v Flora: , oder . allgemeine botanische Zeitung. Unter ! besonderer Mitwirkung R der Herren Herren “ Beilschmicd, Brunner, Funck, Graf, Gries, Hornschuch, Koch, Lagger, Liegel, v. Martins, Meneghini, Miquel, Mohl, Sauter, Schneider, Schultz, Shuttleworth, Stein, Tausch, Tomma- sini, Treviranıs, Trog, Unger unl Wiegmann, . und im Auftrage ‚ der Königl: bayer. botanischen Gesellschaft zu Regensburg herausgegeben von Dr. David Heinrich Hoppe, Director der Königl. hotan. Gesellschaft, mehrerer Aka- demien und gelehrten Gesellschaften Mitgliede ctc. etc. und Dr. August Emanuel Fürntohr, Docenten am Kön.Lyceum und an der Kreis-Landwirthschafts- und Gewerbsschule zu Regensburg, der Königl. botan. und ım. a. gelehrten Gesellschaften Mitgliede. IX. Jahrgang. II. Barid. Nr. 35-48. Beibl. ı —8. Intellbl. 1. Tab L-I, Begensb urg, 1837. Mo. Bot. Garden, nad 5 ASS ‚Allgemeine | botanische Zeitung. ENT r Nro, 25. Regensburg, am 7. Juli 1837. 1 Original - Abhandlungen. Ueber die Symmetrie der Pflanzen; von Prof. Dr. Hugo Mohl in Tübingen. *) D.:. Bildungsthätigkeit der organischen Kör- ' per äussert sich in bestimmten einander entgegen- gesetzten Richtungen, was sich in der äussern Ge- staltung der organischen Körper ausspricht, indem an ihnen :ein Gegensatz der einander gegenüber- liegenden 'Fheile sichtbar ist. Der einfachste Fall ist der, in welchem die Bildungsthätigkeit nur nach zwei entgegengesetzten Richtungen einen Gegensatz bildet, nach allen andern Richtungen hin dagegen gleichförmig wirkt; hiedurch wird im organischen Körper ein Gegensatz von oben nach unten be- wirkt (nämlich, wenn man sich denselben in senk- rechter Richtung denkt, bei horizontaler Lage muss man diesen Gegensatz mit vorn und hinten bezeich- *) Nachstehende Abhandlung. erschien unter demselben ©. Titel als „Inangural-Dissertation, welche zur Erlan- gung der Doctorwürde in der Medicin unter dem Präsi- dium von Hugo Mohl, Pr. der Medicin, ord. Prof, der Botanik, im December 1856 der öffentlichen Prüfung vorlegt T. Ch. Schneckenburger von Thalheim.” Flora 1837, 95. Bh \ j 396 nen). es ist aber keine hintere und vordere Seite, keine rechte und linke Hälfte zu unterscheiden; “diese Bildungsweise kann man mit E, Meyer (Lin- nea T. VO. p. 419.) die concenfrische nennen. Wenn dagegen die Bildungsthätigkeit des organi- schen Körpers nicht nur an den beiden Enden der Längenachse einen organischen Gegensatz hervor- ruft, sondern wenn sich auch in einer mit der er- stern sich rechtwinklig kreuzenden Richtung ein zweiter Gegensatz ausspricht, so entsteht eine vor- dere und hintere, von einander verschiedene Seite, und eben damit eine rechte und linke einander genau entsprechende Hälfte, wesshalb diese Bildun- gen mit dem Ausdrucke der symmetrischen bezeich- net werden. Endlich kann auch noch die rechte und die linke Hälfte einen organischen Gegensatz bilden, wodurch jene Symmetrie wieder mehr oder weniger aufgehoben wird; eine Bildung, welche Meyer die diaphorische nennt. Dass alle diese drei Bildungen im Thierreiche vorkommen, ist bekannt, Weniger untersucht sind dagegen diese Verbältnisse im Pflanzenreiche, von dem man im Allgemeinen annimmt, dass in ihm durchaus die concentrische Bildung herrschend sey, dass es an der Pflanze nur ein Oben und Unten, aber kein Vorn und Hinten, kein Rechts und Links gebe, dass man dieselbe um ihre Achse drehen dürfe, wie man wolle, ohne dass man verschiedene Seiten an ihr erkennen könne; nur in einigen we- nigen isolirten Fällen und bei einzelnen Organen 587 erkannte man bei der Pflanze eine symmetrische Bildung als Ausnahme von der Regel an. Diese Ansicht ist, wenn man, wie dieses ge- wöhnlich geschieht, den Stamm der höhern Ge- wächse im Auge hat, im Allgemeinen richtig, allein eine nähere Betrachtung wird zeigen, dass dennoch eine Menge von Formen und Eigenthümlichkeiten des Wachsthumes im Pflanzenreiche vorkommen, welche mit ‚jener Annahme einer concentrischen Bildung unverträglich sind und welehe beweisen, dass wenn die eoncentrische Bildung auch die vor- herrschende ist, sie dennoch nicht allein in’ der Pflanze ausgesprochen ist, sondern dass die meisten Organe der Pflanzen eine ‘mehr oder weniger deut- liche Hinneigung 2 zur symmetrischen Bildung besitzen, Der Grund, warum dieses beinahe allgemein übersehen wurde, liegt wohl darin, dass man, wenn vom Baue und dem Weachsthum der Pflanze die Rede ist, beinahe immer nur die Pflanzen der höhe- ren Ordnungen ins Auge fasst, während eine rich- tige Ansicht über die Pflanzen, bei welchen Stengel und Blatt getrennt sind, nur durch eine Verglei- chung derselben mit der Bildung des Thallus der niedern Pflanzen erlangt werden kann. Betrachten wir die Formen der niedern Algen, so fallen uns hier die Diatomeen zuerst ins Auge, Bei diesen ist es nicht zu verkennen, dass die mei- sten derselben in Fadenform wachsen und Quer- Bb2 508 gliederung zeigen, *) wesshalb wir sie mit den Oscillatorien, den Conferven vergleichen können; nicht weniger deutlich, und bei vielen z. B. bei Meridion, Achnanthes, Diatoma weit deutlicher als das Wachsthum in Fadenform, ist ein Unterschied zwischen einer obern und untern Seite. Man könnte gegen die Gültigkeit dieser Beispiele überhaupt ein- wenden, dass die Diatomeen zu den Thieren ge- hören; ich gebe zu, dass die Zweifel, welche man gegen ihre vegetabilische Natur erhob, noch nicht beseitigt sind, allein eben so wenig ist ihre thieri- sche Natur bewiesen und es finden sich offenbare Uebergänge von ihnen zu den Pflanzen, wohin ich besonders Melosira rechne, so dass ich nicht an ihrer vegetabilischen Natur zweifeln möchte. Melo- sira ist mir hier in so ferne von besonderer Wich- tigkeit, als sich zwar in der äussern, eylindrischen Form ihrer Röhre keine Scheidung in eine vordere und hintere Seite ausspricht, und dieselbe nach Art einer Oscillatoria eine rein concentrische Bildung zu zeigen scheint, und dennoch die Structur dersel- ben darauf hinweist, dass sich allerdings auch bei ihr ein Gegensatz zweier Seiten findet. Bei einer sehr grossen (neuen) Art fand ich nämlich, dass bei quetschendem Drucke die Glieder derselben nicht unregelmässig zerbrechen, sondern durch zwei *) Der längere Durchmesser der Frustnlen von Frustulia, Exilaria etc. ist nämlich nicht ihr Längendurchinesser, sondern ihr Querdurchmesser, wie aus ihrer Verglei- chung mit Diatoma, Melosira erhellt, 580 einander gegenüberstehende, der Länge nach ver- laufende Spalten in zwei Hälften zerfallen. In Ver- bindung hiemit bringe ich, dass auch bei sehr vielen gegliederten Conferven, deren vegetabilische Natur doch über allen Zweifel erhaben ist, deren einzelne Zellen vollkommen eylindrisch sind und auf allen Seiten von vollkommen gleicher Beschaffenheit zu seyn scheinen, ebenfalls in jeder. Zelle ein Gegen- satz zwischen den einander gegenüber liegenden Seiten eintritt, welcher sich darin zeigt, dass die Zellen beim Vertrocknen platt werden und zwei Seitenkanten bekommen; die Richtung der diese Seitenkanten verbindenden Fläche ist in den auf. einander folgenden Schläuchen rechtwinklig gekreuzt. Dieses Verhältniss scheint überhaupt ein für alle Pilanzenzellen allgemeines zu seyn, indem auch bei den höheren Pflanzen in den Haaren, weiche aus einfachen Zellenreihen bestehen, dieselbe Ver- änderung der Form beim Vertroeknen eintritt. Es ist diese Anwesenheit von zwei, einander entgegen- gesetzten, wenn auch nicht sichtbaren Längelinien in der Pflanzenzelle um so wichtiger, da auch in der Erscheinung des kreisenden Saftes in der Zelle zwei solcher Linien (welche bei Ckara in gewun. dener Richtung verlaufen und dadurch sichtbar werden, dass auf der innern Zellenfläche längs die- ser Linien keine grünen Körner liegen) sich zei- gen, deren Einfluss auf die Bewegung des Saftes ' sich darin ausspricht, dass die Fläche, welche diese Linien verbindet, dia Grenze zwischen dem auf- 390 steigenden und absteigenden Saftstrome bildet, wo- von Manche irriger Weise den Grund in der An- wesenheit einer wirklichen Scheidewand suchten, welebe nicht vorhanden ist. Haben wir schon bei diesen niedern Gewäch- sen, welche aus einfachen Zellenreihen bestehen, einen doppelten Gegensatz, ein Oben und Unten, ein Vorn und Hinten gefunden, so tritt dieser noch weit deutlicher bei den höher entwickelten Krypto- gamen, welche einen ausgebildeten Thallus besitzen, hervor. Betrachten wir eine Flechte mit laubartigem Thallus, z. B. eine Peltidea, eine Umbilicaria, oder eine mit ausgebildetem 'T’hallus versehene Alge, 2. B. eine Ulva, Bryopsis, Piilota, Zonaria, Lami- naria, Fucus, ferner ein laubartiges Lebermocs, 7. B. eine Riccia, Anthoceros, Marchantia, so wer- den wir ibr Wachsthum eine doppelte Richtung befolgen sehen. Im Ganzen stellt der Thallus (wenn er nicht wie bei den Krustenflechten mit seiner ganzen Unterfläche der Unterlage angeheftet ist) einen schildförmigen, mehr oder weniger gezackten, in einzelne Lappen getheilten hautartigen Körper dar, welcher in seinem Mittelpunkte angeheftet ist und sich an seinem Rande immer mehr und mehr ausdehnt. Die Richtung ist im Ganzen horizontal, die Lappen des Thallus entweder der Unterlage angedrückt, oder mehr oder weniger aufgebogen oder auch der senkrechten Richtung genähert, wie dieses letztere bei vielen Flechten z. B. manchen 3y1 Cetrarien und bei sehr vielen Salzwasseralgen vor- koınmt. Das Wachsthum des Thallus erfolgt bei vegelmässiger Form desselben vom Centrum aus in strahlig divergirender Richtung nach allen Seiten des Horizontes und in derselben Fläche erfolgt die Verzweigung der einzelnen Lappen und Abtheilun- gen dieser Lappen. Deutlich verschieden ist bei den meisten in der Luft lebenden, mit einen Thal- lus versehenen Pflanzen die gegen den Himmel ge- wendete von der gegen die Unterlage gekehrten Seite in Hinsicht auf Structur, Färbung u. s. w. Die Vergrösserung des Thallus erfulgt, wie schon bemerkt, durch Ansatz neuer Substanz an seinem Rande, wir dürfen daher sein Wachsthum in Pa- rallele setzen mit dem Wachsthum der Couferven, welche sich durch Verlängerung ihrer Spitze ver- grössern, insoferne es wohl erlaubt ist, sich den Thallus als eine von einem gemeinschaftlichen NMit- telpunkte auslaufende Schichte von Zellenreihen vor- zustellen, wobei freilich an eine wirkliche Ent- stehung desselben durch Verwachsung wirklicher Confervenfäden nieht zu denken ist. Der Confervenfaden wächst in der Regel nur an seiner Spitze; diese Fähigkeit, sich zu verlän- gern, kommt aber nicht nur dem einen, der Stamm- spitze der höhern Gewächse entsprechenden Ende, sonderu unter gewissen Umständen auch dem ent- gegengesetzten Ende zu. Diese beiden Enden kön- nen sich entweder in ihrer Bildung vollkommen gleichen, wie z. B, bei den Osciülatorien, bei wel- 392 chen man keinen Grund hat, das eine Ende dem Wurzelende, das andere der Stammspitze zu ver- gleichen, oder es kann das eine Ende wirklich zur Befestigung der Pflanze dienen, ein Streben besi- tzen abwärts zu wachsen, sich an einen festen Kör- per anzulegen, wie bei vielen Conferven, bei den Charen, in ‘welchem Falle die erste Andeutung ei- ner wirklichen Wurzel gegeben ist. Betrachten wir nun in dieser Beziehung den Thallus, so werden wir zwar bei solehen Pflanzen, welche durchaus ihrer Unterlage angeheftet sind, wie bei den Krustenflechten, durchaus keine wur- zelähnliche Verlängerung vom Centram abwärts fin- den, sondern nur ein immer weiter fortschreiten- des Wachsthum des Randes, allein eine solche wur- zelähnliche, vom Mittelpunkte abwärts gehende Ver- längerung ist schoen durch die mechanischen Ver- hältnisse des ganzen Gebildes unmöglich gemacht. Anders verhält es sich dagegen bei den mit einem nur im Centrum aufsitzenden, im Uebrigen von der Unterlage abgelösten 'Thallus versehenen Pflanzen. Hier breitet sich dieser Anheftungspunkt mehr oder weniger seheibenförmig auf der Unter- lage aus, wie es besonders deutlich bei vielen Fu- coideen ist, bei welchen jene Scheibe eine an- sehnliche Grösse erreicht und in fingerförmige Verzweigungen auslauft. Diese Scheibe hat also im Ganzen eine dem 'Thallns selbst entsprechende Form, sie breitet sich ebenfalls am Rande immer mehr und mehr aus, sie hat dagegen eine Neigung 395 nach unten zu wachsen und sich einem festen Kör- per anzuschliessen, während sich der Thallus vom Boden loszumachen und dem Lichte entgegenzu- wachsen strebt. Man hat diese Anheftungsscheibe eine Wurzel genannt, allein dagegen wurde Wider- spruch erhoben. Beide Parthien haben in ihrer Art Recht; in morphologischer Beziehung ist der Theil, welcher vom Anfangspunkte der ganzen Pflanze abwärts, in entgegengesetzter Richtung von dem nach oben und dem Lichte zugewendeten Ende wächst, und die Pflanze anheftet, eine Wurzel, will man sie hingegen nicht mit dem Namen radix belegen, aus ähnlichen Gründen, aus denen man den Thallus niebt caulis heisst, so ist dagegen auch nichts einzuwenden, aber dennoch zu bemerken, dass diese Wurzel der Phanerogamenwurzel weit ähnlicher ist, als der Thallus dem Stengel der be- blätterten Pflanzen. Der Grund, den man wohl auch anfübrt, es seyen diese Anheftungsorgane keine Wurzeln, weil sie nicht zur Ernährung der Pilan- zen durch Aufsaugung dienen, ist nicht gültig, in- soferne die Funktion allein die organographische Deutung eines 'Theiles nicht bestimmt. Dieses Wurzelende wird einer gewöhnlichen Wurzel noch ähnlicher, wenn der Thallus von sei- nem Anheftungspunkte aus nicht nach allen Seiten. hin eine gleichförmige Verbreitung zeigt, sondern, wie es bei vielen Salzwasseralgen, z. B. bei Lami- naria esculenla, digilata der Fall ist, nur nach ei- ner Seite hin sich entwickelt, gleichsam einen ein- 3Y4 zelnen Lappen eines concentrisch gebildeten 'Thal- lus darsteilt, indem alsdann die Wurzel der Spitze der Frons gerade gegenüber zu stehen kommt. Diese schildförmige Wurzel kommt mehr sol- chen Gewächsen zu, deren Zellen durch reichliche Intercellularsubstanz zu einer beinahe homogenen Masse verbunden sind, wie bei den Algen des Salz- wassers, bei solchen Pflanzen hingegen, welche in der Luft leben, welcbe Chlorophyll enthalten und deren Substanz sich mehr der Natur der höhern Pflanzen annähert, wie theilweise schon bei Flech- ten, z. B. Peltidea, in höherem Maasse bei den mit einem Thallus versehenen Lebermoosen der Fall ist, tritt die Wurzelbildung unter anderer Form auf. Bei diesen Pflanzen lösen sieh nämlich ein- zeine Zellenbündel auf der untern Fläche des Thal- lus los und hbeften nach Art von Faserwürzeichen die Pflanze auf der Unterlage fest (Flechten), oder es verlängern sich einzelne Zellen der untern Fläche des Thallus zu Wurzelhärchen (z. B. bei den Le- bermoosen) auf dieselbe Weise, wie es bei einzel- nen Zeilen der Wurzelrinde der meisten monocoty- ledonischen und dicotyledonischen Gewächse der Fall ist. Der horizontal ausgebreitete Thallus scheint auf eine mehrfache Weise in strauchartige, dem Stamme der höhern Pflanzen mehr oder weniger ähnliche Formen übergenen zu können. Einmal ge- schieht dieses dadurch, dass fruchtähnliche Hervor- ragungen ein bedeutendes Längewachsthum erhal- 395 ten und dadureh in einfache, hornförmige, oder in strauchförmige ästige Formen übergehen, mit wel- cher Entwicklung der eigentliche Thallus mehr oder weniger verkümmert, z. B. bei Cladonia. Diese Umwandlung des Thallus in Strauchform kummt bei unserer weitern Untersuchung nicht mehr in Betracht, insoferne sie nur den Schein einer strauch- artigen Pflanze nachahmt, ohne eine bestimmte, bei höhern Pflanzen fortgesetzte Entwicklungsstufe dar- zustellen. Eine zweite, ebenfalls nur den Schein einer wirklichen Verästelung und verschiedener, auf ein- ander inserirter Achsen darstellende Umwandlung des Thallus in einen strauchförmigen Körper erfolgt dadurch, dass die Einschnitte und Lappen, in wel- che der horizontal ausgebreitete Thallus vieler AUYD- togamen getheilt ist, sich verschmälern. stark in die Länge wachsen und eine mehr oder weniger rundliche Form annehmen, Die dm Thallus na- türliche Verästelung erfolgt in zwei seitlichen Li- nien, wie bei einfach oder mehrfach gefiederten Blättern, und wir sehen auch, besonders bei den Salzwasseralgen, diese Verzweigung häufig auf das Deutlichste und Zierlichste vor Augen liegen, z. B. bei den meisten Fucoideen und Fiorideen, erkennen sie aber eben so deutlich noch bei den meisten Flechten mit laubartigem Thallus, bei Riceia, Mar- chantia etc. Eine strauchähnliche Forın erhält nun der Thallus, wenn er im Ganzen statt seiner hori- zuntalen Lage eine mehr senkrechte Richtung an- 390 nimmt und wenn seine Lappen unregelmässig hin und her gebogen sind, z. B. bei Cetraria aculeala, doch ist in diesen Fällen die Entstehung der Strauch- form aus dem horizontalen, blattähnlich ausgebrei- teten Thallus immer noch leicht an der abgeplatte- ten Form des Thallus zu erkennen. Schwieriger erkennbar wird diese Entstehung eines strauch- artigen Thallus aus dem laubartigen, horizontal aus- gebreiteten, anf beiden Seiten verschieden organi- sirten Lager bei solchen strauchartigen Flechten, bei welchen der Thallus ein stielrundes Stämmchen bildet und keine Unterscheidung zwischen oberer und unterer Seite mehr zulässt, z. B. bei Usnea, Erernia u. s. w. Doch kann über die mit dem vorigen Falle ganz analoge Entstelungsweise auch dieser Form kein Zweifel bleiben, wenn man die verschiedenen Formen der Gattungen Ramalina, Erveruia, Alectoria vergleicht und wenn man den Vebergang des laubartigen Thallus von Parmelia siygia in Cornicularia lanala verfolgt.*) Vergleicht man einen solchen strauchartigen Flechtenthallus ısit dem laubartigen, so fallen vor allem zwei Punkte in die Augen, nämlich erstens, dass an demselben kein Unterschied zwischen oberer und unterer Seite mehr sichtbar ist, sondern dass die Corticalsubstanz gleichförmig den Stamm und die Aeste des kleinen — *%) Vergl. die schüne Abbildung dieses Ueberganges in Meyer’s Nebenstunden meiner Beschäftigungen im Gebiete der Pflanzenkunile. 597 Strauches rings umgibt, und dass sich im Gegen- satze zu dieser Rindenlage ein festerer oder locke- rer centraler Strang gebildet habe, zweitens dass die Verzweigungen nicht mehr, wie beim laubarti- gen Lager nur auf zwei seitlichen, der Länge nach verlaufenden Linien sitzen, sondern ringsum nach allen Seiten abstehen. Es hat sich also vor unsern Augen ein blattartiges, eine obere und untere Seite zeigendes Gewächs in ein strauchartiges, an wel- chem weder rechts noch links, weder vorn noch hinten zu unterscheiden. ist, umgewandelt. Noch dürfen wir aber nicht diesen strauchförmigen Thal- lus mit dem Achsensysteme einer phanerogamen Pflanze vergleichen, ingoferne immer noch die Aeste eines solchen Thallus nichts anderes, als Abthei- langen eines und desselben Ganzen, und nicht wie bei den höhern Pflanzen aus Knospen entstandene, neue, auf der Mutterpflanze wurzelnde Individuen sind; indessen ist unstreitig in diesen Formen eine Andeutung des in einer höhern Klasse normalen Ueberganges der symmetrischen Bildung in die con- centrische gegeben. Vollkommen erreicht wird eine concentrische Bildung bereits schon bei einigen Algen, besonders bei Batrachospermum moniliforme und bei den Cha- ren, ohne dass sich aber, wie es scheint, von die- sen Pflanzen aus die Reihe zu der Bildung der Phanerogamen fortsetzen liesse. Diesen Uebergang finden wir dagegen anf das Deutlichste bei der Gattung Jungermannia ausge- 398 ‚sprochen. *#) Während wir in der Abtheilung der Jungermannie frondose einen bald nervenlosen, ‚bald mit einem Nerven durchzogenen Thallus tref- fen, dessen äussere Form und Art des Wachsthu- mes die vollkommenste Aehnlichkeit mit dem Thal- las der Marchantia, Anthoceros etc. hat, und sich an den der Zichenen anschliesst, so sehen wir bei der bei weitem grössten Mehrzahl der zu dieser Gattung gehörenden Arten die auf beiden Seiten des Stengels flügelartig vorstehende Blattsubstanz in Blättchen getheilt und den Mittelnerven zum beblätterten Stamm’ geworden. Die Blätter dieses Stammes haben, wie dieses Nees v. Esenbeck nachwies, einen doppelten Ursprung. Die grösse-, ren, flügelförmig auf beiden Seiten vorspringenden, der oberen ‘Seite des Stammes näheren Blätter ent- stehen aus der blattförmigen Ausbreitäng des Thal- Ius, während die einfache oder doppelte Reihe klei- nerer, auf der untern Seite des Stammes liegender Blätter (die Amphigastrien) ihr Vorbild in blatt- . ähnlichen Schuppen besitzen, welche theils bei man- chen Jungermannien mit laubähnlichem Thallus, theils bei andern mit einem Thallus versehenen Le- bermoosen (z. B. Riccia fimbriata, R. squamata, vergl. Martius, icones pl. erypt. Brasil. Tab. XV.) auf der untern Fläche des Thallus sich finden. Die = *) Vergl. Decandolle, Organ. veget. T. I. p- 376. Nees v. Esenbeck, Europ. Lebermoose. T. T p: 16. etc. 399 Annäherung an die Thallusbildung spricht sich bei der Mehrzahl der beblätterten Jungermannien noch deutlich aus in‘'der mehr oder weniger horizonta- len Lage des Stammes, welcher nicht nur ein obe- res und unteres Ende (eine Spitze und eine Basis), sondern auch eine obere und eine untere Seite, ein Rechts und Links zeigt. Die zu beiden Seiten des Stammes stehenden Blättchen sind niit: ihrer Fläche mchr oder wenigep in die Längenrichtung des Stammes gestellt und schneiden dieselbe bei- nahe nie unter einem rechten Winkel, sondern zei- gen nur eine Annäherung an die dem Blatte der höheren. Pflanze eigenthümliche Stellung dadurch, dass ihre Basis meistens:diagonal steht. Lässt sich bei den mit zweizeiligen Blättern versehenen Jungermannien die Analogie ihres Stam- mes und ihrer Blätter mit dem Thallus der Jun- germannie frondose nicht verkennen, so bilden die mit einer oder zwei Reihen Amphigastrien versehe- nen Arten auf der andern Seite den Uebergang zu den höheren Pflanzen, bei welchen sich die Blätter aus ihrer Stellung in auflallenden Zeilen und aus ihrer mit der Richtung des Stammes über- einstimmenden Lage meistens gänzlich losgerissen haben. (Fortsetzung folgt.) I. Botanische Notizen. Thunberg hatte in seiner Flora Japonica und den Icones unter dem Namen Osyris japonica das männliche Individuum eines Strauchs beschrieben, von welchem man bis auf die neueste Zeit keine 400 Andeutungen über die Organisation seiner Frucht hatte. Willdenow, durch den von der europäi- schen Species abweichenden Habitus bestimmt, legte ihm den Namen Helwingia bei, ohne jedoch neue Beobachtungen denen von Thunberg beizufügen. Durch Blume's Gefälligkeit erhielt Decaisne ein Ovarium und eine fast reife Frucht dieser Pflanze, die ihn in den Stand setzten, das darüber herrschende Dunkel aufzuklären, ihn aber auch belehrten, dass dieselbe den Typus einer neuen Familie begründe, die er folgendermassen charakterisirt: - Helwingia- ce@.. Flores dioici. Parianthium simplex, 3 4-par- titum, laeiniis ovatis patentibus, in femineis deci- duis, prafloratione valvata. Discus obscure 3 - aut 4-angulatus. Flor. masc. Stamina 3—4, laeiniis perianthü altern. Anthere filamentis continue, subrotunds, introrsz, bileeulares, locnlis discretis rima longitudinali dehiscentibus. Pollen leve. Pi- stilli rudimentum subnullum, punctiforme. Flor. fem. Ovarium basi turbinatum, perianthio adnatum, disco epigyno coronatum, 3 — 4 -Ineulare, loeulis nni- oyulatis. Ovula ex anguli apice interni loculamen- torum pendula, anatropa. Stylus brevissimus, eras- sus. Stigmata 3—4 brevia, subulata, divergenti- recurya, verrucoso-papillosa. Fruetus (immaturus) exsuecus, rudimento styli discique eoronatus, sub- apieulatus 3— 4-coceus, coceis lenticulari-compres- sis, chartaceis, rugosis, monospermis. Semina com- ressa, funiculo brevi appensa, vaphe excurrenti mar- ginata, vertice in extremitate superiori aflıza. Em- bryo albuminosus () inversus. —- Genus unicum, Helwingia Wild. (Annal. des seienc. natur, Aodt 1836.) (Hiezu Beibl. 1.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 26. Regensburg, am 14. Juli 1837. Il. Original - Abhandlungen. Ueber die Symmetrie der Pflanzen; von Prof. Dr. Hugo Mohl in Tübingen. (Fortsetzung.) D: symmetrische Bildung einer entgegenge- setzten linken und rechten Hälfte spricht sich bei den beblätterten Jungermannien nicht nur in der zweizeiligen Stellung ihrer grossen Blätter über- haupt aus, sondern noch mehr in dem Umstande, dass diese Blätter meistentheils sowohl in Bezie- hung auf ihre Anheftung, als in Beziehung auf ihre Form nicht aus zwei gleichen seitlichen Hälften be- stehen, sondern dass der eine Rand derselben eine abweichende Form vom andern Rande besitzt und dass bei den auf den entgegengesetzten Seiten des Stengels sitzenden Blättern die ungleichnamigen Blatthälften eine übereinstimmende Gestaltung ha- ben. Es sind daher die Blätter der rechten und der linken Seite des Stengels auf ähnliche Weise, wie die rechte und linke Hand des Menschen ein- ander nicht gleich, sondern symmetrisch gebaut. Den Uebergang von der Form der Jungerman- nienblätter zur Form der gewöhnlichen, mit dem Stengel rechtwinklig gekreuzten Blätter finden wir Flora 1957. 26, Ce 410% in der Reihe der Laubmoose auf eine etwas ab- weichende Art ausgebildet. Wenn bei Schistostega das unfruchtbare Stämmchen noch die Form eines fiedriggetheilten Blattes zeigt und die einzelnen Blättehen nur einen obern und untern Rand und zwei Seitenflächen, aber keine Andeutung einer obern und untern Fläche zeigen, so ist bei Fisri- dens bereits der untere Theil des obern Blattran- des, wie bei den Blättern von Jris, zu einer klei- nen obern Blattfläche vertieft, und damit ebenfulls ein Anfang zu der auf dem Stengel rechtwinklig aufsitzenden Stellung der Blätter gegeben. Wenn nun auch bei der Mehrzahl der Moose die Stel- lung der Blätter in einev den Stamm umkreisenden Spirale, und die rechtwinklige Stellmmg derselben auf dem Stamme erreicht ist, so sind dennoch der Mangel eines Blattstieles, das feste Verwachsen- seyn der Blätter mit dem Stamme, der häufige Man- gel eines Blattnerven lauter Momente, welche diese Blätter als noch nicht zu völliger Selbstständig- keit gekommene Theile des zerfallenen 'Thallus charakterisiren. Eine weitere unverkennbare Annäherung an die Thallusform sehen wir noch in den mit vier- zeiligen Blättern versehenen Lyeopodien, indem hier auf eine ganz ähnliche Weise, wie bei den beblät- terten, mit zwei Reihen von Amphigastrien versehe- nen Jungermannien zwei durch ihre Grösse aus- gezeichnete Blattzeilen sich flügelförmig ausbreiten und der seitliche Stand aller Verzweigungen an die symmetrische Bildung des 'Thallus erinnert. 403 Wie wir bei Verfolgung der Thierreihe von der concentrisch gebildeten Hydra und dem See- sterne bis zum symmetrisch gebildeten Wirbelthiere Formen antreffen, bei welchen die Organisation in der Mitte schwankt, Kennzeichen von der einen, wie von der andern Bildungsweise anzutreffen sind, z. B. bei den Cephalopoden, bei welchen der ring- förmige Nervenkranz um den Schlund, die kreis- förmige Stellung der Arme an die niedern Thier- klassen erinnert, die Ausbildung des Gehirns, die zwei seitlich gestellten Augen etc. sie den höhern Thierklassen aunähern, auf ähnliche Weise stehen im Pflanzenreiche die beblätterten Jungermannien, die Moose mit zweizeiligen Blättern, die fächerför- mig gestalteten. Lyeopodien in der Mitte zwischen den mit einem Thallus versehenen Kryptogamen und den aufrecht wachsenden, nach allen Seiten bin gleichförmig mit Blättern und Aesten besetzten Phanerogamen. Wenn nun bei der Mehrzahl der Laubmoose eine Erzeugung von Blättern in gleichförmigen Ab- stünden rings um den Stamm eintritt und die Blatt- fläche sich mit der Richtung des Stammes im rech- ten Winkel kreuzt, so verliert sich auch immer mehr und mehr die Aehnlichkeit mit dem Thallus, welche der Stamm vieler Jungermannien in einem noch so ausgezeichneten Grade in seiner Lage be- sitzt, indem derselbe bei einem 'Theile der Junger- mannien, wie bei den meisten laubartigen und allen krustenförmigen Flechten, sich auf seiner Unterlage Ge? 4Oh (mag dieselbe horizontal oder senkrecht stehen) ausbreitet, bei den übrigen wenigstens mehr oder weniger das Streben hat, sich horizontal auszubrei- ten, und es tritt nun das Bestreben ein, in senk- rechter Richtung in die Höhe zu wachsen, in wel- cher Lage allein eine gleichfürmige Ausbreitung der Blätter nach allen Seiten möglich wird. Sehr häufig wird aber bei den Laubmoosen (ebenso wie bei vielen Lycopodien, Rhizospermen) diese senk- rechte Richtung des Stammes und die allseitige Ausbreitung der Blätter und Zweige "noch nicht erreicht, sondern bei sehr vielen erinnert noch die zweizeilige Stellung der Aeste an die flächenförmige Ausbreitung des Thallus, z. B. bei Hypnum_ erista casirensis, molluscum, Neckera pennata_ ete. Nachdem endlich in den Farnen und Eguiseta- ceen die concentrische Bildung des Stammes voll- kommen erreicht wurde, so fällt derselbe bei den Phanerogamen, mit wenigen Ausnahmen, wie Lemna, “nicht mehr auf die Form des Thallus zurück, wohl aber finden sich in manchen Beziehungen noch Annäherungen an seine Eigenthümlichkeiten, als welche wir die symmetrische Ausbreitung in zwei Seitenhälften, die horizontale Lage und die Unter- scheidung einer obern und untern Fläche kennen gelernt haben. In dieser Beziehung haben wir vor Allem ins Auge zu fassen, dass der untere Theil des Stam- mes vieler, besonders monoeotyledonischer Gewäclise in Beziehung auf Structur und Wachsthum durch- 405 aus abweicht von seinem obern Theile, und unter der Form des Rhizoms, der Zwiebel, des Knollen u. s. w. erscheint. Kehren wir, um eine Analogie dieser Bildungen bei den niedern Gewächsen auf- zusüchen, zu dem Stamme der Kryptogamen zurück, so muss es uns auffallen, dass bei den hüöhern Pflanzen dieser Abtheilung, bei welchen Stengel und Blatt getrennt sind, ebenfalls die Pflanze unter einer gedoppelten Form auftritt. Es ist nämlich von diesen Pflanzen bekannt, dass ihre Sporen bei der Keimung nicht unmittelbar zu einem der Mut- terpflanze ähnlichen Gewächse auswachsen, sondern dass aus ihrer Entwicklung zunächst ein Mittelge- bilde, der sogenannte Proembryo hervorgeht, wel- ches in seiner Organisation häufig eine grosse Aehn- lichkeit mit einer Pflanze einer niedrigern Ordnung zeigt, z. B. bei den Laubmoosen confervenähnlieh ist, bei den Farnen die Form eines laubartigen Lebermooses besitzt. Aus diesem Proembryo ent- wickelt sich erst in Form einer Knospe die eigent- liche mit Blättern besetzte Pflanze. Wir sehen also die Entwicklung dieser Gewächse in zwei auf einander fulgende, völlig verschiedene Perioden ge- trennt, während welcher ihr Wachsthum völlig verschiedenen Gesetzen folgt; während der ersten Periode zeigt z. B. ein Farnkraut die Form, die horizontale Richtung, den parenchymatosen Bau eines Lebermooses, während der zweiten näbert es sich der Vegetation eines Phanerogamen. Es durchlauft bier also dasselbe Wesen in den ver- 406 schiedenen Perioden seines Daseyns dieselben Stu- fen, welche wir in verschiedenen Pflanzenklassen stationär finden. Es möchte nun freilich sehr gewagt seyn, mit dem Proembryo, dessen Daseyn mit der Eigenthüm- lichkeit des kryptogamischen Keimkornes zusam- menhängt, irgend einen Theil einer phanerogamen Pflanze vergleichen zu wollen, insoferne das kei- mende phanerogame Gewächs bereits der vom Pro- embryo preduzirten Knospe entspricht, indessen ist es dennoch vielleicht erlaubt, eine Parallele zwischen dem Proembryo und dem Rhizome der Phanerogamen in Beziehung auf die Eigenthümlieh- keiten ihres Wachsthumes zu ziehen, Wir sehen nämlich in Beziehung auf sein Wachsthum den Proembryo von der später aus ihm entwickelten Pflanze unterschieden durch seine Hinneigung zur Thallusform und den damit ver- bundenen Mangel an Blättern, durch seine hori- zontale Ausbreitung, seinen Mangel an einem Caulis descendens, indem er bloss einzelne, wurzelähnlich verlängerte Zellen besitzt, durch Produktion von Knospen, welche zu einem vom Proembryo in sei- ner äussern Gestalt und innern Baue sehr abwei- chenden, mehr oder weniger aufrechten, mit Blättern besetzten Stamm sich entwickeln. Dieselben Cha- vaktere treffen wir nun freilich nicht bei den Rhizo- men, indem dieselben bereits aus der symmetrischen, flächenartigen Bildung in die concentrische über- gegangen sind, allein wir treffen doch bei ihnen 407 solche Charaktere, welche als eine Wiederholung mancher den Proembryo auszeichnender Eigenthüm- keiten auf einer höhern Stufe angesehen werden können. Die in den meisten Fällen der horizonta- len sich annähernde Lage des Rhizoms, die in die- sem Falle meistens nach zwei Seiten hin erfolgende Verzweigung desselben, die grosse Masse seines Parenchyms im Verhältnisse zu seinen Gefässbün- deli, die Verwandlung seiner Blätter in kleine Schuppen, der Mangel einer Hauptwurzel, welche durch viele Adventivwurzeln ersetzt ist, sind näm- lich lauter Momente, durch welehe sich das Rhizom nicht weniger auflallend von den aus seinen Knospen sich erhebenden beblätterten Stengeln unterschei- det, als der Proembryo vom Stamme der Krypto- men, und welche einige, wenn auch geringe. An- näherung an die Vegetation der mit einem Thallus versehenen Pflanzen und des Proembryo zu erken- nen geben. Gehen wir vom Rbizome zum bebiätterten Stamme der Phanerogamen über, so gelangen wir zu demjenigen Organe, welches im ausgezeichnet- sten Grade die concentrische Organisation zeigt, und welches die Ursache wurde, dass man im Ali- gemeinen den Pflanzen eine nach allen Seiten hin gleichförmige Bildung zuschreibt. Betrachten wir die Holzmasse des Stammes als zusammengesetzt aus den Gefässbündeln, welche den Blättern an- gebören und von dem Insertionspunkte derselben gegen die Basis des Stammes abwärts laufen, so en 408 wird die Annahme der concentrischen Bildung des- selben nothwendig, indem die Blätter nach der schönen Entdeckung von Schimper in einer Spi- xallinie in ziemlich gleichförmigen Abständen von einander stehen, wesshalb also, sobald mehr als zwei Blätter in einem Wendel stehen, die Gefäss- bündel auf den verschiedenen Seiten des Stammes in gleicher Menge ausgetheilt seyn müssen. Es ist auch keinem Zweifel unterworfen, dass diese.Bil- dung bei der Mehrzahl der Pflanzen wirklich vom Stamme erreicht ist, und dass an demselben durch- aus kein Unterschied zwischen den verschiedenen Seiten zu machen ist. Dieses ist jedoch nicht in gleich allgemeinem Grade von allen Stämmen gül- tig, sondern ist nur in Beziehung auf die senkrecht stehenden und nach allen Seiten hin mit gleich- förmig abstebenden Blättern besetzten Stämme voll- kommen richtig, Solche Stämme ‘dagegen, bei welchen entweder eine wirkliche zweizeilige Stel- lung der Blätter, selbst bei aufrechter Stellung des Stammes sich findet, wie z. B. bei den Gräsern, bei vielen Leguminosen, oder solche Stämme, deren Blätter zwar unter einer kleinern Divergenz als £ von einander abstehen, aber bei kriechender Lage des Stammes nach den Seiten hingebogen sind, überhaupt alle kriechenden Stämme, ferner die blattlosen, breitgedrückten Stämme vieler Cactus- arten, z. B. der Opuntien, weichen auf eine nicht unerhebliche Weise von den mit gleichförmig ab- stehenden Blättern besetzten Stämmen ab. Sie sind 409 zwar in Beziehung auf ihre innere Organisation concentrisch gebildet, indem die Gefässbündel in Kreisen stehen (mit Ausnahme der Opuntien, bei welchen auch die Holzmasse abgeplattet ist), allein es erinnert theils ihre kriechende Lage, theils die zweizeilige, oder nach zwei Seiten hin gerichtete Lage ihrer Blätter an die Eigenthümlichkeiten des Wachsthumes und der Formen, welche wir oben bei dem im Innern ebenfalls concentrisch gebildeten beblätterten Jungermannienstengel als eine Anden- tung seiner Entstehung aus dem Thallus kennen gelernt haben, und wir können desshalb nicht um- bin, auch im Stamme der angegebenen Phaneroga- men den Ausdruck eines beinahe bis zu den letzten Spuren durch die dem Stamme eigenthümliche con- centrische Organisation unterdrückten Strebens nach Symmetrie zu finden, Weit stärker als bei dem Stamme spricht sich diese Neigung zur symmetrischen Bildung bei den Verzweigungen des Stammes aus, indem sich bei diesen (besonders bei den Aesten von Bäumen) sehr häufig eine entschiedene Tendenz zur fächer- föürmigen Ausbreitung in einer Ebene findet, wovon die Aeste vieler Coniferen, z. B. vieler Arten von Abies, Thuja, Cupressus, Taxus, Taxodium, Cun- ninghamia etc, die auflallendsten Beispiele liefern; weniger ausgezeichnet, doch immer noch sehr deut- lich ausgesprochen, ist dieses fächerförmige Wachs- tbum bei vielen Laubhölzern, z. B. bei den Ulmen, Buchen, bei der Huselnuss, beim Tulpenbaum eic. WO Man könnte beim ersten Anblicke eines Bau- mes versucht seyn, diese Abweichung im Wachs- thume der Zweige vom Wachsthume des Stammes in ihrer seitlichen Stellung am Stamme und in der davon abhängigen gegenseitigen Deckung zu suchen, durch welche letztere die Zweige einander gegen- seitig in der Richtung von oben nach unten das Licht rauben und die aufwärts und abwärts wach- senden Verästelungen verdämmen, dagegen eine ungehindertere Entwicklung auf die Seiten gestat- ten. Dass hingegen in diesen und ähnlichen Um- ständen der Grund dieses fächerförmigen Wachs- thames nicht liege, sondern dass es in der eigen- thümlichen Natur des Zweiges begründet sey, sieht man daran, dass solche fächerförmige Zweige, wenn sie zu Ablegern benützt und aus ihnen neue Pflan- zen gezogen werden, ungeachtet sie nun in einer senkrechten Lage sind und völlig frei stehen, den- noch in der ihnen eigenthümlichen Fächerforn fort- zuwachsen fortfahren, wovon aus Ablegern gezo- gene Araucarien sehr anschauliche Beispiele gewähren. Die zweite Eigenthümlichkeit, durch welche sich die Zweige vom Stamm unterscheiden, ist ihre Richtung. Obgleich auf diese vielerlei zufällige Einflüsse, die gegenseitige Beschattung, die Länge, Steifigkeit der Zweige u. s. w. von Einfluss sind, so ist dennoch unverkennbar, dass die Zweige einer jeden Pflanze die Neigung haben, einen bestimmten Winkel mit der senkrechten Linie zu bilden, ein Verhältniss, von welchem zum Theil das verschie- 4i dene Aussehen der Bäume abhängt. Diese Rich- tung ist zwar bei den meisten Bäumen aufwärts gewendet, sie kann aber auch bei manchen Bäu- men in die entgegengesetzte übergehen, wovon die ' Hüngeesche ein bekanntes Beispiel darbietet; bei- nahe ebenso stark ist diese abwärts gerichtete Lage nicht nur der Zweige, sondern auch des Stammes bei der ZLegföhre und bei Juniperus Sabina, welche beide Pflanzen in den Alpen immer bergabwärts gerichtet sind. Dieses Streben der Zweige, eine bestimmte Neigung gegen den Horizont beizubehal- ten, fällt nie auflallender in die Augen, als wenu plötzlich ein oder mehrere Zweige eines Baumes diese Richtung verlassen, die Natur des Stammes annehmen und von einem bestimmten Punkte aus anfangen, senkrecht in die Höhe zu wachsen. Diese im höchsten Grade aufßallende Erscheinung kommt nicht selten bei der Arve vor, und erregte gewiss die Aufmerksamkeit eines Jeden, welcher grosse Arvenwälder sah. Die Fächerform der Zweige steht in keinem Zusammenhange mit der Stellung der Blätter, denn sie findet sich ebensowohl bei zweizeiliger Stellung der Blätter, z. B. bei der Ulme, als bei vierzeilig gestellten Blättern, z. B. bei Thuja und bei solchen Bäumen, bei welchen eine grosse Anzahl von Blät- tern in einem Wendel stehen und deren Stamm in ausgezeichnetem Grade eine quirlförmige Stellung der Aeste hat, wie bei vielen Arten von Abies, bei Cunninghamia sinensis etc. Es ist daher diese Er- 412 scheinung nicht abhängig von einem Mangel an Knospen auf der obern und untern Seite der Zweige, sondern von der präponderirenden Entwicklung der seitlich an den Aesten stehenden und vom Fehlschla- gen der nach oben und unten stehenden Knospen. Dieses bestimmte Streben der secundären Ach- sen vieler Phanerogamen zu einer horizontalen, flächenförmigen Ausbreitung, in deren Folge jeder Zweig zwei symmetrische Hälften und eine obere und untere Seite zeigt, erinnert wieder an das Wachsthum des Thallus. Die verschiedenen, von einem Mittelpunkte nach allen Seiten des Horizontes ausstrablenden und seitlich in kleinere Lappen ver- zweigten Abtheilungen des 'Thallus sind gleichsam um eine ideale Achse gelagert; bei der höhern Pflanze hat sich der Stamm durch excentrische Ausdehnung des Thallus, durch Trennung seines Mittelnerven von dem auf beiden Seiten bekleiden- den Blattrande und eben dadurch durch Losreissen von der den parenchymatosen Theilen einwohnen- den Neigung zu horizontaler Richtung von seiner horizontalen Lage auf dem Boden befreit und dem Lichte zugewendet, seine Aeste dagegen, gleich- sam als stünden sie auf einer niedrigern Entwick- lungsstufe, wenn auch dem wesentlichen Baue nach mit dem Stamme übereinstimmend, wiederholen nooh einmal die Form des flächenartig ausgebreite- ten Thallus, jedoch meistens mit mehr oder weniger Neigung zur senkrechten Richtung. Wie wir beim Stengel der Jungermannien und Lycopodien in ihrer 115 Fächerform einen unverkennbaren Ueberrest der Thallusbildung fanden, so müssen wir auch bei den Aesten der Phanerogamen den Grund ihrer Fächerform in einer noch nicht vollständig erreich- ten Entwicklung, zu welcher der Stamm in der Regel bereits gelangt ist, suchen. Beim Stengel der Jungermannien und Lycopodien sahen wir diese Ausbreitung in einer Fläche zwar unabhängig von der Jusertion der Blätter, indem sie ebensowohl bei vierzeiliger, als bei zweizeiliger Stellung der Blätter vorkam, wir sahen aber den- noch eine gewisse Uebereinstimmung in der Rich- tung der Blätter und Stengel insoferne, als die Blätter eine schiefe Insertion besitzen und ihre Fläche :die Richtung des Stengels nicht rechiwink- Sig kreuzt. Einen ähnlichen Zusammenhang der Blattstellung mit der Fächerform des Zweiges sehen wir nun auch bei vielen Phanerogamen, insoferne die Blätter der oben angeführten Pflanzen, z. B. der Weisstanne, des Eibenbaumes, zwar nicht in ihrer Insertion eine bestimmte Beziehung zu den beiden Seitenflächen der Zweige zeigen, aber den- noch ein bestimmtes Bestreben sich zweizeilig zu stellen besitzen, eine Stellung, welche sie nur durch eine Drehung erreichen können, und welche die Blattstellung der Jungermannien und Lycopodien wenigstens im Aeussern wiederholt. Aus der oben gegebenen Darstellung erhellt, ‘dass der Uebergang von der horizontalen Lage des Thallus in die senkrechte des beblätterten Stam- 1 mes in demselben Verhältnisse fortschreitet, in wel- chem sich die parenchymatose, mit seinen Mittel- nerven vereinigte, auf beiden Seiten flügelfürmig vorstehende Substanz unter der Form des Blattes von dem Nerven lostrennt. Wir sehen also diesen Mittelnerven durch seine Vereinigung mit der blatt- artigen, parenchymatosen Substanz gebunden und gleichsam zur horizontalen Lage genöthigt, er ver- lässt dieselbe desto mehr, je mehr die Fläche der neu gebildeten Blätter aus ihrer mit dem Stamme parallelen Linie in die auf ihm senkrecht stehende übergeht: Wir müssen daher den parenchymato- “sen plattenförmigen Ausbreitungen die Neigung zu horizuntaler Ausbreitung, den aus verlängerten Zel- len (und bei höhern Pflanzen auch aus Gefässen) bestehenden Mittelnerven und Stämmen die Neigung zur senkrechten Lage zuschreiben. Wie nun bei den mit einem Thallus versehenen Lebermoosen der Einfluss des mit demselben verbundenen Pa- venchymes überwiegt und dem ganZen Gewächse eine horizontale Lage mittheilt, so sehen wir bei der phanerogamen Pflanze im Blatte, als demjeni- gen Organe, bei welchem das grüne Parenchym eine ähnliche flächenförmige Ausbreitung wie im Thallus gewinnt, auch wieder entschieden die Nei- gung zur horizontalen Ausbreitung hervortreten. Wenn die Rhizome nur in der mehr oder weniger horizontalen Richtung die Aehnlichkeit ihres Wachs- ihumes mit dem des Thallus beurkundeten; wenn in den flächenförmig gebildeten Zweigen durch das 415 Hinzutreten einer symmetrischen linken und rech- ten Hälfte diese Aehnlichkeit deutlicher hervortrat, so wird sie endlich im Blatte noch vollkommener durch den Umstand ausgesprochen, dass die obere und die untere Seite, auf eine analoge Weise wie bei dem 'Thallus, eine verschiedene Organisation besitzt. . Wir haben oben gesehen, dass die Neigung zur Symmetrie bei den beblätterten Jungermannien so gross ist, dass diesem Gesetze nicht sowohl das einzelne Blatt, als vielmehr die ganze Pflänze un- terworfen ist, und dass eine vollkommen entspre- chende Bildung der linken und der rechten Hälfte der Pflanze durch Aufepferung der Symmetrie des einzelnen Blattes erreicht wird, . indem .der: linken Blatthälfte der einen Stengelseite die rechte Blatt- hälfte der andern Seite entspricht und umgekehrt. Auf ähnliche Weise sehen wir nun auch noch bei manchen Phanerogamen eine Symmetrie der gan- zen Pflanze durch entgegengesetzte Unregelmässig- keiten in der Form der Blätter der entgegengesetz- teu Seiten hergestellt. Vor allen übrigen Pflanzen sind in dieser Hinsicht die Begonien ausgezeichnet; ebenfalls hierher zu zählen sind die Coniferen mit kammförmig in zwei Reihen gestellten Blättern, in- dem diese Stellung durch eine auf beiden Seiten des Zweiges entgegengesetzte Drehung bewerkstel- ligt wird. Ebenso gehört hierher die Eigenthüm- lichkeit in der Insertion mancher Blätter, dass die Blätter der einen Seite in der Richtung von links x 116 } nach rechts, die der andern Seite in der Richtung von rechts nach links schief aufwärts am Stamme inserirt sind, wie bei den Gräsern der Fall ist. Wir haben oben die fächerförmig gebildeten Zweige als eine minder vollkommene Ausbildung des dem Stamme der Phanerogamen zukommenden Typus, als eine Annäherung an die Eigenthümlich- keiten des Wachsthumes der mit einem Thallus versehenen Pflanzen betrachtet; auf ähnliche Weise können wir die Sfkınme, bei welchen die einzel- nen Blätter unsymmetrisch, dagegen die einander gegenüberstehenden Blattzeilen symmetrisch gebil- det sind, als einen Rückfall der vollendet concen- trisch gebildeten Pflanze auf die Bildungsstufe der beblätterten Jungermannien betrachten. (Schluss folgt.) I. Todesfall Mit Wehmuth zeige ich Ihnen das am 5. Juni erfolgte Hinscheiden des Hrn. Dr. M. J. Bluff an. Er starb an einem Nervenfieber in der Blüthe sei- ner Jahre in Aachen, wo er als praktischer Arzt lebte. Als einer der-Verfisser des Comp. Fl. Gerin. dem botanischen Publikum bekannt, an dessen zwei- ter Auflage er thätigen Antheil nahm, war er über- haupt stets unserer Wissenschaft mit Liebe und Eifer zugethan und suchte diese durch eigene Ar- beiten und besonders durch Anregung und Theil- nahme in seinem Kreise nach allen Kräften zu för- dern. Aachen verliert in ihm einen angesehenen Arzt, die Mediein einen sehr fleissigen und gründ- lichen Schriftsteller und seine zahlreichen Freunde beklagen mit mir tief den schmerzlichen Verlust eines biedern und gefälligen Freundes. Bonn, Nees v. Esenbeck. (Hiezu Beibl, 2.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 27. Regensburg, am 21. Juli 1837. J. Original - Abhandlungen. Ueber die Symmetrie der Pflanzen; von Prof. Dr. Hugo Mohl in Tübingen. (Schluss.) W.. wir den beblätterten Stamm sich aus dem Thallus entwickeln sahen, so kann man auch die im Blatte wiederholte Thallasbildung, in ihrer weitern Entwicklung zu einem staminartigen, mit Blättern besetzten Gebilde verfolgen. Als eine sol- che Entwieklung betrachten wir die Verwandlung des einfachen Blattes in das einfach und mehrfach gefiederte Blatt, wobei wir Analogien mit sämmt- lichen schon betrachteten Formen finden werden. Die Aehnlichkeit, welche zwischen dem Zer- fallen der Lamina eines einfachen Blattes zu Fie- derblättehen und zwischen der 'Theilung des. ein- fachen Thallns in einen Stengel und zwei Reihen seitlicher Blättchen stattfindet, ist deutlich genug, so dass eine nähere Auseinandersetzung überflüssig wäre. Vergessen wir jedoch. nicht, dass diese Ana- logie noch weit entfernt ist, ein ganz gleicher Vor- gang za seyn. Das Blatt ist immer, es mag noch so sehr getheilt oder zusammengesetzt seyn, ein Ganzes, welches nicht in der Richtung von unten Flora 1857. 27. Dd 418 nach oben, wie der Stengel einer Jungermannia, sich entwickelt und an seiner Spitze neue Blätt- chen erzeugt, sondern es bildet sich das ganze Blatt mit allen Verzweigungen des Blattstieles und allen Fiederblätichen auf einmal, die Verzweigun- gen des Blattstieles sind blosse Theilungen dessel- ben und nicht erst später entwickelte secundäre Achsen. Dieser Unterschied, so scharf er im All- gemeinen hervortritt, zeigt jedoch auch Ausnahmen oder wenigstens die ersten Andeutungen von Aus- nahmen. Wenn nämlich, wie es scheint, das ein- fache Blatt immer von oben nach unten wächst und seine Spitze desshalb der zuerst vollkommen aus- gebildete Theil desselben ist, so ist dieses schon nicht mehr in gleichem Grade vom gefiederten Blatte wahr, sondern bei diesem, wenn sich auch in der Knospe alle seine Theile gleichzeitig entwickeln sollten, schreitet die weitere Ausbildung sehr häufig von unten nach oben weiter, und es erreichen die untern Fiederblättchen zuerst ihre volle Grösse und Ausbildung. Hievon kann man sich leicht bei grös- seren gefiederten Blättern überzeugen, z. B. an denen der Farne, Cycadeen, Palmen. Die Ent- wicklung des Blattes nähert sich daher hier der Entwicklung des Stengels und weicht von diesem nur noch durch die gleichzeitige Entstehung aller Fiederhlättchen und durch den Mangel der Fähig- keit, an seiner Spitze sich zu verlängern und neue Blättchen zu erzeugen, ab. Diese Fähigkeit tritt aber in seltenen Fällen wirklich ein, insoferne bei 41) Guarea einzelne Blätter an ihrer Spitze als Acste fortwachsen und dadurch eine wirkliche Umwand- lung des appendieulären ‚Organes in ein Achsen- gebilde vor sich geht. Zu einer solchen Umwandlung eines Blatistie- les in einen Ast gehört, dass der Blattstiel, dessen Gefässbündel im Allgemeinen in einer horizontalen Fläche liegen, eine concentrische Bildung erlange, dass folglich seine Gefässbündel zu einem Kreise zusammentreten und ein Mark einschliessen. Die- ses ist in den Blattstielen vieler zusammengesetzter Blätter wirklich. der Fall und eine Annäherung dazu ist durch die halbmondförmige Sellung, in welcher die, Gefässbündel des Blattstieles der Dico- tyledonen in der Regel liegen, bezeichnet, so dass also dem Blatte das Streben, seine Thallusnatur abzulegen und in den Zustand eines beblätterten Zweiges überzugehben, nicht abzustreiten ist. Wie bei den beblätterten Jungermannien eine unsymmeirische Bildung ihrer einzelnen Blättchen und eine symmetrische Bildung der beiden einan- der gegenüberstehenden Blattzeilen häufig ist, so treffen wir ein ähnliches Verhältniss auch bei den gefiederten Blättern häufig, wenn auch nicht in gleich hohem Grade ausgebildet an, insoferne es ein sehr gewöhnliches Verhältniss ist, dass die Blättchen an der Basis ungleich sind und dass der gegen die Basis des Biatistieles hingerichtete Blatt- lappen grösser ist. Je ausgebildeter der Blattstiel ist, je mehr er D42 420 sich also der Natur des concentrisch gebildeten Stengels annähert, desto weniger bleiben seine Ver- zweigungen in einer ebenen Fläche ausgebreitet und desto mehr suchen auch seine Blättchen ihre Fläche senkrecht gegen die Richtung des Blattstie- les zu stellen, ein Streben, welches freilich eben- falls, wie die Erhebung des Blatistiels zur concen- trisch gebildeten Achse nur annäherungsweise er- reicht wird. Schon die dachziegelförmige Lage, welche viele Blättchen gefiederter Blätter z. B. der Mimosen, Cassien, Gleditschien beim Schlafe an- nehmen, ist eine Annäherung hiezu, indem dieselbe voraussetzt, dass die Blattfläche einen bestimmten, wenn auch sehr kleinen Winkel mit der Richtung des Blattstieles macht; deutlicher tritt eine mit der Richtung des Blattstieles sich kreuzende Richtung der Blattflächen bei gefingerten Blättern, z. B. bei Aesculus, Lupinus etc. hervor, indem hier unver- kennbar ein Bestreben zur quirlförmigen Stellung der Blättchen sichtbar wird: in noch höherem Grade weichen die Blättchen von ihrer Stellung in einer Fliche bei vielen Umbelliferen ab, z. B. bei Peuee- danum Oreoselinum, Carum Carvi. Eine weitere Annäherung an den Vebergang des Blattes zum Stengel scheint endlich durch die Stipularbildung gegeben zu seyn, welche am Blatt- stiele mancher zusammengesetzter Blätter z. B. bei Thalietrum sich findet. Wir haben dem Gesagten zu Folge bei den Organen der Vegetation ein beständiges Fortschreiten 421 von der symmetrischen zur concentrischen Bilduig gesehen, jedoch nicht ein stetiges, sondern ein durch Schwankungen unterbrochenes. Die bei den nie- dern Pflanzen rein symmetrische Bildung erhob sich im Stengel der Jungermannien und Lycopodien zur concentrischen, diese trat jedoch noch "nicht frei hervor, sondern zeigte noch eine bedeutende Au- näherung zur symmetrischen Bildung; bei den Pha- nerogamen war zwar im Stamme oft noch eine schwache Hinneigung zur syınmetrischen Bildung sichtbar, im Allgemeinen zeigte sich dagegen in ihm die ausgesprochenste concentrische Organisation, während in den Blättern die symmetrische Bildung ebenso ausgezeichnet, wie beim Thallus der Kryp- togamen stattfindet. Bei den Aesten der Phanero- gamen sahen wir nicht ganz selten einen Rückschritt zur symmetrischen Bildung, während bei den höher entwickelten Blattformen ınanche Erscheinungen auf das Streben des Blattstieles, sich zur concentrischen Bildung zu erheben, hindeuten, Wir sahen bei den beblätterten Stengeln und bei den gefiederten Blättern die Symmetrie sich in einer gedoppelten Form aussprechen, einmal in en- gerem Kreise in der übereinstimmenden Bildung beider Seitenhälften der einzelnen Blättchen, und zweitens im weiteren Kreise in der symmetrischen Bildung der zwei einander gegenüberstehenden Blatt- zeilen mit Aufopferung der Syınmetrie jedes einzel- nen Blättchens. Dieses zweite Verhältniss dentet offenbar auf eine engere Verbindung der verschie- 4122 denen Blättchen unter einander hin, während bei der in jedem einzelnen Blättchen sich aussprechen- den Symmetrie jedes derselben als eigenes Organ, unabhängig von den andern auftritt und allein sei- nen eigenen Bildungsgesetzen folgt. Es ist daher erklärlich, warum wir die Symmetrie der einzelnen Blätter hauptsächlich bei den mit einfachen Blättern versehenen Phanerogamen finden. Hier stehen näm- lich die Blätter in gleichförmigen Abständen von einander in Spirallinien um den Stengel geordnet, die Internodien sind meistens stark entwickelt und lang, die Blätter möglichst von einander isolirt und zugleich sind beide Blatthälften zu einem Ganzen eng verbunden. Die symmetrische Bildung, welche sich in der Vebereinstimmung zweier ungleichförmig gebildeter Blattzeilen ausspricht, kommt dagegen hauptsäch- lich bei Jungermannien vor, also bei denjenigen kflanzen, bei welchen sich die Blattsubstanz kaum erst vom Mittelnerven getrennt hat und bei welchen das parenchyinatose Gewebe erst in gesonderte Blätter (die schon durch ihre Stellung anzeigen, dass sie noch nicht gehörig von einander isolirt sind) überzugehen anfängt und die Blattsubstanz sämmtlicher Blätter gleichsam noch Ein grosses Blatt Fepräsentirt. Sie wiederholt sich bei den höheren Gewächsen nur in selteneren Fällen an den Blättern des Stammes, wie bei Begonia, häufiger an den Blättern der Zweige, wie bei den Ulmen, vorzugsweise aber bei den gefiederten Blättern, also 423 bei demjenigen Organe, welches ebenfalls aus dem Streben eines thallusähnlichen Gebildes, sich in einen concentrisch gebildeten Stengel und in iso- lirte, selbstständige Blätter zu theilen, hervorgeht, folglich in Beziehung auf seine Ausbildung dem beblätterten Jungermannienstengel entspricht. Wir finden also ein Streben zu dieser allge- meineren Symmetrie vorzugsweise bei solchen Thei- len, welche zwar aus einer grössern Anzahl ein- zelner Organe zusammengesetzt sind, welche Organe dagegen in Beziehung auf ihre Organisation einan- der sehr ähnlich und welche als die kaum erst zer- fallenen Theile eines organischen Ganzen zu be- tvachten sind. Eine solche Vereinigung mehrerer gleichförmig gebildeter Theile zu einem zusammengesetzten Or- gane kann nun aber auch auf die entgegengesetzte Weise hervorgebracht werden, nämlich durch Sammlung von ihrer Natur nach zerstreuten und entfernt stehenden Organen und Verbindung der- selben untereinander. In diesem Falle wird wieder eher, als bei entfernten und durch lange Internodien getrennten Organen eine Abhängigkeit der Bildung des einen Organes von der des andern eintreten. Untersuchen wir nun die Fructifikationsorgane “der Pflanzen, bei welchen eine solche Vereinigung vieler, beim vegetativen Theile des Gewächses zer- streuter und isolirter 'Theile zu einem organischen Ganzen vorkommt, in wie weit sich bei ihnen eine Symmetrie von zwei seitlichen Hälften auflinden 42h lasse, go müssen wir hier wohl vor Alleın in Be- tracht ziehen, dass die concentrische Bildung in den Blüthen und Fruchtorganen die höchste Entwick- lung erreicht, insoferne nicht nur die einzelnen Wendel der bei den Vegetationsorganen fortschrei- tenden Blätterspirale von einander getrennt und zu geschlossenen Kreisen, in denen die einzelnen Blät- ter gleichförmig weit von einander abstehen (wenig- stens scheinbar), verwandelt werden, sondern in so ferne auch die successive Entwicklung der in einem Wendel auf einander folgenden Blätter auf- gehoben ist und die Blätter eines jeden Blattkreises mit einander gleichzeitig ihre Entwicklungsperioden durchlaufen. Hier ist also nicht nur jeder Unter- schied der Blätter in Beziehung auf ihre Stellung aufsehoben, indem alle Blätter eines Wendels neben- einander und nicht mehr übereinander stehen, son- dern es sind auch sämmtliche Blätter eines Kreises in Beziehung auf ihre Organisation und ihre Ent- wicklung einander so ähnlich geworden, dass sich nur mit Mühe kleine Zeitunterschiede in ihrer Reife beobachten lassen. Da wir nun im Bisherigen die symmetrische Bildung desto mehr in den Hinter- grund zurücktreten sahen, je mehr sich das Blatt aus seiner parallelen Richtung mit dem Stamme losriss und da dieses in der Blüthe im höchsten Grade der Fall ist, indem sogar die Blätterspirale nicht mehr der Länge nach am Stamme ausgedehnt, sondern in isolirte rechtwinklig auf den Stamm ge- stellte Kreise getheilt ist, so ist bei dieser so sehr 425 ausgesprochenen eoncentrischen Bildung aller Blü- then und Fruchttheile im Allgemeinen nicht zu ver- muthen, dass sich in ihnen ein Gegensatz einer linken und rechten Hälfte zeigen werde, wenn auch auf der andern Seite deutlich ist, dass gerade in jener Aehnlichkeit der Biätter eines und desselben Quirles, sowie in ibrer gleichzeitigen Eutwicklung ein Grund einer stärkeren gegenseitigen Einwir- kung auf einander, als wir sie bei den isolirteren Stammblättern bemerken, liegen könne. Wir haben also in der Blüthe zwei einander entgegengesetzte Umstände, von denen der eine auf eine concentrische Bildung, der andere auf Her- vorrufung eines Gegensaizes zwischen rechter und linker Hälfte binzuwirken scheint. Welche von diesen beiden Bestrebungen nun das Uebergewicht erbalte, wird hauptsächlich von dem Verhältnisse der Blüthe zu den übrigen Theilen der Pflanze bestimmt werden. Wir haben oben bei der Betrachtung des Pflan- zenstammes gesehen, dass bei manchen Bäumen der Stamm im vollkommensten Grade eine concentrische Bildung zeigt, während die Zweige eine symmetri- sche Bildung haben. Wir dürfen daher vermuthen, dass dieses in den vegetativen Theilen so vieler Pilanzen deutlich ausgesprochene Verhältniss zwi- schen den verschiedenen Achsen sich auch noch bei den bloss mit Fructifikationsblättern besetzten Achsen auffinden lasse; und in der That scheint es, dass wir den Grund der Unregelmässigkeit vie- 426 ler Blüthenformen in diesem Verhältnisse zu suchen haben. j Betrachten wi nämlich die Blüthen in Hinsicht auf ihre Regelmässigkeit und Unregelmässigkeit, so erhellt auf den ersten Blick, dass bei den soge- nannten unregelmässigen Blüthen bei weiten die grösste Mehrzahl zwei symmetrische Hälften, eine linke und eine rechte, besitzt und dass es eine sehr seltene Ausnahme ist, wenn eine Blüthe nicht durch einen senkrechten Schnitt in zwei gleiche Hälften getheilt werden kann, z. B. die der Ma- ranlace@. Das Gesetz der Symmetrie ist daher in der Blüthenbildung sehr allgemein ausgesprochen. Nelinen wir nun Rücksicht auf die Stellung der regelmässigen und der unregelmässigen Blüthen, so gilt als allgemeine Regel, dass alle terminalen Blüthen regelmässig sind, dass dagegen die unre- gelmässigen Blüthen den indeterminirten Inflores- cenzen zugetheilt sind (wenn gleich nicht immer ein indeterminirter Blüthenstand mit Unregelmäs- sigkeit der Blüthe verbunden ist). Viele Beispiele hiefür anzuführen, wäre überflüssig; man denke z. B. nur in Beziehung auf Pflanzen mit determi- nivten Blüthenständen an Paonia, Ranunculus, Ni- gella, Aquilegia, an die Papaverace@, Caryophyliew, Linee, Oxalide@, Potentillee, Rosee, viele Gen- tiane@ ete., dagegen als Beispiele indeterninirter Blüthenstände an .Delphinium, Aconitum, an die Fumariacee, Polygalee, Violarie@, Hippocastanee, Papitionacee, Umbellifere, Synuntherce, Valerianee, 427 Labiate, Scrophularinee, Lentibulariee ,„ Aristolo- chie@, Orchide® etc. Wir finden also unsere obige Vermuthung, dass die symmetrische Bildung der Blüthen im Zusam- ‚menkange mit ihrer Stellung stehe, vollkommeıt bestätigt. Bei den meisten bisher betrachteten symme- trisch gebildeten Organen war nicht nur eine rechte und eine linke Hälfte, sonderu auch eine obere und eine untere Seite zu unterscheiden, z. B. beim Thallus, bei den beblätterten Jungermannien, beim Blatte. a In nicht weniger ausgezeichnetem Grade tritt uns dieser Unterschied zwischen oben und unten auch bei den symmetrisch gebildeten Blüthen ent- gegen. Da bei den Blüthen, sie mögen regelmäs- sig oder unregelmässig seyn, sich immer ein über- wiegend starkes Streben zur concentrischen Bildung ausspricht, so finden wir in ihnen den Unterschied zwischen oben und unten nicht so weit durchgeführt, dass die Blüthenorgane aufhören, in Kreisen um die Achse gestellt zu seyn und in zwei seitliche Flächen, wie bei Zweigen mit zweizeiligen Blättern auseinanderzutreten, sondern es spricht sich jener Unterschied theils in abweichender Bildung der obern und der untern Blüthenhälfte aus, theils nicht selten im Fehlschlagen von einzelnen Blüthenorga- nen, welches yon oben nach unten, oder in ent- gegengesetzter Richtung fortschreitet und auf bei- den Seiten der Blüthe eine gleiche Anzahl von Or- 428 ganen ergreift, also ganz unabhängig von der Spi- ralstellung der Blüthentheile auf sie einwirkt, theils endlich im Hingekrümmtseyn einzelner Blüthenorgane gegen die entgegengesetzten Enden der Mittellinie. Eine Verschiedenheit in der Bildung der obern und untern Blüthenhälfte ohne Fehlschlagen einzel- ner Organe kommt bei einer Menge unregelmässiger Blüthen vor, z. B. bei den zweilippigen Kelchen der Labiaten und Leguminosen, beim Keiche von Aconitum, Delphinium, bei den Biumenkronen der Leguminosen, Tropäoleen, Balsamineen, Violarieen, Synanthereen, Dipsaceen, Valerianeen, Umbelliferen, Labiaten, Scrophularinen u. s. w., bei welchen allen ohne Rücksicht auf die Stellung ihrer Blüthentheile in eine Spirallinie das eine (oben oder unten in der Blüthe stehende) Blatt symmetrisch gebildet ist, und die vier andern, zu je zwei und zwei, wie sie einander seitlich gegenüberstehen, in ihrer Bil- dung übereinstiminen , dagegen von dem mittlern und dem andern Blättchenpaare mehr oder weniger abweichen. Aehnliche Verhältnisse kommen bei solchen Blüthenhüllen vor, welche aus zwei Krei- sen von Blättern bestehen, wie z. B. bei den Fu- wmariaceen, Orckideen etc. Wenn einzelne Blüthenorgane (sepala, petala oder stamina) tehlschlagen, so spricht sich auch hierin dieselbe Beziehung der einander gegenüber- stehenden Organe aus, indem das Feblschlagen ent- weder bei deın in der Mittellinie einzeln stehenden Blatte anfängt und sich von hier aus auf die Seiten 429 fortsetzt und die übrigen Blätter paarweise ergreift, wie bei den Labiaten und Scrophularinen, oder um- gekehrt bei dem äussersten Paare anfängt und gegen das unpaare Blatt weiterschreitet, z. B. bei dem Kelche der Balsaminen, der Blumenkrone von Amor- pha, den Staubfäden der Orchideen. Beim Stengel der beblätterten Jungermannien, bei den Zweigen von Abies, Ulmus ete. sahen wir die Blätter in ihrer Stellung dadurch. ein Oben und Unten des ganzen Gebildes anzeigen, dass sie alle die eine Seite (und zwar die Jungermannien häufig die untere, die übrigen Pflanzen die obere) gegen den Himmel kehren, selbst aber sich: auf beide Seite der Achse hindrehen; bei. den: -Blüthen ‘spricht sich die Beziehung ‘der einzelnen’ Blätter zur obern und wntern Seite der Blüthe dadurch aus, dasssich ein Theil der Blätter gegen die obere, der andere Theil gegen die untere Seite der Blüthe hindrängt, wodurch die Lippenform derselben, und die mannigfachen derselben ähnlichen Formen ent- stehen, z. B. die zweilippigen Kelche nnd Blüthen, das Verborgenseyn der Staubfäden unter der Ober- lippe der zweilippigen Blüthen, die Galea der Or- chideenblüthe, das Abstehen der Fahne und der übrigen Blumenblätter bei manchen Leguminosen, die Form der Blüthen von Lopezia, Viola, Pelar- gonium, von vielen Umbelliferen, Synanthereen, von Iberis etc. Diese Neigung der Blütheniheile in zwei entgegengesetzte, nach oben und unten stehende Parthien, welche aus zwei symmetrischen Hälften 430 gebildet sind, aus einander zu treten, geht bei den Fımariaceen so weit, dass die im Querdurchmesser stehenden Staubfäden in zwei Hälften zerfallen, von denen die eine nach oben, die andere nach unten in der Blüthe gewendet und daselbst mit dem nebenstehenden Staubfaden verwachsen ist: ich möchte auch demselben Streben die abweichende Stellung der Narben der Blüthe der Cruciferen zuschreiben und jede Narbe als aus zwei seitlichen Hälften der rechts und links in der Blüthe stehen- den und gespaltenen Narben zusammengewachsen betrachten. Dex beschränkte Umfang einer akademischen Dissertation verbietet dem Verfasser in ein grüs- serek Detail einzugehen und durch Anführung einer grösseren Menge von speciellen Formen die im Vorhergehenden ausgesprochenen Ansichten näher zu belegen; er glaubt sich aber einer weitern Aus- führung dieses flüchtigen Umrisses um so eher über- heben zu können, als einem Jeden,. welcher die Formen der Pflanzenwelt aufmerksam betrachtet, eine Menge Beispiele aufstossen werden, welche den grossen und weit verbreiteten Einfluss dieses Strebens nach Symmetrie auf die Form sowohl der Vegetationsorgane als der Fructifikationsorgane, und den Kampf, in welchem dieses Streben nach Sym- metrie mit der durch die spiralförmige Stellung der Blätter erzeugten Neigung zu regelmässig concen- trischer Ausbildung der Pflanzen steht, nachweisen. Er begnügt sich nur noch auf die Blüthenstände 7 451 hinzuweisen, bei welchen in vielen Fällen in der Form und Richtung der Bracteen, in der Verthei- lung und dem Feblschlagen der Blüthen tragenden Achsen, z. B. bei der Umwandlung des von Röper Cyma genannten Blüthenstandes in zwei einander entsprechende traubenförmige Blüthenstände, sich die symmetrische Bildung in ausgezeichnetem Grade ausspricht. : U. Notizen zur Zeitgeschichte. Die hollähdischd”Gesellschaft der Wissenschaf- ten hat in ihrer S5ten jährlichen Versammlung am 20. Mai unter den eingegangenen Schriften über die botanische Preisfrage, das Entstehen neuer Pflanzenarten darch künstliche Befruchtung betref- fend, der des Hrn. Dr. C. F. Gärtner in Calw den Preis ertheilt. Die Royal Society in London hat am 27. April die Herren Becequerel und Mirbel in Paris und Professor Ehrenberg in Berlin zu auswärti- gen Mitgliedern aufgenammen. Am 15. Juni d. J. wurde zu Ebenhausen bei München das Linnäusfest in herkömmlicher Weise von zahlreichen Botanophilis und deren Lehrern gefeiert. Hr. Hofrath von Martius, der zuerst diese in Frankreich und England längst ge- bräuchliche Sitte auf heimischen Boden verpflanzte, (vergl. Fior. 1827. B. L Beil. IV. p. 99.) erbielt einige Tage vorher von unbekannten Händen einen silbernen Pokal, mit der Inschrift: „Dem Stifter des Linnäusfestes von dankbaren Schülern.” 432 Hr. Haskarl, der als Naturforscher nach Ostindien ging, schreibt Hrn. Prof. Nees v. Esen- beck aus Baltimore vom 8. März d. J., dass er eben daselbst, nachdem er nicht ohne grosse Ge- fahren die fürchterlichen Stürme des vergangenen Winters glücklich überstanden, angelangt sey. Das Schiff, welches wegen Handelsgeschäften über Bal- timore ging, hat indessen seine Reise nach Java fortgesetzt, wo unser Freund vielleicht schon glück- lich angelangt seyn wird, ort# art Dr.Schiede, seit mehreren Jahren praktischer Arzt in Mexiko und eifriger Erforscher der dorti- gen Flora, ist daselbst im vergangenen December an einem Typhus gestorben. UI. Anzeige. Von den Desideraten, die ich unlängst für meine Freunde zu nennen so frei war, ist mir be- reits die schöne Wulfenia carinthiaca in lebenden Exemplaren zugekommen. Ich möchte aber hier noch einige nennen: Biarum tenuifolium Sch. und Arisarum vulgare, es wären aber freilich hier die Blüthen und Früchte in Weingeist nöthig. — Sa- tureja Thymbra L. und Sideritis romana Linn. — Die Frucht von Prasium majus. — Die beiden Aroideen-Gattungen wünschte ich für die Nach- träge der monocotyledonischen Gattungen zu be- nutzen und es würde mich sehr freuen, wenn ich dazu auch die Blüthen und Früchte der Gattung Posidonia erhalten könnte. Bonn. Nees v. Esenbeck. Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 28. Regensburg, aın 28. Juli 1837. IL Original - Abhandlungen. 1. Bemerkungen über den gegenwärtigen Zustand der Lebermooskunde ; von ***b***, De Umfang der Botanik hat sich in der neuesten Zeit so bedeutend erweitert, die Zahl der bekannten Pflanzen, so wie die Menge der botani- schen Schriften aller Art, nimmt von Tag zu Tag in dem Maasse zu, dass, wie schr auch die Wissen- schaft endlich dadurch gefördert werden muss, den- noch selbst die tüchtigsten Botaniker die stets wach- sende Schwierigkeit fühlen, die gesammte Pflanzen- kunde zu umfassen und sich gründliche Kenntniss des Ganzen und des Einzelnen zu verschaffen. Liebhaber der Botanik aber, die nicht dieser Wis- senschaft ausschliesslich sich widmen können, sind fast genöthigt, das speeielle Studium auf wenige Pflanzenfamilien zu beschränken und in Hinsicht alles Uebrigen mit mehr oder weniger obeifläch- licher Kenntniss sich zu begnügen. Zwei Klippen sind jedoch dabei schwer zu vermeiden. Wer vorzugsweise der treuen Beobachtung der Natur an einzelnen Pflanzen sich hingibt und nach der möglichst erschöpfenden Kemmtniss aller Formen Ylora 1857. 28, Ee 454 einer oder der andern Familie strebt, geräth in Gefahr, sich in’s Einzelne zu verlieren, den eigent- lichen Zweck der Wissenschaft aber zu verfehlen. Er wird dann am Ende bei mühsam errungener Erkenntniss vieler Individuen der Pflanzenwelt sich wissenschaftlich wenig gefördert und für alle Mühe und Arbeit nur unzulänglich belohnt fühlen. Wer dagegen ohne gründliche Kenntniss des Einzelnen aus wenigen Beobachtungen und Erfahrungen all- gemeine Resultate zu ziehen unternimmt, kann aller- dings bei einiger Phantasie, sich selbst und Andere täuschend, bald den Gipfel der Wissenschaft er- klommen zu haben scheinen, aber das festen Grun- des ermangelnde Gebäude wird in Kurzem zusam- menstürzen. Gewiss ist es daher Bedürfniss für den Naturforscher, von Zeit zu Zeit stille stehend sich nach dem umzusehen, was er selbst, was An- dere bemerkt und beobachtet haben, welche Resul- tate daraus für die Wissenschaft gewonnen worden, oder noch zu erlangen sind, Erst so gelangt man dahin, sich dessen, was man geleistet, deutlich bewusst zu werden, den Faden im Auge zu behal- ten, wodurch das Einzeine mit der Wissenschaft zusammenhängt, die noch auszufüllenden Lücken wahrzunehmen und die höheren Stufen der Erkennt- ziss mit Sicherheit zu ersteigen. An historischen und literarischen Uebersichten und Nachweisen dessen, was bisher geleistet worden, fehlt es zwar nicht; aber eine mit Kenntniss und Geist geschrie- bene Statistik der Botanik, eine Darstellung des 435 gegenwärtigen Zustandes der Pflanzenkunde im Einzelnen durchgeführt, würde ein verdienstliches Werk seyn. ’ Die gegenwärtigen Bemerkungen in Beziehung auf das Studium einer einzelnen Pflanzenfamilie sollen übrigens keineswegs ein Beitrag zu einer solchen Darstellung seyn, sondern nur eine ganz flüchtige Andeutung dessen, was zunächst annoch erforderlich seyn möchte zur Förderung und allge- meineren Verbreitung der Kenntniss dieser so in- teressanten Pflanzen- &ruppe. Unstreitig gehören die Lebermoose zu den Familien, die in nenerer Zeit mit besonderer Vorliebe behandelt worden sind; bei wenigen hat sich aber auch das Bedürf- niss der Ordnung und wissenschaftlichen Bearbei- tung der vorhandenen Materialien dringender ge- zeigt. Obgleich nur wenige reisende oder in freier Natur sammelnde Botaniker die Lebermoose zum besonderen Gegenstande ihres Forschens gemacht, die Meisten nur beiläufg gesammelt haben, was zufällig davon vorkam, so ist doch die Zahl der Arten, welche vor etwa 20 Jahren Weber zu 223 berechnete und 10 Jahre später Sprengel zu 253 angab, jetzt auf 683 bekannte uud, mit we- nigen Ausnahmen vielleicht, binreichend begründete Species gebracht worden. Diese sind theils in aus- führlicheren Werken, theils in einzelnen Abhand- lungen beschrieben, etwa 150 derselben sind (von Hooker, Ekart, Corda, in der Flora daniea u. s. w.) abgebildet. Dieses grosse Material zu be2 436 ordnen und übersichtlich zusammenzustellen, sind manche Versuche gemacht worden. Verschiedene Botaniker haben sich bemühet, einige Gattungen, die wegen der Menge der Arten unübersehbar wa- ren (Jungermannia im früheren Sinne enthält allein 562 Arten) und viele heterogene Formen in. sich begriffen, in mehrere zu trennen (Raddi, Corda, Dumortier); so wie wir mehreren älteren nnd neueren Schriftstellern manche bedeutende Unter- suchungen über Structur und Physiologie dieser Gewächse und über das Verhältniss derselben zur gesammten Pflanzenwelt verdanken (z. B. Schmie- del, Hooker, Mirbel, Corda, Bischoffu.a.ım). So tüchtig und werthvoll aber auch manche dieser Arbeiten sind, so grossen Nutzen dieselben zu ihrer Zeit gehabt und zum Theil noch haben, so ist doch in Betracht des jetzigen Umfangs dieser Familie nur Unvollständiges dadurch geleistet, auch sind die oben erwähnten beiden Klippen nicht immer mit gleicher Sicherheit umschifft worden. Um das Studium dieser Gewächse den Anfngern zugäng- ‚lich zu machen und auch den Geübteren zu erleich- tevn, denen es nicht eben Hauptsache ist, fehlte zunächst noch eine allgemeinere Durchführung und festere Begründung der namentlich aus den Mar- chantieen und Jungermannien zu bildenden Gattun- gen, eine durchgehends mit kritischem Blick, Un- befangenheit und gründlicher Kenntniss verfasste Zusammenstellung der täglich zahlreicher gewor- denen Arten. 437 Bei dieser Lage der Sache erschienen die er- sten beiden Bände von Nees v. Esenbeck's „Naturgeschichte der europäischen Lebermoose,” wodurch dem Bedürfnisse innerhalb der Grenzen dieses Werks allerdings abgeholfen werden wird. Niemand konnte auch mehr geeignet seyn zu vor- züglicher Lösung der Aufgabe, als der Verfasser dieser vortrefflichen Schrift, der zwei Eigenschaf- ten besitzt, die der menschliche Geist nicht häufig vereiniget: die Gabe treuer, unbefangener, nüchter- ner Beobachtung der Natur bis in’s Einzelnste und das Talent geistvollster Auflassung des Beobachte- ten zu höherer Anschauung. Derselbe hatte über- diess seit Jahren durch Bearbeitung bedeutender exotischer Sammlungen und durch fortgesetzte Be- obachtung der einheimischen Arten in der freien Narr ce aunfassentste Ienntniss dieser Familie erlangt. In jenem Werke sind die früher nur theilweise gelungenen Versuche der Sonderung der Jungermannien in mebrere Gattungen naturgemäss durchgeführt, sämmmtliche europäische Arten mit ihren Formen und deren Vebergängen sorgfältie erörtert und umfassend dargestellt, die Synonyme gründlich geprüft, die physiologischen Verhältnisse möglichst berücksichtigt. Je mehr dasselbe geeig- net ist, Epoche für das Studium der Lehermoose zu machen, den Anfingern ein sicherer Leitfaden in dem bisherigen Labyrinth, den Lrführenern ein Handbuch zu begiemem Veberblick zu seyn, um so dringender muss die baldige Vollendung ge- 438 winseht werden. ‘° Denn erst nachdem diess Werk ganz dem botanischen Publikum vorliegen wird, ist die allgemeine Verbreitung und Benutzung zu erwarten. Viele, besonders Anfänger, scheuen das Studium eines Buches, welches, noch unvollendet, sie nicht auf dem ganzen Wege begleitet, ihnen nicht über Alles die gewünschte Auskunft gibt. Aber auch Andere, die noch vorhandene Lücken, namentlich in Hinsicht der exotischen Lebermoose, nach Kräften ausfüllen möchten, warten mit Sehn- sucht auf den Schluss des Werks, um demseiben das Resultat ihrer Untersuchungen anreihen, das durch dasselbe bereits für die Wissenschaft Ge- wonnene benutzen zu können. Da die durch die Vorrede zum zweiten Bändchen erregte Hoffnung, dass das letzte zur diessjährigen Osterrmesse erschei- nen werde, getäuscht ist, so möge der verehrte Hr. Verfasser die Bitte entschuldigen, mit dessen Herausgabe, wenn irgend möglich, nicht länger zu siiumen. Indem wir uns nun der Hoffnung überlassen, dass in Kurzem durch die Erfüllung dieses Wun- sches die europäischen Lebermoose, nach Maassgabe der bisherigen Forschungen und Untersuchungen, vollständig erörtert seyn werden, muss noch ein ferneres dringendes Bedürfniss zur Sprache ge- bracht werden, nämlich das einer ähnlichen Ord- nung und Zusammenstellung der exotischen Arten. Unter diesen kann kaum Jemand sich noch zurecht ünden, der sich nicht speciell und längere Zeit 439 damit beschäftigt und Gelegenheit gehabt hat, eine bedeutende Menge von Arten in seinem Herbar zusammenzubringen. Die Beschreibungen sind in einzelnen Abhandlungen, Societätsschriften und Pro- grammen zerstreut; die Definitionen, von den Au- toren zu verschiedenen Zeiten, so wie ihnen neue Arten bekannt geworden, verfasst und daher zum Theil ohne hinlängliche gegenseitige Beziehung zu einander, bedürfen fast durchgehends der Revision und Berichtigung. Durch das später Hinzugekom- ımene ist nicht selten das Frühere unzulänglich ge- worden. Manche Arten werden zusammenfallen, manche Formen zu neuen Arten erhoben, viele den neu aufgestellten Gattungen eingereihet werden müs- sen. Auch neue Genera werden zu bilden seyn und in Hinsicht derjenigen, welche in Europa nur wenige Repräsentanten haben (z. B. Lejennia, Ju- bula, Herpetium, Mastigophora u. s. w.), sind man- che neue Anufklärungen durch die Bearbeitung im Zusammenhange zu erwarten. Zwar wird eine solche, nur nach getrockneten Exemplaren bearbei- tete Zusammenstellung den Werth der „Naturge- schichte der europäischen Lebermoose” nicht er- reichen können, welcher die mehrjährige Beobach- tung lebender Pflanzen an ihren natürlichen Stand- orten zum Grunde liegt, aber sie wird doch zur Beförderung der gesammten Lebermooskunde von wesentlichem Nutzen seyn. Wünschenswerth würden endlich treue Abbil- dungen der, besonders exotischen, Arten seyn, von 440 denen noch keine vorhanden sind. Es ist zwar, und mit vollem Recht, auf den Nachtheil aufmerk- saım gemacht worden, den es hat, wenn man vor- zugsweise aus Bildern Pflanzen kennen zu lernen sucht und dadurch zur Vernachlässigung gründ- licher Untersuchung und Beobachtung der Natur selbst sich verleiten lässt. Dagegen ist aber auch nicht zu läugnen, dass treue Abbildungen das Stu- dium, namentlich die Kenntniss solcher Arten, welche man in der Natur nicht beobachten kann, und in getrockneten Exemplaren nicht besitzt, sehr erleichtern. Nur müsste nicht ein eigentliches Prachtwerk geliefert werden sollen, sondern man müsste sich, mit Vermeidung alles Luxus, auf Zeich- nung des Nöthigen und Wesentlichen beschränken, damit in wenigen Jahraı das Ganze geliefert wer- den könnte und die allgemeinere Verbreitung durch Kostbarkeit nicht gehindert würde. Wenn diesem nächsten Bedürfnisse abgeholfen würde, so befände sich die Lebermooskunde auf demselben Stand- punkte, auf welchem wir die Kenntniss mancher anderer Pflanzenfamilien, z. B. der Laubmoose, er- blicken. Es würde dann die Neigung zu diesen zierlichen und in ınehrfacher Hinsicht so interes- santen Pflänzchen sich immer weiter verbreiten; die Zeit, deren man jetzt bedarf, um sich mit Mühe und Beschwerde zu orientiren, würde man "zu ferneren Forschungen verwenden und um so ra- schere Fortschritte machen können, dasjenige auf- zuklären, was uns in der Naturgeschichte dieser Familie noch dunkel ist. - 4 2. Mittheilungen aus der periodischen Literatur des Auslandes. Biblioteca italiana Nr. CEXLVII. Luglio 1836 (publ. 24. Settembre) p. 64— 70. Plante guedam nove vel minus cognit®e in Äegypto a cl. Acersı, in Nubia a cel. Brocen detecte. *) 1. Asterocephalus arenarius Vis. A. pubescens, caulibus adscendentibus, foliis ra- diealibus spathulatis serratis, caulinis pinnatipartitis, laciniis oblongo-linearibus integris, corollis radianti- bus involuero longioribus, fructibus oblongo - eylin- drieis, capitulis longe pedunculatis, fructiferis he- misphierieis (Annua). Syn. Scabiosa arenaria Forsk. fi. zgypt. pag. LXI? Delil. fl. eg. ill., pag. 77. Hab. in Aegypto. *) Dieser schätzbare Aufsatz kam mit folgendem Schreiben vom 21, Juli 1836 an die Redaction der Bibliot. Ital, Der österreichische Generalconsul in Aegypten, Ritter Joseph Acerbi, machte bei seiner Rückkehr von Kairo im Mai 1855 dem botanischen Garten zu Padua eine zwar nicht sehr zahlreiche, aber ausgewählte Sammlung geirockneter ägyptischer Pflanzen zum Ge- schenk. Bald darauf kamen einige von dem berühmten und unglücklichen Naturforscher von Bassano, Joh. Bapt. Brocchi im Berberstaate und im Sennaar ge- sammelte nubische Pflanzen hinzu. — Dr. Robert v. Visiani, zum Professor der Botanik an der Uni- versität Padua berufen, widmete sich mit allem Eifer dem Stndium dieser kostbaren Sammlung, welche offen- bar nicht wenige, theils bis jetzt in Aegypten unent- 4A2 N 2. Heliotropium Brocchianum Vis. H. setoso-canescens, caule fruticoso deeumbente glabro, ramis adscendentibus, foliis ovato- elliptieis integerrimis obtusis petiolatis, spieis solitariis ebrac- teatis, corollis setosis, tubo calycem superante (Fruticosa). Hab. circa Ckartum in regno Sennaar Nubiz. 3. Lithospermum obtusum Vis, L. hispidum, caulibus herbaceis adscendenti- bus, foliis oblongo-spathulatis obtusis sessilibus, spi- cis eonjugafis, bracteis calyeisque laciniis oblongo- linearibus obtusis, eorelle tubo duplo brevioribus, limbo obliquo, nuculis rugosis (Annua). Hab. in Aegypto. Obs. Affıne L. tinctorio, tamen distinetum pube rigida crassa, nec molli elongata, bracteis oblongis obtusis nec subcordatis acnminatis, laciniis calyeinis oblongo -linearibus obtusis, nee lineari- acuminatis, corolle tubo calyce duplo longiore nec subwquali. deckte und desshalb dieser, noch sehr der Aufklärung bedürftigen, Flora beizufügende, theils andere, mit ver- wandten verwechselte und wieder herzustellende, theils endlich einige völlig neue, oder doch in den neuesten Systemen nicht beschriebene Arten enthält. Im Begriff, eine ausführlichere Arbeit über sämnmt- liche Pflauzen der Acerbi’schen Sammlung im August- sheft von G. F. Spongia commentar. di melicina, Padova ı836 zu geben, schickt der Verfasser bier einen Auszug des Wichtigsten voraus und stattet dem berühm- ten Geber ım Namen seiner Äustalt und seiner Wis- senschaft öllentlichen und feierlichen Dank ab. 443 4. Convolveulus lasiospermus Vis. €. eaule flesuoso prostrato petiolisque pilis re- flexis, foliis cordato-ovatis integris glabris, lobis baseos divaricatis subinzequalibus, pedunculis bifte- ris superne unifloris petiolo multo brevioribus, fo- kiolis calyeinis ovalibus, bracteis linearibus, semini- bus tomentosis (Annua). Hab. circa Chartum in Sennaar. Arabice Hantut. 5. Trianthema sedifolia Vis. T. caule berbaceo prostrato ramoso foliisque lineari-oblongis obtusis papillosis, floribus axillaribus ternis seseilibus triandris monogynis, calyce quin- quefido submutico (Annua). Hab. eirca Chartum in Sennaar. Obs. Paulo differt a genere perianihio minus diviso, viridi nee intus colorito, dentibus sub apice muticis vel obsolete mucronulatis, staminibus, ex cl. Brocchio, semper tribus, capsula uniloeulari. 6. Corchorus fruticulosus Vis. C. caule fruticuloso ciespitoso diffuso, foliis subrotundo-elliptieis plicato-erenatis glabris, capsu- lis siliquaeformibus scabris ecornibus tri- quadrival- vibus deflexis, valvis unisuleis (Fruticosa). Hab, cum preecedente. Arabice Soteh. Obs. Species distinetissima, stylo elungato et stigmate unico a genere diserepans, cieteris notis prorsus conveniens. 7. Volikamera Acerbiana Vis. V. foliis oppositis verticillatisque ovatis tomen- tosis, interioribus acutis, ceymis axillaribus foliis Auh longioribus, calyeis cano-tomentosi dentibus lineari- subulatis (Fruticosa). Hab. in Aegypto. Obs. Species cl. equitis Jos. Acerbi stir- pium harum :vegyptiacarum collectoris scientis, do- natoris munifici, nomine decorata. 8. Zilla microcarpa Vis. 7. siliculis bisulcatis, utrinque tricostatis, inter costas transverse rugosis, foliis inciso - sinuatis (Annua). Hab. in Aegypteo. Syn. Z. myagroides ®. mierocarpa DeC. syst. nat. 2, pag. 647. Zilla Forsk. deser. pl. fl. »g.- arab. pag. 121. Nr. 75. icon. rer. nat. tab. XVIL fig. A. Obs. Z. myagroides Forsk. & DeC. loc. eit. ab hac differt siliculis kevibus ecostatis, duplo mi- noribus foliis subdentatis, spinis quoque simplicibus, ut iidem auctores jam suspieati sunt. 9. Lupinus digitatus Forsk. fl. eg. - arab. deser. pl. pag. 131. L. caulibus molliter pilosis, foliolis subnovenis oblongis sericeo-villosis, floribus vertieillatis bracteo- latis, calyeis labio superiori bipartito, inferiore in- tegro, leguminibus rufo-hirsutissimis (Perennis). Hab. in Aegypto. Obs. Planta a cl. Delile in fl. :eg. ill. pag. 9. et postea ejus fide a cel. Candolleo in prodr. syst. nat. 2. pag. 407. cum Lupino hirsuto L. con- NG fusa, a quo toto celo diversa duratione perenni nee annua, floribus verticillatis nec alternis, calyeis labio superiore integro nee trifido. 10. Trigonella dura Vis. T. glabra, eaule prostrato difluso, foliolis ob- cordatis apice denticulatis, pedunculis umbelliferis apiee productis axillaribus folia subzequantibus, fructiferis induratis incrassatis cernuis, leguminibus reflexis lineari-faleatis acuminatis glabris, stylo mu- cronatis, reticulato-nervosis (Annua). Hab. in Aegypto. Obs. Aftınis, ut videtur, T. maritime Del. & litorali Guss. Ab illa differt leguminibus nec basi turgidis nec striatis nec.rectis, peduneulis folio sub- zequalibus nec brevioribus; ab haec foliis obeordatis nee obovatis, calycis dentibus lanceolatis nec ova- tis: leguminibus apice nec basi attenuatis; ab utra- que peduneulis fructiferis induratis erassis, 11. Trigonella arguta Vis. T. caule diffuso ramoso glabrinsculo, petiolis alatis, fuliolis cuneato-oboyatis argute inciso-dentatis stipulis amplexicaulibus laciniatis, florum pedicella- torum capitulis axillaribus subsessilibus folio breviori- bus, dentibus calyeinis setaceis, leguminibus oblongis vectis nutantibus transverse rugulosis calyce paullo longioribus (Annua). Hab. in Aegypto, Obs. Folia et stipuke T. Taciniate vel pinnati- fid@: ab utrague differt leguminibus brevibus oblon- gis vectis. 7; 446 12. Brocchia nov. gen. Capitulam homogamum {sive flosculis omnibus hermaphroditis) involuero imbricato adpresso eir- cumdatum. BReceptaculum papilloesum nudum he- misphzericum. Corolle uniformes quadrifide infun- dibulari-tubulos®, tabo diaphano compresso-tefra- gono subvesicario. Achenium nudum apterum ses- sile compresso-tetragonum. Ord. Synantherarum. Cl. Syngenesi® polyg. equalis. Brocchia einerea Vis. Syn. Cotula cinerea Del. fl. d’&g. pag. 364. H. N. bot. tab. 47. fig. 4. Hab. in Aegypti arenosis (Annua). Obs. Differt a Cotulis floribus omnibus herma- phroditis quadrifidis corollatis fertilibus, achenio sessili tetragono, receptaculo hemispheerieo. Differen- tiam jam novit cel. Candolleus (Ann. des Sc. nat. tom. 2. nov. 1834. pag. 265). Mirandum vero cl. Lessing speciem hanc inter suas Cofulas veras recensisse, cum eidem desint not illee fere omnes, quibus ipsemet auctor Cotulas suas distinguit. V. Less. Syngen. comp., pag. 260. — 261. Genus hocce dieatum vellem memoriz immor- tali el. Joh. Bapt. Brocchi bassanensis, botanici, zoologi, ae praeipue mineralogi et geognostze cele- berrimi, anno 1826 in regno Sennaar Afrieze borea- lis, quo rerum naturalium studium et amore flagrans sese contulerat, miserrime vita functi. Collectiones ejas pretiosissims, ab ipso urbi natali legate, Bas- sani servantur, illustratorem tamen adhuc desiderant. h47 13. Anthemis cairica Vis. A. subvillosa, caule angulato paniculate ramoso, foliis bipinnatifidis, laciniis linearibus subineisis cuspidatis, basi peetinato -pinnatifidis amplexicauli- ”* bus, pedunculis terminalibus unifloris, squamis in- volucri fusco-marginatis, paleis receptaculi linearibus, floseulis brevioribus semina obconica retusa striato- sulcata superantibus (Annua). Syn. Anthemis retusa Del. fl. :eg. ill. pag. 105. Nr. S3S. non Link. Anthemides, Nr. 454 — 457. Forsk. fl. z2g., pag. LXXIV. teste el. Del. Hab. Kahire in Aegypto, 14. Apargia. annua Vis. A. foliis late linearibus runcinato-pinnatifidis, basi attenuatis integris subtus glabriuseulis, laciniis ovato-triangularibus mucronulatis supra et margine hispidis, pilis simplicibus, scapo basi hirsuto, su- perne glabriuscuio squamuloso incrassato subunifloro, involuero hispido. Hab. in Aegypto, 065. Notee generis omnes ut in Apargia Less. syn. comp. pag. 132: Species radice annua in ge- nere unica. An he Leontodon asperum Forsk. fl. eg.-arab. deser. pl. pag. 145? Sed in nostra nec calyces squarrosi, nee pappus simplex. 15. Crozophora Brocchiana Vis. €. fruticosa stellato-lanata, foliis rhombeo-ovatis obtusis plicatis snbrepandis eglandulosis, racemis axillaribus, capsulis squamoso-nitidis (Fruticosa). Hab. in deserto prope Nedi in regno Berber Nubir. 448 Obs. Affınis videtur C. senegalensi: diversa ta- men foliis minime hastatis, ut de sua Lamarkius, plicatis nec.planis, eglandulosis, utringue cum caule »#sstellulato-lanatis, nec illis supra viridibus, hoc bre- vissime stellulato-Janato, petiolis etiam multo lon-. gioribus. 16. Croton obliquifolium Vis. C. stellato-hirsutum fruticosum, foliis eglandulosis oblique subcordato-retundatis repandis utrinque stel- lato-tomentosis plicatis, racemis axillaribus erectis multifloris, eapsulis stellato-villosis pendulis, semini- bus regulosis (Fruticosa). ı Syn. Croton tinctorium? Forsk. fl. seg.-arab. deser. pl. pag. 62. non L. Hab. in Aegypto. Obs. Differt a Croxophora plicata $' obligua genere, frutescentia, foliis. HI. Botanische Notizen. 1. Dass Agrostis iliformis Vill. von allen neuern botanischen Schriftstellern als Synonymum zu A. alpina oder rupestris Auct. gezogen wird, was sie doch als eine einjährige Pflanze nicht seyn kann, scheint darin seinen Grund zu haben, dass Schlei- cher Exemplare der letztern Pflanze unter jenem Namen irrigerweise versendet hat. Vergl. Schrad. ger. p- 202. 2. Carez cespilosa ß. alpina, minor, fructibus superne atris, minus compressis, utrinque convexius- culis kevissimis, in alpibus editioribus, Gaud. helr. Nr. 2147. ist dieselbe Pflanze, welche in Hpp. et Sturm. Caricol, als C. stolonifera abgebildet worden. (Hiezu Literber. Nr. 6.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 29. Regensburg, am 7. August 1837. 1 Original- Abhandlungen. Ueber zwei nordamerikanische Arten der Gattung Valeriana ; von R. Shuttleworth in Bern. (Hiezu die Steintafel 1) 1. N ateriana pauciflora Mx. Bor. Am. ]. pag. 18. non Hook. B. Am. I. p. 291. Syn. Pursh. Fl. N. Am. I. p. 28. Nutt. Gen. I. p. 22. (deser. opt.) Hook. Comp. B. Mag.T. p- 48. DetC. Prodr. IV. p. 638 V. eaule erecto simpliei suleate, follis radicali- bus petiolatis cordatis sinplicibus sinuato-dentatis vel integris, caulinis Iyrato-pinnatisectis supremis ternati- sectis vel simmplieibus, foliolis rhomboideo-vvatis acu- tis sinuato-dentatis, lobo terminali majori interdum subeordato; floribus hermaphroditis triandris brac- teis lounge ciliatis, corolla longe tubulosa basi gib- bosa lobis ovatis, filamentis longe exsertis, fruetibus ovalibus ceoumpressis durso tricostatis, facie quinque- costatis pilosis. Hab, Ad Ohio prope Louisville legit Drum- mond. In ditione Miami legit Frank (misit am. Lagger.) Fig. 1. Corolla eum germine et bracteis, fila- mentisque Cantheris delapsis.) Ylora 1857. 29. Yf 450 Fig. A. Fructus a facie visus. — Fig. B. Frue- tns a dorso visus; magn. auet. Obs. Nutt. 1. e. beschreibt unsere Pflanze sehr treffend, bemerkt, dass ihre Corolla ohngefähr einen Zoll lang ist und dass die Frucht auf jeder Seite drei Nerven besitzt. Es ist auch möglich, dass die zwei äusseren Linien auf unserer Fig. A. durch den Durchschein der zwei äusseren der Fi- gur B. hervorgebracht sind, so dass „fructu utrin- que 3-costato” statt der oberen Beschreibung zu lesen wäre. Aber darüber konnte ich keine Ge- wissheit erlangen, da meine Exemplare keine voll- kommenen reifen Früchte hatten, und ich vorziehe, das wiederzugeben, was ich wirklich gesehen habe, statt durch Hülfe der Einbildung nach einem tro- ckenen Exemplare das mögliche Aussehen der fri- sehen Pflanze herzustellen. Hookerl. ce. beschreibt und bildet eine ganz andere Pflanze unter diesem Namen ab, und eitirt ebenfalls Nuttall, dessen Beschreibung auf seine Pflanze durchaus nicht passt. Um dieses klarer vorzustellen, folgt hier eine Beschreibung und Zeich- nung, nach seiner Abbildung gemacht, da ich die Pflanze selbst nieht besitze. 2. Valeriana Hookeri Shuttl. Syn. V. paucifluora Hook. Bor. Am. I. p. 291. Tab. CL, non Mr. nec Nutt. V. glabra, eaule erecto simpliei suleato, foliis radicalibus petiolatis cordatis simplieibus sinuato- crenatis, caulinis lyrato-pinnatisectis, supremis ter- 451 natisectis vel simplicibus, foliolis lato-ovatis sinuato- dentatis, floribus hermaphroditis triandris (bracteis glabris, corolla vix tubulosa medio gibbosa labis subrotundis, filamentis vix exsertis Shuttl.) fruetibus ovatis compressis glabris (dorso 1-costatis facie 2-costatis Shuttl.J Hook.]. c. Hab. In sylvis ad Montes Scopulorum (Rocky Mount.) et (var. &. foliolis subintegris) ad flumen Columbia — Douglas, Drummond, Scouler. Fig. 2. Corolla cum germine et bracteis. Fig. A. Fructus a facie visus. Fig. B. Fruc- tus a dorso visus — magn. auct. Obs. Ausser den oben bemerkten Charakteren unterscheidet sich diese Pflanze von der vorigen durch viel blüthenreichere und gedrungene Corym- ben, welche keineswegs .