F lora Va.

oder 2 Botanische Zeitung welche

Becensionen, Abhandlungen, Aufsätze, Neuigkeiten und Nachrichten ,

die Botanik betreffend, enthält

Herausgegeben von

‚der königl. bayer. botanischen Gesellschaft in Regensburg.

Neunter Jahrgang

Erster Band.

Mit 62 Bogen Beilagen und a Tafeln.

mund Fr

Regensburg, 1826.

Ihrem würdigen Mitgliede dem

Herrn

Dr. Georg Friedrich KRaulfuls,

Professor der Naturgeschichte zu Halle, Mitgliede der Kaiserl. Leopold - Carol, Academie der Natur- forscher und mehrerer anderen gelehrten Gesellschaften

widmet

gegenwärtigen Band der Flora

die

königlich bayer. botanische Gesellschaft

in Regensburg.

riora

oder ö ,

Botanische Zeitung,

Neo, ı Regensburg, am 7, Januar 1896, ' 5 ve

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LK Aufsätz e. Versuch einer allgemeinen. Classification der Gräser, gegründet auf das physiologische Studium der Charaktere dieser. Familie; von Raspail.

(Auszug aus einer Abhandlung, vorgelesen im königl, .

Institut zu Paris, in der Sitzung voin 24, Jan, 1825.) Vebersetzt und mitgetheilt you Herrn Friedr, Mohr aus Goblenz.*) .

(Mit 2 Tateln )

Dieser Versuch ist das Resullat einer verglei-

chenden Arbeit von zwei Jahren, Sechshundert Ars

ten von Gräsern sind mit der grüfsten Sorgfalt ana« Iysirt, Beschtieben und verglichen worden Die

Schüppchen (lodiculse) selbst, diese so allgemein von den Autoren {Schreber, Palisot de Beauvois.! und Robert Brown ausgenommen) vernachlälsigten

Orgäne, sind mit einer Beharrlichkeit untersucht worden, welche ati Kleinlichkeit gränzen würde,

nee sn,

*) Der Ucbersetzer wird ja einer Reibe von Auszügen und.

Abhandlungen die Arbeiten der neuesten Agrostologen

Trinius, Turpin, Raspatl eto, mittheilen, und ' eine vergleichende Zusammenstellung derselben versuchen.

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wenn man mir nicht zugäbe, dafs die kleinsten Din- ge wichtig werden, wenn man sie zusammenstellt und vergleicht, und die gröfstenunbedeutend, wenn man sie vereinzelt. Glückliche Resultate, die ich jetzt darlegen will, haben meine Geduld gekrönt. Sie werden sich auf wenige Seiten bringen lassen, aber klar und bestimmt seyn. In der Botanik fängt man überhaupt an, zu bemerken, dafs es gerade nicht die längsten Arbeiten sind, welche die dick- sten Bände hervorbringen, und nicht die kürzesten, welche die dünnsten- füllen, $. I. Wurzel...

In unserer ersten Abhandlung haben wir die Modificationen auseinander gesetzt, welche die Wur- zel der grasartigen Gewächse eingehen kann, Wir haben dort vergessen hinzuzufügen, dafs, da die Kegel der Würzelchen eingeschachtelt bleiben und sich in die Hauptwurzel dehnen, sie hier und dort Würzelchen treiben können und bisweilen auch kriechende Halme, welches man noch zuweilen an . dem untern Theile am ersten Knoten des Halmes bemerkt. Wir sind schon im Begriff, diese Data in einer künftigen Abhandlung darzulegen. Alle diese Modificationen treffen bei den Individuen derselben Art zusammen, und im Allgemeinen dürften sie nicht

einmal gute Ärtcharaktere abgeben. Gleichwohl be-

urkunden diese Schwankungen die Natur des Bo- . dens. So nehmen die in fliefsendem Wasser wach- senden Gräser die diesem Wohnort zukommeriden, d. b. weilsliche, saftige, lange, platt gedrückte und gleichsam gefiederte Wurzeln an. In stehenden Ge-

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wässern und auf feuchten Triften haben die Gräser vielmehr kriechende Halme.

In feltem und feinkörnigem Erdreich findet man

sie unterschiedlich, sey’s mit kriechenden Halmen, sey es mit langen Haaren; dasselbe gilt auch vom. Schutt,

In trocknem und sandigem Boden. dagegen, und in reinem Kalkboden haben sie reiche, haarförmi- se Wurzeln, aber mit fadenförmigen und dünnen Wöürzelcben,

In steinigem Erdreich scheinen endlich die Wür- zelchen etwas spindelförmig zu werden; sie sind minder zahlreich und zeigen keinen kriechenden Halm, Das, was wir in Hinsicht des Wurzelkegels im Embryo festsetzen, läfst sich auch von allen Knospen des Halmes aussagen, d. h., dafs diese lete- teren Wurzelstock oder Haarverästelung oder krie- chender Halm werden, und alle Modificationen des einen und des andern annehmen können, Wir hal- ten die Triniusische Gattung Centrophorum für nichts als ein ‚Andropogon, bei welchem der Wur- zelkegel der Aehrchen, stalt in sein Inneres hinab- eusteigen, sich ausserhalb des. Halınes entwickelt, und durch die Berührung der Luft die Gestalt einer ‚abwärts gerichteten Granne erhalten hat. Endlich nehmen die Wurzeln noch die Farbe des Bodens an, ‚worin sie wachsen,

“1, Malm oder Stengel, u 1. Man hat geglaubt, dals die Halme einer Bat.

tung oder einer Art standhaft dieselbe Anzahl von’ Gliedern behielten, Allein diese Behauptung ist

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weit entfernt, genau zuseyn. Man sieht ein solches Gras in einem Klima seinen Halm anf eine unbe- stimmte Weise verlängern, und in einem andern nach wenigen Knoten schon seine Rispe entfalten. Es würde übrigens auch schwierig seyn, mit Genauigkeit die Zahl der Glieder eines Halmes zu zählen, und den walırhaften Punkt seines Anfanges genau zu bestimmen. Bei Enodium hat man meist nur einen Änoien angegeben, ich, meines 'Theils, habe deren oft 2, und zuweilen gar 3 gefunden.

2, Die Internodien des Halmes sind unveränder- lich kürzer gegen die Basis und länger gegen die Spitze der Pilanze, Diese Verhältnilse sind minder bemerkbar an den Individuen, die keine Knospe in der Blattachsel haben, d. bh. nach unseren Grund- sätzen ‚allemal, wenn kein Mittelnerv in den Halm verwandelt wurde. In diesem letzteren Fall sind die Internodien sich immer selir genäbert.

. Der Theil des Halmes, welcher in’ einer, Scheide eingeschlossen ist, ist glalt und weniger gefärbt, der, welcher in Berührung mit der.Luft steht, ist grün oder violet, behaart, raubhaarig oder glatt. Diese Charaktere sind aber nicht einmal wahrhafte Artkennzeichen, und hängen von: dem Boden und dem Himmelsstriche ab. ö

$. UL Blätter. Man unterscheidet an dem Blaätte der Grami- neen drei Theile: die Scheide (vagina), welches der Theil ist, der den Halm umgiebt, und der von dem Blatthäutchen (ligula, Gg.8, 9, a) gekrönt‘ wird; endlich die Platte (limbus, lamina), welche von der Basis des Blatibänichens ausgeht,

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ı. Den Blättern an dem Grunde des: Halmes fehlt sehr oft die Platte, und sie gleichen dann der \ Gestalt nach dem geradenervigen Blatt, welches zu- j erst im Keimakt erscheint. :

3% Am Grunde des FHalmes findet man auch sehr olt einige Scheiden, welche nicht nach 'vornen aul- geschlitzt sind, sondern nur an der Spitze, und diels . bemerkt man vorzüglich au den einfachen: Halmen - und an solchen, deren Knospen sich noeh nicht entwickelt haben, .

3. Hierin. ist.es mit der Scheide, wie mit dem Internodium, sie ist immer länger gegen die Spilze des Halmes, als am Grunde. Hier ist sie zuweilen- so kurz, dafs man sie ‘kaum von-der Blattläche un- terscheiden kann. '

4, Das Gegentheil findet stalt in Betreff der Platte. Sie ist. allgemein kürzer bei den obern, als bei den untern Scheiden. Man findet die untern Blattausbreitungen von zwei Fuls Länge, während

‚die: obere kaum einen Zoll hat, ‚Weiter unten werde ‚ich den Grund dieser Erscheinung anführen. Man darf hier aber nieht jene Blätter mit in- Rechnung bringen, welche vor ihrem völligen Wachstbum vertrocknet sind.

5. Die glatten, haarıgen und yauhhaarigen Schei- den.sind wohl geeignet, Varietäten zu unterschei- den,. aber Gattungskennzeichen. können sie nicht abgeben, In feuchten Wiesen wird die haarige Schei- (de zuweilen: glatl; : in. trocknem Boden kömmt das Gegentheil von oo zu u

6. Die Platte ist. entweder: 1. flach ‚und. Lanstfin-

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mg (Pharus, Olyra), oder Zuch und schwerdiförmig

(Nastus, Penicillaria), oder gerinnelt (Mibora), oder zusammengerollt (Aira canescens), oder fadenförmig, d. h. mit so wenig Zwischennerven, dafs sie’ nur eine gerinnelte Granne zu seyn scheint (Festuca

‚.helerophylla). Keine dieser Formen ist ausschließs- ‚lich an eine Gattung gebunden.

7. Das Blatthäutchen (lig. 8., 9 a, 10) im Gegen-

'iheil ist ein Gattungscharakter, und ‚wenn gleich

nicht unveränderlich, doch wenigstens standhaft

genug, um höchstens nur Ausnahmen zuzulassen. "Vebrigens ‚können wir nur zwei-von seinen Formen “für die Gatlungscharaktere. annehmen: -das häutige (fig. 8, a) (Ligula membranacea), und das zeriheilie

oder in Haare (l, pilosa, fig, 9, a), oder in Zähn- cheu {l. denticulata, fig. ı0) aufgelöste.

‚Das Blaithäutchen ist bei einigen Arten so klein, dafs es nur noch Spuren. von dem Gattungscharak - ‚ter darbietet, äber in diesem Zustand ist. es ein ‚gu- ter ‚specifischer Unterschied. Diese letztere Form

...bietet sich öfter an den Arten .der Gattungen mit ‚in Haare aufgelöstem-Blatthäuichen, als an denen. mit häutigem dar. :Das 'häutige. Blatthäutchen ist entweder adgestuizt (]. truncala), wenn. seine aus- ‚gebreitete Fläche die Gestalt eines Rechieckes hat,

oder ganz (l, integrä), wenn seine ausgebreitete Sub-

‚stanz an der Spitze zugerundet' oder gewölbt ist. ‚Das häutige zervifsne Blatthäutchen nelıme ich gar

nicht an, weil dieser Charakter ‚bei trocknen: Pflan.. zen täuschend, bei frischen unstalthaft ist. - Gleich-

wohl darf: man bei der Beschreibung der Arten

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keine der Modificalionen vergessen, welche das Blatt.

häutchen darbieten könnte. Es kann aber auch hän-

tig und auf seiner hinteren Seite.behäart seyn; in diesem Zustande gehört es zu den in Haare aufge- lösten Blatthäutchen (l. pilosa),

8. Wir bleiben bei dem Ausdruck „in Haare

“aufgelöst” stehen, denn, diese letztere Form (pilosa) ‘ist nur eine Anflösung der häutigen. (membranacea),

und die Ausnahmen in gewissen Gattungen beruhen nur darauf, ob diese Auflösung stalt gefunden hat,

oder nicht.

$. WW, Blütheustand, Viele Gattungen sind von den Antoren auf den

"Blüthenstand’ gegründet worden, und gleichwohl ist

derselbe noch nicht bestimmt, entwickelt, . Dieses Schwanken bat die Agrostographen verleitet, die

“Wichtigkeit dieses Momentes zu läugnen; denn wirk-

lich giebt es viele Arten, denen der eine eine Rispe zuschreibt, und der andere eine Aehre, und dann

"stölst man in den Galtungen mit Rispen auf eban

so viele Arten, welche die Form der Aelıre anneh-

"men, so dafs man fast verleitet werden könnte, in

diesen Unterscheidungen mehr einen Unterschied der

"Worte, als der Sache zu erblicken. Hierzu füge ‚man, dafs nach den gewöhnlichen Bestimmungen der

"einzige Unterschied zwischen Aehre und Rispe nur in der gröfseren oder geringeren Verlängerung der Blüthenstiele beruht. Nun bietet aber dasselbe In- dividuum, je nach dem verschiedenen Standort und

“nach äusseren Einflülsen, zuweilen viel kürzere Blü- thenstiele als gewöhnlich dar; der. Bromus sterilis

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im Schalten. aufgewachsen, nimmt sehr kurze ein- blülhige Blüthenstiele an, und er würde dann, wenn die Aehrchen sich aufrichteten, die Gestalt eines Triticum haben.

Gleichwohl besteht beim ersten Blicke eine so grofse Verschiedenheit zwischen dem Habilus eines ’Iriticum und dem einer 70a zum Beispiel, dals es nicht wahrscheinlich wäre, dals diese Verschieden- heit nicht in den Organen der Blüthe ausgedrückt seyn sollte, und es handelte sich nur darum, diese zu finden. Wir geben hier nur die Resuliate, durch welche wir dazu gelangt sind. Wir müfsen wohl sagen, dals es unser Grundsafz von der Auflösung der Mittelnerven in Granne und Achse ist, welcher uns das enthüllt bat, was wir sogleich darstellen werden,

1. Man weils, dafs gewilse Aehren, z. B. von Lolium, von ‚Rotitboella, von Monerma elc., deren untere Aehrchen nur eine Kelchspelze haben, immer an ihrer Spitze (fig. ı2, ab’) ein Aehrehen mit zwei unter sich gleichförmig gebildeten Kelchspelzen tra- gen. Nun, nehme ich zwei Exemplare von diesen Gatlungen, eines, dessen Spindel mit eilfe, und das

andere, dessen Spindel mit zwölf Aehrchen versehen

ist. Es ist augenscheinlich, dafs das eilftg Aehrehen am ersten Exemplar, welches zweispelzig (a/bf) ist, dem eilften des zweiten, welches einspelzig (ab) ist, entspricht, das heilst mit anderen Worten, dafs das eilfte Aehrchen das ersten Exemplars, welches zwei- spelzig (a/b’) ist, wenn es noch ein Achrchen über sich hätte, nur einspelzig seyn würde, wie däs eilfte

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_Jähig ‚seyn wird. -

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Aehrchen des zweiten Exemplars mit ı2 Achrchen. Wie würde aber dieses zur Zahl von zwölf haben steigen können, wenn die Spelze (b) nicht das Aehr-: chen (a .b‘) hervorgebracht und also die Rolle der Spindel gespielt hätte.

Was wird man dieser Erklärung entgegensetzen können ? Etwa, dafs die Spelzen Blätter seyen, und dafs die Blätter nie etwas anderes Aus sich. ‚erzeug- ten?. Man würde selbst ‚durch die Analogie gewis- ser Dicotyledonen widerlegt werden, Wollte man einwenden, dals, die Gefälse oder Nerven in dem Halme kreisförmig geordnet sind, und dafs sie in’ den Blättern in einer einfachen Reihe und im Halb- kreis liegen, so haben wir auch hier das Gegentheil zur Hand: denn wenn man auch nicht zugeben will, dafs die Spindel von Zolium, Rotiboellg ein. Blatt oder eine Spelze sey, so wird man doch wenigstens zugeben, dals es eine Spindel sey. Nun sind aber die Gefälse oder Nerven dieser Rachis in einer Reihe _ halbmondförmig geordnet, und nicht kreisständig. Sollte endlich der Halm verschiedene Organe von denen der Spelz® haben ? Dieses wird sich nicht behaupten lassen, denn die Spelzen, wie der Halm, lıaben nur Parenchym und Gefälse von derselhen Natur. ‚Endlich, wenn wir durch 'Thatsachen wer-

‚den bewiesen haben, dafs der Mittelnerv einer Kran-

klappe (paillette) Achse werden kann, warum sollte man diese Eigenschaft der Vereinigung seiner. Ner-

. ven absprechen? Es ist einleuchtend, dafs, wessen

schon der ‘Theil fähig ist, das Ganze gewils, auch '

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Trinius (de Graminibus uni et sesquifloris) "hat eine Organisation der Aehre darstellen lassen, . die diese Erklärung anschaulich macht, Die obern

Aehrchen seines Zpiphystes ophiuros sind gestielt und entspringen aus der oberen Spelze, welche als- dann die Rolle der Rachis spielt, Der Verlasser nimmt diese Erklärung an, aber statt sie zu verfol- gen, verbreitet er sich in übrigens geistreiche T'heo- rien, und 'ist nicht zu den Resultaten gekommen, welche wir hier. entwickeln,

Seine Arbeit ist uns erst lange Zeit nach der ‘Vorlesung Unserer Abhandlung mitgetheilt worden, und die Uebereinstimmung dieser zwei, so ganz ge- irennt:gemächten, Erklärungen ‘scheint ihr eine neue

- Stärke zu geben. leh fahre in der Anwendung mei- nes Prinzipes .Tort.

2, Wenn die Spelze, die in ihrer primitiven Form bleibt, sich nur unter einer schmalen Gestalt ent- wickelt und fest an der Basis-anklebt (fig. 11.), so wird man den Blüthenstand von Nardus haben, wo jedes Aehrchen an seiner Basis in ein Näpfchen ein- gesenkt erscheint.

3, Wenn sie sich in der Breite der Rachis ent- wickelt, so wird man ‚den Blüthenstand von Zolium Monerma, verschiedenen Roitboella- Arten (hg. 11,8) und von Tragus haben.

- 4, Wenn dieselbe Spelze bis zum Grunde sich in zwei Theile spaltet, so werden diese wie zwei ‚parallele Spelzen erscheinen, und in diesem Zu- stande wird ‘man die Intlorescenz von Triticum, Secale und einigen Rottboella - Arten (fig. 12,b)'baben.

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5. Wenn einer der beiden "Theile der'Spelze sich in ‘eine Achse verwandelt, sey sie fruchtbarroder unfruchtbar, und. die-Rachis oder:die andere.’Spelze die spelzartige Gestalt beihehält so wird man den ' Blüthenstand von Zripsacum und allen’ von uns da- mit vereinigten ‘Galtungen (fig. 11, -c) 'liaben,

‘6. Wenn ‘die Spelzrachis sich in dreiFheile . -1beilt, und jeder: dieser‘T heile : ein Achrehen erzeugt, ' so wird man (fg. 11,.d) Hordeum ’hexastichoh' ha- ben; wenn ‚drei, Achrchen sitzend und fruchibar -sind, Hordeum distichon; Hordeum murinum, wenn zwei Seitenährchen unfruchtbar und gestielt 'wer- den. -Diese Art von Blüthenstand verliert sich, wenn

die Aehre: sich verzweigt, und -alsdann 'findet man "oft: auf jedem Glied nur ein Aehrchen.

'7« Wenn die Spelze, welche Rachis wird sich in 'zwei ‘Achsen :theilt,-von denen .die eine unfrucht- ' bar wird, und ‘die andere ein dem unteren ähnliches Achrchen trägt, so hat man den Blüthenstand von „Andropogon (fig. 11, ©), welcher sich ‘bis zu-dem Punkte Jortbilden wird, wo die beiden Achsen nur nuch unfruchtbare Aebrchen (fig. 11,f) tragen. Wenn die beiden Achsen durchaus fruchibare Aehrchen iragen, von deren: Basis wieder je zwei andere Ach- sen ausgehen, so wird man eine Reihenfolge von ‚gabelförmigen Zertheilungen oder Dichotomieen, und folglich den Blüthenstand der angebauten Sorgkum

und Andropogon-Arten haben; ein Blüthenstand,

welcher sich wie der erste endigen wird, .wenn die

"'Spelzen aufhören werden, sich: in Achsen zu ver-

wandeln (fig. ar, f). Alle diese. Blüthenslände sind

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also Aehren, und die Aeclıre mag sich zusammense- tzen oder verästeln, ihr Charakter ist unverwischbar,

8. Nehmen wir aber nun an, dafs in dem Win- kel der Rachis und der Spelze (lig. 12, ba) sich kein Aehrchen entwickelt, und dafs die Spelze (a) ein Aehrchen trägt, wie die Spelze (b); dals ferner diese beiden Spelzen, nicht getrennt durch ein Aehrche":, welches sich in ihrem Vereinigungswinkel hätte bil-

.den sollen, die Gestalt einer Achse annehmen, und

dal endlich dieselbe Erscheinung bei den Spelzen ‚des oberen Ashrchens statt findet, so wird man zum Blüthenstand. den Zweig (fig. 13) haben, . welcher

„sich in der FE: olge in zahlreiche-Formen umwandeln ‚kann, und hiermit ist die ‚Rispe gegeben.

Wenn jeder Nerv der Spelze (a) zur Achse wird,

"so wird man einen Halbquirl,; mit einem ‚oberen

Halbquirl abwechselnd, haben, worin jedes Blüthen- stielchen sich wieder mehr.-oder; minder verästeln kann. ‚Das Blüthenstielchen in .der Mitte dieses

. Quirls wird standhaft grölser, als die seitlichen seyn,

wie denn auch der Mitielrierv grölser als die übri. gen- ist, on

9 Wir können nun diese Ergebnifse in die Form einer Definition bringen: die 4ehre ist ein Blüthen- stand, in welchem alle Tbeilährchen, das an der

‚Spitze ausgenommen, mittelst einer ihrer Spelzen

eine oder mehrere blüthentrageride Achsen abgeben. Die Modificationen- finden sich (fig. ı1) dargestellt, Die Rispe dagegen wird entstehen,‘ wenn alle Aehr- chen ihre vollständigen Spelzen erlialten, und keine ihrer Spelzen,. anderen Aehrohlen zur Achse ‚dient, .

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Man sieht leicht ein, dafs der wesentliche Un= terschied zwischen Aehre und Rispe sich darauf zu- rückführen lasse, dafs wir sagen, alle Aehırchen der. Rispe seyen nur Endährchen der Aehre, und die Achre .

. bestehe nur dadurch, dafs hier kein Aehrchen in.

der Achsel irgend einer Spelze felilschlage. Aus diesem, Gesichtspunkte werden auch die Aehrehen der Achre sitzend erscheinen, während jene.:der' Rispe gestielt ‚sind.

10. Gleichwohl tritt auch der Fall ein, wo bei vispenblüthigen Gattungen der Blüthenstiel sich der- gestalt verkürzt, dafs das Aehrehen absolut sitzend wird, und alsdann würde man die wahre Achre von, diesem nenen Blüthenstande nicht unterschei- den können. „Wir. wollen sogleich die Charaktere augenscheinlich darlegen, welche uns ‚sicher zu die-. j ser Unterscheidung führen.

ı2. In der Rispe umbüllt immer die untere Spelze die obere, und entspringt nie auf einer und dersel-: ben horizontalen Ebene. In einer Aehre im Gegen- itheil sind, wenn die Spelze, welche sich nicht in eine Rachis verwandelt hat, sich trennt, um zwei. Spelzen (Triticum, Aegilops) darzustellen, die bei-

‘den Theile der Spelze einander parallel auf der. der

Rachis entgegengesetzten Fläche eingefügt; und keine. unter ihnen umfalst die andere, Die Blüthenstände

. von Avena gracilis L., Spartina cynosur oides Schr eb,

und Trachynotia pungens sind daher keine Achren, sondern Rispen mit sehr verkürzten Blüthenstielen. Wenn in der :Achre die äussere Spelze.sich nicht in zwei Spelzen theilt, so springt die ‚Verschieden«

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heit: der: rispenblüthigen: Arten, welche wir eben

aufgeführt haben, mehr-in die Augen, weil dann die’ einzige Spelze der-Aehre-der Racliis. deutlich gegen-

übersteht, während‘ bei: Sparzina die untere Spelze

der oberen. gegenübersteht, und sich von der Seite

an: die -Racliis anlegt ı2. Eine'Eigenthümlichkeit des Baues der Rispe, von: welcher vielleicht kaum eine standhafie Ab-

weichung statt findet, besteht darin, dafs hier die,

untere Spelze, selbst’ wenn sie länger uud breiter, als: die obere'wäre, eine.geringere Anzahl von. Ner- ven: bat, ala-diese; :oder dafs die Zahl: ihrer Ner- ven. der: der: obern gleich, nie' aber grölser ist; Diesen’ Grundsatz: wollen "wir nicht aus dem Auge verlieren, weil wir-ihn sogleich anwenden werden. Man: findet Aehrchen (bei’Tripsacum zum Beispiel);

‚an welchen die untere Spelze der-Rachis ihre öbere

Fläche‘ zukehrt: (fig, 11, e);oberlialb dieser Spelze

und: in: abweoliselnder Stellung; sieht man eine an- :

dere. Spelze, welche sich mit’dem Rücken an die

‚Rachis: anlegt, und: abwechselhd mit dieser letzte-

ren kommen die Blülhen. (oseuli) hervor. In den rispenständigen- Gattungen stöfst' man gleichfalls auf Arten mit sitzenden. Aelirchen, deren :nutere Spelze der Rachis ilire ‘obere Fläche zukehrt, und mit ihr

abzuweehseln seheint, und. oberhalb dieser Spelze'

erscheint noch eine höhere, welche mit dem Rücken an: der Rachis, mit der unteren abwechselnd: an- liegt, uud hierauf folgt die Blüthe; als Beispiel ha- ben wir Paspalum, äesgleichen. die Arten, welche

zum Gattungstypus von Syntherisina gedient habenz

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aber in diesem letzteren Falle ist die Zahl der Ner- 3 ven in beiden Spelzen gleich. Bei Zaspalum hin- gegen hat die Spelze immer eine. viel grölsere An- - zahl von Nerven, als die sogenannte obere, welche. daher aus dem physiologischen Standpunkt für eine

einklappige Blüthe oder Krone angesehen werden muls, so dals die wahrhafte untere Spelze nichts. N anderes als die Rachis selbst ist. .

13. Man findet zuweilen (bei Lolium und. Tra- gus) am Grunde der Rachis eine mehr oder min- der starke Membran, welche man alsdann für die untere Spelze nehmen könnte; aber diese Membran.. ist bei Zolium zweinervig mit, einer breiten: häu- iigen Lücke; sie wechselt wohl: mit der äufseren. z Spelze, aber nicht mit den Blüthchen ab.. Sie.ge- . / kört also.zur Rachis, und ist nur ein der unteren, % Spelze entgangenes Fragment, von welchem sich h " jene frei gemacht hat, um Achse zu werden.

Bei Tragus ist diese Membran so fest gegen die Rachis angedrückt, und am Grunde so genau mit. ihr verschmolzen, dafs augenscheinlich dasselbe von. ihr gilt, was wir bei Zodium darüber gesagt haben, Uebrigens kann das Mifsverhältnils dieser vermein- ten Spelze eine Regel für die Aehre seyn, wo man dergleichen mit dem Rücken gegen die Achse an- liegend findet.

14, Um also. das Gesagte zu wiederholen: es. gehört zum: Begriff einer Aehre, dafs das Achrehen sitzend sey, und dafs die äulsere Spelze oder ihre beiden Theile mit der Oberfläche der Rachis zuge» . kehrt seyen. Wenn sich eine obere Kronklappe- ;

ı6 findet, die man mit dem Namen Spelze belegen könnte, so muls diese wenigstens eine geringere An- zahl von Nerven, als die untere haben, "Bei Zha- ras nimmt sie die Farbe und Gestalt der unteren Spelze an,

Um mich nicht zu sehr von dem eingeführten .

Sprachgebrauche zu entfernen, nenne ich sie in mei- ner Anordnung Spelze (glume), obgleich es passen-

‘der wäre, sie einklappige Blüthe (fleur znipalcacee)

zu nennen. Ich gebe diesen letztern Namen nur derjenigen einzelnen Krouklappe, welch® sich zu- . weilen oberhalb, dieser befindet, und mit der un- tern Klappe der fruchtbaren Blüthe abwechselt, wie z. B. bei Andropogon, welche Gattung nach der ersten: Voraussetzung zwei einklappige Blüthchen

haben sollte.

15. Was die anderen Arten von Blüthenständen aulser der Achre und Rispe, anbetriflt, so lasse ich keinen derselben als Gattungscharakter zu, weil man alsdann eben so viele Gattungen machen mülste, als es Individuen giebt, Sie werden mir gleich- wohl dienen, grölsere Abtheilungen in den Gatlun- gen festzuselzen. on

Ich nenne demnach eine Rispe einfach (pani- cnla simplex) wenn ihre Blüthenstiele nur ein Aelır- chen tragen nnd kürzer als dasselbe sind; beinahe einfach (p. subsimplex) wenn ihre Blüthenstiele sich nicht verzweigen, doch so dafs jedes Internodium kürzer als das Aehrchen ist; zusammengesetzt end- lich (p, composita) wenn. die Blüthenstiele länger als die Aehrchen sind, sie mögen sich verzweigen: oder einblüthig bleiben. on R

Der Ausdruck ährenförmig {spieilormis) bezeich- ,. net eine Rispe, die beim ersten Anblick die Gestalt ' einer Achre hat, wie z. B. bei Zlopecurus.

(Fortsetzung folgt.)

Flora

Botanische Zeitung.

Nro, 2. Regensburg, am ı4. Jannar 1826.

L Aufsätze

' 4 . ‚Fortsetzung des in der vorigen Nro. abgebrochenen

ee Bere an mn

Aufsataes über Classification der Gräser von Raspail, übersetzt von Mohr, (Fortsetzung. )

$. V. Blüthenhüllen.

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1. W. die Nomenclatur dieser Organe be- trifft, so gehe ich vom Ovarium ans, ‘Die Staubfä- den und die Schüppchen gehören derselben Einlen- kung an. Unterhalb und abwechselnd mit diesen Organen findet sich die obere Kronklappe, welche entweder gerade oder ungerade nervig ist. Tiefer unten treffen wir die untere Kronklappe an. Fin- den sich unterhalb dieses nur zwei oder drei Hül- lentheile, so nenne ich die beiden untersten Spel- zen; und wenn zwischen diesen beiden letzteren noch ein anderes steht, so heifst dieses eine ein- klappige Blüthe; sind zwei oder melırere derglei- chen da, so sind diese eben so viele einklappige Blüthen, ‚Zählt man unterhalb der Staubfäden nur drei Spreublättchen, so’ wird das Aehrchen nur eine fruchtbare einklappige Blüthe haben, und die bei-

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den anderen Spreublätter werden Spelzen heilsen: Alopecurus, Mibora.

Die Spelzen sind in der Regel an der Basis frei, das heilst, die untere umfafst die Basis der oberen, Allein es giebt auch Fälle, wo diese bei- den Spelzen am Grunde mehr oder weniger mit einander verwachsen (Phalaris, Phleum, Alopecurus, Lygeum, Polypogon); dann sind sie beinahe immer einander gleich. Um das Gesetz der Abwechselang zu erkennen, mufs man nur die Mittelnerven be- achten; so ist bei .dlopecurus der Mittelnerv der Klappe, welche die Frücht umgiebt, wechselständig mit dem Mittelnerv einer der Spelzen. Diese Spelze ist also die obere und die andere die untere,

Wir haben hier angenommen, dafs das Aehr- chen einbläthig sey; wenn aber der Mittelnerv der oberen Kronklappe (fig. 14, a) sich befreit und blä- thentragend: wird, und wenn der Mittelnerv jeder folgenden oberen Klappe dieselbe Metamorphose eingeht, so werden alle diese Achsen eben so viele - Blüthen tragen, deren äusseiste in der Regel fehl- schlägt. Wir erinnern, ‘dafs alle Aebrchen, deren Kronklappen geradenervig sind, die Anlage zur Vielblütbigkeit haben, und dals es keine wesentlich einblüthigen Aehrchen giebt, als solche, in welchen die obere Kronklappe ungeradenervig ist, dh, wo der Mittelnerv derselben sich nicht vom Spreublätt- chen befreit hat, .

2, An der Basis der Spelzen sieht man oft Deck- blätter oder Blattgebilde, welche viel länger, als das Aehrohen sind, und welche dieses mehr oder

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minder umhüllen, wie man es bei einigen Andro- poson - Arten bemerkt, Man findet auch eine Art von Grannen, welche eine Krause am Grunde. der- selben. zu bilden scheinen, z, B. bei Setaria., End- lich findet man auch an der Seite oder oberhalb der Aehrchen lächerförmige Gebilde, wie bei Cyno-

surus. ‚Diese drei Arten von Gebilden ‚sind mit, dem.

Namen. Hüllen (involuerum) bezeichnet worden. Aber in keinem dieser Fälle können wir diese Be- nennung zugeben, Im ersteren Falle ist es ein ei- faches unteres Blatt, in dessen Winkel sich die Blü- the entwickelt hat, ein Blalt, wie man solche häu- fig bei Dactylis.und Sesleri« am Grunde der Theil- älırchen finden, und dessen Charakter und Stelle die Kultor veränder u kan. Br

In dem aweiten- Falle‘ sind es sinfache, ı von. rer- schiedenen’ Punkten ausgeliende, Tehlgeschlagene. Blü- thenstiele, die sich höher erheben, als die fruchtbaren,

im dritten Falle sind es Aehrchen mit einklap- pigen Blüthchen, welche, indem sie sich mehr oder minder zusammendrücken, diese anomale Form dar- stellen.

Bei den Gliedern der alten Gatlung Cynasurus hat man Uebergänge von dieser Art von Blüthen- stand wahrgenommen, und darnach genoxa gebildet, Man hätte die ganze Gatlung «behalten, und nur den Gatiungscharekter ändern sollen, Dals ein Blalt sich anı Grunde eines Aehrchens in Haare oder Nerven auflöse, dafs ein Achrchen verkümmere, dafs die

Aechre sich auf einem unteren Blatt, alalt auf einer‘

langen, Achse entwickele, sind ‚hier keine Charab-

Ba

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tere, da bei verschiedenen Umständen das Gegen- | theil eintreten kann.

ich bin also bei der Anwendung dieses Cha- . rakters sehr vorsichtig gewesen, und habe mich | dessen nur in drei Fällen bedient; erstens bei Sac- charım, wo drei Aehrchen am Grunde von einer Haarkrause umgeben sind, die sie an Länge über-, trifft, Ich fühle ganz die Schwäche: dieses Charak- ters, konnte aber diese Gattung auf.keine andere Weise, von der Gattung „Andropogon unterscheiden, die ich, um: den eingeführten Gebrauch zu ehren, - beizubehalten wünschte. ‘Ferner lasse ich den von. der Hülle hergeleiteten Charakter bei Cenchrus gelten, weil hier mehrere sitzende Aehrchen in ei- nem mehr oder minder getheilten Blättchen einge- schlossen sind, welches mit keiner derselben ab- wechselt, und an.der Basis mit der Rachis zusam- menflielst, dafs diese Gatlüng augenscheinlich zu deren mit Achren gehört, indem die Hülle mit einem ‘Tbeil ihrer Substanz die Rachis bilden hilft,

Bei Coix endlich habe ich den von der Hülle hergenommenen Charakter beibehalten mülsen, weil dieselbe hier kreiselförmig und an der Spitze durch- bohrt kein Analogon unter den Organen aller übri- gen Gramiueen findet, Uebrigens habe ich diesen Charakter nur bei den Aehren angewendet, weil er bier allein standhaft ist,

3, Was die Form der Spreublättchen oder Spel- zen betrifft, so lege ich kein Gewicht auf die Form. ihrer Spitzen, ‘weil nichts schwankender und wah- delbarer ist. Ich wollte mich anheischig machen,

Zu.

bei einer einzigen Calamagrostis- Art, zum Beispiel, die Gestalt der Spitzen der Kronklappen aller ‚sechs-. zehn Arten von Calamagrostis, welche Hr. Tri- nius hat zeichnen lassen, nachzuweisen, Die Ge stalt der Rücken der Kronklappen hingegen ist ein, vortrefllicher Gattungscharakter. Er ist constant, und, was noch mehr ist, er zeigt immer die, Gestalt der künftigen Frucht an, dem. das untere, Spren- blättchen gleichsam zur Form ‚dient, .

‚Die untere Kronklappe kann also entweder, ‚us

SER

einer Tüte die obere Kronklappe. und den Frucht- knoten umschliefst; oder concav, (Festuga) oder 88 kielt, (Poa), Dieser. letztere Charakter, ist selbst” einzige, : - welcher eine Poa von einen unbegranpten Festuca unterscheidet. Man hat einen Unterschied zwischen der ‚Borste, und Granne. festzusetzen ge- sucht, und dieses ist ein Irrtbum mehr, den Pali- sot de Beanvois in die Agrostographie gebracht hat, Jede Granne: ist, so gut wie die Borste, ‚eine Fortsetzung der Nerven. Man hätte die Borste, von

der Granne nur unterscheiden können, indem man

mit. dem Namen Borste (seta) die Verlängerung eines j einzigen Nerven (Aira, Avena), mit. den Namen Gran- ne (arista) aber ‚die Verlängerung mehrerer. verbun-

denen Nerven (Stipa, Triticum, Hordeum, Bromus)- bezeihnet hätte, und, dieses um so mehr,, als die

zusammengesetzte . Granne sich nie drehet, was dar.

gegen bei der Borste oder Verlängerung. eines Ner- ‚ven sehr oft der. Fall ist. . . 5, Wie dem. änch immer seye, so wird die, Ge-

\

2%

genwart oder Abwesenheit dieser beiden Organe. keinen Gattungscharakter abgeben können, denn man müfste, wenn man anders hierin folgerecht seyri wollte, stets ein anderes Genus aus der unbegranu- ten, ein anderes aus der begrannten Species, und zuweilen sogar’ verschiedene Gaitungen aus einer Art machen. Die neuen Charaktere, durch welche ich diesen allen erseize, werden, wie ich hoffe, ihn . ganz in Vergesseitheit bringen, = g VL Nerveider Spelzen u, Kronklappen. .Man hat'die Nerven als Artunterschiede benützt, und nicht eingesehen, dafs sie auch vörtreflliche:Gät- {ungscharaktere seyw ‘könnten, Ich habe diese Idee bei allen von’ mir analysirten Individuen verfolgt, iind theile hier die Resultate dieser ver gleichenden Arbeit mit. “: 4. Die Nerven der Spelzen sind bei derselben Species, noch’ inehr aber’ bei derselben Gattung: Ver- änderungen ünterworlen. 'So' hat Avena saliva eilf oder noch’ mehr Nerven ih beiden Spelzen, wäh- Tend Avena pubescens deren nur drei auf der obe- ren’ zeigt. Bei‘ Phleum. ‚Phalaris, Polypogon kann indels gleichwohl. ‘die Anzahl’ der’ Nexven als“ Gat- tungscharakter angewendet werden.” _

"2. Bei den Kronklappen ist’die Zahl der Ner- ven standhaft. "Ich nenne diese: wenignervig, wenn. die Zahl der. Nerven in der ‚unteren Klappe die Zahl fünf, bei der geradenervigen (oberen) die Zahl. vier nicht übersteigt, »

Pielnerrig nenne ich diejenigen, welche 7 und mehr Nerven haben. Man findet zuweilen’ nock

23 Zwischennerven, welche awisehen den Haupinerveu hinzukommen, und wejohe man an der Länge die- ser letzteren erkennt; ich bezeichne diesen Charak- ter mit dem Zeichen =. welches der Ziffer"hinzu- .gefügt wird; z. B. 7 -4 bezeichnet 7 Haupinerven“ mit dem Zwischennerven, oo 3. Es. giebt Gau welche mit 3 und 5 Ner- ven abändern; ich: setze in ‚diesem, Falle 3 5 zur Seite des Gattumgsnamens in der Tafel. 4, Die ‚Granne, zählt immer für einen Nerv, weil sie nur das. Kreiwerden desselben bezeichnet. So hat Koelerid einen Nerv, er mag sich nun am Grun- de oder an dem Rücken freimachen, und diese Gat- tung, die man mit Aira vereinigt halte, erhält durch die Einneryigkeit einen vortrelllichen unveränder- lichen Charakter. N 5, Die. Nerven können divergiren (Deschampsia) oder convergiren (Festaca); sie können an der Ba- sis vereinzelt oder in Bündeln stehen, so nämlich, dals dann mehrere Nerven, vorzüglich die seitli- chen, von derselben Basis ausgehen, und in diesem Punkt zusammenlließsen : dieser. ‚Charakter unler- scheidet vortrefllich die Brize- Arten. Wo ich-in der Tabelle. bei dem Gattungsnamen die Zahl der Nerven nicht angebe,, da sind sie in zu. grolser Zahl vorhanden. . . - $. VI. Stanbfäden. Ihre Zahl ist so schwankend, dals ich sie nie als einen wesentlichen Charakter angewendet habe; vielleicht könnte man. Charaktere von der Farbe der Antleren hernelmen, welche sich bei pinsel- .

1

24

förmiger Zerlheilung der Narben dem Dunkel -Vio. leiten, bei zweizeiligen Narben aber dem Gelben nähern. $. VL Schüppchen. (Squamae Lin, Lodiculae Pol ) Schreber haite schon vorausgesehen, dals die . Schüppcehen einen Gattungscharakter bilden könn- ten; er hatte selbst eine gewisse Anzahl derselben. analysirt; aber seit diesem Autor hatte die Schwie:' - zigkeit und Langwierigkeit einer solchen Analyse die Botaniker dermalsen abgeschreckt, dafs der grös- sera Theil sie gar nicht, die anderen nur flüchtig’ beschrieben haben: ich nehme hiervon Herrn Ro-, bert Brown ‚aus, welcher sich seit Schreber’'s Zeit zuerst wieder sorgfältig damit beschäftigt, und: uns gewisse Formen mit grolser Genauigkeit be- schrieben hat, Zwei Punkte waren vor Allem in Bezug auf. die Schüppchen zu ermilteln: ı. Ob dieselbe Gat- tung immer dieselben Formen enthalte; 2, welche diese Forinen seyen. Um zu diesen beiden Resultaten zu gelangen; ' bot sich nur ein Mittel dar, und dieses war: wäh- rend der Analyse jedes Individuums sie zu zeich- nen, und so viel Individuen, als nur möglich, zu analysiren. Dieses hiabe ich auch, seitdem ich mich ausschliefslich mit den Gräsern beschäftige, ohne Unterlafs gelhan. Ich überlasse es. denen, welche - sich künftig hiermit beschäftigen werden, das Ver-. dienst meiner Ausdauer zu schätzen. Ehe ich meine Resultate auf bestimmte Gründ- sälze zurückführe, mufs ich noch die Gründe .an-

25

führen, welche die Schriftsteller, die zuerst die Ge- . stalt dieser Organe zu beschreiben suchten, zu so. vielen Fehlern verleitete, Sie haben nämlich. fast immer die Schüppchen auf dem Ovarium, welches sie nur auf seiner vorderen: Seite betrachteten, be- obachtet, so, dafs, wenn die Schüppchen zweithei- lig oder gezahnt. waren, einer.der Zähne,, der. sich; auf der Seite befand, nicht bemerkt wurde, Um: aber zur festen, Bestimmung ihrer Formen zu ge- langen, :mufs man den Einlenkungspunkt, von dem, sie ausgehen, durchschneiden, sie frei auf ‘den Ob.-. jecisträger des zusammengesetzten Mikroscops fallen lassen, und nun mit einem Tropfen’ Wasser befeuch- ten, damit sie sich richtig entfalten und ihre na- türliche Gestalt annehmen.‘ Bei frischen Exempla- sen kann man sie auch ‚nach: der Durchschneidung ihres Anheftungspunktes. mit der Spitze einer Na- del behutsam trennen, Man muls die Analyse meh- reremal wiederholen, um sich zu versichern, dafs die beobachtete Form keiner durch das trennende Instrument hervorgebrachten Aenderung zuzuschrei» ben sey. Wurden die Exemplare während des 'Frock-- nens zu sehr geprelst, so kleben die Schüppchen an den-Fırucliknoten. an, und oft ist es dann unmög- lich, sie ohne Verletzung zu trennen, Man kann es älso den Botanikern nicht genug einschärfen, die Pllanzen, welche sie.trocknen, nur gelinde zu pres- sen. Die Schönheit .der Herbarien wird vielleicht darunterleiden, aber die Analyse unstreitig gewinnen:

x, Die Gestalt der Schüppchen: and: ihre Anzahl sind ein Gättungsoharakter.

26

2. Ihr Daseyn oder Fehlen kann keinen Gat- tungscharakter angeben. . ::

3. Die Schüppchen lassen sich 4 3a Hinsicht ihrer Form unter zwei Hanptabtheilungen bringen ‚: die sich darauf: gründen, dafs, während alle an der Ba-. sis. verdickt sind, einige an der Spitze häutig (mem-. _ branaceae). sind, andere dagegen mehr oder minder; tiefe Eindrücke oder Vertiefungen (impressae) zei- gen,. welche wir in unserer früheren Abhandlung als die Spuren der unteren Lappen der Anfheren anerkannten.

Nie sicht man die Yäutige F orm in ‚die, welche ich die eingedrückte: nenne, übergehen. "Was die letztere ‚betrifft, so bemerkt man in ein paar Fäl- len, dafs sie sich der häutigen ein wenig nähert . (Spärtina cynosuroides); sieht man aber scharf zu, so entdeckt man doch auch hier an der Spitze einen obwohl:nur aekr: seichten: Bindenok;. „Hobrigens sind. diese Fälle sehr-selteni 0."

4.:Obgleich.\die: Schüppchen. an ihrem Grande i nur ein einziges: Stück ausmachen; und dert immer den Fruchiknoten umgeben, so können sie sich doch in zwei oder drei, ja nach Umständen in eine noch gröfsere Zahl von Lappen theilen,..Die. eingedrück- . ten :Schüppchen theilen sich immer: nur in zwei Lappen, die. gewöhnlich verbunden sind bei der ' Gattung. Melica; gewöhnlich ‚getrennt; bei den Gat- tungen Paspalum, Cynodon;: Panicum (p, q), und nie verbunden. bei. 4ndropogon:(t;;v). Bei den häu- tigen Schüppchen kann sieh. „dieses Organ in zwei (Poa etc,) oder in 3 Abschnitte (Stipa, Nastus) theilen.

, 2 7:

Die Zahl ist:bei den’ häutigen. Schüppchen un-' | wandelbar ; was aber ‘die Form ihrer.-Spitze anbe- laugt, 'so kann diese, obgleich im Allgemeinen einem bestimmten Typus: tren, doch diesen Typus-unter _ so bedeutenden Umbildungen zeigen, dafs sie.sich dadurch dem Typus‘ ‚einer anderen. Gattung allzu sehr nähert, .. "- EL EEE Zee

3. Die ganzrandige Form (ad) dei. häutigen Schuppe ist+ beständig.” : Die zweizähnige Kann in den. Verhältnissen der Länge und .der: Breite der Zähne abweichen, * Die Form (j) kann sich zuwei- len der Form (h) nähern, so, dals,.man bei jeder Gattung nie vergessen darf, die Modifikalionen, wel-. ‚be.sie darbietet, zu beschreiben... ‚Die. Koxm (1), welche den’ Airen ganz: besonders -eigen ist," kann durch "Ungleichheit‘ 'der-Zähne abweichend erschei- nen; aber ‘ihr standhafter.Charakter- liegt in der mondförmigen Ausrandung.

' Die behaarte oder glaite Obexslä che hat auf die Gattungsbestimmung keinen Einflufs. Ein und die- selbe Gattung bietet Ayten ‚von beiderlei: Formen dar, Aber dennoch kann man annehmen, :dals den Gattungen Bromius;' Zriticum, ‚Hordeum ünd 'Setale vörzüplich die’ behaarte Oberfläche eigen. sey. ‚-1"6) Die eingedrückten -Schüppcehen ‚(impressae) sind nie behaart, aber zuweilen :an einem der obe- Yen: Ränder: gewimpert, "2. B. bei. gewissen ‚Arten von Andropogon und: Tripsacum (3 u)...

::Anmerk. ‘In der dieser Abhandlung: beigefügten Tabelle findet man zur Seite der.:Zahl,. welche die ‘Nerven des unteren-Sprenblätichen ‚an: der £mcht-

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28 i3

baren: Blüthe anzeigt, einen Buchstaben, welcher demjenigen entspricht, womit die Figur der Schüpp- chen in der Tafel Il, bezeichnet ist. Die Gattun- gen, welche keine Buchstaben haben, haben keine Schüppchen. Formenlehre der Schüppchen. ' ı. An der Spitze häutige Schüppchen (squamae

membranacese).

(a): Ganzrandige lanzetförmige (lanceolatae), ei-

'. förmige (ovatae), hauchige (ventricosae).

(b) Pfriemenförmige (acienlares).

(co) Gedreyfe (ternatae).

(d) Ganzrandig - behaarte. (integro - pilosae).

(e) Ausgerandet-haarige (emarginato - pilosae),

{f) Beohrt - spitze (auriculato - acutae),

(g) Beohrt - stumpfe (aurieulato - obtusae).

(h) Beohrt = sichelförmige ( aurieulato - falci-

. Tormes),

(i) Gleichförmig - zweigezähnte (eequaliter- bi- dentatae).

(j) Ungleichförmig - zweigezähnte Gnaegnaliter- bidentätae),

(k) Abgestutat gezahnte (truncato - dentatae). Abgestutzt-gewellte (truncato - undulatae).

(1) Halbmondförmig - ausgerandete (lunulatae).

(m) Zweitheilige (bifidae).

2. Eingedrückte Schüppcelien (squamae impreisae).

(n) Ausgebreitete (dilatatae),

(0) Verbundene (coalitae), gesehen im trocke- nen Zustande.

(p, q) Getrennte (separatae),

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(r) Rechteckige (quadratae).

(8) Rechteckig-gewimperte (quadrato-ciliatae),

(t) Keilförmige glatte (cuneiformes glabrae),

{n) Keilförmige gewimperte (cuneiformes ciliatae),

(Beschlufs folgt.) I. Correspondenz,

Ich habe Ihnen wohl schon geschrieben, dafs ich frische Exemplare des Aleyonidium diapha- num in Weingeist aus Holland erhalten habe? Die- ses sonderbare Wesen gehört gewils nicht in unser botanisches Reich, wo es noch in den neuesten al- gologischen Werken aufgeführt wird; meine Exem- plare sind nämlich ganz mit den Polypenr der Gat. tung Lobularia bedeckt, wohin Lamouroux auch später die vermeintliche Alge brachte, Ich sah auch im Innern in den weiten Maschen der Peripherie die braunen Körner, die man für die Früchte der Alge hielt, Am besten würde aber doch dieses Wesen, wie es mir scheint, eine eigene, den Spon- gien verwandte Gattung unter den Zoopiyten bilden.

Durch die Güte des Hrn. Prof. Dr. Kunth in Paris sehe ich mich jetzt in den Stand gesetzt, eine Ahbildung von dem bis jetzt noch so wenig ge- kannten Myrosylon perviferum in meinen Arznei. pflanzen geben zu können. Die erhaltenen Exem- plare sind von den im neuesten Berliner Jahr- buch der Pharmacie abgebildeten Pllanzen ganz ver- schieden etc.

NvEd)I. IM, Botanische Notizen. Von den niederländischen Blumengesellschaften

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: wurden bei den vorjährigen Preisevertheilungen nach- stehende. Gewächse als die vorzüglichsten befunden : Zu Dornick erhielt den.ersten Preis eine ‚Robi- nia hispida, welche der Blumengärtner Hr, Oloes gezogen hatte. Den aten Preis erhielt eine Correz speciosa, den dritten ein Höbiscus Rosa sinensis, welche heide der Sekretair der Gesellschaft, Hevr -. Dumortier-Rutteau, gezogen halte,

Zu Löwen wurde dem Hrn, Ferd, v, Udekem für. eine schöne Musa coceinea, die er aus seiner Sammlung im Saale aufgestellt. hatte, die für die seltensten und’ bestgepflegten Pllanzen bestimmte Eh- renmedaille zuerkannt. Derselbe..erhielt ‘den drit- ten Preis für eine Azalea, aurantiaca, den zweiten erwarb eindg Azalea carnea aus der Sammlung des Hrn, Deschrynmakers,:

Zu Brüssel erwarb eine Znkianthus quinque- Flora Lour. als eine ‘der neuesten und seltensten in Europa eingeführten: Pflanzen, welche Hr, Ducor- ron vorgezeigt hatte, den ersten Preis. Die Ehren-. medaille wurde dem Gärtner, Hrn. Lankmann ans Gent, für die beste Kultur der Aydrangea horlensis zuerkannt. ‚Eine dritte Medaille ‚erwarb eine. Ca- mellia japoniea. Au: alb, pleno, ‚welche Hr. Lank- munn zu Gent'gezogen hatte, und eine vierte er-. hielt Hr, Ducarron,' welcher die schönste Samm- lung von seltenen und neuen Pflanzen eingesen« det hatte.

Unter denen zur Preisbewerbung aufgestellten Pilanzen zeichneten sich ausserdem noch nachste- hende als die vorzüglichsten aus: Zoeonia gflci-

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mılis, Banksia marginata, Nerium splendens, . Pe- larzonium Nuseyanum, dgapanthus. umbellatus, und Rosa ınwscosa. . IV. Reisende Botaniken. Ps .„ u HOn Dr. Ehrenberg, welcher sich bekannt- lich mit Hrn. Dr; Hemprich im Juli: 1820 zu Triest ‚nach ‚Aegypten einschiffte (Flora 1820 S. 636), um auf Kosten der königl. preuss, Regierung jenes Land in.botanischer Hinsicht ‚zu- durchfosschen, ist. am 5. December glücklich wieder in Triest angelangt, und wird sich nach ausgestandener Quarantaine so. fort nach Berlin begeben. Von seiner Krankheit, die ihm sehr mitgenommen hat, ist er fast gänzlich hergestellt, Die Botanik wird sich durch. seine Er- fahrungen sehr. bereichert ‚sehen, ‚und. wir hoffen, ‚unsern Lesern manches darüber mittheilen zukönnen, 2. Die Herren Provisor Friedrich. Holl aus Dresden und ‚Gärtner Eschenlohr aus Inspruck, welche im Februar 1805, ersterer nach den Apen- 'ninen, letzterer nach Corsika, abreiseten (siehe Flo- ra 1825 $. ıgı.), um daselbst für Rechnung des Hrn, Sieber, Pflanzen zu sammeln, sind, nachdem sie auf der Rückreise in Livorng wieder zusam. 'mentrafen, wohlbehalten am ı. Januar 1826 nach Prag zurückgekehrt, Sie erwarten nun daselbst ihre Transporte, unter denen sich vieleseltene und man-. che.neue Pilanzen befinden, um sie. vereint mit ira, Sieber zu ordnen, dann den Inhalt bekannt zu maohen,.und an Liebhaber abzulassen. ‚Y Todesfälle

Am 27. December des eben verflossenen Jahres

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starb zu Hanau Hr. Dr. Phil, Gottfried. Gärt- ner. Er erlernte in seiner Vaterstadt die Apothe- kerwissenschaft, conditionirte dann mehrere Jahre in Stralsburg, wo er Gelegenheit fand, sich unter Spielmann in der Botanik auszubilden, der‘ er sich in der Folge, nach seiner Vaterstadt zurück- gekehrt, ausschliefslich widmete, Die Herausgabe’ der Weiterauer Flora, so wie die Errichtung der. Wetterauer naturforschenden Gesellschaft, waren gröfstentheils durch ‘seine Anregung und vorzüg-. liche Beihülfe entstanden, Nicht minder hat er sich durch Ausgabe von sehr schön getrockneten Wetterauer Pilanzen verdient gemacht, und:so die . Botanik auf mancherlei Weise thätig fördern hel- fen. Sit tibi terra levis!

@ Wir sind seit einiger Zeit in die betrübende j Nothwendigkeit gesetzt worden, Todesfälle von Män- nerh anzeigen Zu müssen, die sich sehr um die Bo- tanik verdient gemacht haben, und wovon einige, die auf mühsamien botanischen Reisen in fremden Ländern ihren Tod fanden, als wahre Märtyrer der Botanik gestorben sind, ohne dals ihnen an Ort : und Ste’le ein Derkmal, ihrer Verdienste würdig, gesetzt werden könnte, Es"dürfte daher doppelte Plicht für ihre Landsleute seyn, hier ins Mittel zu" treten, und einige Notizen von ihrem Leben in der Flora mitzutheilen. Ueber Hin. Dr. Hemprich’s : Leben und Verdienste dürften wir daher mit Zu- versicht wohl einige Notizen von Berlin, und über Hrn, Hilsenberg von Erfurt erwarten,

Flora

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Botanische Zeitung,

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“Nro. 3. Regensburg, aim ar, Januar 1836;

I: Aufsätze Beschlufs des in: der vorigen 'Nvo. abgebrochenen „Aufsatzes über Classification der Gräser von Raspail, übersetzt von Mohr. - ( Beschlufs, ) 981% Fruchiknoten.

Da Rhuchtknoten kann behaart oder glatt seyn, Diese beiden Charaktere sind bei den Gät- tungen ‚standhaft. Fine Zeszuca kann also nicht mit einer Avena, noch eine Avena, deren Frucht- knoten behaart sind, ‚mit einer Aira, deren Frucht- knoteni immer glatt sind, ver ‚wechselt werden. Durch eine freilich sehr seltsame Inconsequenz haben die Botaniker, welche die Familie der Gräser in Stücke zerrissen und so viele Gattungen aus anerkannt zu einer Gattung gehörigen Arten gemacht haben, ‚sich eigensinnig auf die Vereinigung von ‚Ara mit „Ave=

na, die doch gar keine Beziehung zu einander’ has. ben, geworfen, Man sollte denken, dafs man nur. : bei: ‚denjenigen. Gattungen habe haushälterisch Ver. fahren wollen, welche einer solchen Oekonomie .’-

am wenigsten bedürfen. Da die Gestalt der Frucht;

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54

wie ich es schon angegeben habe, stets von den. sie umgebenden Kronklappen bedingt wird, so ha- ben wir es uns erlassen, dieses Produkt in der Ta- belle aufzuführen, obgleich wir es bei dem Gat- tungscharakter nicht übergehen werden. Bei der Theilung in das abere ungeradenekvige Spreublätt- chen hat die Frucht keine Furche, weil hier durch . keine Achse ein starker Druck ausgeübt wurde (Ory- 2a, Leersia), Bei dem geradenervigen ist die Furche um so tiefer, je vielblüthiger die Gattung und da- bei mit. gestielten Blüthen verseben ist (Poa, Fe- stuca etc.).: Bei den Gattungen mit sitzenden Blü« then bemerkt man statt der Furche einen breiten, aber leichten Eindruck (Panicum). Bei den Blü- ' then, wo sich ‘der Blüthenstiel nicht entwickelt hat, ist die Furche seichter und zuweilen kaum sicht- bar (Agroslis, Phalaris, Andropogon, Sorghum). EX Narben.

3. Die "Zabl der Narben ist eben so schwane kend, als die der Staubfäden, und ich führe sie in der Beschreibung der Galtungen nur als einen Cha- rakter der zweilen Ordnung an.

2. Ihre Formen aber sind constant, Hierunter verstehe ich aber nicht diejenigen F ormen, welche man mit dem Namen sprengwedelförmige Narben. (Stigmata aspergilliformia) und halbsprengwedelför- mige Narben (Siigmata subaspergilliformia) etc. be- zeichnete; Formen, die nur von der grölseren oder geringeren Verlängerung des Griffel abhangen; son-' dern nur diejenigen welche ich nun beschreiben werde, z

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3. Die Narbenfasern sind in zwei Reihen ge- ordnet, wie der Bart einer Feder, Ich nenne diese Narben zweizeilig (St. disticha), (fig, 1; 2, 3).

4. Oder die Narbenfasern sind rund um, den ganzen Griffel wie um eine Achse geordnet; ich nenne diese zer streut-haqrig ge Narben St. sparsa), (fg. 5, 6, 7).

5. Oder diese Fasern sind. nur an einer Stelle. und am Grunde der Narbe ausgestreut, und diese Form nenne ich arm Grunde zerstreuthagrige oder halbzerstreuthaarige Narben (St. basi tantum sparsa aut semi-sparsa), (fig. 4).

6. Die zweizeiligen Narben können sehr kurze

Fiederchen ohne deutliche Wärzchen haben; diese durchweg sehr. langen Narben nenne ich bandwur Mir fe örmige ‚(taeniaeformia), ci 8 1).

Diese Narben können aber auch lange, obgleich

einfache zweizeilige Fasern mit zahlreichen‘ Wärz-

chen haben, und ich nenne diese Narben Kedrige (plumosa), (fig. 2),

Diese zweizeiligen Narben können’ endlich ver- ästelte und mit Wärzchen bekleidete Fiedexchen ha- ben; dann heilsen sie fedrig -ästige Naxhen (plu- moso- vamog), ( (fig. 3).

Robert Brown hat sich zuerst dieses Cha. rakters bedient, Was, mich anbelangt, so räume ich ihm nur einen Platz. unter denen vom zweiten Ran- ge ein, weil er zu täuschend ist, und weil die Nar-, ben oft nur darum. fiedrig erscheinen, weil ihre Fiederchen bei, der Bepbachtung sich auf F dem Ob- jectsträger übszeinander legen.

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7. Die zerstreut - fasrigen Narben wandeln ins Unendliche in Ansehung der Länge der Griffel, von denen sie getragen werden, und der Formen, die

‘sie selbst annehmen. Ich zeige in den fig. 5, 6 und:7 die allgemeinen Typen, aber ich wende kei- nen derselben als Gattungscharakter an. Gleichwohl kann man sagen, dafs die Form 6 meiner Gattung Tripsacum, die Form 7 der Gattung Andropogon, die Form 5 den Arten von Paspalum, Panieum und Cynodon vorzüglich eigen sey.

8. Hier bin ich nun endlich an dem Punkte angelangt, wo ich auf eine deutliche und verständ- liche Weise drei schon beschriebene Charaktere ver- einigen, und die zwischen ihnen bestehende Har- monie anschaulich machen kann. Diese drei Cha- raktere sind: die Form der Narben, die der Blatt- häutchen ‘und die der Schüppchen,

Die zweizeiligen Narben ı, 2, 3, 4 fallen stets mit häutigen Schüppchen; ie ästig-Niedrigen aber fallen sowohl mit häutigen, als mit eingedrückten Schüppchen zusammen, Die zerstrentfasrigen Nar- ben verbinden sich immer mit eingedrückten Schüpp- chen, wenn die obere Kronklappe geradenervig ist. Bei der ungeradenervigen oberen Kronklappe treten häutige Schüppchen ein. Das bäutige Blatthäutchen stimmt mit den häutigen Schüppchen ‚und findet sich nur ausnahmsweise mit eingedrückten Schüpp- chen bei Melica, Paspalum. Das in Haare oder Zähne aufgelöste Blatthäutchen hingegen findet sich nur mit eingedrückten Schüppchen, Die dieser Ab- handlung beigefügte Tafel ist geeignet, dem Auge“

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Wiese Verhältuiße zu zeigen, Zwei Jahre ununter- brochener Beobachtung bürgen für die Wahrheit.

9. Ich habe noch einen Charakter entdeckt, den die Narben darbieten, nämlich ikre Eiufügung, Ent- weder sind die Narben unter der Spitze des Frucht- knotens eingefügt (Poa, Tritieum, Avena, Festucaetc.); oder sie enispringen auf der vorderu Fläche dessel- ben, Diesen letzteren Charakter trifft man nur bei Bromus und Lolum, aber er ist standhaft, Pali- sot de Beauvois halte denselben Charakter bei seiner Ceratochlog wahrgenommen, und darnach diese Gattung gebildet, die Gattung Cerarochlow erwies sich aber gerade dadurch als ein ächter Zru= mus, bei welcher Gaitüng man diesen Charakter nur nicht bemerkt hatte, zum Zeichen, dals immer fort Janfende und nie zurückblickende Beobachtungen schleckterdings zu keiner Vergleichung führen kön- nen. Auch muls noch erinnert werden, dals Pa- lisot de Beauvois nicht die Einfügung der Nar-

ben, sondern unr die durchs ‘Trocknen nur noch.

mehr in die Augen fallende Gestalt der Spitze Jes Fruchtknotens bemerkt hat, welche allein der Ar der Einfügung der Narbe zuzuschreihen ist.

Dieser von der Einfügung entuommene Charak- ter, vereinigt mit der Form der Schüppchen und, der Zahl der Nerven, wird in Zukunft jede Ver- wechselung einer festuca mit einem Aromus verhüter

$. X. Trennung der Geschlechter.

Meine Charaktere dürfen nur bei an irucht- baren und bermaphroditischen Blüthen gesucht wer-

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den, wenigstens in allen Fällen, wo ich nicht das Gegentheil in der T abelle anzeige, Immer übergele ich die unfruchtbare Blüthe an der Spitze, weil bei allen Arten die letzte Blüthe, wenn sie da ist, mehr oder weniger fehlschlägt, Ich nelime nur auf die- jenigen geschlechislosen oder männlichen Blüthen Rücksicht, welche unterhalb dem fruchtbaren Blüth- chen (llosculus fertilis) stehen. Was die Einhäusig- keit betrifft, so ist diese ein so schwankender Cha- räkter, dafs man unmöglich vor der Analyse eines Individuums den unfruchtbaren oder den weiblichen Zweig angeben kann. Diese. Arten von Fehlschla- sungen sind also kein Charakter, und man muls bei ihrer Anwendung sehr behutsam seyn, Anders aber verhält es sich mit denjenigen Verschiedenheiten des Blütlienstandes, welche eine Verschiedenheit der Geschlechter mit sich führen, wie z. B. beim Mais, wo die Rispeu gewöhnlich nur männlich, die Ach- ven äber weiblich sind. Ich habe diesen Charakter in der Tabelle angewendet, und werde ihn bei je- der Gattung ausführlich beschreiben.

Bei zweihäusigei Gräsern wende ich nur die Charaktere der zwitterblüthigen Pflanze an. Das Daseyn der- anderen Formen wird bei der Gattungs- beschreibung angeführt, Da übrigens dieser Cha- vakter tur den beiden Gattungen Spinifex und Gy- nerium wukömmt, so wird seine Weglassung keine Dunkelheit über die Untersuchung verbreiten. Wir bemerken nur noch, dafs bei Spinifex und Gyne- rium, die man in die Dioecie stellte, diese Dioecie nicht im eigentlichen Sinne statt findet, indem das

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Zruchttragende Indiyidaum hermaphroditisch ist, und des Männchens entbehren kaun, und dafs folglich das Männchen eine mehr oder minder fehlgeschla- gene Form ist, eine wahre Sinecura in dieser Vege- tationsreihe. Es ist also ein Zufall, den man be- merken muls, aber kein Gallungscharakter,

Diese kurzen Sätze, welche aus lange bestätig- ten Resultaten entsprungen sind, gentigen zum. Ver. ständnils der Tabelle der Gattungen (wid. Tab, ı).

In einem kün nftigen Auszug werde ich die aus- führlichen Gattungscharaklere mit denen des zwei- ten Ranges darlegen, und eine Aufzählung der in neuerer Zeit ‚gebildeten Gattungen, deren Typen als Arten in die meinigen wieder eintreten mülsen, hinzufügen, so wie auch eine Aufzählung ‚der Ar- ten, die mir zur Feststellung des Galtungscharakters dienten.

ich schicke hier nur noch die Erklärung vor- aus, dafs sich alle bekannten Gattungen auf die von mir aufgestellten zurückführen lassen, weil die neue- ren Gattungen nur auf unhaltbare Charaktere ge» gründet sind, Man wird vielleicht Aergernils an meiner Keckheit nehmen; dieses Aergernils habe ich vorausgeseben; ich hätte es leicht vermeiden können, Wenigstens mufs man mir lür meinen Muth Dank wissen.

Erklärung der Tafel (vid, Tab. I.) Fig: 1. Bandwurmförmige Narbe, Fig. 2, Fieliige Narbe, Fig. 5. Fiedrig-istizge Narbe, Fig. %. Am Grunde

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zerstreuthaarige Nashe; diese letztere Forın kömınt nur der Gattung Ehrharta au, Bierolaena wähert sich ihr ein we- nig. Diese zweizeiligen Narben kommen ınit den hiutigen Sehüppchen und mit zwei Formen der eingedrückten Schüpu- chen vor, d. h,, mit allen den Formen von Schüppehen, div von der oberen Klammer zur Linken *eingeschlossen werden.

Fig. 5. Zerstrenthaarige kopfförmige Narbe. Fig. 6. Zexstrenthaarige sitzende Narbe. Fig. 7. Zerstreuthaarige federbuschähnliche Narbe, Diese Formen von Narben kom- men mit den an der Spitze eiugedrückten Schüppchen vor, welche iu der unteren K lammor zur Linken eingeschlossen sind.

Fig. & Häutiges Blatihäntchen, welches im Allgemeinen den häutigen Schüppchen euispricht, die in der oberen Klam- zaer zur Rechten eingeschlossen sind.

Fig, 9, 10. In Haare und in Zähne aufgelüste Blatt- häutchen, welche allen Former von eingedrückten Schüpp- chen entsprechen, die zwischen der unteren, zur Rechten stehenden Klammer liegen.

Fig. ı5. Die Figur stelit ideal auf einer Aclıse alle Mo- Sificationen des Blüthenstandes der Achre dar.

Fig. ı2. Achse und Spelze von Lolium. Yig. 15, All- gemeiner Blürhenstand der Rispe. Fig. 14. Diese Figur soll zeigen, wie ein einhlüthiges Achrchen durch Freiwerden des Ziittelnerves der oberen Kronklappe vielblüthig werden kanu.

fig, an. Verschiedene Formen der Schüppchen (s. die Abhandlung).

I Revensionem De planüis hybridis sponte natis disseruit Chr. Jul, Guil. Schiede, Ph. D. Cassellis Cattorum, in commissis ofkeinas Kriegerianas, 1925. 8. $. 80.

Der Br, Verf, zählt, nach einer kurzen Einlei- tung, worin die verschiedenen Ansichten und Be- obachiungen über hybride Pflanzen von Camera- xius bis auf unsere Zeiten geschichtlich mitgetleilt

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werden, die Bastardpflanzen auf, die theils von ihm selbst und seinen Freunden in der Wildnils beob- achtet wurden, theils aber in den Werken früherer Botaniker als wildgewachsen und ohne Zuthun der Kunst erzengf, aufgeführt werden, Diese sind fol-. gende: Quereus. Bechstein erwähnt unter dem Namen Q. pedunculata rosacea eines Baumes, den er für einen Bastard von Q. peduneulata und Robur hält, 1. Polygonum minori - Persicaria Braun. (enf, Fl,.1824 p, 359). 2. Polygonum dubio - Persicaria Braun. (1. p. 360.) 3. Geniiana luteo-purpurea, von Guillemin und Dumas im Aligem. deutsch. Garten» Magaz. beschrieben. Wach denselben er- zeugt auch Gentiana campesiris mit dmarella oft Blendlinge, Ferbascum, Diese Gattung scheint vor- züglich dazu geeignet zu seyn, die Botaniker von der Möglichkeit einer Bastarderzeugung im Pflan- zcnreiche zu überzeugen. Folgende Formen wer den hier aufgeführt: 4. 7, Thapso - nigrum, wozu | V.:collinum Schrad. und P. seminigrum Fries als Synonym kommen, 5. V. Thapsiformi-nigrum, 6, V. Thapsiformi- Lychnitis,: wozu wahrscheinlich 7. ramigerum, Link, als Synonym kommt. 7. #. nigro- Lyehnüis. 8. F\, sinuato - pulverulentum ist, BP. hy- bridum Brot, Lus. Digitalis. Üeber die wild- wachsenden Blendlinge dieser Gattung existiren noch keine gewilsen Beobachlungen, obschon Kölren. ters Versuche ihre Neigung zur Bastardbildung dargethan haben. Ahinanthus., Wallvoth führt in den ‚Sched. crit, eine bybride Form zwischen Zhinanthus minor und major an, g. Stachys pa=

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lustri- sylwatica. Zuerst von Borrer und Hooker aufgefunden und von Smith als St. ambigua be- schrieben, dann aber auch von Zuccarini bei Mün- chen gesammelt. 10. Phyteuma spicata ß hybrida nigro- alba. ı1. Cnicus acauli- oleraceus. Hieher gehört unter andern Cnicus Lachenalii Gmel. und Cirsium rigens Wallr. 12. Ünieus tuberoso - ole- raeeus. Hieher wird Cirsium rigens Reichenb. in | Spreng. nen, Entdeck, und C. bulbosum pallens "Wallr. gezogen. ı3. Cnicus palustri - oleraceus ist Cirsium hybridum Koch. in DC. il. fr. 14. Cnicus palusiri-rivularis, ı5, Cnicus palustri= tuberosus.— 16. Cnicus oleraceo-rivularis, dem Cni- cus praemorsus Michl. sehr nahe kommt, 17, Cnri- cus acauli - tuberosus, 18. Centaurea solstitiali- paniculata, die von Allione als ©. Aybrida be- schrieben wird, ıg. Centaurea eollino - scabiosa, von dem Verf. bei Triest gesammelt. 20. Galium vero - - Mollugo, wozu Galium verum ß Nloribus ochro- lencis minus odoratis, caule subtomentoso, foliis la- tioribus R. et Sch. kommt, ist das von Wolff in Schweigg. u. Kört. Fl. Erlang angeführte Gal. ' ochroleucum. Ranımeulus. Da dem Verf, über diese Gattung die eigenen Beobachtungen fehlen, so empfiehlt er hier nur den Ranune, lacerus Bellard, und den A. lingua var. laciniata Nocca et Balltis, einer weitern Beachtung. Wir möchten ein Achn- liches mit. A. hybridus Biria, den Biria schon für einen Bastard von R. Zhora und auricomus hält, ' und mit AR. nemorosus DeCand,, der vielleicht einer Vermischung von R, polyanthemos und lanuginosus

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B . .-

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oder acris seine Entstehung verdankt, (hun. 21; Drosera rotundifelia - anglica. 22. Potentilla Pragariasiro - alba, welches die P. hybrida Wallr. ist. 23. Geum urbano - rivale ist Geum interme- dium Ehrh,, das bald zu @, rivale, bald zu G. ur- banzım: als Varietät wandern mufste. Aus diesen Beobachtungen glaubt der Herr Verfasser nun Tol- gendes schliefsen zu dürfen: ! ı) Aybride Pflanzen können sich auch von freien Stücken, ohne ‚Zuthun der Kunst, erseugen. 2) Die hybriden Pflanzen sind weder Varietäten anderer Species, noch eigenthüm- liche Arten, sondern bilden für sich eine eigene Ordnung. Varietäten können sie nicht seyn, weil sie, wenn sie fruchtbar sind, nicht innerhalb den Gränzen einer Species bleiben, sondern von der einen zur andern übergehen, sind sie aber unfrucht- bar, das Mittel zwischen 2 Species halten und zu keiner übergehen, Den Rang der Arten können sie auch nicht erhalten, da sie im fruchtbaren Zustande durch Fortpflanzung ihre Formen nicht erhalten, sondern von den in der Nachbarschaft lebenden £ltern befruchtet allmäblig die Gestalt derselben annehmen, im unfruchtbaren Zustande aber oft des Vermögens sich fortzupflanzen ermangeln, 3) ‚Die Bastarderzeugung kann kein Erzeugnifs neuer Spe- eies zur Folge haben. Das Gegentheil glaubte Lin- ne annehmen zu dürfen, was aber schon durch den vorigen Satz, und durch die Erfahrung, dafs hybride Formen immer nur in der Nachbarschaft der sie erzeugenden Eltern vorkommen, widerlegt wärd. : 4) Mehrere Zweifel über die ursprüngliche und be-

‚4&

ständige Verschiedenheit der Species verschwinden mit der Annahme hybrider Pflanzen. Nähere Un- tersuchungen dürften uns. vielleicht nach und naclı belehren, dafs das, was wir als Ücbergangsiormen &iner Art in.die andere betrachteten, und wodurch wir die Aechtheit mancher Species gefährdet glaub- ten, hybride Erzeugnisse sind, wie wir den Fall bei Cnicus und Verbascum haben, und wie es vielleicht auch der Fall bei Mentha, Salix, Rosa, Rubus und allen diesen reighen Vorrathskammern für artenlu- stige Botaniker seyn dürfte. 5) Kölreuters Versuche über die Bastarderzeugung sind‘ von der höchsten Wichtigkeit für die Bestätigung des Pflanzenge- schlechtes, denn die Einwürfe der Gegner werden durch das Forkommen hybrider Pflanzen im Preien widerlegt. Man hat Kölreutern, der durch die tybriden Pllanzen das Geschlecht der Pflanzen am evidentesten dargeihan zu haben glaubte, den Vor- wurf gemacht, er habe sich blofs mit kultivirten Gewächsen beschäftigt, und monströse, durch die Kultur veränderte Formen für Hybriditäten gehal- ten. Dieser Einwurf hebt sich demnach auf, da die nämlichen, von Kölreuter beobachteten, hy- briden Formen auch in der freien Natur vorkommen;

- Damit schliefst der Hr. Verf, sein Schriftchen und läfst uns den Wunsch ührig, diesen von den Botanikern bis jetzt noch nicht gehörig beachteten Gegenstand recht bald von tlım weiter verfölgt und uns mitgetheilt zu sehen!

H, Bemerkungen. 1. Beobachtungen über Colchicum autumnale. Die Bemerkungen, welche uns Hr. Dr. Track-

-

»

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sel in Nr, 44 der Flora od, bot. Ztg. (700 u, 701). über die Farben - Veränderungen des Crocus vernus s0 eben mitgelheilt hat, haben mich auf einige frü- here Beobachtungen, welche ich über Colchieum au- zumnale zu machen Gelegenheit hatte, unwillkühr- lich zurückerinnert. Vielleicht sind auch diese für den Botaniker nicht ohne alles Interesse,

Im Jahre 1815, welches besonders in den Al- pengegenden häufig mit heftiger Sonnenhitze und veichlichem Regen abwechselte, brauchte ich das Heilbad in Kreit bei Tegernsee. Günstige Tage be- nützte ich zuweilen, um meine Freunde am letztern Orte zu besuchen, Der Weg führte mich an einer fruchtbaren Wiese vorbei, welche die leizt& Zeit meines Aufenthaltes dicht mit Colchieum autumnale iibersäet war. Die allgemein blasse Farbe der Blu- men erregte meine Aufmerksamkeit, dals ich sie näher zu untersnchen der Mühe werth achtete. Eini- ge derselben waren, den untersten Theil der Blu- imenröhre ausgenommen, welcher wie gewöhnlich eine milchweilse Farbe zeigte, gleichförmig blafs- roth; an andern verschwand das Roth stufenweise immer mehr; an vielen hatte sich dieses bis an den Band der Blumenstücke zurückgezogen, und nicht wenige darunter waren rein lilienweißs. Alle diese Farben kamen, dem Anscheine nach olıne Regel gemengt, untereinander vor; doch waren die letz- tern am tiefer gelegenen Theile der nur wenig ge- gen Südost geneigten Wiese zuverlälsig bei Weiten am zahlreichsten, und alle viel blasser gefärbt. Auf keiner anderen Wiese, deren ich mehrere vorbei-

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gehen mufste, konnte ich diese Farbenänderung in solchem Maafse, und auf den meisten nur einzelne mebr oder weniger verbleichte Exemplare wahr- nehmen, Die’ Wiesen liegen insgesammt im Thale des dnrchströmenden Achenflufses, und werden ent- weder durch die vom Stalle oder von der Dung- stätte auslaufende Jauche oder im Herbste durch oft freigebig ausgestreuten Dünger begeilt.!) Merkwürdiger dürfte eine andere Erscheinung seyn, welche ich während meinem vormaligen Auf- enthalte in Amberg (zwischen den Jahren ı804 und 1807) einmal an dieser Pflanze beobachtete. Gerade in dem Zeitpunkte, als sie sich mit voller Ueppig- keit zu entwickeln begann, und schon in gralser Menge entwickelt halte, wurden die an der Vils liegenden Wiesen von diesem Strome gegen seine Gewohnheit mehrere Tage hintereinander einige Fufs hoch mit Wasser bedeckt, Nachdem dieses endlich in sein natürliches Bett zurückgetreten war, konnten sich, ungeachtet der anhaltenden schönen Witterung nur kümmerlich auf den etwas erhöhten Stellen einzelne Blumen mehr hervorarbeiten. Aber in diesen waren die Befruchtungs- Organe, und vor- züglich die Narben, ja ‚selbat der gröfste Theil des Stempels wie vermodert,

Mit dem Eintritte des darauf gefolgten Früh-- jahres hätte man sieh in den Herbst zurückvorsetzt

*) Der Einflufs derselben, so wie anderer Stoffe anf die Farbe der Blumen ist bekannt. Ob er hier eingewirkt habe, wage ich aus einer .einzeinstehenden Beobachtung, nicht zu entscheiden,

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glauben mögen; ın solch überschwenglicher Menge erschien plötzlich das Colchicum autumnale auf den überschwemmten Wiesen, Weder in dem Bane, noch in der Farbe, unterschieden sich die Blumen von jenen des vorausgegangenen Herbstes durch ein bedentendes oder gar wesentliches Kennzeichen. Die Blätter derselben, welche mit denen der letztern hervorkamen, waren zwar zum Theile schmäler und gestreckter als diese, . aber auch diesen zum Theile genau gleich. Fast jeden Frühling kann man, da berbstliche Ueberschwemmungen auf 3 bis 4 Tage hier in der Regel sind, auf den sogenannten Vils- wiesen, und wahrscheinlich unter ähnlichen Um- ständen auch anderwärts,, solche Fremdlinge der Flora, oder eigentlich Spätlinge einzeln sehen, Es ist daher gar nicht mehr zu zweifeln, dafs das Col- chieum vernum Schrank. (Baier. FL, I. Bd, 8. 63ı, Nr, 583 ß) und C. vernale Hoppe (in Deutschl, FI. v. Hoffmann, Nr. 93, S. 174) nichts anders, als höch- stens eine Spielart sey.

Auch in den meisten Individuen dieser Früh- lingsgäste hatten die Befruchtungs - Organe mehr oder weniger gelilten, einige schienen jedoch die Ueberschwemmung ohne Schaden überstanden zu haben. Ich bezeichnete mehrere derselben für die künftige Untersuchung, Zu gehöriger Zeit erhoben sich die Saamenkapseln aufihren Fruchtstielen; aber die einen sowohl, als die andern waren verschrumpft, unausgebildet, und wie von Fäulnils angegriffen. Nicht einen einzigen Saamen fand ich auch nur einigermaafsen entwickelt, obwohl ich mehrere Hun- derte der Kapseln öffnete.

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Ob dieses allenthalben und immer bei den Spätlingen des Colchicum autumnale der Fall sey, dürfte eine ausgedehntere Untersuchung verdienen, da die Erscheinung für die Pflanzen - Physiologie nicht unwichtig zu seyn scheint.

Amberg. v, Voith,

2. Dals Smith’s Seirpus multicaulis eine eige- _ ne, von Se. palustris, uniglumis und ovuius Ver- schiedene Art sey, ist, nachdem Schrader, Mer- tens, Koch und Bönninghausen darüber com- mentirt haben, nicht zu bezweifeln, obwohl Smith Synonyma anführt, die theils zu Se. palustris, tbeils zu Sc. opatus gehören. Wenn indessen Smith da- rin Recht hälte, dals er im dritten Bande seiner Flora brit. S. 1386 unter den addendis den Seirpes palusiris Ehr. Calam.67, welchen Ehrhart (vergl. dessen Beiträge 6ter Bd. S. 82, Nr, 61.) bei Hanno- ‚ver sammelte, zu seinem Sc. multicaulis citirt,, so würde daraus folgen, dafs die erste Entdeckung die- ser Pilanze in Deutschland Herrn Ehrhart zuge- schrieben werden mülste, und dafs sie eine Bürge- sin der Flora hannoverana sey,

ı

IV. Anzeigen Ich ersuche die Theilnehmer der süddeutschen Pflanzen - Tausch - Anstalt, auf meiner Adresse die Buchstaben B. $. zu setzen, damit die Briefe wäh- rend meinem etwanigen Aufenthalt auf den Alpen, von einem biesigen Krennde beantwortet werden können, " Tübingen. Wiest, Med. St.

Fi

Flora

oder

' Botanische Zeitung.

Nro. 4. Regensburg, am 28. Januar 1826,

u un Zinn

IL Recensionen

Flora Berolinensis auctore D. F. L. de Schlech- :

tendal, Med, et Chir. Dr,, Rei herbariae Bero- linensi Adjunoto, Societ. Botanicor, Corresp,, Bo- tan, Ratishbon. Nat, Curios, Berol,, Lipsiens,, et Acad. Leop. Carol, Sodali. Pars, I. Phaneroga- mia. Auch unter dem Titel: Zlantae phanero- gamae spontaneae et culiae agri Berolinensis. nec non hucusque notae totius Mesomarcliae etc, Berolini. 1823. sumtibus Kerdinandi Dünm. ler, LXXI. und 535 $. 8 Paxs Il. Crypto- gamia. Auch unter dem Titel: Synopsis plan- tarum eryptogamarım in Mesomarchia praeser- tim circum Berolinum pwovenientium etc. Bero- lini 1824. XIV. u, 284 $,

E. dürfte vielleicht auf den exsten Blick. et-

was auffallend seyn, dafs die Berliner Flora, welche, frühere Versuche ubgerechnet, noch in neueren Zei- ten an Willdenow, Rebentisch und Kunth sich so ausgezeiohneler Bearbeiter zu exfreuen hatte, schon wieder einer neuen Reform bedürfte Wer indessen die Fortschritte kennt, die seit einem Jahr-

D

Bo

zehend die Botanik erlebt hat, und wer es weils, wie sehr Floren dazu geeignet sind, dem Anfänger in der Botanik ein Bild von der jedesmaligen Stufe der Entwickelung dieser Wissenschaft zu gewähren, der wird den zahlreichen Schülern der Berliner Universität Glück wünschen, dals ein Mann, wie Schlechtendal, es unternommen hat, die Beob- achtungen der Vorgänger, verbunden mit den sei- nigen, in einem, dem jetzigenStande der Wissenschaft entsprechenden Kleide darzubieten. Doch nicht nur der für die Wissenschaft sich erst bildende, sondern . auch der vollendete Botaniker wird manchmal mit Vergnügen das Buch zur Hand nehmen, und man- «hen Zweifel und Anstols darin aufgelöst finden. Wir wollen, um dieses zu beweisen, etwas ins Spe- ciellere gehen.

Der erste Band liefert von X. LXXII einen Conspectus generum, wobei der Verfasser das Lin- n&ische Sexualsystem, mit Ausnahme der eilften und dreinniizwanzigsten Klasse, die in die übrigen ver- theilt werden, beibehält, Bei der ı4ten Klasse be- folgt er die von Richard vorgeschlagene Namens- veränderung der Ordnungen, indem die Gymnosper- mia zur Tomogynia, und die Angiospermia zur Ato- mogynia wird. Wir möchten hier bescheiden fra- gen, in wiefern denn eigentlich diese Benennungen. besser seyen, und warum dem neuerungssüchtigen Franzosen der Vorzug vor unserm allen Valer Lin- ne in einer Sache eingeräumt wird, bei welcher nichts zu verlieren und nichts zu gewinnen ist. . Die ıöte Klasse ist nach Robert Brown und De-

51 Candolle bearbeitet. Bei der 2osten wird eben- fallg Robert Brown berücksichtigt. ‚In der 'Ter- minologie der Früchte nimmt der Verf, die von Richard aufgestellte an.

Dieser Uebersicht der Gattungen folgen nun die Species, jede mit der neueren Diagnose aus Will. denow, Vahl, Römer und Schultes, Schra- der u. s. w., dann der notlıwendigen Synonymie, dem Citate aus Elsholz’s Zlora marchica, wobei der Verf. die Autorität des Herbariums benützen konnte, mit den Standörtern, und mit einer genauen Beschreibung der Pflanze, der nicht selten noch kri- tische Bemerkungen hachfolgen, Wir heben aus der Menge eigenthümlicher Beobachtungen hier Fol- gendes aus:

Feronica spicata und Clusiüi Schort. hält Herr v. Schlechtendal für eine Species, 7. menthae- folia aber, die sich im Willdenowischen Herha- zium unter dem Namen 7%. spicata befindet, für eigenthümlich, Unter den Fedier bemerken wir ausser der gewöhnlichen olitoria und dentata, auch noch die dasycarpa Stev. und aurieula .DeC. An Chiloehloa Boehmeri bemerkte der Verf. in reg- nerischen Jahren sogenannte Flores viviparos; die änlsere Klappe wächst nämlich lang aus, es bil- det sich ein etwa 3 Linien langer, geschlossener Schlauch in der Gestalt eines Hornes, während kei- ne Spur einer andern Klappe übrig bleibt, und in- wendig befindet sich eine noch nicht reife und auf- geschwollene Caryopse. Diesen Zustand, der von dem des Lebendiggebäbrens sehr verschieden ist,

Da

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nennt der Verf. amplificatio: Agrostis alba ver- einigt der Verf. mit 4, vulgaris, was wir, gestützt auf eigene Erfahrungen und Mertens und Koch’s Bemerkungen in Deutschlands Flora, nicht zugeben können. dira flexuosa, caryophyllea und praecox kommen unter Avena zu stehen. Kestuca pra- tensis und elatior werden zu Bromus gezogen, Unter dira steht Koeleria eristata und glauca, Festuca orina und glauca‘ werden von duriuscula unterschieden; über erstere wagen wir noch nichts zu bestimmen, letztere ist aber bestimmt eine Va- rietät von duriuscula. Donax festucaceus PB, kann, wie Link zuerst bemerkte, diesen Namen nicht behalten, da die Conchyliologen schon eine Gattung dieses Namens haben, Unter Fotamoge- ' ton compressus L, wird 2, oblusifolius M, K, als Var, ® acutus unterschieden, P, curvifolius Schum, aber zu ?. heterophylius als Var. Y, lacusiris ge- bracht, Die. Gründe dafür setzt der Verf, in den Addendis am Eride des aten Bandes auseinander, Myosotis scorpioides collina Ehrh, herb, (eine M.. collina Ehrh. findet man weder in Ehrhardıs Wer- ken, noch Sammlungen) ist unter dem Namen M. hispida mit Recht zur eignen Species erhoben, Echinospermum Lappula und squarrosum. hält der - Verf. nicht für verschieden. Um zu prüfen, ob: Anagallis coerulea wirklich halibare Species sey, schlägt der Verf. vor, die Kultur der 4, phoenicea im veränderten Boden und bei einem durch ge- färbte Gläser veränderten Lichte zu versuchen, Eryihraea compressa Hayne, zu welcher nach

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dea Verf. Vermuthung wahrscheinlich auch Z, uli- ginosa IVR, gehört, dürfte doch kaum von Z, Cen- taureum binlänglich verschieden seyn. Warum der allgemein angenommene Name Z. pulchella DeC. mit 2, inapertz vertauscht wird, sehen wir nicht wohl ein, Unter Piola canina wird eine Var. P. arenaria aufgeführt, die uns zu 7, arenaria DeC.

. {V, Allionäi Pio) zu gehören scheint, und eine eige-

ne Species bildet, —. Yerbascum Thapsus Schrad, findet sich nicht im ‘Gebiete der Mittelmark, wohi

aber 7, thapsiforme, ein Zeichen, dafs erstere Pflanze

weit seltner ist, und schon mehr südlicheren Gegen- den angehört. Campanula bononiensis Fl. Berol,, C. rhutenica Cham. gehört zur C. Zhaliana Wall. roth. Cuscuta steht in der Pentandria, Digynia, Gentiana ulisinosa Willd, ist, nach des ‚Verf. Bemerkung in den Addendis, nichts als eine klei- nere Form der gewöhnlichen Gentiana amarella E.

Ornithogalum luteum L. möchten wir, um allen

Aergernissen und Verwechslungen zu begegnen, doch lieber O. syivaticum heilsen. Ersterer Name soll billig ganz verdrängt werden. Das hier beschrie- ‚bene ©. pratense Pers, wozu:O. Zuteum Milld, und ©. B, P. eitirt wird, und welches „in agris sub- sabulosis inque versuris et graminosis ad viarum mar-

. gines” wachsen soll, wird aus dem nämlichen Grun-

de richtiger O, stenopetalum Fries. genannt, wobei noch zu berücksichtigen ist, dafs das wahre O. pra- tense, welches, wie schon der Name besagt, nur auf

‚Wiesen vorkommt, eine von der auf Aeckern vor-

kominenden Pflanze hinlänglich verschiedene Form

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r D4

ist, die sich vorzüglich durch scheidenartige Hüll- blälter auszeichnet, und deren Eigentkümlichkeit erst kürzlich Wallroih in den Sched, crit. nach. gewiesen hat, Ueberbaupt möchten wir die in diese Calegorie gehörenden deutschen gelbblüthigen Or- nithogalen folgendermalsen ordnen :

2) ©, spathaceum Hayne, O. Haynii Hoth. 2) O. sybvaticum Pers. O. luteum L? OÖ, Persoonzt Happ. 3) O. stenopetalum Fries. O. luteum ductor, ß pratense. O. pratense Pers. Wallr, 4) O. villo- uum M. B, O. minimum duct, OÖ, arvense Pers, 5) 0, Sternbergü iopp. O. minimum L.?

Unter Juncus cummunis wird nach Meyers Vorgang J, conglomeratus und efusus vereinigt, was wir nicht billigen können, aus Gründen, die in Flora 1825. Nr. 6. p. 84 etc, binlänglich entwickelt sind, Humex maritimus zerfällt in & aureus und ß

palustris, letzteres ist R. palusiris duelor., eins

Vereinigung, der nur wenige Botaniker ihre Zustim- mung geben dürften. Zu Gypsophila muralis kommt mit Recht Kunth’s G. serotina als Var. @. Arenaria viscidula Thu. Hiezu gehören nach dem Verf. 4, tenuifoia Willd. Schultz, (nec L.), „Alsine viseosa Schreb, spic. und Alsine mucronata Gärtn. Die ächte Arenaria tenuifolia, mit der sie Willdenow und mehrere Botaniker verwechsel- ten, unterscheidet sich durch mehrere (nicht ein- zelne) aufsteigsude stärkere, vom der Basis an ästige Stengel, 10 männige (nicht Smännige) Blüihen, und durch die Kapsel, die bei der Ü:sile länger als der bleibende Kelch (und nicht ekus zo lang wie die-

2)

ser) ist, Semperrivum vereinigt der Verf, mit Sedum, wie es auch, beim Lichte betrachtet, die Na- tur erfordert, ‘Die Potentillen sind nach Leh- mann bearbeitet, Der Familie der Ranuncula- ceen diente DeCandolle’s Syst. vegeiab. und des Verf. bereits rühmlich anerkannte Anömadversiones zur Vorlage, Wegen Ajuya pyramidalis und 4, genevensis bitten wir Herın Schlechtendal, dis Bemerkungen von Sternberg und Hoppe in den Denkschriften der königl, bot. Gesellseh. zu Regeus- burg Band 1. Abth, I. p. 115 ı20 nachzulesen. Wir können uns wenigstens, wenn wir das daselbst Gesagte in Betracht ziehen, nicht von der Ansieht loswinden, dafs die ächte 4. pyramidalis Z, nur dem höchsten Norden und ausserdem den Alpen angehöre, während alle von den deutschen Schrift- stellern des Flachlandes unter diesem Namen auf- geführten Pflanzen Varietäten und Formen der po- Iymorpben .4. genevensis zu seyn scheinen, Ga- leopsis Walterina Schlechtend, gehört ohne allen Zweifel zur G. pubescens Bess. Thymus Serpyl- lum ß angustifolius möchten wir doch mit Persoon als eigene Species gelten lassen, da schon der'ganze Habitus sich verschieden zeigt. Sie dürfte vielleicht die einzige constante Art seyn, die aus der Zersplit- 1erung des Linneischen 7%. Serpyllum hervorge- gangen ist. Für Zuphrasia Rostkoriana Hayne würden wir den weit bekannteren und, wenn wir nicht irren, auch älteren Persoonischen Namen E. nemoralis gewählt haben, Sollte die Zurrilis ' hirsuta L., die der Verf, hier als drabis hirsute

[ey Scop. aufführt, nicht vielmehr zur 4. sagittata DeC. gehören, mit welcher, wie DeCandolle zeigt, ex- stere sehr oft verwechselt wird? Wenigstens schei- nen uns die „folia caulina sessilia basi cordata aut subsagittata,“ die der Hr, Verf. in der Beschreibung seiner Pflanze beilegt, für letztere Ansicht zu spre- chen, Zu Malva pusilla Withering. gehört auch noch das Synonym M. borealis HPallmann, Cy- lisus nigricans ist für eine nördliche Gegend eine ‚sehr merkwürdige Erscheinung, Zur Scorzunera rosen PK. (Sc. purpurea Willd. prodr,) zieht der Verfasser Scorzonera sylvestris foliis angustis, flore everuleo duptex major et minor, Mentz. pug, bu fit. Ssagweise, Zu Leontodon Taraxacum bringt der Verf. Z. lividus als Varietä, Wir geben gerne zu, dals die meisten aus Z, Zeraxacum fabricirten Spe- cies unhaltbar sind, allein dieser Vereinigung stehen 30 viele Gründe (2. B. der immer aufrechte, fasf angedrückie äulsere Kelch, die beständig schmal lanzettförmigen, kaum gezäbnten Blätter, der nie- drige Wuchs, und der Umstand, dafs auf ein und derselben Wiese tausende von Exemplaren stehen, die selbst der Anfänger beim ersten Blick von Z. Taraxacum zu untersolieiden vermag) enigegen, dals wir die[s unmöglich billigen können. Das hier aufgeführte Hieracium syloaticum ist nicht die ächte Gouan’sche Species, sondern A. vulgatum Fries, das gewöhnlieh von den deutschen Botanikern da-. mit verwechselt wird, woher es sich schreibt, dafs diese allenihalben vorkommende, von HZ, murorum hinlänglich schon durch die spätere Blüthezeit ver-

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schiedene Pflanze bald als äusserst selten, bald aber als sehr gemein ausgegeben wurde. Hypochaeris maculata und radscata werden zur Scoopolischen Gattung dehrrophorus gebracht, die sich von Z,- pochaeris durch die. achaenia uniformia, und den pappus stipitalus uniformis unterscheidet, Auch die Gärtnerische Gattung Silybunm für Carduus marianus ist wieder hergestellt. Die Gattung Gnapkalium theilt der Verf, nach der Beschaffen- heit ihrer Blüthen in die Sektionen Antennaria, capitnlis dioicis, wozu Gn. dioicum, in Gnaphalium, capitulorum floribus omnibus hermaphroditis, wozu Gn, arenarium, und in Zölago, capitulorum florikus mediis paucis hermaphroditis, marginalibus pluribus femineis his solis plerumgue fertilibus, wozu Gn. rectum, luteo - album, wliginosum, germanicum, ar« wense und montanum kommen. Bei den Gynan- dristen benützte der Verf, die Bearbeitung dieser Familie von Rob. Brown in Ait. Hort. Kew. ed, =, - Bei den Salöces entschuldigt sich der Verf, dafs, ‘da er noch nicht mit denselben im Beinen wäre, er nur die Willdenowischen Diagnosen mitgetheilt und sich dabei aller weitern Bemerkungen enthal- ten habe. Möge der Hr, Verf, Zeit und Mufse be- kommen, diese Gattung, in sofern sie der Berliner Gegend angehört, nochmals zu prüfen, und uns dann die Resultate seiner Forschungen mitzutheilen. Wir kommen nunmehr an den zweiten Band, Nachdem der Hr, Verf. in der Einleitung nach- träglich die Gränzen seines Gebietes, die beschaffen- heit des Bodens und des Klima’s angegeben, über

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die Vertbeilung der Pilanzen seiner Gegend einige sehr schöne Bemerkungen mitgetheilt, und dieSchrift- steller, die in frühern oder spätern Zeiten über die Pflanzen der Mittelmark geschrieben haben, ange- führt hat, folgen in der nämlichen Ordnung, wie im ersten Bande, zuerst der Conspectus generum je- der Familie, und dann die Species mit ihren Diag- nosen und Standörtern. Die genaueren Beschrei- bungen sind hier weggeblieben, wahrscheinlich um das Volumen des Buches nicht zu sehr auszudehnen. Was Berlin an Fülices aufzuweisen hat, wissen wir bereits aus Strempe?s Dissertation. Die Moose sind nach Hedwig und Schwägrichen abgehan- delt, ohne dals Bridel’s neuerer Bearbeitung die- ser Familie gedacht wird, obschon wohl wenig Mus- cologen noch daran zweifeln, dafs Bridel’s Me- ihode weit natürlicher und dem selbst untersuchen wollenden Anfänger mehr zusagend ist, als die Hed- wig-Schwägrichenische. Die Jungermannien sind nach Martius, die Charen nach Wallroth, die übrigen Conferven nach Lyngbye abgehandelt. Bei ‘den Liehenen benützte der Verf, die Arbeiten von Acharius und Flörke. DieSchwämme sind nach . Nees von Esenbeck, Link, Persoon, Kun- ze, Elırenberg und vorzüglich Fries bearbeitet. Viele Gattungen baben durch den Hrn, Verf, Zu- wachs an neuen Arlen erhalten, viele Species sind mit neuen Diagnosen versehen, und manche eigen- thümliche Bemerkung finden wir mitunter eingestreut.

Wir können und wollen bier nicht mehr ins Einzelne gehen, da es zu weitläufig werden dürfte,

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und das Büchlein dem sich dafür interessirenden Botaniker olinediefs in die Hände kommen wird, Wir schliefsen daher diese Anzeige mit dem Wun- sche, dafs jeder, der sich’eine Flora zu schreiben vorgenommen hat, sich diese zum Vorbild wälı- len möge! : IL, Botanische Notizen. ı Ueber das, durch zufällige örtliche Feränderun- gen bewirkte Erscheinen von Pflanzen.

Das plötzliche Erscheinen in Menge von Pflan- zen, in Gegenden, wa sie früher nıcht gefunden wur- den, und an Orten, wo man ihr Entstehen aus Saa- men kaum ungezwungen erklären könnte, ist ein Phänomen, welches die Aufmerksamkeit des Bota- nikers, so wie des Naturforschers überhaupt verdient,

Der unparteiische Beobachter, welcher nicht schon voraus beschlossen hat, alle Erscheinungen ir der Natur irgend einem Lieblingssysteme anzu- passen, könnte durch Zusammenstellung und Ünter- suchung solcher Fälle vielleicht zu sehr wichtigen Resultaten geführt werden; besonders wenn er sie mit andern verwandten Erscheinungen in Einklang bringt, z, B, mit dem Entstehen und willkührli- chen Hervorbringen mancher Laubmoose; mit den wunderbaren Melamorphosen, welche in der Infu- sions - Welt vorgelien, und mit manchem, was in Werners Zroduktionskraft der Natur gesagt ist.

Ich tleile hier diejenigen Fälle mit, von wel- chen ich Kenntnils erhallen habe, und wünsche, andere möchten desgleichen thun.

Als man einen See in Seeland ausgelrocknek

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hatte, erschien in Menge Carex cyperaides, eine frü- her in Dänemark nicht gefundene Pilanze (Wiborg’s Nachrichten).

in Mecklenburg wurde ein 'Teich ausgetrocknet, und brachte hierauf nichts als Rübsaat hervor, un- geachtet diese vormals in der Gegend gar nicht; und jetzt noch selten, gebaut wurde (Link).

.Als man die Stelle, wo ein alter Druidentem« pel gestanden, pflügte und mit Gerste besäete, wuchs gerade auf jenen Flecken, wo grolse Steine gele-

gen hatten, Hafer (Edinburgh philosoph. Journal).

Ein Oekonom liefs die Erde eines hundertjäh- zigen Kellers auf einen Acker bringen, und also- bald entstand ein Wald von Brennesseln (Ballenstedt),

Mackenzie hat die Bemerkung gemacht, .dafs in der Gegend der Hudsons-Bay die mit lichten und Birken besetzten Plätze, wenn diese durch Feuer . ausgerottet werden, nur Pappeln hervorbringen, ob- gleich vormals nicht eine einzige darauf anzutref-. fen war.

Curtis hat die merkwürdige Erscheinung be- obachtet, dafs der nackte Torfboden der Küste von Labrador sich mit Rasen bedeckt, wenn er durch‘ -die Kadaver der vom Meere ausgeworfenen Seckäl- ber gedüngt worden ist,

Als man vor wenigen Jahren in Frankfurt a,M. einen Theil der Wälle abtrug und ebnete, welche ‚Jahrhunderte unverändert gestanden hatten, war bald

. darauf der Boden mit Hyoseyamus niger überzogen, obgleich vorher keine Pilanze davon doxt stand.

Ich schlielse mit einem Beispiele, welches ich

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selbst beobachtet habe. Auf einem dürren Gras- platze vor einem Bauernhause wurde vor 2 Jahren ein Ziehbrunnen gegraben, und mittelst einer höl- zernen Rinne mit einem steinernen Wasserbehälter in Verbindung gesetzt, aus welchem das Vieh trinkt. Das: mittelst eines Eimers geschöpfte Wasser wird in die Rinne gegossen, von welcher es in den Be- hälter abflielst. Natürlich nun, dafs beim Auslee- ren des Eimers jederzeit viel Wasser an dieser Stelle der Rinne überflielst, und da sehr oft und viel ge- schöpft wird, so ist der unmittelbar darunter be- findliche Theil des dürren Bodens in einem steten Zustand von Nälse. erhalten worden. Die Folge war, dals im ersten Jahre schon, und ganz allein an die- som Orte, eine Menge junger Pflanzen sprolsten, welche ich sogleich für Cyperus Monti erkannte, und in diesem Jahre kam er auch, jedoch etwas klein, zur Blüthe. Ich bemerke noch hiebei, dafs dieses Gras nur in Wassergräben vorkömmt, und in. der ganzen Gegend um das erwähnte Haus, selbst in den Gräben, nicht zu finden ist,

Treviso, : F, Mayer. 2, Einige vergleichende Bemerkungen aus den Gat-

tungen Phascum, Gymnostomum und Grimmia,

Bei einer genauen Untersuchung aller in mei- ner Sammlung sich befindenden Ohnmunde fand. sich, dals ein im: Januar 1824 auf den Wollendorfer Anhöhen bei Neuwied gefundenes Phascum das von. Bridel beschriebene 2%. reotum ist, wodurch also auch dieses Moos ein Bürger der Neuwiedischen Flora wird,. Bei dieser Gelegenheit drängte sich

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mir eine merkwürdige Stufenfolge, und zugleich eine eben so merkwürdige Parallele auf, die ich näher zu bezeichnen versuchen will.

Die unterste Stufe bildet 7%. Mlörkeanum, auf diese Tolgt badium: beide eingesenkte Kapseln; da- rauf Ph. curvicollum mit bervorstehender, aber noch umgebogener, die Einsenkung nachahmender Borste; weiter Ph, rectum: Kapsel liervorstehend frei. Nun haf sich diese Art der Formation in Phascum er- schöpft und geht zu Gymnostomum über in Gymn. minutulum, und endlich gar zu Grimmia in Gr, Starkeana. Wer Gelegenheit halte, alle diese Moose fortwährend im Freien zu beobachten, wird einen Typus in den Formen finden, der überraschend ist, Die Blätter sind alle röthlich, auf eine und dieselbe Art zugespitzt, und aller Deckel sind stumpf, Ganz gleiche Stufenfolge bilden folgende Moose: ‚Zhas- cum cuspidatum, elatum, bryoides, Gymnostomum. truncatum, Grimmia lanceolata,. Auch hier ist ein eigenthümlicher Typus, Die grüne Farbe ist herr- schend, die Blätter sind nicht so steif und der Nerv bildet allein die apicula. Dex Deckel ist bei Gym- nostomum iruncatum zugespilzi, und so auch bei Grimmia Siarkeana, Die Parallele dieser beiden Moosreihen ist fast noch unmerklicher; sie stellt sich nngefähr.so auf:

Ph. Plörkeanum et badium. Ph. cuspidatum et affine, Ph. eurvicollum Ph. elatum. Ph. rectum Ph. InYoides. Gymn, minuulum Gymn. trun- catum. Grimmia Starkeuna Gr, lancenlatır. |

Alles Vorsteliende ist nur sehr flüchtig hinge-

Bi

——.

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worfen, indem eine genane und ausführliche Durch-

_ führung ‚meine Zeit und meine Kräfte übersteigt,

Sollte nicht ein wichtiges Motiv bei den Artenhe-

stimmungen mit daher genommen werden, wenn

sich eine Form so schön wiederholt und durchführt,

wie es bei den obigen Moosen. der Fall ist?

