine anderen Bewegungsorgane wahrgenommen. Die Bewegung dieser Flaschen-Monade ist nach allen Richtungen hin äusserst lebhaft; beim Absterben zieht sie sich in ihrem Panzer zusammen, und gleicht dann einer Kugel. Bis jetzt wurde weder Thei- lung noch sonst eine Art der Fortpflanzung beobachtet. Diese Form wurde in vielen Exemplaren den 15. April 1846 in einer Lacke nächst Breitensee bei Wien gefunden. Taf. II. Fig. II. 1 eine Gruppe bei 60facher Vergrösserung, 2 und 3 bei 300 facher Vergrösserung, A% bei derselben Vergrösserung nach dem Absterben. Euglena pigmaea. Zwerg - Augenthierchen. (Taf. II. Fig. IV. 1, 2.) Kuglena corpore laete viridi, exienso oblongo- eylindrico, "/o—"/in Iineae partem aequante, cauda brevissima, proboseide simpliei, corporis longitudinem non superante. Auf den ersten Blick glaubte ich es mit einer neuen Form von Amblyophis zu thun zu haben; die Anwesenheit von kurzen Schwänzen in- vielen expandirten Exemplaren überzeugte mich jedoch Zur Neue Formen von Infusorien. 11 dass mein Objeet eine neue Species des zahlreichen Geschlechtes der Augenthierehen sei. Die Form des Zwerg-Augenthierchens ist bald keulenförmig, bald walzenförmig ; bei ersterer verschwinden die . Schwänze oft ganz. Die Farbe ist lichter als die der übrigen Euglenen, beinahe spangrün. In den Örganisations-Verhältnissen stimmt es mit seinen Verwandten vollkommen überein. Bei mehren Exem- plaren wurde im Hintertheile nahe dem Grunde eine helle Stelle (analog den Blasen bei Euglena Pleu- ronectes und E. longicauda) sichtbar; wegen dem grünen granulösen Inhalt des Thierchens wurden die Wandungen nicht deutlich wahrgenommen. Die Bewegung ist theils eine schwimmende, wobei das Thierchen aber nicht in gerader Linie fortschwimmt, sondern von einer Seite zur anderen wankt, theils eine kriechende, bei welcher sich besonders der Vorderleib stark contrahirt. Die Formverän- derungen erfolgen in ähnlicher Weise wie bei Euglena viridis, und man findet die E. pygmaea häufig als Kügelehen von 1/g00 Linien Durchmesser ruhig am Grunde des Tropfens liegen, doch plötzlich entfal- ten sie sich und schwimmen munter umher. Die Zwerg-Euglene wurde den 2. und 3. Juni bei Wien gefunden. Taf. II. Fig. IV. 1 eine Gruppe Zwerg-Augenthierchen bei 100 facher, 2 eine Gruppe bei 300 facher Vergrösserung. Epistylis pusilla. Kleines Säulenglöckehen. (Taf. II. Fig. V.) Epistylis corpore parvo ovato albo '/ lineae partem aequante, stipite ramoso laevi '/;—"/ıs lineue partem non superante. Diese Form wurde nur einmal den 15. Mai 1846 im Prater nächst dem Lusthause gefunden. Die einzelnen Thierchen sind denen von Epistylis botrytis sowohl in der Form als in der Grösse sehr ähnlich ; der Stiel und die Vertheilung desselben bieten jedoch wesentliche Unterschiede dar; bei %. bo- irylis ist er einfach, und die einzelnen Glöckchen sitzen am Ende desselben in ein Köpfchen zusam- mengedrängt; bei %. pusilla ist der hohle Stiel vielfach verästelt und verzweigt, die Enden der Zweig- chen aber nur mit einzelnen 'Thierchen besetzt. Die Höhe des ganzen Bäumchens beträgt 11/15 — !/ıs Linie. Die Organisationsverhältnisse sind ebenso in Dunkel gehüllt, wie bei #. botrytis, die Kleinheit des Objectes erlaubte kein tieferes Eindringen ; ein Wimpernkranz am Saume der Glöckchen und Mägen werden vermuthet, sind jedoch durch direete Beobachtung nicht nachgewiesen; eine Fortpflanzung durch Selbsttheilung der Glöckehen der Länge nach wurde deutlich beobachtet. Fig. V. auf der Il. Tafel stellt ein ganzes Bäumchen von Epistylis pusilla bei 300 facher Vergrösserung dar. Trachelius trichophorus, Ehrenberg. Peitschenförmiges Halsthierchen. (Taf. IN. Fig. VI.) Den 2. Juni 1846 beobachtete ich eine Varietät von Ehrenberg’s Trachelius trichophorus aus einem Bache bei Heiligenstadt nächst Wien. Sie ist in der Oberflächenbildung abweichend von den Formen, welche Ehrenberg abbildet und vielleicht eine ganz diverse Species; mir schien dieser Um- stand nach den bis jetzt über diese Form gesammelten Erfahrungen nicht genügend zur Aufstellung einer neuen Art. Beim ersten Anblick war ich versucht, sie für eine Astasia zu halten, bei aufmerk- samer Untersuchung fand ich jedoch den feinen haarförmigen , völlig durchsichtigen und an der Spitze knopfartig angeschwollenen Rüssel. Eine Bewimperung der Oberfläche fand ich bei keinem Exemplare. Mehrere mit Nahrung gefüllte Mägen waren zwischen einem sehr feinkörnigen Eierstocke deutlich sicht- bar. Die Bewegungen gleichen den von Ehrenberg beschriebenen. Taf. II. Fig. VI. 1, 2, 3 stellt Trachelius trichophorus (?) bei 100 facher Vergrösserung, 4 und 5 bei 300 facher Vergrösserung dar. In 6 ist die Abbildung eines ähnlichen aber später am Tulbinger Kogel gefundenen Thierchens von ähnlicher Form und Bewegung; in einem gleichfalls sehr feinkörnigen Eierstocke wurden zahlreiche Mägen, von denen einer durch braune Contenta sehr ausgedehnt war, und zwei eontractile Blasen gefunden, die knopfförmige Anschwellung am Ende des Rüssels jedoch vermisst. S. contraetile Blasen. (Samenblasen?) DE - 12 Ludwig RK. Schmarda. Heptaglena. Siebenauge. Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis septem sessilibus, uno occipatali sex frontalibus in duos acervos dispositis, pede furcato. Das vieltheilige Räderorgan verweiset dieses Räderthier in die Familie der Aydatinaeen , die Stel- lung der Augen in die Nähe des Ehrenberg’schen Geschlechtes Kosphora, dem es auch in seiner übrigen Organisation ähnlich ist. Der Bau des Siebenauges ist in folgender Weise ermittelt: Das Räder- organ besteht aus 6 Lappen, die mit Wimpern besetzt sind; in der Mitte des Räderorganes beginnt der Verdauungskanal mit einer geräumigen Höhle, auf welche der bewaffnete Schlundkopf folgt ; dieser enthält zwei starke einzahnige Kiefer; die Speiseröhre ist kurz und mündet in einen weiten sackarti- gen Darm von eiförmiger Gestalt. Von Sexualorganen fand ich einen deutlichen Eierstock und zwei langgestreckte Drüsen (Hoden) zu beiden Seiten des Körpers; die Siebenaugen wären demnach Her- maphroditen. Die Zahl der Augen beträgt sieben; das grösste liegt im Nacken über dem Schlund- kopf, die übrigen sechs sind kleiner und liegen in zwei Parthien an der Stirne in Form von Dreiecken oder längs zwei kurzen, gekrümmten Linien; in einem Exemplare lagen sie in einer Linie längs dem Stirnrande. Wahrscheinlich wird die Stellung während den Zusammenziehungen im Räderorgane schein- bar geändert; wenn sie in Form von zwei Dreiecken neben einander liegen, bieten sie das Bild von kosphora, deren zwei grosse Stirnaugen gleichsam in kleine zerfallen scheinen ; bei Rotifer hat Ehren- berg ausnahmsweise eine Häufehenbildung dieser Art beobachtet, in Heptaglena war es aber die Regel und bei keinem der beobachteten Thiere wurden grosse doppelte Stirnaugen gefunden. An Bewegungs- organen ist ausser dem Räderorgane ein Gabelfuss, der so wie der Fuss aller Räderthiere ein Bauch- fuss ist, vorhanden; ausserdem sind im Innern des Körpers sowohl Längen- als Quermuskeln deutlich erkannt worden. Heptaglena digitata. Gefingertes Siebenauge. (Taf. IV. Fig. L) Heptaglena eorpore conico, ovario flago, digitis dimidiam pedis partem longis; corpus extensum '/s lineae partem aequans. Diese Form wurde im Jänner 1846 zahlreich unter dem Eise in einer Lacke im Prater nächst dem Rondeau gefunden. Die durchschnittliche Grösse war '/,; Linie. Die Lappen des Räderorganes , Sehlundkopf und Eierstock waren von gelblicher Farbe; der mit Nahrung sehr angefüllte Magen ver- deekte einen grossen Theil der übrigen Organe. Eierstock, Hoden, Zähne, Lungen- und Quermus- keln wurden jedoch nach sorgfältiger Untersuchung überall erkannt. Einzelne Eier waren von bedeu- tender Grösse und hetrugen '/, bis '/; der Körperlänge. Fig. I. auf Tafel IV. stellt das gefingerte Siebenauge bei 250 maliger Vergrösserung dar; % Kauapparat , ! Samengefässe, ! Längenmuskeln, o Eierstock, g Quermuskeln. Amphibolidina. Amphibolidine. Animal e Phiodinaeorum familia, proboscide et pede simpliei, bullis (ylandulis?) eirca pharingem dispositis rubris insigne. Diese merkwürdige Form gehört durch ihr doppeltes Räderorgan und ihren panzerlosen Leib zur Familie der Weichräderthiere (Philodinaeen); obwohl sie in mehr als einer Beziehung vom Organisa- tions - Charakter derselben abweicht, so ist der Körper nicht wurmförmig, nicht in Segmente getheilt und daher auch nicht in sich einstülpbar wie bei den Philodinaeen ; ferner ist weder ein Gabel- oder Zangenfuss, noch eine Respirationsröhre vorhanden; die Zahn- und Darmbildung zeigen gleichfalls bedeutende Unterschiede; endlich findet sich um den Sehlundkopf eine Masse rothen Pigmentes in Neue Formen von Infusorien. 