„panicula laxa paueiflora” wie Michx. von der vorigen richtig bemerkt, be- nannt seyn können, Beck in „Botany of the North. & Middle Sta- tes” p. 164. beschreibt unter V. sylvalica Richard- son? eine Pflanze, welche vielleicht zu der einen oder der andern der hier beschriebenen Pflanzen gehört, zu welcher aber, oder ob von beiden ver- schieden, lässt sich ohne Exemplare nicht mit Ge- wissheit ausmitteln, obwohl die meisten Charaktere eher zu der vorigen als zu der letzten Art passen. ID. Correspondenz. Da ich eben mit der Ordnung und Einthei- lung meiner vorjährigen Sammlung von Gewächsen der hiesigen Gegenden beschäftiget bin, ergreife Ff2 452 ich diese Gelegenheit, Ihnen einige Bemerkungen über dieselben, so wie über die Vegetations - Ver- hältnisse des Jahres 1836, in so weit sie hier wahr- genommen werden konnten, mitzutheilen. Leider war die Ausbeute im Vergleiche der früheren Jahre nur gering, überdiess ist sie von höchst schmerzhaften Erinnerungen begleitet gewesen. Eine Woche nach der Frühlingsnachtgleiche erschien über unserer Stadt und ihrer Umgegend jener böse Dämon, welcher bis zum Verlaufe eines beinahe gleichen Zeitraumes nach der Herbstnacht- gleiche, also durch volle sechs Monate zerstörend weilte, zahlreiche menschliche Opfer sich auserkor und unter unsäglichen Qualen dahinraflite, wovon die Wunden in den Herzen der Zurückgebliebenen noch frisch bluten und nimmermehr hiernieden geheilt werden. Jede ruhige Forschung, jene zumal, die nur ferne von bevölkerten Gegenden, im Schoosse ein- samer Natur stattfinden kann, wurde durch, die obwaltenden Verhältnisse erschwert, ja beinahe unmöglich gemacht. — Denn wie hätte man Lieb- livgsstudien nachgehen können, während in der Ueimath liebe Angehörige zurückblieben, für deren irdisches Daseyn jeder Augenblick bange Sorgen erzeugte? Auch gebot die Pflicht der Selbsterhal- tung die eigene Gesundheit sorgfältig vor jeder Störung zu hüten — und sich nicht leichtsinniger Weise Gefahren auszusetzen, da selbst die unbe- deutendste Vernachlässigung hygiäischer Vorschrif- 1455 ten bei dem herrschenden bösartigen Krankheits- Genius die verderblichsten Folgen herbeizuführen geeignet war, wie es leider nur zu viele höchst betrübende Beispiele bewiesen. Dass unter so ungünstigen Umständen unge- achtet des besten Willens nur sehr wenig zur För- derung botanischer Studien geleistet werden konnte, ist einleuchtend. — Bloss einzelne Zwischenräume, in welchen die Ejidemie an ihrer Kraft uachge- lassen zu haben schien — leider immer nur, um aus trügerischer Ruhe mit verstärkter Wuth vou Nevem auszubrechen — konnten zu Ausflügen be- nützt werden, und diese beschränkten sich natür- lich meistens auf die näheren Umgebungen der Stadt. Auf einer dieser Excursionen am 3. Juli ward mir in Gesellschaft mit Freund Biasoletto die Freude zu Theil, in der Gegend von Striumare, unmittelbar jenseits der Grenza des Triester Ge- bietes von Zaule gegen Muggia hin, die uns noch jedesmal, als wir sie besuchten, mit eineın neuen Funde erfreute, das schöne Linum nodiflorum Linn. in grosser Menge, auf brachliegenden Aeckern und verlassenen Weingärten, und Thonboden, zu finden. Es kam ebensowohl in weit gabelförmig gespaltenen, 16 bis 18 Zoll hohen Exemplaren, als in solchen, die kaum die Höhe von 3 Zoll erreichten und eine einzige Endblüume trugen, vor. Exemplare der klei- neren Art, bei welchen die Dichotomie des Sten- gels wenig merkbar war, hatten täuschende Achn- lichkeit mit den kleineren Exemplaren von Zinn 454 flarum, um so mehr, als auch die Form der Blätter .an beiden Arten sich ähnlich ist, und nur durch die Farbe der Blumenblätter, welche bei Linum nodiflorum etwas matter ist, sind sie auch im ersten Blicke von einander zu unterscheiden. Hiebei wurde mir klar, was hinsichtlich des Linum liburnicum Scopoli (Fl. carniol. ed. 2. vol. 1. pag. 230.) zu halten sey. Es ist diess sicberlich nur die vorgenannte Pflanze; auf keine andere passt die kurze, aber treffende Beschreibung: cau- lis rigidus, dichotomus, paniculatus, calyces brevis- sime pedunculati, remoti, acuminati, glabri. Auch der Vergleich mit Linum maritimum L., worauf sich die von Scopoli angeführten Citatio- nen älterer Autoren beziehen, spricht für unsere Pflanze, denn allerdings kommt ihr unter den ein- heimischen Arten L. maritimum hinsichtlich des Blüthenstandes am nächsten. Dagegen lässt sich das Linum liburnicum weder mit Lin. aureum W. E., mit welchem es von Host (Fl. austr. vol. 1. pag- 410.) zu Linum gallicum gezogen wird, noch mit Linum strietum nachReichenbach’sFi. gerin. exc. N. 5170. und Koch’s Syn. Fl. germ. 1. pag. 127. vereinigen, da der Blüthenstand des erstgenannten mehr eine Rispe als Doldentraube darstellt, jener des zweiten aber gedrängter und beinahe ährenförmig_ ist, bei keinem von beiden aber die geringste Anlage ZU der Dichotomie, welche bei unserer Art sich auf ganz ausgezeichnete Weise ausspricht, bemerkbar wird. Linum aureum W. K. kommt in hiesige! [1 3 an Gegend an manchen grasigen, gegen Mittag liegen- den Örten, wie an der Küste zwischen St. Andrea und Servola, bei Contovelio, Muggia, Bolunz u. s. w. vor; höchst wahrscheinlich ist L, corymbulosum Jan. davon nicht verschieden. Viel eher als zu einem der vorgenannten liesse sich das 2. lidurnicum Scop. zu L. marilinum ziehen; allein diese jedenfalls gezawungere Deutung wird nun ganz überflüssig, da wir an Z. nediflorum eine Pflanze besitzen, welche darauf vollkommen passt; ich bin überzeugt, dass wenn das Vorkom- men des Z. nodiflorum in dieser Gegend, die Sco- poli als noch zu dem Gebiete seiner Flora gehörig betrachtete, eher bekannt gewesen wäre, man auf die hier geäusserte Ansicht verfallen wäre. Bisher wurde L. nodiflorum, was die Ostküste des adriati- schen Meeres betrift, mit Zuverlässigkeit »ur in Dalmatien aufgefunden; Reichenbach gibt indes- sen das Vorkommen derselben (a. a. ©. Nr. 5171.) bei Pirano nach Zannichelli an; ich zweide nicht, dass es anderwärts in Istrien an ähnlichen Stelien, wie jene, worauf wir es fanden, d. i. auf magerem thonigem Grunde, den das Lirum- Geschlecht vor- züglich liebt, anzutreffen seyn wird. Durch diesen Fund ist die für den beschränk- ten Umfang des 'Triester Gebietes uhnehin schon bedeutende Anzahl von Linum-Arten auf eilf ver- mehrt worden; es sind diess folgende: 1. Linum cathertlicum L. in pratis humidis; 2. — — usilalissimwn in eultis: 3. Linum austriacum in montanis calcareis loeis glareosis. M, Spacato ; 4. — — angustifolium Huds. in pratis humidis ad mare eirca Zanle, Servola; 5. — — Iere Scop. in herbidis montanis "M. Spaccato, Lippiza, Kokusch ; 6. — — tenuifolium in siceis argillosis et calea- reis, vulgatissimum; 7. — — riscosum (silvestre Scop.) in fruticosis Stramare et circa Muggia; 8 — — yallicum (eorymbulosum Jan.) in her- bidis, apricis, ad mare, circa 8. An- drea, Contovello, Muggia ; 9. — — nodiflorum L.in agris argillosisStramare; 16. — — marilimum in arenosis ad ware circa Zaule ; 11. — — flavum in argillosis circa Muggia raris- sime in nemore Lippizensi, copiosissi- me in planitie inter 8. Vitum et Vipaceum. Eine Excursion wurde dem Absehen des Meer- strandes, von St. Andrea bis über Servola und Zaule hinaus, um Silene vespertina, die nach Mert. u. K. Fl. germ. vol. 3. pag. 133 in der Nähe unse- rer Stadt von Ihnen gefunden wurde, gewidmet; sie blieb jedoch, ebenso wie eine zweite zu glei- chem Zwecke gegen Grignano hin unternommene fruchtlos. Dafür hatte ich bei einer andern Gelegenheit, am 16. Juni, das Vergnügen, im Gehege einer ! 457 Mühle, unweit des zum Thalbecken von Zaule ge- hörigen Dorfes Dolina, eine Silene mit kleinen, jenen der $. Armeria ähnlichen rosenrothen Blu- wen zu finden, die mit den Angaben über Silene rıbella in Reichenbach’s Flora excursorija Nr. 5678. so ziemlich übereinstimmend wäre. Nur sind bei meiner Pflanze die Blätter weder verkehrt ei- noch spatelförmig, wie es daselbst in der Diagnose nach Delille "heisst; dagegen gleichen sie jenen der S. inflata, wie sie bei uns vorkommt, ganz. Exemplare der Silene rubella von DeNota- ris, die ich aus Italien erhalten habe, sind von der meinigen gar sehr verschieden; sie haben ein- fache Stengel mit wenigen endständigen Blumen, und allerdings folia obovato-spatulata. Leider bot sich mir nur ein, noch dazu etwas schadhaftes Exemplar dar; ein anderes in der Nähe beiindliches war abgeweidet worden, und unbrauch- bar. Ob diess die wirkliche Silene rubella Waulfen. sey, konnte ich, da Niemand hier Römers Ar- ehiv, worin dessen Beschreibung vorkommt, besitzt, nicht mit Gewissheit erheben, bin daher vor der Hand nicht im Stande, die über diese Pflanze be- stehenden Zweifel (S. M. wu. K. a. a. 0. S. 2418) zu lösen. Webrigens wird sie künftig hoffentlich wohl noch anderswo anzutreffen seyn. Eine kleine Reise über Monfalcone und Sagrado nach Görz und auf die Svertagora (Monte Santo) dann zurück über Wippach und Prewald, lieferte manches Anziehende; und zwar in der Nähe von 458 Monfalcone Alisma ranunculoides, Carez Pseudo- cyperus, Cladium Mariscus, Euphorbia palustris, Orchis odoratissima und angustifolia, nebst anderen gemeineren Arten dieses Geschlechtes; in den Sumpf- gegenden: Althea hirsuta, Ornithogalum narbonense; in Weingärten: Bifora radians; zwischen der Saat ferner: Orobus variegatus Ten. (pyrenaieus Scop. Fl. car. vol. 2. pag. 59.3 an dem von diesem Schrifi- steller genau bezeichneten Standorte bei Salcano unweit Görz, am Fusse des Monte Santo, wodurch die Gewissheit dieses Synonyms ausser Zweifel ge- setzt wird. Medicago carstiensis und Athamanta Matthioli eben daher; MHolopospermum cicutarium, am 19. Juni bereits yerblüht, ein prachtvolles Dol- dengewächs, dessen starker, ganz eigenthümlicher Geruch jedoch keineswegs angenehm ist, mit Spiraa chamedryfolia am nördlichen Abhange, damn Cy- ‘tisus alpinus in dem Wäldchen am Gipfel des sonst naekten Monte Santo, ferner nebst Rosa rubiginosa und rubrifolia eine dritte sehr schöne und merk- würdige Art, die mir früher nie zu Gesicht ge- kommen war, sich aber wegen Abganges der Früchte vorläufig nicht bestimmen liess. Ich nahm auch Exemplare von der am Ab- hange des Monte Santo vorkommenden Trinia-Art, die Reichenbach a. a. 0. Nr. 3042. nach Exem- plaren von Sieber als T. glauca erklärt, mit. Im Schlosse Lueg, wohin von Prewald aus ein Abstecher gemacht wurde, zeichnete sich vor- rüglich Sazifraga Pone (petrea Wulf.) aus, wo- 450 von unzählige Exemplare an den Mauern und Fel- sen, in welche das Schloss hineingebaut ist, herab- hingen. - Der übergrossen Feuchtigkeit des Ortes wegen waren dieselben äusserst üppig gewachsen, sehr saftig und brüchig, so dass bei dem gering- sten Versuche ihre vielfach verschlungenen Aeste zum Einlegen auseinander zu breiten, sie an den Blattwinkeln brachen. Zu Ende Juni erhielt. ich aus Monfaleone eine Menge Exemplare der schönen Apargia Beriniüi Barti., deren Reihenfolge jeden Zweifel über das Bestehen derselben als guten Art zu beseitigen ge- eignet ist, denn gerade an den recht grossen und üppigen Exemplaren spricht sich die gabelförnige Verästung, welche dieser Art eigen ist, am deut- lichsten aus, was doch, wenn man dieselbe als eine durch die Beschaffenheit des Standortes er- zeugte Verkrüppelung der Ap. incana ansehen wollte, umgekehrt der Fall seyn müsste. Aus derselben Gegend bekamen wir auch meh- rere Pflanzen von Butomus umbellatus, die ich, weil sie meist unaufgeblüht waren, in Wasser legte. Während sie zur Blüthe gelangten, hatte ich be- queme Gelegenheit, die Entwicklung der Befruch- tungs-Organe und den Befruchtungsprozess selbst zu beobachten, und bemerkte darüber Folgendes: Nach den in Mert. u. K. Deutschl. Fl. vol. 11H. pag. 74. angegebenen Gattungs-Charakteren sind die Staubkölbehen länglich und aufrecht, die Griffel abstehend, mit zweilappigen Narben versehen. r 460 Diese Charaktere sind in Bezug auf die Form der männlichen und weiblichen Organe in soferu richtig, als sie nicht als gleichzeitig, sondern nach- einander eintretend angenommen werden. Vor der Befruchtung sind nämlich die Staubkolben kinglich, aufrecht auf den Trägern stehend, von glänzend braunrother Farbe, und mit vier gegenüberstehen- den Furchen versehen. Wenn die Zeit der bBe- fruchtung eintritt, setzen sich die bis dahin in einem Winkel von 45 bis 50 Graden von den Frucht- knoten abstehenden Träger in Bewegung, und zwar je einer von den dreien, die. jedem Blumenblatte entgegen stehen, und biegen sich einwärts gegen die weiblichen Organe, bis sie ganz in die Nähe der Narben gelangen, sodann springt die Anihere an den zwei Seitennähten auf, und die vordere und hintere Seite derselben biegen sich auswärts zurück, während der im Innern befindliche Pollen heraus- dringt und das Ganze das Aussehen einer auf dem Träger ruhenden oben plattgedrückten Kugel, einem grossen Stecknadelkopfe gleich, gewinnt. In diesem Zustande bleibt die Anthere auch nicht lange, son- dern sie schrumpft zusehends ein, und zwar olne dass der Pollen auf die Narben oder sonst wohin verstreut werde, sondern es scheint ein blosses Aushauchen desselben stattzufinden. Nach voll brachter Befruchtung zieht sich jedes der männ- lichen Organe, noch schneller als es sich den Griffeln genähert hatte, in seine alte abstehende Lage zurück. Mittlerweile hat sich schon der nächstfolgende Ah61 Staubfaden jedes Blumenblattes ebenfalls in Bewe- gung gesetzt, und der ihm zunächst befindlichen Narbe genähert. Bei dem Zurücktreten des zwei- ten folgt der dritte Träger, so dass nach und nach alle neun — immer zu drei auf einmal — zur Be- fiuchtung kommen; das Ganze ist in jeder Blume binnen zwei bis drei Tagen vollbracht. Dass die Narben mit den Antheren in unmit- telbare Berührung kommen, habe ich nicht wahr- genommen, es müsste denn diese Berührung nur augenblicklich erfolgen, und daher der Beobachtung entgangen seyn, was nicht wahrscheinlich ist. Zur Zeit des Aufspringens der Antheren und nach demselben duftet die Blume einen angenehmen Geruch, der, obgleich in viel schwächerem Grade, jenen der Blüthen der Acaeia Farnesiana ähnlich ist, aus, Während die männlichen Organe das Befiruch- tungsgeschäft vollbringen, bleiben die weiblichen in ihrer Lage unverrückt; diese ist so beschaffen, dass die sechs Griffel aufrecht stehen, und die Nar- ben .ebenfalls aufrecht auf denselben gestellt sind, und ihre Lappen nach innen gefaltet haben, so dass von diesen nichts zu sehen ist und die Narbe un- getheilt erscheint. Griffel und Narben stellen mit dem unter jenen befindlichen Fruchtknoten die Gestalt einer von oben nach unten durch sechs Furchen getheilten kleinen Birne dar: 462 Bei dieser Lage der Narben zu den in ihre Nähe tretenden Staubkolben muss man annehmen, dass die den männlichen Zeugungsstoff einsangen- den weiblichen Werkzeuge an der Aussenseite der Narbe befindlich sind. — So wie die Befruchtung sich ihrem Ende nähert, erscheint in einer jeden Furche des Fruchtknotens, an dem unteren Theile desselben, ein ‘Tropfen wasserheller, etwas klebri- ger und süsslicher Flüssigkeit, in der Grösse eines kleinen Stecknadelkopfes. Diese sechs Honigtropfen bleiben zwei oder drei Tage hindurch sichtbar und vertrocknen dann allmählich. Indessen breiten sich die bis dahin zusammen gefalteten Lappen der Narben auseinander, zugleich aber biegen sich diese auswärts zurück, und legen sich nach allen Seiten um den schwellenden Frucht- knoten, welchen sie in Gestalt eines aus sechs Strahlen gebildeien Hackens, woran jeder Strahl zwei Spitzen bat, umgeben. Auf solche Weise kommt der früher nach innen gekehrte Theil der Narbe auf die obere, der zuerst nach aussen ge- kehrte Theil auf die untere Seite zu stehen. Wenn also der Charakter der zweilappigen Narbe zum Vorschein kommt, sind die Staubkölb- chen schon längst nicht mehr länglich und aufrecht. Im Allgemeinen war der Vegetationstrieb zu Anfang des Frühlings auffallend stark und lebhaft. Hievon gaben unter andern die in der blechernen Büchse zum Einlegen aufbewahrten Gewächse merk- 465 würdige Beweise; wenn die Büchse eine grosse Menge derselben fasste, so dass man mit dem Ein- legen nicht bis zur Nacht fertig werden konnte, sondern es bis zu dem folgenden Morgen aussetzen musste, fanden sich bei dem Eröffnen der Büchse die meisten Pflanzen nach der Seite, wo durch die Fugen des Deckels einiges Licht eindrang, sehr stark gekrümmt. Diess zeigte sich besonders bei saftigen Gewächsen, wie Valeriana tuberosa, Or- chideen, Euphorbien, Scorzonera angustifolia, Cine- raria arachnoidea Reichenb., vor Allem aber am Thiaspi pr&ecox Wulfen., welches nur erst zur Hälfte aufgeblüht war, und wovon in dem Zeitrau- me weniger Stunden alle Corymbi eine überhän- gende Stellung angenommen hatten, so dass eine grosse Menge von Exemplaren, die sich anf keine Weise wieder in ihre natürliche Lage bringen liessen, für das Einlegen unbrauchbar wurde. Noch mehr als die aussergewöhnliche Reizbar- keit der Gewächse in der ersten Periode des Früh- lings, fiel das krankhafte und sieche Aussehen der sämmtlichen Vegetation im Laufe des Sommers, d. i. von Anfang Juli bis gegen die Mitte Septem- bers auf. Es entsprach nicht dem durch gewöhn- liche Dürre verursachten Welken und Trocken- werden, wie man es in regenlosen Sommern, na- mentlich im Jahr 1834, zu beobachten Gelegenheit hatte; vielmehr zeugte es von innerer Erkrankung und Verdorbenheit der Säfte. Möge nun diese Er- scheinung den eingetretenen ausserordentlichen me- 464 teorischen Ereignissen Cheftige Schheegestüber am 936, Mai, worauf mehrere raule stürmische Tage folgten — sehr starker Hagel am 7. Juli u. a. m.) und den dadurch verursachten Störungen in dem regelmässigen Gange der Jahreszeiten, oder einem den allgemeinen Krankheits- Genius erzeugenden, auf das organische Leben feindlich einwirkenden tellurischen Einflusse, oder der einander bedingen- den Wechselwirkung der vorgenannten Ursachen zugeschrieben werden, genug, die angezeigte That- sache bestand, und konnte, was unsere Gegend betrifft, von jedem nur einigermassen aufmerksamen Beobachter wahrgenommen werden. (Schluss folgt.) Il. Notizen zur Zeitgeschichte. Der Professor der Chemie und Botanik an der k. k. Universität zu Wien, Hr. Jos: Frhr. v. Jac- quin, hat in Anerkennung seiner Verdienste um das Lebrfach und die Wissenschaften überhaupt, das Ritterkreuz des k. ungarischen St. Stephans- ordens erhalten. Der erste Band der Flora Sardiniens von Pro- fessor Moris ist vor Kurzem zu Turin erschienen. Deigegeben ist ein Atlas von 72 Kupfertafeln, wel- cher SO fleissig gezeichnete und gestochene Pflan- zenspecies, worunter 22 Medicagines, enthält. Der Text dieses ersten Bandes ist 606 Seiten stark und kostet sammt den Tafeln 60 Franken. (Hiezu eine Steintafel.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 30. Regensburg, am 14. August 1837. l. Original- Abhandlungen. 1. Ueber die Geschlechts-Charaktere der Pflaume; von Dr. G. Liegel in Braunau. Da Blüthenbau der Pflaume hielt man mit jenem der Kirsche und Aprikose bisher gleich, wenigstens waren keine charakteristischen Unter- schieds-Merkmale aufgefunden, obgleich wohl der geübte Pomolog beim ersten Anblicke jede einzelne Blüthe dieser drei Bäume, mit Ausnahme einiger amerikanischer Arten, die sich bald der Kirsche, bald der Aprikose etwas nähern, sogleich unter- scheidet. Der Kelch der Aprikosenblüthe ist stets rötblich, der der Kirsche meistens nur etwas röth- lich und ganz kabl und jener der Pflaume durch- gehends grün und bald kahl, bald haarig wie auch der der Aprikose. Die Kelchröhre der Aprikose ist cylinderförmig, die der Kirsche ist in der Mitte erhoben, die Röhre der Pflaume ist immer kurz glockenförmig oder vielmehr glocken - umgekehrt kegelförmig. Die Röhren der Aprikose und Kirschen sind um die Hälfte länger als jene der Pflaume. Von diesen Kennzeichen könnte die Form der Keichröhre als charakteristisches Merkmal dieser Flora 1857. 50. G g 166 drei Bäume benützt werden und zwar statt caly» campanulatus, bei der Kirsche calyx inflatus, bei der Aprikose ec. campanulato-cylindrieus, bei der Pflaume campanulato-obeonicus, eingelegt werden, Die Botaniker, welche die Gattungs- Charak- tere auf den Blüthenbau allein gründeten, konnten diese drei Bäume, ohne der Wissenschaft zu scha- . den, vereinigen, wenn sie nur Unterabtheilungen festsetzten, welche auf den Blüthenstand, auf die Frucht oder den Stein gestellt waren, indem da- durch ihre Arten ebenfalls abgesondert erscheinen, wie es E. H. Persoon, Synopsis plantarum, mit den Kirschen und Pflaumen gethan hat. Wenn man aber den Blüthenbau zu Gattungs- Merkmalen nicht berücksichtigt, so bat man noch mehrere, hin- länglich charakteristische Merkmale, diese drei Bäu- me als verschiedene Gattungen anzunehmen. Die Blüthe des Aprikosenbaumes ist fast stiellos, mit Ausnahme der Armeniaca dasycarpa Willd,, und ent- faltet sich unter allen Obstbänmen am ersten. Die Blüthen des Pflaumenbaumes haben Stiele, die bald baarig baid kahl sind, bald einzeln bald doppelt, bisweilen zu drei, selten mehrfach erscheinen und bald vor, bald mit, bald nach den Blättern aus- brechen. Die Blüthen der Aprikosen entwickeln sich lange vor den Erstlingen der Pflaumen und stets vor den Blättern. Die Kirschenblüthe treibt Bolden mit kahlen Stielen und zwar der Süsskir- sehenbaum aufsitzende und der Sauerkirschenbaum etwas gestielte. Die Ausschlagsschuppen des Süss- 467 kirschenbaumes sind nah entfalteter Blüthe zurück- gebogen und die des Sauerkirschbaumes abstehend wit hohlen Schuppen. Die Aussehlagsschuppen der Aprikosen und Pflaumen sind klein und unansehn- lich und fallen nach dem Ausbruch der Blüthe bald ab, während jene der Kirschen gross, vor- züglich dev Süsskirschen sehr gross sind und sich mehrere Wochen halten und erst lange nach der Blüthe abfallen. Das Ausbrechen der Blüthe nach den Blättern ist auch einigen Sauerkirschen eigen, die auch einzelne und gepaarte Blüthenstiele, jedoch ämmer aber mit einem kurzen Hauptstiel treiben. Es gibt daher das frühere und spätere Aufblühen bei den Pflaumen kein charakteristisches Merkmal. Wenn auch einige Weichsel einzelne und gepaarte Blätter hervorbringen, so treibt doch der grösste Theil in Dolden Bie Aprikosen treiben aus einer Knospe nur eine einzelne Blüthe. Es ist daher die Bigenschaft der Pflaumen, einzelne und gepaarte Blü- ten grösstentheils hervorzubringen, charakteristisch. Bie Pomologen nennen jene Seite der Pflaume, wo sich die Furche befindet, den Rücken der Frucht, die entgegengesetzte Seite den Bauch, unten ist der Stiel eingelenkt und gegenüber, oben, befindet sich die Spitze oder der Kopf. Die nänliche Be- stimmung gilt auch für den Stein. Die Frucht der Pflaume hat weder in ihren äiusserlichen noch innerlichen Merkmalen ein anderes iennzeichen, als den Reif, Duft. Bei der Kirsche fehle dieser gänzlich, die Aprikose ist stets mit Gg2 468 ' Wolle belegt. M.J. Bluff und Fingerhut, Com- pendium Florz germanicie, bezeichnen die Farbe des Duftes durch pulvere glauco und DeCandolle, Prodromus system, naturalis regni vegetabilis, durch polline casio. Da aber der Duft der Pflaumen an verschiedenen Früchten blau und weisslich ist, so kann keine dieser zwei Farben ihnen allein zuge- sprochen und müssen beide ausgesetzt werden. DeCandolle gibt die Form der Pflaume eifürmig- länglich an. Die meisten Pflaumen sind eiförmig oder oval, nur wenige haben die längliche Form, aber viele sind zugerundet, wovon bei einem Theil, die Breite oder Dieke die Höhe übertrifit. Die Pflaume ist daher länglich- eiförmig zugerundet. Der Stein ist, wenn auch die Frucht rund ist, immer oval oder eiförmig und selten fehlt aber eine kleine Spitze, viele sind länglich oder auch lanzett- förmig. Die beiden Seitenflächen (Backen) sind meistentheils mehr oder weniger rauh und sind bisweilen charakteristisch afterkantig. Afterkanten nennt man die fadenförmigen Erhabenheiten, wel che von der Basis des Steines über die Mitte der Backen oft nur bis zur Hälfte, oft bis zur Spitze sich ziehen. Der Rücken des Steines ist vielfach seicht gefurcht, hat in der Regel drei Kanten, die Mittelkante ist meistentheils mehr erhoben und ist stumpf, bald ganz bald theilweise scharf. Diese drei Kanten sind aber selten vollständig ausgebildet, verlaufen sich in einander und sind oft auch meh- rere vorhanden. Man bemerkt aber stets mehrere 469 seichte Furchen, welche allem Steinobste fehlen. Der Bauch des Steines ist ebenfalls charakteristisch. Ueber denselben ziehen sich zwei ziemlich scharfe Kanten mit einer ziemlich tiefen und breiten Fur- che, welche die Prunologen von Günderode und Borkhausen Fiberrium nennen. Eine Furche auf der Bauchseite des Steines hat alles Steinobst, aber die beiden scharfen Kanten mangeln. Der Stein der Mandel und Kirsche haben Furchen ohne Kanten, der des Pfirsichs hat eine Furche mit ab- gerundeten, durchschnittenen Wulsten und jener der Aprikose stumpfe Kanten. Die Sommerzweige der Pflaumen sind eharak- teristisch entweder weichhaarig oder kahl, letztere sind den Sommer hindurch mit weisslichem Duft be- legt, welches man auch bisweilen an den weich- haarigen Zweigen bemerkt. Dieser Buft ist sicht- bar bei schönem heitern Wetter, ist bei kräftigen, jungen Zweigen meistens stark aufgetragen, aber bei alten, schwach treibenden Bäumen wenig be- merkbar. Bei verschiedenen Sorten von Bäumen ist er an einigen stark, bei andern wieder dünner, inaugelt aber niemals gänzlich. Bei den Sommer- zweigen der Aprikose und der kirsche mangeln stets die Haare und der Duft. Die Blätter des Pflaumenbaumes sind in den Knospen übereinander gerollt, was auch jenen der Aprikosen eigen ist. Dieses Merkmal ist daher nur beschreibend, aber nicht charakteristisch. Die Blät- ter der Kirsche sind in der Mitte zusammengelegt. A470 Charakteristisch sind auch die Afterblätter, welche in zwei ungleiche Abschnitte getheilt sind. Bisweilen scheint es, als wenn bloss einer der un- teren Sägezähne vergrössert und verlängert wäre. Den Afterblättern aller Steinobstbäume fehlt diese Eigenschaft. Die Kirsche und die Aprizose haben gewöhnlich 2 — 3 verlängerte Zähne oder Abschnitte. Die Geschlechts- Merkmale kann man einthei- len in ausschliessend eigenthümliche und allgemeine. Letztere kommen auch anderen Steinobstfrüchten zu, werden aber doch, als. beschreibend und der Deutlichkeit wegen, angegeben; jene aber kommen nur den Pflaumen allein zu und würden auch für sich schon hinlänglich seyn, sie zu bezeichnen. Solche ausschliessend eigenthümliche Merkmale für die Pflaumen sind nun: 1) Der glocken -umgekehrt kegelförmige Kelch: 2) der Duft der Frucht; 3) die eigenthümlichen Furchen nnd Kanten so- wohl des Rückens als vorzüglich des Bauches, theils auch die Afterkanten der Backen des Steines; 4) die weichhaarigen oder bednftet kahlen Som- merzweige; 5) die Fähigkeit, einfache oder gepaarte Blüthen- stiele vorherrschend und beständig auf ver- schiedenen Bäumen zu erzeugen; 6) die Afterblätter, welche in zwei ungleiche Ab- schnitte getheilt sind oder gegen die basis einen verlängerten Sägezahn haben. 471 j Nachstehende Pflaumen-Geschlechts-Charaktere könnten nach Erforderniss und Umständen benützt werden: Characteres Pruni generici. Calyx monophyllus, campanulato-obconicus, de- ciduus, Jaeiniis obtusis concavis. Petala subrotunda, concava, patentja, unguibus calyci inserta. Germen superum, subrotundum. Peduncali solitarii aut ge- minati, rarius plures. Drupa e globoso-oblonga, glabra, carnosa, uno latere (latere dorsali) sulcata, pruina ceruleo aut albida obtecta. Nux lanceolato-oblongo- ovala, apice acuta, latera (mala) compressa, sub- scabra, s@pius spurio-angularia, margo dorsalis mullisubsulcata, angulus medius prominulus mazime aculus, ce@leri oblusi; margo venlricosa acute et wqualiter biangularis, subprofunde et late unisul- cafa. Rami juniores aut pubescenles aut ylabri, posleriores per wslalem pruina glauca obleeli. Folia convolutiva ante, enm aut post forem evoluta. Sti- pule serrale, inzeyualiler biparlitw (serratura inferu elongata, laciniam simulante. 2, Vierte Pflaumen- Klassifiılion, als Nachiray zur allgemeinen botanischen Zeitung vum Jahre 1530, Nr. 56. 8. 574, Von demselben. I. Ulasse. Die Zwetschen. Mit langen Früchten. . Ordnung. Mit auf dem Rücken mehr erkonenen Früchten. H Ordnung Hit auf dem Bauche mehr erhobenen Früchien. 472 IM. Ordnung. Mit auf dem Rücken und Bauche gleich erhobenen Früchten. I. Klasse. Die Damaszenen. Mit runden Früchten. j 1. Ordnung. Mit auf dem Rücken mehr erhobenen Früchten. I Ordnung. Mit auf dem Bauche mehr erhobenen Früchten. U Ordnung. Mit auf dem Rücken und Bauche gleich erhobenen Früchten. " In jeder Ordnung werden zur weitern Unter- abtheilung kahle und haarige Fruchtstiele genommen oder nach Erforderniss die Farben der Früchte an- gewendet. Diese Klassifikation wäre die vollkommenste, weil darin, nieht nur die Zwetschen und Damas- zenen, das ist, die langen und runden Früchte, jede in ihrer eigenen Klasse stehen, sondern auch die gleichgeformten Früchte in den Ordnungen zusam- mengestellt sind, was doch die Hauptsache eines Pflaumensystemes wäre, gleiche Früchte zusammen zu bringen. Ueberdiess beruht darin die Einthei- lung auf der Frucht und ihrem Stiele oder den Far- ben derselben allein, ohne die Vegetation des Bau- mes zu Hülfe nehmen zu dürfen, welches ein gros- ser Vorzug wäre. Allein bei der Anwendung theilen sich wohl. die langen Früchte sehr gut; bei den vunden aber stosst man auf so viele zweifelhafte 473 Früchte, dass die Ausscheidung äusserst schwierig wird, so vortrefllich auch dieses System für sich wäre, Ich zog daher die erste Klassifikation vor, weil sich darin die Pflaumen leicht eintheilen und wieder leicht auch auffinden lassen. Y. Correspondenz (Sehluss.) Während dieser Unglücksperiode wurde ich durch einen erlittenen, unersetzlichen Verlust ge- nöthigt die Stadt zu verlassen, und zog mit meiner, den Verlust der besten Mutter beweinenden Fami- lie nach ÖOptschina, welcher Ort (1000° über der Meeresfläche) zwar nicht von dem Einflusse der Epidemie verschont geblieben, allein nach verhält- nissmässig sehr kurzem (sechswöchentlichen) Ver- laufe derselben davon befreit worden war. Auf den wenigen Spatziergängen, welche die zu jeder Zeit arme, damals aber — zu Ende Au- gust's und Anfang September’s — beinahe zur Wüste gewordene Gegend darbot; beachtete ich die häufig in die Breite abweichende Form der Blätter, zumal jener, die unmittelbar aus peren- nirendem Wurzelstocke treiben, an mehreren Ge- wächsen, woran sie während der Blüthezeit fein zertheilt sind, jetzt aber mehr oder weniger unge- theilt sich darstellten. Diess war bei Crepis chon- drilloides, Cenlaurea rupestris (var. adonidifolia Beichenb.), Carduus mokis, Veronica multifida, Pulsatilla montana, Oreoselinum legitimum u. a. der Fall, und zwar auf Wiesen, wo die erste, bierorts „TA meistens einzige Maht stattgefunden hatte. Aehn- liches Breiterwerden hatte ich schon früher an Scorzonera anyustifolia bemerkt, von welcher die Blätter zuweilen die Breite jener der Se. glasti- folia erreichen. Von Crepis chondrilloides sah ich die sonst zahlreichen fadenförmigen Lappen in ein ganzes eirund-lanzetiföriniges Blatt, woran nur an beiden Seiten lange wimperförmige Zähne übrig blieben, verwachsen. Scopoli gedenkt. (Pl. carn, vol. H. pag-. 116.) einer ähnlichen Abnormität an den Wur- ‚zelblättern dieses Gewächses, nur dass sie nach seiner Angabe durch Kultur, folglich durch Ueber- fluss der Nahrungssäfte erzeugt wurde, während die im gegenwärtigen Falle nur durch die entge- gengesetzte Ursache hervorgebracht seyn konnte. Die gewöhnlich linealischen, beinahe faden- förmigen Lappen an den Blättern der Centaurea adonidifolia zeigten sich auch häufig breiter und von dichterer, beinahe fleischiger Substanz, so dass die Pflanze in Ansehung der Blattform der C. collin« sehr nahe kam. Vebrigens konnte kein Zweifel hinsichtlich der wahren Art bestehen, da aus einem und demselben Wurzelstocke andere fein zertheilte Blätter, wie sie an der C. adonidifolia vorkommen, zu sehen waren; überhaupt zeigte sich aber die Zertheilung der blätter bei dieser Art äusserst wandelbar. Unter allen derlei Abweichungen vorzüglich bemerkenswerth und hinsichtlich des Ueberganges 475 in einen ganz verschiedenen Typus belehrend, war das eben nicht seltene Erscheinen der Veronica muilifida wit ganzen, länglich lanzettförmigen, ge- zähnten Blättern, jenen der.in Niederösterreich ein- heimischen, bei uns bisher noch nicht entdeckten Veronica dentata Host. vollkommen gleich. *) Solche Blätter zeigten sich nur an sterilen Wurzelschösslingen, die manchmal zu 8 bis 10 aus einer Wurzel trieben, Spann-Höhe erreichten und aufrecht standen; seltener kamen sie am’ untersten Theile blühender Stengel vor, wo dann das erste, höchster:s auch das zweite Paar von unten an ganz war, ‚die weiter nach oben durch immer tiefer. wer- dende Einschnitte in Veroniea austriaca und multi- fida übergingen. Auch hier benahm das gleichzei- tige Vorkommen von mehr oder weniger getheilten Blättern an demselben Individuum die möglichen Zweifel, ob es sich um die nämliche oder um ver- schiedene Arten handle, Gegen die Zeit der Herbstnachtgleiche herum traten wohlthätige Regen ein; noch schneller als die Epidemie unter den Menschen, bei welcher *) Ich citire absichtlich die Pflanze, die Host. (Fl. austr, vol. 1. pag. ı2.) unter dieser Benennung angibt, weil sie mir bekannt ist, dagegen aber in der Sy nonyınie von Feronica dentata, Teuerium und prostrata auderer Autoren eine schwer aufzubcllende Verwirrung herrscht, und es hier darum zu tun ist, die Veigleichung nit bezug auf eine gewisse und bekannte Forın zu constalirco, 476 sich vom 22. auf den 23. September die bis dahin gewöhnlich gewesene Anzahl von 32 bis 34 Erkran- kungsfällen täglich auf die Hälfte verminderte, ver- schwand das kränkelnde Aussehen der Vegetation; die Natur gewann eine Frische und Lebensfülle, die man an ihr seit Monaten vermisst hatte, und erhielt sich in diesem Zustande bis zu Ende Octobers, Das Verzeichniss der nach dem 20. September in der Gegend um Optschina und Sessana blühend angetrofienen Gewächse umfasst 108 Species, davon kam der bei weitem grösste Theil zum zweitenmale in diesem Jahre zur Blüthe, oder blühte aus dem Sommer her fort; nur eine sehr geringe Zahl (12) waren eigentliche Herbstpflanzen. Unter den letz- ten sind vorzüglich zu erwähnen: Salureja illy- rica Host., die wit ihren schönen pfirsichblüthefar- bigen Blumen die öden Karstweiden zur Zeit, wenn Satureja montana (und var. variegata H.) bereits abgeblüht hat, schmückt; ferner Hyssopus offieina- lis, den ich in der Gegend von Reppentabor, un- weit des nach Duttoule führenden Weges in ziem- licher Menge antraf, Scabiosa leucantha, auf Wie- sen gegen Prosecco nicht häufig, und Pteroselinum petreum Koch im Gebüsch und in lichten Waldun- gen, an den Mauereinfassungen der Wiesen hin und wieder vorkommend. Sehr richtig glaube ich hat der berühmte Verfasser der Synopsis FL german. p: 304. Hacquet’s bis dahin räthselhaft gebliebene Oenanthe Karsthia hieher gezogen. Die Abbildung in den pl. alp. carniolieis tab. 3. stellt die Pflanze 477 treffend dar, mit Ausnahme der verzeichneten Frucht, der Kelchzähne und der Blättchen der allge- meinen Hülle — Verstosse, die vielleicht auf Rech- nung des Zeichners zu setzen sind. In der That hat diese Pflanze grosse Aehnlichkeit in Habitus mit dem Oenanthe-Geschlechte und diese Aehnlich- keit verleitete wahrscheinlich Hacquet, sie jener Gattung einzureihen. Zu unserm Pteroselinum pefr@um gehört ohne Zweifel Imperatoria? glauca (Bartl. Beiträge etc. pag. 93.) und hüchst wahrscheinlich Reichen- bach’s Pteroselinum glaucum (Fl. germ. exc. Nr. 2943.) in soferne nämlich Bartling’s Pflanze dazu gezogen wird. Einige Zweifel würden mir noch hinsichtlich Scopoli’s Pastinaca glauca, die Hr, Reichenbach ebenfalls dazu zieht, bleiben. We- nigsteus weichen die Exemplare dieser Pflanze, die . ich durch des Hrn. Präfekten Hiadnik Güte be- sitze, und gewiss der ächten Pflanze angehören, hinsichtlich der obern zweimal fiederspaltigen Blät- ter von jenen des Karstes bedeutend ab, Unter den Pflanzen, die im Herbste zum zwei- tenmale blübten, verdient Potentilla subacaulis be- sonders bemerkt zu werden. Sie kam gar nicht selten Wr und mit dem Vorrücken des Herbstes nahm die Zahl der blühenden Individuen immer mehr zu, Ich bedauere, dass mir die Umstände nicht gestatteten, das Vorhaben, Sceopoli’s Potentill« grandiflora, die in der Gegend von Haidenschaft 4178 im October blüben soll, aufzusuchen. Allerdings bietet schon die Auffindung des eigentlichen Stand- ortes: ad radices montis Dull, inter Haidenschaft et Prardt, prope viam publicam (Scop. a. a. ©. vol. 1. pag. 363.) wesentliche Schwierigkeiten dar; denn obgleich die Lage des angegebenen Berges unweit Haidenschaft bekannt ist, so kann doch die Ortschaft Prardt auf keine Weise ausgemittelt wer- den. Ungeachtet wiederholter Nachfragen in Hai- denschaft gelang es mir nicht, Etwas über das Be- steben derselben in Erfahrung zu bringen. Mein geschätzter Freund D. Graf zu Laibach, an den ich mich desshalb wendete, ist in seinen Nachfor- schungen eben so wenig glücklich gewesen; es dürfte nun auch nach allen diesen fruchtlosen Nach- forschungen kaum ein Zweifel erübrigen, dass jene Benennung, die bei Scopoli in der Angabe des Standortes der Peonia offieinalis (a. a. ©. p- 378) wiederholt vorkommt, lediglich in einem Schreib- oder Druckfehler ihren Ursprung habe, und dar- unter Prevald zu verstehen sey, welcher von Dr. Graf geäusserten Meinung ich unbedingt beipflichte. Vebrigens bekenne ich, dass die in der bo- tanischen Zeitung Jahrg. 1836 Nr. 13. 8. 205. aufgestellte Ansicht, wornach Scopeli' s*Poten- tilla grandiflora zu P. norregica L. gehöre, mir manchen Bedenken unterworfen scheint, so dass ich nach allseitiger Deberiegung doch noch eher der Meinung Wulfen’s @acy. coll. vol. U. p. 1452, dass Scopoli bei Potenilia grandifiera nur P. 479 subacaulis vor Augen gehabt habe, beistimmen würde. Freilich sind die abstehenden langen Haare, der vorhandene Stengel, die Form der Blättchen, Grösse der Korolle, und der ganze Habitus der Pflanze in Scopoli's Abbildung tab. 22. zu P. subacaulis nicht passend; aber zu P. opaca, wohia sie sonst in manchen der angegebenen Beziehun- gen zu gehören scheint, lässt sie sich wegen der sowohl aus der Abbildung ersiehtlichen als in der Diagnose bestimmt angegebenen gedreiten Blätter nicht ziehen und der letztgedachte Umstand — nämlich die Angabe in der Diagnose, schliesst die Vermuthung eines bloss zufälligen Umstandes aus. Es wäre übrigens auffallend, dass Scopoli die eigentliche P. subacaulis, welche den Karst weit und breit überzieht, dergestalt, dass von ihren Blu- men im April alle Weiden gelb gefärbt sind, über- gangen haben sollte, denn seine P. subacaulis (a. a. "©. pag. 364.) scheint eine ganz verschiedene Pflanze, wahrscheinlich, wie auch Wulfen a. a. O. be- merkt, die ächte P. nitida zu seyn, da Scopoli bekanntlich P. alda für nitida ansah, Endlich fand ich Centaurea nitida Willd., die überhaupt an manchen Gegenden des 'Triester und Karster Gebietes vorkommt, zwischen Sessana und Öptschina, unweit der Farnetich, also ungefähr an dem bei Reichenbach Flora excurs. Nr. 1338. angegebenen Standorte und muss in Bezug auf die in der botanischen Zeitung vom Jahre 1536, vol. 2. pag. 592. ausgesprochene Meinung bemerken, dass h80 ich allerdings Centaurea rupestris und adonidifolia für nieht specifisch verschieden halte, indem der grössere oder geringere Grad der Theilung an den Blättern, wie oben bemerkt, worden ist, zu sehr varürt, um darauf beständige 'Trennungs-Charaktere zu gründen, so wie das Vorkommen oder Ver- schwinden der Dornen an den Schuppen der Blü- thenhülle, woraus das wesentliehste Unterscheidungs- Merkmal entlehnt wird, gar manchen Veränderun- gen unterworfen ist, dagegen würde ich nicht zu C. variabilis nebst den beiden angeführten auch €, sordida. ziehen, denn diese steht oflenbar der €. Scabiosa weit näher, und ist vielleicht kaum als Abart davon verschieden, obschon sie zuweilen bei Exemplaren von "zärterer Textur sehr abweichend erscheint. Auf der Wiese bei Farnetich fand ich nebst C. sordida verschiedene Pflanzen der ächten €. Scabiosa; es fehlte jedoch auch nicht an Ueber- gängen zwischen beiden. Auf der letzten Excursion, die ich am 23, Octo- ber, einem herrlichen Herbsttage, im Walde von Lippiza machte, hatte ich das Vergnügen, noch 46 Gewächse, daruuter Potentilla argentea und in- clinala, und sogar ein obschon nur kümmerliches Exemplar der im Mai und Juni blühenden Lactuca perennis noch blühend anzutreflen. Bei dieser Ge- legenheit wurden die Samen von Delpkinium fis- sum, einer der Hauptzierden unserer Flora, gesam- meit, die ich Ihnen zu übersenden das Vergnö- gen habe. Triest. M. Tommasini. CdHiezu Beibl, 3.) Tribus s. Sectiones. PLAGIOSTEMONEN. ACROSTEMONES. Antherae Taterales f. adnutae. Autherae terminales f. in filamenta decurrentes. nn en mn (Zu Flor. 1837. B. IE pag. 481.) Tahula synoptica Ericae Tuhatue. Corolla tubulosa elongata eylindroidea, limbo patulo, revoluto, aut erecto (nee imbrieato, nec rigidulo) Limbatae. Corolla tubulosa, aut sae- pius basi inflato-ventricosa, versus apicem attenuata, fauce constrieta, limbo di- latato conspicuo imbricato rigidiusculo patente, pa- tentissimo, aut demum re- voluto. Üreeolatae. Corolla ovata, aut sub- globosa, rarius ovalis, api- ce plus minusve constrieta, limho patulo erectove. Campunulatae. Corolla campanulata tubo brevi amplo, limbo patulo, | conico aut eorolla brevier - - HaLicacarar. aut reeto pervio, aut con-, Calyx dilatatus scariosus nivente conico. coloratus inflatus corollam subadaequans - - - S$rumosar. Calyx amplus coloratus Limbo patulo erectove pervio | corollam subadaequans- Rismwirourar. Calyx angustus foliaceus, aut corolla brevior - - ÜAMPANULATAF. Rotatae. Corolla tubo brevissimo, ( Calyx acute carinatus 4 - angularis appressus eorolla c limbo longiore patalo, aut ? brevior - - - - een - URICAF. revoluto. ‚U Calyx laxus eoloratus corollam subadaequans - - NiGRITAE. Rotatae. Calyx laxus coloratus corollam subadaequans - - - - - 000 7 TENUIFOLIAF. Campanulatae. Calyx dilatatus corollam coloratus imbrieatus - InpRICATAF. subadaequans lana involutus - - - CariAtar. Calyx angustus foliaceus, aut corella brevior - - - THALICTRIFLORAT.. Urceolatar. Calyx angustus, aut co- antherae oyatae divarivatae ÜONFERTAF. rolla hrevior antherae oblongae conni- ventes == 02080 = PupiBUNDAE. Calyx dilatatus coloratus corollaın suhadaequans imhbricatus PENICILLIFLORAE. Limbatae. | Corolla ventriosa - - - - - 2.=.02.0=20= ÄSTELLARES. Corolla hypoerateriformis - - - - - = = = = MonADELPHAE. Tubatae. Corolla tubulosa, aut hasi ventrieoss eonica, limbo erecto - - - - Picrae. SSUBTRIBUS f- Conortes. Corolla tubulosa versus [ Calyx bracteis plurimis ea- m apicem dilatata pervia, aut \ Iyeiformibus demum car- sub limbo leviter constrieta, nosis imbricaıs - - - _ SPICATAE. limbo plus minus pafule , aut revoluto. Calyx bracteis 3 calyei ap- proximatis, aut rematis, nullae metamerphosi sub- jeelis - - - - - - TUBIFLORAE. CoroHa tubulosa, versus apicem attenuata, hine conica, aut medio subventricosa, limbo abreviato ereto- - MaAMmMmosAr. Autherae apice attenuatae basi obtusae appendicnla- rimis obliquis dehiscentes tae, filameıta capillaria DrosEroipear. basi hastataecrenatae mu- ticae, filamenta apice dila- AMPULLACEAE. tata canalicuka- - - Artherae utrin- que obtusae fora- Calyx foliaces angustus, minibus dehis- ) Corolla } aut corolla breviorr - - _VENTRICosAE. centes. ventri- Calyx dilatatıs tenuissime - cosa meimbranaceus coloratus la- xus corollam sepe adzquans ToGAtar. Corolla urceolata limbo plus Calyx amplus coloratus ro- minusve patulo, nee imbri- rollam subaequans, suepe to, nec rigide. imbrieatus- - - - - Baccantns. Calyx angustus foliuceus, aut eorolla Arevior - UnenotiRts. Corolla urceolata subglobosa, limbo erecto inhrieato rigido Puvsoiprar. Limbo ereeto connivente ( Calyx angustus foliacens, Corolla hypocrateriformisvix ventricosa HYPocRATERIFORMER. Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 31. Regensburg, am 21. August 1837. I. Original - Abhandlungen. Ueber das System der Galtung Erica; von Prof. ign. Fr. Tausch in Prag. (4 egenwärtigen Entwurf über die natürliche Eintheilung der Gatiung Erica habe ich im ver- flossenen Jahre nach den mir zu Gebote stehenden - Arten entworfen; ich getraute mich aber nicht, selben bekannt zu machen, da mir noch so viele Arten fehlen, die leicht eine ausgedehntere Arbeit erheischen dürften. Da mir aber seitdem Dav. Doms System of Gard. and Iot. in die Hände kam, in welchem die Erica auf eine ganz neue Art mo- nographisch dargestellt ist, und woraus ich ersehe, dass mir die von Don zu eigenen Gattungen ber- ausgehobenen Arten bekannt sind, und die übrigen gewiss weniger auffallende Formen darstellen dürf- ten, so habe” ich den Muth gefasst, diesen Entwurf bekannt zu machen, um so mehr, da ich mit der Zersplitterung dieser Gattung, wie selbe von Don angegeben wurde, unmöglich einverstanden seyn kann, und Gelegenheit suche, dagegen zu sprechen. Diese Gattung ist hinsichtlich der Mannigfaltigkeit ihrer Blumenformen die ausgezeichnetste von. allen, Flora 1837. 31. Hh 482 und sie sollte schon aus diesem Grunde unangeta- stet stehen bleiben, um so mehr aber verdient sie es, da die 'Theilung des Kelches, der Blumenkrone und der Frucht stets übereinstimmend gefunden wird, und der Habitus bei allen, wenn man recht- lich Calluna (E. vulgaris L.) ausschliesst, derselbe ist. Dass auch feine Unterschiede in der Frucht, die sich aber bestimmt mehr auf die äussere Form als die innere Einrichtung beziehen, wichtigere aber in Hinsicht der Form der Samen obwalten mögen, ist keinem Zweifel unterworfen, da die Natur im Charakterisiren ihrer Geschöpfe so mannigfaltig ist; wenn man aber bedenkt, wie lange es dauern wird, bis man zur Kenntniss der Früchte aller Ar- ten gelangen wird, so wird man für jetzt noch ein rein anthologisches System annehmen müssen, und wenn man erwägt, dass bei einer natürlichen Klas- sifikation auf jeden Fall auch die Form der Blume berücksichtiget werden muss, so lässt sich sogar muthmaassen, dass, wenn die anthologisch begrün- deten Gruppen wirklich natürlich, d. h. in einem zu einem Ganzen verschmolzenen Vielfachen erschei- nen, auch selben schwerlich die karpologischen Cha- raktere widersprechen, sondern sie vielmehr nur bekräftigen dürften. Was Don’s Zertheilung der Erica anbelangt, so scheint derselbe bloss einzelne sehr auffallende Formen als besondere Gattungen herausgehoben zu haben, denen er aber meistens wieder höchst verschiedene, kaum zuzugesellende Arten beisetzte, die dem besagten Gattungscharak- 483 ter mehr widersprechen, als entsprechen. Ueber- haupt scheint diese Arbeit zu den flüchtigsten zu gehören, da man bei einem einmaligen Durchblät- tern derselben schon bemerken muss, dass einige Arten mit denselben Namen, Diagnosen und Syno- uymen bei zwei verschiedenen Gattungen zugleich aufgeführt werden. So wird E. urceolaris Ait. unter Erica und Ceramia, E. tetragona Thnbg. unter Eu- rilepis und Callista, E. physodes L. unter Erica und Pachysa, E. leucanthera L. unter Erica und Gypsocallis aufgeführt, und man kann daraus eini- germassen folgern, dass gewiss auch wieder man- ches Synonym als Art aufgeführt wurde. Man sehe die Gattung Ectasis Don, wo unter der sectio „pe- dunculis axillaribus” E. druniddes L. und relleri- flora Sal. mit den dem Sections- und Gattungs- charakter widersprechendsten Diagnosen aufgeführt werden. Von allen den von Don aufgestellten neuen Gattungen scheint einzig Eremia begründet zu seyn, da sich selbe von Erica durch locula capsuls mo- nosperma auszeichnet. Ueber Klotzsch’s Anord- nung der Erica in der Linnza lässt sich noch nichts sagen, da man die ganze Anordnung derselben bis- her noch nicht kennt, jedoch kann ich derselben im Voraus kein rechtes Zutrauen schenken, da sich Klotzsch zu sehr in das Specielle der Blumen- form einlässt, bei der die Natur wohl auch man- ches mehr nur für die specifische Unterscheidung ausgebildet zu haben scheint, wie z. B. den schie- fen Hals, oder die mehr oder weniger deutliche Hh2 484 viereckige Form der Blumenkrone, die sich bei mehreren Gruppen, aber immer nur als Einzelheiten vorfinden, und Kl. schon selbst bei seiner zweiten und dritten Section zweifelhaft wird, ob nicht die in der ersten Section beschriebene E. regia Kl. besser zur zweiten und P. foliaces Andr. besser zur dritten Section zu bringen sey. Ich muss hier im Voraus bemerken, dass ich bei jeder Gruppe, da ich die englischen Werke, die Abbildungen der Erica enthalten, einzusehen hier in Prag keine Gelegenheit habe, nur einige, die ich selbst lebend sah, oder in meinem Herbar besitze, anführte, und dass ich nur hie und da einige mit ? hbeisetzte, die mir aus der blossen Dia- gnose oder Beschreibung in dem syst. plant. dahin zu gehören scheinen, und worin, wenn ich fehlte, mir leicht zu verzeihen seyn dürfte. Ich habe bei diesen Arten, die ich anführte, auch die systemati- schen Unterabtheilungen nach der Blätterzahl u. s. w. ausser Acht gelassen, da ich bloss Beispiele liefern wollte, und diess eigentlich nur in einer vollständi- gen Monographie vollkommen ausgeführt zu wer- den verdient. Erica Linn. sp. pl. 501. cexel. E. vulgari et Dabeecii.) Calyx 4-partitus, aut 4-scpalus foliacens, aut coloratus, bracteis nonnunquam approximatis calyei- formibus imbricatus. Corolla persistens 1-petala hypogyna (form:e varise) limbo 4-fido. Stamina $, filamenta disco hypogyno glanduloso inserta, An- 4185 therse exserte, vel inchıs® 2-partitie, loculis varie appendiculatis, aut nudis s. muticis lateraliter ver- sus apicem foramine s. rima dehiscentibus. Stylus hliformis staminibus longior, stigmate truncato, ca- pitato, peltato, rarius 4-fido. Capsula calyce et corolla tecta, 4-locularis, 4- valvis, dehiscentia loeu- lieida, valvis medio septiferis, sento bipartibilibus, aut sua sponte secedentibus Ceapsulam S-valvem simulantibus), et ideo sepfa dupjicata gerentibus, septis cum processibus column centralis conniven- tibus, loculis polyspermis, seminibus column» cen- twali afixis. Semina minuta compressa, angulata, ovata, sphaeroidea levia, imo et nitida, szepissime serobiculata. Frutices Afric®, nonnulle Europe, foliis petio- latis oppositis, vertieillatis, rarius sparsis, sepissime acerosis, rarius planiuseulis, parvulis, glabris, aut varie pilosis glandulosisve. foribus copiesissimis confertis melliferis, rarius odoratis, sed nonnunquam oloratissimis, imo Rosam spirantibus CE. odorata), imprimis forma diversissima prreditis, modo majori- bus, imo et minutissimis, flor&s fructusque aliorum generum. vasz, utiliaque varia simulantibus, in non- nullis formam quadratam, et angulis quasi numerum generi sacratum indicantibus, ceoloribus diversissimis. imo et splendidissimis ornatis, uni- aut versicolori- bus, verbe copia, multitudine formarım mirificarum, multitedine et splendore colorum, denique fructif- eationis plerumque lentissimo passu, aut ejusdem iterata renovatione, ad quod venit, quod singulke 440 diversissimis anni temporibus fructificationem ce- lebrent, et per totum fere annum etiam in nostro sole ope hybernaculorum alie et alie invenianter fructificantes, genus hocce absque dubio ultra omnia hucusque cognita multo evehentibus; pedunculis bracteatis, bracteis pluribus, szpissime ternis, modo a calyce plus minusve remotis, modo calycem im- bricantibus, Obsery. Capsulas e plerisque a me propositis sectionibus, ex aliis germina disquisivi, et omnes in eo conveniunt, quod capsula 4-locularis 4-valvis, valvis medio septiferis sit, de seminibus autem hu- cusque paucissima adferre possum, tum quod cap- sule disquisits pramaturse et seminibus expertes, tum quod immature seminibus non sat evolutis fuerant, Auctores e. g. Willdenowius, qui om- nibus, Kochius, qui nonnullis speciebus dissepi- menta e valvularum margine orta tribuerunt, abs- que dubio seducti dimidias capsule valvulas, in quibus omnino septum (fissum) marginale apparet, proe se habuerunt, easque integras esse zestimaverunf. Simili certe modo seductus Ocloperam constituit Don, in qua prieterquam anther:e 2-appendiculatoe sunt, uti in ceteris Eric speciebus, In Callune Sal. (E. vulgaris L.) genere toto habitu diversis- simo, capsula 4-locularis 4-valvis, dehiscentia sep- ticida, ımarginibus valvarım septo destitutarum cunı processibus eolumn:e centralis, dissepimenta consti- tuentivus, conniventibus. FL. spiculifolia Sm. a me invisa, ex defectu bractearum vix ad Erica aman- 487 danda, an potius ejusdem indolis cum Menziesia Brukenthalii Baumg. Divisio generis. Vide tabulam synopticam annexam. Divisio generis primaria ex antherarum inser- tione petenda, tum quod characterem distinctissi- mum, facillime eruendum priebeat, tum quod natura in antherarum hujus generis fabricam s. structio- nem multimodam plurimum laboris impendisse vi- deatur, ex quo certe in earum dignitatem summam concihudere licet; suntque exinde Erice aut Plagio- stemones, si anthers filamento lateraliter insert, aut Acrostemones, si anther«e apiei filamenti insert, cum eoque quasi deliquescunt. He sunt primarise generis sectiones, quas Tribus, aut si mavis Sectio- nes dicere potes. Preeterea covollse calycisque for- ma, ejusque relatio ad corollam maximi videntur momenti, ut qua characteres ad subdividendas 'Tri- bus, et sistendas Subtribus, aut si mavis dicere Cohortes adbiberi debeantur. Subtribus plerseque duplicem inflorescentiam, aut terminalem, aut axil- larem agnoscunt, e quibus Series Subtribuum pe- tende. Subtribus Plagiostemonum indivise, aut earum Series porro ex antherarum appendiculis sub- dividend:e, suntque appendiculatie vel muticae. Sub appendiculatis omnes appendicularım modifieationes simul comprehendend:e sunt, dum in diagnosi omnes brevissime seu verbo, numne aristata, cristata aut eornieulata sit, distingui possunt. Appendienlat:e et mutice denique e numero foliorum subdividend:e B 488. sunt. In Acrostemonibus Subtribus indivisie, aut earum Series, dum omnes antherarum appendiculis carent, e solo foliorum numero subdividendse sunt. Antherse exsertie et ineluse a nonnullis autoribus valdopere »stimatie minoris certe sunt ınomenti, et ad subdividendas Subtribus et series vix adhibend:e, dum in uno eodem tribu semper plus minusve ex- sertoe, aut inelusse plus minusye longe filamentos:e, et denique subexsertze obveniantur. Characteres Tribuum et Subtribuum. Subtribus, quas hucusque e mihi cognitis spe- ciebus evindicare potui, sequentibus adfero charac- teribus, quin affırmare vellem, numero jamjam esse absolutas, jam ex eo, quod e tabula synoptica patet in Acrostemonibus plares Plagiostemonum formas repeti, multas vero deesse, que forte sub iisdem formis (mutatis mutandis), aut aliis obvenire pos- sent, que vero facile schemati nostro adjiciend. forent. Trib. I. Plagiostemones. Antherse filamento lateraliter insertse (varie ap- pendieulatze, aut muticie, ineluse, vel exisert). Subtrib. I. Spicate. Corolla tubulosa cla- vata elongata, limbo patulo. Calyx 4-sepalus bracteis plurimis calyci simil- limis demum carnosis imbricatus. Anther:e latera- les oblonge inchusse loenlis basi aristatis, versus apicem foramine oblongo dehiscentibus. Stigma 7 capiintum exsertun., Frrutices Capens. elatiores rigidissimi, foliis ace- 480 rosis densis, floribus magnis ad apices ramorum in spicas densissimas congestis. Hue E. spicala Thumb. elarveflora Salisb.? sceptriformis (ex Salisb.!) Subtrib, II. Tubiflere. Corolla tubulosa, elen- gata, versus apicem sensim dilatata, clavata, reeta aut incurva, pervia, rarius sub limbo inflata, aut leviter constrieta, limbo patulo, aut revolute, aut erectinsculo non imbricato. Calyx 4-sepalus, brac- teis 3 remotis, aut calyci approximatis, et calycem imbricatum simulantibus. Anther:e incluse, aut ex- sertze, laterales, oblonge, rarissime lineares, aut vvatıe, obtuse, nonnunguam cohserentes, sed demum secedentes, loculis versas apicem foramine ob- longo s. ovato dehiscentibus, basi aristatis, rarius cornieulatis, aut muticis. Stigma capitatum aut trım- catum, exsertum vel inclusum. Capsula siepissime profunde suleata. (Semina koyla ex Don)? Frutices Capens. subinde maximi (generis), lo- liis acerosis, rare planiusenlis, floribus maximis asil- laribus, aut terminalibus, uni-aut versicoloribus spe- ciosis. Huc plereque aSprengelio sub tubilloris enumeräatw species speetant, Series I. flioribus axillaribus: a. sub apice ramulorum spicato-congestis. E. re- stita Thög. farvides Hort. cephalotes Träg. (echiiflora Andr.) Ekloniana Tausch, coceinea Andr. purpurea Andr. longifolia Willd. pini- folia Andr. grandifleora Trbg. ersurgens Audr. aculiflora Tausch, sphenanthera Tausch. ß. sub apice ramulorum umbellato - radiantibus 490 Huc E, faseicularis L. Massoni Thhg. gemmi- fera Sims.? (Massoni minor Hort.) radiata Andr. Series II. foribus terminalibus. Huc E. disco- dor Andr., Ewerana Dry., speciosa Andr., eruenta Andr., Nivenia Andr., mutabilis Andr., virescens Lk., viridiflora Andr., ambigua Wendl., Patersonia Andr., colorans Andr‘, costata Andr., versicolor Ändr., dia- phana Spr., refulgens Andr. iransparens T’hbg. dro- ser@folia Tausch, sulphurea Andr., Linneana Dry., curriftora L., tubiflora L., buccineformis Salish., (simplieiflora Hort. non Willd. non Wendl.), iynes- cens Andr., lanala Wendl., sordida Andr., conspicua Ait., splendens Wendi. Celata Sal.) serratifolia Andr., rosea Andr., coneinna Ait. Sudtrib. III. Mammos®. Corolla tubulosa elongata versus apicem attenuata, et exinde medio nonnunguam subventricosa, aut conica, limbo abbre- viato erecto. Cetera uti in Tubifloris. Capsula profunde sulcata, semina subangulata scrobiculata Gn gelida). Series I. floribus axillaribus. Huc E. mammosa L., gilva Wendi., Baueriana Andr., Broadleyana Andr.? Archeria Andr.? glandulosa Andr.? Series Il. floribus terminalibus. Huc E. Mon- soniana Thbg., Sparmanni L., armata Spr.? cerin- thoides L. (spontaneam et eultam invenio mrticam, Salisbury constanter calcaratam dixit, an subinde du: species?) blunda Andr., rigida Lodd. (metulie- flora bicolor Hort.) rubrocalge Andr. Subtrib. IV. Droseroidee. Corolla ventvi- 491 cosa, tubo oblongo ovatove versus apicem attenuato, fauce constrieta, limbo dilatato imbricato rigidius- culo patente, Calyx 4-sepalus foliaceus, bracteis a calyce remotis. Antherze incluss laterales, loen- lis acutis versus apicem rima longitudinali dehis- centibus, basi eristato-appendiculatis. Filamenta hıli- formia. Stigma exsertum capitatum. Fruticuli Capens. humillimi pilis glanduliferis tecti, foliis alternis suboppositisve, floribus termina- libus umbellatis longe peduneulatis nutantibus gluti- nosis. Huc E. droseroides Andr. (Andromeda L. Mant.) rufescens et glandulifera Klotzsch. Obs. E. drosoroidi aLinn®o racemi terminales simplices adseribuntur, in iccne Wendlandiana, et manco meo frustulo apparent flores umbellati, insane certe a Klotzschio dieuntur paniculati. Subtrib. V. Ampullacee. Corolla tubulosa basi inflato - ventricosa versus apicem attenuata, fauce constricta, limbo dilatato imbricato rigidius- eulo patente, imo patentissimo, Calyx 4-sepalus foliaceus, quandoque coloratus, semper coriaceus, bracteis plus minusve remotis. Antherie inclusie laterales acutie hastatze, lobis basi subcristato-s. 2- crenato-emarginatis mutieis, nonnunqguam barbatis, versus apicem rima longitudinali dehiscentibus. Fi- lamenta apice dilatata canaliculata. Stigma breviter exsertum capitatum. Frutices Capens. humiliores, foliis acerosis sqnar- rosis, sepe mueronatis, floribus majoribus termina- libus faseienlatis, aut umbellatis, rarius axillaribus 2 umbellato-radiantibus, corollis seepissime costatis glu- tinosissimis versicoloribus. “ Series I. floribus terminalibus. Hue E. jasmi- wiflora Andr., Aitoria Andr., Irbyana Anir., Shan- „oneana Ändr., ampullacea Curt., tricolor Nois., mus- cieapa Tausch, obesa Tausch, dianthiflora T., Andreı- siana Tausch, retorta L., capax Salisb. (awistata ma- jor Hort. an et Andr.), Hartnelli Roll, Templeana Beif. Series IH. Aloribus axillaribus versus apices vamulorum umbellato-rädiantibus, Huc E. ferrugi- nea Andr. (aristata minor Hort.) Sıbtrib. VI. Hypocrateriformes. Corolla tu- bulosa hypoerateriformis, tubo cylindrico, limbo dila- i.:to imbricato patentissimo vigidiuseulo. Calyx 4-se- palus foliaceus bracteis approximatis. Antherze in- elusie laterales oyatze utrinque obtus:e, loculis muti- eis, aut sub apice aristatis, versus apicern foramine uvato dehiscentibus. Stigma breviter exsertum ca- p:tatum, aut truncatum. Frutices Capens. humiliores foliis acerosis, flo- ribus terminalibus fasciculato-congestis erectis. Huc Ei. Iypocrater:formis Gnfundibuliformis Andr. nomen fılsissimum, definitioni terminologic:e minime respon- dens, hine expungendum et verum substituendum) Corentria Andr., fastigiata L., Humeana Lodd., relusa Tausch, comosa EB. Subtrib. VII. Ventricese. Corolla ventri- vosa, tubo oblongo, varius ovato, aut subeylindrieo wersus Apicem attenuato, fance constricta, limbo di- Iatato imbricato vigidiusculo patente aut patentissimo, 1493 demum nonnunquam revoluto. Calyx 4-sepalas ap- pressus foliaceus, nonnunquam margine scariosus iacero - dentatus, nonnunguam coloratus, sed coria- ceus, bracteis a calyce remotis, aut calycem imbri- cantibus. Antherx& inclus&®, laterales, ovats utrin- que obtusse, loculis eristato-aut aristato-appendicula- tis vel muticis, versus apicem foramine ovato debis- eentibus. Filamenta filiformia. Stigma exsertum eapitatum, aut truncatum. Capsula leviter sulcata, valvis vigidis. Semina subglobosa levissime scrobi- enlata (in venusta). Frutices Capens. humiliores, subinde et elatio- res, foliis acerosis, floribus terminalibus umbellatis, aut faseiculatis erectis, rarius axillaribus racemosis nutantibus. Series I. floribus axillarikus racemosis, Hue E. altens L., teiragona Thunbe., Lawsenia Art ? Series IT. floribus terminalibus. Hue #0. ven i- cosa Andr., praynans Hort. (an Andr.) densa Andr., excelsa Tausch (spuria Hort. non Andr.), Teucostoma Tausch multumbelliferaTausch (perspieua nana Hort.), translucens Hort. (an Ändr.), tenwiflera Andr. (CTf- fordia Hort.), pranitens Tausch Chyacinthoides Andr.?) delecta Tausch, Bonplandiana Hort., trossula Hort., daphneflora Salisb., maculosa Tausch, flocciflora T., primuloides Hort., Walkeria Hort., venusta Hort., deniata L. (Wendl. ie.), Muscari Andr. (Schl. £.) 1. Todesfälle 1. Die verehrliche Direction beeile ich mich von dem am 23. Juni dahier erfolgten Ableben Ihres 49% vor Kurzem erst ernannten Mitgliedes, des Gross- herzoglich hessischen Oberbaurathes Hess in Kennt- niss zu setzen und erlaube mir hierbei einige Worte über das Leben dieses achtbaren, in vieler Bezie- hung höchst merkwürdigen Mannes bier beizufügen. Johannes Hess wurde im Jabre 1787 zu Florstadt in der Wetterau von armen, aber redli- chen Landleuten geboren. Schon in früher Jugend zeigte er einen ausserordentlichen Hang zum Ler- nen, wobei ihm ein sehr ausgezeichnetes Gedächt- niss vortrefflliich zu statten kam; fast aller Mittel beraubt und dem Willen seines Vaters gehorchend, gleich ihm "Landmann zu werden, wozu er aber wenig Neigung zeigte, konnte er nur zwei Bücher, der Bibel und eines Gesaugbuches, habhaft werden, welche ihm viel Frende gewährten und wovon er das erstere so wörtlich auswendig lernte, dass er noch in seinen letzten Jahren jede Stelle herzu- sagen vermochte und dabei die Nummer der Seite anzugeben im Stande war. Der dortige Pfarrer Lappe wurde jedoch bald aufmerksam auf die ausserordentlichen Fähigkeiten des jungen Mannes und sorgte dafür, dass es ihm an weiterer Ausbil- dung nicht fehlte, er versah ihn mit Büchern und ertheilte ihm selbst Unterricht. Nach seiner Con-' firmation kam er durch Verwendung seines Wohl- thäters zum Artilleriecorps nach Darmstadt, hier fand er Gelegenheit, seine Fähigkeiten weiter aus- zubilden, er erlernte ohne alle Anleitung die fran- zösische Sprache, seine militärischen Verhältnisse 495 »wangen ihn später, einige Zeit in Giessen zuzu- bringen, welche Gelegenheit er nicht versäumte, in mehreren Fächern Vorlesungen zu besuchen. In seinem zweiundzwanzigsten Jahre wurde Hess zur hiesigen Baudireetion als Bauconducteur gezo- gen, zu welcher Zeit er die Wittwe des verstorbe- nen Hofkammerraths Borkhansen heirathete. Seine Fähigkeiten und seine grosse Thätigkeit er- hoben ihn sehr bald zum Landbaumeister und spä- ter als Oberbaurath zum wirklichen Mitgliede der hiesigen Baudirection, welche Stelle er bis zum Ende seiner Tage mit unermüllichem Eifer beklei- dete,. Seine Mussestunden verwendete er auf die Erlernung der lateinischen, griechischen und eng- lischen Sprache, ganz besonders aber beschäf- tigte ihn die Botanik, zu deren Studium ihn die von Borkhausen hinterlassenen Schriften und Sammlungen zuerst aufmunterten. Auf sein Ver- wenden wurde im Jahre 1817 der hiesige botani- sche Garten, welchem er als Director mit grosser Liebe vorstand, gegründet. _ Hess hatte sich fast immer einer vollkomme- nen Gesundheit zu erfrenen, nur im Jahre 1820 zog er sich durch eine Erkältung bei dem Ordnen der hiesigen Hofbibliothek eine Hautwassersucht zu, von der er jedoch wieder glücklich hergestellt wurde. Iın Jahre 1821 besuchte er Paris und im Jahre 1823 in Begleitung mehrerer Freunde die ‚Schweiz. Auf beiden Reisen lernte er viele aus- gezeichnete Männer kennen und suchte besonders 496 seine Sammlungen zu vermehren. Seit dieser Zeit lebte der Verewigte in rastloser Thätigkeit in dem Kreise seiner von ihm innig geliebten Familie. Im verwichenen Jahre wurde jedoch durch den Tod seines einzigen Sohnes sein Familiengtück getrübt und dieser von ihm tief gefühlte Fall scheint den Keim zu seinem frühen Tode gelegt zu haben. Am -10. Juni begab sich Hess, Geschäften halber, scheinbar wohl, nach Carlsrube, von woher er am 16. Juni krank zurückkehrte. Die Krankheit nahm sehr schnell einen nervösen Üharakter an nnd machte seinem thätigen Leben am 23. Juni ein Ende. Er war Mitglied mehrerer Gesellschaften; von ihm erschien im Janre 1832 bei Leske in Darm- stadt eine Uebersicht der natürlichen phanerogami- schen Pflanzenfamilien. Seine zahlreichen Berufs- geschäfte und sein frühes Hinscheiden gestatteten ihm nicht, seine vielfach und mit grosser Beharr- lichkeit gesammelten botanischen Notizen zu einem geordneten Ganzen zusammen zu stellen. Die hie- sige Stadt sowohl, wie auch das ganze Grossher- zogthum erleidet an ihm einen sehr fühlbaren Verlust. Darmstadt, G. Schnittspahn, Garten-Inspector. _ 2%. Am 27. Juni d. J. starb zu Neubrandenburg der Hofrath und Med. Dr. KarlFriedr. Schultz, abs Verfasser der Flora Stargardiensis, der Mono- gehphia generis Barbulae ete. vühmlichst bekannt, im 72. Lebensjahre. (Hiezu eine Tabelle.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 32. Regensburg, am 28. August 1837. 1. Original - Abhandlungen. Ueber das System der Gattung Erica; :von Prof. Ign. Fr. Tausch in Prag. (Schluss.) Sustris. VIIJ. Togate. Corolla ventricosa, -tubo oblongo siepe ovato apice attenuato, fance con- strieta, limbo dilatato imbricato patente demum con- nivente. Calyx 4-sepalus dilatatus patulus, tenuis- sime membranaceus, subscariosus coloratus, corol- lam siepe adaquans, eamque obtegens, bracteis a calyce plus minusve vemotis calyci conformibus con- coloribus, nonnunguam maximis. Anthere inclusse laterales ovate, aut oblongie, siepissime cristate, appendiculis rotundatis minimis, aut valde dilatatis, varius aristate, aut mutice. Stigma breviter ex- sertum capitatum. Capsula levissime sulcata. Se- mina oyalia serobieulata (in taxifolia). Frutices Capenses humiliores, foliis acerosis op- positis aut 3-nis, floribus terminalibus umbellatis, ealyeibus maximis patulis elegantissime coloratis. Huc E. Iutea L., togata Sims., elegans Andr., glauca Andr., taxifolia Ait. (an calycina L. ex ie Linn.), pallida Wendi. (obcordata Link), corifolia ı., Flora 1857. 52. Iı 498 obtecta Tausch, Alopecias Tausch (eorifolia spieata Wendl. ie.), dracteata T’hundg., oppositifolia Andr.? Subtrib. IX. Baccantes. Corolla ovata, ant subglobosa apice constrieta, limbo abbreviato patulo, aut erectinsceulo. Calyx 4-sepalus amplus coloratus eorollam subaequans snbobtegensque, bracteis a ca- Iyce plus minus remotis, ealycem saepe imbrieanti- bus. Asıtherae inclusae, rarissime exsertae, latera- les, ovatae, loculis versus apicem foramine oblongo dehiscentibus, rarius muticis aut aristatis, saepissime eristatis. Stigma exserfum, capitatum, rarins infundi- buliforme, aut 4- partitum. Semina ovalia tenuissime scrobiceulata (in baccante). Frutices Capens. validiores, aut tenelli, foliis acerosis, aut abbreviatis teretiuseulis 3-nis, rarius 4-nis oppositisve, floribus terminalibus umbellatis, nonnunquam minutis, calyce imprimis eundecoratis. Huc E. triflora L. Thbg. (fugax Salisb.), pyrole- flora Salisb., fimbriata Andr., articu'ata L. (non Aut.), flagellaris Link, teretiuscula Wendl., laxa Andr., graphaloides L., pachyphylla Spr.? baccans L., syuamosa Andr.P glomerata Andr.? brachycrossa T. Subtrib. X. Urceolares. Corolla ovata aut subglobosa rarius ovalis apice plus minusve eon- strieta, iimbo abbreviato erecto, aut patulo. Calyx 4-sepalus, aut A-partitus, foliaceus aut coloratus, corollam winime obtegens, rarissiıne corollam sun- wequans, et tune angustus foliaceus, bracteis a ca Iyce plus minusve remotis. Anthers inelusie, ra- 499 rius exsertze, laterales ovatze, oblongeve, loculis ver- - sus apicem foramine oblongo vel ovato dehiscenti- bus, basi aristatis, eristatis aut muticis. Stigma exsertum capitatum, truncatum, rarius peltatam. Capsula sulcata, valvulis sepe sua sponte septo se- cedentibus. Semina ovata, aut subglobosa, sero- biculata, Frutices Capens. et Europzei, foliis acerosis aut planiuscelis, floribus parvulis copiosissimis obteeti. Huc plerzque a Sprengelio sub urceolatis re- censite spectare videntur. Series I. floribus axillaribus. Huc E. plani- folia L., thymifolia Andr., nitida Andr., regermi- nans L. (pulchella Andr.), alopecuroides Wendl, (ex ic.), racemifera Andr.? Savileia Andr.? empetri- folia L., eiliaris L., longepedunculata Hort. Can du- mosa Andr.?) Colleter Spr.? villosa Andr.? multi- flira L., racemosa T’hbg. "Series II. floribus teriainalibus. Huc E. reflexa Link, formosa Thbg. (grandinosa Hort.), einerea L., urceolaris Ait., marifolia L., incana Wendl. (per- lata Hort.), ephemera Tausch Cincana rubra Hort.), scabriuscula Link, pubescens L., hirtiflora Sims, aggreyata Wendl., mollis (et mollissima) Hort., late- ralis Willd. Gncarnata Hort.), rubens Wendl. turri- gera Salisb., ramentacea L., aulumnalis (gracilis autumnalis’Hort.), Bergiana W., barbata Andr , te- nellu Andr., mucosa L., maryaritacea L., pendula W. (strieta Don), corymbosa Tausch, multumbra- Iı2 500 eulata Tausch, Tetraliv L., umbellata L., rirgata Wendl., hispidula L., sieula Guss. Subtrib. XT. Physoidew. Corolla ureeolata subglobosa sub limbo valde constrieta, limbo erecto plus minusve contraeto subtubulose imbricato rigido. Calyx 4-sepalus foliaceus, siepe coloratus, braeteis a calyce plas minusve remotis. Anther® ineluse laterales, loculis versus apicemn foramine oblongo debiscentibus, basi ssepissime eristato-appendieculatis. Stigma capitatum vix exsertum. Capsula levissime sulcata, septis valvarum angustatis, processibus co- lumnie centralis dilatatis aleformibus. Semina (im- matuvra) valde compressa subfalcata, Frutices Capens. foliis acerosis, floribus ter- minalibus umbellatis subsolitariisve, vamulis flori- feris axillaribus siepe brevissimis inflorescentiam ‘axillareın mentientibus, covollis rigidis subcaruosis siepissime glutinosis. Huc E. resinosa Sims., ar- ılens Andr., Lambertia Andr., physodes L., Bland- fordia Andr., obliqua Thundg., E. dieranifolia et stenoma a me descripte huc trahendir, sed ob ca- Iyeem dilatatum elongatum fors subtribuum pro- priam Physoidearum calycinam constitnentes, qu& Stenomz» diei possit. Subtrib. AU, Halicacabe. Coxolla tubo oyato ampliato, limbo profunde partito erecto con- nivente conico. Calyx 4-sepalus foliaceus bracteis approximatis (an semper?). Antherz inelusse (aut exsertae?), laterales, loculis subapiculatis versus api- ceım rima dehiscentibus aristatis, aut muticis, Stigma 501 eapitatum inelusum, aut exsertum, nonnungqnam lon- gissime exsertum. Frutices Capens. foliis acerosis, floribus termi- nalibus umbellatis, aut fascieulatis. Huc E. Hali- cacaba L., infleva Hort. CGincurva Andr.?) cumu- losa Hort. (sessiliflora Wendl.?), notabilis Wendi.? hwrizontalis Andr.? lactiflora Bedf. (tricolor Spr.)? lanuginosa Andr.? latifolia Andr.? an ob stamina exserta ad Acrostemones, interque eas subtribuum propriam Halicacabis respondentem constituens? crossota Spr. au huc, an seriem propriam calyci- uam inter Halicacabas constituens ? Subtrib. XIIL Spumose. Corolla ovata, limbo profunde partito conniventi-erecto subconico. Calyx imbricatus scariosus coloratus, squamis in- flato-tumidis eorollam subieomantibus. Antherie ex- sertie fuzaces laterales, loculis lincaribus subapicu- latis versus apicem vima dehiscentibuns, basi brevis- sine avistatis s. cornieulatis. Stigma ceapitalun lounge exsertum. Frutices Capens. foliis acerosis nitidis, floribus terminalibus ternis capitato- glomerätis, calveibus inflato-scariosis nitidis coloratis. Huc E. spumosa L. tscariosa Wendl.) serfaria Ait. Subtrib. XIV. Rigidifoiie. Corolla campa- nulata limbo patulo aut recto, ore pervio. Calyx 4-sepalus amplus coloratus corollam subiequans, bracteis plus minusve remotis, aut calyeeın imbri- cantibus. Antherze ‚inclusie laterales, ioculis basi valle diseretis eristatis, corniculatis, aut ınuilcis. 502 versus apicem foramine oblongo dehiscentibus. Stig- ına capitatum s. truncatum exsertum. Frutices Capens. humiles foliis 3-nis, acerosis, aut eylindraceis rigidis, floribus terminalibus, aut axillaribus speciosis, subinde parvulis inconspieuis. Series I floribus terminalibus. Huc E. rigidi- folia 1Wendl., fragrans Andr,? moschata Andr.? nirea Lodd,? Series II. floribus axillaribus. Huc E. andro- medwflora Andr. (pomifera Hort.) callosa Wenill:, con- fertifotia Wendl. (montana Hort.), phylicoides Willd.? Sudtrib. XV. Campanulate. Corolla campa- nulata, quandoque breyissima subpelviformis, aut subhemisphierica, rarius sabtubulosa, aut basi angu- stata, limbo patulo, aut recto, ore pervio. Calyx 4-partitus, aut 4-sepalus foliaceus, aut coloratus, corolla multo brevior, rarissime corollam subzequans, et tunc foliaceus angustus, bracteis a calyce plus minusve remotis, rarissime calyci imbricatis. An- there inclusze, rarius exsert®, laterales, oyatze ob- long@ve obtusz, loculis basi aristatis, cristatis, auf muticis, versus apicem foramine oblongo vel ovato debiscentibus. Stigma exsertum capitatum, trunca- tum, infundibuliforme, aut peltatum. Capsula sul- cata, valvis septo sna sponte plus minusve seceden- tibus. Semina subglobosa scrobiculata. Frutices Capens. et Europxi elatiores, subinde maximi, subinde tenelli, foliis acerosis, rarius pla niuseulis, floribus axillaribus subspicatis, aut race mosis, aut terminalibus umbellatis fasciculatisve pavvulis, quandoque minimis, rarius mediocribus- 503 Series I. floribus axillaribus. Huc E. precox Hort., interteista Hort., amoena Wendl., empetroi- des Wendi., Aphanes Spr.? absynthioides L. (coare- tata Wendl.), calyeiflora Tausch, concava Spr'? complanata Nois.? approxrimata Spr.? scoparia L., nudiflora L., vertieiliata Forsk. (manipuliflora Sal.), vagans L., viscaria Andr., secundiflora Tausch, fla- mentosa Hort, bella Spr.? microstoma Spr.? Series II. floribus terminalibus. Hue E. pani- eilela L., kevis Andr., deflera Bedf., polytrichifolia Kal. (Actaea, strigosa, tenuis Hort.), arborea L., con- sesta \Yendl. (assurgens Hort.), strigosa Wendl. tan et Andr, ?), persoluta L. (pelviformis Sal.), cur- virostris Hort., gracilis Wendl., adequata Tausch, Ckametetralie Tausch (pilulifera Wendl. non L.), tnursoldva Tausch, australis L.. eampanella Tausch (campanulata Andre. ?), paters And, trivialis Hort., cucullata Tausch (melanthera Bort.) sparsa Ändr., erserta Hort., leucopelta Tausch, pyramidiformis Wendl., campanulata Schmidt, neue Pflanze (pyra- midalis Andr.), oderala Andr., palustris Andr. Subtrib. XVI. Cubice. Corolla rotata, tubo brevissimo, limbo patente 4-partito tubo longiore. Calyx 4-sepalus corolla brevior, acute carinatus 4-angularis appressus coloratus, bracteis a calyce valde remotis. Antherse subexsertae (prospieientes) laterales ovatie acutse, loeulis apice rostrato-attenua- tis et lateraliter circa medium dehiscentibus, basi nutieis aut aristatis, s. potius cornieulatis, cornicu- lis areuatis. et antherarum contiguarum inter sc 504 connexis, sed demum secedentibus. Stigma mini- ımum truncatum, longe exsertum. Frutices Capens. humiliores, foliis acerosis in- curvo-patulis irregulariter 5-nato -verticillatis, ra- mulis floriferis apice incrassatis, infra apices flores axillares umbellato-radiantes gerentibus. Huc EL. cubica Tihöy., melanthera L. (ex ie. Linn.) ccubica minor Hort. seriphiifelia Salisb. ju- bata Lodd. Spr.) an huc ob antheras apice pro- ductas E. cornuta Ro.rb. (blanda Salisb.)? Subtrib. XVII. Niyrite. Corolla rotata, tubo brevissimo, limbo 4-partito tubo longiore, patulo, aut revoluto. Calyx 4-sepalus laxus coloratus co- rollam subadiequans, bracteis plus minusre approxi- matis. Anthere exsertie (et inclusie?’) laterales, loculis versus apieem foramine oblongo dehiscenti- bus, basi aristatis, aut mntieis. Stigma capitatum exsertum. Frutices Capens. subinde elatiores foliis 3-nis acerosis, aut planiusculis, floribus terminalibus umbellatis. Huc E. nigrita Andr., verniciflua Salisb., niyri- eans Lodd.? Lachnea Andr.? Thunbergii L.? cana- liculata Andr.? Trib. HU. Acrostemones. Antheriw apiei filamenti impositie, cum eoque deliquescentes (semper mutice, et plus minusve exsertie). Subtrib. XVIII. Tenuifolie. Corolla rotata, tubo brevissimo, limbo 4-partito patulo, aut revoluto. 505 Calyx 4-sepal@ laxus coloratus corollam subzequans, bracteis coloratis ealyei plus minusve approximatis. Anther:e plus minusve exsert& in filamenta dilatata productie, loeulis linearibus subapieulatis versus apicem foramine oblongo dehiscentibus. Stigma ca- pitatum exsertum, : Frutices Capens. humiliores subdiffusi, foliis acerosis oppositis (aut ternis?) floribus terminalibus umbellatis (aut axillaribus ?) Huc E. tenuifolia L. (fragrans Hort. Linnieus diagnosim suam e specimine floribus non sat evo- lutis ceonfecisse videfur, sunt enim flores revera ante anthesim oyati et stamina tegentes, mox vero laci- nie limbi reflectuntur, et corolla calyce vix longior apparet), aperla Spr.? tiar@flora Andr.? stami- nca Armlr.? Subtrib. N XI. Thalietriflore. Corolla cam- panulata. Calyx 4-sepalus foliaceus, aut coloratus, corolla brevior, raro corollam subzequans, et tune angustus foliaceus. Antherie exsertie divaricate (an et conniventes?) in filamenta produetie loculis sub apice foramine ovato debiscentibus. Stigma capi- tatum inclusum, aut exsertum. Frutices Capens. foliis acerosis, floribus termi- nalibus fasciculato-congestis. Huc E. thalictriflora Lodd. an leucanthera L. (non Andr.)? [et tune subtribus potius Leucantherie dicendus] E. in- curca Wendl. ic. (non Andr. Spr.) ex icone quosque huc spectare videtur; sed ob antheras eonniventes, 506 non divarieatas propriam fors subt@uum. et qui- dem Thalietrifloris proximam constituens. Subtrib. ANII. Conferte. Corolla urceolata. Calyx 4-sepalus corolla brevior, bracteis ealyei ap- proxyimatis unilateralibus. Anthere exsertie ovata divarieatio in filamenta productie, loeulis versus api- ccm foramine ovato dehiscentibus. Stigma trunca- tum exsertum, Seminz ovata, grosse serobiculata (in E. conferta). Frutices Capens. foliis acerosis 4-nis, floribus terıninalibus congestis capitato -faseiewlatis. Hue E. eonferta Andrews. (et Desmia zequalis et poli folia Don;? Subtriius NN. Capitate. Corolla campa- nulata. Calyı 4sepalus amplas corellum su! zoguans lanatus, bracteis plus minusve remotis. Anthere plus minusve exsertie in filamenta productie, asperin s. hirtie, loculis versus apicem foramine oblongu dehiseentibus. Stigma truncatum, exsertum. Cap- sula valvrarım septis plus minusve sua sponte scce- dentihus. Semina ovato-compressa kevia nitida (in eapitata). Frutices Capens. humiliores; foliis 3-nis arero- sis viosis, floribus terminalibus umbellatis. aut fas- ciculatis, floribus quasi lana alba s. flavida involutis. liue E. capitata L., relteriflora Sal., bruniades L. (sub qua forte plures species confusir) an et huc E. indiosa Lodd. Spr.? nustrib. ALN. Imbricat@. Corolla campa- nulata. Calyx 4-sepalus dilatatus coloratus, bracteis 507 ealyei simillimis imbrieatus corollam ineludens. An- there exsertw, in fillamenta decurrentes, loculis ver- sus apicem foramine ovato, oblongove dehiscentibus, neonnunguam hirto-scabris. Stigmna capitatum s. trun- catum exsertim. Frutices Capens, elatiores, aut humiliores foliis 3-nis confertis imbricatis, aut squarrosis acerosis, aut planiusculis laxe patentibus, Hloribus terminali- bus faseiculatis albidis parvulis. Wuc E. trieeps Link (spumosa Wendl. ie), imbricata L., carsia Hendl., fleruosa Ait., petiolata T'hbg. Subtrib. XAIV. Penicilliflorae. Corolla ur- ceolata. Calyx 4-sepalus dilatatus coloratus brac- teis ealyei simillimis imbricatus corollaın ineludens. Antherwe elongatir longe eiserte in filamenta pro- dust. in penseillum acntum convergentes, loeulis versus apieem foramine eblonyo dehiseenmibus. Stig- ma capitatum e\sertum. Frutices Capens. habitu toto simillimi Imbriea- tis.. Hue E. penicilliflora Salishb. (ealyculata Virndl. quam nonnisi ex icone Wendlandiana nuscon, placentarflora NSalish.? Subtrib. XS NULL Pudibundae, Corolla urceo- lata, apiee vonstricta, Iimbo brevi erecto aut patulo. Calyx 4-sepalns folinceus, aut coloratus corulia_bre- vior, bracteis in medio peduneuli eonfertissimis. An- theriv eisertie oblonge conniventes in Glamenta pro- duetie. sonmenquam birte, loculis versus apieem foramine oblungo dehiscentibus. Stigma truncatum exserium 508 Frutices Capens. et Europzi foliis acerosis pa- tulis 4-nis, floribus terminalibus umbellatis, aut axil- lavribus racemosis. Series I. floribus terminalibus. Huc E. pudi- Dunda Salisd. Series U. floribus axillaribus. Hue E. carrea L., mediterranea L. Subirib. XXV. Stellares. Corolla ventricosa, fauce constricta, limbo dilatato imbricato patente. Antherie exserte in filamenta produetie. — Frutex Capens. foliis acerosis 4-nis, floribus terminalibus fascieulatis. Huc E. stellaris Nois. Spr. Que re- fero, sunt ex Sprengelio, plantam nondum vidi. Suötrib XXVI Monadelphae. Covolla hypo- crateriformis, tubo eylindrico, limbo patentissimo, demum reflexo. Calyx 4-sepalus, bracteis calyci simillimis imbrieatus. Filamenta dilatata, libera qui- dem, sed inter se adeo contigua, ut eylindrum mo- nadelphum longe exsertum efformare videantur, An- there in filamenta deliquescentes, loculis distantibus obliquis elavatis obtusissimis punetalo-scabris versus apicem foramine oblongo dehiscentibus, Stigna ex- sertum truncatuın. Frutices Capens. humiles subdiffusi tortnosi, foliis 3-nis acerosis imbrieatis, floribus terminalibus umbellatis nutantibus. Huc E. Banssii Andr. yieon Wendlandiana quoad formam coroike et floris paries pessimä) monadelpha Andr. «Banksii pur- purea Hort.) 509 Subtrib. XXVIJI. Pietae. Corolla tubulosa, nune clavata incurva, nune basi ventricosa conica, limbo erecto obtuso abbreviato, rarius elongato. Calyx 4-sepalus, bracteis ad medium pedunculi re- - motis, aut dense imbricatus bracteis calyei similli- mis, soepissime coloratus. Anther:e longissimze, longe exsertse, colorate spe aureo-nitentes in filamenta subcompressa deenrrentes, loculis linearibus an- gustissimis versus apicem rima longitudinali dehis- centibus. Stigma truncatum, aut denticulatum ex- sertum. Semina ovata compressa levia nitida (ex Don.) Frutices Capens. elatiores, ramis crassis diva- ricatis rigidis, ramulis brevissimis confertissimis fas- cieulos foliorum simulantibus obsitis, foliis ternis acerosis conferfis, sirpissime squarrosis, floribus magnis siepe elegantissime coloratis nutantibus, ra- rius axillaribus, saepissime terminalibus, vamulis floriferis abbreviatis versus apices ramorum aggre- gatis subsecundis, aut racemosis. Series J. floribus axillaribus, calyceibus bası nu- dis. HucE. Plukenetü L. (sub qua forte nonnullae species latitant.) Series I. fioribus terminalibus, ealyeibus im- brieatis. Huc E. piela Nois., Petirerii L. (ex ic. Linn, Sebana Wendl. ic.), conifera Tausch, Sebana Andr. (Petiverii fusca et Iutea Woendl. ic., socii- flora Sal.), follicularis Sal. (Peiiveriana Wendl. ic.), melastoma Andr. 510 1. Botanische Notizen. In der Sitzung der mathematisch-physikalischen Klasse der Königl. Akademie der Wissenschaften zu München am 14. Jan. d. J. bielt Hr. v. Mar- tius einen Vortrag über die Floren- Reiche (Impe- ria Florae) der neuen Welt, besonders innerhalb der Wendekreise. Hr bemerkte, dass die von Willdenow und Schouw aufgestellten Prineipe zur Begründung eines solchen Floren-Reiches vor- zugsweise numerisch seyen, dass aber wohl füg- licher die physikalisch - geographische Umgrenzung desselben als erster Grund und Charakter zu be- nützen sey. DeCandolle’s Verfahren bei der Bildung seiner „Regions botaniques” sey eine nu- merische Synthese der einem und demselben Ge- biete angehörenden Pfianzen- Arten, welche er un- ter dem Gesichtspunkte zusammenfasse, dass sie sich gemeinschaftlich von einem gegebenen Orte aus auszubreiten suchten. Dagegen habe Hr. v. M. den umgekehrten Weg verfolgt, und sey, von all- gemeinen geographischen Gesichtspunkten aus, zur Begrenzung grosser, bei fortgesetzter Analyse im- mer kleiner werdenden Gebiete fortgegangen, deren jedes er nun als ein besonderes Imperium Florae betrachte. Hiebei habe er sich genöthigt gefunden, von der durch Schouw aufgestellten Ansicht ab- zugehen, dass die Floren der Hochgebirge eigene Reiche bilden, da es ihm unmöglich geschienen, die- selben von denen des niederen Landes durchgrei- fend abzusondern, sofern die Zunen der Gebirge 511 sach den verschiedenen Breiten ganz verschiedene Floren darbieten, und gewissermassen alle Gebirgs- floren auf der ganzen Erde bei gewissen relativ verschiedenen Höhen denselben Charakter anneh- men. Er betrachte vielmehr die Gebirge als die Scheidewände der Floren-Reiche und die Vegeta- tionen an ihren respectiven Hauptgehängen als die Extreme der Fioren derjenigen Gebiete, welche durch die Gebirge getrennt werden. Die Pflanzen des niedrigsten 'Thallandes in denselben Gebieten stellten dasselbe Extrem der Flora dar, und beide müssten aufeinander bezogen und in der -Charak- teristik jedes einzelnen Floren-Reiches hervorgeho- ben werden. Die von dem. Verf. angenommenen Fioren-Reiche in Amerika sind demnach: T. Imperium Florae canadensis, die Flora be- sonders des englischen Nord-Amerika; darin drei Provinzen: 1, Provincia temperata, 2) arcıica, 3) oceidentalis. 1. Imperium Florae rirginico-floridan« , die Flora des grossen Mississippi -’Thales mit vier Pro- vinzen: 1) borealis, 2) temperata, 3) subtropica, 4) maritima. I. Imperium Florae merican®, mit drei Provinzen: 1) maritimo-occidentalis, 2) centralis, 3) tropiea. IV. Imperium Florae antillane, das Gebiet der Antillen und der entsprechenden Küsten des Festlandes. Darin zwei Provinzen: 1) insularis, 2) continentalis. 512 V. Imperium Florae columbio-peruviane s. tvansandinae intratropicae. VI. Imperium Florae orinocensis, das grosse Stromgebiet des Orinoco, nebst dem Parimegebirge. Drei Provinzen: 1) maritima, 2%) montana, 3) ocei- dentalis. (Leiztere vielleicht eine Provinz des fol- genden ?) VI. Imperium Florae brasiliensis; darin vier Provinzen: 1) calido-humida, das Amazonas und Ma- deira- Gebiet; 2) ealido-sicca die nordöstlichen Pro- vinzen; 3) montano-nemorosa, Gebiet der Küsten- Cordilleren ; 4) montano-campestris, des Hochlandes. VII. Imperium Florae Tucumanensis s, eisan- dinae extratropicae. Darin drei Provinzen: 1) die nördliche, d. i. das südlichste Brasilien; 23) die südliche, Buenos-Ayres, Cordova etc., 3) die west- liche, an den Andes- Abhängen. IX. Imperium Florae chilensis s. transandinae extratropicae. X. Imperium Florae pataganice. Darin drei Provinzen: 1) insularis: die Maluinen; 2) conti- nentalis; 3) antarctica. (Münchn. gel. Anz. 1837. Nr. 128) IH. Notizen zur Zeitgeschichte. Frhr. Alexander v. Humboldt und A. P. DeCandolle in Genf haben das Commenthurkreuz des Ordens der Ehrenlegion erhalten. Der bisherige ausserordentliche Professor der Botanik zu Göttingen Dr. Bartling ist zum ordent- lichen Professor an gedachter Universität befördert worden. Gliezu Literatber. 7.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 33, Regensburg, am 7. September 1837, 1. Original- Abhandiungen. Vergleichung der schlesischen Flora mit der briti- schen, nach WWATSon’s Angaben. Von Dr. R. Schneider. FE; würde uns für diesen Zweck zu weit führen, . die geugraphische Lage; die oreo- und hydrographischen, so wie die klimatischen Verhält- nisse Schlesiens hier genauer anzugeben; wir müs- sen uns mit den Thatsachen begnügen, welche die durch diese angegebenen Verhältnisse bei uns be- dingten Pflanzen darbieten, hoffen aber für die erstern Verhältnisse in ihren Beziehungen zum schlesischen Pflanzeilleben anderweitige Gelegen- heit zur vollständigern Darlegung zu finden. Betrachten wir 2) die gegenseitigen Zahlen- verhältnisse, so stellen sich uns dieselben in Betreff der Grösse der Gebiete bei Grossbritannien mit 3900 I M., bei Schlesien mit Inbegriff des üster- reichischen Antheils mit SSS GM. Die absoluten Zahlenverhältnisse der Pflanzen dagegen treten uns in fulgender Weise entgegen, wenn wir die schlesischen Pflanzen auf die Norm der englischen Pflanzenarten, Gattungen und Fa- Flora a857. 33, Kk 514 “ milien, wie sie von Watson aufgestellt sind, bringen. *) Grossbritannien: 1469 Arten, **) 485 Gattungen, . 95 Familien. Schlesien: 1375 Arten, 453 Gattungen, 93 Familien. Worans sich ergibt, dass die schlesische Flora um 94 Arten, 32 Gattungen ärmer ist; die Zahl der Familien ist in Britannien um 2 Familien grös- ser. Dieser Zahlenunterschied is: allerdings unbe- deutend, wenn wir die bedeutende Grössenversebie- denheit beider Gebiete betrachten. Aber die insu- larische Lage Britanniens einerseits, so wie die Stellung Schlesiens zwischen dem östlichen und westlichen Enropa andererseits, mögen hierbei die bedingenden Ursachen seyn, da die mehr nördliche Lage Britanniens, durch welche allerdings eine Ver- minderung der Artenzahl bewirkt werden könnte, *) Anmerk. Hierdurch stellien sich Zahlenverhältnisse heraus, welche von den in meinen Beiträgen zur schle- sischen Pflauzenkunde, Breslau bei Grass, Barth & Comp. 1857, gegebenen etwas abweichen, weil in denselben Arten und Gattungen auf die Norm der Synopsis vonKoch gebracht worden sind; das Zurück- führen der schlesischen Pflanzen aut Watson’s Ein- theilung schien mir aber zu vorliegender Vergleichung nothwendig. "Kr, Anmerk. Soviel Pflanzenarten enthält das von Wat- son im Azhang ı. und 2. gegebene Pflanzenverzeich- niss, in den Vebersichtstabellen dagegen sind 1517 Ar- ten aufgeführt. 515 durch die meerumgebene Lage, welche eine der nördlichern Lage entsprechende Verminderung des Luftwärmegrades verhindert, unwirksam gemacht wird. Diese Zahlenverhältnisse würden sich. viel- leicht äuch noch anders gestalten, wenn sich die von snanchen Botanikern als Abarten angenomme- nen, aber in der schlesischen Flora als besondere Arten aufgeführten Species in der englischen Flora genau ermitteln liessen, was bei blossen Verzeich- nissen nicht möglich ist. Betrachten wir aber die auch nur als fragliche von Watson in der eng- lischen Flora angeführten Arten, so scheint ihre Anzahl bei weitem grösser zu seyn, als die allen- falls als fraglich zu betrachtenden der schlesischen Flora. Zudem treten in dem Verzeichnisse der eng- lischen Flora noch viele Pflanzen uns entgeren, deren wirklich englisches Bürgerthum selbst von Watson als ein fragliches bezeichnet ist. Wat- son selbst bezeichnet 54 Pflanzen als eingeführte Pflanzen, welche jedoch gewissermassen einheimisch geworden; 10 Pflanzen, welche kaum als wild- wachsend angenommen werden können, 14, welche zwar wildwachsend gefunden werden, deren wah- ves Bürgerthum aber fraglich ist, 69 lassen sich als eingeschleppte Unkräuter betrachten, da sie meist auf angebautem Boden der bewohnten Plätze wachsen, and gegen 100 Arten sind vielleicht mehr Abarten als wirkliche Arten. Ziehen wir hierbei die Menge der Salices (52 Arten) und die grosse Anzahl der Arten von Rosa (16 Arten) in Betracht, Kk2 516 von denen sich manche Arten auch als Abarten in der schlesischen Flora auffinden lassen, so wür- den sich die Gesammtzahlen der Pflanzen beider Floren ziemlich gleichmässig herausstellen und da- durch die Bestätigung der abnehmenden Pflanzen- zahl mit der zunehmenden Breite geben. Wir müssen uns bei diesen schwer zu beseitigenden Hindernissen mit den vorliegenden Daten begnügen, wobei Referent möglichst gesucht hat, die schlesi- schen Pflanzen auf die Norm der englischen zu bringen. Fassen wir die Zahlenverhältnisse der natfür- lichen Familien auf, so ergeben sie sich aus der im Anbange befindlichen Tabelle 1. Aus diesen Zahlenverhältnissen ergibt sich: 2) der botanische Charakter der beiden Floren, wenn wir mit der Zahl der Arten jeder Familie in die Gesammtzahl des betreffenden Gebietes dirvi- diren. Dieser Quotient stellt das Verhältniss der Arten einer Familie zu den Arten der Gesamnt- flora dar; oder den wievielten Theil die Arten einer Familie von allen Pflanzenarten bilden; die Quo- tienten aller Familien aber bezeichnen den botani- schen Charakter, weicher vorzüglich durch das gegenseitige Axtenverhältniss aller Familien unter sich und zur Gesammtartenzahl des Gebiets be- stimmt wird, wobei jedoch die Häufigkeitszahlen der einzelnen Arten mehr oder weniger verändernd einwirken. Dieser botanische Charakter wird durch eine nachfolgende Tabelle ausgedrückt. 917 Hieraus geht hervor, dass Britannien sechs Familien besitzt, welche Schlesien fehlen, nämlich 1) die Frankeniaceae, 2) Lobeliaceae, 3) Polemo- niaceae, 4) Tameae, 5) Elaeagneae, 6) Eriocauleae; alle diese Familien enthalten nur eine Gattung und eine Art. nur die Lobeliaceae zwei Arten. 