Nisky, Chr. Breutel, 3. Draba rupesiris,

Unter mehreren aus Italien erhaltenen Si- mereien befanden sich auch zweierlei, die mit der Aufschrift Draba hirta und ‚Dr. androsacea be- zeichnet waren. Beide keimten bei der Aussaat leicht und wuchsen zu gesunden rosenartigen Pflänz- chen heran, die sehr schön blüheten und wieder reifen Samen lieferten. Beide machten aber nur eine Species aus nemlich Draba rupestris diton. R. Brown et‘ "DeCandolle, Auch aus Böhmen er- hielten wir ‚ähnliche Samen, die mit den nämli. chen Aufschriften bezeichnet waren, und beide ga- ben das nämliche Resultat, Wahrscheinlich stammt der Same ursprünglich aus England etwa unter dem Namen Draba hirta.Smith., hat sich nachher durch Tauschverkehr in mehrere botanische Gärten ver- breitet, und die Synonymie verviellältigt und bei- behalten?

Uns ist es bei dieser Gelegenheit aufgefallen,

‚dals man eine Pflanze, die der Besitzer des Lin- “neischen Herbarimns beschrieben hat, nicht will

für die Linn, Pilanze gelten lassen, da man ihm doch früher bei Carex leporina, Gnaphalium sylvatieum ele. olıne allen Schein der Wahrheit blindlings gefolgt ist!

r

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4. Scabiosa lucida.

Zur Berichtigungsgeschichte der Scabiosa luci- da Vill,, die mit Sc, norica Pest, (nicht Wulfen) Tür einerlei gehalten wird, gehört noch nachste- hendes: Ein auf der Gamsgrube bei Heiligenblut gesammeltes, nach Vest’s Beschreibung richtig be- stimmtes Exemplar, kommt so genau mit der Ab- bildung von Allione Se. pyrenaica in dessen Flo pedem, Tab, XXV. fig. 2 überein, als wenn sie dem Zeichner zur Vorlage gedient hätte, und wäre so- nach das „pessima” in R, et Sch. Syst. veg. 5. 75, niindesiens in accuratissima zu verwandeln, Ilier- . aus ergiebt sich, dals allerdings, gegen mehrere Schriftsteller, auch diese Pflanze zu Sc, lucide zu rechnen sey, Zwar hat Allione, wie Willde- now einige Citate, die sich auf eine mit Filz be- gabte Pflanze beziehen, allein an der Abbildung, die freilich unilluminirt ist, lälst sich dergleichen nicht erkennen. Wäre sie aber gleichwohl 'wirk- lich filzig, so würde sie doch mit Fug und Recht zur filzigen Abart von M, et Koch gebracht wer- den müssen. Schleicher deutete schon auf so etwas hin, wenn er Sc, lucida als pyrenaica be- zeichnete, noch mehr aber Lapeyrouge, indem er S. pyrenaica geradezu für S. columbaria erklärte, was späterhin Vest ebenfalls von seiner Se. noricu gethan hat. Und so wäre dennoch, gegen Steu- del, Sc. pyrenaica di. und Se. holoserices Bert. eine und dieselbe Pflanze, und daher in R. et Sch, Syst. veg. zwei, wo nicht mehrere Arten, zu streichen,

Flora | oder

Botanische Zeitung.

Nro. 5. Regensburg, am 7. Februar 1826.

Aufsätze Ueber die Zahl der Siaubgefäfse von Juncus con- glomeratus und effusus L.

Johann Daniel Leeys, ein eben so treff- licher Botaniker, als genauer Zeichner und Kupfer- stecher, hat in seiner Flora herbornensis genaue Ab- bildungen. von den oben genannten beiden Pflan- zen gegeben, und unter Tab. XIU. fig. 1. den Jan- eus conglomeratus mit 3 Staubgefälsen, fig. 2. aber den J. effusus mit 6 Staubgefälsen gezeichnet. Eben so kommt in der Flora danica, wie in Host’s Gra- mina die letztere Pflanze mit 6 Staubgefäfsen vor, | Sonach bestimmte auch ich im botan. Tasch. ı820 S. 177 Junc.' conglomeratus mit 3 und June. effusus mit 6 Staubgefäfsen. Dagegen bemerkte Ehrhart in seinen Beitr. II. S. 59: „der Juncus conglome- ratus und efusus L. haben immer nur 3 Stanbge- fülse”, was auch Mönch im ‚Method. 5. 239 bestä- tigte. Um nun die Wahrheit zu erforschen, be- schlofs ich, einmal eine ganze botanische Ex- ‚kursion dieser Untersuchung zu widmen. „Hiezu standen 2 Wege offen, nämlich mit der Lupe in

E

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der Hand jeden vorkommenden Halm an Ort und Stelle zu besichtigen, oder eine ganze Büchse voll‘ Halme nach Hause zu tragen, um solche im Stu- dierzimmer zu untersuchen, Ich that das letztere aus zweierlei Gründen; einmal, weil ich wulste, dafs nicht jeder Halm mit offenen Blüthen vorkom- men würde, und zweitens, weil mich die Erfahrung gelehrt hat, dals geschlossene Blüthen aller Gräser und grasartigen Gewächse sich zu öffnen pflegen, wenn, sie eine Nacht über in der verschlossenen Büchse aufbewahrt werden. Am frühen Morgen eilte ich däher in die Gegend von Stauf, wo am verlassenen Donauufer nicht nur zahlreiche Binsen- felder vorhanden, sondern auch die Gräben, wel- che der Länge nach durch die Felder gegen die Weinberge zu gezogen, ganz mit Binsen angefüllt sind. Am späten Abend kam ich mit gefüllten Büchse zurück, und am folgenden Morgen begann . die Untersuchung Stück für Stück. Alle Halme so- wohl von Juncus conglomeratus, als efusus, waren durchaus mit 3 Staubgefäfsen in jeder Blüthe ver- sehen. Doch, damit auch hier ersichtlich werde, wie jede Pflanze nach Art der Gattung varlire, so kam doch unter Tausenden ein Halm von J. con- glomeratus vor, in welchen alle Blüthen 6 Staub- gefälse hatten, die ich nun als Merkwürdigkeit auf- bewahrt habe, . Fast war meine Büchse geleert, und die Unter- suchung beinahe geendet, als ich einen Halm her- vorzog, in dessen Blüthen sich 6 Stanbgefälse schon ohne Lupe erkennen lielsen. Ich fand einen zwei-

-b7

ten und noch einen dritten Halm mit derselben Er- scheinung.. Indem ich nun diesen,mit der Lupe näher untersuchte, zeigte sich’s, dals diese Pflanze, von- allen andern Arten unterschieden, weder zu J. conglomeratus, noch effusus, noch glaueus gehöre, sondern eine ganz neue Art 'ausmache, die sich vom letztern, dem sie am nächsten verwandt ist, durch kaum gestreifte, grasgrüne (nicht meergrüne) Halme, die inwendig durchaus mit Mark ohne Zwerg. felle angefüllt waren, unterscheidet. Ich konnte kaum den andern Tag erwarten, um den genauen Stand- ort dieser Seltenheit kennen zu lernen, welchen ich in sofern bald zu finden hoffte, als ich nicht nötlıig hatte, die Binsenfelder bei Stauf zu betreten, son- dern nur die dortigen Gräben zu untersuchen, zu denen ich erst Nachmittags gelangt war. Gedacht, geschehen, Kaum hatte ich den langen Graben ne- ben der Brücke links vor Stauf betreten, alsich zwei

- Rasen von Juneus fand, die wenigstens mit ein paar

hundert Halme besetzt waren, und durch zahlreiche offene grofse Blüthen vor allen andern in die Au- gen fielen. Ich habe nicht leicht eine grölsere Pracht an Gräsern gesehen, und dachte auf der Stelle, ihn Juncus floridus zu taufen, wenn diefs nicht an eine ältere Benennung des Butomus umbellatus zweck- widrig erinnert hätte, welswegen ich den Namen Juncus diffusus vorzog, Ich versorgte mich reich- lich, und frenete mich schon anf den andern Tag, um die neue Pflanze in aller Pracht und Herrlich- keit einlegen zu können. Doch, wie wurde mir

‘za Muthe, als ich Früh Morgens bei Oefinung der

Ea

‚68 Büchse alle Blüthen so sehr geschlossen fand, dals _ es kaum möglich war, nur eine mit der Stecknadel zu öffnen, um die 6 Staubgefälse zu erkennen, und

- ich voranssalı, dafs die Schönheit der blühenden Pllanze an den getrockneten völlig verloren gehen

\mülfste. Da beschlofs ich ein anderes, Ich nalım ein balb Ries Papier, und eilte nach Stauf, um die Pflanze sogleich an Ort und Stelle einzulegen. Aber wie betrübt stand ich da, als ich auch hier alle Blüthen völlig geschlossen fand. Wohl war ich vor- gestern zu einer glücklichen Stunde gekommen. Nun sind schon ı4 Jahre verflossen, und noch habe ich die Pilanze nicht wieder gesehen; denn so oft ich im Herbst von meinen Reisen zurück kam, waren die Pilanzen entweder abgemähet, oder gar nicht vorhanden. Letzteres mag allerdings dem bisheri- gen niedrigen Wasserstande zuzuschreiben seyn, und es kann daher Niemand über die regenreiche Zeit im Herbst 1824 gröfsere Freude als ich gehabt ha- ben, da ich wenigstens hoffen darf, nun nicht nur diesen Juncus, sondern auch den Scirpus supinus und die Crypsis. alopeeuroides (Bot, 'Taschb, ı8ı0 S. ııı) wiederzufinden, die seither aus unsrer Flora aus Mangel an Wasser verschwunden sind. Auch wird dieses Regenwetter ganz gewils einen vor- theilhaften Einfluls auf die Vegetation im Hochge- birge haben, besonders wenn warme Sommer fol- gen werden.

Da nun aus dem Obigen erhellet, dafs Juncus efusus L. ganz gewils nur 3 Staubgefälse hat, wie kommt es, dals Leers, Host und die Flora danica

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6 gezeichnet haben ? Jch will bier eine Muthmas- sung wagen, bei der ich selbst aus Erfahrung spre- chen kann. Erstlich erhellet schon aus dem vori- gen, dafs die Blüthen der Juneus- Arten sich nach dem Verblühen so fest schlielsen, dafs ihre innern Theile kaum noch mit Hülfe der Nadel und der Lupe geöffnet und ihre Theile erkannt werden - können, Zweitens ist es mir selbst begegnet, dafs ich einem geübten Botaniker und Zeichner den J. efusus zum Abbilden vorlegte, und dieser mir das Bild mit 6 Stanbgefälsen gezeichnet zurückgab, $o- nach könnte dieser Irrtıum auch wohl bei Leers und Host und der Flora danica statt gefunden ha- ben. Endlich mufs ich noch eine Bemerkung bei- fügen, Scheuchzer zählt in seiner Agrost. aulser Juncus conglomeratus und glaucus noch 2 Arten auf, die die Autoren nicht genau beachtet haben, oder beide zu efusus rechnen, obwohl Scheuch- zer bei diesen Pilanzen sehr genau zu seyn schien, ‚da er nicht nur von J. glaucus zwei Varietäten an- führt, sondern schon selbst von J. effusus eine Va- zietät dargestellt hat. Juncus laeris panicula sparsa major Scheuchz, p. 341, mit vollsländiger Beschrei- bung ist die Pflanze, welche Host als J. efusus gezeichnet hat. Nachdem nun Scheuchzer auf $. 343 die obgedachte Varielät hievon, dann den J, conglomeratus beschreibt, führt er auf $. 344 bis 345 noch einen „Juncus nemorosus mollis, pa- nieula sparsa Nob.” mit vollständiger Beschreibung auf, und diesen hat Leers als J. efusus aufgeführt, ungeachtet nicht einzusehen, wie dieser die Lin-

70 neische Phrase „culmo stricto” einer Pflanze un- terstellen konnte, von der Scheuchzer sagt: „ca- lami tripedales, quandoque etiam altiores, tenues,

molles, debiles et versus terram plerumque infllexi.” Während. das letztere Wort an den verschwunde-

nen J. inflexus Linn, erinnert, ist mir eingefallen, .

ob nicht das obige culmo strieto aus einem Druck- fehler statt „striato” entstanden sey; es wäre we- nigstens bei J, conglomeratus viel passender, und. wirklich unterscheidend. Ich war daher sehr über- rascht, in Mönch Meth. p. 259 in der Diagnose von J. conglomeratus „culmo striato” zu finden; ein

Sennneichen, wodurch diese Art augenblicklich von -

J. effusus zu unterscheiden ist,

Möchten doch die Botaniker in ihren Gegen-

den über die hier genannten Juncus nähere Unter-

suchungen ahstellen; gewils würde ihre Wifsbe-

gierde befriedigt werden. . Dr. Hoppe. I Recensionen ,

Reisen in den Gebirgssiock zwischen Glarus: und Graubünden in den Jahren 1819, 1820 und 1822. Von Joh, Regetschweiler, M..D.,, M, m.2.6. Mit einem botanischen Anhang und mehreren li- thographirten Zeichnungen. Zürich bei Orell, Fülsli u. Compagnie 1825, (8, 192 S. 2 fl. ı2 kr.)

Wir können die eigentliche Beschreibung die- ser Reisen, so interessant sie in mancher Beziehung sind, um so mehr ganz kurz berühren, als das dem

Zwecke dieser Blätter gemäls hieher Gehörige mei-

stens abgesondert abgebandelt ist. Anfser der geo-

graphischen Beschreibung finden sich Notizen über

w

7:

die Höhe der bedeutendern Punkte, kurze Untersu- chungen über den Einflufs der Gebirgsluft auf die Respiration, Bemerkungen über das Wachsen und Abnehmen der Gletscher, welche kein bestimmtes Resultat geben, Untersuchungen über den Ertrag der Alpen, über die Schneelinie und endlich über die Vegetation dieser Gebirge, Bei der Schneeli- nie sind drei Punkte zu unterscheiden, nämlich die eigentliche Schn£elinie, die Linie des geschützten Schnee’s und die Gletscherliniee Im Kanton Gla- zus ist kein Berg, welcher 8000 Schuhe erreicht, und auf dieser Höhe nicht mit zusammenhängende Eis und Schnee bedeckt wäre, dagegen findet: sich die Linie des geschützten Schnee’s und des Glet- scher-Eises bis gegen 7000? herab, Die Rothtanne steigt höchstens bis zur Höhe von 5000’, höchst selten einige hundert Schuhe weiter, an einigen Orten nur bis 4000; dahe® Wahlenbergs An- gabe von 5500’ wenigstens für den Kanton Gla- xus zu hoch seye. Die Birke (Betula viridis) kommt nirgends über 6000° vor, meistens hört sie nit 5800 ganz auf. \

Nach einem kurzen Verzeichnifse der nicht ganz gewöhnlichen Alpenpflanzen folgt ein: Vorläufiger Versuch von theilweisen Monographien der schwei- zerischen Arten von einigen Pflanzengattungen, Der Verf. spricht sich zuerst eifrig gegen die Zersplit- terungen in viele Arten aus, und bemerkt ganz rich- tig, dals man, wenn das Trennen in gleichem Gra- de fortgehe, und dadurch das menschliche Gedächt- uifs und die Fassungskraft überlade, bald nicht mehr

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nach Botanikern, sondern blos nach Bryologen, My- cologen, Lichenologen oder gar nach Salicisten, Aconitisten, Solanisten, Carieisten u. s. f. fragen wer- de, Die specielle Botanik werde zum chinesischen Alphabet, dessen Erlernung ein ganzes Menschen- leben fordert, und die alten Knaben scheiden von der Welt, ehe sie im Buche der Natur botanisch lesen gelernt haben. Darum, setzt Referent binzu, glei- chen diejenigen, welche, wenn sie eine Form fin- den, auf welche die künstliche Diagnose nicht pafst, sogleich eine nene Art aufstellen, jenem Kinde, wel- ches, die Thiere blos aus dem Bilderbuch kennend, beim ersten Erblicken eines Dachshundes ausrief: ey sielı Mutter, ein Krokodill! '

Man müsse zuerst den Begriff einer Art festse- : tzen, welcher dem Verfasser der ist: eine botani- sche Species ist eine Reihe von Pilanzen, die durch Saamen auseinander hervorgegangen sind, oder her- vorgeben können, ‚Dieser Begriff isi nun zwar nicht neu, aber es ist ein Wort zu seiner Zeit, an das Festhalten dieses Begriffs mit Ernst zu erinnern. Es bedürfe also, um eine Art kennen zu lernen, und, eine deutliche Vorstellung von der Biegsamkeit der Formen einer Art zu erhalten, einer, mehrjährigen Produktion durch Saamen unter so verschiedenar- tigen Umständen als möglich, Erst annähernd an diese Methode ist die Beobachtung aller Varietäten einer Pilanze an den verschiedensten Standorten und das Aufsuchen aller Uebergänge,

Wie wenig in neuern Zeiten ein solcher gene-

F “. oo. a tischer Begriff von Species angewendet worden, zeige .

Y

73

ein Blick in die neuern Compendien und auf die, Verworrenheit der Arten, z,B. von Saxifraga mus- coides und caespitosa, von Hieracium duricula, ecol- linum, dubium, florentinum, piloseiloides u.s.f. Der Verf. weist nun selbst nach, dafs Cerastium vulga- Zum, semidecandrum und apetalum nur, Varietäten sind. Noch viel bedeutender seyen die Abweichun- ‚gen vom Urtypus bei Pflanzen, welche sich wenis ger durch Saamen, als auf andere Art fortzupflan- zen, vermehren, z,B, bei Salix, Aubus, Rosa, „dco- nitum, Der Verf. führt nun die Gründe, warum besonders Aeonitum so leicht abweichende Formen zeige, aus den Beobachtungen in der Natur sowohl, als aus Kultur - Versuchen weiter aus. Seine Re- sultate sind hauptsächlich folgende: Die deoniten sind constant tuberose Pflanzen, die Bildung der Knollen schwächt die Produktion des Saamens, da- her die Zconiten in dem Grade leichter aus Saa- men zu ziehen sind, in dem ihre Wurzel fibroser wird, z. B. die Zycoctona leichter, als die Napel- loiden und Cammaroiden und umgekehrt, Dasselbe Verhältnifs finde bei den Orchiden statt, und bei- nahe wie diese seyen die Napelloiden und Camma- roiden im Naturzustand fast einzig auf die Fort- pllanzung durch tubera beschränkt. Unter sehr we- nig veränderten Umständen finde sich eine unge-= mein grolse ‚Anzahl von Physiognomien, und mit den von Reichenbach angenommenen 30 Arten. und ı4 Abarten der Schweiz seyen noch lange nicht alle verschiedenen Formen &rschöpft, Auf der an-. dern Seite ist es aber auch eben die Fortpllanzung

D

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durch tubera, welche die scheinbare Constanz der zahlreichen Formen erhält; sie fallen nämlich in die Nähe der Mutterpflanze, und bleiben unter den- selben äulseren Verhältnilsen dieser gleich, wäh- rend die Saamen anderer Pilanzen weite Reisen ma- chen. Geschieht dieses mit einem tuber, so ent- äteht sehr leicht eine neue Abart, welche bald wie- der durch tubera festgehalten wird., Will«man die Zconiten durch Saamen auf ihre Urform zurück- führen, so kann dieses dadurch geschehen, dals man die Bildung ‘der tubera unter der Erde beschränkt, und die‘ zu zahlreichen Blüthen vor dem Aufbre- chen entfernt. Sehr einflulsreich auf die Bildung verschiedener Formen ist die verschiedene Höhe

ihres Standortes, welcher namentlich bei den Na-

pelloiden von 1500 7000! über dem Meere wech- selt. In der Höhe trifft man die dichtstehenden

starkblauen Blumen mit kurzen Stengeln, und fein

geschlitzte Blätter; in. den Alpweiden und feuchten Waldgründen die dickstengeligen, gestreckten, ästi- gen Formen mit laxer unten ästiger Rispe, und lan- gen weniger fein geschlitzten Blättern; in den tie- Ten schattigen und feuchten Gegenden endlich die auseinander gestellten Blumen, die schwächer co- lorirt sind, breitere Blätter und verhältnifsmälsig schwächere Stengel.

Mit Anwendung dieser und anderer Grundsätze und Erfahrungen glaubt sich der Verf. berechtiget, alle in der Schweiz einheimische dconiten auf vier Hauptarten zurückzuführen, nämlich auf „Znthora,

Zycoctonum, Napellus und Cammarum, Unter diese

P2

7d

sind dann die verschiedenen Formen als Gruppen oder Sippschaften zu ordnen. Solche haben zwar nach allen Richtungen hin Verwandtschaften und Vebergänge, allein dennoch ist ihnen etwas beige- geben, was sie dieser. oder jener Gruppe auf den ersten Blick zugesellt, und dieses ist der Charakter, welchen die Sippenbeschreibung enthalten mußs. Das Ausführlichere der Versuche mit den Adco- niten, so wie die Resultate der Anwendung des ge- inetischen Begriffes der Art auf mehrere andere, in nenern Zeiten zersplitterte Genera, z. B, auf Schlei. chers ı5c Arten von Salix, verspricht der Verf. in einem Appendix zu seiner Schweizer Flora mit- zutheilen. Wir sind auf diese Arbeit sehr begierig. ‚In Ausführung dieser Ansichten des Verf. sind: _ wir etwas weitläufiger gewesen, als wir bei Schrif- ten zu seyn pflegen, welche so leicht in alle Hän. de gelangen können, indem wir dadurch andre Bo. taniker zu ähnlichen Versuchen auffordern zu dür- fen glauben. Möchten namentlich die Vorsteher von botanischen Gärten nur einen Theil ihres gros- sen Baums solchen Versuchen widmen, welche bald bedeutendere Resultate geben, und die Wissenschaft weiter fördern werden, als die Einführung von ein paar hundert neuen ‚Arten in den Garten. Wenn in mehreren Gattungen verschiedene Reduktionen geschehen sind, so werden sich zum Vortheile der Wissenschaft, die Ansichten der Botaniker bald da- hin vereinigen, dals man jede nen aufgestellte Art mit Zweifel betrachtet, und dafs die allzeit fertigen Species-Fabrikanten, statt sich mit ihrem leichlsin-

76

nigen Beginnen Ruhm zu erwerben, den Verdacht eines absichtlichen botanischen Falsums auf sich laden.

Der Verf. behandelt nun endlich nach seinen Grundsätzen mebr oder minder vollständig die in der Schweiz einheimischen Arten von dretia, Phy- teuma, Cerastium, Potentilla, Ferbascum, „Aconitum, Saxifraga, Apargia, Hieracium, welche Abhand- lung als Bruchstücke von Monographien betrachlet werden kann. Wir übergehen hier alles Einzelne, welches die Liebhaber dieser Arten im Buche selbst nachlesen können. Eine angenehme Zugabe sind: Ein Carte vom Tödigebirge, ein paar Ansichten der Alpen und 7 Tafeln mit einigen Pilauzen oder Pilan- zentheilen in einfachen, aber deutlichen Umrissen., 2. Aligemeine deutsche Garten - Zeitung. Heraus-

gegeben von der praktischen Gartenbau-Gesell- schaft in Frauendorf, 1. 1. 1l. Jahrgang ‚von

1823, 1824, 1825, Druck und Verlag bei Fried-

rich Pustet in Passau. gr. 4. Preis für den hal- ben Jahrgang ı f. ı2 kr,, unter eigenem Con- verte ı ll. 22 kr. R, W,

Die Tendenz der obengenannten Gesellschaft und. der von ihr seit drei Jahren herausgegebenen Zeitung betrifft zwar, wie sie sich schon in ihrem - Titel ‘selbst ausspricht, hauptsächlich den Gatten- bau; da nun aber die Kullur der Gärten ein G«- schäft und eine Kunde ist, welche mit der Anpilan- zung und Pflegung verschiedener seltener, schöner und nützlicher Produkte der Pllanzenwelt sich vor- züglich befasset, da es ausgemacht ist,, dals ein ra- tioneller Gartenbau, dals das Gelingen der Kultur

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von verschiedenen schönen und nützlichen Kräu- tern, Gesträuchen und Bäumen, auf eine nähere und gründliche Kenntnifs derselben und ihrer Natur sich gründe, sohin Kenninilse in der theoretischen Bo- tanik und Pflanzen- Physiologie bedürfe, da es fer. ner unläugbar ist, dafs Garten-Kultur zur Aufn. ‚chung, Entdeckung, Bekanntwerdung und Verbrei.. tung verschiedener interessanter, schöner und nütz- licher Pflanzen beiträgt, sobin auch auf die Beför- derung unserer amabilis scientia einwirkt, und so- gar schon öfter der Impuls zu ihrem Studium und zu wichtigen und kostbaren Unterstützungen hiebei war; so glaubt Referent, dals die genannte Garten- bau-Gesellschaft zu Frauendorf und die durch sie erscheinende Zeitung gleich den Verhandlungen des : Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preufsischen Staaten. (man sehe der Flora od. bot, Zeit. v. J. 1824 Nr. ı1, $. 170), ebenfalls eine Erwäbnung in gegenwärtiger Flöra od, bot. Zeit, verdiene, was sich auch wirklich dadurch be- urkunden dürfte, dals die Garten-Zeitung Aufsätze und Bekanntmachungen enthält, die offenbar zur Ver- breitung mehr wissenschaftlich botanischer Kennt- nisse unter dem gartenbauenden Publikum, unter Blnmisten und Pomologen, auch zu. der Vermeh- rung und Verbreitung neuentdeckter schöner und nützlicher Gewächse, und ihres Gebrauches beiträgt, und da das anerkannte gemeinnützige Wirken des Gartenbau-Vereins zu Frauendorf, und seiner lite- rarischen Mittheilungen mittels der erscheinenden Garten-Zeitung durch: den fortwährenden zaklrei«

chen Beitritt von Mitgliedern, durch die in ganz Deutschland und Kroazien, Ungarn, Böhmen, Gal- lizien, Siebenbürgen und Rufsland etc. verbreiteten Verbindungen, so wie auch durch die bereits er- folgte fünfmalige Aullage der zwei ersten Jahrgänge dieser Garten-Zeitung sich bewähret. Die Menge der hierin enthaltenen Aufsätze und Nachrichten, ihr verschiedenartiger Inhalt,. der bei manchen die Botanik. nur entfernt berührt, so wie der Raum und die Einrichtung der gegenwärtigen Blätter gestalten es nicht, eine vollständige Inhaltsanzeige und Be- merkungen über die eingerückten Aufsätze zu lie- fern; Referent beschränkt sich daher blos darauf; eine kurze Notiz von dem Entstehen, von dem Zwecke und Wirken des Gartenbau- Vereines zu Frauendorf, und von der Einrichtung und dem In- halte der erscheinenden Zeitung im allgemeinen ala Beitrag zur botanischen Literatur zu liefern, Frauendorf, ein Dorf, liegt im Unterdonaukreise des Königreichs Bayern, im Landgerichte Vilshofen. Daselbst hat eine Gesellschaft patriotischer,, deut- scher Männer, an deren Spitze als ihre erhabenste Protektorin Ihre Majestät die Königin von Bayern steht, einen Verein praktischer Gartenfreunde‘ ge- stiftet, dessen Zweck darin besteht: allgemeinen Sinn zur Verschönerung des deutschen Bodens durch den Gartenbau zu wecken, und hiezu sowohl lite- rarisch thätig einzuwirken, als auch das tauglichste Vegetabilien-Materiale praktisch zu erproben, und in die Hände des gartenbauenden Pablikums zu lie- fern, um hbiedureh aus dem Schoose der Erde neue

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Quellen des Wohlstandes für die Menschen zu er- öffnen. Zum Behufe der Erreichung dieses rühm- lichen und menschenfreundlichen Zweckes hat die Gesellschaft auf den Landgütern ihres Vorstandes und Redakteurs der Garten-Zeilung, nämlich des königl. bayer, Hrn, Hall-Oberbeamten J,E. Fürst, in Frauendorf seit mehreren Jahren einen sehr gros- . sen Vorrath von Garten-Gewächsen aller Art vor. bereitet, und so die praktische, Werkstätte ihrer Wirksamkeit daselbst aufgeschlagen, von wo aus sie durch die ällgemeine deutsche Garten - Zeitung ihre Erfahrungen in Erziehung, Vermehrung und Veredlung neuentdeckter, noch wenig verbreiteter, sowohl schöner, als auch nützlicher Pflanzenar- ten u. s, w. mittheilt. Als Mitglied dieser Garten- bau-Gesellschaft kann nach den, dem ersten Jahr- gange dieser Garten. Zeitung vorgedruckten Statu- ten Jedermann eintreten. Man meldet sein diels- Tälliges Verlangen blos dem Vorstande, Hrn. Hall» Oberbeamten Fürst, und legt der frankirten Zu- schrift 3 Gulden Aufnahms-Gebühr bei, wofür man ein Diplom und die beliebigen Garten - Vegetabilien um die Hälfte des im Kataloge angesetzten Preises erhält, Später oder jährlich haben die Mitglieder nichts weiter mehr zu bezahlen, Diese allgemeine deutsche Garten-Zeitung, wö- von in jeder Woche des Jahrs ein Bogen mit dent- schen Lettern anf aauberm Druckpapier erscheint, enthält gröfsere und kleinere Abhandlungen und Auf- sätze über die Kultur der Ziergewächse, über Pa- mologie, Küchenkräuter, Gemüsepllanzen, vegetabi-

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lische Surrogale, Nachrichten von neuen oder sel- tenen Pilanzen und deren Kultur, von neuen Kul- tursversuchen und deren Resultaten, von der Ein- richtung und dem Inhalte bestehender Gärten, von dem Zustande der Gartenkultur in verschiedenen Ländern, Beiträge zur Geschichte der Gartenbau- kunst, Anzeigen von neuen, den Gartenbau, die Po- mologie, die Blumistik und selbst auch von, die reine Botanik betreffenden Schriften, Bekanntma- chungen von Kanf- und Tausch - Ahbietungen vor- räthiger Saamen, Pflanzen und Obstbäume u/s. In dem unten am Ende jeder Seite beigefügten Feuil-

leton werden Nachrichten aus Frauendorf über An- gelegenheiten des dortigen Gartenbau - Vereines und über die praktischen Fortschritte desselben mitge- tleilt, und er steht auch Mitgliedern zur Bekannt- machung kurzer Ergebnisse und Versuche, zu An- fragen u. dgl. offen. Die letzte Seite von jedem Bogen des Jahrganges 1825 enthält einen Garten- Kalender, oder eine Uebersicht der wesentlichsten Gartenarbeiten in jeder Woche des Jahres,

UL Bemerkungen Willdenow macht bei Carex rigida Good. die Bemerkung, dafs die von Goodenongh, Smith und Schkuhr citirte Michelische Abbildung Tab. 32. fig. 4, nicht zu dieser Pflanze gehöre, Aber es ist noch weiters beizufügen, dafs auch das von je- nen Schriftstellern dazugesetzte Synonymum : „Cy-

peroides germanicum inter ‚Rottemher- sam et Salisburgum” nicht zu jener Figur gehöre, welches daher kommt, dafs sich beim ersten Abschrei- ben das Blatt $. 61 auf 8,63 zurückgeschlagen hat.

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro.6. Regensburg, am ı4. Februar 1826.

I. Reiseberichte Ueber das Ergebnifs der botanischen Reise des Pharmaceuten Fleischer nach Tyrol im Sommer ı825, von Hrn, Professor Hoch- stetter in E/slingen.

Wie schon früher in der Flora gemeldet wurde, trat vorigen Sommer eine Aktiengesellschaft von Bo- tanikern zusammen, welche einen eifrigen Freund der Blumengöttin, den Pharmaceuten Fleischer in Efslingen, zur Aufsuchung und Einsammlung der bo- tanischen Schätze des südlichen Tyrols aussandie.

Am 8, May reiste Herr Fleischer mit einem dienstbaren Geist, einem jungen Menschen, den er zu den mechanischen Verrichtungen des Pflanzen- troeknens schon früher oft gehraucht hatte, von Efs- liugen ab. Er eilte über Ulm und Memmingen sei- nem Ziele entgegen, und konnte als glückliche Vor- bedeutung seiner Unternehmung es ansehen, dafs er schon auf bayrischem Boden unweit Memmingen einige für die Flora Deutschlands schr seltue Arten von Biedgräsern erbeutete. Diesen glücklichen Fund ver- dankte er der zuvorkommenden Güte und freund«- schaftlichen Aufnahme des Herrn Pfarrers Koeber-

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kein in Grönenbach unweit Memmingen, der als ein gründlicher Kenner und eifriger Verehrer der vaterländischen Flor ihn auf die ganz nahen Torf- moore führte, wo eben verschiedene Cyperaceae und namentlich Carex capitata und Chordorhiza in vol» ler Blüthe standen», Da wenige Tage darauf die hef tigen Mayfröste des vorigen Jahrs eintraten, sosuchte unser Reisender so schnell wie möglich das lliche Tyrol zu erreichen, und traf denn auch gegen Ende des Monats glücklich in Riva am Ufer des Gardasees ein, wo ihn schon die warmen italienischen Lüfte anwehten. Hier boten ihm noch auf dem BoJen Ty- rols die Berge schon überall Carex buldensis dar. dvena sempervirens, Scabiosa graminea, Hormi- num pyrenaicum, Spartium radiatum nebst am- dern herrlichen Pflanzen wurden eingesammelt, Rei- eher noch war die Ausbeute in der Umgegend von Torbele, ebenfals noch in Tyrol am Fulse des Monte Baldo, welcher schon Italien angehört, Unter vie- len selinen Sträuchern, die hier schon wachsen und von unserm Reisenden mitgebracht wurden, verdie- nen Sparlium junceum, Cytisus argenteus, Car+ pinus orientalis und Quercus llex genannt zu wer den. Coriandrum testiculatum und Lathyrus se» tifolius als Bürger Deutschlands waren aus dieser Gegend besonders erwünscht, In Rovoredo erfreute sich Herr Fleischer der ausgezeichneten Gast* freundschaft und Gefälligkeit des Herra Apotheker Christophori, der ihn selbst auf einigen. Excur« sionen als Freund der Botanik begleitete. Plantago- sarinata Schrad. (Wulfeni Sturm) und Dianthus

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atrorubens, dann Cytisus sessilifolius wurden nebst vielen andern Seltenheiten in der Nähe der Stadt gesammelt. Sehr reich war die Ausbeute vom Col santo, den Herr Fleischer von Roveredo aus be- stieg. . Hier fand sich vor allen Dingen AJira mon- tana L. (vera nach Vergleichung mit Norwegischen Exemplaren) als neu für Deutschlands Flora, Schade, dafs die Pflanze nicht gleich als solche erkannt und nur in wenigen Exemplaren gesammelt wurde! Pae- vlerota coeruleeg, Anemone baldensis, Horminum pyrenaicum, Geranium argenteum und Rhamnus pumilus wurden nebst einer zahlreichen Menge von Alpenpflanzen erbeutet. Eine ähnliche Ausbeute ge- währte' in diesen Gegenden das Cornedi Tratte, gleichfalls eine sehr hohe Bergspitze, wo noch Daph= ne striata und Saxifraga Vandelli (letztere leider nur in sehr wenigen Exemplaren) gefunden wurde, Auf dem Monte Baldo hatte Herr Fleischer sehr schlechte Witterung, namentlich ein sehr widriges Schneegestöber, das ihm die Flora völlig einhüllte. Doch brachte er auch von da verschiedenes Schöne und Interessante mit, namentlich Hoeleria phleois Hes, Galium baldense und eine Spielart von Plan- tago montana Lam, (atrata Hoppe) mit ganz hell- braunen Deckblättchen. Die Umgegend von Botzen, die Seisseralpe und das Schleherngebirge, dann der Orteles, in welchen Gegenden unser Reisender am längsten verweilte, gewährten den schönsten Reich- thum, Botzen mufs, nach den mitgebrachten Schätzen ru urtheilen, eine sehr ausgezeichnete und mannigfal- tige Flora haben. Schon die Bäume undS$träucher,

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welche daselbst wildwachsend vorkommen, erregen Erstaunen, als Pistacia Terebinthus, Celtis austra- lis, Östrya vulgaris, Jasminum offieinale, Zir zyphus vulgaris. Unter den Gräsern sind Andro- pogon Allionii und Moliniw serotine, unter den übrigen Gewächsen Faleriana rubra, Onosma stellulatum, Selinum veneium, Anlirrkinum ia licum Trev, (ob wohl wirklich specifisch von A. ge- nistifolium verschieden ?) Achillea tomentosa und Acrostichum Marantae vorzüglich nennenswerth. Im Val di Non wurde der herrliche Lotus hirsutus er- beutet. Der Schlebern und die Seifser Alpe, weiche unter sich zusammenhängen , gewährten ausser einer grofsen Menge von Gräsern und andern gewöhnlichen Alpenpflanzen: dven® argentea, Faleriana elon- gata und supina, Scabtiosa longifolia (welche we- nigstens mit eben so viel Recht als eigne Art beste- hen zu dürfen scheint, wie Scabiosa norica), Phy- teuma comosum und sieberi Spreng. (Ph. cordifo- Hum Vill, scheint synonym) Armeria alpina, Jun- cus arctieus, Cherleria octandra, Potentilla niti- da (eine gar herrliche Pflanze) Ranunculus rutae- felius, BHieracium parvutjlorum Schleich, (jedoca scheint diese nene Art nur Varietät von H. praemor- sum) Arnica MH ulfeniane Poll, (Doronicum eancı- sicum Bhrst,) Polypodium hyperboreum. Centau- rea uniflora, C, ambigua, Unter den vielen Sel- tenheiten, die er aus der Umgegend des Orteles (be- kanntlich der höchste Berg Tyrols) mitbrachte, nenne ich vorallen Dingen ein Epllobium, das ich als neue Art, und zwar als Epilobium Fleischeri in die Flora

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Dentsehlands einzuführen wage, Es ist mit Epilo- bium rosmarinifolium Haenke nahe verwandt und ich habe es unter dieser Bestimmung auch schon aus den Schweizer Alpen zu sehen Gelegenheit ‚gehabt. Aber es unterscheidet sich von jenem, das Herr Fleisher aus andern Gegenden Tyrols gleichfalls mitgebracht hat, durch sehr bestimmte Merkmale. Die Diagnose soll den Beweis liefern:

Epilobium Fleischeri Hochst. folits lineari-lan- ceolatis linearibusque, suhdenticulatis, stylo deelinato staminibus duplo breviore cernuo.

Differt ab. E. rosmarinifolio (angustissimo Ait.)» eui similis, statura multo minori, folüs Ia« tioribus, jloribus corymbosis, siliquis fere patentibus, stylo breviore cernuo, qui in E, zosmarinif[olio staminibus subaequalis superne erectus, »

Es wächst häufig im Suldenthal am Fufse des Or- 1eles, ist nur ıfa ı Fufs hoch, während das ge- wöhnliche E. rosmarinifolium 5—4 Fuls Höhe er- reicht. Wenn man beide Arten nebeneinander hat, so kann man an ihrer specifischen Verschiedenbeit nicht wohl zweifeln, Sollte es auch intermediäre Formen geben, so berechtigt diefs nicht zur Ver- ‚schmelzung in Eine Art, da es vielleicht überall in der Natur zwischen verwandien Arten Üechbergangs- ‚exemplare giebt. Wo man so gute und genau be- stimmte Unterscheidungsmerkmale hat, wie hier, ‚wo noch überdieis verschiedene leicht in die Augen fallende . Nebenunterschiede staft finden, da kann man meiner Ansicht nach ohne Gefahr eine neue Art

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begründen, und darf nicht fürchten, mit denen ver- wechselt zu werden, welche heut zu Tage auf die un- zuverläfsigsten und kleinsten Unterschiede eine An zahl neuer Arten aufbauen;

Zur selteneren Ausbeute, die am Orteles gemachs wurde , rechne ich weiter: dire subspicata, Tioe« leriz hirsuta, Festuca raethica, Alchemilla pen- taphylia, Aretia pennina, Phyteuma globulariae« Jolium, Sibbaldia procumbens, Cerastium trigy- num, Pedicularis asplenifolia, Achillea nana (die sehr auffallende Verschiederheiten in der Behaarung zeigt, und sich in nackteren Exemplaren sehr zu A. moschata hipneigt). Auch seline Flechten und Moose wurden am Orteles gewonnen. Ich nenne von er- steren nur Parmelia speciosa,, Lecanora alphoplas ca, chlorophana, chrysoleuca, liparia u. s. w.

Ueber 40o Arten Phänogamen und 200 Gryptos gamen, zusammen in mehr als ıä000 Exemplaren, in sehr vollständigem Zustande und vortreflich ge- trocknet hat Herr Fleischer von seinen Wande- rungen in Tyrol mitgebracht. Die Abonnenten, die bis jetzt ihren Antheil erhalten haben (in wenigen Wachen wird die Vertheilung vollends beendigt seyn), haben alle mit der gröfsten Befriedigung und mit dem lebhaftesten Vergnügen sich darüber geäuss sert, und keiner derselben wird bei der neuen Reise, die Herr Fleischer diesen Sommer nach Istrien, Krain und Kärnihen machen wird, zurückbleiben ,

und sehr gerne auch den erhöhten Aktienbetrag von; ı5f. pränumeriren.

87 M Correspondenz.

‚Ibermalige Förderung der Botanik von Pür- temberg aus.

Ich beeile mich, Ihnen yon einer Anstalt Nachricht zu geben, welche Sie als Botaniker ungemein inte- ressiren dürfte,

Der glückliche Erfolg der botanischen Reise des Herrn Fleischers in das südliche Tyrol, welche eine Ausbeute von mehr als 400 seltenen Phaneroga- men und etwa ı50 Gryptogamen (das Mehrfache da. von in Allem etwa 15,000 Exemplare) und die Auf- findung mehrerer für die Flora von Deutschland neuen Arten geliefert hat, bestimmie die ersten Veranlas- ser der Reise, die Herren Dr, Steudel und Prof Hochstetter in Eislingen, ihrem vorjährigen Ver- sprechen gemäls, nicht nur für den nächsten Sommer zu einer zweiten Reise eine Aktiengesellschaft von Botanikern einzuladen, sondern auch den: Versuch zu machen, ob sich nicht ein stehender Verein zur Ausführung jährlicher Reisea für naturhistorische (wenn auch vor der Hand zunächst für botanische Zwecke) durch Zusammenwirkung und Vereinigung möglichst vieler Frennde der Botanik und der übri- gen naturhistorischen Wissenschaften gründen lassen. werde. Dexn. ste beschränken den Plan nicht allein auf Botanik , sondern sie würden denselben, wenn sich eine‘ hinläugliche Anzahl von Freunden der Na- turgeschichte überhaupt anschließen sollte, mit den Zeit, und zwar wo möglich schon ig Jahre 1897, mehr oder weniger auch auf die übrigen Zweige der Naturgeschichte ausdehnen. Sie legalen die Grund« züge ihres Plans der Centralstelle des landwirthschaft«

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lichen Vereins in Stuttgart vor, und baten diesclbe, die oberste Leitung des ganzen, zu gründenden Reise- Instituts zu übernehmen, Diese Stelle immer be- reit, jedes naturwissenschaftliche und in den Kreis ihrer Wirksamkeit fallende, gemeinnützige Unter- nehmen, nach Kräften zu unterstützen, hat auch die- sem Wunsche entsprochen und durch einen Beschluß vom 17. Dec. v. J. die oberste Leitung des zu grün- denden, naturhistorischen Reisevereins übernommen» Der nähere vorläufige, der Centralstelle vorgelegte Plan ist in dem ııten und ı2ten Hefte des von ihr herausgegebenen Correspondenzblattes des Würtemb« Lands. Vereins, 1825 abgedruckt. Die Einladung geht vorerst nur zu einer Theilnahme von fünf Tah- ren, mit einem jährlichen Beitrage von ı5 fl. Die Aktionärs würden mit jedem Jahre den verhältnifs- mäfsigen Quotienten der Ausbeute erhalten. Der ‚Antheil des auf der letzten Reise durch Herra Flei- scher in Tyrol 1825 Gesammielten betrug für jeden mehr als 00 Arten sehr schön getrockneter Pflanzen *).

*) Einer der geachteisten Botaniker drückt sich über seinen Antheil so aus: „Die Sammlung der fleischerschen Pflanzen hat mir eine grofse Freude gemacht, indem ich nicht nur vieles Neue darin gefunden habe, sondern die Pflanzen selbst sehr sorgfältig getrocknet sind, Wenn ich auch nicht alle Desiderate erhalten habe, so bin ich doch vollkommen mit meinem Antheil zufrieden, iadem ich es leicht begreiflich finde, dafs äusserst schwer hält, ja oft unmöglich ist, von einer Art so viele Exemplare zu finden, als Hr Fleischer für seine Abonnenten bedürfte. Die ferneren botanischen Reisen des Hrm. Flet-.

Ög Ein ähnlicher Antheil darf dem Plane gemäfs auch für jede künftige Reise erwartet werden. Auch kün- nen Aufträge auf Einsammlung lebender Panzen und Sämereyen gegeben werden, bei deren Berechnung die billigsten Verhältnisse beobachtet werden sollen. Nun die Ausführung dieses Plans sucht die Central- stelle nach Kräften zu unterstützen. Es werden von ihr an diejenigen landwirthschaftlichen und naturhi- | storischen Vereine und Gesellschaften, mit denen sie in näherer Verbindung steht, Einladungsschreiben zum Beitritt erlassen, während die ersten Unterneh- mer ihrerseits ihre weitern Verbindungen benützen, um die allgemeine Theilnabme an diesem Instifnie zu erregen und zu erweitern. Bei dem lebhaften, über- all für Naturgeschichte regen Interesse, ist an einem glücklichen Erfolge des Versuchs kaum zu zweifeln. Bereits haben sich auch, die meisten Theilnehmer an der vorjährigen Reise, zum Theil noch ehe sie ihren Antheil erhalten haben, aufs nene zum Beitritt be- reit erklärt, während auch andere sehr gewichtige Männer das Unternehmen auf alle mögliche Art zu unterstützen versprochen haben. Mit nächstem hoffe ich Ihnen weitere Nachrichten von dem Fortgange dieser für Beförderung der Naturgeschichte zu grofsen Hoffnungen berechtigenden Anstalt geben zu können, x .

Die Redaktion des Hesperus hatte die Gefällig-

keit, vorstehende Nachricht den Unterzeichneten ,

ws

schers werde ich auch für meinen Theil zu un- terstülzen suchen, so viel ich kann.

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vor dem Abdruck, mit dem Antrage mitzutheilen,, gern durch ihr Blatt zur Bekanntwerdung und Beför« derung des Unternehmens beitragen , und auch Nach- zichten vom weitera Vorhaben oder Erfolg aufneh- nen zu wollen. Indem sie dieses Anerbieten mit Danke annehmen, glauben sie hier noch beifügen zu müssen ; dafs für dieses Jahr, den bis jetzt ausge- sprochenen Wünschen gemäfs, auf der nächsten Reise, in den Frühlingsmonaten, die südlichsten Theile von Deutschland, namentlich «das Littarale, Istrien, das Herzogihum Gotschee in Krain und sodann in den Sommermonaten die Alperkette von Krain, Kärn- ihen und Steyermark untersucht werden sollen,

Es steht nun jedem frey, sich zur Theilnahme für den stehenden Verein auf die nächsten fünf Jahre, oder nur für die nächste Beise zu erklären. Die frü- here Erklärung der Theilnahme an den folgenden Reisen ist in so fern wichtig, als die vorbereitenden Einleitungen um so zweckmäßsiger und sicherer in Zeiten getroffen werden können, je weniger die Aus- führung noch einem Zweifel unterliegt, Für die spä- teren Reisen ist Subscription für jetzt hinreichend, Dagegen kann für die nächste schon im Werk seyende Reise, in jedem Falle nur die wirkliche Einsendung eines Aktienbeitrags mit ı5 8. rheinisch an die Cen- tralstelle des laudwirthschaftlichen Vereins in Stutt- gart oder an die Unterzeichneten (portofrey) als wirk- liche Erklärung des Beitritis angenommen werden, indem blofse Subscriptionen, welche unnöthigen Zeit- verlust und Porto verursachen, unbeachtet bleiben

müssen» Efslingen, im Tanuar 18326, Dr. Steufdel, Prof. Hochstetter.

91 Einladung zundehst an die Mitglieder des land. wirthschaftlichen Vereins in FFürtemberg und allgemein an alle botanische, landwirthschaft- liche und naturhistarische Gesellschaften, an alle ‚Besitzer oder Vorsteher von botanischen Gärten und Naturalienkabinetten, wie auch an alle ein. zelnen Freunde der Botanik und der Naturwis- senschaften überhaupt in oder ausser Deutsch. land, zur Gründung eines botanischen Reise- Vereins, der sich zum Zweck setzt, alljährlich Junge Botaniker zur Entdeckung und Einsamm- lung seliner Gewächse, Sämereien und dgl, in Deutschland und andern europäischen Ländern reisen zu lassen.

Der über alle Erwartung glückliche Erfolg der botanischen Reise des Pharmaceuten Fleischer, welchen die Unterzeichneten in Verbindung mit an- dern deutschen Botanikern im vergangenen Sommer aur Einsammlung der Schätze Flora’s in das südliche Tyrol geschickt haben *), brachte bei ihnen den Ge- danken hervor, nicht nur zu einer zweiten solchen Reise wiederum eine Aktiengesellschaft zusammen zu bringen, sondern wo möglich einen stehenden Ver- ein zu gründen, der sich die naturhistorische Dur-.h- forschung der verschiedenen Provinzen Deutschlands und der augränzenden , oder auch weiter entlegenen, Länder in botanischer Hinsicht zum Zweck setze, und den. Freunden der lieblichsten aller Naturwissen-

*) Die botanische Zeitung ertheilt von dieser Reise und ihren Resultaten nähere Nachricht.

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schaften ein leichtes Mittel darbiefe, sich auf die wohlfeilste Weise sowohl eine instruktive Sammlung getrockneter Pflanzen, aus verschiedenen Ländern, als auch lebende Pflanzen und Sümereien der selinern Gewächse jener Gegenden zu verschaffen.

Dieser Verein nämlich würde nach Mafsgabe sei- ner Kräfte alljährlich einen, oder auch mehrere Rei- sende in verschiedene Länder oder Provinzen aussen- den, welche die seltensten, botanischen Schätze dort, für den Verein, in möglichst vielen Duplikaten ein- zusammeln und deren örtliche und klimatische Ver-

hältnisse in ihren Beisediarien genau anzumerken häften.

Die Unterzeichneten glauben mit diesem Vor- schlage ein sehr gemeinnütziges Unternehmen in An- regung zu bringen, denn

1. würde durch .einen solchen Verein die Wis senschaft überhaupt sehr wirksam befördert,

2. die örtliche Nafurkenntnifs, vorzüglich in Rücksieht auf Botanik, ohne Zweifel dadurch bedeu- tend erweitert werden,

3. Sammler naturhistorischer Gegenstände, Na- turalienkabinette und botanische Gärten würden sich 6. Jurch das weit vollkommner und wohlfeiler ver- schaffen können, was sie oft mit bedeutenden Kosten, und doch meistens nur mangelhaft, bisweilen in ganz unbrauchbarem Zustande, von Pflanzenhäudlern be- ziehen.

4. Es würde jungen Botanikern, welche aus eig” nen Mitteln nicht reisen können, durch Ausschickung in nähere oder entfernlere Länder eine schüne Gele-

Ben

3

genheit eröffnet, durch solche Reisen sich weiter aus« zubilden, mit Kenntnissen zu bereichern und auf eine rühmliche Art auszuzeichnen.

. Zweierlei Reisen wären es, welche der Verein veranstalten würde, nämlich erstens gröfsere Reisen in Gegenden oder Länder, die von der Natur beson- ders reich ausgestattet sind, oder doch sehr viel Selt- nes zur Ausbeute darbieten, wiez,.B. Istrien, Sardi- nien, ‘Siebenbürgen, die Pyrenäen, die lappländi- schen Alpen u. w, Zweitens würden aber auch kleinere Reisen zur Erforschung einzelner interessan- ter Striche des deutschen Vaterlandes veranstaltet werden, um die seltnern Produkte und die Kennt- nifs der Flora solcher Gegenden zu erlangen, die bis jetzt zu wenig rıntersucht worden sind, wie z B. in Würtemberg die höheren Gegenden des Schwarzwal- des, der Heuberg bei Tuttlingen und einige Striche der wiürtembergischen Alp, in Kärntiken und Kraia die interessantesten Gegenden und eben so in andern Provinzen Deutschlands, Der Verein wärde zu die- sen partialen Untersuchungen nur geringe Summen aufzuwenden nöthig haben, weil er durch seine Mit« glieder leicht, überall in der Nähe solcher Gegenden, eifrige, junge Botaniker ausfindig machen könnte, die für Bezahlung der Reisekosten ‚gerne auf 8 oder 14 Tage die bezeichneten Striche zur geeigneten Jahres- zeit besuchen würden, um das, was besonders inte- ressant oder neu schiene, für den Verein einzusam- meln. Dadurch würde es denn auch möglich werden, die Floren solcher deutschen Länder, die bis jetzt in botanischer Hinsicht noch gar nicht oder doch

“*

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nur sehr unvollkommen beschrieben sind, zu Tage zu fördern *).

Der Verein würde vor der Hand auf fünf Jahre sich verbinden, und dessen Thätigkeit von einem Mit« telpunkt aus geleitet werden. Da die Unterzeichne- ten sich nicht anmafsen wollten, denselben zu bilden, 80 ersuchten sie die, auch für Naturkunde, von St, Majestät dem Könige von Würtemberg organisirie Centralstelle des landw. Vereins in Stuttgart, die Oberleitung des Ganzen zu übernehmen, und sie hat auf das Bereitwilligste ihrer Bitte eutsprochen.

Die Mitglieder des botanischen Reisevereins wür den sich in zwei Klassen theilen., Ohne Zweifel wür den sich erstens Ehrenmitglieder finden, d.h. solche, die den Verein, als eine der Beförderung der Wissen- schaft gewidmete Anstalt, aus reiner Liebe für die - Sache, durch freiwillige Beiträge, in seinen Unter- nehmungen unterstützten. Diesen Ehrenmiigliedern würde nicht nur vorzugsweise das Recht eingeräumt werden, aus der Summe der alljährlichen Ausbeute, worüber jedesmal öffentlich Rechenschaft gegeben werden würde, sich Seltenheiten an Sämereien und lebenden Pflanzen für ihre Gärten, oder Prachtexem» plare für ihre Sammlungen auszuwählen, sondern ih- nen würde es auch zustehen, den Reisenden etwa besondere Aufträge iu Hinsicht auf andre naturhisto- rische Gegenstände, z.B. aus der Zoologie und Mine ralogie, oder in landwirthschaftlicher und techui- ' scher Beziehung zu ertheilen, ‚Dagegen würden diese

*) Eine Flora Würtembergs könnte namentlich auf diesem Wege schneller zu Stande gebracht werden.

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: Mitglieder keinen eigentlichen Quotienten der alljähr- lich zu erzielenden Ausbeute begehren.

Der Verein würde dann zweitens ordentliche Mitglieder zählen, welche gegen den bestimmten all- jährlichen Beitrag von ı5 fl. rheinisch die jedesmal sich ergebende Ausbeute an getrockneten Tflanzen, an Sämereien oder lebenden Gewächsen nach Abzug dessen, was die Ehrenmitglieder erhielten, nach dem Gesetze der Gleichheit, unter sich vertheilten ; wobei Übrigens Einige sich klos für lehende Pflanzen und Sämereien, Andre nur für getrocknete Fflanzen, oder für einen verhältnifsmälsigen Antbeil an Beiden er- ‚klären könnten, welche Erklärung jedoch gleich bei dem Eintritte in den Verein geschehen mütste, damit die Reisenden gebörig instru rt werden könnten, in welchem Verhältnisse sie das Eine oder das Andere zu sammeln hätten, Lebende Pflanzen und Sämereien, besonders jene, haben natürlicher Weise einen hü- hern Werth als getrocknete Pflanzen; dieses Verhält- nifs des Werfhes müfste nach einem billigen Mafs- stabe festgesetzt werden,

Die Centralstelle wird die Reisenden wählen und - instruiren. An ebendieselbe würden sowohl die Geld- beiträge der Mitglieder eingesendet, auch nach jeder vollendeten Reise die ganze Ausbeute übergeben, wel« che dann, unter ihrer Aufsicht und Anordnung, von demjenigen Reisenden, der die gröfere Reise gemacht hätte, während des Winters geordnet, gehörig he- stimmt, an die Mitglieder vertheilt und versendet werden würde. Es versteht sich, dafs der Reisende, der sich diesem Geschäfte an dem Orte der Geschäfts- leitung während der Wintermonate zu wiädmen hät« te, auch in dieser Zeit auf Kosten Ues Vereins sala« zirt werden müfste,

Wir glauben, hoffen zu dürfen, dafs nicht nur in kurzer Zeit eine bedeutende Anzahl ordentlicher Mitglieder sich zusammen finden werde, sondern auch, dafs es nicht an Mäenaten fehlen werde, die als Ehrenmitglieder sich dafür interessiren dürften, und dafs namentlich auch naturhistorische Gesell-

96 schaften und Universitäten ihren Beitritt erklären werden.

Aus dem Resultate der schon im Eingange er- "wähnten Reise des Pharmaceuten Fle ischer nach Tyrol glauben wir den Schlufs ziehen zu dürfen, dafs jedes ordentliche Mitglied, für seinen jährlichen Bei- irag, gegen 200 getrocknete Exemplare seltner Pllan- zenarten, oder diejeni: sen, welche nur lebende Ge- wächse und Sämereien beziehen wollen, im Verhält- zilse des Werthes, einen ähnlichen Quotienten all- jährlich erhalten werden.

Wohlfeiler kann man zu dem Besitze der seltne- ren europäischen Gewiüchse nicht kommen. Wie schön ist aber ausserdem der Gewinn, den die Wis- senschaft von einem solchen Unternehmen ziehen wird!

Ba auf jeden Fall, auch wenn ein Verein in der bezeichneten Weise und grölsern Ausdehnung nicht zu Stande kommen sollte, doch eine botanische Beise nach Istrien, oder sonst wohin, veranstaltet werden wird; so bitten wir alle diejenigen bekannten und unbekannten Freunde ader Gesellschaften, welche beizutreten wünschen, ihren Beitrag für das erste Jahr portofrei und zwar baldmöglichst einzusenden, damit die Vorbereitungen zur nächsten Reise einge- leitet und entschieden werden könne, ob Istrien oder Sardinien für den nächsten Sommer das Ziel seyn. solle; was von der Menge der Beitritts- Erklärungen abhängen wird, Eislingen, den 14: De« 1825,

Ch, F, Hochstetter, Prof. F. Steudel, Dv

* * *

Die unterzeichnete Stelle unterzieht sich mit Ver- guügen der Leitung dieser wvissenschaftlichen Unter- »ehmung, und wird nichts versäumen, was zu ihrer Beförderung erforderlich ist, und in ihrem Corro- spondenzblatte den Theilnehmern die nöthigen Eröfl-

nungen machen, Stutigart, den 17. Dec. 1828.

Ki. Centralstelle des landiv. Vereins.

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro. 7. Regensburg, am 21. Februar 1826, in n «< un \ "zu

L Aufsätze Ferdienste des Ruellius um die Entdeckung vaier- ländischer Pfanzen; von Hrn. Prof, Dierbach in Heidelberg.

D.: Name Ruellius ist den Botanikern be- kannt; Liune ehite sein Verdienst, indem er eine Pilanzengattung nach ihm benannte. Zu einer Zeit, wo die Naturkunde nur in den Werken der Vor- zeit, nicht in der Natur selbst gesucht wurde; wo man sogar die Schriften der Alten nicht in ihrer Ursprache, sondern nur in höchst verderbten, den Sinn enistellenden Uebersetzungen las, bearbeitete Ruellius die Werke des Dioscorides, die da- mals als die vorzüglichste, ja fast einzige Quelle für das Studiam der Botanik und Materia medica galt; er deckte die grofsen Irrthimer des Avicen- na und anderer Araber, denen man blindlings zu folgen gewohnt war, auf, und zeigte, dals man an sie sich nicht halten dürfe, Schon im Jahre 1516 . erschien die erste. Ausgabe seiner Uebersetzung des Dioscorides, und war nebst der des Hermo- laus Barbarus die erste, welche in reiner latei-

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nischer Sprache geschrieben wurde (Tournefort Insli-

int, 1. 23), Seine grofsen Sprachkenntnisse rülmen

die Zeilgenossen einstimmig; ja der berühmte Bear-

beiter der Schriften des Theophrast (Bodacus a Stapel) nennt ihn den Adler der Ueberselzer (Aqui- la interprelum). Nicht allein vorzügliche Sprach- kenntnifs, sondern auch Pilanzenkenntnils muls man ihm zugestehen, und diels ist um so wichtiger hier ‚zu erinnern, da die neuesten Bearbeiter der Geschichte der Botanik ihn als einen Mann darstellen, dem die Natar grolsentleils unbekannt, und der ein blolser "Stubengelchrter gewesen sey, Billiger urtheilten die Zeitgenossen, und L. Fuchs sagt ausdrücklich: „Joannes Ruellius, Gallus, homo supra lingua- rum periliam, non rulgars rerum cognilione, prae- ditus,” Wohl beging er in seinen Schriften Feh- ler, und zwar solche, die wir jetzt grobe Fehler nennen würden; wenn man aber sich in jenes Zeit- alter binüber denkt, und wohl erwägt, wie wenig vorgearbeitet war, welche Schwierigkeiten vorla- gen, um über manche Punkte sich Gewilsheit zu

verschaffen, so wird das Urtheil selbst. über solche

Fehler gelinder ausfallen. Nicht schwer wäre es, dergleichen viele aus den Werken des BR, zu sam- mein, aber diese Sammlung kann der Wissenschaft keinen Gewinn bringen.

Ruellins stellte in seinem Werke Alles zu- sammen, was Theophrast, Dioscorides, Ga- len, Plinius und mehrere Andere über Pilanzen hintertassen hatten, mit solchem Fleifse und solcher Genauigkeit, dals das Buch auch noch jetzt in die-

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ser Hinsicht brauchbar 'bleibt; überdem beschrieb er eine Menge Pflanzen, von denen er selbst. sagt, er finde bei den Alten keine sichere Nachricht über sie, und in der That sind gewifs nur wenige Ge- wächse von ihm übergangen worden, die damals schon beschrieben waren. Kaum dürfte es ein gros- ser Fehler genannt werden, wenn Jemand dem Ruel- lius eine vorzügliche Stelle unter den Vätern der neuern Pllanzenkunde anwiese, indem er für Frank- reich das ist, was Brunfels, Fuchs, Tragus ete. für Deutschland waren, ja er hat noch den Vor- zug, dals er, wenn man Brunfels wegrechnet, äl- ter, als die ersten Väter der deutschen Pilanzen- kunde ist, dafs diese ungemein viel ihm verdanken, und diefs aufrichtig bekennen,

Erwägt man nun diefs Alles, so sollte man glauben, dafs des Ruellius Pilanzenbeschreibungen bei Aufzählung der älteren Pilanzensynonyme nie miangelten; aber gerade das Gegentheil,. man sieht sie nur selten angeführt, ja selbst die'Franzosen ver- nachlässigen sie, wie denn sogar DeCandolte in seinem mit Recht so’hoch geschätzteri Werke (Regni vegetabilis Systema naturale) des Rnellius selten gedenkt, obgleich. überall sorgfältig die Synonymen der alten Schriftsteller berücksichtigt sind. Die Ursache dieses Umstandes scheint darin zu liegen, dals Caspar Bauhin in seinem für immer unent- ‚behrlichen Pinax theatri botaniei nur selten die "Pflanzen des Ruellius auflührt, obgleich er bei Aufzählung ‚der benützten Werke die des Ruel- lins nicht übergieng. Bekannt ist es, dals die mei-

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sten neneren Botaniker ihre Synonymie nur bis zu Bauhins Pinax führen, und dafs, wenn man die früheren untersuchen will, dieses Buch den besten Führer abgiebt; darum habe ich in dem folgenden Verzeichnilse diejenigen Pflanzen, bei denen C. Bau- hin in dem genannten Buche das Synonym des Ruellins übergieng, mit einem * bezeichnet. Nur diejenigen Pflanzen sind übrigens genannt, welche - Ruellius entweder durchaus zuerst, oder doch bes- ser und deutlicher, als seine Vorgänger, beschreibt,

oder von denen er interessante Nachrichten mit- |

theilt. Manche konnte ich wegen Kürze und Man- gelhaftigkeit der Beschreibungen, und wegen der Schwierigkeit, die die alten, jetzt nicht mehr ge- bräuchlichen, französischen Pflanzennamen machen, nicht entziffern; es bleibt defshalb einer gewandie- ren Feder noch eine Nachlese, die immerhin inte- ressant seyn dürfte,

‚Am zweckmäfsigsten hielt ich es, die Pilanzen nach, natürlichen Familien zu ordnen, wobei ich vorzugsweise mich nach der vorttefllichen Spren- gelischen Anleitung richtete,

. Pilze £ Zycoperdon Bovista (822. 18). Crepitus Iupi. Ali terrae cohaerent nullo £ulti pede, in globum cireinali, nec ulla sui parte_patentes dehiscunt, qui eum rumpuntur atram fuliginem ernctant toto callo in fumum abeunte.

dieuntur, * Agaricus Prunulus? (821, 38). Innocentissimi

* Tuber cibarius 518.20) Tubera, Gallis zrujla |

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sunt e rubis et carduis fere nati, rotunditate clusili quos prunulos inde et spinulos appellant et car- deolos., Man vergleiche Persoon Traite sur les champignons comestibles pag. 202. und Fries Sy- stema mycologicum p, 195. Ruellius spricht anch schon von einem Steine, den er lapis lyncu- xius seu Iynceus nennt, aus dem Schwämme wachsen. * dgaricus campestris (822. ı4). Alü lacteore natura brevi nituntur petiolo, elusili rotunditate in. signes, diluto intus rubore, exterius candidi, qui eibo non improbantur, eanıpesires nominantur, Ruellins nennt und beschreibt noch mehrere Schwämme, sie aber richlig' zu bestimmen ist seim schwer; übrigens bleibt das von denselben han- delnde Kapitel äusserst interessant, und es genügt mir, darauf aufmerksam gemacht zu haben, Farrnkräuter. * Asplenium Ruta muraria (779. 38). Salvia Vitae. Merkwürdig ist eine (pag. 879) vorkommende Stelle, welche beweist, dafs man damals schon den 'Saamen der Farınkräuter gefunden zu haben glaubte, "R. sagt; nämlich: „Commentitium non dubitaverim quiequid neoterici de Silicise semine fabulantur, fum quia incredibilia sunt, tum quod Theophrastus, “Galenus, Dioscorides, Plinius hanc sterilitatis ar- guunt” etc,, sie beweist aber auch, wie nachtheilig ‘es ist, wenn man sich bei Natnrgegenständen auf "Autoritäten oder Hypothesen und nicht auf sorg- fältige Beobachtungen verläfst. * Grammitis Ceterach. Sw. (752. 10). Asplenon sive Scolopendron ea est herba guam totus oflici-.

v

102%

narum thorus herbariorumque Csteracum vocat, vel Ceierac. Hierauf folgt die Beschreibung. Sehr schön bemerkt Ruellius das Zusammenrollen des Laubes vor der vollständigen Entwicklung.

Pteroiden,

Osmunda regalis (878. 32). B. beschreibt die Pflanze schon unter diesem Namen folgendermal- sen: Filicem marem nostri Galli Osmundam rega- lem vocant, sine ilore, sine semine, foliis tantum cu- bitalibus, ex uno artu porrectis, et utrague latexe

-

‚prunatis, subgravi odore, radice per summa cespi- .

tum nigra; oblonga, multis'capillamentis librata, sub- .

astringente gustu ; nascitur in montibus.et saxosis, Un- ter dem Namen Sideritis Pliniü, Lunaria major und Filicastrum wird dieselbe Pflanze (p. 788) abermals

und noch ausführlicher beschrieben, welcher Stelle:

auch C, Bauhin im Pinax gedenkt.*)

*) In der botanischen Zeitung wird gesagt (Jahrg. 821. p. 486), der Name Osmunda komme zuerst hei Dodo- naens vor, und scheine von einem Heiligen herzurüb- ren, Ueber das letzte weils ich keinen Bescheid zu ge- ben, aber das erste ist unrichtig, indem Ruellius lan« ge vor Dodonacus schrieb, übrigens kommt derselbe

auck nicht zuerst hei ihm vor; ich fand ihn schon in

der Apodixis germanier des Hieronymus Braum schweig (man sche Opera O. Brunfelsii p. Bıo), der im 15. Jahrhundert lebte;' dort heilst es Sanct Christof- felsblumen, von den Lateinischen Os mundi genannt, 15% ein Geschlecht der Faro, aber nit Jedermann bekannt. Endlich beschreibt Tragus unter diesem Namen eine Art der Gattung Ficig,

103

Najaden.

* Jippuris vulgaris? (771. 26) Aguatica pinus. Ruellius 'beschreibt zwar die Pllanze nach dama- liger Art genau, indessen könnte man sie doch-auch aul[ eine im Wasser wachsende Art .der Gallung Zyui- setum beziehen,

Aroideen.

Piper Betle (388. 25), Ruellius beschreibt die . Blälter und Beeren der Pllanze als d4e dritte Art Malabathrum; den Aerzten jener Zeit waren beson- ders die Blätter unter dem Namen Zembulum bekannt,

* drum Dracunculus (548. 41). Sehr deutlich beschrieben. Man zog die Pflanze in den Gärten und brauchte sie in den Oflicinen unter dem Na- men Serpentaria.

Sparganium ramosum (782. 4). Sparganion. Ich » führe diese Pflanze besonders darum an, weil C. Bauhin den Butomus des Ruellius unter der Sy- norymie angiebt; diels scheint mir aber zweilel- haft, weil Ruellius sagt, die Wurzel werde von . den Knaben gegessen, was eher auf Dissomus um- bellatus palst; übrigens ist die Beschreibung des RB sehr mangelhaft.

Cyperoiden.

* Cyperus longus (376). Sehr gut beschricbens. Die Wurzel wurde in den Ofücinen gebraucht, und die getrockneten mit Essig befeuchleten Halme des Wohlgeruchs wegen in die Kleider gelegt,

Gräser. * Panicum Crus Galli (787. 17), Crus Galli,

* Digitaria siolonifera (787. 11). Gramen in

10%

officinis nomen servavit, rura dentem canis et oli- tores appellant, Vulgaris est herba etc, Noch jetzt wird in den Ofieinen Frankreichs die Wurzel der

Digitaria stolonifera unter dem Namen Radix Gra-.

'minis aufbewahrt. Man sehe I. I, Virey Ristoixe naturelle des medicamens. Paris 1820. p. 145, Tritieum tiurgidum? (418). Tipha cerealis, "Um Paris baue man Weizen mit ästiger Aehre, also T. compositum L. von Einigen blos als Varietät des T.turgidum angesehen, Ruellius führt noch eine nicht kleine Zahl Getreide- Arten an, die freilich schwer zu bestimmen sind; ich übergehe sie hier aber, weil ich an einem andern Orte die Getreide-

Arten, welche im ı6ten Jahthunderte besonders in .

Deutschland gebaut worden sind, zu beschreiben gedenke,

Zea Mays. (424). Milium Sarracenicum. Mit Unrecht hielt R. das türkische Korn für eine den Alten bekannie Pflanze, aber seine Nachricht davon

ist immer eine der ersten, Damals zog man das- selbe in Frankreich blos zur Zierde in den Gärten; nur seit wenigen Jahren war es, wie R, bemerkt,

bekannt geworden. Sarmentaceen, * Tamus communis (546). Altera Cyelaminos: Sigillum Mariae der Oflicinen, * Convallaria majalis (824. 20). Lilium con- vallium Coronarien.

* Pancratium maritimum (788. 6). Lilium agreste vel Lilium marinum.

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Der

. 105 Hydrochariden, % Alisma Plantago (762.23). Plantago aqualica, Die Pflanze wurde ehedem häufig als Arzneimittel angewendet; unter andern gegen den Bifs mehrerer Thiere, und um die Wirkung des Opiums zu hemmen, * Trapa natans (779. 20). Castaneae aquatiles, Die Früchte wurden gegessen und sogar Mehl dar- aus gemacht, Scitamineen. Die in diese Familie gehörigen Pflanzen waren im ı6ten Jahrhundert nur sehr unvollständig oder fast gar nicht bekannt, obgleich viele Arzneimittel und Gewürze, die von ihnen abstammen, längst im Gebrauche waren. Ruellius beschreibt diese Dro- guen recht gut, weshalb die bei ihm vorkommen- den Nachrichten für die Geschichte jener Mittel im- mer interessant sind, Radix Cassamuniar (Zurim- beti) wird unter dem Namen „Arnabo beschrieben; Zadura werde in den Offieinen und dem vulgus medicorum, Zedoaria genannt. Die Galanga wird beschrieben, In der p. 376. vorkommenden Terra merita glaube ich die Curcuma zu erkennen, womit auch C, Bauhin übereinstimmt. Orchideen. Serapias Lingua? (759. ı8), Louchitis, nigri capetti, ' '*Cypripedium Calceolus (686. 19). Divae Ma- riae chirothecae, Polygoneen, Polygonum Hydropiper (541). Hydropiperi, hoc est aquatile piper, Ruellius erinnert, dafs die

106

Pflanze in die Oficinen unter dem Namen Zupalo-

rium gebracat wurde. Polygonum Fagopyrum (428.34). Turcicum fru- mentum. War noch nicht sehr lange in Frankreich

bekannt, wurde aber zu den Zeiten des Ruellius

schon so häufig gebaut, dafs er sagt: jam agri ple- rique in Gallia hac fruge rubent. . Er nennt die Pflanze auch Arysimum cereale, welche Benennung C, Bauhin aufnahm. Chenopodeen.

«Chenopodium Botrys, (7&ı), Botrys. Man legte die Pflanze des Wohlgeruchs wegen zwischen die Leinwand und in die Kleider; es wurde so viel ver-

braucht, dafs, wie R, erzählt, die Landleute in den

Sommermonaten mit grofsem Geschrei Körbe voll davon zum Verkaufe in Paris berumtrugen. Pic- men wurde die Pflanze gemeinhin genannt.

Spinacia oleracea (p. 475 et 640). Spinacia. Bei den neuern Griechen heilse die Pflanze Spanachia. Die lateinische Benennung rühre daher, weil diefs so weiche Gemüse einen dornigen Saamen habe (Spinacia spinosa), man nenne es auch spanisches Gemüse (kispanicam olus), weil man es aus Spa- nien nach Frankreich gebracht habe. Die erste Nachricht von dieser Pflanze findet sich übrigens , bei den Arabern,

* Beta Cicla (481). Die Pflanze heilse eigent- lich von ihrem Vaterlande Beia sicula, daraus ha- be man Sicla gemacht.

Thymelacen,

* Daphne Laureola (853), Lanreola, Laurus

sylvestris, ö u

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*

107

* Daphne Mezereum (871). Olivella. In den Of- fieinen, welche alle barbarische Worte aufnähnien, werde die Pflanze Mezereorn genannt,

* Daphne Gnidium (872). Leo terrae aut Linum silvestre. Sehr gut und kenntlich beschrieben.

. Amentaceen.

* Populus tremula (313). Populus alba, Gallis trambula, quasi tremula foliis tremulis cir- cinalae rotunditatis etc.

*Quercus coccifera (230), Ilex minus, quod nune Gallia vocat Scarlatum, in Narhonensi provincia Ire- quens, ubi rusticis Fermilionum dieitur et, Man kann die Pflanze, von der Ruellius noch mehrere Notizen giebt, nicht verkennen; später beschrieb sie Clusius; übrigens war sie auch schon den Alten bekannt.

* Quercus Suber (251) Liegium. Ruellius ge- steht, die Pflanze nicht selbst gesehen zu haben, giebt aber eine Beschreibung nach dem Berichte, der ihm aus Spanien, wo sie wachse, davon ge- macht wurde.

* Quercus Esculus (282). Oxya, Gute Be- schreibung, und zwar wahrscheinlich die erste voll. ständigere.

* Tagus silvatica (204). Fagus.

* ‚Morus alba (265). Morus.

Celtis australis? (247). Lotus arbor, Alysa et Alyserum Gallis,

' Urticeen.

* Xanthiam strumarium (849). Lappa minor et

Lappa inversa Herbariorum.

208 . Trikokken.

*% Zuphorbia pinifolia Lamarck. (868). Pityusa omnibus herbariis oficinisgque ac recentioribus me- dieis eszula nominatur, siquidem esula frulicosa est, caule sopra cubiti altitudinem assurgente genicula- to, foliis piceae etc,

* Euphorbia Peplus (869). Esula rotunda.

Primuleen.

* Anagallis arvensis L.(569). Anagallis. Merk- würdig ist es, dafs die Alten dieser Pflanze die Ei- genschaft zuschreiben, die Pupille zu erweitern, wenn man damit die Augen reibe; sie empfehlen daher ihren Gebrauch bei einer Augenoneration, die pa- racentesis genannt wird. Neuerdings hat man die Pflanze vrior die nerkotisch scharfen Gifte gerech- net. Man sehe unter andern: Schneider, Ueber die Gifte, Tübingen ıdaı. p. 371.

Personaten,

* Rhinanthus alectorolophus (579). Cristae gal- linarum.

* Euphrasic ofüeinalis (597). Euphrasia.

* Linaria Cymbalaria (826). Cymbalaris Herba.

* Linaria vulgaris (850). Linaria.

* Antirrhinum Orontium (845). Antirrhinon,

Labiaten.

x Salvia Sclarea (578), Tota bona, Itali Sola- ziam vocant,

* Lycopus europaeus (609). Pata Iupina, Herba pectoralis seu Herba Sanctae Mariae.

# ‚Nepeta Cataria (676). Nepeta. Hexba Catorum.

# Teuorium Chamaedrys (729). Quereula vel $er- ralula, oflicinis Chamacdrys,

Fr

109

* Teucrium Scordium (738). Chamaedris palustris.

* Teucrium Jva (765). Iva muschata,

* Teucrium Scorodonia (774). Boscisalvia id est nemorensis Salvia,

* djuga reptans (Ibid.). Buglum.

* Lavandula Spioa (381). Lavanda vulgo vel Lavandula.

* Sideritis. hirsuta (789). Carpentariorum Herba:

* Stachys recta (788). Tetrahil, aliis herba judaica.

* Ballota nigra (755). Marrubiastrum aut nigrum. Marrubium,

* Thymus Mastichina (666), Herba mastichina:

X Origanum Dietamnus (671). Gigeber hortensis.

Asperifolien.

* Anchusa tinctoria (783). Anchusa Galli Ore chanita.

* Symphytum oficinale (775). Consolida major,

* Lithospermum oficinale (758). Milium solis.

* Pulmonaria officinalis (609), Buellius er- wähnt wahrscheinlich zuerst diese Pflanze und be- schreibt sie folgendermaalsen: Pulmonaria, quam aliqui pepanum vocant, buglossi folio conspicitur, sed promisso magis, afque laeviori, colore insuper dilutiore, albicantibus maculis notato, instar pulmo-' nis, inde nomen, nascitur in humidis. Volunt ad- versus morbos visceris sui nominis peculiari esse re- medio, in cibo sumptam vel potam. Alia tamen ab ea omnino est quam snpra Consiliginem diximus ap- pellari, bubuleis et veterinariis praeclare cognitam.

* Heliotropium europaeum (883). Hexba canczi.

(Beschluls folgt.)

110

2. Nachtrag zu den Darstellungen des würtemder- gischen botan. Jeisevereins.

Ein Tag, folgt dem andern, und ein Jahr dem. andern, aber des Menschen Geist erhebt sich zu fül- gereichen Taten.

Mit wahrem Vergnügen und herzlicher Theil- nahme lesen‘ wir die Bildung eines botanischen Reise-Instituts des königl, wirtembergischen land- wirtschaftlichen Vereins, obgleich uns derselbe in der Ausführung zuvorgekonimen ist. Denn wenn einmal ein’ Bedürfnils allgemein fühlbar geworden, so ist auch die Befriedigung desselben vielseitig nahe. . Wohl hat sich dieses Bedürfnils bisher oft- mals in der Flora ausgesprochen, und die mancherlei Darstellungen, Aufgaben, Anfragen und Vorschläge, ja selbst die Ausführungen von mehrseitigen Pflan- zen - Kauf- und Tauschanstalten, endlich die wirk- lichen Anträge zu botanischen Beisevereinen (Flo- za ı821.8. 748 und ı822 9,79) mulsten zuletzt ein Resultat, wie das gegenwärtige, berbeiführen, das wenn es auch noch im Anfange gering erscheint, doch mit der Zeit, wenn es die erforderliche 'Theilnah- me und Unterstützung findet, sehr bedeutend wer- den kann,

Sehr zweckmälsig und beifallswürdig finden wir den Plan, vorläufig nur die Gefilde Deutsch- lands zum Augenmerk zu nehmen oder sind es nicht etwa die vaterländischen Gewächse, welche uns am meisten inferessiren? Und wie weit wir noch in der Kenutnils derselben, sowohl in ihren Eigenthümlichkeiten, als ihren individuellen Stand-

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örtern zurück sind, lehrt die tägliche Erfahrung. Von lalle, von Berlin, und von andern einzelnen Orten besitzen wir 4und 5 Floren, aber von den süddent- schen Gränzen, vom Rüstenlande, von Istrien und Friaul, ja von den pflanzenreichen Alpenländern Krain, Kärnihen, Steiermark und Tyrol, gar keine

oder nur unbedeutende Versuche dieser Ar. Um

ilıre botanischen Schätze zu erforschen, sind in nene- ren Zeiten manche Reisen gemacht worden, aber bei weitem ist der Zweck noch nicht so sehr er- reicht, als es wünschenswerth wäre; manche Alpen sind noch von keinem Botaniker bestiegen, und Hunderte von Pllanzen dürften, besonders aus der Cryptogamie, noch unbekannt geblieben seyn. So wollen wir also diesem höchst zweckmälsigen In-

stitute eine glückliche Fortdauer um so mehr herz- ..

lich wünschen, als wir demselben unsern Beifall von ganzem Herzen darbringen.

Die Pflanzen, welche anf der ersten Reise er- beute£ wurden, sind zum Theil sehr schätzenswerth, wie aus dem Hochstetterischen Reiseberichte er- hellet; wir haben nur noch beizufügen, dafs sie eröfstentheils sehr gut, manche sogar vortreMich eingelegt sind. So finden wir Antherieum Liliastrum, dtamantha cretensis, Bupleurum stellatum, Laser- pitium hirsutum, Potentilla grandiflora, Ononis Na- trix, Serophularia canina, die Phyteumata u, a, m, sehr schön und vollständig; die drnica Wulfenii und 4, Doronicum unübertreffbar,

Ueber die Bestimmungen erlauben wir uns, nachstehendes noch zu bemerken:

+ Epilobium Fleischeri Hochst, scheint uns aller- dings auch eigene Art zu seyn.

Euphorbia myrsinites von Limovi ist freilich die Wulfenische, in Römers „Arehiv III S. 396. vollständig beschriebene Pilanze, aber nicht die Lin- n&ische, die in Deutschland nicht wächst (Flora 1821 $, 304), Es ist vielmehr Euphorbia niceensis All. et Jacqg. (Flora 1800 $, 343),

Euphorbia Epithymoides von Ulm ist B.verrneosa.

Euphrasit Rostkosiana e monte Baldo ist we-

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nigstens nicht die Pflanze, welche in v. Schlech- tiendal’s Mora berolinensis I. 334. vorkömmt, son- dern vielmehr EZ, minima Jaeg. (Schultes Oestr. "Flora ll, 197). R

Hieracium parviflorum Schleich. ist eine schöne Species mit Blättern von Z. incarnatum und Blü- then von HA, sudeticum, aber von FM. praemorsum völlig verschieden,

‚Arnica Doronicum bestätigt die schon frübere Bemerkung in den Denkschriften der bat, Gesellsch.

1818 $. 146, dals Arnica glacialis von ihr nicht wesentlich verschieden sey.

‚Arnica FFulfenii Ten. (Döronicum caucasicum Bieb., D. cordifolium Sternb,) ist ein ‚Doronicum

- (Denkschr, 1. c. 147),

Carex praecox peduncvlata ist ©, verna Schkuhr,

Carex fuliginosa, an frigida? vom Suldenthal ist die unbezweifelte C, frigida AN.

Pa laxa major vom Suldenthal ist eine der Gaudinischen Varietälen von Zo@ nemoralis, wie

die zahlreichen aus einem Mittelpunkte kommenden xauhen Blüthenstiele zeigen.

Juncus Jacquini? ist allerdings richtig bestimmt, obwohl wir sie von einer andern Seite her irri- gerweise als Juncus castaneus erhielten.

Plantago alpina vom monte Baldo ist nicht die Linn, Pflanze, die sehr kurze schmale Blätter und cylindrische Aehren, wie 2). Coronopus, hat. Es

scheint vielmehr die von Hrn. Prof, Hochstetter,

bezeichnete 7}. moniana mit ungefärbten Bracteen zu seyn. Ist also muthmalslich nur Schreibfehler,

Poa alpine von Torbele ist sicher auch ein.

Schreibfehler, denn gewils ist sie von der ans dem Suldenthale sehr verschieden.

Scabiosa longifolia kann nur durch einen Iır- thum als Varietät von $. syloatica angesehen wor- den seyn; es ist eine sehr constante Art.

Carex varia wird besser unter dem bekannter" Namen ferruginea ausgegeben, da jener Name schon an eine andre Art, vergeben ist, .

Die Redaction der Flora.

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro. 8. Regensburg, am 28. Februar 1826.

L Aufsätze" Verdienste des Ruellius um die Entdeckung vater- ländischer PRanzen; von Hın, Prof, Dierbach in Heidelberg. (Beschlufs.)

Solanven,

L yeogersioun esculentum Mill. (584), Amo- zum Poma, .

* Capsieum annnum (379), Tardamomum Mau« ritanum. Nach dem, was Ruellius (a a. O.) sagt, scheint es, als ob er schon mehrere Arten von Cap- sicum gekannt habe; dafs die Pflanze noch nicht lange bekannt war, geht aus dem ganzen Zusam- menhange hervor, Diese Vermuthung bestätigt auch Cäsalpin, der (V. 22). ausdrücklich sagt: Piper indienm vulgo appellatur fructus acerrimi saporis, ex Occidentali India primum illatus, rune frequen- lissimns in 'hortis condimenti gralia satus inter aesti- va. Ich führe diels besonders darum an, weil nicht nur ältere, sondern auch Schriftsteller der neuesten Zeit die Stelle bei Plinius (ao. 66) piperitis, quam et siliquastrum appellavimus, und piperis arbox in Italia (16. 59) auf Capsie. antuum beziehen. Sollte

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4

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aber Plinius eine amerikanische Pflanze gekannt haben? Wenigstens geben alle Autoren, die mir

"gerade zur Hand lagen, und die ich darüber nach-

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schlug, einstimmig blos Amerika als Vaterland des - Capsie. annuum an. Houttuyn sagt zwar (Linne’s Pllanzensystem V. 694), die Pilanze komme in Ost- indien vor, setzt aber ausdrücklich hinzu, sie schei- ne erst durch die Spanier aus Amerika dahin ge- bracht worden zu seyn. Auch der deutsche Name , spanischer Pfeffer deutet auf den Weg hin, auf dem die Pilanze zu ung gelangte, Uebrigens bleibt es doch merkwürdig, dafs man bei Actu arius, einem griechischen Arzte des 135, Jahrhunderts, den Namen Capsicum schon findet.

* Atropa Belladonna (814). Diese Pflanze glau- be ich in folgender Beschreibung zu erkennen, wel- che Ruellius in dem Abschnitte von dem Solanum soporiferum und Strychnon manicon giebt: „Quae ab herbariis ostenditur, folio est juglandis, caule sci- pionis erassitudine, procero, grandibus ramis bra- chiato, Ilore inferius herbaceo, labiis superne pur- pureis, bacca primum viridi loculosa, per maturi- tatem 'nigra, quae dehiscens vel sponte dissiliens ostendit acinosum semen, uvae modo acervatim col- lectum, quinis myrti foliolis stellatim decnssatis, baccam fulcientibus” Man schreibt die erste Ent- deckung dieser Pilanze gewöhnlich dem Tragus zu, sie scheint aber, wenn man auch die richtige Deu- tung der eben angeführten Stelle bei Ruellius in Zweifel ziehen wollte, doch schon länger bekannt gewesen zu seyn; 80 liest man in den Bemerkun-

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gen des Grafen von Neuenaar (Opera Brunfelsii p. 238) in einem 1529 geschriebenen Briefe: „Tertia species a quibusdam Hypnoticon, ab aliis Manicon i. soporiferum i. insanum vocatur. Ipsum hodie vo. cant Solatram mortiferum, corymbas habet in ve- sica nigrös, magnitudine cerasi sylvalici: quorum si unum quis comederit, longiore somno obruitur, si plures, moritur. Ad nil valet, praeterguam ad somnifera, et merifo inter venena numeratur, Auch Hieronymus Branuschweig kannte die Pflanze und nannte sie Dollwurz. Convolvuleen. * Convolvulus sepium (773). Volubilis major, Gentianeen., : "Gentiana Pneumonanthe (587) Calathiana. ‚Contorten. x Finca minor (772). Pervinca, Styraceen.

Siyrax Benzoin (721). Benimum sive Benjudai- cum. Ruellius kannte nur das Harz, das unter dem Namen des Benzoe noch jetzt gebraucht wird. Damals wurde das Mittel blos als Räucherwerk an- gewendet,

Campanuleen. * Campanula Erinus (786). Ocimum aquatile. Compositen.

* Cynara Scolymus (645). Articoeli, Die Arti- schoken waren schon in sehr alten Zeiten in Italien bekannt, von da kamen sie mit dem Namen nach Frankreich; in Deutschland waren sie in der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts noch eine Selten-

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heit, wie ich an einem andern Orte zeigen werde. Cäsalpin beschreibt die Artischoke unter dem Namen Carduus sativus, und die Cordonen (Cyuara Cardunculus) unter dem Namen Cardones; von er- sterer wird der Blumenboden, von letzterer die Blatt- stiele gegessen. .

* Carthamus lanatus (727). Carduus silvestris.

* Centaurea benedieta (lbid,), Carduus benedietns.

* Oentaurea Caleitrapa (577). Calcatrapa,

% Centaurea Centaurium (633), Reuponticum olficinarum.

* Artemisia coerwlescene (655). Semen contra iumbricos, Barbatina, Mors vermium. Diese Pflanze lieferte den Wurmsaamen früherer Jahrhunderte,

und verdiente wieder gebraucht zu werden. Indes-

sen scheint es, dafs man nicht sowohl den Saamen, als vielmehr die Blumen angewendet habe, denn Cäsalpin sagt (XII 3) von seinem Absinthium ma- rinum, welches gleichfalls unsere Pllanze ist: „hujus Jlores Semen Sanclum "vocant ad lumbricos necan- dos.” Semen Santonicum des Dioscorides, Pli- nius etc. könnte „driemisia corymbosa Lamarck seyn, wie ein berühmter Botaniker zeigt; der Name kommt von einer Stadt in Frankreich in den Gebirgen von Auvergne, wo die genannte Artemisia wächst; allein

derselbe Botaniker thut dem Ruellius Unrecht, in- dem er behauptet, R. erkläre das Absinth. santoni-

cum Dioscoridis für A. pontieum. Diels finde ich nicht, wohl aber vergleicht er es damit, und ihut daran gar. nicht Unrecht, wie folgende Stelle (p. 655) beweist: „Hoc (absinthium santonicam) spud nos

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hac specie cernitur,.frulicosis. canlibus, Ientis, ‚tenui- bus, folio Pontiei. vel vulgaris Absinthii, longe plu- - „ribus segmenlis digesto, candicante, aureo flore, 'co- mis largiore seminio summatim onustis, mitiore mul= to amaritudine. Nomen apnd nos retinnit.” Dazu kommt nun noch, dals Ruellius sowohl den ge« meinen als’ pontischen Wermuth besonders beschreibt. Uebrigens ist es gar keine leichte Sache, die Arten’ der driemisia, welche die Alten kannten, ‚genau zu bestimmen. * Gnaphalium arvense? (844). Cruciata. * Gnaphalium Stoechas (664), Sticados eitrinum. Die Pflanze wachse auf Inseln bei Marseille. * Seneoio Jacobaea (740) divi Joannis Herba. * Matricaria Chamomilla (753). Camomilla. * Chrysanthemum segetum (755). ' Camomilla erocea. * Chrysanthemum Leucanthemum (585), ' Con- solida media. * Anthemis Cotula (755. 22). Cotula foetida. * Calendula oftcinalis (688). Calenda vel Ca- lendula. * Lactuca Scariola (497), Endivia silvestris. * Leontodon Taraxacum (581). Dens laonis, Galli puernli florem pissanlitum vocant, } Tragopogon porrifolium (517). Barbula birci, * Tragopogon pratense (600). Presbyteri barba. Lapsana communis (ög1). Chrysolochanum, Cras- sula minor officinarum, . Aggregaten. * Scabiosa suceisa (600), . Diaboli morsus, * Scabiosa volumbaria (609). Seabiosa,

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Valerianeen. *Valeriana celtica (382). Nardus gallicum. "Valeriana Phu (387). Valeriana major. "Yaleriana ofeinalis (lbid.). Valeriana minor.

Cucurbitaceen. "Momordica Balsamina (584). Pomum Biero- solymitorum Pomum mirabile.

Rubiaceen. *Galium verum (829), Muschetum minus,

Caprifolien.

* Lonicera Caprifolium (246). Caprifoliam. Ma- trisilvia.

Fiburnum Opulus (281). Opulus, Obierus vel Opierus.

Viburnum Lantana, (348. 20). Frutex lantana dictus. Aus der Wurzel mache man Vogelleim, Man vergleiche Gmelin’s Flora badensis I. 736, Mög-. lich wäre es, dafs Yiurnag des Ruellius (324), was C, Bauhin citirt, dieselbe Pflanze sey.

Doldengewächse, * Seseli tortuosum? (375), Anethum tortuosum, * Chaerophylium silvestre (859). Cicntaria.. * Sim Bulbocastanum (517). Ornitbogalum,

* Imperatoria Ostruthium (721). Angelica, Ra- dix Sancti Spiritus, Imperatoria. ‚. * Bupleurum rigidum (710). Elaphobescon, Gra- via Dei. " *% Laserpitium Siler (709). ‚Smyrnion. * Sanicula europaea (609). Sanicula. * Cachrys maritima (492). Creta marina,

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Rhamneen.

x Rlıammnus cathartious (322). Burga spina vel Neprum.

Jlex aqufolium (250). llex, vulgus gallicus bous aut boussan nominat, '

* Evonymus europaeus (203), Evonymos. Sehr deutlich beschrieben; selbst die gefärbte Saamen- ‚decke (Arillus) ist nicht vergessen,

Berberideen,

‚Berberis vulgaris (282). Oxyacantha. Nostrae oflicinae Mauritanos imitatae, Berberim hodie vo- cant.— Eine Menge noch immer gebräuchliche Na- men, besonders von Medicamentien stammen von den Mauren, die ebedem Spanien bewohnten.

* Zeontice Leontopeialon (729). Pata leonia.

Rutaceen.

Guajacum offeinale (159 et seq.) Ruellius kannte nur das noch nicht lange aus Amerika ge- brachte Holz. Interessant ist, was er von dessen Gebrauch und von der damals .sich ‚ausbreitenden ‚Lustseuche sagt, Er erzählt unter andern von einem Soldaten, dem durch die genannte -Rrankheit die Knochen so weich geworden waren, dafs man sie "wie Wachs nach Belieben biegen und formen konnte, Merkwürdig und jene Zeit bezeichnend ist das, was er von dem Gebrauche des Quecksilbers gegen sy- philitische Zufälle sagt, indem er,behauplet, dal, weit entfernt, dieKrankheitzu heben, sie vielmehr of- fenbar durch diesesMittel verschlimmert werde u. 3.W.

Menispermeen. * Cocculus suherosus (630). Oxientis cocci. Ruel-

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lius kannte nur die Früchte der Pflanze, von de-

nen er die erste Nachricht giebt, auch schon die

Art lehrt, wie man die Fische damit fangen kann, Onagren.

! Tamarix gallica (259). Myrica, Gallia Brya- riam vocat, Die Wurzel nenne man in den Oflci- nen Casia,-

| Kreuzblumen -Pflanzen.

* Mathiola incana DeCand, (745). Leucojon,

* Cheiranthus Cheiri (Ibid.), Reirin. $o heilse die Pilanze in den Officinen, die das Wort von den Mauren entlehnten; sie wachse nicht nur häufig "von selbst an Mauern, sondern man ziehe sie auch in den Gärten,

* Sösymbrium ofi keinale ‚DeCand. (539). Bruca geratina aliis tortela,

* dlliaria oficinalis DeCand, (738). Alliaria.

Camelina sativa DeCand, (839) Camelina:aut

Camamina;

Senebiera Coronopus DeCand, (493). Coronopus.

* Lepidium Draba DeCand. By Nasturtium orientale s, Babylonium.

* Brassica Napus (463), Napus quam Nauetam -appellant, Wurde zu den Zeiten des Ruellius

schon häufig in Frankreich gebaut, besonders um.

des Oehls willen; mit dem Saamen fütterte man die Vögel in ihren Käfigen.

* Raphanus Raphanisirum. (792). Campesire rapistrum,

Fumariaceen,

* Fumaria :gffieinalis (835).. Kumus.terrae. Die

JRRBHEBREE

421

Pflanze wurde ehedem- besonders äusserlich. gegen Augenkranklieiten angewendet, durch das Einreiben des Saftes werden dem Auge 'Thränen entlockt, wie diels auch der Rauch thut, woher der Name ent. standen seyn soll; so wiederholen Ruellius, Cä- salpin und Andere; die alten deutschen Botaniker, z. B. Tragus, geben einen andern. Ursprung des Namens an, indem sie glaubten, die Pflanze wachse -von dem Dunste oder Rauche der Aecker. Tragus ‚setzt aber noch hinzu: „wiewohl es auch vom $a- men auflgeht, wo er hinfelt.” Bei dieser Gelegen- ‚heit kann ich nicht umlin, auf eine sonderbare Aeusserung DeCandolle’s aufmerksam zu machen, ‚der da glaubt, der gemeine Erdrauch stamme aus -dem Orient, oder Griechenland. Zu den Zeiten :Gesners sey diese jetzt so gemeine Pilanze in Eu- ropa äusserst selten gewesen. (In Europa aevo Gess- neri rarissima nung vulgatissima, Begn, vegetabil. -Systema natural, II, 1355.) Worauf sich dieses Ur- theil gründet, ist mir für jetzt noch unbekannt, ich glaube aber Ursache zu haben, an dessen Richtig- keit zu zweifeln. Gesner-1lebte in der Mitte des . sechszehnten Jahrhunderts, aber frühere sowohl, als gleichzeitige Schriftsteller in- Frankreich, Deutsch. land und Italien sprechen durchaus von dem Erd. :zauche als einer gemeinen Pilanze; zu den früheren darf vorerst Ruellius gerechnet werden, der sich - damit begnügt, zu sagen, die Pflanze wachse auf Acckern und in Gärten. Hieronymus Braun- schweig in der Apodivis germanica (Opera Brun- Tels. I], 302) äufsert sich folgendermalsen: „Dauben«

122

kropff, in Latin Fumusterre, von den Teutschen Erdtrauch, oder Daubenkropf oder Katzenkörbel- kraut genannt, Ist ein klein kraut mit braunfarben blümlin, in d’höhe anderthalb spanne, Jedermann wohl bekannt, wachsset auf wie Farn, oder weinre- ben, an gebawenen Stellen.” Unter den mit Ges- ner gleichzeitigen Botanikern sagt Tragus von der Fumaria: „Sie wachstt gern in Gärten, in Ger- sten, Flachs, Zwybel und Cappesfeldern, erstmals im Meyen, darnach gegen ‘Herbst, in den Büben-Fel- dern” und Leonhard Fuchs „Nascitur in segeli- bus hordeaceis, hortis, vineis, sepibus et maceriis, ealiisque locis incultis atque pinguibas” Mathio- lus, ein Italiener, gleichfalls Zeitgenosse Geaners, spricht eben so in seinen Commentarien zum Dios- corides (Edit. Bauh. p. 807): „Fumaria, herba vulgaris admodum notitiae, quae in hortis, vineis et campis nascitur, oficinis passim vocatur Fumus terrae eic.” Endlich sagt Gesner selbst (Horti Germaniae 259. 6): „Fumaria, Capnium, Capnus; passim in arvis et locis eultis reperitur” Aus die- sen Stellen möchte sich schliefsen lassen, dafs der Erdrauch zu Gesners Zeiten so gemein wild wüchs, wie heut zu Tage. Ranunculaceen.

* Ranunculus sceleratus (565). Ulceraria als Scelerata,

* Anemone Pulsatilla (566). Herba venti. Ruel- lius kannte auch die nicht häufig vorkommende Varietät mit weifser Blume; im gemeinen Leben werde die Pilanze coquelourde oder cocle genannt;

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mit dem Dekokte derselben färbe man die Eyer blau oder granatroth, * Anemone coronaria (lbid.). Passiflores, Helleborus foetidus (592). Consiligo, Ein schr berühmter Schriftsteller und vorzüglicher Kenner der Alten, dessen Werke mit Recht iu aller Bota- niker Hände sind, beruft sich bei Erklärung des Consiligo des Plinius auf unsern Ruellius; diels veranlalst mich, über die Pllanze Einiges beizufügen. Der Pflanzenname Consiligo kommt vielleicht zuerst bei Columella (Vl. 5) vor, jedoch olıne alle Beschreibung ; die Wurzel wird dort als ein Mittel gegen gewisse Krankheiten des Rindviehes empfohlen; man soll nämlich in das Ohr des kran- | ken Thieres eine Oeffnung machen und ein Stück derselben einbringen, Dieses Consiligo des Colu- mella wird nun von dem eben gerühmten Bota- niker für ZZelleborus foetidus erklärt, wogegen ich nichts einwenden kann, obgleich aus den Worten des Columella selbst sich nichts für diese An- nahme beibringen lälst, Plinius (XXVI aı) nennt dieselbe Pflanze, und giebt denselben Ge- brauch an, Hier sind seine Worte: „Peculiari- ter autem pulmonibus, et quos ab, his phthisis tentat, radix herbae consiliginis, quam nuper inven- tam diximus; suum quidem et pecoris omnis reme- dium praesens est pulmonum vitio, vel irajecta tan- tum in auricula,” Aus dieser Stelle schliefst man wohl nicht zu voreilig, dafs Plinius den Colu- mella benutzt habe; indessen hält der mebrmals gerühmte Botaniker das Consiligo des Plinius für

124

Pulmonaria ofieinalis, und beruft sich auf Ruel-

lius. Dieser nennt nun zwar die Pflanze nach dem Vorgange des Vegetins auch Pulmonaria und giebt

die unten*) stehende Beschreibung, die ganz offen-.

bar auf Helleborus foetidus geht; er bemerkt dabei sehr richtig, dals es ungewifs sey, ob sein Consiligo oder Pulmonaria wirklich. die Pflanze der Alten ist, verwechselt aber keineswegs Helleborus foetidus mit Pulmonaria ofhcinalis, welche letztere er recht gut kennt und beschreibt, wie bereits oben angezeigt wurde, Zu noch mehrerer Sicherheit sagt er noch

* Consiliginem itaque mulomedicis nune pulmonariam di- ci, testatur Vegetius. Verum quae demonstratur apud nos pulmonaria, frutex aspectu tristt cernitur, caulem

erigens squamosum, cubitalem, pollicari crassituding, qui‘

teretibus siylis ac fere trientalibus brachiatur, mucrene

septena vel octona spargente, brevibus nixa petiolis, sa-

Iigna specie vel canabina, per ambitum rariuscule ser- zata, sed vel e lacerto in formam expensae manus radia- tim exposita „mediis multo Zongioribus, ita ut quaedamı rudimenta digitorum simulent, Omnibus iis color ex saturato virore pullus inest, hoc habitu fere stirps im- mortali fronde pubet, At cum ineunte were gestiens par- zurit, velnt herba secum. paria faciente, quod ab una parte dempserit alio reddente loco, patulas fundit alas, digi- tali latitudine, quac per extremum in fibras tenuiter fo- liatos erispentur, a siau gquarum exeruntur ramıuli, diinto wirore languescentes, folia fere plantaginis e Iuteo pal- lesceniia. Summatim. flos insidet herbaceus capparum

non absimilis, candidis intus staminibus ,‚. apice minulo_'

motatis, terna seminum loculamenta sepientibus, sed haec ut aberta eonfestim emerserunt, ita brevi Lempore caduca contabescunt,”

125

\

bei Beschreibung der Pulmonarsa gffeinalis (609)' ausdrücklich: „Alia tamen ab en omnino est, ‚quam supra Consiliginem diximus appellari,’ Aus allem dem schlielse ich nun viererlei:

1) Consiligo Columellaoe und Plinit ist eine und eben dieselbe Pflanze, aber welche, ist nicht ganz sicher zu bestimmen. # .

2) Plinius kannte die Pulmonaria ofkcinalis nicht; Ruellius aber beschrieb sie wahrschein- lich zuerst.

8) Consiligo des Ruellius und anderer Neue- rer ist lelleborus foetidus; man brauchte sie so, wie Columella von seinem Cozsiligo vorschrieb,

.4) Vegetius Renatus scheint zu der ange- ‚zeigten Verwechslung Anlals gegeben zu haben, in- ‚dem er angibt, dals Consiligo auch Pulmonaria 86- nannt werde {de mulomedicina IH. 2.).

* Aquilegia vulgaris? (587). Ancholia,

Hülsenpflanzen,

* Genista sagittalis (772). Genistella.

* Ulex europaeus (285). Juncus marinus,

* Ononis spinosa (650), Resta bovis Sehr gut beschrieben.

* Phaseolus vulgaris (520), Smilax bortensis, Ruellius vergleicht im Kapitel von dieser Pflanze die Blume der Erbse vielleicht zuerst mit einem Schmetterlinge (llore papilionis forma). Tourne- fort hat delshalb Unrecht, wenn er sagt, dafs die- ser Ausdruck zuerst bei Cordus vorkomme,

* Orobus inberosus (805), Cicer montanum vel zusticum,

ı

120

* Lathyrus Cicer (442). Cicerola.

* Lathyrus sativus (441). Cicercula.

* Lathyrus tuberosus (873), Chamaebalanüs.

* Ficia Faba (444). Faba.

* Ervum Ervilia (455). Erviliaa Ruellius spricht von den gefährlichen Eigenschaften der Pflan- ze, dieübrigens schon Palladius Rutilius kannte.

* Medicago sativa (521). Burgundiense foenum. * Tumarindus indica (285), Oxyphaenix, Ofli-

cinae a barbaris edactae thamarindos appellare di.

dicerunt. Guttiferen. * Hypericum perforatum (765), Merba pexforata aut mille pextusa, herba divi Joannis, Geranien. * Erodium eieutarium? (742). Pastoris aous.

* Geranium columbinum (Ibid.), Pes columbinas

x Geranium robertianum (839). Herba robertina. * Oxalis Acetosella (736) Acidum txifolium, pa- nis cuculi, Alleluya,

Jonidien.

* Piola trieolor (595). Pensea, Sehr gut be

schrieben.

Caryophylleen, * Dianthus Caryophylius (612). Ocella, ab odor® Garyophyllea. Die von Ruellius pag. 768. unter dem Namen Zunicum ganz kurz beschriebene Pllan-

ze, gehört wohl auch hierher, vielleicht aber auch _

zu Tagetes.

* Dianthus barbatus (768), Barbarica s, Armerid, |

127

X Lychnis flos Cuouli (606), Odontides vulgo Foenaria,

* dgrosiemma Girhago (58:1). Anthemon Tolio- sum, doctis propius githago vel nigellastrum vo. caretun

* dgrostemma Coronaria (750), Lychnis coro- 'naria Galli, Candelariam vocant,

Portulaceen.. ,

* Corrigiola litioralis (770). Corigiola et centi- nodia mäs, Diefs ist höchst wahrscheinlich die erste Nachricht von dieser Pilanze, welche lange nach- her C, Bauhin im Prodromus beschrieb; übrigens ‘gehört dahin auch die Centinodia maritima des Cäsalpin (IV, 36).

Grossularien,

‚Ribes Grossularia (283). Grossula.

' Rosaceen,

‚Rosa rubiginosa (330). Englenterii,

* Potentilla reptans (795), Pentaphylion,

* Tormentilla erecta (601), Heptaphylion. Gal- lis tormentilla,

* Geum urbanum (780). Caryophyliata, qnam vulgus nostrum Sanam’ mundam, aliqui herbam be- nedictam appellant.

* Rubus frulicosus (798). Ronce.

*% Rubus caesius (Ibid.). Catherinae:

* Rubus idaeus (}bid,), Frambescia.

* Spiraea filipendula (606). Filipendula.