13 Blasen, wie bei keiner anderen Form. Aller dieser Umstände wegen ist die Stellung dieses Thieres eine zweifelhafte, und ich wählte daher den Namen Amphibolidina. Die Organisation ist von mir in folgender Weise ermittelt: Der Körper breit, nackt, in allen seinen Theilen eontractil in einem so hohen Grade, dass die Beobachtung und Feststellung des innern Baues sehr erschwert wurde; das Räderorgan ist gross, doppelt, und mit langen Wimpern besetzt; zwischen beiden Rädern liegt ein contractiler bewimperter Stirnlappen; der Schwanz oder Fuss ist einfach, fast körperlang, nach allen Richtungen sehr beweglich ; er kann förmlich umgeschlagen werden. Der Schlundkopf ist bewaffnet und besteht aus zwei Kiefern, die an der Kaufläche fünf Zähne ent- halten. Um den Schlundkopf liegt viel rosenrother Pigment in fünf Blasen, die aber selten deutlich abgegrenzt sichtbar waren, weil sie sich theils durch die Bewegung des Kauapparates, theils durch die allgemeine Körperbewegung fortwährend über einander schoben ; ob ausser dieser passiven Bewe- gung auch selbstständige Contractionen der Wandungen vorkommen, konnte nicht eruirt werden, eben- sowenig die wahre Bedeutung dieser Organe. Muthmassungen wären sowohl die Erklärungen, dass diese Organe die Stelle von Speichel absondernden oder pankreatischen Drüsen vertreten und ihre rothe Farbe von einem durch die Wandungen abgesonderten Secrete herrühre. Der Darmkanal ist kurz, aber sehr weit, und mündet gemeinschaftlich mit den Geschlechtsorganen. Diese sind in folgender Weise bekannt: Der Eierstock ist von bläuliehgrauer Farbe, gross, mehr breit als lang; er trug Eier von verschiedener Entwieklung; einzelne enthielten schon rothe Pigmentflecken. Ein doppeltes schlaucharti- ges Organ, welches zu beiden Seiten des Körpers sich hinzog, lässt sich der Analogie nach als Hoden deuten ; es mündete in eine eontraetile birnförmige Blase (Samenblase). Sinnesorgane sind sehr proble- matisch; es waren zwar in den rothen um den Schlundkopf gelegenen Organen einzelne intensiver ge- färbte Stellen sichtbar, es war jedoch nicht möglich zu bestimmen, ob dieselben durch Uebereinander- schieben dieser Organe entstanden, oder ob es verschiedene abgegrenzte Pigmentflecken waren (Augen?) Im letzteren Falle würde sich dieses neue Genus an Philodina anschliessen. Amphibolidina megalotrocha. Grossrädrige Amphibolidine. (Taf. IV. Fig. 1. 1, 2.) Amphibolidina rotulis magnis, proboeide producta, '/ lineae partem longa. Die grossrädrige Amphibolidine wurde den 2. Mai 1846 bei Neuwaldegg in einem Weiher mit Stentor niger gefunden und noch am Abend dieses Tages untersucht. Die merkwürdigen Bildungsver- hältnisse veranlassten mich, das Thierchen den 5. Mai nochmals aufzusuchen. Die Beobachtungen stimm- ten überein und lieferten das beim Begründen des Genus angeführte Resultat. Fig. II. 1 auf Taf. IV. stellt die grossrädrige Amphibolidine bei 100 facher, Fig. I. 2 bei 300 facher Ver- grösserung dar, o Eierstock, t Hoden, s Samenblase. Anuraea longicornis. Langhörniges Stutzrädchen. (Taf. IV. Fig. IM. 1, 2.) Anuraea tessula quadrata, aculeis 8, erassis longis; frontalibus sex, duobus mediis longioribus et postieis aequalibus; dorso aspero et tesselato: '/, lineae partem aequans. Das langhörnige Stutzrädchen gehört in jene Gruppe der Anuräen, welche auch rückwärts Sta- cheln tragen. Sowohl die vorderen als die hinteren Stacheln sind Fortsetzungen des Panzers, die Dicke und Länge derselben eharakterisiren diese Form. Der Panzer ist am Rücken rauh und in sechsseitige Felder getheilt, die bei der Mehrzahl in drei Reihen standen; die Fig. II. 2 stellt eine Form mit vier Reihen dar; ich wage es nicht zu entscheiden, ob es eine andere Form oder bloss eine Anomalie der ersten ist. Die Organisation stimmt, so weit sie erkannt wurde, mit jener der übrigen Stutzrädchen überein. 14 Die Eier waren auffallend gross. Die Länge des Thierehens betrug '/, Linie. Es wurde vom 7. bis 9. Juni 1846 wiederholt im Wasser der Bassins des botanischen Gartens in Wien beobachtet. Taf. IV. Fig. II. 1 und 2 stellt das langhörnige Stutzrädchen bei 300 facher Vergrösserung dar. Brachionus diacanthus. Zweistachliehes Wappenthierchen. (Taf. IV. Fig. IV.) Brachionus testula laevi, fronte bidenlata, postico fine mutico, corpore albicante, '/,, lineae par- tem longo. . Diese Form gehört zu den kleineren Wappenthierchen. Der Panzer ist glatt und geschlossen bis auf zwei Oeffnungen oben und unten; der vordere Rand desselben trägt in der Mitte zwei Stirnzacken, die zwischen den Räderorganen liegen; der hintere Rand ist glatt. Vier grosse Längenmuskeln oder vielleicht Muskelparthien sind durch den dünnen vollkommen durchsichtigen Panzer des Thieres deutlich sichtbar und veranlassten im Beginne der Beobachtung die Täuschung, als befände sich eine vierseitige Erhöhung oder Zeichnung im Panzer. Der Verdauungsapparat besteht in einem bewaffneten Schlundkopf, dessen beide Kiefer vierzähnig sind; die Speiseröhre ist kurz; der Darm sackartig, ziemlich breit, von fast elliptoidischem Umriss; an der Uebergangsstelle der Speiseröhre in den weiten Darm (oder Magen) münden sich zwei grosse Drüsenorgane (pancreatische?). Die zweistaehlichen Wappenthierchen sind wie die übrigen Räderthiere Hermaphroditen; das Geschlechtssystem besteht aus einem Eierstocke und zwei sehlauchartigen Organen (Hoden). Die Eier sind bläulich mit einem Stich ins Graue, und gehen, sobald sie die Grösse von '/,, bis '/,, Linie erreicht haben, aus dem Körper; man sieht dann schon die Augen- punkte und den Kauapparat, bald darauf wird auch die Bewegung des Embryo wahrgenommen, die Eier bleiben am hintern Körperende sitzen und die Thiere schleppen sie bis zum Auskriechen der Jun- gen mit sich herum. Das Ausschlüpfen ist direet beobachtet worden, es erfolgt eine Dehiscenz der Schale und das Junge schlüpft, den Riss erweiternd, mit dem Räderorgane voran heraus; hat dieses den Ausweg gefunden, so entfaltet es sich alsbald im Wasser und das junge Wappenthierchen schwimmt munter umher. Von Sinnesorganen ist ein Auge als rothe Pigmentablagerung, die in einer Kapsel ein- geschlossen ist, erkannt; es befindet sich ober und vor dem Kauapparate. Als Bewegungsorgane dienen das doppelte Räderorgan, der dazwischen liegende grosse Stirnlappen und ein sehr beweglicher, quer- gestreifter und am Ende in zwei Zacken ausgehender Schwanz; im Innern befinden sich die schon früher erwähnten Muskelpartien. Die Bewegungen sind nach allen Richtungen rasch und mannigfaltie. Ich fand dieses Thierchen den 15. August 1846 in einer grossen Lacke bei Calisano in Istrien ziemlich zahlreich mit unermesslichen Schwärmen von Uvella ua, Chlamidomonas puleiseulus , Eudorina elegans, Actinophris viridis, Notommata Syrin® (über */, Linien gross) und Brachionus amphiceros. Fig. IV. auf Taf. IV. stellt ein zweistachliches Wappenthierchen mit Eiern bei 300facher Vergrösserung dar. >. 