1. u.2 gehören der westeuropäischen und zwar 1. der Küstenflor an; Lobelia Dortmanna verbreitet sich auch bis an die Küsten der Nord- und Osisee und in Westphalen; Polemonium kommt auch in Preus- sen und Ungarn vor. Eriocaulon seplangulare ge- hört dem östlichen Nordamerika an und findet hier wohl seine östlichste Verbreitung. Alle gehören za den seltnern britischen Pflanzen. Dagegen besitzt Schlesien auch vier Familien, welche nicht in Britannien gefunden werden, die Rhodoraccae, Globulariae, Aselepiadeane und Aulaceae, auch jede mit einer Gattung und einer Art; nur die Giobulariae mit zwei Arten. Die Rhodoraceae scheinen dem östlichen Mitteleuropa in ihrer schle- sischen Gattung Ledum, die Globwlariae und Ru- taceae dem südlichen und gemässigten Europa Die- tamnus kommt jedoch auch noch in Preussen vor) anzugehören, Cynanchum sich nicht so weit nach N. zu verbreiten. Alle diese Glieder sind auch mit Ausnahme von Ledum seltene Pflanzen in Schle- sien. Eine Aehnlichkeit und ein Stellvertreter die- ser Familien mit einander findet nicht statt. — Vergleichen wir die artenreichen Familien nach der Zahl ihrer Arten mit einander, so finden wir 518 eine im Allgemeinen grosse Aehnlichkeit zwischen beiden Floren, welche sich gewiss nach Beseitigung der Abarten und der nicht wildwachsenden Pflau- zen noch grösser herausstellen würde. Die gröss- ten Verschiedenheiten stellen sich dar in den Fa- milien der Compositae, Leguminosae, Caryophylleae, Labiatae, Ranunculaceae, Borragineae, Scrophula- rinae, Liliaceae, Geraniaceae, Gentianeae, Onagra- riae, Campanulaceae, Solaneae, Violariae, Dipsa- ceae, Paronychiae, Irideae, Coniferae, an welchen Schlesien reicher ist, wogegen die britische Flora ein überwiegendes Artenverhältniss in den Amen- taceae, Rosaceae, Cruciferae, Umbelliferae, Saxi- frageae, Chenopodiaceae, Polygoneae, Ericinae, Pri- mulaceae, Euphorbiaceae, Potameae, Crassulaceae, Papaveraceae, Hypericinae, Alismaceae, Valeria- neae, Orobancheae, Asparageae, Cistinae, Lineae, Plumbagineae, Amaryllideae zeigt. Diese Ver- schiedenheiten drücken den verschiedenen bota- nischen Charakter beider Länder aus und werden theils durch die Küstengegenden Britanniens, theils durch die mehr nördliche Lage bedingt. Besonders gross ist der Unterschied bei den Amentaceis, Ro- saceis und Sarifrageis; bei den erstern vielleicht aus den schon angegebenen Ursachen; anffallend ist die Artenarmuth Britanniens an Coniferae, be- sonders an den baumartigen, von denen nur eine Art, Pinus syirestris, und diese vielleicht jetzt gar nient in England einheimisch, sondern nur ange siedelt ist, nur in Schottland sind noch einige be- 519 deutende Waldungen, welche jedoch auch abneh- men. Es scheint, dass die meerumgebene Lage dem Gedeihen der Pinus-Arten hinderlich, dem der Sa- lices förderlich ist, dass jene von diesen hier ver- treten werden; auch auflIsland und Grönland finden sich keine zapfentragenden Bäume vor. Diese Ver- schiedenheit bildet einen Hauptunterschied in dem botanischen Charakter beider Fioren. Die gegenseitigen Zahlenverhältnisse der Gat- tungen der beiden Floren zeigen für die britische Flor einen grössern absoluten Reichthum von 3% Gattungen; von der Gesammtzahl der britischen Gattungen aber hat Britannien S8 Gattungen, wel- che Schlesien fehlen, dieses aber besitzt 56 nicht in Britannien einheimische Gattangen, so dass sich die Zahl der beiden Floren gemeinschaftlichen Gat- tungen auf 397 beläuft, die nichtschlesischen Gat- tungen verhalten sich zu allen britischen wie 1:57, die nar schlesischen betragen 5 aller schlesischen Pflanzengattungen. Reicher an Gattungen sind in Britannien die Cruciferae, Rosaceae, Umbelliferae, Papareraceae, Malvaceae, Celastrinae, Rosaceae, Crassulaceae, Umbelliferae, Ericaceae, Gentiancae, Labiatae, Plantagineae, Chenopodiaceae, Polygoneae, Euphorbiaceae, Amentaceae, Alismaceae, Orchideae, Fluviales, Cyperaceae und Gramineane, in Schlesien die Papilionaceae, Borragineae, Scrofularinae, Ur- liceae, Portulaceae, Thymelaeeae; die übrigen Fa- milien haben gleiche Gattungszahl, die britischen Pilanzenfamilien sind demnach reicher an Gattun- 520 gen als die schlesischen. Mehrere britische Gat- tungen sind Strandgewächse, oder haben doch vor- waltendes Vorkommen am Strande (wenigstens in ihren britischen Arten), wie Glaueium, Meconopsis, Cakile, Crambe, Cochlearia, Koniga, Matthiola, Li- torella, Salsola, Beta, Salicornia, Ruppia, Zostera. Andere scheinen sich in den gegenseitigen Flo- ren zu vertreten, z. B. BRITANN14: Sussıa: Isatis. Biscutella. Hutchinsia. Farsetia. Cherleria, Gypsophila? Ulex. Cytisus. Hippocrepis. Tetragonolobus. Oxytropis. Coronilla. Isnardia. Trapa? Tamarix. - Myricaria. Menziesia. Ledum. Chlora. Sırertia. Borrago. Echinospermum. Salsola. Polycenrmum. Beta. Blitum, Aceras. Epipogium. Trichonema. Gladiolus ? Ruscus. Streptopus. Fritillaria. Lilium. Nieht dem deutschen Gebiet angehörig sind selbst nach Reichenbach’s Flora excursoria die Gattungen: Meconopsis, Frankenia, Actinocarpus, Eriocaulon. Mehrere britische Gattungen gehören 521 entschieden der westlichen und südwestlichen oder atlantischen, andere, aber nur wenige, der borealen, noch andere der Alpenflor an. Von den schlesischen Pflanzengattungen schei- nen einige eine mehr östliche Verbreitung zu haben, da sie im Botanicon gallicum von DeCandolle nicht aufgeführt sind, also keine so westliche Ver- breitung haben, als: Conioselinum, Hacquegg, Beck- mannia, die übrigen Gattungen, zum kleinsten Theil der Alpenflora angehörig, sind nieht so weit nach N. verbreitet, gehören dem mittleren Westeuropa (Deutschland und Frankreich) an, mehrere dersel- ben sind im ©. häufiger als im W. und umgekehrt. Wenden wir uns von der Vergleichung der Gattungen zu der der Arten, so finden wir in bei- den Floren 944 gemeinschaftliche Arten; 525 hat die englische Flor, welche der schlesischen fehlen, diese dagegen besitzt 431 Pflanzenarten, welche in der englischen Flora sich nicht vorfinden. Von den in Britannien feblenden 431 schlesischen Pflanzen- arten gehören 69 den 57 ebendaselbst nicht vor- handenen Gattungen an, von den 525 in Schlesien fehlenden britischen dagegen 107 den gleichfalls fehlenden SS Gattungen an. Daraus ergibt sich, dass die meisten der fehlenden Gattungen fast auf gleiche Weise artenarm sind. In der britischen Flora haben unter den in Schlesien fehlenden Gat- tungen Cochlearia und Ophrys 5, Heleosciadium 3, Glaucium, Althaea, Ulez, Oxytropis, Petroselinum, Calamintha, Salicornia, Polypogon, jede zwei Ar- 522 ten, in der schlesischen Cytisus, Laserpitium, An- drosuce 3, Gypsophila, Echinospermum, Globularia, Xanthium, Gladiolus, Köleria zwei Arten. Die in Schlesien fehlenden britischen Pflanzen- arten bilden mebr als 53 der britischen Gesamnt- arten, die in Britannien fehlenden schlesischen da- gegen circa „% der ihrigen. Der Unterschied des Artenreichthums in den eiuzelnen Familien stellt sich theils in der vergleichenden Uebersicht der- selben dar, theils ist er schon Seite 517. und 518. ausgesprochen. Vertheilen wir die in Schlesien fehlenden bri- tischen Pflanzen nach den von Watson aufgestell- ten 9 Typusgruppen, so gehören von denselben 57 Arten dem atlantischen, 69 dem deutschen (d. i. des südöstl. Engl), 149 dem englischen, 103 dem allge- meinen britischen, 34 dem schotlischen Typus, 104 dem dex schottischen Hochlande, 5 dem hebridischen Typus an. Damit ist jedoch keineswegs ausgespro- chen, dass die in diese Abtheilungen gebrachten Pflanzen nicht auch in andern Gebieten gefunden werden, sondern nur, dass sie (in Grossbritannien) das Maximum ihrer Individuen in dem Gebiete ba- ben, nach welchem der Typus benannt ist. So fin- den wir unter den 520 in Schlesien fehlenden bri- tischen Arten nur 48 Pflanzenarten (und Formen), welche sich auf dem von Reichenbach so sehr erweiterten Gebiete der deutschen Flora nicht vor- finden: die übrigen 464 werden in demselben und zum grössten Theile in dem südwestlichen Theile 925 dieses Gebietes angetroffen, wodurch sich allerdings die britische Flor mehr der süd- und westeuropäi- schen Flora anschliesst, als die schlesische, was auch leicht durch die der pyrenäischen Halbinsel zugewandte Lage zu erklären ist. — Von diesen 453 in der deutschen Flora fehlenden Pflanzen ge- hören 'dem atlantischen Typus an: Meconopsis cambrica, Brassica monensis, Vicia laerigata, Ca- rum verticillatum, Physospermum cornubiense, Lo- belia urens, Erica ciliaris, Siblhorpia europaea, Ul- mus siricta, Scirpus Sarii. Dem schottischen Hochlande: Stellaria scapi- gera, Potentilla tridentata, Sazifraga denudala, elonyella, laeterirens, pedatifida, Hieracium denticu- latum, Salir petiolaris, Doniana, pelraea, propinqua, tenuior, laxiflora, Borreriana, phillyreifolia, vacci- nüfolia, proeumbens, Carex rariflora, phaeostachye, sticlocarpa, anyustifolia, Alopecurus alpinus. Die dem atlantischen Typus angehörigen sind meist aus artenarınen, die des schottischen Hochlands aus ar- tenreichen Gattungen, hier SGattungen und 23 Ar- ten, dort 12 Gattungen mit ebensoviel Arten; hier sind Gattungen mit vorwaltender polarer Verbrei- tung, dort mehr südliche Formen, welche nach N. zu an Artenreichthum verlieren. Dem hebridischen Typus gehören davon an: Orobanche rubra, Primula scolica, Eriocaulon (and ausserdem Ajuga pyramidalis, Avena planiculimis) ; dem dritischen Lepidium Smith, Hyperieum caly einum, Trifolium ornithopodioides, Oenanthe apü- 524 folia, Erythraea latifolia ; dem englischen überhaupt: Ulex nanus, Lotus angustissimus, Linaria repens, Statice spalhulata, Saliz ferruginea: dem scholli- schen: Fragaria calycina (oder ist damit Fr. col- lina gemeint”), Sanguisorba media, Ligusticum sco- ticum, Valeriana pyrenaica, Salie damascena, Da- ralliana, nitens; als dem deutschen angehörig wer- den noch Glaucium violaceum, Actinocarpus Dama- sonium, Saliz Woolgariauna angeführt, die aber die Flora ezcursoria nicht als deutsche Bürger aufführt. Es würde zu weit führen, alle übrigen der schlesischen Flora nicht angehörigen, aber als deul- sche Bürger in der Flora exeursoria aufgeführte Pflanzen hier anzugeben und wir begnügen uns mit Anführung der dem atlantischen und dem schot- tischen Hochlandstypus angehörigen, von denen die erstern den S. W., die letztern den hohen Norden Britanniens bezeichnen und diese Gegenden von der schlesischen wesentlich verschieden darstellen. (Schluss folgt.) I. Biographische Notiz. Die allgemeine Zeitung enthält einen Nekrolog des am 25. April d. J. zu Potsdam verstorbenen Geh. Regierungs-Raths Hecht, woraus wir folgende Data entnehmen, um dem in vielseitiger Erinnerung fortlebenden Manne auch in diesen Blättern ein kleines Denkmal zu errichten. Julius Gottfried Konrad Hecht wurde am 12. Juni 1771 in Halberstadt geboren und er- hielt seine erste Bildung theils auf dem dortigen 525 Dom-Gymnasiam, theils in Hamburg, wo er einen Oheim, den ‚königl. preussischen Geh. Rath und Residenten v. Hecht beerbte. Nach Beendigung der Universitäts-Studien in Halle und Göttingen be- gann er seine geschäftliche Laufbahn im November 1794, als Referendarius bei der damaligen kurmär- kischen Kriegs- und Domänen. Kammer in Berlin, und begleitete als Freiwilliger im Jahre 1802 den damaligen Landrath, jetzigen Ober - Präsidenten v. Vincke auf dessen Geschäftsreise nach Spanien, um die dortige Schaafzucht kennen zu lernen und die inländische durchVerpflanzung spanischer Schaafe zu verbessern. Im Jahre 1504 wurde er als Asses- sor bei der kurmärkischen Kammer angestellt, und im Jahre 1809, bei der neuen Organisation dieser Behörde als Regierung in Potsdam, zum Rath und Mitgliede derselben befördert. Im Jahre 1816 wurde er zum ersten Rathe bei der Regierung in Berlin ernannt, eine Stellung, die er aber bald wieder aufgab, um in die frühere, welche er als Schule seiner Entwicklung und durch engere freundschaft- liche Verhältnisse zu vielen seiner Mitglieder lieb- gewonnen hatte, zurückzutreten. Was er in seinen Amtsverbältnissen durch strenge Gewissenhaftigkeit und Ordnung, durch unerschütterliche Rechtschaf- fenheit und Gerechtigkeit, durch fördernde Arbeit- samkeit und überhaupt durch den Einfluss seines hellen Geistes, seiner vielseitigen Bildung und sei- nes wohlwollenden Herzens gewirkt hat, berubt in der Exinnernng derer, die ihm nahe gestanden ha- en 526 ben, ist aber auch höhern Orts gewürdigt und an- erkannt worden, indem er 1825 von des Königs Majestät zum Geheimen Regierungsrath ernannt, und ihm im J. 1532 der rothe Adler-Orden 3ter Klasse verliehen wurde. Angeregt durch jede neue Ent- deckung und Erweiterung des menschlichen Wis- sens, durch jede grösssere Erscheinung des sittli- chen und politischen Lebens, für seine intellectuellen Bedürfnisse und Erholungen kein Opfer scheuend, und die Kunst verstehend, selbst weite Reisen mit Hülfe der zugerommenen Erleichterung der Kom- munikationsmittel, in das kürzeste Zeitmaass zu- sammenzudrängen, wusste er es, ohne Hintenan- setzung seiner Dienstpflichten, möglich zu machen, dass er fast jährlich einen Ausflug in das Ausland unternehmen konnte, von dem er mit Erfahrungen und Beobachtungen bereichert und neu gestärkt wieder zurückkam. So ist von Spanien bis zu den slavischen Ländern, von Sieilien bis nach Lappland und zu den Orkney-Inseln hin, kein europäisches Land ihın fremd geblieben; viele hat er mehrmals besucht, und sieh auch die Hauptsprachen dersel- ben zu eigen gemacht. Diesen Reisen, deren Aus- beute durch eine umfassende Belesenheit noch ver- mehrt wurde und seinen Kenntnissen, besonders in der Botanik, verdankte er eine ausgebreitete Be- kanntschaft mit den bedeutendsten Repräsentanten dieses Faches und andern namhaften Männern, nicht bloss in Deutschland, sondern auch in Eng- land, Frankreich und andern Ländern. Seine Vor- \ 527 liebe für die Botanik schrieb sich schon von Ham- burg her; ohne je darin Unterricht genossen zu haben, erlernte er diese Wissenschaft durch Selbst- studium aus Büchern, vorzüglich aber durch den Umgang mit Botanikern und durch Naturanschanung. Wenn er auf seinen Reisen in eine Stadt kam, war die erste Frage: ob ein botanischer Garten vorhan- den sey; und wenn diess der Fall war, richtete er seinen ersten Gang dahin. Kein botanischer Gar- ten, meinte er, sey so unbedeutend, dass man nicht etwas daraus lernen könnte. Sein offenes, heiteres, freundliches, lebendiges Wesen machte ihn, nebst seiner Sachkunde, bei aller Botanikern, die ihn kennen lernten, beliebt, und erwarb ihm Hochach- ‚tung und Theilnahme, selbst bei Männern vom er- sten Range in der Wissenschaft, wie Rob.Brown und Hooker. Ohne auf botänische Gelehrsamkeit Ansprüche zu machen, hatte er sich doch einen treffenden Blick erworben; er kannte rasch und schnell eine Menge Pflanzen. Dr. Klotzsch hat, ihm zu Ehren, eine Pflanzengattung, aus der na- türlichen Ordnung der Bromeliaceen, Hechtia ge- nannt, und sagt im Anfange ihrer Beschreibung (Otto’s und Dietrich’s Gartenzeitung, 3. Jahrg. 1835. . 401): „er widme diese Pflanze dem Geh. Reg.- Rath Hecht, einem Manne, der seine Massestimden lediglich der Botanik geweiht, eine Anzahl botani- scher Expeditionen unterstützt, selbst fast ganz Eu- Fopa, aus Liebe zur Botanik, bereist habe, und da- durch zu einem ausgezeichneten Herbarium gelangt Sey, aus welchem er mit der grössten Liberalität mittheile, und so indirect mehr für Botanik thue, als Viele auf directem Wege vermögen.” *) Meh- *) Sein Herbarium besteht, nach einem von ihm selbst angefertigten Verzeichniss, aus ı87 Familien, bloss Phanerogamen und Filices, 2260 Genera, ungefähr 14,000 Species, die Hälfte der Species in mehreren, oft auf 5 und mehr aufsteigenden Exemplaren, 525 rere in- und ausländische Gesellschaften und Ver- eine hatten ihn als Mitglied aufgenommen, und bis zum letzten Jahre seines Lebens nahm er, wenn es der Zustand seiner Gesundheit immer verstattete, Theil an den jährlichen Versammlungen der Na- turforscher. Was er wusste, gab er gern einem Jeden her, welchem damit gedient war; die Beob- achtungen und Ergebnisse seiner Reisen legte er in den Briefen an seine Freunde nieder, oder sparte sie für die mündliche Unterhaltung auf, die mit ihm dadurch um so anziehender wurde. Dass er, durch Geist, Gewalt über die Sprache und Stoff-Reichthum gleich dazu befähigt, dennoch nie als Schriftsteller aufgetreten ist, liegt in der grossen Bescheidenheit, mit der er sich selbst und seine Leistungen beur- theilte, und dass ihm alle Sucht, sich vorzudrängen und zu glänzen, auch im-schriftstellerischen Wege von ganzer Seele zuwider war. Der vorwaltende Charakter seiner Natur bestand in heiterer, behag- licher Empfänglichkeit für alles Wahre, Gute und Schöne, wie sie nur aus dem glücklichsten Gleich- gewichte bedeutender intelleetueller Kräfte und des veichsten Gemüths hervorgehen konnte, Selbst un- ter dem Drucke körperlicher Leiden, bei anschei- »ender Verstimmung und Abspannung, erlosch diese Empfänglichkeit nicht. Sie bürgerte ihn, wenn er auch den ehelosen Stand für sich selbst vorzog, in die Familien seiner Angehörigen und Freunde ein, mit der wärmsten Theilnahme für Alt und Jung und benahın ihm jene Schroffheit, die den Einzeln- stehenden im Alter häufig abstossender zu machen pflegt. Bei einem so seltenen Verein von Eigen- schaften des Verstandes und Herzens, die ihn als Beamten und Menschen gleich achtungswerth mach- ten, war er eine Zierde des Collegiums, dem er angehörte, und ein Kleinod für seine Freundg, des sen Verlust ihnen unersetzlich ist. (Hiezu Beibl. 4.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 34: Regensburg, am 14. September 1837. L. Original - Abhandlungen. Vergleichung der schlesischen Flora mit der briti- schen, nach Warson’s Angaben. Von Dr. R: Schneiden €Schluss,) Da atlantischen Typus gehören ausser den schon genannten Pflanzen Coronopus didymus, Hul- chinsia pelraea, Draba aizoides, Arabis siricta; Mat- thiola sinuata, Reseda alba und fruticosa, Helian- themum gutlatum, polifolium, canum, Elatine hexan- dra, Oxalis corniculata, Trifolium resupinatum, Vicia hybrida, Rosa sepium, Wilsonii, Cotyledon Umbilicus, Sedum anglicum, rupestre; Forsterianum, Bupleurum Odontites; Daucus marilimus, Gnaphalium margari- taceum, *) Senecio squalidus, Campanula hederacea, Erica vagans,; Exacum filiforme, Barisia riscosa, Pinguieula lusitanica, Polygonum litorale,;, Euphor- bia Paralias; E: Peplis, Alisma natans, Trichonema Columnae, Scilla verna; autumnalis; Allium Ampe- loprasum,, Agrostis setacea, Briza minor, Cynodon Dactylon, Carex clandesiina an. Meistens südliche Formen: *) Ist von Hrn. Apotheker Neumann in Wünschelburg vor einigen Jahren im Klessengrunde am Glätzer Schneeberge gefunden worden ; ob verwildert? Flora 1837. 34. 530 Den schottischen Hochlanden gehören ausser den schon genannten noch folgende deutsche Bür- ger an: Thalictrum alpinum, Ranunculus alpestris, Subularia aqyuatica, Draba rupestris, incana, Arabis petraea, eiliala, Silene acaulis, Lychnis al- pina, Stellaria ceraslioides, Cherleria sedoildes, Oxy- tropis uralensis, eampestris, Aslragalus alpinus, Dryas octopetala, Potentilla alpestris, Sibbaldia pro- cumbens. Alchemilla alpina, Rosa caesia, Epilobium alsinifolium, Sazxifraga stellaris, aizoides, cernua, rivularis, hypnoidas, Cornus suecica, Prenantlcs hieraciifolia, Apargia Taraxaci, Hieracium pulmo- narium, cerinthoides, amplezicaulis, Saussurca alpina, Erigeron elpinus, Lobelia Dortmanna, Arbutus alpina, Menziesia coerulea, Azalea procumbens, Gen- tiana nivalis, Myosotis alpestris, Veronica fruticw losa, sazatilis, Polygonum viviparum, Oxyria reni- formis, Tofieldia palustris, Juneus balticus, casta- nıeus, tenuis? biglumis, triglumis, Elyma caricina, 28 Salices und 13 Carices, Phieum Michel, Ses- leria coerulea mit den schon genannten, Also mei- stens Alpenpflanzen und zwar der höhern Alpen- region, bis in welche unser schlesisches Gebirge bei seiner mehr südlichen Lage nicht aufsteigt, ob- gleich die schottischen Gebirge nicht ganz so hoch sind, ja viele dieser Pflanzen schon in niederen Regionen gefanden ‚werden, Die wenigen mit ge- sperrter Schrift gedruckten Pflanzen und einige Carices und Salices gehören der deutschen Ebene an, steigen aber in’s schottische Hoch- land einpor. 531 Von den in Britannien fehlenden schlesischen Pflanzenarten erstrecken sich über das deutsche Gebiet nach W. nicht hinaus, da sie in DeCan- dolles Botanicon gallicum von Duby nicht aufgezeichnet sind: Anemone patens, Ranuncuhıs Ulyrieus, Delphinium elatum, Aconitum tariegatum, Arabis Halleri, Barbaraea arcuata, Nasturtium an- ceps; Viola uliginosa , sylvestris, pratensis® Dian= thus arenärius, Silene nemoralis, chlorantha, Stel- laria Friesiana, Malva borealis, Lavatera thurin- giaca, Geranium macrorrhizon, böhemicum, divari- tatum, Evonymus verrucosus; Uylisus higricans, Melilotus dentata, Petitpierreana, Astragalus are- narius, Geum intermedium? Potentilla ' norvegica; Güntheri, pabula, salisburgensis; Alchemilla fissa, Epilobium virgatum, Sempervirum hirtum, Cnidium venosum, Conioselinüm Fischeri, Laserpitium tati- folium, Archangelica, Hacgquetid . Epipactis, Aspe- rula Aparinae; Tragopogen örientalis, Hieracium vulgatum? boreale, echioides, Seorzonera laciniata; Chondrilla juncea, Carlina acaulis, Güaphalium reclum? Senecio alpinus, rernalis, Inula germanica, Cineraria erispa, Centaurea arillaris, Campanula Lliüifolia, Erica herbacea, Pyrola chlorantha, Ledum palustre, Lycopsis pulla, Echinospermum deflezum, Verbascum phoeniceum, Scerofularia glandulosa, Pe- dicularis sudetiea, Stachys recta, Orobanche pallidi- flora, Primula minima, Androsace elongata, Amaran- tus adscendens, Atriplex :nitens, ‚Polygonum lawi- forum, Rumei eonglonierulus, Thesium montanum, L12 552 Pinus austriaca, Epipogium apkylium, Orchis in- carnala, Malaxis monophyllos, Gladiolus imbricatus? Hris sibirica, nudicaulis, Ornithogalum stenopetalum, Tofieldia calycuiata, Veratrum Lobelianum, Seirpus rodicans. Sie scheinen eine mehr östliche Verbrei- tung zu haben und darum der britischen Flora zu fehlen; bei mehreren derselben lässt sich auch das Herüberragen aus der ostenropäischen Flora nach- weisen. Das Fehlen der übrigen schlesischen Pflan- zen in der britischen Flora dagegen scheint weni- ger von der Längen - als vielmehr durch die Brei- tenverbreitung dieser Pflanzen bedingt zu seyn. Einige Pflanzenarten der beiden Floren schei- nen sich gegenseitig zu vertreten ‘oder zu reprä- sentiren. Die wichtigsten würden folgende seyn: Brit ann1A. Sıussia. Thalictrum alpinum. Thalietr. aquilegifolium. _ Majus. — ' angustifolium. Anemone apennina. Adonis autumnalis. Helleborus foctidus. Ranunculus alpestris. Anemone sylvestris, Adonis aestivalis, Helleborus niger. Ranunculus aconitifohus. Paparer hybridum. Corydalis lutea. — olavieulata. Isatis linctoria. Hutchinsia petraea. Lepidium latifolium. — Smithü. Arabis stricta. Paparver Argemene. Corydalis cava. — fabacea. Biscutella laevigata. Thlaspi. montanum. Farsetia ineuna. ‚Alyssum monlanum. ‚Arabis ulpina. BRITANNIA. Arabis petraea. — eiliata. — Tüurrita. Barbaraea praecox. Silene anglica. — conica. — italica. — acaulis. Elatine hezandra. Stellaria scapigera. — cerasioides. Cerastium telrandrum. Malva moschata. Lavatera arborea. Geranium nodosum. _ lueidum. O.ralis corniculata. Genista anglica. Ulex europaeus. — nanus? Dedicago denticulata. An maculata, Trifolium sublerraneum. _— glomeratum. O.rytropis campestris, Vicia lutea. — hybrida? > Lathyrus pisiformis. Orobus sylvalicus. 955 ı SILESIA. Arabis Halleri. — Gerardi, — arenosa. Barbaraea arcuata (vulg.) Silene gallica. — nemoralis. — chlorantha. — cerastioides. Elatine Alsinastrum? Stellaria viscida. — Friesiana. Cerastium brachypetalum. ‚Malva Alcea. Lavaltera thuringiaca. Geranium palustre. _— bohemicum. Oxalis strieta. Genista germanica. Cytisus nigricans. — capilalus. — supinus. Melilotus dentala. —_ Petitpierreana. Trifolium fragiferum, _ strialum. Astragalus arenarius. Vieia pisiformis. — .cassubica. Lathyrus tuberosus. Orobus vernus. H 554 j BRıranNIA, Dryas octopelala, . Fragaria. calycina, Potentilla alpestris. r— Fragariastrum, Alchemilla alpina. Epilobium alsinifolium. Tamariz galliea. Bryonia alba, Sedum dasyphyllum, — Tupestre, Sazifraga aizoides. — Tiypnoides. Bupleurum lenuissimum. Peucedanum officinale, Eryngium marilimum, Liyusticum scolieum. Lonicera Caprifolium, : Galium aristatum, — pusillum. Rubia peregrina, Sonchus palustris, Prenanthes hieracifolia, Apargia Tarazaci, Darkhausia foelida, Carduus tenuiflorus, Cnicus pralensis. Gnaphal. margarilaceum. _ gallicum, — Minimum. Senecio tenuifolius, SiILEs1A. Geum pyrenaicum. Fragaria collina. Potentilla aurea, —_ alba. Alckemilla fissa. Epilobium origanifolium, Myricaria germanica. Bryonia dioeca, Sedum Fabaria, — repens, . Sazxifraga Aizoon. — bryoides, Bupleurum longifolium. Peucedanum Oreoselinum. Eryngium planum. Laserpiliun Archangelica. Lonicera nigra. Galium sylvalicum, — sylvesire. Asperula arvensis, Sonchus asper ? Prenanthes purpurca. Apargia hastlis. Barkhausia hispida, Carduus crispus. Cnicus rivularis. Gnaphalium arenarium, — montanum. _ arvense. Senecio erucifolius. Brıransıa. Senecio paludosus. Aster Tripolium. Limbarda crithmoides. Cineraria campestris, DoronicumPardalianches. Pyrethrum maritimum. Centaurea nigra. Erica vagans. Chlora perfoliata. ÜCynoglossum sylvaticum. Verbasc. pulverulentum. Linaria repens. Scrofularia Scorodonia. Digitalis purpurea. Veronica sazatilis. Teuerium Chamaedrys. Betonica officinalis. Calamintha Nepeta. Scutellaria minor. Orobanche rubra. Cyclamen hederifolium. Primula scotica. _ farinosa, Stalice reticulata. Plantage Coronopus. Amarantus Blitum. Atriplex litoralis. — laciniata. Beta maritima. Salicornia herbacca ? 335 SILESIA. Senecio vernalis. Aster salignus. Inula germanica. Cineraria crispa. Doronicum scorpioides. Pyrethrum corymbosum. Centaurea phrygia. Erica herbacea. Sırertia perennis. Omphalodes scorpioides. Verbascum phlomoides. Linaria arvensis. Scrofularia glandulosa. Digitälis ochroleuca. Veronica bellidioides. Teucrium monlanum. Betonica stricta. Nepeta nuda. Scutellaria hastifolia. Orobanche pallidiflora. Soldanella alpina. Primula minima. Androsace Chamaejasme, Globularia vulgaris? Plantayo arenaria, Amaranlus adscendens. Atriplex nitens. —_ rosea. Blitum rirgatum. Polycnemum arvense ? 556 PRITANNIA. Euphorbia hiberna. Ulmus monlana. Orchis fueed. Epipactis yrandiflora. Malasxis paludosa. Iris foetidissima. Leucoium aestivum. Ruscus aculeatus. Anthericum serolinum. Scilla verna, — aultumnalis. Allium Ampeloprasum. Fritillaria Meleagris, Tofieldia palustris. Potamogeton oblongus Luzula arcuala. Juncus compressus, Cyperus longus. Heleocharis multicaulis. _ fuitans. Eriophorum pubescens. Agrostis selaceg, Poa marilima. Bromus diandrus. Bromus tvelutinus. Sırzsta. Euphorbia duleis, Ulmus effusa. Orchis coriophora, Epipactis pallens, Malaxis monophyllos., Iris graminea. Leucoium vernum. Streptopus amplezifolius, Anthericum Liliago. Seilla amoena. — bifelia. ‚Allium Scorodoprasum, Lilium Martagon. Tofieldia calyculata. Potamageton trichodes, Luzula spadicea, Juncus Tenageja, Cyperus flavescens. Heleocharis uniglumis, — orata ? Eriephorum alpinum, Agrostis supestris. Poa spectabilis. Bromus tectorum. — palulus. Werden zu diesen 128 einander in beiden 6s- bieten entsprechenden Pflanzenarten die neun schle- sischen Salices als eine gleichgrasse Zahl der bri- tischen Salices vertretend, ferner die 23 schlesischen Carices als Stellvertreter einer gleichgrossen Zahl 337 der 25 britischen Carlces angenommen, weil die Arten dieser beiden Gattungen in ihrem Gesammt- aussehen mit einander sehr übereinstimmen, so er- halten wir im Ganzen 160 Pflanzenarten in beiden Fioren, welche sich sehr ähnlich sehen, nnd durch welche also der Pflanzencharakter beider Länder nur wenig verändert werden würde; ja es liesse sich leicht die Zahl der ähnlichen Pflanzenarten noch vermehren. Es blieben also nur 365 Pflanzen- arten für Britannien und 271 für Schlesien übrig, welche unter sich sehr verschieden auf die Ver- änderung des Pflanzenaussehens wirken könnten; diese wird aber nur unbedeutend seyn, weil die meisten dieser Pflanzen nieht zahlreich in: ihren Individuen sind. Die Gattungen Anemone, Ranın- culus, Aconitum, Papaver, Cardamine, Viola, Dian- thus, Geranium, Potentilla, Epilobium, Asperula, Dipsacus, Hieracium, Scorzonera, Cnicus, Gnapha- tium, Senecio, Campanula, Gentiana, Veronica, Sal- via, Pinus, Orchis, Iris, Ornithoyalum, Allium, Scir- pus, Festuca, Poa sind in Schlesien, die Gattungen Lepidium, Draba, Brassica, Sinapis, Helianthemum, Silene, Arenaria, Hypericum, Rosa? Pyrus, Sedum, Sazifraga, Oenanthe, Galium, Lactuca, Anthemis, Lithospermum. Mentha? Teucrium, Primula, Statice, Chenopodium, Atriplex, Rumex? Euphorbia, Ulmus, Salix, Ophrys, Crocus, Nareissus, Polamogeton, Juncus, Carex, Phleum, Triticum, Bromus dagegen in Britannien artenreicher. Das Verhältniss der Gattungen und Arten zu den Familien ist oben 558 \ schon angegeben. Es scheint, dass die Pflanzen mit mehr ausgebildeten Blumen in Britannien zurück-, in Schlesien mehr hervortreten (Ranuneulacese, Compositae, Campanulaceae, Asphodeleae, Violariae), die mit minder ausgebildeten dagegen dort vorherr- “schender würden (Amentaceae, Chenopodiaceae, Polygoneae, Euphorbiaceae, Potameae, zum Theil auch Gramineae und Cyperaceae), was wohl aus dem lichtärmeren, aber Juftfeuchteren Klima za erklären wäre. Die Zunahme der Sarifragen be- zeichnet den mehr polaren, die der Cruciferen den alpinen und maritimen Charakter; die Coniferae werden durch die Salices vertreten, weil für jene die höchsten Wärmegrade des Sommers zu gering, die Luft zu feucht ist; merkwürdig ist das geringere Artenverhältniss der Ranuneulaceae in der britischen gegen das in der schlesischen Flor, weil die Ranun- eulaceae in der relativen Artenzabl nach den Polen hin zunehmen; vielleicht ist es erklärlich durch die zur nördlichen Lage verbältnissmässig grössere Ar- tenmenge des Landes, wodurch natürlich die rela- tive Zahl der Ranunculaceae zurücktreten muss; ihr scheint die Zunahme der Rosaceae in Britan- nien zu entsprechen; die grössere Menge der Um belliferae wird wohl durch die maritime Lage be- dingt, dasselbe gilt von den Plumbagineae. Was die Verbreitung der Pflanzen in beiden Ländern nach Regionen. betrifft. so finden wir im Allgemeinen die meiste Aehnlichkeit zwischen der schlesischen Ebene mit der mitielenglischen, nach * 339 Abzug der Küstenpflanzen, da die südliche und westliche schon mehr südliche Pflanzen zeigt. Die Waldbäume der Ebene sind Eichen und Eschen, weniger Buchen. In den einzelnen Regionen Bri- tanniens steigen die Pflanzen tiefer herab, als wir sie in den schlesischen herabsteigen sehen und es treten uns schon in der britischen Hügelregion, wohl auch bewirkt durch das feuchtere Klima, weit mehr alpine und subalpine Pflanzen entgegen als in Schlesien, z.B. Sazrifraga alzoides, stellaris, Alche- milla alpina, Oxyria reniformis u. a. m. — Beson- ders bezeichnet ist die Hügelregion durch Erieinze und Cyperaceae, welehe alle übrigen. Pflanzen: ver- drängen; Birken und Kiefern sind die vorherrsehen- den Waldbäume, während Tannen und Fichten und zum Theil Buchen in Schlesien in dieser Re- gion vorherrschender werden. Calluna steigt noch in Britannien bis in die subalpine Region empor, wo sie bei uns schon früher verschwindet: die Pflan- zen der englischen Alpenregion sind von den schle- sischen Alpenpflanzen zum grössten Theile verschie- den. Ueber die Verhältnisse der einzelnen Pflan- zenfamilien in Schlesien bei verschiedener Höhe liegen keine Vorarbeiten vor; ein specielleres Ein- gehen in die Vergleichung der einzelnen Regionen der beiden Floren nach den ihnen eigenthümlichen Pflanzen erlauben die Grenzen dieses Aufsatzes nicht, auch besitzen wir noch zu wenig genaue Bestimmungen über die oberen und unteren Gren- zen der schlesischen Pflanzenarten. Möchten sich dazu, wie auch zur Untersuchung und Bestimmung der gegenseitigen Verhältnisse der Pflanzen in den verschiedenen Regionen für viele Gebirgsgegenden Schlesiens Arbeiter finden. 540 Zahlenverhältnisse der britischen und schlesischen Flora. 1. Die Zahlen der Gattungen und Arten. En. nn BRITANNIEN SCHLESIEN Familien. _— — Gar. | Art. Gatt. | Art. | Compositae 45 |, 134 45 | 146 | Gramineae 39 115 34 Jı05 | Cyperacege 9 92 8 85 Amentaceae 10 55 8 41 Rosaceae 19 72 16 65 "Cruciferae 30 v0 23 | .57 Papilionaceae 18 65 0 65 Umbelliferae 39 64 34 52 - Caryophylleae 14 59 4| 5 Lobiatae 23 53 22 5% Scrofularinae 12 46 14 53 Orchideae 13 36 12 34 Ranunculaceae ı4 32 14 46 Junceae 3 36 3 23% Polygoneae 3 25 5 24 Borragineae 10 23 12 24 Fluviales 5 22 4 18 Rubiaceae 4 20 3 18 Ericaceae -9 20 ie) 17 Sazifrageae 2 19 pP 12 Primulaceae S 18 8 16 Geraniaceae 2 16 4% 15 | Euphorbiaceae 3 16 2 14 | | Asphodeleae 6 16 61.23 | Crassulaceae 5 15 3 12 | Campanulaceae 3 13 3] 16 | Onagrariae 4 13 4 17 | Gentianeae 6 13 5 14 Caprifoliaceae 5 12 5 11 | Familien. BRITANNIEN SCHLESIEN 541 Gatt. | Art. Solaneae Hypericinae Valerianeae Violariae Orobancheae Fumariaceae Illeceöreae Plantagineae Ulmaceae Irideae Smilaceae Malvaceae Halorageae Dipsaceae Lentibulariae Alismaceae Papaveraceae Lineae Grossulariae Conrolvulaceae Urticeae Amaryllideae Typhinae Resedaceae Cistinae Droseraceae Plumbagineae Nympheateae Tiliaceae Celastrinae Lythrariae Coniferae Juncagineae Acerinae Ocalideae ya 3 CO 1 Gb RO a RO Ted eb ID CO CE RO eb ee O E e ETERD I I a BKROSHRRHSARAPHTLANITLTARRRAETESTTTT DS 12 Web ea O0 RD 5 eb De De OD CD OTTO ID I BODEN RSTH ATI | 542 BRITANNIEN SCHLESIEN Familien. Gatt. | Art. Gatt. | Art. Rhamneae Ceratophylleae Araliaceae Lobeliaceae Oleinae Apocyneae Thymelaceae Asarinae Hydrocharideae Tulipaceae Melanthiaceae Aroideae Polygaleae Frankeniaceae Berberideae Balsamineae Rutaceae Tamariscinae Cucurbitaceae Portulaceae Loranthaceae Asclepiadeae Rhodoreae Polemoniaceae Verbenaceae Glodulariae Amarantaceae Santalaceae Eleagneae Eimpetreae Tameae Eriocauleae pub pub pub Dei mh a Cd pe eb CC pe eb ee DD OO de om Sie Def fe je fe de RD SO ID Se OD 1 I ID 2 2 2272202 220202 SUR gg Sy SRERERECHCECHCEUHCH ECHT Ä ee ee eg SZ UETEZCZCECECHTSCECHCRCHUHTG 543 2. Die Zahlenverhältnisse der Arten in den einzelnen Familien zur Gesammtartenzahl der Flora. . SILESIA Compositae 1 n 1:9 Gramineae 1 13 1: 33 Cyperaceae 1 16 1: 16 Amentaceae 1 18 1: 32 ı Rosaceae 1 19 1: 9% Cruciferae 1 21 1: 24 Leguminosae 1 22 1: 39 Umtelliferae ı 23 1: 35 Caryophylieae 1 26 1: 24 Labiatae 1 29 1: 95 Serofularinae 1 33 1: 236 Orchideae 1: 41 1: 40 'Ranunculaceae 1: 42 1: 38 Junceae 1 54 1: 54 . Sazwifrageae 1:80 1: 113 Chenopodieae 1 61 1: 75 Borragineae 1: 63 1: 56 Polygoneae 1:66 1:68 | Liliaceae 1: 66 1: 48 ERubiacceae 1 72 1: 5 Ericinae 1 76 1: 79 Primulaceae ı so 1: 9 Euphorbiaceae 1: 89 1: 97 Potameae 1 91 1: 9 Geraniaceae 1 95 1: 9% Crassulaceae' 1: 9 1: 113 Gentianeae 1: 101 1: 9 Onagrariae 1: 115 1:5 Campanulaceae 1: 115 1: 85 Solaneae 1: 126 1: 116 Papareraeeae 1: 131 1: 339 Hypericinae 1: 131 1: 225 Caprifoliaceae 1: 131 1: 123 Alismaceae 1: 169 1: 235 Violariae 1: 190 1: 104 Valerianeae 1: 190 1: 235 Orobancheae 1::190 1: 2370 *) Anmerk. Die Compositae bilden in Britaunien ıfıı, in Schlesien 1/9 der Gesammtartenzahl. ‘ 544 Asparageae 1: 190 Paronychieae 1: 217 Irideae 1: 217 Fumariaceae 1: 253 Malvaceae 1: 253 Grossularieae 1: 305 Dipsarsae 1: 253 Lentibulariae 1: 253 Typhaceae 1: 305 Cistinae 1: 379 Lineae 1: 305 Halorrhageae 1: 305 Convolvulaceae 1: 305 Plumbagineae 1: 305 Plantayineae 1: 305 Urtliceae 1: 305 Lemnaceae 1: 379 Coniferae 1: 500 Nymphaeaceae 1: 506 Resedaceae 1: 506 Droseraceae 1: 506 Tiliaceae ° 1: 506 Celastrinae 1: 506 Lythrariae 1: 506 Jasmineae 1: 506 Berberideae 1: 759? Acerinae 1: 759 O.ralideae 1: 759 Rhamneae 1: 759 Ceratophylleae 1: 759 Frankeniaceae 1:759? Lobeliaceae 1: 759 Apoeyneae 1: 759 Thymelaeae 1: 759 Aristolochiae 1: 759 Hydrocharideae 1: 759 Colchiaceae 1: 759 Aroideae 1: 759 Polygaleae 1: 1517 Species. Seeeeindininäsänkskslnksksisinksinkninkuknknänkeke 0. rar on se 3 350 675 675 675 675 450 450 - Balsamineae u, s, w. alle mit. einer Allgemeine botanische Zeitung, Nro. 35. Regensburg, am 21. September 1837. I. Original- Abhandlungen. Untersuchungen über den Mittelstock von Tamus Elephantipes L.; von Prof. Dr. Hugo Mohl in Tübingen. *) Ba vielen, . besonders monocotyledonischen Gewächsen sehen wir den unteren Theil ihres Staınmes in Beziehung auf äussere Förm, inneren Bau und Lebensdauer gänzlich verschieden von dem oberen Theile desselben. Dieser untere Theil ist nämlich mehr oder weniger knollenartig verdickt, er zeigt meistens ein schwaches Wachsthum in die Länge, besitzt häufig eine mehr oder weniger ge- neigte oder eine vollkommen horizontale Richtung, ist häufig unter der Oberfläche des Bodens verbor- gen, seine Blätter sind selten vollkommen ausgebil- det, sondern erscheinen meistens unter der Form von Schuppen, in seinem reichlichen Zellgewebe — *) Nachstehende Abhandlung ist ein Abdruck einer unter demselben Titel erschienenen ‚„‚Inaugural- Dissertation, welche’ zut Erlaugung der Doctor-Würde in der Medi- ein und Chirurgie unter dem Präsidium ven Hugo Mohl, Dr. der Medicin und Chirurgie, ord. Prof. ® der Botanik, in December 1856 der ütlentlichen Prü- fung vorlegt Cari Joseph Enderle von Aulendorf.” Flora 1857. 35, M m \ 546 ist eine grosse Menge von nährenden Substanzen, Amylum, Schleim u. dgl. niedergelegt. Dieser untere Theil des Stammes, welcher im Allgemeinen mit dem Ausdrucke des Caudex inter- medius, und nach den Verschiedenheiten seiner Form, nach der grössern oder geringern Ausbildung seiner Blätter u. s. w. mit den Ausdrücken des Bulbus, Tuber, Bulbo-tuber, Rhizoma ete. bezeichnet wird, und welcher früher, als die Organographie der Gewächse noch in ihrer Kindheit lag, beinahe durchgängig zu der Wurzel gerechnet wurde, be- sitzt meistentheils eine vieljährige Dauer, und treibt alljährlich einen oder mehrere oberirdische, theils nur mit Blüthen besetzte und alsdann Scapus ge- nannte, oder mit Blättern und Blüthen besetzte ein- jährige Stengel. Der Umstand, dass diese Stengel, auch wenn sie neben den Blüthen mit Vegetations- blättern besetzt sind, nach einmaligem Fruchttragen absterben, nähert dieselben der Inflorescenz (d. h. dem bloss mit Fructifikationsblättern besetzten Theile des Stammes) und es liegt darin, dass der Stamm der mit einem Rbizome versehenen Gewächse unter einer gedoppelten Form auftritt, durchaus kein Widerspruch gegen die Annahme, dass jene Rhi- zome als Stamm zu betrachten seyen. Es folgt nämlich hieraus noch nicht, dass diese Pflanzen zweierlei ganz verschiedene Stämme besitzen, son- dern bloss, dass die verschiedenen Theile eines und desselben Stammes eine verschiedene Lebens- verrichtung besitzen, etwa auf ähnliche Weise, wie SAT. sich die;mit Blüthen ‚besetzten Achsen von den.mit. Vegetationsblättern. besetzten Theilen. des Stammes, unterscheiden, ‚ohne desshalb aufzuhören, "Theile, desselben Stammes zu, seyn. - Bei den meisten dieser knollenartig verdickten Stämme ist ihre Stammnatur leicht an dem Umstande zu erkennen, dass sie mit wirklichen ausgebildeten Blättern, oder doch mit mehr oder weniger blatt- ähnlichen Schuppen besetzt sind, . welche bei der Ausbildung der Stammspitze zu einem oberirdischen, mit Blättern ‘und Blüthen ‚besetzten Stamme einen allmähligen Uebergang in. wahre Blätter . zeigen, z. B. bei den meisten Zwiebeln, oder aus deren Achseln die Knospen bervorbrechen, welche: theils zur Vergrösserung, theils zur Erneuerung des knol- lenartigen Stammes selbst dienen, wenn sein Länge- wachsthum durch Entwicklung seiner Spitze zu einem blüthentragenden oberirdischen Stamme für immer abgeschnitten ist, z. B. bei einer Iris, oder wenn der knollenartig verdickte Stamm selbst durch die Fruchtentwieklung erschöpft zu Grunde geht, wie dieses bei den meisten Zwiebeln der Fall ist. Die Stelle, an welcher diese Knospen hervorbrechen, ist sehr verschieden, bald liegen dieselben gegen die Spitze des Rbizomes zu, 'und in diesem Falle bildet der aus .den Knospen entstehende Ast. eine deutliche Verzweigung oder auch scheinbar eine unmittelbare Fortsetzung des Stammes in. seiner Längenachse, indem in diesen Fällen der unterhalb des Ansatzpunkies der Knospe liegende Theil des Mm? 548 Stammes 'sich'noch kürzere oder längere Zeit lebend erhalten kann;: oder: es brechen die Knospen in der Achsel der unteren Schuppen -des Stammes hervor, was zur Folge hat, dass der alte, knollen- artig verdickte Stamm Aabstirbt, und seine Stelle durch die neugebildeten Knospen ersetzt wird, wie diess meistens bei den Zwiebeln der Fall ist. Ausser dieser Prodüktion von regelmässigen, in der Achsel von Blättern oder Schuppen sitzen- den Knospen kommt diesen verdickten Stämmen in hohem Grade die Fähigkeit Adventivknospen za erzeugen zu, Obgleich diese Fähigkeit eine Eigen- schaft eines jeden mit einer hinreichenden Menge saftigen Zellgewebes versehenen Pflanzentheiles ist, so findet sie sich doch bei jenen knollenartigen Stämmen in besonders 'hohem Grade, weil diesel- ben nicht nur. ein reichliches, parenchymatoses, saf- figes Zellgewebe besitzen, sondern hauptsächlich, weil in denselben eine grosse Menge von Nahrungs- stoffen niedergelegt ist, welche das zur Bildung der Adventivknospen nöthige Material liefern, und auf deren Kosten der knollenförmige Stamm lange Zeit leben kann, bis die neugebildete Knospe Blätter $etrieben hat und zur Ernährung selbstthätig mit- wirken kann. Die Leichtigkeit, mit welcher solche knollenförmige Stämme Adventivknospen entwickeln, bietet ein gutes Mittel dar, um manche solcher Pflanzen, welche geringe Neigung zur Verästelung haben, künstlich zu vermehren, z. B. Cylamen, in- dem man nur nöthig hat, den kollenförmigen Stamın « 549 ‚durch senkrecht von seiner Spitze gegen seine Ba- sis geführte,. tief eindringende Einschnitte in ein- zelne Abtheilungen (welche man anfänglich nach an der Basis des Stammes in Verbindung lässt) -zu trennen, um jede dieser Abtheilungen zur Ent- wicklung einer Adventivknospe zu. nöthigen. Unter diesen knollenartigen. Stämmen erregt nicht leicht einer die Aufmerksamkeit in so: hehem Grade, als der von Tamus Elephantipes L.,.-wel- cher nicht bloss durch seine Grösse, durch, seine sonderbare Form, sondern hauptsächlich dureh.-die Art und Weise, auf welche. sich seine jährigen, Blüthe tragenden: Stengel entwickeln, beinahe ‘von allen ähnlichen Bildungen auf das Auffallendste abweicht. om Der Umstand, dass in den botanischen Gärten von Stuttgart und Tübingen diese Pflanze vor eini- gen Jahren in guösserer Menge aus Samen erzogen worden war, verschaffte mir die Gelegenheit, ei- nige Untersuchungen über dieselbe anstellen zu können, deren Resultat der. Mittheilung nicht un- werth zu seyn scheint. Leider hatte ich keine Gelegenheit, die ersten Entwicklungsstufen des keimenden Pflänzchens be- obachten zu können, indem die jüngsten Exemplare, welche mir zur Untersuchung zu Gebote standen, bereits dreijährig waren und die Samen, welche ich, um die Keimung beobachten zu ‚können, aus- säete, sich nicht mehr entwickelten. So viel ist jedoch den Aussagen der Gärtner nach gewiss (und 550 nach der Keimung:'von Tamus communis zu schlies- -sen, auch wahrscheinlich), dass die keimende Pflanze {m ersten Jahre noch keinen mit Blättern besetzten ‘Stengel treibt, sondern ilire ganze Vegetationskraft ‚auf Ausbildung eines knolligen Stänmehens ver- wendet, welches- im ersten Jahre weisslich und völtig glatt ist, und etwa die Grösse einer Hasel- nuse erreicht. Ob nun dieser knollenartig verdickte -Stamm aus dem untersten Internodium, oder ob er, "wie es bei Tamus communis nach den Untersuchun- gen von Dutrochet*) der Fall: zu seyn scheint, aus dem zweiten Internodium des Keimpflänzchens ‘sich entwickelt, bin ich aus dem angegebenen Grunde nicht im Stande anzugeben: in jedem Falle ent- wickelt er sich dureh Anschwellung eines einzigen ‚Internodium, indem man an demselben durchaus keins Spuren von Blättern, Schappen oder dgl. bemerkt. j u Bei der dreijührigen Pflanze hat der knollen- avwtige Stamm etwa die Grüsse einer Wallnuss er- reicht, besitzt bald eine mehr längliche, bald eine mehr abgeplattete Form, seine Basis ist flach. Das 'ursprüngliche Würzelchen, welches den Mittelpunkt dieser untern Fläche einnahm, ist, wie dieses bei .den Monocotyledonen Regel ist, abgestorben , und durch einen Kranz von Faserwürzelchen ersetzt. welche anf. dem Rande zwischen der untern Fläche und den Seitenflächen des Knollens stehen. Die *) Nonvelles annales du Museum. Tom. IV, p. 169. etc 991 Rindensubstanz des Knollens ist saftig, hellbraun und glatt; bei solchen Knollen, welche ein unge- wöhnlich starkes Wachsthum zeigten, fing sie an, unregelmässig auf ihrer Oberfläche einzureissen. Aus der Spitze des Knollen war ein kleines, mit wenigen Blättern besetztes Stengelchen hervor- gewachsen, Zur genaueren Untersuchung wählte ich einige, etwa acht Jahre alte Stämme, welche einen Durch- inesser von ungefähr drei Zoll besassen, deren Rinde bereits die bekannten unregelimässig eckigen Her- vorragungen sehr ausgebildet besass und deren beblätterter Stamm ungefähr eine Elle lang war. Bei diesen zeigte die untere Fläche eine ‚flache schüsselfürmige Vertiefung und ging mit einem ab- gerundeten Rande in die Seitenflächen über. Auf der Grundlläche selbst sassen keine Wurzeln, wohl aber sah man noch in (jeduch nicht regelmässig) eoneentrischen Kreisen die Spuren von früher auf derselben vorhandenen Wurzeln. Dagegen sass auf dem Raude der Grundfläche eine ziemliche Menge von unregelmässig und ziem- lich stark verästelten Faserwurzein. Auf der Spitze des Knollens befand sich der vegetirende Stengel, und neben diesem die Ueberreste der Stengel der 3— 4 letzten Jahre. Theilt man einen solchen knollenförmigen Stamau durch einen senkrechten Schnitt in seiner . Mitte, »0 sicht man, dass die hauptsächlichste Masse des- selben parenchymatoses, ungelähr von der Consi- "552 "stenz einer Kartoffel und weissgelblich gefärbt ist. Die Hervorragungen, welche die ganze tonvexe Fläche des Knollen bedecken, bestehen aus einer trockenen, braunen, korkähnlicken Masse, und sind durch eine scharfe ’Grenzlinie vom inneren beleb- ten Theile des Stammes geschieden, ganz: auf ähn- liche Weise, wie der Kork einer Korkeiche auf ‘dem belebten Theile der Rinde aufsitzt. Die Spal- ten, welche die Korkmasse in die zapfenförmigen Hervorragungen trennen, deingen bis zum belebien Theile der Rinde ein. Die Korkmasse ist anf der oberen Fläche des Knollens am dicksten, verdünnt sich allmählig gegen den unteren Rand desselben hin und überzieht die Grundfläche nur in Form einer, etwa + Linie dicken braunen Haut. Unter- halb der Korkmasse liegt auf dem ganzen convexen Theile nnd auf der Grundfläche des Stammes eine etwa eine Linie dicke Rinde, welche von der inne- ren Substanz durch eine zarte, etwas dunklere Linie geschieden wird, und nach aussen zu, beson- ders an denjenigen Stellen, an welchen die Risse der Korksubstanz bis auf den belebten Theil ein- dringen, grünlich ist. An dem Rande, welcher die Grundfläche mit den eonvexen Seiten des Starn- mes verbindet, wird die Trennungslinie zwischen Rinde und dem inneren Parenehyme weniger deut- lich, und verschwindet auf der Grundfläche völlig, auf welcher zwar ebenfalls noch die Rinde von dem Pareuchyme des Centralkörpers verschieden ‚ist, sich aber mehr durch verschiedene Färbung 353 unterscheidet,‘ als dureh eine seharfe "Trennungs- linie von: ihm: geschieden. ist. Be Die Rinde ist durchaus pärenchymatos, und es lieg&n in ihr keine Bastbündel oder: Gefässbündel. In der mittleren, parenctiymatosen Subtanz dagegen erkennt ınan, jedoch nar mit einiger Mühe, Gefäss- bündel,. welche jedoch nicht unter der Form von festeren Fasern, sondern nur als weissere Streifen erscheinen, und desshalb ‘schwer zu verfolgen sind. Etwas dentlicher erscheinen- dieselben, weiin man den Stamm: eine Zeitlang. in Wasser macerirt, oder wenn man ihn eintrocknen lässt‘; indem: sich als- dann das Parenchym stärker, als die Gefässbündel zusammenzieht. - Diese Gefässbündel bilden eon- eentrische: Sehichten (gleichsam Jahresringe),, wel- che ‘untereinander durch viele Verbindungszweige zusammenbängen, oben in der Mitte des Stammes unterhalb der Stelle, an. welcher die Knospen stehen, zusammenlaufen und daselbst ein unregelmässiges, auf das Mannigfachste. verflochtenes, beim Durch- schneiden eine ziemlich holzige Consistenz zeigen- des Netz bilden, welches mit den Gefässbündelu des beblätterten Theiles‘ des Stammes in Verbin- dung steht. An der Spitze des Stammes stehen der be- blätterte Stengel des gegenwärtigen Jahres, die unteren !Fheile der Stengel der letzten 3 oder 4 Jahre und die Knospen, aus denen sich in den nächsten Jahren die Stengel eutwickeln sollen, dicht gedrängt zusammen. Unterhalb dieser Stelle macht 554 ‚der. eben. bemerkte -dunklere Streifen, welcher .die Grenze zwischen der Rinde und dem Mittelkörper andeytet, eine Einbiegung nach innen, unter wel- cher..die Färbung des parenchymatosen Mittelkör- ‚pers. ginen etwas dunkleren gelblichen Ton als an ..den übrigen Stellen zeigt, welcher seinen Grund iu der. Anhäufung von vielen Gefässbündeln an dieser Stelle ‚hat. Die abgestorbenen Stengel der früheren ‚Jahre nehmen, wie sie.die Rinde erreichen, einen . bedeutend kleineren Durchmesser an und reichen ‚mit diesem conischen Ende bis gegen: die dunkle . Trennungslinie der Rinde yon dem Centralkörper „kin nnd, fliessen hier mit dem Centralkörper zu- „sammen. ‘An ihrer Austrittsstelle aus der Rinde sind. sie von einigen dicken, spitz zulaufenden . Schuppen umgeben: Wenn man im. Winter (No- vember oder ‚December) die Untersuchung anstellt, ‚also zu einer Zeit, iu welcher der beblätterte 'Theil _ des Stammes seinem Absterben nahe oder bereits abgestorben ist, so findet man neben den abgestor- .benen und dem noch :vegetirenden Stengel eine -noch ziemlich unentwickelte Knospe, welche inner- „halb, zweier ringförmiger Schnppen das Rudiment des im nächsten Jahre zur Entwicklung kommen- den Stengels enthält und welche auf der Trennuägs- linie der Rinde vom Centralkörper aufsitzt. Noch tiefer, aber ebenfalls auf dieser Linie anfsitzend, findet sich kaum erkennbar die Kuospe, die erst im zweiten Jahre zur Entwicklung kommen soll. ‚Die mikroskopische Untersuchung des knolligen 555 Stammes zeigt, dass seine:Hanptmasse aus einem dünnwandigen, parenehymatosen Zellgewebe' be- steht, dessen Zellen in. der Mitte der Grundfläche und im Centrum des Stammes regelmässig dode- 'eaödrisch ‚und nicht in bestimmte Reihen gestellt sind, kurz eine wirkliche Marksubtana. darstellen. Von diesem Centralpunkte laufen die übrigen Zel- len in strahlenförmig divergirenden Reihen auswärts und aufwärts gegen die Oberfläche des Stammes hin. In den, einzelnen Reihen stehen die Zellen mit geraden Scheidewänden übereinander; sie haben meistens eine sehr. regelmässige :Form,. und sind zum Theil etwas in die Länge gestrekf. Auf. diese Weise verlanfen die -Zellenreihen bis zur Rinde, ihre äussersten Lagen sind sehr zarthäutig, mehr breit als lang, und enthalten keine Amylum-Körner, weiche in den übrigen Zellen häufig sind, kurz ihr ganzes Aussehen zeigt, dass sie jünger und erst in ihrer Ausbildung begriffen sind. Indem diese Zellen durebscheinender als die übrigen sind, er- scheint: die aus ihnen. gebildete Schichte auf dem Durclischnitte des Stammes dunkler, als die übrige mit Amylum erfüllte Substanz. Auf der Grund- fläche des Stammes fehlt dieser scharfe Unterschied zwischen der mittlern Substanz und der Rinde, und es verlaufen sich beide allmählig in einander. Die Zellen de» Rinde sind ebenfalls in der Richtang von innen nach aussen etwas in die Länge gezogen, sie besitzen jedoch nicht die vollkommene regelmässige Form wie. die Zeilen des Mittelkörpers und enthalten kein Amylum. 556 .. Die ‚braune .Korklage, welche die Rinde be- „deckt; stimint in ihrem-Bane mit dem Korke der „.dieötyledonen Bäume, z. B. der Korkeiche vollkom- nen überein, Auf der. Grundfläche des Stammes besteht die Korklage:-nur.aus wenigen ‚Schichten ‚tafelförskiger Zellen, ‘welche in senkreeht auf die Oberfläche: des; Stammes gestellten Reihen liegen. Die äussersten Schichten sind braun und abgestor- -ben, die innerste an. die Rinde anstossende Schichte ist" saftig, ungefärbt oder gelblich, :besonders gegen ihren äusseren ‚Rand 'zu. Einzelne Parthien der Korklage, welehe die Grundfläche des Stammes -überzieht, bestehen, wie dieses auch bei dem Korke vieler dicotyledoner Bäume der Fall ist, aus dick- -wandigen, punktirten, harten Zellen. Die dicke .Korklage, welche den convexen Theil des. Stam- mes :überzieht, ist auf dieselbe Weise, wie der Kork der Korkeiche, des Massholders ete. durch ‚ unregelmässige, dunklere Schiehten in übereinander liegende Blätter abgetheilt; sie besteht, wie der ‚Kork der Korkeiche, .aus dünnwandigen Zellen, - welche in senkrecht auf die Oberfläche der Rinde gestellten Reiheu liegen, und welche in den dwmk- leren Schichten tafelformig plattgedrückt, in den helleren Schichten in der Richtung von innen nach aussen verlängert sind. Eine Unterscheidung zwi- schen der Rinde und dem Korke scheint bloss in soferne gemacht werden zu können, als die Rinde belebt, der Kork trocken und abgestorben ist; beide stimmen in allen übrigen Verhältnissen überein, 557. und der Kork besteht deutlich nicht aus einer eigen- thümlichen, auf der äusseren-Oberfläche der Rinde: sich schichtenweise ablagernden Subtanz, sondern aus den abgestorbenen Rindenschichten selbst, :wo- durch er sich von dem ihm sonst sehr Ähnlichen Korke des Massholders, der Korkeiche u. s. w- unterscheidet. Diesem Umstande ist es auch zuzu- schreiben, dass sich in: dem Korke unserer Pflanze mit Raphiden gefüllte Zellen finden, wie in .der Rinde und im Centralkörper, während sonst ‘im: Korke keine Raphiden vorkommen. . (Schluss folgt) I. .Blumen-Ausstellung. Die diessjährige von der löbl. Gartenbangesell schaft zu Wien veranstaltete und in den ersten Tagen des Mai stattgefundene Blumen- und Früch- tenausstellung war in jeder Hinsicht auf das Pracht- vollte mit Blumen aller Art geschmückt, indem sowohl die ersten Gartenbesitzer. als auch: Handels- gärtner thätigen Antheil an derselben nahmen, dem auch das Wiener Publikum, welchem für geringe Preise an bestimmten Tagen der Zugang gestattet war, den vollsten Beifall zu erkennen gab. ‚Wirk- lich konnte man nichts Brachtvolleres sehen, als diese in schönen Gruppen aufgestellte Ziergewächse: aller Art, vorzüglich der neuen und schönsten Bei- träge, die das Ausland unlängst geliefert hat, und die durch kunstgewandte Hand: in ihrer grüssten Vollständigkeit erschienen. Die Anzahl dieser Ge- wächse belief sich auf nicht weniger als 1241, die 558: von Theilnehmern. herbeigeführt waren und unter welchen ganze Gruppen von Zhodlodendron, Aza-. lea, Erica, ‚Acacia, . Rosa (meistens Spielarten der R.: Thea), Banksia, Dryandra, Grevillea, Epacris, Pelargonium und auch unsere einheimische Wuife- nia carinthiaca sich befanden. . Theilnehmer waren der K. K. Hof-Pflanzen- garten zu Schönbrunn, dann der Garten Sr. Kais. Hoh. des Erzherzogs Carl, Sr. Durchlaucht des Hrn. Fürsten von Metternich, Hr. Baron v.Pro- nay aus Hetzendorf, Baron v. Hügel aus Hintzing, Handelsgärtner Frühauf aus dem Schaumburger- grunde, Baron v. Puthon, Handelsgärtner Held von der Landstrasse und am Rennwege, Hr. F. J. Mühlbeck von der Landstrasse, Hr. Jakob @ru- ber, Hr. @. Leist, Handelsgärtner an der Wien, kw. M. Graber, Handelsgärtner auf der Wieden, Hr. Holomantzky, Handelsgärtner in Untermeid- ling, Hr. 6. Meyer von der Siebenbrünner Wiese, Hr. J. Karlinger, Ziergärtner in Matzleinsdorf. Den Isten Preis, eine grosse goldene Gesell- schafts- Medaille für die seltenste und schönste, zu einem ‚gesteigerten Grade der Entwicklung gediehene aussereuropäische Pflanze, deren Einführung sehr neu ist, erwarb sich aus dem Garten des Hrn. Baron v. Hügel: Physolobium elatum. Das Accessit, eine kleine goldene Medaille, er- hielt aus demselben Garten Diplolaena Dampieri. Den 2ten Preis, eine kleine goldene Gesell- schafts- Medaille, erhielten aus dem Fürst. Met- 559 ternich’schen Garten: Tropeolum tricolor und pentaphyllum, Boronia serrulata, Clematis "aurea. gräfl. und Horea pungens. Denselben Preis erhielt eine Anzahl Pflanzen verschiedener Gattungen aus. dem Garten des Hrn. Frühauf. Den -3ten Preis, eine grosse silberne Gesell- schafts-Medaille, erhielt Clianthus puniceus aus dem Garten des Hrn. Baron v. Pronay. Dieselbe Me- daille erhielt dieselbe Pflanze von Hrn. Held. Das Accessit, eine kleine silberne Medaille, erhielt Deutzia scabra aus dem Garten des Hrn. Baron v. Pronay. | . Der A4te Preis, die grosse silberne Medaille, wurde verschiedenen Erice aus dem Garten des Hrn, Baron v. Hügel und des Hrn Held zu Theil. Den 5ten Preis, dieselbe Medaille, erhielten mehrere Rhododendron- und Azalea-Arten aus den Gärten des Hrn. Erzberzogs Carl und Hrn. Held, Den 6ten Preis, in derselben Medaille be- stehend, erhielt eine Anzahl Proteaceen aus dem Garten des Hrn. Baron v. Hügel. Der 7te und nämliche Preis wurde mehreren Pelargonien des Hrn. G. Meyer zuerkannt. Den Sten Preis, die grosse silberne Medaille, erhielten Hr. Baron v. Pronay und Hr. Holo- mantzky für verschiedene Rosen. Von den Bouquets erhielt jenes des Hrn. Str.o- mayer und von den Früchten Pfirsiche des Hrn. L.Baumgärtner und Erbsen in Hülsen \ von Hrn. Fr. Baumgärtner Preise. 560 on I: Necrvolog. Am 13. August d. J. starb zu Nastötten im Herzogthum Nassau der Herzogl. Oberforstamts- Accessist C. F. F. Genth an den Folgen eines unglücklichen Sturzes vom Pferde, in einem Alter von 27 Jahren. Er wurde geboren auf der Platte bei Wiesbaden im Juli 1810, und” war von der frühesten Zeit bis an’ -das Ende seiner irdischen Tage der Naturgeschichte, besonders aber der Bo- tanik mit Liebe zugethan. Sein wirksames Leben war verbunden mit einem ausserordentlichen Scharf- sinn, einem richtigen, geübten Blick und einer sel- tenen Beurtheilungsgabe. - , ‚.. Er besuchte die. Kön. bayer. Forstschule zu Aschaffenburg und die Universitäten Giessen und Heidelberg, wo er sich ausser seiner Forst- und Cameralwissenschaft eifrig mit Botanik beschäftigte. Bei seiner Rückkehr in die Heimath wurde der schon in frühester Zeit angelegte Plan, die Flora des Herzogthums zu bearbeiten, zunächst verfolgt, und jede nur von Dienstgeschäften übrige Stunde darauf verwendet. Der erste Band der Flora von Nassau, der die ersten Ordnungen der Kıyptoga! men enthält, erschien im Jahre 1835; die beiden letzten Ordnungen, die Algen und Pilze umfassend, sollten in Kurzem der Presse übergeben werden. Die Studien der letzten Jahre, die wir gemein- sehaftlich mit einander anfıngen und fortsetzten, waren zunächst den Moosen, Lebermoosen und Süsswasseralgen gewidmet. Zum Zwecke unserer Sammlung getrockneter deutscher Lebermoose durch- streiften wir das Herzogthum und die angrenzenden Länder; und aus allen Ordnungen der Kryptogamen wurden viele und interessante Entdeckungen ge- macht. Es fühlt desshalb den Verlust keiner schunerz- lieher als ich, da mir nicht allein der theilnehimende Gefährte, sondern vor Allem der edle und goldtreue Freund heimgegangen ist. Hübener. (Hiezu Beibl. 5.) Allgemeine botanische Zeitung Nrö. 36. Regensburg, am 28. September 1837. I. Oxiginal- Abhandlungen. Untersuchungen über den Mittelstock von Tamus Elephantipes L.; van Prof. Dr. Hugo Mohl in Tübingen. *) (Schluss.) D:. Gefässbündel enthalten nur wenige und schr enge Gefässe (der Durchmesser wechselt von #5 bis „E, Linie), welche die Form von kurzgliedri- gen punktirten Rühren besitzen, und häufig die Form von vosenkranzförmigen Gefässen annehmen. Der zellige Bestandtheil der Gefässbündel besteht aus engen, sehr diinnwandigen, mit horizontalen Scheidewänden versehenen Zellen, so dass der ganze Stamm durchaus der festeren Holzsubstanz ermangelt. An der Stelle, an welcher die Knospen sitzen, ist die Rinde nieht so scharf von dem Mittelkörper getrennt, wie an dem übrigen Umfange des Stam- mes, sondern es findet sich hier eine Masse dünn- Wandiger, nicht mit Amylum gefüllter Zellen, wel- che einen allmähligen Vebergang "sowohl in die Aınylum enthaltenden Zellen des Mittelkörpers, als in die inneren Sehichten der umgebenden Rinde bilden. Das: Zellgewebe der Schuppen, welche die einzelnen beblätterten Stengel an ihrer Basis um- Flora 1857. 56. Nn 562 geben, hängt zunächst mit den inneren Rinden- sehichten zusammen. Die Gefässbündel der beblätterten Stengel und der Knospen bilden keine unmittelbare Fortsetzung der im knollenförmigen, Stammtheile enthaltenen Gefässbündel, sondern sie verzweigen sich an der Basis der Knospen und treten dann in das unter- halb der Knospen gelegene Gefäissbündelnetz des Stammes ein. Auch weichen die Gefässbündel des beblätterten Stengels in ihrer Organisation von den Gefässbündeln des knollenförmigen Stammes ab, in- dem in ihnen die Gefässe nicht nur einen weit grösseren Durchmesser (bis zu } Linie), sondern auch die bei den Monocotyledonen gewöhnliche halbmondförmige Stellung besitzen (wrgl Hugo Mohl, de palmarum structura pag. XIV.), während in den Gefässbündeln des knollenförmigen Stammes diese regelmässige Bildung und der Unterschied zwischen grossen und kleinen Gefässen nicht an- getroffen wird. Die Wurzeln entspringen, wie oben bemerkt wurde, auf der Grundfläche, und werden, wenn sie absterben, durch neue Wurzeln ersetzt, welche weiter nach aussen am Rande der nun vergrösser- ten Grundfläche hesvorbrechen. Es tritt daher hier vollkommen dieselbe Erscheinmg ein, wie bei den übrigen Monoeotyledonenstämmen, z. B. den Zwie- beln, den Stämmen der Palmen, Gräser ete., dass nämlich die Wurzeln in eoncentrischen Kreisen stehen, von denen der äussersie (oder bei verlän- 563 gerten Stämmen der oberste) der jüngste ist. Bei den Stämmen der meisten Monocotyledonen steht zwar das Hervorbrechen von Wurzeln im genaue- sten Zusammenhange mit der mehr oder weniger genäherten Stellung der Knoten, indem die Wur- zeln in der Regel nur an den Knoten, aber nicht an den Internodien hervorbrechen. Das Beispiel von Tamus Elephanlipes kann dagegen beweisen, dass die Entstehung von Adventivwurzeln bei den Monoeotyledonen nicht nothwendigerweise an die Existenz und, die Lage der Knoten gebunden ist; ein Umstand, welcher jedoch auch bei der Unter- suchung von Palmen, von Pandanus odoratissimns deutlich erkannt wird. Die Wurzeln des Zamus Elephantipes sind ziemlich lang, und weichen von den Wurzeln der meisten Monocotyledonen durch eine auffallend starke Verästelung und durch eine tonische Form ab, so dass sie weit mehr Aehnlich- keit mit den Faserwurzeln einer krautartigen Dico- tyledonenpflanze besitzen. In ihrem innern Baue Stimmen sie dagegen vollkommen it den Wurzeln der Palmen und der übrigen Monocotyledonen über- ein (vrol. Hugo Mohl, de palmarum structura p- XVII. Ebenso ist die Art, wie die Wurzeln in Verbindung mit dem Stamme treten, dieselbe wie bei den übrigen Monocotyledonen, d. h. ihr Holzkörper durchdringt die Rinde des Stammes, nd theilt sich in pinselförmig auseinandertretende Zweige, welche sich an die Gefässbündel des Stam- mes anlegen. Nn? Es erhellt aus der oben gegebenen Beschrei- bung des knolifenförmigen Stammes von Tamus Ele- phantipes, dass derselbe in mehrfacher Beziehung von den Rhizowmen der übrigen Monocotyledonen abweicht, Die gewöhnlichen Formen der Rhizome zerfallen in zwei Klassen, von denen die eine aus sehr verkürzten Stengeln, welche eine grosse An- zahl von Knoten besitzen, bestehen, z. B. die Zwie- bein, viele Knollen, die Stämme vieler Farne, Pal- men, der Seitamineen, Musaceen ete.: die zweite Klasse besteht aus unterirdischen, kriechenden Sten- geln mit mehr oder weniger verlängerten Inter- nodien, dahin gehören z. B. die Rhizome vieler Gräser, Üyperaceen, Junceen etc. Beiderlei Arten von Rlizomen gehen vielfach in einander über. Von diesen beiden Klassen von Rhizomen ist der knollige Stamm von Tamus Elephantipes durchaus verschieden, insofern derselbe bloss aus der Ent- wicklung eines einzigen Internodiums hervorging, nicht die Fähigkeit besitzt, sich an seiner Spize zu verlängern, und nicht, wie so viele andere Rhizome ein allmähliges Absterben von hinten nach vorn zeigt, sondern durchaus auf dieselbe Weise, wie ein Internodiam einer dicotyledonen Pflanze ein peripherisches Weachsthum seines Centralkörpers (welcher dem Holzkörper der Dieotyledonen ent- sprich‘ durch Ansatz von neuen Schichten auf der äussern Fläche seines Holzkörpers und durch An ‚setzung neuer Schichten auf der innern Seite sei ner Rinde (welche sich von der dicotyledenen 565 Rinde durch ihren Mangel an Bast unterscheidet) zeigt, welches Wachsthum nicht bloss eine Ver- grösserung des Stammdurchmessers, sondern zu- gleich auch, wegen der abgerundeten Form des Stammes, eine Vergrösserung seiner Höhe zur Folge hat. Eine weitere Folge der Eigenthümlichkeit, dass der in Rede stehende Stamm nur von einem einzi- gen Internodiam gebildet wird, ist die durchaus von dem gewöhnlicken Vorgange abweichende Art, auf welche sich jährlich seine beblätterten Stengel entwickeln. Bei der gewöhnlichen Bildung . des Caudex intermedius entsteht der Blätter und Blü- then tragende Stengel einfach auf die Weise, dass die Endknospe oder auch in manchen Fällen eine Seitenknospe des Rhizoms zum oberirdischen Sten- gel auswächst, und dass, wenn dieser Stengel in Folge des Fruchtiragens bis zum Rhizome abwärts abstirbt und abgeworfen wird, im nächsten Jahre eine oder mehrere Seitenverzweigungen des vor- jährigen Rhizoms an seiner Stelle einen Blüthen- stengel treiben. Dieses kann nun bei Tamus Ele- phantipes aus dem Grunde nicht stattfinden, weil sein knollenartiger Stamm als einfaches Internodium keine Blätter und eben damit auch keine Knospen besitzt, nachdem einmal der erste Stengel, welchen er aus seiner Endknospe getrieben, abgestorben Ist. Man könnte nun vermuthen, die Sache ver- halte sich auf die Weise, dass der vorjährige Sten- gel nicht ganz bis auf seine Insertionsstelle auf 566 dem knollenartigen Stamme absterbe, dass er an seiner Basis mit schuppenförmigen Blättern besetzt sey, und dass die zur Erneuerung des beblätterten Stengels dienenden Knospen in den Achsen dieser Schuppen sitzen. Diese Vermuthung könnte um so gegründeter erscheinen, da man, wie oben an- geführt, die Basis dieser Stengel wirklich mit eini- gen Schuppen umgeben findet; eine genauere Un- tersuchung zeigt aber, dass die Sache sich anders verhält. Es ist schon sehr zweifelhaft, ob diese Schuppen wirklich verkümmerte Blätter sind, denn dieselben stehen, wie man auf einem Längeschnitte des ganzen Stammes sieht, nicht sowohl mit der Basis des beblätterten Stengels, als vielmehr mit der umgebenden Rinde im Zusammenbhange, sie ent- halten ferner, soweit wenigstens meine Untersuchun- gen reichen, keine Spiralgefässe, sie bestehen aus einem ganz ähnlichen Zellgewebe, wie die uınge- bende Rinde, enthalten wie diese Raphidenbindel, so dass sie weit eher der Rinde als dem Stengel anzugehören scheinen. Ein weiterer, wichtiger Umstand, welcher gegen jene Annahme spricht, ist der, dass die Knospen, welche sich in den näch- sten Jahren zu Stengeln entwickeln sollen, nicht zwischen diesen Schuppen und dem bereits erwach- senen Stengel (also in der Achsel dieser Schuppen) liegen, sondern unterhalb dieser Schuppen, in einer Aushöhlung ihrer Substanz verborgen liegen, und mit ihrer Basis in keiner nähern Verbindung mit den schon vorhandenen Stengeln stehen, sondern E 567 auf jenem Gefässnetze, welches unter der ganzen Masse der lebenden und abgestorbenen Stengel liegt, aufsitzen, und selbst wieder aus einer cen- tralen Knospe und einigen dieselbe umhüllenden Schuppen bestehen. Es bleibt unter diesen Umständen nichts übrig, als diese Knospen für Adrentivknospen zu erklären, welche sich jedes Jahr zwischen dem Holzkörper und der Rinde des knollenartigen Stsmmes neu bilden, eine unvollkommene Hülle von zelligen mit der Rinde in Zusammenbange stehenden Schuppen besitzen und ihre Gefässbündel unabhängig von denen des vorjährigen Stengels mit der Holzmasse des knollenartigen Stammes in Verbindung setzen. Dass diese Knospen vorzugsweise sich in der un- mittelbaren Nähe der Stengel der vorausgehenden Jahre bilden, hat seinen Grund ohne Zweifel darin, dass an dieser Stelle, als der Spitze des knollen- artigen Stammes, der Concentrationspunkt seiner Molzmasse und ein mannigfach verschlungenes Ge- fässnetz, liegt, welches den Zufluss von Säften an dieser Stelle und eben dadurch die Entwicklung von Knospen begünstigen muss. Für diese Ansicht, dass die Kuospen keine regelmässigen, sondern Adventivknospen sind, sprieht auch noch der Umstand, dass bei alten und gros- sen Stämmen die Knospenbildang durchaus nieht auf den angegebenen Punkt eingesehräskt ist, sun- dern dass man niebt selten zu gleicher Zeit an mehreren entfernt stehenden Orten Knospen her- 568 ’ vorbrechen sieht, deren Entstehung nicht etwa, wie bei Knospen, die aus dem glatten Stamme von di- cotyledonen Bäumen hervorbrechen, ans der Ent- wicklung von latent gebliebenen normalen Knospen erklärt werden kann, da solehe Knospen am knol- lenförmigen Stamine von Tamus Elephantines gar nicht vorkommen können, weil er nur aus Einem Internodium besteht. So unwahrscheinlich vielleicht Manchem diese Ansicht, dass der Stamm von Tamus Elephantipes keine Axillarknospen besitze, sondern alljährlich und regelmässig Adventivknospen treibe, vorkom- men mag, indem ein solches Verhältniss ohne Bei- spiel im ganzen Pflanzenreiche da zu stehen scheint, so gewinnt sie doch dadurch an Wahrscheinlieh- keit, dass bei Tamus communis die Entwicklung der beblätterten Stengel auf eine ganz analoge Weise vor sich geht. Dass das Rhizom von Ta- mus communis von allen andern Stämmen sich da- durch unterscheidet, dass es abwärts wächst, und sich nach Art einer Wurzel mannigfach verästelt, ist aus den Untersuchungen von Dutrochet be kannt, und dass dieses, so wunderbar es auch ist, sich in der That so verhält, kann ich bezeugen. Aus diesem Rhizome, welches ebenfalls aus der Entwicklung nur eines einzigen Internodiums her- vorging, brechen an verschiedenen Stellen Bündel von Knospen hervor, welche in Hinsicht auf ihre Entwicklung eine vollständige Uebereinstimmung mit den Knospen von Tamus Elephantipes zeigen. 569 Unter diesen Knospen, welche offenbar secundärer _ Entstehung sind, liegt ein ähnliches Netz von Ge- fässbündeln, wie unter den Knospen von Tamus Klephantipes. Dieses Netz kann sich ebenfalls nur in Folge der Entwicklung der Knospen gebildet haben, auf ähnliche Weise, wie sich bei allen Mo- noeotyledonen an den Stellen, aus welchen Wur- zeln hervorbrechen, in dem schon längst ausgebil- deten Parenchyme des Stammes neues Zellgeweebe und neue Gefässbündel entwickeln, welche zu den Wurzeln verlaufen. An diesen Beispielen erhellt auf eine höchst anschauliche Weise, dass die Pflanze, wie das Thier, in vielen Fällen an den Stellen &e- fässe bildet, wo sie dieselben nöthig hat, nnd nieht, wie so. viele Botaniker annehmen, Organe da bil- det, wo Gefässe liegen. Wegen der nahen Verwandtschaft des Rhi- zoms von Tamus communis mit dem von T. Ele- _phantipes mag noch angeführt werden, dass es im Wesentlichen einen ähnlichen Bau besitzt, insoferne es aus einem parenchymatosen, dicht mit Amylum erfüllten Centralkörper, in welchem wenige Gefäss- bündel verlaufen, und einer parenchymatosen. Rinde besteht, welche nach aussen von einer dünnen Schichte von braunen, vertrockneten, korkähnlichen Zellen umgeben ist, wie die Rinde, welche den Stamm von Tamus Elephantipes auf seiner Grund- fläche überzieht. Der Verlauf der Gefässbündel ist natürlicherweise bei dem verschiedenen Wachs- thume nicht derselbe. Während dieselben bei dem 570 Tamus Elephantipes in Schichten verlaufen, wel- che mit der gekrümmten Oberfläche des Stammes concentrisch ‚liegen und an der Spitze des Stam- mes conyergiren, so laufen sie in dem wurzelartig verlängerten Rhizome von Tamus communis in ziem- lich gerader Richtung abwärts, bis sie sich in den abgerundeten Spitzen seiner Aeste verlieren. Die Wurzeln, welche bei Tamus Elcphantipes in immer weiteren, concentrischen Kreisen hervorsprossen, wesshalb die Entwicklung der Wurzeln, wenn wir diesen Stamm mit einem cylindrisch verlängerten vergleichen, von unten nach oben fortschreitet, spros- sen am Rhizome von Tamus communis in entgegen- gesetzter, von oben nach unten fortschreitender Richtung ohne bestimmte Ordnung hervor. Ihre anatomische Structur ist die gewöhnliche der Mo- nocotyledonenwurzeln, und sie zeigen nur die Eigen- thümlichkeit, dass die parenchymatosen Zellen ihrer Rindenschichte mit so vielen 'Tüpfeln versehen sind, dass sie beinahe das Aussehen von netzfürmigen Gefässen zeigen. NM. Botanische Notizen. 1. Rücksichtlich der Neigung der Pflanzen, sich nach dem Lichte zu kehren und sich von demsel- ben abzuwenden, hat Hr. Dutrochet der Pariser Akademie der Wissenschaften unterm 4. April Fol- gendes als Resultat seiner Untersuchungen mitgetheilt. Dass die Stengel der meisten Pflanzen dem Lichte zustreben, ist allgemein bekannt; allein, dass sie zuweilen vom Lichte zurückweichen, ist bis 571 jetzt eigentlich noch nicht wissenschaftlich anerkannt, wiewohl es schon im Jahre 1812 vonHrn. Knight entdeckt ward. Knight machte die Beobachtung an den Ranken der Kletterpflanzen, welche sich den benachbarten festen Körpern näbern, als ob sie von denselben angezogen würden. Er hat durch Versuche nachgewiesen, dass diese besondere Ten- denz daber rührt, dass diese Ranken vor dem Lichte fliehen und sich den benachbarten dunkeln Körpern zuwenden, weil ihnen von dieser Seite das wenigste Licht zugeht. Die Versuche Dutrochet’s über das Keimen des Mistelsamens, welche im Jahre 1824 bekannt gemacht wurden, *) bewiesen gleichfalls, dass gewisse caudices des Pflanzenreichs vor dem Lichte flieben. Das Stengelchen (caudieulus) des Embryo des Mistelsamens, welches das Ende des rudimentären Würzelchens bildet, weicht vor dem Lichte zurück, und desshalb richtet es sich gegen die dunkeln Körper, an welchen der Same klebt. Ein berühmter Botaniker hat den Grund der Richtung der Stengel nach dem Lichte in dem Un- stande gefunden, dass der Stengel anf der weniger beleuchteten Seite schneller wächst, als auf der direct beleuchteten, und stützt sich dabei auf die bekannte Beobachtung, dass bei schwacher Beleuch- tung die Pflanzen dünn und schnell emporschiessen. Es scheint also angenommen werden zu dürfen, dass die vom Lichte weggewandte Seite eines Sten- mn *) 8. Notizen Nr. 285. (Nr. 3. d. XIV. Bandes) S. &0. 572 gels schneller emporschiesst, also länger wird, als die dem Lichte zugewandte Seite, deren Substanz früher erhärtet, und daraus würde natürlich eine Krümmung des Stengels erfolgen. Ein Versuch des Hen. Dutrochet steht dieser Erklärungsart entgegen. „Ich nahm einen jungen "Luzernstengel, welcher sich stark gegen das Licht gebogen, und spaltete ihn so, dass die dem Lichte zugewandte oder beleuchtete Seite von der ent- gegengesetzten oder vom Lichte abgewandten ge- trennt ward, und sobald diess geschah, bog sich die beleuchtete Seite noch viel tiefer, während sich die verdunkelte aufwärts schlug.” Andere Experi- mente desselben Physiologen, welche schon vor län- gerer Zeit angestellt wurden, beweisen, dass die verschiedenen Längsabschnitte desselben Stengels sämmtlich eine Anregung haben, sich nach aussen umzuschlagen. Wenn also bei einem gekrümmten Stengel die Krümmung, nach der Zerspaltung des Stengels, sich nach der Lichtseite zu vermehrt, so geschieht diess, weil ihr durch die Thätigkeit der entgegengesetzten Seite nicht mehr das Gleich- gewicht gehalten wird. Demnach hat nicht die verdunkelte Seite die beleuchtete gegen das Licht getrieben, sondern die letztere die erstere nach sich gezogen. Die Neigung, sich gegen die Dunkelheit zu wenden, welche man an gewissen candices bemerkt, entspringt gleichfalls aus der Aufhebung des Gleich- gewichts in der Kraft der Anstrengungen, welche; 573 wenn der Stengel in mehrere Längsabschnitte ge- theilt wäre, zur Folge haben würden, alle diese Abschnitte auswärts zu kehren. Dutrochet be- legt diesen Satz unter andern mit folgendem Ver- suche: „Ich löste vom Stamme eines Baumes den Gipfel eines Epheustengels ab, und hielt ihn, mit- telst Dazwischenbringung eines Stück Holzes, vom Stamme entfernt. Sechs Stunden später hatte sich jener Epheustenge] nach dem Baume zu gebogen und sich mit der Spitze wieder an denselben ge- legt. Dieser Stengel war jung und noch kraut- artig; ich spaltete ihn so, dass die beleuchtete Seite von der dunkeln getrennt wurde. Diese, letztere bog sich stärker, die andere kehrte sich ein wenig nach der entgegengesetzten Seite. In diesem Falle war also die Biegung der beleuchteten Seite eine passive, während sie in dem vreiter oben erwähn- ten Falle rein activ war.” » Wenn man auf diese Weise sieht, wie manche Stengel sich gegen das Lieht wenden, andere sich nach der entgegengesetzten Seite kehren, so möchte man olauben, dass in Ansehung ihrer Structur ein Unterschied stattfinde, und diesen will Hr. Dutro- chet in der That erkaunt haben. Bei allen jungen und noch im krautartigen Zustande befindlichen Stengeln besteht die Rinde ganz aus einem Zellgewebe, dessen Zellen zwei Arten von Verkleinerung darbieten. In der äussern Lage des Zellgewebes nehmen nämlich die Zellen von Innen nach Aussen, und in der innern Lage von Aussen nach Iınen an Grösse ab. \ 57% Dessbalb befinden sich die grössten Zellen un- gefähr bei der Mitte der Rindenstärke. „Nun habe ich, sagt Hr. Dutrochet, beobachtet, dass im All- gemeinen bei den sich gegen das Licht wendenden Stengeln die innere dieser Zeilgewebschichten der Rinde die dickere ist, so dass sie die Krümmung eines abgelös’tten und in Wasser gesetzten Streifens der Rinde hauptsächlich bestimmt, und dieser sich einwärts krümmt, so dass sich keine Epidermis auf der convexen Seite befindet. Diess ist eine natür- liche Folge des Umstandes, dass die bei dieser Rinde vorherrschenden von Aussen nach Innen aı Grösse abnehimenden Zellen durch Endosmose an- schwellen. Die entgegengesetzte Erscheinung be- obachtet man bei den Stengeln, die sich vom Lichte wegkehren. Bei ihnen ist die äussere Schicht des Rindenzellgewebes die stärkere, und da sie, wegen der Verkleinerung der Zellen von Innen nach Aus- sen, eine Neigung hat, sich auswärts zu krümmen, so hat sie bei Bestimmung der Krümmung eines in Wasser gesteckten Längsstreifens der Rinde das Uebergewicht, und die Epidermis wird sich auf der concaven Seite der Biegung befinden. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich, dass bei den Stengeln, die sich nach dem Lichte zu wen- den, die Rinde eine Neigung hat, sich nach Innen zu biegen, wihrend bei den Stengeln, die sich vom Liehte wegwenden, die Rinde eine Neisung hat, sich nach Aussen zu krümmen. Diese Krünmung ist, in dem einen wie ir dem andern Falle, eine 575 Wirkung des Anschwellens des Zellgewebes. So lange die Rinde in ihrem ganzen Umkreise eine gleichförmige Krümmungskraft besitzt, bleibt der Stengel gerade, weil die bei der Biegung einwir- kenden Kräfte einander das Gleichgewicht halten ; wenn jedoch diese Krümmungskraft der Rinde an einer Seite des Stengels geschwächt wird, so wird derselbe durch das Uebergewicht der. Krümmungs- kraft an der entgegengesetzten Seite gebogen. Be- Kanntlich vermehrt das Licht das Ausdünsten der Pflanzen; es vermindert folglich das Strotzen der von ihm getroffenen Rindenzellen, und veranlasst demnach hierdurch eine Verminderung der Krüm- munsskraft der Rinde an dieser Seite. Wenn diese nun eine Neigang hat, sich nach Innen oder nach der Axe des Stengels zu krümmen, so wird diese Krümmungskräft auf der beleuchteten Seite des Stengels geschwächt, während die verdunkelte Seite desselben ihre ganze Krümmungskraft beibehalten hat, und das Gleichgewicht ist also nufgehoben. Das Centralsystem, welches immer strebt, sich nach Aussen zu krümmen, und welches an der be- leuchteten Seite des Stengels nicht mehr denselben Widerstand findet, welcher früber stattfand, als die Kräfte der Rinde einander noch im Gleichge- Wichte hielten, kann nun seine Wirkung nach der beleuchteten Seite ungehinderter äussern, und biegt den ganzen Stengel nach dem Lichte zu. Es wird Habei von der Rinde der entgegengesetzien Seite unterstützt, und das Centralsystem der dunkeln 576 Seite. wird gewaltsam in der, seiner natürlichen Neigung zur Krümmung entgegengesetzten Richtung gebogen. Diese‘ dunkle Seite kehrt auch von selbst zu ibrer natürlichen Krümmung zurück, wenn man dieselbe von der beleuchteten Seite trennt, welche, sobald sie von ihren Antagonisten geschieden ist, sich noch stärker nach Aussen krümmt. Vermöge eines umgekehrten Mechanismus biegen sich die Stengel der Kletterpflanzen vom Lichte weg. Bei ibnen hat die Rinde von Natur die Neigung, sich nach Aussen zu krümmen. Da nun das Licht diese Neigung an der von ihm getroffenen Seite schwächt, so wird dadurch das Ceniralsystem dieser Seite, dessen Neigung zur Krümmung ebenfalls auswärts gerichtet ist, einer Hülfe beraubt. Alsbald biegt das Centralsystem- der entgegengesetzten oder dunkeln Seite des Stengels, welches in der es bedeekenden Rinde eine Unterstützung von ungeschwächter Kraft behalten hat, den ganzen Stengel nach der vom Lichte abgewendeten Seite, und das Central- und Rindensystem der beleuchteten Seite des Stengels werden so gewaltsam in der, ihrer ‚natürlichen Neigung zur Krümmung entgegengesetzten Rich- tung gebogen. 9. 2. Als Trivial- und andere Namen stehen Mariengras und Unser Liebfrauengras in M. und Koch's Deutschlands Flora bei der Hierochlon. In Niedersachsen, wo diese Pflanzen nicht vorkom- men, wird Briza media mit obigen Namen belegt. Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 37. Regensburg, am 7. October 1837. I. Reiseberichte, Botanischer Ausflug ins untere Wallis und zum Montblanc im Sommer 1836; von Apotheker Carl Stein in Frauenfeld. A m 28. Juli verliess ich Frauenfeld und reiste mit dem Eilwagen von Zürich nach Bern, wo wir Abends gegen Sz Uhr bei Laternenschein anlang- ten, um am andern Morgen um 6 Uhr mit dem Familienwagen, der im Sommer täglich von Bern nach Thun geht, wieder abzureisen. Die schüne Poststrasse von Zürich nach Bern führt vom erste- ren Örte bis gegen Aarau meist durch gut angebau- tes Fruchtland, mit vielen freundlichen Dörfern und Landhäusern; den nördlichen Horizont begrenzt später die Jurakette. Im Kauton Bern passirt die Strasse zwar auch durch einige hübsche Ortschaf- ten, z. B. Herzogenbuchsee, Kilchberg ete., aber die Mehrzahl der Dörfer bietet einen düstern trauri- gen Anblick dar: dicke Strohdächer, die fast bis zur Erde herabreichen und mehrere Fuss weit vor- stehen, lassen nur wenige Lichtstrahlen durch die spärlichen kleinen Fenster in das Innere der Woh- tungen dringen, und es bildet einen sonderbaren Kiora 1857. 57. Oo 578 Kontrast, wenn man ans einer solchen, für Jicht- scheue Bewohner dem Anschein nach bestimmten Wohnung die zierliche Gestalt einer hübschen Ber- nerin hervortreten sieht. Ueberhaupt ist die Strasse öder und führt durch viel Nadelholz-Waldung. — Auf der Strasse von Bern nach Thun geniesst man den Anblick der Alpen des Berner Oberlandes: vor Allem tritt die Stockhorn- und Niessen - Kette hervor. Von Thun aus wanderte ich dem Simmen- thale zu. Der Weg, der sich Anfangs am linken Ufer des Thuner-See's durch Reben und Frucht- felder hinzieht, erhebt sich nach einer Stunde all- mählich und gewährt einen schönen Veberblick über den Seespiegel und seine beiderseitigen Ufer, sowie rückwärts nach Thun. — Stockhorn und Niessen sind durch das Thal der Simme getrennt, das sich bei dem in einem interessanten Bergkessel liegenden Vimmis zur Schlucht verengt. Ein Denk- stein meldet, wie einst die Kander — ein sich jetzt tiefer im Thale mit der Simme vereinigender und sich in den Thunersee ergiessender Bergstrom — hier gewaltsam durchgebrochen und grosse Ueber- schwemmungen angerichtet habe. Von Vimmis, wo sich das Thal in zwei — das obere und untere Simmentbal — theilt, wandte ich mich nach dem obern Simmenthal. Im Dorfe Weissenburg ist eine Bad- und Trinkanstalt für das eine halbe Stunde weiter oben im Gebirge entspringende warme Mi- neralwasser; es wird dasselbe vor dem Trinkei dnrch Einsenken in warmes Wasser, in verschlosse- 579 nen Gefässen, wieder auf die Quellwärme gebracht und dürfte dem Pfefferzerwasser am ähnlichsten seyn, da es völlig geschmack- und geruchlos ist. und auf Reagentien- Papiere keine Wirkung äus- sert; und wenn es einer Angabe zufolge wirklich etwas Gips, Magnesia, eine Spur Eisen, ja sogar etwas freie Kohlensäure enthalten soll, so muss die letztere wenigstens bei der weitern Leitung des Wassers verloren gehen, und ich wäre eher ge- neigt, die Wirksamkeit dieses Wassers vielmehr in der Reinheit und der Wärme zu suchen, als im Gehalt von materiellen Bestandtheilen. — Die Ge- fälligkeit des Wirthes verschaftte mir schnell einen Knaben, der meine Effekten bis zum Nachtquartier tragen sollte, das ich in Boltigen zu nehmen ge- dachte; doch dahin gelangt, tönte mir schon von weitem Lärm und Tanz entgegen aus den beiden Wirthshäusern ; ich wanderte daher noch bis zum nächsten Dörflein, hoffend, dort ein ruhigeres Nacht- Quartier zu finden, aber anch hier war es nicht anders, und ich vernahm zu meinem Verdruss, dass ich es heute — es war Samstag — im ganzen Thale so treffe, weil es Jakodstay sey, der so ge- feiert werde. Ich musste mich also schon entschlies- sen, unter die lärmende Menge einzutreten und, ohne etwas zum Nachtessen erhalten zu können, war ich froh, als man mir nach 11 Uhr endlich mein Nachtlager anwies. Häufig wurde von den lanzenden Landleuten „ein Schoppen Thee” verlangt ünd auch aus Bonteillen und Gläsern getrunken. — 002 580 Am andern Morgen konnte ich ebenfalls erst nach stundenlangem Warten eine Suppe zum Frühstück erhalten. Es hatte die Nacht und am Morgen ge- regnet, und ich war daher froh, eine Gelegenheit zu finden, bis Zweisimmen mitzufahren. Etwa eine Stunde, bevor man dahin gelangt, treten die beider- seitigen T'halwände näher aneinander, und die Simme bildet bei einer Brücke, über welche die Strasse führt, einen schönen — wenn gleich nicht sehr hohen — Wasserfall. So zieht sich der Weg stets im Thale bis zum letzten Pfarrdorfe „An der Lenk” mit ganz unmerklicher Steigung auf gut ge- bahnter, wenn schon schmaler Strasse fort, und überall, wo sich das Thal erweitert, namentlich auf der ganzen Strecke von Zweisimmen bis An der Lenk, findet man auch noch Feldbau, und nicht nur Erdüpfel, selbst Getraide gedeiht hier noch. Hinter dem grossen stattlichen Dorfe Lenk, wo, wie es scheint, ziemlieh viel Verkehr stattfindet, bildet der ZRawyl mit seinen Schneefeldern den schünen Hintergrund; ein Silberband scheint hoch oben von der kahlen, steilen Felsenwand herabzuflattern: es ist der Wasserfall, unter welchem hindurch der Weg am schrofien Felsen hinauf über den Berg- pass führt. Das hier ziemlich breite, angebaute Thal zeigt in seiner Vegetation noch keine Spur der Nähe der Alpen; die Höhenzüge gehören zur Kalk-Formation und es wird in der Gegend viel Kalk zum Brennen gewonnen. — In An der Lenk nahm ich einen Führer and Träger über den Rawyl, 581 wollte jedoch dabei die berühmten sieben Brunnen, weiche als die Quelle der Simme gelten, im Vor- beischen mit besuchen. Mit gefüllter Reiseflasche, kaltem Hammelbraten und Brod versehen, wurde die Wanderung Sonntag Nachmittag noch ange- treten, Der Weg folgt zuerst aufwärts der Simme über Wiesen und Waiden, wo ich zuerst die Aco- ziten als Vorläufer der Alpenpflauzen begrüssen konnte; er steigt dann durch Waldung aufwärts, wo man an einigen Stellen die wildschäumende und tosende Simme im tiefen Felsenbett zur Rech- ten hat; aber noch sah ich nichts von Alpenpflan- zen als Astrantia major, Trifolium badium, Circaca alpina und etwa hie und da eine Apargia aureca. Die sieben Brunnen, von denen jedoch gegenwärtig nur noch fünf zu schen sind, da einige vorher ge- trennte sich jetzt vereinigt haben, stürzen aus der steilen, mehrere hundert Fuss hohen Felhwand in schenkeldicken Wasserstrahlen herver und vereini- gen sich sogleich in einen Bach, der eben als der Ursprung der Simme gilt, obgleich sich nicht weit davon ein weit stärkerer Gletscherbach damit ver- einige Da diese Quellen ziemlich am Fussce der Felswand und in einem Umfang von etwa 40 7} Fuss hervorbrechen, so ist der Anblick keineswegs so impesant, als man wohl epgwarten sollte und ich wirklich erwartet hatte. Sie erhalten ihre Nahrung offenbar aus dem obern auf dem Bergrücken be- findlichen See. — Auch hier war nichts Bemer- keuswerthes von Pflanzen als etwa Sarifraya au- 982 tumnalis . atrorubens. — Nachdem wir eine vom Gletscherbache furchtbar versandete Fläche, die früher eine reiche Matte gewesen seyn soll, über- schritten hatten, kamen wir in die subalpine Region mit zerstreuten Felsblöcken; auf einem derselben sitzend und uns mit Speise und Trank erquickend, genossen wir das hocherhabene majestätische Schau- spiel des häufigen, in kleinen Zwischenpausen sich wiederholenden donnerähnlichen Lawinensturzes in einer Schrunde des steilen Felsens gerade hinter uns. — Flora hatte auch diese Region fast verlas- sen: Ünicus acaulis, Carlina acaulis, Apargia aurea und Planiago alpina (verblüht) war fast Alles, was ich bier sah. — Auf einem ziemlich müherollen Wege mussten wir in einen Thalkessel wieder her- absteigen, um unser Nachtquartier in einer Senn- hütte der Alpe Iffigen aufzuschlagen. Die Alpe wird von Wallisern befahren und die Hütten waren von einem unergründlichen Morast nmgeben, der, sowie der starke Geruch nach Schvwreinedünger (es werden viel Schweine auf der Alp gehalten) nicht sehr zum Eintritt einlud. Doch erhielten wir Bet- ten zum Schlafen und eine grosse hölzerne Gelde voli kochender Milch, uns zum „Sufen” mit dem hölzernen Löffel hingestellt, erwärmte uns und Zie- ger und Käse war der Imbiss dazu. Nachdem wir am folgenden Morgen das Nämliche zum Früh- stück genommen hatten, ging es steil aufwärts dem Rawyl zu und es fanden sich jetzt schon interes- santere Alpenpflanzen: z. B. Hieracium rillosum 505 und ralde- pilosum, Cacalia alpina, Arabis alpina, Senccio Doronieum, Pedicularis foliosa, Genfiana lutea und punctata, doch letztere leider! schon gänzlich verblüht, höher auch Salixz coruscans W. und Hedysarum obscurum, endlich sehr sparsam und meist verblüht Phaca friyida. Ferner beim Höhexstei- gen: Myosotis alpestris, Sawifraga stellaris, Astraga- tus campestris und monlanus, Laserpitium simplex, 'Athamanla cretensis, Phellandrium Mutellina, Elyna spicala, Carex capillaris, Luzula spicalta, spadicea e. rarietat. glabrala, campestris ß. alpina, Orchis alpina, albida und viridis, Vaccinium uliginosum, Salix reticulata, relusa, Pyretirum Halleri, Erige- ron alpinus und uniflorus, Apargia alpina, Gen- liana bavarica, Cerastium alpinum. Zunächst der Schnee-Region befindet sich noch eine vom Wallis aus mit Hornvieh befahrne Alp, obgleich diese Seite noch zum Kanton Bern gehört. Bis hieher geht man auch vom Wallis aus mit Saunmrossen; der Hauptgegenstand des Transits ist der Walliser Wein; weiter abwärts auf der Berner Seite ist der Weg zu steil für die Saumrosse, da- her die Waaren von hier aus auf Menschenrücken ins Thal transportirt werden, um so freier schweiit der Blick umher nach dieser Seite. — Höchst in- teressant ist die Passage unter dem Wasserfall hindurch, obgleich man ohne eingespritzt zu wer- den nicht durchkommt. In der Schnee-Regiun fin- den sich: Gentiana barariea R. inbrieuta, Alche- milla pentaphylla (doch meistens ohne Dlüthe) Eypi 584 lobium alpinum, Chrysanthemum alpinum, Gnaphalium - supinum, Campanula linifolia, Ranunculus alpinus ß- minor fol. dissectis. Man hat jetzt die Höhe des Passes erreicht, welche zu 7450° Höhe angegeben wird, und der Weg führt wohl eine Stunde fast eben auf dem Rücken des Berges hin. Der weiter unten feste graue Kalkstein geht hier in einen in starker Verwitterung begriffenen Kalkschiefer über. Herr- lich prangte hier, namentlich da, wo der Saumweg an dem kleinen, bier befindlichen See vorüberführt: Viola calcarala und zwar mit einer interessanten Warietät: ß. subglauca, foliis stipulisque integerrimis. Von Distanz zu Distanz aufgestellte Stangen zeigen die Richtung, welche man einzuschlagen hat. Hier prangte auch-— den unverwitterten, nackten Fels be- kleidend — Sazrifraga biflora, und auf nicht gauz von Humus entblössten Riesen (loci glareosi) der schöne und seltene Ranunculus glacialis, und weit- hin bedeckte den Boden das niederliegende Galium helveticum Weig., neben andern weniger seltenen Pflanzen, z. DB. Lepidium roiundifolium, Linaria «l- pina etc. — Da, wo die Verwitterung vollständiger war und sich ein fetter, humusreicher Boden ge- bildet batte, fand ich auch Hieracium hyoseridi- folium und, was mich vorzüglich freute, Apargia Taraxaei in unendlicher Menge. Wer diess inte- ressante Pfänzchen mit A. autuwmnalis zusammen- werfen kann, muss die wahre Pflanze nicht kennen: sie muss zudem zu den Frühlings-Pflanzen gerech- net werden, da man sie auf den höchsten Alpen 385 da blühend findet, wo wenige Wochen vorher noch Schnee lag! Allerdings ist die schwärzliche Be- haarung des Kelchs nicht bei allen Individuen gleich stark, zeichnet sich aber sehr durch das Durchein- andergefilztseyn der weichen Haare aus (worin es mit der Apargia aurea und dem Hieraeium hyo- seridifolium Aebnlichkeit hat). Die Blätter sah ich nie anders als unbehaart und von fester, fast leder- artiger Substanz; die Farbe der Blüthe ist schwe- felgelb, wodurch sie sich schon von weitem von verwandten Pflanzen, namentlich A, alpina, unter- scheidet. Auf der Walliser Seite abwärts sah ich häufig Companula thyrsoidea, doch bereits rölliy verblüht, sowie eiuzelne Exemplare von Gentiana Tutea, welche weiter unten in dev Waldregion und selbst auf den Wiesen nahe bei Ayent sich unge- mein häufig fand. Der Weg geht durch ein Fel- senthor und zieht an einer ungeheuern Schutthalde, die früher etwas halsbrechend war, auf frisch und gut gebahntem Wege bequem abwärts (es wurde wirklich noch an diesem Saumwege gebant). So gelangt man zuerst in einen von drei Seiten von mit Schnee bedeckten Gipfeln eingeschlossenen Alpen-Thalkessel, in welchen sich zwei nicht un- bedeutende Wasserfälle herabstürzen, welche, sieh vereinigend, den Albalong-Bach bilden, an dessen Ufern das schöne Epilobium Fleischeri, Sasifraga slellayis und aulumnalis in dichtem Gemische pran- gen und sie zum bunten Teppich gestalten, auf welchem wir uns niederliessen, um Geist und Leib 586 zu stärken und zu laben. In der That gibt es nichts, was eine Mahlzeit so zu würzen vermag, als, bei heiterm Himmel, nach einiger Stapaze mit gefüllter Botanisirbüchse ein solches Plätzchen in solch erhebender Umgebung! — Wieder in die Waldregion angelangt, führt der Weg an dem rech- ten westlichen Abhange des Gebirges hin, während links die Lierna, aus dem Albalong und einigen andern Bächen gebildet, in ihrem immer tiefer eingegrabenen Bette — das sich jedoch weiter abwärts immer mehr zuın breiten Thale erweitert — rauscht. Man kann von hier aus zweierlei Wege wählen, um nach Sitten zu gelangen: ich wählte den sichern über den Ayentberg; der andere mag interessanter, aber auch halsbrechend seyn, da er eine halbe Stunde weit auf einem sehr schmalen Damm zwischen tiefen Abgründen der Wasser- leitung nach Ayent folgt, welches von der Raspille mit Wasser versehen wird. Ich sammelte dabei noch einige interessante Pflanzen: Ononis Natriz, Hyoseris felida, Spartium radiatum (doch schon verblüht und entblättert) und eine Aparyia, die ich thrincieformis nennen möchte, wenn es nicht Thrin- cia hispida Roth oder nach Dr. Richter Zeonte- don hirsutum L. ist. Freilich ist der Pappus bei allen Blüthehen gleich, nämlich plumosus sessilis. Die Samen scheinen bei den wenigen gesammelten Exemplaren unfruchtbar zu seyn, es sind schwache; sehr in die Länge gezogene, nach oben verdünnte, geibe oder hellbraune Achenieu. Die schwirzliche 587 Wurzel bildet einen knorrigen, gleichsam abgebis- senen Wurzelstock, der unregelmässig von seinen Seiten und seinem untern Ende aus ziemlich starke, schwärzliche Fasern aussendet, die sich ihrerseits in fibrilke theilen, wodurch die Wurzel einige Achnlich- keit mit schwarzer Niesswurz und ihren Surroga- ten erhält, und also von den verwandten Arten sehr abweicht. Die ganze zarte Pflanze ist etwas graugrün (ausgenommen der Kelch), an der Basis eiwas purpurfarbig und ausser einem geringen Haar-Ueberzug daselbst an allen Theilen glatt. Die Blätter sind ganz so, wie sie Linne bei seinem Leonto@on hirtum beschreibt. Der wenigblüthige Kelch hat eigentlich nur eine Reihe Kelchblätter, die bis zur Spitze gleich breit und von fast haut- artiger Substanz mit breiter, grüner Mitielrippe sind (fast wie bei Hyoseris fetida), An der Basis des Kelchs befindet sich eine Doppelreihe kleiner, fast linealischer Blättchen, von denen meist das eine oder andere an dem Schaft herabsteigt. — Ich glaube um so mehr, dass diese Pflanze L. hirtum L. ist, da ein mir von Hrn. Professor Dierbach aus der Heidelberger Flora mitgetheiltes, etwas unvoll- ständiges Exemplar der Thrincia hirta Roth, also nach Richter —= L. hispidum L., auch an den Randblüthchen nur einen sitzenden Pappus plumo- sus mit einzelnen borstigen Strahlen besitzt (wie diess bei andern Apargien auch bisweilen vorkommt). Der Same ist nur halb so lang und dicker, als bei meiner Pflanze, sonst aber findet im Habitus viel 588 Aechnlichkeit statt. Sollie die Beschaffenheit des Pappus, worauf Roth die Trennung von Leontodon gründete, wirklich nicht constant seyn, so müsste natürlich auch das Genus wieder eingezogen wer- den. Die Diagnose meiner Pflanze würde etwa so lauten: Apargia thrincieformis (?) subglabra sub- glauca, scapo solido 1-floro superne incrassato, Ta- dice priemorsa: fibris paueis erassiusceulis subnigris in fibrillas divisis, fol. pinnatifidis: laciniis triangu- laribus apice muricatis, calyce paucifloro, simplici serie polyphylio: foliolis oblongis submembranaceis, basi dupliei serie squamnlis minutis instructo, ache- njis elongatis, pappo plumoso sessili. Beror man noch nach Ayent, einem »iemlich hochliegenden Pfarrdorfe, gelangt, beginnt bereits der Wein- und Maisbau: doch haben die meisten Reben keine Pfähle, sie liegen, wenn sie zum Auf rechtstehen noch nicht stark und alt genng sind, und keinen Stützpunkt von selbst finden, am Boden, und es scheint diess in ganz Wallis mit wenigen Ausnahmen nicht anders zu seyn, daher auch der meiste Walliser Wein, dem südlichen Himmel un- geachtet, gering und von einem fast bitterlichen Erdgeschmack ist. Der Mais erreicht eine kolos- sale Grösse. — Bein Herabsteigen ins Hauptthal und nach Sitten begann E:phorbia Paralias, welche nebst Ifippopka& rhamnoides die Hauptmasse der Vegetation an dem flachen Rhone-Ufer zwischen Sitten und Martinach bildet: die graugrüne Färbung beider P’llanzen gibt der Landschaft einen eigene 589 düstern, fast melancholischen Anstrich, der nur wenig durch die röthen Beeren der letztern Pflanze gemildert wird. — Sehr ermüdet von dem’ Marsch über den Rawyl und doch alle Hände voll zu thun mit Einlegen der gesammelten Pflanzen, benutzte ich gern die sich darbietende Gelegenheit, mit zwei fangen Freiburgern bis Martinach zu fahren; und die Einförmigkeit des Weges liess es mich nicht bereuen. Um so ungestörter und behaglicher konnte ich mich in dem offenen Berner Wägelchen dem Genusse der Gebirgs-Ansichten hingeben, die nicht nur beide Seiten des Thales, sondern selbst der Hintergrund darbieten, indem der Forklas und eine gegen den Dent de Midi sich hinziehende Gebirgs- kette das Rhonethal hinter Martinach zu schliessen scheinen. Hinter dem Forklas, etwas mehr links, leuchtet ein hohes, schneebedecktes Haupt hervor, höchst wahrscheinlich der Montblane, obwohl meh- rere hohe schneebedeckte Berggipfel eine fast un- unterbrochen fortlaufende Ketie von der Ajiguille du Tour bis zum Montblanc bilden. Eine höchst Pittoreske Ansicht gewährt die Bergkette rechter Hand, deren Gipfel die mannigfachsten Formen und ein ungeheures Zerrissenseyn zeigen. In stun- denweiter Entfernung sieht man den bedeutenden Wasserfall Pissevache, an welchem die Strasse von Martinach nach Bex und Vevay vorbei führt. In Martinach hatte ich bis spät in die Nacht noch mit Pflanzen - Einlegen zu thun. Im Gasthof la Tour war es — abgerechnet der langsamen Bedienung — Baer 590 gut und ziemlich billig: die Speisen sehr schmack- haft bereitet. — Am folgenden Morgen, Mittwoch den 4. Aug., wollte ich nach dem weltberühmten Chamouny, und fand endlich für meine Pflanzen- Pakete bei dem Hrn. Collegen in Martinach eine Ablage. Freundlich versprach er mir, ihnen nicht nur einen guten, luftigen Platz anzuweisen, sondern auch das Papier in meiner Abwesenhe’t einmal zu wechseln, woran er jedoch leider durch anderwei- tige Geschäfte gehindert wurde.*) Er stimmte ıneine grossen Erwartungen auf zahlreiche Pfianzen- Ausbeute gar sehr herab und sein Ausspruch be- stätigte sich nur allzu sehr! — Eine heisse, drü- ckende Luft liess mich ganz ermattet die Höhe des Forklas erreichen, um dann auf steilem, holperigem Wege wieder in das Thal des 'Frientflüsschens — mit Dorfe gleichen Namens — herabzusteigen, an welchem Abhange sehr häufig Gentiana lutea blühte. Merkwürdige Bauart der Häuser, vorzüglich der Ställe und Scheuern findet sich hier: man baut sie gleichsam in die Luft, indem man sie auf vier Klö- tzen oder Ecksteinen ruhen lässt und in solchen *) Nur wer selbst grössere und entferntere Reisen in die Alpen gemacht hat, kann die Schwierigkeiten, die sich dem Botaniker entgegenstellen, um schün getrocknete Txemplare zu erhalten, und die bedeutenden Geld- opfer, welche es erheischt, ganz ermessen. Der eı- wähnte Unfall trägı die Schul, dass cin grosser Theil meiner Ausbeute nicht so schön ausgefallen ist, als ich gewünscht und gehoilt hatie, 5g1 schwebenden Scheuern sogar drischt! — Man kann von hier aus entweder den geraden steilern Weg über Col de Balme, oder den sich mehr westlich herumziehenden über den Töte noire wählen, um ins Chamouny-Thal zu gelangen; ich wandte mich jetzt nach letzterem, um über ersteren den Rück- weg zu nehmen. Im Thale wuchs an altem Ge- mäuer und Steinen häufig Imperatoria Ostruthium, sowie hochstämmiges Cherophyllum Villarsii Koch, auf Mauern: Sedum reflerum. Im Dörfchen en Trient kehrte ich in einer sogenannten „Auberge” ein, wo ein kleines enges Kämmerchen mit einem einzigen Fenster als Wirthszimmer gilt: die Holz- wand desselben stellte ein überfülltes Fremdenbuch dar, in welchem sich die Namen vielfach durch- kreuzten. Hier, wie im Chamvuny-Thale findet für den einzelnen Reisenden die grosse Unbequemlich- keit statt, nirgends weniger als eine ganze Bouteille Wein zu erhalten, so dass jede Erquickung wenig- stens 1-- und will man etwas dazu essen — 2 fran- zösische Franken kostet, was, verbunden mit der hier herrschenden Tendenz, den Reisenden mög- lichst zu schröpfen, und worin stets alle Volksklas- sen unter sich einverstanden sind, das Reisen in hiesiger Gegend höchst kostbar macht! Noch in Bex fand ich zwischen meiner nobeln Wirthin zum Lamm — wo eine beispiellose Unreinlichkeit herrschte — und einem Kutscher, mit welchem ich accordiren wollte, ein ähnliches Einverstehen! — Mein Weg führte mich über das Flüsschen Trient und etwa 592 eine Stunde dem Ufer desselben entlang, seinem Laufe folgend. Die Schwüle löste sich in einen so heftigen Gewitterregen auf, dass ich unter einem der vielen am Berg-Abhange zerstreut liegenden Felsblöcke Schutz zu suchen genöthigt war. Die sich immer tiefer wühblende Trient bietet wildschäu- mend manch interessantes Gemälde, aber die Pilan- zenwelt bot wenig von Bedentung. — Im Schatten der Felsblöcke blühte kaum noch hie und da eine niedliche Sazifraga cuneifolia. Man verlässt jetzt den Lauf der Trient und übersteigt leicht den noch in der Waldregion liegenden Pass des Tüte noire, auf welchem ein Wirtbshans steht. Es geht dann wieder abwärts durch ein offenes Felsenthor in das Valorsine-Thal, das, sowie die beiderseitigen Berg- gehänge, ganz mit Felsblöeken dicht übersäet ist. Doch wird die Scene bald wieder freundlicher: die Valorsine fliesst ruhig im breiten Bette, und der wahrhaft idyllische Weg führt durch wilde Rosenhecken am Ufer des Stromes aufwärts. Un- ter den Rosen waren Rosa stylosa Desv., RB. rubri- folia Vill., Rosa micrantha DeC., Rosa lomentosa und pyrenaica; freilich sämmtlich verblüht, aber auch noch in ihren verschieden gefärbten halbrei- fen Früchten schön. — Desto dürftiger ist der Weg vom Dorfe Valorsine über les Montets ins Chamouny- Thal; eine breite, dürre, mit Steinen übersäete Al- pentrift, wo nichts als magere Poa alpina, hie und da ein Cirsium spinosissimum, ein Aconitum Napel- tus, Saliz relusa u. dgl. zu seheu war, (Schi. folgt) (Hiezu Beibl. 6.