* Mespilus germanica (25%). Mespilus,

Sorbus aucuparia (281). Ornus, fresna campestris,

* Crataegus Oxyocantiha (642), Spina alba,

128

I, Botanische Notizem Wir erhalten so eben die Dubletienverzeichnilse der Gewächse des Hamburgischen botanischen Gar- tens, und die Naebricht, dafs diese Dubletten zum

Besten der Anstalt von dem dortigen botanischen Gärtner verkauft werden, Wenn wir uns einer-

seits über die grolse Anzahl interessanter und zum Theil noch wenig verbreiteler Gewächshauspflan- zen freuen, die dieser, noch so junge Garten, schon anzubieten vermag, so ist- es uns andrerseits ange- nebm gewesen, zu bemerken, dafs die Preise der- selben sehr billig gestellt sind.: Bei der Lage von Hamburg lälst es sich erwarten, dafs der dortige Garten auch fernerbin nicht allein sehr bald im Besitz der neuesten und merkwürdigsten Gewächs-

formen seyn werde, welche aus den englischen’

Gärten hervorgehen, sondern der rege merkantili- sche Verkehr, dessen sich Hamburg nach allen En-

den der Welt zu erfreuen hat, und die ausgedehn-

ten Verbindungen des Hrn, Professor Lehmann in enilegenen Weltgegenden, berechtigen zu der Ex- wartung, dals der Hamburgische botanische Garten

auch ferner direct ‚viele neue Pflanzen erhalten,

werde, Wir glauben daher, den Freunden der Pilan-

zenkunde einen Gefallen zu erzeigen, indem wir sie

auf die besagten Verzeichnilse aufmerksam machen. UN, Ehrenbezeigungen

Dem Herrn Präsidenten Nees von Esenbeck

ist der königl. preulsische rolhe Adlerorden ver-

liehen, und der Herr Garteninspektor Otto hat das

königl. preuls. Ehrenzeichen erster Klasse erhalten.

m -

Flora

oder

. Botanische Zeitung.

Nro, g. Regensburg, am 7. März 1826, ;

*

lL Aufsätze,

2. Das Schneeglöckchen. Galanthus ninalis.

I kenn’ ein Glöcklein, lieblich zart, Durch weilsen Schmelz verschönt, Das leise nur, doch wunderhar, Durch’s Reich dex Lüfte tönt, Ein Glöcklein ist’s aus Flor gewebt, Das jedes Herz mit Lust belebt,

rn

Bescheiden hängt das Glöcklein nur An einem grünen Band, Das die Natur mit zarter Kunst Ihm um das Hälschen wand. Und wenn die Luft das Glücklein schwingt, Es licblich durch die Fluren klingt.

area ren m

Und schöne Zeit verkündet es Mit. seinem Silberton ; Denn wifst, es naht im Feyerzug Der holde Frühling schon, Mit seiner Hand das Erdenreich Zu segaen, einem Gotte gleich.

Und kaum vernimmt den Wunderklang "Der Blumen duftend Chor, N Da eilt es aus dem Kämnerlein ' Gar schnell an’s Licht hervor,

Und drängt, mit Schünheit angethan, Zum Früblingseinzug sich heran,

Und sich’, in Reihen folget nun, Dem Jicben Glöcklein hold, Des Leberblümebens reines Blau, D Und der Ranunkeln Gold, % Und lieblich würzt als Opferduft "Das Veilchen 3) schon die laue Luft. .

Ban en nem

Und bunter stets und schöner stets F Kommt schon der Zug heran; Die Maaslieb4) da, die Primel5) dort, Und hier die Tulipan, Und ‚such 'der Anemomen? Weils Schlielst freundlich sich zum Blumenkreis,

Und immer weiter dehnet sich Der Blumen duftend Heer, Kaum bört man noch den süssen 'Ton Des Silberglückchens mehr; Nur, leise noch der Laut 'erklingt, Der sich aus diesem Glöchchen schwingt.

nennen

ı) Hepatica triloba. 2) Ranımculns Ficaria, 3) Yiola odo- rata, 4) Bellis perennis. 5) Primula veris. 6) Tulipa sylvestsis. 7) Anemone ncmorosa,

131

_ Und endlich wenn der Frühling kömme Iu seiner Herrlichkeit,

Verstuinint das Glöcklein ganz und gar Auf lange, lange Zeit, |

Und schliefst sich in sein enges Hann, Und ruht von seiner Feyer aus,

'Radda,

2. Colehieum patens, eine neue Pflanzen - Species; beschrieben von Hrn. Dr. C. F. Schultz,

Als ich im vorigen Herbst in dem Garten tmei- , nes verehrten Freundes, des Hrn. Predigers Hen- nings zu Richhorst mich an dem herrlichen Flor des Colchieum autumnale L,. ergötzte, bemerkte ich in dem Wald von Blnmen einige, die durch Gröfse und Haltung sich vor den übrigen auszeichneten. Da ich die(s meinem Freunde bemerklich machte, sagte er mir, dals er diese Exemplare bereits seit einigen Jahren als merkwürdige Spielart kultivirt habe, dafs sie alljährig um 8 ı4 Tage früher hlühten, alä das gewöhnliche CO, autumnale, und dafs auch die Blätter ihm verschieden geschienen hätten. Ich verglich nun beide Blumen - Formen genauer, und fand bald, dafs sie in wesentlichen Theilen von einander abwichen; zu einem vollstän- digen Uxtheil bedurfte ich jedoch auch noch der Blätter. Nachdem ich nun auch diese untersucht, und sie von den Blältern der gemeinen Zeitlose eben so abweichend befunden habe, als die Blu- men, trage ich kein Bedenken, diese Pllanze als eigene Art aufzustellen, indem ich mir schmeichle,, dafs die nachfolgende Beschreibung diefs rechtfer-

Ia

192

tigen werde; Zu besserer Vergleichung lasse ich die veränderte Diagnose des C, auiumnale vorangehen. Colchicum azxtumnale L.

C. corollae laciniis lanceolatis acutiusculis con- niventi- erectis, stigmalibus stamina aequantlibus, fo- liis lineari - lanceolatis acnminatis flaccidis.

Colchicum patiens 9.

C. corollae laciniis spathulatis obtusiusculis pa- tentibus, stigmatibus, quam stamina, duplo longiori- bus, foliis oblongo - elliptieis obtusiusculis subun- dulatis erectis,

Die Einschnitte der Blumenkrone steben bei dieser ‚Pflanze gleich nach dem Aufblühen sperrig auseinander, sind nach vorn hin breiter. und stum- pfer, als nach dem untern Ende, also umgekehrt ey - lancettförmig, oder spathelförmig, und sind hin und wieder mit einzelnen blasseren unregelmälsigen Flecken gesprenkelt; die Stigmata stehen sperrig aus einander, sind -fadenförmig und ragen weit über die Staubfäden, zuweilen sogar über die Blumenkrone ‚bervor, Die Blätter sind 3 5 Zoll breil, in der Mitte ein wenig bauchig, an der Spitze stumpf, der Länge nach mehrfach gefaltet, am Rande wellenförmig, aber so wenig, dals diels im trocknen Zustande kaum zu bemerken ist, und stehen aufrecht. Bei C. autumnale sind dagegen die Einschnitte der Blu- menkrone lancetlförmig, oft fastlinienförmig, gegen die Spitze hin verschmälert, und stehen immer auf- recht, fast zusammengeneigt; die Sligmata stehen enge beisammen, sind gewöhnlich nur von der Länge der Staubfäden, und ragen nur selten ein wenig über

*

155

diese hervor; die Blätter sind viel länger und schmä. ler, lang zugespilzt, glatt, stehen sperrig aus einan« der, und hangen mit den Spitzen schlaff herab.

Früchte hat jene Pilanze in dem erwähnten Gar- ten noch nie gezeigt, obgleich das CO. auturmnale da. selbst alle Jahre häufig Früchte und reilen Saamen bringt. Hr. Prediger Hennings ‚hatte diese Pllanze vor mehreren Jahren von dem Hın. von Berg auf Neuenkirchen, einem unserer kenntnilsvollesten Blu- menfreunde, mit dem Beifügen erhalten: dafs sie sich, als merkwürdige Spielart, fortwährend von CO, au- - tumnale verschieden bewährt habe; die Pflanze ist also schon mehrere Jahre als selbstständige Form beobachtet worden. 5. Einige Bemerkungen über den jetzigen Zustand

der Algologie,

In seinem neuerlich erschienenen Werkehen: Plantae homonemeae, Lundae 1825, hat der schwe- dische Botaniker Fries ein Urtheil über den jetzi- gen Zustand der Algologie gefällt, welches wenig- stens zu vieler Milsdeutung Anlals geben kann: Ob- servatum tamen volui, sagt er, studium algarum aqualicarum in eodem atatıu esse ac fungorum ante centum, et Lichenum ante quinguaginta annos. lc pag. 61. Micheli, der Stifter der Mykologie, als ‚Wissenschaft, gab sein vorixeflliches Werk, Nova Ge= ‚nera, erst anno 2729 heraus, Vor ihm war Alles in der Pilzkunde chaotisch und ohne Grundsätze zusammengestellt, keine festen Gattungen, keine kla- ‘re Begriffe von den Theilen waren noch da, Selbs mehrere Jahre nach Micheli schrieb Linn&, doch

154

woll nicht ohne Absicht, über seine eigene Un- kunde auf diesem Gebiete einen leichten Schleier zu ziehen, dafs die Pilakunde Opprobriumm scienliae sey. Die Algologie uber sollte also jetzi noch iu dem Zustande der Mykologie vor Micheli seyn? Diese Behauptung dürfte sich doch wohl nicht su strenge nachweisen lassen. Man muls die Lehre

von den Algen, so wie die Mykologie selbst, von Miclreli aus datiren. Er beschäftigte sich nicht nur mit den Pilzen, sondern gleich Hleilsig und ge- nau anch mit den Algen. Ausser dem, was mal von ilım in seinen Novis Generibus darüber findet, halle er auch ein grofses Werk über diese Familie vor; die Zeichnungen dazu liegen im Banksischen Musäum, Schon .also im, Anfange ihrer Entwicke- lung wurden die Algologie und die Mykologie zu- sammen bearbeitet; sie waren Zwillingskinder eines

und desselben Vaters. Gleichzeitig mit Micheli war Buxbaum, aber sein Werk kanı später her-. aus. Er beschäftigte sich viel mit den Pilzen, aber eben so sehr mit den Algen. Er beschrieb mehrere. und bildete sie ab, Noch lebten und spielten die Kinder froh zusammen. Aber bald wurden sie ver- schiedenen Führern anvertraut, und J. C, Schäffer nalım sich der Mykologie an, in derselben Zeit, als 5. G. Gmelin die Algologie sorgfältig pflegte. Wir möchten gerade Schäffern nicht den Vorrang vor Gmelin geben; die Algologie zeichnete sich schon damals durch ihre Tendenz zu physiologischer. Be- trachtungsweise aus. Nach dieser Zeit wurden die

Geschwister in größsere Zirkel geführt; beide wur-

155.

den allenthalben gefeiert und geliebt; die Mykolo- gie hatte wohl melırere Freunde, aber ihre Zwil- lingsschwester hielt sich um so inniger an den ih- . rigen fest: Linne liebte sie melır, Mit jener 1ch.. ten Batsch, Holmskiold, Tode, Bolten; diese war nach England gewandert, um bei Lightfoot and Hndson weiter ausgebildet zu werden; aber sie wendete sich über Dänemark; wo sie O. F.Mül ler besuchte, wieder nach Deutschland: da schlofs sie sich meistens mit Roth und Mertens ein. Danıı ward ihr Turner ein liebevoller Pflegevater, und Agardh rief das holde Kind an, welches von Van- ‚„ cher und Lyngbye schöne Gaben erhalten hatte,

und horchte auf seine Beden, die ihm bisweilen Wnnderdinge offenbarten. Doch genug von Alle» gorie! Wir gehen zu. dem Einzelnen über. Die Fortschritte der botanischen Wissenschaft betreffen entweder bestimmte Kenntnifs der Arten, oder ihre systematische Aufstellung, oder auch Untersuchun- gen der Phänomene des Pilanzenlebens. Wie die Kenntnifs der Algenarten in dem letzten Jahrhun- dert zugenommen, ist wirklich zu bewundern, wenn man die Schwierigkeiten in diesem Felde kennt. Die Zahl der bekannten Algenarten kommt mit der der Lichenen überein, obgleich dem Studium der letz« _ teren bei weitem gerihgere Schwierigkeiten in den Weg treten, und es ist jetzt beinahe eben so selten, dafs man nene Arten von Algen in Europa entdeckt, als Glieder von anderen am meisten beobachteten Familien. Durch die Bemühungen Turnaer's, Dill- wyn’s,Both’s,Sowerhy’s, Lamonroux’s, Lyng-

ı56

bye’s und des treflichen Mertens sind die Arten selbst zu einer Gewilsheit, gekommen, dafs man nur gute Mikroscope und gute Bücher haben muls, um die Algen mit derselben Leichtigkeit zu bestimmen, wie irgend welche andere Pflanzen. Es ist wahr: man findet eine drückende Menge von Synonymen, aber diese rühren doch vielmehr ‘von Veränderung der Gattungsnamen, als von Milsgriflen rücksicht- lich der Arten her, während dagegen in der My- kologie die Menge der Synonyme von Unbekannt- schaft mit den Arten der Vorgänger oder von Ver- wechselung der Arten herzurühren scheint.

Was die systematische Anordnung betrifft, so ist nicht zu läugnen, dafs mehrere der hierin au-

gestellten Versuche mißsglückt sind, die Arten und‘

Gatinngen in Familien zu bringen, Schr dankens- werth aber und zu rühmen ist Agardh’s Leistung auf diesem Gebiete, und fast scheint es, dafs der Tadel, welchen Fries über den Standpunkt der Algologie aussprach , nicht so ernst gemeint seyn könne, weil er selbst seines Landsmannes System ‘annimmt, und es, wie er selbst. gesteht, nur inver- tirt, um es so besser seinen eignen Ansichten an- zupassen. Die Veränderungen, die er damit vorge- nommen, betreffen ausserdem entweder nur Namen,

oder können vor Jedem, der die Algen in der Na-

’iur und. nicht nach Abbildungen studirt, nicht be- siehen, Agardh’s Anordnung liegt ein tiefes Na- turgefühl und eine richtige Ansicht von dem Le- bensprozesse der Algen zu Grunde, und was ex in dieser Beziehung für die Charakteristik der Gatlun-

157

gen gethan hat, verdient den wärmsten Dank der Zeitgenossen, denen es nicht verborgen geblieben ist, wie schwer Untersuchungen im Gebiete der Al- gen sind. Ja, obgleich wir der Meinung sind, dafs mehrere der Agardh’schen Gattungen noch redu- cibel sind, halten wir doch seine Leistungen im Fache der Gattungen für wichtiger und rühmlicher, als die in Beziehung auf die Arten, zu deren durch- greifender Kenntnils die jahrelange ruhige Betrach- tung und die ausgebreitete Erfahrung eines Mer- tens gehört, der gewils unter allen lebenten Bo- tanikern hierin die gediegensten Kenntnilse besitzt, und die Klasse der Algen mit einer Kenntnils des Einzelnen beherrscht, wie diefs vielleicht Niemand von den Pilzen, von den Flechten aber nur Flörke sich zutrauen darf,

Die physiologische Seite ist unstreitig die schön- ste des Algenstudiums. Schon im Anfang der Be- arbeitung der Algologie brachte man physiologische Fragen auf die Bahn, Reaumur, Marsigli, Do- nati, Gmelin stritten über die wahre Bedeutung der Theile; später verdanken wir die trefllichsten Beobachtungen einem Treviranus, Weber und Mohr, und endlich dem zweiten Vater der Algo- logie, Turnern, dessen Analysen von der Fructi- fication der Algen zum "Theile Muster für solche Untersuchungen genannt werden müssen. Die Fort- pflanzung selbst ward hier weniger Geheimnils, als in der Mykologie, wo wir, wenn wir Ehren- berg’s schöne Untersuchungen ausnehmen, noch solehe Leistungen vermissen, wie sie Vaucher über

158

die Conferroidern, yon Martius und Stackhouse über die Zucaceen bekannt machten.

Durch die Untersuchung der Algen bekam das vegetabilische Leben eine neue Beleuchtung. Gruit- buisen und Nees v, Esenbeck bemerkten die Umwandlungen, welche bei den Algen statt finden;

Bang, Agardhk, Hornschuch, Märklin, Wieg-

mann u. A. bestätigten und erweiterten solche Er- fahrungen, wodurch allmählig der Lehre vom Ve- getationsprozels eine ganz neue Ansicht gewonneit wurde. ‘Wenn auch die Folgerungen, die man aus jenen Beobachtungen zu ziehen hie und da geneigt ist, einer Einschränkung bedürfen, so läfst sich doch nicht verkenuen, dafs auch die physiologische Seite der Algologie mit Glück und Vortheil angebaut wor- den ist; Alles Gesagte zusammen genommen aber, ınufs das oben angeführte Urtheil des schwedischen Botanikers zu hart erscheinen. Wir wollen viel- mehr bedenken, dafs die Lichenologie, welche er

10 weit gegen die Algologie vorgerückt glaubt, erst

durch die neuesten Bemühungen eines Meyer und Wallroth jene allgemeinere physiologische Würde und Bedeutung erlangt hat, die auf den von. Acha- sius und seinen Nachfolgern beiretenen Wegen nie- mals gefunden werden konnte, ja ganz ausser dem Bereiche der damaligen Bestrebungen lag, und s0-

mit einer jeden Zeit und jeder Bemühung dankbar

und billig ihr Recht widerfahren lassen ! ‚WM Botanische Notizen, ‚Anagallis enerulea. Dex Streit oder die Bedenklichkeit, ob Anagallia

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159

eoerulea wirklich eine haltbare Species soy dürfte vielleicht, wenn auch nicht so schnell, doch gewils sicherer, durch nur kurze Zeit fortgesetzte Beobach-. tungen in der freien Natur, als durch die künstli- chen Mittel gehoben werden, welche der Hr. Verf. der Recension der Flora Berolineusis (Flora od. bot, Zeit. Nr. 4. $. 52.) zu diesem Ende vorschlägt, Ich will delswegen das. Wenige, was ich beobachtet habe, hier als einen kleinen Beitrag niederlegen.

Um München, Bergen bei Traunstein und um Bodenwöhr, wo ich überall mehrere Jahre verweilte. und deilsig botanisirte, babe ich diese Pflanze nie gefunden ; überhaupt kann ich mich nicht erinnern, sie öfter als höchstens 3 oder 4 mal auf meinen Wan... derungen durch Bayern bemeikt zu haben. Und dann bestand meine Ausbeute nur aus einem ein- zelnen oder einigen äusserst sparsamen, ganz nalıo aneinander gedrängten Individuen.

im Jahre 1809 machte ich von Amberg aus durch das Vilsthal eine Fufsreise über Leidersdosf nach Ensdorf. Zwischen diesen beiden Oertern führte mich der Weg an einem kleinen Acker vorbei, wel- cher mit Waitzen. bebaut war, und ein Neubruch zu seyn schien. Der Grund war, vermuthlich we- gen dem gleich unterhalb liegenden gauzen Gebir- ge, sehr seicht aufgerissen und, wie der der mei- sten Felder an den Gehängen des Vilsihales, Ge- rölle von Flötzkalk mit kärglichem mergelartigen ‘Thone untermengt. Dafs er gedüngt worden sey, kunnte man deutlich unterscheiden, nicht aber mit welcher Art des Düngers, Die Halıme waren eben

ı40

nicht schr zahlreich, dagegen ihre Aehren laug und strolzend. Unter diesen hatte sich ein blendend

schimmernder Teppich von Anagallis coerulea über

die ganze Oberfläche des Ackers ausgebreitet, Nicht ein einziges Individuum von dnagallis phoenicea (oder meinetwegen, obschon ich nicht weils, wa- rum? A. arvensis) war darunter anzulreilen. Da- gegen stand ‚diese eben so häulig rings umher, und nirgend konnte ich ein Exemplar der ersten finden.

Bis 1811 wiederholte ich die Beise in jene Ge-

gend alljährlich zu verschiedenen Malen; allein ver-

gebens suchte ich von nun an .auf diesem Acker nach 4. coerulea, obwohl sie im Vilsthale über-. haupt nicht zu den seltenen Pflanzen gehört. Da- für kam aber standhaft 4. phoenicea aul demselben eben so häufig, und zwar ausschlielslich, vor, Soll dieses nicht auf eine blos zufällige Ursache ‚der Farbeveränderung hinweisen? ?

Man hat zwar zur Begründung der speeifischen Verschiedenheit nach und nach allerlei Unterschei- dungs - Merkmale zusammen gelesen, Angenommen, aber. nicht zugegeben, dafs sie standhaft und bedeu-

tend genug wären was ich zu bezweifeln mich

"berechtiget glaube um hierauf eine solche '[ren- nung zu stützen; so sind sie, wenigst die mir be-

kannten, einzeln und insgesammt doch keineswegs "

von der Normal. Form so weit entfernt, dals mar sie nicht, ohne die mindeste Gewaltthätigkeit, wie bei so manchen andern ungleich weiter abstehen- den Unterarten und Varietäten als Wirkungen von

Be

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der nämlichen Ursache, hier von der Ursache der Verfärbung ableiten könnte. Amberg. , v. Voith, ML. Berichtigung.

In Nro, 40. der Flora vom 28. Oct, ı825, fin- det sich ein Aufsatz über eine beobachteie abnorme Ausbildung eines „Siaubbeutels“ auf der Lippe von Orchis coriophora und Ophrys Arachnites, Es ist diefs aber keine Anthere, sondern der gestielte ei- genthümliche wachsartige Pollen dieser Familie, der sehr leicht ans dem Staubbeutel hervortrilt und sich an den nah liegenden Theilen der Blüthe, zu- weilen auch auf den Blättern hit ‚seiner klebrigen Drüse an dem Ende des Stielchens (retinacalum) anheftet. Besonders häufig findet man diese Er- scheinung bei Orchis bifolia (Habernaria) wo die beiden relinacula, wie bei einigen ‚nah verwand- ten Gattungen vollkommen gelrennt sind. Wie kann man diesen ausgezeichneten Pollen, -der am 0. genau und richtig beschrieben ist, für ein Stamen oder einen Staubbeutel erklären? Wir er- innern hiebei an das, was Rob, Brown und spä- ter Richard treflliches über die merkwürdige Struk- tur der Orchideen - Blüthe geschrieben haben und was keinem Botaniker fremd seyn sollte,

IV, Neue Schriften,

Von den deutschen Brombeersträuchen ist das sechste Heft und von der vollständigen Sammlung offieineller Pflanzen das ı4te Heft erschienen,

Von dem scharfsichtigen Kenner der Schriften der ältesten Botaniker; Hın, Dr, und Prof, Dier-

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bach in Lleidelberg ist so eben bei Karl Groos erschienen: „Beiträge zu Deutschlands Flora”, ge-

sammelt aus den Werken der ältesten Pflanzen-

Forscher. Mit dem Bildnisse des Hieronymus Tragus. . \

Von Hrn. Garteninspektor Hartwig in Carls- 'xulie haben wir erhalten: Hortus Carlsrubanus oder Verzeichnifs sämmtlicher Gewächse, welche in dem grofsherzogl, botan, Garten zu Carlsruhe kul- tivirt werden, nebst dem Geschichtlichen der bolan. ° und Lustgärten von 1530 1825. und einem $i- Auntionsplan im Grund und Aufrifs und im Durch- schnitt von sämmtlichen Gewächsbäusern. - 303 Sei- ten in 8,

Von Sturms Deutschlands Flora erster Ab- theilung ist das 44 46 Heft fertig geworden,

Von Gaudins ausführlicher Helvetischen Flora ist bereits der erste Band unter der Presse,

Von Persoan’s Synopsis plantarum wird die aweile Auflage ganz bestimmt zu Stande kommen, Sie wird von Kunth besorgt und in Paris gedruckt.

Graf von Sternbergs naturhistorische Reise, von Prag nach Istrien im Jahr 1825, wird als Bei- Inge zur Flora 1826, ersten Bandes, erscheinen,

Observationes Bryologicae a, Dr. C. F.Schuliz, Particula prima, wird der Fortsefzung der Sylloge ‚plantarum einverleibt werden.

V. Ankündignngen. Sammlung schönblühender Gewächse in lithogra- phirten Abbildungen für Blumen - und Garten- freunde mit Beschreibungen und vollständiger

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‚Angabe der Kultur; von Dr. Nees von Esen- beck d,J, und W. Sinning, Universitäts Gärt- ner in Bonn. In der lithographischen Anstalt

Arnz et Comp, in Düsseldorf.

Die Verfasser gedenken unter diesem Titel ein Werk zu bearbeiten, mit dem sie einen doppelten, Zweck zu erreichen hoffen. Sie wünschen näm- lich, erstens die Freunde der Garten - Kultux da. durch mit den schönern Zierpflanzen möglichst ge- zau bekannt zu machen, die Auswahl und Anschaf. fung der Gewächse, wobei man leicht durch einen vielversprechenden Namen getäuscht wird, au er- leichtern,. und ihnen andern Theils die Mittel an die Hand zu geben, wie sie bei der Kultur dersel- ben zu verfahren haben, um sich den Besitzes einer Menge der herrlichsten Pilanzen erfreuen zu kön- nen. Sie werden hierbei sowohl auf die im Freyen ausdauernden Pllanzen, als auf solche Rücksicht nehmen, die einer sorgfältigern Pflege in einem _ kälteren oder wärmeren, Gewächshause bedürfen.

Dieses Werk soll in Heften mit ı6 lithogre- pbirten Tafeln in grofs royal Folio, und einem voll- ständigen Text, der des bequemeren Gebrauchs we. gen, in Quaxt gedruckt, beigegeben wird, erscheinen,

Die Abbildungen werden unter den Augen der Verfasser von geschickten; und geübten Künstlern mit möglichsier Sorgfalt nach der Natur ausgeführt, und die unterzeichnete Anstalt wird überhaupt das. Ganze auf eine angemessene Weise auszustal- ten suchen.

Zur Erleichterung der Anschaffung soll das

4

144 | | .

Werk sowohl’ mit schwarzen als ausgemalten Ab- bildungen, und im Subseriptionswege herausgege- ben werden, j \

Da sich die Gränzen eines solchen Werks schon seiner Natur nach nicht bestimmen laßsen, so sub- Soribirt man auf eine Centurie in ı0 Heften, von welchen, in so weit es die kunstgerechte Ausfüh- zung und die Mufse der Verfasser erlaubt, jährlich

.3— 4 Hefte erscheinen sollen, Der Subseriptions-

Preis ist für jedes Heft mit schwarzen Abbildungen zu ı# Thlr. und mit illuminirten zu a& Thlr, festgesetst.

Wer die Mühe des Subscribentensammelns über- nimmt, erhält das zehnte Exemplar gratis,

Der Subseriptions- Termin bleibt bis zur Oster- messe offen, später wird ein höherer Ladenpreis eintreten.

Das erste Heft ist bereits ausgegeben,

Düsseldorf, 1826, Arnz et Comp,

Mit Vergnügen eröffnen wir hiemit eine Sub- scriplions - Liste des vorstehenden Werkes für das ganze südliche Deutschland, und werden alle ein- gehenden Bestellungen, eben so wie die Versendung der Hefte, mit möglichster Ersparung der Koslen achnell zu besorgen suchen,

Gleichermalsen zeigen wir an, dals wir im Be- sitze von vollständigen Exemplaren von Reichen- bach’s Icones plantarum, sowohl mit schwarzen als illuminirten Abbildungen, uns befinden, und solche nach Verlangen benachbarten Botanikern oh- ne Anstand zur Einsicht anvertrauen werden,

Die Expedition der Flora.

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro. 10, Regensburg, am ı4. März 1826.

I. Recensionen

Hortus botanicus A. Academiae Monacensis, seu horti botanici, qui Monachii floret, historia bre- viter enarrata, et praesens conditio descripta. Programma, quo praelectiones de re herbaria per semestre aestivum habendas indicit Dr, C.F. Ph, de Martius, R. Ord. Civ. Equ. Acad. Reg, Liter. Monac. Soc. Horti Condireotor et Conservator se= eundus. Monachii ı, Maji 1825, 4. 28 $, Text nebst 2 Steintafeln.

E, wäre gewils jedem Freunde der Wissen- schaft höchst erfreulich, wenn wir nach und nach von allen, oder doch von den vorzüglichsten Gärten Deutschlands, ihrer Gründung, ihrem Aufblühen und ‚gegenwärtigem Zustande durch die Gelehrten selbst, die an der Spitze dieser Anstalten stehen, auf ähn- liche Weise, wie hier von dem Münchner Garten, Kunde erhielten, Manche guten Einrichtungen in Hin- sicht auf die Kultur der Pilanzen würden dadurch bekannt, manche Fehler gebessert und der Wissen- schaft auch durch die genauere Bestimmung der Grän- zen, wo gewisse Pilanzen nicht mehr im Freyen aus-

K

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dauern, durch korrespondirende Beobachtungen der Zeit des Ausschlagens, der Blüthe und Fruchtreife, wichtige Aufschlüfse geliefert werden. Das oben erwähnte Werkchen kann gewifs als Muster solcher Mittheilungen aufgeführt werden! Der Hr, Verfasser, der fast seit der Gründung des Münchner botanischen Institutes an dessen Leitung den thätigsten Antheil genommen, später auf seiner grolsen Reise durch Bra- silien demselben die kostbarsten Schätze, dessen es sich zu erfreuen hat, erwarb, und nun mit dem elır- würdigen Hrn, Geh. Rath v. Schrank die Direklion des Ganzen theilt, hat darin alles aufgeführt, was dem Freunde der Wissenschaft interessant seyn kann. Wir dürfen jedoch, um die Gränzen dieser Anzeige nicht zu überschreiten, nur in gedrängter Kürze den

Inhalt angeben, um nur bei den jetzt, bei herannahen-"-

dem Frühlinge eben wieder besonders zu beherzi- genden Vorschlägen des Hrn, Verf, zu korrespondi- ‚renden Beobachtungen über den Anfang und die Dauer der wichtigsten Vegetations-Epochen in verschiede- nen Gegenden u, s, w, etwas verweilen zu können.

Das ganze Werkchen zerfällt nach einer kurzen

Einleitung in folgende Kapitel: 1. Geschichte des Gariens.

Derselbe wurde bei Restauration der Akademie der Wissenschaften i.J. 1807 anzulegen beschlossen, ı809 die dazu nöthigen Grundstücke erkauft, nnd sodann wurden die Arbeiten von dem verstorbenen Gartenintendanten v.Sckell so thätig geleitet, dals im Frühjahre 1813 das ganze Institut auf eine, der Grofsmuth und dem hohen Sinne für alles Schöne

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und Gute seines erhabenen Stifters, des höclistseligen Königs Max Joseph, vollkommen würdige Weise in seiner äußern Ausstattung vollendet war, Der schlechte Boden hatte viele Schwierigkeiten in den Weg gelegt, Nicht weniger als 80,000 Fahren Erde waren nöthig gewesen, um den Pflanzen einen an- gemessenen Standort zu verschaffen. Der Gaxten, in Form eines länglichten lateinischen D ı2%$ bayer, Tagwerk umfassend, ward in 44 Quartiere für die im Freyen ausdauernden Gewächse getlieilt, von wel- chen ı4 an der Peripherie des Bogens für Bäume und Sträucher, die übrigen 30 in Form einer Ellipse die Mitte einnehmend für krautartige Pflanzen, und zwar 23 für perennirende, 2 für zweijährige, 4 für annuelle, ı für Wasser- und Sumpfgewächse be- stimmt wurden. Die grofsen Glashäuser laufen in einer Fronte- am mittleren Bogenstücke im Norden hin. Die Direktion Mes so gegründeten Institutes erhielt Hr. Geh. Ratli v. Schrank, unter dessen Leitung der innere Reichthum desselben eben so schnell stieg, als seine äulsere Herstellung vollendet worden war, Die Revenüen des Garlens waren im Jahre ı8ı9 von der Allerhöchsten Stelle auf 5500 fl. festgesetzt worden, in neuerer Zeit wurden sie, frei- - ‚lich nicht ohne Nachtheil des Institutes, noch be- twächtlich vermindert, 2, Lage und Klima der Gegend von München.

Die beträchtliche Höhe über der Meeresfläche (1626 F.) und die Nähe der Alpen machen die Ge- gend rauler, als sie vermöge ihrer geographischen Breite seyn’ sollte. Die mittlere Wärme der Luft

-Ka. n

u

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{st nach verschiedenen Angaben zwischen ++ 7, 27 und £ 7 87° R., die der Quellen auf + 7, R. festzusetzen. Das Mittel aus den Maximis der Kälte während ı7 Jahren ist ı2, 44, aus denen der Wär- me + 25,02. In einzelnen Fällen fiel das Thermo- meter schon bis 20° und stieg bis + 26° R. Mitt- lere Barometerhöhe bei + 10° R, und 36 F, über dem Boden == 317, 525 par. Linien. Die herr- schenden Winde, ihre Temperatur und Einflufs auf, die Witterung werden nun ausführlich angegeben, und unter andern des merkwürdigen Umstandes gedacht,

dafs diein Bayern nicht seltenen Hagelwelter bestimm- te Linien (Schauerlinien, Schauerstriche) einhalten, so Zwar, dafs die dadurch vorzugsweise bedrohten Distrikte defshalb sogar geringere Abgaben zahlen.

3. Bodap. .

Der Boden der Münchner, Gegend besteht gröls- teniheils aus sehr mächtigen, Schichten von Kalk- steingeröllen mit wenigen Urgebirgstrümmern ver- mischt. An den höhern Orten geht zum Theil Na- gellluhe zu 'Tage aus, und hie und da finden sich Thonlager an der Oberfläche. Die ganze Gegend bildet einen Theil der ungeheuren Schuttanhäufung, die vom nördlichen Abhange der Alpen an gegen die Donau eich erstreckt, Auf diesen Gerölllagern hat sich eine Decke von höchstens 6 8 Zoll magerer Dammerde abgesetzt, die, sich selbst überlassen, nur eine dürftige Haidevegetation hervorbringt. In den niedrigsten Gegenden der Thalsohle gehen diese Hai-. den in grolse Torfmoore oder Möser, wie der Land- mann sie nennt, über, deren manche mehrexe Mei-

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len grofs sind. Die höheren Distrikte, besonders oberhalb München, leiden (da die Feuchtigkeit zu, schnell durch das lockere Gerölle durchsickert) häu- fig Mangel an Wasser. Die früher hier bestande.. nen grolsen Laubwälder gehen jetzt grofsentheils in . Nadelwälder über. Der geringe Ertrag der Feld- Trüchte (an Haber das dreifache, an Korn das sechs- fache, an Waizen und Gerste das fünflache der Aus- saat) beweisen noclı mehr die Sterilitäl der Gegend, welehe nur in der Schnelligkeit, womit unbebaute, Gründe von einem dichten, aber kurzen und trock- neu Rasenteppich überzogen werden, einige Ausnah- me zu leiden scheint, Die Erde des botan, Gar- tens selbst ist, wie schon erwähnt, durch Kunst sehr verbessert, und fast zu fett, Die chemische Analyse derselben zeigt jedoch, d.ls auch sie zu viel Kalk-, zu wenig Thon - uf Kieselerde - Gehalt besitze. Der Mangel an Kieselerde und der starke Säurege- halt des Bodens zeigt sich besonders nachtheilig für die Kultur der Pllanzen, die sülsen, mit Quarzsand gemischten Grund verlangen, wie z, B. die Zuca- Iypti, Ericae, Proteae u. 8. w., so wie für die, Er- ziehung vieler andrer aus Saamen, z, B, der Mela- stoma- und Ahexia-Arten u. s, w. Alle übrigen Pflanzen gedeihen hingegen sehr gut, ja üppig, wie jährlich an dconitum- und Delphinium- Arten viele bandlörmige Stengel (caules fasciali), häufige Pelo- xienbildungen u. s. w. beweisen. 4. Hasser.

Das Quellwasser, womit der Gaxten durch eine

zeiche Wasserleitung vexschen wird, enthält in hun-

ı50 |

dert Pfunden seines Gewichtes zwei Drachmen ver- schiedener Salze, Kalkerde, Gyps, Eisenoxyd und

Extraktivstoff, durch welche Beimischung es zum .

Begiefsen der Pflanzen, welche süfsen Boden ver- langen, wie die Kap- und Neuholländergewächse, so wie vieler andrer zarten Saamenpflanzen, sich nicht eignet, Diese alle werden daher mit Regen- wasser beyossen. Salz- und Strandpflanzen, nament- lich auch einige Palmen, z.B. Cocos nueifera, Diplo- themium maritinum, gedeihen dagegen bei dessen Anwendung sehr gut, Vor dem Gebrauche lälst man es immer einige Tage in Kufen stehen. Das Wasser der gegrabenen Brunnen ist noch unreiner, und dient nur zur Begiefsung des Arborets. 5. Im Freyen gezogene Pflanzen.

Das raulte, so häufig plößzlichem und sehr be- deutendem ‘Temperaturwechsel unterworfene Klima Münchens ist die Ursache, dals der Garten weniger im Freyen ausdauernde Arten zählen kann, als an- dere selbst beträchtlich nördlicher, aber dennoch unter einem milderen und beständigeren Himmels- striche gelegene Gärten, wie z.B. die zu Berlin und Göttingen. Im Allgemeinen gedeihen in München im Freyeu nur die nördlichen Pflanzen, deren Va- terland zwischen dem Pol und dem 46° n. Breite ist, Daher mülsen selbst manche Pilanzen der süd- lichsten deutschen Gränzen am Mittelmeere schon im Glashause überwintert werden. Das Arbore- tum, welches, wie schon erwähnt, an der Peripherie des Gartens binläuft, zählt gegen 500 Arten, darunter ya Heiden, an dhorne, 15 Birken, ı4 Prunus-,

una

B7

151

14 Cornus-, 18 Spiraea- Arten u. & w. Die späten Frühlingsfröste machen häufig die Knospen an dilan- thus, Gleditschien, mehreren Fraxinus, dem Elaeag- rus, den Platanen, Amygdalıs u, &. w, erfrieren, Die Catalpa erfriert fast jährlich bis an die Wur- zel. Die baum- und strauchartigen Gewächse sind alle so gepflanzt, dafs sie sich, von der Mitte des Gartens aus gesehen, amphitheatralisch übereinander erheben, und die grölsten am Rande stehen, Um die Beete in der Mitte her sind Reihen von vielen Obstsorten, theils um den krantartigen Pilanzen et- was Schalten zu gewähren, theils zu pomologischen Versuchen, gepflanzt, und gedeihen bisber, gegen das gewöhnliche Vorurtheil rücksichtlich der Obstkultur uın München, sehr gut, ,

Krautartige Pflanzen werden in der mittleren Eilipse auf 30 Parterrefi etwa 4000 in üppigem Ge- deihen gezogen. Darunter sind z.B. Veronicae 50, Salviae 30, Carices 70!, Poae 28, Festucae 30, Pri- mulae 18, Campanulae 40, Allia 40, Lilia 20, Sa- »ifragae 60!, Potentillae 50, Paeoniae 10, Thalictra 37, Hieracia 56!, Asterö 62, Centaureae 40 u.8. w. Hierunter sind aber noch alle diejenigen nicht be- griffen, welche auf irgend eine Weise noch einen eigenthümlichen Standort verlangen. So sind alle Schaltenpflanzen, nach dem Grade, worin sie sich im wilden Zustande dem Reitze des Lichtes und der Sonne zu entziehen streben, auch hier an und in dem Arboreium oder sonst den nördlichen Lagen des Gartens vertheilt, Andern Felsen - und Alpen- Gewächsen von härterer Natur sind an beiden Sei-

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ten der GlasHäuser Wohnorte in den Ritzen grosser

aufgehäufter Felsentrümmer angewiesen, wo sie trell-

lich gedeiben. Hier stehen auch an den sonnigeren Stellen die deutschen Saftgewächse, ‚z. B. Semper- viva, Seda, Rhodiola u. s. w,, und in tieferm Schat- ten die Farnkräuter. Noch viel größere Sorgfalt wird aber mit allem Rechte auf die Kultur der Hoch=- alpenpflanzen verwendet, Ihrem Gedeihen in den Gärten stehen besonders zwei Hindernilse im Wege, die hier so viel möglich beseitigt sind. In ihrer hohen Heimath sind sie beinahe g Monate lang unter einer tiefen Schneedecke begraben, welche nicht eher schmilzt, als frühestens Ende Mai oder Mitte Juni, wo die in den niedrigeren Gegenden schon sehr erwärmte Luft keine starken Nachtfröste mehr eintreten läfst. Nun geht ihre Entwickelung in einer mälsig warmen ziemlich gleichförmigen Temperatur schnell vor ärts, so dals in 3 Monaten oder höch- stens in der Mitte Septembers die ganze Vegetations- Periode geschlossen ist. So bald nun um diese Zeit der schrägere Sonnenstand in den niedern Gegenden die kalten Nächte und Reife eintreiten macht, be- schlagen anch die Hochgebirge gleich wieder mit einer starken bleibenden Schneedecke, die den gan- zen Winter hindurch nicht mehr schmilzt, Auf diese Weise genielsen die Hochalpenpflanzen eines mälsig warmen, kurzen Sommers; und eines sehr langen, aber durch den starken Schnee gelinden Winters In die Ebenen verpilanzt, werden sie schon im März durch die Wärme der ersten Frühlingstage, die ihrer Sommertemperatur gleich kömmt, hervorgelockt und

m eg

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dann hänfig durch die ihnen ungewohnten späten Nachtfröste getödtet, oder, wenn sie auch diesem entgehen, so vollenden sie doch schon höchstens im Juni ikre ganze Vegetations-Periode und haben nun noch den ganzen langen Sommer und Herbst der Ebenen vor sich, wo sie durch neue Triebe und überreizten Wachsthum sich nothwendig erschöpfen und absterben müssen, Ja selbst der Winter in den Ebenen ist ibnen durch die oft eintretende strenge Kälte ohne Schnee häufig tödtlich, Allen diesen Hindernissen hat man im Münchner Garten dadurch zu begegnen gesucht, dals man die Alpenpflanzen in Töpfen unter nördlich gelegenen Kasten hält, wel- che beim Eintritt des Winters mit starken Schnee- lagen bedeckt werden, dals man im Frühjahre durch Bedeckung mit Reisig die allzufrühe Entwickelung hemmt, und den Sommer über so viel möglich Schatten und Küble giebt. Der Erfolg bestätigt die Vorzüge dieses Verfahrens, denn Soldanellen, Cor- tusen, .dretien, Saxifragen, Draben, Braya, Ranun- euli, Anemonen, sogar ‚Pedicularis- Arten, gedeihen aufs fröhlichste. i

Die schöne Einrichtung zur Kultur der Wasser- und Sumpfpflanzen endlich wird, da sie von den HH, vw. Sckell und v. Schrank schon an andern Orten*) ausführlich beschrieben ist, nur noch kürz- lich angeführt 5. Die Glashäuser und die darin gezogenen Gewächse.

Die Glashäuser, in einem Zuge fortlaufend,

*) S. Schell Beitrüge zur bildenden Gartenkunst, und y. Schrank in Transact. of the hortic. Society. Tom. IV.

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4662 F. lang und in der Mitte 56 FE. hoch, sind in 8 Abtheilungen geschieden, deren 6 zur Aulnahme der Pilanzen, die 7te gegen Westen zum Saamenka- binelte, die achte gegen Morgen zum Hörsaale ein- gerichtet sind, Die ı7 Fufs hohen Fenster stehen senkrecht an dem parabolischen Gewölbe des Hau- see, Die mit dem gegenüberliegenden Herzoggarten einzuhaltende Parallelität gestattete nicht, das Ge- bäude vollkommen in die Mittagslinie zu setzen, e$ weicht davon unter einem Winkel von 25 °, 20! gegen Nordwesten ab, was jedoch wegen der in Mün- chen häufig bewölkten Morgen, aber dafür heilern

Abende ohne Nachtheil geschehen konnte. —— Jede

Abtheilung wird durch zwei eiserne Ofen, nicht durch Kanäle, erwärmt, welche Methode sich sehr gut be- währt, Drei Abtheilungen gegen Osten bilden das warme Haus, worin bei einer Wärme von gewölhn- lich 15° R. ungefähr 1800 Arten in Lolhbeeten ge- zogen werden. Vorzüglich reich ist die Sammlung

durch Hrn, v. Martius Reise an brasilianischen '

großsen Theils neuen Pilanzen, ausserdem sind aber

noch die auf morschen Baumstämmen gezogenen

Parasiten, die Wasser- und Sumpfpllanzen, und vor allem die Palmen zablreich und ausgezeichnet. Diese und viele andre hierher gehörigen Seltenheiten sind in dem Werkchen namentlich aufgeführt, An die warmen Häuser stöfst das sogenannte Kap- odet Neuholländer-Haus, Pflanzen wärmerer, aber doch schon ausser den Wendekreisen gelegener Gegenden entbaltend. Hier gedeihen an den Fenstern hin vorzüglich schün gegen 400 Arten der Suceulenten,

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Cactus, Euphorbia, Aloe u. 8. w., und eine ausge- zeichnete, durch Hrn. Brehm vom Kap gesendete Sammlung afrikanischer Zwiebelgewächse, Die zar. teren Gewächse Neuhollauds und. des Kaps kommen der ihnen nicht ganz entsprechenden Erde wegen schwerer fort, mit Ausnahme der sehr üppig wach- senden „deaciae aphyllae. Die mittlere Wärme die- ser Abtheilung ist zwischen 6 R, Gegen We- sten stossen an dieselbe die zwei Abtheilungen des kalten Hauses, Hier sind auf pyramidalen Holzge- rüsten ungefähr ı800 Arten, darunter besonders reich die Pelargonien, Cistus, Hermannien u. s. w. aufgestellt. Die mittlere Wärme ist 4 R, Die Gewächse der drei. letzten Abtheilungen stellen von Ende Mai bis September im Nebengarten im Freyen, wo sie nicht selten mitten im Hochsommer durch nach allen Seiten hin herabgelassene Leinwand - De- cken und Rauchfeuer vor der Nachtkälte mit gros- ser Beschwerde geschützt werden müssen,

Der Nebengarten, von dem Hauptgarten durch eine Stralse getrennt, enthält auf einem Flächenrau- me von mehr als x bayer. Tagwerke die Pilanz- schule, kleine warme Häuser, Stopferkasten und kalte Kasten, An denselben stöfst das Erdmagazin. Die vorzüglichsten hier üblichen Erd-Mischungen sind: ı) für Pilanzen des südlichen Europa’s, man- che tropische und die härteren Kap-Pilanzen, z. D. Cistus, Teuerium, Solanum, Pelargonium, Herman- nia u, 3 W. 3 Theile Humus und ı Theil mit Sand gemischten Thones. 2) Für Zwiebel- und Knollen- Gewächse, & B. Gladöolus, Iwia, Oxalis u. s.

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2 Theile Humus, ı Theil Sand. 3) Für Saftgewächse, z. B. Stapelien, Mesembryanthema u.s.w. $ Humus, % Sand, 5 Thon und 5 Urbau, 4) Für die zarteren Neuholländer und Kapgewächse, z. B. Proteae, Eri- cae, Melaleucae, für Melastomae u. s. w. vollkom« men ausgesülster Humus mit etwas Quarzsand, 5) Für die Parasiten, die nicht unmittelbar in Holz- stämmen wurzeln, Humus mit Sand und Stückchen faulen Holzes vermischt, 6) Für Farrnkräuter Laub- erde mit gleich viel Moorerde uud faulen Rinden. 7) Für tropische Wasserpilanzen Lauberde mit Bach- lem gemischt.

6, Geschäftsordnung und Diseiplin des Gartens.

Mit. Hinweisung auf das früher Gesagte wird

hier in Kürze erwähnt, wie mühselig und umfas- send die Leitung einer so grofsen Anlage unter dem rauben Himmelsstricbe u, s. w. seyn müsse, und die Verdienste des gegenwärtigen Hofgärtners, Herrn Ludwig Seitz aus Aschaffenburg, mit gebühren- dem.Lobe anerkannt. : Dann werden die vorkom- menden Arbeiten von Monat zu Monat aufgeführt, und schliefslich das hiezu vorhandene Personale; bestebend aus drei Gartengehilfen, zwei Lehrlin- gen, 8 ı5 Tagwerkern und einer Frau zum Rei- nigen der Släuser aufgezählt.

7. Leistungen des Gartens für die Wissenschaft,

Der Münchner Garten hat die dreifache Bestim-

mung, eigentlichen Botanikern zur Benutzung und zum Studium zu dienen, das grölsere Publikum zu belehren, und nach Kräften auf Garten-. und Feld- bau duxch Versuche und Mittheilungen günstig ein-

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zuwirken. Die liberale Publizität ‘der ganzen An- stalt, die von Morgens 6 ıı Uhr und Nachmit- tags von 12 6Uhr jedem Besuchenden oflen steht, muls in dieser Hinsicht schon sehr gerühmt werden, Liebhabegn der Wissenschaft werden Exemplare für ihr Herbarium, Gartenbesitzern u. s. w. Saamen und Stecklinge mit gröfster Bereitwilligkeit verabfolgt. Die Versuche mit Akklimatisirung und Kultur frem- der Nutzpflanzen, wie gegenwärtig z, B, mit Zhor- mium, Madia, amerikanischen Holzarten u. s. w., ver- vielfältigen sich von Jahr zu Jahr. Ueber die übri- gen streng wissenschaitlichen, theils schon vollen- deten, theils eben jetzt unternommenen Arbeiten der am Garten beschäftigten Gelehrten‘ auf das Werk- chen selbst verweisend, erlauben wir uns nur noch ausführlicher, die Vorschläge zu gemeinsamen Beob.. achtungen, welche der Hr, Verf, macht, aufzufüh- ren, und im Namen dex Wissenschalt um deren Be- hexzigung zu bitten.

So wie nämlich gewisse, vorzüglich die allge- meinen Phänomene des vegetativen Lebens schon mehrfache Anwendung auf andre Fächer des mensch- lichen Wissens gefunden, so glaubt der Hr, Verf, dafs die botanischen Gärten vorzüglich auch zur Er- weiterung und Erleuchtung der physischen Geogra- phie und Klimatologie wichtige Dienste leisten könn- ten, Er betrachtet den Eintritt und die Folge der verschiedenen Vegetations-Epochen, des Ausschla- gens, der Blüthezeit und Fruchtreife als sehr we- sentlich für die genaue Bezeichnung der physikali- schen Beschaffenheit eines Ortes, zumal wenn man

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zugleich auf die atmosphärischen Erscheinungen und ihren Wechsel, so wie auf die gleichzeitigen Phänomene des animalischen Lebens, das Ziehen der Vögel, die Metamorphose der Insekten u, 8, w. ge- hörig achte. Die Vegetation, geweckt durch die ge- meinsame Kraft der Sonne und der Erde, könne defs- wegen in Wechselbeziehung durch ihre Erscheinun- gen auch andere grölsere kosmische Verhältnisse er- klären, wenn man sonst des positiven Nutzen der hierher gehörigen Beobachtungen für Oekonomie und Witterungs - Kunde auch gar nicht erwähnen wolle, Auf die Perioden des Ausschlagens, der Blü- ihe und Fruchtreife, fährt er fort, scheinen vorzüg- lich 2 Momente einzuwirken, die mitllere Wärme des ganzen Jahres und die Polhöhe. Die Luft- und Erdwärme wirkt das ganze Jahr hindurch auf das Pilanzenleben, welches selbst zu der Zeit, die man die Winterruhe nennt, zu innerlicher Thätigkeit an- getrieben ist, woher wir auch glanben, dals die oben angeführten Hlauptakte der Vegetation schon wäh- rend des Winters vorbereitet und verbergen ausge-

bildet werden, bis sie im Fortschreiten des Jahres

sichtbarer sich darthun. Dieses wird auch dadurch bewiesen, dafs nicht von der mittleren Wärme des Frühlings oder Sommers, sondern von der des gan- zen Jahres der Eintritt und Verlauf jener Pbäno- mene abhängig scheinen. Vergleicht man nämlich alle Europa und Nordamerika gemeinschaftlichen Pflanzen unter gleicher Breite, so findet man, dals au den europäischen alle Vegetalionsperioden früher einirelen, weil die mittlere Wärme des Sommers in

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der westlichen Hemisphäre stärker als in der östli- chen seyn soll, die des ganzen Jahres aber in der letzteren hüher steht, Ueberdiefs scheint, die mitt- lere Jabreswärme, da bei derselben die geographi- sche Breite, die Höhe über dem Meere und alle kleineren örtlichen Modificationen von selbst mit in Anschlag kommen, allein den wahren Grad und die Beschaffenheit der Temperatur-Einwirkung auf die Pilanzen jedes Ortes anzugeben. Das Maas des Lichtes, das die Pilanzen an einem gewissen Orte von der Sonne erhalten, wird durch die Polhöhe

bestimmt, weil diese den Winkel, unter welchem die Strahlen einfallen, und die Zu- und Abnahme der Tageslänge anzeigt. Daher möchten wir vor- schlagen, die anzustellenden Beobachtungen der Ve- getationsperioden an jedem Orte mit einer Tabelle; worauf die Zu- und Abnahme der Tage das ganze Jahr hindurch verzeichnet ist, zusammenzubalien., Solche Beobachtungen an verschiedenen Orten En- ropa’s einige Jahre lang fortgesetzt, mülsten sicher für Pllanzenphysiologie und Klimatologie viel Licht verbreiten, Daher glauben wir, wenn wir die Menge der botanischen Gärten, die zwischen Palermo unter dem 38° und Upsala unter dem 59 ° n. Br. zerstreut sind, betrachten, die gelehrten Männer, die unserer Wissenschaft huldigen, angehen zu müssen, in den verschiedenen Gegenden, z.B. in Neapel, Rom, Pa- via, Padua, München, Wien, Landshut, Erlangen, Würzburg, Halle, Breslau, Götiingen, Bonn, Berlin, Königsberg, Hamburg, Kopenhagen, Lund, Stockholm mit vereinten Kräften solche Beobachtungen anzu- stellen, die Resultate aber zu allgemeinem Frommen entweder in der Regensburger botan, Zeitung oder in, einer andern Zeitschrift bekannt zu machen. Wir zweifeln um so weniger an der günstigen Aufnahme dieses Vorschlages, da Nordamerika in dieser Be- ziehung schon mit schönem Beispiele vorangegangen

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ist, Man hat z, B, daselbst nach Bigelow bereits an ıı Orten zwischen Montreal in Kanada unter 45° 354 und Clairborne im Alabama-Distrikte un- ter 35 ° 504 Beobachtungen über die Blüthezeit des Pfirsichbanmes angestellt, woraus hervorgeht, dafs sich mit dem Fortschreiten gegen den Aequator bin das Aulblühen von Grad zu Grad um 4 Tage be- schleunige, oder umgekehri gegen den Pol hin ver- späte. Nachstehende, in beiden Hemisphären vor- kommende. oder kultivirte Pilanzen möchten wir vorzugsweise zu solchen Beobachtungen empfehlen: Salix alba et Helix, Populus fastigiata, Alnus glu- tinosa, Beiyula alba, Corylus Avellana, Quercus Ro- Dur, Lrasinus excelsior, desculus Hippocastanun, Hibes rubrum et Grossularia, deer campestre, ru- brum, Saccharinum ei Negundo, Prunus Cerasus, spinosa, domestica, Padus et Armeniaca, Amygdalus Persica, Robinia, Pseudoacacia, Cytisus Laburnum,

die meisten Spiraeen und Tiliae, und von hrautar- |

tigen Gewächsen Zeucojum vernum, Galanthus ni- valis, Bellis perennis, Lamium purpureum und am- plexicaule, Solidago Virgaurea, Linum usitatissimum Cassia marilandica, die Cereqlien u. s. w. (Viel- leicht möchten den letzteren noch vorzüglich die Gattungen Carex,. Seirpus, Juncus und die gemeine- ren Wiesengräser, wenigstens in Bezug auf ihre Blü- thezeit, beizufügen seyn.)

Zwei grofse Steintafeln, den Plan des Gartens, Grundrils, Durchschnitt und Ansicht der Glashäuser und des Portales darstellend, schlie[lsen mit der da- zu gehörigen Erklärung das ganze Werk.

\@ Die Redaction der Flora bittet ihre theil- nehmenden Leser, und namentlich die Vorstände botanischer Gärten, um gefällige Berücksichtigung der von Hrn. v, Martius vorgeschlagenen überein- stimmenden Beobachlungen über obgenannte Pilan- zen im bevorstehenden Frühling, und wird nicht verfehlen, die def[shalb gemachten Mittheilungen zur öllfentlichen Kenntnils zu bringen.

En

Flora

oder

Botanische Zeitung,

Nro. 11. Regensburg, am 2ı. März 1826, ni; il ppemer

;

I, Aufsätze Bryologische Beobachtungen; von Hrn. Apotheker Bruch in Zweibrücken,

T araphis opata Tunck und Tetr. Browniana ‚Hooker, haben in der Gestalt und Beschaffenheit der Blätter, der Kapsel, des Deckels, Peristoms und der Haube, die vollkommenste Aehnlichkeit mit einan- der, und beide sind bestimmt nur durch den Stand- ort veränderte Formen einer und derselben Art.

Dieselben linienförmigen Wurzelblätter, welche das wesentliche Merkmal sind, wodurch sich letz- tere von ersterer unterscheiden soll, sah ich ganz dentlich an einigen von Funck erhaltenen Exem- plaren seiner 7efr, ovata.

T. Browniana wächst in hiesiger Gegend in Waldungen an beschatleten feuchten Sandsteinen, und zwar gewöhnlich an den der Erde zugekehr- ien Flächen derselben in dichten Rasen,. so dals solche Stellen wegen den häufigen schmalen Wur- zelblättern vorzüglich der jungen, noch nicht frucht- tragenden Pflänzchen auf den ersten Blick mit einer Conferve überzogen zu seyn scheinen. An etwas

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trockenen, mehr freiliegenden, Sandlelsen fand ich jedoch auch schon einzelne fruchtiragende Pllänz- chen dieses Mooses, welchen die schmalen Wurzel- blätter durchaus fehlten, und welche in diesem Zu- stande die vollkommenste Aehnlichkeit mit Teir. ovata hatten. Soviel mir bekannt ist, wurde die- jenige Form, welche bisher als 7. ovatz bekannt war, erst an zwei Stellen in Deutschland auf Gra- nitfelsen gefunden, und ohne Zweifel ist es dem trocknen Standorte allein zuzuschreiben, dafs hier die zarten Wurzelblätter gewöhnlich fehlen, und dafs die ganze Pflanze überhaupt kleiner ist. Achn- liche Erscheinungen finden bei andern Moosen auch nicht selten statt, An etwas feuchten Felsen fand

ich z. B. schon einigemal einzelne Pilänzchen von.

Diphyscium foliosum, bei welchen blos die grölse- ren Hüllblätter, aber keine Spur von den unteren Wurzelblättern vorhanden war, welche letztere die- sem Moose, wenn es auf feuchtem Waldboden in gedrängten Rasen wächst, niemal feblen,

Die Mündung der Kapseln ist bei beiden For- men dieser Teiraphis nicht beständig von gleicher Beschaffenheit, und ich fand diese sowohl an den FunckischenExemplaren, als auch an den hiesigen bald ganz eben, bald seicht ausgeschweift, Auch bei 7, repanda Funck, erscheint die Mündung nicht immer in gleichem Grade ausgeschweift, bei nicht völligreifen geschlossenen Kapseln gewöhnlich slär- ker, als bei überreifen, jedoch stets weit beträcht- licher, als bei vorhergehender Art, auch geben die Innovationen dieser ein eigenthümliches Ansehen,

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so sehr sie auch nach der Beschaflenheit der Peri- chätialblätter, der Kapsel, des Deckels und Peri- stoms, mit 7. orata übereinkommt.

Bei Diplocomium tristichum und hexastichum Funck. ist das Peristom eben so beschaffen, wie bei Meesia uliginosa, alpina und minor. Die Zähne der innern Reihe sind stets länger, als die der äufsern, stehen in fast gleichweiter Entfernung von einan- der, und sind, bevor sich das Peristom geöffnet hat, ebenfalls vermittelst einer zarten Netzhaut unter einander verbunden. Auch in der Gestalt der Kapsel, des Deckels und der Haube findet zwischen diesen und den übrigen Meesien eine so grolse Aehn- lichkeit statt, dafs ich es für ratsam halte, ‚Diplo- comium wieder mit Meesia zu vereinigen.

Wie nothwendig es oft zur richtigen Beurthei- lung des Peristoms ist, dals man dasselbe in ver- schiedenem Reifezustande beobachte, davon habe ich mich bei Untersuchung der Meesien aufs neue überzeugt.

Bei völlig reifen, noch mit dem Deckel ver- sehenen Kapseln der beiden Diplocomien und der meisten Meesien, fand ich die Zähne .des innern Peristoms stets durch eine dünne Netzhaut mit ein- ander verbunden, welche aber beim Oellnen des Peristoms zerreilst, und allmählig theilweise abfällt, Es erscheinen daher an solchen Kapseln, deren Pe- ristom schon eine Zeit lang geöllnet ist, die Zähne völlig lose, oder hie und da mit einzelnen Läpp- chen dieser zerxissenen Netzhaut beseizt, An eini- gen noch nicht völlig reifen Kapseln von Meesia

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uliginosa erkannte ich diese Nelzhaut als den obern stumpf kegelförmigen Theil der Columella, welche mit den innern Zähnen verwachsen ist.

Beide Peristome sind sehr schwer von einander zu trennen, lösen sich bei gehörig aufgeweichten Kapseln leicht von dem Mündungsrande, und er- scheinen am Grunde ännig mit einander verwachsen.

Meesia alpina Funek. ist der M.uliginosa zwar nahe verwandt, doch fand ich an allen. meinen Exem- plaren, deren ich eine bedeutende Anzahl von den Tyroler-, Salzburger- und Schweitzeralpen besitze, folgende Unterscheidungsmerkmale. Die linienlan- zettlichen Blätter sind stets schmäler, spitz, selten stumpf, der unter der Spitze verlöschende Nery er- weitert sich nach unten beträchtlich, und wird am Gründe undeutlich, und die Kapseln sind dicker. M. minor Brid. hat in den Blättern schon mehr Aehnlichkeit mit M. uliginosa, die Slämmchen sind aber kleiner, die Blätter mehr anliegend, oben in einen dichten, undentlichen Schopf zusammenge- drängt, übrigens eben so stumpf, und-der Nery von derselben Beschaffenheit, wie bei dieser. Der Frucht- stiel ist höchstens 14 lang, die Kapsel kurz - birn- Törmig bucklig, die Zähne des äulsern Peristoms sind sehr kurz, kaum halb so lang, als die innern, oft undeutlich und gleichsam in einander zusam- menflielsend, Der Deckel ist, wie bei den meisten Arten, kurz, kegelförmig, bald gespitzt, bald oben ab- gestulzt, mit einer kleinen Vertiefung im Mittelpunkte.

Bei M.deaibata weicht das innere Peristom schon

merklich von jenem der vorhergehenden Arten ab

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Es besticht dasselbe aus einer schmalen, etwas über die Kapselmündung hervorragenden, bald ganzen, bald zerrissenen Netzhaut, welche sich in ı6 linien.. lanzettliche freistehende, bisweilen an den Spitzen zu zwei mit einander verwachsene, ganze.oder durch- löcherte Wimpern theilt. Die lanzettlichen, theils spitzen, theils stumpfen Zähne der äufsern Reihe sind länger, als bei den meisten übrigen Arten, doch stets kürzer, ala die der innern Reihe,

M. demissa Hornsch. steht dem Peristom nach der vorliergehenden am nächsten, ist aber ihrem. ganzen Wesen naclı ein Üebergangsglied zur Gat- tung Pohlia. Die Blätter haben ihrer Gestalt nach, und in der Beschaflenheit ihres Zellennetzes, grofse Aehnlichkeit mit jenen der breitblättrigen Pohlien. Die Zähne des äussern Peristoms sind länger als bei allen übrigen Meesien, lanzeitlich, spitz, und im trocknen Zustande nach Art der Pohlien einwärts gekrümmt. Das innere Peristom besteht aus einer über|den Mündungsrand merklich vortretenden gan- zen grobzelligen Netzhaut, welche in 16 aufrechte Treistehende, oder wie bei M. dealbata in den Spi- tzen [zu zwei mit einander verwachsene Wimpern getheilt ist, welche länger, als die äulsern Zähne sind. Beide Peristome sind am Grunde mit einander verwachsen, lassen sich jedoch schon leichter von einander trennen, als bei den übrigen Arten.

Die gipfelständigen Blüthen sind nicht immer von gleicher Beschaffenheit. Bei M. £risticha sind diese stets zweihäusig, die männliche scheibenför-

nig, 14. hevasticha, ulivinosa, alpina und minor

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haben gewöhnlich Zwitterblüthen, doch erscheinen bei den drei leiztern nicht selten beide Geschlech- ter auch getrennt. Bei M. dealbala und demissa sah ich blos weibliche, 1, Recensionen. Vollständige Sanımlung offieineller Pflanzen. Zwöllte Lieferung mit 11 4 Bogen Text und 24 Abbildun- gen. Bei Arnz et Comp. in Düsseldorf. 1825. | in royal folio,

Wir haben schon üfters bei der Beurthei- lung der früberen Lieferungen dieses schätzbaren Werkes (vergl. Flora 1823 Nr. 43, 1824 Nr. ı1 und 1825 Nr. 13) Gelegenheit gehabt, uns über den Werth und die Zweckmäfsigkeit desselben, sowohl für den Bolaniker im strengern Sinne, als insbesondere für den Arzt und Apotheker, auszusprechen, und indem. wir uus mit jedem Freund der Bolanik über die rasche Fortsetzung desselben freuen, fahren wir fort,- in Bezug auf obenerwähnte Nummern der Flora, unsre Leser mit dem Inhalt dieser neuen Lieferung. bekannt zu machen, .

Diese beginnt mit Canella alba Murr. (Winte- rana Canella L.), wobei ein Exemplar von Horne-. mann in Kopenhagen zur Vorlage diente, Die Bin- de dieses Baumes, der in den südlicheren Ländern Amerika’s und besonders in Jamaika einheimisch ist, ist in den Officinen als weilser Zimmt (Canella alba, Costus dulcis etc.) bekannt, und wird öfters statt der ächten Winterischen Rinde gegeben, die. sich. aber durch die. bedeutend grölseren ‚Stücke, durch ihre Dieko und braune Farbe leicht unler-

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scheiden lälst. Uebrigens dürfte, nach der Bemer- küng des Urn, Herausgebers, Friedr, Nees von

Esenbeck, diese Gattung wegen den linienförmi-.

gen Cotyledonen im reichlichen Eyweilskörper rich... liger unter den Melinen, als unter den Gutliferen, wohin sie DeCandalle bringt, stehen. Drimys. FFinteri L. (Wintera aromalica Pers.) liefert die nach dem Kapitän Winter, der sie 1577 zuerst nach Europa brachte, so genannte Winterische, Rin- de, Cortex FPinteranus verus. Sie gehört den son- nigen Thälern des südlichen Amerika’s bei der Ma. gellanischen Meerenge an, und ist nach v. Martius auch in Brasilien einbeimisch. Ziper longum Lu, dessen Früchte unter dem nämlichen Namen im Han- del vorkommen, wächst in feuchten Wäldern der Circarschen Berge wild, und wird in Bengalen kul- tivirt. Piper Cubeba L. nach Originalexemplaren aus dem Willdenowischen und Vahlischen Her- barium, Er findet sich auf der Insel Java und Mau- ritius, Prinz-Wallis- Insel, auf Isle de France und in Guinea. Die unreifen Früchte, die schon sehr lange bekannt sind, später aber beinahe ganz ausaer Ge- brauch kamen, wurden in der neuesten Zeit wieder von Frankreich aus empfohlen, da. sie nach Vau- quelin’s Analyse ein dem. Copaivbalsam ähnliches Harz enthalten, und in ähnlichen Fällen wie dieser

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mit Erfolg angewendet wurden, Piper nigrum

Zinn. nach einem Exemplar des Willdenowischen Herbariums, Was in unsern Gärten unter diesem

Namen vorkommt, ist gewöhnlich 2, spurium Link, _

der sich durch die herzförmigen (nicht eiförmigen)

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Blälter unterscheidet. Ausserdem wird auch 7 Irini- cum Roxb, zur Gewinnung des Pfeffers benutzt. Astrantia major L. Eine bekannte Gebirgspflanze, deren Wurzel theils als Heilmittel in der Thier- arzneikunde, iheils aber auch vorzüglich wegen der häufigen Verwechslung nit der ächten Rad. ‚Hellebori nigri wichtig ist, von der sie sich jedoch durch die zahlreichen längeren ästigen und im ge- trockneten Zustande vollkommen schwarzen Wur- zelfasern leicht unterscheidet, Peucedanum Ostru- Yhium. Koch. (Imperatoria Ostruthium L.). Die Wur- zel dieser den Gebirgen des südlichen Europa’s an- gehörenden Pilanze wird jetzt gröfstentheils nur noch in der 'Thierheilkunde angewandt, doch wurde sie auch erst vor Kurzem von Dr, Mylius äusserlich . in Form einer Salbe bei Gesichiskrebs empfohlen; Cicuta virosa Linn. Der allgemein bekannte Wasserschierling, dessen Blätter neuerdings in der bayer.: Pharmakopoe ‚aufgenommen wurden, Sehr schön: ist die Wurzel mit ihren Fächern dargestellt. Genista tinctoria Linn. Ihre Blüthen sollen nach den von Marochetti mitgetheilten Nachrichten in Rulsland als Aufguls mit Erfolg gegen die Wasser- scheu angewendet werden, übrigens ist ihr Gebrauch. nur noch in der Färberei, An mehreren Orten wird dafür das gemeinere Spartium scoparium gesammelt. Qucumis Colooynthis L. Die in Syrien und auf den Inseln des Archipels einheimische Coloyuinte, deren von der äulseren gelben Fruchtschaäle (epicarpium) befreiten Früchte schon dem Dioscorides als bef- tiges Purgirmitlol bekannt waren, Zolygala umtt-

169g

rella Crantz, {P. amara Willd.). Vergleichungsweise ist hier auch die ibr sehr nahe kommende 2 zii. ginosa Reichenb., die ebenfalls eiven bittern, wie- wohl schwächern Geschmack besitzt, aber. durch zärlern Wuchs, rundliche, ganz stumpfe, oft ausge- randete Wurzelblälter, kleinere Blüthen, und eine. viel breitere Kapsel, als die Kelchilügel, sich aus- zeichnet, abgebildet. Letztere wird, wie der Herr Herausgeber bemerkt, an mehreren Orten für die ächte 2, amara eingesammelt, was nach des Refe-. renten Meinung auch im Grunde einerlei seyn dürfte. Noch werden die Unterschiede von P, vulgaris, P, caespitosa und Polygonum aviculare angegeben, P. austriaca aber nicht erwähnt, die in des Refe- renten Gegend häufiger als die andern vorkommt, und daselbst als 2, amara in die Apotheken wan- dert, Zolygala Senega L. Von dieser hier ab- gebildeten, in den Wäldern Nordamerika’s, beson. ders in Canada, heimischen Pilanze, deren Wurzel unter dem Namen Aadin Senegae in. der maleria medica bekannt ist, scheint die P, Senega DeC, Prodr. verschieden, und eine eigene Art zu bilden, zu wel- cher auch die P. Senega var. rosea Mich, gezogen werden dürfte, Guajacum oficinale Linn, nach Originalexemplaren von Willdenow und Zucca- rini abgebildet, wächst auf Jamaika, St, Dominico, Hispaniola, St. Thomas, und wahrscheinlich aucl: aul andern westindischen Inseln wild, und liefert sein Harz und Holz in die Oficinen; das mehr gelbe Guajakholz, das einige als Liguum sanclum unter- scheiden, soll von einem andern nahe verwandten

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Baume, Guajacum sanctum, abstammen. Orchis Morio L. liefert mit O. mascula, deren Abbildung schon im gten Hefte mitgetheilt wurde, die ofhici- nelle Radis Salep. Origanum Majorana L. Eine bekannte, auch in der Küche sehr häufig benutzto Pflanze, von welcher O, majoranoides eine Abart zu seyn scheint, die durch die Kultur einen holzi= gen Stengel und kleinere, mehr weilsbehaarte Blät- ter erhalten hat, Pulmonaria officinalis L, Diese allenthalben vorkommende Pilanze wird öfters mit der selineren 2. ungustifolia und. mollis, wie mit Hieracium murorum L., ja selbst mit Atropa Bella- donna (vergl. Flora 1825. Nr. 4) verwechselt, Pimpinella Anisum L. Der bekannte Anis, der in Aegypten, in der Levante und in Italien wildwach-. send vorkommt. Nicotiana Tabacum L. Ver bascum Ihapsus L. Die in dem ısten Hefte gelie- ferte Pflanze dieses Namens gehört zu 7. phlomoi- des L., welswegen hier die ächte Schrader ische Pllanze nachgeliefert wird. Zum oflieinellen Ge- brauche können eben so gut die Blumen des 7: phlomoides und P, thapsiforme, so wie einiger ver- wandten Arten angewendet, werden, ja sie sind in mancher Hinsicht noch weit vorzüglicher, da sie häufiger vorkommen, und fast noch. einmal so gro[s sind, folglich auch ein. schöneres Ansehen haben. Pinus Pinaster Lamb. (P. maritima Det. fl. fr.) Diese Fichte, die in den südlichen Provinzen Frankreichs, besonders bei Bordeaux und anf den Pyrenäen, zU llause ist, liefert diejenige Sorte Terpentin, die un- ter dem Namen Zerpentin von Bordeaux in Frank-

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xeich gewöhnlich verbraucht und in grossen Quar- titäten nach. den angränzenden Ländern verführt wird. Zwei herrlich kolorirte Tafeln dienen zur Erläuterung derselben, Üissampelos Pareira L, Diese. Pilanze, deren Wurzel früherhin unter dem Namen Badix Pareirae bravae als diuretisches Mit... tel angewandt wurde, ist im südlichen Amerika, z. B. Brasilien, Neuspanien, Jamaika, Martinike und St. Domingo zu. Hause, und erscheint hier nach Exemplaren im Willdenowischen Herbarium ab. gezeichnet, Geoffroes {wohl richliger Geoffroye nach dem. französischen Gelehrten Geoffroy so benannt) inermis Swe.: Dieser in den Wäldern des westlichen 'Theils; von. Jamaika einheimische Baum liefert die Jamaikanische Wurmrinde, Cortex Geof-. ‚froyae Jamaicensis, die zuerst durch die Engländer, und besonders durch Wright 1777 als ein kräfti- ges Wurmmittel bekannt wurde. Sie ist weit selt- ner, als die bei uns gewöhnlich gebräuchliche Su- rinamische Wurmrinde, Coriex Geoffroyae Surina- mensis, die nach der preufsischen Pharmakopoe je diesem Baume kommen soll; von mehrern andern Autoren aber der G. Surinamensis Bondt. zugeschrie- ben wird, Geoffroes Surinamensis Bondt,. Aus der Vergleichung der Bondtischen Beschreibung mit der jetzt gewöhnlich im Handel vorkommen- den Corz, G, Surinamens. scheint es allerdings wahr- scheinlicher, dafs diese sogenannte Surinamische Rin- de von der G. inermis abstamme, Möge der Beifall, mit welchem das botanische Publikum bereits den Werth dieses Unternehmens

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anerkannt hal, die Herren Herausgeber ferner er- muntern, ihre Fortsetzungen fasch äufeinander fol- gen zu lassen, damit wir uns recht bald an der Vollendung eines Werkes erfreuen mögen, das kei- nen vollkommeneren Versuch dieser Art aufzuwei-

x

sen hat, . U Correspondenz. ze

“Erlauben Sie mir, dafs ich auch für dieses Jahr Ihnen. meinen kleinen Beitrag für Ihre Flora*) über- senden darf. Es sind freilich nur Bemerkungen, über gröfstentheils schon bekannte Pflanzen; allein theils die Verschiedenheit der Beschreibungen bei mehre- ren Autoren, theils auch die Kürze derselben, "die manchem Zweifel noch Raum geben, haben mich veranlalst, meine wenigen Bemerkungen niederzu- schreiben, um sie Ihnen zur Bekanntmachung mit- zutheilen. Unter diesen Pflanzen ' bat mich aber keine so sehr in Ungewilsheit gelassen, 'als eine Malpighia, die ich vor 8 Jahren aus jamaicensischen Saamen erzogen habe. Seit 3 Jahren blühet sie; da ich aber mehr Ausbildung: und Vollkömmenheit abwarten wollte, so pilegte ich sie bis jetzt unter der Benen- nung: Malpighia nitida Linn. Im Laufe dieses Herb-

stes blühelen alle Exemplare auf das Vollkommen-

ste zugleich mit jenen, die ich zur angegebenen Zeit unter den Benennungen: M. punicaefolia und nitida auch aus Saamen erzogen hatte. Ich untersuchte sie alle genau; allein diese Untersuchungen führten zu keineni sichern Resultate. Alle Autoren geben der MH. glabra' Linn. „peduneulos umbellatos;” unsere

#, br wind demuächst ju der Sylloge eingerückt werden. d. Rs

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Pflanzen haben alle: „peduncnlos corymboso - ra- cem0808.” Dieses veranlalste mich, sie für u. ritide ‚Linn. zu halten; allein unsere Pflanzen haben da. gegen wieder flores tri- rarissime telragynos; und Willd., Gavan. und Jacquin geben der 2. nitida Linn, llores monogynos, welshalb sie auch bei De. Candolle und Spreng. zur Gattung Bunchosia ge- zogen wird.. So in Ungewilsheit gelassen, unter- suchte ich die Blütlientheile völlig genau, und fand diese auf das Pünktlichste mit der Angabe in wild, Sp. plant, der M. glabra Linn. übereinstimmend, Dieses, und die folia ovata vel ovato-oblonga, opaca an unsern Pflanzen, bestimmten mich endlich dazu, sie für MM. glabra Linn, zu halten, obgleich, wie schon gesagt, unsere Pfllanzen keine Doldenblüthen tragen. lch habe die Pflanzen genan so beschrie- ben, wie sie sich in den hiesigen warmen Häusern befinden, Eben so weicht unsere Pilanze des ZVe- rospermum acerifolium Iilld. in Rücksicht der An- gabe der Blätterformen bei den verschiedenen An- toren ab, Da sie im verilolsenen Sommer hier blühte, so untersuchte ich sie genau, und gebe auch davon eine Beschreibung unserer Pflanze. Mit den übri- gen angegebenen Pflanzen verhielt es sich mehr oder weniger eben so, Keine Pflanze liefs mich in Rücksicht ibrer Lebensdauer so sehr in Ungewißs- heit, als die von mir beschriebene Oleome brasilien- sis (Sylloge plant, II. pag. 122). Seit drei Jahren pflegte ich 5 Pilanzen, die alle kleine Sträucher bildeten, und seit ä ‘Jahren blühten und Saamen trugen. Im vexilossenen Sommer halte ich sie schö-

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ner, als je, daher beschrieb ich sie nochmals, um das zu ergänzen, was in der ersten Beschreibnng fehlt, Alle 5 Pflanzen sind, nachdem sie geblüht und reifen Saamen getragen haben, abgestorben. Diefs veranlafste miöh, zu glauben, dafs sie in ihrem Vaterlande Brasilien einjährig ist; und nur dureh. das hiesige Klima und durch die Kultur ihre Le- bensdauer verlängert wird. Plectranthus divari- catus Mihi (Syll. plant. I. p. 68) ist Plectranth. in- canus Link. und incanescens alior., wie ich durch erhaltene Saamen belehrt wurde. Allein ich weiß nicht, warum in der Enum, hort, Berol, edit. alte- ra II. p. 120 gesagt wird: „bracteis flori subaequa- libus,” und in Spreng, Syst. Veg. Il. p. 690: „bracleis florem subaequantibus,” da doch selbst an den aus Berliner Saamen erzogenen Pllauzen die Deckblälter nicht einmal die Länge der Kelche haben, daher heifsen ‚mufs: bracteis calyce brevioribus. Sida amoena Mihi (Syll, plant. I. p. 120) habe ich im verflossenen Sommer unter der Benennung Sida chi- - nensis Besseri erhalten. In Steudel’s Nomencl. bot. I, pag. 206 finde ich eine Cleome atropurpurea Schott, aufgeführt; ist diels vielleicht meine Cleome arborea (Sylloge plant. ]. p. 227)? Vor einigen Wochen erhielt ich die zwei ersten myeotogischen Hefte von Kunze und Schmidt. Zu meiner nicht geringen Freude fand ich unter andern sehr belelı- renden Abhandlungen auch die von Hra. Dr. Eh- renberg über die Bewegung und däs Aufsteigen der innern feinkörnigen Masse des Zilobolus erystal- Linus nach dem Köpfchen zu. Das, was ich in der

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Flora Jahrgang 1824 I. pag. 21, mitgelheilt habe, fand ich am Ausgange des Septembers dieses Jahres wieder vollkommen so, wie damals; nur bemerkte ich niemals ein Aufsteigen einer gelblichen Masse durch das Strünkehen, sondern immer nur so, wie damals, ein schwarzes Pünktchen im krystallglän- zenden Bläschen, Der hiesige Garten hat auch wieder im Laufe dieses Jahres mehrere‘ gute Pflan- zen aus dem kaiserl. botanischen Garten in St. Pe- tersburg, aus Kremenetz und aus England erhalten; darunter sind besonders merkwürdig: Brunfelsia vislacea, angustifolia; Justicia lucida, salicifolia, maculata; drum cucullatum, orixense, spirale; Cal- ladium maculatum; Curculigo brevifolia, sumatrana; Eugenia maerocarpa, amplexicaulis; Drimia altissi- ma, lanceolata; Calathea Zebrina; Calla fragrans; Doodia aspera; Banisteria ciliata, brachiata; Ani- gosanthes Jlavida; Gomphia laerigata; Sagittaria chinensis, lanceolata; Pothos sagittatum, cordifolium; cannaefolium; Vallisneria spiralis; Cornutia ar- gentea; Spiranthes procera; Flacourtia Cataphracta; Astranthus cochinchinensis; degiphylla. mariinicen= sis; Xerotes longifolia; Ayris opereulata; Angelona salicariaefolia; Malpighia scandens; Paullinia cau- iflora; Peliosanthes Teta; Gesneria prasinata; Ma- ranta bicolor; Salvia amarissima elc.,; aus Dorpat durch Hrn. Staatsrath Ledebour: 162 Arten gröfs- tentheils 2 Gewächse besserer Art, wie z, B. Pri- mula longiflora, nivalis, Pallasü, viscosa; Dodar- lia orientalis,; Doronicum orientale, Paleriana ma- erophylla, Plu, tripteris etc.; aus Nikita am schwar-

3

er

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zen Meere vor dem EIrn, Staalsratlı Stevens: Con- vallaria polyantha, Seilla paradoxa, Crocus spe” ciosus, Colchicum umbrosum, Jris iberica ete.; end- lich hatten Ihre kaiserl, Majestät die Gnade, 1200 Rubel zum Ankauf, neuer. Gewächse allergnädigst zu bewilligen, die hieher gereiste Gärtner aus Frank- xeich und Hamburg zum Verkauf brachten; darun- ter waren vorzüglich 6 Species Magnolien; 10 Spee. und Subspec. Azaleen; 3 Spec. Andromeden; Cap-

paris eitrina; Calycanthus praeoox; Ligustrum chi-

nense; Rhodora canadensis; Brunswigia margina- ta etc. Bemerkungen, die hiesige Flora beiref- fend, theile ich Ihnen späterhin mit,

Der fromme Wunsch der Redacti»n der Flora 1825 S. 56. ist erfüllt worden, und hat der bota- nische Garten zu Pawlowsk, da er 2) Werste von dem vorjährigen Schauplatze der grolsen Ueber- schwemmung entfernt liegt, nichts gelitlen. Wohl aber hat der bekannte botanische Gärtner Buek auf der Selagin-Insel bei Petersburg den größsten Theil seiner seit ı8 Jahren mit so vieler. Sorgfalt und Liebe gepflegten kostbaren Sammlung von Pllan- zen aller Art und aus allen Zonen, verloren, in- dem der Andrang der wüthenden Fluthen sogar Örangerien umstürzte, und diese ganze kostbare Gärtnerei sehr hart dadurch mitgenommen wurde. Nicht minder verlor der Handelsgärtner Marseille viele kostbare Pflanzen, so wie auch im neuen kaiserl. botan. Garten viel Schaden dadurch entstanden ist.

Pawlowsk den 20, November 1825.

J, A. Weinmann.

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro. 12. Regensburg, am 28. März 1826. u rn an

L Aufsätze Usber Buplsurum junceum L. und B.Gerardi Jaeg.; von Hın. Dr. Sauter.

B upleurum junceum L. und B.Gerardi Jaeg., die auf dem Leonhardsberge bei Wien wachsen, feh- len zum Theil in den neuen deutschen Floren, und werden in anderen nenen Schriften mil einander ver- mengt. Ersteres ist nach Smith’s Beschreibung and nach Exemplaren aus den Pyrenäen die ächte Linneische Pflanze, wofür bald diese, bald die von Geraxd abgebildete, bald baldense gehalten wird. Ihre Synonymie ist, soviel ich sie zu vergleichen Gelegenheit hatte, folgende: '

Gerard. emac. p, 608. „duricula leporis umbella lutea. Moris. Sect.gt.ı2.

B. junceum Spreng, Syst, veg.T, 383.(exclussynon.) Reich, Icon. pl, rar, t. CLXFI badium Rochl, et Lang. Centur. Gerardi Sadl. /%, pest. I. p. 205.

baldense M.B, ltaur.caue.Z.p.203.J2E:p. »96? junceum Host. syn. fl. austr.? Lapeyr. fl. pyren.

SUmMm

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Descerp. Radix gracilis, ramosiuscula, alba, an- nua. Caulis flexuosus, erecius aut strietissimus, te- res, slrialus, cavus, 5 2pedalis, totus ex alis fo- liorum ramosus, dichotome-panicnlatus; ramis alter- nis strietis, inferioribus brevioribus dichotome sub- divisis, Folia graminea, late-linearia, cuspidata, pla- na, glauca 5 6 nervosa, 2 uncias longa, integer- vima, sirieta, sensim ad apicem canlis decrescentia, omnia, alterna, caulem basi latiuscula semiample- xanlia.. Umbellae multae axillares et terminales constant radiis 2 3 inaegnalibus,'& une, et ultra longis. Involuerum 2 3phyllum, foliola inaequa- lia, lineari aut lanceolato - acnminata, umbellulis &breviora; involucellum 5-phyllum, floribus bre- vius: foliola ingequalia, unmbellulis dimidio brevio- ya, minora ac involacri. Flores 2 8 fere sessi- les. Petala ovata, integerrima, sub-acuta et inllexa, llavescentia. Cremocarpia oblonga, fusca, glabra, magna, jugis elevatis, argutis, valleculis eyiltalis, rugosis aut laevihus,

Bupleurum badium Rochl. Reich. tab. 156. tan- tummodo differl: ramis inferioribug longioribus, quam superiores, ramulis patentibus, foliis lanceo- latis, patulis, involucris et involucellis latioribus; radiis longioribus. Cremocarpia B, trifidi Ten. Il neapol. plane eadem,

Linne, DeCandolle, Host sprechen von

einer 6 Schul: hohen Pflanze; diese scheint niedrig zu bleiben. Oft wird es mit 3. baldense verwech- selt, das dem falcazum am nächsten steht und sich durch folia lanceolato- -linearia, canaliculata, invo- lucrum quadripbylium, umbellas multifloras, cre-

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mosarpiorum juga alala, viltas 5 vallecularum aus- zeichnet, und eine bedeutende Höhe erreicht,

Sehr verschieden von der eben beschriebenen Pllanze ist Bupleurum Gerardi Jacg. durch den Ila- bitus, wie durch Blatt-, Dolden- und Frucht-Bil- dung. Ich verweise nur auf Reichenbach’s treff- liche Abhandlung und Abb. in Icon. pl. rar. t. 29%. 295., wo von dieser höchst wandelbaren Pflanze 5, Haupiformen unterschieden werden:

&. breviradiatum, zu der nach vielfältigen Ver-

gleichungen das auf den ersten Anblick so verschie- den scheinende 3. afine Sadl. fl. pest, pag. 20% „eaule non distinclo dicholome- paniculato; panicula contracta; ramulis umbellileris brevissimis, erecio-. strictis; umbellis fere omnibus axillaribus una al- terave ramorum fantum terminali, contractae; in- volucellis flores non excedentibus sesgnilongis lon- _ gioribusque; pelalis fere croceis; seminibus ni- grescentifuscis” zu gehören scheint. Dessen Früchte sind eiwas kürzer, als die der Form paters, sonst aber nicht verschieden, Diese Form geht in ß. »zr- gatum über, und durch diese in y. palens, die Ge- rard schon so treflich abgebildet hat, und die von manchen für B. junceum L. gehalten wird; so auch Sadler fl. pest. 204.

B. Gerardi Smith. Jlor. graee. t. 262. scheint mir eine eigenthümliche Art zn seyn, wenn sie nicht zu &. flicaule Bros, JR. lusit, p. 254 gehört, die we-

der mit glaueum, noch Gerardi zu vereinen ist, sondern eine eigene Art zu bilden scheint, die die semina scahriuscula auszeichnen,

Ma

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I. Recensionen.

1. Zconographia botanica seu plantae eriticae. Jeco- ‚nes. plantarum rariorum et minus rite cognita- rum florae europaeae etc. Delineatae et crant commentario succincto editae auctore H. G. Lul. Reichenbach etc. Leipzig bei Friedr. Hof- meister, 1805. 3te Centurie I. IH. Heft, jedes mit 10 Kpft. und ı 2 B. Text in gr. &

„Wenn es Verdienst ist, gründliche Werke, die aus den vereinten Bemühungen mehrerer Botaniker entstehen, ohne Verzug ans Tageslicht zu fördern, damit die Jetztwelt auch schon die Früchte davor geniefse, so mülsen wir solches auch bei dem Ver- fasser anerkennen, und billigerweise seiner uner- müdeten 'Thätigkeit, bei der schnellen Herausgabe dieses kostbaren Werkes, Gerechtigkeit widerfahren lassen. Mit Vergnügen zeigen wir daher, in Bezug auf die Nrn. der Flora, Nr. 6,44. 1825 und Nr. ı0.

1824, die vorhandenen neuen Hefte an, die wieder

reichlich mit schätzenswerthen Beobachtungen aus-

gestattet sind. Gleich die erste auf Tab, CCI, ab- gebildele dnemone fulgens, die bald zu _4. horien- sis, bald zu pavonina gezogen wurde, hat hier, naclı dem berülmten Gay, ihre richtige Bestimmung als selbstständige Art erhalten. Sie wurde von Lejeune auf Hügeln bei Dax im Depart. des Landes gesam- melt, und ist als eine sehr schöne Zierpilanze zu betrachten, Beifällig macht der Verf.’ auf die Ver- nachläfsigung der botanischen Kunstsprache unserer berühmtesten Schriftsteller aufmerksam, was wir als ein Wort zu seiner Zeit ansehen. UCIl. Campanula

181

isophyla Morett, Eine nene Art aus Malien. Der Vergleichung wegen ist eine Blülhe von CO, alliariae- Jolia Willd., der sie in der Belaubung nahe kömmt, beigefügt. CCIU. Zarkhausia belldifolia De. Von Salzmann auf Corsika gesammelt, und vom Verf. durch Aussaat. der Saamen von der wilden Pflanze in die Gärlen eingeführt, CCIV. Cyperus glaber L. Aus Piemout, Rec, hätte gewünscht, vergleichungs- halber C. »virescens Krok,, den, einige Botaniker zu jener Art rechnen wollen, mit.abgebildet zu sehen.

CCV, Prunella intermedia Brot. Von Hrn. v. Mar- Lius bei Gibraltar gesammelt, und von ihm. ‚zugleich vollständig beschrieben, Sie erscheint hier völlig als eigenthümliche Art, CeVI. Chlora perfoliata L. Von Hrn. Prof. Koch in der Pfalz gesammelt, und für dieächte, Linn, Pflanze bestimmt, CCVI. Chlora acuminata Koch, et Ziz. Cat, pl. palat, p.20. Durch, etwas längere Blätter, minder getheilten Kelch und zugespilzte . Abschnitte der Blume von voriger ver- schieden, Von Salzmann bei Montpellier gesam- melt, und scheint Ch. perfoliata der Italiener zu seyn, da sie in Italien gemein ist, CUVIIL Cilora serotina Koch, in Litt, Von Hrn. Schimper bei Schwelzingen gesammelt. Blaugrün, Stengelblätter, wie die Blumen-Abschnitte, eyrund-spitzig. Die Stengel - Abschnitte breiter und länger, als an Ch, perfoliata, CCIX, Chlora lanceolata Koch. et Ziz.1. Von Salzmann bei Montpellier gesammelt. Durch lanzettliche Blätter und nur halbgetheilten Kelch, so wie durch schmälere stumpfe Blumenabschnitte von Ch. geuminata sehr verschieden. Eine schöne

182

klassische Zusammenstellung verwandter Fornien, die zur Erläuterung in der Vegetationswelt beitra- gen wird, wir mögen sie nun einstweilen als Arten oder Unterarten betrachten. CCX. Cypripedium gut- tatum Swarts. Von Hrn, Dr. Fischer bei Moskau gesammelt, Dafs die Blüthe der Orchideen ursprüng- lich aus einem dreiblättrigen Kelch und dreiblättri-

ger Blume bestehe, wird der Hr. Verf. anderwärts

erläutern. Rec. glaubt, dafs diefs die Blüthe von Ophrys myodes die Botaniker längst hätte lehren sollen. CCXI. Campanula Raineri Perp. Eine nied- liche Art, kaum fingerlang, mit fast zolllangen gros- sen Blumen, die den ehrenwerthen Namen des Vice- Königs von Italien, Erzherzogs Rainer, mit wel- chem sie die Entdeckerin Signora Perpenti be- legt hat, zu tragen nicht unwürdig ist. Sie wächst auf dem Gringa, einem Berg am 'Comersee. CCXIE, Cyperus aureus Tenor. aus Neapel. CK. Draba austriaca Crantz, und frigida Sauter, Zwei sehr verschiedene Arten, die bisher verwechselt wurden, und hier durch schöne Abbildungen und Beschreibungen vollltändig erläutert sind. CUXIV. Phyteuma Sieberi Spreng. Eine ausgezeichnete neue deutsche Art, von Sieber anf dem Loibl entdeckt,

und von Anderen in den Tyroler Alpen wiederge-

funden. CCXV. Zamium macilatum L. CCXVI, La- ml laerigatum. CCXVIL, Zamium rügosum, Aber- mals eine schöne Auseinandersetzung milskannter Arten, die um so wichtiger ist, als sie deutsche Ge- wächse betrifft, denn auch das ächte Z. maculatum, wobei hier nur Italien erwähnt wurde, ist im Oester-

153

reicher Liltorale gemein, obwohl es dem Scopoli unbekaunt geblieben ist, Schon Wallroth hatie zu dieser Aufklärung, wie auch der Verf, bemerkt, Fingerzeige gegeben, und ein Zamium rubrum auf. gestellt, was zu Zuerigatum gehört. CCXVIIL, He- losciadium crassipes. Zu dieser neuen, von Koch aufgestellten Doldengaltung gehören ausser der gegen- wärtigen von Salzmann auf Corsika gesammelten Art, noch Sium nodi iflorum, repens, bilbosum und Sison inundatum, wie wir zum Theil aus dem aten "Theil von Röhl, Deutschl, Flora weiter erfaliren ‘werden. CCXIX. Nepeta serpyllifolia Bieb. Aus Taurin. H. R. glaubt, dafs sie füglicher der Gat-. tung Thymus angehöre. CCXX. Symphytum bulbo- sum Schimp, Die nun schon bekannte, vorzüglich in Italien gemeine, von $, bei Heidelberg entdeckte ‘Art, die sich durch das’ einzige Kennzeichen, dafs ‘der Strählenkranz dus der Blume heraussteht, schon völlig auszeichnet: COXXT. Achillea Clusiana Tausch, die Jacquinische „Achillea atrata, die bekanntlich früher von Tausch und Sauter in der bot, Ztg. bekannt gemacht, und 'von der’ächten Linn. atra- ‚td, die Sturm abkebildet: lat, unterschieden wurde, ‘Jene ist vorzüglich in'den österreichischen, diese in den kärnthenischen ünd salzburgischen' Alpen zu Hause, Die vorliegende Abbildung ist, zu Beseitigung aller Zweifel, sehr’ schätzbar. CEXX1L Stachys am- bigua Sm, Bei Heidelberg gesammelt. Man hält sie kie und da für eine Bästardpflaeze, wohin vielleicht auch Stachys segetim Hdäe, zu rechnen ist. CCXXI. Lamium incisum Prild: Aa Westphalen von Dix.

184

Weihe gesammelt, und als Z. Westphalicum be- stimmt, CCXXIV. Zamium intermedium Fries. Ist mit L. amplexicaule nalıe verwandt, das delswegen auch vergleichungshalber mit abgebildet ist. CCXXV. Statice acutifolia Reichb. Von Moretti aus Genua als St. minuta geschickt, von der sie verschieden ist. CCXXVI. Statice globulariagfolia Desf. Von Dr. Sad- ler bei Caorlo am Seestrand gesammelt, CCXXVI. Glaueium tricolor Bernh. Auf der Schwellenburg bei Erfurt von Hrn, Binder gesammelt. Gewils eine eigenthümliche, wenn auch mit G. cornieula- Zum verwandte Art; ein vorzügliches Ziergewächs der deutschen Flora. CCXXVII. Alisma parnassi- ‚Jolium L. Eine sehr schöne Abbildung einer selte- nen Pflanze, vielleicht die seltenste in Deutschlands

Flora CCXXIX. Cyperus globosus All, Vermuthlich

‚nach italienischen Exemplaren abgebildet. CCXX%.

. Cerastium maeilentum Fries. und C. strigosum Fries.

Von Hrn, Fries aus Schweden mitgetheilt;

2. Genera nova plantarum iconibus observationibus- ‚que illustrata. ‘Auctore Leopoldo Trattin- ‚nick etc, .. Fasciculus secundus, Viennae 1825.

sumpt. editoris, 4. 10 schwarze. Kupfertafeln und eben so viele Textblätter. Preis ı fl. ı2 kr. Indem wir uns im Allgemeinen auf die Anzeige des exsten Heftes in Fl, 1825. S. 759 beziehen, müs- sen wir hier noch besonders den durch Vermitte- lung eines sehr geachteten Beförderers unserer Wis- sensobaft um die Hälfte herabgesetzten Preis für alle folgende Hefte in Erinnerung bringen, nach wel- chem jede "Tafel kaum auf 7 Kreuzer zu stehen

Ai

185

komnt; ein Preis, der jeden Liebhaber von Kupfer-

slichen seltiner Natargegenstände ‚zum Kauf anlocken

mufs, noch mehr aber den Botaniker erfreuen wird,

der an theure Preise schon gewöhnt ist. Die (unbe-

zeichneten) Taleln folgen in nachstehender Ordnung: Erisma floribundum Rudg.

Syst. sex, Monandr. Monog. dfän. nat, Gera- niaceae. Gen, prox, Cueullaria,

Mit Recht hat der Verf. diesen Gattungsnamen des ersten Autors, der leichtsinniger Weise schon zweimal durch. ‚andere ersetzt, werden wollte, wie- der hergestellt. . Cypselea, Turpim. .

Diand, Monog. Portulaceae, Gen. prox. Portulaca.

Cypselea humifusa, die einzige Species, ist auf St. Domingo zu Hause, wo sie von Poiteau und ‚Turpin im Jrischen Zustande untersucht und im Annal. d. Museum T. VII. p. 219. beschrieben und abgebildet. wurde.

‚Sowerbeia Smith. -

Triand, Mon. ‚dsphodeleae. Gen. prox. Thysanctus. Die einzige Species, S. juncea, ist in Neuhol- land zu Hause, Man findet sie bereits in mehreren Werken beschrieben, und selbst schon in einigen botanischen Gärten eingeführt,

Lightfootia L’herit.

.. Pent. Mon. Campanulaceae, Gen. prox. Cam- panula. . Die drei Arten dieser Gallung: L. oxyeoccoides, die abgebildet ist, subulata und tenella (Campanula tenella L.) sind Sträucher vom Cap.

36 Kochia Roth. Pent. Mon. Chenopodeae. Genus pros. Salsola.

Von g namhaft gemachten Arten ist Kochia

eriophora abgebildet. Nartheecium Smith.

Hexandır. Mon. Smilacineae, Genus prox, An--

thericum,

‚Von den 3 bekannten Arten ist das hier abge-

bildete Narth. össifragum in Deutschland, die bei- den andern: Narth, americanurm Kerr, und scabrum

Hafın. sind’ in Amerika einheimisch.

Anigosanthos Labitl.

Hex. Mon: Hasmodoraceae. Genus. proximum: "Conostylis.

‘Es sind 2 Arten bekannt, nämlich 4. rufus La- bin. und A. flavidus Red., die beide als Sträucher in Neuholland einheiniisch sind, und wovon die letzte hier abgebildet ist,

Der Verf. bemerkt, dals diels Genus eben richtig begründet, als benannt sey, und daher der ‘Name, den Sp rengel in Schwaegrichenia verwan- delt habe, um so weniger unterdrückt werden dür- fe, als er bereits von allen jetzigen Schriftstellerh angenommen sey,' was wir mit vollkommener Bei- slimmung unterschreiben, und glauben, dafs sich Sprengel durch solche Willkührlichkeiten weder bei der Jetzt - noch Nachwelt Beifall erwerben werde.

Waldsteinia Willd,

Icos, digyn. Rosaceae. Gen, prox. Dalibarda.

Von der hier abgebildeten bekannten 77. ‚Godi- des IWilld. giebt’ der Verf. Ungarn und Siebenbür-

187

gen als Vaterland an, dem wir Krain (ad pedes

monlis Nanas) um so mehr- beiselzen, als sie da-

durch auch der Flora germanica anheimfälit. Schon

Irtiher hat der Verf, in seiner Synodus botan. diese

Gattung mit den Arten 77°. Mönchü, [ragarioides,

sibirica und Doniana, vermehrt, die er auch hier

als solche bestätigt, Solenandria cordifolia Vent. Monadelph. Pent. Bülineraeae, Gen. Prosimum

Büttnera..

Die einzige, auch hier abgebildete Species ist perennirend und in Nordamerika zu Hause.

Joannia Willd.

Syngen. aequalis. Cynaraeae, Gen, prox. Süf- ta Mikun,

Von den 3 bekannten Arten: J. microphylia, insignis und Zaneifolia, deren Heimat Brasilien ist, ist erstere hier als Repräsentant der ganzen schö- nen Gattung abgebildet.

3. Die Rosen nach ihren Früchten, Ein unentbehr- licher Leitfaden zu ihrer richtigen Bestimmung für Botaniker u, s. w., oder alle bisher bekann- ten Rosenarten nach Zrattinnick’s Synodus kar- pologisch dargestellt von Tobias 'Seits, Pfar- rer zu Oberhofen u, s, w. Prag 1825, bei En- ders. 231 S. in ı2.

Die Rosen gehörten von jeher zu den allgemein verbreiteten Lieblingsgewächsen, und so wie dels- wegen nach und nach die Aufsuchung neuer Arien Bedürfnifs wurde, so mußsten sich auch in Folge der häufgen Kultur derselben eine Menge Unter-

138

arten und Spielarten um so mehr erzeugen, als die Kunstgärlnerei biezu alle möglichen Mittel und Wege aufsuchte, Die Nothwendigkeit, alle diese Formen in systematische Uebersicht zu bringen, wurde bald fühlbar, und es giebt in unseren Tagen eine Menge Schriften, die dieses beabsichligt haben, wovon nach unserm Bedünken die gründlichste und vollständig- ste in Zrattinnicks Synodus vorliegt. Aber ein streng wissenschaftliches Werk kann der Dilettant nicht erfassen, und daher sind die Versuche, dergleichen in lieblichen Gewändern vorzulegen, an die Tages- ordnung gekommen, wenn auch nicht i immer zu Nutz

"und Frommen der Wissenschaft, Das vorliegende

Werk, in niedlichem Format auf weilsem Druck- papier mit schönen Lettern rein und korrekt ge-

druckt, führt neben dieser Absicht auch noch den.

Versuch mit sich, die mancherlei Arten karpologisch abzutheilen, was bei so vielen anderen Gatiungen nicht ohne Nulzen geschehen. ist, und schon von Linne selbst bei der Gattung Rosa angewendet wurde, Wir können daher Hro. Pfarrer Seits, der sonst. schon als. ein guter Früchtekenner bekannt st, das Zeugnils nicht versagen, dafs er sich bier als einen sehr belesenen Mann gezeigt, und von sei- nen botanischen Kenntniflsen gründliche Proben ab gelegt habe. Dals gleichwohl die Bestimmung der Arten nach dieser Darstellung noch Schwierigkeiten "haben könnte, daran ist nun wohl, aufser der gros- sen Anzalıl der Formen, auch die Natur selbst Schuld, die die Figur der Früchte nicht immer ge- au geschieden hat, Dex Verf, füllt diels selbst,

284

nnd bekennt 3.9. anfrichtig: „dafs vieles noch. da- zu fehle, um die Rosenfamilie rein karpologisch aufstellen zu können.” Wirklich sind die aufge- stellten Rubriken „VII, Fast kugelrunde Frucht- knoten, X. verschiedene Fruchtknoten, und XII, noch befragliche Fruchtknoten” nicht geeignet, diels Ge- ständnils zu widerlegen, so sehr auch sonst die auf- geführten Arten gut diagnosirt, und oft selbst mit Beschreibungen und Erläuterungen versehen sind, Gleichwohl werden die Liebhaber von Rosen diels Schriftchen als tägliches Handbuch mit Nutzen ge- brauchen können, zumal da mit Hinsicht auf Stex- del’s Nomenclator ein zweckmälsiges Register bei- gefügt iste _

Uebrigens hat der Verf. weniger zweckmälsig die aufgeführten 347 Nummern zum Theil mit Un- terarlen vermischt, die sonach kein reines Resultat für die Zahl der Arten geben. Ein Anhang von Opiz vermehrt jene Zahl mit 8, ein andrer von Wenzel ebenfalls mit 8, die viellleicht eben so wenig als rein bestimmte Arten angesehen werden können. Inzwischen mag es hier erlaubt seyn, die 243 Arten, welche ‘Trattinnick, den wir in alle Wege als einen verdienten Botaniker anerkennen, in seinem Synodus, aufser den vielen Unter- und Abarten, aufgestellt hat, mit den späterhin von Sprengel aufgeführten ı09 Arten in Erinnerung zu bringen, und auf die Willkühr aufmerksam zu machen, die sich die Botaniker unseres Zeitalters bei Bestimmung der Pflanzenarten zu Schulden kom- men lassen.

190

4 Die Pelargonien. Ein unentbehrlicher Leitfaden zu ihrer richtigen Bestimmung, für Botaniker, Gärtner, Gartenbesitzer und Blumen - Liebhaber. Als Auszug aus DeCandolle's Prodr. syst. na- Zur, ins Deutsche übertragen von Phil, Max. Opiz u. w, Prag 1825. Bei ©, W. Enders. 185 S. in ı2. ,

Diels Büchlein ist ein Gegenstück zu Seits Rosen, indem es in demselben Format, mit den nämlichen Lettern auf ähnlichem Papier gedruckt, und von derselben Buchhandlung zu Tag gefördert wurde: 86 ist auch der Zweck und der Inhalt mit demselben conform, indem beide beabsichtigen, hauptsächlich den Blumen - Liebhabern, die nicht eigentliche Botaniker, und der lateinischen Sprache unkundig sind, einen Leitfaden darzubieten, nach welchem sie die zahlreichen Arten mancher Gat- tungen leichter unterscheiden könnten. $o wählte

Seits die Rosen, Opiz die Pelargonien, welche

hier, dem Titel gemäls, aus DeCand, Prodr, nach

Gattungs -, Abtheilungs- und Arten - Charakteren

in die deutsche Kunstsprache übertragen sind, und

wir glauben allerdings, dafs dadurch jener Zweck bei manchem Blumenfreunde erreicht werden könne.

IL Anzeigen

Nachstehende äufserst wichtige naturwissenschaft- liche Werke sind durch jede gute Buchhandlung von Unterzeichnetem zu beziehen: 1. Memvires du Museum d’hisioire naturelle, par

MM. les Professeurs au Jardin du Roi, Paris.

Die Vereinigung aller Zweige der Naturwissen- schaften im Museum und aller Mittel, sie zu beär- beiten, giebt den HH, Professoren Gelegenheit, nen® Entdeckungen in der Mineralogie, Botanik, Zoolo- gie u, 8, w, bekannt zu machen, so dafs ihre Me- moiren nicht allein die prächtigen, ihrer Aufsicht anvertrauelen Sammlungen kennen lehren, sonder auch eine Zusammenstellung der Entdeckungen bil- den werden, welche man jeden Tag in den verschie- denen Zweigen der Naturgeschichte macht,

ag

Diese Memoiren erscheinen in Heften von zelın Bogen, jedes mit vier bis fünf auf das sorgfältigste gestochenen Kupfertafeln. Sechs Hefte bilden einen Band; zwei Bände einen Jahrgang.