15 Beiträge zur Lehre von den Hämatozoen. Von Dr. €. Wedl. Mit einer Tafel. (Zum Drucke bestimmt in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe vom 15. März 1849.) Obwohl Sehmitz schon im Jahre 1826 seine Dissertation de vermibus in eireulatione viventibus zu Berlin veröffentlichte, wo er im Blute einer Feuerkröte trematodenartige Würmehen beschreibt, so hat man doch erst in diesem Jahrzehend der mikroskopischen Untersuchung in Bezug auf die in dem Blute vorkommenden Würmer grössere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahre 1841 fand Valentin im Blute der Forelle (Salmo fario) längliche, mit 2—3 seitlichen Fortsätzen versehene, sich lebhaft bewegende Entozoen, deren verschiedene Formationen er abbildete. (Müller’s Archiv 1841 S. 435.) Auch im Hechtblute beobachteten Berg und Creplin Thierchen, welche nach Siebold (Handwörterbuch der Physiologie von R. Wagner Il. Bd. p. 649) zu der von Gruby beschriebenen Art Trypanosoma gehören. Remak traf Hämatozoen im Stichling und fast be- ständig im Hecht. Bei der Exstirpation des Augapfels von der gemeinen Grundel (Cyprinus gobio L.) fielen mir einen kleinen Steeknadelkopf grosse , weisse, runde Körper auf, die in dem Zellgewebe der Augenhöhle zu 5—6 eingebettet waren. Ich suchte sie in anderen Gegenden , und fand sie stets am auflallendsten in dem Zellgewebe der Bauchdeeken und der Muskulatur des Schwanzes. Betrachtet man diese Kör- per mit einer etwa 200maligen Vergrösserung, so fallen gleich beim ersten Blick eine ovale, dicke Blase und ein concentrischer dunkler Theil auf; die erstere besteht aus mehreren eoncentrischen Schichten, in deren innerster ein Zellgewebswurm eingeschlossen ist; sie ist so consistent, dass bei einem nicht zu geradem und starkem Drucke mittelst des Deekgläschens oder der Klinge eines Messers der Wurm aus derselben herausgleitet; er hat eine ovale Form, und misst sammt seiner Blase in seinem längeren Durchmesser °/; W. L., ohne letztere '/, W. L., der Abstand des inneren Sackes, in welchem sich das 'Thier bewegt, von der Peripherie beträgt somit '/ W. L. In den gewöhnlichsten Fällen enthält der Wurm eine solehe Masse von Fettkugeln ähnlichen Körpern, dass nur die oberste Schichte insbeson- dere gegen den Rand hin’ sichtbar ist. an welchen man von Zeit zu Zeit ein Vor- und Rückwärts- rollen bei den Seitenbewegungen des 'Thieres beobachtet, die jedoch kaum einige Minuten andauern. Seltener sind die durchscheinenden etwas kleineren Individuen, an welchen man die ihnen eigenthüm- liche schmutzig gelbe Färbung sieht; man kann an ihnen einen etwas dunkleren, durch eine seichte Einkerbung vom Hintertheile abgesonderten Kopf unterscheiden, der bei manchen zurückgezogen er- scheint; an ihm befindet sich eine rundliche Saugmündung mit einem Strahlenkranz von übereinander gelagerten breiten Fäden umgeben. Eine zweite grössere derartige Mündung kommt in der Mitte des Thieres zum Vorschein, manchmal in Form einer ovalen Oeflnung mit einem Strahlenkranz, manch- nal in Gestalt einer länglichen Spalte. Aetakali lässt zuweilen Zellen, aus welchen das Thier besteht, deutlich hervortreten. Wasser scheint den schnellen Tod des Thieres herbeizuführen, wenigstens konnte ich nie eine Bewegung bei Hinzugabe von Wasser bemerken. Um nun den Balg zu öffnen, bediente ich mich einer Staarnadel, oder zerquetschte den Wurm mittelst eines Deckglases , welches jedoch nieht zu dünn sein darf, weil es sonst durch die zu grosse Resistenz des Balges zerbricht. Bei der 16 Dr. ©. Wedl. Berstung des letzteren hört man immer ein Schnalzen. Der Einriss geschieht gewöhnlich an einer Stelle durch die ganze Dieke der concentrischen Platten des Balges, wobei sodann Fettkugeln von sehr verschiedenartiger Grösse, granulirte Kugeln, und aus concentrischen irisirenden Ringen bestehende Körper von variablem Durchmesser hervorquillen. Bei stärker angebrachtem Drucke zur Beseitigung der grösseren Fettkugeln lassen sich auch aneinander gereihte Fasern erkennen , so wie ebenfalls die zwei oben bemerkten Saugmündungen deutlich zum Vorschein kommen. Die Anzahl dieser Parasiten ist oft bedeutend, auch ist eine grosse Menge dieser Fische mit ihnen behaftet. Manchmal bekömmt man eine Partie von solehen Fischen , wo mit wenigen Ausnahmen jeder mit diesen Eingeweidewür- mern versehen ist, manchmal findet man deren gar keine; es steht diess jedenfalls mit den Lebens- verhältnissen der Thiere im Zusammenhange. Das häufige Vorkommen dieser an und für sich wenig Interesse bietenden Entozoen bestimmte mich , das Blut einer grösseren Anzahl von Grundeln (einige 100) mit alier Aufmerksamkeit mikros- kopisch zu untersuchen. Es fielen mir auch alsbald Körperchen auf, die in ihrer Structur und Grösse eine wesentliche Verschiedenheit von den Blutkörperchen zeigten. Letztere sind wie bekanntlich bei Fischen oval, und messen bei dieser Speeies im Längendurchmesser 0,00045 W. Z. im queren 0,0003 W. Z. Die Form der dem Blute fremdartigen Körperchen ist eine runde, die Grösse varirt von —®/, 000 W. Zu, sie leiden daher jedenfalls durch den Druck des Deckglases, welches man anwenden muss, um sie unter der Menge der sie umgebenden Blutkörper sichtbar zu machen, diess ist auch der Grund, warum mehrere von den ersteren manchmal oval verzogen erscheinen. In ihrer ursprüng- lichen Form sind sie rund Taf. V. (Fig. 1.c.), nur an einer Seite etwas abgeplattet, an welcher ein Kranz von Cilien allsogleich in die Augen springt ; diese letzteren sind innerhalb eines breiten Ringes, der wahrscheinlich die Saugmündung des 'Thieres vorstellt , eingepflanzt, und so lang, dass sie, wenn der Ring gerade dem Beobachter zugekehrt ist, also eoneentrisch mit dem peripherischen Kreis verläuft, den letzteren überragen (d). Diese Wimpern laufen in ungemein zarte Spitzen aus, welche man nur zu Gesicht bekömmt, wenn man die schiefe Beleuchtung anwendet. Ein Auf- und Niederschlagen die- ser langen Cilien konnte ich nur dann beobachten, wenn ich den Druck des Deckglases dadurch auf- hob, dass ich einen zarten Linnenfaden oder sonst irgend einen Theil, z. B. ein Stück der Schwanz- flosse, unterschob; dadurch erhält nun das Gläschen eine geneigte Lage. Gelingt es zufällig die Blut- körperchen hie und da wegzuschwemmen, so hat man Gelegenheit eine schwach rotirende Bewegung des ganzen Thieres, und das vorhin erwähnte Schlagen der Cilien durch einige Minuten zu sehen. Jede fernere Bewegung schwindet sodann. Das Contentum bildet eine grünlich molekuläre Masse mit einzelnen glänzenden grösseren Molekulen, bei manchen Individuen sind die letzteren insbesondere stark ausgesprochen. Bei der grösseren Sorte dieser Entozoen (#) sieht man papillenähnliche Hervorragun- gen an der äusseren Peripherie des Strahlenringes in regelmässigen Abständen aufsitzen, der Art, dass die Spitzen der Papillen gegen das Centrum des Ringes hin gerichtet sind. Innerhalb dieses so gebil- deten Papillenkranzes sind die Flimmerhaare strahlenförmig in symmetrischer Ordnung zwischen je zwei Papillen ringsum gereihet, und erscheinen bei der grössten Sorte (k) gerade vor den Papillen wie umgelegt; hier kann man auch noch ausserhalb der letzteren bei schiefer Beleuchtung einen Strahlenkranz von ungemein zarten eng aneinander gefügten Wimpern unterscheiden, so dass man zur Annahme eines doppelten inneren und äusseren Wimperstrahlenkranzes berechtigt wäre. Auch an die- sen mehr entwickelten Entozoen lässt sich als Inhalt bloss eine grünlich molekuläre Masse mit einzel- nen grösseren Molekülen hie und da zu Gruppen vereinigt ermitteln , durch leises Hin- und Herschie- ben des Deckglases gelingt es wohl den Strahlenring für sich loszutrennen (@ und 5), auch schlägt sich zuweilen die ganze Hülle mit den angehefteten Wimpern um, und hängt noch mit dem moleku- laren Contentum zusammen (f). Durch ungleichen Druck des Glases erscheint die runde Gestalt des Thieres in eine länglich ovale verzogen, wobei auch zugleich der Strahlenkranz mehr gegen das eine Beiträge zur Lehre von den Hämatozoen. 