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 38. Regensburg, am 14. October 1837. jensensen I. Reiseberichte Botanischer Ausflug ins untere Wallis und zum Montblanc im Sommer 1836; von Apotheker Cart Stein in Frauenfeld. (Schluss.) Enatich war das Chamouny - Thal erreicht und mit ihm, wie ich glaubte, das Ziel meiner heutigen Wanderschaft, das ich um so mehr er- sehnte, als der trübe Himmel und Horizont nicht aur jede Fernsicht raubte, sondern sich auch auf's Neue zu entladen begann; allein die müden Füsse mussten noch einige Stunden laufen, bevor sie das- selbe, den Hauptort des 'Thales — und von dieser Seite der einzige Ort, wo man ordentliches Nacht- quartier findet —— erreichten. Spät und überaus ermüdet langte ich an und ging in die Krone, wo ich gut und verhältnissmässig nicht zu theuer be- wirthet wurde. Im Hötel du Nord, wo ich am folgenden Tage, nach der Rückkehr von meiner Exenrsion, logirte, war es tbeuer. Das Chamouny- Thal dürfte wirklich in mancher Hinsicht kaum seines Gleichen haben: sechs mächtige Gletscher erstrecken sich nebeneinander bis ins Thal, unter ihnen das ungeheure Eismeer am Mont en vert! Flora 1857. 38. Pp 594 darüber die ganze Reihe schneebedeckter Hänpter, dessen Schlussstein und Krone der breitrückige Montblanc bildet. Vor Allem aber gewähren die Eis-Pyramiden des Bossons-Gletschers den schönsten und interessantesten Anblick : aufrechtstehende haus- hohe Eismassen von allen Formen und Gestalten und in verschiedenen Winkeln gegen einander ge- neigt, zuweilen die Spitze der Pyramide nach unten gekehrt, aus den Zwischenräumen das reine Himmelblau spiegeind: ein Bild, das man mit freu- digem Entsetzen anstaunt und wie es wohl sonst nur das Polarıneer bieten kann! Eine kleine Au- berge: „aux pyramides” genannt, befindet sich ganz in der Nähe, und hier auf der Bank sitzend, kann man sich dem Anschauen ganz behaglich überlas- sen; das Bild ist von bier aus um so interessanter, als man die mächtigen Eismassen durch Baumgrup- pen hindurch und zur Seite von Fruchifeldern er- blickt! — Ich stieg zur Seite dieses Gletschers aufwärts, der weiter oben zur ebeneren Eisfläche wird; da die Eis- Pyramiden durch den mächtigen Druck der Eismassen von oben den Berg herab 'entstanden sind, wodurch die zerspaltenen Massen vollends zerrissen und sich dann aufgeriehtet haben. — Die reiche, üppige Vegetation, wie ich sie zur Seite des Rhone- und Fentgletschers gefunden hatte, fehlte jedoch hier gänzlich: nichts als Rumez digy- nus und arifolius und Epilodium Fleischeri im Stein- geröll und Rasen neben wenigen, ganz gewöhn- lichen Alpenpflanzen. Das Nämliche war der Fall 595 in der Waldregion, wo ich mit dem Führer müh- sam steil aufwärts stieg: am meisten sprach mich die hier häufige, niedliche Astrantia minor an, die mit röthlichem Blüthenkopf variirte. Ich sammelte in der Waldregion noch: Sazrifraga aspera, Lu- zula nivea, Gnaphalium norwegicum, Myosolis syl- vatica ß., Achillea macrophylia. Auf den mächtigen, von Schneewasser durchdrungenen Sehutthalden fanden sich sparsam zerstreut: Cardamine alpina und resedifoliä, Veronica sazatilis und alpina in ihren mannigfachen Varietäten, Stellaria cerastöi- des und einige ärmliche Individuen von Ranunculus glacialis. — Auf einigen hohen Alpweiden erfreute nich vorzüglich Potentilla grandiflora in grosser Menge, so wie Achillea moschata und Trifolium alpinum: ferner sammelte ich Pos alpina var. pal- tescens, Phleum alpinum, Sempervivum monlanum und im Schatten und Spalten der Felsen die nied- liche Pedicularis rostrata, Asplenium Ceterach und ein anderes, noch unbestimmtes Farnkraut. Auf hohen Bergrücken in der Nähe der Schnee-Region erfreute mich vorzüglich die seltene Arenaria biflora, Poa alpina ß. minor, Alchemilla pentaphylia in vol- ler Blüthe, Cerastium latifolium var. humile und Cerastium glabratum mihi. Diese Pflanze scheint mir von C. Iatifolium wesentlich verschieden, nicht Nur wegen Blattform, Substanz, Färbung und Man- gel der rostfarbenen Pubescenz, sondern auch durch den ganzen Habitus, der vielmehr hinsichtlich der ausgebreiteten, an der Spitze bisweilen zurückge- Pp2 596 krümmten, gleichbreiten, dünnsubstanzigen Blätter an Stellaria cerastoides erinnert; Blüthe etwa 1!mal ‚so gross als der Kelch.“ Die Pflanze darf um so weniger als durch Standort erzeugte Form von ce. latifolium betrachtet werden, als sie neben demset ben vorkommt. Ein Frucht-Exemplar von €. lali- folium ist mir nicht zur Hand, aber die meisten Autoren schreiben ihm eine rundliche Kapsel zu: nur Hegetschweiler sagt in seinen „Reisen in den Gebirgsstock zwischen Glarus und Graubünd- ten von seiner Varietät *) b. glaneum: er habe die Kapsel derselben länglich, bisweilen doppelt so lang als der Kelch nnd etwas gekrümmt, bisweilen auch gerade und etwas kürzer gefunden. Koch über- geht in seiner Synopsis die Gestalt der Kapsel ganz mit Stillschweigen. — Meine Pflanze stimmt in der Kapsel mit der Beschreibung He getschwei- ler’s von seinem glaucum überein, ist aber nicht glaucum; viel Aehnlichkeit hat sie auch mit einem €. glaciale, von Thomas mitgetheilt, doch ist das Exemplar zu unvollständig, um über die Identität mit Sicherheit zu entscheiden. Die Blätter sind bei ©. glaciale Thomasii kürzer, mehr rundlich. Was *) In diesem interessanten Werkchen hat der Verf. gerade die ganz entgegengesetzie Tendenz von der ia He- getschweilers Flora herrschenden verfolgt: @f möchte cine grossc Anzahl sonst allgemein anerkannter Arten einziehen, während ın Hegetschweilers Flora eme Unzahl neuer, unhaltbarer Arten — z- Th. einzıg auf die Autorität des Chiumgen Taus end gegründet und aufgestellt wurden. 597 Hegetschweiler unter der Varietät d. subacaule beschreibt und abbildet, und mit €. glaciale Tho- masii identifieirt, ist ganz davon verschieden. Ich glaube die Pflanze durch folgende Diagnose unter- scheiden zu können: Ü. glabratum eaudieulis procumbentibus subrepent. multicaulescent. caulieulis adscend. 1— 2-flor. pe- dunculo pubescente foliis 2plo — 4plo longiore, foliis oblongo lanceolatis basi angustalis subgla- bris, kete viridibns (siecis rubese.) petalis calyce sesquilongioribus , capsula oblunga calycibus sesqui longiore. In summis Alpinis: regio sub- nivalis Montis Montblanc, In den Felsritzen des höchsten von mir erstie- genen Berggipfels, nahe dem ewigen Schnee, fand ich noch die seltene Poa lara Henke und minor Gaudin, die ıniv beide nicht specie verschieden zu seyn scheinen; ferner Festuca Halleri a. $ 8. vi- Yidis: arista breviori, F. amethyslina, F. nigrescens, F. punila, Juncus 3-fidus (in ungeheurer Menge), -Agrostis rupestris und alpina, Carex fuliginosa All, Cerastium strictum. Unter diesen unscheinbaren Pilänzchen leuchiete das lebhafte Roih der nied- lichen Pedicularis rostrata — halb versteckt unter seinen feinzerschlitzten Blättern — hervor. Auch ein paar Exemplare von Sazifraga muscoides, gran- üiflora eroberte ich: das Pfänzchen scheint mir speeifisch von der 8. muscoides verschieden, da ich jedoch nur ein paar Exemplare fand, so wage ich es nicht, sie als selbstständig aufzustellen, ob- vn ie Pr. 598 wohl sie sich von allen den zahlreichen Formen der muscoides, die in den Appenzeller Alpen vorkom- men, sehr bestimmt durch die eitronengelben, grös- sern, länglichen, in der Mitte am breitesten Petala, durch die schmalen, einfachen, ganzrandigen, überall gleichbreiten Blätter unterscheidet. Der einblüthige Stengel (mit 1— 2 Blättehen besetzt) ist schwach vis- cos-behaart. — Etwas abwärts blühten Erigeron uni- f[orum und alpinum, sowie Phyteuma hemispherica bie und da mit langem, schmalem Deckblatt — das jedoch eigentlich nichts ist als ein bis zum Blüthen- kopf in die Höhe gerücktes Stengelblatt, aber der Pflanze einige Aehnlichkeit mit Phyteuma Scheuch-. seri verleibt. — Ein dieckheranziehender Nebel, dazu der ausgegangene Mundvorrath, mahnten an den Rückweg, zumal ich nur drei Knaben zu Beglei- tern hatte. Ich stieg an der Seite des Jaconay- Gletschers wieder abwärts und sammelte dabei an den Felsblöcken, in ihren Spalten und Schatten noch folgende Pflanzen: Hieracium amplezicaule, H. Halleri, H. alpinum, H. glabratum, H. Allionü, auch ein paar Exemplare von Bupleurum stellatum, ferner Sedum repens, Sazxifraga bryoides und aspera. Ganz verblüht und zum Theil abgestorben war Primula eiliata. Ausserdem fand ich hier noch Artemisia Mutellina, Pedieularis tuberosa (nur in ein paar Exemplaren), Gentiana campestris flor. sul phureis, Cherophyllum Villarsii in 3—4 Zoll hoben Exemplaren, und Euphrasia minima. So hatte sich denn meine Botanisirbüchse ge 599 füllt, obgleich meine gehegten Erwartungen keines- wegs erfüllt worden waren. Auffallend war mir der fast gänzliche Mangel an Syngenesisten! Am folgenden Morgen besuchte ich noch, bevor ich das Thal verliess, das berühmte Eismeer am Mont en vert, das jedoch in keinerlei Hinsicht meine Erwar- tung befriedigtee Die Gletscherfläche war nicht rein und die Vegetation in der Nähe höchst dürf- tig: ich sammelte einzig Gnaphalium norwegicum und pusillum, das sich allerdings von &. supinum schr deutlich unterscheidet. — Vielleicht, dass diess Eismeer, das allerdings durch seine ungeheure flache Ausdehnung imponirt, weiter hinten meinen Er- wartungen in beiderlei Hinsicht mehr entsprochen hätte; namentlich mag der sogenannte Jardin de glace — ein mit Vegetation bedecktes, kleines Fleck- chen Erde, das rings vom Gletscher umgeben ist — interessant seyn. Da man jedoch mehrere Stunden weit zuerst am und später über den Gletscher und seine Spalten wandern muss, um dahin zu gelan- gen, so musste ich schon darauf verzichten, diesen Punkt zu besuchen und wandte mich daher wieder abıvärts gegen das Thal und besuchte im Vorbei- gang noch die wahrhafı schöne, hochgewölbte, bim- melblau leuchtende und blitzende Kisgrotte, aus welcher sich ein starker Bach ergiesst. Hie und da steht in der Nähe des Gletschers ein Pinus Cembra. — Im Thale sammelte ich noch Tamari.z rrmanica und beim Ersteigen der letzten Höhe des Col de Balme die hier ungemein häufige Gen- 600 - tiana purpurea in einzelnen gelöblühenden Exem- plaren. Das hier sich ebenfalls häufig findende Phellandrium Mulellina ? unterscheidet sich vom gewöhnlichen durch weisse Blüthen und viel höhern schlankern Wuchs: in auch nur halbreifen Samen fand ich keines derselben, und kann also nicht entscheiden, ob es vielleicht eine andere Pflanze ist. — Auf der Höhe des Bergpasses Col de Balme steht ein Wirthshaus und von hier aus geniesst man eine erhabene Berg- Ansicht: der König der europäischen Bergwelt erscheint erst hier in seiner ganzen Höhe, wie er sich über seine Nachbarn erhebt. Im Thale unten kann man den Gipfel gar nieht sehen: was dort als solcher erscheint, ist ein viel niedrigerer, vorstehender Berg - Absatz: Dome du goüte genannt; der eigentliche Gipfel heisst Dormataire und bildet, gleich jenem Absatz, einen breiten Sattel, Mit grossem Interesse betrachtete ich auch nochmals von hier aus — wie schon unfen im Thal — die Fels-Pyramide, „grand mulet” ge- nannt, wo etwa einen Monat früher ein Engländer und seine Begleiter, als dem letzten Punkt, wo fester, schneefreievr Boden und etwas Schutz gegen die Unbilden der Elemente zu finden ist, übernach- tet hatten. Grand mulet und auf der westlichen Seite die aignille du goüte (welche die Bergketto von dieser Seite beschliesst) sind die einzigen schwar- zen Flecke auf dem blendend weissen Kleide des Berg-Kolousses. — Weit grossartiger soll und muss allerdings die Ansicht vom Mont Brevent aus sey"; - .. wo man von dem Montblane nur durch die Breite des Chamouny - Thales getrennt ist und die ganze Kette mit ihren Gletschern, welche das Chamouny- Thal auf der südöstlichen Seite einschliesst, gerade vor sich hat., Nachdem ich mich im Wirthshause auf Col de Balme restaurirt und den Träger entlassen hatte, trat ich meine weitere Wanderung allein an. Der Wirth erbot sich freiwillig, mich ein Stück zu ge- leiten, und belud sich freundlich mit meiner Bota- nisirbüchse. Schon glaubte ich in ihm eine rühm- liche Ausnahme seiner Landsleute vor mir zu haben: als er jedoch wieder umkehren wollte, und ich ihm freundlich dankend die Hand reichte, meinte er, ich werde ihm doch etwas dafür bezahlen, er müsse jetzt doch wieder (die 200 Schritte) hinauf- steigen!! — Beim Herabsteigen sah ich am Randa kleiner Schnee- Thälchen Arnica scorpioides, sonst nichts. — Bei en Trient wieder angelangt, wo es auf der einen Seite noch jäher abwärts als auf der andern aufwärts geht, sammelte ich noch Colutea arborescens und Epilovium Fleischeri. Den folgen- den ganzen Tag hatte ich mit Einlegen ete. meiner Pilanzen zu thun, und machte dann den 7 einen Ausflug nach Fouly, wo ich mehrere interes- sante Pflänzchen fand, freilich erst nach langem !lerumirren; ich sammelte beim Dorfe Fouly und auf dem Berge gleichen Namens diesen und den folgenden Tag: Veronica spicata, Melica_eiliat« 'verblüht und selbst dürr), Poa Enagrostis, Scabiosa . August 6072 - Columbaria 8. pubescens, Asperula longiflora, Glo- bılaria vulgaris, Galium lucidum, G,parisiense, He- liotropium europeum, Verbascum mixtum DC., Are- naria rubra (verblüht), Dianthus syivestris ß. fol. perangustis, Dianthus liburnicus Bart. *) Cucubalus ‚Otites (verblüht), Silene italica, Helianthemum Fu- *) Im Vorbeigehen bemerke ich, dass es mir aufgefallen ist, in Koch’s Synops. Fl. germ,. et belv. in den Diagnosen von Dianthus Carthusianorum und D. atro- rubens eine Uebereiustimmung von Hort zu Hort zu finden, mit der einzigen Ausnahme, dass ersterer sechs, der zweite aber 12 — 20 Blüthen trage. Wie kann aber die blosse Blüthenzahl einen Arı-Unterschied begrün- den? In der That besitze ich mehrere 7 - blüthige Exemplare des ersteren aus Sachsen, während ein bei Roveredo von Dr. Fleischer gesammeltes Exemplar des D. atrorubers nur zehn Blüthen zählt. Mein Exem- plar von D. atrorubens möchte sich noch am meisten dureh kleinere, vollkommen sitzende Blüihen von Car- thusianorum unterscheiden, was aber wahrscheinlich auch nicht constant ist, wie denn auch die wenigblüthi- gen Exemplare von Cartäusianorum ebeufalls sitzende Blüthen haben, dagegen meine 7-blüthigen Exemplare einen dreitheiligen Blüthenbüschel, gleichsam eine drei- theilige Dolde, bilden, von denen der mitilere Strahl drei- und die zwei Seitenstrablen jeder zwei unge- stielte Blüthen trägt. Bist die Vergleichung vieler Individuen muss entscheiden, ob hierdurch ein charak- teristisches Kennzeichen heider Pflauzen gewonnen ist, oder nicht. Auch die specifische Verschiedenheit des Dianthus liburnicus von carthusianorum scheint mir sehr problematisch, da die Farbe und Substanz der Kelchschuppen den einzigen Unterschied ausmachen. 605 mana, Hel. vulgare ß. hirsutum, Ajuya Chamepythys, Salria glutinosa, Thymus lanuginosus, Hyssopus officinalis, Hypericum veronense Schrank, Orobus niger, Lotus cornieulatus 0. hirsıtus, Quereus pu- bescens, Achillea tomeniosa (meist verblüht) Achilles selacea, Helleborus viridis (verblüht), Centaurea pa- niculata ß. valesiaca, Vicia dumetorum, Ononis Co- lumn® (doch konnte ich nur ein paar Exemplare davon auffinden), Seorzonera austriaca leider nicht nur schon verblüht, sondern sogar entsamt), Trage- pogon orientale? Laciuca Scariola, Hieracium Pilo- sella y. peleleriana, Onopordum Acanthium, Hyoscia- mus niger (gehört in der Schweiz zu den seltenern Pflanzen), Gnaphalium arrense , Ayrosiema flos Jovis, Artemisia Absynthium, A. ralesiaca, Arenaria Jaequini Koch; endlich eine Medicago, die ich an- fangs hybrida bezeichnete, da sie ungefähr das Mit- tel zwischen M. sativa und M. falcata hält. Die Blüthen sind weiss oder blassgeib, in wenigblüthi- gen Trauben -Aehren, Blätter tief ausgerandet, sta- chelspitzig, Hülsen einen Umlauf bildend, unbehaart, rauh; bei genauerer Vergleichung finde ich jedoch, dass sie unbedenklich als Varietät zu falcala zu bringen ist. Starke Gewitterregen (der in der Nacht zum 8. Aug. ergoss sich wolkenbrachartig) trieben mich beide Tage zur eiligen Rückkehr nach Üartinach: sonst hätte ich wohl noch so manches gefunden, obwohl für diese Gegend, zumal nach der vorhergegangenen Trockenheit, die Jahreszeit schon zu weit vorgerückt war: Mai und Juni geben 604 bei Fouly wahrscheinlich die reichste Ausbeute, — Sowie der Charakter des Volks, so zeigt auch die Vegetation schon die Nähe Italiens: die Rebe bildet hier einenschenkeldicken Baumstamm, dessen Zweige, über die Strasse gezogen, herrliche Bogengänge bilden; welch vortrefflicher Wein müsste hier bei sorgfältiger Kultur erzeugt werden, wäre die Indo- lenz der Bewohner kein Hinderniss! Meine knapp zugemessene Zeit nöthigte mich, sobald ich meine Pflanzen in Ordnung gebracht hatte, die erste nach Bex gehende Post zu benu- tzen, und so verliess ich ungern um Mitternacht vom 9. — 10. Aug. Martinach. Von Bex aus be- suchte ich die etwa 1 Stunde entfernte Saline und das noch 1 Stunde höher im Gebirg liegende Salz- Bergwerk. Die grossen eisernen flachen Siedpfan- nen von etwa 4 — 800 TJ Schuh Bodenfläche be- stehen sehr zweckmässig aus lauter etwa 2 Schuh ins Gevierte haltenden dünnen Eisenplatten mit oberwärts gebogenen Rändern, vermittelst welchen sie durch Nieten an einander befestigt und verbun- den werden. — Auffallend schien es mir, dass trotz dem, dass das meiste Salz bergmännisch, — in fester Gestalt und durch Auslaugen aus dem Muttergestein gewonnen wird (wozu letzteres ge- hörig verkleinert in, im Bergwerk selbst, aus dem Gestein aufgeführten und mit Brettern umgebenen Kammern, 3 — 4 Wochen mit Wasser in Berüh- rung bleibt), dennoch ein Gradirwerk für die mit Salz nicht gesättigten Salzquellen gebraucht wird i 605 und man nicht das natürliche Salzwasser dadurch sudwürdig macht, dass man es zum Auslaugen des Steinsalzes anwendet: aus welcher Ursache diess nicht ‚geschieht oder vielleicht nicht thunlich ist, konnte ich nicht erfahren. Vielleicht weil die na- türliche Salzsoole von den erdigen Beimischungen durch das Gradirwerk am besten gereinigt wird, inden sich dieselben an das Reisigholz ablagern. Der Behälter für das Salzwasser im ziemlich aus- gedehnten Bergwerk bildet einen 800° tiefen Schacht oder ungeheuern Kessel, in und aus welchem es durch ein Pumpwerk,, welches durch ein höchst colossales Rad in Bewegung gesetzt wird, getrieben wird. Ziemlich weit oben im Berge steigt man auf 1600 Stufen abwärts bis zu den grossen Schach- ten, in welchen gegenwärtig hauptsächlich gearbei- tet wird, und gelangt fast horizontal fortgehend, nach einer Stunde weiter unten wieder ins Freie, — Nur selten sieht man weisse glänzende Salz - Kristalle, das meiste Salz ist in kleinen Punkten in das graue Gestein zerstreut. Das Sprengen des Gesteins mit Pulver gibt einen langdauernden dum- pfen Wiederhall. Es mochten bei meiner Anwesen- beit eiwa 20 Personen im Bergwerk, eine weit grössere Zahl aber in den Salinen und den zum Betrieb nöthigen Werkstätten beschäftigt seyn. — Noch wanderte ich nach St. Maurice zurück, um die Thermelquelle von Levay zu besuchen, welche ersterem Städtchen gegenüber am rechten Rhone- ufer, und also zum Kanton Waadt gehörig, i 606 Flussbett entspringt, und von welcher in Martinach und der Umgegend pomphafte Ankündigungen mit bildlicher Darstellung des noch nicht gebaueten Bad- hauses zu lesen waren. Die Therme ist zufolge” der Untersuchung von Baup mit den mannigfach- sten Bestandtheilen begabt und enthält auch Schwe- felwasserstof- und Kohlensäure- Gas: doch scheint es seine Gas-Bestandtheile durch eine mangelhafte Leitung grössteiitheils zu verlieren, so wie denn auch das Reservoir, aus welchem es in die Wan- nen gepumpt wird, sehr schlecht gedeckt ist. Im Geschmack fand ich wenig Hervorstechendes, höchst schwach nach gesottnen Eiern; Geruch bemerkte ich keinen, auch reagirte es nicht anf Bleizucker- papier und nur höchst schwach auf Lakmus. Die Lage von Bex ist unstreitig schön und namentlich präsentirt sich der Dent de midi in seiner ganzen Grösse, allein der Ort selbst hat ein todtes, schmu- tziges Ansehen, das sich bis ins Innere der Woh- nungen zu erstrecken scheint; wenigstens habe ich in der ganzen Schweiz noch in keinem Wirths- hause logirt, wo mehr Unreinlichkeit und doch noch hohe Zeche geherrscht hätte, als im Lamm in Bex: In dem grossen, schönen Gasthof am Ende des Or- tes an der Strasse gegen Vevay, sind Pflanzen- Packete und Botanisirbüchse, wie es scheint, eine so schlechte Empfehlung, dass man mir auf höchst unfreundliche Weise &in eignes Zimmer unter dem Vorgeben, es sey kein leeres vorhanden, — ver- weigerte! Weit freundlicher und reinlicher ist das 607 Städtehen Aigle, doch hat es das mit andern waadt- ländischen Orten, selbst mit Lausanne gemein, dass neben und bei grosser Eleganz die Fenster nicht selten voller Schmutz sind. — Bei Villeneuve ge- langt man an das Ufer des herrlichen Genfersee’s, und bis fast nach Lausanne verlässt die Strasse das- selbe nicht mehr. Die ausgezeichnet schöne Lage von Veyay ist bekannt. Um den See und seine Umgebungen noch besser zu überschanen, stieg ich noch zu dem etwa 1! Stunden entfernten Schloss Blonay empor, und möchte jedem Besucher der dor- tigen Gegend rathen, ein Gleiches zu thun. Die Morgen - Beleuchtung mag für das sich hier aus- breitende Gemälde noch vortheilhafter seyn, als die Abend - Beleuchtung, bei welcher ich es sah! Ich logirte in Vevay im weissen Kreuz recht gut und billig; der Wirth ist ans der deutschen Schweiz. Von Lausanne, auf dessen hoher Terrasse man eben- falls die schönste Aussicht geniesst, reiste ich mit Post über Freiburg, wo ich die Drahtbrücke, eine der längsten, bewunderte, nach Bern und meiner Heimath zu, wo ich am 13. August Mittags nach 17 tägiger Abwesenheit wieder ‚anlangte. U. Botanische Notizen. Hr. Boussingault hat der Pariser Akademie der Wissenschaften einen Artikel mitgetheilt, der die Ueberschritt führt: „Vergleichende Untersuchung der meteorologischen Umstände, unter denen unsere gewöhnlichen Getraidearten (die Cerealien), türki- scher Waizen (Mais) und Kartoffeln unter'm Aequa- 608 tor und in der gemässigten Zone vegetiren.” Der- selbe untersucht erst die Zeit, welche zwischen dem Aufgeben der Pflanze und ihrer vollen Reife verstyeicht, und bestimmt hierauf die Temperatur des Zeitraumes, welcher die beidenAussersten Epo- chen des Pflanzenlebens trennt. Durch Vergleichung dieser Data, rücksichtlich irgend einer gegebenen Pflanze, die sowohl in Europa als. Amerika kulti- virt wird, gelangt er zu folgendem merkwürdigen Kosultate, dass die Zahl der Tage, weiche zwischen dem Anfange der Vegetation und der Reife ver- streicht, in dem Verhältnisse bedeutender ist, je ge- ringer die mittlere Temperatur ist, unter welcher die Pflanze vegetirt. je Dauer der Vegetation wird sich, so verschieden das Klima auch seyn mag, gieich bleiben, wenn die mittlere Temperatur beider Orte gleich ist, und in dem Verhältnisse kürzer oder länger seyn, wie die mittlere T'empe- vatur der zur Vollendung der Vegetation nötbigen Zeit grösser oder kleiner ist; mit andern Worten, die Dauer der Vegetation steht im umgekehrten Verhältnisse zu den mittleren Temperaturen, 50 dass, wenn man die Zahl der Tage, welche die Ve- geiation irgend einer gegebenen Pflanze in verschie: enen Klimaten in Anspruch nimmt, mit der mitt leren Temperatur der wirklichen Vegetationsperiode imultiplieirt, man ziemlich gleiche Zahlen erhält. Diess Resultat ist nicht uur merkwürdig, insofern sich daraus zu ergeben scheint, dass unter allen Himmelsstrichen derselben einjährigen Pflanze im Laufe ihres Lebens eine gleiche Quantität Wärme zugeht, sondern es führt uns auch auf ein direct praktisches Resultat, indem es uns in den Stand selzt, zu entscheiden, ob es möglich ist, irgend ein bestimmtes Gewächs in einem Lande einheimisch zu machen, dessen Monatstemperaturen wir kennen. (Tbe Edinburgh new philos. Journal, April — July 1837.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 39. Regensburg, am 21. October 1837, I. Original- Abhandlungen. % 1. Ueber das Wechsthum der Schwänme; von J. B. Trog in Thun. Jene einfachen Gebilde des Pflanzenreichs, welche unter allerlei Formen und Farben, nur nicht der grünen (wegen gänzlichem Mangel an Grün- stoff, Phytochloron), vorkommen, und aus einfachen, losen oder mit einander verbundenen Zellen be- stehen, welche entweder die ursprüngliche Kugel- form beibehalten, oder sich mehr oder weniger dehnen und so die Fasergestalt erlangen, nennt man Pilze oder Schwämme, Unter diesen zwei Benennungen haben jedoch neuere Mykologen, na- menilich Nees, einen Unterschied gemacht, und diejenigen Pilze, Myei, genannt, deren Fractifikation sich als freie Körner — und Schwämme, Fungi, solche, bei denen sie sich als eingewwachsene Körner darstellt. Ich werde aber für jetzt diesen Unter- schied zwischen obgedachten zwei Benennungen nicht machen, sondern sie als synonym betrachten und in diesem Sinne gebrauchen. Die meisten, insonderheit die vollkommnern Schwämme bestehen, wie die übrigen Pflanzen, aus Flora 1837. 39. O0 q 610 einem doppelten System, nämlich einem Vegelations- und einem Fructifikations-System. Letzteres ist so auffallend, dass man ja insgemein glaubt: es allein mache den ganzen Schwamm aus. Es ist aber auch ein Vegetations-System bei den Schwämmen vorhanden, welches Wurzelgejlecht, Mycelium, ge- nannt wird, und mit dem Bau der Algen so viele Aehnlichkeit hat, dass die Grenzen zwischen bei- den kaum auszumitteln sind. Diese Warzelgeflechte sind von vielen Mykologen für selbstständige Pilze angesehen und unter verschiedenen Namen als sol- che beschrieben worden, indem sie ihre Verbindung mit dem Schwamme selbst nicht bemerkt hatten. Das Mycelium bleibt gewöhnlich den Augen des Beobachters verborgen, da es meistentheils in der Erde, in faulem Holze u. s. w. versenkt ist; allein es ist an diesen Orten öfters weit ausgebrei- tet, und hat eine den Algen sehr ähnliche Vegetation. Es nimmt die verschiedenartigsten Gestalten an, als Flocken, Fasern, Häute, Wurzeln, Knollen, schwarze im Holz versenkte Linien, firemdartige, im Holze befindliche Flecken u. s, w. Seltener ist das Mycelium auf der Oberfläche befindlich; sol- che Schwänme heissen Ftungi byssisedi. Was aber hier vorzüglich bemerkt werden muss, ist die Beob- achtung, dass das Mycelium der meisten Schwämme ausdauernd ist und öfters onfruchtbar bleibt, auch seine Fructifikation, das heisst: den Schwamın selbst, nur entweder zu einer bestimmten Zeit, oder, was noch häufiger der Fall ist, bei günstiger Witterung 611 hervorbringt. Aus diesem Grunde kann man einen Schwamm in einem Jahre häufig antreffen, mehrere folgende Jahre hindurch aber keine Spur davon bemerken und auf einmal am nämlichen Örte ihn wieder erscheinen sehen. Diess ist der Fall bei vielen Blätterschwämmen: z.B. im Jahre 1819 fand ich den Ag. ewsareus in einem Eichenwäldchen; von da an war er daselbst nicht mehr sichtbar bis 1533, wo ich ihn an der nämlichen Stelle wieder fand. Von den Löcherschwämmen wird der Poly- porus fuberaster hie und da im mittäglichen Europa zur Speise gebaut; aus den Beobachtungen von Micheli und Batarra geht deutlich hervor, dass diese Schwammart mehrere Jahre hindurch wieder- auflebend erbalten werden kann, selbst dann, wein schon die neuentstandenen Schwämine abgeschnit- ten worden, insofern die mit dem Mycelium durch- drungene Erde (Pietra fungaia) an einen tauglichen Ort hingelegt wird. Aus dergleichen Erde aber, wenn sie kein Mycelium enthält und keine Spori- dien hinkommen können, entstehen auch keine Schwämme. Dass das flockige Mycelium der mei- sten Löcherschwärnme alljäbrlich wieder aufzuleben pflegt, ist leicht zu beobachten, der schichtenweise wachsenden nicht einmal zu gedenken. So ist es auch bekannt genug, dass die ausdauernden Knol- len einiger Pezizen u. s. w. jedes Jahr neue Becher hervorbringen. In Peziza eruginosa, und andern, erscheint das Mycelium nur als ein das Holz durch- dringender gefärbter Flecken; nichtsdestoweniger 0q2 612 R sicht mfan ans demselben zu wiederholtenmalen neue Schwämme hervorwachsen, Ueberhaupt bringt das Mycelium in feuchten Jahren Mehrere und besser entwickelte Schwämme, in trockenen Jahren aber weniger und öfters ım- ausgebildete hervor. Die Entwicklung der Frucht in diesen Gewächsen hängt viel von der Beschaflen- heit der Luft ab, was aber auch bei vollkominnern Pflanzen der Fall ist, welche bei einer mehr oder weniger günstigen Witterung in einzelnen Jahren auch mehr oder weniger freudig wachsen, und so wie die Schmarotzerpfanzen, Orchideen u. a, sehr von der Witterung abhängig sind. Es ist daher das Erscheinen der Schwämme nicht so sehr ein Werk des Zufalis, wie der gemeine Mann sich vorsielli; es hängt allezeit von einer vorhergehen- den Vegetation ab, und die Flüchtigkeit der Fructifi- kation stimmt mehr mit der Natur der übrigen Pflanzen überein, als es die Verschiedenheit der- selben anzuzeigen scheint. Aus dem bereits Gesagten geht hervor, dass jener Theil, welchen wir insgemein Schwamm nen- nen, eigentlich das Fructifikations - System, oder doch wenigstens ein Analogon desselben in diesen Gewächsen sey. Jeder Schwamm besteht aus zwei Haupttlieilen: ans der Hülle und den Sporidien oder Keimkörnern; jene kann, je nach der höheren oder niederen Stufe der Gattung, welcher der Schwamm angehört, in mehrere Theile zerfallen, als: der Träger und das 22 613 Peridium bei den einen, Siroma und Perithecium bei andern der unvollkommnern Gattungen, nnd Wulst, Strunk, Hot, Hymeniam u. s. w. bei deu vollkommnern; die Sporidien aber, welche keinem Schwamme fehlen, sind der Endzweck aller Schwamm- Erzeugung, wie die Frucht oder der Same hei an- dern Pflanzen der Endzweck ihres Daseyns ist. Obschon diese Sporidien von den Samen der Phanerogamen. sehr verschieden sind, so ist doch nichtsdestoweniger ihre Bestimmung diejenige: ihre Art fortzupflanzen. Sie sind in den untern oder unvollkommnern Arten nackt, und zerfallen mitunter selbst in zwei oder mehrere Sporidiolen. Bei den obern oder vollkommuern Schwämmen hingegen sind sie meistens in gedehnte Zellen, die man Sehläu- ehe, asci, nennt, eingeschlossen, aus denen sie sich mit oder ohne Schnellzraft entleeren. Um sieh von der Keinkraft der Sporidien zu überzeugen, wurden von mehreren Mykologen Saat- Versuche mit denselben angestellt: nämlich schon im Jahre 1718 machte der zuverlässige Micheli solche Versuche mit vielem Exfolg; später Ehren berg, Weinmann, Krombholz und andere. ’ Es ist daher eine so bekannte Sache, dass die Spu- Yidien keimen, dass selbst die Gegner der Schwamm- Fructifikation selbige nieht läuguen, Freilich wur- den, entweder wegen des ungünstigen Orts, wo die Versuche gemacht wurden, oder anderer Ur- Sachen wegen, von den ausgesäeten Sporidien nicht immer Schwänme erhalten, was aber auch bei 614 vollkommnern Pflanzen, z. B. ‚den Orchideen, der Fall ist, indem man aus ihren Samen bis dahin auch keine Pflanzen erhalten konnte; ausserdem geben die Sporidien vieler Arten im ersten Jahre meistentheils nur ein Mycelium, und zwar oft ein sehr undeutliches; erst im folgenden, ja bei mehre- ren im dritten Jahre und vielleicht noch später kommt die Fructifikation zum Vorschein. Man muss daher nicht glauben, dass, weil die Sporidien nicht sogleich einen vollkommen ausge- bildeten Schwamm hervorbringen, oder weil ein sehr berühmter Botaniker das durch Aussaat von Sporidien eines Reulenschwammes erhaltene Myce- lium für einen andern Schwamm, nämlich für eine Himantia hielt, die,Sporidien nicht ihre Art, son- dern durch ein Spiel der Natur einen anderu Schwamm ans einer andern Gattung: hervorbringen können, und diese desswegen keineswegs die Stelle der Samen versehen. Man kann ja von den aus- gesäeten Samen eines Apfelbaumes auch nicht so- gleich im ersten Jahre Aepfel erhalten. *) Der um die Pilzkunde so hoch verdiente Prof. Fries behauptet (und sein Urtheil in dieser Sache ist von grosser Wichtigkeit), dass aus den Spori- *) Diese Bemerkungen sind zwar von dem berühmten Prufessor Fries und von ihm selbst bekannt gemacht worden; ich habe sie aber hier zum Theil wiederbolt, weil ich sie vollkommen in der Natur bestätigt fand, und dieselben vielen Pflanzenforschern nicht bekannt zu seyn scheinen. 615 dien eines Schwammes allezeit dasselbe Mycelium und aus ebendemselben Mycelium eben die Schwamm- art entstehe, welche die Sporidien abgegeben hat, und dass dieselben so innig mit einander verbun- den sind, dass es irrig seyn würde zu vermuthen, dass die eine auf der andern parasitisch vorgekom- men wäre, so dass darüber kein Zweifel mehr obwalten kann; Dass, ‚nach Behauptung mehrerer sehätzbaren Botaniker, die Schwämme durch eine fructificatio zquivoca sich fortpflanzen, kann ich nicht glauben, habe auch keinen Beweggrund dazu je vorgefunden. Wie geschieht aber die Aussnat .der Sporidien in der Natur? — Wahrscheinlich auf versebiedene Weise. Der berühmte Ehrenberg (in sylv. my- eologie. Berolin. p. 6.) glaubt, es geschehe durch Insekten, wie diess bei der Befruchtung der Pha- nerogamen mit dem Pollen geschieht, was bei eini- gen niedern Gattungen von Schwämmen allerdings der Fall seyn mag; jedoch zweifle ich sehr, dass bei den Hymenomyeetibus die Aussaat der Sporidien auf diese Weise geschehe; es ist mir vielmehr wahrscheinlich, dass die Sporidien dieser, sowie auch anderer Klassen von Schwämmen, wegen ihrer Kleinheit, zum "Theil in der Luft suspendirt sich befinden, durch den Wind überall. herumgetragen, sich an allerlei Körper hängen, und dass da, wa sie einen zu ihrer Keimung günstigen Boden finden, dieser Akt anch vor sich gehe; oder, was noch häufiger der Fall seyn mag, sie werden durch den 616 Regen aus der Luft gleichsam niedergeschlagen und erhalten daderch zügleich die zum Keimen nöthige Feachtigkeit. Sieht man doch nach einigen Regen- tagen eine Menge kleiner Schwämme, als Mycenen, Mistschwämme u. s. w.: hervörschiessen, welche wohl zum Theil auf diese Weise gesäet wurden. Aber sind denn die Sporidien der .‚Schwämme so fein, dass sie in der Luft schweben können? — Hierauf mögen- “folgende Thatsachen als Antwort dienen: 1. Wenn. man einem Blätterschwamme den Strunk bart am Hute wegschneidet und diesen ietztern auf ein farbiges Papier so hinlegt, dass die Lamellen abwärts gekehrt sind, so werden nach Verlauf einiger Stunden die ans ihren Schläuchen sich ergiessenden Sporidien einen Stern auf dem Papier zeichnen, der die Form der:Anordnung der Lamellen hat, aber nur da, wo die Lamellen das Papier fast oder ganz berühren ; sobald.aber, durch Sinuosität oder Wölbung derseiben, diese an eini- gen Stellen das Papier nicht erreichen, so erscher- nen diese Stellen auch von Sporidien entblüsst, weil daselbst der Luftzug (selbst im verschlossenen Zimmer) hinlänglich ist, um selbige fortzutragen. 2. Man lege ebenfalls auf ein dunkles Papier eine der 'grösseren Pezizen, z. B. Peziza leporina, oder eine Helvella :ete. und beobachte sie im ganz frischen Zustande, so wird man von Zeit zu Zeit, besonders bei- einer leichten Erschütterung, gewahr werden, wie mehrere Schläuche auf einmal mit . 617 Schnellkraft sich. ihrer Sporidieri. entladen; indem man einen sehr flüchtigen -Baueh von ihrem Hyme- niam aufsteigen sieht, der‘ aber auch sogleich ver- sehwindet, ohne dass man um .den Schwamm herum, selbst nach mehreren Stunden, bedeutende. Spuren ihres Herabfallens, benierken. ‚könnte; ’ mithin sind sie in der Luft. gehlieben, oder von derselben .weg- geführt worden, : = Diess ist aber wicht..ohne. Ansnahine der Fall, deun es ‚gibt mehrere Arten, deren Sporidien: in so grosser "Menge heransfallen, . dusss.immer . ein -Theit davon liegen .bläibt, und sie.:mehrere Zolle vom Schwamm entfernk: noch ..sichtbare Siaublagen bilden, wie.z. B. bei :Agarwus melleus, Polyporus Syuamosus und anderen. 3. Wenn eingemachte Früchte, Confekt, Musse, Pfanzen-Extracte u. s. w. oder andere vegetabi- lische Substanzen, in hermetisch verschlossenen Gefässen aufbewahrt, von Schimmel :befallen wer- den, so wird immer ein kleiner mit Luft angefüll- ter Raum vorhanden seyn, welcher die zu Erzeu- gung des Schimmels erforderlichen Sporidien ent- hielt; dieses erklärt, warum selbst in verschlossenen Gefissen Schimmel entstehen kann. ‘4, Der Agaricus campestris bedarf zu seiner künstlichen Erzeugung (Cbampignon de couche) nur eines sein Wachsthum befördexnden Bodens und einer günstigen Lage, indem man fette Erde mit Dünger vermischt und bei öfterm Umarbeiten .mit Urin begiesst; nach 10— 12 Monaten wird dieser 618 so zubereitet Boden mit gedachtem Blätterschwamm ‚bedeckt seyn, ohne dass eine künstliche Aussaat desselben statt gehabt hätte, Das Nämliche geschah in der Nihe meiner Vaterstadt öfters, indem jedes- ınal, wenn von der eidgenössischen Militärschule neue Befestigungswerke auf. der 'Thunallmend auf- geworfen wurden und die mit. Dünger und Urin getränkte Erde der Viehweide dadurch bearbeitet ward, selbige im folgenden Jahre eine Menge des gedachten Schwammes hervorbrachten. Wenn die Gärtner die zu Erzeugung des Champignons zube- reitete Erde mit dem Myceliumn dieses Schwammes (Blane de champignon) vermengen, so geschieht dieses nur, um die Erzielung des Schwammes zu beschleunigen. Diese Beispiele mögen genügen, um jener Be- hauptung: dass die Sporidien der Schwämme zum Theil in der Luft schwebend sich befinden, einiges Gewicht zu geben. 2. Beschreibung einiger Honstrositäten von Schwänr men; von demselben. Dass die Schwämme in Allgemeinen eine starke Vegetationskraft besitzen, ist bekannt; sieht man doch ganze Rasen von Mistschwiäinmen (Coprini) auf Düngerhaufen, in hohlen Baumstämmen u. dgl. in einem Tage hervorwachsen! — Und Dr. Jung huhn erzäblt uns Gn der Linnea J. 1830 y. ss. dass er eine Borista gigantea P. in einer einzigen Nacht zu der Grösse eines grossen Kürbisses an a 619 wachsen gesehen habe! Diese Vegetationskraft ist aber auch in solchen Schwämmen noch sehr merk- würdig, deren harte Substanz sich gar nicht daza zu eignen scheint: ich’ meine die Holzschwämıne. So sah ich einen allbereits zu einer Breite von vier Zoll angewachsenen, aber in. vollem Wachsthum begriffenen, und an seinem Rande zahlreiche Tro- pfen einer klaren, gelblichen Flüssigkeit ausschwitzen- den Polyporus dryadeus Pers. in Zeit acht Tagen seinen Durchschnitt um einen ganzen Zoll vermehren- Aber ganz vorzüglich auflallend ist die Vege- tationskraft der Schwämme in-ihren einzelnen Thei- len. So fand ich z. B. zwei Individuen von Aga- Ticus alutaceus, wovon das. eine durch irgend eine äussere Kraft von dem Boden losgerissen und ver- kehrt auf das andere geworfen worden war, so dass die Hutfläche des losgerissenen auf der Hut- fläche des stehenden ru:hte, Diese beiden Hutflächen sind nun aneinander gewachsen und haben durch diese Verbindung den Lauf der Säfte, wenn ich mich so ausdrücken darf, wieder hergestellt, aber für den losgerissenen und umgestürzten Schwamm in verkehrter Richtung, was denn die Bildung eines Reuen Hutes an dem nach oben gekehrten Wurzel- ende des Strunkes zur Folge hatie, wodurch eine merkwürdige Monstrosität entstand. Ein andermal stiess ich auf ein sehr grosses, fast sechs Zoll breites Exemplar vun Agaricus eme- licus, von dessen Hut durch irgend einen Zutall ein dreieckiges Segment abgebrochen und so davon PR Ey 620 ‚getrennt worden war, dass der Rand am Boden, das Zugespitzte, vor dem Abbrechen mit dem Mit- telpunkt des Hutes in Berührung gestandene Ende des Segiments aber vertikal in die Höhe stund. In dieser Lage nun trieb das vom übrigen Schwamm ganz abgesonderte Stück sich einen eigenen Hat, welcher ‘etwa einen Zoll unter dem obern Ende desselben. lateral aus der Hutfläche des Segments herauswuchs, und dessen Breite 3 Zoll betrug; er war rotk, die Lamellen weiss, wie’ die des Haupf- ‚schwammes, und hatten, :ungefähr wie der Ag. appli- calus, einen gemeinsamen Vereinigungspunkt, nahe am Stronkende des Hutes. HU Correspondenz. Um die Sawifraga Kochi auf den ersten Aı- blick von allen ihr verwandten Arten zu unter- scheiden, stelle man sich eine Sarifraga üiflere, deren Stämmcehen und Aestchen kräftiger als ge wöhnlich sind, mit Blumen von Sarifraga opnosili- folia vor, und man hat die neu« Schweizerpflanze ‘vor sich. Schon seit 1831 besitze ich diese höchst :merkwürdige Art in meinem Herbarium, und erhielt selbe von meinem Bruder aus Merzenbach, &in Seitenthal, das nördlich nach Miinster im Wallis ausmündet. Ich legte die Pflanze als Mittelform zwischen S. oppositifolia und 8. biflora , ohne ihr einen eigenen Namen zu geben, bei Seite, bis ieh 1835 das Vergnügen hatte, von Hrn. Apotheker Hornung eine höchst vollständige Beschreibung davon in der allg. bot. Zeit. pag. 465 zu finden. 621 Ich zweifle nicht, dass sich diese niedliche Pflanze, deren Namen allen Freunden der Naturwissenschaft theuer und angenehm ist, als selbstständige Art wird behaupten, wenigstens kann hier gewiss nicht die Rede von den Varietäten seyn, von welchen Gaudin pag.. 96. vol. III. spricht. Ich habe diese Formen vor mir und sehe in den Stämmchen und Blättern nicht die geringste Aehnlichkeit mit der S. Kochiü; die erstern tragen das Gepräge der S$. opposilifolia in allen ihren Theilen unverkenntlich, wo letztere hingegen mit Ausnabme der Blume gänzlich an die S. biflora sich reiht. Ob die Pflanze hybrid ist, lasse ich bis dahin auf sich beruf; was uns auch immer Zeit und Erfahrung lehren mag, so wird durch Koch’s triftige Diagnose in seiner Synopsis Flor. germ. et helv. die Pflanze immer richtig und leicht erkannt, und so ist dieser höchst merkwürdigen Form, in spätern Floren, ihr Platz gesichert. Da ich gerade bei den Steinbrecharten bin, so mag es mir vergönnt seyn, diesem kleinen Schärflein noch einige Bemerkungen über zwei andere Sarifraga- Arten beizufügen. Die Sazrifraga retusa Gouan, der Gaudin in seiner Flora helv. vol. IH. pag. 97. und Koch in Seiner Synopsis Flor. germ. et helv. sect. prior. Pag. 269. ihr Bürgerrecht in der Schweiz abspre- chen, ist von Hrn. Dr. Girtanner auf den Appen- zeller Alpen aufgefunden worden, von woher mir selber gütigst letztes Jahr ein sehr instruetives 622 Exemplar unter andern Pflanzen unbestimmt über- schickt, Br. Monnard führt zwar in seiner Synops. Flor. helv. pag. 340. an, dass Dr. He- getschweiler dieses liebliche Pflänzlein ob St. Morizen (vermuthlich in Graubündten) aufgefunden habe, bezeichnet jedoch die Pflanze immer noch mit einem Kreuzlein, als zweifelhafte Schweizer- Bürgerin, Bei gleicher Gelegenheit erhielt ich von mei- nem Freund Girtanner eine äusserst interessante Sazifraga, die selber für Bastardart von S. mutata und S. aisoides hält, und ihr den Namen Sazifraga maßpta - aizoides beilegt. Anch mein Freund Guthnick, dem ich zwei Exemplare zuschickte, tbeilt diese Ansicht. Die Pflanze lebt in freundschaftlicher &esellschaft der zwei oben genannten Sawifragen, deren Kind sie seyn soll, in der Umgegend von St. Gallen. Da von dieser merkwürdigen Form, insoweit mir bekannt ist, noch keine bestimmte Diagnose besteht, SO möchte eine solehe dem botanischen Publikum nicht unwillkommen seyn: Sazrifraga :mutata-aizoides; caule decumbente erassiuseulo, foliis alternis, lineari- lanceolatis, vel Iineari-lingulatis, setuloso- cHiatis, petalis lineari- lanceolatis, jis Sasifragee mutatee panlo brevioribus. Flor. Jul. — August. Habitat in pago St. Gallens. prope urbem St. Galiensem. Die Sazrifraga mutata-aizoides unterscheidet sich überdiess von S. mulata durch weniger g& 623 drängte Rosetten (vosula)..auf dem Wurzelstocke; ferner sind die Blätter nicht so lederartig und ver- kehrteiförmig ausgerandet als in S$. mutata. Die Pflanze ist lang nicht so klebrig und mit so vielen Drüschen besetzt: die Blumenblätter sind stumpfer und weniger über den Kelch hervorragend als in S. mulata. Ob die Pflanze die in ihr verschmolze- nen Charaktere der S. mufata und aizoides auch kultivivt beibehalten wird, kann ich nicht entschei- den, bis mir Hr. Dr. Girtanner, den ich gebe- ten habe, Versuche darüber anzustellen, die Ergeb- nisse davon in der Zeit wird zugeschickt haben. Auf jeden Fall empfeble ich diese merkwürdige Mittelform der Aufmerksamkeit der Botaniker, denn wie selbe schon seit vielen Jahren freudig um St. Gallen blüht, so kann sie unter günstigen Umstän- den und Verhältnissen nach den gleichen Natur- gesetzen auch anderswo ins Leben treten oder unbemerkt schon bestehen. Schliesslich bemerke ich noch, dass ich dieses Jahr an feuchten Waldrändern um Freiburg in der Schweiz häufig Valeriana sambucifolia (Mikan ap. Pohl boh. 1. 41), die für die Schweiz bis dahin noch nen ist, gefunden habe. Sie ist von der Va- leriana officinalis sehr leicht zu unterscheiden, in- dem jene niemals über fünfjochige Blätter trägt und Waurzelsprossen treibt; wohingegen die V. offieina- lis fünf- bis zehnjochige Blätter hat, und niemals Wurzelsprossen (Stolones) treibt. Freiburg in der Schweiz. Dr. Lagger. 624 IH. Notizen zur Zeitgeschichte. Se. Majestät der Kaiser von Russland haben auf Vorstellung der kais. Akademie den Wissen- schaften zu St. Petersburg eine naturforschende Expedition nach den Küsten von Lappland und Noyaja Semla genehmigt. Der Zweck dieser Ex- pedition ist, die hyperboräische Flora und Fauna so vollständig als möglich zu untersuchen. Ein kleines, gehörig ausgerüstetes Kriegsfäahrzeug ist zur Verfügung derselben gestellt und die Leitung dem verdienten Marine-Officier Hrn. Ziwolka anvertraut. Auch ist dazu der Akademiker Hr. v. Baer abgeordnet, welchem der Studiosus Leb- mann, als botanischer und mineralogischer Samm- ler, der Zeichner Röder und ein Zögling des Museums, als Thierausstopfer, beigegeben sind. Dr. Griffith hat auf einer Reise nach Assam, vorzüglich aufdeniXhosiya-Hügeln zwischen Tschenra, Pundschi und Nunklow eine schätzenswerthe Samım- lung von Moosen und Lebermoosen zusanımenge- bracht. Die 154 Arten Laubmoose begreifen 27 Gattungen, wovon zwei neu, die 48 Arten Leber- moose gehören zehn Gattungen an, vworunter fünf neu Zu seyn scheinen. Der bisherige Obergehülfe am kön. botanischen Garten bei Berlin, Hr. Carl Plaschnick, ist als botanischer Gärtner am akademischen Garten zu Leipzig angestellt worden. (Hiczu Beibl. 7.) Allgemeine botanische Zeitung. nie — Nro. 40. Regensburg, am 28. October 1837. I. Original- Abhandlungen Zur Pflanzengeographie ; ein Vortrag, gehalten in der botanischen Section der diesjährigen Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Prag, von Prof. Dr. Unger aus Grätz. Di Umgebungen von Grätz in Steiermark, die ich nun zwei Jahre in den verschiedensten Richtungen zu durchstreifen Gelegenheit hatte, bie- ten dem Pflanzengeographen so viele interessante und wichtige Punkte dar, dass ich schon jetzt die Gelegenheit ergreife, einige derselben, insbesondere was das Abhängigkeits-Verhältniss gewisser Pilan- zenformen von der Qualität des Bodens betriflt, der Aufmerksamkeit der versammelten Botaniker zu empfehlen, Man hat, neuerlich den von mir in ıneiner Schrift über die Vegetations-Verbältnisse des nord- östlichen Tyrols vorzugsweise vertheidigten Satz, dass hauptsächlich die chemische Qualität des Bo- dens einen besonderen Einfluss auf die Vertheilung der Pflanzen ausübe, zu bestreiten gesucht. — So wenig ich geneigt bin, steif bei einer Ansicht zu verharren, gegen die sich erhebliche Gründe vor- Flora 1837. 40, Rr 626 bringen lassen, so machen mich doch nenere Er- fahrungen nieht nur in derselben nicht schwankend, sondern bestätigen das, was ich früher ausgespro- chen habe. Erlauben Sie mir, einige Details bier vorzu- bringen, die ich zur Vertheidigung meiner Ansicht am geeignetsten halte, Das Terrain der Umgebungen von Grätz, auf mehrere Meilen ausgedehnt, besteht aus einem man- nigfaltigen Wechsel von primären und secundären Gebirgsarten, mit denen sich im südlichen und südöstlichen Theile noch Diluvialabsätze mit jünge- ren Tertiär- und Quartär-Sedimenten verbinden. Aın Grenzpunkte derjenigen Ablagerungen ge- legen, die das grosse pannonische Becken erfüllten, welche jetzt die Mur durchströmt, und im Hinter- grunde eine rasch steigende Erhebung geschlossener Gebirge, welche der Gablung der letzten Ausläufer der Centralkette der Alpen angehört, lassen die Um- gebungen jener Hauptstadt, die gewiss schon darum eine mannigfaltige Landschaft darbieten, auch auf eine eben so grosse Reichhaltigkeit der Flora schlies- sen. Ohngeachtet die Abmarkung der pannonisch- kaspischen Flora von der scandinavisch - deutschen erst in den Ebenen und Hügellanden des südöst- lieben Steiermark, d. i. jenseits der Drau beginnt, so haben doch die näheren Umgebungen von Grätz eine Anzahl von nahe an. 1300 'vasculären Pflanzen- arten aufzuweisen, welche bedeutende Anzahl nur aus der stufenweisen Erhebung des Landes, die bis \ 627 in die höhere Alpenregion ansteigt, aus dem Wech- sel der Gebirgsarten, und dein durch sie grössten- theils bedingten Boden, erklärbar ist. Ich reihe die Beschaffenheit des Bodens hier: unmittelbar ar die Temperatur-Verhältnisse, weil ich die Veber- zeugung hege, dass nächst diesen die geognostische Beschaffenheit eines Landes (wenigstens für diesen Theil der Alpen) den meisten Einfluss auf das Vor- handenseyn und die Vertheilung der den Vegeta- tions-Charakter bestimmenden Pflanzenformen aus- übt. Da ich mir vorgenommen habe, hier nur den Einfluss, welchen das chemische Moment des Bodens in seiner weiteren Bedeutung auf die Vertheilang gewisser Pflanzen ausübt, durch meine Beweise zu bekräftigen, so mag diese kurze Einleitung genügen, um auf den fraglichen Gegenstand selbst überzugehen. Es ist aus vielfachen Grinden wohl keinem Zweifel unterworfen, dass die tertiären Gebires- arten wenig geeignet sind, die Frage über die Bo- denstätigkeit vieler Pflanzen gründlich zu lösen. Am besten eignen sich hiezu die Uebergangs- und primären Gebirgsarten im Wechsel der ihnen un- tergeordneten Kalkgebilde, welche letztere, wie ich anderswo gezeigt, am meisten eigenthümliche, di. an sie geknüpfte Pflanzen aufzuweisen haben. Secun- däre und primäre Felsarten, welche vorberrschende oder untergeordnete Kalklager besitzen, sind es auch hier, worauf ich insbesondere meine Auf- merksamkeit richtete. Ar? 628 Es findet sich in den Umgebungen von Grätz ein Uebergangs- und Ur-Kalk, welcher mit 'Thon- und Glimmerschiefer wechsellagert und entweder allein -in grösseren Massen Gebirgsketten konstituirt, oder in einzelnen kleineren Kuppen aus dem Schie- fergebälde, "welches oft selbst von Gineuss vertreten wird, hervortaucht. Sowie nun beiderlei Felsarten in niederen wie in höheren Gebirgen durch eine eigentümliche V'egetation charakterisirt sind, so tre- ten diese Gegensätze auch dort noch auf, wo die genannten Gebirgsarten in kleinem Umfange mit einander oscilliren, oder wo das vorherrschende plötzlich durch das andere Gebilde unterbrochen wird. Letztere Umstände sind ganz’ besonders ge- eignet, die Bodenstätigkeit gewisser Pflanzen und ihre Abhängigkeit vom chemischen Einflusse ins hellste Licht zu stellen. Denn dort, wo beiderlei Felsarten in ihren oryetognostisch - physikalischen Eigenschaften sich nähern, dass sie kaum von ein- ander zu unterscheiden sind, demohngeachtet aber nach den vorwaltenden chemischen Bestandtheilen noch immer von einer eigenthümlichen Flora be- gleitet sind — kann man wohl nicht sagen, dass der durch Verwitterung entstandene Boden, die Bindungsfähigkeit des Wassers, das Erwärmungs- vermögen u. s. w. den alleinigen Grund der Pflanzen- vertheilung abgeben, da gerade diese Eigenschaften in beiderlei Felsarten durchaus nicht verschieden sind. Belege dafür könnte ich in Menge anführen, 629 aber es würde diessmal zu viel Zeit kosten, in ein näheres Detail einzugehen. j Ein Einwurf gegen die Bodenstätigkeit gewis- ser Pflanzen, den man sehr häufig ausgesprochen hört, betrifft die Erfahrung, dass Pflanzen, die ir- gend einer Gebirgsart eigentbümlieh zu seyn sehei- nen, in grösserer oder kleinerer Menge auch auf anderen, in ‚physikalischen sowohl als chemischen Bigenschaften differenten Gebirgsarten erscheinen: Die Thatsache lässt sich nicht läugnen, und ich habe solche Fälle selbst nicht selten beobachtet, dessungeachtet wage ich daraus nicht zu folgern, dass bei diesen Anomalien- (und als solche werden sie auch von den Gegnern angesehen) das Bestim- mende des Einflusses in der pbysikalischen Qualität zu suchen ist, worin die fremde Unterlage mit dem irgend einer Pflanze gewöhnlichen Boden überein- kommt. Erfahrungen, welche ich auf grösseren Wanderungen in den norischen Alpen gemacht, haben mir stets gezeigt, dass, wo auch solche Ab- weichungen vom allgemeinen Verhältnisse hervor- treten, dieselben immer äusserst beschränkt sind, und eher auf Einwirkung eigenthümlicher Ursachen hinweisen, als das Gesetz der Bodenstätigkeit ge- wisser Pflanzen in Zweifel zu ziehen berechtigen. Namentlich mache ich aufmerksam, dass ich in dem ganzen Alpenzuge der Seckauer- und Gaileralpen, Sowie eines Theils des Rottenmanner Tauerns, den ich durchstreifte, auf dem dortigen Grneusse ausser Dryas octopetala, Arctostaphylos alpina, FPotentilla 630 aninima und Hieracium villosum keine einzige der kalksteten oder kalkholden Pflanzen angetroffen habe, und auch diese nur auf kleine Stellen und auf so wenige Exemplare beschränkt, dass man sie unmöglich für Autochthonen ansehen konnte, son- dern ihre Verpflanzung auf diesen Boden der Wir- kung von Stürmen zuschreiben musste, was um so wahrscheinlicher wird, als in diesen Gmeussen in der Nähe von Kalklagern auch das sporadische Erscheinen von Kalkpflanzen häufiger wird. Eine hieher gehörige Beobachtung hatte ich erst kürzlich bei Guttenberg in der Nähe von Gritz zu machen Gelegenheit. Es findet sich bier ein Gneussgebirge, Jas in grotesken Felsparthien er- scheint, und von einem Flüsschen, die Raab, tief eingeschnitten wird, so dass es eine beinahe unzu- güngliche Schlucht bildet. Der vorwaltende Feld- spath und seine weisse Farbe geben den Felsen von ferne gesehen eine Aehnlichkeit mit Kalkfelsen, welche hie und da ebeu so geschichtet erscheinen, wie hier der Gneuss. Wie sehr war ich überrascht, an diesen Fel- sen, welche durch bröckliche Verwitterung auch eine ähnliche Unterlage wie der Kalk bildeten, statt der Schiefervegetation mehr eine Kalkvegetation zu finden. Der Wald bestand vorherrschend aus Buchen, an Felsen zeigte sich Arabis arenosa, Cy- nunchum Vinceto.zicum, Uyclumen europeum, Daphne Mesereum und ein grosser Theil des Bodens war von Erica herbacea bedeckt. Diese seltsame Erschei- -631 nung nöthigte mich, die Gebirgsart genauer zu un- tersuchen, und wie sehr war ich nicht verwundert, als ich auch hier wieder mehrere Kalklager und Gänge von krystallinischem, mit Glimmer gemengtem Kalke fand. Noch deutlicher war mir aber. die Sache geworden, als ich den gleich darauf anstos- senden westüstlichen Kalkzug betrat, welcher alle Eigenthümlichkeit einer Kalkflora besass, und sich überdiess noch besonders dadurch auszeichnete, dass der Boden dort fast ausschliesslich mit einem Polster von Erica herbacea bedeckt war, der sich meilenweit ausdehnte:- Die ‚hökere Lage der letz- teren Gegend, sowie der Strich der vorberrschen- den Winde von da nach dem Gneusse mochte in Beiseyn der oberwähnten Verhältnisse in diesem Falle die genannten Abweichungen herbeigeführt haben. Schliesslich führe ich die Pflanzen an, die mir neuerdings als kalkbolde und kalkstete vorgekoin- men sind, Unter jenen, die nicht nur in den Alpen, sondern auch in niedrigen Gebirgen, wie z. B. bei Grätz am ehesten von den Kalklagern auf die an- grenzenden Thon- und Glimmerschiefer u. s. w. übergehen, also weniger kalkstet sind, nenne ich vorzüglich Prunella grandiflora, Cyclamen europaum, He- lianthemum rulgare, Daphne Mezereum, Teucrium Uhumedrys , Euphorbia Cyparissias, Cynanchum Vincetozicum, Orobus vernus, Asperula Üynanchicn. Astrantia major, Poterium Sanguisorba, Fagus sil- 632 vatica und Pinus pumilio, dagegen zu den kalk- steten nicht nur alle in der Flora von Kitzbtibl als solche aufgeführten ohne Ausnahme, sondern noch überdiess mehrere dieser &egend zukommende, als: Jnula hirla, Aster Amellus, Matricaria corym- bosa, Coronilla coronata, Laserpitium aquilegifolium, Athamanta Oreoselinum und A. Cervaria, Libanolis montana, Sempervivum hirtum, Seseli glaucum, Fe- stuca glauca, Serapias rubra, Heracleum austria- eum, Euphorbia amygdaloides, Cnicus Erisithales, Daphne Cneorum, Carduus glaueus, Primula integri- folia, Androsace villosa, Melittis grandiflora, Alys- sum monlanum, Erysimum lanceolatum RB., Linum flavum und hirsulum, Geranium sanguineum. N. Correspondenz. Nymphea biradiata,: weiche in den Sümpfen bei Uttendorf häufig wächst, kommt bisweilen mit ins Doppelte, Drei- und Vierfache vermehrter Zabl der Narben und übrigen Blüthentheile vor, wobei die Narben in Form eines Hufeisens gestellt sind. Einmal fand sich auch eine Blume, ans welcher eine verkehrte Blume hervorsprosste, so dass näm- lich die Narben nach aussen standen, und die Blu- menblätter den Mittelpunkt der Blüthe einnahmen. Sowie der Geisstein einen Brennpunkt für die meisten und seltensten Alpen-Phanerogamen bildet, ebenso scheint er auch die meisten und seltensten Alpenmoose zu beherbergen. Eine einzige Eseur- sion von nur wenigen Stunden an dessen Südwest- oder Sintersbacher Seite beglückte mich mit Zy90- 633 don lapponicus, Weissia Martiana, Encalypta rhabdo- carpa, commulata, Weissia torquescens, Dicranum gracilescens, Schistidium pulvinatum, Splachnum Frölichianum und Diplolena Blyttii, welche auch am Selbertauern vorkommt. An der Südseite fand sich Grimmia elongata,, am Rücken Weissia lati- folia und Aulacommion turgidum in Menge. Der Flechtenreichtbum dieser Gegend ist aus Unger’s Werk über Kitzbühl zu ersehen, zu den daselbst aufgezählten Arten kommt noch Parmelia Hookeri, die ich auch am Selbertauern auffand. Am ersten Kopfe der Schmidlienhöhe bei Zell am See in 6000 Höhe kommt Zygodon Mougeotii Br. mit ldpponicus nicht selten an schattigen Thon- schieferfelsen vor. Am untersten Krinlerfalle in 4000° Höhe und von dessen Wasserstaub stets be- netzt, gedeihen Bryum julaceum Schl. und Junger- mannia julaces Ligihf. üppig, während sie sonst die Begleiter des ewigen Schnee’s sind. Racomi- trium protensum, Hypnum cylindricum Bruch. kom- men bei Zell, ersteres auch in der Kriml, Didy- modon cylindricus Br. bei Mittersill vor; wie über- haupt unser Gebirgsland die meisten der beschrie- benen deutschen Moose zu beherbergen scheint. Die Messerlingwand habe ich dieses Jahr besucht und ihre Schätze gesammelt, am Tauernkogl fand ich einen prächtigen Rasen von Splachnum Bre- werianum?, und in der Kriml einen solchen von angustatum auf Menschenkoth. Unter den noch unbesehriebenen Arten befindet sich ein Dieranum, 654 ein Didymodon, ein Cantharellus u. 8. w., deren Charaktere ich Ihnen .bei einer andern Gelegenbeit znittheilen werde. Mittersill. Dr. Sauter. ‚3 Botanische Notizen. -- „1 Ueber den Einfluss des Dampfes auf die Vegetation lasen die Herren Edwards und Colin der Akademie der Wissenschaften zu Paris am IS. April d. J. einen Artikel vor, worin sich folgende Resultate ihrer Versuche angegeben finden: 1) An der freien, ziemlich feuchten Luft, die jedoch von dem Siättigungspunkte noch ziemlich weit entfernt ist, keimen die Samen nicht. 2) Das Keimen findet bei unsern Getreide- arten: Sommerwaizen, Winterwaizen, Gerste, Rog- gen, Hafer, statt, wenn sie sich in einer mit Feuch- tigkeit völlig gesättigten Luft befinden, 3) Wenn man sie unter Wasser bringt, so bedürfen sie zum Keimen einer achtmal längern Zeit. 4) Wenn man, statt fünf Stück Körner, deren g. B. 25 in mit Feuchtigkeit gesättigte Luft bringt, ohne das Experiment unter einer grösseren Glocke anzustellen, als vorher, so findet das Keimen wicht statt, 5) kben so verhält es sich, wenn man die ursprüngliche Zahl von Körnern, z. B. fünf, an- wendet, und sie mit einer weit grüssern Glocke bedeckt, in welchem Falle das Keimen verzögert oder verhindert wird. 6) Die Umstände, welche diese Verzögerung 635 oder dieses .Fehlschlagen veranlassen, hängen von dein Einflusse der Temperatur auf die Feuchtigkeit der Luft ab. . 7) Wenn die Temperatur niedrig, aber wenig oder nicht veränderlich ist, so wird das Keimen unter einer grossen Glocke, wie unter einer klei- nen, gleich bald stattfinden. S) Ist die Temperatur höher, aber mässig und veränderlich, so wird das Keimen sich unter einer grossen Glocke verzögern; 9) und zwar, weil, wenn während der täg- lichen Wechsel die Temperatur steigt, die Luft eine Neigung hat, sich von dem Sättigungsgrade der Feuchtigkeit zu entfernen, und wenn der Raum gross ist, der sich erhebende und zum Theil von dem Samen absorbirte Dampf die Grenze des Sätti- gungsgrads nicht erreicht. 10) Diese Wirkungen rtihren nicht etwa da- her, dass die Samen nicht genug Dämpfe absorbirt hätten: denn bei einer niedrigen, constanten Tem- peratur absorbiren sie weniger Wasser, als bei einer hühern. Indess hat im erstern Falle das Keimen statt, während es im letztern nicht eintritt oder verzögert wird. 11) Diese merkwürdige Thatsache rührt da- her, dass die Luft nicht hinreichend mit Dämpfen gesättigt ist, um der äussern Membran des Samens die höthige Feuchtigkeit zuzuführen. 12) Ks finden also in Betreff des Dampfes “wei Hauptbedingungen des Keimens statt; erstens, 636 dass der Samen zu seinen Ernährungsfunktionen genug Dämpfe absorbire, und zweitens, dass die äussere Luft mit Dampf hinreichend gesättigt sey, um die nöthige Geschmeidigkeit der Samenhülle zu unterhalten. 133) Bei der gleichzeitigen Einwirkung des Wassers und Dampfes tritt das Keimen stets in dem Falle, wo die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt ist, früher ein. 14) In Betreff der Anwendung dieser Grund- sätze auf die Erde haben die Verfasser gefunden, dass das Keimen bei der blossen Einwirkung des Wasserdampfes im Sande und Thone stattfinden kann; dass es aber in dem einen, wie in dem an- dern Falle langsamer eintritt, zumal bei der Thon- erde, welche den Dampf lange absorbirt und für sich behält, bevor sie etwas davon an den Samen abtritt. 15) Dieselben Grundsätze finden auf die übri- gen Perioden der Vegetation Anwendung, indem die Herren Edwards und Colin grüssere Pflan- zen im Dampfe und völlig gesättigter, als in feuch- ter, aber nicht gesättigter Luft, gezogen haben. 16) Das, was man auf den Antillen, wo die Luft ausnehmend feucht ist, beobachtet, bestätigt diese Resultate vollkommen. Die Früchte sind dort nicht nur vortrefflich, sondern die Holzfaser ist ausserordentlich hart. 17) Daraus ergibt sich, dass man in Gewächs- häusern die Dämpfe in einem weit stärkern Grade 637 anwenden sollte, als.es bisher geschehen. In Eng- land hat man durch dieses Verfahren Erstaunliches bewirkt. Die Trauben trugen gewaltig. grosse Bee- ren, die Ananas erlangten die. Schwere von 8 Pfd. und die Fettpflanzen gediehen ausserordentlich. (Le Temps, 19. Avr.) 2. Catalepsie bei gewissen Pflanzen. Hr. Mor- ren theilte der königl, Akademie der Wissenschaf- ten von Brüssel in deren Sitzung am 5. Novem- ber 1836 seine Forsehungen rücksichtlich- der Cata- lepsie des Dracocephalum virginianum. mit.. Man hat diese Pflanze desshalb eataleptisch genannt, weil deren Blüthen die Fähigkeit besitzen, ‚sich. :in der ihnen ‚mechanisch gegebenen Lage zu erhalten, ohne dass sie, wie es bei andern Gewächsen geschehen würde, durch die Elasticität wieder ihre ursprüng- liche Stellung annehmen. Diese Eigenschaft hat in der That eine auflallende Aehnlichkeit mit der Catalepsie, und macht aus: dem Dracocephalum vir- ginianum, dessen gerade hohe Stengel mit langen Blüthenähren besetzt sind, eine wahre Wetterfahne, indem die Blumenkronen desselben jede Richtung des \Vindes nachhaltig anzeigen. — Dufour zu- folge, wäre diese Pflanze die einzige, welche diese Erscheinung darbietet. Indess sagt DeCandolle, man beobachte sie auch am Dracocephalum Molda- tica, und Hr. Morren hat sich in diesem Artikel vorgesetzt, zu beweisen, dass sie keineswegs aus- hahmsweise, sondern bei allen Pflanzen vorkomme. Seinen Untersuchungen rücksichtlich des Draco- 638 cephalum virginianum zufolge, rührt die sogenannte Catalepsie dieser Pflanze nicht, wie DeCandolle glaubte, von der geringen Elastieität der Blumen- stiele, sondern daher, dass das Afterblättchen, wel- ches in der Achsel der Biame sitzt, den Kelch an dem vorspringenden Rande desselben zurückhält, in welche horizontale Lage rechts oder links man die Blume auch biegen möge, Hieraus erklärt sich, wesshalb die Eigenschaft der Catalepsie sich nur in der Horizontallage der Blumen zeigt, und wess- halb man an ihnen dieselbe Elastieität erkennt, wie bei allen übrigen, wenn man sie senkrecht in die Höhe: richtet. 3. Die anhaltende .Kälte, welche dieses Fahr den ganzen Monat April hindurch die Vegetation zurückhielt; hatte im Fürstlich Thurn und Taxischen Hofgarten zu Regensburg das sonderbare Phänomen hervorgebracht, dass der treibende Saft von Acer Negundo und saccharinum an verwundeten Stellen der Stämme in langen Eiszapfen herabhing, die ganz wie gefrornes Zuckerwasser schmeckten. 4. Zu der auf S. 544. der Flora 1836 gemach- ten Anzeige einer blühenden Agare lurida ist nach- zutragen, dass dieselbe Species auch im Dec. 1836 im- Grossherzogl. botan. Garten zu Carlsrahe mit 550 Blüthen florirt hat, und dass hievon auch eine lithographirte Tafel durch Besorgung des Hrn. In- spectors Held erschienen ist. VW Neerolog Bei Gelegenheit einer Abhandlung von G.Ben- tham: „Plants ovientales herbarii Montbretiant, 635 seu Labiatarum species novee vel minus comitse quas in Syria ‚et Asia 'minore collegerunt Gnsta- vus Coquebert-de«Montbret et Aucher: Bloy,” abgedruckt in den Annal. des seiene.' natur. Juill. 1836, theilt A. Bron'gniart folgende Noti- zen über einen jungen, der Wissenschaft zu früh entrissenen Botaniker mit. : Gustay Coquebert de Montbret war der Sohn des Antoine Co- quebert de Montbret, eines Beamten, der seine Mussestanden immer dem Studium der Naturge- schichte widmet und Nefle des Charles Coque- bert de Montbret, Mitglied des Instituts, dessen umfassende Kenntnisse in allen Zweigen der Wis- senschaften von allen‘, die ihn ‘kannten, geschätzt wurden: Unter diesen Verhältnissen fand der Jüng- ling sehr leicht Geschmack an der Naturgeschichte, der durch Reisen im südlichen Frankreich, in den Alpen .und den Pyrenäen genährt und durch die so schöne und mannigfaltige Vegetation dieser Ge- genden zunächst auf die Botanik gelenkt wurde, Er wollte hierauf die Unabhängigkeit, die er genoss, benützen, um entferntere Länder zu besuchen, und bereiste im Jahre 1830 Griechenland, die Türkei und einen Theil von Syrien, durchsuchte dann auch Aegypten, sammelte mit Sorgfalt dessen Schätze und kehrte dann nach Frankreich zurück, wo er ein Jahr zubrachte, um die Resultate dieser ersten Reise in Ordnung zu bringen und seine Kenntnisse in der Botanik zu erweitern. Aber bald erwachte die Leidenschaft zu reisen wit neuer Stärke und 4 640. der Orient rief ihn noch einmal in die Mitte seiner Vegetation, Er ging über Italien und Griechenland, und fand in Constantinopel Hrn. Aucher-Eloy, den er schon in Aegypten kennen gelernt hatte und der seinen Eifer für die Botanik theilte. Beide unternahmen nun miteinander eine lange Reise in Syrien und Kleinasien, von Aleppo nach Trape- zunt ‚durch das Thal des Euphrats und Erzerum, durch .Cappadocien' und einen Theil von Armenien und zurück nach Constantinopel über Angora und längs den Küsten des schwarzen Meeres. Die von ihnen bereisten Länder, welche seit Tournefort kaum durchsucht worden waren, verschafften ihnen eine reiche Lese seltener und neuer Gewächse. Gustav de Montbret kehrte dann nach zwei- jähriger Abwesenheit durch Servien, Ungarn und Deutschland im Jahr 1834 nach Frankreich zurück, aber seine Sammlungen trafen erst gegen Ende des Jahres 1837 daselbst ein. : Von diesem Augenblicke an beschäftigte er sich unaufhaltsam mit ihrer An- ordnung und ihrem Studium, und wollte unverweilt die darin enthaltenen neuen Arten bekannt machen. Zu gleicher Zeit ging er mit neuen Reiseplänen um, die zum Zweck hatten, die Flora von Klein- asien, wofür er schon so schöne Materialien bei- sammen hatte, zu vervollständigen. Aber eine plötz- liche Krankheit setzte seiner so erfolgreichen Exi- stenz in einem Lebensalter von 32 Jahren ein Ziel. Hoffentlich werden seine Sammlungen für die Wis- senschaft nicht verloren seyn und noch Stoff bieten, seinen Namen in den Registern der Botanik, der er die schönsten Stunden seines Lebens weihte, ZU verewigen, {Hiezu Literber. Nr. 9.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 41. Regensburg, am 7. November 1837. 8° I. Original- Abhandlungen. I. Ganz anspruchsloser Versuch, das Links- und Recktswinden der rankenden Pflanzen zu erklä- ren; von Er. Brunner in Bern. Dekanntlich haben sich die Physielogen von jeher bemüht, die so anflallende Beständigkeit, wo- mit unter den kletternden Gewächsen die einen sich von der Rechten zur Linken, die andern umgekehrt wenden, aus gewissen äussern Einflüssen zu erklü- ren. Es wäre zu umständlich, alle Hypothesen, welche in frübern und spätern Zeiten hierüber ge- schmiedet wurden, zu durchgehen, indem olınehin die wenigsten einige faktische Grundlagen besitzen, also reiner Spekulation angehören. Mohl (Preisschrift über das Ranken der Ge- wächse pag. 124.) durchgeht die hanptsächlichsten davon, gesteht aber am Ende, sich die Sache gar Nicht erklären zu können und hält es für gerathe- her, lieber seine Unwissenheit geradezu einzuge- stehen, als Hypothese auf Hypothese ohne Nutzen für die Wissenschaft zu häufen. Eben diese Meinung scheint auch DeCan- dolle (Organographie vol. I. pag. 156 — 5%) zu Flora 1857. As, Ss 642 theilen, indem er überdiess noch Wollaston’s Vorschlag heraushebt, um der Sache näher auf den Grund zu kommen (ob nämlich die Sonne auf ihre Richtung irgend einen Einfluss habe?) sollten vergleichende Versuche mit denselben Speciebus in Enropa und irgend einer aussertropischen antarkti- schen Gegend der Erdkugel, z. B. dem Vorgebirge der guten Hoffnung, Botany Bay, Chili u. dgl. an- gestellt und genau beobachtet werden, welche Art hier und dort sich links oder aber rechts winde. Doch bis dahin aber (und vielleicht noch lange?) bleibt unsere Neugierde unbefriedigt und mit ihr der dem Menschen angeborne Drang, die Erschei- nungen der ihn umgebenden Natur auf seine Weise zu deuten. Solche Erklärungen aber schaden nur insofern, als sie sich auf erdiebtete oder irrig auf gefasste 'Thatsachen stützen und falsche Eigenliebe sich ins Spiel mischt, um einer einmal ausgespro- chenen Ansicht, aller Evidenz zuwider, dennoch Ein- gang verschaffen zu wollen. Vielleicht nicht glück- licher als meine Vorgänger, jedoch bereit, jeder beglaubisten und überwiegenden Thatsache zu wei- chen und’ nicht aus astralischen Einflüssen, sondern aus der Natnr des Gewächses und der Eigenthüm- lichkeit seiner Lebenskraft selbst schöpfend, wage auch ich eine Erklärungsweise dieses sonderbaren Phänomens, vorausgesetzt nämlich, dass es mit der Beständigkeit desselben seine vollkommene Richtig. keit habe, So weit ich selbst zu bemerken Gelegenheit 645 gefunden und nach Allem, ‘was ich von andern Beobachtern (besonders Gärtnern) erfahren komnte, winden sich bei weitem die meisten Schling- Gewächse von der Rechten zur Linken. Zugegeben nun, es liege in der Fiber jeder gewundenen Pflanze die biezu erforderliche Anlage bereits vorhanden, so frägt es sich jetzt bloss: noch, wodurch diese Rich- tung ertheilt werde? Den hauptsächlichsten be- lebendsten Reiz übt auf alle Gewächse das Licht aus. Nach ihm wenden sich alle Pflanzen hin. So wie cs aber Thiere gibt, deren Empfänglichkeit für die Eindrücke von-ausgen- sehr verschieden leb- baft ist, ebenso lässt sich auch dasselbe von den Gewächsen annehmen, und obgleich unter den Sinn- pflanzen’ die allermeisten der sogenannten reizbaren. Blätter anzutreffen sind, gibt es dagegen in vielen andern Familien einzelne Arten, deren Staubfüden und Griffel ähnliche Erscheinungen darbieten, olıne dass andere Arten {vielleicht des nämlichen Ge- schlechtes) die mindeste Empfänglichkeit ihrer Ge- schlechtsorgane gegen äussere mechauische oder anorganisch-chemische Reize verriethen. Steht doch Hedysarım gyrans bis jetzt als sich von selbst be- wegendes Gewächs unter den zablreichen Arten seiner Zunft ganz allein da! Einige Blumen been- digen ihr Befruchtungsgeschäft in wenigen Stunden, einige kaum in mehreren Tagen, einige bedürfen dazu des Einflusses der Sonnenstrahlen (z. B. die Hiibiscus- Arten), andere scheinen (bei uns wenig- 552 644 stens) gerade die Abendzeit zu lieben (z. B. die Oenotheren), sed amor omnibus idem. Gibt es also einen verschiedenen Grad der Reizbarkeit in den Gewächsen, so wird dieses wohl nächst den Geschlechtsorganen am fühlbarsten in denjenigen Theilen seyn, welche des grössten Säfte- zufinsses sich erfreuen. In der Periode des Wachs- thums sind es unstreitig die Spitzen der Zweige. Sie, welche, nach Aufsaugung des erfrischenden Nachtthaues durch die Poren der Blütter, Stengel und Wurzeln, am frühen Morgen strotzen von Säf- ten und Ueppigkeit, empfinden den Reiz des Son- nenlichts gewiss lebhafter denn ältere verhärtetere Theile derselben Pflanze, als Stamm, holzige Aeste, ältere Blätter u. s. w. Aber auch unter ihnen ist ganz zuverlässig die Reizbarkeit von höchst ver- schiedener Stärke. Während nun Gewächse mit Spiralfasern, die zum gerade gesenkten Wuchse bestimmt sind, der Zenithal richtig folgen und bloss mehr Zweige nach derjenigen Seite aussenden, von wo sie das meiste Sonnenlicht trifft (und ihre Zahl ist bei weitem die grösste), gibt es andere zum Spi- ralbaue bestimmte Grwächse, welchen, wofern sie nur sich an andere Gegenstände stützen können, die Wahl bleibt, entweder nach Morgen oder nach Abend hin sich zu wenden, bis sie eine Stütze finden, welche dann ihrem künftigen Wachsthum eine ebenso bestimmte Richtung ertheilt, als ein Erzieber seinem Zögling. ı B. c. A. Gesetzt nun eine Pflanze A. stehe in gleicher Entfernung von zwei vorwärts nach Mittag zu be- findlichen Stützen. Schwach und unschlüssig wird ihr kaum dem Samen entkeimter Stengel an der Erde hinkxiechen. Er wird aber in den Zwischen- raum zwischen B. und C. seine Saugspitzen aus- recken, indem weder die Morgensonne links von B. noch die Abendsonne rechts von €. hinlängliche Kraft hat, um dieselben mehr nach Osten oder Westen hin zu bestimmen. . Zudem darf man nicht ausser Acht lassen, 1) dass zwischen den Wende- zirkelr, wo bei weitem die meisten Rankgewächse und Schlingpflanzen vorkommen, die Geradeaufstei- gung der Sonne eine ganz andere ist als bei uns in den längsten Sommertagen, und sich vielmehr der- jenigen der Aequinoktialzeiten nähert, von welchen sie aber durch den hohen Bogen wesentlich ab- weicht, und 2) dass auch in unsern Breiten die mei- sten Gewächse in einer Jahreszeit keimen, wo noch keine grosse Rückwärts - Bescheinung der Sonne statt hat. Diesemnach wird nun auch die Verlängerung der jungen Zweige so ziemlich allgemein in die Richtung des Himmelsbogens zwischen B. und C. fallen oder bei uns zwischen die Stunden von 9 Uhr Vormittags und 3 Uhr Nachmittags. Besitzt nun die Pflanze Anle Reizbarkeit, so Wird sie den frühen Strahlen der Sonne vor ihrem Durchgange durch den Meridian sich zuwenden und 646 links eine Stütze suchen, bedärf dagegen eine un- empfindlichere Faser eines längern Einflusses auf das Gewächs, um’ es zu irgend einer Richtung zu bestimmen, dann wird sich die Pflanze rechts wenden. :So weit meine Erklärungsart einer übrigens noch fange nicht genug erläuterten Erscheinung in der Pflanzenwelt. Ist sie unhaltbar; so hat sie doch wenigstens das für sich, die belebte Natur weder zur Magnetnadel noch zum’ Astrolabiüm gemacht und in dem Quell selbst“ geschöpft »u ‘haben, aus i welchem; nach meiner innigsten Ueberzeagang, alle Phänomene der organischen Thätigkeit, so unbe . kannt ihr inneres Wesen auch ist, ani Ende inımer und ewig herzuleiten sind. \ 2. ' Elwas über den Bau gelappter” Blätter ; von Demselben. "Einige Naturforscher: häben zu verschiedenen Zeiten die Ansicht geäussert, es rühre der einge- schnittene Bau der Blätter von mangelhafter Nah- rung ber. Um sich aber von der Unrichtigkeit ihrer Behauptung zu überzeugen, belieben dieselben nur den jetzt in unsern Lustgärten ‚ganz gemeinen nordamerikanischen Strauch Symphoricarpos leuco- carpos zu besehen. Dieses zierliche Gewächs treibt gewöhnlich im Frühjahr aus der Wurzel senkrechte . Wasserlohden mit Blättern, welche zwar viermal breiter sind, als diejenigen der vorjährigen blüthen- tragenden Zweige, aber fast dem Eichenblatte ähr- liche Einschnitte zeigen. Ist diess Verkümmerung? ‚Wohl keineswegs," sondern wohl eher ein noch Sich, \ AT nicht gehörig eingetretenes Gleichgewicht zwischen Entwicklung des Zellengewebes und der: die Rippen bildenden Spiralgefässe, wobei der Zweig noch auf ein Jabr lang, aus lauter Ueppigkeit, nicht aber aus Krafimangel unfähig bleibt, Blumen und Früchte zu fragen. Das Gegentheil aber liesse sich aber auch bei den Eichen darstellen, deren jüngste Blätter bei weitem weniger eingeschnitien sind, als in den er- wachsenen. Hier ist die Pflanze noch unvollkom- men, weil das ihrer Nator entsprechende Miss- verhältniss zwischen Zellgewebe "und Spiralgefüss- ausbildung noch nicht eingetreten, Warum aber bei dem einen Ebenmaas, bei dem andern Ueber- wiegen zur Vollkommenheit des Gewächses gehöre ? Ouod nescimus! aber so lehrt es doch der Augenschein. U. Correspondenz. Ew. Wohlgeborn waren schon seit mehreren Jahren so gütig, an unserem, wenn auch beschränk- ten, botanischen Wirken freundlichen Antheil zu nehmen und würdigten schon früher einmal eime schriftliche Mittheilung unserer damals in Gesell- schaft des Hochw. Hrn. Prälaten unternommenen Exeursion einer nachsichtsvollen Aufnahme, so dass ich es nun wage, Ihnen abermals eine Excursions- Beschreibung zuzusenden. Ich hatte mir nämlich längst vorgenommen, mein Heimathland in botani- scher Hinsicht recognoscirend zu durchreisen, und dazu die Ferien 1836 bestimmt. Ich wanderte also 648 von Salzburg über "Reichenhall, am kleinen aber tiefen und gar freundlichen 'Thunsee vorbei nach Unken. Auf.dem ganzen Wege fand ich gar nichts, was mich in botanischer Hinsicht angesprochen hätte, als Verbascum Blattaria bei Beichenhall, Euphrasia Salisburgensis an Felsen nächst der Strasse; dagegen aber bietet der Weg selbst man- : che sehr interessante Ansichten, worunter die Aus- sicht von Melleck in das Unkner Thal wirklich sehr überraschend ist und sehr an .jene von der Feste Klum im Oberinthal, in Tyrol, mahnet. Ebense anziehend und eigenthümlich ist die Aussicht nach der Thalschlucht des Kniepasses von Oberrain nächst Unken aus. Mich verlangte aber nach einer ande- ren Naturscene, nämlich der sogenannten Schwarz- berg- oder Unknerklamme. Der Fussweg dahin führt am linken Ufer der Unke nach hochgelegenen Bauerngütern im sogenannten Gefälle und yon da am Schwarzenberg zur Holzstube. Kaum 60 — 90 Schritte von dieser enifernt, führt ein wenig be- tretener Weg in den Wald und über einen 'schwa- chen, kaum zwei Schritte langen Steg, unter wel- chem eine schauerliche Schlucht heranfgähnt. Die wilde Unke bahnte sich hier, vielleicht schon seit Jahrtausenden, ihr Bette; jetzt rauscht sie in grau- ser Tiefe zwischen ausgespühlten Felsenwänden über abgestürzte Trümmer dahin. Durch Brücken und Treppen ist von dem thätigen k. bayer. Forst- personale für die gefahrlose Zugänglichkeit dieser Schlucht gesorgt, welche nach wenigen Schritten f anna ran 649° fast immer wieder eine nene Gruppirung der Fel- sen, neue Beweise der Macht tobender Fluthen darbietet. Besonders bemerkenswerth ist eine Stelle, wo die Felsen sich fast domartig über den Be- schaner wölben und eine dunkle Felsenhalle bilden, nur von einer einzigen, spindelförmigen, fast aus- gewachsenen Säule getragen, in welche nur durch die Spalte der oben nicht vollkommen geschlossenen Felsen und zwei vom Wasser ausgefressenen Oef- nungen ein magisches Licht dringt, An einer an- deren Stelle finden sich hoch an der Felsenwand die vergoldeten Namenszüge. Ihrer kön. bayer. Ma- jestäten Ludwig und Theresia mit dem pas- senden: „Guita cavat: Inpidem, non vi, sed kepe tadende.” — Wer Zeit hat, und von der Witterung mehr begünstigt wird, als es mit mir der Fall war, der lasse sich einen Umweg zum Fischbache und Staubbache, zwei herrlichen Wasserfällen im Hin- tergrunde des Heuthales in einer schauerlichen Felsenschlacht, nicht gereuen, von wo aus auch der Weg nach dem Sonntagshorne eingeschlagen wer- den könnte. Der Weg von Unken durch die Schlucht des Kniepasses „ welchen ich am 7. August antrat, hätte freilich manche betanische Ausbeute darge- boten, denn Sazifraga Aizoon, autumnalis und stel- laris, Dryas octopetala, Potentilla caulescens, Möh- „Tingia muscosa &' Silene rupestris wuchsen in Fülle an Felsen neben der Strasse, und wurden selbst an den in der wildbrausenden Saale, welche sich durch diese Schlacht windet, zerstreuten Felsen- 650 | trümmern von den.Wellen bespühlt. Allein unauf- hörlicher Regen, welcher mich diesen ganzen Tag verfolgte; ‚wehrte mir das Botanisiren, “Bei meiner Ankunft in Lofer, einem Markte, zwei Stunden von Unken entfernt, war mein ver- ehrter Freund, Hr. v. Spitz, noch nicht aus der Fusch zurückgekehrt; daher ich auf die mir für diesen Tag versprochene botanische Unterhaltung Verzieht leisten musste.. Indess ging ich doch nicht leer aus, denn Hrn. v. SpitzlV’s Frau Mutter war so gütig, mir Gelegenheit zu verschaffen, den Reich- thum seines Herbariums zu bewundern; und nach- dem endlich der lang Ersehute ankam, benützte ich die noch übrige Zeit, dessen mitgebrachte dies- jährige Ausbeute flüchtig zu durchsehen, “ wornach ich meine Reise nach Saalfelden antrat. Zu Frohnwies, welches in einer malerischen Gegend am Eingange zu den berüchtigten Hohl- wegen gelegen ist, überrascht die Cascade des Weissbaches, welcher hart vor dem Wirthshause über eine Felsenwand stürzt. Eben dieser Bach ist es auch, welcher, gleich der wilden Unke am Schwarzberge, nicht weit von der Strasse, welche von hier über den Hirschlbüchl nach Berchtesgaden führt, die Seisenberg- oder Weissbachklamm bildet, die zwar nicht von solchem Umfange wie jene, aber ‘durch ‘einen prächtigen Wasserfall im Hintergrunde ausgezeichnet ist, In den schauerlichen Hohlwegen, der Strecke von Frohnwies bis zur Ausmündung in das Thal En 73 ‚von Saalfelden, in welchem zwischen: zwei'fast um: unterbrochenen Gebirgsketten: die: durehrauschende Saale und die von den kahlen, schroffen, theilweise ' überbängenden Felsenwänden: herabstürzenden Fel- sentrümmer und nasse “Wiesen- der nach Saalfelden führenden Strasse nur wenig Raum gewähren, würde der schöne Fall des Diessbaches hart an der Strasse und ‚die bis an diese herab steigende Alpenflor einen angenehmeren Eindruck auf mich gemacht haben, hätte mich nicht der in Strömen herabstürzende Regen so zum Missmuth gestimmt. Wie reich müsste nicht die Ausbeute seyn, wenn man Musse "hätte, von hier aus die Nebelsberg- Diessbacher und Kaltenbrunner Alpen zu besuchen, da Melissa'pyrenaica, Globularia cordifolia, Rhodo- dendron hirsutum, Saxifraga Aizoon und aulumna- lis, Linaria alpina, Biscutella levigata und Dryas octopetala, mit vielen andern hart an der Strasse, im Gerölle und an den Felsentrümmern häufig vor- kommen, D Zu Saalfelden angelangt, bereitete ich mich sogleich zu einer Excwsion nach dem steinernen Meere und besichtigte das Schloss Lichtenberg, welches mir nicht bloss wegen der herrlichen Aus- sicht, sondern-auch darum merkvwrürdig schien, weil hier seit 1693 die Familie Klettner in ununterbro- chener Descendenz den. Jägerdienst versieht. Als Führer und Träger begleitete mich ein Baner, der Weissbacher genannt, welchen ich, wie den Jäger Klettner, als einen vorzüglich ge- - 652 wandten und. sichern Führer empfehlen kann; auch nahm ich einen meiner Schüler, einen Knaben von noch nicht 13 Jahren, mit, um ihm das. Vergnügen einer Alpenparthie zu verschaffen. ‚Der Weg führt gerade am Schlosse Lichten- berg vorbei längs des Ofenbaches nach der Alpe Weissbacheln, welche in Rücksicht der üppigen Vegetation gewiss ihres Gleichen sucht. Am Wege dahin, besonders an den Felsen und zunächst der zahlreichen Quellen sammelte ich Myosotis alpestris, Poa alpina, Sazifraga Aizoon, cesia, stellaris, au- tumnalis und rotundifolia, Melissa pyrenaica, Ara- bis alpina, Lepidium alpinum, Silene quadrifida mit röthlicher Blüthe, Silene rupestris, Campanula r0- iundifolia, Scheuchzeri, Epipactis latifolia, Orchis odoratissima, Rhododendron hirsutum. Am Eingange in die Alpe Weissbacheln selbst, gleich zur Rech- “ten nächst der Quelle blühten: Pedicularis rostrata und recutita, Ranunculus alpestris, Hieracium villo- sum, Aconitum Napellus, Gentiana pannonica, Se necio abrotanifolius, Achillea atrata, Anemone nar- cissiflora, nächst der Alpenhütte Melissa pyrenaich in Menge. \ Nach kurzer Rast traten wir den ziemlich stei- len uud beschwerlichen Weg nach der Weissbach- scharte an, welcher, wenn auch anstrengend, doch an seiner Höhe ungemein lohnend ist. Auf) dem Wege dahin sammelte ich Gentiana bavarica, Achil- ka Clavene, Erigeron alpinus, Androsace villosd, Pedicularis ver liciliata. ' 653 Auf der Scharte angelangt, ‘überrascht. den. Freund der Natar der Anblick eines Amphitheaters ganz eigener Art, ich meine des sogenannten‘ „stei- nernen Meeres”, Ein kesselförmiges Thal, von schrof- fen Felsenwänden umgrenzt, ‘über weiche der Hunds- tüdt, ‚Watzmann, das Achsel- und Berseilhorn und noch : andere 'hahe Firsten (Hörner) ' ‚emporragen, breitet sich in einem bedeutenden Umkreise aus. Kable,; vom’ "Wüsser ausgespühlte- 'und gleichsam zerfressene Felsen ragen da wie Klippen im Meere empor, und Vertiefungen und Erhöhungen ketten sich zwischen diesen wellenförmig. i in. einander. Wenn man’ es’ anch- dem ganzen Kessel "ansiäht, dass seing.; ‚Naektheit Anr, eine. magere‘. "boianische Ausbeute ‚verspreche, so ist dafür die, Vegetation am Rande an den ringsum sich hinziehenden Wän- den desto üppiger. Dazu kommt noch die über- reiche Aussicht, welche man sowohl vom Hohler- maishorn als vomsüdlicheren Berseilhorn aus geniesst. Gegen Nordost und Südost öffnet sich die pracht- volle Uebersicht des steinernen Meeres mit dem Hundstödt, Watzmann, nebst den über Lofer bis Salzburg sich hinziehenden Gebirgen; gegen Süden und Südwest in der Nähe die wilde Alpe, der Gletscher am verlornen Schnee, über diesen hinaus der pflanzenreiche Hundsstein und im Hintergrunde die fortlaufende Tauernkette. welche Salzburg von Kärnthen und dem Tyroler’schen Pusterthale schei- det. Wie stolze Cap erheben sich der Glock- ner, das Wiesbachhorn, der Venediger. Längs 654 diesen: Bergreitien. überschaut man eine bedeutende Strecke. des. Oberpinzgaues, wo die, Salzach wie ein, Silberstreifen sich herabschlängelt, und wendet man sich gen West, so überrascht der Ueberblick des freundlichen Bodens von Zell mit dem anmathi- gen ce, der fruchtbare. Bezirk van Saalfelden und das erzreiche Thal, aus welchem sieh die schwarze ‚Leo hervordrängt, mit dem Birnhorne, dem Dölzer “und Röthhorne, hinter welchen die’ Tyroler Ferner die Aussicht beschränken. Flora 'bot mir an die- sen Punkte: ‚Cherleria.,sedoitles, Androsace vıllosa, Phaca frigida, Genliand bavarica,. Nigritella an- gustifglia, Linaria alyina, Pedicularis asplenifolia, Sarifraya oppositifolia,' ctespitosa, Aizoen,; Polyyo- num. ririperum, Campenula barbata, Erigeron alpi- nus, Senecio abrotanifolius. Die Ausbeute ‚würde noch weit namhafter geworden seyn, wein nicht ein hahendes Gewitter mich zum Rückweg genö- thiget hätte. Ohne: also die wilde Alpe und das Reyier am verlornen, Schnee im Süden des steiner- nen Meeres besucht und dort meinen lieben Mit- bruder P. Ambrosius, der von Berchtesgaden aus dorthin gewandert war, treffen zn können, eilte ich über ‚die Buchauer Scharte, auf einem sehr steilen, nicht gefahrlosesWege, aus diesen unwirth- lichen Gegenden nach dem gastlichen Saalfelden zurück. “ . Kaum hatte ich hier die mitgebrachte Beute besorgt, als ich wich auch gleich anschickte, die pflanzenreichen Matten des Hundssteines zu be- suchen. Von Urselau aus stieg ich diesen bis an seine Höhe von reichen Weiden bedeckten Gebirgs- rücken ‚hinan, und sammelte auf diesem Wege: Campanula barbata, Rarxunculus Lingua, Stachys pa- lustris, Arnica montana, Pyrola unifiora, Aconitum neomonlanum, Üenlaurea austriaca, Eriophorum capitatum, Eriophorum triquetrum, Veronica alpina, Sarifraya muscoides, Linaria alpina, Primula mi- nima, Potlentilla.aurea, Geum montanum, Gnaphalium mn 655 supinum, Phyteuma orbieulare,' Epilobium alpestre; Soldanella: pusilla, Silene rupestris, Cistus Heliänthe- mum, Sesleria tenella, Poa alpina, Erigeron alpinus, Sazifraga dryoides, Tofjeldia borealis, Sazrifraga aspera, Trifotium badium, Hierarium turantiacum, Pyretkrum alpinum, Juncus trifidus, Gentiana niva- lis, Sedum atratum, Aster- alpinus, Rhododendron ferrugineum, Cerastium strietum, Hieracium aureum, Nigritella .angustifolie, Sazifraga Aizoon, Sazifraga aufumnalis, Graphalium 'dioieum, Oxyria renifcrmis, Anemone verna, Arnica glacialis. Dieser Bergrücken verdient aber auch als gymnastischer Tumunelplatz der Pinzgauer, welche hier ehemals zahlreich und auch jetzt noch zu aewissen Zeiten sich einfinden, um manchen Scherz "und ernsten Zweikampf zu ringen (zu rankeln), in ethigraphischer Hinsicht be- . merkt zu wrden. Auch .das berüchtigte Klingerloch ward in -Angenschein genommen. (Schhuss’ folgt.) Ur. Notizen zur Zeitgeschichte: ' Seit 1830 sind über 20 ticchtige Naturforscher theils auf gelehrten Reisen, theils in Folge der er-. duldeten Mühseligkeiten gleich nach der Heimkehr gestorben, chne vorher ihre literarischen Schätze mehr ausbeuten zu können, Es starben in Nord- amerika Bevrich, der früber die Reise nach Bra- silien glücklich ausgehalten hatte, und Br. Frank, dem ‘wir schöne Beiträge zur Flora des Ohiogebie- tes verdanken, am gelben Fieber. Dr. Schiede, der fleissige Erforseher der Flora von Mexiko, er- lag dort im verflossenen December, dein Typhus. rummond starb auf Cuba; Zippelius und van Raalten auf den Molucken, Brocchi in Don- gola, Raddi in Aegypten und vier wackere junge bayerische Naturforscher sanken, Dr. Wiest in ahiro der Pest, Dr. Michahelles und Kaplan Berger in Griechenland, Decker in Palermo bös- artigen Fiebern zum Opfer, Im Augenblick der Heimkehr nach dreijährigen gefahrvollen Reisen in Indien und Hochasien fiel Jacquemont noch in- IN a 656 Madras. Die Weltumseglung hatten Mertens und Eschholtg glücklich bestanden, der Willkühr des Despoten in Paraguay war Rengger entgangen, aus dem Orient war Montbret zurückgekehrt, eber in der Heimath starben sie alle an den Folgen der erlittenen Mühseligkeiten, noch mit dem Will- kommen auf den Lippen. Andere ereilte .ein schnel- len, zum Theil blutiges Ende. Im Rio S. Francisco ertrank Sellow und spurlos verschwand auf oflıem Ocean das Schiff, welches den unermüdlichen Ber- tero trug. Im blutigen Aufstande der Chineser ward Macklot auf Java erschlagen. Douglas, dessen Reisen in Kalifornien wir unter andern die meisten neuen Ziergewächse verdanken, die seit Jauren unsere Gärten schmücken, fiel auf den Sand- wichinseln in eine Fanggrube für wilde Thiere und ward darin von einem Stiere, der später nach- stürzte, zu Tode getreten, ähulich wie früher van Hasselt auf Java sein Leben unter den Hufen eines Rhinoceros aushauchte Allan Gunning- ham endlich ward auf der Expedition des Major Mitchell nach dem Innern Neuhollands von den Wilden ermordet. Von der Reisegesellschaft ab- gekommen war er mehrere Tage in der wasser- eeren Wüste umhergeirrt und endlich fast ver- schmachtet auf einen Haufen von Eingebornen ge- troffen, die ihn freundlich aufnahmen und labten. Erst am folgenden Morgen erregte der Unglückliche durch seine hastige Entferuung das Misstrauen der finstern Barbaren und sank unter ihren Keulen und Speeren. Doch genug von diesen düstern Bildern, die Manchen, der in der Naturgeschichte nur ein heiteres Spiel und in ihren Verehrern tän- delnde Kinder erblickt, von dein tiefen Ernst der Sache und der Begeisterung des ächten Forschers überzeugen dürften, welchen das unglückliche Ende so vieler Vorgänger von neuen eigenen Wagestücken nicht abzuschrecken vermag. Münchner gel Anz. 1337. Nr. 111) ’ Allgemeine botanische Zeitung. Dr nme Nro, 42. Regensburg, am 14. Worvember 1837. IL Original- Abhandlungen. Der Grosskahlenberg bei Laibach ; beschrieben von Dr. Graf daselbst. Finer der merkwürdigsten Berge von Krain in botanischer Beziehung ist: der nordwestlich nahe bei Laibach liegende Grosskahlenberg. Er ist von dieser Stadt 14 bis anderthalb Stunden entfernt und in 3 bis 1 Stunde erreicht man ganz bequem auf der Südseite vom Fusse an seinen Gipfel. Er ist 346,68 Wien. Klafter hoch und besteht aus dem in Krain allenthalben vorkommenden grauen Alpenkalke; jedoch tritt ringsum am Fusse der, der Laibacher Ebene eigenthümliche eisenschüssige. rethe Tbonschiefer an Tag. An der westlichen und süd- westlichen Seite befinden sich, in Folge einer Berg- absenkung, kakle Felsenwände, ein mächtiges Ge- rölle und durch einander geworfene beträchtliche - Kalkblöcke. Der Berg bildet durch eine bedeutende, beinahe ein Drittel der ganzen Höhe betragende Einsattelung zwei regelmässige, abgernndete Gipfek Auf dem östlich liegenden befindet sich eine stark besuchte Wallfahrtskirche it der Pfarrwohnung und einem Nebengebäude, der westliche ist unbe- Flora 1857. 