Sechs Jahrgänge sind bis jetzt erschienen, von denen jeder ı6 Rth. ı6 gr. sächs, oder 3p fl, rhein, kostet; zusammen also 100 Rih, sächs, od. 1804, rhein,

Gegenwärtig wird auf den siedenten Jahrgang subseribirt, und der Preis beider Bände bei Unter. zeichnung erlegt. . 2. Memoires sur la Famille des Legumineuses, par

M. Aug. DeCandolle, Professeur d’histoire na-

: turelle et Directeur du Jardin botanique de l’Aca-

: d&mie de Geneve, Correspondant de Institut de

France, Membre des Sociötes royales de Londres,

Edinburgb, Turin, Naples, Munich, Copenhagen, de la Soeiele de Curieux de la Nature, etc,

Diese Memoiren sollten erst in den oben an- gezeigten Musdum d’histoire naturelle de Paris er- scheinen. Da jedoch ihre Anzahl »ich zu sehr ver. mehrt hatte, um ohne große Verspätung in jene Sammlung anfgenommen werden zu können, so ent- schlofs sich der Verfasser in Uebereinstimmung mit dem Verleger, sie als ein besonderes Werk heraus- zugeben 'und sie in demselben Quartformat drucken zu lassen, so dafs sie nun mit jener Sammlung ein, auch im Aeufsern gleiches, Ganzes bilden,

Die Botäniker werden in diesem Werke die Com- mentare vereinigt finden, welche die in dem Prodro.-. mus enthaltene kurze Uebersicht der Familie der Schotengewächse ergänzen. Die auf den Charakter dieser Familie, auf die Tribus, aus welchen sie be- steht, und auf die netten oder wenig bekannten Gat- tungen bezüglichen Details, werden entweder durch ausführliche Beschreibungen oder dürch sorgfältige Kupfer dargestellt werden,

Dieser, aus 14 Memoiren besteliende Band wird ungefähr 500 Quartseiten stark werden, 70 Kupfer- tafeln enthalten, von denen 26 in Umrissen und die

192

übrigen ganz ausgeführt sind, und in Lieferungen von 8 Bogen Text, nebst 8 bis g Kupfern, erschei- nen, Jedes Kupfer hat seine Nummer, _

Die erste Lieferung ist erschienen; die Tolgen- den erscheinen alle Monate. - Preis einer jeden anf fein Papier, 2 Rtl. 12 gr. sächs, oder 4 il, 30 kı, rhein., auf grols Raisinvelin, 5 Rtb. 14 gr. sächs. oder 10 fl. rhein. Bei Empfang der ersten Liefe- xung bezahlt man die letzte zugleich mit.

3. Histoire des Plantes les plus remarquables du ‚Bresil et du Paraguay, comprenant leur descrip- tion, et des dissertalions sur leurs rapports, leurs usages eic,, avec des planches noires om coloriees; par M. Aug. de Saint-Hilaire, Correspon- dant de VAcademie des Sciences, Dedie a $a Majeste Txes-Fidele. Paris,

Diels Werk, auf feines grofses Raisinpapier in 4. gedruckt, wird aus einem oder zwei Bänden be- stehen, jeder Band aber in ı0 Lieferungen, jede von 5 bis 6 Bogen Text, mit 5 bis 6 Kupfertafeln, ge- theilt werden. ‚Sollten jedoch die Memoiren zu stark werden, um. Eine Lieferung zu bilden, so werden deren zwei aufEinmal ausgegeben werden, wie diels schon der Fall mit den beiden ersten gewesen ist. Bis jetzt sind die ersten 4 Lieferungen erschienen. Preis einer jeden in 4, auf feinem grofsen Raisin- papier mit schwarzen Kupfern 2 Rth, 6 gr. sächs,, oder 41, rhein., auf deito deito, alle Kupfer kolo- rirt, 3 Rth,.2 gr. sächs. oder 5il, 3okr, rhein,, auf geglältetem grolsen Raisinvelinpapier, alle Kupfer kolorirt, 5 Bth. sächs. oder g il. rhein.

Da ich die hier genannten Werke, über welche auch ausführliche Prospectus bei mir und in allen Buchhandlungen gratis zu haben sind, zu den Pari- ser Öriginalpreisen ohne Erhöhung ansetze, und da- ber nur ‚franco hier liefern kann, so ist es billig dafs man auswärtigen Buchhandlungen Bemühung und Porto vergüte.

Frankfurt a, M., im Januar 1806,

Wilhelm Schäfer, Buchhändler.

Flora

oder

Botanische Zeitung,

Nro. 13. Regensburg, am 7. April 1826, meist. tin.

Il, Aufsätze duszug aus einem Berichte des Arn. Hofraths, Rit- ters v. Martius, über den dermaligen Stand un- serer Kenntnifse von den Flechten; erstallet in der öffentlichen Sitzung der mathem, physikal, - Klasse der k, b. Akademie d. W. am 18, Febr. 1826.

Da. Herr Oekonomierath und Physiograph des Königreiches Hannover, Dr. Meyer zu Göttin- gen, hat mich vor einiger Zeit beauftragt, in seinem Namen der Klasse sein Buch „über die Entwicke.. lung, Metamorphose und Fortpflanzung der Flech- ten” zu überreichen, und mich zugleich ersucht, derselben von dem Inhalte eine gedrängte Anzeige zu machen, Dieser literärischen Pflicht gegen mei- nen würlligen Freund entledige ich mich mit um so grülserm Vergnügen, als ich sein Buch für eine der rühmlichsten "und fruchtreichsten Leistungen ‚unserer Zeit im Fache der kryptogamischen Bota- nik halte. Auf’ jeder Seite desselben begegnet man einem nüchternen, gewandten Beobachter, der vor- züglich erfahren ist, das was er im concreten Falle geichen hat, an andern ähnlichen zu prüfen, dex

N

19%

sich über seine Beobachtungen klar und lebendig auszusprechen, und sie insgesammt mittelst glück- licher Combinationen zu verbinden versteht, Bei der Angabe der Hauptresultate der Meyerischen Untersuchung schien es mir aber nöthig, den Stand unserer Kenntnisse von den Flechten überhaupt el- was zu erörtern, und bei dieser Gelegenheit bitte ich endlich die Klasse, mir zu erlauben, anch einige vergleichende Blicke auf die den Flechten so nalie verwandien „digen oder kryptogamischen Wasser- gewächse zu werfen. In der That ist es eine auflallende Erscheinung, dafs, nachdem die Kunde von den Flechten (Liche-

nes) anderthalb Decennien auf. demjenigen Stand- ,

punkte rulıte, wohin sie die Bemühungen des Schwe- den Acharius gestellt hatten, die sehr verdienst- lichen, aber nicht allgemein anerkannten Forschun- gen des trefllichen Lichenologen Flörke und des Schweden Fries ausgenommen, jetzt auf einmal fast gleichzeitig vier Bearbeiter dieser merkwürdi- gen Pflanzenfamilie aufgetreten sind, welche theils auf parallelen, theils auf divergirenden Wegen neues Licht darüber zu verbreiten suchten, Es sind diese Hr, Dr, Eschweiler in München, dessen Systema Lichenum im Jahre 1824 der Klasse vorgelegt wur- de, Hr. Dr. Wallroth, Hr. F&es zu Paris und der Verfasser des obengenannten Werkes, deren Schrif- ten im Jahre 1825 erschienen sind, Die schwan- kende, so vielen Abänderungen unterworfene Ge- staltung der Flechten, ihre Abhängigkeit von allen physischen Einflülsen bei einem höchst langsamen;

nz

195

ja vielleicht auf Jahrhunderte berechneten Wachs= thume, endlich ihre, tler unorganischen sich nähern. de, oft steinharte Substanz und die defshalb sehr schwierige mikroscopische Untersuchung, waren Schwierigkeiten, wodurch die Botaniker vermocht wurden, bei der Autorilät des Acharius stelien zu bleiben, welche aber durch die nun erwähnten neuesten Leistungen den gröfsten Theil ihres Ge- wichtes verliert. Hr. Dr. Eschweiler hatte das Verdienst, zuerst durch genauere und manchfal- tige mikroskopische Untersuchungen sowohl der meisten bekannten inländischen als vieler bis dahin unbekannter ausländischer Flechten, selbst bis zur überaus feinen Struktur der in den Fruchtbehäl- tern enthaltenen Schläuche die Naturgeschichte die- ser Familie nen zu begründen. Indem aus diesen Untersuchungen die allgemeine Entstehung der Apo- thecien aus der meistens durch die Rindenschicht hervorbrechenden Markssubstanz, ferner das con- stante Vorhandenseyn eines gelatinösen Kerns in denselben, dieser mag stets umschlossen bleiben oder in den höhern Formen bei der Reife schei- benförmig ausgebreitet an’s Licht treten, hervor- gieng, und somit die Apolheeia intus homogenea und die idiothalama des Acharius, so wie die gan- ze auf deren Unterscheidung beruhende Grundlage seines Systems als nichtiger Irsthum nachgewiesen wurden, so wählte der erwähnte Verf. einen neuen blos durch unbefangene Natnranschauung gebahn- ten Weg: er bestimmte auf diese Weise schärfer die Gränzen und Charaktere der ganzen Familie sowohl

N2

196

als der aufgestellten Gruppen derselben und sämmt- licher neu begründeter und mit neuen Formen ver- mehrter Gatiungen und versuchte es nicht ohne Er- folg, ein natürliches und physiologisches Flechten- system auf der Grundlage der wesentlichen Ver- schiedenhejt der Blasen - und Fadenform einerseits und der stufenweisen Vervollkommung der Frucht- organe andererseits mit eigenthümlichem Scharfsinn zu errichten: er führte endlich die merkwürdigen Erscheinungen der Färbung der Flechten und ihrer Theile auf chemisch. dynamische Verhältnisse zurück; er bezeichnete diese, als einen, vermöge der ganzen Natur der Flechten, gleichmälsig während des gan- zen Jahres fortdauernden Oxydations- oder Decar- . bonisationsprocels, welcher sich in der, den Pilzen und Algen fremden, Färbung der Fruchtorgane, durch Ablagerung von Keblenstoff und von roihem Fär- bestof? mittelst eines chemisch - galvanischen Gegen- satzes mit dem an sich grünen 'Thallus äussere. -— ‚Die Untersuchungen des Hrn, Oekonomieraths Meyer stimmen in vielen Punkten mit denen sei- nes Vorgängers überein, für welche sie also das beste Zeugnils abgeben. Für diese letzteren Lei- siungen gilt im Allgemeinen als bezeichnend, da/s sie überall zurückgeführt sind auf eine recht wahre und naturgemä/se Ansicht von dem vegetabilischen. Leben überhaupt, vom Wachsthume, dessen Hem- mungsmomenten und. den. daraus hervorgehenden Formveränderungen. Wenn man auch nicht ver-' kennen kann, dafs der Verf, dabei manche frühere Beohachtungen und Ansichten, namentlich die sonst

197 zu wenig berücksichtigten von Link und Flörke,, aufgefalst und verfolgt habe, so muls man doch dem eigenthümlieben, auf treue und vieljährige An- schauung und Erforschung gegründeten Gang des. selben billig Dank, ja bei derSchwierigkeit der Un. tersuchung, Bewunderung zollen. Der Verf. beginnt, nach unbedingter Verwerfung der systematischen . und diagnostischen Leistungen des Acharius, mit der Darstellung des organischen Baues der verschie-; denen Formen des Lagers sowohl, als der Frucht. organe, worin er im Wesentlichen (ein paar schwie- rige Gattungen: Conioloma, Arthonia, Endocarpum und Thelotrema, ausgenommen) mit Hrn. Esch- weiler übereinstimmt, Er widmet dabei eine be- sondere Aufmerksamkeit der Schicht von grüner Farbe, welche sich gewöhnlich unter der Rinden- schicht befindet, und die schon DeCandolle als einen der Familiencharaktere der Flechten mit Aus. nahme seiner Hypoxylen aufgenommen, Hr. Esch- weiler aber weniger berücksichtigt hat. In dieser Schicht sieht er (pag. 14,) „das Lebensprincip der Flechten” 'und er hält sie zugleich, bei dem häufigen Mangel oder dem Abortiren der eigentli- chen Fruchtorgane (Apothecia), für das einzige Mit- tel der Fortpflanzung, Er giebt jedoch auch zw dals die sogenannten Soredien oder staubartigen Ef- florescenzen von keimfähigen Elementar - Zellen, nicht allein aus dieser grünen Schicht, sondern auch aus der übrigen, sowohl Rinden-, als Mark- Substanz*) der Flechte ihren Ursprung nehmen kön=

*) Ein hierher gehörender Fall wird im Bulletin de la So- cietd philgmatique, Jahr 1824, erzählt.

D

198

nen (p. 145, 146, 147, 134 149). Durch diese Annahme, so wie durch die neuerlichen Beubach- tungen des Hın. Schärer in Bern von dem Aus- schlagen der Haftfasern der Gyrophora zu neuen Individuen, wird es also wahrscheinlich, dafs, eben so wie bei den niederen Thieren, auch hier jedem

organischen Theilchen ein sich nach der Trennung

von der Multer steigerndes Beproduclionsvermögen ionwohne. Das vorzüglichste Verdienst des Hrn.

Meyer an dieser Seite seiner Untersuchung ist, dals

er durch Aussaatversuche die Entstehung der Flech- ten aus Keimköürnern dargethan hat. Diese Ent- stehung war bis jetzt immer nur problematisch nach den unerweislichen Beobachlungen von Micheli angenommen worden. Der Verl, verspricht das De- tail derselben später bekannt zu machen, cin Ge

schenk, dem wir mit Vergnügen und gespannter Exr-

wartung entgegensehen. Diese Versuche, welche je- doch nur mit ausgebildeteren Schildflechlen gelan- gen (p. 170), führen den Verf. auf das Resultat, dals die Flechten, gleich anderen unvollkommenen Or- ganismen, sowohl durch eine ursprüngliche, elemen- tarische Zeugung (generatio originaria), ala durch eine MWiedererzeugung dureh Ausbildung eutwicke- lungsfähiger ‘Theile der Mutlerpflanze ( generatio propagatoria 8. reproducliva) entsteben.‘ Die erste

Art von Entstehung hat man bisher bei den Flech- ten nicht so sicher nachgewicsen, als bei den Al-

gen und Pilzen, Der Verf, läfst uns aber über das Wesen derselben in soferne keinen Zweifel mehr, als er den Niederschlag eines unendlichzarten, far-

ee

199

bigen Duftes oder Reifes (p, ı39), sowohl im un- mittelbaren Contact mit der Atmosphäre, als unter der Epidermis gewisser Pflanzen, als die erste Stufe einer solchen originären Entwickelung von mehre- ren Flechtenarten, nach seinen Erfahrungen, be. schreibt, wobei er zu verstehen giebt (p. 143), dafs sowohl zersetzte vegetabilische Substanz, als auch unorganischerStoff, unter Einwirkung des Wassers und des Lichtes, an dieser erten Bildung Antheil nehmen könne. Er beschreibt jenen Reif, den er Protothal- ius nennt, als aus Atomen von kleinen stumpfecki- gen Körnchen zusammengesetzt, welche sich häufig concentrisch an einander legen, und allmälig eine zellige oder faserige Struktur annehmen. Die an- dere Eutstehungsart durch Forlpflanzung mittelst der Mutter angehöriger Theile hat aufzwiefachem Wege statt, entweder aus Zagerkeimen, d. h. Elementar- zellen, welche das Lager oder der 'Thallus in den obenerwähnten Soredien, und wahrscheinlich auch- in den von Acharius Pulvinuli und Cephalodia genannten Theilen, absondert, oder aus Keimzellen (Sporen) der sogenannten Apothecien, welche der Verf. Keimfrüchte, Sporocarpien, nennt. Der erstere Weg der Fortpflanzung wird von der Natur in feuch- ter Lage häufiger eingeschlagen, wo auch überhaupt das Lager sich mehr ausbildet; den anderen Weg verfolgt die Natur mehr in trockener Lage, wo sich auch die Apothecien mebr ausbilden (p. 171).

Als ferneres Resultat seiner Untersuchungen stellt nun Hr. Meyer den Satz auf, „dafs sowohl die Fruchtkeime, als die Lagerkeime, sich zwar häu-

200

fig zur vollständigen mütterlichen Form wieder er-

heben, sehr oft aber (und zwar nicht selten in gros- ser Verbreitung der Individuen) auf tieferen Bil- dungsstufen zurückbleiben” (p. 172), ja er nimmt (p. 134) die Eigenschaft dieser Keime, sich nicht immer-und in allen Verhältnilsen zu der Form er- heben zu können, von der sie abstammen, als einen Beweis an, dafs sie weder als wahre Saamen, noch als wahre Knospen zu betrachten seyen. Mit Recht verwahrt er sich hiebei (p. 173) gegen die nener- lich so oft aus einem Milsverständnifs der Idee der Pflanzenmetamorphose ausgesprochene Ansicht, dafs

eine Art, Gattung oder sogar Familie der kryptoga-

mischen Gewächse in die andere unmittelbar über- gehen. könne. Sehr scharfsinnig betrachtet nun der Verf. die so grofse Mannichfaltigkeit in den Ent- wickelungsstufen der Flechten als Resultat ihrer ver- schiedenartigen Entstehung, entweder aus Lager- oder aus Kruchtkeimen. Er glaubt, dafs aus den letzte- ren die Individuen mit gröfserer Neigung zu voll- sländiger Normal-Entwickelung der Art, aus den ersteren aber solche hervgrgehen, welche analog der Nachkommenschaft atıs den Knospen höher or- ganisirter Pflanzen nur die individuelle Form der Muiter ‚wieder darstellen (p. 173. ı74). (Klar beslimmt, und in Verbindung gesetzt mit seiner Ge- sammtansicht vom Pflanzenreiche, hat diesen Unter- schied von Proles aus Saamen und Knospen zuerst der geistreiche Link in seiner Philosophia botanica ausgesprochen, wo er sagt, dafs der Saame die Art die Kuospe das Individaum fortpflanze.) Auf dies®

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Weise erklärt er ferner die so häufig vorkommen. den Anllüge von Flechtenapothecien olıne oder mit unmerklicher Lagerbildung, als Abkömmlinge, wel. che durch das Vorherrschen .der Fruchtbildung im Individuo den Schein einer specifischen Natur an- nehmen, und defshalb von Acharius &o oft als eigene Arten beschrieben wurden (p. ı82); so hält er 2, B. Lecdnora eerina, Jecidea Ivteo - alba und andere Arten des. schwedischen Lichenologen blos für dergleichen Abarten der gemeinen Wandflechte, Parmelia parielina (p, 182. 220). Auf gleiche Weise bringt er eine Menge, von Acharius leichtsinnig genug aufgestellter Formen zu ihren Stammarten zurück, Aelhnliches Verdienst erwirbt er sich um die unter der Oberhauf. gewisser Pflanzen entstehen- den Flechten *); er tritt-hiebei in die Fulsstapfen unseres nicht genug zu rühmenden Flörke, wel- cher schon längst auf die Nothwendigkeit aufmerk- sam ‚gemacht hat, die Verwachsung: solcher Flech- tenerusten mit der Rinde und Oberhaut, die da- durch entstehenden 'Farbeveränderungen, das Zu- sammenflielsen solcher sich überall leicht assimi- lirenden, niedrig organisirten Pflanzen mit fremd- artigen, organischen und unorganischen Stoffen zu beherzigen. Hierher gehören vorzüglich die treff- lichen Beobachtungen des Verf. (p. 61 fill.) über das Eingelien kleiner vegetabilischer Parasiten, der Zepra rubens und Lepra botryoides, in die Masse der Flech-

*) Wenn der Verf, auch die Entstehung, der tropischen Trypetheliaceen als tief in der Rinde vor sich geliend schildert (p. 9%), so müssen wir dieser Ansicht aus viel- fältiger Naturanschauuug widersprechen,

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ten, wodurch sie roth oder grün : gefärbt werden, über die Aufnahme von Eisenoxydul, welches, unter dem Einflufse der Atmosphäre, in färbendes Eisen- oxydhydrat übergeht, über diekarmesinrothe Färbung des Flechtenkörpers durch Braunsteinoxyd u. 8. w.

-Nach solchen Untersuchungen geht er dann weiter zur systematischen . Bearbeitung der Flech- tengattungen fort, indem er sie insgesammt in Staub- fruchtflechten, Kernfrucht - und Scheibenfrucht- Flechten eintbeilt. Diese Eintbeilung: berücksich- tigt ausschliefslich die Fruchttheile, indem der Verl, den Thallus, wegen seiner oft mangelhaften Ausbil- dung Tür die Begründung von Gattungsmerkmalen nicht geeignet hält. Nur wo sich eine stengelför- mige Erliebung der Apothecien findet, die an höhere Formen im Gewächsreiche erinnert, wie bei den Gattungen Stereocaulon und Oladonia, und da, wo das Lager eine polsterförmige Unterlage der Frucht- organe bildet (bei den Trypetheliaceen Eschw.), be- trachtet er diese Bildungen ala wesentlich Jür die Begründung der Gatlungscharaktere, In dieser Be- ziehung können wir nicht mit ibm übereinstimmen, sondern glauben vielmehr, dafs eine naturgemäfse, von der Idee einer nachweifslichen successiven Ent- wiekelung der Gestalten geleitete Eintheilung und Charakteristik alle Seiten der Naturkörper ins Auge fassen müsse, Da Hr. Meyer eine vollständige Ar- tenaufzählung der Flechten zu liefern verspricht, 50 dürfen wir hoflen, über diesen Theil der interes- santen Leistungen desselben noch wichtige Auf- schlüfse in Zukunft zu erhalten, Ueber das Ein-

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zelne dieser werthvollen systematischen Bearbeitung mich zu verbreiten, ist hier der Ort nicht, Ich er- wähne daher nur Einiges, Die Gattungen der Flech- ten mit zerstäubendeim Fruchtorgan betrachtet er mit Ausnahme von Calicium und Sphaerophoron nur als Anbang (p. 324. obs.), Von der ersteren der genannten wird Conivcybe Ach. in dem Metho- dus generum beibehalten, obgleich sie (nach p, 114) nicht strenge davon getrennt werden könne. Conio- loma*) kommt zwischen des Verf. erste und zweite (p. 112), und Zäelotrema (p. 96) (wir können hin- zufügen Grapbis) zwischen die zweite und dritle Abtheilung zu stehen; auch finden sich in jugend- lichen Individuen der Staubfruchtllechten nicht sel- ten deutliche Schlauchbildungen**), und umgekehrt geben die Fruchtorgane der beiden andern Abthei- lungen oft in Staubbildung über (p. 112). Diese von dem vortreflicben Verf. selbst anerkannten und her- vorgehobenen Thatsachen beweisen, dafs derselbe, bei seinen für die Wissenschaft so erfreulichen Lei- stungen, weit entfernt von der Meinung ist, dafs

men

*) M. v. die Beschreibung von Conioloma (p. 132) mit der- jenigen, welche ieh in der Flora eryptog, Erlangensis

R gegeben habe. , .

*) Der Hr, Verf. sagt, „hie und da auhebende Entstehung von Schläuchen,” Hr, Dr. Eschweiler hat sie aber bei Calicium ganz deutlich und vollkommner, als in den höheren Flechten gesehen (wie denn überhaupt dessen mikroscopische Untersuehungen der Apothecien äusserst scharfe und deutliche Resultate gegeben haben), Es sind aber nach demselben überhaupt in den höheren Flechten keine Schläuche, sondern nur freie Sporen (mit massa sporacea angefüllie Zellen), in den tieferen aber gar keine sulche solide Sporen, sondern nur geringelte und zeilige Schläuche vorhanden, Inu Cenomyce und mauchen an- lern kommen weder Schläuche noch Sporen vor.

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seine Gatlungen einer völligen Begränzung fähig wä- ren, vielmehr geht seine Ansicht dahin (p. 236), dals das, was wir in den höheren Pflanzen Gattungen nennen, auf diesen Stufen der Vegetation immer ein, der Natur aufgedrungener Begriff sey, ein Ausspruch, dem wir in gewissem Sinne gerne beipflichten. Auf gleiche Weise glaubt Hr. Meyer die Flechten von den Pilzen und Algen nicht strenge trennen zu kön- nen (p. 95), was allerdings doppelte Gründe durch die von ihm beobachtete primitive Entstehung der Flechten erhält; er betrachtet sie vielmehr als einen Saum um das ausgedehnte Reich der Pil- ze (p. 243), ‚(Beschlufs folgt.) I. Correspondenz.

Mit Vergnügen werde ich Ihnen den Bericht über unsere gemeinschaftliche Alpenreise mittheilen, so bald die zahlreichen Moose und Flechten, die uns glücklicherweise zu Theil geworden sind, be- stimmt seyn werden. Zunächst mufs ich Sie jedoch bitten, um Mifsverständnilsen vorzubeugen, den schon zweimal in der Flora bei Erwähnung unserer Ex- &kursionen gestandenen Namen Marthal zu emendi- sen, da der fragliche Ort Martelltkal heilst; der Name soll, wie mir der Herr Coadjutor der dorli- gen Kirche erzählte, von vallis mortnorum herkom- men, indem ein ganzes römisches Heer dort sein Grab gefunden habe; a0 gezwungen auch diese Ab- leitung in etymologischer Hinsicht seyn möchte, 80 giebt doch die Lage des fast nach allen Seiten von unübersteigbaren Gipfeln und Gletschern eingeschlos- senen Thales, wohin selbst die Franzosen im letzten

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Kriege nicht drangen, nicht weniger die auch jetzt noch ungemein rüstige Natur der dasselbe bewoh- nenden Gemsjäger jener Sage viele Wahrscheinlich. keit, Ich verweile gerne bei der Erinnerung an dieses schöne Thal, dessen Boden von den auf al- len Seiten hervorstürzenden Wildbächen bewässert und ungemein befruchtet wird. Dort sind alle Fel- sen, die in Jurchtbaren Blöcken umherliegen, mit mannichfaltigen ‚Alechten, mit Rasen von Sphäropho-. ren und grolsen Lappen von Umbilicarien bedeckt, nicht selten auch in weiten Strecken von Byssus aurea gexöthet, während ihr Fuls von der schönen Linnaea und den lieblichsten Moosrasen, selinen Splachnen u. A. umkränzt wird. Nur die von der Strasse entfernte Lage macht es mir erklärlich,, warum noch kein Botaniker dieses unentweihte Asyl der Flora besuchte; wenigst wulsten die Einwoh- ner keine Nachricht zu geben, ausser von einem nicht weit davon wohnenden Apotlieker, während wir in dem benachbarten, weit weniger fruchtbaren Suldenthale Kunde von Sieber und Anderen ver- nahmen; dennoch ist das ‘Thal von unten zugäng» lich;. uns aber führte der Weg von oben hinein, . nachdem wir 2 Tage lang über einen der steilsten, von ewigem Schnee bedeckten Bergrücken, den Sa- lenn, gestiegen waren. An diesem Salennferner süd- ‚lich nach dem Val di Rabi, auf einem vom Glim- merschiefer in den Gneis übergehenden, reich-. lich mit Granaten besprengten Boden, steht die er- wähnte Alchemilla pentaphylla. Wir fanden sie einige ‘Tage später auch am Fulse des Madritschfer- ners, nach der Seite des Martellthals, auf ähnlichem

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Glimmerschieler, der hier auch eine Goldader führt. Hoch über dem erwähnten Salennierner in einer absoluten Höhe von 8000 9000 Fufs stand eine andere Schweizerpflanze, die Achillean nana; unter demselben aber gegen 5000 Fufßs Höhe Bupleurum stellaium, und in dem von dort südöstlich gelege- nen Val di Non Zotus hirsutus, welche wohl alle für Deutschlands Flora neu sind, Ich theile Ihnen diese Standorte mit, um Sie oder einen andern Al- penwanderer auf diesen noch wenig bewanderten Urgebirgsrücken aufmerksam zu machen. Zwar sind hier die Schätze der Flora nicht so reichlich ver- sammelt, wie am Glockner, oder, um bei Tyrol zu bleiben, auf dem neben der Seiseralpe liegenden Schleeren, wo die seltene Lage eines mehrere Stun- den im Umfange fassenden Plateau auf einer Höhe von 6800 Fuls eintritt; dafür aber lohnt den Su- chenden manche seltene Pflanze sowohl an den von der hohen Ortelesspitz nach allen Seiten übereinan- der geschichteten Gletschern, als in den wildschö- nen 'Thälern, welche zu den höchsten Europa’s ge- hören. Ich will übrigens Niemanden rathen, die von uns befolgte Richtung von Botzen aus geradezu nach dieser Gegend zu nehmen, wenn er nicht etwa die beschwerlichen Stiege absichtlich sucht. Wir waren auf diesem zum Theil gänzlich unbetretenen Wege gezwungen, über mehrere gelahrvoll zerklüf- tete Gletscher und Schneefelder zu wandern, wobei uns auf dem Madritschferner die nicht seltenen Ne- bel und Schneegestöber so einhülllen, dals unser Führer, ein sonst wohl kundiger Gemsjäger, die Richtung verlor, und wir nach 4 Stunden langem

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Durchwaten des tiefsten Schnee’s, zum Theil an jähen Abgründen vorbei, dennoch zuletzt an den Gipfel einer steilen, mehrere hundert Fuis hohen Schneewand gelangten, über die kein anderer Weg, als der senkrechte in das tiefe Suldentlial hinab führte, Es freut mich jedoch, hinzufügen zu kön- nen, dals für die Zukunft diese Hindernilse gänz- lich gehoben sind durch das herrliche Meisterwerk der österreichen Regierung, die neue Strafse, wel- che über das Wormserjoch, den Monte Stilvio in einer Höhe von 8850 Fuls, ferner durch das Velt- lin, und längs dem Gomersee nach Mailand führt, welche mithin die vielgerühmte, nur 6200 Fuls er- reichende, Strafse über den Simplon weit über- trifft, die über der Oberlläche des Meers, die höch- ste Feldstralse in Europa, im Verhältnifs aber zu den benachbarten Wohnplätzen vielleicht die höchste in der Welt ist. .Auf diese Stralse kann man zu .Wa- gen von ‚Botzen aus über Meran, von Inspruck oder Fülsen aus über Finstermünz gelangen; an ihr mün- det unmittelbar das Suldenihal, und hier hatte ich das Vergnügen, sie wenige Tage nach ihrer Eröff- nung mit ‚meinen Gefährten Funck und Flei- scher zu betreten. Man kann hier aus dem Wagen Potentilla aurea, Seneciv abrotanifolius, Asalea pro- eumbens, Cacalia alpina und andere Alpenpflanzen - sammeln; interessant wird es in mehrerer Hinsicht seyn, zu beobachten, mit welcher Flor sich die ent- waldeten und zusammengestürzien Ränder der Stralse in jener Höhe bekleiden werden; dem Freunde gros- ser Naturscenen aber bietet sie einen Kontrast der mannichfaltigsten Erscheinungen der Alpenwelt dar,

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so im südlichen Theile die herrlichen Wasserfälle, welche zur Adda führen, im nördlichen Theile aber 3 fast senkrechte, krystallhellschimmernde und mit bläulichen Windungen gefurchte Gletscher, welche von der selten sichtbaren Ortelesspitz und einer Reihe von Schneegipfeln bis zu einer Tiefe von 7000 Fuls neben Hügeln mit Aconiten und Sträu- [sen von Zypilobium epicatum, bedeckt, in das schö- ne tief neben der Straße sichtbare ‘Thal „zu den heiligen 3 Brunnen” hinabsteigen, Sieht man von diesem Punkte aus beim fernern Hinaufsteigen die Strafse sich mehr als 5omal über dem Hanpte bis zur Höhe des Wormserjochs winden, dann. ist es schwer zu entscheiden, was gröfsere Verwunde- zung verdient, die kolossale Gröfse der Natur oder die gewaltige Macht der auch in den Regionen des ewigen Schnee’s ungehindert thätigen Menschenbhand, Mögen Sie*) oder Einer Ihrer Freunde sich durch diese schwache Schilderung veranlafst sehen, jene - Gegend zu besuchen,, und sie werden: gewils nicht unbelohnt zurückkehren,

München, Dr, Eschweiler.

‚‘) Ale ich vor wenigen Tagen in dem Reise- Berichte des Grafen v. Sternberg die herrliche Schilderung der neuen Stralse über das Wormser- joch gelesen und auf das in der Gletscherregion ge- legene botanische Standquartier aufmerksam gemac worden war, so lag mir der Gedanke, einmal dort- hin zu reisen, schon sehr nahe, und er ist nun dureh die obige Sielle des Hrn. Dr. Eschweiler noch mehr befestigt worden. Sonach dürfie wahrschein- lich in einem der nächsten Sammer mein botani- sches Hauptquartier von dem Fufse des Glockners auf das Wormserjoch verlegt werden. Dr. Hopp®

Flora oder

Botanische Zeitung.

Nro, 14. Regensburg, am 24 April 1826. nik; lin Senne

L. Aufsätze ‚Ueber den dermaligen Stand unserer Kenntnifse von den Flechten. Aus dem Berichte des’ Hrn. Hofr. Ritters v. Martius. (Beschlufs.)

Ü nserer Ansicht von der Wichtigkeit des La- gers bei Aufstellung der Gattungen nähert sich ohne Zweifel weit mehr der zweite Schriftsteller, welcher im verflossenen Jahre über diesen Gegenstand auf- ‚getreten ist, Hr. Dr. Wallroth, Physikus zu Herin- gen in Thüringen. Sein Werk hat den Titel: Na- turgeschichte der Flechten, und: ist, wie es scheint, nach einem ausgedehnten Plane bearbeitet, da der erste bis jetzt erschienene Theil auf 722 Seiten nur von dem Flechtenlager im Allgemeinen handelt, welches als ein Document von der Sorgfalt und gründlichen Ausführlichkeit des Verf, gelten kann. Es ist nur zu bedauern, dafs derselbe hierin eine ganz neue, fast reingriechische Terminologie einge- führt haf, welche, so viele Beweise sie auch von des, ausserdem schon als gelehrter Botaniker rühm- lichst bekannten Verfassers literärischen und Sprach- Kenntinifsen giebt, dennoch das Studium des volu-

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minösen Buches für manchen erschwert. Der aus- gesprochenen Ansicht gemäfs begründet der ver- dienstvolle Verf. die Hanpteintheilung der Flechten durch die Struktur des Lagers, und theilt sie dem- nach in gleich- und ungleichschichtige oder zusam- mengesetzte, homöomerische und heteromerische nach seiner Terminologie. Zu den ersteren gehört nur die Galtung Collema, nach einigen vorzunehmenden Beschränkungen, zu den andern gehören alle übri- gen Flechten. Diese Abtheilung ist ohne Zweifel in Rücksicht auf das Vorhandenseyn der von Hrm. ‚Eschweiler als allgemeiner Charakter der Flech- ten betrachteten Rindenschicht ganz richtig, Was aber Collema betrifft, so dürften die meisten Arten ebenfalla ein doppeltes Stratum haben, zwischen ‘welchem aber freylich die grüne Körnerschicht fehlt. (Wir glauben in Bezug auf diese Gattung sicherer zu gehen, wenn wir in dem nächstens erscheinenden ersten Bande des Prodromus Florae Brasiliensis die "Gattung Collema nach der erwähnten Beschränkung als Uebergangsglied zwischen den Algen und Flech- ten aufstellen). Der Verf. widmet nun, eben 20 wie Hr. Meyer, der grünen Schicht unter der Rindenschicht des Flechtenkörpers besondere Auf- merksamkeit, und erklärt dieselbe als ein förm- liches Brutorgan, stratum gonymon, welches aus Indior nern oder Zrutzellen, Gonidien , ‚be-

ehe. örner sollen entweder von gelblich- grüner oder von goldgelber Farbe seyn; er unter- scheidet sie unter dem Namen Chlorosonidien und Chrysogonidien. Die ersteren sollen. sich durch

2I1l

Bloslegung und wuchernde Vervielfältigung in den grüngelblichen Leprarien, die letzteren unter an- dern in den goldgelben Cyphellen der Sizesa au. rata darlegen. Der gröfste 'Theil des Buches be... ‘schäftigt sich mit der Metamorphose des Flechten- lagers, So nennt Hr. Wallroth, eben so wie Hr. Meyer, nicht das, was Göthe und seine Nachfol. ger so heilsen, nämlich die normale Entwickelung der Pflanzen in der stufenmälsigen Vervollkommnung ihrer Organe, sondern beide Schriftsteller verstehen vielmehr unter jenem Ausdrucke die abnorme Ent- wickelung und die Milsbildung der Pilanze, wel- che Hr. Link Anamorphosis nennt; indem Beide für den oben erwähnten Begriff das früher nicht gebräuchliche Wort: iWorphosis wählen. Auch in der Entwickelung dieser Lehre von der Umgestal. tung des Flechtenkörpers stimmen die Verf, beider Schriften gewissermalsen mit einander überein, und ihre Tendenz geht vorzüglich dahin, die von Acha- rius begangenen Mifsgrilfe in der Aufstellung von abortirenden, schwächlichen oder unvollkommenen Bildungen als eigenthünmlichen Pflanzenarten zu er- weisen, zu berichtigen und die Artenkunde dadurch zu vereinfachen. Zum Theil ist diese Uebereinstim- mung wohl dadurch begründet, dafs beide Verfasser die in einzelnen Abhandlungen zerstreuten Lehren und Ansichten des erfahrenen Flörke benützt und weiter ausgebildet haben, welche zum "Theil schon vor 36 Jahren unser vortrefliicher Link in seiner Schrift über die Flechten von Göttingen angeden- tet, nenerlich aber der scharfsichlige Esch weiler

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durch mikroskopische Untersuchungen theilweise be- schränkt hat. Die beiden neuesten Schrifisteller gehen in jenen metamorphologischen Ansichten wei- ter, als die früheren, und bisweilen scheinen uns ihre Beobachtungen noch nicht erwiesen, Diels näher zu erörtern, würde mich hier zu weit führen. $o. viel bleibt aber gewils, dafs die physiologische Be- handlungsweise, welche von den erwähnten Schrilt- stellern aufgenommen worden ist, eine neue Periode in der Literärgeschichte der kryptogamischen Pflan- zen überbaupt beginnt, und dafs sie das sichersio . Prinzip ist, um uns die, seltsamen Erscheinungen zu erklären, welche sich namentlich bei den Flechten finden, da diese sich unter den verschiedenartigsten kosmischen Einflüfsen, auf den eisigen Gipfeln der Gebirge, wie auf dem brennenden Sande, auf andern lebenden Pflanzen, wie auf todiem Holze entwickeln können, und bei üppigem Wachsthume sich nicht selten gegenseitig beschränken oder in einander ver- schmelzen, .

Nach diesen trefllichen Leistungen ist des vier- ten Werkes, welches neuerlich über die Flechten erschienen, Methode lichenographique et genera, par Mr. Fee nur kurz zu erwähnen. Doch darf man annehmen, dafs diels Buch sich über den Stand- punkt erhebt, worauf sich in Frankreich die Kennt“ nifs der Kryptogamen überhaupt befinder. Der Verf stellt mehrere natürliche Gruppen auf, und macht viele neue tropische Formen bekannt, hat aber frey- lich die Lehren der Pfllanzenmetamorphose in des Lebensgeschichte der Flechten nicht anfgesucht und

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verfolgt. Das Buch ist vielmehr btos systematisch, und zwar legt der Verf. den Verhältnifsen des Thal- lus einen noch grölsern Werth bei, als irgend einer ‚der deutschen Bearbeiter, und bildet: 66 Gattungen, während Hr. Meyer deren 27 und Hr. Eschwei- ler 49 aufstellt.

im Verlaufe dieses Berichtes habe ich schon Gelegenheit gehabt, die grolse Analogie anzudeu- ten, welche zwischen den Flechten und den Alger statt findet, Man kann mit allem Rechte sagen, dals diese beiden Familien, oder richtiger Ordnun- gen, von kryptogamischen Pflanzen, in ihrem gan- zen Lebenslaufe einen steten Parallelismus darstel- len und dals eigentlich die Algen, Flechten des Wassers, die Flechten aber Luftalgen seyen. Im Grunde genommen, sind alle Flechten texrestrisch, alle Algen aquatilisch. Die sogenannten Gallert- flechten oder Collemata, die kein gedoppeltes Stra- tum, oder doch nur beide Strata in Verschmel- zung zeigen, können füglich als ein Mittelglied zwischen beiden Ordnungen betrachtet werden. Was die Formen dieser beiden betrifft, so möch- te man sagen, dafs selbst die elementarischen Ge- bilde, die Zellen, aus welchen sie zusammenge- setzt sind, durch ibre Ausbildung und Verbindung zu einem vegetabilischen Leib den Stempel des Elementes an sich tragen, in welchem sie sich ent- wickeln und fortbilden. Die Struktur der Algen ist regelmälsiger zellig, gegliedert, auf den niedrig- sten Stufen. gallertartig; die einzelnen Zellen tre- ten freyer auseinander, strecken sich und nehmen

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oft den, bei höheren Pflanzen herrschenden Typus des Sechseckes an, weil sie sich in dem Elemente des Wassers nach allen Seiten gleichmälsig entwi- ckeln können; die Textur der auf Steinen, Erde oder auf harten Vegetabilien wohnenden Flechten ist unregelmälsiger, derber, nicht gegliedert, olt so- gar erdig und unmittelbar mit dem Elemente zu- sammenwurzelnd, worauf sie wachsen. Dieses Ver- hältnifs der Elementartheile wiederholt sich auch in den Gestalten selbst, zu denen sich die beiden Ordnungen erheben. Da es zu keinem Holze bei solch unregelmäfsigem Zeilgewebe kommen kann, entfalten sich auch noch keine wahren Blätter, die immer aus einem organischen Gegensatze im Hols- körper gebildet werden: Algen und Flechten ha-. ben nur Zaub, frondes, d. h. eine pflanzliche Aus- breitung, welche, ‚gleichsam einpolig, den Stamm und das Blatt in wechselseitiger Durchdringung darstellt. Analog den höheren Pflanzen, wo wir immer da die grölste Neigung zur Prolification fin- den, wo Blatt und Holzsubstanz in organischer Durchdringung oder Aufeinanderschichtung vorhan- den sind, wird also auch bei diesen beiden Ord- nungen eine grofse Tbätigkeit zur Fortpflanzung angetroffen werden mülsen, und so findet es sich. Die Vermehrung beider Pilanzenordnungen ist ganz unglaublich häufig, jedoch tritt in dieser Beziehung ein bedeutender Unterschied rücksichtlich des Zeit- maalses ein. Die Algen gehören unter die Nüch- tigsten, die Flechten unter die durch ihre Longd- vilät am meisten ausgezeichneten Gewächse- Ich

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erinnere in dieser Hinsicht an die merkwürdige Be- obachtung, welche Turner am Seeufer zu Cromer- gemacht hat. Er sah daselbst nämlich im Juli Al- les mit Ulpa filiformis Huds. bedeckt, in Septem- ber davon keine Spur, sondern nur Bryopsis plu- mosa, Scytosiphon Filum, Chondria dasyphylla und Sphaerocoeeus confervoides Ag., und im November die ganze Gegend von Fucus vesiculosus L. und Ulva laciniata Huds, eingenommen, Wie seltsam contrastirt dieser Pflanzenwucher mit dem langsa- men Wachsthume von Flechten, die auf dem Harze binnen ao Jahren ihren Umkreils kaum um einen Zoll erweitert hatten! Die keimfähigen Zellen, wo- durch sich Flechten und Algen fartpilanzen, wer- den auf gleiche Weise, bald obne Unterschied an der Oberfläche, bald aus besonderen Behältern oder Ablagerungen abgesondert. So wie manche Flech- ten sich fast nur durch Eagerkeime fortzupflanzen scheinen, giebt es auch Algen (wie z. B, Sphaero- eoecus triqueter) die äusserst selten, oder die (wie 2. B. Sargassum bacciferum, jener wunderbare im Ocean treibende Tang, dessen Vaterland man noch gar nicht kennt und der dem Columbus Anzeige von der Nähe des Continents gab) gar nicht mit Früchten gefunden worden sind, und sich dennoch äusserst häufig vermehren. Die Keimzellen vieler Algen sind hohl, durchsichtig, einfach oder geglie- dert; Gleiches gilt vorzüglich von den Lagerkeimen der Flechten, dagegen sind die in Sporangien ent- haltenen Keimzellen häufiger mit Keimmasse ausge- füllt. So wie zu der Keimfähigkeit mancher Kei:

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me der Algen nothwendig ist, dals sie eine gewisse Quantität vegetabilischer Masse in sich begreifen, ist dies auch mit den Flechten der Fall, Bei vie- len Conferven etc, sieht man z. B. deutlich, dafs sich durch Zusammenballen elementarischer Kügel- chen die keimfähigen Propagula oder Gongyli bil- den, und in den Apotheciis der Flechten sind es bald gegliederte, d. h, aus mehreren Elementarzel- len zusammengesetste Keime, Thecae, oder solide elliptische Blättchen, Sporae, (richtiger vielleicht gengyli, indem wir Spora für die hohle Keimblase gebrauchen,) welche bald frei, bald in einem häu- tigen Schlauch (ascus) die Fähigkeit besitzen, sich fortzupflanzen. Diese Parallele awischen den Flech- ten und Algen lälst sich aber ganz vorzüglich an den Haupttypen selbst nachweisen, unter denen sie sich gestalten. Die Flechten theilen wir nach der Entwickelung ihres Laubes in krustenartige‘, Jaub- artige und strauchartige Flechten ein; diesen nach- weislichen Grundgestalten entsprechen genau die Schleim-, die Faden- und die Laubalgen gemäls den, vermöge ihrer allgemeinen Lebensverhältnilse bestehenden Unterschieden. Der Athmungsprocels der Flechten besteht nämlich vorzüglich mittelst der äulseren oder Rindenschicht, deren Schleimzucker, weiches grünes Harz, Gummi und gelber Farbestof sich mehr oder weniger erst bei der Aufnahme des Sauerstoffs aus der Atmosphäre gestalten. Wir wis- sen, dafs die Flechten den Sauerstolf gerne aufneh- men und dagegen Kohlensäure von sich geben, und zwar tlıun sie diels sowohl in der Sonne,’ als int

eh

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Schatten, und das Volumen der-ausgehanchten Kahs lensäure ist geringer, als das des eingenammenen Sauerstoffgases, In dieser Rücksicht darf man auch die Flechten vorzugsweise oxydirte Pllanzen nennen und die oxydirten Farbestoffe derselben, welche na-

mentljch von Hoffmann und Westring nachge-

wiesen worden’sind, lassen sich, mit Alkalien be- handelt, zur Bereitung dauerhafter und hoher Far- ben verwenden, Dals aber die Respiration der Flech- ten vorzugsweise durch die peripherische oder Rin- denschicht derselben statt finde, bedingt einen or- ganischen Gegensatz beider Systeme, des Rinden - und des Markkörpers. Es tritt also hier szerst ein centraler Pilanzentbeil vorzugsweise im Dienste der rt auf, während der peripherische mehr der Fortl- pllanzung des Individuums gewidmet ist. Dieses Verhältnifs verdient um so mehr Berücksichtigung, als die Ausbildung des organischen Gegensalzes z1tti= schen peripherischem und centralem Pflanzentheile wie ich der Klasse später zu erweisen hoffen darf inneres Gesets aller pflanzlichen Entwicke- lungen überhaupt ist, oder, was dasselbe heilst, als die Metamorphose der Pflanze Hand in Hand geht mit der Entfaltung ihres Athmungsprocesses.

Ganz anders verhält sich diefs bei den Aigen. Sie leben untergetaucht im Wasser, nehmen dasselbe in seiner ursprünglichen Form auf, und leiten es durch ihren lockerzelligen Körper auf den ver- schiedensten Wegen, In der grofsen Tiefe, in wel- cher viele Tange auf dem Meeresgrund wachsen, ist nicht anzunehmen, dafs sie almosphärische Luft

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athmen sollten, Es ist denkbar, dafs sie gar keine gasförmigen Stoffe aus sich entwickeln, so lange sie dem Einflufse des Lichtes fast gänzlich entzogen sind, und sie empfinden jenen Wechsel von Licht, Wär- me und Bewegung des umgebenden Mediums nicht, dem die terrestrischen, auferhabenen, windigen Or- ten sich besonders kräftig entwickelnden Flechten ausgesetzt sind. Ihre Respiration mag daher beschaf- fen seyn, wie sie wolle, immer wird sie von unun- terbrochener Stetigkeit und Gleichförmigkeit seyn, und die Algen werden sich besonders auch dadurch von den Flechten unterscheiden, deren Albmung sichtbar unter dem Einflulse eines großsen Wech- sels des Wassergehaltes in der Atmosphäre stehet, so zwar, dafs das Wachsthum derselben da am lebhaftesten ist, wo der Luftkreis in gleicher Zeit- länge am häufigsten trocken und wieder feucht wirds Die herrschenden Farben der Algen: braungrün, braun und mehrere Nüancen von roth dürfen dels- halb auch nicht als Resultate der Respiration in dem Sinne, als diels bei den Flechten der Fall ist, betrachtet werden; vielleicht hat an ihnen das Jod, welches sich als hydrojodsaures Kali und Natron in ihnen befindet, einen grolsen Antheil.

Diese Parallele zwischen den Flechten und Al- gen wäre leicht weiter auszuführen, wenn die ver- schiedenen Formen des Lagers und Laubes und die der Fruchtorgane mit einander verglichen, und be- sonders die Gesetze untersucht würden, unter de- nen sich gleich- und ungleicharlige Fruchtorgane an äbnlichen und unähnlichen Arten beider Ord-

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nungen vertheilt finden; namentlich würde ea in- teressant seyn, die beiden Hauptformen von Frucht- organen, nämlich die kugeligen Sporengehäuse der Algen und die schüssel- und schildförmigen Apo- thecien der Flechten in ilırem Verhältnils zu andes ren secundären (d. h. nebenbei vorkommenden) Keimorganen, als den Nematothecien der Algen und den Cyphellen und Pulvinulis der Flechten zu ver- gleichen, und endlich darzutbun, dafs in beiden Ordnungen die Bildung keimfähiger Theile, als eine Hemmung des IFachsthumprocesses erscheinet, —' Ich mufs jedoch fürchten, durch solche Erörterun- gen die Klasse zu sehr in Anspruch zu nebmen, und schliefse daher diesen Bericht, dessen Zweck dahin ging, anzudeuten, auf welchen Standpunkt die Li- chenologie gegenwärtig durch die Verdienste der ge- nannten würdigen Bearbeiter gestellt worden, und wie dieser, gewissermalsen auf gleicher Höhe mit dem der Algologie, die Kenntnifs in dem letztern Fache erweiternd und ergänzend zugleich Tolgen- reich auf die physiologische Kenntnils höherer

Pflanzen-Formen einzuwirken verspreche.

IL Recensionen De Polyporo Pisachapani singulari fungorum java- nieorum specie, Chr.God. Nees ab Esenbeck D., et Theod, Fried. Lud. Nees ab Esen- beck D., Iratrum, ad Chr. God. Ehrenberg D. litterae,

Fungi javaniei, editi conjunclis studiis et opera C. Blumii D, et Th, Fr. L, Nees ab Esenbeck. Allmäblig delint sich die Kenntnifs der trans-

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atlantischen Flora auch auf die niedern Gewächse, die sogenannten Kryptogamen aus, Früh zwar hat- ten die tropischen Zarren mit ihrem herrlichen Fiederlaub die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich gezogen, wozu die Fabel von Barometz den ältesten Beweis abgiebt: auch die Neräiden der Pflanzenwelt, die digen, wurden mit zunehmender- Schiffahrt bald aus allen Meeren herbeigeführt; aber noch lange blieben die kleinern flüchtigern und minder scheinbaren Gebilde von dem, durch die tropische Blumenwelt geblendeten Auge rei- sender Botaniker übersehen. Auch der unsterbli- che Swartz fand nicht gleich einen Nachfol- ger— jedoch in unserm Decennium, wo der Frie- de seinen Segen ausschüttet, Handel und Schiffahrt, wie sonst benachbarte Länder, jetzt Welttheile ver- knüpfen, da säumt des Europäers spähendes Auge nicht, alle Winkel der Erde, alle Falten von Flora’s buntem Kleide zu durchforschen: und wenn auch der Deutsche keine Entdeckungsschiffe ausrüsten kann, wenn auch auf seinen wenigen Kauflahrern keine naturalistes voyageurs angestellt sind ; so herrscht dennoch in unserm Vaterlande bald durch Förderung edeler Fürsten, bald durch die Thatkraft einzelner Privaten, die selbst in fremdem Sold und auf erborglem Schiffe jeder Gefahr um der Wissen- schaft willen entgegen gehen oder auch um theu- ren Preis die Schätze der Natur erkaufen, selbst in der Kunde ferner Weltgegenden, und besonders was die Kryptogamen betrifft, gleiche oder gröfsere Thätigkeit wie im Auslande, So wurden exst seit

—t

23:

kurzem die tropischen Flechtenformen vorzüglich in Deutschland bekannter, Schwieriger ist die Auf. bewahrung, mithin auch die Kenntnils ausländi. scher Pilze, die man selbst in der Heimath nur in wenigen glücklichen Tagen des Jahres beobachten kann. Darum sei jeder Beitrag dazu um so willkom.. mener, da eben auf diesem Felde der Botanik so viel vorgearbeitet.ist, dafs sich das neue gleich in Reihe und Glied stellen läfst, Was für die aus- ländische Pilzkunde bereits von Martius geleistet hat, ist bekannt; was wir von dem nun bereits den Laren wiedergegebenen Ehrenberg, der früher schon Beiträge geliefeıt, zu erwarten haben, daran erinnert uns eben die erste der vorliegenden Ab- handlungen,. welche die beiden Nees von Esen- beck, stets bereit, den Enthusiasmus für die Wis- senschaft anzufachen, an Ehrenberg in dasypten tichteten, da sie fast gleichzeitig mit diesen Javani- schen Pilzen von Blume auch dorch ihn ähnliche Kunde von Riesenpilzen, einer g Zoll hohen Ste- monitis und andern erhielten. Der hier beschrie- bene Polyporus Pisachapani aus Java besteht aus einem seitlich gestielten, nicht sonderlich grolsen Hut, der sich aber vom Umfange aus in 7 fast pa- rallele und fingerartige Verlängerungen von 22 Zoll Länge ausdehnt, welche dem Ganzen die Gestalt einer Hand geben: diese Gestalt und die tiefschwar- ze Farbe erklären den einheimischen Namen Pisa- chapani: Hand des bösen Geistes, Eine grofse Ta- fel stellt den Schwamm in natürlicher Größse dar; die Verf. versprechen die Beschreibung eines nicht

222

minder merkwürdigen Schwammes, der aus. einem Bienenwaben in Polen gewachsen ist,

Die zweite Abhandlung, welche im ı3. Bande der Akten der Leopoldinischen Akademie erscheinen wird, giebt die Beschreibung der übrigen von Blu- me erhaltenen javanischen Pilze. Zunächst eine neue Gattung, Dichonema unter den sporenlosen Pa- denpilsen nächst Leiostroma Fr. : es ist eine Haut, aus zweierlei Flocken locker gewebt, nämlich aus dünnern gegliederten und andern dreifach diekern mit körnigem Inhalt, Dann folgen mehrere ausge- zeichnete Thelephorae und Polypori, welche wohl die einzigen, ihrer holzartigen Consistenz wegen zur Versendung geeigneten Schwämme sind, Wir zeich- nen nur die seltsame Form des Polyporus Lingua, den Polyp. Katui Ehrenb. und den Polyp. ajfinis aus, wovon wieder mehrere Exemplare kleinere käulonförmige Verlängerungen, an den Pisachapani erinnernd, tragen. Alle sind sehr zierlich nebst ge- nauen Analysen in Kupfer gestochen und koloritt. Möchten diese Akten der Leopoldinia noch lange so fortgesetzt werden,

IL Correspondenz.

Sobald die Tage länger und heiterer werden, will ich mit den Gallungen Pohlia, Webera, Bryum und Mnium eine vergleichende Untersuchung vor- nehmen, Bridel- hat bekanntlich in seinem neue- sten Werke der Bryologia universa die 3 letztern Gattungen in eine zusammengezogen, was ich aber, so weit meine jetzigen Beobachtungen reichen, um

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so weniger billigen kann, als ich an den mir be- kannten Weberen und Mnien wesentliche Abwei. chungen von den eigentlichen Bryen bemerkt habe,

Bridel, welcher mein Phascum globiferum nun auch untersuchte, hat daraus eine eigene Gat- tung, Sphaeridium (ein Name, der, da er schon in der Entomologie eingeführt ist, nachher in Pleuri- dium verwandelt wurde) gebildet. Er fand, was auch ich, nachdem mein Aufsatz über Piascz schon gedruckt war, bemerkte, dafs diesem Moose, wie den Sphagnis, die eigentliche Vaginula fehlt, und dafs die Kapsel unmittelbar auf dem verdickten Ende des fruchttragenden Aestchens sitzt,

Zweibrücken. Bruch.

IV. Botanische Neuigkeiten,

Hr. Holl, welcher im vorigen Sommer für Rechnung des Hrn. Sieber die Flora apennina ge- sammelt hat, ist nach Prag zurückgekehrt, beschäf- tigt sich jetzt daselbst mit Anordnung der Laub- moose in Hrn. Siebers Sammlungen, und hat bei dieser Gelegenheit, unter den neuholländischen Moo- sen, ein neues, höchst interessantes Genus aufgefun- den, dessen perichälium, mit der mitra zusammen- gewachsen, einen förmlichen Sack bildet, welcher bei der Verlängerung der Borste durchstochen wird und zerrissen an der Basis derselben verbleibt. Die- ses Moos ist von Hrn. Sieber wegen der Aehnlich- keit des Sackes mit einem Ameiseney ‚Hollia myr- mecoa genannt worden, und er wird nächsiens die Be-

Ä

22%

schreibung mittheilen, Leider wurden nur wenige Exemplare vorgefunden, und ein "Theil derselben ging schon zufälligerweise auf der Rückkehr von den blauen Bergen nach Sidney verloren.

Herr Sieber ist nunmehro emsig beschäftigt, die vorhandenen Materialien zu neuen Herbarien in Ordnung zu bringen, und wird die Verzeich- nilse darüber nächstens in der Flora bekannt ma- chen. Darunter finden sich neue Sammlungen aus allen Welitheilen, doch nicht ans Madagascar, weil BR. Brown im Besitze des dort von Hilsenberg gesammelten sich befindet, Unter den anssereuro- päischen zeichnen sich schöne Cryptogamen, selbst ausser den lieibus auch musci, algae, fungi aus Die Flora apennina wird, wie die Flora carsica, an 300 seltene und gut eingelegte Pflanzen enl- halten, und die zweite Section der Flora austriaca aus 200 Arten bestehen.

Als neue Beiträge zu Deutschlands Flora hat Br. Inspektor Emmerich d4renaria heteramalla Persoon auf isolirten Kalkfelsen vor Abach, Oro- banche coerulescens Stephan., am sandigen Ufer der, Donau zwischen Weichs und Schwabelweils nächst Regensburg, und Hr. Funck Salis finnmarchiea FFilld. bei Gefrees entdeckt. Juncus diffusus Hr der bisher nur an einer einzigen Stelle bei Regens- burg gefunden, ist nun auch daselbst von Hrn, Bin-

der an mehrern Orten in der Klammer gesam- melt worden,

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro. 15, Regensburg, am a1. April 1826,

L Recensionen Ulustratio generis Aconiti atgue Delphinit, auctore Ludovico Reichenbach Net 1 V. Jedes Heft mit 6 illum. Kupf. und eben so vie- len deutschen und lateinischen Textblättern in Folio, Preifs ı Rıhl, Leipzig bei Friedrich Hofmeister,

Die sehr lehrreiche Vorrede giebt in einer gü- sthichtlichen Darstellung gleichsam eine Uebersicht des gegenwärtigen Standes der Gattung Zeonitum;, indem sich der Verf. auf seine frühern hieher gehö- tigen Schriften bezieht, und namentlich bemerkt, dafs seine „Uebersicht der Gattung Jconitum und ihre Arten“ nur dazu dienen sollte, die Botaniker aufmerksam zu machen, dals diese Gattung bei wei- tem mehr Arten zähle, als man bisher angenommen habe. Obwohl nun dies auf mancherley Weise be- herzigt, und der Verf vielfältig durch Zusendung von Exemplaren ans allen Gegenden zum Behuf einer "Monographie derselben, unterstützt wurde; so fehlte es auch nicht an gegenseitigen: Stimmen, die des ‘Verf, Beginnen vorhinein zu tadeln suchten, Aber eit Autor, der gleichweit von schnödem Geldgewinn

pP

225

als von eitler Ruhmbegierde enifernt, nur für edlen wissenschaftlichen Zweck arbeitet, läfst sich dadurch nicht irre machen, und verfolgt nach Kräften die Bahn, welche er so ruhmvoll betreten hat. So er- schienen die ersten Hefte der „‚Monographia generis . Aconiti“ die wohl zeigten, was der Verf. zu leisten im Stande sey, und schon "vorläufig eine gründliche allgemeine Uebersicht gewährten; aber das Werk schei- terte mit den ersten Heften an Ursachen, die der Verf. nicht beseitigen konnte, und so entstand das Gegenwärtige, indem eine neue Verlagshandlung, die die Arbeiten des Verf. zu würdigen wufste, den De- bit übernahm und hoffen läfst, dafs nun vor Been« digung des ganzen Werks keine Unterbrechung mehr statt finde, da ohnehin der Werth eines gründlichen wissenschaftlichen Werkes früh oder spät unbedingt anerkannt wird. Noch verbreitet sich der Verk ' über die Arten im Pflanzenreiche in einem sehr lehr- reichen Aufsatze, den Rec, der Redaktion der Flora zur gänzlichen Aufnahme empfehlen möchte, Eshan- delt sich darin von der Beachtung der richtigen Ent- wiekeiung aller einzelnen Pflanzentheile, da immer der normale Zustand bei Gründung der Diagnosen aufzufassen, und sowohl die Magerkeit, als die Vep- Pigkeit der Gewächse, und die dadurch entstehende ünnatürliche Entwickelung einzelner Theile zu ver

meiden, überhaupt nur dasjenige unterscheidende den Arten anzupassen sey, was der Gattung eigenthüm- lich angehöre. Dies wird nun von dem Verf. sch# zweckmäfsig auf die deoniten anwendbar gemacht; bei denen die Gestalt und Lage der Theile der sieh

227

zuerst entwickelnden untersten ; Blüthen des Blü- thenständes äls Normalform angenommen werden, während däs waS Sich auf die Vegetationsorgane he= zieht nur theilweise als Hülfskennzeichen den Dias nosen beigefügt wird. Der Verf. verspricht bei dem Schlusse des Werks über jede Abtheilung der Sconi- ter. und Delphinien diese Entwickelungsgesetze durch analytische Tafelü zu erläutern ; eine Sache, die aller- dings von Wichtigkeit ist, da gerade In ünsern Zeis ten die Diagnosen theilweise zu kurzen Beschreibun- gen anwachsen, ind damit das eigenthtimlich unter; scheidende oft übersehen wird. : Auch liegt hierin ein Fingerzeig auf das, was inan bei Untersuchung und Beobachtung der Gewächse vorzüglich berücksichti- gen solle,

. Zuvörderst seht nun der Verf, die künstlichen ünd wesentlichen Gaitüngscharakter&, iach Linn und Jüssieu, und beruft sich bei dem natürlichen; kinstweilen auf die Angaben in der frühern Monogra- phie, bis dasselbe nach Darstellung aller Akten in einer ganzen Vollständigkeit geliefert werden kannt; Was gänz mit unserii Wünschen übereinstimmt.

Die Gruppen der Gattung lassen. sich nach des Verf Ansicht durch eine dreylache Siufe von Ver- wandschaft deuten; die jedoch zum Theil höch durch künstliche Beihtilfe zu unterstützen siäd. So.sind die “Anthoroideen durch: ein periänthium persistens aus- gezeichnet, die Napelloideeri durch: Fructibüs. junio? Fibus nutantibis et divergentibus; die Corythaeos leen durch denselben Charakter und durch: fructihus bolvergentibus.. Unter der. Ueberschrift: fructibüs

P2

228

junioribus erectis stehen die Calliparien mit necta- ziis minimis labio subintegro, die Euchylodeen mit nectariis magnis labio subbifido, inflatis, die Cam- maroideen mit nectariis elongatis. Endlich sind die Lycoctonoideen durch: nectariis cassideque elongato- eontractis ausgezeichnet, Diese Anordnung ist für die zahlreichen Arten sehr zweckmäfsig, und bereits von Sprengel im Syst. veget. mit theilweiser Bei- fügung der Blumenfarbe aufgenommen worden.

Der Verf. beginnt weiters mit der wichtigsten Pflanze der ganzen Gattung, nämlich mit dem .4co- nitum Napellus, dem die ersten 4 Tafeln ausschliefs- lich gewidmet sind. Es ist nämlich einleuchtend ; dafs bei den vielen Formen Jieser Gatlung. auch die Al- ten bei ihren Bestimmungen nicht immer einerley Ar ten vor sich halten, weswegen unter obigem Namen hier mancherley Formen vorgestellt werden, die theils als Norimalformen, theils als Iuxurierende zu beträchten sind, und-die der Text umständlich erläutert;

1. dconitum Napellus; casside convexo-

: kemisphaerica hiante glabrescente, nectarii labio revoluto,, pedunculis erectis foliis pedati- 5 - partitis; Partitionibus lihearibus ternato -lacinintis acutin

Als Unterarten folgen:

& 4. Napellus Schleicheri Rehb. und von dies ser sowohl die Normalform, als eine luxurierend& die sich durch abnorme Blätterform auszeichnet, in- dem sowohl die Blüthenstiele mit linearen, als die Blüthen selbst mit zerschnittenen Deckblättern. besetzt. sind. Die erste Tafel stellt beiderley Form in gelunge- nen Abbildungen dar, und der Text erläutert das übrige

et

229

«

‚durch Citate, Angabe von Vaterland, Standorte und

Blüthezeit, durch vollständige Beschreibung der Haupt- formen und durch Aufzählung einzelner Abänderungen.

Diese Art ist nur in der Schweiz einheimisch.

®. 4. Napellus compactum Rehb. Diese ist der zweiten Tafel gewidmet, auf welcher neben der Haupfform noch Abänderungen mit röthlichen und weifsen Blumen, in einzelnen Stengelabschnitten bei- gefügt sind. Der Text schliefst sich an die Hauptbe- schreibung der ersten Form an, und giebt hier nur das, eigenthümliche in der Abweichung.

Diese ist in den Pyrenaeen gemein, kommt aber auch häufig in der Schweiz vom

7, 4. Napellus Lobelianum Rehb. Ist Gegen- stand der ten Tafel, so wie auf Tab, IV.

4. Napellus Bauhiai Rehb. vorgestellt, und beide Tafeln in der gewandten Manier des Verf. im Texte erläutert sind.

Erstere findet sich auf den Alpen in der Schweiz und Steiermark, Letztere auf den ananischen und Thätischen Alpen, wie auf den Vorbergen der Schweiz.

Die 5te Tafel enthält Delphinium Fors- kohlii Roehb. und die 6te D. dcaniti Linn, Beide sind im Texte vollständig, wie die Aconiten behandelt.

2, Aconitum Cammarum Jacg.; necta- Tlis erectis, casside recta Jernicato -conica, rosiro Porreeto,

‚D sc .Q

& A. Cammarum gracile Rehb. ist Gegenstand der zten Kupfertafel, sa wie die achte das

ß. 4. Cammarum Judenbergense Rehb. dar. stell. Von beiden sind, ausser den vielfältigen Ci» taten, den nöthigen Beschreibungen u. a, auch die Wohnorte höchst vollständig nachgewiesen, in Folge. dessen &, durch ganz Deutschland in ebenen Gegen den R aber in den Alpen vorkommt, und sie sonach, als Alpenforn und Bergform betrachtet werden. Dem Rec ist die Reduktion, welche verschiedene Schrift« stellen mit den. Acoriten theils schon vorgenommen, theils angekündigt haben , nicht unbekannt; er be- fürchtet aber, dafs dadurch ganz und. gar kein Ge winn für die Wissenschaft erzielt werde, und daß, dieseg letzie Extrem viel fladelswürdiger sey als dag, erste. So kaun er auch dem Verf. darin nicht bei pflichten, dais ex sein frühgres A. gragilg als selbst. ständige. Art zurückgenommen hat,

Tab. IX X, Adconiium nasutum Fi. scher.; nectariis erectig, egssidg prona rosiro den misso, calcarg arcuato,

Hiezu werden eitirt: 4. Cammarum M. Bieb, 4. neomonlanum, Sprengel Hal. et Mant. et Wall. roth Ann. bot. neg non, A, Bernhardianum Hallr. Sched, erit. q. iq. Vorgestellt sind 4. nasutum an gustifolium, dang latifelium parviflorum und grandiflorum, und sind die Blumen durch, bafshlaue. Fasbe sehr ausgezeichnet,

Der Wohnort dieser Art ist am Caycasus und in Ungarn, so, wie in Deutschland, in Sachsen, und auf. dem Harze,

a . GEEREnG

271

Tab. XL Scoritum rosiratum Bern. nectariis erectis, easside prona (compressa vertice oblique reflexo) rostro porrecto. Synonyma sind .d, album Filld. Dee. et Aiton.

Der Wohnplatz ist nur auf der Alpe la Varaz im Wallis angegeben, wo sie Schleicher gesam. melt hat. Die Abart mit weilsen Blumen sell später geliefert werden.

Tab. XII. XI. XIV. Delpkinium gran- diflorum Linn. ia den verschiedenen Formen und unter den Benennungen &, grandiflarum Gme- lini ßs» chinense und Fischeri.

Tab. XV. XVL Aconitum RKamtschalil- cum FPilld.; nectariis erectis, gibbo continuo, fi- lamentis pilosis. Die letzte Tafel stellt eine planta luxurians mit coma nutante vor. Das Vaterland ist Raıntschatka und Unalaschka,

Tab. XVI. Aconitum mazimum Pall, nectariis erectis, gibbo goulinuo, filamentis glabris, casside hemisphaerica - conica, obtusa, peduneulis erectis, Ebenfalls aus Kamtschatka,

Tab. XVII. Aconitum ochobdense necta- riis ereotis, gibbo continuo, filamentis glabris, cas- side hemisphaerico - conica obtusa, peduneulis pa- tentibus, labio bilobo, Bei Ochotsk im Gouverne- ment Irkuzk.

Tab. XIX. Aoonitum gibbiferum Reich, nectarüis gibbo, distineto. "Wahrscheinlich in Sibirien zu Hause. Es fand sich im Herbarium von Pallas, ünd ist durch den angegebenen Charakter, so weit man die Arten jetzt kennt, sehr ausgezeichnet. '

232

Tab. XX. Zeonitum Lubarskyi Rehl. neetariis erectis gibbo continuo, filamentis glabris casside hemisphaerico -conica obtusa, pedunculis patulis, labio suborbieulari. Aus Kamischatka.

Tab. XXI. Aconitum KusnezoffiiRchb, nectariis erectis, gibbo confinno, filamentis glabris casside hemisphaerico - coniea rostrata,

Vaterland ı Kamtschatka.

Tab. XXI. Aconitum Fisoheri Rehb, nectarlis erectis gibbo continuo, filamentis glabris, casside fornioata - caniea hiants, peduneulis ad« scendentibus,

Aus Kamtschatlka,

Eine sehr merkwürdige Stufe in dieser Gattung indem sich die Euchylodeen durch diese Art als Cam« maroideen darstellen, durch die Lage der Pistille ' aber die Napelloideen wiederholen. Uegberall B& weise von der Freiheit der Natur,

Tab. XXill. 4conitum ambiguum Rechb ealcare apitate, filamentis glabris, casside clausa h@* misphaerico - fornicata oblusa, labio aboardate,

Aus Sibirien.

Tab, XXIV. deanitum tortuosum Willd pecotariis supinis, rastro obtuso, Das Vaterland wahrscheinlich mit der vorigen Art gemein.

Tah XXV. Jcanitum volubile Pall, efarlis.supinis, rostra acuminato, Wächst auf dem Altai in Sibirien, j

Tab XXVL dconitum villosum Rchb villasym; nectariis erectis gibbo cantinuo, Alamentis glabris, casside fornicalo - conieg, elausa, Die ge

127

233

nannte Tafel stellt die Varietät &, reotiusculum vor,

und auf Tab. XXVIJl. ist ß» Aexuosum abgebildet,

Vaterland: Sibirien,

Tab. XXVII. Joonitum flaccidumRoehl. nectariis erectis gibbo. continuo, filamentis glabris, easside elato - foruicata prona hianie, pedunculis erecto- patulis (pubescentibus).

Vaterland: Sibirien.

Tab, XXIX. dconitum orien ntale Mill, nectarii calcare arcuafo, casside amplitudinem suam duplum alta, supra frontem produetam constricta cy- lindrica. Wächst nach Tournefort in Georgien nach Pallas in Persien, und nach M. Bieber- stein auf Bergwiesen aın Caucasus.

Synonyma von dieser Artsind: A. ochroleueum MWilld. Spreng. Decand. und audere, so wie d. ımacrophyllum Hortul. Angl, Ausserdem ist da- durch eine grofse Verwirrung entstanden, dafs einige Autoren diese Tournefortische Pflanze zu 4, album Kditon. eitirt haben, die der Verf. als blofse Varietät von A. rostrafum betrachtet, und sie daher hier auf Tab. XXX. als 4. rostratum album vorgestellt hat.

Die Leser ersehen aus dieser kurzen Darstellung, dafs Hr. Reichenbach nunmehro seinen Gegen- stand gründlich erforschthabe, und durch grofsen Fleilg und unermüdete Forschung dahin gelangt sey, mehr als irgend ein anderer etwas vollständiges und gründliches über diese Gattung zu liefern, weswegen wir der ununv terbrachnen Fartsetzung dieses Werks um sg mehr mit Vergnügen entgegen schen, als besonders die richtige Darstellung der. immer noch verwirrten deutschen

. on { 234 \ Arten, jedem vaterländischen Botaniker willkommen seyn wiel, wie wir denu auch ferner der wahr- scheinlichen Vorbehaltung der Delphinien bis zum Schlufse des Werks, unsern ganzen Beifall schenken.

II. Botanische Notizen. Zustand der Botanik in Preussen,

Ueber den Flor der Botanik in Preussen, über die fortwährenden Anstalten zur Förderung ‚dersel- “ben, und über den ausgezeichneten Fleifs ynserer Botaniker, in Bearbeitung gründlicher Werke, kann ich nur erfreuliche Nachrichten mittheilen. - Darüber wird sich Niemand wundern, weil allgemein bekannt ist, dafs es an höherer Anregung nicht fehlt, und uns Aufinunterung und Anerkenntnifs vielfach zu Theil wird.

Unser Präsident Nees von Esenbeck hat den rothen Adierorden , der vorzüglich mit für aus- gezeichnete Gelehrte bestimmt ist, erhalten, und Hro. O&to, dem thätigen Inspektor des botanischen Gar- tens und würdigen Vorsteher der Gärtnerschule zu Neuschöneberg bei Berlin, die unter seiner Leitung treiflich gedeiht, wurde durch Verleihung des allge- meinen Ehrenzeichens erster Klasse, die ällerhöchste Würdigung zy Thein Ehrenberg ist von seiner Reise aus Egypten, Schlechtendal aus Frank- reich, und Treviranus aus den Alpen zurückge- kehrt Schiede wird eine Reise über das Meer; Hornschu ch eine nach den Alpen antreten.

Der botanische Garten zu Münster dürfte viel- leicht unter Bönninghausen sich in cin neues

«

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heben aufschwingen, wobei besonders die flora ger- manica befördert werden würde,

Der Präsident Nees vw. Esenbeek ist unauf- hörlich mit Ordnung der Acta Academ. Caes. Leopold, Carol. beschäftigt, besorgt nebenbei ia Verbindung wit dem nach Heriord beförderten Physiecus Dr. Weihe, dessen ı2tes Heft der Gräser wir bereits erhalten haben, die MMonographia Ruki, die Schrif- iea Rob. Braun?s u. a. m. und wird wahrschein« lich bei Hofmeister in Leipzig auch die Monogra-. phie der Astern zu Stande. bringen. Noch weiters ist sein Wirkungskreis als akademischer Lehrer uad Vorstand des botanischen Gartens ausgebreitet, wobei sein Bruder thätigen Antheil nimmt. Letzterer ist nicht zainder unermüdet in reeller Förderung der Botanik.

Von der Düsseldorfer Sammlung oflieineller Pflan- zen, die in nenern Zeiten manche schöne Zeichnuug «xofischer sonst fast unbekannter ofücineller Gewäch- se dargestellt hat, ist schon die ı5te Lieferung in Ar- beit, und um so mehr geeignet, gründliche Kennt- nisse unter angehenden Apothekern zu verbreiten, als nahe an tausend Exemplare abgesetzt werden, was Sich in unsern Zeiten ein, wenn gleich in einzelnen Heften sehr wohlleiles, dech in die Länge kostspieli- ges Werk, nicht leicht zu erfreuen hat.

Mit dem geschickten botan. Gärtner Sinning hat Hr. Friedr. Nees v, Esenbeck ein neues Unternehmen begonnen, um die im botanischen Gar- ten zu Bonn schön blühenden Gewächse, ig Abbil- dungen herauszugeben. Dadurch werden nebenbei auch begüterte Liebhaber für die Botanik gewonnen;

236

was immer schätzenswerih ist, und folgereich seyr wird. Der neue Katalog des dortigen botanischen Gartens enthält an 600 zum Tausch bestimmte Säme- reien, ausallen Klassen und aus allen Zonen, darun- ter manche eigenthümlich sind.

Hornschuch gründet im naturhistorischen Fache zu Greifswalde ein zweites Bonn, Gleich thä- tig als Direktor eines naturhistorischen Museums» und des batanischen Gartens, ist er zugleich unermü- det mit der Feder beschäftigt, um seine fortwähren- den Beobachtungen und Erfahrungen zu Papiere zu briogen. Vou der Bryologia germanica wird näch- stens ein neuer Band erscheinen; die Manuseripte dazu sind schon in Sliurms Händen, und dieser ist unaufbörlich mit dem Stich der Kupfer beschäftigt. Ausserdem bearbeitet er noch brasilianische Moose, . ua.m. Aufseiner bevorstehenden Alpenreise wer- den ihn ein paar seiner fleifsigsten Schüler begleiten, wobei es’an Bereicherung der vaterländischen Flora, besonders in dem Bereiche der Cryptogamie, nicht fehlen wird.

In Halle ist Sprengel fortwährend mit der Ausgabe seines Syst, veget. beschäftigt, so dafs näch- stens der dritte Band desselben erscheinen wird. Die Thätigkeit dieses verdienten Gelehrten, der im vorge- rückten Alter ununterbrochen am Schreibtische ar- beitet, was volle Anerkennung verdient, ist nur da- durch erklärbar, dafs die Uebung den Meister macht» Sein Werk füllt eine grofse Lücke unserer ‚botani- schen Literatur aus, denn wann wirden wir etwas Zusammenhängendes über die Labiaten, die Gompo-

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sitae und andere Familien erhalten, da Schultes verstummt, und Decandolle nur langsam vor- schreitet! dafs man hie und da einzelne Planzen ver- mifst, hat nicht viel aufsich, da selche in Supple- menten, die in unsern Zeiten nie fehlen werden, leicht nachzutragen sind, und dafs manche noch nicht völ- lig begründete Arten unter die Varietäten gestellt sind, ist um so zweckmäfsiger, als dadurch ein Ver- zeichnifs dubiöser Pflanzen für diejenigen Botaniker vorliegt; welche Zeit und Gelegenheit baben, sich mit Untersuchungen über diesen Gegenstand zu be, schäfligen.

Nicht minder fleifsig ist Kaulfufs. Ausser seinen bewährten Kenntnissen in der Familie der Farrngewächse, gab er von Zeit au Zeit schätzbare Beweise von seinem Scharfsinne bei Gegenständen der physiologischen Botanik, der sich durch seine neuer lichen Erfahrungen über das Keimen der Charen rühmlichst bewährt hat.

Die gröfste Thätigkeit herrscht in Berlin. Hr.v.Cha- misso hat seine Papiere geordnet; Dn Ehrenberg, der völlig hergestellt ist, wird sich bei der Ankunft von Wien nach Berlin zu gleichen Zwecken anschicken; Geheime Rath Link hat, ungeachtet der vielfäl« tigen Beschäftigungen, die Feder wieder ergriffen, und Dr, v Schlechtendal wird in der Lin« naea, (ein Journal für die Botanik in ihrem ganzen Umfange, von welchem jährlich 4 Stücke, jedes zu 8— 12 Bogen mit Kupfern, (Preifs 6fl. 24kr.) er» scheinen werden) alles sammeln , was zur Förderung der botanischen Literatur zweckdienlich seyn könnte

230

So eröffnet sich schon das erste Stück mif einem reichhaltigen Aufsatze van Chamisso: de plantis in expeditione speculatoria Romanzofliana observalis, welcher als ein treficher Beitrag für die allgemeine systematische Botanik anzusehen ist, und den Verf. der System. vegetabilium reichhaltige Nachlese dat- hietet- Höchst interessant ist es, dafs auch die vor- gefundenen deutschen Gewächse hahmhaft gemacht worden, z. B. Nasturtium ofhieinale. Barbarea vul: garts, Arabis hirsuta, pelraea, arenosa,. Halle- ri. Cardamine praiensis, hirsüta. Draba stellata, Sysim'ryum Sophia, Erysimim laneeolatum. Le. pidium ruderäle, Silene acaulis, Stellaria grami- nea, erussifolia, äqualica. Arenaria rubra. Weiters beschreibt Schiede vier Aiten voü Linum , darunter Linum perenne mit den Synony- wis L. sibirıcum, ausiriacum, tlalicum (L. laeve Scop.) und alpinum (1. alpinum Jacg-) und v- Schlechtendäl& neue Erinea. ‚Derselbe giebt Nachrichten über die Melanthiaceen am Vorgebirge der guten Hoffnung, und Link über die Gattung Phalaris. Die Literaiür macht den Beschluß. Die Abbildungen auserlesener Gewächse des Ber! lin. bot. Gartens von Link et Otto werden fort- gesetzt werden, und übrigens unsere vielfältigen bo* tanischen Sammlungen, sowohl von lebenden Gewäch* sen im botanischen Garten , als getrockneten in den zahlreichen Herbarien, die sich fast täglich mehreh; noch Stoff genüg zu neüen Schriften darbielen- Wenn dies alles Gegenstände der reinen Botanik sind, so ist doch auch zeichlich für die ängewandie

239 gesorgt: Eines Theils gehört schon die obengedachte Gärtnerschule hieher; andern Theils wirkt die Mär- kische ökon. Gesellschaft zu Potsdam mit erneuerter Thätigkeit, die, indem sie seit 4 Jahren ein eigenes Monatsblatt redigirt, sich dadurch gleichsam den land: wirthschaftlichen Vereinen in Bayern und Würtemn- berg anschliefst, den ganzen Umfang der Odkonomie zum Gegenstande hat, und daher auch das Pflanzenreich in Hinsicht auf Benützung überall in Erwägung zicht;

So stellt Preussen ein schönes Beispiel auf, für Vervollkommung der menschlichen Gesellschaft übers

“haupt, und der wissenschaftlichen Ausbildung der-

selben insbesondere, das auf keine Weise seinen Zweck verfehlen, und wohl auch ruhmwürdig auf andere Staaten einwirken wird, IL Bemeirkuägen. "u

1. Dafs eine Pflanze sogleich bei ihrer Entdes ckung mehrere Namen erhalte, ist nicht immer zu vermeiden, weil der Fall möglich seyn kann, dafs sie in verschiedenen Gegenden zugleich entdeckt und beschrieben werde. Damit aber dergleichen so we= nig als möglich geschehe; sollte vor allen Dingen keine Pflanze als neu beschrieben werden; bevor han nicht durch genaue Nachsicht in den einschla- genden Schriften sich vollkommen versichert habe, dafs sie noch unbekannt sey, Amallerwenigsten aber sollte man sich erlauben, bekannten Pflanzen ei- hen vermeintlich bessern Namen beizulegen, weil sonst die blofse Nomenklatur zu Bibliotheken an+ Wachsen würde,

2. Wenn ein Botaniker eine Pflanze verkennt, und

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einer schon bekannten einen neuen Namen giebt, so führen sie andere Botaniker, die es nicht mit Still- schweigen übergehen können, aus Bescheidenheit als eine Varietät auf. Exempla sunt odiosa, aber die "Wahrheit und die Wissenschaft leidet darunter.

3. Went ein Botaniker eine neue Pflanze findet und sie regelmäfsig benennt, so nehmen sich andere, die das Recht zu haben glauben, alles umzutaufen, die Freiheit, sie nach dem Namen des Autors zu be- nennen. In welcher philosophia botanien kommt hier-

über eine Regel vor?

4 Da Bridel, NeeswEsenbeck, Horn schuch u. a. in ihren neuesten bryologischen Schriften die von Hedwig zu Ehren eines verdien- ten Moosekenners, Hrn. Dr. Weber in Kiel, gestif- tete Webera neuerdings anerkannt haben, so muß nothwendiger Weise die Webera in Sprengels Syst: veget. I. 759 gestrichen werden, und wäre zu wüt* schen gewesen, dafs Sprengel diese Gattung zur Bildung von Schwägrichenia,, oder Ditmaria , die durch die neuesten Schriften von Martius und Trattinnick wieder getilgt sind, verwandt hätte 5. Dasich zwey Gattungen mit dem Namen Hutehin- sia in das System eingeschlichen haben, nämlich eine von Decandolleunterdie Cruciferae, eine vonAgaral unter die Algae; so ist eine zurückzunehmen.

IV Todesfälle

Am 17. März starb zu Wien an der Wassersucht und Gicht der verdiente treflliche Planzenmaler Ferdi Bauer, Begleiter R, Brown’s, dem zu Ehren be* kanntlich eine Bauera gebildet wurde.

Flora

oder

Botanische Zeitung.

Nro. 16. Regensburg, am 28. April 1826, ent. en ppm

IL Correspondenz,

Ieı finde mich in der Flora zur Verfertigung meines Reiseberichtes aufgefodert; bis dieser er- scheint, empfangen Sie hier einstweilen meinen Jah- resbericht über den Zustand der Botanik in Wien, und einige Beiträge für die Synonymie.— Durch eine allerhöchste Entschliefsung Sr. Majestät des Kaisers an den Hrn. Grafen von Sternberg, hat dieser die Leitung der auf höchst dessen eigene Ko- sten bestimmten Herausgabe der von den öster- reichischen Naturforschern in Brasilien gesammel- ten naturhistorischen Schätze erhalten. Der so unendlich fleifsige Dr. Pohl ist also so eben mit der Herausgabe des ersten und zweiten Heftes be- schäftigt, ‚welche bis künftige Michaeli Messe be- stimmt erscheinen werden; die beiden Hefte wer- den das Genus Franeiscen, 7 Species, und das GC. Jatropha enthalten, von Hrn. Dr. Pohl sehr zweck- mälsig in 4 neue Genera gelheilt, Jedes Heft ent- hält 25 Kupfer in grols Quart mit dem lateinischen Texte; 4 Hefte werden einen Band bilden, und zu dem möglichst billigen Preise theils schwarz theils

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illuminirt zu haben seyn. Abgesondert wird spä- ter die Reisebeschreibung erscheinen, Der ehr- würdige Veteran unserer Zunft, Br. Dr. Host, hat seine neue Flora Oesterreichs unter der Presse, der wir nächstens entgegen sehen, und die durch man- che neue Dalmatiner Pflanze verstärkt wurde, Der immer emsige Kustos von Trattinnick setzt seine Nova Genera fort, bearbeitet den Text zur Fori« setzung von Sweets Pelargonien, Hybriditäten, welche in unsern Ländern erzeugt wurden, und ist mit der Ordnung der botanischen Abiheilnng des kaiserl. Naturalien - Kabinets beschäftigt, welche durch Poxrtenschlags Nachlafs einen so beden- tenden Zuwachs, eben so wie auch durch die Sen- dungen des k. k. Konsuls Hrn. Baron v. Lederer aus Nordamerika eine grolse Bereicherung erhielt. Baron v. Jacguin gab eine Mittheilung vom Ent- stehen und den Fortschritten des hiesigen k. k. botanischen Universitäts Gartens, welche in den Jahr- büchern der Medicin abgedruckt ist; eine beige- fügte Kupfertafel, dieselbe welche in dem Hortus Vindobonensis befindlich, ist neuerdings hier abge- druckt, Die Fortsetzung soll den gegenwärtigen Standpunkt dieses Gaxtens, welcher sehr vergrölsert und erweitert wurde, nebst Planen der neuen An- lagen und Vergröfserungen enthalten, an deren Be- endigung thätig gearbeitet wird, Prof. Mikan hat das äte Heft seines Delectus florae et faunae bra- siliensis beendet, dieser enthält folgende Pflanzen: Helieteres brasiliensis, decandra; foliis ovatis, subcordatis, acuminatis, duplicato - serratis: supra

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saturate viridibus, pubescentibus; subtus pallidiori- bus, villoso-hirsutis nervis tomentosis; floribus ter. minalibus fasciculatis ; Iruetu ceylindrico, tenerrime fomentoso contorto, apice *subulato curvulo; nach einem iu Schönbrun geblüheten Exemplare abge- bildet, wo die Pflanze unter dem Namen Z, jamai- censis sich befand; sie muls also wohl in Brasilien zu Hause seyn. '

Passiflora jamethystinz, foliis leviter cordatis, trilobis, subintegerrimis, glabris, subtus glaucescen- tibus, ad ntrumqgue sinum biglandulosis; lobis ovatis, obtusiusculis, subaequalibus, petiolis mediocribus, 3—7 glandulosis; stipulis semicordatis cuspidatis; pedunculis petiolis paullo longioribus, axillaribus, solitariis, unitloris, coronae filis extimis. lacinias pe- rianthii subaequantibus. Früher unter dem Namen P. lilacina in. dem hiesigen botanischen Garten bekannt.

Gloxinia Schottii, caulescens; foliis ovatis, bul- lato-rugosis, erenalis, convexo-rellexis, discoloribus, brevi- petiolatis; floribus axillari-terminalibus, cy- mosis; calycibus pentagono - alatis; corollae Tauce eonstriceta, limbo patente; nach einem von Hrn. Schott in Brasilien gesammelten Exemplare, Ich habe die Diagnosen hier ausgezogen, weil ein- derlei mit andern Gegenständen zusammengemisch- tes Prachtwerk, wie Hrn. Mikans Deleotus, nicht‘ in viele botanische Hinde kommen dürfte. Unter den neu entdeckten Pflanzen, welche Hr. Dr. Host aufführt, bemerke ich vorzüglich seine Zrimula spe=

“eiosa, die ich lebend und getrocknet von Hrn, Prof,

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Hladnig, einem sehr emsigen Botaniker, aus der Gegend von Laibach erhielt. Sie sieht den Blältern nach, der Primula Auricula, den Blüthen nach, der carniolica ähnlich und dürfte vielleicht dieselbe seyn, die Graf Sternberg in seiner Reise in die rhätischen Alpen 180% auf dem Monte Baldo ge- funden, und unier 2. Auricula 7%, purpureo be- schreibt.

In der botanischen Zeitschrift ı825 Nro. ı7 pag. 269 bin ich auf einige Bemerkungen über Sprengels neuesSystema plantarum gestolsen, die mit dem Molto endigen: Ohe! jam satis est! Ich bin aber nicht dieser Meynung, denn nichts in dieser

untern Welt entsteht sogleich vollkommen, sondern wird es nur, wenn jeder sein Schärllein beiträgt—, Bei dem Gegenstande meiner Erläuterung scheint mir nebstdem der Autor selbst noch eine Berichtigung abzufordern, da ein ? beigesetzt ist, welches also Rede und Antwort verlangt; die stehe demnach hier nach bestem Wissen und Gewissen. Es betrifft Saxifraga Vandelli, die in Sprengels neuem Sy- steme nicht als eigene Art erscheint, sondern bei S, tenella Wulf. als Synonym mit diefer, aber auch ‚mit arenarioides (Brignoli) und mitida (Sternberg) fraglich aufgeführt wird,

Nach meiner Ansicht findet hier eine bedeu- tende Verwechselung statt. S, Yandelli ist weder $. tenella noch nitida, eben so wenig wie S. fe- nella mit arenarioides synonym ist. Ehe ich indels den Beweils führe, Jiefere ich hier erst ganz kurz die Geschichte der Pilanze, deren so oft angefochtene

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Selbstständigkeit ich so gerne retten möchte, welches, Anfechten ich: dem Umstande zuschreibe, dafs sie a) bisher nur auf einigen sehr entfernten Standpunkten gefunden worden, b) nie ganz gerathene Abbildungen erlebte, ce) im Trockenen sehr leicht entstellt wird, und d) nie eine recht ausscheidende Diagnose erhielt,

Diese Pflänze ist, wie bekannt, zuerst von dem Dleissigen Vandelli im Jahre 1763 auf den Corni di Canzo, einem der Gebirge um den Comer See, ent- deckt, undin seinem, leider ungedruckten, Saggio di Storia naturale del Lago di Como pag. 56 Tolgender- malsen beschrieben worden: S.foliis aggregatis im- bricatis subulatis laevibus; caule subnudo multifloro; abgebildet hat’ sie Vandelli in demselben Werke tab. b. Fig. 2, aber nicht riehlig. *) Herr Graf *) Ich sage: nicht richtig, ‘weil.die Petaln zu rund sind,

auf einem Blumenstiele 3 Blumen aufsitzen, während selbe beständig auf jedem immer nur eine Blume trägt, die Blätter sind zu schmal gehalten, die Stengelblätt- chen mehr, anliegend, Hr. Graf v. Sternberg hatte die Güte, mir hierüber im allgemeinen folgendes in ei- nem Briefe zu bemerken: „die Saxifraga Vandelli hat Professor Nocca ans dem Manuscripte von Vandelli in der Mailänder Bibliothek kopiren faßsen, wie ich in der Vorrede einer Revision pag. 17. ausdrücklich gesagt habe ; in wie fern diese Kopie mit dem Original übereinstimmt, kann ich nicht bestimmen. $. nitida kennt weder Bertholeni noch ein anderer italienischer Botaniker; ich sah sie nirgends ausser in Schrebers Herbarium, das jetzt in München ist, und in jenem vom Bischof Hohenwarth; ob sie in dem Wulfischen Berharium in Wien vorkömmt, weils ich nicht genau,

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2346

v. Sternberg hat diese Abbildung, wie er sagt, kopirt, und die Pilanze, die früher Scopoli irrig mit $, Dryoides verwechselte, $. Yandelli genannt. Mittlerweile war sie von Lapeyrouse auch inden. Pyrenäen am See d’amour gefünden worden; er be- schrieb sie als sehr selten und hielt sie für eine Varietät der burseriana, Persoon führt sig als sul- che unter dem Beinahmen spinosa auf. Schweizer Botaniker wollten sie später ohnweit des Wormser Jochs ebenfalls entdeckt haben. Snter sagt in sei- ner Flora der Schweitz Seite 245 p. ı. nachdem er die Diagnose der burseriana von Jacgq., caule uni- Hloro, abgeschrieben, in seiner eigenen Beschreibung: Caulis 5 6 florus, Haec planta ob multiflorum caulem est varietas Linnaeana; er scheint also die 5. Pandelli gefunden zu haben, Ich kenne nur ähren Standpunkt auf den Corni di Canzo, die ich

Sie ist von tenella und aspera verschieden, auch’ ist aspera wohl nicht die Mutter von tenella, die eine sehr ausgezeichnete selbstständige Art ist. Aspera und Bry- oides hat DeGandolie vereinigt, worin ich ihm nicht gefolgt bin, doch halte ich sie für sehr nahe verwandt. Wenn Pollini $. arenarioides und tenella auch nur frag- weise mit $, arachnoidea zusammen stellt, so muls ich erklären, dafs er letztere gar nicht kennt. $. arachnei- dea mit breiten dreilappigen Blättern steht der $. he

. deracea Lin. sehr nahe, gehört folglich zu einer ganz andern Abtheilung. S. arachnoidea und tenella sehen sich ähnlich, wie S. pyramidalis und S. caesia, $, Van- delli steht zwischen $. Burseriana, die zuweilen zwei blüthig erscheint, und S, diapensioides in der Mitte, ist aber von beiden wesentlich verschieden, wie Sie sehr vichtig bemerkt haben,

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3 Jahre hinter einander, um sie zu sammeln, be- suchte, habe daher die Pilauze in allen ihren Zeit. epochen sehr genau beobachtet, selbst kultivixt, und einige hundert Exemplare eingelegt, Beweils, dafs ich nicht wie ein Blinder von der Farbe spreche, Die Beschaffenheit dieses Standortes ist folgende: Eine Stunde westlich von Lecco erheben sich von dem Gebirge, das in den Lago di Como gegen Bel- lagio zieht, zwei große Felsenhörner, die Corni di Canzo ‚genannt, nach einem Doxfe, welches eine ate Stunde westlich an ilrem Fulse liegt, und von dem aus man am heguemsten in 2% Stunden zu ihnen gelangt. Das höchste dieser klörner, nemlich das westliche, habe ich 4230 Fufs über dem Mittel- Meere, das ate, das östliche 97° niederer gefunden. Die Waldresion geht bis an den Fuls der beiden 30 40 Kliirn. hohen Felsen, die einige hundert Sehritle von einander getrennt sind, und aus der kalkartigen Gebirgsart dieser ganzen Gegend bestehen, Die merkwürdigsten Pilanzen scheinen sich diese Felsen, ganz der milläglichen Sonne ausgesetzt, zum rendez vous erkohren zu haben, Phyteuma como- sum, Buphthalmum speeiosissimum, Campanula Rain neri, Primula ealycina, Piola heterophylla hängen in grolsen Büschen aus den Felsenrilzen herab, zu- höchst beinahe unerreichbar und vorzüglich an der südlichen Seite der Felsen wächst S. Pandelli, in großen oft einen halben Schub im Durchmesser betragenden Rasen; sie blüht im Anfang Juni und weil bier, wie gesagt, die Kraft der mittäglichen Sonne mächtig einwirkt, kaum 8 ıo Tage; ganz

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in Felsen eingeklemmt, treibt sie oft Nebenzweige beinahe wie Stolones herab, deren Blätter dann sehr iuxuriren, und beim dürr werden, den Charakter der Stacheln annehmen, daher Clairveaux sie in seinem Manuel d’herbar, pungens nannte; die Wur- zeln gehen oft 3 ı Schul in die Felsen hinein; aus so einem Rasen gehen nun 20 40 gerade aufrecht stehende 2 bis 3 Zoll lange Stengel her- vor, die mit kleinen Haaren und Drüsen - Blälschen überzogen im frischen Zustande klebrig sind, im Trockenen wie Glas zerbrechen. Gegen oben theilt sich dieser Stengel in drei bis mehrere Blumen- stiele, deren jeder eine grofse weifse glockenartige Blume trägt. Die Blumenblätter sind 2 mal so lang als der grünbraune haarichte Kelch, oval gerundet und mit rötblichen Adern durschossen, dort wo das Blumenblatt anfliegt, ist es etwas gelblicht, was eine eigene schöne Schattirrung über die ganze Corolle verbreitet, Der Stengel ist alternierend mit spitzen grünlichten Bläitchen bekleidet, die an ihm anste- hen, Die Blätter sind eng, roseltenartig in der Runde umher angereiht, breitunten, nach oben spitzig ZU- laufend, verwandeln sich im trockenen Zustande zu wahren Stacheln, haben ein jedes einen sehr sichtbaren Rand, und sind stark gefurcht, sie liegen wie Schuppen dicht pyramidenförmig über einander, und verhindern, dafs die Pflanze auch mit der stärksten Prefse platt gedrückt werden könne: Da der Kelch eng und spitz ist, steht die Blume nie weit ollen.

Beim Verblühen schrumpfen die Blamenblälter

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zuerst, die Stamina erhalten sich noch 6— 7 Tage, aber der Fruchtknoten bildet sich nur selten aus, und auf einer Pflanze, die ro ı8 Blumen trug, fand ich oft nicht einen Saamenansaltz. Ich möchte diels als die Ursache der wenigen Verbreitung die- ser Pilanze vermuthen. Nie ist mir unter vielen hundert Exemplaren ein eönblüthiges vorgekommen, die wenigsten haben 3, die meisten 20 24 Blu- men, jede auf ihrem Blumenstiel sitzend. Der Stamm der dieses Jalhır geblüht hat, vertrocknet bis an die Wurzel und blüht nie wieder, dagegen treibt ein neuer Blätterast hervor, der aber erst das ate Jahr Blüthen ansetzt; die Farbe jener Blätter ist durchaus malt, gelblich grün, ohne einen Schiller. Die Wur- zeln der Pflanze sind holzig und sehr zähe, nicht in viele dünnen Fasern aufgelölst, die ganze Pflanze äusserst mühsam zu kultiviren, und da sie selten reifen Saamen bringt, nicht in Gärten zu erziehen, So weit über unsere Pllanze.

Um nun S.tenella, zu der sie Hr. Prof. Spren- gel fraglich rechnet, ebenfalls in natura za be- obachten, schlug ich im hier befindlichen Herbar des Hrn, von Wulfen die benannte Pilanze nach, eben so die Collectaneen von Bar. Jaequin, wo

sie beschrieben und abgebildet ist. In erste-

rem fand ich eine Saxzifraga, die nach ihrem gan- zen Habitus wohl eher eine S. aspera seyn könn- ie, aber auch nicht die entferntesie Aehnlichkeit mit S, Fandelli hat; in den zweiten eine sehr üp- Pig gezeichnete Figur, die noch entfernter von letz- terer stand. Die Beschreibung selbst hat nichts ver-

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führendes, wenn man nur einmal einen rechten Begriff von der $. Yandellö hat. Nun schlug ich in Graf Sternbergs Revisio die $. nitida nach, die ex der S. ‚Yandelli näher als der aspera stellt; sie scheint mit tenelle Wulf. und also auch der aspera verwandt, aber ist vorzüglich in der Inilo- rescenz weiter von S, Yandellö entfernt, Berto- loni:sagt in seinen Amoenitatibus pag. 361, dala er auf der Tamboura eine magere Abart der aspera gefunden, die er für nitida St. halte; ich hätte’ al- so es doch. für möglich gehalten, ‘dafs sowohl ?e- nella als nitida eine Stammmualler in der aspera ha- ben dürften, allein Graf Sternberg widerspricht diesem, wie man früher gesehen.

S. Vandelli ist auf jeden Fall weder venells FFulf, noch nitida Sternberg.

S. arenarioides Brign. habe ich nicht gesehen, sie soll auf den Apenninen vorkommen, wo weder Vandelli noch Burseriana erscheint, und ‚Pollini in seiner Flora veronensis Band II. Seite 33. stellt sie zu arachnoidea oder tenella Wulf: Svaglich; ein oder, was weit auseinander liegende Arten verbin- den soll, wie Graf Sternberg ebenfalls sehr rich- tig bemerkt. Die Beschreibung der arenarioides gebt ebenfalls auf asper@ hin, und da wie gesagt, 9 Fandelli nichts mit dieser gemein hat, so ist sie auch nicht mit arenarioides identisch, Aber noch ist meine Pflanze sehr häufig mit einer andern Savi- fraga verwechselt, oder doch nur als blofse Abart von ihr behandelt worden, nämlich mit Sax, Bur- sercana, Auch hierüber will ich Bescheid zu 80

abı

ben suchen. Ich babe nämlich von den Gebirgen Siebenbürgens, Steiermarks, Oesterreichs, Salzburgs, Tirols, Oberitaliens und der Schweiz diese Pflanze gesammelt, die keineswegs selten, oft nur hoch oben wie z.B, auf dem Schneeberg, Kalbling, Owir, dem Untersberg wo sie im Juli blüht, oder ganz unten wie z, B. zwischen Venzone und Gemone am Aus- Sange der Ponteba unfern der Strafse, wo sie Ende April blüht, vorkömmt. Unter hunderten von Exem- plaren ist mir nicht eines vorgekommen, welches nicht die bestimmten Charaktere trüge, die sie von S. Pandelli trennen, und der Standort in Sieben- bürgen wie jener in der Val camonica ganz nahe an jenem der $. Yandelli erzeugt nichis was eine Abart veranlafsen könnte, Die Blätter sind zwar rosettenartig gestaltet wie jene der Fandelli, sitzen aber auf einem längern Wurzelstiele und nicht so pyramidenarlig herum. Dieser verlängerte Wurzel- stiel giebt schon der ganzen Pllanze ein kriechen- deres ausgebreiteteres Ansehen, nicht so rasenför- mig eng beisammen, wie bei S. Yandelü, die Blätter. selbst sind weicher, gehen nicht in Sta- cheln über, haben nicht die scharfe Kante, sind grau grünlicht mit einem bläulichten Schiller überzogen, die Pflanze kann sehr flach geprefst werden. Der Stengel ist weniger haarigt und klebricht, nie auf- rechtstehend, sondern mehr liegend, braunroth, der Kelch ganz dunkelroth, großs, lach, weit, die Blu- menblätter beinahe rund, und troiz ihrer Grölse nur ıZ mal gröfser als der Kelch, Gewifs dürfte es der Unterschiede bereits genug seyn, um die gänz-

252.

liche Trennung der beiden Pflanzen zu bewerkstel- ligen, die so in die Augen springend ist, dals man sogar auf Entfernung ‘mehrerer Schritte die Ver- schiedenheit an den lebenden Pflanzen erkennt; im getrockneten Zustannde ist diese noch auffallender. „= Sie liegt. nach meiner Ansicht am meisten, a) in den Kelchen, b) in der Inflorescenz, e) in.den Blät- tern, und eine neu zu entwerfende Diagnose würde diese Unterschiede kurz auflassen müssen. Immer sieht S. Burseriana an S. Vandalli nahe an. Wien. Oberst v. Weldem (Beschlufs £olat.).