17 Ende geschoben ist. — Die Vitalität ist jedenfalls eine geringe, da das Thier ausserhalb der Cireulation so schnell abstirbt. Nun erlaube ich mir für dieses zierliche Thier den Namen Globularia radiata sanguinis, strah- liges Kugelthier des Gründelblutes, vorzuschlagen, und knüpfe meine ferneren Beobachtungen und Schlussfolgerungen über das Vorkommen und den etwaigen Zusammenhang mit den oben beschriebe- nen Blasenzellgewebswürmern an. Man zählt manchmal in einem Blutströpfehen ein Dutzend solcher Thiere und darüber, während man in anderen Fällen einige Tröpfehen mit aller Strenge prüfen muss, um nur eines zu finden. Im Sommer scheinen sie häufiger vorzukommen als im Spätherbst und Winter, wie mich wenigstens meine zweijährigen Untersuchungen lehrten; ihre Wanderung im eirculirenden Blute ist daher wahr- scheinlich an gewisse Perioden gebunden. Die Frage ob sie im Zusammenhange mit dem Cysticereus cellulosae stehen , gelang mir nicht zu lösen; sie müssten sodann als embryonale Gebilde des letzteren gelten. Dass diese Blutthiere ge- wisse Phasen von Evolutionen durchmachen , geht aus dem Ganzen hervor, so wie es beinahe über- flüssig zu bemerken ist, dass die mehr entwickelten nur in den diekeren Gefässtämmen vorkommen, ja selbst die kleineren die Capillargefässe nicht durchzudringen vermögen. Sie müssen daher an vie- len Orten zurückgestossen werden und so eine Hemmung in der Cireulation durch Verstopfung des Gefässlumens verursachen. Auf diese Weise könnte freilich leicht eine Berstung des Gefässes und der Austritt des Thieres in das benachbarte Zellgewebe stattfinden, und das Räthsel der Entstehung dieser Blasenzellgewebswürmer wäre gelöst. Diess möge nur als Vermuthung hingestellt sein, allein der factische Beweis, wie gesagt, fehlt. Anderseits lehrt die Erfahrung, dass es Grundeln gibt. welche eine grosse Menge von Hämatozoen ohne COysticerei beherbergen, während manchmal diese ohne jene anzutreffen sind. Obwohl man in der Mehrzahl der Fälle beiderlei Entozoen zugleich fin- det, so lässt sich doch aus jenen Fällen schliessen, dass, wenn schon ein Nexus Statt fände, die Hämatozoen sich zu einer bedeutenden Anzahl entwickeln könnten, bis ein Oysticereus sichtbar wird. während sie im entgegengesetzten Falle im Blute absterben müssten. Einstweilen bin ich nothgedrun- gen die Antwort zu suspendiren, bis vielleicht ein glücklicher Zufall mich auf die Spur kommen lässt. Schlüsslich kann ich nicht die Bemerkung unterlassen, dass dieses Hämatozoon einige Aehn- lichkeit der Form nach mit den freien Brutzellen von Ascaris acuminata hat, wie sie K. B. Reichert in Müllers Archiv, J. 1847 Hft. 2 und 3, beschrieben und abgebildet hat. Einige Male hatte ich auch Gelegenheit, in Ermangelung der soeben beschriebenen Hämatozoen sehr kleine Filarien im Blute der Grundel zu sehen. Dieselben sind von unmessbarer Fein- heit, fadenförmig, etwas länger als die Blutkörperchen desselben Fisches, und haben ein etwas brei- teres Kopfende, und einen in eine zarte Spitze auslaufenden Schwanz (Fig. 2 a b). Ihre Bewegungen sind schlangenförmig; sie schnellen sich zwischen den Blutkörperchen vorwärts, indem sie dieselben beim Anstemmen auf die Seite zu schieben vermögen. Sie leben ausserhalb des Kreislaufes in ununter- brochener Agilität, und sind in den Capillargefässen von verschiedenen Organen zu finden. Mit diesen Fadenwürmehen zugleich bemerkte ich auch im Blute isolirte Moleküle mit einer langen Cilie in unge- mein rascher progressiver Bewegung (ec). Diese Filarien waren in grosser Anzahl vorhanden, so dass deren oft 3— 5 in einem Gesichtsfelde bei einer 500 maligen Vergrösserung erschienen. Auch andere ganz sonderbar gestaltete Körper stiessen mir einmal im Grundelblute auf. (Fig. 3.) Dieselben sind länglich geformt und haben Aehnlichkeit mit einer Puppe; ihr Längendurchmesser ist beinahe doppelt so gross als jener der Blutkörperchen der Grundel, der quere gleicht dem queren der letzteren. Der ganze Körper ist durch 7 Quereinschnürungen in 8 Abtheilungen geschieden, von denen die mittleren die breitesten sind, und gegen beide Endtheile schmäler werdend gerade so in ein- ander geschoben zu sein scheinen, wie die Glieder einer Puppe. Die beiderseitigen Endglieder zeigen Denkschriften d. mathem, naturw. Cl. Abhandl. von Nichtmitgliedern. 3 iS Dr. ©. Wedl. eine abgerundete Spitze. Ich konnte deren nur 3 in 5 Tropfen Blutes zählen, und würde sie nieht erwähnt haben, wenn ich sie nicht bei der grünen Eidechse in ganz ähnlicher Form wieder gefunden hätte. Ich getraue mir bis jetzt gar nichts über ihre Bedeutung anzuführen. In dem Blute der Schleihe (COyprinus tinca) gelang es mir einmal unter zwei Fällen sehr kleine fadenförmige 'Thierchen, ähnlich jenen, welche ich gerade von der Grundel beschrieben habe, in steter, lebhafter, schlangenförmiger Bewegung zu entdecken. (Fig. 4.) Der Längendurchmesser mochte etwa SW. Z., der breite bei den grösseren Species 0,0001 W. Z. betragen. Das Kopfende ist ebenfalls breiter, das Schwanzende fein zugespitzt. Von einer Organisation liess sich bei der Durchscheinbarkeit und Kleinheit des Thieres nichts ermitteln. In einem Blutstropfen fanden sich 1—3 Individuen. Ueber die Entozoen des Froschblutes, Mana esculenta , liegen mehrere Untersuchungen vor. Prof. Gluge in Brüssel beschreibt eines in Müllers Archiv, J. 1842 S. 147, folgender Massen: „Es war von langgestreckter Form mit spitzig zulaufendem Kopf- und Schwanzende, und hatte an der rechten (wohl an einer?) Seite 3 längliche Fortsätze, die das Thier mit grosser Lebhaftigkeit aus- und einstülpte. Uebrigens war die Ortsbewegung sehr lebhaft. Eine Organisation habe ich nicht beob- achtet, der ganze Körper ist sehr durchsichtig, und selbst die von Valentin beobachteten Kügelehen fehlten. Uebrigens beobachtete ich in diesem Blute nur ein Exemplar.” Dr. Gruby überreichte im J. 1843 ein Memoire der Akademie der Wissenschaften , welches in den comptes rendus des J. p. 1134 abgedruckt ist. Die Beschreibung lautet: Sein Körper ist lang, abgeplattet, durchscheinend und ge- dreht wie ein Hohlbohrer, sein Kopftheil endigt in dünne verlängerte Fäden, sein Schweiftheil gleich- falls in spitze Filamente. Die Länge des Thieres ist 40 — 80 mm.; die Breite 5 — 10 mm.; der filamentöse Kopftheil ist gespitzt, und mit der grössten Beweglichkeit begabt; die Länge des Kopf- filamentes ist von 10—12 mm., sein Körper ist länglich abgeplattet, und gezähnt wie ein Sägeblatt nach der ganzen Länge eines seiner Ränder. Das Thier ist, wie ich oben bemerkte, glatt, und 2 oder 3mal um seine Axe gedreht wie ein Hohlbohrer, wesswegen ich den Namen T’rypanosoma sanguinis vorschlage. Die Bewegung des Trypanosoma ist sehr merkwürdig: erstlich muss man die Schnellig- keit bewundern, mit welcher es jeden seiner Theile bewegt, um die Bewegung um seine Längenaxe zu bewerkstelligen; das ist die Bohrerbewegung, — und dann die Richtung, welche es nimmt, um allen Hindernissen auszuweichen; man kann # Umdrehungen um seine Axe in der Secunde zählen, oder 14.400 in der Stunde. Wenn das Thier ruhet, zieht es sich der Art zusammen, dass es einen com- pacten und glatten Cylinder bildet, von dem ein Ende abgerundet und das andere pinselartig ist. Beim ersten Blick sollte man glauben ein anderes Thier vor sich zu haben, so sehr ist seine Form verändert; aber wenn man es in dem Moment, als es sich zusammenzieht, beobachtet, sieht man, dass es sich der Art stellt, dass der glatte Rand seines Körpers die Oberfläche und das abgerundete Ende des Cylinders bildet, während die Anhänge sich zum Theil eingeschlossen oder im Innern des Cylinders comprimirt finden, und überdiess mit ihren fadenförmigen Spitzen das andere pinselförmige Ende darstellen. Gruby fand diese Trypanosomen 2 oder 3mal in 100 Fröschen und in jedem Tropfen 2 oder 3. Ich habe diese beiden Beschreibungen voran geschickt, um zu zeigen, worin die von mir beob- achteten Hämatozoen des Frosches von jenen abweichen. Die Schrift von Mayer: de organo_ electrico et de haematozois steht mir jetzt nicht zu Gebote. Siebold spricht sich dahin aus, dass die von Gruby im Froschblute gefundenen und Trypanosoma sanguinis genannten Körperchen ganz mit den von Mayer entdeckten Hämatozoen übereinstimmen. Ich wurde ebenfalls beim Frosche durch die häufig vorkommenden Zellgewebswürmer eingeladen, das Blut von mehreren solehen Amphibien zu untersuchen. Diese Entozoen sind bekanntlich im locke- ren Bindegewebe in der Brust und Bauchhöhle, und zwischen den grösseren Muskeln, auch selbst im Beiträge zur Lehre von den Hämatozoen. 