42. Tı % 658 “ ö baut und mit Wald bedeckt. In der Einsattelang liegt ein Bauernhaus mit den dazu und zur Kirche gehörigen Aeckern und Wiesen und an welchem vorüber der an der Nordseite befindliche Fahrweg zum Gipfel führt, Der Berg steht ganz isolirt und hing höchst wahrscheinlich in frühester Zeit mit den östlich und westlich liegenden niedern Bergen zusammen, wurde aber einerseits durch den Gamlingbach und andererseits durch den Savestrom, der sich sein gewaltiges Flussbeit hindurch bahnte, von selben getrennt. Er hat nur an seinem Fusse einige, und beiläufig in einem Viertel seiner Höhe, an der Süd- seite, eine Quelle, sonst ist er, wie die meisten unserer Kaikberge, wasserarm und die Bewohster desselben behelfen. sich durch das mittelst Binnen von den Dächern in Cisternen aufgefangene Regen- wasser. Die Aussicht vom Gipfel gehört zu den schönsten der ganzen Umgebung: südlich übersiebt man die fruchtbare Laibacher Ebene, nördlich das anmuthige Oberkrain, begrenzt durch die julische und carnische Alpeukette. Seine Lage, die Nähe bei der Hauptstadt, die leichte und bequeme Bestei- gung und seine interessante Vegetation machten ihn seit jeher zum Wallfahrtsorte aller sowohl frem- den als eingebornen Verehrer von Naturschönheiten und ich kann nicht unterlassen, ihn jedem bei gün- stiger Zeit durchreisenden Pflanzenforscher zu em- pfehlen. Bei einen vielen, in jedem Jahre zu oft wiederholten Malen unternommenen botanischen 659 Durchsuchungen dieses Berges fand ich bisher 402 Pflanzenarten und will versuchen, die merkwürdi- gern derselben nach der Zeit ihrer Blüthe aufzu- zäblen, um sowohl einerseits die denselben Besu- chenden aufmerksam zu machen, andererseits aber eine kleine Vorarbeit zu einer bisher noch erman- geinden, gewiss schr belehrenden botanischen Mo- nographie unserer Gebirgsstöücke zu liefern. Wenn man sich von der nordwestlich von Laibach durch Öberkrain nach Kärnthen führenden Landstrasse beim Dorfe St. Veit rechts wendet, so gelangt man in einer kleinen.halben Stunde an den den Fuss des Berges südöstlich umströmenden Save- stromm, welchen man überschiffen muss. Am jen- seitigen linken Savenfer zieht sich der Weg sogleich bergauf zwischen Aeckern, Wiesen und Hecken, wozu hier sehr hänfig die schöne Form der Salir alba, die S. vitellina, verwendet wird. Der Berg ist mit Buchen, Eichen, Ulmen, Birken, Fichten und Führen, an der Südseite auch mit Kastanien, reich- lich bewaldet; die Einsattelung ist grüsstentheils kultivirt. Buchen und Fichten bilden die Haupt- nasse, das Unterholz alle anderwärts gewöhnlich vorkommenden Sträucher; übrigens sind die Nord- und Ostseite reicher bewaldet als die Süd- und Westseite. Sogleich bei schinelzendem Schnee be- deckt sich die südliche Seite mit einer Ungahl von Helleborus niger. Oft schen im Februar und spä- ter im März blühen daselbst folgende, entweder hier oder anderoris seltener vorkommende Pflanzen: Tt? 660 Daphre Mexereum, Erica carnea, Anemone Hepa- lica, Galanthus nivalis, Helieborus viridis, Leucojum vernum in dem Buchenwalde an der Nordseite des westlichen Gipfels; Crocus vernus major, Erythro- nium Dens canis, Gentiana verna, Hacquetia Epi- pactis, Gagea lutea, Corydalis digitata und Ü. bul- bosa, letztere häufig mit weisser Blüthe auf den Aeckern in der Einsattelung; Orodus vernus, Carcx alba, C. digitata, C. humilis, C. collina und ©, pre- cox. Ich unterlasse übrigens die Aufzählung der gewöhnlichen, überall vorkommenden Gewächse. Vom April in den Mai findet man: Sesteria cerulca an der Nordseite am Fusse des Berges; Poa hulbosa, var. riripara, P. pumila Host, P. com- pressa, Globularia cordifolia, Myosotis silvalica, M. decumbens Host, Omphalodes verna, am Fusse des Berges, ander Westseite; Lonicera Caprifolium, Ulmus suberosa, Paris quadrifolia, Aronia rotundi- folia an dev Südseite; Potentilla verna, Isopyrum thalictroides im Gebüsche am Fusse; Anemone tri- foliata an der Südseite vom Fusse bis zum Gipfel mit A. nemorosa in allen, wiewohl nicht häufigen Vebergangsformen von einer in die andere, in Be- ziehung auf die Einschnitte der Blättchen; Zamiwn Orvala, Dentaria enneaphylla und D. digitala im Walde an der Nordseite; Cytisus purpureus, auch mit weisser Blüthe, häufig auf der West- und Süd- westseite; Orchis pallens unter Buchen nahe ar Gipfel; 0. ustulata und O. variegata auf Wiesen in der Kinsattelung; Ostrya vulgaris u. s. w. 661 Vom Mai in den Juni blühen: Fraxinus Or- nus, Gladiolus communis, Iris graminea, selien, ich fand sie nur zweimal an der Nordseite der Ein- sattelung; Milium paradorum am Fusswege an der Südseite; Gulium vernum, Viola canina mit den verschiedenen Forınen, namentlich «. calcarea Rehb., V. mirabilis, Eronymus verrucosus, Tihesium Lino- phyllum, Nareissus poeticus, häufig in der Einsatte- lung, Ornithogalum pyrenaicum, eben dort; Salvia pratensis in der gewöhnlichen kleinen Form auf Wiesen und in grossblumigen, üppigen Exemplaren im Gebüsche, Asparagus tenuifolius, Vaceinium Vitis Idea, Dictamnus Fraxinella, Sazifraga petr@a auf Kalkblöcken an der Südwestseite, von unserm unermüdeten Entomologen, meinem Freunde Han- delsmansn Sehmidt im Jahre 1535 daselbst ent- deckt: Aremonia agrimonioides im Walde an der Nordseite; Potentilla rupestris und P. argenten, Melittis Melissophyllum, T’hymus alpinus, Serofut«- ria vernalis, selten, ich fand sie nur einigemal in den Hecken zunächst dem Hause in der Einsatte. lung; Medicago carstiensis an der Südwestseite; Leontodon incanus, Hieracium incarnatum an der Nordseite; Hyoseris felida, Homogyne sürestris, Euphortia epithymoides, E. angulata, E. carniolica, E. verrucosa, E. amyydaloides, Curer brizoides um, ” Vom Juni in den Juli findet man in Bläthe: Veronica latifolia, Valeriana tripteris und V. sam- bueifolia, diese im Gebüsche an der Südseite; Bro- 662 mus agrestis, Danthonia calyeina auf den Wiesen rechts vom Bauernhause, an der nördlichen Seite der Einsattelung; Campanula pusilla, C. simplex und €. thyrsoidea, letztere auf Kalkfelsen an der westlichen und südwestlichen Seite am Fusse des Berges selten; Ferula nodiflora, Scandiz Pecten, Laserpitium Siler, sehr häufig auf Wiesen in der Einsattiung, sowie Lilium chalcedonieum in Gebü- schen daselbst; Lilium Martagon, Veratrum album hier und in der Ebene, die Form V. Lobelianum nur auf den Alpen; Mockringia muscosa, Dianthus barbalus und D. superbus, Silene inflata, mit der Var. angustifolia, Spirea Aruncus, Rosa alpina und R.arvensis, Hypericum humifusum, Ayuilegia Stern- bergii Rehb., Clematis erecta, Thalietrum ayuilegi- folium, Teucrium montanum, Arabis arenosa, e- ranium pheum, Genista saygittalis, Vieia oroboides und V. dumetorum, Cylisus alpinus, sehr häufig, E.nigricans, ÜC. capitatus und ©. falcatus, Trifolium rubens, T. ochroleucum und T. monlanum, Dorye- nium penlaphyllım, Hieracium saxatile und H. in- cisum Hoppe auf Kalkblöcken an der Südwestseite, eine Form der Üineraria alpestris Hoppe, Arnica montana, Doronicum austriacum. Pyreikrum corym- bosum, Centaurea carniolica Host und Ü. montana, Gymnadenia conopsea, Orchis mascula, O. coriophora; O. militaris, O. sambueina und O. macılata, Ophrys myodes und O. apifera, Cophalantkera rubra und ©. ensifolia, Neottia Nidus aris, Poterium polyya- mum, Caslanca vesca etc. 663 Im Juli und August blühen noch: Veronica nitens Host, Phyteuma betonicefolium, Physalis Alkekengi, Astrantia major, Gentiana eruciata, Orco- selinum legitimum, Pleurospermum Golaka, sehr häuftg auf den Wiesen der nördlichen Seite, unweit des Bauernhauses, jedoch schwer und nur in ein- zelnen, und nur im Gebüsche stehenden Exemplaren zu erhalten, da es jährlich vor der Blüthe abge- mähet wird; Zinum viscosum., Tofjeldia palustris, Tunica Saxifraga, Sedum maximum und S. sexan- Yulare, Aconitum intermedium Host, Galeopsis La- danuni, &. versicolor und G. pubescens, Prenänthes purpurea, Carline simplex, Senecio Fuchsii, Asier Amellus, Platänthera bifolia u. s. w. Als eigentliche Herbstpflanzen blühen später noch, nebst den gewöhnlichen und einigen zum zwei- tenmale blühenden: Asterocephalus Hladnikianus, Gentliana asclepiadea, Asconilum hians Host., Hiera- cium sabaudim ete. ete. T Correspondenz (Schluss.) Als sollte mich ein besonderer Unstern auf dieser Reise verfolgen, hiessen mich auch hier über die Tyroler Ferner daherziehende Gewitter- wolken diese reichen Matten nach kurzer Ruhe verlassen. ‘Ueber die Rieseralpe eilte ich herab in das enge Thal des Thumersbaches und nach den Ufern des Zellersee's. Allein, bereits hatte der Sturm den See von seinem Grunde aus aufzuwüh- len angefangen, nur nach vielem Zureden wagte es Jemand, mich beim wilden Sturme in einem klei- 664 nen Kahne an’s jenseitige Ufer überzusetzen. Das bereits ausgebrochene Ungewitter gewährte indess ein prächtiges Schauspiel, und so oft die häufigen Blitze die Dunkelheit der Nacht erhellten, zeigten sich auch die entfernteren Berge, besonders das Kitzsteinhorn, prächtig beleuchtet, In Zell verliess ich meine Begleiter und schlug den Weg im ärgsten Regen allein über Piesendorf, Uttendorf und Stuhlfelden nach Mittersill ein, wo ich nicht unterliess, Hrn. Dr. Sauter, welcher von Zeil hieher übergesiedelt war, zu besuchen, welcher mich mit zuvorkommender Freundlichkeit empfing, und mich über manche Fundorte seltener Pflanzen in der Gegend von Zell, wie den Centun- culus minimus, Nuphar minima, Nymphea bira- diata belehrte. Auf dem Wege von Zell bis Mitter- sill konnte ich nur Centaurea austriaca, Ranunculus Lingua und hirsulus sammeln. Nun schien mich der Himmel ein I’aar Tage zu begünstigen, und ich wanderte sogleich über Hollersbach nach Mühlbach, sammelte in der Mit- tersiller Aue die schöne, hier häufige Calla palustris, und wunderte mich nicht wenig, an letzterem Orte an den KHalden der dortigen Schwefelwerke Sa- rifraga oppositifolia und autumnalis, Silene ru- pestris, ja selbst einige Rasen von Filago Leonio- podium im freudigen Wuchse zu trefien. In Beglei- tung eines andern Schülers fuhr ich über Bram- berg, Neukirchen und Wald, an der Ruine der alten Hieburg vorbei, hinauf in das freundliche 665 Krimmlerthal, welches sowohl wegen seiner idylli- schen Lage als des prachtvollen Falles der Krimm- lerache wegen allenthalben berühmt ist. An Pflan- zen fand ich hier keine, die mir nicht schon be- gegnet wären, und da ich für den Fall anhaltend schüner Witterung Mittersill zum Mittelpunkte mei- ner Excursionen in den Seitenthälern gewählt hatte, besuchte ich auf dem Rückwege nur den herrlichen Sulzauer Wasserfall, besah von ferne den Gletscher des Venedigers und eilte- nach Mittersill zurück. Doch auch hier war meines, Bleibens nicht, und unaufhörlicher Regen peitschte mich aus dem Öberpinzgaue- in das Thal Fusch und verhinderte mich, die Wünsche des Hrn. Dr. Sauter zu be- folgen und Auphar minima ‚nebst Nymph@a bira- diata bei Brugg und Zell zu sammeln. In dem Bade Fusch kaum angelangt, benützte ich schon den Nachwittag zu einer Excursion nach der Em- pachalpe und hohen Gensburg, deren Ergebniss vielleicht, sowie die ganze Ausbeute, weit reicher geworden wäre, hätte ich selbe nach der Rieger- alpe fortsetzen und die Ferleite des Hierzbachthales nebst der Weichseibachalpe besuchen können, Die Ausbeute dieses Tages bestand in: Filago Leon- lopodium, Arabis cerulea, Sarifraga stellaris, Achi- lea atrata, Thymus alpinus, Trifolium badium, Ve- Tonica saratilis, Achillea Claren@, Campanula bar- bata, Arnica glacialis, Linaria alpina, Lepidium al- Pinum, brevicaule, Laserpitium simpler, Hieracium villosum, Bartsia alpina, Pyrcihrum alpinum, Hiera- 666 cium aureum, Achilles atrala, Rhinanihus alpinus, ‚Androsace obtusifolia, Ranunculus alpestris,; Tofjei- dia borealis, Salie reticulata und serpyllifolia, Phy- teuma betonicefolium.. ‚Der kommende Morgen aber fand mich bei heftigem Regen und ‚Schneegestöber schon auf dem Wege aus der Fusch nach Taxenbach, von wo ich nach Besichtigung des berüchtigten Gitzloches meine Reise über Lend durch die.schauerlichen Klammen nach Hofgastein fortsetzte. Nur wenige Tage konnte ich hier za botanischen Ausflügen benützen, welche ich nach dem Nassfelde und über den Stuhl und Reichkogel, an dessen Fuss die heilsame Quelle entsprudelt, und endlich nach dem von Badegästen wegen der herrlichen Rundsicht so gerne besuch- ten Gamskaarkogel unternehmen. Die Ausbeute der ersten Excursion bestand in: Pon alpina, Poa vivipara, Poa distieka, Artemisia spicala, Peutcu- laris recutila, Genkiana bararica, Salie arbuscula, Salie reliculata, Tussilago alpina, Arabis alpina, Achilles atrala, Cirsium helerophylium (besonders häufig bei Böckstein), Oryria reniformis, Hierachns aureum, Phyteuma hemisphericum, Phyteuma belo- nicefolium, Sitene quadrifida, Gnaphalium supinum und ein anderes, welches ich für norwegium halıe, Solidago alpestris, Doronicum Pardalianches, Cam- panula barbata (manche von ungemeiner Grüsse), Linaria alpina, Centaurea austriaca, Saxifraga brydi- des, 8. aspera, S. autumnalis, S. c&sia und Aiz00R, Aconitum Lycoclonum, Polyyonum viviparum. 667 Vom Gamskaarl brachte ich: Poa alpina, P. riripara, P. disticha, Dianthus glacialis, Androsace oblusifelia, ‚Gnaphkalium Leontopodium, Hieracium Halleri, Pyrethrum alpinum, Laserpitium, simplew, Arnica glacialis, Pedieularis : asplenifolia, Gentiana bavarica, Salix reticulata, Cherleria sedoides, Tussi- lago alpesiris, Erigeron alpinus, Achilles atrata, Hieracium aureum, Phylcuma hemisphericum; Gna- phalium supinum, Campanula barbata, Linaria al- pina, Polygonum rieiparum, Juncus trifidus, Sawi- fraga bryoides, S. Aizogn und aspera, $. autumna- lis, Cerastium strietum und latifotium, Asier alpinus, Semperrivum arachnoideum, Soldanella minima, Aro- bis alpina und eerulea, Veronica alpina, Chrysan- thezum atralum, Hieracium aureum, Pyrethrum alpinum, Salie reticuleta, Geum montanum, Laser- pitium simplee, Campannula pusilla fl. albo, Arenaria ciliata, Potentilla aurea, Biscutella beviguta, Thymus alpınus, Tofjeldia borcalis, Hedysarum obscurum, Lepidium alpinum. Ich hatte mie zwar vorgenommen, den Rath- hausber vg sowie den Bokhart und die pflanzenrer chen Über seines kleinen See’s zu besuchen, allein die fortdauernde Unpässlichkeit meines Bruders vief mich nach Hause, und es blieb mir nur noch der Vorsatz, im kommenden Jahre, vielleicht vorn Him- mel auch mehr begünstigt als diessmal, einen ähn- lichen Streifzug zu unternehmen. Salzburg. P. Joannes W. Gries, Benedietiner zu St. Peter und %. k, Gymnasial Professor. 668 2. Ich kann nicht umhin, mit Euer Wohlgeborn Zustimmung einen in diesen Blättern schon oft be- sprochenen Gegenstand abermals in Anregung zu bringen und will die so vielen bekannten Vorschriften zar Hintanhaltung der die botanischen Sammlungen zerstörenden Insekten wieder um eine vermehren. Nachdem ich mancherlei Mittel mit nicht besonders günstigem Erfolge angewandt, verfertigte ich mir nachstehend angezeigtes Papier und finde, seit- dem ich es verwende, mein Herbar von allen Gä- sten vollkommen gesichert. Es werden nämlich anderthalb Loth Ouecksilbersublimat in 12 Loth rectifieirtem Weingeiste aufgelöset und die Auf- lösung bei Seite gestellt. Weiter werden 16 Loth gewöhnliche graue Quecksilbersalbe in 32 Loth Ter- pentinöl bei ganz gelinder Wärme zerlassen und dieser Mischung die Sublimat- Auflösung beigegos- sen. Nun lasse ich an einem abgesonderten Orte durch einen verlässigen Menschen, unter jedesmali- gen Umrühren mittelst eines Pinsels, vorsichtig Schreibpapier-Bögen, welche grösser als das Format des Herbars seyn können, auf beiden Seiten recht gut bestreichen. Zu einem jeden Fascikel kommt unten und oben auf, unmittelbar nach dem steifen Deckel, ein solcher zusammengelegter Bogen — ist der Faseikel gross, so lege ich auch in die Mitte einen oder zwei; — das über das Format vorra- gende Papier wird in entgegengesetzter Richtung umgebogen und ınan ist auf diese Art vollkommen sicher, dass keine Insekten die Sammlung zerstü- 669 ren werden. Sollte man allenfalls eine Verunreini- gung der unmittelbar anliegenden Herbarbögen durch Fettflecke besorgen, so kann der: Fettbogen in einen gewöhnlichen andern gelegt werden. — Ebenso vorzüglich bewährt sich dieses Papier bei Insekten- Sammlungen, wenn man ein Blatt zwischen die zwei aneinader passenden Theile eines Kästchens quer hinein legt und dieselben darüber fest drückt. Hiedurch wird es in gespanntem Zustande erhalten und verschliesst die Fugen ganz genau. — Es ver- steht sich von selbst, dass nach Jahren das Papier frisch überstrichen werden muss. Da der Verkauf des Quecksilbersublimates ohnedem niemand Unbe- fugten gestattet ist, so nehme ich um so weniger Anstand Vorliegendes bekannt zu machen, als ich überzeugt zu seyn glaube, dass sich jeder Vorsich- tige dieses Papier von einem Kusstverständigen wird verfertigen lassen. Laibach. Dr. Graf. IM. Gesellschafts- Versammlungen. Sitzungen der königl. bolanischen Gesellschaft am 3. Juli und 7. August 1897. Als gefällige Beiträge für die Bibliothek der Gesellschaft wurden vorgelegt: 1) von Hrn, Assistenten Garovaglio in Pavia: dessen Laubmoose von Unterösterreich. Decas IV. — VI. 2) von Hrn. Geh. Medieinalrath Link in Berlin: Elementa philosophie botanicie. Editio secunda. Pars I. 8. Berlin 1837. 670 3) 4) . 5 6) m 9) BB) von demselben: Ehrenberg’s Zusätze zur Erkenntniss grosser Organisationen in kleinem Raume. Fol. Berlin 1836. von der Verlagsbuchhandlung: Termo, Sehlüs- sel zur Botanik. 12. Leipzig u. Baltimore 1837. von Hrn. Dr, Schauer in Breslau: Bluff et Fingerhuth Compendium Filorse germanicie. Edit. seeunda. Sect. . Tom. 1. p. I. von Birn. Professor Dr. Presi in Prag: Ten- tamen Pteridographise s. genera Filicacearum, praesertim juxta venarum decursum et distribu- tionem exposita. 8. Prag 1836. von demselben: Orobella, eine neue Pflanzen- ö 2 . gatiun 8: von Hın. Prof. Nees v. Esenbeck in Bonn: Genera plantarum Flore germanicw. Fase. XV. Bonn 1837. von demselben: Erster Jahresbericht des bota- nischen Vereins am Mittel- und Niederrhein. Bonn 1837. von dem Vereine zur Befürderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten: dessen Verhandlungen, VII. Bands Stes Heft. 4. Berlin 1837. j von Prn. Dr. Schreiner in Grätz: Steyer- marks Waldstand, Holzreichthum und Forst- kultur. 8. Grätz 1837. von Firn. Professor Hugo Mohl in Tübimgen: morphologische Betrachtungen über die Sporan- gien der mit Gefässen versehenen Kryptogamer- Tübingen 1837. 671 13) von demselben: Untersuchungen über die ana- tomischen Verhältnisse des‘ Chlorophylis. Da- selbst 1837. 14) von demselben: Untersnehungen über die win- terliche Färbung der Blätter. -Daselbst 1837. Hr. Dr. Schuch, k. griechischer Bataillons- arzt, dermalen iıı Regensburg, macht der Gesell- schaft eine sehr schätzbare Schankung von ihm selbst gesammelter griechischer Pflanzen. Hr, Forstassistent Troll bereichert das Her- barium init Exemplaren von Goodyera repens, Cus- cuta Epilinum, Euphorbia Esula, E. platyphyllos und Lolium arrense, welche derselbe im Laufe die- ses Sommers als neue Beiträge zur Regensburger Flora gesammelt hat. Hr. Garten-Inspector Fischer in St. Peters- burg übersendet für den botanischen Garten ein Geschenk von Samen. Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufge- nommen: Hr, Dr. Schach, k. griechischer Bataillonsarzt, » Dr. Med. Winer dahier, Zum correspondirenden Mitgliede: Hr, Dr. L. Hopff, Apotheker in Zweibrücken. Mangel an Raum hindert uns, hier auch noch jene zum Theil sche werthvollen Beiträge der Hrn. Asa Gray, Corda, Fresenius, Göppert, Guthnick, von Hohenwarth, Krämer, Krombholtz, ‘Kunze, Lindenberg, Hugo Mohl, Ramisch, Seidel, Wiegmann u. s. w. namentlich zu verzeichnen, deren Vorlage sieh die königliche Gesellschaft in ihrer Sitzung am 6. diess Monats aufs Nene zu erfreuen hatte. Möge jedoch schon hier allen diesen edlen Belür- derern der Wissenschaft und Gönnern unserer In- stitute der innigste wärmste Dank gewidmet seyn! IV. Preisaufgaben. 1. Die Königl. Akademie der Wissenschaften zu 672 Brüssel hat folgende Preisaufgabe ausgeschrieben: „Deerire et figurer la structure anatomique des tiges des diverses familles des plantes, ou du moins de toutes les familles indigenes en Europe, ou qui y sont cultivees, en employant de preference une espece du genre qui sert de type & la famille.” Der Preis ist eine goldene Medaille von 600 Fr. und der Termin bis zum 1. Februar 1839. 2, Die Teylerische Gesellschaft zu Haarlem hat eine goldene Medaille von 400 Fr. Werth für die beste Lösung folgender Aufgabe festgesetzt: „Une deseription exacte et suceinete, confirmde par des observations et des experiences, du mouvement de la seve dans les plantes, surfout en egard aux questions suivantes, (uels sont les organes, dans lesquels le mouveinent de la seve est eifectud? Les organes, par lesquels les prremiers fluides, tives du sol et portds dans la plante jusqu’aux bourgeons et aux feuilles, difförent-ils de ceux qui xrecon- duisent les sucs elabords et nutritifs? Y a-t-il des fluides aöriformes, qui accompagnent la sere et qui se meuvent avec elle? Doit-on attribuer aut yaisseaux spiraux une fonetion particuliere et difie- rente de celle des autres organes conduisent -ils des fluides gazeux ou liquides, ou bien les uns & les autres? Quelle est la difference entre le mou- vement des fluides contenus dans les vaisseaux et celui dans le tissu celiulaire Doit-on adınettre avee M. M. €. H. Schultz et Meyen, et comme sufisamment prouve, un systeme partieulier et ge- neral de vaisseaux, destinds A conduire les fluides prepards et nourrieiers? Enfin, jusqu’a quel point les observations et les opinions touchant ce sujet, exposdes dans le memoire de M. Girou de Bu- zaräingues, sur la distribution et le mouremenl des fluides dans les plantes (Anrales des Sciences naturelles 2e Serie Botanique 1836 p. 226.) sont elles confirmdes par des observations reiterdes?” — Der Termin ist bis zum 1. Januar 1838, Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 43. Regensburg, am 21. November 1837. I. Original - Abhandlungen. Untersuchungen über die winterliche Färbung der Blätter ; von Prof. Hugo Mohl in Tübingen. *) Zu den auffallendsten Erscheinungen des Pflanzenlebens gehören die Farbenveränderungen, welche die Blätter in ihrem verschiedenen Lebens- perioden erleiden. Die Umwandlung ihrer grünen Farbe in Gelb und Roth beim herannahenden Herbste und‘ vor dem Abfallen der Blätter, die rothe Fär- bung, welche manche in der ersten Periode ihrer Entwicklung besitzen, der Mangel einer ausgespro- chenen Farbe, wenn sie unter dem Ausschlusse des Lichtes aufwachsen, alle diese Umstände fallen so sehr in die Augen, dass sie nieht nur dem Botani- ker, sondern Jedem, wenn er auch den Erschei- —_ *) Nachstehendes ist ein Abdruck einer unter demselben Titel erschienenen Inaugural- Dissertation, welche zur Erlangung der Doctorwürle in der Mediein und Chirurgie unter dem Präsidium von Hugo Mohl, Doctor der Medicin u. Chirurgie, ord. Professor der Botanik, im April 1837 der öffentlichen Prüfung vor- legt Gotthardt Ludwig Bührlen aus Altheim bei Ulm. Tübingen, gedruckt bei Gustav Bähr. Flora 1857. 45. Uu 674 nungen der ihn umgebenden Natur keine besondere Aufmerksamkeit widmet, bekannt sind; für den Botaniker erhielten sie dagegen ein mehrfaches wissenschaftliches Interesse, weil sich bald zeigte, dass die verschiedenen Farbenveränderungen der Blätter immer auch von Umänderungen ihres Lebens- prozesses begleitet sind, weil ferner die verschie- denen nicht grünen Farben der Blätter sich in den Farben der Blüthen und Früchte wiederholen und sich auch hierin ein neuer Vergleichungspunkt zwischen den Blättern der Vegetationstheile und der Fructifikationstheile darstellt. Die folgenden Zeilen haben nicht den Zweck, die Veränderungen zu betrachten, welche die Farbe der nur einen Sommer über lebenden und im Herbste abfallenden Blätter erleidet, welcher Ge- genstand schon längst in allen Werken über Pflan- zenphysiologie weitläufig erörtert wurde, sondern sie sollen auf einen Umstand aufmerksam machen, welcher bisher der Aufmerksamkeit der Pflanzen- physiologen entgangen zu seyn scheint, nämlich auf eine periodische, in jedem Winter bei ausdauern- den Blättern sich erneuernde Farbenveränderung; welche ihrem äussern Aussehen nach zwar mit der herbstlichen Färbung der abfallenden Blätter Aehn- lichkeit hat, aber nicht, wie bei diesen, ein Zeichen ihres herannahenden Todes ist. Betrachtet man nämlich im Winter und Früh- jahre, sobald der Schnee weggeschmolzen ist, die im Freien stehenden Gewächse, so wird man fü- 675 den, dass bei einer weit grössern Anzahl dersel- ben, als man gewöhnlich wohl glaubt, die Blätter nicht abgestorben sind, sondern bei wiederkehren- der Wärme wieder zu frischem Leben erwachen; zugleich aber wird man finden, dass bei den mei- sten dieser ausdauernden Blätter die grüne Farbe, welche sie während des Sommers besitzen, ‚mehr oder weniger verändert ist, und allmählig wieder in den Frühlingsmonaten zur sommerlichen Färbung zurückkehrt. ' Bei einigen immergrünen Gewächsen nimmt die Farbe der Blätter während des Winters einen auffallend schmutzig gelben Ton an, so dass ınan die Blätter leicht für halb abgestorben halten könnte, wenn dieselben nicht im Frühjahr wieder vollkom- men grün werden würden. Es findet dieses in auf- fallendem Grade bei den Coniferen statt, bei den verschiedenen Arten von Pinus, Abies, bei. Taxzus, Thuja, Juniperus, besonders Juniperus Sabina. Es scheint, dass anf diese Farbenumänderung der mehr oder weniger günstige Standort und Boden Ein- fluss hat, und dass dieselbe stärker heryortritt, wenn diese Gewächse in dem für sie weniger gün- stigen Kalkboden, als wenn sie in einem mit Quarz- sand gemischten Boden stehen, wenigstens schien mir diese gelbe Färbung weit stärker in der Ge- gend von München hervorzutreten, als auf der Keu- performation von Würtemberg und auf der Molasse der Schweiz; stärker, wenn die Bäume einzeln Uu2 676 und dem Winde ausgesetzt, als wenn sie im ge schlossenen Walde stehen, Untersucht man diese missfarbigen Blätter der Coniferen anatomisch, so wird man in ihnen keine andere Abweichung von dem Baue, den sie im Sommer besitzen, finden, als dass ihr Chlorophyll mehr gelblich, und weniger sattgrün gefärbt ist, wie man leicht erkennen kann, wenn man einen dünnen Längenschnitt eines solchen Blattes, wel- ches seine grüne Farbe erhalten l:at (denn es kön- nen an demselben Baume einzelne Zweige sich voll- kommen grün erhalten haben), unter das Mikros- kop legt. Weit gewöhnlicher, als in diese gelbliche Farbe, findet man das Grün der Blätter in Braun oder Roth verwandelt, oder es ist wenigstens ein röth- licher Farbenton über das Grün verbreitet. 80 verschieden auch das Aussehen der Blätter der- selben Exemplare ist, so zeigen doch die Unter- suchungen, dass allen diesen verschiedenen Farben- abänderungen dieselbe Ursache zum Grunde liegb nämlich die Bildung eines purpurrothen Pigmentes, welches neben der grünen Farbe sich im Blatte findet, und je nach der grüssern oder geringer Menge, in der es vorhanden ist, oder nach seiner verhältnissmässigen Lage zu den grünen Theilen das Blatt mehr oder weniger mit seiner Farbe tin- girt oder durch eine Mischung mit dem ursprüng‘ lichen Grün des Blattes demselben einen braunen Farbenton ertheilt. 677 Bekanntlich zeigen die Blätter mancher Pflan- zen auf eine ähnliche Weise das ganze Leben hin- durch eine rothe oder eine braune Farbe; so be- sitzen z. B. die Blätter vieler Arten von Cyclamen, Sawifraga, von Tradescanlia discolor ete. auf der untern Seite eine rothe Farbe, die Blätter der Fa- yus sylvatica ß. purpurea, der Dracena ferrea, Alriplex hortensis rubra, Beta vulgaris rubra etc. auf beiden Seiten eine braunrothe Farbe, welche davon herrührt, dass bei den mit einer lebhafter roth gefärbten Unterfläche versehenen Blättern die vothe Farbe vorzugsweise in der Epidermis sich findet und ziemlich gesättigt ist und desshalb das unterliegende grüne Parenchym ziemlich vollständig deckt, während bei den braunroth gefärbten Blät- tern die Farbe theils durch das Durchscheinen der grünen Farbe durch die rothe, theils durch Mischung grüner und rother Zellen, theils durch Anwesenheit von grünen Chlorophylikörnern in voth gefärbten Zellen hervorgebracht wird. Auf ähnliche Weise ist aus Marquart's Untersuchun- gen bekannt, dass die braune Farbe der Blumen- blätter von Calycanthus, der Spatha von Arum divaricatum, des Perianthiumms von Verafrum niyrum und Aristolochia glauce ete. ebenfalls von einer oder mehreren Schichten rother oder violetter Zel- len herrührt, welche über grünen Zellen liegen. Dass die rothe Farbe einzelner Zellen von einer roihen Färbung des Zellensaftes abhänge, war den Phytotomen schon längst bekannt, z. B. von 678 Tradeseantia discolor, Calla «thiopica, Impaliens Balsamina, Acorus Calamus etc.*) Es wurden aber diese rothen Zellen mehr als eine Eigenthüm- lichkeit einzelner Pflanzen betrachtet, als dass sie zu einer Vergleichung derselben mit den im Herbste sich färbenden Blättern und zu einer anatomischen Untersuchung der dabei vorgehenden Veränderun- gen geführt hätten. Die Physiologen gaben sich grossentheils mehr damit ab, über die Farbe der Pflanzen zu spekuliren, sie mit den Regenbogen- farben zu vergleichen, als dass sie gesucht hätten, die materiellen Farbestoffe selbst kennen zu lernen. Wie im prismatischen Farbenspectrum das Grün in der Mitte liegt, auf der einen Seite von Gelb und Roth, anf der andern Seite von Blan und Vio- lett begrenzt ist, so, glaubte man, sey auch das Grün der Pflanzen der Indifferenzpunkt zwischen einer gelbrothen und blauen Farbenreihe, und suchte die Entstehung dieser Farben aus der grünen Farbe durch Oxydation und Desoxydation des grünen Farbestoffs abzuleiten, indem man sich auf unsichere chemische Experimente und falsche Vorstellungen von Oxydation und Desoxydation, von Wirkung der Säuren und Alcalien stützte. **) Ihren Cul- minationspunkt erreichten diese Ansichten in den Arbeiten von Schübler **) und Macaire *) Vergl. Kieser, Grundzüge der Phytotomie p. 89 **) Vergl, Sprengel, vom Bau und der Natur der Gewächse, p, 5n2 — Sin. A Unter . . " alle A Untersuchungen über die Farben der Blüten; Jnau Princep, *) deren Resultate ein um so grässeres Zutrauen zu verdienen schienen, da sie nicht nur durch die Ergebnisse chemischer Untersuchungen unterstützt, sondern auch mit den Beobachtungen über den Farbenwechsel der Blüthen in ziemlicher Uebereinstimmung zu seyn schienen. Es gingen daher auch ihre Ansichten in die neueren physio- logischen Schriften, z. B. in die von Agardh, **) DeCandolle***) u. s. w., ziemlich unverändert über. Schübler sowohl, als Macaire-Princep, suchten auf experimentellem Wege die chemischen Eigenschaften der Farbstoffe der Pflanzen auszu- mitteln; Beide begingen aber den Fehler, dass sie ihre chemischen Untersuchungen nicht mit anatomi- schen Untersuchungen der Organe, in welchen die Farbstofle niedergelegt waren, verbanden, daher auch nicht wussten, ob nur ein oder ob mehrere Farbstoffe in dem Theile lagen, welchen sie unter- suchten, ob ihre Reagentien nur auf einen oder auf mehrere Farbstoffe einwirkten, ob ihre Auflüsungs- mittel, wenn mehrere Farbstoffe vorhanden waren, nnr einen oder ob sie mehrere auflösten u. s. w. Ein zweiter Fehler lag in der chemischen "Theorie, Tr nn gural-Dissertation unter dem Präsidium von Schub- ler. Tübingen :825. *) Memoire sur Ja coloration auiomnale des feuilles. (Memoires de la societe de physique et dhistoire na-' turelle de Genöve. T. IV. p. 45.) Biologie, p. 262. n. £. *) Physiologie veget. T. IL p. 3838. . : 680 welche sie bei Erklärung der Erscheinungen an- wandten, nämlich in der Ansicht, dass die Ver- änderungen, welche die Säuren in den Farbstoffen hervorbrachten, auf Oxydation der letztern berahen, und dass die Umänderungen, welche Alcalien her- vorbrachten, eine Desoxydation anzeigen. Schüb- ler untersuchte die Reaction, welche Säuren und Alcalien in den weingeistigen Tincturen von Blu- menblättern hervorbrachten, und fand, dass die Tineturen blauer und rother Blüthen durch Säuren geröthet, durch Alealien grün gefärbt werden, wo- gegen die Tineturen gelber Blüthen durch Säuren wenig verändert, dagegen durch Alcalien braunroth oder braun gefärbt werden. Indem er nun annahm, es bilden sich alle Pflanzenfarben aus dem Chloro- phyli durch Oxydation oder Desoxydation desselben, so theilte er die Farben in eine oxydirte und des- oxydirte Reihe, von welchen die erste die gelben und einen 'Theil der rothen Farben enthält, und daher vonDeCandolle die zantkische Farbenreihe genannt wurde, während die letztere die blauen und einen andern Theil der rothen Farben enthält, und von DeCandolle mit dem Namen der cyani- schen Farbenreihe bezeichnet wurde. Keine geringe Stütze schienen diese Ansichten durch die Untersuchungen yon Macaire-Princep zu erhalten, denn nach seinen Angaben wird das Chlorophyli durch Behandlung mit Säuren und da- durch erfolgende Oxydation zuerst gelb, dann roth gefärbt, und dieses oxydirte Chlorophyli sollte sich 681 wieder durch Alcalien in grünes Chlorophyll zurück- führen lassen. Die rothe Farbe aller Pflanzentheile leitete daher dieser Chemiker von oxydirtem Chlo- rophylie, und die blaue Farbe von einer Mischung von solchem rothen Chlorophyll mit einem vegeta- bilischen Alcali her. Da auf diese Weise alle Pflan- zenfarben von blossen Modifikationen des grünen Farbstoffes herzurühren schienen, so hielt DeCan- dolle den Ausdruck Chlorophyll zur Bezeichnung desselben für unpassend, und führte den Ausdruck Chromule ein. Gegen die Richtigkeit dieser Angaben von Ma- caire-Princep erhob sich dagegen schnell Wi- derspruch. Leop. Gmelin *) wies nach, dass das Chlorophyli der Blätter durch Sänren nicht roth gefärbt wird, und dass das durch Mineralsäuren oder bei der herbstlichen Entfärbung gelb gewor- dene Chlorophyll sich durch Alealien nicht wieder grün färben lüsst, dass die im Herbste roth gewor- denen Blätter nicht ein rothes Harz, sondern gelb gewordenes Chlorophyll und einen blauen, durch Säuren gerütheten Extractivstoff enthalten. Auch die anatomischen Untersuchungen der folgenden Zeit wollten sich mit diesen von DeCan- dolle adoptirten Ansichten Macaire-Princep’s nicht recht in Uebereinstimmung bringen lassen, denn sie zeigten sowolN in den Blumenblättern, als in den roth gefärbten Stengeln und Blättern in der *) Handbuch der theorct, Chemie. T. I. p. 653. 682 Regel nur einen gefärbten, im Wasser löslichen Zeilsaft, aber nur selten Kügelchen *), ein Umstand, der es sehr zweifelhaft machte, ob es (mit Ausnah- me der im Herbste in absterbenden Blättern sich entfärbenden Chlorophylikörner) überhaupt gelb und roth: gewordene Chlorophylikörner gebe, und Roe- per **) zeigte, dass zuweilen grüne Chlorophyli- körner in dem gefärbten Zellensafte vorkommen. Diese Umstände mussten zwar Zweifel an der Richtigkeit der Lehre von den vegetabilischen Far- ben, wie sie von Schübler, Macaire-Princep undDeCandolle aufgestellt war, erregen, sie wa- ren aber nicht hinreichend, dieselbe aus den bota- nischen Schriften zu verdrängen, da sie keine posi- tiven Thatsachen an die Stelle der früher angege- benen zu stellen hatten, und so traten die Grund- züge jener Lehre auch wieder in dem neuesten Werke über Pflanzenphysiologie von Treviranus hervor. Die bereits seit längerer Zeit vorauszuse- hende Reform wurde zwar von Pieper***) versucht, da aber derselbe das Rätlısel auf naturphilosophi- schem Wege zu lösen suchte, und es nicht für der Mühe werth hielt, das Materielle der Pflanzenfarben *) Meyen, Phytotomie, p. 141. 138. Roeper, ın der Vebersetzuung von DeCandolle's Physiologie. T.u. P- 712. Anm. 2. **) In der Uebersetzung von DeCandolle's Physiologie Tom. H. p 680, Anm. **#) Das wechselade Farbenverhältniss in den verschiedenen Lebensperioden des Blattes. ’ 683 zu untersuchen, so ist seine Schrift von keiner Be- deutung. Dagegen wurde diese Reform von Cla- nor Margquart *) in einer kleinen, aber in die- ser Lehre Epoche machenden Schrift eingeleitet. Auch Margnart nimmt an, dass die gelben, rothen und blauen Farbstoffe aus einer Umwandlung des Chlorophylis entstehen, er läugnet dagegen durch- aus die Existenz einer oxydirten gelbrothen. und desoxydirten blaurothen Farbenreihe, indem das Ma- terielle derselben nicht vorhanden sey; dagegen nimmt er an, dass das Chlorophyll durch Entziehung von Wasser einen blauen, und durch Aufnahme von Wasser einen gelben Farbstoff liefere. Dieser blaue Farbstoff, das Anthokyan, ist ein in Wasser, aber nicht in absolutem Weingeiste auflöslicher Extractivstoff von blauer Farbe, welcher durch Säu- ren roth und durch Alcalien grün gefärbt wird; in ihm ist die Farbe aller blauen, violetten, rothen, braunen und vieler pomeranzenfarbenen Biüthen begründet, und ebenso kommt er in allen rothen, violetten oder blauen Blättern und zuweilen in den nicht perennirenden Wurzeln vor. Der Farbstoff der gelben Blüthen dagegen, das Anthoxanthin, ist ein harziger Extractivstoff, zum Theil in Wasser, zum Theil nur in absolutem Al- cohol oder Aether löslich, welcher durch Schwe- felsäure indigblau gefärbt wird. Diese beiden Farbstoffe können in demselben *) Die Farben der Blüthen, 1855. 684 Biumenblatte vorkommen, sie sind aber alsdann in verschiedenen Zellen enthalten, und zwar das An- thoxanthin in den tiefer gelegenen Zellen, das An- thokyan in den oberflächlichen, so dass dadurch eine grosse Mannigfaltigkeit von Färbungen der Blumenblätter hervorgebracht wird, je nachdem die Farbe der unteren Schichte durch die obere durch- scheint, oder von ihr gedeckt wird, je nachdem das Anthokyan blau’ oder durch eine Säure gerö- thet ist u. dgl. m. Diese Entdeckungen von Marquart erklären auf eine sehr genügende Weise die Umstände, wel- cheMacaire-Princep zu seinen irrigen Schluss- folgerungen verleitet hatten, nämlich die Zurück- führung der im Herbste roth gewordenen Blätter zur grünen Farbe durch Alcalien, und die Röthung mancher Blätter durch Säuren. Die Blätter färben sich nämlich im Herbste nicht dadurch roth, dass ihr Chlorophyll sich in einen rothen, harzartigen Farbstoff verwandelt, sondern durch Bildung von Anthokyan neben dem eine gelbliche Färbung au- nehmenden Chlorophylie, und dieses durch eine Säure geröthete Anthokyan wird durch Alcalien grün gefärbt; es gleicht jedoch diese durch die Alcalien erzeugte grüne Farbe nicht dem sommer- lichen Grün der Biätter, sondern sie hat einen spangrünen Ton. Ob jedoch die Röthung vun grün gefärbten Blättern durch Säuren der Anwesenheit von Ar- thokyan in allen Fällen zuzuschreiben ist, scheint 685 mir zweifelhaft zu seyn, denn eine längere Einwir- kung von sehr verdünnter Schwefelsäure bringt bei manchen Blättern, z. B. bei denen von Robertsonia crenata Haw., in dem untern, weiss gefärbten Theile der Blätter von Sempervivum tectorum, eine vöthliche Färbung hervor, welche kaum der An- wesenheit von Anthokyan zuzuschreiben seyn möchte, da der Zellsaft vorher vollkommen ungefärbt er- scheint und die Röthung nur bei längerer Einwir- kung der Schwefelsäure hervortritt. "Auch diese Röthung beruht nicht auf einer Veränderung der Farbe der Chlorophylikörner, sondern auf Färbung des Zellsaftes; ob dagegen der Stoff, weicher hier die rothe Farbe annimmt, eine Mischung von Ei- weiss und Zucker oder ein anderer Stoff ist, kann ich für jetzt noch nicht entscheiden. Ob Marquart's Annahme, dass das Antho- kyan sich aus Chlorophyll durch Ertwässerung des- selben bilde, durch hinlängliche Gründe unterstützt sey, möchte ich bezweifeln, wenigstens möchte ich dem Umstande, auf welchen er sich stützt, keine grosse Beweiskraft zuschreiben. Marquart beob- achtete nämlich, dass das Chlorophyll durch con- centrirte Schwefelsäure mit der intensivsien blau- grünen Farbe aufgelöst wird, und dass diese Flüs- sigkeit, mit Weingeist übergossen, dımkel indigblau wird. Man kann diesen Versuch unter dem Mi- kroskope machen, wenn man einen zarten Durch- schnitt eines Blattes in einen Wassertropfen bringt, und diesem eine verhältnissmässige Menge concen- 686 \ trirter Schwefelsäure zusetz. Man wird alsdann in demselben Verhältnisse, wie sich die Schwefel- säure im Wasser verbreitet, in einer Zelle nach der andern die Chlorophylikörner zu einer grumo- sen, blaugrünen Masse zusammenfliessen und einen Theil derselben sich mit dieser Farbe vollkommen auflösen sehen. Wenn in diesem Falle die blaue Farbe die künstliche Bildung von Anthokyan aus Chiorophyli anzeigen soll, so ist nicht einzusehen, warum dasselbe, ungeachtet der Gegenwart von freier Schwefelsäure, mit blauer und nicht mit ro- ther Farbe erscheint. Soll aber die blaue Farbe nicht auf wirkliche Bildung von Anthokyan schlies- sen lassen, so ist überhaupt nicht einzusehen, wie aus diesem ganzen Versuche ein Schluss auf die Zusammensetzung und Bildung des Anthokyans ge- macht werden kann. Ein zweiter Umstand würde vielleicht eher als ein Beweis für die Marquart’sche Ansicht an- geführt werden können, wie denn der Urheber selbst grossen Werth auf sie zu legen scheint, näm- lich die Thatsache, dass die Zellen, welche in spä- teren Lebensperioden Anthokyan enthalten, in frühe- ren Chlorophyll enthalten, und dass dieses verschwin- det, wenn sich Anthokyan bilde. Marquart scheint dieses als eine über allen Zweifel erhabene Sache angenommen zu haben, indem er anfübrt, es seyen in ihrer Jugend alle Blumenblätter grün, diese grüne Farbe gehe bei den gelben Blüthen o unmittelbar in die gelbe, bei den blauen und rothen 687 vorher in die weisse über. Allein hat sich Mar- quart auch durch anatomische Untersuchung über- zeugt, ob gerade die Zellenschichten, welche später Anthokyan enthalten, in der Knospe Chlorophyli enthalten? Wir sind weit entfernt, aus der Unter- lassung dieser Untersuchung einen Vorwurf abzu- leiten, denn dieselbe mag bei den noch schuppen- fürmigen, in der Knospe verborgenen Blumenblät- tern 'ft_ihre grossen Schwierigkeiten haben, allein wir köntien nicht umhin, anzuführen, dass die Er- scheinungen ‚Nxelche man an den roth gefärbten Blättern beobacht®#, nicht für ein solches Alterniren des Chlorophylis und Anthokyans sprechen. In der Mehrzahl der Fälle kommt nämlich bei den Vege- tationsblättern das Anthokyan in den Zellen der Epidermis vor, also in einem Organe, in welchem nur sehr selten und eigentlich ausnahmsweise Chlo- rophylikörner gefunden werden. Wenn ferner der Zeilsaft einer grösseren oder geringeren Anzahl von Zellen des Mesophyllums sich durch Bildung von gesäuertem Anthokyan roth färbt, so finden sich in der Regel in diesen Zellen eben sowohl Chiorophylikörner, als in den sie umgebenden, einen ungefärbten Zellsaft entbaltenden Zellen, nur er- fordert es zuweilen einige Aufmerksamkeit, um in den roth gefärbten Zellen die Chlorophylikörner zu sehen, weil ihr Saft weniger durchsichtig ist und die grüne Farbe der Chlorophylikörner durch den rothen Zellsaft mehr oder weniger verhüllt wird. Auf diese Weise fand ich z. B. die mit rothem 688 ‚Safte gefüllten Zellen des Mesophyllums beschaffen bei Hedera Helix, Sedum album, Sempervivum tectorum, Bupleurum falcatum, Thymus Serpyllum, Bromus mollis, Hieracium Pilosella, Dianthus chi- nensis. Dieses Alles ist freilich noch kein Beweis ‚gegen die Richtigkeit der Marquart'schen An- sicht von Entstehung des Anthokyans, sondern soll bloss zeigen, dass die zur Unterstützung derselben beigebrachten Beweisgründe zur sichern Begrün- dung derselben noch nicht hinreichen. (Fortsetzung folgt.) II. Botanische Notiz. Die in den Denkschriften der botanischen Ge- sellschaft von Sternberg und Hoppe aufgestellte Pedicularis adscendens ist zwar von Koch in Deutschl. Flora V.S. 370. vollständig beleuchtet und als eine aufstrebende Form von Ped. tuberosa angegeben. Gleichwohl möchten die Akten hierüber noch nicht geschlossen seyn, da die auf der Kirschbaum-Alpe vorkommende geradstenglichte P. tuberosa sich ganz anders darstellt als die in den Alpen häufiger vor- kommende P. adscendens. Auch v. Vest hat diess berücksichtigt, indem er im 2ten Theile von Hohen- wartb’s Reisen S. 221. die gedachte P. adscen- dens als vermeintliche P. tuberosa vollständig be’ schrieben hat, und zwar mit dem Zusatze: „Non deseriberem plantam a cel. Wilkldenowio de- scriptam nisi nostra exemplaria et a deseriptione et ab icone a Hallero dato in multis nolis ablu- derent” Bine nochmalige genaue Vergleichung beider Pflanzen an Ort und Steile dürfte daher nicht unzweckmässig seyn. (Hiezu Beibl. S.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 44, Regensburg, am 28. November 1837. I. Original- Abhandlungen. Untersuchungen über die winterliche Färbung der Blätter; von Prof. Hugo Mohl in Tübingen. (Fortsetzung.) D ieses Nebeneinanderbestehen des rothen Zell. saftes und grüner Chlorophylikörner in derselben Zelle ist besonders deutlich erkennbar bei solchen Blättern, welche im Sommer vollkommen grün sind, im Winter mehr oder weniger roth werden und im folgenden Sommer wieder ihre grüne Farbe an- nehmen, wie dieses bei den vorhin angeführten Pflanzen’ zum Theile der Fall ist. Man triflt näm- lich bei denselben, wenn die rothe Farbe ihren Sitz in den Zellen des Mesophyllums hat, in diesen Zellen eben sowohl Chlorophylikörner, als in den nebenliegenden Zellen, deren Saft ungefärbt ist und welche desshalb eine grüne Farbe zeigen. Ob die Menge der in den rothen Zellen liegenden Chloro- Phylikörner eben so bedeutend ist, wie in den grünen Zellen, lüsst sich nicht wohl entscheiden, da die Anwesenheit des rothen Pigmentes dieser Vergleichung grosse Schwierigkeiten in den Weg legt; ich kann desshalb auch nicht mit Bestimmt- Flora 1857. 4 XYx 690 ° heit -behaupten,- dass in diesen Zellen die Menge ‘des Chlorophylis nicht vermindert ist; kaum aber möchte die anatomisehe Untersuchung im Stande seyn, den Beweis zu liefern, dass das rothe Pigment sich auf Kosten des Chlorophylis gebildet hat. Nicht selten trifft man in den Zellen des Meso- phyllums nur einen ’Theil des Zellsaftes voth ge- färbt, z. B. in der einen Hälfte einer in die Länge gestreckten Zeile, oder in der Mitte der Zelle, ohne dass dabei in dem gefärbten Theile der Zelle eine Auflösung der Chlorophylikörner bemerklich ist. Diese theilweise, Färbung- des Zellsaftes einer Zelle scheint darauf hinzuweisen, dass sich das rothe Pigment nicht immer im Zustande einer vollkom- menen Auflösung im Zellsafte befindet, sonst wäre ‘wohl eine solche theilweise Verbreitung in dem kleinen Raume der Zelle kaum möglich, sondern sie weiset darauf hin, dass das rotbe Pigment häufig in .eineın halb geronnenen, gallertartigen Zustande vorkommt; auch findet sich zuweilen sowohl das rothe, als das blaue Pigment in Forn von Kügel- chen, bei welchen ich jedoch wegen ihrer geringeil Grösse nicht entscheiden konnte, ab sie bloss A1S geronnenem Farbstoffe bestehen, oder ob sie einen fremdartigen Kern enthalten, um welchen sich der Farbstoff sammelte, Ich habe schon oben darauf hingedeutet, dass die Bildung eines rothen Farbstoffes in selchen Blättern, welche den Winter über bei uns im Freien ausdauern, eine sehr häufige Erscheinung 691 sey; man wird in der That beinahe durchgängig. finden, dass die im Winter sich frisch erhaltenden Blätter, wenn sie sich auch nicht vollkommen roth färben, doch wenigstens mehr oder weniger starke Spuren einer solchen Färbung zeigen. Ehe ich diesen Gegenstand weiter verfolge, mag es nicht unpassend seyn, einige Bemerkungen über unsere immergrünen Gewächse vorauszuschi- cken. Man wird bei näherer Betrachtung dersel- ben finden, dass sie in Beziehung auf die Erhaltung ihrer Blätter während des Winters in mehrere, jedoch nicht ganz scharf getrennte Gruppen zerfallen. Bei einem Theile der bei uns wildwachsenden oder häufiger kultivirten Pflanzen erhalten sich sämmtliche oder wenigstens die meisten im Sommer entwickelten Blätter nicht nur den Winter über, sondern auch den folgenden oder anch mehrere Sommer hindurch; dahin gehören die meisten Coni- feren, Hedera Helix, Iberis semperrirens, Semper- vivum, die meisten Arten von Sedum, Empelrum nigrum, Axalea procumbens, Arbutus Ura ursi, Rhododendron ferrugineum etc., Ledum palustre, Jlex Aquifolium. Eine zweite Klasse von Blättern, welche sich im Winter grün erhalten, gehört zweijährigen oder auch ausdauernden Pflanzen an, welche aus soge- nannten Wurzelblättern gebildete Blattrosetten be- sitzen, die sich im Laufe des vorausgehenden Som- mers und Herbstes bei den aus Samen aufgewachse- nen Pflanzen, oder aus Knospen, welche aus dem Xı2 692 Wittelstock ausschlagen, entwickeln. Diese Blatt- rosetten erhalten sich den Winter über frisch und grün, sterben aber im Frühjahr, wenn die Früh- lingsfröste und die grössere Sonnenwärme auf sie einwirken, theilweise ab. Die Blätter dieser Ro- setten sind nämlich nicht alle gleich gruss und gleich weit entwickelt, sondern die äusseren haben bereits im vorausgegangenen Herbste ihre volle Aus- bildung erreicht, die innersten sind noch volikom- men unentwickelt, so dass die ganze Rosette eine in ihrer Entwicklung durch die Winterkälte unter- brocheue Blattknospe darstellt. Von diesen Blät- tern stirbt nun von aussen herein ein grösserer oder kleinerer Theil ab, die äussersten, vollkommen aus- gewachsenen geben in der Regel vollkommen zu Grunde,- die ınittleren oft nur theilweise, die inne- ven waehsen dagegen weiter und es erhebt sich, wenn die Pflanze einen Stengel treibt, derselbe aus der Mitte der Knospe. Diese Pflanzen sind daher ebenfalls immer grün, wie die der voraus gehenden -Abtheilung, die Lebensdauer der Mehr- zahl ihrer Blätter beträgt dagegen nicht, wie bei den Coniferen u. s. w., mehr als ein Jahr, so dass Blätter von mehreren, auf einander folgenden Som- mern zu gleicher Zeit sich an der Pflanze im grü- nen Zustande finden, sondern die Lebensdauer der Mehrzahl de» verjährigen Blätter dauert nur bis zur Entwicklung der diessjährigen. Zu dieser Klasse von Blättern gehören die Wurzelblätter der meisten zweijährigen Pflauzeu und die untersten 093 Stammblätter vieler ausdauernder Pflanzen mit jähr- lich absterbendem Stengel und perennirendem Wur- zelstocke, z. B. Plantage major, lanceolala_ete., Dipsacus fullonum, ferox, laciniatus, Echium rul- gare, Verbascum Lychnitis, Thapsus, nigrum etc., Hieraeium Pilosella, bifureum, fallas_ete., Scorxo- nera hispanica, viele Umbellifere (z. B. manche Arten von Bupleurum, Cherophyllum), ferner man- che Arten von Lychnis (2. B. L. viseose, paniculata), manche Rosacee, z.B. Frayaria vesca, viele Arten von Potentilla, Geum rivale, virginianum, Spirea Filipendula, Poterinm Sanguisorba, manche Cruei- ferw, z.B. Isatis tinctoria, Erysimum hieracifolium, ercpidifolium ete. An diese Pflanzen schliessen sich als dritte Abtheilung theils einjährige Pflanzen, welche noch im Herbste gekeimt haben, aber erst im nächsten Frübjahre zur Blüthe kommen, theils ausdauernde Pflanzen, welche im Herbste neue Aeste zu ent- wickeln angefangen haben, an. Wie bei den Pflan- zen der vorausgehenden Abtheilung, wird das Wachstbum ihres Stammes durch die Winterkälte unterbrochen und beginnt wieder bei der zurück- kehrenden Wärme des Frühjahres, sie unterschei- den sich im Grunde nur dadurch von den in der zweiten Abtheilung angeführten Pflanzen, dass die im Herbste entwickelten Blätter keine auf dem Bo- den ausgebreitete Rosette bilden, sondern dass be- reits ein längerer oder kürzerer Stengel getrieben ist, welcher mit Blättern von jeder Stufe der Aus- 694 bildung besetzt ist. Im kommenden Frübjahre ster- ben meistens die untersten Blätter, welche schon im Herbste ihre volle Grösse erreicht haben, ab, die kleineren, welche ihr volles Wachsthum noch nicht erreicht haben, fahren dagegen furt, sich wei- ter zu entwickeln. Zu dieser Abtbeilung gehören ein grosser Theil der Gräser, z. B. Bromus maellis, manche Euphorbien, z. B. E. Lathyris, Peplus, manche Arten von Veronica, z. B. V. agrestis, ar- vensis, Chamedrys, Anlirrhinum majus, Cerinthe minor, Senecio vulgaris, Sonchus oleraceus, Achilles Mitlefolium, Anthemis tinctoria, Geranium roberlia- num, Hypericum perforatum, dubium, Thlaspi Bars pastoris, Medicage sativa, Papaver Rheas , Cheli- donium majus etc. Die Blätter der Pflanzen, weiche diese letzte Abtheilung bilden, leben wohl nur in seltenen Fäl- len ein ganzes Jahr lang, und diese Pflanzen g® hören nur in soferne zu den immergrünen Gewäch- sen, als der Vegetationseyelus derselben oder auch nur einzelner Aeste derselben im Spätsommer und Herbste beginnt, und im nächsten Sommer endigt; während die Blätter derselben Pflanze, wenn si® sich im Frühjahre entwickeln, in der Regel auch noch in demselben Sommer wieder absterben. Ich glaubte, auf diese Verhältnisse aufmerksam machen zu müssen, weil die Blätter dieser verschie- denen Abtheilungen vor Pflanzen, wenn sie gleich alle im Winter frisch und grünend sind, sich den- noch in sehr verschiedenen Verhältnissen in Be 695 ziehung auf ihr Lebensalter befinden. Die Blätter solcher Pflanzen, deren Zweige sich in eine ge- schlossene Knospe endigen und bei welchen die Blätter eines Jahrestriebes sich schnell nach einan- der in der ersten Hälfte des Sommers entwiekeln, 2. B. die Blätter von Pinus, Abies, Rhododendron ete., haben alle bis zum Herbste ihr volles Wachsthum erreicht; wenn dieselben mehrere Jahre hindurch leben, so sind daher die Veränderungen, welche sie im Winter erleiden, unabhängig von den Ver- änderungen, welche wir das Blatt in seinen ersten Entwieklungsstufen durchlaufen sehen, und ebenso unabhängig von den Veränderungen, welche das Blatt in der seinem Absterben vorangehenden Pe- riode erleidet. Bei denjenigen Pflanzen dagegen, welche in dem einen Sommer eine Rosette von Wurzelblättern und im zweiten einen Stengel oder Blüthenschaft entwickeln, ist wenigstens ein Theil der die Ro- sette bildenden Blätter im Winter dem Absterben nabe; die Veränderungen, welche man an solchen Blättern beobachtet, können daher eben sowohl Folge des Alters und Zeichen des herannahenden Todes, als Folge des Einflusses des Winters seyn. Dasselbe findet statt bei den untersten Blättern sol- cher immergrüner Pflanzen, bei welchen die Ent- wieklung von Blättern nicht periodenweise, sondern ununterbrochen erfolgt, wie bei Sempervivum, und ebenso bei den untersten Blättern von einjährigen Pflanzen oder einjährigen Trieben ausdauernder 696 Pflanzen, wie z. B. Veronica.agrestis, Achillea Mille- folium, welche sich im Herbst entwickelt haben und sich bis zum nächsten Sommer erhalten. Der umgekehrte Fall tritt dagegen bei den in- nersten und jüngsten Blättern dieser Pflanzen ein, deren erste Entwicklungsperioden durch die Win- „ terkälte unterbrochen werden, und bei welchen desshalb die Veränderungen, welche Folge des Win- ters sind, Zusammentreffen ınit den Veränderungen, welche bei normalem Verlaufe der Vegetation die Entwicklung der Blätter begleiten. Nun ist es aber eine allgemein bekannte 'That- sache, dass die Blätter sehr vieler Gewächse in den ersten Tagen und zum Theile Wochen ihrer Entwicklung darin den im Herbst absterbenden Blättern gleichen, dass sie eine ähnliche, rothe oder bläuliche Färbung zeigen; es entsteht daher vor Allem die Frage, ob die rothe Färbung der Blät- ter im Winter eine von der herbstlichen Färbung der absterbenden Blätter und von der rothen Fär- bung der sich gutwickelnden Blätter unabhängige „Erscheinung, oder ob sie nicht vielmehr bald der einen, bald der andern dieser Ursachen zuzuschrei- ben sey? Ueber die Beantwortung dieser Frage kann kein Zweifel stattfinden bei solchen Pflanzen, deren Blätter den Sommer über vollkommen grün sind, sich den Winter über mehr oder weniger tief roth färben und im nächsten Sommer wieder grün wer | den, ia soferne bei diesen Blättern die Röthung in 697 einer Periode stattfindet, welche zwischen der ersten Entwicklung und zwischen dem Absterben der Blät- ter in der Mitte liegt, und von diesen beiden Zeit- abschnitten durch eine Periode, in welcher das Blatt vollkommen grün ist, getrennt wird. Dieses findet z. B. statt bei vielen Arten von Sedum, be- sonders bei Sedum album, bei welchem die Blätter im Winter und Frühjahre tief braunroih gefärbt sind, in weniger auffallendem Grade bei Sedum acre, sexzangulare, anglicum, hybridum, liridum, Anacampseros, ferner bei Sempervivum tectorum, bei welchem die rothe Färbung während des Win- ters sich von der Blattspitze aus beinahe über das ganze Blatt verbreitet, bei Hedera Helir, bei wel- cher das Blatt eine braune Färbung annimmt. Ebenso sind wir aber auch bei denjenigen Pflanzen, welche ich oben in die zweite und dritte Abtheilung der wintergrünen Gewächse stellte, ge- nöthigt, die rothe Färbung, welche ihre Blätter im Winter zeigen, dem Einflusse der Winterkälte zu- zuschreiben, da bei ihnen, wenn jüngere, halb ent- wickelte Blätter neben vollkommen ausgewachsenen, die im nächsten Frübjahre oder Sommer absterben, zugleich vorhanden sind, alle diese Blätter gleich- förmig im Winter eine röthliche oder bräunliche Färbung annehmen. Da nämlich hier die Blätter des verschiedensten Entwieklungsgrades derselben Veränderung der Farbe unterworfen sind und da wir diese Farbe nur während des Winters beob- achten, aber nie bei Trieben, welche sich während 698 der günstigen Jahreszeit entwickeln, so können wir diese Färbung auch nur dem Einflusse des Winters zuschreiben. Dabei kommt es nun freilich auch hänfıg vor, dass sich diese winterliche Fär- bung verbindet mit der Färbung, welche dem Ab- sterben des Blattes vorausgeht, und derjenigen, welche den ersten Entwicklungsperioden des Blat- ies eigen ist; allein es lässt sich meistens bei ge- nauerer Betrachtung der Einfluss dieser verschie- denen Ursachen unterscheiden. Diejenigen Blätter, welche sich bloss durch den Einfluss des Wassers roth färben, besitzen nämlich durchaus ein saftiges, festes Blattparenchym, welches entweder durchaus eben so schön grün gefärbt ist, wie während des Sommers, in welehen Falle alsdann die rothe Farbe nur in der Epider- mis ihren Sitz hat, oder welches wenigstens, weil auch rothes Pigment in einem Theile des Meso- pbyllums sich entwickelt, in denjenigen Schichten, in welchen dieses Pigment sich nicht entwickelte, seine grüne Farbe vollkommeu unverändert erhält. Bei solchen Blättern dagegen, welche dem Abster- ben nahe sind, und bei welchen man desshalb eine Verbindung der winterlichen Färbung mit der Fär- bung des absterbenden Blatttes vermuthen kann, ist das Blattparenchym sneistens weit schlafler, we- niger tief grün gefärbt und saftloser. Das ganze Blatt ist häufig, wenn man es gegen das Licht hält, durchscheinender, seine rothe Farbe ist heller; nähert sich mehr dem Ziegelrothen oder Zinnober- 699 vothen, während das noch frische, lebenskräftige Blatt, weil sich bei ihm das dunklere Grün der rothen Farbe beimischt, eine mehr braunrothe Fär- bung zeigt. Diese Unterschiede sind sehr auffallend, wenn man die Äusseren, dem Absterben sich nähernden Blätter vergleicht, z. B. bei Fragaria vesca, Hiera- eium Pilosella, Bupleurum falcatum, Isatis tinctoria; sie treten aber erst im Frübjahre, beim Wieder- beginnen der Vegetation, lebhaft hervor, während des Winters selbst sind sie dagegen kaum bemerk- lich. Es gehört nämlich, wie ich schon oben an- führte, zu den Eigenthünlichkeiten vieler bei uns einheimischer Gewächse, dass ihre älteren Blätter sich den ganzen Winter über frisch und saftig er- halten, wie die jüngeren Blätter, welche im Früh- jahre wieder zu neuem Leben erwachen, und dass sie erst im Frühjahre bei der Einwirkung der grös- seren Wärme und der Morgenfröste absterken. Man kann dieses bei allen, oben in der zweiten und dritten Abtheilung aufgeführten Pflanzen beobach- ten; es kommt aber auch bei einigen Holzgewäch- sen vor, deren Blätter im Winter zwar mehr oder weniger braunroth gefärbt, aber noch saftig sind und erst am Ende desselben oder im Frühjahre wirklich absterben, #. B. Ligustrum tulgare, Crai@- gus Pyracantha, Erica vulgaris. Da wir nun also bei denselben Pflanzen Blät- ter finden, welche sich im Winter roth färben und im Frühjahre absterben, während andere Blätter 200 sich auf gleiche Weise roth färben, aber im Früh- jahre nicht absterben, sondern wieder grün werden und weiter wachsen, da wir ferner bei einigen Holzgewächsen, z.B. Hespilus Pyracantha, Ligustrum, die Blätter sich auf gleiche Weise roth färben sehen, wie bei den Bäumen, die sich im Herbste entblät- tern, ohne dass aber dieselben sogleich absterben, sondern im Gegentheile die Blätter noch den gan- zen Winter über frisch und saftig bleiben und erst im Frühjahre vertrocknen und abfallen, da ferner die Blätter einer grossen Anzahl oder vielmehr der Mehrzahl der Pflanzen absterben, ohne vorher roth zu werden, so sind wir, wie ich glaube, vollkon- men berechtigt, jeden Zusammenhang zwischen der Erzeugung einer rothen Farbe und zwischen dem Absterben der Blätter zu läugnen und anzunehmen, dass die Erzeugung der rothen Farbe der Blätter im Herbste und Winter Folge der in dieser Jahres- zeit eintretenden Veränderung der physiologischen Funktionen des Blattes ist, dass aber das Abster- ben der Blätter nur zufälliger Weise bei einer Anzahl der Pflanzen mit dieser Periode zusammen- trifft, während es bei andern erst Monate lang nachher eintritt, wenn die Zeit herannaht, in wel- cher eine neue Vegetationsperiode beginnt und die Vegetationskraft der Pflanze die alten Blätter ver- lässt und auf die Produktion von neuen Blättern verwendet wird, während wieder bei andern Pilan- zen bei wiederkehrendem Frühjahre die Blätter ihre früheren Funktionen übernehmen und damit 701 die rothe Färbung wieder verschwindet. Wir sind um so mehr dazu veranlasst, den Zusammenhang zwischen dem Absterben der Blätter und zwischen der Erzeugung einer rothen Farbe zu läugnen, da auch andere Umstände die Erzeugung einer rothen Farbe veranlassen, z. B. die Beeinträchtigung der normalen Funktionen und Entwicklungsweise der Blätter durch Insektenstiche oder die Entstehung von Entophyten, von welchen Umständen man nicht sagen kann, dass sie das Blatt dem Absterben ent- gegenführen, indem sie häufig seine Vegetations- kraft zwar anomal machen, aber steigern und zu Wucherungen seines Parenchymes Veranlassung geben. Hiezu kommt noch ferner, dass die geo- graphische Lage des Standortes bei vielen Pflanzen von bedeutendem Einflusse auf die Erzeugung eines rothen Pigmentes ist, und Veranlassung wird, dass dasselbe auch im Summer, wäbrend der kräftigsten Vegetation, hervortritt. Diese Eigenschaft scheint nämlich das Klima der hohen Gebirge und andern- theils der Sumpfboden zu besitzen, wenigstens ist es in den Alpen im höchsten Grade auffallend, wie so viele Pflanzen aus der Familie der Laubmoose und Lebermoose, z. B. die Arten von Sphagnum, viele Arten von Bryum, Grimmia, Jungermannia, eine hellrothe oder braunrothe Färbung zeigen, während dieselben Arten im ebenen Lande eine grüne Färbung besitzen. Weniger auffallend ist dieser Einfluss des Alpen-Klima’s bei den Phaneru- gamen, lässt sich aber dennoch bei manchen Ge- 102 wächsen der Schneeregion, z. B. bei den Blättern von Sarifraga biflora, oppositifolia, bei Ajuga pyra- midalis ß. alpestris Gaud,, bei der dunklen Färbung vieler Gräser, bei der braunvioletten Farbe der Bracteen von Carex alrata, nigra, fetida ete., nicht verkennen, und ebenso zeigt im hohen Gebirge im Herbste die ganze Vegetation ein so lebhaftes Roth, wie man es im ebenen Lande nie und in hügeligen Gegenden kaum auf ausgedehnten Torf- mooren sieht. (Schluss folgt.) ID. Correspondenz. Das Herbarium Flere Brasiliensis betr. Nachdem im verflossenen August die letzten Exemplare von der ersten Lieferung des Herbarium Fiorie Brasil., bis 300 Numern, wovon 215 auf den ersten acht Bögen des dazu gehörigen Katalogs (in den Beibl. der Flora und extra abgedruckt) be- schrieben sind, versendet waren, habe ich mich neuerlich an die Zusammenstellung der Fortsetzung gemacht. Ich schmeichle mir, den durch die erste Ankündigung des Unternehmens erregten Erwar- tungen entsprochen zu haben, wenn gleich ich lei- der nicht im Stande war, alle Hrn. Abnehmer mit allen Arten und in lauter guten Exemplaren zu versehen. Da die Sammlungen, über welche ich disponiren kann, in Brasilien nicht nach einem und demselben Plane angelegt sind, auch Manches theilweise verdorben anlangt, so liegen von man- ehen Arten viele, ja mehrere als ich für die 30 Ab- nehmer, die sich gemeldet haben, brauchte, vou 703 andern dagegen nar wenige Exemplare vor. Die Ungleichheit, welche dadurch entstehen musste, suchte ich durch gleichmässige Vertheilung der- jenigen Arten, welche nur in wenigen Speciminibus vorhanden waren, zu heben, so dass jeder Hr. Sub- seribent neben den gemeinern eine gleich grosse Zahl von seltneren oder neuen Arten erhält. Bei der Austheilung wurde in einem genau geführten Kataloge bemerkt, welche Pflanzen jeder Abneh- mer erhalten und welche nicht. Dadurch wird es möglich, bei Ausgabe folgender Lieferungen das zu compensiren, was an den einzelnen frühern Liefe- rungen mangelte. Die zweite Lieferung enthält Pflanzen aus Bahia, aus den Urwäldern von Ilheos, darunter gegen 100 Arten Farn, ven Mato Grosso | und St. Paulo. Es ist viel Neues darunter. — Der einzige Grund, warum ich mich in diess mübsame und bisher sehr kostspielige Unternehmen eingelas- sen habe, ist die Aussicht, eine beträchtliche Zahl richtig bestimmter Pflanzen aus dem an Arten so reichen Brasilien zu verbreiten. Leider erschwert sich diese Arbeit durch die lächerliche Eile, womit brasilianische Pflanzen oft nach ein paar schlechten Bruchstücken bestimmt und in die systematischen Werke als neu aufgenommen werden. Dieser Pru- ritus rerum novarum ist so gross, dass von den 15— 16,000 Arten, die jetzt aus Brasilien in euro- päischen Gärten und Herbarien liegen, vielleicht schon gegen 1000 eine doppelte und dreifache Syno- nymie haben. Wenn man so wie bisher fortlähut, 704 um seines lieben mihi willen, durch eine kümmer- liche Definition brasilianische Arten zu ediren, so wird es bald keinen Oedipus mehr geben, die un- zähligen Räthsel zu lösen, und unsere Nachkom- men werden an unseren Irrthümern und Zerwürf- nissen Aergers genug erleben. Unter diesen Um- ständen habe ich allerdings auf eine wohlwollende Ansicht von meinem, wahrlich ohne alle Selbst- sucht begonnenen Unternehmen gerechnet, während ich bis jetzt nur Sorge, Mühe und die leidige Er- fahrung gewonnen habe, dass man es nicht Allen recht machen könne. Inzwischen werde ich, das Begonnene doch zu einem guten Abschlusse füh- rend, von den Materialien, welche mir schon zu Gebote stehen, wenigstens tausend Numern ediren. Von der ersten Lieferung habe ich noch einige Centurien dispenibel, welche viele interessante Ge- wächse enthalten. Der Preis dieser Centurien ist zu 18 fl. festgesetzt. Ich ersuche Sie, gefälligst durch die Flora diess bekannt zu machen und dass . Aufträge unter der Adresse „an die Expedition der Schriften über Brasilien von Dr. v. Martius” oder, wie bisher, durch die Redaction der allgem. botanischen Zeitung an mich gelangen. München. Dr. v. Martius. MM. Todesfälle Das Martyrologium der Naturforscher neuester Zeit hat abermals einen traurigen Zuwachs erbal- ten, Die Reisenden Hrn. Hesse und Gellibrand wurden auf einer naturwissenschaftlichen Expedition ins Innere von Neuholland in der Nähe von Port Philipp von den Eingebornen ermordet. (Hiezu Literber. Nr. 10.) Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 45. Regensburg, am 7. December 1837. I. Original- Abhandlungen. Untersuchungen über die winterliche Färbung der Blätter ; von Prof. Hugo Mohl in Tübingen. (Schluss. Die äusseren Einflüsse, denen die Pflanzen auf den Alpen ausgesetzt sind und welche die Bil- dung des rothen Pigmentes in ihren Blättern be- günstigen, können wohl in Parallele gesetzt wer- den mit denen, welche im ebenen Lande im Herbste die Erzeugung desselben veranlassen , und möchten wohl in der Abwechslung von warmen Tagen mit kalten Nächten zu suchen seyn, wobei auf den Alpen die Einwirkung eines sehr kräftigen Lichtes gewiss mit in Rechnung kommt und zu der weit lebhafteren Färbung Vieles beiträgt. Wir sehen nämlich bei den Pflanzen, welche bei uns im Herbste und \Vinter rothe Blätter bekommen, dass die rothe Farbe häufig an den dem Lichte ausgesetzten Blät- tern sich aufs intensivste entwickelt, während die- jenigen Blätter oder auch Theile von Blättern, welche durch Bedeckang vor dem Einflusse des Lichtes geschützt sind, vollkommen grün bleiben. Flora 1955. 45, Y y 206 Wenn es nach dem Gesagten als gewiss anzu- nehmen ist, dass die Erzeugung eines rothen Pig- mentes in den Blättern während des Herbstes und Winters nicht mit der um diese Zeit vorgerückten Lebensperiode und mit dem herannahenden Abster- ben der Blätter in Verbindung zu bringen, sondern von einer bestimmten Modifikation der klimatischen Einwirkungen abzuleiten ist, so verhält es sich da- gegen mit der rothen Färbung, welche die Blätter nach dem Ausschlagen zeigen, umgekehrt, denn diese zeigt sich vollkommen unabhängig von den Abwechslungen der Temperatur, erfolgt ebenso wohl bei Pflanzen, welche im gleichförmig geheiz- ten Gewächshause stehen, als im Freien. Diese Färbung kann jedoch mit der winter- -lichen Färbung nicht verwechselt werden, indeni die letztere sämmtliche Blätter der Pflanze, unab- hängig von ihrem Alter, ergreift; sie kann jedoch zufälliger Weise init ihr zusammentreffen, wenn die Vegetation junger Triebe vom Eintritt des Winters unterbrochen wird. Es wurde schon von mehreren Pflanzenphysio- logen darauf aufmerksam gemacht, dass die herbst- liche Färbung der Blätter im Zusammenhange mit der Färbung der Früchte stehe, z, B, beim Wein- stocke, bei Rhus u. s. w., d. h. dass Pflanzen mit rothen oder blauen Früchten auch an den Blättern im Herbste eine rothe Färbung zeigen, wogegen die Blätter solcher Pflanzen, deren Früchte kein rothes Pigment enthalten, sich im Herbste nicht 707 roth färben. Dieser Zusammenhang zwischen der Farbe der Frucht und der Blätter ist in vielen Fäl- len unläugbar, ist aber, wie aus dem unten folgen- den Verzeichnisse von Pflanzen, deren Blätter sich‘ im Winter roth färben, erhellt, weit entfernt, eine allgemeine Regel zu seyn, insoferne die rothe Fär- bung der Blätter bei einer Menge von Pflanzen vorkommt, bei welchen sich in den Früchten kein rothes Pigment entwickelt. Diese Uebereinstimmung der Blatt- und Frucht- farbe ist jedoch insoferne von Interesse, als sie an- zeigt, dass die Vegetationsblätter, wenn sie im Herbste und Winter aufhören, den für die Zwecke der Ernährung und des Wachsthumes dienenden Funktionen der Respiration und Aushauchung vor- zustehen, in Beziehung auf ihr chemisches Verhal- ten und ihre Farbe eine Annäherung zu den Fructifi- kationsblättern zeigen; eine Umwandlung, welche freilich nur höchst unvollständig erreicht wird, und bei günstigen äusseren Verhältnissen, welehe das unterbrochene Wachsthum aufs Neue erregen, wie- der aufgehoben wird. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, wäre die Erzeugung des rothen Pigmentes in den Blättern und die Veränderungen, welche sie über- haupt dabei erleiden, ein Vorgang, welcher mit dem Reifungsprozesse der saftigen Fruchthülle zu vergleichen wäre. Eine in allen Punkten durch- geführte Parallele zwischen diesen beiden Prozes- sen lässt sich bei dem gegenwärtigen Stande der Yy2 708 Pflanzenphysiologie noch kaum ziehen, doch dürften folgende Bemerkungen vielleicht den Beweis liefern, dass die Veränderungen, welche die Vegetations- blätter durchlaufen, Aehnlichkeit mit denjenigen ‘ Veränderungen zeigen, welche bei den Carpellar- blättern, die ja ohnediess den Vegetationsblättern ziemlich nahe stehen, beobachtet werden. Nachdem nämlich beide Arten von Blättern, sowohl die Carpellarblätter als Vegetationsblätter, auf gleiche Weise während ihrer Entwicklung bis zur Vollendung ihres Wachsthumes grün gewesen sind, den aufsteigenden Saft angezogen, bei Tag Sauerstoff und bei Nacht Kohlensäure ausgehaucht, Wasser ausgedünstet und wahrscheinlich beide auf gleiche Weise den aufsteigenden rohen Saft in Nah- rungssaft verwandelt haben, und nachdem kürzere oder längere Zeit hindurch dieser Zustand stationär geblieben ist, so kann derselbe bei beiden eine dop- pelte Veränderung erleiden. Entweder stirbt näm- lich das Vegetationsblatt (z. B. bei den meisten krautartigen Gewächsen) und das Carpellarblatt (bei den häutigen Pericarpien) ab und vertrocknet, ohne vorher andere Veränderungen zu erleiden, als Verwandlung seines Chlorophylis in Blattgelb oder Aufsaugung des Chlorophylis; oder es erleiden beide Arten von Blättern eine von ihrem bisheri- gem Wachsthume unabhängige Umwandlung ihrer Säfte, welche mit Bildung eines (bei den Blättern immer, bei den Früchten wenigstens meistens rotheu oder blauen) Pigmentes verbunden ist. 709 Dass bei den Früchten dieser Prozess unab- hängig von der Ernährung ist, erhellt darans, dass sie, "auch von der Pflanze im unreifen Zustande getrennt, noch ihre Reife erlangen; bei den Blättern erhellt dasselbe aus dem Umstande, dass die Pig- mentbildung im Herbste und Winter eintritt, also zu einer Jahreszeit, in welcher die Aufsaugung von rohem Safte, die Verarbeitung desselben im Blatte, die wässrige Ausdünstung des letztern, die Aushauchung von Sauerstoff bei Tage entweder völlig aufgehört haben oder doch auf ein Minimum redueirt sind. Ob auch ausser der Pigmentbildung im winterlich gefärbten Blatte eine äbnliche Um- wandlung der ganzen Säftemasse eintritt, wie iu der reifenden Frucht, lässt sich wegen des Mangels von vergleichenden Analysen der Blätter in dieser und in früheren Lebensperioden nicht entscheiden. Bei dieser Vergleichung des Zustandes der Blätter im Winter und der reifenden Frucht dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass derselbe bei den Früchten die letzte Lebensperiode derselben bezeich- net, zwar noch kein Zeichen 'des Absterbens selbst ist, dennoch aber nie mehr in den früheren Zu- stand zurückkehrt; bei den Blättern bezeichnet der- selbe zwar ebenfalls sehr häufig die letzte Lebens- Periode, ebenso hänfig ist aber auch der Zustand der Pigmentbildung nur vorübergehend und es kehrt der Zustand des grünen Blattes zurück, namentlich in den Fällen,_wenn die Vegetation eines noch 7210 nicht erwachsenen Blattes von der \ ’interkälte un- terbrochen wird. Die äusseren Umstände, welche die Reifung der Früchte begünstigen und die Pigmentbildung der Blätter bedingen, sind sehr verschieden. Bei den Blättern ist es die Kälte, welche ihren Vege- tationsprozess, die Aufsaugung und Verarbeitung von rohem Nahrungsstoffe und die Respiration un- terbricht und welche Veranlassung gibt, dass sich, wenn zugleich Licht auf die Blätter einwirkt, ro- thes Pigment in ihnen bildet. Bei den Pericarpien dagegen, deren Entwicklung ein zusammengesetzte- rer Prozess ist, indem sie nieht bloss von der indi- viduellen Anlage der Carpellarblätter abhängig ist, sondern zugleich auch unter dem Einflusse der Entwicklung und Reifung der Samen steht, ist es die Wärme, welche die vollkommene Entwieklung der Pericarpien und der Samen begünstigt und somit den Eintritt der letzten Lebensperiode der- selben beschleunigt. Sowohl bei Blättern als Früchten kann die Pig- mentbildung vor der Zeit herbeigeführt werden, wenn durch äussere Veranlassungen ihre normale Entwieklung und ihr Ernährungsprozess gestört werden, z. B. durch Insektenstiche, durch Lostren- nen von der Pflanze u. dgl. In solchen Fällen wird der Zufluss von Saft und die Verarbeitung dessel- ben in den grünen Organen vor der Zeit abge- schnitten oder gestört und es tritt damit Pigment- hildung ein, wie beim normalen Aufhören dieser , zıı Funktionen. Dieser Umstand, sowie die Färbung der im Herbste abfallenden Blätter, scheint auf den ersten Anblick die gewöhnliche Annahme, dass die Pigmentbildung ein Zeichen des Absterbens sey, zu begünstigen; er beweist aber bloss, dass die Pigmentbildung die Begleiterin verschiedenartiger Störungen des normalen Vegetationsprozesses der Blätter und ihrer Verarbeitung von rohem Safte ist, dagegen muss man es für zufällig halten, dass sie in diesen Fällen in einem dem Absterben nahen Organe eintritt, indem sie, wie ich schon oben an führte, häufig genug in Blättern auftritt, welche noch lange Zeit leben und wieder grün werden. Mit der Pigmentbildung in grünen Blättern, welche durch äussere Veranlassungen an der Ver- arbeitung des rohen Saftes gehindert werden, steht die Färbung der parasitischen Gewächse in Ueber- einstimmnng. Da nämlich die wahren Parasiten grösstentheils von dem schon verarbeiteten Nah- rungssafte der Pflanzen, auf denen sie schmarotzei, leben, so befinden sie sich in soferne in einem ähnlichen Zustande wie die durch die Winterkälte ausser Thätigkeit gesetzten Blätter, als sie eben- falls keinen oder wenig rohen, aufsteigenden Saft anziehen und verarbeiten; eben damit fehlt aber auch der Mehrzahl derselben die grüne Färbung und es tritt eine ziemlich lebhafte Pigmentbildung ein. Auch ist es vielleicht erlaubt, mit desselben Umständen die rotlıe Färbung, welche die Blätter ser vieler Pflanzen kurz nach dem Ausschlagen 712 der Knospen oder nach dem Aufgehen aus dem Samen zeigen, in Verbindung zu bringen, denn wir dürfen wohl eine Parallele zwischen einer aus- schlagenden Blattknospe und einer parasitischen Pflanze ziehen, insoferne die Entwicklung der Blatt- knospen wohl nicht unmittelbar durch den aufstei- genden rohen Saft, sondern auf Kosten der im Wurzelstocke und Stamme niedergelegten Nahrungs- stoffe, welche vom aufsteigenden Safte aufgelöst werden, geschieht. Die Kı.sspe schmarotzt dess- halb in der ersten Zeit ihrer Entwicklung auf der Mutterpflanze auf ähnliche Weise, wie ein parasi- tisches Gewächs, und während dieser Zeit finden wir ihre Blätter häufig voth gefärbt; wenn dage- gen ihre Blätter eine gewisse Ausbildung erreicht haben und zur Ernährung der Pflanze durch Ver- arbeitung des aufsteigenden Saftes mitwirken, 50 _ verschwindet auch die rothe Farbe derselben und es tritt die grüne Färbung rein hervor, Untersucht man die im Winter roth geworde- nen Blätter, so wird man, wie schon oben ange- führt wurde, das Chlorophyll wenig oder nicht ver- ändert, dagegen neben demselben in den Zellen rothes Pigment in grösserer oder geringerer Meng® finden. \ Das rothe Pigment findet sich niemals in allen Zellen des Blattes, sondern meistens nur in den äussersten Schichten sowohl der oberen als unteren Blattfläche, während die mittleren Sehichten mei- stens vollkommen grün sind: selten färben sich alle 713 Zellen derselben Schichte roth, sondern meistens ist in einem Theile der Zeilen der Saft vollkom- men ungefärbt. In den meisten Fällen ist: in den Zellen der Epidermis rother Saft enthalten, und zwar bald nur in einzelnen, bald etwa in der Hälfte derselben, bald beinahe in allen. Es wurde vielfach, z. B. von Treviranus, behauptet, dass die Epidermis- zellen keinen Saft, sondern Luft enthalten; ich fand diese Angabe noch bei keiner einzigen Pflanze bestätigt, und ich glaube, dass die Untersuchung der roth gefärbten Blätter einen noch überzeugen- deren Beweis für das Saftführen der Epidermis- zellen geben kann, als die Unsersuchung grüner Blätter, bei welchen Täuschung leichter möglich ist. Bei Untersuchung der im Winter roth gefärb- ten Blätter wird man hänfie nur die Epidermis voth und das ganze Mesoghyllum grün gefärbt fin- den, x. B. bei Euphorbia Peplus, Lamium purpu- reum, Glechoma hederacea, Veronica agrestis, Po- lerium Sanguisorba, Spirea Filipendula, Sonchus oleraceus, Anthemis tinctoria, Silene paniculata, vis- eosa, Erysimun crepidifolium, canescens, angusti- fotium, Sedum hybridum. Diese Einschränkung der rothen Färbung auf die Epidermis kommt besonders bei solchen Pflan- zen vor, deren Blätter im Herbste noch nicht voll- kommen erwachsen waren, in ihrer Vegetation un- terbrochen wurden und im Frühjahre wieder wei- ter wachsen; die Färbung ist jedoch stark genug. 714 um den Blättern in vielen Fällen eine tief braun- rothe oder auch eine hellrotbe Farbe zu ertheilen. Noch häufiger, als bloss in der Epidermis, fin- det sich rother Zellsaft zugleich in dieser und in den äussersten Schichten der Zellen des Mesophyl- koms, und zwar in den letzteren zugleich mit Cblo- rophylikörnern. Es findet dieses theils bei solchen Blättern statt, welche im Frühjahre wieder grün werden und weiter wachsen, z. B: bei den Blät- tern von Sempervivum tectorum und Sedum album (bei welchen zweiPflanzen die rothen Zellen durch das ganze Mesophyllum zerstreut liegen), bei den jüngeren Blättern von Gerunium robertianum, Fra- garia vesca, Potentilla replans, Hieracium bifurcum, Bauhini, fallax, Piosella, Geumrivale, theils findet es bei ausgewachsenen Blättern statt, welche den Winter über zwar noch frisch und saftig bleiben, allein im Frühjahre absterben, z. B. bei T’hymus Serpylium, Ligustrum vulgare, Crategus pyracanllıa, bei den älteren Blättern von Sarifraga crassifolia, Fragaria vesca, Hieracium Pilesella, Geum rivale, Potentilla reptans, opaca etc. Bei diesen älteren Blättern ist in einer grüsse- ren Menge von Zellen des Mesophyllums rother ‘Saft enthalten, als bei den jüngeren, im Frühjahre wieder grünenden; und es ergreift die Pigmentbil- dung, wenn sich die Blätter dem Absterben nähern, beinahe alle Mesophyliumzellen. Seitener ist es, dass sich das rothe Pigment nicht in den Epidermiszellen, sondern nur in den 715 äusseren Schichten des. Mesophyllums entwickelt; auch hier findet es sich in den Blättern, welche im Frühjahre ihre Vegetation wieder beginnen, mehr auf die äusseren Zellen 'eingeschränkt, z. B. bei Chelidonium majus, Hedera Helix, Bromus mol- lis, Erysimum Alliaria, Iberis sempervirens, bei den jüngeren Blättern von Dipsacus fullonum ete., wo- gegen bei Blättern, die im Frühjahre absterben, die Pigmentbildung .beinahe alle Zellen des Meso- phyliums (wenigstens an einzelnen Stellen des Blat- tes) ergreift, z. B. bei Isatis Lineloria. Zum Schlusse ‘mag ein Verzeichniss von. sol- chen, in der hiesigen Gegend grösstentheils wild wachsenden Pflanzen folgen, bei welchen ich in diesem Frühjahre (Februar und März) eine mehr oder weniger entwickelte rothe Färbung der Biätter beobachtete. Wenn dieses Verzeichniss auch nicht reichhaltig ist, so kann es doch zeigen, wie weit diese Eigenschaft der Blätter in der Reihe der bei uns repräsentirten Pflanzenfamilien verbreitet ist. Graminee. Bromus mollis. Cynodon Dactylon. Liliace@. Lilium album. Plantagine@. Plantago major, media, lanceolata. Dipsace@. Vipsacus ferox, laciniatus, fullonum. Scabiosa Columbaria. Synanthere@e. Sonchus oleracens. Hieracium Pilosella, bifurcum, Bauhini, fallax. Scorzonera hispanica. Senecio vulgaris. Anthemis tinctoria. Achillea Millefolium. Erice@. Erica vulgaris. 716 Scrophularine. Veronica agrestis, Chamzediyys. Antirrhinum majus, Cymbalaria. Verbasceum Lych- nitis, nigrum. Labiate. Thymus Serpyllum. Lamium macu- latum, purpureum. Teucrium Chamzedrys. Rubiacee. Galiam sylvaticum. Oleine@. Ligustrum vulgare. Umbellifere. Bupleurum falcatum. Hederacee. Hedera Helix. Ranunculacee. Helleborus fcetidus. Papaveracew. Papaver Rhoeas. Chelidonium ınajus, Crucifere. Thlaspi Bursa pastoris. Isatis tineto- 'ria. Erysimum crepidifolium, hieracifolium, canes- cens. Iberis sempervirens. Turritis hirsuta, Cistine@. Helianthemum vulgare. Hypericinee. Hypericum perforatum. Caryophyliee. Dianthus chinensis. Saponaria offcinalis. Cerastium arvense. Silene viscosa, p&- niculata. Crassulacee. Sempervivum tectorum. Sedum album, acre, anglieum, hybridum, lividum, Ana- campseros. Geraniacee. Geranium robertianum. Euphorbiacee. Euphorbia Lathyris, Peplus. Pomacee. Cratiegus pyracantha. Dryadee@. Potentillareptans, opaca, hirta, viscosa. Sanguisorbee. Poterium Sanguisorba, hybridum. Spireacee. Spirea Filipendula. Leyuminose. Medicago sativa. Genista sagittalis. 17 H. Botanische Notizen. Suum euique. 1. Es ist bekannt, dass man in neueren Zeiten wiederholte Male auf die Ausscheidung von Wasser- tropfen aus den Blättern von Pflanzen aufinerksam gemacht hat, worüber sich die Meinungen der Phy- siologen jedoch noch nicht haben vereinigen können. In der trefflichen Pflanzen-Physiologie von L.C. Tre. viranus findet man darüber in $.295 das Nöthige zusammen gestellt, wobei man jedoch die nachher bekannt gemachte Abhandlung des Dr. Trinchi- netti, in der Biblioteca Italiana 1836. p. 477. u. s. w., hinzusetzen kann, worin diese Erscheinung alg eine mehr allgemeine und natürliche dargestellt wird. Es war jedoch zumal die Bemerkung des Hrn, Schmidt (Linnza Bd. VI Hfe. 1. 8.61 —75.), dass aus den Spitzen der Blätter von Arum Colocasia L. Wasser hervortrete, welche diesen Punkt der nähern Untersuchung empfohlen hat. Ich fand in Abraham Muntingl’s Paare effening der planten p. 274. eine ähnliche Bemerkung über dieselbe Pflanze, mit einer Abbildung versehen, welche ich der Mittheilung werth achte, weil die von andern bezweifelte Thatsache dadurch bestätigt und die Ehre der ersten Entdeckung für M. vindi- eirt wird. Ich theile die Stelle in wörtlicher Ueber- setzung mit: „Denn wenn die Pflanze das Wasser aus den Unierschälchen durch die Wurzelspitzen aufgenommen hat, wirft sie dasselbe des Nachts durch die Blatispitzen wieder aus, wenn die Blätter 718 halb offen und noch aufgerollt sind; das Wasser strömt in einem Bogen, wie eine Fontaine aus, so fein und dünn als ein Haupthaar, jedoch so, dass ein williger und anfmerksamer Beobachter es sehen and seine Hand darunter haltend sich überzeugen kann, dass sie von einem reinen Wasser nass wird. Wenn die Blätter ganz offen sind, nimmt diese Kraft ab, und sie geben dann aus den Blattspitzen ganze Wassertropfen, so klar wie Krystall, welche auf die Erde fallen und sie befeuchten. Diess ge- schieht jedes Jahr, während der Wärme des Som- ers, an hellen Tagen, so lange bis die Herbst- kälte kommt, welche es verhindert, — von sechs Uhr Abends bis acht Uhr Morgens, wenn die Wär- me der Sonnenstrahlen die Feuchtigkeit verzehrt; des Abends, wenn jene vermindert und die Pflanze wieder erquiekt ist, erneuert sich die Erschei- nung, zumal wenn ınan dieselbe des Morgens begossen hat, denn je mehr Wasser sie aufnimmt, desto mehr gibt sie durch die Blätter wieder von sich. Für die zweifelnden Leser füge ich noch die folgenden Worte Muntingh’s hinzu.” „Dieses Wunder der Natur wird dem gefälli- gen Leser nicht nur sonderbar, sondern vielleicht unglaublich scheinen, obgleich die Sache wahrhaftig und unbezweifelbar ist, und auch oft von ehrlichen und vortreffichen Leuten in meinem Garten gesehen und mit Erstaunen anerkannt ist, wenn ich ihnen dieselbe zeigte. Wenn dessenungeachtet Jemand zweifeln sollte, so kultivire er die Pflanze auf ge 719 nannte Art, und er wird dann sehen, dass es sich so verhält.” Ich trage kein Bedenken, die Muntingh’sche Abbildung zu Arum Colocasia L. zu bringen: da die Abbildungen von Prosper Alpinus und Veslin g ganz übereinstimmen (Prosperi Alpini pl Hist. natur. Aegypti Pars II. auct. Ivan Veslin- gii coet. L. B. 1735. Tab. XXXVI. pag. 48., zumal hinsichtlich der Blätter, und Tab. LIV. p. 193. hinsichtlich der spadix). *) Es ist beinerkenswerth, dass sowohl Muntingh als Vesling blühende &kultivirte) Pflanzen abbilden, während Alpinus nur ein unfruchtbares Exemplar gibt, wodurch die Bemerkung des berühmten Reisenden in Egypten Alire Raffeneau Delile bestätigt wird, der sagt, dassHasselquist der einzige sey, der diese Pflanze in Bgypten habe blühen sehen. (Nouveanx eristaux parmi les grains de pollen du Caladium bicolor et conceptacles des biforines dans ses fleurs u. s. w. in Bulletin de la Soeiete d’Agriculture du departement de I’Herault. Juin 1836). Wahrschein- lich gehört hiezn auch das egyptische Arum, aus dessen Blättern zufolge Ruysch Wasser hervor- tritt (Duhamel Physig. des arbres T. Ep. 14. Auch M. nennt seine Pflanze Arum eyyptiacum. Rotterdam. P. A. W. Miquel. 2. Im 2. Bande von Bridel’s Bryoloyia wird S. 678. unter dem Namen Octodiceras Julianum ein Laubmoos aufgeführt und beschrieben, welches ln *) Muntingh nennt in seiner Narwkewige Beschryving der Aerdgewasser p. 33t. die Pilinze Colncasia und Culcas der Egypter. wie P.Alpınas. Er setzt hinzu, das dasselbe iu unsern kalten Tante keine Blumen und Früchte trage. Vebrigens wivderholt er hier das aus der Waaren affening Angegebene. 106 " A ı 3 “ 720 bisber noch niemals mit Früchten gefunden, die Gattung daher noch nicht mit Sicherheit zu bestim- men war. Micheli entdeckte es zuerst in Italien und hat es in seinen Gen. p. 114. N. 87. 88. als Muscus pinnaltus aquaticus ramosissimus, Linarie foliis, capitulis .„..? aufgeführt. Savi, der es nach „Micheli an den von ihm angegebenen Standorten sammelte, betrachtete es als eine Fontinalis, und so wurde es auch von Pollini in Fl. veron. IIE p. 385. als Fontinalis Juliana aufgenommen. In Desv. Journ. de Bot. 1813 N. V. p. 52. t. 34. fig. 2. ist es von Hrn. La Pylaie unter dem abermali- gen neuen Gattungsnamen Skitophyllum (fontanum) beschrieben und abgebildet, indem dasselbe im west- lichen Frankreich häufig gefunden worden ist. Ich hatte unlängst das Vergnügen, dieses, fast möchte ich sagen berüchtigte Moos vom Hen. Noell ner, Pharmaceuten in Pirna, zu erhalten, welcher dasselbe in dem dasigen Stadtbrunnen, ebenfalls aber ohne Früchte, auffand, und zwar in solcher Anzahl, dass ich dadureh in den Stand gesetzt wurde, es in dem 40. Hefte meiner kryptogamischen Gewächse mittheilen zu können. Schon Bridel hatie a. a. ©. die Vermuthung geäussert, dass die obgedachte Gattung Oclodiceras als Subgenus mit Fissidens verbunden werden könnte, wesshalb er auch diese letzte Gattung WN- mittelbar auf die obige folgen liess. Noch weiter ging unser verehrte Bruch, indem er die Meinung äusserte, dass jenes Moos wohl selbst eine Fissi- dens seyn möchte. Nun aber meldet mir Hr. Prof. Alex. Braun, dass er dieses Bridel’sche Octo- diceras Julianum ebenfalls bei Carlsruhe in Brun- nentrögen aufgefunden habe und bemerkt zugleich, dass es eine luxurirende Abart von Fiesidens bryol- des sey, die er als F\. dryoid. fontana aufstellt. Dies diem cdocet. Gefres. € H. Funck. Allgemeine botanische Zeitung. Nro, 46. Regensburg, am 14. December 1837. L Original- Abhandlungen. 1. De Dryopsidum fruclificatione. Auctore J. Me- neghini. (Cum tab. lithogr. Nr. IL) y Sipnonearum Ordo ab auctoribus in duas. tribus distribuitur, quarum prima illa genera conti- net, que peculiari pollent externo organo cum fubi interna cavitate communicante sporulasque continente, altera vero genera illa comprehendit, quorum adhuc latet fruetifieatio. Ad primam tribum pertinent genera Codium et Vaucheria, ad secundam Bryopsis, Bo- Irydium, Valonia, Caulerpa. Agardh (jun) in recenti specimine, quo pro- pagatio illustratur in nonnullis algarum generibus, hane itidem in Bryopside arbuscula descripsit. Ipse substantiam viridem deprehendit, qus@ ceteroquin perfecte diaphanos eolorat ex infinito sporularum Numero constante, que internum parietem vestiunt, et in quibusdam periodis easdem sporulas a pa- riete ipso sejungi animadvertit, libereque in interna tubi eavitate rapidissimo motu agitari, usquedum in unoquorue rami apice papillula eflormatur per- fusa unde sporule singule una post aliam exeunts Plora 1857. 46 VAR 122 que etiam in ambiente aqua eirtummoveri non de- sinunt, tandemque alicui corpori adhzerent in ob- scuriori vasis observationi subjecti parte ibique germinationem incoaut. Qux quidem observatio non efugerat clarissi- mum virumLenormand ex mense Julii anni 1835, quaemodmodum humanissimae ejusdem litterse mihi testantur, in Bryopside plumosa. Vir iste hujus- modi speciei exemplaria in vasis marina aqua reple- tis reposuit et post aliquot dies eadem microscopii ope scrutatus animadvertit internam viridem sub- stantiam fere omnem motu donari, dum aliqua so- lummodo portio in inertie statu persisterat. Parva corpuscula vibriones simulantia diversimode rapido- que motu agitabantur et post aliquod temporis spatinm juxta disponebantur tandemque immobilia fiebant: quod si per compressionem unus ex tubis disrum- pebatur, tune corpuscula illa in aqua ambienti dif- fundebantur eademque agilitate pollebant, quam in interna tubi cavitate praeseferebant; quod quidem factum clarissimus Lenormand mihi attulerat ut comprobaret nequaquam ratione abhorrere motum apparenter spontaneum in entibus certissime vege- tabilibus, Neminem igitur faisse ınibi notum est, qui ad- hue in Bryopsidibus aliud reperiret pwzeter sporulas internam viridem materiem constituentes, qua item atque in magno ceterarum algarum numero motu donantur apparenter spontaneo et in opportunis 125° eireumstantiis novos gignunt individuos, que gui- dem proprietas algis omnibus communis videtur. Quum anno 1834 Genux fuissem latusque orien- tale illius portus algarum investigandarum studio perlustrarem, vidi sub aquarum superfieie exundans tapefum spithama eirciter submersum, quod propter intensissimam viriditatem suavissima meos oeulos affecit oblectatione. Vix dum manus porexeram et in eodem, ‚Bryopside animadversa, maxima percus- sus fui admiratione quum fila globulis onusta repe- rirem, quorum magnitudo papaverum semina zequabät. At quoniam arcte-adhaerentes eusdem perspexi eadem- que qua filum substantia donatos tum nulla extitit dubitatio quin ipsi' reapse illius Bryopsidos fructus eonstituerent. Initio quidem ipsa species nova mihi visa est, eo quod a ceteris Omnibus diflert filis per- fecte simplieibus, nee suspieari poferam eandem ra- mos amisisse, nulla enim supererant vestigia, nec algam illam in vitze primordiis inesse, quia fructibus onerabatur. 'Tamen simplieia inter fila aliquod filum animadvertere mihi datum fuit fructibus earens, quod contra in saa summitate parum et irregulari- ter pinnatum erat, quantum suflieit ut ad Bryopsi- dem Balbisianam referatur. Nihil aliud igitur ipsa “ videtur esse quam illius varietas. Ex fractuum vero infrequentia in Bryopsidibus et ex ramorum defectu quoties ipsce fructiferse evadunt, num quid organo- graphieum aliquod conceptum deduci potest ? Re- vera sicut in superioris ordinis plantis communium vrganoram appendienlarinm modificatio illa est, qua VARA} 124 fruclum constituit, ita in plantis inferioribus, quae axi tantummedo donantur et lateralibus appendi- cibus omnino carent, profecto ex una solum ejus- dem axis modificatione corpuscula sunt repetenda, que dum nihil conferunt ad individui vegetationem, in quo efformantur, possunt contra separari seorsim- que vivere et novos individuos gignere, in quo unice agamarum fruetus consistit. Utcumque res se ha- beat plurimi facienda est horum fructuum praesentia, gui si in una specie deprehenduniur rationi minime adversatur eosdem in ceteris omnibus speciebus pulcherrimum hoc genus constituentibus reperiri posse, unde affınitas cum Vaucheriis corroboratur. Duplex est vegetationis modus in seminulo Vauche- riarum, silentio nunc praetermissis motibus apparen- ter spontaneis, qui in ipso manifestantur. Ipsum guidem vel oblongatur et paulatim unicum filum eonstituit, vel laceratur exitumque pracbet sporulis, quas continet atque harum unaquxque separatim germinat unde totidem distineta fila procreantur. Duplex profecto hae est vegetationis ratio per ex- tensionem scilicet et per evolutionem, qua im iisdem eorporibus reproductoribus algarum sese exerit item atque in ceteris partibus hujusınodi plantarum simplieissima structura prastantium. In museis duplex iste vegetationis modus originem exhibet duabus diversis formis, quaruın una confervoidea est, bryoi- dea altera. In algis tamen, ordinis proesertim in- ferioris, hujusmodi differentia patere non potest, et tantummodo productiones diverse distinguuntur 725 quia Vaucheriarum fila ex seminulorum extensione exorta maximum diametrum jam ex eo conseyuuta sunt, dum illa, que a singnlis sporis gignunter, ab initio subtilissima sunt et sucessive tantummodo incrassantur ad diametrum eorum zequandum a qui- bus originem habuerunt. Hoc etiam de Bryopsidi- bus adınittendum esse asserere non audeo, oppor- tunitas enim hujusmodi factum eomprobandi mibi defuit, atque id solum referam, quod ex immediata ‘observatione compertum habui. Globuli perfecte sphierici sunt et uno tantummodo puncto filis ad- hierent quin adminiculam ullom intermittatur. Eos- dem margo diaphanus circumdat, quem externa membrana perkeit receptaculum constituens semi- nuli, quod artificio nullo ad exitum cogere potui. Non raro tamen evenit ut externa membrana prio- ven quidem formam seryet, sed pro parte lacerata sit, vacua et perfeete diaphana. Compressionis vi tum externa membrana tum seminulum ipsum_ lace- ratur atque hine palam fit, substantiam intense vi- ridem in eodem contentam internam solummodo parietem investire granularemque formam exhibere. Hujusmodi varice partes in addito icone reprie- sentantur. . re A. Coespitem nostre Bryopsidis ir naturali magni- tudine ostendit, enjus fila fructibus onusta sunt papaverum semina zequantibus. B. Extremitas est magnificati fili. cum apice acutu tresque fruetus unilaterales gerentis, qui pro- gressiva magnitudine se invicem sequuntur. 120 C. Unus est ex fructibus magis magnificatus ad diaphanum marginem unicumque adhsionis punetnm distinguendum, in quo nullam dete- gere mibi contigit communicationem fructus substantie cum substantia fili. D. Fructus particulam exhibet inter duas vitreas laminas compressi. E. Nonnulla oflert granula magis magnificata quo- rum revera diameter vix superat M. 0,000001. Ex iis itaque, que attulimus concludendum est: 1) Etiam Bryopsidas fructibus donari: 2) Easdem minime ad aliam quam Vaucherie ti- bum in Siphonearum ordine spectare: 3) Hujusmodi fructum externa membrana constare perfecte diaphana itemque interno seminulo cujus forma perfecte sphrerica est. 4) Substantiam internam hujusce seminnli parie- tem solummodo vestire granularemque formam proferre. 2. Ranunculus Lenormandi; eine neue noch un- beschriebene Ranunkelart aus Frankreich, vor Dr. Friedrich Wilhelm Schultz in Bitsch. R. Lenormandi (Schultz, mspt. et in. litir. ad amie. 3836) foliis emnibus rotundato - reniformibus in medium usque trifidis, lacinia media in foliis su- perioribus triloba, Jateralibus saubquadrijobis, car- pellis subturgidis. transverse rugosis immarginatis glabris, apice rostello eurvatd obtuso apienlatis. Synon. R. tripartitus Dubourg d’Iisigny Catalogue 727 des plantes spont, de l’arrond. de Vire, seance publique de la Soc. Linneenne de Normandie, 1836; Lenormand! in exempl. dxsice., nee DeCandolle! Patria, Vire, depart. du Calvados. Nomen dedi in honorem amicissimi Lenor- mand. Diese Pflanze wurde mir von meinem Mitarbei- ter und Freunde Lenormand, Advokat in Vire, als A. tripartitus DeC. mitgetheilt, um sie in unse- rer Flora exsiccata zu liefern. Ich sab aber anf den ersten Blick, dass es nicht dieser seyn konnte, indem sie viel mehr Aehnlichkeit mit R. hederaceus L. hat. Von diesem unterscheidet sie sich jedoch aus- ser den in der Diagnose angegebenen Kennzeichen durch mehr als doppelt so grosse Blumen. I. Gesellschafts- Versammlungen. Sitzung der k. botanischen Gesellschaft am 6. No- vember 1857. Die Gesellschaft batte in heutiger Sitzung das Vergnügen. ihren Director zum erstenmale seit sei- ner Rückkehr von seinen diesjährigen wissenschalt- lichen Reisen zu begrüssen. Seine Mittheilangen über das in der Zwischenzeit Gewirkte und Er- lebte wandten sich bald ausschliesslich der in Be- gieitung des Collegen Dr. Fürnrohr zur Ver- sammlung der Naturforscher nach Prag tunternom- menen Reise zu. Unter Vorzeigung der von daher mitgebrachten Geschenke und Erinnerungszeichen 728 schilderte er mit dankbarer Rückerinnerung die reichen Genüsse für Leib, Geist und Gemüth, wel- che die Zuvorkommenheit der Ordner, die Huma- nität der Obrigkeiten, die Gastfreundschaft der Einwohner, und der Verkehr mit den Zierden, Gönnern und Förderern der Naturwissenschaft, so wie mit zahlreichen älteren Bekannten und neuer- worbenen Gleichgesinnten bereiteten. Die Gesell- schaft fühlte jedoch und der Redner sprach es laut und gerührt aus, wie in allen diesen schönen Rück- erinnerungen uns das Walten der segenvollen Auspi- cien unsers erhabenen Gönners und Vorbildes, des edlen Präsidenten, Grafen Caspar v, Sternberg, vor Allem füblbar und theuer erscheinen musste. Mit um so grösserer Begeisterung vernahm daher am Schlusse des Vortrags des Directors die Gesell- schaft die frohe Kunde, dass dieselbe in kurzer Frist die ebenso unschätzbare als unverhoffte Freude haben werde, den Hersn Grafen in hiesiger Stadt und, wie sie vertrauensvoll sich schmeichelt, auch in ihrem treuanhänglichen Kreise verehrungsvoll zu begrüssen. - Als Beiträge für die Gesellschafts - Bibliothek worden mit beifälliger und dankbarer Anerkennung vorgelegt: }) von Hrn. Prof. Dr. Göppert in Breslau: De floribus in statn fossili, commentatio botanica._. Vratislavie, 1837. 2) von dem Vereine zur Beförderung des Garten- teubaues in den Königl. Preussischen Staaten: 3) 4) 5) 6) 153] 2) 10) 729 dessen Verhandlungen 2öste Lieferung oder ' XI. Bandes 2tes.Heft. Berlin, 1837. - von der medicinisch- botanischen Gesellschaft zu London: Address of Earl Stanhope, President of the medico- botanical society, for the anniversary Meting, January 16th, 1837, London, 1837. von Ben. Prof. Dr. Hugo Mohl in Tübingen: Anatomische Untersuchungen über die porüsen Zellen von Sphagnum. Tübingen, 1837. von demselben: Ueber die männlichen Blüthen der Coniferen. ‘Tübingen, 1837. von Hrn. Prof. Dr. Ramisch in Prag: Beob- achtungen über Samenbildung ohne Befruchtung am Bingelkraute (Mereurialis annua). Prag 1537. von Hrn. Prof. Fee in Strassburg: Les Jus- sieu et la methode naturelle. Discours d’ou- vertnure du Cours de botanique. Strassb., 1837. von der kaiserlichen Gesellschaft der Natur- forscher zu Moskau: Bulletin de. la societe des Naturalistes de Moseou. Annde 1837. Nr. 1.--IV. Moscou, 1837. von Hrn. Prof. Lehmann in Hamburg, im Auftrage des Hrn. Dr. Asa Gray in New- York: Bemarks of the Structure and Affinities of the ordre Ceratophyllacee. New-York, 1837. von demselben: Monograph of North Ameri- can Cyperacee. By John Torrey. To wich is appended a Monograph of the North Ame- 750 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) rican: Species of Rhynchospora etc. by Asa Gray. New-York, 1836. von demselben: A Translation of a memoir antitled „Beiträge zur Lehre von der Befruch- tung der Pflanzen,” by A. J. C. Corda, with prefatory remarks on the progress of discovery relative to vegetable fecundation. New-York, 1337. von Hrn. Buchhändler Schweizerbart in Stuttgart: Naturgeschichte der drei Reiche. 34te und 3öte Lieferung, Fortsetzungen des Lehrbuches der Zoologie von Voigt, und des Lehrbuches der Botanik von Bischoff. Stutt- gart, 1837. von demselben: Atlas zu demselben Werke. Ate Lieferung. Stuttgart, 1837. von Hrn. Prof. Dr. Fresenius in Frankfurt am Main: Beiträge zur Flora von Abyssinien. Ranunculacew. Polygale@. Sapindacee. Me- liacee. Bersama nov. gen. Ampelidee. von Hrn. Custos Corda in Prag: Ueber Spi- ralfaserzellen in dem Haargeflechte der Tri chien. Prag, 1837. von demselben: Jcones fungorum hucusque eognitorum. Tom. I. Prage, 1837. von Hın. Gubernial-Rath Grafen v. Hohen- wart in Laibach; Wegweiser für den Wan- derer in der berühmten Adelsberger und Kron- prinz-Ferdinands-Grotte bei Adelsberg in Krain. 