2. Im verwichenen Sommer bereiste ich unter andern auch den in mancherlei Hinsicht inleressan- ten Vogelsberg. Unter den daselbst angetroffenen seltenen Pflanzen bemerke ich nur Sonehus alpinus (am Taufstein im: Oberwald), Tussilago alba (am Forellenteich), Chaerophylium kirsutum und Trollius altissimus miht (am Landgrafen Brunn) in grolser Menge, eben.so Dianthus .superbus (im Hafexfeld) und Aeonitum altissimum Milleri in den Eschen, mit Senecio saracenieus (einschlielslich des Senee, ovatus Fl. Wetterav.). Man halle mir gesagt, das sogenannte ‚deonitum neomontanum fände sich im Oberwald, und namentlich am letztgenannten Standorte; ich kann aber mit Zuverläßsigkeit versichern, dafs kein blühendes Akonit im ganzen Oberwald vorkommt. In der Apotheke eines Städichens am Fulse des Vogelsberg Sand ich jenes für dieses gehalten und eingesammelt, Noch war mir ein Rubus merkwürdig,

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den ich zu keiner der vielen Weihe’schen Formen zu bringen vermag; noch mehr aber eine Campanıla, die sehr ausgezeichnet und sehr verschieden von den bekannten ist, von der ich aber leider nur Ein Exemplar noch spät am Abend fand, welches mir noch überdiefs späterhin zu Grunde gegangen ist, 30 dafs ich blos dieser Pllanze zu Gefallen nochmals im. künftigen Sommer eine Exkursion darnach zu machen mir vorgenommen habe. Es kam mir noch eine merkwürdige, dort häufige Form der Car- lina vulgaris mit ganz einfachem, geradem, 2 bis 23% Fufls hohem Stengel vor, welche ein fast Irem- des Ansehen hatte, und auch auf den ersten An- blick leicht [ür eine eigene Art gehalten werden kann, Campanula Cervicaria fand ich in gros- ser'Menge mit Epipactis microphylla, Pyrola rosea, und EZlymus europaeus im Spielawald. An den Weiherteichen, wohin mich Herr Senator Casse- beer von Gelnhausen zu begleiten die Güte hatte, sollten mehrere Arten Zlatine vorkommen. Wir fanden keine; wohl aber waren die Ufer mit der niedlichen, in voller Blüthe stehenden Zittorella la- eustris bedeckt. Einige in dem Gebiete der Geln- häuser Flora, in Begleitung dieses lieben, ihrem Dienste so eifrig vorstehenden Freundes, gemachte Exkursionen waren mir, besonders durch diese Be- gleitung so interessant, als sie mir unvergeßsich bleiben. werden, Es ist eine reiche, merkwürdige Gegend, um die sich Hr. Cassebeer in mehr als einer Hinsicht verdient macht. Derxselbe zeigte mir unter andern auch zuexst das hübsche Phäno-

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men, welches entsteht, wenn man die Apothecien der Cladonia coceifera in Wasser thut, Die aus- strömenden schönen rolhen Wolken erregten auf den ersten Anblick in mir die Idee, ob sich nicht vielleicht darin eine Erklärung des in unsern Tagen so viel besprochenen sogenannten rothen Schnee’s finden lie[se; welche indessen bei näherer Betrach- tung, unter dem Mikroscop, mit dem Zerrinnen der Wolke selbst wieder verschwand,

Noch eine andere interessante Erscheinung stiels mir in diesem Sommer bei einer Bereisung des Wer- rathales am Badenstein auf, wo ich die Autz gra- weolens in grofser Menge und in so starken Exem- plaren antraf, wie ich sie noch nie vorher gesehen, So weit nördlich ist meines Wissens die Pflanze noch nicht wildwachsend gefunden worden, und überhaupt sind nur noch sehr wenige Standörter von ihr in Deutschland bekannt, Ueber andere Merkwürdig- keiten dieses interessantes Thales und manche be- sonders hervorragende merkwürdige Punkte dessel- ben, z. B. der sehr pflanzenreiche Beilstein, die Hornekuppe, Sommerkopf etc. ein andermal mehr. Bei einem Abstecher in den Reinhardswald er- freuten mich auch dielsmal wieder die Wälder von Struthiopteris germanica auf dem Gahrenberg, die grolse Menge von Calla palustris im Sonnebors, manches andern, wie der verschiedenen Arten von Sphagnum und mehrerer seltenen Moose nicht ZU gedenken, Die in Deutschland seltene, nur als auf Österreichischen Alpen vorkommend bezeich- nete Saxifraga hypnoides fand ich zu meiner. Ue-

'36h

berraschung in schönen grofsen Rasen auf dem so- genannten scharfen Stein bei Gudensberg, zwischen Kassel und Fritzlar. Die sonst so gemeine Sta- ehys germanica ist in der Flora des Nieder- und Oberfürstenthums Hessen eine seltene Pflanze; ich fand sie bis jetzt nur noch allein an diesem Gudens- berg. Merkwürdiger war mir aber ein anderer Fund in den Wasserbächen einer Bergwiese hinter Battenberg, die Mentha erispata Schrad. nämlich, deren Vaterland man seither immer nur mit einem? anzufübren vermochte, Die Zunaria rediviva traf ich am Hallerteich auf dem Meisner und in Menge auf dem Hohenstein zwischen unserm Marburg und Giefsen, Eine Exkursion auf den Asperg, einen der höchsten Punkte einer merkwür- digen Gebirgsgruppe im sogenannten Cöllnischen Sauerlande vielleicht noch von keinem Botani- ker besucht gewährte vielfältigen Genufs und reiche Ausbeute. Die ganze Exkursion mit ihren Eigenthümlichkeiten beschreibe ich ein andermal ausführlich; hier nur noch die Bemerkung, dafs es mir vorzüglich interessant war, die Ceiraria is- landica daselbst in so grofser Menge anzutreffen, dafs sich die einheimischen Apotheker von daher ihren gesammten jährlichen Bedarf holen können ; was mehrere seitdem auch wirklich ibun, Am Fufse des Berges in Nunethal war eine Wiese ganz mit Trollius altissimus bedeckt; und am Saume des Waldes standen in üppiger Vegetation nalıe beisammen: ‚Ranuneulus aconitifolius, Geranium syl- valicum, Melampyrum sylvaticum, Phyteuma orbi-

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cularis, Trientalis europaea, Satyrium allidum v0. a. m. In dieser Gegend sind ganze Felder mit der ‚Digitalis purpurea bedeckt, was ihr einen fremden wunderbaren Reiz gewährt, und mit der übrigen Wildheit derselben sonderhar cnntrastirt, Aber genug, und vielleicht schon allzuviel des Unbedeu- tenden, was nur in Beziehung zu unserer valerlän- dischen Flora und sonach in gewisser Hinsicht auch für die deutsche überhaupt von einigem Interesse seyn kann,

Marburg. Prof. Wenderoth,

U. Anzeigen.

Bei Friedrich Hofmeister in Leipzig ist zu ha- ben: Caricologia germanica, oder Aufzählung ‚der in Deutschland wildwachsenden Riedgräser. Zum bequemen Gebrauch auf botanischen Ex- kursionen, zur erleichterten Bestimmung der Ar- ten, und zur systematischen Anordnung dersel- ben in Herbarien. Von Dr.D, H. H opp®%

Der Verf, gebt von der Ansicht aus, dafs seit längerer Zeit kein vollständiges Verzeichnils der in Deutschland wildwachsenden Riedgräser erschie- nen, das neuentdeckte in mehrern Schriften zer- streut, und daher eine neue Aufzählung, die alles systematisch zusammenstelle, um so zweckmälsiger sey, als dadurch ein Büchlein entstehe, das be- quem auf botanischen Exkursionen mitgenommen werden, und zur erleichterten Bestimmung, wie nicht weniger zur systematischen Anordnung, der Arten in Herbarien dienen könne.

Flora

oder

Botanische Zeitung,

Nro. ı7. Regensburg, am 7. Mai 1826. nn uU > 0 L Aufsätze.

Veber Oxalise corniculata und strieta; von Hrn. Dr. Zuccarini,

Ic erlaube mir, den über diese beiden Püan- zen nun schon so oft in der Flora gemachten Be- merkungen und Berichligungen ebenfalls einiges beizufügen. ',

Es handelte sich stets darum: sind beide Pllan- zen wirklich specie verschiellen, wie lalsen sie sich sicher charakterisiren, kommen beide in Deutsch- land vor und wo, wie mufs endlich die sehr verworrene Synonymie zwischen beide vertheilt werden?

Beide Pllanzen sind sich allerdings sehr ver- wandt, aber doch gewifs verschiedene Arten; bei Gelegenheit meiner nunmehr erschienenen Mono- Sraphie der amerikanischen Oxadiden habe ich mich auch mit diesen viel beschäftigt, und die sowohl in der botan, Zeitung, als anderwärts angegebenen Unterschiede genau geprült, wo sich denn zwei kon- sSlante Abweichungen zu ergeben schienen; nämlich dafs O, siröcta dünne fleischige Wurzelausläufer, wel-

R

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che im nächsten Jahre ausschlagen, also streng ge- nommen Gebilde wie die nur durch die Form ab- weichenden Knollen der Kartoffel u. s. w. anselze, und dafs die Fruchtstielehen derselben auf dem ge- meinschaltlichen Blumenstiele anfrecht stehen, dals dagegen O. cornieulula eine einfach fasrig jährlich völlig absterbende Wurzel besitze nnd die Frucht- stielchen unter spitzigem Winkel gegen den gemein- schaftlichen Blumenstiel herabgebogen (retraeti) sind. Ich habe daher die Diagnosen beider Arten 80 gegeben:

O. cornieulata L., annua, radice fibrosa, caule repente, proslrato vel adscendente pubescente, folüia ternatis, foliolis obcordatis, peduneulis uni - quin- quelloris, pericellis fructiferis refractis.

O. strieta I,., annua, radice stolonifera, caule erecto vel rarius deeumbente glabriusculo, foliis ter- natis, foliolis obcordalis, pedunculis bi- quinguello» vis, pedicellis fructiferis erectis ‚strictis.*)

Diese Unterschiede der Wurzel und Fruchtstiele habe ich an allen von mir untersuchten Exempla- xen unverändert angelroffen, alle andern Kennzei- chen, Behaarung, Richtung des Stengels, Größe und Farbe. der Blume, fand ich beständigem Wechsel unterworfen. i

Kommen beide in Deutschland vor? Allerdings aber keine wohl ursprünglich wild! Schon die

*) Ich muls jedoch hier bemerkeu, dafs durch einen mir schr usangenehmen Verstols in meiner Abhandlung, bei

Oxalis stvieta, statt pelicellis fructiferis ereetis swIch®

ebenfalls wie bei O. eoruicuktta pedunculis yefractis

steht, und bitte den geneigten Leser diesg Irrung ZU verbessern.

25g

Fundorte beider, immer nur an angebaueten Orten, in Gärten, auf Feldern u. s. w, in der Nähe der Menschen, nie in völliger Wildnifs, lalsen ihre Ein- wanderung vermuthen, es lälst sich aber sogar mit ziemlicher Sicherheit die Zeit bestimmen, wann jede derselben bei uns bekanut und einheimisch gewor- den ist.

Deber O: cornieulata findet man zuerst ausführ- lichere Nachrichten bei Clusius (Stirp. raior. Hispan. p. 475.) anno 1576. Er hatte die Pllanze um Sevilla und Montpellier gefunden, und klagt dafs sie in den holländischen Gärten zwar an sich ‚gut fortkomme, aber häufig durch die Kälte Scha- den leide. Joh. Bauhin salı sie zu Montpellier wild, am Heidelberg und Basel aber nur in Gärten, von wo er sie nach Mempelgard brachte. Lobel und die übrigen gleichzeitigen Schriftsteller kennen sie ebenfalls entweder aus dem südlichen Europa oder nur aus Gärten, Fast mit Sicherheit kann man also annehmen, dafs sie damals noch nicht wild in Deutschland gewesen, sondern sich erst später aus Gärten oder sonst mit fremden Sämereyen bie und da bei uns angesiedelt habe. So wie diese nur aus dem wärmeren Europa, so kam O, strieta über Eng- land aus Nordamerika zu uns, Morison 20g sie zu Oxford aus Saamen und beschreibt sie zuerst (hist, plant. II, p. 183. tab. 17.) im Jahre 1680, Sie verbreitete sich, des ähnlichen Klima’s ihrer Hei- Math wegen, leichter eingewühnend, schneller und weiter über Deutschland als die vorige, und ward überal) durch die Warzelsprossen ein gefürchtetes

Ra

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Unkraut, Ich besitze sie von Salzburg, München, Erlangen, Wertliheim, Freiburg, Dresden, Jena, Ber- lin und aus Schweden, die O, corniewlata dagegen von Triest, Karlsruhe und Hannover, wo sie schon Ehrhardt fand, (In grolsem Irrthum befindet sich der Verf. der Bemerkung 2 über O,. szricet@ und cor- niculata in Nro. 36. pag. 564. der Flora von 1825, wenn er Hoffmann’s, Roth’s, Pollich’s, der Flora er- langensis und Sturm’s Beschreibungen und Abbildun- gen wieder zu OÖ. cornienlata zieht, und bei dieser Gelegenheit Willdenow zurecht weisen will. Ueber- haupt scheint derselbe, indem er der O, stricta auch die Wurzelläufer abspricht, die Namen beider Pilar- zen geradezu umzutauschen.) Es wäre nun zu wün- schen, dals nach den obenangegebenen Kennzeichen die in den einzelnen Gegenden Deutschlands vor- kommenden Arten nochmals geprüft und ihre Ver- breitung genauer bestimmt werden möchte.

Wie mufßs die Synonymie für beide Arten ver- theilt werden? Die Beantwortung dieser Frage be- zuht auf der Lösung der vorigen. Nicht eher lälst sich mit Gewilsheit ausmilteln, welche von beiden namentlich die Floristen des ı7ten und ı$ten Jahr- hunderts jedesmal meinten, als bis neue Untersu- chungen ‚an den Standorten selbst darüber Aufschluls geben. Und selbst in diesem Falle wird in Gegen“ den, wo beide vorkommen, nicht jeder Zweilel sich heben lalsen, ‚‚umal da beide noch jetzt immer in weilerer Verbreitung begriffen sind. Nlür den 8% genwärtigen Augenblick wage ich noch nicht: mehr hierüber auszusprechen, als das oben schon gesagle,

361 dals O. sericta zwar später in Deutschland bekannt geworden, aber sich schneller und weiter verbrei- tet habe, als O, corniculate, und noch jetzt. die herr- schende sey, dafs daker auch die meisten Schrift- steller, welche in Deutschland (mit Ausnahme der neuesten Zeit) der O. cornieulata erwähnen, die stricta darunter gemeint zu haben scheinen,

Ücber ihre Verbreitung im Allgemeinen erlaube ich mir noch einige Bemerkungen. 0. siricte scheint auf dem alten Kontinente bis jetzt vorzüg- lich in Deutschland und überhaupt in den kälteren Gegenden einheimisch geworden zu seyn, Die Flore frangaise erwähnt ihrer jedoch auch bei Genf und Turin und in der Flora a, a, O, wird italiänischer Exemplare gedacht. So weit nach Süden geht sie aber dach gewils nicht, als die in Frankreich, Ita- lien und Spanien überall einheimische O. cornicu- lata, die dagegen im Norden nur künstlich an einzelne weit von einander entfernte Standorte verbreitet ist. Merkwürdig ist aber die weite Aus- dehnung der O, cornienlata über alle Tropenländer des alten und neuen Kontinentes, wo sie mannichfache Formen annimmt. Sie hat. sich im Gefolge des Men- schen in Nordamerika, St. Lucia, St. Thomas, Mont- sexrat, Mexico, Peru, Brasilien bis an das van Die- mensland, ir Ceylon, China und dem Kap der gu- ten Hoffnung angesiedelt, von welchen Standorten allen ich selbst Exemplare gesehen. Ausserdem er- wähnt ihrer Thunberg auf Java, Bory de St. Viicent auf den kanarischen Inseln, auf Isle de France und Baurbou, 0. siriet« dagegen ist in wärmern Gegenden nicht bekannt,

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Il. Correspondenz. (Beschlufs.)

Noch bemerke ich einiges über die Geogra- phie dieser Pflanzen. Sax. Burseriana begleitet dio großse Alpenkette aus Siebenbürgen, die Karpatlıen, Steiermark, Salzburg, Tyrol bis an den Monte Bal- do südlich, und bis einen Theil der Schweiz nörd- lich. Auf der südlichen Seite, wie gesagt, geht sie tief herab, sonst kömmt sie gewöhnlich in der Höhe von 6— 7000! vor, Sie verschwindet in ein ner Linie die ich beiläufig von Brescia über den Splügen nach Zürch ziehen möchte, kömmt südlich auf den Appeninnen und in den Abruzzen nicht mehr vor; die Herren Tenore und Pollini die sie dort aufführen, haben sich sehr geirrt, und Ber- toloni, der die 4ipes apuanes nach allen Rich- tungen untersuchle, so wie Gussoni und Brochi welche die Abruzzen bereilsten, haben nie eine Spur von ihr gefunden, westlich kömmt sie auf al- len Alpen Savoyens und der Dauphind nicht meh? vor, nördlich erscheint sie auf keiner als der nannten Alpenkette. Nicht weit von der Linie die sie westlich als Gränze hat, erscheint plötzlich S. Yandelli, wie ich glaube, nur auf diesem Stand- punkte, noch mehr westlich D, Diapensioides, eine ebenfalls nahestehende Species, die sich im Systeme folgen, und nur erst ganz westlich in den Pyrenäen, treffen wir S. Yandelli wieder, Die 3 Arten wach- sen also nicht untermischt, wie es bei andern 80 oft der Fall ist, sondern lösen sich einander ab, ein Grund mehr warum ich ihre vollkommene Ver“

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schiedenheit annelıman zu mülsen glanbe, weil es keine durch Naturspiele erzeugte Bastarde sind. Eine andere Stelle scheint eine Aufklärung zu fodern, denn sie ist ebenfalls mit einem Kragzei- chen versehen, und hier könnte es gar gelingen, wie man sagt, mit einem Schlage 2 Mücken zu tref- fen. Beide zweifelhalten Pflanzen von ihren na- türlichen Standorten gesammelt, liegen vor mir, und eben so Baumgartens Flora Siebenbürgens und DeCandolles Prodromus, Seite 366. Pentan- dxia habe ich nämlich in Sprengels System die neue Pilanze Banfya petraca Baumg, gefunden, die ich in seiner Decandria vergebens suchte, sie ist da ganz kurz Floribus ıubris beschrieben, soll fraglich auch bei Murseille vorkommen, und frag- lich identisch mit Gouffeia arenarioides DC, seyn. Da beide Pilanzen neu und vielleicht noch wenig in Herbarien verbreitet sind, so dürfte eine nähere Beschreibung manchem erwünscht seyn. ‚Die erste, Banjfya petraea, ist wie bekannt von dem sehr emsigen Hrn. Dr. Baumgarten auf den höchsten Alpen Siebenbürgens entdeckt (woher ich viele Exemplare besitze) und dem damaligen Gouverneur von Siebenbürgen zu Ehren mit seinem Namen be- legt worden; sie ist im ersten Theil der Flora Sie- benbürgens Seite 385 sehr umständlich corollis ex albo xoseis und als perenn beschrieben worden; was Hrn. Sprengel bewog, iloribus rubris zu sa- gen, weils ich mir cben so wenig zu erklären, als warum Hr, Baumgarten bei den Standorten in Gallia et Gexmania augte, da sio doch bis jetzt we-

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der in Frankreich, noch Deutschland gefunden wur- de. Er sagt ferner filamenta ı0, inaequalia, capil- laria, 5 sterilia, reliqua 5 Sertilia. - Dieses. mag wohl Hrn, Sprengel bewogen haben, die Pflanze ‚die Baumgarten in der Decandria nach Gypsophi- la und vor Saponaria gestellt hat, in die Pentan- dria vor Pelesia zu setzen, Sie ist aber ihrem ganzen Habitus nach eine vollkommene Saponarit, und gehört diesemnach ‘in die Nähe: von $. Zutes hin, diese letztere steht zwar zieunlich allein unter ihren Schwestern, aber trotz der genauesten Unter- suchung sind die Filamenta alle ı0 fertilia, und e bedarf daher einer wiederholten Prüfung, ob in der Banffya die Charaktere so konstant sind, dafs sie ein® Trennung bewirken dürfen, denn es könnte doch wohl auch nur die Folge eines zufälligen früher Verblühens seyn ; auf jeden Fall haben beide Pllänzen, die B. petraea und S. Iutea, die Farbe aus- genommen, eine so grolse Aehnlichkeit, dals sie billig gleiches Schicksal theilen sollten, und ich bin immer noch der Meinung, dals .B. petraea in die zehnte Klasse gehöre.

Die zweite Pflanze ist Gouffeja arenarioides von Hen, DeCandolle so benannt, und um Mar- seille bis jetzt allein zu Hause, woher ich mehrer® Exemplare besitze; DeCandolle beschreibt in sei” nem Prodromus 5. 388. die Pilanze als sehr ähn- lich der Arenarie tenujfolia, was denn wirklich auch der Fall ist, zählt sie zu dem Stamme der Al- sineen, und giebt selbe. ala einjährig at, sie stebt vor Buffonia und nach Ortegia. Hr. Sprengel

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hat sie in seinem neuen System nicht aufgenom- men, vermuthlich weil er sie mit Banffya petraca für eine und dieselbe Pflanze hielt. Ich erlaube mir aber zu behanpten, dals da Arenaria tennifolia und Saponaria kıtea nicht eins seyn können, die beiden Nebenstehenden ebenfalls verschieden seyn mülsen; abgesellen was die beiden Autoren in ih- ren Beschreibungen noch sehr bestimmt sagen, ist die eine perenne, die andere einjährig, die eine wächst auf den höchsten Alpen Siebenbürgens auf Felsen, die andern bei Marseille am Meeresstrande, Was mag wohl Hr. Prof, Sprengel zu der ver- meintlichen Identität dieser so weit entfernten Pflan- zen verführt haben? Da beide Genera neu aufges stellt sind, so schien mir die kleine Erläuterung noihwendig, um die Gelehrten unserer Zunft auf eine bessere Bestimmung aufmerksam zu machen, 5o wenig auch das zuviele Trennen der Pilan- zen anzuempfehlen ist, so scheint doch hei Solda- nella in Sprengels System die Vereinigung der S. montana, alpina Clusii, (sonst immer dieselbe mit montana) und minima in eine einzige Species zu hart zu seyn, ich mufs indefs bezeugen, dals ich Soldanella pusilla Baumg. die gar nicht aufgeführt wird und die schon Clusius unter $. alpina mi- nor aufgeführt, sehr oft auf den Alpen mitten un- ter S. alpina gesammelt habe, mit der sie nie zu verwechseln ist, denn $. pusilla ist immer ein- blüthig, blüht blafk rosenfarb, hat kleine etwas nie- renförmige Blätter, ist höchstens af! hoch, die Blu-. me ganz herabhängend, die Blamenkrone ist wenig

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eingeschnilten, wenig gefiedert, und daher gegen die Oeflnung zu, mehr beisammen, und fällt beim Ferblühen nicht ab,

S. alpina ist beinahe immer 2 auch mehrblü- tbig, blüht rothblaulich, hat großse zunde Blätter, ist 3— 44 hoch, die Blumenkrone ist weit einge- schnitten, sehr stark gefiedert, gegen die Oeffnung auseinanderfallend, und trennt sich beim Verblühen sehr leicht vom Kelch. Wenn also auch bei 8. montana, alpina und minima, die wie in der Flora 1824. S. 287. bemerkt ist, getrennte Standorte ha- ben, dieser letztere ihre etwas veränderliche Aus- senseite begründen könnte, so ist diefs doch bei 8. pusilla gewils nicht anzunehmen, die auf allen Österreichischen und steyerischen Alpen denselben Standort mit S. alpina hat und auf ı0 Schritte Ent- fernung von ihr verschieden erkannt werden kann; ich glaube also, dafs diels vereint mit den früher angegebenen Unterschieden bedeutend genug seyn dürfte, um sie als eigene Species bestehen zu lafsen-

In den Deliciae pragenses historiam naturalem speotantes editae a J. 8. Presi et C. B. Pres) Volumen Primum, Pragae, kömmt $. 15. Nr. 14. eine Cardamine mierophylia vor, die folgender Gestalt beschrieben ist,

C, caule prostrato ramosissino, foliis ternatis, foliolis oblongis integerrimis, coryımbo paueilloro, stigmate capitato, siliquis patentibus, Hab, in areno“ sis maritimis Dalmatiae; 2% flor. Mart,

In Portenschlags Denkmal, Archiv für Li- teratur 1824, Blatt Nr, 56, ist Cardamine maritime

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Portenschl, beschrieben und Tab. 11, abgebildet, sie ist aber auch schon in DeCandolle’s Systema na- turale pars II, pag. 267. (im Jahre 1921 erschienen) unter diesem Namen sebr umständlich mitgetheilt, und sogar bis auf den Standort mit der Beschrei- bung der Cardamine microphylla Presl. dieselbe.

Diese Pilanze ist von dem verstorbenen Por- tenschlag, der sie zuerst und allein 1818 in Dal- matien entdeckte, denen HH. Prefsl mitgetheilt worden, ob zum taufen und beschreiben, möchte zu bezweileln seyn, da er sie getauft und be- schrieben an Hrn. DeCandolle sandte. Indefs hat es denen HH. Prefsl gefallen, ihr einen zwei- ten Namen zu geben, ohne nur des Finders zu er- wähnen, und so zwar die Synonymie, aber nicht die Botanik zu bereichern, der walırlich mit einer grös- sern: Zahl Namen nicht gedient seyn kann,

Bei Gelegenheit, als die HH. Professoren Te- nore und Moretti mein Herbarium durchgiengen, haben sich nur allein in dem Genus Campanula folgende Beiträge für die Synonymie gefunden. C, muralis Portenschlag inedit,, von diesem in Dalma- tien an der Küste entdeckt, wurde, als selbe Hr. Moretti sah, sogleich für seine C. zsophydla er- kannt, gie ist beschrieben in dem Giornale di Fisica,;..

di Pavia Bim.I. 1824. und an den Küsten Liguriens 2

bei Capo di Noli, also ebenfalls einheimisch. Diese Pllanze ward auch von dem verstorbenen Porten- schlag denen HH. Römer und Schultes mitge- theilt, die den Beinamen muralis unstalthalt finden mochten, und sie daher in ihrem Systema veget. V-

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P.93: Nr. ı4. als C. Portenschlagiana anflühren. C. lilifolia Gmel. und W.K. die ich aus Saratow vom Hrn. Steffens und aus Siebenbürgen von Um. Baumgarten erkielt, ward ala synonym mit C. Alpini L. (der sie zuerst, sodann wieder später nUF als eine Varietät der rhomboidea bezeichnete) und wahrscheinlich auch als dieselbe mit Z. siylos« Lam, erkannte, C. rupestris ‚4. B. von Hrn. Steven aus dem Caucasus eingesandt und fraglich mit C. tridentata M, B. identisch, erkannte Hr, Prof. Tenore für seine C. mugelensis flor. neapolit. Seine Cam. corymbosa, die aber früher mit C, corymbosa Desf. nicht als dieselbe erkannt wurde, und die er del halb nachher C, Rosani genannt halte, war zugleich von Hrm. Moretti als ©. Tenori (Giornale fisico wie oben) getauft worden. Ich werde bemüht seym alles was mir in dieser Beziehung noch ferner anf- stöfst, bekannt zumachen, um so viel möglich zur Vereinfachung unserer so auseinander gerissenen Wissenschaft beizutragen. Original - Pflanzen, von den Autoxen selbst er- BE halten, helfen.da am besten, wenn sie im Herba- Sy Hum zusammen kommen, und genau verglichen Ben werden. In dieser Beziehung war das vergangen® , Jahr das glücklichste meines botanischen Leben% Die HH. Professoren Wahlenberg, Schow, Rei- chenbach, Treviranus, Besser, Baumgarten, Gussone, 'Tenore, Moretti, Martins, Hr. Dr. Barret und Deway aus Newyork, Graf Stern- berg, die HH, Somerauer und Hladnigg, Hr

an

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v. Hildenbrand und mehrere andere Liebhaber hatten die Güte, mir Mittheilungen zu machen, des grolsen Zuwachses nicht zu vergelsen, den die aus. gezeichnet schönen Sammlungen des ihätigen Sie. ber, und des 1leilsigen Hrn, Pöpping mir ver- schalten. Auch aus dem Innern Aegyptens erin. nerte sich ein alter Freund meines Strebens nach Original Pflanzen; Hr. Brochi, der literarischen Welt längst bekannt, schrieb mir auf dem Wege nach Darfur, wohin er von dem Bascha von Aesyp- ten zur Beurtheilung dieser neu eroberten Provinz im Monat Juni eiligst gesandt worden, nachdem er eben eine Reise nach dem Berge Sinai angetreten, und sandte mir ein Paquet Pilanzen, gröfsteniheils neu und unbestimmt. Wie sehr Aegypten ein noch unerforschtes Land, vorzüglich in botanischer Beziehung ist, beweilst der Umstand, dals unter 30 Pllanzen die mir Hr. B. sandte, wahrscheinlich 2 neue Genera nnd 56 neue Species sich befinden, die ich nun Hr. Prof. Reichenbach zur gefälli- gen Bekanntmachung nach Dresden übersandt habe. Dieser Umstand wird leichter begreiflich, wenn man bedenkt, dafs so viele Reisende, welche auch und vorzüglich in neuerer Zeit Aegypten durchzogen, die meisten nur die schon früher betretene Bahn

' einschlagen konnten, nämlich längst dem Nilthale,

und höchstens in einige Oasis auf den gewöhnli- chen Caravanen Wegen. Hr, B, aber der mit der Untersuchung der Smaragdgruben, Blei- und Kupfer- bergwerke, der Salpetererzengung im Innern des Landes beauftragt ist, betritt natürlich ganz andere

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Gegenden, vorzüglich die westliche Küste .des ro- then Meeres, bis jetzt noch wenigstens keinem Bo- taniker zugänglich, Die Flora Aegyptens wird sich indes eines neuen grolsen Beitrags durch die er- folgte Rückkehr des Dr, Ehrenberg zu erfreuen haben, der bereits Ende Jänner Europa glücklich wieder betreten hat und vor einiger Zeit hier an- gekommen ist. Eine andere Hoffnung gelıt der Wis- senschaft durch die Ernennung des Hrn. Acerbi zum Österreichischen General- Konsul in Aegypten auf; Hr. A. seit lange der Redakteur der sehr ge- schätzten Biblioteca italiana, bekannt durch seine Reise nach dem Nord Cap, bei der er ebenfalls schon Botanik berücksichtigte, hat mir versprochen, auch jetzt selbe nicht aus dem Auge zu verlieren, und selbe gleich in den nächsten Monaten wo er von Triest nach Smyrna und Konstantinopel, dann

nach Alexandria geht, in Ausübung zn bringen. Er hat mir die erste Sendung von dem klassischen Boden von Troja versprochen, den er sich mit be- sonderer Aufmerksamkeit zu untersuchen vorge- nommen, und den er in der günstigsten Jahrszeit betritt, Er nimmt auch einen Zeichner mit, der im Blumenfache ebenfalls bewandert ist, Es ist ge- wils eine sehr glückliche, die Wissenschaft sehr fördernde Idee der Regierungen, vorzüglich auf Mis- sionen in entfernte Welitheile solche wissenschaft- lich gebildete Männer zu wählen, die entweder selbst wie z, B. unser General-Konsul in Nord- Amerika, Hr. Bar. von Lederer, ein vorzüglicher Mineralog, die Naturwissenschaften treiben, und in

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jeder Bezielung durch Sammlungen und Einsen- dungen bereichern, oder welche die beigegebenen Naturforscher thätigst unterstützen; so hat neier- dings Rufsland in China, Frankreich in Persien und durch seine Ausrüstung für Entdeckungsreisen in dem Weltmeere, Niederlande auf Java, und Oester- reich, wie oben gesagt, in Nordamerika und Aegypten der Naturwissenschaft gehuldigt, der grolsen noch immerwährend fortdauernden Untersuchungen in Brasilien nicht zu vergefsen, von woher es Schätze in jeder Beziehung aufzustellen hat. Am meisten that hiefür England, und kann es auch wohl nur allein Iso thun; ir Neulholland, auf dem Cap, in Ostindien befinden sich bereits botanische Gärten und eigene Sammler, die die Schätze der noch un- bekannten Länder dem Mutterstaate zusenden, So hat nun auch schon das Hochgebirgsland Ostindiens die Hymalayas und Nepaul seine Flora erlebt; sie ist unlängst in London von David Don Secretair des Hrn. Lamberts in lateinischer Sprache nach dem Linneischen Systeme geordnet, erschienen. Sie enthält 371 Genera, und 864 Species, wohl gröfs- tentheils bis jetzt unbekannter Pflanzen, von denen indefs doch einige an die unserer Alpen erinnern, mit denen die obern Regionen, wie natürlich, glei- ches Klima haben, nur mit dem kleinen Unterschie- de, dals sie 5 6000? höher beginnen, worüber in der Beschreibung der Hymalayas von Hın, Fraser. London 1820, so schüne Beiträge geliefert werden. Hr, Don beschreibt zwar die Nepaul- Pflanzen nur nach Exemplaren, die aus Saamen bei Hrn. Lam-

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berts geblübt, wir haben aber in einem andern gröfßsern Werke, nämlich der Flora indica von Wal- lich, eine umfassendere und reichhaltigere Beschrei- bung zu gewärtigen; auch hier ist schon der erste Theil erschienen, und nur zu bedauern, dals zur

Beschreibung nicht die lateinische Sprache ge- wählt worden,

Wien. Oberst v. Weldem,

IN Reisende Botaniker

1. Petersburg. Im Anfange Februar reisete Hr. Staatsrath Ledebour von Dorpat durch Petersburg, um sich nebst 2 jungen Gehülfen, nach dem Altai zu begeben, und dessen westliche und östliche Gegenden, so wie die Umgeburgen des Saisan -Sees in botan, Hinsicht zu üntersuchen. Obgleich die Reise nur auf einen Sommer berechnet ist, so kann der ge- lehrte Reisende doch gewils viel Interessantes lei- sten; namentlich haben wir von im manche sel- tene Biebersteinische Pflanze zu erwarten.

2. Wien. Hr. Fleischer und Hr. Müller sind hier zusammengetroffen, um vereint ihre botanische Reise nach Istrien anzutreten. Graf Sternberg: der eben hier anwesend ist, ist ihnen bei Entwer- fung des Reiseplans sehr behülflich gewesen; Wwif versprechen uns von den Bemühungen dieser bei- den rüstigen Jünglinge recht viel schönes für Bo- tanik überhaupt, und für Deutschlands Flora insbe- sondere. Gewils werden sie auch manche zweifel- hafte Scopolische Pilanze aufzuklären suchen.

3. Berlin. Hr. Prof, Hornschuch ist dieser Tagen abgereist, um sich in Begleitung von zweei wilsbegierigen jungen Botanikern, Hrn. Rudolph} und Ave Lallement über Regensburg nach den Hochgebirgen von Salzburg, Kärnthen und Tyrol zu begeben, und den ganzen Sommer zu botanischen - Untersuchungen zu verwenden,

Flora

oder

Botanische Zeitung,

Nro, 18. Regensburg, am ı4. Mai 1826, u En nee

L Aufsätze Nachtrag zu den Bemerkungen über Hrn, Fleischer’s Botanische Reise nach Tyrol im Sommer 1825, nebst einigen PVorten über den botanischen Reise- Verein und die bereits angeiretene Reise nach Jsirien, Krain und Kärnthen,

Auch an Moosen hat Hr, Pbarmaceut Flei- scher im vorigen Sommer eine anselınliche Ernte aus den Tyroler Alpen mitgebracht, Der berühmte und bewährte Muskolog, Hr, Apotheker Bruch in Zweibrücken, hat die Gefälligkeit gehabt, den gan- zen Vorreth darchzugehen und die Arten zu be. stimmen. Um den Lesern der Flora, welche viel- leicht geneigt seyn dürften, bei den ferneren bota- nischen Reisen Hın, Fleischer’s sich als Actionäre zu interessiren, und überhaupt dem bereits mehr- fach angekündigten botänischen Reise- Verein bei- zutreten, im Voraus einen Beweis zu geben, wie viel sie von Hrn. Fleischers Eifer und Uebung im Einsammeln auch in Hinsicht der Kryptogamen erwarten dürfen, will ich die seltnern Arten der Moose namhaft machen, welche er von seiner vor-

S

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. jährigen Reise aus den Alpen mitgebracht bat. Sie sind gröfstentheils auf der Seilser Alpe, am Krimm- ler Wasserfall, im Martell- Thale und auf den Al- pen des Suldenthals oder in diesem 'Thale selbst gesammelt, ‚Annoöctangium compactum Schwaegr. Schisti- dium pulvinatum Brid, Encalypta laevigata Bruch. affinis Schwaegr, rhaptocarpa Schwaegr, Tay- loria splachnoides Hook. (Martell). Spiachnum Froehlichianum Hedw.— gracile Schwaegr. Feis- sia latifolia Schwaegr. dentieulata Schwaegr. Desmatodon latifolius Brid. brevieaulis Brid. . Grimmia leucophaea Gres. apieulata Hrnsch. ovata IP, et M.— patens Hrnsch.— obligua Arnsch. Dieranum congestum Schw, cerispum Hdw. gracilescens Schw. »virens Hedw. Barbula mem- branifolia Schuliz. (Riva am Gardasee) paludosa Schw. (Lechthal) Didymodon glauceseens ZP. et M. ‚Driptodon incurvus Brid, Racomitrium fasciculare Brid. Orthotrichum confertum Brück: alpesire Fornsch. BHutchinsiae Hook. Barträmia ‚Felcata Hook, Piychostomum eompactum Hrnsch, JPohlia eucullata Bruch, curviseta Hrnsch, arcuata Hrnsch. pulchella Hrnsch. affinis Hrnsch. polymorpha' Hrnsch, brachycarpa Hrnsch, MWe- bera alpina Hrnsch. grimsulana Brid. (elongala Hrnsch.) Meesia alpina Funck. (Monte Baldo und Seilser Alpe) Bryum Ludwigii Schw, Schleicheri Schw. Zierii Hdw, Mnium spinosum Voit.

Funaria Mühlenbergii Hdw, ‚Aypnum mamilla- tum Brid,

Ä

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Hr. Apotheker Bruch machte in seinen Briefen über diese Fleischerischen Moose einige interessante Bemerkungen, welche mitgetheilt zu werden ver- dienen, nämlich über

‚Annodctangium compactum Schw. „die weiblichen Blütben fand ich stets achselständig, es gehört daher diese Art nicht zu Gymnostomum, wie die Verfasser der Bryologia germanica behaupten.“

Encalypta laevigata Bruch. „unterscheidet sich von der ibr nahe verwandten Z, vulgaris durch die siumpfen Blätter, den oben verlöschenden Nerv und die glalte Haube, weiche bei E. »xl- garis besonders gegen die Spilze zu gekörnelt ist; übrigens fehlt dieser, so wie der wahren Z, vulgaris Hedır. und der EZ, afinis Schw. das Peristom gänzlich.

Weissia latifolia Schw, „die Zähne des Peristoms fand ich zum Theil bis zur Hälfle ihrer Länge gespalten.“

Desmatodon latifolius Brid, „ist durch die höbe- ren Stämmchen, den unter der Blattspitze ver- löschenden Nerv, und durch den schmäleren Hauptstreifen, welcher die längeren Zähne des Peristoms am Grunde mit einander verbindet, von .D. brericaulis standhaft verschieden,“

' Grimmia ovata IP. et IM.— G. paiens und obli- qua Hrnsch, “haben in Gestalt und Beschailen- heit der Blätter, Kapsel und des Peristoms die vollkommenste Aehnlichkeit mit einander, und ich möchte die beiden letztern nur für Spiel- arten der exstern halten, Bei G. orata fand ich

B Ss»

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die Blätter bald mehr, bald weniger abstehend, die Kapsel und den Deckel oft ebenso schief gerichtet, wie bei G. obliqua,

Dieranum gracilescens Schw, „hierunter eine Spiel- art, bei welcher die Zähne des Peristoms mit- unter bis auf den Grund gespalten sind, wodurch das ganze Peristom einige Achnlichkeit mit je- nem von Didymodon obseurus hat.“

Pohlia eucullata Bruch. „ist dem Bryum euculia- tum Schwaegr. ziemlich ähnlich, durch die an den Spitzen gezähnten Blätter, die Zwitterblü- then und das wahre Pollien - Poristom aber we- sentlich davon verschieden. *

Zypnum cupressiforme y. mamillatum Brid, „nach einem Exemplar, das ich aus der Schweiz er- hielt, bestimmt; ist jedoch so wesentlich von cupressiforme verschieden, dafs ich es für eigne

2 Art halte, Bekannt ist es bereits aus öffentlichen Ankün- { digungen, dafs ir. Fleischer von dem botanischen Reise- Verein beauftragt ist, dieses Jahr die Halb- insel Istrien, Krain und die Kärnthnischen Alpen zu bereisen, um die Schätze der Flora in dieset

Gegenden zu sammeln. Da er heute von hier ab-

reist, so wird er bereits gegen Ende dieses Monal3

in Triest eintreffen. Da ihm in der Person des Phar- - maceuten Hrn, Müller ans Laussigk in Sachsen noch ein Gefährte beigegeben wird, . der in Wien

oder Triest sich mit ihm vereinigt, so ist um 50

sicherer zu erwarten, dafs der Erfolg der diesjäh-

zigen Reise, die in so inlereressante Gegenden ge-

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richtet ist, sehr reich ausfallen werde. Vorzüglich werden auch die Meer- Algen des adriatischen Mee.. res an den Küsten von Istrien und an den nächsten Inseln Dalmatiens gesammelt werden. Dadurch wird die Ausbeute an Kryptogamen diesmal noch weit interessanter und bedeutender werden, als vo- rigen Sommer ; selbst an Moosen wird noch mehr erwartet werden dürfen, da Hr. Müller ein bei Hrn, Apotheker Bruch in Zweibrücken gebildeter Muskolog ist, und die Kärnthnischen Alpen ihm alle Gelegenheit darbieten werden, sein im Auflin- des der Moose geübtes Auge zu beschäftigen. Aber auch die Ernte an seltnen Phänogamen dürfte leicht durch die vereinten Kräfte zweier jungen Botaniker und durch die Auswahl der Gegenden noch glän- zender werden, als die reiche Ausbente des vorigen Sommers in Tyrol. Denn welch’ herrliche Schätze bieten nicht jene südlichen, an Dalmatien gränzen- den, Gegenden, in den Frühlings Monaten April und Mai dar; wie reich ist Krain an seltnen, im übrigen Deutschland nicht vorfindlichen, Pflanzen- Arten; wie viel Ausbeute gewähren in den hohen 'Sonimer Monaten Juli und August die verschiedenen Zweige der Kärnthnischen Alpen !

Noch immer werden Aktien - Beiträge zu die- ser Reise angenommen und können im Belrage zu 15/1, cheinisch, entweder an die Centralstelle des landwirtbschaftlichen Vereins in Würtemberg oder an Hrn, Dr. Steudel in Elslingen oder auch an, den Unterzeichneten eingesendet werden. Dabei bittet man aber, zugleich zu bemerken, ob der Bei-

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tritt nur für die Reise dieses Sommers oder auch für die Reisen in den folgenden Jahren beabsich- tigt werde. Da die Reise des künftigen Jahres nach Sardinien geschehen soll, so’ist es nöthig, dals al- les zeitig vorbereitet werde, und bald ein Ueber- blick möglich sey, auf wie viele Theilnehmer man mit Zuverläfßsigkeit rechnen könne,

Elslingea den ı1. März 1826.

Prof. Hochstetter.

2. Beschreibung einer neuen Gattung der Schmaro-

tzerpilze „Graphiola“ von 4. Poiteau,

Aus den Annales des sciences naturelles par Audoin, Ad, Brongniart et Dumas. Decembre 1824. oder tom. I. p. 473 76. Uebersetzt von Hrn. Prof, Dr. Kunze,

Graphiola*)

Peridium, sessile, tballo nudatum: exterius cras- sum, orustaceum, fvagile; interius membransceum partitum, exteriore longins, marcescens, et [e 7 cujus fundo surgent filamenta numerosa, longa, sim- plicja, fasciculata, pulvere granuloso intermixta.

Graphiola Phoenicis. (Graphiole du Dattier.)

Bereits seit 3 Jahren beobachte ich diesen Schmarotzer auf den frischen Blättern einiger, in dem warmen Hause des Hrn. Noisette zu Paris gebauten Dattelpalmen. Er entsteht unter der Epi- dermis der beiden Blattseiten, so wie des Blattstiels- Anfänglich zeigt sich seine Gegenwart durch eine kleine Hervorragung, weiche, nachdem sie die Ober-

*) Id est Penieillus 'parvus. : (Adnotat. auch)

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baut in die Höhe getrieben, gesprengt oder gespal- ten hat, in der Gestalt eines eyförmigen, sitzenden, schwarzen, glänzenden und sehr harten Körpers er- scheint, und in ihrer gröfsten Entwickelung höch-. stens eine Millimeter *) beträgt. Dieser kleine Kör- per ist die äussere Hülle der Pllauze. Man be- merkt an ihm kein deutliches Lager (base), er ist aber durch eine Längsfurche in zwei Lappen ge- theilt, und jeder derselben zeigt selbst wieder eine kleine Längsfurche. Bald hierauf entsteht zwischen den beiden Lagen eine Spalte, welche, indem sie sich nach und nach erweitert, zu einer rundlichen Oelfnung wird, aus welcher die Abschnitte einer in- nern häntigen und vergänglichen Hülle hervorragen.

Es erheben sich nämlich aus dieser innern Hül- le (Peridium) in grofser Menge weißsliche, 4 6 Millimeter lange und mit pulverigen gelben Kör-

nern vermischte Fäden, Im jüngern Zustande bil-

den dieselben einen einzigen, viel Staub enthalten- den Büschel (gerbe); ist aber das Gewächs reif, so werden sie mehr oder weniger gewunden und thei- len sich in mehrere abstehende Büschel. Daher kommt es, dals die Gyaphiola, je nachdem man sie zu verschiedenen Zeilen des Alters untersucht, auch eine Menge sehr verschiedener Formen zeigt, Viel- leicht sind hygrometrische Eigenschaften der Grund dieser Gestalten und Zusammendrehungen. Vorzüglich häufig entwickelt sich das Gewächs im Mai und Oktober, und zwar auf zwei. und

K.

*) Ziemlich eine halbe französische Linie.

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drei - nicht einjährigen Dattelblättern. Es er- scheint, entwickelt und vergröfßsert sich ungefähr innerhalb 6 Wochen; nachher vertrocknet es, ohne an Umfang zu verlieren; die Fäden zerbrechen bei der geringsten Berührung und zeigen die äussere Hülle unbedeckt, welche in der Gestalt einer klei- nen, schwarzen, runden oder eckigen und sehr har- ten Schaale stehen bleibt,

Die häufige Vermehrung der Graphiola verän- dert die Dattelblätter, indem sie bleich werden und zum Theil vertrocknen. Hr, Noisette hat das Gewächs zuerst im Jahre ı8ıg bemerkt, und glaubt, dals es früher in seiten Gewächshäusern gar nicht vorhanden war, Es ist zu befürchten, dafs es sich auch auf anderen Palmenarten einfin- den möge.

Dals die Fäden der Grapbiola nicht ursprüng- . lich gebildet sind, bemerkt man bei dem Oeffnen eines sehr jungen Peridiums, in dessen Innern sich nur ein gelbes Pulver findet, Es gehört indessen grofse Sorgfalt dazu, um die innere Hülle zu ent- decken.

Man kannte unter den Pilzen nur eine kleine Anzahl von Gattungen mit doppelter Hülle; die Graphiola ist ein neues Beispiel. Ihren Platz scheint sie bei Didenna erhalten zu müssen, doch unter- , scheidet sie sich davon: ı) durch den Mangel des

Thallus, 2) durch das sitzende, harte, von dem Ent- stehen an krustige, nicht schleimige Peridium, 3) durch das Vorkommen auf einer lebenden Pflanze, 4) durch einfache, parallele, freye, nicht gitter-

artige Fäden. !

es

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Auf tab, 26. fig. 2. ist die Graphiola, sowohl in natürlicher Gröfse, als auch vergrößsert, in den ver- schiedenen Entwickelungsperioden und ihren 'man.. nigfaltigen Abänderungen dargestellt,

Nachschrift des -UÜebersetzers.

Bei der Durchsicht dieses Aufsatzes und dem Vergleichen der Abbildung. erinnerte ich mich so- gleich, den nämlichen Organismus, nur im unvoll. kommenen Zustande, vor mehrern Jahren von Hrn, Hauptmann Chaillet mitgelheilt. erhalten zu ha- ben. Obschon das Aeussere des Pilzes mit Phaci- dium Verwandtschaft zu haben schien, so zeigte mir doch schon damals eine genauere Untersuchung, dafs der Mangel der Schläuche des Nuclens und der blos. pulverige Inhalt hinreichende Unterschie- de bedingten. Ich ordnete deshalb, jedoch nur pro- visorisch, das Gewächs als Schizodenna. phacidioi- des ein. Die Exemplare waren übrigens bei Nizza gesammelt worden. Hierauf fand ich in des trefflichen Fries systema mycologicum tom. Il. p. 572, meinen Schmarotzer als Pracidıum Phoenicis Moug. wiederum auf. Die kurze, obgleich rücksichtlich der Bauart, noch hin und wieder Zweifel übrig lafsende Beschreibung palst ganz gut anf meinen Pilz, und übrigens ist es wahrscheinlich, dals Mougeot’s Pilanze und die meinige aus einer Quelle kamen. Nun endlich hat Poiteau’s Beobachtung die Kennt- nifs dieses Pilzes um ein beirächtliches weiter ge- bracht; allein es wäre zu wünschen gewesen, dafs über die Beschaftenheit der innern Hülle und die

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angebliche Spaltung derselben in Fäden etwas Gründ- licheres gesagt worden wäre. Was die Verwandt. schaften und ıdie Stellung der Gattung anbetrift, so scheinen uns beide vollkommen verfehlt; wir wollen-indessen bekennen, dafs die Einordnung der Gattung, die ich für eine wohlbegründete halte, manche Schwierigkeiten darbietet. Wenn auch die Stellang in die Klame der Gasteromyceten, nicht bezweifelt werden dürfte: so scheint doch Gra- phiola mehr zu den Pyrenomyceten als zu den Trichospermen zu rechnen zu seyn, obgleich weder Körnerschläuche vorhanden sind, noch anch nur ein eigentlicher Nucleus; doch mufs die äussere kıru- stige Hülle Perithecium heifsen. Die innere Haut nimmt nun aber eine seltsame, an die Bildung man- cher Coniomyceten z,B. Roestelia erinnernde, Aus- ‚bildung, indem, nach Poiteau’s Zeugnilse sie sich walzenartig verlängert, und in feine, im jüngern Zustände verbundene Fäden spaltet. Die Höhle ist nun aber nicht mit einen milchenden Kerne, son- dern mit einer pulverigen, trockenen Masse erfüllt, wovon eich eine Analogie bei Phacidium pulveru- lentum Schm. und bei einigen 'Tryblidien findet. Diese Masse besteht aus kleinen kugeligen Körnern oder Sporidien, welche nach Poitean den Fäden eingestreut zu seyn scheinen, Dafs diese sogenann- ten Fäden oder Fransen der Hülle nicht gegliedert sind, habe ich an meinen Exemplaren, wo der gröfste Theil dieser zerbrechlichen Organe verlo- ven gegangen ist, doch deutlich beobachten können. Ob „eine gute neue Gattung auf Palmblättern

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(Phoenix dactylifera)“ deren Freund Ehrenberg in einem Briefe dat, Bulak 26, März ı8&ı, gegen mich erwähnt, die Graphiola Phoenicis Poit, ey, muls ich, in Ermangelung genauerer Nachrichten, noch unentschieden lalsen,

I. Correspondenz,

Auf meiner letzten botanischen Reise nach den süddentschen Hochgebirgen, gieng ich wieder über Regensburg und München, und traf am letztern Orte an Hrn. Dr, Eschweiler einen höchst er. wünschten Reisegefährten an, Wir setzten nun gemeinschaftlich unsere Reise über Tegernsee dann durch das Achenthal nach Schwaz und Insbruck fort, besuchten den Brenner und einige andere dortige Gebirge und stiegen sodann über die Hochalpe ins Witschtbal und von da nach Sterzing, Da es unser Vorhaben war, nach dem Orteles zu gehen, so wan- derlen wir über den Jauffen nach Meran, Es fanden sich auf dieser Tour manche seltene Pflanzen, wor. über vielleicht Hr, Dr. Eschweiler berichten wird. Umstände vermochten uns vors erste nach Botzen zu gehen, wo wir die Freude halten, Hrn. Elsmann schon gerüstet zu einer Excursion auf die Seiseralpe und das Schleerngebirge zu treffen. Am Tage un- serer Ankunft kehrte auch Hr, Fleigcher vom mon- te Baldo zurück, und wir kamen bald überein, ge- meinschaftlich das Schleerngebirge zu besuchen, was auch geschah. Wir brachten gegen ı4 Tage in die- sen-Gebirge zu, wo wir uns in Sennhüllen eingnar- tirten. Die Flora dieses Gebirgs ist sehr schön, schr reichhaltig, weniger die viel tiefer gelegene Seiser- alpe, Wir sammelten unter andern: Phyieuma Sie-

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beri und comosum, eine schöne Draba, Juncus ar- cticus, Carex incurvä, foetida, dretia Vitaliana und helvetica, Siebera cherlerioides, Lusula lutea u.& W. Auf dem Rückwege sammelte ich an Felswänden bei Steeg die seltene Barbula membranifolia Hook. und bei Botzen das schöne „dndropogon Allioni, Molinia serotina, Acrostichum Marantae, und mehreres w88 -ich dort schon vor 2 Jahren gesehen hatte, und wäs in Elsmann’s Verzeichnils (Flora 1825. p. 503.) be- reits enthalten ist. . Ehe wir von hier abreiseten, hatten wir noch die Freude, Hrn, Prof. Treviranus und Hrn, Dr, Göppert anzutreffen, die von Heili- genblut kamen und ebenfalls das Schleerngebirg be- suchen wollten. In Gesellschaft des Kaufmanns, Hrn. Kallenhäuser, eines eifrigen Botanikers giengen wir nun über Caldern, wo Selinum vene- tum, und Hibiscus Trionum wuchs, und über das Mendelgebirg ins Yal di Non und Val di Rabbi in’s Bad. gleiches Namens. Zwischen Ribo und Kles wuchs unter andern der seltene Lotus hirsutus, Von Rabbi aus stiegen wir mit vieler Anstrengung über das Hochgebirge, über Gletscher und ewigen Schnee ins Martellthal. Unterwegs gab es viele schöne und seltene Pilanzen, z. B, Agrostemma Flos Jovis; Al- chemilla pentaphylla, Bußleurum stellatum. Vom Martellthal stiegen wir wieder. über das Joch, um neben dem Sultenferner nach St, Gertraud ins Sul- dentbal und nach dem Orteles zu kommen, Auch auf dieser Tour, die gefährlichste und beschwer- lichste, so ich je machte, und wobei einem unsere! Träger am 16. August eine Fufszehe erfror, fand sich viel seltenes, worunter dchillen nana, und

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Juncus Jacguini. Im Suldenthale wächst Zulemo- wium coeruleum ziemlich häufig, Wir wandten uns nun nach dem Wormserjoch, worüber jelzt eine herrliche Strafse nach Mailand führt, aber schlechte Wilterung, wie gewöhnlich im Gebirge, hinderte uns, überadie Höhe zu gehen, und zwang uns, unsere Alpenreise zu beschliefsen. Wir kehrten also nach Mals ins Vintschgau, und von da durchs Öberinthal und Lechihal über Füfsen und Augsburg zurück. Die Reise hat mir. manchen Beitrag zu meinem Her- barium geliefert, und ich habe mehrere schöne Ma- terialien zu meinen Ausgaben von kryptogamischen Gewächsen gesammelt, wovon nächstens wohl wie- der ein Heft erscheinen dürfte,

Gefrees, Funck.

Il, Botanische Notizen.

Am ı4. Mai versammelten sich in Prag die Mit. glieder der Königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zur Feier der Einführung ihres neu- gewählten Präsidenten, des Oberstburggrafen, Gra- len Franz von Kolowrat Liebsteinsky, zu einer öffentliche Sitzung, die Graf Sternberg mit Vorlesung einer Abhandlung: „Ueber einige Eigen- thümlichkeiten der böhmischen Flora und die klima- tische Verbreitung der Pflanzen der Vorwelt und Jetztwelt” eröffnete, die nachher in den Abhandlun- sen der Königl. böhmischen Gesellschaft der Wis- senschaften abgedruckt worden ist. Der Inbalt die- ser Gelegenheitsschrift läfst sich im wesentlichen auf nachstehende Darstellung zurückführen. Böh- men, obgleich durchaus bewohnt und bebaut, und dessen höchste Gebirge mehr als 100 Klafter unter

= .

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der Schneegränze dieses Breitengrades zurück blei- ben, dessen Niederungen nicht bis zu dem Meeres- ufer herabsinken und dessen Flora nicht viel über 1800 wildwachsende Pflanzen zählt, ist dennoch, wie im Mineralreich, so im Pilanzenreich höchst wichtig und eigenthümlich. An merkwürdigen B/lan- zen, die theils schon in älteren Zeiten an den jetzi- gen Standörtern bemerkt wurden, theils ganz eigen- tbümlich sind, hat Böhmen mehrere aufzuweisen, 2, B. Ornithogalum bohemicum, Dietamnus albus, „Adonis vernalis, Dracocephalum austriacum, Pul- satilla 'patens, Astragalus exscapus, und vor allem die Schmidtia utrieulosa, die eben so eigenthümlich in ihrem Bau, als einzig in Böhmen zu Hanse ist, Kaum ı2 Meilen von diesen lieblichen Bewohnern temperirter Zonen ent[ernt, erscheinen unerwartet Pflanzen der kältesten Gegenden; Aubus chamae- morus und Saxifraga nivalis, die sonst nur auf Spitzbergen, Kamtschatka, Unalaschka, Lappland und der Mellvilleinsel einheimisch sind, haben in der tiefen Schlucht der Schneegrube auf dem Rieseng®- birge ihre kühle Wohnung aufgeschlagen. Diese überraschende Erscheinung reihet sich den Erfah- rungen an, dafs die Formen der Pflanzen durch die chemische Mischung und Verbindung der Bestand- heile des Bodens, und durch die klimatischen Ver- ‚hältnilse, die Einwirkung von Licht und Wärme, bedingt werden, So sind die Salzpflanzen nur auf Stellen, die Kochsalz in ihrer Mischung enthaltes; beschränckt, und eben so nunwandelbar erscheine® an der Gränze der Schneeregion gewisse Pflanzen- damilien und folgen der gleichen "Temperatur von

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2400 Toisen der mexikanischen Andeskette big auf ‚900 Toisen am Sulitelma auf Lappland, und auf die noch tiefer liegende Melville- Insel, wozu sie von dem Verhbältnifs der mittleren Temperatur un. ter den verschiedenen Breitengraden und dem all. gemeinen Einfluß von Licht und Wärme bedingt werden. Diese 'Thatsachen, die immer mehr den Wertli der geographischen Botanik ins Licht stellen, werden hier an 2 Pflanzenfamilien erläutert, die auch auf deutschen Alpen ihre Glieder haben, näm- lich die Cruciferae und Caryophyllatae. Von den ersten sammelten Humbold und Bonpland gAr- ten auf der Andeskelte zwischen den Höhen von 1350 bis zu 2428 Rlaftern; Thaddäus Hänke auf Gebirgen von Chili und Pera in unbekannter Höhe 22; Wahlenberg in Lappland a2ı und auf den Karpathen 26, Die Melville- Insel lieferte ihren Besuchern 10 Arten, wobei auch nach 2 Gespielen der in den höchsten Umgebungen am Grolsglockner wachsenden Braja alpina, erwähnt werden, die Braya glabrella Rich. nämlich und Braya arcticq Jlook.; gleicherweise sammelten von der Familie der Caryophyllatae Humbold und Bonpland 25 Ar.. ten, Hänke 51, Wahlenberg in Lappland 30 und in den Karpathen 27, so wie ı7 von den Rei- senden von der Melville - Insel angegeben werden, woraus denn durch Vergleichung der einzelnen Gat. ‚tungen und Arten unter einander das Resultat hervor- geht, dals in dem tiefsten Norden, wo sich die Schnee- region am meisten senkt, dieselbe Vegetation sich be- findet, die unter andern Breiten mit der Schneeregion, oder eigentlicher mit der gleichen mittleren Tempera-

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tur auf die höchsten Berge heraufsteigt, Es wird ferner bemerkt, dafs an den beiden Endpunkten, dem höch- sten, wie dem niedrigsten, zwar eigene Gattungen und Arten. gefanden werden, die in der mittlern Region fehlen, es sind aber auch diese mit jenen verwandt, wie Zutrema und Platipetalum mit Braya, ‚Dryme- ria mit Cerastium u. s, w,, und daher darf es nicht befremden, wenn die Sarifraga nipalis zugleich auf der Melville- Insel und Spitzbergen, wie in Kamtschatka, Unalaschka, Lappland, Schottland und in der Schneegrube des Riesengebirges angetroflen wird, weil die Oertlichkeit des Standortes auch in verschiedenen Regionen dieselbe mittlere Tempera- : tur und denseiben Vegetatiouscyelus bedingen kant. Diese Erfahrungen lafsen sich nun mit demgelben Erfolg auch auf die PAanzen der Vorwelt ausdeh- nen, und indem hier die frühere Vegetation 1a der Flötzformation zunächst der älteren Steinkolt- le, wie die spätere von dem Quadersandstein auf- wärts in allen Kohlenformationen, nach allen jetzt bekanntgewordenen Pflanzenabdrücken umständlich erörtert und in Vergleichung gezogen wird; so folgt die ‚Ueberzeugung, dafs die Vegetation in ihrer kli- malisch - geographischen Verbreitung stets densel- ben Gesetzen der Einwirkung von Licht und Wär- me gefolgt sey, die jedoch in den verschiedenen ormalions- und Vegetations - Perioden mehrere Modificationen erlitten habe, ehe sie in die gegen- wärtige schärfere Abtheilung der Zonen zerfallen ist. So lehrt ein Tag den andern, aus einem Be- sriffe folgt ein zweiter, und die Geographie der Hlanzen, wovon Humbold die Bahn vorgezeichnet und Schouw weiter verfolgt hat, wird, da die meisten Botaniker die Wichtigkeit derselben erkannt haben, unfehlbar zu grolsen Resultaten führen, un auch dieser zwar kleine, aber gründliche Beiträ& gewils die verdiente Anerkennuug finden.

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Flora oder \

Botanische Zeitung.

Nro, 19. Regensburg, am 2ı. Mai 1826.

, Recensionem

Heise nach Venedig, von Georg von Martens. Erster Theil: von Stuttgart über Ulm, Wien und Triest nach Venedig, mit einem Kupfer und ei- ner Karte, VII, 472, 5. ater Theil: Venedig, Euganeeu, Alpen von Belluno, Tyrol, Bayern und nalurgeschichtlicher Anhang. Mit 2 Kupfern und sieben lithogr, Abbildungen. 664 S. in 8. Ulm in der Stettinischen Buchhandlung 132%,

Von den 212 im Druck erschienenen Reisen nach Italien möchle die gegenwärtige wohl eine der gründlichsten seyn, was leicht erklärbar ist, da der gelehrte Verf, lange Zeit in Venedig lebte und sonach die besten Quellen, durch eigene Erfahrung und eigenem Uxtheil unterstützt, desto besser be- nntzen konnte. Ref, mufs daher bedauern, hier nicht einen Bericht über das ganze Werk darlegen zu können, weil er überzengt ist, dals man solchen mit Nutzen und Vergnügen lesen würde, Indem er sich daher hier nur anf den botanischen Tahalt beschränkt, hält er sich an die chronologische Ord- nung, weil dies zugleich die geographische ist, in

T

b

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welcher zuerst die Pflanzen des Nlachen Taandes, dann die Meerstrands- endlich die Alpen -Pilanzen vorkommen,

Im dritten $. befindet sich eine belehrende

Uebersicht der Vegetation der Würtembergischen Alp in vollständiger Mittheilnng der dort wachen- den Pflanzen. Diese enthält viele Seltenheiten, mitunter sogar Alpenpflanzen, z. B, Zlibes alpinum, Aronia rotundifola, Eaphorbia sylvatica, Thali- eirum aquilegifolium, Stachys alpina, Coronilla coro- nata, (vermutblich C. moutana Scop.) Zieracium alpestre, Gentiana lutea und verna, Valeriana tri- pteris, Saxifraga disoon und decipiens, Draba Äi- soon, und endlich Hieracium humile Jacg.

Der vierte $. bietet einige Merkwürdigkeiten ans der Flora von Ulm, worunter vorzüglich folgende bemerkbar sind: Zelleborus hyemalis, Lilium bulbi- Jerum, Tulipa sylwesiris, Seilla bifolia, Primula fa- rinosa, Viola arenaria, Helleborus foetidus, Zinum Jlarum, Ligustieum austriacum, dconitum Napellus Ceratocephalus falcatus, Phleum asperum, sogar An- tirrhinum alpinum L. das mit den Gehirgswassern herabgeschwemmt, im Kiese des Illerbeites vorge- funden wurde, und endlich eine neue Oerinthe, die der Verf. unter dem Namen suesica beschreibt und die Unterscheidungszeichen von den verwandten Al- ten angiebt,

Im eilften $. finden sich Nachrichten von den ‚botan. Gärten zu Wien, wie von der Flora daselbst,

und der ı2te theilt einige Nachrichten über das herrliche Johanneum in Gräz mit,

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Im ı5ten $. verschafft die Darstellung einer Be. steigung des den Botanikern schon bekannten Monte Nanas, dem Leser viel Vergnügen, obgleich man manchmal für das Schicksal des Verfassers besorgt wird, der sich verstiegen hatte, und in Lehensge- fahr kam. Da dieser Berg: dicht an der Landstrafse nach 'Triest sich erhebt und von den nach dieser Stadt reisenden Botanikern leicht bestiegen werden kann, und gewils bestiegen werden wird, wenn sie die herrliche Schilderung des Verf, von der Fernsicht lesen, die sich bis auf ı5 geograph, Meilen, über die herrlichsten Landstriche ersireckt, so i1heilen wir das ganze Verzeichnils der hier gefandenen Pilan- zen mit: Arlemisia dbrotanum, (vielleicht A, cam- phorata?) Genista sericea, dsiragalus monspessu- lanus, Globularia cordifolia, Rus Colinus, Pistacia Therebinthus, dronia rotundifolia, Bhamnus rupe- stris, Drypis spinosa, Paeonia eorallina und ofkei- nalis, Antihyllis montana, Jrysimum canescens, Thlaspi montanum, Cylisus hirsutus, Saxifraga bry- eides, (auf dem Gipfel) Brorymus latifolius, Den- laria enneaphylla, Atragene alpina (im Walde). In einem Wäldchen jenseits Senoselscb wuchsen ausser Steineichen und Mannaeschen Dietamnus Fraxinella, Gentiana utrieulosa, Ophrys fucilora, Silene Olites und Feronica Jacguini.

Im ı6ten und ı7ten $. handelt der Verf. von Triest und giebt folgende daselbst gesammelte Pllan- zen an: Quercus Cerris, Carpinus Ostrya, und Pi- stacia Therebinthus machen den Bestand des Bo- schetto aus, wo bekanntlich die Herberge der Bota-

Ta

293 j

niker sich befindet. Im Meere fanden sich Ulva Pavonia, Tubularia Acetabulum; Rhamnus Paliurus, Osyris alba, Spartium junceum an Mauern. Auf Wegen Cynoglossum pictum, Linum tenuifolium, Li- thospermum offeinale, deynos vulgaris, Galium sea- brum, Onosma echioides, nach Schauw Onosma tau- ricum (nach andern O, stellulatum und montanım), Bromus distachyos und 4egilops ovata. Auf einer zweiten Exkursion am Meere neben dem alten La- zarelie: Flcus vesiculosus ß Sherardi Turner, foe- nieulaceus, concatenatus, verticillatus und Ceramium scopariun. Eine Exkursion auf dem Karst: lieferte Serophularia canina, Euphorbia fragifera Jan, die Wulfen in Röm. Arch. als Ephorbia spinosa be- schrieben hat; Stipa pennata, Andryala Chondryl- loides und Geranium robertianum, am südlichen Ab- hange des Berges? .Dietamnus Fraxinella, Thlaspi sa- watile, Veronica Jacquini, Cylisus capitatus, Coro- nilla coronata (montana Scop.), Genista opata, Rhus Cotinus, Lilium bulbiferum, Lactuca perennis, Ruta graveolens (montana Ait), Zeontodon tenuifolium, Lotus cornieulatus hirsutus, Medicago carstiensis, . Poryenium herbaceum, Silene noctiflora, Conpolvulus eantabrica, Mercurialis ovata, Linum austriacum, Scorzonera angustifolia, Rhamnus pumilus, Seselö montanum, Inula hirta, Carduus mollis, Teuerium supinum. An derStrasse gegen Istrien wuchsen An chusa italica, Glaucium Zuteum, Bupleurum longifo- lum, Carex flava, Triticum junceum, Medieago mi- nima, Trifolium scabrum, Anthriseus eulgaris, Foa rigida, Es ist Schade, dafs der Verf, verhindert

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wurde, den Wald von Lippiza zu besuchen, der

freylich im Frühling mehr Pflanzen enthält, als im Junius.

Mit Venedig beginnt im ı9. $. zuerst die Auf- zählung der Sülswasserpflanzen, welche in den Ka. nälen, die die Ausflüsse der Ströme bilden, so häufig wachsen, dafs oft durch sie die Schiffahrt gehe mmt und es nothwendig wird, sie von Zeit zu Zeit durch eigene Maschinen auszureuten. Ausser einigen Po- lamogetonen werden besonders Falisneria spiralis, Zannichellia palustris und Najas monosperma ge= nannt, Ihnen folgen die Pflanzen der stelienden oder sehr langsam iliessenden Gewässer in den Tei- chen und Wassergräben, womit die Ebene nach al- len Richtungen netzförmig durchschnitten ist, ne- mentlich Hottonia palusiris mit grofsen rothen Blu- men (ob dies wohl keine eigene Art sey?) Sagzt- taria sagitiifolie, Nymphaea alba und lutea, Hy- drocharis morsus ranae, Trapa natans, Marstilea quadrifolia, Salvinia natans, Bulomus umbellatus, Scirpus palustris, maritimus, lacustris, Holosehoenus und mucronatus; Cyperus longus, Monti und flares- cens; Euphorbia palustris, Lythrum Salicaria, Eri- geron annuum Pers., Sium angustifolium und latifo- lium, endlich Sparganien, Typhen, Junci, Potamoge- tonen, Myriophylien und Ceratophylien, An He- cken und Gebüschen wachsen drum italicum, Ari» stolochia rotunda, Salvia glutinosa; in den Korn- feldern Gladiolus eommunis, Campanula speculum, Hyacinthus comosus, Stellera Passerina und Melam- Pyrum barbatum; auf den Wiesen Andropogon Gryl-

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lus, Thalietrum flavum und angustifolium, Chlora perfoliata, Neottia aestivalis und Orchis Morio; in den Gärten endlich sind Amaranthus spicatus, Portu- laca oleracea, Oxalis strieta, Polycarpon tetraphyllum, Cardamine hirsuta, Digitaria sanguinalis, Poa pilo- sa, megastachya und Eragrostis häufige Unkräuter.

Der 21. $, beginnt mit den Pflanzen der Ebe- nen von Venedig, namentlich mit einer Streiferei nach den todien Lagunen südlich von Fusina, die ganz mit Statice Limonium und Salicornia fruticosa überwachsen sind. Hier finden sich ferner: 2% maritima, Inula erithmifolia, Atriplex portulacoides, „Artemisia coverulescens, Die Kanäle sind meistens mit Schlamm gefüllt, den Conferva limosa über- deckt. Am Ufer der Lagunen blühelen: Kakile ma- ritima, Sonchus und Juneus maritimus und aculus Triglochin maritimum, Carex exiensa, Arenaria me- dia und Statice caspia. Bei einer andern Wande- rung fanden sich im Norden von Fusina: Zosiera marina, Salsola soda, Chenopodium maritimum, Ar- temisia eoerulescens, (die häufig in Apotheken ge- braucht wird) diriplex laciniata, Inula britannica, „Asier Tripolium, Linum maritimum; Daciylis liito- ralis, Limnetis pungens, und Salicornia herbacea, von denen theils Nutzen und Gebrauch angegeben wird, Ia den oft dazwischen liegenden Seen finden sich Ruppia maritima, Pucus tenuissimus, Ulva plu- mosa, Conferva Linum und Zimosa,

Die sogenannten lebendigen Lagunen enthalten: Ceramium Allochroom, eine neue von Mertens Belo- spermum Pilus genannte Alge, Ulva oriniia, com-

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pressa, Linza, latissima, lactuca, die oft einen Klaf

ter im Durchmesser hält, und hekanntlich in Ler- barien ihre herrliche glänzendgrüne Farbe beibe.. hält, Conferra utrieularis, die sich im Sommer aus der Tiefe losreilst und in zahlreichen Kugeln auf der Obertlläche des Wassers herumtreibt,

Der 22. sehr reichhaltige $, enthält unter an- dern einige Betrachtungen über den Gartenbau, und zählt die Obstsorten, Melonen, Kürbisse und andere Küchengewächse auf, die darin gezogen werden, worunter Feigen, Pfirsiche, ‘Trauben, Solanum Me- longena und Lycopersieum, vor allen aber die Cu- eurbitaceen beliebt sind, Unter den Blumen wird ‚die gefüllte Nelke vor allen hochgeschälzt, von de- nen die scharlachrotihen, und scharlachrothi'mit weils gesprengten fast einzig und allein vorkommen, und meistens den Winter durch im Zimmer blühen, Auch mit abgeschniltenen Blumen, die Frühmorgens auf die Märkte gebracht werden, wozu sich eigene Blumen-Krämer (Fioreri) vorlinden, wird grofser Hindel getrieben.

Der 23. $, zählt zuerst: die Pflanzen der Dünen auf, worunter Oynodon Dactylon, die hier unter dem Nimen Gramegna vera die Stelle des Zritieum re- pers in Officinen vertritt, oben an stebt,. Arundo annaria, Trilicum junceum und Schoenus mucrona- tus sind vorzüglich diejenigen Grasarten, welche den Sard zuerst festhalten, denen dann Aryngium mari- tinum, Echinophora spinosa und Seolymus hispani- eus folgen, und neben denen Silene arenaria, Sca- big argentea, Kelianikemum Fumana, Cenlaurea

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paniculata, Pluntago arenaria, Coronopus und ca- pitata, Teucrium Chamaedrys und Tribulus terrestris, Clematis maritima, Rotiböllia flliformis und Sisym- brium tenuifolium Platz finden, In den Vertiefun- gen zwischen den Hügeln zeigen sich Schoenus ni- gricans, Seirpus Holoschoenus, dessen Spielart: ‚Seir- us romanus, Zlieracium Auricula und Carex exten- sa. Näher dem Strande zeigen sich zuletzt Euphor- bia Paralias und, Poeplis, Salsola Kali und Cakile maritima,

Im 24, $. ist: von den zur Befestigung der Ufer dienenden Steindämmen die Rede, wobei folgende Vegetabilien vorkommen: Adrundo ‚Donax, Tamaris Gallica, dristolochia Glenmatitis, Panicum DacWlon, Lagurus ovatus, Folypogon manspeliensis.

Der 27. $. schildert eine Exkursion nach Lio del

Cavallino, welches den nördlichen Theil der Lagu nen begränzt, Die Hügel an der Küste waren eber- falls mit den gewöhnlichen Salz- und Sandpllanzın besetzt, vorzüglich mit Arundo arenaria, Seirpis romanııs, Schoenus mucronatus, Echinophora spinoi@, Eiryngium maritimum, Clematis maritima, Euphor- bia Paralias, Hieracium duricula, Schoenus nigl- cans, Cynodon Dactylon, Cakile maritima, Staciy® marilima, Scabiosa argentea, Silene arenaria, Fe siuca uniglumis, Plantago arenaria, Coronopus, na- ritima, Tritieum junceum, und eine vielleicht nue Art. Indessen gesellten sich hier anch einige Laxd- pllanzen dazu, und andere sonst seltene Salzpfan- zen zeigten sich in Menge. Z. B, Convoleulus Bol- danella, Medicago marina et minima, Apocynamı

a -

297 venetum, Chara hispidula, Silene Otites, Teuerium Polium, Schoenus Mariscus, Inula virose,, Saccha= rum Ravennae und Serapias palustris. Ferner Salix rosmarinifolia und depressa, Erica herbacea, Teucrium montanum, Cytisus purpureus.

Im aten Bande verbreiteten sich die $$. 6.7. 8..

über die Kultur der Gewächse in Jehrreichen Ka-

piteln über Feld- und Gartenbau, wobei Korn und Bohnenarten vollständig erörtert werden, dann über den Wein- und Reisbau. Von letzterm wird blofs Sumpfreis gebaut und die Unkräuter nahmbhaft: ge- macht die sich in den Reisfeldern einnisten, als. Panicum Crus Galli, Leersia Orizoides, welche beide, ehe sie die Frucht zeigen, schwer vom Reis zu un- terscheiden sind, was ihre Ausrottung erschwert, Ferner: Carex acuta, riparia und paludosa, Arundo Phragmites, Juncus aquaticus, Cyperus longus, Jla- vescens, glomeratus und Monti, Nymphaea alba, lu- tea, Butomus umbellatus, Sagittaria sagittifolia und Hotionia palustris.

Mit dem ıoten $. beginnt eine Reise in die Eu- ganeen, wobei zuerst der botan. Garten in Padua vorkommt. „Zwischen Hecken von Hibiseus syria- eus kommt man zu einem eisernen Gitterthor, und durch solches in das eigentliche Heiligthum der Flora. Dieses, der ursprüngliche Garten, ist ein Kreis von 250 Fufs Durchmesser und ganz mit ei- ner hohen sterken Mauer umgeben. Zwei Alleen durchschneiden ihn unter. einem rechten Winkel, Er zerfällt dadurch in 4 Haupttheile, welche 500 mit Steinen eingefalste Beete von verschiedener Ge»

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stalt enthalten. Am Rande befinden sich 500 wei- tere Beete. Die meisten sind mit eisernen Gittern eingeschlossen.“ Von seltenen Gewächsen werden folgende nahmhaft gemacht: Magnolia grandiflera, Cyperus Papyrus, Cactus triangularis, Celastrus buni- ‚folius, Nymphaea Nelumbo, Pontederia cordata, Mi- mosa nilotica und hunderljährige Agaven mit ein- geschnitienen Namen vornehmer Besucher.

Zu Abana fand der Verf. in den Bächen und Lachen, die das heisse Quellwasser bildet: Ulva ther- malis, Oscillatoria Cortini Pollini, Conferva intexta P., Merizomyria aponina P,, Monilia viridis, Con- jugala angulata und Conferva fontinalie L. Die nächsten Umgebungen der heifsen Quellen lieferten: Erythraea intermedia P., Polypogon monspeliense ß paniceum Desf., Digitaria sanguinalis, Hypericum perforatum, Panieum glaucum, Lappago racemosa, Mentha Pulegium und auf sumpligen Wiesen Jun- ous acutus, Asier Tripolium, Salicornia herbacea und, ‚Andropogon Gryllus.

„Am Fulse der Hügel von $, Danielle und Tor- regia wachsen Melissa oficinalis, Cerinthe minor; Helleborus viridis, Ononis Natrix, Ruseus acuwleattus und Sedum Cepala. In einem Wäldchen auf dem Hügel von Torregia kamen ächt. deutsche Gewächse vor. Z. B. Stachys germanica, Oytisus nigrieans, Dianthus superbus und carthusianorum, Campanula persieifolia, Chrysanthemum corymbosum, Genista ge'- manica, Melioa everulea, Teuarium Scorodonia, Bri- ca vulgaris, In den Wäldern am Monte Venda, dem höchsten Punkte der Euganeen, wuchs Arbutus Unedo und Cistus salvifolius. Der südliche Abhang des-

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selben enthielt: Spartium junceum und Erica arborea, der östliche: Oliven und Granatbäume, Rhamnus Paliurus, Cereis siliquastrum, Caucalis granüäijlora, Ferula nodiflora, Centaurea splendens, Zuphorbia provincialis, Carthamus lanatus, Trifo- kum pictum und angustifolium, Onosma echioides, Nigella damascena, Reseda Phyteuma, Anchusa ita= lica, Rubia tinctorum, Petrarka’s Grabmal ist, statt mit ächten Lorbeerbäumen, mit den Surroga- ten desselben, mit Prunus Laurocerasus besetzt, und den Raud des Brunnens desselben ziert Ayprum riparioides.

Der angenehme Ausflug nach den Euganeen hatte einen zweiten größsern nach den Alpen von Belluno u. a. zur Folge, die in den $. ı2. et seq. erzählt werden.

Die Reise gieng über Musestre, Ronca, Treviso an die Piave, zwischen deren Geschieben Zryngium amethystinum, Satureja montana, Erica herbacsa, Inula ensifolia und Melissa oflicinalis wuchsen, Bei La Follina kamen Malra Morenii Pollin, die um- ständlich beschrieben wird, Melampyrum nemorosum, Tamus communis, und in einem kleinen Bache Gy. nostomum aquaticum vor. Bei Maren fanden sich . Salix Wulfeniana, Galium purpureum, Dianthus sylvestris, Potentilla caulescens und Scabiosa grami.- nifolia. Bei Agordo wurde der Monte Pelza bestie, gen. Schon im Thale wuchsen Rhododendron hir sulum, Gnaphalium Leontopodium, Euphrasia t£ri- euspidata und Salisburgensis, und im Hinaufsteigen fanden sich Erica herbacea, Caoalia alpina, Rho- dodendron Chamaecistus und Pinus Pumilio, Die

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Höhe, die zugleich den höchsten Punkt des ganzen Gebirges Montalto ausmacht, war mit da alpina, ‚Arenaria Gerardi, Carex ferruginea und firma be- wachsen. Die Aussicht von bier erstrekt sich bis zu den Tyroler Urgebirgen, unter welchen der San Pellegrin hervorragte. Auf diesem Berge entdeckte Leonardo Sesler im Jahr 1749 eine neue Pflanze, die er seinem Freunde Vitaliano Donati zu Ei“ ran Fitaliana nannte, die von Linne zu dretiay jetst zu Primula gezogen wurde. Die übrigen Pflan- zen, dietheils noch auf der Höhe, theils im Hinab- steigen des Monte Pelza gefunden wurden, waren: Pinus Pumilio, Salix retusa und reticulata, Asalea procumbens, Silene acanlis, Sarifraga euesia und mixta in grolsen Rasen, Achillea Clavenae, Pae- derota Bonarota, Orchis nigra, Potentilla nitida, Cetraria eucullata und islandica, Cenomyce vermicu- laris, Veronica aphylla, Primula durieula, Meum Mutellina, Juncus triglumis, Sedum airatum, Poten- &illa aurea, Pedieularis rostrata, Euphrasia minima, Senecio.abrotanifolius, Lepidium alpinum, Cardamine alpina, Draba dizoides, Hieracium aureum und al- Pinum, Aster alpinus, Erigeron alpinum, Pyrethrum alpinum, Lycopodium Selaginoides, Unter der Senn- hütte wuchsen: dgrostis Calamagrostis, Moehringia muscosa, Phyteuma orbieulare, Gentiana utriculosa, G. asclepiadea, Allium panieulatum, Saxifraga a tumnalis, Sedum Telephium, 5, sexangulare, Dian- thus sylvestris, Acinos alpinus, Oytisıs pre ‚pureUss Senecio Doronicum, Inula salieina, Aspidium fragile und Zonchitis, woraus ersichtlich, dafs die Kalkal- pen fast überall gleiche Vegetation haben. Bei

re Ve

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Belluno :bestieg der Verf. den Wallfahrtsort der italienischen Botanik, den Monte Serva, da es aber selir schlechtes Welter war, so milsglückte grölsten- theils die Exkursion, und es werden nur einige we. nige schon früher genannte Alpenpilanzen , nebst Cerastium latifolium angeführt. Der Serva ist durch den Apotheker Niccolo Chiavena von Belluno berühmt geworden, der bier eine vorzügliche Arz- neipilanze entdeckte, die Linnd späterlin nach sei. nem Namen 4chillex Clavenae (nicht Clavennae) be- nannte. Von Sacile aus wurde eine Streilerey ins Friaul gemacht, und namentlich Pordenone und Fon- tana ITredda besucht, dann der Monte Cavallo be.. stiegen. Hier gab es wieder folgende Alpenpilanzen: Horminum pyrenaicum, Seabiosa longifolia, Faleria- na saxililis, Armeria alpina, Pedieularis vertieilla- ta, deynos alpinus, Meum Mutellina, dnemone apii- Jolia, Geranium urgenteum, Cacalia alpina, Adiha- manta eretensis, Androsace sillosa, Gentiana utria enlosa, Saxifraga longifelia, Galium austriacum, Doronicum austriacum, Ileracleum alpinum, Oen- taurea, Phrygia und Senecio montanus,

Wenn Referent bisher bei der Anzeige dieses Werks die meisten vorgefundenen Pflanzen nament- lich aufführte, so geschah es aus zweierlei Ursa- chen, weil nämlich einmal dasselbe, so sehr es auch jeden Leser ergölzen würde, doch nicht in aller Botaniker Hände kommen dürfte, und weil zwei- tens es von Wichtigkeit ist, die Pflanzen eines Orts oder einer Gegend vollständig angezeigt zu finden. Gleichwohl ist das Wichtigste für Botani- ker nur erst in dem angehängten „Versuch einer systematischen Aufzählung der venetianischen Pilan- zen‘ enthalten, da hier alles Vorgefundene syste- malisch verzeichnet ist, da keine Klasse ausgeschlos- sen worden, da die nenesten Schriften benutzt und die Schriftseller von 1561 an, bis auf unsere Zeit, die sich um die Venetianer Flora verdient gemacht haben, aufgeführt sind. Wir geben ihre Namen in

Shronologischer Ordnung; ihre Schriften sind ohne- in bekannt:

902

1561. Aloise Angnillara, damaliger Prof, der Botanik in Padua,

1563. Matthias de Label, entdeckte zuerst das eigentliche „Apocynum venetum (Esula rara e Lio Venetorum,

1583. Caspar Bauhin,

1631. Antonio und Vitaliano Donali.

1680, Gian Girolamo Zannichelli, Apotheker

in Venedig, dessen Geschichte der Pflanzen der Lidi erst nach seinem Tode von seinem Sohn Gianjacopo 1755 herausgegeben wurde,

1729, Pietro Antonio Micheli.

1755. Giuseppe Ginanni (ein Graf, dem Val- lisneri als Arzt den Rath gab, seine düstere Hypo- chondrie durch naturhistorische Beschäftigungen zu verscheuchen. Gewifs ein unfebhlbares Mittel, das sich auch in neuern Zeiten erprobt hat.)

1770, Franz‘ Xaver von Wulfen, Giuseppe Olivi. Stefano Chierghini und Bartolommeo Boitari.

1818. Joseph Ruchinger.

1820. Stephan Moricand und wir setzen hinzu:

1824. Georg von Martens.

Aus dieser Flora heben wir Nachstehendes aus:

, Salicornia macrostachya Morivand; caule fru- ticoso ramis adscendentibus articulis snperioribus vix crassitie Jongioribus spicis crassis subelavato- cylindraceis sessilibus. Eine neue Art,

Scirpus Holoschoenus australis und romanus wer- den als einerlei Species angesehen.

Neben Scirpus Allioni wächst al Cavallin, auch Sc. tenuifolius DeC,, der aber in Sprengel Syst. veg-

img,

*) Wir haben in neuerer Zeit die Versuche des Hrn. Prof. ierbach die Verdienste älterer Botaniker um Deutsch- ands Flora ins Licht zu stellen, mit Wohlgefallen auf- genommen, Es dürfte wichtig seyn, solche Angaben zu verfolgen, und bis auf die neueste Zeit fortzusetzen, da es eben so wichtig ist, zu wissen, wer eine Pilanze

zuerst entdeckt hat, als wo sie wächst und wann sie ühet,

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noch nicht vorkommt und vielleicht zu So. döcho- lomus gehört.

Saccharum Ravennae;, die schönste Pilanze den venetianischen Flora,

Triticum pungens Pers. Häufig im $ande der

Lidi und auf Dämmen bei Fusina, Es ist eine voll-

ständige, Beschreibung beigefügt. ' Plantago adriatica Campan. Heilst bei Spren-

gel 72, Gouani Gmel,

Parietaria erecta und diffusa werden vielfältig nur als Varietäten betrachtet.

Auppia maritima L. häufig in ‚halbgesalzenen Wassern. Sie soll in Schlesien in sülsem Wasser vorkommen,

Symphytum oficinale. Immer weils blühend,

Cynanchum longifolim Martens (C, acuminstum Moricand? die aber, da schon eine dieses Namens vorhanden ist, einen andern erhalten mufste.) Die Pllauze wird vollständig beschrieben und genau mit den verwandten Arten C. monspeliacum und acı.. tum verglichen; alle 3 sind in Abbildungen vorge- stellt, und von der erstern der Wohnort bei Fu- sina so angegeben, dafs man die Pilanze noch nach tausend Jahren finden kann; ein sehr rühmliches Verfahren!

Apoeynum venelum, Die merkwürdigste Pllanze der Flora veneta.

Selinum venelum Spreng. wird nur in paren- thesi erwähnt, weil sie in Venedig unbekannt ist. Uns ist es weiters aufgefallen, dafs bei dieser Pflanze als Wohnort zugleich ager venelus und alpes pen- nin, cott, Jurassus angegeben sind!

Oenanthe rhenana Del. als Abart von Oe. pimpi- nelloödes.

Statice caspia Willd. St. globulariaefolia Desf. und beilidifolia Gouan,, die bier als venetianische

flanzen vorkommen, wachsen nach Spreng. Syst. veg., erstere nur am Cancasus und Sibirien, die, 2te im nördlichen Africa, die letzte fehlt ganz, denn

die aufgeführte St. bellidifolia ist die Smithische aus Griechenland.

504

Juncus communis Meyer wird zwar stait 7. con- glomeratus L. aulgelührt, aber 7, effusus davon ge- trennt.

Von Medicago sind nicht weniger als ı2 Arten aufgeführt. on .

Erigeron laciniatum Mart,, foliis inferioribus grosse dentätis, mediis laciniatodentalis, summis integerrimis, canle piloso floribus paniculatis. Bei Vicenza,

Senecio aquaticus Smith, Gemein an Ufern der Bäche und Gräben. Wirdvon Bertoloni als neue Art (Senecio erraticus) unterschieden. ,

Vallisneria spiralis. Von Padua bis Venedig fast in allen Gräben, ,

In der Cryptogamie machen natürlicherweise die cryptogamischen Wassergewächse den bedeutend- sten Theil ans, und sie scheinen, der gründlichen Darstellung wegen, da immer sekr viele und die neuesten Schriftsteller beachtet sind, zu den Lieblin- gen des Verf. zu gehören, und dürfte daher das Buch in der Bibliothek der Algologen nicht fehlen.

Wir bemerken: Faucheria Pilus Mert, in lills filamentlis simplicibus aut parce ramosis atroviren- tibus pinguibus.

Valonia utrieularis dgard. und dessen 7, dega- gropila werden als eine species vereinigt, und die Gründe dafür umständlich erörtert.

Rhodonema; eine neue Gattung mit folgendem Charakter: Frons teres, continua, tubulosa, cartila- ginea, yamosa, rosea, Fructus capsulae laterales sub« pedunculatae,

. Aiuonema elegans, fronde subalternatim 1a- möszel Jamulosa, villis ramosis articulatis densis- sime ves/ita, fructibus subrotundo-ovatis, apiculati- Sie ist weilers noch vollständig beschrieben un

Tab, 8. in einer vortrefllichen zergliederten Zeich- nung vorgestellt,

Dals dieser Reise eine. eben so interessante, als eigentbiunliche Fauna veneta beigefügt sey, wollen wir für die Liebhaber der. zoologischen Wissen- schaften schlielslich noch bemerken.

Flora

oder

Botanische Zeitung,

Nro. 20. Regensburg, am 28. Mai 1826, ai li See

l. Aufsätze, Vorläufige Bemerkungen über die Saamen. der

Gentianen,

Man war seit Linndes Zeiten mehrmals be. müht, die Gattung Gentiana entweder in mehrere Gattungen zu zerfällen oder Unterabtheilungen in derselben zu machen, Bei der Mannigfaltigkeit von guten Merkmalen, welche sich zu diesem Zwecke darboten, begnügte man sich aber, nur die auflal- lendsten zu verfolgen, und alle Trennungen der Gat- lung, wie sie Schmidt, Borkhausen, v.$Schrank u.a, vorgeschlagen, alle Unterabtleilungen bei Lin- ne, Haller, Allion, von Frölich, Römer und Schultes u. s. w. beruhen desbalb blos auf der verschiedenen Struktur der Blumenkrone, der An- theren, der Narben und höchstens der Kapsel. Auf die mannigfaltigen Unterschiede in Gestalt und Bau der Saamen und anf ihre Anheftung ward meines Wissens nie Rücksicht genommen, obgleich schon Br. v. Frölich in seiner vortrefllichen Monogra- phie bei den einzelnen Arten oft diese Verschie-

U

506

denheit aufführt.*) Das Vaterland der meisten Ar- ten, die Hochalpen, woher gewöhnlich nur blühen- de Exemplare in die Herbarien kommen, die Hart- näckigkeit, womit sich die meisten (gleichwie an- dere Gatlungen ähnlichen Standortes, z, B. Pedieu- laris u.s, w.) der Kultur widerselzen, und die hier- aus für die meisten Botaniker hervorgehende Schwie- rigkeit, die reilen Saamen zu beobachten, mögen hauptsächlich diese Vernachlälsigung hervorgebracht haben. Ich halle vor einiger Zeit Veranlassung, viele Gentianen zu untersuchen, und dabei auch die nachstehenden Beobachtungen über die Saamenfor- nıen dieser Gattung zu machen, welche ich hier mittheile, ohne mir jedoch, bis zu grösserer Voll- sländigkeit meiner Erfahrungen, Schlüsse auf die daraus hervorgehenden Gruppen zu erlauben,

Bei den Gentianen, wie bei vielen andern mo- nopelalis corolla persistente entwickelt sich das ova- rium nach der Befruchtung :sebr schnell. Gewöhn- lich kann man daher zumal bei den mehrblüthigen Arten auch an getrockneten Blüthen - Exemplaren in den zuerst entwickelten Blumen die Siruktur der Saamen bereits deutlich erkennen, wenn man ‚das ovarium öffnet, Dieselben sind nämlich ent- weder auf dem Rande der Klappen selbst an schma- len Placenten befestigt, oder sie stehen an den Klap- penwänden ohne deutliche placentz in unregelmäs-

*) Einen Aufsatz über die Saamen einiger Gentianen, der nach unbestimmten mir mitgetheilten Nachrichten in einem früheren Jahrgange der hotan. Zeitung sich fin- den sollte, habe ich vergeblich gesucht,

907 sigen Reihen. Die test@ ist immer einfach, ohne lösbare membrana interior, Das albumen ist ver. hältnilsmäfsig grofs, gewöhnlich an der Oberfläche eben, selten unregelmäfsig gefurcht, wie bei G, acaulis,*) und bestimmt, da es den wenig entwi. ckelten Zinbryo völlig einschliefst, im allgemeinen die Dimensionen des bald kugelrunden, bald abge- platteten, eyförmigen oder länglichten Saamenkor- nes, Manchmal schon dem freyen Auge, immer aber unter Vergröfserung erscheint die zZesi@ aus netzförmig aneinander gereichten Zellen zusammen- gesetzt, welche häufig aufgelockert oder in flügel- Törmige Fortsätze auslaufend erscheinen. Aus die- sen Verschiedenheiten ergeben sich an den von mir beobachteten Arten folgende Saamenformen :

ı) Die 7esia überall glatt anliegend ohne Flü- gelfortsätze, ihr netzförmiges Gewebe nur unter slarker Vergrösserung erkennbar, das Saamenkorn selbst fast kugelrand. Hiecher gehören:

Gentiana aurea, guwnqueflora, „dmarella (mit uliginosa, obtusifolia, pratensis u, 8, w.) caucasiea, campesiris, glacialis, nana.

2) Die 7esta glatt anliegend, ohne Flügel, aber deutlich netzförmig gegittert, das Saamenkorn mei- stens länglicht :

G. eruciata, pyrenaica, pumila, verna, bavarica, angulosa, utrieulosa, nivalis,

Ausnahmen von dieser sonst schon durch den

mn nn

*) Gaertner’sAbbildang (de sem, II. tab, 114. p. 159.) gc- hört nicht zu G. acaulis, sondern zu einer mir nicht bekannten Art aus Sibirien.

Us

308

Habitus sehr natürlichen Artenreihe machen G. pro- strata, deren Saamen an einer Seite von der Spilze bis zur Basis einen schmalen Flügelansatz haben, und G. imbricata, bei welcher die ((reilich nur selır unreif beobachteten) Saamen ringsum von einem breiten Flügel eingefalst scheinen, ein Kennzeichen, welches diese Art sehr gut von der sonst so nahe verwandten G. pumila unterscheiden würde,

3) Die Testa aufgelockert, die Zellen runzlig vortretend, an beiden Enden des länglichten spi- tzigen Saamenkornes in einen schmalen häutigen Fortsatz auslaufend :

G, Pneumonanthe, ciliata.

4)-Die Testa aufgelockert, Zellen der Oberflä- che stark erweitert und aufgeschlizt; wodurch der ganze Saame mit Tast kappenförmigen häutigen Fort- sätzen bedeckt erscheint: (Semina undique aculeo- lis mollibus obiusis teeta auct,).

G. crinita, barbata,

5) Die Testa aufgelockert, deutlich netzförmig, mit mehreren ziemlich parallelen Längslinien, die in kurze kranse Flügelansätze auslaufen :

G. frigida, algida (?),

6) Die Testa verdickt, der Länge nach mit un- regelmälsigen Furchen und Erhöhungen durchzogen, in welche die Masse des 4lbumen’s mit eingeht:

G. acaulis. '

7) Die Testa aufgelockert, netzförmig, ringsum am Bande des etwas pPlattgedrückten mehr oder we- niger elliplischen Saamenkornes in einen häutigen Flügel auslaufend.

ne Se

309

a) Der Flügel mit der übrigen esta gleichfarbig: " €. lutea, purpurea, pannonica, hybrida, puneta- ta, Durseri, campanulata, b) Der Flügel weils: G. asclepiadea, Saponaria, ochroleuca (?), gelida, Diese Arten habe ich bis jetzt rücksichtlich der Saamenformen zu untersuchen Gelegenheit gehabt. In wie fern die gefundenen Verschiedenheiten zu "Abtbeilungen der Gattung benützt werden können, wage ich noch nicht zu bestimmen, Auffallend ist jedoch, dals manche rücksichtlich der Saamen über- einstimmende Arten in der Strukter der Blume sehr von einander abweichen und umgekehrt. Ich be- schältige mich jetzt damit, alle mir zu Gebote ate- henden Gentianen auch in Hinsicht auf ihre Blu- menbildung, vorzüglich die Struktur der Antheren und der Narben zu untersuchen, und wollte diese vorläufige Anzeige besonders zu der Bitte an alle’ Freunde der Wissenschaft benützen, mich durch gü- ige Mittheilung der noch nicht beobachteten Ar- ten oder durch Bekanntmachung eigener Untersu- chungen in der botan. Zeitung bei dieser kleinen Arbeit zu unterstützen, damit doch endlich die alte Frage gelöst werde, ob die Linneische Gattung Gen- !iana (versteht sich nach Abzug der bereits von R. Brown u. a. aufgestellten sialler verschiedenen Gat- tungen) hinfort ungetrennt bestehen oder noch wei- ter zerfällt werden müsse, Schliefslich bemerke ich nur noch, dafs auch bei andern verwandten Gattungen der Enzianfami- lie ähnliche Saamenverschiedenheiten der einzelen

510

Arten vorkommen. So hat Swertia perennis semina ala orbieulari eineta, Sw. carinthiaca dagegen de- mina nuda subglobosa, fast wie Gent. Amarella. Zuccarini. I. Reisebericht,

Heise durch einen Theil der Schweizer Gebirge, von Hrn. Apotheker Carl Stein in St. Gallen. (Zu- sammengezogen aus einer 1825 in der naturfor- schenden Gesellschaft zu St. Gallen gehaltenen Vorlesung.)

I. Reise gegen den Goithard, über den Splügen und

den Albula.

1823 den 23, August reiste ich von .St, Gallen aus über Rapperswyl, Schwytz und Brunnen, von wo ich über den Vierwaldstättersee nach Flüelen übersetzte, und im Vorbeifahren das Rütli und die Tellsplatte besuchte. Als Erinnerungszeichen des Rütlinahm ich Cyelamen europaeum, das etwas über demselben in Felsenritzen wächst, mit, und landete erfreut über die herrlichen Umgebungen des Sees, in Flüelen, von welchem Altorf nur etwa eine halbe Stunde entfernt ist. Am folgenden Morgen wau- derte ich dem Gotthardı zu, man sieht und fühlt es, dafs man jetzt in die eigentliche Gebirgswelt ein- tritt, alles trägt hier den Charakter der Gröfse, der Weg steigt stets aufwärts: ehe man nach Amsteeg (etwa 4 Stunden von Altorf) gelangt, rückt ein ein- zelner Felsen ins Thal herüber und verengt es, a

diesem finden sich einige Pflanzen der höhern Alpen- welt z. B, Allium senescens, Silene rupestris eic.—“

Der neue Strassenbau bis nach Göschenen: (oder

No

3ıı

Gestinen) hat die Flora zurückgescheucht, nichts als Gnraphalium rectum wuchert in Menge an der Stras- se, und erst beim Eintritt in die Schöllenen (der so bekannte, als furchtbar geschilderte Schöllenen- Schlund) erfreut man sich wie an wilder Majestät, so am Reichthum der Pflanzen: In reichlicher Menge blühte die zierliche 4sZrantia minor: Das Bupleu- rum siellatum, die Primula eiliata Schr. und Saxi- fraga aspera waren meist schon verblüht, Saxifraga Pyramidalis konnte ich nur bewundern, denn sie blühte in Sicherheit am mächtigen Reufssturz, über welchen sich das alte Meisterstück die Teufels- brücke, im schönen kübnen Bogen wölbt: recht armselig erschienen mir dagegen die neugebauten Brücken dieser Stralse mit ihren engen Bogen, bei denen man sich oft nicht einmal getraut hatte, das hölzerne Futter wegzunehmen. Am Felsen bei der Teufelsbrücke fand ich Zreifalium noricum, und als das Bemerkenswerthere der heutigen Ausbeute nenne ich: Zuzula dutea et nivea, Carex alrata, Phyteuma hemisphaerica, 4thamanta Libanotis, Saxifr. stellata et cuneifolia, Imperatoria Ostruthium, Sedum saxatile, Galium Jussieui et Fillarsii (beide schwerlich spezifisch verschieden, exsteres durch die röthlichen Blüthen kennbar) Juncus trifidus et acu- üflorus depauperat@a Gaudin. Die Phyleuma he- misphaerica ist hier weit grölser, und überhaupt ziemlich von der gewöhnlichen Form abweichend, die man auf sonnigen trocknen Stellen der hohen Alpen trifft, es nähert sich dadurch, dafs sich bei einzelnen Exemplaren ein schr langes linienförmi-

312

ges Deckblatt (wohl eigentlich nur ein bis zum Blüthenschopf hinaufgerücktes Stengelblatt) findet, in etwas der Phyteuma Scheuchzeri; auch die übri- gen Deckblätter sind etwas länger, als gewöhnlich, und die ganze Pflanze gleichsam schwächer, mehr in die Länge gezogen. Das Urnerloch bildet. den Ausgang aus diesem engen mit zahlreichen Gragit- trümmern erfüllten tielen, Felsenspalte, durch wel- chen die Reufs sich fosend und schäumend hin- durehstärzt, und man tritt auf freundlich ausgebrei- tele grüne Mailen, in welchen die Reufs sanfı bin- gleitet, und: deren Hintergrund Uısseren oder An der Matt und Hospital einnehmen: doch Seyeit auch bier der Botaniker, er kann die Kapsel ruhig achlielsen,

Am folgenden Morgen wandte ich mich links hinauf nach der Oberalp gegen Dissentis hier prangte in Menge auf Glimmerfelsen: Semperpirum arachnoideum und das schwefelgelbblühende ganz mit drüsigen schmierigen Haaren besetzte ‚Hiera- eium intybaceum (== albidum Villars,) ebenso in großen Büschen Silene rupesiris, Ausgezeichnet wer die Größse und Schönheit einiger gemeineren Alpenpflanzen, z, B. Campanula barbata, Gegen den Oberalpensee fand ich sehr sparsam Cardamine resedifolia, und auf einzelnen Felsenblöcken Sem- perpivum montanum, so wie an deren Fuls Achilles moschata und Saxifraga bryoides, welche letzter® kein Beobachter in der Natur für spezifisch ver- schieden von 5. aspera halten kann; deutlich sieht er, dafs, so wie sich der Pflanze Feuchtigkeit dar-

515

bietet, die Blätterrosen minder gedrängt, und immer schlaffer werden, bis die Pflanze zuletzt als S. aspera ausrankt, Obgleich die bryoides genannte Form meist einblülhig ist, so finden sich doch auch zwei- blüthige Exemplare, und es findet sich auf der an- dern Seite die aspera bisweilen auch einblüthig. *) Ich werde später auf diesen Gegenatand noch ein- mal zurückkommen, Wir wissen noch so wenig von dem Einflufs des Standortes und Bodens auf die Form der Pflanzen, dafs es gewils ein fruchtrei- ches Feld wäre, wenn tüchtige geübte Beobachter frei von jeder vorgefalsten Meinung vereint die- ‚sem Gegenstande ihre ganze Aufmerksamkeit wid- men wollten: eine Menge neugeschaflner Species würde wieder verschwinden und Ordnung und Be- stimmtheit an die Stelle des jetzigen Wirrwarrs in der Synonymie der Pllanzen Ireten; denn wem hauptsächlich verdanken die meisten derselben ilıre Entstehung, wem anders, als der Schwierigkeit, viele der neueren Arten ohne vergleichende Ansicht be- slimmen zu können, so dafs selbst Abbildungen oft nicht ausreichen: die Pflanze schien dem Finder nicht vollkommen mit der Beschreibung der schon aufgestellten Arten übereinzustimmen, er tauft sie folglich von Neuem: zumal da sich jetzt Jeder zum Taufen berechtigt glaubt! Möchte Hr. v. Uich- tritz noch viele Mitarbeiter finden!— Meine heu- tige Ausbeute bis St. Jakob etwa noch 3 Stunden

a ey *) Ich legte der Gesellschaft in mehreren Bogen die ge-

sammelten zahlreichen Uebergänge vor, um von dem Gesagten durch die eigene Ansicht zu überzeugen.

514

von Dissentis entfernt— und wo ich am Fufs des Kadus vorbei über die wenig hohe Wasserscheide der Vorder Rheins und des zur Reuls flielsenden Oberalpbachs kam bestand ausser dem schon ge- nannten in Trifolium alpinum, (in Menge) Hiera- cium grandifiorum Var. subglabrum, Il. montanum, H. aurantiacum, H. alpinum und pumilum (welche

letztere 2 mir nicht nur nicht spezifisch verschie- -

den zu sein scheinen, ersteres scheint mir mehr auf Urgebirg, letzteres auf Kalk zu Hause, sondern ich wäre fast geneigt, sie beide nur für durch den hohen, verschiedenen Standort erzeugte Unterspe- cies von H. villosum zu halten, das bekanntlich un- gemein stark variirt: ich besitze selbst gesammelte Exemplare des letzteren, von welchen sich H, pu- milum einzig durch die Spatelform seiner Wurzel- blätter unterscheidet; so findet sich auch sparsam, vorzüglich auf Schuttbalden, in den Appenzeller Alpen eine Varietät von H. villosum, die von Hrn. Dr. Zollikofer bier H, obscurum genannt wird, die sich durch geringere Villosität aller Theile (Ca- Iyx obseuro - pilosus) und schmälere, mehr zuge- spitzte Blätter unterscheidet,) Ferner: Gentiana pur- purea et nivalis, Pedieularis tuberosa, Potentilla grandiflora, (Bisweilen mit fol. 4 5 natis) Fe vonica bellidioides, Saxifraga autumnalis ß atrorv- bens, Phyteuma betonicaefolium et Channelüi?

Auf meinen ferneren Wege bis Reichenau WO sich Vorder- und Hinter. Rhein vereinigen, fand ich nur am Rheinufer bei Illanz Yeronica spicald, und in dem Wald über dem felsigen Rheinufer Teu-

315

erium Chamaedrys und Seorodonia als bemerkens- wertl, Ich verfolgte die neue schöne Strafse über den Splügen, und reiste bei Nacht durchs Bregell über den Maloya in das herrliche Ober - Engadin : entzückend ist die Aussicht über den Silser, Silva. planer und St, Moritzersee mit den schönen Dörfern und den ungeheuern Gletscher -Mafsen, dem Bernina Gletscher im Hintergrunde hier von dem Maloya aus, (ich bemerkte hier abermals H, albidum Villars nebst andern minder seltenen Pilanzen —) Ans al- len Mauerritzen sprolst hier im Engadin Sem- Ppervpivum arachnoideum hervor, und am Felsen fand ich das seltene Phyreuma Scheuchzeri. Bei Sils öffnet sich ein Seitenthal, dessen Hintergrund der Feetgletscher eine Fortsetzung des ungeheuern Bernina - Gletschers einnimmt, man erreicht ihn in 3% Stunde, und aus ilm ergielst sich. ein an- sehnlicher Bach, der sich in den Silsersee ergies- send, die Haupiquelle des Inna bildet. Auf den ho. hen Alpwiesen auf dem Wege zum Gletscher, den das Auge beständig vor sich hat, fand ich sehr häu- fig Centaurea phrygia, deren Form sehr von den Exemplaren der Dresdner Flora abweicht:' der dop- Pelt so dicke Kelch der stets einblüthigen Pllanze hat weit stärker federig gespaltene Schpppen, so dafs die eigentliche Kelchschuppe gar nicht sicht- bar ist; bedeutender noch ist der Unterschied der Blätter: während die Dresdner Form (die wobl als die gewöhnliche zu betrachten ist?) nur schwach

gezähnelte, gegen die Basis ver schmälerte uud voll-

kommen gansr andige Stengelblätter besitzt, sind im

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Gegentheil diese vollkommen lanzeltförmig, au der Basis am breitesten, fast Stengel halbum/fassend, und sehr scharf fast buchtig gezähnt, welche Zähne nach der Blatispitze zu allmählig verschwinden, auch das Netz des Blattes ist ganz verschieden: bei der Dresdner Pllanze sendet die Miltelrippe zahl- reiche Queradern aus, bei dieser dagegen entsprin- gen ausser der Hauptrippe etwa noch 8 Seitenrip- pen -— aus der Blatlbasis, von denen ausser der Hauptrippe gewöhnlich 2 bis zur Blatispitze fort- laufen: Hier scheinen demnach 2 verschiedene Ar- ten versteckt zu seyn, vielleicht sind sie schon be- schrieben, Belehrung darüber würde mir sehr will- kommen, seyn. Noch fand ich anf denı Wege zum Gletscher Erigeron alpinum und uniflorum, die mit als Beitrag zu den schon früher in den Appenzeller und Glarner Alpen gesammelten Exemplaren eine interessante Suite und einen Beweis ihres deutlichen Ueberganges lieferte: es ist diese Pllanze ein wah- rer Proteus, dessen eine Gränze 3, uniflorum bil- det, und dessen andere dem Z. acre ziemlich nahe steht. *) Am Feetgletscher selbst fand ich die herr- lichste üppigste Vegetation, ich sammelte Zediewlaris recutlita und incarnata,*) Geum reptans, 4ınica

DEE

*) Ich legte auch hievon durch eine Menge sprechender Exemplare, der Gesellschoft den Beweis vor Angen, 59 wie ich überhaupt die meisten der erwähnten Pflanzen vorzeigte, .