19 Parenchym von verschiedenen Eingeweiden, als Herz, Lunge, Leber, Niere eingetragen. Ich will eine kurze Beschreibung voranschicken. Das Thier ist stets vereinzelt in einen Sack eingeschlossen, welcher leicht mittelst einer Nadel aufgerissen werden kann, so dass man ohne Mühe das zusammen- ballte Thier daraus hervorheben kann. Es ist bis zu 4 W.L. lang, und '/,— ”/; W.L. am Kopftheil breit, dieser ist rundlich dick, der Bauchtheil von oben nach abwärts zugeschmälert, nur der unterste Theil ist etwas breiter. Der Kopf zeigt mehrere Einkerbungen an seinem Contour, ist bald mehr, bald weniger dunkel pigmentirt, und hat in seinem mittleren lichteren 'Theile einen durchscheinenden Ka- nal, der sich nach oben öffnet, und mit sehr kleinen Pigmentkörnern angefüllt ist, welche nach Art eines Rauches von dem Thiere von Zeit zu Zeit herausgestossen werden. Einen Hauptbestandtheil des Kopfes bildet eine Fettkugeln ähnliche Masse, welche zeitweilig in eine vor- und rückwärts rollende Bewegung versetzt wird. An seinen Seitentheilen sind manchmal dunkel pigmentirte längliche Organe wahrzunehmen. Sogleich hinter dem Kopftheile beginnen die Querringe, welche den regelmässigen seitlichen Ein- kerbungen entsprechen. Unter der dieken Bauchhaut ist eine dunkle körnige Masse, besonders an den Seitentheilen des oberen Bauchtheiles angehäuft, in vor- und rückwärts schreitender Bewegung befind- lich, welche jedoch von oft lange währenden Pausen unterbrochen wird. Unter der Bauchhaut erschei- nen nebstdem dunkle Streifen nach Art von Gefässverzweigungen, welche dem Thiere ein zierliches Ansehen verschaffen. In der Mitte gewahrt man einen dunklen gefärbten Canal, welcher in dem un- teren Drittheile aufzuhören scheint. An letzterem sieht man bei manchen Individuen eine aus zwei Lippen bestehende Hervorragung. An dem untersten "Theile liegen zwei gelbröthlich tingirte gestreckte Organe. Die Bewegungen des Thieres sind ziemlich lebhaft, bestehen in Contractionen und Extensio- nen nach verschiedenen Richtungen, hören aber nach Verlauf von etwa einer Stunde auf. Die bei die- ser Beobachtung angewendete Vergrösserung war eine 50fache.—Ich hielt es, wie gesagt, für zweck- dienlich , eine oberflächliche Beschreibung dieser bekannten Entozoen vorangehen zu lassen, weil sie gleichsam der Ausgangspunkt meiner ferneren Beobachtung waren, und so vielleicht manchem Miss- verständnisse vorgebeugt wird. Da ich zufällig eine Partie (8—9) Frösche in die Hände bekam, wo diese Eingeweidewürmer stets in grösserer oder geringerer Anzahl sich vorfanden, so machte ich mir es zur Aufgabe, das Blut von diesen kranken Thieren insbesondere in Bezug auf Hämatozoen zu untersuchen, und ich war jedes Mal so glücklich, letztere nach kürzerem oder längerem Suchen zu finden. Das Blutthier , welches ich in den vorliegenden Fällen gefunden habe, hat eine vorwaltend rund- liche Gestalt mit einer Wimperkrone an dem vorderen Theile, und erleidet jedenfalls mehrere Meta- inorphosen. Die am häufigsten vorkommende contrahirte Form (Fig. 5 a, db, e, d) nähert sich der ovalen, die mittlere Grösse beträgt im Längendurchmesser etwa ao W.Z., im Breitendurchmes- ser on W. Z. Eine genaue Messung konnte wegen der fortdauernden Bewegung des Thieres nicht vorgenommen werden. Es zeigt an dem abgerundeten Theile mehrere (etwa 6—8) stark entwickelte Flimmerhaare, welche merkwürdiger Weise eine stätige rhythmische doppelte Bewegung zeigen, näm- lich eine langsame in einer Richtung und eine schnelle in entgegengesetzter; die letztere dauert län- ger an. Stellt sich das 'Thier so auf, dass sein Vordertheil gegen den Beobachter gekehrt ist, so strahlen die Wimpern sternförmig 5), es ist sehr durchscheinend, bei blauem Himmelslichte von grau- licher Färbung, und enthält bloss einige hellere Moleküle, seine Oberfläche scheint nicht glatt zu sein. Die unter der mittleren Grösse stehenden sind runder, die sie übertreffenden sind um mehr als das Doppelte voluminöser und mehr in die Länge gezogen. Bei den letzteren (h und i) sind die Flim- merhaare kürzer als bei den ersteren, dafür aber zahlreicher, dicht aneinander gereiht, die Ober- fläche ist mit Längen- und Querstreifen versehen, manchmal erscheint dieselbe runzelig. Die klei- nere Sorte (e) mit den langen und sparsamen Cilien zeigt durchgängig eine sehr lebhafte rhythmi- 3 * 20 Dr. ©. Wedl. sche, langsamere und schnellere Flimmerbewegung in entgegengesetzten Richtungen, verändert dabei ihre Lage oft lange nicht, bis sie wieder eine drehende oder wälzende Bewegung annimmt. Die pro- gressive ist in der Regel schwach vertreten, so dass sie gewöhnlich nicht aus dem Gesichtsfelde ver- schwinden. Ist das Thier gestreckt, so hat es dieke Flimmerhaare an der einen Seite, das Schwanz- ende ist mit einem fadenförmigen Anhange versehen (/ f). Einige wenige Male beobachtete ich auch nebst diesen erwähnten Formen eine fadenförmige, im breiten Durchmesser kaum 0,0001 W. Z., im langen etwa om W. Z. messend; vorne und rückwärts war es zugeschmälert. Dieses fadenförmige Thierchen ist sehr durchscheinend, so, dass es nur bei günstiger Beleuchtung zu Gesichte kommt. Seine Bewegungen sind schwach aber stätig, es schiebt die Blutkörperchen oft bei Seite, oder ver- kriecht sich unter dieselben, arbeitet sich aber stets wieder hervor. (Fig. 8.) Im Allgemeinen kamen diese Thiere nicht in sehr grosser Anzahl im Blute vor, denn man zählt selten mehr als eines in einem Blutströpfehen, so dass es mir namentlich in einem Falle sehr viel Mühe kostete, ein Exemplar zu finden. Sie erhalten ihre Lebenskraft lange, ich fand sie einige Male nach 24 Stunden in dem aufgefangenen Blute des Frosches im unveränderten Zustande , welcher günstige Umstand zu dem Experimente einladet, die Entwickelung ausserhalb des Organismus zu versuchen. Man ersieht wohl aus den so eben gemachten Beschreibungen der verschiedenen Formen dieses Hämatozoons, dass das Gluge’sche mit keiner vollkommen übereinstimmt, auch Gruby’s Trypanosoma scheint entweder eine spätere Entwicklungsformation oder eine andere Species zu sein, denn die Länge 40 — 80 mm. beobachtete ich nie, auch fielen mir die von Gruby genannten Bewegungen a la tariere wenigstens bis jetzt nicht auf. In einem andern Falle fand ich in dem Gehirne eines Frosches etwa gegen 20 Stück Distomen, das Blut enthielt in einigen Tröpfehen 2 Exemplare von Entozoen (Fig. 6), welche oval geformt und längs der einen Seite eine Reihe dicht aneinander gefügter Cilien zeigten; dieselben flimmerten un- ausgesetzt, der andere glatte Rand hatte eine seichte Einbuchtung, die Oberfläche unregelmässige Längsfurchen. Die Länge mochte gegen 0,002 W. Z. betragen, also die der vorhin erwähnten über- ragen. Die Bewegung war eine langsam im Kreise sich drehende, wurde jedoch von langen Pausen unterbrochen. Ich hatte auch einige Male Gelegenheit, die schon von mehreren Beobachtern erwähnten grösseren Filarien im Froschblute zu sehen, und würde sie mit Stillschweigen übergangen haben, wenn nicht namentlich in einem Falle interessante Nebenumstände mit verknüpft gewesen wären. Ich untersuchte den Kreislauf in dem Lungensacke des Frosches, und fand zufällig hie und da eine Filarie in den Ge- fässen eingetragen. Die Thiere wurden von den Blutzellen mehr fortgeschoben, als dass sie sich selbst weiter beförderten, oft bemerkte man deutlich, dass sie sich an der Wandung des Gefässes festhielten, und nur von Zeit zu Zeit wieder vorwärts gestossen wurden. Kam der Wurm auf diese Art an der Wand fortgleitend in die Mündung eines Seitengefässes, so drang er in dasselbe ein, und so kam es, dass ich auch in den Capillargefässen eine sich offenbar mühsam bewegende Filarie hie und da er- blicken konnte. Nachdem der Frosch getödtet war, konnte ich die Hämatozoen in die Capillargefässe des Bauchfelles und Gehirnes verfolgen. In der Leber und selbst im Knochenmark des Oberschenkels waren sie insbesondere in ersterer sehr zahlreich. In demselben Individuum fanden sich auch insbeson- dere in dem Zellgewebe der Baucheingeweide viele ovale Blasenzellgewebswürmer, an Grösse und Structur jenen obigen der Grundel ganz analog. Die Länge der Filarien betrug 2m W. Z. Der vor- derste Theil hatte im queren Durchmesser 0,0002 W. Z., der mittlere 0,0003 W. Z. Die Bewegun- gen waren bei einigen sehr lebhaft schlangenförmig , bei anderen glichen sie mehr Zuekungen, wahr- scheinlich in Folge der Abnahme der Vitalität. Das Thier bleibt oft mit seinem vorderen etwas breiteren Theile kleben, und schlägt mit dem spitz zulaufenden Hintertheile herum, an dem ersteren befindet sich ein langer fadenförmiger Anhang. Beinahe in jedem Gesichtsfelde bei einer 500fachen Vergrösse- Beiträge zur Lehre von den Hämatozoen. 