1. — III. Heft. Wien, 1830 und Laibach 183?- 731 18) von Hrn. Prof. Dr. Kunze in Leipzig: Ana- 19) 24) lecta pteridographica seu. deseriptio .et illustra- tio Filicum aut novarum, aut minus cognitarum. Lipsie 1837. . 7 on von Hrn. Apotheker -Guthnick in Bern: Me- morie di Federico Dehnhardt sopra aleune piante nuove o non bene illastrate che ‚han fiorito nel giardino del Signor Cante di Ca- maldoli Riceiardi al Vomero presso Napoli. von Hın. Dr. Franz Leyboldt in Wien: Die Plantagineen in Bezug auf die naturhisto- rische Species. Wien. von Hrn. Dr. Lindenberg in Hamburg: Mo- nographie der Riceieeni. Mit 19 kolorirten Tafeln. von Hın Dr. Graf in Laibach: Versuch einer gedrängten Zusammenstellung der Vegetations- Verhältnisse des Herzogthuns Krain. Halle, 1537. von Hrn. Buchhändler Garthe in Marburg: Oberhessische Flora. Taschenbuch zum. Ge- brauch auf botanischen Excursiouen in der Um- gegend’ von Marburg und Giessen, von Dr. C. Heldmann, Marburg, 1837. von Hrn. Prof. Dr. v. Krombholz in Prag: Naturgetreue Abbildungen und Beschreibungen der essbaren, schädliehen und verdächtigen Schwämme. Drittes bis fünftes Heft, nebst den dazu gehörigen kolorirten Kupfertafeln. j Für das Herbarium der Gesellschaft waren eingegangen: 1 Mehrere Sieber’sche Pflanzen von der Insel 752 Martinique, Guadeloupe, Isle de France und dem Kap, als Geschenk des Hrn. Seidl in Prag; 2) eine Sammlung von sieilianischen Pflanzen von Hın. Rupprecht daselbst. Den botanischen Garten bereicherte Hr. Dr. Krämer in Tegernsee mit frischen Alpengewäch- sen aus der Gegend von Kreuth. Auf die geschehenen Vorschläge und zur Be- zeichnung neubegründeter Achtung und’ Dankbar- keit wurden als Glieder der Gesellschaft aufgenom- men und zwar 1) als Ehrenmitglied: Hr, Dr. Kreyssig, Hofrath und Leibarzt Sr. Majestät des Königs von Sachsen, in Dresden. 2) als correspondirende Mitglieder: Hr. Ober - Militär - Apotheker Hübener in Ei] Dresden. Wenck, Lehrer im Institut zu Gnadenfeld in Schlesien. . Ens, Professor am Gymnasium in Troppau. Heinrich, Professor am Gymnasium zu Brünn. nn Schneider, Oberlehree in Bunzlau in Schlesien. Gubernialvrath Graf von Hohenwart iu Laibach, Sitzung der k. botanischen Gesellschaft am 3. Dec. ISIT. In der heutigen Versammlung hatte die Gesell- schaft die Freude, ihre in der vorbergehenden 753° Sitzung gehegte Hoffnung durch die Anwesenheit Sr. Excellenz des Hrn. Grafen v. Sternberg verwirklicht zu sehen. Se. Excellenz wurden bei ihrem Eintritte in die Gesellschaft von dem Director derselben als eines ihrer ältesten und thätigsten Mitglieder, wie als einer ihrer vorzüglichsten Gön- ner und Wohlthäter ehrerbietigst begrüsst, und mit dem gegenwärtigen Stande der Gesellschaft, mit der Vertheilung der Geschäfte unter die zehn an- wesenden ordentlichen Mitglieder, und den Verbin- dungen der Gesellschaft nach aussen bekannt ge- macht. Se. Excellenz bezeigten dafür in den huld- vollsten Ausdrücken Ihren Dank, weiheten dem Andenken ihres unvergesslichen Präsidenten, Gra- fen v. Bray, an dessen Hand Sie zuerst in den Tempel Florens und in die Gesellschaft eingeführt worden waren, eine Thräne der Erinnerung und versicherten die Gesellschaft Ihrer fortwährenden treuen Anhänglichkeit. Nachdem hierauf das Pro- tokoll der vorigen Sitzung verlesen worden war, wurden folgende neue, dankenswerthe Beiträge zur Bibliothek vorgelegt: 1) Von Hrn. Hofrath Dr. Koch in Erlangen: Synopsis der deutschen und Schweizer Flora. Erste Abtheilung. Frankfurt am Main, 1837. 2) von Hrn. Prof. Nees vonEsenbeck inBonn: Genera plantarum Florse germanicie iconibus et descriptionibus illustrata. Fase. XV]. Bonn. 3) von demselben: Erster Jahresbericht des bo- tanischen Vereines am Mittel- und Nieder rheine,. Bonn, 1837. 734 4) von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg: Niemoires de T’Academie . imperiale des science. de Saint-Petersbourg. Se- . eonde partie, 3ıne livraison, St. Petersb. 1836. 5) von derselben: Recueil des actes de la seance “ publique de !’Academie- imneriale etc. tenue ie . 30 Dec. 1836. St. Petersb. 1537. 6) von Hrn. v. Berg in Neuenkirchen: Die Bio- - logie der Zwiebelgewächse, oder Versuch, die merkwürdigsten Erscheinungen in dem Leben der -Zwiebelpflanzen zu erklären. Neustrelitz und Neubrandenburg, 1837. 7) von Hrn. Areschoug in Lund: Plant coty- : ledonex Flora Gothoburgensis. Lundini Gotho- rum, 1836. 8) von Hrn. Rupprecht in Wien: Verzeich- niss der in dem &umpendorfer Ausstellungs- garten vorhandenen und abzugebenden Wein- reben-, Kartoffel- und Chrysanthemum-Sorten. Wien, 1837. Das Herbarium der Gesellschaft bereicherte Hr. Areschoug in Lund mit dem ersten Faseikel der Alge Scandinaviee exsiecate, welcher folgende Arten enthält: Dichloria viridis, Striaria attenuala var., Conferva rupestris, C. fucicola , Polysiphonia byssoides, Callithamnion roseolum, Sphacelaria eir- rhosa, Asperococcus bullosus, Gastridium kaliforme, Dictyota dichotoma, Bonnemaisonia asparagoides, Dasya coccinea. Se. Excellenz der Hr. Graf v. Sternberg übergaben ein Exemplar ihres wohlgetroffenen Bild- 735 nisses, geziert mit ihrem Stammwappen und der eigenhändigen Unterschrift, welches dem Versamm- lungsiokale der Gesellschaft zur bleibenden Zierde gereichen wird. Der Director Dr. Hoppe theilte Bemerkungen über mehrere in der neuesten Zeit durch Troll, Fürnrohr und Emmerich in der Gegend von Regensburg aufgefundene Pflanzen mit, insbeson- dere über Viola umbrosa, arenaria und stagnina und über Pieris brevipes Tausch, deren Verglei- chung mit Exemplaren der P. aquilina so viele auffallende Merkmale zur Unterscheidung darbietet, dass über ihr Artrecht durchaus kein begründeter Zweifel übrig zu bleiben scheint. Dr. Fürnrohr knüpfte hieran eine Ueber- sicht der Vegetationsverhältnisse unserer Gegend im Vergleich mit der deutschen Flora überhaupt und unter Bezugnahme auf die geognostischen Be- zirke derselben insbesondere, und legte zugleich die bis jetzt fertig gewordenen Beiträge zu seiner naturhistorischen Topographie Regensburgs vor, welche zu der Hoffnung einer baldigen Erscheinung dieses Werkes berechtigen. Patrimonialrichter Forster theilte seine durch Dr. Brunner’s Aufsatz angeregten Ansichten über das Winden der Schlingpflanzen mit. Director Dr. Hoppe sprach über die Resnltate seiner diesjährigen botanischen Excursionen in den Umgebungen Salzburgs und zeigte mehrere daselbst gesammelte Pflanzen vor, die er mit botanischen Bemerkungen begleitete. 736 Director v. Voith berichtete über das Erschei- nen der Blaitpilze in hiesiger Gegend während des vergangenen Sommers und Herbstes und Se. Excell. Hr, Graf v. Sternberg machten schliesslich die Gesellschaft mit Ihren neuesten Beobachtungen und Erfahrungen im Gebiete der Flora der Vorwelt, wie solche in den demnächst erscheinenden neuesten Heften Ihres Werkes aus- führlich enthalten seyn werden, bekannt. Wir behalten uns vor, von allen diesen Ver- handlangen nach und nach in diesen Blättern Aus- führlicheres mitzutheilen. Il. Berichtigung. Im zweiten Bande der allgem. botan. Zeitung vom Jahre 1829, Seite 733. zeigte ich von Orobus sylvaticus den einzigen sichern Standort im Gebiete der deutschen Flora an. Hr. Anton Hoffmann, damals Privatdocent an der Forstschule in Aschaf- fenburg, hatte mir getrocknete und später lebende Exemplare mit grosser Zuvorkommenheit mitgetheilt. Es war nun begreiflich, dass ich den ersten kin- sender auch für den ersten Entdecker hielt. Allein die Pflanze war schon im Jahre 1811 von dem Hın. Dr. Braun, Stadtphysikus in Fürth, damals Physikus auf der Saline zu Orb, entdeckt und von ihm dem Hen. Doctor Gärtner .in Hanau mitge- theilt worden, wie die Briefe ausweisen, welche Hr. Br. Braun von dem Hrn. Dr. Gärtner er hielt und noch jetzt besitzt. Ich halte es für Pflicht, durch diese Berichtigung die Ehre der Entdeckung dem ersten Entdecker zu vindiciren. Erlangen. Koch. (Hieru Intellbl. Nr. 1 Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 47. Regensburg, am 21. December 1837. 5? Il Original - Abhandlungen. , Ueber die Eigenthümlichkeiten der Flora der Torf. moore in der Umgegend von Greifswald. Mit- getheilt von dem Prof. Hornschuch daselbst. D: Umgegend von Greifswald ist wegen ihrer geringen Erhebung über die benachbarte Ostsee *#) und ihrer flachen Beschaffenheit reich an’ Torfmooren, welche den Einwohnern einen grossen Theil ihres Bedarfs an Brennmaterial liefern. Die geringe Erhebung des Landes über den Spiegel der Ostsee hat nämlich zur Folge, dass sich in jeder Vertiefung Grundwasser ansammelt, dessen Abzug die flache Beschaffenheit der Gegend er- schwert und welches daher, je nach der geringe- ren oder beträchtlicheren Tiefe, Teiche oder Süm- pfe bildet, in welchen, namentlich in den letzteren, die Torfbildung rascher oder langsamer stattfindet und sie auf diese Weise früher oder später in Torfmoore umwandelt. MT nn *) Der höchste Punkt des Bodens in der Stadt Greifs- wald selbst, das Pflaster der Nicolai-Kirche, beträgt nur 2ı Fuss über die mittlere Höhe des Spiegels der Ostsee. f Flora 1857. 47. Aaa 738 Die ausgedehntesten Torflager, die auch der Stadt Greifswald den grössten Theil ihres Bedarfs an Torf liefern, finden sich jedoch an den Ufern der Peene, welche ein muldenförmiges Thal, dessen flacher Grund grösstentheils eine Viertelmeile breit ist und fast ganz aus Torf besteht, von Loitz bis zu ihrer Mündung in das Achterwasser, einer Länge von circa 6 Meilen, durchfliesst, da die durch den geringen Fall bedingte Langsamkeit des Stro- mes, der noch dazu bei hoher See nicht selten mehrere Tage aufgestant, sondern sogar durch das in die Mündung desselben eindringende See- wasser zurückgedrängt und zum Uebertritt seiner Uter genötbigt wird, die Torfbildung ausserordent- lich begünstigt. Diese verschiedenen Torfmoore zeigen in ihrer Beschaffenheit grosse Verschiedenheiten und jedes derselben hat etwas Eigenthümliches. Diese Ver- schiedenheit drückt sich aber auch in der Flora derselben aus, und wenn auch im Allgemeinen die Gewächse des einen auch auf dem andern gefunden werden, so bringt doch auch jedes ihm eigenthüm- liche Gewächse hervor und bei mehreren derselben zeigt die Flor eine eigenthümliche, von der der andern abweichende Physiognomie. Es scheint mir desshalb nicht ohne Interesse für die Wissenschaft zu seyn, auf die Flor dieser Torfmoore näher einzugehen, indem, wenn dabei gleichzeitig die Eigenthümlichkeiten eines jeden Moo- res mit berücksichtigt werden, bei vielen der darauf 739 vorkommenden Gewächse die Bedingungen ihres Vorkommens sich von selbst ergeben, bei andern wenigstens andeuten, bei noch andern aber erst nach längerer Beobachtung zu ermitteln seyn dürf- ten. Zugleich wird sich herausstellen, dass viele der in den Floren als „auf Torfinooren” oder „auf Torfgrund’ wachsend angegebenen Gewächse zu ihrer Existenz noch andere Bedingungen erfordern, als bloss Torfboden, und dass man viele Torfmoore durchsuchen kann, ohne dieselben zu finden, wäh- rend andere auf jedem Torfgrund wachsen und daher mit Recht den Naınen von Torfpflanzen ver- dienen. Möge diesen Notizen desshalb eine freund- liche Aufnahme zu Theil werden. Gehen wir nunmehr zur Betrachtung der Flor der Torfmooure über und beginnen wir mit: 1) dem Torfmoore südwestlich von dem Gute Kieshof. Es liegt eine halbe Meile nördlich von Greifswald und ebenso weit westlich vom Seestrande in einer ganz flachen Gegend, wird von Südost bis zu Nordwest von einem Laubwald umgeben, ist von ziemlich beträchtlicher Ausdehnung und zerfällt in zwei Abtheilungen, a) eine trockene und b) eine sumpfige. Die erstere, in welcher der Torf hureinige Fuss tief auf Sand liegt, bildet den west- lichen Theil gegen das Gut Wackerow und das Dorf Petershagen und ist fast ganz mit Calluna vulgaris bedeckt. Zwischen dieser auf entblössten Stellen finden sich: sSeirpus cespitosus, Juncus squarrosus, Pinguicula vulgaris, Saliv rosmarini- Aaa2 7k0O folia, Empetrnm nigrum, Drosera rotundifolia, Jun- cus bufonius, Orchis maculata, einige Exemplare von Erica Tetraliw, Cornicularia aculeata, Cladonia coccifera, rangiferina. Die sumpfige Abtheilung, das eigentliche Torfmoor, das circa eine Viertel- Meile im Quadrat ausmacht, grenzt westlich an die vorige. Sie besteht aus zahlreichen, 6— 10 Fuss tiefen Gruben von verschiedener Grösse und meist viereckiger oder länglich viereckiger Gestalt, aus welchen vor mehreren Jahren der Torf zum Behuf des Verbrauchs herausgestochen und die jetzt bis 1— 2 Fuss unter dem Rande mit Wasser angefüllt sind. Diese Gruben werden an ihren Seiten von 1—3 Fuss breiten, aus stehen geblie- benem Torf bestehenden Wänden begrenzt. Das ganze Moor wird von einigen sich kreuzenden Gräben darchzogen und früher ging mitten durch dasselbe ein Fahrweg zum Zweck der Abfuhr des Torfes. Die zwischen den Gruben stehen geblie- benen Scheidewände sind auf ihrer Oberfläche mit Calluna vulgaris, Waceinium uliginosum, V. Yilis idea, Empetrum nigrum, Schollera Oxycoccos, Le- dum palustre, Andromeda polifolia, Salir rosmarini- folia, Arundo stricta, Molinia cerulea, Aira cespi- losa, Eriophorum vaginatum, Orchis maculata, eini- gen Büschen von Salie pentandra und Betula pu- bescens, die Seiten derselben hie und da mit CareX paludosa, CE. vesicaria, C. ampullacea und (. stricla bewachsen. Die Vegetation der Torfgruben selbst zeigt Tu nach der durch das Alter und die grössere oder geringere Tiefe bedingten verschiedenen Beschaffen- heit derselben grosse Verschiedenheiten. Manche derselben, die neuesten, enthalten bloss Potamoge- ton natans, welches die Wasserfläche ganz bedeckt und mehrere Algen- Arten, andere, etwas ältere, Hyarocharis Morsus Rane, Equisetum limosum und Care.r filiformis, oder Potamogeton natans, Hyaro- charis Morsus Rane, Comarum palustre und Ca- rex filiformis, oder Nymphea alba, Potamogeton nalans, Hydrocharis Morsus Rane und Urtricularia tulyaris; ältere Sphagnum cuspidatum schwimmend, und zwar zuweilen: die rar. @. plumosum. Das Sphagnum überzieht allmählig die ganze Oberfläche des Wassers der Grube, sinkt durch seine eigene Schwere mit den darauf wachsenden andern Pflan- zen unter und füllt jene aus oder bildet schwin- mende Inseln und seine Stelle vertritt alsdann Sphagnum acutifolium. Diese allmählige Umwand- lung der Vegetation in diesen Gruben wird durch folgende Stufen bezeichnet. Das Sphagnum euspi- datum setzt sich an einer Seite der Grube fext und dicht zusammen, schwimmt aber noch im Wasser und wird von Wasser umgeben, in welchem Eyri- selum limosum und Carex filiformis vegetiven, wäh- rend an den übrigen Seiten der Grube von den Wänden derselben aus Juncus uliginosus r. fluilans die Wasserfläche zu überziehen beginnt. In älteren Gruben überzieht Sphagnum cuspidatum die ganze Wasserfläche, auf und zwischen ihm siedeln sich Tu2 ‚ Schenus albus, Eriophorum vaginatum, Comarum palustre in einzelnen Stöcken, Drosera intermedia aber in grosser Menge an und die unter dem Sphagnum schwimmenden Rhizome von Eguisetum limosum durchbrechen dasselbe mit ihren zahlrei- ehen Halmen. In noch älteren ist die Sphagnum- Decke, in welche sich andere Moose, nämlich: Hypn. fiuviatile, H. cuspidatum und Diplocomium longise- tum einmischen, dicker und dichter oder bildet kleine schwimmende Inseln, trägt jedoch noch kei- nen Menschen, sondern sinkt, wenn ein solcher sie betritt, unter. Auf dieser Moosdecke vegetiren: Eriophorum gracile, einzelne Stücke von Menyan- ihes trifoliata, Drosera intermedia und Dr. anglica, Malazis paludosa, Utricularia minor und Schenus albus, zuweilen auch an erhabenen und daher mehr trorkenen Stellen der Moosdecke einzelne Esem- plare von Drosera rotundifolia. Es findet sich zu- weilen, dass ein oder das andere dieser hier ge- nannten Gewächse fehlt, z. B. Schenus albus, Utri- cularia minor, Drosera intermedia oder Malazis p@- Tudosa und Drosera anglica, wo aber eine von den leizteren beiden vorkonunt, da kann. man auch sicher annehmen, dass sich auch die andere findet, denn beide sind gleichsam unzertrennlich. Nicht selten bilden einzelne Stücke von Carer paludosa, vesi- caria, stricta oder c@spilosa kleine festere Stellen. In den Gruben, in denen die Moosdecke noch dicker und fester, finden sich Eriophorum graeile, vorherrschend und in einzelnen Exemplaren Erio- 743 phorum latifolium, Menyanthes trifoliata, Andromeda polüfelia, Lysimachia vulgaris und Juncus conglo- meratus darauf. In den ältesten, ganz mit Sphagnum aculifolium erfüllten, aber noch sumpfigen Gruben findet ınan endlich Scheuchzeria palustris in gros- ser Menge und in Vertiefungen, welche nur in der nassen Jahreszeit überschweinmt sind, in der iro- ckenen aber austrocknen, Juneus uliginosus in zwei Formen, wevon die eine nur 2—3 Zoll hoch und aufrecht, die andere nicht viel höher ist, deren Fruchtknoten aber alle in junge Pflänzchen aus- wachsen; ausserdem aber noch Juncus articulalus und Juncus bufonius. An seichten, das ganze Jahr überschwemmten Stellen finden sich Carex ampulla- cea, Hydrocharis Morsus Ran und Potamogeton natans. Diess ist die Vegetation dieses in botanischer Hinsicht so interessanten 'Torfmoores. 2) Das Torfmoor östlich von dem Gute Kies- hof an der Chaussee von Greifswald nach Stralsund. Es ist diess ohngefähr eine Achtel-Meile nordöstlich von dem vorigen gelegen, von Südwest bis Nord von Laubwald umgeben und nur gegen Norden offen. Es bildet ein von Südost nach Nordwest sich erstreckendes längliches Viereck, ist in nene- ster Zeit durch einen dasselbe in seiner ganzen Länge durchschneidenden sechsfüssigen Graben und einige diesen durchkreuzende kleinere, trocken ge- legt worden und daher nur noch an den tieferen Stellen sumpfig. Die ganze, ungefähr 1000 Schritt Tuh im Quadrat betragende Fläche desselben ist mit Ausnahme eines ungefähr 200 Schritt langen und 100 Schritt breiten Theiles, wo gegenwärtig noch Tort gestochen wird, beinahe ganz mit Sphagnum acutifolium bedeckt, in welchem auf den höheren Stellen Arbulus Ura Ursi, Vaceinium Vitis idea V. Myrtillus, V. uliginosum, Empetrum nigrum, Aira cespilosa und Molinia cerulea, in grossrispigen Exemplaren von 2 Fuss Höhe und darüber, und zwar die letzten vierPfanzen in ausserordentlicher Menge wachsen. Auf den sumpfigen Stellen findet sich Eriophorum vaginatum, Epilobium paluslre, Schollera Oxyeoccos (ün Menge), Comarum pa- lustre, Drosera rotundifolia uud Scheuchzeria pa- lustris. In den Gräben Sparganium nalans, Pota- gnogeton natans, Hydrocharis Morsus Ran, Ranun- culus aqualilis, Glyceria fluitans und Epilobium pa- lustre. An den Grabenrändern Carex paludosa, elongala, vesicaria, cespilosa, slriela, Pseudo - Cype- rus und microstachys, Epilobium palustre, pubescens, Arundo stricta und Epigeios, In der Grube, aus welcher der Torf gestochen und die hier nicht mit Wasser angefüllt, sondern nur an einigen Stellen sehr sumpfig ist, als erste Vegetation auf der nacı- ten Torferde: Epilobium palustre, Molinia cerulea, Juneus uliginosus var. a. Meier, Juneus acutiflo- rus, Carex cespilosa, C. Pseudo-Cyperus in niedri- gen Exemplaren, Ü. microstachys, eine Zwergforn von Seneeio sylvalicus und hier, sowie an den senk- rechten Torfwänden, Dro="", rotundifolia. In einem 745 nördlich an dieses Moor stossenden Erlenbruch finden sich auf den die Erlenstuppen umgebenden Erdhaufen (Bülken hier genannt) Osmunda regalis, Aspidium Filiz famina, Thelipteris und cuspidatum, letzteres an der an das angrenzende Feld stossen- den nördlichen Kante des Bruchs. Die Vegetation dieses Torfmoores zeichnet sich vorzüglich durch die Carex microstachys, die sonst hier noch nirgends weiter gefunden worden, die grosse Menge Molinia cerulea in grossrispigen Exem- plaren und die Zwergform von Senecio sylcaticus aus, die nur eine Höhe von 2— 6 Zoll erreicht und meist nur 'ein Blüthenköpfchen bervorbringt. 3) Das Torfmoor auf dem Rosenthale, *) Diess liegt Dreiachtel-Meilen NNO. von Greifswald in ei- ner unbedeutenden Vertiefung, kaum eine Viertel- Meile vom Strande der Ostsee, mit welcher es durch einen Graben — auf welchem der Torf abgefahren wird und der in den in der Nähe in die Ostsee ausfliessenden Ryckfluss mündet — in Verbindung steht und bei höherem Wasserstande nicht selten von dem eindringenden Schneewasser überschweinmt wird, wesshalb auch der Torf salzhaltig ist. Die Oberfläche des Moors erhebt sich kaum über den mittleren Wasserstand der Ostsee. In Hinsicht sei- ner Ausdehnung kommt es dem vorigen ziemlich ——_ » *) S. Untersuchung cines Torfmoors bei Greifswald und ein Blick auf die lusel Rügen. Von Hrn. Dr. Adal- bertv. Chamisso. InPoggendorf's Journ. etc. 746 gleich. Es liefert den Feuerungsbedarf für die hie- sige Saline und es wird desshalb alljährlich eine bedeutende Menge Torf daraus gestochen. Ausge- torfte und mit Wasser erfüllte Gruben finden sich nur einige, indem der Torf schen seit längerer Zeit aus einer und derselben Grube bis zu einer Tiefe von 8— 10 Fuss gestochen wird. Vor dem Beginn des Torfstichs und während desselben wird das in die Grube eingedrungene und eindringende Wasser mittelst durch Windimühlenflügel in Be- wegung gesetzte Pumpwerke ausgepumpt, nachdem aber der Bedarf gewonnen, lässt man sie im Herbste sich wieder damit anfüllen. Durch den Wasser- abfluss in diese sehr grosse Grube und den in den Ryck mündenden Graben ist das Moor im Sommer ziemlich trocken, so dass der tiefer liegende Theil als Wiese benützt werden kann. Auf diesem wach- sen ausser mehreren gewöhnlichen Wiesenpflanzen Seirpus rufus und Juncus bollnieus in grosser Menge; ferner Care distans, intermedia, paradozxa, vulpina, Sonchus palustris, Triglochin marilimum und palustre, Aster Tripolium, Plantago marilima, Glauz maritima, und hie und da in Vertiefungen Cladium germanicum. Auf den höheren, trockenen Stellen aber kommen vor: Atriplex patula und Plantago maritima in zahlreichen Formen und gros- ser Menge, Plantayo Coronopus, Erythrea lineari- folia, Sagina maritima, Inula Britanica, Centaurea Jacea, Euphrasia offieinalis, Glaux maritima, Arundo Phragmites, Thalietrum flarum, Angelica sylvestris, Ta7 sämmtlich häufig, Inula dysenterica, Orchis mas- cula, Rumex maritimus und Chenopodium rubrum selten. In den älteren, mit Wasser angefüllten Gruben wachsen Potamogelon pectinatus und P. cris- pus, und Scirpus maritimus in grosser Menge, und hie und da auch Scirpus lacutris. . (Schluss folgt.) I Correspondenz. (Ueber ein Farnkraut, Hymenocystis caucasica C.A.M.} Im Jahre 1814 erhielt ich von meinem ver- storbenen Freunde Blume, unter mehreren, im Caucasus und in der. Gegend um das caspische Meer gesammelten Pflanzen, ein Farnkraus, wel- ches ich unter keine andere der bis dahin ange- nommenen Gattungen, als Diksonia Su. zu stellen vermochte. Ich beschrieb es daher nebst andern durch jene Sendung mir zugekommenen Pflanzen im Magazine der naturforschenden Freunde zu Ber- lin 7. Jahrg. (1815) 2. Quart. S. 155 unter dem Trivialnamen Diks. fragilis, den ich ihm wegen seiner Achnlichkeit mit Aspidium fragile gab, und fügte daselbst Taf. III. fig. 18. 19. die Abbildung einer Pinna in natürlicher Grösse und einer Pin- nula vergrössert hinzu. Ein sehr genauer Beoh- achter Doctor C. A. Meyer in St. Petersburg stellte in seinem Verzeichnisse der in den Jahren 1829 und 1S30 im Caucasıs und in den Provinzen westlich vom caspischen Meere von ihm gefundenen Pflanzen unter Nr. 1962 die nene Farnkrautgat- tung Hymenocystis auf mit folgender Characteristik: 748 Sori globosi, dorsales, distincti, venulis insidentes; eapsulae pedicellatae, annulo elastico cinetae, re- ceptaculo punetiformi insertae; involuerum sphieri- cum (hyalinum) capsulas includens, apice ore lace- rato dehiscens. Die einzige Art, Hym. caucasica, ist, wie aus der kurzen, doch sehr characteristi- schen Beschreibung erhellet, offenbar meine Dikso- nia fragilis. Aber schon früher, hatte der verstor- bene Kaulfuss in einem Schreiben an Prof. Hoppe, welches im Jahrgange 1829 Nr. 21. und‘ 22. der gegenwärtigen Zeitschrift abgedruckt ist, die Gattung Physematium aufgestellt, deren Cha- racter er folgendermassen angab: Sori punctiformes sparsi; indusia globosa, cireumeirca clausa, tenuis- sima, membranacea, tandem varie dilacerata, per- sistentia. Vergleicht man diesen mit dem von Hy- menocystis, so zeigt sich in der Hauptsache Ueber- einstimmung, vergleicht man aber vollends beide Pflanzen mit einander, so nimmt man jene bis ins Genaueste nicht bloss in der Bildung, Stellung und Unmhüllung der Kapseln wahr, sondern es bethätigt sich auch in der Zartheit, Bildung und Theilung der Frons die generische Verwandtschaft beider so sehr, dass sie nur als Arten Einer Gattung betrach- tet werden können, welche den ältern Namen, näm- lich Physemalium, wie ich glaube, behalten muss. Von dieser hat C. B. Presl eine umständlichere Characteristik, so wie eine Abbildung der unver- grösserten Pinna gegeben (Tentam. Pieridographiae 65. t. 1. fig. XL) und derselben noch eine zweite ug und dritte Art einverleibt, welche von Hooker und Greville als Woodsiae beschrieben und ab- gebildet waren (Icon. filieum I. t. 68. II. t. 191.), nämlich W. Perriniana und W.ineisa. Dieser Com- bination muss man, wie ich glaube, vollkommen Beifall geben. Die Verfasser des genannten Wer- kes mussten, um jene mit Woodsia zu vereinigen, den Character dieser Gattung verändern, aber in dieser Gestalt passt er auf W. hyperborea und il- tensis nicht mehr. Denn während jene ein wahres, anfinglich kugelförmiges, nur im Scheitel offenes, Später erst geschlitztes Indusium besitzen, ist das- selbe bei Woodsia hyperbdrea und ilvensis ein un- eigentliches (spurium), wie bereits Kaulfuss an- gemerkt hat (Wesen der Farnkräuter 110.), be- stehend aus haarföürmig getheilten, mehr zwischen den Kapseln stehenden, als den Sorus umgebenden Spelzen, so dass nur die gewichtvolle Autorität Brown's dieser Gattung hat Eingang verschaffen können. Jedenfalls beruhet der Character dersel- ben auf einer schwächeren Grundlage, wie der der Gattung Physematium, und diese also, weit entfernt, mit Endlicher (Genera plant. 63.) unter Woodsia gebracht zu werden, ist so sehr zu erhalten, wie irgend eine. Ihr ist die Hymenocystis caucasica €. A. M. oder meine Diksonia fragilis, als Art ein- zuverleiben und der specifische Unterschied dersel- ben von Ph. Perrinianum und Ph. ineisum, die wiederum unter sich grosse Verwandtschaft haben, noch näher auszumitteln. Bonn, Nov. 1837. L. €. Treviranus. 1750 IM. Botanische Notizen. 1. Scabiosa longifolia W. Kit. ist mit Recht in Kuch’s Synopsis als eigene Species wieder her- gestellt worden. Iı Hohenwarth’s Reisen (zweiter Theil) ist sie umständlich beschrieben, aber kein Wohnort angegeben. Sie wächst auf der Neben- pasterze ober Heiligenblut, die aber von den Ver- fassern jenes Buchs nicht betreten wurde. Den- nach ınag sie wohl noch auf andern Alpen in Kärn- ihen gefunden werden. Sie blüht erst spät, nämlich Ausgangs August, wo sich die fremden Botaniker schon meistens verloren haben, auch die Alpen- wiesen zum Theil bereits abgemähet sind. 2. Zu den Beschreibungen von Alpenpflanzen, die Hr.v. Vest in dem zweiten Theile von Hohen- warth’s Reisen gegeben hat, gehört auch 8. 169. Cacalia sarracenica L. mit den Synonyınen Seneeio ochroleucus Wulf., S. cacaliaster LaM. und $. croa- ticus W. Kit. Der Verfasser vergleicht sie genau mit S. sarracenieus L. „simillima certe est 8. sar- racenico, qui juxta illam creseit, sed differt”, cetr., woraus erhellet, dass derselbe den wahren 8. sar- racenicus Linn& und nicht die gleichnamige Jaegqui- nische und Willdenow’sche Pflanze vor sich hatte. Der Wohnert ist a. a. O. nicht angegeben, es ınag daraus erhellen, dass sie an mehreren Orten in den kärnthischen Alpen vorkomme. Wir sahen sie ausser dem bekannten Wohnorte am Tauern- hause in der Rauris auch im Hinübersteigen über 751 das Nassfeld von Pontoffel ins Geilthal am diess- seitigen Bergabhange. 3. Zu den Synonymen von Draba mollis Scop. gehört ausser dem irrthümlichen Arabdis serpyllifolia Fill. von Hoppe und dem Arabis vochinensis Sprg. auch noch Draba arabiformis Vest in Hohen- warth's Reisen S. 195., wo die Pflanze vollstän- dig beschrieben und die Wohnorte in der Kum, dem Loibl und Baba, sehr häufig aber auf der Ovir angegeben sind. Der Verf. eitirt zwar die Draba mollis Scop. nur fragweise, meint aber, dass nichis- destoweniger Scopoli unsere Pflanze gemeint habe, zumal die Abbildung und die Wohnorte ge- nau zuträfen. Er sagt: „Scopoliana planta habet phylla calyeis omnia sine gibbo basilari, nostra duo certe gibbosa: illa siliculam obtusam styliferam, nostra in stylum attennatam; illa septum valvis con- trarium, nostra parallelum cetr. et porro: certe in- ter Drabas et Arabides ambigit, propter siliculas interdum notabile longas cetr., wonach sie viel- leicht noch als eigene Gattung dargestellt werden könnte, IV. Berichtigungen. 1. Indem ich hiemit die Anzeige mache, dass die Polygala, welche ich in meiner Introduction pag.>. als P. amblyptera aufgeführt habe, nicht die gleich- namige Reichenbach's sey, sondern diejenige, welehe auch Hornung unter obigem Namen ver- schickt hat, und von welcher Reichenbach er- klärt, dass es nicht seine ächte P. amblyptera sey, 752 „semper falsa specimina misit Hornung,” (confer. Reichb. Fl. germ. ete. Nr. 2401), so sehe ich mich veranlasst, meiner Polygala, die ich nun als neue Art erkenne, einen andern Namen zu geben, und nenne sie, da sie nur auf Kalk- und Gypsbergen vorkommt, Polygala calearea. Als Diagnose mag einstweilen diejenige gelten, welche ich a. a. 0. be- kannt gemacht habe: P. floribus ceristatis, racemis terminalibus multifloris, alis oboyato - subrotundis obsolete trinerviis, nervo medio apicem versus, la- teralibus a basi externe ramuloso-venosis, apice non anastomosantibus, ovario sub anthesi subsessili, cau- libus prostratis, fuliis spathulatis in petiolum angu- statis subreflexis floriferis erectis, foliis obovato- linearibus sessilibus erectis. Ich werde nächsten Sommer eine ausführliche Beschreibung und Ab- bildung der lebenden Pflanze entwerfen. Bitsch. Schultz. 2. In der allgemeinen botanischen Zeitung 1837 Nr. 29, S. 458. ist statt Spirea chamadrifolia zu setzen Spirea ulmifolia (Scop. Fl. carn. I. p. 349. t. 22.) 3. Der kleine Scirpus, welchen Koch wäh- rend seines Aufenthaltes in Bad Kreuth auf einer Excursion nach der Wolfsschlucht am Fusse des Planberges fand Grergl. Flora 1830 B. I. p. 177) hat sich nach neuern Untersuchungen als eine Form von S. pauciflorus Ligthf. (Baothryon Ehrh.) ergeben. (Hiezu Literber. Nr. 11.) Allgemeine botanische Zeitung. En Nro. 48. Regensburg, am 28. December 1537. I. Original- Abhandlungen. Ueber die Eigerthümlichkeiten der Flora der Torf- moore in der Umyegend von Greifswald. Mit- getheilt von dem Prof. Hornschuch daselbst. (Schluss.) 4. Las Behrenhöfer Torfmoor. Es liegt dieses beinahe Dreiviertel-Meilen süd- lich von Greifswald, nördlich und östlich von einem sehr sumpfigen Walde, in welchem in diesem Früh- jahre Hr. Stud. Walpers die Androneda (ıyonia) calyculata zuerst in Pommern entdeckte, südlich und westlich von Feldern und Wiesen begrenzt, die sich sanft und sehr wenig erheben und ist unge- fähr mit Nr. 2. von gleicher Auscehnung. Es it von Gräben durchzogen und wird als Wiese be- nützt, doch finden sich daselbst auch mehrere aus- getorfte, mit Wasser erfüllte Gruben. An den Rän- dern dieser und der Gräben, sowie überhaupt an sumpfigen Stellen, wachsen die grüsseren Carices, Eriophorum taginatum, Schollera O.rycoccos und einige Büsche Ledum palustre, auf der Wiese aber Menyanthes trifoliata, Carer panicea und Molinia cerulea häufig, Drosera rolundifolia dagegen nur Flora 1857. 48. Bbb 754 in einzelnen Exemplaren. Die interessantesie Pflanze dieses Moores ist jedoch Malawis Loeselii, welche von dem Hrn. Stud. Weihe, dem Sohne unseres verstorbenen Agrostologen, auf grasigen Stellen hier, ausserdem aber in der hiesigen Provinz bis jetzt nur in der Nähe yon Stralsund aufgefunden wor- den ist. In den ausgetorften Gruben wachsen Erio- phorum gracile, Care» filiformis, Nymphaa alba, Potamogeton natans, Hottonia palustris, Ranunculus aguatilis, Chara vulgaris, Utricularia vulgaris, Hydro- charis Morsus Rane und Menyanthes trifoliata ; von den übrigen als Bewohner der 'Torfmoore von Kies- hof und dem Rosenthale genannten Pflanzen findet sich hier aber keine Spur. Dieses Moor liegt übri- gens nicht unbedeutend höher als die vorhergenann- ten und eine Meile von der Ostsee, mit welcher es in gar keiner Communikation steht. Diess sind die vier interessantesten und be- deutendsten 'Torfmvore in der nächsten Umgegend von Greifswald. Kleinere, sowie torfige Stellen, auf denen Eriophorum vaginatum, Menyanthes tri- foliata, die grösseren Seggen, Andromeda polifolia, _ Vaccinium uliginosum, Schollera Oxycoccos und Ledum palustre wachsen, gibt es noch sehr viele, aber auch einige, die noch nicht hinlänglich bota- nisch untersucht sind. Die Ufer des Peene-Flusses enthalten, wie schon bemerkt, ungeheure Tortlager. Ich kenne wenig- stens ihre Sommer- und Herbstflor ziemlich genau am linken Ufer in einer Länge von fast über drei 755 Meilen, von Loitzs bis Gützkow. Sie ist im Ganzen sehr einförmig, aber auch wieder sehr verschieden. Der grösste Theil dieses Striches wird als Wiesen- land benützt und leider war bei meinem’ Besuche das Gras schon abgemäht. Ich habe mir aber vor- genommen, im nächsten Jahre vorzugsweise die Früh- lingsflor zu erforschen und werde seiner Zeit das Resultat davon mittheilen; für jetzt mögen einst- weilen folgende Notizen genügen. . Auf diesem Striche finden sich sehr viele Torf- stiche, sie sind jedoch meist unbedeutend und be- schränken sich auf den Bedarf der angrenzenden Güter. Bei Vierow und Trantow ist jedoch der Torfstich. sehr bedeutend, da von diesen Mooren aus Greifswald mit einem grossen Theil seines Be- darfs an Torf — der hier ein allgemeines Feue- rungsmaterial ist — versehen wird. An manchen Stellen sind auch diese Torfwiesen von sumpfigen Gebüschen (Brüchen) von nicht unbedeutender Aus- dehnung unterbrochen, die aus Betula pubescens und B. fruticosa, zuweilen mit Erlen und andern Sumpfboden liebenden Sträuchern, z. B. Rhamnus Frangula untermischt, bestehen und zur Viehweide benützt werden. Im letzteren Falle wird der zwi- schen den einzelnen Sträuchern befindliche schlam- mige Torfboden von dem Viehe 2--3 Fuss tief ausgetreten, und nur um die Sträucher herum wird derselbe durch die Wurzeln dieser festgehal- ten, trocknet nun vermöge des Abflusses des Was- sers in die tiefern Gänge mehr aus und bildet auf Bbb2 & E \ 756 diese Weise, kolossalen Maulwurfshügeln zu ver- gleichende, Hügel von 2—4 Fuss im Durchmesser, deren Mittelpunkt immer ein Strauch einnimmt, Solche auf diese Weise oder durch Riedgräser und Aira cespitosa gebildete Hügel in Sümpfen nennt man in hiesiger Gegend Bülken. An andern Stel- len sind diese Wiesen so sumpfig, dass sie nur im Hochsommer, zur Zeit der Heuwerbung begangen werden können und an manchen Orten, z. B. bei Gützkow, muss man auch .dann noch bis über die Knöchel im Wasser waden. Meistens werden sie auch nur einmal gemäht. Diese Torfiager längs der Peene unterscheiden sich von den drei erstgenannten in der Gegend von Greifswald dadurch, dass sie nicht salzhaltig sind und dass ibr Torf mittelst des Uebertritts der Peene herbeigeführten und abgesetzten Schlamm enthält. Auf dieser Verschiedenheit mag vielleicht auch, wenigstens theilweise, die verschiedenartige Vegetation derselben beruhen, Wir wollen von diesen 'Torfmooren nur die bedeutendsten betrachten, nämlich: 5) Das Torfmoor von Trantow bei der Walk- mähle in der Nähe ron Loitz. Dieses umfasst eine nicht unbedeutende Wiesenfläche, welche stellen- weise so sumpfig ist, dass sie kaum begangen wer- den kann, Diese sumpfigen Stellen sind mit meh- reren Arten der Gattungen Sphagnum, Hypnum und mit Mnium palustre, welches sehr umfangreiche Rasen bildet, überzogen, zwischen denen Epilohium 757 palusire, Cineraria palustris, Schollera Oxycoccos in grosser Menge und mehrere Sumpfpflanzen wach- sen. Juncus obtusiflorus bedeckt ganze Strecken. Auf den trockenen, von Erde entblössten oder sol- chen Stellen, wo früher Torf aufgestellt war und Ueberreste davon vorhanden sind, wachsen Epilobium palustre und tefragonum, Polygonum Bistorta, Par- nassia palustris, Spergula nodosa, Euphrasia offci- nalis und Sagina procumbens, letztere drei in un- geheuer grossen Exemplaren. In den mit Wasser erfüllten älteren Torfgruben und in den Gräben: Uiricularia vulgaris, Chara vulgaris und hispida, Scirpus palustris, Juncus uliginosus, Stratiotes aloi- des und Hydrocharis Morsus Rana. Die ganze Fläche ist gleichsam mit Sarifraga Hirculus über- zogen, die, ausser hier, nur noch an einer Stelle, auf dem entfernteren Torfmoore bei Trießsees in biesiger Provinz gefunden wird. Die grössten und schönsten Exemplare finden sich auf den sumpfigen, moosigen Stellen. Weiter gegen die begrenzenden Hügel hin, in einem liehten und niedrigen Gebüsche zwischen dem Torfmoore und der Landstrasse von Loitz wachsen Swerlia perennis und Dianihus su- perbus sehr häufig. j 6) Das Torfmoor unmittelbar bei Trantoır. Dieses ist von bedeutender, beinahe eine Viertel- Meile betragender Ausdehnung und nach Norden nur von sanft ansteigenden, niedrigen Hügeln be- grenzt, an deren Fusse sich ein bedeutender Bruch hinzieht. Der Torfstich findet südlich zunächst an 158 den Ufern der Peene statt. Mitten durch das Bruch und Moor führt ein Damm zum Abfahren des Tor- fes. Das Moor wird nur an einzelnen kleinen Stellen zur Heuwerbung, der übrige Theil zum Torfstich und zur Aufstellung des gestochenen Torfs benützt. Das Gesträuch des Bruches besteht fast nur aus Betula pubescens und B. fruticosa. Auf den sogenannten Bülken wachsen einzeln Swertia perennis und Geranium palustre, häufig Dianihus superbus, Aspidium Thelipteris und Fiir femina, und in den moorigen Gängen dazwischen fand ich ein Exemplar von Drosera anglica. Links vom Damme, gleich am Anfange desseiben und rechts hinter dem Moore, zunächst den Ufern der Peene, wächst Pedicularis Sceptrum Carolinum, welche bis- her in Pommern noch nicht aufgefunden worden war, auf entblösster Erde und an feuchten Stellen Peuvedanum palustre. In.den zahlreiehen und gro sen ausgetorften, 3— 5 Fuss tiefen und mit Wasser angefüllten Gruben und in den Gräben wachsen: Epilobium palustre, Stratiotes aloides, Hiydrocharis Morsus Ran@, Juncus uliginosus, Comarum p1- lustre, Menyanthes trifoliata, Potamogeton nalans, Sparganium natans, Cicuta virosa, Oenanthe Phel- landrium, Sium latifolium, Berula angustifolia, Bi- dens cernua, Cineraria palustris, Scirpus palustris, Chara vulgaris, Hypnum scorpioides und Utricularia rulyaris; letztere in ausserordentlicher Menge und grosser Ueppigkeit. Von Sazifraya Hirculus findet sich jedoch hier, obgleich dieses Meer nur eine 759 halbe Meile unterhalb des vorigen liegt, keine Spur, ebensowenig von Juncus obtusiflorus und, wie auch auf dem vorigen nicht, von Vaccinium uliginosum, Ledum palustre, Drosera 'intermedia und rotundi- folia, Utrieularia minor, Malaxis paludosa, Andro- meda polifolia, Scheuchzeria palustris, Caren fili- formis, Eriophorum gracile, Equisetum limosum, Nymphea alba, Schenus albus, Arbutus Ura ursi und Empetrum nigrum. 7) Das Pustower Torfmoer bei Vierow: Ts liegt dieses ungefähr eine kleine halbe Meile unter- halb des vorigen, dem es in allen seinen Verhält- nissen sehr ähnlich, nur dass der Torfstich hier in noch bedeutenderer Ausdehnung betrieben, ein grosser Theil zur Heuwerbung benützt. wird, das Bruch von geringerer Ausdehnung ist und mehrere der früher ausgetorften Gruben bereits wieder durch Vegetation ausgefüllt und von der ührigen Fläche kaum zu unterscheiden sind. Auch die Ve- getation ist ziemlich dieselbe, nur findet sich keine Spur von Suwertia perennis, Pediceularis Sceptrum Carolinum und Dianthus superbus; dagegen herr- schen Bidens cernua in den verschiedensten Formen, Scirpus palustris und Juncus uliginosus vor und in einer ausgetorften Grube fand sich ein Exemplar von Nymphea alba. S) Das Torfmoor bei Pregen. Dieses wird nur durch die Peene von der Stadt Jarmen ge- trennt. Der Torfstich ist nur gering und beschränkt sich auf den Bedarf des Gutes. Es wird, bis auf 760 die wenigen Gruben, ganz als Wiese benützt und war leider schon gemäht. Die ausgetorften Gruben von geringer Tiefe und mit Wasser angefüllt zeich- nen sich dadurch aus, dass die meisten mit Stra- tiotes aloides ganz angefülit ‚sind und einen ganz fremdartigen Anblick gewähren. Einige andere werden ganz von Utricularia vulgaris, zwischen welchen einige Stücke von Cicuta virosa und Üe- nanthe Phellandrium stehen, eingenommen und in einigen finden sich einzelne Individuen von Pota- mogeton zosterefolius. In den die Wiesen durch- schneidenden Gräben fanden sich Sparganium erec- tum und natans und Juncus obtusiflorus var. pr0- strata vivipara, auf trockenen Stellen um Gebüsche: Geranium palustre und an den Ufern der Peene Scirpus lacustris. 9) Das Torfmoor bei Gützkow. Ungefähr eine Viertel-Meile südwestlich von Gützkow öffnet sich zwischen den die Peene- Wiesen nördlich begrenzenden Hügeln ein schmales, bis nach Gützkow sich hinziehendes Thal, welches ein von dort kommender Graben durchfliesst und das wegen seines geringen Falles sehr sumpfig ist. Die Fläche desselben ist fast ganz mit einer Moosdecke: die aus Sphaynum aculifolium, Mnium palustre und andern Sumpfmoosen besteht, überzogen, zwischen welcher Triglochin palustre, Stellaria glauca und Si. graminea in so grosser Menge wachsen, dass sie fast die einzigen der vorkommenden Pflanzen sind, zwischen welchen sich nur hie und da eilt 161 zelne, gleichsam kleine Gebüsche bildende Gruppen von Juncus oblusiflorus angesiedelt haben. Näher gegen Gülzkow wird das Thal schmäler und in demselben der Bedarf an Torf für das ganze Städt- chen gestochen. Dieses Torfmoor, in welchem der Torf nur wenige Fuss tief gestochen wird,- bietet auch nicht diejenigen Gewächse dar, welche in den tiefen, ausgetorften Gruben wachsen, sondern nur mehr die gewöhnlichen Sumpf- und Torfpflanzen, zeichnet sich aber durch die grosse Menge von Ci- neraria palustris und Ranunculus Lingua aus, wel- che beide ich in der hiesigen Gegend nirgends so häufig und üppig angetroffen, als auf. dieser Stelle. Auf den Peene-Wiesen wachsen bei Gütskow in einem kleinen Gebüsche, dessen westlichste Spitze nur aus Betula fruticosa gebildet wird: Ge- ranium palustre, Lathyrus palustris und Veronica ma- ritima. Die Wiesen selbst sind im Frühjahr von den Blumen der Primula farinosa ganz roth; im Sommer habe ich sie bis jetzt leider immer schon gemäht gefunden. Auf einer schattigen, schwammi- gen Stelle wächst Scheuchzeria palustris in gros- ser Menge. In den Gräben, welche diese Wiesen an der Landstrasse nach der Fähre begrenzen, wachsen: Myriophyllum spicatum und M. verticillatum, Stra- tiotes aloides, Chara vulgaris und andere gemeinere Pflanzen, an flachen Stellen der Peene-Ufer Sagit- taria sagittefolia und in der Peene selbst Potamo- gelon fluitans. 762 Diess sind die von mir hier bis jetzt näher oder doch zu einer bestimmten Jahreszeit untersuchten Torfmoore und ich will schliesslich nur noch eines Torflagers auf der benachbarten Insel Usedom er- wähnen, wo der Torf. nur einige Fuss Mächtigkeit besitzt und auf Wellsand auflieg. Es ist diess Torflager an der Landstrasse von Wolgast nach Zinnowilz, nicht weit vor diesem Dorfe, gelegen und mit einem niedrigen Gebüsche aus Vaccinium uliginosum, Erica Tetralix und Myrica Gale be- deckt, welche letztere Pflanze, die ich in hiesiger Gegend noch an keiner andern Stelle gefunden, die feuchtesten Stellen einnimmt, während die Eric sich auf den trockneren findet. U Correspondenz. Als ich im verflossenen Jahre meine Meinung über die Ursache der Entstehung abnorimer Früchte eines neben einer Kalkgrube stehenden Apfelbau- mes in diesen Blättern aussprach, äusserte ich, in der Voraussetzung, dass fernerhin in dessen Nähe Kalk gelöscht werden würde, dass der Bauın höchst wahrscheinlich an dieser Veberladung mit Kalkerde bald absterben dürfte, und empfahl nach dessen Absterben die Asche desselben, hinsichtlich ihres Gehaltes an Kalkerde, mit der eines andern, auf einem andern Boden gewachsenen Apfelbaumes zu vergleichen, äusserte aber durchaus nicht, wie der Hr. Doctor Gierl im 15. Stücke dieser Blätter behauptet, dass der Baum im laufenden Jahre be- reits abgestorben seyn müsse. 163 Wahrscheinlich ist, da der Baum in dem fol- genden Jahre sich im normalen Zustande befunden und normale Früchte getragen hat, kein Kalk wie- der in seiner Nähe gelöscht worden, und er hat sich seines Ueberflusses an Kalkerde durch die Früchte, den Blattfall im Winter, sowie auch wohl durch Ausscheidung der Wurzeln, hinlänglich ent- lediget. Kohlensaure Kalkerde gehört allerdings zur Constitution des Apfelbaumes, wie schon aus der chemischen Analyse der Asche jedes Apfelbaumes erweislich ist, und durch den Umstand, dass Apfel- bäume vorzüglich auf mergeligem Boden gedeihen, bestätigt wird, aber auch eben so sicher ist: jedes Vebermaass einer auch sonst der Constitution eines Individuums angemessenen Nahrung dem Pflanzen- körper eben so schädlich als dem thierischen Kör- per, Bedenkt man nun noch, dass den Wurzeln der an einer Kalkgrube stehenden Bäume die Kalk- erde nicht in koblensäuerlichem, sondern in ätzen- dem Zustande zugeführt wird, so wird man schwer- lich anstehen, die auf Beubachtungen und Erfah- vungen begründete Behauptung der Pomologen und Baumgärtner als richtig anzunehmen. Dass die Wurzeln der Gewächse nicht allein Aufsaugungsorgane, sondern auch Aussonderungs- organe sind, die ihnen überflüssige oder schädli- che Stoffe, namentlich auch kohlensauren Kalk un- ter Umständen abscheiden können, habe ich wohl bedacht, aber dennoch bezweifle ich es, auf sehr 764 zahlreiche Erfahrungen und Versuche gestützt, sehr, dass erdige und miefallische Stoffe, in bedeutender Menge von. den Wurzeln der Bäume aufgesogen, von denselben rein ausgeschieden werden können. Meine zahlreichen, zum Theil in der Flora bekannt gemachten Versuche, welche ich mit Bäumen und Pflanzen, die ich mit unverletzten Wurzeln schäd- liche erdige und metallische Substanzen einsaugen liess, angestellt habe, scheinen diese Meinung zu beweisen, und ich bezweifle es nicht, dass der grösste Theil der aus dem Boden aufgenommenen Stoffe, zugleich mit dem sogenannten Lignin, von dem absteigenden Safte in den langgestreckten Zel- len des Holzkörpers abgelagert werde und zu der Verholzung mit beitrage, also auch nothwendig bei der chemischen Analyse der Asche des Baumes sich vorfinden müsse. Die Asche meiner im Jahre 18522 mit einer Auflösung von 4 Loth Bleizucker begossenen Weide, welche seitdem im Wachsthum zurückblieb, krän- kelte, und deren Rinde in den letzten Jahren ber- stete und sich einwärts krümmte, bis der Baum endlich im Herbste 1834 abstarb, enthielt noch in 1000 Gewichtstheilen 2,53 Bleioxyd, ein Beweis, dass die Wurzeln des Baumes in dem Zeitraume von 12 Jahren das aufgesogene Blei nicht. hatten ausscheiden können. So enthielt auch die Asche der mit 4 Loth Kupfervitriol getödteten Weide noch in 1000 Gewichtstheilen 2,75 Kupfervitriol. Dagegen vegetirt die an demselben Tage des 365 Jahres 1822 mit einer Auflösung von 4 Loth Ar senik (arseniger Säure) begossene Weide, welche damals ımit den beiden abgestorbenen von gleicher Höhe und Stärke war, nicht allein freudig fort, sondern sie zeichnet sich auch durch mehrere Zweige, stärkere Belaubung und frischere Farbe der Blät- ter von den andern, die gleiches. Alter und glei- chen Standort mit derselben haben, aus. Diese Erscheinung, an welche sich die bekannte Erfah- rung schliesst, dass Getreide, auf den Abgängen der Arsenikhütten bei Freiberg gewachsen, vorzüglich vegetirt, reichlicher trägt, und- von so guter Be- schaffenheit ist, dass es in der Gegend unter dem Namen Giftkorn sogar gesucht wird, widerspricht den im 6. Bande des Journals für Chemie und Physik von Gehlen 8. 274. erwähnten Beobachtan- gen des D. G. Jäger vollkommen, und würde mir räthselhaft erscheinen, wenn ich nicht annähme, dass D, Jäger eine zu concentrirte Auflösung des Arseniks angewandt habe. Meine bisher angestell- ten Versuche, nach denen jene Weide und mehrere Pflanzen sich wohl befunden haben, sind mit Auf- lösungen in dem Verhältniss von 1 zu 100 Theilen gemacht worden, aber meine Altersschwächen haben mich bis jetzt verhindert, mehrere vergleichende Versuche mit stärkeren Auflösungen zu machen. Meine sämmtlichen Bastarde von Leguminosen und Hafer sind, sowohl in meinem Garten als auch auf den Versuchsfeldern des hiesigen landwirth- schaftlichen Vereins, noch in der 14. Generation 166 in jeder Hinsicht ganz unverändert geblieben, und sollen sich, nach den Beobachtungen des Hrn. Prof. Sprengel, unempfindlicher gegen widrige Ein- flüsse der Witterung (härter) zeigen, auch dem sogenannten Befallen nicht so wie andere Gewächse ihrer Art unterworfen seyn. Unter den jungen Pflanzen der Blendlinge von den Kohlarten finden sich aber jährlich mehrere, welche zur Form der mütterlichen Pflanze zurückgekehrt sind, doch ver- hält sich: die Mehrzahl noch immer .als Bastarde, da’ die erwähnten vor dem Blühen entfernt wer- den.. Die unfruchtbaren Bastarde von dem zwei- jährigen Verbascum Blattaria $ und Y. pheniceum co”, dauern gleich denen von V. pheniceum 2% und V. Blattaria 5, sowie des V. macrantho-pheniceum, nun schon ins zehnte Jahr (zur Vorsicht im Win- ter mit Laub bedeckt) aus, und schmücken sich jährlich mit auffallend zahlreichen und schönen, aber unfruchtbaren Blumen. Meine schöne, eben- falls unfruchtbare Digitalis purpureo-lutea ist aber in dem verflossenen Winter durch Fäulniss im ach- ten Jahre abgestorben, doch habe ich, ohne mein Zuthun, einen ganz gleichen Bastard an ihre Stelle erhalten. Eine Pflanze von D. purpurea war zu- fällig in der Nähe der D. Iutea aufgelaufen, und diese musste von jener befruchtet seyn, denn aus den von der D. Iutea ausgefallenen Samen erwach- sen drei Pflanzen, die sich von der künstlich er- zeugten nicht im mindesten unterscheiden und auch unfruchtbar sind. Nune qweritur! Wie lässt sich a 167 die Bastarderzeugung. nach der Schleider’schen Entdeckung, dass eigentlich das Pollenkorn der Keim der Pflanze ist, erklären ?? Braunschweig. Wiegmann. 2.0. IM Anzeige Indem: die Flora. mit diesem Blatte zum zwan- zigstenmale ihren Cyclus schliesst, hält sich die un- terzeichnete Redaction derselben zunächst verpflich- tet, ihren zahlreichen Gönnern und Freunden, wel- che sie bisher ebenso zuvorkommend als human mit Beiträgen aller ‚Art unterstützt haben, den in- nigsten und verbindlichsien Dank auszusprechen. Indem sie sich der angenehmen Hoffnung‘ hingibt, dass ‚dieser werthgeschätzte Kreis von Freunden, dem sich noch viele neue beigesellen mögen, ‚auch in dem neu beginnenden--Deeennium ihre Wirksam- keit. erleichtern und befördern werde, glaubt sie ihrerseits nicht erst die Erklärung wiederholen zu dürfen, ‚dass sie nach Kräften jeder Anfurderung der "Wissenschaft und allen billigen Erwartungen des botanischen Publikums zu entsprechen: beinüht seyn werde. Es gereicht ihr daher zur besondern Freude, schon jetzt bemerklich machen zu können, dass die ersten Blätter des künftigen Jahrgangs der Flora Nachträge und Berichtigungen zu Koch’s Synopsis Flore Germanic® et Helvetice von dem Verfasser selbst, dann Abhandlungen über die geo- graphische Verbreitung der europäischen Euphor- bien von Dr. Brunner, über die morphologische Deutung der Blüthe der Gattung Coulteria von 768 Walpers, ‚über den Standort und die Art des Wachsthums der Malaxis paludosa von Dr. Horn- schuch; über das botanische Treiben und die Flora von Genf, von Dr. Schnizlein; über einige Tyroler Pflanzen von Dr. Grisselich; ferner die meuesten. Dissertationen von Mohl, Corresponden- ‚zen vonFunck, Gärtner, Kirschleger, Koch a8. w. bringen werden, während v. Martius in den Bejblättern fortfahren wird, das Herbarium Flor Brasiliensis zu. erläutern, und die Literatur- berichte .eine Uebersicht und Kritik der neue sten phytotomischen und physiologischen. Arbeiten Meyen’s, aus der Feder eines unserer gesehätzte- sten Pflanzenphysiologen, enthalten werden. Die Anzahl der Bögen, die Art des Erscheinens und ‚der Versendung wird die bisherige bleiben; Be- ‚stellungen auf wöchentliche Lieferungen übernehmen sämmtliche respective Postämter Deutschlands, aus- serdem, ist die Flora zu beziehen in sechswöchent- lichen Lieferungen durch die Herren Riegel und Wiesner in Nürnberg, Hrn. Friedrich Hof meister in Leipzig, Hrn. Carl Schaumburg und Comp. in Wien, Hrn. Professor Hochmüller in Salzburg und durch Hrn. Professor Buchin- ger in Buxweiler bei Strassburg. Frühere Jahr- gänge von 1820 an sind bei unterzeichneter Re- daction immer vorräthig zu billigen Preisen za finden. Regensburg den 28. Dec. 1837. Die Redaction der allgem. bot. Zeilung. Dr. Hoppe. Dr. Fürnrohr. Beiblätter zur allgemeinen botanischen Zeitung. Zweiter Band 1837. Marttus, Herbarium Florae brasiliensis. Einleitung. Indem ich die erste raisonirende Liste brasilia- nischer Gewächse bekannt mache, welche durch meine Vermittelung den Freunden der Wissenschaft nach und nach zugänglich gemacht werden sollen, halte ich es dem Interesse der Sache gemäss, einige einleitende Worte vorauszuschicken. Um nämlich die Absichten zu erläutern und zu erleichtern, welche mich bei der Herausgabe getrockneter brasilianischer Pflanzen leiteten, dürfte es nothwendig seyn, die bisherigen Leistungen der Naturforscher über die Flora brasiliensis und den eigenthümlichen Charakter dieser letztern zu erör- tern; und dann werden sich noch gewisse Bemer- kungen über das Herbarium Florae brasiliensis selbst ergeben, Ich beginne daher hier mit einer kurzen Schilderung der bisherigen botanischen Reisen und Sammlungen, die in Brasilien gemacht worden, nebst Anführung der Schriften, worin ihre Resultate Beiblätt. z. Flora 1837. Bd. IL. 1 pP niedergelegt worden; dann soll zweitens eine Ueber- sicht der Flora brasiliens. nach ihren wesentlichstenGe- “ bieten, derenGrenzen u.Hauptcharakteren folgen; und endlich werde ich noch einige specielle Erörterungen über die Grundsätze hinzufügen, denen ich bei der Bestimmung der brasilianischen Pflanzen und in der gesammten Einrichtung des Herbarii Florae brasi- liensis folgen zu müssen glaubte. Wenn ich so glücklich bin, auf solche Weise von der Nützlichkeit, ja Nothwendigkeit dieser Un- ternehmung zu überzeugen, so darf ich auch hoffen, durch die Angabe der Schwierigkeiten, von welchen sie umgeben ist, die wohlwollende Nachsicht der Botaniker für mich zu gewinnen. I. Zur Literärgeschichte der Flora brasiliensis. Noch sind keine vier Jahrhunderte verflossen, seitdem Cabral (i. J. 1500) Brasilien entdeckte, und schon ist die Zahl der von dorther nach Europa gebrachten Pflanzenarten so gross, dass sie wohl die der Flora europaea irbertreffen dürfte. Es ist ohne Gefahr eines grossen Rechnungsverstosses anzuneh- men, dass die Zahl der in den Gärten und Herbarien Europa’s vorhandenen Arten brasilianischer Gewächse über 15,000 geht. Ich glaube übrigens, dass diess etwa ein Viertheil aller Pflanzenarten seyn dürfte, die innerhalb der Grenzen Brasiliens wachsen, eines Landes, das gering angeschlagen 257,000 Quadrät- Seemeilen (20 auf ı Grad) misst, und in seiner 3 Erstreckung von dem Abfall der Serra Parim& bis zum La Plata, und von dem östlichen Gehänge der Vor-Andes bis an den atlantischen Ocean die ver- schiedenartigsten Klimate begreift, wenngleich die Berg-Systeme, welche es durchziehen, sich nirgends bis zur Schneegrenze erheben. Dieser Pflanzenreichthum ist der erste und wichtigste Antrieb zur Unternehmung eines Herba- rii Florae brasiliensis; denn die Aufgabe, eine nur @inigermassen befriedigende Flora des Landes zu schreiben, kann von keinem Individuum mehr erfüllt werden, und die andere, noch schwierigere, die vielen Formen der dortigen Pflanzenwelt, welche bereits nach Europa gebracht worden sind, icono- graphisch zu fixiren, ist nicht mehr durch eine Generation unter den Botanikern auszuführen. Wenn aber eine beträchtlicheZahl von Pflanzenarten aus den verschiedenen Provinzen des Reiches in öffentlichen und Privat - Herbarien gleichmässig bestimmt vorliegen, so wird dadurch der Kennt- niss der Arten auf eine leichte und sichere Weise geholfen. Wie nun die Masse des Materials durch den Fleiss der Naturforscher, welche in Brasilien gear- beitet haben, zu dem dermaligen ungeheuern Stocke angewachsen ist, diess soll zuerst kürzlich dargestellt werden, Die ersten Schriftsteller, in denen specielle Er- wähnung von brasilianischen Pflanzen geschieht, sind bekanntlich: ı. Theret, Singularites de la q* 4 France antarctique. Paris 1554. 4. 2. Lery, Hi- storia Navigationis in Brasiliam, Paris 1586; und in der ersten französischen Ausgabe 1585. 3. Ab- beville, Histoire de la Mission des P. P. Capucins en l’Isle de Maragnon. Paris 1614. 8. 4. Der un- bekannte Verfasser der Noticias do Brasil (vielleicht Francisco da Cunha), welche 1589 in Bahia selbst geschrieben und dem Minister Don Christovam da Moura zugesendet, übrigens erst 1825 durch die k. Akademie d. W. in Lissabon, in ihren Noticias para a historia e geografia das Nagoes ultramarinas, T.IM., in Druck gegeben worden sind. 5. Jos. de Anchieta, Epistola quam plurimarum rerum natura- lium, quae $. Vincentii (nunc $. Pauli) Provinciam incolunt sistens descriptionem, a Didaco de Toledo Lara Ordonhez adjectis annotationibus edita, jussu- que r. scientiarum Academiae olisiponensis eju$ memoriis ad historiam transmarinarum nationum eonseribendam proficientibus adjecta. Olisip. 1799- 4. p.26.55q. (Die alte Ausgabe des würdigen Her- denbekehrers und Thaumaturgen Anchieta, der be- kanntlich schon im Jahre ı554 in der Provinz $. Vincente ihätig war, ist eines der seltensten hi- terarischen Actenstücke über Brasilien.) Ich habe hier nicht nöthig, in weitläuftige Erörterungen .über den Geist und das, Verdienst dieser Schriften einzugehen. Sie bilden das Gegen- stück zu den Werken von Petrus Martyr, Oviedo, Gomara, Acosia, P. de Ciega u. A. in Beziehung 5 auf die Pflanzen der Antillen und der übrigen spanischen Colonien. Alle diese Schriften schildern nur die gewöhn- lichen americanischen Nutz- und Heilpflanzen, nach dem damaligen niedrigen Stande der Wissenschaft. Sie sind daher vom grössten Interesse für historische Forschungen über das ursprüngliche Vaterland, die Cultur- und Anwendungsweise, die Nomenclatur derselben unter den Autochthonen America's, und verdienen in dieser Beziehung wohl noch mehr Aufmerksamkeit, als man ihnen gewöhnlich zu schenken pflegt; dagegen sind sie für die systema- tische Botanik unserer Zeit nur von untergeordneten Interesse, Die Literatur einer speciellen Naturgeschichte der brasilianischen Pflanzen beginnt gewissermassen erst mit Piso und Marcgrav. Die meisten Arten, welche in diesem höchst schätzbaren Werke der Patrum Florae brasiliensis (G.Pise Historia natura- lis Brasiliae, Amstel. 1648. Fol. und die zweite Ausgabe unter dem Titel: G. Pisonis de Indiae utriusque re naturali et medica Libri XIV. Amstel. 1658. Fol.) aufgeführt sind, lassen sich zur Zeit mit voller Sicherheit bestimmen. An objectiver Anschauung, Treue und Gründlichkeit ragt das Werk unter seinen Zeitgenossen hervor, und ich nıöchte glauben, dass es an den erwähnten treffli- chen Eigenschaften dem Werk ven Hernandez über die Naturgeschichte Mexico’s vorgeht. Zu wünschen wäre, dass es mit mehr Rücksicht auf die verschie- 6 denen Ausgaben citirt würde, als gewöhnlieh ge- schieht. Ausser den Holzschnitten, welche diess Werk erläutern, sind bekanntlich auch die Original- Gemälde der Pflanzen durch Marcgrav und Fr. Post, einem trefflichen Landschaftsmaler, in Oel auf Papier gemalt, in Deutschland, Sie werden in der k, Bi- bliothek zu Berlin unter dem Namen Liber Princi- pis aufbewahrt, (Vergl. Lichtensteins Abhandlung: Die Werke von Marcgrave und Piso, erläutert aus den wieder aufgefundenen Original - Zeichnungen. Abhandl. der Berl. Akad. d. W. 1814. 1815. p. 201.) Durch die Güte meiner Freunde, der HH. Ehrenberg und v. Schlechtendal, besitze ich cine vollständige Sammlung von Copien dieser Malereien, welche mich in der Bestimmung einiger weniger, noch apokrypluscher Pflanzenarten wesentlich unterstützt hat. Eine vollständige Synonymik der Pflanzen von Piso ‚und Marcgrav beabsichtige ich zum Gegen- stand einer besondern kritischen Abhandlung zu machen. Als, nach Vertreibung der Holländer aus Per- nambuco, Bahia und Ciarä, das ganze Land wieder unter die Herrschaft von Portugal zurückkam und im Systeme einer Colonie von Lissabon aus Yer- waltet wurde, blieb die Naturgeschichte für lange Zeit gänzlich von diesem, ihrem reichsten Tempel ausgeschlossen. So gross war die Unwissenheit der Portugiesen über die Naturgeschichte ihrer herrlichen Colonie, dass selbst der gelehrte Padre Vicira, einer der grössten Kanzelredner der portugiesischen Nation 7 und klassisch gebildeter Schriftsteller, die Meinung aussprach, alle Gewürze Östindiens wüchsen wild oder verwildert in Brasilien. So vergieng ein Jahr- hundert, che man uur die dürftigste Kunde von der Flora des Landes erhielt. Der Erste, welcher sich in dieser Beziehung Verdienste erwarb, war Dominicus Vandelli aus Padua, welcher von dem geistreichen und kräftigen Minister Pombal nach Coimbra und später nach Lissabon berufen ward, um dort Chemie und Bo- tanik zu lehren. Er bildete mehrere Schüler, wel- che ihm-von Brasilien aus Pflanzen zuschickten. Diese wurden theilweise von ihm bekannt gemacht (auch Linn& erhielt Sendungen derselben), oder blieben in dem Naturalien - Kabinete zu Lissabon liegen, bis sie, nach deın Einfalle der Franzosen unter Junot, weggeführt und im Herbarium des Pariser Pflanzengartens niedergelegt wurden. Der thätigste Schüler Vandelli’s war ein gewisser Vellozo, aus Minas Gera&s gebürtig, ein Jesuit, und wahr- scheinlich derselbe, der von Vandelli Dr. Joaquim Velloso de Miranda genannt wird. Von ihm rühren, wie mich Snr. Joam Gomez, im Jahre ı818 Director des botanischen Gartens zu Rio de Janeiro, versi- cherte, die meisten Pflanzenarten aus den Pravinzen von Rio de Janeiro und Minas her, welche Vandelli in seinem Fasciculus plantarım cum novis generi- bus et speciebus und in seinem Florae Iusitanicae et brasiliensis Specimen angezeigt, und, jedoch mei- 8 stens sehr dürftig, beschrieben hat.’) Andere Arten aus der Provinz Parä erhielt Vandelli von dem Arzte des damaligen Gouverneurs des Estado do Parä, Don Mendonga Furtado, Pombals Bruder, und von D. Brandam, Generalvicar von Pard. Die Studien Vellozo’s waren übrigens bei weitem frucht- barer als die seines Lehrers selbst, Während eines mehrjährigen Aufenthalts in dem Priesterhause zu Mariana beobachtete und beschrieb er einen grossen Theil der Pflanzen, welche sich ihm in der so rei- chen Umgegend jener Gebirgsstadt darboten. Seine Manuscripte kamen an mehrere der von ihm gebil- deten Schüler in Villa Rica, wo ich ebenfalls einen Theil derselben durch Vermittelung meines treffli- chen Freundes, des Hrn. Barons von Eschwege, Minendirectors daselbst, erhielt. Sie sind unter anderm auch von Dr. Gomides zu Mariana benützt worden bei seiner Zusammenstellung officineller Pflanzen von Minas: Mappa das Plantas do Brazil, suas virtudes e lugares em que florecem, extrahido *) Der Fasciculus etc, erschien zu Lissaben 1771. 4. das Specimen in einem „‚Diccionario dos Termos technicos dehistoria natural. etc., Coimbra 1788- 8.“ und auch noch in einem andern besondern Ab- drucke, der äusserst selten geworden und mir ‚ja Brasilien nur einmal zu Gesicht gekommen ist, Beide sind bekanntlich wieder abgedruckt in: Rö- mer, Seriptores de plantis hispanicis, Iusitanicis, brasiliensibus. Norimb. 1796. 8. S. 47 — 104 9 de officios de varios medicos e cirurgioens. (In der Zeitschrift O Patriota. Rio de Janciro ı814. Jul, p-3.fl.) Ausserdem wurde Depositär der Kenntnisse Vellozo’s sein Schüler und Landsınann, der schon er- wähnte Oberst Joam Gomez da Silveira Mendonga, später Director der Pulverfabrik und des botanischen Gartens bei Rio de Janeiro und zuletzt Minister des Seewesens. Als Vellozo nach Rio deJaneiro zurück- kehrte, beschäftigte er sich vorzugsweise mit der dortigen Flora, und liess gegen Ende des vorigen und am Anfange dieses Jabrhunderts eine grosse Menge Zeichnungen davon anfertigen, welche in der öffentlichen Bibliothek zu Rio de Janeiro auf- bewahrt wurden, und, freilich zu spät, um nicht hinter dem Gange der schnell schreitenden Wissen- schaft zurückgeblieben zu seyn, erst neuerlich li- thosraphirt und in den Buchhandel gebracht worden sind, Diess ist die „Flora fluminensis“, welche als monströses Beispiel einer übelberathenen und zu gross begormenen literärischen Unternehmung gelten kann, Der Titel dieses Werkes ist: Petro nomine ac imperio primo Brasiliensis Imperii perpetuo de- fensore imo fundatore scientiarum artium Jittera- rumgqne patrono et cultore jubente Florae Flumi- nensis Icones nunc primo eduntur. Edidit Dom. Frat. Antonius da Arrabida, Episcopus de Anemuria, Caesareae Majestatis a Consilüis, nec non Confessor, Cappelani maximi Coadjutor, Studiorum Prineipum ex imp. stirpe Moderator et imper. publicaeque Bibliothecae in urbe Fluminensi Praefectus. Paris. ı0 ex Of. lithogr. Senefelder, curante E. Knecht. 1827. Eilf Grossfolio - Bände mit mehr als ı500 Tafeln *) *) Es dürfte nicht ungeeignet seyn, hier noch einige literar- historische Notizen über dieses Werk bei- bringen. Vellozo hatte, mit geringen literarischen Hülfsmitteln ausgerüstet, die Bestimmungen der hier abgebildeten Pflanzenarten unternommen , und eine kurze Charakteristik der Gattungen und Arten bei- gefügt. Es war auch ursprünglich nicht seine Ab- sicht, dass das Werk in dieser Weise bekannt ge- macht werde, Als aber Don Pedro 1824 die ersten Hefte von meinen Nova Genera et Species zu Ge«- sichte bekam, rief er, wie mir von einem Ohrenzeu- gen versichert worden, unwillig aus: „Müssen Aus- tänder kommen, um unsere Gewächse zu beschrei- ben? Können wir diess nicht selbst thun ?“ Er zog nun seinen Beichtvater zu Rathe, und es wurde beschlossen, das Ganze der Tafeln ‚ welche Vellozo hinterlassen hatte, in Paris lithographiren, und den Text ın Rio de Janeiro dazu drucken zu lassen. Die brasilianische Gesandtschaft machte mit der Li- thographie von Senefelder einen Contract auf die ungeheure Ausgabe von tausend Exemplaren, und die Lithographie ward mit Eifer begonnen. Doch kam dasGanze nicht vor der Ratastrophe zu Stande, welche Don Pedro aus Brasilien vertrieb; die Geld- Mittel blieben desshalb aus, und da der Papier- Lieferant noch nicht befriedigt war, sa legte er Hand auf das Werk, und die ganze Auflage der Abbildungen kam endlich, nachdem eine beträchtli- 21 bilden dieses voluminöse Werk, dessen Brauchbar- keit leider nicht im Verhältnisse steht zu den Ko- — che Menge davon als Maculatur verkauft und in dem Kriege der Franzosen in Algier zu Patronen verbraucht war, um einen sehr billigen Preis in den Handel. Der Text sollte mit Heften zu je zchn Tafeln erscheinen, ist aber nur von den ersten Heften herausgekummen. Der kais, brasilianischen Regierung hat das Werk mehr als eine Million Franken gekostet, Ein eigaer Unstern scheint die grossen Unternehmungen zu beherrschen, welche von der spanischen und portugiesischen Regierung zur Bekanntmachung der Floren ihrer ehemaligen Colonien unternommen worden sind, Die Flora peruviano -chilensis von Huiz und Pavon ist nur zur Hälfte erschienen, und die Resultate der gross- artigen Expedition von Mlutis, welche eine Million Piaster gekostet, liegen in den Schränken des Ma- drider botanischen Gartens begraben, — Es muss übrigens noch bemerkt werden, dass noch ein an- derer brasilianischer Botaniker Namens Velloso, zwar nicht als Selbst - Beobachter, doch als Schriftsteller für die I Naturgeschichte , insbesonders aber für die Agricultur und Industrie Brasiliens , gewirkt hat. Diess ist Fr, Joze Mariano da Conceigam Velloso, Menor Reformado da Prov. da Conceigam do Rio de Janeiro, Er ward von Johann VI., als Prinz- Regent beauftragt, durch Uebersetzung von natur. wissenschaftlichen, ükonomischen und techuischen Schriften des Auslundes für die Aufnahme der 12 sten, welche seine Herausgabe veranlasste. Sehr viele hier als neu aufgeführte Gattungen sind ver- kannte, schon früher bekannte; andere mit alten Namen bezeichnete sind entweder neue oder falsch- bestimmte alte Arten und Gattungen. Der Gattungs- Begriff ist bisweilen über Gebühr ausgedehnt. So kommen z.B, als Mimosae species nicht blos Mimo- Landwirthschaft und Industrie in Brasilien zu wir- ken, und hat viele Bücher, jedoch nicht immer mit glücklicher Auswahl, übersetzt. Ich führe daven hier an: Alographia, segundo as melhores memorias estrangeiras. Lisb. 1798. 4. (Hierin sind u. a, die Anda brasiliensis als Joannesia princeps und die Crataeva tapia abgebildet.) Memoria sobre o Lou- reiro Cinamomo. Lisb. 1708. 8. Mem. sobre a -Cultura da Urumbeba (Opuntia coccinellif.) etc. Ebenda 1798. 8. — Quinografia portugueza Lisb- 799. 12. (Hierin wird u. a. die Quina do Rio Camamu, eine Plumiera, und als Quina do Rio de Janeiro die Coutarea speciosa abgebildet.) Memo- moria sobre a Pipereira negra (Piper nigrum). Ebendas. 1798. 8. (Die Pfefferrebe ward auf k. Be- fehl im Jahre 1787 von Goa nach Rio und Bahia gesendet, um im Grossen cultivirt zu werden, was jedoch in Brasilien nur in Para gelingen würde. In letztere Stadt kam sie von Cajenne aus 1. ). 1809.) — O Fazendeiro do Brazil. 3 Vol. Ibid. 1798. 8. Die beiden ersten Bände handeln vom Zuckerrohr und der Zuckerbereitung, der dritte vom Indigo, 13 sae und Acaciae, sondern auch Swartziae vor. Ich habe es übrigens für nützlich, ja nothwendig erachtet, diejenigen Pflanzenarten, deren Identität mit den Tafeln Vellozo’s ich als unzweifelhaft annehmen konnte, mit dem Trivial-Namen und dem Citate des Werkes aufzuführen, ohne gerade jedesmal über die Synonymik der Art zu entscheiden, wel- ches letztere Geschäft der Flora brasiliensis übrig bleibt. Der nächste Schriftsteller über die Flora brasi- hiensis, dessen ich hier erwähnen muss, ist eben- falls ein Brasilianer, aus der Provinz Pernambuco, Manoel Arruda da Camara. Er war ein Schüler Gouan’s zu Montpellier, welcher sich, als ich ihn im Jahre ı820 besuchte, erblindet, noch mit Leb- haftigkeit nach dem ehemaligen Zuhörer erkundigte; und brachte er recht gnte naturhistorische Kennt- nisse in sein Vaterland zurück, Er nahm sich dort besonders der Einführung einer rationelleren Cultur der Baumwolle an, und schrieb darüber: Memoria sobre a cultura dos Algodoeiros e sobre o methodo de o colher e ensacar. Lisboa 1799. 8. (Ebenfalls von Velloso herausgegeben.) — Später beschäfugte er sich mit der Zusammenstellung einer Flora jenes schönen und fruchtbaren Landstriches, welcher seit Piso und Marcgrav von keinem Botaniker mehr war besucht worden. Er benützte dabei als Zeich- ner einen gewissen ‚Martins Ribeiro, welcher aber im Jahre 1816 einer der Rädelsführer der Revolte von Pernambuco und mit dem Galgen bestraft wurde. 14 Die Zeichnungen zu dieser Flora pernambucana (Centuriae plant. pernamb. MS.) befinden sich ge- genwärtig dort noch in den Händen des Bruders des Verfassers: Francisco Arruda da Camara. Durch den Druck ward von diesem fleissigen Manne auf höheren Befehl bekannt gemacht: Discurso sobre a Utilitade da Instituigam de Jardins nas principaes provincias do Brazil. Rio de Janeiro ı810. 8. 529. und ferner: Dissertapam sobre as plantas do Brazil, que podem dar linhos proprios para muitos usos & sociedade e suprir a falta do canhamo. Rio de Ja- neiro 1810. 8. 50 5. (Von beiden Abhandlungen befinden sich Abdrücke in Kosters Travels in Brazil und in der französischen Uebersetzung dieser Schrift.) In Brasilien Pflanzen zu finden, welche Surro- gate des Hanfes und Flachses liefern könnten, der Gegenstand der zweiten obiger Abhandlungen, war von jeher der portugiesischen Regierung am Herzen gelegen, und es sind auch zwei Abhandlungen ver- wandten Inhalts früher in den Memorias economicas da Academia R. de Lisboa gedruckt worden, um besonders die Urena sinuata, als Surrogat des Hanfes zu empfehlen. (Vol. 1. p. 1. Vol. 3. P- 392.) Ein anderer portugiesischer Schriftsteller, der nicht von dem systematischen Standpuncte aus, sondern vielmehr als Oekonom über einige brasi- lianische Gewächse handelt, ist der verdienstvolle Senator des Reichs Manoel Ferreira da Camera Bethancourt eS$ä, früher Intendente des Diamanten- 15 Districtes, wo er mich und meinen Reisegefährten von Spix mit der liberalsten Gastfreundschaft auf- genommen, und in unserm literärischen Zwecke unterstützt hat. Wir besitzen von ihm eine De- seripgam fisica e economica da Comarca dos Ilheos (in den Memor. econom. da Acad. R. de Lisboa, V.Lv.J. 1789. $. 304—350.). Als gleichzeitig mit den Arbeiten der eben ge- nannten Gelehrten sind nun auch die Bemühungen von Dr. Alexandre Rodriguez Ferreira anzuführen. (Vergl, dessen Eloge von Jose Maria da Costa e Sa, in den Mem. e histor, da Ac. R. de Lisboa Vol. V. P. 11. S.LVI. ff). Ferreira war ohne Zweifel der gelehrteste und thätigste Naturforscher portugiesischer Nation, welcher jemals Brasilien durchreist und. er- forscht hat, und auch für Botanik hat er Vieles ge- leistet, aber das Schicksal dieses verdienstvollen Mannes wollte es, dass er sein Talent nicht durch Schriften beurkunden sollte, und sein Andenken lebt jetzt nur noch in Brasilien bei älteren Personen, welche mer seine Thätigkeit nicht genug rühmen konnten, fort, oder haftet an mehreren der kostbar- sten Gegenstände des Lissaboner Naturalien-Kabinets. Um so eher dürfte es geeignet seyn, hier in Kürze serner Reisen und wissenschaftlichen Arbeiten zu gedenken. Ferreira ward am 27. April 1756 ım Bahja geboren, Er studirte in Coimbra, und ward von dem thätigen Colonial- u. Marineminister Martin de Mello e Castro i.J. ı785 abgesendet, um natur historische Forschungen und Sammlungen in den ‚6 Provinzen Parä, Rio Negro und Mato Grosso zu machen. Er ward von zwei Zeichnern, Joaquim Jose do Cabo und Jose Joaquim Freire, sowie von einem botanischen Gärtner, Agostinho Joaquim do Cabo, begleitet. Im October 1785 kam er in Par an, woselbst und auf der Insel Marajo er ein Jahr verweilte, Im folgenden Jahre gieng er, in der Gesellschaft des damaligen Gouverneurs von Para, Martin de Sousa e Albuquerque, den Amazonen- Strom hinauf. E? bereiste sodann den Rio Negro und den Rio Branco bis an die nordwestlichen Grenzen von Brasilien. Von hier schiffte er ım Aug. ı788 den Madeira-Strom hinauf, und gelangte nach einer sehr beschwerlichen dreizehnmonatlichen Reise nach Villa Bella, der Hauptstadt der Provinz Mato Grosso. Im Juni des J. ı790 kam er nach der Villa de Cujabä, und im Januar ı792 wieder nach Parä zurück. Hier schiffte er seine reichen Sammlungen ein, mit denen er im Januar 1793 in Lissabon eintraf, Die Ausbeute dieser fast zehnjäh- rigen Reise an zoologischen, botanischen, mincralo- gischen und ethnographischen Merkwürdigkeiten war sehr beträchtlich, und eben so schätzbar Ferreira's genauen und gründlichen Aufschreibungen und Noti- zen über die von ihm gemachten Beobachtungen “ Aus Gründen, die nicht bekannt geworden sind, welche aber den thätigen Mann in eine tiefe Melancholie stürzten, ward nichts von diesen Ergebnissen be kannt gemacht.: Nach seinem Tode gelangten seine voluminösen Manuscripte in die Hände von Felix 37 Avellar Brotero, eines ängstlichen, langsamen und eifersüchtigen Mannes, der ebenfalls nichts that, die Wissenschaft durch die redlichen Bemühungen sei- nes Collegen und Landsmannes zu bereichern. Ferreira ward Aufseher des Naturalien - Cabinetes und des botanischen Gartens zu Belem bei Lis- sabon. Er starb an seinem Gemüthsleiden am 23. Aprıl 1815. In derselben Schule war zu Coimbra-Joam da Silva Feijö gebildet worden. Er unternahm auf Befehl der Regierung zuerst eine Reise nach den Capverdischen Inseln, und hielt sich später mehrere Jahre in der Capitanie Ciard auf, ‘Sein offizieller Bericht über die Naturgeschichte und Geographie derselben (Memoria sobre a Capitania do Ciarä, escrita de Ordem superior pelo Sargente Mör J. da Silva Feijö, in dem Jornal literariö, o Patriota, Rio de Janeiro ı$ı4. Jan. bis April) giebt keine gros- sen Resultate, besonders in botanischen Gegenstän- den. Feijs diente noch lange’ Zeit dem Staate als Director des Naturalien-Kabinetes zu Rio de Janeiro. Obgleich drei Männer von Geist und grossem Einflusse während des laufenden Jahrhunderts be- müht waren, der Botanik in Portugal und Brasilien einen höheren Aufschwung zu geben, so sollten doch ihre Bestrebungen durch keinen grossen Erfolg gekrönt werden. Der erste von diesen ist Joz& Correa da Serra, selbst Botaniker, wie seine schönen karpologi- schenArbeiten und dieAbhandlung über dieAurantiaceas beweisen. AlsSecretär der k. Akademie d.W, wel- Beibl, z. Flora 1837. Bd. II. 2 18 che. er durch -den Einfluss des Herzogs von Lafoens begründete, war er thätigst bemüht, eine Corre- spondenz mit den Naturforschern und Liebhabern der Wissenschaft in Brasilien einzuleiten, und die Sammlungen der Akademie zu bereichern, Die andern beiden Beförderer der Botanik, welche ich hier nennen muss, waren die Staatsminister Don Rodriguez de Souza Coutinho, Conde de Linhares, und Ant. de Araujo de Azevedo, Conde da Barca. Der Erstere legte einen Pflanzengarten in Parä an, wo er längere Zeit als Gouverneur residirte. Er suchte besonders die Gewächse des äquatorialen Klima daselbst zu vereinigen. Später, als Minister des Innern nach Rio de Janeiro versetzt, suchte er den Schulunterricht in der Naturgeschichte zu ver- bessern, stellte Lehrer derselben an den medizini- schen Schulen an, und dotirte das Naturalien-Kabinet. Araujo war selbst Cultivateur, Er hatte in seinem Privatgarten gegen 1400 Pflanzenarten gepflegt und eigenhändig einen Katalog derselben entworfen. Ihm insbesondere ist die Anlegung und Erweiterung des so herrlich gelegenen botanischen Gartens bei Rio (Jardin botanico da Alagoa de Freitas) zuzu- schreiben, wo alle tropischen Nutzgewächse angepflanzt werden sollten, und insbesondere der Theestrauch in grösserer Ausdehnung durch von ihm ins Land gerufene Chinesen gebaut wurde. Ohngeachtet der wohlwollenden :Absichten dieser drei Männer kam es jedoch zu keiner wissenschaftlichen Bearbeitung der Flora brasiliensis oder nur eines Theils dersel- era, 19 ben durch, inländische Gelehrte. Die Wissenschaften- befanden sich dort überhaupt auf einem zu jungen Boden; und wenn auch irgend ein Talent unter den jüngern Aerztien, von dem Beichthume der brasilia- nischeu Flora hingerissen, sich ihrer Erforschung widmen wollte, so ward es durch, die Aussicht auf eine aurea praxis alsbald wieder zu andern Bestre- bungen abgelenkt. Ich habe desshalb nur noch einige wenige Bo- taniker anzuführen, welche schon ausschliesslich dem laufenden Jahrhunderte angehören, Die erste Stelle unter ihnen nimmt nach seinem Geist, seiner Thätigkeit- und ‚Universalität Bernardino Antonio .Go- mes ein. Dieser berühmte Arzt,,.der Entdecker des (von seinen eigenen Landsleuten am längsten ge-. leugneten) Cinchonins, hat in den Memorias der Lissaboner Akademie mehrere interessante brasilia- vische Pflanzen beschrieben und zum Theil auch abgebildet, welche er während seines Aufenthaltes in Rio de Janeiro gesammelt hatte. (Observationes botauico- medicae de nonnullis Brasiliae plantis, in Vol. 3. I, 1812. Memor. Corresp. p. 1. ffl.) .. Nach ihm hat Manoel Joaquim Henriquez de Paiva, Neffe des Dr. Sanches, welcher mit Linne in Briefwechsel stand, das meiste Verdienst um die Flora brasiliensis. Er beschrieb in seinen Memorias de historia natural, Lisb. 1790. 4. brasilianische Ge- wächse, wie z. B., mehrere ‚officinelle Dorstenias, und bildete in Bahia, wohin er sich späler begab, und wo ich das Vergpügen hatte, ihn persönlich p2 * 20 kennen zu lernen, mehrere Schüler, welche er, be- ständig in eifrigem Verkehr mit der Journalistik Europa’s, mit der Bewegung der Wissenschaft in gleichem Schritte zu erhalten bemüht war. Frey Leandro do Sacramento, vom Orden der beschuhten Carmeliten, ein gelehrter und fleissiger Mann, hatte die ersten Studien in seiner Vaterstadt Olinda (Pernambuco) gemacht, und sodann in Coim- bra den Unterricht Brotero’s genossen. Später ward er in Rio de Janeiro zum Lehrer an der vom Mi- nister Araujo Conde da Barca neuorganisirten me- dizinischen Schule ernannt, und beschäftigte sich, so viel es seine geschwächte Gesundheit (er war hektisch) zuliess, mit Sammeln und Beschreiben der dortigen Gewächse, Besonders ward er durch die, um Rio de Janeiro so häufigen Euphorbiaceen an- gezogen, und beabsichtigte eine Monographie der- selben, woran ihn aber seine zunehmende Kränk- lichkeit hinderte. Er sendete einige kleine Samm- lungen getrockneter Pflanzen an das Museum d’hi- stöire naturelle de Paris und an die k. Akademie d. W. zu München, Eine lateinisch geschriebene Abhandlung über einige der von ihm beobachteten Gewächse, welche ebenfalls an die bayerische Aka- demie eingesendet wurde, ist, mit einigen Bemer- kungen des Hrn. v. Schrank, in den Denkschriften derselben (Bd. VII, vom J. 1818-1820, S. 239—244) abgedruckt worden. (Die hier als nen aufgeführten Gattungen sind: Längsdorflia = Xanthoxylum, Spi- xia—Pera oder Peridium, Martia, Augusta — Suf- 21 ta, Raddisia — Salacia?)." Was ausserdem von brasilianischen oder portugiesischen Schriftstellern über Gewächse Brasiliens bekannt gemacht worden ist, bezieht sich vielmehr auf den Nutzen und Ge- brauch, als auf die Systematik derselben. Man hat, namentlich in den südlicheren Provinzen, eine ziemlich ausgedehnte Kenntniss von den wesentlich nützlichsten Bäumen und von vielen krautartigen Gewächsen,, welche mit portugiesischen oder aus der Tupi-Sprache abstammenden Namen bezeichnet werden. Unter diesen Namen sind sie in den geo- graphischen und topographischen Schilderungen des Landes und seiner Provinzen aufgeführt, welche seit der Einwanderung des Hofes von Lissabon durch mehrfache Ministerial - Befehle zur Aufgabe der Sachverständigen gemacht worden waren, und theilweise auch durch den Druck bekannt geworden sind. Ich führe hier von diesen Werken an: Coro- grafia brazilica ou relacam historico - geografica do Reino do Brazil, composta por hum Presbitero secu- lar do gram Priorado do Crato (Padre Man. Ayres de Cazal), Rio de Janeiro 1817. 2Vol. 4. In der Einleitung Vol, ı. $. 54 bis 115, und im Eingange der Schilderung einzelner Provinzen werden Notizen über die ökonomisch, technisch oder medizinisch WichtigenGewächse beigebracht, Aug. de St.Hilaire hat den Namen Casales durch eine Gattung der Ra- nunculacearum in die Systematik eingeführt, —Me- moria politica sobre a Capitania de Santa Catharina, escripta no Rio de Janeiro em o anno de 1816, 22 por Paulo Joze Miguel de Brito. Lisboa 1829. 4 Der Verfasser, welcher Adjutant des Gouverneurs der Provinz war, führt in einem Kapitel „über die Producte der drei Natur-Reiche‘ auch eine Tabelle mit den in der Provinz cultivirten und mit mehreren wild vorkommenden Gewächsen auf, Nicht ohne Interesse, besonders für den Ocko- nomen und Schiffsbaumeister sind die Beobachtun- gen des Obersten Carlos Jul, Napion über die Stärke, Elastizität und Dauerhaftigkeit mehrerer brasilianı- schen Holzarten (Patriota, 1814. Decemb. p. 92 fl.) welche jedoch ebenfalls nur mit den Landesnamen, ohne systematische Bezeichnung aufgeführt worden. Ueberhaupt wendete man in Brasilien von jeher Fleiss auf eine, wenn auch nicht wissenschaftliche, doch praktische Kenntniss der vielen edlen Holzar- ten der dortigen. Wälder, welche theilweise nicht ohne obrigkeitliche Erlauhniss geschlagen und be- nützt werden dürfen. (Diess sind die sogenannten Päos reaes oder de ley.) Man sieht desshalb auch nicht selten in den Scestädten Brasiliens und in Lissabon schöne Holzsammlungen zum Verkauf ausgestellt; doch fehlen den Mustern fast immer die Rinden, — Corografia paraense ou descripsam fisica, historica e politica da Provincia do Gram- Par por Ignacio Aceioli de Cerqueira e Silva, Bahia 1833. 4. :Der Verfasser, dreizehn Jahre lan3 Resident in’ Para, giebt in der Einleitung 8.7- u. fl. eine Uebersicht ‚von den vegetabilischen Producten des Landes, führt aber nur bei wenigen eine sysie matische Benennung auf. Auch in den wenigen Berichten der Portugiesen und Brasilier von Reisen, welche sie in das Innere des grossen Landes unter- nommen haben, kommen keine systematischen Nach- richten über die dortigen Pflanzen vor, wenn schon manche zerstrente Notiz nicht ohne Wichtigkeit für die Pfanzengeographie und die ökonomische Bota- nik ist. Ich führe in dieser Beziehung folgende Schriften an: Roteiro e mappa da Viagem da Cidade de L,. Luiz do Maranham ate a Corte do Rio de Janeiro pelo Coronel Sebastiam Gomes da Silva Ber- ford. Rio de Janeiro ı810, 8. —Diario da Visgem, que em visita e correifam das Povoagoens da Capi- tania de $. Joz&e do Rio Negro fez o Ouvidor e Intendente geral da mesma Franc. Xavier Ribeiro de Sampaio no anno de 1774 ©1775. Lisboa 1825. 4.— Navegagam feita da Cidade do Gram Parä ate a Bocca do Rio da Madeira pela Escolta que por este rio subio äsMinas do Mato Grosso no anno de 1749. eseripta por Jose Gonsalves da Fonseca. Herausge- geben von der k. Akademie zu Lissabon in den Noticjas para a Historia e Geografia das Nagoens ultramarinas. Tom. IV. 1826. 4. — Die älteren histo- rischen Werke über Brasiien von Manoel Rodriguez, Rocha Pitta, Vasconcellos, Jaboatam, Barros u. A erwähnen bisweilen einzelnerNutzpflanzen; doch sind die Notizen meistens unbestimmt und nicht auf Selbstanschauung der Verfasser gegründet, sondern vom Hörensagen übertragen, wesshalb ich sie bei dieser flüchtigen Uebersicht füglich übergehen und 24 nun zur Aufzählung der wesentlichsten Arbeiten schreiten kann, welche Brasilien nicht seinen eige- nen, sondern fremden Forschern verdanket. Vorher ist nur noch Hr. Peixoto zu nennen. Er steht zwischen den brasilianischen und den europäischen Schriftstellern in der Mitte, da er der Geburt nach jenem Lande angehört, in seiner literärischen Thä- tigkeit aber gänzlich den letztern gefolgt ist. Seine Inaugural-Dissertation: sur les Medicamens bresiliens, que Yon peut substituer aux medicamens exotiques dans la pratique de la Medecine du Bresil, Par. 1830. 4., enthält fast nur diejenigen Nachrichten, welche sich über brasilianische Arzneipflanzen in den Schriften von Piso, Marcgrave, St. Hilaire und Martius befinden, nach pharmakodynamischen Rück- sichten zusammengestellt. Da die südlichen Häfen Brasiliens, besonders aber Rio de Janeiro, einen trefllichen Rızhepunct für Weltumseglungen darbieten, sind sie seit Magelhaens oft besucht, und bei dieser Gelegenheit auch die dortigen Pflanzen von den Naturforschern jener Ex- peditionen gesammelt worden. Cook berührte auf seiner ersten Erdumseglung i. J. 1768 den herrli- chen Hafen von Rio, wo Banks und Solander bota- nisirten. Manche interessante Pflanze, die von die- sen Naturforschern entdeckt und im Herbario Bank- siano niedergelegt worden ist, ward erst siebzig Jahre später bekannt gemacht, wie z.B. Oxypetalum Banksii und Alsodeia physophora. Eben dort legte im Jahre 1766 Bougainville an, und sein Begleiter mn 25 Commerson verewigte den Namen seines Führers durch die schöne Bougainvillea spectabilis, welche er in den Hecken der Vorstädte sammelte. Ma- cariney kam auf seiner Reise nach China i.J. 1792 nach Rio, wo sein junger Begleiter Sir George Staun- ton manche wichtige Pflanzenart fand, Die russi- schen Seefahrer Krusenstern i. J. 1803 u. Kotzebue 1815, Ersterer von Langsdorff und Tilesius, Letz- terer von Chamisso begleitet, stationirten auf der schönen Insel S. Catharina. Die ersten reizenden Schilderungen von der Herrlichkeit der brasiliani- schen Vegetation verdanken wir dem Hrn. v. Laugs- dorf, Sie haben mächtig dazu beigetragen, die Au- gen der europäischen Naturforscher auf ein früher fast ganz unbekanntes Tropenland zu lenken. Die brasilianischen Pflanzen, welche auf diesen heiden - russischen Expeditionen erbeutet wurden, sind be- sonders in den folgenden Werken beschrieben : Plantes recneillies pendant le Voyage des Russes aulour da Monde. Prem. partie, Icones filicum (auct, Fischer et Langsdorff, Stuttg. ı810. Fol., Tab. ı — 30.) Enumeratio filicum, quas in itinere tirca terram legit Adalb. de Chamisso, auct. J. F. Kaulfuss, Lips. 1824. 8., und, vorzugsweise in einer Schätzbaren Reihe von Abhandlungen von den HH. v. Chamisso und v. Schlechtendal in der Linnäa, unter dem Titel: De plantis in expeditione specu- latoria Romanzoffiana collectis. — Freyciuet, Voyage au tour du Monde, 18:7 — ı820, giebt in dem bo- tanischen Theile, von Gaudichaud, Paris 1825. 4- 26 viele bei Rio de Janeiro gesammelte Pflanzen an. Die zweite neuere französische Expedition von Du- perrey, in den Jahren ı822 bis ı824, in dem bota- nischen Theile von d’Urville, Brongniart und Bory de $, Vincent. . Par. 1828. ff. Fol. bearbeitet, be- reichert ebenfalls die Flora brasil. mit Gewächsen, welche auf $. Catharina (Octb. ı8322) sind gesam- melt worden.*) Ausserdem landeten noch andere französische Naturforscher, wie Gay u, Leschenault, in Rio de Janeiro, und sendeten. ihre Ausbeute in die Herbarien des Museums im Jardin des Plantes. Hr. Gaudichaud bereicherte überdiess diese Samm- lung mit einigen Tausend Pflanzen - Exemplaren, welche von mehreren brasilianischen Sammlern im öffentlichen Kabinete zu Rio de Janeiro waren nie- dergelegt worden. Auch besuchte O. v. Kotzebue Rio de Janeiro wieder, (Neue Reise um dıe Welt, in den Jahren 1825 bis ı826. Weimar 1830. I. S. 18 ff.) — Jameson sammelte v. W. Arnott beschrie- bene Moose. *”) Inzwischen waren es nicht blos diese schnell vorüberziehenden Naturforscher, welche die Küsten ausbeuteten, sondern es sollte nun auch das, s0 lange dem Zugange Europa’s verschlossene Brasilien in seinem Innern aufgethan werden. Der erste Eu- ropäer, welcher in dieser Periode Pflanzen in Bra- silien sammelte, war ein Deutscher, Hr. Sieber. Parä genoss damals unter dem Praesidium des er- *) Voyage au taur du monde etc, par Dupertey- 1828 ssq. **) Mem. Wern. Soc. V. p- 187. 27 leuchteten Conde dos Arcos einer glücklichen Ruhe. Dahin sendete der Hr. Graf von Hoffmannsegg, welcher durch seine Reisen in Portugal in vielfache Beziehungen zu den literärischen Illustrationen Brasiliens gekommen war, seinen Diener Sieber, um die dortigen Insecten zu sammeln. Dieser wackere, thätige Mann blieb nicht dabei stehen, sondern brachte seinem Patrone auch eine beträcht- liche Sammlung von getrockneten Pflanzen mit, die theils in der Umgegend von Parä, theils in Ca- metä, längs den Ufern des Tocantins, waren gefun- den worden, Viele dieser Arten sind von dem würdigen Hrn. Grafen v. Hoffmannsegg dem sel, Willdenow für dessen Species plantarum mitgetheilt worden. Die Sammlung aber ward von ihm in ei- nem besondern Manuscripte „Florula paraensis“ be. schrieben, und endlich mir, von dem Herm Grafen mit derjenigen hohen Liberalität, welche alle seine Handlungen zur Förderung der amabilis scientia aus- zeichnet, grossentheils zugleich mit dem Manuscripte gütigst mitgetheilt, um in die allgemeine Flora brasiliensis aufgenommen zu werden. Ich werde im Verlaufe der Herausgabe dieses Werkes Gele- genheit haben, öfter auf diese interessante Mitthei- lung zurückzukommen. Nach der Uebersiedlung des Hofes von Lissabon nach Rio de Janeiro ward Brasilien emanzipirt. Seine Häfen öffneten sich den Reisenden aller Län- der, und mehrere europäische Höfe sendeten di- plomatische Verireter nach der Hauptstadt des 28 selbstständig gewordenen Landes. Hr. v. Langsdorff nıhm seinen Aufenthalt in Rio de Janeiro, als k. russischer Generalconsul, und, hingerissen von der Schönheit der dortigen Vegetation, richtete er seine lebhafte Thätigkeit auch auf das Einsammeln zahl- reicher Pflanzen der Gegend von Rio, insbesondere dies Orgelgebirges (Serra dos Orgaons), wo er die schöne Fazenda Mandiocca besass, und der Küsten- striche bis Cabo Frio. Seine Ausbeute legte er mit ssrosser Freigebigkeit in dem Pariser, Münchener u. St. Petersburger öffentlichen, und in vielen Privat- Sammlungen nieder. In den ersten Jahren hatte er als Gehülfen für dieses Geschäfte Hrn. G. W. Yreyreiss aus Frankfurt bei sich, welcher dann in die Dienste $. D. des Hrn. Prinzen Max. v. Neuwied trat, und in den Jahren 1816 u. ı7 ihn auf seiner so erfolgreichen Reise von Rio de Janeiro längs der Küste nach Bahia begleitete. Früher auch von dem schwedischen Consul in Rio de Janeiro, Hrn, We- stin, unterstützt, machte Freyreiss Sammlungen für die Herbarien in Upsala und Stockholm. In zwei, unter Thunberg’s Praesidium geschriebenen Dissertationen v. Billberg u. Ahlberg (Upsal. 1817 u. 1818. 4.) sind 20 Arten von Freireiss’s Ausbeute beschrieben. Nachdem er noch eine Reise nach Minas Gera&s unternommen hatte, begab er sich mit seinem Landsmanne, Hrn. Sauerländer, nach Iheos, von wo Beide naturhistorische Sendungen in das Senkenberg’sche Institut ihrer Vaterstadt machten. Beide wurden aber ihrer rühmlichen 29 Thätigkeit alsbald durch den Tod entrissen. «(Die von ihm herausgegebenen Beiträge zur näheren Kenntniss des Kaiserthums Brasilien, Frkf. 1824. enthalten übrigens fast nichts für ihre Zeit Neries.) Hr. Fr, Sellow, aus Potsdam, war der erste europäische Naturforscher, welcher nach Brasilien lediglich in der Absicht kam, um seine vege- tabilischen Schätze auszubeuten. Auf Veranlas- sung und mit Unterstützung von Sir Joseph Banks und Hrn. Aylmer Bourke Lambert nach Rio de Ja- neiro gekommen, beschäftigte er sich zuerst mit der Flora der Umgegend von Rio de Janeiro, und schloss sich dann, zugleich mit Hrn, Freireiss, dem edlen Fürsten von Neuwied an. Als er nach dessen Riick- reise nach Europa, wieder ın Rio eintraf, erhielt er durch den literärisch gesinnten Minister Araujo zu- gleich mit Hrn, Freyreiss die Bestallung als brasi- lianischer Naturforscher, mit einem mässigen Gehalt, unter der Bedingung, für die öffentlichen Kabinete zu sammeln, und in späteren Jahren ward er beson- ders durch das k. preuss. hohe Staatsministerium in seinen rühmlichen Bestrebungen unterstützt. Er fand edle Gönner an dem k. preuss. Gesandten zu Rio, Hru, Grafen von Flemming, und dem damaligen Legationsrathe v. Olfers, welcher, selbst ein gründ- licher Gelehrter, die bewundernswürdige Ausdauer und Thätigkeit des enthusiastischen Naturforschers vollkommen würdigen konnte. Als Begleiter des Hrn. v. Olfers machte Hr. Sellow i. J. 1819 eme Reise durch die Provinzen von Minas Geraes und 30 S. Paulo, und später wendete er sich nach den südlichen Provinzen, S. Catharina, S. Pedro do Sul oder Rio Grande und Monte Video, die er nach allen Richtungen durchzog, und nicht blos in bota- nischer, sondern auch in geologischer Hinsicht gründlich durchforschte.*) Die zahlreichen, äusserst zweckmässig veranstalteten Sammlungan, welche er dem k. Museum in Berlin einsendete, beurkunden eben so schr seinen Fleiss, als seine Talente, und es.ist schmerzlich, dass er, nach so vielen vühmli- chen Austrengungen, nicht mehr in die Heimath zurückkehren konnte. Er verunglickte nämlich, entweder beim Baden, oder durch Meuchelmord am Rio Doce, Kein Botaniker, der bis jetzt Brasilien , betreten, hat das Land gleich lange und nach so verschiedenen Richtungen durchforscht, und es wäre im Interesse der Wissensehaft zu wünschen, dass die hinterlassenen Papiere, welche sich in den Hän- den seines edlen Gönners, des Hrn. v. Olfers, be- finden, der literärischen Welt mitgetheilt würden. Viele ‚seiner Entdeckungen sind bereits durch Hrn. geh. M. R. Link in den beiden Ausgaben des Hort. *) Zeugniss hievon giebt unter Andern die wichtige Abhandlung des Hrn. Weiss „‚über das südlicheEnde des Gebirgszuges von Brasilien in der Provinz S. Pedro do Sul und der Banda oriental oder dem Staate von Montevideo, nach den Sammlungen des Hrn. Fr. Sellow, in den ‘Abh, der k, preuss. Altad. d. W. zu Berlin. Berolinensis (1821. 1827. 1835.) und durch die Hrn. v. Chanusso und Schlechtendal in der Linnaea der literärischen Welt mitgetheilt worden; auch hat der sel. Sprengel manche derselben in seinen „neuen Entdeckungen im ganzen Umfange der Pflanzen- kunde“ Bd. 1—3. Lpzg. 1820 — 22. 8., in seinen übrigen kleinern Schriften und in der von ihm be- sorgten Ausgabe des Linne’schen Systema Veget. beschrieben ; viele Compositas hat Hr. Lessing in der Linnäa und in der Synopsis Generum Compo- sitarım, sehr viele andere hat Hr. De Candolle im 5. Bande seines Prodromus Syst. R. Veget. bekannt gemacht; aber eine noch grössere Menge harrt der Bearbeitung. *) Ein anderer Naturforscher, dessen Leistungen für die Flora brasiliensis ihm einen unsterblichen Namen sichern, und der gewissermassen als Fun- damental-Schriftsteller betrachtet werden kann, ist Hr. Aug. de St. Hilaire., Er reiste am ı. April 1816 im Gefolge des nach Rio bestimmten französischen Botschafters, Herzog v. Luxemburg, ab, und kehrte im August ı822 nach Frankreich zurück. Die von ıhm mitgebrachte Ausbeute an Pflanzen wird zu *) Das von Hrn. Sellow hinterlassene Herbarium zählt gegen 10,000 Arten! Es ist, testamentarischer Ver- fügung gemäss, so vertheilt worden, dass das erste Exemplar jeder Art dem K. Herbarium zu Berlin, das zweite dem Hrn. v. Olfers, das dritte dem Hın. Kunth zukam. 