“) Nach Hegetschweylers Flora helvetica soll dies nicht P. incarnata L,, denn letztere habe gelbe Blüthen, seyt; welchem Autor der Verf. dies nachgeschrieben habe, ist mir zwar unbekannt, aber wem drängt sich bier nieht die Frage auf, ‚„‚warum nannte sie daun der grolse Linde incarnat?!‘“ Möchten competentere Richter ihr Urtheil darüber vernehmen lalsen,

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"glacialis mit sehr abweichenden Blatlformen : von breiter herzförmiger Basis bis zu stark verschmäler- ter; die ersteren Blätter sind breiter als lang, letz- tere eylanzetiförmig, alle weilbuchtig gezahnt; fer. ner Salix arbutifolia IV, ß leiocarpa $er., prunifolia Ser., arenaria et hastata, Gnaphalium norwegiceum et alpinum, Myosotis suaveolens, Luzula nigricans mit ausgezeichnet sammetschwarzem Blüthenstand, und Primula ciliata schrank. in ausgezeichnet schö- nen grolsen 5— ı0 blüthigen Exemplaren. In dem vom Gletscherbach abgelagerten Glimmersand stand „lehillea nana, ein schönes im hohen Grade aroma- tisches Pflänzchen, deren Bekleidung die Diagnose sebr mit Unrecht „Airsutus‘ nennt: sie ist viel- mehr tomentosus, so dafs der Filz sich leicht ab- löst, so wie er denn auch dünner zu werden scheint, so wie die Pilanze sich ihrem Lebensziele nähert.

Bei dem kräftigen, aber mit keiner Bequemlich- keit versehenen, und schlecht gefalsten Sauerbrun-

'nen von St. Morits blüht in der Nadelwaldung wornnter viel Pinus Cembra zwischen Faceinium Myrtillus— die niedliche Zinnea borealis in Menge. Schwer trennte ich mich von dem schönen Ober- Engadin, das ganz im Urgebirg liegt, und trat den Rückweg über Albula an. Der raulle, nicht wohl fabrbare Weg über den Albula-Colols geht gleich- sam durch ein sehr hohes, Bergthal, von beiden Seiten durch höhere Berge und Felskuppen be- Sränzt, so weit zurücktretend, dafs sie zwischen sich eine ziemlich breite Fläche lassen, welche durch sie weder der Sonnenstrahlen ‚beraubt, noch wäh-

r

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rend der warmen Jahreszeit vom schmelzendenSclnee immerwährend feucht erhalten wird, daher zeigt sich die in zahlloser Menge an den hier zerstreut- liegenden Granitblöcken wachsende Sarifraga un- ter der Form von $. bryoides; ich glaube daher, wie ich schon weiter vorn angedeutet habe: S. aspera sei die Grundform, welche, gleich den meisten Stein- brecharten, Feuchtigkeit und Schatten liebt, wird ihr aber beides entzogen, in bryoides zusammenge- zogen wird, und der vermehrte Einilufs des Lichtes giebt der Pllanze die grölsere schönere, weit leb- hafter durch oxangenfarbe Punkte gefärbte Blüthe, »o, dafs man es deutlich sieht, wie das Licht und die /reye Bergluft den gröfsten Theil der Lebens- kraft der Pilanze in der Blüthe concentriren. Gern vergifst der Wanderer die Rauheit des Weges bei dem Anblick der herrlichen Vegelalion, die den Albula in einen Blumengarten verwandelt: nebst der unzählbaren Menge S.bryoide; stehen hier meist vierblüthige Exemplare von Senecio Doronicum, das schöne Polemonium coeruleum, so wie „Antirrhinum alpinum ; auf den sparsamen berasten Plätzen auch häufig Yiola calcarata etc, Bei Bergün tritt wie- der Kalk vor, und Potentilla caulescens, ‚Buphthal- mum salicifolium und Hlieracium humile Var. glan- dulosa. pilosum etc.*) Auf dem Ried bei War-

*) Ich halte es dafür, und nicht für H. amplexicaule, ein- ° mal wegen seinem Blüthenstand, welcher mit dem 8%” wöhnlichen H. humile, aber nicht mit letzterem, über- einstimmt, aueh sind die Blätter nicht so wollig, das Stengelblatt nicht herzförmig, den Stengel halbumfas“ send, wie es bei H, amplexicaule der Fall ist, wenig” stens bei den Exemplaren, die ich in den Appenzellor Alpen gesammelt habe,

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denberg wächst häufig Schvenus albus, Dipsacus pi- losus an Gräben. (Beschlufs folgt.) Il Reisende Botaniker

Hr. Graf de Bray, Excellenz, unser verehrter Präsident, ist am 27, April von Paris in München eingetroffen. Er wird den gröfsten Theil des Som- mers in Bayern bleiben, und die Gesellschaft darf sieh mit der Hoffnung schmeicheln, dals Er selbst einer ihrer Silzungen 'präsidiren werde,

Hr. Hofrath Ritter von Martens ist am 29. April von München abgereist, um sich über Hol- land, wo er die dortigen Gärten besuchen wird, nach England zu begeben, Im Rückweg wird er Paris besuchen,

IV, Beförderung

Hr, Dr, Ernst Meyer in Göttingen ist von $, K, Maj. von Preussen an des verstorbenen Dr. Ey- senhardts Stelle als Prof, der Botanik nach Kö. nigsberg berufen worden; weshalb alle Freunde der Wissenschaft dieser Glück wünschen werden, die dieses ausgezeichneten Gelehrten Verdienste kennen,

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Ein Privat-Eigenthümer der schönsten Ausgabe . dieges Werkes, als des vorzüglichsten Resultats der Bemühungen und der kühnen Reisen jener weltbe-

520 °

rühmten Naturforscher wünscht sein Exemplar zu veräussern, Lobeserhebungen bei einem Werke von diesem Rufe zur Empfehlung anführen zu wollen, wäre überflüssig; man macht also nur darauf auf- merksam, dafs von der besten Edition nicht viel Exemplare gedrucht worden, dieses Exemplar also geeignet seyn dürfte, die Zierde jeder ausgezeich- neten Bibliothek oder Museums zu werden. Die- ses Werk kostete laut gedruckter Anzeige auf dem Umschlage 7947 Francs in’ der Subscription und seit Neujahr 1826, 8695 Fr. in Paris beim Verleger; na- türlich muls es in Wien merklich theurer seyn.

Der jetzige Preis in Paris ist also 3558 1,; der Eigenthümer bietet sein Exemplar aber im ursprüng- lichen Subscriptionspreis an, so wie es Anfangs beim Verleger selbst war, das ist für 31781, C.M.

Man wird sich zu jeder günstigen Erleichte- rung verstehen, zur theilweisen Abnahme, zur ter- minweisen Zahlung u, 8. w, ‚Sollte es ein Liebha- ber vorziehen, mit dem Eigenthümer unmittelbar in Unterhandlung zu treten, so wird ihm in „bge- dachter Buchhandlung dessen Adresse mitgetheilt

werden. Verbesserungen

„Flora 2826. S. 222. 2, 18. kenlonfürmige lies: keulen- förmige, Flora 1825. S..699. Z. 22. Gentiana brachyphylla lies: G,. imbricata. Flora 1854, S. 213. Zu ı4, Rosa altaica lies: R, ‚ochroleuca Sw.

In einigen der ersten Abdrücke der ersten Beilage ZUr Flora 1826. erster Band ist zu setzen: 8. 2, Z. 25. Eus statt Ems. 8,9. Z. 2. Thosstein statt Thürstein, 1% Carl statt Johann, 8.26. 2. 17. Lauvus statt Lauras. 2 2% Zizyphus statt Zizzphus. $, 19. 2. 21. ist Lentiscus aus“ zustreichen,

In Hoppe Garicologia germanica ist $, 25. Z. 8. statt Rudolpbi, Nolde zu lesen,

PERF

Flora oder

Botanische Zeitung,

Nro. 21. Regensburg, am 7. Juni 1826, until. Eu men

T. Reisebericht.

Reise durch einen Theil der Schweizer Gebirge; von Hrn. Apotheker Carl Stein in St. Gallen,

! (Beschiuls,) I, Reise über den Rigi, Brünig, Grimsel und Gemmi.

Da 13. Juli 1824 eilte ich über Zürich und deu Albis, wo ich häufig Orchis odoratiss. et al- bida, gegen Zug: Campanula Rapuneulus und auf Aeckern Caucalis grandiftora bemerkte dem Rigi zu. So unbeschreiblich schön und belohnend die Aussicht ist; so wenig Auszeichnung verdient er in botanischer Hinsicht: einzig wächst auf seiner nörd- lichen Seite ungemein häufig Gentiana purpurea mit drnica montana und auf seinem südlichen Ab- hang schöne Exemplare von Orchis globosa und Pedicularis foliosa übrigens blofs die allgemei- nen Alpenpflanzen, Auf dem- anmuthigen, dem See entlang führenden Wege wächst Jasione monta- na die ich sonst in. der Schweiz noch nicht be- merkt habe, Ich wandte mich gegen den Pilatus, und stieg nach‘ der Brüntlenalp hinauf und durchs

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Widderfeld wieder nach Alpnach hinab, allein die Vegetation hatte sich hier noch durchaus gar nicht

entwickelt, und da mir die Zeit nicht gestaltete, ei-

nes der zahlreichen Felshörner des Pilatus zu er- klimmen, so mulste ich mich diesmal mit der schö- nen Fernsicht begnügen.

Der Sarner - und Lungernsee machen das sich gegen den Brünig hinaufzichende Thal sehr freund- lich, (hier Dipsacus pilosus) auf dem Brünig Ziera- eium blattarioides; am waldigen Ablange gegen Meyringen: Asperula taurina und Ajuga genevensis. Von Meyringen aus nahm ‚ich einen Führer und Träger bis über die Grimsel mit, dessen Billigkeit und Lokalkenntnifs ich allen Reisenden empfehlen kann: er heifst Johannes Bannholzer und ist Familienvater, Von bier bis Gutlannen, wo mich ein furchtbares Gewilter überraschte, dessen Don- ner ein viellaches Echo wiedergab, *) salı ich häufig „Sstrantia minor, und vom Felsen herab hieng Sa- xifraga pyramidalis. Auf den sehr heilsen Tag folgte eine sehr kalte Nacht, und am folgenden Tage dauerte gröfstentheils der kalte Regen und Nebel fort, ja, als ich am 2o. Juli des Morgens von dem Grimsel- Hospital aufbrach, lag mehr denn Fufshoch frischgefallner Schnee, wodurch mir Aus sicht wie botanische Ausbeute vereitelt wurde, doch über die Höhe der‘ Meyenwand *%*) gekommen;

*) Es war am 18, Juli . Pr . s R . wo in dem gröfsten Theil der öst- lichen Schweiz nach drü 5; G . Y e 6- „„witter tobten. ückender Hitze furchtbar ) Meyen heifst hier soviel als Sträusser, Blumen, also! Blumenwand! welch ein einladender. Name für. Botuni-

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durchbrach endlich Phöbus den dichten Nebel, und der plötzlich hinweggezogene Schleyer eröffnete dem Blick: zur Linken den Rhone - Gletscher und die Furka, nach voran den hohen Gries mit der sich nach dem Simplon hinunterziehenden Gebirgskelte, und tief zu den Fülsen schlängelte sich die eben entsprungene Rhone, ÜUnter dem frischgelallenen Schnee hervor leuchtete die schwefelgelbe Corolla der Anemone apiifolia in kleinen (niedrigen) Exem- plaren hervor, welche tiefer, dem Gletscher nähen, grölser wurden. Mit Recht hat DeCandolle sie als Varietät mit der alpina vereinigt. Ich sah hier, wo diese Varietät in ungeheurer Menge wächst, Exemplare, deren Corolle, dem Verblühben nahe, so gebleicht war, dals man sie kaum noch von der gewöhnlichen unterscheiden konnte: dennoch sah ich die eigentliche weilsblühende bier nirgends: ist hier der Stand auf Urgebirge einzig die Ursache der Veränderung, oder tragen auch celimatische Ver- hältnifse dazn bei ? Wenigstens wurde sie, so viel mir bekannt ist, in der Schweiz noch nirgends, ala in der Gotthardtskette und im Ober-Engadin ge- funden, welche beide aus Urgebirg bestehen, **)

ker! Rhordodendron (das hier oft weifsblühend vorkom- men soll) wozu sich tiefer Alnus viridis gesellt, ist das einzige Gesträuch,

*) Fälschlich wird in einem der frühern Bände der Flora die A. apiifolia von Dr. Meyer als Bürgerin der Appen- zeller Alpen angegeben, ich weils nicht, ob die A. ver- aalis, die darin und zwar auf dem Rolslen vorkommt, mit ir verwechselt warden ist, oder was sonst zu die- ser unrichligen Angabe Veranlassung gegeben hat, eben so wenig kommt die Veronica fruticulosa darin vos,

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Dazu kommt noch, dafs die gelbe Färbung der Blü- then hier noch bei mehreren andern Pilanzen her- vortritt: so findet sich hier Zuzula Zutea und Pe- dieularis tuberosa ebenfalls so häufig, dals diese 3 Pllanzen dem Bergabhang gleichsam den Haupt- Charakter aufdrüuken, so dals man geneigt wird an- zunehmen, dieser Boden und diese örtlichen Ver-, hältnifse seyen vorzugsweise zur Hervorbringung

was bis jetzt darin aufgefuplen worden ist, gehürt al- les zu V. saxatilis: dagegen enthalten die Appenzeller Alpen viele sehr interessante Pllanzen, und es dürften noch manche zu entdecken seyn, denn, obgleich ich seit 4 Jahren jeden Sommer mehrere Reisen darin gemacht habe, und sie vor ınir schon so oft besucht worden sind, so habe ich und auch Andere, dennoch jedes Jahr etwas Neues gefunden: so z. B. fand ich am Ochali die so seltene Arabis coerulea, auf dem huheu Ninderi die Potentilla branniana und Salix herbacea, am Manns: Sonchus ceoeruleus und Selinum montanuin ; ferner Em- petrum nigrum, Mespilus Chamaemespilus, Salix arbuti- folra et hastata, Gnaphalinın norwegicum, Coronilla mi- »ima, ferner: auf der Kreyalp Sihhallia procumbens, Gnaphalium pusillum, Epilobium alpioum und Rierar, cum punilum et angustifolium etc, Hr. Dr. Guster fand auf dem Gyrenspitz Apargia Taraxacı und Galium baldense, in der Wagenlucke Luzula glabrata (die mir übrigens in L.. sparlicca überzugeben scheint) etc. AU den selteneren gehören gewifs. auch Draba pyrenalca, Gentaurea rhapontica, Senecio abrotanifolius nebst rie“ len andern: dabei bieten die Appenzeller Alpen die großse Bequemlichkeit dar, dafs man anı Fuls derselben in dem Weilsbad sehr gutes Quartier äindet, von wel- chem aus man sehr bequem. seine Wanderungen unler- nebmen kann, ich darf dazu mit Recht allen Botanikern den Wurzelgräber Rutz (in der Gegend unter dem Na men des »Wurzelmannli bekannt,) nieht nur als guten Yührer, sondern auch als mit dem speziöllen Standorte der Pflanzen sehr gut bekannten Mann angmpfeblen, un

wünsche dadurch zu häufigerm Besuch dieser Alpen, de-

ren Bewohner durch ihren Frohsion und natürlichen treffenden Mutterwitz nicht minder interessant sind, aufzumuntern, \

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von gelbblühenden Pflanzen geeignet; auf gleiche Art scheint Sawifraga angustifolia durch den Stand- ort (M.Rosa) aus $, androsaces entstanden zu seyn, von welcher sie sich ausser der gelben Farbe der Blülhe wenig zu unterscheiden scheint.*)— Ich hatte eine herrliche reiche Ausbeute: ZZier schmück- te Anthericum Liliastrum und Trifolium altpinum einen rasigen Abhang, gemischt mit Pedieularis tu- berosa, dort blühten: juga alpina mit rolhen gros- sen Bracleen, ziemlich stark behaart (nach Hegetsch- weilers Flora mülste es daher vielmehr A. pyra- midalis seyn?) „Zehillea moschata, Sempervieum anachnoideum et montanum, Androsace Chamae- jasme; nale am Gletscher zwischen Felsentrüm- mern: Hanuneulus pyrenaicus, Ornithogalum syla vaticum, (auf hartem felsigen Boden) und diese Fels- blöcke als holies Gesträuch bekleidend! Salix arer naria, (sehr häufig); Prümula ciliata Schr. war auch hier schon gröfstentheils verblüht, so wie sie es durchaus auf der andern Seite der Grimsel war, Von Chandeck (einem der schönsten Wasserfälle der Schweiz) bis über die Grimsel batte ich übri- gens noch folgende Pflanzen gefunden: vorzüglich grolse und schöne Exemplare von Sarifraga stel- Zaris, die kleine eihblüthige Soldanella alpina, Car- damine reseijfolia, (sehr sparsam) Trifolium ochro-

urn.

*} Dies Alles ist in der Uebersicht der Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in St. Gallen durch die vollkommen unverständlichen Worte: der Verl. be- merkte eine besundere gelbe Färbung der Blumen die- ser so wie andrer Pilanzen an diesen Stellen ‘* wieder- gegeben. j

52b

leueurn von dem bei der Teufelsbrücke gefundenen, welches ich für 7. norieum halte allerdings ziem- lich verschieden, dagegen mit dem der Dresdner Flora fast vollkommen übereinstinnmend, das, was ich für T. noricum angesprochen habe scheint sich mir dem 7. pratense etwas zu nähern; ferner: Lu- zula nivea, spadieea, glabrata und maxima var. alpina (L. spadicea und glabrata scheinen mir in einander überzugehen,) Chaerophyllum alpinum Fül, variat, eaule et petiolis hirsulis et glabris, da Se- rolina Schrad, varietas? fol. latiss. et vaginis lato- eommpressis, Eriophorum capitatum elc, Ich hatle noch einige Stunden für den heutigen Tag zu ma- chen, ‚und ‚mufste daher den Rückweg vom Glet- scher und seinen pllanzenreichen Umgebungen. an- treten: die Meyenwand hatte auch bei mir ihren alten Ruf bewährt, wenn mir schon neidisch der Schnee die obere Hälfte geraubt hatte; ich folgte dem Lauf der Rhone am südlichen Fufs der Grim- sel, begleitet von Sempervrivum arachnoideum etc, und sammelte an einzelnen Granitblöcken noch Sazi- Jraga euneifohia, Cerastium arvense ß alpinum (gla- brum, erectum) und wie grols war meine Freude, als ich jetzt aus allen Felsenritzen und Mauert bervor eine zahllose Menge der Saxifraga asper® in ihrer schönsten Blüthe berunterhängen sah! Die schmale Strasse ist hier nämlich auf beiden Seiten durch kleine Mauern geschützt, und da ist nun die obere an dem Berg anliegende Mauer ganz mit die- ser niedlichen und seltenen Saxifrage bekleidet, welcher es hier an Feuchtigkeit nicht mangelt, den- noch sieht man auch hier den deutlichen Eindals

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welchen der leichtere oder schwierigere Zutritt der Sonnenstrahlen ausübt,

Erfreut begrüfste ich in der Pofentilla rupesiris einen alten Bekannten der Dresdner Flora, Ungemein häufig steht hier auf den Wiesen Phyteuma orbieu- lare varietas: spica ovata, (== Ph, ellipticum Vill.?) deren Habitus und Blätter mir zu beweisen schei- nen, dafs sie zu jener gehöre; sie finder sich schon auf der andern Seite der Grimsel, und wenn ich mich nicht irre, so salı ich schon bei Luzern den Blüthenschopf etwas in die Länge gezogen. Am Rhone -Ufer: Biseutella laerigata mit sehr gros- sen breiten Blättern; bei Münster Sisymbrium pyre= naicum (bei welcher Pllanze man, wegen ihrer si- liculae ovalae, nicht leicht auf den Gedanken ge- räth, sie unter Sisymbrium suchen zu müssen ).— Als ich am 21. Juli des Morgens von Münster auf« brach, waren die herrlichen grünen Matten und [et ‚ten Wiesen stark bereilt, und es war empfindlich kalt, auf ihnen fand ich Campanula rhomboidea, und bis Briegg noch folgende Pilanzen: am Felsen Campanula spicata (eine herrliche Zierpflanze!) nebst Saponaria ozymoides, an einem der wenigen Fruchtäcker Cyrosurus echinatus, bei Lax: Aehöl- taea setacea und tomentosa, Veronica spieata, Cy- Psophylla Saxifraga, Echinospermum Lappula, Gna- phalium arvense. Unterhalb Lax, wo Kalkschiefer herrschend wird, der sich überall stark verwiltert zeigt, eıscheint sehr häufig Aieracium statycefoltum, das den Wanderer. bis Leuk nicht wieder verlälst , noch. faud ich Hieracium paradoxum Schultes, Zilo-

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sella ß, peleteriana Gaud., Onopordon Acanthium,, (noch nicht blühend,) Cheiranthus erysimaides in Gröfse und Blatiform sehr variirend, Slachys-recta, Lactuca perennis, Digitalis lutea, Ilyosciamus ni= ger, (sonst nicht häufig in der Schweiz) Sedum sa- zatile et reflexum, Hippophae rhamnoides, und nahe bei Briegg: Ononis Natrix, Zwischen Briegg und Fischbach, wo ein aus einer Thalschlucht hervor- kommender Bach eine Menge Geschiebe und Sand abgesetzt hat, findet sich Zpilobium angustissimum, Astragalus pilosus! Ononis Natrix, Helianthemum vnigare ß, incanum; aul Wiesen: Ophrys Monor- chis; an Felsen: Campanula rotundifolia varietas? (multiflora, corymbosa). An den Weinbergsmauern von Leuk: /satis tineiorsa, Astragalus Onobrychis, Medicago saliva. Oberhalb des düstern Fleckens Leuk auf dem Wege nach den berühmten Bädern: Xeranihemum annuum, Centaurea Stoebe, Globnla- ria vulgaris, Ononis Natrix, Linum tenuifolium und von Lotus corniculatus die auffallendsten Varietä- ten: ß, villosus und Y, glaucus, minimus meist nur zweiblülkig und ganz einfach. -

Auf den fetten Matten bei den Bädern erheben sich, ihrer Schönheit bewufst, hoch über die an- dern Wiesenpllanzen: Gentiana Iutea und Phyteuma rigrum, auch wachsen hier: dretium personata und Anthericeum Liliago.

Ich bestieg die sogenannten 7 Leitern, welche senkrecht miltelst hölzerner Klammern am Felsen befestigt sind, und miltelst welcher man auf einen ziemlich hohen steil abgeslürzten Bergrückeu g0-

929 langt, der reiche, fette Alpweiden hat, und auf wel- chem ein kleines Sennhüttendorf befindlich ist; hier wächst nebst Gentiana Zutea und andern auch Zip. pochaeris maculala in ein und zweiblüthigen Exem- plaren, Geht man den sanft ansteigenden Bergrü- cken weiter hinanf durch eine dünne Nadelholz- Waldung, so gelangt man auf die freye Höhe, wo hänlig Pedieularis tuberosa in kleinen Exemplaren (vielleicht P, adscendens Schleicher?) wächst; und von welcher ans man eine der herrlichsten Gebirgs- Ansichten, die man sich unr denken kann, genielst, ein Blick übersieht die ganze ungehenere Gebirgs.. ketle vom M, Rosa bis zum Montblanc, den St, Bernhard (?) mit seiner thurmähnlichen Felsen- kuppe in der Mitte!

Auf der südlichen Seite der Gemmi, fand ich nebst dreiia helvetica, Saxifraga muscuides, Cistus alpestris, Saxifraga oppositifolia und dergleichen in den höhern Alpen nicht seltenen Pflanzen, auch ?o- tentilla minima Haller jil,, Galium baldense und lueidum Allioni, (letzieres nach Hrn. Hofrath Koohs Bestimmung; ich hatte es, zufolge der in Heget- schweilers Flora gegebenen Beschreibung für G, ci- nereum All. gehalten! es ist hier aber ein schreck- licher Wirrwarr in den Synonymen, denn: einer- seits soll nach der von Birn, von Uichtritz in der Flora mitgetheilten Beobachtung Bertoloni’s G. lu- cidum All. eine schmalblättrige Varietät von G, Mollugo seyn, allein so wenig ich ein Freund vom Trennen und Spalten bin, so kann ich dennoch nicht zugeben, dafs meine an der Gemmi gefundene

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Pflanze zu G.Mollugo gehöre; doch noch nicht ge-' nug! auf der andern Seite ist nach Koch G, sca- brum Jaeg. eines der vielen Synonyme des G. lucid. All., nun ist aber nach Hegetschweilers Flora auf deren Autorität sich freylich nicht grofs bauen lälst, da sie ohne kritische Sichtung Alles zusammen- getragen hat, was sich ihr darbot G, scabrum Jacg. == scabrum Suter, dessen Beschreibung nicht nur mit dem erwähnten gar keine Aelınliclhkeit hat, sondern welches sogar nach Hagenbachs Flora von G. Bocconi nicht verschieden und Varielät von G. pusillum L. Sm. ist! So hätte es denn »2 Mütter zu- gleich gefunden, von denen wie es scheint, keine ‘die ächte ist, wer findet aus allen diesen Wider- sprüchen die Wahrheit heraus? Meine: Pflanze un- terscheidet sich durch den stahlblaugrauen Anlauf des unten holzigen Siengels, und, die am Rande schwach zurückgerollten Blätter.) Auf der nörd- lichen Seite der Gemmi fand ich Sedum repens, Sa- lix herbacea et serpillifolia, (ob diese nur Varietät _ von S. refusa ist, kann ich nicht entscheiden, hier sah ich keine Üebergänge,) ebenfalls Potentilla mi- nima uud alpesiris Hall, fil. Vurietas Sabauda ; ich kann Serönge nicht beistimmen, wenn es erstere für Varietät der zweiten erklärt, und den Ueber- gang durch die bemerkte Varietät Sabauda: gebildet hat; hier, wo beide neben einander vorkommen, wird die Vergleichung sehr leicht: wenn letztere schon sehr klein und mit bisweilen nur 3zähligen Blättern vorkommt, so ist sie dennoch sehr deul- lich und bestimmt = vorzüglich durch die Blume

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von der P. minima verschieden, welche lelztere hinsichtlich der Farbe und Gröfßse, ihrer Blumen- blätier vielmebr der 7, verna nahe steht, und da- her dürfte Wallroth noch eher Recht haben, wenn er die P, minima H. (brauniana Hoppe) für Varie- tät der verna erklärt, dennoch scheint sie mir, so lange nicht wirkliche deutliche Uebergänge aufge- funden werden, auf das Recht einer eigenen Spe- cies Anspruch zu haben. Eher noch wäre ich ge- neigt, die Potentilla alpestris Hall. il. mit ihren Varietäten crocea, salisburgensis, filiformis und Sa- baude für eine Unterspecies (Alpen- Varietät) von der Pverna zu halten, denn ich fand schon in der +Subalpina Exemplare der letzteren, die sich der 7, alpestris Varietas filiformis ziemlich nahe auschlies- sen. AmÜUfer des Taubensees, wo noch viel Schnee lag, fand ich Gentiana verna, sehr klein mit fast ıhombenförmigen etwas glauken Blättern; beim Zoll- und Wirtbsbaus Schwarenbach wächst dann die ei- gentliche Zotentilla alpestris, (wohl achtmal so grofs als die Varietät Sabauda). Ferner fand ich Salix retusa Parietas: fol. non relusis, serratis, tenuioribus, so wie $. arbutifolia und arbuscula, letztere und Aastata L. scheinen mir, nachdem ich sie an vier verschiedenen Orten beobachtet habe, nicht spezifisch verschieden zu seyn, auch beruht der Hauptunterschied nur in den glatten oder be- haarten Bälgen, was aber nach Kocl’s Beobachlun- gen (womit die meinigen vollkommen übereinstim- men,) bei den Weidenarlen kein konstantes Merk- "mal liefert, Am Fuls der Gemmi gegen Kandersteg

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finden sich häufig Gentiana bavarica, Saxifra- ga ceuneifolia, - Silene quadridentata, und Carex firma etc.

Von Frutigen wandte ich mich rechts hinüber nach dem Dorfe Kien, stieg gegen das Kienthal auf- wärts, verliefs es dann, es rechts lalsend, wieder, und folgte dem Laufe eines Baches aufwärts, wo ich dann nach einigen Stunden auf eine Alp kam, die hinten und auf beiden Seiten durch hohe Berge eingeschlossen ist, von der hintern Wand stürzen 3 Bäche herunter, artige Fälle bildend, die sich un- ten vereinigen, ich übernachtete in der Sennlütte, um am folgenden Morgen in Begleitung eines Sen- nen über den Grat nach Lauterbrunnen hinüber zu steigen; auf dem Wege dabin hatte ich Peronied Jrutieulosa gefunden. Auf der obern Alp, zu wel- cher es jäh aufwärts geht, blühte Fiola calcarata in solcher Menge, dals die ganze Luft mit Wolil- geruch davon erfüllt war, wie ich es zuvor noch wie bemerkt hatte. Auf der Höhe des Grates konu- te der heftige Wind, welcher kaum das Aufrecht- stehen erlaubte, mich dennoch nicht abhalten, die schöne, auf dem übrigens ganz nakten Felsengrale hier wachsende Saxifraga biflora eiligst einzusam- meln und reich damit beladen, fuhr ich seelenver- gnügt das lange steile Schneefeld, das sich von hier gegen Lauterbrunnen hinunterzieht, hinab: dies war denn ein herrlicher Beschluls meiner holanischen Ausbente 'auf dieser Reise, Noch genofs ich vom Pletschberg aus, von welchem der Staubbach her- unterfällt, eine herrliche Aussicht, den tief’ zu Fülsen

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das enge Lauterbrunnenthal lag die Jungfrau mit dem Mönch gerade vor mir in ihrer ganzen Herr-. lichkeit und Majestät,

Reich an Pllanzen und schönen Erinnerungen kehrle ich über Unterseen und Brienz nach St, Gal- len zurück.

i, Bemerkungen.

1, Wie sehr Pflanzen ihren Nutzen in der all- gemeinen Haushaltung der Natur bewähren, ohne eben nur zur Nahrung und Kleidung zu dienen, davon giebt Zosiera marina einen Beweis, von wel- cher Martens in seiner Flora veneta $. 550. Tol- gendes anführt: Die Zostera marina bildet sehr ausgedehnte submarine Wiesen in den Lagunen und in der offenen See in der Nähe der Finfsmündun- gen, Diese grolsen Zosterabiische, von den Fischern Bari genannt, sind der Lieblingsaufenthalt der Go, der. Aaale und einer zahllosen Menge Crustaceen, Mollusken und Zoophyten. Ihre schönen grünen Blätter wimmeln von leuchtenden Nereiden und blumenäbnlichen detinien. Das Meer wirft diese Pilanze in grolsen Haufen an den Strand, wo sie den Eidechsen und Insekten zum Zuiluchtsorte die- nen, Zuweilen findet man auch die haarigen von Alkonien und Spongieu umgebenden Wurzelslämme, In Venedig benutzt man, die Blätter seit alten Zei- ten zum Einpacken des Glases, in Deutschland neuer- lich zum Ausfüllen. der Matratzen und Sophas.

2. Es ist eben so nachtheilig für die Kennt- nils der Gewächse, als für die Beseitigung überflüs- siger Nomenclatur, wenn Pflanzenarten für Halb-

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arten, als wenn im umgekehrten Fall Halbar- ten für Arten aufgestellt werden. Am allerwenig- sten sollte man unbedentende Spielarten oder blofse Modilikalionen mit eigenem Namen belegen, damit nicht die einstigen Verzeichnifse der Synonyma ganze Bände anfüllen.

Hl, Anzeige

Von der im vorigen Jahre von mir angekün- digten Monographie der Gräser sind nun bereits mehrere Hefte fertig, und werden unverzüglich us ter dem Titel:

Species Graminum Gconzbus ei descriptionibus

üllustratae

im Verlage der Buchhandlung der kaiserl, Akade- mie der Wissenschaften zu St. Petersburg erschei- nen, Da bei der Dunkelheit nud Verwirrung, in welcher die Galtungen und Arten dieser schwieri- gen Familie befangen sind, über die Nützlichkeit des Unternehmens selbst kein Zweifel seyn kann, so glaube ich dem botanischen Pablikum nur über die Art der Bearbeitung und über die Form des Werkes vorläufig folgende kurze Rechenschaft ge ben zu dürfen,

Diese Monographie der Gräser, welche die be- stimmung hat, alle bekannten Arten dieser Familie in getreuen Abbildungen und’ genauen Beschreibun- gen zur allgemeinen und anschaulichen Kenntnils zu bringen, erscheint in Heften in klein Folio-For- mat. Jedes Heft enthält 12 lithographirte Tafeln und eben so viele Blätter Text. Die Blälter sind nieht paginirt, damit man späterhin Gattungen und

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Arten naclı beliebiger Methode ordnen könne; .wohl aber sind, zur Erleichterung des Auflindens, auf dem Umschlage die Species unter fortlaufenden Zah- len aufgeführt, Jede Art ist in natürlicher Gröfßse, unter meiner Aufsicht und vollkommen kenntlich, wo. es angieng, mit der Wurzel gezeichnet, ‚wobei überall getrocknete Originale zum Grunde gelegt sind, weil die Gräser, deren es verbältnilsmälsig nur eine geringe Anzahl einheimischer giebt, aller- meist 'nur in. kerbarien - Exemplaren zur Ansicht kommen. Die Analysen sind genau und in ansehn- licher Gröfse dargestelli; die Beschreibungen aus- führlich; übrigens nur der Hauptname mit dem Citat des Syst. Veget. von Römer und Schultes, späterhin meiner Disserlalionen, und am Ende das Vaterland ‚des Originals angegeben. Delinilionen und Excurse aber sind den Dissertationen vorhe- halten, von welchen die zweite, die Gramina pa- nica enthaltend, zum Dıiuck bereit ist. Ich glaube jährlich 8 bis ı0 llefte dieser Monographie verspre- chen zu dürfen. Zehn Heite machen einen Band aus, dem alsdann Haupttitel und Register beigege- ben wird. St, Petersburg ı825, D.C, B. Trinius, Kaiserl. Leibarzt und Akademiker. Obgleich von dieser auf Kosten der kaiserl. Aka-

' demie der Wissenschaft herausgegebenen und da-

durch zugleich in ihrer Fortsetzung gesicherten Mo- nographie der Gräser schon mehrere Hefte vollen-

det sind: so konnte mit der letzten Schiffahrt vori- .

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gen Jahres gleichwohl, unvorhergesehener Umstände halber, nur das ersie Heft versendet werden, dage- gen mit der ersten Schiffahrt dieses Jahres die 5 bis 6 folgenden und im Herbst 1826 die letzten Hefte des ersten Bandes unfeblbar nachfolgen wer- den. Jedes Heft, sowohl Abbildungen als Text auf schönem Velinpapier, in geschmackvollem grünen Umschlage, kostet ı Rthlr. 20 gr. Con, Val. und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen von Hemmerde und Schwetschke, Commissionairs der Buchhandlung der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Halle, im Januar 1826. IV. Todesfälle,

Am ı7, März starb Hr, Georg Franz Hoff- mann, Dr. Medic. Etatsrath, ordentlicher Professor der Botanik und Pharmacologie und Director des botanischen Gartens der Universität zu Moskau, im 66. Jahre seines Alters, Er wurde 1760 im Bayreu- thischen geboren, studierte auf der Universilät Zu ‘Erlangen, und war bis zum Jahre 1814 Professor in . Göltingen, Unter den mancherley von ilım ler- ausgegebenen Schriften befindet sich eine in seinem 18, Jahre geschriebene gekrönte Preisschrilt über die Zichenen, und noch eine andere über den Nü- Izen derselben für die Gewerbe vom Jahre 1789: Auch durch seine botanischen Taschenbücher bat er sich Verdienste um die systematische Bota- nik erworben und damit viele Schüler gebildet.

Nicht minder ist sein Versuch über die Umbella- ten schätzbar.

nn 3

Flora

, ‚oder

Botanische Zeitung.

Niro. 22. Regensburg, am ı4. Juni 1826, ih iin pnmer

LRecensionen.

1, Monographie der Amerikanischen Oxalis - Arten, von Dr. Jos. Gerh, Zuccarini, Adjuncten der königl. Akademie der Wissenschaften zu München, u.s.w. Mit 6 Steinabdrücken, (aus den Denk- schriften der k. b. Akad. der Wissensch. besonders abgedruckt.) München 1825. 8 Bogen in Qnart,

I. einem sehr kündigen Vorworte bemerkt der Verf., dafs schon 2 Monographien von der Gat- tung Oxalis vorhanden sind, die Thunbergische nämlich und die Jacquinische, und dafs diese in jedem frühern Zeitalter auf lange Zeit hinaus als vollständig hätten betrachtet, und durch einzelne Nachträge ergänzt werden können. Aber in unsern Zeiten, wo weise Regierungen und wilsbegierige Bo- taniker gleich eifrig bemühet wären, die Wissen-: schaften zu fördern, sey eine Monographie nur bis zum Augenblick. ihres Erscheinens als vollständig zu betrachten, und möchten wir diese Wahrheit. un- sern zögernden Schriftstellern wohl eben so gerne ans Herz legen, als den botanischen Geschwind-. schreibern etwas mehr Ucberlegung empfehlen. In-

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dessen (erklärt der Verf. weiter,) sich aber die Zahl der Arten mehre, so verändere und erweitere sich auch das Bild.der Gattung selbst, so wie der Total- eindruck, der nach Betrachtung des ganzen Formen- cyelus als Grundtypus übrig bleibe, und entschul- digt damit sein nenes Unternehmen, indem Nach- träge einzelner Arten nicht mehr genügen. Damit wird nun jeder gerne in so fern mit einslimmen, als Zuecarini’s Schrift trefllich gelungen ist, wozu er vorzüglich durch Beibülfe eifriger Botaniker

unterstützt wurde, indem ibm Hr. Ritter v, M artius.

die sämmtlichen in Brasilien gesammelten Arten mittleilte, und er die übrigen amerikanischen Ar- ten von andern berühmten Botänikern erhielt, die bier dankbar nahmhaft gemacht werden, wobei das Willdenowische Herbarinm oben ansteht,

Unter der Ueberscbrift: „Entdeckungsgeschich- te der Gattung“ folgen nun sehr lehrreiche Mit- theilungen. Oxalis corniculata war die erste Arty welche Plinius als Oxys beschrieb, und Oxalis „dcetosella wurde nach dem Wiedererwachen der Wissenschaften von Brunfels und andern bekannt gemacht, und von.Clusius zuerst genau unterschie- den. Nun folgt die Durchführung der chronelogi- schen Ordnung bis auf unsere Zeiten mit dem Re- sultate, dals seit Jacquin’s Zeiten in Amerika 7% in allen übrigen Welttheilen 23 neue Oxaliden ent- deckt worden sind. Zur leichtern Uebersicht der Entdeckung einzelner Arten ist eine Zabula Oxali- dum chronologica beigefügt, die die Jahrszahl, den Namen der Pilanze, und den Namen des Entdecker?

559 enthält, und wäre recht sehr zu wünschen, dafs solche Üebersichten auch von andern Gatturgen, ala für alle Zeitalter brauchbar vorhanden wären.

Ueber den „Formenkreis der Gattung“ bemerkt. ‘ler Verf., dafs die Vegetalionstheile durch wunder- bare Mannigfaltigkeit ihrer Bildung stärker als ge- wöhnlich im Gegensalze zu der Einförmigkeit der Blüthen und Fruchttheile stehen, und erläutert die- ses in vollständiger Darstellung der Entwicklung der genannten Theile, was den Verf, als einen sehr genauen Beobachter charakterisirt. Dieser $. schliefst mit einer Erfahrung, die der Verf. jedoch zu spät machte, um davon bei allen Arten Anwendung ma- chen zu können. Es finde nämlich bei einigen Species eine wahre Polygamie der Blüthen durch Verkümmerung der Griffel statt, so wie bei den meisten auch bei scheinbar völlig ausgebildeten Be- fruchtungsorganen ein grofser ‘Theil der Blüthen abfalle, oline Frucht anzusetzen, So bringen die zwiebeltragenden. Arten vom Kap in unsern: Gärten fast nie Saamen, obgleich alle Blüthentheile voll- kommen entwickelt sind. Die strauchigen ameri- kanischen Arten sind zum Theil wirklich polyga= misch, zum Theil lalsen sie aonat viele Blüthen fal- len, und es scheint, dals bei den Traubenblüthigen häufig nur die Blume in der Gabel fruchtbar sey: Gewils können diese Beobachtungen, auch auf an- dere Gewächse übergetragen, zu manchen Aufschlüs- sen Gelegenheit geben.

Bei der Verbreitung über die Erde ergiebt sich, dafs die meisten Arten den wärmeren Gegenden

Ya

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der südlichen Hemisphäre angehören, nnd dafs in Afrika 96, in Amerika 82, in Neuholland 2, in Asien 2, und in. Europa 2 Arten ursprünglich einhei- misch sind,

Nachdem. der. Verf. noch. über Standort und Blüthezeit das Allgemeine angegeben, und über die Kultur derselben auf Jacg. Monographie verwiesen hat, betrachtet er den Stand .der Gattung in dem natürlichen Systeme, und nimmt mit R. Brown die Familia Oxalideae für Oxalis und Averrhoa an, nachdem er die Gründe beigefügt hat, warum die späterhin dazugezogenen Gallungen ‚Ledocarpon und Grielum nicht dahin gehören können, und Bio- phytum als Gattung von Oxalis nicht zweckmälsig zu trennen sey, Vollständig wird nun der Cha- rakter der Oxalideae verzeichnet, und nach Ihn auch Oxalis und Jverrho@ nach ihren Galtung‘- kennzeichen aufgeführt. Endlich folgen die anfge- zählten Arten in zweckmälsigen Abtheilungen mit vollständigen Diagnosen nebst Angaben des Vater- landes, der. Wohnorte und Blüthezeit, und mit um«, ständlichen Beschreibungen. _ Wir geben sie nach- atehend mit Namen und Vaterland:

1. Öxalis primulaefolia Raddi 22. aus Brasilien. 2. eriorhiza, aus. Monte Video, 5. hispidula, eben- daher. 4, violacea L. %. aus Nordamerika. 5 nudijlora DeC,., aus Mexiko, 6. Martiana 2. 3U8 Brasilien. 7, elegans Kunt),, 27. Peru. 8. Jacqui- niana Kunth, 2, Mexıko, 9, debilis Kunth. 4. Ca- racas. 10. Schraderiana Kih. 22. in Monte Quindiu. 11, latıfolia Kth. 24. Mexiko. 12, grandi Haba Dec.

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Neuandalusieu. 13. papilionacea Hoffmansegg 2. Brasilien. 14 eorymlosa DeC. %. Insel Bourbon und Mauritius. 15 lobata Sims. Chili. 16, magel- luniea Forst, 4. Terra del Fuego, ı7. lasiopetale 2. Monte Video, ı8, artieulata Sarign, , Monte Video, ı9. americana Bigel. %. Nordamerika. 20. megalorhiza Jaeqg. %. Peru. 21. pirgosa Molin. Y. Chili. 22, mallobolba Caran. 4, Buenos Ayres, 23. tetraphylia Cap. 2, Mexiko, 24. Commersoni Pers. 2£, Monte Video, 25. Hernändesii DeC,4. Mexiko. 26, decaphylia Kunth, 4. Mexiko, 27. enneaphylla Cad, %. Falklandsinseln, 28, Jaeiniata Cad: . Südamerika. 29. orata $, Brasilien, 30. mandioe- cana Raddi, b. Brasilien, 31, alata, %. ebendaher. 52, Sternbergii 2%, Peru, 33, einerea 4. Peru. 34. squamata. Chili. 35, rosea Jacqg. ©. Chili, 36. cornieulata L, Mit verschiedenen Unterarten aus verschiedenen Ländern, z. B. bei Caracas und Lima, aus Neugranada, bei Rio de Janeiro und auf Terra del Fuego. 37. sricta L. ©. Nordamerika. 38. .Dil- lenii Jaeqg. ©. Carolina et Guadeloupe. 39 Lyoni Pursh. 2{. Nordamerika. 40, albicans Kunth, 4, Mexiko. 41. mierophylla Kthu}. Quito. 42, fli- formis Kth. 22. Neugranada. 43, lotoides Kth, 4. Peru, 44, mollis Kih. %. Almaguera. 45. pubescens Kth, 22. Peru. 46. erassicaulis X. Peru, 47, pe- duncularis Kth. ©. Quito. 48, medicaginea Kth. Y. Neugranada. Ag. melilotoides ©. Peru, 30. scan- dens Kth. 22. in monte Quindiu, 51. rhombifolia Jacg. 5. Südamerika, 5a, longiflora Linn. Virginien, 53, conorhiza Jacg. Paraguay. 54. erenata Jauq.

342

Lima. Die Dauer der 3 vorstehenden Arten ist un- bekannt. 55. verticillata DeC. %. Mexiko. 56. ix- berosa Molina, Chili. 57. linearis, &. Brasilien, 58. angustifolia Kth. %. Neuspanien. 59, divaricata ©. Brasilien. 60. densifolia. %. Brasilien, 61. hispida. % ebendaselbst, 62. glauca Kth. ‘5. am Amazonen Fluls. 63. borgensis Kth. %. an Orinoco. 64. le- ptophylla. %. Brasilien. 65. campestris, &. ebendu- selbst. 66. Barrelieri Linn. ©. Südamerika. 61. hedysaroides Kth. *y. Brasilien, Peru, Martinique. 69. polymorpha, mit verschiedenen Unterarten aus den Brasilianischen Wäldern, 6g. pentantha Jacg. d- aus Südamerika. 70. Neaei DeC, %. Mexiko, Brasi- lien. 71. Plumiert Jacg. %. aus Martinike. 72, cytisoi- des %. Brasilien. 973. psoraleoides. 4. Brasilien. 74 hirsutissima, wie die vorige, 75, ruseiformis Mikan. %. Brasilien. 76, daphneformis Mik. 77. salicifor- mis Mik.; beide ebendaher. 78, somnians 5. aU8 Brasilien. 79. dormiens, %. ebendaher. 80, den- droides Kth, Aus Neugranada. 8ı, sensitiva Linn. ©. wahrscheinlich aus Ostindien, nun auch in Me- xiko einbeimisch. 82. casta, }, aus Brasilien.

Die Arten, welchen keine Autorität nachgesetzt ist, sind wahrscheinlich von v, Martius und Zu“ esrini bestimmt. Abgebildet sind:

Vab. I. Oxalis Mandioccana Raddi und O. ala- ta Mart, Tab. Oxalis rusciformis Mikan. T. I, Ozalis polymorpka Mart. Tab. IV. Oxalis somni- ans Mart. 'Yab. V, Oxalis dormiens Mart. und 0. sensitiva L. Tab. VI, Oxalis casta Mart.

Die ganze Abhandlung ist sehr zweckmälsig

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und vollständig durchgeführt, und wir sehen sie als Muster für alle Monographien an, glauben auch in Sinn aller Botaniker zu handeln, wenn wir den Verf. zur Bearbeitung der übrigen Oxaliden in ei« nem zweiten “Theile, öllentlich auffordern.

2. Hortus Carlsruhanus oder Verzeichnils sämmt« licher Gewächse, welche in dem grolsherzogli- chen botanischen Garten kultivirt werden, nebst dem Geschichtlichen der botanischen und Lust=- gärten von 1530 ı825. und einem Situations- plan im Grund - und Aufrifs und im Durch. schnitt von sämmtlichen Gewächshäusern, Her- ausgegeben vom Garteninspektor Hartweg. Carlsrube 1826. XLVIJ, und 300 $, in 8,

: Der vollständige Titel dieses Werks zeigt schon im Umrifs an, was man umständlich ausgeführt in diesem vortrefllichen Buche zu erwarten habe, und da ohnehin schon der Verf, als ein gründlicher Kultivateur bekannt ist, so wird dies schon die Gartenbesitzer, besonders die Vorsteher von bota- nischen Gärten vermögen, das Buch ur so mehr beizuschäflen, als der beigefügte treflliche Sittalions- plan der eigenen Ansicht so sehr würdig ist, dals er als Muster dienen kann. Nicht minder wird aan mit Vergnügen lesen wie das Haus Baden, von

jeher die schöne Gartenkunst kräftig unterstützt hät,

was glücklicherweise gegenwärtig zu Ehr und Rühm der Fürsten, wie zu Nulz und Froinmen der Wis- senschaften und der ganzen Menschheit fast allge- meine Sitte geworden ist. Man wird dalier die

344

Seiten VIE XLV. wo die Entstehung der fürstl, hadenschen Gärten von den frühesten bis zu den je- tzigen Zeiten geschichtlich dargestellt wird, mit desto grösserm Vergnügen lesen, als das Ganze in einem sehr angenehmen Vortrag eingekleidet ist, und der

Verf. sich gelegenheitlich auch dabei auf die Kul- .

tivirung der Gewächse bezieht, die, nach eigner Er- fahrung dargestellt, jedem Gartenvorsteher am gründ- lichsten erscheint, Ganz insbesondere aber verbrei- tet sich der Verf, über die Beschaffenbeit der man- cherlei Erdarten, und wenn man bedenkt und weils, dafs der Grund zur reellen Kultur der Gewächse vorzugsweise den Erdatten beizumessen ist, so müs- sen wir dieses Kapitel als sehr gelungen erklären, und zur Nachachtung empfehlen, Die noch beige- fügte geographische Lage und Witterung des dor- ligen botanischen Gartens, giebt ebenfalls einen Fin- gerzeig, wie sehr diese bei Kultur der Gewächse zu ‚berücksichtigen sey, und auch hier wird der Verf. manchem lehrreich, da en auch in dieser Hinsicht vom Süden sowohl, als vom Norden Deutschlands aus Erfahrung spricht.

Mit Vergnügen geht man auch das Verzeichnils der Pilanzen durch, da bei der Sitte unserer jetzi-

gen Gartenvorsteher, alljährlich nur die Verzeich-

nilse vorrätbiger Sämereien erscheinen und « gleichwohl doch interessixt, zu erfahren, welch® Gewäclse jährlich nach Deutschland aus den ent- ferntesten Gegenden einwandern, was gewils für die Geschichte; der Gartenkultur nicht unwichtig ist. Dies Verzeichnils hat noch um so grössern Werth,

545

als ausser der Dauer der Gewächse auch mit zwei Buchstaben angegeben ist, ob sie im Freyen, oder im Kaphause oder im warmen Hause überwintert werden, . Von 4eaeien finden sich hier bereits 59 Arten, wovon die meisten im warmen, viele doch auch im Kaphause gezogen werden, Von .dehilleen 38 Ar« ten; alle im Freyen ausdauernd. Eben so 29 4co- niten, wobei wir nach Reichenbach bemerken wollen, dafs 4, orientale als eigene Art aufzufüh- ren sey, und dagegen 4, album als. Varietät zu 4, rostratum komme, dafs dagegen d. ochroleucum FPilld, mit 4. orientale zusammenfalle, Bei Ado- nis aestivalis L, wird 4. miniata Jacg. als Abart angeführt; wir bemerken, dals Sprengel die als Art aufgezählte 4. AZammea Jacg. ebenfalls dahin zieht, und wünschten wohl über eines und anderes weitere Belehrung. Von Zoe beläuft sich die An- Anzahl auf 85., welche herrliche Sammlung man dem Fürsten von Salm Dyck zu verdanken hat; alle werden im warmen Hause gezogen. Unter Alyssum finden wir 4 gemonense, sawatile und. si= nuatum aufgezählt, die nach einigen andern Bota- nikern nicht specie verschieden seyn sollen; dies könnte ja an lebenden Pflanzen leicht entschieden werden. Bei.4nemone alpina und apiifolia, die an- :dere Botaniker zu Varietäten machen, möchten wir wohl die Resultate der Kultur durch Aussaat er- fahren, um so über die Natur einer wichtigen Al« penpflanze belehrt zu werden. Auch den specifi- schen Unterschied von Arnica Doronicum und Ar

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glacialis wünschten wir durch Kultur nachgewie-.

sen zu sehen, Arnien cordata Thunb, ist vielleicht ‚die Wulfensche Pilanze dieses Namens, da sie im Freyen gezogen wird und jenes eine Kappflanze ist. ‚Aster 76 Arten! Astragalus 38, Astrantia carnio- lica wird mit Recht neben minor als eigene Species gezogen, Banksia ı1 Species, Cactus 61. Cen- taurea 59. Cytisus 19. Darunter ein C, argenten® L. der im Glashause gezogen wird, und wahrschein- lich der Seopolische ist? Daphne ı5, darunter alle deutsche Arten, aber nicht die problematische .D. pubescens. Dianthus 27, alle im Freyen gezogen. Draba g Arten; alle im freyen Lande, darunter eine Androsacea und wozu Dr. eiliata Seop. wohl mit Unrecht gezogen wird. Zrica 92 Arten; alle wer- den im Kaphause gezogen, doch kommen EZ. teira- Zr und multiffora auch im kalten Boden fort, letz- teres möchte auch wohl bei EZ. kerbacea, purpuras- cens und multiflora der Fall seyn, und wäre zu untersuchen, in wie ferne diese Arten specifisch ver- schieden sind. Zucalyptus 17 Arten, Euphorbia 69 Arten, darunter Z. amygdaloides im Kaphause, die also wahrscheinlich von Z. sylvatica Jacgq., die hier Nicht aufgeführt worden, verschieden ist. 2. caespi- tosa Ten. im Freyen; dies möchte bei dieser ächt italienischen Pflanze wohl nicht immer ratheam seyn. Eher wäre @ bei Z. nieneensis und E. Pa- ralias als deutsche Gewächse zu versuchen, sie im freyen Lande zu ziehen. Dagegen überwintern

Characiäs und Inyrsinites als ächt denropäische Pilanzen mit Recht im Kaphause, Zieus, 30 Arten:

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Jlieracium 36, Jris 358. Laurus 16. Melaleuca 26, Mesembryanthemum ı35! Passiflora 35. Pelurga- nium 135. Potentilla 28, darunter 7 opaca als schattenliebendes Fingerkraut, was wohl sehr ver- zeihlich ist, Z’rimula 14; alle im freyen Lande. Protea 23. Quereus 45. Banunculus 40, Rhamnus 24; wir finden dabei Ahamnus pumilus und rupe- stris als 2 Arlen aufgeführt, und wünschten über die specilischen Verschiedenheiten derselben belehrt zu werden, wobei wobl auch Ah. FF ulfenii Spren- “gel syst. veg, in Betracht zu ziehen seyn möchte. Rhododendrum 20 Arien; alle werden daselbst im Freyen angegeben. Von Rosa sind 106 aufgeführt, dabei aber die Abarten mitgezählt, Salix 45, Sal- via 55, Saxifrage 52. Sempervrivum 20; einigen Arten (arachnoidenm, globiferum) ist aus Versehen . das Zeichen } beigesetzt. Solanım 42, Siapelia 50, Yeronica 48. Ein Nachtrag enthält an 200 Arten zum Beweise, dafs diese botanische Sammlung noch immerfort vermehrt wird, und der Carlsruher bo- tanische Garten gewils den besten in Deutschland zur Seite gestellt werden kann. U. Botanische Notizen. Zustand der Botanik in MWürtemberg,

Wir müssen es der Redaction der Flora billig Dank wissen, dals sie unsern Würtembergischen bo- tanischen Reiseverein geehrt und ihm einen so gu«- ten Empfehlungsbrief mitgegeben hat, der hoffent- lich seinen Zweck um so weniger verfchlen wird, ‚da neuerdings mehrere Aotienbeiträge erfolgt sind.

die Reise ohne Verzug vor sich gehen und Hın, 3

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Fleischer noch ein zweiter Botaniker begleiten wird. Es liegt freylich in der Natur der Sa- che, dafs ein literarisches Bedürfnils anfangs nur leise gefühlt wird, dann von mehrern Seiten her zur Sprache kommt, bis endlich der Funke zün-. det und auf irgend eine Weise die gewünschte Ans- führung statt findet, Wir dürfen nicht zweifeln, dafs ein guter Erfolg unser Unternehmen krönen werde, und freuen uns auf diese Weise auch von Würtenberg aus die Botanik eben so fördern zu se- hen, als es bisher löblicherweise schon von anderu Seiten her geschieben ist. Wenn man überhaupt be- merkt hat, dafs seit einiger Zeit anch in Würtenberg ein ausgebreiteter Eifer für unsere liebe Botanik rege geworden ist, so wird man sich in Erwägung der vorhandenen Thatsachen nicht wundern. Jede An- regung, die von höherer Behörde ausgeht, darf sich gewifs eines guten Erfolgs versichert halten, und dies um so mehr, wenn Männer mit'an der Spitze steben, denen aus frühern Verhältnilsen Lokalbe- dürfnisse nicht unbekannt sind, und die, selbst für das gelehrte Fach gebildet, den Einilufs aller Wis- senschaften auf die Fortschritte des: menschlichen Geistes erkannt haben, Tübingen darf unter den Universitäten Deutschlands nicht den letzten Platz einnehmen, Unter den botan, Preisaufgaben sind die letztern physiologisch - botanischen von mebhrern Seiten gewürdigt worden, und Hr. Dr. Mauz ist noch immer emsig bemüht, die Natur der Bastard- pflanzen zu ergründen, obwohl er sich überzeugt zu haben glaubt, dafs dergleichen. in der fyeyen Nalur

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nicht statt inden.— Der botan, Garten zu Tübingen hat sich in neuen Zeiten sehr gehoben, und wird sich durch Erbauung eines Warmhanses noch mehr ver- vollkommuen, die vortheilhafte Schilderung des. selben in einigen Oktoberstücken unsers Hesperus hat gewils jeder Botaniker mit Vergnügen gelesen, und wird den Antheil zu schätzen wissen,. den der Direktor, Hr, Prof, Schübler, an der Vervollstän- digung desselben in nenern Zeilen genommen hat. Das neueste Verzeichnils der im Jahr ı825 gesam- melten, und an andere Gärten tauschweise abzuge- benden Sämereien beläuft sich auf mehr als ı600 Arten, worunter sich viele einzelne Merkwürdigkei- ten befinden, die um so schätzbarer sind, als es die Erfahrung gelehrt hat, dafs vor allen die Saamen von Tübingen sehr gut aufgehen, wozu das Klima beitragen mag, Iın verflossenen Jahre. sind in Tü« bingen nicht weniger als drei.sehr gründliche bolan, Dissertationen unter dem Vorsitze des Hin. Prof, Schübler erschienen : : oo

1.J. C, Schüz, Descriptiones plantarum nova- rum vel minus cognitarnın horti bot. acad. Tubin. gensis, die zunächst jene Nachrichten und Kataloge vervollständigt, dann 24 Pflanzenarten beschreibt, die bisher nur unvollständig oder gar. nicht bekannt, waren, da viele derselben selbst in Sprengels neue» ‚stem Syst. veg, fehlen, und demnach einen wichli= gen Beitrag für die specielle Botanik abgeben.

2. G: L, Duvernoy; de Salvinia natante cum aliquibus aliis plantis eryptogamis comparata, wel- cher eine trefliche Zeichnung der Pflanze nebst

350

vollkommener Zergliederung derselben beigefügt ist, und neben dem was Schrank, Kaulfufs nnd Hartmann darüber mitgetheilt haben, ein schö- nes Ganze ausmacht.

3. Untersuchungen über die Farben der Blüthen und einige damit in Beziehung stelrende Gegenstän- de, von €. A. Franck, Enthält gründliche Ansich- . ten über die Farben und die einwirkenden Stolle, durch welche sie verändert werden, und: verdient nähere Bekanntmachung, *)

Hrn. von Martens trefliche Reise nach Vene- dig enthält einen herrlichen Beitrag zur Botanik, wobei besonders venetiauische Gewächse, darunter einige neue Algen befindlich sind, manche Aufklä- rung erhalten haben,

Hr. Dr. Gärtner in Calw wollte bekanntlich in die rühmlichen Fufsstapfen seines Vaters tretend, die carpologischen Untersuchungen wieder vorneh- men; allein da der Anfang derselben sogleich be- deutende Augenschmerzen, ein Uebel das den Bo- taniker nur zu sehr drückt, zur Folge hatte, so mufste er darauf Verzicht leisten. Doch, ein an "Thätigkeit gewölinter Gelehrter kann nicht mülsig seyn, und Hr. Dr. Gärtner wählte nun die Befruchtung der Gewächse zum Gegenstande seiner Versuche und Beobachtungen, mit welchen er sich den ganzen verllossenen Sommer emsig beschäftigte,

Seine Beobachtungen zerfallen in 4 Abtbeilungen:

Die erste Reihe von Versuchen enthielt theils

*) Wir werden davon eine"vollständige Anzeige mittheilen.

5b

Beobachtungen über den noch nicht genau genug erforschten Gang der. natürlichen Befruchtung, den Zustand und die Veränderungen der verschiedenen Theile der Blütlie vor und nach derselhen, die Ent- wickelung ‚und: den Wachsthum der Früchte, die nötbige Zeit zur Reife u. s. w.; theils gleichzeitige. vergleichende Versuche der künstlichen Befruchtung mit eigenem Pollen unter verschiedenen Umständen.

Die zweite Reihe gleichzeitiger. Versuche mit Gewächsen von denselben. Arten war der Bastard- befruchtung und der ‚Beobachtung der dabei. stalt-

habenden Erscheinungen gewidmet. Seine Aufmerk- samkeit war vorzüglich auf die: Vergleiohung der Veränderungen gerichtet, welche der eigene und der fremde Pollen unter gleichen äusaeren Verhält- nilsen auf die Narben und die übrigen Theile. der Blüthen hervorbrachte, auf die nöthige Menge des Pollens: und: deren Einfiuls auf die Vollkom- menheit der Früchte, Anzahl der Saamen, Ausbil« bildung des Embryo u. s, w.

Die dritte Abtheilung der Versuche hatte zum Zwecke die Wirkungen: einiger staubartigen.Materien (Schwefelblnmen, Kohlenstaub, Kohlensäure, Bitter- erde und Bärlapsaamen,) auf die‘ Narben, Ovarien und Ovula derselbigen Gewächse zu: erforschen,

Die sierte Abtheilung-diente die-Dauer und Art: der Wirksamkeit des Pollens auf fremde Ovarien zu beobachten, um die Frage zu beantworten, ob. der fremde Pollen einen unmittelbaren Einflufs auf

die Gestalt, Farbe, Reifezeit der Früchte u. », w.- habe ?

552

Zum vollen Resultat dieser Beobachtungen ge- hört nun freylich ein zweijähriger Turnus, indem die Entwicklong der Saamen durch» Keimen über einen wichtigen ‘Theil derselben Aufschlufs geben muls, welcher: in dem Laufe dieses Jahrs erst ge- schehen kann, ünd weswegen auch im heurigen Sommer tie Versuche ununterbrochen werden fort- gesetzt und noch weiter ausgedehnt werden. In- dessen ‚haben sich:'aus den Erfahrungen des ersten Jahrs manche wiehtige Schlüsse für die Lehre. von der Bastardebefruchtung der -Pllanzen abziehen las- sen, ‘die demnach: auch schon vorläufig im. Druck erscheinen werden.

Es ist dies allerdings ein ‚grofses Feld der Un- tersuchung, worin noch unendlich viele Enideokun- gen zu machen sind; es ist nur zu bewundern; dafs seit Koelreutärs Zeit in einem Zeitraum von 60 und mehr Jahren keine gehauen: Nachforschungen über diesen höchst wichtigen Gegenstand in der Natur selbst ängesiellt worden: sind} man hat sich immer hur in. Theorien darüber verstiegen und Hy- pothesen gehäuft, bis man am Ende gar auf den Einfall kam, den Bau der Blüthen und die Natur ihres Lebens und ihrer Entwicklungen aus. Abbil- dungen zu deduciren, so wenig auch solche Gegen- stände jemals a priori erörtert, sondern nothwen- dig nur.durch Beobachtung der Natur und Erfah- rung aufgehellt werden können. Sonach dürften auch diese Beiträge des Hrn. Dr. Gärtner sehr willkommen seyn,

Flora

Botanische Zeitung,

5

Nro, 23. Regensburg, am 2ı. Juni 1826.

—g nn Damme

v

Lh, Aufsätze, Observaliones botanicae; kuctore Wenderoth (con- Teratur: ‘Semina anno 1825 in horto academico 'Marburgensi 'cöllecta.)

1) Aonilien Clavenae. Duae occurrunt sub hoc nomine, diversissimae quidem formae: allera tota albn-tamentosa, minor, ‚vix spithamea, statura contractiore,. corymbo dilatatiore, Horibus majoribus foliisque latioribus oblongis apiee dilatatis, inciso - lobatis; allera incana, foliis pinnatifido - lacinia- tis el, Haec Helvetiae, illa Tirolensium inpri- mis alpium indigena, tilulo „Achzlleae tirolensis no- sro in horto colilur,

2) Betonica afinis, simillima B, offieinali, dif- fert foliis minoribus, xngosioribus, grosse- crenatig: spica breviori, elliplico-oblonga; calycis dentibus minoribus, angustioribus bracteis lanceolalis aequa- libus, Corolla calyce quadruplo longior, tubo cur- vato, pubescens, amoene rubra, galea integra, 9. m. B, orientalis aceepi,

3) Betonica maerosiachys. B. caule adscenden- te simplicissimo rigido, foliis cordato - oblongis co-

Z

354

riaceis undulato - crenatis pubescentlibus, spica in- terrupta elongata, calycis subventricosi striati den- tibus subulatis spinescentibus, labio superiori inte- gro, lobo intermedio labii inferioris erenato. 8. d. 2.

4) Crataegus coceinea f. cuneata. Memorabi- lis haec varietas a genuina differt forma Toliis basi cunealis, spinis brevioribus, robustioribus fructunm- que seriori maturitate. An propria »pecies?

5) Crataegus lancifolia, C, spinosa, fol, sub- sessilibus oblongis cunealis inaequaliler serralis co- riaceis nilidis, pedunculis,verrucosis, calycibus gla- bris, segmentis integerrimis, Tructibus viridi- rubris albido- punctatis. Variat foliis latioribus et au- gustioribus, 0

6) Crataegus pyracanthifolia. U. subspinosa, foliis elliptico -lanceolatis subcomplanatis in pelio- lum decurrentibus serralis membranaceis: nitidissi- "mis, peduneulis glabris, calycis‘segmenlis serralis, Sructibus baccalis,

7) Crataegus splendens. C, spinosa, Toliis obo- valis basi cunealis acntia argule serratis lucidis, Pe- duncnlis pilosis, calycis segmentis subpinnatilido- serralis, fructibus rubris nigro - punctati. res hae Crataegi formae s. n. Cr, Crucis galli in hortis eultae veniunt,

8) Digütalis ambigua ß. grandiftora sub nomine D. ochroleuene oceurrit, nil aliud vero est, quam eX Digitali ambigua cultura exorta forma polymorphä. Variat magnitudine, foliorum forma et colore flo- rum: corolla ochroleuca, rubescente - albida, flava; duplo amplior corolla Digitalis ambignae.

Te

555

9) Digitalis Zutea aeque ac prior inter formas polymorphas ambigit in borlis. Cnliura omnes eae sun ortae, quae nomine Digitalis mediae, acutae, obtusae etc. ab auctoribus describuntur, Equidem tres distinguo praeeipnas modificationes genuinae speciei, nermpe \

D. lutea. &, major labii infer, lacinia intermedia rolundato - oblusa, .D, oblusa Moench,

. D, lutea ß. minor lab. inf, lac, intermedia ob- longa, ‚snperioris bilida, omnibus aculis, D, acuta Moench. i . . \

.. .D lutea 'Yy, media labio superiori bidentato |la- ciniisque reliquis acutinsculis barbatis.

10) Zpilebium anguslissimum. Jamiam per octo annos Epilobii speciem colimus in borte, guod di- versissimum. ab Epzllobia angustissimo Auctorum seu Li, rorismarinifolio Haenke ab omnibus hucusgne ‚Pro synonymis habita :quodque sub nomine .Z. glosarodes accepimns, angusiissimi vero nor (illud cum. c]). Haenke E, rorismarinifolium salntans) com- nilitonibus amieisgue guotannis, anno praeterito autem primum semen Zpilobii dentieulati (horli no- stri, nec florae ‚pernvianae) tilulo communicavi, Idem est, quod eodem anno cel. Lehmann in ae- minum horti botanici hamburgensis indice sub Z, crassifolii nomine devulgavit, Qua ralione vero E nostrum angustissimum a cel. Reichenbach pro

-E, angustissimo dit, declaretur, nescio, Caete-

rum adhuc aliam hujus formae modificationem, Hel- veliae indigenam, exstare, a cl, Thomasio E. ro- rismarinifolii var,, prostraiae nomine indicalam,

22

356

constat, de qua adhnedum incertas sum, utrum. va- rietas sit, 1. Z. angustissimi nostri, 1, E. rorisma- rıntfolii Haenke, an polius propria, ab utrogue di» versa species,

ı1) Zpilobium spicatum ß Zeucanthemum. Quo- vis anno ex seminibus immulatam nasci hanc for- mam video, -nullibi autem irter I, spieatum flore rubro, nostris in regionibns vulgatissimum, sponte cerescens invenilur: anne itaque propria species?

12) Zrigeron strietissimum. E.' villosiusculum, caule simpliei strictissimo, foliis radicalibus oblon- gis apice grosse dentatis, caulinis lineari - lanceola- tis integerrimis ceiliatis, calycis foliolis linearibus ‚disco brevioribus, Semen falso nomine accepl- mus. Colitur in tepidario. %, i -

13) Gnaphalium lanuginosum. * G, suffrutico- sum, Toliis’ subdecurrente- amplexicanlibus rotunda- tis, obovatis, oblongis lanceolatisque integerrimis obtusiuseulis utringue lannginosis, corymbo coareia- to pedunculaäto, squamis calycinis ovalis aculis, sum- mis radii instar elegantur patentibus. Semen sine nomine specifico accepi. 2£. in tepidario,

14) Heliopsis mollis. B. caule inferne laevi ra- moso, ramis divaricatis, foliis cordato - oyatis acnli serralis molliter pubescentibns, radio multifloxo dis“ cum elevalum 'negnante, ee)

15) Heliöpsis patula, "H."caule laevi, ‚superne ramoso, ramis patulis, foliis cordato- ovatis acull8 remole serralis scabris, cor, radii elliptico - -oblongis tridenlatis, discnm duplo superantibus. j

26) Aeliopsis ströcta. H, caule laevi superne

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ramoso, ramis strietis, [oliis cordato -oblongis acu- minalis serralis scabriusenlis, cor, radii Iincari- lan- ceolatis bidentalis disenm triplo superantibus,

17) Lonicera angusiata dillert a Lonieera ta= tarica, quacum commutatur, foliis omnibus ellipti+ co - lanceolatis acutis basi cuneatis (nec cordatis), bracteis linearibus, habilu gracilidri et florescendi tempore seriori.

18) Zyeium inerme, commutalum esse videlur Lycio europaeo et barbaro, differt vero ab utroqne caule ramisgue inermibus; a Z. barbaro inprimis folüs obovatis et: oblongis; a Z. exropaeo praecipue ramis pendulis angulalis (nec erectis), nec lereti- bus, staminibus corolla longioribus; a Z. barbato Murr. denique stipulis glabris, nec barbalis,

19) Melilotus gigantea, M. caule ereato orgyali ab imo ramosissimo, ramis patulo-erectis, foliolis elliptico - oblongis et lanceolatis serratis, stipulis sübulatis, dentibus calycinis erectis tubo breviort- bus, vexillo Jlavo carinae alisque aequali, legumini- bus rugosis acatis dispermis. o*.

20) Nicandra physaloides ß. immaculata, Varie- las minor, gracilior, pallidior omnibus in partibus, corolla immaculata, cultura constans, memoratu terte haud indipna.

a1) Ahododendron intermedium,. Ambigit inler R. maximum et pontieum, Dloribus ilius, foliis hnjus gaudens, Torsan cultura orla, sed et cultura constans.

22) Ausa ochroleuca, Rosae spinosissimae alli- vis, differt habitu graciliori, stricliori, coxolla ochro- leuca suareolente ctc,

558

23) Teuerium Pseudochamaedrys, Hoc nomine Teucrii multillori accepimus, quocum commutandum non est. Teucrio Chamaedryi proximum, differt foliis concavinseulis serratis, caulibusque pubescen- te-canescentibus, calyeibus setaceis et corollis pal« lide rubris,

24) Thalietrum allissimum. T. caule erecto striato purpurascente lucido orgyali, panicula erecta longe pedunculata conferta speciosa, Toliis cuneifor- mibus obovatis, oblongis et lanceolatis acntiusculis, terminalibus petiolulatis subeordatis inciso triden- talis supra lucidis, subtus reticnlatis., 'T, rugoso, ad quod proxime accedit, elatins’ etc.

I. Recensionen.

Nova genera' et species plantarum, quas in itinere per Brasiliam annis 1817 1820 jussu et au- spieciis Max. Joseph. I, Bavariae regis su cepto, collegit et desoripsit Dr, C, F,P. de Mar tius, pingendas euravit et secundum schedulas auetoris digessit Dr. J, G. Zuccarini, Fasc. IV. Tab. 56 ı00. 20B, Text roj. folio,

(Vergl. Fl, 1824. S. 562, et Beil, I, 131.)

Dies treflliche Werk liefert fortwährend unirüg- liche Beweise sowohl von dem Reichthume der Brasilianischen Pflanzenwelt, als von dem unermü- deten Bestreben des Verf,, diese mit so vielem Fleilse zusammengelragenen schätzbaren Beiträge zur Bola- nik, der gelehrten Welt vorzulegen, und kann das- selbe sowohl in Rücksicht der Genauigkeit in den Beschreibungen, als Zergliederung und Darstellung

-

d5g

der Abbildungen als Muster in seiner Art betrach- tet werden, .

Dieses vierte Heft beginnt mit der Gattung Ca- rolinea, die zwar schon von dem jüngern Linne begründet wurde, hier aber, wie bei allen übrigen Gattungen, einen sehr vervollständigten Char, gem differentialis et naturalis erhalten hat. Ausser der bekannten C. princeps L. sind noch 4 neue Arten hinzugekommen, nämlich: affnis, longiflora, cam- Pestris und Zomentosa ; letztere auf Tab, 58. voll- ständig abgebildet. Eriodendron DC ıZ, Lejantherum DeC. auf T. 96 und 97, mit vollstän- diger Zergliederung abgebildet und noch vollstän- diger beschrieben. Wächst in Wäldern bei Seba- slianopel,.und ist ein sehr hoher Baum, wovon ein einziger in der Nähe der Stadt vielleicht seit Com- mersons Zeiten die Exemplare geliefert hat. 2, Samduma‘Mart. Tab. 98. Dies ist der Name, mit welchem die Eingebohrnen die Baumwolle be- legen. Diese wird vorzugsweise die weilse genannt, und dient vortrefllich zum Ausstopfen der Kissen und Polster, ist aber wegen Steifheit der Fasern zum Spinnen weniger brauchbar, der Baum wächst in den dichtesten und feuchten Urwäldern. Bom- bax Linn. ı. B. parviflorum Mart, 'T. 57. Ist in len wisten Feldern der Provinz Minas Geräes mit den beiden folgenden einheimisch. 2, B. pubescens Mare, T. 58, B, retusum M, T.5g. 4 BD, Mun- gaba M. 'T. 99. Wächst in den Wäldern am Ama- zoneullulse. Wenn man sich wundert, hier mehrere neue Bäume aus der Familie der Bombaceen auf-

560

gestellt zu sehen, so wird die Versicherung des Hrn, von Martius, dafs noch mebrere unbekannte vorhanden seyn dürften, Staunen erregen, und einen Begriif von dem Reichtum der Vegetation in Bra- silien darbieten, Mollia Mari, Diese neue Gat- tung wurde mit sichtbarer Freude von dem Verfe zu Ehren des verdienten gelehrten Geheimenraths Baron v. Moll errichtet, da die bisherigen von an- dern Botanikern hiezu bestimmten Gattungen, nach den Regeln der Wissenschaft nicht bestehen konnten. Sie gehört in die polyadelphia polyandria und zu. den Tiliaceen nach Jussieu. Die einzige Art: M. speciosa, T. 60, wächst auf waldigen Hügeln bei Barro in der Provinz Rio Negro,

Char, gen. Calyx 5phyllus. Cor, 5petala, ‚Sta- mina polyadelpha, pluriseriala, exterioribus in pha= langes quinque disposilis, interioribus indeterminale coalitis. Stylus simplex. Capsula bilocularis, ad di- midium loculieido - bivalvis. Semina in quovis 10- eulo multä, biseriata subalata. Ohar. spec. M. fo- liis ovalis apice repando-dentalis glabris subtus 1e- pidoto - testaceis, Sloribus axillaribus suheorymbu- sis, Lühea ZXild. (Lühea et Alegria DE.) Von dieser Gattung sind ausser der Z. specios@ PVild. noch 6 Arten aufgeführt, nämlich: Z, gran- diflora M. 'T. 61, aus bergigten Wäldern der Pro- vinz Minas Geräes, Z, panisulat@« Mart, T.62. Aus derseiben Provinz, Z. divaricala Mari, T. 62, Aul Feldern zu St, Paul. Z. villosa, aus Bahia. Fr candicans, ebendaher, endlich Z. canıdida (Alegria vandida DeC.).— Daraipa dubl, 1, C. panich-

ir

561

lata Mart, T. 6%. 2. C. glabrata Mart, T. 65. 3, C. densifolia Mart, 4. C. grandifolia Mart. et 5. C. parvifolia dubl, Alle sind in den Urwäldern von Südamerika zu Hause. Kielmeyera Mars. Polyandr, monogynia, Famil, Ternstroemiaceae, Die Gattung wurde zum Andenken des um die Be- gründung der vaterländischen Naturgeschichte so verdienten Würtembergischen Geheimenraths, Hrn. G. FE; v. Kielmeyer errichtet. ı. X, rosea Mart. T. 68. 2. X. petiolaris Mari. T. 69. 3, K. coria- cea T. 70. 4 K&K. variabilis Mart. T. 71. 5. &, corymbosa M. 'T. 72, Sonach 5 neue Arten von einer neuen Gattung, lauter Gesträuche oder kleine Bäume aus den verschiedenen Provinzen von Bra» silien,— Bonnetia Schreb. (Mahuria Aubl.) 1.2. anceps, Mart, T.ı00. 2. DB. venulosa AT. 'T. 100. A. Beide aus der Provinz Bahia— Architaca Marz. 1. A. irifiora M, 7. 73. Ist auf Feldern bei den Cataracten des Japura Flusses einleimisch. Go- doya Iluiz et Pavon, ı. G. gemmiflora 1. T. 7%. Wächst an den überschwemmten Ufern des Sees Tesse, bei Ega in der Provinz Rio negro.— Eu- phronia Mare. 1. .E. hirtelloides Mart, T. 73. Aus den Wäldern der Provinz Rio negro,

Wegen den Charakteren der bier neu aulge- führten Arten, können wir die Leser auf die Flora 1825. 9. 27, seq. verweisen,

Callisthene Mart. Monandria monogynia. Yan, Vochysiaceae 8, Hilaire. ı. C. mujor. Mart, T. 75, glabra, foliis elliptieis vel ovato - oblongis obtusis vel aontis, Ein 10 ı5 Schuh hoher Baum

6

562

von den sandigen Feldern an den Gränzen von Mi- nas Geräes. 2. C. minor Mart. 'T. 76. pubescens Toliis lineari- oblongis obtusis glandnloao- mucrona- tis, Wächst mit vorigem an gleichen Orten. 3. C. faseieulata M. foliis ovato - oblongis obtusis sub- emarginatis supra glabris subtus villosis, floribns axillaribus faseiculatis. Aus der Provinz Minas Ge- räes,— Amphilochia Mari. Monandr, monogr. Fam. Yochysiaceae St, Hilaire. 1, 4. dichotoma M. T. 77. foliis e basi rotundato - subcordata anguste oblongis obtusiusculis subtus pubescentibus. Wächst in den Binnenländern der Provinz Mina. Eine ale Species wird beigefügt, nämlich: a, "4, cordata M. foliis a basi profunde cordata subovato- lanceolalis acutiusculis utringue glabris glancescentibus, und dazu Qualen cordata Spreng. eitirt, die Sellow im südlichen Theil von Brasilien entdeckt hat. Qua- lea St. Hilaire. 1, Q, ecalcarata Mart, T. 78. fol. lineari-oblongis acuminatis supra glabris subtus co- statis reticulatis subfulvo - pubescentibus, racemis lateralibus subeorymbosis paucilloris, calyce ecal- carato, Aus der Provinz Minas Geräes, 2, Q.gran- diflora Mart. 'T. 79. fol. lineari - oblongis vel ob- longis acuminatis supra glabris subtns costatis reli- culatis pubescenti - tomentosis nervis venisque gla- brescentibus, Horibus axillaribus terminalibusque 80- litariis aut racemosis, calyceis calcari elongalo acl- tiusculo, ‚Aus der Provinz Mina und St. Paul. % Q. multiflora Mart, T. 80. Toliis opposilis ternisVe ovalis lato - lanceolatis vel oblongis acuminalis su- pra glabris subtus costalis reliculatis glabris velpu-

365

bescentibus, peduneulis pilosis, racemis axillaribus terminalibusve, florum verticillis distantibus, calycis foliolo summo truncato-emarginato, calcari ovario- que hirsutissimis Wächst in bergigten Gegenden der Provinzen Minas Geräes und St. Paul 4, Q, parviflora M, T. 81. subpulverulento - tomentoso- incana, foliis oppositis vel alternis oblongis vel li- neari-oblongis obtusis vel aculiusculis vel utiingue vel sublus tanfum canescenti - tomentosis vel sub. glabris costatis reticulatis racemis lateralibus vel terminalibus nonnumquam subpaniculatis, calycis canescentis calcari patente obluso, Wächst in ver- schiedenen Gegenden des südlichen Brasiliens. Erisma Audge ı. E. violaceum Mart, T. 82, fo- liis oblongis vel‘oblongo - lanceolatis cuspidatis utrinque glabris remote costatie, bracteis deciduis, floribus nudis speciosis violaceis, (Qualea calcarata Link.) Wächst in feuchten Wäldern auf der Insel Marajo, Hr. v. Martius giebt hier mit Beibehal- tung der Gatlung Zrisma ein schönes Beispiel der Achtung für die Bemühungen älterer Botaniker. Vochysia Juss, ı, P, roiundifolia Mart, T. 83. tota glaberrima, foliis ternis quaternisve sessilibus © basi subeordata orbicularibus emarginatis glauces- centibus coriaceis firmis, racemis terminalibus soli- tariis, ovariis glabris, In bergigten Gegenden von Minas Geräes, 2. 7, elliptica Mart. 'T. 84. foliis Opposilis ternis quaternisve subsessilibus e basi cor- data vel rotundata elliptieis oblusis glabris coria. ceis tenuiter venosis glauoescentibus, racemis termi- valibus solitariis, peduneulis calyeibysque pubescen-

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ibus, ovariis villosis. Wächst in derselben Provinz mit der vorigen Art. 3.7, Tucanorum M. T. 8% foliis vertieillatis (ternis ad octonis) lanceolatis ob- longis vel ovato - oblongis basi atienuatis obtusis vel subrotundo-emarginatis utrinque glabris, venis longe intra marginem combinatis remotiusenlis, ra- cemis terminalibus solitariis elongatis vel abbrevia- tis, calcari patente vel calyci ädpresso, ovariis' gla- bris. In Wäldern von St, Paul und Mina. 4. P. rufa M. T. 86. ramulis inerassatis tomentosis, folis vertieillatis quaternis ad octonis petiolatis oblongis obtusis subtus, praesertim junioribus, ferrugineo -to- mentosis venosis reticulatis coriaceis, racemis tel- minalibus solitariis longissimis sparsilloris, pedun- eulis calycibusque tomentosis, ovariis hirsutissimis Wächst in dem östlichen Theil der Provinz Mina 5. F. alpestris I, 'T. 87. foliis oppositis breviter petiolatis ellipticis rotundatis emarginatis utringue glabris temuiter venosis, racemis terminalibus soli- tariis longis eylindricis ovariis glabris. Wächst auf trocknen sonnigen Hügeln bei Villa Ricca und in subalpinen Gegenden von Minas Geräe. 6. grandis Mart. 'T, 88, foliis quaternis petiolatis oho- vato - oblongis rotundatis vel subtruncatis parım emarginatis utrinque glabris membranaceis tenuiter venosis racemis terminalibus longis cylindricis 88- gregatis, ovariis glabrie., In den Urwäldern der Pro- vinz Rio negro, Heifst in der Landessprache Coa- riuva, und dient das Holz zur Verfertigung der Kähne. 7. Pochysia Haenkeana M. T. 8g. fulüs quaternis longe petiolatis oblongo - lanccolatis sub-

u

365

euspidatis apice obtusiusculis emarginalis ufringue glahris tenniler venosis racemis terminalibus com. posilis paniculalim aggregatis, ovariia lomentösis, Von Haenke in Peru gesammelt, 8 7, pyrami- dalis. M. 'T. go. foliis oppositis quaternisve e basi subcordata vel rolundata oblongs - lanceolatis acu- minatis, 'subtus costato - venosis aeque ac rami pe- tioli pedunculique .tenuiter cinerascenli-tomentosis, raceniis terminalibus solitariis pyramidatis, ovariis

glabris. Ein schöner Baum aus Minas Geräes. 9,

7, Joribunda 24, T: gı. foliis oppositis ternis qua- ternisve oblongis euspidalis sublus costato - venosig et ad venas strigulosis scabriuscnlis, racemis termi- nalibus aggregalis, calycis calcare brevi recto co- nico, :ovaxio glabro. In den Urwäldern von Rio negro,. ı0, P. ferruginea 11, 'T. ı02, foliis oppo- silis ovato- oblongis vel oblongis acnminatis supra glabris subtus costato - venosis nervo medio, venis venulisque interjectis reticulatis ramisque fusco-to= imenlosis, racemis terminalibus erectis strietis, caly- eis calcari adunco, 'ovarlis glabrie. ‚In. Wäldern der ‚Provinz Rio negro,— Salvertia $. Hilaire, S. cönvallariodora 8, H.-T. 98. foliis verticillatis obo- valis obtusis utrinque glabris coriaceis, racemo ter- minali solitario maximo. Schon von $, Hilaire, Röm. und Schult, aufgenommen. Lacistema Swariz, Nematospermum Richard, 1.'L. pubescens M. T.94, folüs oblongo -lanceolatis acuminatis sub- integerrimis supra glabris subtus molliter pubescen- tibus petalis Jinearibus, stylo simpliei. . Wächst in dichten feuchten Wäldern bei Para und Gurupä,

566

2, L. serrulatum M, T: 95. Toliis lanceolatis acı- minatis serralis utringue glabris, petalis linearibus, stylo simplici, In trockenen bergiglen Gegenden der Provinz Sebaslianopel, Vergleichungshalber werden noch 2. myricoides Sw, und Berterianum Röm, et Seh, beigefügt: I. Correspondenz

Auf dem Schleerngebirg habe ich wieder ei- niges interessante gefunden, welches zum Zusalz der frühern Excursionsbeschreibung dienen kann, Auf den sumpfigen Stellen hinter der Alphütte wächst Plyna carieina und spicata, Carex bicolor, C. Joe tida und Eriophorum Scheuchzeri, An den. irack- nen Hügeln hinter der Alphütte findet sich Draba incana, auf dem Tirscheralpel Paparer alpin, Dianthus glacialis, Aretia helvelien, Valeriana 8!- pina, : Auf der Seiseralpe zwischen der Alphütle | St. Michael und dem Frohnbache auf Wiesen findet sich Selinum Seguieri, daun an dem der Mahlknechts- elphütte gerade gegenüber gelegenen hohen. Fels- wand: Ariemisia Tabernaemontana. Von Wels, (dem Dorf) den Schleern zu am Fuls desselben, oder vielmehr in der Waldregion, ehe man zum Hohberg kommt, wachsen dvena argentea, A, die stichophylia und Daphne striata; in den Hohlwe- gen an Felsen: Saxifraga diapensioides. In hiesi- ger Gegend habe ich bis jetzt ausser Sairpus ‚Holo- schoenus und Malva italica nichts besonderes wei- ter gefunden, da ich zur interessantesten Zeit. keine Exkursionen machen konnte.

Botzen. 200. Ferdinand Elımarnt

‚367

II. Botanische Nolizen. " Wir hatten das Vergnügen, unsern Freund Eh. renberg, gesund und wohlbehalten auf der Rück.

‚kehr :von seiner Reise hier in Dresden anlangen zu

sehen. : Er hat die Gefahren und Strapazen seiner grofßsen Unternelimuüng mit derjenigen. Entschlossen- heit und Ausdauer ertragen, welche von seinem 'Charakter und seiner Conslilnfion zu erwarten wa- ren. Dals sein Aussehen vollkommen gesund, und gar keine merkliche Veränderung von ihm sicht-

‚bar ist, kann ich um:so bestimmter versichern, als

ich während seines Aufenthaltes in. Leipzig vor sei- ner Abreise, gar lleilsig- mit ihm zusammen war, und wir oft unsre Exkursionen gemeinschaftlich anstellten, und um so liebey, als von andern Orten bereits Nachrichten vom Gegentheil anlangten, die sich wohl nur auf die unmittelbare Ankunft in Eu. ropa beziehen:können, Nicht leicht mag ein Samm- ler unsern Ehrenberg an Fleifs übertreffen. Mit freudigem Staunen sab ich bei seinem zweitägigen Aufenthalte, die ungeheuere Anzahl trefllicher, gröfs. tentheils geologischer Abbildungen, die er. bei sich führte, und welche von dem was er gesammelt, und bereits abgesendet hatte, nur ein kleiner Theil war. Möge ihn Musse und dauernde Gesundheit

begünstigen, der Welt recht bald die Früchte seiner

Reise auf eine für alle zugängliche Weise bearbei- let, mitzutheilen.. IV. Neue Schriften, „Annalen der Blumisierei. Erster Jahrgang 1335. 8. Nürnberg und Leipzig, Verlag von B. H, Zeh.

568

Monatlich erscheinet davon unter der Redaclion des Hrn. v, Reiter ı, Heft mit 2 ausgemahlten Kupfer- tafeln— ı2 solcher Hefte machen einen Jahrgang aus, welcher 4{l. 48 kr., und ohne Kupfer die. Hälfte kostet, Die ersten &Hlelte, welche bereits vor uns liegen, geben ‚nicht blofs.die Beschreibung ‚seltner und prachtvoller Blumen aus den Geschlechtern: ‚Heliconia, Camellia, daalea, Rosa, Georgina,; Ama- ryllis, Pelargonium, Ruellia, .Daphne, Sanseriera, Magnolia uw, m. a,, sondern machen auch in ge- (drängter Kürze mit der Kultur und Vermehrung derselben bekannt, unter Beziebung auf „die Ge- heimnisse der Blumister@ und die Kunst su. jeder Zeit ohne grofsen Kostenaufwand, und ohne Glas- und Treibhaus die schönsten Blumen vor dem Jen« ‚ster zu ziehen,“ von Iren. v. Beiter,. ate Aullage (31..18 kr)... Ein grolser Theil der beschriebenen ‚und abgebildeten Blumen wird auch. zum. Verkauf

nach den billigsten Preisen oder gegen Tausch an- geboten, und nach den beschriebenen Kigenschaften dafür Gewähr geleistet. Zum Beleg der Reichhal- tigkeit geben wir noch die z. B. im dritten Helte aufgeführten neuen Gewächse an, als: Zasiopetalum ‚solanaceum, quercifol,-= Correa alba, speciosa, sü- ridis Pultenea strieta Chorisema tlieifolia Eutacid myrihifolia Leea erispa, sambucina Lühea speciosa Chrysophyllum ferrugineum Jar tropha panduraefolia —- Hernandia sonora etc, Mi „Verlangen sehen daher die Blumenfreunde der Forl- selzung dieser Zeitschrift entgegen, von welcher mit dem Monat Juli dieses Jahres das erste Heft des zweiten Jahrgangs unfehlbar erscheinen soll.

Verbesserungem Flora 1826, 5. 319. Z. 10, v, Martens lies: Martius.

Flora oder.

Botanische Zeitung,

Nro, 24. Regensburg, am 28. Juni 1826. vn, En men

1. Aufsätze 1, Ueber einige dnemonen aus der Abtheilung Pul- satilla; von Hrn, Dr. Zuccarini.

AÄnemone Halleri und Pulsatilia unterschei- den sich von 4. patens nach den Diagnosen aller Schriftsteller leicht dadurch, dals erstern beiden folia pinnati-secta, letzterer folia palmato-- (ternato-) secta zukommen. Was sonst noch als Unterschied angegeben wird, die aufrechte oder etwas überhän-

..gende Blütbe, das Erscheinen der Blätter zugleich

mit den Blumen oder später als diese, sind Modi- ficationen, welche nicht Stand halten. Ersteres hängt-häufig von der Tagszeit, Witterung u. &, w. ab. Um München wachsen A. Pulsatilla und pa- tens häufig durcheinander auf dürren Haiden. Bei feuchtem. Weiter, vor dem Aufblühen und nach der Befruchtung und ausserdem noch gewöhnlich nach Untergang der Sonne haben beide Prores subnutan- les, zur übrigen Tagszeit vermischt bald flores erectos,

bald nutantes, Das Sprossen der Blätter scheint in

verschiedenen Gegenden verschieden, Hier haben beide folia Aysieranthea, und lalsen sich während

Aa

#

370

der Blüthe nur durch die Blattüberreste des vori- gen Sommers, oder wenn dıese fehlen, weniger si- cher dadurch unterscheiden, dafs bei 4. Pulsatilla die Blume heller und ihre violette Farbe etwas mehr mil Grau getrübt ist. Dex Hauptunterschied besteht also in den foliis pinnato- und palmato- sectis, Nun führt aber Wahlenberg in der flora Carpath, p. 165. eine (von DeCandolle nicht er- wähnte) Pflanze als Abart von _4, patens so auf; A, patens ß. scapo involucrato, foliis ternatis, in- termedio petiolato tripartito trifidoque, laciniis ob- longis, und sägt noch: folia habet magna fere ut A. patens, etiam ternata, sed foliolum extimum sem- per petiolo pollicari a lateralibus segregatur, Diese Form, so gedeutet, höbe den erwähnten Unterschied zwischen den beiden Arten auf, denn ein folium palmato-secium, segmento intermedio petiolato ist schon ein folium pinnati-seclum, zumal bei den Ranunculaceen, wo die Fiederung immer aus ternä- rer Grundtheilung entspringt. Ich vermuthete da- her schon längst, dafs diese Pilanze eher als Abart zu A. Pulsatilla ads zu A, Patens gezogen werden mülse, und Exemplare derselben aus Ungarn bestät- tigten diese Vermuthung in 30 weit, dals, statt ei- nem, nicht selten zwei Paare von Seitensegmenten vorkommen, die dann vollständig ein folium pin- nati-sectum bilden. Immer sind aber diese Yeg- mente weniger getheilt und viel breiter, als an der gewöhnlichen Pulsatilla. Sie nähern sich in 80 weit sehr den Blättern der 4, Halleri, sind aber viel länger, gröfser und wenig behaart, Sind nun vielleicht die ungarische Pflanze zugleich mit A.

971

Mlalleri Npenmodificationen von 4, Pulsatilla, (ich glaube wenigstens Exemplare der leiztera aus Tirol au besitzen, die sehr nahe an die 4, Halleri grän- zen) nur durch den entfernten Standort so verän. dert, oder ist auch die Karpathen- Pilanze eine ei- gene Art ? An Bastarderzeugung lälst sich nicht leicht denken, weil die ächte 4. patens bisher nir- gends als in Ungarn vorkommend erwähnt wird. Mögen Botaniker, die diese Pflanzen frisch untersu- chen können, darüber entscheiden! Bis dahin muls aber wohl Wahlenbergs Pflanze auf jeden Fall bei 4. Pılsatilla stehen.

Ob sonst noch, wie DeCandalle vermuthet andere Arten mit unsrer 4. patens zusammengewor- fen seyen, wie man nachı der weiten Verbreitung und der bald violett, bald gelb, bald weils ange- gebenen Blumenfarbe leicht glauben sollte, wage ich nicht zu entscheiden. Aus Lielland, Schlesien und Deutschland sab ich nur Exemplare mit violetter Blume. Aus Sibirien befindet sich aber die äclıte 4. patens im Schreberischen und in meinem eig- nen Herbarinm in den drei oben erwähnten Farben- . varietäten, ohne dals sonst ein Unterschied zu be. merken wäre, Eine andere Pflanze jedoch, die ich von dorther voriges Jahr erhielt, scheint mir, wenn gleich verwandt, doch hinreichend verschieden, um sie hier als eigne Art aufzuführen. Ich nenne sie;

„Anernone flavescens.

A. foliis hysterantheis ternati - seclis, segmentis

inultipartitis, lobis incisis linearibns, flore erecto »

Patente, Aaa

572

Perernis. Folia radicalia inter squamas non- nullas ovatas vel ovato - oblongas acutas sericeo - hirtas provenientia’, peliolala, palmati-secla, scg- wmenta tria mullipartila lobis linearibus saepius ite- rum incisis celerum integerrimis aculis hirlis el apice pilis copiosioribus quasi penieillala; petioli teretiusculi, hirti, tri-quadripollicares. Stipulue nullae. Flores ante folia provenientes, erecti, Sez- pus unillorus, dlorifer eirciter semipedalis, ereclus, teres, birsutus; involucri Tolia sessilia basi connata, sursum in lacinias multas elongatas lineares acuntas simplices vel profunde incisas divisa, valde hirsula, pedicellum eingentia unicum, ereclum, sub antlıesi circiter pollicarem, fructiferum 'vero valde elonga- tum fere pedalem. Sepala sex, elliptico - oblonga, acuta, integerrima, extus sericeo - pubescentia intus glabra, tenuiler nervoso - striata, sulphurea. Sia- mina plurima, pluriseriata; /lumenta extima ab- breviata sterilia, interiora Aliformia, glabra; anthe- rae longae, obtusae. Oraria plurima, oblong3 hirta. Siyli subulati, sericeo - hirti, versus Sigma subulalum plerumque aduncum glabriusculi, Car- pella caudata congenerum,

» Creseit frequenlissima in Sibiriae pratis aridis circa Omsk. 2L.

Recedit ab 4, ‚patente foliorum segmentis mul- tipartitis, lobis angusie linearibus, ab „4. dahurie@ foliorum segmentis omnibus sessilibns et loris 0- lore, ab „4. Nuttaliana segmentorum sessilium 10- bis breviaribus, flore majore sulphureo,

375

2. Ueber Gymnosporangium juniperinum;, von Hrn.

Dr. Nees v. Esenbeck d. |,

ich hatte in diesem Frühling Gelegenheit, das Gymnosporangium in dem bolan. Garten iu sehr schönen Exemplaren zu beobachten, wobei mir fol- gendes der Mitiheilung werth schien: Die Gattung Gymnosporangium mufs, wie auch bereits Link und Fries in ihren neuesten mycologischen Werken ge. than haben, ohne Zweifel als eine eigene von Po- desoma verschiedene Gattung betrachtet werden,

Bei der ersteren ist ein sehr weiches gelatinö- ses durchsichtiges structurloses Stroma vorhanden, an dessen Rande sich die mit den fadenförmigen Anhängen versehenen zweilächrigen Sporidien (spo- ridia caudata) finden, dieses sehr saftige Stroma schrumpft beim Trocknen fast ganz zusammen,

Bei Podisoma ist das Styroma viel fester, mehr fleischig lederartig, so dafs es beim Trocknen nur wenig von seinem Umfang verliert und besteht ganz aus den fadenförmigen Anbängen der Spori- dien, Deshalb ist diese Gattung, die eigentlich kein Stroma hat, mehr der Zuceinia unter den Comio- myceien verwandt, während Gymnosporangium eben: so gut den Zhermellinen zugezählt werden könnte.

Was die Arten dieser Gattung anlangt, so muls ich: zwei auf Juniperus wachsende Arten unterscheiden:

1) G. juniperinum: sessile, gelatinoso - pulposum, suborbienlatum plicato-erispum Davum.

Tremella juniperina Pers, Syn. p. 625. PPulfen in Jacg. Coll. 2. p, 173,

Nees v, Esenbeak: Syst, der Pilze tab. 2. fig. 23

Hab. in Junip. communi (mare).

57%

2).@. conicum DeCand. gelatinoso - pulposnin, conicum subcompressum obiusum luteo - fulvum. DeCand. Fl. ir. n, 578.

Hab, in ramis Junip. Sabinae,

Diese Art unterscheidet sich von der vorler- gehenden auf den ersten Blick durch ihre Gestalt; sie stellt kegelförmige zusammengedrückte elwäs runzlige stumpfe 6-10 Linien lange, und nur bis fünf Linien breite Körperchen dar, die ringsum an den Aesten hervorbrechen, während die erste Art eine runzlige gefaltete die Zweige umgebende Haut bildet, Beim Trockuen legt sich diese als eine dünne gelbe Hant fest an den Zweig an, wäh- rend das G. eonicum in Gestalt kleiner hervorra- gender brauner Spitzchen erscheint. Dabei sondert sich bei beiden Arten in reichlicher Menge ein gold- gelbes Pulver aus, welches der Inhalt der zweiläch- rigen Sporidien ist, die also auch hier, wie bei den einfachen Gattungen der Coniomyceten als Aggıe- gate kleinerer Zellchen in einem gröfseren erschei- nen. Das Gymnosporangium ist also eine derjeni- gen Gattungen, die, bei einer natürlichen Anord- nung, welche die Wiederholung verwandter Ge- stalten auf verschiedenen Stufen der Ausbildung dar- legen soll, den Systematiker in einige Verlegen- heit setzt, ob eie nämlich die Stelle der Zremelli-

nen unter den Coniomyceten oder umgekehrt die .

der Coniomyeeten unter den Tremellinen einneh-

men soll? Ich würde mich für das lelztere enl- scheiden.

4

un

I. Botanische Notizen Botanische Notizen aus England und Schweden,

Hookers größere Abhandlung über die Pflan- zen, welche der Kapitain Parxy von seiner zwei« ten Reise mitgebracht hat, ist als ein Supplement zu dieser Reisebeschreibung gedruckt, nber noch nicht erschienen, indem die Abhandlung, welche die astronomischen Beobachtungen enthält, noch nicht vollendet ist.

Die Beschreibung der merkwürdigen Pilanzen von der Prince of Wales Insel hatte Hooker für die Schriften der Gartengesellschaft bestimmt, aber später gebeten, sie nicht abzudrucken, indem sein Freund Wallich, in Calcutta diese Insel auch ber reist und dieselben Pflanzen gesammelt hat, und nun mit der Herausgabe einer Zora indiea beschäf- tigt ist, in welcher er dieselben beschreiben wird. Das gleichzeitige Erscheinen zweier die Beschrei-

. kungen der Pilanzen eines Landes enthaltenden Wer-

ke würde nur zu Milsverständnilsen und zur Ver- mehrung der Synonymik geführt haben; es verdient daher das bescheidene Zurücktxeten Hookers al- len Dank, und zur Nachahmung empfohlen zu werden.

Kapitain Scoresby, der Wiederaufinder der Ostküste von Grönland, dex uns mit einer ao Lrefllı- chen Beschreibung des Wallfischfauges erfreut hat, bat das Seefahren aufgegeben und ist Geistlicher geworden.

Von Dr. Richardson sind Nachrichten aus dem arclischen Amerika eingetroffen, 'und seine

376

Freunde erwarten ihn im bevorstehenden Sommer zurück, Um dieselbe Zeit erwarlet Hooker sei- nen Freund Seouler aus Columbien, und Douglas über Land zurück. Einen kenntnifsreichen Bota- niker hat Hooker in das Innere von Afrika ge- sandt, und hofft, dafs er glücklicher zurückkehren werde, als die früheren Reisenden in dieses Land. Ausserdem hat derselbe noch vorzügliche Sammler in Westindien, Südamerika, aul dem Cap der guten Hoffnung, in Neustdwallis, auf Mauritius und Ma- dagascar.

Walker- Arnott, der gründliche Mooskenner, hat, nachdem er im vorigen Sommer die Pyrenacen bereist hat, den Herbst in der Schweiz nnd Italien zugebracht; und so eben ein neues System der Moose in Paris herausgegeben, das seine Kenntnißse in diesem Zweige der-Botanik und seinen Scharfsinn in gleich hohem Grade bekundet; wir werden künftig darauf zurückkommen.

Hooker hat einen Katalog der Pflanzen des, unter seiner Direktion stehenden, botan, Gartens ZU Glasgow herausgegeben,

Lindley arbeitet noch ununterbrochen an sei- nem Werke über die Orchideen, und wird eine Ue- bersicht davon, nämlich eine Synopsis der Genera und Speoies nächstens herausgeben. ,

Robert Brown arbeitet an einer Abhandlung über die von dem Major Denham und Kapitain Clapperton aus Afrika mitgebrachten Pflanzen.

Die Alora Nepalensis von Don nennen ungere englischen Correspondenten ein miserables Werk,

rn

077 und sagen, dafs Don die von Kapitain Hamilton mitgebrachten Pflanzen beschrieben habe, olıne den- selben defshalb um Erlaubnifs zu fragen. Lind ley hat sich auch über dieses Werk in dem Botanical Begisier geäussert,

Wahlenbergs Zora Sueciea ist noch nicht erschienen, jedoch beinahe ganz fertig.

Agardh theilt mir folgende Neuigkeiten aus Nordamerika mit, die er von einem dorligen Freun- de erhalten, Von Bigeluns Zora Bostoniensis er- scheint eine zweite sehr vermehrte Auflage, Bar- tens Flora Amer. Sept, hat mit der 37. Nro, und 120, Plalie aufgehört, die Abbildungen in derselben sind sehr tren, aber der Text ist nicht zu loben, Einige botanische Abhandlungen finden sich zer- strent in Sillimans Journal, in the Annals of Ihe Lyceum of Newjork, und in dem Journal of the Acad. Scient. of Philadelphia etc. -—

Die Flora of Georgia and South Carolina by Mstr. Elliott ist endlich fertig, Msir. Nutall’s längst versprochene Continuation towards a we- siern flora of the United States ist noch nicht her- ausgekommen und wird in der Transactions of the «imerican Philosophical Society erscheinen, Der erste Theil von Teury’s Zora of the northern and middle Sections of the United States war so eben erschienen, und der Verf. arbeitete an dem zweiten Theile, nach dessen Vollendung er die Heraus- gabe einer General flora of North - America vor- nehmen wird.

Hoxnschuch,

978

Pflansen - Uebergänge.

2, Zu den Beobachtungen, welche uns Hr, Dr. Hegetschweiler (M. s, in Nr. 5. der Flora d. J. 5, 70. u, fl.) über die Veränderlichkeit der Pllan- zenformen in den [heilen sowohl, als auch selbst im Ganzen nach der Verschiedenheit der Standörter mitgetheilt hat, dürfte nachstehender ein Beitrag nicht ganz ohne allen Werth seyn.