21 rung traf sich ein Exemplar, manchmal deren mehrere. Im todten Zustande haben sie eine verschlun- gene gestreckte Lage (b und ec), und im hinteren Drittheile tritt der charakteristische bohnenförmige Körper deutlicher hervor, dessen auch C. Vogt in seinen interessanten Beiträgen zur Entwickelungsge- schichte dieser Filarien (Müller’s Archiv 1842, S. 189) erwähnt. In einem anderen Falle war nebst diesen grösseren Filarien auch die zuerst beschriebene Species des Froschblutes zu finden. Auch Gruby beobachtete ein gleichzeitiges Vorkommen dieser Filarien mit seinem Trypanosoma. Dieselbe Species, welche ich beim Frosch beschrieben habe, fand ich auch bei einem wasser- süchtigen Laubfrosche (Hyla viridis). Diese Blutthierchen waren bald rundlich , bald mehr gestreckt, die kleinsten etwa von der Grösse eines Blutkörperchens ; an Volumen differirten sie nicht bedeutend. Sie haben mehrere in gleichmässiger Entfernung stehende Flimmerhaare, die eine langsame Bewegung in einer und eine schnelle in entgegengesetzter Richtung zeigen. (Fig. 9 e, d.) Diese alternirende rhythmische Vibration, wovon die schnellere länger anhält, dauert ununterbrochen fort, ohne dass eine Ortsbewegung stattlindet. Die letztere beobachtet man nur bei der gestreckten Lage (Fig. 9 e), welche das Thier zuweilen annimmt. Man unterscheidet sodann einen breiteren Vordertheil und einen zugespitz- ten Hintertheil, und an einem Rande die schon beschriebenen Flimmerhaare. Das Thier rollt sich dann ein und nimmt wieder die Gestalt e an, ähnlich so wie Gruby’s Trypanosoma. Die Substanz ist durchsehneidend, hie und da sind helle Moleküle zu bemerken. Sein Vorkommen im Blute ist ziemlich zahlreich ; in 12 untersuchten Tröpfehen waren in je einem 1—7 Thiere zu finden. Nebst diesen kamen noch kugelige Formen von verschiedener Grösse vor, von denen die grössere (Fig. 9 5) an ihrer Oberfläche mit kurzen Wimpern besetzt war, welche ebenfalls eine langsame und eine schnelle Bewegung in entgegenge- setzter Richtung in rhythmischen Absätzen zeigten. An der kleineren kugeligen Form (Fig. 9 «) konnte ich keine Flimmerhaare entdecken, sondern bloss eine stälige drehende Bewegung beobachten. Ein Exemplar einer grossen Filarie (Fig. 11) mit sehr lebhafter Bewegung kam endlich noch in dem Blute desselben Laubfrosches vor. DerlLängendurchmesser (mit theilweiser Schätzung, da das Thier keine ganz gestreckte Lage annahm) betrug 0,012 W. Z., der breite 0,0005 W. Z. Es enthielt einen mit molekulärer Masse angefüllten Schlauch seiner ganzen Länge nach. Etwa in seinem Mitteltheile und zu Ende des oberen Drittheiles gruppirten sich die Moleküle. Ausserhalb des Blutkreislaufes kamen bei diesem Laubfrosche einige fadenförmige grünliche Entozoen (Strongylus?) im Schleime des Dünndarmes eingebettet vor. Bei einer zweiten Hyla viridis stiess mir eine grössere Form in sehr geringer Anzahl auf, ich konnte nur zwei Individuen in 10 Blutströpfehen sehen. Sie waren (Fig, 10 @ und 5) von einer unregel- mässig ovalen Gestalt, mit mehreren Einbuchtungen an der Oberfläche, und an einem Rande mit dicht aneinander gereihten Flimmerhaaren versehen, welche in lebhafter Bewegung sich befanden. Das Thier drehte sich stets um seine Längenaxe. Das grössere Exemplar (Fig. 10 d und c) mass im Längen- durchmesser 0,0015 W. Z., im queren 0,0009 W. Z. an seiner breitesten Stelle, während das klei- nere etwa um ein Drittel an Volumen nachstand. Die Messung konnte genauer vorgenommen werden, weil die flimmernde und drehende Bewegung nach '/, Stunde schwächer wurde und endlich ganz auf- hörte. Der Vordertheil ist, wie gesagt, etwas schmäler und hat einen Querdurchmesser von bloss 0,0006 W. Z. und entbehrt der Wimpern, welche auch gegen den hintersten Abschnitt des Thieres aufhören. Die Substanz desselben bestand aus einer lichtgrünen molekulären Masse. — Ob nun diese beiden grösseren Exemplare ein späteres Entwickelungsstadium der vorhin erwähnten Form darstellen, oder eine besondere Art bilden, getraue ich mir jetzt nicht zu entscheiden, sie haben jedenfalls viel Aehnlichkeit mit Trypanosoma sanguinis. Im Blute einer grünen Eidechse (Lacerta viridis) traf ich ebenfalls die Körper, die schon bei der Grundel als fragliche hingestellt wurden. Sie haben eine längliche, an beiden Seiten zugespitzt endende Form , sind beinahe um die Hälfte länger als die Blutkörperchen desselben 'Thieres, die 22 Dr. ©. Wedl. Breite differirt nicht wesentlich von jener der letzteren. Ihre Struetur zeigt kleine Abweichungen. Es gibt welche, die (Fig. 12 a) in der Mitte einen ovalen Körper einschliessen, an dem sich zu beiden Seiten abgerundet konische Theile anheften, die sodann wieder spitz zulaufende konische Abtheilun- gen beiderseitig zeigen. Andere sind (Fig. 12, d und c) durch Querabschnürungen in Segmente getheilt, die wie Glieder in einander gefügt sind. Die Anzahl der letzteren ist verschieden. Diese Körper, welehe einige Aehnlichkeit mit den im Pferdemagen lebenden Larven der Bremse haben, we- nigstens im rohen Umriss, waren zahlreich vertreten, es fanden sich deren 4—5 in einem Tropfen ; auch im Blute der Leber waren sie zu treffen. Das Blut eines Kernbeissers (Loxia coccothraustes) war insbesondere in Bezug der Häu- figkeit der vorhandenen Entozoen höchst interessant. Es waren deren nämlich 30— 50 Individuen und darüber in einem Tröpfchen zu zählen, so dass manchmal selbst bei einer 500maligen Vergrösserung drei in einem Gesichtsfelde sich befanden. Die Gestalt (Fig. 13 c, d, e) so wie die Bewegung des Thieres sind schlangenförmig. Die Grösse varürt von 15 W. Z. im Längendurchmesser , der quere beträgt "7% W. Z. Man unterscheidet einen etwas zugeschmälerten abgerundeten Kopftheil , einen langen Mittel- und einen in eine Spitze auslaufenden Schwanztheil. Hinsichtlich der Structur bemerkt man an den meisten bloss einen bohnenförmigen Körper in der unteren Hälfte des Thieres, und an wenigen sind helle glänzende Moleküle hie und da gruppirt wahrzunehmen. Es hält sich durch meh- rere Stunden am Leben; stirbt es ab, so werden die Bewegungen langsamer, und ein zeitweiliges Zucken tritt ein. Nebst diesen Filarien fanden sich auch noch mehrere ovale Körper vor, ungefähr von der Grösse der Blutkörperchen dieses Vogels; sie hatten eine Einschnürung an einem Enddrit- theil (Fig. 13, a, 5) und an dem Rande des letzteren eine Wimpernkrone, welche in stätiger lebhaf- ter Bewegung sich befand. Das Thierchen drehte sich oft im Kreise umher. Im Innern war es gra- nulirt. Es hat viele Aehnlichkeit mit einer Monade. Dass es übrigens nicht etwa nach dem Tode des Vogels entstand, beweist der Umstand, dass letzterer noch warm war, als die Blutuntersuchung vor- genommen wurde. In dem Blute des Gehirnes und der Milz kamen mir keine Filarien vor, wohl fand ich einige im Blute der Leber. Anderwärts waren keine Entozoen zu treffen. Der Vogel be- fand sich in einem abgemagerten Zustande. Bei Vögeln sind bis jetzt im Blute von Raben von Prof. Ecker in Basel Filarien gefunden worden. — Von Hämatozoen der Säugethiere liegen noch wenige Untersuchungen vor. In den Comptes rendus, J. 1843 p. 325, ist ein Memoire : Alteration vermineuse du sang d’un chien par Gruby et Delafond enthalten, es waren kleine mikroskopische Filarien bei einem gesunden starken Hunde. — Mein verehrter Freund Dr. C. Müller, Correpetitor an dem hiesigen '"Thierarzenei-Institute, zeigte mir unlängst ein von ihm angefertigtes Präparat, an