32 7000 Arten angeschlagen. Im December 1816 gieng Hr. v. St. Hilaire, zugleich mit Hrn. v. Langsdorff, von Rio de Janeiro in das Minenland ab, welches er länger als sein Begleiter, nämlich ı6 Monate lang, durchreiste. Eine zweite Expedition unternahm er, nach Rio de Janeiro zurückgekehrt, von dieser Hauptstadt aus, in die Provinz do Espiritu Santo und an den Rio Doce. Eine dritte Reise von grös- serer Ausdehnung gieng über S. Joam d’el Rey und die Serra Negra nach Paracatü, im westlichen Ge- biete der Provinz Minas, sodann nach Villa Boa, der Hauptstadt der Provinz Goyaz und bis an den Rio Claro. Von da wendete sich der Reisende. durch die offenen Campos zurück nach $. Paulo, und in den Süden nach Curitiba und Porto Alegre, Fast ein Jahr wurde von hier auf die Bereisung der Mis- sionen in Paraguay und der Banda oriental verwen- det. Von Porto Alegre kam endlich Hr. St. Hilaire zu Schiffe nach Rio de Janeiro zurück. Gross und mannichfaltig sind die Ergebnisse dieser Reise, und es bleibt nichts zu wünschen, als dass der würdige Unternehmer einer so schönen Expedition auch die Gesundheit geniessen möge, welche zur Veröffent- lichung aller seiner Arbeiten nöthig ist. Folgendes sind die Schriften, worin Hr. v. St. Hilaire zahlrei- che Beschreibungen von Pflanzen und höchst wich- tige Aufschlüsse über Pflanzengeographie, medizini- sche, ökonomische und technische Botanik nieder- gelegt hat. ı. Flora Brasiliae meridionalis auetore Aug. de St. Hilaire. Par. 1825 — ı832. Fol. Von 33 diesem Werke sind bis jetzt zwei Bände (20 .Hefte) und drei Hefte des dritten Bandes erschienen. Vom achten bis zwanzigsten Hefte erfreute sich der Verf. zweier ihätiger Mitarbeiter, der Hrn. Adrian v. Jussieu und Cambessedes. 2. Histoire des plantes les plus remarquables du Bresil et du Paraguay. Tome I. Paris 1824. 4. Mit Abbild. 3. Plantes usuelles des Brasiliens. Paris 1824. ssq. 4. Mit Abbild. 4. Voyage dans ‚les provinces de Rio de Janeiro et de Minas Gera&s par Aug. de.St. Hilaire. Tom. ı. 2. Paris 1830. 9 5. Voyage dans Ie District des diamans et sur leLittoral du Bresil. Tom. ı. 2. Par. 1833. 8. 6. Tableau de'la Vegetation primitive dans la pro- vince de Minas Geraäs. In Annales des Scienc. na- tur. Band 24. S. 64 fl. 7. Auch in den Bulletins de.la Societt philomatique von 1823 — 1826 sind mehrere ‚seiner Entdeckungen beschrieben, sowie in den Mem. du Museum d’hist. natur. II. p. 307 eine kurze Ansicht seiner Reise gegeben ist. Die Samm- lungen des Hrn. v. St. Hilaire befinden sich, so weit sie beschrieben worden, in dem allgemeinen Herbarium des königl. Pflanzengartens zu Paris. Fast gleichzeitig mit Hrn. Aug. de St. Hilaire war 5. D, Fürst Maximilian von Neuwied nach Rio de Janeiro gekommen, von dessen bereits er- wähnter Reise längs der Meeresküste bis Bahia ich hier nicht ausführlicher zu reden brauche, da die Schönen Resultate dieser ruhmwürdigen Unterneh- mung im deutschen Vaterlande, so wie sie es ver- dienen, bekannt geworden sind. In der an.leben- Beiblätt. z. Flora 1837. Bd. IL. 3 34 digen und objectiv getrenen Schilderungen so reichen Reisebeschreibung des edlen Fürsten finden sich auch viele wichtige Bemerkungen über die Pflanzen des von ihm durchreisten Landes, und mehrere der in- leressantesten Arten sind im Anhange, nach der Be- arbeitung des sel. Hrn. Hofraths Schrader in Göttin- gen und des Hrn. Präsidenten Nees von Esenbeck, erwähnt. Der Fürst hatte seinem würdigen Lehrer, Hofrath Schrader, eine fast vollständige Sammlung der von ihm mitgebrachten Pflanzen, etwa 600 Ar- ten, mitgetheilt, und jener Gelehrte hat über meh- rere derselben vorläufige Nachrichten in den götting'- schen gelehrten Anzeigen, 1821, Stück 72. p. 709 fl. bekannt gemacht. Besonders die von $. Durchlaucht gesammelten Farnkräuter unterwarf Hr. Schrader einer ausführlicheren Arbeit, welche theils in den gött. gelehrten Anzeigen, 1824. S. 857. gedruckt, theils mir im Manuseripte mitgetheilt worden ist, und sich gegenwärtig mit anderm Materiale über die Farnkräuter Brasiliens in den Händen meines Freun- des, Hrn. Prof. Kunze zu Leipzig, befindet, welcher die Ausarbeitung der Farn für die Flora brasiliensis übernommen hat. Einen andern Theil seiner Pflan- zensammlungen theilte der Herr Fürst den Hrn. Dr. Menke in Pyrmont, Hofkammerrath Klenze zu Lau- bach und Präs. Nees v. Esenbeck mit. Der letztere beschrieb mehrere derselben, und machte sie mit mir in folgenden Abhandlungen bekannt, die den Nevis Aclis Acad. Caes. Naturae Cur. einverleibt sind: ı. Beitrag zur Flora Brasilieus, von Maximilian; 362 Prinzen von Wied-Neuwied. Nova Act. Tom,-XL: P.T. S. 1—88. mit 6 Kupfertafeln u. N. A. Tom.‘ XI. S. 1—54. mit 8 Kupfertaf. 2. Göthea, .nü-: vum plant. genus a Ser. Princ. Maximiliano -Neer vidensi ex itinere brasiliensi relatum. Tom. XI, P;I.. $. 89— 102. mit 3 Taf. 3, Fraxinellae, plantarum‘ familia naturalis definita et secundum genera dis- posita, adjectis specierum brasiliensium descriptieni- bus. Ibidem. 149— ı90. mit 14 Täf. 4. Zollernia, novum plant. genus Frid. Guil. Uf. Borussorum. Regi sacrum, Acad. namine offerunt Maximilianus Princ. Wiedensis et Ch. G. Nees ab Esenbeck. Tom. . XI P. I. p. XIII. c. ic. Ausserdem beschrieb Hr. Präs. Nees v. Esenbeck von den durch S. Durchl. gesammelten Gewächsen: Hornschuchia, nov. plant. brasil. genus, in Denkschr. der Regensb. bot. Ges. Bd. 2. 1822. $. 159. mit 2 Tafeln. Die übrigen bo- tanischen Sammlungen hatte $. Durchlaucht der Fürst von Wied die Güte, mir mitzutheilen. Sie machen einen Theil meines Herbarii aus, und wer- Jen zugleich mit den übrigen, mir und meinen.Col-. laboratoren zu Gebote stehenden Materialien in der Flora brasiliensis ausführlich beschrieben werden. In den Jahren ı8ı5 und ı816 befanden sich auch zwei englische Gärtner, die Hrn, Bowie und Allan Cunningham in Brasilien. Sie sammelten auf Kosten des Gartens in Kew, wo sich gegenwärtig manche der von ihnen eingesendeten Gewächse le- bend, und ausserdem beträchtliche Herbarien befin- den, welche jedoch nur theilweise bestimmt und ;* 36. bekannt gemacht worden sind. Beide Reisende ver- liessen Brasilien von S. Paulo aus, um als Colonial- Gärtner. nach’ dem Cap der guten Hoffnung und nach Neukolland weiter zu reisen, Hr. Bowie unterlag den’ Mühseligkeiten der Reise. Hr. Allan Cunning- ham:kehrte nach mehreren Jahren, welche er der Erforschung der Flora von Neuholland, zum Theil im Gefolge des .Capitains King, und einem Besuche in Neuseeland und der Norfolks-Insel gewidmet hatte, mach England zurück. Neuerlich ist er zum zwei- ten Male nach Port Jackson’ abgereist, um die Stelle seines von den Wilden erschlagenen Bruders, als “ Celonial-Botaniker zu ersetzen. Die Vermählung des damaligen Kronprinzen D. Pedro, nachmaligen Kaisers von Brasilien mit IL. Rais. H. der Erzherzogin Leopoldme von Oester- reich gab Veranlassung zu derjenigen Expedition österreichischer Naturforscher, mit welcher auch wir, mein verstorbener Collega v. Spix und ich, in jenes Land abgiengen. Wir verliessen Europa im Frühling 1817. Für Botanik waren der Hr. Prof. Mikan, jetzt Emeritus in Prag, Hr. Dr. Pohl, der leider im May ı854 der Wissenschaft durch den Tod entrissen wurde, Hr. Heinr. Schott gegenwär- tig kaiserl. könig]. Garten - Inspektor zu Sehönbrun, und der durch einen Sturz vom Pferde in Brasilien verunglückte Pflanzenmaler Hr. Buchberger , Mit- glieder dieser Mission. Der Erstere machte sich während seines einjährigen Aufenthaltes besonders mit der Flora der Umgegend von Rio de Janeiro 37 bekannt, da er, bald: wieder in ‘das Vaterland: al- berufen, nur eine Küstenreise nach.Cabo Frio 'untet- nchmen komte. ‘Ueber seine'Reise:Vergl. Mikan: Kinder meiner Laune. Prag’ 1333. Zweite Abihei- hung, Reise-Notizen aus Brasilien $. 95— ı70.. In einem Prachtwerke: Delectus Florae. et: Faunae bra- siliensis, hat er mehrere seiner Entdeckungen dem literär. Publicum mitgetheilt. Es: wäre zu wünschen, dass dieses schöne Werk, wovon nur vier Hefte er schienen sind, weiter fortgesetzt würde, Hr. Heiar. Schott, ein eben so geschickter Cultivateur als. ge- nauer Pflanzenforscher und trefflicher Zeichner, war durch den Special-Auftrag, lebende Pflanzen für die kaiserlichen Gärten zu sammeln; ebenfalls an. die Nähe der Hauptstadt gebunden. . Doch unternahm derselbe von Rio aus mehrere Ausflüge in die Cam- pos am Paraiba- und Paraibuna-Fhisse , durch den District von Canta Gallo und nach-Macucu. Er ward später in seinen Arbeiten durch den über London nachgesendeten Gärtner Schücht unterstützt. Ein auserlesenes Herbariam von mehreren tausend, .zum Theile sehr seltenen und interessanten Gewächsen ward die Frucht. seiner Bemührngen. Hr. Dr. Pohl unternahm eine viel grössere Reise. Er gieng, nach- dem er südlich von Rio bis $. Marcos und nördlich bis an den Paraiba - Strom Ausflüge gemacht hatte, über Barbacena in .das Minas-Land, nach Villa Rica, ‘Villa do Principe, (am Diamanten-Districte, der ihm verschlossen blieb, vorbei) bis an den Rio Grande de Belmonte; dann wendete er sich westlich, nach 38 Goyaz und fuhr..den Rio Maranuham, den. östlichen Hauptast. des. Tocaniins, bis zum achten Grade s.B. ‚hinab. ‚Von Porto Real führte ihn sein Weg nach Villa Boa zurück, und von hier aus gelangte er ge- gen Ende des Jahres 1821 wieder nach Rio de Ja- neiro. Die Schicksale der österreichischen Reisenden sind theils in. den „Nachrichten von den kais. österr, Naturforschern in Brasilien und den Resultaten ih- rer Betriebsamkeit, 2 Hefte, Brünn 1822. 8.°, theils in Pohl’s Reise in Brasilien, Wien 1832. 4 (erster und einziger Band) niedergelegt. Was dieser fleis- sige Reisende für die Flora Brasiliens geleistet hat, lässt sich aus dem Prachtwerke: Plantarum Brasiliae Icones et descriptiones hactenus ineditae. Vindob, Vol. I. 1827. Vol. I. 1851. beurtheilen. Mehrere der'von ihm mitgebrachten Farn hatHr. C. B. Presl in den Deliciis pragens. beschrieben. (Sowie andere, in denselbenGegenden, durch Freyreiss gesammelte Arten durch Swartz, in den schwedischen Abhandlungen v. :1817., bekannt gemacht wurden.) Die Sammlung, wel- ‚che Pohl in dem k.k. Kabinete niedergelegt hat, wird anter der literärischen Mitwirkung des verdienstvol- len Custos desselben, Hrn. Dr. Endlicher, wohl bald auch literärisches Gemeingut werden. —— Hr. Raddi, aus Florenz, dessen. Schicksal an den Pyramiden Aegyptens erfüllt wurde, kam ebenfalls mit der öster- reichischen Expedition nach ‚Rio de Janeiro, und botanisirte daselbst etwa ein Jahr lang. Von ihm besitzen wir: Filices brasilienses, Fol. Agrostogra- phia bras. 8. Quarante piante del Brasile, im XVII. Vol. der Atti della Societa italiana u. s. w. 39 Die beiden bayerischen Naturforscher, welche ebenfalls im Gefolge der östreichischen Grossbotschaft in Rio angelangt, auf Befehl S.M. des höchstseligen Königs Maximilian Joseph von Bayern eine Reise in das Innere Brasiliens unternehmen sollten, Dr. v. Spix und ich, blieben vom Juli bis December 1817 in der Hauptstadt, und traten dann ihre Reise mit der Absicht an, Brasilien vom Wendekreis des Steinbocks bis zur Linie zu durchschneiden, um auf diese Weise ein durch allgemein physikalische Grenzen bezeichnetes Gebiet, wenn auch nur flüch- tig und gleichsam im Vogelperspectiv, kennen zu lernen. Wir reisten daher zuerst von Rio de Ja- neiro nach Süden bis zur Stadt $. Paulo, der Ei- senfabrik von Ypanema und dem Porto Feliz, dem Einschiffungsorte für die Binnenfahrt nach Mato Grosso. . Von da wendeten wir uns nach Norden, über Villa de S, Joam W’E] Rey nach dem Haupt- ort des Goldlandes, Villa Rica, jetzt Cıdade de Ouro preto. Eine Nebenreise nach Osten, in die Wälder der Küsten-Cordillere machte uns mit den vier, dort lebenden Indianerstämmen bekannt. Nach Villa Rica zurückgekehrt, setzten wir die Reise in den Diaman- tendistrict fort. Diese, durch eine höchst eigenthim- liche Pflanzenwelt merkwürdige Gegend, ist, so viel ich weiss, nur von Hrn, St, Hilaire und uns be- sucht worden. Von Tejuco giengen wir auf das Hoch-Plateau von Minas-Novas, erreichten nochmals den Strich der bergigen Küstenwälder, und kamen dann durch die sogenannte Wüste (Sertam), ein hü- 40 geliges Gebiet, wo sich der Charakter der Vegeta. tion gänzlich. verändert, nach dem Rio de $. Fran. » 30» 29 „ Sufen » Jufen » 20 5 8 „ Salze ‚„ Salve » #535 » 9 „» Anzahl „ Unzahl » 5 » 29 » JInnleite „ Ferleite » 43 » 30 ,„ Ochenbar „ Ochsenkar >» 4 » 4 5 Sebauer „ Sekauer » 4 » 7 „ jenen » jener » 48 „» 45 „ von „ an » 55 » 9 „» Gewölbe „ Gerölle » 5 » 9 „ Plaiten ,„ Plaiken ” 65 N 10 er} Höhen „, hohen sl Literaturberıcht Nro. 6. fortgesetzte Beobachtungen noch weiters zu wün- schen seyn. Es folgen Petlrocallis pyrenaica, Hutchinsia brevicaulis, H. petraea, Tlılaspi perfoliatum, T. alpinum, T. alpestre, T. prae- cox, T. montanum und T. alliaceum, in Bil- dern, die man nicht ohne Vergnügen und ohne Be- lebrung aus der Hand legen wird. Das 66ste Heft ist ganz mit Cruciferen ange- füllt, worunter die von Elsmann im südlı- chen Tyrol entdeckte Cupsella pauciflora Jioch als eine ganz neue Pflanze erscheint, so wie die Auseinandersetzung vun Alyssum gemonense und saxatile Aufmerksamkeit verdient. Auch das wahre 4A. alpestre L. erscheint hier zum erstenmal als ächtes deutsches Gewächs, da das früher von Wul- fen aus der Ovir in Härnthen angegebene , auch im ässten Hefte von Sturm abgebildete Gewächs die- ses Namens unrichtig bestimmt ist, und nach Bern: hardı eine eigene Art (A. Wulfenianum) aus- macht. Gleichwohl sind wir veranlasst, den einzi- gen angegebenen Standort, „Schaufelsen in Baden“ zu bezweifeln, und müssen bedauern, dass nicht ein solches ächtes deutsches Gewächs, sondern ein schweizerisches abgebildet ist, indem dadurch alle Zweifel verstummt wären. Im 67sten Hefte finden wir unter andern die 3 Senperviva, Funckii, montanum und Braunii, welch letzteres jedoch mit 9; MWulfenü als iden- Literaturber. 1857. 6 ip üsch erscheint. Ranunculus aquatilis nimmt mit seinen Abarten allein 5 Blätter ein. Das 68ste Heft ist ausser Cerinthe minor und alpina wieder mit Cruciferen und ihren Abarten angefüllt, besonders aus der Gattung Lepidium und Diplotaxis. . Sehr interessant stellt sich das 70ste Heft mit Labiaten dar, namentlich mit Calamintha, Thy- mus und Linaria. Sehr deutlich sind C. offiei- cinalis und C. Nepeta auseinandergesetzt, mit der Bemerkung, dass die bei Regensburg und Salzburg vorkommende Pflanze die letztere, nicht erstere sey, als welche mehr dem nördlichen Deutschland an- gehört. Da bei C. Acinos der var. pubescens nicht erwähnt wird, so scheint es als ob der Verf. den Acinos villosus Pers. als Art betrachte. Dei Thymus Serpyllum nimmt die einzige Species alle davon abgesonderte Formen wieder auf, obwohl wir den Th. angustifolius, der hier, anstatt des ächten Serpyllum abgebildet ist, für eigene Art erklären möchten. Von Th. pannonicus All. sind auch ‚die var. latifolia hirsula und anguslijolia hirsuta besonders abgebildet, welches füglich durch einzelne Blätter bei der Hauptart hätte gesche- hen können, wie vorhin bei Calamintha officinalis eine kleinere Blüthe vorgestellt worden, denn man- cher möchte wohl in Sturins Flora lieber Species als Varietäten kennen lernen, so wichtig sie im an- derer Hinsicht seyn mögen. Das ÖOste Heft macht den Beschluss der Cari- 85 ces, wovon bekamntlich nun alle 7 Hefte, in einem Bande gebunden, zu haben sind. Die hier gezeich- nete C. loliacea ist, nach einem schwedischen I['x- emplar, zwar die ächte Linne’sche Art, aber sie gehört nicht in diese Flora, denn der im Friaul angegebene Wohnort enthält nur C. muricata L. Es hat schon Tommassini angegeben, dass die Suffren’schen Pflanzen nur mit Vorsicht zu citi- ren seyen. C. Gaudiniana Guthn. ist ein schüner Beitrag zu Deutschl. Flora, da sie häufig auch in der Gegend des Bodensees vorkommt. C. stolo- nifera scheint mit C. caespitosa alpina identisch zu seyn, so wie wir auch in Versuchung gerathen, C. erythrostachys IIpp. und evoluta Hart. als eine und dieselbe Art zu betrachten, sobald man beide Figuren neben einander hält. C rhynchocarpa Heuff. ist eine treflliche Iintdeckung, und die C. lepidocarpa Tuusch. empfehlen wir zu weiterer Untersuchung , da sie mit C. flava vereint wach- sen soll, uns aber noch nicht vorgekommen ist. Prodromus Florae Hercyniae oder Verzeichniss der in dem Harzgebiete wildwachsenden Pflanzen. Nach dem Sexualsystem geordne- von Ernst Hampe, Apotheker zu Blanken- burg. Halle, bei Gebauer gedruckt. 1836. 09S. in 8 In der kurzen aber sehr gewichtigen Vorrede zu diesem vorläuiigen Namensverzeichniss der Harzt 6» 64 gebirgspflanzen verbreitet sich der Verf. nicht nur über den Bezirk, den die Harzflora einzunehmen hat, und der, nach den Gränzen der Gewässer be- rechnet, eine Strecke von etwa 16 Meilen Länge und 10 Meilen Breite ausmacht, und dessen Mit. telpunkt etiwa zwischen Blankenburg und Hasselfelde zu liegen kommt, sondern cs wird auch bemerkt, dass das Verzeichniss selbst den anwohnenden Bo- tanikern zu dem Endzwecke mitgetheilt werde, dass sie diese Gegenden fleissig erforschen mögen, wobei sich der Verf. die etwa zweifelhaften Ge. wächse zur Ansicht ausbittet, weil er in der nach- folgenden Flora nichts aufnehmen will, als was er selbst geseben hat. Daher sind auch in dem vor- liegenden Verzeichnisse die dubia zweckmässig ausgezeichnet. Erwägen wir nun, dass der Bezirk der ange- gehenen Flora fast in seinem Mitielpunkte das Brockengebirg cntuidt, das schon cinen subal- piven Ansirich hat und dem Fichtel- und Riesen- gebirg an Tiöbe und Ausdehnung, so wie an Man- nigfaltigkeit der Gebirgssrten und Abwechselung des Bodens nicht viel nachgibt, in botanischer Rin- sicht aber immer noch nicht vollständig genug untersucht ist; so inüssen wir dem Uhnterneismen des Verfassers, der als geübter Botaniker schon bekannt ist, hier aber auch zugleich als Patriot er- scheint, vollen Beifall zollen, zumal wir überzeugt sind, dass, nach dem vorliegenden Prodrom zu schliessen, di» Flora selbst einen gewichtigen 85 Beitrag zur deutschen Flora, wie zur spediellen Botanik liefern wird. Ziehen wir nun weiters das vorgesetzie ‘Wotto: „Varietales, qui ad species suas redigit, non mi- nora praeelat, quam qui species ad propria genvra emendat,“ in Betracht, sd werden wir alsobrld begreifen, dass üer Verf. keinen Duhm darin su- che, die Arten zu vervielfältigen, sondern vielmehr dem Gegentheil huldige. Wir wollen «liess durch- aus nicht missbilligen, indem wir überzeugt sind, dass durch beiderseitige Extreme am ersten das sicherste Verhältniss ausgemittelt werde. Freilich wird eine völlige Vereinigung hiebei chen eo wenig zu erzielen seyn, als bei Bildung der Familien, Gattungen, Untergattungen u. s. fi, da sich die Resultate jederzeit anders gestalten müssen, so bald verschiedene Pflanzentheile für die Hauptmoniente der Bestimmungen gewählt werden. In der That würde auch, ohne Versuche dieser Art, der ganze Zweck der systematischen Botanik sich von selbst auflösen. Es kann unsere Absicht nicht seyn, hier das Verzeichniss aller angegebenen Varietäten, die der Verf. von Synonymen sehr weislich unterschieden hat, zu geben, oder hei ein und andern mit Macht- sprüchen aufzutreten, vichwehr wollen viir neuer- dings der Aussaat das Wort reden, und m dieser Hinsicht zu Verguchen anratbken, wie sie ohnlängst est mit don Samen von Qrobanchen und Cheno- 86 podium crassifolium auf schr erspriessliche Weise statt gefunden haben. Wenn der Verf. den Gattungen die älteste Au- torität beisetzte, so möchten wir zuvörderst an die treflliche Würdigung dieses Verfahrens durch Hugo Mohl erinnern. Sie sind übrigens nach dem jetzi- gen Stande der Wissenschaft mit Vorsicht ausgewählt, und sammt den Arten in Linn. Ordnung verzeich- net, mit Ausnahme der 25sten Classe, deren Inhalt suo loco vertheilt ist. An Seltenheiten hat dieses Verzeichniss, ungeachtet die von frühern Botani- kern aufgestellten Arten meistens wegfallen, nicht wenige aufgezählt, z. B. Lasiagrostis variegata Meyer, Campanula latifolia L., Ribes alpinum, Alyrrhis odorala, JImperatoria Östruthium, Gypsophila fastigiata, Anemone alpina, Ra. nunculus illyricus, Sideritis hercynica Meyer, Marrubium creticum, Stachys alpina, Linnaea borealis, Melampyrum sylvaticum, (an verum? dann wäre M. alpestre Pers. als Syn. anzufügen), Conringia alpina, Inula britannica (Britanica) Aster alpinus, Senecio alpinus, Hieracium al- pinum, Sonchus alpinus, Helminthia echioides, Carex saxalilis. — Bilbg sind wir verwundert, bei der Tendenz des Verf., Varietäten oder verwandte Formen einzuschalten, dennoch Alchemilla mon- tana, Gagea saxalilis, Camelina dentatu, Ächil- lea setacea, Epipactis atrorubens et microphylla als Arten verzeichnet zu sehen. _ Aber sicherlich wird der Verf. seine Gründe unfFseine Erfahrun- 87 gen für sich haben, da er nichts unbedachtsam nie- derschrieb. So lesen wir mit Vergnügen bei Thy- mus Serpyllum L. und Th. angustifolius Schreb , die beide als Arten dastehen, aber mehrere Varie- täten enthalten, die Anmerkung: „Obgleich die neueren Autoren beide vereinigen, so muss ich doch mich dagegen erklären; ich stütze mich auf eigene Beobachtungen. Mir sind noch nie Formen vor- gekommen, die den Uehbergang beweisen. \Venn auch Th. Serpyllum schmalblättrig, oder Th. an- gustifolius breitblättrig vorkommt, so beweist solches noch keineswegs, dass Alles eins ist.“ Dann ferner bei Mentha crispata Schrad. „diese kommt am Harz an vielen Orten und auch häufig vor, aber noch nie habe ich einen Üebergang zu M. sylvestris L. wahrgenommen, obgleich heide zusammenstchen. Wohl aber habe ich glatte For- men von M. sylvestris und rauhe Abänderungen von M. crispata gesehen.“ Yu dieser M. cris- pata gehört wohl auch unstreitig M. crispa Ehrh. und M. hercynica Röhl., die hier noch nicht erwähnt sind. Bei Gastridium australe, das, als Fremdling dieser Flora , gelegenheitlich angezeigt worden, ist bemerkt , dass es von Sprengel als Calamagro- stis Schwabii angegeben sey. Visla montana L. ist hergestellt und nimmt Fiola Ruppii All. als Syn., P. nemoralis Ktzg. und F. pratensis M. et RK. als Varietäten auf. Indem der Verf. den Juncus communis Meyer herstellt. möchten wir 85 vermuthen, dass er den J. effusus compactus, der hier nicht erwähnt worden, für den J. conglome- ratus L. angesehen habe. Epilobium alpinum L. als var. E. tetragoni dürfte nicht zu billigen seyn. Die Saxifragen sind arg zusämmengezogen, indem unter Suxifraga caespilosa L. nicht nur 8. deci. piens Ehrh. als Syn., sondern auch S$. Sternbergi, S. villosa, $. palmata, S. uniflora und S. groen- landica als Varietäten erscheinen. Noch immer ist doch dieser Steinbrech cine schr betrügliche Pilanze! Bei Alsine tenuifolia steht „non vidi,® obwuhl nach Reichenbach diese Pflanze von unserm Verf. bei Allendorf gefunden seyn soll. Derselbe Rehb. spricht mit Zuversicht von der Arenaria caespitosa Ehrh. als emer eigenthünli- chen Harzpilanze, die hier aber nicht verzeichnet ist, sie sey denn unter A. verna verstanden. Unter Potentilla alba kommt P.hybrida Wallr. zugleich mit P. splendens Ramd. als ‚Bastard von jener mit P. Fragariastrum Ehrh. vor. Aconi- tum Theliphonum, FPulparia und Myoctonum wandern als Var. zu A. Lycoctonum und A. va- riegatum L. nimmt A. Cammarum Jacg. alsSyn., altigaleatum VP. et Grbwsk., dann Bernhardia- num Wallr. als Varietäten auf. Endlich erhält 4. Cammarum L. et Fries das Syn. A. Stäerkea- num Rchb. mit der Var. bicolor, die nach Hım terhuber undKoc h auch auf dem salzburgischen Untersberg vorkommt. Die Betonica officinalis ist wieder ın ihre Rechte eingesetzt, indem sie die 8) hirta als Var. und diese die s/ricla Ait. als Syn. erhalten hat. So ist auch Ballota nigra L. her- gestellt. Von Orobanche sind mehrere Arten redu- cirt worden. Pisum arvense L. ist als Dastard von Pisum sativum und Ficia sativa aufgeführt. Zu Senecio nemorensis L. kommen $. ovatus FFilld, und S. salicifolius FFallr. als var. ß. et y. Wir würden auch Sen. Fuchsii und 8. ger- wmanicus hicher ziehen. Bei Filago hat der Verf. die neuern von Fries vorgetragenen Bestimmun- gen nicht angenommen, die Gattung steht noch unter Gnaphalium und statt F. minima steht des- halb G. montanum FWilld. Zu Apargia hispida Pılld. kommen 4A. guesiphalica Bngh., hastilis YWilld. und alpina Jacg. Letztere allerdings, ın so fern sie eine Form von A. hastilis ist, von welcher aber die ächte A. alpina, vielmehr Leoniodon pyrenaicum gänzlich verschieden ist. Auch Apar- gia Taraxaci MWilld. gehört nur in so fern als Var. zu A. autumnalis, als Willd. das Iliera- cium Taraxaci Linn. mit inbegriff, aber doch die ächte Pflanze, das Leontodon Taraxaci Loisel. diagnosirte und anderweitige richtige Synonyına dazu zählte. Hieracium Halleri Ffilld. steht si- cherlich besser unter H. alpinum als unter II. am. plexicaule. Auch halten wir U. rupestre Ail., die hier zu H. murorum gezählt wird, für eine planta Helretiae indigena. Die Gynandria ist trellich und mit. Auswahl nach der neuesten Anordnung durghgeführt, und enthält viele seltene Arten.. Die 90 Gattung Carex ist weder in Fignea und Carex zerfällt, noch sind 2 und 3 stigmata zur Abtheilung berücksichtigt, sondern grösstentheils ist Spren- gels Anordnung befolgt, was uns nicht zweckmäs. sig zu seyn scheint. Carex tetanica Schk., statt C. vaginata Tausch., scheint nach Rchbs. früherer Bestimmung statt gefunden zu haben, was aber dieser Autor schon selbst verbessert hat. Im Gan- zen sind 1271 Phanerogamen verzeichnet. Die Kryptogamen werden mit besondern Zif. fern aufgeführt. Polypodium calcareum steht als Var. unter P. Dryopteris, was uns’ noch näherer Prüfung zu bedürfen scheint. Sphagnum rigidum N. et H. und S. contortum Schultz. sind als eigne Arten aufgeführt, dagegen fehlen 8. compactum Schw. und $. subsecundum N. ab E‘, von wel- chen erstere doch nur als Formen zu betrachten sind. Gymnostomum intermedium ist nicht bloss Vartetät von G. fruncatum , sondern eine hinling- lich verschiedene Art. Tetraphis ovata et repan- da Fuhck sind nur verkrüppelte Formen der T. Browneana. Die ächte, von Funck zuerst aus- getheilte" Encalypta pilifera hat kein Peristom, sie steht daher mit Unrecht als Varıetät unter E. rhab-. docarpa, die allerdings auch mehr oder weniger behaart vorkommt. Gerne sehen wir dagegen Ra- comitrium ericoides unter R. canescens. Von der Ansicht, dass Buxbaumia indusiata Brid. als ß. zur B. aphylla gehöre, wird der Verfasser durch Bruch's und Schimper's meisterhafte Darstel- 9 lungen beider Pflanzen wohl schonßzurückgekom- men seyn, und ebenso dürfte ilın die bald zu er- wartende Monographie der Orthotrichen beider Gelehrten überzeugen, dass die Vereinigung von O. fallax Bruch., O. tenellum ej., pumilum Sw. und speciosum Nees unter O. afine Schrad. etwas zu sehr gewagt sey. Wenn der Verf. unter Bartramia fontana ß. falcata eine nicht seltene Abänderung der B. fontana mit sichelförmigen Blättern versteht, so haben wir nichts dagegen cin- zuwenden, dagegen müssten wir aber widersprechen, wenn er auch B. falcata Smith. darunter begrei- fen wollte. Die Lebermoose sind nach Nees von Esenbeck’s Anordnung auseinandergesctzt, die Flechten nach Meyer. Die ÜCiadonien sind auf 4 Arten reduzirt: Cl, coccinea, rufa, fusca, car- neo-badia. Algen und Schwämme sind ausge- schlossen, demohngeachtet beläuft sich die Anzahl der aufgezählten Kryptogamen auf 596 Arten. Als Anhang findet sich ein Verzeichniss von 40 Pflan- zen, welche wahrscheinlich noch im Bereiche des Harzgebietes gefunden werden können, nebst An- merkung der mutlimasslichen Standorte. Nach sol- chen Prämissen darf die Wissenschaft wohl bald einem ausführlicheren trefllichken Werke entgegen- sehen, und wir geben dem Verf. mit vollem Her- zen seine Schlussworte zurück: „Gluck auf denn — möge unser Ziel bald erreicht werden!“ ” 02 Enumeratio stirpium phanerogamicarum circı Hamburgum sponte crescenlium. Auctore J, R. Siekmann. Hamb. typis J. A. Meissneri 1837. 80 Seiten in 8. Ein Verzeichniss der um Hamburg wachsenden phanerogamischen Gewächse nach dem Linn. Sy- steme, nebst Angabe der allgemeinen und beson- dern \WVohnörter und der Blüthezeit wird für die dort Botanisirenden gewiss sehr erwünscht seyn und erscheint auch in so fern für eine allgemeine vater- Jändische Flora nicht unwichtig, als es die Pflanzen von einer der entferntesten Gränzen des Landes dar- bietet. Da indessen der Umfang der Excursionen sich nur auf ein Paar Stunden im Umfang erstreckte, so kann das Ergebniss auch nicht sehr reichhaltig seyn, und wir finden kaum eine oder andere Pflanze, die zu den merkwürdigern gehören. Z. B. Alope- curus nigricans neben pratensis, deren richtige Bestimmung noch Erläuterung verdiente. Festuca Myurus und bromoides werden durch ein augen- fälliges Unterscheidungszeichen characterisirt, in- dem erstere: „culmo usque ad originem paniculae vaginis tecto,‘ letztere aber: „culmo superne nudo" angegeben wird. Festuca heterophylla Haenk. muss mit F. nemorum Leyss. bezeichnet werden, da die Haenke’'sche Pflanze nur in hohen Alpen vorkommt und mit F. nigrescens idenlisch_ ist, Sollte Primula ofhcinalis wirklich um Hamburg fehlen? Merkwürdig ist Fritillaria Meleagris L. und Genista anglica. Sedum annuum in gram- = 93 nosis dürfte zweifelhaft seyn. Carex arenuria planta vulgatissima! C. argyroglochin Horn. wird als Var. zu C. leporina L. gezogen, was in so fern Gewicht hat, als der Verf. sie frisch unlersuchen konnte, und was allerdings statt findet, wenn bloss in den „spiculis tenuioribus et bracteolis argenteo- albis“ die Verschiedenheiten liegen sollen. Unsere Exemplare sind indessen nur einzelne Halmıe, wäh- rend C. leporina in Rasen wächst, und diess wäre auch zu beachten gewesen. Endlich finden wir unter den Weiden die seltene Salix rosmarinifolia und zwar mit der Bezeichnung: fol. linearibus strictis acuminatis subintegerrimis subtus sericeis. Wir hätten auch gerne gelesen, ob dieser Strauch aufrecht steht, oder niederliegt, da von der älnli- chen S, repens var. prostratae ct alscendentes an- gegeben werden. Bei Salix alba finden wir die Merkwürdigkeit: exstant specimina duo in nemore prope Flottbeck sito, adhuc laete virentia, diame- tro sexpedali et altitudine 72 pedali. Zum Schlusse lesen wir von einer Monographia Salicum Germa- niae septentrionalis adhuc inedita, deren Erschei- nung wir um so mehr mit Sehnsucht entgegen schen, als der Verf. gerade bei der Gattung Salix hiufi- gere Bemerkungen gegeben hat, die auf ein gründ- liches Werk schliessen lassen. Die Zahl der auf- geführten Arten beträgt ina Ganzen 930. Vindobonae, apud Fr. Beck, Universitatis biblio- polam 1837: Enumcralio plantarum, quas 94 in Novae Hollandiae ora austro - occidentali ad fluvium Cygnorum et in sinu Regis Geor- gü collegit Carolus Liber Baro de Hügel, Nro. 1. 85 pag. in gr. 8. Es ist eine sehr erfreuliche Erscheinung, die zahlreichen botanischen Schätze, welche Freiherr von Hügel von seiner Reise zurückgebracht hat, so bald bestimmt und beschrieben zu sehen. Dem glücklichen Umstande , dass die ersten Botaniker Wiens — Endlicher, Fenzl, Schott — und selbst der auf Besuch dort weilende Bentham, sich mit Eifer der Bearbeitung derselben unterzie- hen, so wie den zahlreichen Hülfsmitteln, welche diesen Gelehrten in der Kaiserstadt zu Gebote stehen, verdanken wir diese der Wissenschaft so förder- liche Beschleunigung, und es ist sehr zu loben, dass sie dergleichen Enumerstionen der Pflanzen bestimm- ter Bezirke grösseren, mit Kupfern gezierten Wer- ken, welche die neuen Arten bildlich darstellen sollen, vorausschieken. So klein das vorliegende Werkchen ist, so [enthält es doch einen solchen Reichthum wohlbegründeter neuer Gattungen und Arten, von welchen letztern im Ganzen 307 auf- gezählt sind, dass es uns unmöglich ist, hier ins Einzelne einzugehen und wir uns damit bescheiden müssen, dasselbe als eine der wichtigsten Erschei- nungen auf dem Gebiete der beschreibenden Bota- nik zu bezeichnen. 95 Breslau, in Commission bei Max. 1837: Bemer- kungen über die geographische Vertheilung und Ferbreitung der Gewächse Grossbritan- niens, besonders nach ihrer Abhängigkeit von der geographischen Breite, der Höhe und dem Rılima. Von Hewett Gottrell Wat- son. Uebersetzt und mit Beilagen und Anmer- kungen verschen von C. T. Beilschmied, XX und 261 S. 8. Das wissenschaftliche Streben unserer Zeit über- haupt, so wie‘ das naturwissenschaftliche Streben und Leben insbesondere bewegt sich in zwei eirnan- der entgegengesetzten Hauptrichtungen, von denen jedoch die eine von der andern bedingt wird, die eine für die andere oft einen Durchgangsweg bildet, sowohl in Bezichung auf die ganze Wissenschaft als auch auf die einzelnen Personen, welche sich derselben ergeben oder sie pllegen. Die eine Haupt- richtung geht auf das Einzelne und die Einzelhei- ten, auf ihre Tirkennung und Unterscheidung, also auf die Zertrennung, Zertheilung des grossen Ganzen der Natur in viele Einzelnheiten oder Spe- cies. Ihr verdankt die Wissenschaft und nament- lich die Pfilanzenkunde die grosse Vermehrung der Artenzahl, die Unterscheidung der Unter - und Ab- arten, die (oft unnöthige) Zertleilung der bestan- denen Gattungen in eine Menge neuer Gattungen, die vielen Monographien einzelner Pflanzenfamilien. Die Lirgebnisse dieser Hauptrichtung liefern die zum Aufbau eines geordneten Gesammtbaues der Pflan- 96 zenkunde nöthigen Bausteine oder bedingen die zweite Hauptrichtung des pflanzerkundlichen Strebens, welches einerseits auf Verbindung und Zusam- menfassung der Einzeluheiten zu einem leicht über- sehbaren Ganzen, auf die Systemkunde, ander- seits auf den grossen Zusammenhang und auf die grosse Abhängigkeit gerichtet ist, in welchem die Pflanzen zu dem grossen Ganzen stehen, dem sie angehören , zu der Erde mit allen auf ihr wirksa- men Ursachen. Der letzte _ Gesichtspunkt, die Pflanzengeographie, oder die Wissenschaft, wel- che (nach Schouw, Pfllanzengeographie S. 6.) die jetzigen Verhältnisse der Pllanzen zur Erdobertliche lehrt, oder das Vorkommen, die Verbreitungs- bezirke und die Vertheilungsweise der V’lanzen, wie sie jetzt bestehen, so wie auch die jetzigen Vegetationsverschiedenheiten der Erdoberfläche, mit Berücksichtigung der äussern Momente, darstellt, ist zuerst durch Alexander von Humboldt be- stimmter in die Augen gefasst, und als Aufgabe der Forschung vorgelegt worden, Er hat viele Nachfolger gefunden, und besonders ist im letzten Jahrzehent sehr viel für Pflanzengeographie geschehn. Aber immer noch werden für eine, die ganze Erde umfassende Pflanzengeographie die Bausteine erst zusammengetragen, welche sich jedoch schon mehr und mehr zusammenfügen durch den Eifer, wel- cher dafür in den verschiedenen Theilen der Erde rege geworden ist, und von welchem uns Funde in Wikströms Jahresweriehten der königl. schwed. 97 Literaturbericht Nro. 7 Akademie der Wissenschaften über die Fortschritte der Botanik gegeben wird, welche uns unser um Pilanzengeographie und namentlich auch um schle- sische Pllanzengeographie (siehe Schles. Prov.Blät- ter 1829, literarische Beilage, Nov. und Dec., seine Planzengeographie, Breslau 1851, Korn.) verdiente Beilschmied durch eine mit vielen Zusätzen ver- mehrte Uebersetzung zugänglich gemacht hat. \WVas für einzelne kleinere Bezirke Deutschlands Bart- ling, Heer, Hegetschweiler, Lachmann, F. Meyer, Sauter, Unger, Zahlbruckner, Zuccarini gethan, hat jetzi Watson in dem vorliegenden Werke für ganz Grossbritannien där- gelegt, wobei freilich bei der abgeschlossenen, meerumgebenen Lage des Landes weit weniger Sehwierigkeiten sich darbieten, als in dem physisch- politisch bei weitem mannichfacher gestalteten und zertheilten Deutschland. Doch bleibt die Menge der zu überwindenden Schwierigkeiten noch schr gross, wie jeder, der sich auch nur im Kleinen mit ähnlichen Arbeiten beschäftigt, leicht erkennen wird, und wir müssen mit Dank die ausdauernde Mühe anerkennen, durch welche dieser für die Pflanzengeographie Europa’s so wichtige Beitrag vollendet worden ist. Zugleich aber müssen wir dankbar die grosse Mühe und die vielen Kosten unsers rastlos für Pflanzerkunde überhaupt und für Pflanzengeographie insbesondere thätigen Lands- Literaturber. 1857. 7 98 mannes Beilschmied erwähnen, der durch diese vorliegende Uebersetzung dieses für Pilanzengeo- graphie so wichtige Werk uns zugänglich gemacht und mit so mancher dankenswerthen Zugabe aus- gestattet hat. Möchte des geehrten Herrn Ueber- setzers in dem Vorworte ausgesprochene Wunsch erfüllt werden, dass ganz Deutschland bald seinen Watson finde und möchte seine Uebersetzung viele anregen, als neue thätige Bearbeiter dieses \Vissen- schaftszweiges zu diesem Ende mitzuwirken. Doch wir wenden uns zu dem in der Ueber. setzung vorliegenden Buche selbst, welches nicht bloss für den Botaniker, sondern auch für den Geo- graphen wegen den in demselben enthaltenen That- sachen von der grössten Wichtigkeit ist. Es zer- fällt zunächst in 5 Hauptabschnitte, denen 5 An- hänge zur Erläuterung und 4 Beilagen hinzuge- fügt sind. Der erste Hauptabschnitt enthält Bemerkun- gen über die physische Geographie Britanniens: 4) über Ausdehnung und Lage; 2) über die Höhe der Oberfläche, (die Angaben von 173 Höhenpunkten) von England und Wales, 191 von Schottland und den benachbarten Inseln; 3) über das Klima, und zwar: a) über die Tiemperatur in Fahrenheitschen Graden und zwar: 1] Tabelle über die Differenz der mittleren Temperaturen zu verschiedenen Ta- gesstunden mit der mittleren Temperatur des gan- zen Tages nach zweijährigen zu Leith angestellten Beobachtungen, 2] die mittlere Jahrestemperatur an 9 17 Orten nach den Mitteln der täglichen Extreme, 3] die mittlere Temperatur Grossbritanniens nach Beobachtungen zu bestimmten -Stunden an 17 ver- schiedenen Orten; das Verhältniss der Abnahme der Lufitemperaiur auf den Höhen Britanniens, die Bodenwärme an 7 Orten, die Abnahme derselben bei zunehmender Höhe. der Vertheilung der Luft- wärme nach Monaten und Jahreszeiten an verschie- denen Orten nach den mittleren Wärmegraden und. nach ‚bestimmten Stunden.. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass die mittlere. Temperatur des Som- mers die des ganzen Jahres um etwa 10° F. über- trifft, die des Winters eben so viel Grade niedri- ger ist, während die des Herbstes den mittleren Wärmegrad um 1 — 2° übertrifft, die des Frühlings 1—2° geringer ist. Nicht minder wichtig ist b) die Angabe der jährlichen Regenmenge an 30 verschiedenen Punk- ten, aus der sich ergibt, dass die westlichen Graf- schaften mehr Regen empfangen als die östlichen; im Durchschnitt ist die Pegenmenge i im Juli und August am . bedeutendsten. c) Ueber das Fortschreiten der Jahreszeiten als durch die Vegetation angezeigt, aus welchem hervorgeht, ‚dass auf einer mitilern Höhe von 2000 das Blühen der Frühlingspflanzen ohngefähr 2 Mo- nate ‚später erfolgt, als nahe an der Meceresfläche; im weitern Verfolge der Jahreszeiten wird es um ein Bedeutendes geringer. Zr wünschen wäre, hier eine allgemeine Veber- 78 100 sicht der geognostischen Verhältnisse des Landes gewesen, welche zwar in grössern Werken ausführ- lich dargelegt ist, bei der grossen Ziusammenge- setztheit der Gebirgsbildung mancherlei Schwierig- keiten darbietet, aber dennoch ın den Grundzügen darzulegen gewesen wäre. Es bleibt dieses ein Mangel. Der zweite Hauptabschnitt enthält allgemeine Bemerkungen über die Flora und Vegetation Britanniens, und zwar: 9) über die Zahlenverhältnisse, 2) über ‘den bo- tanischen Character. Watson gibt die Artenzahl der britischen Pflanzen auf 1470 (andere auf mehr als 1500, einige auf mehr als 1600) an, wövon jedoch eine bedeu- tende Anzahl nur zweifelhafte Arten sind, andere nur zweifelhafte Ansprüche haben aufgenommen zu werden. 1400 — 1450 Species scheinen die äus- serste Flöhe der jetzigen Flora Britanniens zu seyn, deren Vertheilung in den einzelnen Familien in einer Tabelle angegeben ist, in der jedoch mehr als 1500 Arten aufgeführt sind. Der botanische Charakter ist durch das Verhältniss der zu einer Familie ge- hörigen Arten zu der Gesammtzahl der Arten der Flora in einer Tabelle ausgedrückt, welche wir weiter zu betrachien Gelegenheit finden werden. Ob des Verfassers ausgesprochener Satz, dass eine einzelne Grafschaft ohngefähr die Hälfte der gan- zen in Britannien gefundenen Artenzahl habe, ganz in dieser Allgemeinheit als Gesetz ängenommen werden könne, wage ich eben so wenig zu entschei- 101 den, als ich dieses über die Folgerung , dass eine einzelne Meile die Hälfte der Arten einer Grafschaft enthalte, thun kann. Die für Schlesien vorliegenden Thatsachen scheinen demselben zu widersprechen. Der dritte Hauptabschnitt begreift Bemerkun- gen über die Data zur Bestimmung der Verbrei- tung von Pflanzen innerhalb Britanniens. Sie gründen sich zum geringsten Theil auf grössere Floren, weil in denselben nicht genau und erschö- pfend genug die Standorte angegeben sind, son- dern vielmehr auf einzelne. Lekalfloren und auf Pilanzenverzeichnisse einzelner Gegenden, ' welche sich der Herr Verf. mit grosser Mühe verschaffte. Es ist dieses auch der einzige Weg, um zu sichern Resultaten zu gelangen, besonders wenn dieselben auf den Grund einer einzigen Flora angefertigt werden. Der vierte Hauptabschnitt, welcher Bemerkun- gen über die Verbreitung von Pflanzen inner- halb Britanniens gibt, enthält eine Menge sehr schätzbarer Thatsachen, welche nicht allein den Pilanzencharakter Grossbritanniens vollständig be- zeichnen und ausdrücken, sondern auch zur Grund- lage für ähnliche Betrachtungen anderer Länder dienen können. Er betrachtet sie: 4) nach durch Pflanzen bestimmten. Höhen- regionen; 2) die Vertheilung und Verbreitung nach der absoluten Höhe über dem Meere; 3).nach den geographischen Längen und Brei- - . tengraden; 102 4) Verbreitung‘ in Abhängigkeit von der geo. graphischen und örtlichen Lage. 1) Bei Bestimmung der Regionen hat der Ver. fasser einen neuen Weg eingeschlagen, indem er “von dem Gesichtspunkte ausging, dass das Krite- rium der Tauglichkeit von imaginären Pflanzenor- ganen und Regionen einerseits in ihrer allgemeinen Anwendbarkeit :auf alle’ Theile der Gegend oder des Landes, für welches sie gelten sollen, bestehen müsse, ohne mit zu vielen lokalen Ausnahmen ver- knüpft zu seyn; anderseits dürfen diese Regionen nicht so ‚weit und schwankend seyn, dass sie gar nichts ausdrücken. Zur Charakterisirung dieser Zonen und Regionen wählte er allgemein verbrei- tete und häufig vorkommende Bäume und Sträucher, welche ın den Gegenden der Zonen und Regionen fast oder ganz aufhören. Er theilt demnach. Bri- tannien in 3 Haupitheile: in niedriges Land, mitt. lere Höhen und Gebirge. Jenes fasst er als Ebene und Hügelland auf und theilt das erstere in 3 Zonen. 1) bis 52°, 2) bis zum 54°, und 3) ‘bis zum 56°, in denen .er bei Angabe der wahr- scheinlichen Luft und Bodenwärme als charakteri- stische Species: 1. Tamarix gallica, 2. Clematis Vitalba „3. Acer campestre anführt, Das Hügel- land bildet 4 Pegionen zu 2, 3, 4, 500 Yards Höhe, welche durch Piburnum Opulus?, Quercus sessi- liflora, Fraxinus execelsior und Corylus Avel- lana als charakteristisch bezeichnet seyn sollen. Ihnen reihen sich als Uebergangsglieder die mitt. 105 leren Höhen an, von 6 und 700‘Yards, bezeichnet durch Cytisus scoparius und Genista anglica. Das Gebirge bildet zwei Hauptregionen, die subalpine mit 3, die alpine mit 5 Unterregionen, von denen die drei erstern, 7, 8, 059 und 1000 Yards Höhe, durch Arbutus Uva ursi, Juniperus communis und Cal- luna vulgaris,5leiztern in 11, 12, 13, 14— 1500 Yards Höhe, durch Azalea procumbens, Vaccinium PVitis idaea, Empetrum nigrum, Vaccinium Myrtillus und Salix herbacea bezeichnet werden. Bei Be- trachtung dieser Regionen bieten sich mancherlei Abweichungen von der Verbreitung der schlesischen Pflanzen dar, indem z. B. Vaccinium Vitis idaea kaum mehr der ebenen Region angehört, und in den schlesischen Heideebenen noch in grossen Men- gen gefunden wird, Saxifraga stellaris und Al- chemilla alpina schon dem britischen Hügellande angehören, Saxifraga oppositifolia, Rubus Cha- maemorus, Belula nana sehon unter den miitlern Höben auftreten , wodurch sich die mehr nördliche Lage Grossbritauniens bei zunehmender Höhe dar- Una. Als von den gewöhnlichen Angaben abwei- chend möchte erscheinen, Jass die Frucht der Po- werczen au Wänden gezogen wird ünd bei gele- 'guntlicher Beschützung mit Maiten in strengen. Win- ter reife Früchte bringt; dass einige Weinvarietä- ten jährlich an Wänden im südlichen England und- in sehr günstigen Jahren fast durch die ganze Region, dass Feigen, Maulbeeren, Aprikosen als freistehende Bäume reifende Früchte bringen; dass 104 viele Pflanzen, welche unsern Winter nicht vertragen, wie Myrten, Fuchsien, Pelargonien, auch im Winter unkedeckt in Grossbritannien ausdauern, ist bekannter, Die Beschreibung der einzelnen Regionen nach den ihnen eigenthümlichen Pflanzen, nach ihrer zu- oder abnehmenden Häufigkeit, nach dem Vertau- schen ihrer Lokalitäten, z. B. dem Heraustreten der-Linnaea, der Trientalis aus dem Schutz des Waldes in den nur partiellen Schatten. des heide- bedeckten Moors, eder in die offenen Triften bei zunehmender Höhe, nach dem gegenseitigen Ver. hältnisse der einzelnen Hauptpflanzenfamilien, nach der Erstreekung und Ausdehnung der am häufigsten angebauten Pflanzen, ist sehr ausführlich und be. lehrend und enthält viele schöne Thatsachen und neue Ansichten. Es würde aber die Grenzen dieser Anzeige überschreiten, näher auf die Einzelnhei- ‚ten einzugehen; wir müssen darum auf das Lesen derselben selbst verweisen. Auch Liebhaber der Erdkunde werden in diesen Abschnitten eine reiche Belehrung finden. In der subalpinen Region der verschiedenen Gebirgsstriche varürt das Erscheinen und Aufhören der Pflanzenarten sehr; besonders gross ist darin die Verschiedenheit zwischen Eng- land und Schottland; im erstern ist der subalpine Flor sehr dürftig wegen der geringen Mannigfel- tigkeit der Unterlage, wogegen die Manmnigfaltig- keit derselben auf den schottischen Hochlanden sehr das Auf- und Absteigen der Pflanzen and sonst den Pflanzenreichthum vermittelt, Die alpine Re- ES 105 gion ist nur Schottland eigen, sie fängt mit dem Aufhören der Calluna an. Zugleich weist der Verfasser als bemerkenswerthe Thatsache nach, dass alpine Quellen das Wachsen mancher vorzüglich in der Ebene gefundenen Pflanzenarten befördern, wie umgekehrt, dass Pllanzen, die für ein höheres Klima bezeichnend sind, an den Quellen niedriger Gegenden gefunden werden, weil die Quellen in der Höhe eine mittlere Temperatur bewahren, welche bedeutend höher als die der Atmosphäre ist und dadurch werden die Gewächse getrieben, während in den Ebenen die Quellen weit kühler als die Luft sind. In der Familie der Ericaceae gibt der Vert, ein Beispiel über die Vertheilung der Arten und Gattungen derselben in den verschiedenen Regionen F 2) enthält Verzeichnisse von den in den schot. tischen Hochlanden bemerkten Pflanzen in Haupt. stationen nach ihrer absoluten Höhe: 7) über 4000 engl. Fuss: 17 und 6, also 23 Arten, 2) zwischen 3 und 4000° finden sich 57 Arten, zu denen noch die unter 1) angeführten Arten treten, also 80 Arten, 3) zwischen 2 — 3000' werden mit Inbegriff der unter 2 angeführten Arten, mit Ausnahme von 3 Arten 183 Arten gefunden, 4) die Region zwischen 1 — 2000’ hat 120 in 1, 2 und 3 nicht vorkommende Arten, zu denen mit Ausnahme von 33 Arten alle aus 1, 2 und 3hinzutreten, so dass der gesammte Pflan- zenreichthum 273 Arten beträgt. 106 5) Unter 1000° verschwinden noch 14 alpine ı und subalpine Species und treten die übrigen Pilan- . zen der Ebene hinzu. ' Hier folgt ein Verzeichniss von Pflanzen unbe- stimmter Höhe und eine Tabelle der absoluten Höhe von Gebirgspflanzen. 5) Bei der Verbreitung der Pflanzen nach Län. gen und Breitengraden stützt sich der Verf. bei den letzteren auf die grosse Anhangstabelle. Bei der geringen Ausdehnung vor OÖ. nach W. tritt eine Verschiedenheit durch die. erste nur wenig hervor; doch ist bei einer Anzahl von Pflanzen ihr nur öst- liches oder westliches Vorkommen nachgewiesen. 4) Nach der Abhängigkeit der geographischen und örtlichen Lage unterscheidet der Verf. einen Zfachen Pflanzen- Typus: 1) den Atlantischen, 2) den deutschen, 3) den englischen, 4) den briti- schen, 5) denschottischen, 6) den hochländischen, 7) den hebridischen, zeigt die Abhängigkeit eini- ger Pflanzen von ihren örtlichen Verhältnisseh, namentlich bei einigen der Hreideformation ange- hörigen Orchideen und gibt ein Verzeichniss nur in einigen Grafschaften aufgefundener Pilauzen. Der fünfte Hauptabschnitt führt aus dem engen Kreise der britischen Flora heraus, und verbindet dieselbe ‘durch Vergleichung mit den Floren anderer - Länder ‘und 'erweitert auf diese Weise den botani- schen Blick. Zuerst vergleicht er sie mit mehre- ren arktischen Floren, namentlich mit der Flora von Spitzbergen, der Melville-Insel, von Port Bo- 107 wen, von der Ostküste von Grönland, ' den" Wall- fischinseln und Lappland. Hiebei stellt sich Gross- britannien als botanisches Verbindungsglied" Zwi- schen den oben genannten Inseln und dem curopäi» schen Festlande dar, wobei eine sehr merkwürdige Aehnlichkeit in der Reihenfolge der Pflanzen in obengenannten Gegenden von N. nach S. mit der Verbreitung derselben Pflanzen in Grossbritannien von der Höhe zur Tiefe statt findet, welche durch bestimmte Thatsachen dargelegt wird. Zur weitern Vergleichung sind als südliche und östliche Glieder ‘die Floren von Frankreich (De- Candolle), von Sizilien (Presl), von Lappland, der Schweiz, der Karpaten (Wahlenberg), der Flora’ von Upsala und Berlin ausgewählt. In einer Ta- belle ist die Höhenerstreokung von 90 Bäumen und’ Sträuchern in Britannien, der Schweiz, den HKarpa- ten, Lappland, Berlin und Upsala nachgewiesen, in welcher sich mit einigen lokalen Ausnahmen eine allgemeine Uebereinstimmung in der Höhenverbrei- tung der Gewächse, sowohl hinsichtlich der Ge- . birgshöhe, als auch der geographischen Breite leicht erkennen lässt. Eine zweite Uebersichtstabelle stellt die Zahlenverhältnisse der in 28 andern Flo- ven vorkommenden britischen Pflanzen dar. "Die erste grosse Anhangstäbelle enthält die Ver- breitung “der einzelnen Pflanzenarten in Pritannien - nach Breitengräden , Regionen, nach Zahl der ein- zelnen Floren und. Pflanzenverzeichfisse‘, durch welche der Grad der Häufigkeit ausgedrückt wird, 108 und nach dem Typus, zu welchem sie gehören (S. 110 — 220). Auf den neben den Blattseiten dieser Tabelle ihnen gegenüber befindlichen Seiten (111 — 221) ist die zweite Anhangstabelle mit der Angabe der geographischen Verbreitung der briti- schen Pflanzen nordwärts von 30° nördlicher Breite befindlich, In der letzteren Tabelle ist ihr Vorkom- men oder Nichtrorkommen in der polaren, arktischen und borealen Zone von Europa und Nordamerika, und in der gemässigten und Mittelmeer - Zone von Uuropa, so wie in den vereinigten Staaten angege- ben mit Bezeichnung ihres mehr östhehen oder westlichen Vorkommens durch Ziffern. Sehr schätz- bare Bemerkungen über die Verbreitung mehrerer Pilanzen, namentlich über die mehrerer Bäume und Sträucher sind (vom Uebersetzer, nach andern Wer. ken Watson’s u, A.) hin und wieder hinzugefügt, Der dritte Anhang verbreitet sich über die Häufig- keit einiger Pflanzen; der vierte über Synonyme. Mit vier Beilagen hat der Uebersetzer seine deutsche Ausgabe vermehrt, grösstentheils nach an- ’dern Schriften Watson’ u. a. Autoren. In der ersten Beilage sind Höhenangaben für schottische Pflanzen angeführt, denen noch Bemerkungen in Betreff der relativen und absoluten Höhe der Ge- birgspflanzen beigegeben sind. In der zweiten Beilage gibt der Herr Ueber- setzer eine Ergänzung zu seiner Pflanzengeographie in der Verbreitung der Coniferen und Amentaceen, uud einiger anderen Familien. ” 109 Die dritte Beilage hat die Beziehungen zwi- schen Pflanzen und Gebirgsarten, worauf sie wach- sen, zum Gegenstand der Betrachtung, welche Watson in einigen allgemeinen Sätzen. bestimmt bezeichnet, und aus denen hervorgeht‘, dass 1) die meisten Species auf mehrerlei und weit verschie- denen Gebirgsarten, wenn auch nicht auf allen mit gleicher Kräftigkeit gut gedeihen; 2) dass sehr we- nıge Species absolut auf eine ‘darunter liegende Felsart eingeschränkt sind; dass manche Species eine bestimmte Klasse von Felsarten vorzugsweise lieben, indem sie auf andern selten gesehen wer- den und schwächlich wachsen.: So haben Granit, Kies und Alluvialgerölle einige Aehnlichkeit in den darauf wachsenden Pllanzen; ähnliche Uebereinstim- mung ist zwischen Pflanzen anderer Pelsmassen be- merkbar; Torfmoore neigen sich zur Hervorbrin- gung von Pflanzen des Granits und des Kieses, selt- ner derjenigen des Kalks oder der Kreide. Diesem wichtigen Abschnitt schliesst der Herr Uebersetzer Auszüge an aus der trefllichen Schrift: Ueber den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Ge- wächse, nachgewiesen in der Vegelution des nordöstlichen Tyrols, von Unger, mit 2 Karten und 6 Tabellen (Wien 34 Rthr.) und zwar haupt- sächlich Verzeichnisse von Unger’s „kalksteten, . d. i: nur der Kalkformation zukommenden, und; von schiefersteten Pflanzen Tirols, eben so von stellvertretenden Pflanzen auf Kalk, Schiefer und Granitboden nach Unger und Zahlbruckner 110 sp wie Unger’s Regionen in Tirol und Hinwei- sung auf die Regionen anderer Länder nach An- gaben in den botanischen Jahresberichten ; ; Zmgaben, für welche das botanische Publikum gewiss dem Herrn Uebersetzer schr dankbar seyn wird. Mit der vierten Beilage, welche eine vom Uebersetzer unternommene Vergleichung der Zah- lenverhältnisse der Flora Englands mit der Flora von Paris und von ganz Frankreich i in sich fasst, ‘und endlich einem Register schliesst dieses für Pflanzengeographie schr wichtige und darum sehr empfehlenswerthe Werk. Die Üebersetzung ist im guten Deutsch wiedergegeben, der Druck bis auf einige kleine Fehler korrekt, und so wie das Pa- pier gui. Wir wünschen dem Buche ein grosses Publikum. Dr. R, Schneider. Heer, Verzeichniss der Phanerogamen des süd. östlichen Theils des Kantons Glarus oder der Umgebung des Sernftihales. Unter diesem Titel befindet sich in der in Züe rich erscheinenden naturhistorischen Zeitschrift, von Heer und Pommer herausgegeben, eine grosse Abhandlung, die höchst umfassend und. mit einem ausgezeichneten Fleiss. bearbeitet, ein wirklich voll- kommen klares Bild der Vegetation dieser Gegend gibt. Das Sernftthal bildet, ein nach Norden geöfl- netes tief- eingeschnittenes Querthal,. das i im Süden der Hausstock schliesst.: die Kette gegen Graubünd- ten, vom Hausstock. bis zum Rinkenstock "besteht 111 ganz aus Thonschiefer und Grauwacke. Es herrscht in diesem Theile des Kantons Glarus überhaupt fast durchgehends die Schiefer-Formation, und erst in der subnivalen Region, von 7000’ Höhe an, und zwar nur auf der östl. Seite des Thales tritt Kalk auf, und bildet oft sonderbare Hörner, daher auch eine vollständige Gegenüberstellung und Verglei- chung der Vegetation beider Formationen nicht stattinden konnte, da z. B. der Glärnisch und die Kalfeuserberge beide der Halkformation angehö- rend ausser dem Bereich des sich vom Verfasser gewählten und allem Anschein nach sehr genau durchforschten Distriktes liegen. Doch hebt der Verf. die verhältnissmässige Pflanzen- Armuth der Halkalpen nicht nur an Arten, sondern auch an Individuen hervor (was sich eben auch an dem Glär- nisch und ‚den Halfeuseralpen bestätige) nament- lich bleiben die Mono- gegen die Dicotyledonen mehr zurück ; der Verf. fand. m der subnivalen Re- gion das Verhältniss beider auf Kalk = 1:7,335 auf Schiefer =1:5,78. Weitaus die meisten Pflan- zen des Kalks finden sich auch auf Schiefer (aber nicht umgekehrt), nur 6 Species scheinen den Kalk der subnivalen Region zu charakterisiren, sie sind auf Felsen oder nakter-Erde wachsend, und zwar folgende: Draba aizoides „Arabis coerulea und bellidifolia Jacg., Draba nivalis, Saxifraga cae- . sia, Silene acaulis fl. albo. — Einige andere Cru- ciferen sind auf Kalk häufiger und wachsen üppi- ger als auf "Schiefer, so Iberis rdlundifolia, Le- | ' 112 pidium alpinum, Draba frigida S. (tomentosa ist auf beiden Formationen selten — weit häufiger die sonst seltene fladnizensis), bei den Gräsern ist es "umgekehrt. Im Ganzen kommen auf den Falkal- pen des Sernfithales von 7000 — 8500’ Meereshöhe Regio subnivalis 100 Species, und von 8500 — 10,000° Regio nivalis nur 6 Species vor, vön denen jedoch keine einzige der letztern Region eigenthümlich ist. Dagegen hat die suhnivale Pegion des Schie- fers 210 Species und die nivale 12; von denen jedoch auch nur zwei Abarten ihr eigenthümlich sind, nämlich: Silene acaulis”y exscapa und Ce rastium latifol. Y subacaule = C. glariale Gau- din., die übrigen Pflanzen hat diese Region mit der subnivalen gemeinschaftlich. Von den 210 Ar- ten der subnivalen Region gehen 77 nicht tiefer herab; 74 finden sich auch in der subalpinen; 21 in der montanen Region und 28 unter den Ebenenpflan- zen. (Hierbei ist jedoch zu bemerken, dass der Verf. mehrere Pllanzen als Pilanzen der Ebene betrachtet, die wohl zu den Bergpilanzen zu rechnen sind, da er ein Vorkommen bis 2400’ als Ebene betrachtet, 0 wie sich auch seine regio montana ziemlich hoch — bis zu 4000°, die subalpine bis 5500’ erhebt.) Von den 160 Arten, welche auf dem Kalk in einer Höhe über 7000° vorkommen, kommen 45 nicht tiefer, 39 auch in der alpinen, 2 in der subalpinen, 6 in der montanen Region, 8 auch in der Ebene vor. — Zwischen 5500’ — 7000’ finden sich auf Schiefer 312 Species; zwischen 4000’ — 5500° wach: 113 Literaturbericht Nro. 8 8. sen 359 Arten; und von 2400° — 4000° zeigt das Verzeichniss 553 Arten. Nicht nur der kurze Sommer und das rauhere Klima, sondern noch weit mehr das Verschwinden mehrerer Lokalitäten, z. B. Waldung, Gebüsch; gedüngter zu dünn aufgelockerter Boden, \WViesen, Aecker, Schutt &ce. erzeugen diese Abnahmen der Artenzahl in den höhern Regionen, und dieser Man- gel an den für einzelne Familien, z.B. für die La- biaten, passenden Lokalitäten, erklärt hinlänglich ihr fast gänzliches Verschwinden. Felsen, Schnee- thälchen und Schneewasser -Riesen (siehe weiter unten) nehmen in der subnivalen Tiegion einen be: deutenden Raum ein, wozu nur noch Weideland kommt, daher die verhältnissmässire Zunahme der Calophyten Rudolphi’s (die Kosaceen im weitesten Umfang); so wie der Suceulenten (Saxifragen &e.) und Caryophiylleen, Myrsineen (Primulaceen &c.); und beim Kalk der Cruciferen. — Lockerzellige und schr breitblättrige Pfianzen können den plötzlichen Tenm-+ peraturwechsel nicht ertragen, welchem sie in den höhern Regionen ausgesetzt wären, während andre Pilanzen in der Tiefe nicht gedeihen; weil der lange und heisse Sommer und die grössere Trockne sie zwingt ; allauschnell ihren Lebens-Cyelus zu durch- laufen.(?3 — Da die Temperätur der Luft nach der Höhe zu schneller abnimmt, als diejenige der Erde, so werden die Pflanzen dadurch bestimmt; Literaturber; 1837:. 8 114 sich vom Boden nicht weit zu entfernen, daher treffen wir nur Pflanzen von niedrigem Wuclis in höhern Regionen. Da, wo die mittlere Lufttempe- ratur auf O herabsinkt, hört der Baumwuchs auf. Dass die Pflanzen in den höhern Regionen mehr rasenweise beisammen stehen, glaubt der Verf. aus den Lodenverhältnissen grossentheils herleiten zu können , und zwar von dem Umstande, dass die Flora der Felsen und Schneewasser - Riesen, welche Lokalitäten eine Menge von Rasenpflanzen besitzen, in den höhern Regionen verhältnissmässig sietg vorherrschender werden, während Lokalitäten, wo die Pflanzen locker durcheinanderwachsen — nament- lich eultivirte Stellen, Wälder &c. nicht mehr vor- kommen. (Es scheint mir jedoch, der Grund.davon sey hauptsächlich der, dass die Pflanzen in höhern Regionen perenniren und sich hauptsächlich durch “den Wurzelstock verbreiten, wozu dann noch komnit, dass dicht stehende Pflanzen der Kälte besser wider- stehen, als einzeln stehende). Wie das Vorkom- men der Pflanzen ganz vorzüglich durch die Loka- litäten bestimmt wird, das sieht man (sagt der Verf.) vorzüglich daraus, dass in der alpinen Region des Sernftthales sich 7 Pflanzen finden, welche zwar auch in der Ebene daselbst, aber in den zwei Zwi- schen -Regionen — der montanen und subalpinen — nicht vorkommen (was Schouw in seiner Pflan- . zengeographie bezweifelt); es sind diess: Carex filiformis, Callitriche verna, Ranunculus aqua- tilis, Sedum villosum, Vaccinium uliginosum, 115 Viola palustris und Eriophorum alpinum: für die 3 erstern fehlt ein See in den 2 genannten Pegionen, für die andern fehlen die Sumpfe mit schwarzem tiefen Humus. (Nach meinen Beobach- tungen ist jedoch Vaceinium uliginosum in den Alpen keine Sumpfpflanze, sie findet sich am häu- figsten auf Fels- Platten mit etwas Humus bedeckt neben Salix retusa und ähnlichen Pflanzen , ist aber auch wirklich abweichend von der auf Sumpf- boden wachsenden, wie ich solche wenigstens in der Berg-Region des Appenzeller Landes gefunden habe. Die Consistenz des Blattes ist weit fester, auf der Oberfläche dunkelgrün, nicht selten vorn ausgerandet, die ganze Pilanze ist gedrängter, we- niger schlank und zierlich, Blattstiele dick und kurz, während die Sumpfpflanze auch auf der Ober- fläche graugrüne sehr zart geaderte Blätter hat, welche auf dünnen Stielen sitzen). — Dass auch die Lage nach der Sonne von grossem Einiluss ist, ver- steht sich von selbst, so gehen bei der gegen Sü- den gerichteten Kette des Sernfithales die Weiden bis zum obersten Gebirgskamm, während auf dem entgegengesetzten nördlichen Ahhang der Schnee viel uefer herabreicht und die Weiden verdrängt, so dass sich an vertiefien Punkien schon bei 5860° Schneefelder mit der ihnen zukommenden Vege- tation finden. — Der Verf. macht darauf aufmerk- sam, welch unvollständiges Bild wir von der Ve- getation einer Gegend erhalten,. wenn bloss die einer Familie und einer.Gattung angehörige Anzahl 8” 116 von Arten, welche daselbst vorkommen aufgezählt werden, ohne Rücksicht der Häufigkeit des. Vor- kommens einer jeden Species, und dass selbst diese Häufigkeit auf verschiedene Art stattfinden könne, d. h. absolut und relativ: ersteres, indem eine be- ‚stimmte Pflanzen-Species auf einer bestimmten Lo- kalität überhaupt häufig ist, indem sie ein hervor. etechendes Element der Pflanzendecke bildet, letz. teres je nachdem sie vereinzelt oder gruppenweise vorkommt; er drückt dies Verhältniss durch Zah- len von ı bis 10 aus, so bezeichnet z. B. 1:10, dass eine Pflanze sehr selten sey,, wo sie aber vor. komme in Masse die Erde bedecke; 10:1 bezeich- net dagegen, dass sie sich überall (d. h. in der angezeigten Lokalität) finde, aber stets nur verein- zelt. — Der Verf. unterscheidet folgende Lokali- iäten: 1) Wiesen (wo gedüngt wird), 2) Veide, (die gleiche Lokalität, wo aber kein Dünger hin- kommt); 3) Sund; 4) Riese (loci glareosi, aus kleinen losen Steinen bestehend, die aus höheren Regionen in tiefere herabrieseln: Schouw nennt sie unpassend „Schutt“ also == loci ruderales; Bi- schoff bezeichnet sie eben so unpassend als „kie- sige Plätze“) [Referent (und mit ihm wohl noch Viele) hat sie als „Schutthalden“ nicht so ganz unpassend zu bezeichnen gesucht — doch räumt er . gern dem vom Verf. gewählten Ausdruck den Vor- zug ein.] 5) Gerölle, in grössere Steine zertrüm- merte Felsmassen; 6) Fels; 7) Aecker; 8) Mauer; 9) Schutt, d.h. sich bildender Humus mit Steinen, 117 Artefakten u. dergl.; 10) Mauerschutt; 11) Wege; 12) Quellen (mit Inbegriff der Büche); 13) Schnee- wasser-Riese, d.h. wenn kleine Steine vom Schnee- wasser fortwährend durchsickert und getränkt wer- den; 14) Sehnee- Thälchen, d. h. die in den hö- hern Regionen mehr oder weniger eingeschlossenen muldenförmigen Vertiefungen — vom Schneewasser stets getränkt); 15) Saure FFeide, [sonst gewöhn- lich „Sumpfwiesen‘“ genanntl; 16) Bewässertes Geröll; 17) Bewässerter Fels; 18) Bewässerter Sand; 19) Gebüsch - Schatten; 20) Gebüsch-Ge- rölle;. 21) Nadelwaldung; 22) Laubwaldung; 23) Felsschatten auf Erde; 24) Felsschatten auf Fels; 25) Bewässerte VPälder; 26) Bewässerles Gebüsch; 27) Waldrand; 28) Gebüschrand; 2b) Ufer ; 30) Felsenhumus. Man sicht leicht ein, dass mehrere dieser Lokalitäten sich ganz gut yer- einigen lassen, so glaube ich lässt sich die Loka- htät: Humus auf Fels (36) von der Weide nicht trennen, und dürfte selbst ein Theil derj. Pftanzen, welchen der Verf. den Fels (6) als Standort an- weist, mit hieher gehören, wenigstens würde Ne- ferent es verziehen, das Vorkommen der Pflanzen auf Fels von dem an Felswänden, und zwar in Spal- ten-und Ritzen, zu rennen, und bei leizteren wui- terhin zu unterscheiden ob diese Felsspalten bewäs- sert werden oder nicht. Zu den Pflanzen, welche auf Felsen mit mehr oder minder Humus, so wie auf- Weiden vorkommen , gehören nach unsern Beobachtungen z. B. Veronica saxatilis, aphylia / 118 und alpina, von denen der Verf. der ersten: Fels; der zweiten: Felsen-Humus; der dritten: Weide als Standort zuweist. Zu den-Pflanzen in rock. nen sonnigen Ritzen der Felswände und wirklich kahlen Fels gehören z. B.: Aretia helvetica, Dra. ba tomentosa, Saxifraga Aizoon,, opposilifolia, muscoides Var. und cacsia, Arenaria saxalilis und dergl., welche auch der Verf. dahin weist, dagegen fanden wir in den St. Galler Alpen Draba nivulis, welcher der Verf. ebenfalls Fels anweist in einer davon völlig verschiedenen Lokalität: nämlich in Schneethälchen. Die Pilanzen in bewässerten Felsspalten und beschatteten Fels sollten ebenfalls zusammenfallen, um eine nalürliche Lokalität zu bilden: dahin gehören z. B. 4strantia minor, Pri. mula ciliata, Möhringia muscosa, Sazxifraga cuneifolia u. s. w. So dürften ferner 27 und.2g. und wohl noch einige andere zusammengehören: wäh- rend wir dagegen cine vermissen, welche sich durch eigenthümlichen Charakter auszeichnet, nämlich den Hog oder Zuun, ihm gehört z B. Geum urbu- num an, welchem der Verf. die „Zfege‘ anweist, was uns sehr zufällig scheint. \WVir erlauben uns noch diejenigen Pilanzen herauszuheben, welche wir nach unsern Beobachtungen, vorzüglich in den Alpen St, Gallens und Appenzells, andern Lokali- täten zuweisen würden, und ‚was vielleicht zu den Eigenthumlichkeiten der vom Verf. durehforschten Gegend gehört; die vom Verf. angegebene Loka- Intät wollen wir in Parenthese beifügen. Poa an- 119 nua, Wege (Wiesen); Ficaria ranunculeides, Bachufer und Hagschatten (Wiesen); Nardus stricta unfruchtbare Berge, (Weiden der Ebene); Viola hirta, Geröll, Piesen, Sand (Weide); Salix phy- licifolia, Wälder, Gebüsche und Strassenränder und die Varietät: nigrescens (germ. tomentosis) auf Sumpfweiden (Sand); Galium helveticum Weig. weist der Verf. auf Sand in die montane, G. al- pestre Gaud. auf Schu: wasser-Riesen in die alpine Region; es ist hier eine Verwechslung zu vermu- then, wenigstens fand es Referent slets umgekehrt, nur das alpestre nicht sowohl auf Sand, als auf Fels und Weide, Campunula sel euchzeri und linifolia weist der Verf. in die montane Region. Referent sah beide nie tiefer a! in der alpinen, ja erstere nur in der suknivalen Region. — Gypso- phila vorzüglich auf und an kahlem Fels (Sand); 4AJrbutus Uva ursi in Fels und Weide (Fels); Carex cayillaris, Fels uni Weide der alpinen und subnivalen Region (saure eide der subalpi- nen Region): — Auf sauren Weiden kommt nicht Myosotis palustris sondern strigulosa und in Süm- pfen M. caespitosa vor. — Gentiana Amarella: Weide (saure Weide). Ranunculus aconitifolius &, Bachufer,, saure Weide (saure \\ eide); ß pla- tanifolius, Wiesen und Bachufer (saure Weide). Referent sah die auf saurer Weide wachsenden In- dividuen von & stets verkümmert. Ebenso Geum rivale, Bachufer (saure Weide). Saxifraga stel- laris,bewässerter Fels, und bewässerte Riese (saure _ 120 . Weide). Apargia Taraxaci und Hieracium hyo. seridifolium sah Referent nicht sowohl auf Schnee- wasser - Riesen, als vielmehr einem sehr tiefen fetten lehmartigen Boden. — Hieracium blattarioides auf bewässerten fetten Weiden (Waldrand). Po- tentilla minima in den Appenzeller Alpen: auf den zerstreuten Felsblöcken; auf der Gemmi (im Berner Oberlande) auf trocknen Weiden, an beiden Orten jn Gesellschaft von Cistus alpestris, an letz- term Standerte aber zugleich mit Potentilla sa- bauda, Salix®herbacea und serpyllifolia; (Heer erklärt sie für eine Pflanze der Schneethälchen), Ophrys Corallorrhiza kommt im Kanton Appen- zell an einer einzigen Stelle vor, nämlich auf Sand- boden in hoher Nadelwaldung (Gebüsch- und Wald- rand). Arenaria biflora am Montblanc auf Weide in subnivaler Region (Schneewasser -Riesen). 4, multicaulis zählt Heer zu den suhnivalen Pflan- zen; im Kanton Appenzell ist sie vorzüglich in den niedern Alpen, reg. subalpina des Verf., häufig, Cerastium strictum, Fels (Weide). Sibbaldia procumbens, subnivale Region (alpine), Dryas nctopetala, kahler Fels (Felsenhumus, Geröll), Seslerig coerulea, ausser auf Weide auch und vor- züglich auf Fels. Salix retusa niedere Alpen (sub- nivale). Valeriana montana und tripteris, kbe- wässerter Fels (Gebüschschaiten, bewässertes Ge- yöll). Tussilago alba, an Bächen und Flüssen (Wälder und Gebüsch). Achillea moschata, Fels und Weide (Weide). A. nana, Schneewasser-Riese 21 und bewässerter Sand (Weide[?]). Leontodon lividus soll ausser der sauern Weide auch auf hö- hern Weiden und Schneewasser-Riesen vorkommen, die ın diesen 2 letztern Lokalitäten wachsende Pflanze dürfte wohl L. alpestris seyn, welche dem Tara- cum näher steht als dem lividus. — Hieracium villosum, Fels, Felsspalten und Geröll (\Veide, Geröll). Phyteuma hemisphaericum, Fels und Felsblöcke (Weide). In bewässerten Felsspalten eine Varietät mit doppeitem Wuchs und fast faden- förmigen Blättern, von denen oft das oberste Sten- gelblatt unmittelbar den Blüthenkopf stützt. — Viola biflora, Geröll (Gebüsch, Gebüsche- Rand und Fel- serschaiten auf Erde). Zu einem vollkommnen Verständniss des be- reits Erwähnten, müssen wir noch nachtragen, dass der Herr Verf. 6 Regionen unterscheidet, nämlich : 1) bis 2400° pr. Ebene, 2) von 2400° — 4000 pr. Regio montana , mit 5°, 272 mittlere Jahreswärme, 5) von 4000° — 5500 die Regio subalpina mit 2°,5 bis 0 mittl. Jahres- Temperatur; 4) von 5500° — 7000” die Reg. alpina mit = 0°, 24 bis —2°, 3 mitt]. Tenper.; 5) von 7000°— 8500° die Reg. subnivalis, in welcher der Schnee nur an sonnigen ahschüssi- gen Stellen zu Mitte oder Ende Juli schmilzt, wel- che dann bis Mitte September schneefrei sind, mit einer mittl. Jahrestemperatur von — 2°, 6 his — 4°,9; 6) von 8500°— 10,000° endlich die Reg. nivalis, wo . der Schnee nur an einzeluen besonders günstigen Stellen, nämlich abschüssigen Felsen &e. im August ‘ 122 schmilzt , mit einer Jahrestemperatur von — 4°,9bis — 7°,47. Die mittlere Temperatur der Reg. men- tana hat”der Verf. aus einjähriger Beobachtung ‚ in Matt angestellt, abgeleitet, und die übrigen ann gemäss der Annahme berechnet, dass jede Erhöhung um 585° pr. eine Wärme- Abnahme von 1i°’R. her. heiführt. — Die Temperatur des Bodens seiner an- genommenen Regionen berechnet der Verf. nach der Augabe von Rüntz, gemäss welcher dieselbe bei 452 Toisen = 7°, 19 Uels. ist und bei jeder Er- hebung um 150 Toisen unter °C. fällt, (wamit des Verf. Versuche an Quellen natürlich theilweise gut, theilweise gar nicht übereinstimmten). Er erhält so als Bodenwärme für 4000° -+- 4°72R.; für 5500 —=--3°,39; für 7000°=-+-2°,06; für 8500 =+-0,735; für 10,000 = — 0,60. —*) *) Der Verf. bemerkt mit Recht, dass sich durchaus keine besiimmte Gränze als Schneegränze in den Alpen ziehen lasse: dass folglich die Annahme einer subnivalen und einer nivalen Region am besten die Widersprüche löst und der Natur ent- spricht. Wir möchten ein Gleiches für die übri- gen Regionen behaupten, die ebenfalls keine be- stimmten Gränzen nach der Meereshöhe haben. Ausscr der Lage nach den verschiedenen Himmels- gegenden, treten n:ch eine Menge anderer Um- stände hinzu, welche die Vegetation der Alpen so wie der Voralpen bald höher bald niedriger beginnen machen, so dass die Eintheilung des Verf., so wie jede andere einzig die Höhe uber 123 Wir müssen nochmals unsre Bewunderung aus- sprechen, mit welch ausgezeichnetem Fleisse diese Pflanzengeographie ausgearbeitet ist. Nachdem alle Lokalitäten jeder einzelnen Region gemäss den in x der Meeresfläche berücksichtigende, künstlich und rein willkührlich ist, Der Verf. hat jedoch dadurch, dass er für jede Region den glaichen Umfang, der Breite nach, nämlich 1500° annalım, x die Vergleichung zu erleichteın gesucht. Wir halten dafür, dass man vielmehr umgekehrt die "Vegetation als Maassstab der Abiheilung in Re- gionen benutzen sollte. und demgemäss wären alle Berge zu den Voralpen zu zählen, wo Pilan- zen regelmässig vorkommen, welche in den von den Alpen eutfernteren Bergen unter dem nämlichen Breitengrade niemals gefunden werden, sollten sie auch keine grössere absolute Höhe er- reichen als letztere; so characterisiren sich die Voralpen unter andern durch folgende Pflanzen: Poa alpina, Potentilla aurea, Cınera- ria cordifolia, Saxifraga rotundifolia, Gentiana acaulis, Globularıa cordifo- lia, Valeriana trıpteris Apargia aufea, Tussilago alpina und derzl., d h. die Vor- alpen haben diese Pflanzen mit den Alpen gemein, aber sie fellen in der montanen Negion. Ehen so scheint es uns völlig unpassend, ein Thal in Mitte der Alpen, deshalb weil es sich nicht über 4000° erhebt, zur Berg-Region zu rechnen; sol- che unbewohnte und unkultivirte 'Thäler haben 124 ihnen vorherrschenden Gattungen und Familien in Betracht gezogen worden sind, gibt eine Tabelle 'eine Uebersicht, und zuletzt folgt ein vollständiges Verzeichniss mit den beigefügten Zeichen der Häu. figkeit des Vorkommens, der Lokalität und der Region. Die meisten Species zählen Wiesen und Weiden, und beide am zahlreichsten aus len Fa- milien der Gramineen und Synantheren,, bei den sauern Weiden herrschen vorzüglich Cyperacsn vor. Am wenigsten Arten zählt das bewässerte Ge- meist ihre ganz eigenthümliche Vegetation z. B.: Cacalia albıfrons, Astrantia major, Tozziaalpina, Phyteumanigrum, Arc- tium Personata, Salix grandifolia, Im- peratoria Ostruthium u. dergl. mehr. Vor. alpe ist uns.der Vorhof, gleichsam die vorge- schobene äussere Schanze der Berg- Veste Im Kanton Appenzell ist die Gränzlinie zwischen Al- pen und Voralpen durch die Formation sehr be- stimmt gezogen. Die Voralpen werden von der Nagelflue gebildet, die Alpen dagegen vom Alpen- kalk. Wir würden die Hochebenen mitten so ® wie die Einschnitte in die Alpen bis zur obern Waldgränze , also etwa bis zu 5000 als untere Alpen Region, von da bis zur obern Gränze des Baumwuchses überhaupt, d. h. bis zum Aufhören der Betula viridis circa 6000‘ als mittlere von da bis zur Schneegrünze als obere Alpen- region bezeichnen, an welche sich dann die sub» nivale und nivale Region anschliesst, 125 rölle, nämlich nur 3 Pflanzen; etwas auffallend zählt der Verf. nur 5 Arten auf, welche am Ufer wach- sen. Schneewasser - Riesen enthalten dem Verzeich- niss zufolge 34 Arten; Schnee -Thälchen dagegen nur 10 Species, ersiere vorzüglich aus den Fami- lien der Synantheren, Uruciferen, Saxifragen , leiz- tere aus denen der Primulaceen und Dryadeen. — Doch es würde zu viel Raum erfordern, wollten wir aus dieser Abhandlung Alles das herausheben, was uns vorzüglich angezogen hat und zu interes- santen Vergleichungen veranlasst. Wir schliessen mit dem Wunsche, von andern Gebirgs - Districten ebenfalls solche Pflanzen-Verzeichnisse zu erhalten, welche ein lebendiges treues Bild der ganzen Ve- getation derselben dem Leser verschaffen. Carl Stein. Naturgetreue Abbildungen und Beschreibungen der essbaren, schüdlichen und verdächtigen Schwämme, von J. W. Krombholz. Prag, in der Calve’schen Buchhandlung. Fol. Von diesem wichtigen Werke haben wir nun vom Jahr 1831 bis zum Jahr 1856 fünf Hefte, (jedes mit 8 ausgemalten reich besetzten Steindrucktafeln, nur das erste Heft hat 6 Tafeln) erhalten, und obwohl diese von cinem ungestörten Fortgange desselben zeugen, so fühlte man sich doch geneigt, dem Herrn Verfasser von Zeit zu Zeit, nicht etwa mit dem porn: aber doch mit einem Zuruf, oder leich- 126 ten HKlatschen in die Luft unsern Wunsch eines muntern Fortgangs zu erkennen zu geben. In der That gewinnt das Ganze mit jedem neuen Hefte neuen Reiz, höhere Vollendung; und wird es vollständig durchgeführt, so dass es alle essha- ren und schädlichen oder verdächtigen Schwänme, welche wir kennen, mit so genauer Darlegung ihrer Form, ihres Vorkommens, ihrer Wirkungen, der j Einsammlungs-, Aufbewahrungs- und Zwubereitungs- weise der geniessbaren, der Heilverfahren gegen die Vergiftungen durch schädliche u. s. w. umfasst, so werden wir in demselben ein Werk von dem grössten praktischen Interesse erhalten, auf welches sich ein wichtiger Theil der Sanitätspolizei sicher stützen kann. Aber nicht von dem pral.tischen Interesse allein ist hier die Rede, sondern das reinnaturgeschicht- liche hält mit demselben hier gleichen Schritt, die Uebersicht des Baues der Pilze überhaupt, die'Be- trachtung der verschiedenen Theile und Organe derselben mit ihren sehr vollständig und metho- disch abgehandelten Frunstausdrücken , die ausführ- liche Darstellung mehrerer neuerer Pilzsysteme bis zur ‚Charakteristik aller darin enthaltener Gattun- gen, welchen Gegenständen’ das erste Heft mit seinen 6 Tafeln und 85 Folioseiten gewidmet ist, führt uns vollständig in das Gebiet der Pilze ein, und wir dürfen erwarten, dass auch. der specielle Theil, nachdem er die grössere Masse des Essbaren , Schäd. . lichen, Medieinischen &e. beseitigt hat, auch * noch‘ 127 den übrigen Gruppen einen Blick zuwerfen werde, die zwar dem Menschen und den Thieren nur noch wenige grösstentheils drohende, doch kleine und durch Kleinheit minder gefährliche Einzelnheiten entgegenstellen, dafür aber häufig zerstörend und auflösend in die Pflanzenwelt eingreifen, die Ver- gänglichkeit der Dinge um uns her befördern und oft zur unerfreulichstien Anschauung bringen, also das Werk fortsetzen, das die mehr massenhaften Producte dieses Gebiets verführerisch auf unsern eignen Untergang, angelegt haben. Wie schön sind nicht viele Pilze, wie wohl- schmeckend viele aus ihnen bereitete Gerichte! Aber man darf sich nicht verhehlen, dass nirgends der Tod näher an den Genuss gränzt, und der Schein auf keinem Gebiete täuschender ist. Hat doch der Herr Verfasser selbst unter den bisher ohne Ausnahme für unschädlich gehaltenen Helvellen eine verdächtige, Helvella suspecta , entdeckt und auf der 21. Tafel Bild 1— 6. vorgestellt, von welcher ein Fall vorliegt, der mehr als verdächtig genannt werden kann, da von einem daraus berei- teten Gerichte 5 Menschen erkrankten und zwei derselben unter den gewöhnlichen Symptomen der Vergiftung durch Schwämme starben. Dergleichen Betrachtungen führen uns wieder auf das erste Heft zuräck, welches von S. 10— 17 die Lehre von den Kennzeichen der Sehädlichkeit oder, Unschädlichkeit der Schwänime aufs Ausführ- lichste abhandelt, und, nachdem die als solche 128 angegebenen Merkmale in 22 Abselınitten dargelegt und gewürdigt worden, endlich zu dem Resultate ge- langt: „dass es kein einziges verlässiges, leicht auf- zufindendes, unwandelkares, sinnlich wahrnehmbares Merkmal gebe, aus dem allein man auf die Schäd- lichkeit oder Unschädlichkeit der Schwämme zu schliessen berechtigt sey.“ Selbst die Chemie gibt keinen Aufschluss. Mehrere Merkmale zusammen, vor Allem aber die sichere wissenschäftliche Er- kenniniss der durch Erfahrung und Versuche als schädlich oder unschädlieh bewährten Species kön- nen hier allein Gewissheit geben. “Die Kenntniss der im Durchsehnitt schädlichen oder unschädlichen Gruppen und Abtheilungen des Pilzreichs gibt eine scheinbare Anleitung; darf aber nicht einschläfern, wie der Herr Verf. überall nach- weist. Wir haben schon oben auf ein Beispiel aus der bis jetzt für ganz unverdächtig geltenden Ta- milie der Helvelloideen aufmerksam gemacht. — Die „Vorsiehtsmaassregeln beim Sammeln, Zube- reiten und Aufbewahren der Schwämme“ 8. 17, und die „Küchenzurichtung“ der Schwämme, S. 19, soll jede Hausfrau mit Bedaeht studiren. Die Wirkun- gen der Giftschwämme. auf den Organismus sind nicht nur im Allgemeinen dargestellt, sondern auch durch mehrere Krankengeschichten anschaulich gemacht. In dem Abschnitt: wünschenswerth>; medizinisch - polizeiliche Vorkehrungen und bereits bestehende gesetzliche Bestimmungen überschrie- ben, ist, wenn wir die österreichischen polizeili- 129 ‚Literaturbericht Nro. Q. chen Bestimmungen ausnehmen, das Wünschens- werthe, wie es der Herr Verf: aufstellt, das Beste. Wir wollen doch etwas aus den Vorschlägen zur polizeilichen Ueberwachung des Schwammrerkaufs ausheben: a) Der Verkauf der Schwämme ist einer strengen polizeilichen Aufsicht zu unterwerfen. Will sa- gen: das Aufsichtspersonal soll auch die erfor- derliche Kenntniss: des: Gegenstandes, welchen es beurtheilen soll, . besitzen .und sich darüber ausweisen. (Reg. Decret. Wien 31. Nov. 1800.) b) Alle Arten von Schwämmen, welche der mensch- lichen Gesundheit schaden , sind für den Ver- kauf verboten, müssen vernichtet, oder an Orte gebracht werden, von denen sie nicht wieder geholt werden. können. c) Auch müssen alle Schwämme vom Victualien- Markte entfernt werden, von deren Unschädlich- keit man noch nicht überzeugt ist, alle, welche, verdächtig sind, ja aus Vorsicht sogar jene essbaren, die mit schädlichen Schwämmen von ähnlichem Aussehen leicht verwechselt werden können. Eine Reihe k. k. österreischischer Ver- ordnungen schliesst aus diesem Gesichtspunkte mehrere Schwammarten vom Markte aus, und man sieht, dass sich die Regierung dabei auf kundige und tihätige Aufscher stützen kann. In andern Staaten bestimmt man, obwohl:nur: allzu Literaturber. 1857. j 9 ® 150 .. h} kurz und fürs Leichtnehmen der nicht aufse- henden Aufseher bequemer, diejenigen Schwamm- arten, welche ausschliesslich verkauft und als unschädlich betrachtet werden sollen. .. ® € E13 [7 d) Auch diejenigen essbaren Schwämme müssen ent- fernt werden, welche sich schon im Zustande der Fäulniss befinden, oder auch nur den An- fang der Verderbniss zeigen, oder sonst eine uhgewöhnliche Veränderung erlitten haben. In solchen Fällen muss die Marktbeschau sich des Raths des Medizinal- Beamtens bedienen, und dieser selbst muss von Zeit zu Zeit der Markt- beschau beiwohnen. e) Fänden sich in einem Haufen geniessbarer 9) Schwämme einige schädliche, so wäre aus Vor- sicht der ganze Vorrath zu vertilgen. (Regie- rungsdeerete. Wien: vom.:6. October 1708.) Es sollten alle Schwämme , oder doch .einer von jeder Sorte, mit ganzem Strunke, d. i. auch in Verbindung mit dem in die Erde gesenkten knolligen, oder mit der Wulsthaut umgebenen, -oder wie immer gestalteten Theile zu Markte gebracht werden, weil gerade in diesem Theile des Schwammes ein leicht aufzufindendes Unter- ' scheidungszeichen mancher essbarer und schäd- licher Arten beruht. g) Hein Schwamm soll von der Oberhaut des Hu- 'tes entblösst, geputzt oder in’kleine Stücke ge- schnitten zum Verkauf ausgesetzt werden. (Re- gierungscireular. ‘Wien vom 20. Juli 1807.) h) i) k) 19) 151 Der Handel mit Schwämnen ist nicht Jedem ohne Unterschied, sondern {nur solchen zu se, statten, die dem Physicus zuvor den Beweis ge- liefert haben, dass sie die unschädlichen Schwäm- me kennen und von andern zu unterscheiden wissen. (Reg. Decr. Wien vom 24. Febr. 1784.) Der Verkauf der Schwämme in Städten soll nie zerstreut in verschiedenen Strassen und Winkeln der Stadt, sondern an einem einzigen bestimmten öffentlichen Platze geduldetseyn , wo dieselben si- cher von den Acrzten und Marktaufsehern zu jeder Zeit überschaut werden können. Sie sollen da- selbst nicht früher feil gegeben werden, als bis sie ‘der Aufscher am angewiesenen Orte untersucht und für gut erklärt hat. (Verordaung für Oester- reich vom 16. Nov. 1792 und 25. Aug. 1797.) Diese Schwämme dürfen nicht in HKörben und nicht in Haufen zum Kauf ausgeboten werden, _ sondern müssen auf einer Tafel ausgebreitet, oder auf eine andere Art gesondert seyn, so dass sowohl der Aufscher als das Publikum sie leicht überschauen kann. (Mailänder Gubernial - Ver- ordnung von 1820). Der Verkauf getr ockneter Schwämme, mit Aus- nahme einiger weniger leicht 'erkennbarer, z. B. der Trüffeln, Morcheln, ist zu verhindern, weil sie in diesem Zustande unkemntlich, und aus Betrug oder Irrthum die essbaren mit den . schädlichen vermischt oder verwechselt seyn kön- nen. (Reg. Cirec. . Wien vom 20. Juli 1807.) ©. . 9" 2 'i32 ! Bu) Mit gleicher Umsicht sind die medieinisch- -PO- slizeilichen Vorkehrungen, um die zweckmässißste Hälfsleistung den durch Schwammgenuss Verun- ‚glückten angedeihen zu "Isssen , in Vorschlag ge- “bracht. Besonders verdient hiebei der Umstand be- * berzigt zu werden, "dass man polizeilich und ärzt- lich nach Gewischeiz‘ über die Art des Schwammes, „welche? den Schaden angprichtet hat, streben müsse, 2 Es "scheint nieht ünzweckmäseig,, immer auls Neue ünd an recht vielen Orten auf diese pflicht- mässige Aufgabe der Sanitätspolizei aufinerksam zu machen, und selbst das Bekannteste wieder in Er- innerung zu bringen; denn nichts geräth leichter ins Einschlummern, als dieser kleine Dienst zum "Wohl der armen und niedern Volksklassen, vor- züglich in einer,Zeit, wo man leider! sich an weit " $urchtbarere Gefahren des Lebens zu gewöhnen und über dieselben, unfer Voraussetzung des absoluten Unvermögens der menschlichen Willens - und Ver- standeskräfte, gleichsam ein Auge zuzudräcken ge- ‘lernt hat. Ein grösserer Theil der Physiker dürfte "vielleicht, was die Verhütung der Pilzvergiftungen anbelangt, nicht weniger die absolute Unmöglich- "keit vorsöhützen, die nran aber, nicht ohne einen „Fingerzeig, in ‘diesem Falle als rein subjectiv “nachweisen und mit ihrem wahren Namen bezeich- "nen Kan, ‘Der Arzt soll’ nicht mit apodictischer Gewissheit. jeden ‘schädlichen äder unschädlichen‘ Schwamm auf.d den ersten Bick „erkennen und beur- thöilen, es ses ‚förne yon’ uns, ihn: Züzumuthen, a 133 was wir selbst uns nicht zuzutrauen wagen, — aber er soll die guten Hülfsmittel zur Erkenntniss der Schwämme wirklich benutzen, und aus ihnen ein zuverlässiges Urtheil ableiten können. Wir wollen doch ein kurzes Verzeichniss der in den vorhandenen Heften abgebildeten Schwämme hiehersetzen und bei jeder Art das „schädlich“ oder „essbar‘‘ hinzufügen. Man wird finden, dass der Herr Verf. bemüht gewesen ist, die essbaren und schädlichen Arten, welche mit einander verwechselt werden können, wo es anging,, auf einer Tafel zu- sammen zu stellen. Zweites Heft. Taf.7. Boletus regius Krombh., pileo pulvinato glabro purpurco, tubulis adnatis brevioribus minutis aureis, stipite bulboso reticu- lato aureo basi purpurascente: plurikus conglome- ratis. Suillus orassus, superne purpureus, inferne ex aureo fulvus, pediculo tumido subrubente. Mi- -cheli. pag. 129. Tän schr schöner, essbarer, in Böhmen einheimischer Schwamm... Taf. 8. Ama- nita caesarea Persoon. Essbar. Taf. 9. Amanita | muscaria. Sehr ausführlich nach allen theoretischen und praktischen Pücksiehten abgehandelt. Taf. 10. Fig 1— 5. Arnanita rubescens Pers. Nach Ver- suchen an Hunden verdächtig. Fig. 6 — 9. Ama- nita spadicea Pers. Ebenso. Taf. 11. Agaricus deliciosus Linn. Essbar. Taf. 12. Fig. 1 — 6. Aga- | ricus insulsus Fries. Verdächtig, und zugleich unangenehm scharf. Fig. 7 — 14. Agaricus 2o- narius Bolton. Schädlich. Taf. 13. Fig. 1 — 14. 134 ‚Agaricus pubescens Fries. Schädlich. Fig. 15—, Agaricus torminosus Pers. Verdächtig. Taf. 14, Fig. 1 —- 9. Agaricus pyrogalus Bull. Uebel. schmeckend und schädlich. Fig. 10— 12. Agari. cus fuliginosus Fries. Nach Versuchen melır unge- niessbar als schädlich. Fig. 13. 14. Agaricus vio- Tascens Otto. Eibenso. Fig. 15. 16. Agaricus vie. tus Fries. Schädlich. Fig. 17. 18. Agaricus tri. vialis Fries. Verdächtig. Drittes Heft. Die Tafeln 15 — 10. sind den Morcheln gewidmet, welche nach einer Betrachtung über dieselben einzeln abgehandelt werden. Die Figuren sind ausgezeichnet schön und geben zahl- reiche Abstufungen zu erkennen. Taf. 15. „Fig. 1 — 13. und Taf. 17. Fig. 5— 8. Morchella bo. hemica Firombh., pileo campanulato bası undato- plicato albo-limbato, costis longitudinalibus un- Aulatis dickotomis raro anastomosantibus, basin versus parallelis reetis, areolis oblongis irregulari- bus angustis, stipite elongato subeylindrico apicem versus altenuato albo-sericeo fareto, mycelio fla- vescente coriaceo, sporidiis ovalibus subcurvalis, Krombh. in Monatsschr. des Böhmischen Natio- nalshuseums. 1823. Jun. Sehr wohlschmeckend und unschädlich. Taf. 15. Fig. 14 — 21. Morchella ‚ hybrida Pers. Hart und ungeniessbar. Taf. 16. 'Fig. 1, 2. Morchella crassipes DeC. Selten, aber essbar. Taf. 15. Fig. 25, 26. Morchella crassi- pes var. crispa. Taf. 16. Fig. 3, 4, 5 und 6, Morcheila esculenla Pers. Mit 5 Formen, Taf. 135 17, Fig. 9 und 10, 11 — 14, 15 und 16, und Taf. 19. Fig. 6 und 7, weisslich.) Taf. 16. Fig. 4. (mit rundem Hut.) Allgemein bekannt und essbar. Taf. 17. Fig. 17 — 19. Morchella conica Pers. 11, 12, var. ceracea Pers. Taf. 16, Fig. 13 und Taf. 17. Fig. 1, 2, var. rigida. Essbar. Taf. 16. Fig. 17— 19. Morchella deliciosa Fries. \WWohlschme- ckend und unschädlich. Taf. 5. Fig. 25 und 26. Morchella crispa Firombh., pileo conico acuto te- reti, costis primarlis longitudinalibus distantibus nonnunguam dichotomis aculis carinatis flexuosis, secundarüs confertissimis plicaeformibus undato- crispalis, stipite subeylindrico suleato albo adsperso. Auf Moorwiesen in Böhmen. Esshar. Taf. 16 Fig. 20, 21. Morchella elata Fries. Essbar doch minder wohlschmeckend. Taf. ı7.. Fig. 20. Morchella pubescens Pers. Selten "und hinfällig. Taf. 17. Fig. 21. Morchella iremelloides Pers. Wird nicht genossen. Taf. 19. Fig. 1-5. Mor» chella rimosipes DeC. Selten. Gebrauch unbhe- kannt. Fig. 8—10 Morchella-praerosa Krombh., pileo subovato subacuto basi contracto horizonta- liter inflexo intus cavo albo-verrucoso granulato, costis tenuibus ceraceis fragıllımis brevibus sublle- zuosis irregularibus inaequaliter altis albido-margt- natis in margine quasi erosis pubescentibus, areolis u profundis subcellulosis kası contractis, siipite supra contracto subsulchto vel laevı subtereti vel com- presso albo dein lutescente bası dilatato glabro, mycelio pubescente albido tenui. Gebrauch noch 136 unbekannt. Taf. 18. Fig. 10— 25. Phallus im- pudicus Linn. Unschädlich doch nicht appetitlich, Taf. 18. Fig. 1— 9. Clathrus cancellatus Linn. Im südlichen Frankreich und Italien. Giftig. Taf. ° 19; 20, 21 enthalten Helvellen. Die meisten essbar, Aut dem Markte zu Prag erscheinen vorzüglich: Helvella esculenta Pers., H. Infula Pers. und H. Gigas Iirombh. Taf. 19. Fig. 11 — 13. Hel. vella rhodopus Krombh. pileo irregulari subcom- presso bi- vel tricuspidato castaneo - fusco tortuoso- plicato hine inde adnato subtus carneo subpulveru- lento trilobo, lobis inflatis involutis margine inter se connatis opacis, stipite erecto subglabro carneo- roseo plerumque expallente rarius saturate rubro carnoso supra celluloso-cavo, carne elastico - molli. An feuchten Stellen in gemischten Waldungen. Taf. 19. Fig. 14, 15. Helvella inflata Cumin. .(Hel- vella erythrophaea Pers. Mycol. Eur. p. 211.) Taf. 19: Fig. 18— 21. Helvella lacunosa Fries. Fig. 22— 26. var. monacella Schacff. Taf. 21. Fig. 27 — 29. Helvella crispa Fries. Erscheint im Sep- tember und UÜctober und ist essbar. Taf. 19. Fig. 30. Helvella fistulosa Alb. et Schw. Taf. 20. Fig. 1— 5. Helvella Gigas Krombh., pileo magno lo- bato undulato plicato vel crispo pallido albido vel ochraceo, lobis stipiti subadnatis adpressis subun- dulatis, stipite crasso celluloso ceraceo albido extus lacunoso subglabro, ascis majusculis , sporis magnis ovalibus, mycelio ceraceo -tomentoso erasso effuso. 4-12 Zoll breit. Häufig um Prag auf bemoos- | 137 ten Waldplätzen im März und April; wohlschme- ckend und vor Andern geschätzt. Taf. 20. Fig. 6— ı2. Helvella esculenta Pers. Taf. 21.- Fig. 1 — 6. Helvella suspecta Krombh., pileo irregu- ‚ lari inflato celluloso-angulato bi-rarius trilobo, lobis irregulariter deflexis, plerumque inflexis undu- latis gyroso - cellulosis, costis rotundato - obtusis con- fertis erispis fusco- castaneis, areolis irregularibus profundis plerumque angustissimis vel elausis lacu- nosis, stipite cavo irregulariter compressgo sulcato lacunoso rarıus eostato irregulariter expanso vel ramoso carneo-livido dein pruinoso. 2—4 Zoll hoch und dick, vom Geschmack erst morchelartig, aber im Nachgeschmack süss und widrig, nach einem bier erzählten Fall sehr gifig. Von Helvella es- culenta und Gigas unterscheidet sie sich durch bleichere Farbe, sehr eingetiefte Felder oder Fur- chen des Huts und durch den kürzeren gefurchten Strunk. In Tannen- und Fichtenwäldern Böhme ens, im Frühling. Taf. 21. Fig. 7, & Helvella tre- mellosa Firombh., pileo lobato irregulari, fulvo- fusco, lobis irregulariter deflexis connatis undulatis, costis primariis magnis angulatis rotundatis, secun- . dariis minutis gyrosis planiusculis, areolis irregu- leribus profundis celluliformibus vel’ planiusculis, fundo inaeqnali lacunoso-costato pallido, stipite irregulari confluenti albo tremelloso - ceraceo fra- gili subfarcto dein cavo ramoso , ramis irregulari- subcompressis subasperis, mycelio tenui alba. (Hel- vella chrysophaea Pers. Myc. Eur. p. 27.) Selten, + « 158 Ueruchlos, von fadem wässerigem Geschmack. Taf, 21: Fig. 9— 11. Helvella fasligiata Krombh,, pileo trilobo subirregulariter angulato tricuspidato fusco, lobis deflexis rotundalis margine subinflexis et glabris medio plicato-undwlatis, subtus stipiti subadnatis adpressis subvenosis candidis tomentosis, stipite crasso polymorpho sulcato-costato vel sul- caio- ceHuloso tomentoso candıdo carnoso intus pri- mum farcto demum cavo, {Flor. Dan. ]. Tab. 116.) Im April "bei Prag gefunden. Taf. 21. Fig, 12 und 15. Helvella birretum Firombh. Ohne Beschrei- bung, nur einmal gefunden. Vielleicht Spielart von Helvella mitra Schaeff. (Taf. 21. Fig. 13. und 16. dieses Werks.) Taf. 21. Fig. 14 u. 17. Helvella Infula Schaeff. Fries. Helv. Mitra Linn. Fl. Yucca Taf. 21. Fig. 18 und 20. Helvella atra Koen. ‚Cnigricans Pers.) Selten; wird nicht zur Speise be- nutzt. Taf. 21. Fig. 21. Helvella elastica Bull. Fries. Essbar. Fig. 22 — 24. Helvella lacunosa vur. tricuspidata. Taf. 22. Fig. 1., Tafı 5. Fig. 17, 18. Sparassis erispa Fr. Wird als ein sehr schätzbarer und ergiebiger Speisschwamm zu Markte gebrächt, Taf. 22. Fig. 2 — 4._ Sparassis brevi. ' pes Rrombh., stipite brevi crasso carnoso intus solido fibroso albo, ramis adscendentibus crassis ramosis’ flexuosis latis planis connexis in laminas, latissimas ramoso - dichotomas rarius simpliciter fle- xuosas longissimas erectas confertas basi attenuatas “ apice explanatas aequales subgyrosas. truncato-obtu- sas ochraceas aquoso- carnosas, primitus odore et » 139 sapore grato. Von der Grösse eines Menschenkö- pfes. Bei Gribram im September aus der Schnitt- fläche eines Eichenklotzes. In diesem Hefte ver- missen wir, ein wenig die in den übrigen so klare und übersichtliche Anordnung der Figuren auf den Tafeln, welche etwas überladen sind. Viertes Heft. Wieder Blätterschwämme, Taf. 23. Fig. 1—8. Agaricus campestris Pers. Fi- guren und Test sehr vorzüglich. Wir finden hier die Küchenrezepte zu den vorzüglichsten und fein- sten Bereitungsweisen des Champignons, und eine sehr guie Abhandlung über die Kultur dieses Schwam- mes. Fig. 9, 10. Ag. sylvaticus Schaeff. Wird wie Champignon gegessen. Taf. 23. Fig. 11 — 14- und Taf. 26. Fig. 9— 13. Agaricus edulis Pers. Essbar, doch weniger angenehm als die Vorigen. Taf. 23. Fig. 15 — 21. Amanita incarnata Pers. Unschädlich, doch nieht zu empfehlen. In Italien wird sie gegessen. Taf. 24. 1— 12. Agaricus pro- cerus Pers. Wird in Frankreich gespeist. Die Be- reitung wird hier angegeben. Die Abbildungen sind sehr schön. Fig. 13, 14. Agaricus graci- lentus Kirombh., elatus, gracilis, pileo umbonato plus minus undulato subglabro medio sordido, mar- gine epidermide sqnamuloso - maculato rumpente 'svbinvolute, lamellis liberis remotis Tatis pallide virescentibus integerrimis postiee rotundatis, stipite pileo concolore ela:io tenvi subflexuoso erecto gra- eili ad basin aequaliter incrassato, supra attenuato dein cavo, annüle mobili patulo composito breri 140 membranaceo tenui. Im Herbste bei Prag. Ueber seine Unschädlichkeit ist noch nicht entschieden, . Fig. 15, 16. Agaricus subtomentosus Krombh., pileo pulvinato depresso in medio fusco - squamoso, squamis crassis Ccarnosis Concentricis, margine albo subtomentoso, lamellis remotis latis ventricosis tri. serialibus albis, stipite elato crasso basi bulboso albo glaberrimo cayo , annulo mobili membranaceo simplici tenuissimo. Jyaschädlich ; dem 4g. proce. rus nahe verwandt. Fig. 17, 18. dg. mastoideus Fr. dem Ag. excoriatus Schaeff. auch im Geschma- cke ähnlich. Fig. 19 — 23. Ag. sphaerosporus Jrombh., pileo subcampanulato dein expanso gla- briusculo albido medio nitenti, lamellis subtridy- mis integerrimis remotis utrinque rotundatis candi- dis, sporis globosis, stipite elato attenuato sub- flexuoso basi subbulboso albido, annulo depaupersto, Im August auf Wiesen und Weideplätzen. Essbar. Fig. 24 — 30. Ag. excoriatus Schaeff. Essbar. Taf. 25. Fig. 1—5. Ag. virgineus Wulff. Wird in Frankreich genossen’ Bei uns im Herbste auf Wei- den, Heiden und Wiesen gemein. Fig. 6, 7. 48. sericeus Krombh., pileo primum subumbonato dein expanso undulato margine inflexo earnoso - membra- naceo tenui sicco subglabro medio fuscescente tenuis- sime squamuloso utrinque laevi sericeo - splendente albo, lamellis latis ventricosis basi acute adnatis primum integerrimis dein laceris et denticulatis polydymis;, brevioribus ad basin rotundato - trun- catis, albis dein pallidis, sporidiis albis, stipite 131 centrali crasso inaequali basi nunquam incrassato radicato subtereti flexuoso nunquam recto glabro vel tenuissime striato vel squamuloso albo nitido farcto, carne elastica fibrillosa sericea molli alba. Bei Prag in Laubwäldern und Hecken auf guter feuchter Walderde, selten. Zäh und nicht zum Gebrauch zu empfehlen. Fig. 8 — 14. Ag. (Tri- ‚chotoma) stramineus Krombh., pileo hemisphae- rico, dein planiusculo, stramineo, epidermide squa- mis lacerata nitente, lamellis utrinque attenuatis concoloribus, stipite intus farcto fibrillosoe. Im Herbsie auf Waldwiesen und Grasplätzen bei Prag, selten, Geschmack nicht unangenehm. Vielleicht essbar. Fig. 21— 25. Ag. ramentaceus Bull. Un- schädlich. Fig. 26 — 30. Ag. elypeolarius Bull. Hann unter die kleinen Suppenschwämme genom- “men werden, ist aber fade. Fig. 31 — 35. Ag. (Limacium) ochroides hrombh., pileo umbilicato albido viscidulo medio squamoso margine involuto, lamellis decurrentibus didymis albidis, stipite ve- lato pleno maculato. An faulenden Baumstämmen bei Prag im September. Zum Genuss nicht zu empfehlen. Fig. 34, 35. Ag. ermineus Fr. Scheint essbar. Taf. 56. Fig. 1 — 8. Ag. speciosus Fr. dem Ag. vaginatus sehr ähnlich; ist ungeniessbar. Fig. 14, 15. Ag. vaporarius Olto. Auf Lohbee- ten und in- Wäldern auf schwarzer TDamnierde; ist essbar. Fig. 16, 17. Ag. laevis Krombh., pileo subhemisphaerico laevissime candido medio -fusces- cente, lamellis candidis didymis dein incarnalis, 142 - stipite eylindrico laevi cavo candido Annulato basi subbulboso, annulo mobili brevi. Im August hei Prag. Ist unschädlich. Fig. 18— 22. Ag. spodo- phylius Krombh., pileo ovoideo dein nehmer rico leviter umbonato glabro laevi albido vel ru- beolo dein rimoso, lamellis äntice acutis postice ‚rotundatis liberis didymis semper cinereis, stipite brevi subaequali albido basi subincrassato farcto, velo annuliformi membranacco deciduo. In lichten feuchten Laubwäldern bei Prag, im Frühling und Herbste. Wie der Ghampignon zu gebrauchen, aber meist kleiner. Taf.27. Fig. 1— 15. Ag. PVit- tadini Tent. mycol. Mil. 1826, cum icon., dem Ag. asper etwas ähnlich. Im Canal’schen Garten, nach Prof. Hackel auch bei Leitmeritz. Ist giftig. Taf. 28. Fig. 1— 10. Ag. phalloides Fr. Gifiig. Die Figuren 1—3 stellen die blassgrünliche Spielart (Amanita virescens Pers.), 4 — 40 die weissliche (Am. bulbosa alha Pers.) dar. Bei dieser Gelegen- heit gibt der Herr Verf. eine gute, Vergleichung des (unschädlichen) . 