Auf meinen Wanderungen zu meiner Ausbil- dung für meine Bestimmung, das Berg- und Hülten- wesen, kam ich im Junins (d. J. 1787 auch nach Rauschenberg, um die merkwürdigen Grubengebände dieses wegen seinen reichen Erzanbrüchen einst 50 berühmten Gebirgszuges zu besuchen, Von der am Fufse desselben liegenden Amtswohnung und Schmelz- hütte führet der Weg anfänglich durch ein enges Thal gegen Süden, und dann in westlicher Rich- tung über das sehr steile nördliche Gehänge hinauf. - Wie hoch ich gestiegen bin, kann ich nicht sagen; aber diesh weils ich, dafs ich, ohne mich irgendwo lange zu verweilen, bei meinem ergiebigen Schritte nahe an 4 Stunden bis zur höchsten Grube zubrach- te, und über melırere Schneefelder gehen mufste, welche in manchem Jahre nicht ganz verschwin- den, Schon im Thale bemerkte ich sehr üppis wuchernd eine Menge von einem Zrigeron, welches ich zwar wegen der Eile und des Zweckes meiner Reise nicht methodisch untersuchen konnte, aber nach dem Totalhabitus und wegen dem Umstande, dals dazumal ausser Z, canadense in Deutschland vonst kein anderes bekannt war, olıne weiters für

2

379

E. aere erklärte. Die Stelle ist ziemlich offen, wird aber im Winter gar nicht, im Sommer nur einen kleinen Theil des Tages über von der Sonne bes schienen, und ist sowohl delswegen, als wegen des durchströmenden ofı anstretenden Gebirgsbaches im. mer ziemlich feucht; der Grund besteht aus fellem mit Kalkerde yemengten nicht bedeutend tiefen Hu-. mus, welcher auf Kalkschotter aufgesghwemmt ist, Bei Weitem die meisten Pflanzen awreichten eine Länge von melır als ı & Schuhen, alle trieben ober- halb der Mitte des Stengels häufige Aecste und wa-

ren reichlich mit grofsen Blumen und saftvollen

Blättern besetzt. Mir fielen sie darum noch vorzüg- lich auf, weil ich sie in den kalkigen Gegenden Bayerns nur selten, vereinzelt und verkümmert zu sehen gewohnt war, Ich war daher neugierig, ob sie mich ferner und wie weit auf meiner Wander- schaft begleiten würden,

Eine nicht unbedeutende Streeke hinan (viel- leicht den 4ten bis 3ten T’heil) bedeckten dazumal Fichtenwaldungen, mit wenigem Laubholze gemischt, noch das Gehänge, Eben so hoch und wohl auch noch darüber hinaus stieg dieses Zrigeron im Schat- ten und auf freyen Plätzen den Abhang hinauf, aber bald war seine Gestalt merklich verändert, Ich werde am deutlichsten seyn, wenn ich in allen Thei« len die Extreme zusammen stelle. Nach und nach nahm seine, Höhe bis auf kaum 3 oder 4 Zolle ab; die Anzahl der Aeste und Blumen verminderte sich in dem nämlichen Verbältnifse, so dals zuletzt nur «ine einzige Blüthe an der Spitze des astlusen Stengels

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erschien. Die Gröfse der Blüthen hatte sich gegen jene des Thales zwar ebenfalls etwas verringert, war aber doch immer noch viel ansehnlicher, als bei denen des flachen Landes. Dals sich die Gestalt .der Blätter wenigst an manchen Pllanzen so wesent- lich, als ich itzt weils, verändern könne, war mir zu jener Zeit unbekannt; darum kann ich nur an- geben, dafs sich mit der zunehmenden Verkürzung des Stengels am Grunde desselben eine fiose von Wurzelblättern allmählig deutlicher sammelte.

Von nun an mufste ich meine volle Aufmerk- samkeit den bergmännischen und geognostischen Beo- bachtungen widmen, und die Botanık delswegen verabschieden. '

Aehnliche Veränderungen, ich möchte sagen, Uebergänge habe ich späler in andern Gegenden die- ser Alpengebirge an Zrunella grandijlora in P, vul- garis und an Ewuphrasia salisburgensis in B. aflici- nalis vielfältig und unter sehr verschiedenen Um- ständen beobachtet, Doch blieb sich Zarnassia pa- lustris, welche auf den Vor- 'und Mittelalpen schon im Julius, oft im Junius blüht, standhaft gleich und

mit jener der sumpfigen Ebenen, welche da im Au- gust und September hervorkommt, einerlei.

Noch mufs ich mich bei dieser Gelegenheit ei- ner und der andern bötan. Bedenklichkeiten entle- digen, welche mich schon seit geraumer Zeit beun- ruhigen, und mir hieher zu gehören scheinen.

Nach den ältesten, wie nach den neuesten Dia- gnosen nnd Beschreibungen zu urtheilen, bedeckt besonders in den sandigen Gegenden der ober-

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pfälzischen Flötzgebirge, namentlich auch um Am- berg, Soleranthes annuus ganze Fluren,’Scl, perennis weit ausgedebnte Haiden als wabres Unkraut. Durch einen Zufall aufmerksam gemacht, babe ich seit Jahren mit allem Fleifse beide Arten beobachtet, Ich konnte dies um so leichter und mit desto grös-. serer Zuverläßsigkeit, da ihre Standörter. vielfällig ganz dicht aneinander gränzen, oder sich vielmehr ineinander verlieren, Immer salı ich zwar, und vorzüglich in warmen trocknen Sommern und auf olfenen sonnigen Plätzen, Sch, perennis früher blü- hen und verwelken, als Sel, annuus; allein gegen den Herbst hin fand ich auch immer die eine, wie die andere bis in die Wurzel abgestorben, und im Frühling aus dem Saamen entstehen. Wenn ich die Wurzeln auch noch so genau betrachtete; so ver- mochte ich doch nicht, irgend einen bedeutenden Unterschied derselben, am allerwenigsten. aber ein Kennzeichen der Perennität zu bemerken. Ja! woll- le man aul solebe nach der grölsern oder geringern Kraft schliefsen, welche man anwenden mufs, um die Individuen dieser oder jener Art aus der Erde

' zu ziehen; so würde. .man eher die Wurzel des Scı,

annuus als perennirend annehmen müfsen. Noch mehr! Die Beete der alljährlich bier zunebmenden Neubrüche und selbst älterer Aecker laufen häulig ohne Berainung in das anstossende unbebaute Sand- land hinaus. Auf jenen kömmt ausschlielsend nur Sol, annumus, auf diesen Sel. perennis vor. Längs der Markscheide kann man die stufenweisen Ueber- Bänge aller Merkmale, auf welche man die Ver-

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schiedenheit gegründet hat, aus der einen in die an- dere Art so ausgezeichnet beobachten, dafs dem Un- befangenen kaum ein Zweifel mehr übrig bleibt, um beide Arten, trotz ıhrer anscheinenden Selbst- ständigkeit, in Eine zu vereinigen, Dadurch allein dürfte es auch erklärbar werden, warum man auf lange schon verlafsenen Aeckern, und nur auf die- sen, Sel, annuus und Sel. perennis untereinander ge- mengt, und endlich den letzten ausschlielsend an- trifft, Nur in der felten und magern Beschaffenheit des Bodens muls man auch nach meiner Meinung den Grund suchen, warum man in einigen Gegen- ‚den den Sc}, perennis nie oder selten, und dagegen anderwärts in solch grofser Menge findet,

Diese Beobachtungen scheinen mir jene über ‚Anagallis coerulea und umgekehrt, auf eine be- zchtenswerthe Weise zu beleuchten,

In den eben genannten Gegenden wächst eben so häufig eine Jasione, welche die bewährtesten Bo- taniker (z. B. Schrank bayr, Fl. Nr, Aıı,) ala J. montana erklärt haben, Nun soll aber diese Pflanze nach Persoon (Synops.), Smith (comp. fl. britan« von Hoffmann) n. a. ein Sommergewächs seyn, und die in der ganzen Oberpfalz vorkommende hat durchgehends eine perennirende holzige Wurzel, welche in jedem Frühlinge regelmäfsig Blälter und Blüthen treibt, folglich in dieser Hinsicht J. peren- nis wäre. Alsdann kenne ich J, montana wicht. Ich sollte mich daher nach den Regeln der Klug- heit von aller Befassung mit selber enthalten, Doch wird mir zu bemerken erlaubt seyn, dafs die hie-

lan ne

aa mn en U nn nn

385 sige Jasione ührigens je nach Standort und Jahres- zeit u. 8, w, bald alle Kennzeichen der J, montlana, bald alle der J. perennis hat, dazwischen aber un- zählige Uebergänge zeigt. Ob es wohl so unge. reimt wäre, zu denken, dals jene J. montane die erstjährige Saamenpflanze sey? Beobachtungen habe ich darüber noch nicht gemacht,

Amberg. v. Voith,

I. Berichtigungen

Mit Bezug auf Flora 1826. Nr. 15. möge hier die Bemerkung eine Stelle finden, dafs für die Gat- tung Zutchinsia Agardh Spec. et Systema Algar. von Greville in der Scottislı eryptogamic Flora. Nr. XVIIL t. go, schon vor einiger Zeit der Name „Polysiphonia“ gegeben worden ist. Vergl. Flora 1825, Nr. 56. p. 566, BR

Hl. Ankündigung

Se, Maj, der Kaiser von Oesterreich haben be- foblen, dafs von denen durch die österreichischen Naturforscher in Brasilien gesammelten Naturschä- zen, welche in den brasilianischen Sammlungen all- hier aufgestellt sind, die neuen und seltenen Gegen- stände zum Nutzen und zur Erweiterung der Wissen- schaften bekannt gemacht werden sollen, Der An- fang wird mit der botan, Abtheilung unter der Re- daction des Hrn, Dr, Pohl, eines der naturforschen- den Reisenden jener wissenschaftlichen Expedition,

gemacht werden. Die grofsmüthige Unterstützung t. Majestät, und der reichhaltige Vorraih der Samm-. lungen au neuen Pflanzen, gestatten eine Auswahl, die mit den verschiedenen, bereits fiber Brasiliens Pilanzen erschienenen Werken in keine nahe Be- führung kommen, vielmehr jene ergänzen wird.

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Das Werk erscheint unter dem Titel: Plantarum Brasiliae Icones et Deseripliones hactenus ineditae. Der Text ist in lateinischer Sprache abgefalst, die Pilanzen - Umrisse in natürlicher Größse von einem geübten Künstler, nach den getrockneten Exempla- ren in Stein gravirt, die Gattungs-Charaktere durch eine geuaue Zergliederung angegeben. Die Heraus- gabe erfolgt Heitweise, jedes Heft enthält ungefähr g9-—- ıo Bogen Text mit 25 Tafeln; vier Hefte bil- den einen Band. Das Heft auf klein Folio Velin- Druckpapier mit schwarzen Abdrücken kostet 61l. C. M. netto. Auf grofs Folio Velin mit rein illum. Abbild, 30 fl. C,M. netlo. Diese letzteren werden nur auf voransgegangene Subseription verabfolgt.

‘Titel, Vorrede und die Namen der HH. Subscriben-

ten, werden mit dem vierten Hefte ausgegeben. In dem k. k, brasilianischen Museum allhier, Johannis- Gasse, Nr. 972, zweiten Stock, werden vom 1. Aug. d. J. anfangend, von g bis ı2 Uhr Vormittags, die Hefte der kleineren und wohlfeileren Auflage gegen baare Bezahlung abgeholt werden können; anf die Pracht- Aulage wird ebenfalls daselbst subsceribirt, und diese am ı. Sept, allda ausgegeben. Die aus- wärligen HH, Liebhaber wollen sich defshalb an ihre Kommissionäre, oder an Buchhandlungen wen- den, da sich die Direktion weder mit einer Versen- dung, noch Correspodenz: befassen kann, Wer 10 Exemplare zusammen abnimmt, erbält das eilfte um- sonst, Sämmtliche Hefte werden in cartonirten Um- schlägen abgegeben. Ueber die flerausgabe der Reise in das Innere von Brasilien, durch die Kapitanie von Rio Janeiro, Minas Geräes, Goyaz etc, die €1- nen Weg von 1800 deutschen Meilen umseblielkt, und in zwei Quart- Bänden mit Porte - feuilles in Quer-Folio erscheinen soll, wird eine eigene An- kündigung nachfolgen, sobald man im Stande seyn wird, den Zeitpunkt ihrer Erscheinung zu beslim- men, der durch den Stich der von dem bekannten Künstler Hrn. Ender an Ort und Stelle entworle- nen Zeichnungen bedingt wird, Wien den ı, Mai 1826,

Bun:

Erste Beilage

zur Flora

oder

botanischen Zeitung 1826.

Erster Band

Bruchstücke aus dem Tagebuch einer naturhisto- rischen Reise von Prag nach Istrien; von dem‘ Herrn Grafen Caspar von Sternberg,

D. steyerischen und kärnthnerischen Alpen, so wie der Karst und die Umgebungen von Triest, die Sco- poli, Wulfen, Host, Hoppe, Hornschuch,

Bernhardi, Sieber, Martens, Bartling

und mehrere andere Naturforscher bereist haben, sind. in nafhrkistorischer Hinsicht schon so bekannt, dafs ' es überflüssig scheinen könnte, das wissenschaftliche Poblikum mit einem neuen Reisebericht: über diese Gegenden heimzusuchen. ' Allein abgesehen, dafs über manche von Scopoli und Mulfen aufgeführte Pflanze noch heute Ungewifsheit herrscht, dafs die Reisenden in verschiedenen Jahreszeiten, auf anderen Wegen in das Land traten, und die Natur reich ge- aug ist, um einem jedeh der sie genau untersucht, noch etwas Neues darzubieten, liegt wohl auch in jedem Reisenden etwas Eigenthümliches in der Art, die Gegenstände aufzufassen und darzustellen, das eine nene Ansicht hervorzurufen geeignet ist, Auf j 1

2

diese Betrachtungen gestützt, sey es also gewagt, eini- ges aus meinem Tagebuch auszuheben,, das den Na- turforschern, welche diese Gegenden zu besuchen ge- denken, zum Unterricht, jenen, die sie nicht errei- chen können, zum Vergnügen dienen kann.

6. T. Reise von Prag nach Grätz, (18 23. Juni.) Drei Meilen von Prag beginnt die mächtige Gra- nit-Gneifs-Formation, die von Westen nach Osten, ‚an der Donau von Donaustauf bis gegen Wien, von Norden aach Süden, von Stirzim bis jenseits Linz fort- läuft. Die Höhen der Berge und Hochebenen, die man in der Gegend von Freistadt ersteigt, erreichen die Höhe von 500 Toisen kaum, und die Vegetation ist in diesen einförmigen Gebilden besonders in tro- ckenen Jahren sehr dürftig. Am südlichen Abhange gegen die Donau bei Linz ist die Abdaehung sehr steil, und die Vegetation wird üppiger; da aber das Land sorgfältig bebaut wird, 'so erscheint nichts Sel- tenes in dem Bereich des Reisenden. Unmitielbar bei Linz überspringt das Granit- Gebirge die Donau und verliert sich unter der Aufschwemmung im Fluls- Gebiete der Traun und der Donau, gleich wie das entgegenstehende Kalk-Gebirge der Alpen durch die Aufschwemmung im Flufs- Gebiete der Steyer und Ems überdeckt wird, ohne dafs die gegen” seitigen Verhältnisse dieser beiden so mächtigen Ge birgs-Züge dermalen mehr zu erkennen sind, die sich einst in der Tiefe des grofsen Sees begegnelen, den diese vier Flufs-Gebiete bilden mußsten, bevor die Donau die Granit- Wände durchbrochen hatte.

ne

3

Von Steyer, wo man die Ens überschreitet, führt der Weg bald hoch am Gebirge, bald am Ufer des Flufses durch die zwischen 500-700 Toisen Höhe wechselnden Vorberge, nach Altenmarkt. Das ganze Ensthal scheint einst mit Nagelflühe ausgefüllt gewe- sen zu seyii. Sie erscheint zuerst gleich jenseits Steyer am rechten, später an beiden Ufern des Flufses und füllt all ehemaligen Spalten und Höhlen des Gebir- ges aus. Sie ist jener von Oberbaiern, Salzburg und der Scliweitz sehr ähnlich, besteht gröfstentheils aus abgerundeten Geschieben, vorn dem „& Theile dem Kalk des Gebirges, ein Zehntheil aber der Kieselreihe angehören, und unter diesen finden sich Breccien; das Binde-Mittel ist Kalk, und wenn sich dieses auflöfst, rollen die Geschiebe in die Thäler und Flüfse, die sie mit Gerölle und Grant erfüllen, hinab. Die Erscheinung der Kiesel-Gebilde mitten in der Kalk- Formation ist auffallend; sollien die grofsen Seen vor dem Durchbruch der Flüsse eine Art Ebbe und Fluth gehabt haben, durch welche die Trümmer der nörd- lichen Kiesel-Reihe in diese Schluchten eingeschwenmt worden wären? Nächst dieser Nagelfluhe ist noch ein zweites Conglomerat vorhanden, das einer ganz andern , wahrscheinlich viel spätern Zeit angehört, Dieses bestelıt aus durchaus scharfkantigen Kalktrüm- mern, wie sie die Auflösung des Kalk-Felsens er- zeugt, die nie abgerollt oder geflutet wurden; es ist minder mächtig, überdeckt die vorspringenden Felsen- Massen, und exfüllt auch die geringeren Spalien; dieses letztere habe ich auch später in dem Jurakalk, selbst

auf dem Monte - Maggiore angetroffen, nie das erstere. 1%

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Dafs diese Gebirge schon zu dem subalpinen Bezirk gehören, davon kann man sich auch in den Thälern überzeugen, ohne nöthig zu haben, die Berge zu be- steigen, indem der Weg von ‚Anthericum Liliago, Silene alpestris, Saxifraga Aizoon, Euphorbia amygdaloides,, Potentilla caulescens, Betonica alopecurus, Cnicus defloratus und Erisithales &c. begränzt wird.

Auf dem Wege von "Altenmarkt über Hufelau nach Eisenerz tritt man in eine höhere Gebirgsreihe ein, die wohl auch einige ihrer vegetabilischen Bewohner in die Thäler herabsendet,, wie. Aihamanta Cervaria, Thy- mus alpinus, Cardamine resedifolia, Geranium phaeum &c., die eigentlichen Alpen-Pflanzen lassen sich aber von ihrem hohen Throne nicht so tief herab.

Licbe schwärmt auf allen Wegen, Treue wohnt für sich allein. Liebe kömmt uns rasch entgegen: Aufgesucht will Treue seyn.

Eisenerz mit seinem Erzgebirge bildet gleichsam eine Insel, die von dem höheren Kalk-Gebirge um säumt wird, Die Erscheinung eines Porphyrartigen Gebirges, auf welchem ein ganzer Berg spätigen Eisen steins mit einem begleitenden Schieferthon ruht, den man durch einen Tagbau oder Abraum gewinnen kann, der seit 500 Jahren alle Eisenwerke der Umgegend in Umtrieb erhält, und eben so lang noch erhalten kann, ist gewils eine Bewunderung erregende Erscheinung. Von Vordernberg an bis an die Murr fällt das Gebirg wieder ab, und in dem erweiterten Flufsgebiete der Murr von Leoben bis Grätz wechseln freundliche

Een

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Bilder ländlicher Gegenden, denen nur zuweilen her- vorragende Kuppen höherer Alpen zum Hintergrunde dienen.

$. IL ‚dufenthalt in Grätz, Ekxcursion auf die Lantscher- Alpe, (24 Jun. 2. Jul.)

Meine ersten Schritte richtete ich nach dem Jo- hauneum, das ich seit ıı Jahren nicht mehr gesehen hatte. Dieses Institut hat sich in dieser Zwischen- zeit bedeutend erweitert, und seine praktische Ten- denz deutlich ausgesprochen. Der von Prof. Moos zuerst nach seinem System aufgestellten oryctognosti- schen Sammlung, die vorzüglich schöne Exemplare seltener T'ossilien besitzt, wurde eine geoguostische Sammlung mach den Kreisen, und eine technische Sammlung vaterländischer Fossilien zugesellt. Der Kustos, Hr. Prof. Anker, besitzt die leidenschaftliche Vorliebe für sein Fach, ohne welche das naturhisto- rische Wissen selten gefördert wird. In der geogno- stischen Sammlung kann man sich überzeugen, dafs in Steyermark die Formation des Grobkalks schr be- deutend ist, und alle in diesem Lande vorkommenden Kohlenlager, deren bereits 55 erschurft sind,-sowohl die Pechkohlen des Murrthales, als die verschiedenen anderu Arten von Braunkollen, zu den Ligniten ge- hören; denn sämmtliche Pflanzenabdrücke, die dabei gefunden werden, sind Blätter dicotyledoner Bäume jetztwelilicher Pflanzengattungen, Schilf oder Gras- Stengel. Der botanische Garten wurde vergrössert, und neue Glashäuser gebaut; die Pflanzensammlung ist noch. wie vormals in verschiedene Elerbarien abge-

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theilt, was für die Benützung nicht vortheilhaft ist Für die Bibliothek wird dermalen ein nenes zweck- mäfsiges Lokal erbaut; die Bücher sind vorläufig geord- net und ein dreifacher Katalog darüber verfafst, ein Namen-Katalog, ein Katalog nach den Materien, in welchem sorgfältig der Inhalt eines jeden einzelnen Bandes eingetragen ist, und ein Aufstellungs- Katalog nach den Nrn. mit Beziehung auf den Materien -Ka- talog; sehr nützlich zu einer geschwinden Revision“ der Bibliothek. Von vorzüglichem Werth ist das Archiv, dem ein für sein Fach geborner Archivar in der Person des Hrn. Partinger vorsteht, Die Urkunden-Sammlung reicht zwar nur bis in das eilfte Jahrhundert zurück , sie ist jedoch zahlreich und wohl geordnet, und mehrere Familien und Klöster haben ihre sämmtlichen Urkunden dort niedergelegt. Das Archiv eriheilt Abschriften, die selbst in Rechtsstrei- tigkeiten bei den Behörden vollen Glauben erhalten: Alte Münzen, Curiosa werden ebenfalls hier aufbe- wahrt, und für die Römischen Ueberreste soll eu eignes Lokal ausgemittelt werden. Eine Produkten- Sammlung mit besonderer Rücksicht auf die Gewerbe und Manufakturen des Landes, die sich an die Acker- bau-Gesellschaft anschliefst, bildet: ein umschlossenes Ganze, und bietet dem Lande, besonders mittelst der Generation, die sich bei diesen vermehrten Hilfsmit- teln herauf bildet, einen unübersehbaren Vortheil, den es ganz ausschließslich dem erhabenen Genius Sr. kaiserl, Hoheit des Herrn Erzherzogs J ohann verdankt.

Das Wiedersehen von Em. Dr. v. Vest, mit

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dem ich vor ı7 Jahren die Kärnthner Alpen besiieg, führte natürlich auf den Gedanken einer Alpen -Ex- cuxsion ; glücklicher Weise traf diese Idee mit dem schon früher ausgesprochenen Wunsche-des Hrn. Gonverneurs Frhrn, von H artig zusammen, und wurde daher unverzüglich ausgeführt. Zum Ziel des- selben wurde die leicht zu besteigende, pflanzen- reiche Lantscher Alpe gewählt. Die Gesellschaft be- stand aus dem Gouverneur Frhrn. von Hartig mit seiner Gemahlin, der Gräfin Athems geb. Gräfin Zychi, Hrn. General, Fürsten vonHohenlohe, dem Landrechts - Präsidenten von Arbter, Dr. von Vest, seinem jiingeren Sohn und mir. Man falır bis Sonnleiten, und stieg von da auf zwar steilem, aber sonst wohl gebahntem Wege herauf bis zu der Teich- Alpe, ‘wo die Gesellschaft eine Herberge fand, die, weil man das Nachtmahl in dem Ofen bereitete, so durchgeheizt war, dafs man auch bei offenen Fen- ‘stern darinn nicht aushalten konnte. Wir flüchteten uns daher in die Gesindstube, wo wir in der Mitie von zahlreichen Zuschauern der Alpen -Bewohner unser Nachtmahl einnahmen. Die in den Alpen - Woh- nungen gewöhnlichen Unbequemlichkeiten liefsen die Damen, die ihr Nachtlager auf dem Efstisch auf- geschlagen hatten, wenig Ruhe geniefsen, und wir ‚hatten in der locker zusammgefügten Heuscheune » die uns zum Nachtlager besiimmt war, mit dem Wind zu kämpfen, der ein nächtliches Gewilier her- beiführte. Der Morgen war indefs wieder heiter, die ganze Gesellschaft erhob sich froh gestimmt von dem schlechten Lager,

und drinnen walten

die züchtigen Frauen

und regen ohn’ Ende

die fleilsigen Hände uns einen guten Kaflee zu bereiten. Durch diesen Labetrunk gestärkt, begannen wir unsere weilere etwas beschwerlichere Reise in die Region des Knie- holzes und trafen nach drei Stunden auf dex höch- sten Spitze derLantscher Alpe (5308°) bei der Trian- gulirungs-Pyramide ein, Hier entfaltete sich vor un- seren Augen ein ganz herrliches Schauspiel; (die un- geheure Alpenkette vom Sömmring über Mariazell bis an den Grofsglokner lag im rosigen Licht der Morgensonne vor uns ausgebreitet, indefs in den Thä- lern, die das nächtliche Gewitter getroffen halte, dicke Nebel, gleich Mecreswogen, sich ballten, und durch die von den Bergwänden abprallenden Son- nenstrahlen in einer beständigen Bewegung erhalten wurden, Der reinste Aether zeigle uns die cyanen- blaue Decke über uns in dunklerer Farbe. Die süd- östliche Aussicht unter dem Sonnenstrahl war zwar minder deutlich, doch konnte man das sich stufen- weise erhebende Kärnthner Gebirg wohl ausnehmeu; und manchen alten Bekannten darunter erkennen. Die Damen, welche zum erstenmal die Alpenwelt von einem so hohen Standpunkte begrüfsten, koun- ten sich nicht satt schen, und erfreneten sich auch gar sehr über die herrlichen Alpenblumen, die der Sohn des Dr. v. Vest aus Schluchten und Felsspal- ten mit dem Feucreifer eines jungen Botanikers her- vorhobhlte. Bei Musterung der Gebirge, und dem Be-

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‚mühen sie zu erkennen, wurde uns auch die Nach- richt mitgetheilt, dafs der großse Thürstein ober Schlad- ming, dessen Höhe ich vor 17 Jahren vergeblich zu erreichen versuchte, im entwichenen Jahre wirklich erstiegen worden sey; eine Begebenlieit, die mir merkwürdig genug zu seyn scheint, um sie hier ein- zuschalten,

Der grofse Thürstein, der die Gränze zwischen Oesterreich, Steyermark und Salzburg scheidet, steht an dem äufsersten Eude eines Schneefeldes, welches 3ooo Wiener Quadrat-Klafter ausmacht, und schlech- terdings überstiegen werden mufs, um ilın zu errei- chen. Se. kaiserl. IIoheit der Erzherzog Johann von Öcsterreich war einst am weileston darauf vor- gedrungen, bis ihn unübersteigliche Spalteu den \Weg

‚versperrten; mich haite im Jahr ı814 Sturm mit

Schneegestöber zurückgedräugt. Bei Gelegenheit dor Katastralmappirung schien dem zu diosem Zweck nach Schladining abgeschickten Lieutenant Mikich vom gten Gränzregiment dieser Puncet zu seiner Arbeit un- entbehrlich; er bewarb sich tkätig um einen külnen Bergsteiger, Jen er endlich nach langem vergeblichen Bemühen in der Person des Schladiniuger Jägers Ja- cob Puchsteiner fand, der sich blofs für den Fall einen Begleiter ausbat, nm, wenn er verun- glücken sollte, die Nachricht davon nach Schladming au bringen. Den 4ten August irat Puchsteiner mit seinem Gefährten Ralkschmidt die Reise an, Überschritt am 5ten das großse Schneefeld, balnte Sich cine Treppe und einen Steg mit ein Paar Holz- Stücken, dio er mitgeschleppt hatte, über den Ab-

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grund, der den Schnee von dem Berge trennt, und kam nach überstandenen unsäglichen Gefahren um 55 Uhr Nachmittag auf den Gipfel des holen Thürsteins (9486°) an, wo er die mitgenommene Stange als Sie- gesmal aufpflanzte. Ganz Schladming war seit 4 Uhr in banger Erwartung auf einem Hügel versammelt, wo Lientenant Mikich sein Instrument aufgepflanzt hatte, um die Aufstellung der Stange zu heobach- ten —- ein lauter Jubel erscholl, als er diese frohe Begebenheit verkündete, die nun bald allen sicht- bar wurde. Nach vollbrachter That kehrten beide kühnen Bergsteiger um; als sie aber zu dem Ab- grund gelangten, gewahrten sie mit Entsetzen, dafs der Steg im Schnee gewichen war, und keine Si- cherheit gewährte; von ihrer Seite war kein neuer anzubringen, auch kein Holz vorhanden. Ohne sich lange zu bedenken, nahm der Jäger seine Kräfte zu- sammen und wagte den kühnen Sprung auf das Schneefeld, das er auch glücklich erreichte, sein Be- gleiter vermochte aber nicht, diesen Entschlufßs zu fassen und gab sich der Verzweiflung hin. Der Jäger versuchte nun den Steg wieder herzustellen, sprach seinem Begleiter Muih zu und brachte ihn endlich unversehrt auf den Schnee. Nun fühlten sich aber beide von der Anstrengung und der Angst so sehr erschöpft, dafs sie das Schneefeld zu liberschreiten nicht mehr vermochten; sie suchten daher eine mit- ton aus dem Schnee hervorragende Felsenspitze 7U. erreichen, wo sie ihr Nachilager aufschlugen, und sich durch Tobackrauchen und Sprechen des Schlafes au erwehren suchten, wm bei ihrer Exrschöpfuns

mn

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nicht zu erfrieren. Am 6ten Morgens überschrilten sie das Schneefeld, und kamen um ı Uhr an die Schweiger-Hütiten am Fejstenker, wo sie sich mit Speise erquickten, und unfähig weiter zu gehen, dem Schlaf hingaben. In Schladming hatte man ihre Rück- kehr am 6ten Abends erwarlet, und alles schwebte in der gröfsten Angst über ihr längeres Aufsenblei- ben desto gröfser war nun der Jubel, als sie, am sten daselbst ankamen, und die schauderhaften Ex- zählungen der überstandenen Gefahren, die ein je- der, der ähnliche Schneefelder besucht hat, für wahr erkennen wird, der sie umlageruden Menge Preis gaben.

Mit schwerem Herzen verliefs die Gesellschaft den schönen Standpunkt, als die immer; höher stei-

gende Sonne zum Aufbruch ermalinte Auf kürze- ' rem und steilerem Wege, für zarte Füfschen ziem-

lich beschwerlich, doch gefahrlos, kamen wir herab zu unseren Wagen; der klarsie Mondschein verherr- lichte unsere Rückreise nach Grätz und vollendete den mannigfaltigen Genufs, den uns dieser schöne Tag gewährt hatte,

Die Lantscher Alpe kann im Verhälinifs ihrer Höhe unter die pflanzenreichen gezählt werden; schon im Heraufsteigen zu der Teich - Alpe stellen sich fast alle subalpinen Pllanzen ein, die man ju dieser Breite in der Waldregion zu finden pflegt; als eigen- thümlich kann indessen blofs die Rosa eretica Tr@t« tinnick angesprochen werden. Sie steht der Rosa villosa und tomentosa sehr nahe, unterscheidet sich blofs durch einen niedrigen Wuchs und durch einen

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besonderen harzigen Rosen- Geruch, der den jünge- ven etwas klebrigen Trieben, den Blättern, so wie den Blumen eigenthümlich ist. Sie hat diesen Geruch auch in dem botanischen Garten des Johanneums bei- behalten, und verdient daher in die Gärten einge- führt zu werden. Der gröfste Reichthum der Lant- ‚scher Alpe beginnet am Kamm und in der Region des Kuicholzes, die selineren Pflanzen aber mufs man in den Schluchten des nordwestlichen. steilen Abhanges suchen, wo Dr. v. Vest die Saxifraga hieracifolia MW.aldstein entdeckt hat. ‘Wir haben diesesmal, wm uns nicht von der Gesellschaft zu trennen , blofs die am Wege vorkommenden Pflanzen beobachlet. An den Bächen der Thäler ist hier wie überhaupt in ganz Steyermark Peltaria alliacea gemein, Myo- solis alpestris, Phyleuma Micheli 41l. oder ellipticum Vill. Androsace lactea in grofsen Ra- sen, Delphinium intermedium, Aconitum Cam- marum und Ehartsbergense, Cineraria longifolia Fl. austriae, mit jener von Hoppe noch zu ver- gleichen, Centaurea montana und Orchis maculata sind Zierden der Woldwiesen. An dem Wege nach der Teich-Alpe, auf dem Kamme der Lantscher Alpe erscheinen : Androsace chamejasme, Corthusa Ma- thioli, Gentiana acaulis, imbricata, ‚Rhododen- dron hirsutum, Saxifraga dizoon, Silene acau lis, Alragene alpina, Cistus alpestris Jac. (oelan- dieus L.), Pedicularis verticillata und rostrata, lelz- tere unmittelbar an der Pyramide sehr klein, mit we” niger geschlitzien Fiederblättern und kürzerem Schna- bel, dafs man sie für P. asplenifolia halten möchte,

um mn mn

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und T’hlaspi alpestre Jacg. Coronillaminima, Hip- pocrepis comosa, Orchis odoralissima flor. albo, 0, viridis, nigra und ß fl. roseo, Ophrys myo- des etc. etc.

$. II Von Grätz über Idria nach Triest. (2. —0. Jul.)

Der Weg von Grätz nach Cilli (Celianum der Römer) führt durch die an Verxsteinerungen reiche Grobkalk- Formation. Der Donnersberg bei Wil- don, der Platschenberg und jener nächst Mohrburg verdienen in dieser Hinsicht cme genauere Untersn- chung‘; später tritt man in die Gneifsgranit- Forma- tion, die aber nicht lange anhält und bei Cilli findet man sich wieder in der Region des Alpen-Kalks (Zech- stein). Das Land an beiden Seiten der Ieerstraßse bestehet iheils aus Weingärten, gebahuten Felderu

‚oder Wäldern, die keine seltenen Pflanzen darbieten,

Ueberhaupt bleibt die Flora einförmig bis in die Ge- send von Oberlaibach, wo die klimatische Yerände- ”ung einen Einfinfs auf die Vegetation auszuüben be- giant; ich verliefs aber hier die gewöhnliche Strafse, um einen Absprung nach Idria zu machen. Rasch gegen den Kamm der Gebirge aufsteigend, traten mir sogleich andere Pflanzen entgegen, B Linum vi. scosum, Lilium bulbiferum auf den trockenen WVie- sen, zwischen den nackten Kalk-Felsen, Rosa arven- sis L., die von hier. bis an das adriatische Meer fortzicht, Malva moschata schr niedrig und mit schr fein zorschlitzten Bläiern an den Ackerrändern, Cyüisus capitatus, Genista sagittalis und virgata,

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welche letztere mit dem C'ytisus ebenfalls bis an das Meer herabgeht, in den Wäldern, wo auch Orchis conopsea und odoratissima erscheinen. Die Strafse ist gut aber schr steil, der Blick in das tiefe Thal von Idria mit seinen zerstreuten Häusern überraschend:

So wie bei Eisenerz in einem weiten Kessel die- ses Kalk -Gebirges, minder hohe Gebirge der ersten Periode der Flöiz-Formätion hervortraten, so er- scheint auch hier und an mehreren Orten, wo Me- talle gefunden werden, ein Conglomerat und der rothe Sandstein, das Erz selbst wird aber von einen eige- nen Schiefer, der sich dem Brandschiefer nähert, be- gleitet eine Uebereinstimmung der Verhältnisse , die eine besondere Aufmerksamkeit verdient,

Neue Hoffnungen eines reichen Scegens sind die- sem Bergwerke durch die jüngsten daselbst getrofle- nen Anstalien wieder erblüht; Mexico’s Gold - und Silber -Minen werden noch lange ihre Vorräthe zur Amalgamation, wie es heuer bereits wieder der Fall war, aus Idrias Gruben hohlen können, Ich kehrte wieder auf die verlassene Strafse bei Pianina zurück. Dieselben Pflanzen begleiteten wrich bis tief in das Thal, wo sich der Alpen-Kalk unter den vorge“ schoberien Hügeln der Aufschwemmung, die aus Ge- rölle uridLehm bestehen, verliert. Ein Rosenstrauchs der wur auf det höheren Bergwänden zwischen 4 500 Toisen vorkömmt, zog allein meine Aufmerk- keit auf sich, Es ist ein mittelmäfsig hohe, Strauch mit hoch rothen Blumen, die zu ı5 20 in einer Trugdolde zusammenstehen. Er wiirde im Garten 88” pflauzt, wahrscheinlich wie die Rosa lurida An-

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drew.; mit welcher er einige Aehnlichkeit hat, 40— 60 Blumen in einer solchen Trugdolde hervorbrin- gen, und eine schr geschätzte und gesuchte Zierpflanze werden. Ich werde sie am Ende mit andern weni- ger gekannten Pflanzen aufführen.

Bei Pianina wird durch die Erscheinung der Iu- rakalk - Formation, die von hier einerseits durch die Julischen und Karnischen Alpen, auf der andern sich durch ganz Istrien bis an das Meer verbreitet, die Landschaft wie die Flora geändert, und die Kul- tur auf enge Gränzen beschränkt. Der nach allen Richtungen zerklüftete, durch Verwitterung gefurchie und durchlöcherte weilse Kalkstein steht auf Hoch- ebenen wie an den Bergwänden entblöfst hervor, we- nige Stauden-Gewächse sprossen zwischen den Felsen- Spalten, und die Frühlings-Flora sammt den Gräsern waren bereits abgewelkt; die Gegend hat ein rauhes, dürfiiges Ansehen. Eine prächtige Kunstsrasse, die nach Adlerskerg führt, und ein Fluls, der aus einer Felsenhöhle hervorschiefst, sind die einzigen Gegen- slände, die dem Reisenden unter diesen traurigen Bil- dern einige Erholung gewähren.

Die Grotte von Adlersberg ist zwar schon von vieler Reisenden besucht und beschrieben worden; ich kanıt sie jedoch nicht ganz mit Stillschweigen über- gehen, da sie dermalen durch die Bemühungen des H. Kreilskassiers Löwengreif unendlich erweitert, durch Brücken, Geländer, Treppen, gebahnte Wege

. allenthalben zugänglich gemacht, auch die Einrichtung

getroffen worden ist, dafs ein jeder Fremder gegen Bezahlung der Lichter, und 45 kr. für jeden Beglei-

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ter sich so viel Räume beleuchten lassen kann, als es ihm beliebt. H. Löwengreif hatte die Gefälligkeit, mich selbst zu begleiten, den ersten Saal, sammt der Brücke über den Fluß, der durch die Grotte flicßst, beleuchten zu lassen, und mehrere Leute mit Gru- ben - Lichtern mitzunehmen, so dafs ich allenthalben die sonderbare Bildung dieser wundersamen Natur- Scenen wahrnehmen konnte, die einem‘ versteinerten Feenmährchen gleichen, und die kristallenen Palläste, die diamantenen Wasserfälle, und all den Zauber in das Gedächtnifs zurückrufen, der unsere kindische Phantasie einst so hoch. beglückte. Säulengänge von milchweifsem Stalactit, mit durchsichtigen, von dem ab- tropfenden Wasser geschweiften oder gefranzten Dra- perien überhangen, zieren die geräumigen Säle, g70* teske Pagoden-Gestalten erfüllen andere Räume, der bald sichtbare, bald unsichtbare Flufs rauschet durch die hlitzenden und strahlenden Wände, deren fun- kelnde Lichter sich in dem Wasser spiegeln und durch die rasche Bewegung des Flufses in einer zitiernden Bewegung erhalten werden. Eiu beständiger W echsel von Scenen hält die Aufmerksamkeit gespannt, SO dafs manolne an Geist und Körper zu ermüden, mit dem höchsten Vergnügen drei Stunden in diesen unterir- dischen Hallen zubringen kann. Hr, Löwengrei hat sich durch diese zum Genufs der Reisenden unler- nonmenen und mit Beharrlichkeit ausgeführten Arbei- ten sehr verdient. gemacht, es ist nur zu wünschen, dafs diese Anstalten stets aufrecht erhalten werden, Die bei Ausgrabung dieser Grote gefundenen fossilen Knochen eines Palaeotlieriums wurden in die Samım- lung

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lung der nautischeu Academie nach Triest geschickt, und von dem Direktor derselben, H,v. Yolpi, be- schrieben und abgebildet.*)

Die Grotte von $, Michele ist nur durch ihren Bewohner, den seltenen Proteus anguinus, merk- würdig. Ich erhielt drei lebende Exemplare, von de- nen zwei bereits in Triest ihren Tod fanden, der dritte blieb mein getreuer Reisegefährte bis nach Prag, wo er noch in dem Museum lebend vorhanden ist. Die Vegetation nächst den Grotten war in einem sehr traurigen Zustande; verkrüppelte Exemplare von Eryn- gium amethystinum, Buphthalmum salicifolium, verdorrte Gräser, und von der gleichfalls verdorrten. Satureja illyrica Host. blofs noch der Geruch vor- handen.

Von Adlersberg bis an den Rand des Triester Kosselthales behält man den Monte-Nanas,*) den äus- sersten der Julischen Alpen, im Gesicht, die Gegend ist öde und aufser einigen krater-ähnlichen Vertie- Jungen, die den Mären in der Eifel gleichen, nur dafs sie statt mit Wasser, mit Weinreben und Mais gefüllt sind, sieht man nichts, als das rauhe Kalk- gebirge, das unter dem Namen der Karst (Carsus der Römer) bekannt ist, von Wolfsmilch (Euphorbia) und der grünen Niefswurz (Helleborus viridis) umblüht.

*%) Ueber ein bei Adlersberg neu endecktes Palaco- Herium von einem Freunde der Natur, Triest 1821.

*%) Die Höhe des Monte-Nanas beträgt nach Schmiedl Bar. mess. 3983 P. F. nach H, Öbrist von Wel- den trigenometrischer Rechnung Aogo W. F.

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Von Sefsana, der letzten Poststation, bis am Rande des Triester- Beckens, trifft man ein einziges Dorf an ohne Flur, und wenige verkrüppelte Eichbäume (Quercus pedunculata und pubescens) , zwischen den hervorstehenden Felsen hie und da trockene Mauern; blickt man über dieselben, so sieht man trichter-ähn- liche Vertiefungen, oder elliptische Thäler, die viel- leicht aus eingestürzten Hölen sich bildeten ; in diese hat der Regen und die Bora (der Boreas der Römer) die wenige Erde zusammengeschwemmt, die einst das Gestein deckte, und die Bewohner haben sie in Wein-, Mais- und Waitzenäcker, oder in Wiesen, die hier durchaus fehlen, verwandelt. Centaurea rupestris Scopoli und C, solstitialis waren beinah die einzigen Pflanzen, die noch in Blüthe standen.

Diesen Charakter behauptet das ganze Karst-Ge- birg bis zu den Niederungen an den Küsten und den tiefer eingeschnittenen Thälern. Man will dieso spär- liche Vegetation dem Jurakalk, der Bora und dem Mangel an Wasser allein zuschreiben, Doch der Fall, wo die Natur an einem gänzlichen Mangel an Vegetation, unter einem milden Himmelstriche Schuld. wäre, ist so äufserst selten, dafs ich auch hier nicht daran glauben kann, sondern vielmehr die Ursache in den Menschen und ihren zahllosen Schaaf- und Ziegen-Herden zu finden vermuthe. Die Erfahrung hat bewiesen, dafs die durch Ermunterung des Kreis- amtes neuerlich gepflanzten Bäume von der Bora nicht umgeworfen wurden; auf dem 'öden Plateau ‘hinter Corgnial haben Bauern kleine Eichen - Gärten ange- legt, die, wie in dem Walde von Lippiza zwar um

[ 19 seren Eichen nicht gleich kommen, doch immerhin Bäume von 30 Fufs Höhe und :2 ı8 Zoll Stamm- dicke hervorbringen. Zuverläßig waren diese Berge zu der Zeit der Römer hewaldet, sind aber durch Verwahrlosüng und die Gemeinhut in späterer Zeit in den Zustand geräthen, in welchem man sie jetztantrifft.

An dem äufsersten Rände dieses Gebirges gegen Triest ober dem Wirthshause Obszina eröffnet sich der herrliche Blick in die Bucht von Triest und auf den Spiegel des Adria, der alle Reisende bezaubert; der Wald votı Mastbäumen in dem Hafen und dem Canal ersetzt die Thürme, die der Stadt fehlen. Das Innere des Triester Beckens ist mit einem thonigen verhärteten Kalkmergel, der dem Jurakalk gegen die Küste hin vor- oder aufliegt, überkleidet; dieses verwiiternde Gesteiii erzeugt eine für die Vegetation sehr gedeihliche Erde, die bei einer gegen den Karst um 2 erhöhte mitilere Temperatur eine schnellere und südlichere Vegetation begünstigt. Die Wäld- chen bestehen aus mehreren Tichenarten, der guten Kastanie, zweien Hornbaum-Arten, der Pistacia Len- tiscus und Therebintus; die Hecken bildet der Pa- liurus-Strauch, zwischen welchem manchmal aus den Gärten verivrte strauchartige Granat- Bäume blühen. In den unzähligen Gärten und Gärtchen mit ihren Landbänsern sind Obstbäume aller Art, besonders Pfirschen und Mandeln schr häufig, Wein an allen Gehängen; am Meeres- Gestade blühet der spanische Ginster und das Keusch - Lamm, man ist in den Vor- saum der italienischen Flora eingeireten; die Pinie und die Cypresse enden jenseits des Meerbusens auf

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der Tliche von Aquileia; Ronchi, Monfelcone, und selbst dort nur in Gärten gepflanzt.

$. IV. Aufenthalt in Triest und Excursionen in die Umgegend und durch Istrien. (6.— 27. Jul.)

Triest und seine Umgebungen sind in der neue- sten Zeit durch die bekannten Botaniker H. Dr. Hoppe und Pr. Hornschuch, den Sohn des k dänischen Consuls in Venedig Georg von M ar- tens, und H. Dr. Bartling in Göttingen, die ihre Bemerkungen dem Publicum mitgetheilt haben, in naturhistorischer Rücksicht bereist ‘worden; mir bleibt nur übrig, dasjenige nachzutragen , was mir die verschiedeneJahrszeit, während welcher ich diese Ge- genden durchstreifte, und einige von ihnen unbe- sucht gebliebene Orte dargeboten haben.

Ich benützie den ersten Tag meiner Anwesenheit, um meine Empfehlungsschreiben abzugeben. Der Gou- verneur der Provinz, Graf Portia, bezeigteein beson- deres Interesse für den Zweck meiner Reise, ertheilte auch dem Director dernautischen Schule Hrn. v. Volpi und dem Polizeyaktuar Hrn. v. Hildenbrand, ei- nem bekannten Botaniker, die Weisung, mir auf alle Weise an die Hand zu gehen, wovon ich jedoch nur einen disereten Gebrauch machen konnte, da die Na- turwissenschaft freien Gebrauch der Zeit anspricht, angestellte Personen aber nur auf einzelne freie Stun- den beschränkt sind. Der Apotheker Geronimi,s an den ich von Dr. Hoppe empfohlen war, ver- schaflte mir die Bekanntschaft eines jungen Botanikers in der Person des Hrn, Biasoletio, Apotheker

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zum schwarzen Bären, in dem ich schr bald die lei- denschaftliche Liebe für die Wissenschaft erkannte, die die Flora von ihren Verehrern fordert. Er er- klärte sich bereit, mich auf meinen Excursionen, selbst nach Pola zu begleiten, was ich dankbar annahm,

Eingedenk der Vorzüge, welche Dr. Hoppe von der Wohnung bei Hrn. Eggenhöfner an- zühmt, wollte auch ich mein Hauptquartier al Bo- scheito aufschlagen, "allein ich fand den Hausherrn von einer Brusikrankheit befallen. Als er vernahm, dafs ein guter Bekannter seiner ehmaligen Hausge- nossen aus Regensburg hier sey, wünschte er ihn auf wenige Augenblicke zu schen, und liefs mir seine Naturalicen durch seine Frau und Tochter vorzeigen: Eine lebende Schlange (Coluber niger), die er so zahım gezogen hatte, dafs sie kleine Stückchen Fleisch aus seiner Hand nalım, mehrere Amphibien in Wein- geist, Käfer und Schmetterlinge hinter Glas und Rah- men, und die getrockneten Pflanzen, die ihn alle Bo- taniker, welche seit Hoppe bei ihm die Wohnung nahnıen, zum Andenken zurückliefsen, gewährten mir das doppelte Vergnügen: Erinnerung an alte Freunde und Bekannte, und die Uebersicht der Flora der Um- gegend. Konnte ich unter diesen Umständen auch. nicht hier wohnen, so kam ich doch von Zeit zu Zeit al Boschetto, dem beliebten Spaziergange der Triestiner, um Hrn. Eggenhöfner, der etwas besser geworden war, zu besuchen, und einen guten Kaflee mit Rahm zu frühstücken, der in der Stadt kaum trinkbar ist.

Die ersten Excursionen, die ich mit Hrn. Bia-

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soletto unternahm, waren an den Meeresstraud gerichtet, bald zu Land, bald zu Schiff. Zwei Del- phine, die sich diesen Sommer hindurch in dem Ha- fen aufhielten, waren unsere Begleiter, wenn wir von dem Hafen zu dem Lazaretto vecchio auf dem Batello hinüber schaukelten. Durch den klaren Was- serspiegel sahen wir die mannigfaltig in einander ver- wickelten Conferven und Tangen, aus deren grünem beweglichen Schleier die bogenförmig auf weilsem Grund gestreifte Zonaria Pavonia Agh. hervor glänzte und sammelten eine bedeutende Menge Mee- respflanzen, Krabben, Schalthiere, besonders Litho- phagen. Obgleich die Landpflanzen gröfßstentheils schon verblühet, die Gräser bereits ahgetrocknet waren, die Cruciferen schon den Saamen ausgestreut hallens giengen wir doch nach Contobello.. Euphorbia ve- neta Pilld., die weder in dem Katalog der Pflan- zen der Umgegend von Venedig, von dem botiani- schen Gäriner Hrn. Ruchinger, noch in jenem von Martens vorkommt, auch schwerlich dort vorkommen kann, da ihr Standort auf die Spalten des Jurakalks beschränkt ist, hatte schon die Saamen abgeworfen, und frische Wurzeltriebe für das künf- tige Jahr gemacht; die Zweifel, ob sie von E, Cha- racias zu trennen sey, liefsen sich nun nicht mehr entscheiden , wir haben aber Saamen mitgebracht; der hiezu dienlich seyn wird. Euphorbia fragifera Jan. stand gexade in ihrer Erdbeeren-Gestalt, da sich die Früchte roth zu färben anfiengen, Hr. Dr. Host will sie jedoch nicht von E. epithymoides trennen, worüber wir ilım nicht widersprechen werden: Aufder

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Felsenwand, durch welche man einen Weg zu spren- gen angefangen und wieder aufgegeben hat, standen zwei auf meinem Landhause in Brzezina mit Sorgfalt gepflegte Glashaus-Pflanzen: Campanula pyramida- lis und Teucrium flavum. Die Aussicht von Con- tobello und Prosecco, dessen Weine bei den Römern sehr beliebt waren, nach dem Meere und dem Ilafen, war bei .untergehender Sonne hinreichend, um un- sern durch. eine Hitze von - 25 Reaum. beschwer- lich gewordenen Gang zu lohnen, doch blieb dieser Gang auch nicht ganz ohne Ausbeute: Onosma mon- .tanum Smith., Bupleurum junceum und Gerardi, ‚Linum strictum, Allium sphaerocephalum, Centau- rea splendens, Genista sylvestris blüheten noch zwischen den Spalten des Jurakalks, und Rubus fru- ticosus mit rosigen Blüthen bedeckte alle Mauern am steilen Abhang nach dem Meere, und nah am Meere stand Scrophularia Scopolii mit weilsen Blüthen. Der höhere Wärmegrad, der im heurigen Jahr in der zweiten Hälfte des Monats Juni eingetreten war, liefs voraussetzen, dafs die Salzpflanzen zu einer früheren Entwicklung der Blüthen gelangt seyn wür- den; ich übernahm daher mit Hrn. Polizeyaktuar Hil- denbrand eine Excursion in die Salzteiche bei Saule (in der Volkssprache Zavolo) und bei Servolo; allein die Salicornien und Salsolen, Juncus und Son- chus maritimus, Aster Tripolium, Atriplex por- tulacoides, die sämmtlich hier vorkommen, waren noch weit zurück; Statice Limonium und Inula erithmifolia waren die einzigen Pflanzen, deren Blü- ihen den Rand der Salzteiche zierten. Wir mufsten

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uns begnügen ; minder seltene Gewächse in den He- cken und an den Gräben zu sammeln, wo wir Cle- matis viticella, Althaea officinalis und cannabina, Equisetum eburneum, und bei Servolo Triticum. glaucum Host und Lysimachia ihrysiflora fanden.

Den Rückweg nahmen wir am Gestade des Mee- res, dort war Linum gallicum schon im Saamen, so wie wir bei unserem Ausgang auf den Wiesen bei Zavolo, die früher im Jahre eine reiche Aerndte an Orchideen darbieten, ebenfalls alle Pflanzen schon verblüht gefunden hatten. Cystoseira Hoppü.4ghard und einige Echiniten, die dasMeer ausgeworfen hatte, waren das einzige, was uns für die ausgestandene Hitze in dieser schattenlosen Gegend entschädigte. Hr. v. Hildenbrand verehrte mir noch einige von ihm gesammelte Pflanzen, worunter sich Oro» bus albus auszeichnete,

Besorgend, die großse Hitze, die bei Tag bis »}29 gestiegen war, und des Nachts nicht unter rl 20 herabfiel, könnte die noch vorhandenen wenigen Pflanzeu vollends vertilgen, wurde beschlossen, die Reise nach Pola ungesäumt vorzunehmen, und da der Er. Gouverneur, der die Güte hatte, mich mit Brie- fen nach Mitterburg (italienisch Pesino) und nach Pola zu versehen, mir die Versicherung gab, dafs man dermalen in voller Sicherheit die Reise auf der neuen Kunsistrafse machen könne, was elımals. ganz un“ möglich war, so zog ich diese der Reise zu Wasser vor. Biasoletto miethete einen munteren Lohn- kutscher, der mit einer ziemlich schreienden Stimme Buflo- Arien aus einer Menge Open vom Bock er-

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tönen liefs, und die Peitsche zur Seite legend, mit beiden Händen dabei agirte, was uns in der öden Ge- gend auf den Sand-Hügelu ober Capo d’Istria, wo nichts als Plantago carinata Schrad. Mert. et Koch zu sehen ist, zu einiger Erheiterung diente. Die Kunststrafse, die in der Zeit der französischen Re- gierung angefangen, und unter der österreichischen vollendet wurde, gehört unter die schönsten der Mo- narchie, besonders in dem gebirgichten Theile bei Portolo und Montoue. Die Formation ist jener bei Triest vollkommen ähnlich. Versteinerungen sind in dem Jurakalk schr selten, wir fanden deren blofs in Carsibo und Pesino. Hier wurden wir von dem Oberbeamten des Grafen Montecuculi, Urn. Pa- resino, auf eine sehr gastfreundliche Art aufgenom- men; eine höchst schätzbare Wohlthat in einem Lande, wo die Gasthöfe über allen Ausdruck elend sind, und außer einem breiten Bett und einem Strohsack von Maisstrob, auf dem man sehr weich ruht, keine Bequemlichkeit darbieten,. Wir besprachen uns vor- läufig mit diesem wackern Mann und dem Hrn. Kreiskommissär über eine Excursion auf den Monte- maggiore bei der Rückreise, und verfolgten unsern Weg nach. Pola.

Von Mitterburg aus übersteigt man den letzten bedeutenden Berg dieses wellenförmigen Landes; er ist von schönen einzelnen Castanien- Bäumen (Casta- uea vesca) beschaltet; Ocl-Bäume (Olea europea) sieht man nur nächst den Ortschaften im angebauten Lande, den Weingärten oder an mittäglichen Ab- hängen.

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Bei Dignano und in den Gebüschen von Galesano, längs der Abdachung bis an das Meer fängt die ei- gentliche südliche Flora an, sich deutlicher zu ent- wickeln. Hochstämmige Wälder giebt es bier keine, nicht weil es das Klima und der Boden, blos weil es. die Menschen, Ziegen und Schaafe nicht gestalten; denn wo man die Bäume verschont, wie an einzelnen Stellen in der Umgegend von Pesino, sicht man noch schöne Steileichen und gute Castanien, bier aber sind blosse Gebüsche, die alle ı2 Jahre zu Prügel- und Büschelholz abgetrieben werden, und;Schaafe und Ziegen geniefsen in selben ungehinderten Weidegang, und dem- ungeachtet sind sie so dicht, dafs man kaum ‚durch- zudringen vermag. Diese Wäldchen bestehen aus der Kork - und Stechpalm - Eiche (Quercus Suber et: Ilex) dem Erdbeer-, Lorber- und Myrtenbaum (Arbutus unedo, Lauras nobilis, Myrtus communis) zwei Pistacien (Pistacia 'Therebintkus et Lentiscus) zwei Wacholder- stauden (Iuniperus communisetOxycedrns) der baum- artigen Heide, (Erica arborea) dem orientalischen Hornbaum (Carpinus orientalis) mehreren dornigen Gesträuchen (Zizzphus Paliurus, Rhamnus infecto- vius, Rosa arvensis, Smilax aspera) einigen ‚Cistasro- sen (Oistus monspeliacus , roseus) unter deren Schat- ten mehrere Melissen, und andere wohlriechende Kräuter blühen, so wie im Frühjahr die Garten- Anemonen und Zwiebelgewächse, von denen blos noch die rosenfarbblühende Zwiebel (Allium roseum) zu erkennen war. Alle Wäldchen um Pola und auf der ganzen Erdzunge sind diesen Ähnlich. |

Die Ackerkrume besteht aus einem eiseuhaltigen

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mit Sand gemengten Thon, der zwischen den Spalten des Jurakalks vorkömmt, einem grauen Kalkmergel, einem kalkigsandigen Schieferthon und dem Jurakalk, die durch Verwitterung ein fruchtbares Gemenge bilden. Die Kultur ist ungefähr dieselbe, wie in ganz Oberitalien, wo die Weinstöcke ‚an reihenweis gepflanzten wilden Bäumen (Feldahorn, Weiden, Eschen, Buster, seltener Pappeln) in Guirlanden auf- gebunden und die Zwischenräume der Alleen mit Mais, Weizen oder Gerste besäet werden. Der Erdäpfel- bau ist auf die magersten Bergkuppen verwiesen ; überhaupt wird in allen Ländern, wo die Polenta die tägliche Nahrung des Landmanns ausmacht, diese nalırhaftere Speise, wohl nicht mit Uurecht, den Erdäpfeln vorgezogen. Die Wiesen, aus Mangel dos Wassers in ganz Italien ausser Verhältnifs mit dem Feldbau, finden sich in den bergigen Gegenden in enge Thäler, hier in den Maren eingeschränkt, oder in der Nähe des Meeres, Sie werden nur einmal zu Ende Juli gemäht, In emem Lande, wo die Ve- getation im Monate Hornung beginnt, ist diese Er- scheinung aulfollend; der Kreis-Commissaire in Pola erteilte mir hierüber folgende Aufklärung. Die zahl- reichen Schaaf- und Ziegen-Heerden, die von dem Monat May bis in den Späthherbst, wo sie der Schnee verdrängt, auf den Karstgebirgen ihre Nahrung fin- den, werden im Winter in die schneefreien Niede- rungen herabgetrieben, und zur Winterweide einge- miethet, Sie beziehen ohme Unterschied Wälder , Weiden und Wiesen, ätzen das hervorsprossende Gras bis Ende April mehrmalen ab, das nun, wo die

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Jahreszeit trockner wird, schr schwach treibt, und sich erst nach dem Juniregen bestockt; die Eleuvor- räthe sind daher so gering, dafs viele Landleute mit blofs für den Sommer gemiethetem Zugvieh die Feld- arbeit bestreiten Wären die Schaaf- und Ziegen- Herden von den edelsten Merino- und Angora-Ra- cen, so möchte bei den gegenwärtigen geringen Ge- treidpreisen die Berechnung vielleicht noch zum Vor- theil des Landmanns ausfallen ; allein es sind Herden. von der geringsten Klasse, braune Schaafe und Zie- gen, deren Wolle zu den braunen Mänteln, der be- lieblen Tracht der Ilyrier, von den Weibern, die man auf dem Felde wie bei Hause allenthalben mit der Spindel in der Hand begegnet, gesponnen, und in den Dörfern zu grobem Tuch verarbeitet wird. Der ehemals venetianische Antheil von Illyrien, der von der Republik sehr stiefinütterlich behandelt wurde, ist wenig bevölkert, der Getreidebau gering, Wein und Oel die einzigen Ausfuhrsartikel. Die Domainen- Unterthanen, die mit einer auf ihren Höfen haften- . den Schüldenlast von 180000 fl. C. M. an Oesterreich übergeben wurden, welchesie, ohne vollends zu Bett- lern und Landstreichern zu werden, nie bezahlen können, sind in der äussersten Dürftigkeit, In dem ehemals österreichischen Antheil ist die Kultur im Fortschreiten, die Erzeugung bei weitem grösser, durch die Verbindung der Kunststrasse mit den Häfen der nahen Küste, und durch die, während der Besitznahme Trankreichs durch das eingeführte Martialgesetz her- gestellte öffentliche Sicherheit, bereits die Möglichkeit eines iuncren Flandels, der vormals ganz unmöglich

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war, zu Stande gebracht, DieUebersetzungdesKreisamts vom äussersten Ende der Provinz Triest, nach Mitterburg ist eine sehr weise Vorkehrung, die sowohl zur Kultur, als Civilisation desLandes, dienoch sehrin der Kindheit ist, schr vieles beitragen wird, besonders wenn die Landgeistlichkeit, die einen grofßsen Einfluls auf die Nationalbildung nehmen kann, den von der Regie- rung beabsichteten Bildungsanstalten mit regem Eifer und Beharrlichkeit beiwirkt.

Pola, wo sich ein römisches Amphitheater er- halten hat, das 50000 Menschen bequem fassen konnte, ist dermalen ein Städtchen, das nicht mehr als 700 Seelen zählt, und wo kein eigentlicher Gasthof zu finden ist, in dem man mit einiger Bequemlichkeit wohnen könnte. Der ehemalige herrliche Hafen ist ohne Verkehr und die Festungswerke legen in der- selben Zerstörung, wie sie die Genueser, nachdem sie ihre Eroberung wieder aufgeben mulsten, im fünfzehnten Jahrhundert verlassen haben. Wie weit sich. die ehmalige Stadt ausgedehnt habe, ist nicht mit Gewifsheit nachzuweisen.

Übi steterunt Pergama nune fluctuant aristae!

Der Verfall und die Versandung desHafens von Pola, der seiner Lage nach, auch wegen der mög- lichen Vertheidigungsmittel ohne allen Vergleich bes- ser gelegen ist, als jener von Venedig, mag nicht ganz unabsichtlich erfolgt seyn; ibn nun wieder zu erheben, würde grofse Unkosten verursachen, und zwischen 'Triest und Venedig für Oesterreich kei-

nen besonderen Zweck haben. Irgend eine Gewerbs-

Verbesserung wäre diesem schönen aber anımen Land-

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antheil zu wünschen, Auch auf die ehrwürdigen Reste der Vorzeit hat die Republik keine Rücksicht genommen, sie wurden ganz verwahrlost. Die österrei- chische Regierung hat die zwei kleinen 'Tempel des August und der Diana in der Stadt von den Buden befreien lassen, die. an selbe angebaut waren, und wird sie auch von der Schmach erretten, noch län- ger als Fourage-Magazihe zu dienen; sie. sind übri- gens im Vergleich mit dem Amphitlieater ünbedeu- iend. Die Säulen, von einer Kalkbreccie haben durch Verwitterung sehr gelitten, das sogenannte gol- dene Thor der Sergier ist in einem traurigen Zu- siande des Verfalls und seine Erhaltung besonders an- befohlen, Das Amphitheater liegt eine Viertelstunde von der dermaligen Stadt, ungefähr 300 Schritte von dem Ufer des Meeres. Der äufsere Umkreis der Lo- gen ist beinah ganz erhalten, und einige schadhafte Gewölbe sind im entwichenen Jahre hergestellt wor- den; das Innere, wo sich die Stufen befanden, ist aber ganz zerstört, und man ist beschäftigt, den Schutt wegzuräumen, um wenigstens nach den noch vorhan- denen Mauern den Grundrifs aufnehmen zu können. Von der kaiserlichen Loge mufs man eine ganz heit- liche Aussicht über die Stadt und dem Meerbuseu g°- nossen haben. Im Inneren der Arena findet der Bo- taniker zu allen Jahrszeiten einereiche Ausbeute, und es wäre der Mühe werth, eine kleme Flora davon zu schreiben. Sie würde leichtlich in allen Jahrszeiten mehr als hundert Arten, mitunter seltener Pflanzen, wie Salvia clandestina, Veronica arvensis, Phalaris arenaria, Milium lentigerum, Plantago arvensis

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Presi.P.lagopus, P.lanata Portenschlag., Tordy- lium apulum, Arenaria fasciculata, Cistus (Bel.) salicifolius, Ranunculus muricatus, R. parviflorus, Sideritis romana, Teucrium Polium, Bunias Erucago, Lathyrus angulatus, setifolius, Picia hybrida , pannonica, sordida, striata, Hip- Pocrepis comosa, unisiligquosa, Scorpiurus sub- villosus, Trifolium nigrescens Viv., T. stellatum, sublerruneum, tomentosum, Arnopogon picroi- des, Picridium vulgare, Hyoseris tubiflora Te- nore, Apargia tuberosa, Hieracium bulbosum, Rhagadiolus stellatus, Bellis sylvestris, Vaillan- tia muralis, aufzuweisen haben.

Eine Excursion an der Küste zu der zerstörten Feste, welche die französische Armce während der Besetzung auf der Erdzunge angelegt hatte, die den Meerbusen bildet, gewährte nüs bei Untergang der Sonne eine ganz herrliche Aussicht über den Meeres- spiegel zu beiden Seiten der Hügelreihe; hier wäre es sehr leicht, durch einen Kanal eine weit kürzere und sichere Einfahrt in den Hafen zu gewinnen, wenn er jemals hergestellt werden sollte. Die schlechte Unterkunft machte uns die Abreise wünschenswerth, und die unwegsamen Seiten- Strafsen schreckten uns bei der andaurenden Hitze von der vorgehabten Reise zu den Braunkoblen - Werken von Bona und auf die Inseln ab, zu welcher uns der österreichische Com- missär mit vieler Gefälligkeit einlud. Wir kehrten am frühesten Morgen auf demselhen Wege nach Mit- terburg wieder zurück. Bupleurum semiovatum Link, Echium italicum, Melissa graveolens Host,

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und Xeranthemum inapertum war alles, was wir nächst dem Wege sammelten.

Hr. Paresino hatte einstweilen alles, was zur Erleichterung unserer Excursion auf dem Monte Mag- giore dienen konnte, auf eine zuvorkommende Art vorbereitet; wir fuhren noch an demselben Nach- mittage nach Buglino, das in einem schr tiefen Thal am Fufse des Berges, den wir besteigen wollten, liegt. Der Weg dahin führt über ziemlich steiles Ge- birg, das aus blofsem verhärteten Mergel und Schie- ferihon besteht. Von der höchsten Kuppe zunächst einer alten Burg, übersieht man die ganze Gegend, die dem Monte Maggiore vorliegt, den See von Cze- pich, mehrere auf einzelnen Hügeln liegende Dörfer mit ihren Kirchen, ein hübsches Schlofs, dem Für- sten Pfilhelm Auersberg gehörig, das tiefe Thal von Buglino mit seinem reichen Wein- und Feldbau, . im Hintergrunde das Karst-Gebirg, dessen höchster Rücken den Monte Maggiore bildet. Dieser ist gleich- sam, wie Ossa und Pelion, ein Werk der Titanen, aus zwei über einander gesetzten Kuppen gebildet Die untere weit breitere bogenförmig in das Thal herablaufende weilse Kalkwand ist kärglich mit we“ nigem Grase bewachsen. Auf der Böschung ist eine Hochebene mit drei Dörfern, die einen beschränkten mühsamen Feldbau treiben ; die zweite Kuppe ist auf diese Hochebene aufgesetzt, viel schmäler in fünf Einschnitte getheilt, mit Buchenwald gekrönt, aus welchem grüne Wiesenmatien hervorragen, die uns für den morgigen Tag Ausbeute versprachen, Mit dem letzten Strahl der untergehenden Sonne traten

wir

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wir in das Thal und fanden jenseits eines mit Ge- schieben und Gerölle ausgefüllten, nun trockenen ‚Torrente, in einem Wäldchen aus Eichen und Bu- chen, eın gar anmnthiges für uns zubereitetes einfa- ches Landhaus, das dem Postmeister von Buglino, H, Battoglia gehörte. Wir wurden freundlich aufge- nommen, und der ehemalige Pfarrer von Buglino, der- malen in Artignano, der den Monte- Maggiore ölters bestiegen hat und die Staudorte der ofhcinellen Pflanzen genau kannte, und gar manches von diesem Berge zu erzählen wufste, bot sich uns zum Begleiter und ‚Wegweiser an, was wir dankbar annahmen.

Nach kurzer Ruhe brachen wir um 4 Uhr früh auf nach dem Dorfe Wrauja, das zwischen Eichen

‚und Ebereschen (Sorbus domestica) und grofsen Fel-

senblöcken eingelagert ist, und fuhren von hier mit 6 Ochsen die Strafse nach Fiume herauf, die Kaiser Joseph der Zweite über dieses unwirthbare Gebirg erbauen liefs. Unser in Legenden und Sagen bewan- derte Pfarrer leitete den Namen Wranja von einer Königin dieses Namens ab, die hier im Exil ungefähr hundert Rlafter höher als dieses Dorf, wo noch Spu- ren von Mauern gesehen werden, ihre Untreue ge- bufst haben soll; uns wollte es scheinen, als wäre das Dorf selbst einst in jener höheren Gegend gestan- den, wegen der sixengeren Kälte und den vielen Wasserrissen, die sich dort gebildet haben, verlassen, und in das tiefere Thal herabgesetzt worden. Den Namen Wranjaleiteten wir von dem slawischen Brana (Stadthor) ab, da diese Gegend eigentlich der einzige Thorweg ist, wo man diesen schroffen Berg überstei- 3

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gen kann, auch von jeher ein Saumweg hier durch nach Fiume führte. Die Veränderung des B in W ist gemein in mehreren Sprachen, nnd das j möchten wohl die Venetianer, denen selbst die italienischen Worte zu hart scheinen, eingeschaltet haben, so wie sie in anderen die Consonanten weglassen: ähnliche Einschaltungen werden wir Gelegenheit haben, noch ferner nachzuweisen. Unter solchen Gesprächen ge- langen wir zu einem gemauerten Brunnen, eine Sel- tenheit in diesen Wasserarmen Gebirgen, wo wir unseren Wagen verliefsen und die eigentliche Berg- reise der zweiten Kuppe antraten. Unfern der Quelle war eine Wiese, auf welcher uns der Pfarrer den gelben Entian (Gentiana Intes), Imperatoria Ostru- thium, und die Feuerlilie (Lilium bulbiferum) zeigte, Ein starker Wind zwang uns den Telsigten Abhang, der mehr Ausbeute versprach, zu verlassen , um im Schutz des Buchenwaldes die fünf Einschnitte des lan- gen Bergrückens zu übersteigen, auf welchem wir blos gemeine und. wenige subalpine Pflanzen fanden. Auf dem höchsten Joch erschien endlich, mir zum ersten- mal Saxifraga repanda FPilld., die wir sonderbar genug viel früher von dem entfernten Caucasus er- hielten, als aus diesem uns näher gelegenem Gebirge. Diefs möchte wohl ihr erster, vielleicht einziger Standpunkt diesseits der Alpen seyn; sie ist in Italien blos in Calahrien bekannt, wendet sich von dort nach Creta, woher sie H. Sieber mitbrachte, und endet am Caucasus, wo sie Adams zuerst: entdeckte, Von S. rotundifolia ist sie durch die mehr’ ausgeschweif- ten, als gezahnten Wurzblätter, die weise Behaarung

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und eine ärmere Blüthenrispe leicht zu. unterscheiden, Sie kömmit mit jener nirgends zugleich vor, immer unter einem wärmeren Ilimmelsstrich, wenn gleich aul' kühleren ITöhen; sie ist demnach der Repräsen- tant der Saxifraga rotundifolia wärmerer Gegen- den, auf ziemlich gleicher Höhe, Bei dem Heraus- treten aus dem Walde auf eine kleine \Viesenmatte stiefsen wir auf ein gar niedliches Zwergröschen, mit kleinen eyförmigen Blätichen, und hochrothen Blu- men, der Rosa pimpinellifolia mit ähnlicher Blüthe ‚der Gärten ähnlich. Aber was ist Rosa pimpinelli- felia, von der cs in allen älteren Spec. plant. heifst: habitat forte in Europa? Die R. pimpinellifolia vom Kahltenberge bei Wien, und vielen Gärten, mit roth gestreiften Blumenblättern, ist wohl nichts, als eine Varielät von R, spinosissima. Scopoli scheint sie nicht gekannt zu haben. \Vir wollen am Ende bei Musterung unserer zweifelhaften Pflanzen sehen, wo wir sie unterbringen können. Auf dem kahlen Schei- tel der höchsten Kuppe nächst der Pyramide*) war der Wind so stark, dafs wir uns niederlegen mufs- ten, um die herrliche Aussicht in den IIafen von Tiume zu unseren Füfsen, über das Meer und die Inseln, durch welche der Wasserspiegel getheilt wird, längs dem Gebirge des Corso, über welchen noch Spitzen fernerer und höherer Alpen hervorragen, zu genielsen.

nennen,

*) Die Höhe des Monte Maggiore wird von Een. Schniedl nach Barometer- Messung 4291 Par. F. nach trigonometrischer Messung von Ein, Obri- sten Baron von Welden 4410 W. F. angegeben,

3*

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Globularia cordifolia, und Saxifraga Aizoon, nebst einigen verblühten Gräsern überziehen die ganze Kuppe; wir stiegen unter dem Winde herab auf das erste Plateau zu einem Dorfe, das die Italiener Pilati, die Ulyrier Brumgniaky nennen. Ein klarer Bach strömt hier aus dem Kalkfelsen, der Versteinerungen (Numalithen) enthält, und dessen einstmalige gröfsere Spalten mit einer Nagelluh von scharfkantigen Kalk- trümmern ausgefüllt sind. Dieses Wasser treibt meh- rere Walkmühlen, auf welchen die Illyrischen Tücher aus häuslichem Gespinnste einheimischer grober Wolle zubereitet werden. Bei einem Bauern daselbst erwar- tete uns ein willkommenes Gabelfrühstück, bei wel- chem eine, gute Brine und ein diesem Gebirge eigen- thümliches Gericht, Preslieze (Spinnrocken) genaunt, aufgesezt wurde. Es wird nämlich ein dünnes Reis am Ende in vier Theile gespalten, die vier Theile auseinander gebogen, mit frischem ungesalzenem Ka- se bestrichen, über Kohlenfeuer geschwind herumge- dreht und geschmaohrt, bis sich eine braune. Kruste bildet, und so sammt dem Reis aufgeiragen; ganz warm schmeckt es schr gut, möchte aber wohl nur bei starker Bewegung leicht zu verdauen seyn! Wir giengen nun längs der Elochebene zwischen Wiesen, wo wir abermals eine Rose mit ähnlichen Blättern antrafen, welche einen länglich - eirunden , mit Drü- sen besetzten Fruchtknoten, und glatte rothe Früchte trug, die bei jener auf der Höhe kugelich und braun waren; der freundliche Pfarrer versprach uns von beiden die reifen Früchte nachzusenden. PlantagO maritima war gemein auf diesen Wiesen, und unser

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Begleiter zeigte uns die Angelica Archangelica mit grünlicher Blüthe, die hier ganz besonders aromatisch ist. Von den beiden hier einheimischen Vipern (Vi- pera austriaca und cfistata) hatte sich, wahrscheinlich wegen dem starken Wind, keine gezeigt. Bei dem Dorfe Perisili gelangten wir zu unserm Wagen, der uns nun mit Pferden in das Landhaus zurückbrachte, von welchem wir ausgefahren waren. Hier brachten wir unsere Pflınzen in Ordnung, empfahlen uns dem gastlveundlichem Wirth und dem äusserst gefälligen Pfarrer zu gutem Andenken, liefsen uns durch vier Ochsen wieder den Berg herauf zu der alten Burg zichen, spannten dort unsere vorausgeschickten Pferde vor, und kamen bei dem klarsten Mondscheine süd- licher Regionen nach Mitieburg wieder zurück. Dankbar für alle uns erwiesene angenehme Dienste verlielsen wir das gastfreundliche Haus des H. Ober- amtmanns Peresino und seine theilnehmende Fa- milie am frühesten Morgen, um in Montone eineEx- cursion in die Bergwerke von Sovignaco (illyrisch Swinocz), und in die Bäder von St. Stephano zu ma- chen, von denen wir im Wirthshause zu Portola auf der Hinreise eine ganz pompöse gedruckte Beschrei- bung gelesen hatten, die uns sehr neugierig machte, sie zu sehen, Montone ist ein Kastell mit zwei Vor- städten, das auf der Zinne eines inselartig von den übrigen Gebirgen getrennten, mit Oel-Bäumen und Weinreben bepflanzten Kegels erbaut ist, Von einer Terrasse, die rings um das ganze Kastell herumläuft, kann man die prächtigste Aussicht geniefsen, in das Thal der Quieta, deren Auen den schönen Maronen-

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wald, der unter dem Namen des Bosco di Montone bekannt ist, bilden, und längs der Bergreihe an bei- den Ufern des Flusses, die gartenartig auf "Terrassen mit Oel-Bäumen, Weingeländen, Mais, Waitzen und Gerste bebaut sind. Das Oel von Montone wird un- ter die besten im Lande gezählt. Wir schickten un- sern Wagen voraus nach Portola, und der Gerichts- Akiuar H. Franco, an den wir empfohlen waren, verschaffte uns ein einspänniges Calessino, mit dem wir auf den schlechten Seitenwegen besser fortzu- kommen hoflien; so zogen wir dem unbekannten Abentheuer entgegen.

Der Weg an der Quieta durch den hochstän- migen Eichen-, Ulmen- und Eschenwald (Quercus pedunculata, Fraxinus excelsior, Ulmus campe- stris) war zwar schlecht, aber angenehm, Am Ende des Waldes verengt sich das Thal der Quiela zwi- schen den Wänden des Jurakalks, die zur rechten Seite mit Unterholz bewachsen, zur linken gegen das altelKastell Roccapelosa gröfstentheils kahl sind. Uu- ter dem Dorfe Sovignaco kommen in dem Erzleeren Kalkstein bedeutende Nester von Kalkstein mit Schwe Telkiesen vor, die eben so unregelmäfsig als sie ein- brechen, auch gewonnen werden müssen: selten läfst sich ein ordentlicher Stollenbau in das Gebirg füb- ren, da die Erze in einer Strecke von 10-— 20 Lach- ter sich gewöhnlich auskeilen. An den Ufern des Flusses stehet die Manufaktur; durch ein sehr ein- faches Kunstrad mit Gesläng wird das "Wasser gebo- ben, auf alle Halden geleitet, die zum Theil unter Dach stelen, und die Laugen in ein gemeinsames

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39 Behältnifs zusammengeführt. Es werden jährlich 1200 Ct. krystallisirten Alaun, und 4000 Üt. soge- nannten Cyprischen Vitriols erzengt. Der Fabrik- Director Meyer führt dieses Werk mit Sachkennt- nifs zu Iloanden der Creditoren des elhımaligen Bo- sitzers, klagt aber schr tiber Mangel an Absatz,

Um die Mittagsstunde verliefsen wir Sovignaco, um das Mittagsmahl im Bade, wo wir gute Gesell- schaft anzutreffen hofften, nicht zu versäumen. Wir fuhren den Weg nach dem Walde zurück; bei einer schmalen Brücke für Fufsgäuger hielt der Kutscher still, und rieth uus, zu Fufs nach dem Bade zu ge- hen, indem der Weg gar schlecht sey. Der Vor- schlag war zwar bei einer llitze von -} 27 Raum. nicht sonderlich erfreulich, da das Bad aber nicht ferne seyn konnle, so willigten wir ein, und bestell-

ten den Kutscher an die Brücke zunächst der Pro-

menade. Er schüttelte bedenklich den Kopf, und wollte von Brücken und Promenaden nichts wissen; wir versicherten ihn aber so ernstlich, dafs wir es in Portola gedruckt gelesen hätten, dafs er am Ende nachgab und den Flufs am linken Ufer herabfuhr, indefs wir einem Fuflsweg am rechten Ufer folgten. Dieser Weg führte uns zu einer Mühle, jenseits wel- cher ein einzelnes hölzernes Bauernhaus in einer Wiese stand, und etwas höher an einem grofsen Fel- senblock ein niederes hölzernes Gebäude mit 4 Thü- ren angebaut war, das wir für des Müllers Schwein- ställe hielten; der Müller stand an der Hausthüre, Wir fragten ihn nach den Bädern von St. Stephano, und mögen nicht wenig verblüflt ausgeschen haben,

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als die Antwort erschallte: eccogli Signori! denn er konnte sich des Lachens nicht erwehren. Das Ge- bäude auf der Wiese war das Bad-Haus mit vier schmutzigen Bädern, das Jauwarme Bade-Wasser war schwefel- und kohlensaures Wasser, das einen star- ken höchst unangenehmen Schwefelleber-Geruch, wie die Quellen in Wiesbaden, ausdampfte, und der ver- meinte Schweinstall das Gasthaus für 4 Bade-Gäste, in welchem man auch ohne zu baden die heftigsten Rheumalismen ausschwitzen könnte. Vom Essen war keine Rede und schwarzen Kaffee konnten wir vor Un- muth und Hitze nicht genielsen. Wir fragten nach der Brücke und Promenade, und erfuhren bei dieser Gelegenheit, dafs der im Jahr ı822 gemachte Plan, dieses Bad auf Actien zu bauen und einzurichten, welcher zu der vorlauten gedruckten Ankündigung Veranlassung gegeben, gescheitert sey. Es blieb nun nichts übrig, als mit dem Müller zu unterhandeln, um einige Bretter zu erhalten, einen Steg über die, durchstachene Welr zu bauen, und das andere Ufer des Flusses zu erreichen, Indefs war aber der Kut- scher bereits weg, und eine halbe Stunde über das Bad hinaus gefahren, bis er eine für die Holzfuhr- leute bestimmte Brücke fand; wir mufsten ihm also zu Fufs nachziehen, bis ihn unsere Stimmen errei- chen könnten. Mittler Weile war es zwei Uhr ge- worden, die Fliegen marterten das Pferd ‚auf das schrecklichste, das. vor Hunger und Hitze ohnehin schon wenig Muth hatte, weiter zu gehen; so lange der Schaiten des Waldes anhielt, liefs es sich jedoch durch Ermahnung mit der Peitsche noch, vorwärts

ER

Al

treiben, als wir aber die Kunststrafse erreichten, und der Kutscher, statt zurück nach Montone, gegen den Berg von Portola lenkte, blieb es augenblicklich ste- hen, und die menschliche Kraft scheiterte an dem Uuwillen oder der Ohnmaclıt des Thieres, das eher alles zertrümmert hätte, als die ihm aufgebürdete Last weiter zu schleppen. Eingedenk des nicht genug zu beachteten Spruches: folge du willig dem Schicksal, willst du nicht: folgen, du mußst, stiegen wir gedul- dig von dem Wagen und schleppien uns den ı$ Meile langen Berg nach Portola hinauf, wo wir trie- fend um 545 Uhr ankamen. Hier ruhten wir eine Stunde, labten uns mit Landwein, und setzten uns in den Wagen, die ruhige See im klarsten Mondes- Glanz von Capo d’Istria bis Triest verfolgend, kamen wir um ı Uhr Nachts dort an,

Ein paar Tage wurden nun dem Ausruhken und Besorgen der mitgebrachten Pllanzen gewidmet, da- bei aber doch kleine Fahrten bei der Morgen-Luft an der Küste unternommen. Possierlich ist es, den Cancer Bernhardi zu sehen, wenn er mit dem frem- den Gehäuse eines Trochus oder Alcyonium Do- muncula Olivi, in welches er sich eingenistet hat, und das er oft kaum schleppen kann, auf dem Mec- res-Grund tTraversiert, deu Cancer marmoratus Olivi, derin diagonaler Richtung anihm vorüber läuft, den Tinten-Fisch (Sepia Loligo), der, sobald man sich ihm nähert, das Wasser trübt, umsich den Blicken des Forschers zu entziehen, und all das bunte Gewim- mel, so zwischen den Tangen sich herumtreibt, was

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man bei ruhiger See durch die klare Fluth wie durch ein Glas beobachten kann.

Merkwürdig scheint die PValonia utricularis ‚Agh., die Mertens und Martens von P, aega- gropila nicht verschieden halten, die in dieser Jahrs- zeit so häufig in den Lagunen um Venedig zu finden ist, sich aber niemals weder in dem Busen von Triest, noch in jenem von Pola zeiget.

Die Störung nach grofser Hitze einbrechender Gewitter besorgend, entschlossen wir uns, die etwas entfernten, als pflanzenreich bekannten Gegenden von Duino, Monfalcone, Ronchi, Rivalonga zu besuchen, Wir brachen bei Mondschein auf, da uns die Gegend bis Prosecco ohnehin bekannt war. Auf-der 'stein- reichen Hochebene fanden wir die Einwohner -be- schäftigt, das Gras zwischen dem Gesteine mit Mes- sern abzuschneiden und zu Heu zu machen, da nur wenige Plätze eben genug sind, um die Sense oder die Sichel gebrauchen zu können. Bei Duino fanden wir. den von Scopoli angegebenen Carpinus dui- nensis (orientalis Linn.) Scabiosa Teucantha und Centaurea karstiensis, die Bartling noch als eigene Art unterscheidet, Thalictrum sazxalile Schleich. Dec. Clematis flammula’y,maritima Dee. Rosa sempervirens soll an diesen Felsen vorhan- den seyn, wir konnten sie aber nicht auffinden, da

“uus der Standort nicht ' genau bekannt war. Bei der Kirche $, Giovanni unterhalb Duino tritt der Timavus der Römer plötzlich als ein schif’barer Flufs aus dem Kalkfels hexvor, und treibt gleich bei sei- cm Llervorquellen mehrere Mühlen; bis hicher fah-

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ren die Schiffe von Triest, welche \Vaaren nach Görz laden, besonders die Steinkohle, die von englischen Schiffen als Ballast mitgebracht, und in den Zucker- raffinerien in Görz verbraucht wird Seirpus lilto- ralis Schrader an Jen WVassergräben unfern von deın Bade vor Monfalecone war bereits verblüht. Das Bade-Wasser ist ebenfalls schwefelhaltig, wie jenes bei St, Stephano, wahrscheinlich werden auch Schwe- felkicso in dem Kalkstein vorkommen. Ob dieses Quell-'Wasser, wie von Einigen behauptet wird, mit der Ebbe und Fluth steige und falle, daher eine un- terirdische Verbindung mit dem Meere habe, konn- ten wir nicht untersuchen. Die Ileilkräfte dieser Quelle werden in rheumatischen Uebeln gerülmt, die niedere sumpfige Gegend, in welcher es liegt, ist jedoch ungesund, und fir die Bequemlichkeit der Badenden wenig Sorge getragen. Monfalcone ist von dem Meere getrennt; sollte aber der daselbst ange- fangene Kanal scne Vollendung erreichen, so könn- ten die Schiffe, die dermalen bei der Mauth in Duino landen müssen, che sie in dem Timavo einlanfen, und dort die Ladung an freier Strafse abladen, ge- rade nach Monfalcone segeln, was sowolhl für diese Stadt, als für den Handel überhaupt ein grofser Vor- theil wäre. Vielleicht liefse sich in der Folge dieser Kanal mit dem Isonzo in Verbindung bringen, und die Fracht zu Wasser bis in die Nähe von Görz ver- längern; es bedürfte dann blos einer Exweiterung und Verbesserung der Strafse über Kanal und Kar- freyt, um eine ueue sehr wichtige Verbindung mit Italien einerseits, und mit der Strafse nach Badgastein

Ah

andrerseits auf kürzestem Wege herzustellen. Man mufs übrigens der österreichischen Regierung die Ge- xechligkeit widerfahren lassen, dafs sie in der neue- sten Zeit sehr viel für die inneren und äufseren Han- dels- Verbindungen, besonders in Italien gethan hat. Abgesehen von dem Kanal von Pavia, der schon während der französischen Regierung angefangen war, und zu Erleichterung des Handels von dem Adriati- schen Meer mit grofsem Aufwande, Mailand durch- schneidend, bis nach Chiavenna von der österreich. Regierung fortgeführt wurde, sind seit dem Jahr 1824 folgende neue Verbindungs-Strafsen angelegt worden: Die Strafse über den Splügen, jene über Bormio durch das Veltelin und Glurenz nach Tirol, die Siralse durch die Provinz Belluno, das T’hal Boita nach Inni- chen in Tirol, eine andere, die von der Strafse im Vicentinischen über Schio gerade nach Tirol führt, die Strafse von Padua über Rovigo nach Ferrara, und die schöne Brücke über den Tagliamento auf der Strafse nach Udine, endlich die Riesenarbeit der Strafse über das Wormser-Toch, die über die Schnee- region hinaufsteigt und den Botanikern in der Nähe der gröfsten Schneefelder und Gletscher des Orteles in den nächst der Strafse an den unwirthbarsten Stel- len gut erbauten Einkehr-Häusern ein sicheres Ob- dach gewährt, Durch diese Verbindungen hat der Lombardische Handel, der währeud der Continental- Sperre beinahe um 2000000 Lire passiv war, sich .s0 schnell gehoben, dafs er dermalen um mehr als das Zehnlache acliv geworden ist,

Wir wollen nach dieser Abschweifung nach Ron-

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chi zurückkehren, wohin wir uns von Monfaleone gewendet halten, und geradezu bei dem Abbate Berini, einem Bekannten meines Begleiters Bia- soletto vorfulren. Wir wurden von diesem ehr- würdigen 74 jährigen Greis gastfreundlich aufgenon- men, Die Sammlung von Tangen des Adrialischen Mee- tes, die er in seinen jüngern Jahren gentacht hatte, und von denen er mir freigebig Dupleiten mittbeilte, ge- währte uns Vergnügen und Ausbeute. Die Jahre so- wohl, als körperliche Gebrechen gestatten dem im Geist noch jugendlich thätigen Naturforscher nicht mehr, Exeursionen zu machen, die physische Anstren- gung erfordern, er blieb jedoch der Naturwissenschaft treu, indem er sich mit der Uebersetzung der Natur- geschichte des Plinius beschäftigte, Diese Arheit leitete ihn auf Untersuchungen über den wahren Pur- pur der Römer. Nach seiner Ansicht, die er in den Noten zu seiner UÜebersetzung des Plinius näher entwickelt‘) wären es der Murex Brandaris gewe- sen, der in der Adriatischen See in zahlloser Menge vorkömmt, den die Römer zu der Bereitung des wah- ren violetten Purpurs benützt hätten, Er liefs einige dieser Schnecken, in der Landes- Sprache Garusolo genannt, von der Küste bringen. In dem Schleim, den diese Schnecke ausscheidet, sieht mau einzelne Stellen von einer gauz herrlichen in das hochrotke spielenden violetten Farbe, aber auch zugleich ein an-

ernannten,

*) Saggio della traduzione della Storia nafurale di Cajo Plinio Secondo cognita dal? Ab, Berini. Udine 1817,

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deres kleines Scegeschöpf aus der Gattung der See- Anemonen (Aclinea), das auf der Schnecke sich auf- hält, und diesen Schleim aufsauget, welches er aus diesem Grunde Actinea purpuriphaga nennt, Diese Meinung werden die Naturforscher näher prüfen. Wir giengen unter ähnlichen Gesprächen von unserem lebhaften Naturforscher geleitet, zu dem Ahbate Bru- mati, einem rüstigen Pflanzensamnier, der über die Standorte der Pflanzen jener Gegend genaue Auskunft zu geben vermag. Wir Besalen mehrere seltene und. zweifelhafte Pllauzen, von denen uns Exemplare zu näherer Untersuchung mitgetheilt wurden, es waren nächst den bekannten: Festuca uniglumis, Ervum Lenticula Schreb. Apargia. Berini und Brumati, Chondrilla prenanthoides Pill. et Bartl. ein zwei- - Telhafter Cheiranthus vom Berge Nanas , Trigonella prostrata und Arltemisia campestris.

Wir kehrten daun alle zu Abbate Berini zu- rück, wo wir unter wisseuschaftlichen Gesprächen ein recht fröhliches Mahl einnahmen. Die Hitze war zu grofs, als dafs wir gleich nach Tische hätten an das Meeres - Ufer gehen können, wir liefsen uns da- ber nach Landes Sitte eine Siesta gefallen. Um 6 Uhr begaben wir uns a Rivalonga, es waren aber die Wiesen größstentheils abgemäht, das Gestade ab- geweidet, im Sande alles vertrocknet. Längs dem Wege sammelten wir Plantago altissima, Oenan- the gymnorhiza Brignoli an den Wassergräben, Eryngium maritimum und ameihistiinum, Jun cus marilimus in Blüthe, J. acutus in Saamen;, Apocynum venelum in Blüthe, Potentilla hirta

AT

AU, Scabiosa ucranica, Echinophora spinosa, Lonicera etrusca abgeblüht a Riva longa. Mit die- ser geringen Gabe kehrten wir wieder zurück zu unserem freundlichen Wirthe, der uns noch zum Abschiede mit dem Apus cancriformis, La Torille, beschenkte, welcher in den dorligen Wassergräben zahlreich vorhanden ist. Den freundlichen Mond im Angesicht, trafen wir um Mitternacht in Triest ein.

Nach einem Tage Rast machten wir uns auf den Weg, die Grotten von Corgniale und St. Can- tiano und den Wald von Lippiza zu besehen. Der Weg führt über den rauhen Karst, der bei der andauernden versengenden llitze emen noch öderen Anblick gewährte. Die Grotte von Corgniale, wenn man jene von Adlersberg gesehen hat, macht keinen Eindruck, bedeutender ist die von St. Cantiano, wel- che von einem ansehnlichen Flufs durchströmt wird. In einem tiefen Thale zunächst einer Mühle, sicht man den Flufs unter einem hohen Felsengewölbe in den Berg einströmen, und sich in demselben verlie- zen. Man steigt von da einen steilen Berg nach St. Cantian hinauf und gelangt zu einer Mündung, die gleich einem breiten Schorstein von der Grotte her- aufkömmt, man hört den Flufs im Grunde rauschen, hineingeworfene Steine lassen durch ihr Einfallen in das Wasser die Tiefe beurtheilen. Am Rande dieser Oefaung erklickten wir, auf einem Steine geringelt, eine grofßse Fipera austriaca sich sonnen, indes wir Vorbereitungen machten, uns ihrer zu bemeistern, war sie jedoch behende in die Oefnung hineinge- schlüpft. Wir versahen uns in Cantiano mit Lich-

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tern und einem Wegweiser und stiegen 260 Treppen steil herab, dann über Gerölle und abgestürzte Fels- blöcke, um einen Standpunkt zn erreichen, von wel- chem man den Flufs von einer Seite, aus der Mitte des Felsens herausstürzen, und an der andern unter die Grotte einströmen sieht. Dieser Flufs wird von den Italienern la Rexa genannt und geschrieben, ein Beweis, dafs die Benennung von den anwohnenden Slaven herrührt, denn in der slavischen Mundart be- deutet Reka oder Rzeka einen Fluß. Nach Angabe der Bewohner der Gegend soll dieser Flufs, der in der Umgegend nirgends mehr zum Vorschein kömmt, dessen Rauschen man äber in den Bergen des 'Triester Kessels schon oft gehört haben will, derselbe seyn, der bei St. Giovanni unter Duino als Timavus der Römer hervorquillt. Der Eingang in die Grotte liegi ungefähr 70 Fufs ober dem Flufs, gröfsere Grotien müssen sich im Niveau des Flusses befinden. Es sind . bisbero blos zwei Säle eröffnet, der erste ist vorzüg- lich reich an Stalactiten, die aber nicht weifs, son- dern bräunlich gelb, und näher dem Eingang, da die Grotte nicht geschlossen wird, von Crypiogamen grün überzogen sind. Wir süchten vergebens die beiden von Hoppe und Hornschuch angegebenen S4- xifragen: decipiens Ehrh. und crustata Vest. Was wir bier und an der Mühle gesammelt haben, beschränkte sich auf Calumagrostis tenella Host. Campanula pyramidalis und Trachelium Atha- manta Mathioli, Ranunculus? Digitalis ferru ginea, Teucrium Botrys, und Apargia hispida. Wir stiegen nun die beschwerliche Treppe wieder

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herauf, sammelten an der alten Stadtmmuer Saxi- fraga Ponae, rupestris Mulf. und setzten unsern Weg nach Lippiza fort, wo sich ein kaiserliches Gestüte befindet, das kraftvolle Pferde liefert. Der Eichenwald bei Lippiza hatte eine ganz andere An- sicht genommen, als ihn uns Hoppe und Hornschuch- im Schmuck des Frühlings darstellen; wo Crocus variegatus geblüht haben mochte, war nicht zu er- kennen, und von der schönen Pueonia oficinalis, Genista ovata, Scorzonera hirsuta blofs versengte Blätter noch übrig. Die Cicada mit ihrem eintönigen Gerassel verkündete das Regiment des Hundsterns, das uns zur Rückreise ermalınte.

Endlich brachen gewaltige Donnerwetter über uns herein, der Blitz erschlug in Obszina und meh- rern umliegenden Orten Menschen und Thiere; Sturm, der noch keiner Bora gleichen sollte, machte alles erzitiern, und die Schiffe stiefsen an einander, doch ohne bedeutenden Schaden anzurichien. Ich benützte diese Tage, wm noch Einiges im Innern der Stadt zu besehen. Die einzige naturbistorische Sammlung aller drei Reiche in dieser Stadt ist jene der Naulischen Schule. H. Director v. Volpi hat selbe eingerichtet, Sie ist für den Unterricht hinreichend, und in den Fischen des Adriatischen Meeres ziemlich vollständig. Da Director v. Volpi zugleich als Professor über die Naturgeschichte vorliest, so ist er so beschäftigt, dafa ihm wenig Zeit übrig bleibt, sich mit den Sammlun- gen abzugeben. Auch die Bibliothek ist für den Un- terricht hinreichend ausgestattet, Uebrigens muls man

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in einer Stadt, wo die ganze Tendenz auf den Han- del gerichtet ist, keine zahlreichen wissenschaftlichen Institute erwarten, bei denen nichts zu speculieren und kein Geldgewinn zu erwarten ist. Die schöne Gartenkunst zählet indessen mehrere Verehrer. Die herrschende Leidenschaft scheint jetzt das Bauen; es sind seit wenig Jahren ganz neue Strafsen von soli- den Häusern erbaut worden, mehrere noch im Bau; zwar sind auch diese keine Werke eines Palladio, VYanvitelli oder dergleichen grofser Meister, aber immerhin anselnliche und für das kaufmännische Gewerbe nützliche und solide Gebäude. Die Zahl der Einwohner ist von 6000 auf 36000 gestiegen, die Kirchen sind aber nur auf die alte Bevölkerung be- rechnet , daher die Hälfte der Einwohner, die in den Kirchen keinen Raum finden, die Plätze vor densel- ben ausfüllen, die Griechen ausgenommen, die sich eine neue Kirche erbaut haben. Die neue Börse und das Theater sind geräumig; im Sommer bei gutem Wetter werden auch in einem Amphitheater von Holz unter freiem Himmel Stücke aufgeführt. Der Han- del ist blühend, und wird unmittelbar nach allen Welttheilen geführt. Triest belebt einen Umkreis von mehrern Meilen, der, ohne hier sichere Nah- rung zu finden, darben müfste. Jeden Morgen sieht man mehr denn 600 Esel mit Efswaaren aller Art von Mädchen und Weibern begleitet, in die Stadt einziehen, und 'eine Menge knarrender Wägen mit niedern Rädern durch die Strafsen fahren, um das Auf- und Abladen von und auf die Schiffe zu besor- gen. Nichts auf dem Continente gleichet der Bewer

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gung, dem regen Leben, das man in einem Hafen begegnet,

Den 24. Morgeus schien sich das Weiter beruhi- gen zu wollen, und wir wagten die letzte Excursion auf den Monte spaccato. Auch hier wie überall war das Ansehen herbstlich, alle Pflanzen schon im Saamen; den schönen Sphinx, der mit seinen gelben Fittigen sonst die Eichen umgankelt, hatte der Sturm ver- scheucht. Während wir uns beschäftigten, auf. den höchsten Wiesen die Saamen .der Berinia andrya- Zoides und ‚Senecio Scopolii zu sammeln, kündete ein heftiger Donnerschlag ein nahes Gewitter an, und wir zogen uns herab in die Gebüsche von Osirie vulgaris, wo wir noch Ononis Columnae sammel- ten. Da sich aber keine Hoffnung zeigte, dafs der Regen sa bald nachlassen dürfte, suchten wir das Boschetto. zu gewinnen. Der Wirth Eegenhöfner halte das Krankenbeit verlassen, schien aber von einem unheilbaren Brustübel befallen zu seyn. Ich liefs ihn die Stelle in Martens Reise lesen, in welcher eine ehrenvolle Erwähnung von ihm geschieht; sie gab ihm neue Kräfte, er begleitete mich in sein Na- turalien - Kabinet, schenkte mir einen Coluber niger und ein paar Lacerten, ich legte dagegen ein Exemplar der Sideritis romana zum Andenken in seine Pilanzen -Sammlung, und so nahm ich Abschied von ihm und der immer heiter und frohen Marietta, die mich mit gulem Kaffee erquickt hatte, wünschend, aber nicht hoffend, dafs seine Besserung von Dauer seyn möge. Meine Ahnung ist leider bald nach mei- ner Abreise in Erfüllung gegangen. Die Naturfor-

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scher haben in der That durch den Tod: dieses ori- ginellen Wirihes, der so vielen Antheil an ihren Be- mühnngen und Nachforschungen nahm, und immer 'zu diesen bereit war, einen recht empfindlichen Ver- lust erlitten. Als Andenken an das freundliche Bo- scheito nalım ich noch Galium Schultesii Vest, Ferula Ferulago (F. nodiflora Scopoli) und Rham- nus pumila VPulf. mit, -Der letzte Tag war Ah- schieds- Besuchen gewidmet. Der Herr Gouverneur, der so vielen Antheil an meinem Reisezweck genom- mon hatte, war bereits zu dem Souverain nach Ve- nedig.abgereist, Hirn. Director v. Polpi und Poli- zei-Actuarv. Hildenbrandwurdo der gebührende Dank gezollt, und Biasoletto hatte sich entschlos- sen, mich nach Görz zu begleiten. Die (rei Wochen; die ich in Istrien verlebte, werden einen bleibenden Eindruck in meinem Gemüthe zurücklassen.

$..V. Reise über Görz an dem Isonzo, über den Predil, Babl, Bleiberg nach Klagenfurth. (26. Juli 3. August).

Der Anfang der Reise zieng durch die bekann- ten Gegenden über Obszina, wo Cytisus purpur eus im Saamen und Artemisia camphorata in Menge an dem Wege blühete, über den Karst, Duino, Mon- falcone, und wieder auf das Plateau des Karstes, von welchem man die ausgedehnte reichlich bebaute Eben® bei Aquileia übersieht. Von den hier bekannten Pflanzen, die ich im Herbario bei H. Abbate Bru- mati gesehen hatte: Cyperus glomeratus Linn. (C. australis Schr), Linum gallicum, Bupleurum

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Junceum, Spergula marina Bartl. (Arenaria ma- rina Roth.), Sp. media Bartl. (A rubra ß. marina), Ervum lenticula Schreb. (Cicer ervoides Brigu.) war nichis mehr zu schen, blos Zyziphus vulgaris, und Paliurus Ffilld. prangten mit Saamen, in der Landessprache i capeletti genannt, Diese ganze Land- strecke, tleils durch das Meer, theils durch die Flüsse Isonzo und Vipaco, die sie durchströmen, ge- bildet, bestehet aus aufgeschwemmtem Boden. Das Mcer scheint sich an der Spitze von Riva longa zu- rückzuziehen, und der Isonzo durch Einschwemmung neues Land zu bilden, wodurch in einem längern Zeitraum die Einfahrt in den Meerhusen von Triest verengt werden könnte, Die Ebene zwischen den Flüssen erstreckt sich bis an die Stadt Görz, wo das Land etwas hüglig wird. Unser erster Ausgang war nach dem Garten des Gralen Coronini gerichtet, eines eifrigen Naturforschers, der seine Jugend im Maynz verlebte, Frankreich bereiste, und nun mit seiner Familie in Abgeschiedenheit von der grofsen Welt den Wissenschaften lebt. Wir begegneten ihm auf der Strafse, Pflauzen aus scinem Garten bringend, und erkannten an diesem Wahrzeichen den Wissen- schaftsverwandten, den wir suchten. Wir begleite- ten ihn sogleich in sein Naturalien-Kabinet, das be- sonders in Vexsteinerungen manches Interessanto ent- hält. i

Gleich wie zunächst der Kette der Kalkgebirge, die vom Jura herabkommend bis an den Main ausläuft, bei Eichstädt Fischabdrücke in: einem bituminösen Kalkschiefer gefunden werden, so erscheinen sie auch

54 in hiesiger Umgegend. Ob sie auch hier durch ein Zwischenlager von Dolomit getrennt sind, kann ich nicht angeben, da ich sie nur in der Sammlung ge- sehen habe. Sie brechen auf dünnen Schieferplatten von dunkelgrauer Farbe, bestelen gewöhnlich aus blofsen Gerippen, ganz, gebrochen, oder verschoben, die Köpfe meistens beschädigt, die Flossen ganz, die Schuppen fchlen durchaus, von den Zähnen sind einige in dem Rachen zurückgeblieben, andere liegen zerstreut umher, andere Versieinerungen finden sich nicht dabei. Die Versteinerung scheint erst “eingetreten zu seyn, nachdem die Fische schon in Fäulnifs übergegangen waren. . Dieser schiefrige Kalk findet sich in dem verhärteten grauen Kalkmergel, der dem Jurakalk in Istrien und Friaul allenthalben aufgelagert ist. Von den hier zu Land seltenen Ver- steinerungen im Jurakalk besitzt der Graf eine sehr seltene; sie findet sich nur auf den Ablösungsflächen und scheint zu den Myriopoden zu gehören:] Man findet sie an dem Ufer des Vipaco, eine davon ver- schiedene Art in der Vochein, Schaalihier - Verstei- nerungen in einer Art Kalkbreccie vom Terglu auf einer Höhe von ı600 Fufs über dem Meresspiegel. Die Pflanzen - Versteinerungen sind alle aus Deutsch- land, darunter auch unser Palmavites stellatus Parkins., Organ. Rem. I. T. VLLT. 3. 5. 6.7. Am folgenden Tage speisten wir bei dem Grafen, der uns verschiedene weilse und roihe Weine seiner eigenen Gewächse kosten liefs, die gewifs zu den besten Italienischen Weinen gezählt: werden können- Wir sahen in seiner Bibliothek viele Bände Natur-

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historischer Bemerkungen, die er zusammengetragen hat; es ist zu bedauern, dafs er sich in einer abge- schiedenen Gegend befindet, wo wenig Naturkistori- scher Verkehr scinem Eifer Nahrung darbietet. Nach- mittag machte ich die Excursion mit dem immer be- reitwilligen und eifrigen Biasoleito an den Aus- Hlufs des Isonzo aus dem Gebirge, Die Strafse-führt durch die fruchtbare Wein- und Getreidiläche. Alle Fluren sind mit hohen lebendigen Hecken und hohen Nufsbäumen so dicht umgeben, dafs man im eigent- lichen Sinn den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen kann, An den Chausseegräben blühen Melissa offi- cinalis, Thymus Nepeta FPilld, und Senecio aqua- ticus LIudson, der hier ein schr verschiedenes An- sehen von jenem an der Donau bei Regensburg hat. An den ı Felsen zunächst dem Flusse erfreute uns Scabiosa graminifolia in schönster Blüthe, Dian- thus VYaldsteinii, eine neue Art, Satureja ru- pesiris /Pulf., und an dem Abhang des Berges Hie- racium saxatile Jacg.; wir hatten nicht Zeit, uns weiter zu entfernen,

Am frühesten Morgen nahm ich Abschied von meinem treuen Gefährten Biasoletto, der durch drei Wochen mit mir aushielt, und mit immer fro- hem Muthe jedes Reise- Ungemach ertrug.