dem zwei Strongyli in der Gekrösschlag- ader des Pferdes zu sehen sind, was von Prof. Gurlt auch schon angegeben und beschrieben wurde. Das oftmalige Vorkommen von Eingeweidewürmern beim Pferde munterte mich auf, das Blut ebenfalls in Bezug auf Hämatozoen zu untersuchen. Ich will zwei Fälle hervorheben. In einem Falle kam Filaria papillosa frei in der Bauchhöhle vor. Dr. C. Müller beschreibt sie folgendermassen : Sie ist ein etwa '/, Linie dieker, — 6 Zoll langer rundlicher Wurm , dessen Mund mit Wärzchen besetzt ist, und welchen man zwischen den Darmwindungen im Bauchfellsacke oft in zahlreicher Menge vorfindet. Sein Auftreten scheint mehr an alte abgemagerte Thiere gebunden zu seyn. Diese Entozoen finden sich stets zwischen den mächtigen Lagen des Diekdarms in Gruppen von 10 — 20 Stück, oft noch lebend, ohne irgend eine pathologische Aenderung des Peritoneums. Zum Behufe der mikroskopischen Untersuchung des Blutes eines Pferdes mit Filaria papillosa wurde eine Portion aus der hintern Hohlvene von der Stelle, wo sie über den oberen Rand der Leber wegsteigt, genom- men. Das Blut erst 24 Stunden nach dem Ableben des Thieres untersucht, zeigte sich schlaff geron- nen, dunkel, ohne Fibrinabscheidung. — Die Blutkörperchen waren grösstentheils deformirt und Beiträge zur Lehre von den Hämalozoen. 23 haufenweise zusammen verklebt, so dass man sich genöthigt sah, mittelst Zuckerwasser die verklebten Parthien zu trennen; dieses gewährt den Vortheil, dass es das Hämatin nicht auflöst, daher die Blut- körperchen ihre freilich etwas veränderte röthlich-gelbe Färbung beibehalten. Waren nun die kleinen Blutklümpchen durch gelindes Reiben des Deckglases auf dem Objectträger so gequetscht, dass der grös- sere Theil der Blutkörperchen isolirt war, so wurde man auch alsbald eine grosse Filarie im lebenden Zustande gewahr. Diese Thiere (Fig. 1% a, 5) sind fadenförmig , graulich, durchscheinend und varüren an Grösse, so zwar, dass man welche findet, die die kleineren wenigstens um das Doppelte an Länge übertreffen. Die Messung wurde bei einem mittelgrossen todten Thiere vorgenommen, der Querdurch- messer war 0,0003 W. Z., der Längendurchmesser konnte nur mittelst theilweiser Schätzung bestimmt werden, da es im todten Zustande mehr oder weniger eine gekrümmte oder auch verschlungene Lage annimmt ; dieser Durchmesser betrug nach dem gemessenen Drittheile des Thieres 0,0054 W. Z. Der Kopf ist etwas zugeschmälert, bäumt sich bei den Bewegungen auf, und lässt an seinem Vordertheile einen Faden gewahr werden, welcher von Zeit zu Zeit bei den Drehungen unsichtbar wird. Der Hinter- theil verläuft nach und nach in eine sehr schmale abgerundete Spitze, von welcher ein fadenförmiger An- hang entspringt. In der Mitte des Thieres bemerkt man, von dem breiteren Theile des Kopfes ausge- hend , bis zum zugeschmälerten Hintertheil, einen Canal verlaufen; zu dessen beiden Seiten sitzen in gleichförmigen Distanzen helle Moleküle auf. Die Bewegungen dieses Hämatozoon sind durchaus schlan- genförmig , oft ballt es sich zu einem Knäuel zusammen, oft entwirrt es sich zu einer bogenartigen oder wellenförmigen Linie; offenbar ist es durch das zur Beobachtung nöthige Deckglas in der Raschheit und Ausdehnung seiner Bewegungen gehindert. Die progressive Bewegung ist nur geringe, denn selbst bei längerer Betrachtung bemerkt man nie, dass es aus dem Gesichtsfelde sich fortbewegt. Das 'Thier lebt im todten Blute noch längere Zeit fort; selbst nach #8 Stunden wurden noch lebende Filarien in dem Blute getroffen, welches mit etwas Zuckerwasser geschüttelt war. In Bezug der Häufigkeit des Vorkommens ist noch anzuschliessen, dass in einem Blutströpfehen gewöhnlich 1 — 3 Filarien sich vorfanden. Dieser Fall ist nun in Beziehung des gleichzeitigen Vorkommens von Filarien in der Bauchhöhle und im Blute der Hohlvene gewisse höchst interessant. Die Fadenwürmer im Blute gewähren einen gewichtigen Anhaltspunkt für fernere Untersuchungen, und da es jetzt schon wahrscheinlich ist, dass, nachdem diese Hämatozoen eine gewisse Entwicklungsperiode im Blute durchgemacht haben, durch Ber- stung eines kleinen Gefässes in die Bauchhöhle gelangen, so wird diess zur vollkommenen Evidenz werden, wenn die Entwiekelungsreihen dieses Thieres nebeneinander gestellt, vielmehr die Mittel- glieder zwischen der Pilaria papillosa in der Bauchhöhle, und der Filaria im Blute gefunden sein werden. Der zweite Fall, wo das Blut eines Pferdes auf das Vorhandensein von Hämatozoen mit Erfolg geprüft wurde war jener, wo Strongylus tetracanthus, armalus und Ascaris lumbricoides zugleich in den Gedärmen vorkamen. Dr. €. Müller machte davon folgende Beschreibung: Der Strongylus ist ein kleiner rundlicher Eingeweidewurm , dessen Mund kreisförmig oder eckig ist, der Leib rund, ela- stisch , an beiden Enden verschmächtigt zulaufend. Der Strongylus armatus zeigt den Mund mit schrä- gen Zähnen besetzt, ist 1—2 Zoll lang, schwärzlich von Farbe, und lebt im Blind- und Grimmdarme des Pferdes, häufig sehr fest an der Schleimhaut haftend , so dass er im lebenden Zustande nur schwer wegzureissen ist. Der Strongylus tetracanthus ist röthlich von Farbe, etwa 1 Zoll lang, und wohnt in den erweiterten Schleimfollikeln des Blind- und Grimmdarmes in erbsengrossen Höhlungen unter der Schleimhaut, gewöhnlich umgeben von einer eiterähnlichen Flüssigkeit, darin frei sich herum bewegend. Ascaris lumbricoides gleicht jenem des Menschen. Das Blut aus dem rechten Herzen genommen, wurde ebenfalls mit Zuckerwasser behandelt, um die Blutkörperchen zu isoliren. Es waren auch darin grosse Filarien zu finden, nur in bei weitem 24 Dr. C©. Wedl. geringerer Anzahl, so dass man 10—15 Tropfen mit aller Aufmerksamkeit untersuchen musste, bis man eine zu Gesicht bekam. Den Dimensionen nach unterscheidet sie sich von der vorher beschriebenen Art nicht, auch ist der Umriss derselbe, jedoch war die Structur etwas verschieden, wenigstens in den wenigen Exemplaren. Ich fand deren nur drei. Der Kopftheil ist etwas schmäler, vorne abgerundet, und lässt einen kleinen, hellen, oval geformten Körper erblicken. Am Ende des oberen Drittheiles befindet sich ein ähnlicher grösserer ovaler Körper. Man unterscheidet als Grundsubstanz eine grauliche undeutliche molekuläre Masse, keinen Darmkanal und keine symmetrisch angeordneten hellen Moleküle, wie bei dem vorher beschriebenen Thiere. Der hintere Theil ist sehr zugeschmälert, und hat ebenfalls einen faden- förmigen Anhang. Die Bewegungen sind lebhaft, schlangenförmig , es fixirt oft den Kopf, und schlägt rasch mit dem Körper herum. Fernere Untersuchungen müssen nachweisen, ob es den embryonalen Zu- stand eines anderen Entozoon darstellt. Schliesslich erlaube ich mir, einen Rückblick auf das Ganze werfend , folgende Resultirende zu ziehen : 1. Ist das Erscheinen von Hämatozoen im Thierreiche keine Seltenheit. Dass man sie beim Men- schen noch nicht mit Bestinnmtheit nachgewiesen hat, mag wohl darin seinen Grund haben, weil es einer- seits sehr zeitraubend und mühsam ist, derartige Blutuntersuchungen anzustellen, und anderseits die Mög- lichkeit, dieselben in geeigneten Fällen erst 36 — 48 Stunden nach dem Tode vorzunehmen , auch un- übersteigliche Hindernisse durch Zerstörung in den Weg legt. In manchen Fällen dürfte wenigstens das Letztere stattfinden. 2. Stellen sie wahrscheinlich embryonale Gebilde der Entozoen vor , eine Meinung, welche schon vielfach ausgesprochen wurde, und bis jetzt hauptsächlich begründet ist, in 3. den Entwickelungsstadien , welche sie im Blute durchmachen. 4. Können sie zu einer enormen Anzahl heranwachsen, bevor sich in manchen Fällen anderweitig Helminthen vorfinden lassen. 5. Scheinen sie ihre Wanderungen im Kreislaufe zu bestimmten Perioden vorzunehmen. n 6. Sind sie an Gestalt und Grösse sehr verschieden , so däss sie einmal in die feinsten Capillarge- fässe einzudringen , das andere Mal dieselben nie zu erreichen vermögen. 7. Können verschiedene Species im Kreislaufe nebeneinander bestehen. 