4g. vaginatus Fr. Fig. 13. Ag. annulatus Bslt. Verdächtig. Fig. 14— 22, Ag. obiuratus Fr. Fig. 23, 24. Ag. rapipes . Krombh., pileo pultinato carnoso compacto undu- “ Ilato- flexuoso glabro , virescente rarıus fuscescente margine glabro albıdo, lamellis liberis flavıdo-ochra- ceis distichis (didymis ?) postice rotundatis, stipite utrinque attenuato medio ventricoso Compacto firmo albido ienuissime striato. Im Frühling bei Prag auf Waldwiesen. Sehr selten. Eigenschaften unbe- 145 kannt. Taf. 29. Fig. 1 — 5. u. Taf. 1. Fig. 7, 8. ‚Ag. cinereus Otto. Unschädlich. Taf. 29. Fig. 6 — 9. Amanita tomentella Krombh., pileo con- vexo late umbonato tenui glabro nitido fusco sicco margine acuto nudo glabro, verrucis effusis latis tenuibus fusco -tomentosis, lamellis confertis candi- dis dein pallidis ventricosis latis polydymis, brevis- simis dentiformibus , brevioribus postice rectangu- lato- iruncatis, omnibus tenuissime denticulato - floc- cosis, stipite semper incurvo attenuato basi incras- sato-bulboso sericeo-tomentoso nitido, cavo, annulo pendulo laxo albido glabro pulverulento, volva bul- ' bosa marginato - connata subterranea. Bei Prag im Sommer. Eigenschaften noch nicht sicher ermittelt. Fig. 10 — 13. 4g. pantherinus DeC. Fr. Gifüg, in seinen Wirkungen dem Fliegenschwamm gleich. Fig. 14-- 17. Amanita ampla Pers. (excelsa Ir.) Verdächtig. Fig. 18— 21. Amanita aspera Pers. Ungeniessbar , wenn auch nicht gerade giftig. Taf. 30. Fig. 1—3. Bovista nigrescens Pers. Fig. }. Lycoperdon pyriforme Pers. Fig. 5. Zycoper- don constellatum Fr. Fig. 6. Lycoperdon gem- matum Batsch. Fig. 7 — 10. Lycoperdon caela- tum Bull. Fig. 11, 12. Lycoperdon saccatum Fr. Im jugendlichen Zustande, so lange sie noch zart und fleischig sind, können alle Bovisten und Lycoperdon- Arten 'gleieh dem Champignon genos- son werden: sie kind noch zarter und eben ko wohl. schmeckend. Die reifen, bereits ausgestäubten grös- seren Arten, wie Lycoperdon caelatum und sac- 134 catum, werden zum Blutstillen gebraucht. Fig. 15 — 21. Agaricus comatus Müll. Ie's. Unschäd- lich und ganz frisch wohlschmeckend, zerfliesst aber bald. Fünftes Heft. Tafeln und Text sind vortrefllich ausgeführt. Taf. 31. Boleius edulis Pers. (Her- renpilz, Steinpilz, Edelpilz.) Taf. 32. Fig. 1— 11. "Boletus aurantiacus Pers. Essbar, doch weniger "wohlschmeckend als der Steinpilz. ‚Fig. 12, 13. Boletus rufus Schaeff. Pers. Essbar. Taf. 33. Boletus annulatus Pers. Yssbar und gesund, Taf. 34. Fig. 1 — 10. Boletus flavus FPith. (Bol. Gre. wvillei Klotzsch.) Essbar. Fig. 11 — 14. Boletus circinans Pers. Essbar. Taf. 34. Fig. 15— 18. u. Taf. 75.9) Fig. 7— 14. Boletus variegatus Sw. Pers. (Auf Taf. 34. Boletus subtomentosus bezeich- net). Unschädlich aber unschmackhaft. Taf. 35. Fig. 1-6. Boletus scaber Bull. Essbar, steht aber dem Steinpilz nach. Fig. 7 — 9. Boletus cya- nescens Bull. Fr. (constrictus Pers ) Verdächtig. Fig. 10— 15. Boletus pachypus Fr. Verdächtig und zugleich übelschmeckend. Taf. 36. Fig. 1— 7. Boletus aereus Bull. Pers. Essbar und wohlschme- ckend. Fig.8, 9. Boletus mitis Persvon. Geniess- bar. Fig. 12— ı6. Boletus glutinosus Krombh., pileo pulvinato hemispliaerico laevi viscdso nunquam sicco molli carnoso fusco, velo marginali spurio fugacissimo, strato tubulorum crasso medio rentri- coso ypostice libero vel subadnato antıce attcnuato, tubulis magnitudine inaequalibus angulatis 'olivaceo- | 145 Literaturbericht Nro. 10. Iuteis stomatibus magnis subrotundis aureis, stipite subelongato vel brevi subtenui curvato basi atie- nuato rarjus medio ventricoso pleno 1#tieolo glabro laevi rarius supra punctato, carne mutabili com- pacta primum pallida dein hine inde coerulescente demum vinoso-rubella, odore specifico, sapore miti. Dem Broncepilz ähnlich; des Geruchs wegen ver- dächtig; erscheint sehr spät im Herbste in Laub- wäldern bei Prag. "Fig. 17 —20. Boletus casta- neus ß badius Fr. Unschädlich, aber unschmack- haft. Die Figuren 17 und 18 sind auf der Tafel als Bol. spadiceus Kr-Iz., und Fig. 19, 20. als Bol. tomentosus Hr-Iz. bezeichnet, werden aber im. Texte wieder zum Bol. castaneus Fr. gebracht. Fig. 21 — 24. Bol. rubellus Firombh., pileo pla- no-convexo medio subdepresso laevi glabro opaco rubro, hymenio Iuteolo subadfixo, tubulis subacqua- libus medioeribus, ostiolis flavidis minutis acquali- bus subrotundis, stipite longo erecto flexuoso iereti glabro rarius stricto aequali basi fuscescente flavido, substantia carnosa molli, pilei pallide flava, stipilis medio et supra rubella infra interne lutea, odore nullo, sapore non speciali. Erscheint in der Mitte Septembers und ist unschädlich. Taf. 37. Fig. 1—7., Boletus calopus Pers. Sehr schönes Bild. Ob er wirklich schädlich sey, ist nicht angegeben. Fig. 8— 11. Boletus crassipes Schaeff. Verdächtig. Fig. 12— 16. Boletus piperatus Pers. Ob er un- Literaturber. 1837- 10 { 146 geniessbar sey, wird nicht erwähnt. Ob Fig. 16. hieher gehört, ist zweifelhaft; sie scheint vielmehr den Boletus sublomenlosus Pers. darzustellen. Taf. 38. Fig. 1 — 6. Boletus sanguineus. Pers. Giftig. Hann leicht, besonders in gewissen Zustän. den, mit dem Königspilz, auch mit dem Steinpilz “verwechselt werden. Boletus edulis Pers. Syn. Fung. bezeichnet vielmehr die bleiche Form des Bol. sanguineus, -als den eigentlichen Bol. edulis. Fig. 7 — ı0. Boletus erythropus Pers. Gifig. Fig. 11 — 17. Boletus luridus Schaeff. Pers. Verdächtig ; wird aber in Wien unter dem Namen Schuster zu Markte gebracht. Wir hoffen, bald wieder. ein neues Heft dieses schönen und nützlichen Werks anzeigen zu können. Novorum Actorum Academiae Caesareae Leo- poldino - Carolinae naturae curiosorum volu- minis XVII. supplementum. Sistens H. R. Göpperti systema filicum fossilium. Cum ta- . bulis hithographieis XL1V. Vratislaviae et Bonnae -4836. Auch unter dem Titel: Verhandlungen der Haiserl. etc. Akademie der Naturforscher. Des ı7ten Bandes Supplement , enthaltend die ‚fossilen Farrnkräuter von H. R. Göppert. . XXXIH und’ 486 8. in 8. und 44 kolorirte Stein- drucktafeln. Wenn das botanische Publikum von jeher ge- wöhnt war, ‚von der Feder des Vrf, nur die Fr- 147 gebnisse der treuesten und umfassendsten Natur- beobachtung mitgetheilt zu erhalten, so wird es mit denselben Erwartungen auch an gegenwärtiges Werk gehen, und diese nicht nur vollkommen befriedigt, sondern selbst übertroffen finden. Es ist in dem- selben eine so grosse Menge neuer Beobachtungen enthalten, dabei aber auch eine so gründliche Kennt, niss der gesammten Literatur von der ältesten bis zur neuesten Zeit entwickelt, dass es als eine wahre Bereicherung der Wissenschaft und als ein neues Muster deutschen Fleisses betrachtet, werden kann. Zu den vielen interessanten Thatsachen., die es ent- hält, rechnen wir die schon in der Vorrede und dann noch an mehreren Stellen des Werkes erwäln- ten Versuche, Abdrücke und Versteineruhgen auf künstlichem Wege zu erzeugen. Der Verfasser brachte Farnkräuter der Jetztwelt zwischen weiche Thonplatten und setzte sie nach dem Austrocknen kurze Zeit einer der Glühhitze nahe kommenden Temperatur aus. In mehreren Fällen gelang es, beim Zerschlagen der Thonplatten die Pflanze glän- zend schwarz fest anliegend auf der Thonplatte, den fossilen Abdrücken täuschend ähnlich, vorzu- finden. Wenn ein durch Asphalt oder gepülverte Steinkohlen geschwärzter Thon angewendet ward, so zeichnete sich doch der Abdruck immer durch eine von der Umgebung verschiedene, meistens dunklere Färbung aus, woraus der Verf. schliesst, dass der Kohlenstoff des Thons keinen Einfluss auf die Umwandlung der Pflanze ausübe, und dass es 10” ud 148 also keineswegs Steinkohlenmasse sey, welche den Raum einnimmt, den früher die Pflanze erfüllte, sondern die in Kohle verwandelte Substanz der Pflanze selbst, die wir m den Abdrücken vor uns sehen. Auch Dikotyledonen , auf gleiche Weise be- handelt, lieferten den F'arnen ähnliche Abdrücke, Der Verf. ist daher geneigt anzunehmen, dass in der schlesischen älteren Steinkohlenformation wahrschein- lich Alles sich noch vorfindet, was die ursprüng- liche Flora ausmachte, und somit dieselbe in voller Vegetation vor der zerstörenden und Verkohlung bewirkenden Katastrophe erreicht worden sey, ohne dass vorher. eine Destruction durch Fäulniss statt gefunden habe. Auch über den Versteinerungs- process theilt der Verf. interessante Versuche mit. Er brachte Pflanzen in eine mässig concentrirte Auflösung von schwefelsaurem Eisen und. liess sie darin, bis die Ausscheidung des Eisens an den äus- sern Theilen derselben die Sättigung mit diesem Stoffe hinreichend anzeigte. Sie wurden dann ab- getrocknet und so lange einem heftigen Glühfeuer ausgesetzt, bis sie sich im Volumen nicht mehr veränderten, oder jede Spur von organischer Sub- stanz verschwunden war. Bei dem Erkalten fand sich das hiebei gebildete rothe Eisenoxyd in der Form der Pflanze wieder. Feine Verticaldurch- schnitte von Pinus sylvestris, auf gleiche Weise behandelt, zeigten sich {nach dem Glühen nur we- nig im Volumen vermindert, aber so wohl erhal- ten, dass die dieser Familie eigenthümlichen punk- 149 tirten Gefässe noch sichtbar erschienen. Ebenso wie das schwefelsaure Eisen verhielten sieh auch die übrigen Erd-- und Metallsalze. Je mehr Gefüsse und je weniger Zellgewebe ein Pflanzentheil ent- hält, desto vollkommnere Resultate lieferten diese Experimente. Um nun aber zu sehen, welche Ver- änderungen eigentlich die Organe der Pflanzen er- fahren, brachte der Verf. die genannten Produkte in Wasser. Das Haliskelet, welches bei den mei- sten Pflanzen sich deutlich nachweisen lässt, löste sich auf, und es zeigte sich, ' dass von der metalli- schen oder erdigen Substanz nur die.Befässe wie erfüllt oder ausgespritzt, die Wandungen des Zell- gewebes aber nur durchdrungen erschienen. Je reicher an Halı und Zellgewebe also eine Pflanze ist, was beides bei krautartigen vorkommt, desto unvollkommener gelingen jene Experimente, wor- aus sich die Ursache ergibt, warum wir bis jetzt noch niemals krautartige, sondern immer nur baum- oder strauchartige Gewächse in wahrhaft verstei- nertem Zustande auffanden. Der erste Act des Ver- ‚steinerungsprocesses ist immer eine Imprägnation, worauf das Organische entweder durch hohe Tem- peratur oder, oder was noch wahrscheinlicher ist, auf nassem Wege durch eine stille Verwesung ent- fernt wird. Von dem Bernstein hegt der Verf., auf ver- ‚gleichende Beobachtungen gestützt, die Ansicht, dass er nichts anders als em verändertes Härz ver- schiedener Bäume sey, welches aber.nur dess- 150 “wegen in allen Zonen von. gleicher Beschaffenheit gefunden wird, weil seine gewöhnliche Lagerstätte, die Braunkohle, sich fast überall unter ähnlichen Umständen bildete. In dem Braunkohlenlager von Muskau entdeckte der Verf. unter der Rinde eines von Betula schwer zu unterscheidenden Baumes “eine Rhizomorpha und eine der P’yrenula nitida verwandte Flechte, wodurch eine grosse Familie wenigstens einem Repräsentanten in der Flora der Vorwelt erhält. Selbst Blüthen mit und ohne Pol- len, mit Staubfäden und Stempel, ja auch eine Gy- pressine mit ‘männlichen und weiblichen Blüthen hat der Verf. durch mikroskopische Untersuchungen in der Braunkohle nachgewiesen. Die fleissige An- wendung des Mikroskopes hat dem Verf. auch die Anwesenheit von Dikotyledonen in der ältern Stein- kohlenformation, und zwarin der Steinkohle selbst, dargethan; er besitzt nämlich ein Exemplar Stein- kohle, woran man deutlich erkennen kann, dass die der Schichtung gewöhnlich entgegengesetzten, in der Steinkohle bei Waldenburg ünd Charlotten- brunn vorkommenden eoncentrischen Ringe wirk- lich nichts anders als Astknoten sind: der grösste Theil der innern Ringe ist nämlich noch Braun- kohlen-ähnliches Holz, die äusseren sind die glän- zendste Steinkohle. In der Einleitung ‚spricht der Verf. zuerst über Versteinerungskunde im Allgemeinen, dann über vegetabilische Versteinerungskunde, insbesondere über Farnkräuter. Er theilt die Geschichte dieses N 151 Zweiges der Wissenschaft in 4 Perioden; von den ältesten Zeiten bis aufScheuchzer, vonScheuch- zer bis auf Walch (1700 — 1773), von Walch bis auf Schlotheim (1773 — 1800) und von Schlotheim bis aufSternberg, Brongniart und die neueste Zeit. Die Literatur dieser ver- schiedenen Zeitepochen wird mit einer Ausführlich- keit und Gründlichkeit angegeben, wie sie bis jetzt in keinem andern Werke enthalten ist; und kaum dürfte dem Verf. eine Schrift von einiger Bedeutung entgangen seyn. Mit einer kritischen Darstellung der Hauptresultate älterer und neuerer Forschun- gen, verbindet der Verf. fast durchgängig die Be- stimmung der in den ältern \Verken enthaltenen Abbildungen fossiler Pflanzen, eine Arbeit, die an und für sich schon höchst dankenswerth erschei- nen muss, indem letztere dadurch einen mehr als historischen Werth erhalten und für die Gegen- wart nützlicher gemacht werden. Auf diese geschichtliche Einleitung lässt der Verf. eine Vergleichung der Farne der Jetztwelt mit denen der Vorwelt folgen. Er betrachtet zu- erst Wurzel und Stamm, dann den Strunk und den blattartigen Theil des Wedels oder das Laub und zuletzt die Früchte der Farnkräuter; und ge- langt nach der sorgfältigsten Zusammenstellung und Berücksichtigung aller Verhältnisse zu dem Schlusse, dass in der Vorwelt dieselben Vegetationsgesetze wie in der Jetztwelt walteten, und überall wohl Analogie der Arten, aber nirgends Identität anzu- 152 treffen sey. Die hier gelieferte Uebersicht ist zu- gleich als eine ziemlich vollständige Terminologie der Farnkräuter zu betrachten, besonders ist die Gestalt des Wedels und die Nervenvertheilung in demselben auf die eigene Untersuchung von fast tausend verschiedenen Arten gestützt und in dieser “Ausdehnung noch nirgends durchgeführt. Nach ‘ diesen Prämissen geht der Verf. zu der Beschrei- bung‘ der fossilen Farne über und schickt dieser eine Synopsis generum voraus. Man ersieht daraus, dass der Verf. vorzüglich eine Combination der Merkmale der Frucht und der Nerven zur Bildung der Gattungen anwendet, wodurch die Hlassifika- tion der vorweltlichen Farne der der jetztlebenden näher gerückt wird. Die Gattungen selbst sind auf folgende Weise vertheilt: A. Trunci vel caudices vel rhizomata Filicum. x») Caudices vel trunci filicum arborei. I. Caulopteris Lindl. b) Rihizomata vel trunci obliqui horizontalesve. &) Corticata, structura interna obliterata. II. Karstenia Göpp. III. Cottaea Göpp. £&) Decorticata, structura interna distincta. IV. Tubicaulis Cotta. PVP. Psaronius Coita. VI. Porosus Cotta. B. Frondes Filicum, a) Filices desciscentes. VII. Bockschia Göpp. Va. Pachypteris Brongn. ‚IX. Anomopteris Brongn. 365 b) Danaeaceae Göpp. X. Glockeria Göpp. XI. Danaeites Göpp. c) Gleicheniaceae Göpp. XII. Gleichenites Göpp. XIIL Asterocar- pus Göpp. d) Neuropterides Göpp. ÄIV. Neuropteris Brongn. XV. Odontop- teris Brongn. XVI. Adiantites Göpp. e) Sphenopterides Göpp. AVII. Cheilanthites Göpp. XVIIL.. Hy- snenophyllites Göpp. XIX, Trichomanites Göpp. XX. Steffensia Göpp. f) Pecopterides Göpp. ÄXT Beinertia Göpp. XXI. Diplazites Göpp. XXIII. Scolopendrites Göpp. XXIV. Asplenites Göpp. XXV. Acrostichites Gp. XXVI. Woodwardites Göpp. XXVII. Cla- ihropteris Brongn. XXVIII. Alethopteris Sternb. XXIX. Cyatheites Göpp. XXX, Hemitelites Göpp. XZXL Balantites Gp. XXXII :Polypodites Göpp: XXXIII. Glossopteris Brongn. XXXIV. Aspidites Göpp. « Unter diesen Gattungen werden nunmehr alle bis jetzt bekannten Arten fossiler Farnkräuter auf- gezählt, durch neue Diagnosen genau bezeichnet, und ausserdem noch durch Beschreibungen und kürzere Bemerkungen näher erläutert, 43 grössten- theils von Weitz vortrefllich gezeichnete und ebenso zweckmässig von Henry und Cohen lithogra- 154 phirte Tafeln dienen zur Unterstützung des Gesag- ten und zur Hebung allenfallsiger Zweifel. Ueber- all sind die Synonyme und die Fundorte sorgfältig angegeben. Eine diesem systematischen Theile fol- gende Anleitung zur Bestimmung der fossilen Farn- wedel wird jedem, der sich dem Studium dersel- ben unterziehen will, von grossem Nutzen seyn, und dürfte, wie der Verf. richtig bemerkt, auch selbst das Studium der jetztweltlichen Farne för- dern. Der ı1te Abschnitt über Verbreitung ‚der fossilen Farne nach den einzelnen Ländern und Formatiouen führt nach den 5 Perioden der Koh- lengruppe, der Salzgebirge, der Oolithgebirge, der Hreidegebirge und der Molassengebirge die jeder angehörigen Farnspecies in alphabetischer Ordnung mit ihren bis jetzt bekannten Fundorten auf, wobei die Uebersicht durch eine beigefügte Tabelle und eine graphische Darstellung, vermöge welcher man augenblicklich die Art und Weise der Verbreitung in den einzelnen Formationen über- blicken kann, sehr erleichtert wird. Es ergibt sich daraus unter andern, dass in der Kohlenfor- mation bei weitem die meisten (188), in den Salz- gebirgen nur 20, in den Oolithgebirgen 41, in der Kreideformation und in der Molasse in jeder nur 2 Farnspecies angetroffen worden. Nach den ein- zelnen Ländern sind sämmtliche 255 Arten vertheilt: 92 in Schlesien, 29 in Böhmen, 56 im übrigen Deutschland, 49 in Frankreich und Belgien, 89 in England, 1 in Dänemark, 2 in Schweden, 1 in Ita- 155 lien, 11 in Nordamerika, 4 in Ostindien, 1in Neu- holland. Rechnen wir hiezu noch die 15 bis jetzt als Flarnstämme bezeichneten: fossilen Bildungen, von denen 12 in der Kohlenformation, 1 im jün- gern Gebirge vorkommen, so ergeben sich 268 ° Farnspecies, und zwar für Schlesien 96, Böhmen 32, das übrige Deutschland 63,. England gı, für die Kohlenformation 200, und die Salzgebirge 21. Diese Zahl macht fast ein Dritttheil der gesammten, bis jetzt bekannten fossilen Flora aus. Die meisten Gattungen . gehören .allein oder grösstentheils der Kohlenformation, dagegen Anomopteris, Scolopen- drites allein den Salzgebirgen, Asterocarpus theilweise den beiden vorigen Formationen, Pa- ‚chypteris allein den Oolithgebirgen, Acrostichites und Polypodites grösstentheils den letzteren an. In keiner einzigen Formation, weder in dem Koh- len- noch in dem Salz- oder Oolithgebirge, sehen wir eine Zusammensetzung von Gattungen und Ar- ten, wie sie in der Farnflora der gemässigten oder nördlichen Zone der Jetztwelt stattfindet, und selbst die wenigen in der Kreide- und Molassenformation - vorkommenden Arten lassen sich nur mit tropischen vergleichen. , Im VIiten und letzten Abschnitte spricht der Vert. noch über Vorkommen und Verbreitung der vegetabilischen Versteinerungen in Schlesien. Aus den mitgetheilten Daten zieht der Verf. als Resultat: „Kein Land- besitzt: bis jetzt nachgewiesenermassen eine so. reiche fossile (namentlich Steinkohlen -) 156 Flora als Schlesien, an 230 verschiedene Arten, eine Zuahl,. die sich binnen wenigen Jahren leicht ver- doppeln dürfte, da schon gegenwärtig an 80 neue wieder zur Publikation vorliegen. Die Stein- kohlenflora Englands zeigt mit der von Schle- sien die grösste Aehnlichkeit. Ausser der Stig- maria, die sowohl dem Uebergangsgebirge als der Hohlenformation eigen ist, kommt. keine ein- zige fossile Pflanze: in zwei Formationen zugleich vor, und schon in den ältesten so wie auch in den jüngsten Schichten finden sich Dikotyle- donen und Fucoideen oder Meer- und höhere Landpflanzen, woraus klar hervorgeht, dass die Annahme einer allmähligen Ausbildung und höhe- ren Entwicklung des Pflanzenreiches, in der Art, dass anfänglich nur Zellenpflanzen, zu einer andern Epoche Monokotyledonen und später erst Dikotyle- donen sich entwickelt hätten, durchaus unzulässig erscheint.“ Wenn das hier Mitgetheilte hinreichen dürfte, die Gediegenheit und den Werth dieser neuen Ar- beit des thätigen Hrn. Verf. bemerklich zu machem . so ist es gewiss auch sehr erfreulich, zu erfahren, dass derselbe auch alle übrigen Familien der fos- silen Pflanzen in gleicher. monographischer Bear. beitung zu liefern gedenkt. Der nächste Band, zu welchem schon für mehr als 60 Tafein Zeichnun- gen bereit liegen , wird die übrigen Hryptogamen CFucoideen , Lycopodiaceen,. Equisetaceen u. dgl.) enthalten ; später sollen die Mono- und Dikotyle- 157 donen folgen. Die Kaiserl. Leopold. Carolinische Akademie der Naturforscher, welche das vorlie- gende Werk in artistischer Hinsicht so trefflich ausgestattet hat, wird auch jene Werke in älın- licher Weise erscheinen lassen und dadurch in ihre Lorbeerkrone eine neue Perle einflechten. Synopsis Florae Germanicae et Helvelicae, ex- hibens stirpes phanerogamas rile cognitas, quae in..Germania, .: Helwetia, Borussia e£ Istria. sponte crescunt.atque in hominum usum copiosius coluntur,, secundum systemma, Can- dolleanum digestas, praemissa generum dis. positione secundum classes et ordines syste- matis Linnaeani conscripta: Auctore D. Guil. Dan. Jos. Koch, August. Reg. Bav. a consil. aulic., Med. et Bot. P. p. o., Hort. reg. botan. Erlang. Director. &e. &e.,. Francofurti ad. Moe- num, sumptibus Friederici Wilmans. 1857 844 pag.'in 8. maj. Die mit der Ausgabe der Sectio posterior nun- mehr erfolgte Vollendung der Koch’schen Synopsis wird allen Botanikern zu um so grösserer Freude gereichen, als darin ein wahrer Schatz eigener Beob- achtungen und der gründlichsten Forschungen nie- dergelegt ist, wodurch dieses Werk jedem der die vaterländischen Pflanzen gründlich kennen lernen will, zum unentbehrlichen Bedürfnisse wird. Ob- schon die darin beschriebenen Gewächse, dem ge- 158 genwärtigen Standpunkte der Wissenschaft entspre- chend, in der Reihenfolge des DeCandolle’schen natürlichen Systemes aufgeführt werden, so hat der Verf. es doch für angemessen gehalten, eine Ueber- - sicht der Gattungen nach dem Linne'schen System für diejenigen. vorauszuschicken, welchen das Be- stimmen einer Pflanze nach letzterem Systeme- geläu- figer seyn dürfte, und hat zu noch grösserer Bequem- lichkeit jeder Gättung in dieser Vebersicht auch sögleich die Seitenzahl: desBuches. beigesetzt, wo ihre und der ihr angehörigen Species Charäctere näher erläutert sind. Eine ähnliche Uebersicht ist über die natürlichen Ordnungen (Familien) mitge- theilt.: -Die Vorrede bestimmt die Gränzen und die Abtheilungen des Florengebietes nach den Ansich- ten, welche der Verf; schon früher in der Flora 1832 Bd. 1. pag. 178 aüsgesprochen hat. Eine ver- gleichende- Tabelle gibt an, wieviel Speeies aus jeder natürlichen Ordnung in Deutschland, in der Schweiz’ allein, in-Deutschland und der -Sehweiz zugleich‘, in Istrien und in Preussen allein vorkom- men, wieviele wildwachsende Gewächse also das ganze Florengebiet aus jeder Familie aufzuweisen hat, und endlich wieviel häufiger kultivirte nicht wild vorkommende Gewächse jede Familie enthält. Als Hauptresultat ergibt. sich für/das ganze Gebiet eine Anzahl von 3210 wildwachsenden und 79 kul- tivirten phanerogamischen Pflanzen. Arten von er- ‘steren besitzt Deutschland allein 733, die Schweiz allein 126, Deutschland und die Schweiz gemein- v 190 schaftlich 2173, Istrien ' allein: 17, und Preussen allein 3 Arten. Indem wir die Schlussfolgerungen,, welche sich aus dieser interessanten Zusammenstellung so- wohl in Bezug auf die Leistungen früherer Schrift- steller über die deutsche Flora, als auf die. Zahlen- verhältnisse anderer Florengebiete ergeben, ande- ron überlassen, wollen wir hier zunächst aus dem specielien Theile dieser Sectio posterior Einiges hervorheben, was uns vorzüglich aufgefallen ist oder worüber wir etwas Bei nderes bemerken zu können glauben. u Bei Bellidiastrum Michelii wollen wir noch Landshut in Bayern als den vielleicht nördlichsten Standpunkt beifügen. Aster unnuus L., als Ste- naclis annua nach Cassini aufgeführt, kommt besonders im nördlichen Deutschland häufig vor und ist z. B. in Wäldern bei Braunschweig häufig anzutreffen. Buphthalmum grandiflorum. L. ist wohl mit Recht zu B. salicifolium zurückgestellt, so wie Jnula Bubonium zu I. squarrosa und I. Oeiteliana zu I. Britffnica, ingleichen Solidago alpestris WV. Rit. zu S. Virgaurea. Die Gattung Filago ist wieder von Gnaphalium geschieden und als selbstständig aufgeführt. Filago pyramidata steht mit vollem Rechte als 8. unter F. germanica, wenn. nicht‘ eine ausländische Pflanze darunter ver», standen wird. Filago montana L. ist ausgefallen, da sie theils zu F. arvensis, theils zu F mini- ma Sm. zu rechnen ist. Gnaphalium supinum 3 160 Hoppe apud Sturm wird zu G. norvegicum ge- zogen, wohin es gewiss nicht gehört. Letzteres ist ‚ eine planta subalpina et alpina; jenes eine planta glacialis. Sie muss, wie der Verf. auch vermuthet, eine eigene Species bilden, wenn sie nicht mit G. pusillum Haenk. zusammenfllt: — Zu Achillea moschata gehört. wohl ‘auch A. impunctata v.; Vest. als Synonymuam:: 4. setacea. PP. R. ist als Var... Millefolii bezeichnet, welches überhaupt mehrere Formen aufgenommen hat. A. odorala ist endlich glücklich entziffert und in der bei Triest häufig vorkommenden sogenannten 4. ligustica AU, erkannt, der jedoch der Wohlgeruch mangelt. — Von Anthemis alpina gibt es allerdings auch Va- rietates multiflorae, Die Gattung Pyrethrum YPilld. ist wieder mit Chrysanthemum vereinigt. . Unter ‚Aronicum Clusii vereinigt der Verf. sowohl Ar- nica :Doronicum als: A. glacialis, und wir glau- ben mit. Recht, ungeachtet beide an sehr verschie- denen Orten vorkommen und es durchaus an Ueber- güngen eben so als an differentiis specificis fehlt. Die Cinerarien sind mit eben so viel Sorgfalt als Umsicht bearbeitet und desshalb mit Recht mehrere Arten eingezogen worden. So kommen C. rivu- taris, sudetica, Schkuhrii mit Recht zu C. crispa, aber kaum möchten wir dasselbe bei (. crocea be- haupten, sie wäre denn eine sehr üppige Form. Cineraria ovirensis, crassifolia und papposa sind zu alpestris gezogen. Auch die Cineraria capi- tata. PYahlbg. würden wir als var. discoidea zu 161 Literaturbericht Nro. 11. C. aurantiaca gebracht haben, da nicht nur alle Aschenpflanzen auf diese Weise, sondern auch mehr oder weniger in tomento et crassitudine folorum abweichen. Senecio rupesiris und montanus bilden beide nur eine Art, obwohl einmal in der Flora von einem italienischen Botaniker lebhafte Einwendun- gen dagegen gemacht worden sind. ‚Senecio Jac- .quinianus wird wieder mit $. nemorensis vereinigt, doch bleibt der sehr starke Geruch der erst ge- nannten Pflanze, der sich auch im Trocknen nicht verliert, sehr merkwürdig, und verdiente einmal gründliche Beobachtung an frischen Pflanzen. In dem bei Triest häufig vorkommenden Senecio la- nalus Scop. haben wir längst den wahren Sen. Doronicum L. gesucht, aber wir theilen auch die Ansicht Scopolis, dass die geglättete Alpenpflanze (keine andere ist uns noch vorgekommen) damit nicht zu vereinigen sey, und würden deshalb den $. glabratus Hoppe beibehalten haben. Die Gattung Cirsium ist hergestellt, und da sie viele Arten von Cnicus, Carduus und S$erra- tula aufnimmt so enthält sie nicht weniger als 30 Species! Die Bastarderzeugung scheint darin eine “grosse Rolle zu spielen. Diess möchte wohl auch bei Centaurea der Fall seyn, wo unendlich viele Formen mit ihren Arten wieder vereinigt sind. Leontodon autumnalis nimmt sowohl L. pra- Literaturber. 1837. 11 162 tensis Lk. als Hieracium Taraxaci L. auf, davon wird aber Leont. Taraxaci Loisel. unterschieden und hier abermals von Hieracium hyoseridifolium . als Gattung getrennt, die Lessing als einzige zwei Arten der Gattung Arpagia einverleibt hatte. Zu endlicher Uebereinstimmung der Botaniker dürfte noch lange hin seyn, und unsere Nachkommen werden noch immer Arkeit finden! L. pyrenaicus L. (Apargia alpina Aut.) vereinigt Apargia au. ranliaca und crocea in sich, und mit ZL. hastilis, wird nicht nur L. hispidus. L. sondern noch eine Anzahl anderer vereinigt, indem zwischen borstig und glatt keine specifische Verschiedenheit gestattet wird. Auch Picris umbellata und picroides wan- dern zurück zu Pic. hieracioides. Tragopogon Jfloccosus ist muthmasslich auch auf dem monte spaccato bei Triest einheimisch, wodurch sein süd- licher Standort sich bethätigen würde. In Scorzonera humilis L. ist die ältere im ganzen mittlern Deutschland auf etwas feuchten Wie- -sen - wachsende Art wieder hergestellt und von Sc. austriaca VWilld. getrennt, die bekanntlich. von andern Botanikern als Sc. humilis L. ausgegeben wird. Der Verf. beruft sich hiebei auf Ehrhart- sche in Schweden gesammelte Exemplare. Und was die berüchtigie 8. angustifolig L. betrifft, so ist solche von unserm Verf., wie schon früher von Roth gänzlich gestrichen worden, in der Ueber- zeugung, dass sie eher in der $. villosa Scop. els in einer andern zu suchen sey. Rec. erlaubt 163 sich seine Ansichten hierüber im Folgenden vorzu- tragen. Die Verirrungen, welche bei den erwähn- ten Arten bisher geherrscht haben, sind von Lin- ne selbst veranlast worden, indem er unrichtige Sy- aonyma ‚zu seinen Pflanzen zog, wie es unter an- dern ‘bei Ornithogalum luleum und minimum noch im frischen Andenken ist. Bei Bildung seiner Sc. humilis und angustifolia lag Clusius ver ihm aufgeschlagen, mit Scorz. humilis latifolia und Sc. humilis angustifolia. Er wählte die Tri- vialbenennung der ersten Pflanze für seine Sc. hu- milis ud. die der zweiten für ‚seine angustifolia. Nun sind. aber diese :beiden Clusius’schen Pflan- zen durchaus nur eine Art, wie sich Jeder am natürlichen Standorte zu überzeugen vermag, wie es schon Haller vermuthete und wie es unser Autor unter x. und ß. bei Sc. austriaca treflich aus einander gesetzt hat. Hiernach würde also Sc. humilis L. herzustellen seyn, und Sc. austriaca ‚Willd. und Scorz. angustifolia L. als Synonyma untergestellt erhalten. Da nun aber hierbei von Linn& eine schwedische Pflanze in Betracht gezo- gen worden, die uns allgemein unter dem Namen Se. lanata’ Schrank bekannt ist, so wird wohl diese. auch fernerhin mit unserm Autor als Sc. hu- milis L. gelten müssen, da es die Consequenz er: fordert, dasselbe bei Scorzonera in Anwendung zu bringen, was man bei Ornithogalum ausgeführt kat. Da nun auch Linne bei seiner Sc. angusti- folia eine ganz andere Pflanze beschrieb, als er 11% 164 sitirte, und dieses Citat, nach Obigem, von selbst wegfällt, so dürfte dennoch seine beschriebene an- gustifolia mit dem Syn. Sc. villosa Scop., die hier nach Cassini als Galasia aufgestellt ist, herge- stellt werden, wie es bereits in Waldts. et Kit. pl. hung. t. 122 und Host. Fl. austr. II. p. 392. geschehen ist, und wie unser Autor diese Ansicht völlig theilt, ohne sie jedoch. in Anwendung zu bringen. Es mag uns erlaubt seyn, hiebei. auf eine vollständige Abhandl. hinzudeuten, die vom Grafen von Sternberg im zweiten Bande der Flora von 1819 eingerückt ist. Bei Sc. grandiflora müssen wir wiederholt anrathen, den aus Reichenb. Fl excurs. entlehnten Wohnort ‚bei Bassowitza in HKrain“ zu streichen. Eine Alpenpflanze kann auf dem Karst nicht gedeihen, und der Ursprung die- ser Sage kann nur durch Verwechselung der Zettel von $. austriaca und grandiflora entstanden seyn. - Dass unser Taraxacum officinale ein ganzes Heer von Variet. et Syn. aufnimmt, versteht, sich von selbst, und wir finden sowohl bei dieser als bei'andern Arten des Verf, Umsicht im hohen Grade bestätigt. Bei Laciuca vermissen wir die von Reichb. in addend. 855 nachgetragene L. coeru- lea Saut., die mindestens als Syn. unter L. per- ennis stehen sollte. Die Gattung Crepis ist grösstentheils nach Tausch in bot. Zeit. eilft, Jahrg. ı Bd. Ergzgsblt. mit Ausnahme von Crep. montana und hyoseridi- Jolia, die zu Soyeria nach Monnier gebracht sind, 166 geordnet, und indem sie damit nicht nur die Rehb. Geracia, sondern noch andere aufnimmt, zu der Anzahl von 16 Arten herangewachsen! Wir möch- ten aber bezweifeln, dass die Gattung Soyeria all- gemeine Aufnahme fände, da die Verschiedenheit von Crepis sich nur auf eine sehr geringe Abwei- chung des radii pappus bezieht, die kaum anders als durch die Loupe zu erkennen ist. Die Hieracia sind mit grossem Fleisse zusam- mengetragen und auf 45 Arten angewachsen. H. florentinum ist aufgehoben; die Sturm’sche Figur wurde zu H. Piloselloides Vill. gebracht und H. florentinum VPilld. und Sprengel zu H. praeal- tum Vill. gezogen; H. pratense Tausch ist zwar angenommen aber mit H. collinum Gochn. für identisch erklärt, wie denn auch H. cymosum * Willd. und H. dubium L. hieher gezogen werden. Bei H. staticaefolium Vill. (die Allion’sche Au- torität dürfte die ältere seyn) finden wir die, wahr- scheinlich auf eigene Erfahrung begründete Anmer- kung: „Radix in terram descendit et profunde sub superficie stolones emittens, in modum Convol- vuli arvensis, longe lateque repit &o.“ was wir bis- her weder selbst beobachtet noch bei andern Schrift- stellern gefunden haben H. glaucum All. wird mit H. saxatile Jacg. verbunden, obwohl im Ha- bitus sie sich leicht unterscheiden. H. bupleuroi- des Gm. bad. ist zwar als Art mit den $yn. H. polyphyllum Willd. et Tausch. und H. glaucum YFahlb. Carp. verzeichnet, soll aber doch mit den 166 Varietäten von H. saxatile nahe verwandt seyn. Zu H. glabratum Hp. kommt H, flexuosum Dec. aber H. flexuosum TP. Kit. hat unter H. villo- sum. seine Stelle gefunden. H. alpinum nimmt wieder mehrere Varietäten auf, aber H. sudeticum Sternb. bleibt eigene Art. Mit Vergnügen haben wir bisher die Arten der Compositae durchgesehen,, da der Verf. hier zuerst seine Ansichten über diese Familie mitgetheilt hat, und wir können uns über, den nachstehenden Inhalt, um so kürzer fassen, als der grösste Theil dessel- ben bereits aus der deutschen Flora des Verfassers bekannt ıst, Phyteuma globulariaefolium ist als Var. ß. foliis latioribus fere obovatıs et bracteis obtusis zu Ph. pauciflorum gesetzt, wie denn diese Gattung überhaupt mit breiten und schmälern Blättern ab- ändert. Ph. scorzoneraefolium als planta helve- tica nachgetragen, .wird dem Verf. darum zweifel- haft, weil Bertoloni auch bei dieser Art folia radicalia cordaia angibt, durch welche bisher Ph. betonicaefolium von derselben unterschieden wurde. Aber diese herzfürmigen Wurzelblätter wurden auch bereits von Rechb. vergl. Icon. IH. p. 48 angege- ben, und dazu das Ph. persicifolium Hp. eitirt, was mit unserb Pflanzen ganz übereinstimmt. So- nach sind beide Arten dennoch als Varietäten zu’ _ betrachten. Auch das Ph. nigrum dürfte zu spieatum gezogen werden, und dass. bei Ph. comosum irrig. 167 auch Rapunculus comosus Scop. gesetzt wurde, ist unlängst durch die Flora bekannt geworden. CampanulaZoysii wurde in verllossenem Som- mer, ausser den Alpen der Wochein in Krain, auch auf der Ovir in Härnthen entdeckt. Dass C. glo- merala mehrere Varietäten wieder aufnimmt, fin- den wir sehr billig. Diese Pflanze kommt in den fetten Wiesen der Alpenthäler in so prachtvollen Exemplaren vor, dass sie den besten Ziergewäch- sen an die Seite zu setzen ist. , Pyrola rosea $m. ist nach unserm Verf. von FP. minor nicht verschieden. :P. umbellata ist bei dieser Gaitung stehen geblieben; auch Monotropa Hypopithys mit ihren glatten und behaarten For- men wieder hergestellt. Das Cynanchum ni- grum L., in der deutschen Flora aufgeführt, ist hier weggeblieben und dafür C. medium R. B. (C. nigrum Host.) eingeschaltet. Chlora acumi- nata ist zu Ch. serotina zurückgesetzt, die wohl auch yon C. perfoliata nur wenig verschieden ist. Die Gattung Gentiana ist in ihrer ganzen Ein- heit beibehalten. G. acaulis und excisa haben ihre Stelle behalten; letztere muss aber die G. alpina Vill. als ß minor aufnehmen. Bei G. verna ist G. discolor Rchb. in add, übersehen. G. aestiva ist ohne Zweifel eine bestimmte Art, nur muss sie nicht mit grossblumigen Exemplaren der G. verna verwechselt werden. Es ist eine planta sazatilis, während G. verna in uliginosis vorkommt. G. germanica und Amarella sind getrenut; letztere ist 168 v vorzüglich im nördlichen Deutschland einbeimisch. G. spathulata Bartl. möchten wir von Hippion obtusifolium in Römers Arch. f. 3. absondern, müssen uns aber noch nähere Beobachtungen vor- behalten. Cuscuta planiflora Tenore ist, auf Colutea arborescens bei Botzen entdeckt, nachgetragen. Anchusa angustifolia L. wird nach des Verf. An- sicht für Deutschland zweifelhaft, da die von ‘den verschiedenen Schriftstellern aufgeführten Pflanzen dieses Namens theils zu 4. officinalis theils zu A. italica gehören. Indessen wird hier 4. angustifolia Lehm:. aus Tyrol und der Schweiz, mit dem Syn. A. leptophylla BR. et Sch. aufgezählt. Pulmpnaria angustifolia L. und azurea Bss. sind als 2 Arten beibehalten; erstere nimmt P. tuberosa Schrank auf, und P. angustifolia Schrk. kommt zu der letztern. Myosotis alpestr. und M. suaveolens_ Rit. u. a. stehen als Varietäten unter IM. sylvatica. Eritrichium nanum ist nur als Schweizerpflanze aufgenommen, und die in Deutschland aufgefundene Myosotis nana als E. Hackquetii aufgesiellt. diropa Mandragora. ist weggelassen, da neuer- lichst dieselbe in Deutschland nicht mehr gefun- den worden. Die Verbasca zählen 21 Arten, davon sind P. adulterinum und spurium von dem Verf. als neu aufgestellt, indem er, wie uns dünkt, von dem Grundsatz ausgeht, dass auch diejenigen Bastard- formen, deren beide Eltern man’ nachweisen zu 169 können glaubt, mit den übrigen Arten conforme Trivialnamen erhalten müssen; P. Thapsus. Schr. erhält den Namen V. Schraderi, und V. thapsi- „forme und cuspidatum Schrad. machen das eigent- liche V. Thapsus L. aus. Es ist merkwürdig, dass so gemeine sogar ofhieinelle Pflanzen noch von den ersten Botanikern verkannt geworden sind. Bei Peronica vermissen wir V. arbustulosa Hoffm., vermuthlich weil kein Vaterland bekannt ist. Sie könnte aber füglich als Gartenspecies von V. saxatilis betrachtet werden. Die Orobanchen haben keinen Zuwachs erhal- ten, vielmehr scheint die O. condensata, Deutschl. Fl. 4. 434, aufgegeben zu seyn. Zu O. procera kömmt nun noch die Abbildung in Flora 1856 hinzu. Bei O. ramosa ist dem Wohnorte auf Hanf auch Taback beizufügen. Elisholzia cristata ist doch allerdings nur ein Gartenflüchtling. Bei den Menthen stellt der Verf. sehr merk- würdige Verhältnisse dar; sie varıren mit foliis hirsutis, glabris und crispis, und stamina exserta oder inclusa kommen gar nicht in Betracht. Dem- nach hat fast jede Art ihre behaarten, glatten und krausen Varietäten, dergestalt, dass die M. cris- ‘ pata Schr. nicht nur als & unter M. sylvestris, sondern sogar unsere gew ‚öhnliche Krausemünze als Abart der Pfeffermünze dasteht, Diese Ansichten “ hat nun unser Verf. trefllich durchgeführt, und ob ‘sie wohl hie und da von den Darstellungen von Meyer und Bentham abweichen, so glauben wir ‚170 doch, dass sie allgemeine Anerkennung sich erwer- ben werden. Sonach reduciren sich. alle jetzt be- kannten deutschen Alentken. auf Q Arten, indem nach Bentham ı2 Hots’sche Artenzu M.sativaL, und 17 andere zu M.arvensis L. gerechnet werden. Thymus Serpyllum L. nimmt alle bisher davon abgesonderte Arten, Th. angustifolius nicht aus- genommen, wieder als Abarten oder Synonyma auf. Ihymus Acinos L., Th. alpinus L., Melissa grandiflora L., M. Culamintha, :M. Nepetä'L. und M. alba FP. Rt. stehen alle 6 unter der Mönch’schen Gattung Calamintha. Bei Horminum pyrenaicum vermissen wir unter den Wohnörtern Salzburg, der um so merk-. ‚würdiger ist, als es in den Saalfelder Kalkgebirgen, von ihrem Fusse bis auf die Alpen in grösser Menge erscheint, so dass es sogar von den Ein- wohnern den nicht uncharacteristischen Namen Krö- tenwampen erhalten hat. Von ]Vepeta hätten wir nur die 3 Arten Cataria, INepetella und nuda, da N. pannonica et violacea L. incertae species sind. Auch von Melittis wird nur das längst bekannte Melissophyllum statuirt, und grandiflora als Syn. beigefügt. Nicht minder hat Lamium maculatum auch: L. rubrum, luevigatum und rugosum als Synonyma erhalten. Betonica officinalis nimmt B. stricta und Ballota nigra die foetida wieder auf. Prunella laciniata L. ist eingezogen, und theils als P, alba Poll., theils als var. pinnatifida zu P. vulgaris gezogen. Dagegen bleibt Pr. gran- 171 diflora selbstständig. Bei. Ajuga pyramidalis und genevensis hätten wohl die Blätter mit in die Dia- gnose kommen sollen. Teuerium Scorodonia ist doch neuerlichst in Oberösterreich gefunden wor- den; der Schafberg in der Gegend von Ischel ist voll davon. Teucrium Botrys findet sich vorzugs- weise auf steinigien Kalkhügeln im mittlern und södl. Gebiete. Teucrium supinum L. et Jacg. gehören zu T. montanum, wie mehrere Schre- ber’scke Arten zu T. Polium. Finguicula flaves- cens, purpurea und alba stehen mit Recht unter P. alpina als Sym. P.-leptoceras ist P. grandi- flora LaM. Dict. P. longifolia Ram. ist ein neuer Beitrag von der Seiseralpe. Lysimachia paludosa Baumg. zu L. vulgaris " gezogen, können wir nicht billigen; auch ohne die Ranken in Anschlag zu bringen, sicht die Pflanze selbst ganz anders aus, und ist kaum 1 Schuh hoch, da jene 4 Schuh hoch wird. Dem Wolhn-' orte nach müsste das Gegentheil stattfinden. Zx nemorum varürt fol. cordatis. Androsace alpina Lam. tdie Linn. Pflanze ist incerta species) nimmt 4. glacialis und pennina auf. A. Chamaejasme Wulf. steht unter A. obtusifolia und eine A. Cha- maejasme Host. nimmt 4. villosa Jacg. ausir. t.332 auf. Primula stricta und crenata fallen aus, weil ihr Daseyn nicht mit Gewissheit nachzu- weisen ist. Primula Auricula blühet auch als Fel-° sönpflanze in den Alpen sehr frühzeitig. Zu Cör- tusa Mattkioli können wir nach einer neuerlichen 172 - Entdeckung des Forstmeisters Ferchl auch Uncken äın Salzburger Lande: beifügen. Die Gattung Sta- ice ist wieder hergestellt und St. elongata, pur- purea und alpina sind als Species aufgenommen. Chenopodium intermedium ist wieder mit urbi- cum vereinigt. Ch. bonus Henricus, rubrum und glaucum sind unter Blitum versetzt worden. Die Gattung Euphorbia,. die bekanntlich in des Verf. Deutschl. Flora noch nicht abgehandelt wurde, ist mit vielem Fleisse bearbeitet und ent- hält nicht weniger als 32 Arten. E. canescens L. ist als var. villosa zu E. Chamaesyce gesetzt. E. stricta, die schon Linne im Syst. natur. ed. 10. vol. 2. 1049 absonderte, dann aber mit E. pla« iyphyllos von den Autoren verbunden wurde, ist auch hier nach Dierbach’s und Hochstetter's Vorgange als eigene Art wieder hervorgezogen. Auch E. foetida Schlts. gehört hieher. Bei E. pla- iyphyllos vermissen wir den Wohnort, in locis asperis saxosis hie und da durchs ganze Gebiet. E. purpurata Thuill. wird mit E. dulcis verbunden, E. angulata ist auch bei Triest nicht selten. „E. verrucosa Linn. est planta dubia,“ desshalb wird die LaM. Pflanze dieses Namens aufgestellt, die im 'ganzen Gebiete vorkommt. Bei E. fragifera hätte das Citat in Rchb. Icon. vij. 870 den Beisatz opt. verdient. Zu E. amygdaloides L. kommt E. sylvatica Jacg.; die Tenor'sche Pflanze ist zwei- felhafı. E. PVulfenü ist vollständig von E. Chara- cias, die in Deutschland nicht wächst, unterschieden. PEN 173 Der Verf. bemerkt dabei Wulfen’s irrige Angabe, dass die’petala zuletzt eine schwarzrothe Farbe an- nehmen, was darin semen Grund hat, dass W. Be- schreibungen und Abbildungen der E. Characias mit seiner Pflanze in Vergleichung brachte, was die Botaniker bisher irregeführt hat. E. serotina Host. wird gewiss mit Recht wieder mit E. nicae- ensis All. verbunden. E. pilosa Rochl. et Rchb. an etiam Linn. ? wird als var. lasiocarpa zu E. procera M. B. gesetzt. Ueber die Anordnung der.Salices hat sich der Verf. schon in seiner Commentatio ausgesprochen, und hier dieselbe Anordnung beibehalten, so dass bloss einige Arten anderweitig erörtert werden; so ist Salix pentandra ß. latifolia, die früher unter "8. cuspidata ihren Platz erhalten hatte, zu jener zurückgeführt worden. $. Russeliana Sm., in der Comm. als eigne Art aufgestellt, steht nun als ”Y. Russeliana unter fragilis L., dagegen erhält S. Smithiana, die früher unter $. acuminata gesetzt war, eigene Artrechte. S. livida /ahlbg. erhält die Linn. Benennung S. depressa zurück. Unter S.. bicolor Ehrh. kommt $. phylicifolia L. Smith zu stehen, indem der letztere Name, über den die Botaniker Schwedens sich nicht vergleichen können, zu Irrtbümern Anlass gibt, dagegen die frühere S$. phylicifolia Auct. germ., die auch als S. Ama- niana und stylaris bekannt.war, nun als $. nigri- cans« Fries aufgeführt ist. Unter $. glabra Scop. erhalten S. coruscans und Wulfeniane Wild. 173 ihren Platz. S. angustifolia.VPulf. ist eigene Art, und 8. incubacea Linn. herb. et Willd. sind Sy- anonyme davon. S. rosmarinifolia wird nur als in Norddeutschland wachsend angegeben, gleichwohl erhalten auch $. tenuis et parviflora Host. Austr, 'hierunter ihren Platz. S. Doniana Smith ist ein ‚Zuwachs, welchen Hr. Sonder bei Steinfurth in Westghalen. entdeckt hat. S. lapponum L. ist her- gestellt und erhält die:Sal. limosa. Wahl., helve- tica, Vill., nivea Ser., lactea Bray und arenaria "Willd. als Synonyma. Eine treflliche Zugabe hat diese Gattung noch dadurch erhalten, dassüberall die Host'schen Arten sua loco eingeschaltet sind. ‘Von Miyrica Gale hat Hr. Böckeler auch eine Hermaphroditpflanze in Flora 1836, 8. 361. angegeben. Juniperus nana MWilld. ist als eigene Art anerkannt und J. macrocarpa, ein neuer Bei- trag aus: Istrien, von No& aufgefunden. Eben die- ser No& und Biasoletto haben auch das Fiscum Oxycedri auf dem Juniperus dieses Namens ent- deckt, wie aus p. 323 zu ersehen ist. Deshalb er- gibt es- sich als Irrthum, dass dieser Juniperus selbst übergangen ist. Zu J. Sabina mag noch der Wohnort im Mattreyerthale in Tirol hinzu gefügt werden. Pinus uncinata und rotundata sind, als dem Verf. nicht hinlänglich bekannt, weg- gelassen, obwohl sich: einige Nachrichten, beson- ders von dem letztern, in der Flora 1834, S. 174 -von N. v. E. vorfinden. Udora occidentalis Pursh. (Serpieula verticillata Rostki et Schm. Flora 175 sedin.). ist ein neuer sehr interessanter Beitrag aus Pommern. Die Orchideen sind zwar nach den neuesten Anordnungen bearbeitet, jedoch hat der Verf. auch hier seinen eigenen Weg eingeschlagen ; und seinen Beobachtungsgeist bewährt. Wir finden sogar an O. Spitzelii und Traunsteineri neue Arten, die als sehr selbstständig. characterisirt sind. Zu der letztern Pflanze ist O. angustifolia Rchb, icon. VIII. 5140. als Syn. hinzugefügt, und bei der er- sien möchten wir den Wohnort lieber nach Salz- burg als nach Tirol versetzen, obwohl die Grän- zen sich dort berühren. O, majalis Rchb. ist zu 0. latifolia L. gesetzt, und O. latifolia steht als Syn. bei O. angustifolia Grabowsk. Satyrium “ albidum, L. frülier als Orchis und als Habenaria classihcirt, steht hier unter Gymnadenia, wozu auch schon N. v. E. in Flora 1834, S. 194 einen Wink gegeben hat; (als Druckfehler steht diesen Arten ein O statt G vor.): Dagegen hat. Satyrium hircinum L.,. welches N. v. E. a. a. O. lieber als Loroglossum beibehalten wollte, einen Platz unter Himantoglossum erhalten. :Habenaria uiridis ist beibehalten... Als Nigritella suaveolens finden wir mit Recht die Orchis suaveolens Pill, aufge- führt, und fügen noch den Wohnort Kärnthen hinzu, wie aus den Denkschriften der bot. Gesellsch. Ih 148. zu erhellen scheint. Bei Ophrys vermissen wir die atrata Lindl. Rchb. icon. IX. 1150. aus Istrien und der Gegend von Triest. Auch soll O. 176 oestrifera daselbst vorkommen. Indessen sind an- noch beide den speciebus incertis zuzuzählen. Gladiolus communis hat seinen Wohnplatz nur im Odergebiet erhalten, und dadurch theilweise die Zweifel bewährt, ob er in Deutschland wirklich wild.wachse. Gl. illyricus, eine neue Art vom Verf. aufgestellt, ist die von H. und Hornsch. bei Triest gesammelte Pflanze. Endlich sind noch Gl. imbri- catus aus Böhmen und: Schlesien: und. Gl. segetum aus Istrien hinzugekommen. — Die Unterschiede dieser sehr verwandten Arten werden vorzüglich in der Figur der areolae tunicarum radicalium er- kannt, obwohl auch diesem Kennzeichen nach Hor- nung’s Erfahrungen nicht ganz zu trauen: seyn dürfte. Der seltenen Fritillaria Meleagris möch- ten wir wohl noch den von Schnizlein entdeck« ten Wohnort im Ansbachischen hinzufügen, so wie bei Erythronium dens canis den von Böhmen. Zu den Pflanzen, welchen ein H nachzusetzen ist, gehört auch Tulipa Oculis solis. Da von der Gat- tung Allium auch die gebaueten Arten aufgenommen sind, so hat sich die Anzahl derselben auf 30 erho- ben. Hemerocallis fulva kommt bei Salzburg auf nackten Halkfelsen vor, was einen Wink bei der Cultur derselben abgeben mag. ‘ Die fleissige Bearbeitung der Juncus ist schon aus des Verfassers Deutschlands Flora bekannt. Wir wollen bloss referiren, dass der vielbesprochene J. monanthos nun seinen speciellen Platz als J. Hostii Tausch erhalten hat, was vielleicht längst: 177 Literaturbericht Nro. 12. der Fall gewesen seyn würde, wenn er nicht einen so zweifelhaften Namen geführt hätte. J. triglumis . ‚und J. stygius sind wahrscheinlich nur annuell. Bei letzterem müssen wir wiederholt den Wohnort im Rablthale als irrig bezeichnen, indem der Scir- pus Baeothryon Ehrh. zu dieser Verwechslung Anlass gegeben hat. J. acutiflorus Ehrh. ist der Priorität halber als J. sylvaticus Reichard. aufge- stellt und J. brevirostris Nees dazu als .£. macro- cephalus ‚(Hagenbachianus Gaud.) gezogen. Wir bezweifeln aber, dass J. melananthos Reichenb. dazu gehöre, und sind der Meinung, dass noch mehrere wahre Arten aufgefunden werden könnten, wie denn als solcher auch J. nigritellus Don. oder .polycephalus Hook., von dem Verf. bei Kaisers- lautern aufgefunden, anerkannt worden. Iir ist dem J. supinus ähnlich hat aber 6 Staubgefässe. Lu- zula glabrata ist nun als wahre Art anerkannt. Zu L. nivea können wir den Wohnörtern Schweiz und Tyrol auch noch Bayern (bei Reichenhall) hinzu- fügen. Dasselbe gilt wörtlich von Cladium Ma- riscus. Scirpus parvulus ist nun auch in der Schweiz gefunden worden, (Monnard synops. helv. p-32.) daher das G zu streichen. Sc. Holoschoenus nimmt seine Verwandten wieder als Varietäten auf. Die Gattung Carex ist hier von dem Verf. zmerst bearbeitet. Wir finden dabei weder die Gat- tung Vignea abgesondert noch die 2-3-spaltigkeit Literaturber. 1837. 12 178 der Narben als Hauptabtheilungfbenützt, was viel- leicht bei einer so zahlreichen Gattung zweckmässig und für Anfänger erleichternd gewesen wäre, jedoch durch die wohlgeordneten und ausführlichen Abtheilungen nach allen Blüthen- und Fruchttheilen, ‚sogar der Wurzel erlangt worden ist. Ueberhaupt ist die ganze schöne Gattung so vollständig abge- handelt, dass wir wenig, hinzuzusetzen haben. €. rupestris kommt nach Sturm auch auf den Alpen in der Region des Glockners vor. Bei €. schoe- noides fehlt die Auszeichnung des Vaterlandes, das G.; durch die Absonderung dieser Art von Ü. divisa Good., die auch aufgeführt wird, hat Deutschland einen Zuwachs erhalten. C. nemorosa Willd. ist zu C. vulpina zurückgeführt; dagegen steht C. ne- morosa Lumn. bei der var. ß. virens C. mu- ricatae, wohin auch C. muricata Hpp. apud Sturm gezogen wird, indem C.contigua Hpp. als die ächte €. muricata angeschen wird, wogegen jedoch die Ansichten von Good., Link u. a.,so wie dieLinn. Diagnose : „spiculis remotis ‚“ oder nach Gooden. spiculis distinctis (nicht contiguis) streiten. Die var. major C.teretiusculae kommt allerdings auch bei Salzburg am Rande von WVassergräben und Weihern häufig vor, und ist C. Erhartiana Hopp. in Colleot. Caricum. C. argyroglochin ist als eine bleichere Abart von C. leporina dargestellt. Bei C. Grypus sind die Wohnörter von Deutschland ausgelassen. Die bisher am Brocken und auf dem Riesöngebirge gefundene sogenannte [. saxatilis L. “ 179 ist als C. rigida Gooden. erklärt und aufgestellt. C. bicolor kommt in Deutschland mehr im nassen Gletschersande als in locis gramineis vor, wie es in der Schweiz der Fall zu seyn scheint. Diese Art, neben C. acuta gestellt, ist kaum naturgemäss. €. Buxbaumii hat vielleicht in Salzburg ihren süd- lichsten Standort, daher als solcher bemerkenswerth. C. thuringiaca YYilld. wird nun von dem Verf. muthmasslich zu C. tomentosa gezogen, da an dieser spicae foem. omnes superne masculae beob- achtet wurden. C. umbrosa Host. kommt zu C. praecox Jacg. C. longifolia Host: bleibt selbst- ständig. Bei C. ustulata wird der Wohnort Oester- reich, Steiermark nach Host angegeben. Wir zweifeln aber, dass die Host’sche Pflanze richtig bestimmt sey, da C. nigra All. et Willd. als Syn. angeführt sind. Es würde dieser Wohnort um so erwünschter seyn, da die Margaritzen vom Glet- scher zerstört und mit ihr jene Pflanze verschwun- den, auch der Wohnort von HKrain unsicher ist. Sie kommt auch in der Schweiz vor. Den Namen C. brachystachys Schrnk. hat der Verf. mit dem von Host C. tenuis vertauscht, und zwar mit Recht, da die ursprüngliche Pflanze jenes Namens in den naturhistorischen Briefen C. eapillaris ist. C. evoluta Hart. ıst als bestimmte neue Art für Deutschlands Flora hinzugekonimen und wird C. Kochiana in Sch. et v. Martens Fl. Würtemb. als Syn. dazugesetzt. Wir. vermissen €. mirabilis Host., molli; und 180.0 brevifolia Host., acuminata Ffilld., microstyla Gay, hispidula Gaud., lepidocarpa Tausch, was seinen Grund in der Erklärung des Verf., keine dubia aufzunehmen, haben mag. Die Gramineen, bereits von dem Verf. in sei- ner Deutschl. Flora abgehandelt, sind auch hier in ihrer kurzen Uebersicht mit Hinzufügung neuer Bemerkungen, Erläuterungen, Citata u. s. w. treff- lich dargestellt und geben ein sehönes Bild von den ausgebreiteten Kenntnissen, die sich der Verf. auch in dieser Familie erworben hat. Wir bemerken bloss, dass Poa caesia Sm. jetzt als eigene Art anerkannt worden, dass unter Poa cenisia All. nun die Poa distichophylla Gaud., flexzuosa PPahl. und Halleridis R. et S. verstanden wird, dass die _ in Deutschl. Flora aufgeführte Glyceria capillaris nun den Namen Gl. festucaeformis. Heynh. er- halten hat, und dass Festuca ovina die bisherigen Arten tenuifolia Schr:., alpina Gaud., violacea Gaud,, valesiaca Schl., duriuslula L., glauca Schrd., amethvstina Host, vaginata Willd. und - pannonica Host als Varietäten aufnimmt: Schliesslich folgen noch einige Zusätze und Verbesserungen. Zu ersteren gehören: Drypis spi- nosa, Cytisus spinosus LaM., Lathyrus Ochrus DecC., Potentilla hybrida Wallr., Sempervivum arenarium Koch; eine neue Art, von Fr. Braun bei Artholz im Bruneckerthal in Tyrol entdeckt, erscheint als ein Dimiriutivum von S. soboliferum, und Vaccinium intermedium Ruthe. Zu den Ver- 181 besserungen gehört, dass die ächte Filago pyrami- data L. noch nicht in Deutschland gefunden, und dass statt Anchusa angustifolia, A. leptophylia R. et Schl. zu seizen sey, da anguslifolia Linn. eine irrthümliche nicht zu entziffernde Pflanze ist. Mit Vergnügen fügen wir noch die Nachricht bei, dass auch von der deutschen Ausgabe dieser Synopsis bereits die erste Abtheilung im Buchhan- del erschienen sey. Nürnberg, im Verlag des Herausgebers: Deutschlands Flora‘ in Abbildungen nach der Natur mit BeschreibungenvonJacobStiurm, u. s. w. 1ste Abtheilung, 7istes Heft mit 16 illumin. Kupfern, und eben so vielen Textblät- tern, in 12. 1837. "Mit vielem Vergnügen zeigen wir. abermals ein Heft dieser Flora an, die nicht nur für die Wissenschaft überhaupt viele Erläuterungen und Berichtigungen enthält, sondern auch für unser Vaterland insbesondere ein Handbuch darbietet, das jedem deutschen Botaniker eben so nützlich als nöthig ist, um die. vorkommenden Pflanzen ohne Anstand und mit Sicherheit zu bestimmen. : _ Das vorliegende Heft hat uns: um so mehr freundlich angesprochen, als damit wieder. eine Monographie von Pflanzen beginnt, deren Bestim- mungen. bisher mit nicht wenigen Zweifela erfüllt waren, und die uns immer noch Zuwachs von 182 neuen oder richtiger erkannten Arten hoffen las- een. Es ist nämlich das ganze vorliegende Heft mit Juncis angefüllt, die von Hoppe nach be- ‘ kannter Weise erläutert sind, und zwar folgende: Juncus arcticus et balticus VPilld., conglomera- tus et effusus L., glaucus Ehrh., acutus L., maritimus LaM., bottnicus PFhlbg,, tenuis Yilld., stygius L., monanthos Jacq., trifidus et Jacquini L., castaneus Sm., fusco-ater Schreb. et' Lamprocarpus Ehrh. Man sieht, dass noch mehrere Arten dieser Gattung fehlen, und so dür- fen wir im nächsten Hefte dem Reste derselben ent- gegen sehen, dem die Luzulae angeschlossen seyn dürften. Die beiden ersten Arten sind nach Bestimmun- gen von unsern unvergesslichen Willdenow, und die beiden folgenden mögen nun dazu dienen, dass sie nicht mehr vereinigt werden, wozu die geballte Form von J. effusus, die wir hier ungerne ver- missen, Gelegenheit gegeben haben mag. Bei J. &laucus müssen wir uns wundern, nicht den Linn. Namen J. inflexus hergestellt zu sehen, da dieser doch offenbar die vorliegende, Pflanze bezeichnete. .. Auch hier würde der J. diffusus Hpp., so wie bei J. bottnicus PVahlbg. und tenuis FPilld,; der J. compressus Jacg. vergleichungshalber einen zweck- mässigen Platz gefunden haben. - Wahrscheinlich werden diese in einem folgendem Hefte nachgelie- fert werden, wobei auch J. acutiflorus mit seinen verschiedenen Formen und zur Erläuterung der 183 Verwandten J. fusco -ater und Lamprocarpus eine schickliche Stelle finden würde. Möchte diess schöne Werkchen noch lange fortgesetzt werden ! Leipzig 1837, in Commission bei Johann Ambrosius Barth® Cryptogamische Gewächse besonders des Fich- telgebirgs. Gesammelt von Heinrich Chri- stian Funck, verschied. naturforsch. Gesellsch. Mitglied. 40stes Heft, 6 S. Text und 20 Blät- ter getrockn.: Cryptogamen. Die Verdienste, welche sich unser Funck durch die Herausgabe dieser Hefte um die Ver- breitung und Kenntniss kryptogamischer Gewächse erworben hat, sind schon so oft in diesen Blättern rühmlichst erwähnt worden, dass die Anzeige eines neuen Heftes und der darin gegebenen Kryptoga- . men sammt ihren Fundörtern binreichen wird, ihm wiederholt den Dank jedes Botanikers zu sichern. Es sind nämlich in diesem 40sten Hefte folgende Arten enthalten: Phascum rectum, auf Aeckern bei Angers. Anacalypta caespitosa, auf Halkhü- geln bei Zweibrücken. FPeissia anblyodon, in Felsenritzen bei Berneck. Trichostomum aloides, auf Lehmboden bei Zweibrücken und Esslingen. Trichostomum nervosum, auf lehmhaltigem Bo- den, an Weinbergsmauern von Strassburg. Bryum Duvaliü, auf sumpfigen Wiesen und Weiden am “ Fichtelgebirg. Bryum pallens Sw, b. elonga- tum, auf sumpfigen Stellen auf dem Gamskarr in 184 den Gasteiner Alpen. Octodiceras Julianum, in dem Stadtbrunnen zu Pirna.. Hynum confervoi. des, auf feuchtem beschatteten Steingerölle bei Hei- ligenblut in Kärnthen, auch zwischen Salzburg und Elixhausen. Hypnum plumosum, auf Steinen an Waldbächen. Echinomitri®& violaceus, an jun- gen Fichtenstimmen bei Gefres. Frustulia splen- dens, Chaetophora 'tuberculosa, endivifolia, Draparnaldia glomeruta, Zygnema quininum, Conferva fracta; sämmtlich aus stehenden Wäs- sern bei Erfurt. Erineum Juglandis, Phragmi- dium incrastatum var. 2 nnd Leotia Bellardi, beide von Bayreuth, Möchte Herr Funck noch lange, von Freunden unterstützt, diese Hefte fort- setzen können. Beiträge zur Flora von Abyssinien. Von Dr. ‚Georg Fresenius. Mit Tafel XVII. Der fleissige Verfasser gibt in diesem so eben erschienenen Hefte die Beschreibungen folgender neuen Arten: Clemalis simensis Fres. Cl. glau- .cescens Ir. Ranunculus simensis Fr. R. mem- branaceus Fr. R. tembensis Fr. Delphinium dasycaulon Fr. Polygala abyssinica RBrown. P. sphenoptera Fr. Securidaca longepeduncu- lata Fr. Sapindus abyssinicus Fr. Trichilia Rüppelliana Fr. Cissus cyphopetala Fr. C. adenantha Fr. Vitis eryihrodes Fr. — Beson- ders interessant ist die Aufstellung einer neuen Gat- tung Bersama Fr., welche nach R. Brown’s An- “sieht einer kaum bestimmten Familie angehört, am nächsten noch den Meliaceen steht, aber wegen Mangels der Früchte gegenwärtig noch keinen be- stimmten Ausspruch daruber zulässt. . Neo. 1. Intelligenzblatt zur allgemeinen botanischen Zeitung. Zweiter Band 1837: Verkauf getrockneter Pflanzen vom Gebirge Tau: rs, us Griechenland, Unteregypten und Syrien. Herr Theodor Kotschy hatte sich als Bo- taniker der Expedition österreichischer Montanistiker zur Aufsuchung nüutzbarer Fossilien im Gebiete des Viee-Königes von Aegypten angeschlossen. Mit derselben hatte er im Laufe des Jahres 1836 Grie- ehenland berührt, hierauf Unteregypten bis Cairo durchforscht, und war endlich nach einem kürzeren Aufenthalte in Syrien Zum Gebirge Taurus vor- gedrungen, wo er auf den Höhen, so wie in den anliegenden Thälern zwei sehr günstige Sommer- monate zubrachte, und eine reichliche Ausbeute von Seltenem und Neuem in einer bedeutenden Anzahl und sörgfältig getrocknet hieher sendete. Der grösste Theil derselben — darunter die Labiaten ‘ dürch die Güte des Herr &. Bentham — ist bereits bestimmt, das fehlende wird im nächsten ' Winter nächgetragen und mit Bemerkungen zur öffentlichen Kenntniss gebracht werden: Zugleich macht man aufmerksam, dass Herr Kotschy sich gegenwärtig in Nubien und Abys- sinien befinde, und seinen Rückweg über Ara- bien nehmen werde. Eine Sendung aus diesen Gegenden wird nächstens erwartet. Von den Pflan- zen vom Taurus, aus Griechenland, Egypten und Syrien wird das Exemplar drei Centurien enthalten, ' Der Preis für die Centurie ist fünfzehn Gulden Conv. Münze. Bei später verminderter Zahl der Species wird . die Centurie zu demselben Preise berechnet werden. Die Versendung geschieht, wo nichts anderes bestimmt wird, durch die Post, auf Kosten und Gefahr des Empfängers. Aufträge in portofreien Briefen übernimmt der Unterzeichnete. Wien, den 8. September 1837. Dr. Ludwig Köchel, in Wien, Stadt Nr. 1160. Bei der Redaction dieser Blätter sind wieder einige komplete Exemplare von Funck’s erypto- gamischen Gewächsen,, besonders des Fichtelgebirgs, \ bestehend in 40 Heften, zum Verkaufe niederge- legt, und können gegen portofreie Einsendung von 35 fl. rhein. bezogen werden. Verkauf von Schweizer Pflanzen. Das Ergebniss an Ausbeute einer Reise ins Unter - Wallis und an den Montblanc habe ich bereits wieder nach Dresden an Herm Ernst Stein, Kalkulator bei der Zoll- und Steuer -Direk- tion, gesandt, und ist die Centurie, wie früher, gegen frankirte Einsendung von 2 Thir. 2 gr. süchs, von dort zu beziehen, obgleich bei diesem Preise kaum die Hälfte der Reisekosten gedeckt wird, Carl Stein, Apotheker, in Frauenfeld in der Schweiz. Den hochgeehrten Herren Collegen, welche bisher mit dem Leipziger bofanischen Garten in Verbindung standen, oder künftig geneigt seyn sollten, mit demselben in Verkehr zu treten, zeige ich hierdurch ergebenst an, dass ich die mir hohen Orts bereits im April aufgetragene Direcetion des genannten Gartens heute übernommen habe, und bitte, sich in Angelegenheiten dieses Instituts von nun an an mich zu wenden. Leipzig am 12. Juli 1837. Dr. Gustav Kunze, Professor der Botanik. Ankündigung. Von den Verhandlungen des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues in den K. Preussischen Staaten ist erschienen die 25ste Lieferung, gr. 4. in farbigem Umsehlage geheftet, mit 1 Abbildung , 4 BG ı im Selbstverlage der Vereins. Preis 1Y/, Rihlr., zu haben durch die Nicolaische Buchhandlung und durch den Secretair des Vereins, Kriegs - Rath Heynich, in Berlin. Ankündigung eines höchst wichtigen Werkes für Botaniker. \ Bryologia ewufopaea seu genera. muscorum euro- paeorum monographice illustrata auctoribus Bruch et W. P. Schimper. Prospectus. Die Laubmoose Europa’s durch ausführliche Beschreibungen und Abbildungen nach genauen mi- kroskopischen Untersuchungen kennen zu lernen, das Studium dieser kleinen Flora-Bürger zu er- leichtern und allgemeiner zugänglich zu machen, eine natürliche Zusammenstellung derselben zu versuchen, diess ist der Zweck des hier angekün- digten Werkes, — Da bei den zahlreichen Ent- deckungen, die besonders in neuerer Zeit gemacht werden, wo die Mooskunde mehr Freunde gefunden, es unmöglich ist, eine streng systematische Reihen- folge zu beobachten, so haben wir die monogra- phische Behandlungsweise, deren Vortheile immer mehr eingesehen werden, wählen zu müssen ge- glaubt, denn nur auf diesem Wege können. Nach- träge, die doch nie fehlen, ohne das Ganze zu zerstückeln, eingeschaltet werden. Nach d r Been- digung des Werkes werden wir eine Synopsis aller 5 beschriebenen Arten, nebst Bemerkungen über geo- graphische Verbreitung , Morphologie ete. folgen lassen. Um jedoch das sich nahe stehende nicht zu sehr zu trennen, so werden, so viel als mög- lich, .die in natürliche Gruppen eingetheilten Gat- tungen sich fortlaufend folgen. Es werden jährlich 4—5 Lieferungen erschei- nen, wovon einer jeden 10 — 12 Tafeln beigegeben werden. Die Anzahl der Lieferungen, welche das Ganze ausmachen sollen, kann natürlich nicht mit Bestimmtheit zum Voraus ängegeben werden, wir haben solche auf ungefähr 20 berechnet, sollte in- dessen die Menge des Stoffes dieselben noch mehr ausdehnen, so ist diess ja nur ein willkommener Zuwachs für die Wissenschaft. Ueber die Art und Weise, wie wir den Ge- genstand behandehı, kann jeder Freund der Bryo- logie und Kenner jetzt schon am besten selbst ur- theilen, da bereits eine Lieferung, die Phasenceen und Buxbaumiaceen enthaltend, ausgegeben ist; wir bemerken nur noch, dass wir keine Mühe sparen, um dem vorgesetzten Zwecke nahe zu kommen; es werden alle Arten von beiden Autoren untersucht und ausführlich gezeichnet; das heiderseitige Resul- tat wird verglichen und gleichsam ceontrollirt; nur auf diesem Wege lässt sich bei den oft so schwie- rigen mikroskopischen Untersuchungen etwas Zu- verlässiges erlangen, auch werden nur solche Arten, die wir selbst untersuchen konnten, gegeben, und alle übrigen, wenn auch schon in andern Werken 6 2 abgebildet, übergangen,. bis günstige Umstände uns dieselben zuführen. _ -Möge unser Bestreben, der Wissenschaft nütz- lich zu werden, durch hryologische Beiträge aus recht vielen Gegenden Europa’s unterstützt werden; wir werden es uns angelegen seyn lassen, diesel- ben nach Vermögen zü erwiedern. Zweibrücken und Strassburg 1837. Bruch et W. P. Schimper. Die unterzeichnete Verlagshandlung glaubt Vor- stehendem nur noch beifügen zu müssen, dass keine Kosten gescheut wurden, dieses in seiner Art einzige Werk würdig auszustatten, wie wir bis. her bei unserem übrigen naturhistorischen Verlag stets zu beobachten gewohnt waren. Text und Ab- hildungen sind in gross Quart auf das feinste Velin- papier gedruckt. Die erste Lieferung, enthaltend die Phasca- ceen und Buxbaumiaceen, 5 Bogen Text mit 11 vorzüglich ausgeführten Tafeln, ist erschienen, Preis einer Lieferung fl. 4. — R. 2, 12 ggr. Die zweite und dritte, welche in Kurzem nach- folgen, umfassen die Monographien der Orthotricha- ceen (Orthetrichum, Coscinodon, Ptychomitrium und Glyphomitrium) auf 20 Tafeln. Jede Monographie wird auch einzeln verkauft, die Subscribenten machen sich daher nur zur An- nahme derjenigen Lieferungen verbindlich, welche die Monographie einer Gattung bilden. 7 Um die Auflage dieses kostspieligen Werkes bestimmen zu können, bitten wir um bakligste Ein- ‚sendung der Bestellungen, welche in allen. Buch- handlungen Europa’s angenommen werden. Stuttgart, 1. Februar 1837. E. Schweizerbart’s Verlagshandlung. Bei C. Scheld & Comp. in Leipzig und Bal- timore ist Nachstehendes empfehlungswerthe bota- nische Werkchen erschienen und durch alle Buch- handlungen zu beziehen: = Schlüssel zur Botanik nach Linnds System in Klassen und Ordnungen. Für Gymnasien und zum Selbstunterricht entworfen von M. B. Termo. Nebst einer bildlichen Ueber- sicht aller Klassen und Ordnungen auf einem Tableau. carton. schwarz 16 ggr. illum. 1 Rthl. Den jüngern Freunden der Botanik wird hier ein kleiner Wegweiser übergeben, der für den Anfang hinreichend seyn wird, sie in jene Wissen- schaft einzuführen und .sie sogleich in den Stand * setzt, mit Leichtigkeit Pflanzen nach den verschie- denen Klassen und Ordnungen einzutheilen. Das Werkchen ist besonders als Begleiter auf botani- schen Exeursionen zu empfehlen, und wird zugleich Vielen ein zwar kurzgefasstes, aber demungeachtet ‚hinreichendes Repetitorium seyn. Möge dieser Schlüs- ‚sel der Botanik den Beifall finden, welcher der englischen Bearbeitung ‚zu Theil wurde, und die 3 Liebe zum Studium der Pflanzenkunde durch den- selben auch bei der deutschen Jugend‘ befördert werden. Kiterarische -Anzeigr, So eben ist-erschienen und in allen Buchhand- - lungen zu erhalten: Planteyum. vascularium, Genera eorumque cha- ... raetefes ef. affinifates. tabulis diagnostieis EL- positg ei secundum ordines naturales digesta Ausore C. F. Meisner, M. D. in univers. Basileensi. P. P. O0. Accedit Commentariys exhibens praeter adnotationes atque explica- Tiones varius generum synonyma et indica- tionem librorum in quibus descriptiones fu- siores iconesque Nee non specierum novarım diagnoses etc. inveniuntur. Fasciculi 1 et 2. Praemonenda. Tabulae p. 1—68. Commen- tarius p. 1—48. folio. Das Heft von 15 Bogen 1!/, Rth. Dieses Werk, welches ebenso für den wissen- echaftlichen wie für den mehr praktischen Botaniker bestimmt ist, enthält eine bis auf die allerjüngste Zeit vollständige Aufzählung der bis jetzt auf- gestellten Gattungen vaseulärer Gewächse, und ‘zwar .mit dem besondern Zwecke, die Unterschei- dung derselben durch Vorausstellen und gehöriges Hervorheben der vorzüglichsten diagnostischen Merk- ‚male ‚zu erleichtern und zugleich eine bequeme Wehersicht jeder einzelnen Familie, ihrer Haupt - ) und Unterabtheilungen und Gattungen, so wie auch der geographischen Verbreitung der letztern, zu gewähren. In dem Commentar theilt der Verfasser alle diejenigen. Angaben, Aufschlüsse und Bemerkungen mit, welche zur sichern Erreichung des vorgesteck- ten Zieles beitragen können, nämlich die genauen Citate der Autoren, bei denen ausführliche Be- schreibungen nachgeschlagen werden können, des- gleichen der besten Abbildungen, ferner Angabe vorkommender Ausnahmen vom Gattungscharakter bei einzelnen Arten, kritische‘ Bemerkungen über Bau, Verwandtschaft, Synonymie u. s. w. Das Werk erscheint in Lieferungen von 15 Bogen, deren jede 1!/, Rtlılr. kostet. Der Druck geht ununterbrochen fort. Mit 5—6 Lieferungen wird das Werk vollständig seyn. Weidmann’sche Buchhandlung in Leipzig. Erklärung, i Währen] die im Intelligenzblatte zum I. Bande der Flora p. 32 befindliche Aufforderung gedruckt wurde, hat Herr Medieinal- Rath Dr. v. Frölich die dem Unterzeichneten gehörigen Hieracia, und zwar mit dankenswerthen Bemerkungen versehen, zurückgesandt. Es wird demnach die eben gedachte Aufforderung hiemit zurückgenommen. Leipzig den 16. Juli 1837. Professor Dr: 6 Kunze, . 10 Flora Galliae et Germanniae ewsiccata. Herbier des plantes rares eb eritiques de lu France et de U’ Allemagne, recueillies par la Societd de la Flore de France et d’Allemagne, public par le Docteur F. &. Schultz, Membre de la Societe botanique de Ratisbonne, de la societe d’histeire naturelle du Departement de la Moselle, etc, Annee 1836, ou Ire Cen- ‚ turie. Membres collaborateurs pour la pre- miöre Centurie: MM. le professeur C. Billot; le docteur €. @renier, medeein; R. Lenor- mand, avocat, le docteur C. H. Schultz, medecin. Bitche et Deux-Ponts, chez Vau- teur. 1837. Prix, 20 fr., chez les libraires. — 15 fr. chez l’Auteur en payant d’avance. Letires, envois d’argent et demandes, ä& affranchir. La colleetion, dont nous publions en ce moment ‚Ja premiere centurie, n’a ei& entreprise que pour repondre & un besoin qui se fait sentir en France, ou Yon connüit gemeralement peu les espöces neou- velles que l’activit& de savants allemands leur a fait döcouvrir. Un herbier francais est devenu necessaire, C'est aussi une des raisons pour laquelle nous £eri- vons en francais, langue que tout Allemand instruit se fait un devoir de comprendre. Les assurances de participation et les envois. de plantes que nous avons döja regus de P’Allemagne, nous ont engages & offrir le plan actuel. Nous le presentons avec modestie, mais sans erainte, aux hommes qui aiment & con- naitre les plantes de leur pays. Nous ne nous 11 bornons pas aux limites politiques; nous regarlons eomme France et Allemagne les pays oü Von parle les deux langues et nous y comprenons par con- sequent la Suisse. Quoique je sois seul responsable de Vexactitude de la determination des esperes, je dois cependant faire observer que je wai eu & rectifier la deter- mination d’aucune des especes envoytes par mes collaborateurs; toutes &taient bien nommees, J’ai toujours suivi Koch ppur la determination des plantes decrites dans la Deutschlands Flora ou dans la Synopsis, et quoique je ne m’astreigne ä aucune autorite, il est mon premier maitre et je le consulterai toujours. Partout oü il m’a servi de guide, j’ai marche sürement, J’aurais dedie cet opusceule ä ce grand homme, mon compatriote, si je n’en eusse regard& la dedicace comme trop au- dessous de son merite, Nous n’avons pas encore en France d’ouvrage qui puisse rivaliser avec celui de Mertens et Koch et avec la Synopsis de Koch; mais nous posseilona un homme qui, : depuis longtemps, s’occupe d’un travail semblable, et dent les profondes connaissan- ces en botanique nous assurent d’excellents resul- tats: dest M. J.;:Gay, ä Paris». Les leitres afla- bles dont il m’a .honore m’ont beaucoup encourag& dans mon faible travail, lorsque les devoirs de mon &tat, /tout &trangers & la botanique, ne me laissaient que (m peu de temps & consacrer ü cette belle 12 science. Je saisis avec empressement cette occasion de Aui t&moigner ma reconnaissance. Le seul desir d’ötre utile ä la science a r&wi autour de mei des collaborateurs desinteresses et modestes, et c’est & leur correspondance amicale que je dois les heures les plus agr&ables da ma vie. Nous plantes n’ont pas &t& söchees pour en faire un objet de „Parade; elles spnt peu pressces; notre soin principal a &t& de leur laisser Jeur forme naturelle. Nous n’etalons pas les feuilles pour ne pas faire des folia patentia, quand une plante a des folia erecta, Ce serait lA un soin nuisible, Neus ne voulons cependant pas pretendre que nos plantes soient s&chees d’une maniere exemplaire; nous ne sentons au confraire que trop bien, que quelques-unes ne le sont pas tres-&l&gamment, Nous sommes, pour la dessication des plantes, loin de pouvoir concourir avec les maitres de Allemagne, notamment avec le celebre professeur Hoppe. Nous recevrons ayec reconnaissance toute critique raison- nable, et nous fournirons gratis de meilleurs &chan- tillons des plantes qui n’auront pas et& donndes dans toute leur integrite, ainsi que de celles qui doivent .etre en fruit, De nouveaux et savants eollaborateurs, qwil ne m’est pas encore permis de nommer, ont snnonce leur cooperation & la deuxieme centurie.,“ Je vi cependant ici, qu’au printemps de 1837, un deN ces eellaborateurs parcourra le Languedoc, et un seejnd 4 13 les Alpes du Dauphine, pour y recueillir des especes rares pour nos cenfuries. I n’enire pas dans notre plan de fournir des descripfiens et des figures; nous nous bornons & douner ü chaque plante une &tiquette avec Je nom, les synonymes indispensables, la eitation d’un auteur frangais et celle d’un auteur allemand, dont les ouyrages offrent une bonne description, T-poque de la floraison, les localites ot elle a crü, et le nom de celui qui Ya recueillie; quelquefeis aussi la con- eonstitution geologique du terrain, et le nom de celui qui P’y a decouverte. Je donnerai ceependant de courtes descriptions pour quelques plantes, qui, apres un mür examen, ne m’ont pas paru assez convenablement determinees par mes predecesseurs, ainsi que pour quelques especes nouvellement erigees; je domnerai aussi, plus tard, quelgues figures neeessaires, notamment pour des especes hybrides qu'on ne peut pas se procurer en cent Echantillons, Chague etiquette sera numerotee, et dans la disposition nous suivrons la methode naturelle. Nous deonnerons A la fin de Pouvrage une table par familles, genres et especes, de maniere que le possesseur de la colieetion puisse lui-me&me classer le tout. Les plantes que nous dennons dans cette pre- mitre centurie, sont: RenuncuLackes. 1, Thalictrum minus, Linn. 6. 2, Anemone vernalis, L. 3, A. Ranuneuloides, L. — Fumartickes. 4, Corydaiis solida, Schultz. 14 o. digitata. — Crvtirkres. 5, Arabis auriculata, Lam. 6, Hutchinsia petraea, R. Drown. — VioLarıkes. 7, Viola Schultzii Billot. 8, Viola sylvestris Lam. 9. Viola canina, L. 10. Viola Billotii Schultz. — Powycartes. 11, Polygala depressa, Wenderoih. — Ausinees, 12, Alsine tenuifolia, Wahlenb. 13, Stellaria viscida, Marsch. ». Bieberst. 14, Cerastium brachypetalum, Des- portes, du gres vosgien, 14 bis, le m&me du Mu- schelkalk. 15, C. semi-decandrum, L. 16, E.Gre- mieri, Schultz, ao. 16 bis, ©. Grenieri Schultz, ß. 17. €. litigiosum, De Lens. — Tıruckrs, 18, Tilia parvifolia, Ehrh. — Hyeeriınees. 19, Hy- pericum linearifolium, Wahl: 20, H. Elodes, L. du Calvados. 20 bis, le möme, des Vosges, — FrAnGuLAcEES. 21, Ilex aguifolium, L., var.nana, Schultz. — Parıionackes. (Legumineuses). 22, Medicago minima Lam. 23, Trifolium alpestre, L. 24, T. striatum, L. 25, T. subterraneum, L. 26, T. patens Schreb, 27, Astragalaus hypoglot- tis, L. 238, Viecia gracilis Lois. 29, V. lathyroi- des, L: — Anuronaukes. 30, Prunus Padus, L. — Onscrames. 31, Circaea intermedia Ehrh. 32, C. alpina, L. — Panonvcnkes. 33, JIlecebrum verticillatum, L. — UrassuLackes. 34, Unmbilicus pendulinus, D. C. 35, Sedum unglicum, Huds. 36, 8. serängulare, L. — GressuLarıees. 37, Ribes nigrum L. — Saxırraszkes. 38, Sarifraga Hirenlus L. — OwseLureees. 39, Helesciadium inundatum, Koch. — Erom£es. (Stellatae). 40. Ga- 15 lium saxwatile, L. — VarErranees. 41, Valeria- nella carinata, Lois. — Dirsackes. 42, Knautia sylvatica, Dub. — Comros£es. 43, Inula hirtaL. 44, Ärtemisia campestris, L: 45, Taraxacım offieinale, Vill. var. palustris. 45 bis, T. offi- einale, Vill. var. arenaria; 46, Hieracium fla- gellare, Willd. 47, H.mutabile, Schultz, var. a, A. 48, Scorzonera lanata, Schrank: — Camrant- tacets. 49, Wahlenbergia hederacea, Reichenbach. — Enrıcınees. 50, Andromeda polyfolia, L. — Gextunkes. 51, Chlora perfoliata, L. 52, C. serotina, Koch. 53, Gentiana Pneumonanthe, L. 54, 6. utriculosa, L. — Borsucınkes. 55, Li- thospermum purpureocoeruleum, L. 56, Pulmo- naria officinalis, L. 57, P. angustifolia L. 58, Symphytum bulbosum, Schimper. 59, Myosotis hispida, Schlechtend. 60, M. versicolor, Roth. 61, M. strieta, Link. 62, M. sylvatica, Ehrh. — Personkes. 63, Orobanche minor, L. 64, Khi- nanthus angustifolius, Gm. 65, Bartsia viscosa, L. 66, Sibthorpia europaea, L. 67. Scrophula- ria canina, L. 68, Linaria striata DC. 69, Ve- ronica praecox, Allioni. 70, Lindernia Pyxidu- ria, Allioni. — Puantacıneks. 71, Plantago are- naria, W., Kit. — Cu£noropkes. 72, Sulsola Kali, Linn. 73, Kochia arenaria Roth. — Tar- MELExS. 74, Daphne Cneorum, L. — SANTALACERS. 75, Thesium alpinum, L. — Orempers. 76, Or- chis laxwiflora, Lam. 77, 0. odoratissima, L. 78, 0. viridis, Crantz. 79, Ophrys arachnites, 16 Hoffm. 80, Spiranthes autumnalis, Rich. 81, Mala:is paludosa, Sw. — AmarıLnm£es. 82, Leu- coium vernum L.. — Litsickes. 83, Gagea rn yetala, Fries. 84, G. lutea L. (Ornithog). Nariheeium ossifragum, Huds. — ae dan 86, Eriophorum alpinum L. 87, Carex capitata, L. 88, C. chordorkiza, Ehrh. 89, C. heleonastes, Ehrh. 90, €. puweiflera, Lightf. 91, €. micro- glochin, Ehrh: 92, C. ericetorum, Pollich. — GrammEes. 93: Arrhenatherum bulbosum Willd. (Avena bulbosa) 94, Alopecurus utrieulatus, Pers. — Fousires. 95, Osminda regalis, L. — Lrooroprackes. 96, Lycopodium Selago, L. 97, L, inundatum, L. — Mousses. 98, Dieranum' spu- rium, Hedw. 99, Meesiu longiseta, Hedw. 100, M. uliginosa Sw. Verkauf von Gebirgspflanzen. Von meiner Ausgabe geirockneter seltener Ge- birgspflanzen ist die zweite Centurie mit Salzbur- . ger-Alpenpflanzen erschienen, auch sind noch einige lixemplare der ersten Centurie, die Kärnthischen Alpenpflanzen enthaltend, & 9 fl. zu haben. In die ‚ dritte Centurie werden die Tyroler- und Steyer- märkischen Gebirgspflanzen aufgenommen werden, Man- wendet sich mit weitern Bestellungen an die Redaction der Fiora in Regensburg, oder direct an ntich selbst. Salzburg im December 1837. J. A. Hochmüller, neben der Residenz wohnhaft. 17 Nachverzeichnete Pflanzen liegen bei mir zum Tausch bereit, oder können gegen portofreie Ein- sendung von 4 'Thlr. pr. Courr. abgegeben werden. Greifswald Pferde - Strasse Nr, 2, Adoxa moschatellina L. Alisma natans L. Ammophila baltica L. Ammophila arenaria L. Andromeda polifolia L. Anthyllis maritima Schw. Armeria vulgaris W. Arnica montana L. Aspidium eristatum Sw. ‚Atriplex laciniata Schr. Betula fruticosa Pall. Biysmus rufus Par. Cakile maritima L. Calla palusiris L. Cardamine amara L. ‘ Carex: microstachya Ehrh. Centunculus minimus L. Ceratophyllum. demersum . Spr. Cineraria palustris L. Cladonia .aleicornis Fl. Comarum palustre L.. Cuscula epilinum Weihe. Cypripedium Calceolus L. Dentaria bulbifera L. Intelbl. II. E_ 2 6. Walpers, Stud. Philosophi. Dianthus arenarius L. Dianthus carihusiano- rum L. Dianthus deltoides L. Dianthus superbus L. ‚Drosera anglica Sm. | Drosera longifolia L. Drosera rotundifolia L. Elymus arenarius L. Empelrum nigrum L. Erica Tetralie L. Eriophorum triquelrum Hpp. Eryngium maritimum L. Erythraa ramosissima Pers. Euphrasia Rostkoviana Hayne. Ervum tetraspermum L. Fucus vesiculosus L. Geum intermedium Ehrh. Glauxr maritima L. Goodyera repens R. Br. Gymnadenia conopsea R.. Br. 2 18 Heleogiton glaucum Rehb. Helichrysum arenarium Mnch, BEER Hippophae rhamnoides L. Hydrocotyle vulgaris L. Hypericung pulchrum L. Hypocheris maculata L. :Ites Aquifolium L. Juncus dotinicus Wahlb. Ledum palustre L. Linnea borealis Gron. Linum Radiola L. Linum catharlicum L. Lotus tenuifolius Kit. Lotus uliginosus Schk. Lyonia calyculata Rchb, Limosella aqualica L. Malazxis paludosa Sw. Menotropa hypopithys L. Myosotis suaveolens Kit. Myrica Gale L. Myriopkylium spicatum L. Myr iophyllum verlicilla- tum L. Nenuphar luteum Sm. Nymphea alba L. Nymphea alba var. ß. "Denanthe fistulosa L. Ornithopus perpusillus L. Orchis fusca Jacq. Orchis majalis Rehb. Orobanche caryophyllacen Sw. Orobanche Galii Dub. Orobus palustris Rchb. Ophioglossum vulgatum L. Osmunda regalis L. Oxycoccos palustris Pers. Pedicularis, ‚palustris L. Pedicularis sceptrum L. Pedicularis sylvätica L. Peplis Portula L. Plantago maritima L. Pinguicula vulgaris L. Poa distans L.- Poa maritima Huds. Potamogeton fluitans Sm, Potamogeton marinus L. Potamoget. perfoliatus L. Pyrethrum maritimumSm Pyrola.chlorantha Sw. Primula farinosa L. Ranunculus Lingua L. Rumex maritimus Hoffm. Ehynchospora alba Vahl. Salicornia herbaceg L. Salsola Kali L. Samolus Valerandi L. Scheuchzeria palustris L. Schoberia maritimaC.A.M. Seirpus maritimus L. Sagina marilima Don. Sennebiera Coronopus Pr. Serapias atrorubens Hffm. ‚Serapias rubra L. "Spergula nodosa L. Spergula mazxima Weihe. Spergula vulgaris Böngh. Sparganium natans L. Stellaria uliginosa Murr. Spirea Filipendula L. Stratiotes aloides L. Stvertia perennis L. Taraxacum salinum Poll. Teesdalianudicaulis EBr. Thalictrum flarım L. 19 Trientalis europea L. Trifolium Tragiferum L. Triglochin maritimum L. Tripolium vulgare N.a.E. Trotlius curopeus L. Vaccinium uliginosum L. Veronica maritima L. Vieia cassubica L. Viola palustris L, Viola sabulosa Rehb. Thalicirum minus L. Scolopendr. dedaleum Sır. Ich bitte die Bestellungen so bald als möglich einzu- schicken, indem von einigen Pflanzen nur wenige Exemplare vorhun len sind. : Bitfe an meine Correspondenlen. Da mir häufig Zusendungen inter der Adresse: an Professor Mohl gemacht werılen, und dieses zu Verwechslimgen Veranlassung gibt, indem einer meiner Brüder Professor an der hiesigen staatswis- senschaftlieben Facultät ist, so ersuche ich meine Sorrespondenten, auf der Adresse von Briefen ete. meinen Vornamen beizusetzen. Dr. Hugo Mohl, Professor der Botanik in Tübingen. Gesuch eines Reisegefährten. Der Unterzeichnete wünscht einen Reisegefährten zu finden, der Lust hätte, auf gemeinschaftliche Ko- sten im künftigen März oder April auf 3 bis 4 Mo- nate die Azoren z4 besuchen, um diese in natur- historischer Hinsicht noch gar nicht bekannten Inselu in dieser Beziehung näher kennen zu lernen, Zur Naehricht diene, dass von Marseille monatlich ein Dampfschiff über. Rosas, Barcellona , Tarragona, Valencia, Malaga, Gibraltar und Cadix, dann von letzterem Orte wieder eines nach Lissabon und von da nach Terceira geht. i : ‚Bern. Apotheker Guthnick. 2% 20 Inhalts - Verzeichniss. 1. Abhandlungen. Bemerkungen über den jetzigen Zustand der Le- bermooskunde 433. : Brunner, Versuch das Links- und Rechtswinden der rankenden Pflanzen zu erklären 641. Graf, botanische Beschreibung des Grosskahlenbergs bei Laibach 657. Hornschuch, über die Eigenthümlichkeiten der Flora der Torfinoore in der Umgegend von Greifs- wald 737, 758. Liegel, über die Geschlechts- Charaktere des Pflau- menbaums 466. v. Martius, Herbarium Flors brasiliensis, Beiblatt S. 1 segq. Meneghini de Bryopsidam fructificatione 721. Mohl, über die Syminetrie der Pflanzen 385, 401, 417. — Untersuchungen über den Mittelstock von Ta- mus Elephantipes 545, 561. Mohl, Untersuchungen über die winterliche Färbung der Blätter 673, 690, 705. ‘Schneider, Vergleichung der schlesischen Flora mit der britischen, nach Watson’s Angaben? 513, 529. Schultz, Ranunculus Lenormandi, eine neue, noch unbeschriebene Ranunkelart aus Frankreich 726. Shuttleworth, über zwei nordamerikanische Arten der Gattung Valeriana 449. Stein, botanischer Ausflug ins untere Wallis und ” zum Montblanc 577, 598. Tausch, über das System der Gattung Erica 481, 497. Trog, Beschreibung einiger Monstrositäfen von Schwämmen 618: : 2 21 Trog, über das Wachsthum der Schwämme 609. Unger, über Pflanzen- Geographie 625. I. Ankündigungen und Anzeigen. Bruch $& Schimper, Bryologie europe prospectus Intbl. 4. Verkauf von Funk’s kryptogamischen Gewächsen ntbl. 2. Hochmüller, Verkauf von Salzburger, Tyroler, Kärnth- ner und Steiermärkischen Alpenpflanzen Intbl. 1. Kunze, Einladung zur Verbindung mit dem bota- nischen Garten in Leipzig Intbl. 3. Meisner, Plantaruım vascularium genera eorumque characteres et affınitates tabulis diagnostieis exposita ceir. Intbl. 8. Nees v. Esenbeck, Desideraten einiger Pflanzen- theile in Weingeist 432. Schultz, Flora Gallie et Germaniz exsiecata Intbl. 10. Stein, Verkauf von Schweizerpflanzen Intbi. 3, ‚Verkauf getrockneter Pflanzen vom Gebirge Tau- rus, aus Griechenland, Unteregypten und Syrien. Intbl. 1. Termo, Schlüssel zur Botanik, nach Linne's System Intbl. 7. : DVeber die Fortsetzung der Flora 767. Verkaufpreise der Verhandlungen des Vereins des Gartenbaues in den K. Pr. Staaten Intbl. 3. ‚ 1. Beförderungen. Eihrenbezeugungen. Bartling512. Becquerel 431. DeCandolle 512. Ehren- berg 431. Ens 732. Heinrich 732. v.Hohen- wart 732. Hopf 671. v. Humboldt 512. Hü- j bener 732. Kreyssig 732. Mirbel 431. Plasch- nick 624. Schneider 732. Schuch 671. Wenck 732. Wiener 671. IV. Berichtigungen. Koch, über Dr. Braun’s Entdeckung von Orobus sylvaticus für die Flora Deutschlands 736. x 22 “Schultz, über Polygala amblyptera nnd calearea 751. Beiträge, eingegangene, zu den Sammlungen der bo- tanischen Gesellschaft 7238— 732. 669 — 761. V Correspondenz. Funck, über Octodiceras Julianum Brid. 719. Graf, Zubereitung “eines Quecksilber-Sublimats zur Vertilgung von Raubinsekten in den Herba- rien 668. N Gries, botanische Exenrsionen in den Salzburger Alpen 647, 663: . Lagger, über Saxifraga Kochii 620: Sauter, über Nymphaea biradiata und verschiedene Gebirgslaubmeose 632. Tommasini, über Pflanzen der Umgegend von Triest 451, 473. Treviranus, über ein Farnkraut, Hymenoeystis cau- casica 0. A. M. 747. Wiegmann,. über die in den Baumgefässen "enthal- tene Kalkerde, dann über Bastaredpflanzen 762. u. Mittheilungen aus der periodischen Literatur des Auslandes. Acerbi et Brocchi plantse quedam novze minus cogni- tie in Aegypte et Nubia detectz. VII, Notizen, biographische. G, F. F. Genth 560. Julius Gottfried Conrad Hecht 524. Johannns Hess 493. Gustav de Mont. AAret 639. - VI. Notizen, botanische, Blühende Agave lurida 638. Agrostis Ailiformis, Carex stotonifer, 448. Blumenansstellung in Wien 557. Boussingault, vergleichende Untersüchung der me- teorologischei Umstände, unter denen unsere gewöhnlichen. Getreidearten unterm Aequator und in der gemässigten Zone vegetiren 607. - + ET Se 23 Briza media und Hierochloa deutsche Benennun- gen 576. ‚Ueber Cacslia sarracenica, Draba arabiformis und Scabiosa longifolia 750. , Colin und Edwards, über den Einfluss des Dam- pfes auf die Vegetation 634. . .Dutrochet, Neigung der Pflanzen zu dem Lichte 570. Gefiierung der Säfte von Acer- Arten 638, 12 Mertins, über die Florenreiche der neuen Welt 10. Miquel, über die Ausscheidung des Wassers aus den Blättern von Arum Colocasia 717. Morren, Catalepsis bei mehrern Pflanzen, besonders Dracocephalum virginicam 637. * IX. Notizen zur Zeitgeschichte. Griffith, Sammlung von Laub- und Lebermoosen aus Assam 624, Haskarl in Baltimore 439, v. Jacquin, Ritter des kön. ungar. St. Stephans- ordens 464. Martius, Feier des Linnäusfestes, dann Erwerbung eines silbernen Pokals 431. Martyrologium botanicum 655. Morris Flora Sardiniens mit 72 Kupfertafeln 464. Naturforschende Expedition nach den Küsten von Lappland und Nova Zembla 624. X, Preisaufgaben und Preiserthei- lungen. Preisaufgabe der königl. Akademie der Wissen- . schaften zu Brüssel, und der Teylerischen Ge- sellschaft zd Harlem 672. Preisertheilung der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften die Entstehung neuer Pflanzen - Arten durch känstliche\Befruchtung betreffend, an Hrn. Dr. Gärtner in Calw 431. ; X. Todesfälle Dr. M. J. Bluff 416. Dr. Schiede 432. Dr. C. Fr. Schulz 496. p27 XI. Versammlungen. Sitzungen der königl. bayer. botan. Gesellschaft za Regensburg am_3. Jul. und 7. Aug. 669, 6. Nov. ‘ 727, 3. December 732. XII. Verzeichniss der Schriftsteller. Boussingault 607. Brunner 641. v. Colin 634, Dutrochet 570. Ewardts 634. Funck 719. Graf 657, 688. Gries 647, 663. Hornschuch 737, 753. Koch 736. Lagger 620. Liegel 466. v. Martius Bbl. 1, seq. 702. Meneghini 721, 'Miquel 717: Mohl 385, 401, 417, 545, 561, 673, 690, 705. Morren 637. Sauter 632. Schnei- der 513, 529. Schultz 726, 751. Shuttleworth 449. Stein 577, 593. Tausch 481, 496. Tom- masini 451, 473. Treviranus 747. Trog 609, 618. Unger 625. Wiegmann 762. XIV. Vorzügliche Pflanzennamen. Acacie Bbl. 106. Agave lurida 638. Anthemis taurica 447. Apargia annua 447. A. Berini 459. Apuleja proecox Bbl. 123. Aristolchia ga- leata Bbl. 99. Astrocephalus arenarius Vis. 441, Arum Colocasia 717. Avicennia tomentosa Bbl. 100. Belangesa intermedia Bbl. 95. Brocchia einerea 446. Bryopsis 721. Buginvillea spectabilis Bbl. 90. Butomus umbellatus 459. Buttneria catalpze- ‘ folia Bbl. 96, levigata Bbl. 192. . Cacalia sarracenica 750. Calypso sylvatiea Bbl. 96, . Calypthrantes Bbl. 87. Carex stolonifera 448, Casearia bypoleuca Bbl. 128, oblongifolia Bbl. 92. Cassie Bbl. 103--106. Cedrela ‚paragua- nensis Bbl. 93. Centauree 479 — 480. Cera- sus spbzerocarpus .Bbl. 92. Chietogastra She- .rardioides. Bbl. 75. Chamissoa altissima Bbl. 97. Chrysophyllum flexuosum Bbl. 98.. Clethra brasiliensis Bbl. 93. Clidemis Bbl. 78. Cacco- -Jobs Bbl. 90. Combretum- laxum Bbl. 95. Con- volvulus lasiospermus 443. Copaifers Bbl. 127. a. 25 Corchorus fruticulosus 443, grandiflorus Bbl. 102. Couratari legalis Bbl. 8S. Cremania Bbl, 75. Crepis chondrilloides 475. Croton obliqui- folium 488, gonocladus Bbl, 119. Crozophora Brocchiana Bbl. 447. Cutaria speciosa Bbi. 100. Cyperus Schraderi Bbl. 125. Davilla rugosa Bbl. 97. Davya glabra Bbl. 74. Dianthi 602. Diksonia fragilis 747, 749, Di- piochita Fothergilla Bbl. 79. Dipterix pteropus Bbl. 127. Ditassa anomala Bbl. 99. Draba arabiformis 750. Dracocephalum virginicum 634. Drepanocarpus floridus Bbl. 118. Dyctio- loma incanescens Bbl. 102. Eric» 481, 497. Eugenise Bbl. 81-87. Enterolo- bium Timbouva Bbl. 128. Eupatoria Bbl, 105. Exostemma formosum Bbl. 100. 'Gouania cordifolia Bbl. 97. Grafenrieda jucunda Bbl. 79. Guarea purgans Bbl. 92. Guazuma erinita Bbl. 945. ” Heliotropium Brocchianum 442. Helwingiace:e 400. Huberia ovalifolia Bbl. 79. Hynienolobium Iu- teum Bbl. 12%. Hymenocystis eaucasica 741. Hypericum brasiliense Bbl. 92. Hyssopus ofli- einalis 476. Ingse Bbl. 111. Juloeroton phagedaenicus Bbl. 119. Lagnncularia racemosa Bbl. 95. Lasiandrie Bbi. 73. Leandie Bbl. 74. Lina 453 seq, Linum nodi- florum et liburnicum 453 seq. Lithospermum obtusum 442. Lepinus digitatus 444. Machaerium -secundiflorum et villosum Bbl. 118. Mar- cetia taxifolia Bbl. 76. Marlierea excorinta Bbl. SS. Marsupianthes hyptoides Bbl. 100. Mayna brasiliensis Bbi. 96. Metrodoria nigra Bbl. 93, stipularis Bbl. 124. Micomiz Bbl. 176. Mimosx= Bbl. 121. Molopospermnm eientarium 458. Myreise Bbl. 79. Myrrbynium atropur- pureum Bbl. 90. Nymphia biradiata 632. 26 Octodiceras Julianum 719. Oreodaphne pulchella Bbl. 102. Orobus variegatus 458. Osyris ja- ponica 493. Paulinis Bbl. 91. Pavonia flava Bbl. 96. Petra subserrata Bbl. 102. Petroselinam petreeum 476. -Piperes Bbl. 93. Plants turfose 437 seq. Poi- retia densiflora Bbl. 124. Polygala amblyptera et calcarea 751. Polypodium incanum Bbl. 126. Polygonum brasiliense Bbl. 93. Potentillse 476. Psidium pyriferum Bbl. 79. Psychotrise Bbl. 190. Randia calycina Bbl, '100.. Ranuncnlus Lenormandi “ 926. Reichenbachia eaniflora Bbl. 90. Rhyn-' ehanthera pentandra Bbl. 79. Satureja illyrica 476. Saxifraga mutata-aizoides 622, Kochii 620, Ponse 458, retusa 621, Scabiosa longifolia 751. Schinus rhoifolius et terebin-, thifolius Bbl. 101. Seirpus pauciflorus 752. Scorzonera angustifolia 474. Securidacese Bbl. 93. Serjanse Bbl. 91. Siphocampylus macran- thus Bbl. 95. Silene rubella 457. Sloane:e Bbl. 94. Spirea ulmifolia 458, 75%. Solanum pyenanthemum Bbl. 120. Swartise Bbl. 105. Tabernsmontanz Bbl. 98. Tamus communis 569. Elephantipes 545, 561. Terminalia glabreseens Bbi. 124. Trembleye Bbl. 75. Trianthema sedifolia 443. Trigonella arguta et dura 445. . 7 Trigoria erotonvides Bbl. 102. Triplaris lauri- folia Bbl. 91. Triptolemea montana 'Bbl. 122. Triumfetta obscura Bbl. 95. _Untica euravellana Bbl. 93. Valeriana Hookeri 450, pauciflora 449, sambuei- folia 623. Veronice 475. Volkameria Acer- biana 443. . x Woodsia hyberborea et ilvensis 749, Xantboxylon Langsdorfii Bbl, 97. Zilla mierocarpa 444, nd \I585881lolhel Iaoolallitlos BEEEEREERBEEEEEELEREEEEREEEEE ı5 BEREREEREREEEREEEEEREREEEEZEEEEEEEENE NEE ı4 Berichtigungen zu den Beiblättern zur allgemeinen botanischen Zeitung, ‚Erster Band 1857. 16 statt Custor lies Custer und so überall. 2 — den lies der. .Montafen lies Montagon. 18 nach Innerrhoden füge „Alpen” hinzu, 22 statt Fühnern lies Fähnern, 26 4 19 ı3 27 21 24 ı 3 20 12 16 2 28 25 3 2ı _— Grabra lies Grabser. Trechsen lies Frechsen, Ausläufe lies Ausläufer. Bodensces lies Bodenseerieds. Tage lies Grade, ist „wegen’ ? auszustreichen. vor ı50 setze vor ein. state Jahre lies Jahren! streiche perkenifera > statt ? lies (cult: ?) — Kalkregion lies Kalkhügelreg ion, 9 nach Burg schalte Hoheuems ein. statt 2000 lies 4500. JuuEHuE: die ausser dem. wo sie lies die hier. vor fast schalte letztere ein. Dolfart lies Dalart, Bäumke lies Bäumle. die lies der. wird das Wort „gemein” gestrichen, statt dem lies den, — im lies am. kamen lies kommen. streiche und: j statt befruchteten lies befeuchteten. indem lies von Jen, 1. Z. tilge das ? Z. 20 statt Brenek lies Berneck. 1. 2. "unter lies ober, 2.14 — dem lies den, - — nach gewöhnlichen schalte , ein. ty: hl - —. 22 statt Stengel lies Stempel. Merenau lies Mererau. Uebergangs lies Urgebirgs, Gölzis lies Götzis. Balzach lies Balgach. Ophrys oetrifera lies arachnites. Zahlb. lies Rchb. anf lies in, die lies der. 27 28 S, 40 Z. 19 — Berent lies Berneck, — 42 — 21 — Sintis lies Sentis, — — 22 — ÖOncadona lies Omadona. 44 — 27 — Blüthentriebe lies Blüthenkörbe, 46 — 15 — exakten lies nackten. 48 — 5 — Ebert lies Ebnet. — — 20 — Alpengries lies Achengries. 49 —_ 5 — an Hecken lies am Hacken. — 13 nach Tiefen schalte ‚‚des Bodenseerieds” ein. 50 — 261 die „ „ . nach Vorarlbergs. — — 27 schalte nach rostrata ein , ein, 51 — 7 statt Laager lies Langen. — — 15 — Stand lies Staad, . ' 63 — 19 — Arlberg lies Axberg. 4-17 — Cicutaria lies hirsutum nach Koch. — -— ı3 — hirsutum lies Villarsi Koch. 56 — 27 — Stuppen lies Rupp — — — — -— Feldbücher lies Feldkirchen. — 57 — ı8 — Alpengrices lies Achengries. — 59 — ı3 nach Nasturtium schalte (6) ein. — 61 — ı8 statt Griesau lies Gaisau. ,[ 65;— 5 — Mittersill lies Zell am See. —_ .— — — Lactuca coerulea ist von peresinis nicht ver- schieden, — 64 — 16 statt mir lies mein Bruder. — 65 — ı9 — Forstrath lies Forstwart. Intelligenzblatt 1827. Nr. ı. S. ı Z. 22 statt Bregenz lies Höchst am Rhein. — u — 24 — Acherfurt lies Achenfurt. — 2 2 — Bregenz lies Thal bei Rheineck, —. 5— 4 — Alpenwiesen lies Riedwiesen. — 65 — ı6 — Bregenz lies h. Embs, Klor E57 BHU. Tabl. HL di LE G / FT 5 IN Valeriana paueiflora Mx. Nutt. DB Ei Valeriana Hookeri Shuttl. Seindr. v.Leonh Amersderffür Zurallgem. boE’Zert. 183° BU 23 ryopest dum Feuetfleatto.