So überraschend schnell im Herabfahren vom Karst: bei Obszina sich die südliche Flora ankündet, so unbemerkt verschwindet sie, wenn man am Ufer des Isonzo herauf nach Kärnthien übergeht. Vor dem Eingang in das Thal des Isonzo steht noch eine Reihe hoher Cypressen; der Weg führt am Ufer des Flusses

56 bald durch tiefe Thäler, bald hoch an den Ahhängen

herauf; wo sich die Thäler erweitern, wird Wein und Mais gebaut; Pflanzen und Gesteine bleiben sich gleich, Bei. Canal führt eine sehr schöne steinerne Brücke von einem Bogen, mit eisernen Geländern geziert, über den Flufs; der Weg wird etwas schrof- fer, die Vorberge sind mehr bewaldet, die Kultur im Thale ist dieselbe, Nur wenige noch nicht vorge- kommene Pflanzen, Galium lucidum, Asperula longiflora Waldst. und Chondrilla praenanthoi- des Bartl. (Praenantes chondrilloides Arduini) mi- schen sich unter die bekannten. Indem man sich der zweiten Station nähert, sicht man den Krm (italie- nisch Kermo genannt) mit seinem See und seinem Schneebedeckten Haupt über die Vorberge hervorra- gen; man erkennt in ihm einen alten Bekannten der karnischen Alpenkette, den man von dem Molo bei Triest bei Untergang der Sonne schon oft erblickt hatte. Die Italienische Grenze läuft über seinen Rücken, die Floren des obern Italiens sind mit sci- nen Alpenpflanzen geschmückt. Sein ernster Anblick drängt den Weinbau zurück; Bohnen an Stangen erscheinen als dürflige Surrogate des Thyrsus. Der Mais erreicht nicht mehr die Hälfte der Höhe, dio ihn bei Görz auszeichnet, und es erscheinen einmännige Weiden, Berberitzen- und Haselnüsse - Sträucher (Berberis vulgaris, Corylus Avellana); der gemeine Hornbaum’tritt an die Stelle der Ostria, Mastbuchen- wald umzieht den Fufs des Gebirges, Melissen und Calaminthen, zu denen das im südlichen Tirol ge- meine Epilobium angustifolium kinzutxitt, begreu“

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zen den Weg, und Geranium macrorhizum unse- rer Gärten umzicht die Felsen, die schon wasserrei- cher zu werden anfangen, Bei Karfreit verengt sich die Schlucht; die Vorberge mit ihren Buchenwäldern verschwinden allmählig, die höhere Bergkette des Alpenkalksteins tritt hervor, und Wasserfälle stürzen von nackten Felswänden,

Es eröffnet sich ein weites Thal von Gerölle, einem ausgeronnenen See ähnlich, von dem Flufs und einigen Bergbächen, die aus Seitenthälern ein- treten, durchwühlt. Auf einer Anhöhe von Gerölle, mitten in dieser Wüste, ruhet ein kleines Dörfchen im Schatten von Nufsbäumen, von einer kleinen Feld- Aur umgeben. Weinstöcke ranken an den Wänden der Häuser und bilden einen eigenen Contrast mit einem Wasserfalle, der sich unfern von diesem Dörf- chen von einer pralligen Felswand in das Thal stürzt. Der hohe Bergrücken Welkwrch (der Grofseberg) bei Flitsch mit seinen Einschnitten und Schneeflecken tritt dem Reisenden entgegen. Die Vegetation an der Berglehne, wo die Ziegen ihr Wesen treiben, ist dürftig; das von der Höhe herabgekommene Berg- röslein (Rhododendron hirsutum) und Cyclamen eu- Topeum erinnern an deutsche Alpen, auf welche Hornvieh getrieben wird. Dort dürfte den Botaniker eine reiche Ausbente lohnen.

Jenseits Flitsch drängt sich der Weg immer en- ger zwischen die höheren Gebirge der Maslenitza und des Himmelberges ; der Mais hat bereits den Erdäpfeln Raum gegeben. Röthlichbrauner Mergel und kleines Gerölle des stark verwitternden Alpenkalksteins, bil-

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den bedentende Hügel am Fulse der Gebirge, Was- serfille stürzen rauschend an beiden Sciten des We- ges in das Thal. An der Klause, die in den letzten Kriegen zerstört wurde, hört aller Feldbau auf, und Alpenrosen ziehen sich an den Berglehnen fort. Das Geranium macrorhizum war zurückgeblieben, und Aquilegia alpina Haenke, (pyrenaica Decand.) und Dianthus sylvestris PPulf. an die Stelle geire- ten. Ich erreichte den Fufs des Predils, auf welchem die Sirafse ihre gröfste Höhe erreicht ; die Spitze des Berges ist weit höher. In der Parallele des Wirtlis- hauses nächst: dem Fufswege zeigte sich zum letzten- mal das Galium purpureum, das mich von Triest aus nur selten verlassen hatte, dicht neben Erigeron uniflorum, einer teutschen Alpenpflanze. Wir ge- langten in die Region des Knieholzes, das hier in einem Kiefernwald von mässiger Stärke und geradem unverkrüppelien Wuchs anfängt, und klar beweiset, dafs es eine eigene Art und keine verkrüppelte Föhre ist, wie noch immer von einigen Ungläubigen be- haupiet wird. Auf dem Brückenbogen, der über den doppelten Absturz eines Wasserfalls gespannt ist, nalım ich Abschied von den Italienischen Pflanzen und Lüften, die Schneeferner des Königsgebirgs bei Rabl wehten mir Kühlung zu, und bald erblickte ich auch den Rabler-See im tiefen Thale, in wel- ches der Weg im Schatten stattlicher Buchen, durch eine sehr gemischte Vegetation schnell herabführte. Im Schatten des Buchenwaldes waren nächst gemeinen Landpflanzen, der subalpinen Sulvia glutinosa, Si- lene ulpestris etc., Pracht- Exemplare der Aquilegia

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alpina eingemischt, und von der kahleren Bergseite kam das Knieholz, und zwischen demselben das blü- heude Alpenröslein bis dicht an den Weg herab.

Das Königsgebirg, auf welchem Pulfen meh- rere seltene Pflanzen sammelte, zog mich sehr an, allein mein früher einmal gebrochenes Bein, das durch dio bereits sechs \WVochen dauernde Anstrengung mei- ner Reise schwach geworden war, erlaubte mir nicht, diese schroffe Reise zu unternehmen, ich wendete mich statt auf den Berg, in das Innere desselben, in- dem ich das Blei- und Galmei- Bergwerk daselbst befuhr.

Leider waren die geognostischen Briefe von H. Leopold von Buch, obgleich sie die Jahrzahl 1824 an der Siirne tragen, vor meiner Abreise im Juni 1825 noch nicht versendet, sonst würde ich meine Reise anders eingeleitet haben. Das Bleiberg- werk gleicht allerdings einem eingeschobenen Keil, wie es Hr. von Buch auf seiner Charte dargestellt hat, anch kam mir der beschriebene Kalksiein mit den Versteinerungen und der Dolomit zu Gesicht, von denen ich Handstufen mitgenommen habe. Auf dem Wege von Rabl nach Tarvifs fand ich ebenfalls die angegebenen Abänderungen des Porphyrs nahe am Pochwerke, und im Bache ein Geschiebe von eben diesem Porphyr mit einer lichtlauchgrünen Talkar- tigen Substanz, (dem Serpentin ähnlich) innig ge» mengt. Da ich in Rahl auch einen mit Bitumen ganz durchdrungenen Kalkstein, jenem der zu Hering in Tirol in der Sole der Kohle erscheint, schr ähnlich gefunden hatte, so schien es mir, als beginne hier

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eine’ Kohlenformation; ich lenkte daher von Tarvifs in das Bleiberger- Thal, um diese Spuren nicht zu verlieren. Noch ehe ich Kreit erreichte, sah ich Ge- schiebe von einem glimmerreichen Gneufs, den ich nirgends anstehend finden konnte, desgleichen Ge- schiebe eines Hornblendegesteins, verworren. blättrig, mit Knollen von schön rothem körnigen Kalkstein. Links am Gebirge ansteliend, ein Grauwackenconglo- merat mit Quarzbrocken (nicht Geschieben), durch glimmerartige Thonschiefermasse gebunden, deutlich Schichtung zeigend, Grauwackensandstein mit Quarz- geschieben durch einförmige Qparzmasse verbunden, schwärzlichgraue schiefrige Grauwacke, nur durch die Farbe vom rothen Sandstein verschieden. Von der rechten Seite queer über den Bach herüber Thon- schiefer mit unzähligen Versteinerungen hauptsächlich Eneriniten, Entrochiten etc. Ilöher herauf an der- selben rechten Seite {erscheint das Hornblendegestein ‚mit Knollen von körnigem Kalkstein (wohl nicht _ Dolomit nach der von H. von Buch selbst gegebe- men Definition) 3 austehend y dicht darneben ‚rother Sandstein (Todiliegendes) sowohl als grobkörniges Con- glomerat, als feinkörnig schiefrig mit, vielen Glimmer- blättchen, endlich im Leopoldstollen Alaunschiefer stark zersetzt und geborsten. Wer würde nach die- ser Folgenreihe der Gebirge vom Uebergangsthon” schiefer durch alle Glieder der Steinkohlenformation Schlesiens und Böhmens, besonders wenn er in der Sammlung des Heren Bergverwalters Bretiner, einen hier gefundenen Abdruck eines Lepidodendrons gesehen hat, da nicht cher Steinkohle als Exrze sur

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chen? Doch wie man den Leopoldi-Stollen weiter verfolgt, so ändert sich die Ansicht, weifser und grauer Gyps erscheint zwischen dem Alaunschiefer; der rothe Sandstein tritt anf kurze Zeit von oben wieder herein, dann folgt wieder der Schiefer, der in der 730, Klafter die Scheidung des Gesteins mit dem Kalkstein erreicht, So regelmäfsig als sich die Ablagerungen vom Eingange des Thales bis zu dem Mundloch des Leopoldi-Stollens folgen, eben so ver- wirrt ind verschoben erscheinen sie in diesem. Herr von Buch wendet seine Theorie der Erhebung der Gebirge durch den schwarzen (Anugit) Porphyr auch auf Bleiberg und Rabl an, und hält den Kalkstein des Bleiberges für mittleren Flötzkalk, der durch Ein- wirkung des fetten, exrhebenden schwarzen Porphyrs in seine jeizige Form und Lage gebracht, und größs- tentheils zu Dolomit umgeändert worden ist*. Die Theorie dieser Veränderungen, die H. von Buch mit so vielem Scharfsinn entwickelt und durch meh- rere Profil-Zeichnungen anschaulich gemacht hat, mufs in dem angezeigten Werke nachgelesen werden. Die Anwesenheit des Muschelkalks kann nicht in Ab- rede gestellt werden; gleich vor dem Leopoldi-Siol- len liegt im Bach ein Geschiebe von vielen Centnern Gewicht, das aus blofßsen Muscheln besteht, und die Lumachella P?ulfens ist dermalen verschütlet und vormauert. Einige Schwierigkeiten möchten indessen

Wehr nee,

*) Leopold von Buch geognostische Briefe heraus- gegeben vom Geheimenrath v, Leonhard, Ha- nau 1824,

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doch wohl zu beseitigen seyn, nm die Veränderung des Muschelkalkes in Dolomit begreiflich zu machen. Bekanntlich besteht der Dolomit aus 42 Theilen kolı- lensauren Talk und 58 Theilen kohlensauren :Kulk. Da, nun nach dem anerkannten Naturgeseiz starre Kör- per nicht chemisch auf einander wirken; da zur wechselseiligen Durchdringung erfordert wird, dafs von zwei Körpern wenigstens ciner flüssig sey, 50 müfste man annehmen, dafs die erhebende Augitmasse flüssig gewesen sey, um ihre Talkmasse an den Mu- schelkalk abzugeben, diesen innigst zu durchdringen, sich mit ihm zu verbinden, und ihn in Dolomit zu verändern. Wo wären aber wohl die andern Besiand- theile des Augits, die 55 p. c. Kieselerde hingekom- men, von denen sich keine Spur zeigt? Warum haben sich diese nicht ebenfalls mit dem Kalk und Talk zu einer homogenen Masse verbunden, was bei der Affinität derselben zu erwarien gewesen wäre, U. d,m. Die Bahn zu neuen Ansichten und Beobach- tungen ist gebrochen, die Zeit wird nähere Aulklä- rung herbeiführen. Eine schöne Sammlung der ver- schiedensten Kristallforınen der gelben Bleispäthe, so wie der sämmtlichen geognostischen Verhältnisse die- ses Gebirges findet man bei dem Bergverwalter H. Bretiner in Bleiberg, Die enge Schlucht, durch welche man nach Villach reiset, ist noch mit ähnli- chen Geschieben des Hornblend-Gesteins erfüllt, das auch bier irgendwo anstehen mufs. Die seltenen Pflanzen am See, zwischen Velden und Klagenfurtk, hatte ich in einer frühern Reise gesammelt, ich eilte daher nach Klagenfurth, wo ich sogleich Hrn. Ap0-

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theker Traunfellner besuchte und seine Minera- lien und Pflanzen durchwühlte, worunter gar man- ches Merkwürdige zu sehen ist. Den Vorschlag, mit ihm nach Heiligenblut zu reisen, um Freund Hoppe zu überraschen, konnte ich nun nicht mehr anneh- men; wir beschränkten uns daher auf eine kleine Ex- ceursion, in die Satinitz, Das Moor wird immer mehr in Kultur gesetzt; bessere, aber für den Botaniker weniger willkommene gemeine Wiesenpflanzen tre- ten an die Stelle der seltenen Moorpflanzen, An den Hügeln waren die meisten Pflanzen schon abgeblüht ; Dianthus barbatus, Cytisus capitalus mit seiten- ständigen Blüthen, die ihm ein ganz verschiedenes Anschen von der kopfblütligen Pflanze geben, und Centaurea nigrescens blühten noch unter den Ge- büschen. Eine Euphorbia, die Hirn. Apotheker Traunfeliner fremd schien, fanden wir in Saa- men, Nach den behaarten Früchten zu urtheilen, scheint sie uns mit E. pilosa die grölste Aehnlich- lichkeit zu haben. Sie wird im Garten sich bestimm- ler auseinandersetzen lassen. Mit dieser Exeursion beschlofs ich eigentlich meine botanische Reise, in welcher ich allenthalben , so wie auch hier die freund- Kehste Unterstützung und Aufnahme gefunden habe.

VI. Reise von Klagenfurt nach FPien, Auf- enthalt daselbst. (3. August bis 3. September.)

Das Wesentlichste meiner Reise halle ich glück- lich vollbracht, es blieb mir nur noch übrig, die Braunkohlen -Lager im Flufsgebiete der Murr näher zu untersuchen, Ich nahm meinen Weg über Trei-

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bach, um im Vorbeireisen eine der wichtigsten Eisen- manufakturen, den Grafen Eker gehörig, zu besich- tigen. Sie liegt an dem Ufer der stets wasserreichen Gurk, und kann, wenn Absatz vorhanden ist, jähr- lich bequem 60000 Centner erzeugen. Zum Gestell- stein wird der rothe Sandstein angewendet, die Flin- tze werden von Hüttenberg bezogen; Magnet-Eisen- stein, ‚und. ein ochriger 'verwilterter Eisenstein aus der Umgegend. Cylinder- Gebläse sind in ganz Kärn- then üblich; es wird auf 3 Formen geblasen. Der hohe Ofen ist 36 Schuh hoch, und der Berg- und Schichtmeister Huber, der dieses Werk führt, als ein tüchtiger Hüttenmann bekannt,

Bei Judenburg tritt man in die Kohlenformation; diein den Vorbergen, welche das linke Ufer des Murr- gebietes von hier bis Leoben umsäumen, abgelagert ist. Die Vorberge bestehen aus einem anstehenden Kalk- stein, und Sand eines zertrümmerten Gneifsgebirges mit zexsiventen grofsen und kleineren Gneifsgeschie- ben. An den Abhängen dieses Gebirges erscheint die Kohlenformation mit ihrem Sandstein, der sich dem Quatersandstein nähert, doch j jüngerer Entstehung zu seyn scheint; auf dem Sande ruht ein ziemlich ma- gerer Schieferthon, auf welchem unmittelbar eine kiesreiche Schieferkolile abgelagert ist, dann eine sehr compacte Pechkohle, jener von Hering in Tirol ähn- lich , diese wechselt mit dünnen Lagen von Schie- ferihon und Schieferkolile, unter dem Dach, das aus mehreren Varietäten von Schieferthon mit: oder ohne Selenit bestchet, ist eine Lage einer sehr lockeren Braunkohle, die sich sehr dem Torfe nähert, Die ver-

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schiedenen Koblenahlagerungen beitragen im Durch- schnitt 5 Lachter. Pflanzenabdrücke sind selten; es finden sich gröfstentheils am Ausbeissen, Gras oder Schilfhalme und Blätter dicotyledoner Biume, Eigent- licher plastischer Thon findet sich selten und spar- sam in Klüften, häufiger ein weifsgrauer kalkiger Mergel, Die Kohle "gehört also zu den Ligniten der Mergelkohle. Ich befuhr zwei Werke; das erste zu- nächst Judenburg bei Folschdorf, wo die Kohle blos zur Erzeugung des Alauns benützt wird, und das letzte bei Leoben, das dem Bürgermeister daselbst zugehört. Hier sollen auch Y. ersteinerungen vorkom- men, und der IIr. Bürgermeister, der mich beglei- tete, wollte Abdrücke, die Palmblättern ähnlich seyn sollen, besitzen, die er aufzusuchen und mitzuthei- len versprach, aber wahrscheinlich nicht gefunden haben mufs, da er nicht wieder erschien. Von Leo- ben wendet sich der Weg wieder durch das höhere Alpenkalkgebirg, das auf dem Semmring noch Alpen- pflanzen liefert. Von Schottwien bleibt matı in der Tiefe bis Wien, das man von der am wenigsten an- genehmen Seile erreicht.

Wien und seine Umgebungen besitzen einen gros- sen Reichthum an Pflanzen. Die prächtigen neuen Glashäuser Seiner Majestät des Kaisers sowohl an der Burg, als auf dem Rennweg erregen die Bewunde- zung aller Fremden. Die Liebhaberei zu Neuhollän- dischen und Cappflanzen hat sich unter alle Stände verbreitet. Das schönste Exemplar einer draucaria

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dit

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und die ganz herrliche Primula chinensis hortul. Lindl. kann man bei Baron Brunai, zahlreiche Eu- calyptus bei ihm und Baron Hügel etc. schen. Der Univorsitätsgarten hat eine so grofse Ausdehnung er- halten, dafs er sich beinahe an jenem von Belvedere auschliefst. Gäbe es in Wien, wie in London, eine Horticultural Society, man würde über den Reich- thum erstaunen, der hier vereinzelt, dem Ausland unbekannt, jährlich seine Blütlen spendet. Der Geo- gnosie hat im Polytechnischen Institute Er. Professor Riepl einen Altar errichtet; die Sammlung ist in dem Maafslab einer grofson Monarchie wie die Ocsirei- chische würdig angelegt. Wenn sie mit gleicher Sorg- falt. durch alle Provinzen durchgefürt wird, wie bis- her durch Steyermark und Oestreich, so wird sie alle bisher bestehende Sammlungen dieser Art über- treffen, und das Studium der Bergbaukunde, das, man mag sagen, was man will, doch hauptsächlich auf der richtigen Erkenntnifs der Formationen beruht, mäch- tig fördern. Ein glücklicher Zufall führte mich hier mit Urn. Professor Moos aus Freiberg zusammen, der zuerst im eigentlichen Sinn ein mineralogisches System entwarf, und wenn gleich der Geognosie min- der hold, da sie sich einem ähnlichem System nicht leicht fügen wird, dennoch selbst ein tüchtiger praeli- scher Geognost ist, Seine lichivollen tief dringenden Bemerkungen haben mir hier, wie später in Prag, einen reinen Genufs verschaft.

Mit Hrn. Obristen Baron von Welden, der

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seine wenigen freien Stunden der Flora widinet und ein zahlreiches Ilerbarium besizt, machte ich eine Excursion auf den Kaltenberg, un. Abdrücke von Fucus zu finden, An jener Stelle, wo ich sie vor ı1 Jahresi mit dem Berghauptmaun von Herder gesaniielt hatie, fanden wir diefsmal blos Bruch- stücke, allein ganz oben auf. dem Plateau in einem kleinen Steinbruch, der dort zum Beluf des Chaussde- baues angelegt wurde, zwei‘ Arten in bedentender Menge, nämlich Fucoides recurvus und intricatus Brogniart, die diese Formalion in die Reihe tertini- rer Bildungen ober der Kreide stellen.

Bei der Zurückkunft des Hrn. Leibmedicus Host nach: Wien versäuinte ich nicht, ihn zu der Her- ausgabe seiner neuen Auflage.der Ovstfeichischen Flora aufzumuntern und aufzurufen. Das Manuscript des ersten Theils ist längst abgeschrieben, und zum Druck vorbereitet, allein es gilt hier das Französiche Sprich- wort: le mieux est lennemi du:bien um et- was ganz vollständiges zu liefern, wird immer gezö- gert, und wir erhalten nichts; Das nonum prema- tur in annum ist löblich, aber alles hat seine Gren- zen, auch: soll sich niemand einfallen lassen, von einer so grofsen Monarchie, wie die von Oestreich, eine so vollständige Flora liefern zu können, dafs sie nie ein Supplement erhalten könnte: dazu müfste auf jeder Quadratmeile ein tüchtiger Botaniker angestellt werden, und selbst dann dürfte noch einiges überse- hen werden, oder nach veränderten Verhältnissen da

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oder dort entstehen. Es ist genug Neues vorhanden; von dem das Ausland, eigentlicher die Wissenschaft seit 20 Jahren nichts Zuverlässiges erfahren hat, dafs man das Gegebene gerne und dankbar annehmen wird, wenn auch noch ein.paar Pflänzchen fehlen sollten. Möchte doch mein wackerer Freund Host die Worte Linne’s. beherzigen, die dieser an Ellis wegen der immer verzögerten Ausgabe des Werkes über die Corallen schrieb: „Wann werden „wir, Keber Freund, Ihr Werk erscheinen sehen, von „dem ‚Sie mir die ' Zeichnungen vorlängst gesendet „haben? O dafs ich dessen Erscheinung erleben möchte! Nichts in. der Welt würde mich mehr er- „freuen, Verschieben sie es ja nicht. Nichts ist unge- „wissen, als die Tage, die noch kommen werden. Das „Schicksal hat der Welt schon manche wichtige Dinge „geraubt, es ist gewöhnlich feindlich gegen die größs- „ieh.menschlichen Unternehmungen %“ Linne war im 64: Jahre seines: Alters als er dieses schrieb , soll- te. mir am Schlufs des 65ten Lebensjahres nicht ein ähnlicher Aufruf gestattet seyn ? i .

‚Schliefslich besuchte ich die Brasilianischen Samm- dungen, in denen nun auch die ‘Schmetterlinge iu Schiebladen unter Glas aufgestellt sind. Welch ein Reichthum, welcher Schmelz von Farben, welche

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*) a Selection of the Correspond. of Linmens and o'her Naturalists, By James Edward Smith. Vol. . 265, i

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Verschiedenheit von Formen hat die Natur hier nicht verschwendet; überhaupt, welcher Reichthum in allen Fächern der Naturwissenschaft ist hier nicht zu‘ schauen? welche Freude würde nicht Vater Linne gehabt haben, wenn er die Ankunft solcher Schätze nach Europa erlebt hätte; Er, der die von Solan- der und später von Commerson mitgebrachten Naturalion für das Höchste achtete, das jemals nach Europa gebracht worden sey, und gebracht werden wird. Aber auch welche Ungeduld hatte ihn ergrif- fen, um zu erfahren, was sie enthalten, da ihm ein blofser Zeitungs-Artikel, der eine zweite Reise von ‘Solander aukündigle, noch che er die Naturalien der ersten Reise beschrieben hatte, so ängstigte, dafs er zu keinem Schlaf mehr gelangen konnte, und. Briefe über Briefe nach England schrieb, um die Heraus- gabe dieser Reise zu bewirken. Diese Briefe waren in einem prophetischen Geiste geschrieben, denn in der That starb Solander 4 Jahre nach Linne (1782) olıne etwas herausgegeben zu haben. Das. unvollendete Manuscript mit den bereits gestochenen Kupferplatten wurden erst vor wenig Jahren in der ‚Bibliothek des Präsidenten Banks nach dem "Tode dieses grofsen Mannes gefanden.*)— Wir könne ı je- doch der Erscheinung jener Schätze getrost entgegen schen, da Sr. Majestät der Kaiser die Herausgabe der- selben anbefohlen, und die erforderlichen Summen mund

*) Edward Smith ibid, p. 267-271. T. I. pı2u. 577

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dazu aus ihrer Chatonille angewiesen haben. Das Pflanzenreich wird zuerst an die Reihe kommen, da im Fache der Zoologie noch Vieles zu erwarten ist, das zum Theil schon abgeschickt, zum Theil im künf- tigen Herbst mit dem Naturforscher Llerın Naf- terer erwartet wird. Nie haben die Naturwissen- schaften sich eines solchen Aufschwungs zu erfreuen gehabt, als in unseren Tagen; wir gehen einer merk- würdigen Epoche entgegen , wo sie, unter allen Stäu- den verbreitet, in alle Klassen des Unterrichts einge- webt, die Menschen mit der Natur und ihrem all- mächtigen Schöpfer in eine nähere und engere Ver- bindung bringen wird, die nur wohlthätig auf die Menschen zurückwirken kann. Möge dieser tiefere Sinn allen vorschweben, die sich mit den Naturwis- senschaftlen beschäftigen I

$. PII. Erläuterungen einiger zweifelhaften | Pflanzen.

llerr Dr. Bartling hat in seinen Beiträgen zur Flora der österreichischen RKüstenländer, nebst den Pflanzen der Küste von Fiume und des Golfs di Quarnero, einige des angrenzenden Dalmatiens, Croatiens und aus dem Isonzothal, auch mehrere der Umgegend von Triest kritisch beleuchtet; es bleibt wir daher nur Weniges naelızuholen.

Einem jeden Botaniker, der aus den nördlichen in die südlichen Gegenden übergeht, überraschen anfangs die Veränderungen, welche die Einwirkung

einer höhern mittlern Temperatur auf die Formen und die Bekleidung mancher Pflanzenarten hervor- bringt, so sehr, dafs ihm die Repräsentanten der ge- meinstien Arten der lIcimath in der wärmern Zone fremd erscheinen. Feronica spicala und Mentha sylvestris, beide gemein um Triest, erstere auch im Isonzothal, sind solche Pflanzen. Diese mit einem Dlzigen Stengel, behaarten eirunden Blättern, weicht in der äussern Form bedeutend von der deutschen Pflanze ab, doch Aehre, Kelch und Blüthen sind ganz dieselben, daher sie auch Scopoli unter die Varietäten der 7%, spicala aufgenommen hat; die zweite, selbst an \WVassergräben nur halb so hoch, als in Deutschland, mager, mit viel schmälern Blät- tern und kurzen Achren, ist ebenfalls nichts anders, als eine durch das Klima veränderte Pflauze,

Der Valeriana tuberosa werden in den Dia- gnosen lanzeiförmige WVurzelblättier zugeschrieben; alle Exemplare, die wir im Küstenlande gesehen ha- ben, besafsen aber eiförmige Blätter, oder höchstens eilörmig-Janzetähnliche (ovato -lanceolata).

Der Crocus variegatus Ilopp. et Hornsch. ist von C. vernus, selbst vou den gröfßsten Exemplaren desselben vom ALoibl, verschieden; dies bewähret schon die blofse Ansicht des Perigoniums, das bei ersterm immer zugespitzte, bei dem zweiten abge- stumpfte laciniae darbietet, wenn man auch auf die überstrickte Zwiebel keine Rücksicht nehmen wollte, Schwerer möchte es seyn, ihn von Crocus veticu-

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latus M. Bieberst. zu trennen, von dem er höch- stens in unbedeutenden Verhältnifs - Unterschieden abweicht,

Crocus lineatus Jan. ist zwar von den beiden vorigen verschieden, doch schwerlich von Crocus minimus Lil. t. 81. Es wird zwar in der Beschrei- bung gesagt, die Blätter wären nicht, wie bei €. vernus, von einer weifsen Linie durchzogen, wie es auch bei C\ lineatus der Fall is, Loiseleur nennt die Blätter von C. minimus, folia canalicu- lata, ohne etwas mehreres anzudeuten,. Decan de Fl. fr. nro. 200% schreibt blofs der Lil. nach, und’ scheint die Pflanze nicht genauer untersucht zu ha- ben. Dieser einzige Unterschied, wenn er wirklich vorhanden ist, möchte bei übrigens ganz überein- stimmenden Pflanzen kaum hinreichen, die Pflanze aus Corsica von jener der Lombardischen Ebenen zu, unterscheiden,

Plantago capitata Hopp. et Horns. und la- nata Portenschl. haben zwar in der Form der Wurzelblätter und dem ganzen Habitus großse Aehn- lichkeit; allein abgesehen, dafs erstere fast glatt, die zweite aber bedeutend wollig ist, zeigt sich anch in dem Blütenstand einige Verschiedenheit der bei er- sterer vollkommen kuglig ist, bei der zweiten etwas gedehnt in die Achrenform überzugehen scheint, s0 dafs sie, wenn nicht als selbstständige Arten, doch als wohl unterscheidbare Varietäten bestehen können

Plantago Lagopus und P. arvensis Presl

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wachsen zusammen in dem Amphitheater von Pola; letztere unterscheidet sich durch elneu niedenn YYuchs y weifse Bekleidung, und runde Blütheuköpfe, ist da- her ebenfalls wenigstens als leicht erkennbare Abart von jener zu trennen.

In dem Isonzolhal, unfern von Görz, kömmt

eine Nelke vor, die gewöhnlich für Dianthus su-

perbus gehalten wird; ich faud diese Pflanze an den Bergwänden zwischen Görz und Canal an mehrern Stellen. Als ich selbe mit den Pflanzen unserer Her- harien verglich, fand ich sie ebenfalls in dem Graf FFaldstein’schen Ilerbariun mit folgender Aufschrift: Spec. nov., die ich von einer Reise nach Triest mitgebracht und für Dianihus superbus gehal- ten habe, wächst bei Modrusch. Diese Pflanze ‘unterscheidet sich in der "That sowohl von Dian- thus superbus, als aller andern Arten dieser Ab- theilung, daher ich sie als noch unbeschrieben hier unter dem Namen des ersten Finders, meines ver- ewigten Freundes, aufstelle: Dianthus Paldsteinii.

Floribus subsolitarüis, squamis calycinis quater- nis longe avistatis tubo tLriplo brevioribus, petalis im- berbibus ad medium usque multifhdis, follis Iineari- "bus nexvosis; serrulato-scabris, caule tercii bi-tri“ ‘lloro,

In saxosis calcareis in Valle fluminis Isonzo inter Goritiam et Canal (Sternberg) prope Modrusch Wald- stein).

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Tota planta glaucescens. Radix obliqua caules plures emittens, basi plus minus procumbentes, de- mum erectos, 1eretes, glabros, internodüs dislanli- bus, tripollicaribus, Folia linearia acula, basi latiore internodia amplexantia, inleriora praesertim palula, seu subhorizontalia, longitudine internodia superan- tia, vel saltem aequantia, margine carlilagineo-serru- lata, indeque deorsum scabra. Flores 2 subsessiles , tertio si adest laterali pedunculato, Calyx ı0 lineas longus, eylindricus, glaber, viridi-striatus, inferne albidus, dentibus quintam partem tubi acquantibus, lanceolatis, aristatis, margine membranaceo sub arista abrupte evunescente. Squamae calycinae qualuor subaequales, tertiam partem tubi amplectentes, ca lyci adpressae subrotundae, mucrone squamam lon- Situdine subaequante. Petala rosca Jaminis cuneatis, rotundatis, ad medium usque multifidis.

Die von H. Dr, v. Vest auf dem Buchberg ober Frohnleiten entdeckte neue Rosenform hat H. Cu- stos Trattinnick in seiner Monographie der Rosa- ceen der Rosa rubiginosa cretica Redoute zuge- zählt, von der sie sich hlofs durch nicht runde, sou- dern elliptische Blätter unterscheiden soll, Diese Sibthorpische Rose ist uns unbekannt, und Re- doutes grofses Rosenwerk nicht zur Hand. Die Definition von Smith der Rosa glutinosa Sib- thorp. Fruotibus glohasis, ‚pedunculisque hispidis, aculeis caulinis copiasis aduneis; foliolis subrotundis; ulrinque tomentosis. Smith prodr. Fl. gruec. Trattı

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1. eit. nro. 82, nähert sich ebenfalls der Pestischen Rose, doch ergeben sich durch die Vergleichung mit den von II. Sieber aus den Sphakiolischen Gebir- gen mitgcehrachten Exemplaren mehrere Abweichun- gen. Nach unserer Ansicht möchte die Festische Rose nicht sowohl in die Reilie der Rosarubiginosa, sondern in jene der Rosa villosa, und zwar in die erste Abtheilung: Germinibus globosis, einzuschalten seyn, denn sie stimmt in den wesentlichen Theilen, den Finchtknoten, der Blume und der Frucht mit der Rosa pomifera am meisten überein, in der Be- kleidung der Blätter und Blattstiele nähert sie sich jedoch mehr der At. tomenlosa, der Bau der Drü- sen an der untern Fläche des Blailes ist bei ilır wie bei R, glutinosa von jenem der R. rubiginosa or- ganisch verschieden. In der Reihe der Rosa villosa wird in der neuen Ausgabe in 4lo von Hedoutes - Rosen eine R. villosa ry therebintina Noisette angeführt, an welche sich die Festische Rose viel- leicht zunächst anschliessen dürfte; diese ist.aber nur in Gärten vorhanden, und uns nicht genug bekannt. Wir wollen daher die Festische Rose als eine nene Form genau beschreiben, um die Botaniker darauf aufinerksam zu machen. Sie steht unvermischt mit andern Rosen, fepn von hewohnten Orten, cinsam auf grasigen Stollen, unfern. eines Waldes von unge« henren Lerchenbäumen, die seit Tahrhnnderten die- sen ‚Platz behaupten, yınd nur vom Blitz gefällt wer- den , sie möchte daher wohl eine Stammpflanze seyn;

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Rosa resinosa.

Germinibus globosis pedunculisgue hispidis, la- einüis calyeinis integris, foliis ellipticis basi cordatis, duplicato - dentatis: dentibus glanduliferis, utrinque pubescentibus, pagina inferiore glandulosis glauces- »eentibus, petiolis tomentosis aculeatisque.

Habitat in monte Buchberg non procul Frohn- leiten in Styria.

Frutex bi-tripedalis. Rami juniores glaucescen- tes glabri, aculeis slipularibus rectis basi dilatatis llavescenlibus. Pelioli tomentosi aculeis brevibus reclis, et und alierove slipulari longiori praedifi. Tolia 5, 7. inferiora subrotunda, superiora elliptica, duplicato triplicatove dentata, acuminata, pubescen-

Ya, slandulosa, in inferiori pagina glaudulis puncti- formibus numerosis, fuscescentibus, succum glutino- sum exsudantibus aspersa. Stipulae glahrae foliaceae acutac, margine copiose ‘glanduloso serrulatae , sub- "tus prnetis glandulosis crebris obsitae. Pedunculi glanduleso - hispidi. Germen globosum glanduloso- hispidum. Calyeis laciniae lanceolatae , dentatae: den- tbus glandulosis, ceterum glabrae, Flores solitanil Petula rosea,

Tota planta odorem resinosum Rosarum spirat. Rosa glutinosa Smithii a Siebero in Centuriis Florae ereticae edita differt: germine globoso elliptico 2 aculeis eopiosis uncinatis, foliis obovatis sen subrotundis, profundius, seu inciso-serratis, nunguam acumlua- tis, in pagina inferiori ad nervos aeuleatis Rosa rU-

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biginosa erelica differt foliis subrotundis nee Flutino- sis, Rosa villosa stalura majore, Zoliis villosis nec tomentosis..

' Rosa resinosa in horto Johannei culta formaın non mutavit, indeque facillime in hortos, quos in- irare meretur, transire potest.

Die Rose, die wir auf der hohen Bergebene ober Idria gefunden haben, gehört gewifs in die Reihe der Rosa cinnamomea, mayalis eic., an welche sich die amerikanischen Rosen pensilvanica, carolinian« (corymhosı ‚Willd.) anschliessen, doch scheint sie uns von allen bekannten unterschieden. Andrews hat eine Gartenrose unler dem Namen Rosa lurida abgehildet, mit welcher unsere Rose in dem Blüthen- stand anı meisten übereinkömmt; jene ist aber in den Blättern verschieden, und ihr angebliches Vaterland (die. Schweiz) ungewifs; eine genaue Beschreibung wird ihre künftige Untersuchung erleichtern, Sie heifse :

Rosa vestita. Germinibus' ovato-globosis caesüis glabris, laci- nis calycinis integerrimis, pedunculis petiolisque gla-

‚bris, foliis elliptieis glabris utrinque viridibus serra-

tis, serraturis recurvis apice nigris, caule ramisque

‚relrorsum aculeatis, pruinosis.

Habitat üı montibus supra Idriam 800 hexaped. ‚altid.. Frutex lumanae altitudinis et altior, caules et

‚rami praeseriim in superiori parle caesio-prninosi,

.

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purpurei. Aculei copiosi, sparsi, validi, vecurvi, purpurescentes. Stipmae glabrae, acuminatae, mar- gine glanduloso-serrulatae. Petioli glabri aculeis sti- pularibas minutis. Poliola 7 distantia, lateralia sub- sessilia, impari longe petiolata, viridia, subtus ali- quantulum pallidiora, oväta seu elliplica serrata, ser- raturis incurvalis apice glanduloso-nigra. Pedunculi erccti, glabri caesii in. corymbum ı5.—20o florum dispositi in medio bracleis tribus foliaceis, inferne in- tegerrimis apice glanduloso serratis - vestiti, glabri. Germina ovato-globosa. Calycis laciniae integer- rimae intus tomentosae, ceterum glabrae, Petala sa- iurafe rubra, .. Stipulae pedunenlorum foliaceae affinitatem cum Rosa majali indicant, a qua tamen multis notis.difert. Die beiden auf dem Monte maggiore gefundenen Rosen vermögen wir ebenfalls nicht bei einer schon beschriebenen Art witerzubringen; sie werden wohl in die Reihe der Rosa pimpinellifolia aufgenommen werden müssen, der sie sich am meisten aneignen s wenn sie gleich von allen bekannten verschieden sind. Welche Rose Linne vor sich gehabt habe, als er die Definition der R. pimpinellifolia entwarf, ist nicht zu errathen, da er den Standort: wächst vielleicht in Europa, so unbestirumt angibt, Pill- denow versetzt sio in das südliche Europa. DU pont in Paris hat alle Rosen dieses Namens, die in den Gärten vorkommen,. als Varietäten. der Rosa spinosissima angesehen, Redoute führt sie in

79 einer Reiho auf, und seine Rosa pimpinellifolia, Marienbergensis ist wohl auch nichts anderes , als eine solche Varielät. Der von ihm für diese Reihe entworfene Charakter, mit einfach gezähnten Blät- tern, würde unsere beiden Rosen ausschliessen ‚sie kommen. aber, besonders die erste, in so manchen andern Kennzeichen mit ihnen überein, dafs wir glauben, es möchte dennoch der schicklichste Ort seyn, sie einzureihen:

Rosa gentilis

Germinibus ovatis sen elliptieis glanduloso - his- pidis, calycis laciniis integerrimis, pedunculis petio- lisque aeque glanduloso -hispidis, Toliolis ovalis aut ovato-subrotundis basi integerrimis, ambitu duplicato argute serratis, serraturis glandulosis, ramis superior- ibus aculeis rectis setaceis deciduis obsitis, inferiori- bus verrucosis.

Habitat in monte majori Istriae in vieinia pagi Pilati dieto, alt, 500 hexap.

Frutex tripedalis a vestigiis aculeorum delapso- rum verrucosus, Rami annolini breves aculeis sefa- ceis reclis albidis obsiti. Petioli aculeis mollibus mi- nutis sparsis glandulis pedicellati interininatis scabri, slipulae foliaceae acufa glanduloso - serrulatae, Fo- liola 9 approxiinata, superne saturali viridia, subtus pallidiora ovato seu subrotundo- ovata, basti integer- rima, ambitu duplicato-serrafas serraturis glandulosis, ceterum in uiraque pagina glabrae. Pedunculi foliis breviores glanduloso hispidi, solilarii, gexuien evato-

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elliplicum glanduloso-hispidum. Calycis laciniae inte- gerrimae, interne tomehtosae, externe glanduloso-pi- losac. Potala saturate ronbra uli in Rosa Redoutia rubescente, unguibus Iuteis. Tructus oblongo -ovati atringue attennali rubri, glabri.

Accedit ad Rosam pimpinellifoliam Redoutei, et hortorum, praeserlim varietali floribus rubris sta- tura,-caule verrucoso, foliis basi integerrimis, differt germine ovato hispido, folis duplicato - glanduloso-

y

serratis et fructu. Rosa affinis.

Germinibus glohosis glabris, lacinüs calycinis in- tegerrimis, pedunenlis petiolisque glanduloso -hispi- dulis, foliolis ovalo-subrotundis a basi profunde du- plicato-serralis, serraluris glaudulosis, caule inermi.

Habitat in summis montis majoris Istriae alt, 700 hexap,

!

Frutex spithamens aut _ pedalis inermiss. eortice glabro laevi, rami annotini breves a cası petiolorum aumerosorum amuulati, inermes, Petioli inermes par ce glanduloso - pilosi, stipulae fuliaceae, acutac, $ glan- ‚Auloso - serratae. Foliola 9 speciei priori similia sed ad ‚basim usque serrala, scrraluris profundioribus, glan- dulosis. Pedunculi folio hrovior cs, inter folia abscon- diti, pilis glandnlosis rarioribus hispiduh, Germen globosum, glabrum , oalycis laciniae integerrimae sub- ülalae, interne iomentosae, externe glandulosae. Flo- res,uli in priori, Fructus globosi nigreseentes.

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Differt a priori: ‚germine globoso - gläbro, fructi- bus globosis nigrescentibus, caule inermi.

Convenit cum Rosa pimpinellifolia statura, ger- minibus globosis glabris, et fruciu, differt ab ea caule laevi inermi, foliis a basi duplicato-profunde et glan- duloso - serratis.

Affinis forte Rosae carinthiacae Jan., quam pro varietate Rosae suae FPulfenianae habet clariss. Trattinnick, nec tamen eadem species, quantum ex unico exemplari illins male exsiccato, et omni ulte- riori notitia destituto, coneludere lieuit,

Unter den Ranunkeln, die in der Umgegend von. Tricst vorkommen ; Jindet sich eine kuollige Art nächst der Mühle unter $. Cantiano, die von dem AR. bulbosus abweicht; sie wächst ebenfalls in der Umgegend von Prag und wurde von Elrn. Professor LS. Presl in seinem böhmischen Ilerbarium auf folgende Art charakterisirt.

Ranunculus verrucosus »‘ Perennis, Tolüs villosis petiolalis trisectis, seg- mentis trifidis, aculiuscule inciso - denlatis, omnibus petiolnlatis, caule erecto hasi bulboso, patente-vil- loso, calyce reflexo, carpellis utringue verrucoso-tu- bereulalis, I. S. Presl Rostlinar, Tom. III pars I. Sasc. 4. p. 61.

Wenn man die Exemplare der Pedicularis asple- nifolia, die Hr, Dr. Hoppe in seinen Conturien ausgetheilt hat, und die Abbildung in Schultes Reise auf den Grofsglockner, mit P, rostrata ver-

6

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gleicht, so zweifelt man schwerlich, dafs beide Pflan- zen verschiedene Arten darstellen; untersucht man Bingegen mehrere Exemplare der P. rostrula von verschiedenen Höhen desselben Gebirges, so bemerkt inan, dafs mit der Höhe, die tieferen und vielfälti- geren Einschnitte an den Fiederblätichen, so wie der Schnabel, sich verkürzen und zusammenzieben, und am Ende P. rostruta ganz in P. usplenifolia übeorscht, Diefs begegnete uns auf der Lanischeralpe, wu #P, verticillata und rostrata häufig wachsen; wir beobachlelen sie längs dem ganzen Gebirgskamm $ır den Felsenschluchten der Region des Kunieholzes; als. wir aber zu der Vermessugspyramide gelangten, sahon \vir am nordwestlichen Abhange blos P. asple- nifolia; wahrscheinlich wird diefs auf dem Glok- ner eben so der Fall seyn; in den Herbarien des Mu- seums kann man eine Fermreihe von ungefähr vier Stufen bemerken, welche den Uebergang beider Ar- ten ziemlich deutlich darstellen.

Auf dem Berge Nanas der Julischen Alpen wächst ein Cheiranthus, den auch Hoppe und Horn- 'schuch gesammelt haben, und Abbate Brumati uns ‚mittheilte; dieser stehet zwischen Cheiranthus alpinus und Cheiranithus Boccone in der Mitte, scheint aber von beiden verschieden und wir empfeh- den ihn näheren Untersuchungen, da unsere Exem- plare noch viel zu jung sind, um die Schoten beur- theilen zu können.

Die beiden Formen der Picia pannonica haile

83

bereits der genaue Beobachter Mönch gelrehnt änd aus der zweiten seine Vicioides uncinata gemanhf. Willd, brachte sie als & et je} wieder zusammen, M. Bieb, ivennte sie neuerdings als P, pannonica und siriata, Will man den Grundsatz festhalten, dafs Bekleidung ‚und Farbe keinen hinreichenden Unterschied bilden, um Pflanzen als Arten zu treng nen, 50 müssen sie als pannonica et & beibehal- ten werden, da der Unterschied blos in einer gelben oder weilsen Behaartng, in einer gelblichen oder schwärzlichpurpurfarbenen ;„ glatt oder behaarten Fahne besteht.

Trigonella prostrata Decand. Tr. 1, Snppl 571 hat Abbate Brumati in der Umgsgend von Monfaleone entdeckt. Die Unterscheidungsinerkmale von Trigonella foenum graecum liegen zwar haupk- sächlich in den Verhältnissen, allein sie erstrecken

sich beinahe über alle einzelne selbst wesentliche

"Theile der Pflanze, und möchten dalıer hinreichen, diese Pflanze als eigene Art zu irennen.

Apargia Berini Bartl., von der wir blofs Exemplare mit ungetheilten Stengeln, olıne Stengel- blätter gesehen haben, gleicht. in dieser Form so ganz

‚der A. incana, dafs wir sie davon nichg verschie-

den gehalten hätten, wenn uns nicht die Beschrei- bung, Flora 1820. I. p. 345, in welcher äslige Sten- gel und Stengelblätter angegeben werden, bekannt gewesen wäre, Die unterirdische Verlängerung des

.

Stengels, die oft eben sa lang it, als der Stengel

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über der Erde, kömmt von dem Standort im lockern Gerölle am Ufer des Isonzo; die Bekleidung, der Kelch und die Blume stimmen ganz mit A incana überein.

Apargia Brumati Schied. ist eben so mit A. autumnalis schr nabe verwandt, von der sie sich durch einen astlosen einblumigen Stengel und einen an der Basis lockern Kelch unterscheiden läfst.

Apargia lergestina Hopp. et Hornsch. sieht mehr einer Thrincia als einer Apargia ähnlich, ist aber dennoch eine Apargia und von A. hispida und hirta unterschieden, obgleich ilx Kelch ebenfalls wie bei jenen mit einfachen Haaren besetzt ist. Es sind übrigens alle Apargien schr varürende Pflan- zen, die eine kritische Bearbeitung dieser ganzen Gatiung schr wünschenswerth machen.

Senecio aquaticus Hudson, der bei Görz und bei Wienerisch- Neustadt wächst, ist die wahre Hud- sonische Pflanze, ganz mit der Definition Überein- siimmend. Die Abbildung der Flora Danica t, 784 die gewöhnlich bei dieser Pflanze angeführt wird; das einzeln abgebildete Wurzelblatt ausgenommen, ist unrichtig, Eben so ist Senecio aguaticus der Re- gensburger Flora eine ganz verschiedene, yielleicht noch unbeschriebene Pflanze.

Centaurea Tiarstiana Scopoli wurde noch von manchen: Botaniker, wegen ihrer Aehnlichkeit mit, C. paniculata, als zweifelhaft” angesehen. IH. Dr. Bartling hat die Unterschiede beider Pflanzen

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nachgewiesen, und wir glauben diesen Unterschei- dungsmerkmalen noch beisetzen zu können, dafs die Kelchschuppen der C. Karstiana dreinervig sind, jene der C, paniculata nur einen Mittelnerv besitzen ı dafs bei exsterer nach dem Verblülen der Kelch halb geöffnet bleibt, bei der zweiten sich aber wie- dex schliefst, Statt Karischiana schreiben wir Rar- stiana, weil der Carso der Römer, in der ange- nommenen Aussprache der Karst: genannt wird, Bartling bemerkte noch eine zweite hieher ge- hörige Form, die er Centaurea cristata nennt, die unserer Aufinerksamkeit entgangen ist,

Die Parietaria, die alleutlalben in Istrien vor- kömmt, und aus welcher man eine, P, divergens machen wollte, ist wohl nichts anderes, als eine durch Einflufs der mildern Temperatur in etwas veränderte P. officinalis. |

Will man Deutschlands Flora nach den politi- schen Grenzen umschliessen, so erhält selbe durch die Flora des Küstenlandes einen bedeutenden Zu- wachs; nach einer klimatischen Abgrenzung würden jedoch die Pflanzen des Meeresstrandes, der Inseln, und der ganzen südlich und südwestlichen Abdachung des Karstgebirges gegen das Meer nach Italien fal- len, dagegen aber, wie schon Bartling bemerkt hat, die deutsche Schweiz der Flora Gexmaniae ein- zuverleiben sey.

Die Tangen des adriatischen Meeres hat Mar- tens mit so vieler Sorgfalt verzeichnet, dafs uns aux

86-

wenige nachzutragen übrig bleiben, die wir bei Triest gesammelt oder von Hın. Abbate B erini er- halten haben, als Batrachospermum moniliforme ‚dgh. Roth, Conferva crassa Agh., Ceramium wersicolor Agh., Hutchinsia coccineu Agh., H. elongataAgh., Rytiphlaea tinctoria Agh. von Be- rini bei Sestiana entdeckt, Solenia Bertholoni „igh., Rhodomela subfusca Agh., Sphaerococcus purpurascens Agh., S. multifidus Agh. von H. ‚Abbe Berini, Chordaria flexuosa Agh, Cysto- seyra purpurascens Agh. Sollte sich unter den wenigen noch unbestimmt gebliebenen Exemplaren noch etwas Neues vorfinden, so wird es in der Flora nachgetragen werden,

Botanische Notizen . Ta Beziehung auf den vom Herrn Ritter von M artius in der heurigen Flora Nro, 10. angezeig- teu Vorschlag wollen wir vorläufig aus den vieljäh- rigen Beobachtungen der beiden gelehrten Benedicti- ner ÜCölestin Steiglehner und Placidus Heinrich, die zym Theil über ein halbes Sae- culum umfassen, und ia der Hauptsache mit dem nämlichen Apparate gemacht worden sind , die mill- lern Stände vom Barometer, Thermometer und Hygrometer, nach der Berechnung von Herrn von Schmöger*), so wie die Höhe von Regensburg

») Beyträge zur Pfillerungskunde, zunächst

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und den heurigen Verlauf der Blüthezeit in denı hie- sigen botanischen Garten und der nächsten Umge-

bung tabellarisch angeben,

l. Mittel

Barometer Thermo-" [Saiten - Uy- Monat. |bei #10° Reaum.| meter. grometer. 44 Jahre. 54 Jahre. 23 Jahre,

Januar 270, 4 | 20,19 519 , 05 ik Februar | 2 0,30 1—0,20 | 545 „27 März 6 11,45 | 85,3% | 634,090 April 26 11,04 7,9 Qi ,5 May 6 1,6 12 ,14 | 756,19 Junius 61,89 14,08 744 , Julius 26 11, 0 15 ‚, 13 | 730 ‚12 August 27 oo, 3 14, 718 „70 Septemb.| 7 0, 44 12 , 31 689 , 77 October 2 11 , 69 7,53 637,82 Novemb, | 2 0,31 )#2,64 520 , 29 Decemb. | 20..11., 88.10 ,50 510 , 2%)

Jahr 20 411,08 | +7,24 | 655,0

IL. Mittel des Winters 1832.

DecembT 5 10, (ÜI#3, 57 546 , 16 Januar | 27 1,06 |—5,8 572,9 ‚Februar 27 2 ,"04 0,83 545_, 70

für Regensburg, von Dr. von Schmöger, Königl. Lyceal-Professor der Physik. Regens- burg 1826. (Preis 18 kr). Die Barometerstände sind mit einem von der Mannheimer meteo- rologischen Gesellschaft erhaltenen Flaschenba- rometer gemacht, und müssen, wein sie mit andern verglichen werden sollen, eine Correction =-+0,"61. erhalten. Auch wollen wir bemerken, dafs für das barometrische Höhenmessen die For- mel von Soldner hier angewendet ist, welche Bequemlichkeit mit der höchsten Genauigkeit ver- einiget, leider aber nicht so bekannt geworden ist, als sie vorzugsweise es verdienen dürlte.

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Der vorherrschende Find ist, nach einem 10jäh- rigen Durchschnitt bereclmet im Februar, März, April, May und August NW,, in den 4 Monaten October bis Januar SO,, dann in den Monaten Juni und Juli W., im September N., und im ganzen Jahre NW. Im letzten Winter 1828 waren die herrschen- den Winde, und zwar im December SO, und W., im Januar O., im Februar S. und SO.

Die absolute Höhe von Regenshurg, d. h. der Höhenunterschied zwischen dem Meere und dem mittleren Stande der Donau bei dieser Stadt, ist 1043 Pariser Fufs.

Der Eintritt der Blüthezeit von nachstehenden Gewächsen fiel in diesem Frühjahr auf folgende Tage. Leucoium vernum . . 4. März Tussilago Petasites . . 4 . ramosa und nivea 7. Bellis peremis . . . . T. Galanthus nivalis . . . 8 Daphne Mezereum . . 8,

Helleborus niger . . . 8& Hepatica nobilis .. . 9 Pulsatilla vulgaris... . gQ Corylus Avellana . . . 9 Betula Alnus . . . . ı0 Salix caprea . . . . ..20,

Viola odorata . . . . 20. Cornus maseula. . . . 30 Die Fortsetzung wird seiner Zeit folgen.

a u u u vun u na nu u u Bu u

n

80 Ankündigungen

4, Robert Brown’s vermischte Schriften. In Verbindung mit einigen Freunden ins Deut- sche überseizt und mit Anmerkungen verse- hen von Dr. C. G. Nees von Esenbeck, Erster und zweyter Band. Leipzig bei Frie- drich Fleischer. Mit einer Steindrucktafel. ır Bd. 3 Thir. ı2 gr. 2r Bd. 3 Thlr. 18 gr. zu- sammen 7 Thlr, 6 gr.

Der Herr Herausgeber, den freundschaftliche Verhältnisse und die dem hohen Verdienste gebüh- rende Ilochachtung gleich innig nit dem tiefblicken- den Brown verbinden, wollte durch diese vollstän- dige Sammlung seiner Werke, die, in den kostbar- sten englischen Gesellschaftsschrifien und Reisebe- schreibungen zerstreut, bisher nur Wenigen zugäng- lich waren, seinem Vaierlande die Mittel an die Hand geben, in den Sinn dieses Meisters auf die bequeniste und wohlfeilste Weise einzudringen, und nicht nur mit den allgemeinen Betrachtungen und Ansichten, welche. diese Schriften enthalten, näher bekannt zu werden, den Geist, der sie beseelt, verstehen zu ler- nen, und seine gründliche morphologische Methodo der Untersuchnng zu verfolgen, sondern auch das reiche, von ihm gesammelte Material neuer Gattun- gen und Arten, das wir nur aus den Anführungen der Systematiker kennen, vollständig in der Quelle zu besitzen, was um so nöthiger ist, daR. Brown’s An-

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gaben, wegen der ihm eignen Kürze des Ausdrucks, in jeder auszugsweisen Wiederholung verlieren, ja wohl gar zu Mifsverständnissen führen.

Wenn nun das hier angezeigte Werk schon aus diesem Grunde den Dank und die Unterstützung des Publikums verdient, so darf dabey nicht unbeachlet bleiben, dafs der Hr. Herausgeber den Werth seiner Arbeit, durch die zahlreichen, oft schr umfassenden Anmerkungen, welche die Angaben seines Autors durch alle seitdem gemachten Entdeckungen, weitere Untersuchungen u. s, w. ergänzen und vervollständi- gen, noch um vieles zu erhöhen gewufst hat. Als Anleitung zum Studium des natürlichen Pllanzensy- stems, im wahren Sinn und Geist desselben, muls dieses Werk das Handbuch jedes deutschen Bolani- kers seyn, der dieses Studium mit Ernst ergreift, und die Kenner des Fach’s haben schon längst das Bedürl- nifs einer solchen für ihren Handgebrauch mit den Seitenzahlen des Originals versehenen Sammlung der Schriften R, Brown’s gefühlt und ausgesprochen. (Der dritte Band, welcher eine neue, von dem Her- ausgeber nach des Autors eignen Noten berichligle Auflage der Flora Novae Hollandiae, mit Beybehaltung der Seitenzahlen, liefern wird, erscheint zur Oster- messe dieses Jahres.) Es bedarf keiner Erinnerung um das Interesse dieser, nun auf salchem Wege zu erwartenden, neuen korreelen Ausgabe des gedachten klassischen Werks über die Flora Neu-Hollands be- merklicher zu machen, da bekanntlich von. der er-

PERSHHEEF TED

91 sten Auflage nur wenige Exemplare in’s Publikum kamen, und der Hr, Verfasser Grund hatte, diese ganze Auflage, die nun mit seiner Zustimmung und eignen Mitwirkung zum zweytenmal erscheint, wie- der zurück zu nehmen.

2.Hr.J,0. Zolliko fer, Med.Dr, mehrerer gelehr- ten Gesellschaften Mitglied, giebt eine Sammlung von ‚Abbildungen der schweizerischen Alpenpflanzen, deren Standort 2000 Fufs und darüber über dem Meere beträgt, also ein für sich abgeschlossenes Werk in diesem Zweige der Botanik, nach Originalzeichnur - gen, mit lat. und deutschem Text, im gröften Quartl- Jormat heraus. Das Heft mit 10 Steindrucklafeln schwarz zu fl. 1, 3okr. oder 22 ggr., illum, zu DD. 3. Zokr. oderRihlr. 2. 2ggr. Zen Hefte machen einen Band mit eignem Titelblatt, wovon der erste mit ei- ner Vorrede und Einleituüg über das Studium der. Alpenflora begleitet seyn wird,

Ueber diese Unternehmung, welche nicht aufIn- teresso, sondern einzig auf Beförderung dieser Wis- senschaft herechnet ist, finden sich in den mehrsten Buchhandlungen Deutschlands sowohl ausführlichere Ankündigungen als auch Probeblätter. Liebhahet wer- den ersucht, sich mit Beförderung an die nächste Buch- handlung zn wenden, indem erst nach Anmeldung von wenigstens 30a Subsceribenten mit dem Drucke der Anfang gemacht werden kann.

St, Gallen, 15, Decemb, 1825. Huber et Comp.

02 Anzeigen. 1. Herbarium des Herrn Sieber.

Herr Sieber befindet sich, nach einem 7mo- natlichen Aufenthalte in Dresden, seit dem 14. April v. I. wieder in Prag, wohin er auch im Sepfem- ber seine zurückgebliebene Samınlung überbringen liefs, Sowohl das ungeordnet gebliebene, als auch das neu erhaltene, hat derselbe hier zu ordnen fortge- fahren, und besitzt nachstehende Herbarien, von de- nen im Laufe dieses Jalıres ein vullständiger Katalog erscheinen wird, dessen Erscheinen ein unvorherge- sehener Zeitverlust von 7 Monaten während dieser Sommerszeit verzögerl hat. Diese Herbarien sind nach- stehende: Herbarium florae capensis: Sectio Ima 150. Species,

kostet die Centur. & ı6 Thlr. 24 'Thlr. sichs. Herbarium florae capensis: Sectio IIda ı12 Spec. ko- stet die Centur. & ı6 Thl. 18 Thl. sächs Herbarium florae mauritianae: Sectio Ima 197 Spec; kostet die Centur. ä& ı6 Thl. 32 Thl. sächs. Herbarium florae mauritianae: Sectio Ilda ı50 Spec«. kostet die Centur. & 16 'Thl. 24 'Thl. sächs. Herbarium florae senegalensis: Sectio Ilda 5o Spew. kostet die Centur. & 16 Thl, 8 'Thl. sächs. H. Novae Hollandiae: Sectio Ima, IIda, IlItia 480 Spec. kostet die Centux. & 36 Thl. 140, ı20, ı10 bis 100 'Thl. Sächs. Suplement: Nlorae nov. Holland. 150 Spec. kostet die Centur. a ı6 Thl, 24 'TW, sächs, |

93

Herbarium Jnsulae Trinitatis: Sectio Ima 100 Spec: kostet die Centur. & ı6 Thl. sächs,

Herbarium Insulae Trinitatis: Sectio Ilda 250 Spec, kostet die Centur. & ı2 Thl. 30 Thl. sächs. Cryplogama exotica. (Lichenes, Musci, Fungi, Algae)

65 Spec. kostet die Cexitur. ä 12 Thl. 6 Thl. sächs, Filices Sectio Ima 80 Spec, kostet die Centur. & ı2 Thl. ı6 'Thl. sächs, Filices Sectio Ilda 120 Spec. köstet: die Centur. & a ı2 'Thl. 20 'Thl. sächs. Agrostotliaecae nov.Hollandiae, (continens Cyperao. et Gramina) 140 Spec, kostet die Centur. & ı2 Thl. 18 Rhl. sächs,; Vorhanden sind: Herbarium Slorad 'ereticae, ‚Spec. 458, 80 1. C. Mn. oder 54 'Thl, sächs, Herbarum florae aegyptiacae, Spec. 240, 50 1. 'C,Mz,

oder 34 'Thl. sächs.

Herbarium florae anstriacae, Spec. 300, 30 . C. Mz. “oder 20 'Thl. sächs,

Herbarium florae märtiniconeis, Spec. 400, ı00 & ı2 Thl. oder 48 Thl. sächs.

_ Den Herbarien sind geschriebene Kalaloge, deren ‘Namen sich auf Nummern beziehen, welche auf der Pilanze unmittelbar angeklebt sind, beygegeben; so- wohl die Berichtigungen, als auch mehrere unbestimmt ‚oder unentschieden gebliebene Gewächse werden in dem gedruckten Katalog nachgetragen werden , wel- cher zugleich eine Uebersicht der bisherigen Leistun-

y4

gen, die Tendenz der künftigen Arbeiten und uber- haupt von dem Gesammtzwecke dieser ganzen Unter- nehmung die befriedigendste Auskunft geben wird. Bey demEinordnen der erhaltenen Gewächse ersucht man, die Nammern auf keine Weise herabzunehmen, im Gegeniheile die losen wieder zu befestigen; weil die meisten Botaniker: Decandolle, Sprengel, Kaulfu/s etc. in ihren Werken gegenwärtige Her- barien und die Nro, der Pflanzenspecies zitiren; fehlt nun das Nro., so verliert das Exemplar seinen hal- ben Werth, ohngefähr wie die Tafel eines botani- schen Kupferwerks, deren Zahl verlöscht ist. Spätere Abnehmer erhalten, da vielo Pflanzen- Species, welche gefunden wurden, oft nicht über 30 bis 40 hinaufreichen, diese Herbarien nicht vollzäh- lig; es mangeln sodann 2 bis 5 Species, auch noch darüber, bey jedem - Hundert. In solchen Fällen wird auch nach Mafsgabe der fehlenden Zahl der ‚Species der Preis geringer, angesetzt; der frühere und sogleich entschlossene Abnehmer ist, daher stets gesi- chert, weil; wie die Bestellungen einlaufen,. auch die Herbarien, so wie sie in Nro. olgen, abgesendet werden. Wer übrigens selbst Reisen angestellt hat, ‚noch mehr aber derjenige, welcher von dot drücken- den und erschwerenden Hindernissen der Lage des Hrn. Sieber unterrichtet: ist, wird sich billig verwun- ‚dern, dafs diese Herbarien um einen so billigen Preis hintaugegeben werden können, und dafs überhaupt diese Unternehmungen nach allen Colonien unserer

05 Erdoberfläche seit mehreren Jahren fortgesetzt wer-

den.

Nächstens erscheinen: Flora apennina und Flora Corsica, zwey ausgezeichnete Herbarien, | deren jedes an 300 seltene Arten enthalten wird, stündlich werden diese Sendungen über Ancona und Genua erwartet. Nähere Anzeige in der Folge. Herr Hilsenberg istin Madagascar wohin er zum zweyteimal von Mauritius abreiste, mit Tode ab- gegangen. ‚Herr Zeyher, am Vorgebürg der guten Hoffnung , ist in das Innere gereist, und wird seine grofsen Summlungen, auf der Rückkehr nach der Cap- stadt begriffen, nach Europa persönlich überbringen.

Nächsteus wird georduet.: lerbarium florae austria - cae, Sectio Ilda, welches, eiwa 200 Species stark, ‚die seltensten Arten enthält: welche: Triest, Krain, Ober- stalien. und Südtyrol darbieten. Aus den in Menge gesammelten. exotischen : Pflanzen, welche nach der Verfertigung der Herbarien in Mehrzahl zurückgeblie- ben sind, wird cine Sammlung von 4 Sectionen gon Species unter dem Namen Flora mixta heransgegeben ; sie enthält Gewächse vom Cap, Mauritius, Neuholland, Martinique etc, etc, ete., und wird sehr billig zu ste- hen kommen, um auch jene Liebhaber, welche sich alle Ploren weder anschaffen können, noch wollen, mit dem wichtigsten näher bekannt zu machen. Von Madagascar erscheinen keine Lieferungen; Robert

usa

Brown istim Besitze des Nachlasses.

96

2. Nachstehendes, äufserst wichtige, naturwissen- schaftliche Werk ist durch jede gute Buchhandlung von Unterzeichnetem zu beziehen:

Flora Brasiliae Meridionalis, auctore

‚dugusto de Saint-Hiluaire,

Diese Flora von Brasilien wird für den östlichen Theil Amerika’s dasjenige werden, was die von Her- ren von Humboldt und Kunth für die westli- che Küste ist. Da nun beide Werke eigentlich Ein Ganzes bilden, so wird gegenwärtig angezeigtes mit eben solchen Lettern wie die Nova Genera, und in denselben Formaten gedruckt,

Das Werk. wird aus 3 Bänden bestehen, welche in zweimonatlichen Lieferungen erscheinen. Die ersten vier Lieferungen sind fertig. Preis einer jeden

in Ato aul geglältetem Jesus - Papier, mit acht bis

‚zehn schwarzen Kupfern und fünf Bogen Text; " ARıbl, 4 Gr. sächs, oder 7 Fl. 30Kr. rhein.

in Folio, auf geglättelen Jesus-Velinpapier von An- nonay, mit colorirten, Kupfern und & Bogen Text, 16 Rihl. 46 Gr, sächs, oder 30 Fl. rhein.

Da ich genanntes w erk, über welches ein aus“ führlicher Prospectus bei mir und in allen Buchhand- lungen gratis zu haben ist, zu dem Pariser Original- ' preis ohne Erhöhung anseize, und daher dasselbe nur franco hier liefern kann, so ist es billig, dafs

es hi Ä B u man auswärtigen Buchhandlungen Bemühung vun Porto vergüte,

Frankfurt a, M, im März 1806. Wilhelm Schäfer:

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Zweite Beilage

zur Flora oder

botanischen Zeitung 1856,

Erster Band.

. Recensionen, Lichenes exsiccati, auctoribus L, Reichenbach et C. Schubert etc, Hft. IV. 25 Arten, Dresden 1824, 4

D.: die 3 ersten Hefte dieser schönen Flech- tensammlung in Nro. 2%, der Flora ı824, vollstän- dig angezeigt worden, so bedarf ea hier nur der Inhalts- Anzeige des vierten Hefts, nit dem Beifü- gen, dals auch diesesmal die Exemplare gut gewählt sind. 76. Spiloma viridans Schaer. An alten Ei.

‘chen von dem fleifsigen Flotow gesammelt. 77,

Gyalecta bryophila Ach.‘ Von Urn. Prof, Hübner bei Dresden aufgenommen. 78. Calicium trichiale Ach. An alten Eichen- und Birkenstämmen; von Flotow eingesandt, 79. .Zecidea epipolia , cor- tieula Flörk, mss, Wurde ehemals unter dem letz- tern Namen von Acharius als eigene Art aufge- stell. Flotow sammelte diese aeltenere Art au allen Eickenstämmen im Schildbergersteinbusch bei Soldin in der Neumareck, 80. Zecidea epipolia, b. irabinella Flotowii: crusta (subtartarea areolata can- dida) areolis nodaloso - rugulgsis demum tumenti-

7

95

bus; apotbeciie confertis sessilibus planis hemisphae- ricisne caesio - pruinosis intus atris, margine pro- prio tenui evanidoque Flotow. An alten Brettern bei Soldin von Flotow gesammelt. 81, Zecidea epipolia y. furinosa Flk. mss. (L, corticalis b. fa- rinosa Ach,) An alien Eichen in der Nenmarck von Flotow. 82, Lecanora fulgens Ach. Von Dietrich bei Jena auf kalkhaltiger Erde gesam- melt, 83. Lecanora lentigera Adel, Von Fest und Klett in Thüringen auf kalkhaltiger Erde gesam- melt. 84, Lecanora nigricans Flörk, An alten Lin- den in der Neumark; Flotow. 85. Lecanora exi- gua de Blotow. (L. periclea ß. exigua Ach. Parme- melia pinicola Mart.) An alten Brettern in der Neumark; Flotow, 86, Parmelia stellaris Ach. 87. Parmelia pityrea Ach. Beide bekanntlich ge- mein an alten. Baumstämmen, 88. Parmelia recur- va Ach. Auf Steinen im Salzburgischen von Funck gesammelt, 89, Parmelia olivacen Ach. An Baum- stämmen und auf Steinen. go, Parmelia parielina - Seh; An'Bäumen und alten Wänden. gı. Rama- tina fastigiata Ach, Auf Breitern und Sandsteinen» 92. Usnea.lorida,. Von Fichtenbäumen, 93 Col- lema pulposum dch. An moosichten Stellen bei Dresden, 94. ‚Perrucaria byssacen deh. Von Ei- chen. 95. Zepraria cinereo - sulphurea Ach, An Fichtenstämmen, 96, Lecidea russula Ach, Aus Südamerika. 97. Lecidea Ehrhartiana dch, Von Eichen und andern Baumslämmen. 98. L. biformis Fik. Von Flotow an Eichenstämmen in der Neu- marck gesammelt, 99. Calieium salicinum Flk. D:

99

L. 84. Von Flotow in Pommern an jungen Ei. chen gesammelt. 1060. Fariolaria lactea Ach. syn 132, Von Felsen bei Dresden, .

Rec. wünscht recht sehr, dafs der fleißsige Rei- _ chenbach Zeit gewinnen möge, um auch diese Samınlung ununterbrochen forlsetzen zu können, die um so schätzbarer ist, als dadurch ein Vereini- guugspunkt begründet ist, wo die Lichenologen ihre Beiträge in natura niederlegen können,

Inhaltsverzeichniß,

in

Pr.

I, Ankündigungen und Anzeigen,

Brown’s, Robert, vermischte Schriften, herausgege- ben von Nees v. Esenberk, Beil. 89.

DeCandolle, memoires sur la famille des Legumi- neuses, 191.

Hoppe, Caricologia germanica. 256,

Humboldt et Bonpland, nova Genera et Species plantarum, 39.

Memoires du Museum d’histoire naturelle. 190,

Nees v. Esenbeck et Sinning, Sammlung schön blü- hender Gewächse in lithographirten Abbildun- gen, 143,

Planfarum Brasiliae Icones et Desceriptiones hacle- nus inedilae, redig. Dr. Pohl. 383.

St. Hilaire Flora Brasiliae meridionalis. Beil. 96.

Histoire des plantes les plus remarquables du Bresil et du Paraguay. 192.

Siebers Herbarien betreffend. Beil, 92.

Trinius, D. C, B,, Species Graminum, icon, et de- scription. illustr, 384, .

Zollikofers Abbildungen von Schweizer Pilanzen.

Beil, gı, 7 *

100

1 Aufzätze Bemerkungen einige, über den jetzigen Zustand .de Algologie, 133. u Bruch, Bryologische Beobachtungen. 162. Dierbach, Verdienste des Ruellius nm die Entde- ckung vaterländischer Pflanzen. 97. 213. Hoppe, über die Zahl der Stanbgefälse von Juncus conglomeratus und effusus. 85. Martlius, Bericht über den dermaligen Stand unse- . rer Kenntnilse von den Flechten. 193. 209. Nachtrag zu den Bemerkungen über Fleischers bot. Reise nach Tyrol etc, 273.

zu den Darstellungen des würtembergischen bot.

Reisevereins. 110,

Nees v. Esenbeck, D. d. j,, über Gymnospermum

jüuniperinum. 373, a Poiteau, A., Beschreibung des Schmarozer Pilzes

Graphiola. 278,

Raspail, Versuch einer allgemeinen Classification der Gräser, gegründet auf das physiologische Stü- dium der Charactere dieser Familie, ı. 17. 3%

Sauter, über Bupleurum junceum u, Gerardi. 177+

Schneeglöckchen, das, Galanthus nivalis, 130.

Schultz, Colchicum patens; eine neue, Pflanzen- species, 131.

Sternberg, v., Bruchstücke aus dem Tagebuch einer paturhistorischen Reise von Prag nach Istrien.

eil, ı.

Wenderoth, observationes botanicae, 353.

Zucearini, Dr., Bemerkungen, vorläufige, über die.

Saamen der Gentianen, 305,

über einige Anemonen a. d. Abtheilung Pulsa- tilla. : 369.

= über Oxalis corniculata et stricla, 257.

iu, Beförderung und Ehrenbezeugung Meyer, Dr, E. 3ıq. ‚Nees von Esenbeck und Otto. 128.

V, Bemerkungen. Pflanzenarten, über, und über Halbarten. 35%

me nn

Ior

Pilanzenbenennungen, über, und über Wehers und Hutchinsia, 239. 240,

Spielarten, sollen nicht mit eignen Namen belegt werden. 334.

Voith, v., über Colchicum autumnale. 44,

Zositera marina, über ihren Nutzen in der Haus- haltung der Natur, 333.

V. Berichtigung

Ausbildung, über die abnorme eines Stauhbeutels auf der Lippe von Orchisarten, ı4ı. | Hutchinsia Agardh betr, 383,

VI. Botaniker; reisende.

Bray, Gr, de, 319, Denham. 376, Douglas, 376. Ehrenberg, 3r. 367. Elsmanı, 283. 366, Eschelohr, 31. Eschweiler, 283. Fleischer, 272. 283. Funk. 283.

Göppert, 284.

Holl. 31.

Hooker, sendet Reisende und Sammler aus. 376.

Hornschuch. 272.

Kallenhäuser, 284,

Klapperton. 376, Lallement, Avd&, 272. Ledebour, 272, Martens, v. 289. 3ı9. Müller. 262.

Paryy, 375. Richardson. 375. Rudolphi, a72, Scouler. 376. Stein. 310. 321. Treviranıs, 284 Wallich, 375.

102

VL Correspondenz, Bruch, über Pohlia, Webera, Bryum, Mnium, Phas- ‚cum et Sphaeridium, 222. Elsmann, F., Exkursion a, d. Schleerngebirg. 366. Eschweiler, über seine Reise durch das südliche Tyrol, 204. Funk’s, botan. Reise nach den süddeutschen Hoch- gebirgen, 283. Hochstelter und Steudel abermalige Förderung der Botanik von Würtemberg aus. 87. . Nees v. Esenbeck über Aleyonidium diaphanum und Myroxylon peruiferum,. 29. . u Weinmann, über Malpighiae, Plerospermum acer!- folium, Cleome brasiliensis, Pleotranthns diva- vicatus, Sida amoena, Pilobulus erystallinus u. m.& 172, , Welden, v., über den Zustand der Botanik in Wien, über Saxifragae, Banffya petraea, Gonffeja arena- rioides, Soldanellae, Cardamines, Campanulae und andere botan. Notizen, 241. 262. , Wenderoth, über einige botanische Exkursionen in . Hessen, 252.

VIUL Neuigkeiten, botanische,

Ueber Hollia myrmecoa, Arenaria heieromalla, Oro-

banche coerulescens, Salix finnmarchica und Siebers Pilanzensammlungen, 223.

. IX, Notizen, botanische. Botaniker reisende und Sammler, von Hooker aus- gesendet. 376. i Breulel, einige vergleichende Bemerkungen über Phascum, Gymnostomum und Grimmia, 61. , Brown, R., über die von Major Denham und Kapi- tän Klapperton aus Afrika mitgetheilten Pllan- zen. 376. Don, ilora Nepalensis, über dieselbe, 376. Douglas betr. 376. Draba rupestris betr, 63, on Dublettenverzeichnils der Gewächse . des bot. Gal- tens zu Hamburg. ı28,

105

Ehrenberp’s Rückkunft, 367:

Einführung des: veugewählten Präsidenten der k: böhm, Gesells, zu Prag, des Oberstburggrafen Hrn. Grafen v. Kolowrat Liebsteinsky,. 285, _

Hooker’s Abhandlung über Parry’s Pflanzen betref- fend. 375,

Katalog der Pflanzen des Gartens zu Glasgow, 376,

merkwürdige Pflanzen der Prince of'Wales- Insel betreffend. 375.

Lindley, über Orchideen, 376.

Mayer, Fr, über das durch zufällige örtliche Ver- änderungen bewirkte Erscheinen von Pilan- .zen. 59. .

Neuigkeiten, literarische, aus Nordamerika, 377.

Notizen, botan., aus England und Schweden. 375

Preisevertheilung der niederländischen Blumenge- sellschaften. 29,

Richardson, Dr., betr. 375. oo.

Scabiosa Incida, 64. \

Scoresby, Kapitän, betr, 375.

Scouler, betr. 376, .

Sternberg, Gr. v., Abhandlung über einige Eigen- thümlichkeiten der böhm. Flora, und klimat. Verbreitung der Pilauzen der Vor- und Jetzt-

welt. 285.

Voith, v., über Anagallis coerulea, 138,

Pilanzen- Uehergänge. 378.

Wahlenberg, Flora Suecica. 377.

Walker Arnott, System, der Moose, 376,

Wallich, Flora indica betr. 375, .

Witterungs Kunde, über die, und den Frühlingsilor bei Regensburg. Beil, 86.

Zustand der Botanik in Preufsen, 234 In Würtem- berg. 347.

X Recvensionenm

Blume et Nees v. Esenbeck Fungi javanici, 219.

Gartenzeitung, allgemeine deutsche. 76.

Hartweg, Hortus Carlsrukanus. 343, .

Hegetsweiler, Reisen in den Gebirgsstock zwischen Glarus und Graubünden. 70.

10%

Martens, G. v., Reise nach Venedig, a8g.

Martius, Dr. de, Hortus bolanicus RB, Academise Mo- nacensis. 145,

Zuccarini, Dr., nova genera et spec, plantarum, quas in: itinere per Brasiliam etc, suscept. col- legit etc. 358.

Nees v. Esenbeck de Polyporo Pisachapani, 219.

vollständige Saminlung oflieineller Pilanzen, ı2le Lieferung, 166.

Opiz, die Pelargonien, 190,

Reichenbach, Iconographia botanica sen plantae Cri- ficae, 180, u

Ilustratio generis Aconiti atque Delphinii Helt

nm o.5, 225.

et Schubert, lichenes exsiccati, Beil, 97.

Seits,. die Rosen nach ibren Früchten, 187.

Schiede, de plantis hybridie sponte metie. 40,

Schlechtendal, de, Flora berolinensis, 49, ,

Zuecarini, Dr. J. G., Monographie der amerikani- \ schen Oxalis - Arten. 337.

XL Reiseberichte

Hochstetter über das Ergebnifs der botan. Reise des Hrn, Fleischer nach Tyrol. 8ı. ' Stein, C., Reise durch einen Theil dev Schweizer Gebirge, 310, 3at. j

%

XI. Schriften, neye, Annalen der Blumisterey. 367, Dierbach, Beiträge zu Deutschlands Flora. 142 Hartweg, Hortus Carlsruhanns, 142.

m .Nees v. Esenbeck et Weihe, deutsche Brombeer- ern sträuche 6tes Heft, ı4ı. rg Schultz, Observatiunes bryolosicae, ı42,

Sturms, Deutschlands Flora, 44 46. Heft, 142.

UL Todesfälle Bauer. 240, Gärtner, Goltfr. 32, Hoffmann, Dr. Georg Franz, 336.

«

105

xIV, Verzeichnils der Schriftsteller.

Blume 219. Bonpland 310. Breutel 61. Brown, R.; 376. Beil. 89. Bruch ı6ı, 222. Dierbach 97; 113. Don 376. Duvernoy 349. Elsmann 366. Eschweiler 204. Fleischer 273, Frank 350. Funk 283. Hartweg 343, Hegetsweiler 70. Hochstetter 81, 87, 273. Hooker 375, 376. Hoppe 85. Hornschuch 375. Humboldt, v, 310. Lindley 376, Martens, v. 289. Martius, v, 145, 195, 209, 358. Mayer dgq, ‚Mohr ı, ı7, 33. Nees von Esenbeck 29, 166, 219. Opitz 190, Pohl 385. Poiteau 278. Raspail ı, 13, 17.

Beichenbach 180. Bl. 97. Santer 117, Schiede. 40, Schlechtendal, v., 4g. Schubert Bl. 97. Schütz 34g. Schuliz 131. Seits 187. Stein 310, 321. Sternberg, Gr. v., Bl..ı. Steudel 37. St, Hilaire Bl. 96. Trinius 334. Voith, v., 44, 138, 378. Wahlenberg 377. Walker Amott 376. Wal- lich 575. Weinmann ı72. Welden, v., 241, 262. Wenderoth. 252, 354. Zallikofer Bl. gı, Zuc- carini 257, 305, 337, 358, 369.

XV, Vorzüglichere Pfilanzennamen,

Achillea Clavenae 353. Clusiana ı85, nana 206, Aconita 73, 225; Agaricus campestris 101. Aira ‚montana 83. Alchemilla pentaphıylla 205. Al- cyanidium diapbanum 2g. Alisma parnassifo- lıa 184. A, Plantago 105. Anagallis. arvensis 108. A, coerulea 138, Anemone flavescens 369, A. fulgens ı80. A. Halleri 369. A, patens 369. A. pulsatilla 122, 369. Anigosanthoa Tlavidus 136. Annoedctangium compact, 275, Apargia Berinj. Beil. 83. A. Brumati. Bl. 84. A. terge- : stina Bl. 84, Apocymum venetum 305. Arenaria heteromalla 224. Artemisia coerulescens 116. Asplenium Ruta muraria 101. Aslranlia major 168. Atropa Belladonna ı14, Azalea auran- iiaca et carnca 30,

Baniiya petraea 263,. Barkhausia bellidifolia ı8ı. Berberis vulgaris sıg, Betonica aflinis— B, ma-

106

erostachys 353. Bupleurum Gerardi et jun- ceum 117.

Camellia japonica 30, Campanula Alpini. C. co-

rymbosa 268. €. isophylla 181, 267. C. Hlifolia— C. megalensis 268, C, muralis 267. C. Rainerı 182, C, Rosani— C. rupestris— C, Tenori— C. tridentata268. Canella alba 166. Capsicum an- nuum 114, Cardamine marilima— C.mierophyl- la 266. Carex capitata— U, chordoriza 80. eyperoides 60. C, rigida 80. Centaurea Rar- stiana Bl.84, Cerastium macilentum 184. Chei- rauthus Bl, 82. Ch, Cheiri ı20. Chenopodium Botrys 106. Chlorae ı81. Cicula virosa 168. Cissampelos Pareira 171. Cleome brasiliensis 173. Colchicum autumnale 44, 132. C.patens 131. C. vernum 47, Consiligo 124. Correa speciosa 30. .Corrigiola littoralis. 127, Crataegus cocci- nea— C. lancifol, C.pyracantlifol,— C,splen- dens 354. Crocus variegalus et lineatus Bl, 71- 72. Cucumis Colocynthis 168. Cynara scolymus 215. Cynanchum longifol. 3038. Cyperus au- zeus 182. C.glaber ı81, C, globosus 184. C. lon- gus 103. Monti 61. Cypripedium guttatam 182 Cypselea bumifusa 185.

Delphinum grandiflorum 331. Desmatodon latifol.

275. Dianthus Waldsteinii: Bl. 73, Dicranum gracilescens 276. Digitalis ambigua 354. D. Iutea 355. Diplocomiam hexastichum et tri- stichum 163, Draba austriaca et frigida 482 zupestris 63. Drimis Winteri 167,

Encalypta laevigata 275. Enkianthus quinqueflora

30. Epilobium angustifol. 355. E, Fleischer! 85. E, spicatum 356. Erigeron acre 379. E vanadense 378, E, lsciniatum 304. E, strictis- simum 356. Euphrasia ofieinal.— E, salisbur- gensis 380. Erisma floribundum 185,

Fumaria officinalis 120. Fungi javaniei 219. Galanthus nivalis 130, Genista tinctoria 168. Gen-

tianen 305. Geoflvoya inermis et surinamensis

171, Glaueium trieolor 184, Gloxinia Schot-

107

: tii 243. Gnaphalium lanuginosum 356. Gram- mitis Celerach ı0ı1. Graphiola 278. Grimmia 62. G, obligqua— G, ovala— G, patens 275, Gua- jacum oflieinale 119, ı69. Gymnosporangium ‚Jjuniperinum 573. Gymnostomum minululum 62,

Helicteres brasiliensis 242. Heliopsis mollis H.pa- tula H. stricta 356. Helleborus foetidus 123, Helosciadeum crassipes 183. Hibiscus Rosa ai- nensis 30. Hollia myrnecoa 223, Hutehinsia Agardh 383. Hydrangea hortensis 30, Hyon- ciamus niger 60.: Hypnum cupressiforme 276.

Jasione monlana J, perennis 382. Joannia micro- phylla 187. Juncus communis 30% J. conglo- meralus 85. J. dillusus 224, J. eflusus 85,

Kochia eriophora 186.

Lamam 182 -—- 184, Lichenes Beil. g97. Lightfootia oxycocceoides 185. Lonicera angustata 357. Lo- tus hirsutus 206. Lycium inerme 357, Lyco- perdon Bovista 100.

Malpigbia 172. Metilothus gigantea 357. Mentha

sylvestris Bl, 71. Meesiae 163, M, alpina, M, dealbata 164. M, demissa 165. M.nliginosa 164. Musa coccinea 30

Narthecium ossifragum 186. Wepeta serpillifolia 183. Nicandra physaloides 357. Nicotiana Taba- cum 170,

Oenanthe rbenana 305, Orchideen 376. _ Orchis Morio 170. ÖOxiganum Majorana 170. Oroban- che coerulea 223. Osmunda regalis 102. Oxa- lis- Arten, amerikanische 337. Oxalis cornicu- lata striela 257.

Parietaria erecta P, difinsa 303. P. oficinalis‘ Bl, 85. Parnassia palustris 380. Passillora amethystea 243. Pedicularis Bl. 82, Peucedanum Ostru- ibium 168. Phasca 62, Ph. globiferum 223, Ph. rectum 61. Phyteuma Sieberi 182. Pilobolus erystallinus 174. Pimpinella Anisum ı70. Pi« nus Pinaster ı70. Piper Cubeba et longum 167. P. nigrum et spurium 167. Plantago adrialica 303. P. arvensis, P, capitata, P. Lagopus et la.

108

nata Bl. 72, Plectranthus divaricatus 174. Poh- lia cucullata 276. Polygala amarella 168. P. Senega et uliginosa 169. Polygonum Fagopy- sum 106. Polyporus Pisachapani 2ıg. Primula speciosa 243, Prunella grandillora 380, P, in- termedia 181. P. vulgaris 380, Pterospermum acerifoliam, Pulmonaria oflicinalis 109, 170.

Qnercus coccinea 107,

Ranunculus verrucosus Bl. 81. Rhododendron in- termedium 357. Rhodonema 304, Robinia bi- spida 30. Rosa affinis Bl. 80. R. gentilis Bl. 79. R.glulinosa Bl.74. R.ochroleuca 375. R. resinosa Bl.76. R. vestita Bl. 77. Ruppia maritima 303.

Saccharum Ravennae 303. Salicornia macrostachya 302. Salıx finnmarchiea 224. Saxilraga are- narioides 244, $. Burseriana S, diapeusioides

- 268. :S.nitide, 5. tenella 244.. S, Vandelli 244, 362, Scabiosa Jucida 64, Seirpus Allioni— 9. Holoschoenus 302, S. multicaulis 48. $. teımi- Tolius 302. Sceleranthus aununs $, perennis 381. Selinum venetum 505. Senecio aqualicus 304. Bl. 84. Sida amoena ı74, Soldanella alpina $. minor 5. montana $. pusilla 265. So- lenandria cordifolia 187. Sowerbeia juncea 185. Sparganium ramosum 103. Spinacea oleracea 106, Stachys ambigua 183, Statice acutifolia 184. St. Caspia 303. St, globulariaefolia 18%

‚„ $ymphitum bulbosum 183, $, oflieinale 303.

Tetraphis Browniana et ovata ı6ı. T,repanda 162. Teucrium pseudochamaedrys 358. Thalietrum altissimum 358. Trapa natans ı05. 'Trigonella “prostrata Bl. 83, Triticum pungens 303.

Valeriana tuberosa Bl. 71. Valisneria spiralis 504. Valonia aegagropila V. ulricularis 30%. Vau- cheria pilus 304. Verbascum thapsus ı70. Ve- ronica spicata Bl, 71. Vicia pannonica Bl. 82.

Waldsteinia Geoides 186. Weissia latifol, 279.

Zea Mays 10%. Zostera marina 333.

Ausserordent liche Beilage

‚uam

ersten Band der Flora, Jahrgang 1836,

von der Redaction besonders veranstaltet, um auch

ihrerseits die nachstehende Anzeige, welche nach bereits vollendetem Abdrucke dieses Bandes exst ein- gegangen ist, zum Vortheil der Wissenschaft sowohl, als der Unternehmer selbst, der allgemeinen Theil- nahme und Unterstützung des Publikums noch zeitig genng bestens zu empfehlen,

Naturhistorische Reise nach Portugal. Herbarien aus Portugal auf Actien.

\ E, ist bereits bekannt, dafs Herr Friedrich Holl aus Dresden seine naturhistorische Reise durch die Appeninnen und Neapel im vorigen Jahre glück- lich vollendet hat. Die Verbreitung der trefllichen Resultate seiner Reise erwarten wir noch. Herr Holl kam nach Aufenthalt von einigen Tagen in Prag, wieder in seiner Vaterstadt an, und bereitet ich seitdem auf eine grölsere Reise nach Tortugel vor, um in diesen Lande wenigstens ein ganzes Jahr lang zu sammeln, Auf die von ibm zu sam- melnden Gegenstände kann man nur durch Actien Ansprüche erlangen, welche auf 2, 3 und mehrere Louisd’or, ganz nach der Willkühr der Abonnenten zu seizen sind, Bei portofreier Rinsendung oder Anweisung an unterzeichneten I: C, Kayser (ohne

‚alle weitere Adrelse,). weicher die mercantilischen

Geschäfte. des Unternehmens leitet, wird gehaten

bei deutlich geschriebenem Namen und Wohnonte, anzugeben, ob sich dieselben auf

getrocknete Pflanzen im allgemeinen;

auf Äryplosamen,

auf einzelne Familien, z.B. Cisteen, Labiaten,

Gramineen, Cyperaceen o. dgl.

beziehen, Zugleich bittet man, die Zoologen und Mineralogen darauf aufmerksam zu machen, dafs der Reisende sich bei seiner mehrseiligen gründli- chen naturhistorischen Bildung in den Stand ge- setzt sieht, auch für die übrigen Zweige der Natur- geschichte zu sammeln, so dals auch einige wenige Actien auf Säugthiere und Pögel (deren es in Por- tugal nur wenige ausgezeichnete giebt,) mehrere dagegen auf 4mphibien, Fische und Mollusken, oder auf Spirituosen überhaupt, anf Käfer und Schmei- terlinge, oder auf Insecien überhaupt, und deren übrige einzelne ÜGlassen, ferner einige aul Minera- lien, genommen werden. Ausserdem hofft der Rei- sende durch Sämereien eine grolse Anzahl der in- teressantesten Gewächse in die botanischen Gärten, und Zierpilanzen in die Gärten der Pflanzenfreunde zu bringen.,

Die Sache wird möglichst beschleunigt, indem während unserer Winterinonate dort die herrlichste Vegetation statt findet, Se, Majestät der König von Sachsen hat bereits bei allergnädigster An- erkennung der Wichtigkeit unsers Planes für die Wissenschaft, einen Beitrag von 500 Thalern zu den Reisekosten nachweisen zu lassen geruhet, und melı- rere ausgezeichnete Förderer der Naturwissenschal- ten, unter denen vorläufig $e. Exc. der Hr. geheime Cabinets-Minister Graf v, Einsiedel, dessen bo- hem Schutze die hiesigen naturhistorischen Anstalleit

ile ‚treflliches Gedeiben verdanken, und Hr, Hof- und Medicinalyath Dr. Kreyssig, dessen eigne kost- bare Pflanzensanımlung seinen Eifer und seine T'hä. tigkeit für die Bolanik auf eine böclst erfreuliche Weise beurkundet, genannt werden dürfen, nelımen sohon den thäligsten Antlıeil an dem Unternehmen, ‘Eine so bequeme Gelegenheit, sich Naturalien aus einem europäischen Lande, welches dem übrigen Europa in Hinsicht auf seine Produkte noch weit unbekannter ist, als die entlferntesten Welttheile, billig zu verschaffen, dürfte des allgemeinen Beifalls nicht ermangeln, daher wir recht bald zahlreichen Beiträgen entgegen sehen. Wir werden uns ange- legen seyn lalsen, die gesammelten. Gegenstände möglichst elegant zubereitet, und soweit es möglich ist, vichlig bestimmt, deu Beiträgen gemäs gewis- senbaft und schnell zu vertheilen, . Für Abiheilun- gen, von denen wenig zu boflen ist, werden die spä- ter eingehenden Actien zurückgewiesen, nur die er- sten angenommen, Naturforscher, welche einzelne ganze Abtheilungen zur wissenschaftlichen Bearbei- tung wünschen, können gleichfalls durch billige Bedingungen ihren Wunsch erreichen. .

N. $S. Ganz vorzüglich glauben wir, durch dieses Unternehmen auch ein lebhafteres Interesse für.die bisher über Portugal ‚erschieneng Flora zu erwecken. Dieses kostbare Werk: trägt in allen sei- ven Einzelheiten die Beweise für eihen unübertreff- lichen, durchdachten, seiner Ausführung zu Grunde gelegten Plar. Nur der einzige Unutaud scheint übersehen zu seyn, dals ınan das Publikum durch Besitz der dargestellten Gegenstände, für das Werk interessiren mulste, Nur wenige unsier Naturfor- schen, sobald sie Bamnniler sind, haben eiuen so re+

gen Eifer, vum. sich mit Anfopferung, die Kenntnifs derjenigen. speciellen Formen anzueignen, die sie

- nicht in lebenden oder todten Exemplaren in ih-

ren Sammlungen besitzen, oder nie zu erlangen hoffen können, . Hierans erklärt sich das Schicksal aller kosibaren Werke über die Floren des Auslan- des, und jeder Herausgeber sollte vorher oder zu-

gleich bei der Herausgabe, daran denken, auch die abgebildeten Pflanzen zu verbreiten, aber leider han- dein fast alle nach einem entgegengesetzten Grund- satze, und sehen nicht’ein, dals sie auf diesem Wege ihr eignes Unternehmen im Entstehen ersticken. Die in Hinsicht auf Kunstleistung weit nachstehenden, kosispieligen Werke der Engländer, sind allgemein verbreitet, weil sie jedermann haben muls, um die, Pilanzen seines Gartens und‘ Herbariums richtig zu bestimmen. Danun aber mehrere der grölsten Her- barien mit Seltenlieiten der enlferntesten Welttheile zum Ueberllüls reichlich versehen sind, ohne auch nur ein Blatt von einer portugiesischen Pflanze auf- weisen zu können, Ja sich in den gröfßsten Gärten, nnter dem Gedränge trefflicher Gewächse der ent- legensten Zonen auch nicht ein Dutzend portugie- siseber Pflanzen findet, so dürfte wohl auch der An- theil des Publikums an der trefllichen ZZore Portu- gaise, welche diese Gegenstände so treu darstellt, durch eine solche Verbreitung von Originalen, erst xeckt lebhaft erweckt werden, "Und so hegen wir denn zugleich den Wunsch, jene in ihrer: Art ein- zige, durch Hrn, Grafen v. Hoffmanzegg, dessen bereits ertheilter Rath uns sehr nützlich werden wird, und durch Bra, Prof. Link, welcher durch diese neue Expedition vielleicht zu erwartende Supple- mente für die Flora gern empfangen wird, in das lebhafte Andenken der Botaniker zurückgerufen zu sehen, und die Belege für ihre grolsen Leistungen unter denjenigen zu verbreiten, welche diese Ver- breitung seit so langer Zeit angelegentlich wüuschien.

Dresden den ı. Juni 1826, E, Reichenbach. . 1.0. Kayser.

Druckfehler.

Pag. 5 7. 11 dem, lies: denen. Pag. 7 Z. 5 und 9 Freyherrn, Zes: Grafen, , —u 2,5. v. u. der, lies: den. Pag. 11 Z. 10 Wagen, lies: Wägen. Pag. 13 Z. 10 Mohrburg, lies: Mahrburg, 2,16 gebahnten, Zes: gebauten, Pag. 19 Z. 4 hewaldet, lies: bewaldet, —— Z, 10 des Adria, /ies: der Adria. Pag. 20 2, 18 Portia, Je: Porzia, na: 23 2.9 v. u. übernahm, es: antermahm. Pag. 26 Z. 9 Steileichen, jies: Stieleichen. ——— Z. 11 und! Schafe /ies: Schafe und, ——— Z, 17 Lauras, fies: Laurus. —ı— 2. 22 Zizzphus, ji: Zizyphus. Pag. 28 Z. 2 dem, lies: denen. Pag. 50 letzte Zeile, lentigerum, Fer: lendigerum. Pag. 55 Z, 6 Battoglia, lies: Battaglia. Pag. 35 Z. 14 Rahltenberge, /ies: Kahlenberge. —_— 2.2 v. u. Corso, Jies: Carso, Pag. 56 2. 7. Wumalithen, /ies: Wumulithen, —_— 27. 14 Brine, /ies: Buiue. Pag. 37 Z. 5 Vipera austriaca et cristata, adde: vi- pera del corno Mathioli. —— 2.15 Mitteburg, lies: Mitterburg. —— 27,21 Swinoez, lies; Swinaez, letzte Zeile Maronenwald, Fies: Marinewald. Fag. 44 Z. 6 v. u. den Cancer, Jiers der Cancer, —— Z,5v u. der in, Ze: in. Pag. 42 2. 3 scheint die, es: soheint das. —— 2.7 sich aber niemals, lies: sich niemals, —— 2,22 Bartling noch, Jies: Bartling auch. Pag, 44 FE 11 seit dem Jahre 924, dis: bis au dem Jabre 924. Pag. 45 Z. 2 in der Note: cognito, ist anszustreichen. —— Z,OT 1%. wären, lies wäre,

u

Pag. 46 2.5 v. nu. amethistinum, /ies: amethystinum. Rag. 47 Z. 5 la Torille, fies: Latreille, Pag. 48 Z. 7 la Resa, fies: la Reka, Pag. 40 Z. 11 die Cicada, Fies: die Cicade. —— 2. 15etpag.522.9. vu. Obszina, lies: Obezina. Pag. 53 Z. 4 Zyziphus, Has: Zizyphus. Pag. 57 Z. 18 Welkwrch, dies: Weikiwrch, m Zu 8 v. u, erinnern an deutsche Alpen, auf welche lies: erinnern an deutsche Alpen. Auf der Hochebene dieses Berges ist eine Alpe, auf welche 2.7 v, u. den, lies: dem. Pag. 58 Z. 5 Alpenrosen, lies: Alpenwiesen. Pag. 61 Z. 15 fetter, erhebender, dies: felsenerhe- bender. Pap. 65 Z. 9 Folschdorf, lies: Falschdorf, 'Pag. 69 Z. 10 hatte, Hes: hätte, Pag. 702.6 v. u. Golf, les: Golfo. Pag. 72 Z..12 der Lil, 7ies: den Lil. Pag. 73 Z. 17 aller andern, lies: allen andern. Pag. 77 2.4 v. u. 800, lies: 500. Pag. 78 Z. 2 purpurescentes, lies: purpurascenfes, —— 2. 5 petiolata, Zies: petiolato. —— Z. 6 eliptica serrato,, lies: elliptica, servata. —— 2. 7 glandulosa-nigra, ies: glanduloso- nigris. —— 2. 20 aneignen, es: anneigen. Pag.79Z,7v. u, pedicellati interminatis, dies: P% dicellatis intermixtis. —— 2.6v.u. acuto, lis: acute. —— 2. 5v.u, saturati, lies: saturate, Z.2v. u, glabrae‘, lies: glabra. Pag. 80 Z, 5 Redoutig, /ies: Redoutea. Pag. 82 Zu 15 Er. fr., lies: Fl. fr. Pag. 85 Z, 3 v. u. sey, lies: seyn, Pag. 89 Milium lentigerum, iies: M., lendigerum. ————- Orobanche caerulescens, /ies: OÖ. coerulescens: Pag. 91 adde: Saxifraga Ponae St. —— rupestris Wulf, St. Cantiano p- 49. Pag. 92 Ziziphus, /is: Zizyphus,

Flora, 1826. Erster Band. Tab, «.

Tabula methodica generum Asgrostographiae

Auct: Raspail.

(Paleae concavae « » « ee . . Zoysia. "wild. . . - . » , Stigmata spara 0 oo von en een Dan ra een Jeglumis co 2 0. 0 0 0 © ÄPoleae carinatae» » » - - . » Asprella. Adans. - ! Cun gumis ee mn nennen. Orz ' Lin. t er . - anst]e s Glumae basi liberae . Mibora. Adans PA LEAE OMNES Flosculus fertilis unipaleaceus Fe a a a ER ce bass I .s. .e A 1 . umae basi coalitae opecurus in IMPARINERVIAR. { Palm Inf en In . BR . BL elRuso en alea inf, ı1-nervia. ve. . rypsis- in. Stigmata disticha : vv. 2 0 4 Sine floseulis inferioribus steriibus + «cur 0 0. > L ne . onp j Palea inf, 3-nervia. « » » » . Cinna. . Lin, Flosculus fertilis bipaleaceus . is inferiori Boseuli bini inf. unipaleacei . (Glumae flosculo majores « « »- . Anthoxanthum. Lin. um flosculis inferioribus ste-(" P J zilibus (Giumae flosculo minores » « « Microlaena. R. Br. Stiemata bası tant \ . \ Hosculi bini inferiores bipaleacei » » » « 2 2 2 ee 0. . . Hierochloa Lin. igmata basi tantum s . . ... i 5 u parsa oo vo. . ..... . 1. r nr r ee vo oo 1 RT [rer Tr er a Kr LT TTV LE Te Ehrharta. Smith, Cum flosculo inferiori masculo, neutro aut unipaleaceo 2 000 0 0er rer ee er dee... Panicum Lin Palea inferior multinervia , » = 2 2 0 em en en ee ee en een. ee . Eriachne R. Br. . Paniculae JCum glumis S; . Nervi apice confluents - » + . Paspalum. Lin. & ine flosculo inf. masculo, neutro aut ı-paleaceo . . . Palea inferior concava or i 5 Palea inferior paueinervia « » » . Nervi apice divergents . « » « Pappophorus Lin. a j Palea inferior earinata, » 0 ve 2 0 2 en ee. Cynodon. Füch. & Se here ee ee een ee. + Luzola Juss- F Unica cum gluma . 2 ve 2 LE rennen ee ee + .„ Monerma. Palis, on Rachis mul Sine involuro © 2 vv 2... Glumae Hoseulo minor » 2 v2 en ee een en en e. Pharus Lin. a - Binis cum glumis . , (Sine floseulo infer. unipaleaceo . x . » » Tripsacum. Lin, tiflorus. Glumae flosculo majores( . . . Spiae =». 3. Cum flosc. inf, unipaleaceo . » « ® 2 0 x. . Andropogon Lin. Involucra partialia et pilosa © » » „0 » Saccharum. Lin. PALEA SUPERIOR / Cum involuro » 2 ee See en ee I 2 2 ee 2. te 0. . JIovoluera partialia et herbacea 2. » 0. Cenchrus Lin. PARINERVIA, \ Involuerum unicum et generale « » » x 2. . Coix Lin. Bachis (foemineae stirpis seilicet) unillorus . 2 00 0 0 0 0 0 ne rer een een. Spinifex Lin. °. » s \ « . ' Spieae et paniculae m ealem stirpe simul en 0 8 8 Te Tr Tr er er Tr a .-.....n 010 .00.0. ed tr m [er Tr Tr Te Zea. Lin. Locustae latere axim prementes . Pa iii i \ ii ilo m \ . . | \ Paleca inferior ooncavaln e , pP . . " +. Triticum« Lin. \ Ovarium pilosu a. er. tn ee TE EEE BE Er ocustae dorso axim prementes - - « . - » Hordeum. Lin. » Palea inferior carinata «2 v2 0 nn 2 nr ee rer ner re Secale Lin Spiaer m nee. tigmata infra apicem ovarii inserta a 000 0 0 . .. Lolium Li . . . . . Ce er Er Ver} . . » 1lle Ovarium glabrum . (Rachis peduneuliformis © © 2 2 2 2 2 2 Trasus Haller Stigmata apice ovarii inserta . .... Gluma fosculo major(,, pn; Ep mi > g oo. eo... Rachis glumiformis « 2 2 0 2 2 0 2 ee. Rottboella Lin. e- Gluma floseulo minor - « e . nu 2 en 2 0 8 2 en. * Nardus Lin, S Ovanlamı pilosum Stigmata infra srieam ovarii inserla v0 2 0 0 0 8 2 0 2 8 e Bromus. Lin, ‘2 vari Tr er Ten Te. . >. Stigmata plumosa . » ; rg Stigmata apice inserta( ® P ur nn Ba Bu u Ba u Avena. . Lin. 5 ligmata taeniaeformia «ee 2 2 0 2 0020. Sesleria. Scop- 5 Palea superior multinervia. 2 2 0 2 2 er m 2 2 een nr Nastus Juss . K) Palea inferior multinerviar = = = = u mr en re en Nervi laterales basi fascilati.« « 2 2. . Beiza. Lin. > Palea superior paucinervia, ; 5 . [77 pP . 2. „(Palea inf con . . f Nervi ömnes basi liberil . cava . Melien, Lin Glumae Palea inf, carinata . Uniola, Lin | hasi Paten inferior Palea inferior carinata . » 2 2 2 0 2 en nenne OR . \ ee... en... Po Lin. | on . igmata longe pedu . inari liberae 5 - nervia Nervi apice divergentes - = (ee nur ge p ie neulata . » Echinaria, Desf. ıgmata tere sessilia . «e © .„ Deschampsia Palis. Ovarium Pal. infer. concava . vo a av Stigmata plumosa , (Omines locustae perfectae. . » . Festuca. Lin. . . © x . » _ _. f.Cum I. gaadrum \ eluma infenion) Nervi apice confluentes Cum locustis later. imperfectis. . Cynosurus, Lin. 1 nr ne; - . . m .. . = Sti roaata i i8- \ glumis superiori minor ’6 tneniaeformie on i me nhöguruss ee - Palea in- Palen inferior 3 . Palea inferior carinsta » - . + Diarrhena, Schmal. . . alea inferior 5 - PR RPIER Paniceulae ferior Dev nn “nee... gPalea äuferior contava. x 0 « + Koeleria Pers. pauci- Palea inferior convoluta . . . + Aristida, Lin \ DNETVIR \ Palea inferior 1-nervia ...% . . oo 7 0 ev Tr Le 6Eloseuli glumis induti ee. Als Lin. Rloseuli in glumis liberi . . . Holeus. Lin, Gluma inferior superiori et Bosceulis major 2 en 2 0 na Le nn (nervi apice confluentes 00. . Stipa. Lin u Nervi apice divergenfes . x . . Agrostiss Lin. , , . (Cum binis flosculis inferioribus unipaleaceis . . » » Phalaris. Lin. oo. Paleae binae ef inferior 5.nervia » Gl i : ..nn en. . ..—e een (Sine llosculis inf, 2 -palenceis ( umae $-nerviae » . Phleum. Lin. [2 Glumae uninerviae Polypogon D un: » Palea unica illaque 2-4 xervia . .. \ yrDsch. . si . 7 RT re A. Lygeum. Lin, Sine glumis FR EEE EEE EEE EEE EEE EEE Zee Zee SEE Ze Zar SEE BEE Der Be See Zee Ze Ze Zee Zee Ze Ze Zur ee ze Zee Be Se er ee ee n + Zizanis Lin

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FLora 1826. Erfer Band. TEN. |

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