8. Scheinen sie manchmal an bestimmte Organe gebunden zu sein, oder wenigstens in denselben vorzugsweise vorzukommen. 9. Ist die progressive Bewegung bei ihnen schwach vertreten , sie werden mehr von den Blutkör- perchen fortgestossen. 10. Gleiten sie an den Wandungen der Gefässe ruckweise vorwärts. 11. Die Lebensdauer ausserhalb des Kreislaufes ist sehr verschieden , manche sterben binnen wenigen Minuten ab, andere vermögen 48 Stunden und darüber fortzuleben. Man sieht endlich, dass, so jung die Lehre von den Hämatozoen noch ist, sie doch ein neues Licht auf die Entwickelungsgeschichte der Helminthologie geworfen hat, und obwohl es jetzt bloss ein Dämmerungslicht ist, so sehen wir doch schon den Pfad, auf dem wir fortschreiten müssen. beiträge zur Lehre von den Hämalozoen. 25 Erklärung der Tafel, Fig. 1. Hämatozoen der Grundel; a, losgetrennter Strahlenring von vorne; 5, etwas schief gese- hen; c, kleinere Sorte mit dem Strahlenringe und dem molekulären Contentum ; d, von vorne gesehen mit den nach auswärts ragenden feinen Cilien; e, etwas schief gesehen, wo die Wimpern mehr nach oben bervorragen; f, die Umhüllungshaut ist abgestreift; g, mittelgrosse Sorte von vorne gesehen; h, etwas schief, so dass der Strahlenring mehr nach aufwärts gekehrt ist, und die Spitzen der Gilien am oberen Rande zum Vorschein kommen; e, grosse Sorte mit einem Papillenkranze; A, ein noch grös- seres seltenes Exemplar, etwas verschobene Papillen, ausserhalb derselben feine Wimpern. Fig. 2. Kleine Filarien der Grundel « und 5, von verschiedener Länge; ce frühere Entwicke- lungsform (?) derselben. Fig. 3. Fraglicher Körper im Blute der Grundel. Fig. 4. Kleine Filarien im Blute der Schleihe. Fig. 5. Hämatozoen des Frosches; a, b, c, d, im zusammengezogenen Zustande, verschiedene For- men; e, frühere Entwiekelungsform mit langen Cilien; f, im gestreckten Zustande mit Wimpern an einem Rande und dem zugespitzten Schwanze; g, grössere Form im contrahirten Zustande; A, höher entwiekelte Form, der Kopftheil mehr zugespitzt, der Hintertheil breiter, die Cilien sind an einer schie- fen Demarkationslinie angeheftet; ö, dieselbe Form von einer anderen Seite gesehen. Man beobachtet an beiden eine Längen- und Querstreifung. Fig. 6. Hämatozoen des Frosches bei gleichzeitigem Vorkommen von Distoma im Gehirne. Fig. 7. Filarien des Frosches; a, im lebenden Zustande mit einem peitschenähnlichen Anhange am Kopftheile; db, zusammengeballt im todten Zustande; c, gestreckt im todten Zwustande. Fig. 8. Kleine Filarien des Frosches, welche sich zugleich neben den Hämatozoen , Fig. 5, vorfanden. Fig. 9. Hämatozoen des Laubfrosches; a, granulirte Kugel mit lebhafter Bewegung ; b, granulirte Kugel mit kurzen Flimmerhaaren; ce und d, im contrahirten Zustande, e im gestreckten Zustande. Fig. 10. Hämatozoen des Laubfrosches mit lebhafter, flimmernder und drehender Bewegung. Fig. 11. Grosse Filarie des Laubfrosches zugleich mit dem Hämatozoon , Fig. 9, gefunden. Fig. 12. Fragliche Körper im Blute der grünen Eidechse; a, 5, ec, verschiedene Formen. Fig. 13. Filarien eines Kernbeissers; « und b, wahrscheinlich frühere Entwickelungsstufen; e, klei- neres; d, mittleres; e, grosses Exemplar. Fig. 14. Filarien eines Pferdes; a, grösseres Exemplar mit ausgestrecktem Zustande; b, kleines Exemplar verschlungen. Fig. 15. Filarien eines anderen Pferdes mit anscheinend veränderter Struetur. Die angewendeten Vergrösserungen waren 400—500fache. = Inhalt. Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie, Schrötter: Ueber einen neuen allotropischen Zustand des Phosphors - MHyrti: Beiträge zur vergleichenden Angiologie - : » . 2.2... I. Ueber die Nasalwundernetze der Wiederkäuer und Pachydermen II. Ueber die Carotiden des Äi (Bradypus torquatus) Ce nennen III. Ueber die Lymphherzen des Scheltopusik (Pseudopus Pallasü). ee... dur »ne Myrti: Zur vergleichenden Anatomie der Trommelhöhle 1. Ueber einen neuen Muskel in der Trommelhöhle bei Phoca vitulina 2. Steigbügelarterie von Oryeteropus und Myrmecophaga. Sesanknorpel im Tensor iympani . 3. Gehörknöchelchen seltener Marsupialia. Berichtigung der Angabe über Perumeles. Grosser herzförmiger Knochen an der Sehne des Stapedius bei Phascolomys Burg: Ueber den geraden, centralen Stoss zweier fester Körper Kollar und Redtenbacher: Ueber den Characier der Inseeten-Fauna von Südpersien Koller: Ueber die Berechnung periodischer Naturerscheinungen Unger: Ueber Aufnahme von Farbestoffen bei Pflanzen . Unger und Hrusehauer: Beiträge zur Lehre von der Bodenstätigkeit gewisser Pflanzen Unger: Rückblick auf die verschiedenen Entwieklungsnormen beblätterter Stämme Unger: Pflanzen-Missbildungen - - . . I. Missbildung der Blüthen von Hydrophyllum virginicum Lin. II. Missbildung der Blüthen von Scabiosa ochroleuca Lin. Il. Vergrünnung (Chloranthia) der Blüthen von Pote tilla umbrosa Steven. IV. Missbildung der Blüthen von Desmodium marylandieum DI. . : 2 2 2 222200. V. Missbildung der Blüthen von Trifolium repens Lin. und Trifolium montanum Lin. VI. Missbildung der Blüthen von Medicago carstiensis Ja c Mrs Seite nm neun erten nn _ Seite ee a Moth: Begründung eines eigenthümlichen Rechnungsmechanismus zur Bestimmung der reellen Wurzeln der Gleichungen mit numerischen Co&ffieienten - . » - + Doppler: Versuch einer auf rein mechanische Prineipien sich stützenden Erklärung der galvano- elektrischen und magnetischen Polaritätserscheinungen - + + + +» Fenzl: Arctocalix. Eine neue Gesneraceen-Gattung aus der Abtheilung der Eugesnereen - Haidinger: Ueber den Dutenkalk Haidinger: Ueber eine neue Varietät von Amethyst - Heekel: Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. Abhandlung 1. Ehiieeamninllas. ee ne Pimelodus Lacep. Saurorhamphus . Amphisyle Heinrichi . Meletta Valenc. Clupea Valene. Lepidopides .» » 2.2... Rokitansky: Zur Anatomie des Kropfes . Kenzi: Nova quaedam genera et species plantarum vascularium . 1°. Mormolyeaalmeolor en... ce. en ern enne 2. Notylia Hügelii . 3. Pilea hyalina . 4. Rhagodia Eschscholtziana 5. Neilreichia eupatorioides . Kreil: Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft I. Horizontale Intensität II. Inelination . EIEMBREIT II. Intensität der Gesammtkraft . IV. Declination Unger: Die Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliezka Bokitansky: Ueber die Cyste - Kollar; Naturgeschichte der Zerr-Eichen-Saummücke (Lasioptera Üerris), eines schädlichen Korsimseetes. Sem ann. Kollar: Beiträge zur Inseetenfauna von Neu-Granada und Venezuela . Beuss: Neue Foraminiferen aus den Sehiehten des österreichischen Tertiärbeckens Hyrtl: Beiträge zur Morphologie der Urogenital-Organe der Fische I. Ueber das angebliche Fehlen der Harnblase bei mehreren Fischen . . . II. Einige Varianten der Urogenital-Mündungen . . . 2 2.22 en en een III. Doppelte Samenbläschen bei Mullus und Gobius, einfache bei Cobitis fossilis . IV. Getrenntbleiben der rechten und linken männlichen Zeugungsorgane, bei Blennius gattorugine, Samenbläschen, Appendices prostaticae und Penis spurius desselben V, Geschlechtsorgane von Anableps . 105 157 177 181 195 201 203 213 215 223 226 235 239 243 253 253 259 256 257 258 265 267 280 291 294 311 323 347 351 365 391 391 394 397 398 ai 398 VI. Penis’ von Anableps, eine modificirte Afterflosse . . ». » » 22: 2 rs se 2 0. ..2 400 t VII. Peritoneal-Canäle und Rudiment des rechten Ovariums bei Mormyrus oxyrhynchus . . 2... 401 VIH. Rudiment des rechten Eierstockes bei Auxis vulgaris . . » 2 2 men en en nn. 402 IX. Paariger Eierstock und Hode bei Ammodytes tobianus . . » » » > vr nennen. 408 X. Rudimente von Eileitern bei Cobitis fossilis und Acanthopsis taenia . x... ee SE XI. Uebergänge von unpaaren zu paarigen Eierstöcken . . . . 2 2. ee me een en. 408 XU. Einfaches, scheinbar paariges Ovarium bei Ophidium barbatum . 2». ee... 407 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. Langer: Ueber den Haarwechsel bei Thieren und Menschen . » een 1 Schmarda: Neue Formen von Infusorien - - »- » : sr 0 ee ernennen Re) wWedi: Beiträge zur Lehre von den Hämatozoen . » » een ee. 19 | | | | h) & | (4 [ } h 1m Id